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Full text of "Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes. Hrsg. mit Unterstützung des Bundes und der Kantone. Bearb. von Friedrich Staub und Ludwig Tobler"

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Schweizerisches  Idiotikon. 


Wörterbuch  der  schweizerdeutschen  Sprache. 


Vierter  Band. 


Buber  &  Co.  Buchdruckcrei,  Franenfeld. 


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Schweizerisches  Idiotikon. 

Wörterbuch  der  schweizerdeutschen  Sprache. 

Gesammelt  auf  Veranstaltung 
der 

Antiquarischen  Gesellschaft  in  Zürich 

unter  Beihülf'e 

aus  allen  Kreisen  des  Schweizervolkes. 

Herausgegeben  mit  Unterstützung  des  Bundes  und  der  Kantone. 

Begonnen 
von 

Friedrich  Staub  und  Ludwig  Tobler. 
Vierter  Band. 


Bearbeitet 

von 


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A.  Bachmann,  O^H'  °^ 

R.  Schoch,  H.  Bruppacher,  E.  Schwyzer,  %^~ \ 

E.  Hottmann  -K rayer. 


Frauenfeld. 

Verlag  von   .1.  Huber. 

1901. 


PF 

Bo/,H 


M-. 


Ma,  ine,  in i.  ino,  11111. 

ma.  »10;  aber  GrAv.,  Saas.    -    Aus  dem  Rom. 

Mai(e"):  1.  (vorwiegend  mit  zweisilbiger  Form) 
Name  des  Monats.  Seine  Bedeutung  für  das  Wachs- 
tum in  Feld  und  Flur  spricht  sich  in  zahlreichen 
Bauernregeln  aus.  Maie"  cliüel  und  Brächmonet  nass 
füllt  de"  Bure"  Spl^'r  und  Fass.  Ineichen.  E"  chüele" 
Mai  bringt  Allerlei,  bringt  Frucht  und  Heu,  bringt 
G'schrei  [Jubel].  Schild  1873.  S.  noch  chuel  Bd  III 
21  I.  Mit'Bez.  auf  das  Wasser  lautet  eine  Regel,  man 
solle  Wasser  trinken  im  Merze"  wie-n-e"  Lüs,  im 
Abrelie"  wie-n-e"  Mus,  im  Maie"  bis  's  Ei""m  de"  Hb 
versprengt  oder  dass  Lungen  und  Lebere"  (drin  umme") 
sehimimme**  S;  Z;  s.  noch  Chuttlen  Bd  III  574.  .Der 
Mai  voll  Wind  aller  Bauren  Lieblingskind.'  Ineichen. 
Sind  im  M-e"  d'  Matte"  wie-n-e  Has  [also  noch  nicht 
grün],  so  giH  's  am  este"  Gras.  Ineichen;  s.  noch  Gras 
Bd  II  792,  ferner  Aprillen  Bd  I  364,  Imb  Bd  I  234. 
Bis  zum  alte'  Mai  [13.  Mai;  s.  alt  Bd  I  203]  seif  's 
Laub  a"  's  Sehnebelhorn  ue,  d.  h.  auf  dessen  Höhe 
aus  den  Knospen  gebrochen  sein  Z.  Von  besonderein 
Einfluss  ist  der  1.  Mai.  Wenn  's  am  1.  Mai  regnet, 
bidütet  's  e"  Heutüri  oder  e"  Heufülti.  Schild  1873. 
.Fällt  am  1.  Mai  ein  Tau,  fällt  keiner  mehr  in  diesem 
Monat;  fällt  ein  Reif,  so  gedeihen  die  Früchte.'  In- 
eichen;  Z;  vgl.  noch  Maien-Tau.  ,Wenn  die  Eiche 
vor  dem  1.  Mai  Blätter  treibt,  so  deutet  's  auf  einen 
fruchtbaren  Sommer  und  ein  gutes  Weinjahr. •  Ineichen. 
,So  lange  vor  1.  Mai  das  Buchenlaub  erscheint,  so 
lange  wird  vor  Jakobi  die  Ernte  eintreten.'  ebd.  Wenn 
uf  der  1.  Mai  der  Wald  i"  's  Laub  chunnt,  so-n-isch 
es  um  Jakobi  Ernd  und  z'  Micheli  Herbst.  Sulger. 
Vgl.  noch  Mai-Tag.  Zuweilen  zeigt  der  Mai  noch  die 
schroffsten  Gegensätze:  Ulfen  und  Sehne,  (bade'dij 
Buchen  im  Se,  rifi  Chriesi  und  blüee'de"  Wi"  ist  Alles 
in  iim  M-e"  g'sl"  Z;  nach  Ölhäfen  1840,  100  bezieht 
sich  der  Spruch  auf  das  J.  1044.  Im  M.  sind  gewisse 
Pflanzen  am  heilkräftigsten.  ,Für  den  fallent  siechtag 
nimm  gamander,  das  ist  vergiss  nit  myn,  chamadris 
genampt,  im  mayen,  dann  in  dem  zyt  ist  es  am  basten 
und  in  dem  bluost.'  Zg  Arzneib.  1588.  —  Auch  im 
öffentlichen  Leben  spielte  der  Mai  eine  bedeutsame 
Rolle.  In  diesem  Monat  wurde  ehedem  das  eine  der 
beiden  jährlichen  Gerichte  abgehalten.  ,Geding  wird 
gehalten  ze  mayen  und  ze  herbst,  so  man  nüwen  und 
alten  wyn  trinkt.'  1434,  BsBubend.  (Burckh..  Dingh.). 
S.  noch  Herbst  (Bd  II  1503);  Gr.  WB.  VI  1470  und 
RA.  822;  Bluntschli,  RG.  P  212.  Im  M.  fanden  Ge- 
meindeversammlungen statt  zur  Neuwahl  der  Be- 
hörden; s.  z.  B.  Strickler,  Horgen,  195  und  Maien- 
Gemeind.  In  Z  wurden  die  Amtsleute  von  dem  Ob- 
mann der  gemeinen  Ämter  auf  ihre  Ämter  aufgeführt. 
Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


vMoos.  Am  1.  Maisonntag  wurde  von  den  Kanzeln  der 
Stadt  das  .grosse  Mandat'  verlesen,  ebd.  Mit  solchen 
öffentlichen  Anlässen  verbanden  sich  häufig  festliche 
Veranstaltungen.  In  ZHorgen  war  unentgeltliche  Be- 
wirtung der  Gemeindegenossen  üblich,  oder  die  Ge- 
meinde legte  wenigstens  so  viel  zu  als  die  Teilnehmer 
selbst.  Einen  Teil  der  Festfreude  bildete  die  Setzung 
eines  neuen  , Maien',  die  sich  alljährlich  wiederholte; 
die  dabei  beteiligten  Personen  wurden  bewirtet  und 
oft  daneben  auch  Arme  mit  reichen  Gaben  bedacht. 
Strickl.  210.  In  AaL.  hielt  zu  Anfang  des  XVIII.  die 
ganze  Bürgerschaft  nach  geschehener  Ämterbesetzung 
auf  dem  Rathaus  ein  Mahl,  zu  dem  der  Rat  Wein  und 
Brot  lieferte  und  die  Edelleute  der  Umgegend  als 
Gäste  geladen  wurden;  früher  tafelte  man  schon  am 
Vorabend,  dann  am  Morgen  des  Haupttages  und  wieder 
am  Nachtag.  LTobler,  Gemeindefeste  21.  Im  XVII. 
pflegten  an  der  jährlichen  Landsgemeinde  (1.  Sonntag 
im  Mai)  die  Ratsherren  des  äussern  Amtes  von  Zg  an 
der  Spitze  ihrer  Gemeindeangehörigen  zu  Pferd  mit 
Trommeln  und  Pfeifen  in  die  Stadt  auf  das  Rathaus 
zu  ziehen.  Die  Ratsherren  erschienen  im  Amtskostüm, 
mit  Blumensträussen  auf  der  Brust,  die  Bürger  mit 
Degen  oder  Wehr  an  der  Seite.  Auch  sonst  erweist 
sich  der  Mai  als  Wecker  festlicher  Lust  und  heitern 
Vulksbrauches.  Am  Vorabend  des  Maitages  läuten  die 
ledigen  Burschen  in  GSa.  udE.  unter  Teilnahme  von 
Jung  und  Alt  de"  Maie"  i"he".  Nachher  spielen  sie 
den  jungen  Mädchen  des  Dorfes  einen  Schabernack, 
sei  es,  dass  sie  sitzengebliebenen  , Narren-Äste'  (s.  Bd  1 
574)  vors  Fenster  hängen,  sei  es,  dass  sie  spröden  oder 
allzu  heiratslustigen  Schönen  Strohmänner  und  andere 
verfängliche  Gegenstände  vors  Haus  oder  aufs  Dach 
pflanzen.  Senn  1871.  Ein  ähnlicher  Brauch  wird  in 
L  und  S  geübt,  nur  dass  hier  das  freundlichere  Gegen- 
stück nicht  fehlt,  die  Ehrung  angesehener  oder  geliebter 
Mädchen  durch  das  sog.  Maien-Stecken  (s.  unter  4). 
Die  Sitte  des  , Maisingens'  (de"  Maie"  singe")  war  früher 
besonders  in  B  und  F  heimisch:  am  1.  Mai  und  den 
darauf  folgenden  Tagen  zogen  arme  Mädchen,  so  gut 
als  möglich  herausgeputzt,  einen  grünen,  mit  bunten 
Bändern  und  ausgeblasenen  Eiern  geschmückten  Tan- 
nenbusch in  der  Hand,  von  Haus  zu  Haus  und  sangen 
ein  Mailiedehen.  Das  bekannteste  begann  mit  den 
Worten:  ,Der  Maien  ist  kommen,  und  das  ist  wahr; 
es  gruenet  jetz  Alles  in  Laub  una  i°  Gras.'  (Ein  W 
Lied  hob  an:  ,Der  Mejo  chunnt  trochu,  der  Mejo 
chunnt  nass:  er  bringt  uns  Allen  vil  Laub  und  Gras'); 
vgl.  noch  und  Bd  I  320.  Hatte  man  ihnen  eine  Gabe 
(namentlich  Eier)  gespendet,  so  giengen  sie  weiter,  in 
F,  indem  sie  mit  veränderter  Stimme  sangen:  Iez 
heit-er-is  g'ge",  und  das  ist  war;  vergilt  's  Gott  und 
geb-ech  im  Himmel  der  Lön!  Vgl.  JRWyss  1820,  09. 
90;    B  Hist.  Kai.  1844    und   Mai-Lied,    Mareieli.     In 

1 


Ma,  nie,  mi.  mo,  um 


Sni  wurde  der  1.  Mai  bes.  von  der  Schuljugend  bis 
ls27  als  Pre  gefeiert;  s.  See  Wegweiser  1842, 

66.  In  ZWülflingen  richtete  die  Knabenschaft  noch  in 
i  Zeit  am  1.  Maisonntag  den  sog.  Freiheitsbaum 
auf,  angeblich  zur  Erinneruni,'  an  den  Loskauf  der 
Gemeinde  von  der  dortigen  Herrschaft.  LToblek.  Ge- 
meindefeste 7.  Am  selben  Tage  wird  das  Bruderloch 
bei  TljHagenweil  aus  den  umliegenden  Dörfern  be- 
sucht, woran  sich  allerlei  Lustbarkeit  knüpft.  Z  Anz. 
1*77.  772.  l>as  Maifest  in  F Kerzers  schildert  der 
.Schweizerbote  1822,  155  f.:  Am  1.  Sonntag  im  Mai 
werden  im  nahen  Murten  zwei  Fuder  Wein  geholt. 
Ein  Jüngling  in  Murtener  Pesttracht,  rotem  Wams, 
faltenreichen  ,Buschhosen'  und  kleinem,  mit  weissen 
Bändern  und  Federn  geziertem  schwarzen  Hütchen, 
lenkt  die  Pferde,  ein  Hanswurst  und  ein  Wunder- 
doktor reiten  nebenher.  In  festlichem  Zuge  komm! 
ihnen  die  Jugend  von  Kerzers  entgegen.  Die  Mädchen 
schmücken  den  Wagen,  auf  dem  ein  vnn  Blumen  um- 
gebener Weingott  tront,  mit  Blumenkränzen;  19  Paare 
kräftiger  Jünglinge  spannen  sich  davor  und  ziehen 
ihn  an  blumengeschmückten  Seilen  ins  Dorf.  Vgl.  die 
Gebräuche  der  rem.  Schweiz  bei  Osenbr.  lsTti.  V  136  ff. ; 
T  Gem.  253.  S.  noch  Uf-Fart  (Bd  I  L029);  Maien-Zug 
und  Rochh.  1857,  190.  193.  Übergehend  in  den  räum- 
lichen  Begriff  der  im  Maienschmuck  prangenden  Land- 
schaft »der  den  abstr.  der  Mailust:  /"  \Iaie*  gü't  einen 
Frühlingsbesuch  bei  den  Bauern  auf  den  Berggütern 
machen,  wobei  man  sich  mit  Milch  und  fiahm  be- 
wirten lässt  Gl.  .Mir  hat  mein  Scheins  Lieb  zuegeseit, 
er  well  mit  mir  in  Meyen.'  1669,  S  Meyenlied.  ,Geh 
mit  mir  in  den  Meyen,  eh  dann  der  Bluest  verreist 
[abfällt].'  ebd.  Vgl.  i-  's  Bluest  fare:  —  2.  (Maie*) 
junges  Grün,  frische  Weide  Ap.  ,Mit  Zurückweichen 
i  chnees  finden  die  Ziegen  immer  M.'  —  3.  (Maß, 
,Mai"  n.)=  Vor-Alp  (IM  I  195)  W.  Syn.  M.-Berg, 
Vor-,  Maien-Säss.  .Maien  heissen  im  OW  die  Güter  der 
Mittelhöhen.'  Imobersteg.  .Mayen  "der  Maiensäss-Vor- 
alp.-  Rödiger  1881.  —  4.  (jSlaie*  m.)  junge,  hohe  Tanne 
mit  entästetem  (gew.  auch  geschältem)  Stamm  und 
"1  förmigem  grünen  Wipfel,  der  mit  Kränzen. 
Bändern  udgl.  geschmückt  ist;  Syn.  MaifenJ-Baum. 
Hin  solcher  .1/.  wird  .gesteckt'  (auch  .gestellt-  S) 
al  als  Ehrung,  welche  jungen  (reichen  L  um  Berom.) 
Mädchen  durch  ihre  Burschen  (bes.  Bräuten  durch 
Freunde  des  Bräutigams  AaF.)  zu  Teil  wird,  indem 
sie  ihnen  in  der  Nacht  auf  den  1.  Mai  einen  M.  (in 
F  rine  Stange  mit  daran  befestigtem  Kranze)  vor  oder 
aufs  Haus  pflanzen  AaF.  f;  B;  P;  L;  S.  Ein  Lied, 
das  dabei  gesungen  wurde,  verzeichnet  Häfl.  1813,  35. 
In  LE.  pflegen  die  Eltern  des  Mädchens,  die  sich  ge- 
ehrt fühlen,  da  die  Huldigung  nur  Mädchen  von  tadel- 
losem Rufe  bereitet  wird,  die  Burschen  nach  voll- 
brachtem Werke  zu  bewirten,  wobei  die  Tochter  auf- 
HHerzog  1884,  241.  -  b)  auch  bei  Hochzeiten, 
sfe  iten  usw.  zu  Ehren  der  Pestfeiernden  Aa;  B; 
L;  Sciiw;  Zg.  —  c)  neugewählten  Beamten  (Friedens- 
richtern, Notaren,  Gemeindeammännern  usw.).    wobei 

dei      M.   ofl    jahrelang    vor   dem    Hause   des   Gefeierten 

stehen  bleibt  Tu.  In  Obw  wurde  ehedem  jedem  neuen 
Ratsherrn  ein  M.  gesteckt  und  er  spendete  dafür  einen 
Trunk.  Trotz  mehrfachen  Verbote   erhiell  sich  die  Sitte 

bis  in  den  Anfang  unsers  .Hits.    Oi:w  Volksfrd.    Auch  in 

V  scheint  sie  bestanden  zu  haben,  wie  aus  folgendem 
Verbote    hervorgeht:    .Wann    dann   alle    angewohnte 


Gasteryen  abgestellt  und  aber  etwan  unverschampte 
Personen  sich  anderstanden,  solch  mit  Meyenstöcken 
wider  anfznebringen,  Dem  verzukommen  ist  derglychen 
Meyenstöcken  gänzlich  verboten  bei  vorgestellter 
Bness.'  1628,  F.  Lt  Sprww.  1824,  100  ,war  bis  auf 
die  neuem  Zeiten  in  mehreren  Schweiz.  Kantonen  die 
Gewohnheit,  den  Magistratspersonen,  mit  deren  Amts- 
führung das  Volk  zufrieden  war.  M.  zu  stecken.-  .\\  enn 
in  S  ein  neuer  Schultheiss  von  der  Bürgerschaft  er- 
wählt worden,  zog  dieselbe  am  folgenden  Maitag  be- 
waffnet vor  dessen  Haus  und  steckte  zur  Bezeugung 
ihrer  Freude  einen  Maien-  oder  Tannenbaum  davor 
auf.  Der  Schützenhauptmann  drückte  in  ihrem  Namen 
die  Glückwünsche  aus  und  bot  dem  Neugewählten 
einen  Blumenstrauss  dar.  Musik  und  Kanonendonner 
fehlten  nicht.  Auf  diese  Gelegenheit  wurden  zuweilen 
auch  Lieder  gedichtet,  in  denen  der  Held  der  Fest- 
lichkeit besungen  ward.'  XVIII.  (S  Kai.  1858).  Vgl. 
AI'-,  h.  IV  1  e  37.  —  d)  am  Maitag  solchen  Wirten, 
die  im  ersten  Jahr  ihres  Berufes  sich  die  Gunst  der 
Besucher  erworben  haben  L.  In  AALeer. ;  S  pflanzt 
man  solche  beim  Einzug  eines  neuen  Wirtes  oder  hei 
der  Eröffnung  neuer  Wirtshäuser.  Ein  solcher  .1/. 
gilt  als  das  Zeichen  einer  Weinschenke  Bs.  ,Ein  jeder, 
so  allbie  wyn  schenkt,  sobald  er  uf  hört  schenken  und 
die  nieigen  hinweg  tuot.'  1569,  Z  Weinumgeldordn. 
,Dass  liinfüro  dheiner  dheinen  wyn  mer  vom  zapfen 
hingeben,  verkonfen  noch  verschenken  solle,  er  habe 
in  dann  zuevor  durch  den  verordneten  und  geschworneii 
wynrüefer  öffentlich  wie  brüchig  rüefen  und  die  mei- 
gen  ufstecken  lassen.-  ebd.  .Aufgesteckte  Meyen  vor 
einem  Haus  sind  ein  Zeichen,  dass  in  disem  Haus 
sei  feiler  Wein.'  FWyss  1653.  ,Der  Wynrüefer  soll 
[dem  Wirte,  der  das  Ingehl  nicht  zahlt]  die  Meyen 
weg  neinen  und  Solchen  kein  Wyn  mehr  g'rüeft  nach 
Meyen  gesteckt  werden,  bis  dass  da-  alte  Ungelt  be- 
zalt  ist.-  liiiiii,  Z  Staatsarch.  .Infolge  des  Neubaues 
hängte  die  Gemeinde  am  Gesellenhaus  [1681]  eine  Ta- 
verne aus;  bisher  hatte  man  sich  mit  einem  Maien 
begnügt.'  Strickl.,  Horgen.  —  e)  auf  den  First  im 
Rohbau  vollendeter  Häuser,  zum  Zeichen  des  festlichen 
Ereignisses  S;  Tu;  Z;  s.  First-M.  Sie  werden  mit 
Taschentüchern  behängt,  auf  deren  eines  Jeder,  der 
am  Hause  mitgearbeitet,  Anspruch  hat.  .Nicht  einmal 
Irr  Meyen,  der  doch  bei  der  mindesten  (Jfrichtig  oben 
auf  der  First  aufgesteckt  wird,  war  bei  der  Hand.' 
AHartm.  1S52.  .Coronis,  Meyen  auf  einem  neuen  Ge- 
bäu.'  Df.nzl.  1677;  1716.  —  Daher  Ei"tn  en  M.  stecke 
in  bildl.  S.  1)  Einem  Ehre  antun,  Freundlichkeit  be- 
weisen B;  Z.  —  2)  Einen  rühmen,  empfehlen  Bs;  S. 
Auch  mit  S.-Obj.,  Etw.  fordern.  .Es  würde  die  bier- 
seitige  Regierung  ebenfalls  nicht  ermangeln,  dem 
Unternehmen  durch  eine  kleine  Subvention  einen  M. 
zu  stecken,  wenn  sie  darüber  behelliget  wäre,  zu  was 
Ende  die  Geldbeiträge  der  Kantone  verwendet  werden 
sollen.-  Schweiz.  Lehrerz.  1863  (S).  Doch  meist  in 
fron.  S.  oder  verneint  1)  Einem  nicht  grün  sein.  Un- 
günstiges, Schlimmes  über  ihn  aussagen,  über  ihn 
losziehen,  ihm  Eins  anhängen  BS;  Gl;  L;  GG.;  S;  Z. 
.Er  steckt  mir  keinen  M.\  ist  mir  nicht  günstig  ge- 
sinnt. Hospin.  1683.  .Er  wird  ihm  keinen  M.  stecken, 
in  offen sa  est  apud  ipsum.'  Mf.y..  Hort.  1692.  (Auch: 
Kim  de"  M.  st.)  Jnidm  einen  tüchtigen  Denkzettel 
geben  ZO.  .Dem  »erde  er  einmal  einen  M.  stecken, 
murmelte  er  für  sieh  bin,   an  welchem  der  Hallunke 


Ma.  ine.  uii.  nio.  um 


.sich    ■/.'  fcod    schmecken   kö .'    Stotz.   —   2)   Einen 

mit  Worten   scharf  hernehmen   A  \  1 r.;   Gi,Obst.  — 

3)  „Einem  Jas  Auge  blau  schlagen  L;"  /..  Wemme* 
[wenn  mau]  Eine' nit  mag  (Fun  nid  icill  L;  Sprww. 
1824,  Eim  nit  hold  ist  AaSL;  B),  so  steckt-men  im 
Lei"  .1/..  lobt,  verteidigt  mau  ihn  nicht  AaSt.,  Wohl.; 
Ar;  11;  I. :  GG.j  Scbj  S;  Tu:  '/,.  Nach  dem-men  Eim 
irill,  steckt  man  im  c  M.  oder  e"  Bese*stil  L  (Ineichen). 
.Das  bekannte  Sprüchwort,  welches  sagt:  Wenn  man 
Einem  nicht  hold  ist,  so  steckt  man  ihm  keinen  M.- 
Schobing.  1695.  .Er  hat  sich  da  keinen  M.  geholt',  hat 
sich  blamiert  THSchönholzersw.  —  Waldbäume  übh. 
werden  unter  diesem  Namen  zum  Schmucke  oder  sym- 
bolisch verwendet.  So  werden  M.  alljährlich  im  Mai 
zu  den  Brunnen  gepflanzt  Sch  (Kirchh.).  Arn  Tage 
des  Bannrittes  prangte  der  Eornmarktbrunnen  in  BsSt. 
mit  einem  M.  oder  Maienbaum,  einer  Tanne  oder  Linde. 
Bs  XIV.  An  hohen  Festtagen  wurde  der  Kreuzgang 
beim  Frauenmünster  in  ZStdt  mit  M.  aus  dem  Burg- 
holzli  geziert.  Als  dieses  i.  J.  1500  an  die  Gemeinde 
Riesbach  übergieng.  behielt  sich  die  Abtei  als  ewiges 
Hecht  vor,  durch  ihren  Sigrist  fünf  M.  auf  ihre  Kireh- 
weih  und  fünf  auf  das  Fronleichnamsfest  hauen  zu 
lassen.  Vöc-Nüsch.  Lt  Schild  1889,  77  zierte  der 
glückliche  Entdecker  einer  Grube  von  Hubertuserde 
das  ert>te  Fuder,  das  er  heimfuhr,  mit  einem  M.,  d.  i. 
einem  Tännchen.  —  ,M.  hauen-,  lt  PiOchh.  1S57,  507  ein 
Kinderfest,  das  früher  am  1.  Mai  stattfand,  jetzt  nur 
noch  selten  und  z.  T.  auf  andere  Tage  verlegt  ist. 
Die  Jugend  holt  ein  Bäumchen  aus  dem  Walde,  be- 
hängt es  mit  Blumen  und  Bändern  und  bringt  es  in 
festlichem  Zuge  ins  Dorf,  wo  es  aufgerichtet  wird. 
Das  Fällen  von  ,M.'  war  übh.  vor  Alters  erlaubt.  .Ein 
jeder  dorfmann,  den  es  lustet,  man  [1.  mag]  ein  meyen 
gewinnen  in  dem  selben  baan,  zu  der  zyt,  so  man 
gewonlicfa  gewinnet  meyen.-  1382,  l".  Später  wurde 
es  verboten  oder  doch  eingeschränkt.  .[Bestraft  sollen 
werden]  die  in  unseren  BanhöTzeren  M.,  Wynschenken- 
oder  ander  derglychen  Tänline  bauwend.'  B  Gerichts- 
s.itz.  1615.  .1059  wurde  durch  den  Grossweibel  in  der 
Kirche  zu  ZWtbur  verboten,  dass  die  jungen  Knaben 
am  Maitag  weder  Rot-  noch  Weissdändli  in  M.  hauen 
sollen,  als  ein  schädlich  und  unnütz  Ding.'  Tkoll.  .Auf 
das  schädliche  Maienhauen  Acht  haben.-  Schweizer- 
botenkal.  18oü  (Försterregel  für  den  Mai).  .Das  Maien- 
hauen  zu  blossen  Verzierungen  darf  nur  unter  Auf- 
sieht des  Forstbeamten  geschehen.-  Aa  Forstges.  1860. 
—  5.  (Maie"  —  Dim.  Majalti  PAL,  Maili  B  tw.,  sonst 
Maieli  —  m.,  in  Gl;  GrCüui-  auch  f.)  Blumenstrauss, 
aus  frischen  oder  auch  künstlichen  Blumen  Aa-,  Ap 
(selten);  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  PAL;  GG.,  Sa..  W.,  We.; 
Sl  II  (lt  St.b);  Schw;  S;  Th  (selten);  UwE.;  W;  Zg;  Z. 
Ich  chann  auch  M.  maelie'  und  schoni,  g'schmöckigi. 
ACouroiii.  Fingerring  und  M.  sind  Narre'zeiche; 
alter  Spruch  AaWoIiI.  Beim  Erntefest  in  DKüeggisb. 
(1817)  wurden  den  Gästen  31.  aus  Feldblumen  über- 
reicht; s.  HHerzog  1884.  190.  .Steckt  die  Gotte  an 
der  Taufe  ein  Maieli  an  den  Busen  und  in  die  zier- 
lich geflochtenen  Haare  ein  Kränzlein,  so  will  sie  sich 
als  ledig  zu  erkennen  geben.'  Breitenst.  Bes.  reich- 
liche Verwendung  findet  der  M.  beim  Hochzeitsfest; 
s.  Höchzit-M.  [Braut  und  Brautjungfer  haben]  Chränzli 
uff-dem  Chopf  und  M-en  a"  d'r  Brust.  Schild  1889. 
.Was  kann  die  Jungfrau  mehr  erfreuen  als  an  der 
Hochzeit  schöne  M.'.-"  Bs  Ausrufbilder  1749.     Der  mit 


seinem  M.   auf  dem  Hute   stolzen    und    testen  Schritte 
einhergieng    und    die    Erkorne    seines    Herzens    zum 
Traualtar   führte.'    BreITENST.     ,1'li    muss    noch    einen 
M.    haben;    dann    meinen    alle    Leute,    ihr    seiet    ein 
Hochzeit,    rief  eine   schnippische   Jungfrau,    riss   dem 
Uli  den   Hut  vom   Eopf   und    sprang   damit  ins  Haus. 
Zornig  war  Vreneli   aufgesprungen   im   Wägeli:    Was 
braucht  Uli  einen   M.?'  Gotth.    Die  an  der  Hochzeit 
teilnehmenden  Mädchen  nähen  den  Jünglingen  M.  auf 
die  Hüte.     Der  Spisli'g  [Bräutigam]   ferggt  ei"  Huei 
nach  ''em  andere',  gibd-e'  de"  Maidle",  und  die  hieze'd 
d'  31.  uf. .  .    Bim  Esse"  viril  alnflese".    was  fitr-eme" 
Chnab  jedes  Maidli  de"  M.  'gän  hi'nl.  Schwzd.  (GrScIi.). 
Auch  in  AaBK  wurde  früher  ,an  Hochzeiten  ein   M. 
auf  den  Hut  gebunden  als  Zeichen  der  Gewogenheit.' 
Der  Muni  muess  e"  31.  ha",  den  Gefeierten  muss  man 
noch    besonders    kenntlich    machen    durch    äusserlich 
sichtbare  Auszeichnung  B,  scherzend  auf  einen  jungen 
Mann  angewendet,  dem  man  bei  einer  Hochzeit  oder 
einem  andern  Anlass  einen  Strauss  gibt  AALeer.  (die 
RA.  rührt  daher,  dass  dem  Stier,  der  auf  die  Alp  zieht, 
ein  31.  aufgebunden  wird).    Dem  Pfarrer  hemmer  [bei 
der  Hochzeit]  es  3Iaieli  und  es  Fazenetli  g'ge".  B  Dorf- 
kai. 1870.    Auch  bei  der  Alpfahrt  stecken  die  jungen 
Mädchen   ihren   Burschen  31.  auf  die  Hüte   GrCIiui-. 
S.  noch  Schwzd.  I  23.    [Am  Banntag  in  BsLiest.  haben 
die  Burschen]  31.  uf  [auf  den  Hüten],  si  rissen-e"  d' 
Chappen  uf  a"  Site".  Schwzd.  .Wenn  ein  .Imb  stösst', 
wird  ein  von  der  Tochter  des  Hauses  gebundener  31. 
an  den  betr.  Bienenkorb   geheftet   Z;    vgl.  Frend-31. 
Maien  werden  auf  die  Wagen fässer  gesteckt,  in  denen 
neuer  Wein  geführt  wird  Z.    Wer  sein  Eigengewächs 
auszuschenken   beabsichtigt,    befestigt   einen   31.  aus 
Stechpalmen    oder    einen    kleinen    Tannbusch    neben 
seine  Haustüre   im  Unterschied    zu   .Taverne.    Schilt' 
und  ,Reif'  als  Zeichen  einer  bloss  temporären  Wirt- 
schaft Bs;  B;  Syn.  Busch.    Bai*  jedes  Hüs  steckt  jetzt 
e»  M.  üs.  Hist.  Kal.  1839.    ,Auf  diese  Gefrist  [1035] 
haben  die  Weinschenken  die  M.  hineingetan   und  ist 
kein  Wein   in   der   ganzen  Stadt   feil    [da   keiner  ge- 
wachsen war].-  Bs  faschenb.  1S62.  128.     .Tavernen-, 
Maien-    und    Gassenwirte'    unterscheiden    Bs  Mandd. 
1714/80.    Bil.il. :  En  31.  uf-''em  Huct  (uf-''em   Chopf. 
Sprww.  1869)  hän,  stolz,  hochmütig  sein  W.    S.  Höch- 
muets-M.     .Ein  Stück  Fleisch   oder  Brot  im  Sack  ist 
besser  als  ein  M.  auf  dem  Hut',  besser  ordentlich  ge- 
nährt  als   Hochmut    und   Schein    GrD.     31.  als  Aus- 
zeichnung,   Preis    GG.  (dim.);    Schw;    S.     D's  Maieli 
dervu*  träge",  den  1.  Preis  GG.    ünder  Alle"  d's  Maieli 
ha",  der  erste  von  Allen  sein.  ebd.  Du  bisch  e"  g'machtef, 
e"  ganze"  31«"",  dir  kört  der  31.  (uf-ae*  IluetJ.  Schild 
1866.     Bigopp,    do  (/'hört  der  31.  dt"  [der  Schwyzer- 
kuh],  der  schönist  uf  der  grosse"  G'schaui  [Viehschau]. 
3le"  füert-di'-''  füre";    hoch  de"  Grind,    dass  Alls  di''1 
g'säch   im  grosse"  31.'.    Schwzd.   (Schw).  —  ,5  becher. 
darin  man  die  mayen  stellt.'  1550.  SchwE.  luv.    ,Fas- 
ciculus,    ein  büschele  wolgeschmaekter  bluomen  oder 
ein  meyen.    Servia,  ein  meyle  von  bluomen  oder  ein 
strauss.    In  coronamenta  reponitur,  man  setzt  's  in  die 
kränz  und  meyen.'  Fris.  ;  Mal.;  s.  noch  Gr.  WB.  VI 
1474.    .Der  Strauss.  Mäie,  servia,  sertum,  crista.'  Red. 
1662.     .So  brechen  wir  der  Blüemlein  vil,  dir.  Lieb, 
zu  einem  M.'   1669,  S  Meyenlied.     ,Wann  wir  kämen 
in    einen  Blumengarten,    da   gehen    wir   nicht   daraus 
ohn  einen  M.'  FWtss  1672.    ,Es  können  jungen,  unfür- 


Ma.  nie.  nii.  mo,  mu 


sichtigen,  holden  Leuten  mit  Zanbersachen  zubereitete 
Citronen,  Pomeranzen,  Liebstreusslein  oder  M..  Bisarn- 
knöpf  und  gemeine  scböne  Äpfel  oder  Birnen  [als 
,Liebgift']  beigebracht  werden.'  Ahhorn  1  (j7-i.  .Du 
hast  doim  Buelen  ein  M.  gemacht,  du  meinst,  er  hab  's 
in  grosser  Acht.'  Waiirs.  1075.  ,Der  Hochzeiter  und 
die  hernachfolgende  Hochzeitleute  sollen  die  M.  (deren 
überflüssige  Köstlichkeit  wir  hieinit  auch  verbieten) 
von  denen  unter  der  Türen  [des  Brauthanses]  warten- 
den und  mit  solchen  sich  verfasst  haltenden  Töchteren 
11  ii il  Jungfrauen  ohne  solideres  Gepräng  gleich  im  Vor- 
übergehen empfahen.'  Bs  Ref.-Ordn.  1715.  .Fasciculus. 
M.,  Büschelein  Blumen.'  Denzl.  1716.  .Herr  JHMejer 
eines  M.  gleich  den  Himmelsgarten  ziert.'  1717,  Tür. 
Sep.  ,Dass  den  Herren  und  Knaben  gänzlich  verboten 
sein  solle,  bei  Hochzeiten  und  Gevatterschaften  die 
Töchteren  mit  M.,  Handschuh,  Ryband  und  anderen 
dergleichen  Präsenten  zu  beschenken.'  B  Luxusmand. 
1728.  ,Ein  Bräutigam  mit  dem  Hochzeitkleid  und  M.' 
Herrlib.  1749.  Ebenda  ,eine  ledige  Tochter,  in  die 
Kirch  gehend'  [mit  einem  Meien  oben  im  Mieder]. 
,M.  und  Kränze  an  den  Leichenbegängnissen  auf  die 
Totenbäum  zu  tun.'  B  Kleiderordn.  1767.  , Predigten 
ordnen  und  zusamnienbüscheln  wie  die  Braut  den  M.' 
Schweiz.  Mos.  1703.  —  Auch  (bes.  im  PI.)  einzelne 
Blumen  Aa;  Bs;  B;  GRGlaris;  L;  GSa.,We.;  Schw;  Z. 
Blumenstock  Aa;  Z;  Dim.,  Blümchen  B;  GRÜVatz; 
UwE.;  W.  AM  grüene*  Bainli  volle*  M.  Stutz.  ,Die 
Kinder  lies  Mais,  die  schönen  Meieli  und  sinnigen 
Böschen.'  Gottb.  Spee.  gel"'e  M.  =  Viöle  II 2  (Bd  I  034) 
Sch.  .Ein  Büscheli  Wintermaieli',  Titel  eines  Buches 
von  THMETER-Merian  (Bs).  —  (>.  (Maie')  „Zwickel  an 
einem  Strumpfe  LE.;U  Ineichen.  —  7.  Bezeichnung 
festlicher  Veranstaltungen,  a)  Schiessen,  Schützenfest. 
,Die  Schützen  in  der  Eidgenossenschaft  haben  einen 
Meyen  angesehen  nach  Laut  der  schriftlichen  Ordnung, 
welche  jeder  Schützenmeister  in  jedem  Orte  hat.'  1500, 
Absch.  ,A1s  die  büchsenschützen  in  unser  eidgnoschaft 
begeren,  ein  meyen  ufzurichten,  und  das1  der  jerlich 
von  ort  zu  ort  gehalten  werden  mit  abentür  und  gaben, 
ist  angesehen:  sölichs  diser  zitte  abzustellen.'  1500, 
ebd.  ,Als  dann  gemein  schiessgesellen,  yez  Zürich  uf 
dem  schiessen  gewesen,  an  uns  'bracht  haben,  ein 
künftigen  meyen  und  schiessen  in  unser  eidgnoschaft 
anzusechen,  wie  sy  dann  darüber  ein  Ordnung  vorge- 
nommen und  gesetzt  haben,  davon  jedem  ort  ein  ab- 
schrift  geantwort  ist,  soll  jeder  ort  heimbringen  und 
zu  tagen  darumb  antwurt  geben.'  1504,  ebd.  Die  betr. 
Ordnung  s.  Absch.  IH  2,  293  f.;  unser  Wort  begegnet 
darin  mehrfach   (Nom.  Sg.  ,Mey',    obl.  Cas.  ,meyen'). 

—  b)  eine  Art  Fischermesse,  auch  ,der  Fischer  Maien- 
tag' geheissen,  die  am  Montag  nach  Himmelfahrtstag 
(so  wenigstens  1510  und  1524)  stattfand.  ,Da  die 
Weidleute  die  Kosten  des  Meyens  tragen  müssen,  so 
sollen  Landleute,  Handwerker  und  Andere,  die  nicht 
in  dem  Meyen  sind,  nur  für  ihren  Hausgebrauch  Fische 
kauten,  nicht  aber  für  den  Vorkauf;  wer  dem  entgegen 
Vorkauf  treiben  würde,  soll  die  Kosten  des  Meyens 
tragen  helfen  und  von  seinen  Obern  dazu  verhalten 
werden.'  1546,  B  Fischerordn. ;  die  selben  Bestiinmun- 
'."ii  auch  schon  in  den  Ordnungen  von  1510  und  1524. 

—  c)  der  Schneider.     .Am  St  .Marxtag  1441  luden  die 

Si  I ider  von  L  diejenigen  von  BThun  zu  ihnen  auf 

den  Sonntag  nach  dem  Auffahrtsfeste  zu  einem  fröh- 
lichen Feste  infolge  einer  auf  dem  Meyen  in  Zq  ge- 


machten Vereinbarung.  Sie  meldeten  ihnen,  dass  sie 
einen  Wirt  gefunden  haben,  der  ihnen  um  1  Denar 
weniger  als  3  Schilling  eine  gute  Mahlzeit  mit  ge- 
sottenem und  gebratenem  Fleisch,  mit  Fischen,  El- 
sässer-  und  Landwein  u.  a.  m.  vorsetzen  wolle.'  Lie- 
benau  1881.  —  d)  der  Schustergesellen.  ,Wir  [die 
Schiedsrichter]  haben  ouch  in  diseni  unserm  Spruch 
den  schuochknechten  usgesetzet  und  vorbehebt,  dass 
sy  ein"1  küng,  einen  schultheissen  und  einen  weibel  und 
ouch  iren  meyen  haben  mugen.'  1421,  Z  Schiedspruch. 
■ —  8.  (Mai,  in  Gi-H.  -e*  —  m.)  im  Mai  gebornes  Stück 
Vieh,  bes.  Ochs  AaL.  ;  L;  Z.  Name  für  Kühe  von 
gelblicher  Farbe  HlH. 

Mlid.   meie.     Zu   2   vgl.   ,Mai'   7   bei   Gr.   WB.   VI    117  1. 

—  3  wird,  worauf  auch  das  n.  Geschlecht  deutet,  eine  Ver- 
kürzung aus  Mei(en)-Säss  sein.  —  Bei  der  RA.  Eim  en  M. 
stecke*,  die  unter  4  gestellt  ist,  mag  da  und  dort  (wohl  in 
Folge  von  verloren  gegangenem  Verständnisse  derselben) 
Bed.  5  herein  spielen;  dies  zeigt  das  iu  Bs;  S  daneben  ge- 
bräuchliche Eim  es  liöscll  »i.  und  die  Stelle  aus  Stutz,  wo 
.schmecken'  sich  eig.  nur  auf  Blumen  beziehen  kanu.  Der 
Mangel  au  Kenutniss  vormaliger  Laudesverhältnisse  macht 
die  Entscheidung  schwierig,  ob  das  in  zwei  auf  einander 
folgenden  Paragraphen  des  UwE.  Talbuches  von  1529  vor- 
kommende W.  (,Ob  einer  mit  sym  muetwillen  eim  bidermann 
um  syn  hus  bi  nacht  und  bi  nebel  lüffe  und  eim  das  syn 
wellte  geschänden  oder  losen  vor  seineu  fenstern  oder  die 
meyen  abhauen.'  .Welcher  ein  meyen  abhawet  oder  den 
dolden.')  in  ein  und  dem  selben  Sinne  zu  verstellen  sei  und 
in  welchem.  —  Zu  6.  „Der  Ähnlichkeit  mit  einem  Blumen- 
strauss  wegen."  —  7  a  scheint  den  Namen  eher  als  vom 
Monat,  in  dem  das  Fest  abgehalten  wurde,  von  einem  wirk- 
lichen , Meien'  (i.  S.  v.  4)  zu  haben,  der  auf  dem  Schiess- 
platz aufgerichtet  wurde  (vgl.  die  Wendung  ,einen  meyen 
Hineilten'  =  ein  Schiessen  veranstalten)   und  deu   man   viell. 

mit  Preisen   behieng.      Eiue    ähnliche  Erklärung    geht    i b 

für  7  b  —  c  an,  da  , Meien'  bei  diesen  Mai-Festen  wohl  stets 
verwendet  wurden;  doch  können  auch  einfache  Übertragungen 
des  Monatsnamens  oder  Kürzungen  ans  ,Meien-Tag'  vorliegen 

—  Zu  8    vgl.    den    Kuhnanien   Merz,    beide    Naniensfor n 

wegen  ihrer  Einsilbigkeit  gegenüber  deu  betr.  Monatsnamen 
beachtenswert. 

Oster-Mai(e°):  Busch-Windröschen,  anem.  nein. 
AASiglist.,  Wett.  Syn.  Gugger-JBlnem.  —  Die  Pflanze 
blüht  zur  Osterzeit. 

Für-  =  Johannis-Chrüt  1  (Bd  111  896)  SG.,  NA. 

Färb-  =  F.-Chrüt  1  (Bd  III  890)  SG,  NA. 

First-  =  Maien  4  e  GW.     ,F.  mit  Bändern.- 

Fleisch-:  Kukuks-Lichtnelke,  lychn.  flos  eucc. 
AaB.,  Widen;  LHorw.  Syn.  Fl.-Blüemli.  -  Benannt 
nach  der  fleischroten   Farbe  der   Blütenblätter. 

Freud-:  1.  grosser,  auf  leichtem  Holzgestell  künst- 
lich geordneter  Strauss  von  möglichst  seltenen  Blumen, 
den  das  festlich  geputzte  Dienstmädchen  (s.  Freud- 
Maiili)  trug,  wenn  es  im  Auftrag  der  Herrschaft  Ver- 
wandten und  Freunden  die  Geburt  eines  Kindes  an- 
zeigte Seil;  ZStdt,  Wint.  f  Am  Strausse  Meng  ein 
rotes  Seidenhand,  wenn  das  Neugeborne  ein  Knabe, 
ein  weisses,  wenn  es  ein  Mädchen  war  (GFinsler  1884, 
231);  nach  Seil  Wegweiser  1842,  67  deutete  man  das 
männl.  Geschlecht  des  Neugebomen  durch  grössern 
Umfang  des  Fr.  an.  Die  Sitte  kam  im  XVIII.  auf 
(s.  Troll  IV  130)  und  in  den  60er  Jahren  des  XIX. 
wieder  ab.  S.noch  Alpenr.  1800,  110/11.  —  2.= First-M. 
JRWaser  1829,  37.  -  Zu  1  vgl.  Freud  S  ..  (Bd  1  1274). 

Güggel-:  1.  hohler  Lerchensporn,  coryd.  cava  Aa 
Ki.,  Reckingen.  Vgl.  Guli  4  a  (Bd  II  221).  —  2.  Wieson- 
salbei,   salv.  prat.  AAReckingen.  —    3.  Klatsch- VI  eim. 


9 


>la.   in. 


10 


papav.  Kl as  AAHohcnthengen.       Zu  :;.    1  •  i . -  rötlichen 

BIO  ton     werden    mit    einem    Bahneukamin    verglichen;    vgl. 
Güggt  l-l  'kambi  n. 

<i  uggich-  =  Fleiseh-M.  ÄABb. 

,WeiJ  sich  der  Schaum  der  Eintagsfliege  of(  au  der  Pflanze 
lind. -f.  sagt  das  Volk,  der  Kukuk  habe  drauf  gespien';  vgl. 
Gugger-Chät   Bd   II   5015.   -Speuz. 

Geiss(e")-:  1.  =  Oster- M.  LSurs.,  Willis.  Syn. 
Geissen-Nägeli.  —  2.  (gew.  Dim.)  Masslieb,  bell,  per- 
enn.  Aa  UEhr..  Fisib.,  Ki.;  Gl.  —  3.  weisse  Wucher- 
blume, chrys.  leuc.  AABöbikon,  Siglist.  -  Zu  2  und  3 
Syn.    Gänse-Geiseli  Bd   II   373. 

Lieb-Herr-Gotts-:  Knabenkraut,  orch.  masc. 
AaE.  Syn.  Herr -Gotts- Fleisch- und -Bluet,  Frauen- 
Trähen. 

Heb-  =  First-M.  .Stecket  frisch  H.  auf  auf  euren 
Dachgestellen.'    XVIII.,  Bs  Loblie.l  der  Zimmerleute. 

Heide"  Heitc"-:  Alpenrose,  rhod.  rubr.  und  hirs. 
Gr  ObS.     Vgl.  Heid  II  2  b  (Bd  II  989). 

Hüener-  =  dem  Vor.   WGrächen.    Syn.   H. -Einem. 

Nach  Lütolf,  Sagen  376  wegen  der  Ähnlichkeit  mit  dem 
Httbnerkamm  "der  der  Hülinerhatit  so  benannt,  nach  Audern 
als  Schlupfwinkel  der  Schneehühner. 

Herbst-:    Herbstzeitlose,    colch.  aut.   AAWürenl. 

Wirts-Hüs-  =  Maien  4  d  S.  ,Mit  Spitzen  und 
Bändern  ausstaffiert  wie  ein  W.'  AHartm.,  Lirenhannes. 

Hetzgi-,  auch  Hexgi-  =  Güggel-M.  2  GG. 

Sant  Johann(i)s-.  Sant  Jöhannsch-  GrL.:  1.  = 
Heiden-M.  GrL.;  WZerm.  —  1.  =  Geissen- II.  3  LSurs., 
Willis.     Syn.  Sant  Jöhanns-Bluem. 

Chüechli-:  ein  bei  Anlass  der  Fastnachtsküchlein 
aus  gleichem  Teige  erstelltes  Gebäck,  aus  einem  langen 
Kiemen  bestehend,  dessen  einer  Rand  gekräuselt  wird, 
so  dass  das  Ganze,  nachdem  es  um  die  Spitze  eines 
Stahchens  gewunden  und  in  Butter  gebacken  ist,  das 
Aussehen  einer  Blume  gewinnt;  es  wird  den  Kindern 
geschenkt  ZHombr.  S.  noch  Sichel- Lösi  (Bd  III  1414); 
Chriesi-,  Erdber-M. 

Chüentschge0-:  1.  =  Lieb-Herr-Gotts-M.  AiHet- 
tenschw.  —  2.  gem.  Ragwurz,    orch.  mor.    AAWiden. 

Chürbe"-:  Blüte  der  Kürbispfianze  AaEIii'. 

Sant-Katarine"-:  kriechender  Günsel,  aj.  rept. 
GSa.  —  Die  h.  Katharina  gehört  unter  die  14  Nothelfer; 
dem   Kraut  wurde  Heilkraft  zugeschrieben. 

Chettene"-  =  Chetten  3  ( Bd  III  564)  AaBo.,  Widen ; 
ZBachs. 

Chle-:    Blüte  des  Wiesenklees,    trif.  prat    AAKi. 

Chräje»-  =  Hetzgi-M.  Aa  (Mühlberg). 

Chriesi-  =  Chr.-Chloben  (Bd  III  620)  GiiChur,  Pr.j 
GRh.,  W.;  Z. 

Letzi-:  Blumenstrauss.  den  Badegäste  zu  AaB. 
beim  Abschied  erhielten.  .Für  2  L.  4  Schilling'  ver- 
zeichnet 1736  Pfarrer  JRBurkhard  in  Niederweningen 
unter  den  Kurausgaben  [wobei  unter  den  4  Schillingen 
doch  wohl  das  Trinkgeld  zu  verstehen  ist,  das  dem 
Überbringer  der  L.  gespendet  wurde].  Vgl.  Sader-M. 
Chlei°-Maränd-Jl/<((/(:  1.  =  Chäsli-Chrüt  4  (Bd 
III  397)  GRPr.  —  2.  =  Herbst-M.  ebd. 

Die  Wnrzelknollen  von  1  (Chäsli)  werden  dann  und  wann 
vnii  Kindern  gegessen.  Auf  2  ist  der  Name  übertrageu  wegen 
der   Ähnlichkeit  der  beiden   Pflanzen. 

Hoch- Muets- Maie":  eig.  wohl  Strauss.  den  sich 
ein  Bursche  auf  den  Hut  steckt,  um  sich  ein  hochmütiges, 
herausforderndes  Aussehen  zu  geben ;  s.  Maien  5.  Bildl. 
Der  H.  riset  ab  [entblättert  sich].  Bruhin  1885. 


Fas-Nacht-:  Blumenstrauss,  der  dem  an  der 
Fastnacht  zuerst  auf  dem  Tanzboden  erscheinenden 
Paare  überreicht  wurde  S  (Schild  1860,  36). 

Brenn-Nesslen-  =  i7 üggel- M.  3  A * \V ürenl.  —  Die 

Blätter  fühlen  sich  raub  an,  ähnlich  denen  der  Brennessel. 
Bader-:  Blumenstrauss.  den  man  Kurgästen  in 
AaB.  ,ins  Bad  verehrte.'  Einen  solchen  erhielt  z.  B. 
1665  der  Z  Bürgermeister  Waser.  DHess,  Badenf.  In 
verallg.  Bed.  jedes  Geschenk,  das  man  Badener  Kur- 
gästen machte;  so  auch  1663  von  einer  langen,  ge- 
lehrten Abhandlung  über  die  Folgen  der  Trunksucht, 
ebd.     S.  noch  ,das  Brot'  S.   108. 

Eid-  Ber  Epperi-:  ähnlich  dem  Chriesi-M.,  nur 
dass  statt  Kirschen  Erdbeeren  am  Stabe  befestigt 
werden   Z.     Eine  Abb.  s.  Z  Neuj.  Mus.  1777. 

Blau-:    1.  kleines   Singrün,    vinca   min.    GSa.  - 
2.  dim.,  wohlriechendes  Veilchen,  viola  odor.  ebd. 
Ris - Maieli  =  Geissen- M.  2  GrD. 
Ross-Maie"=  Hüener-M.  GrS. 
Ratte"-:  blaue  Kornblume,  Cent  cyan.   W. 
Wohl    in    Folge   Verwechslung    wegen    des    gemeinsamen 
Standortes  von  der  Kornrade,   agrost.   gith.,    auf   die   Korn- 
blume übertragen. 

Söu-=  Chettenen-M.  AiBb.  Syn.  Söu-Bluem.  — 
Weil  als  Schweinefutter   verwendet. 

Süg-:  (Dim.)  gem.  Lungenkraut,  pulm.  offic.  SNA. 
Der  Name  daher,   dass  Kinder  gerne  den  süssen  Saft  aus 
der  Blüte  saugen. 

Schkf-Maiji=  Geissen-M.  2  GRJenatz. 
Schwi"-  =  Söu-M.  GrL.;  W. 
Strilss-  =  Maien  5   SchwE.     D'  Musikante*  mid 
ire"  Str.,   u-o  s'  uf  de"  Hüete"  'treit  hend.    MLienert 
1891.   —   Tautol.  Zss. 

Tschugge"-:  schmierige  Primel,  auricula  viscosa 
W.     Syn.  Flueh-BIuem,  -Bös. 

Kilch-Wih  Chilbi-:  Kirchweihstrauss  AaF.;  B; 
Lf;  G-  .Kosmarinstrauss,  den  auf  dem  Tanzboden  die 
Mädchen  an  der  Brust,  die  Burschen  auf  dem  Hute 
trugen;  man  wetteiferte  um  den  schönsten  Strauss; 
wer  keinen  hatte,  galt  Nichts  beim  Tanze'  aScHW  (bis 
1820).  In  LH.,  Rottal  bestand  der  Ch.  aus  einem  etwa 
20  cm  langen  und  4—5  cm  breiten,  mit  blauem  oder 
rotem  Stoff  überzogenen  Kartonstreifen,  auf  dem  ein, 
oft  auch  zwei  grosse  Rosinarinzweige  befestigt  waren, 
neben  allerlei  künstliehen  Blumen  (bes.  Rosenknospen 
und  Vergissmeinnicht),  zwischen  welchen  an  langen, 
dünnen  Drähten  ,Dort-Ähren'  und  .Läubli'  [s.  Laub  4 
Bd  III  955]  steckten;  unten  war  eine  Schleife  aus 
verschiedenfarbigen  Bändern  [s.  Strick]  angebracht. 
Den  Ch.  spendete  das  Mädchen  seinem  Chilbi-Bueb; 
vor  dem  Beginn  des  Tanzes  heftete  es  ihm  denselben 
so  auf  das  linke  Vorderteil  des  .Tschopens',  dass  der 
Rosmarinzweig  ein  wenig  über  die  Schulter  hinaus- 
ragte. In  G  wurde  der  Ch.  unter  der  Linde  gewunden; 
darnach  scheint  er  dort  aus  frischen  Blumen  bestanden 
zu  haben.     S.  noch  B  Dorf  kai.  1890.    11. 

Höch-Zit  Hochsig-:  Hochzeitsstrauss.  welchen 
die  .Hochsigjumpfer'  [weiblicher  Hochzeitsgast]  ihrem 
.Hochsigchnab'  vorn  an  die  Brust  heftet,  und  welcher 
nachher  zur  Erinnerung  aufbewahrt  wird  Z.  , Sohns- 
fraue" schön  wie  H.'  Stutz.  Spec.  der  Strauss,  den  der 
Bräutigam  am  Hochzeitstag  auf  der  Brust  trägt  UwE. 
maie":  1.  das  Gras  im  ,Maiensäss'  abweiden  lassen 
GW.  —  2.  „einen  Baum   schälen,    wenn   seine  Rinde 


11 


IIa.  nie,  ini.  nid 


12 


noch  im  Satt  ist,  also  im  Gegs.  von  bijeien,  not -rinden" 
BO.     D's  Höh  m.    -   2  auch  bair.  (Schm.   I2  1552). 

Maiete"  f.:  Ballen  von  Maibutter.  Syn.  Anken-, 
Maien-Brüt.  ,A.  1599  den  17.  Mey  (wäre  der  Auffahrt- 
schiessent  auf  dem  Hofe)  stellete  man  eine  Meyeten 
aul.  darinnen  steckete  ein  blühender  Trauben,  reife 
Kirschen  und  Erdbeere,  ein  reifes  Roggen-  undGersten- 
ähre  samiiit  einer  Haber-Tünnen.-  JEEsoher  1692  (am 
Rande:  .früher  Jahrgang').  JJScheuohz.  1716  wieder- 
holt die  Nachrieht  mit  dem  Zusatz:  .[M.]  oder  Anken- 
braut.- ,10  ß  dem  Babeli  [als  Trinkgeld  der  Tochter 
des  Pächters  aus  ZZoll.]  für  die  M-en  den  26.  Mai 
1763.'  Z  Haushaltungsb.  .[An  Auffahrt  und  am  Pfingst- 
montag] werden  oft  M-en,  Milch,  Zigerli  und  Anderes 
am  Morgen  vor  der  Predigt  in  die  Stadt  getragen 
zum  Verkauf,  die  Kirche  versäumt.'  1686,  ZZoll.  Pfarrb. 
-    Vgl.   .das  Brot'   S.   108. 

niaiig:  im  Safte,  vom  Holz  BSi.  Im  Maie"  muri 
d's  Höh  ms. 

Maierä",  bzw.  -ö",  in  ÄALeer.,  St.  -öm  :  1.  Majoran, 
orig.  major.  Aa;  GT.;  Sch;  Th;  Z.  Syn.  Maserön. 
.Meyaran.'  Zg  Arzneib.  1588.  .Meyeran.'  Bs  Apotheker- 
tax  1701.  S.  noch  Gr.  WB.  VI  1488.  -  2.  müde  M. 
a)  orig.  vulg.  ÄAEhrend.;  Th  ;  U.  —  b)  in  GWe.  Ma- 
garö*,  Feld-Thymian,  thym.  serpyll.  GWe.;  Sch.  — 
c)   wilde  Münze,  menth.  silv.  GGoss.,  Stdt,  Ta. 

Büchel-  =  Maierän  2  b  GG.,  oT.  —  Die  Pflanze 
wächst  bes.  an  Abhängen. 

Meier  1  m. :  1.  grundherrlicher  Beamter,  der  die 
Aufsiebt  über  die  Bewirtung  der  Hofgüter  führt  und 
im  Namen  des  Grundherrn  die  polizeiliche  und  richter- 
liche Gewalt  über  die  Hofleute  ausübt.  Er  selbst  be- 
baut ,das  grösste  und  beste  Stück  des  alten  Hofes', 
den  .Meier-Hof-  [s.  Bd  II  1029],  sofern  nicht  hiefür 
ein  besonderer  ,Unter-M.'  bestellt  ist,  so  dass  ihm  als 
.Über-M.'  nur  die  Verwaltung  der  Herrschaftsrechte 
obliegt;  s.  z.  B.  Aa  Gem.  1844,  2,  330.  .Gezwinge  und 
benne  sind  des  m-s  an  des  gottshus  statt.'  1300,  Ztschr. 
f.  schwz.  K.  .Item  wenn  ein  val  also  gevelt  [s.  ge- 
fallen  3  Bd  1  756],  so  soll  ein  meiger  uf  dem  hof 
,l.i i lt.l 1 1  und  soll  man  im  das  vich  für  schlachen  oder 
las  gewand  für  legen.'  1417,  Gfp.  In  BBiel  stand  im 
Will,  ein  bischöflicher  M.  an  der  Spitze  der  Ge- 
meindeverwaltung. .Der  Bischof  von  Bs  setzet  Denen 
von  Biel  einen  M.;  doch  nihmet  er  selbigen  aus  dem 
Habt  daselbst,  und  niuss  ein  solcher  dem  Raht  schwe- 
ren und  hinwiderum  der  Raht  ihme.  Er  sitzet  auch 
mit  dem  Raht  zu  Gericht  in  den  Malefitz-Sachen.  So 
[dn-  Rat]  Etwas  der  Stadt  halben  rahtschlaget,  so 
stehet  der  M.  aus  und  besitzt  der  Bürgermeister  den 
Habt.-  SiML.-Leu  1722.  Über  weitere  Befugnisse  des 
M.  s.  ebd.  S.  640  Anm.  Der  M.  hatte  die  Wuchertiere 
für  die  Hofgenossen  zu  halten.  .Der  meiger  soll  ouch 
haben  einen  pharren,  einen  eher,  einen  widder  und 
einen  bock.-  AAErnlisb.  Offn.  S.  noch  Frevelt  Bd  1 
12s7.  Über  Wesen  und  Entwicklung  des  .Meier-Amtes- 
vgl.  bes.  Bluntschli,  RG.  [»249/54;  LABurckh.  1860. 
25  f.;  JMeyer  1878,  258/68;  über  das  Verhältniss  des 
M.  zum  .Keller-  s,  Bd  III  204.  An  manchen  Orten 
wurden  schliesslich  die  M.  von  der  Bauerschaft gewähli 
und  leiteten  als  Vorsteher  (s.  Dorf-M.)  die  gemeinen 
Angelegenheiten  und  Interessen  dei  Genossenschaft, 
besorgten  auch  die  niedere  Ortspolizei.  Bldntsohli, 
KG.   1-    123.      Wenigstens    angebahnt     erscheint    diese 


Entwicklung  an  folgender  Stelle:  .Und  denne  ist  ze 
wüssen  von  des  meigers  wegen,  dass  die  gnossen  einen 
m.  haben  sond,  und  soll  man  inen  keinen  m.  nfsetzen 
denne  mit  ir  willen  und  der  inen  gefellet,  welicber 
denne  ie  ze  mal  die  kleinen  gericht  inne  hat.  Und 
soll  ouch  ein  m.  vor  den  gnossen  järlicb  schweren, 
so  sy  ir  geding  hant.'  AALunkh.  Ofl'n.  —  2.  Dorfvor- 
steher, Ammann;  entsprechend  dem  frz.  .maire'  BsL.f 
(noch  im  XVIII.  z.B.  in  Langenbruck);  S.  Am  10.  März 
1476  benachrichtigt  ,der  m.  von  Locle'  den  Grafen  von 
Aarberg  von  den  kriegerischen  Absichten  des  Herzogs 
Karl  von  Burgund.  Bs  Chr.  II  368.  .Es  gehöret  der 
Stadt  Biel  St  lmmersthal,  und  bat  vil  Gemeinden,  da 
ein  jede  ihren  eignen  M.  oder  Amman  hat,  welche  zu 
Meyen  und  Herbst  von  ihnen  bestätiget  werden.'  Siml.- 
Leu  1722.  S.  noch  Gr.  WB.  VI  1903.  —  3.  Lehen- 
mann, Pächter  BsL.f;  GüMai.  —  4.  Bauer.  .Es  ist 
ein  vast  richer  m.  tot.'  NMan.  .Fürwar,  du  bist  ein 
rucher  m.  Im  hus  hast  schier  kein  brot  noch  eier; 
noch  wolltest  gern  mit  allen  roufen.'  Rüep  1540.  .Rau- 
cher m.,  grob,  ernsthaft,  horridus,  severus  agricola. 
Grob,  raucher  m.,  austerus.'  Mal.  In  LRickenb.  wur- 
den lt  Jabrzeitbuch  die  Bauern  .meyger'  geheissen. 
MEsterm.  1882.  —  5.  Geschlechtsn.  allg. 

Lediglich  ein  Jlissverstäudniss  ist  es,  wenn  HsStoekar 
1519,  9  den  Namen  des  Apostels  ,St  Jacobus  major*  durch 
, St  Jakob  der  meiei"    wiedergibt. 

Alp-:  grundherrlicher  Verwalter  eines  Alphofes. 
.Die  übrige  Behausung  besitzet  des  grossen  Spitals  zu 
Basel  A.,  welcher  bey  80  Melchkühen  erhaltet.'  Wiirst- 
isen.     Das  W.  auch  bei  AHeusler  1854. 

Vierling-  =  Vierer  (Bd  1  923)?  AAWett.  Offn.j 
vgl.  Dorf-M. 

Geiss-.  ,N.  N.,  genannt  G."  1653,  AAWett.  Kloster- 
arch.     Vgl.  Geiss-  Vogt  Bd  I  706. 

Hueb-  =  Meier  1,  insofern  er  auf  der  Meier-Hueb 
[s.  Bd  II  960]  wohnt.  ,H.'  hiess  der  Verfasser  des 
.toufbüechlins',  auf  das  Zwingli  eine  Entgegnung 
schrieb,  mit  der  Aufschrift :  ,an  Balthazarn  Huebmer.' 
,N.  N.,  genannt  H.'  1653,  AAWett.  Klosterarch. 

Hof-  =  Meier  1,  bes.  insofern  er  den  Meier-Huf 
bewirtschaftet.  .Wohnte  der  Hofherr  auf  dem  Gute, 
so  baute  er  mit  Hilfe  der  Hofleute  sein  Gut  selbst 
oder  Hess  es  durch  einen  sog.  H.  für  sich  bewirt- 
schaften.' LABdrckh.  1860.  S.  noch  Gr.  WB.  IV  2. 
1693.     Einen  .Burchhard  H.'  nennt  RCysat. 

Holz-:  Aufseher  über  die  Waldungen  Th.  .Die 
vier  H.  leisteten  dem  Burgermeisteramte  bei  vorkom- 
menden Verrichtungen  im  Walde  nur  Knechtedienste.' 
JJMüLL.  1867.    —    Vgl.  Gr.  WB.  IV  -.'.  1777:    Mytli.  2  Sil. 

Hard-  =  H.-Herr  (Bd  II  1532)  Z  f.  ,Der  aus  dem 
Mittel  der  täglichen  Räte  geordnete  H.,  dem  die  nähere 
Aufsicht  über  dieses  Grundstück  [das  Hard]  aufge- 
tragen war.-  1801,  ZStdt  (Memorial  der  Gemeindever- 
waltung).    S.  noch  H.-Büechlin.    Geschlechtsn.  Z. 

Chilch-,  Chirch-,  in  Ap  Chiltefai'- .-  l.=  Chüchen- 
Vogt  1  (Bd  I  706)  Aa;  Ap  (doch  meist  nur  ein  unter- 
geordneter Gehilfe  des  Bezügers  der  Kirchenzinse); 
Bs;  B;  „VOj"  GLf;  „Sj"  Z.  Syn.  Chilehen-Pßger. 
Er  zahlt  das  Lehrergehalt  aus  B.  .Nachdem  jedes 
Kind  [nach  der  Jahresprüfung]  seine  Batzen  hatte, 
brösmete  der  K.  auch  mir  meinen  Lohn  aus.'  Gotth., 
Schulm.  Die  Kinder  verspotten  ihn:  Ch.,  Milchseijcr! 
A.vl.oer.  An  den  K.  werden  die  Bodenzinse  entrichtet 
\  on  den  der  Kirche  Pflichtigen  Grundstücken.  M  Esterm. 


i:; 


Ma,  im1. 


im.  nio,  mu 


14 


is«2.  .Was  im  jarzytbuech  der  kilchen  stät,  das  wysef 
umb  bu,  Hecht  und  spengen,  darüber  die  kilchg'nossen 
k.  setzent,  das  söllent  sy  nsscbryben,  und  sönd  des 
nüt  verkonfen  noch  verfendren  [verpfänden].'  1418, 
1.  h'atsli.  ,K.  sönd  järlich  dem  kilchherrn  asrichten 
an  baarem  gelt  uff  Martini  alle  die  jarzyt  oder  galt, 
das  im  gefeit  von  den  jarzyten.  Darumb  soll  der 
kilehher  den  zwein  kilclimeyern  und  dem  sigristen 
geben...-  LKriens  Kirchenr.  .Wenn  [die  von  ZBir- 
mensd.]  aueb  Dorfmeyer  oder  K.  setzen  wollen,  soll 
das  geschehen  durch  den  Untervogt,  den  Richter  und 
die  10  Benannten  [Ehrenmänner  aus  der  Gemeinde].' 
1504,  Absi'h.  ,Der  k.  soll  alle  fronfasten  armen  lüten 
umb  brot  geben  16  seh.,  2  viertel  körn,  1  viertel  haber, 
1  viertel  kernen.'  1550,  LRickenb.  Jahrzeitb.  .Von  den 
k-n  und  pfiägern  der  kilchen.'  1584,  Gfd  3,  187.  .Es 
ist  zu  wüssen,  dass  aller  Hanfzehend,  Hanfsam  und 
Nuss  an  der  Kilchen  Bauw  gehörig,  und  das  soll  in- 
nemmen  ein  K.  und  soll  davon  die  Gloggen  ze  oberen 
und  zu  nideren  Baden  besorgen.'  1681,  ÄAWett.  Klo- 
sterarch.  ,Üer  K.,  der  von  einem  Raht  der  Statt  zu 
Baden  gesetzt  wird,  hat  die  Kilchen  mit  Tach  zu  ver- 
sorgen.' ebd.  ,Falls  sich  begebe,  dass  denen  bevogte- 
ten  WaisenkindeTen  oder  Kirchen  in  dergleichen  Auf- 
fahlen zue  verlieren  gienge  und  sich  erfunde,  dass 
solches  wegen  Saumseligkeit  oder  Unrleiss  der  Weisen- 
vögt  oder  K-en  beschechen,  sollen  solche  Weisenvögt 
oder  K.  der  Weisenkinderen  oder  Kirchen  ihrer  Ver- 
lust wider  ersetzen.'  1684,  ebd.  ,1'ie  Kirchen  haben 
besondere  Verwalter  ihres  Guts,  K.  genannt.'  JXSchnyd. 
1781.  .Ratsherr  N.  wird  zum  K.  vom  Rat  erwählt. 
Lamlvogt  N.  zum  K.  von  Bürgern.'  1702/7.  B.  S.  noch 
frommen  4  (Bd  I  1266),  E-Gaumer  (Bd  II  304)  und 
vgl.  Seg.,  RG.  II  810.  812;  Ochs  V  700;  Strickler, 
Horgen   195.  —  2.  =  Chilchen-Vogt  2  S;  Nnw. 

MEsterm.  18S2  belegt  einmal  die  Form  ,kyl-nieyei.' 
.Kilclienm.'  begegnet  ebd.   und  bei  Zellw.,   Urk. 

Mit-:  Mitbesitzer  des  Meieramtes.  1445,  W'Ein- 
lischtal  Urk. 

Ge scheid-:  Vorsitzender  des  .Gescheids'  (s.  Ge- 
scheid-Herr  Bd  II  1543,  Scheid- Lüt  Bd  III  1521).  ,Das 
Amt  eines  G.  der  mehreren  Stadt  [Bs]  bekleidet  der- 
jenige Herr  der  Räten,  welcher  von  der  höheren  Zunft 
ist.'  ßs  Gescheidsordn.  1770.  .Die  Bahnwarten  sollen 
der  Stadt  Zwing  und  Bahn,  Allment  und  Herrlichkeit 
getreulich  hüten,  das  Anstössige  sofort  ihrem  G.  an- 
zeigen und  demselben,  wie  auch  dem  Gescheide,  ge- 
horsam sein.'   ebd. 

Schüre"-:  Pächter  auf  einem  gewissen  Gute  des 
Spitals  Bs.    Schürmeier  auch  Familienname. 

Schloss-.  ,Das  Schloss  und  die  Güeter  [zu  Sch 
Herblingen]  werdend  einem  Buren  verlihen,  den  nampt 
man  den  Schi.'  Rüec-er  1606. 

Stur-:  herrschaftlicher  Steuerbezüger,  der  für  die 
richtige  Verteilung  und  Bezahlung  obrigkeitlicher  Auf- 
lagen sorgt.  .Andere  Dienste  sollen  Vogtleute  und 
Gotteshausleute  [zu  AAWett.]  und  Alle,  die  im  Amt 
Wunn  und  Weid  gemessen,  mit  einander  tragen  nach 
Auflage  des  geschwornen  St-s.'  1429,  Abscu.  ,St.' 
hiessen  die  Mitglieder  eines  Kollegiums,  das  1459  in 
ZEmbr.  die  damals  an  Konstanz  verpfändete  und  zahl- 
bare Vogtsteuer  einzuziehen  hatte,  aber  von  den  Steuer- 
pflichtigen ernannt  wurde.  1459,  Z  Ratsurteil.  ,Die 
Vögte  der  Witwen  und  Waisen  sollen  alljährlich  in 
Gegenwart  der  St.  des  Amtes  dem  Landvogt  [zu  AaB.] 


Rechnung  ablegen.'  1477,  Absch.  .Ausschüsse  aus  der 
Gemeinde  AAKoblenz  klagen,  dass  der  Obervogt  in 
seinen  Gerichten  keine  von  dem  Landvogt  beeidigte 
St..  die  auf  die  fehlbaren  Sachen  Acht  zu  geben  und 
selbe  zu  leiden  haben,  zulasse.1  liiT."..  Absch.  Der 
Landvogt  zu  AaB.  schaffte  1728  die  betrügerischen 
Judenschreiber  ab  und  gebot,  alle  Ausfertigungen  und 
Abrechnungen  der  Juden  vor  den  St-n  oder  den  Ge- 
meindevorstehern regelmässig  vorzunehmen.'  Aa  Gem. 
Die  St.  wurden  gelegentlich  auch  zu  anderm  Dienst 
verwendet:  ,Die  undervögt  und  st.  [in  B]  sollint  ein 
ufsehen  daruf  haben  [dass  Niemand  an  Wiederein- 
führung der  Messe  denke].'  1532,  Egli,  Akten. 

Amts-Stür-.  ,Bis  zum  Jahre  1777  war  N.  N.  von 
Oberengstringen  Amtsseckelmeister,  man  nannte  ihn 
A.'  HWeber  1869. 

Strudel-:  flüchtiger  Arbeiter  Bs.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
VI   1904. 

Dorf-  =  Dorf-Vierer  (Bd  I  924).  So  oder  Dorf- 
riehter  hiessen  z.  B.  noch  in  der  1.  Hälfte  dieses  Jhdts 
die  Vorsteher  der  Civilgemeinden  von  ZGossau,  welche 
die  ökonomischen  Angelegenheiten  ihrer  Gemeinden 
zu  verwalten  hatten.  ,Ouch  soll  man  wüssen,  dass 
man  zuo  den  gedingen  ze  meyen  und  ze  herbst  soll 
vier  d.  setzen  und  erkiesen.'  Ende  XIV.,  ÄAZufikon 
Offn.  ,Mer  ist  ir  alt  harkomen,  dass  sy  söllin  setzen 
zwen  d.  Dieselben  zwen  sollen  einem  herren  schweren, 
des  dorfs  ze  Wetzikon  nutz  und  ere,  iren  nutz  ze  för- 
dern und  schaden  ze  wenden,  als  vere  si  mögen,  das 
an  geverd.  Dieselben  d.  sollen  zuo  gebieten  haben 
steg  und  weg,  ouch  efaden  ze  machen  und  in  eren  ze 
halten.'  ZWetz.  Hofro.lel;  ähnlich  1475,  ZGryfenb. 
Hofrodel.  ,Darzuo  hand  ouch  dieselben  dörfer  das 
recht  gegen  einander,  dass  nieman  nit  in  dem  fronwalt 
houwen  soll,  denne  als  wenne  im  erloupt  wirt  von 
dem  keller  und  den  d-n.'  AALunkh.  Offn.  .Magister 
vici,  d.'  Fris.;  Mal.  ,Es  soll  ohne  erlaubtnuss  der 
vier  geschworenen  d-en  zuo  Wyach  keiner  dhein  holz 
gar  nit  hauwen.'  1596,  Z.  ,I)ie  g'schwornen  ald  d.  zuo 
Wyach.'  ebd.  In  ZMönchalt.  nennt  man  D.  Denjenigen, 
der  die  Aufsicht  über  die  Dorfbrunnen  hat  und  sie  in 
gutem  Stand  erhält ;  Syn.  Brunnen-Meister.  —  Vgl. 
noch  Bluntschli,   R(i.   I2   4'2:'.;   Argov.    1861,    US  f. 

Wile"-.  .Der  w.,  so  uf  dem  hof  sesshaft  ist.'  Z 
Dietikon  Offn.     Vgl.    Wilen-Mann. 

Wis-.  , Konrad  W.  von  Niderflachs.'  1527,  Z. 
Sonst  auch  bloss  ,K.  Meyer.'    Noch  Geschlechtsn.  Z. 

Zins-:  Bezüger  der  Gefälle  für  eine  Herrschaft. 
,Der  z.  soll  von  der  houptsumm  von  20  einen  gülden 
ze  geben  schuldig  syn.'  1526.  Absch.  (Gr).  ,Der  z.  soll 
dem  lechenherr  nach  lut  und  sag  syns  briefs  zinsen.' 
ebd.  ,Was  Erblehenzins  sind,  diewyl  der  recht  Lehen- 
herr den  Zins  in  Händen  hat,  so  soll  im  der  Z.  näm- 
lich nach  Lut  und  Sag  des  Zinsbriefs  und  alles  das 
Korn,  Schmalz.  Käs  und  Wyn,  vorbehalten  Pfeffer 
und  derglychen  Ungebür,  zu  geben  schuldig  syn.'  Gr 
Landsatz.  1619.  ,Hinderstcllige  Z.'  1649,  Foffa.  S.  Gr. 
Weist.  V  705. 

Meiertum:  1.  Meieramt,  -würde;  s.  Gr.  WB.  VI 
1906.  —  2.  Bezirk,  Dorf,  worüber  ein  Meier  gesetzt 
ist.  Im  Mai  werde  die  Stift  in  allen  ,m-en'  Landtage 
halten.  1531.  Strickl.,  Akten  (S).  ,Es  sperreu  sich 
etlich  in  Münster  meigertumb  die  steur  zu  geben.' 
1532,   ebd.     , Seine  [des  Bischofs  von  Bs]  Untertanen 


15 


Ma  — mn.    Mal — mub.     Mach— inuch 


16 


in  den  Dörfern  (meigertumben)  Eisgau  usw.-  L532, 
ebd.  ,13  Meiertumb  habend  mit  der  Stadt  Bs  ein 
Burgrecht  angenommen.'  Wi-rstisex. 

Meier  II:  Name  einer  Pflanze.  ,Von  M.  und  roten 
Muten.  Die  Bletter  in  heisser  Eschen  gebraten  heilet 
<lie  »erbrennten  Glider.  Die  erste  1  Irüe  von  gesotnem 
M.  mit   Rindsgal  vermischt . .  .'  ZZoll.  Arzneib.   1710. 

Vgl.  Majoran  und  s.  Gr.  WB.  VI  1904;  »gl.  anch  Aum. 
zu  VogdrChrüt  (Bd  III  890).  Zu  Jen  dort  angefahrten  Pflan- 
zen kommt  guter  Heinrich,  chenop.  bon.  Henricus,  für  den 
Pritzel-Jessen  S.  91  die  rahd.  Bezeichnung  ,maier'  beibringen. 

mlii:    faules  Ja    ApH..  M.    —    Ungefähr   die  gleichen 

Laute,   welche   Bd   I    lfi-J   mit  flu'  bezeichnet   sind. 

llliagge":  schreien,  von  Katzen  B.  —  Onomato- 
poetische Bildung. 

Mias.  Miassli.  Gotth.,  Mies  ApH.,  Meies  ApM.;  Bs 

(Spreng).  Meijis  LBerom.;  UwHergisw. :  Jeremias  (lt 
Spreng  .pöbelhaft').  Vo"  's  3Ieijisse",  von  der  Familie 
des  J.  LBerom.  ,Myas  Hotz  von  Dürfen.'  1558,  ZGrün. 
Diese  "Verkürzung  bezeugt  ilie  urspr.  Bct'iuuiig  .Unmi«*  ,- 
vgl.  die  ähnliche  Sachlage  bei  Leies  Bd  III  950,  Ups  Bd  III 
1362,   Broii.    Bitzi,   Ritzi. 

Hianeli:  Kätzchen  Ap  (Kdspr.). 

miaue":  wie  nhd.  G;  Tu;  Z.  Vor  Häusern,  in 
denen  ein  Schwein  geschlachtet  worden  ist,  pflegen 
Kinder  so  lange  zu  m.,  bis  sie  von  den  frisch  be- 
reiteten Blutwürsten  bekommen   GW.     Vgl.  mauwen. 

miausle":  im  Weinberg  Nachlese  halten,  ein  Ge- 
schäft armer  Leute  B;  L.     Syn.  süechlen. 

mii:  1.  (mö-)  Interj.,  mit  der  ein  Kind,  das  sicli 
schlafend  gestellt  hat,  plötzlich  auffahrend  Andere 
erschreckt  Th;  Z.  —  2.  fmmmö)  Lockruf  für  Kälber 
S  (Schild).    Vgl.  möggen. 

um:  1.  Nachahmung  des  Gebrülles  des  Rindviehs 
Bs;  Tu;  Z.   —  2.  (mü-mü)  Lockruf  für  Kühe  Gl. 

M  ü  n.,  in  Th  auch  f.:  Name  der  Kuh  od.  des  Rindes 
in  der  Kdspr.  Bs;  Th;  Ndw  (Dim.  Muli,  Müjili);  Z. 

Lobe-,  Löbeli-:  das  Selbe  GStdt. 

Mucheli-:  das  Selbe  lisStdt.  Syn.  Mucheli.  •- 
Über  die  Bildungsweise  dieser  Zss.  s.  GBinz   1888,  5. 

Gueti-Mue:  Name  der  Kuh  im  Kdld  vom  Haus- 
halte L. 

mii-e" —  Ptc.  g'müt:  brüllen,  von  Kühen  GuVal. 
Syn.  müggen,  brieschen. 

mü-ele"  ("'):  1.  von  Pferden:  leise,  schwach 
wiehern  ZGlattf.  —  2.  von  Menschen:  die  Laute  hm- 
hm-lun  hören  lassen  und  dabei  schmunzeln,  wohlge- 
fällig vor  sich  hin  lächeln,  z.  B.  wenn  man  gerühmt 
wird.   ebd. 

Der  Einsender  (Spillni.)  schrieb  zwar  stets  mähele*,  aber 
das  h  ist  diK-li  wahrsch.  nur  Silin  ntrennungszeichen  und  wird 
nu'iii   gesprochen. 


Mab,  Hieb,  mib,  mob,  raub. 

Möbi,  Möbili:  Name  von  Kuh  oder  Rind  in  dei 
Kdspr.  L  (Ineichen), 

Wahrsch.  eine  Contaminatiou  ans  mtt  (mö)  und  dem  syn. 
Löbi  (Bd  III  996),  wenn  nichf  eine  blosse  Entstellung  aus 
Letztem)  im  Kindermund;  doch  »gl.  Höbt  n  (I:<1  II  945), 
II..,,;  (ebd.   1 185),   Wobi. 


Hüs-Mobili  f.:  Hausrat.  UBragger  1788;  Z<l. 

Mobilie"  PI.,  auch  f.  sing.:  Verkürzung  aus  dem 
W.  .Mobiliarversicherung'  Z.  [Seinen  Hausrat]  i*  d' 
M.  tue'.     I"  der  M.  händ-si  gar  Nüd. 

Möbel  n.:  1.  von  allerlei  beweglichen  Gegen- 
ständen, meist  in  verächtlichem  S.  Tu;  Z.  En  alt* 
31..  z.B.  von  einer  unbrauchbar  gewordenen  Maschine 
Tu;  Z.  —  2.  ebenso  von  Personen  Th;  Z.  E"  sübers 
.1/..  ein  sauberer  Patron;  e"  füls  31.,  ein  Faulpelz; 
en  unnützes  M.  Da'  ist  e*  31.!  auch  von  einem  aus- 
gelassenen, stets  zu  tollen  Streichen  aufgelegten  Men- 
schen Tu.     Dim..  Dirne  Sni. 


Mach,  niech,  mich,  moch,  mach. 

g'-mach.  in  BE.  -ä-,  in  ZSth.  auch  mach,  in  BöO. ; 
UwE.  als  Adj.  g'mäch  —  in  den  flect.  Formen  häutig 
g'tnachne",  g'mächner,  g'mechne":  1.  Adj.  a)  gemäch- 
lich, langsam  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  GG.;  ScHwMa. ;  Th; 
UwE.;  U;  W;  Z.  Er  ist  (en)  g'mächer  (:er  Arbeid) 
BöO.,  en  g-er  Arbeiter  BSi. ;  Tu;  Z.  Ghleini  und  g-i 
[Schritte],  Scbwzd.  (Gk).  G.  am  Bare",  g.  am  Chäre; 
langsam  beim  Essen,  aber  auch  bei  der  Arbeit  BE.; 
vgl.:  ll'c'r  nid  mag  esse",  mag  auch  nid  schaffe"  Tu. 
Zur  Räch  bis  g..'  Sprww.  1824.  ,Das  b'hend  und 
schnell  macht  er  g.'  Haberer  1502.  .Latitudo  ver- 
borum.  wenn  einer  g.  und  langsam  in  reden  ist.'  Fnis. 
.Je  höher  ein  Planet  am  Himmel,  je  einen  gemacheren 
und  sittigeren  Lauf  er  hat.'  FWyss  1650.  .Da  die 
christlich  Lieb  g.  und  die  Waffen  sind  geschwind.' 
CMev.  1657.  ,Die  müden  Ochsen  treten  hart:  schwache, 
alte,  g-e  Leut  können  auch  Etwas.-  Hey.,  Hort.  1692. 
.[Es]  ist  ein  grosser  Unterscheid  zwüschen  dem  lands- 
knechtischen und  eidgenössischen  [Trommel-]  Schlag, 
dann  der  unsere  etwas  gemacher  ist.'  SiML.-Leu  1722. 
.Ich  habe  mich  viel  beflissen,  aber  mit  g-em  Success.' 
Will..  Landv.  Eschers  Tageb.  —  b)  zahm,  zutrau- 
lich. .Die  [wilden  Enten]  liessend  inen  brot  fürwerfen 
und  holtend  das,  so  g.  hatt  si  der  hunger  g'machet.' 
Vad.  —  2.  Adv.,  wie  nhd.  Syn.  hübschelich  Bd  II  960. 
Nur  e"  chli"  g.'.  Mahnung  an  einen  Übereifrigen.  G. 
riebe"  [reich  weiden]  tuet  wo!.  Sprww.  1869,  auch 
Scbimpfr.  1651.  Bes.  in  der  Verbindung  g.  tue",  Etw. 
langsam  verrichten;  behutsam,  vorsichtig  zu  Werke 
gehen  Bs;  Th;  Z,  häufig  in  der  Lit.  des  XVI./XVIL; 
s.  tuen.  .Mir  gat  der  at  also  g.,  dass  ich  nit  gan  noch 
reden  kann.'  Haberer  1562.  .Manu  longa  tradere, 
langsam  machen,  g.  leeren.'  Fris.  .Auf  einem  langen 
Wäg  wandlen  auch  die  Geschwinden  g. ;  wann  aber 
der  Wäg  kurz  ist,  wandlen  auch  die  G'machen  ge- 
schwind.- FWyss  1655.  ,[Es]  sind  auch  Solche,  denen 
man  zu  geschwind  oder  zu  g.  prediget.'  Müll.  1673. 
,Mit  der  Leibsübung  muss  man  auch  g.  verfahren.' 
Hauptweu  1690.  .In  Politicis  solle  man  gemacher 
einhertreten.'  1713,  Absch.  .Maxima  paulatim  e  mi- 
nimis,  minima  subito  ex  maximis,  g.  wird  das  Klein 
gross,  gechling  das  Gross  klein.'  Denzl.  1716.  S.  noch 
daher  Bd  II  1566.  —  :!.  subst..  Geschlechtsn.  .Jakob 
G.'  1322.  Gl  Urk. 

Die    nräfixlose    Form    mach     beruht,    obscl sie    auch 

anderswo,  z.  T.  schon  in  alten  Quellen,  vorkommt  (Gr.  WB. 
IV  1,  'J,  8124),  kaum  auf  altei  I  berlieferung,  sondern  er 
klaii   sich  am  einfachsten  als  Abstraktion  aus  Fallen,   wo   im 


1? 


Mach,  mech,  mich,  hloch,  mueh 


is 


Satzsandhi  das  .'/'  den)  vorausgehenden  Consonanteu  sich  assi- 
milierte. G'müeh  ist  durch  Ausgleichung  nach  dem  Comp, 
oder  nach  dem  ibstr.  G'mäehi  entstanden.  Der  Comp.  ,gmä- 
cher'  findet  sich  Doch  1546,  L;  GGotth.  lö'.i'J;  1G50,  ZElgg 
Arzueib.;   HKeller   1729;  NSererh.    1742. 

all-  GrOdS.,  V..  tüls-  Aa;Ap;  BHa.;  Gr;  GG.,  O.S 
ScnSt.;  ScHwMa.;  Th;  Z,  alls-g'machs  TuHw.;  ZO.  tw. 

—  Dim.  iills-ifiiidchcli  Bs:  Adv.,  verstärktes  g'mach. 
Giind  it..'  macht  euch  einstweilen  ganz  langsam  aul 
den  Weg  [ich  komme  gleich  nach]  GG.;  ScHwMa. ; 
Tb;  Z.  JUier  wein  epp'  a.  gegen  kein  trappelten  BHa. 
A.  dem  Hemet  eue!  ruft  man  Scheidenden  nach  Ap; 
vgl.  Heim  (Bd  II  1276),  lassen  III  (Bd  111  1397).  A. 
chunnt  auch  hei"  AaL.,  eh.  air''  nähe-,  eh.  men  awh 
u-U  ScHSt.  (Sulger).  Der  As,  Spitzname  für  einen 
langsamen,  allzu  bedächtigen  Menschen  TnHw.  ,Sara 
[sagt  Tobias]  soll  allg'mach  nocher  kon.'  GGotth.  1619. 
Sup.  ,allg'machest.'  ,[Er]  fieng  a.  an  reden.'  Morgant 
1530.  ,A.  ryten.'  Haimonsk.  1531.  ,Pauxillatim,  a-ist, 
nach  und  nach,  yemer  wenig.  Pedetentim  et  gradatim, 
muesslich,  a-ist,  nit  strüttig.1  Fris.  S.  noch  an-gän 
Bd  II  20,  hübsehelich  Bd  II  967.  Dafür  auch  ,aller 
g'machest.'  Wagner  1581  (S  Wochenbl.  1846,  2,  37  a); 
GGotth.  1619,  214. 

Zsgs.  mit  all-,  bzw.  alls-  (Bd  I  170),  das  entw.  mhd. 
alles  (ganz  und  gar;  immerfort)  oder  alliß  (immer)  entspricht. 
Allsy' mach«  ist  eiue  Weiterbildung  mit  dem  adv.  (eig.  Gen.-) 
Suffix  -»,  wie  das  einfache  .gemachs'  (Gr.  WB.  IV  1,  2,  3129). 

Ge-mach,  in  AALeer. ;  BR.,  Si. ;  L  (Ineichen)  -ö- 

—  PI.  G'mächer  BHk.,  Si.  f-ä-J;  GrPt.;  GA.  —  Dim. 
Q'machji  W,  sonst  gew.  G'mächli  —  n. ;  1.  abstr., 
Kühe,  Bequemlichkeit.  Si"s  G.  htm,  sich  ruhig  ver- 
halten, ordentlich  betragen  BO.  Heit  denn  aus  G.l 
Ermahnung  von  Eltern  an  ihre  Kinder  BR.  „Gang- 
vier  jetz  i"  d'  Stube"  und  hüb  di's  G.l"  .Mänig  mann, 
der  gern  syn  g.  bette  gehan',  in  Ruhe  gelebt  hätte. 
Ap  Rehuchron.  um  1400.  .Etlich  hettind  gern  gehan  g.' 
ebd.  ,Und  werd  noch  hüt  guet  botscheft  kan  [kommen] 
von  dynem  sun  . .  darumb  so  hab  nun  guet  g. !'  JBinder 
1535.  Sehr  häufig  formelhaft  verbunden  mit  Synn., 
bes.  mit  ,fride\  ,ruow.'  ,Dien  lüten  ze  vride  und  ze 
g-e  und  ze  nutze  und  ze  eren.'  1316,  WÖchsli  1891. 
, Durch  unser  aller  nutz  und  notdurft,  frid  und  g.' 
1393,  Gl  Urk.  Vgl.  ebd.  1  421.  .Durch  friden,  schirms. 
ruewen  und  g-s  willen  unser  lyb  und  guetes.'  Schw 
LB.  1457/1544.  , [Damit]  unser  aller  land  und  lüt  in 
guotem  frid,  ruow  und  g.  behalten  werden.'  1481, 
Stanser  Verkommniss.  .In  brüederlieher  trüw,  frid, 
ruow  und  g.  pliben.'  ebd.  Eine  Frau  wird  in  den 
Spital  empfohlen,  da  sie  ,in  sölichem  alter  und  übel- 
mogende  ruowen  und  g-s  notdürftig'  sei.  1491,  Z. 
,Ruob  und  gemacht  haben.'  Kessl.  S.  noch  Friden 
Bd  I  1276.  —  2.  concr.  a)  Gebäude,  Haus  B;  Gr; 
LE.;  GA.;  U;  W.  ,Von  den  Entlibuchem  wird  ein 
ganzes  Gebäude  ein  G.  und  erst  die  Gemächer  selbst 
oder  die  Abteilungen  auf  jedem  Boden  werden  Ge- 
hälter geheissen.'  JXSchnyd.  1781.  Uf  dem  Guet  sind 
drü  G'mächer  GA.  Ieh  ha"  10  G'mächer  z'  erhalte" 
BHk.  Dim.,  verächtlich  für  ein  kleines,  ärmliches 
Haus  W.  .Wann  also  Heuser,  Stadel  oder  was  Ge- 
mecher  sich  teilen  müssten.'  GRVDörfer  169'2.  ,Wann 
Einer  den  dritten  Teil  in  einem  Haus  oder  Gemach 
bette.'  ebd.  S.  noch  erguderen  (Bd  II  123),  Gehalt  1  i 
(Bd  II  1220).  Insbes.  (auch  Vorsass-G.)  Gebäude  auf 
den  Voralpen  (s.  Bd  I  195),  das  Wohnung  und  Stallung 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


..ilcr  Scheune  zsfasst  und  den  Charakter  des  Wohn- 
hauses im  Tale  (HiisJ  mit  dem  der  Alphütte  (Slafel) 
vereinigt   BSi.;    W.     Syn.   Vorses-Hüsli    Bd  II   1728. 
Stall  und  Heubehälter   mit  einem  Schlafkämmercheii 
GnPr.    Kleiner  ,StafeP  in  den  Weiden  und  auf  Bergen 
BAdelb.     Gebäude   in   den  Alpen,   entweder   es  Huisi 
[Wohnung]  oder  Gadem,   Stall,  Schir  PPo.     .Es  soll 
Niemands  Gewalt  haben,  ab  gemeinen  Bergen  einiches 
G.  zu   führen,   es   werde   ihme    dann    von   den   Berg- 
anteilern   durch    das    Mehr    verwilliget.'    1660,    BSa. 
.Wann  die  Alpen  geladen  sein,  das"  ein  Jederer  solle 
die  Gemaehi  verhagen;  wann  sie  aber  von  dem  Cam- 
paren  offen  gefunden  werden,  so  sollen  sie  condanniert 
werden   pf.  3   von   ein  jederes  G.'    1747,  TB.     ,Beim 
Holzriesen  im  Winter  solle  man  absonderlich  zu  denen 
darunter    stehenden  Gemächern   Sorge  tragen.'   GrD. 
LB.    Tach  und  G.,  Formel  für  Haus  GrD.    Vgl.  nhd. 
.Dach    und  Fach.'     ,Den   widen   [Wittum]    in    gueten 
eren  haben  mit  tach  und  g.  nach  erbern  lüten  erkant- 
nuss.'  1432,  THTannegg  Offn.    ,Man  soll  auch  lybding 
oder  widern  in  guoten  eren  halten  und  haben  mit  tach, 
mit  g.  und  mit  grund  und  mitgrat.'  um  1500,  GWattwil 
Offn.    , Walther.  ein  Frey  zu  Eschenbach,  brach  diss 
Gottshaus  in  Dach  und  G.  [zerstörte  es  vollständig].' 
Gfd  (aus  einer  Inschrift  am  Kloster  zu  LEschenbach). 
,Die  Baukunst  gibt  uns  die  Wohnung,  Sitz  und  Nest, 
Scheür,  Kammer,  Stuben,  Tach,  G.,  Heuser  und  Pal- 
läst.'    1709,  Z  Neuj.  Stadtbibl.     Unterhalt   von  .Dach 
und  G.'  Z  Wais.  Neuj.  1894.    Ein  Haus  ,zu  Dach  und 
G.  erhalten',  in  baulichem  Stande.  Sulger.    Sonst  .in 
t.  und  g.  (er)halten,  haben.'     Syn.  ,in  tach  und  eren 
halten.'     ,Sartam  teetam  aedem  tradere,    ein  kirch  in 
schütz  und  schirm,  in  g.  und  t.  halten.    Ut  sarta  teeta 
habeat,    dass  er  's  in  t.  und  g.  halte   oder  in  guotem 
bauw    und  eeren.'    Fris.     ,[Der  Leutpriester  wird  er- 
mahnt] das"  er  das  hus  im  d.  und  g.  erhalte.'  XVI.,  L 
Rickenb.  (MEsterm.  1882).  S.  noch  Melch-Gadem  Bd  II 
119,  Zue-Gadem  Bd  II  121.    Bildl.  ,Die  Bogenschüsse 
[am  Weinstock]  verkürze  man  nicht  zu  sehr,  sondern 
lasse  immer  drei  Blätter  oberhalb  dem  Trauben  stehen ; 
man  sage  ja,  man  müsse  dem  Trauben  ein  Dächli  und 
ein  Gemächli  [gleichsam  eine  schützende  Behausung] 
geben.'  Bote  von  Uster  1884.    ,Die  Erde  gibt  uns  Das- 
jenige, darnach  wir  haben  Tach  und  G.'  Müll.  1661. 
Auch  ,fach  und  g.'     ,Den  chor  [der  Kirche]   ze  vach 
und  g'maach  ze  halten.'  1531,  L  Urk.  (Stiftsarch.).  — 
b)  (Miet-)Wohnung.     .Weder  eigne  Hüser  noch  umb 
den  Huszins  empfangne  G'mächer.'    1660,  Z  Verordn. 
.Eigen    Hüser   ald   G'mächer.'    ebd.     .Vom  Ausleihen 
und  Bestehen  der  Gemachen  (am  Rande:  Gemächer). 
Der  Hausmann  oder  Besteher  eines  G-s,  Kellers  oder 
Ladens.'    Z  Stadtgerichtsordn.  1715.  —  c)  Stockwerk 
eines  Hauses   L  (Ineichen);    Zg.     2  G'mach  hoch   L. 
,Eins  G-s  hoch  muren.'  Cys.    ,Die  Mur  uss  dem  Pful- 
ment  und  von  Grund  uff  dritthalben  Werkschuh  dick 
eines  G-s  hoch.,  führen.'  B  Gerichtssatz.  1615.    ,Von 
denen  Muren,  so  zwüschen  den  Höflinen  oder  Gärten 
gebuwen,  soll  die  Schätzung  eines  G-s  hoch  vom  Herdt 
uff  gegeben  werden.'  ebd.   ,[N.  N.  hat]  sich  zum  Fenster 
hinaus  drei  Gemächer   tief  auf  die  Gasse   gestürzet.' 
Z  Nachr.  1753.  —  d)  wie  nhd.  AALeer.;  B;  Gl;  GrAv.. 
Pr.;  L  (Ineichen).  Stube.  Kammer  BHk.   Insbes.  „Zim- 
mer, das  als  Behältniss,  nicht  zum  Bewohnen  dient  G." 
Kaum  im  Hause  zu  verschiedenen  Zwecken  GrD.   ,Der 
hinder  hof  [Gasthaus  zu  AaB.]  ist  mit  einem  grossen 


19 


Mach,  mcch,  mich,  moch,  mnch 


20 


hof,  darzu  mit  vil  stuben,  sälen  und  gemachen  Doziert.' 
IIPantal.  1578.  S.  noch  Würz-Gadem  (Bd  II  120). 
x)=Chämneten  3  (Bd  III  260)  GLBilt.  (dim.), 
Muri.':  GaKlost.;  GWeisst.  Zimmer  im  1.  Stuck  (auch 
unter  der  Stube)  zum  Aufbewahren  von  Gerät,  - 

GrV.  [Die  Mutter]  fergget  de*  gross  Tschungge* 
[Schinken]  ab-aem  Speicher  und  die  Bitte"  [Kuchen] 
tl'miichli  und  mached  dp  Merändbüntd  [Speise- 
sack].  Sohwzd.  (GRSch.).  —  ß)  Dachraum,  -Kammer 
Gr  (Jecklin  1878,  151).  .Von  einem  Fensterlein  im  G. 
schaute  er  hinaus.'  Jecklin  1876.  —  y)  Abtritt  L  (St.b). 

Un-Gemach:    1.    wie    nhd.      Wer  's   U.   fürcht't, 

muess  diluim  Idibc".  Sulger.  —  2.  Streit.  Syn.  Un- 
.  Bd  I  1281.  .Die  Veranlassung  zu  dem  Be- 
kehren sei  ein  ü.  gewesen,  welches  zwischen  einem 
bischöflichen  Untertan  und  einem  französischen  Sol- 
daten vorgefallen.'  1680,  Absch. 

In  einer  Hdschr.  des  G  Stiftsarch.  (.Ungemachde  der 
herzen')  entsprechend  dem  alnl  unkimahhitha.  Vgl.  .Unge- 
rn uhtli.-hk.it   [inconrmodum].'   KdSailer   1460. 

Oster-:  Mietwohnung,  die  zu  Ostern  geräumt 
werden  muss.  DWyss  1796,  166.  .Ostergemächer  wer- 
den mit  Kirchweih  und  Kirch  weihgemiieher  mit  Ostern 
aufgekündigt.-  ebd.  S.  Gemach  2  b.—  Fleisch-: 
(bisweilen  ein  gewölbtes)  Gemach  zur  Aufbewahrung 
von  Lebensmitteln,  bes.  von  geräuchertem  oder  zum 
Dörren  aufgehängtem  Fleisch,  t.  im  Erdgeschoss,  t. 
im  1.,  t.  im  2.  Stock  gelegen  (in  Splügen  oberhalb 
des  Spichers)  Gr.  Syn.  Chuchi-G.  .Hinder  der  Kuchen 
ein  gewölbtes  Fl.,  darin  das  geräucherte  Fleisch  und 
andere  Victualien  aufbehalten  werden.'  NSererh.  1742. 
—  Heirulicb-  -Gemach  2  dy  SchwNuoI.  Vgl. Spräch- 
Hüs  (Bd  II  1731)  und  Gr.  WB.  IV.  1,  2,  1337.  — 
Gehör-:  Hörsaal.  ,[Das  untere  Collegium  in  Z]  wel- 
ches sein  Lehr-  und  G.-Gemach  bei  der  Kirch  zum 
Fraumünster  hat.'  Lei-,  Lex.  —  Hüs-:  (bequeme,  be- 
hagliche)  Wohnung.  Drü  Ding  b'halte'd  de"  Ma" 
diht  hu  :  i "  gueti  Frau,  schö"  11.  und  —  Unglück.  Sclger. 

Chuchi-:  Speisekammer  neben  der  Küche  Gr. — 
GhirchC-G'rnäcÄK.  ,[Zwei  Diebe]  haben  das  Heilig- 
tum aus  unserm  Kirchengemächlin,  welches  ob  dem 
Gewölb  des  Chors  ist  und  etwas  Blei  und  Pulver  ver- 
i.  weggeführt  und  gestohlen.'  NSererh.  1742.  — 
Gh.-Gadem  (Bd  II  118)  GrKIi.  Syn.  Für.  - 
Ligg-:  Schlafraum  der  Sennen  in  den  Alphütten 
üul'r.  Syn.  Ligg-Spicher.  —  Milch-  =  M.-Gadem 
(Bd  11  119)  Gl  (Steinm.  1802).  —  Bi-.  ,In  das  dritt 
b.,  das  am  haus  des  Herrn  was.'  1531/1667,  Jerem.  ; 
dafür:  .den  dritten  eingang.'  1530;  1868.  —  Bad-: 
PI.,  Badegebäulichkeiten  Gr.  —  Bätsch-:  Werkstatt 
GrPt.  S.  Werch-G.  —  Raub-  Roubmach:  Gebäude 
zur  Aufnahme  des  Bodenertrages  (Heu,  Stroh,  Ge- 
treide. Gartengewächse)  W.  —  G°-rümpel-  =  Ge- 
rümpel-Chammer  (Bd  111  253)  B;  GrI).  k\ic\\  =  Rudel-, 
Plimder-Chammer  (Bd  111  251/2)  BM.  Fh  sott  not- 
wendig  ciuisch  mit  d'r  Büchere"  [Wäscherin]  ga"  üsi 
Wasch  abrede*;  d'sG.isch  gerne  voll.  MWalden  1880. 
,Biel  ist  MGnHH.[von  B]G.'  Zschokxe1797.  -  Sattel-: 
Gemach  (auf  dem  Dachboden),  in  dem  Reitzeug,  Ge- 
schirre Leder.  Schellen  usw.  aufbewahrt  werden  GrD. 
,15.).  _  Weber- =  Web-Gadem  (Bd  II  120).  Red.  1662. 
—  c  hilch-wih-  s.  Oster-G.  —  Weid-  =  Finel  2, 
auch  .Staf'el'  in  den  Alpdörfern  BPrut  -  Werch-: 
Zimmer  mil  einer  Werkstatt  GrD.  (B.). 


•,'' mache".  Diin.  g'mäehele":  1.  (im  Gehen,  übh. 
in  allen  Verrichtungen)  langsamer  werden,  altern 
Ar:  BSi.:  UwE.;  Z.  „Er  g'machet,  es  (/'machet  mit 
im."  .Wann  mir  's  Herz  anfangt  krachen,  mein  Atem 
will  g.'  Ende  XVII.,  St  Annalied.  —  2.  (g'mäehele") 
langsam,  in  aller  Ruhe  und  Bequemlichkeit  an  Etw. 
arbeiten  Ap.  —  3.  sich  von  einer  Krankheit  allmäh- 
lich wieder  erholen  „VO;  G.  Der  Sohn  g'machet 
wieder,  es  wird  allmählich  besser  mit  ihm." 

g'machsam,  in BO. g'mächsam:  1.  =  gemach.  ,Und 
sollt  denn  das  ysen  g.  und  sanfte  Marine  [in  dem  .fülle'] 
umbkeren.'  XV.,  Schw  Arzneib.  ,[Man  soll  bei  Ver- 
steigerungen] die  dryg  rüef  grad  g.  ungeylet  uf  ein- 
anderen tuon.'  ZWthur  Stadtb.  .Gradatim,  g.  oder 
hüpschlich.  Segniores  sint,  sygind  verdrossner  und 
g-er  oder  eilind  nit  hälftig.'  Fris.  ,Das  [Kriegs-]volk 
sammlet  sieh  g.'  HBdll.  1572.  ,Cancrum  lepori  com- 
parare,  einen  G-en  einem  Geschwinden  vergleichen.' 
Denzl.  171t'..  .Seit  mit  der  Strafe  etwas  g-er!'  JJUlr. 
17:'.:!.  Verst.:  ,Allg.  nebenher  reiten.'  Heütelia  1658. 
—  2.  bequem  zu  begehen,  von  Wegen  BO. 

gemachsam  lieh  s.  fülklich  Bd  I  791. 

Gemäehende  =  Gemach  2  a.  , Ein  Gut,  darauf  G. 
g'sein,  Häuser,  Speicher  und  Scheuren.'  1660,  BSa. 
.Wenn  Einer  Gut,  Weid,  Mad  oder  G.  vertauschen 
wurde.'  ebd. 

Das  W.  scheint  einem  altem,  in  unserer  Bed.  allerdings 
sonst  nicht  belegten  gemechedi  zu  entsprechen;  wegen  des 
eingeschobeneu   ;i   vgl.  die  Anui.  zu    taufet  Bd  III    1143. 

Gemächi  f.:  Langsamkeit,  Bequemlichkeit  Ap; 
BSi.;  UwE.;  Z.  Auch  bei  Mal.;  SchwLB. ;  HKeller 
1729.    —   Ahd.  gimahhi,  opportunitas. 

gemächig:  mit  Zahlww.  verbunden,  so  und  so 
viele   Stockwerke    enthaltend    Ap.     Vgl.  Gemach  2  c. 

g°mächlicb,  -lig:  bequem,  von  Menschen  UwE. 
In  der  ä.  Spr.  wie  nhd.  ,Ich  will  gemächling  hinnach 
treiben.'  1531,  Gen.  =  .gemächlich.'  1548.  ,Das  für 
zundt  man  gemelich  an,  ob  's  uss  gefär  oder  ungefär 
geschah,  wissend  die  nachrichter.  Uss  dem  langsamen 
rösten  sind  sy  [die  Märtyrer]  nie  verzagter  worden.' 
Kessl.  Verst.  ,alls-gemächlich.'  .Ich  will  als  gmählirl' 
dem  Heimet  zue.'  Gespräch  1712. 

Betr.  das  Verklingen  des  Spiranten  vgl.  all-mahlig,  all- 
mählich Gr  OhS.  und  nhd.  .allmählich'  selbst.  Das  vorge- 
setzte all*  wie  in  dem  syn.   alle-gemach. 

Ungemächlichkeit :  Unannehmlichkeit,  Stra- 
paze. .Reisende,  welche  der  U.  Trotz  zu  bieten  keck 
genug  sind,  machen  diese  Reise  sehr  geschwind.' 
AHöppn.  1788. 

G°mächliug  m.:  1.  Hausgenosse.  ,Es  sygend  ge- 
mächling, fründ  oder  nachburen.'  1526,  Eqli,  Akten. 
—  2.  langsamer  Mensch  AaWoIiI.  —  Zu  1  vgl.  .Geselle.' 

mache",  in  ZW.  -ch>-,  in  Gr  -h-  —  3.  Sg.  Präs.  machet 
GlK.;  GRD.,Pr.;  Th  (veraltend);  ZO.,  Conj.  Prät,  miech 
AALeer.;  Bs;  B;  GlK.  (-ch>);  SchwE.;  Th;  UwSachs. ;  Z, 
müechi  GrPi-.,  miecht  GT.;  ZDättl.,  0„  miechti  BsSt.; 
S,  machteti  BsSt.,  sonst  machti  —  Ptc.  Perf.  g'machet 
AiB.;  GlK..  Moll.;  GA.;  Scutw.;  Th  (veraltend);  Z 
tw.:  im  Ganzen  wie  nhd.  I.  tr.  A.  mit  einfachem 
Acc.  P.  oder  S.  1.  von  allerlei  Gegenständen,  an-,  ver- 
fertigen, herstellen,  zubereiten,  allg.  (Mm)  c"  Brief 
in.,  sehreiben  AaL.  Warum  hesch  mer  o0»  kei'S  Briefli 
g'macht?  MLbhz  1895.  .Ich  beschloss  auf  der  Stelle, 
dir  einen  Brief  zu  machen.'  XHerzog  1845.   .Also  ward 


21 


Mach,  mech,  mich,  moch,  much 


22 


der  brief  gemacht.'  Hatmonsk.  1531.  S.  noch  die  Zss. 
mit  -Macher.  Von  den  Mahlzeiten  des  Tages  oder  den 
betr.  Gerichten:  Z"  Mittag  m.,  ('s)  Kaftfßm.;  Haber- 
suppe'  :'  Nacht  m.  Bs;  B;  Thj  Z.  —  '.'.  ,Gott  m.',  Tom 
Priester  bei  der  Verwandlung  in  der  Messe.  .All  die 
priester,  die  [z']  Zürich  syen.  mügen  Gott  mit  segnen 
noch  in.  [da  sie  im  Banne  sind].'  1385,  Z.  —  3.  Kin- 
der, Junge  >».,  erzeugen,  gebären.  Wir  wollen  gehen, 
uns  nicht  länger  hier  aufhalten :  da  simmer  [sind  wir] 
nüd  g'macht  werde'  GRh.;  Th;  Z.  100  Franke*  händ 
mich  nüd  g'macht,  ich  vermag  sie  zu  bezahlen  Z 
(Spillro.).  .Die  zwei  Krontaler  haben  mich  nicht  ge- 
macht' U.  Vgl.  gr.  xexvoTtoLsiv.  a)  vom  Manne  Ap; 
Th;  auch  in  ä.  Lit.,  z.  B.  Bs  XIV.  298:  UEckst.,  Klag 
K  5  e.  Auch  mit  Dat.  P.  AALeer.;  Bs;  Z.  Ebenso  in 
ä.  Lit.,  z.B.  1491,  Ztschr.  f.  schwz.  R.  23,  344;  1525, 
Absch.  IV  1  a,  637.  —  b)  vom  Weibe,  bzw.  Tierweib- 
chen. 1460,  Ztschr.  f.  schwz.  R.  V  b,  112;  NMan.  1522; 
XVI..  Bs  Brief;  Vogelb.  1557,  17  b;  Haberer  1562, 
F4a;  Tierb.  1563,  16  b;  1592,  Schaubg,  Kq.  2,  262. 
Vgl.  it.  fare.  —  4.  Beamte  m.,  wählen  Bs;  GrScIi.; 
Tb;  Z.  Mer  händ  hat  en  neue'  G'memdamme'  g'macht. 
Z'  Sä  Peter  gand  si  gan  helfe"  d'  Obrigkeit  m.  Schwzd. 
(GRSch.).  .Am  gleichen  Tag  sind  die  Gemeindewahlen; 
es  werden  gemacht  der  Wächter,  der  Wegknecht,  der 
Kaminfeger  usw.-  ZSth.  Darnach  auch:  en  Hans  usw. 
m.,  Einen  auf  den  Namen  Hans  usw.  taufen  (lassen) 
Th.  .Vordem  band  wir  (Appenzeller)  vil  Hansen 
g'machet,  aber  sie  sind  uns  fast  all  z'  Narren  worden; 
druff  hand  wir  ang'fangen  Kulenen  [1.  Eudlenen;  vgl. 
Bd  III  154]  m.,  und  die  sind  zimlich  wol  g'raten.' 
Schimpfr.  1651.  —  5.  darstellen,  eine  Rolle  spielen. 
De"  Herr  m.  B;  U;  Z.  ,Der  Herr  z' m.  geht  ringer.' 
Gotth..  Herbstgespr.  Fraue"  m.,  das  Haushaltungs- 
spiel  machen  ZSth.  I)'r  Holledihö  (=  Hollehö  Bd  II 
859)  m.  SchwE.  Wie  hat  s-es  aw'1'  b'elendet,  dass  es 
eister  müess  deheime"  si",  wenn  ander  Liit  der  H. 
miechet.  MLiekert  1891.  De"  Gross  (Grösse"  Th)  m., 
e'  Grosses  m.  s.  Bd  II  803/4.  De"  Narr  (Narre  Th;  Z) 
m.  1)  Spässe  treiben  SchwE.;  U.  2)  sich  zu  Allem 
hergeben,  Dienste  tun,  die  nicht  belohnt  werden  B; 
Th  ;  Z.  lez  isch  ['s]  g'nueg,  irh  mache"  nümme"  länger 
de"  N.!  's  Anneli  mues'  's  Bötli  m.  für  ga"  Bricnz. 
JCOtt  1864.  De"  Schlecht  (de"  Schlechte",  de"  schlecht 
Hund  ThHw.)  m.  (an  EimJ,  Jmdn  treulos  im  Stiche 
lassen,  durch  Hinterlist  und  Verrat  ins  Verderben 
bringen,  bes.  ökonomisch  zu  Grunde  richten  Th;  Z. 
N.  N.  war  nie  verlumpet,  trenn  nid  en  guetc  Fr  und  de" 
Schi,  g'macht  hett  an-em.  De"  Güggel,  Hund,  d'  Cime 
mache"  s.  Bd  II  193.  1425.  III  91.  Ein  Spiel  machen. 
z.  B.  en  Jass  m.;  m.,  iver  z'ersten  am  Ort  sei,  um 
die  Wette  laufen;  bes.  häufig  in  Verbindung  mit 
einem  Gen..  z.  B.  Fähens  (Bd  I  723),  Verbergis,  A"- 
schlagis,  Jäger(l)is,  Lereris,  Mueteris,  Bäuber(l)is.  — 
6.  von  Jmd,  Etwas  ein  Bild  anfertigen,  spec.  Jmd 
photographieren  Tu;  Z.  Du  bist  guet 'tröffe",  wer  hat 
dich  g'macht?  Sich  m.  la",  sich  photographieren  lassen. 
—  7.  prägn.  E"  G'sicht  m.,  dem  G.  einen  verdriess- 
lichen.  zornigen  Ausdruck  geben  Th;  Z.  En  Grind, 
Chopf  m.  s.  Bd  II  762;  III  410.  Mit  Dat.  P.  Eim  es 
G'sicht  m.  wie  de''  bar  Tüfel  Z.  Vgl.  ane'-machen.  Bei" 
m.,  eilen,  sich  rühren  B;  „W;"  Z.  „Er  hat  vor  Ghlupf 
schier  kei*  Bei"  m.  chennen."  ,Der  Michel  wolle  für 
d's  Tüfels  Gewalt  kein  Bein  mehr  in.',  sich  nicht  vom 
Flecke  rühren.  Gotth.    ,Der  Meister  hatte  den  Uli  an 


den  Pflug  gestellt,  was  [als  Zeichen  des  Zutrauens] 
hundert  Väter  an  den  eigenen  Söhnen  nicht  tun,  so 
lange  sie  ein  Bein  m,  können.'  ebd.  /''  bin  müede' 
g'sm,  das' ['s]  mich'düeeht  hed,  i,h  mög  keis  Beim  m< 
m.  BK.  Ich  will  dich  Irre"  Bei'  m.  '/..  —  8.  a)  zurecht 
machen,  ordnen,  in  gehörigen  Stand  setzen.  Holz  m., 
fällen,  spalten,  zerkleinern,  übh.  für  den  Gebrauch 
herrichten  Aa;  S;  Th;  Z.  E"  Ghlöfter  Holz  m.,  kann 
auch  das  Aufsetzen  bedeuten  Bs.  Witt  ge"  Holz  in}Y 
fragt  man  Einen,  der  sich  ein  grosses  Stück  Brot  ab- 
schneidet [weil  der  Holzmacher  bei  seiner  anstrengen- 
den Arbeit  reichlicher  Nahrung  bedarf]  AaEIii-.  .Alle 
die,  so  holz  verkaufend  by  dem  klofter,  die  sollend 
es  nach  der  statt  Luzern  mess  und  klafter  m.  und 
verkaufen.'  L  Ansehenb.  ,Die  Tage  bestimmen,  wann 
das  Holz  gemacht  wird.'  Bs  Holzordn.  1806.  .Sobald 
eine  Gemeinde  mit  dem  Gabholzmachen  [s.  Hd  II  1251] 
fertig  ist,  soll  es  unserm  Oberförster  berichtet  werden.' 
ebd.  S.  noch  Holz-Geber  (Bd  II  95)  und  vgl.  iif-maclien. 
Heu  m.,  aufschütten  AALeer.,  aber  auch  =  heuen;  vgl. 
ein-tägig.  Öpfel,  Herdöpfel  m.,  (zum  Kochen)  zurüsten 
GTa.;  vgl.  aber  auch  Bed.  10.  17.  ,Sy  wuesch  die 
hefen,  die  kessi'  und  die  schüsslen  und  machet  die 
fisch.'  G  Hdschr.  's  Här,  d'  Här  m.,  kämmen,  frisieren 
Bs;  Schw;  Th;  Zg;  Z.  De"  Bart  m.  Bildl.  .Lieber 
lasse  ich  sie  ins  Bad,  als  dass  ich  mir  von  der  den 
Bart  m.  [mich  zurechtweisen]  lasse.'  Gotth.  E"  Grab 
m.,  bepflanzen  und  im  Stand  erhalten  Z ;  vgl.  Grab- 
Macher.  Eine  Treppe,  einen  Zimmerboden,  ein  Zim- 
mer m.,  kehren,  reinigen,  in  Ordnung  bringen  Th;  Z. 
Einer  nachlässigen  Hausfrau  wird  nachgeredet,  si 
machi  d'  Stube"  nie  vor-dem  Mittaglüte".  —  b)  bes. 
mit  'lern  Zusatz  wider,  (etwas  Zerbrochenes,  Beschä- 
digtes usw.)  wiederherstellen,  ausbessern,  allg.  ,[Die 
Arznei]  vertrybt  die  Heisere  und  macht  den  Weg  des 
Atems.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  Auch  mit  dem  Scha- 
den als  Obj.  E*  Loch  [z.B.  in  einem  Kleidungsstück) 
m.,  zuuähen  Th.  —  9.  (eine  Schuld)  bezahlen,  be- 
richtigen B;  Uw.  ,Den  alten  Zins,  das  Alt  noch  nicht 
gemacht  haben.'  Ndw  Kai.  1868.  .Kommst  mer  jetzt 
nicht  anfangs  das  Alt  und  Überalt  in.?'  ebd.  ,Ob  er 
ihm  das  Ding  [die  Schuld]  nicht  bald  m.  könne;  er 
müsse  auch  zahlen  und  habe  schon  lange  gewartet.' 
ebd.  1865.  .Ich  werchte  schier  Tag  und  Nacht,  um 
dem  Vater  den  Zins  m.  zu  können.'  B  Hist.  Kai.  1889. 
,[Das  Schuldenbäuerlein]  jammerte,  er  könne  den  Zins 
noch  nicht  m.'  JGProbst  1889.  .Mein  Vater  bildete 
sich  ein,  sein  Verdienst  solle  den  Zins  m."  Gotth. 
S.  noch  21  da.  —  10.  erwerben,  gewinnen,  bekommen. 
E*  Vermöge"  m.  Th;  Z.  Gelt  m.,  bes.  durch  Handel 
Th;  Z;auch:  zurücklegen  U.  Oppis  m.  am  Wi",  Ge- 
winn herausschlagen  Z.  A*  der  War  ist  Nü(njt  z'  m., 
Nichts  Zugewinnen  ScHSt. ;  Z.  , Ich  wollte  ausbieten, 
einen  Hof  zu  übernehmen  und  darauf  mehr  zu  m..  als 
irgend  ein  Anderer.'  Gotth.  Me*  muess  hütz'tags 
luege*  mit  dem  Vech  Öppis  z'  m.  [aus  dem  Vieh  Gewinn 
herauszuschlagen],  wo  d'  Frucht  Nünt  mer  gilt  Th. 
.Darum  abt  Caspar  gezwungen  ward,  um  sich  ze  luegen 
und  gelt  ze  machen,  wo  er  kund  und  mocht.'  Vad.  ; 
vgl.  Zschokke's  .Goldmacherdorf.'  Auch  mit  wegge- 
lassenem Obj.  Er  macht  i"  si"  Sael;  sorgt  für  seine 
eigene  Tasche  AALeer.;  Z.  Lö"  m.  B.  .Er  machte 
keinen  Lohn',  gewann  Nichts.  N.  B  Kai.  1840.  Von 
Feldfrüchten,  landwirtschaftlichen  Erträgen:  Wi"  uv. 
bekommen  Bs;  Th;  Z.  Hur  Hämmer  wider  cinol  ordelicU 


23 


Mach,  nitch.  mich,  moch,  much 


24 


umritt.    Doppelsinnig  fragt  man:   Wie  oil  Wi* 
hesdh  g'macht?  Bs.  En  guete*,  volle'  Herbst  m.  Tu:  / : 

:,  U tri, st  4  (Bd  11  1594).  Wer  Hunds  tcoti  müsse', 
wie  r,l  Anke'  me"  much.  N.  1!  Kai.  1840.  Stimme"  in.. 
erhalten  (bei  einer  Wahl  oder  Abstimmung)  Bj  Tu;  Z. 
ir<>  es  zum  Mut"  cho*  s,,i.  lullt  er  bim  Dolder  niehl 
e*  einzige  Stimm  g'macht.  Gotth.  Von  einein  Antrage 
sagt  man.   er   machi  nu"  wenig  Stimmt".     Sim 

.  von  einem  Kinde  Bs.  (Es  grosses)  Oter  m. 
Htm  ii  (Bd  I  607)  iIr;  '/..  .Volk  m.',  sammeln,  er- 
werben. .[König  Otto]  verfasset  sieh  zuo  einem  stryf 
and  machet  noch  ein  grosse  zal  volks.'  Vad.  ,Mi1 
aller  irer  hab,  die  sy  gewunnen  hattend,  und  seelen, 
die  sy  gemacht  hattend  in  Haran.'  1531/60,  Gen.  =  ,be- 
kommen.'  1677/1868.  Vgl.  noch  Volk  5  (Bd  I  802) 
und  s.  20  a  £  und  rj.  —  11.  erleiden,  durchmachen. 
„/■>  Bei'bruch  m.  Er  hat  e*  völligi  Krankheit  (/'macht 
W.°  12.  (einen  Weg)    zurücklegen   Aa;  Ap;    Bs; 

BSi.;  Sc«;  Tu;  Z.  In  Hin  Tag  12  Stunde"  m.  Einen 
Berg  m..  besteigen  GRChur;  Th;  Z.  De"  Glärnisch 
in  rim  Tag  m.  .Die  Fremde  ni.\  auf  die  Wanderschaft 
gehen  üw.  —  13.  ausmachen,  betragen.  Additionen 
schliesst  man  mit  den  Worten:  macht  (z'sämme")  .  . . 
(entsprechend  dem  lat.  .facit')  Tu  Z.  Wie  vil 
macht  's,  beträgt  die  Summe?  Bs;  Th;  Z.  Was  macht 
mt"  l'rti  tun"  Sach  Th),  was  bin  ich  schuldig?  L; 
Tu;  '/..  E*  lltillti  Bändliker  [bekannter  saurer  Wein] 
zu  3  Batzi";  was  macht  e*  Mass?  scherzh.  Rechen- 
aufgabe [die  Lösung  lautet:  Büchwe]  Z.  ,Die  Re- 
formierten allhier  machen  nicht  viel  über  den  S.  Teil.' 
Sererb.  1742.  .Schams  macht  7  Teil,  was  Einnemens 
und  Ausgebens  betrifft.'  ebd.  Wiegen  B;  Th;  Z.  Emel 
:,n"  mr1  c  Iitilbc"  Zentner  heig  si  g'macht.  MWalden 
1880.  ,Mit  sammt  den  Kleidern  gewogen  werde  es 
ein  Kleines  sein,  was  sie  über  100  Pfund  mache.' 
Gotth.  —  14.  aufschreiben,  notieren  S.  Nun  Gheigel 
[getroffen];  mach, -sei  Hanggi  1893.  Vgl.  uf-machen. 
An-,  berechnen  Aa;  Th;  Z.  Er  macht  3  Franke" 
Taglö*.  En  Iure  Tokter,  wo  für  en  einzige"  Gang 
5  Franke"  macht  Th;  '/..  Machid  auch  nüd  z'  vü  [sagt 
der  Bauer  zum  Schmid,  mit  dem  er  abrechnet],  nüd 
in,,  weder  das  er  aWh  cor  Gott  verantworte*  chönnid. 
Wolf.  Bauerngespr.  .Einem  Zins  m.'  ,Du  hattest  die 
15  Gulden  auch  noch  bis  dahin  behalten  können,  ich 
hätte  dir  keinen  Zins  dafür  gemacht.'  Unsichtb.  1793. 
—  15.  ausmachen,  vereinbaren;  festsetzen,  verordnen, 
bes.  von  Obrigkeits  wegen  Ap;  Th;  Z.  Mer  mache'd 
'"  Lö*  [sagt  der  Dienstherr  zum  neuen  Dienst- 
boten];  ich  teilt  z'erst  biege",  tee'sgöng  Tu;  Z.  Du 
wersch  [wirst] -es  rom  Jolceb  inne*,  was  (/machet  [ab- 
gemacht] worden  ixt.  Ap  Kai.  1846.  Mer  wand  [wir 
wollen  |  ie;  en  Frauke"  in.,  sagt  man  etwa  vorschlags- 
wei       einer  niedrigeren  oder  einer  höheren  Forderung 

über  Z.  Audi  mit  Bez.  auf  die  Summe,  zu  der 
man  die  Forderung  eines  Andern  selber  freiwillig  er- 
höht. Ic*  will  iei  es  Fränkli  m.  [statt  der  verlangten 
80  Bp.]  Z.  .Wie  ea  dann  die  dry  mann  [Schiedsrichter] 
in. i  hend  und  richtend,  das*  es  dann  von  beden  teilen 
als.>  gehalten  werden  solle.'  Ap  LB.  1409.  Sehr  oft 
Ist  das  Obj.  durch  einen  Satz  ausgedrückt.  Heirats- 
lu  tigen  Mädchen  pflegt  man  zusagen,  es  sei  g'macht 
worden,  dass  an  dem  Hochzeitstage  jede  Braut  einen 
Ho  enträger  [Wortspiel!]  an  die  Hand  nehmen  müsse 
Ap.  ,So  einer  ein  /.ins  ab  synem  guot  gelten  soll, 
haben   wir  g'macht,   das-  einer  ein   scholdner  [Gläu- 


biger] nül  soll  vor  sant  Johannstag  bezalen.'  Ap  LB. 
1409.  .Wir  sint  g'meinlich  mit  einanderen  überein- 
kommen und  band  guiacht,  dass...-  1498,  Obw.  .Wir 
haut  onch  gemacht,  wer  mit  rossen  ze  alp  faren  will, 
der  soll...'  ebd.  .Und  macht  mit  ir,  so  er  sturb,  soll 
sv  syns  guots  syn  ein  erb.'  UEckst.  .Es  ist  auch 
abgeredi  und  gemacht,  dass  um  unbekanntlicbe  Schul- 
den soll  Niemand  über  sie  Recht  erbieten.'  GßKlost. 
LB.  Vgl.  noch  Berg-Hciiw  3  (Bd  II  1819),  Land-Lüt  ~> 
(Bd  III  1523)  und  s.  21  e  a.  —  16.  mit  Dat.  P.,  Einem 
Etw.  aussetzen,  zuerkennen.  .TJrnb  dass  sy  [die  Prie- 
ster, welche  die  Jahrzeit  abhalten  und  denen  früher 
ein  Malter  Dinkel  dafür  ausgesetzt  worden  war]  dester 
bass  zuo  teil  kommen  mugent.  baut  inen  myn  herren 
für  das  körn  IV  Ib.  gemacht.'  nach  1506,  S  Batsrirot. 
,Uff  das  jar  hatt  man  gemacht  ahn  burgermaister  20  pfd 
und  aini  ratsherren  10  pfd  [als  Einkommen].'  1523, 
HsStockar.  Insbes.,  testamentarisch  zusichern,  ver- 
machen Bs  (Spreng);  BHk.  Sehr  häufig  in  der  ä.  Bit., 
namentlich  in  den  Rqq.  des  X1II./XVII.  S.  noch  ord- 
nen 3  b  (Bd  I  440),  Erb-Fall  |Bd  I  739),  Morgen-Gab 
(Bd  II  54/5)  und  Gr..  WB.  VI  1374.  -  17.  bauen, 
pflanzen,  von  allerlei  Kulturgewächsen,  deren  Same 
in  .Masse  gesät  oder  in  die  Erde  gesteckt  wird  BBe., 
Ha.;  Th;  Z.  „Der  Nachbar  hat  seine  Erdäpfel  schon 
gemacht."  Ieh  han  hit  Hockeni  g'machd  im  Blätz 
[Pflanzland]  BHa.  Machst -mich  im  Neu  [sagen  die 
Pflanzen],  se  gib-i'1'  für  dieh  und  für  d'  Söu;  machst- 
mich  im  Wiidel,  so  gili-r''  (E)tteiidereiu  |  keinem  von 
Beiden]  BBe.  -  -  18.  bewirken,  verursachen  (welch 
letztere  Ausdrücke  der  Volksspr.  durchaus  fremd  sind), 
a)  Alles  wüsse*  macht  Ghopfwe,  BA.,  mit  der  man 
einen  neugierigen  Frager  abfertigt  Th.  Das  macht  's! 
das  ist  die  Ursache  Tu;  ZO.  Das  Obj.  ist  durch  einen 
Satz  ausgedrückt.  ,Er  wisse  es  zu  machen ,  dass 
die  Hühner  in  seinen  Stall  gehen,  um  zu  legen.'  Sch 
Pilger  1885.  In  dieser  Weise  häufig  Verstärkung  einer 
Aufforderung:  Mach,  dass  es  göt,  dass  d' furtchunnst, 
dass  d'  schlingst!  .So  gang  und  machent,  dass  ihr 
essent.'  GGotth.  1619.  Vgl.  lat.  fac  abeas!  —  b)  mit 
Dat.  Eim  Füess,  Bei"  in..  Einen  zur  Eile  nötigen 
Bs;  B;  Tu;  Z.  Wenn  C  ei  nid  machst,  dass  /'  fwt- 
chunnst,  so  will  [ich]  der  denn  Füess  m..  Drohung  Tu. 
's  isch  e*  Buess  für  e*  Frau,  so  fuli  Chnechte*  -'  re- 
giere*, wenn  der  Ma**  fürt  isch;  Der  weiss  scho*,  wie 
me*  ne*  Bei*  macht.  Breitenst.  ,Da  manglen  wir 
keines  Treibers,  der  hinder  uns  stehe  und  uns.  wie 
man  sagt,  Füss  mache.'  FWvss  1672.  Eim  B'sinni'g 
m.,  s.  umhin  Bd  II  1327  unten.  Eim  de"  Verstund 
m.,  zu  verstehen  geben  B.  ,D's  Pfarrers  hätten  sie 
auch  geheissen  zu  ihnen  zu  kommen,  aber  Das  sei 
ihnen  nur  der  Verstand  gemacht,  dass  sie  ihnen  was 
brächten,  wohl  eine  Hamme.'  Gotth.  .Der  Suppen 
einen  Gust  m.'  Sererh.  1742.  S.  noch  Fuess  (Bd  I 
1087),  Chats  (Bd  III  583).  Bein.  --  19.  ausführen, 
vollbringen;  gleich  tuen  allgemeinste  Bezeichnung 
einer  Tätigkeit,  t.  an  Stelle  speziellerer  Verben,  f.  mit 
dem  Obj.  zs.  ein  Vb  umschreibend,  wie  im  Nhd.  in 
sehr  zahlreichen  mehr  oder  weniger  festen  Verbin- 
dungen, a)  B'  (e*  B)  Hüshalti'g  in.,  besorgen,  führen 
B;  Th;  Z.  Dafür  auch:  D'  Such.  si*S  Sächli  m.  Th;  Z. 
Eim  d'  Such,  si-  Stieb  m.  1)  ihm  die  Haushaltung 
führen  Th;  Z.  —  2)  ihn  zurechtweisen,  es  ihm  ein- 
tränken. .Wir  wend  im  syn  sach  dermassen  m.,  dass 
er  sy"  [darüber]  g'wüsslicb  nit  wirt  g'lachen.'  I'inkelin 


Mach,  meoh,  mich,  moch    muri 


1552.  Em  gleichen  S.  Eim  d's  West*  m.  GRPr.  S.  noch 
Ordning  Bd  I  441.  S»"  Saeh  m.,  seine  Pflichl  tun 
Tb;  Z.  D'r  Dreck  m.,  alle  schmutzige  oder  niedrige 
Arbeit  im  Hause  tun  SchwE.  Dili  abe'wäsche',  Höh 
afe'bräge',  Böde"  putze',  Göfe"  a'g'schirre',  halt  übe" 
go'  d'r  Dreck  m.  MLienert  1888.  —  b)  „seine  An- 
dacht in.,  verrichten.  Er  hat  chum  //ü  g'häbet,  en 
i/ueti  Meini'g  :'m.,  einen  frommen  Gedanken  zu  fassen. 
eine  Andacht  zu  verrichten  \V.-  —  c)  Mittag  m.. 
Mittagsrast  halten  Th.  Sit  mutig  m..  die  Samstagarbeit 
im  Hause  tun.  aufräumen  ß;  Th;  Z.  Syn.  Samstagen. 
.Stiidi  sagte,  es  wolle  heim,  noch  Samstag  in.;  die 
Mutter  balge  [keife],  wenn  man  an  einem  Samstag 
nach  dem  Feierabend  noch  arbeite.'  Gotth.  D'  Untere" 
m.,  die  damit  verbundenen  kirchlichen  Pflichten 
(Beichte  und  Kommunion)  erfüllen  S;  UwE.  De" 
Herbst  m.,  s.  Bd  II  1593.  Syn.  herbsten.  —  d)  D's 
Mir  m.,  abstimmen  lassen,  die  Stimmen  zählen  B. 
Syn.  meren.  Driif  macht  d's  Stineli  das  Mir,  ob-mer 
c"  seilige"  Verein  well  oder  nit  well.  Gotth.  —  e)  B'riclit 
(S;  Tu;  Z).  B'scheid  (B;  S)  m.,  berichten.  Eim  B'scheid 
m.  für  hei'"  z'  clw".  Hopst.  Me"  macht  dem  Meister 
B'scheid  i"  's  Hüs.  Schild  1866.  —  f)  E"  Schluck  m.. 
tun  B.  .Die  Meisten  [denen  Benz  sein  Glas  darbot] 
taten  ein  klein  Schlüeklein  und  stellten  das  Glas 
wieder  hin.  Das  nahm  Benz  übel  und  schrie:  Mach 
es  f rösches!  Da  meinst  ume",  ich  vermag  nit  e"  Halbi 
z'  zale".'  N.  B  Kai.  1843,  50.  —  g)  Eim  Chiissli  m., 
ihn  küssen  Th;  Z.  —  h)  E"  Hüret  in.,  sich  verheiraten 
GrPt.  —  i)  bei  Steigerungen,  nachbieten.  Mach  noch 
es  Zieänzgerli,  Meili,  de""  will  d'r  's  lö".  EHänggi.  — 
k)  s.  Lüwi  Bd  IH  1545.  —  20.  mit  allg.  Obj.  Es  ist 
Nüt  z' schwer,  we""-me"  's  cha""  m.  Z.  Es  ist  z'  m., 
möglich,  es  auszuführen  B;  Th;  Z.  Formelhaft:  Es 
muess  nüt  z'  m.  si"  =  wenn  immer  möglich  B.  Es  hett 
nüt  miiesse"  sl"  z'  in.,  süst  hett  er  [der  Käufer]  ml"s 
Garn  g'no".  N.  B  Kai.  1841.  ,Das  dünkte  mich  gar 
lustig  [dass  die  Hühner  mich  umgackerten],  und  es 
musste  nicht  zu  m.  sein,  oder  ich  brachte  ihnen  Hafer 
mit.'  Gotth.  ,Wenn  wir  für  uns  ein  Kaffee  machen 
so  zwüschen  iche",  so  muss  es  nicht  zu  machen  sein, 
oder  er  muss  ein  Kacheli  davon  haben.'  ebd.  .Es 
müsse  Nichts  zu  m.  sein,  oder  er  müsse  die  Tochter 
haben.'  ebd.  M.  und  tuen  neben  einander.  Me*  liiit 
öppedie  me  z'  tue'  weder  z'  m.,  mehr  Arbeit,  als  man 
bewältigen  kann;  kommt  vor  lauter  Eifer  für  Klein- 
liches und  Unnötiges  nicht  dazu,  das  Notwendige  zu 
tun  Th;  Z.  In  B;  S  steht  in.  häufig,  wo  die  östlichen 
MAA.  in  Übereinstimmung  mit  dem  Nhd.  tuen  zu 
setzen  pflegen;  vgl.  auch  noch  II.  Das  macht  er  nüd 
B.  Mach  es  nit!  Gotth.  ,[Anne  Bäbi  will  den  Markt 
besuchen,  aber  dahin  fahren,  nicht  zu  Fuss  gehen.] 
Mach  's,  sagte  Hansli,  für-nen  Schoppe"  lässt  dich  der 
Bote  schon  aufhocken.'  ebd.  ,Sie  müsse  die  gute 
Milch  Denen  geben,  die  arbeiten;  er  mache  Nichts 
mehr.  Er  mache  nicht  viel  mehr  als  der  Bueb.'  ebd. 
Spec.  a)  Oppis  (NM)  in.  a)  einen  Fehler  begehen, 
sich  Etwas  zu  Schulden  kommen  lassen  Bs;  Th;  Z. 
Syn.  Oppis  anstellen.  —  ß)  seine  Notdurft  verrichten. 
bes.  von  Kindern,  aber  auch  von  (kleinern)  Tieren 
AALeer. ;  Ap;  Bs;  G;  Tb;  Z.  Dafür  auch  si"  Sächli  m. 
ZBauma.  Vgl.  noch  :  Kci"  Wunder,  macht  de''  Hund 
Plunder:  er  hat  d'r  Mueter  d'  Büelii  g' fresse".  Sprww. 
1869.  S.  noch  b.  —  y)  sich  rühren,  regen,  bes.  Klagen 
oder    Schmerzen   äussern    Ap;    Th;    Z.     Er  hat  Nüt 


g'macht,  wo-me'  '«  g'schnitte"  hat.  Syn.  kein  Muxm 
Kr  hat  nid  eil  g'macht  [bei  einer  üblen  Nachricht]. 
Von  Tieren.  Fürch-der  nid.  de  Hund  macht  Nüt! 
beisst  nicht.  Dos  Boss  macht  Nüt,  schlägt  nicht  aus, 
wenn  man  sich  ihm  nähert.  —  6)  unpers.  Es  macht 
Xiit.  tut  Nichts,  hat  keine  schlimmen  Folgen  Bs;  Tu; 
Z.  Macht  's  acht  Oj>/>i<.  we"-mer  dnr,h  die  ll'/.s-  dure" 
gönd?  Th;  Z.  Mit  Dat.,  Einem  Etw.  anhaben,  scha- 
llen, Nachteil  bringen  Bs;GrPi\;  Th;  Z.  Dem  macht 
Alls  Nüt,  er  hat  eine  unverwüstliche  Gesundheit  Th;  Z. 
Brenta*  [Bergnebel]  hi".  Brenta'  her.  Die  machi  im 
Xad.  Schwzd.  (GrPi-.).  Häufig  unpers.  Il/it  's-em 
Öppis  g'macht,  hat  er  (z.B.  bei  einem  Falle)  Schaden 
genommen?  Es  macht-em  Nüt  [keine  Mühe],  en  Sack 
Cherne'  z'  lupfe"  Th;  Z.  —  e)  „Ich  will  Etw.  daran 
m.,  will  anfangen,  daran  zu  arbeiten.  Er  kann  Nichts 
daran  m..  Nichts  dazu  beitragen,  ist  ausser  Stande. 
Etw.  daran  zu  tun  oder  zu  helfen."  Eim  Öppis  am 
Ghopf  »'.,  verhüllend  für  zausen,  beohrfeigen  Tu. 
,Ein  Fieber,  wo  kein  Dokter  Oppis  dra"  m.  [dagegen 
tun]  chönn.'  Gotth.  .Wenn  man  sich  [vor  dem  Spiegel] 
recht  drehe  und  bögle.  so  werde  es  viel  daran  m. 
[dazu  mithelfen],  dass  man  sich  hinten  und  vornen 
sehe.'  ebd.  Was  bin  ich  schuldig?  ViUicht  chann  ich 
seho'  us  de"  l'bünge"  [Geschenken]  ro"  de"  G'catter- 
lüte'  Öppis  dra"  m.  [an  die  Schuld  bezahlen],  ebd. ; 
vgl.  7.  —  Q  's  ist  Nüt  z'  m.  mit-em,  Nichts  mit  ihm 
anzufangen,  bes.  kein  Geschäft  mit  ihm  abzuschliessen 
Th;  Z;  vgl.  II  1  e  a.  Ist  Öppis  z'  m.  mit-ich?  fragt 
der  Hausierer  seine  Kunden,  ebd.  Mit  dem  Junker 
het  's-e-sieh  la"  in.,  aber  d'  Erau  ist  e"  hochmüetigi 
Dam  g'si'.  CBiederm.  1893.  Nid  eil  m.  mit  Eim,  sich 
wenig  mit  ihm  abgeben  Th.  .Ruoland  macht  nüt  vil 
mit  Ganelon.'  Morgant  1530.  —  ■»])  Nüt  us  Eim  m., 
sich  Nichts  aus  ihm  machen  Th.  Er  macht  Nüt  drüs 
ZO.  Ich  weiss  nit,  was  ich  uss-em  in.  muess,  wofür 
ich  ihn  halten,  was  ich  von  ihm  denken  soll  Bs.  — 
b)  was  machst,  was  mached-er  (GuetsJ,  wie  geht's? 
Aa;  Bs;  B;  G;  Schw;  Th;  Z.  Darauf  wird  zuweilen 
die  scherzh.  Antwort  gegeben:  Was  noch  nüd  g'macht 
ist  Z.  Auf  die  Frage:  Was  macht  [wie  geht  es] 
N.  N?  antwortet  man  etwa:  Ghrumbi  Bei",  wen» 
er  sitzt  Bs.  oder  mit  derberm  Scherz  (wortspielend 
mit  20  a):  Was  wett-er  m.?  Ticks  und  Tünns  '/..  was 
er  g'esse"  hat.  ebd.  Was  machst?  fragte  in  BStdt  ein 
Papagei,  als  er  ein  Erdbeben  verspürte.  Unpers.,  vor- 
fallen, sich  zutragen.  Viele  müssen  die  Zeitung  noch 
haben,  denn  ,sie  müssen  wissen,  was  es  in  Zürich 
gemacht  habe.'  XHerzog  1863.  —  21.  ,es  m.'  a)  eine 
Arbeit  aus-,  durchführen;  auskommen;  es  treiben  Z. 
Gang  nor,  ich  mache"  's  öni  dich!  Es  hat  noch  g'nueg 
Litt  uf  der  Welt,  's  wärt  wider  g'macht;  weiten  eim 
Stecke"  gut  kein  Hag  ab.  Stutz.  Wie  me"  's  macht,  so 
hed  me"  's,  wie  man  's  treibt,  so  geht  's.  Ineichen. 
.Wenn  ihm  das  Mutterli  abgehen  sollte,  er  wüsste 
nicht,  wie  es  ferner  m.  [was  anfangen].'  Gotth.  Mit 
adv.  Bestimmungen,  a)  es  gaet  in.  1)  gut  handeln, 
recht  tun.  Ich  ha"  g'ment,  g'ad  wemme"  's  guet  mache, 
geng  's  Em  auch  wider  guet,  ond  mach  me"  's  schlecht, 
so  werd  'seh  Em  eben  au'h  wider  schlecht  gon.  Ap  Kai. 
1848.  —  2)  bei  seiner  Arbeit  Erfolg  haben;  mit  Ge- 
schick und  Erfolg  wirtschaften,  ökonomisch  vorwärts 
kommen  B;  Sch;Th.  Mached  's  guet!  Abschiedsgruss 
an  Solche,  die  an  ihre  Arbeit  gehen  Sch;  Th.  Mi" 
macht  's    dert     ng  z'  halb  besser.   Gotth.  —  3)  eine 


27 


Mach,  mech,  mich,  moch,  much 


■> 


vorteilhafte  Wahl  treffen,  beim  Heiraten  IJ ;  Z.  Was 
<!'  Briiri  u'd d's  Werch  ist,  so  Im"',  wo  d's besser  mieehist 
in  Mädchen  zu  einem  Burschen,  dem  es  sich 
zur  Frau  empfiehlt],  Gotth.  .Ihm  sei  es  gegangen.  \vi<> 
es  es  nie  hätte  denken  dürfen,  nicht  nur.  weil  es  es 
gut  gemacht,  sondern  weil  es  gerade  Den  bekommen, 
der  ihm  im  Sinne  gelegen.'  ebd.  Wit  macht  st  's? 
was  macht   sie   für   eine  Partie  V    B.     Syn.  es  treffen. 

—  ßj  es  lang  (churi  >  m.,  es  lang''  (kurze)  Zeit  treiben. 
bes.  mit  Bez.  auf  die  Lebensdauer  B;  Gr;  L;  (iii.; 
S;  Th;  Z.  Er  macht 's  nümmc  lang,  wird  bald  ster- 
ilen. [Die  Mutter]  ist  e"  zächi  und  macht  's  noa  lang. 
•Die  [Grossmutter]  hat  's  nicht  lang  gemacht  hier  im 
Walde;  weiss  nicht,  ob  sie  vom  Heimweh  gestorben 
ist  oder  von  der  Wassersucht.'  AHart.m.  1852.  .Ab- 
solom  machte  es  kurz:  er  musste  im  besten  seiner 
Jahren  darvon.'  AKybcrz  1753.  Zu  Etw.  lange  (nur 
kurze)  Zeit  brauchen  ScnSt\ :  Tb  ;  Z.  Bes.  von  Kednern. 
Der  Pfarrer  het  's  schülia  lang  //'macht.  .Es  Einem 
zu  lange  in.,  zu  lange  zaudern,  ausbleiben."  —  b)  die 
Karten  austeilen,  beim  Spiel  ZO.  Syn.  es  geben.  Wer 
macht  's,  du  oder  ich?  —  c)  genügen,  ausreichen  B. 
Syn.  es  tuen.    .Hundert  Taler  machen  es  nicht.'  Gotth. 

-  d)  es  m.  (in  Bs  auch  g'm.)  chönne*,  g'm.  möge*. 
a)  Etw.  zu  Stande  bringen,  bewerkstelligen,  ausführen. 
sein  Ziel  erreichen  (können)  AaSL:  Ap:  G;  Th;  UwE.: 
Z.  Sehn"  lang  hätt-en  euc*  gern  g' schickt,  aber  ich  hä"  's 
nie  chönne"  grad  m.  [es  hat  sich  keine  Gelegenheit 
dazu  gefunden].  BStell  1888.  Auf  die  Frage,  wie 
lange  man  nach  N.  zu  gehen  habe,  erhält  man  den 
Bescheid:  In  ere  Stund  mag-me"  's  g'm.  Th;  Z;  vgl.  12. 
I'h  cha**  's  nüd  m.,  habe  die  nötige  Summe  nicht  zur 
Hand,  vermag  sie  nicht  zu  bezahlen  G;  Th;  Z.  Cha""st 
du  's  »».,  das  Geld  auswechseln  ?  Th.  Bittenden  ant- 
wortet man  achselzuckend:  Ic"  cha" 's,  chönnt's  nid 
»(.,  es  ist  mir  nicht  möglich,  die  Bitte  zu  erfüllen 
AASt. ;  Th;  Z.  —  ß)  bestehen,  leben  können,  sein  (ge- 
nügendes) Auskommen  haben,  mit  dem  Nötigen  (z.B. 
mit  Geld,  Speise)  ausreichend  versehen  sein  Ap;  Bs; 
B;  G;  Sch;  Th;  UwE.;  Z  (g'm.).  Er  cha™ 's  (mag's) 
intimuc  (g')rn.,  geht  ökonomisch  zu  Grunde.  .Soviel 
Geld  verdienen  und  es  nicht  m.  können.'  Gotth.  Ieh 
cha"*  's  (mag  's)  (g?)m.}  bin  gesättigt  (scherzh.).  .Sie 
hätten  erst  zu  Mittag  gegessen,  es  könnte  es  m.  bis 
morndrist  ■/.'  Abe"'1.'  Gotth.  ,Er  solle  doch  nicht  in 
die  Fremde  gehen,  sie  könne  es  nicht  m.  ohne  ihn.' 
ebd.  Er  mag  's  wider  g'm.,  von  einem  Genesenden 
Ap;  Z.  Er  mag's  nümme  lang  lfm.,  treibt  es  nicht 
mehr  lange  GG.  —  e)  es  m.  mit.  a.)  mit  Eim  Z,  mit 
e u,i itili rc")  Bs;  B;  L;  W;  Z  1)  übereinkommen,  sich 
verständigen,  sich  vergleichen,  handelseins  werden. 
aaOO.  Dafür:  es  z'sämme*  m.  B.  Wenn  d'r  g'schid 
Sit,  so  mached-er's  ts's.  u,*d  lad 's  nüd  zum  Spreche" 
[vor  Jen  Richter]  chon  BR.  Mit  adv.  Bestimmungen. 
Es  schriftlich  m.  mit  Eim,  die  getroffene  Vereinbarung 
aufzeichnen  Th;  Z.  Es  gnädig  m.  mit  Eim,  glimpf- 
lich mit  ihm  verfahren,  bes.  eine  nur  massige  For- 
derung an  ihn  stellen  Tu;  Z.  2)  es  mit  Einem  auf- 
nehmen   '/,.     Mit   Sc'hrm    umeli  -  r h  's  denn  scho*  nach. 

—  ß)  mit  Oppisem,  damit  auskommen,  sich  damil  be- 
gnügen l!s;  Tu.  Q'mainröt  und  Presidänte*,  die  hat" 's 
nie''  mit  Ilalhlai  g'macht.  -  f)  mit  Dat.  P.  a)  es 
Eim  m.  1  i  ihn  behandeln,  an  ihm  handeln  Bs:  li; 
Tu;  Z.  Du  machsch  fs]  dim  eigne"  Ma"n.  es  ist  e* 
Sch  im  l.  Stütz.    Du  weisst,  wie  si  mir  's  emisi  g'macht 


het  i"  d'r  Chilehe*.  Gotth.  Es  Eim  wüest,  schlecht  m. 
In  anderm  S.:  Mach-mer  's  recht  [führe  mir  die  Arbeit 
richtig  aus],  Name  des  Knechtes  im  Kdld  vom  Haus- 
halt !,.  2)  prägn.,  Einem  übel  mitspielen,  es  ihm 
eintränken  G;  ScnSt.  Syn.  Eim  defitr  tuen:  vgl.  noch 
19  a  -.  Wart,  ic*  will  der 's  m.:  .Du  schwarzer  Schöltn, 
wir  wend  dir 's  noch  wol  m.!'  sollen  Z  Bauern  einem 
Pfarrer  zugerufen  haben.  1610,  Ahsch.  .Ich  will  es 
dir  m.'.  dich  dafür  strafen.  Hosp.  1683.  .[Die  ent- 
lassene Magd]  habe  ihm  [dem  Dienstherrn]  getrauet, 
sie  wolle  es  ihnen  schon  m..  darüber  zwei  Kälber  er- 
lärat  und  ein  Kuh  verderbt  worden.'  1701.  ZWast. 
Prozessakten.  .Der  Landvogt  habe  es  ihm  mehr  als 
einmal  gemachet.'  1763,  Z  Staatsarch.  —  3)  dem  Cheiser 
es  m.,  auf  die  Zehnerkarte  im  .Kaiserspiel'  [s.  Ghäiser  2 
Bd  III  514]  eins  oder  drei  aussetzen,  zum  Gewinnen 
L;  Ndw.  Syn.  chaiseren  (Bd  III  515).  J**  ha*  's  mim 
Gh.  g'macht.  JRoos  1892.  —  ß)  es  Einen"  m.,  sie  be- 
schlafen AALeer. ;  Bs;  Z.  —  B.  in  erweiterter  tr. 
Fügung.  1.  mit  Inf.,  lassen,  veranlassen,  bewirken. 
a)  ohne  ze.  Merhän  der  Dokter  mache"  leo*  Bs.  Mit 
fortgelassenem  Acc:  Mache"  macht  megeii,  frisch  ge- 
wagt ist  halb  gewonnen  GitVal.  .Die  Hitz  einer  sol- 
chen Bitt  macht  alle  Tag  vom  Schatz  des  Zorns  Etwas 
schmilzen.'  FWvss  1672.  .Wenn  er  sie  nur  alle  drei 
Jahre  macht  Rechnung  ablegen.'  XVIII.,  Eschers  Tageb. 
.Alle  strafmässigen  Sachen  angeben  und  m.  abstrafen.' 
GrKIosL  LB.  .Jeden  Tropfen  Wein  kaufen  und  kom- 
men m.  [müssen].'  PScheitlin  1828.  —  b)  mit  sc.  in 
B;  F;  S;  W  sehr  häufig,  in  den  nordöstlichen  MAA. 
auf  eine  kleine  Zahl  bestimmter  Fälle  beschränkt. 
Ein' ii  :'  lache",  z'  schreie",  z'  flneche",  z'  schwitze",  z' 
geine",  z'  fürch(t)e*  m.  S;  Th;  Z;  so  auch  bei  Ruef 
1540;  Fris.;  Mal.;  Myricäus  1630.  Eine"  z' esse",  z' 
trinke*  m.,  seinen  Appetit,  Durst  erregen.  Id.  B.  ,D' 
Ermi  macht  d'  Liit  eil  :'  tue",  paupertas  facile  ad  vitia 
ducit.'  ebd.  D'r  Schuelmeister  het  mi'"  mache"  dinne* 
z'  bllbc"  [in  der  Schule  nachsitzen].  B  Hink.  Bot  1861. 
Du  han-ig-se  mache"  zueche*  [zum  Tische]  s'  sitze". 
Dr  Bari  1885.  Wege*  so-n-ere*  alte"  Chräje*  eha*"-mc* 
nit  Alls  m.  z'  warte".  B  Dorfkai.  1871.  Die  Leute 
brav  in.  :'  verliere*.  Gotth.  D'r  Chlupfhet  mie*  machen 
ahi  :' gheien.  Wohltat.  Jüngi,.  1780.  Ein'»  Oppis  m. 
:'  mache",  faire  faire  B.  Eim  Epjics  z'  verleide"  m. 
Gr.  Öppis  z'  schicke*  m.,  es  so  einrichten,  dass  Etw. 
passt  B;  Z.  Es  leott  sic''  mer  neue"  nit  ant/ers  schicke*. 
,So  mach 's  z'  schicke*!'  Gotth.  Di"  Att  het  ns  feissus 
Chalb  mache"  z'  metzge".  Dial.  (FU.).  ,Fervefacere, 
ze  sieden  m.'  Fris.  .Wir  hand  's  schiff  machen  z'  gehn 
und  geylt  hiehar.'  GGotth.  1599.  ,üise  wort  werdend 
uns  g'wiss  nicht  in.  z'  fliehn.'  ebd.  ,Syn  Pfert  git  er 
[der  Graf  von  Habsburg]  dem  Pfarr  und  machet  in  ze 
ryten.'  Lüt.,  Sagen.  Mit  pers.  Dat.  statt  des  Acc.  nach 
Anal,  von  .Einem  kund  und  zu  wissen  tun';  ,Und  wird 
hiemit  Jodermänniglich  zu  wüssen  gemacht.'  Z  Mand. 
1691.  .Einem  eine  Aussage  zu  wissen  in.'  JMet.  1694. 
—  2.  mit  präd.  Adj.,  wie  nhd.  Eine"  hö",  faltsch,  bös 
in.,  aufbringen,  erzürnen.  Eine"  schlecht  m.,  in  schlech- 
ten Ruf  bringen,  verleumden  Ap;  Sch;  Tu;  Z.  Eine 
Mutter  macht  ires  Chind  schö*,  putzt  es  heraus  Th. 
Eine*  brever  m.  [schildern],  als  er  ist.  ebd.  /•"*  miiesst  's 
susi  besser  m.,  weder  dass  's  g'si*  ist,  sagt  Einer,  der 
ein  Gerät,  Geschirr  nicht  gern  entlehnt  Z.  .Man 
könde  den  tüfel  nüt  so  ang'schaffen  ni.  [peindre],  als 
sy  [die  Riesin]    was.'    Morgant  1530.     Sich  jung  m., 


.,., 


Mach,  mech,  mich,  moch,  muri 


3o 


stellen  Sonst.  Sich  gross  m.  s.  gross  l  <l  Bd  II  804. 
.  L'ine  kälberne  Brust  gebraten  m.'  Goldschm.,  Wint. 
Chr.  Etw.  offc  m.,  öffnen  GrPi\  Etv/.guetm.  1)  als 
gul  hinstellen.  ,Der  Kapuciner  mieche  auch  das 
.luden-,  Heiden-  und  Türkentum  gut.'  Fäsi  1696.  — 
2)  eine  Geldschuld  abverdienen  SchScIiI.  Ieh  zale"  's 
nid,  ich  will  's  cho"  guet  m.  —  3)  ein  Stück  Schlacht- 
vieh, mästen  Sch;  Tu;  Z.  Mit  unbest.  Obj.  Es  guet, 
bösm.,  (einen  Zustand)  als  günstig,  schlimm  darstellen, 
schildern;  bes.  vom  Arzt  in  Bezug  auf  einen  Kranken 
Th;  Z;  s.  auch  Sprww.  1869,  105.  Mach  's  doch  nit  gar 
so  schülifchj!  sagt  man  zu  Einem,  der  einen  Zustand, 
eine  Begebenheit  in  allzu  düstern  Farben  malt  Th;  Z. 
Es  recht  m.  mit  Eim,  eine  Schuld  ausgleichen  GrPi'. 
'Bettelt es  n-ill-i'1'  nüd  und  tue"  's  speterhi"  etten-esime 
mid-ne  recht  tu.  Schwzu.  Mit  fehlendem  Acc.  Wüest 
m.,  seine  Notdurft  verrichten,  von  Wickelkindern  Bs; 
Th.  Heiter  m.,  Helle  verbreiten  oder  herbeiführen 
S;  Z.  [Ich]  ha"  noeh  grad  müesse"  cor  däis  Fenster 
sitze",  wo  am  heiterste"  g' macht  het,  wil  keini  holzige" 
Selube"  d'rin  gsi"  sl".  BWvss  1863.  S.  noch  fertig 
Kd  1  1041.  Statt  des  Acc.  steht  ein  Dat.  P.  Eim  wol 
(B),  we  (L)  m.,  tun.  [Der  Branntwein]  macht  d'r  wol. 
Gotth.  Eim  warm  m.,  bildl..  ihm  ganz  nahe  auf  den 
Leib  rücken,  scharf  zusetzen  (mit  Worten  oder  Taten) 
Th;  Z.  Die  Beide"  [Kämpfer]  händ-enand  warm 
g'macht.  Er  hät-mer  [mit  Zureden]  efange"  warm 
g'macht.  Unpers.  Vom  Wetter:  es  macht  ehalt,  warm, 
finster  (Bd  I  873),  frisch  (Bd  I  1331)  u.  ä.  allg.  ,Dem 
Einen  macht  es  viel  zu  nass,  dem  Andern  viel  zu 
trocken.'  B  Hink.  Bot  1815.  Auch:  es  macht  schon. 
Wetter  AALeer.  Es  macht  Dag,  tagt  Bs.  .Das  Weiber- 
volk ist  Tag  für  Tag  hinter  der  Brattig  und  rechnet, 
wenn's  wieder  Neumond  mache.'  Ursenkal.  1868.  — 
3.  mit  präd.  Subst.  mit  Präp.  Einen  z'  Schande"  m. 
1)  wie  nhd.  —  2)  ausschimpfen;  zu  Grunde  richten 
Bs.  Dervor  lä"-mieh  z'  Fetze"  m.,  eh  ick  nächgibe".  Gl 
Volksgespr.  .Latine  reddere,  zu  latyn  m.,  in  latyn 
verdolmetschen.'  Fris.  ;  Mal.  .[Sein  Buch]  hat  er  uss 
dem  Tütschen  zu  Latyn  gemacht.'  1574,  Mise.  Tig. 
Die  Aare  .macht  die  Statt  in  zwen  Teil.'  Cys.  —  4.  mit 
adv.  Bestimmung,  welche  Richtung  oder  Ziel  der  Tätig- 
keit bezeichnet.  Einen  z'  Bode"  m.,  zu  Falle  bringen, 
eig.  und  bildl.  Bs;  B;  Uw.  Vgl.  nhd.  .niedermachen.' 
Luege",  wie  si  enangere"  z'  B.  mache'"1.  Gotth.  ,Zwei 
stürzten  auf  mich  zu  und  machten  mich  auf  den  Boden.' 
Schweiz.  Unterhalt.  1860.  Die  Weinreben  über  den 
Winter  z'  B.  m.  =  abe"-leggen  (s.  legen  1  b  Bd  III  1175) 
Bs.  Einen  Handel  z'  B.  m.,  niederschlagen.  Hausfr. 
1881/2.  ,Z'  B.  macht  das  Unglück  das  Haus  nicht.' 
Gotth.  Öppis  uf  d'  Site"  m.  (auch  abs.),  bei  Seite, 
zurück  legen,  sowohl  einen  Teil  seines  redlichen  Er- 
werbes als  Ersparniss,  als  auch  fremdes  Gut,  stehlen, 
veruntreuen  Tu;  Z.  Etw.  ,an  ein  Ort  in.'  s.  Bd  I  484. 
Dazu  noch:  .Dass  ein  Ding  wo  immer  müglich  an  ein 
Ort  gemachet  und  Gerechtigkeit  gefürderet  werde. 
Schleunig  Recht  ist  gut  Recht.'  FWtss  1673.  ,Das 
Facenetlein  umb  den  Huot  in.  [befestigen].'  Kriegs- 
büchl.  1644.  Unpers.  ,Es  hat  den  Schiffern  Wasser 
gemacht  auf  die  Bindläden'  Z.  S.  noch  Ordning  Bd  1 
441.  —  C.  refl.  1.  meist  unpers.,  angeben  AALeer.; 
Bs;  L;  G;  Th;  Z.  Wie  gut  's?  Es  macht-si'''  (eso). 
Sind-er  fllssig?  Es  macht  sich.  Aufgefordert,  in  ein 
Lob  einzustimmen,  antwortet  man  iron.:  Es  macht  sich. 
Gell,  Das  ist  schö"  (guet)!  Es  macht-sir''.    Schlecht  bin- 


ich  nüd,  und  mit  der  Tummheit  madit-se-si''1  au"1', 
glattb-ieh.    JSenn   1864.     Uni    macht  ■se-si'h  (mit-Hm 

Wetter)  Tu;  Z.  Dafür  auch:  's  Wetter  macht-si-1'  lini . 
ebd.  —  2.  sich  ausnehmen;  sich  anstellen,  sich  be- 
nehmen Bs;  L;  UF.,  G.;  Th;  Z.  Da  maehst-dich  nid 
iiliel  i"  dim  neue"  Kleid.  Fr  macht  sic*  besser  [stellt 
sich  besser  an  zu  seinem  Dienste  |,  weder  das'  i'1' 
(/'meint  ha".  Wie  macht-er  sich  jez  In  sim  nein"  Meister? 
—  3.  sich  anlassen,  sich  entwickeln,  gedeihen,  vor- 
wärtskommen, (-gehen)  Bs;  GrCIiui-;  GF.,  G. ;  Th.  Das 
China  macht-sich  [entwickelt  sich]  prächtig.  Wol,  wol, 
Der  macht  sich  [macht  Fortschritte]!  Er  macht  sc1' 
guet,  es  geht  ihm  gut,  z.  B.  in  seinem  Geschälte. 
's  macht  sieh  ganz  orde"lich.  's  maclil-si1''  wüest,  vom 
Wetter,  wenn  der  Himmel  sich  bewölkt  und  mit  Regen 
droht  SThierst.  —  4.  unpers.,  es  macht -sirh  (sehn* 
leider),  lässt  sich  (schon  wieder)  in  Ordnung  bringen, 
herstellen  Ap.  A :  Wenn  's  letz  use"chunnd,  so  bist  du 
g' schuld!  B:  S&b  wird-si6K  m.  [sich  finden],  ESchönen- 
berger  1894.  Sich  fügen,  geschehen.  ,Ob  sich  de- 
heinist  wurd  m.,  dass  einer  syn  rechtung  verkouft 
hätt.'  1457,  ÄAWett.  Klosterarch.  —  5.  sich  (eilends) 
irgendwohin  begeben  Bs;  Gr;  G;  Th;  Ndw;  Z.  Sich 
i"  's  Bett  Mi.  Sich  nöchbcrlig  m.,  in  die  Nähe  rücken 
Bs.  Ich  mach-mich  roruse".  KdMet.  1844.  Ich  muess- 
mich  hei'"  m.  Schwzd.  Mach-dich  gan  arbeite"!  Ndw. 
,Die  stat.  hinder  die  er  [ein  Flüchtiger]  sich  gemacht 
hat.'  1421,  Absch.  ,Weler  unser  burger  sich  von 
unser  stat  macht,  dass  er  von  unser  burger  recht 
'gangen  ist.'  ältestes  L  Batsbüchl.  ,Butz  dich,  mach 
dich,  heb  dich  rösch,  e  ich  dir  dyn  bös  mul  er- 
trösch.'  Rüef  1540.  ,Ich  will  mich  gon  Bethlehem 
m.'  VBolz  1554.  ,Domum  ire  pergaiu,  ich  will  mich 
gon  heim  m.'  Fris.  ,Nun  da  es  ward  umb  mitte  nacht, 
die  in  dem  ross  sich  drus  band  g'macht  [sind  hinaus- 
gestiegen].' GGotth.  1599.  ,Sich  heimb  in  syn  Hus 
m.'  Z  Mand.  1650. 

II.  intr.  oder  abs.  1.  sich  rühren,  tätig  sein,  ar- 
beiten, handeln,  a)  allein  stehend  oder  mit  modalen 
oder  temporalen  Bestimmungen.  Me"  cha""  nid  me 
als  m.  [an  einem  fort  arbeiten],  antwortet  Einer,  der. 
trotzdem  er  sein  Möglichstes  leistet,  zur  Eile  ermahnt 
wird  Bs;  Th;  Z.  Do  cha""-me"  m.  und  m.,  und  's 
nützt  Alls  Nünt,  alle  Anstrengung,  auf  einen  grünen 
Zweig  zu  kommen,  ist  umsonst  Th;  Z.  Dö  cha""-me" 
da""  go"  m.,  wann  's  Eim  halt  nüd  will  [wenn  das 
Glück  Einem  nicht  wohl  will].  MLienert  1888.  ,Ich 
schien  den  ganzen  Tag  zu  m.,  und  machte  doch  nur 
halb  so  viel  als  sonst.'  Gotth.  Mer  söttit  noch  e"  chli" 
m.  Th;  Z.  Uf  und  deco"  m.,  über  Hals  und  Kopf 
arbeiten.  Gotth.  Mir  wei"  jetz  er'stig  m.  GJKchn 
1806.  Mached  g' schwind  (Tu;  Z),  fri  (W),  sputet 
euch!  In  dieser  prägn.  Bed.  ,sich  beeilen,  sich  sputen' 
erscheint  m.  auch  alleinstehend,  bes.  in  imperativischen 
Wendungen  Aa;  Bs;  B;  L;  G;  Th;  Z.  Mach,  m.  aueh, 
einist,  e"  chli"!  Mach  auch,  eb  Upper  chunnt !  Stutz. 
Gang  iveidli'1',  mach  und  gib-em  Öl!  ebd.  Mach  auch 
emöl,  so  göt  's  en  Weg!  Er  macht,  strengt  sieh  ausser 
Atem  an  AALeer.  Iez  heisst  's  m.,  sus(t)  iotr(d)ed-mer 
nümme  fertig  Th;  Z.  M.,  bis...,  (in  seinen  Bemü- 
hungen) nicht  nachlassen,  bis  ein  (beabsichtigtes  oder 
unbeabsichtigtes)  Ziel  erreicht  ist;  in  letzterem  Falle 
der  temporale  Nebensatz  mit  der  Bed.  eines  Folge- 
satzes und  m.  übergehend  in  den  Begriff  .bewirken' 
Gl;  Th;  Z.     31.,  bis  es  ist  Gl,  bis  me" 's  hat  Tu;  Z. 


31 


Mach,  mech,  mich,  mocb,  mach 


32 


.!/<"  hat  g'maehet,  bis  's  [z.  B.  eine  Maschine]  wider 
^ ganger,  ist  GlMoII.  Du  machst  (scho'J,  bis  d' Tatsch 
[Schläge]  überchunnst,  sagt  man  warnend  zu  einem 
unartigen  Kinde  Tu;  /.  Der  Hund  bettet  und  macht, 
bis  de*  Chasper  verwachet.  RBrahdst.  1884.  lrh  mache', 
•  Im",  sagt  der  Gemächliche  Th;  /.  Er  macht, 
bis  er  's  hat,  übereilt  sich  nicht,  spöttisch  von  einem 
Lau  amen  Tu;  /,.  Lang  in.,  zu  einer  Arbeit,  übh. 
zu  ii  end  Etw.  lange  Zeil  brauchen,  zaudern  Bs;  B; 
\ii;  u;  Z.  Vgl.  es  lang  m.  Wer  lang  macht,  cha**'s 
nid  ■  I.  Ineiches.  Er  lnit  luii  lang  g'macht,  sagen  die 
Kirchgänger  vom  Pfarrer  Tu;  Z.  l)er  macht  lang, 
bleibt  lange  aus.  lässt  mich  lange  warten  Bs;  Th;  Z. 
Unerwartet  schnell  Zurückkehrende  werden  mit  den 
Worten  begrüsst:  Der  hau  (er  hämdj  nii  lang  g'macht  ' 
ebd.  Er  mucht  nümme  lang,  wird  bald  sterben  GG. 
.Beseehend  her  und  nit  lang  macht,  die  priesterschaft 
sunst  b'langen  hat.'  Haberer  1562.  —  b)  ,m.  an  Etw.', 
daran  arbeiten,  sich  damit  beschäftigen,  bes.  mit  einer 
Absicht,  einem  Plan;  dann  auch  mit  Bez.  auf  drohende 
Veränderungen,  welche  nicht  vom  Willen  abhangen, 
z.B.  an-ere"  ChranJcet  imune"  m.  Unpers.  Es  macht 
um  Wetter,  die  (günstige)  Witterung  droht  umzu- 
schlagen AAHasenb.  Dafür:  Es  muckt  am  andere" 
Wetter  AAl.eer..  a"  anderem  Wetter  (umme'J  Bs;  Th; 
Z.  's  macht  an  Öppis  iimmc",  ein  Unwetter  ist  im 
Anzüge  Bs;  Th;  Z.  —  c)  , für  sich  m.',  auf  eigene 
Rechnung  arbeiten  BoE.  Syn.  meisterieren.  Er  macht 
für  in.  —  d)  ,m.  auf  Einen.  Etw.',  auf  Einen,  Etw. 
bauen,  rechnen,  sich  verlassen  Ap;  GG.;  Th;  ZO. 
Syn.  gern  nf.  Me"  cha""  nit  uf-in  m.,  er  ist  unzu- 
verlässig. Du  cha"*st  druf  m.,  darauf  zählen.  In 
anderm  S.  ,uf  guot  Gelt  m.';  s.  Bd  II  538.  —  e)  ,iu. 
mit  Einem',  sich  beschäftigen,  zu  schaffen  machen, 
spielen.  Mit  d'r  Chats  m.  GA.  S.  noch  f  a.  Spec. 
a)  Geschäfte  machen,  verhandeln;  handelseins  werden, 
sich  vertragen  B;  Th;  Z.  Vgl.  20  a  £.  21  e  a.  's  ist 
guet  mit-em  z'  m.,  leicht  mit  ihm  auszukommen  Scb  ; 
Tu;  Z.  .Mach  mit  ihm  [dem  Gläubiger],  so  gut  du 
kannst;  »i'r  uei"  luege*,  wie  m'r  's  mucke".'  Gotth. 
,Wer  mit  bevogten  lüten  macht.'  Ap  LB.  1409.  ,Also 
dass  sy  [die  Pensionier]  für  und  für  mit  fremden 
herren  machen,  das  gelt  nemmen  und  der  frommen 
kind  die  streich  ze  lösen  schicken  wölltind.'  Zwingli. 
,lch  will  also  mit  üch  han  g'macht:  wenn  ir  's  gelt 
band  und  ich  das  myn,  so  will  ich  wol  zefriden  syn.' 
EtüEF  1540.  Becht  in.  mit  Elm,  ihn  (bes.  durch  Geld) 
befriedigen  GrI>.  Ich  will  scho*  recht  m.  mit-me. 
p)  sich  messen,  es  aufnehmen,  sich  in  einen  Kampf. 
bes.  Wettstreit,  einlassen,  ringen  B;  L;  Tu;  Ndw;  Z. 
Vgl.  21  e  a  2.  Mit  Iederem  m.  Ober  und  ober  m.  mit- 
enandere*,  so  dass  bald  der  Eine,  bald  der  Andere 
fällt  Ndw.  Du  hend-si  an"  Ghiräschi  g'ha*:  's  hed 
Einer  g'macht  mit  10  Ma**.  Häfl.  1801.  Mit  Dem 
iiill-e1,  im  Schwingen  schon  ei"s  m.  BK.  Mier  bedhei" 
mengist  mit-enandren  g'macht,  wedra'  ender  fertig  sig. 
ebd.  ,Es  seien  im  ganzen  Kanton  nicht  ein  1  letzend, 
die  mit  mir  m.  könnten.'  Gotth.  .Wie  ihr  ihn  [den 
Kittel]  der  Hans  zerrissen,  als  er  mit  ihr  gemacht 
habe  MWalden.  ,[Die  Appenzeller]  wolltend  mit  den 
unsern  [bei  Vögelinseck]  g'maehet  han.'  Yad.    .[Beide 

haben]  also  mit  dem  weibel  g'macht  und  g'focliten. 
dass  sy  in  zerücken  band  g*worfen.  Indem  sy  also 
mit  dem  weibel  g'macht  und  g'ruiigcn.'  1561,  ZWint. 
Chr.     Wetten    Tu;    Z.    —    y)    necken;    mit    Wollen 


streiten,  zanken  B;  GA.;  s.  noch  ob  ß.  Sihcid  hing  mit- 
enand  g'maehet,  a'so  mit-enand  g'maehet,  Ins  si  enand 
j  Sehläge|  g'gc"  keid  GA.  —  8)  unpers.  Es  muckt  mit- 
mir.  ich  bin  unentschlossen,  im  Kampfe,  uneins  mit 
mir  selbst  tili.:  Tu;  Z.  's  hat  hing  mit-uur  g'macht, 
/  well  gä"  "der  und.  .Wie  macht  es  mit  dem 
Patienten?'  B.  Vo"  Stung  a;  wo  er  ro"  dem  Zug  [der 
Arznei]  g'no"  lieig.  heig-me"  g'seh",  dass  es  ne"  grüsam 
a'grif  »"''  mit  im  mache  vele*  Weg,  u"d  du  heig  's 
emel  du  mit  im  fertig  g'macht.  Gotth.  ,Lang  macht 
es  nicht  mehr  mit  mir  [treibe  ich's  nicht  mehr]',  sagt 
.ine  S.bwerkranke.  Gotth.  —  f)  in.  als  Bezeichnung 
anderer  specieller  Tätigkeiten,  a)  spielen,  bes.  mit 
Karten,  aber  auch  von  jedem  andern  Spiel  B;  Gr;L; 
HA.;  Th;  Uw;  Z.  Mit  der  Frage  wie  macke"d-mer? 
erkundigt  man  sich  vor  dem  Beginn  des  Spiels  nach 
der  Spielart  oder  Höhe  des  Einsatzes  Tu;  Z.  Um  de" 
Kafi,  e"  Flasche*  W%*  in.  Machst  du  mit  Dine" 
[Karten]?  Syn.  kommen  Bd  III  203.  Irh  mache*  nid, 
spiele  nicht  mit.  Falsch  m.  GRSchud.  Hinderst'  m. 
=  en  H.-Jass  (Bd  III  70)  m.  Th.  .Grad  oder  ungrad  m.'. 
ein  Spiel  unter  vielen  andern.  1530.  Absoh.  S.  noch 
fünf  1  (Bd  I  852).  Irh  mache"  nümme*,  sagen  Kinder, 
wenn  sie  nicht  länger  mitspielen  wollen  Th;  Z.  — 
ß)  aufspielen,  Musik  machen  B.  .Die  Schwester  macht 
auf  dem  Klavier.'  Gotth.  .Fidicina,  die  auf  seitenspil 
macht.'  Fris.  S.  noch  Hafen  Bd  II  1010.  Bes.  in  der 
Verbindung:  .zuo  tanz  m.'  .Welicher  spilmann  zu  t. 
machate.'  um  1480,  Obw.  ,Xit  ze  t.  oder  spyl  ze  m.' 
1502,  Z  Anz.  1884,  15.  ,Es  ist  oueh  beschälten,  dass 
jung,  frölich,  muetwillig  g'selleu  sich  verkleidet,  uf 
dem  kilchhof  getanzt  und  einer  mit  einem  totenbein 
uf  einem  totenboum  zue  t.  g'macht.'  LLav.  1569. 
.4  pfd  gab  N.  N.,  als  er  an  einem  nachhochzyt  zue  t. 
gemachet.'  1576,  ZGrün.  .Die  Spillüt,  so  z'  T.  ge- 
machet, sollen  gestraft  werden.'  Z  Mand.  1601.  ,Die 
Spillüt  unsrer  Landen,  so  zuo  T.  machend,  mit  was 
Instrumenten  Dasjoch  beschickt.'  B  Sittenmand.  1628. 

—  Y)  schreiben  B.  ,Es  nehme  sie  Wunder,  wie  sie 
daraus  kämen  [die  Schrift  lesen  könnten],  jeder  Schul- 
bub mache  schöner.'  Gotth.  —  8)  seine  Notdurft  ver- 
richten, von  Kindern,  auch  kleinen  Tieren,  z.  B.  Vögeln 
Ap;  Bs;  B;  Gl;  GA.;  Sch;  S;  Th;  Z.  Vgl.  20  a  ß.  D's 
Chind  hat  g'macht.  B.  I"  's  Bett,  uf  de"  (an'n)  Bode" 
m.  Die  ehline*  Chind  mache'd  Eim  i*  </'  Windle*,  die 
grossen  ufs  Her.:  [bereiten  Einem  Kummer].  Spbww. 
1809.  I"  il'  Hos,"  m.  S;  Tu;  Z.  Er  hat  fast  i"  d'  H. 
r/macht,  vor  Angst,  Ungeduld.  .Vor  zorn  möcht 's  mir 
den  buch  zerryssen,  dass  ich  z'letst  müesst  in  d'  hosen 

—  machen.'  Funkelin  1552.  .Alles,  was  das  Kind  in 
7  Jahren  tut,  ist  schön  und  artig,  sogar  wenn  die 
Mutter  es  auf  ihren  Kopf  hebt  und  es  ihr  auf  die 
Nase  macht.'  LKInderbitzi  1826.  .Syn  kind  machtend 
uf  den  tisch  und  syn  frow  was  wol  als  unlustig  [un- 
appetitlich].' Auf.  XVI.,  G  Neuj.  1893.  —  2.  sich  in 
einer  Richtung  bewegen,  die  durch  ein  Adv.  bestimmt 
wird.  VorwärtfsJ  m.,  sieh  beeilen,  eine  Arbeit  (rasch) 
fördern  GrPt.;  Th;  Z.    Ich hetti 's gere*,  wenn  d'  rwcfcft1* 

niriedrt     mueclti.it    und   gli'''   fertig    eliiemtist.    SoBWZD. 

(Gr).  Fürsich  in.  a)  =  dem  Vor.  Sc»;  Tu;  Z.  Mach  aurl' 
e*  chli*  fürsich,  du  Schlarpi!  ACorrodi.  .Machend  für 
üch,  wie  stand  ir  gaffend?'  .1  Binder  1535.  .Und  mach- 
tend für  sieb  [mit  Plündern].'  GWyl  Copialb.  .Wohin, 
nun  lasst  uns  für  uns  m.!'  Mtricäds  1630.  —  b)  er- 
sparen, erübrigen  Seu;  U.  Syn.  vor-maehen.  Aber  auch 


:;:; 


Mach,  mech,  mich,  moch,  much 


:;i 


mit  ausgedrücktem Obj.:  Er  macht  NiM  f.  Kmdersi°h 
in.  a)  zurückkommen,  in  ökonomischer  Hinsicht  U;  Z. 
—  h)  von  der  Verlobung  zurücktreten,  sie  rückgängig 
machen  AaL.    De  Jokeb  ist  iez  e*  Höchziter,  h.  war 

i"  Schumi.  MI.knz.  S.  noch  die  Zss.  —  3.  sich  ge- 
berden,  sich  benehmen,  tun;  bes.  von  auffälligem  Tun. 
lebhaftem,  erregtem  Ausdruck  der  Empfindungen  in 
Geberden  und  Lauten,  bzw.  Worten  AALeer. ;  Bs;  B; 
I.;  Uli.;  S;  T  ii ;  U;  W;  Z.  Syn.  tuen.  a)  alleinstehend, 
in  prägnantem  S.,  toben,  lärmen  B.  De  macht!  De'' 
hed  g'füstet  itutl  g' macht  ZU.  Wucste",  schnitze"  und 
tn<n  und  m.  KdMeyer  1844.  —  b)  näher  bestimmt 
a)  durch  Modal-  (Folge-  und  Vergleichungs-)  Sätze. 
.Er  het  g'macht,  me"  hätt  nit  dürfe"  lose",  ita  non 
temperavit  ab  ira,  ut  furias  audire  dixisses.'  Id.  B; 
Ineichen.  .Si  het  g' macht,  wo-n-er  g'storben  ist,  rne" 
hiitt  g'meint,  si  weit  nache;  tanta  ejus  erat  afflictio, 
ut  eum  ad  inferos  sequi  videretur.'  Id.  B.  Si  hein  [im 
Wirtshaus]  g'macht,  wie  wenn  d'r  Tüfel  los  wän  BR. 
.Der  macht,  als  ob  seine  Worte  Kugeln  wären,  und 
Jeder  maustot,  gegen  den  er  einmal  geredet.'  Gotth. 
.Er  macht,  als  ob  er  Millionen  hätte'  B.  ,Der  war 
Sonderling  und  machte  nicht  wie  andre  Leute.'  W 
Sagen.  ,Er  mache,  wie  man  ihn  heisse'  S.  Er  macht 
irie-n-c  Narr.  Ineichen,  „wie  ein  Kind."  ,N.  N.  machte 
auf  seinem  Totenbett  nicht  wie  ein  Christenmensch.' 
HI'est.  1785.  Er  macht  wie  d'  Mueter,  hat  die  gleiche 
Art  in  Wort  und  Geberde  GG.;  Th.  M.,  we  d'  Vögel. 
Vogelstimmen  nachahmen,  ebd.;  Z.  ,Der  Drat  macht 
wie-n-esSeil  [fa  le  veci  di]'  W.  ,Z'sämmc"  m.,  agere  inter 
se  invicem.  Si  mache"''  z's.  wie  di  Taube",  ut  canes 
rabidi  se  lacerant.  Si  mache"'1  s's.  wie  d'  Gauche", 
ad  nauseam  usque  sibi  blandiuntur,  asinus  asinum 
fricat.'  Id.  B.  —  ß)  durch  einfache  Advv.  Wüest  m., 
sicli  übel  geberden  B.  Wo-n-i'h  uf  N.  cho"  bi",  het 
dert  in  Hund  so  verfluecht  w.  g'macht  über  mich.  B 
Dorf  kai.  1864.  „  W.  in.  mit  Eim,  ihn  derb  ausschelten. " 
Vgl.:  Wie  De''  och  mit-mer  g'macht  hat,  i'''  ha"  g'glaubt, 
es  geb  Schlag.  B  Hink.  Bot  1861.  Eim  teilest  m.,  ihm 
übel  mitspielen  B.  .Vergiss  doch  nicht,  morgen  ein 
G'schüch  in  die  Erbsen  zu  stellen,  die  Spatzen  machen 
ihnen  sonst  viel  zu  wüst.'  Gotth.  Grüsli'''  in.,  eine 
Geherde  des  Ekels  machen  Bs  (Spreng).  Mach  nur 
nit  so  gr.  drob,  tu  nur  nicht  so  sehr  dawider !  Leid 
m.,  sich  unartig  aufführen,  über  die  Massen  weinen  W. 
Grob  m.  ebd.  .Wenn  man  schleiken  [leise  tun]  will, 
macht  mau  erst  grob.'  Griselli''1  g'nüog  m.,  von  einem 
Sterbenden,  der  kaum  mehr  atmen  kann  BHa.  Lüt 
m.,  lärmen,  laut  reden  AALeer.;  Bs.  Still  m.,  sich 
ruhig  verhalten  Bs.  Hübscheli(g)  (Bs;  BHa.),  Uslig 
(Bs)  m.  Machid  h.,  d'r  AU  schläft!  .Machet  recht 
hübschlig  und  still!'  WSenn.  Bürig  m.,  sich  grob, 
roh  benehmen  BHk.  Dumm  m.  B;  S.  Tue  doch  uf 
und  mach  nit  sövli  d.!  Gotth.  .Jakob  solle  es  ihr 
ja  doch  nicht  nachtragen,  dass  sie  im  Stall  so  d.  ge- 
macht habe.'  AHartm.  1852.  N.  N.  hat  gester  z'  Nacht 
c"  Busch  g'ha*  und  so  lustig  g'macht.  Stütz.  S.  noch 
glatt  I  1  Bd  II  653.  ,Was  ist  Aparts,  dass  du  so 
machst',  dich  so  aufgeregt  geberdest'?  Gotth.  ,Sie 
sprach  Sophie  Mut  ein,  sagte  ihm,  so  solle  man  bei 
einer  blossen  Gefahr  nicht  m.,  man  könne  sich  ver- 
sündigen ;  wie  es  sich  denn  geberden  wollte,  wenn 
das  Unglück  wirklich  eintreten  sollte.'  ebd.  ,Mädi 
sagte,  es  sei  doch  d'r  Wert  eso  z'  >u.,  es  wird  öppe  e" 
Mansch-  si"  wie-n-e"  angerer.'  ebd.    Los,  lueg  uuch.  wie 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


das  [fiebernde]  China  macht!  Th.     Wie  ehönne'd  die 

Frösche"  aw''  in.'.  KdMey.  1844.  Von  der  Lebens- 
weise. Mager  in.,  mit  schmaler  Kost  vorlieb  nehmen  U. 
Es  sig  c"  grössi  Mungernöt  e'tstande*,  und  <"<*''  er  heig 
null  und  näh  m.  g'macht  und  Mangel  g'litte".  —  c)  mit 
Angabe  dessen,  was  durch  Geberde  und  Wort  ausge- 
drückt wird.  Dabei  kann  das  Wort  unter  Umständen 
in  den  Vordergrund  treten  und  die  Geberde  zur  blossen 
Begleiterin  desselben  herabsinken,  ohne  jedoch  ganz 
zu  verschwinden.  Jene  Angabe  besteht  et)  in  einem 
einfachen  Wort,  aa)  Ja,  Neim  in.,  eine  bejahende, 
verneinende  Geberde  machen;  ja,  nein  sagen  Ar;  Gr 
Pr. ;  Th;  Z.  Er  ist  en  Ma™  ivorde;  der  mit  Gottes 
Ilülf  alliwil  hed  chönnc"  ja  und  nei*  m.  [den  Mut  hatte. 
seine  Meinung  zu  äussern]  ZStall.  —  ßß)  Adie  m.,  Ab- 
schied nehmen.  Adieu  sagen  B;  S;  Th;  Z.  Er  macht 
Allen  A.  Schild  1885.  T'h  macht  o'h  no,h  A.  m.  mit-ne". 
MWalden  1880.  —  YT)  G'sundheit  m.,  eine  G.  trinken, 
mit  den  Gläsern  anschlagen  Bs;  B;  S;  Th;  Z.  St 
mache"'  G.  z'sämme".  Schwzd.  (BO.).  Drüf  fät  <lc"n 
d'r  Buedi  a"  nnt-''em  Kätheli  tschänzle"  u"''  G.  in.  ebd. 
(BM.).  Wi"  'trunke"  und  G.  g'macht  und  a'pütscht 
[angestossen].  Joach.  .Drinnen  schenkte,  sobald  man 
sich  gesetzt,  der  Alte  wieder  ein,  machte  G.'    Gotth. 

—  ß)  in  einem  ahh.  Satze.  ,Er  macht  gar,  es  sig  im 
Überschi,  valde  conqueritur  de  injuria  sibi  illata.'  Id.  B. 
,Er  het  g'macht.  wie-n-er  im  irell  bistä",  sanetissime  ei 
auxilium  suum  promisit.'  ebd.  ,Er  het  chönne"  m., 
u-ie-n-es  im  so  leid  sig,  deos  omnes  poenitentiae  suae 
festes  voeavit.'  ebd.  —  f)  'n  direkter  Bede  AALeer.; 
Ap;  Bs;  BHk.;  GrCIiih-,  Pr.;  Sch;  S;  Th;  Z.  Hier 
bedeutet  also  m.  so  viel  als  .sagen,  bemerken',  aber 
„mit  besonderm  Ausdruck.  Nachdruck  reden,  apostro- 
phieren; es  ist  in  der  Erzählungsart  des  Volkes  üb- 
lich, wenn  es  eine  Eindruck  machende  Manier  des 
Redners  beschreiben  will."  Es  steht  häufig  in  einge- 
schobenen Sätzen.  Wenn  si  d'  Ürte"  'mit  häiul,  hat 
er  g'macht:  Oblische!  Schwzd.  (ScHStdt).  Aber,  hat 
er  g'machet,  wa'  würa  och  d'  Brut  säge",  wenn...  ebd. 
Nei",  irh  lö"-mich  nüd  zue  Allem  brüche",  macht  er. 
Das  ist  iez  leider  Öppis  G'schids,  ich  wott  Niit  wüsse" 
ileiti",  macht  er.  Toll  und  roll  simmer,  machet  d's 
Näni.  Schwzd.  's  si"  auch  schöni  Fülli  g'si"!  macht 
der  Bur.  BWyss  1863.  Der  Ätti  het  g'macht:  Mi" 
liebe  Son.  Dial.  (GrCIiui-).  Auch  von  schriftlichen 
Äusserungen  Gl;  Z.  ,Er  macht  in  sym  briet'...' 
UEckst.  —  d)  unpers.  a)  von  Witterungserscheinun- 
gen, sehr  stark,  heftig  regnen,  hageln,  schneien,  stür- 
men Bs;  B;  G;  Sch;  Th;  Z.  Das  macht !  Luegair'1, 
wie  's  macht!  .Lieber  Gott,  wie  das  macht,  wie  die 
Steine  rollen  vom  Bergjoch ! '  Henne.  Fallt  's  a"  schütten 
und  m.  und  chlöpfen  und  chrache"  wie  z'  mitzet  im 
Summer.  Schwzd.     S.  noch  chlein  5«ß  (Bd  III  652). 

—  ß)  vom  Schalle,  tönen,  lauten  B;  Z.  Syn.  chiden. 
Me"  säg  im  so  en  arige"  Name",  's  het  fast  g'macht 
nie...  MWalden.  .Wann  man  aber  für  ein  kleines 
Denkzeichen  sich  so  beschwärt,  wie  wird  's  erst  m.. 
wenn  man  dem  Götti  soll  grosse  Dienste  tun?'  AKyburz 
1753  (vom  Z  Drucker  1760  geändert  in  .wie  wird  man 's 
erst  m.',  offenbar  weil  er  die  Wendung  nicht  verstand). 

—  y)  von  Geschriebenem,  lauten,  heissen  BHk.  Du 
macht's,  heisst  es.  —  8)  von  Begebenheiten,  verlaufen, 
gehen  BR.    Wie  hed  's  g'macht?   S.  II 1  e  e  am  Schluss. 

III.  Der  Inf.  als  Subst.   1.  das  Arbeiten,  Verfertigen 
usw.    Was  Mache"s,  wenn  's  scho"  g'macht  ist?  RBadr. 


35 


Mach,  mech,  mich,  moch,  much 


.;,; 


Da"  ist  <■"  bösfesj  31..  sagt  der  Handwerker,  wenn  er 
eine  schwierige  Arbeit  ausführen  soll  Tu;  Z.  Ver- 
blasst:    Sache,  Ding.     Es  ist  e»  schüligs  31.  mit  der- 

•  Litte",  eine  verzweifelte  Geschichte.  Ap  Kai. 
1859.  Es  ist  e"  Ströls-m.,  ,eine  verruchte  Mache-  Ap. 
rs-,  Sträls-m.,  Interjj.,  mit  denen  man  Verdruss 
ausdrückt  ZO.  Gh.  [eine  unangenehme  Geschichte], 
dass  's  iezed  aW*  Das  hat  müesse"  gc"!  Str.,  iez  hün-ich 
(/'  Gelttäschc"  vergesse" !  —  2.  Art,  Manier,  Benehmen. 
Es  ist  doch  auch  es  M.!  Ineicuen.  , Welches  gewiss 
ein  unmanierliches  M.  wäre.'  GHeidegger  1732.  Tolles 
Treiben,  Lärm.  Was  händ  die  volle"  Bure"  für  e"  31.? 
Bs  (Spreng). 

IV.  Das  Ptc.  Perf.  in  eigentümlicher  Verwendung. 
1.  getan,  geleistet,   in   der  RA.:    Da*   ist  vi!  g'macht 
(riui  im),   eine  Leistung,   ein  grosses  Opfer,   das  will 
Etw.  heissen,  das  ist  ihm  hoch  anzurechnen  BsL.;  B. 
S.  vil  Bd  I  775  o.     Öppe"  vil  g.  ist  es  nicht  z'  fare" 
und  mi'''  da  Jünger  la".  Gotth.    .Ihr  vexiert  nicht  mit 
uns.  das  wäre  nicht  viel  g.'  ebd.    ,üas  sei  viel  g.  von 
ihm,  dass  er  die  Mühe  nehme.'  ebd.    ,So  milchst  noch! 
Das  ist  viel  g.'  ebd.  ,Werchigs  [arbeitsam]  sei  Theresi, 
selb  sei  wahr,  und  g'wüss  viel  g.,  dass  es  so  zu  seiner 
kranken   Mueter    luegi.'    Amerik.  Schweiz.-Kal.  1888. 
Doch  isch  's  vom  Hans  vil  g.  gsi",  dass  er  numme  das 
Alls  sich  het  chönne"  lo"  säge".  Breitenst.    Bas  ist  Nut 
g.  von  em,  keine  Art  B;  Z  (G'machets).    Das  isch  Nüt 
ii.  riui  ech,  so  z'  laufe",  nie  wenn  d'  Landjeger  hinger- 
icli  ilvi"  viiri".  MWalden.     ,Es  Hessen  sich  Stimmen 
hören,   dass   es   doch  Nüt  g.  sei  von  dem  Engelwirt, 
dass  er  das  Mareili  sitzen  lasse.'  Alpenh.  1870  (BE.). 
.Was  ist  Das  g.  von  einer  Mutter,  wenn  sie  es  ihrem 
Mann  gönnt,  dass  er  beide  Beine  gebrochen!'  Gotth. 
—  2.  gemacht  im  Gegs.  zum  Natürlichen,  Gewordenen, 
künstlich  Bs.     's  isch  l.ni"  recht  Boss,  's  isch  numme 
so  g.,  beim  Sattler.    ,Ein  gemachter  Vatter,  gemachte 
Geschwisterte',  die  es  erst  durch  Adoption  geworden 
sind.    1719,  Bs  Bq.   —   3.    a)  gebildet,    vom  Äussern. 
Ich  mächt    besser   g' machte   Tier   g'seh"    [als    Dieses]. 
Bauernkal.  1883.     Und  's  Fülli  —  lueg,  lueg,  wie  uf- 
g' setzt,  wie'gügglet,  wie  schön  g. !  Joachim  1885.    Wol, 
itliel  g.  Tu.    Prägn.,  schön  geformt,  ausgearbeitet,  von 
Dingen  L  (Ineichen).  —  b)  gesittet  L  (Ineichen).  — 
I.  prägn..    fertig,    vollendet,    vollkommen  Ap;  Th;  Z. 
Es  ist  Alles  g.  gsi",  was  er  g.  hat.    Das  ist  nüd  G-s, 
■  in.'    unfertige,    unordentliche,    wertlose  Arbeit.     Der 
Weg  isch -es   aucU  öppis  G-s,   etwas  Fertiges,   Abge- 
schlossenes.   E"  g 'machte  Ufa»»,  wie  nhd.   AALeer.; 
Th;  Z.     „Er   ist   ein  gemachter  Höfling."     ,Homo  ex 
mendacio  factus,  ein  gemachter  lugner.'   Fris.;  Mal. 
-  5.  aus-,  abgemacht,   bestimmt  Aa;  Ap;  G;  Th;  Z. 
's  ist  g.l  topp,  es  gilt!    's  seil  g.  si"!  Wolf,  Bauern- 
gespr.    Es  ist  asa  g-a  Ar;  GTa.    D'  Frau  Nöchberi" 
schimpft  e"  Betzli,  wenn  si  wider  chunnt  —  sefb  ist  g. 
[ausgemacht,  sicher].  WHausknecht  1891.   's  ist  wie  g., 
wie  verabredet,  abgemacht;  ganz  sicher  Th;  Z.   's  ist 
wieg.:  wenn  ichhott  will,  wott  er  wist.    's  ist  wie  g.: 
we"*-mer  Wasch  händ,  so  regnet's,  klagt  eine  Hausfrau. 
.Diser  nacht  sag  ich  ir 's  g'wiss  nit.  das  ist  g.  [steht 
fesl  |.'  Aal  1549.  —  6.  i'h  bi"  g.,  zwischen  Stuhl  und 
Bank  gefallen  B  (lt  Über  See  und  Alp  1865,  N.  15). 
Vgl.  Gr.  WB.  VI  1387.  —  un-g'macht:  „phys.  grob, 
■z.B.  ein  u-er  Stecken;  moralisch  ungesittet,  z.  B.  ein 
u-er  Mensch."    Unordentlich  SSchw.    Du  bisch  doch  e" 
U-er !   Syn.  ungeschaffen.  —  selb-g' machet:  selbst- 


verfertigt (-gesponnen,  -gefärbt  und  -gewoben),  von 
dem  sog.  Walsertucli  GrD.  Sonst  selber  g'm.  ,Der 
Vollblut-Baselbieter  liebt  es  noch  immer,  sich  in  S-es 
zu  kleiden.'  JKettiger  1857. 

Ahd.  mahhön.  Darnach  wäre  für  die  3.  S^r.  Präs.  1ml. 
und  das  Ptc.  Perf.  -et  zu  erwarten  (vgl.  Winteler  1S76, 
154  f.);  doch  sind  die  betreffenden  Formen,  wenn  auch  wahr- 
scheinlich heute  noch  häufiger  und  verbreiteter,  als  unsere 
Angaben  erkennen  lassen,  überall  im  Zurückgehen  begriffen 
zu  Gunsten  der  synkopierten  Formen,  die  auch  von  der 
Schriftsprache  gestützt  weiden.  Auffallend  ist  die  ziemlich 
weit  verbreitete  weiche  Aussprache  des  inlautenden  Gutturals. 
Das  Prät.  miech  (auch  bei  ThPhitter;  JCWeissenb.  1678; 
1712,  AaKlingn. ;  Ulr.  1727)  ist  nach  Analogie  der  redupl. 
Vba  mit  Präsens  -  d  (z.  B.  fallen)  gebildet.  Miecht(i)  ist  eine 
Compromissform.  Machteti  Ist.  machti)  bat  sich  an  Formen 
wie  spnlnti  von  Vbn  mit  dentalem  VerschhissLuit  als  Stamm- 
ausgang augelehnt..  —  Etymologisch  geholt  m.  ohue  Zweifel 
zs.  mit  ij'Ni'i'li.  Das  W.  bedeutete  urspr.  .passend  maclien, 
zsfügen'  und  war  wohl  zunächst  ein  Ausdruck  der  Hand- 
werkersprache. Von  hier  stieg  es  zu  allgemeinerer  Verwendung 
auf  in  der  Bed.  von  hervorbringen,  zu  Stande  bringen,  be- 
wirken' und  wurde  schliesslich  zur  Bezeichnung  einer  Tätig- 
keit Ubh.  Immerhin  unterschied  es  sich  von  dem  sinnver- 
wandten inen  dadurch,  dass  es  speciell  ein  zweckvolles  Tun 
bezeichnete  und  concretern  Begriff  hatte,  und  dieser  Unter- 
schied ist  im  Grossen  und  Ganzen  bis  heute  geblieben;  nur 
tw.  sind,  gerade  auf  unserm  Gebiete,  beide  WW.  dein  Sinne 
nach  völlig  zsgefallen.  Tw.  lockerte  sich  auch  die  Beziehung 
auf  ein  (bestimmtes)  Obj.  und  verlor  sich  am  Fnde  ganz: 
es  blieb  nur  noch  der  Begriff  des  (raschen)  Sichbewegens, 
Sichrührens  zurück  (vgl.  II  1).  Indem  sich  aber  (bes.  bei 
Gefühlsäusserungen)  mit  der  körperlichen  Bewegung  sehr  oft 
die  Tätigkeit  des  Stinimorgans  verbindet,  ergab  sich  eine 
neue  Bereicherung  des  Bedeutungsinhalts  (vgl.  II  3  c).  t'ber 
die  Anordnung  im  Einzelnen  konnte  man  manchmal  im  Zweifel 
sein,  da  die  verschiedenen  Bedd.  sich  oft  enge  berühren  oder 
in  einander  übergehen.  Nicht  unerwähnt  bleiben  darf  die 
weitgehende  Übereinstimmung,   die  zwischen  der  Verwendung 

unseres   W,   (namentlich   in  den   westlichen   MAA.i    1    der 

des  frz.  faire  herrscht;  ob  uud  inwieweit  freilieh  geradezu 
Beeinflussung  durch  das  Frz.  anzunehmen  sei,  ist  schwer 
auszumachen.  Vgl.  z.  B.  I  A  3  b  mit  frz.  faire  des  petits; 
Hni  '/.liti  in.  mit  .faire  ses  deuts' ;  ,eine  Krankheit  m.'  mit 
.faire  une  maladie';  I  A  17  mit  ,faire  ses  orges';  ferner  die 
Fälle,  wo  i».  für  tuen  eintritt  usw.  Die  Anwendung  II  1  d 
erinnert  an  den  Brauch,  in  den  Glückshafen  ,auf  geliebte 
Gegenstände  oder  Personen  zu  setzen,  von  dereu  Namsnng 
man  Glück  erwartet  zu  haben  scheint  (s.  Z  Taschenb.  1x8°, 
230  ff.). 

ab-mache":  1.  vom  Berg  ins  Tal  befördern,  z.B. 
Holz  W.  —  2.  beseitigen,  entfernen,  losmachen,  a)  mit 
Acc.  S.,  z.  B.  ein  Brett,  ein  Türschloss,  eine  Schnur 
Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  S;  Th;  Zg;  Z.  De"  Bart  a., 
rasieren  GrL. ;  Syn.  abe"-tuen.  Es  macht  keim  Bock 
kei's  Hörn  ab,  tut  Einem  nicht  weh,  bringt  keinen 
grossen  Nachteil  S  (Schild).  Biet:,  llnruiirbe"  a.,  sich 
eine  Hautschürfung  zuziehen  BHa. ;  L.  Bildl.  Die 
merste"  [Begierungsleute]  hend  emel  grüslr1'  Sorg,  ''ass 
si  uf  /,(•!"  Site"  starch  a'schiesse"  und  Platz  abmache". 
L  Nachr.  18(35.  D'  Bei"  a.,  die  Beine  brechen  S.  7> 
Mose"  a.,  einen  Flecken  (z.  B.  aus  einem  Kleide)  ent- 
fernen Bs  (Spreng).  Eine  Ziffer  a.,  wegstreichen,  aus- 
löschen „Gl;  Gr;  L;  Zg."  .Sie  essen  und  trinken  [so 
viel],  dass  man  es  mit  einer  Mäsb'striche11  oben  a. 
könnte,  wenn  es  nicht  von  selbst  oben  abliefe.'  Uotth. 
Spec.  a)  Gras,  Chom  a..  abmähen  B;  S.  ,ln  3  Tagen 
machen  wir  unser  Korn  ab,  am  Samstag  muss  Sichelten 
sein.'  N.  B  Kai.  1813.  —  ß)  ein  Gewebe  vom  Webstuhl 
B;  Z.   ,Wie  das  ein  wichtiger  Tag  ist.  wenn  der  Vater 


37 


Mach,  mech,  mich,  moch,  mucli 


38 


ein  Wubb  abmacht  und  damit  auf  Burgdorf  zu  wan- 
dert.' Gottb.  — -  y)  mit  Verschiebung  des  Obj..  Bönen 
o.  =  db-fädmen  (Bd  I  676)  Bs;  G;  Zoj  Z.    Der  flSrfce" 

ii..  die  Kürner  Yom  Kolben  abreiben  Gr;  GKli..  We. 
,Da  holt  der  Hausvater  jeden  Abend  eine  Zaine  voll 
| .Maiskolben]  herunter,  um  sie  abzum.'  WSemn  1871, 
288.  Raben  a.,  von  den  weissen  Rüben  die  Blätter 
absehneiden  THSteckb.  Syn.  ab-hauwen.  —  8)  ebenso, 
en  Wagen  a.,  abrüsten,  z.  B.  die  Leitern  sammt  Zu- 
behör herunternehmen  SThierst;  Th;  Gegs.  üf-m.  — 
e)  mit  Dat.  P.,  wegnehmen,  schmälern,  vermindern  B. 
.Wenn  der  Schulmeister  dem  Pfarrer  das  Ansehen  a. 
kann,  so  spart  er's  nicht.'  Gotth.  —  b)  mit  Acc.  P., 
Einen  von  Etw.  abbringen,  abwendig  machen  Ap;  Bs; 
G;  Sch;  Th;  Z.  Ein'n  vom  Spile",  vo*  der  Arbet  a. 
Er  hett  's  irol  tue",  aber  nie"  hät-en  abg'macht.  Auch 
bei  Denzl.  1677.  —  3.  (eine  Zeichnung,  ein  Bild) 
einer  Vorlage  entnehmen,  abzeichnen;  (eine  Vorlage) 
nachzeichnen,  abbilden,  spec.  photographieren  Ap;  Bs; 
G;  Sch;  Th;  Z.  Vgl.  machen  I A  6;  Syn.  äb-nemmen, 
-rissen.  Wo  hast  die  Zeichni'g  abg'macht?  Er  ist 
guet  abg'macht,  getroffen.  Sich  a.  la".  ,Es  war  eine 
Scene  zum  A.'  GStdt.  ,Contrafactur,  us  Vesalii  ana- 
tomy  abgemachet.'  Ruef  1554.  ,A..  effingere,  einsi 
angesicht  läblich  a.,  exprimere  faciem  alieujus.'  Mal. 

—  4.  a)  fertig  machen,  abschliessen  GrL.  .Darumb 
der  spruch:  mach  us,  mach  ab!'  UEckst.  Spec,  mit 
dem  Leben  abschliessen.  sterben  AiLindenb.  Er  het 
abg'macht.  Bei  der  Weberei  berührt  sich  die  Bed. 
des  Abwickeins  im  eig.  S.  mit  der  übertr.  des  Voll- 
enden, Fertigstellen s.  .Schneller  als  es  machte  Keine 
[Weberin]  ihren  Zettel  ab.'  1860,  JMüll.  —  b)  Etw. 
a.  (mit  Eim),  ausmachen,  vereinbaren  Bs;  Th;  Z.  Mer 
häiid  (mit-enand)  abg'macht,  mer  welli'd  hüt  rerreise". 
En  al/ff macht i  Sach,  eine  abgekartete  Th;  Z.  Mit 
Weglassung  des  Acc.  a)  sich  verständigen,  verglei- 
chen, abfinden  (gewöhnlich  gegen  Bezahlung  einer 
Entschädigung)  Aa;  Ap;  Bs;  BBe.;  L  (St.b);  GG.;  Schj 
Tb;  Zg  (St.b);  Z.  Si  hend  mit-enand  weg-em  Lö"  ab- 
g'macht Ap.  Er  hat  müesse"  mit  siner  Brät  a.,  bei 
der  Lösung  des  Verlöbnisses  Th;  Z.  Si  händ  chönne" 
a.  um  50  Franke?,  den  Handel  beilegen  gegen  Be- 
zahlung von  50  Fr.  an  den  (die)  Geschädigten  Tu;  Z; 
Syn.  abschaffen.  Auch:  Ich  ha" 's  mit-em  abg'macht. 
St.1'  Einen  für  gehabte  Mühe,  Arbeit  entschädigen, 
bezahlen,    befriedigen   L  (Ineichen);  GG.;  UwE.;    U. 

—  ß)  Einem  derb  die  Wahrheit  sagen  Bs  (Spreng). 
Ich  ha"  mit-em  abg'macht.  Syn.  ab-rechnen.  —  5.  ab- 
g'macht i  Lebere",  Herdöpfel,  gebratene  ZRafz.  —  Ab- 
machete"  f.:  1.  (Bonli-jAbmachede",  die  Gesammtheit 
der  abgezogenen  Fäden  Bs.  —  2.  Vergleich,  Abkom- 
men Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  GG.;  Sch;  S;  Th;  Z<;;  Z. 
Der  Dokter  überchunnt  die  versprochene"  40  Franke", 
löt-sic''  lüt  A.  mit  den  angere"  40  uf  es  hallis  Jfiv  ver- 
tröste". Schild  1876.  Spec,  gütliche  Beilegung  eines 
Streites,  bes.  nach  Raufhändeln  Bs;  B;  S;  Z.  Si 
[Streithähne]  heige"  jo  geng  i"  allne"  Eggen  inne"  A. 
Hofst.  ,Wüst  sieht  's  [nach  der  Schlägerei]  in  den 
Köpfen  aus.  Es  kommt  eine  A.,  wo  wieder  brav 
Schnaps  konsumiert  wird  und  die  wieder  mit  einer 
Schlacht  endigt.'  Schweiz.  Dorfztg  1860.  —  3.  Lohn. 
Entschädigung,  Vergütung  L;  GG.;  Uw;  LT. 

abe"-:   1.  tr.  a)  Etw.  abwärts  bewegen,  z.B.  Holz, 

—  ab-m.  1  SThierst.;  Fensterläden,  herunterlassen  L 
Stdt;    Obst,   vom  Baume  nehmen,   pflücken  B;  L;  S; 


Syn.  abe'-tuen.  .Als  die  Kühe  dem  Melker  die  Milch 
aufzogen,  wollte  er  mit  Schlagen  sie  a.  [bewirken, 
dass  sie  herunterkomme].'  N.  B  Kai.  1840.  .1703  wurde 
beschlossen,  der  Landjäger  solle  auf  die  Orgel  [in  der 
Kirche]  gehen  und  die  Leute  ohne  den  Schulmeister  and 
die  Sänger  a.  [hinuntertreiben,  -schicken].'  AKüchler 
1886  (Obw).  Eim  d'  Eösli  «.,  herunterlassen  (um  ihm 
Schläge  auf  den  Hintern  zu  geben),  bildl.,  ihn  züch- 
tigen; s.  Chnüw  Bd  III  774.  Me"  häd-is  fast  d'  Hut 
abe"g' macht,  heruntergerissen;  bildl.,  arg  zugesetzt  mit 
Bitten  Sch.  Potz  Schiess,  Die  [die  Frau  Meisterin] 
hat  den  Gring  hoch  obe";  aber  es  müesst  d  r  Tüfel  tue*, 
su  mache"  ich-ne"  Dere"  ache",  demütige  ich  ihren  Stolz. 
Gotth.  Syn.  Eim  de"  Höchmuet  abeHue".  —  b)  mit 
Acc.  P..  Einen  verkleinern,  heruntersetzen,  -machen 
GrCIiut;  Sch;  Th;  Z.  „Der  Scheinfreund  hat  seinen 
Mitfreund  abeg'macht,  in  Schatten  gesetzt,  verkleinert." 
—  c)  Ptc.  abe'g'macht,  niedergeschlagen  ZLunn.  — 
2.  mit  Dat.  P..  Einem  derbe  Verweise  geben,  ihn  aus- 
schelten Bs  (Spreng);  L;  Sch;  Z.  „Ich  habe  ihm  brav 
abeg'macht."  Wie  hat  Die  'balget  und  mer  abc'g macht .' 
Stütz.  —  3.  abs.  a)  auch  obenabe"-m.,  unpers.,  =  abe"- 
hameen  2  a  (Bd  II  1807)  Aa;  Bs;  L;  Scn;  Th;  Z;  vgl. 
machen  II  3  d  a.  Da'  hat  au'''  gestert  .-'  Nacht  abe'- 
g'macht, Stei"  [Schlössen]  hat  's  g'gi"  we  Haselnuss! 
Unterdesse"  macht  's  dussen  immer  erger  üben,  und  es 
ist  e"  wärt  Freud  gsi",  am  Feister  z'  sta"  und  dem 
Pletschen  und  Tatsche"  zuez'luege".  ACorrodi.  Tr.  ge- 
wendet. \s  macht  d'  Morge'roti  abe",  wenn  nach  Mor- 
genröte, die  Regen  verkündigt  (s.  Bd  II  1319  unten), 
dieser  wirklich  sich  einstellt  AABb.  In  Ap  einfach: 
regnen,  schneien  usw.,  ohne  verstärkenden  Nbbegr. 
Es  macht  Nünt  abe".  —  b)  pers.  S;  Z,  unpers.  B,  vom 
Preise,  sinken;  abschlagen.  ,Ob  es  [auf  dem  Markte] 
mit  den  Schweinen  hinauf  oder  hinunter  gemacht.' 
Gotth.  S.  noch  Bd  II  1320.  —  c)  ebenso,  ufen-  und 
abe"m.,  von  Personen:  unschlüssig,  heute  so,  morgen 
anders  gestimmt  sein;  von  Zuständen:  beständig  wech- 
seln Th;  Z.  Syn.  Hag  üf  und  Hag  ab  m.  Bd  II  1067. 
Es  häd  ufen-  und  abe'g'macht  mit-mer,  ich  rang  nach 
einem  Entschlüsse  ZS. 

über-:  1.  überstreuen,  z.B.  ein  Grundstück  mit 
Dünger  ScHSt.  Me"  cha"  de"  ganz  Acker  dermit  ü. 
—  2.  unpers.,  übertreiben.  „Es  hat  ihm's  Übermacht, 
das  Brot  ist  zu  hart  gebacken,  das  Fleisch  zu  stark 
gebraten,  das  Heu  zu  dürr  geworden  BO."  Sonst  nur 
im  Ptc.  Perf.  übermachfejt  in  adj.  und  adv.  Verwendung, 
=  übertrieben,  übermässig,  ausserordentlich,  sehr  Ap; 
GF.j  Scb;  Th.  Das  ist  doch  Übermacht,  übersteigt 
alles  Mass  GF.  Ü.  gross,  tur,  vi!.  Zo  alle"  Löchlene" 
und  alle"  Spältlene"  i"  schusse'd  ü.  vil  Öteve",  g'rad 
we  wenn  si  z'  Hütte"  voll  here"  'trat  rcorde"  ivm-rd. 
Schwzd.  (ScHBargen).  ,Si  leiden  grosse  ü-e  Unge- 
schicklichkeiten.' JJBreit.  1616.  ,Von  den  unzähl- 
baren, ü-en  und  nicht  mehr  fraglichen  Missbräuchen 
und  Neuerungen.'  ebd.  1629.  ,0  der  ü-en  Frächheit 
des  Satans!'  FWvss  1653.  ,Die  Juden  waren  ü.  gott- 
los.' ebd.  1655.  ,Der  Gassenbettel  ist  ü.'  1677,  Z 
Synode.  ,Sie  konnten  ihren  ü-en  Seelenschmerzen 
nicht  widerstehen.'  AKlingl.  1691.  .Die  ü-e  Kleider- 
hoffart.' Z  Mandd.  1703/57.  .Mit  ü-er  Kostbarkeit.' 
Bs  Polizeiordn.  1715.  —  3.  überwältigen,  töten;  z.B. 
von  einer  Krankheit,  die  einen  Menschen  dahinrafft 
BHk.  —  4.  refl.,  es  mit  Arbeiten  übertreiben  Ndw. 
Syn.  ü.-tuen.  —   Zu   2.      Oer    Dat.    wird    wohl    nicht   eiae 


39 


Mach,  mech.  mich,  moch.  much 


4n 


bestimmte  Person  meinen,  sondern  sich  auf  das  betr.  Subst. 
ii,    oder   das    anbestimmte   Pron.    (s.   et  -/   Bd   I   Olli 
repräsentieren. 

überen-raachen:  1.  auflegen,  z.B.  ein  Pflaster  Z. 
-  2.  a)  überstehen,  durchmachen  Ar;  Tu;  Z.  / ■'■ 
ha"  's  jetzt  obere"  (/'macht  [nämlich  die  Hochzeit],  sagt 
ein  junger  Ehemann.  Ap  Kai.  1846.  —  h)  erledigen. 
abtun  ZO.  ,Wii  wollen 's  [das  z'  Nüni-Esse"]  gleich 
uribt  's  noch  Etwas  aus,  bevor  zum  .Mittagessen 
gerufen  wird.-  JSenn.  Das  Weitere  s.  unter  über-hin 
Bd  II    1323  unten. 

ul'-:  1.  tr.  a)  (etw.  Zerstreutes.  Ungeordnetes  usw.) 
zsnehmen  und  aufhäufen,  aufnehmen,  wegräumen  Bs; 
GoT.;  Uw.  a)  Heu  u.,  auf  der  Wiese  ausgebreitetes 
Heu  zsnehmen,  -rechen,  sei  es,  um  es  einzusammeln 
Uw,  oder  um  Mahden  oder  Häufchen  daraus  zu  bilden 
G  oT. ;  ZO.  ,Das  gras  und  stupflen,  so  auf  feissten 
ackern  ston  bleibt  und  wie  höuw  aufgemacht  wirf 
Tierb.  1563.  —  ß)  Wüschete"  [Kehricht]  it.,  aufkehren, 
wegräumen  Bs;  B;  „VO;  Gb  (St.1)."  —  y)  d'  Hur  u., 
aufbinden,  von  Frauen  GrS.,  Scuolms,  Tschapp.;  Z. 
—  8)  Frucht  it..  auffassen  Bs.  —  e)  Brot  it.,  den  Teig 
zu  Laiben  formen,  ,ballar  il  pane'  GrPi\  Vgl.  laiben 
Bd  111  954.  —  b)  aufarbeiten,  et)  Holz  (auch  Chris 
Tu;  Z)  it.,  spalten,  aufhacken;  aufschichten  Ap;  Sch; 
Tu;  Z.  S.  Heizt  Bd  H  1333.  ,Alt  rünn  [verdorrte 
Tannen]  und  umgevallen  holz  mag  man  wol  u.'  1472, 
GBurgau  Offn.  .Wellicher  holz  howen  tuet  und  das 
nit  ufmacht  und  zuesammenhufet.'  1524,  Schw  LB. 
,Sy  hotten  aber  das  [Holz]  zuo  keiner  rechten  zyt 
genommen  ald  ufgemacht,  sonder  allein  die  sehyter 
hinweg  gefüert  und  das  abholz  oder  rys  ligen  und  er- 
fulen  lassen.'  1554,  Hotz,  Urk.  ,Das!  man  nun  für- 
hin  keim  [Bürger]  welli  das  abholz  lassen,  sonder 
myne  herren  wellind  's  u.  und  zue  iren  handen  nämen 
und  keinem  burger  mer  vergunnen,  das  abholz  ufzem.' 
1556,  ZWint.  Katsbeschluss.  ,Was  uf  jeder  syten  lyt, 
holz  und  studen,  soll  ein  jeder  u.  und  dannen  nemmen.' 
1597,  I.. Maltors  Amtsr.  .Wann  Einer  grün  Holz  hawte 
und  aber  das  Holz  nit  aufmachte  und  hinweg  führte,  so 
hat  alsdann  ein  Jetlicher  Gewalt,  dasselbig  zu  seinen 
Händen  zu  nemen,  es  seie  aufgemacht  oder  nit.'  SchwE. 
Klosterarch.  ,Wie  das  Klafter  aufgemacht  werden 
solle.-  B  Holzordn.  1733;  wechselnd  mit  .aufsetzen.' 
,Das  Holz  solle  zum  Behuf  der  Armen  und  Bedürftigen 
aufgemacht  werden.'  Bs  Waldordn.  1781.  , Aufmacher- 
lohn per  5  Klafter  ä  30  ß.'  1789,  ZGrün.  Amtsrechn. 
S.  noch  Holz-Geber  Bd  II  95.  —  ß)  Vieh  u.,  geschlach- 
tetes  Vieh  zerlegen,  für  den  Verkauf  herrichten?  , Den- 
jenigen Frömden,  so  verdorben  Vieh  schinden  oder 
aufm.,  [wird]  viehnal  bei  hocher  Buss  angekündt. 
äussert  dem  Land  zu  verbleiben.'  1654,  Gr  Bq.  — 
Y)  Frucht  u.,  mittels  der  Windmühle,  auch  durch 
Schwingen  reinmachen  Sch;  Th;  Z.  Sehr  oft  auch 
abs.  —  c)  auf-,  zurüsten,  in  guten  Stand  setzen,  für 
den  Gebrauch  herrichten.  , Omare,  zuorüsten,  bereiten, 
ein  ding  hüpschlich  aufm.'  Fris.  ;  Mal.  et)  e*  Bett  u., 
aufschlagen,  rüsten  Th;  '/■-,  auch  in  der  lokalen  Schrift- 
sprache heimisch.  /  fg'maehti  Better.  .Bettstatt  und 
Käst,  ii  zu  Marthalen  abgeschlagen  und  zu  Rudolfingen 
wiilrum  aufgemacht,  dorn  Tischmacher  13  Kr.'  1682, 
/i  i;i  rs  Tageb.  E"  Zelt  u.  Bs;  Scn.  En  Wagen  it.,  auf- 
rüsten, spec:  die  Leitern  aufsetzen  A.A;  Sch;  S;  Tu;  /,. 
Scherzfrage:  Was  muess-me'  ha",  wemmer  will  e"  II'. 
u.?  Das  Gefragte  nenn!  einen  Bestandteil  des  Wagens, 


worauf  das  Fragende  es  belehrt:  Nei".  de"  l'lnt:  Aa 
Suhrent.  En  Webstttel  u.  Schw,  Th;  Z.  Zwei  Web- 
g'stüedel,  die  me"  ohönnt  u.  Schw  Hausratbrief.  W Most- 
muli, d'  Trotten  it.  Th.  Kn  Tisch  it..  zum  Bügeln 
herrichten,  indem  man  die  Platte  mit  einem  Tuch 
überspannt  Z.  D'  Chüchle"  it.,  mit  Werg  behängen 
GbD.  S.  noch  Heimen  Bd  II  1477.  —  ß)  de"  Garte" 
ii.  =  gartnen  (Bd  II  440)  GRObS.  —  d)  fertig  machen, 
beendigen;  s.  uf  Bd  I  119/20.  , Damit  ich  es  aufmache, 
ut  ludum  finiani.'  Ked.  1662.  —  e)  öffnen,  allg.  S.  uf8 
Bd  1  120.  Sylt,  tüffen,  uf-tuen.  En  Chnopf  ».,  auf- 
lösen. Es  wird  verboten,  .ohngeheftete  und  aufge- 
machte Hauben  |  Hauben  mit  aufgelösten  Bändern]  zu 
tragen.'  G  Kleiderordn.  1727.  —  f)  Wild  u.,  aufspüren, 
aufjagen,  vom  Jagdhunde  B;  Z;  Syn.  uf-tuen.  —  g)  Für 
it.,  anzünden  (eig.  aufflackern  machen)  Ap;  B(lt  Alpenh. 
1870).  (Jnd  der  Senn  macht  's  Fürli  uf.  Ap  Sennenlied. 
—  h)  mit  Acc.  P.,  aufreizen,  -wiegeln  Ap;  G;  ScHSt, 
(Sulger);  U.  Syn.  uf-stiften.  Ufg'macht  harn  ich  dann 
Niemer,  Das  lammer -ich  [lasse  ich  mir]  da""  nit  la* 
nächrede"  U.  .Ihr  macht  meinen  Mann  immer  auf. 
dass  er  so  hagelschlächtig  ist.-  UBrägger  1777.  — 
i)  Etw.  auf  einer  Fläche,  bes.  an  einer  Wand,  be- 
festigen, anbringen;  aufhängen,  -kleben  usw.  Aa;  Sch; 
Th;  Z.  De"  Spiegel,  de"  Kalender  u.  Auf  Pappe  auf- 
ziehen Sch  (Kirchh.).  -  k)  (mit  Strichen)  auf  kreiden, 
aufschreiben,  notieren,  aufzeichnen  Bs;  B;  L;  Sch; 
Tu;  UwE.;  Z.  S.  machen  I  A  14.  Beim  Kartenspiel 
werden  dem  Verlierenden  Striche  und  Nullen  (s.  Hcrd- 
Opfel  Bd  I  379)  ufg'macht:  der  Käser  macht  d'  Milch 
uf,  welche  die  Bauern  ihm  bringen,  der  Weinbauer 
die  gefüllten  Eimer,  die  der  Kelter  entnommen  wer- 
den, der  Wirt  den  Wein,  den  die  Gäste  trinken  usw. 
Me"  chönn  doch  nit  mer  Wi"  u.,  als  d'  Ltit  'trunke" 
heige".  Breitenst.  ,Aufm.  lassen',  ankreiden  lassen. 
Gotth.  il/ac/(  's  öppe"  uf,  ich  will  's  och  u.,  sagt  Einer, 
der  von  seinem  Freunde  Geld  entlehnt  hat,  zu  Diesem, 
ebd.  ,Kauf  dir  eins  dere"  Bücher,  wo  Alles  drin  auf- 
gemacht ist,  was  man  kochen  kann.-  ebd.  ,Benz  hatte 
nie  gewusst,  dass  3x8  24  machen  und  ganz  ver- 
gessen, wie  manchmal  er  Geld  eingezogen,  und  aufm, 
hätte  er  es  auch  nicht  können.'  N.  B  Kai.  1843.  An-, 
berechnen.  Der  Dachdeck  macht  me  Bese"  uf,  als  er 
a"  üsern  Dach  verbrächt  lied  BStdt.  Lö"  u.  B;  Th. 
De1'  heig  da"  z'  wv'rscliaint  ufg'macht  fiir  .si"  Müej. 
Gotth.  ,Noch  blypst  mir  schuldig  umb  und  umb  für 
dich,  dyn  gest  und  allen  bracht  ob  200  guldin  ufge- 
macht.' Salat.  —  1)  =  machen  I  A  16,  testieren  Gk. 
Schi  händ  nid  chönne"  erpe":  er  hed  's  ganz  Ver- 
möge" der  Frau  ufg'iuachet  g'ha".  ,Ein  Viztum  soll 
zu  Gericht  sitzen  an  offner  Reichsstrass,  so  Ainer 
dem  Andern  will  u.  oder  geben',  d.  h.  bei  Auflassungen 
oder  Güterübertragungen.  XV..  GrCIiui-.  .Wo  zwei 
elich  menschen  einandern  das  ir  mit  recht  ufmaehend 
oder  verschaffen  wolltend,  das  soll  besten  syn  lebtag 
zuo  end  syner  wyl  und  nit  furo  noch  lenger.'  1 182, 
GRag.  Landrecht.  ,Wo  zwei  Ehementschen  einan- 
deren das  Ihrige  aufmachent  oder  verhusent.'  1674, 
GSa  Landrecht.  .Wann  Eheleut  gegen  einandern 
zimbliche  Gescheft  teten  oder  u.  wollten,  das  mögend 
sy  wol  tuon.'  GrD.  LB.  ,Was  ein  Vater  seinem  ledigen 
oder  unehelichen  Kinde  aufm,  mag.'  GnKlost.  LB. 
S.  ooeh  11.  116/7.  —  2.  refl.  a)  sich  aufheitern,  vom 
Wetter  GuMaienf.  Syn.  steh  uf-tuen.  —  b)  sich  er- 
schöpfen, aufreiben,  mit  Arbeiten  PPo.  —  c)  mit  rett. 


41 


Mach,  mech.  mich,  moct),  milch 


42 


Dat..  sich  vergnügen  TAI.     Wann  d'  werest  chemtne* 
am  Samstag,  hattest-der  wöl  ufg'wachud,  ti  saresti  ben 

divertita.  Giordani  1891.  —  3.  a)  meist  abs.  oder  mit 
Dat.  P.  =  machen  II  1  /'ß  Aa;  Ap;  BS;  Gl;  Gk;  L;  G; 
Sch;  Schw;  Th  ;  Uw ;  Z.  Wer  gern  tonet,  dem  ist  guei 
ii.  Ineichen;  Sclger.  Wenn  100  Giger  u.  wur'e'd,  's 
swickt-mi'1'  nümme  i*  de"  Beine".  EFeurek.  .Am  Sonn- 
tag war  der  Schulmeister  [von  ehemals]  den  Kindern 
nichts  mehr  und  nichts  Besseres  als  ein  ordinäri 
Mann,  der  aufm,  kann.-  JSenn.  Giger  (Gigeli  Tu), 
mach  uf!  eig.  Aufforderung  der  Tänzer  an  die  Spiel- 
leute,  dann  allg.  i.  S.  v.  juchhei!  lasst  uns  lustig 
sein!  Gr;  L;  G;  ScBSt. ;  Schw;  Th;  Uw;  Z.  Isch  's 
Chilbi,  se  seig  's  Chilbi:  Giger,  mach  uf!  nun  so 
lasst  uns  fröhlich  sein!  Ineichen.  Trost  Gott  die  arm 
Sei!  Giger,  mach  uf!  Sprw.,  das  den  raschen,  un- 
vermittelten Übergang  von  der  Trauer  um  Verstor- 
bene zur  Lebensfreude  malt,  ebd.;  ähnlich  bei  Häfl. 
1813,  205.  Auch  mit  Acc.  Ei*s  u.  En  Psalmen  u. 
Stutz.  ,Pfifer:  So  huy,  schnell  dran  und  lond  uns 
gon;  all  machend  uf!-  Rüef  1550.  ,So  nun,  ir  spillüt, 
machentauf!'  Com.  Beati.  , Der  ufmachet  oder  uf  dem 
Synen  tanzen  lasst.'  1007,  Ap.  .Diewyl  sich  diser 
Trummenschlacher  dergestalten  ungepürlich  und  un- 
gehorsam erzeigt  und  zu  Tanz  ufgemacht.'  1616,  B. 
,Mit  einer  Pfyffen  darby  ufgemacht.'  1629,  ZWint. 
.Hiezu  [zum  Imbiss]  soll  man  musicieren  und  aufm.' 
MvRicXtjs  1630.  .Auirn.  mit  Saitenspielen,  canere  fidi- 
bus.  Sie  machen  den  Herren  auf  bei  der  Tafel.'  Denzl. 
1677.  .Auch  wird  von  den  darbei  stehenden  Trom- 
peteren, Tronnnelschlageren  und  Pfeiferen  Eins  auf- 
gemachet.'  JEEscher  1692.  , Aufgemacht  und  g'waltig 
g'sprungen,  angehalst  und  lustig  g'schwungen.'  JCWeis- 
senb.  1701.  S.  noch  Liren- Mann.  Bildl..  mit  Dat.  P.. 
den  guten  Mann  spielen V  ,Der  herr  säch  gern,  dass 
wir  uns  deren  [zuchtloser  Kriegsleute]  abtäten  und 
redlich  lüt  annämen;  es  will  aber  jedermann  [von  den 
eidg.  Hauptleuten]  den  synen  u.,  Gott  geb,  wo  unser 
eer  syg.'  1524,  Absch.  —  b)  „von  Vögeln,  bes.  von 
Birkhähnen,  singen  Aa;  B;  L;  S."  —  Ufmacher: 
Musikant  GRh. ;  ZU.  ,Der  Teufel  [ist]  ein  Haupt- 
Stifter  des  Tanzens  und  der  rechte  Aufm,  darbei.' 
JWirz  1650.  —  Holz-  s.  uf-machen  1  b  a.  ,Den 
17.  Februar  denen  H-en  1  Batzen  2  Kr.'  1733,  Schloss 
Rued.  —  Ufmachete11:  ein  kleiner  Best  Heu,  Streue, 
der  beim  Einsammeln  noch  zurückgeblieben  ist  Bß. 
-  Ufmachi:  Musikinstrument  Zu.  Ufmachene": 
Glättete",  Gigen  und  swe  Trumme"chübel.  Stutz. 

ufe"-,  ue-:  1.  ein  Stück  Kulturland  ue-m.,  (von 
unten)  bis  zum  obern  Rande  bearbeiten  ZU.  —  2.  abs., 
im  Preise  steigen  B;  Z.  .Die  Käse  hatten  heraufge- 
macht;  deshalb  wünschte  jeder  Bauer,  soviel  Vieh  wie 
möglich  in  seinem  Stalle  zu  haben.'  FSchlachter  1891. 
S.  noch  abe"-m.  3  c. 

um-:  1.  der  Reihe  nach  abwechseln  Ap;  ScHSt.; 
Th;  Z.  S.  noch  um  113  (Bd  I  226).  —  2.  Erdreich, 
z.  B.  ein  Beet,  ein  Stück  Ackerland,  umgraben,  um- 
brechen ScnSt.;  U.  —  3.  Bäume,  fällen  BE.  Syn.  um- 
tuen. Wegen  ir  [einer]  Tanne"  cha""-me"  nit  d'r  ganz 
Wald  u.  —  4.  einen  Umweg  machen.  Gotth. 

urae"-:  La«  Oppis  u.  s.  um-hin  Bd  II  1326;  vgl. 
noch  Geiss  Bd  II  455  und  machen  II  1  b.  An  Eim 
«.,  ihm  in  den  Uhren  liegen  Th;  Z.  Er  macht  all 
a"-mer  it.,  <■''  soll  doch  au''1  emol  zue-n-em  cho".  — 
2.  umbinden    Tu;   UwE.;    Z.     Mach  e"   Tueeh  u.  [um 


den  Kopf.  Hals].  oereheltSt-dich  sus.  —  3.  umgraben. 
pflügen  s.  Bd  11  1328.  I.  ausbessern,  flicken  s.  ebd. 
D'r  Drdjer  macht-ne'  [die  Pfeifenspitze]  wider  u. 
.IHofst.  1865.  —  Urne"  mach  er:   Flicker  BBe. 

a"-:  1.  tr.  a)  befestigen,  anbinden  AALeer.;  Bs; 
BRüegg. ;  GnLandq. ;  GF.,  G.;  Sch;  Tu;  '/,.  .Dessen 
h.  Bildnus  an  den  Mastbaum  angemacht  ist.'  GKönio 
1695.  S.  noch  Gatter  Bd  II  195.  —  b)  Einem  Etw. 
a.,  vermachen.  .Wann  auch  ein  Mann  seiner  Ehe- 
frauen bei  Leben  Kleider  und  Dergleichen  kauft, 
schenkt  und  anmacht.'  1706,  L  Stadtrecht.  —  c)  Eim 
e"  G'sicht  a.  =  anhenken  (Bd  II  1460)  Tu.  —  d)  be- 
schmutzen, verunreinigen  Ap.  Da  tuest  Alls  a.  Auch 
refl.  Marli-di1'  nüd  mit  Dem  a",  besudle  dich  nicht 
mit  Diesem!  ebd.  —  e)  mit  Acc.  P..  Einem  .einen 
Bären  aufbinden',  ihn  zum  Besten  haben,  betrügen. 
G  1799.  Syn.  anschissen.  —  f)  den  Anfang  machen 
zu  Etw.,  Etw.  in  Gang  bringen,  anbahnen;  erstellen. 
Eine  Schleif  bahn  auf  Eis  oder  Schnee  a.  SchSL  ;  Th; 
Z.  —  g)  Etwas  zurüsten.  zubereiten,  insbes.  durch 
Mischung  verschiedener  Bestandteile  Aa;  Bs;  BR.;  G; 
Seil;  Th;  Uw;  Z.  Frucht  a.,  Saatgut  mit  (Jauche 
oder)  Vitriollösung  besprengen  und  anrühren  [um  die 
Körner  gegen  den  Brand  zu  schützen]  AALeer. ;  Th;  Z. 
G'miies  (Bs;  G;  Th;  Z),  Teig  (Bs;Th)  a.  Wichsi  a., 
mit  Wasser  anrühren  Th;  Z.  Huppert  (s.  Bd  II  955) 
a.,  mit  Essig  befeuchten  Z.  Tinte",  e*  Mixtur  a.  G: 
Th;  Z.  Wi"  a.,  durch  Zutat  fälschen,  künstlich  zu- 
bereiten. aaUÜ.  A'g'machti  War,  von  jeder  Art  fabri- 
zierten, verfälschten  Getränkes  Th;  UwE.;  Z.  D'Würt 
hemd  efange*  blös  norh  a'g'machts  Zug  im  Cheller. 
Dagegen  in  BR.  a"g'machter  Wi*,  mit  Zucker  nnd 
Safran  versetzter,  beiss  gemachter  Wein.  A'g'machts 
Branz,  eine  Art  selbst  zubereiteten  Liqueurs  Ndw  ; 
Syn.  liasoli.  Auch  bloss  A'g'machts,  Liqueur,  Schnaps 
L;  S.  Dö  nimm  es  Schlückli  warmi  Milch,  oh  |du| 
gösch;  oder  wottseh-nes  A.?  Joach.  1881.  Nusswasser 
o.  Z.  .Marchstaller:  Des  fueters  halb  und  anderen 
sachen  will  ich  dasselbig  selbs  a.'  JMurer  1575.  ,Ein 
bad  a.'  HPant.  1578.  S.  noch  haben  I  (Bd  II  864). 
—  h)  .ein  Bett  a.'  =  uf-m.  1  c  a.  .Ein  Wirt  soll  haben 
8  angemachte  Better  und  8  Ross  Stalling.'  1638,  Ar 
Jahrb.  —  i)  aufputzen,  renovieren  GF.  Er  löt  si*s 
Hüs  (schür*)  a.  --  k)  ein  Stück  Land  a.,  bestellen, 
bepflanzen  GrPt.;  SchwE.,  Muo.  A"g'macheter  Bode", 
angebautes  Feld.  MKuoni.  E*  chlinf  Gummelgarte*, 
wenn  er-e*  nid  z'  fül  g'si*  ist  a":' mache".  MI.ienf.rt 
1892.  -  -  1)  Ein'n  (zue  Öppis)  a.,  sein  Verlangen 
wecken,  ihn  anreizen,  anspornen,  bereden,  verlocken 
AALeer.;  Ar;  Bs;  Gl;  Gr;  G;  Sch;  Th;  Z.  Die  Pflümc" 
mache'd  Ein'n  a"  [sie  zu  essen,  hineinzubeissen].  De 
chönntst-mich  nüd  a.,  gib  dir  keine  Mühe,  mich  zn 
überreden!  Z.  Ein  Xurr  macht  der  ander  a"  G;  Th-,  Z. 
Er  lüt-sic''  a.  wie  Salat,  Wortspiel  mit  1  g.  Sprww. 
1869.  Er  hat  eso  g'schroue".  das"  er  mi"'  fast  a'g'macht 
hett  [mitzuweinen].  Häutig  unpers.  's  macht-mich  nüd 
ii".  ich  habe  keine  Lust  dazu  Ap;  G;  Th;  Z.  's  macht 
Ein'n  nüd  a",  bi  dem  Wetter  :'  spaziere".  [Die  Vögel 
singen]  es  macht  der  Herr  Ehrli  a",  er  summt  e"  Lieilli. 
Breitenst.  ,Gute  Kinder  sollen  sich  von  den  bösen 
dadurch  [durch  ihr  leichtsinniges  Leben]  nicht  a. 
lassen,  Gleiches  zu  tun.'  JWirz  1650.  .Urgetorix 
machete  seine  Landsleut  an  [auszuziehen].'  JEEscher 
1692.  S.  noch  hätschen  Bd  II  1800.  Auch  refl.  Du 
machst-ili'1,  mit  dem   Zug  (fad  dezue  a",   machst  dich 


43 


Mach,  mech,  mich,  raoch,  muco 


44 


damit  nur  darnach  hegehrlich  Ar.  .Bald  machte  ich 
mich  selber  an,  mich  aufzumuntern  und  den  Weg  fort- 
zusetzen.'  GKönig  1695.  —  in)  mahnen    TriBodensee. 

—  2.  refl..  sich  einschmeicheln  Gr.  Er  kann  sia 
guei  ii.  —  a°machig:  1.  Verlangen  (z.B.  Esslust) 
erregend,  verlockend,  reizend,  anmutig  Gl;GW.;Th. 

—  2.  von  Einem,  der  sich  an-,  einzuschmeicheln  ver- 
steht GrLuz.,  Val.    Zahm,  zutraulich,  von  Tieren  Gr. 

—  3.  flcissig  GrL.  —  anmächelig,  in  G  oT.  auch 
a"c/'in.  -  a'machig  1,  von  Personen  und  Sachen,  z.  B. 
Speisen,  Früchten  Ap;  G;  Th;  Z.  Eii  a.  MeitU.  Kh 
a-er  Öpfel.  Das  [Geschäft]  ist  nüd  a.  Auch  vom 
Wetter,    's  (Wetter)  ist  hüt  nid  a.  (zum  Spaziere"  gä"J. 

In  Bed.  1  a— e  und  2  des  Vb  bezeichnet  an  Annäherung 
an,  Richtung  auf  einen  Gegenstand,  in  Bed.  1  f— m  Anfang, 
Anstoss  zu  Etwas. 

ane"-mache11  s.  arihin  Bd  11   1331. 

i"-:  a)  einschlagen,  -hüllen,  -wickeln,  -packen  AaF., 
Fri.;  Bs;  Sch;  Th;  Uw;  Z.  Mach-dich  guet  »*,  's  ist 
ehalt  äusse*.  Einen  Brunnen,  einen  Baum,  einen 
Schweinestall  mit  warmen  Stoffen  umhüllen  Th;  Z. 
.Wann  ein  Bürger  seine  Waren,  so  ihm  ab  der  Fremde 
zukämen,  entweder«  im  Kaufhaus  oder  daheim  in 
seinem  Haus  aufbindt  und  wiederum  einmacht.'  1725, 
Z  Ges.  Spec.  einen  Toten  mumienartig  in  ein  weisses 
Leintuch  einwickeln,  welches  dann  zugenäht  wurde 
Ap  f.  Dagegen:  einbalsamieren.  ,Und  ward  syn  [des 
zu  Konstanz  gestorbenen  Abtes]  corpel  yngemacht  und 
gen  SGallen  gefüert.'  Vai>.  Refl.,  sich  bei  der  Gärung 
mit  einem  ,Pelz'  überziehen,  der  nach  und  nach  Hefe 
wird,  vom  Obstwein  Ar.  De''  Most  tuet  sich  %.  — 
b)  Gebälk  ».,  mit  Brettern.  Latten  zudecken  Bs.  E" 
Chammer  i.,  mit  Täfelwerk  verkleiden  Th;  Z.  !■- 
g'macheti  Chuchi,  eine  Küche,  welche  durch  Erstellung 
einer  oder  mehrerer  Wände  von  dem  übrigen  Haus 
llur  geschieden  und  mit  einer  Decke  versehen  worden, 
wodurch  zugleich  die  Erstellung  eines  Bauchfanges 
nötig  wurde  Z.  ,Ein  Haus,  halt  in  sich  zwei  ein- 
gemachte Kuchi.'  G  Avisbl.  1727.  E*  Hüs  l.,  seine 
Wände  mit  Brettern,  Scheiterbeigen  usw.  verkleiden 
Th;  Z.  im  Innern  ausbauen  AALeer.  —  c)  einhegen, 
-zäunen  Bs;  B;  „Gl;  L;u  Sch;  Th;  UwE.;  Z;  ,valvis 
claudere.'  Id.  B.  ,  K"  schonen,  grossen,  eing'maehten 
Hof.1  Hist.  Kal.  1802.  .Derselbige  Platz  [soll]  wol 
verzünt  und  eingemacht  werden.'  IGT  1,  Hotz,  Urk.  — 

d)  d'  Chnöpf  [am  Kleide]  %.,  einknöpfen  GrPi'. ;  Tu;  Z. 
Syn.  in-tuen.  D'  Chnöpf  chann-er  fast  nümme*  %.,  wil 
d'  Hand  zitierend.  Schwzd.  E*  Häftli  i.,  einhaken  Th. 
Begriffstauschend:     de"   Jiock   %.,    zuknöpfen    Th.   — 

e)  Etw.  in  einem  Gegenstand  fest  machen,  einsetzen  B. 
,Ein  neues  Huhn  kriegt  hier  einen  Pick,  dort  wieder 
■  ■inen,  sie  [die  andern  Hühner]  wollen  halt  sehen,  ob 
seine  Federn  gut  eingemacht  sind.'  Gotth.  Sich  einen 
Splitter  %.,  ins  Fleisch  stossen  B.  Einrahmen.  Der 
Wirt  schreibt  die  Zeche  im  i'g'machete"  Tafeli  a"  der 
Wand  an.  Gl  Volksgcspr.  —  f)  Inhal;  %.,  einstopfen 
Aa;  B;  L;  S.  Uf  "'< n  Ofen  ufe*  g'hocket  und  D.  »"- 
g'macht.  BVYvss  lsi_;:;.  Uä""  mache*  si  | träge  Tage- 
löhner] in-  halb  Stund  '/'.  i"  und  SChlÖih  sätteli1'1'  [ge- 
mächlich |  p'ur.  Joach.  1881.  Bildl.,  etw.  Unangenehmes 
bereiten,  .eine  Suppe  einbrocken'  L.  Es  ist-mer  scho* 
mängist  von  andere*  I/üte*  I.  i'g'macht  norde",  wo- 
nur  es  böses  Mul  g'macht  heil  [mir  übel  bekommen 
ist].  —  g)  Ghabis,  Habe",  Sür-Chrüt  i.,  zur  Gärung 
einlegen,  -stampfen  Aa;   B;  Th;  Z.    S.  noch  Sür-Chrüi 


Bd  111  908.  Trester  (Trast)  %.,  nach  dem  ersten  Ab- 
druck zur  Gärung  in  ein  Fass  verschliessen,  um  nach- 
her Branntwein  daraus  zu  brennen  Tu.  Fleisch  i., 
einpökeln,  in  Beize  legen  Aa;  Gl;  L;  Sch;  UwE.; 
Zg  (lt  St.b).  Frucht  i.,  wie  nhd.  Bs;  B;  Scu;  Th;  Z. 
V>g'mach(e)ts,  eingekochter  Fruchtsaft,  Confitüre  Bs; 
Tu ;  Z.  —  h)  in  die  Scheune  bringen,  einheimsen  B. 
.Hatte  er  eine  Bährete  Herd  und  Gras  eingemacht  und 
das  Ding  in  den  Bahren  geworfen.'  N.  B  Kai.  1842. 
.Fueter,  so  ich  yngemacht  hau  von  matten,  die  ich 
zwuren  [zweimal]  höweiv  HvRütte  1540.  ,Emd  war 
wol  g'waxen,  kond  aber  nassen  Wetters  halben  nit 
yng'macht  werden.'  1605,  Ardüser.  .Der  lieb  Gott 
hat  vil  guoti  Frucht  lassen  wachsen  und  sint  guot 
yng'macht  worden.'  1611,  ebd. 

ine"-,  ie-:  l.  =  in-m.e  Bs;  Tu;  Ndw;  Z.  E"  Sptsse" 
[Splitter]  i"  Fuess  i.  Ndw.  —  2.  =  In-m.  h  S.  Eim 
helfe"  's  Gras  i.  Joach.  1881.  —  3.  refl.,  sich  (eilends) 
hineinbegeben  Bs;  Th;  UwE.;  Z. 

ander-:  1.  (untrennbar)  „eine  Stube,  ein  Gemach 
durch  eine  Bretterwand  abteilen."  Syn.  underschlahen, 
—  2.  (trennbar)  refl.,  zu  Bette  gehen,  unter  die  Decke 
schlüpfen  GRPr. 

undere"-:  1.  einen  Gegenstand  unter  einen  andern 
legen  B.  .Kinder,  wo  Nichts  als  zu  plären  wüssten 
und  Alles  zu  netzen,  was  man  ihnen  untere°mache.' 
Gotth.  —  2.  Same",  Herdöpfel  u.,  mit  Erde  bedecken 
Schw;  Tu;  Z.  Begraben  UwE.  —  3.  mit  Acc.  P.,  ver- 
kleinern, demütigen  UwE.  —  4.  refl.  a)  sich  ducken 
SchSL ;  Th;  Z.  Mach  dich  u.l  befiehlt  man  im  Zimmer 
einem  Hunde  Th;  Z.  —  h)  =  under-m.  2  B;  S;  Th; 
UwE.;  Z.     S.  noch  underhin  Bd  II  1338. 

ent-:  „einen  Zaun  durch  Auflösung  oder  Zer- 
legung öffnen  BO."  Zerstören.  ,Es  hat  ie  und  ie 
einer  iedlichen  kilchhöre  'zimt  götzen  ze  machen,  ob 
sy  wollt;  worum  wollt  inen  denn  iemann  daryn  reden, 
so  sy  s'  entmachen  oder  dennen  tuon  wölltind?' 
Zwingli.     Vgl.  frz.  defaire. 

er-:  zu  Stande  bringen  Bs  (Spreng).  Es  ist  :'  vil 
übers  Mol,  ich  ka""'s  elai"  nit  e,  —  Vgl.  er-  ö  i,  (Bd  1  403). 

üs-:  1.  üs  i.  S.  v.  (hin-,  her-)aus,  im  Allg.  wie 
nhd.  a)  Wein,  auspressen,  keltern  AaSL  —  b)  Mist, 
aus  dem  Stalle  schaffen  B.  ,Der  Mist  ist  noch  nie 
recht  ausgemacht  worden  [Kennzeichen  einer  verwahr- 
losten Wirtschaft].'  Gotth.  —  c)  „Etw.  aus  den  Fugen 
reissen  B;  L;"  UwE.  Spec,  ein  Glied  (z.B.  die  Achsel, 
die  Hüfte,  den  Knöchel)  ausrenken  Bs;  B;  L;  Zg.  Ist 
Chüo  hed  d'  Ha.ce"  üsg'macht  BHa.  Er  isst,  dass  er 
fast  der  Chifel  üsmacht  Bs.  S.  noch  üs-cheglen  Bd  III 
183.  —  d)  de"  Llb,  s.  Lib  Bd  III  977.  —  c)  ein  Tier, 
ausbalgen,  -weiden  ScnSt. ;  Tu;  Z.  —  f)  .Einen  ausin., 
einen  ledig  erkennen  oder  sprechen,  von  dein  er  dann 
ist  angeklagt,  absolutionem  conficere.'  Mal.  —  2.  üs 
i.  S.  v.  fertig,  zu  Ende,  a)  ein  Gefäss,  leeren,  's  7W/er 
u.  BR.  Gewöhnlich  mit  weggelassenem  Obj.,  das  Glas 
leeren,  austrinken  B;  L.  Se,  maehid  üs,  ich  uill-eeh 
fschenke*.  Zg  Kai.  1882.  .Machet  doch  aus,  es  ist 
dafür  da.  dass  man  ihn  trinkt'  Gotth.  —  b)  eine  Ar- 
beit, fertig  machen,  vollenden,  abschliessen  Bs;  B; 
GF.,  G.;  Seil;  Tu;  U;  Z.  .Wolil  anfangen  ist  nicht 
genug,  sondern  wohl  ausm.'  Sulger.  Sind  d'  Schnell 
üsg'macht?  fragt  man  den  Schuhmacher  GG.  Die 
Artet,  die  macht  e"  Andrer  hie  üs!  Schwzd.  (U).  ,1m 
1480.  jar  ward  der  chor  an  unser  kilchen  ang'fangen 
bu wen    und    im    1481.  jar    usgemacht.'    Z  Anz.  1884. 


45 


Milch,  niech.  niicli,  iinu'li.  1 1 1 1 1 1 - 1 1 


16 


.Glych  als  ob  's  vor  nit  asgemacht  sye.'  Zwingli; 
dafür  vorher:  .vollkummenlich  vollendet.'  .Das"  du 
die  iling  ze  vollen  usmachesfc,  die  ich  nit  vollendet 
hab.1  Bui.l.,  Wiedeit.  .Sobald  ich  das  ganz  werk  über 
Jerusalem  ausgemach  [Präs.].'  1531.  Jes.  =  .vollendet 
habe.'  1667.  .Der  disehmaeher  [hat]  die  stuben  und 
nebetkämmerlin  auch  asgemacht.'  1540/73,  UMky.. 
Wint.  Chr.  ,So  wend  wir  nach  dem  morgenmal  disers 
spil  gar  u.'  HvRüte  1546.  .Yetz  soll  Noe  die  arch 
ussg'niacbet  hau.'  Ruef  1550.  .Exaediticare,  ausbauwen. 
ein  bauw  ausm.'  Fris.  ,Fach  alle  ding  in  synem 
[Gottes]  namen  an  und  mach  s'  mit  im  us.'  ThPlatt., 
Br.  .Die  nüw  Kirch  [ward]  usgemacht  und  fertig.' 
C\s.  .Das  Grab  u.'  GGotth.  1619.  ,Für  ein  Kleid 
ganz  glatt  auszum.'  Bs  Schneidertax  1646.  ,Die  neu- 
lich auf  kommene  Ausmachung  [Scblussfeier]  der  Hoch- 
zeiten in  oder  äussert  der  Statt  und  auf  dem  See.'  Z 
Mandd.  1680/91.  S.  noch  fretten  1  (Bd  1  1338),  ge- 
(Bd  II  50).  Eine  Zeit,  durchmachen.  ,[Der  Lehrling] 
soll  usbringen  einen  leerbrief,  damit  man  sehen  möge, 
dass  er  syne  leerjar  vollkommenlich  by  einem  er- 
licben  meister  usgemachet  habe.'  1594,  Z  Anz.  1889. 
Insbes.  a)  Aule"  ».,  zu  einem  Ballen  zurechtdrücken, 
in  welcher  Form  er  auf  den  Markt  gebracht  wird  Z. 
—  P)  Halme"  ü.,  Stroh  zerschneiden  und  sortieren 
zum  Behufe  des  Flechtens  Aa.  —  c)  eine  Sache,  einen 
Streit,  ausfechten,  erledigen,  abtun,  allg.  .Gedenkend 
die  sach  uszem.  [den  Streit  zu  beendigen] ! '  Morgant 
1530.  ,Vor  ussmachung  diser  sach.'  HBull.  1572.  En 
üsg'machti  Sack,  eine  endgültig  erledigte,  abgetane 
Sache  Th;  Z.  Er  hat  mich  a"g'loge",  das  ist  en  ü.  S. 
[steht  fest].  .Briefe,  die  zwischen  zweien  Parteien 
Kauf,  Täusch,  Gerichtssachen,  ausgemachte  Sachen 
ansehen.'  BThun  Handf.  ,Was  erkennt  wird,  darby 
soll  es  dann  blyben  und  ein  usgemachte  Sach  syn.' 
Gr  Landsatz.  1619.  .Recht  u.',  eine  Rechtssache  zum 
Austrag  bringen.  .[Der  Vogt]  soll  ouch  förderlich 
recht  u.,  darin  niemand  in  personell  angesehen  noch 
gespart.'  1531.  Absch.  Etw.  ü.  (mit  Eim),  wie  nhd. 
Spec,  (es)  ü.  (mit  Eim)  =  ab-m.  4  b  a  Bs;  B;  L;  PA1. ; 
GG. ;  Th  ;  Z.  Si  händ  ('s)  üsg'macht  mit-enand,  sich 
gütlich  verglichen.  Si  sägind,  ier  haiged  's  üsg'machud 
[conchiuso  1'  affare],  und  dise"  Winter  gangid  er  ne" 
heirute".  Giordani.  .Bald  prügelte  er  Alle,  die  in  einem 
Wirtshause  waren,  und  leerte  es;  am  folgenden  Mor- 
gen konnte  er  dann  ausm.  um  schwer  Geld  dutzend- 
weise.' Gotth.  ;  in  der  Berliner  Ausg.  ,es  ausm.'  ,Mit 
dem  Schelm  begehre  er  nicht  auszum.'  ebd.  In  anderm 
S. :  .Mit  dem  [Diebe]  N.  N.  ist  vorige  Woche  ausge- 
macht [der  Prozess  zum  Austrag  gebracht]  worden ; 
man  konnte  auch  mit  vielen  Schlägen  nichts  Beträcht- 
liches aus  ihm  herausbringen.'  1820,  Z  Brief.  - 
d)  Spielausdruck,  a)  gew.  ohne  Obj.,  die  letzte,  ent- 
scheidende Partie  spielen  Tu;  Z.  Bes.  in  Spielen, 
bei  denen  von  mehreren  Mitspielenden  schliesslich 
nur  Einer  verliert;  dann  müssen  die  Beiden  ü.,  die 
zuletzt  noch  im  Spiele  bleiben.  —  ß)  der  Acc.  be- 
zeichnet den  Gegenstand,  um  den  gespielt  wird  Ap; 
Th;  Z.  Vgl.  üs-jassen,  -eheglen  (Bd  III  183),  .aus- 
knobeln.' En  Schojipe",  es  Schaf  u.  .Sich  zum  Karten- 
spiel setzen  und  es  Möössli  u.'  Stütz  1852.  —  e)  ein 
Tier,  schlachten,  töten  U;  W.  In  der  ä.  Spr.  in  dem 
allgemeinern  S.  von  zerstören,  vernichten,  ausrotten, 
a)  mit  Acc.  S.  ,Es  wäre  noch  umb  14  tag  ze  tuon, 
so  wurde  die  ketzery  verdruckt  und  usgemacht.'  1529, 


Stkickl.,  Akten.  .Ich  will  euch  heimsuechon  bald  mit 
geschwulst  und  lieber,  die  die  äugen  ausmachend  und 
die  seel  verschweinind.'  1531/1667,  III.  Mos. ;  dafür 
1882:  ,dass  euch  die  Augen  verschmachten.'  .[Die 
Stadt]  Legg  sampt  aller  zuogehört.  so  zuo  dem  krieg 
dienet,  u.'  1531,  Absch.  Man  vernahm,  dass  die  Eid- 
genossen von  L  und  andern  Orten  in  2  oder  3  Tagen 
anher  [nach  S]  kommen  und  den  [reformierten]  (Hau- 
ben ,u.'  werden.  1533,  ebd.  Gott  habe  Z  davor  be- 
wahrt, dass  es  nicht  wie  andere  Städte  .verbrennet, 
ausgemacht   und   verstöret'    worden.    Z  Ofeninschrift. 

—  ß)  mit  Acc.  P.,  hier  auch  von  bloss  moralischer 
Vernichtung.  .[Es]  wurden  gesellen  auf  in  [den  Herzog 
Burkhard]  verordnet,  die  in  auszum.  befelch  hatten.' 
Vad.  .Ich  sich,  dass  sy  ir  bossheit  umbringen  und 
ausm.  wirf.'  1530,  Tob.;  dafür  1882:  ,dass  die  Sünde 
Ninive's  dessen  Ende  herbeiführen  wird.'  ,Dass  man 
ihn  wohl  in  einer  Nacht  überrumpeln  und  verderben 
(u.)  könne.'  1531,  Absch.  ,Auf  welchen  Paroxysmus 
ein  grössere  Hitz  folget,  die  den  Kranken  bald  ausm. 
kann.-  FWürz  1634.  .Das  Podagra,  nachdem  es  einen 
rychen  Junker  ganz  ausgemacht  und  getöt.'  Schihppr. 
1651.  ,Bis  die  Pestilenz  dich  ausmache.'  1828,  IV.  Mos. 
S.  noch  ergräuwen  (Bd  II  833),  chalben  5  (Bd  III  223). 
Das  Ptc.  Präs.  =  nhd.  .vernichtend.'  ,[Die  frühern 
Heimsuchungen]  waren  freilich  keine  ausmachende 
Gerichte,  wir  stehen  noch  aufrecht.'  JMüller  1673. 
.Land  und  Leut  ausmachende  Strafe',  von  Seuchen. 
Z  Mand.  1720.  —  f)  mit  Acc.  P.,  Einen  herunter- 
machen, herabsetzen,  schmähen  Bs;  B;  W,  verleum- 
den, ins  Gerede  bringen  AALeer.,  St.;  Bs;  Tu;  Z, 
durchhecheln,  aus-,  verspotten,  verhöhnen,  bes.  indem 
man  seine  Geberden  und  Reden  spöttisch  nachmacht 
(Syn.  unteren  1  Bd  I  349)  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr; 
L;  G;  Sch;  S;  Th;  Zg;  Z.  Er  hat  in  üsg'macht,  dass 
hei*  Hund,  Jcei"  Stückli  Brut  me  von  im  fräss  Bs.  Es 
Usmacher-Pack,  verächtlich  von  Solchen,  die  alle  Leute 
durchzuhecheln  pflegen  Z.  Si  ist  guet  z'  verbräche"  und 
macht  Niemed  üs,  formelhaftes  Lob  einer  Frauens- 
person GlMoIHs.  ,Wie  oft  tut  man  etwann  in  kurzer 
Zeit  Den  und  Diesen  ausm.  und  den  Selben  zu  der  und 
dieser  Stell  bei  dem  Eid  für  den  wegsten  und  besten 
erkennen!'  Müller  1673.  .Ausm.  Einen,  exagitare, 
proscindere  alqm  convitiis.'  Denzl.  1677.  .Einen  ver- 
leumden und  ausm.'  AKlingl.  1702.  Auch  mit  Acc.  S. 
.Trini  rühmte  Alles  gar  sehr,  während  Eisi  es  aus- 
machte.' Gotth.  —  g)  spielen,  vorstellen,  einen  Dienst 
versehen  U.  Es  muess  doch  Epper  d'  3Iagd  ü.  Schwzd. 
Ic>>  ha"  miesse"  Chnecht  und  Magd  und  Narr  ü.  ebd. 

—  h)  gew.  unpers.,  betragen,  kosten  Bs;  G;  Sch; 
Th;  Z.  S.  machen  I  A  13.  Es  macht  Nüt  üs,  ist 
nicht  von  Belang,  verschlägt  Nichts.  Dos  wird  iez 
nüd  Alles  ü.,  die  Summe  wird  nicht  unerschwinglich 
sein  Tu  ;  Z.  Auf  die  Frage  an  einen  Handwerker  nach 
dem  Preise  seiner  Ware  antwortet  er  einleitend :  He, 
das  wird  wol  nit  so  eil  ü.  Bs;  Th;  Z.  Mit  Dat.  P. 
Es  macht -mer  Nüt  iis,  liegt  mir  Nichts  daran  GG. 
.Der  Tod  ihrer  Schwester  habe  ihr  so  viel  ausgemacht 
[habe  sie  so  arg  mitgenommen],  dass  sie  krank  ge- 
worden' Sch.  —  Lüt-Usmacher:  Verleumder  Bs;  Z. 

—  „üsmacherisch;  verleumderisch."  —  Usnia- 
chete"  =  Ab-M.  2  B.  .Das  sei  für  reiche  Bauern- 
söhne, welche  gern  ihre  Neutaler  sonneten  und  denen 
ihre  Alten  Nichts  darauf  hätten,  wenn  sie  nicht  alle 
halben    Jahre    eine    Ausm.    hätten,    wenn    sie    nicht 


47 


lladi.  mech,  mich,  moch,  much 


18 


während  ihrer  ledigen  Zeit  einige  1U0  Neutaler  an 
Scbmcrzcngeld  und  Bossen  zahlen  müssten.'  Gotth. 
.Zuweilen  eine  Ausm.  steht  einem  Bauernsohn  wohl 
in.-  ebd.  —  Nuss  -  Usmächeler  m.:  kleinlicher 
Mensch,  Knicker  Gl.     Vgl.  er-chemlen. 

use"-niache":  1.  tr.  a)  hin-,  herausschaffen,  ent- 

fe ii,  z.  B.  den  Mist  aus  dem  Stalle  S  (BWyss  1863), 

Kleeken  aus  einem  Kleide  Tu.  S.  noch  ushm  (Bd  II 
1339)  und  vgl.  üs-m.  1.  —  b)  Koni,  rein  machen  11. 
S.  uf-m.  I  h  f.  .Er  möchte  gern  beim  U.  des  Korns 
sein.'  Gotth.  .Zuerst  redeten  sie  vom  Koni,  wie  viel 
Jeder  use°mach  [durch  die  Reinigung  erhalte]  im  Tonn 
von  lim  Garben.'  ebd.  —  c)  bis  zum  Ende  aushalten, 
z.  B.  die  Pastnachtlustbarkeiten  New.  —  2.  refl.,  sich 
körperlich  entwickeln  Tu.  Syn.  usenand-gän,  sich  us- 
enand-län.  —  3.  abs.  a)  „Geld  hergeben  VO."  Syn. 
füren-m.  —  b)  seine  Schulden  vollends  bezahlen  Tu. 
Mache'd  use*  das  Jär. 

voll-:  vollenden.  .[Handwerker]  soir1  das  wörch 
nit  setzen  »an  ganzes  und  vollemacliet.'  um  1400.  Tu 
Diess.  Stadtr. 

ver-:  1.  .delere,  diluere.'  Id.  B.  E"  Hecke"  v.  — 
2.  Holz,  klein  machen,  zersägen  und  zerspalten;  auch: 
Zucker  in  kleine  Stücke  zerschlagen  Bs;  B;  Scu:  Tu. 
Drei  Pursclie"  gönd  in'n  Winterhau  's  Holz  z'  hole" 
und  vermached's  au'''.  B  Dorf  kai.  1892.  Einen  Haufen. 
zerstossen  B.  —  3.  zumachen,  ver-,  abschliessen,  ver- 
sperren Aaj  Ap;  Bs;  B;  Vü;  Gl;  Gr  (St.b) ;  GKh.; 
Seil;  Tu;  Z.  a)  eine  Öffnung,  einen  Durchgang.  JBi' 
Loch  (in  der  Wand,  im  Dach,  in  einem  Kleidungs- 
stück), en  Weg.  ,Wenn  es  wieder  Löcher  [in  der 
Kutte]  geben  solle,  so  werde  es  sie  schon  wieder  w 
Gotth.  ,Ich  hab  ein  Haus,  ilarauf  kein  Tach;  die 
Fenster  seind  mit  Lumpen  vermacht.'  BO.  Lied.  Auch 
von  tiefhangenden  Wolken,  die  den  freien  Ausblick 
versperren.  Wenn  am  Obig  der  Schwarzwälder  ver- 
macht hat  oder:  Wenn  der  Wald  vermacht  ist  [der 
nördliche  Himmel  mit  Wolken  verhangen  ist],  se  gV't's 
Hege"  AaBb.  S.  noch  Füeteri  II  (Bd  I  1139),  gehab 
(Bd  II  869),  Chlimsen  (Bd  III  649).  Auch :  ein  Faden- 
emle  festmachen  B.  Nimm  nit  so  Hingt  Nätli'ge*  u"'! 
vermach-mer  besser,  Das  geit  ja  Alles  wider  uf.  MWalden 
1884,  Mit  Dat.  F.  oder  S.,  aber  weggelassenem  Acc, 
den  Weg  versperren,  den  Zutritt  wehren  B;  Th;  Nnw; 
Z.  Mer  wend  der  Sunne"  e'chli"  v.,  durch  Schliessen 
der  Fensterläden.  —  b)  eine  Fläche,  einen  Raum  v., 
muh  Aussen  abschliessen;  spec,  ein  Grundstück  ein- 
begen.  De*  [Kauf-]  Laden  isch  scho"  vermacht  g'si" 
Bs.  .Wie  eine  Art  von  Auszehrenden  die  zuträglichste 
Luft  in  Kuhställen  findet,  so  eine  andere  Art  in  wohl- 
vennai  hteii  Weinställen,  ungelüfteten  Fokalen.-  Gotth. 
Wo  d'r  Mit  g'storbe"  g'si"  ist,  so  het  d'r  G'meinröt 
nie1,  de"  ('hast,-  vermacht  |  durch  Siegelanlegung]  und 
nachher  's  Tnventan  'zöge".  Aa  Schulm.  1>*7.  ,Eine 
Strasse  v.\  mit  Schutzwehren  versehen.  ,8  Pfd  den 
N.  N„  umb  dass  sy  die  Strass,  da  man  nach  Stettbach 
gat,  Ulm  Zürichberg  vermacht,  damit  Niemand  bv 
Nolil  hinabfalle.'  1648,  Hotz.  Drk.  Abs.,  im  Herbst, 
wenn  die  Trauben  zu  reifen  beginnen,  die  Weinberge 
abschliessen  Z  lS.  Wemt-er  go*  v.?  —  c)  Etw.  ein- 
srhlicssen,  verbergen.  D'  Suwn  vermacht  sich  Z.  - 
dl  bildl.,   verbieten.     .Ammann  und  rat  band  gewalt, 

das   spilen    ZC    V.    in    der    vasten    unz    nach    ostern.-    um 

llTo.  Gl.  .( iberiuolte  sonderbare  Vermachung  newer 
Pündnussen.'   Guldeh  Bund  1658.   —    I.  mii   hat,  1'.. 


wie  nhd..  durch  letztwillige  Verfügung  Einem  Etw. 
bestimmen,  zusichern  L;  Scnw;  Tu;  l'wE.;  Z«;  Z. 
S v ii.  verschaffen.  Eine  alte  Jungfer,  die  an  Verstopfung 
in  Folge  unraässigen  Kirschengenusses  sterben  sollt'-, 
sagte  zu  ihrem  Vetter  Ambros.  der  an  ihrem  Bette 
stand  und  dem  sie  sich  dafür  dankbar  erweisen  wollte: 
Brost,  ich  vill-der  doch  awh  nu  [noch]  v.  Worauf  er 
in  seiner  wohlmeinenden,  aber  derben  Alt  erwiderte: 
Du  g  stures  Chalb,  de  hast,  meiit-i'1',  vermacht  g'nueg; 
's  war,  mein-ich,  besser,  de  tatist  uf,  a's  dass  d'  nu 
vermieehist  Schw  (Kyd).  Ironisch:  eine  Strafe.  Züch- 
tigung in  Bereitschaft  halten  Z.    Es  ist-der  vermacht. 

—  un  ver  macht:  unpers.,  durch  kein  Vermächtniss 
bedacht.  ScnNeukirch  Offn.  (Gr.  Weist.  I  295).—  Ver- 
mächniss:  Verschluss,  Schutzwehr  Bs.  -  Mlul.  ver- 
mach h   in    Keil.    1.    3.    4. 

vor-  Ar  tw.;  Bs;  Scutw.;  Tu;  Ztw.,  sonst  für-: 
1.  Etw.  nach  vorn  bewegen,  vorn  anbringen.  Vor- 
ziehen; s.  Schüch-Leder  2  (Bd  III  1073).  .Der  Sattler 
demonstrierte,  was  man  [an  der  Chaise]  Alles  abelah 
und  Alles  v.  könnte.'  Gotth.  Wä""  [die  Sonne]  schint, 
su  cha""-me"  |den  Kinderwagen]  decle"  u"d  f.  ebd. 
Feinem  e"  Bigel  f.,  vorschieben  BM.  D'  Legi  f.  BSi.; 
s.  Legi  3  c  (Bd  III  1196).  Abs.,  verschliessen;  s.  Bd  I 
959.  —  2.  abs..  vorarbeiten ;  s.  Bd  I  960.  —  3.  =  vor- 
hüsen  (Bd  II  1743)  Aa;  Ap;  Bs ;  B;  „Gl;  L;"  Sch; 
Th;  UwE.;  „Zi;;u  Z.  Bi  so-mene"  Verdienst  sött-men 
Oppis  chönne"  v..' 

füre"-  s.  fürhin  Bd  II  1344. 

fürt-:  1.  abs.,  in  seiner  Arbeit  usw.  fortfahren 
Sch;  Th;  Z.  —  2.  refl.,  sich  aus  dem  Staube  machen 
L;   G;   Seil;    Th;    Z. 

ge-  s.  Bd  II  47.  Die  Herre"  z'  Bern  obe"  g'machid  's 
nimme  [=  möged  's  n.  g'm.J  Obw. 

hei"'-:   1.  abs.,  sich  eilig  nach  Hause  begeben   ZO. 

—  2.  tr.,  einheimsen   B.     .Rüben  h.'  Gotth. 
hi(n)-:    tr.,    roher  Ausdruck    für   .töten-    Tu;   Z. 

S.  noch  Bd  II  1318. 

hindere"-:  1.  tr.,  bei  Seite  schaffen,  unterschlagen 
B.  .[Die  Erben]  muckelten  von  H.,  Verschleipfen, 
Verläugnen.-  Gotth.  —  2.  refl.,  sich  (eilig)  zurück- 
ziehen Th;  UwE.;  Z. 

lustig-:  sich  belustigen,  bes.  durch  Bewegungs- 
spiele Z.  —  Lustigmachete":  Unterhaltung.  Kurz- 
weil Z.     Vgl.  engl,  merry-making. 

näcl'(e")-:  1.  tr.  a)  Etw.  Versäumtes  nachholen, 
einbringen  Bs;  B;  „L;  Scu;"  S;  Th;  UwE.;  Z.  I'" 
hei"  hinecht  mit  chönne"  schlafe"!  ich  macht  's  e'chli" 
nachc"m.  wäred  der  Predig.  MWalden  1884.  's  Yreni 
macht  ihr  \'nrsat :,  was  der  Sem  rcrsümi,  well  es  noche'm. 
BWvss  1863.  ,Er  betete;  es  war,  als  ob  er  es  für  viele 
Jahre  n.  wollte.'  N.  B  Kai.  1840.  —  h)  nachschieben  L. 
D'r  Dahe"  [Docht]  nahem.  JRoos  1892.  —  2.  refl.. 
sich  sputen,  vorwärtsmachen  G;  ScuSt. ;  Th;  Z.  Mit 
Dat.  F..  .lindn  einholen  Bs;  GG.;  Th.  Vorwärts  kom- 
men, Fortschritte  machen,  sieh  entwickeln,  von  .Men- 
schen, Tieren  und  Pflanzen,  bes.  solchen,  die  in  der 
Entwicklung  zurückgebliehen  sind;  von  Menschen  auch 
in  ökonomischer  und  moralischer  Hinsicht  Bs;  G;  Seil 
St.;  Tu;  Z.  De''  Haber  maeltl-sr'1  wacker  Höh.  SenwzD. 
(GT.).    Sich  hervortun, -drängen,  eig.  und  bildl.   UwE. 

—  3.  abs.  oder  intr.,  mit  Etw.  höber  gehen,  es  steigern. 
Ehr  hat  .1  Fränkli  nohe'g' macht,  mehr  geboten  (bei 
einer  Versteigerung)  AALeer.    ,Dir  mit  dem  Lohn  noch 


49 


Mach,  mt'cli.  mich,  tnoch.  much 


50 


viel  riacbe'z'io.,  graset  mir',  sagt  der  Meister  zum 
Knechte.  Gotth.  —  3  könnte  auch  als  tr.  erklärt  werden; 
vgrl.  machen   I  A  19  i. 

nid  er-:  mit  Ace.  IJ.,  zu  Hoden  werfen.  .Mit  Einem 
n.'.  ringen,  insofern  es  sich  dabei  darum  handelt,  den 
Gegner  zu  Boden  zu  werfen.  Gotth.  Holz  n.  a)  fällen 
B.  ,Er  und  noch  Einer  wollten  dem  Karrer  wohl  so 
viel  [Holz]  n.  und  zurüsten,  als  er  heimzuführen  ver- 
möge.- Gotth.  —  b)  zu  Tal  befördern.  ,Das  Gebüig 
gibt  viel  lärchin  und  ander  Holz  ab.  das  hernider- 
geinacht  in  Bretter  gesägt  wird.-  Guler   1625. 


d  u  r ' 


1.  durchmachen,    überstehen    Tu;    '/.. 


Syn.  durc-hauwen  2  a  (Bd  II  1811).  I'k  mache"  kei" 
so-n-en  [strengen]  Winter  me  d.  E"  Nacht  d.,  durch- 
wachen, bes.  in  fröhlichein  Kreise  bei  Spiel  und  Tanz 
AaoF.;  Th;  Z;  in  Th;  Z  sehr  oft  ohne  Obj.  Vgl. 
Durchspinn- Nacht.  —  2.  Kleider,  Werkzeuge  usw.. 
beschädigen,  abnutzen,  verderben  Bs;  B;  Sch;  Uw;  Z. 
Ein  Vermögen,  durchbringen,  verschwenden  Bs;  B;  L; 
Sch;  Th;  Uw;  Z.  Syn.  dure"-tuen.  Die  Gesundheit. 
zu  Grunde  richten  UwE.  —  3.  töten,  umbringen,  von 
Tieren,  roh  oder  derb  auch  von  Menschen  AAHolderb.; 
B;  F;  L;  S;  üwE.  Kei's  Schwänzli  [keine  Spur  von 
einer  Waffe],  dass  me"  numme"  hält  chönnen  e  Mus 
d.  d'tmit.  BWtss  1863.  's  war  noch  Alles  z'  schlucke"; 
aber  dass  sieh  d'  Ching  müesse"  entgelte",  Das  icott-mieh 
fast  d.  B  Dorf  kal.  1866.  Wer  Enen  hingerlistiger  Wls 
dürenmacht.  Wohltat.  Jüngling  1780.  —  4.  Einen  ver- 
leumden, ihm  die  Ehre  abschneiden  Sch.  —  3  und  4 
verhalten  sich  zu  einander   wie  ö*-m.  5  e  und/. 

zesämme"-:  zsnehmen,  -binden,  sammeln,  auf- 
häufen Bs;  B;  Sch;  S;  Th;  UwE.;  Z.  (E"  Burdij 
Heu  z's.  Auch:  zsnähen  UwE.  Es  würt  icider  ivellcn 
es  Wetter  z's.,  wenn  die  Gewitterwolken  sich  drohend 
zsziehen  ZUhw.  Refi.,  einander  näher  rücken,  sich 
vereinigen,  zstun  Bs.  ,Wie  vil  starker  küngen  und 
Volkeren  machtend  sich  zemmen  wider  sy'?'  Zwingli. 

(e°)weg-:  tr.,  entfernen  Sch.  Aufarbeiten  Th. 
Refi.,  sich  entfernen  Ndw. 

zeweg-:  tr.,  zurechtmachen,  zurüsten,  herrichten, 
(wieder)  in  Stand  setzen  Bs;  B;  Th;  Z.  ,Er  het  si"s 
Hüs  lä"  z'w.,  renovavit  aedes  suas.'  Id.  B.  Z'  Hüs- 
tage",  wo-n-ich  m%"  Herdöp/lere"  ha"  icelle"  z'ic.  B  Hink. 
Bot  1886.  ,Sie  sei  um  Mitternacht  aufgestanden,  um 
Etwas  für  den  Tag  z'weg  z'  m.'  Gotth.  Refl.,  sieb 
rüsten,  bes.  zum  Ausgehen  Bs;  B;  Th;  Z. 

zue-:  1.  tr.,  a)  herbeischaffen  B.  Ich  hi"  nit  so 
dumm,  das'  ie''  nebe"  mi"'r  War  [Vieh]  z'  besorge"  noch 
selber  's  Gras  z.  helfe.  Schweiz.  Bauernkal.  1887.  — 
b)  schliessen  Bs;  Sch;  Th;  Z.  Auch  scheinbar  abs. 
Eim  z.,  seine  Habe  unter  Siegel  legen  Bs;  Th;  Z; 
dafür  auch :  Eim  's  Hüttli  z.  Th.  Unpers.  Es  macht 
zue  gegen  Äbe'd,  der  westliche  Himmel  verhängt  sich 
mit  Wolken  Th;  Z.  —  2.  refl.,  in  Bs;  B  si°h  zueche" 
m.,  sich  (zudringlich)  nähern,  „sich  zutätig  machen1- 
Bs;  B;  „Gr;  L;u  Z.  ,Er  macht  sich  an  allen  Orte"  z., 
ubique  se  admiscet.'  Id.  B.  —  3.  abs.,  (in  der  Arbeit 
usw.)  fortfahren  Ap;  Bs;  G;  Sch;  Th;  UwE.;  Z.  Syn. 
für-,  zue-faren.  Mach  numme  zue,  lass  dich  nicht 
stören!  Mach  no"  so  zue;  du  wärst  dann  scho"  sehe", 
wo  t'  ane'chunnst !  —  zuemachig,  „-machisch" 
=  anmachig  2  Gr;   „L."     Syn.  zue-tätig. 

Mache"sc  h  aft,  in  B  auch  Machetschaft:  1.  meist 
in  tadelndem  oder  verächtlichem  S.,  (schriftliche)  Ab- 

Scbweiz.  Idiotikon.  IV. 


machung,  Übereinkunft;  auch  allgemein:  Handlungs- 
weise, Praktiken  ÄASt.;  B;  „Gl;  L;  Sch;"  Th;  Z. 
Do«  simmer  netti  M-e"  [saubere  Praktiken]!  .Falls 
ein  Burger  mit  Fremden  oder  Äussern  associert  wäre, 
soll  Derselbe  den  Vorgesetzten  des  Kaufhauses  seine 
M-en  und  Associations-Briefen  vorlegen.'  B  Kauthaus- 
ordn.  1754.  .Gütliche  M.-  1763,  ZWetz.  ,Von  derlei 
M-en  sei  in  den  eidg.  Bünden  keine  Spur  anzutreffen.' 
1792,  Absch.  S.  noch  Gr.  WB.  —  2.  Art  de-  Machens, 
Einrichtung;  Ordnung.  Zustand;  lebhaftes,  aufgeregtes 
Treiben  Ap;  Bs;  BBe..  Si.;  Sch;  S;  Th:  Z.  Was  ist 
Das  fär-ne  M.?  fragt  Einer,  der  z.  B.  in  Verlegenheit 
ist.  eine  zerbrochene  Maschine  wieder  in  Gang  zu 
bringen.  Das  ist  e"  M.  a"  dem  G'uer!  Das  ist  e" 
schoni  M.,  (iron.)  eine  angenehme  Arbeit  S.  Die  hiind 
e"  31.!  Bes.  auch  tadelnder  Ausdruck  für  unbefrie- 
digende Ausführung.  Das  ist  mir  iez  e  M. !  afen  e 
süferi  M.  =  wer  will  sich  da  zurechtfinden!  oder  Das 
ist  hinterlistig  eingefädelt.  Was  hest  da  fer  ne  M.? 
in  was  für  einen  Handel  hast  du  dich  verwickelt?  - 
3.  Machwerk  Bs;  B;  Sch;  Th;  U;  Z.  Da'  ist  e"  trürigi 
M.,  e"  so  Öppis  tarf-me"  jo  keim   Mensche"  zeige"! 

Öl-Macher  =  Öler  Bd  I  182.  .Ein  Ö.  ("der  Stam- 
pfer).- JGross  1624.  ,N.  N  .  Ö..  von  Glattfelden.-  1677, 
Z  Synode.  .Dem  Ö.  um  61/*  Mass  Nussöl  saramt  dem 
Ölfässli  3  fl.  1U  ß.-  167«,  Zi-bers  Tageb.  .Factor.  Ö.- 
Denzl.  1716.  —  A  1 1  e s -  =  Kann-Älles  Bd  I  169;  Fac- 
totum.  .Der  Schulmeister  war  Gemeindsschreiber,  und 
last  alle  Tage  wurde  er  mehrere  Male  aus  der  Schule 
gerufen;  er  war  der  A.  in  der  Gemeinde.-  Gotth.  — 
Ämpeli-.  Din  Vater  ist  ken  Ä.,  du  stehst  mir  im 
Lichte  Bs.  Vgl.  Laternen- M.  -  Klein-Uren-:  Ver- 
fertiger von  Taschenuhren.  Bs  Chr.  1779.  —  Ord- 
nung^)-: 1.  Leiter  und  Aufseher  beim  Tanze.  .Die 
Musikanten  rüsteten  sich  zum  Spiel  und  der  bestellte 

0.  begab  sich  in  der  Mitte  des  Saales  in  Positur.- 
HsNydegger.  —  2.  eine  Art  Generaladjutant,  der  die 
Schlachtordnung  zu  bilden  hatte.  XVI.,  B  (Gib.  V  341). 
—  Orlei-:  Uhrmacher.  1439,  L.  S.  noch  Orli  Bd  I 
452.  —  Finettli-:  Jmd,  der  sich  feiner  dünkt  als 
Andere,  sich  ein  besonderes  Air  gibt  und  mit  beson- 
derer Rücksicht  behandelt  werden  will  S.  D'  Bett- 
lecher  [Bewohner  von  SBettlach]  sind  d'  F.  Schild 
1863.  —  Finke"-  Lj  s.  Bd  I  868.  —  Fenster-. 
,Der  f-n  güeter  in  der  Eierbräch  Hirslanden.'  1551, 
Z  Urk.  —  Hinder-für-.  1637,  Z;  s.  hinder-für  II  2 
iBd  I  964)    und   Z  Taschenb.  1879,  88.    —    Faxe"-: 

1.  wer  Faxen  (s.  Bd  I  1142)  zu  machen  liebt.  Spass- 
vogel  Ap;  Bs;  Gl;  Gr;  L;  GRh.;  Th;  Z.  —  2.  Wind- 
beutel, Aufschneider,  Ränkeschmied  Bs  (Spreng).  — 
.Fladen-:  der  die  fladen  (s.  Bd  I  1167)  macht,  liba- 
rius.'  Mal.  —  Fridli-:  spöttisch  für  Fride"-M., 
Friedensstifter  Z.  Mit  dieser  Bezeichnung  wurden 
1664,  zur  Zeit  des  Wigoldinger  Handels,  die  Gesandten 
der  unparteiischen  Orte  in  den  Strassen  von  ZStdt 
gehöhnt.  Gfo.  II  140.  —  Gefräss-:  wer  Gesichter 
schneidet  Bs  (Schweizerbote  1807,  71).  S.  Gefräss  2 
(Bd  I  1318).  —  Gute"-.  Bs  Chr.  1779.  S.  Glufen 
Bd  II  608.  —  Gätterli-:  wer  Holzgitter  für  die 
Kellerlöcher  verfertigt,  eine  einfache,  wenig  lohnende 
Arbeit  Aa.  Unter  dem  Namen  G.  veröffentlichte  der 
Aa  Staatsmann  Augustin  Keller  eine  Reihe  politischer 
Aufsätze.  —  ,Gutter-:  ampullarius.'  Fris.;  Mal. 

Un-glich-:  Händelstifter,  streitsüchtiger  Mensch. 
1561,    ZWint.  Chr.     .[Zwei   Gefangene]    die   grössten 

4 


51 


Mach.  mech.  mich,  moch.  mach 


52 


anfänger  und  unligsm.  dises  handeis.'  1531,  Strickl., 
Akten.  .Wäger  ist's,  der  ungehorsam  ungligm.  werde 
g'straft,  denn  dass  der  fridsam  und  rechtsbegirig  synen 
entgelten  müesse.'  1532,  ebd.  —  Über  die  Form  des 
1.  Teils  s.   umjhch   -2  (Bd   II   598). 

Glogge"-Macher:  unter  den  Handwerkern  in  L 
aufgezählt.  1456,  Gfd.  -  Z  it-Glogge11-.  , Der  z.  von 
I.uzern.'  vor  1491,  Gfd. 

Un -glucks-  =  Unglich-M.  Ein  dorfbekannter  ,U.' 
erhält  vor  Gericht  kein  Gehör.  2.  Hälfte  des  XVII., 
AABrugg  Xeuj.  1890.  29. 

Hu  ich  Umdeutung  oder  Missverständniss  zunächst  aus 
,Unglig(s)-M.'  =  Unglfch-M.;  s.  Doch  Anm.  zu  anglich  Bd  II  599. 

Grab-,  Greber-:  Totengräber,  insofern  er  nicht 
nur  die  Gräber  gräbt,  sondern  sie  auch  in  gutem  Stand 
erhält  ZStdt  f;  s.  machen  I A  S  a.  Knecht  des  Toten- 
gräbers. 1792,  ZStdt.  —  Gross-:    Prahlhans  Th;  Z. 

Haber-:  Geschlechtsn.  XVI.,  LRickenb.  S.  noch 
Bd  II  932.   -   Eig.  wohl=  H.-Meler. 

Hafe"-:  in  der  Glashütte  Der,  welcher  die  Schmelz- 
tiegel (Häfen)  bereitet  S. 

Häftli-,  in  GrOdS.  Hafli-:  1.  Verfertiger  von 
metallenen  Häkchen  (s.  Haft  I  1  a  Bd  II  1003)  B; 
GnObS.;  U.  Er  bedarf  zu  seiner  Arbeit  eines  scharfen 
Auges;  daher:  Auge"  ha"  wie-u-eu  IL,  scharfe  Augen 
haben  ScnSt.  Auge"  mache"  (Ap;  Th).  drufluege"  (S), 
ufpasse"  (Aa;  Bs;  B;  Gr;  Sch;  S;  Tu  ;  Z)  wie-n-e"  H., 
mit  gespanntester  Aufmerksamkeit  auf  Etw.  blicken; 
scharf,  genau  Acht  geben.  Wie-n-e  H.  uf  si"  Chrüzer 
biege".  Schild  1860.  Eim  ufpasse"  wie-n-e  H.,  ihn  nicht 
aus  den  Augen  lassen  B;  Th.  .Joggeli  passe  ihm  auf 
wie  ein  H.'  Gotth.  So  derik-ich:  IL,  pass  uf!  Bs 
(WSenn).  Me"  säid,  dcr  Abt  spannt  wie-n-e  H.,  his-em 
de"  Kaiser  's  Bättenbrod  schicke.  Gesprach  1712.  Auch 
die  Gewandtheit  und  Fertigkeit  des  H.  ist  sprichwört- 
lich. Er  ist  tifig  [schnell,  gewandt]  wie  en  H.  Sch;  Z. 
Du  bisch  elcei"  H.,  ungeschickt  und  beschränkt  B  (Zyro). 
Öppis  chönne"  icie-n-e  H-,  grosse  Fertigkeit  in  Etwas 
besitzen  AaWoIiI.  Vgl. :  es  gät-em  fus  de"  Fingere") 
wie  's  Häftli  vi  n  che",  die  Arbeit  geht  ihm  flink  von 
Statten  AaWoIiI.  ;  Ar;  L.  In  andern  RAA.  erscheint 
der  H.  als  Typus  eines  arbeitseifrigen  Menschen: 
Flissig  si",  schaffe"  wie  en  H.  Z ;  s.  noch  Ernst  2 
(Bd  I  405).  an-haben  3  b  (Bd  II  900).  Sein  Gewerbe 
ist  ein  armseliges  und  wenig  lohnendes;  s.  Chacheler  2 
(Bd  III  118).  Zunächst  durch  Übertragung  vom  Ge- 
sichts- auf  den  Gehörsinn  (lose"  wie-n-e"  H.  Ap)  wird 
das  W.  allmählich  zu  bloss  abstr.  Verstärkung  ver- 
wendet. Ufbeg'ere"  wie-n-e  H.  B  (Gotth.);  Z.  Lüge" 
wie  en  H.  Sprww.  1809.  —  2.  Hausierer,  Vagabund, 
gering  geachteter  Mensch  übh.  B.  —  3.  Pfuscher, 
Stümper  Gr  ObS.  —  I.  Wortverdreher.  Chlosterguggü 
S.  30.  —  5.  Intrigant  U. 

3  bezeichnet  eig.  den  ,Kann-AUcs',  Tausendkünstler,  der 
Alles  verstehen  will  und  Nichts  recht  versteht.  In  4  und  5 
erseheint  der  Begriff  des  Gewandten  aufs  Geistige  übertragen. 

Profet- Häftli-:  Wichtigtuer  Z.  —  Hägge"-: 
eig.  Verfertiger  von  Hakenbüchsen.  Noch  als  Ge- 
schlechtsn. erhalten  in  ZW  int. ;  seit  dem  XV.  be- 
zeugt. —  Heil-:  Heiland;  Übersetzung  des  lat.  ,sal- 
vator';  vgl.  , Seligmacher.'  .Das  hail  in  aller  h.',  übers, 
aus  , salutein  in  omniuin  salvatore.'  ZTöss  Urk.  .Von 
der  menschwerdung  Jesu  Christi,  unsers  h-s.'  1535,  B. 
Auch  bei  ThPlatt.,  Br.  —  Harz-  =  Harzer  1.  D's 
H-s  Tochter  und  d's  llniigi  liiders  Sa",  dii    Heide"  heind 


enander  ifnn"  [geheiratet],  Sprww.  1869.  —  Huet-: 
wie  nhd.  War  ich  en  H.  worde",  so  chiemid  d'  Lüt 
üni  Chopf  uf  d'  Welt,  klagt  ein  Pechvogel.  Solger. 
H'elf  dir  der  H.,  er  hed  nilne"  anch  </' macht,  Ausdruck 
des  Bedauerns,  wenn  man  erbetene  Hilfe  nicht  leisten 
kann.  Ineichen.  —  Schinn-Huet-  s.  Schinn-Hüetler 
Bd  II   1791. 

Jungi-Macheri;  PI.  -erne":  Katze  SThierst.  — 
So  benannt  wegen   ihrer   Fruchtbarkeit. 

Chü bel-Macher  =  Chübler  1  (Bd  III  117).  Die 
meiste"  Cliinder  liänd  d'  Ch.  und  d'  Bese'binder.  Sprww. 
1869.  —  Chappe"-:  Verfertiger  von  Chappen  (s.  Bd  III 
381).  Pelzwaren;  Kürschner  Ap.  ,1697  entstand  ein 
Streit  zwischen  den  Kürschnern  und  den  K-n  über  die 
Frage,  wer  Pelzstösse  machen  dürfe.  Die  K.  giengen 
als  Sieger  hervor.'  Liebenac  1881,  156.  —  Chorn-: 
Kornhändler?  .Dass  einkein  k.  uf  deheinen  p fragen 
noch  gewinn  enkeiner  slacht  [Weise]  körn  koufen 
soll.  Es  soll  dis  verhüeten  ein  ieklich  k.  und  korn- 
köufer.'  1341,  Z  Ratsbuch.  —  .Clausuren-:  der  die 
schloss  und  schlössle  macht,  so  man  zue  den  büechern 
brucht,  die  in  prättcr  yngebunden  werdind.'  JMaler 
1593.  —  Chnöpf-.  .Huetstaftierer-  und  K-en  Tax.' 
Bs  Taxordn.  1646.  S.  noch  Leu  XX  395;  Liebenau 
1881,  93.  —  Chrage"- Macheri"  s.  Chragen  2  d  (Bd  III 
790).  .Der  Kragenmacheren,  für  3  Kragen  zurecht 
zu  machen  2  fl.  16  ß.'  1763,  Z  Haushaltungsbueh.  — 
Chratte"-Macher:  Korbflechter  GA.;  Z.  ,Krätti-M.' 
Wolf.  Rel.-Gespr.  —  Stei°-Chratten-  B;  s.  Bd  III 
875.  —  Chräze"-:  2  ,Chr.'  werden  erwähnt  in  der 
Aufzählung  der  Gewerbe  von  ZStdt  1637;  s.  Chrdzen 
Bd  III  924.  —  Chrüzli-:  geringschätzige  Bezeich- 
nung eines  Katholiken  ApA.  —  Lieder-:  Gelegen- 
heitsdichter, der  auf  Bestellung  arbeitet  ScHStdt;  Z. 
L.,  wo  um  e"  Biessli  [kleines  Geldstück]  e"  ganzi  Site" 
coli  schmiere'd,  Bareph'imanne"  und  sust  eso  Halb- 
herre".  Schwzd.  —  Laterne"-:  in  gleicher  Anwendung 
wie  Ämpeli-M.  Ist  di"  Vater  e"  L.  (g'sVJ?  AASuhrent. ; 
SceSt.  (Sulger),  din  Vater  ist  eken  L.  Z,  gang  e"weg, 
min  Vater  ist  kan  L.  Sch.  ,Zeinen-  und  L. -Macher' 
erscheinen  unter  den  Vaganten  Z  Mand.  1641.  — 
Lüte"-.  Mal.;  Bs  Chr.  1779. 

Mügli01'-:  Rechtstriebbeamter,  Gemeindeammann 
AAMenz.  —  So  genannt,  weil  er  es  .möglich  macht',  von 
Andern  das  schuldige  Geld  zu  erhalten. 

Mel"-:  viell.  =  Haher-Meler;  vgl.  Chorn-M.  ,N. 
N.'s,  des  m-s  sun.  burgers  [z']  Zürich.'  1428.  Z.  — 
Mappe"-.  ,Auf  die  Anzeige  des  Landschreibers,  dass 
ein  Burger  von  Bern  behufs  der  Anfertigung  einer 
Landkarte  die  Grenzen  und  Märchen  vermessen  wolle, 
wird  beschlossen,  diesem  M.  es  zu  gestatten.'  1721, 
Absch.  —  Mutscheli-:  spöttische  Bezeichnung  des 
Bäckers.  Wächter  am  Pil.  1872,  43  a.  ,Mutschellen-m.', 
Kleinbäcker.  1451,  Bs  (Schönberg  299).  —  Nunne"- 
=  Galser  (Bd  II  296)  L  f.  Syn.  JV.-  Weider.  .Den  [L] 
boten  gen  Baden  ist  bevolhen,  mit  den  boten  von  Z 
ze  reden,  dass  si  mit  irein  nünnem.  redent,  den  unsern, 
Hutzelbrant.  in  syner  weid  unbekümbert  ze  lassen.' 
1435,  Absch.  .Wer  an  der  Museggprozession  nicht 
Teil  nahm,  zahlte  1  Pfd  Busse;  davon  erhielten  u.  A. 
die  N.  eine  Entschädigung.'  1470.  L  (Liebenau  1881, 
285).  ,Und  soll  ein  yglicb  n.  geloben  und  schweren. 
den  kreis  der  heischaft  alle  jar  zue  syner  rechten  zyt 
ersuechen  und  ze  erfaren.  und  darin  niemans  andren 
gewerb    lassen   tryben    noch   üeben.    und   soll  in   ein 


Mach,  mech,  mich,  raoch,  imich 


54 


vogt  ilaliv  schirmen;  und  darumb  soll  ein  yglicher 
n.  einem  yogt  alljärlich  geben  ein  pfd  pfeffer.1  1490, 
AaB.  Orbar.  ,[Der  Vogt]  klagt  über  den  X..  dass  er 
sein  Leben   nicht   von   ihm    empfangen    wolle.-    1524, 

Arsch.  .Solche  kunst  [des  Verschneidens]  ist  bekannt 
vilen  bruchschneideren  und  n-en.'  Tierb.  1563.  Das 
W.  auch  1451,  Bs;  1779,  Bs  Rq.;  s.  noch  Gr.  Wli.  VI] 
885.  Geschlechtsn.  1434.  1488,  AABremg. ;  FrHaffnf.r 
1666.  —  N  u  nlig-  =  dem  Vor.  .Ein  ietlicher  buwman, 
der  in  diseiu  kilspell  buwet.  als  vil  dass  [wenn  auch] 
er  ein  n..  der  soll  ein  lesgarben  geben  einem  custor.' 
um  1530,  L  Urk.  —  Näwen-  =  Nauieer.  .Schilt-  ald 
n.-macher.'  1469,  L.  —  Bulver-.  ,Unser  b.,  der  fast 
wol  mit  grossem  geschütz  kond.'  Vau.  .[Wenn  zu 
Bellenz  Pulver  nötig  wäre,  sollte]  selbes  dem  P.  zu 
Schwyz.  einem  kundigen  Meister,  übertragen  werden.' 
1563.  Absch.  —  Bolz-.  1451.  Bs  (unterschieden  vom 
,pfyl-m.').     .Bolz-.'  1487,  Gfd. 

Bändeli-:  1.  Bandfabrikant  Aa.  —  2.  flatterhafter 
.Mensch  Aa.    Du  lustige'  Filifausel,  du  B.  Tobl..  VL. 

Die  Auwendung  2  ist  viell.  veranlasst  durch  das  Liedlein: 
Sehn*    wider   Eini,    9chom    wider    Eini    am    Bändeli    </'han    usw. 

.Bantoffel-:  crepidarins.'  Mal.  —  ,Banzer-: 
loricarius.'  Mal.  —  Parisöli-:  Schirmmacher  Gr 
ObS.  —  Bart-:  Barbier  PAL  —  Am-boss-:  unter 
den  Berufsarten  aufgezählt.  Bs  Chr.  1779.  —  Peste- 
len z-  =  Gifter;  s.  Bd  II  136.  —  Pastete"-  s.  Schleck- 
Choch  Bd  III  125.  —  Putsch-:  Bereiter  von  Obst- 
wein. ,Uf  mentag  post  crucis  exaltationem  hand  die 
bier-  und  putschmacher  gesworn,  dass  si  das  bier  von 
obs  machen  und  daryn  kein  wasser  tuon.-  um  1481. 
L  (RBrandst.  1890,  76/7).  —  Blatt-:  Der.  welcher 
die  .Blattei"  für  den  Webstuhl  anfertigt.  Rohrmacher 
Z.    .In  der  weber  zuntt  sind  die  bleiker  und  bl.'  Vad. 

—  Prügel-:  Verfertiger  von  Knitteln.  Lt  vRodt 
1834,  216  kaufte  die  B  Regierung  im  Jahre  1691 
einem  Pr.  aus  den  Freiämtern  200  Knittel  ab.  — 
Brattig-:  Kalendermacher  „Aa;  B:  VO;  S."  Der 
Br.  macht  d'  Brattig,  der  Herrgott  's  Wetter.  Ineichen. 

—  Brett-:  Verfertiger  der  beim  Einbinden  von  Bü- 
chern verwendeten  Brettchen  Z  j.  —  Etitere11-:  Sieb- 
macher ZSth.  —  Schueh-.  in  ÄALeer. ;  ZW.  Sehü-, 
in  ThHw.  Sehö-:  1.  wie  nhd.  D'  Seh.  händ  die  schUeh- 
tiste*  Schueh  AaBIj.  's  ist  besser,  me%  geh  's  Gelt  <'em 
Seh.,  als  dem  Dolter  Z;  Sdlger.  D'  Sch-re*  sind  da 
uf  der  Ster,  es  ist  in  diesem  Hause  Jmd  niederge- 
kommen W.  .Es  ist  ein  Unterschied  zwischen  dem 
König  Salomo  und  dem  Seh.  von  Bremgarten'  ZNer. 
S.  noch  giren  I  (Bd  II  406),  abe--lasse"  (Bd  III  1401). 
.Seh.,  Schmied  und  Wagner  mögen  einander  hellen 
Bein-  und  Armglieder  einzeuhen.'  1431,  Z.  Seh.  heisst 
in  GlH.  ein  Berggeist.  GHeer  1887,  17  (Syn.  Feier 
Bd  I  633);  nach  BFreuler  1888,  66/7  eine  Hypostase 
des  ewigen  Juden.  S.  noch  Rochh.  1857,  84.  95;  1856. 
1.  379;  2,  308.  —  2.  Name  von  Käfern,  a)  Marien- 
käfer, cocc.  sept.  GW.  (im  Kinderlied).  —  b)  =  GMö- 
pfer  6  (Bd  III  678)  Gl;  Gr  oHe.  —  3.  Schotenklee,  lot, 
com.  GW.,  We.    Syn.  (Frauen-,  Herrgotten-jSchüehU. 

—  schueh  machcre":  ein  Spiel  für  Knaben,  von 
denen  der  eine  den  Schustermeister,  die  andern,  mit 
ausgezogenen  Schuhen  im  Kreise  um  ihn  herum  auf 
dem  Boden  sitzend,  seine  Gesellen  vorstellen.  Auf  den 
Ruf:  G'selle',  schaffit!  fängt  jeder  Geselle  an.  mit  den 
Füssen  auf  den  Meister  los  zu  stampfen,  bis  Dieser 
Halt  gebietet.    Wer  nach  diesem  Befehle  dem  Meister 


noch  einen  Stoss  versetzt,  gibt  ein  Pfand  B.  — 
Scheide"-:  Verfertiger  von  Schwert-  und  Messer- 
scheiden. .Schlosser.  Sporer,  Spengler,  Seh."  Z  Zoll- 
ordn.  1639/40.  .Alle  frömden  Krämer  und  Kräzen- 
trager,  Seh.,  auch  all  anders  dergleichen  verdächtiges 
Gesind.'  Z  Mand.  1696/1774.  Auch  Bs  Taxordn.  1646; 
Bs  Chr.  177'.'.  Als  Geschlechtsn.  .Heinrich  Seh.,  der 
koufmann.'  1392.  Bs.  —  Schiff-:  Schiffsbauer  Z.  .Die 
seh.  sollen  ire  schiff  uf  dem  platz  zu  Vischenhüsern 
machen  und  verschaffen.'  1546,  Sch  Ratsprot.  .Scheffm.' 
Geschlechtsn.  Sch;  1442,  Z  Staatsarch.  —  Schiffli-: 
Verfertiger  von  Weberschiffchen  Z.  —  G'schäftli-: 
„Mensch,  der  sich  gerne  in  die  kleinlichsten  Geschäfte 
unberufen  mischt  und  daran  Teil  nimmt  L."  Einer, 
der  überall,  wo  ein  auch  nur  ganz  kleines  Geschäft 
zu  machen  ist.  zugreift,  um  für  sich  Etwas  zu  er- 
gattern Th;  Z.  Geschäftsagent  AALeer. ;  Bs;  Z.  — 
Geschiss-:  Kleinigkeitskrämer,  Pedant;  kleiner 
Mensch  Bs.  —  Schatte"-:  „Jalousie  vor  einem  Fen- 
ster Gr."  —  Geschmeiss-:  ein  .Kannalls',  bes.  in 
Metallarbeit  S.  Einer,  der  sich  einbildet,  Alles  zu 
verstehen,  in  Alles  hineinpfuscht.  Stümper  S.  .Ihr 
ein  Künstler,  fragte  er,  ein  G.  oder  Kesselflicker!'  S 
Wochenbl.  1819,  44. 

Schnitz-:  Spitzname  auf  die  Bewohner  des  Kan- 
tons Zg.  1776,  Finalprozess  des  Lor.  Plac.  v.  Schu- 
macher S.  14. 

Der  Kanton  Zug  ist  ausserordentlich  obstreich,  weshalb 
die  .Schnitze'  dort  einen  Hauptbestandteil  der  Nahrung  bilden. 

Spille"-.  N.  N.  wird  gebüsst.  .dass  er  kostlich 
Spillenholz  von  Ahornen  aus  dem  Wald  gehauwen 
und  an  die  Schifflendi  gefüert.  den  Sp-en  verkouft.' 
1625,  Hotz,  Urk.  ,N.  N.,  der  Sp.  von  Meilen.'  1686, 
ZZoll.  Herbstrod.  —  Spiess-:  Verfertiger  von  Spiess- 
stangen.  Die  Sp.  wurden  in  Ehren  gehalten  und  der 
Rat  [von  L]  liess  sich  leicht  herbei,  ihnen  seine  Zu- 
friedenheit durch  Schenkung  von  einem  Paar  Hosen 
zu  bezeugen.  Es  war  ihnen  verboten,  ohne  obrigkeit- 
liche Bewilligung  im  Lande  Eschen  zu  fällen,  um 
daraus  Spiesse  für  den  Verkauf  ausser  Landes  zu 
verfertigen.  Von  ihren  Lieferungen  hatten  sie  der 
Obrigkeit  den  Zehnten  zu  entrichten.  Im  Jahr  1645 
musste  ein  Sp.,  der  Dies  versäumt  hatte,  ausser  einer 
ihm  auferlegten  Busse  für  Zehnten  und  Zoll  für  jeden 
unrechtmässig  abgelieferten  Spiess  10  Batzen  bezahlen. 
Gfd.  .Die  Sp.  und  Schüsslendreher,  die  bei  der  Alp 
Grew  im  Eschentale  wohnten.'  Stadlin  1824.  S.  noch 
Sunder-Lüt  Bd  III  1524.  —  Spruch-.  .Poeta,  ein 
reimendichter  oder  spr.'  Fris.;  Mal.  —  Stäublig-: 
Müller  (in  der  Gaunerspr.).  Li'tolf.  —  Sträl-:  Kamm- 
macher Ap.  .Die  watlüt,  kremer.  str.  [usw.].'  1567,  Z 
Staatsarch.  ,N,  X.,  Strälmacherin.'  1637.  Sch  Ratsprot. 
Das  W.  auch  Z  Zollordn.  1639/1711.  —  Strasse"-: 
Strassenaufseher.  .Die  str.  old  wasservögt.'  1540.  Xi>w. 
.Wer  in  unserem  land  str.  oder  buwmeister  oder  wasser- 
vögten  um  das,  so  inen  iri  herren  befolen  heind  und 
iren  [ihr]  eid  zuogid,  üt  etwas  arigs  täti,  der  soll  [ge- 
straft werden].'  1545.  ebd.  ,Und  soll  ietliche  urti  syn 
str.  dartuon.    wenn   man  die  eindliffer   dartuot.'    ebd. 

—  Tach-  UwSachseln,  Tächli-  Ap;  GF..  G.:  Schirm- 
macher,  -flicker.   —   .Tocketen-:    coroplates.'   Mal. 

—  Dolle"-:  Der,  welcher  verdeckte  Abzugsgräben 
macht  Z.  —  Tisch-:  Tischler.  Schreiner  Ap;  Bs 
(Spreng);  B;  Obw  f;  Z.  ,Den  T-n  und  Meister  Uol- 
richen.    die   manche  Woche   an   der  Orgel  arbeiteten, 


55 


Mach,  mech,  mich,  inoch.  much 


56 


zu  essen  und  zu  trinken  gegeben. '  vor  1491.  Zo. 
, Peter,  t.  von  Ure  [macht  einen  getäfelten  Plafond  in 
verschiedenen  Kapellen].'  1506,  AKücbl.  1886.  ,Dera 
t.,  als  er  die  spannbett,  so  in's  schloss  hörend,  bessret.' 
1532,  ZGrün.  ,35  pfd  10  ß  gab  ich  dem  t.  zue  Grüen- 
ingen,  5  grosser  bettstatten  mit  himmeln.  1  karrenbett. 
1  grosse  almergen  für  die  stuben,  stabeilen  und  andere 
arbeit  ze  machen.'  1541,  ebd.  .5  pfd  dem  t.  von  einer 
fleischasslen  in  die  kuchi.'  1567.  ebd.   S.  noch  Gr.  WB. 

—  Wichtig-:  Wichtigtuer  BsL.  .Es  gab  zu  der 
schönen  Omnibuszeit  im  Baselbiet  unendlich  viele 
solcher  W.;  sie  führten  das  grosse  Wort  in  allen 
Omnibus  und  an  allen  Wirtstischen.-  Breitenst.  — 
W  eg- =  Strassen-,  Weg-Chnccht  (Bd  III  732)  Bs.  ,Es 
ist  Pflicht  der  W.,  die  ihnen  anvertrauten  Strassen- 
strecken  gehörig  zu  beaufsichtigen  und  Alles  in  un- 
klagbarem Stande  zu  erhalten.'  Ap  Ges.  1843.  Zoller, 
W.  und  Marschierer  auf  der  Landschaft  sollen  dafür 
sorgen,  dass  das  Mandat  .wegen  den  Wagenlästen' 
beobachtet  werde.  1766.  Bs  Mand.  —  Wille"-:  ring. 
Persönlichkeit.  Der  W.  tuet  Alles,  nie'  muess  nw 
welle*.  Sülgek.  —  Wanne"-:  Verfertiger  von  Ge- 
treideschwingen L;  S.  Auch  1451,  Bs;  1637.  ZStdt; 
Bs  Chr.  1779.  St0*  breit  mache'  wie-n-en  W.  Ineichen  ; 
Schild.  Auch  Geschlechtsname  Z.  wie  Wanner.  — 
Brennte"- Wi°-:    Branntweinbrenner.    1561.   Absch. 

—  Winde"-:  Handwerker,  der  Winden  [zum  Heben 
von  Lasten]  macht.  ,N.  X.,  der  Schlosser  oder  w.' 
J.Malek  1593.  Auch  Bs  Chr.  1779.  —  Wetter-Ma- 
cherin: Hexe,  insofern  sie  das  .Wettermachen'  ver- 
steht. ,Den  Unholden,  die  man  gemeinlich  W.  nennet.' 
FWyss  1672.  —  Gu  et- Wetter-:  wer  als  Mittels- 
person bei  Jmdm  gute  Stimmung  (guet  Wetter)  macht 
Z.  —  Zeine"-:  Verfertiger  von  grossen,  weiten  Kör- 
ben Ap;  Th.  Z.  führen  R  und  CMev.  1650,  88  unter 
den  Vaganten  auf;  s.  noch  Laternen-M.  ,Die  Z.  aus 
dem  Tale  Galanka  in  Bündten.'  Stadlin  1824.  —  Zit-: 
Handwerker,  der  Wand-,  auch  Turmuhren  verfertigt 
Ap  (im  Gegs.  zum  Üre*-M.,  der  sich  nur  mit  Taschen- 
uhren befasst);  Z.  ,14  ß  verzert  der  z.  von  Winter- 
thur,  als  er  das  zyt  am  schloss  gemacht.'  1561,  ZGrün. 
,Dem  Z.  den  Bratspiess  [d.  h.  das  Räderwerk  daran] 
zu  bessern.'  160U,  Z  Schnecken.  .Den  24.  I.  1724 
dem  Wirt  'geben,  das  der  Kirchmeier  mit  dem  Z.  ver- 
zehret hat,  da  er  das  Zyt  [die  Turmuhr]  anders  hat 
machen  wollen.'  BE.  Rechnungsman.  —  Hochzit- 
Macherli:  Kind,  das  bald  nach  der  Hochzeit  geboren 
wird  und  keine  Geschwister  bekommt  BBe. 

Blutt-Macheri  f.:  bezüglicher  Bankerott.  .Beim 
Überhandnehmen  betrüglicher  Geltstage  (,  Bl-eien').' 
1822,  B.    Vgl.  Bluü-Müs. 

Machete"  f.:  1.  aufgeregtes,  in  lebhaften  Ge- 
stikulationen und  Reden  sich  äusserndes  Tun,  Treiben 
Th  ;  Z.  Es  ist  e*  Grüessete"  ond  e'  31.,  bis  Alli  am 
Tisch  sitze'd,  dass  's  Eim  fast  trümmlig  [schwindlig] 
hett  ehönne'  verde".  Schwzd.  Spec,  Spiel  mit  leb- 
hafter Handlung  W.  S.  Am-Herd  213.  —  2.  Vergleich. 
Abmachung  B;   ,Gl;   L;  Seil;   Z." 

Chinder-:  Kinderspiel.  Kurzweil  W.  Syn.  Ter- 
twelleten.    Das  ist  so  a'  Ch. 

Machi,  in  GrL.,  Pr.;  HG.  Machi'g  f.:  Arbeit  Bs; 
.B().;  Gl;-  GrL.,  Pr.j  L;  GG.;  Sch;  Th;  Z.  I"  (auch 
uf  GG.)  der  31.  st»,  von  allerlei  Gegenständen,  insbes. 
Kleidungsstücken.   aaOÜ.     Ist  der  Hock  fertig?    fragt 


man  den  Schneider;  worauf  dieser  antwortet:  Xei". 
aber  er  ist  i-  der  M.  An  der  31.  si*,  von  Personen 
GrL.  I"  d'  31.  ge",  tue",  in  Arbeit  geben  GrPt.;  LStdt. 
!''•  Im"  imiessi"  d'  Schnell  i"  d'  31.  ge"  (=  zum  Mache" 
(fi'J.  Öppis  i"  der  31.  ha*  1)  in  Arbeit  haben,  vom 
Handwerker;  aber  auch  vom  Besteller:  beim  Schnei- 
der, Schuster  usw.  haben  Bs;  GrPi\ ;  Th;  Z.  —  2)  in 
Aussicht,  im  Auge  haben  Bs.  Das  ist  kei*  31.,  keine 
(gute)  Arbeit  GG. 

Musik-:  Musikdose.  Dan.     Syn.  3I.-Trucken. 

G'mäch,  in  BG..  Stdt;  F;  L;  Uw  -ö-  n.:  1.  Etw. 
Gemachtes,  Werk.  Arbeit  GRÜbS..  V.;  GG.  E*  sch&ns, 
icüests,  künstlichs  G.  Bes.  von  Werken  mit  kunst- 
reichem Mechanismus  U.  's  ZU  ist  doch  e*  schöns  G. 
Meist  aber  in  geringschätzigem,  verächtlichem  Sinn, 
schlechte  Arbeit.  Pfuscherei,  Machwerk  Gl;  L:  GA.. 
Ta.;  Seil  (St,");  Schw;  UwE.;  Zg.  Das  ist  vier  aW* 
es  G.l  Von  lästigen  Gesetzen:  ,Sy  welltend  myn  heren 
bitten,  sömlich  gemech  innen  abzutuen.'  Edlib.  ;  dafür 
vorher:  .nüw  ufsätz.'  —  2.  Testament.  ,Ein  testament 
oder  g.  brächen  und  unnütz  machen.'  Mal.  —  3.  ver- 
hüllende, schamhafteste  Bezeichnung  der  männlichen 
und  weiblichen  Geschlechtsteile  Bs;  B;  L;  G;  Ndw; 
U;  Z,  spec.  der  männlichen  Aa  (Rochh.);  F;  SchSL  ; 
Th;  U;  W;  Z;  Schanigegend  Bs;  Gl;  Schw;  UwE. 
(auch  von  Tieren);  Zg;  Z;  Hinterer  G;  Z  (Spillm.). 
Eim  Ei"s  i*  's  (a*  's)  G.  ge:  Öppis  am  G'miichli  hu", 
von  Kindern.  Bildl.  An  's  G.  (auch  an'n  G'mdchere* 
abe")  lange',  an  den  Geldbeutel  langen,  bezahlen  Bs. 
Aha,  do  wirf  der  Vatter  auch  leider  miese*  an  's  G. 
länge" ! 

Vgl.  das  durchweg  syn.  Gemacht,  aus  dem  unser  W. 
wenigstens  in  Bed.  3  geradezu  eitstanden  sein  kann,  indem  f, 
viell.  unter  dem  Einfluss  von  1,  abfiel,  wie  es  anderswo  au 
ch  angefügt  wird. 

Schiff-:  Schiffbau.  .Ein  Brunnen  flüsset  da  von 
Päch  fürtreffenlich  zum  Sch.'  HRRebm.   1620. 

mächele".  in  Bs  machele":  Dim.  von  machen, 
meist  gegenüber  Kindern  verwendet  Bs;  Schw;  S;  Z. 
Was  mächelist?  Muest  m.,  die  Notdurft  verrichten V 
Schw.  Das  cha"'  me"  m.  Hofst.  Kleinliche,  unnütze 
Arbeit  tun  AaWoIiI.  Syn.  däggelen.  Gemächlich  ar- 
beiten Ap. 

Macltari.  Wer  am  M.-Tag  (2.  Jan.)  zuletzt  auf- 
steht, wird  an  diesem  und  wohl  auch  noch  an  den 
nächstfolgenden  Tagen  von  seinen  Angehörigen  M. 
genannt  L.     Vgl.  Silvester. 

Macheier:  ein  Stoff.  Mohair?  .37  stuck  in.'  1571. 
Z  Inv.     ,1  grünen  Füraltar  von  M.'  XVII..  L. 

macheierin:  von  Macheier.  .Ein  schwarz  ma- 
cheiarin  Messgewand.'  Bestandteil  des  Kirchenschatzes. 
L  Propsteiarchiv. 

mäcllle",  in  F  male'  I,  male":  1.  intr.,  sich  verloben, 
vermählen.  D'r  Josi  malet  mit  dem  Betli  FSs.  Male*, 
vor  dem  Pfarrer  die  Ehe  versprechen,  im  Unterschiede 
von  manne",  icibe",  d.  i.  heiraten  F.  —  2.  zum  Braut- 
geschenk machen.  ,Der  mäehelt  ir  einen  ring.'  Auf. 
XV..  G  Hdschr.  —  Mhd.  mahelen,  mehelm,  malen,  vermählen. 

zue-:  antrauen,  vermählen.  .Dieselbig  fürstin  ist 
dem  Herzogen  ze  Österrich  in  der  heiligen  ee  zue- 
gemechelt  worden.'  1448,  Absch.  , Wer 's  Glück  hat, 
der  führt  heim  die  Braut,  wie  das  gemeine  Sprüch- 
wortlaut, dem  wird  sie  zugemalen  [:  zahlen].'  XVII. , 
Lied.    —    Die  starke   Form    wohl   mir   des   Keimes   wegen. 


57 


Mach,  mech,  mich,  moch,  mucb 


58 


(g')  manch  c^l ;  S,  mauchig  ZW.,  mäuch  ScnNnk. ; 

Th,  (g')mäuchig  Aa:  ScnSt. ;  ZW.:  1.  a)  trocken  faul, 
vnn  Früchten  (z.B.  Runkelrüben,  weissen  Rüben, 
Äpfeln),  die  im  Innern  anlangen  zu  faulen  und  dann 
hohl  werden  (vgl.  das  sjn.  flösch  Bd  I  1225)  GMels; 
SoHNnk.;  TnSteckb.j  /..  .Manch,  mölsch,  mansch, 
faul,  semipntridns,  fraeidna,  mitis,  raneidus,  saper.' 
Red.  1662.  —  b)  morsch,  wurmstichig,  von  Holz  (z.B. 
dem  sog.  .erstickten')  AaSüIH;  Sch;  Th;  ZW.  —  c)  mit 
dem  Ghropf  (s.  Bd  III  848)  behaftet,  von  Weinreben 
ZWtliur;  vgl.  rüdig.  —  d)  weich,  dumpfig,  von  schlecht 
gedörrtem  Spätheu  (s.  Amad  Bd  1  213),  das  sich  zu- 
sammenballt und  dann  bald  schwarz  wird  Gl.  — 
e)  von   Zeug  =  g'karfangen  2   (s.  Bd  I  859)    AAlvais. 

—  2.  hungrig;  matt,  niedergeschlagen  S.  's  isch  besser, 
me"  tüei  manch  arbeiten,  a's  voll  juble".  Schild.  Be- 
nebelt, z.  B.  von  einem  Pferde,  dem  Branntwein  ein- 
geschüttet worden  war.  ebd.  1876,  76. 

Vgl.  die  Gruppe  ,mauch,  mauk'  bei  Gr.  WB.  und  bes. 
Schade  unter  mnks.  Die  Grundbed.  scheint  diejenige  der 
mit  unserer  Gruppe  im  Ablautverhältuiss  stehenden  Gruppe 
DIÜC&-,  nämlich  die  des  Niederdrückens,  Einschränkens,  Ver- 
bergens  zu  sein. 

Manch  (in  Gtw.;  Th  tw.  Mäch),  „Mauk  B"  —  m. 

—  PI.  Mäuch,  Dim.  Mauchli  Ap;  „Gr".  sonst  Mäuchli: 
1.  kropfiger  Auswuchs  am  alten  Rebholz  Z.  —  2.  un- 
ordentlicher Haufe,  z.  B.  von  zerknitterten  Kleidungs- 
stücken ScHNnk.  's  ist  Alls  an-eme"  M.  —  3.  auch 
Bäbfe*)-,  Büebfc'J- Mäuchli,  PI.,  gesottene,  mit  Zwie- 
beln oder  Kümmel  gewürzte,  etwa  mit  Schnitten  aus 
geröstetem  Brot  gemischte  grobe  Klösse  oder  Schnitten 
von  weissen  Rüben  Aa;  Bs;  Sch;  Scbw;  Z;  Syn. 
Schnätterling.  Zu  Jmdm,  der  nicht  sieht  oder  findet. 
was  er  doch  vor  Augen  hat,  sagt  man:  Da  hast  glaub 
Bäbe" mäuchli  üin  Auge'  Sch.  Klösschen  aus  Rüben. 
Kartoffeln  und  Mehl,  in  Milch  gekocht  L.  Würfelchen 
aus  Brot  Ndw;  Syn.  Möckli;  vgl.  FStaub  1868,  94. 
Ganze,  gekochte  weisse  Rüben,  die  mit  Salz  gegessen 
werden  Z.  Z'  Marge"  Schnätter  [zerstückelte  w.  R.], 
s'  Imbig  Bläder  [Brei  von  w.  R.],  z'  Nacht  Mäuch, 
Beschwerde  unzufriedener  Dienstboten  über  ihre  Kost. 
Spillm.  „Mäuchli  [PI.].  Metzelsuppe  Sch";  s.  noch 
Mäuchli-Suppe".  —  4.  a)  Mauk,  liebkosender  Aus- 
druck für  ein  appetitliches,  sehr  wohlgenährtes  Kind  B. 
Chumm,  du  dicke''  M.,  muesch  es  Mündschi  ha"!  E  was 
bisch  du  doch  fer  ne"  tolle  M.,  was  hesch  du  ämel  och 
fer  Pfusibacke"  [wie  bist  du  doch  so  pausbackig]! 
Nur  gröblich  für  Erwachsene:  Das  isch  och  ne"  rechte' 
M.  hu''  e"  Müesle"!  —  b)  Schlemmer  Ap.  Vielfrass, 
unverschämter  Schmarotzer  Th.  —  5.  geringschätzige 
Benennung  eines  Niedergelassenen  Sch;  vgl.  die  Zss., 
ferner  Schweiz  1859,  64/6.  Manche" u-ort  —  am  letste" 
Ort,  das  Wort  eines  Niedergelassenen  wird  erst  in 
letzter  Linie  berücksichtigt  SchSI.  — -  6.  Familien- 
name. Ostschweiz.  —  7.  Zuchtstier  THStettf.  Junger 
Stier  G.  —  8.  Chriesi-M.  =  Chirsi-Gauch  s.  Bd  II  106 
GT.j  Th;  ZO.  Beri-M.  =  Gauch  3  Bd  II  104.  — 
9.  Dim.,  sog.  .süsse-  Erbse,  eine  Abart  von  pis.  sat.  GRh. 

Die  Zuriickführung  aller  obigen  Bedd.  auf  einen  Grund- 
begriff, bzw.  auf  das  gleiche  Etymon  (mnch,  manch)  ist  nicht 
ohne  Schwierigkeiten.  Zwar  schliesst  sich  1  an  manch  1  c, 
5  bezeichnet  Den,  der  sich  ducken  muss  (vgl.  bair.  Meuchel, 
furchtsamer  Mensch),  7  bezieht  sich  auf  den  gedrungenen 
Körperbau  und  in  4  a  könnte  eiue  Übertragung  ans  7  vor- 
liegen; vgl.  Mtichel  (Stier  und  fetter  Mensch).  Der  Gauch  (8) 
ist  ein  Tier,   das  sich   duckt,   verbirgt  (vgl.  bair.  .Mauchen', 


Assel);  diese  Nummer  Hesse  sich  auch  unmittelbar  zn  manchen, 
stinken,  stellen,  womit  wir  mich  immer  nicht  aus  der  bisher 
herbeigezogenen  Vwdtschaft  träten.  Zu  3  vgl.  schles.  , Mauke', 
Mehlbrei,  altn.  mauk.  Suppe,  Tunke,  mild,  manch ,  obsomo- 
gerus;  viel),  aber  ist  Vwdtschaft  mit  Moeken  anzunehmen, 
9  sollte  viell.  mit  3  vereinigt  werden,  wenn  nicht  vielmehr 
die   Erbse  als  die  kugelige  bezeichnet  werden  soll. 

Forr(e")-  G  oT.;  Z,  Före"-  G  uT.  =  Forch-Güggel 
(s.  Bd  II  194).  —  Fress-:  Vielfrass,  Nimmersatt  Ap; 
G;  Tu;  Syn.  Fress-Bütterich.  —  Git-:  Geizhals  Th 
Steckborn.  —  Haber-:  Wiesen-Bocksbart,  trag.  prat. 
GT.j  ZO.  Vgl.  Mäuchlvng;  ferner  das  Syn.  H.-Malch, 
schwäb.   .H.-Maucbel'  bei  Scbm.-Fr.  I  1034. 

Ilali-  (JMever  1866,  121),  Hamme"-  (Sch;  Th), 
Hanne"-  (Sch  Kl.),  Hanni-  (ZRafz)  Maucb  (in  Sch 
auch  -Mauche"),  doch  meist  unlösbar  verwachsen  Hä- 
mauch  GRh.;  Sch;  ThHw.,  Tag.;  ZW].,  Dim.  Hanime*- 
Mäucherli  (neben  -Mäuchli)  ScaSchl. :  1.=  Muth-Heim 
(s.  Bd  II  1289/90)  Sch;  Th;  ZW1.  —  2.  =  Mauch  5 
GKh.;  Th. 

Zu  Grunde  liegt  ' Heim-Maiuh,  aus  dem  sich  zunächst 
Bamm(em)-,  dann  Hanne"-,  Hanni-,  Häti-M.  erklären;  vgl. 
übrigens  auch  ,Hamm(el)inaus'  bei  Gr.  WB.  IV  2,  312  und 
.Hammelmeichelein'  in  Kuhns  Zeitschr.  XV  271.  Vgl.  bes. 
die   Synn.   Heim-Mnch,   Scham-M. 

Milch  -  Mäuchli :  in  Milch  geweichter  Brot- 
broeken  oBs;  Syn.  M.-Bröckli.  —  Bolle"-:  Gericht 
aus  Zwiebeln  THSteckb.  Vgl.  B.-Buder.  —  Bone"- 
(in  AABb.  -Mäuchlig):  Gericht  aus  Bohnenkernen  an 
einer  sauren  Brühe  ScHSt.;  THSteckb.,  aus  dürren 
Bohnen  in  den  Hülsen  mit  Brotschnitten  AABb.  — 
S  a  m m  e  t - :  Spottname  der  Küfer,  ihrer  Sammet kleidung 
wegen  Sch.  —  Schili-  =  Sch.-Güx  (s.  Bd  II  571)  U. 

Scham-  (in  Bs  lt  Anon.  ad  St.  auch  Schau-,  in  Aa 
Hold.  Schö-,  in  Bs  tw.  Tschä-jMauch  (in  ZZoll.  -M,iul:>. 
in  BsLiest.  auch  Scha-,  Tscha-Melch:  1.  =  Mauch  .5, 
bes.  einer  ohne  Grundbesitz  Aa;  Bs;  G;  Sch;  Th;  Z 
(in  Wthur  Schamäuchli).  Wer  si"  eigene"  Ban  [Bann- 
grenze] nit  g'chennt  het  vo"  hinden  und  vorne",  het 
zu  de"  Tschamauche"  zellt  und  d'  Burger  hain  in  ver- 
achted.  WSenn  (Bs).  Um  sich  für  den  ihnen  ange- 
tanen Schimpf  zu  rächen,  sagten  die  Niedergelassenen 
von  sich  mit  Beziehung  auf  die  Burger:  En  Sch.  ist 
en  Narre"gugger  THWeinf.  —  2.  Schelte  auf  einen 
Menschen,  der  hinterrücks  Etw.  tut,  bes.  Esswaren 
entwendet,  um  sie  verstohlen  zu  gemessen,  Näscher  Z. 
Unverschämter  Schmarotzer,  Bettler  Bs;  L;  „G;  Sch;" 
Z ;  Syn.  Gueni  Bd  II  335.  Auch  mehr  abstr.  Schimpfw. 
ohne  bestimmte  Beziehung,  auf  einen  Menschen  mit 
verwerflichen  Eigenschaften  übh.,  z.  B.  auf  einen 
Geizhals  Bs;  Z.  —  schamauche":  schmarotzen  Z. 
-  „ab-:  abschmarotzen."  —  ver-:  verschleppen, 
verheimlichen,  bes.  Esswaren  Z. 

Der  erste  Teil  der  Zss.  ist  viell.  ,Scham'  oder  ,Sehaud', 
womit  der  betr.  Stand  als  ein  verächtlicher  gekennzeichnet 
werden  soll;  vgl.  Schandn-Lüe.  Dem  Volke  scheint  immerhin 
das  etymologische  Verständniss  abhanden  gekommen  und  es 
scheint  fremdländischer  Ursprung  angenommen  worden  zu  sein. 
Darauf  deuten  der  nebenher  gehende  Anlaut  tsch  und  das 
Schwanken  des  Accentes  ("  ,  AaLeer.,  dagegen  "  Th;  Z). 
Es  Hesse  sich  etwa  au  it.  sciamannato,  unanständig,  plump, 
vou  Maniereu,  denken.  Nicht  klar  ist  das  Verhältniss  zu 
der  siunvwdten  Gruppe  echmaneh-,  deren  Grundbegriff  ebf. 
der  der  Heimlichkeit  ist;  vgl.  Blattner  1890,  19.  Sieben- 
mek  (Bern  1S66)  gibt  für  Sch  auch  die  Form  .Scharnauchen.' 
Zu  der  Form  Melch  ist  viell.  malchen,  gierig,  mit  vollem 
Munde   essen,  zu   vergleichen. 


59 


Mach,  meeli.  mich,  moch,  much 


CÜ 


manche":  1.  heimlich  naschen  Schw.  —  2.  sieh 
hineinschmiegen,  in  Kitzen  verstecken  ZWthur.  — 
3.  .sich  begatten  AaF."  —  4.  tr.,  einweichen,  mürbe 
machen  Sch. 

Betr.  die  nähere  Verwandtschaft  des  VY.  vgl.  .Manche, 
Mauke'  bei  Gr.  WB.,  ,meichet,  meuchel-,  Meuchel'  bei  Sclim.- 
Fr.  1  1561.  .manchen,  Mauke'  bei  Fr.,  Ztschr.  VI  17.  357, 
sowie  die  Gruppen   mauk-  nnd   schmauch- 

ver-:  Kleider  zerknittern,  so  dass  sie  Falten  be- 
kommen ScnN'nk. 

mauchle":  wesentlich  =  mauchen.  1.  auf  die  Seite 
schaffen.  .Abt  Waldfrid  meldet,  dass  sein  begrepnuss 
etwann  auftuen  worden  und  ein  lömd  ausgangen  sei, 
dass  man  [den  Leichnam  des  h.  Gallus]  hinweg  ge- 
mauchlet  habe.'  Vad.  ,Uass  die  zum  Wareneinkauf 
jeweilen  nach  St  Gallen  kommenden  Juden  mit  den 
blossen  Schacher-  oder  Maucheljuden  nicht  in  die 
gleiche  Klasse  zu  stellen  seien.'  1784.  Wegelin,  Juden. 
S.  14.  —  2.  =  „mauchen  2."  —  3.  =  mauchen  3  Z  um 
Wthur. 

Mauchle":  Name  einer  Birnsorte  Ai>K. 

Der  Name  viel],  von  der  gedrungenen  kugligen  Gestalt; 
vgl.    Manch   7,   Mancher,   ferner   Müchler. 

Manch  li  m. :  1.  =  Manch  4  h  Ap.  —  1.  =  Manch  7 
„Gr." 

mänch(e)le":  1.  Brot  in  Würfelchen  oder  kleine 
Brocken  zerschneiden  Ndw.  —  2.  einen  leisen  Wind 
streichen  lassen,  stinken  Sch;  vgl.  Mauch  8. 

„mäuchelig:  gemein,  schlecht,  nach  Art  eines 
.Mauchs'  (s.  5)  Sch." 

Mäucher:  Apfelsorte  mit  festem,  feinem  Fleisch 
und  glatter,  nur  unten  etwas  rauher  Schale  Bs;  vgl. 
M.-Epfel  Bd  I  372. 

Mäuchlig  m.:  Blütenknospe  des  Wiesenbocks- 
barts,  kurz  vor  dem  Aufblühen,  wo  sie  am  süssesten 
und  kräftigsten  ist  und  von  Kindern  gegessen  wird 
AßBb.  Brandig  gewordene  Blütenknospe  der  selben 
Pflanze  Aa;  Syn.  Tubäklig. 

Medianer  m.:  Mechaniker  Z  (im  Munde  unge- 
bildeter Leute). 

Mechanerei  f.:  mechanische  Werkstätte  Z. 

Mechanik  f.:  mechanische  Einrichtung  Bs;  Z. 
Spec,  Spannvorrichtung  am  Wagen  Aa;  B;  Vü;  S; 
Th;  Z.     D'  M.  a"zieh;  d'  M.  het  g'la: 

mich  (in  BEinigen;  S  mig,  in  unbetonter  Stellung 
mi  Aa;  Z):  Acc.  des  Pron.  pers.  der  1.  Pers. 

Verstäsch-mich:  euphem.,  ein  ,Verstehst-du- 
mich',  d.  h.  ein  Prügel  S.  Si  het  neben  an-ere"  ne* 
länge'  schwarzdörnige"   V.  g'ha".  BWyss. 

Michael,  Michel,  allg.,  Mich  Gl,  Mix  BBe.,  Michi 
BSi.;  VO  (in  L  auch  Nicki);  W:  1.  Taufname  (ziem- 
lich selten)  und  in  den  Gen. -Formen  .Michaelis,  Mi- 
cheli(s)'  Gedenk-  und  Kalendertag  (29.  Sept.);  als 
solcher,  weil  in  die  Zeit  des  Herbstanfangs  und  in  die 
Herbst-Quatemberzeit  fallend,  im  Volks-  und  Rechts- 
leben (als  sogen.  .Loostag'  und  Termin)  von  grosser 
Bedeutung,  bes.  für  den  Landmann.  Marie  [Verkün- 
digung, 25.  März]  bläst  das  Lieht  aus,  Michael  zündet 
es  wieder  an,  d.  h.  um  diese  Zeit  beginnt  man  Abends 
wieder  bei  Licht  zu  arbeiten.  Ineichen ;  Sulger.  Mi- 
chelstag zündt  de"  Schuehmachere"  und  Sehnidere*  d' 
Liechler  a"  (bes.  wenn  sie  in  fremden  Häusern,  auf 
der   .Stiii".    arbeiten)    ScHwMa.     .Die    Wächter    sollen 


allweg  an  sant  Michelstag  anfallen  und  bis  zu  ostren 
abend,  so  es  anfacht  nacht  werden,  für  und  Hecht  zu 
versorgen  rüefen.'  1535,  ZElgg  Herrschaftsr.  So  män- 
gist  [oft]  's  vor  Micheli  rif't  (Elfe"  giHj,  so  vil  Frösl 
cliömme"d  nöch  Jörge'lag  Aa;  S,  nöeh  Maitag  Aa;  VO; 
X.  ,nach  Waldburgi.'  Imeichen;  vgl.  Schild  1863,  116. 
Wenn  's  a"  der  Nacht  vor  Michelstag  warm  isch,  so 
bidütet  's  e"  ehalte"  Winter  S.  und  ähnlich  L  (Ineichen). 
Wenn  's  ror  Michel  uf  tl'  Berg  schneit,  so  gihd  's  e* 
guete"  Herbst  Aa.  .Wie  der  Wind  um  Michaelis  in 
den  12  Stunden  von  6  Uhr  Morgens  bis  (i  Uhr  Abends 
weht,  so  weht  er  auch  in  den  verschiedenen  Monaten 
des  Jahres;  kalter  und  trockener  Wind  in  der  ersten 
Stunde  am  Michaelistag  bedeutet  einen  trockenen 
Januar.'  Sülger.  Micheli  gilt  bes.  für  den  Weinbauer 
als  Entscheidungstag.  Micheli  sur  oder  süess,  an  die- 
sem Tag  kann  man  urteilen,  wie  der  Wein  des  Jahr- 
gangs werden  wird  Z.  Micheli  und  noch  kei  rot  Berti, 
het  d'  Frau  ab  dem  Sunne'berg  g'seit.  und  het  doch  en 
guete"  Wi"  'g'e"  Sch.  Doch  soll  mit  diesem  Tag  in 
vorzüglich  guten  Jahren  die  Weinlese  beginnen,  nach 
dem  Spruche :  Micheliiri"  —  Here'ui",  Galliwi"  — 
sure"  Wi"  Sch;  Th;  Z;  vgl.  JKettiger  1857,  43.  Mi- 
cheli, Micheli,  wi'Ht  niul  ivümme",  magst  Heiler  Rife* 
noch  Sehne  rertrünne"  Z.  Wenn  's  am  Micheli  nid 
cha"n  si",  so  bringt  der  Galli  sure"  Wi"  Bs.  Micheli, 
Micheli,  tue  Wümme",  su'st  chunnt  der  Galli  und  tuet 
dioh  zwinge"  Z;  vgl.  Galli  Bd  II  200.  .Dicamus  uno 
et  altero  verbo  patrio:  Es  werde  noch  einen  gesunden 
Tischwein  abgeben  ;  id  quod  nostrates  proprium  esse 
judicant  vindemiae  ineidenti  in  diem  Michaeli  dica- 
tum.'  SHott.  1707.  Michel  chunnt  mit  dem  Stecke", 
sagen  die  Älpler,  weil  es  dann  höchste  Zeit  zur  Tal- 
fahrt ist  BSi.;  vgl.  Brenten,  Tuttel.  Der  Michaelstag 
ist  der  beste  zur  Aussaat  Aa;  Z.  Auch  die  Haferernte 
lallt  in  diese  Zeit;  vgl.  den  Kinderreim:  Micheli  mit 
dem  Sicheli  gut  i"  d"  Em  und  schnidt  nit  gern,  nimmt 
de"  Lö"  und  springt  derrö",  lät  im  Bür  de"  Haber 
stö*  ScnSchl.  Um  Michaeli  werden  daher  auch  Ernte- 
feste und  andere  Feierlichkeiten  (in  LE.  ein  Schwing- 
fest beim  Wallfahrtsort  Heiligkreuz)  abgehalten.  .In 
der  Kegel  schliesst  sich  die  eigentliche  Kässaison  mit 
Michelstag.'  Gotth.  In  Schw  ist  der  h.  Michael,  wie 
das  Christkind  und  der  h.  Nikolaus,  ein  Gabenspender; 
während  der  Vesper  fliegt  der  Erzengel  in  den  Häu- 
sern umher,  um  die  braven  Kinder,  welche  unterdessen 
in  der  St  Michaelskapelle  bei  Schwyz  andächtig  beten, 
mit  Geschenken  zu  erfreuen ;  vgl.  Lüt.,  Sagen  562; 
SchwE.  Kai.  1851.  Am  Festtage  wird  ebd.  seinem 
Bild  ein  Blumenstrauss  in  die  Hand  gegeben.  Da  St 
Michael  der  Patron  der  Sterbenden  ist.  so  sind  die 
Friedhof kapellen  gewöhnlich  ihm  geweiht;  vgl.  dar- 
über Gfd  XVIII  6;  BAnz.  1887,  109/10.  St  Michael 
ist  bes.  der  Patron  des  Stifts  LBeromünster,  weswegen 
schon  vor  dem  östreichischen  Urbar  der  Name  St  Mi- 
chelsamt für  den  Sprengel  des  Vogts  über  das  Gottes- 
haus aufgekommen  war;  dieses  Amt  umfasste  freilich 
auch  noch  andere  Gebiete  als  diejenigen,  wo  die  un- 
mittelbaren Stiftsangehörigen,  .die  St  Michelslüt', 
sassen;  vgl.  Seg.,  RG.  I  703  ff.  Grossartig  wurde 
früher  der  Stiftungstag  (zugleich  Kirchweihfest)  des 
Stifts  begangen:  man  prägte  ,St  Michaelspfenninge', 
verteilte  ,St  Michaelsbrödli',  brannte  Feuerwerk  ab 
usw.;  vgl.  MAFeierabend  1843,  152/3.  .Michaels- 
Kreuz',  Name  einer  Kapelle  auf  dem  Rooter  Berg  L; 


61 


Mach,  med),  mich,  imn-li.   nun  li 


<V2 


.St  Michael',  Weiler  mit  Kapelle  LE.  .Welcher  einem 
Apte  zu  Einsidlen  erb-  oder  Schweigzins  järlichen 
schuldig  ist  zu  geben,  der  soll  den  schweigzins  [zu] 
Sant  Michelstag  in  den  hof  zu  Einsidlen  antworten.' 
SchwE.  Hofrodel.  St  Michael  wird  neben  St  Anton  in 
einem  Segen  zur  Abwendung  von  Schaden  an  Mensch 
und  Vieh  angerufen.  RGwekb  1046.  uud  so  noch  jetzt 
in  den  Alpsegen.  —  2.  halb  oder  ganz  appellativ  (nur 
in  der  Form  Michel),  a)  ungeschickter  Mensch.  Dumm- 
kopf VO :  S.  Statt  Jmdn  geradezu  einen  Dummkopf 
zu  heissen,  gibt  man  als  seine  Genealogie  an.  er  sei 
's  Tschampel  [Dummkopf]  -Anni's  M.  L.  Nix  für  e 
M..'  Abfertigung  S.  .Einem  leichtgläubigen  Walliser 
M.'  Goliath  1741.  —  b)  Mensch  (bes.  Kind)  mit  wohl- 
genährtein Körper  Z,  auch  mit  dem  Nbbegr.  der  Un- 
ordentlichkeit. Drolliges  Bürschchen  Th.  —  c)  einer 
der  Kosenamen  der  Hauskatze  Aa  (lt  Rochholz  1857. 
294).  —  d)  in  den  Zss.  Haber-,  Cham-,  Weize"-M. 
einer  der  vielen  Namen  der  letzten  Garbe  Z;  vgl.  die 
Synn.  bei  Fuchs  Bd  1  657/8  und  Muchel. 

Die  mythologische  Bez.  des  h.  Michael  ist  z.  T.  noch 
sehr  durchsichtig;  vgl.  Gr.  Myth.  3  796/7;  über  Odhin  als 
Totengott  spec.  s.  Paul,  Grundriss  1  1074;  vgl.  noch  WuetU- 
Ber  Bd  II  1555.  Zur  Rechtfertigung  der  Bauernregeln  muss 
darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  dass  der  alte  Kalender 
um  13  Tage  differierte,  ein  für  die  Keifezeit  wesentlicher 
Zeitraum.  Betr.  den  appellativen  Gebrauch  des  Namens  vgl. 
Wack.,  kl.   Schriften   III   61,  ferner   Gr.   WB. 

F  i  r  s  t -  M  i  c  1)  e  1  =  F.-Joggeli  (s.  Bd  III  26)  B  Arch. 

—  Gift-  =  Gift er  2  (s.  Bd  II  136)  Gr.  —  Hader-: 
Spitzname  eines  Bauern,  der  die  Gewohnheit  hat,  mit 
der  Hacke  vom  Acker  seines  Nachbars  Erde  in  sein 
Land  herüberzuziehen  AaF.    Vgl.  über-aren  Bd  I  386. 

—  Hans-:  Hanswurst,  als  Schelte  ZWäd.  —  Chuchi-: 
1.  Bussfleck  im  Gesicht  B;  vgl.  Ch.-Schlüssel,  Brändig. 

—  2.  leicht  aufgehendes  Ofengebäck  aus  Milch,  Mehl. 
Brotschnitten  und  Gewürzen  Z.  Ein  dem  .Bettelmann' 
ähnliches  Gebäck,  doch  mit  Mehl  st.  des  Brotes  GStdt. 
Vgl.  Schm.-Fr.  I  1221,  ferner  das  syn.  Uflauf  Bd  III 
1114.  -  Chatze°-Michi:  Einfaltspinsel  BO.  (U.  B); 
vgl.  chatz-dumm,  ferner  Bd  III  586.  —  Lugene"- 
Michel:  Scheltw.  1.  auf  einen  Lügner.  —  2.  auf  einen 
Dummkopf  GßLandqu. 

Chris-Burdi- :  scherzh.  Bezeichnung  des  Manns 
im  Monde  G.  —  Betr.  den  zu  Grunde  liegenden  Volks- 
glauben vgl.  Rochh.   1867,  I   13;   Gr.,  Myth.   681. 

Ruess-:  Schelte  auf  einen  unsaubern  Menschen 
Bs.  —  Sau-,  Sü-,  Sü-:  Schweinekerl  Ap;  VO;  Sch; 
Th ;  Z  ;  Syn.  Dreck- M.  —  Schuss-,  Schutz-  =  Schutz- 
Gatter  3  (s.  Bd  II  498)  „Aa;  B;  L."  —  Schmier-: 
Schmierfink  Bs;  Th;  Z.  —  Tige"-:  Spottname  eines 
langen,  hagern  (dürr  wie  Rauchfleisch  aussehenden) 
Menschen  SchSI.  —  Dumm-:  Schelte  auf  einen  un- 
überlegten Schwätzer  Zg.  —  Dre ck-  =  Sau-M.  BsStdt. 

Tschöli-:  Dummkopf  L.   —   Tautologische  Zss. 

michle":  1.  tr.  a)  Jmdn  zum  Besten  haben  S; 
vgl.  Schild  1866,  128.  —  b)  auch  abs..  stehlen,  bes.  von 
Holzfrevlern  GßSpl.,  V.  Holz  m.  —  2.  intr.,  schlecht, 
mit  einem  schlechten  Instrument  ungeschickt  schnei- 
den Uw.  —  g'vatter-:  scherzh.,  zu  Gevatter  bitten 
BHk.,  S.  —  „chruuim-:  Etw.  auf  krummem,  d.  i.  un- 
redlichem Wege  vorbereiten  und  ausführen  Aa." 

Michler  m.:  Holzfrevler  GnSpl. 

nilcliele":  wiehern;  wiehernd  lachen:  knirschen  (vor 
Zorn)  Schw.    Vgl.  die  Synn.  hichlen,  hüchlen,  hehelen 


Bd  II  972.  980.   1100.   -   Aus  wtchele*  mit  Vertauscnong 

der   Labiale  wie   in   mir  :  wir,   üfuor  :  Wuer. 

nucha  =  iim-iiihin  (s.  Bd  II  1337)  and  aus  Diesem 
verkürzt  W. 

Mach  m.:  1.  stiller,  verschlossener  Mensch,  Duck- 
mäuser, Schleicher  Gl.  —  2.  Mücheli  =  Hali-Mauch 
Bs.  —  3.  zur  Verstärkung  der  Neg.  Bs.  Kei"  M.  due", 
sich  nicht  rühren.  Syn.  kei"  Mu.r  wache". 

Hei'"-  Bs;  Gl  (in  Th  Hä-,  in  AaZ.;  Sch;  Z  Heini-, 
in  Tu  auch  Hani-,  in  Aa  tw.  Häni-,  in  AAKIingn. 
Häli-,  in  ZTö.  HeiriJ-Müch  Aa;  Bs;  Gl;  Sch;  Th;  Z 
Dättl.,  S.,  -Mücher  AaZ.;  Th;  ZO.,  S.,  Tö.  (PI.  mit 
Uml.),  -Müchel  AiBb.,  -Mücher  ZWl.,  -Muck  AAKIingn., 
Heimue  Aa  (An.  ad  St.)  —  m.:  1.  =  Hali-Mauch  1  Aa; 
Bs;  Gl;  Sch;  Th;  Z.  Wenn  d'  Heinimüchel  pßfe'd, 
sr  gibt  's  Rege"  AABb.  Mager  wie-n-en  düre"  H.  Z. 
Auch:  Feldgrille,  gryllus  camp.  AaF.;  mTn.  ,Die 
gryllen  oder  heimuchen  auf  dem  feld  und  in  den  häu- 
sern.'  Vogelb.  1557.  ,Der  Heirael,  Heimmuke,  Grill, 
gryllus,  cicada.'  Red.  1662.  ,Die  Grillen  (Heimuken) 
kirren  des  Nachts.'  Spleiss  1667.  .Gryllus,  Grill, 
Heimemuck.'  Denzl.  1677;  1716.  .Blatta.  Heimemuch.- 
ebd.  1716.  -  2.  =  „Hali-Mauch  2  Aa;  B;  VO;  Gl;  S." 
-  3.  =  Milch  1  Gl;  „L;"  Z.  Ungeselliger  Stuben- 
hocker Gl;  Syn.  Ufen-Brueter.  .Sie  stellte  sich  vor, 
sie  sei  gar  viel  mehr  als  diese  Schnattergans  und 
wisse  gar  viel  besser,  wie  es  im  Dorfe  stehe,  als  sie 
und  ihr  Bruder,  der  Heinimuch.'  HPest.  1785.  Leichte, 
oft  nur  kosende  Schelte  Z. 

In  der  Form  .Heimamnch  (grillus)'  schon  in  den  Rei- 
chenauer  Glossen.  Am  nächsten  stehen  die  Formen  mit 
stemmauslautendem  g(g);  s.  Beini-Mügg(er).  Eine  weitere 
Entstellung  ist  Heim-Buch.  S.  noch  Heimich  Bd  II  1285/6 
und  vgl.  Fr.,  Ztschr.  VI  228/9. 

müch:  in  gedrückter  Stimmung,  in  sich  gekehrt. 
z.  B.  wenn  man  eine  Strafe  empfangen  hat;  heim- 
tückisch BsStdt;  Syn.  milchig,  tilch. 

Neben  unserer  Gruppe  her  geht  eine  syn.  mit  dem  Anl. 
icim-  und  im  Übrigen  gleichen  Stemm,  sodann  eine  solche 
mit  Diphthong  ue  (mit  und  ohne  ausl.  O.  welcher  wiederum 
Formen  mit  anlautendem  schni-  entsprechen. 

müche11  (in  Aa;  Gl;  „GG.;"  Schw  milche",  Ptc. 
Perf.  g'moche"  Gl;  Schw):  1.  =  grüpen  3  AaFh.;  Gl; 
Schw;  Th;  Z;  Syn.  müchlen,  tüchen;  andere  s.  bei 
gräggen  Bd  II  725.  häpen  Bd  II  1479.  Eusers  Chindli 
milchet  efange"  '/..  Euserc  Holzg'halter  under  dem 
Tach  ist  eso  nider,  dass  me"  nw  eso  m.  cha""  Z.  — 
2.  verstohlen  umhergehen,  in  verdächtiger  Absicht 
herumschleichen  AAFri. ;  Gl;  „GG.;"  Schw.  Bi"  ge- 
ster" umme"  g'moche",  weiss  nüd  wohi",  wo  üs  Schw 
(der  Neugierige).  Mürrisch,  verschlossen  sein;  heim- 
tückisch aussehen  und  sich  so  benehmen,  duckmäusern 
Bs;  Schw.  G'moche",  duckmäuserig  Schw.  —  3.  heim- 
lich essen,  naschen  Gl.     Tüchtig  zugreifen  Schw. 

Mhd.  müchen,  verstecken,  verbergen,  aus  ahd.  mühhan, 
mühhön.  heimlieh  lauernd  anfallen.  Das  starke  Ptc.  nach 
chrüche"  :  g'chrovhe".  Die  urspr.  Bed.  der  Gruppe  ist  wahrsch. 
.weich',  woraus  die  Bedd.  .geduckt,  geschmeidig,  heimlich, 
heimtückisch'  sich  entwickelten.  Vgl.  über  die  vwdten  VVW. 
noch  Kuhns  Zeitschr.  XIX  149;  AI.  I  185/6,  ferner  Anm. 
zu    Manch. 

undere"-:  sich  unter  die  warme  Decke  machen  Z; 
Syn.  u. -schmucken. 

ver-:  1.  sich  heimlich  davon  machen  Gl.  Er 
ist   :nmelieh  [sachte]    vermoche".   —    2.  verheimlichen, 


63 


Mach,  mech,  mich,  moch,  liiucli 


1:1 


heimlich  entwenden;  Syn.  (ver)mauchen.  .Der's  aber 
in  ermel  geschoppet,  wie  die  bart'üesser  das  gelt  ver- 
mühend.' Zwingli.  --  3.  moderig,  morsch,  dumpfig 
werden,  von  Samen,  Holz.  Kleidern  usw.,  aus  .Mangel 
an  Luft  und  Licht  AAPri.;  Bs;  BBrisl.;  SchwMuo. 
Vgl.  »milch  1.  cer-lmckcn.  Wie  t ausig  Chörnli  im 
Boäe",  ico  vermachet  wäre!",  jetz  neu  zum  Lebe"  «er- 
wache". Breitenst.  Vi>ii  Menschen,  dumm  werden  Bs. 
Er  vermüchi  gam   um  die  I.iii  umme*. 

Vgl.  ahd.  mr-mückan,  hebetare,  suffocare,  ferner  .mench- 
teln'  bei  Schm.-Fr.  a  I   1564;   .mücheln'  bei  ßr.    WB. 

Müche"  f.:  Krau,  in  der  Gaunerspr.  (Kyd);  vgl. 
Maukeren,  müchlen;  Muech. 

Mücher  Gl;  „LG.",  Murin  Bs,  Müchi  A.iFii. : 
SchwE.  —  m.:  1.  in  Gl  auch  Heimli^-M.  =  Müch  1  Bs; 
(iL.  Jo  wol,  ei'fältige*  Müchi!  redet  ein  Trunkenbold 
einen  eingezogen  lebenden  Mann  an.  Breitenst.  En 
alte*  Müchi.  MLienert.  Er  isch  e  Müchi  und  lot  sich 
nie  zu.  de"  Lüte"!  Hinterlistiger  Mensch  AiFri.  — 
2.   „Kirschen,  welche  zsgewaelisen  sind  LG." 

2  viel!,  zu  muri,.-,,  i.  S.  v.  sich  in  einander  schmiegen: 
doch  wird  uns  diese  Form  nicht  bestätigt;  s.  Muecher  und 
Mut/er. 

müchle":  l.=müchenl  Gl;  Th;  Z.  Es  cha""  sehn* 
m.,  von  einem  kleinen  Kinde.  Gester"  ist  er  g'muchlet 
noch,  hüt  probiert  er  's  Läufele"  sclio".  ESchönenberc.f.r. 
D'  Schuelmeister  gönd  sust  all  ufrecht,  hingegen  euserem 
uür  's  [in  dem  engen,  niedrigen  Schulzimmer]  nüd 
mügli'*  g'sV:  er  hat  fürwor  schier  müesse"  lere*  m. 
Stutz.  S.  noch  Chnü-Schllfer.  Auf  dem  Bauche  krie- 
chen, z.  B.  von  einem  Jäger,  der  das  Wild  beschleicht 
ZDättl.  Under  's  Bett  andere"  m.  Dim.  müchele"  Th; 
Z.  Sich  z'sämme"-m.,  zskauern.  —  2.  heimlich  Etwas 
tun,  z.  B.  „naschen,  bes.  von  Weibern,  die  es  ohne 
Wissen  der  Männer  tun  Ap";  vgl.  Machen;  Syn.  mau- 
chen.  Von  heimlichen  Abmachungen  mit  dem  Ge- 
schädigten, um  stratlos  auszugehen.  ,Mit  dem,  dem 
der  schad  besehenen,  heimlicher  wys  überkommen  und 
hinderrucks  eines  vogtherren  müchlen  und  tädingen.' 
1552,  Th  Rq.  Auch  tr.,  verdecken,  verbergen;  vgl. 
ver-mauchen.  ,Der  rechtsbrüch  aber  auch  vermag, 
dass  stand  der  täter  an  dem  tag  und  nit  also  ver- 
muchlet  sy,  dass  man  sy  recht  mög  seilen  fry.'  SBirk 
1532.  ,Aus  dem  im  Stiftsgebiete  befindlichen  und 
dahin  vermüchelten  Gut  rechtsflüchtiger  Bürger  und 
Falliten.'  1050.  AbSCB.  —  3.  munkeln  Z.  —  Mhd.  mr- 
miucheln   (neben    vermachen),   heinilich  auf  die  Seite  schaffen. 

Müch ler,  PI.  mit  Unil.:  1.  =  Müchel-Eissen  (s. 
Bd  I  531)  Ar.  —  2.  eine  Sorte  Birnen,  rote  (bes.  zum 
Dörren)  und  weisse  Ap;  Th.     Vgl.  Mauchlen. 

müch:  1.  morsch,  mürbe,  moderig,  von  Holz. 
Stoffen  usw.  B.  Der  Lade"  ist  nümmen  Alls,  er  ist 
ganz  in.  —  2.  im  phys.  und  mor.  S.  übertr.  auf  Per- 
sonen, gebrechlich,  kraftlos;  nachgiebig,  gefügig  B. 
Müde,  ermattet  B  oE.   —   Vgl.  ,niüch(eu)zen'  bei  Gr.  WB. 

müchig:  1.  =  müch  AaFH.  —  2.  mit  der  Mauke 
behaftet,  von  Pferden  Bs;  SThierst;  XV.,  L;  Syn. 
räppig.  ,So  ein  pferd  muchig  oder  möchig  ist,  so  soll 
man  schweinsgallen  aufbinden.  Etlich  brennend  die 
haar  an  solchen  orten  herab.'  Tierb.  1563.  —  Zu  2 
vgl.  mhd.  mache,  eine  Pferdekrankheit. 

g'müchet:  langsam,  heimlich,  verstohlen  SchwE. 
Er  ist  eso  g'm.  im   Anneli  zueg'ruckt.  MLienert. 


Mfich'el,  in  ZO.  ch>  (PI.  mit  üml.  ZF.;  Dim.  Mit- 
chell I.  in  Z  auch  Muchi),  Machet  L  —  m. :  1.  =  Chosi  1  b 
(s.  Bd  III  525)  Bs;  VO;  G;  Th;  Z;  Syn.  auch  Brolli, 
Brosli.  Meist  mit  dem  verstärkenden  Zusatz  dick,  recht 
oiler  auch  als  Zss.  Speck-M.  Das  Hirn,  von  wohlge- 
nährten Kindern,  bes.  Knaben.  La'  ist  iez  e  nett  Mit- 
chili: ZWyl.  Mit  dem  Nbbegr.  .dumm-  L.  -  2.  Tier, 
bes.  Rindvieh,  von  gedrungenem  Körperbau,  spec. 
Zuehtochse,  junger,  fetter  Stier  Z.  Si  sclinit  nie  ne 
Here'he.c  und  er  g'rad  wie-n-en  M.  Stutz.  Der 
G'meiuds-M.,  der  von  der  Gemeinde  gehaltene  Zueht- 
ochse Z.  Syn.  G'm.-Muni.  —  3.  Hurer  Z;  Syn.  Muni. 
—  4.  Spottname  desjenigen,  der  bei  gewissen  land- 
wirtschaftlichen Arbeiten,  bes.  in  der  Erntezeit,  vor 
Allem  beim  Schneiden  (Schnilter-M.;  Syn.  Michel  2  d), 
beim  Binden  der  Garben  oder  Strohwellen  (Garbe"-, 
Welle"-M.),  beim  Dreschen  (Tröscher-M.;  Syn.  Pflegel- 
Esel,  s.  Bd  I  521).  in  der  Weinlese  (Trübe"-M.)  hinter 
den  Andern  zurückbleibt,  bzw.  den  letzten  Streich 
führt  Z.  Nach  der  Getreideart,  die  eben  geerntet  oder 
gedroschen  wurde,  unterschied  man  einen  Gerste"-, 
Haber-,  Chorn-,  Kogge"-,  Weize"-M.  Der  M.  hatte 
mancherlei  Schabernack  zu  leiden;  vgl.  Fül-Acher 
(syn.  in  Bed.  1  auch  Muchel- Acher  ZBül.);  so  musste 
der  Schnitter- Muchel  nach  dem  Dreschen  entw.  den 
StraW-BÖgg  verfertigen,  oder  gar,  in  Stroh  gewickelt 
und  an  einen  Baum  gebunden,  sich  als  Vogelscheuche 
einige  Zeit  ausstellen  lassen;  auch  hatte  er  beim 
Schneiden  oder  Garbenbinden  in  einem  andern  Acker 
zuerst  zu  beginnen.  —  5.  seherzh.  Entstellung  aus 
Mussiö,  in  der  RA.  icuiM.!  Th;  Z.  Dann  in  Folge 
irrtümlicher  Lesung  des  frz.  W.  oni  31.,  womit  man 
in  seherzh.  Weise  seine  Zustimmung   kund  gibt   Th. 

Das  W.  scheint  mit  dem  mehrfach  syn.  Manch  im  Ab- 
lautsverhältniss  zu  stehen;  in  den  Bedd.  4  und  5  ist  auch 
Muffel  syn.  Zu  4.  Die  Bed.  geht  viell.  unmittelbar  aus  2 
hervor,  da  für  dieselbe  (cig.  den  im  Ftd-Ächaii  seine  Zu- 
flucht suchenden  Vegetationsdämon)  oft  Tieruamen  verwendet 
werden;  vgl.  Fuchs  6  (Bd  I  657/S);  ferner  Süw ;  die  Über- 
tragung ergab  sich  möglicherweise  aus  der  phlegmatischen 
Art  des  Stieres.  Doch  könnte  auch  einfach  der  dicke,  plumpe 
Mensch  (s.  Beil.  11  mit  dem  trägen  identifiziert  sein.  Hieher 
viell.  auch  der  Name  .Hans  Müller,  genannt  Muchel  [neben 
.Muhel'].'    1658,   AaWett.   Klosterarch. 

Oster-Mücheli  =  O.-Chüeli  (s.  Bd  III  92)  ZWyla. 

Git-Muchel:  Seheltw.  auf  einen  Geizhals  G;  Th. 
Dazu  das  Fem.  G.-Muchele". 

Mucherli  n.:  runzliges,  von  Alter  gebeugtes 
Frauehen  GuT.  .Ein  altes  Weiblein,  so  ein  M.- 
NSenn  1869. 

Muchle"  f.,  Dim.  Mucheli  II:  Suppenschüssel  Bs 
das  Dim.  =  Chacheli  1  f  a.  (s.  Bd  III  119/20).  ebd. 

Das  Gefäss  ist  nach  seiner  runden  Gestalt  benannt;  das 
W.   gebildet  wie  die  Syun.   Chachten,   Schüsden. 

M  ü  c  h  i  m.  =  Muchel  1  G. 

Mucheli.  neben  Müchi  n.:  Kuh  (Kdspr.)  Bs;  Syn. 
Mücheli-Mü. 

Nach  der  Stimme  benannt;  vgl.  .iinich!'  Interjektion  des 
Brummens,    bei   Gr.   WB.,   ferner  ,muchsen,   muchzen.'  ebd. 

in  u  c  he":  brüllen,  von  Rindern.  ,Blären,  lüen,  mau- 
chen,  brare,  mugire.    Inmuchen.  immugire.'  Red.  1662. 

„Muecll  f.:  in  Kleidung  und  Benehmen  an  der 
alten  Sitte  festhaltendes  Weib  G."  Vgl.  Mächen, 
vielleicht  auch    Mucherli.  —  Über  das  Verhältnis*  dieser 


65 


Mach— mucli.    Macliil    muchd.    Machs    niiichs.    Macht — »nicht 


66 


Gruppe  zu  Müch  s.  die  Aura,  za  focht  Bd  I  669,  ferner  Viechsei: 
mhd.  dih*d. 

muech:    ohnmächtig  E;    Syn.  g'schmuftjch.     Vgl. 

\inii.  zrj  müeh. 

ver-nmeelic°:  philisterhaft  werden,  den  Umgang 
mit  Andern  verlernen,  versauern  G. 

g'mnecbet:  unbeholfen,  unfein  im  Benehmen  G. 

inüech:  1.  =  müeh  1,  von  Holz  ScbwMuo. ;  Syn. 
müecht.  —  2. -müeh 2,  bes.  i.  8.  v.:  gebrechlieh  (von 
alten  Leuten),  müde  SchwMuo. 

Miiecher  m.:  Zwillingsfrucht,  z.B.  von  Nüssen. 
Pflaumen,  Zwiebeln,  bes.  aber  von  Kirschen  S. 

Viel),  aus  Wuecher;  m  für  w  im  Anl.  kommt  auch  sonst 
vor:   v?l.    miehelen. 


Hächde°  f.:  Mädchen  ZBauma  f . 

Wahrsch.  doch  erst  aus  der  Schriftspr.  aufgenommen, 
wobei  sich  das  Geschlecht  nach  demjenigen  von  Jungfer 
richtete;  vgl.  die  ähnliche  Umstellung  in  Ftckten  (Bd  I  7-2M. 
Büt  kU  lt. 


-Mnchs.  Muchz  m. :  Brummton." 

muchse"  (in  „Z  muchze"):  1.  .einen  langgedehn- 
ten  dumpfen  Ton  hören  lassen,  zunächst  vom  Rind- 
vieh Z."  Nachgeahmt  als  Spott  auf  die  Eidgenossen; 
vgl.  lüejen  Bd  III  1244.  .Jener  habe  über  ihn  ge- 
muchzet  und  blerret;  er  habe  erwiedert,  er  sei  kein 
Kalb,  sondern  ein  ehrlicher  Gesell.'  1553,  Absch.  — 
2.  brummen,  „unwillig  und  mürrisch  vor  sich  hin 
sprechen  Z."  Schwach  stöhnen,  ächzen  AiFri.;  BsL. ; 
S;  Syn.  grochsen  (s.  Bd  II  702).  Er  wuchset,  wie 
in  im  er  ne"tt  ufgeiste"  S.  Was  hait-der  au'h  für  e 
Muckses? 

Der  Voc.  scheint  (so  nach  Angaben  aus  AaFri. ;  Bs)  meist 
kurz  zu  sein;  im  Übrigen  vgl.  müchen,  ferner  müygen.  Das 
W.  iu  Bed.  1  auch  bei  Fris. ;  Mal.;  Äg.Tschudi;  vgl.  ,much- 
zen'  bei  Gr.  WB.  Angelehnt  au  das  nhd.  .mucksen' :  .Schweigt 
doch!  Wenn  Eines  nur  muchzet,  so  sehet  zu.'  HPest.  17s]. 
wofür   1790:   .einen   Ton  gibt.' 


Macht  f.:  1.  im  Allg.  wie  nhd.  allg.  Ke*  Chräftli 
(in  ScnSt.  SäftliJ  und  fre"  Mächtli  ha",  kraft-  und 
saftlos  sein  Ap;  G;  Th.  In  der  ä.  Lit.  häufig  i.  S.  v. 
Kriegsmacht.  Wenn  der  König  im  Sommer  Krieg 
führe,  wolle  er  seine  , oberste  m.'  [Kraftentfaltung] 
mit  den  Eidgenossen  machen.  1544,  Absch.  Bei  Gottes 
Macht  (.Gottsmacht.'  1528,  Strickl.;  .sanier  botz  m.!' 
1528,  ebd.;  Absch.)  wurde  geschworen;  vgl.  auch  Egli, 
Akten  697.  .Mit  M.  und  Fueg',  mit  Fug  und  Recht 
(eig.  Vollmacht).  Com.  Beati.  —  2.  Menge.  .[Der  Feind] 
hette  ein  m.  weit  [Kriegsvolk]  in  einer  letz1.-  NSchra- 
nix  1499.  .Angesechen  die  gross  in.  volks,  so  ir  ge- 
schickt hand.'  Morgant  1530.  —  3.  Zeugungsglied 
(eig.  Zeugungskraft).  .Und  ergreift  in  bei  seiner  m.' 
1531,  V.  Mos.;  dafür  .Scham.-  1548/1882.  Sonst  .Ge- 
macht.' —   Mhd.   mäht. 

A-  B;  VO;  Z,  Ö-  Bs;  Z.  PI.  Ömächt  Bs.  sonst  meist 
-machte*.  —  f.:  Ohnmacht.    In  A.  (in  Bs i"  d' Ömächte*) 

falle",   chn".  —  ä-mächtig  (in  Bs  scherzh.  entstellt 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


ö-melchterig) :  ohnmächtig.  Verst.:  .Es  wurd  mir 
steinohnmächtig.'  Schimpfr.  1651;  vgl.  das  syn.  stein- 
übel, -ice. 

Mhd.  ä-maht;  ä-mrhtte.  Zss.  mit  ä  (s.  Bd  1  1/2 
sich  bald  mit  dem  vwdten  äne  (s.  Bd  1  263)  mischte  (,an- 
mechtig.'  Stulz  1519 ;  1558,  ZGriin..  ,on-mächtig.'  Fris.; 
Mal.).  Bei  Morgant  1530  mehrfach  und  im  Zg  Arzneib.  1588 
in  der  Form  .Ammaeht';  vgl.  noch  ,1'u-Macht.'  Der  PI. 
.Ohnmächtenen'  (Z  Bericht  1690)  setzt  einen  Sg.  .Ohnmächti' 
voraus.  Sofern  das  W.  als  Schimpf«-,  erscheint,  bedeutet  es 
wohl  ohne  Zweifel  Impotenz :  ,Wenn  eiu  manns-  oder  frowen- 
bild  in  zorn  und  schalkheit  zuo  einem  redt  das  wort  onmacht.' 
1384,  AaB.  Stadtr.  Darauf  deutet  auch  die  hohe  Busse  von 
15  Pfd,  die  Jmd  zu  zahlen  hatte,  weil  er  ,die  Hüsser'  [Fa- 
milienname) geschulten,  sy  sygind  anmechtig  ful  lüt.'  1558, 
ZGrün.;  vgl.  auch:  ,Wer  hinfiir  dem  andern,  es  syent  frowen 
oder  mann,  mit  zornigem  muet  zue  Schmach  zueredt  und  sagt: 
du  bist  ein  onmechtiger  mann  oder  frow  .  .  .  Myn  herren 
wöllent  das  selb  wort  onmechtig  glycher  wys  haben  als  heissen 
liegen  oder  das  fallend  übel  fluechen.'    1493,  S  Batsmanual. 

Eige"-:  Willkür  AaZ.;  Z.  —  eigenmächtig: 
1.  sein  eigener  Herr,  nicht  unter  Vormundschaft  und 
Leitung  Anderer,  majorenn  L;  Z  f  (Espr.).  .Personen, 
die  e.  und  nicht  bevogtet,  die  schon  mannbar  oder 
nach  [noch]  wolvermögenden  Alters  [sind].'  Z  Stadt- 
und  Landrecht  1715.  —  2.  willkürlich  AaZ.;  Z. 

All-:  1.  wie  nhd.  ,In  A.',  adv.  Ausdruck  der  Ver- 
stärkung, mit  aller  Macht.  ,0  loufend,  d'  hell  brünnt 
in  a.  [steht  in  hellen  Flammen].'  JMurer  1505  und 
ähnlich  HBüll.  1572;  Grasser  1625;  1634,  BsTaschenb. 
.Die  Bewohner  Hechteten  [flüchteten]  in  A.  Pferde, 
Rindvieh  usw.'  1634,  Bs  Taschenb.  ,Die  Trüben  blüyg- 
tend  in  A.-  BossH.-Goldschm.  Auch  in  Zss.  Aa.  En 
Allmachts-Büsch;  Syn.  en  Allerwelts-E.  —  2.  umge- 
deutet aus  Ä-JSIacht  B;  ZKn.,  S.  f  I<*  bi"  fast  die 
ganz  Nacht  i*  der  A.  g'lege*.  Wolf,  Gespr.  .Albets 
[ehemals]  sei  es  Einem  nicht  der  Wert  gewesen,  we- 
gen einem  jedere"  Müpfli  [Stoss]  so  in  d'  A.  z'  lige".' 
(  jotth.  D'  Flüge"  nw  i"  d'  A.  schlä",  mit  dem  Wedel 
nur  so  schlagen,  dass  sie  betäubt  sind  ZZoll.  f  — 
all -mächtig:  1.  wie  nhd.  Gewaltig,  sehr  gross 
Gr;  Z.  As  a-s  Loch  GrD.  En  a-i  Freud  ha",  's  ist 
en  a-i  Straf!  ein  grosses  Elend  ZO.  Scherzh.  Ausruf: 
0  du  a-er  Strausack  !  Th;  Z.  Auch  adv.  Gr;  Z.  A. 
gross.  A.  frö  si*  über  Etw.  —  2.  ohnmächtig  LE.;  Z. 
Es  wird  mer  a.  Wolf,  Gespr. 

U"-:  Ohnmacht  Gl;  Sch;  THErm.  Isch  ['s]  en 
Unmacht  oder  stirbt  er-is  [uns]?  APletscher. 

machten:  meist  in  der  formelhaften  Verbindung 
mit  .prachten',  prahlen.  ,Si  machtend  darzue  mit 
Gottes  allmechtigheit  und  prachtend  darzue  mit  frev- 
nen  Worten.'  Zwingli.  ,So  ir  ye  also  machtend  und 
prachtend.'  ebd.    ,Er  schrygt  und  machtet  ouch.'  ebd. 

über-:  1.  übermächtig  werden  B.  —  2.  tr.,  über- 
winden B.  ,Wenn  sie,  von  Beiden  zusammen  über- 
machtet, um  den  Verstand  kömmt.'  Gotih. 

Machtheit  f.:  Macht.  ,Soferr  und  es  nit  sunst 
Gottes  will  oder  uss  desselben  m.  angeschirret  [an- 
geordnet] gewesen..   1532,  Strickl. 

G'mächt  I  n.  (in  AaFh.  nur  als  PI.  G'mächte") 
=  Gemäch  3,  spec.  die  Wreiehen,  Lendengegend  AaEii.  ; 
Ap;  B;  GrRIi.;  S;  THSteckb.,  die  Genitalien  des  Man- 
nes Ap;   G;   Z  tw. 

Mhd.  gemäht  stf.,  PI.  gemehte;  später  Neutr.  Da  das  W. 
in   unserer  ä.  Lit.  (fast  nur  i.  S.  v.  Genitalien)  beiuahe  nur 


.;, 


Macht,  mecht,  micht,  :ht,  rauchi 


i;s 


im  PI.  vorkommt,  so  lässt  sich  über  sein  Geschlecht  nichts 
Bestimmtes  sagen.  Das  Dim.  als  PI.:  .Den  Knäblein  ihre 
GemächtH   abschneiden.'    15-29,   Absch.     Vgl.    noch    Macht   3. 

mächtig:  1.  a)  Macht  besitzend,  wie  nhd.  ,Dise 
pfrüend  sind  all  von  rychen,  m-en  bürgeren  zue  Winter- 
tlmr  gestift.'  BossH.-Goldschm. ;  vgl.  .vermöglich.'  In 
der  Rspr.,  mit  Vollmacht  ausgestattet,  berechtigt. 
,Aber  am  die  banne,  do  sye  er  nit  in.  [er  besitze  keine 
Competenz,  vom  Banne  zu  befreien].-  1418,  Gl  Ork. 
,Dass  ouch  dis  erblehen  fest  und  m.  [d.  h.  dass  der 
betr.  Vertrag  rechtskräftig]  syg.'  1435,  Z  Staatsarch. 
,Die  Mutter  ist  m..  ihren  Teil  einem  andern  Mann 
zuzubringen.'  SMbtach  1709.  —  b)  gewaltig  i.  S.  v. 
.gross.'  Enm-ef  Ma**  Gr;  Syn.  bäumig.  Em-sFueder; 
e  m-i  Blatte"  [Schüssel]  voll.  Von  Getreide,  Gras: 
Üppig  Aa;  Z.  Die  Stu.lt  Zürich  kommt  den  Ober- 
ländern vor  als  e  m-s  Ort.  Stutz  1841.  .Die  Mutter 
schnitt  ni-e  Stücke  Brot.'  Verg.  Tage.  An  m-er  Gau- 
cha",  arger  Dummkopf  GrY.  's  ist  mächtig  im  Tue*, 
man  betreibt  es  mit  allem  Nachdruck  Z.  ,Es  was 
ein  m-er  märk[t]  zu  Jaffam.'  HsStockar  1519.  .Von 
seiner  scheutzliehen  grosse  und  m-en  geruchs  wegen.' 
Fischb.  1563.  ,So  findet  man  ouch  Kolen  in  m-er 
Vile.'  Ziegler  1647.  Verst.  durch  Zusammenstellung 
mit  dem  Syn.  gross,  im  ZU.  gröss-e-m.;  s.  auch  die 
Zss.  E  grausses,  m-s,  unigs  Stuck.  Götzinger,  Liederb. 
.Grosse,  m-e  Fenster.'  Sti'tz.  So  ehunnt-me*  mit  Mite 
und  grösser,  m-er  Straf  [trotz  mühevoller  Arbeit 
und  Plage]  um  d'  Sach.  Helvetia  189-1.  ,Ich  bin  in 
grosser,  m-er  Not.'  Stütz.  ,Mit  grossen,  m-en,  hohen 
rossen.'  NMan.  ,Ein  grosser,  m-er  brief,  der  kein 
ende  hau  wollt.'  XVI.,  Hiltv.  .Mit  einem  schönen 
grossen,  m-en  Fluss.'  Stockmann  1606.  Grossartig, 
vornehm,  von  oben  herab  GrD.  [Der  Hochmutsnarr] 
heiß  in.  g'meint  [gefragt],  was  auch  Das  für  es  cer- 
wunderlichs  Wäfe"  siji.  Auch  adv.  zur  Steigerung 
eines  Begriffes.  M.  trüe",  sehr  gross,  fett  werden 
Gl;  Z.  Auf  die  Frage  nach  dem  Befinden  antwortet 
man:  Nid  gar  m.,  nicht  besonders  Aa.  Alls  hed  schi 
m.  darzuag'ha",  tüchtig  Hand  angelegt  Gp.Pr.  ,Sene- 
scit  aetas,  altet  m.,  nimmt  redlich  zuo.-  Fris.  ;  Mal. 
und  ähnlich  noch  heute;  vgl.  noch  Bd  II  1179.  ,Ritter- 
spörlisaft,  in  die  ougen  getan,  küelet  m.'  Zu  Arzneib. 
1588.  ,Sie  haben  m.  angehalten,  dass  er  widerrufe.' 
1608,  Mise.  Tig.  ,Doch  hatt  es  m.  abengeschütt  mit 
Regnen.'  XVII.,  ebd.  ,Dises  nit  m.  achten  ich'.  Diesem 
lege  ich  keine  grosse  Bedeutung  bei.  Myricäcs  1630. 
,Es  hat  sich  m.  geenderet.'  FWyss  1673.  ,Dass  wir 
durch  keine  Krankheiten  m.  verhinderet  worden.' 
JMüll.  1673.  .Wann  gleich  der  Boden  für  sich  selbst 
gut  und  aber  der  Sonne  m.  abgelegen  ist.'  Rhag.  1676. 
.Nützen  wurd's  nit  m.'  Kosmopolit  1782.  S.  noch 
ushin-geben  Bd  II  86.  Bes!  vor  Adjj.  und  Advv.  Synn. 
s.  grusig  Bd  II  Kos.  M.  ,/,,,,/,  ,-//,  gross,  dumm.  M. 
frnnilr'1  mit  Ei*'m  tue*.  De* Rege*  hat  m.  guet  'tu". 
E*  dicks  Haber mues,  das  ose*  m.  guet,  guet  'züget  war. 
Stütz.  ,Sang  so  m.  hoch.'  ebd.  ,M.  gern.'  SBirk  1535. 
,Wie  m.  wol  erfröuwt  mich  das.'  Z  Laz.  .Es  syge  im 
m.  wee.'  1540/73,  UMey.,  Chr.  .Wir  ouch  sind  in.  alt.' 
Ruef  1550.  ,M.  lieb.'  HBüLL.  1597.  .Sehr  „i.  rych.' 
GGottii.  1619.  .Vogt  Lussi  war  dem  Wyn  m.  hold.' 
Schihpfr.  1651.  ,M.  inüed.'  Zurgilgek  1656.  ,M. 
schwach.'  JMüll.  1665,  ,Es  früri  in  so  mächti  libel.' 
Bapieri  1700.  ,Er  war  m.  unnütz.'  1700,  ZGlattf. 
(Notiz    in    einem    Sterberegister).      S.    noch    begangen 


Bd  II  33.  2.   .beinahe,    fast   BO."     Es  wird  's   m 

ge*,  es  wird  beinahe  ausreichen.    lrh  ha  's  m.  ufbrüeht. 

Zu  Bed.   1  b  vgl.   Fr..   Ztschr.   V    183/4.      Betr.   i\     B 
Übergänge  zwischen    1  und  '2   vgl.   das  syn.  fast  :fe»l 
Bd    I    1111/3. 

voll-:  1.  in  vollem  Masse  mächtig.  .Ich  bin  der 
Gotl  Schadai,  d.  i.  ein  v-er  und  ein  überflüssige  [über- 
Biessende]  g'nuegsame  und  volle  alles  gueten.'  1531/48, 

1.  Mos.     ,Das   v-e  Wort  Gottes.'  JRHofmstr  1645.  — 

2.  in  der  Rspr.,  bevollmächtigt.  .Der  v-e  G'walts- 
baber',  Vollmachtträger.  1612,  BLaupen  Arch. 

voll-mächtiglich:  mit  Vollmacht.  .Dass  die 
sach  von  beiden  teilen  v.  uf  babst  und  kaiser  [als 
Schiedsrichter]  gestellt  werde.'    1475,  Bs  Chr. 

für-mächtig:  überaus  mächtig.  ,Üwer  f.  hör 
[Heer].'  Ansh. 

ge-:  ertragreich.  .Ein  gueter  ort.  g.  und  allen 
dingen  fruchtbar.'  146U,  Ufo.  (Bs).  .Ein  g.  fruchtbar 
land.'  ebd. 

gross-:  1.  mächtig  gross,  allg.  E  gr-i  Freu,!. 
Gr-i  Sunn.  Stütz.  In  früherer  Zeit  formelhaft  in 
Titulaturen.  ,Gr-en,  edlen,  strengen  Herren'  reden 
die  Hauptleute  in  Briefen  ihre  Regierung  an.  1521, 
Absch.  .Gr-e  Herrschaft  [der  Eidgenossen].'  ebd.  (als 
Titulatur  von  Seite  der  päpstlichen  Legaten).  Paro- 
dierend wurde  an  der  Fastnacht  auch  der  Narrenrat 
in  Zg  der  ,gr-e  Rat'  genannt;  vgl.  Iscn-Grind  Bd  11 
764;  Renaud  1847,  38;  Usenbr.  1876,  153.  ,Er  ist  für- 
war ein  gr-er  g'sell.'  NMan.  .Ihr  Lager  mit  gr.,  weiten 
Gräben  umgeben.'  1531,  Strickl.  .Ainple,  wyt,  herr- 
lich, grossmächtigklich.'  Fitis.;  Mal.  ,Die  gr-e  Statt 
Niniveh.'  J.Müll.  1673.  , Ein  gr-er  Unterschied.-  1800, 
Z  Zuschrift.  —  2.  hochschwanger  Bs;  Syn.  gross. 

Keine  eigentliche  Zss.,  da  auch  der  Acceut  sehr  oft  auf 
der  zweiten  Silbe  ruht  und  die  beiden  WW.  ihre  Stelle 
tauschen  können. 

g'walts-:  gewaltig  gross  GA.;  Syn.  g'walts-mentig. 

mächtigen:  1.  in  Kraft  erklären,  gutheissen.  .Die 
Ratsboten  der  3  Drte  haben  im  Namen  ihrer  Obern 
die   Vergleiohsartikel   gemächtiget.'    1525,    Auscn.  — 

2.  bevollmächtigen.  ,Si  haben  den  herren  regenten 
von  Zürich  vermocht  und  gemächtiget,  zuo  ryten  zuo 
hinlegung  der  erbörung  [Empörung].-  1525,  Absch.  — 

3.  re.fl.,  sich  die  Befugniss  nehmen,  in  einer  Sache  auf 
nachträgliche  Genehmigung  des  Dritten  hin  zu  han- 
deln, oder  trotz  seiner  Weigerung  eine  Verfügung  zu 
treuen.  ,In  dieser  Antwort  sind  die  Eidgenossen  einig, 
mit  Ausnahme  Luzerns,  das  sie  nochmals  heimbringen 
will.  Damit  jedoch  die  Sache  keinen  Aufschub  leide, 
hat  man  sich  Luzerns  diesfalls  gemechtiget.'  1  1^:'.. 
Absch.  .Wiewol  uns  das  nu  zemal  nit  bevolhen  sye, 
so  wellont  wir  uns  dennocht  m.'  Fründ. 

ent-:  mit  Gewalt  berauben.  .Die  Berg[-Bewohner] 
winden  von  [  letaschementeren  ohne  Widerstand  der 
Gewehren  entinächtiget.'  Z  Nachrichten   1756. 

vor-  =  mächtigen  3.  ,Die  Boten  nach  Bottweil 
haben  Vollmacht,  im  Notfälle  sich  derer  von  R.  zu  v. 
und  sie  zu  weisen.-  1502,  Absch.  ,Da  der  Bote  vnii 
Glarus  Bedenken  trägt,  seine  Beistimmung  zu  geben, 
so  haben  sieh  die  Andern  für  ihn  vermächtigt,  in  guter 
Hoffnung,  dass  seine  Herren  sieh  nicht  sondern  wer- 
den.- 1521,  Absch.  ,Dass  dann  die  hotten  sich  der 
Eidgnossen  v.  und  die  summ  gelts  zuosagen.'  1529, 
ebd.    .Auf   Das    haben    sieh   die    Boten    gegen    beide 


o'9 


Macht,  inecht,  nacht,  murin,  miicht 


7u 


Parteien  ^ermächtigt,  dass  diese  den  Sprach  der  Ge- 
sandten annehmen  sollen.'  1544,  ebd. 

mächtiglich(cn):  mit  aller  -Macht,  mit  Heeres- 
macht. ,Das  volk  kam  also  in.  zesammen  gen  Stein- 
husen.'  1  104,  Absch.  Häufig  (auch  in  der  Form  ,mäch- 
tenklicheu')  1 176.  Bs  Chr. 

Ver-inächt  n.:  Vermächtniss  Hl;  1737.  Arlleid. 
Schulordn. 

G'mächt  II  Tl.:  1.  =  Gemach  1  i.  S.  v.  Machwerk 
GnL.  Sehr  häufig  in  der  Lit.  vom  XVI. /Will,  in  der 
Beil.  .Werk.  Einrichtung.  Geschöpf;  s.  Gr.  WB.  — 
2.  Abmachung,  Verabredung,  Vertrag,  Verfügung.  .Die 
metzger  haben  zuegesagt,  dass  ir  g.  soll  absyn.'  Ansh. 
,In  dem  gmäcbd  zwüschent  den  Gottshuslüten  und 
uns,  welches  sich  iez  besiglen  sollt.'  Val.Tschüdi.  ,Die 
summ  der  Vereinigung  des  g-s  oder  des  Verstands  und 
Verbindung  [Gottes  mit  den  Menschen]  stät  in  zweien 
artiklen.'  OWerdm.  1552.  Spec.  in  der  Rspr.,  letzt- 
willige Verfügung.  Vergabung  auf  das  Absterben  hin. 
Vermächtniss.  XIV./XVIII.  Betr.  das  Sachliche,  bes. 
über  die  Unterschiede  vom  Testament,  vgl.  Bluntschli, 
EG.  I2  309  ff.;  Blumer,  EG.  I  522/30.  II  230/6;  Re- 
naud  1847,  79;  Esterm.,  Bick.  135.  ,Ein  g.  ist  erst 
dann  ufgericht,  wenn  der  stirbt,  der  es  geordnet  hat.' 
Zwingli.  ,Xun  wird  aber  Testament  etwo  zu  Zeiten 
genommen  für  ein  g.'  Z  Bib.  1560  (Vorr.).  Ober  die 
Vergabnngen  wurden  in  Z  eigene  Protokolle  (,Ge- 
mächtbüecher')  geführt,  die  sich  dann  freilich  zu  Fer- 
tigungsbücbern  übb.  (auch  über  Kauf)  erweiterten; 
vgl.  Ztschr.  f.  schwz.  R.  IX  3  ff.  —  3.  der  vermachte 
Gegenstand;  vgl.  Vad.  I  179.  —  4.  Stockwerk.  .Ein 
türm,  so  ungefähr  drei  gemacht  hoch.'  1595,  Müll., 
AA.;  vgl.  Gr.   WB.  IV  la  3148. 

Mhd.  gcmeckl(e)  in  Bed.  1  und  2.  Bed.  2  wurde  in  der 
neuem  Zeit  nicht  mehr  allg.  verstanden;  so  setzt«  mau  im 
Ndw  LB.  über  den  Titel:  ,Von  g'mechtin',  wo  von  letzt- 
willigen  Verfügungen  unter  Ehegatten  [Leibdiogsvertrag]  die 
Rede  war.  den  uenern  Titel:  ,Iiybding';  länger  erhielten 
sich   die   Zss. 

üf-  =  Gemächt  2;  letztwillige  Verfügung,  bes. 
Legat  GkD.;  vgl.  B.  II  116/7,  ferner  uf-machen,  Uf- 
Gemäch. —  Erb-  =  dem  Vor.  ScHSt.  (Sulger).  .Die 
Pfarrpriester  sollen  die  Erbg'mechte  der  Abgestor- 
benen nach  dem  Willen  derer,  welche  testamentieren, 
verbleiben  lassen.'  1555.  Absch.  .Legatum.  testaraen- 
tum,  diatheca,  ein  testament,  oder  e.  oder  das  erb.' 
Fris. ;  Mal.;  Denzl. 

E"-:  1.  Ehegemahl  „Gr;  Sch,  doch  bes.  in  der 
Kanzleispr."  In  der  Lit.  vom  XIV./XVIII.  sehr  häufig. 
—  2.  Erbvertrag  unter  Eheleuten.  ,X.  N.'s  und  syner 
husfrowen  egeniäehd  ist  nach  der  statt  Zürich  recht 
ergangen.'    1531,   Egli,   Akten. 

Mhd.  egemechide  in  Bed.  1.  Die  alten  Formen  erhielten 
sieh  z.T.  mit  grusser  Zähigkeit:  .Zwei  egemechide.'  1-104. 
B  Bq. ;  ,under  beiden  eegemechtiden.'  1 4 7r, ,  ebd.  Die  l'i.- 
Korm  .Egemcchti'  (Küuzli,  Wthur  Chr.)  in  Bed.  1  seheint 
\  ualogie  u  ich  G  n  '  um»u  rti  und  andern  Verwandtschaftsnamen ; 
vgl.  Audi,   zu  ff,  tert-Chind  Bd  III   348.     ,Eegcmecbtide' 

i^t  eine  '  untamination  aus  .gemecht'   und  ,gemechide.' 

anmächteleB  =  an-machen  i.  S.  v.  reizen  Gr. 

v  er- mäch  teil;  mit  Acc.P..  einen  Schuldner  (durch 
Schuldübertragung)  durch  einen  andern  ersetzen. 
.Wann  einer  einem  schuldig  und  verfallen  und  der- 
selbig  disen  vermachtet  und  verstosst  und  ime  dann 
[vom  neuen  Gläubiger]    lie  schuld  gefordert  wirf,  dass 


er  [der  Schuldner]  danne  der  schuld  löugnet,  der  ist 
kommen  am  5  pfd.'  1562,  Obw  Rq. 

Mächtuiss,  -ntiss  -  Vermacht  Bs  (Spreng);  1530, 
Absch.;  Bs  Rq.  (neben  .Mächniss'). 

Vermächtnuss  n..  in  ZZoll.  Vermächnuss  f.=dem 
Vor.  Bs  (Spreng);  ZO. 

G'mächtniss  n.:  Gegenstand  von  kunstvoller, 
mannigfaltiger  Zss.,  bzw.  dessen  Einrichtung  AaFi'L 
Das  isch  eniöl  ne  G'm.  i*  dem  IIu<  mne*;  do  hat 's 
Gang    und    Zimmer.    me*    ehönnt    fast    verirre*    drin 

limine".      Vgl.    Gemtich. 

Ehe-Gemächtnuss  =  Ew-Gemächt  2.  .Wofern 
zwei  E hegemächt  mit  irem  gueten  Wüssen  und  Wüllen 
ire  E.  endern  wollten.'   1627,  Bs  Bq. 

möchtele":  von  Sachen  oder  unpers.,  Verlangen 
wecken,  bes.  die  Esslust  reizen,  nach  mehr  schmecken 
Tu;  Z;  s.  hieen  Bd  II  857.  Vexierend  sagt  ein  Gast  zu 
seinem  Wirte  von  einem  ihm  vorgesetzten  Gerichte, 
es  habe  einen  Beigeschmack;  um  genauere  Erklärung 
gebeten,  sagt  er:  es  möchtelet  ZS.;  vgl.  auch  ge-nue- 
gele".  Auch  pers.,  ein  wenig  gelüsten  ZUhw.,  nach 
mehr  begehren  von  guten  Speisen  Aa.  —  Abi.  von  (ich) 
mächt,   sc.   (noch  mehr)  davon. 

a"-:  mit  Acc.  P..  Jmdm  Lust  machen,  ihn  reizen 
Gr;  Syn.  an-machen.  In  hetti's  recht  a'g'möchtelet, 
in  de"  [unterirdischen]  Gang  i'z'gu*.  Scbwzd. 

(g')möchtelig:  1.  Lust  (nach  mehr)  erweckend 
Z;  Syn.  an-mächelig,  gemögelig.  —  2.  =  S/merig  Gr. 

in  öc  h  terli1-1'  mechterli:  nur  adv.  in  der  Verbin- 
dung mit /(ton,  grosses  Verlangen  nach  Etw.  in  Worten. 
Geberden  usw.  ausdrücken  BHa. ;  Syn.  gammerig. 

Macht  f.:  Kraft,  Gewalt.  Mut  Aa  (Minnich);  „B;" 
L;  Z;  vgl.  mucht-los.  Am  Marge*  hon  ich  wider  M. 
und  schaffe*  halt  uf's  Neu.  Hafl.  Ich  bi"  besser  z'weg, 
aber  ha*  noch  hei"  21.,  sagt  ein  Genesender  L. 

Abstraktbildung  auf  -li  zum  Stamm  mug-  (vgl.  mhd.  mugi  n, 
mügen,  mügelich  usw.]  wie  Macht  zu  mag-;  vgl.  mhd.  unmuht, 
Allmacht:   ferner  das  syn.   Tucht  :  tagen  (Kraft  haben). 

g'muchtsam,  g'müchtsam:  ertragreich.  ,Ein 
g'm.  land.'  1460,  Gfo. 

macht  (in  Schw  g'mücht,  in  Bs;  B  auch  muechtj: 
1.  hungrig,  schwach,  matt,  erschöpft  BsBirs.;  B:  S: 
Syn.  Öd,  MÖd.  Es  irird-eiti  m.  Alt  und  m.  S.  Bi" 
so  elend  müed  und  m.  g'st*,  nie  [in]  mi**m  Lebe*  noc" 
nie!  M.  im  Mage*,  m.  im  Herze",  so  unsäglig  m.  und 
trürig.  Joach.  Ich  bi*  m.  u*ä  bi*  frö,  wenn  ig  öppis 
Warms  im  Llb  ha*.  Hänggi  Eine*  oder  der  Auger, 
wo  halb  m.  oder  halb  nüechter  com  Esse"  cho*  isch. 
Schild.  .Wenn  es  Anne  Bäbi  fehlte,  wenn  es  m.  ward 
oder  schwere  Glieder  kriegte  oder  Kopfweh.'  Gotth. 
,Er  kehrte  alleine  ein  [im  Wirtshaus],  ganz  m.  und 
öde  an  Leib  und  Seele.'  ebd.  —  2.  =  mäch  Schw. 
Keine''  [der  Krieger  an  der  Schindellegi]  müchet 
g'mucht  devo".  Schwzd. 

Die  Vocalverhältnisse  sind  schwankend;  i<-'  in  B;  S  steht 
ü  in  BsBirs.;  Schw  gegenüber.  Die  kurzvocalige  Form  steht 
im  Abi.  zu' dein  syn.  manch,  die  langvocalige,  bzw.  diphthon- 
gische ist  zunächst  Nbf.  (mit  angetretenem  I)  von  müch,  bzw. 
muech;  vgl.  auch  müch,    ,Muchtel'   bei   Gr.  WB.  VI  2604. 

ver-muebte",  -muechte":  verschmachten  BsBirs.: 
BBrisl. 

Muchtigkeit  f.:  Mattigkeit  BsBirs. ;  S.  Vor  lüter 
M.  Schild.  Dort  unger-nere*  Danne*  isch-er  vor  M. 
i*g'sunke*.  Hofst, 


71 


Macht— mucht.    Mail — tnud 


müchtelig:  Dim.  von  »nicht  S.  Wo-n-er  so  m. 
und  ellei*  uf-aem  Bett  g'legen  isch.  Joach. 

m'decht:  etw.  feucht,  dumpfig,  /..  B.  von  Zimmern 
Xnw;  Tgl.  das  syn.  müech. 

n  üechtelecht  .Mueidns.  nüecht(e)leeht.  graw, 
schimmlig,  das  fast  nüechtelet  oder  grauwelet.-  Pris.; 
Mal.;  Denzl. 

n  st.  m  erklärt  sich  in  diesem  und  den  folg-.  WW.  durch 
Anlehnung    au  nüechter;    vgl.  darüber  Gr.   WB.   VII  967  ff. 

niüechtele"  BE.,  0.;  S  (in  L.  muechtele",  neben 
nuechtele*),  sonst  nuechtele"  (in  ZO.  auch  niiechterle")  I: 
schimmlig,  moderig,  dumpfig,  muffig  riechen  (bzw. 
schmecken),  bes.  von  Esswaren,  Heu,  Stroh,  Getreide, 
Mehl,  Tuch  usw.,  welche  in  feuchten  Räumen  oder 
im  nassen  Zustande,  ohne  Luftzutritt,  gelagert  werden, 
dann  von  der  Luft  in  feuchten  Räumen  Aa;  Ap;  Bs; 
B;  Gl;  L;  Sch;  Th;  Zg;  Z.  Es  nüechtelet  i*  der 
Chammer.  Me"  ka"  das  Kaffi  sunst  nit  abe"  bringe", 
jo 's  niechtelet;  ich  muess  mich  e»hl  zwinge*.  Kelterb. 
.Man  muss  mir  den  Kaffee  schmelzen  [würzen]  wie 
ein  ander  Gemüse,  oder  er  wässerlet  und  nüechtelet.- 
Sintem.  1759.  , Angegorenes  Getrcid  hat  einen  beson- 
deren Geruch  und  Geschmack,  so  wir  Nüchteln  nennen.' 
AHüpfner  1787.  ,Mucere,  graw  oder  schimmlig  sein, 
nüechtelen.'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  1077;  1716.  .Milch- 
ten, mäkelen,  nüchtelen,  muffen,  mucere,  situm  redo- 
lere.'  Red.  1662.  ,Der  Kernen  nüechtelet  ein  wenig 
und  ist  anjetzo  bestochen  und  von  Wurmen  ange- 
griffen; ich  lasse  ihn  rüeren,  allein  [er]  je  länger  je 
mehr  anlaufen  tut  und  schadhaft  wird.'  1774,  Z  Staats- 
arch.  Von  Wein-,  Bier-  und  Theegefässen,  welche 
eine  Zeit  lang  ungeschwenkt  stehen  gelassen  werden 
und  dann  denGeruch  des  Inhalts  annehmen  Bs(Spreng). 
,Womit  man  neue  Häfen  füllt,  nach  Diesem  nüchteln 
auch  die  Scherben.'  ebd.  „Vom  ersten  Grad  des  Ver- 
derbnisses  von  Fleisch  Gr." 

Vgl.  .müecheln,  niüechten,  miiechzeu',  nach  Schimmel  oder 
Moder  riechen,  hei  Schm.-Fr.  I  15G2,  ,meuchteln.'  ebd.  I  1ÖG4. 
Unser  W.  gebildet  wie  e'sselc",   aürde*   usw. 

müechtelig,  bzw.  (g')nüechtelig  =  wsiJecÄt  Ap; 

Bs;  L;  Zg;  Z.  Fade,  abgeschmackt  Ap;  Bs  (Spreng; 
von  einer  Predigt). 

m flechte"  B;  F;  Uw,  sonst  nüechte*  =  muechtele" 
Aa;  Bs;  B;  F;  VO;  S.  .Wenigstens  einmal  im  Jahre 
müsste  gelüftet  werden,  was  darin  sei,  sonst  graue  es 
ihnen  [in  den  Schränken]  und  fange  an  zu  muhten 
(faul  riechen).'  Gotth.  Die  Ptcc.  mit  adj.  Bed.  B 
(g'müeehtet) ;  S  fnüechtendj.  Im  ehalte",  nüechtende" 
StiibU.  BWvss.  ,Dein  würmig  und  müechtend  körn.' 
JMüker  1565. 

müechtig  =  müechtelig  B;  VO;  „S." 


Mad,  med,  mid,  mod,  mild. 

Vgl.  auch  die  Gruppe  mat(t)  HSW. 

Mail  1  li.  (PI.  Mäder),  in  Tu  tw.  f.:  1.  das  Mähen. 

die  Arbeit  des  Mähens  Gl;  Gr;  TuTäg.  Es  geid  an 
il's  .1/.  Uf'sM.gä*,  als.Tagelöhner  in  der  Heuernte 
THTäg.  Es  ist  da  c"  schlechte  M-,  ein  mühsames  Mähen 
Gl.  ,Nu  gend  den  mädern  z'  essen,  denn  si  sind  an 
dem  mad',  rufen  nach  dem  Semparherlied  die  Ritter, 
welche  vor  dem  Städtchen  das  Getreide  abmähen,  den 


Eidgenossen  höhnisch  zu.  —  2.  das  zu  Mähende  oder 
Gemähte,  bzw.  der  Ort,  wo  es  sieh  findet,  a)  Heugras 
GkD.,  L.,  l'r.  177,  wenig  M.  ha*.  Bes.  in  den  Öff- 
nungen in  der  Reimformel:  ,Sät  und  M.'  —  b)  Boden, 
wo  das  Gras  gemäht  und  gedörrt  wird,  im  Gegs.  zur 
Weid,  wo  man  es  abweiden  lässt.  aber  auch  im  Gegs. 
zum  eigentlichen,  kultivierten  Wiesland  (vgl.  Mitten, 
l'ünt),  wo  auch  Grünfutter  geschnitten  wird.  ,Da  sie 
zu  wenig  allmend  gehabt,  so  hand  biderb  lüt  ire  eignen 
nieder  und  güeter  zu  allmeind  geleit.'  1486,  Obw 
Volksfr.  Vgl.  noch  laufen  Bd  111  1124  unten.  Spec. 
a)  magere,  des  Jahrs  nur  einmal  gemähte,  nie  ge- 
düngte Wiese  an  den  untersten  Bergabhängen  (Biet- 
31.  BSi.),  besonders  aber  im  Gebirge  (die  Wildheu- 
plätze mit  umfassend  BHa.;  vgl.  d)  BO.;  Gr;  vgl. 
Mäd-Heuw  Bd  II  1 S19.  Tristen,  ferner  die  Synn.  XJs- 
OH  (Bd  I  480),  Berg-Guet  (Bd  II  550).  Mägeri,  Heim-. 
Mäd-Berg,  JSI.-Teil,  Bfichi,  Rüch-Wisen  und  den  Gegs. 
Feissi  (Bd  I  1073/4).  Auf  Alpweiden  ist  das  .1/.  eine 
seit  alten  Zeiten  vor  dem  Vieh  eingezäunte  grössere 
Wiesenfiäche  mit  weichem,  oft  sumpfigem  Boden,  die 
nach  .Mannsmad'  gemessen  wird  BSi.  Auf  den  .Mä- 
dern' steht  kein  .Viehstall',  sondern  nur  ein  .Heustall' 
i  ISurgaii»)  zur  vorläufigen  Bergung  des  Heus,  das 
dann  im  Winter  auf  Schlitten  ins  Tal  geschafft  wird 
Gr;  vgl.  M.-Geiss  Bd  II  463.  .Wir  stiegen  auf  die 
Höhe  der  hiesigen  Bergwiesen  (Mäder)  und  schliefen 
auf  Heu  in  einer  Bärge,  um  folgenden  Tages  dem 
Berge  näher  zu  sein.'  Gr  Sammler  1781.  Wer  heind 
norh  d'  Mäder  z'  heuen,  eine  Arbeit,  die  den  Schluss 
der  Heuernte  bildet  GrL.  .Heuwen  in  denen  unzu- 
geteilten  Medern.'  GRKlost.  Alpbr.  .Ligende  Güter, 
es  seie  Weid.  Berg,  Mäder  oder  Mattland.'  1645,  BSi. 
.Im  Fall  er  in  seinem  M.  sein  Ärad  etzen  wurde.'  ebd. 
,So  ein  Gut,  Weid  oder  M.  (neben  .Matt')  im  Land 
Sanen  geliehen  wurde.-  1667,  B  Rq.  ,Der  Besitzer  der 
Matten  oder  Mads.'  1747,  BSi.  Mittelgute,  ungedüngte, 
oft  sumpfige  Wiese,  auf  der  sogenanntes  Rossheu  oder 
Streue  gedeihen,  die  abgemäht  und  gedörrt  werden 
BHa.;  GBh.  .Wir  sehen  noch  grosse  Strecken,  die 
keinen  andern  Ertrag  bieten  als  Lische  zur  Pferde- 
fütterung (die  Mäder  unterhalb  Meiringen).-  B  landw. 
Wochenhl.  1847;  vgl.  Jahn  1850.  335.  Die  .Mäder 
waren  urspr.  Gemeindeland  und  wurden  etwa  in  Loosen 
verliehen,  die  selbst  , Mäder'  hiessen  (vgl.  d),  sind 
nun  aber  längst  in  Privatbesitz.  In  GRh.  sind  sie  t. 
in  kultiviertes  Wiesland  (Heu-,  fette  Mäder)  umge- 
wandelt worden,  t.  dienen  sie  noch  als  .Streueland 
(Riet-Mäder),  t.  wird  Torf  darauf  gewonnen  (Schollcn- 
MäderJ;  vgl.  Steinm.  1804,  283,  Mäder-Gelt  Bd  II  255. 
,So  müessen  sy  ir  guet  und  meder  mit  banngraben 
beschirmen.'  1497,  GAltst.  Archiv,  ,1m  Rheintal  ge- 
legenes Rebland  und  Mäder.'  1796,  Absch.  —  ß)  'bües 
31.,  gedüngtes  Wiesland  GrV.  —  y)  in  Flurnamen. 
, Auf  dem  lim)  Maad'  B,  .im  G'meinmaad'  BMeir.  (vgl.  a). 
,Gott  gibt  den  Menschen  Gnad.  ich  aber  wohn  im  M.' 
B  (Inschrift  auf  einem  Teller).  ,3  Mannwerch  Wisen 
im  Mad.'  1606.  Z  NGlatt  ürk.  Sälimad(li)  Gl.  ,Das 
Muetergottes-Mahd  auf  Wiesenberg.'  Xnw  Kai.  1865 
(unter  Grundstücken  aufgezähltl.  ,Uss  der  schwarzen 
eilen  in  das  nüw  mad.'  1431,  GRebst.  Offn.  .Sonnen- 
halb stosst  si  an  MIIHn  guot,  an  das  medli.'  1540, 
GBuchs  Jahrzeitb.  ,Die  meder.-  1380,  Seq.,  RG.  (Flur- 
grenze). S.  noch  Fron  Bd  1  1301,  gäch  Bd  II  101. 
—  c)  Wiesenfläche,  auf  der  man  eben  mäht,  bzw.  wo 


;:; 


Mail, 


id.  mid,  nioil.  niud 


74 


das  Gras  in  .Maden'  [Schwaden]  liegt;  Bezirk,  der  auf 
einmal  gemäht  wird  Xnw.  „Der  Knecht  ist  aus  dem 
JA.  heimberufen  wurden.-  , Heute  haben  wir  ein  grosses 
M.\  viel  Heu  einzusammeln  Obw.  ..So  sich  sommerszyt 
der  höwet  begibt  und  etwa  ain  burger  an  ainem  fyr- 
abend  ain  mad  schlachen  lasst,  und  aber  morndrigs, 
so  ain  fyrtag,  nit  höwen  dürfen,  so  tragend  sy  am 
abend  das  gras  us  der  landschaft  [GF.]  über  die  mareh.' 
L566,  Abscb.  —  d)  Flächenmass  für  Wiesland,  zu- 
nächst ungefähres  Mass:  so  viel  Wiesenfläche,  als  ein 
Mähder  in  einem  Tage  abmäht  UwE.  Als  festes  Mass 
ungefähr  dem  Ackermasse  Juchart  entsprechend  B 
(wo  die  ,M.'  in  späterer  Zeit  nur  31250  Quadratfuss, 
gegenüber  40000  der  Juchart,  umfasste);  Soh;  S;  Th; 
ZW1.;  man  nimmt  nämlich  an,  dass  ein  fleissiger  Ar- 
beiter von  Morgens  2 — 11  Uhr  ungefähr  eine  ,Mad' 
zu  mähen  im  Stande  sei;  vgl.  Z  Anz.  1859,  24,  ferner 
Manns-Mäd.  ,M.,  jugerum  agri.'  Id.  B.  Das  Bush 
mit  sant  [sammt]  drü  Mäd  Juhehübeli  [Flurname], 
Joach.  1885.  ,Die  etwann  in  ir  marchen  by  4 — 500 
mäder  inhaltent.*  1530,  Absch.  ,Ein  bletz  der  Mert- 
matten,  ist  4  maden.'  1539,  AaL.  Schlossurbar.  ,Es 
sollen  dein  Prädikanten  ein  Hausgarten,  Bünden  und 
.':!  Mäder  Matten  zustehen.'  1539,  Absch.  ,Das  Gesuch 
um  Verleihung  einiger  Mäder  Matten.'  1571,  Absch. 
,Ein  Stück  ihrer  gemeinen  Matte,  ungefähr  40  Mäder 
haltend.'  1572,  ebd.  ,10  Jucharten  oder  Mäder  auf 
dem  Murtenmoos.'  1049,  Gfd.  Spec.  als  Loosanteil 
eines  Bürgers  am  Gemeindeland;  vgl.  Bürger-Los. 
,Für  das  Winterfutter  erhält  er  von  seiner  Gemeinde 
ein  sogenanntes  Maad  zum  Wildheuen  und  ausser 
diesem  sind  noch  grosse  Strecken  unausgeteiltes  Wild- 
heuland.' B  landw.  Wochenbl.  1847. 

Mlid.  mad.  Beachtenswert  ist,  dass  im  Alein.  der  Voc. 
kurz  ist  (z.  B.  Th)  oder  wo  Länge  eingetreten  ist,  diese  sich 
in  der  Ausspr.  als  secnndäre  kennzeichnet;  er  steht  also  wie 
in  Mad  II  im  Ablautsverhältuiss  zu  dem  ö  in  mäjen.  Der  PI. 
M,,tl.  in",  der  für  GrPr.  angegeben  wird,  setzt  einen  Sg. 
Mädi  f.  voraus.  Das  Fem.  in  Bed.  2  d  ist  Analogie  nach 
Juchart.  In  den  ä.  Belegen  hei  2  d  könnte  z.  T.  auch  die 
Bed.  , Loosanteil'  vorliegen,  doch  wurdeu  diese  Anteil, ■  wohl 
eben  nach  ,Mannsmad'  abgemessen.  Vgl.  noch  Amad  Bd  I 
213,    Oruemet   Bd   II    735. 

Us-:  wesentlich  =  Mäd  2  b  a,  mit  magerm  Gras 
bewachsener,  sehr  steiler  Abhang  FJ.  —  Zu  erklären 
nach  Analogie  von    Us-Ort;  s.   Bd  I   480. 

Fer-:  Loos  auf  den  ,Mädern'  des  Rheintals,  wel- 
ches jeder  Rheinschiffer  als  Anteil  erhielt.  1675,  Hof 
Kriessern  303;  vgl.  Fer  Bd  I  904/5,  Mad  2  d.  — 
Vor-:  1.  die  Verpflichtung,  beim  Mähen  den  Anfang  zu 
machen.  ,Uf  den  surbwisen  soll  niemand  mäygen,  bis 
ein  gemeind  zuo  Wäningen  des  zuo  rat  wird,  die 
söllent  dann  heissen  den,  so  da  v.  hat,  mäygen.'  Z 
Niederwen.  Offn.  —  2.  Wiese,  an  der  die  betr.  Pflicht 
haftet.  , Ordnung  und  gerechtikeit  der  v.;  die  kal  wys 
ist  ein  v. ;  item  die  faldenwys  ist  ein  v.'  1550/02,  Z 
Dielsdorf  Offn.  —  Henne"-:  Bergwiese,  auf  welcher 
viel  Herbstzeitlosen  (s.  Hennen  6  a  Bd  II  1312)  wach- 
sen Gr.  —  Heu"-:  1.  wesentlich  =  Mad  2  ha.  B; 
Obw;  vgl.  Kasth.  1829,  153;  Alpenw.  II  41.  .Die- 
jenigen, welche  Güter  und  Heumäder  besitzen.'  1824, 
Obw.  —  2.  =  Mad  2  c  New. 

Mann-  GiiChur,  sonst  1)  mit  Verkürzung  und  Ver- 
stümmelung des  ersten  W.  Mämäd  Gr  (in  GrL.  auch 
M.uiul);  „G",  Mämatt  BSi.;  W.  —  2)  mit  Verkürzung 
des  2.  W.  und  Degradierung  desselben  zur  Ableitungs- 


silbe „Mämmrß  Gr;  G",  Mammut  Gr  tw.;  GRh. :  we- 
sentlich =  Mad  2  d,  d.  h.  600—1000  Klftr  Gr  (s.  Leh- 
mann 1798,  221),  8—900  Klftr  W.  etwas  weniger  als 

eine  Juchart  BSi.;    vgl.  Bergmann,   Beitr.   146,  M 

Ztschr.  XII  06;  III  220,  ferner  die  Synn.  Mal.  Morgen, 
Mann-Orab  (Bd  II  677/8),  -Schnitz,  -Stufet,  -  Werch. 
In  Beziehung  auf  Wildheubezirke  nicht  nach  dem 
Flächeninhalt  gemessen,  sondern  nur  nach  dem  Ertrag 
(ungefähr  1  Klftr  Heu  GrL.)  abgeschätzt.  ,Dry  man 
mat.'  1305,  B  Staatsarch. ;  =  .pratum  trium  dietarum' 
in  einer  entsprechenden  lat.  Urk.  aus  der  gleichen 
Zeit.  ,Cum  tertia  parte  prati,  quantum  homo  in  die 
tondere  potest,  dieta  eim  dritten  teil  eins  mansmad.' 
1318,  ebd.  .Zwei  mammet  reben  und  dry  juchart 
acker.'  G  Stiftsarch.  ,Die  Stadt  hat  zu  der  Allmende 
93  Mannsmeder  erkauft.'  BThun  Handfeste.  ,Nun  fort- 
hin soll  man  in  gemeinen  zeigen  auf  einen  acher  oder 
auf  ein  manmad  zwo  kühe  besetzen.'  1598.  BSa.  Rq., 
neben  .mannsmad.'  ,12  Mannsmäder  auf  dem  Saxur 
Ried,  da  man  4  Haubt  Halbvich  halten  kann.'  1693, 
Z  Pfrundenb.  Der  Pfarrer  von  GSev.  bezog  bis  1798 
von  den  dem  Besitzer  der  Herrschaft  Werdenberg 
jeweilen  gehörenden  Ehrschatzgütern  den  Ertrag  von 
11—12  .Mammet.' 

Mhd.  mannen) St,  dass.  Sehr  häutig  in  unserer  ä.  Lit., 
natürlich  meist  verbunden  mit  vorgesetzten  Nuni.  und  dann 
im  PI.  fast  durchgehend  unveränderlich,  in  den  Formeu 
.M aaiimad'  (häutig),  , Mannsmad'  (bzw.  ,-mat',  z.  B.  1653, 
AaWett.  Klosterarch.),  vereinzelt  .Mammat.'  1350,  Mohr, 
Urk.  Das  Geschlecht  ist  schwankend,  z.  T.  in  den  selben 
Quellen  (z.B.:  .Ab  einem  manmad  riet',  neben:  ,Ab  einer 
manmad  wisen.'  1540,  GBuchs  Jahrzeitb.)  und  scheint  sich 
nach  dem  damit  verbundenen  Hauptworte  zu  richten.  Das 
Fem.  auch  1331,  ZRhein.  Zinsrodel;  Gr  Sammler  177'J,  177; 
Lehmann  1798,  221  und  nach  einer  Angabe  auch  jetzt  noch 
in  Gr.  Die  zwei  WW.  auch  bloss  syntaktisch  verbunden: 
,Ain  juchart  ackers  und  aines  manues  mad.'  1342.  Zellw., 
Urk.  I  137.  Wahrsch.  i.  S.  v.  (Loos-)Anteil  an  Wiesland 
(vgl.  Mad  3  d)  scheiut  das  W.  verstanden  werden  zu  müssen, 
wenn  in  einem  Th  Wässerbrief  von  1643  bestimmt  wird, 
,wer  jeweilen  das  Wasser  zu  seinem  Mannmad  brauchen 
dürfe.'  S.  noch  frön  Bd   I    1301. 

Morgend-:  ein  Stück  am  Morgen  (in  der  Frühe) 
gemähtes  Wiesland  Ndw;  vgl.  Mad  2  c.  —  Berg- = 
Mad  2  6  Gr.  ,Si  sullent  mit  ir  vich  nit  weiden  noch 
faren  in  geferden  von  derselben  alpe  wider  die  berg- 
meder.'  1398,  B  Spruchbr.  Vgl.  noch  Gr  Sammler 
1783,  186.  —  Wild-:  hochgelegener,  begraster  Berg- 
kamin, doch  fast  nur  noch  als  Lokalname  Gl,  wo  man 
ein  , Bischof-,  Embächli-  und  Kuhboden-Wildmad'  unter- 
scheidet. —  Wis-  =  Mad  2  b.  Die  .Wismeder' werden 
den  , Alpen'  gegenübergestellt.  XVII.,  Gr  (Ztschr.  für 
schwz.  R.  25,  341). 

Mad  II  AaF.,  Leer.;  L;  G;  Sch;  Z,  sonst  Made"  I 
—  f.,  in  Gr;  W  (Mado)  —  m.,  PI.  Made";  Dim.  Madli 
Bs,  sonst  mit  Ural.:  Schwaden,  langgestreckte  Reihe, 
zunächst  von  gemähtem  Gras,  Getreide,  dann  auch  im 
weitem  Sinne,  allg.  Made"  fZatte")  mache",  sieh", 
.:'  Made  reche",  das  völlig  dürre  Heu  zu  Schwaden 
zusammenrechen  oder  -werfen  als  Vorarbeit  zum  Ein- 
tragen. Das  noch  nicht  ganz  gedörrte  Gras  wird 
Abends  bei  sicherer  Witterung  zu  Mädli,  bei  un- 
sicherer zu  Schöchli,  BirHnije",  bei  drohendem  Regen 
zu  Wetterschöche"  zusammengezogen  Tu;  Z.  S.  noch 
breit.  Schwaden,  den  man  beim  Chi  reu  des  Grases 
(s.  Bd  III  435)  bildet  Gr.     S.  auch  ein-,  gwei-zügig. 


Mail.  med.  mid,  mod,  mud 


76 


Das  in  der  Tenne  zu  einem  länglichen  Haufen  auf- 
Lttete,  abgedroschene  Getreide  L;  vgl.  11\fl. 
1813,  21.  Kleiner  Erdwall,  der  beim  Färrelen  is.  Bd  I 
n  Kartoffelacker  entstellt  Ar:  vgl.  T.  1830,  26. 
S.  auch  Grat  Bd  11  821.  An  e*  M.  stä*,  in  Reih  und 
Glied,  z.U.  beim  Turnen  Aa;  Bs.  Se,  stande'd  an  e 
M.\  Kommando.  ,[Bei'  der  Speisung  der  Fünftausend] 
soll  sieh  all  weg  ein  rott  in  eines  manns  maden  [ein 
.Mann  hoch]  in  das  grüen  gras  [setzen].-  1531/48, 
Marcus;  dafür  1882:  ,dass  sich  alle  nach  Gesell- 
schaften  in  das  Gras  setzen  sollten.'  .Xata  herba  ad 
spem  foeniseciae,  so  wol  gewachsen,  dass  man  ein 
maden  ilarein  schlachen  mag.'  Fris.  ;  vgl.  Schlacht- 
Mad.  -  -Mint,  mäde.  Hie  Vocalverhältnisse  wie  bei  M«d  I, 
Kürze  auch  aus  Seil   bezeugt, 

Hau-Mad:  der  erste  Schwaden,  der  beim  Beginn 
des  Mähens  in  einer  Wiese  vom  Vormähder  gebildet 
wird,  und  zu  dem  man  von  beiden  Seiten  zumäht 
Tullw.  —  Schlacht-  Z  Zoll..  Schlatt-  ZRüral.  = 
Hau-M.  —  Streu-:  das  Recht  der  Anwohner,  am 
Ufer  des  Pfäffikersees,  auf  sog.  .Reichsboden',  einen 
Schwaden  Streue  zu  mähen   ZSeegr. 

mäde"  (in  GA.  madne*)  =  Made  mache  VO;  GA.; 
Syn.  schwarben.  Im  Kartoffelacker,  -  färrelen  (s.  Bd  I 
939)  Ap;  Gr;  vgl.  hüfelen  Bd  II  1051;  Tsch.  S.  328. 

.Müder  I  (in  GrD.,  L.;  GSa.  Mader)  —  m.:  Mahder, 
bes.  der  als  solcher  angestellte  Tagelöhner,  allg. ;  Syn. 
Mäjer-Chnecht.  Wenn  ein  Mähder  unter  der  Sense 
noch  Gras  stehen  lässt.  sagt  man,  man  könne  den  M. 
daran  anbinden  Aa;  Z.  S.  noch  Becher,  über-schlän. 
,Ze  Birmensdorf  ligend  nun  schuepossen,  dero  git  icg- 
lichs  alle  jar  dem  meiger  einen  nieder,  nüt  wann  um 
die  spyse.'  ZBirm.  Otl'n.     Vgl.  M.-Tagwam. 

Die  Vocalkürze  ist  bei  diesem  W.  noch  weiter  verbreitet 
(auch   Aa;   Gr  tw.)  als  bei   Mad. 

Glatt-:  Mähder,  der  das  Schilfgras  im  Glattbett 
sammelte  ZGlatttal.  —  Bei"-hüsli-:  1.  der  Tod,  eig. 
das  Bild  desselben  (dargestellt  als  Sensenmann)  in 
den  Beinhäusern  L.  Bes.  auch  als  Schreckwort  für 
Kinder.  Der  B.  nimmt  dieh,  wenn  du  eso  tuest.  — 
2.  übertr..  verächtlich  von  einem  bis  auf  die  Knochen 
abgemagerten  Mann,  auch  von  einem  Geizhals  L;  vgl. 
Bd  II  1720.  —  Linggs-  =  dem  Vor.  in  Bed.  1,  da  man 
von  ihm  glaubt,  er  führe  seine  Sense  von  links  nach 
rechts  S.  --  Tau-:  Neckname  für  einen  Mähder,  der 
nur  so  lange  aushält,  als  der  Tau  vorhält,  ohne  wel- 
chen das  Mähen  viel  schwieriger  ist  ZZoll. 

mädere":  1.  die  Arbeit  des  Mähens  verrichten  Z. 

'_'.  eine  besondere  Art  des  Schneidens,  angewendet. 
wenn  Disteln  u.  Ä.  das  Anfassen  hindern,  und  darin 
bestehend,  dass  man  die  Sichel  wie  eine  Sense  schwingt 
ZRafz.     Syn.  ab-zwicken. 

Heu-Mäderi  f.:  coli.,  =  Heu-Mad  1.  ,Die  Züge 
des  Berghasen  vom  wildesten,  höchsten  Gebirg  in  die 
Eeumädereien  hinunter.-  Gr  Sammler  17-:;. 

ei"-mädig:  im  Jahr  nur  einen  Grasschnitt  lie- 
fernd, von  magern  Wiesen,  doch  auch  vom  daraul 
gewonnenen  Gras  und  Heu  Tu;  Z;  vgl.  Ort-Heuw 
Bd  II   1817. 

mädle°  (in  „S  madle*")  Mädli  mache"  A.\Fri.; 
Ap;  Gu  tw.;  G;  „S;"  Tu;  /..  Isch  's  Gras  nid  tür, 
so  fangt  men  <i"  m.  und  macht  dann  Birli'g  [kleine 
Maulen  |  Tu:  '/..  A  :  Mer  tuend  nw  m.,  nüd  schöchle*; 
's  Wüter  ist  wieGold.   B:   Und  nur  lönd's  breit  ligge*; 


mer  müend's  dann  morn  nüd  vertue*;  nur  chered*s 
dann  >tur  nach  e'mal  Z.  Arbeit  im  Kartoffelacker  L. 
—  In  Stalders  mädlt  i<  ist  das  l'ml. -Zeichen  wühl  ausgefallen: 
der   Voc.   ist   in   Th   kurz. 

ander-,  in  Ai-M..  Stein  bander-:  tr..  einen  Mähder 
dadurch  übertreffen,  dass  man  in  der  gleichen  Zeit 
zwei  Schwaden  mäht,  in  welcher  er  nur  eine  zu  Stande 
bringt  Ar.  Icn  haH-en  fpjandermädlet.  Vgl.  bi-ander 
Bd  I  308;  wie"-,  hindere*-tue*. 

Madam  f.:  verächtlich  von  Modedamen,  die  keinen 
Sinn  und  kein  Verständniss  fürs  Hauswesen  haben; 
Frau,  welche  vornehm  tut  Seil;  Z.  St  ist  e  rechti 
(nw  so  e)  M. 

Made"  11  f.  (in  W  m.):  wie  nhd.,  fusslose  Insekten- 
larve, allg.  Wurm  W.  —  Das  Geschlecht  hat  sich  im  W 
nach  dem  Syn.  Wurm  gerichtet. 

maille":  1.  stark  zittern,  schwanken  GrD.  Erlief 
di  Tnr  zuog' schlage*,  dass  's  g'madlet  lief.  —  2.  „brum- 
men, schmollen   W." 

Yiell.  verderbt  aus  wadUn;  s.  Anm.  zu  Muecher,  Viele 
Verben  der  Bewegung  bezeichnen  zugleich  auch  den  begleiten- 
den  Ton:   vgl.   gi-gägen   Bd    II    137. 

er-  (in  GuPr.  -mattle*):  1. tr.,  „erschüttern,  zittern 
machen  BO. ;"  GuPr.  —  2.  intr..  ins  Schwanken,  in 
zitternde  Bewegung  geraten,  ebd.  Es  hed  g'grimmeled, 
dass  d's  ganz  JIus  irmadled  ist  BBr. 

T  für  d  bes.  vor  l  oft  in  den  Gebirgsninndarten:  vgl. 
Ihitii,"  :  llu.lh«   Bd   II   995. 

er-mädere":  mit  Acc.  P.,  in  einem  Entschluss 
scli  wankend  machen  ScuwMuo.     Es  tuet  micn  e. 

Mad(e)rdtz(c°)  f.:  Matratze,  allg. 
U  aus  t,  da  in  Lehnww.   in   der  Kegel  die  vor  oder  nach 
unbetontem  Yoc.   stehende  Fortis  erweicht  wird. 

Miesch-:  mit  Moos  gefüllte  Matratze;  armseliges 
Lager  übh.  L. 

Mailräss(e"),  in  Nnw  auch  Madrässi  (PI.  Madras- 
sene")  —  f.:  Mätresse  VO;  ZS.  f  Oft  ohne  moral. 
Nbbegr.  als  Schelte  auf  eine  sieh  spreizende  Matrone 
Ndw.  .Einer  sehreibt  an  ein  Jungfrauw,  die  er  ver- 
meint, sie  were  sein  Mätressen;  etlich  namsend's  Mai- 
stressen, wyl  es  ein  Meisteressen  ist.'  Sciiimpfr.  1651. 

„mädele":  klatschen,  plaudern  LEscholzmatt." 

us-:  ausplaudern,  ebd. 

„mädelig:  plauderhaft.  ebd." 

Vgl.  das  syn.  bair.  maden  bei  Schill. -Fr.  I  156S.  Schwer- 
lich darf  an  got,  mathljan,  reden,  gedacht  werden.  St.  schreibl 
d<l,    wohl    um   die   Kürze  des   Yocals  zu   bezeichnen. 

G  er- Müde"  GT..  -Mäder  Ap  (auch  Dim.);  G.  -Mä- 
dere* G  oRh.  =  Germeren  1  u  (s.  Bd  II  418).  .Durch 
die  Ausrottung  dieser,  von  den  Hirten  Germäder  ge- 
nannten Pflanze.'  Alp.  1821,  wo  ,G.-  als  ver.  lob.  von 
ver.  alb.  getrennt  ist.  Nach  T.  nur  Name  der  Stengel 
der  weissen  Niesswurz  Ap.  ,l)as  Mehl  oder  Pulver 
von  der  Germäderwurz.'  T.  1830,  159. 

Vielleicht,   wie   das   syn.  Qer-Magen,    nur  ESntstoll  ung    vuri 

l,'i  rimiiil,    unter    Alllellllling  au    Mad  2  h  ja,  da  die   Pflanze  gl  I  1 1 

auf, Madern'  gedeiht.  Ihis  spärlich  bezeugte  Ger-Madc*  könnte 
Anlehnung  an  den   Personennamen   ,Magdalena'  sein. 

inadli'":  kleinen  Tauschhandel  treiben,  bes.  von 
Kindern  GSev.  -  Ob  mit  Ausfall  von  r  und  Erweichung 
von   t  aus   märcltden 

Maid      Mi   nl.    doch    nur    in    abgeleiteten    Können 

1)  Maidje*,  -t-  Gr;  BAL;  W.  Maidk*,  -t-  GRAv.,He., 


77 


11  ad. 


■•1.    mid.    i 1.    Hill'] 


7^ 


Pr.,  Rh.;  GRh.,  Maite*  Z  (selten),  Maigg(j)e*  GuTersn.. 
V.:  \V.   Mätd  (PI.  Math*)  ApHundw.,  L,  Stein,  Mätel 
(PI.  Matte")  ApM.  -  f.—  '-'i  afaidHGRR!i.,S.,Tschapp., 
Val.  (PI.  Maidk"),  öVatzj  W,  .1/»/.///  ApHundw.,  Stein, 
Teufen,  3fait«   \  \ ;  Xv/Matl, '■);  Bs;  B  (PI.  afattfem); 
F  f.l/.t/i.    PI.   MeÜeni);    VO;   Gl;   Gr  tu.  (PI.  in   Pr. 
MattfaV,'    G   (in   St.lt  t    afärtit,    PI.  in    W.  Maidle*, 
Flillus  Maitla");  Schi   SB..NA.J   Tu:   W;   /..   Mails,!,, 
(PI.  Mitiisrhni,   BO.,  M.,  Schw.;   UwE.,    sonsl  unver.) 
Aa;  B;  VO  (in  Lanch  Maigschi);  Ui,K.;  GREh.,  UVatz; 
S;  W  —  n.:    1.  im  Allg.  dem  nhd.  ,Mädchen'  entspre- 
chend, allg.    Syn.  Göf  Bd  I  130/1.  China  1  b  Bd  111 
340/1;  Ant.  Bueb.     Er  bisst  i"  d'  Lippe',  er  wott  nit 
gern  e  Maitli  schine*  Bs  (Mähly;   von  Einem,  der  die 
Tränen  zurückhält);  s.  noch  Seil.  202.    Dazu  als  wirk- 
liche Diminutiva  die  Formen  Maiteli  AaF.;  Bs;  B;  F; 
VO;  Gl;  GitUVatz;  GO;  Th;  W;  '/..  Maidli,  Maiäji 
W.  Maiti  Bs;  B;  L;  Z  (selten  und  nur  kosend),  Mai- 
telti  BHa.;  W,  MaigjiW,  Maitschi  AAWohl.;  üwE.; 
\V.    Maitscheli  S     Uw.     Zteeu  China,  es  Maiteli  und 
es  Biiebli  Aa.    Vgl.  bei  Hebel:  Doch  de  bisch  Joe*  Mai- 
teli mer,  iez  sag  ieh-der  Maitli.    Pfudi,  pfudi,  du  leids 
Gaggimaiteli!  redet  man  scherzh.  oder  drohend  ein  un- 
artigos  Kind  an  Gr.    S.  noch  die  Kinder-  und  Wiegen- 
lieder bei  Seil.  202.    Es  Maidscheli,  ein  schon  ziem- 
lich entwickeltes  Mädchen  AAWohlen.    .Knaben  oder 
meitlc  1419/1544,  Schw  LB.  und  ebenso  (in  der  Form 
.Meitlin')    1526,  Absch.;    1634,  JJBrbit.;  Bs  Taxordn. 
,Das  erst  kind  ist  ein  meitlin  g'syn.'  1544/73,  UMey., 
Chr.    .Puella,  ein  töchterle  oder  meitle.'  Fris.  ;  Mal. 
.Darnach   warend  geboren  ein  knäblin,  hiess  Hans  und 
ein  meitlin.    hiess  Elisabeth.'    1574.    Mise.  Tig.     ,Ich 
hielt  schuel,    hatt  37  knaben  und   13  meitlen.'    1599, 
Ardüser.  .Dis  Meitli'.  abwechselnd  mit  .Tochter.'  lb'05, 
ebd.,  von  einem   14jährigen  Mädchen.    .Für  ein  acht- 
jähriges Meitlin  Ermel  eingefasst.'  Bs  Taxordn.  1046. 
Spec.  a)  nur  in  der  Form  Maitli  (in  Aptw.  auch  Metla*, 
Mätel,  Motel),  Tochter  des  Hauses  Ap;  B;  F;  L  („ledige 
Tochter,  älteste  Tochter  eines  Bauern,  bes.  in  LE.U); 
Scu;  Soaw;  Th;  Ndw.     Wer  ist  's  Marieli?    Mis  M. 
MLienert.   Maitlene*,  losid!  ruft  die  Mutter  den  Töch- 
tern  zu.    Ndw  Kai.   1894.     Miner  Metla*  Ma**,  mein 
Schwiegersohn  Ap.  —  b)  wesentlich  =  Jumg-Frau  1  li 
(s.  Bd  1   1246/7).  allg.;  s.  Federen  Bd  I  077,  Schätter- 
Gold  Bd  11  226,  Gersten  Bd  II  430;  Heim-Gart  Bd  II 
134;  Bühler  IV  78.    .[Die  alte  Mutter]  geistete  in  der 
Stube  herum,  wie  ein  zwanzigjähriges  Maitschi.'  Ndw 
Kai.    Noch  Meile*  si",  noch  ledig  F.    Fn  alti  Maidja*, 
en  alts  Maitli.     Mir  gend   halt  alti  Maitli,   wirsch-es 
g'sih.  Stutz.    Vil  Heber  en  alts  M.  ge",  als  so  en  Tirann 
zum  e"  Ma**.  ebd.    .Das  alt  Maidli  sei  eine  Hexe.'  ebd. 
An  hübschi,   ßni,   tolli,    wackeri  Maitja"   GrD.     Die 
Chue  het  e  Grind   vie-n-es   Maitschi    (als  Typus   der 
Schönheit)    BSchw. ;    vgl.  Jtmg-Frau  3.     Du   muesst 
singe",   wie  du  Das  als  Maitli   aso  guet  hast  chänne" 
Th    (Schwzd.).      So   bald    der    Pfarrer   d'   Hochzitlit 
g'sämme*  'ge"  haig,  so  sig-ich  der  Ma**  and  's  Maitschi 
,1'  Frau.  Balz  1781.    Me"  muess  's  Gras  nit  im   Tau 
und  d'  Maitli  uf  ''ein  Tanzbode"  ehaufe*  B.    Hoffärtigi 
Maitli,   schmutzigi   Wtber.    Xational-Kal.     117c  hof- 
färtiger  Maitli,  nie  schmutziger  Frau.  Ineichen.     E* 
feisses  Maitli,  e*  mageri  Frau  L;  Scu;  Z.    E*  Maitli, 
wo  jätet,  ist  besser  weder  ei"es,  u-o  betet.  Ineichen.    Es 
lirars  Maitli  ist  am  schönste"  deheim.  ebd.    Das  Maitli 
„eil -er   aurh  recht  lieb  ha*,    wo-n-im  e"  Bingli  gäbti. 


BWts's  1863.  /''  Mails, ■!,,  und  Abrelle*wetter sind  ver- 
änderlich.  Ineichen.  Wenn  d' Maitli  bitte'd,  setuend's 
d' Chnabe*  nu  .-■■  gern.  Sulger.  Wenn  e  erlich  Maitli 
im  chient  derzue  cho*.  ebd.  ])'  Maitli  säge'd  nei*  und 
tuend  's  dach.  ebd.  Das  sei  g'seii  under  üs  Maitlene*, 
Im  Vertrauen,  ebd.;  vgl.  Pfarrers-Tochter.  Z?  Appa- 
.,11  und  :'  llerisau  sind  die  Metla*  wolfel  ma  ged  , 
ganzes  Hüsli  voll  för  e  Schötzli  Polver  Ap.  Maitschi- 
güggel,  Tscdröt  springt  de*  Maitschene*  eissler  ,,,,■'•  L; 
vgl.  Maitschi-Pfützeler  Bd  I  1157.  Güggel  Bd  II  192. 
's  bös  M.  muess-dich  i"  Sack  ine*  ne*,  Drohung  für 
Kinder  Scnwlb.  S.  noch  Mus,  Tsch.  150.  Gelegent- 
lich wird  auch  ein  kleines  Mädchen,  sogar  ein  Wickel- 
kind, mit  diesem  Titel  benannt,  wenn  man  es  als  ein 
dralles  und  gesundes  bezeichnen  will.  Das  Mädchen 
als  Gesellschafterin  an  Festlichkeiten,  auf  dem  Tanz- 
boden usw.;  Geliebte  Ar;  B:  L;  Syn.  Jump f 'er.  Was 
het  er  für  nes  Maitschi  g'ha*?  BSi.  Ond  denkt,  es 
sei  ke  grössersch  Guot,  denn  's  Spine'gö*  [Kiltern],  c 
Metle  ha".  Lenggenh.  1830.  .Nimm  dir  das  meidlin 
(meitlin)  zum  weib.'  1531/48,  I.  Mos.  .Darum  auch 
dir  die  meitlin  hold  sind.'  1560.  Hohelied;  dafür  Jung- 
frauen.' 1882.  .Damit  ouch  die  meitli  irer  eeren  dest 
behuetsamer  syend.'  XVI..  Z  Bland.  Eine  Dirne  wird 
angeredet:  ,Duck  dich,  meitly.'  JMurer  1565.  ,Pig- 
mentum.  salb,  so  die  meitle  anstreichend,  das  ange- 
sicht  schön  ze  machen.'  Fris.  .Meitli'  im  Wechsel 
mit  .Jungfrouw.'  Z  Mand.  1580.  .Das  Zusammensitzen 
der  Knaben  und  Mädlin.'  G  Mand.  1657.  .Weiber  und 
Meitli  sollen  nit  vil  in  der  Alp  übernachten.'  1749, 
Obw  Volksfr.  .Gemeine  Meitlin',  öffentliche  Dirnen. 
1601,  Absch.  —  c)  nur  in  der  Form  Maitli,  Dienst- 
mädchen AA;  Bs;  ß;  VO ;  G;  Seit;  Th;  Z;  Vgl.  das 
Syn.  Jung-Frau.  Fs  M.  ha",  eine  Magd  halten.  Es 
Obenabe*-M.,  ein  Dienstmädchen  aus  dem  .Oberland', 
aus  dem  Baselbiet  herab  BsStdt.  .Des  meitlys  meistcr 
sollt  sölichs  abgestellt  hau.'  1511,  Z  Staatsarch.  .Die 
meitliir  nennt  SBirk  1532  die  Dienerinnen  der  Su- 
sanna. .Der  Herr  [ein  Geistlicher]  setzt  dem  Meitli  das 
Ilaret  auf.'  1533,  Z  Synode.  —  2.  übertr.  a)  Maitschi, 
mehr  scherzh..  Dame  im  Kartenspiel  B.  I"''  ha  100 
Maitscheni,  ruft  beim  Jass  Derjenige,  der  alle  vier 
Damen  erhalten  hat.  —  b)  Maitli,  Name  einer  Neben- 
scheibe, in  welche  um  geringere  (iahen  von  Solchen 
geschossen  werden  darf,  welche  in  der  Hauptscheibe 
kein  Glück  gehabt  haben  W.  —  c)  blutli  Maitli  Ndw, 
Maitschi  SchwG.,  Name  des  Frühlings-Safrans,  croc. 
vorn.,  zunächst  seiner  Blüten;  vgl.  blutti  Jung-Frau 
Bd  I  1248,  ferner  Bueb.  --  d)  bim  Maidli  ZO.,  bi 
ml"-m  Maileli  Gl,  euphem.  Entstellung  des  Schwurs 
bim  Eid!  (s.  Bd  I  92). 

Das  W.  Maid,  etym.  identisch  mit  ,Magd',  hat  ans  inner» 
und  aussein  Gründen  (t.  zur  Bezeichnung  der  Alters-  nud 
Kutwieklungsabstufuugen,  sowie  aus  Freude  an  der  Schöpfung 
von  Koseformen,  t.  weil  die  Versteinerung  der  Formen  Maiti«, 
Maitschi,  die  nicht  mehr  als  Dim.  gefühlt  wurden,  die  Schaf- 
fung neuer  Dim. -Formen  notwendig  machte)  eine  Fülle  von 
Formen  entwickelt.  Nur  noch  in  Ap  gilt  Mädli  (gegenüber 
Matel,  Mätel)  als  Dim.,  in  YV  Meidli  (neben  Maidji,  Maitschi) 
gegenüber  der  Verstärkungsform  Maidjen,  die  (wie  auch  in 
Gr)  ein  grösseres,  kräftiges,  wenn  auch  junges  Mädchen  be- 
zeichnet. Maitschi  selbst  wird  tw.  (in  L;  SB.,  NA. ;  Ndw) 
als  Dim.  von  Maitli  gefühlt.  Manl,  erklärt  sich  durch  Ein- 
schiebung  eines  r  aus  der  alt-sanktgallischen  Form  Marti. 
Auffallend  ist  eine  Angabe  aus  WLö.,  welche  Maigge*  als 
Niutr.  angibt:    sie  lässt  sich   begreifen,  wenn   M.  den   Cha- 


79 


Mail,  med,  mid,  mod,  mud 


sn 


rakter  eines  Eigennamens  erhalten  bat;  vgl.  das  Anna  und 
ülili  die  weibl.  l'aufn.  Die  Geschlechtsangaben  bei  B.  (I  89. 
98.  II  53)  scheinen  in  Verwirrung  geraten  zu  sein.  In  H 
und  der  Westschweiz  ist  Maitschi  der  allgemeine  Ausdruck 
und  bezeichnet  ein  Mädchen  ubh.,  Maitli  (wenigstens  in  BSi.) 
die  ledige  Tochter,  in  Städten  auch  eine  Magd:  ähnlich  im 
Aa;  vgl.  H.  179.  .Maitli,  Maidlin'  ist  in  unserer  Lit  des 
XVI./XYII.  häufig,  beschiünkte  sieb  aber  in  der  lebenden 
3pr.  (wenigstens  Tb;  Zi  immer  mein-  aufBed.  1  c  mit  Zurück- 
drängung der  andern   Bedd. 

Sing-Abe(n)d-Maitli:  die  Mädchen,  mit  denen 
die  ledigen  Bursche  am  Neujahrstag  das  am  Sing-Abend 
(s.  Bd  I  38)  erhaltene  Geld  verzehren  GrA.  —  Ober-, 
Under-:  Ober-,  bzw.  Untermagd  B;  L.  —  ,Erb- 
Meitle*:  Erhtochter.  ,Es  soll  Jeder  seinen  Obern 
berichten,  wie  die  Vögte  hier  die  E.  überschätzen 
[überfordern]  und  ihnen  grosses  Geld  abnehmen.'  1">3'_'. 
Absch.  —  Fabrik-  Th;  ZO.,  Fabrikler-Maitli 
Aa:  (ledige)  Fabrikarbeiterin.  —  Vor-:  Brautführerin 
S;  vgl.  Vor-Chnab  (Bd  III  711),  Vor-Lüt.  Was  muess 
da  ini"  Brut  für  es  I".  sueche*?  JSchild  1889.  - 
Freud(e°)-:  zum  Ansagen  der  Geburt  eines  Kindes 
bei  den  Verwandten  mit  dem  Freud-Maien  herum- 
geschickte   Dienstmagd    Sch;    Z;    vgl.  Bd  I    1275.  — 

—  Fratze"-:  Schelte  auf  kleine  Mädchen  U;  s.  Bd  I 
1343,  —  Gägi-:  Schelte  auf  ein  Mädchen,  das  den 
Burschen  gern  nachläuft  Schw  ;  Syn.  Bueben-Maitli, 
-Rolli,  -Schmücken",  -Brät.  --  ttaumer- Maitli, 
-Maitschi:  Kinderwärterin  B;  W;  Syn.  Gaumerin 
(s.  BJ  II  305).  —  Ganggel-Maitschi:  spöttische 
Benennung  eines  hochaufgeschossenen,  noch  jungen 
Mädchens  S;  vgl.  Bd  II  363/4.  —  Fress-Gänterli-: 
verächtlich  für  Kellnerin  L;  vgl.  GänterU  4  b  (Bd  II 
381).  —  Gasse"- Maitli:  Schelte  auf  ein  (jüngeres) 
Mädchen,  das  sich  gern  auf  den  Gassen,  übh.  ausser 
dem  Hause  aufhält,  ohne  moral.  Nebenbegr.  BsStdt; 
Syn.  Trotti-Maitsehi.  —  ,Geiss-Maidlein':  Name 
einer  Dirne  mit  Ziegenfüssen,  welche  verzaubert  auf 
dem  Hasliberg  hausen  soll;  s.  Wyss  1817,  715.  - 
Gotte"-Maitli  =  Gotten  2  BsStdt;    ant.  Götti-Bueb. 

—  iiüeter-Maitschi  =  G.-C7iuirf  B;  s.  Bd  111  345.  — 
Hefter-:  Mädchen  von  14  —  18  Jahren,  das  in  der 
Zeit  des  lieben-Heftets  (s.  Bd  II  1064)  meist  aus  den 
umliegenden,  Ackerbau  treibenden  Gegenden  in  die 
Weingegenden  des  Seelandes  kommt  und  sich  für  die 
Dauer  der  betr.  Arbeit  in  den  Beben  als  Arbeiterin 
verdingt  B.  Der  .Heftet'  ist  für  diese  Mädchen  eine 
Lustbarkeit,  wie  für  die  Bursche  der  , welsche  Heuet.' 

-  Hüen  er  -  Maitli,  -Maitschi:  Dienstmädchen, 
das  sieh  bes.  mit  der  als  niedrige  Arbeit  geachteten 
Besorgung  des  Hühnerhofes  zu  befassen  hat  B;  vgl. 
H.-Magd  und  s.  Göli  Bd  II  215.  ,Eisis  Hauptbestreben 
war,  sich  darzustellen  als  eine  vornehme  Frau,  der 
manche  Bäuerin  zu  gering  wäre  zum  Hühnermeitli.' 
dorm.  —  Herre"-Maitli:  junge,  vornehme  Dame. 
volkstümlich  statt  Fräulein  Schw;  ZO.  57  hed  au'h, 
wie  d'  H.-Meidli,  mängist  es  fins  Ylörli  «".  Tryner 
L840.  —  B'hör-  B'hör-Chind  (s.  Bd  III  345),  bes. 
sofern  das  betr.  Mädchen  sei,  ,n  stark  entwickelt  ist 
Zu.:  Syn.  Beter-Maitli.  —  Uns-:  1.  Dienstmädchen, 
das  im  Hause,  st.  auf  dem  Felde,  arbeiten  muss  Ndw. 

—  2.  Mädchen,  das  man.  z.  B.  als  Kostgängerin,  ins 
Hans  aufnimmt,  ebd.  Vgl.  Chost-M.  —  Eüeter- 
Maitschi:  Mädchen,  welches  das  Vieh  hütet.  Bilink. 
Bot.  -  Jüppe"-Maitli:  Mädchen,  Jungfrau  auf  der 
Landschaft,  die  noch  die  alte  Tracht  tragt  Bs;  s.  Bd  III  53. 


—  Ch  uchi-Maitschi:  Gehilfin  in  der  Küche,  die 
zunächst  das  Abwaschen  zu  besorgen  hat  B.  Ch.-MaiÜi, 
Küchenmagd  Z.  —  Cheller-Maitli:  Kellnerin  Bs; 
vgl.  Keller-Magd,  Stuben-,  Win-Maitli.  B'  Ch.-MaiÜi 
hei"  z'  luege;  äass  enc"  Kein"'  ns  der  l'rti  lauft. 
Breitenst.  —  Küche"-:  Kirchensängerin.  .Hein  N.  N. 
von  wegen  denen  Kilchenmeitlinen  hab  ich  'geben 
3  Kronen.'  BE.  Bechnungsman.  —  Chammer-:  Kam- 
merjungfer B;  vgl.  Bari  1885,  43.  ,Ein  kammermeitlin 
aus  des  künigs  haus.'  Hoi.zwart  1571.  —  Chinde"- 
(B;  L;  Z).  Chinds- (Th)  Maitli.  -Maitschi:  Kin- 
dermädchen; Syn.  Chinds-Magd.  Ber  Bueb  isch  c 
halbe1'  Chnccht  oder  e  ganzes  Chinge'meitschi.  Gotth. 
.Cliindermeitschi.'  B  Hink.  Bot  18(13.  .Ich  wette  mich 
ouch  gern  strecken  by  eim  solchen  kindsmeitliu  mit 
krusen  locken  an  der  scheitlin.'  Haberer  1562.  - 
Chäri-Maitschi:  Schelte  auf  Mädchen,  die  Einen 
unaufhörlich  mit  Bitten  quälen  B  oAa.  —  Kusa- 
Meitlin.  Der  Umgang  mit  dem  ,K.'  wurde  von 
Zwingli  den  Wiedertäufern  als  Beweis  ihrer  Unzucht 
vorgeworfen;  vgl.  EEgli  1S78.  77.  —  Chost-Maitli: 
ledige  Weibsperson,  die  in  einem  fremden  Hause  Kost 
und  Wohnung  hat  ZO.;  Syn.  Tisch-M.;  vgl.  Rast-M. 

-  Chränzli-Maitli  L,  -Maitschi  S:  1.  Mädchen, 
das.  mit  einem  Kranze  geschmückt  und  mit  einer  Kerze 
m  der  Hand,  auf  Prozessionen  das  Hochwürdige  be- 
gleitet L;  vgl.  Esterm.,  Bick.  46,  lerner  Chräneli- 
Jungfrau  Bd  I  1249.  —  2.  Chorsängerin,  sofern  sie 
nach  der  in  einigen  Dörfern  herrschenden  Sitte  einen 
Blumenkranz  im  Haare  trug  S.  —  Laube"- Maitli: 
alte  Jungfer  mit  Genossenrecht  (Anteil  am  sogen. 
.Bürgernutzen'),  die  sich  auf  ein  bescheidenes  Wohn- 
stübchen  (s.  Lauben  1  b  y  Bd  III  963)  zurückgezogen 
hat  Uw  (vgl.  Uw  Gem.  182;  Ztschr.  f.  schwz.  I!.  X  81); 
Zg.  —  Libet-:  von  Leinwandfabrikanten,  z.  B.  als 
,Wiflerinnen'  [zum  Vernähen],  angestellte  Arbeiterin  G. 

—  Läli-Maitschi:  Schelte  auf  ein  gedankenloses, 
einfältiges  Mädchen,  das  seinen  Vorteil  nicht  zu  wahren, 
sich  nicht  zu  helfen  weiss  Aa;  B.  ,Für  zu  Etwas  zu 
kommen,  müsse  man  ein  so  dummes  L.  nicht  sein 
wie  das.'  Gotth.  -  -  L er- Maitli  Aa;  VO;  G;  Z 
-Maitschi  B  =  Ler-Chind  2  (Bd  III  347).  .Discipula, 
leer-meitle.  -töchterle.'  Fris.;  Mal.  Läschi- 
Maitli:  Schelte  auf  ein  dummes,  leichtsinniges,  nichts- 
nutziges Ding  B.  Jie  däichit  umme*,  list  das  L.  da 
so  nütnutzige*  Zug  am  ne"  heiige*  Sunnde*  [Sonntag], 
anstatt  öppe"  d's  Testament  oder  d's  G'sangbuech  z' 
ne*.  MWalden.  So  geit's  Ei*'m;  da  eha**  nie*  Hung 
si",  bis  nie"  bal*  alli  Vieri  von  im  streckt;  de""  muess 
so-n-es  Jungs  L.  [als  Dienstmädchen]  zueche".  ebd.  - 
Maie"-:  (geschmückte)  Begleiterin  (die  Schwester 
oder  die  Zukünftige)  der  ledigen  Alplerbeamten  an 
der  Älplerkirchweih  Obw;  Syn.  Chilchivih-Maitli.  — 
Meist  er-  =  M -Jungfrau  (s.  Bd  1  1249)  L.  —  Nidle"- 
Maitja:  Name  der  Teilnehmerinnen  an  der  sogen. 
Schueler-Nidlen,  einem  Kinderfest  GrD. Unterschnitt; 
Syn.  Schlitten-Maitja;  vgl.  Bühler  1  373.  —  Buebe"- 
Maitli  Z, -Maitschi  W  =  Gägi-Maitli.  —  Erdberi- 
Maitselii:  Mädchen,  das  Erdbeeren  sammelt  und 
nachher  feil  bietet  B;  S. 

Berner-:  1.  Bernerniädchen  L;  Z.  B.  kamen  bis 
in  die  30er  und  10er  Jahre  an  den  ZSee  aus  dem 
Bü.,  um  den  Winter  über  zu  spinnen  ZErl.  Wer  um 
den  Mund  Pusteln  oder  Blasen  bekommt,  von  Dem 
sagt  man:    Er  hed  ime"  B.  e*  Schmutz  [Kuss]  'ge*  L. 


Sl 


Mild,  med,  mid,  mod,  mud 


82 


Hellt  sich  der  Abendhimmel  auf,  so  heisst  es:  's  B. 
lüpft  de"  Rock,  es  gibd  guei  Wetter.  2.  gemein*  es 
U.  11"  der  Nase  ha*,  eine  Rotznase  Lj  8. 

Das  /;.   in  der  Wetterprognose   bedeutet  den   westlichen 

lli i.l.      '2   h:it.  die    herunter   lian jr«inl<-n   Ziinl'e  der   Berner 

Mildchen  von  vormals  vor  Augen. 

Bäsi-Mait(e)Ii:  junge  Base  ScuwE.  Liebs  B.l 
MLienert  1891,  239.  —  Bettel-Mätel:  Bettelmäd- 
elien  Ai'H.,  M.  —  BStter-  =  B'hör-Maitli  ApStein. — 

Pläri-Maitschi:  Schelte  auf  ein  Mädchen,  das  oft 
und  stark  weint  BSchw.  —  Strau-Blä tz-Maitli: 
Mädchen,  das  mit  Strohmatten  hausiert  Z ;  s.  MUsteri 
I  206.  —  Bruech -Maitschi:  Jungfrau,  ,die  den 
Gürtel  trägt'  S.  Mit  Freude"  zu  de"  Tänzele",  mit 
Trure"  widerum  hei'",  —  so  got  's  i"  mängem  Br.,  nit 
nummen  i"  mir  allei".  a.  Volkslied.  —  .Brueder- 
Meitlin:  mendicantes.'  Mal.  Syn.  Bettel-Mätel.  — 
Brief-Maitli  =  Post-Ofti«d2  (Bd  III  347)  Z  f.  Vgl. 
DHess  1818,  513.  —  Rad-:  Mädchen,  das,  vor  Ein- 
führung des  Dampfbetriebs,  in  Seidenzwirnereien  das 
Schwungrad  der  Maschine  zu  treiben  hatte.  XVII.  bis 
Anf.  XVIII.,  ZStdt.  —  Rolli-:  Schelte  auf  ein  un- 
bändiges Mädchen  Schw.  —  Rast-:  erwachsene  Toch- 
ter, die  einen  Teil  des  Verdienstes  (den  ,Rast')  den 
Eltern  für  Kost  und  Wohnung  abzuliefern  hat,  int 
Übrigen  selbständig  ist  Z  f-  ,Die  Tischgänger  und 
Tischgängerinnen,  auch  Rastmeitli.'  Z  Instruktion  1769. 

—  Sudel-  Z,  Südel-  B:  Dienstmagd,  welche  die  ge- 
ringsten Arbeiten  zu  verrichten  hat  B;  Z.  —  Sand- 
Maitschi:  Mädchen,  das  mit  Scheuersand  (aus  Tuff- 
stein) hausiert  B.  .Ehedem  ward  das  Besenniannli. 
das  Eierfraueli,  das  Tuft-  oder  Sandmeitschi  usw.  so 
gleichsam  zur  Familie  gerechnet.'  Gotth.  —  Singer-: 
Mädchen  des  Dorfes,  die  regelmässig  zur  Pflege  des 
Gesangs  zskommen  LKriens.  —  Schucl-Maitli  Bs; 
B;  Ndw,  -Maitschi  B,  -Mätel,  -Mädli  Ap,  Schualar- 
Maidja"  GrD.:  Mädchen  im  schulpflichtigen  Alter; 
Syn.  Schueler-Grütt  (s.  Bd  II  829),  -Chind.  —  Tanz- 
Schenker-Maitli:  Mädchen,  das  von  den  ,Tanz- 
schenkern'  als  Aufwärterin  an  den  Tanzfesten  gedungen 
wird  SchwE.  —  Schappel-;  wahrsch.  =  Rosenkranz- 
Jungfrau  (s.  Bd  I  1249).  Im  L  Heiligenspiel  von  1549 
tritt  ein  ,Sch.'  auf.    Vgl.  Tschappel-Chnab  Bd  III  713. 

—  G'schir''-:  Abwaschmädchen,  bes.  in  einer  Wirts- 
küche L;  Syn.  Abwasch- Maitli.  —  Schützlig-:  hoch- 
aufgeschossenes, junges  Mädchen,  zugleich  mit  dem 
Nbbegr.  von  Schutz-Gatter  3  (s.  Bd  II  498)  BsL.;  S.  — 
Schlaf-  =  Scilla fgäugerin  (s.  Bd  II  360)  B.  ,Sie  hatte 
sich  gewöhnt,  ihre  Schi,  als  Leute  aus  der  untersten 
und  verkommensten  Klasse  zu  behandeln.'  MWalden. 

—  Schlitte"-Maitja1':  Teilnehmerin  an  einer  Schlit- 
tenfahrt GrPt. ;  spec.  an  der  unter  Schueler-Nidlen 
genannten  Festlichkeit,  mit  welcher  auch  eine  gemein- 
same Schlittenfahrt  verbunden  ist  GrD.   Oberschnitt. 

—  Schnuder- Mädli:  verächtlich,  kleines,  nase- 
weises Mädchen  Ap.  Vgl.  Sehn.-Bueb.  —  Schnitter- 
Maitschi:  Schnitterin  B;  s.  N.  schwz.  Unterhaltungs- 
blatt 1852,  349.  —  Schratten -Maitli:  nach  der 
einen  Sage  eine  Jungfrau,  die  vom  Teufel  zur  Strafe 
für  ihren  Hochmut  und  ihre  Grausamkeit  in  die  Höhle 
unter  dem  Scheibengütsch  an  der  Schrattenfluh  ge- 
bannt wurde;  nach  der  andern  Sage  ein  geheimniss- 
volles, zauberkundiges  Wesen,  das  im  Bunde  mit  dem 
Satan  den  h.  Justus  an  der  Predigt  des  christlichen 
Glaubens  hindern  wollte  und  diese  Tat  dann  mit  grossen 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


Qualen  büssen  musste  LB.;  vgl.  Mit.,  Sagen  58/9.  — 
Schwenk-Maitschi:  Mädchen,  das  in  Wirtschaften 
die  Gläser  zu  spülen  hat;  Abwaschmädchen  B.  — 
Stube"-Maitli,  -Maitschi:  1.  =  Cheller-Maitli  B. 
,Lisabethli,  welches  heute  in  der  Pinte  seine  Base  als 
Stubenmeitschi  vertritt.'  Nydegger  1890.  Bei  Gotth. 
verhochdeutscht:  ,Die  Kellnerin  oder  das  Stubenmäd- 
chen, wie  wir  im  Berngebiet  sagen.'  ,Als  sie  am  Wein 
sassen  und  die  Stubenmagd  fragte,  ob  sie  noch  Etw. 
zu  essen  bringen  solle.'  ebd.  Vgl.  St.-Knecht.  —  2.  St.- 
Maitli,  Stuben-,  Z immer magd  Z.  Gegs.  Uhuchi-M.  — 
Stu b et i -Maitli  =  Chilterin  (s.  Bd  III  245/6)  GSa. 
Am  Abend  des  Mai-Hereinläutens  wird  unbeliebten 
,St.-Maitlinen'  etwa  ein  Strohmann  oder  ein  .Narren- 
ast' vors  Fenster  gehängt;  vgl.  Maien  1  und  Alpenp. 
II  204.  —  Instands-:  Dienstmädchen,  das  die  eigent- 
liche Magd,  z.  B.  während  deren  Erkrankung,  vertritt 
B.  ,Nun  kamen  [für  die  Magd]  auch  Krankheiten 
und  Schwächen;  hier  musste  sie  ein  Einstandsmeitli 
bezahlen,  dort  den  Dienst  verlassen.'  N.  B  Kai.  1843 
(Gotth.).  .Eine  Einstandsmagd,  die  kochen  kann  und 
den  Hausdienst  kennt.'  B  Intelligenzbl.  1880.  —  Tä- 
te li-Maiteli:  Mädchen,  das  am  ,St  Johannesmahl' 
(zu  Weihnachten)  die  kirchlichen  Gemälde  in  der 
Kirche  herumzutragen  hat;  s.  Ap  Geschichten  71.  — 
Ve r di ng-Mai t s chi :  als  Verding-Chind  (s.  Bd  III  349) 
untergebrachtes  Mädchen  B.  's  Betli  isch  es  arms  V. 
g'si*;  hed  kei"  Vatter  und  kei"  Muster  nie  g'ha"  »"'' 
isch  vo"  ei"''m  Ort  zum  andere"  cho",  wo  s'  es  am  Wut  fei- 
ste" g'ha"  hend.  AzGilgen  1887.  ,Das  wäre  mir  ein 
lustig  Dabeisein,  wenn  jeder  Taunerbub  und  jedes 
V.  schreiben  sollte.'  Gotth.  —  Tisch-Maitli  =  Chost- 
Maitli  Z.  Viele  T.,  die  sich  meistens  mit  Spinnen  und 
Weben  ernährten,  wurden  1690  von  der  Dorfgemeinde 
Horgcn  weggewiesen.  Strickl. —  I"e-träger-:  Mäd- 
chen, welches  den  Täufling  in  die  Kirche  trägt  ZNer., 
Rüml.  —  Trolli-Maitschi  =  Gassen- Maitli  Zg.  — 
Tschuto-Maitji:  mitleidig-verächtlich,  armes,  hilf- 
loses Mädchen,  z.  B.  von  einem  Waisenkind  W.  - 
Chilch-wich  Chilbi- Maitli  (in  Gr  ObS.  -Maitja): 
Kirchweihtänzerin  Gr;  spec.  =  Maien-Maitsehi  L.  Die 
Kirchweihmädchen  werden  von  den  Jungburschen  ge- 
wählt und  der  sog.  .Kirchweihvorsteher'  hat  das  Recht, 
zuerst  die  Wahl  zu  treffen  GRÜbS.;  vgl.  Jäklin  1878,  7; 
Bühler  IV  39.  D'r  Fänden"'1  hed  's  Anne'marlli  scho" 
lang  vorane"  als  Ch.  angaschiert  g'ha"  und  's  iezt  [an 
der  Sennenkirchweih]  kei"  Angc'blick  ab  d'r  Hand 
g'la"  L  (Schwzd.).  —  Wuche"-:  Mädchen,  das  Hin- 
ein oder  einige  Mal  in  der  Woche  die  Besorgung  der 
Hausgeschäfte  im  Tag-  oder  Stundenlohn  übernimmt  B; 
Syn.  Spetterin.  —  Wäldler-:  Schwarzwälderin  Aa;  Z. 
Als  Euphem.  (viell.  für  .Wetter')  in  einem  Schwur: 
Ich  weit,  das1  der  Donner  und  's  W.  dri"  schlüeg.  Huw. 
Bad.  Kal.  1851.  —  Wümmer-:  Winzerin  Z.  Syn. 
Wimmerin.  .Während  dem  Wümmet  war  es  so  wann, 
dass  die  W.  ohne  Schuh  und  Strumpf  barfuss  ge- 
wümmet,  welches  meiner  Lebtag  nicht  gesehen.'  ZZoll. 
Herbstrodel  1727.  —  Win-  =  Cheller-Maitli.  Fris.; 
Mal.;  s.  Chellerin  Bd  III  205.  —  Weich-:  1.  Dienst- 
magd, die  zu  Feldarbeiten  verwendet  wird  S;  vgl. 
Joach.  1885,  71.  —  2.  Taglöhnerin  bei  einem  Bauern 
ScHSchl.  —  Wasser-.  DHess  1818,  513  erwähnt  unter 
den  Personen,  welche  von  den  Badegästen  Trinkgelder 
erwarten,  die  ,W.-Magd'  (neben  dem  , Badwäscher'). 
—    Abwasch-  =  G 'schirr  -Maitli    Z.    —    Zimpfer- 

6 


83 


Mail,  med,  mid,  mod,  mud 


81 


Maitschi:    .Schelte    auf  ein    zimpferliches    Ding    B. 
.Wie  ein  Z.  auf  Eiern  geht.'  Gotth.  —  Zaupf-:  ver- 
ächtlich, schwächliches  Mädchen  Zg;  Syn.  Zaupf.  - 
Zotter-Maitli:    Schelte   auf  ein  Mädchen   mit  zer- 
rissenen Kleidern  und  aufgelösten  Haaren  UwE. 

maitele"  S,  maitschene"  B:  sich  zu  den  .Mäd- 
chen halten,  ihnen  nachstreichen.  Er  geb  a',  er  mach 
G'schäfti,  um  besser  m.  und  e  Frau  sueche*  z'  chönne*. 
Schild. 

Maitscheler  m.:  verächtlich.  Junge,  der  sich  zu 
den  Mädchen  hält  B;  Syn.  Maitschi-Fötzler  (s.  Bd  I 
1158),  -Güggel. 

Maude"  f.:  Schelte  auf  ein  gleichgültiges,  un- 
ordentliches Weib  Schw.  I)'  Anne'  Katri.  die  alt  M. 
MLienert.  Maudeli  n.:  kurzes,  dickes,  unordentliches 
Mädchen  BM. 

Die  Gruppe  scheint  im  Ablautsverhältniss  zu  stehen  mit 
der  Gruppe  mud-,  mUd-  (Grundbed.  .gedrückt,  verborgen',  in 
phys.   und    mor.  Beziehung*);    vgl.   ,maudern'    bei   Gr.   WB. 

maude":  heimlich  essen  B  um  Aarb. 

Maude r  Aä;  L  (neben  -äu-)\  S,  sonst  Münder, 
bzw.  Moder — m„  Dim.  Mauderli  Aa  :  1.  a.)  =  Chäuder 

(s.  Bd  III  148)  AA;  „B;"  VO;  Gl;  Gr;  G;  Sch;  S; 
Tu;  Z;  Syn.  auch  Burren.  .An  der  sonnen  zücht  die 
katz  den  augsternen  zuesammen;  sölichs  tuend  voraus 
die  mäuder.'  Tierb.  15G3.  Spec.  Kater  in  der  Brunst- 
zeit LSemp.  —  b)  schwarze  Katze  Sch  (Kirchh.).  — 
2.  übertr.  auf  Menschen,  a)  fette,  dicke  Person  GA. 
—  b)  auch  Ghole"-M.,  Person  mit  dunkler  Hautfarbe 
Sch  (Kirchh.).  —  c)  Wohllüstling.  Mädchenjäger  „B;" 
VO;  „Gl;  Sch;  S;"  Th.  Mehr  scherzh.  von  ledigen 
Burschen  übh.  Schw.  —  d)  „Schwächling  B;  VO; 
Gl;  Sch." 

Betr.  die  Etymologie  vgl.  Audi,  zu  ehüderen  I  (Bd  III  153). 
Die  Form  Müder  (bes.  GRh.)  entspricht  der  Nbf.  Ghöder  zu 
i 'Minder.  Vgl.  auch  Mauger.  Hieher  viel],  auch  der  Familien- 
name  Mauderli  SStüssl. 

Chuchi-:  Spottname  auf  Jmd,  der  vor  dem  Essen 
in  die  Küche  schleicht,  um  zu  sehen,  was  es  gibt  L; 
Syn.  Ch.-Schmecker. 

maudere",  mäudere":  1.  a)  mürrisch  sein  (,wie 
ein  alter  Kater')  GA.;  Syn.  chäuderen.  .Mauderen, 
traurig  sein,  moerere,  tristare.'  Red.  1662.  ,Mauderen, 
mussare.'  Denzl.  1710.  —  b)  schwach  regnen  ZoWalehw. 
—  2.  der  Wohlinst  nachjagen,  Wohllust  treiben  L;  „Z." 
,N.  N.,  wil  er  mit  einer  metzen  gemäudert  und  rnorn- 
dess  mit  den  h.  Sakramenten  umgangen,  soll  er  ein- 
getürnvt  werden.'  1550,  L  Urteilsspruch.  —  3.  rasch 
und  geschickt  Etwas  entwenden  L. 

mauderig:  1.  vom  Wetter,  trübe,  ohne  dass  es 
gerade  regnet  L;  Zg;  Syn.  müder  ig,  maugel,  7nass- 
leidig  (Bd  III  1084).  —  2.  von  Personen,  in  sich  ge- 
kehrt, niedergeschlagen,  ebd. 

Maudi  (in  Aa  tw.;  B  oSi.  Mäudi)  m.  (lt  einer  An- 
gabe in  B  auch  n.):  1.  a)  =  Mauder  1  Aa;  B;  VO; 
„Gl;"  Sch;  S.  Üse"  M.,  we"-me'-ne'  i"  Stil  chiemmt, 
macht  nit  es  settigs  G'sicht  BStdt  (Schwzd.).  ,1m  Hause 
lebte  eine  schöne,  schwarze  Katze,  ein  gewaltiger  M.' 
Gotth.  Ein"  a'schnüze"  (-schnauze')  uic-n-e"  taube' 
M.,  anfahren  wie  ein  zorniger  Kater  1!;  vgl.  MWalden 
1884,  128.  Etwas  misstrauisch  und  missvergnügt  an- 
blicken wie  der  Bless  [Hund]  de'  M.  L.  —  b)  Männ- 
chen von  Tieren  übh.  B  oSi.  —  2.  übertr.  auf  Menschen. 


a)  =  Mauder  2a  BStdt.  —  b)  einfältiger,  auch;  hastiger 
Mensch  BE.  Kleiner,  armer  Mann  B  oSi.  —  c)  mür- 
rischer, unzugänglicher  Mensch  B.  Du  Ghetzers  M..' 
Anrede  an  eine  spröde  Geliebte.   Guckkasten  1848. 

Betr.  die  Form  vgl.  bes.  noch  die  Synn.  Mann,  Baudi. 
Das  Nfiitr.  wohl  nach  dem  syn.  Büsi,  das  z.  B.  bei  Joach. 
1881.    104    mit  Maudi   wechselt. 

Fress-:  Schelte  auf  einen  Vielesser  B. 

Chole"-:  kohlschwarzer  Kater  B;  vgl.  Mauder  2  b. 
Vo"  dem  Pulvere"  [Verpuffen  von  Pulver  |  hei  Mängel 
wie  ne  Gh.  dri"  g'seh.  B  Hist.  Kai.  1890. 

Suppe"-:  spöttisch  von  Einem,  der  viel  Suppe 
isst   B. 

mündig:  steigerndes  Adv.,  euphem.  für  mein-eidig 
(s.  Bd  1  93)  Z.    M.  gross,  z.  B.  von  einem  Stück  Brot. 

Medaii  f.  Ndw,  n.  Z.,  Dim.  „Medajeli,  Madajeli, 
Medejeh" :  Medaille  Ndw;  Medaillon  Z.  „Halsge- 
hänge (in." 

Aus  dem    frz.   midaitU,    bzw.  aus    dem    rätorom.   medaja, 

welche  Form  wir  auch  bei  Kcssl.  treffeu.  Vgl.  auch  Schm.- 
Fr.   I    1570,   .Medeie'  bei  Gr.   WB. 

Medardus  M.eder  II,  bzw.  Müder  (in  ZO.  auch 
M.ederi),  häufig  Dim.  Mtederli  Ap;  Bs;  Sch;  U;  Z: 
Name  des  Kalenderheiligen,  bzw.  seines  Gedenktages 
(8.  Juni;  auch  Mäderlis-Tag  Ap;  Bs;  B;  Z),  der  als 
einer  der  wichtigsten  Loostage,  bes.  für  die  Heuernte 
gilt.  Wie  der  Müder  ist,  so  wird  de''  Heuet,  ist  am 
M  en  Bege'schutz,  so  giH  's  en  Juckheuet  Z;  vgl. 
Bd  II  1821.  Wenn  es  nämlich  an  diesem  Tage  regnet, 
so  soll  es  21,  40  Tage,  4,  7  Wochen  regnen  Bs;  L; 
Sch;  Z;  vgl.  vMoos  1775,  144/5.  Der  Mäderli  bringt 
kei  Büehi  me*  derher,  wo-n-em  licbstocl;  g,förlid'  war 
Sch  (Sulger);  vgl.  Wander,  Sprww. 

Die  Fonn  Müder  hat  sich  in  der  Aussprache  völlig  an 
Müder,  Mähder,  augelehnt,  ein  Vorgaug,  der  erleichtert  winde 
durch  die  Beziehungen,  die  der  Kalenderheilige  nach  dem 
Volksglauben  zur  Heuernte  hat;  doch  ist  der  Vorgang  viell. 
der  umgekehrte,  dass  man  näudich  dem  Heiligen,  verleitet 
durch  den  Gleichklang  der  Worte,  diese  Beziehungen  erst 
andichtete;  vgl.  Bonifazi  :  Bon.  Hieher  gehört  wohl  auch 
der  Geschlechtsnamo  Mader  Aa  (.Roni  Seiler,  geuaunt  Meder.' 
1653,  AaWett.  Klosterarch.);  Sch;  Th,  während  der  Kuli- 
name  Müder  (s.  Alpiua  I  138)  wohl  eher  zu  Müder  1,  Mähder 
(eig.  wohl:  Kuh,  die  im  Grase  tüchtig  aufräumt,  wie  iiu 
Mähder)  gehört. 

mediati  GrPt.,  mediart  Ndw:  1.  ohne  Säumen, 
sofort  GrPt.  —  2.  beinahe  Ndw.  Mediart  wärist 
iffalle".  —  Aus  frz.  immidiat  in  Bed.  1.  Die  Bedd.  ver- 
mitteln sich  durch  deu  Zwischenbegriff  .unmittelbar  darauf.1 

Medizin  f.:  Arznei,  allg.    Syn.  Ddkter-Busti'g.   Es 

ist  m'r  wi  M.,  es  ekelt  mich  an  Aa. 

Mcdizinieretc"  f.:  Coli.,  eine  Menge  von  Arznei- 
flaschen, Flaschen  übh.  GitMai.     Syn.  Gütterleten. 

Medon  S,  Medöri  Uw:  Name  von  Hunden. 
Wahrsch.  aus  frz.  medor,   Liebhaber  (vgl.  den  Namen  Ami 
für   Bunde).       Hedon   ist   viell.   nur   fehlerhaft  für   Medor. 

Meide]  m.  =  Midel-Fisch  (s.  Bd  I  1102).  Bodensie. 

Das  Selbe  sind  wnhl  die  .mädliug'  (.Allweg  '1  m.  =  1  yscr 
Zeilen').    L582,   ZEgl.    Urbar;   s.  Wild    1883,   218. 

„Meide"",  im  Aa  (lt  Rochh.)  Meider  m.:  Zucht- 
hengst   »LG." 

Mhd.  (und  in  unserer  Lit.  des  XIV. /XV.I  meidem,  männ- 
liches Pferd,  Wallach.  Das  W.  wurde  latinisiert;  Medius 
equus;  vgl.  Rochh.    1887,   108. 


*.-. 


Mad,  med,  miil.  mod,  mud 


Miden.    nur    in    der   Interj.:    Potz    M.!    WLö.  - 
Wahrsch.  enphem.  für   Udat;  vgl.  Bil  III    1089. 

linde".  Ptc.  Perf.  (/mitte"  Bs  (Spreng),  (fandet  F: 
wie  nhil.  meiden,  doch  wenig  volkstümlich.  Verlassen 
S.  Die  Magd,  um  unter  d'r  ZU  het  müesse"  d'r  Platz 
in.,    iis   b' sunder  e"  Gründe",   nie   d'  Lid  säge".    Joacb. 

ab-:  vermeiden.  .Dass  die  Ausführung  als  Zeit 
verzehrend  so  weit  möglich  abgemitten  werde.'  SMu- 
tach  170!).  Auch  sonst  in  B  Mandaten  des  XVIII.  — 
Viell.  zsgs.   nach   Analogie  der  synn.  ab-fliehen,  -to«cÄe»i 

ver-:  vermeiden,  unterlassen,  allg.  Es  isch  ver- 
mute' 'blibe"  Bs  (Spreng).  Er  het  's  vermute'  g'lo", 
hat  es  unterlassen  zu  tun  AiLeer.  .[Unterhandeln] 
nachdem  und  si  besser  dunket  getan  denn  vermitten.' 
1415,  Skg.,  RG.  und  ähnlich  formelhaft  häufig,  bes. 
im  XV.  ,AUe  geferde.  untrüwe  und  argelist  harinn 
gänzlich  vermitten.-  1475,  Bs  Chr. 

Das  Ptc.  Perf.  .vermitten',  auch  sonst  in  unserer  ä.  Lit. 
häufig,  ist  die  urspr.  lautgesetzliche  Form;  vgl.  i/liiten, 
<{' *•  !i  nitu  rt. 

unvermidenlich:  unvermeidlich.  ,Wie  es  die 
Notdurft  und  schwere  Zeiten  u.  erforderend.'  Z  Mand. 
1650. 

Mii'del  n..  in  Ap;  Bs;  G;  Th  in.  —  PI.  mit  üml.  Ap, 
sonst  unver.  —  Diin.  Modell:  1.  im  Allg.  wie  nhd.. 
Form,  Muster,  Modell,  concr.  und  abstr.  allg.  Spec. 
a)  die  Form,  in  welche  man  Trester-Chäsli  (s.  Bd  III 
509)  presst  hiTh.  —  b)  Form  zu  Backwerken,  z.  B. 
Gufere'-,  Chüechli-,  Chrone"-,  Rose"-,  Turle'-Model  Bs; 
Tu;  Z;  vgl.  Model-Chüechli  Bd  III  138;  Gofferen  Bd  II 
131.  —  c)  vom  Gussniodell  hergenommen  wird  die  RA. 
sein:  Wi  us-eme"  Mödeli  use",  blank,  wie  gegossen 
Aa;  Z.  —  d)  , Einen  25"  langen  M.,  für  Hauben  zu 
röhrlen.'  ApHer.  Avisbl.  —  e)  hölzerner  Klotz,  auf 
dessen  glatter  Fläche  eine  Zeichnung  eingegraben 
oder  aus  Blech  eingesetzt  ist,  zum  Bedrucken  von 
Zeugen  gebraucht  Gl;  Z;  von  den  Stickern  ange- 
wendet, um  die  Vorzeichnung  für  ihre  Arbeit  zu  er- 
halten Ap  (auch  Stich-M.).  S.  noch  Göller  Bd  II  218. 
-  f )  Vorlage  für  Brodier-,  Häkel-  und  Strickarbeiten ; 
auch  die  Zeichnung  selber,  welche  durch  diese  Ar- 
beiten entsteht  Ap;  VO;  Z.  Beim  Stricken  unter- 
scheidet man  ein  Chrebs-,  Müggli-,  Badent-,  Biindcli-, 
Pfaue"-,  Freischütz-,  Weste"- Mödeli  als  sog.  Typen- 
muster, beim  Häkeln  ein  Rose'-Mödeli  u.  A.;  vgl. 
Kamen.  —  g)  übertr.  bes.  in  RAA.  betr.  Ähnlichkeit 
der  Kinder  mit  ihren  Eltern  Aa;  Ap;  Bs;  VO;  G; 
Th;  Z.  's  (de")  M.  vom  Vater  (von  der  Mueter)  ha", 
dessen  Ebenbild  sein;  syn.  sin  icie  ab-e»t  abe'g' 'schnitte: 
Me"  kennt  in  am  M.  (a"),  an  der  Familienähnlichkeit. 
Si  sind  wie  us  ei"'m  M.  use",  händ  's  glich  M.,  sind 
sich  nach  Aussehen,  Kleidung  ganz  gleich,  vom  glei- 
chen Schlag.  ,[Er]  pfiff  nach  meinem  M.'  UBrägger. 
Von  Kindern  mit  regelmässigem  Körperbau,  von 
schöner  Gestalt  sagt  man :  Das  ist  ei"€s  wie-n-es  Mö- 
deli ZO.  ,Und  was  einerlei  mass  und  einerlei  m.  bei- 
der Cherubim.'  1531/48,  I.  Kön.;  dafür:  .Form.'  1882. 
,Zue  einem  vorbild  und  madel.'  Kessl.  ,Es  sollen  alle 
fischer  die  yser  über  den  m.,  so  jeder  vor  seiner 
obrigkeit  gegeben,  stricken,  auch  die  reuschen  ob- 
angeregten  m.  gemess  und  in  der  selben  weite  gemacht 
werden.'  1598,  JVetter;  vgl.  Iser-Garn  Bd  II  420. 
,Sonst  g'hören  All  in  eben  gleichen  Rodel  berufner 
Zauberei,    die   nach   der  selben  M.  Böses   treiben   ab 


mit  Bösem  widerum.'  RGwerb  1646.  .Ein  Magd  tragt 
ein  Kind  auf  dem  Arm,  das  hast,  du  zuvor  nie  ge- 
sehen ;  gleichwol  weil  es  Dem,  Disem  gleichet,  zweirlist 
du  nit.  es  sei  sein  und  kennst  das  M.'  FWvss  1650. 
.Das  Ziegelmodel.'  1653,  Z  Anz.  ,Nach  dem  vollkomm- 
nesten  M.,  der  ersten  Regul  und  Richtschnur  des 
Worts  Gottes  gebesseret.'  JHHott.  1666.  .Spitzlin  und 
Mödelin  uf  ein  Brittlin  gewunden.'  XVII.,  L.  ,Das 
M.  eines  neuwen  Rathauses.'  1694,  Z  Ratsb.  ,Man 
weisst  wol,  dass  keine  Zwei  zusammenkommen,  die 
überall  in  ein  M.  seien  gegossen.'  JMeyer  1694.  — 
2.  Bildchen  GRh.  Einem  Kinde  en  M.  gl'.  Syn.  Ei 
Bd  I  179. 

Mhd.  model  n.,  m.,  ans  lat.  modulus  wie  Rodel  aus  rotvlus. 
Das  Masc.  auch  Bs  Taxordn.  1G4G:  ,Für  ein  fleissiger  M.' 
und  JLC'ys.  1661:  ,In  ein  schönern  M.  gegossen.'  Der  Unil. 
auch  Seh  Stadtb.   (AI.  VI  277);   JRLandenb.   1608. 

Fisch- Mödelin.  .1  F.  zum  Pacht  [Gebäck, 
Backen].'  1627,  Ta-Bürglen  Inv.  —  Hose"- Model, 
auch  -Modli  G:  scherzh.  Benennung  eines  Knaben, 
der  die  ersten  Hosen  trägt  Ap;  G.  Syn.  Hosunggeier 
Bd  H  1698.  —  Chugle"-:  Form  zum  Kugelgiessen. 
Ein  solches  musste  jeder  Scharfschütz  (sammt  Clielle" 
und  Blei)  mit  sich  führen  Z  f-  —  C  herze"-:  Form, 
um  Kerzen  zu  giessen.  Z  Inv.  1600/1815;  1659,  SchwE. 
Klosterarch.  Dergleichen,  aus  Glas  verfertigt  und 
reihenweise  in  einem  Gestelle  hängend,  finden  sich 
noch  heutzutage  auf  dem  Lande  in  bessern  Privat- 
häusern des  Kts  Z.  —  Liechter-  =  dem  Vor.  ,Ein  L., 
so  wenig  nutz.'  1627,  Inv.  THBürglen.  —  Strich-: 
Werkzeug  der  Tischler  und  Zimmerleute,  bestehend 
aus  einer  Holzleiste  mit  scharfen  Eisenspitzen,  mit 
denen  Linien  ins  Holz  (bes.  Bretter)  eingeritzt  (.ge- 
strichen') werden  B;  Z;  Syn.  Strich-Mess.  —  Tirg- 
geli-:  hölzerne  Form,  in  der  die  Bilder  und  Sprüche 
der  Tirggeli  eingegraben  sind  Z.  Es  G'sicht  ha"  wie- 
n-es  T.,  von  einem  Pockennarbigen  ZZoll..  auch  Spitz- 
name eines  Solchen. 

modle"  I:  1.  wie  nhd.  allg.  Ein  bestimmtes  Dessin 
ins  Tuch  weben  oder  in  einen  Strumpf  stricken  Ndw. 
Weidli'''  modlet  's  a"  de"  Buggett  [Blumenstrauss] 
iimmc",  dass  me"  iri  fröstlige"  Versli  guet  g'seht  S 
(Hausfrd).  ,Der,  der  mich  in  mueterleib  gemodlet  und 
gestaltet.'  1531/48,  Hiob;  dafür  .gebildet.'  1882.  — 
2.  langsam  kauen  (gleichs.  als  wollte  man  die  Speisen 
im  Munde  formen?)  Z;  Syn.  chautschen;  s.  Bd  III  578. 

g'modlet:  1.  verziert,  durch  Brodier-  oder  Häkel- 
arbeit oder  durch  eine  aufgedruckte  Zeichnung;  bos- 
siert  VO;  Gr;  Z.  G'modlets  Zug,  z.B.  Baumwollstoff. 
G'modleti  Tischtüechli,  SchwMuo.  ,Gemodlet  und  ge- 
blümt-seidene Kleidungen.'  Z  Mand.  1744.  S.  noch 
Schwzd.  XIX  26.  —  2.  =  g' formt  (s.  Bd  I  1016),  bes. 
von  Vieh,  doch  auch  Menschen  Aa;  S;  Z.  E g'modleti 
Chue.  Es  guet  g'modlets  Maitschi  AaF.  ,Das  seien 
einmal  schöne  Tiere,  gut  gemodelt  und  füllten  sich 
brav;  allen  Zeichen  nach  müssten  es  von  den  besten 
Milchkühen  sein  weit  und  breit.'  AHartm.  1855.  — 
Unmittelbar  abgeleitet  von  dem  Subst.,  wie  g'ßirmt  von  Form. 

modele"  I,  lt  St.  auch  modele":  1.  Dim.  zu  modle", 
Etwas  zierlich  ausarbeiten  (daher  auch  zsgs.  its-m.); 
allerlei  kleine  Handarbeiten  (drechseln,  schnitzen)  zu 
verrichten,  Allerlei  mit  Kunst  und  Sorgfalt  zurecht 
zu  machen  wissen  B;  VO;  „S";  Syn.  bäschelen.  — 
2.  genau  ausmessen,   einteilen  B.     ,Sie  dachten  nicht 


87 


Mail,  med,  mitl.  niod,  mnd 


daran,  d1  Sach  in  ein  Mass  zu  bringen,  z  mödelen.' 
Gotth.  Ei"'m  Öppis  use*-m.,  Jmdm  eine  Speise  beim 
Vorlegen  genau  zumessen  B. 

ab-mödelen:  1.  mit  Dat.  1'.,  karg  zuteilen,  genau 
abmessen  beim  Austeilen  ß;  Syn.  ab-stäubelen,  -teilen. 
Me"  muess  de'  Chindre"  d's  Esse'  e  chli  a.  —  2.  mit 
Acc.  S.,  Etwas  beim  Verteilen,  Verbraucben  zu  Kat 
halten  B.  ,Wie  sie  auch  die  Kreuzer  abmödelete,  hier 
konnte  sie  verschwenden.'  Gotth.  —  zue-:  mit  Dat. 
P.,  Jmdm  Etwas  sorgsam,  sparsam  zumessen  B.  Me" 
muess  fro  si",  we"*  me"  numme"  g'nues  überchunnt; 
mi"  sott  meine",  si  hätte"  's  ere"  Jedere"  [einer  Jeden] 
apparti  -tteg'mödelet.  Schwzd.  ,Bei  grossen  Anlässen, 
bei  Waschen  konnte  ihm  [dem  Dienstmädchen]  sein 
Meister  das  Brönz  am  wenigsten  nachrechnen  oder  zu- 
mödelcn.'  Gotth.  ,Eine  Flasche  vom  besseren,  aus  wel- 
cher der  Alte  den  Jungen  die  Tropfen  zumödelet.'  ebd. 

Mode ler  m. :  sorgfältiger  (gleichsam  nach  einem 
.Model'  arbeitender),  aber  langsamer  Arbeiter  B;  S. 
1)'  Pfuscher  esse"  's  Brot  und  d'  Mödeler  lide"  Not. 

g'mödelet:  1.  zierlich  geordnet,  eingerichtet  B;  S. 
Alles  g'mödelet  und  'töggelet  ha"  welle" ;  Syn.  'huschelet 
und  g'ördelet.  Schön  g'mödeleti  Gärte".  Hopst.  — 
2.  mit  Figuren  bedruckt,  faconniert,  von  Stoffen  L;  Z. 
S.  Kammerein  Bd  III  255/6.  —  1  Ptc.  Perf.  vou  mödelen, 
'J   Alil.   von  Modelt. 

ver-modele":  vermodern  L  (St.h).  —  Zu  nhd.  ,Moder.' 

modere":  glimmen,  langsam  brennen  L  (Ineichen); 
W  (ImObersteg);  Zg  (St.b).  Das  [feuchte  oder  faule] 
Holz  moderet  nur.  —  Vgl.  das  Folg.  Doch  ist  auch  Zshaug 
mit    .motten'   zu   erwägen. 

modle"  II:  modern,  schimmlig  werden  VO.  D' 
WüschliuHjie"  und  <V  Äbdröchner  modli'd,  we"  me"  s' 
nass  u /'  d'  Site"  dued  Sohw.  Es  modlet  Alls  im  Cheller 
SchwMuo.  G^modlet,  moderig,  faulend  SchwMuo.  Nach 
Moder  oder  angebrannten  Sachen  riechen  UwE. 

modlig:  moderig,  faulig,  schimmlig  VO.  Es  m-s 
Zimmer. 

Mode"  f.:  im  Allg.  wie  nhd.;  Art,  Brauch  Bs;  Th;  Z. 
Oppis  (nid)  i"  der  M.  ha",  (nicht)  zu  tun  pflegen  Bs; 
Th;  Z.  Es  ist  si"  M.,  dri"  z'  schlä",  wenn  er 'Prunke' 
hat  Z.  Häufig  Dim.  und  PL,  mit  verächtlicher  Nbbed., 
[Imstande,  Sonderbarkeiten,  Eigenheiten  Z.  Das  sind 
nw  Mödeli!  Mödeli  mache",  auch:  mit  seinem  Gut 
verschwenderisch  umgehen  ZEls.;  von  Pferden:  un- 
ruhig sein  Z.  (Neui)  Mödeli  a'fangc",  sich  auffällig 
machen  Z. 

Moderei  f.:  modisches  Zeug.  ,Die  Jugend  tanzt 
leidenschaftlich,  auch  die  kinderlehrpflichtige,  und  die 
Tänzer  kriegen  Preise,  Uhren,  Fleisch,  Würste,  M-en.' 
Anf.  XIX.,  Bericht  des  Pfarrers  von  ZRüschlikon. 

ala-modisch:  modisch,  der  Mode  gemäss  Bs; 
SmSt.  (Sulger).  Häufig  in  der  Lit.  des  XVI. /Will. 
Dazu  die  Subst.  ,Alamoderei,  Allermoderei',  Nach- 
äffung fremder  Moden;  Modesachen.  JMüllek  1673. 
,Alamodist',  Modenarr.  AKlingl.  1(388,  41. 

Modistin  f.:  Putzmacherin  Ap;  VOj  Th;  Z. 

Junge  Entlehnung  ans  dein  Frz.  beweist  die  wenigstens 
fcw.  vorkommende  Ansspr.  mit  reinem   - 

ab-mödele".  Ein""  von  Öppis  a.,  ihm  Etwas 
abgewöhnen  BG. 

Der  Voc.  wird  zwar  als  kurz  bezeichnet,  was  uns  aber 
n.'u'li  den  I.Miitvirliältiiissen  im  Kt.  li  Dicht  abhalten  kann, 
das  W,  eher  zu  Mödeli  als  zu  Mtidel  zu  stellen. 


(g')mödig:    modisch,   bes.  von   der  Kleidung    /.. 
G'm.  ilio".  si*.    Gebräuchlich:  Da'  ist  nid  in.  lii  üs  Tu. 
alt-m.:  altmodisch  Th;  Z. 

Nu" -M odler  m.:  Neuerer,  auch  auf  politischem 
Gebiet.  1779,  Bs  (Syn.  mit  .Franzmänner').  Und  ich 
intim"  iee,  d'  Nümödler  sige'd  die  gross/  Schuld  a"  der 
Unor^nig  im  Schwizerland.  öl  Volksgespr.  1834. 

Bot-Moder:  Gauchheil,  anagallis.  Bs  Apotheker- 
tax  1701. 

Moderieh  ß;  „LE.-.  Müderech  ZEls.,  „Mutterech 
ß"  —  m. :  Haufe  über  und  durch  einander  liegender 
Sachen,  Durcheinander  B;  „LE.;"  ZW1.  Diehänden 
schöne"  M.  vo"  me"  Husratl  Weiche  Masse  BB.; 
„Haufe,  bes.  von  Speisen  L.  Man  hat  mir  einen  M. 
aufgestellt."     Ganz  Modreche"  G'chöch  fresse". 

Es  scheint  eine  Mischung  verschiedener  Stämme  vorzu- 
liegen; Moderich  mag  einen  Hauten  gleichsam  iu  einander 
modernder  Sachen  bezeichnen,  Müderedi  und  Mutterech  da- 
gegen lehnen  sich  au  Mut  ich,  Mmtich  [verborgener  Vorrat]  ab. 

Modi,  Mudi  n.:  wegwerfende  Bezeichnung  der 
Mädchen  im  Jargon  der  Knaben  BStdt. 

Model  in. :  Schelte  auf  einen  sehr  leichtsinnigen 
Menschen    Schw.   —    Viell.    zu    modle*  II    wie    Ludet    zu 

lodele". 

-modele":  brausen,  vom  Laute  des  siedenden  Was- 
sers F."  —  Vwdt  mit  .motten';  vgl.  milderen,  Nbf.  von 
mutten  c 

müder:  kränkelnd  AALcer. 

G'm ü der  n.:  Zustand  der  Verdriesslichkeit  AaF. 

müdere",  in  GA.  müdere":  1.  wesentlich  =  Mü- 
deren 1  (s.  Bd  III  624).  a)  sich  in  sich  zsschmiegen, 
vor  Frost  oder  Angst,  besonders  von  Vögeln;  frösteln 
AaFH.;  B;  Sch;  Schw;  U;  Z.  ,Die  Hühner  stehen 
mudernd  und  frierend  auf  der  Holzbige  [Holzstoss].' 
Wanderer.  , Müderen,  schauderen,  horrere.  tremere." 
Red.  1662.  —  b)  auch  umme"-m.,  matt,  unbehaglich, 
verstimmt,  ohne  Arbeits-  und  Esslust  herumsitzen  oder 
-liegen,  wie  es  bei  leichtern)  Unwohlsein  oder  bei  Hy- 
pochondrie der  Fall  ist;  kränkeln  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
VO;  Gr;  G;  Sch  ;  S;  Z;  Syn.  auch  gruchsen  Bd  II  702, 
grüggen  Bd  II  729,  grüpen  Bd  II  790,  »lautieren, 
müggren,  brueten.  Er  tuod  so  Ettes  ummer-m.  GrL. 
Aus  Verdruss,  Zorn  mit  Jmdm  längere  Zeit  nicht 
reden,  ihm  grollen  BHa. ;  F;  Gr;  L;  Zg;  Syn.  chol- 
deren  Bd  III  237.  .Turgere  alicui,  sich  gegen  einem 
bläyen  oder  müderen,  mit  einem  m.  oder  on  reden 
gon,  feindschaft  und  neid  gegen  einem  tragen,  wider 
einen  erzürnt  sein.'  Fris.  ;  Mal.  Langsam  sein,  zau- 
dern Aa  (Rochh.).  Auch,  z.  T.  refL,  von  Tieren,  bes. 
Vögeln,  und  übergehend  in  den  Begriff  .sich  mausern' 
Bs;  B;  G;  See ;  S;  Z.  Das  Hüenli  wird  WÖl  welle" 
drufga;  es  minderet  gang  B.  .Siechen,  mucken,  wie 
die  Vögel,  wenn  sie  sich  mausern  oder  den  Pips  haben' 
Bs  (Spreng).  Lt  Spreng  nach  einem  Bs  Mand.  von 
1715  auch  eine  Krankheit  des  Rindviehs,  bei  der  sogar 
die  Hausbewohner  sich  innehalten  sollen;  Syn.  mau- 
geren.  Von  Pflanzen,  welche  die  Blätter  senken  und 
welken  B.  —  c)  leicht  schlafen,  im  Halbschlaf  sein. 
bes.  am  Morgen  nach  dem  Erwachen  noch  eine  Zeit 
lang  behaglich  im  Lette  bleiben  Gl;  G;  Z;  Syn.  bä- 
e.hele» :  vgl.  ,duse(l)n'  bei  Gr.  WB.  —  d)  meist  unpers., 


SU 


Mad,  med,  mid,  mod,  liiuil 


00 


unentschieden  sein,  vom  Wetter  bei  trübem  Himmel 
Aa;  Ap;  B;  VOj  Gr;  G;  Sch;  Z;  vgl.  »»««Wen,  Muder- 

W'tlhr.  Ks  G'sieht  mache",  trie  nenn  's  neblet  und 
wilderet.  Stutz.  Leicht  regnen  Aa.  Es  hed  hütie  g'mü- 
deret.  tiher  iezt  will  '$  mein  i<*  cho-ge'  schone"  [zu  regnen 
aufhören]  AaF.  Von  eintretendem  Tauwetter  BSigr. 
—  e)  nicht  recht  brennen,  vom  Feuer,  glimmen  Z; 
Syn.  motten;  vgl.  moderen.  —  2.  Schallwort,  a)  brum- 
mend sein  Missvergnügen  äussern,  sich  beschweren, 
murren;  widersprechen  B;  VC);  Gr;  Syn.  cfiüderen  6 
Bd  III  152/3.  Der  Bür  mudered  eisder  ülier  sini  Chneeht 
Ndw,  S.  noch  flismen  Bd  I  1212.  —  b)  leise  und  un- 
deutlich sprechen  Aa;  Syn.  mutieren.  —  c)  schnarchen 
Ap.  —  d)  schnurren,  von  der  Katze  Ap;  „GRh.";  vgl. 
Müderli.  —  e)  dumpf  rollen,  von  fernem  Donner  VO. 
Es  muderet  geg-dem  Pilatis  üsc"  scho"  lang;  es  gibd 
es  Wetter  New.  -  Vgl.  Anm.  zu  Mavtden  uud  betr.  die 
Bedeutuugsentwicklung  Anm.   zu   chüdercn. 

i"-:  refl.,  sich  zum  Schutz  gegen  Kälte  recht  dicht 
einhüllen  Sch.  Syn.  in-mummelen.  —  us-:  aufhören  zu 
m äderen,  von  Menschen,  die  ihre  körperliche  und  gei- 
stige Frische,  gutes  Aussehen  und  gute  Laune  wieder 
gewinnen;  von  Singvögeln,  die  den  Gesang  wieder  auf- 
nehmen; vom  Wetter,  das  allmählich  sich  aufhellt 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  VO;  Gr;  G;  Sch;  S;  Z.  Ausschlafen 
i.  S.  v.  müderen  1  c  Z.  —  ver-:  vor  Frösteln  fast 
vergehen,  .ganz  frostig  werden'  SchwE. 

Müdere"  f.:  Seheltw.,  in  der  Abfertigung:  Stille", 
31.,  d'  Geiss  ist  chronic.  Sprww.  1869.  —  Wahrsch.  das 
Kein,   zum   Folg.   i.   S.   v. :  klagende,   mürrische   Person. 

Müderi  m.:  kränkelnder,  niedergeschlagener,  mür- 
rischer Mensch  Aa;  Ap;  Bs;  B;  VO;  Gr;  G;  Sch;  S;  Z. 
Me*  hdtt  de"  Moritz  mängist  scho"  me  für  nc"  alte" 
M.  und   Wvndertt  chönnen  a'luege"  L. 

müderig,  in  L  tw.;  G;  Z  g' müder  ig:  wesentlich 
=  mauderig.  1.  unwohl,  kränkelnd  Aa;  Bs;  B ;  G.  Es 
ist  mer  m.,  neben:  Ich  bi"  m.  B.  Von  Vögeln  in  der 
Mauser  oder  wenn  sie  das  Gefieder  sträuben  Bs;  B;  Z, 
von  welkenden  Pflanzen  B.  .Etlich  Springer  erzeugen 
auch  wol  [Maulesel],  die  man  hoch  schetzt  und  die 
doch  ganz  muderecht  [frostig],  selten  brünstig  werden.' 
Tierb.  1563.  Matt,  schläfrig,  niedergeschlagen,  in  sich 
gekehrt  Aa;  Ap;  Bs;  B;  VO;  Gr;  G;  Sch;  Th;  Z.  Wo 
feit  's,  dass  d'  eso  g'm.  bist?  Z.  Dem  isch's  nöd  recht, 
er  ist  iiebe*  so  g'm.  G.  's  isch  Alles  m.  und  iV  Kerli 
und  d'  Manische"  wie  verstört.  Breitenst.  .Dies  [die 
Hinrichtung  Brehms]  sah  aus  so  schauderig,  Alles  war 
ganz  mauderig.'  Krapf.  —  2.  =  mauderig  1,  dünn  be- 
wölkt, so  dass  die  Sonne  noch  durchscheint,  neblig 
um  die  Berge  Aa;  Ap;  Bs;  B;  VO;  Gl;  Gr;  G;  Sch; 
S;  Th;  Z.  Me"  hat  kei  Freud  zum  Schaffe",  nenn  's  so 
vi.  Wetter  dusse"  isch  AaFiL  —  3.  schimmlig.  .Wenn 
der  Wein  einen  sauren  Stich  oder  sonst  einen  m-en 
Geschmack  bekommen  hat.'  Schweizerb.  1817. 

Über  die  weitere  Verbreitung  unseres  W.  in  al.  Gegenden 
vgl.  AI.  III  281.  In  GrL.  ist  der  Voc.  (in  Bed.  2)  kurz. 
Die  Bedd.  1  und  2  vereinigt  auch  tüeh.  3  gehört  viell.  nicht 
liieher;   vgl.   nhd.   moderig  und   unser   modlig. 

Müderli  n.  =  Hudi  II  1  (s.  Bd  II  1001)  Z.  Vgl. 
auch  Nüderli. 

Herrgotten-=  Unser-lielien-Erauen-Güegli  (s.  Bd 
II  162)  G.  —  Wahrsch.  davon  benannt,  dass  sich  das  Tier- 
chen oft  lange  ruhig  an  der  seihen  Stelle  aufhält,  wo  es  zu 
schlummern   scheint. 


müderle"  (in  Ndw  müderle"):  Dim.  von  milderen. 
1.  a)  traurig,  träge  oder  Bchläfrig  herumschleichen 
Scn.  —  b)  oft  zsgs.  mit  us-,  leicht  schlummern;  im 
halbwachen  Zustande  langsam  ausschlafen,  mit  dem 
Nbbegr.  des  Wohligen.  Wohltuenden,  bes.  von  Kindern 
Ap;  Gl;  G;  Scn;  Tu;  Z.  /"''  tu  noci  ■'an  Esse' gern  c 
ehli  m.  G;  Z.  —  c)  meist  unpers.,  sich  trüben,  vom 
Himmel  G;  Z.  —  2.  leise  seine  Unzufriedenheit  zu 
äussern  anlangen  Ndw. 

Müderli  n.:  1.  ein  leichtes,  kurzes  Schläfchen  '/.. 
—  2.  Kätzchen,  bes.  als  Kosewort  in  der  Kdspr.  Ap. 

Milder  m. :  Ziegenname  GT.  ,Wie  schaute  der  M. 
ihn's  noch  so  gescheid  an  mit  seinen  grossen  Augen 
und  schüttelte  zum  Abschied  lustig  die  Glocke.'  Hadsfrd 
1881.  ,Der  M.  mit  seiner  hellen  Glocke  geht  dem  Zug 
[von  Ziegen  und  Schafen]  voran.'  III.  Kal.  1851.  — 
Vgl.   Mutti   (Mudel),   Mutti-Geiss. 

Gemfider  n.:  Durcheinander  von  allerlei  Abfällen, 
bes.  von  Brennmaterialien,  z.  B.  in  Schreinerwerk- 
stätten, im  Holzschuppen,  auf  dem  Dachboden  usw. 
Ap;  L;  G;  ZO.  .Niemand  soll  deheinen  bü  [Dünger], 
kummer,  erd,  stein  noch  ander  gerauder  in  der  statt 
burggraben  füeren.'  1417,  Z  Batserk.  .Uf  der  tili  im 
gemueder  [so!]  liggen.'  1485,  Gpd. 

Das  W.  gehört  wahrsch.  mit  modlig  zu  einer  Gruppe  zu- 
sammen.    Vgl.  bes.  die  Synn.  Gehüder,    Genüder,   Geschmüder. 

Ch  rüsch-Miider  m. :    kleiner  Sack   für  Kleie   B. 
Viell.  mit  Müder  zur  gleichen  Wortfamilie  gehörig,  deren 
Grnndbed.  wäre:  kurz,  gedrungen,  gestutzt. 

Müderich  m.:  Dickbauch.  Id.  B.  -  Vgl.  die  Anm. 
zum    Vor.    uud    Mutti. 

Müderli  n.:  eine  Entenart,  kleiner  Steissfuss,  pod. 
minor  B;  vgl.  Meisner  und  Schinz  1815,  254. 

Wahrsch.  ebf.  zu  den  nächst  vorangehenden  WW.  ge- 
hörig, den  kurzen,  gedruugeuen  Körperbau  bezeichnend;  vgl. 
aber  auch  das  Syn.    Tüchel. 

Muerler  Ap  (PI.  Müeder,  neben  Müederer,  Dim. 
MüederliJ;  PAL,  sonst  Müeder  I  n.:  Mieder.  Schnür- 
brust Aa;  Gr;  PAL;  G;  Scn.  und  zwar  glattes  (im 
Heg*,  zum  Brisi)  AaBL.  ;  langes,  altmodisches,  das 
wie  eine  Weste  getragen  wird  Ap.  Das  nü,c  M.  mit 
d'r  Sidn'schnuer  und  dem  stifn",  hübsch  garniertn" 
Papir  <inPr.  (Schwzd.).  Wortspielend:  's  Müederli 
u-hii",  mit  weitläufigen  Reden  langweilen  Ap.  ,Capi- 
tum,  Brusttuch.  Müder.'  Denzl.  1716.  S.  noch  Götter 
Bd  II  218;  Z  Taschenb.   1883,  87. 

Mhd.  muoder,  Leib,  Leibchen,  Mieder  (auch  von  der 
Männertracht).      Vgl.   auch    I.ibli  Bd   III   979. 

Für-:  der  vordere  Teil  eines  Mieders  nach  altem 
Schnitt  Ap.  —  Bris-Nestel-:  Mieder,  das  mit  Schnü- 
ren zsgezogen  wird  Ap.  —  Satze"-:  Mieder,  an  dessen 
Klappen  und  hinten  über  dem  Rückgrat  t.  Silberplätt- 
ehen, t.  Verzierungen"aus  Silberdraht  ( Hosen,  Schössen- 
Chetteli;  vgl.  Bd  III  567)  prangten  ApH.,  K..  M.  - 
Schnabel-:  Mieder,  das  unten  spitz  ausläuft  Ap.  — 
Ponter-Spange"-:  Mieder,  das  mit  einem  Sammt- 
band  geschlossen  wird  Ap.  —  Hochzits-.  ,Ich  lass 
die  Schneiderin  kommen,  damit  sie  mein  rotes  H.  und 
den  Spenz  [Jacke]  dem  Mädchen  auf  den  Leib  passt.' 
Joachim  1892. 

niiied:  1.  wie  nhd.  müde.  allg.  Mach  dich  nit  :'  m. 
—  's  isch  ja  morn  och  noch  e  Tag'.  Zuruf  an  Arbeitende. 
M  Walpen.    ,MHHn  sind  m.  zu  sitzen  [an  der  Dispu- 


91 


Mail,  meil,  mid, 


id,  tu  ml 


92 


tation].'  Zwingli.  Gesteigert  hund-erde"-  Th.  tod-crde"- 
Z,  hunds-(lod-)  Aa  ;  Gr;  G;  Z,  z'  Bodo"  m.  B.  Obertr. 
a)  euphem.,  betrunken  Bs  (Spreng).  --  b)  „stumpf, 
von  Schneidwerkzeugen  LG."  —  c)  Milch  m.  mache", 
durch  Rühren  im  Butterfass  zum  Buttern  bringen; 
sog.  .ganze  Milch'  in  einer  Flasche  schütteln,  damit 
sie  als  Getränk  für  Kranke  diene  W.  Von  Butter, 
die  z.B.  beim  Kuchenbacken  zu  lange  gekocht  hat 
Aa;  S.  M'r  müesse*  noc*  einisch  Anke*  übertue*  [über 
das  Feuer  setzen],  der  iseh  »i.,  d'  Chüechli  uci"  nümme" 
recht  ufgo*.  Joach.  1881.  —  2.  .ermüdend'  geschwatzig; 
lästig,  von  Personen  und  Sachen  Ar;  VO;  Gl;  G;  Tu; 
Z.  Bis  mer  nüd  m.!  Abweisung  G.  Der  Appenzeller 
erwidert  auf  eine  Neckerei:  Bis  nöd  so  m.!  .Imd.  der 
noch  eine  Frage  anbringen  möchte,  entschuldigt  sich: 
Er  [ihr]  werde'd  aber  denke*,  ic"  sig  e*  m-e  Ma**. 
Alpenbott  1308.  Einen  Zudringlichen  schilt  man:  Du 
m-er  Gast  (s.  Bd  II  484),  Joggeli  Ar,  Christ  (s.  Bd 
III  807),  du  m-i  Grit  G,  Henne"  (s.  Bd  II  1312),  Sei! 
Wenn  d'  [du]  Se>b  probierst,  du  m-s  G' schöpf,  so 
chunnst  denn  sicher  um  di"  Zopf!  EFeuker.  ,Aber  so 
man  den  müeden  tant  lang  b'sicht,  so  sind  es  nüt  an- 
ders dann  arbeit  der  müessigen  wortkempfen.'  Zwingli. 
,Dass  die  Burgerstädte  sich  des  landflüchtigen  Abtes 
nicht  annehmen  und  am  die  Freundschaft  Zürichs 
mehr  geben  würden  als  um  die  m-en  Umtriebe  jenes 
Mannes.'  1530,  Abscii.  ,0,  nun  sehwyg.  du  m-er  mann  !' 
JBinder  1535.  ,Sie  freuen  sich,  dass  sie  der  m-en 
bürde  abkommen  sind.'  LLav.  1587.  Auch  bei  Mal. 
(s.  Gr.  WB.  VI  2617);  HsRMan.  1518  (s.  Baecht.  355). 
Adv.,  in  der  Verbindung  miat  z'  vil,  pur  troppo  PAL 
(Giordani).  —  3.  arm(selig),  unglücklich,  bedauerns- 
wert PA1.  Mint)'  Gast,  Tising!  povero  diavolo,  miati 
Zonn,  poveretta!  Giordani.  ,Ich  meint,  er  [1.  es]  war 
niemand  müeder  dann  allein  wir  armen  lantsknecht.' 
HsRMan.  1548.  —  Mhd.  müede  in  den  Beäd.  1  und  3. 
werch-:  müde  vom   Arbeiten   B. 

G'müed  n.:  ermüdendes  Bitten,  Drängen  Vü;  G; 
Z.  Es  G'm.  ha".  Blös-mer  Äschq*!  hast  all  a  G'm.! 
GRh.     Syn.  Müedi-  Wesen,  -Zug. 

müede":  1.  „ausruhen  G."  —  2.  intr.,  durch  Ge- 
schwätz, bes.  aber  durch  anhaltendes  Zureden,  unab- 
lässige, zudringliche  Bitten  beschwerlich  fallen  Aa; 
Ar;  VO;  Gr;  G;  Sch ;  Tu;  Z;  Syn.  gresten  (s.  Bd  II 
819/20),  nöten.  Er  hed  alliwil  s'  m.,  bringt  immer 
das  Gleiche  vor  Ar.  Hast  du  allewil  e*  Müede'1!  zu 
einem  lästigen  Bittsteller  Tu.  Was  dir  min  Bart 
doch  z'  schaffe"  giH!  Er  schmiert  dich  nüt  und  doch 
tuest  all  droh  m.  EFedrer.  Bald  müedest,  bald  giH 's 
süs  [sonst]  en  Chili,  ebd.  Alli  Drei  heind  nid  g'hort 
in.  und  heind  dem  alle"  Ma**  leei*  Ruch  g'lan  Gr 
(Schwzd.).  .Einmal  Hess  Nikiaus  nicht  nach  mit  M., 
bis  Babeli  und  die  Schwester  ihm  ins  Schiff  folgten.' 
III.  Kal.  1851  (GT.).    Müed-mer  nüd!  Abweisung  G. 

Mer  imiil  höre"  w.,  wollen  nicht  hr  unnötige  Worte 

darüber  verlieren  G,  auch  scherzh.  mit  dem  syn.  Zu- 
satz: und  a'fanijc"  räzije"  Ar;  GBern.  An  Ei"' in  um 
Öppis  (Näbes)  umme*  m.,  ihm  unaufhörlich  mit  Bitten 
anliegen  Ar;  Vü;  G;  Seil;  '/..  Schelten  ArHer. ;  vgl. 
us-m.  —  3.  sich  abmühen.  .Das  Weibervolk  ist  Tag 
für  Tag  hinter  der  Brattig  und  rechnet  und  miedet. 
wenn  das  beste  Zeichen  sei  für  den  Hanf  zu  säen.' 
Ursen-Kal.  1868.  —  I.  tr.,  Jmd  bemühen,  mit  Bitten 
belästigen  L. 


a»-:  Jmd  belästigen  G.  —  er-:  mit  Acc.  S.,  Etw. 
durch  unablässiges  Bitten  und  Drängen  erzwingen, 
sich  zu  verschaffen  wissen  VO;  Z.  —  üs-:  mit  Acc.  P., 
Jmd  ausschelten  UwE.  —  ver-:  ermüden.  1566/1644, 
II.  Helv.  Conp.  PiefL,  sich  müde  machen.  .Darinn 
stiessent  sy  den  Herrn,  bis  es  tag  ward,  und  hattent 
sich  die  Juden  an  im  vermüedet.'  HsSchükpf  1497. 
he-:  1.  ermüden,  belästigen.  .Das  land  mit  raub  und 
brand  sehr  bemüedet  ward.'  Wurstisen  1580/1705.  .Die 
platten  werden  mit  geistlichem  krieg  die  kirch  Christi 
h.-  LLav.  1587.  ,Die  Helvetier,  durch  den  schweren 
Tross  heftig  bemüedet.'  JEüeger  1006. 

Müede"  f.:  träge,  unordentliche,  gleichgültige 
Weibsperson  W.  En  unlustigi  M.  Auch:  bedauerns- 
werte Weibsperson,  ebd.     En  urmi  M. 

Müeder,  Müedi  m.,  Dim.  Müedeli  GA. :  lang- 
weiliger Schwätzer,  unablässig  Bittender  Aa;  Ap;  Vi); 
Gr;  G;  Scn;  Th;  Z.  Syn.  Gresti  (s.  Bd  II  820). 
Schimpfer  ApHer. 

Müeder i  G,  sonst  Müedete"  f.:  langweilige  Er- 
zählung, unablässiges  Bitten  Ap;  G;  Th;  Z.  E*  Müe- 
dete* ha"  an  Ei"'m.  Hält  nüd  so  e"  stroligi  Müedete"! 
Ap.  Ich  cha""  der  'sch  wol  säge",  wenn  t'  Giduld  liest; 
es  gibd  halt  e"  langwiligi  M.  Bürger-  und  Bauern IV. 
1825  (ApK.). 

Müedi  f.:  Müdigkeit,  allg.  .So  schnell  Hitze  und 
.\I  üde  es  mir  erlaubten.'  Gotth.  ,Do  unser  Herr  nider- 
fiel  us  niüedin  mit  dem  krüz.'  HsStockar  1519.  Auch 
sonst  oft  im  XVI.  und  XVII. 

müedigen:  müde  machen.  Vgl.  müeken.  ,Bis  si 
bod  gemiediget  [waren].'  Ansh. 

Müedi (n)g  Gr  ObS.,  sonst  Müedlifnjg  in.:  alter, 
durch  Kummer  und  Arbeit  entkräfteter  Mensch  Th  ;  Z ; 
unbehülflicher  Mensch  (der  sich  mehr  als  Andere 
mühen  muss),  armer  Teufel  Gr  OhS. ;  Z.  .So  alle 
Tag  frühe  und  spät  als  arme  Müdlinge  bei  Wind  und 
Wetter  nach  der  Stadt  hin-  und  herzugehen.'  AHöpfn. 
1788  (vom  Bauernstand).  ,So  ich  das  Murmeltier  mit 
den  müssigen  Appenzellem  vergleiche  und  die  Ameise 
mit  den  Müedlingen  in  unserm  Zürichgebiet.'  LMey. 
v.  Knon.  .Ein  alter  müedling.'  Jos. Maler  1593.  Ein 
durch  harte  Bussübungen  Gequälter  wird  .ein  arm 
Müding'  genannt.  Fastn.-Pred.  1001.  ,Ich  hab  gekeimt 
ein  guten,  armen  Müedlig,  dem  ward  sein  Seckcl  ge- 
stollen.' RGwerb  1010  und  ähnlich  Zauberei  1704. 
,Es  war  Nacht,  sie  [die  Hirten  vor  Bethlehem]  waren 
arme  Müdling,  die  nieneran  gedacht  als  an  ihre  Herd.' 
FWvss  1650.  ,Ein  arbeitsamer  Müdling,  ein  dürftiger 
Handarbeiter,  der  sein  Stück  Brod  im  Schweiss  seines 
Angesichts  essen  muss.'  JUlr.  1733.  Bes.  häutig  bei 
HPest.;  vgl.  Gr.  WB.  VI  2022.  —  Mhd.  „,„,./;», ,  un- 
glücklicher, elender   Mensch. 

m  üedl  ige":   vorwitzig  nachforschen   Scnw;  Zg. 

üs-:  tr.,  Jmd  ausforschen,  ebd. 


93 


Maf,  mef,  mit.  mof,  uiul' 


94 


Maf,  mef,  mil',  mof,  liuil',  bzw.  maff  usw. 

„lnall'le":  (ohne  Zusammenhang  und  Überlegung) 
durch  einander   plaudern    LE.     Syn.  chaflen,  baffen." 

Maffli  in.:  Einer,  der  viel  spricht,  ungeschlacht 
and  unverständig  drein  redet;  „Plauderer*  BHa.;  „LE." 
Dazu  das  Fem.  „Mafflere*."  —  Vgl.  schw&b.  MäffeU  n  , 
maulfertiges  Mädeheu. 

mäffele":  still  grollend  Widerreden,  hinterher 
brummen,  keifen  BM.,  0.  Syn.  brüwen,  brummlen, 
wäffelen.  Mir  wein  guggen  fir  en  ändert  Jungfrow; 
disi  hed  d's  ganz  Zit  Eppes  -'  in.,  we**-me*-ere  Eppes 
seid  BHa. 

ver-gal  li-mäffe":  Etwas  durch  Unachtsamkeit 
übersehen  B  oE. 

Das  Vb  mafflcn  stellt  im  Ablautsverhältniss  zu  dem  syn. 
mufflen;  vgl.  .Mutfmaff'  und  .maifen'  bei  Gr.  WB.  Zu  ver- 
gdUi-mäffen  vgl.  Galli  II  Bd  II  203,  zu  -mäffen  das  mit 
mvff(l)en  stammverwandte   Möff.    Vgl.  auch  bair.   mäffzen. 

Kutz-Mev:  Scheltw.  auf  die  Kürschner.  ,Nieman 
soll  deheinen  kürsner  noch  syn  knecht  anruefen  noch 
besweren  mit  disen  Worten:  kutz  mev  noch  mit  de- 
heinen andern  sinnlichen  Worten.'  um  1400,  TiiDiess. 
Stadtrecht. 

Es  ist  sehr  fraglich,  ob  es  gerechtfertigt  sei,  ein  Onnpos. 
anzusetzen,  da  es  eine  .Kauzmöve'  nicht  gibt,  und  der  auf 
Spitzbergen  vorkommende  Name  .Kutge  Geht''  nicht  zu  uns 
gelaugt  sein  kann.  Auch  deutet  die  Schreibung  des  Textes 
eher  auf  zwei  getrennte  WW.,  und  das  erstere  wäre  entw. 
in  dem  Subst.  Chuz  (Bd  III  603)  oder  in  der  Interj.  chutt 
(Bd   III   605)  zu   suchen. 

Moff  Bs;  S,  Möff  1  Bs;  BG.,  Stdt  und  Umg.  —  m. 
(in  B  n.):  Scheltwort,  Latte,  Dummkopf;  Lümmel  B; 
gefühlloser,  beschränkter  Mensch  oBs.  Syn.  Gösch  3 
(Bd  II  ISO).  .Aus  dem  M.  von  Animann  ist  Nichts 
herauszubringen.'  Alpenh.  1870  (BE.).  Du  donstigs 
31.!  üotth.  ,Ein  M.  und  Grobian.'  ebd.  ,Wer  die 
eine  rechte  Ansicht  nicht  habe,  sei  e"  Böff,  e*  31.  oder 
c*  Tüfcl.'  ebd.  ,Was  sagst  du  zur  Bildung  des  Volkes, 
das  einen  solchen  M.  wählte?'  ebd.  Das  Neutr.  von 
vorlauten,  unverständigen  Frauenspersonen.  U*d  da" 
wott  's  noch  derzue  bifele,  das  M.l  Amcne"  settige*  31. 
sött-me*  grad  ei'fach  d's  Mal  verbinge*. 

Stadt-  s.  Grieggi  Bd  II  728. 

muffle»  AaoF.;  BsL.;  BU.;  L;  Schw;  S;  Uw ;  „Zg", 
Dim.  möffele"  BsL.;  ß;  L;  S;  Uw:  1.  langsam,  mit  Mühe 
uder  auch  mit  Behagen  kauen,  bes.  vorn  im  Munde 
mit  sichtbarer  Bewegung  der  Kinnlade,  wie  alte,  zahn- 
lose Leute;  das  Dim.  von  Kindern,  Hasen  und  Kanin- 
chen Bs;  B;  S;  Uw.  Syn.  mänggelen.  Auch:  mit  vollen 
Backen,  unanständig  essen  AaoF.;  L;  S;  „Zg."  De 
[du]  mofflist  doch  eswe-n-es  alts  Müeterli  SchwMuo. 
Brod  moffle",  nach  Herzenslust  Brot  essen  BM. ;  S. 
Der  Hens  [Pferdename]  muffelet  j<>  so  langsam  wie-n-es 
Ghüngeli  S  (Joach.).  Ä  Vhüet-is,  e"  Sekenkeli  [kleines 
Backwerk]  möffele"  cha""  me"  alliwil  und  c"  Gläsli.  dos 
bringt-men  öppen-aucU  ctbe".  Breitenst.  Auch  bildl..  da- 
hinraffen :  Es  hed-e"  [ihn]  möge*  g'möffele"  LMegg.,  es 
hed-e"  g'möffelet,  der  Tod  hat  ihn  bezwungen.  Ineichen. 
—  2.  „undeutlich  sprechen  L;  Zo."  Syn.  mänggelen. 
Spec.  a)  leise,  aber  mit  sichtbarer  Mundbewegung 
beten  L;  Schw.  Z'  Kriens  han-ieh  [eine  Wallfahrerin] 
g'mofflet  sevfl  dfich:  Ericirdiger  Herr  Sant  Galt  usw. 


(Ineichen).  Die  Roten  machen  es  wie  die  Pharisäer: 
B'schissen-is,  moffle",    aber  gend  Nüd  z'  Älmuese*  L. 

—  b)  dri*  m.,  mit  halb  unterdrückter  Stimme,  unbe- 
rufen, unschicklich  drein  reden  B;  S.  ,Wo  sie  möchte, 
dass  er  rede,  da  schweige  er,  und  wo  er  schweigen 
sollte,  da  möffele  er  drein.'  Gotth.  —  3.  a)  (möffele*) 
nach  Hasenart  Maul  und  Nase  rümpfen,  zum  Spotten, 
Höhnen  BBrisl.  —  b)  schmollen  L.  „das  Maul  hängen 
lassen,  sauer  drein  sehen  Uw." 

Moffle"  f.:  Maul  AiBremg. 

Moffli  in.:     Einer,    der  mofflet  BsL.;  SchwMuo.; 

S;  UwE. 

Möff  II  SG.,  Möffi  JBsL.;  BBrisl.;  S  —  n. :  Maul. 
Halt  's  31. !  BBrisl.  Mach,  ich  gib-der  Ei,"s  uf  's  M. ! 
SG.  Spec.  a)  Hängemaul,  krummes  Maul  BsL.  - 
b)  Möffi  BsL,;  SL..  31öffeli  BsL.;  B,  kleiner,  spitzer 
Mund  SL.,  Kindermund,  drolliges  Mäulcben  BsL.;  B. 
Auch  auf  das  Kind  selbst  übertragen  B.  Syn.  Wdffeli. 
Vgl.  die  Anm.  zu  muffen. 

Möffeler  m. :  Einer,  der  muffelet  L. 

Möffelin.:  scherzende  Schelte  auf  ein  Mädchen  S. 
's  geit-em  Alls  guet,  dem  31.  Hausfrd. 

Möffi  II  m.:  1.  wer  heimlich  isst  ZGWalchw.  — 
2.  wer  ein  böses  Maul  macht  Bs  (Becker). 

Mai!  I  in.:  Weinmass,   ein  alter  Schoppen  BsStdt. 

Muff  II  m.:  1.  =  Moff  Gr;  G.  Syn.  Kamiiff  Bd  III 
257.  —  2.  Mops  Ar.  —  Zu  Stoff  wie  mußten  neben  mofflen; 
auch   bair.  =  Murrkopf;   vgl.   muffen  und   Mvffi. 

Stadt-:  Spottname  für  Städter  B.    Syn.  St.-3Iöff. 

„muff:  schmollig  Uw." 

G°-muff  n.,  in  der  RA.:  Eine*  bim  G.  ne""", 
Einem  ins  Gesicht  fahren  SchwE.  —  Vgl.  das  Syn.  O'e- 
fräss,  zu  dem  es  sich   verhält  wie  muffen  :  fressen. 

muffelig:  spitzmäulig,  naschhaft  TiiTäg. 

muffe"  BG.;  L;  Sch;  TiiTäg.;  Ndw;  ZW.,  muffe* 
Gl;  SRechersw.;  ZKn.,  Stdt:  1.  =  moffle*  1  „B;"  ZW. 
-  2.  =  moffle*  2  a  L.  —  3.  schmollen,  widerbellen, 
mürrisch  Widerreden  BG.;  L;  Sch;  TnTäg.;  Ndw; 
ZKn.,  Stdt.  Syn.  mofflen  3  b.  Er  het  g'miiffet,  me 
wenn  er  mich  wetti  fresse*  BG. ;  vgl.  ,maulen.'  — 
4.  Jmdn  zu  wiederholten  Malen  stark  stossen  SRech. 

—  5.  nach  Fäulniss  riechen,  von  (eingeschlossener) 
Luft  Gl. 

Zu  Grunde  liegt  ,MufP,  eig.  der  durch  das  Kauen  oder 
Schmollen  entstellte  Mund;  vgl.  Gr.  WB.  VI  2622.  Zu  3 
vgl.  das  frz.  faire  la  moue.  Syn.  zu  3,  4  und  5  ist  mupfi  n, 
müpfen.  Zu  4  viell.,  doch  in  der  correlaten  Bed.  ,zupfea': 
,Wir  [Landsknechte |  tuend  doch  uiit  denu  saufen,  das  Kätter- 
lein  beim  Ruck  stäts  maufen.'  Myricäus  1630;  zu  der  Deh- 
nung des  Voc.  mag  diejenige  in  Muß  verglichen  werden. 
Zu  ö  (nihd.  muffeln)  passt  it.  muffa,  Schimmel,  das  indessen 
viel!.,  wie  das  frz.  moue,  auf  das  deutsche  .Muff'  zurückgeht, 
welches  zunächst  als  Interj.  ,muff'  den  Widerwillen  sowohl 
beim  Schmollen  und  Widerbeileu  als  beim  Empfinden  eines 
üblen  Geruches,  verbunden  mit  der  entsprechenden  Bewegung 
des  Mundes  und  der  Nasenflügel,  ausgedrückt  habeu  mag;  vgl. 
Gr.  WB.  aaO. 

er-:  schimmlig  werden,  ersticken,  zunächst  von 
zu  wenig  dürrem  Heu,  auch  von  Holz  GrL.,  Pani, 
Pr.,  Schud.,  Tschiertschen.  —  ver-:  ersticken,  vom 
Korn  im  Boden  Gr  UVatz. 

Zn  muffen  5  ;  es  ist  wohl  hier  aus  lokalen  Gründen  Ein- 
wirkung des  syn.   it.   muffare  anzunehmen. 


95 


Maf—  muf.    Maft — mutt.    Matz     mufz.    Mafzg— mufzs. 


Mag— mug 


96 


Muffi:  1.  in.  a)  mürrischer  Mensch,  Murrkopf, 
Widerbeilei'  B.  .Kr  antwortete  trotzig,  er  hätte  nicht 
Zeit.  Das  ist  mir  e*  M..  .sagte  Sophie,  aber  geh  wie 
er  tuet,  d's  Hers  ist  im  doch  i*  de*  Hose*.'  Gottb.  — 
b)  wer  ein  yerdriesslicb.es  Gesieht  macht,  Sauertopf 
„LG.;"  Sch;  UwK.  —  c)  dicker,  kurzer  Mensch  BO. 
Dim.  Muffeli,  Person  von  kleiner  Gestalt  UwK. 
dl  Hundeart,  Mops  BO.;  U.  Er  chunni,  Eierwegge' 
im  Mal.  uir'  chaulet  uir'  wafflet  [kaut  mit  vollem 
Mund]  ii- it •  e*  M.  BO.  (Alpenr.  1827).  —  2.  n.,  saures 
Gesicht  UwK. 

1  ei  entspricht  insofern  genau  dem  schriftsprachlichen 
.Mops',  als  dessen  }>  nd.  ist,  also  hil.  ff  entspricht,  wie  in 
ndl.   mo)>pen  =  unserem   muffen;  vgl.   Gr.   \VB.   VI   2525. 

muffig:  1.  (auch  „muffig")  „schmollig  I.."  — 
_'.  modernd,  schimmlig  Gu  UVatz. 

Muffle"  f.:  grosser,  vorstehender,  hes.  von  Un- 
willen aufgeblähter  Mund  Ndw;  zahnloser  Mund  Schw. 

Vgl.  das  elif.  vom  deutschen  .Muff'  herstammende  syn. 
frz.   mouße   (mufle). 

muffle"  AaF..  Kri.;  Bs;  B;  G L  (mufle*) ;  L;  G; 
Sch;  Schw;  UwE.;  U;  ZDättl.,  Dim.  muffele"  ÄiWohl.; 
Bs;  B  (häufiger  als  -ö-);  SchwMuo.;  Th;  UwE.;  Z, 
nüffele*  ZEüml.:  1.  =  mofflen,  möffelen  1.  aaOO.  ,Ore 
pleno  loqui  aut  deglutirc'  Id.  B.  .SV  mufflet  abe* 
geschwind  undfrogt...  Hindbrh.  Was  hest  .'muffle*'? 
He,  Brot  AASt.  Erhed  e*  schöne*  Mumpfel  Ghäs  und 
's  legseht  Mutsclüi  dezue  g'mufflet  L  (Schwzd.).  Er 
hei  Brot  g'muffelet  zwüschen  ine*  [verstohlen  in  der 
Zwischenzeit]  BM.  Maiteli,  tue  de*  Geissbock  heim, 
uih  im  brav  Heu,  dass  er  brav  muffele*  ihn""  wie-n-en 
Laggai.  Stütz.  .Alte  Leut  muffelen  gem.  viro  seni 
maxillae  baculus.'  Mev.,  Hort.  1692.  Die  arme*  Diebe 
hättid  und  mer  s'  mansche"  und  :'  muffele"  g'ha*.  Ge- 
spräch 1712.  Bildl.,  gleichs.  an  Ktw.  herum  kauen, 
schnüffeln,  d.  h.  leicht  arbeiten  BHa.  Jitz  han-ich  all 
Tag  dran  umhe*  g'miffeled  und  bin  doch  nienen  hin 
chun  BHa.  —  2.  (muffle*)  =  mofflen  2;  unverständlich 
reden  GnL.,Mal..  l'r.;  Syn.  munggen.  Spec.= mofflen 2a 
L;  Schw.  —  3.  =  muffen3  Srn;  zanken,  gereizt  reden 
GrL.;  Ndw;  (muffele*)  immer  Etw.  zu  tadeln  haben 
Z  (l>än.).  Syn.  mänggelen.  Hieher  die  scherzh.  RA.: 
Mit  Bespek  z'  melde*  und  mit  Gunst  z'  muffele"  Z 
(Dan.).  -  1.  ächzen,  stöhnen,  klagen  W.  Syn.  mugglen. 
—  5.  (muffele")  =  muffen  5;  nach  Schimmel,  altem  Käse, 
nach  Schweiss  riechen  B;  Gr.  Vom  Fleisch  =  herelen  2 
(Bd  II  1550)  „B;  Z."  .Exhalationes  corporis  humani 
in  camera  clausa  redolere.'  Id.  B.  ,Du  stinkst  [und 
muffelst  wie  ein  otter.'  NMan.  ,01ida  capra,  der  böss 
geschmack  und  g'stänk  under  den  uechsen  eines  men- 
schen, etlich  nennend  es  muffelen  oder  büekelen.' 
Fris.  ;  Mal. 

miss-  Schw,  ver-miss-  AASt.;  (>  1799:  sich  vrr- 
reden,  etwas  Unrechtes  oder  am  unrechten  Orte  reden. 
Syn.  vermiss-wufflen. 

Muff  ler  Bs  (Spreng),  Muffli  Bs;  UwE.,  Müffeler 
Aa  —  m. :  Einer,  der  langsam,  mit  vollem  oder  zahn- 
losem Munde  kaut.  So  het  's  dem "  längwilige*  Müffeler 
cmlUrli  cum/  In  lieht,  's  Mul  .:'  wüsche*  und  z' gö*  Aa 
(Gysi). 

mufflig  BAarb.;  GrD.,  muffelig  GWa.;  THTäg.: 
1.  dick,  unförmlich  li.  Muffligi  [vorn  breite]  Schueh 
BAarb.  —  2.  spitzmäulig,  naschhaft  THTäg.  —  3.  schim- 
melnd, von  erstickter  Feuchtigkeit  GkD.,  von  nicht 
mehr  frischem  Mehl.  Getreide  GWa.    Syn.  nüechtelig. 


Gras-Müfferli  n.:  Maul  im  Rätsel  von  der  Kuh 
Aa  (s.  Schwzd.  111  62). 

„Müffi  m.:  Sauertopf  LG.;  Sch." 

Müffi  n..  in  Gl;  tinlle.  Müfi:  1.  saures  Gesicht 
Bs;  S.  ii;  UwK.  Krummes  Maul,  unzufriedener  Aus- 
druck des  Mundes,  schmollender  Mund  Aa;  Gl;  Schw. 
Ar  macht  en  artiys  [sonderbares]  M.  Gl.  —  2.  zu- 
friedener Mund  Sch (Müfßi).  E*  sele'-zfride*  Muffi. 
Hinderm.  Spöttisches,  schelmisch  verzogenes  Mäul- 
chen  Bs.  D's  Hüssi's  G'sicht  isch  nw  e"  M.  dergeget 
[gegenüber  einem  pausbackigen  Bilde].  Prophet  1855. 
-  3.  (Müffi)  Zahnlücke  GlH.  —  4.  (Müfeli)  Mund- 
voll GuHe.     Syn.  Mümpfeli. 

Merkwürdig  ist  für  Gl  die  Doppelform  Müfi  und  Müffi; 
die  Lauge  des  ii  kann  auf  dem  Einftuss  des  syn.  Schnüfi  be- 
ruhen;  doch   vgl.   auch   t.    die   Aum.   zu   muffe",   t.  muffle*. 

(er-,  ver-)imif'ere°:  meist  refl.,  sich  regen,  ein 
Lebenszeichen  geben,  sich  mucksen  GrPi\,  Sch.  We** 
V  schich  noch  es  einzigs  Bitz  miiferet,  se  schlän-en  in 
de"  Grundsbode*  in  GrScIi.  (Tsch.).  -  Wahrsch.  von 
röm.    mouver;  vgl.    Büfi  aus   rooina. 


Mufti  m.:  1.  dicker,  plumper  Mann  L;  S.  Kett- 
wanst Zg.  Syn.  Muchel,  Blätech.  —  2.  Mensch  mit 
stumpfem  Gesichte  Schw.  —  3.  „Murrkopf  W." 

Eigentümliche,  viell.  durch  Anlehnung  an  das  türkische 
\V.   sich   erklärende  NM',  zu  dem   Syn.    Muffi;  auch   bair. 


Mnfz  in.:  Schimmel  Gr.   —   Abstrahiert  von  mu/zeny 

s.   die  Aum,   zu    mufzelen. 

mufzele":  nach  erstickter  Feuchtigkeit,  Moder 
riechen,  wie  z.B.  Kleider,  die  lang  in  einem  Schranke 
lagen  GrD.  Syn.  muffelen,  nüechtelen.  -  Dim.  zu  'mufoeti 
(s.  das  Folg.),  einer  Ableitung  vou   muffen. 

er-mufze":  von  Feuchtigkeit  beschädigt  weilen. 
wie  Kleider  in  einem  Schrank  GrD.    Syn.  er-muffen. 

muf  zig:  schimmlig,  nach  erstickter  Feuchtigkeit 
riechend  GrD.     Syn.  muffig. 


müfzge":  ein  unzufriedenes  Gesicht,  schiefes  Maul 
machen   Bs.    —    Abi.   vom  syn.    muffen. 


Mag,  meg,  inig,  mog,  mug. 

Vgl.   auch   die   Gruppe   Magg  usw. 

Mag  in. :  Verwandter,  verschieden  von  Er  und  und 
häufig  mit  diesem  verbunden,  wie  schon  im  Mhd. 
.Witwen  und  weisen  soll  man  bevogten  nach  recht 
von  fründen  und  magen.'  1422,  Arsen.  .Wer  da  vatter, 
mueter,  fründ  oder  mag  hat,  die  im  von  göttlichem 
und  natürlichem  rechten  hilf  und  narung  zu  mitteilen 
schuldig  sind.'  1525,  Kgli.  Akten.  .Wäre,  dass  die 
kind  keinen  magen  betten,  der  ir  vogt  solt  syn.'  1531, 
ZWthur.  ,Es  gibt  Kinder,  die  mit  den  Eiteren  zanken 
und  fetzen,  Freund  und  Maag,  wie  man  sagt,  wider 
sie  anrüefen,  allerlei  böse  Charten  wider  sie  aus- 
stossen.'  JWirz  1G50.    .Einer,  der  Ehre  [Ehrenstellen] 


97 


Mag,  meg,  mig,  mog,  mug 


98 


sucht,  stellt  Alles  an,  Freunde,  wie  wir  reden,  und  M. 
und  wenn  er  nur  das  Geringste  versäumt  usw.'  JJUlk. 
1727.  .Achtet  weder  Grosse  noch  Kleine,  weder  Freund 
noch  M.'  ebd.  1733.  Auch  Geschlechtsn.  Tu  (Mäsgg 
Hw.);  Z;  vgl.  ilie  Geschlechtsn.  Vetter,  Näf  [Nette]. 
Ainhd.  tiiäv.  Neben  Fründ  scheint  M.  noch  immer  wie 
im  Mini,  die  nähere  oder  Blutsverwandtschaft  zu  bezeichnen, 
oder  wenigstens  Fründ  weitem,  .1/.  engern  Begriff  zu  haben; 
vgl.  das  Folg. 

Vatter-:  Descendent  des  Vaters,  väterlichen 
Grossvaters,  Urgrossvaters  usf.,  im  Gegs.  zu  den 
Mueter-magen,  d.  i.  allen  übrigen  Cognaten  (FvWyss); 
zuweilen  übergehend  in  den  coli,  oder  abstr.  Begriff 
von  , Magschaft.-  Nur  in  der  ä.  Rechtsspr.  und  in 
verderbter  Form  bis  auf  jetzt,  so  ,Vater-mark'  U 
(Kanzleispr.),  V.-mareh  Gl.  ,Der  Vogt  [für  Waisen] 
soll  bei  dem  Vatennarch  oder  Erbstamm  genommen 
werden.'  Gl  LB.  1835.  ,Die  Verwandten  von  Vater- 
und  Muttermarch.'  ebd.  ,Als  Vogt  soll  den  Notdürf- 
tigen der  ehrbarst  Nächstverwandte  erkiesen  werden, 
der  beste  von  Vater-  oder  Muttermarch.'  Inherbit/.i 
1831.  ,Als  vogt  und  nechster  anerborner  vatermog 
Heiunan  Sevogels.'  1119,  Bs  Urk.  ,Wäre  dass  kein 
[irgend  ein]  erb  fiele  in  dem  hof,  dass  da  v.  soll  vor- 
gän;  es  wäre  dann,  dass  muotermag  eins  gelids  nächer 
wäre,  so  sond  sy  beide  zue  glychem  erb  gan.'  1424, 
AAHold.  ( itt'n.  ,Dass  vatermarg  erben  sollen  unz  an 
das  tritte  glid.'  1490,  LRotenb.  Amtsbuch.  ,Nun  so 
fahet  an  die  magschaft:  Sind  v.  und  muetermag  glich 
nach,  so  soll  m.  abstön  und  dem  v.  das  erb  Ion.'  1495, 
Aa  Weist.  ,V.  soll  erben  vor  muetermag  bis  uf  das 
viert  glid  und  von  dem  vierden  glid  hin  soll  v.  und 
muetermag  mit  einander  erben.'  1536,  ScuwReichenb. 
Hofrod.  S.  Bhtetsfründ  Bd  I  1305.  ,V.  soll  ze  der 
fünften,  muetermag  zue  der  vierten  linien  zue  glichem 
erb  gan.'  1581,  Z.Stdt  Erbr.  , Vatermarg  erbt  eines 
Glids  mehr  denn  Muetermarg.'  1602,  GUzn.  Landr. 
,Geht  vor  dem  Wort  Maag  das  Wort  Vatter  ald  das 
Wort  Mutter,  so  zeucht  es  sich  nicht  auf  Schwager- 
schaft, sonder  auf  Blutsfreundschaft  und  wirf  gebraucht 
nit,  wenn  es  antrifft  eine  Ehe,  sonder  wenn  es  antrifft 
ein  Erb.  Die  Personen,  so  da  tragen  des  Abgestorbnen 
Geschlechtsnamen,  sind  V.,  die  verwandt  sind  von  irer 
Mutter  wegen,  sind  Muttermaag.'  JJBreit.,  Anl.  1626. 
, Welcher  G'stalt  Bruederskind  vor  Sehwösterkinden 
und  hiemit  V.  der  Mueter  Maag  in  Erbschaften  vor- 
zezüchen.'  1629,  Z  Satzung.  ,Die  Stiefkinder  vom 
Muttermarch  sollen  nit  erben  mit  den  Rinderen  oder 
ihren  Gesch wüstrigen  vom  Vatermarch.'  1649,  SchwE. 
Hofrod.  .Befründte,  die  Muetermarks,  sind  nebend 
denen,  die  Vatermarks  sind.'  1652,  ScHwLach.  Hofr. 
,Es  solle  auch  ein  Vatter  seine  Kinder  erben  und  dar- 
nach allwegen  der  Nächste  dem  Vattermarch  nach 
Erb  sein.'  1756,  Schw  Rq.  Auch  im  bildl.  S.:  .Welcher 
fürst  am  meisten  gab,  der  selbig  dann  was  v.  [der 
wurde  bevorzugt],  dem  zugend  s'  [die  Söldner]  zue 
in  pencion.'  Ruef  1538. 

Die  Formen  mit  eingeschobenem  /•  sind  volksetymologische 
Aul  eil  Illingen  des  nach  seinem  Ursprünge  nicht  mehr  ver- 
standenen Wortes  an  die  begrifflich  nicht  ganz  abliegenden 
Stämme  Marck  und  Marg.  Über  den  verschiedenen  Begriff 
von  Vater-  und  Muttermag  je  nach  Ort  und  Zeit  vgl.  Schaubg, 
Beitr.  1,  75;  11,  488;  Blumer  1,187  f.;  Ztschr.  f.  schwz. 
R.    V   28. 

vatter-mägig:    Adj.,    von  väterlicher  Seite  ver- 

Sehwelz.  Idiotikon.  IV. 


wandt.  ,Wer  euch  geboren  ist  und  vättermägig  ist, 
soll  erben.'  1520,  Ndw  Rq.  ,Was  ussert  dem  4.  Grad, 
solle  je  der  Nechste  bei  dem  Blut,  sie  seien  vater- 
oder  muttermarchig,  erben.'  1662,  SchwE.  Hofrodel. 
.Man  soll  dem  Geblüt  nach,  das  ist  vatermärchig, 
erben.'    1706,  Obw  Rq.     ,Vaterruägig'  schon  1491,  L. 

Lid-Mäg:  Blutsverwandter. 

Schon  mhd.  Bei  uns  noch  belegt  1747,  BSi.;  vgl.  na<:h- 
gan  Bd  II  31.  Stark  flectierter  PI.  1474,  LSemp.  Stadtr. 
Scheinbar  als  Fem. :  ,Deu  nächsten  bluetfründen  an  der  1. 
und  linien  der  Sippschaft.'  1598,  BSa.  S.  auch  Seg.,  RG.  I 
767   und  vgl.  die  Anm.  zu   Mag. 

Manns-  =  Vatter-Mäg.  , Sollend  die  Beschwer- 
nussen,  die  Kinder  zu  erziechen,  gleich  der  Nutzbarkeit 
des  Erbs  von  beiden  Teilen,  Manns-  und  Weibermark, 
gleich  gehalten  werden.'  1646,  SchwE.  Hofrodel. 

Mueter-  s.  Vatter-Mäg.  ,Dass  diejenigen,  so  von 
Muotermark  herkomen,  für  vicini  aufgenommen  wer- 
den.' 1646,  TB.  Urk. 

Sipt-:  Sippschafts-,  Blutsverwandter.  ,Wo  ge- 
schwistergote  erb  oder  verfangen  guot  mit  einander 
band,  das  ungesundert  und  ungeteilt  ist,  darin  erbt 
ein  gesehwistergot  das  ander,  für  [vor]  vater  und 
muoter;  wann  sy  aber  geteilt  hand,  so  erbt  je  der 
nächst  sibtmag,  er  sy  von  vater  oder  muoter.'  1530, 
AARheinf.  Stadtr.     Vgl.  Sipt-Fründ  Bd  I  1305. 

Wiber-  s.  Manns-Mäg. 

mäge",  in  der  RA.  ,es  mäget  sich':  die  Gesetzes- 
bestimmung über  ,Magscbaft'  findet  Anwendung.  ,Wann 
brueders  kind  und  schwesterkind  ein  erb  anfällt,  die 
erben  miteinanderen.  Dann  fürhin  so  moget  es  sich, 
und  wann  muttermog  eins  glids  nächer  ist  denn  vatter- 
mog,  so  erben  sie  miteinander.'  XVI.,  ZGHünenb.  Offn. 

ver-:  Einen  durch  Verheiratung  in  seine  Ver- 
wandtschaft bringen.  ,Der  Kaiser  [Barbarossa]  be- 
zwang das  ganz  Italien  und  Rom,  vermaugt  im  [durch 
die  Heirat  seines  Sohnes  mit  der  Erbin  Siziliens]  das 
küngrych  Sicilien.'  Ansh.  I  30.  .Vermäget',  verschwä- 
gert. ,Man  ist  z.  B.  mit  der  neuen  Gattin  des  ge- 
wesenen Ehemanns  einer  verstorbenen  Schwester  oder 
mit  dem  neuen  Ehemann  einer  Bruderswittwe  v.' 
Wvss  1796. 

Magschaft  f.:  „Verwandtschaft  durch  Heirat  Z." 
,Sib-  o.ler  Matschaft.'  1585/1828,  ApI.  LB.  S.  Vatter- 
Mag.  ,Von  den  graden  der  sibschaft  und  maagschaft.' 
1531/48,  IV.  Mos.;  dafür  1667:  ,Blutverwandtschaften 
und  Schwägerschaften.'  ,Diewyl  nun  hievor  allein  von 
wegen  der  bluetfründschaft  lüterung  'geben  und  aber 
der  m.  halb  kein  sonderer  bescheid  gemacht.'  Ende 
XVI.,  Z  Sittenmand.  ,Dass  keine  Personen,  so  im 
dritten  Grad  der  Bluetsfründschaft  oder  im  anderen 
Grad  ald  Glid  der  M.  oder  näher  einanderen  verwandt 
sind,  sich  mit  einanderen  zu  verehlichen  befuegt  syn 
söllind.'  Z  Mand.  1650.  ,M.  heisst  man  allhier  nach 
gemeinem  Brauch  nicht  allein,  wann  einsen  Ehefrau 
mit  des  andern  Ehefrauen,  sondern  auch,  wann  einer 
oder  einsen  Ehefrau  mit  der  anderen  Ehefrauen  vori- 
gem Ehemann  in  Blutfreundschaft  stehet.'  Z  Ges.  1757. 
,M.  muss  von  Blutsverwandtschaft  der  beidseitigen 
Eheweiber  herrühren.'  Wyss  1796.  S.  noch  Leu,  Stadt- 
und  Landr.  I  110;  Fricker,  Kirchengebr.  136. 

Die  Ap  Form  Matschaft  reiht  sich  an  die  in  der  Anm.  zu 
May  besprochenen  Entstellungen,  nur  dass  hier,  erleichtert 


Mag.  nieg,  mig,  um?,  lmisr 


100 


dnrcb  den  folgenden  dentalen  Zischlaut,  Med  untergelegt  ist. 
Im  V.  Rechtsleben  scheint  sich  ein«  specielle  Bed.  von  M. 
herausgebildet  zu  bähen,  da  das  W.  an  sieh  nur  Verwandt- 
schaft im  Allg.  bedeutete,  so  im  Mhd. 

Kön-Magschaft:  Verwandtschaft  «lurcli  Ver- 
schwägerung, hauptsächlich  als  Hinderniss  bei  Wah- 
len iii«'.  .Was  zu  den  vierten  kinden  frünt-  oder 
kemigschaft  wäre,  mag  urtel  sprechen.'  1538,  GnMal. 
Statut.  ,Bluotsfründschaft  oder  Kemegschaft.'  GrD. 
LB.;  nachher:  ,B1.  oder  Gemachschaft.'  ,In  Gegen- 
kemagschaft,  wx)  die  Weiber  recht  Geschwisterkind 
sind.-  ebd.  neben:  ,in  Gegengemachschaft  reebt  Ge- 
schwistertkind.'  ,Es  soll  Keiner,  der  dem  Land- 
ammann oder  Gescbwonien  näher  als  Geschwister- 
kind zum  Dritten,  es  sei  Blutsfreundschaft  oder  Ke- 
mogschaft,  [im  Gerichte]  sitzen.'  1660,  GrD.  Ratsprot. 
.Sehwagerschaft  und  Kömroigschaft  sollen  der  gerieht- 
liehen  Kundschaft  [Zeugenaussage]  müssig  gän.'  Auf. 
XVI.,  GaMai.  Stadtrodel.  1666  wird  eine  Kundschaft 
verweigert  .wegen  Cömmigschaft.'  ebd. 

Das  mhd.  Tome-,  bin-,  fcfti-mac,   Verwandter  von  Weibes 

/.; /   Seite,  hat  sein  Leben  am   längsten  auf  diesem  Fleck 

Erde  gefristet. 

Ver-mag,  in  der  Formel  ,nach  V.':  vermöge. 
,Nach  v.  der  eidg'nossen  erkantnuss.1  Kessl. 

Gebildet  nach  der  sehr  häufigen  Formel :  ,Wie  der  Brief, 
der   Spruch  vermag.'     Vgl.    Vergnüg,   -müg. 

uiägu'ri  GRChur,D.,  Pr.;  W,  mangäri  GRÜhur,  D., 
Mal.,  migari  GrNu£ :  Adv.  (eig.  Int.).  1.  beispielsweise, 
zum  Beispiel;  vielleicht,  allenfalls  Gull..  Pr.;  W.  Kun- 
tent  sind  seh' g'si*  nnrf  kettend  nid  'tosche*  [getauscht] 
hi.  mid-ere*  G'seheti  [Taufeschmaus]  GrScIi.  (Schwzd.). 
31.  [traun].  da  hetsch-es  chönne"  wüsse*  [Büge]!  GrD. 
Bin  ünsch  hed  Eine1  »/  i  mal  nid  sövel  [so  viel]  Tag- 
löner  a's  im  Engadin,  wo  e  chleini  Hushältig  über  ä" 
Heuig  m.  /»/  bissechshed  GrD.  (Bühl.).  Das  wär  m. 
probieru*.  Mit  cha**-mu  |ihm|  m.  Abbau  gc"  W.  — 
'_'.  meinetwegen  Gr;  Syn.  mirä*.  ,Mangäri  kannst  du 
geben,  wohin  du  willst.'  GllChur.  Ich  fco"*  Das  m. 
ini''  iiii1'1,  im:",  ebd.  Es  ist-mer  m.  glich,  ebd.  Ic?  gib 
dir  3  Franke;  m.  31/»  GrD,  —  S.m.iez,  gerade  jetzt 
CiiXuf. 

lt.  mal  churw.  magari  (Dio)  [urspr.  seliger  Gott!],  wollte 
Gott!  dass  doch;  auch  tir.  Vgl.  Diez  [1*38]  unter  macäri 
y.n  der  abgeblassten  Bed.  vgl.  Formeln  wie  Gottirierepricli, 
goppel,  auch   wiU  '«  Gott  Bd   II   511. 

Maganli  m.  E"  grosse*  M.,  grosser,  plumper  Kerl 
Bs  (Sieber).     Syn.  Gallöri. 

Magc"  I,  in  ScffSchl.  Me'ge*  —  PI.  Mäge*  und 
fliege«,  Dim.  Mägli  und  Megli  —  m.:  1.  a)  wie  nhd. 
allg.  S.  auch  Bluetsiene*,  Tan.  In  übertr.  Anwendung: 
Uf-em,  im  M.  Ugge",  drücken,  zu  schaffen,  Sorgen 
machen  Tu;  Z.  ,Es  lyt  mir  noch  in  minem  m'.  [dass  ich 
das  Geld  für  einen  Ablassbrief  ausgegeben].'  NMan. 
Nüd  in'n  M.  möge",  welle",  zuwider  sein  BE. ;  vgl. 
.dem  Reichskanzler  geht  die  neue  Orthographie  auch 
wider  den  ML'  Es  (im  Grossen  Bat  1882);  vgl.  it. 
contra  stomaco.  —  b)  Geschmack,  Lust.  Sinn  für 
Etw.;  Wille,  Zuneigung  für  Jmdn  Ar;  Bs:  B;  Gr; 
G;  Schw  (bes.  häufig  dim.);  U;  Z.  Eim  's  Mägli  Im" 
ScawNuol.  lies,  aber  ncg. :  Eim,  zu  Eim  (Oppis)  Icein 
M.  hu",  d<"  M.  verlüre";  Syn.  Gü.  .Er  hätte  keinen 
St.,  einen  andern  Knecht  zu  suchen.'  <  im  tu.  Der 
Schluß  [Taugenichts]  seil  mer  wider  chä",  Der  häUmer 


fetze*  's  Megli  g'nö"  Schw.  , Das  Volk  von  ihm  selbs 
hat  kein  St.,  Willen,  Trib  und  Lust  zur  Huss.-  FWvss 
1672.  .Zu  einer  rechten  Hauptcur  haben  wir  keinen 
rechten  St.'  .I.Müll.  Duo.  .Animatus  bene  erga  alqin. 
der  einen  guten  it.  oder  Willen  zu  Einem  hat.'  Denzl. 
1  i ', 7 7 :  1716.  .Kr  hat  mir  keinen  M.,  ist  mir  nicht 
günstig.'  Hosp.  1683;  Met.,  Hort.  1692.  .Ich  hab  den 
Quackern  einmal  kein  IL!'  UBrXgger  17*0.  In  un- 
günstigen S.  übergehend:  Si  hätted-em  d's Mägli,  Lust, 
sich  mit  ihm  zu  messen.  Erzähler  1856.  Eim  d's 
Megli  ha",  einen  Groll  gegen  Einen  haben,  ihm  auf- 
satzig sein  Schw;  Syn.  Biggen.  —  c)  in  Beteurungen : 
,Botz  ofengabel  und  botz  m.  !'  Ruef  155Ö.  ,Jä  Poss, 
ich  muess  gätz  M.  hei.'  HMahl.  1620.  —  '-'.  M&ge* 
Ap;  GA.;  ZU.,  Velth.,  sonst  Hage":  a)  =  Bhtethund 
(Bd  II  1-138)  ZVelth.  —  b)  Lab,  womit  die  Sennen 
die  Milch  gerinnen  machen,  eig.  der  Kälbermagen, 
woraus  das  Lab  bereitet  wird  Ar;  GrD.,  Rh.,  Val. ; 
GA.j  ZO.  ,Coagulum,  der  m.  oder  der  mägen.'  Fris., 
bei  dem  auch  ,Hasenmägen,  coagulura  leporinum'  vor- 
kommt; vgl.  .Hasen-Lab,  -Lupp'  bei  Gr.  WH.  .Magen, 
Käsrinne,  coagulum.'  Denzl.  1677;  171ti. 

Die  Kürze  des  Voc.  ist  in  den  meisten  MAA.  gewahrt. 
Bei  'J  hat  die  in  den  Sg.  gedrungene  Pluralform  (vgl.  Epfel, 
Brüeder,  Töchter)  zugleich  tw.  zur  Differenzierung  der  Bed. 
gedient.  Zu  1  b  vgl.  lat.  stomachari,  sich  ärgern,  und  als 
Übergang  von  der  eig.  Bed.  zur  bildlichen:  ,Die  Katholischen 
haben  beobachtet,  dass  der  noch  immerdar  bei  Heuen  von 
Zürich  gegen  uns  verderbte  M.  noch  gar  nicht  zarecht  ge- 
kommen und  also  vermutlich  sein  will,  dass  sie  solche  böse 
Dämpf«  terners  auszulassen  gemeint  seien.'  U'.oi',.  Absch. 
Übrigens  kann  mau  sich  der  Vermutung  kaum  erwehren, 
dass  die   RA.   .ich   mag  ihm,   ihn   wohl'   Einfluss  geübt  habe. 

Hunds-:  1.  Magen,  der  Alles  verdaut  Uiv;  Z.  — 
2.  Schelte  S.  Vgl.:  Da  bist  en  H..  da  magst  mer 
fresse*,  weder  der  alt  Bugsli.  Wölk.  Bauerngespr. 

Herre"-.     E  Herre'mägli  tuet  e  halb   Viertel  me' 

als    Cll    anders.    SüLGER. 

Chüe-:   Scheltwort  Aa  (Hunz.). 

Chalber-:  1.  als  Schimpfwort  ÄAFri.  —  2.  =  Ma- 
gen  I  2  b.  .Hausierpatent  für  Kalbermägenverkäufer." 
Helv.  Verordn.  1801. 

Kappe"-:  der  Haubenmagen  der  Wiederkäuer. 
.[Die  Kinder]  haben  vier  Mägen  an  einander:  Den 
Wammmagen  (Vorwanst),  den  K..  den  Faltenmagen 
(Manigfalt)  und  feissten  Magen.'  Si-leiss  1667.  Syn. 
Chappen. 

Chrägli-Mägli(aucl)  Chrägeli-MägeKZ);  1.  Ein- 
geweide einer  Gans,  d.  h.  Lunge,  Magen.  Herz  „B;" 
Sch.  —  2.  das  daraus  bereitete  Voressen,  wozu  noch 
Flügel.  Hals  und  Kopf,  kurz  Alles,  was  nicht  am 
Gänsebraten  gelassen  wird,  genommen  wird  „B;~  Sch; 
Z;  Syn.  Gans-G'schnäder.  l>as  selbe  Gericht  auch  von 
anderm  Geflügel,  z.  B.  Kapaunen,  zubereitet  ZWtbur; 
vgl.  Chragen  5.  Das  B  Kochbuch  1756/96  redet  von 
,K.-Pasteten.'  —  3.  übb.  die  Fülle,  das  Mancherlei, 
bunte  Durcheinander  B. 

Sou-Mage"  Ar  f-Mege»);  B;  Tu,  Sun-  Aa:  Z: 
1.  Magen  eines  Schweines.  De"  häd  en  S.,  verdaut 
Kieselsteine,  ist  ein  Vielfrass  Tu;  Z.  —  2,  pers.  = 
s,h,-Glogg2  Aa;  Ap;  B;  Z.  Mit  Dem  hesoh-mer  Nut 
'  tue";  dasiseli  enn-  vo*  den  ärgste'  Soumäge*  |  Wüst- 
lingen |  B.  —  ::.  Kim.  Söu-Mägli,  Nachthaube  Z  (Dan.). 

::  „ach  der  Ähnlichkeit  mit  einem  halbierten  Schweine- 
rn ageu. 


101 


Mag.  ineg.  '"'-•  ln".~'  ,IIU- 


102 


Waniin-  s.  Kti/'i"  n-Miirii  n.  .Kinnen,  das  Köder 
ander  dem  Kinne,  der  W.,  da  die  Widerkänung  ge- 
schieht.'  DeNZL.    1077;    1716. 

Züvi ''''-:  starker  Appetit  Bs. 

magne°  GrD.,  L.,  me'ge*  Ap:  (die  Milch]  durch 
Lah  (Magen  2  b)  gerinnen  machen.  Der  Chäs  ist 
.'  nl  g'magnet.  .So  nimmt  der  Senn  das  Hinnen  oder 
Mögen  vor,  d.  h.  er  sucht  die  Milch  vermittelst  eines 
Ziegen-  oder  Kaihermagens  zum  Scheiden  zu  bringen.' 
Steinm.  1804. 

über-,  ver-:  durch  zu  viel  Lab  die  Milch,  den 
Käse  verderben,  bitter  machen  Ap;  GrD. 

blöd-mägig:  mit  schwachem  Magen.  ,Eine  Tafel 
für  bl-e  und  an  dem  Scheine  sich  begnügende  Gaste.' 
Sintem.  1759. 

Mage-  II  AABb.;  „Ap;  GRh.;"  ZKn.,  S..  Wl.,  Mager 
\.\:  1!;  VO;  „Gl;-  GrD.;  S,  Meger BE.,  Magere'  GrD., 

L.,  Pr.  (nacli  einer  Angabe  f.),  „Magerer  GrA."  —  m.: 
1.  a)  Blutzehrung  des  Rindviehs  GrD.  .Eine  der 
Mästung  widerstehende  Magerkeit  des  Kindviehs,  bei 
welcher  an  verschiedenen  Teilen  der  Haut  haarlose 
Stellen  entstehen,  an  welchen  die  Haut  vertrocknet 
und  hart,  bisweilen  auch  wund  wird.'  Arcii.  Vet.  (Ap; 
ORh.;  Z  i.  .Wenn  das  vieh  den  mager  hat,  so  macht 
['die  Hexe]  ein  ysne  gablen  g'lüegig  und  brennt  dem 
vidi  mit  einem  zinken  durch  die  oren.'  Z  Staatsarch. 
1500.  .Vren  von  Bonstetten  hat  verjeehen.  das"  sy 
nüts  anders  gebracht  habe  dann  etlich  sSgen.  Und 
nämlich  wann  ire  kne  den  mager  band,  so  spricht  sy 
die  wort:  es  ist  hüt  samstäg  und  der  Juden  sonntag, 
darumb  so  myd  du  mager  und  loss  dyn  nüelen  und  dyn 
graben.'  ebd.  Auch  das  allmähliche  Mürbewerden  an 
der  Wurzel  und  schliesslich^  Abfallen  der  Hörner  bei 
altem  Kühen  ZS.  Die  Chüe,  wo  de"  M.  an'n  Homere* 
liinnl.  sind  meste*s  die  beste*  Müchchüe.  —  b)  von 
Menschen,  a)  Abmagerung.  .Das  fleisch  der  kräbsen 
wiri  gelobt  denen,  so  abserbend,  sehweinend,  megerend, 
den  mager  habend  und  misslenge  yngenommen.'  Fischb. 
1563.  —  ß)  Hautausschlag.  Schorf,  bes.  im  Gesicht 
GRPr.,  Milchschorf  der  Kinder  mit  Hinterlassung  von 
Narben  B;  L;  trockene  Flechten  Ndw;  roter  Fleck 
auf  der  Haut  GrL.;  „eine  Art  kleiner  Räude  B;  VO; 
S;  Z."  Das  Ching  het  d'r  feiss  Mager  [nur  fette 
Kinder  sollen  ihn  bekommen]  BE.  Feissti  Magere", 
Ausschlag,  welcher  Jauche  absondert  GRPr.  .Allzufette 
Milch  gebe  Kindern  den  Meger'  [sagt  ein  Milcbliefe- 
rant]  BE.  (RWyss  1891).  ,Von  Anfang  an  hatte  das 
Kind  so  dicke  Schüpen;  seit  einigen  Tagen  brechen 
etliche  auf  (es  hat  Eiter  darunter);  zugleich  zeigt 
sich,  zumal  auf  der  Stirn,  ein  guter  Anfang  des  Ma- 
gers.' EKopp,  Tageb.  Vgl.  noch  Freissam  Bd  I  1329. 
,Der  mager,  kleine,  umbfressende  oder  spitzige  raud. 
Impetigo.'  Mal.  .Auswendig  zu  der  Band  und  Mager 
und  andern  hesslichen  Flecken  brauchen.'  JJNöSCH. 
1608.  ,Petigo.  Zittermal  oder  Flecken  an  der  Haut, 
der  Mager  oder  Magere.'  Dexzl.  1  < ". 7 7 ;  1716.  ,Psora. 
ist  ein  Gattung  der  Raud,  bestehet  in  Geschwärlein 
und  Schuppen  und  hat.  weilen  ihr  saueres  Wesen 
magerer  macht,  den  Namen  eines  Magers  überkommen.' 
JMdralt  1692,  .Die  kleinen  Kinder  kommen  an  der 
Haut  Büggelein  über,  welche  zu  Eiter  werden  und 
eine  fliessende  Raud  oder  den  Mager  abgeben.'  ebd. 
1697.  S.  noch  Grind  Bd  II  759.  —  2.  Baumschorf, 
Krebs  an  den  Stämmen   der  jungen  Obstbäume,   bes. 


Apfelbäume  A.i:  ,Gl;"  L;  S;  Ndw;  „Zg;"  Z.  Syn. 
Fresser,  Brand.  Geg-en  M.  a'-me*  Baum  isch  gUet, 
wenn-men  es  Tüechli  um  e*  Stamme*  hingt,  wo  men  e* 
Tote"  dermii  abg'wäsche*  het.  Wie  si"*  der  Baum 
b'chimt,  so  hilft  's  au""  em  G'storbne*  mr  Seligkeit  S 
(Schild).  Der  gleiche  Glaube  und  Brauch  auch  in  BM. 
Scho*  mänge"  Baum  ist  drüf  g' gange*,  wil  er  de*  M. 
f/'ha"  hiid.  Auch  von  Reben:  .Der  Mager  oder  das 
sog.  Rautigwerden  der  Reben.'  Mittel  gegen  das  Beeren 
1819.  ,Under  allen  Bäumen  sind  keine  dem  Mager 
also  sehr  underworfen  als  die  Öpfelbänm;  Etliche 
heissen  es  den  Wurm.'  Rhagor.  1676.  ,Der  Krebs, 
sonsten  das  Mager  genannt,  ist  eine  Krankheit  der 
Bäumen,  da  die  Rinde  aufläuft,  sich  schellet  und  ist 
darunter  Alles  schwarz.'  JCSulzer  1772.  —  3.  a)  „Holz- 
schwamm au  Gebäuden  GrA.",  Morschwerden  und  Er- 
sticken des  Holzes  mit  Schwammbildung,  bes.  im  Vieh- 
stall GrPi\  D'r  Magera  wott  in  d's  Höh  ehö".  ,Der 
Magerer,  eine  Krankheit  und  Verderbung  des  Holzes, 
der  viele  unserer  Häuser  unterworfen  sind.'  Gr  Samml. 
1781.  -  b)  (Magere")  sichtbar  magere  Stelle  oder 
einzelner,  schmaler  Streifen  von  gröberem,  langem, 
gelblichem  Gras,  oft  in  Form  eines  sog.  Hexentanzes 
in  einer  Wiese   GrD. 

Als  Gruuilf.  ist  Mager  anzusehen.  Das  Adj.  mager  scheint 
hier  unter  Annahme  eiuer  Ellipse,  wie  etwa  Fräse,  Brand, 
substantiviert.  Jedenfalls  aber  reiht  der  Ausgang  -er,  wie 
die  erweiterte  oder  auf  dem  Vb  lungeren  beruhende  Form 
Magerer  noeb  deutlicher  zeigt,  das  Wort  unter  die  Kategorie 
jener  Krankheitsnamen,  welche  in  personifizierender  Weise 
das  Übel  als  eine  Art  von  Dämon  bezeichnen;  vgl.  die  Anm. 
zu  Ettiker  Bd  I  601  und  das  Syn.  Fresser.  Die  Formen  mit 
abgefallenem  Schluss-r  beruhen  bei  Mage*  auf  Anlehnung 
an  Magen  I,  bei  Magere*  auf  Erleichterung  der  Aussprache 
bei  gehäuftem  r.  Meger  :  Mager  —  Meg:  n  :  Mag*  n,  viell.  nicht 
ohne  Einwirkung  von  megeren,  mager  macheu.  Das  n.  bei 
Sulzer  17  7-2  steht  ganz  vereinzelt.  Wenn  ahd.  ,magar,  niacies' 
(sonst  magari)  bei  Graff,  Diut.  zuverlässig  ist,  so  konnte  unser 
W.   Dieses  sein. 

„  Feiss  -  Mager:  Ansprang,  Milchkruste  VO." 
Vgl.  Magen  1  b  ß. 

Ge  r  (Gere"-  GKapp.)  -Mage",  gew.  PI.  -Mäge*  GT., 
-Mäiiere*  GSa.  =  Germeren  1  a  Bd  II  418.  Syn.  Ger- 
Mäder. 

Das  deutlich  aus  zwei  Bestandteilen  zsgs.  W.  lässt  sieh 
kaum  als  einfache  Entstellung  von  Germeren  erklären.  -Magen 
scheint  zunächst  Anlehnung  an  Magen  I.  Wahrseh.  aber 
fristet  das  mhd.  .gerniäc  männlicher  Verwandter  =  , Schwert- 
mag' in  dem  Pflanzennamen  sein  versteinertes  Dasein.  -Ma- 
gerten) durch  Einfluss  des  Syn.  G.^mäder(en).  Vgl.  auch  den 
Pflanzennamen  Madel-Ger. 

mager,  bzw.  mager,  Comp,  magerer  Z,  megerer  Ap; 
Th;  Z,  Sup.  megerist  Ap-,  Z.  megerst  Z:  im  Allg.  wie 
nhd.;  verst.:  brenn-erde"-  ZStdt.  brand-erde"-  ZS., 
hunds-.  Denzl.  1677;  1716,  chib-  (=  chid-J  B  oE.,  bei"- 
S;  ZO.,  brenn-  Sch;  Z.  brenne'd-  ZO.,  S.,  brand-m. 
Sch;  ZO.  Spec.  1.  von  Menschen,  auch  Haustieren. 
St  ist  eso  brennmager,  trenn  si  am-ene"  Strauhüs  ditre"- 
gieng,  so  chäm's  a*  ZNer.  Er  ist  so  m.,  er  bräunt 
schier  ZS.  (Syn.  dürr  wie-n-e*  Schindle");  er  chient  e* 
Chalb  zwüschet  den  Ore*  (ScnSt.).  e"  Geiss  zwüschet 
de*  Homere"  (Z)  chüsse";  s.  Geiss  Bd  II  455.  M.. 
wie-n-e"  Bei'hüs  ZWyla.  ,Er  ist  so  m.  als  ein  Lad- 
stecken.' Met,,  Hort.  1692.  Vgl.  noch  Post-Gül  Bd  II 
220,  Chilehen  Bd  III  232,  leid  Bd  III  1680.  Äb-em 
beste"  Fueter  werd  's  ein   [das  Vieh  dem  Eigentümer] 


103 


Mag,  meg.  mig,  mog,  mug 


104 


beifnager.  Stutz.  Das  Boss,  die  Chue  ist  so  mager, 
mem  chönni  Schinnhüei  an-ere*  [an  ihren  Knochen]  üf- 
henke"  Z;   vgl.  Schmnhuet  Bd  11  1790.  —  2.  übertr., 

m-s  Hai,  auf  ungedüngtem  Boden  gewachsenes  Nnw; 
Z;  vgl.  Mägeri  und  Mager-Heuw  Bd  II  1*19.  M-e 
Chäs,  aus  abgerahmter  Milch,  allg. ;  vgl.  feiss  Bd  I 
1071.  Magert  Süffi,  Molken,  welche  es  beim  m.  chäse* 
(s.  Bd  III  511)  gibt  Ndw.  „M.  essen,  i.  h.  keine 
Fleischspeisen."  Schi  [sie]  machunt  hit  m.,  sie  essen 
heute  Fastenspeisen ;  s.  übrigens  noch  unter  machen. 
Es  ist  hü  m.,  es  ist  heute  Fasttag  W;  vgl.  frz.  jour 
maigre. 

magere":  mager  werden,  allg. 

er- =  dem  Vor.    ,E.  wollte  keine  Bäuerin.'  Gottii. 

magerlächt,  -lochtig:  etwas  mager  BHa.  Men 
g'sehd-der  's  soift  an,  das  de  bist  chrank  g'sin,  du  bist 
newwen  m.  BHa.  ,Von  Statur  mittelmässig,  niager- 
lecht.'  Z  Mand.  1698.  .Magerlechter  Statur.'  1768, 
Z  Kanzl. 

magere"  Sch,  me'gere"  Ap;  Tu;  Z,  megere*  Nnw ; 
ZO.:  1.  tr.,  mager  machen.  Niit  megeret 's  Acherfeld 
wie  d'  Summergerste'  ZZoll.  Der  Mist  megered  der 
Garte"  nur  Ndw.  —  2.  intr.,  =  magere*  Ap;  Sch;  Tu. 
Dim.  megerle*  in  Bez.  auf  ein  kleines  Geschöpf  Z. 
.Nach  der  brunst  pflägt  der  hirz  abzuenemmen  und 
zue  m.'  Tierb.  1563. 

ab-  =  mageren  1  UwE.;  Z.  Die  Chranket  häd-e" 
ganz  abg'me'geret  ZS. 

,er-megeren:  mager  machen,  ausmärglen.  ad 
maciem  reducere  corpus.'  Fris.;  Mal. 

i'is-  =  dem  Vor.,  bes.  vom  Boden  B;  Uw;  Z.  We""- 
me*  drü  Jar  Bulle*  macht,  tuet  's  de"  Bode*  total 
üs-m.  ZS. 

Mc'geri  f.:  1.  Magerkeit,  allg.  M.  ist  mängmal 
g'sünder  als  Feissi  Z.  ,Er  sandte  inen  ein  megere  in 
ire  seelen.'  1531/1667,  Psalm  106;  dafür:  ,eine  Seuche 
über  ihr  Leben.'  1882.  ,Von  z'  vil  magere  wirt  der 
falk  blöd  und  krank.'  Vogelb.  1557.  ,Da  muss  eine 
geistliche  Magere  kommen  und  eine  ewige  Serbsucht 
erfolgen.'  JJUlr.  1727.  —  2.  a)  Weideland;  mageres, 
ungedüngtes  Wiesenland  Gl  (Obst,  ä  im  Gegs.  zu  Mel- 
geri  1);  GrD.,  L.,  S.,  V.  (Megerni);  L;  GSa.  Syn.  Büchi. 
Gegs.  Feissi  2  d;  s.  Bd  I  1073.  D'  Svhof  uf  rf'  31.  use" 
tue*  L.  —  b)  das  aus  solchen  Wiesen  gewonnene  Heu 
Gl;  GrS.;  vgl.  Magerheuw  Bd  II  1819  und  mager  2. 
S.  auch  Gl  Gem.  380.  —  3.  Mägeri,  Pfianzennanie, 
Spark,  spergula  arv.  S. 

Zu  2  b  und  3  vgl.  Ried,  sowohl  Sumpfland  als  Sumpf- 
pflanze, dann  Slein-iichcrli  Bd  I  68.  3  hat  übrigens  von  ihren 
sparrigeu  Rispenästen  ein  mageres  Aussehen.  2  a  auch  ins 
Churw,   (ilt  meggere)   übergegangen. 

Mägerli  Ap;  Bs  (Spreng),  Megerli'g  Aa;  Ap;  Bs; 
B;  L;  G;  S;  Uw;  Z  —  m. :  magere  Person,  „ausge- 
mergelter Mensch",  Schwächling;  auch  von  Vieh  und 
Pflanzen.  aaOÜ.  Von  kleinen  Mädchen  bisweilen  auch 
als  n.  gebraucht  Bs  (Spreng);  L.  Bätsei  vom  Hanf- 
stengel :  E*  lange",  dünne"  M.,  hat  kei"  Fleisch  und 
kei"  Bluet,  doch  ist  si"  Hut  gitet  G;  e"  lange",  ranne" 
Magerli*g  [so],  hed  weder  Fleisch  no'h  Bluet  und  d' 
Jlut  ist  notte"  [dennoch]  guet  GrD.  .Permacer,  gar 
mager,  ein  mägerle.'  Fris.;  Mal.  —  Mägerli  von  einem 
Vb  'magerten,   Megerling  unmittelbar  von  mager  abgeleitet. 

mägersch  (in  GWa.  megersch):  etwas  mager  Ap; 
G.   —  Vgl.  närrtch  aus  .närrisch.' 


Rot-Magetji:  Rotkehlchen  PA1. 

Ihr  Annahme,  dass  sieb  hier  das  mlid.  .maget*.  Magd, 
i.  S.  v.  Jungfrau  erhalten  habe,  so  dass  es  =  .Rotjungferchen* 

wäre,  scheint  der  Umstand  entgegen  zu  stehen,  dass  wenig- 
stens die  jetzige   MA.   für   Mädchen   nur    Maitji   kennt. 

Magisi',  seltener  Magesi  n.:  Magazin   Z. 

Magistrate":  Gericht  aus  zerhacktem  Fleisch,  wozu 
man  gewöhnlich  das  übrig  gebliebene  Fleisch  des 
Mittagstisches  verwendet  SStdt.    Syn.  Fleisch-Blätzli. 

—  Zu   der   Übertragung  vgl.    Landjäger. 

Magnus  Manges,  Dim.  Mangesli  Uw,  auch  nur 
Mang  Schw;  Uw,  verächtlich  Mängel  Uw:  männlicher 
Taufname. 

Die  Ansspr.  -ng-  beruht  auf  der  früher  und  z.  'f.  jetzt 
noch  da  und  dort  üblichen  Weise,  die  genannte  Consonanten- 
verbindung  umzustellen;  -es  aus  -im  wie  -ü  iu  Kasi»;  s.  Bd 
III  502.  Die  Kirche  des  heiligen  Magnus  in  GStdt  noch 
jetzt  St  Mangen  benannt.  Über  den  Glauben,  der  sich  an 
den  Heiligen  und  seinen  Stab  knüpft,  s.  Liit.,  Sagen  313; 
Osenbr.,   Kcchtsgesch.   1868,    145. 

magöllin.     .10  silbrin  bächer  in.'   1566,  L  luv. 

Es  lässt  sich  kaum  entscheiden,  ob  hier  ein  dim.  Subst. 
oder  ein  Adj.  zu  einem  vorauszusetzenden  .Magolle'  vorliege. 
Jedenfalls  steckt  darin  churw.  magöl,  majiil  m.,  Trinkglas; 
ili''s  zu  magioula  f.,  Steingut,  it.  majoHca,  mspr.  von  der 
span.  Insel  Majorka.  Vgl.  Gr.  WB.  VI  1901  s.  v.  Meid. 
Bei   Schm. -Fr.    1    1575:   ,Magele,   Magölen,   Makhüllein.' 

Magrone"  f.  =  Makaroni  und  Makrone  Bs;  Th;  Ndw. 

Miigetli:  Pflanzenn.  =  Glas  S  c  (s.  Bd  II  641)  Aa. 
Syn.  Gcmseli  Bd  II  321.  —  Watarsch,  stehen  gebliebene 
alte  Form   für  Mägdli,   vgl.   Jümpferli  Bd   I    124S. 

Mfigi  Aa;  „Gl;"  L;  SciiSt.;  Tu;  Zu;  Z.  Mägich 
AaEIh-.,  F.,  Z.;  Sch;  Th,  Mägis  ScHSt,  Stdt.  Mags 
SeuBuch,  Schi.,  Magt  AALeer.  —  in.:  1.  Mohn,  pap. 
somii.,  bzw.  der  zu  Öl  verwendete  Same;  vgl.  Mag-Öl 
Bd  I  182.  Der  Schlaf  schüttet  sin  Mägi  uf  d'  Ghöpf. 
Usteri.  ,Us  hanf,  us  lynsat,  us  mäge  öl  machen.' 
1431,  Z  Müllerbr.  .Magsamen,  Mohn,  Mägibluiuen, 
pap.  sativum.'  JCSdlzer  1772.  Bisweilen  auch  wegen 
der  Gleichheit  des  Samens  und  seiner  Verwendung 
missbräuchlich  für  Ölreps,  Lewat,    brassica  napus  Z. 

—  2.  (Megi)  das,  was  nach  Auspressung  des  Öles  aus 
Nüssen,  Leinsamen  oder  Ölsamen  übh.  übrig  bleibt 
GG.  Syn.  Chrüsi.  —  3.  Klatschrose,  pap.  Rhoeas  AaEIu. 

Ahd.  mago,  mhd.  mäge(n),  mähen.  ,(ül-)Magen'  noch  im 
Tierb.  1563.  Auffallend  ist  die  Kürzung,  welche  der  Stamm- 
vocal  bei  uns  erfahren  hat;  dass  sie  auf  Anlehnung  an 
MSge*  I  beruhe,  indem  das  Volk  den  Mohnkopf  und  seineu 
Inhalt  mit  einem  Magen  verglichen  hätte,  ist  nicht  unwahr- 
scheinlich;  vgl.  .Katzenmagen'  bei  Gr.  WB. ;  doch  der  gram- 
matische Wechsel  von  g  und  h  im  Mhd.  deutet  darauf,  dass 
es  eine  Form  mit  kurzem  Vocal  schon  in  alter  Sprache  ge- 
geben habe.  Die  in  unsern  MAA.  vorherrschenden  Formen 
sind  wohl  nach  t'fuimmi,  Chümmich,  Chömmü  (  Bd  111  B94) 
gebildet;  vgl.  noch  Chimia,  IIb  Magt  aus  den  Synn.  Mag-Sat 
und  Mag-Samen  verkürzt  sei,  ist  zweifelhaft;  vgl.  Pflanzen- 
namen wie  ,Reps,  Spars';  Magt  viel),  aus  der  copulativen 
Verbindung  des  W.   mit  Lewat   und   Letzterem   nachgebildet 

Mangel  „m.":  1.  „Dämmerung  BO.;  VO;"  Z,    ,Cre- 
pusculum,    mougel,    die    zeit,    wenn    tag    und    nacht 
scheidet   am    abend.'    Fris.;    Mal.;    Syn.    Mugel. 
2.  düstere,  trübe  Witterung  Zg. 

maugel:  Adj.  1.  „dämmerig  BO.;  VO;  Z."  — 
2.  vom  Wetter,  trüb,  bewölkt,  „neblig",  auf  liegen 
deutend  AaF.,  Hold.,  Seet;   BHa.;  VO;  S  sJura;  „Z." 


105 


Mag,  m,'-?i  '"'S-  »'"gl  m^ 


im; 


il/e*  {Föd  >mZ  go  mähe",  's  ist  m.  AaWoIiI.  —  3.  vom 
Gesichtsausdrnck ,  düster,  missvergnügt  1!  (.tristis.' 
Id.  B);  L.  Jl/e"  g'sehd  [am  Sängerfest]  fces  t»-s  Q'sicht. 
Häfl.  1813.  —   I.  unwohl  AASeet. 

Zum  Stamme  «inj-,  auch  (durch  folgendes  /  oder  /•)  ge- 
schärft  maugg-i  vgl.  engl,  mu^,  Nebel,  Dunst,  muggy,  feucht, 
dunstig.  Als  Wurzel  liegt  viell.  das  gr.  poio,  blinzeln,  zu 
(•runde;  vgl.  die  Anni.  zu  nauten  und  , munkeln,  munken' 
bei  Gr.  WH.  VI  -J »;*.» T  f.  Bei  der  RA.  et  i»!  m.  kann  man 
schwanken  zwischen   suhst.    uud   adj.   Auffassung;   vgl.   glänz. 

tag-inaugels:  Adv.  UwE.  T.  oüfstä',  bei  der 
Morgendämmerung  aufstehen.  T.  hei"'chö",  vor  Ein- 
bruch der  Nacht  heimkommen.  —  Temp.  Gen.  wie  .Mor- 
gens, Tags.' 

mauger:  1.  dämmerig.  ,M.,  heiterlächt,  sublustris.' 
Mal.  —  2.  =  maugel  2.  ,M.,  tusel,  trüb,  wolkicht, 
feucht,  udus,  nubilosus,  pluviosus.-  Red.  1662. 

maugere":  (auch  refl.)  kränkeln,  bes.  vom  Vieh, 
liegen  bleiben,  nicht  fressen  wollen  AaFH.  .Wann 
ein  Stück  Hornvieh  sich  maugern  und  erkranken 
wurde.'  Bs  Stand.   1715.     Syn.  mauderen. 

maugle":  1.  dämmern  „BO. ;  VO;  Z",  spec.  am 
Abend  Schw;  U,  am  Morgen  Ndw.  Es  manglet,  wenn 
die  Sonne  untergegangen  ist  Schw.  Um  3Iaugleszit,  in 
der  Abenddämmerung,  ebd.  Er  isch  eso  zwischet  Tag 
und  Nacht  cho" ;  es  het  afig  g'maüglet  USil.  —  2.  vom 
Wetter,  „nebeln  BO. ;  Vü;  Z";  zeitweise  sich  auf- 
hellen, dann  wieder  trüb  werden;  unsicher  sein  Aa; 
Uw.  Es  häd  (sich)  g'maüglet,  der  Himmel  hat  sich 
umwölkt  Aa.  —  3.  mit  den  Augen  zwinken  Uw,  wie  ein 
Schlaftrunkener  die  Augen  bald  öffnen,  bald  schliessen 
Ndw;  „UUrs."  Syn.  maugglen.  —  4.  (mangele*)  dahin- 
siechen SoHwMa.  —  5.  roh,  sterben  SchwMuo. 

ab-:  langsam  dahinschwinden,  sterben,  zu  Grunde 
gehen,  bes.  vom  Vieh  S;  U. 

ver-:  zu  Grunde  gehen,  vor  Elend  usw.,  verenden 
LG.  (mit  haben);  Schw.  Syn.  ver-mauzen,  -reblen.  Er 
ist  so  wit  usse",  dass  d"  meintist,  er  wett  alli  Augen- 
blick v.  ScnwNuol.  Vermauglet  als  Steigerungsadv. 
„L."  Syn.  verreckt.  ,Und  fitzt  dich  [schlägt  dich]  v.' 
Balz  1781. 

zue-:  bim  Z.,  .beim  Zunachten',  bei  Einbruch  der 
Dämmerung  aScHW. 

Maugli  f.:  Abenddämmerung  SchwMuo.  Ich  han-e" 
i*  der  31.  g'seh*  verbi  gä". 

mauglig:  halb  bewölkt,  trüb  Aa;  BHa.;  SB.,  NA. 
Syn.  hol. 

Me'gaggel  m. :  1.  Brettchen.  Sieb,  welches  in  der 
Mühle  das  Getreide  herunterrüttelt  ZRafz.  —  2.  Wind- 
häspelchen,  Wasserrädchen  als  Spielzeug  der  Knaben, 
ebd.  —  Wahrseh.  aus  MelrGäggel;  vgl.  Gäggel,  gäggelen, 
Qäggeler  (Bd  II    169)   und  das  analoge   Näggeler,    näggelen. 

nifgele"  AAl.eer. ;  L;  Zg,  me'gene"  UwE.:  meckern. 
Syn.  mäggelen. 

Vgl.  gr.  u.y/xdou.ai,  das  für  das  Germauische  h  (mhd. 
mechzm),  bzw.  g  erwarten  lässt.  So  wird  wohl  auch  ck  des 
schriftdeutseheu  W.  wie  des  Boner'scheu  mScke,  Ziegeubock, 
auf  ijtj  beruhen. 

Mege"  f.:  1.  „Kinderpuppe  in  Gestalt  eines  ein- 
gefäschten  Kindes  Aa."  Syn.  Bähen.  —  2.  „Schimpf- 
name auf  ein  unflätiges  Mädchen,  ebd." 

Gleichsetzung  mit  .Maria'  läge  begrifflich  nahe,  und  es 
mögen  die  Koseformen  dieses  Namens  verglichen  werden. 
Es  fällt  aber  auch  das  syn.  M&ggen  in  Betracht. 


Migel  GrKüdI.,  Migeli  l  Dim.  Gr;  GO.:  1.  Bro- 
samen, Krümchen  von  Brot.  Käse,  Zieger  usw.  (in; 
GO.,  S.,  We.  —  2.  (PI.)  geröstetes  Mehl  GWeisst..  ge- 
rösteter Mais  mit  und  ohne  Butter  GMels,  in  Butter 
gekochte  Mehlknöllchcn  (nicht  Klösschen)  GRÜhur; 
GMels.  Syn.  Bibel.  —  3.  e(s)  Migeli,  typische  Be- 
zeichnung des  kleinsten  Quantums,  ein  klein  wenig, 
ein  Bisschen  GrPi\;  GG.,  Sa.  Syn.  Brosfmjeli.  Es 
Migeli  Schmalz  [Butter]  GnKübl.  Auch  verdoppelt: 
e  M.,  31.  Gr;  vgl.  es  BireUtzeli.  Nid  e  31.  Es  31. 
Impert  und  es  pur  Lörbone"  muessend-er  auch  nar''  Inf 
GRPr.  (Schwzd.).  Es  31.  lichter  si  's-eren  [der  Kranken] 
als  nächtig  GRSchiers. 

Von  churw.  migla.  1.  Brosame,  Bissehen.  —  2.  Teig- 
gericht aus  winzigen  Teigkrümchen;  it.  mica,  frz.  miettt  in 
Beil.  1  und  3.  Länge  des  i  ist  nicht  immer  bezeugt;  in 
GWeisst.  ist  es  \2,  welches  t  voraussetzt.  Vgl.  auch  Muglen, 
Mtggen,    MiggUn,   Mirgel. 

üf-migele":  die  Oberfläche  des  Gebäckes  brosam- 
artig  aufreissen,  kraus  machen;  Syn.  schränzen?  .Üass 
die  pfister,  feiler  hinfüro  die  simmelring  u..  brechen 
und  in  einer  grosse,  ässig,  guet  machen.'  Z  Katsver- 
onln.  1568.  .Zuodetu  brechind  uud  ufmiglind  sy  die 
ring  so  gar  schlechtlich.  das  nit  allein  nit  lieblich  zuo 
essen,  sonders  glych  inen  ouch  am  vertrib  und  kouf 
nachteilig.'  ebd.  1582. 

ver-  GSa.  (auch  -gg-).  ver-migle"  GrCIiui-,  He.,  zer- 
GRPr. :  1.  tr.,  zu  Brosamen  zerbröckeln,  zerreiben  Gr 
Chur,  He.,  Pr.  D's  Fräuli  tued  's  Scfonifeli  Brod  mit 
dem  Hegelpätschli  schinte*  gär  chlei'heri,  um  d's  Brod 
ringer  zermigle"  und  cermalgge*  z'  chönnc"  mid  de* 
Zendstumpe"  GRSchiers  (Schwzd.).  —  2.  intr.,  in  Bro- 
samen zerfallen,  z.  11.  Käse  GSa. ;  Syn.  ver-brosmen, 
cer-brosmelen.     D's  Brod   ist-mer  im  Sack   vermiglet. 

in  igle":  in  kleine  Teile  zerschlagen  GrPi\ 

Migeli  II  n.:  Schweinchen  und  übh.  jedes  kleine 
Tier,  das  geschlachtet  wird  Seil  (Kirchh.). 

mige":  schlachten  Seil. 

Miger  m. :  Schlächter,  Metzger  Sch. 

Die  Koseform  Migeli  viell.  wie  Miyji  für  Kätzchen,  laut- 
malend nach  der  Stimme  des  Tieres,  die  bes.  beim  Schlachten 
sich  geltend   macht.      Vgl.   auch    miggt " 

Migi,  Dim.  Migeli:  Bemigius  L;  Schw;  Uw. 

Vgl.  Läri  (Hilariusl  und  Anm.  Dazu  wohl:  ,Eiu  dummer 
Länder-Migi.'  Ndw  Kai.  1S62,  appellativ  wie  Jogget,  Ruedi; 
Bahi;  vgl.   auch    Miggi. 

Miglen  PI..  Migling  m.  =  3fidel-Fisch,  Millimg  ZSee. 
,Es  soll  auch  niemand  kein  miglen  fangen  von  einem 
St  Martinstag  nnz  zum  andern.'  Mit  der  Note:  ,M. 
seind  jung  bläwling.'  1512,  Fischer-Einung  auf  dem 
ZSee  (SchwB.  Klosterarch.).  .Allerlei  kleine  albnlen 
werdend  zue  Zürich  migling  genennt.'  Fischb.  1563. 
S.  noch  Felch  Bd  I  800.  .Wir  verbieten  das  Fähen 
der  Miglen  und  des  Brüets.'  Z  Ges.  1757/79;  vgl. 
,Mügli',  eine  Fischart  im  LSee  1423. 

mieglicht:  braungestreift,  von  Schlechtgebackenem 
Schwarzbrot,  an  dessen  Krume  inwendig  ein  brauner 
Streifen  entlang  läuft  GrD. 

Mögel  m.:  1.  „Schiuadderer",  Einer,  der  schlecht 
schreibt,  Schmierer  Sch.  —  2.  Schimpfname  für  eine 
hässliche  oder  dumme  Person,  ebd.     Dim.  Magill. 

mogle":  „schmaddern",  schlecht  schreiben,  sudeln 
Sch.     Abi.  Möglete"  f.,  Sudelei. 


107 


Mag,  meg,  iiiilt.  in <•  ir.  nrag 


108 


„möglig:  geschmaddert,  wüst";  1  > im.  mögilig. 
Vgl.   mögglen    II.    dessen  gg  sicher   bezeugt   ist.   wahrend 
einfaches  g  auf  schwachen   Füssen  steht. 

JI6g  in.:  kleine  Gartenschnecke  (Inl'r.  (Kdspr.). 

Ver-mög:  Inhalt,  Wortlaut.  Aussage.  .Nach  us- 
wysung  und  vermog  der  spruchbriefen.'  1523,  Aesch. 
.Von  lutrem  und  hellem  v.  unsers  landsfridens.'  1532, 
Strickl.  .Nach  Laut  und  Vermög  der  Mandaten.' 
1533,  Hess,  Samml.  ,L's  vermug  eines  zusags.1  1538, 
Z  Burgerb.  .Wider  v.  der  schrifi.1  Vad.  .Nach  Laut 
uul  Vermog  unser  Chorgerichtssatzung.' B  Mand.  1648. 

Das  in  seirier  Bed.  -i>-li  eng  an  vermögen  3  anschliessende 
Subst,  ist,  wie  das  syn.  ,Lant',  schliesslich  nach  Unter- 
drückung der  Präp.  seihst  zur  Präp.  geworden.  .Vermag 
Sprüchen  und  vertragen.'  Kessl.  .Vermog  syns  zedels.'  1562, 
B  Staatsrechn.  , Vermog  ufgerichter  briet  und  siglen.'  1">7-J. 
ZThalw.  Offn.,  neben:  .nach  vermeg.'  .V.  meiner  schuldigen 
Pflicht.'  KilS,  JJUr.it.  .Vermog  Vertrags.'  B  Abzugsordo. 
1715.  Vgl.  Gr.  WH.  Die  Form  schwankt  nach  den  ver- 
schiedenen Vocalen  il<-^  zu  Grunde  liegenden  Verbums  ,ver- 
mügen';   vgl.   noch    Ver-mag. 

mogele"  I:  unpers.,  von  Speisen,  die  Appetit 
erwecken  ZWang. 

mögelig  Th,  g'm.Bs:  appetitlich,  begehrenswert, 
einladend,  reizend.     Syn.  gemöchtelig,  mögig. 

möge",  bzw.  me'ge",  Ptc.  g'möge"  FS.;  WGriieh., 
Li'.,  im)  GitV..  g'megut  WSaas,  sonst  wie  der  Inf.; 
Präs.  Ind.  Sg.  1.  3.  P.  ma  B;  PAL;  Sj  ZW.,  sonst  mag; 
2.  mäsch  B,  sonst  magst;  PI.  mönd  H;  Zu.,  möu,  mü 
B.  sonst  möge'd;  Uond.  »lieg  ZEn.,  Limm.,  mächti 
ScbwE.j  WGräch.,  meddi  WNaters,  müechti  Th  (Stell). 
sonst  möcht(i),  in  TnHw.  -n-:  1.  kräftig,  gesund  sein; 
meist  mit  Neu.:  nüd,  nüd  am  beste",  schlechtlich,  übel 
m.,  unpässlich  sein,  kränkeln  Hl.'.  Nid  so  wol  m.. 
unwohl  sein  ApHinidw.  Wer  e"  chli  rüch  mag  [nicht 
verzärtelt  ist],  De'  mag  de"  Wi"  trinke"  ApSchöngr. 
Durch  's  Nidmege"  wurd  's  im  sich  Im"  oirsterchered, 
durch  Unwohlsein  würde  sich  bei  ihm  die  Schwermut 
vermehrt  haben  BHa.  lc*  mng  nümme"  1)  bin  nicht 
gesund  BR.  —  2)  bin  erschöpft,  kraftlos  (mit  Be- 
tonung von  mag)  Tu;  Z.  ,Die  allerbest  ze  fuess  moch- 
ten', die  besten,  kräftigsten  Fussgänger.  1425.  Gl  ürk. 
,Wtlss,  niyn  husfrow,  dass  ich  wol  mag,  früsch  und 
gesund  bin.'  1440,  B  (Gfo.).  ,Xun  warend  die  Cristnen 
als  muod  und  als  kreftlos  worden,  bede  von  arbeit  und 
von  hitz.  dass  sy  nüt  mer  möchtend.'  1475,  Volksbb. 
.Als  er  lang  übel  geniugen  hat  [kränklich  gewesen 
war].'  Sicher  1531.  ,Myn  at  ist  schwach,  dass  ich  nül 
mag.'  Habkrer  löti'J.  .Infirina  valetudo.  ein  blöde  ge- 
sundbeit,  da  einer  nit  ze  bett  ligt,  mitbin  aber  übel 
mag.'  Fris.;  Mal.;  vgl.  iibel-miigend.  .Wie  ist  unser 
Urselin  so  christenlich  gestorben;  ich  mag  nit  mer, 
so  ich  an  das  Ursclin  gedenken.'  ThPlatt.  1572.  ,Den 
sterkern  und  bass  mögenden.'  JR Landend.  1608. 
2.  vermögen,  können,  in  phys.  und  geistigem,  mora- 
lischem S.  a)  mit  Inf.,  dem  in  lebender  Sprache  ge- 
vorgesetzt  wird,  während  es  ohne  ge-  .Lust  haben' 
bedeutet;  vgl.  hierüber  ge-  5  Bd  II  17.  In  PAL,  wo 
das  l'räf.  ge-  vor  mögen  als  Prädikats- Verbum  treten 
kann,  entsteht  dann  ein  Unterschied  zwischen  ich 
g'man,  ich  kann,  und  ich  man  nid,  ich  mag.  will  nicht. 
Es  mag  g'si",  es  ist  erreichbar  AALeer. ;  Z.  lrh  mag 
das  Stuck  und  g'Ssse*.  Was  nur  und  g'werde"  mng, 
han-i'''  kei"  'I'rnrt-  d'rab  Z.  ,Icb  mochte  gar  nicht 
erwarten,    bis   ich  antreten  konnte.'   Gotth.;    s.  noch 


rir-liihiii  Bd  11  908.  .Hat  im  nieman  syne  gründ 
g'mögen  umkeeren.'  Zwingli.  ,Da  man  nun  die  schloss 
ufgetreit,  do  mocht  man  die  stüblitür  nit  ufbringen.' 
1534,  Äg.Tschodi.  ,Ich  mag  dir  nit  bezalcn.'  OWbkidh. 
1552;  dafür:  .kann.'  1588.  Herb.  .Kr  mag  die  strafen 
der  sünden  hinnemen.'  ebd.:  dafür:  .er  hat  macht.' 
158S,  Herb.  ,I)ie  menschliche  blödigkeit  mag  nit 
gnueg  tuen.'  ebd.;  =  .vermag.'  158s.  Herb.  .Aber 
überwinden  mögend  si  dich  nit.'  1587,  Jerem.  .[Der 
Tod  meiner  Hausfrau]  verdross  mich  so  übel,  dass 
ich  meint,  ich  möcht  iren  niyn  Lebtag  nit  vergessen.' 
1603,  Arddser.  ,Dic  fünf  torachten  Jungfrauen  eileton 
zu  den  Krämeren  und  Widerum  zur  Hochzeit;  aber  sie 
möchten  nicht  geschwind  g'nug  kommen.'  FWvss  1673. 
, Traurig  ist's,  wann  bei  den  Annen  Holz  oder  Hecke 
gebricht,  mögen  sie  ja  nicht  erwarmen.'  /.  Neuj.  M. 
1  Ti's.  _  in  scheinbar  abs.,  in  Wirklichkeit  aber  el- 
liptisch, mit  zu  ergänzendem  Verbum.  .Lauf,  was  du 
magst.'  Gottu.  .Meine  Alte  und  ich  sind  schitter  [dem 
Zusammenfallen  nahe]  und  mögen  nicht  mehr  nach:1 
ebd.  .Wenn  ich  ab  Tatsch  [vom  Flecke  weg  gehen  | 
möchte,  ich  gienge  auch  mit,  aber  mit  meiner  Gliedsnchl 
in  der  Hüft  komme  ich  nicht  ab  Platz.'  Ndw  Kai.  1889. 
Wie  tunkt  dt"*  mm  Most?  Mag-er  a*  's  Webmeisters? 
Ar.  Die  ma"  wol,  die  kann  wohl  (Aufwand  machen). 
Gottu.  Es  gät,  nie 's  mag  Aa ;  Tu;  Z.  's  mag  Hecht 
[sein],  es  kann  leicht  sein  AALeer. ;  s.  Bd  III  1048.  Mer 
mönd  bloss  [mit  Not]  Meister  Z.  W%1  möge",  z.  B.  mit 
einem  Steinwurf,  einer  Arbeit,  einem  Marsch.  Lesen 
in  einem  Buch  usw.  Tu;  Z.  Er  häd  nüd  irit  möge* 
i"  der  ZU.  Die  Herdöpfel  möged  nüd  i"  de"  Chorb 
ine",  der  Korb  fasst  diese  Kartoffeln  nicht  '/..  .1" 
Oppis,  Öpper  am"  m..  hinanreichen,  ihm  gleichkom- 
men Tb.  /■''  Im"  und  nf  de*  Baum  ufe"  möge",  meine 
Kräfte  reichten  nicht  aus;  aber  auch:  ich  hatte  keine 
Lust  dazu  Tu;  Z.  S.  noch  üf  Bd  I  120,  üs  Bd  I  553, 
fürhin  Bd  II  1345.  .Mag  ich,  so  will  ich  selbs  doby 
syn.'  1475,  Bs  Chr.  .Quam  potui,  als  ich  gen 
hab.  Citra  satietatem  data  glans,  nit  als  vil  sy  essen 
mögend,  oder  nit  als  vil  in  sy  mag.  Aedes  nostrae 
vix  capient,  sy  mögend  kaum  in  unser  haus,  unser 
haus  wirf  sy  hart  mögen  fassen.'  Fris.  ;  Mal.  .Es 
half  als  vil,  als  mocht.'  1584,  Ardöser.  ,Die  ir  gern 
geholfen,  aber  nit  gemögen.'  1601,  (Ifd.  .Hie  Kirche 
sye  zu  eng.  mögend  nit  alle  Kirchgnossen  daryn.'  1652, 
Z  OGlatt;  s.  noch  Kollatz  Bd  III  210.  —  c)  scheinbar 
mit  Acc.  Obj.,  das  aber  ebenfalls  von  einem  zu  er- 
gänzenden Vb  abhängt,  a)  mit  pers.  Obj.  Eine"  m., 
Jmdm  an  physischer  oder  auch  geistiger  Kraft  über- 
legen sein.  allg.  Es  hat  Keine'  der  .Inder  m..  deiner 
von  Beiden  blieb  Sieger.  Er  mag-nen  im  Schwinge*, 
im  Schribe"  BR.;  vgl.  ,Das  mag-ne,  hoc  persuadetur.' 
Id.  B.  In  Mängem  mng  in  sicher  Ekein.  Breitenst. 
I<*  6t-  der  Stärkst  <■•■  ma-n-eeh  all.  B  Hist.  Kai.  1851. 
,Es  sei  im  ganze  Bernbiet  keine  Küherstochter,  die 
mich  möchte,  und  es  werde  nicht  mancher  Kühers- 
sohn  sein',  prahlt  eine  auf  ihre  Stärke  stolze  Vieh- 
magd. Gottu.  .Sie  wolle  zeigen,  dass  mit  Husen  sie 
Keine  möge.'  ebd.  ,Er  mög  [übertreffe]  d'r  Pfarrer 
weit.-  ebd.  Auch  mit  Dat.:  Ünschfi  Pläss  [Kuh]  hed 
dir  Ilircluie  m..  hat  ihr  obgesiegt  (im  Stossen  mit  den 
Börnern)  GrD.j  vgl.  Häggel  Bd  II  1097  und  ge-hand 
Bd  11  1396.  Der  luV-mer 's  m.,  eolui  mi  ha  vinto  PA1. 
Abs.  Der  hat  a"  der  Abstimmig  m.,  hat  gesiegt  in 
der  Wahlabstiinniung  ScbwE.  (Licnert).    Auch  übertr. : 


[09 


Mau',  meg,  mig,  wog.  müg 


llö 


,üas  Eirschenwasser  möge  d'  Lüt  viel  schneller  [rui- 
nieren SC.]  als  der  Branntwein.'  (uitth.  De'  65er  hiitl 
Monge"  m'.,  der  Wein  von  1865  hat  Manchen  berauscht 
oder  ihm  den  Tod  gebracht  Tu;  ZS.  Übertreffen,  an 
List:  .Die  meinen,  wie  witzig  sie  seien  und  verstehen 
doch  Nichts:  einmal  für  40  Kronen  habe  ich  sie  m.'. 

il.  i.    10  Kit n    habe   ich  ihnen  abgewonnen.    Gotth. 

Unpers.  Es  häd-e*  minie",  ilie  Krankheit  hat  ihm  den 
Tod.  die  Geldschulden  haben  ihm  den  Konkurs  zu- 
gezogen Tu;  Z;  bes.  aber  von  Gemütsbewegungen: 
übermannen,  einen  überwältigenden  Eindruck  machen 
Aa;  Bs;  B;  Thj  '/..  Es  hiit-mv''  (schier)  m.,  ich  habe 
(beinahe)  weinen  (seltener:  lachen)  müssen  vor  Rüh- 
rung. Schmerz,  Ärger  (Lachreiz);  auch  von  Ekel:  es 
brachte  mich  (fast)  zum  Brechen,  's  het-mi'''  im 
Innerste"  m.  Bs  (Becker).  Wo  der  Vater  i*  sim  grus- 
lige Zorn  das  Vreneli  Mimisch  titeliert  het,  jo  Das  het 
in  in.,  Dns  het  im  Jokeb  in  's  Herz  g'längt.  Breitenst. 
Das  het-mi"*  du  m.  und  i'h  fall  a"  springe".  B  Dorf- 
kai. 1870.  Das  Itä'-mer's  m.,  cio  mi  ha  soprafatto 
PA1.  —  ß)  mit  Sachobj.  Oppis  in.,  eine  Last  zu  heben, 
tragen  vermögen,  eine  Arbeit  zu  rechter  Zeit  zu  Ende 
bringen  Bs;  Gl;  Tu;  Z.  Magst  de"  Ghorb?  Ieh  mag 
Itül  de"  Strumpf  Wümme*  Z.  Ich  mag  's  nüd  fertig 
Gl;  Tu;  Z.  Wenn-er-i  [euch]  wered,  somöged-er  de" 
Acher  [sc.  pflügen,  schneiden,  hacken]  bis  z'  Atiig. 
Gid  's  wol  üs?  Möged-er  's?  Anrede  z.  B.  an  Mähder, 
Feldarbeiter  usw.  Sprww.  1869.  I°*  weit,  ieh  möclit  's, 
mein  Wunsch  wäre,  das  Pensum  fertig  bringen  zu 
können  Z.  Der  Stich  mag  ieh  (beim  Kartenspiel),  ich 
habe  eine  stärkere  Karte  Gl.  Magst?  fragt  ein  Spieler 
den  Andern,  d.  h.  hast  du  hiefür  eine  Stichkarte?  — 
d)  gepaart  mit  dem  syn.  .können.'  Der  d'  Litt  bidrängt, 
wo-n-er  cha""  und  maß.  Hokst.  Do  jammeret  das  Fräuli 
gar  bid  urlig:  0,  i'h  cha  's  Wümme*  und  tna  's  n imune"! 
BW  vss  1m;;I.  Wo-mer  chiind  und  mönd,  htifed-mer 
enand  VA).  .Beholfen  und  beraten  syn,  mit  was  er 
dann  kunne  und  muge.'  1495.  G  Küehenordn.  ,So 
wir  getuen   sollen,    könnden   und  m.'    1525,    Strickl. 

—  3.  Lust,  Neigung  haben  zu,  gerne  wollen,  a)  mit 
pers.  Obj,  im  Acc.  Ai>;  Bs;  GF.,  G.;  Th;  Uw;  U;  W; 
Z.  im  Dat.  Gl;  GA.;  Z,  Jmdm  gewogen  sein,  für  eine 
Person  Wohlwollen.  Sympathie,  Vorliebe  haben;  auch 
etwa  mit  Zusatz  von  wol,  guet.  Si  händ  enand  nie 
m.,  standen  nie  mit  einander  auf  freundschaftlichem 
Fuss  Ap;  G;  Th;  W;  Z.  Er  mag-en  nüd,  hat  persön- 
liche Antipathie  gegen  ihn;  er  mag-em  nüd  Z,  Nüd 
GA.,  ebenso,  doch  auch  in  dem  differenzierten  S.: 
fördert  seine  Zwecke,  Bestrebungen  nicht  Z.  I'h  mag 
sits  |es]  nit,  ich  kann's  nicht  leiden  W.  Er  mag  im 
nl  si",  ist  ihm  gewogen  CiL.  Es  hät-is  hüt  noch  wol  m., 
das  Wetter  blieb  uns  günstig,  der  Erfolg  ist  uns  nicht 
ausgeblieben  Tu;  Z.  Scheinbar  mit  Gen.,  der  aber 
von  dem  subst.  Nüt  bedingt  ist:  ,Ich  ma'J  dinc"  Nüt, 
aversor  te.'  Id.  B.  Der  Inf.  subst.:  's  het  dem  alte" 
Wittlig  's  Möge"  gär  nöd  g'ha".  G  Kai.  1894.  Unpers., 
von  günstigem  Wetter:  Hüt  het  's  na  m.  B  oHa. 
(Grussformel).    Verbunden  mit  können  s.  d.  Bd  III  3'23. 

—  b)  mit  Sachobj.  und  abs..  bzw.  mit  unterdrücktem 
Obj.  (oder  Inf.),  Lust  und  bes.  Appetit  haben,  allg. 
Magst  Brot?  Ich  man  d's  Fleisch  nid.  Er  mag  ril, 
wenig,  d.  h.  essen,  trinken.  Er  hat 'denkt:  Vom  s'e'be" 
Fuss  mitg-irh  Nünt  im'.  BStell  1888.  Gott  Lob,  dass- 
mer  's  hei,  Gott  Loh,  dass-mer  's  meu.  Gotth.  (Tisch- 
gebet!.   S.  noch  Hund  Bd  II  1421  und  vgl.  Mögt.  — 


c)  mit  Inf.  Er  mag  tritler  esse"  |  nach  einer  Krankheit]. 
Franc,  wo  und  gumpe*  mönd  wie  d'  China.  Müller, 
Jgdscbr.  I'h  mag  mit  halte",  ich  stimme  bei  (Formel 
bei  Abstimmungen).  Ap  Kai.  1859.  Jet:  sind  s'.jo  scho* 
z'friden  und  mönd  wider  lache*.  Stütz.  D' Lut  lache* 
jet:  nocU  u"J  mün-im  's  gönne*.  1!  Dorfkai.  1871.  Jo, 
ich  macht 's  wüsse* '  Das  will  ich  meinen  Bs.  , Pfeift 
der  Wind  uns  auch  durch  's  Haar,  mögen  wir  nur 
lachen.'  Z  Neuj.  M.  1781.  lch  macht  auch!  ironisch: 
Das  lass  ich  schön  bleiben  AALeer. ;  Bs;  Th;  Z.  Am- 
plificiert  durch  , wissen':  Ich  mag  und  weiss  nüd,  ich 
habe  durchaus  keine  Lust  Z.  —  4.  moralische  Mög- 
lichkeit, wienhd.:  dürfen  BBr.,  Ha.;  U.  Du  magst-se 
ne*,  darfst  sie  behalten.  Mag  's  mi's  sin,  darf  ich 
es  als  Eigentum  behalten  V  BHa.  Er  mag  nit,  darf 
nicht  U.  ,Es  magen  an  die  zedel  geschriben  werden 
allerlei  namen.'  G  Gesellenschiessen  1485.  ,Si  esset 
licitum  per  nautas,  wenn  ich  der  schiffleuten  halb 
gemögen  hette.'  Fris.  —  5.  sollen,  müssen  GrS.  Nu; 
i*  Gotts  Namme",  nie"  wird-sich  halt  mege"  dri"  schicke". 
Schweizermcnd  1891  (U).  —  6.  mit  dem  Gen.  dessen 
oder  sin,  daran  schuld  sein;  syn.  vermögen.  Ich  ma? 
si"  nid  PAL  .Sind  dann  schon  vil  schantlieher  under 
inen,  was  mögend  dess  die  gueten?'  HBull.  1530. 
.Was  mögend  wir  syn,  qu'en  pouvons  nous?'  Haimonsk. 
1531;  ähnlich  mehrfach.  .Ich  pitten  üch,  ir  wellent 
niyn  Früntschaft  mynes  Tods  nit  lassen  entgelten, 
dann  si  mag  dessi  Nüt.'  1607,  Ardüser.  Mit  Präp. : 
.Wir  mögen  nüts  für  das  gesehrei',  wir  können  Nichts 
gegen  das  Gerücht  tun.  ThPlatt.,  Br. 

Mhd.  mngai,  mügen  in  Heil.  1,  '2  unJ  li.  Wo  in  den 
Belegen  .möchte'  als  Ind.  (so  auch  bei  DTomann  1708  und 
ZZoll.  Tagb.  um  1750:  ,Es  wäre  so  heiss,  man  möchte  es 
fast  uieht  erleiden')  vorkommt,  ist  Dies  zu  erklären  aus  dem 
Bestreben  der  MA.,  sieh  irgendwie  für  den  Mangel  dieses 
Modus   im  Prät.   zu   helfen.     Zu    mönd  vgl.  gönd,   chönd,   lönd, 

tönd,   stand  usw.;   ,sy  m 1.'   schon  1433,   Gfd,   ,mönd.'    Ruef 

1Ö40;  KSihinid  1579.  In  ma,  mäsch,  möu  das  </ verflüchtigt 
viell.  nach  Analogie  von  .schlagen'  oder  nach  Analogie  von 
rhu"".  rlhi""st :  Iti ,  lä*t ;  mini  nach  ihi'ii.  tritt,  irrt.  Zu  mieg 
vgl.  achlieg  und  chient  in  der  Anm.  zu  chönnen  Bd  III  324. 
Meddi  wohl  assimiliert  aus  mäckti  oder  müchti  oder  nach 
Analogie  von  toetti.  Ein  Cond,  .malite'  und  ein  Ptc.  .geinügt' 
schon  im  Mhd.  .Miohf  =  magst,  XV.,  Lüt.,  Sil'.  Was  die 
Bedeutung  betrifft,  so  findet  sieh  der  unter  2  c  a  aus  GrD. 
hezeugte  Dat.  schon  hei  Notker:  ,ube  du  ne  hütest,  so  gemag 
er  mir.'  Ober  Vertauschungen  oder  Übergänge  der  Modal- 
liegrirt'e  (betr.  Bed.  4  und  bes.  5)  vgl.  den  Schluss  der  Anm. 
zu   chönnen   aaO. 

über-:  überwältigen;  überwinden.  ,Das  war  zu 
viel  für  mich!  Das  übermochte  mich.'  Becker  1868. 
.Die  Kirchen  Gottes  ist  nie  übermögen  worden.'  FWyss 
1672.  .Solches  Gebet  muss  den  Allmächtigen  ü.,  den 
Unüberwindlichen  überwinden.'  JJUlr.  1727.  ,Da  ein 
jedes  Lüftlein  sie  übermag.'  ebd.  —  a"-:  1.  langen 
Ndw.  Das  Seil  mag  nid  ä".  —  2.  angehen  Ndw.  Fttl 
si"  mag  bi  dem  Pur  gar  nid  a",  geht  bei  ihm  gar 
nicht  an.  Das  mag  nid  ä*  Ndw.  —  3.  Eim  «.,  Einen 
anmuten  AALeer.     Si  mag-mer  nid  än. 

ver-:  1.  die  (Geld-)Mittel  zu  Etw.  haben.  S.  Hund 
Bd  II  1421,  Chatz  Bd  III  587.  Er  vermag  's  wol,  hat 
dazu  reichliche  Mittel.  Er  rermag  ('s)  z'  warte",  z.B. 
mit  dem  Landverkauf  Bs;  Th;  Z.  ,1m  nächsten  Dorfe 
trank  man  wieder  eine  Flasche;  der  Götti  musste 
zeigen,  dass  er  auch  Etw.  vermöge.'  Breitenst.  Wenn 
ir  tiumme"  guete"  Wi*  nrntrut  und  de""  am  Abend 
hei"'  plant pet  mit  eitern  Milchgeschirr  wie-ne*  Kue  mit 


111 


Mag,  meg.  mig,  moir.  mug 


112 


ere"  grosse"  Tr'mgele"'.  B  Hist.  Kai.  1777.  .Eine  Fa- 
milie, die  kein  Brot  vermag.'  B  Kai.  1841.  .Heu  kaufen 
vermag  unser  Einem  [s.  Bd  I  272]  nicht.'  Gotth.  .Sieh 
gross  machen  [den  Grossen  spielen,  Aufwand  machen], 
ohne  es  zu  v.'  ebd.  Wer 's  vermag,  kan"  schnupfe"  und 
rohe"  [rauchen]  GBern.  Ich  vermag  .:'  laufe",  ironisch: 
ich  bin  nicht  so  reich,  um  mir  das  Fahren  zu  er- 
lauben Th;  Z.  Kr  vermag  öppe*  10000  Fr.,  hat  so  viel 
Vermögen  Tu;  Z.  Es  ist  Einer  ken  Bin-,  wenn  Eine' 
nid  en  ruehige"  31a""  vermag  LE.,  sich  durch  die 
Wechselfälle,  welchen  er  in  der  Landwirtschaft  unter- 
worfen ist,  aus  dem  Sattel  heben  lässt?  S.  noch  haben 
Bd  II  871.  ,Sy  straften  den  um  100  fl.,  disen  um  80, 
je  nachdem  einer  vermocht.'  WStkiner  1532.  ,lch 
meint,  er  vermocht  eins  fürsten  guet.'  Salat  1537. 
.Hcrodes  mächtig  ist  im  gwalt;  vermag's  an  landen, 
lüt  und  guet,  dass  im  das  g'mein  volk  nit  vil  tuet.' 
Aal  1549.  ,Wir  wend  trinken,  dass  schwitzend  d'  wand. 
Wir  hand  ein  herren,  der  's  vermag.'  Haberer  1502. 
.Vermag  Eine  nit  Windlen,  wie  es  gern  wollte,  so 
brauche  ihm  Lumpen  und  schneide  die  Fasen  darvon.' 
FWürz  1634.  .Einer,  so  6  Küe  vermag,  soll  nit  mer 
als  4  Geissen  haben.'  lb'75,  B  Kq.  .Der  Gang  vermag 
1000  Gulden;  er  gehet  toll  daher,  junonium  ingredi- 
tuiv  Met.,  Hort.  1692.  .Wenn  Einer  einen  Gugelhut 
vermögen,  so  hat  er  geglaubt  usw.'  HPest.  1790.  Auch 
in  Bez.  auf  Truppen:  .Der  herzog  von  Berg  ist  mechtig 
und  vermag  vil  Volks.'  1475.  Bs  Chr.  ,Ir  vermögen 
ist  g'syn  8000  reisbarer  mannen.'  153s,  Äg.Tschudi. 
, Lucern  vermag  an  streitbaren  Männeren  usw.'  RCvs. 
—  2.  allgemeiner,  im  Stande  sein,  zu  Stande  bringen, 
leisten  können.  .St  Vit  hat  den  längsten  Tag,  Lucia 
die  längste  Nacht  vermag.'  Sprww.  1824.  .l>er  helle 
Tag  vorhanden  ist,  der  schöne  Tag,  den  Gott  vermag.' 
Wächterkuf.  .Schweig,  leid  und  vermag  [sc.  zu  tra- 
gen], dein  Unglück  Gott  allein  klag.'  Sprww.  1824. 
Ebenso  elliptisch  in;  G'schwulle",  was  i"  (V  Hut  ie 
vermag  [sc.  zu  gehen]  AaF.  .Unsern  lieben  lantlüten 
ze  Glarus  entbieten  wir,  die  lantlüt  ze  Switz,  unsern 
willigen  dienst  und  was  wir  eren  und  guotes  ver- 
mögen.' 1394,  Gl  Urk.  .So  ver  ir  lyb,  er  und  guet 
reicht  und  vermag.'  BossH.-Goldschm.  ,1'ro  mea  parte, 
nach  meinem  vermügen,  als  vil  mir  möglich  ist.'  Fris.  ; 
Mal.  (Übergang  zum  Subst.).  Vgl.  auch  Glossar  zu 
Hainionsk.  1531.  —  3.  bedeuten,  in  sich  schliessen, 
besagen,  bes.  vom  Inhalte  eines  Schriftstückes,  Doku- 
mentes usw.  Er  g'hört  vom  Präsidenten,  was  das  Urtel 
vermag.  Usteri.  ,Wie  es  Gottes  wort  und  unser  amt 
vermag.-  HBull.  1531.  ,Wie  ein  abscheid  das  heiter 
inhalt  und  vermag.'  Kessl.  ,Die  gemeinen  chronik- 
rödel  vermögend,  dass  Otmar  bei  38  jaren  das  kloster 
verwalten  habe.'  Vad.  ,Was  die  Urtel  vermag,  voll- 
ziehen.' 1G52,  GrD.  LB.  ,Die  Lehenbrief  der  an- 
grenzenden Lehen  vermögind,  dass  sie  stossend  an  das 
Schnebelhorn.'  17(11,  Z  Staatsarcli.  ,Die  liatserkannt- 
nuss  vom  3(1.  Maji  vermag,  dass  usw.'  1703,  Z  Zunft- 
prot. ;  vgl.  Ver-mug.  —  4.  bewirken;  Einen  wozu  ver- 
anlassen, mit  pers.,  direktem  oder  präpositionalem  Obj. 
,Man  solle  im  den  schryber  v.  [verschaffen,  bewilligen  |.' 
1531,  Absch.  Die  Klosterherren  wenden  sich  an  König 
Rudolf  gegen  ihren  Abt,  ,dass  er  inen  den  zu  recht 
v.  [zur  Verantwortung  zwingen]  wellt.'  Vad.  ,Die 
Edellüt  haben  an  im  [Bullinger]  v.,  dass  er  inen 
Jesajam  gelesen.'  ELav.  1576.  —  5.  retl.,  mit  Gen., 
a)  (meist  negiert)  wofür  können.   Schuld  sein  woran. 


„Vermag  ich  mich  dessen,  dass  mein  Freund  dir  etw. 
Leides  getan  hat?"  /"*  vermag  mieh  Desse*  Nüd,  ich 
kann  Nichts  dafür  Ap;  B;  GrD.;  Th;  Z  und  schon  bei 
Mey..  Hort.  1692,  Da  vermag  ich  mich  Nüt,  dass'seso 
g' gangen  ist  Z.  Si"h  Nünt  v.,  dass  's  Pulver  chlepft, 
das  Pulver  nicht  erfunden  haben  Ap.  Wie  vil  Ö"- 
scholdege  het  's  auch,  diese  [sich]  A-e  Betzele  [Bischen] 
oermöged!  Ar  Kai.  1848.  ,Was  vermögen  wir  uns, 
dass  es  so  gegangen?'  Gotth.  ,Was  v.  sich  Andere?' 
C.esi'r.  1712.  Auch  abs. :  .Ach  Gott,  ich  dessen  nit 
vermag!'  Holzw.  1571.  —  b)  Zuneigung,  Sympathie 
zu  Einem  bekommen,  haben.  ,Wie  ein  lieb  ding  es 
ist,  wo  zwei  eins  mit  einanderen  sind  und  sich  eins 
des  anderen  wol  vermag!'  1527,  Mise.  Tig.  .Adam 
hatt  alle  andere  tier  beschowet,  aber  keinse  hat  er 
sich  vermögen.'  HBull.  1540;  vgl.  mögen  3  a  und 
Katzen- Hirni  Bd  II  1614.  —  Ver-möge"  n.:  wie 
nhd.  1.  abstr.  ,Sy  tetend  all  ir  v.  [was  sie  vermoch- 
ten].' Morgant.  .Von  allem  v.'  OWerdm.  1552;  =  ,von 
allen  kreften.'  1588.  Herb.  ,Ich  will  sein  Wort,  so  vil 
mir  möglich,  fürtragen,  best  Vermögens.'  1692,  Gr 
VDörf.  —  2.  concr.  a)  Geldbesitz,  allg. ;  auch  dim.  De'' 
wird  sl"s  Vermögeli  glich  g'nueg  dure"  'tu"  ha"  Th;  Z. 
Die  het  es  ordligs  Vermögeli  g'hä".  BWvss.  —  b)  krie- 
gerische Macht,  Streitmacht.  ,Wir  haben  uns  ent- 
schlossen, mit  unserm  v.  zue  verrücken  [aufzubrechen].' 
1525,  Absch.     Vgl.  auch  Glossar   zu  Hainionsk.  1531. 

—  Libs-:  Lebenskraft,  Gesundheit.  ,Als  nun  der 
könig  alt  und  an  lybsvermögen  abgehend  [war].'  Ansh. 

nahe"-,  mit  Dat.:  1.  Einen  auf  dem  Wege  ein- 
holen Tu;  Z.  —  2.  Einem  gleichkommen,  es  ihm  gleich 
tun  in  Etw.  B.  ,Eine  Säumutter  [Schweinezüchterin] 
ist  sie;    es   mag  ihr   keine  Luzernerin    nach."    Gotth. 

—  zue-:  1.  ungefähr  =  nahe'-mögen  ä,  erreichen  in 
irgend  einer  Eigenschaft.  Der  hürig  Wi"  mag  dem 
femdrige"  nüd  sueTn;  Z.  S.  handlich  Bd  II 1405.  .Brei, 
bevor  Kindsbreie,  lassen  sich  schön  daraus  [aus  dem 
Dinkelmehl]  zurichten,  doch  mögen  sie  denen  von 
Weizenmehl  an  Kräftigkeit  nicht  zu.'  AHöpfner  1787. 

—  2.  beikommen,  aggressiv.  .Welcher  hett  im  [dem 
Papst]  hie  zue  mögen  oder  etwas  abgewinnen,  diewyl 
er  alle  warten  in  syner  hand  gehept?'  Kessl.  , Diewyl 
si  im  änderst  nit  zuemochtend,  verklagtend  si  in  bi 
dem  Bapst.'  JRüeger  1606. 

übel-mögend  BO.,  -möged  GG.,  T.;  Uw;  ZStern., 
-möget  L;  U,  -mögig  Ap;  GWa. ;  S:  1.  kränklich,  ge- 
brechlich (bes.  vor  Alter),  aaüü. ;  auch :  geistig  schwach 
L  (Spillm.).  .Ich  bin  schon  alt  und  ü.'  Morgant  1530. 
,Dann  ich  merwyls  zyts  krank  und  übelmögig,  ouch 
ein  schwer  hand  ze  schryben  überkommen.'  1572,  Ag. 
Tschum.  S.  Leid  Bd  HI  1082.  ,Da  die  armen  Lüt 
liegend,  verstand  krank  und  ü.'  Rüeger  1606.  .Kranke, 
ü-e,  alte  Personen.'  1635,  Z  (Spyri,  Waisenh.).  .Ein 
Pfrundhaus,  darinnen  eine  Anzahl  alter,  armer  und 
übelmögender  Burgeren  underhalten  werden.'  HEEsch. 
1692.  .Trage  Geduld  mit  uns,  wenn  wir  [alte  Eltern] 
ü.  sein.'  Sintem.  1759.  Vgl.  auch  Glossar  zu  Hainionsk. 
1531.  Dazu  das  Subst.:  Übel-mögendi  f.:  Schwach- 
heit. .Das"  etlich  eerenlüt,  alters  übelmügende  (übel- 
mögende) und  sonst  geschaffen  halb,  den  angesetzten 
rechtstag  gar  kümerlich  besueehen  mögen.'  1546,  Z 
Batsverordn. 

Vgl.  mögen  1.  Bei  Fris.  findet  si,-li  mehrmals  ein  Adj. 
.unvermügen'  i.  S.  v. :  schwach,  kraftlos;  bei  Mal.  dafür 
.Unvermögen,  debilis',  vgl.:  .Fast  gesund  1  vermögen  sein 


113 


Mag,  meg,  mig,  wog,  mag 


IM 


wie  ein  Richter  oder  riuger,  athletdce  valere.'  Mal.;  dazu: 
,der  sass  Unvermögens  au  seinen  füesseu  und  was  lam.'  15:10, 
Apnstelgeseh.  Pas  Letztere  kann  als  adverbialer  Gen.  von 
„Unvermögen'  gefasst  werden,  bei  den  andern  ist  ein  Abfall 
von  </  schwer  anzunehmen  uud  es  bleibt  schliesslich  uur 
übrig,  sie  als  Ptc.  Prät.  in  aktivem  S.  zu  erklären;  vgl. 
ung' schlafen. 

wol-:  körperlich  kräftig,  gesund.  ,Zog  man,  was 
vvolmogender  knechten  warend,  uss.'  Edlib.  ,Was  wol 
mutender  gesellen  warend  und  wol  loufen  mochtend.' 
ebd.  Jnteger,  frisch  und  gesund,  wol  mögend.'  Fris. 
.Wann  der  Leib  des  Patienten  stark  und  wolmögend 
sein  wirt,  so  gib  ihm  ein  10  Gran  dieses  Pulvers.' 
JKLanoenb.  1608.  Vgl.  auch  Glossar  zu  Haimonsk. 
1531.  Dazu  als  Comp.  ,bass  mugig.'  ,Er  wollt  bass 
mugiger  syn,  dann  er  was.'   Sicher  1531. 

Möger  m. :  Lust.  Ich  glauben,  es  sig  nüd  grad 
d's  Süferliehste  [Reinlichste];  ich  hätt  eimel  nüd  den 
31.,  im  Eppis  abz'nen  für  z'  esse"  BR.;  vgl.  als  Gegs. 
1  i  rli'ider.  —  Gebildet  als  Korn,  agentis  wie  die  Krankheits- 
namen auf -er:   Ettiher,  Magerer,  Borer,  Brenner,   Spanner  usw. 

Mögi  m.:  starker  Esser,  „Nimmersatt"  Zg;  auch 
der  gern  nimmt  AaZ.  1S15. 

Mögi  f.:  Esslust,  Leistungsfähigkeit  im  Essen 
Aa;  Z.  E"  gueli  M.  ha",  starken  Appetit  haben.  Er 
het  en  rechti  31.,  konsumiert  viel.  En  Salat,  (i  Eier 
drüf. . .  Du  schinst-mer  na  di  alti  31.  z'  ha"  Z  (ACor- 
rodi).  Ja,  si  hend  e  gueti  M.,  ich  behaupte",  kein  Re- 
formierte'' frisst  so  ril.  Wolf,  Bauemgespr.  Mehr 
abstr.,  Kraft,  Vermögen:  Der  Wille"  ist  besser  g'si" 
a's  d'  M.  AABad.  Kai.  1852. 

mögig  Ap;  GrI).,  Pr.;  GTa.;  Sch;  Tu;  Uw;  U, 
g'mögig  ApSchönengr.;  GA.,  Stdt,  T.,  Wa. ;  Z:  1.  guten 
Appetit  habend  Ap;  Z.  Ich  bin  nüd  so  gar  g'm.  - 
2.  den  Appetit  reizend,  schmackhaft  GWa.  —  3.  von 
Personen  und  Sachen,  anziehend,  sympathisch,  ange- 
nehm. aaÜO.  Syn.  güstig,  an-mächelig.  E  m-s  G'sicht, 
Ghind  (iStdt;  Sch;  e  g'm-s  Trutseheli,  dickes,  kleines 
Kind,  das  man  sogleich  wohl  mag  ApSchönengr.  Ein 
Kurort  ist  g'm.,  angenehm  G.  Von  einer  Kuh,  die 
den  Wünschen  entspricht  ÜuPr.  E  m-i  [anziehende] 
Underhalti'g  UwE.  ,Ein  m-er  Mann',  den  Jeder  wohl 
mag.  Sch  Pilger  1885.  —  4.  gerne  nehmend  U.  - 
5.  „stark  an  Kraft." 

u"-:  das  Gegenteil  von  mögig  3  AaWoIiI.  (auch 
u'g'm.);  Ap;  GrPi\;  L;  GTa.;  SchwMuo.;  Uw;  U. 
E"  dicki,  tvüesti,  u"mogigi  Schmuttere*  [fettes  Weib] 
Schw.     U-s   Wetter  UwE. 

mump  fei-:  gebrechlich.  Alt  und  in.,  von  Men- 
schen, auch  von  altem  Pferden  S  (Schild).  —  Wohl 
eig. :   wer  nicht  mehr  recht  kaueu,  nur  noch  mümpfeum   kauu. 

be-:  vermögend,  im  Stande,  leistungsfähig.  ,Das 
[sog.  Jahrzeit]  hat  myn  her  der  kilchen  mit  barem 
gelt  bezalt  und  darum  b.  gemacht.'   1467,  Wild,  Eglis. 

Mtigel  I  =  Maugel.  ,Lux,  die  zeit  abents  und  mor- 
gens, da  man  nit  weisst,  ob  es  tag  oder  nacht  sei,  m. 
Spat,  m.,  zu  spatem  abend,  so  es  anfacht  timber  wer- 
den, so  man  die  liechter  aufzünden  will.'  Fris.;  Mal. 

Mugel  II  m. :  1.  (auch  Mügel  BHk.;  Schw)  runder, 
fetter  Mensch,  Dickkopf  B  öO.;  Schw.  E"  feisser 
Mügel.  Kleines  Kind  mit  Pausbacken  BBr.  Dim. 
Mugi,  Mugelli,  Mugelti  BHa.  Es  herzigs  M.  Mugeli, 
kurze,  dicke  Weibsperson  AASeetal.  Syn.  Muchel, 
Ghnollen,    Bügel   und   bes.  Chrugel  2  Bd  III  800.   — 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


2.  meist  PL,  Mugle",  auch  Comp.  Ross-31.,  runder 
Pferdemist,  „Pferdeäpfel"  Aa;  L;  Schw.  Syn.  Ross- 
Chuglen,  -Miggen.  —  3.  überh.  etw.  Rundliches,  Ku- 
geliges, z.  B.  in  dem  Rätsel  von  Eichel  und  Schwein, 
s.  Chrugel  Bd  III  800.   —   Vgl.  Mauggel,  Muggel,  Muchel. 

mugelocht:  rundlich  BR. 

Muger  AaWoIiI.;  Gl;  L;  Uw,  3tüger  L;  Zg  —  in., 
PI.  in  Uw  Müger  und  Mageren:  1.  rundlicher,  kurzer, 
dicker  Gegenstand  übh.,  z.  B.  ein  solcher  Holzklotz 
Uw.  E"  31.  im  Ofe"  hed  lang  ane".  Spec.  ,Ziger- 
Stock':  ,ein  müger  ziger  ist  mit  4,  ein  halber  müger 
ziger  mit  2  haller  zu  verzollen.'  1531,  L  Zolltarif.  — 
2.  (spöttisch)  Mensch  von  unförmlicher  Statur,  rund- 
liche Person,  kleiner,  dicker  Mann  AaWoIiI. ;  L;  Uw; 
Zg;  ZO.  Auch  von  einer  kurzen,  dicken  Kuh  Gl. 
Syn.  Mugel.  —  3.  Dim.  a)  Mugerli  G  oT.;  UwE.  (auch 
-ü-J;  Z,  Muggerli  GRÜe.;  GW.,  Mugerli  BHa.,  Schmei- 
chelname  für  Kinder;  auch  für  ein  kleines  Kalb  G  oT. 

—  b)  Mugerli  SchwMuo.;  UwE.  (auch  -m-);  U  (auch  -('-), 
3lügerli  L;  aScHW;  Zg,  kleiner,  runder  Brotlaib,  spec. 
kleine,  semmelartige  Brötchen,  die  paarweise  an  ein- 
ander hangen,  aber  geteilt  vorgelegt  werden.  Jetzt 
nur  aus  Weissmehl,  vordem  auch  aus  ,Rauchmehl'  L; 
Schw;  vgl.  Wiss-Halberli  Bd  II  1171.  Faustgrosses 
Brötchen,  dgl.  täglich  eines  der  Bauer  seinem  Geiss- 
hirten zu  verabreichen  hat  SchwMuo.;  '/8  Laib  aScHW; 
„Uw;"  U.  Syn.  Mutschli.  Er  hed  es  Sennehessi  voll 
War  lifg'lade",  dass  ekeis  Mugerli  mer  druf  Platz  g'ha" 

hätt.  Schw  Fasn.  1883.  Ein  31.  Brod,  ein  Stücklein 
Brot  Zg.  —  c)  Mugerli,  runder  (unbehauener)  Pflaster- 
stein Schw.  , Maurersteine  und  M.'  Schw  (Bote  der 
Urschw.  1882).  „Backstein  Schw."  —  d)  Mugerli,  ge- 
ringschätzig, kleines,  unansehnliches  Ding  L.  So  in 
der  Sage  vom  Kestenbaum  bei  Horw  die  an  Zahlungs- 
statt  gegebenen  Kastanien.  Mugerli,  mit  einander 
verwachsene  Kirschen,  Äpfel,  Kartoffeln  usw.  LG. 
Kleines,  rundes  Ding  übh.,  z.  B.  Herdepfelmigerli  BHa. 
Syn.  Chrügelti.  —  e)  31ugerli,  eine  Halskrankheit  Zg. 
Vgl.  Oren-M.  —  Bair.  Mugel,  syn.  zu  Bed.  2  uud  3  b.  Vgl. 
Mocken,   mit  dem   es   viel],   vwdt  ist. 

Oren-Mugerli:    Geschwulst    in    den    Ohren    Zg. 

—  Wahrsch.   eine  Entstellung  aus   Oren-Müggel. 
Herrgotte"-:    Marienkäferchen,    coccinella   sep- 

temp.  G  oT. 

Ge-muger,  -müger  n.:  Ansammlung  von  .Ma- 
gern', d.  i.  Klumpen,  Knoten,  spec.  1.  ein  Stück  Land 
mit  Stein-  und  Erdhaufen  Uw.  —  2.  knorriger  Brot- 
laib Uw. 

mugere":  1.  (auch  rer-m.,  mugerle")  Etwas  zu 
einem  , Muger',  d.  i.  einem  unförmlichen  Klumpen  ma- 
chen Uw.  —  2.  besiegen,  Meister  werden  Zg;  Z.  Er 
häd  in  g'mugeret.  —  3.  (auch  er-m.,  in  ZStäfa  mucjgere") 
quälen,  doch  mehr  nur  im  Scherze  gegenüber  Kindern, 
indem  man  sie  zwischen  die  Finger  nimmt  oder  würgt, 
kitzelt,  gleichsam  zu  erwürgen  droht  ZO.,  S.  3Iues'- 
dieh  e"  chll"  m.?    Vgl.  marixlen. 

Mugeri  Z  (Hürlim.),  (Stet*-) Mügeri  ZKn.  —  f.: 
magerer,  steiniger  Boden;  Haufe  oder  Schwade  von 
zusammengelesenen,  etwa  mit  Erde  vermischten  Stei- 
nen; geringe  Trockenmauer. 

Hieher  viell.  der  Zg  Flurname  Stein-Müggeren  (zu  drin 
Wechsel  von  g  :  gg   vgl.  muggere")  und  Mugere*,   Ortsu.  ZW. id. 

ge-mugerig,  -mügerig:  1.  von  plumper,  klotzi- 
ger,   zusammengedrückter  Gestalt  Uw.  —  2.  , Müger' 


115 


Mag,  meg,  mig,  mog,  mug 


116 


an  sich  habend;  z.B.  von  Holz,  das  viel  Maser,  viele 
Knuten  hat  Uw. 

M  agle°  f.  Gl;  GA.,  Dim.  Mugeli  Gl,  Mügeli  GA., 
i !..  S.,  Quarten  (ü-)  =  Migel. 

Bas  lautliche  Verhältniss  zu  Miy,l  betr.  den  Voeal  ist 
rätselhaft;   viel],   hat   Mugel  11  eingewirkt. 

Heu-;  PI.,  Heublumen,  d.  h.  die  Samen  und  bro- 
samenartigen Abfälle  des  Heues  auf  dem  Heuboden  GA. 

mugle",  meist  ab-:  abbröckeln,  a)  intr.,  bes.  von 
morschen  Dingen  Gl;  GG.  —  b)  tr.,  z.  B.  Käse,  Brot 
zerbröckeln,  anstatt  sie  ordentlich  abzuschneiden  Gl. 

ver-:  zerbröckeln,  zerkrümeln  Gl;  GA.  Syn.  ver- 
brosmen. 

g'muglet:  1.  abgerundet  und  fett;  mit  fettem, 
rundem  Kopf  Schw;  Syn.  gemutschlet.  —  2.  mürbe,  von 
Holz.  Steinen  GlH.     Syn.  'brosmig. 

Muglete"  f.:  die  durch  Verkleinerung  von  Brot, 
Käse  usw.  entstandene  Unordnung  GA.  Syn.  Brosnieten. 

G'-mügel  n.:  1.  was  aus  kleinen  Stücken,  Ab- 
fällen besteht,  klein  zerteiltes  Gemengsei  Gl;  Syn. 
Güsel,  Gemülb,  Gemuteter,  Pfnisel,  Rüst.  Die  kleinen 
Holzabfälle  in  Holzbehältern,  welche  als  Kehricht  zur 
Feuerung  benutzt  werden  GA.  Nimm  d's  Gm.  zäme" 
um]  Li  's  i"  Ofen  ini.  Auch  bildl.,  Gesindel  Gl.  — 
2.  =  Chratzeten  4  (Bd  III  931)  Gl.  Syn.  Tatsch,  Tsehä- 
chel;  auch  bildl.  von  versottenem  Fleisch:  's  ist  Alks 
ri.-.  (Im. 

Mügeli  n.:  Kuh  oder  Ochs,  in  der  Kdspr.  Sch. 
Syn.  Mü,  Mücheli,  Müggeli. 

Lantnachahmend  gebildet  wie  der  Name  des  Kuckucks, 
vom    Hufe  mü!     Vgl.   das  folg.   Vb. 

müge"  AaF.;  Scu,  mühe"  GitVal.:  muhen.  .Ir 
spott  ward  [begann]  mugen  wie  ein  kue.'  1499,  Lied 
(Arg.  1861).  ,|  Die  Franzosen  haben]  uns  mit  schand- 
lichen worten  geschmächt  und  gelestert,  über  uns 
gemuget  und  unchristenliche  werch  zuegeleit  [.1.  h. 
uns  Küegehljer  gescholten].'  1521.  Absch.  ,Die  Kuli 
and  <  Ichs  in.,  das  Kalb  bläret,'  FrIIaffner  1666.  ,Das 
Pfert  wichlet  und  trapet,  die  Kueh  wird  niugent  g'hört.' 
JCWeissenb.  1678.  .Mugen,  mugire.'  Denzl.  1677;  1716. 

.Mhd.  mügen.  Syn.  müggen;  vgl.  die  Aniu.  zu  moggen  und 
ßr.  WB.  VI  2632. 

Dinglich  BAilelb.,  mugUch  Ap;  BG.;  G  oT.,  muglig 
VA',.;  GRh.,  müglich  I,;  Scaw;  Z,  viiiggli-''  GiiMai.;  GSa.: 
1.  möglich.  Si's  Müglichist  tue"  Z.  Er  hebet ' 's Möglich 
h,i,1  Int  's  Merli  laufe".  Sprww.  1869,  von  Einem,  der 
sich  mit  dem  Möglichen  begnügt,  mit  Verzicht  auf 
Mehrgewinn.  .Die  Züricher  möglicher  Weise  [so  viel 
als  möglich]  schädigen.'  Wi'rstiskn  1765.  —  2.  kräftig, 
stark.  ,Das  [der  Fähndrich]  was  so  gar  ein  müglich 
.Mann.'   HsRRebm.   1620. 

Mhd.  müg(e)lich.  .Müglirh.'  Zwingli;  ,muglich.'  Müller 
L665;  F\V\ss  1678.  Unsere  umlautlosen  Formen  scheinen 
also  die  alid.  Stufe  zu  repräsentieren.  Zur  Fnrtis  vi<r  /  in 
m'äggli"1'   vgl.   enttich,   endlich,  li,/>lie'',   lieblich   u.a. 

uii-:  1.  unmöglich,  allg.  —  2.  von  Personen,  un- 
verträglich, so  dass  es  beinahe  unmöglich  ist,  mit 
ihnen  auszukommen  BHa.  Das  ist  en  Vnmugliche''. 
—  :'..  fast  nicht  zu  bewältigen,  schwer  passierbar. 
.  1  > i i ■  büchsen  haben  wir  mit  schweren  kosten  über  die 
unmöglichen  birg  gefertiget.'  1525,  Absch,  —  4.  un- 
vermögend, schwach.  .Alte,  unmögliche  Mer.ner  [sind 
dienstfrei].'  1671,  GSa.  LR.  —  5.  adverbial  verstär- 
kend, sehr,  äusserst  AaFh.;  Sch  Bargen,  St.    U.  gross. 


,Er  war  unmöglich  feisst.'  1607,  Ardüser.  .Bei  dem 
u.  grossen  Schuldenlast.'  1702,  AaMuH  Archiv.  Vgl.: 
,Es  kam  sy  ein  unmuglieh  forcht  an.'  Kichimeister. 
—  ver-mögU'1*  '/..  -mögleeh  Tu.  -mögilich  Scu  (Sulger): 
1.  wohlhabend.  aaOO.  ,Die  Tochter,  welche  3  Tonnen 
Golt  vermüglich.'  1601,  Ardbser.  —  2.  körperlich  ge- 
sund, kräftig  ScHSt.  ,Wiewol  ich  noch  vermüglich 
bin,  von  tag  nend  ab  die  kreften  myn.'  Ruef  1550. 
,Diewyl  er  noch  vermügenlieh  und  hy  gueter  Vernunft 
synen  letsten  willen  offne.'  RGüalth.  1584.  , Ein  jeder 
Armer,  sowol  presthaft  als  vermüglich,  soll  in  syn 
G'meind  gewisen  werden.'  B  Sittenmand.  1628.  ,I,ybs 
halber  vermögenlich.'  Z  Bettelordn.  1030/34.  ,[Die 
Kranken  besuchen]  diewyl  sy  noch  guter  Vernunft 
und  vermögenlich  syn.'  B  Syn.  1728.  —  3.  tauglich, 
hinreichend,  stark  genug.  ,Dass  die  gar  grossen 
eichigen  Fass,  wann  keine  starke  und  zu  dero  Ab- 
führung vermögliche  Zug  [Fuhrwerke]  vorhanden 
wären,  beiseits  getröhlet  [gerollt]  werden.'  FMu.  Fuhr- 
ordn.  1723.  —  4.  möglich.  .Vermögenlich,  vermoglich.' 
1475/6,  Bs  Chr.  ,In  vermöglicher  zyt',  so  bald  als 
möglich.  1521,  Absch.  ,Nach  allem  vermöglichen  flyss.' 
Ansh.  ,Nun  ist  gewüss  alles  das,  so  unmöglich  dem 
menschen,  by  Gott  vermöglich.'  B  Disp.  1528.  ,Mit 
allen  vermöglichen  eeren  begrüezt.'  Vad.  —  un- 
ver-:  1.  ohne  Geldvermögcn  Sch;  Z.  —  2.  körperlich 
schwach,  unvermögend.  ,Blöd,  schwach,  unvermügen- 
lich.'  OWerdm.  1552,  =  ,unvermöglich.'  Herborn  1588. 
S.  chindlich  Bd  III  351.  ,Die  Kinder  sollen,  bis  sie 
12  Jahre  alt,  erhalten  werden,  bis  sie  tauglich  sind, 
ihr  Brod  zu  gewinnen;  es  wäre  dann,  dass  sie  un- 
tauglich, unvermöglich  und  auch  in  selbem  Alter  nit 
in  dem  Stand  wären,  ihr  Brod  zu  gewinnen.'  1716,  L 
(Seg.  RG.)  ,Von  wegen  der  krankheiten  und  unver- 
niügliche  [Schwäche]  des  lybs.'  RGi;alth.  1559.  — 
3.  fast  nicht  zu  leisten;  gleichsam  unmöglich;  uner- 
schwinglich (von  Abgaben).  .Unlydenlich  und  unver- 
möglich Schätzungen.'  1521,  Absch.  —  christe"-  Ap; 
GA.,  Sa.;  ZO.,  e/tm.es-  Obw:  verstärktes  möglich;  nur 
in  der  Frage  oder  mit  Neg.  Wie  isch  auch  christe"- 
müggli g'si"?  GSa.  (Proph.  1855).  Ist  das  christestnigli? 
Obw.  Es  ist  nild  ehr.,  ''as'  er  [ihr]  chönd  rieht  tue* 
GA.  Das  ist  he  Ghriste'müglichkeit  BBe.  Unchristes- 
müglich,  rein  unmöglich  GR.Cb.ur.  —  mensche"- = 
christenm.  Th;  Z.  Beide  verbunden  zur  Verstärkung: 
Ward  meine",  's  war  uimntsehe"christenmüglich.  MLie- 
nert,  absolut  unmöglich.  Vgl.:  ,So  vil  imer  möglieh 
und  menschlich  gesyn  wäri.'  1578.  RCvs.  —  wol-: 
wohlmögend.  .Wolmügliche  bitt.'  1529,  Absch.;  hin- 
gegen ,Wolmugligkeit' =  Wohlbefinden :  .Wir  bittend 
Gott,  das8  er  üch  allezyt  wolmuglikeit  und  gesunt[heit] 
verlych.'  1412,  Absch. 

Vermöglichkeit  f.:  1.=  Vermögen  1.  .Helfen  mit 
lyb,  guet  und  aller  vermuglikeit.'  1476,  Bs  Chr.  .Wer 
fragt  nach  Gotts  vermüglichkeit  [Macht]?'  L'Eckst. 
,Ouch  die  taatlich  sünd  in  uns  würket,  so  bald  und 
die  vermüglicheit  da  ist.'  RGualth.  1559.  —  2.  körper- 
liche Kraft,  Gesundheit.  .Vitriolöl  behaltet  die  alten 
Leut  in  irer  Vermüglichkeit  und  Sterke.'  JJNüsch. 
1608.  .Nachdem  der  Arzt  den  Zustand  der  Kräften 
(der  Vermögliehkeiten)  vernommen  hat,  so  stellet  er 
an  eine  Vorerkenntnus,  ob  die  Krankheit  tödlich.' 
Spleiss  1667. 

Un-V.  .Bewahre  mich  zu  aller  Zeit  vor  Geiz 
und    U.'    SoTERM.    1860.    —    Kann    in    diesem    Hausspruch 


117 


Mini — mild.     Magd     mugd 


ns 


entw.   Armut  oder  Kränklichkeit    bedeuten;    wohl    eher  Jas 
Erstore;  Tgl.:  .Gib  mir  weder  Armut  noch  Reichtum.' 

Libs-V.  =  Libsrermbgen.  ,Vil  alter  Männer  wer- 
den gefunden  in  die  70.  So  und  mehr  Jahren  alt  und 
dennoch  mit  guter  L.'   EtCvs. 

G'müegi  =  Flieg  5  (Bd  I  1178)  GSev.  -  Vgl.  das 

syn.    Müeggi. 


Magd,  in  Ap;  GStdt  Matt  -  f.:  1.  wie  nhd..  Dienst- 
magd Ap;  Git;  U.  In  Th;  Z  seltener  als  Maitli  und 
viell.  aus  der  Scliriftspr. ;  vgl.  Jung-frau  2  Bd  I  1247 
und  Maid.  Mäggli,  junges  Dienstmädchen  (gegenüber 
dem  MaitliJ  TnTäg.  In  GrD.,  Pr.  belobend  und  ko- 
send von  der  minderjährigen  Tochter  des  Hauses,  in- 
sofern sie  fleissig  und  eifrig  arbeiten,  die  Hausge- 
schäfte machen  hilft.  Ähnlich  das  Dim.  Mägtli  für 
kleine  Mädchen,  die  diensteifrig  sind  GlK.;  vgl. 
Chnechtli  Bd  III  720.  ,Und  ist  ein  Sprichwort,  wie 
man  sagt:  Gleich  wie  die  Frau,  also  die  M.-  GGotth. 
1599.  —  2.  Mägdlein.  Mädchen  übh.  ApL,  in  ä.  Spr. 
keusche  Jungfrau.  ,An  der  einlif  tusend  Megten  Abend.' 
oft  in  ä.  ürk.  ,Der  h.  Megte  hus',  d.  h.  Haus  des  Ka- 
plans des  Altares  der  h.  11000  Jungfrauen.  1408/69, 
ZStdt.  ,Mit  einer  reinen  maget.'  Tierb.  1563.  ,Seit, 
quando  Jupiter  duxerit  Junonem,  er  weiss  sich  zu 
besinnen,  dass  sein  Mutter  ein  M.  gewesen.'  Sylloge 
B  1676.  ,In  der  reinen  Magd',  Ackername  ZBül.,  wo 
in   katholischer  Zeit    wahrsch.  ein  Marienbild   stand. 

—  3.  Kostgängerin.  z.B.  Weberin,  die  bei  Jmdm 
Wohnung  und  Kost  nimmt,  daneben  aber  auch  etwa 
in  den  Hausgeschäften  oder  sonstigen  Arbeiten  mit- 
hilft ZO.    Syn.  Tisch-Magd. 

Zur  Assimilation  in  Malt  vgl.  CKUtten  aus  Chlegdm.  Nicht 
hieher  gehört  der  Name  zur  Mäyd  für  ein  Gesellschaftshaus 
in  BsStdt  (s.  vielmehr  Anm.  zu  Ail  Bd  I  165);  obwohl  der 
Name  schon  sehr  früh  so  gedeutet  wurde:  ,TJomus  in  dem 
magtun.'   1327;   ,ad  virgiues.'    1427. 

Er(en)-:  ehrbare,  anständige  Magd,  Dienerin,  im 
Gegs.  zur  Buhlerin,  Dirne.  Eine  , Ehrenmagd'  hat  die 
Meisterin  im  Frauenhaus  LStdt  (Staatsarch.).  .Dann 
sy  einen  Jüngling  in  Wybskleidcrn  zue  irer  Ermagt 
bracht.'  RIjeger  lt!06.  —  ,Fuess-:  Auf  Wärterin,  pedi- 
sequa.'  Denzl.  1716.  —  Hüener-:  Hühnerwärterin. 
.Salome  Bossert,  H.  auf  dem  Hof  [zu  L.].'  1658,  Gfd. 

—  Chüe-,  in  der  RA.:  Um 's  Kaisers  Bart  mache" 
oder  um  's  K.  Ch.  AAZein.  —  Keller-:  Kellnerin  B 
(Gotth.).  .Kellermägd,  welche  dabei  keine  Begangen- 
schaften  haben.' B  Reglern.  1763.  —  Kinds-:  Kinder- 
mädchen Ap;  B;  Th;  Syn.  Ghinden-Maüli.  Er  [der 
Mann]  cha**  selb  auch  nüd  all  [immer]  Chendsmatt  se 
[sein].  Merz  1836.  .Frau  N.  hätte  Annebäbeli  zu  sich 
genommen,  um  ihr  Mädchen  als  K.  zu  gauiuen.'  B 
Hist.  Kai.  1866.  —  ,  Ler-mägdlein:  diseipula.'  Denzl. 
1677;  1716.  —  Pudel-Matt:  eine  Magd,  welche  die 
niedrigsten  Geschäfte  verrichten  (de"  Pudel  mache") 
muss  Ap.  —  Spüse"-:  Brautjungfer  GrL.;  vgl.  Spü- 
sen-Fuer  Bd  I  973.  —  Stunde"-:  Magd,  welche  nur 
während  einzelner  Arbeitsstunden  dient  BsStdt;  Syn. 
Spetterin.  —  Tisch-:  Kostgängerin  ZO.  —  Wuche"-: 
ungefähr  was  Stunden-M.  B.  .Eine  Wochenmagd,  die 
einmal  des  Tages  kam,  um  Holz  und  Wasser  zu  tra- 
gen.' Gotth.  —  Zottel-:  Nachtreterin,  Zofe  ScHSt.f 
(Sulger). 

inagde":  alsMagd  dienen  GA.,  Sev.;  vgl.  chnechten. 


Mägden:  die  Jungfrauschaft,  Jungfräulichkeit. 
.Welche  (row  olddirn  mit  eim  ze  schaffen  hat  und  meint, 
dass  ir  der  selb  ir  megten  genommen  hab.'  Ij  Stadtr. 
,Virginitas,    junkfrauwschaft,   mägdten.'    Fius.;    Mal. 

Ans  .megtuin',  einer,  wie  es  scheint,  früher  volkstüm- 
lichen Schweiz.  Form  für  .magdttim',  welch  letztere,  offizielle 
Form  sich  noch  in  Z  Mandd.  1628  und  1650  findet.  ,Ich 
empfilh  mich  in  den  rainen  megtum  der  wierdigen  mueter 
Gotts.'  um  1450,  Z  Staatsarch.  (Gehet).  ,Als  etlich  frowen 
und  dirnen,  die  manu  und  gesellen  gen  Constanz  um  den 
megtum   und  bluemen  ladent.'    ltöü,  L  (Seg.   KU.l. 

ent-mägden=  verfallen  II 4  Bd  1  760.  .Welche 
dim  das  [die  Anzeige]  in  jarsfrist  nit  tuet,  die  soll 
demnach  den,  so  sy  meint  sy  entmegtet  [Var.  .atmegtet'] 
hab,  unbekümbert  lassen.'  1480,  L  Stadtr.  ,Der  ein 
tochter  schwecht  und  entmägdet.'  1531/48,  Sirach. 
Syn.  ent-blüemen. 

„  Mägdler  m.:  Schütze,  der  die  Scheibe  fehlt  Gl." 

Wühl  eig.  sarkastisch  oder  ironisch  Einer,  der  gleichs. 
die  Scheibe  in  jungfräulichem  Stande  lässt. 

Magdeburg.  In  der  RA.:  Es  wird  (öppe*)  nit  M. 
eheste*,  es  wird  nicht  Alles  kosten,  nicht  ans  Leben 
gehen  B.  —  Reminiscenz  an  Belagerung  und  Fall  von  M. 
im   dreissigjährigen   Kriege;   vgl.    Landau. 

Magdenauer:  Apfelsorte  Th.  —  Nach  einer  Ortschaft 
in  G  uT.   benannt. 

Magdalena  „Magdale,  Maddale  VO".  Mattete, 
Mdttle  Ap.  Mädline*  Gl;  GA.,  Madie  Bs;  VO;  GTa. ; 
Sch;  Th  (-es);  „W;"  Z,  Mädlf  „LE.;"  ZO.,  Made" 
Th;  Z,  Mad(e)htng  B  (Gotth.);  S  —  f.,  „Madleni  VO; 
W",  mehr  od.  weniger  derb  Mädlentschi  aScuw,  Mädi 
B;  Gl;  ZO.,  S.  —  n.,  „Madoz  G  f"  —  Dim.  Mddlenli 
Bs,  „31adleneli  VO;  W-.  Mddleli  ZSth.,  Mattleli, 
Matteleli  Ap.  Madi.  Id.  B.  Mädeli  B;  Sch;  Th;  Z 
(selten  Mädli):  1.  weiblicher  Taufname.  aaOO.  Juni- 
pfer  Madie  Bire'stil,  ieh  sott  reden  und  cha""  nid  eil. 
Sprww.  1869,  Spott  auf  einen  ungeschickten  Redner, 
eine  Zungendrescherei;  nach  Sulger  Parodie  der  Ab- 
forderungsrede  eines  unbeholfenen  Brautführers.  .Die 
Wittwe  R.  mit  ihren  drei  Töchtern,  die  ehemals  Mad- 
lung,  Gattung  und  Bethung  geheissen  hatten,  sieh 
jedoch  später  umtaufen  Hessen  und  nun  Madi,  Kitti 
und  Bethsi  genannt  wurden.'  AHartm.  1855.  Er  hat 
es  Mal  irie  's  Madleli  Bader,  ist  ein  Schwätzer.  Sprww. 
1869.  Bei  Gotth.  heisst  Mädi  gewöhnlich  die  Magd 
(Jumpfere*)  des  Bauernhofes.  Wie  alle  häufigen  Per- 
sonennamen geht  auch  M.  in  appellativen  Begriff  über: 
Dm  narchtigs  Madie!  Zuruf  an  ein  närrisch  sich  ge- 
berdendes Weib  übh.  Schw.  ,I'er  Bräutigam  sprach: 
Ach  liebe  Madien,  soll  ich  jetzund  dich  nimmermehr 
g'sehn!'  Aa  Taschenb.  ,E  früntlis  Gespräch  zwüschet 
einem  Landrichter  und  einer  Wirtin.  Madleni  genannt.' 
Titel  einer  Flugschrift  1712;  vgl.  noch  Line  BdHI  1233 
Lungi  Bd  111  1339.  —  2.  scheinbar  missbräuchlich  für 
Marie.  , Diese  Marie  Matzenauer,  in  der  Landessprache 
Köchlis  Mädli  geheissen.'  Henne  1867.  —  3.  Mädi, 
Pferdename  B;    vgl.  Lisi.     Auch  Name  für  Kühe   L. 

,Madalena.'  Taufh.  ZRüml.  , Madale.'  Edlib.  und  Diener, 
Z  0 Glatt.  ,Madullen.'  1712,  Z  Mskr.  ,MartaIlena.'  1823, 
LE.  (wohl  zsgezogen  aus  .Maria  Magdalena').  Madlung  ist 
frz.  Madeton.  2  lässt  sich  nur  erklären,  wenn  die  Person 
Maria  Magdalena  hiess;  doch  könnte  auch  Maidli  i.  S.  v. 
.Tochter'  gemeint  sein. 


119 


Magg,  megg,  migg,  mogg,  mugg 


12(1 


Magg,  megg,  migg,  mogg,  mngg. 

mäggele"  W,  mäggele'  I  Ap;  GrD.,  Pr.;  S;  Th, 
mäggeh"  Aa  uF.,  -.<•-  AaSuIit.  ;  UwE.,  -js-  AaBö.  ;  B; 
Gr;  L;  GoT.;  Schw;  Ndw;  Zg;  Z.  -e- Bs,  -e-  AARue- 
dert..  -e'-  AAFri. ;  G,  -e2-  ThHw.:  1.  Ziegengerueh  und 
-Geschmack  verraten  Bs;  BHa.,  Si.;  Tu;  Syn.  böckelen. 
Der  Gässstall  ist  ganz  neu  g'sf,  destcege'  hat  's  gär 
ifnl  starch  g' mäggelet  drinn.  Sciiwzd.  (Th).  Von  der 
Ziegenmilch,  stark  schmecken  RBe..  Si.  Syn.  geisseien 
Bd  II  464.  Jitz  sig  im  die  wissi  Gibef  hüt  o  [auch] 
no**  gast  g'aange"  u"'  vo"  der  schwarze'  mäggeli  d' 
Milch  eso  starch.  MWalden  1884.  Das  ist  Geisse*- 
/leisch;  es  mäggelet  ja,  das'  me''s  schier  nüd  mag  er- 
lule'.  Wolf,  Bauerngespr.  —  2.  faulig  riechen,  auch 
schmecken,  bes.  von  nicht  mehr  frischem  Fleisch. 
schlecht  gedörrtem  Schinken  usw.  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr; 
G;  Schw;  Th;  Ndw ;  VV;  Zg;  Z;  Syn.  rächelen.  Auch 
von  faulem  Käse  SchwMuo.,  nach  Angebranntem.  Ver- 
kochtem riechen  und  schmecken  GrD.,  fad,  ungesalzen 
schmecken,  von  Brot  Ndw.  Mir  miessen  isers  Schwinig 
jitz  lebig  [d.  i.  mit  Maden]  brüchen;  ex  fät  an  m.  BHa. 
D's  'tigne  Fleisch  erleidet  Firn,  b'sttndersch  wenn 
Spaieenester  dri"  sind,  trenn  's  rek  ist,  öl  [oder]  trenn  's 
mäggelet.  Schwzd.  (GRSchiers).  Bi  der  Fisehabteili'g 
het  's  mi'h  do  nennte'  scho"  z'  allcri-erst  möge"  g'stelle", 
trenn  schon  's  eigentlich  grad  selb  am  meiste"  g'meggelet 
und  g'schmöckt  het.  Gysi  1881.  Vgl.  die  z.  T.  synn. 
herrelen .  jünkerlen;  auch  näckelen  Bd  I  163.  Bei 
Spreng  auch:  .riechen  wie  ein  verharntes  Kind';  vgl.: 
Dds  Chind  hat,  mein-irh,  Oppis  g'macht,  es  mäggelet 
äntmei  ZU.  , Alles,  das  höckelet  oder  mäckelet  und 
übel  schmückt.'  Tiekb.  1563.  S.  noch  ver-glasen  Bd  II 
046.  .Müchten,  mäkelen,  nüechtelen.  muffen,  mucere, 
situm  redolere.'  Ked.  1662.  .Alle  schimmlechte  und 
verlegene  ding  fäulelen,  mäkelen  und  stinken.'  Spleiss 
1667.  ,Sordere,  unflätig  sein,  mäkelen.'  Denzl.  1677; 
1716.  .Des  Geizhalses  Lesen  und  Beten,  sein  Kirchen- 
gehen mäggelet  nach  dieser  Quelle  [dem  Eigennutz] 
und  zicket  nach  einem  geizigen  Herzen.'  JJUlr.  1727. 
—  3.  übertr.  Es  fät  a"  in.,  wenn  es  um  ein  Geschäft 
nicht  mehr  gut  steht  Bü. ;  auch  beim  Spielen  zur  Be- 
zeichnung des  Verlierens  BBurgd.  —  4.  schwanken, 
beim  Kegeln  vom  Kegel,  beim  Bock  schlän  oder 
Stockten  vom  Bock  oder  Stöckli,  wenn  sie  zwar  'ge- 
troffen, aber  nicht  zu  Fall  gebracht  werden  ÄASuhi.; 
SL.  —  5.  =  Lotze"  schlän  BsBiel;  RocHn.  1857,  449 
fmeggerlen).     Syn.  nöpperlen,  bohlen. 

Obschon  drr  Voc.  nicht  überall  zum  Ziegenruf  mä!  und 
zu  den  denselben  aasdrückenden  Verben  mäggen  und  maggelen 
stimmt,  so  blickt,  doch  von  Seite  der  Bed.  die  Beziehung  zur 
Ziege,  bzw.  dem  Bock,  so  stark   durch,  dass  man  geneigt  ist, 

hier    die    ohnedies    schwierige    Etj logie    des    Wortes    zu 

suchen,  zumal  dasselbe  nirgends  vorzukommen  scheint,  als 
in  dem  ebenfalls  ziegenreicben  Tirol  (maggelen  in  Bed.  1  u.  21 
und  Vorarlberg  (maggelen);  vgl.   mini,  mücke,  Ziegenbock  (bei 

B i  I.      Vgl.  auch   die   Anm.   zu    Maggen    und    .niinkeln'    bei 

Gr.  WH.  VI  2238.  3  konnte  muh  bildliche  Anwendung  von 
I  sein.  Zu  5.  Im  Tirol  Meggalee.  Übrigens  ISsst  sich  fragen, 
ob  1  unil  •">  hieber  gehören,  oder  nicht  vielmehr  zu  näggele* 
(vgl.    müechtele'   neben    nüechtele*)   und   bair,   nagkeln,   nägkdn. 

Mäggele.":  Ziege,  als  Name  eines  Spielgerätes  in 
dem  Spiel  Meckele"  schlö'  =  d'  Geiss  (Bd  II  460),  Lotze" 
(Bd  111   1569)  schlä*  Bs  i  Spreng). 

Mäggeler  I  m.:  l.auch  Bocks-M.,  Derjenige,  wel- 
cher beim  Bock  schlän  (geissen)  den  Bock  durch  seinen 


Wurf  nicht  zum  Fallen,  sondern  nur  zum  Wackeln 
bringt  SL.  —  2.  Nörgler  B  oAa.  —  2  (viell.  auch  1 1  ist 
Spielform  zu   Naggeier. 

(g°-)  mäggelig,  in  AaWoIiI.  auch  g'meggelet: 
widerlich  riechend  i.  S.  v.  maggelen  2  AiWohl. ;  GRh.; 
UwE.;  Z.  's  G'müggelig  [Fleisch]  dem  Hammebei"  nnch 
han-i'h  naeh  [noch]  am  liebste',  sagt  etwa  ein  Lieb- 
haber von  Pikantem  ZS. 

mägge"  =  maggelen  2,  vom  Fleisch   .BD.."  R. 

g'mägged  (Ptc.)  =  mäggelig  BR.;  vgl.  tir.  maggig, 
dasselbe. 

Mäggi  n.:  die  sog.  Durchfäule  oder  Klauenseuche 
des  Rindviehs  SchwE. 

Vom  Übeln  Geruch,  der  mit  dieser  Krankheit  verbunden 
ist,  oder  übh.  als  Fäuluiss  aufgefasst.  Vgl.  übrigens  noch 
näggen. 

Mägge"  f.:  Fäulnisswunde  an  einem  Baumstämme, 

Ähnliches  an  Schinken  AaEIit. 

Am  wahrscheinlichsten  ist,  dass  das  W.  aus  dem  Jnden- 
deutscb  (der  angrenzenden  Ansiedelungen  Leuguau  und  En- 
dingen), in  welchem  ,der  Maken'  Beschädigung,  Fehler  an 
Kleidern  oder  Geschirr  liedeut.-t.  nach  Ehrendingen  einge- 
drungen  sei;    doch    vgl.   auch   mäggele'   und  das  syn.    Mage'. 

niaggle"  1  ScnNnk.,  mo'ggle'  ScuStdt,  mö'ggele' 
ZAndelf. :  schlecht  malen,  schmieren,  klecksen,  bes. 
von  Kindern.  —  Viell.  entstellt  aus  mo2le',  malen,  und 
Pejorativ  zu   Diesem. 

ver-:  verschmieren,  z.  B.  ein  Blatt  Papier  Th. 

Mögglete"  f.:  das  schlechte  Schreiben,  Geschmier; 
schlechte,  verkehrte  Arbeit  übh.  Scu  (Kirchh.). 

Mö'ggell  m.:  schlechte,  verschmierte  Zeichnung 
od.  Malerei  ScuStdt;  kleine  Malerei  (geringschätzig)  Gl. 

niaggle"  11:  mäkeln,  kleinlich  klagen,  häutig  von 
Kindern  BBr.     Vgl.   Mäggeler  2. 

Halle"-,  Hälli-Milgg  m.  ÄASchinzn.;  GStdt, 
-Mäggeli  Sch  (auch  nur  Mäggeli);  ThFi\,  -Meggeli 
AaL.  (selten  Halli-)  —  n.:  1.  Schaf,  Schäflein  (Kdspr.) 
AaL.;  GStdt;  Sch;  Th.  Syn.  Beggeli.  Auch  Schafwolke 
SchSL  Schau  d'  H.,  sagt  die  Mutter  zum  Kind.  — 
2.  Ziege  (Kdspr.)  ÄASchinzn.  -  Vgl.  Haiti  I  (Bd  II  1135). 

mäggele"  II  F;  L,  -ä-  AaWoIiI.;  BSi.,  -e2-  S,  „-e- 
Sch",  -a-  AaEiL;  G  oT.:  1.  meckern,  von  Ziegen  AaF.. 
Fri.;  BSi.;  F;  GoT.;SL.  -  2.  „blöken,  von  Schafen 
Sch."  Syn.  megelen,  meggelen.  —  Das  Vb  ist  wohl  als 
Dim.  zum   folgeudeu  zu  fassen. 

mägge"  Bs;  G,  -«-  AaWoIiI.;  B,  -e2-  ZA.,  0.,  S.: 
1.  meckern,  von  Ziegen  AaWoIiI.;  B  (Zyro);  „Gr;" 
G;  ThHw.  ;  W;  Z.  Syn.  meggen.  .Es  war,  wie  wenn 
die  Geissen  lauter  maygeten  [1.  mäggeten].'  ELPbst. 
17S5.  —  2.  blöken,  von  Schafen  G;  „Gr  (auch  von 
Kälbern)";  Syn.  mäggen.  —  3.  übertr.,  schreien,  ver- 
driesslich  weinen,  von  Kindern  AaWoIiI.;  ZU.  Was 
hast  z'  m.?  Hast  doch  eisig  Oppis  z' m..'  zu  einem 
weinerlich  klagenden  Kinde;  vgl.  gäggen.  —  4.  tadeln 
BsL.     Syn.  grumsen. 

Lautnachahmend  gebildet  nach  der  Stimme  der  betr.  Iure, 
entsprechend  gr.  |j.Vjxäo|icu.     Zu  3  u.  i   vgl.  übrigens  näggen. 

Mägge"  f.:  1.  Ziege  (scherzh.)  BSi.;  Syn.  Meggen. 
—  2.  Puppe,  mit  der  die  Kinder  spielen   W. 

Vgl.  das  homer.  |tY;xdg,  Ziege  als  die  meckernde.  Bed.  2 
als  das  weinende   Wickelkind  vorgestellt. 

mäggele"  III:  langsam,  bedächtig,  auch  mit  wenig 
Appetit  oder  gar  mit  Ekel  essen;  wählerisch  sein  im 


121 


Magg,  megg,  migg,  raogg,  mugg 


122 


Essen  VO;  „GrA.;  G;  Z."     Syn.  müggelen.  —   Für  I. 
ist  ä  und  «  angegeben.     S.  noch  man./.;./.«. 

Mäggelerll  m.:  wer  ohne  Appetit  oder  gar  mit 
Ekel  isst  UwE. 

Mitogene"  f.:  Schneepflug  U.  —  Viell.  aus  it.  machina. 

Maggis.  nur  in  vier  RA.:  nid  lang  M.  [Federlesens] 
»hielte*  ZRafz.  —  Gen.  vom  Inf.  mäggen  i.  S.  v.  mäggelen  I  4 
oder  von   mäggen  3. 

Bire°-inäggis  in.:  Birnbrot  (seberzh.)  Gl;  vgl. 
Bire'-binggis;  auch  Miggis  3. 

Manggel  I  m.  =  Maugel  2  L;  S;  Z.  Feistere''  M., 
dunkel,  wolkig  Wetter  LHa.  Tscho  [fort],  M. !  Glanz 
füre"!  Ausruf  bei  trübem  Wetter  S. 

mauggel:  1.  =  maugel  3  ÄASt. ;  LG.,  Senip.;  S. 
Es  ist  m.  Wetter,  nicht  Regen  und  nicht  Sonnenschein. 
—  2,  =  maugel  4  AAZein.  Er  luegt  m.  dri",  sieht  un- 
wohl, krankhaft  aus.  Traurig  S.  —  3.  wählerisch  im 
Essen  AaFil  Er  isch  so  m.,  dass  er  ehe"  it  Alles  isst, 
was  nie'  im  ume"  stellt. 

mauggelig  Aa,  g'mauggelig  LG.,  g'maugglet  Aa 
Lindenb.;  Gl:  düster,  bedeckt,  trübe,  bewölkt,  vom 
Wetter,  Himmel,  's  G'mäugglig,  Haufenwolken  L; 
vgl.  Möggel  II  4. 

ruaugge"  I:  1.  Abend  werden  U.  —  2.  „sauer- 
töpfisch, finster,  unfreundlich  sein  B;  LG."  Schmollen 
AaZ.  (1815).  —  3.  „kränkeln  Bs;"  Z.  Min  Bhiemc"- 
stuek  maugget  ZNer.  Vor  Übelbefinden  schwach,  leise 
reden  ZGlattf.  —  4.  (niedrig)  sterben,  krepieren,  zu- 
nächst von  Tieren  Aa;  L. 

ab-:  1.  langsam  erlöschen.  Das  Liecht  macht  a. 
ZNer.  —  2.  langsam  dahin  siechen,  von  Kranken  Z 
Küsn.     Syn.  abserblen. 

ver-:  verenden,  krepieren  AVLindenb. ;  L.  Ptc. 
vermaugget,  verwahrlost,  nachlässig  und  schmutzig 
gekleidet  LG.;  vgl.  mauggen  3  und  4. 

nie-  =  zue-mauglen  U. 

„Mäugge"  f.:  Sauertopf  B;  LG." 

Mauggere"  f.:  1.  saures,  finsteres  Gesicht,  schmol- 
lende, unzufriedene  Miene  B;  GlS. ;  S;  Syn.  Latsch. 
E"  M.  (B;  Gl.),  d'  M.  (B;  S)  mache",  sauer  sehen, 
grollen,  schmollen;  vgl.  gramauggen  Bd  II  731;  auch 
frz.  faire  la  moue.  Si  het  c  guets  Herz  und  ist  nit 
im  Stand,  gege"  mi"s  Glück  d'  Mü'ggere"  und  d' 
Tuble"  z'  mache".  B  Bauernkai.  1889.  ,Mädeli  kehrte 
mir  mit  einer  gewaltigen  M.  den  Rücken.'  Gönn. 
.Anne  Bäbi  Hess  jetzt  Kuppen  und  M.  erst  recht  her- 
vor und  fötzelte  das  neue  Süniswib  aus.'  ebd.  .Mit 
langweiligen  Gesichtern  und  mit  unflätigen  M.'  ebd. 
.Hatte  Trinette  eine  längere  Badefahrt  gemacht,  eine 
vornehmere  M.  ersonnen  oder  zümpferere  Schessti.' 
ebd.  —  2.  pers.,  „Sauertopf  B;  LG." 

Surri-:  sauertöpfisches,  böses  Weib  BBe. 

mauggere":  1.  =  maugeren  Bs.  —  2.  =  mauggen  2 
„B;  LG."  —  3.  heimlich  verhaltene,  leise  Ausdrücke 
des  Unwillens  vernehmen  lassen  B. 

mauggis  L;  SG.,  mäuggis  AASt:  Adv.,  nur  in 
den  RAA.  m.  gän  oder  mache",  kaput  gehen,  verenden 
(niedrig).    —    Aus   mauyyeiiH,   Gen.   von   muuyyen  4. 

niauggle",  dim.  mauggele" :  1.  dämmern.  Es 
mauggelet  Gl.  —  2.  dem  Erlöschen  nahe  sein ,  ab- 
sterben, von  Licht,  Feuer  L;  Z.  Dethedes  Ol-ämjieli 
ml"  g'maugglet  a's  'brunne".    Schwzd.  (L).  —  3.  von 


Tieren  und  niedrig  von  Menschen,  verenden  SG.  Der 
Urfel  ist  g'maugglet.  —  4.  =  mauglen  3  Obw;  U. 

ab-:  (mit  sein)  endlich  sterben,  scherzh.  oder  ge- 
ringschätzig LT.  —  uinme"-:  sich  kränklich  umher- 
schleppen AAZein.  —  üs-:  verenden.  Am  U.  si"  Z. 
-  ver-:  (mit  haben)  =  dem  Vor.  L. 

Mauggli  in.:  Person  mit  hässlichem.  bes.  pocken- 
narbigem Gesichte  LG. 

Mäuggel  m.:  1.  =  Mauggeren  1  AABb.,  Wohl.  De" 
M.  henke",  ein  mürrisches  Gesicht  machen.  Syn.  Mäuel. 
—  2.  mürrisch  dreinblickender,  auch  ein  äusserlich 
schmutziger  oder  ein  pockennarbiger  Mensch  LG. 

Über  das  -yy-  der  ganzen  Gruppe  uebeu  -y-  vgl.  die  Antn. 
zu  maugel.  Die  Bedd.  lassen  sich  unschwer  vereinigen.  S.  auch 
Müggel. 

Mauggel  II  m.,  Dim.  Mauggeli  Gl;  L,  Comp.  Büsi- 
Mauggel  ZU. :  Schmeichelname  der  Katze.  Mauggeli 
auch  übertr.  auf  im  Wachstum  zurückgebliebene  Men- 
schen  L.    —    Vgl.   den   Ziegennamen  Mäggeli,  sowie  Mügger. 

„maugge"  II:  miauen  Gl;  L."  Syn.  mausen;  vgl. 
müggen,  muhen. 

Böli-Mauggel  m.:  Popanz  ZO.  Syn.  Böli-Mann; 
vgl.  Möggel  II  3  und  Mäuggel  2. 

Mauggis:  scherzhafter,  mehr  individueller  Aus- 
druck für  Geld  Gl.  Wä""  me*  Das  will,  so  muess-me" 
M.  ha*.  —  Wahrsch.  zu  (ver-)mauken,  verbergen;  also  =  Held 
im  Ytsi  (Bd  I  1077).     Vgl.   noch   Müijyis  und  Schm.  I2  1565. 

Mäugge»  =  Chräzen  (Bd  III  923)  SeHSt. 

Vgl.  Chräzen  9  (Bd  III  926)  und  Mauken,  Häugekorb, 
bei  Schm.   I2   1565. 

mäugge":  1.  schielen  Ap;  „Gl;  GRh.;"  TaTäg.  — 
2.  starr  oder  schief  auf  Etwas  hinblicken,  versteckt 
seitwärts  blicken  GRh. ;  Tu.     Syn.  schlichen,  möggen. 

i(n)e°-:  hinein-gucken,  -schielen  Ap;  ScHSt. 

Mäuggi  m.:  1.  „ein  Schielender,  Schieler  Ap;  Gl; 
GRh."   —  2.  ein  Schwersehender  Ap  (Tobl.). 

Schule"-,  Schilli-Mäugg(i)  m.:  derber  Aus- 
druck für  Schieler  Ap;  „Gl;"  G;  ScHSt.;  Tb;  Z.  Syn. 
Schilli-bingg. 

Stube"-Megg:    Stubenhocker  AaEIii-. 

meggele":  1.  =  megelen  „Aa;"  BM.;  „L;"  GSa.; 
SThierst.  ,Ein  stimm,  wie  der  bock  meckelet.'  Tierb. 
1503.  —  2.  f-e-J  nach  der  Ziege  riechen  BBrisl. 

me'gge":  1.  meckern,  von  Ziegen  AaHoUI.,  St.» 
Wohl.  Hälebäggeli  und  Gitzeli  [als  Spielzeug] ,  wo 
vor-em  selber  laufen  und  bäggen  und  megge".  AGysi 
1881.  —  2.  plärren,  wie  Kälber  Bs.  —  3.  kreischen 
AaWoIiL,  unverständlich  reden  Bs. 

Me'gge"  f.:  Kosename  der  Ziege  BM. 

meggere":  meckern  GaVal.,  TJVatz. 

meggeniert:  auf  besondere  Art  gebügelt  B.  E*  m-s 

Mänteli.    —    Augeblich  von  mlcanique,  der  Art  des  Bügelus. 

Migg  GlK.  ("grob),  Me'igge"  ZZell  (grob)  —  f., 
Miggi  I  Bs;  Gl,  Miggli  GlK.,  Miggeli  I  Bs;  GLÜbst., 
Miggschi  GlK.  (grob)  —  n.:  Entstellungen  des  Na- 
mens Maria. 

Miggelen:  PL,  Klumpen  geschmolzenes  Erz.  ,Was 
beim  Schmelzen  des  Erzes  zum  ersten  Mal  heraus 
kommt  [im  Bergwerk  zu  GFlums],  wird  Roteisen  ge- 
nannt, das  zweite  Mal  werden  die  M.  geschmolzen, 
das  dritte  Mal  die  Masslen,    der  oft  schwarze,  runde 


123 


Hagg,  megg,  mi>rs-  wogg.  rnngg 


124 


Flecken,  welche  sie  Kosen  nennen,  hat.'  JJSchbdchz. 
1746.  —  Wahrsch.  zum  Folg.,  weil  diese  Erzklumpeu  die 
Form  von  länglichen  Brotlaiben  haben:  Tgl.  die  Anm.  zu  Migel. 

Migge-GRHe.;  ZBenk..  Migge* GrD. ;  PAl.;GMels; 
W  —  f.  (in  „GSax;  UUrs.  n."):  1.  Semmelbrötchen 
Gr;  PAL;  „GSax;  UUrs."  In  Gr  der  4.  Teil  eines 
.Miggensehildes.'  Von  feinerem  Mehle  und  die  vier 
Teile  der  Länge  nach  neben  einander  sind  die  Ca- 
saccier-Miggen.  In  (j.Mels  Wetzstein  förmige  Eierwecken 
mit  Weinbeeren.  In  W  feine  Brötchen  von  der  Grösse 
eines  grössern  Apfels,  deren  je  zwölf  Stücke  an  einander 
haften  und  eine  Grische  bilden,  aus  dein  Ossolanischen 
importiert;  vgl.  Muger  3  b.  —  '_'.  Meggeli  =  Anggeli  1 
(Bd  I  340)  GW.  —  3.  e"  M.  ge",  einen  Stoss  mit  dem 
Knie  in  den  Hintern  geben  GrC1iui\  D.  (Ghürer-, 
Bettler-M.J.  Syn.  Chnie-Bir,  Biren-  Wegyen.  —  4.  meist 
PI.,  Spannklötze  ZBenk. 

Churw.  micha,  Laib  Brot,  Weissbrötchen,  lat.  mica,  Krüm- 
chen; inhit.  =  panis  modicus,  qui  fit  in  curiis  magnatorum  Tel 
in  nionasteriis;  frz.  midie,  kleiner  Laib;  ndd.  .Micke',  kleines 
Brot;  ho]].  ,Mik';  Schwab,  die  .Mike',  spitzer  Brotlaib;  mark. 
.Micke',  Semmel,  und  schon  inhd.  micke  f.,  kleines  Brot.  Vgl, 
noch  Migel,  Mirgd.  Bed.  1  und  4  lassen  si.h  vereinigen 
durch   die  Ähnlichkeit  der  äussern   Gestalt;  vgl.    Weggen. 

Bettler- =  il%^en 3  GrD.  —  Koss-:  l.  =  Epfel2 
(Bd  I  367)  GRKlost.  —  2.  =  „Miggen  3  Gr." 

Tessiner-Miggc":  langer  Laib  Weissbrot,  in 
Stücke  abgeteilt  U.  —  Vgl.  churw.  ii;i  bastun  d'  michas, 
lauger   Laib. 

migge"  I:  spannen,  den  Laufeines  Fuhrwerkes 
durch  Anziehen  der  Spannklötze  an  die  Kader  hem- 
men ZÖrlingen. 

Miggle";  1.  =  Migel  1  GWe.  —  2.  Gericht  aus 
geröstetem  Mais  Gr. 

iniggc"  II:  =  giggen  11  (Bd  11  176)  TiiHw.  Mö 
[soll  ich]-rfr''  nu? 

„MiggSri  n.:  Stück  Fleisch,  das  zur  Fette  gehört, 
am  Bauehe  des  Kindviehs;  auch  das  Zwerchfell  am 
Schweine  B";  vgl.  Hoden,  Lampen. 

Ahd.  mittigarni,  caro  pinguis,  arvina,  nibd.  mitiger.  3. 
.Mucker'  bei  Schm.-Fr.   I   1567. 

mlggerig  (selten  -;-):  gering,  elend,  armselig; 
kränklich  aussehend  B.  Zug  für-nes  Fürtech  oder  es 
ms,  halbsidigs  Halstüeehli.  Bari  1885.  Gruslich  es 
dünns  Röckli,  es  ms  Hösli.  ebd.  1880.  Papa,  du 
mucsch-mer  g'wilss  me"  Sackgeld  ge";  es  macht  sich  so 
m.,  we"-me"  gang  henschc"  mitess  BStdt.  Es  macht  sich 
verdammt  m..  en  arme"  Ma"  nf  d's  Geld  la"  z'  warte". 
B  Int.-Blatt  1880. 

Miggerii  n.:  kleines,  geringfügiges  Hing,  kleine 
Person  Bs  (Seiler).  —  Aus  BsL.  auch  die  Schreibung 
Migerli.  . 

Miggi  11,  Miggeli  111  n.:  Kosename  der  Katze 
l!s;  '/..  's  dreifarbig  Basler- Miggi.  EKron  1867.  — 
Vgl.   aber  auch  Manggtl  11   und  Uia  bei   Gr.  WB.  VI  2183. 

Hüs-;  wer  am  liebsten  immer  zu  Hause  sitzt  Bs; 
eig.  Hauskatzen  en. 

Miggi  111:  1.  in.,  Emil  AaL.,  st.;  Z.  —  2.  n..  Emilie 
AaI..;  Bs;  Z  (Dan.). 

Mlggiss  ScHW;  Tu;  Z,  Miggiss  Aa;  Bs;  L;  Sch;  Z 
—  m.:  1.  Durcheinander,  Gemenge  von  verschieden- 
artigen Dingen,   auch  von  Personen  Aa;   Bs;  Tu;  Z. 

Syn.   Minggis.     Da  ist  en  rechte'   M.    [allerlei  Leute, 


bunte  Gesellschaft]  bin-enand  ZEls.  „Ein  M.  Geld, 
ein  Haufen  Geld,  von  allerlei  Münzen  L;  Sch."  Wim- 
melnder Ameisenhaufen  Z.  Unordentlicher,  den  Kaum 
beengender  Haufe  Waren  L;  „Sch;"  Tu;  Z.  Ein  mit 
allerlei  Bewohnern  überfülltes  Haus,  auch  diese  Be- 
wohner, als  enge  wohnende,  selbst  Aa;  L;  Z.  Beschränk- 
tes Lokal,  enger  Raum  übh.  L;  Z.  Syn.  Chripfeten, 
Chrotteten,  Chrutz.  Im-ene*  M.  inne'sl",  eng  zusammen- 
gepfercht wohnen  Aa;  Z;  auch  bildl.,  in  Verlegenheit 
sein,  sich  nicht  zu  helfen  wissen  Z.  Bou  kes  Hüs  i"  en 
M.,  z.  B.  wegen  Feuersgefahr  AaWoM.  De''  Plate  ist 
jo  nur  c"  31.  ebd.  Hürot  m'r  i"  ke"  M.  ebd.  Von  Ge- 
witterwolken: 's  het  en  M.,  es  steht  ein  Gewitter  am 
Horizont  ScwSt.  —  2.  Unrat,  Kehricht,  Schmutz,  z.  B. 
Ohrenschmalz  Bs.  „Ausschlag  am  Kopf  bei  Kindern 
Bs."  ,Ein  Geniste  und  Gebrüte  von  allerlei  Unflat, 
ein  Geflecht  von  Lumpenhändeln,  die  man  nicht  wohl 
erlesen  darf.'  Spreng.  Auch:  wertloser  Plunder,  Ge- 
rumpel in  Schubladen,  Taschen  (wie  Brosamen  usw.) 
Bs  (Syn.  Giggernillis  Bd  II  176);  übh.  etw.  Gering- 
fügiges, Kleines.  Spreng.  Dreck,  breiige  Masse  Scbw 
Muo.  Vom  Käsen  z.B.  bleibt  M.  in  den  Fingerwinkeln 
zurück;  s.  noch  über-gand  Bd  II  11.  —  3.  ein  Gericht, 
=  Gunggisl  (Bd  II  368)  BsBirs.;  Syn.  Geschmetter. 

lilieggc":  1.  mit  gedämpfter  Stimme,  gleichsam 
seufzend,  brüllen,  von  Rindvieh  GRVal.;  GU.  Mieg- 
gend  Chie  und  blärend  Schaf  sell-ma"  nit  us-''em  Statt 
tue",  d.  h.  nicht  verkaufen  und  nicht  schlachten,  son- 
dern für  sich  behalten  GRVal.  —  2.  schreien,  von 
Kindern,  Weibern  GO.;  Syn.  mienggen. 

Mieggi  m.:  Jammerseele  GO. 

Mieggen  verhält  sich  zum  Syn.  mäggen  —brieggen  :bräggen; 
es  steht  viell.  im  Ablautsverhältniss  zu  dem   syn.  mäggen. 

schnell    und    gierig    essen    LG.     Ant. 
manggen. 

ver-:  zerdrücken,  zerquetschen  Btta.  Die  Hinteni 
[Himbeeren]  sin  ja  ganz  vermöggeti  und  verpatscheti. 
—    Vgl.    tir.   maggen,   zerdrücken,  oder  ver-murggen. 

niOgge"  II:  glimmen,  im  Verborgenen  brennen 
BHa. ;  Syn.  motten. 

ver-:  versauern,  verkommen,  z.B.  von  Einem,  der 
stets  daheim  bleibt  Ol. 

mogge"  111 :  beim  Spiel  Einem  abgewinnen  AAAarb. 
möggle":    beim  Spiel  betrügen  AALeer.   —   Wohl 
st.    möglen,   mit  Verschärfung  des  g  vor  l. 

mogg!  Int.  der  Abweisung.  Verneinung:  Ja,  IM..' 
ZStdt.     Syn.  möb,  brögg.   —  Viell.  eig.  von  i«":/:/'  n  1. 

Miigg  m.:  „heller  Brummton  LE."  M.  a"hi", 
Schreie  ausstossen  wie  das  Kalb  GrPi-.  .V.  und  Pap 
ablü",  stossweises.  balbunterdrücktes  Gelächter  aus- 
stossen. MKüoni. 

G'niögg  n.:  widerliches,  halb  unterdrücktes  Ge- 
schrei GA. 

mögge"  I:  1.  auch  möggle"  AaSÜIS,  Dim.  .mög- 
gele"-,  muhen,  brüllen,  vom  Rindvieh,  bes.  Kälbern, 
auch  blöken,  von  Schafen  und  Ziegen  BM.;  K;  OrPi'.; 
Syn.  Iiot/gcii,  bläggen;  „laut,  hell  brummen,  von  Zucht- 
ochsen LE."  ,1'ass  man  d"  Kälber  am  M.  kennt,  d' 
Hü.  ner  am  Gaggle"  und  d'  Babeni  am  Tschalpe".' 
üottii.  —  2.  übertr.  auf  Menschen,  unschöne,  un- 
artikulierte Töne  ausstossen,  z.B.  von  Betrunkenen. 
die  widerlich  brüllen,  von  erwachenden  Kindern,  von 


inögge"  I : 


125 


Magg.  megg,  migg,  iimgg.  miigg 


126 


.Nachtbuben',  welche  die  Stimme  verkehren  B;  GA.. 
Stdt.  Du  miititiisch  ämel  och  der  ganz  lieb  hing  Tag  B. 
Aber  mach,  dass  de  alleinig  mit  im  bist  ifader  Niemere* 
dri"  mögget.  Gotth.  Du  bisch  docli  en  ewige*  3IÖggi  B. 
Vermittelst  ;/;/  gebildet  vom  Natnrlaat  mö  (Stimme  dos 
Kalbes);  vgl.  mäggen,  mauggen,  müggen.  btkggen,  boggen,  bl&ggen, 
rüggen,  auch  g&ggen,  g&ggen,  güggen,  güggen,  gioaggen,  nhd. 
.quaken',   und   die   Anni.   zu    Ovggel   Bd    II    194. 

Möggel  II  m.:  1.  =  Mäuggel  1  AaWoIiI.  Er  macht 
hüt  de'  31,  ist  unwirscher  Laune.  St  hed  wider  de"  31. 
-  2.  =  Mäuggel  2.  Im  Bes.:  russiger,  schmutziger 
Kerl,  auch  Vermummter  AALeer.;  anreinlicher  Mensch 
mit  unsaubern  Kleidern  L;  Z;  Mensch  mit  grob  ge- 
zeichneter Physiognomie  L.  So-ne"  M.!  Pfi  Tüfel!  L. 
Das  ist  iez  en  schwarze'  31!  eine  Person  mit  dunkler 
Haut,  schwarzen  Haaren  und  Augen  Z.  Der  Kamin- 
feger ist  en  schwarze  31.  ebd.  —  3.  Popanz,  Schreck- 
männchen  für  Kinder  AAÜallw.;  L.  Syn.  Böli-Mann. 
Wenn  d'  nid  folgist,  so  nimmt  dieh  der  31.;  Syn. 
schwarzer  31a"".  — ■  4.  schwarze  Wetterwolken  L.  Es 
stund  31ögglen  uf  hindert»  Pilatis.  —  Nebf.  zu  Mäuggel 
(s.   d.   und   mauggelig). 

Butze°-:  Popanz  ZBk.,  Vogelscheuche  ZMönchalt. 

Moggi  I  m.:  1.  wer  schwarz  im  Gesicht  ist  ZBk. 

—  2.  unreinlich  gekleideter  Mann   L. 

Ma"-:  fabelhaftes  Gespenst,  die  Kinder  zu 
schrecken  LRickenb.  Lueg,  der  31.  chunnd  und 
nim»it-dich.  Esterm.  1882.  Syn.  3Iann-31üggi;  vgl. 
3Iöggel-3lann. 

ver-mögglet:  verunstaltet,  z.B.  durch  Vermum- 
mung  L. 

lllögge"  II:  die  Dinge  ganz  nahe  betrachten  (von 
Kurzsichtigen)  GStdt,  Etw.  dumm  ansehen.  G  1799. 
Syn.  boggen.    —   Nebf.   voii  müuggen. 

schille"-:  schielen  (spöttisch)  GRh.,  Stdt. 

Schille°-Möggi  m.:  Spottname  lür  den  Schielen- 
den G;  Th;  Z;  auch  für  Einen,  der  durch  neugieriges 
Blicken  sich  lastig  macht  oder  eine  finstere  Miene 
hat  Tu.     Vgl.  Schilli-Mäugg. 

mogge",  auf  Einen:  Einen  schlagen  BAdelb.  (Zyro). 

Möggi  II:  Mathilde  Z. 

Möggli:  Monika  GStdt. 

Miigg:  1.  m.  „halblauter,  grober  Jammerton  ß;  L." 

—  2.  f.  a)  Kuh  (Kdspr.)  Z.  —  b)  Katzenname  Bs. 

S.  bei  Gr.  WB.  VI  2603  die  Int.  ,mnch.'  Zu  2  b  vgl. 
das  syn.    Mügger,   Mäuggel  II. 

Müggeli  n.:  Kuh  (in  der  Kdspr.)  Aa;  Z.  Syn. 
3Iü(/eli.    —    Vgl.   Mäggeli,   Schäfchen. 

mügge":  eig.  den  Laut  mü  ausstossen.  1.  muhen, 
brüllen,  vom  Rindvieh,  bes.  langsam,  dumpf  AaF.;  B 
(.mugire.'  Id.  B);  L;  Sch;  Schw;  „S;"  TüTäg.;  Uw; 
„U;  Zg;"  Z.  Der  Muni  hed  a'g'fange*  m.  [auf  der 
Alp],  do  si*ä-mer  g'gange"  L,  scherzh.  Schluss  beim 
Erzählen.  So  fart  er  uis  wie  d'  ScheUe"chue  und  muigget 
gar  der  Bass  derzue  Obw.  .Das  mugkhen  und  plerren.' 
1553,  Absch.  ,Sein  [des  Büffels]  stimm  wie  ein  ochs 
(muggen),  doch  nit  so  laut  oder  hoch.'  Tierb.  1563. 
,Das  meerkalb  schlaft  sterker  dann  kein  ander  tier, 
mit  schnarchten  und  mugen,  von  wegen  des  wuests 
und  schlyms  der  lungen.'  Fischb.  1563.  ,Die  Kuh  dem 
Hirt  zum  Melken  mugt  und  brüelt,  weil  sie  die  Milch 
beschwäret.'  LCys.  1661.  .Taurus  mugit,  der  Stier 
mugket  (brüllet).'  Reu.  1692.    ,Die  Rohrdrummel  (das 


Uhrrind),  so  wie  ein  Bind  muhket  (lüjet).'  Spleiss 
liiiiT.  .Der  Ochs  lüjet,  der  Stier  muket.'  ebd.  Auch 
von  Fröschen  ÄA8eet.  ,Das"  die  krott  in  einer  nacht 
für  ir  hus  kommen  syge,  gan  m.  oder  schryen.'  1574, 
L  (Brandst.  1890).  --  2.  übertr.,  weinen  (derb)  8. 
Syn.  brüelen.  Sett-i'1'  Upper  flenne"  und  m.?  Gieng's 
da""  bas?  S  (Joach.).  Er  hei  mi'u  scho"  mängist  z'  m. 
g' macht.  CWXlti  1848.  —  3.  „vor  Schmerz  stöhnen, 
unartikulierte  Jammertöne  ausstossen  B;  L."  Wenn 
Oppis  müggel,  so  hat  's  Lebe"  TiiTäg.  —  4.  vor  sich 
hin  brummen;  unverständlich,  halblaut  reden  (aus 
Verstimmung),  kurze,  mürrische  Antworten  geben  Aa 
Leer.,  Seet. ;  BM. ;  S;  UwE.;  Syn.  munggen;  mugglen. 
.Muke,  möne,  mummle,  gilbze,  brötsche,  tnussa,  muti.' 
Red.  1662.  Umme"-m.,  missvergnügt  und  halblaut 
brummend  umhergehen  (von  Menschen  und  Vieh) 
UwE.  Trotzig  schweigen,  ein  unfreundliches  Gesicht 
machen,  schmollen  Aa;  Bs  (Spreng:  ,das  Maul  hängen, 
frz.  bouder);  B.VL,  0.  (.frontem  caperare.'  Id.  B);  „L;" 
aSt'HW;  Uw;  U  (ü).  Syn.  mutschen,  schatten,  täubelen ; 
vgl.  eslen  1  c  Bd  1  522.  Vor  sich  hin  brüten,  den 
Kopf  hängen  lassen  S;  schlaff  umhergehen,  wie  etwa, 
wenn  eine  Krankheit  im  Anzüge  ist  AaZoL 

Vgl.  mügen  und  müggen,  sowie  die  Anni.  zu  moggen.  Zur 
Bedeutungseutwickelung  bietet  ein  sprechendes  Analogon 
gruggen  Bd   II    728.      Vgl.   .mucken'    bei   Gr.    WB.    VI   2609 

und    mugglen. 

Mügge"  f.:  1.  saures,  unzufriedenes  Gesicht  Ndw. 
—  2.  mürrische  Weibsperson  B.  —  3.  Murmeltier  Nnw. 

Mügger  m. :  1.  Sauertopf,  mürrischer  Mensch  Bs. 
—  2.  Kosename  der  Katze  GlH.  Dim.  Müggerli  Z. 
Syn.  Mäuggel  II  und  Mügg.    Man  lockt:  Zi-zi  31.'.  Gl. 

m üggere"  =  müggen  4  c  BM. 

g'mügget:  mürrisch,  schweigsam,  unfreundlich 
ScHwBrunn.;  Zg. 

Müggete"  f.:  das  dumpfe  Brüllen  des  Rindviehs 
und  das  Brummen  von  Menschen   UwE. 

Miiggi  m.:  1.  Murrkopf,  Schmollender  AaSI.  ;  B; 
S;  UwE.;  Syn.  Muiigi/i.  Bist  e"  31!  chast  nüd  rede"? 
hast  kes  3Iul?  B  Hink.  Bote  1887.  Und  du.  II. ms 
mach  doch  nit  so  d'r  31.!  Trink  doch  üs!  Joach.  1881. 
E'  31.  mache",  ein  verdriessliches  Gesicht  machen 
BBe.  D'r  31.  hä",  den  Kopf  hängen  lassen,  launisch 
sein  L.  Mürrisch  verschlossener,  leutescheuer  Mensch, 
Duckmäuser,  Schleicher,  verschmitzter,  doch  beschränk- 
ter Mensch  AaF.,  Fri.;  Bs;  B;  SchwNuoI.  (-Ü-);  Zg.  — 
'2.  langsamer,  schlauer  Mensch  AAZof.  —  Zu  muggen  4. 

Hudi-  n.:  Person,  die  nachlässig  gekleidet  ist, 
z.  B.  noch  im  Neglige  steckt  S. 

Ma"11-  LRickenb.;  Zg,  Se-  Zg  —  m.  LRickenb., 
n.  Zg  =  3Iann-Möggi.     Vgl.  noch  Lüt.  Sag.  125. 

Türe"-  m.:  Knabe,  der  nicht  mitspielt,  sich  ab- 
seits (bei  der  Türe)  hält,  gleichs.  schmollt  AaZoL 

müggig  BM.,  muggocht  BHa. :  böser  Laune,  un- 
freundlich. DU  g' sehst  hüten  eso  muggocht  firhe";  was 
ist  och  mit-der?  BHa.  .Mareili,  vorhin  so  z'weg  [auf- 
geräumt] und  jetzt  so  muggig.  Ist  's  de""  sövli  lünig 
oder  hat's  mit  den  Alten  Etwas  gehabt?'  Gotth. 

m  üggle"  :  vom  Naturlaut  des  Kaninchens  AaWoIiI. 

m  ügg:  Unkenruf  Aa;  vgl.  gügg  und  grügg,  sowie 
das  Vb  müggen  1  b  und  Güllen-Mügger. 

Müggel  m.:  1.  Trotzkopf  AaF.  —  2.  zum  Weinen 
oder  Schmollen  verzogener  Mund  AaWoIiI.  ;  vgl. 
3Iäuggel  und  müggen. 


127 


Magg,  megg,  migg,  mogg,  rnngg 


12S 


Heini-Müggel  Aa;  LHa.;  SchwE.;  Zu.  -Mügger 
ÄAFri.;  VO;  „B;  Gl;  S",  -Müggi  UwE.  —  m.:  Grille, 
sowohl  Haus-  als  Feldgrille.  aaOO.  Das  Zirpen  (grüg- 
gen,  müggen)  «1er  Feldgrille  verkündet  gut  Wetter 
AaF.  Der  H.  singt:  m — m!  händ  ir  mini  blaue'  Hose' 
[bezieht  sich  auf  die  blauschwarze  Farbe  des  Tier- 
chens] niene"  g'se?  m — ml  AaSuux.  Auch  Necknarae 
der  Bewohner  von  Muhen  Aa,  wohl  mit  Deutung  des 
Dorfnamens  auf  das  syn.  Muheim.  Irrtümlicherweise 
auch  etwa,  z.  B.  in  UwE.,  für  die  Küchenschabe, 
blatta  or. 

Das  Syn.  Heini-Müch(er),  umgestellt  aus  ahd.  mühheim 
(s.  Bd  II  1290),  wurde-  in  seinem  zweiten  Bestandteil  be- 
eiuflusst  durch  das  den  Naturlaut  nachahmende  Vb.  müggen; 
eine  Mischung  von  zwei  Stämmen,  wie  sie  auch  beim  Vb 
müggen   und   mugglen,  mnnggen   mitgespielt  zu   haben  scheint. 

mügge"  =  müggen  I,  doch  meist  in  hellerem, 
schärferem  Ton;  eig.  den  Laut  mii-  ausstossen.  1.  von 
Tieren,  a)  von  Kühen,  Stieren,  wenn  sie  z.  B.  nach 
Futter  verlangen  Aa;  L;  Schw;  „Zg."  Von  der  Kuh: 
mit  schwachem  Laut  Sehnsucht  nacli  dem  Jungen 
äussern  W ;  auch  miggis  [müggens]  si".  Wenn  's  Veh 
[am  Abend]  gege"  hei'"  zue  gunglet  und  mügget.  JRoos 
1892.  Der  Stier  hed  g'mügget  vor  Schmerze".  Schwzd. 
(L).  Lang  ist-er  [der  vom  Baume  heruntergefallene 
Bär]  g'tege"  wie  tod,  doch  entlich  föd  er  a"  m.  Ppvffer 
v.N.  Blöken,  von  Böckchen  PAL,  von  Kälbern  BRohrb. 
—  b)  vom  Unkenruf  SThierst;  vom  Heimchen  AAZein.; 
Syn.  güggen;  auch  von  Tauben,  girren  BRohrb.;  Syn. 
grüggen.  —  2.  von  Menschen,  a)  =  müggen.  3  L.  — 
b)  unterdrückt  weinen,  von  kleinen  Kindern  AAZein.; 
L;  vgl.  grüggen  5  Bd  II  729;  seine  Unzufriedenheit 
durch  weinerliche  Töne  äussern  (von  Kindern)  AaFH.; 
LSemp.;  vgl.  grammauggen.  —  Vgl.  gr.  u.imaou-ai  iu 
Hed.    1  a. 

Güllen-M  ügger,  in  AaBIj.  auch  -Müggel  —  m. 
=  Güllen-Grügger  (Bd  II  729)  Aa;  BStdt;  L;  S;  ZO. 
Mügg,  mügg.  mügg,  Güüe'mägg,  hend-er  mini  Brüedre" 
niene'  nit,  no  nig  g'seh  mit  de"  gelc'  Hose"  umme"- 
pfose"  [plumpsend  schwimmen]?  rufen  die  Kinder  am 
Unkenteich  Aa  (Rochh.).  Audi  bi Dil.,  unreinlicher, 
schmutziger,  gemeiner  Mensch  L;  S.  ,Er  war  ein  nicht 
mehr  junger,  aber  steinreicher  Chutter,  dem  böse 
Zungen  den  Namen  G.  angehängt  hatten.'  Nvd.  1885. 
-  güllen-müggere":  Jauche  ausführen  (scherzh.) 
AASt.     Syn.  güllerieren. 

Burli-Mügger:  scherzh. Schelte  für  einen  kleinen 
Müssiggänger,  Herunischwärmer  Z  (Spillm.).  •—  Vgl. 
burli-mttnter. 

müggere"  =  müggen  2  h  AaF. 
Müggi  in.:  Schmeichelname  der  Katze  S. 
Wie  das  Syn.  Miggi  wohl   lauttiachabmend  gebildet  nach' 
der  Stimme  des  Kätzchens;   vgl.  mausen. 

Mllgg  Aa;  Bs;  B  öü.;  GlII.;  L;  GO.;  Schw;  U\V;  Z, 
Mugge"  Ar;  Bs;  B;  GlK.;  GrD.,  Pr.;  GS.;  Sch;  S; 
Tu;  \V  —  1'.,  in  Nnw  auch  m.,  Muggi  n.  (Dim.  Miiggli) 
Gr  ObS.  ;  GSa.:  1.  Mücke,  allg..  in  (iS.;  WLö.  (Miggli) 
auch:  Fliege;  vgl.  auch  Alcl-Mugg.  D'  M-e"  fresse'd 
Hin  schier  oder  steche"d:  es  gid  (en)  Blast  Tu;  '/,. 
.Tanzen  im  Januar  die  Mucken,  muss  der  Bauer  nach 
dem  Futter  gucken.'  Kalenderregel.  Wenn  d'  Mugge" 
tanze'd  im  Jänner,  so  halt  's  Fucter  z'säme",  d.  i.  so 
folgt  ein  später  Frühling  AaKIii-.  ;  Z;  s.  Hornig  Bd  II 
1628;    vgl.  Jungfrau   Bd  I    1248    und    Muggen-Tanz. 


Die  Mücken  .singen.-  allg.,  .brüeleir  AaWoIiI.  Die  M. 
als  Vogelfutter:  Gross  Mugge",  feiss  Vögel  ZMönchalt. 
(sprichw.).  Als  lästiges  Ungeziefer  in  Verbindung  mit 
,Floh':  Anne  Babcli.  bis  nüd  ho',  la"-mer  d'  M-e"  si" 
und  d'  Flöh.  Volksl.,  mit  Anspielung  auf  Bed.  7  a. 
Wer  Händel  will,  findi  alliwil  e"  M.  i*  der  Suppe". 
CBiederm.  1893.  Geringschätzig  wird  eine  verspätete 
Neuigkeit,  eine  längst  bekannte  Erfahrung,  ein  alter 
Witz  en  alti  M.  genannt.  Das  ist  en  alt i  31.  Aa;  S; 
Tu.  die  ist  fern  sclio'  g'/loge"  fhäd  fern  seho*  'tanzet)  Z, 
si  ist  scho"  lang  g'jloge"  SciiNnk.  Das  ist  en  alti  M., 
iras  d'  Grossmueter  pfift  Z  (Spillm.).  Bes.  aber  dient 
die  Mücke  als  Bild  und  Typus  1)  der  Kleinheit,  Wenig- 
keit: Us  der  (ere'J  M.  en  Elifant  (Tu;  Z),  en  Hengst 
(W),  e"  Märe'  (Gl),  en  Stier  (Z)  mache',  arg  über- 
treiben; s.  auch  Gurren  Bd  II  409.  .Kannst  da  aus 
einer  Mücke  eine  Mähre  machen.'  UBrägger  1777. 
Er  hebet  d'  M.  und  lod  d'  Märe"  laufe',  opfert  grossen 
Gewinn  einem  sehr  kleinen  Ap.  D'  M-e"  uf  dem 
Hinilerrhi"  [Berg  ob  dem  Dorfe]  g'seh  geine",  ein  Auf- 
schneider sein  GSev.;  s.  Glogg  Bd  II  610.  l'lutz  für 
7  Ma"",  es  chunnt  e"  31.,  scherzhafte  Bitte,  einem 
Kleinen  Platz  zu  machen  Aa.  Wenn  der  Tüfel  Hunger 
hei,  frisst  er  M-e",  Not  lehrt  mit  dem  Wenigsten  sich 
begnügen  Aa;  SL.  Z'  Wintertur  i"  der  grosse"  Meteg 
händ  s'  e"  31.  3  Zentner  g'schetzt  ZS.  (Spottreim). 
Das  ist  e'  grössi  31.,  wenn  si  es  Pfund  schisst  ZW1., 
Abfertigung  einer  Prahlerei.  Aufschneiderei.  E"  3I-e" 
heil  's  üsg'woge"  [hätte  der  Wagschale  das  Übergewicht 
gegeben]  =  beinahe,  um  ein  Haar,  z.  B.,  so  wär-er  ver- 
tränke" ScHSt.  So  vil  e"  31.  am  Bei"  hei"'  treit  Z, 
fast  gar  Nichts.  Me*  chann-ere"  31.  nid  mer  Bluet 
ewig  ni",  weder  das'  si  hat,  alle  Erpressung  hat  ihre 
Grenzen  Z  (Dan.).  .[Der  Geizige]  presst  d'  M-e  ums 
Bluet  und  schindet  den  Floh  um  den  Balg.'  Rochh.; 
s.  auch  Floh  Bd  I  1183.  —  2)  der  Schwäche,  Hin- 
fälligkeit. E"  M-e'  chient-en  umstösse"  SciiSt.  Um- 
falle" wie  d'  M-e*  Z  (Dan.);  vgl.  Hüenli.  Si  [die 
Östreicher  bei  Sempach]  stürzid  hi*  wie  d'  31-c.  HXfl. 
1813.  Er  ist  wie-ne"  M-e'  ame"  Heuseil  und  en  Ele- 
fant am-ene"  Zwirnsfade".  Rochh.  —  3)  der  Zudring- 
lichkeit. Lästigkeit,  Gier.  ,Wellent  mich  denn  die 
m-en  fressen?'  Erwiderung  auf  unangenehme  Erörte- 
rungen, 1462,  Z  Ratbücher.  ,Da  nun  ist  leicht  zu 
gedenken,  wie  die  armen  versorget  seien,  wann  solche 
hungerige  m-en  über  die  kirchengüeter  gesetzt  wer- 
dend.' SHochh.  1591/1693.  ,Wer  nicht  Dauben  hat, 
der  hat  Mucken,  suos  quisque  patitur  manes',  Jeder 
hat  sein  Kreuz.  Mev.,  Hort.  1692.  Daher  auch  Be- 
zeichnung einer  .giftig  stechenden'  Weibsperson  B. 
[Die  Schwiegertochter]  ist  e"  hoffärtigi  Gans,  e"  lötigi 
Täsch,  es  Bei  [Einfaltspinsel],  e"  3I-e".  Gotth.  Jungt 
M-e",  alti  Huere"  (Dan.).  —  2.  künstliche  (fälscht) 
Mücke,  zum  Fischfang  dienend  und  bestehend  aus 
feinen  Federchen,  die  um  die  Angel  befestigt  sind 
GrD.;  Z.  S.  Hund  Bd  II  1429.  -  :'..  „Schön-  oder 
Schminkpflästerchen,  frz.  mouehe  VO;  Z."  —  4.  fleck- 
artiger,  kleiner  Zwickelbart  unter  der  Unterlippe  Bs; 
Tu;  Z;  frz.  mouehe.  —  5.  a)  in  der  Stickerei,  durch- 
brochene, mucken-  oder  spinnenähnliche,  runde  Stellen 
Ar.  Man  unterscheidet  .Hufeisen-',  (französische  und 
deutsche)  Blättli-,  6-,  8-,  16beinige  Bölleli-Mugge* ; 
vgl.  Hol  Bd  II  1156.  Syn.  Spinn.  —  M  in  der  We- 
berei, leichte,  mit  Blumen  besetzte  Leinwandstoffe 
ä  jour.    Ar  Geschichten  107.     ,Von  1760 — 70  wurden 


129 


Magg,  megg,  migg,  tnogg,  111  n  ii'ii* 


130 


in  Ar  leinene,  s-eblümte  Artikel  zu  Schossen.  Man- 
schetten, Chorhemden,  Sacktüchern  usw.,  Mnggen  ge- 
nannt (von  den  kleinen,  eingewobenen  Blümlein  her- 
rührend), verfertigt.'  Bürger-  rxn  Baoernfr.  1  s  1 9 ;  vgl. 
g'mugglet.  —  6.  Visierkorn  am  Gewehr,  allg.  Drum 
lueg-er  wol  uf  d'  Absieht,  M-e*,  St&cker  und  ob  nid 
d'  Ladig  ^  gross?  Und,  ratscht  ihr  Harn* ,  schrüb-er 
ne*  no'*  cheeher,  mc"  luegt  nit  -'  vü  für  's  G'schoss. 
B  Schützenlied  1822.  RAA.  Uf  d'  M.  ne;  mit  pers. 
Obj.  =  nhd.  Jrndn  aufs  Korn  nehmen,  d.  i.  eine  be- 
sondere Aufmerksamkeit  auf.Iiudn  richten;  Jnuln  her- 
nehmen, sei  es  mit  .Spott  oder  mit  Verfolgung  und 
Hass  „Aa;"  Ap;  B;  VO;  Gl;  Gr;  S;  W;  Z.  .[Ein 
nicht  mitmachender  Rekrut]  wird  von  seinen  Kame- 
raden auf  die  Mugge  genommen,  bis  er  zahm  wird.' 
Gotth.  Uf  der  M.  hä;  mit  pers.  und  sächl.  Obj. 
a)  als  Spekulations-,  Kaufsobjekt  im  Auge  haben  L. 
Er  heil  es  anders  Fülli  uf  der  M.  g'ha",  darauf  spe- 
kuliert. —  b)  nicht  leiden  können,  hassen ;  eig.  unter 
feindlicher,  übelwollender  Beobachtung  halten;  ein 
scharfes  Auge  auf  Etw.,  auf  eine  Person  gerichtet 
halten  Bs;  B;  Gl;  L;  Schw;  Tb;  Uw;  Z.  Syn.  uf-em 
Ghritz,  Strich,  Zug  ha".  ,Es  [das  Mädchen]  hatte  den 
Schreiber  auf  der  M.'  Gotth.  [Herzog  Albrecht]  het 
die  Baslerburger  gar  griseli'''  streng  uf  der  M.  g'ha*. 
Hagenbach.  Si  händ  enand  uf  der  M.,  sie  sind  heim- 
liche Feinde  Tu;  Z.  Das  han-ich  uf  der  M.,  das  ist 
mir  zuwider,  das  tue  ich  nur  mit  Widerstreben  Bs ; 
BR.;  G;  Tu;  Z.  Mit  veränderter  Constr.:  e"  M.  ha"  uf 
Oppis.  Gotth.;  s.  Ge-gunscher  Bd  11  376.  —  7.  geistig, 
nur  PI.  a)  Muggen  (im  Ghopf),  Tücken,  hinterhaltene 
Gedanken,  Absichten.  Launen,  Kniffe,  (eigensinnige) 
Ideen  Ap;  Bs;  B;  VO;  Gl;  Gr;  G;  Sch;  S;  Th;  Z; 
Syn.  (lirit;  (Bd  111  935).  Mm  d'  M-e"  üs-,  vertribe* 
fd' M-en  uss-etn  Ghopf  tribe*  Bs;  S),  den  Eigensinn  aus- 
treiben. Jmdn  derb  zurechtweisen.  S.  fv/r-gän  Bd  11  29. 
Miniij  und  Tügg,  Kniffe  und  Hintergedanken  GrPt. 
{D'J  Mugge*  hinder  den  Ore"  ha",  auch  von  versteckt 
gehaltenen  guten  Einfällen,  Witzen  Z;  vgl.  Or  Bd  1 
413.  D'  Stadtint  händ  iri  M-e"  Z.  Der  Aberil  hat 
M-e*  Gl;  Tb.  ,Die  Vermutung,  dass  das  Mareili  noch 
andere  Mücken  möchte  in  seinem  stolzen  Köpfiein 
haben.'  Breitenst.  Duo  seid  der  Cheiser :  ,Nu,  mier 
wei  de""  guggen!'  Un''  hed  duo  ganz  lan  faren  smer 
Muggen.  Schwzd.  (BBr.).  ,Mit  Tabakranch  zur  Som- 
merszeit vertreibst  du  leicht  die  Mücken.  Und  musst 
du  oft  zur  Winterszeit  Verdruss  und  Ärger  schlucken, 
dann  rauche  nur  und  mit  dem  Rauch  vertreibst  du 
dir  die  Mucken.'  I!  Langn.  Kai.  1892.  .Solche  Muggen 
[Anwandlungen  von  Hochmut,  stolze  Pläne]  stechen 
die  meisten  Väter  beim  ersten  Kinde.'  Gotth..  mit 
deutlicher  Bez.  auf  Bed.  1.  77"''  flissig  tuet  si  der 
Jumpfraue*  uf  d'  M-e*  un'1  uf  d'  Ise*  g'schaue",  hält 
genaue  Aufsicht.  GJKuhn  1806.  ,Was  hast  für  seltsam 
mens  und  mucken!'  GGotth.  1599.  .Er  hat  Mucken 
im  Kopf.'  Met.,  Hort.  1692.  —  b)  Lust  zu  Etw.  BHa.; 
Ndw.  Wcnn-er  M-e*  heid  g'  gel*,  wenn  es  euch  beliebt 
zu  gehen.  .Von  den  andern  Herren,  die  auch  noch 
etwa  M-en  hatten,  Pfarrer  zu  werden.'  Ndw  Kai.  1887. 
,Das  Volk  hatte  keine  M-en,  einen  solchen  groben 
Kummet  auf  den  Rücken  zu  nehmen.'  ebd.  1886.  — 
c)  Schwierigkeiten  Sch;  Th;  Uw;  Z.  Syn.  Mus.  Das 
Ding  hiid  M-e".  J:'s  wird  M-e"  hä*,  es  wird  schwierig 
auszuführen  sein.  —  8.  Ortsname  G;  vgl.  Muggen- 
Büel    Z,    Muggen- Matt '  B.     Hausname    BsStdt;    .zur 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


grossen  m-en.-  XV.,  ZStdt;  .im  grossen  tnngg.1  1  167 
(lt  Dan.).  —  9.  Dim.  Mügg(e)li,  eine  Kleinigkeit?  Nur 
in  dem  Kinderlied:  Sinn",  stüre*  Muggfeßi,  's  gut  e" 
Frau  diir1'  (über)  's  Brügg(e)li,  si  hat  et)  Chrueg  volle* 
Wl*  und  es  Stückli  Brot  derbi;  Der,  wo-n-Öppis  git, 
De''  ist  en  goldene"  Kugel,  und  De'',  wo-mer  Nüt  git, 
De''  ist  en  fürige  Siiuhengel '.  wobei  die  Kinder  mit 
geschlossenen  Augen  gegen  ein  anderes  Kind  die  Hand 
vorstrecken,  das  im  Besitz  von  Brot  oder  anderer  Ess- 
ware ist  Z.  In  BU.:  Stüre",  stüre*  Müggeli,  über 's 
Herre*  Brüggeli;  wer  nur  Oppis  gid,  ist  e*  liebs  J-'u- 
geli,  wer  mer  Nüt  gid,  ist  e*  böses  Chatee'stengeli. 
Dazu  stüre'-müggele* :  1)  ein  Weniges  beitragen  B.  — 
2)  überall  Etw.  liegen  lassen  B;  dafür  auch:  es  Stüre*- 
müggeli  wachen. 

Mhd.  mucke.  Zum  Fehlen  des  Und.  vgl.  ßrugg,  Stuck, 
Kuggen.  Zu  Bed.  7  vgl.  Gueg  Bd  II  161,  dann  den  Zuoamen 
Musca-in-cervello,  um  1000,  it.  Urk.,  engl,  to  hm  •  •  bei  in 
(he  head,  verrückt  sein;  s.  auch  die  Anm.  zu  Humbdfre'naer 
Bd  I  132(3  und  Kuhn,  Ztsclir.  XIII  71;  anders  Gr.  WB. 
Zu  7  b  vgl.  frz.  ü  me  prend  la  fantaieU  de...  7  c  eig.  nur 
erweiterte  Anwendung  von  7  a.  —  Bed.  9  zweifelhaft.  Ist 
Müggeli  viel],  das  Dim.  zu  Dfiggen  11  (Mtggeli),  unter  An- 
lehnung an  Mugg,  uud  liegt  im  Anfang  des  Liedes  eine  An- 
spielung auf  den    Brückenzoll  ? 

Äugst-.  Wenn  (V  A-e"  erst  im  Merbstmonet  d' 
Aare"  uf  chömmed,  se  git  's  en  Nöchsummer  AAßöttst. 

Alet-  s.  Alant  Bd  I  171. 

Hornig-,  nur  in  der  Wetterregel:  H.-Mugge*, 
Mere-Isbrugge*  ZB. ,  d.  h.  wenn  im  Februar  die 
.Mücken  fliegen,  so  ist  ein  strenger  März  zu  erwarten, 
wo  die  Bäche  sich  mit  Eis  bedecken;  vgl.  auch  Hornig 
Bd  II   1628. 

Hüs-:  1.  =  Bot-Hilserli  (Bd  II  1748)  Aa;  '/.-.  nach 
einer  Angabe  in  AaBVj.  auch  der  Fliegenschnäpper, 
muscicapa.  —  2.  a)  Person,  die  immer  gern  zu  Hause 
sitzt,  wie  z.  B.  eine  Hausmutter,  die  nur  selten  aus- 
geht AaBK,  L.,  Wohl.;  vgl.  Hüs-Miggi.  —  b)  ledige 
Weibsperson,  die  in  einem  Hause  bei  einer  Familie, 
auch  bei  Handänderung,  Wohnrecht  hat  und  für  sich 
haushaltet  AaWoIiL;  vgl.  Schliss.  —  hüs- mugge": 
auf  solche  Art  eigenen  Haushalt  führen,  ebd.  —  Zu 
dein  Vogelnamen  vgl.   .Grasmücke.' 

Limmet-  =  Bader- Mugg  Z  (Dan.). 

Weil  hauptsächlich  über  der  Limmat  schwebend  und  von 
da  sich   verbreitend;   vgl.   Rhin-Mugg. 

Bade(me)r-:  hydropsyche  pellucidula  ZStdt. 
„Gabelschwanz,  phrygena  bicaudata  Aa;  Z."  Die 
grösste  Art  der  .Köcherjungfern'  heisst  in  Zürich  Ba- 
demermücke.  HSchinz  1842.  Dicht,  zahlreich,  wie 
Bademermugge*  Aa  (Schwzd.).  ,Musca  aquatilis  aestiva 
major,  ein  grosse  Badermuck.'  JJWac.n.  1680;  ebenso 
Cappeler  1767  mit  dem  Zusatz:  .eulex,  Flachs-Müggle, 
Gelse.'  ,Nacht-  und  Badermucken.'  JJScheuchz.  1699. 
,Die  bekannte,  also  genannten  Badermucken.'  SHott. 
1702.  —  Benannt  nach  , Baden'  im  Aa;  über  die  Form  II, i- 
demer   s.   die   Anm.  zu   Heim   Bd    II    1277. 

Rhi"-:  Rheinmücke  BsStdt;  vgl.  Linvmet-Mugg. 
1.  Art  Mücken,  die  im  Spätsommer  in  Schaaren  über 
dem  Rheine  schweben;  Eintagsfliege,  Ephemeride  (lt 
Becker).  —  2.  Spitzname  a)  für  die  Bewohner  von 
Kleinbasel.  —  b)  auch  für  Flösser  und  Schiffer  auf 
dem  Rhein;  vgl.  die  .Rheinschnaken'  in  Mainz.  — 
3.  scherzh.  Benennung  für  zwei  kleine  Rheinfähren 
in  BsStdt.    Vgl.  das  Gedicht:  ,die  zwei  Rheinmücken', 


L31 


Magg,  megg,  migg,  niogg,  Hing:; 


132 


von  Hindern).  1866,  welches  beginnt:  's  händ  am  SM" 
i  netti  Müggli  si1*  am   Ufer  niderg'lö*. 

1  wahrsch.  sachlich  identisch  mit  Bader-Mugg.  Zu  :i 
vgl,   Erz.   mouche,   kleiner  Flassdampfer. 

S. ■-  M  ii  i.rg:  Seemücke  L.  —  Auch  liier  wie  in  Limmtt-, 
Khm-Mugg  vom  Lieblingsaufenthalt  über  dem  Wasser. 

Summer-.    ,l)ie  summermucken,  mulio.'  .Mal. 

Schaben-Müggli:  fliegende  Motte  Z  (Dan.).  Syn. 
Sch.-Vögt  li. 

Spill-Mugg  G;  Sch;  ZA..  0.,  Tösst.  Spille"-  G 
St.lt.  Ta.:  ZSth.,  Spinn-,  Sjü-  AaWoM.;  Ap;  „Gl;" 
GA.,  Rh.,  T.  (auch  Spinne"-);  Schw;  Z  (in  Mönchalt. 
Spinne"-):  1.  Spinne.  aaOO.  Es  G'sicht  mucke",  wie 
u-enn-me"  Sp-e*  g'fresse"  hell,  eine  saure  Miene  machen 
Sch;  Tu;  '/,-,  vgl.  Sp.-Hvrni  Bd  II  1614.  Spimmugge" 
Heiri  hiess  ein  Wetterprophet  (Heinrich  Weber),  der 
nach  seinen  Beobachtungen  an  den  Spinnen  das  Wetter 
voraussagte  GRapp.  Aberglaube:  D' Spinnmogge"  we- 
bi*d  eil.  es  wird-si°h  mit-dem  G'uerb  bessere".  Wenn 
d'  Sp-e"  Fülle"  tnachid,  so  isch-es  e  böses  Zeiche":  's 
Garn  schlöd  üf  Ap.  ,Es  geschiehet  etwann,  dass  der 
Teufel  den  Gefangenen  erscheinet  als  eine  Katz,  eine 
Maus,  als  eine  Spinmug.'  JMey.  1(394.  —  2.  meist  PL, 
Spinngewebe  GA.;  Schw;  Z.  Syn.  Spin/n-Wupp;  vgl. 
Sjii inimuijge"-G(ir)i  I!d  II  422.  —  S.  Sp-en  im  Chopf 
hä",    unklar,    verworren,    ein    Dummkopf  sein    Z.  — 

1.  auch  Sp.-Müggli  -  Gretli  im  Busch  (Bd  II  825),  sel- 
tener Ackerschwarzkümmel,  nig.  arv.  Z.  Syn.  Spinn. 
,Schabab,  Nonnennägelein ,  Spinnmucken,  nigella.' 
JCSdlzer  1772.  —  „spill-müggele":  nach  Spinnen 
schmecken  Sch."     Syn.  spinnelen. 

Spül(en)  entstellt  aus  Spinn(en),  viel],  unter  falscher  Au- 
lehnung  an  Spüle*,  Spindel.  Auch  der  i\  I'.csl .u m1  t,  i  1  beruht 
auf  Entstellung  aus  M'e/yv  (iewebe.  mit  naheliegender  Au- 
lehnung  an  Mugg,  AI iiiko.  Dieser  Vorgang  trat  zuersl  ein 
tiii  Bed.  -J.  übrigens  kommt  auch  iSpinn-iotipp  in  Bed.  1  vor; 
vgl.  gr.  dpäxvT)   und   lat.   aranea  iu   beiden   Bedd. 

Spanisch-:  1.  span.  Fliege,  canth.  ves.  Z.  Spa- 
nisch-, Sjianisch-Miigge",  /lüg  über  de"  Hoh-Rugge" 
[Berg  in  Sch],  /lüg  über  de"  höh  Berg,  dass  's  morn 
guet    Wetter   gib    (Kinderspruch).    Sprww.    1824. 

2.  Goldkäfer,  scarabaeus  aur.  SchSi.  —  2  wahrsch.  nur 
missbräuchliche  Übertragung  von   1. 

Spittel-:  (scherzh.)  1.  alte  Pfründnerin  oder  alter 
Pfründner  im  Spital  BsStdt.  —  2.  alte  Person,  die 
gerne  jammert  BsStdt. 

Weidling-:  Eintagsfliege  an  der  Aare  AAKlingn.; 
Tgl.  llhin-Mugg.  —  Wohl  davon  benannt,  ilass  Nie  die 
Flussnachen  (Wekllinge)  hegleitet. 

Wi°-=  Wm-Käfer  (Bd  III  162)  Bs.  ,Bihio,  wyn- 
mugg.'  Ehingen  1438;  ebenso  Mal. 

Gros-Muggele",  auch  Tüfels-Gr.  —  f.:  die  stark 
behaarte  Bärenraupe  ZA  IL  b.  II. 

Syn.  TüfeU-Qroamueter,  aus  welchem  unser  W.  unter  An- 
lehnung an   Mugg  verderbt  ist. 

Spille"-:  Spinne  TnHw.  --  Zu  der  abgeleiteten 
Form   vgl.   das  Syn.   Spinn- Wuppelen. 

mugge"  1  ÄAZein.;  li;  GrD.;  ScHSt.;  Schw;  ZW.. 
Dim.  müggle"  L;  Schw:  1.  (von  Fischen)  nach  Mücken 
chnappen  GrD.;  L;  Schw.  Syn.  tupfen.  .Zuerst  schien 
es  mir  eine  grosse  Forne  zu  sein,  welche  muggi.'  B 
Kai.  1843.  .Da  die  Landwasserfische  dies  Jahr  mei- 
stens falsch  m.  [an  der  künstlichen  Mücke  der  Angel 
vorbeischiessen  und  nicht  anbeissen],  so  sind  sie  jetzi 


höher  im  Preis.-  GrD.  1862.  Im  Sprichw.  auch  vom 
Wolfe:  Das  b'schüsst,  wie  wenn  de''  Wolf  mugget 
[Mücken  fängt]  AiZein. ;  ZW.,  von  einer  kleinen  Por- 
tion. Tue",  wie  wenn  de"  Wolf  muggeti,  von  einer 
Schaar  Kinder,  die  gierig  nach  Brot  verlangen  Z.  im 
Horning  siäti-me*  lieber  e"  Wolf  m..  als  en  Ma*"  uni 
Schöpen  in'n  Bebe"  ScHSt.  —  2.  (vom  Fischer i  mit 
künstlicher  Mücke  fischen  GrD.;  s.  Mugg  2. 

üf-:  nnpers.,  aufstossen,  -jucken  ScHwBrunnen. 
Es  tuet-mer  eisstig  e  chll"  ufm.,  von  Zeit  zu  Zeit  er- 
wacht der  alte  Ärger.  -  Zu  muggen  I  (bildl.);  doch  s. 
auch    üfuggete*. 

ge-mugget:  mit  Mücken,  i.  S.  v.  Mugg  5  b,  ge- 
ziert. .Dem  gemeinen  Stand  Angehörige  sollen  keine 
weiss  gemuckete  Schoosen  mit  Blnemen  und  Strichen 

tragen.'  G  Eleiderordn.  1727.    -    Abi.  v Subst.  Mugg, 

nicht  vom   Vb. 

G'mügg  n.:  die  Mücken  BSi.  Vgl.  Ge/lieg  Bd  I 
1178.     Angeblich  auch  Kosename  ZStdtf. 

Ore"-Müggel  AiBb.,  Hold.,  -Miggel  GRLandqu., 
-Müggeler  Sch;  ThHw.;  Z,  -Miggeler  Bs  —  m..  -Müggeli 
AaZoL;  B  (-«-  ltvRütte);  S  (auch  -Müggli),  -Miggeli 
Bs  —  n.:  1.  =  Oren-Grübel  1  IM  II  691  Aa;  Gr; 
Sch;  TnHw.;  ZKn.,  0.,  S.  Syn.  Orelefr).  Nach  dem 
Volksglauben  kriecht  dieses  Insekt  gerne  in  die  Ohren 
des  Menschen  und  verursacht  die  unter  2  genannte 
Krankheit  oder  auch  Taubheit.  ,Man  kann  keine 
Ohrenmüggler  [aus  dem  Getreide]  sieben;  sie  lallen 
durch.'  Z  Kai.  1809.  ,Der  gemeine  Ohrwurm,  Ohren- 
müggler, forficula  auricularia.'  HSchinz  1842.  .Millc- 
peda,  Ohrenmückel,  ein  Wurm  mit  vielen  Füssen.' 
Denzl.  1677/1716.  .Bei  den  Nelken  gibt  man  Achtung 
auf  die  Ohrenmüggel.'  JCSdlzer  1772.  Scherzh.  vom 
Abnehmer  der  Ohrenbeichte:  .Der  alle  Wochen  zwei 
oder  drei  Mal  seinem  gewöhnlichen  Ohrenmüggeler 
seine  Sünden  in  das  Ohr  liineinHi ~-tn.-f .-  Schob.  1699. 
—  2.  Geschwulst,  Entzündung  hinter  den  Ohren,  Paro- 
titis; auch  Mumpf,  Mumps,  Halsbräune,  weil  beide 
Übel  oft  zusammen  auftreten  AaZoL  ;  Bs;  B;  S;  TnHw.; 
/.()..  Wthur.  ,Taubenraist  g'legt  die  orenmüggel,  mit 
habermel  aufgestrichen.'  Vogelii.  1557.  ,Spicanarden- 
salb  zerstossen  und  in  die  oren  gegossen  benimpt 
schnell  den  o.'  ebd.  , Parotis,  ein  geschwnlst  hinder 
den  oren,  der  orennüttel  oder  orenmückel.'  Frij.  ; 
Mal.  (bei  Letzterm:  ,Orenmüttcl').  ,Für  den  Ohren- 
mügel  oder  Geschwulst  hinder  den  (Ihren.'  1710,  Z 
Zoll.  Arzneib. 

Die  Symi.  Oren-Müttel,  -Müizd(er),  -Nüggder,  -Niggeter, 
welche  aus  (ir.  WB.  VII  1257  noch  vermehrt  werden  können, 
zeigen,  wie  etymologisch  haltlos  der  zweite  Teil  des  W.  von 
jeher  war.  Doch  ist  bei  nnserer  Gruppe  Anlehnung  an  Mugg 
(vgl.  hei  Gr.  .Ohrmück')  sehr  wahrscheinlich.  Die  Können 
mit  i,  bzw.  i  sind  Anlehnungen  an  andere  Stämme. 

müggle"  I:  mit  aller  erdenklichen  Sorgfalt  schies- 
sen  AALeer.    —    Wohl  zu    Mugg   8. 

g°mügglet:  von  Stollen,  Geweben;  mit  kleinen 
Blümchen  oder  Punkten,  die  entw.  vermittelst  des 
Jacquardstuhles  eingewoben  oder  nur  aufgedruckt  sind. 
wie  mit  Mücken  besäet  Z.  Syn.  'tüpflet.  .Das  Tragen 
alles  glatten,  gemügleten,  gestrichleten.  gemödleten 
und  gerösleten  Kämmerleins  und  anderen  dergleichen 
ab  der  Friimde  kommenden  weissen  Zeugs  [ist  ver- 
boten].' Z  Mand.  170.'!.  .(leinüglete  Mousseline.'  ebd. 
1722.  —  Abgeleitet  vom  Dim.  Mäggh  und  entsprechend  frz. 
moui  l"  ii . 


[33 


tfa        megg,  migg,  mogg,  ningg 


r;i 


G°mugge]  n.:  1.  Gemurmel  „B;  L."  's  ist  nit 
kauscher  da  nun-;  da  ist  Oppis  los.  !•■'■  ha  so  nes 
(i'm.  und  es  G'fiegg  g'hört.  B  Dorf  kai.  1863.  —  2.  Ge- 
munkel, dumpfes  Gerücht,  heimliches  Gerede  B;  Lj  S. 
I"  der  li'iinin  urnen  ist  es  g'vmssnigs  G'm.  g'gange" 
I.  (JBEgli  1871).  Hingege"  göi  aW1  d'  I\cd  und  göi 
's  Gemuggel,  's  Hüs  heb  sich  'bläit,  d'  Mür  heb  en 
Buggel.  BWtss  1884.  , Die  Gelehrten  geben  manchmal 
ein  geheimes  Gemuckel  über  Russland  von  sich;  aber 
nur  ein  Gemuckel  oder  Gemunkel.'  Gotth.  —  3.  „fernes 
Donnern  LE." 

mugge"  II:  1.  unverständlich,  mit  halben  Worten 
reden  WKar.  —  2.  mucksen.  .Kaum  muken  oder  das 
Maul  auftun  dürfen.'  Spleiss  1067.  ,Du  magst  dich 
leicht  mucken,  so  heisst  es:  Sihe  dieser  Hurer  usw.' 
JMr.v.  1094.  —  3.  schmollen,  unfreundlich,  trübsinnig 
.sein  U ;  W.  Mltggi  m.,  Kopfhänger  U.  —  Vgl.  die 
Suin,    müggen,    munggen    und    mugglen  nebst  Anm. 

er-:  red.,  sich  regen,  mucksen  Gr  ObS.,  Pani. 
L'im.  er-müggle",  refl.,  sich  bewegen,  rühren  GrS., 
Scuolms,  Spl. 

muggere"  I:  murren  GrMiij.  (Dan.). 

Muggete"  f.:  ein  Mundvoll  Flüssigkeit,  bes.  beim 
Erbrechen  oder  Aufstossen  aus  dem  Magen  Bü.  — 
Viell.  abgeleitet  von  muggen  II  i.  S.  v.  mugglen  1 ;  doch  s. 
auch    uf-muijijtn. 

muggiere":  refl.,  sich  mucken.  1.  Laut  geben. 
Mucks  machen,  mucksen,  sich  regen,  als  Zeichen  des 
Widerspruchs,  Trotzes,  der  Klage,  meist  nur  mit  Neg. 
A\/,cin.  (neben  munggiere"),  Z.;  Ai>;  GRChur;  GF.,  oT.. 
Wa.;  SrnSt.;  Schw;  S;  Tu;  Z.  Muggier - dich !  wage 
es  zu  mucksen!  (Drohung).  Er  häd  sich  nüd  dürfe"  m. 
Angeri  [Andere]  hei-mer  heimlig  Müjif  [Püffe]  i"  Bügge" 
g'gi",  und  ha'-mi'''  muggiert,  het-mich  der  Vatter  am 
Hör  g'rupft.  Hausfrd  (S).  —  2.  sich  brüsten ,  sich 
anheischig  machen  ZKn.,  S. .  Er  seil  sich  nüd  m.,  das" 
er  Da*  so  usebrächt  [zu  Stande  brächte].  Ich  ivett- 
m'r'1  und  m.,  ich  würde  nicht  die  Anmassung  haben. 

Zur  rom.  Abi.  vgl.  hantieren,  husieren,  g'ääerieren,  ,schim- 
pfieren*   u.  a.;  es  hat  wohl   frz.   se  moquer  hereingespielt, 

muggle"  I:  dumpfen  Laut  von  sich  geben.  1.  von 
leblosen  Wesen,  z.B.  von  fernem  Donner  („es  mugglet) 
LK.-.  von  .Schlägen  S;  auch:  in  gurgelnden  Tönen 
hervorquellen,  von  Flüssigkeiten  BBr.  —  2.  vom  Vieh, 
stossweise,  gedämpft,  stöhnend  brüllen.  ,Marei  musste 
in  den  Stall,  weil  es  ihm  war,  als  muckle  die  Kuh.' 
Gotth.  ,Der  Geizhals  muggelte  wie  ein  Alpmuni  und 
brösmete  [  klaubte]  50  Rappen  hervor'  AaZoL  (Eulensp.- 
Kal.).  —  3.  von  Menschen,  a)  Unbehagen.  Schmerz 
äussern  durch  Ächzen,  Stöhnen  BM.,  Si.  Syn.  grochsen, 
grüggem.  Ein  altersschwacher  Mensch  hat  viel  z'  m. 
BSi.  Er  mugglet,  geberdet  sich  wie  ein  Kranker,  ebd. 
Eine',  wo  süst  gäng  z'  m.  het  u'd  nume"  dlbe"  cor  ere" 
Abstimmig  wider  s'weg  ist  BE.  Weinen,  in  geringein 
Grad  BM.  Was  hast  z' in.?  die  Mutter  zum  Kinde, 
das  in  unartikulierten  Lauten  seine  Unzufriedenheit 
kund  gib!  BSi.  —  b)  heinilich  murren,  aus  Unzu- 
friedenheit brummen,  sich  mürrisch  geberden  B;  „L;" 
S;  Obw;  W.  Si"  Vetter,  der  Gizgnäpper,  het  geng  Oppis 
über  in  :'  in.  g'ha".  Bari.  Oni  :'  m.,  ohne  Widerrede. 
B  Kai.  1889.  .Wie  -tili  es  Anfangs  auch  gewesen  war. 
m.  und  brummein  n  ar  allgemein.1  Gotth.  .Man  muckolte 
über  magere  Suppen,  selten  war  das  Fleisch  allen 
recht.'  ebd.    .Joggeli  hatte  gemuckclt,  über  den  vielen 


Verbrauch  mit  seiner  Frau  gehaiget.'  ebd.  —  c)  Lei  0 
murmeln  13;  W.  Im  Geheimen  lachen  1!  "Si.  — 
d)  halblaut,  im  Geheimen  mit  einander  reden,  mun- 
keln AxLeer.  (neben  munggle*);  B;  L;  S;  W.  „Diui. 
müggele"."  Mu  [man]  mugglet  Allerlei  BSi.  ,üie  Nach- 
barsweiber Sengen  an  zu  in.,  redeten  mit  einander 
über  die  Gartenzäune  hinein.'  Gotth.  , Heimkommend, 
sah  er  allerlei  Gesichter,  hörte  hier  in.,  dort  m.  und 
wenn  er  dazu  kam,  so  schwieg  man,  gieng  aus  ein- 
ander.' ebd.  AU  Litt  hei  jo  g'mugglet,  er  sig  nc  Frei- 
mürer.  Joach.  1881.  —  e)  beim  Essen,  keuchen,  stoss- 
weise ächzen  wegen  vollen  Magens  BBurgd.  Syn. 
Listen,  pfnächzen. 

Intensivuni  zu  muggen  II.  Über  das  Etymologische  vgl. 
Gr.  WH.  unter  .munkeln'  und  .lnunken',  sowie  bes.  .mucken.' 
Über  die  Mischung  zweier  Stämme  s.  die  Anm.  zu  Heini- 
Mügger  und  mugg(e)len  II ;  denn  auch  bei  unserem  Vb  spielt 
das   Verborgene.   Heimliche   wesentlich  hinein. 

Muggier  in.:  Murrkopf  S. 

Muggli  m. :  1.  =  Muggier  Obw.  —  2.  Geschlecht sn. 
Z  und  nach  zwei  verbrüderten  Hausierern  dieses  Na- 
mens appell.  gewendet  zur  Bezeichnung  eines  dicken 
Knirpses  ZStdt. 

müggele"  I:  Dim.  zu  mugglen  I.  1.  (leise)  meckern. 
von  Ziegen  BHa.,  R.,  Schw.  —  2.  halblaut  widerbelfern, 
munkeln  B.  Was  hesch  z' m.?  Leise  und  abgebrochen 
reden,  z.  B.  von  Kindern  in  der  Schule,  denen  das 
Schwatzen  verboten  ist  SL.  —  3.  leise,  aber  anhaltend 
wimmern,  kaum  hörbar  stöhnen,  von  Säuglingen  B. 
Syn.  grüggen  5.  Spottende  Bezeichnung  des  Singens: 
,Und  wenn  du  noch  so  laut  zu  deiner  Zither  müggclist, 
das  hilft  Nichts.'  B  Kai.  IM 7. 

Müggele"  f.:  Ziege,  die  durch  unaufhörliches 
Meckern  lästig  wird  BO.;  vgl.  Brücl;  auch  Mäggen, 
Mäggelen. 

mtlgg(e)le°  II  THTäg.,  müggele"  II  Ar;  TuTäg., 
muggle"  II  GoT.:  1.  heimlich  entwenden,  stehlen; 
bes.  Kleinigkeiten.  aaOO.  Syn.  ficken.  Eine  Frau  klagt 
über  ihren  .Mann,  der  dem  Holzfrevel  ergeben  ist: 
Wenn  er  das  Muggle"  nie  chönnt  lö".  Feürer.  — 
2.  (muggle")   im    Verborgenen   handeln    L  (Ineichen). 

—  3.  (müggele")  in  kleinen  Bissen  essen,  langsam 
kauen  L;  Syn.  mäggelen  III,  mänggelen.  —  4.  un- 
pers.,  es  mugglet,  es  dunkelt  ScHwMa.    Syn.  mauglen. 

S.  die  Anm.  zu  mugglen  I  und  vgl.  bair.  mockeln,  ver- 
stohlene Bewegungen    machen,  aber  auch   ver-mäuken,   müken. 

—  3  wohl  eig.:  heimlich  kauen.  —  Zu  l  vgl.  ud.  et  munkelt, 
der  Himmel   bedeckt  sich. 

ver-mugg(e)le":  verheimlichen  Tu.  —  Vgl.  bair. 
vermockeln,   heimlich  bei  Seite  schaffen. 

innige"  111=  muggelen  1  Ar.  —  Vgl.  , mucken',  schlei- 
chen, lauern,  bei   Gr.   WB.   VI   2435. 

Muggerer  m.,  Muggerif.:  Personen,  die  Kleinig- 
keiten entwenden  Ar. 

mugge"  IV:  hinterrücks  foppen,  spötteln  GSev.  — 
Am   wahrscheinlichsten  zu   Mugg  1  oder  6'. 
üs-:  durch  Stichreden  necken  Gr. 

muggle"  III:  Einen  aufziehen,  verächtlich  be- 
handeln Scnw. 

üs-:  verspotten,  auslachen  L;  Schw;  S.  Wenn-ere" 
l-'.im"  im  Schaffe"  nid  hed  nache"  möge",  De"  heil  si 
hinde"  mal  iure"  a"fäh   üsm.  L  (Schvvzd.). 


135 


U  111  HiTiT. 


Mali  —  III  11 1 1 .     Mai 


136 


Muggiss  in.:    heimlicher  Vorrat   von    Speise,    bes. 

(M.-t.  von   Kindern  Z.    Syn.  Mütiss.   —  Vgl.  die  A 

zu   Mautjijis  und  die  Gruppe   »«rafc-,    r»a/ 

mUgge":  stossen  BSi.  —  Vgl.  m*  n. 
Müeggi  n.:  der  Butzen,  Kelchüberrest  am  Kernoh  I 
GRh.    Syn.  7-V/, r/.  Gwe^i  (Bd  11   161)     Vgl.  G'müegi. 


Mali,  meh,  mili,  nioli,  muh. 

Muhe"  f.:  .faules  Weibsbild,  das  auch  seine  Worte 
nur  schleppend  herausbringt  und  «las  gerne  sich  ver- 
scbleichet  und  vermauchelt.'  Spreng.  —  Diese  Angabe 
beruht  auf  der  altbaslerischen  Ausspr.   für   Mücke*. 


Maj,  niej,  liiij,  liioj,  iiiuj. 

Maje°  „Maien,  Meyen  m.:  Sense  LE."  Syn.  Mä- 
S(  gessen. 

Ge-mäj  n.:  Gemähe.  ,Dorfwisen  sollen  mit  dem 
meeren  gemeyg  gehöwet  und  ingefuert  weiden,  und 
wer  das  mit  dem  mindern  weren  wollt,  der  ist  on 
gnad  umli  ein  pfund  haller  verfallen  und  kommen.' 
1496,  ZSün.  Offn.,  d.  i.  es  soll  der  Mehrheit  der  Be- 
teiligten  zustehen,  den  Tag  des  Mähens  zu  bestimmen. 
Vgl.  Ge-schnitt. 

mä(i)je"  AALeer.;  Bs;  BR.;  F.I.;  Gl;  GSa.;  Tu 
(in  Fr.  mäije*);  UwE.;  ZO.  (auch  meie"),  Rafz  (ä), 
me(i)je*  BM.;  ö,  maihe*  ApK.,  M.,  mähe*  Arl.;  Gr 
ObS.  (ii),  nun"  Aidl.,1.;  ZS.  Ptc.  g'mät  Gl,  g'mäii 
Ar;  Bs;  TuFr..  g'mäit  S;  Tu  (ii).  g'me'it  AaEIh'., 
g'mäet  ZO.  (auch  g'meiet),  8.:  mähen.  1.  wie  nhd., 
im  unterschied  von  grasen  2  Bd  II  797.  Sit  de"  Drüe* 
am  Marge*  m.  (abhaue*)  und  bis  z'  Nacht  am  Näni 
[Heu]  ablädt"  Th;  Z.  Wottsch  go  m.?  fragt  man  den 
Kegler,  welchem  die  Kugel  in  die  Wiese  hinaus  rollt 
S.  .Ein  [dem  Kloster  Pflichtiger]  mann  sull  meyen 
und  ein  fraw  soll  schnyden  "der  hewen.'  1582.  UwE. 
Herrschaftsr.  RAA.:  Wer  säit,  der  mäit  [erntet]  L 
(Ineichen).  Bildl:  Süber  in.,  (zu)  sparsam  sein  Ai>. 
Ghä**sch  gö  luege*,  wo  's  g'mäit  isch,  wenn  Etw.  ge- 
schehen und  nicht  mehr  zu  ändern  ist  S.  , Heute,  wo 
die  Sache  schon  lange  vorbei  und  gemäht  ist.'  1;  Hist. 
Kai.  1873.  Was  dahinden  (übere*,  hingere*  S,  hinder-is 
Bs)  isch,  isch  ;f  miiiiis)  BHk.,  was  rückwärts  liegt,  was 
geschehen  ist,  ist  abgetan.  ,Von  Dem,  was  Dahinten 
ist,  will  ich  nicht  reden:  was  gemäht  ist,  ist  gemäht.' 
Gotth.  Das  ist  e*  g'mäiti  Wis  (Matte*  BsL.),  eine 
erwünschte,  sehr  günstige  Gelegenheit  Ar;  Schw;  Th; 
Z,  wohl,  weil  eine  gemähte  Wiese  bequem  ist  zum 
Wandeln  and  als  Spielplatz.  Mim  Arnold  ist  das  e* 
g'maits  Wisli  g'sV;  drum  schlöt-er  uf  der  Stell  i*  und 
sät:  's  soll  gelte*.  Schwzd.  (Th).  Das  leunnt-mir  :' 
Statte",  das  ist  für  mich  e*  g'mäiti  Matte*.  Hindbrm. 
S.  noch  Häggen  36  Bd  II  1091  und  heuwenBd  II  1821. 
—  2.  a)  beim  Hellen  die  Püsse  kreuzen  oder  mit  den 
Füssen  seitwärts  ausholen,  von  Menschen  und  Vieh 
Tu;  Zßafz.  Von  Kühen,  mit  den  Hinterfüssen  beim 
Gehen  gleich  am  mähend  ausgreifen  und  schwingen 
ZZoll.   —  b)  mit   Armen   und    Beinen    beim  liehen    in 


der  Luft   herumfuchteln   AALeer.     Buebe*,    im  mund 

[die  Hände    verwerten],    und   Miilli.    im  Sehreied,  ijend 

[geben]  die  wackerste*  Lüt.  Sulger. 

Miul.  mäjen,  alid.  mäjan.  in  ^'mfil  scheint  sich  der  alte 
,Rückumlaut'  erhalten  zu  haben;  vgl,  auch  chräjen  Bd  111  305. 
,Majen,  gemait',  auch  1  Ist,  AaSuhr  Offn.,  .abmalen.'  XV.,Zßq. 

über-,  untrennbar:  1.  über  die  Grenzmark  mähen 
und  dadurch  den  Nachbar  schädigen,  alle;.  ,Y.  N.,  im 
mit  si*cr  Matten  an  mi's  Land  stöxst,  hed  mic"  übermäid, 
dass  [sj  eii  u'verschanti  Sach  ist  LR.  S.  noch  öfter- 
ere« (s.  Bd  1405),  -graben,  -bü"en,  -schniden,  -:<<//./.<.• 
vgl.  über-hüsen  Bd  II  17dl.  —  2.  über  eine  Wiesen- 
fläche hin  mähen,  sie  abmähen,  mit  dem  Kbbegriff 
leicht,  obenhin,  flüchtig  Z.  .Doch  das8  nieman  uf  den 
güetern  soll  sennen,  sunder  die  güeter  hüwen,  zum 
nünsten  des  jars  einmal  übermäyen.'  1511/44,  Scuw  LB. 

in-:  einmähen,  für  Stallfütterung  B.  Wä**-mu* 
inmäid,  Das  nimmt  ab  den  Matten  [tut  dem  nach- 
maligen Heuertrag  Eintrag]  BL. 

ver-:  das  Gras  zu  nahe  der  Wurzel  abmähen  GiiD. 

vor-:  1.  von  mehreren  Mähenden  der  vorderste 
sein  und  dadurch  die  andern  in  ihren  Bewegungen 
leiten,  sie  anspornen  Bs;  B;  vgl.  use'due".  —  '_'.  bildl., 
anführen,  in  der  Arbeit  mit  gutem  Beispiel  voran- 
gehen B.  .Die  rechten  Weiber,  welche  einem  Hause 
wohl  anstehen   und  v.  in  der  Haushaltung.'  Gotth. 

Mäjer  FJ.:  PA1.;  Uw,  Mäer  Z  —  m.:  Mäher, 
selten  st.  Minier. 

Zue-:  wer  beim  Mähen  ähnlich  verfährt  wie  der 
Zue-Charster  (Bd  111  486)  beim   Hacken  ZO. 

Maihete",  Mähete*  Ar,  M äjete* GSa.  —  f. :  so  viel 
Gras,  als  auf  ein  Mal  gemäht  wird,  Partie  Gemähtes. 

mäjig:  gut  zu  mähen   UwE. 

majcsliite"  ma(jjiste'te* :  1.  =  hoffärtig  si*  (1«1  1 
1033)  SchKL,  Schi.;  ZP.iil.  f  Du  chimnst  dritter,  nie 
nenn  d'  wettist  ge*  majestete*;  ich  mues'-mi'''  schier 
schäme*  nebet-der.  CBiederm.  1888.  —  2.  (ein  Privat 
übereinkommen)  bekräftigen,  bestätigen,  obrigkeitlich 
sanktionieren  Gl  (Kanzleispr.). 

ma(j)istetisch:  majestätisch,  a)  von  Menschen, 
die  grosstuend,  prunkend  auftreten,  einher  gehen  Ndw; 
ZZoll.,  meist  Adv.  —  b)  von  Dingen,  prachtvoll  Ndw. 
E  m-i  Chili e". 

Major  Major  —  PI.  Majori",  selten  Major  —  in.: 
militärischer  Grad,  wie  nhd.  allg.  .Wie  das  Sprich- 
wort heisst:  Oppis  Int  il'r  Herr  M.  recht  und  Oppis 
d's  Lisebetli.'  Gotth.,  auf  einer  lokalen  Anekdote  be- 
ruhend. 

Erde"-:  entstellt  für  Ahle-Major  Z. 

Land-:  ehemals  militärische  Würde,  ungefähr  = 
Muster-Herr  (IM  II  1537)  Aa;  Bs;  B;  Gl;  L.  In  i, 
.".  Landmajore  bei  den  5  Brigaden  der  Landschaft;  vgl. 
Leu,  Lex.'  XII  302;  111  223;  Seg.,  RG.  III  157.  In 
Gl  seit  1691  ein  L..  welcher  das  .Militärwesen  des 
Landes  beaufsichtigt;  vgl.  Gi.  Gem.    186. 

Pfiff  er-:  Instruktor  der  beim  Militär  verwendeten 
Pfeifer.  XVIII.,  B;  s.  vRodt  1834,  '-'7:;. 

Tambur-.  Kinderreim:  7'.,  nimm  's  Höndli  bem 
Or  und 's  Chätssli  bem  Schwans,  mach  met-em  en  Tang 
GSt.lt;  Z.  —  täniburina  jerle":  den  Tambourraajor- 
stock   in   die   Luft   werfen    BsStdt. 

Trüll-:  höherer  Instruktionsoffizier,  welchem  die 
Abrichtung  der  sog.  Trüllmeister  oblag.  2.  Hälfte 
.Will..  B;  s.  vRodt   1834,  289. 


137 


Maj,  iiicj.  inij.  iiuij.  iiiii j 


138 


Trompeter-:  lustruktor  der  Dragonertrompeter. 
L782,  B;  s.  vRodl   1834,  271. 

Major  n.:  Mehr,  in  politischem  Sinne  Ai'K.  — 
Verk.  aus  [per)  majora,  das  Geschl.  naefa  dem   von   Mer. 

Majorin:  Fein,  zu  Major.  D' Frau  ist  <!'  M. 
[d.  i.  Meister]  im  Uns.  Sprww.  1869. 

Mist-Majorini:  anreinliche  Weibsperson  Scb 
(Kirchh.). 

majörisch:  1.  Adj.,  mutwillig,  boshaft  Gl.  En 
m-e  Bursch.  —  2.  Steigerungsady.,  z.  II.  m.  erschrogge*, 
selio".  ebd.    Syn.  milliönisch. 

Mejes:  Geld,  Vermögen  BsStdt.  En  einzig  Kind, 
derzue  het-si  21.,  böte  Welt!  —  Juden-  oder  Gauner- 
deutsch?     Vgl.  Mit»  im  gleichen  Sinne. 

Mi  je],  21iel,  bzw.  Me'iel  —  m.:  1.  grosses,  weites 
Trinkglas,  Pokal,  Humpen,  glatt  oder  kraus,  mit  oder 
ohne  Griff,  meist  ohne  Fuss  und  gewöhnlich  1  Schoppen 
l'i  Mass)  haltend,  für  Wein.  Most,  Bier,  daher  auch 
Bier-,  Schoppen-M.  genannt  AaF.,  S.;  BsStdt;  BO.; 
V~0;  Sj  ZWäd.,  auch  V"  Mass  fassend  BM.  (Halb- 
mäss-M.J;  Ndw,  sogar  1  Mass  (Mäss-M.)  BM.,  Si.; 
Syn.  Hobel  ö  (Bd  II  946).  Glas  mit  zwei  Henkeln 
BoE.;  Meieh,  kleines  Kelchglas  mit  Fuss  L.  .Nach- 
mittag holt  uns  mein  Weiblein  ein  Meiel  Roten.' 
Stocker.  .Er  [der  Prasser]  trank  den  köstlichen  Wein 
zuletzt  aus  M-n.'  B  Kai.  1860.  .Einem  siegreichen 
Schwinger  reichen  seine  Kameraden  ein  mit  Wein  ge- 
lulltes Schoppen-M.-  Schäker,  Aul.  Dert  steit  e"  31. 
uf-em  Bänhh  obe";  DU  Fretid  und  Trür  isch  mit  dem 
Gias  verwöbe*;  's  het  d'  Hunde  g'macht  zur  IIacli.it. 
Tauf,,  Greht.  JCOtt  1864.  ,Den  christlichen  Schlaf- 
trank aus  grossen  Meylen,  Bechern.  Krügen  nehmen.' 
ADexxl.  IS  17.  !■''  trinke  für  euch,  ir  Hern",  es  Meieli 
:'  Ere".  MUsteri.  .Gross  stotzen  und  mygel  voll  aus- 
bringen, poscere  majoribus  poculis.  Stützen,  grosser 
mygel,  eymbium.'  Mal.  ,Man  soll  der  grossen  Meyeln 
entbehren.-  1605,  Bs.  ,Guet  Leberwurst,  Meyel  voll 
Wein  wurd  mir  der  beste  Doktor  sein.'  Stehler  1606. 
,[Ob]  schon  ein  halb  Moss  im  Meyel  war,  gar  bald 
wollt  ich  ihn  machen  1er.'  GGotth.  IG  19.  .Als  Einer 
etlichen  Paaren  zulugete,  wie  sie  immerdar  ganz  halb- 
mössig  Meyel  in  sich  seblucktend,  sagt  er:  Dise  M. 
sind  Kerzen,  die  den  Pauren  ab  den  Höfen,  den  Jun- 
kern ab  den  Schlössen  und  den  Pfaffen  ab  den  Pfrün- 
den zündend.'  Sciiimpfr.  1651.  ,.M..  Stauf,  Kopf,  hochei 
Becher,  crater,  poculum,  scyphns.'  Red.  1662.  .Beim 
l'anuerschwur  a.  1700  gab  der  Pannerherr  einem  Jeden 
der  -100  zum  Panner  gehörenden  Mann  einen  Mühel 
Wein  und  ein  Mutschli.'  Ouw  Volksfr.  1880.  A  grosse 
M.  Brante'wei*.  Balz  1781.  --  2.  als  Trockenmass, 
ein  Schoppenglas  voll  A.vLeer. ;  BBe.,  S.  (bes.  für  Steck- 
zwiebeln). —  3.  a)  auch  Blueme*-M.,  Blumenbecher 
AaKu.  —  b)  Jas  cylinderförmige  Glas  einer  kleinen 
Laterne  BHa.  —  Mhd.  miul,  Pokal,  mlat.  miolium,  it.-lomb. 
miolo. 

Chnöpfli-:  knöpfiges,  grosses  Trinkglas.  Bierglas 
mit  knotiger  Ausladung   Bs  j. 

nioje":  dumpf  stöhnen,  jammern  BSa.f  Syn.  bisten. 
Kig.  deu  Laut  mü  ansstossen;   vgl.   muhen;  j  nur   silln.ii- 
trennend. 

Moji  n.,  nur  in  dem  PI.  Mojini:  Grimassen,  dämme 
Geberden  W.    Er  macht  allerlei  31.  —  Vgl.  frz.  moue. 


Miit'j.  in  Gr  UVatz  Muej,  in  B;  S  Uuefjß,  sonst 
Müe —  f.:  Mühe.  allg.  Ir  mached-i  [euch]  nw  :'  vil 
21.,  Höflichkeitsformel,  mit  der  ein  Gast  Bedienung 
und  Bewirtung  anerkenn!  Tu;  '/..  Ähnlich:  Machid 
Lei  M.!  B  Dorfkai.  1892  (Zg).  Vgl.  noch  Jungfrau 
Bd  I  1247.  .Wir  folgend  dir  nach  dynem  will,  ir  band 
mit  uns  [den  Gästen]  der  müy  zue  vil.'  Haiikrf.k  1502. 
.Gar  z'  vil  Mühe  band  ihr  mit  uns  ka  [gehabt  |.'  GGotth. 
1019  (von  Gästen,  nach  eingenommener  Gastmahlzeit). 
's  wird  21.  ha",  es  wird  schwierig  sein  B;  Z ;  Syn. 
Harz,  Muggen,  Mus. 

Mhd.  müeje,  müege,  auch  muo,  ahd.  muo(h)i,  abstr.  Suhst. 
zum  Vli  muo(h)an,  mühen.  Hie  Schreibung  Afüei  noch  bei 
Rüeger    1606. 

Gau  in-:  durch  Aufsicht,  Überwachung  verursachte 
Mühe.  ,Es  wird  des  gerichtsherrn  sorg  und  gaummüe 
[durch  Aufnahme  von  Insassen  in  die  Gemeinde]  ge- 
nieret.- 1470,  AiWett.   Klosterarch. 

müejele",  müele':  Einem  Mühe  machen  BBrisl.; 
S.  Er  het  im  g'inueilet,  er  hat  ihn  mit  Stichelreden 
gekränkt   S.    —    Zum    Dat.    vgl.    unter  yemüejen    I. 

müe(j  )elicb  ZKn„  mu eilig  S,  müelieh  GkV.;  ScHSt., 
in  u  el  ieh  Ap;  Sch;Z,  mielich  Gr  ObS.  (auch  -ig,  -isch);  W, 
müelig  Bs:  1.  beschwerlich,  mühsam,  lästig,  von  Pers. 
und  Sachen  BsL.;  ScHSt.;  S;  Z.  D'  Boss  trampe*  mü 
m-e"  Schritte"  langsam  derrö".  Breitenst.  Dan  int  e" 
in.  Chind.  's  Predige"  chunnt-en  m.  [sauer]  «".  Wil 
mer  's  Laufe"  z'  müeli  norden  ist.  Met.,  Sprachb.  Er 
het  ein  's  m.  g'macht,  hat  ihm  weh  getan  S.  De'  in. 
Ghetzer!  wird  Einer  tituliert,  der  am  Morgen  früh  die 
Schläfer  weckt.  Joach.  ,Der  was  ein  müelieh  mann.' 
Ap  Reimchr.  1409.  .Sich,  ob  ich  auf  einem  inüvliclien 
wegsei.'  1531/48,  Psalm,  =  .schmerzlichen/  1667,  .Weg 
des  Unglücks.'  1882.  .Der  müyliehe  Zufall  der  über- 
röte.' Jos.Mal.  1593.  .Weil  dismalen  noch  das  kleine. 
aber  doch  mühliche  [dem  Verwalter  Mühe  verur- 
sachende] residuum  bei  meinen  Händen  ligt.'  1674, 
Seil  Mscr.  —  2.  wählerisch  beim  Essen,  leckerhaft, 
bes.  auch  vom  Vieh  Gr;  W.  E"  iiiielichi  Dampe" 
[Person]  W.  Syn.  fämsch,  ungefräss  (Bd  1  1319). — 
3.  lustig  und  lebhaft,  unermüdlich  in  der  Bewegung 
beim  Spiele  ArK.  Was  jung  ist,  ist  m.,  sei  's  e"  Kälbli 
ntler  e"  Kücli. 

Mhd.  müelieh  in  BeJ.  1.  'J  und  3  lassen  sich  mit  1  be- 
grifflich unschwer  vermitteln;  eig.  durch  leckerhaftes  Wesen 
oder  durch   Unruhe   Mühe  machend. 

müe(j)en:  meist  unpers.,  mit  Acc.  1'..  bekümmern, 
schmerzen,  verdriessen  AALeer.;  B;  „LE."  ,Das  zu 
verlieren  müeheti  sie  hart.'  FScuLAcurER  1893.  .Sie 
bekümmerten  sich  so  durchaus  nicht  um  mich  und 
die  Schule,  dass  es  mich  fast  mühen  wollte.'  Gotth. 
,Es  freut  mich,  aber  es  müht  mich,  dass  ihr  selbst 
kommt.'  ebd.  Es  heig  's  scho*  lang  g'iuujt,  dass  es  d'r 
junge"  Frau  Nüt  heig  chönne*  d'rfür  tue".  MWaldeh 
1880.  .Müeget  dich  das.  so  machen  es  anders.'  1501, 
Bs  Safr.  (verpönte  RA.).  ,Ir  sind  nit  'kämmen  und 
hend  dorzue  uns  nüt  gesebriben.  das  mich  recht  red- 
lich an  üch  miegt.'  XVI.,  Bs  Briefe.    -    Mhd.  müe(j)en. 

gc-inüejen:  1.  Kummer  machen,  verdriessen.  wehe 
tun  B.  ,Das  gmüehe  sie  [die  Kinder]  so  sehr,  dass 
sie  Nichts  mehr  für  ihr  Müeti  tun  könnten.'  Gotth. 
.Wim  sie  sich  von  Weitem  zeigten,  so  taten  ihre 
ehemaligen  Freunde,  als  hätten  sie  keine  Augen.  Das 
begann  sie  doch  zu  g.'  ebd.  Die  Verkäufer  eines  Hofes 
versprechen,  sie  wollen  den  Käufer  und  seine  Nach- 


139 


Maj  —  iiiiij.     MaU — nmk 


140 


kommen  ,niemer  an  dem  liof  gemüegen  [beunruhigen, 
en]  ondern  den  kaut  stete  halten.'  L315,  Z 
ürk.  —  2.  retl..  sich  anstrengen,  bemühen,  die  Mühe 
nicht  scheuen  B.  P*  mag-niich  für  in  nit  gmüjt  .'  B 
Kai.  1846.  .Zu  ihren  Zeiten  hätten  die  Schulmeister 
sich  anders  g.  mögen,  heut  zu  Tage  mache  Niemand 
mehr,  als  er  müsse.'  Gotth.  .Sich  mit  den  ärmsten 
Leuten   g.'   ebd.    -    Mhd.   gemüejen   in   Bed.    1. 

be-t  refl.,  Verdruss, Schmerz  empfinden,  sich  ärgern, 
,Dywy)  E.W.  sich  ob  den  grüwlichen  historien  be- 
mieigt,  schick  ich  E.  W.  ietz  etwas  frölichers.'  XVI., 
Bs  Briefe.  Das  Ptc.  .bemühend1  spec.  schweizerisches 
Schriftwort  für  peinlich,  frz.  penible. 

.müejig:  zornmüetig,  zornräss.  reizig,  irritabilis.' 
Fris.  ;  Mal. 

„klein-:  leicht  empfindlich,  z.B.  für  Zum.  Schmer- 
zen  BO."    —   „lis-:  weichherzig  B." 

Ver-müei"g  f.:  Verschlimmerung  durch  Über- 
anstrengung GnPr. 

müesam:  1.  schmerzlich.  Kummer  erregend.  ,Vil 
müegsams  ich  allthalb  erfar.'  Ruef  1542.  —  2.  in  akt. 
S.  von  einer  Person,  sich  Mühe  gebend,  sich  anstren- 
gend. ,Er  gieng  noch  immer  seinem  Beruf  nach,  darin 
er  fast  allzu  mühsam   gewesen  war.-    Z  Nachr.  1755. 

Müesamkeit  f.:  Beschwerde,  Not.  .Wir  band 
vil  erlitten,  gross  übelzyt  [schwere  Zeit]  und  müeg- 
samkeit.'  Ruef  1542. 

müeselig:  1.  beschwert,  geplagt;  Syn.  arbeitselig. 
,Ein  m-er  Hausvater,  der  die  ganze  Woche  keinen 
Augenblick  zu  seiner  Erholung  übrig  hat.'  1712, 
Landvogt  Escher.  —  2.  schwer  zu  behandeln,  mür- 
risch. ,l>illicilis  nimium,  z'vil  schwermüetig,  m.  oder 
fyendselig,  mit  dem  nieman  kann  nahin  kommen.' 
Fris.;  s.  auch  Ernst  Bd  II  465.  ,Zwüschen  unwilligen, 
m-en  Eheleuten.-  B  Chorgor.-Satzung  1667. 


Mak,  nick,  niiK.  mok,   nmk,   bzw.  mack  usw. 

lnaiikc"  1.;  S.  mäuke*  B;  Schw;  S;  1.  „verheim- 
lichen II;  I,;  Senw.-  —  2.  =  manchen  1  B;  I.;  Schw;  S. 
Wenn  De'  us-dem  Spicher  oder  Cheller  mäukt.  Schild. 
—  3.  mit  Lust  und  Begierde,  schmatzend  und  mit 
gefüllten  Lacken  essen;  fressen  B;  L;  S. 

Eine  Verhärtung  von  maucJtc*  durch  j-Ableitung.  Das 
fehlen  des  üml.  ist  für  au  nicht  seilen;  vgl.  rankt"  von 
miuhe1'.  Die  viii  st.  angegebene  Nbf.  mit  »  bedeutet  vidi. 
nur  die   in   U.M.   Übliche   Ausspr.   des   Diphthongs  (&*). 

er- mäuke":  ermüden  B.  Wie  lern"  mir  [die 
Hirten  |  so  gern;  denn  b'sunders  dert  die  Wulf  so  .:' 
jäuke*,  mag  Eine*  würklich  recht  <-.  uml  ist  Eim  öni- 
dem  ke*  Freud.  Schäferscueid  1831. 

Zu  dem  Begriffswechsel  vgl.  nwuch,  niedergeschlagen. 
Viril,  ist  aber  das  W.  dem  Reime  zu  lieh  willkürlich  ver- 
derbt  aus  .  r  müelcen. 

vei-;  Etw.  verheimlichen,  im  Verborgenen  abtun 
BThun,  l'.;  L;  S.  Syn.  ver-müchlen;  ver-schmauken. 
,Purtim  subducere.'  Id.  B.  ,Mädeli  verbarg  sein  Ge- 
sicht an  meinem  Halse  und  vermäukte  dort  seine 
Freude.'  Gotth.  Mängi  Frau  vermäukt  [isst  im  Ge- 
heimen],   was  m  c/m""   S.     F.r  isch  e"  rerinii til.lc''  Hurst, 

er  ist  vei  chlagen,  will  mit  der  Wahrheil  nicht  heraus 


SL.  Das  Pte.  Perf.  häufig  adv.  gebraucht  i.  S.  v.  ver- 
stohlen, heimlich,  schlau  BThun,  1'.;  S.  Etw.  vermäukt 
lim  Vermäukte")  mache*.  ,Das  Fleisch  ass  die  Frau 
v.  selbst,  ihr  Mann  erhielt  wenig  davon.'  Gotth.  .sie 
lachten  nur  v.'  ebd.  1'.  Wi*  ufe'träge*  [aus  dem 
Kellerholen].'  Schild  1885.  --  2.  vermäukt,  betroffen, 
in   Verlegenheit  gesetzt  B.     Jii  gell,  ji:   bisch   v. 

Maukere"  f.:  scherzh.  Schelte  auf  eine  Frauens- 
person Schw;  vgl.  Machen. 

Steck-Meck:  ein,  bes.  früher,  von  |  Ilirten-lKnaben 
geübtes  Spiel,  hei  welchem  ein  geöffnetes  Taschen- 
messer, das  im  Boden  stecken  bleiben  soll,  unter  folgen- 
den Ausdrücken  und  in  dieser  Reihenfolge  geschleudert 
wird;  1.  Stiel;!  heim  Griff  gefasst  und  geschleudert. 
2.  Meck!  ebenso.  3.  Fluchhand!  aus  der  flachen  Hand. 
I.  Füst  !  aus  der  Faust.  5.  Örlimäss!  die  linke  Hand 
muss  über  den  rechten  (schleudernden)  Arm  hin  das 
rechte  Ohr  anfassen.  6.  Sergust!  die  Klinge  bei  der 
Spitze  erfasst.  7.  UfgümperUs!  ebenso  gefasst,  aber 
gegen  sich  geschleudert.  8.  Hechts',  mit  der  rechten, 
9.  Links!  mit  der  linken  Hand  wie  Anfangs.  Wer  die 
wenigsten  Treffer  hat,  muss  Stümpli  bisse",  d.  h.  ein 
in  den  Boden  geschlagenes  circa  1  Dezimeter  langes 
Stück  Hulz  mit  den  Zähnen  berausreissen    GRh. 

Mlk  n.,  Mikete*  f.:  Dominika  ScnwE. 

Mock  m.:  Neponmk  Ar. 

.Hocke",  in  Nuw  auch  Mock  —  in.,  PI.  Möcke*,  in 
Ndw;  ZU.  auch  Mocke*,  Dim.  Möckßßi,  in  Nnw  auch 
Mockili:  1.  dickes,  derbes  Stück,  grosser  Brocken, 
z.  B.  Brot.  Fleisch,  Käse,  Butter.  Seife.  Zucker,  Stein. 
ein  Klotz  Holz,  ein  Klumpen  Erde,  Blei  usw.  allg., 
in  Tu  immerhin  seltener  als  Brocke".  Vgl.  Schollen. 
.Wenn  Buedi  mit  seinein  Messer  in's  Hausbrod  fuer 
und  einen  gar  grossen  M.  absprengte.'  Alpenii.  1871. 
Es  Möckli  Rindfleisch  tued  dem  Menschen  am  wölste* 
ZS.  ,Wir  haben  alle  Tage  unser  Möckli  Fleisch,  die 
Diensten  aber  nur  am  Sonntag.'  Gotth.  Hört  iiher- 
chunnt  me"  noch  rechti  Möcke*,  an  jenein  Orte  erhalt 
man  ungewohnt  grosse  Portionen.  E,  was  fer  ne* 
wettige*  M.  gisch-mer  da  usc"  | servierst  du  mir  da]! 
Der  < Harnisch,  Das  war  e*  waggeref  M.,  wenn 's  nur 
Chäs  war  Gl.  Typisch  für  etw.  auffallend  Grosses: 
Das  ist  c"  rechte''  M.  Hüs,  ein  grosses,  festgebautes 
Haus;  e«  schöne'  31.  [Stock]  Heu  Ol.  S.  auch  ver-gän 
Bd  II  27.  Übertr.:  Er  het  c"  schöne"  M.  [vom  Erb- 
gut] äbercho*  ß.  —  2.  im  Bes. :  das  in  Milch  (Milch-M.), 
Kaffee  (Ka/i-M.),  Suppe  (vgl.  Chost-M.)  eingebrockte 
Brot,  aber  auch  klein  geschnittene  Stücke  Fleisch, 
Kartoffeln  usw.  llei-mer  Mnelli  [in  Kaifee  mit  .Milch 
gebrocktes  Brot]  e'  3Iorgen  oder  Bräusi  [geröstete 
Kartoffeln]?  Joach.  Schittet-em  Milch  derzue  und 
brocklet-em  Meckeli  Brot  drV.  RHagenb.  1846.  Gross 
Möcke*  ((find)  feiss  Vögel,  sagt  die  Mutter  zum  Kinde, 
um  es  zum  Essen  aufzumuntern  Aa;  L;  vgl.  Gitsi 
Bd  II  577.  Spis  Gott!  d' Möcke*  alli  an  mi*s  Ort!  het 
selb  Büebli g'seii  [das  bekannte  Tischgebet  nach  seinem 
sinne  wendend].  Breitenst.  Nimm  ine1'  Möck(e)li,  nüd 
im''  Milch!  sagt  das  Kind  in  der  bekannten  Sage  (s. 
Gr.  Mvth.  650)  zu  der  mit  ihm  aus  der  gleichen 
Schüssel  essenden  Schlange  L;  Z.  Sen  [so]  alt  n'ie 
Mars  and  Möcke",  überaus  alt  Z.  Er  macht  und 
frissl  Möcke*  wie  Kinderschüeli.  Spreng;  vgl.  Brueder- 

Bueh.     Erhet  Hurst  na''  Möcke*.   ebd.  (scherzh.);    Vgl. 


III 


Mak.  mek,  inik.  iiink.  iiiuk 


142 


Mocken-Durst.  Die  guete*  Möckli,  die  guten  Bissen  '/,-. 
Syn.  Mümpfeli.  Jungen  Wein  mit  den  Hocken  [mit 
Kämmen  und  Hülsen,  gleichsam  die  Brühe  mit  den 
Brocken]  kaufen  Bs.  Syn.  de*  Wi*  mit  sammi  dem 
Träsch,  Möcke*  jodle'  '/..  lache"  lls.  vomere.  ,Möckli, 
würfelförmige  Bröckchen  Brot,  dergleichen  man  in  die 
Suppe  tut"  LG.;  Z.  Syn.  Ghost-M.  —  3.  specielle  Be- 
zeichnung \  "ii  Leckerbissen  oder  Gerichten;  s.  auch 
die  Zss.  a)  Dim.,  eine  Art  Zuckerbrötchen  Ap,  eig. 
ein  guter  Brocken  (T.).  —  b)  (Mess-)M.,  dicker,  kurzer 
Zuckerstengel  (parfümiert,  auch  etwa  mit  Chokolade, 
Mandeln  usw.  vermischt),  eine  Spezialität  der  Messe 
und  bei  der  Jugend  sehr  beliebt  BsStdt.  —  c)  „das 
knochenlose,  fleischige  Lendenstück  vom  Bind  zum 
Kochen  oder  Braten",  Schlachtbraten;  das  grösste 
Stück  Fleisch  eines  Rindes  am  Hinterteil,  Muskel- 
stück; trockenes  Rindfleisch  zum  Kochen  B.  Der 
grosse,  runde  Muskel  des  Hinterteils  B;  Syn.  runde 
M.,  Ars-Baggen.  Süesse  M.,  solches  Bindfleisch  ver- 
dammt und  mit  gelber  Sauce;  auch  von  Kalbfleisch 
BM.  Surf  M.,  ein  zum  Beizen  in  Essig  gelegtes  und 
nachher  in  brauner  Sauce  gekochtes  Stück  solchen 
Rindfleisches  B.  Nierstück-M.,  ein  Teil  des  Nieren- 
stückes eines  Schlachtochsen  Bs.  , Suppe  von  Rinder- 
mocken.  Will  man  die  Frigande  ungefüllt  machen, 
so  klopfe  man  den  M.  wo].-  XVIII.,  B  Kochb.  —  4.  31., 
Möckli,  Baumstrunk  und  was  man  von  demselben  ab- 
spaltet AauF..  Z.  Syn.  Stock.  —  5.  übertr.  von  1. 
dicker,  fetter,  auch  plumper  Mensch  Aa;  Bs;  B  (gröber 
als  Mauk);  VO;  Gl;  Sch;  Th;  Z.  Syn.  Bitz.  Das  ist 
en  rechte  31.,  bes.  von  Kindern  Bs;  Sch;  Th;  Z.  Spec, 
e*  doller  31..  ein  kräftiges,  wohlgenährtes,  schönes 
Kind  BsStdt.  Durch  vorgesetztes  Herrgotts  (Tu;  '/.). 
Herrschafts  (ZS.),  Wehs  (ZU.,  S.)  verstärkt,  aber  auch 
übergehend  in  den  Begriff  eines  durch  geistige  Eigen- 
schaften in  Erstaunen  setzenden  Menschen ;  Syn.  Tü- 
sigs-,  Welts-Kerli.  Von  einem  im  Wachstum  zurück- 
gebliebenen Knaben  sagt  man:  Er  isch  numme"  so  nes 
Möckli  B.  —  0.  Mocl;  Ar;  1555,  ZStäfa.  Möckli  uTh; 
ZMarth..  Geschlechtsn. 

Spät  nihil,  mocke  m.,  in  Beil.  1,  2  und  5;  auch  Schwab, 
uud  hair.  Zu  Mäuchli,  Müeh  (wie  Locke*  zu  lüche*).  In 
ZKil.  hat  sich  für  die  spec.  Bed.  Kaffeebrocken  ein  Fem. 
Mock  (PI.  -o-  neben  -ü-l  gebildet.  Mocke*  auch  ans  i.i\. 
als  f.   angegeben.      Zu   G   vgl.  alier  auch   Mock. 

Herd  ü  p  f e  l-M  ö  c  k  1  i ;  Kartoffelklösschen,  Gericht 
aus  zerschnittenen  Kartoffeln  SL.;  Z.  .Lisebeth  er- 
zählte den  Kindern  von  all  den  guten  Sachen,  die  es 
ihnen  aus  den  Erdäpfeln  zubereiten  wolle,  wenn  sie 
reif  wären:  Erdäpfelmöckli,  E.-bri,  E.  -röste,  E.-suppe.' 
AHartm.  1852.  —  Üterli-Mocke":  Stück  Fleisch  in 
der  Gegend  des  Euters  BM.  ,Üterlin - Mocken ,  ge- 
klopftes Kalbfleisch.'  XVIII.,  B  Kochb.  —  (/halber-: 
Gericht  aus  Kalbfleisch  B;  s.  unter  Hocken  3  c.  — 
Chost-Möckli:  (geröstete)  Brotwürfelchen,  dgl.  in 
ilie  Clmst  [Erbssuppe]  getan  werden  Sch;  Z.  —  Weg- 
luegere"-Möckli:  die  zum  Behufe  des  Dörrens  aus 
den  Wurzeln  der  zahmen  Wegwarte  geschnittenen 
kleinen  Würfel  ZS.  —  Pfaffen-Möcken:  Eierbrot- 
schnitten oder  Semnielstücke,  in  Milch  oder  Wein 
eingeweicht  (auch  etwa  mit  Bosineu  und  Mandeln  ge- 
füllt), nachher  in  Butter  gebacken  und  in  Zucker  und 
Zimniet  gewälzt  „GT.;U  SciiSt. ;  Z.  Syn.  Pf.-Mümpfel, 
-Brot:  vgl.  Pfaffen-Chlotz.  —  Reputaz  Rebedäz-, 
Bebidäz-,  Repidaz-Möckli :  Best  von  einer  vorgesetzten 


Speise,  welchen  ein  Gast  Anstands  (Reputations)-halber 
nicht  aufisst  ZS.  Ein  bei  Seile  gelegter  Bissen,  auf- 
gesparter   Leckerbissen    AaWoM. 

Schele-Mocke":  Bindfleischstück  B.  Benannt 
\  ■  ■  1 1  der  dabei  befindlichen      ielee);  vgl.   Mocken  3  .. 

Speck-:  tüchtiges  Stuck  Speck  Th;  Z.  Fig.,  ein 
überfetter,  plumper  Mensch,  ebd.  Sp.-Möckli,  Speck- 
würfelchen, -klümpchen,  in  Würsten  usw.  Z.  Z<*  ha" 
d'  Chümmiwäje*  am  liebste*  wege*  de*  Sp.-Möcklene* 
druff.  —  Turbe"  Turpe"-:  Stuck,  Brocken  Torf  L;  '/.. 
Es  Schit  '"Irr  c"  T.  hed's-mer  auch  noeh  nie  nöche* 
g'rüeri  [geworfen].  Brandst. 

We'ic  her-Möcke"  =  Herdöpfelmöckli  ZXer. 

Benannt  nach  der  benachbarten   Gem.    Weiach,    wo,    wie 

scheint,  dieses  Gericht  bes.  häutig  auf  den  Tisch  kommt. 
l  Im  mens  ist  jene  ganze  Laudesgegend  karteffelreich,  daher 
die  dorthin  führende  Bahn  scherzweise  die  HerdiSpfel-bän 
genannt   wird. 

mocke":  in  Brocken  zerschneiden   LTwE. 

i"-:  einbrocken  Bs;  Z.  —  ver-:  1.  tr..  in  Brocken 
zerlegen  Z.   —   2.  intr.,  in  Brocken  zerfallen   Z. 

g'mocket  Gl:  GWa.;  Sohw,  (g'Jmockig  AALeer.; 
Bs;  GRh.;  S(möckig);  Z:  1.  knollig,  plump,  am  Leibe 
oder  Gesicht;  ungelenk,  schwerfällig  Aa;  Bs;  Gl: 
GRh.;  Seuw;  Z.  —  2.  schwarzfleckig,  von  Kartoffeln 
Schw.  —  3.  mit  vielen  Brocken  versehen,  z.  B.  Suppe 
Bs;  Z.  —  4.  holperig,  von  unebenem  Boden  S;  vgl. 
g' Motzet. 

Moggis  m.:  in  Katfee  oder  Milch  gebrocktes  Brot 
Bs.    —    St.    Moekens  wie   Bratis  aus   Bratens. 

AI  ockli  m. :  dicker,  fetter,  kurzer  Mensch  AaWoIiL; 
Gl;  G;  Ndw.     Dazu  als  Fem.  Mocklene*  Xnw. 

i kle":   1.  bröckeln,  in  kleine  Stücke  zerlegen 

G  ;  Schw;  LwE. :  V ;  Z.  Bes.  das  Ptc.  als  Adj.  g'möcklet, 
zerstückelt,  zerbröckelt.  Scherzh.  's  g'möcklet  Herz- 
wasser GoT.;  Z,  Büchice,  de  g'm.  Wueste*  AaWoIiL 
=  vomitus.  —  2.  Stücke  Holz  von  Baumstrünken  ab- 
spalten.  „Baumstummel  ausgraben"  AaEIh'..  „uF.," 
Klingn.  Syn.  stocken;  vgl.  Mocken  4.  I>azu  :  Möck- 
lete"  f.:  1.  Anhäufung  von  kleinen  Stücken,  Gebröckel 
AALeer.;  Z.  —  2.  von  Baumstrünken  abgespaltene 
Holzstücke  AaEIii-. 

ver-:  tr..  zerbröckeln  G;  Uw;  Z. 

Muk,  in  BHa.  Mük  Mik  —  m..  PI.  -u-:  nach- 
drücklicher Stoss  BöO.;  Syn.   Mupf,   Puff,  Stupf. 

Steht  wohl  im  Ahlautsvcrhältniss  zu  der  Gruppe  mauk 
(er-müukcn);  zur   Bed.   vgl.   cJitupfen  :  Chlapf,   chlopfcn. 

müke"  I:  1.  stossen,  bes.  hinterlistig.  Rippen- 
stösse  geben  B  ö.  und  wO.  Syn.  müpfen,  stünggen,  Stu- 
pfen. Wa  d's  Grossen  Hans  und  d's  Stettiers  Vreni 
sin  rverchinte*  ff  sin,  hein  d'  Lit  in  der  Chilchen  cn- 
anderen  g'mikt  BHa.  Jmdn  umhe;  fürt  m.  B.  Auch: 
drängen.  Sich  durch  einen  Haufen  Menschen  mit  ilen 
Ellbogen  Bahn  machen  B.  —  2.  „zsstossen,  bes.  beim 
Pflügen  von  nicht  verfaultem  Mist  BLängenb." 

ver-:  Verstössen,  untereinander  wirren,  verlegen 
B.    Syn.  ver-schüpfen. 

Muck  m.:  Stillschweiger;  unfreundlicher,  gräm- 
licher, verschlagener  Mensch,  Duckmäuser  W.  Syn. 
Cholder,  Matz.  —  Zur  Etym.  vgl.  das  syn.  mach,  sowie 
r-  r-mäuh  n. 

müke"  II,  ver-:  heimlich  wegnehmen,  verstohlen 
essen  Uw. 

zue-:  (Einem  Etwas)  heimlich  zuwenden  UwE. 


I  ! 


Mal — iinik.    Mal 


111 


i    niüike".  nur  im  Ptc.  ver-mückt :  heimtückisch 
ZNeft    Syn.  versteckt. 

Mnkarell,  auch  Schnuz-M.:  Nas-,  Taschentuch  PAL 

Offeubar  aus  dem  [tal.,  von  muco,  Kdz,  mucare,  frz. 
mancher,  schneuzen,  mouchoir,  tfastnch;  vgl.  das  ebenfalls 
iliin.    it.    Syn.    """  ■  ichino. 

muckbar  mockber,  Comp,  and  Sup.  mit  Uml.:  frisch, 
munter,   lebhaft  ApI.,  K..  M.     Syn.  mucker,    buschber. 
mockbere":  munter,  wohlig  werden,  ebd.. 
Vidi,  zu   muc!c(e)en,  sirh   regen,  und  nach  Analogie  i"ii 
ir,   wat  hbar  gebildet. 

mucker  Apf;  GrD.,  ObS.;  GoT.;  Scn;  Tu;  Z. 
mugger  GnPr.,  murh'cr  iii„  miikerG  (1790,  Dr  Wartm.i: 
munter,  frisch,  lebhaft,  rüstig.  Syn.  nuefer,  heU-üf, 
rösch.  Das  i&t-nac*  [noch]  en  m-e'  .l/iinn  für  sins  Alter 
[im  Verhältniss  zu  seinem  hohen  Alter]  ZS.  Scho" 
früe  in.  $i:  M.  n-  der  Arbet  Sch.  .1/.  Bagge*,  schöne 
rote  Wangen  ZRorb.  (Dan.).  Wer  sind  dise  mann, 
die  hie  so  m.  stan?'  VBolz  1551.  ,Nachdem  die  hauen 
gnueg  g'schlafen  undjetzm.  sind.'  Vogelb.  1557.  ,Se 
belle  habere,  m.  sein,  sieh  wol  ertragen.  Recolligere 
sc  dicitur  aeger,  widerumb  aufkommen,  gesund  und 
m.  werden.-  Fris.  .Freven.  unverzagt,  munter,  küen. 
ra.,  dapfer,  herzhaft,  audax.'  RCys.,  Voc.  , Nuefer,  hüge- 
lich,  in.,  vegetus,  alacer.'  Red.  1662.  ,My  dusigs 
(irossli  [Grossmütterchen],  du  magst  m>li  se  in.  um- 
enandere  zumplen.'  Gespr.  1712.  —  Zu  ch  neben  ck  vgl. 
A.lt.r  neben   Acker. 

muckere"  Z.  muchere'  Gl:  wieder  aufleben,  ge- 
sunder  werden. 

mügger'sch  =  mucker  GGrabs. 

iniieke":  1.  ermüden,  anstrengen,  affaticare,  tediare 
1  * A 1 . .  „verdriesslich  machen,  kränken  BO."  —  2.  refl., 
„sich  mühen";  sich  ermüden,  sieh  Verdruss  machen 
BO.  Der  um-/  ■.,"■  nüd  ifm.  [erspart  sieh  den  Ver- 
druss]. mit  il'n  Ltiten  :'  sanggen  Uli.;  ähnlich:  Si  hei 
sirl'  nüd  minien  <fm..  wüesi  :'  tuen.  ebd.  Müek  dich  jize 
glich,  halte  dich  still,  eig.  werde  nun  bald  müde  BBe. 

Zsgczogene  Abi.  von  mhd.  müedec,  welcher  Annahme 
jedoch  die  Affrikata  statt  der  zu  erwartenden  Tennis  (grß 
Schwierigkeit  macht. 

er-:  1.  reH.,  sich  stark  ermüden  BSi.;  W.  Schi 
In  tut  schieb,  ermiekt,  ballen  strenge  zu  arbeiten.  — 
2.  unpers.,  mit  l'räp.  .an-,  an  Etu.  ireinahnen.  erinnern 
\\  Visp.  Es  enmiekl  mich  (an  Das),  kommt  mir  vor 
wie   Das  und  Das. 

Ob  Bed.  '.'  durch  den  Mittelbegriff  .beunruhigen'  sich 
mit  I  vereinigen  lässt,  isl  Fraglich.  Vidi,  liegt  ein  anderes 
Etymon,  etwa   Muet  (vgl.   .anmuten' ),  zu   Grunde. 

vor-  =  vergüeten  Bd  II  556,  bes.  von  offenen  Wun- 
den, durch  Vernachlässigung  verschlimmern  GrL.  — 
Ki;.-.  wohl  durch   Ermüdung  verderben. 

in  ü  ek  li ''':  in  üblich,  mühsam.  I>ÄN.  —  Aus  mücdeclicln  . 


Mal,  mel,  mil,  mol,  mul,  bzw.  mall  usw. 

Mal  I  n..  PI.  Maler,  Dim.  Malti  BO.j  Gittw.;  Ndw. 
sonst  Mali,  Moli:  1.  Zeichen,  Merkmal,  a)  Eigentums- 
zeichen, das  ins  (ihr  der  Schale  und  Ziegen  geschnitten 
wird  und  je  nach  dem  Besitzer  verschieden  ist  Gl; 
GO.,  Sa.;  Syn.  Und:  (s.  IM  11  1112);  vgl.  Feder-, 
Fenster-,  Joch-Mal.        b)  nur  als  Dim.  f  II  eber-JMöli, 


in  der  Kette  eine    Gewi  bi    .    bes.  zu  Anfang  und  Ende. 
mittels!  Farbe  (z.  B.  Grünspan  oder  Zinnober)  von  dem 
Fabrikanten  angebrachtes  Zeichen  zur  Controlierung 
des    Webers,    dann    auch    die    so    bezeichnete    Länge 
selbst    l  10   Ellen    Ar.    lt    anderer  Angabe    die    Länge 
eines  Webstuhls  oder  1  Ellen)  Ar;  G;  Z.    Häst'sM. 
noch  chönnen   ine'webc?    ,l)em  N.  N.  ein  Zettel   mit 
s  Mali,  2596  Fäden.'   1827,  Tuliirw.  Tageb.     Wo«*  es 
Moli    inhc.     Man    unterschied  Halb-M.,   ei'fachi  31. 
und   Abhau-M.,    durch    welch    letztere   eine   Abhauete* 
(Bd  II  1806)  bestimmt  wurde  Ar.  —  c)  obrigkeitliches 
Schau-   and  Controlzeichen    auf  Leinwand,   auch    die 
Handlung  des  An  Zeichnens   oder   die  amtliche  Stätte. 
wo  dieselbe   stattfand;    s.  auch  Schau-M.     .Wer  zer- 
brochen   lynwat  verkouft  ald  zuo  dem  m.  trait.  durch 
das  soll  man  zeben   snitz  tuon.  eine  entschlache  sieb 
dann  zuo  den  heilgen.  dass  es  im  an  gefärd  beschehen 
sye.'  G  Ratssatzung.    ,Welches  tuoch  als  bös  ist,  dass 
es  under  das  in.  noch  zuo  eutoren  nit  hört,   das  soll 
man  durch  den  grat  snyden.'  ebd.    .Wer  ouch  du  guoti 
ald  du  kleinü  m.  uss  der  lynwat  bouwet  ald  weschet.' 
ebd.     .Wer   ein    falsches    m.  an   die   lynwat    schlecht 
oder  wer  die  lynwat  entoret.'  ebd.    .Kein  lynwattuech 
under  iren   von   Appenzell  zeichen  und  mahl  koufen.' 
154'2,  Zellw.,  Urk.    St  Gallen  verlange,  dass  die  von 
Appenzellem  verfertigten  Leinwandtücher  an  ihr  ,M. 
und  G'schau'  gebracht  und  nur,  wenn  sie  als  gut  er- 
funden   und    bezeichnet    worden,    ausgeführt    werden 
dürfen.  1542,  Absch.    S.  noch   Lauft".,  Beitr.   II  126/7. 
—  d)  Muttermal  Aa;  Bf;  G.    Blaus  M.,  blaugrüner, 
von  einem  Schlag  oder  Stoss  herrührender  Fleck  auf 
.ler  Haut   Aa;    Bs;  G;  Sch;  Th;  U;  Z.     Narbe  UwE. 
,Blawe  Möler  vom  Fallen  oder  Stossen.'   um   1650,  Z 
Elgg    Arzneib.     ,Er    krieget    blaue    Mäbler    wie    von 
einem  Stocke.'  Sixtem.  1759.  —  2.  Dim.  (in  F><».  Mali, 
PI.  Maleni,  „in   B  Mali,  Mali"),  Bild,  Gemälde;  Syn. 
Gciinti.     -   3.  in  Z  auch  f.,  Farbstoff,  Malerfarbe  Scn; 
ü;  ZW1.;  Syn.  Mali.    De  hast   M.  o-  's  Chleid  über- 
rln,".  bist  voll  M.  irorde".    Holt  und  grüeni  M.  hole".  — 
I.  Zeitpunkt,  allg.      Uf's  M.,  's  M-s,  auf  ein  Mal   Aa; 
Bs;  VO;  Th;  Z.    .1/.  für  M.  Scn;  Tu;  Z,  ülin-'s  ander 
M.  Ndw.  einmal  nach  dem  andern;  vgl.  »6er  Bd  I  58. 
Po"  Mal  -'  JMnl(e'),  von  einem  Male  zum  andern  Aa  ;  '/.. 
.Es  kamen  von  einem  Male  zum  andern  [eins  nach  dem 
andern  |   neue   Völker   dahergeströraet.'   Sinteh.  1759. 
.Hiesen  Auftrag  vergassen   wir  hundert  M.  [an  einem 
fort,  immer  wieder].'  Stütz;  vgl.  tüsend;  ewig  ril  M. 
En  aller  Gotts  M..  nur  ein  einziges  Mal  Gull.    S.  noch 
einest    Bd  I  277,    ewig   Bd  1   611,    ungerad.    Bes.  in 
-teilenden,  meist  adverbial  gebrauchten  Verbindungen; 
mit  dem   vorhergehenden  Bestimmungswort  oft  zsge- 
schoben,  bzw.  zsgs.    a)  ,6mal(s),  -malen',  zuvor,  auch 
als  Conj.,   ehe.  bevor.     .Swcle  einals  dann  en  gienge.' 
ä.  LRatsb.    ,Der  soll  geben,  einaln  und  er  klagen  will.' 
1469,    GRorsch.  Offn.     .Vor  der  zyt,    emals   herr   abt 
Franciscus    herr    und    abt    des    gottshus    Sant  Gallen 
worden  ist.'  1525,  Absch.    .Er  hab  ouch  sömlichs  dem 
hoiiptmann   ZUO  Wyl   versebriben.   eenials   er  verrilten 
syge.'  1529,  Absch.  ,Sy  habind  dem  Abt  den  zechenden 
darus  müessen  ggben,  eeraals  sy  es  [das  Feld]  habind 
dürfen   nutzen.-    1529,    Strickl.     ,Da  die    Bhgaumer 
schuldig  syn  [sollen],  alle  Monat  oder  auch  ehmahlen 
in  der  Küchen  nach  vollendetem  Gottesdienst  stillze- 
stahn  und  mit  dem  Pfarrer  zu  berabten.'  Z  Kirchen- 
ordn.   1628.        b)  es-ie-mäl(e*).  I)  •■   es-ie  (s.  Bd  1  21) 


145 


Mal. 


146 


GrD.,  He..  ObS..  Pr.  -  2)  mit  Betonung  der  zweiten 
Silbe,  häufig  GA.  —  c)  ieii0*- (in  A.AÄarb.  jöli-,  in  Bs 
auch  jere"-,  in  S  auch  Meli-,  jeni-)möl,  bisweilen,  hie 
und  da  Aa;  Bs;  S;  vgl.  Bd  I  22.  Er  lieg  sich  jielimol 
gar  jese*  nn''1  höre"  lä*.  Allem.  1843.  Es  friert  Ein" 
j.  tüchtig  an  <f  Hand,  we""  me*  nit  flissig  schafft. 
ebd.  .Ielimal  gegen  Bad,  ielimal  gegen  Bachs.'  1539, 
Z  Staatsarch.  (von  einer  Flurgrenze).  —  d)  ,abermal-, 
wiederum;  vgl.  Bd  I  40.  A.  mache",  einen  Handel  so 
abschliessen.  dass  er  nach  Ablauf  einer  verabredeten 
Frist  wieder  rückgängig  uemacht  werden  kann  A.vFri. 
Mer  liai"  S  Tag  a.  g' macht.  —  e)  öftersmal,  oftmals 
AaF.  .Der  könig  selbs  zum  oftermal  in  schwerer  sach 
suecht  rat  bei  mir.'  GGotth.  1590.  Daneben  in  der 
ä.  Lit.  die  Formen  .oftmalen.'  1527.  HBdll.  (s.  Gaffel 
Bd  II  132),  .oftermals.'  RGcalth.  1553.  .oftermalen.' 
CMet.  1657.  —  f)  all-mäl  1)  alli  Mail,  allemal,  allmal,  in 
Bs;  S;  Th  ammel,  in  GT.  ämnl,  jedesmal,  im  gegebenen 
Falle;  immer  G;  Th;  Z.  Amol  mues'  es  ich  si",  werde 
ich  beschuldigt  GTa.  's  ist  alli  Mol  eso,  pflegt  immer 
so  zu  sein.  N.  N.  hat  all(e)mal  (ammel)  g'sait,  pflegte 
zu  sagen.  ,[Sie  haben]  ihren  bösen  Mutwillen  ge- 
triben  mit  bösen  Geisteren  wie  allmal.'  Ap  Malefizb. 
,Under  allen  Malen',  auf  alle  Male  verteilt,  insge- 
sammt;  vgl.  Bd  I  325.  ,Die  Tyroler  Holzhacker  haben 
unter  allen  Malen  eine  unglaubliche  Quantität  Gams- 
tiere  geschossen.'  Sererh.  1742.  .Nach  Diesem  sind 
in  solchen  Unruhen  unter  allen  Malen  8  oder  9  Mann 
umkommen.'  ebd.  —  2)  allimol(e")  Sch,  sonst  zsgez. 
ammel,  ehemals,  vor  Zeiten,  sonst  „L;"  Sch;  Th;  Z. 
's  ist  ammel  nüd  so  g'si*.  Me"  hat  ammel  vu"  Dem 
Nüt  g'uüsst.  —  3)  subst.,  das  Allemöl,  das  Brettspiel, 
in  welchem  man.  falls  man  auf  allen  3  Würfeln  3  Augen 
geworfen  hat,  zählt:  1x3,  2x3,  g'nueg  oder  allemöl  3 
Ap  (lt  T.  22),  „so  genannt  von  dem  Spiel  ,der  lange 
Pufl'%  in  welchem  der  Fall  vorkommt:  lxl,  2x1,  3x1 
und  allemöl  1  Ap."  's  A.  mache".  Vgl.  all  Bd  I  169. 
—  g)  ein  Mal,  einmal  1)  ei",  ei"s  M.,  oder  e"  Mal  (Mol). 
in  Z  auch  emalet,  numeral.  allg.  Ei"s  M.  ist  kei's  M. 
B;  ei'mal  ist  nüd  allimal,  alliwil  Z;  s.  auch  Ghatzen- 
Schenk.  E"  M.  umme",  Gegs.  zwei  M.  umme"  Th;  Z. 
Es  ist  nw  emal  (z'J  tur,  mit  Bez.  auf  einen  Gegen- 
stand, dessen  Ankauf  zwar  hoch  zu  stehen  kommt,  der 
aber  dafür  sehr  dauerhaft  ist.  Gewinn  bringt  Th;  Z. 
Der  nämliche  Satz  könnte  aber  auch  als  iron.  Trost 
über  einen  unvorteilhaften  Kauf  bedeuten:  der  Preis 
ist  nur  um  das  Doppelte  zu  hoch,  da  emal  (bei  Ver- 
gleichungen)  häufig  in  multiplikativem  Sinne  ange- 
wendet wird,  z.  B.  er  ist  emal  elter  als  sin  Brüeder; 
emal  länger,  grösser  Z.  Uf  e"  Mal,  z.  B.  ein  Glas  aus- 
trinken. Mer  händ  im  Wintermonet  emalet  S>'tzi"g 
iiml  emalet  im  Christmonet  Z.  Es  M.  drü  oder  viert 
Th;  Z;  vgl.  Bd  I  273.  ,Das  wasser  muosst  du  ein 
m.  zwei  oder  dreu  darab  schütten.'  Vogelb.  1557.  — 
2)  ei"s-  B,  ei"-  GRh. ;  Sch.  es-  Bü.;  L,  sonst  e-mal,  in 
ThHw.  emal,  in  Schw;  Z  auch  -male",  -mäled,  -malets, 
in  BHk.  -mals,  in  L;  S  auch  ne  Mal,  einmal,  einst 
(auch  von  der  Zukunft),  ehemals,  vor  Zeiten,  allg. 
Esmal  gan  Bereit  gärt  BGr.  Er  chiinnt  eismal  zue 
mer  und  seit-mer . . .  BO.  (Zyro).  D'  Mueter  selig  het- 
mer  glich  emol  g'seit...  BWvss.  lch  ha/n  do-n-emol  die 
alte"  Büecher  b'schaut.  Probst.  Es  mues'  e"  Mol  .vi", 
einmal  hat  die  Sache  (bes.  von  widrigen,  doch  unab- 
wendbaren Ereignissen)  zu  geschehen  Th;  Z.  Alls 
Aa;  Bs,  sonst  öppen,  etschen  emol,  bisweilen.  Potz  Herr 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Gott  oder  Wetter,  Blitt.  im'1'  (und  uw''j  emal.  .Ein 
Zufall,  der  sich  noch  selten  ereignet  hatte,  vielleicht 
noch  nie,  aber  einmal  ist  das  erste  .Mal.  meinte  Lise- 
beth.'  AHartm.  1852.  Mit  modalem  Nbbegr.,  nun, 
endlich  einmal  Aa;  Tu;  Z.  Das  ist  doch  schön,  dass  ir 
e"  Male"  wider  i°  d'  Stadt  chömme'd.  Stütz.  Heb  doch 
auch  emol  d'  Gosche"  zue.  ebd.  Es  ist  emol  nid  recht, 
du  chast  säge*,  was  du  loifltt  Aa;  Th;  Z.  ,Nun  [nur] 
dass  ich  alles  Unglücks  einmalen  abkomme.'  RGualth. 
1584.  .Will  einmalen  mehr  nit  als  5  fl.  geben  [trotz 
Mahnung).'  1652,  Z  Staatsarch.  Einstweilen:  's  hed 
icz  mit  der  Freiheit  eumalig  l;e  G'for.  Häfl.  Emal 
nit  W.  —  3)  emäl(e"J,  neben  emmel,  in  Zg  ammel, 
Adv.  (oft  verbunden  mit  Synn.)  zur  Verstärkung  des 
Ausdrucks,  wie  das  nhd.  .einmal'  i.  S.  v.  doch,  sicherlich, 
selbstverständlich,  freilich,  gewiss,  jedenfalls  Aa;  Bs; 
B;  VOj  Gr;  G;  Th  ;  Z.  Das  ist  amöl  wör  G;  Z.  Emmel 
auchl.  Ausruf  der  Verwunderung,  i.  S.  v.  ist's  möglieb, 
wirklich  UGösch.;  Z.  's  Verspreche"  g'e",  dass  si  ämmel 
jo  mit-em  z'  Hochzit  welle"  cho".  Schild.  Sache",  wo 
e.  jo  e"  rebedierligi  Person  nit  löt  uf  sich  cho",  Dinge, 
die  eine  auf  ihre  Ehre  haltende  Persönlichkeit  in 
keiner  Weise  an  sich  kommen  lässt  Bs.  Du  wärst 
doch  emmil  nöd  [mir  Dieses  oder  Jenes  zu  Leide  tun]! 
G.  Ja,  e.  auch!  iron.,  eig.  i.  S.  v. :  ja.  Das  wird  doch 
geschehen,  =  ei,  bewahre!  Z.  Emmel  wol!  Formel  der 
Beipflichtung  oder  Bejahung  B  öO.  A:  Mir  chönne* 
mit  im  z'fride"  si".  B:  Emmel  wol!  BGr.  Weisst  du 
Das?  Antw.  Emmel  wol!  ja  freilieh!  ebd.  Syn.  mit 
allweg  Bs.  Der  Joggeli  chunnt,  denk,  aueh  in  d'  Mess? 
Antw.  Emöl.  A:  Das  war  doch  nüt  Basis.  B:  Emol 
nit.  ,Es  ist  eimel  Keine  wi  De'',  hie  propheta  sui 
similem  non  habet.'  Id.  B.  Nüd  emal !  (mit  Betonung 
des  zweiten  W.)  mit  Nichten,  durchaus  nicht,  oft  als 
gelinde  Ablehnung,  doch  nicht  Schw;  Th;  Zg;  Z. 
.Amalreich  heisst  der,  der  ja  reich  ist',  sagt  namen- 
deutend Vad.  ,Sein  [des  Bibergeils]  gerucht  inuess 
ein  mal  stark  sein,  also  dass  die  geschirr  lang  dar- 
nach schmücken.'  Tierb.  1563.  —  4)  ei'mel  B  (in  R. 
einimal);  Gl;  Gittw.;  G;  ZWL,  emmel  Aa;  Bs;  B; 
VO;  Gl;  GbPt.;  S;  /..  ömmel  1.;  S,  ämmelBB;  B;  Gr; 
GT.;  Th,  ammel  F.  emme"  S,  wenigstens,  immerhin. 
Ich  e.  weiss  nüt  Bessers.  E.  ich  bi"  nüd  schuld,  's  ist 
e.  war.  Bast  duo  ahi  g'chit?  Antw.  Amel  nit  wohi 
[hinauf]  F.  Ich  weiss  e.  noch  Nüt  dervo",  dass  es  Mal 
Öpper  g'storbe"  slg  a"  de"  Giftbere"  B.  Einem  Ab- 
reisenden ruft  man  (mehr  scherzh.)  nach:  Chumm  c. 
'in''1  irider  hei'"!  Th;  Z.  Er  ist  wol  daheimen,  d'  Hustir 
ist  eimel  achari  [offen]  BGr.  Heid  eimel  Sorg,  Buebe" ! 
ebd.  Er  hat  's  e.  dö  z'letzt  chönne"  [begriffen].  Es 
ist  e.  noch  nid  am  Letzte*.  Jo,  chumm  e.  de**!  spöt- 
tische Abfertigung  Aa.  .Wenn  du  eimel  wi"tt,  si 
modo  unquam  volueris,  quaeso.  Gang  eimel  nit,  oder 
du  sägist  mer 's,  quaeso  dicas,  cum  discedere  volueris.' 
Id.  B.  Si  hei*  g'seid,  mit  chönn  Wetters  halbe*  nüd  uf 
d'  Eeis,  aber  einimal  i'h  gan  BR.  Ph  hett  's  eimel  auch 
welle*  i*  der  Nächi  g'seh.  Wolf.  Gespr.  's  isch  ämmel 
Summer,  's  trocknet  irider.  BWvss  (Trost  bei  drohen- 
dem Regen).  Da  si*''  mer  i*  der  Zit  nüd  us-enand, 
e.  nüd  int  Gl  (Schwzd.).  Jö,  's  Bure*  chönnt  ömmel 
eerleide"  mit  frönde"  Lüte".  Joach.  Euser  Bür  macht 
hür  ämmel  tüsig  Garbe"  me''  als  fern.  ebd.  lch  will 
de*  Hüenere*  säge",  si  seile"  ömmel  nit  gaggle".  ebd. 
's  Spuele"  gV't  ammel  auch  kei"  Schwille".  EFeurer. 
Gott  dank  d'r  und  Gottwilchen  daher.  Bist  emal  g'sund? 

10 


147 


Mal,  mel,  mil,  mol,  mul 


148 


GnPr.  (Schwzd.).  ..Tel  z  ist  es  noch  erael  d's  Halb  mer 
wert.-  lim  in.  .Einmal,  wenn's  mir  auch  an  Geld  nicht 
heil,  liatt  ich  nicht  mehr  Zeit  gehabt,  dem  Becker 
zwei  Brot  zu  bezahlen.'  UBragg.  Ich  lon-e"  si',  wer 
er  g'sl"  ist;  um  ei'mal  hin  ia  frö,  dass  er  aW*  st" 
Ln"  üiberko' häd.  Gespräch  1712.  Sig  's,  was  es  wolle; 
.im  ei'mal  sig  's  Gott  -'  höchst  im  Himmel  'danket. 
ebd.  .Einmal  Jedermann  glaubte,  dieses  Geschäft  wäre 
nun  ausgemach  et  und  an  Weiteres  nicht  zu  gedenken.' 
PTschddi  1720.  ,Was  meinest  du  wohl,  dass  daraus 
entstellen  werde?  Einmal  möchte  ich  [ich  wenigstens] 
den  Lohn  nicht  mit  dir  teilen.'  Sinteh.  1759.  Oft 
verstärkt  durch  .auch':  Er  häd  emmel  auch  es  '/a  Pfund 
(Unis  g'esse".  Es  sind  emmel  aucl'  200  Ma**  uf-em 
Platts  g'si".  —  5)  ei*s-  Aa,  einer-  Schw,  einers-  (bzw. 
änersch-j  ul;  G;  U,  eier-  GrD.,  änsch-  (neben  en 
änersch)  mal  \i\  einidjers-möle"  Schw,  ei's-  Aa;  Bs;  B; 
Gl;  S;  Th;  UwE.;  /.  einer(s)-mäls  Z,  ei"s-mös  Lj  S, 
zuweilen  verbunden  mit  vorgesetztem  uf,  z\  auf  ein- 
mal; unerwartet,  plötzlich.  —  h)  encist-mal,  -  einsmal 's 
GT.  's  "Wetter  hei  e.  abänderet.  Er  hei  e.  usg'ehichet, 
ist  unvermutet  gestorben.  —  i)  under-müle",  bisweilen 
Aa.  Under  's  Mal  s.  Bd  I  325.  —  k)  , vormal',  bzw. 
, -malen'  (z.  B.  1781,  Z  Brief),  ,-malets.'  G  Klosterarch., 
früher,  ehemals.  —  1)  ,letzmals',  das  letzte  Mal,  neu- 
lich. , Boten,  die  1.  hier  gewesen.'  1523,  Absch.  — 
m)  mäng-  Bs;  B;  Gl;  Tu;  Z,  mängers-  Ndw,  mängs-mäl 
Sch;  Tb;  UwE.;  Z,  müngs-molet(s)  Sch;  Schw,  -male" 
GA.,  zsgez.  mä-möl  AAtw.;  ScnwMa.,  manchmal,  oft; 
Syn.  miingist.  ,Ze  (zu)  mängem  mal.'  1450,  Absch.; 
1457/1544,  Schw  LB.  ,Mäng  mal',  neben  .zuo  mengen 
malen.'  Morgant  1530.  .Menges  mal.'  Rüef  1540.  ,Et- 
wann  mengs  mal.'  1540/73,  UMey.,  Chr.  ,Manchmalen.' 
Sererh.  1742.  —  n )  , näher-,  nächstmal(s),  -malen',  das 
letzte  Mal,  letzthin,  neulich.  .Die  anzal  liit,  die  wir 
im  nächstmals  ufgeleit.'  1529.  Strickl.  .Die  antwort, 
so  MHHn  nächermalen,  als  ir  potschaft  hie  ist  g'syn, 
inen  'geben  band.'  1531,  Absch.  ,Die  biderwen  lüt, 
so  des  altarsturms  halb  nähermalen  in  gefänkniss 
kommen.'  1532,  Strickl.  .Ich  was  nächstmals  vor 
üch  erschinen.'  Ruef  1540.  .Als  ich  nähernials  ein 
kruckentle  zerlegt.'  Vogelb.  1557.  ,Du  bist  yetz  vil 
züchtiger  gar,  dann  nächstmal,  als  ich  by  dir  war.' 
JMdrer  1500.  ,üanksagung  wolhaltens  halb  unserer 
schützen,  so  nächermalen  by  inen  gewesen.'  1565,  B 
Schützenfahrt.  .Weisst  nit,  wie  es  gieng  nähermol, 
da  er  dich  wollt  erschossen  han?'  Holzwart  1571. 
-  o)  nochmal  nöchmäl  Aa;  Z.  nämäl  ZS.,  nochnemöl 
Aa;  Bs;  L-.  Tu.  nochmals.  —  p)  selb-  B;  Sch;  S.  selbe!  s-, 
sellels-,  selbis-  Bs,  sebfigsj-mal  Th;  Z  (in  Bsauch  -mble"), 
jenes  Mal,  damals.  S.  isch  no'h  kei"  Ise"bai>  (/'si'.  Das 
Ding  l.iinnl  halt  co"  anno  s.  Probst.  Nei',  eso  scheni 
I.it  nie  sellctsmole"  gi''t  's  nimme"  mer  Bs.  Sider  selb- 
mol.  Schild.  —  q)  ,sid-,  sit-,  sitte(n)-,  seit-mal(s)'. 
bzw.  ,-malen.'  1)  seither.  ,Wann  der  von  Torberg 
sidmals  erber  lüte  in  trostung  hat  genommen.'  1386, 
Geschfo.  Ges.  —  2)  da,  weil,  entsprechend  dem  ver- 
alteten und.  .sintemal.'  .Sitmalen  üch  unverborgen 
ist.-  1520,  Absch.  .Wann  sytmal  und  üwer  und  myn 
bi'uoder  und  üwer  wyb  und  kiml  tod  sind.'  Morgant 
1530.  ,Sy(t)tenmal  Kein  mensch  ist,  der  nit  sündige.' 
1531/48,  ri.  Chron. ;  dafür:  .sintemal.'  1667.  .Seitmals 
du  ein  halsstarrig  volle  bist.'  1531/48,  V.  Mos.;  bei 
OWerdm.  1552  .sitmals',  15ss  .sintemal.'  .Sytmal  es 
nit  mag  anders  syn,  so  gib  ich  recht  den  willen  dryn.' 


Ri'EF  1540.  .Seitenmal  und  ich  vormals  hohe  befelch 
gehabt.'  Tierb.  1503.  .Quum.  sittenmal.  dieweil.  Istaec 
cum  ita  sint,  sittenmal  dem  also  ist  oder  dieweil  und  es 
also  stat.'  Kris.  ;  .Mal.  .Sittenmal  die  weit  weit  hinder 
sich  kommen  und  verdorben  ist.'  SHochh.  1591.  .Seiten- 
mahlen ihr  gnedig  gelieben  wollen.'  1653,  AHecsler. 
.Sider  dem  mal.  dass...'  1415.  Gl  Urk.  —  ri  da-,  du-, 
in  BO.  duo-,  dü-malfe'),  dazumal.  .Domalen.'  Morgant 
1530.  Abi.  damalig.  —  s)  das  M.  Z,  dämäl  Tu,  dies- 
mal, gegenwärtig.  Wie  göt  's  der  aach,  Zusann? 
liist  g'sund  das  Mol?  Stutz.  —  t)  des  Mals  BHk., 
die-,  di-  iin  GTa,  de-,  in  Nu»  d.-iwaUe'J  Aa;  B;  VO; 
Gr;  G;  Sch;  Z,  dicmolig  L  —  an  vielen  Orten  mit 
Betonung  des  zweiten  W. :  neulich,  einmal,  letzthin. 
Demol  ist  er  einist  eue-n-is  cho".  Ich  ha'  diemalig 
einist  g'gaumt.  HXfl.  1813.  —  u)  dick-mal  l'w  (mit 
comp.  Form  es  dickers  Mal,  z'  dickere"  Male'),  in  Ap ; 
Gl;  G;  ZP. f  dick-emal,  manchmal  (auch  distributiv), 
ziemlich  oft,  hie  und  da  einmal,  zuweilen.  ,So  sich 
aber  dickermal  begibt,  dass...'  1510,  Aa  Weist.  .Die 
zum  dicken  mal  missbrucht  [worden  sind].'  1525,  Gfd. 
,Zue  den  dickeren  malen.'  Zwingli.  ,Er  hat  es  zum 
dickem  malen  verdient.'  Morgant  1530.  .Zum  dicker- 
mal hotten  geschickt.'  1532.  Strickl.  ,Zue  dickennial 
voll  wyns  worden.'  1547,  Sch Batsprot.  .Kr  widerholet 
zum  dickermalen  dise  meinung.'  OWerdm.  1552;  dafür 
.zum  oftermal.'  1588.  , Es  ist  uf  etlichen  tagleistungen 
solliches  spans  halb  dickermal  anzug  beschehen.'  Z 
Vertrag  1555.  —  v)  teil-  (in  Ztw.  tei-)möl(e"),  bzw. 
-möle'd,  zuweilen  Bs;  Z.  .Teilmals.'  Z  Pfisterzunft. 
S.  noch  teilig.  —  w)  ,e-denn-mals',  bevor.  .Edemmals 
und  sy  [die  Kantengiesser]  den  [eingekauften  Gegen- 
stand] schmelzen,  14  tag  offenlieh  lassen  stän.'  1412, 
Sch  Stadtb.  —  x)  de(r)mal(e"),  dies  Mal,  gegenwärtig 
L;  G;  Z.  Syn.  der  Fakte",  Gang.  De'  Mol  ist  er  dem 
Herrgott  [euphem. :  dem  Tode]  certrunne".  l''h  uill 
's  Manne'colch  für  d.  lo"  gö".  L  Nachr.  1805.  Ver- 
mählen eins',  dermaleinst.  AKlingl.  1691.  —  y)  diss- 
mal,  diesmal  B.  Es  ist  g'nueg  für  d.  .Sy  hat  wenig 
hilf  uf  diss  mal.'  ThPlatter.  Brief,  und  oft.  — 
z)  .widennaleir,  neuerdings,  wiederholt.  B  Mand.  1782. 

—  zb)  z'  mal  1)  auf  einmal,  zugleich  Aa;  Ap;  G;  Sch. 
lch  cha"  nit  Alle"  ;'wol  helfe".  Mit  Pl.-Form  «'  Male" 
ZO.  Er  isst  schülich  wenig  z' M.  Mit  adv.  s  GT.  [l>ie 
Kuh]  gibt  Milch,  z'  möh  g'wüss  en  grosse'  Schapf 
[Menge].  EFeurer.  ,Er  ist  nie  mee  zemal  weder  an 
eim  ort  g'syn.'  Zwingli.  ,Dem  eilften  [Schützen]  war 
das  Schloss  gehangen,  im  Schiessen  nit  zumal  uinb- 
gangen;  so  war  dem  zwölften  's  Schloss  zu  hart,  wollt 
nicht  umgehn  zu  einer  Fart.'  JHGrob  1003.  .Beide 
z'  Malen.'  JCWeissenb.  1081.  .Nur  ein  Wusch  zur 
[so!]  Mal.'  Sererii.  1742.  Plötzlich  Th;  Z.  Z'  mal 
wie  der  Blitz.  Auch  bei  Morgant  1530.  —  2)  in  Zss. 
a)  .iezzemal',  jetzt.  ,In  praesentia.  in  praesenti.  zue 
diser  zeit,  yetzzemal.'  Fris.  ;  Mal.  .Lasst  uns  den 
besten  wein  auftragen,  der  jezung  z' mal  vorhanden 
ist.'  GGottb.  1599.  —  ß)  .nunzemal',  diesmal.  1476, 
Bs  Chr.  (.nuzemal');  1531,  Strickl.  —  f)  döz'mäl,  da- 
mals Ap;  Tu;  Z.   Auch  bei  Morg.  1530;  .IKüeger  1606. 

—  3)  insgesammt.  ,In  acht  wuchen  zemal  einist.'  Z 
Mand.  1580.  —  4)  besonders.  ,Das  gefall  ime  zuemol 
übel.'  ,1474,  Bs  Chr.  —  5.  meist  Dim.  Es  Mali  (in 
Ndw  Mälti)  Milch,  so  viel,  als  auf  einmal  (Morgens 
oder  Abends,  daher  Abig-,  bzw.  Morge'-,  Morgc'd-M.) 
gemolken   wird  Ap;  Schw;    Uw;    Z.     Hit  hä"'-mer  es 


149 


Mal,  niel,  mil,  mol,  mnl 


L50 


guets  M.  Npw.  £"  schlechte  Mali  erhält  man.  wenn 
die  Kühe,  z.  B.  zur  Zeit  des  Nordwindes,  nur  wenig 
Milch  geben.  Ein  Becken  voll  Milch  ApK.  D'  Kuc 
licl  tlnt  Muli  Milch  g'gl".  S.  v.  a.  Chäseten  2  (s.  Lid 
III  5131  BSi.  Auf  der  Alp  werden  täglich  meist  zwei 
.Male'  gekäset.  Ihobersteg.  So  viel  Getreide,  als  man 
auf  einmal  in  die  Mühle  gibt,  d.  1).  so  viel,  als  zu 
einer  Bachetem  nötig  ist  ZO.;  Syn.  Mehr,  :'  Mülli.  Es 
M.  :'  Mülli  tue:  Es  Mali  Schmalz,  so  viel  Butter, 
als  bei  einem  einmaligen  Buttern  gewonnen  wird 
GuPr..  oder  so  viel  zu  einem  Ballen  zsgeknetet  wird 
GrD..  dann  auch  ein  kleiner  Ballen  Butter  (als  Mass- 
bezeichnung) Grü..  Spl.  So  viel  Futter,  als  man  dem 
Vieh  (einer  Kuh  GRPr.)  auf  einmal  in  die  Krippe 
gibt;  gewöhnlich  erhält  es  drei  Mali  bis  zur  Tränkung 
und  nachher  noch  ein  Lockji  (Heu)  GrD..  L..  OhS. 
(Malti),  l'r. :  Syn.  Schiebeten.  Vorzua  [bald]  muass  i<* 
in  da"  Stall,  um  das  erst  Meli  :'  fresse"  e'  gem.  Schwzd. 
—  ii.  Tag,  in  Zeitbestimmungen  BHa.  Ihnen  ist  [es] 
denn  6'  Mal,  das"  i'h  zen   Gadmen  inhi*  g'sl". 

MM.  mal,  Zeichen,  Merkmal.  Schmuck,  Zierat,  Grenz- 
zeichen, Zeitpunkt.  Zu  3.  Das  Fem.  wahrsch.  nach  Ana- 
logie von  Färb  und  die  Form  erst  aus  dem  Vi  malen,  pin- 
gere,  abstrahiert.  Zu  4  d.  Diese  (adv.)  Form  ist  aus  Uni- 
deutung  aus  dem  Snbst.  Aber-Wal  entstanden.  Zu  4  f  21 
führt  St.  für  L  nnd  Z  neben  der  Form  ammel  auch  eine  mit  ü 
an,  die  aber  richtiger  zu  .einmal'  gestellt  wird.  Zu  4  g  2. 
Die  Form  -maled  scheiut  Analogie  nach  iezed  (s.  Bd  I  630) 
zu  sein,  während  eunudig,  üienudig  sich  an  iezig  mögen  an- 
gelehnt haben.  Zu  4  m.  Die  in  der  Etymologie  begründete 
Ausspr.  i)k;  (Th)  wird  anderwärts  (z.  B.  Z|  zu  n  erweicht  oder 
der  Nasal  schwindet  sogar  ganz  (mämol).  Zu  4  x.  Wenn 
di  mal  nicht  blosse  Verstümmelung  des  Gen.  PI.  ist,  so  muss 
mau    Beeinflussung  durch   das  syn.   <ftr   Gang  annehmen. 

Ab -Mal:  Muttermal  Gl.  Narbe  FSs.  Vgl.  .Ab- 
zeichen' bei  Gr.  \YB.  I  157. 

A°-  (ö-  BBe.;  Uw,  dt-  AiLeer.,  Z.;  B  tw.;  ZO.),  Am- 
Aa;  Ap  (Ämmel);  BsStdt;  BBr.  (Ammei);  FSs.;  S;  Zg, 
in  Bs  auch  Arno,  in  Aa  (lt  Rochh.)  Mammöl:  =  dem 
Vor.  (z.  B.  von  den  sog.  .Feuerrlammeir;  s.  Bd  I  119fi). 
Er  hat  auch  so  lang  Bagge*  [wie  der  Mond]  und  es 
A.  dra".  Stutz.  Das  Kind  het  en  A.  vo"-mene"  Glast 
vo"  slner  Mueter.  Spreng.  .Eine  vernarbte  Wunde." 
Merkmal  übh.j  auch:  ererbtes  Leiden,  sowie  von 
ererbten  moralischen  Fehlern  VO.  Es  Amöli  ha', 
schlimm  geartet  sein.  ,In  grossem  zorn  gab  er  im  so 
ein  herten  streich  in  syn  ang'sicht,  das8  man  das  amäl 
g'saeh.'  Morgast.  ,Der  hatt  ein  amel  an  eim  baggen ; 
was  also  von  ainem  ross  geschlagen.'  Vad.  II  269; 
daneben  (S.  271  lt  Götzinger)  ,ämel.'  ,Es  blybt  ye- 
merdar  etwas  von  dem  alten  groll  kleben,  glych  wie 
das  anmaal  blybt.  ob  die  wunden  schon  zuegeheilet 
ist.'  OWerdm.  1552;  dazu  1588  die  Erklärung:  .Das 
anmahl  oder  die  narben.'  .Kinder,  mit  ammalen  er- 
boren oder  muoterzeichen.'  JRdep  1554.  , Vertreibt 
die  wüesten  ammäler.  so  vom  brand  oder  anderen 
schaden  kommend.'  Vogelb.  1557.  .Es  bringt  den  am- 
mälern  ir  natürliche  färb  widerurab.'  ebd.  ,So  einem 
das  haar  ausgefallen  und  die  grindige  rud  zue  einem 
ammal  kommen  ist.'  Tierb.  1563.  .Macula,  angeborner 
fleck,  ammaal,  zeichen.  Ducta  cicatrix,  ein  geheilte 
wunden  und  darüber  ein  ammal  worden.  Das  ammal 
ist  wider  ufbrochen,  ist  verwachsen.  Argema,  ein 
holgeschwär  beim  kreis  des  augs.  so  um  den  augstern 
ist,  weisse  flecken  oder  anmaal  der  äugen,  wären  im 
aug,    wenn   eim   ein    eissle   auf  dem   auglid    wachst. 


Nota  malitiae,  ein  anmal  einer  bosheit.'  Fris. ;  Mal.. 
die  für  den  PI.  sowohl  ,ammäl'  als  .ammäler'  gebrau- 
chen. S.  noch  Mäsen,  Wund- Zeichen.  .Wasser  vom 
Menschenkaat  vertreib!  die  Anmäler  und  machet  sie 
der  andern  Haut  gleich.-  JRLandenb.  1608.  .Das 
Wasser  von  Nussbaumbletter  vertreibt  die  Anmal  und 
machet  ein  andere  Haut  darüber  zu  wachsen.'  ebd. 
Bei  JJNüsch.  1608, Anmal'  neben  .Malzeichen.'  S.  noch 
;  aegeben  Bd  II  94.  ,So  bleibt  doch  stets  das  Anmahl 
[Übers,  des  frz.  les  marques]  seiner  Wunden.'  Stettler 
1612.  , Anmaal.  Fleck,  naevus,  genitiva  nota.'  Red. 
1662  und  ähnlich  Denzl.  DiTT:  1716.  .Bekommt  das 
Kind  einmal  Anmal  oder  Flecken.'  AiBrugg  Arzneib. 
.Diese  ist  seine  Mutter;  ich  erkenne  das  mütterliche 
Ammal  an  der  Angst  ihrer  Seele',  lassen  die  .sittlichen 
Erzählungen'  (Zürich  1773)  Salomo  sagen.  —  Abi. 
Ammöli  m. :  Spitzname  für  Jmdn,  der  ein  Muttermal 
hat  L.  —  Mhd.  ane-msl,  dass. ;  vgl.  auch  .Anmal'  bei  Gr. 
WB.   I   405    und  das  syn.    Angemäl. 

Feder-:  in  den  Ohren  der  im  Gebirge  weidenden 
Schafe  und  Ziegen  angebrachtes  Eigentums-  oder 
Hauszeichen,  bestehend  aus  zwei  oder  mehreren  Ein- 
schnitten, welche  dem  Ohr  ein  federiges  Aussehen 
geben  Gl;  GSa. ;  vgl.  WSenn  1871,  297,  sowie  Fen- 
ster-, Joch-Mal.  —  Fenster-  Pß-ster-:  Eigentums- 
zeichen wie  das  Vor.,  doch  viereckig,  anzusehen  wie 
eine  Fensteröffnung  Gl.  —  Für-  =  F.-Flamm  (s.  Bd  I 
1196).  .Die  Feuermäler  und  andere  geringe  Fleckmäler 
[an  Neugebornen]  soll  die  Hebamme  mit  dem  Geblüt 
aus  der  Nabelschnur  bald  bestreichen.'  JMuralt  1697. 

Graben-:  in  einer  Grenzangabe.  ,Der  hirte  soll 
farn  uf  der  spanweid  unz  an  das  gr..  das  man  nenuet 
Wärikoms  Ort.'  XV.,  ZFlunt.  Offn.  .Die  allment  soll 
belyben  als  die  marchstein  und  grabemal  wysent.'  ebd. 

Viell.  ,£egraben  Mal',  d.  h.  in  einen  Fels  oder  Baum 
eingehauenes  Greuzzeichen ;   vgl.   Lach   2  Bd   III   998. 

Hag-:  Grünhag  oder  Baumstumpf  als  Überrest 
eines  solchen,  sofern  sie  eine  Gütergrenze  bedeuten; 
Hecke  übh.  ApK.  ;  Syn.  Hag-,  Lachen-Stock ;  vgl.  Lach 
Bd  III  999.  ,Wo  in  allem  unserm  land  weiden  und 
äcker  an  ainanderen  stossend  und  heg  und  hagmäler 
entzwüschen  sind.'  Ap  LB.  1409.  S.  noch  Leb- Hag 
Bd  II  1070.  —  Hunds-:  wunde  Stelle  an  den  Fuss- 
sohlen  S.  Wer  i"  de"  Hundstage"  badet,  überchunnt 
gern  [leicht]  Usschlag  oder  H.-Möler  a"  de"  Füesse*. 
Schild.  —  Hunger-:  immer  grösser  werdender  flech- 
tenartiger Fleck  auf  der  Gesichtshaut  GRh.  Er  kann 
durch  Besegnung  vertrieben  werden.  .So  der  falk 
oder  habich  ungestalt  flecken,  so  man  die  hungermaal 
nennt,  am  gefider  überkummt.'  Vogelb.  1557.  -  Joch-: 
Eigeutumszeichen  wie  das  Feder-Mal,  bestehend  aus 
einem  joch-,  d.  i.  halbkreisförmigen  Einschnitt  Gl; 
GRObS.;  GA.,  Sa.;  Syn.  J.-Schnitt;  vgl.  Bühler  IV  69, 
ferner  auch  Hack,  Bick,  Halb- Man.  —  (.'halb-: 
flechtenartiger  Ausschlag  der  Kälber,  der  sich  leicht 
auf  den  Hirten  überträgt  GA. 

Lob-:  eine  Abgabe  an  den  Landesherrn,  bestellend 
in  einem  Quantum  Butter  und  Käse,  welche  die  Vieh- 
besitzer von  Ap;  GRh.  jährlich  für  die  Benutzung  der 
Alpen  zu  entrichten  hatten.  Was  die  Richtung  zwi- 
schen der  Landvogtei  im  Oberland  und  der  Grafschaft 
Werdenberg  vorschreibt  von  des  ,Loubmals'  wegen 
zwischen  beiden  Grafschaften.  1491,  Absch. 

Zu  Lob  2  (s.  Bd  III  993).  Die  vereinzelt  d  i-tehende 
Schreibung  ,Loub-M.'   will  viell.   der  landesüblichen  Ausspr. 


IM 


Mal.  in el .  mil.  mol,  mul 


152 


im  ö  gerechl  werden.  Der  "J.  Teil  der  Zss.  lässt  sieh  entw. 
uns  dem  Begriffe  von  .1/.;/  ;  oder  aus  der  nunierativen  Bed.  iti 
erklären:  es  ist  aber  auch  denkbar,  dass  unser  Wort  wie 
I  ,  1/  zu  Mal  II  gehöre.  Materiell  wird  die  Abgabe  ziem- 
lich identisch  sein  mit  den  bei  Alpen-,  Vogel-M.  genannten 
Abgaben  benachbarter  Landesteile.  S.  noch  Planta  1881,  261 : 
Zellw.,  Urk.  No  186. 

Münz-Mäl:  Münzstempel.  ,Wir  sollen  ouch  die 
münzmal  und  die  g'wicht,  die  zue  der  münz  gehörent, 
dem  münzmeister  ynantwürten.'  1373,  G  Mitt.  ,Dass 
ein  abt  zu  St  Gallen  in  der  statt  die  münz,  das  m. 
und  alle  gewicht  haben  soll.'  Vau.  Vgl.  .malen',  prä- 
gen, und  Blatt-Mann.  —  Mueter-:  wie  nhd.  Bs;  Sch; 
W;  Z.  Nach  dem  Volksglauben  ist  es  die  Folge  davon, 
dass  man  nach  Etw.  ein  besonderes  Gelüste  hat  W  . 
allgemeiner  davon,  dass  die  Mutter  während  der 
Schwangerschaft  einmal  erschrak  oder  sich  an  etwas 
Hässlichem  vergaffte.  Es  kann  vertrieben  werden, 
wenn  man  die  betreffende  Stelle  an  der  entsprechen- 
den eines  Leichnams  reibt  SciiSt.  —  Näch-:  das 
nächste  Mal  BO.  —  Nüni-:  das  Mühlenspiel  mit 
9  Steinen.  Bohnen  udgl.  Ap;  GrPi\;  G;  Sch;  Th;  Z; 
Syn.  N.-Spü,  -Stein,  -ziehen,  's  N.  mache",  tue",  sühe", 
inGitPr.;  Tu  nüni-mäle*.  ,Daby  zuchend  sich  all  syn 
ratschleg  uf  list  und  alenfanz;  darum  ainem  jeden  wo! 
fürzesechen  was,  der  mit  im  zue  schaffen  hatt,  so 
listenklich  und  verborgenlich  konnd  er  das  nünd  ain 
mal  ziechen,  bis  er  zue  einer  flggmüli  [Zwickmühle] 
kam.'  Vad.  S.  noch  Zwölfi-Mal  und  vgl.  T.  330  b, 
Gr.  \VB.  VI  1195. 

Brand-:  wie  nhd.  Dazu  die  Abi.  brand-malen: 
brandmarken,  wozu  Zwingli  das  Ptc.  .nialgebrcnnt' 
bildet  (.ein  m-e  conscienz').  Freiburg  will  an  Stelle  der 
Galeeren  strafe  .Brandmahlung'  und  Vereidung  treten 
lassen.  1773,  Aesch.  —  Schanw-  =  Mal  1b;  s.  Mal- 
Gelt  Bd  11  255.  —  Streich-  =  Mal  1  d,  von  Streichen. 
,Sy  sind  onversehenlich  in  ir  ang'sicht  g'schlagen 
worden,  dass  sy  bluotruns  worden  und  die  blawen 
streichmal  harheim  gebracht  [haben  |.'  1529.  Absch. 
—  Zitter-:  Schwindmal  Aa;  VO;  Z.  Syn.  Schind- 
Ih ,1,1,1-  (s.  Bd  II  1190).  Die  Entstehung  der  .Zitter- 
Mäler'  wird  der  Fledermaus,  bzw.  ihrem  Harn,  zu- 
geschrieben, und  sie  werden  geheilt,  indem  man  sie 
mit  Tinte  oder  mit  einem  , Lutzer-Schilling'  reibt  Z. 
,Die  beulen,  z.  [usw.].'  1531/48,  III.  Mos. ;  dafür  .Ge- 
schwulst, Geschwür  [usw.].'  1607.  .Reiniget  die  haut, 
zittermäler,  umb  sich  fressende  raud  und  andere  der- 
gleichen presten.'  Vooelb.  1557.  .Liehen,  impetigo, 
mentagra,  z.,  der  mager,  böse,  kleine,  umfressende 
oder  spitzige  raud,  ausschlecht  des  kinnes.-  Fris.  ; 
Mal.  ,Das  Lörlibad  soll  heilen:  Zitter mähler,  Hitz- 
bläterlein  usw.'  1697,  Troll.  ,Wie  nun  ein  kleines 
Flecklein  im  Aug  einen  Menschen  mehr  entgastet  als 
ein  grosses  Z.  am  Arm  oder  anderswo.'  Mise.  Tig.  1722. 
S.  auch  Antonius-Für  Bd  1  944,  Schicind-Flecken  Bd  I 
1190.  —  Zwölfi-:  das  Mühlenspiel  mit  12  Steinen 
Ar;  Z.  Syn.  Zw.-Spil.  .In  quibus  nulli  calculi,  aut 
tesserae,  sed  lapillulis  duntaxat  aut  virgulis  minuatim 
concisis  colluderent.  Quos  ludos  vocant  duodeeim 
scruporum  zwelfte  Maal,  novem  scruporum  nunte 
Maal.'  Goldast  (Glosse  zu  .nudis  tahulis'). 

mäle°I,  Ptc.  g'mäle*  S ;  Z  (selten),  sonst  g'malet  : 
1.  wie  nhd.,  mit  Farbe  bestreichen,  färben,  verzieren; 
bildlich  darstellen,  allg.  Syn.  färben.  Dir  g'malete' 
[ geschmückten J  Franc".    Kuhn,  Volksl.     Das  g'malet 


ichöneri  ffemli  [mit  farbigen  Stickereien  verzierte 
Uberhemd|.  Ow  Älplergedicht.  Einem  allzu  wähleri- 
schen Junggesellen  gibt  man  den  Rat:  Wenn  der 
Keini  g'fallt,  s,  muest-drr  Fun  m.  Sch;  Z.  Me*  wird 
der  dann  iDjijiis)  m.,  ironische  Abfertigung,  wenn  man 
Jmds  Wunsch  als  unerfüllbar  bezeichnen  will  Tu:  Z. 
Syn.  chüechlen.  Me"  wird  dir  's  m.,  sagt  man  von 
Einem,  der  Andern  immer  vorschwatzt,  wie  er  etwas 
in  die  Augen  Fallendes  ausführen  wolle  Bs  (Spreng); 
vgl.  glgen.  Xit  (/malet,  nicht  einmal  in  bildlicher 
Darstellung.  Ausdruck  starken  Abscheus  B;  S;  Z.  Da 
heuert  ieh  nit  g'malet  z'  sl".  F'1  macht  :a  dem  Nest 
iis,  wo-n-i'"  nit  g'molet,  g'schwige"  de"  töd  macht  si*. 
Schild.  Wie  g'malet,  gleichs.  von  idealer  Schönheit 
Bs;  VO;  Sch;  Th;  Z.  Si  ist  wie  e"  G'mol,  me*  chönnt 
si  hm!  schöner  m.  Ar:  Tu;  Z.  Dim.  mölele",  kleinlich 
malen,  zierlich  und  langsam  schreiben  Z  (verächtlich). 
.Wer  aber  fassen,  molen,  vergulden  will,  die  [gehören 
zur  Zunft]  zum  himmel.'  1463,  Ochs.  ,7  rinder,  gar 
feiss  und  hüpsch,  als  wärend  s'  g'malt  von  farw  und 
von  aller  glidmäss.'  Rcef  1540.  .[Zum  Einlegen  der 
Stimmzettel]  soll  man  ein  anzal  büchsen  machen,  ge- 
füeger  grosse,  schwarz  gemalet.'  1594,  Seg..  KU. 
.Solche  Tyranney,  solcher  Jammer,  dass  es  gemahlet 
stehen  möchte  am  Himmel.'  FWvss  1672;  vgl.  Bd  II 
1291.  ,Wrelcher  Zeichen  im  Rathus  machen  würde, 
gemahlet  oder  eingeschnitten,  es  seige  an  Muren. 
Wänden  oder  Tischen.'  GrD.  LB.  .Verdienen  diese 
Umstände  nicht  ein  wenig  Mitleiden  V  Möchte  dieses 
nicht  Alles  in  dem  innern  Bleicherweg  —  der  Pöbel 
nennt  diesen  Ort  noch  Saumarkt  —  gemalet  stehen?- 
1762.  HsLeu.  .Gemalte  Halstücher  von  Gaze.'  1772, 
Z  luv.  S.  noch  Land  Bd  111  1299.  —  2.  (Münzen) 
prägen;  vgl.  Mal-Isen  Bd  I  542;  Bs  XIV.  S7;  Ochs 
II  1,  397.  .Man  soll  die  phenninge  versuechen.  e  dass 
man  si  malet.'  1377.  Absch.  ,So  die  münzen  usbereit 
sint  und  man  sy  in.  und  bilden  soll.'  1425,  <1l  Urk. 
.Wird  das  gelt  nach  vorgeschribner  Ordnung  gerecht 
lunden.  so  stillent  das  die  versuecher  heissen  zeichnen 
und  m.'  1425.  Absch.  —  3.  täglich  nur  noch  ein  Mal 
melken  Gr;  Z;  vgl.  üher-m.  Fr  tuud  |die  vor  dem 
Kalben  stehende  Kuh]  noch  m. 

Mhd.  mahn,  wesentlich  in  Bed.  1  (auch  i.  S.  v.:  schrei- 
ben, auf-,  verzeichnen).  Die  ineisten  MAA.  vermögen  unser 
W.  von  malen  II  (mit  sekundärer  Länge  oder  mit  Kürze  des 
Voc.)  durch  den  nach  o  neigenden  Voc.  zu  unterscheiden. 
Das  st.  Ptc.  auch  1605/66,  B  Kunstmuseum  (neben  ,ge- 
malet.'  1578);  , ein  gemahlener  Wappenschild.'  Stadiin  1824. 
—    3   ist  abgeleitet  von   Mal  4. 

ab-:  abbilden, porträtieren, nachzeichnen  Bs;„VO;" 
Th;  Z.  Syn.  ab-rissen.  .Diese  ungeheure  Traube 
werde  abgemolet  und  in  die  Chronegg  getan.'  Stutz 
1853.  ,Ouch  heisst  nit  ein  ledlich  ding  dem  nach,  ab 
dem  es  abg'malet  ist;  dann  sust  war  ein  g'malter 
mensch  ouch  ein  mensch.'  Zwingli.  ,Es  ist  uns  zwar 
kein  Ehr  vor  den  Frömden,  wann  wir  uns  selbs  mit 
so  hässlichen  Farben  a.'  JMüll.  1665.  —  über- (un- 
trennbar): 1.  mit  Farbe  überstreichen,  beschmutzen. 
Narre'händ  übernwle'd  Türe",  Tisch,  Bank  und  Wand. 
Sulger.  —  2.  (in  ZZoll.  -(?-)  eine  in  (regelmässigen) 
Zwischenräumen  wiederkehrende  Tätigkeit  einmal  aus- 
setzen „VO. ;"  Gl.  „I^will's  ü.  für  ie:.u  Eine  Kuh 
ü.,  =  malen  3  Aa;  BoE.;  Gl;  „LB.;"  Z.  Ir  hättid  die 
Cime  im'  tolle"  früener  iL,  dünn  hiilt  si  nach  ■'cm  ('hal- 
bere" nie  Milch  g'ge*.    Im  weitern  S.  auch:  nur  noch 


153 


Mal.  mel    mil,  mol,  nml 


IM 


leitweise  melken,  was  •/.  B.  unmittelbar  vor  dem  Kalben 

nur  noch  je  den  '-'..  dann  den  3.  Tag  geschieht,  bis 
man  ganz  damit  aufhört  ZZoll.;  vgl.  er-galten  Bd  II 
287,  er-gusten  Bd  II  493.  —  an-:  1.  mit  einem  An- 
strich versehen,  (be)malen   I!.s:  Th;  /.     A*g'mölet  rot 

nml  hin.  Sittz.  .Diese  Geschichte  war  an  dem  Zeit- 
glockenturm angemalet.'  1!  Hist.  Kai.  1845.  S.  noch 
Naeht-Hafm  Bd  II  1015  und  vgl.  anfärben  Bd  I  990. 

—  2.  Jmdn  anschwärzen  Aa;  Bs;  B;  VÜ;  S.  Jmdn 
betrügen  Aa  ;  vgl.  anschmiere». 

Maler  I  m.,  PI.  Moler  BM.,  sonst  unver.:  wie 
nlid.  Syn.  Ab-risser.  Wenn  sich  die  Trauben  ent- 
färben, sagt  man:  ,der  M.  geht  herum.'  Sprww.  1824. 
Auch  Geschlechtsn.  ScuwE.  f;  Z. 

Pass-:  Maler,  welcher  in  den  Kirchen  die  Be- 
malung  und  Vergoldung  der  Fensterrahmen,  der  ge- 
schnitzten Figuren   usw.  besorgt  VO.  —  S. /<«*.«  4. 

„Ginggeli-:  schlechter  Maler  L;  Ndw."  —  Vgl. 
Ginggel   I  3  (Bd   II   365). 

Blähe"-:  wer  Wagendecken  mit  Firniss  und  Öl- 
farbe bemalt  Ar.  —  Brief-:  Illuminist.  Steindruck- 
oder Kupferstichausmaler.  XVI./XVII1.  .Brief-  und 
tuechinaler.'  1594.  Z.  Vgl.  Schm.-Fr.  I  351.  -  „Sele"-: 
Portraitraaler  Z  (Bauernspr.)."  —  Tüfeli-:  spöttische 
Benennung  der  Maler,  welche  die  symbolischen  und 
historischen  Figuren  malten,  mit  denen  man  die  Frei- 
heitsbäume    zierte;    vgl.  ZWthur  Neuj.  St.   1886,  21. 

malere"  I:  malen.  .Da  ich  dem  maier  das  duech 
wollte  bringen,  da.ss  er  mir  die  figur  dar  ane  malere.' 
XV.,  Lüt.,  Sagen. 

Mali  (in  B0.  Mali,  in  ApUrn.;  Tu;  '/,  Moli)  —  f. 
=  Mal  3  Ar;  Gf;  ZO.  M.  abstriche*.  ,Es  ist  die 
Möble  eine  die  Farbe  des  Zettels  zerstörende  flüssige 
Ingredienz.'  HDolder  1851. 

nie-mälig  Gl.  -mali"  G:  niemals  vorkommend, 
in  dem  Vexierversprechen  (vgl.  Lärheim-Gängeli  Bd  II 
347):  I°*  gib  dir  was?  Was  ist  denn  Das?  E*  silberis 
1 1  rart-e'-  Wili,  e*  goldis  Nüteli  in-eme"  niemölene*  Büchsli 
G  (e"  goldigs  Nüteli  im-ene"  niemalige*  Bäteli  Gl). 

G'mäl,  bzw.  G'möl  (in  GuHe..  L„  ObS.,  Pr.,  Rh. 
G'möli)  —  n.,  PI.  G'mäler  Aa;  Bs;  S,  Dim.  G'mältji 
GrD.:  1.  =  Mäl2  Aa;  Bs;  VO;  Gr;  PAL;  G;  S;  Th; 
Z.  in  AApri.;  Bs  mit  verächtlicher  Nbbed. :  geringes 
Gemälde,  schlechtes  Bild,  Karikatur.  Als  Dim..  Bild- 
chen, Buchzeichen  GrD.,  He.  Synn.  s.  Ili  (Bd  1  179). 
Mit  Bluemen  und  G'mälen  üsstaffiere*.  Usteri.  Ja, 
Das  gab  emmig  a»**  es  G'mol!  sagt  mit  Stolz  eine 
Mutter,  deren  Sohn  porträtiert  werden  sollte.  Stutz. 
Wie-n-es  G'm.,  von  fleckenloser  Schönheit ;  vgl.  malen  1. 
G'möli g'schaue",  Bilderbücher  besehen  Gr;  vgl.  G'mäli- 
Buech.  Von  einem  hässliehen,  unangenehmen  Men- 
schen heisst  es:  Der  gab  auch  ne"  G'm.  i"  [in  den] 
Kalender  ine"!  AAZein.  Auch  von  tätowierter  Zeich- 
nung: Z'letzt  ehunnt  noch  üs  im  Dorf,  er  heig  allerlei 
fürjjt'möler  inwendig  uf  den  Arme"  und  uf  ''em  Herz 
[Brust],  's  sig  so  blau  wie  rifi  Zwetschge".  BWvss. 
,l)ass  kein  buochtrucker  einich  buoch  noch  g'mäl  zue 
drucken  underston  [solle].'  1526,  Absch.  .Das  gemäl 
was  me  von  färben,  dann  von  der  hand  oder  der  kunst 
guet.'  Vad.  ,Ir  schnabel.  als  das  gemäl  [der  dazu  ge- 
hörige Holzschnitt]  anzeigt,  ist  schwarz.'  Vogelb.  1557. 
,Mit  Gemahlen  oder  Bildwerken.'  1566/1641,  Helv. 
Conf.  .Graphice,  pictura,  ein  gemäl.'  Fris.  ;  Mal.  ,An 
den  Sonn-  und  Fyrtagen  [soll]  Niemand  Lieder,  G'mäl 


usw.  feil  haben.-  Z  Mand.  1650;  vgl.  Buech-Füerer 
Bd  I  948.    .i  atagraphe,  das  Abreissen  eines  Gemahls.' 

Denzl.  1677;  1716.  .Mit  künstlichen  Gemahlen  oh 
den  Altären.'  1676.  Reisebeschr.  ,T)ie  Bawherren  wer- 
den N.  N.,  dem  Flachmaler,  anbefehlen,  dass  er  in 
einem  in  die  Ratsstuben  verordneten  Gemahlen  das 
jüngst  Gottesgericht  mahlen  solle.'  1678,  S  Ratsprot. 
.In  gewaltigen  Kupferstichen  oder  Gemahlen  das  rö- 
mische Vatican  fürgebildet.'  ClSchob.  1695.  1703  be- 
schloss  der  Rat,  dieses  Gemälde  renovieren  zu  lassen, 
, sofern  man  die  Lüt  findet,  die  den  Bestich  machen 
und  ein  wahrhaftes  Gemahl  machen  können.'  Liebenad. 
—  2.  =  Mal  3  LG.  Bots  G'm.  —  3.  (Scheltw.)  Lümmel, 
schlechter  Mensch  GrHc..  Fr.  Mir  wend  nit  zu  denn 
laidq  G'möli  g'höra. 

Ab-G.  , Wesenlich  abgemäl,  icon.'  Mal.  Kes  A., 
formelhaft  =  gar  Nichts  Gl.  Er  het  kes  A.  g'sait.  — 
A"-:  Narbe;  Zeichen,  Spur  Gl;  GWe.  I'h  ha"  mic'' 
am  Finger  g'haue",  aber  mi  g'siht  kes  A.  mi  [mehr]. 
Vgl.  das  syn.  Anmal.  —  ,Vor-:  adumbratio.'  Mal. 

möle":  in  die  Kette  eines  Gewebes  Mali  zeichnen 
Z;  vgl.  HDolder  1851,  19.  -  Unmittelbar  von  Meli  ab- 
geleitet. 

mälich:  in  der  steigernden  Formel  täglieh  und 
»!.,  jeden  Tag  und  jedes  Mal  Gl.  ,Wie  dass  ir  täg- 
lichen und  mellichen  üwer  potschaft  in  dem  Ryntal 
neigend.'  1530,  Strickl. 

mälig,  mältig,  in  den  Zss.  ei"-,  zwei-,  dri-,  vier-i 
Milch,  in  der  letzten,  bzw.  zweit-,  dritt-  oder  viert- 
letzten Melkzeit  gewonnene  Milch  Ndw.  —  blau"-: 
mit  blauen  .Malen',  von  Schlägen,  bedeckt;  vgl.  Mal  1  d. 
.[Ihr  habet]  die  unsern  geschlagen,  bluetruns  und  bl. 
heinigeschickt.'  1529,  Absch.  —  da-:  damalig.  ,Do- 
möliger  Pfarherr.'  um  1640,  ZZoll.  Taufb.  —  den-: 
gegenwärtig.  ,Nach  Beschaffenheit  den-mähliger  Läu- 
fen und  Zeiten.'   1655.  Hiltv. 

Mal  II  n.,  PI.  Maler,  Dim.  in  BO. ;  Gtttw.;  Lf; 
Uw  Mälti,  sonst  Mali,  bzw.  Moli:  1.  im  Allg.  wie 
nhd..  Mahlzeit,  allg.  Alli  vier  Moli,  Morien-,  Mittag-, 
Abend-  und  Nachtessen  BBe.  Die  //'schwinde"  [un- 
vorhergesehenen, rasch  zubereiteten]  Möli  sind  die 
beste",  Antwort  auf  die  Entschuldigung  der  Gastgeber 
bei  unerwarteten  Besuchen  oder  auch  Ermunterung, 
rasch  zuzugreifen,  sich  eine  gute  Gelegenheit  nicht 
entgehen  zulassen  Z;  aber  auch  ebd.:  Die g 'schwinde* 
Möli  sind  nie  guet  (nie  die  beste"),  's  Jar  ist  längs 
und  der  Male"  ist  mängs,  het  Christe"  am  Neujar  (/'seit, 
wann  er  nit  het  welle"  ril  brüche"  BO.;  Sprww.  1869; 
=  es  sind  der  Tage"  vili  und  der  Mala  noch  mereri  W. 
Z'  Male"  (um),  bei  den  Mahlzeiten  (z.  B.  anzutreffen 
sein).  Er  isst  nid  ril  :'  Male*,  er  isst  de  für  nie  :n  ii- 
schen i"e"  Aa;  ZO.  Eine  Mutter  ermahnt  ihre  Kinder, 
sie  müssten  z'  Male*  Wis  essen,  also  nicht  zwischen 
hinein  L.  Under  Mole",  zwischen  den  Mahlzeiten  Aa. 
Keis  Mälti  esse"  chönne"  öni  Schmerze",  z.  B.  bei  Zahn- 
weh BHa.  D's  71/.  ha",  Mahlzeit  halten  FO. ;  vgl. 
Dial.  306  (Übersetzung  von  Lucas  XV  24).  Ei"'m  's 
Möli  abe'tue",  Jmdm  heftige  Vorwürfe  machen,  eig. : 
ihm  eine  tüchtige  Portion  zu  Teil  werden  lassen  Z; 
Syn.  Melw.  .Man  funde  noch  so  verwegen  lüt,  die 
sich  für  seelon  oder  geister  dörftend  usgeben,  allein 
dass  sy  under  disein  sehyn  ir  maal  möchtind  besseren 
[dabei  gern  ihren  Vorteil  suchen  möchten].'  LLav. 
1569.     Die  Verabreichung   eines   Mahls   ist   in    alten 


155 


Mal.  mcl.  mil.  inol.  imil 


156 


I.Vchtsbestininiungen  vielfach  geregelt;  ein  Anrecht 
darauf  hatte  der  Bauer  nach  gewissen  Frondiensten, 

■  ler  grnndherrliche  Beamte,  wenn  er  Gericht  hielt  usw. 
.Als  dann  bishar  die,  so  vech  gehebt,  dem  gottshus 
alle  jar  ain  fuoder  mist  geben  müessen,  damit  ist  ain 

hof  beschwert,  und  vermaint,  den  i'ürhin  nit  schuldig 
ze  syn,  man  gab  inen  dann  das  m.'  1525,  Absch. 
.Darum  soll  der  vogt  dem  weibel  das  m.  geben.'  XIV. 
bis  XVII.,  ZBass.  Offn.  8.  noch  Fueter  Bd  I  113Ö  und 
vgl.  dazu  noch  Geschfo.  Ges.  XV  3(1.  .Das  M.  zu 
geben',  d.  h.  warme  Speisen  auftischen  zu  dürfen,  war 
Vorrecht  einer  Klasse  von  Wirten  (der  heutigen  Speise- 
wirte); vgl.  Ochs  II  154  und  s.  Gastwng  Bd  II  243. 
.Die  wirte  sollen  den  armen,  so  nur  einer  supper  oder 
brüen  begeren,  gleich  so  wol  als  denen,  so  das  m. 
essen,  geben  und  auch  beherbergen.'  1586,  SchwE. 
Klosterarch.  .Die  Gast-  und  Tavernenwirten  sollen 
den  Gesten  Dasjenig,  so  sie  begerend,  es  sye.  dass  sy 
das  Pfennwert  nöminen  [nach  eigener  Wahl  bestellen] 
oder  in  's  Mahl  sitzen  [an  dem  gemeinsamen  .Mahl 
teilnehmen]  wöllind,  nit  abschlachen.'  B  Mand.  1628. 
.Gesatztes  Mal',  .Mahlzeit  nach  Bestellung,  zu  be- 
stimmter Zeit,  nach  .Satz-  und  Ordnung.'  .Der  Vicar 
zu  Baden  müsse  dem  Orglentreter  im  Jar  2  Mal  uf 
die  4  Hoehzytteg  allwegen  2  g'satzti  Möler  geben.' 
1565,  A*Wett.  Klosterarch.  Die  Wirte  dürfen  bis  auf 
weitere  Verfügung  für  ein  .gesatzt  M.'  8  ß  beziehen. 
1575.  Absch.  .Ein  recht  g'satzt  mahl  2  ß.'  1400,  ECvs. 
.Köstliche  und  überflüssige  Mählere.'  Bs  Polizeiordn. 
1715.  Im  Ganzen  in  der  Umgangsspr.  wenig  üblich 
(dafür  Esse");  meist  mit  dem  Nbbegr.  «ler  Festlichkeit 
oder  der  Gemütlichkeit;  Letzteres  bes.  für  die  Dim.- 
Form  (welche  dem  Volksmunde  allerdings  geläufig  ist). 
Es  gät  zue  wie  amene"  31.  VO;  G;  Z.  Von  schönen 
Aussichtspunkten  wendet  man  die  RA.  an;  Do  g'seht 
wen  über  mänrjs  guets  3101  i  (und  über  »taug*  ChrüzJ 
ine;  «L;  Z.  .Damit  der  vater  syn  möli  teglich  er- 
bessern  mög.'  1552,  MEsterm..  Puck.  ,lmpensis  coe- 
naruni  suffragia  plebis  venari.  mit  ausgeben  gueter 
mälinen  den  gunst  und  huld  des  volks  überkommen 
und  erlangen.  Orare  veniam  dapibus,  betten,  dass 
man  verguot  habe  an  einem  schlechten  [einfachen] 
male.  Das  male,  schlechts  male,  coenula.'  Fris.;  Mal. 
.Zue  einem  bescheidenlichen  Mähli  laden.'  Z  Mand. 
1636.  .Man  muss  die  Mählin  teilen,  nicht  Alles  auf 
einmal  verzehren.'  Mey.,  Hort.  1602.  Spec.  a)  die 
Hauptmahlzeit  in  den  Klöstern;  vgl.  Gfd  XI  98;  XXV 
142;  ferner  das  Syn.  Imbiss  Bd  I  236.  —  b)  Suppe 
PAger;  Syn.  Ghuchi.  —  c)  nur  Dim.,  ein  solches  Quan- 
tum von  einer  Speise,  als  zu  je  einer  Mahlzeit,  einem 
Gerichte  erforderlich  ist.  Es  Möli  Herdöpfel  üstue" 
G;  Schw;  Z;  vgl.  Stutz  VI  34.  Es  Mali  Bönen  ab- 
ijivtunitf  [pflücken].  Du  wirst  aw*  bald  es  Möli  ha", 
iron.:  du  wirst  das  Nötige  kaum  zsbringen.  wirst 
deinen  Zweck  wohl  nicht  erreichen  Z.  Es  Möli,  Mälti 
Milch,  so  viel,  als  man  zur  Sättigung  einer  Haus- 
haltung oder  seiner  selbst  bedarf  Ap;  Schw;  Uw;  Z. 

-  Übertr.  auf  Lustbarkeit,  Vergnügen  übh.;  Gewinn. 
Der  N.  hat  keis  Möli,  trenn  er  dich  scho"  überchunnt 
[zur  Frau  bekommt]  SchwE.  (vgl.  das  syn.  Fressen 
Bd  1  1324).  Vgl.:  .Wie  muess  Abram  die  gueten  mal, 
mit  Agar  g'hebt  in  disem  fal,  so  hert  büessen!'  Ha- 
merer  1562.  —  2.  ein  Flächenmass  von  250 — 400 
Quadratklftm  oder  '/s — '/»  Jucharten,  je  nachdem  es 
sich  auf  Weinberge  oder  Äcker  bezieht;  vgl.  Gr  Samml. 


1779,  41;  1780,  323;  1809,  197  f.  .Ein  neues  Feldmal 
enthält  400  und  ein  altes  300  Klftr  zu  7  Schuhe 
GftChur.  So  viel  Ackerfeld,  als  man  in  drei  Stunden 
pflügen  kann,  ebd."  ,Uf  einem  acker  sind  es  zwei  mal.' 
1464,  GSa.  (Senn).  .Ein  in.  ackers',  =  eine  Drittels- 
Juchart.  Äg.Tsobudi,  .Mise.  hist. 

Der  ä.  PI.  .Maler'  und  der  jüngere  ,Male'  zuweilen  bei 
dem  selben  Schriftsteller,  z.B.  bei  LLav.  l.'.s-_>.  in  l  i>  hat 
sich  der  Bcgritf  auf  den  Hauptbestandteil  bäuerlichen  Mahles 
eingeschränkt.  Zu  1  vgl.  noch  Anm.  zu  Hirte*  Bd  II  164'j. 
•2   ist   wohl    nur   verk.   aus   den   Synn.    Imbine-,    Mitt-M. 

Eier-Mäl  s.  Eier-laufen  Bd  III  1127  und  vgl. 
Gotth.  VII  134,  Hofst.  II  136. 

Abend-,  Abig-:  1.  Abendessen  PA1.  —  2.  das  h. 
Abendmahl,  ref.  Schweiz;  Syn.  Nacht- 31.  Ich  we"tt 
's  heilig  O.  druf  ne",  Beteurung  ScHSt. 

Die  Formel  unter  '2  appelliert  eig.  an  ein  Gottesurteil 
(der  hl.  Bissen  soll  im  Munde  stecken  bleiben,  wenn  die 
Unwahrheit  geredet  wurde)  oder  bezieht  sieh  auf  die  Sitte. 
der   Eidleistung  den   Genuss  des  A.  vorangehen   zu   lassen. 

Augsten-:  aus  dem  Ertrag  einer  alten  Stiftung 
jährlieh  an  Hilfsbedürftige  abgegebene  Spende  von 
Lebensmitteln  Schw;  vgl.  Steinauer  I  58.  —  Alpe"-: 
.Mahlzeit  aus  Alpprodukten';  Name  einer  Abgabe  an 
den  Landesherrn,  bestehend  in  so  viel  Butter  und 
Käse,  als  man  aus  der  in  einem  Tage  auf  der  Alp 
gewonnenen  Milch  bereiten  konnte.  1436.  Müller, 
SchwG.  III  488  (fürGT.);  vgl.  Vogel-3L.  Tag-Mulchen. 

Amm-Möli:  Mahlzeit,  bei  der  man  sich  gütlich 
tut  L  f.  —  Wohl  verstümmelt  aus  Ammann-M.;  s.  Amm- 
Mann   ~. 

Heb- Amme"-:  Festlichkeit  der  Frauen  nach  der 
Wahl  einer  Hebamme  TuHw.;  ZO.;Jvgl.  Wiber-TrunJc . 
ferner  Bd  I  212.  —  Eimer-.  ,Die  sinner  gend  an  das 
e.   1  pfd  hlr.'  um  1400,  THÜiess.  Stadtr. 

Imbiss-:  1.  wesentlich  =  Imbiss  2  (s.  Bd  I  236). 
,Der  Prior  hat  einen  neuen  Brauch  angefangen,  indem 
er  des  Gotteshauses  Zins-  und  Trottenleuten  auf  St 
Laurenzentag  ein  Imbissmahl  gegeben.'  1533,  Absch. 
Hierauf  werden  die  Gesandten  auf  der  Zunft  zum 
Saffran  mit  einem  gar  köstlichen  .Imbismahl  tractiert.' 
1586,  ebd.  Auch  sonst  häufig  im  XVI.;  s.  noch  uf- 
haben  Bd  II  894.  —  2.  so  viel  Ackerland,  als  man 
bis  zum  , Imbiss',  d.  h.  in  einem  halben  Tage,  pflügen 
kann,  ungefähr  600  Quadratklftr  GrPi\  Vgl.  .Morgen.' 
,Man  säet  auf  ein  sog.  Immismahl  etwa  12  Quartanen 
Gerste.'  Gr  Sammler  1805.  —  Zu  2.  St.  gibt  mit  Bez. 
auf  B,  wohl  durch  ein  Schreibverseheu,   60   Klftr  an. 

Eren-:  Ehrengastmahl.  XVI./XVII.  ,Wir  habend  in 
kinderen  Jobs  ein  beispil  eins  eren-  und  fröudenmals.' 
LLav.  1582.  —  Oranie"- Mali:  ein  zu  Ehren  des 
fürstlichen  Hauses  Nassau-Oranien  alljährlich  in  Bs 
gehaltenes  Festmahl,  dessen  Kosten  aus  den  Zinsen 
einer  Stiftung  bestritten  wurden,  die  a.  1764  ein  aus 
holländischen  Diensten  zurückkehrender  Offizier  ge- 
macht hatte;  vgl.  Ochs  VII  633.  —  Ürten-Mäl  = 
Orten  3  (s.  Bd  1  490/1).  .Deswegen  man  gar  selten  on 
feldhüener  in  den  gueten  Wirtshäusern  das  irtenniahl 
nimmt.'  1595,  ThPlatt.  —  Vogel-:  „so  viel  Milch, 
als  am  Milchprüfungstage  gemolken  wird  GSa.  f " ; 
Syn.  31al-3Iilch.  Das  Selbe,  was  Alpen- Mal,  als  Ab- 
gabe an  den  Landesherrn  Gr;  GSa.  .Dem  Grafen  ge- 
bührt von  den  Alpen  das  V.,  von  jedem  Kessel  so  viel, 
als  man  eines  Tages  macht.'  1462,  Planta  1881,  300; 
vgl.  Absch.  VIII  421.     .Die  Leute  im  Oberland    ver- 


157 


Hai,  niel.  tili  1.  inol.  mul 


K,> 


hingen  vom  Vogt,  dass  er  ihnen  die  Bären  verjage 
und  [wollen  ihm]  darum  das  V.  geben.'  1504,  Absch. 
,Da  unsere  Herren  in  jedem  Senntuin  im  Sarganser- 
land  ein  V..  nämlich  einen  Tag  Milch  jahrlich  haben, 
so  begehren  die  Landleute,  dass  man  ihnen  dafür  alle 
wilden  Tiere  vertilge.'  1526,  ebd.  ,Des  v-s  halben  ist 
gesetzt  also:  wo  ein  herr  darum  gegen  den  synen  briet 
und  sigel  hat,  sollen  sy  das  hinfür  wie  von  alter  her 
ze  geben  schuldig  syn.'  ebd.  ,Das  v.  hat  pracht  [ein- 
gebracht] 160  mass.'  1531,  Strickl.  .Das  v.  hat  uf 
diss  jar  an  anken  pracht  162  mass,  an  käs  90  wert- 
käs.' 1533,  ebd. 

Die  Abgabe  bezieht  sich  auf  das  Recht  des  Laudesherrn, 
wenn  er  in  die  Landschaft  kam,  von  den  Untertauen  nicht 
nur  ein  Mahl  für  sich  und  seine  Begleiter,  sondern  auch 
Futter  für  die  Jagdhunde  und  Jagdfalken  (vgl.  Habirh  Bd  II 
936/7}  zu  verlangen.  Diese  Abgabe  wurde  dann  in  den  alpinen 
Gegenden  von  Gr  und  im  GO.  als  Grundlast  auf  die  Alp- 
weiden gelegt  und  1787  in  eine  Geldabgabe  von  16  Krzrn 
vom  Stück  Vieh  umgewandelt.  Nur  noch  undeutlich  schim- 
mert die  urspr.  Bed.  durch  in  der  Gegenverptlichtung  des 
Landesherm,  einen  Jäger  und  einen  Hund  zu  halten,  um 
die  wilden  Tiere  im  Lande  unschädlich  zu  machen ;  vgl.  noch 
AI.-,  h.  IV  1  a.  30'2;  VII  I,  1335;  VIII  425;  Planta  1881, 
314.  Iu  der  von  St.  angegebenen  Bed.  ist  vollends  nur 
noch  das  Mass  geblieben,  das  einst  als  Grundlage  für  die 
Berechnung  der  Abgabe  diente.  Vgl.  noch  Sperber-M.,  Tag- 
Mulchcu. 

Landvogt-:  Mahl,  das  man  dem  Landvogt  der 
Herrschaft  Thurgau  bereit  halten  musste,  wenn  er 
die  Huldigung  entgegennahm;  so  lt  G  Neuj.  1884,  9 
in  THBürglen.  —  Gefangnen-:  Mahl,  das  der  Land- 
vogt von  ZGrün.  den  Untersuchungsgefangenen  auf 
Rechnung  der  Herrschaft  Zürich  gab.  XVI.,  Amtsrechn. 
ZGrün.  (stehender  Ausgabeposten).  —  Fir-.  .Die  hand- 
werchslüt  sollen  an  fyrmalen  fyraben  haben,  wie  einer 
ouch  uf  dem  feld  haben  muess.'  1558,  Obw  Rq.  - 
Vor-,  zsgz.  Vormd  =  Vor-Azi  (s.  Bd  I  626)  Ap;  G; 
Th.  Z'  V.  esse".  Auch:  Trunk  etwa  eine  Stunde  vor 
dem  Nachtessen  G  uT.  Vormahlzeit,  die  man  an  länd- 
lichen Hochzeiten  den  Gästen  am  Morgen  vor  der 
Einsegnung  bereit  hält  L  (lt  CPfyffer  1850,  312);  Syn. 
Morgen-Suppen.  .Nachdem  eine  tüchtige  Suppe  zum 
V.  eingenommen  ist.'  Pfvffer.  -  Uffarts-:  Schmaus 
des  Flurgerichts  am  Himmelfahrtstage  Bs  f.  —  Visi- 
taz-:  Mahl,  das  der  Pfarrer  dem  amtlich  bestellten 
Visitator  (vgl.  Bd  I  1080)  zu  geben  verpflichtet  war 
AaL.;  der  Bat  gab  daran  5  fl.,  sowie  2  Kannen  La 
Cöte;  vgl.  JMüller  1867,  156.  —  Fisch-:  Mahl,  an 
welchem  Fische  (wahrsch.  Lachse;  vgl.  Letzt- M.)  das 
Hauptgericht  bildeten.  Einem  Zuchtmeister  wird  ver- 
gütet für  4  Fischmäler  24  Krzr.  XVIII.,  Sch  Ämterb. 
—  Freud-:  Kindtaufschmaus  Gl.  —  Fron-:  Fest- 
mahl zu  Ehren  eines  Fürsten.  .[Nach  der  Krönung] 
der  küng  uf  das  rathus  g'füert  was  in  ainen  kostlichen 
sal.  Da  hielt  man  nun  das  fr.  mit  unsäglichem  prang.' 
Vau.  —  Gant-Möli:  Schmaus,  den  man  nach  einer 
Versteigerung,  bes.  von  Liegenschaften,  abhält  Ap; 
ZO.  —  Gisel-Mäl:  Mahl  im  Einlager,  auf  Kosten 
des  Glsels  (s.  Bd  I  467/8).  XIV./XVL;  vgl.  Troll  VI 
212;  Arg.  IV  233.  —  Gläris-  s.  Bd  U  642.  .Das 
guot  ist  eigen  unz  etwas  an  das  gl.-  1420,  Arg.  — 
Gräube"1-,  Grübe"-:  Mahlzeit  am  zweiten  Abend 
nach  dem  Schlachten  eines  Schweines  fürs  Haus,  zu 
der  ausser  den  Nachbarn  auch  Verwandte  eingeladen 
und  bei  der  in  erster  Linie  Gräuben  (s.  Bd  II  686)  auf- 


getischt werden  GRÜbS.,  Sa. ;  vgl.  Metzgi-,  Wurst-M. 
-  Grueber-Mäli:  Schlussmahlzeit  nach  dem  .Grue- 
ben' (s.  Bd  II  696)  ZS.    Vgl.  Chrä-Hanen.  -  Sräbt- 

Mäl  =  Gräbt  2  (s.  Bd  II  698)  B;  S;  Syn.  Liehen-, 
Toten-M.  A.  1611  erlässt  der  Landrat  von  Xmv  Ver- 
ordnungen über  die  ,Gr.-Mähler'  und  Hochzeiten. 
.Zuglyeh  sollend  verbotten  syn  die  unnotwendigen 
Greb(d)nussmähler  (Begräbdmähler)  und  dass  man 
deren  weder  in  eignen  noch  offnen  Hüseren  halten 
siille.'  B  Mand.  1628/67.  S.  noch  Schild  III  83  ff.; 
Glutz-Hartmann  1879,  15/6.  —  Griff  e"-Mäli:  von 
den  drei  Ehrengesellschaften  von  Klein-Basel  jeweils 
im  Januar  veranstaltetes  Fest.  Mittags  12  Uhr  an 
dem  festgesetzten  Tage  kommt  der  .wilde  Mann'  den 
Rhein  heruntergefahren  und  wird  heim  Gesellschafts- 
haus von  seinen  Genossen  .Greift"'  (s.  Bd  II  709)  und 
,Löwe'  empfangen;  darauf  begeben  sich  die  drei 
.Wappentiere'  auf  die  alte  Rheinbrücke  bis  zum  Käp- 
pelijoch,  der  ehemaligen  Grenze  zwischen  Gross-  und 
Klein-Basel,  wo  sie  einen  höchst  primitiven  Tanz  auf- 
führen. Nach  dem  darauf  folgenden  Mahle  halten  die 
drei  .Ehrenzeichen'  einen  Umzug  durch  die  .Kleine 
Stadt.'  S.  noch  Bs  Taschenb.  1884,  248,  Uelerich  Bd  I 
183.  —  Groppen-Mäl:  Mahlzeit,  an  der  hauptsäch- 
lich Groppen  (s.  Bd  II  788/9)  aufgetischt  werden. 
.N.  N.  behauptet,  dass  die  Fischenzen  in  der  Aare  bei 
Döttingen  stets  dem  Bischof  gehört  haben,  da  die 
Fischer  schuldig  seien,  dem  Vogt  die  Fische  zu  brin- 
gen, und  da  der  Vogt  jährlich  mit  grossen  Kosten  ein 
Mahl,  Gr.  genannt,  halten  müsse.-  1586,  Absch.  .Der 
Vogt  zu  Wangen  haltet  noch  jährlich  das  Hofgericht 
zu  Subingen  und  darauf  ein  Mahlzeit,  das  Gr.  ge- 
nannt.' Fr. Haffner  1666.  ,Das  Hofgericht  oder  ge- 
meinlich  das  Gr.  genannt.'  ebd.  —  Hebel-:  alljähr- 
lich unter  Leitung  der  Basler  historischen  Gesellschaft 
zu  Hausen  im  Wiesental  abgehaltene  Gedächtnissfeier 
zu  Ehren  JPHebels.  —  Holz-:  Mahlzeit,  die  nach 
Schluss  des  Holzschlags  in  der  Corporationswaldung 
den  Holzhauern  im  Pfarrhaus  gegeben  wurde  und  an 
der  auch  die  Dorfvorsteher  Teil  nahmen  ZDüb. 

Hüener-:  jährliches  Festmahl  in  ZWthur,  an 
welchem  die  Nachkommen  der  altadeligen  Geschlechter 
in  und  um  die  Stadt,  ferner  die  Stadträte  und  die 
Pfarrer  von  Wülfiingen,  Pfungen  und  Hettlingen  Teil 
nahmen,  und  zu  dem  vormals  der  Landvogt  auf  Kyburg 
einige  Hühner  beizusteuern  hatte;  vgl.  Troll  III  104/5; 
Leu.  Lex.  XIX  501;  Garn  Bd  H  420.  .Am  H.  zu 
Winterthur,  da  man  g'rad  den  Prosynodum  gehalten.' 
1696,  Z  Syn.-Mscr.  .Hüenermäler  veranstaltete  auch 
der  Staat  Luzern  als  Gerichtsherr  seit  dem  XV.  t.  auf 
dem  Rathause,  t.  auf  den  Zunftstuben  aus  den  Herbst- 
hühnern; doch  wurden  sie  in  der  Mitte  des  XVII.  als 
zu  kostspielig    abgeschafft;    vgl.  Liebenau  1881,  206. 

Das  Wthurer  H.  gieng  hervor  aus  dem  Mahl,  das  der 
Landvogt  auf  Kyburg  zunächst  aus  den  Zinshühnern  bereiten 
Hess  und  zu  dem  er  die  Honoratioren  der  Nachbarschaft  einlud. 

Henker-:  1.  wie  nhd.;  dann  übh.  ein  reichliches 
Mahl  Sch;  Z.  D's  H.  ge".  reichlich  abfüttern  W  (auch 
vom  Vieh).  Vgl.  Fr.,  Ztschr.  VII  297;  henken  Bd  II 
1457.  —  2.  bei  Bauersleuten  eine  aussergewöhnliche 
Fleischmahlzeit,  die  sie  sich  gestatten,  wenn  sie  das 
Fleisch  eines  ins  Haus  geschlachteten  Schweines  aus 
der  Salzbeize  nehmen,  um  es  in  den  Rauch  zu  hängen 
ZPfäff.,  S.  —  2  bezieht  sich  auf  das  Aufhängen  (henke")  des 
Fleisches,  lehnt  sich  aber  in  der  Form  scherzh.  Weise  an  1  an. 


159 


Mal.  mel,  mil,  innl.  nmt 


IriO 


Herron-Mal:  Mahlzeit,  die  der  Vogt  aufSchloss 
Grüningen   den  Abgesandten    <ler  Herrschaft   Zürich, 

den  Pflegern.  Amtleuten,  Vögten,  Richtern  usw.  bot; 
solche  ,H.-  verrechnete  er  dann  als  stehende  Ausgabe 
in  seinen  jährlichen  Amtsrechnungen.  —  Herbst-: 
Mahlzeit,  die  der  .Rebniann'  am  Schluss  der  Jahres- 
arbeit von  dem  Eigentümer  der  Reben  erhielt.  ,Für 
das  H.  1  Mass  Wein,  '/«  P>'°t  un(l  1  PM  Rindfleisch.' 
1696,  Sch  Rebbüchli. —  Judas-:  Festmahl  am  Grün- 
donnerstag Abend  LRick.f  Wer  zuerst  in  die  Schüssel 
mit  dem  Hauptgericht  langte,  wurde  Judis  geheissen, 
wer  es  nach  ihm  tat,  Malchin.  —  St  Johannes-: 
Festmahl  nach  Weihnachten  Ap;  vgl.  Ap  Geschichten 
und  Sagen  S.  71.  —  Jars-:  alljährlicher  Festsehmaus 
auf  den  Zünften.  .Als  etliche  Male  bei  Jahrsmälern 
so  grosse  Kosten  ergangen  sind,  soll  man  fortan  8 
oder  14  Tage  vorher  ein  Bott  [gebotene  Zskunft] 
halten  und  beraten,  was  der  Oberstubenmeister  ein- 
kaufen solle.'  16U2,  Geering  (Bs).  —  Chueche"- 
Möli:  Mahlzeit  beim  ersten  Patengeschenk  am  Neu- 
jahrstag, zu  der  die  Paten  grosse,  gebackene  Ringe 
(Kuchen)  mitbringen  S  (Schild).  Het  Eine''  g'rad  es 
Ch.,  he  im,  an  chömme"  d'  Chnabe"  z'  Chilt,  cho"  singe', 
essen  und  chu"  trinke".  Schild.  Bi-n-üs  uf-em  Land 
nimmt  wie"  's  justement  nit  so  g'nau,  gab  Eis  [ein  Kind] 
me  am  Tisch  oder  nit,  gab  es  Ch.  me  oder  weniger, 
wenn  's  Gottsu-ill  isch.  ebd.  —  Kan z listen  -  Mal. 
,Ich  holete  [meine  Braut]  ab  an  unser  K.'  1663,  Z 
Taschenb.  —  Chäs-:  Schmaus  bei  der  Verteilung  des 
Gewinns  einer  Gesellschaftskäserei  B;  vgl.  Gotth.  XX, 
Kap.  17  ,die  Abteiltig.'  .Unser  Amtleuten  und  Bur- 
geren Hochzeit-,  Zehnd-,  Käs-  und  andere  Mähler.'  B 
Mand.  1661.  —  Chaste"-:  Mahlzeit  bei  Anlass  der 
Rechnungsablegung  des  Klosterverwalters  Ndw.  — 
Klause"-:  jährliches  Fest  der  Schiffleute  auf  dem 
Vierwaldstättersee  zu  Ehren  des  Schutzpatrons  St  Ni- 
kolaus; vgl.  ab-buren  ßd  III  447.  —  Knechten-: 
Mahlzeit  der  Knechte  im  Schloss  Grüningen;  sofern 
daran  die  Tagelöhner  Teil  nahmen,  wurden  die  betr. 
Auslagen  regelmässig  unter  dem  Titel  ,Kn.'  in  den 
Amtsrechnungen  aufgeführt.  —  Chrom-:  von  einem 
Verein  oder  einem  Privatmann  veranstaltete  Mahlzeit, 
von  welcher  jeder  Teilnehmer  einen  Teil  der  Über- 
reste [als  Chram]  mit  nach  Hause  nehmen  durfte  GStdt. 
Es  wurde  zum  Voraus  angezeigt,  ob  es  eine  Kröm- 
oder  eine  gewöhnliche  Mahlzeit  sein  werde.  .Unsere 
Mahlzeit  war  eine  Krömmahlzeit.  Wir  niussten  sie 
so  um  unserer  Frauen  und  Kinder  willen  wollen!' 
PScheitlin  1829.  .Später  kommen  die  Mägde  mit  den 
Laternchen  und  den  Körben,  denn  es  ist  eine  Kröm- 
mahlzeit.' ebd.  Vgl.  lieseheid-Essen  Bd  I  528,  B'haltis 
Bd  II  1239,  Chram  Bd  III  810. 

Krüt-:  Mahl,  das  man  den  Bauern  von  Zllln., 
Kyb.,  Lind,  hei  der  Zehntenverleihung  verabreichte. 
Jährlich  uf  Johann is  im  Summer  hat  man  den  G'meins- 
liiten  ein  Mal  geben  müessen,  das  ward  das  Kr.  ge- 
namset.'  JJRüeger  1600  (nach  ihm  erst  a.  1580  ab- 
geschafft; vgl.  dagegen  Krüt-Fond  Bd  I  850).  .1517 
ward  geordnet,  diss  Kr.  zu  besuchen,  ein  Zug  mit 
2  Mannen,  ein  halber  Zug  mit  1  Mann,  wie  auch  die 
mit  der  Howen  buwend  und  den  Zehenden  gebend.' 
ebd.  1517  und  1580  wurden  besondere  Verordnungen 
betr.  das  ,Kr.'  erlassen. 

Willis,  h.  benannt  mit  Bez.  auf  das  , Kraut'  [Mangold], 
das  hui  die  genannte  Zeit  in  bester  Entwicklung  and  Frische 


steh!  und  \  ii-ll.  eben  bei  diesem  Mahle  vorgesetzt  wurde; 
vgl.   noch    Mem.   Tig.    1845,  S15   und   Chrüt  Bd   111   885. 

Scr-Chrüt-Mäli:  Mahlzeit  auf  der  Zunft  zur 
Saffran  um  die  Zeit,  da  frisch  eingelegtes  Sauerkraut 
als  Erstlingsgemüse   aufgetischt  werden  kann    ZStdt. 

—  Lich(e»)-Mäl  (in  ZSth.  Licht-)  =  Grübt  (s.  Bd  II 
698)  Ar:  Tu:  Z.  .Die  Tauf-  und  Leichenmähler  sollen 
in  den  Wirtshäusern  zu  halten  verboten  und  nur  in 
den  eignen  Häusern  erlaubt  sein,  Erstem  nur  die 
einzelnen  Taufzeugen  beiwohnen,  bei  den  Letztem 
aber  nur  die  Eltern,  Kinder,  Geschwisterte,  Schwägere 
und  Geschweien,  so  aus  entfernten  Orten  herkommen, 
bewirtet  werden  mögen.'  1785.  Z  Ges.  S.  noch  Ruppen 
1851,  70;  Osenbr.,  W.  I  23;  V  80;  Schild  1885,  175. 

—  Leid- =  dem  Vor.;  daran  nehmen  Teil  die  ,Leid- 
lüf,  die  Träger  der  Leiche  und  der  Lehrer,  der  das 
.Leichengebet'  übernommen  hat  ZO.  ,Die  uf  unserer 
Landschaft  von  neuwem  yngerissne  Lych-  und  Leid- 
mähleiv  Z  Mand.  1650.  —  W erc h  -  Lüten-:  den 
.Werkleuten',  bes.  am  Schlossbau,  verabreichtes  Mahl, 
so  ziemlich  stehender  Titel  in  den  ZGrün.  Amtsrech- 
nungen. —  Leuwe"-Mäli:  jährlicher  Schmaus  der 
Kleinbasier  Gesellschaft  zum  Löwen;  vgl.  Bs  Taschenb. 
1884, 239;  ferner  Grlfen-M.  -  Letzi-Mäl:  Abschieds- 
mahl  Z;  Syn.  Letzt.  .Bisher  haben  die  Landvögte  vor 
ihrer  Abreise  auf  der  Obrigkeiten  Kosten  ein  L.  an- 
gestellt, wobei  mindestens  50  fl.  aufgegangen  sind.' 
1626,  A  iiscii.  ,l>iss  Nachtmahl  ist  zugleich  das  erste 
Nachtmahl  und  des  Herrn  Christi  Letzemahl.  So  oft 
wir's  halten,  essen  wir  mit  Christo  gleichsam  die 
Letze.'  FWvss  1650.  ,Die  G'richtserkanntnuss.  welche 
a.  1721  ist  am  gewohnlichen  L.  geordnet  worden.'  1740, 
Uürs.  Rq.  ,Auf  den  Antrag  des  Landvogts  [im  Th] 
wird  unter  Ratifikationsvorbehalt  das  sog.  L..  welches 
die  Landvögte  in  ihrem  zweiten  [d.  h.  letzten]  Amts- 
jahre bisher  zu  geben  pflegten,  abgestellt.'  1740,  Absch, 
,Dem  Vogtg'richtsdiener  an  dem  Lachs-  und  Letzimahl 
für  das  Bescheidessen  1  fl.'  XVIIL,  Sch  Pfrundenb. ; 
vgl.  Fisch-M.  —  Maien-:  Name  des  Gastmahls,  das 
früher  nach  der  Äinterbesetzung  am  1.  Mai  auf  dem 
Rathaus  für  die  Bürgerschaft  veranstaltet  wurde  AaL. 
Nachdem  das  ,.M.'  1735  abgeschafft  worden  war,  gab 
man  den  Bürgern  als  Entschädigung  eine  Geldspende  ; 
vgl.  JMüller  1807,  153  und  Mai.  —  Ammann-: 
Nachtessen  nach  der  Landsgemeinde,  an  welcher  die 
Standesämter  neu  bestellt  wurden,  auf  Kosten  des 
neuen  Landammanns  oder,  wie  1650  in  Schwyz,  sämmt- 
lichcr  neugewählten  Beamten ;  vgl.  Blumer,  RG.  I  b 
120  ff.;  Gfd  38,  119  11'.  .Und  als  dann  ein  Zyt  bar, 
wann  ein  Landammann  erwählt  worden,  ein  grosser 
überschwenklicher  Kosten  mit  dem  A.  über  dieselbigen 
ufgelofen,  nit  allein  mit  Landlüten,  sondern  auch 
frömde  und  junge  Knaben,  so  nit  über  die  14  Jar. 
auch  die  Maler  uf  den  Landammann  getan,  derohalben 
habend  MHHn  für  gut  befunden,  dass  zu  künftigen 
Zyten,  welcher  als  Landammann  erwählt  wird,  kein 
Mal  mehr  geben  solle,  sonder  einem  jeden  Landmann, 
der  fürüber  die  II  Jar  ist,  5  Btzn  dafür  solle  gegeben 
werden.'  1611,  Gfd  (Ndw).  ,Wcr  eine  fremde  Weihs- 
person heiratet,  die  nicht  300  fl.  Kapital  besitzt,  soll 
am  Allmendnutzen,  an  Pensionen  und  an  Anmiann- 
mählern  keinen  Teil  mehr  haben.'  1703,  U  Rcj.  ,I>as 
sog.  A.  soll  nach  ordentlich  abgehaltener  Landsge- 
meinde in  Zukunft  wieder  gehalten  werden.'  1864, 
Ndw  Gesetzb.  —  Müs-.   ,Prandtum  abstenium,  prov., 


161 


Mal,  mel.  mil,  mol,  mul 


102 


Mäusmahlzeit,  Mahlzeit  ohne  Wein,  da  man  mit  den 
Gänsen  trinkt.'  Denzl.  1677;  1716.  —  Mischel-: 
Mahlzeit,  an  der  ein  Gemengsei  von  allerlei  Speisen 
l.iiieseolanza')  aufgetragen  wird  PA1.  (Giordani).  — 
Meister-Mali:  Mahlzeit  zu  Ehren  eines  neuge- 
wählten . Zunft-  (bzw.  Stuben-)  Meisters'  Bs  (Spreng); 
vgl.  Geering  1886,  104.  —  Bü"-Meister-Mäl:  Mahl- 
zeit bei  der  Ablegung  der  Jahrrechnung  des  Bau- 
meisters [des  ersten  städtischen  Vorgesetzten].  XVI. 
bis  XVIII.,  ZEgl.;  vgl.  Wild  1883  I  109. 

Mitt-,  MittmA,  Mittel:  ein  Flächenmass,  ungefähr 
100—120  Quadratruten,  9000  Quadratfuss  oder  '/*  Ju- 
chart  GKh.  .4  mitmel  ackers,  2  kurzi  mitmel.'  1393, 
GRChur  Urbar.  .Ein  mittmal  ackers.'  Tschüdi,  Mise. 
hist.  .Mitmel-,  Mittel-Äcker'  werden  erwähnt  im  GSev. 
urbar  von  1609;  vgl.  Mal-Acher  Bd  I  67. 

Mhd.  mite-msl  (vgl.  Lexer);  volksetymologisch  ausge- 
deutet: So  viel  Land,  als  man  zwischen  zwei  Mahlzeiten  zu 
pfiOgen,  übh.  zu   bearbeiten  vermag. 

Metzgi-Mäli:  Metzelsuppe  BBe.;  Syn. Metzgeten; 
vgl.  Gräüben-M. 

Nacht- Mal:  1.  Abendmahlzeit.  ,N.,  cena  ob- 
sonium.'  UwE.  Voc.  .Das  beschach  am  nechsten  sttn- 
nentag  darnach  umb  das  n.'  1388,  Gl  Urk.  ,Zue 
vesperzyt  umb  das  n.'  NSchradin  1499.  ,Es  ist  auch  ihr 
brauch,  auf  stroh  oder  einer  sträue  sitzende  ihr  ymbis 
und  n.  zu  essen.'  Tschddi,  Gallia.  ,Die  schenke  oder 
n.  [am  Hocltzeitstag].'  Jos. Maler  1593.  .Ammanmahls 
halber  blybt  [es]  wie  von  Altem  har,  [dass]  jeder  Land- 
mann über  14  Jahr  das  N.  am  Ammansatz  tuon  möge.' 
1612,  Gfd  (Ndw).  ,Den  Brütigam  und  Brut  samt  ihren 
Eiteren  und  Geschwüstergiten  by  einem  bescheidenen 
Nachtmäli  in  ihrem  Hus  ald  Herberig  allein  lassen.' 
Z  Mand.  1636.  —  2.  das  h.  Abendmahl  Bs;  B;  Gr; 
Th;  Z.  's  N.  ne",  zum  Tisch  des  Herrn  gehen.  D's 
N.  Im",  konfirmiert  sein  BHa.,  B.  Zum  N.  gä",  kon- 
firmiert werden  GrD.;  vgl.  zum  Her  gän.  Wie  de'' 
Buob  denn  üsg'schuolet  zum  N.  g'sin  ist.  Schwzd. 
(GkD.).  ,Wir  band  ouch  nützid  für  uns  genommen 
wider  den  einfaltigen  ynsatz  des  n-s  unsers  Herren, 
das  man  bishar  die  rness  genemmt  hat.'  B  Disp.  1528. 
,Es  solle  der  evangelische  Sigrist  mit  einem  sonder- 
baren [besondern]  Kilchenschlüssel  und  Ghalter  usw. 
insonderheit  [zu  den]  dem  h.  N.  gehörigen  Sachen  ge- 
bürlich  versehen  werden.'  1639,  AAWett.  Klosterarch. 
,Das  Nachtmahlfest  in  der  Karwochen.'  JMüll.  1661. 
.Weilen  das  Brod  bei  ihrem  N.  kein  Segnung  bedarf, 
so  könnte  ja  ein  Jeder  selbiges  zerschneiden  und  seinen 
Mocken  [Stück]  nemmen.'  FXsi  1696.  —  g*nacht- 
malet:  konfirmiert  B. 

Betr.  den  Gehrauch  der  beiden  Synn.  Abend-  und  Nacht- 
Mahl  vgl.   Gr.   WB.   I   25;  s.  auch  noch  ebd.   VII   199. 

Becher-:  ein  früher  in  ZWthur  von  der  .Gesell- 
schaft der  Bürger'  bei  Anlass  der  Untersuchung  des 
Silbergeschirrs  gefeiertes  zweitägiges  Fest;  vgl.  Troll 
III  74.  —  Beile"-Möli:  ein  alljährlich  am  Schlüsse 
des  Holzschlags  von  den  Beilengenossen  [Holzkor- 
poration] der  Kehrordnung  nach  bei  einem  Mitglied 
gefeiertes  Mahl,  wobei  man  zur  Bestreitung  der  Ko- 
sten gewöhnlich  einen  der  gefällten  Stämme  verkaufte 
ZZnll.  —  Bone"-Mäl:  die  Bewirtung,  welche  der 
Pfarrer  von  AA.Mumpf  den  Einziehern  der  Bodenzinse 
und  Zehnten  zu  Teil  werden  Hess,  wenn  sie  dieselben 
ablieferten.  —  Bären-:  Mahlzeit  nach  glücklich  ver- 
Schweiz. Idiotikon  IV. 


laufener  Bärenjagd.  XVI..  BSigr.;  vgl.  Wölf-M.  — 
Buesse"-:  Mahlzeit,  die  aus  den  Gerichtsbussen  ver- 
anstaltet wird,  so  z.B.  einst  bei  den  Knabengerichten 
von  Graubünden.  —  Kindbetti-:  Kindbettschmaus. 
Die  Kindbettermähler,  wie  sie  an  etlichen  Orten  üb- 
lich waren,  wurden  bei  10  fl.  verboten.  XVII.,  L  (Gfd). 
.Kindbetti-  oder  Kindstaufimähler.'  B  Mand.  1667.  — 
Botten-:  Mahl,  das  im  Schloss  ZGrün.  den  ankommen- 
den Boten  (bes.  obrigkeitlichen)  gereicht  und  regel- 
mässig in  den  Ausgaben  verrechnet  wurde.  —  Bruch-: 
bis  1798  alljährlich  auf  Schloss  Kyburg  abgehaltenes 
zweitägiges  Mahl,  zu  dem  alle  hoheitlichen  Beamten, 
viele  Gäste  aus  der  Grafschaft  und  aus  der  Verwandt- 
schaft des  Landvogts  eingeladen  wurden  und  das  mit 
allerlei  Spielen  schloss;  vgl.  ZWthur  Neuj.  St.  1886, 
13/4.  —  Bruederschafts-:  Mahl  einer  (religiösen) 
Bruderschaft.  Aufgezählt  neben  .Gcsellen-Mählern.' 
1683,  U  Rq.  —  Brunnen-Möli:  Mahl  bei  der  Rech- 
nungsablegung  des  sog.  .Brunnenmeisters'  an  die 
.Brunnengenossenschaft'  ZZoll.  —  Rüebli-Mäl:  all- 
jährlich im  Frühling  und  Herbst  auf  der  Zunft  der 
.Metzger'  abgehaltenes  einfaches  Fest,  das  in  drei 
Gabenverteilungen  an  die  Armen  und  ein  Gastmahl 
der  Zünfter  zerfällt  BStdt;  vgl.  B  Taschenb.  1862, 
155  f.;  Durheim,  Beschr.  162/5.  , Während  früher  auf 
Neujahr  bei  den  Botten  [Zunftversammlungen]  und 
bei  der  Waffenschau  Mahlzeiten  gehalten  wurden, 
haben  sich  auf  Metzgern  einzig  noch  die  beiden  Rüebli- 
mäler  erhalten.'  B  Taschenb.  1866,  434/7;  442/4.  ,Die 
Rübli-  und  Metzgermähler  sollen  eingeschränkt  und 
nicht  mehr  als  6  Ztr  Fleisch  und  6  Mütt  Dinkel  dazu 
verwendet  werden.'  1693,  ebd.  —  Reche"-:  Mahl  bei 
der  Ablegung  einer  Rechnung  oder  Rechenschaft;  eine 
solche  gab  der  Amtmann  z.  B.  den  , Rechenherren' 
ScHSt.  S.  noch  Rechen-Gelt  Bd  II  260.  —  Ufricht- 
GrD.;  Sch;  Th;  Z,  -richter-  ScHHa.,  -richti-  S,  -richts- 
Bs:  Mahl,  das  der  Eigentümer  eines  neuen  Gebäudes 
den  Zimmerleuten  und  Maurern,  sowie  den  helfenden 
Nachbarn  und  Dorfgenossen  nach  der  Ufrichti  [Er- 
richtung des  Dachstuhles]  gibt;  Syn.  Ufrichtetm.  In 
LSemp.  leisten  auch  die  Nachbarn  Beiträge  an  Speisen 
und  Getränken;  vgl.  JBölsterli  1867,  104;  HsHerzog 
1884,  266.  —  Richter-:  Mahl  der  Gerichtspersonen. 
.Us'geben  r.  [der  sog.  Landrichter]  an  gelt  5  Ib.'  1537, 
ZGrün.  Amtsrechn.  ,Der  Richtermähleren  halber  ist 
unsere  Erlüterung:  Wann  neuwe  Richter  an  unser 
Stattg'richt  erwellt  werdend,  dass  dennmalen  die  zwen 
neuwe  Richter  zu  ihrem  Antritt  ald  Ynzug  kein  Mahl- 
zyt  nit,  sonder  beid  mit  einanderen  nur  einen  be- 
scheidenlichen  Abendtrunk  halten  [sollen].'  Z  Mand. 
1650.  ,Wir  verbieten,  dass  an  die  Richtermähler  keine 
andere  Personen  mehr  als  die  jederweiligen  Richter 
geladen  werden.'  ebd.  1680.  ,Das  r.  für  beide  rate  und 
das  gericht  sammt  ihren  wyberen  [soll  bleiben].'  1509, 
Wild,  Egl.  —  Landgerichts-:  Mahl  der  Land- 
richter im  Thurgau.  ,Es  will  auch  das  Landgericht 
die  vier  ordinari  Landgerichtsmähler  fallen  lassen.' 
16'26,  Absch.  —  Ufritt-:  Mahl,  welches  der  neu  auf- 
ziehende Amtmann  seinem  Ehrengeleite  gab.  ,Der 
Ufrittmähleren  halb  habend  wir  gesetzt,  dass  fürhin 
Niemand  an  solche  Ufrittmähler  solle  geladen  werden, 
dann  nur  Diejenigen,  welche  an  den  Ufritt  geladen 
sind  und  mit  dem  G'ritt  ryten  werden.'  B  Mand.  1628. 
—  Sibner-:  Mahl  des  sog.  .Siebnergerichts'  [eines 
Civilgerichtshofs]  U.     ,Die  Fünfzechner-  und  Sibner- 


163 


Mal.  mel,  mil,  mol,  mul 


164 


mähler  abzuestellen.'  1625/50.  Gfd  (für  U).  —  Sech- 

\l  ,i  1:  Mahl,  Jas  ein  neu  gewählter  Zunftvorstand 

(,S6chser')  seinen  Kollegen  gab;  vgl.  Geering  l<xii.  100. 

—  Seckel-:  Mahlzeit  bei  Abnahme  der  .Seckelamts- 
rechnung'  (vgl.  Bd  1  245).  .Als  anzug  ist  bescheehen. 
ob  man  well  das  s.  abstellen  und  eim  für  das  mal  5  ß 
geben,  "der  ob  man  das  mal  well  in  einem  wirtshus 
haben,  damit  zuo  verhüeten  unnützen  kosten,  der  in 
vil  weg  mit  essen  schicken  [vgl.  Bescheid-Essen]  und 
in  ander  g'stalt  ufloufe.'  1519,  Egli,  Acten.  —  Ge- 
sellen-. ,Ich  will  dich  ouch  laden,  dassdu  nf  Sonntag 
uf  den  [Linden-] hof  kommest;  da  werden  guot  g'sellen 
zuosammen  kommen  und  ein  g's.  da  haben.'  1522, 
Egli,  Acten.  Vgl.  Schenkt.  —  Senne"-:  Mahlzeit  an 
der  Sennenkirchweih  SchwW.;  vgl.  Schwzd.  35,  32.  — 
Süser-:  in  der  Sauserzeit  von  Vereinen  (Zünften 
ZStdt),  Privaten  und  spekulativen  Wirten  verunstal- 
tetes Mahl,  wobei  neben  Schweinefleisch  und  Sauer- 
kraut der  Sauser  eine  Hauptrolle  spielt  Z.  Dergleichen 
Mähler  scheinen  schon  früh  üblich  gewesen  zu  sein. 
wie  eine  Verordnung  von  ZEgl.  beweist  (XVI.  Jhdt), 
laut  welcher  in  der  (Ernte  und)  Weinlese  den  Ver- 
ordneten der  Lohn  (offenbar  st.  eines  Mahles;  vgl.  Wild 
1883,  I  109)  entrichtet  werden  sollte.  —  B'setzi-: 
Mahlzeit  der  Wahlbehörde  bei  der  Ämterbestellung 
(JüPr.  Betr.  die  ,Besatzungsmähler'  im  alten  Luzern 
vgl.  Liebenau  1881,  203/4.  —  Gescheids-:  Mahlzeit 
des  .Gescheids',  d.  h.  des  Gerichts  über  Grenzstreitig- 
keiten. ,Dass  die  Sechser-,  Statt-Ehegerichts-,  wie 
auch  die  neulich  eingeführte  Gescheidsmähler  auf  die 
seit  etlichen  Jahren  eingerissene  überköstliche  Weis, 
in  sonderbaren  Häuseren  oder  auf  den  Zünften,  keines- 
wegs mehr  gehalten  werden  [sollen].'  Bs  Mand.  105s. 

-  Schüeler-:  jährliches  Festmahl  der  Schuljugend 
von  AaL.;  vgl.  JMüller  1807,  157.  —  G'sch  wornen-. 
.Als  ich  den  0.  Jenner  Vogt  und  sechs  G'schwornen 
[Üorfvorstehern]  und  Weibel  das  G'schw.  gäbe,  kostet 
es  mich  7  rl.  13  ß.'  1092,  Tageb.  Zuber.  —  Sperber- 
=  Vbgel-M,  .Wegen  des  Sp-s  soll  der  Landvogt  für 
jeden  Markt  mehr  nit  als  '20  Pfd  verrechnen.'  1053/4, 
Absch.  —  Stuben-:  Mahlzeit  auf  den  Zunft-  und 
Gesellschaftsstuben.  .Wann  die  Stubenmeister  zu 
g'meinen  St.-Mälern  Wyn  uf  Borg  nemmend.'  B  Ge- 
rii  htssatz.  1715  und  ähnlich  ebd.  1721,  95.  —  .In- 
stand-: Willkomm,  adventorium  prandium;  aditialis 
coena,  ijuae  in  aditu  bonorum  datur.'  Denzl.  1077; 
1716.  —  Stür-:  Mahlzeit,  welche  bei  oder  nach  dem 
Bezüge  der  Steuer  stattfand.  1540/73,  UMey.,  Wthur. 
Chr.  Vgl.  Zehnten-M.  —  Tüchel-:  Mahlzeit  beim 
Fang  von  Haubentauchern.  .Disen  tag,  da  im  Züricher 
gebiet,  g'wonlich  in  der  mitte  des  augstmonats  im 
i  ir\  M'i'hMT.  .'in  «Ki,  r  vil,'  von  ilücheln  gelangen  wird, 
nennend  dieselbigen  leut  dücheltag  und  das  mal,  so 
sy  nach  dem  fang  mit  einandern  essend  in  des  vogts 
haus,  düchelinal.'  Vogelb.  1557;  vgl.  HSchinz  1842, 
275.  —  Tauf-  (in  Aidl..  .M.  Taufer-,  in  GrD.;  Schw; 
Tu;  Z  Taufi-J:  Kindtaufschmaus.  Das  Fest  wird  am 
Tauftag  oder  später,  in  neuerer  Zeit  für  mehrere  Kin- 
der zusammen,  gegeben  GrD.  Wie  bi-mene"  T.,  reich- 
lich, herrlich  und  in  Freuden  Scnw.  .Die  Taufmähler 
[sollen  verboten  sein],  ausgenommen  ein  bescheiden- 
lich  Mittag-  oder  Nachtessen  der  Hebamm  und  denen 
Frauen,  die  in  der  Kindsnof  beigestanden.'  Z  Mand. 
1718.  .Ehedem  wurden  in  der  Stadt  sehr  kostbare 
Taufmähler  gehalten,  die  nun  auch  abgeschaffet,  auf 


der  Landschaft  aber  noch  gebräuchlich  sind.-  Herrliu. 
1751.  Vgl.  noch  iAchen-M.,  ferner  Gotth.  XV  87.  — 
Narh  -  Taufe-  =  Chüechleten  3  (s.  Bd  III  1-15).  Z 
Mand.  1718,  8.  —  Donnstags-:  auf  den  Donnerstag 
fallende  Festmahlzeit  der  Räte  von  AaL.  (bis  1614); 
die  Kosten  wurden  aus  der  Bussenbüchse  bezahlt; 
vgl.  .1  Müller  1867,  156.  —  Torggel-:  Festmahl  nach 
dein  Keltern  der  Trauben,  zu  welchem  auch  der 
.Torggel-Meister'  zu  Gast  geladen  wird  Gr;  s.  Tseh. 
358.  Vgl.  die  synn.  Trott-M.,  Tränten.  —  Tote"-  = 
Gräbt-M.  „Bs;"  Gl;  Gr;  L;  G;  Z  (wo  auf  dem  Lande 
ausser  den  Verwandten  auch  die  .Träger'  eingeladen 
werden).  Nach  dem  Mahle  knieen  alle  teilnehmenden 
Verwandten  nieder,  um  für  den  Verstorbenen  zu  beten 
L.  Betr.  die  Ausartung  der  Totenmähler  vgl.  T.-Fressen 
Bd  I  1324,  ferner  B.  II  72.  .[Verbot]  dass  man  einiche 
totenmäler  uf  jarzyten  und  begengknussen  der  abge- 
storbenen meer  halte.'  1596,  L  Verordnung;  vgl.  Kid 
X  236.  ,Nach  der  Leichpredigt  werden,  wo  da-  Vei 
mögen  zureicht,  weitläufige  und  kostbare  Totenmähler 
gehalten,  so  vielen  hierum  von  Zeit  zu  Zeit  errichteten 
obrigkeitlichen  Verordnungen  zuwider.'  Herrliu.  1751. 
S.  noch  Germ.  XI  1  ff.  —  Trunten-  s.  Trunten. 
Truesen-.  .Ein  feisst  maal,  ein  tr.,  von  feissten,  aus- 
getrueseten  dingen.'  1548,  Jes.;  dafür  1531:  .ein  feisst, 
kostlieh,  säuberlich  maal';  1882:  .ein  fettes  Mahl,  ein 
Mahl  von  alten  Weinen,  von  fetten,  markigen  Speisen, 
von  alten,  geläuterten  Weinen.'  Vgl.  wöl-ie-marget. 
—  Trott- =  Torggel-M.  AaB.;  Z.  .Klage  wegen  Ver- 
vielfältigung der  Trottmähler,  wie  dass  nämlich  alle 
Teilhabere  einer  und  derselben  Trotten  sich  an  mas- 
sind, sich  bei  selbigen  einzufinden,  da  doch  zu  einer 
Trotte  eigentlich  mehr  nicht  als  nur  ein  Mann  ge- 
höre.' 1705,  ZWein.  —  Weber-:  alljährlich  oder  alle 
zwei  Jahre  an  einem  Sonntag  gehaltenes  Familien- 
mahl, wenn  der  (ebf.  eingeladene)  Leineweber  das  aus 
dem  Eigengespinnst  hergestellte  Tuch  bringt  ZStb. 
,Dass  alle  und  jede  Liechtstubeten  und  die  sogenannte 
Wehermähli  hochoberkeitlich  verhütten  sein.'  HDiener 
1803  (ZOGlatt).  —  Weibel-:  Mahlzeit,  welche  der 
Vogt  von  ZGrün.  den  Gerichtsboten  gab;  stehende 
Ausgabe  in  den  betr.  Amtsrechnungen.  ,3  vtl  fueter- 
haber  brüchtend  die  weibel  sammt  andern,  als  ich 
das  w.  gehept  hau.'  1547,  ZGrün.  —  Wiber-:  eine 
alle  2 — 3  Jahre  stattfindende  Lustbarkeit  der  Frauen- 
welt eines  Dorfes  Aa;  Z.  Die  Frauen  versammeln 
sich  dabei  im  Hause  derjenigen  von  ihnen,  die  als 
.Wiber-Ilauptmann'  bezeichnet  ist.  und  werden  dann 
mit  Musik  ins  Wirtshaus  zu  einem  Abendessen  ab- 
geholt, dessen  Kosten  aus  der  , Wiber- Kasse'  (s.  Bd  III 
501)  bestritten  werden.  Nachher  stellen  sich  auch 
die  Männer  ein  und  das  Fest  schliesst  mit  Tanz  ZKn. 
,Dass  die  ein  Zyt  her  brüchig  gewesnen  Wyber- 
mäler  und  andere  unverschämten  Nachzecheten  aller- 
dings abgestrickt  syn  söllint.'  Z  Mand.  1636/50. 
Chilchwich  Chübi-:  Mahlzeit  am  Kirchweihsonntag 
Schw;  U.  .Statt  des  Kilbi-Mahles,  das  die  Obrigkeiten 
jährlich  ein  nicht  Geringes  gekostet  hat,  soll  fortan 
der  Landvogf  den  Priestern,  Prädikanten,  Schulmei- 
stern und  Messmern  jedem  i>  Btzn  geben  und  damit 
snll  das  Mahl  abgestellt  sein.'  1626,  Absch.  (GBh.).  - 
Äschen-Mittwuche,1-Mä  I  i:  Zunftessen  der  .Kauf- 
leute',  , Hausgenossen'  und  .Krämer'  am  Aschermitt- 
woch   P.sStdt.  —  Wolt'-Mäl:   Mahlzeit  nach  glücklich 

abgelaufener  Wolfsjagd;    so  z.B.  1557,    BSigr.;    vgl. 


165 


Mal.  im 


166 


Bären-Mal,  Wolfs-Garn  IM  II  125.    ,Den  Jagdtag  be- 
schloss  ein  Wolf-  oder  Bärenmal,  dessen  Hauptbestand- 
teile Wein,  Brut  und  Käse  waren.'  Hagenb.,  Sigr.  - 
Wümmer-  =  Chrä-Hanen  (s.  Bd  II  1308)  am  Schluss 
der  Weinlese  Z.  —  Glück- Wunsch-:  Festmahl  zu 
Ehren   von  Gratulanten.     .Wann  je  Einer,    so  uf  ein 
usser  Amt  gesetzt  wird,  synen  Verwandten  und  Nach- 
huren, den  Mannspersonen  uf  syner  Gesellschaft  und 
den  Wyberen  im  Hus  ein  Gl.  halten  und  geben  wollte.' 
B  Mand.  1628.  —  Wuer-Mäli:  jährliches  Festessen 
der  Basler  und  markgräflich  badischen  Behörden,  denen 
die  Aufsieht    über    die   Wasser-   und   Uferbauten    am 
Wiesenfluss   zustand;   das  Mahl   fand  am  Martinstag 
nach  Abwicklung  der  gemeinsamen  Geschäfte  zu  Klein- 
Hüningen  Statt  und  die  Fischer   mussten  dazu  einen 
Lachs  liefern;  vgl.  W.-Essen  Bd  I  528.  —  Gemein- 
werks-: auf  Kosten  der  Stadt  veranstaltete  Mahlzeit 
der  Bürger,  die  zur  gemeinsamen  Arbeit  am  Gemeinde- 
land zskamen.  XVIII.,  AaL.  (bis  1745);  vgl.  JMüller 
1867,  156.  —  Wurst-  =  Gräube*-,  Metzgi-M.  Aa;  B; 
G;  Th;  Z.    Es  war  üblich,  auch  den  Dorfschullehrer 
einzuladen  B;  Z.     Die  Hauptspeisen    bilden  im  Allg. 
sog.  .Voressen',  Blut-,  Leber-  und  Bratwürste  und  ein 
Braten  vom  geschlachteten  Schwein;  Verwandten  und 
Nachbarn  werden  ebf.  Würste  oder  eine  Schüssel  mit 
Suppe  und  verschiedenen  Einlagen  ins  Haus  geschickt; 
vgl.  Metz geten;  (verkleidete  GWe.)  Kinder  und  Bettler 
kommen  vors  Haus  und  singen,  um  beschenkt  zu  wer- 
den, das  Chrummbein-Lied  (s.  Bd  IH  1096/7);  in  GWe. 
klopfen  sie  und  miauen;  erhalten  sie  Nichts,  so  singen 
sie:   's  stecket  e"  Gapple*  in  der  Wann*;  wenn  er  is 
Nüt  ginn,  isch  e"  Schann*.   Das  Landmädchen  erzählt 
vom  Abendessen  in  der  Stadt:  Fürwör,  wie  am  e  W. 
isch  es  g'si";  grüe"s  Heischt  und  Stückli  [Schnitze], 
Suppe*,   Brut   und   Wim.    Stutz.     Zuegä"  wie  z'  Watt 
[einem    Z  Dorf]    am    W.,    unordentlich,    drunter    und 
drüber;    in    Saus    und   Braus    Z.     .Fründligkeit    und 
Gastfrye  üebend  die  Landlüt  mit  einanderen  mit  Orten, 
Wurst-  und  Hochzytmäleren.'  JRüeger  1606.  Söi  g'möx- 
gei    und  's    Würstmol   g'ha*.    Gespr.    1712.     S.   noch 
Chesseli-Fleisch  (Bd  1 1222),  Schwzd.  33,  52/6;  PHWolff 
1881;  JMüller  1867,  162.    Dem  Wurstmal  geht  (z.B. 
in    ZZoll.)    das    Bhietwürst-Versueche"   um    ein    paar 
Stunden    voraus.    —    Wisings-:     Mahlzeit,    welche 
ehemals  im  Kloster  Fahr  [welches  früher  die  Grund- 
herrlichkeit besass]  nach  dem  jährlichen  Maiengericht 
gehalten  wurde  ZWein.  —  Fünf-Zechner-:  Mahl- 
zeit des  Fünfzehner-Gerichts  Uf;   vgl.  Sibner-M.  — 
Zins    Zeis-Möli:    Trinkgeld,    das   in    üblicher  Weise 
der  .Zinsherr'  dem  Überbringer  des  Zinses  gibt   und 
das  an  die  Stelle  der  frühem  Bewirtung  getreten  ist 
ZW.;  Tgl.  Z.-Brot.  —  Zehnten-:  (reichliches)  Mahl, 
das  der  Zehntherr  alljährlich  den  Zehntpflichtigen  zu 
geben  hatte;  vgl.  Seg.,  EG.  H  768;  ferner  ebd.  I  536. 
N.  N.  habe  ihm  gesagt,  er  gedenke  120  Jahr  und  habe 
nie  anders  gehört,  als  dass  Jeder,  der  eine  Garbe  zu 
Zehnt  gab,  an  dem  Mahl  essen  helfen  dürfte  ,und  soll 
ein  erlichs  mal  syn,  gesotten  und  gebraten  und  essen 
und  trinken  genueg.'    Es  wird  festgesetzt,  damit  das 
Z.  .nicht  ungebürlieh  gebracht  werde,  soll  [das  Klo- 
ster  Schännis   als  Zehntherr  dafür]    2  pfd  hlr  geben 
können.'    1489,    LWinikon.     Beim   Z.  der  Gemeinden 
Bonstetten,  Birmenstorf  und  Stallikon  sollen  auf  jeden 
Pflug  zwei  Personen  am  .Mahl  teilnehmen.  Wer  keinen 
Pflug   hat   und    .mit  der  howen    rütinen   macht',    soll 


ebenfalls  zum  Mahle  das  Recht  haben.  1521,  Egh, 
Acten,  Die  Beschwerde  des  N.  N.,  als  Inhaber  des 
Zehntens  von  Oulens,  dass  diese  Gemeinde  prätendiere, 
er  müsse  beim  jährlichen  Ausruf  des  Zehntens  den  bei 
der  Steigerung  Anwesenden  ein  Gastmahl  oder  aber 
20  Florin  geben.  1585,  Absch.  —  Hoch-Zit-,  1  [och- 
sig-, Hösstig-:  Hochzeitsmahl.  ,Für  ein  H.  soll  ein 
Mann  bezahlen  1  Pfd  2  ß,  ein  Frau  18  ß;  doch  ver- 
steht es  sich,  dass  auf  den  Tisch  Nichts  solle  bezahlt 
werden.'  Bs  Taxordn.  1646.  A  H.  asa  mit  Voressa, 
Sau-  und  Rindfleisch,  Bluot-  und  Lebericürst  oder 
Brotis?  Korxhofer  1679.  .Öffentliche  Hochzeitinähler 
an  Sonntagen.'  1700,  Ap  Synodalprot.  .[Die  Teilnahme 
an]  Hochzeitmählern  ist  höchstens  bis  50  Personen 
[gestattet].'  Bs  Mand.  1758.    S.  auch  noch  Gfd  X  242. 

über-niöle":  refl.,  an  einem  Mahle  des  Guten  zu 
viel  tun  ÄAF.f  ,Wenn  sicb  Einer  übermölet,  dass  [es] 
zum  Herge"  chunnt,  ist  die  Buoss  1  Pfd  ß.'  1604,  Aa 
Wohlen  Dorflibell. 

malader  (bzw.  -öder)  Aa;  Ap;  Bs;  VO;  G;  Sch; 
Tu;  Z,  maiaderig  Ap;  B;  Z,  malaterisch  ZWäd.  (neben 
malidi),  .malm]-  :  matt,  abgespannt  (bes.  im  Infektions- 
stadium von  Krankheiten),  vorübergehend  unpässlich, 
kränklich,  krank,  von  Menschen  und  Tieren,  's  ist 
mer  (ich  hi'J  m.  ZF.  In  einem  Spottvers  auf  die 
Schneiderinnen  heisst  es:  die  drittistm.,  die  eiert  ist 
nüd  g'sund  Z Stall.     S.  noch  Chatz  Bd  III  588. 

Aus  dem  frz.  malade,  tw.  viel],  unter  Einftuss  des  syn. 
marodi;  wie  Dieses  eines  der  WW.  aus  der  Zeit  der  fran- 
zösischen Dienste  oder  viel],  der  französischen  Invasion.  Die 
End.  er  scheint  nach  Analogie  deutscher  Ad.jj.  angefügt.  Der 
Acceut  ist  schwankend:  ü  (so  in  Aar".;  Bs;  ZS.)  oder  ge- 
wöhnlicher 1,1. 

malass:  sich  übel  befindend,  schwach  Ap. 
Gleichen  Ursprungs  mit  dem  Vor.,  jedoch  unter  Eiulluss 
von   malaz,  Malazi;  doch  vgl.  auch  frz.   malaise. 

malauchen :  einem  Pferde  die  Kauzähne  absägen  S. 
Wie  wen  uf  c  Cliauf  alti  Boss  färbt  und  malaucht. 
Schild. 

Malause"  f.:  1.  die  Traubenkirsche,  prunus  Padus 
Gr;  GO.  —  2.  Spottname  der  Bewohner  von  GVättis, 
wo  die  Traubenkirschen  sehr  häufig  sind  Gü.  —  Betr. 
den  etym.   Zshang  vgl.   das  Syn.    in«'  Bd  III   1416. 

nialaz  Bs  (Spreng),  neben  malotsch  und  neuerm 
ni'ihfigj,  ,maliz.'  Lüt.  1860,  sonst  in  der  Lit.  .malazig': 
aussätzig.  Usg'seh  wie-n-en  Mals  Bs  f.  ,Du  malotziger 
keib!'  Schelte.  1381/1420,  L  Eatsprot.  ,Die  Bettler 
und  die  Malizen  soll  man  allenthalben  vom  Lande 
fern  halten.'  1491,  Absch.  S.  auch  noch  ,malz(ig)' 
bei  Gr.  WB. 

Malazi,  bzw.  Malazei,  Malzt,  -ci  —  f.:  Aussatz, 
ä.  Lit.  Betr.  den  Glauben ,  derselbe  könne  durch 
Kinderblut  geheilt  werden,  vgl.  Ansh.  *  233.  Bildl.: 
,Er  nimmt  hin  die  Malatzy  der  Sünden.'  B  Synode  1728. 

Mlid.  maletai  mit  verschiedenen  Nbff. ;  vgl.  .Malzei'  bei 
Gr.  YVB.  .Mala-  (bzw.  .Male-',  ,Mali-')zI',  bzw.  .-zei'  ist  in 
unserer  ä.  Lit.  die  häufigste  Form,  seltener  sind  ,Malzl'  (bzw. 
.Malzei'),  z.B.  Tierb.  1563;  Fris. ;  1571,  Absch.  und  noch 
hei  Wurstisen  1705;  .malitz.'  Tierb.  1563.  Zweifelhaft  ist, 
ob  nicht  venerische  Krankheiten  in  späterer  Zeit,  als  der 
Aussatz  im  Schwinden  war,  darunter  verstanden  wurden;  vgl. 
darüber  Gfd  XVI  2:39.  Unser  W.  steckt  in  dem  Namen  , Malz- 
gasse' in  BsStdt;  vgl.  Bs  XIV.  103  und  Bd  II  152.  Vgl. 
,Malz-Halden',   Fluni.  AaEhr.    .Malizmos.'    1450,  SchwTugg. 


167 


Mal,  mel,  mi  1.  niol.  null 


168 


Mihi-  in  Verwünschungen  wie  U.-Flueeh,  -Hagel,  -Chtib  usw. 
ist  svahrsch.  eupheni.  Entstellung  aus  unserm  W.;  schon  in 
ihr  mini.  Periode  galt  malaz  als  busswürdigos  Scheltw.;  vgl. 
.las  ebf.  als  Schimpfw.  verwendete  Siech  (=  Sondersiech). 

Maledl  f.:  Verwünschung.  ,Ks  was  nit  syn  heiiger 
segen,  vil  mer  ein  m.'  BGlettixg. 

maledie"  (in  Aa  -deie"):  verwünschen,  bes.  im 
Ptc.  l>egriffsverstärkcnd  AaF.  ;  VO.  E  maladiti  Hex, 
Schelte  auf  ein  Weib  Zg.  ,T)er  geist  Christi  bringt 
an  das  liecht  die  heimlich  sünd  und  verborgene  rna- 
ledyung  der  herzen.'  B  Synode  1532/1775. 

ver-  =  dem  Vor.,  wiederum  in  participialer  Ver- 
wendung, t.  als  Verwünschung,  t.  zur  Steigerung  Aa; 
Ap;  VO;  Gl;  Gr;  Sch;  Th;  Z.  V.  guet,  schön,  gross. 
E"  rcnnaledlter  Baum,  ein  erstaunlich  grosser  Ndw. 
Es  het  m'r  vermaledit  'grüset  Schw.  Auch  i.  S.  v.: 
schlimm,  böse,  arg  GS.  Euphem.  abgeschwächt  ver- 
malet Ap  und  so  viell.  auch  vermal  Ap;  Sch;  Tu.  ver- 
mal.schiert  Gr;  GO.  Mit  Vorsetzung  des  verstärken- 
den mm-  GrPi-.  (u'vermahidU).  Vgl.  das  syn.  verfluecht 
Bd  I  1164. 

Vermal  könnte  auch  aus  fermalisch  (s.  Bd  I  1015)  ge- 
kürzt, vermalaschiert  durch  Ycrmengung  vou  Letzterem  und 
vermaledit  entstanden   sein. 

liialefiste"  (in  GRHe.  -fische',  in  Igis,  UVatz  -firste"): 
an  Wegrändern  die  Äste  der  Bäume  und  Sträucher 
zurückschneiden,  was  bes.  vor  der  Heuernte  geschieht, 
um  für  die  beladenen  Wagen  den  Durchgang  frei  zu 
machen  Gr.  Die  Arbeit  wird  bes.  durch  Beamte  (in 
Chur  z.  B.  durch  den  Stadtknecht)  besorgt,  welche  mit 
einem  Wagen  durch  die  Feldwege  fahren  und  mit 
einem  an  einer  langen  Stange  befestigten  sichelförmi- 
gen ,Hagmesser'  bewaffnet  sind  Gr.  Gestrüpp,  Un- 
kraut ausreuten  Gr  (Elias). 

Viell.  entstellt  aus  malefitzen,  indem  die  Instandhaltung 
und  der  Schutz  der  Strassen  der  gleichen  h.  Obrigkeit  zu- 
stand wie  auch  das  Malefizgerieht,  oder  indem  die  Operation 
mit  der  Enthauptung  verglichen  wurde.  ,-First'  war  eine 
naheliegende  Unideutung. 

Maleflz  n.:  1.  todeswürdiges  Verbrechen;  im  wei- 
tem Sinn:  Verbrechen,  dessen  Bestrafung  der  h.  Obrig- 
keit zufällt,  dann  diese,  bzw.  die  peinliche  Gerichts- 
barkeit selbst;  vgl.  Osenhr.,  al.  Straft.  197;  Tsch.  389. 
.Der  bropst  hat  alle  frevel  ze  richten  bis  an  das  ma- 
lefitzi,  das  gehört  dem  vogt  zue.'  1518,  ZEmbr.  Offn. 
,\Vir  freien  alle  Bergleut,  ausgenommen  Übeltäter  und 
die  das  M.  angetast  hat.'  1530/69,  Steinm.  ,Es  sagen 
die  Alträte  noch,  wenn  es  um  schwere  Verbrechen  zu 
tun  ist:  MHHn  die  Alträte  sehen  es  als  M.  an.'  Ochs. 
Substst.  vorgesetzt  i.  S.  v.:  verflucht,  verrucht  als 
Schimpfname;  vor  Adjj.  begriffsverstärkend  Aa;  Ap; 
Bs;  VO;  Gr;  G;  Tu;  Z.  En  M.  Eerli,  Cheib.  M.  guet, 
ehalt,  schiin,  wüest.  Mehr  scherzh.  m.-blond  für  rot- 
haarig Bs;  S;  Z.  —  2.  Kasse,  in  welche  Bussen  für 
Kriminalvergehen  fallen.  ,Der  Vogt  kann  8  oder  10 
Klonen  aus  dem  M.  verteilen.'  1525,  Absch. 

malefizisch:  der  peinlichen,  hohen  Gerichtsbar- 
keit zugehörig,  verfallen;  vgl.  Tsch.  389.  ,Da  Kor- 
selbe wider  Eid  und  Ehre  gehandelt,  die  Sache  somit 
m.  sei.'  1587,  Absch.  ,Er  soll  dises  schwert  Gottes 
zucken  und  gebrauchen  in  alle  m-en  oder  Übeltäter.' 
IL  iif.lv.  Cokf.  1566/1644.  .Bürgerliches  oder  m-es 
Baisgericht.'  1587,  Absch.  ,1601  hat  man  angefangen, 
die  m-en  Weibspersonen  mit  dem  Schwert  zu  richten.' 


Mf.m.  Tig,  1712.  S.  noch  gichten  Bd  II  112  und  die 
Aufzählung  der  .m-en  Vergeben.'  Z  Beitr.  IV  217;  1058, 
Absch.  Wie  Malefiz  begriffsverstärkend,  einen  hohen 
Grad  bezeichnend  Bs;  Gr;  Tu;  Z.  Ein"  m.  z'  Hände" 
ne".     M.  schwär,  hart  udgl. 

vermalefizt:  verhext,  nicht  mit  rechten  Dingen 
zugehend  Schw.    Steigerungsadv.  (auch  -fiz)  AaWoIiI. 

Male"  W,  Mola"  PA1.  —  f.:  Tasche,  in  der  man 
z.  B.  Esswaren  aufbewahrt  W.  Lederner  Mehlsack 
PA1.  Felleisen.  ,Der  [im  Land  herumreisende]  Fran- 
zose habe  sein  Malen  als  Pfand  anerboten.'  1536, 
Absch.  Auf  eine  Badenfahrt  werden  u.  A.  mitgenom- 
men ,die  malen  und  rytbulgen  [usw.].'  1500,  Brügger. 
, Hippopera,  ein  mallen  oder  bulgen,  waatsack.'  Fris.  ; 
Mal.  —  Wahrscheinlicher  aus  frz.  malle  (Reisekoffer;  Fell- 
eisen) als  aus  mild,   matte. 

Ohoslup-Mola":  Kälbermagen  (als  , Käslab'  ver- 
wendet) PA1.  —  Vgl.  die  Bezeichnung  des  Magens  als  Sack. 

Malete"  f.:  Keisesack  mit  Schloss  Zg.  „Mit  einer 
Schnur  um  den  Leib  befestigte  Tasche,  dergleichen 
es  nur  bei  städtischen  Weibertrachten  gibt,  wo  die 
Taschen  abgesondert  [unter  dem  überkleide  getragen 
werden]  L;  Zg."  —  Aus  frz.  mallette  (Diu.  von  maüe), 
Kanzel,  Bettel-,  Brotsack.     Vgl.  Aum.   zu    Manschette*. 

male"  II  BO.;  Gl;  Gtw.jTn,  anderwärts  male"  — 
Ptc.  g'male":  1.  mahlen  (bes.  Getreide  in  der  Mühle): 
zermalmen,  allg.    (Jmdm)  Bache"  und  M.  abschla",  »/'- 
säge*,  in  bildl.  S.  Gl;  Z.    Wenn  d'  Chind  im  Bett  si>id, 
ist  wie  Bachen  und  M.  dbg' schlage"  Gl.    Syn.  wie-ne 
Mnlli  abgestellt.  In  der  Verrufung  eines  Ächters  wird  den 
Luzernern  verboten,  dass  sie  ihn  .nit  mer  enthaltend, 
weder  hüsend  noch  hofend,  malend  noch  bachend,  en- 
hainen  kouf,  weder  essen  noch  trinken  geben.'  1421, 
Seg.,  RG.    ,In  unser  teutschen  sprach  sagen  wir:  Im 
ist  m.  und  backen   abgeschlagen,    wenn  wir  anzeigen 
wollen,  man  habe  einen  gar  verschuptet  [Verstössen] 
und  von  der  gemeinschaft  ausgeschlossen.'  LLav.  1587. 
,Die  Alten  pflegten  von  einem  Solchen,   welchem  die 
notwendigen  Lebensmittel  abgeschnitten  waren,  sprüeh- 
wortsweis  zu  sagen:  Aqua  et  igni  interdictum  est,  d.  i., 
wie    wir   nicht   unähnlich    zu   sagen  pflegen,   es   seie 
Einem  M.  und  Bachen  abgeschlagen  worden.'  JHHott. 
1666.    Der  Ch'erne"  guet  nache"  m.,  das  Mehl  so  weit 
als  möglich  herausmahlen  Ndw.    Arbeiter,  welche  eine 
Arbeit  in  die  Länge  ziehen,  entschuldigt  man  ironisch 
damit,  ,dass  sie  halt  eben  denken,  so  lange  man  mahle, 
gebe  es  Mehl'  ZW.    Z'  m.  fare",  Getreide  in  die  Mühle 
führen,  um  es  sich  für's  Haus  mahlen  zu  lassen  Ndw; 
Syn.    s'  Mülli   fare"    (gä"J;    vgl.    Ndw  Kai.  1889,   5. 
.Diese,  jene  Frucht  malet  so  oder  so  viel,  heisset:  So 
oder  so  viel,  z.  B.  Halbviertel  Korn,  von  solcher  Frucht 
geben  so  oder  so  viele  halbe  Viertel  recht  massig  ge- 
mahlenes Mehl.'  AHöppn.  1787.  05.    Es  hed-nen  g'rad 
g'male",  hat  ihn,  bei  einem  Unglücksfall,  förmlich  zer- 
malmt Gr.    .Gemalen  [zerriehen]  Gold  oder  Silber  aus 
der  Federen   zu  schreiben.    Nimm  ein  Blatt  fein  Gold 
oder  Silber,  reib  je  eins  nach  dem  andern.1  a.  Rezept- 
BD0H,  _  2.  mühsam,  mit  sichtbarer  Kaubewegung,  mit 
den  Zähnen  zermalmen,  kauen;  wiederkäuen  Aa;  Bs; 
B;   VO;   Sch;    „S;"    Th;    W;    Z;    Syn.  mäuwm;    vgl. 
XSchnider  1782.   113.    Äs  Büeji  .:'  wenig    .'  m.  ha; 
zu   wenig  zu   essen    W.     Hoch  m.,    ohne  Appetit  au 
Etw.   herumkauen,  als  ob  man  zu  lange  Zähne  hätte 
Aa;    Syn.  hoch  chüwen  (s.   Bd  II   972).     .Wenn  's  ein 


169 


Hai,  mel,  ruü, 


170 


vorgestriges  Brötchen  ist  —  macht  Nichts,  er  hat  nur 
desto  länger  daran  zu  m.'  Gotth.  1>  Teü  Chüe  föt 
scho'  a"  in.  und  leitsick.  Breitknst.  Es  lit  und  muht, 
das  Ding  ist  einstweilen  abgetan.  Ineichen. 

.Mini,  wühl  iu  Beil.  1.  Von  dem  schwachen  VI)  inäfc"  hebt 
sicli  unser  W.  tw.  auch  im  Präs.  Ind.  ab  (mäht,  mtilt :  malist, 
muht)  Th.  Aus  der  ä.  Lit  sind  bemerkenswert:  ,So  mau 
melt  [in  der  .Mühle).-  XIV./XV.,  Sch  Stadtb.,  das  Prat.  ,muo- 

leud.'  llliull.  löTi.  das  Ptc.  .geinahlcf  (doch  nur  in  der 
Verbindung   mit   .gebachef).    HsEEscher    1692. 

abe"-:  1.  heruntermahlen,  z.B.  Übst  mittelst  der 
Mühle  Th;  Z.  En  Track  tt.  —  2.  hastig  essen,  ohne 
recht  zu  kauen,  hinunterschlingen  Sch. 

ver-,  zer-=  malen  1,  mit  verst.  Bed.  [Hafer]  in 
chleini  Clwmli  vermale'.  Hebel.  ,Dass  er  das  bild  zue 
st uikrn  schlahet,  ja  gar  zermalet.'  RGualth.  1559. 
S.  noch  ver-chnütschen  Bd  III  77:'». 

durc1'-:  lose  Zss..  eine  Mühle  die  ganze  Nacht 
hindurch  laufen  lassen  Z;  Tgl.  dureh-spinnen  u.a.  Zss. 

Maler  II  m. :  1.  Mühlknappe  Aa.  In  dem  Spott- 
vers  auf  die  Müller:  Midier,  M.  usw.  (neben  Midier. 
Mel'rer).  —  2.  wer  Getreide  in  die  Mühle  zu  mahlen 
gibt.  .Die  maier  zu  Bürren  sind  'twungen,  an  die 
müli  gan  Bürren  ze  malen  ze  gen.'  1460,  L  Rq.  ,Dass 
man  ein  mülli  nit  verpfenden  mag.  dann  dass  sye  den 
malern  male,  noch  dem  und  sye  des  notdurftig  sind.' 
1490,  LRotenb. 

Malete"  f.:  so  viel  Getreide,  als  man  auf  einmal 
mahlt  oder  mahlen  lässt  Sch;  Z;  vgl.  Bacheten,  Mali 
(s.  Mal  1  c). 

Us-:  geringeres  Mehl,  so  wie  es  beim  Mahlen  in 
der  Mühle  nach  den  bessern  Sorten,  doch  noch  vor 
der  Kleie,  herausgebeutelt  wird  Ar;  Bs. 

Mali  f.:  1.  Vorrichtung  zum  Mahlen,  Mühle,  Mahl- 
gang Ndw.  ,Die  müle  zu  Triengen  soll  hau  zwo  malen.' 
1460,  L  Rq.  ,Wil  derselh  [Brief]  einzig  von  einer 
Malen  und  einer  Rellen  spreche.'  1625,  SciiwE.  — 
2.  auch  Mali'g  =  Cheri  4  (s.  Bd  III  441)  heim  Mahlen, 
das  Mahlen  S  (nur  in  bildliehen  RAA.).  A"  d'  M. 
cho",  (über  Etw.)  aufgeklärt,  klug  werden.  Th  will-ech 
scho"  a"  d'  Mali'ij  bringe"  [gefügig  machen],  jeti  we> 
mer  's  lo"  drüf  ab  cho".  Schild.  —  3.  (in  L,  lt  Ineichen, 
Mdli'g)  das  wiedergekäute  Futter  im  Maule  des  Viehs 
„Aa;u  B;   „VO;  S."     Syu.  Muni. 

Ditti-Maler:   Name   des   Wolfsmilchschwärraers, 

bzw.  der  Raupe  Bs. 

Aus  lat.  tithymalus,  dem  Gattungsnamen  der  Wolfsmilch- 
arten; vgl.  auch  Milemalen  bei  Schm.-Fr.  1  1588,  ferner 
Muni-Mäli  ii- 

liialere"  II:  nnpässlich  sein  B.    -   Von  frz.  mal,  mit 

deutscher    Endung. 

lllilliligg:   prächtig  ZU.    —    Aus   frz.    magnifiqtie. 

HaliS  m..  PI.  M,dm:  Schuft,  Schurke  Ar.  Stei- 
gernd  wie    Malefiz,    z.  11.    in.   scho".   ebd. 

malitzig:  mürbe,  trockenfaul,  von  Obst  TuWeini. 
Syn.  manch,  mimig. 

Vgl.  mhd.  mi-ih.  weich :  doch  uniss  sich  das  W.  au  ma- 
lazig  angelehnt   haben,   indem  die  Trockenfäule  als  Krankheit 

aul'gclasst   wurde. 

Malmasy  m. :  Malvasier.  1450,  B  (Gfo.).  —  Zu  mhd. 

malmttsfer. 


Malöggi:  Schirapfw.  1.  (auch  Maiöggis)  111..  wider- 
licher, unreinlicher,  einfältiger  Mensch  L.  2.  !'..  feile 
Dirne  üwE. 

Zu  Grunde  liegt    viell.,    von  Söldnern  heimgebracht,    it. 
malotieo,    Nbf.  von  maligno,  böse,    viel),  auch  mal'  occhio,  bö 
Blick,    dann   Mensch  mit  einem  solchen.      Viell.  ist   es  abci 
nur  Parallelform  zu  Galbggi  oder   mit  Möggel  zu   vergleichen 
Die   Endung   w   wie   in    Gäuggis  u.  A. 

Malün(en),  in  AaIIoM.  Molüne;  in  AAF.f  Madlüne" 
—  f.:  Melone  Aa;  Zg;  ZKn.  Gemeiner  Kürbis,  cuc. 
pepo  Aa;  Bs;  S;  Z;  spec.  eine  Varietät  mit  grössern 
Früchten  GG..  S.  „Flaschenkürbis,  cuc.  lag.  L."  Von 
einem  Menschen  mit  einem  vollen  Gesicht  heisst  es, 
er  habe  ein  Gesicht  ,wie  eine  M.'  Z. 

Aus  Melone.  A  in  der  ersten  Silbe  scheint  schon  alt  zu 
sein  (schon  bei  Haffner  1666,  I  135),  danel.ru  erscheint 
aber  auch  e  (vgl.  Guggummeren  Bd  II  191);  der  Vocalwechsel 
wie  in  Malisse*,  Barägge*;  zu  dem  iu  der  zweiten  Silbe  vgl. 
Katün,  Vragüner.  Es  mag  Anlehnung  an  Malünen  (Bd  1  1711 
vorliegen,  zu  dem  viell.  auch  der  gleichlautende  Neckname 
der  Bewohner  von  LEbikou  gehört. 

Mallins  (neben  Meluns,  Malunz,  -Ion:,  in  GT.  Ma- 
lutz,  in  GSa.  Mälunz):  1.  „n."  (nach  neuem  Angaben 
m.),  Gericht  aus  Mehl,  spec.  Maismehl  (Turtjije"-M.) 
oder  Buchweizenmehl  (Haida'-M.),  das,  oft  mit  zer- 
riebenen Kartoffeln  (H'erdbire"-M,).  in  Butter  geröstet 
wird  GSa.,  T.;  bes.  aber  Gr,  wo  das  (oft  mit  kaltem 
Wasser  übergossene)  Gericht  die  Nationalspeise  bildet; 
Syn.  Bibel,  Basti;  vgl.  G-muijd  (Sp.  115),  Bihel(i)- 
Suppen,  ferner  Lehmann  1799,  267.  -  2.  du  arme'- 
M.,  leichte  Schelte,  i.  S.  v.:  du  armer  Tropf  Gr.  - 
Ans  dem  Käto-rom. 

Malunsi  m.  En  trockne1  M..  Schelte  auf  einen 
wortkargen,  einsilbigen  Menschen   Gut 'hur. 

Mahira:  Zerfall,  grösste  Unordnung  Gr.  In  M. 
si".  f  hi")  ga",  richte". 

Aus  räto-rom.  ir  in  malur,  zu  Grunde  gehen;  in  nein 
frz.   Form:    ,In  Malhor  und  Ruin  gestürzt.'   AKliugl.    1693. 

Muni-Mäle"  m.:  Schmetterling  GuThusis.  Vgl. 
Anm.  zu  Ditti-Maler. 

Mali  n.:  Name  des  Schafes  in  der  Kdspr.,  nach 
seinem  Ruf  Z. 

„ Maulet e"  f.:  Durcheinander  von  schlechtem  Zeug 
Sch.  Wenn  der  Schlächter  z.  B.  viel  Zutaten  zum 
Fleisch  schickt  [vgl.  Insigei],  so  sagt  man:  Es  ist  nu" 
SO  a  M."  —  Viell.  zu  der  Gruppe  matur  gelierend,  also  so 
v.  a.   das   Zusammengekaute,  sc.   Gemisch. 

Mel:  Personenname,  Emanuel  (II. 

Melämpesm.:  Schelte  auf  einen  langsamen,  trägen 
Menschen  oder  ein  solches  Tier   ArK. 

Ob  der  griech.-lat.  Männer-  und  Bundename  .Melampus' 
(eig.  Schwarzfuss)  aus  gelehrten  Kreisen  ins  Volk  gedrungen, 
etwa   mit   Anlehnung  au   Zamperi 

Melancholei  f.:  Geisteskrankheit  übh.;  so  von 
Einem,  der  sich  für  Elias  hielt.  JGross   1624, 

Meli  I:  Personenname.  1.  m.,  Emanuel  Seil;  Tu;  /,: 
vgl.  Mel.  —  2.  n.,  Salomea  „Aa:-   Bs;  B. 

Meli  II:  Personenname.  1.  in..  Melchior  Bs;  Z.  - 
'-.'.  n.,  Melanie  AaK..  L.;  Z. 

Meli  III  n.:  Name  einer  geologischen  Schicht.    ,An 

dem  andern  Ort  ist  wieder  ein  Roterz  l1/-  Schuhe  und 


171 


Mal,  hh'I.  mil.  lmil.  niul 


172 


msclben  das  M.,  ungefähr  von  1  Schuhen.  Aus 
der  \  ermischung  dieser  drei  Arten:  Bot,  Schwarz  und 
M.  wird  der  Stahl  gemacht.'  JJScnsucnz.  1746. 

Wahrsch.,  wie  die  beiden  andern  Ausdrücke,  der  Name 
einer  Farbe,  viel],  nnserm  meliert  laus  lrz  mili  i  entsprei  hi  nd 

Meli-Meli  m.  =  Titti-Maler  GiiThusis. 

meliere":  1.  sich  einmischen  Bs.  Es  gab  i"  der 
Schwiz  e"  gruslige"  Gh/rieg,  wenn  ei"  Kanton  si1*  weti 
ni  ändert  m.  's  duet  Niemeds  sie*  gSrn  m.  dri;  denn 
's  soll  ml  Alles  süferbin-im  si".  —  2.  Ptc,  gemischt, 
verschieden  von  Farbe  und  Zeichnung,  von  Zeugen 
<<;  Tu;  Z.  Verächtlich  werden  Bücher  ,m-es  Papier' 
genannt.  UBrXgger  1777.   —  Ans  frz. 

mellige"!  nur  in  der  reimhaften  Abweisungsfonnel: 
SchelUge",  m.l  holla',  da  wird  Nichts  daraus  ZBamna. 

Melisse"  1:  nur  als  PI..  Gartenmelisse,  mel.  off.  ZO. 
,Malissen  (melissen),  ein  kraut,  melissophyllum.'  Fris.; 
Mal.;  s.  noch  Frauen-Ghrüt  Bd  111  892.  —  Gold-: 
tnonarda  did.,  eine  Gartenzierpflanze  B. 

Molisse"  II.  nur  in  der  RA.:  M.  spile*,  das  Loos 
ziehen  bei  der  Rekrutenaushebung  U  t-  —  Name  und 
Sache  sind   fremden   Ursprungs  (frz.   müice,   it.   milizia). 

melitiere"  Bs,  melidiere"  S,  malatiere"  PAL:  ver- 
dienen. Du  hesch's,  mi  S'i.  ml  melitiert.  's  schön 
Ammereüi  melidier  d'r  Du/rsli  zw  si"m  Ma".  Schild. 
—    Aus   ,nieritieren',   frz.   mfriter,   it.   meritare. 

iiicilisch:     mailändisch,    von    der    Munzwährung. 

,8  |i!  1  in.  für  ain  mark  zu  rechnen.'  P2'.>7.  Kind,  l'rk. 
.Einen  m-en  grosen.'  1 163,  Si ■<-...  ßG.  —  Von  der  altern 
Form  des  Stadt nens  (Mailan,  Meilen)  ans  gebildet. 

Meilun  m.,  Dim.  Meilöneli:   Litzenhäuschen,  Auge 
aus  Glas  für  die  Fäden    in  der  Bandweberei    BsStdt. 
Aus  dem  gleichbedeutenden  frz.   maülcm. 

Milautscli,  neben  Milentsch  m. :  Blutwurst  PAL  - 

mi  lantsche".  bzw.  mikntschn" :  Blutwürste  machen. 
ebd.    —    Aus  it.    migliaccio   in.,   dl 

Milli  n.:  .Mädchenname.  Emilie   Bs;  Z. 

Milling  m.  =  Meidet.  Mangolt;  Fischb.  1563. 

Daneben  die  Form  .Mülling.'  ebd.  und  1  169,  <;  Hdschr. 
Das  W.  soll  lt  Fischb.  elsässisch,  nach  Siebold  dagegen  ziir- 
cherisch  gewesen  sei».  Hie  Form  ist  offenbar  aus  ,Mid)ing' 
durch  Assimilation  entstanden:  vgl.  Midd-FUch   Pal  1    1102. 

Million  n.  P.  sonst  f.  Per  Gen.  i.  S.  v.  verwünscht, 
bes.  auch  in  Zss.,  dann  steigernd  B;  <i ;  Z.  En  M-c- 
Sieeh,  von  einem  erzschlechten  Menschen  Tu.  /•.'// 
M-sKerli,  M-s  guet.  <)j>i>is  Ms  mache",  abstelle",  eine 
verfluchte  Geschichte  anzetteln,  einen  tollen  Streich 
ausführen  B;  vgl.  (öppis)  Tüsigs.  Potz  M.!  B;  G  (so 
auch  bei  UBrägger  17^'M.  jinl:  Müliönli  /.  [Studenten- 
sprache), jmt:  Millione'-Clieib !  Z,  roher  Ausruf  der 
Verwunderung.  —  Pas  Neutr.  nach  Analogie  von  Hundert, 
!  ■    end   (Tusig). 

M  illionär  m.:  Bezeichnung  der  Levkojen-Stöcke, 
welche  sehr  viele  Blüten  hervorbringen  ZStdt. 

millionisch,  milliönisch:  Steigerungsadv.  Aa; 

VO;  Tu;  /..  .V.  heiss,  guet.  /''  ha'  mi1'1'  in.  «"- 
g  schlage"  Aa. 

niililiii'lo":  Soldat  spielen,  von  Knaben;  von  Er- 
wachsenen und  Behörden:  das  Militärwesen  allzu 
eifrig  pflegen   Bs;  Z. 


Mil<i :   Hundename  P.       Wohl  der  bekannte  griechische 
oder  römische   Eigenname  Milo. 

Mol  Möl  Ps:  P;  GRh.;  Z  (im  0.  mit  dem  IT.  Motte; 

Dim.  Mali,  in  Zoll.  Mal,  im  0.  auch  Öl),  Moll  AidP; 
Gl  (PI.  Motte');  L  —  n.  (in  Ar;  Gl;  1.  f..  in  Gl;  Z 
auch  m.),  Maul  (PL  Mäul)  f.  Ai-P.  Stein.  G'mul  n.  BsL.; 
üw,  Mole"  (in  (JwE.  ö,  sonst  ö)  AiPL.  M.;  PK..  R.  (PL 
Molli);  GRh.,  T.;  Sch;  SchwMuo.  ;  Tu  —  f.  (in  Sch  m.), 
Malier  Aa  (lt  Rochh.);  Gl;  SThierst.,    Moler  P;  Zg; 
/,  (auch  Maler)  —  in..  Mollert"  f.  Gl;  Gtw.  (Midiere", 
lt  Götz.),   Molli  BsL.;  B;   S,   Mali  Btw.;  GRPr.;  U 
(PL  unver.)  —  n.  (in  GrPi.  f.),  G'möl  n.,  PL  G'moler 
Aa;  Bs;    „L;"    ZW..  Wl.,    Möller  m.  Bs.    Molli  Btw. 
iMüli.   GStrasser);    Schw    du.,    PL  Mottend),    MuH 
AaF.;   P.  Bnlli  (PI.  Bolleni)  BSi.    -  n.:  1.  Name  ver- 
schiedener Weichtiere,    al  Molch,  und  zwar  im  Allg. 
unterschiedslos  alle  vorkommenden  Arten,    bes.  aber 
der  gefleckte  Molch,  sal.  mac,  der  Alpen-Molch,  sal. 
atra  (VO;  Gl),  die  Wassermolche,  bes.  der  gefleckte, 
triton    punet.,    der   Wasser-    oder   Sumpf-Salamander, 
trit.  pal.  allg.    Die  gefleckten  oder  verschiedenfarbigen 
Arten  werden  als  <f  flecket er,  g'fleekets  M.  von  den  an- 
dern unterschieden.     Erscheint  der  Molch   tspec.  der 
schwarze,    sal.    atra,    zum   Unterschied    vom    Wasser- 
salamander,  dem  Briin>ie"-M.:  vgl.  das  Syn.  Br.-GhaJb 
Bd  III  220)  auf  dem  Lande,  bes.  auf  Wegen,  so  wird 
Das  allg.  auf  Kegen  gedeutet,  und  das  Tier  wird  daher 
meist  Bege"-M.  genannt  Bs;  B;  70;  Sch;  S;  Z;  vgl. 
.las   syn.    Wetter-Gueg  Bd  II   in:!.     Tw.  infolge  Ver- 
wechslung mit  der  Unke,    bomb.  ign.  (vgl.  Gügger  3 
Bd  LI  19(5)  wird  dem  Molch  auch  eine  Stimme  zuge- 
schrieben und  heisst  es  datier:  Wenn  d' Mola" gluggid, 
so   ijeä  's  guet   Wetter   Ar;    vgl.    die    folgenden    Zss.. 
ferner  die  Synn.  Boden-Glünggerli  Bd  II  636,  Nacht- 
Glüng(g)  Bd  II  632.  Alan  redet  dem  grossen,  gefleckten 
Molch  auch  nach,  dass  er  die  Weinstöcke  benage  und 
schädige  ZS.,  und  allg.,  dass  er  giftig  sei.     Dagegen 
ist  der  grosse,  gelbe  ,Regenmolor'  gut  gegen  die  Glie- 
derkrankheit und  braucht  man  nur  einen  solchen  an 
einem   Seidenfaden    aufzuhängen    und    so    sterben    zu 
lassen,  um  von  der  Schwindsucht  zu  genesen  P.    Aus 
den  g'fl&ckete*  M-e"  wird  auch  Gold  gemacht,  indem  man 
am  Charfreitag  Vormittags   zwischen  11   und  12  Uhr 
drei  dieser  Tiere  in  ein  Gefäss  bringt,  ,flammerschlag' 
darauf  schüttet   und    das  Gefäss  vergräbt.     Ein  Jahr 
darauf  liegen    die  Molche   oben   auf  und    haben    die 
Flecken  verloren,  die  Eisenfeilspäne  dagegen  sind  zu 
Gold  geworden  SchKL;  vgl.  das  syn.  l'nnki  und  Gr., 
Myth.  s  650.     .Gott   nährt   [auch]    die   Regenmolleni, 
Muheiuie"  usw.'  Gotth.    .Du  kennst  hinter  den  Gärten 
den  wüsten  Fröschenweiher  mit  dem  grünen  Dach,  in 
dein  Kegenmolleni  und  anderes  Gezüchte  so  anmutig 
gramseien?'    ebd.     .Saura.   moll  sc.  vermis.'    Ebinser 
1438.     ,Von  der  wassermoll.    Lacertus  aquaticus,  ein 
moll,  ein  wasseradex.'  Tierb.  1563.  .Salamandra, 
ein  maal.  moll,  molcli.  moldwurm.'  ebd.     ,Die  quaxen- 
den  fröschen  und  mollen  in  disen  Wassergräben.'  1586, 
Laufe..   Beitr.     S.  noch  (ihn    Bd  1    1'.'::.      -    b)  Kaul- 
quappe von  Fröschen  und  Kröten  Bs.  insofern  sie  zwar 
schon  Füsse,  aber  noch  den  Schwanz  hat.  also  Molchen 
ähnlich  sieht  GRh.;  vgl.  MoUen-Chopf  Bd  111  H3.  - 
c)  „Kröte,  die  sich  in  Kellern   und  an   feuchten  Orten 
aufhält  Bs."  —  di  schwarzer  Regenwurm   SchwMuo. 
2.  die   Maulwurfsgrille,   gryllotalpa    vulg.   BO.  — 
3.  Engerling  Tu.  —   1.  grosse  Eidechse  Aa  (lt  Rochh.). 


178 


Mal.  mel,  niil.  miil.  uiiil 


171 


."..  übertr.  a)  Molle?  f.  BE.,  m.  B;  Sch,  Mölli  in.  Bs; 
s.inv.  sonsf  .i/o///  in.,  etw.  unförmlich  Grosses,  Um- 
fangreiches, bes.  von  (gemästeten)  Tieren  BR.  Syn. 
1/ ... ■■.  •■.  II'-''"  ti  die  >>'«»■  noch  e"  clilin  w<:<tist.  su  gibd 
das  noe*  /m  en  Molle".  Potz,  e"  wetegi  M.!  soü  Das 
,"  Chütn'sin!  Hl;.  Dicke,  kurze  Mannsperson  AaFil: 
dickes,  fettes  Kind  BsL.;  SceSchl.  Du  cMiner,  ung'rinter 
M.! du  kleiner,  angeleckter  Bär!  MLienert.  Vielesser 
Obw;  dafür  Fress-Molch  Z.  Menscb  mit  Pausbacken, 
mit  einem  dicken,  runden  Kopf  BsL.;  BO.;  Gr.  Verst. 
durch  Zss.  mit  einem  Syn.  Tscholi-Möler,  dummer 
Tölpel  L.  Auch  das  pausbackige  Gesicht,  der  dicke 
Kopf  selber  Bs  (auch  Möller);  Gr.  Weit-er-is  jetz  lo" 
go"?  Oderlueget,  ieh  g'heie"  die  Lauge"  M"ni  an'n  M-. 
jo  hu/.'  Breitenst.  Übertr.  auf  das  Geistige  und  Oko- 
nomische:  Dummkopf  Schw.  Reicher  Mensch,  Protz 
ScHSchl.;  vgl.  feiss  Bd  I  1072.  Noch  mit  direkter  Be- 
ziehung  auf  das  an  unsaubern,  feuchten  Orten  lebende 
Tier  nennt  man  unreinliche  Leute  Dreckmöllene" 
SchwE.  —  b)  Beiname.  .Hans,  genannt  Molli,  und 
Hans,  genannt  Bitterli.  Gebrüeder,  beide  Truchsess 
von  Diessenhofen.'  1413,  Eüeger. 

Mhd.  mol(le)  111..  Molch,  Eidechse.  Unsere  Formen  zeigen 
mehrfach  Aulehnung  an  Mal  (tw.  gespr.  Moli,  Fleck,  und 
seine  Abll.,  wozu  das  grell  gefleckte  Tier  Veranlassung  gab. 
Moli,  Miilli  als  Neutr.  kann  als  Dim.  angesehen  werden.  In 
unseren  11 AA.  hat  die  nhd.  Form  mit  auslautendem  ch  erst 
in  der  neuesten  Zeit  Eiugaug  gefanden  (s.  o.  das  Scheltw. 
Fr&t-M.).  Im  Vogelh.  findet  sich  die  Form  .Molken  (das 
m.  oder  heidnehsen)'  neben  dein  fast  durchgängigen  .Maul. 
Moll(en)'  im  Tierb.  S.  noch  die  Umd.  unter  Mann.  Bei 
den  volkstümlichen  Bezeichnangen  niederer  Tiere  sind  Ver- 
wechslungen, Vermischungen  und  unvermittelte  Übergänge 
nicht  befremdlich  (vgl.  (iueg  Bd  II  160  ff.);  hier  um  so 
weniger,  da  es  scheue,  die-  Verborgenheit  liebende  Tiere  be- 
trifft; so  könnten  1  c  und  d  (gemeint  ist  wahrsch.  nur  der 
schwarze  Al]>en-Salamander)  und  4  auf  Verwechslungen  be- 
ruhen, definiert  doch  der  Anonymus  ad  St.  G'mol  als  eine 
Art  schwarz  and  gelb  gestreifter  Eidechsen,  womit  aber  doch 
nur  der  gemeine  Molch  gemeint  sein  kann.  Vollends  be- 
greiflich werden  Verwechslungen,  wenn  es  sich  bei  solchen 
Tieren  um  Constatierung  der  Stimme  handelt;  -filier  sind 
unter  1  a  ?..  T.  auch  die  Unken  mit  zu  verstehn,  doch  haben 
die  Wassermolche  immerhin  einen  leisen,  'bin  der  Unken 
ähnlichen    Huf.      Vgl.    (lügi-u-Mul. 

Güg(g)en-  (in  Z  tw.  Güg(g)e*-,  in  AaF.  auch 
Gügqe*-)Möl  (bzw.  -Moli)  AaF.;  .B:'  L;  Schw;  Z. 
-Maler  Z;  \.  =  Gügger3  (s.  Bd  11  196)  Aa;  L;  Schw; 
Z;  vgl.  auch  die  Synn.  GüllfenJ-ünggen  Bd  I  345, 
-Gügger  Bd  II  197,  -Glüggerli  Bd  II  621,  -Mügger, 
ferner  Maien-Ferlin  Bd  I  921  und  die  weitem  ümdd. 
unsers  \V.  Güg(g)en-Mümmeli ,  -Männli,  -Moni,  -Mörli, 
-Mörchli  und  s.  mügg.  —  2.  Molch  (spec.  kleiner 
Wassermolch  ZZoll.)  Schw;  Z;  vgl.  das  Syn.  Güxli 
Bd  II  572. 

Sirte"-Mölli  m.:  Spottname  auf  die  Älpler  [weil 
sie  Käsewasser  trinken]  Schw  (MLienert). 

Schild -Mol:  1.  gefleckter  Molch  GRPr.  — 
2.  =  G üg(g)en-Mol  1  GRh.  —  3.  „Schildkröte  GRh." 
—    Für  GrPr.   wird   die  moderne   Form  Molch  angegeben. 

g'moll  GrD.,  g'molkt  GW.,  sonst  mollig  I  (in 
AaB.;  ZS.  g'mollig):  dickköpfig,  aufgedunsen,  fett, 
plump  AaB.;  „Gl;"  Gr;  GRh.;  Sch;  Z.  G'molkti  f.. 
schwammartiges   Fett  GnPr. 

Lässt    sich    vom   Vor.    für    unsere    MAA.   nicht    trei n. 

obschon  nicht  zu  leugnen  ist,  dass  die  Bedd.  sich  tw.  mit 
denen  li,--;  gemeindeutschen  Ausdrucks  ,moll,   mollig'   decken; 


vgl.  Gr.  WB.  VI   8480,  fe mo(l)let,   Molen'   bei   Schin.- 

Fr.    I    1589  und    nnsi  r    IfuH,    1 1  ilttch. 

mollecht(ig)  =  dem  Vor.,  mit  dim.  Bed.  GaPr. 
,[Der  Molch]  hat  einen  gro  sen  und  mollechten  köpf.' 
Tierb.  1563.  .[Der  Gottlose]  hat  ein  feisst  mollachtig 
angesicht.'   I.Lav.   1582. 

Molle".  PI.:  ungebrannt.'   Backsteine  Tu. 

Viell.  zu  Mull.-  eig.  die  zerbröckelnden,  oder  wahrschein- 
licher, viril,  der  Westalt  nach  benannt,  zu  Mol  ',  <i  ;  vgl. 
ChrSttli. 

Mole"  f.:  eine  Missgeburt,  die  in  einer  gestaltlosen 

.Masse  besteht    B  (lt  Zyro).  —  Aus  frz.  mfife,    dasselbe; 
vgl.   das  syn.    Mond-Chatb. 

Mitlest  (in  A.\;  Bs;  VO;  /.  Maläst,  in  Z  auch  Ma- 
läschge",  in  Ap  Monist,  in  THTäg.  Muel&st)  f.  (in  L; 
Ndwj  ZO.  in.):  meist  PL,  körperliche  und  geistige 
Beschwerden.  Plagen  Aa;  Ap;  Bs;  B;  VO;  G;  S;  Tu; 
Z.  [Schwerverdauliche  Speisen]  mache'd  (Eim)  Mo- 
lest(e").  Es  par  Pfund  Fleisch  uir'  es  pfündigs  Brödli 
heigen  im  keiner  Moleste"  g'macht  BM.  (Schwzd.).  Wenn 
ich  wider  seit  bettligerig  verde"  —  und  wie  glV'  war  's 
richtig  g'si",  ''ass  m'r  's  Bei"  Moläste"  g'macht  liiitl ! 
so  war  Xiemer  do  zum  Abwarte".  BWvss.  .Brutale 
Väter  gibt  es  allenthalben,  die  Jahre  lang  um  ihre 
Kinder  sich  nicht  kümmern,  aber  bei  der  ersten  ein- 
lest, die  sie  ihnen  machen,  mit  der  Schlegelaxt  auf 
sie  dar  wollen.'  N.  B  Kai.  Auch  i.  S.  v.:  Schererei, 
Plackerei;  Umstände.  Dummheiten  Bs.  Syn.  Stäm- 
peneien.  Der  Gholi  macht  sch%ni  's  Maläste".  Breitenst. 

Aus  dein  gleichbedeutenden  it.  molcatia.  Bas  Masc.  uach 
den   syn.    Last,   Schmerzen. 

molestiere*:  Jmdm  beschwerlich  fallen.  .Tindii 
belästigen,  beunruhigen  Aa;  B;  VO;  Z. 

ver-malestiere":  Jmdn  belästigen,  verdächtigen, 
heruntermachen  B;  S.  Hei-ne"  Angeri  vermalestiert,  so 
het  er  ne"  i"  Schutz  g'no".  Hofst.  .Die  Geiger  ver- 
malestierten  den  Wirt  schrecklich,  der  sie  dursten 
Hesse,  dass  es  ihnen  ganz  blöde  geworden.'  Gotih. 
.Es  erzählte,  wie  Seine  [die  Seinigen]  ihn's  vermale- 
stierten  und  wie  er  deswegen  mit  ihnen  Streit  ge- 
habt.' ebd.  ,Der  als  kurzer  Mensch,  der  weder  fassen 
noch  urteilen  könne,  vermalestiert  und  abgefertigt 
werde.'  ebd. 

molestig:  belästigend,  lästig  VO. 

Moloss  m.:  Zwischenhändler  beim  Vichhandel,  los. 
Gehülfe  des  Käufers  GnVal.  Syn.  Bouss.  —  Aus  dem 
it.   „„,!.,*»,.  Jagd-,   Treibhund,   in   spottweiser   Anwendung. 

lllul.  in  der  Verbindung:  ja  m.!  Ausdruck  der  Wei- 
gerung   ZStdt.   —   Wahrsch.  Contamination  von  mSgg  und 

moü   (für    >ritli. 

Mölelin:  eine  Frucht.  .Pfirsich,  Kestenen,  die 
grossen  und  klynen  M..  Tatelkernen.'  ZZoll.  Arzneib. 
—    Viell.   ungeschickte   Wiedergabe  des   it.   mellone. 

linde":  den  Laut  mö!  hören  lassen.  1.  muhen, 
von  Kühen  und  Kälbern  G  (schon  1799).  —  2.  brum- 
men, von  Menschen  G.  Weinen  BMeir.  —  Vgl.  dir 
Synn.    moggen,   mönen,   muelen;  auch   holen. 

Mul  1  n.,  PL  Muler,  Dim.  Multi  Bf).;  üw;  U.  sonst 
Midi :  1.  ai  Mund,  nicht  nur  in  roher,  sondern  auch  in 
der  gewöhnlichen  Umgangssprache  der  allg.  Ausdruck. 
En   rechte  Man"   hed  auc*  e"  rechts  M.   Aa.     Einem 

Etw.   immer    um   's  M.    hiiiiih"   striche",    sieh",    immer 


l"i 


Mal.  nu'l.  m i  1.  mol.  null 


176 


wieder  vorbringen,  z.H.  Jmdn  stets  an  empfangene 
Wohltaten  erinnern  1!;  Z.  Er  ist  hei*  Batze*  wert 
und  wenn  er  sechs  Ghrüzer  im  M.  hiitt  Aa;  Tgl.  ,Mor- 
genstund  hat  Gold  im  .Mund.-  's  .1/.  wi  Opj  is,  im  Alles 
henke*,  sich  unbefugt  einmischen  1!;  Tu.  .Wenn  afe 
Eine  eine  Tochter  in  einem  Hause  [verheirate!  |  hat. 
mi  hängt  sie  schon  d's  Maul  in  jedere  Planne  [mischt 
sie  sich  in  die  intimsten  Geheimnisse  des  Haushalts].' 
Gotth.  's  Wasser  lauft-em  dur'1'  's  M.  i",  er  ist  in 
dringender  Not  (eig.  nahe  am  Ertrinken)  Aa.  's  Wasser 
wird  'in  wol  im  i*  's  31.  rünne*,  er  wird  schon  noch 
in  höchste  Not  kommen,  zu  Kreuze  kriechen  müssen 
ZZolL  .Keine  Besserung  an  die  Hand  neinmen.  Ins 
dass  die  Straf  vorhanden  und  inen  das  Wasser  in  das 
Maul  lauft.-  Fastn.-Pred.  1601.  ,[Noe  und  Loth]  glau- 
ben ganzlieh  nicht,  dass  Gottes  Straf  vorhanden,  bis 
Jenem  an  dein  Maul  das  Wasser  war  gestanden.' 
CMet.  1657.  .Sie  haben  die  >tatt  erobert,  alles  er- 
würgt und  uns  zur  Schlacht  das  maul  aufgesperrt 
[uns  zornig  zur  Schlacht  gemacht;  vgl.  Gr.  WB.  VI 
1790].'  1590,  Bs  Jahrb.  .Leiden,  dass  Einem  die  Mäuse 
im  .Maul  nisten.'  GHeid.  1732.  Zur  Bezeichnung  eines 
grossen,  hässlichen  Mauls  dienen  Vergleichungen  wie: 
Es  M.  ha*  ine  en  Bachofe*,  Wäh-Schüssel,  es  Ofe*- 
Loch,  Wäje'-Britt,  Schüre*-Tor,  e  Leck-Täsche;  dass 
im'"  ehönnt  mit-ime*  Heuwage*  dri*  fare*,  en  halbe" 
Tnii  Batze*brötli,  Schue^schlurgge*  ine"  bengle*,  ''ass 
men-em  [dem  Betreffenden]  ehönnt  mit-eme*  Hündische* 
.:'  leihe"  ge".  wie  wenn  er  s-ibe*  Tüfel  g'fresse*  hält  und 
ihr  aehti  ml''1'  niy'h  tee"lt:  wenn  er  hieltet,  se-n-ist  de'' 
halb  Ghopf  e*wig  Z.  Es  ist  Xiit  ,111-cni.  n's  's  31. 
"De"  tuet  's  i\J.  uf,  dass-em  d'  Schwalbe*  chönnte*  drin 
nieste*.  Her  lose  Mund:  Er  het  e"  31..  me* Sott  b'schisse* 
[beschmutzte]  Windle*  drin  näselte".  Sdlger.  Vgl. 
auch  die  groben  Bezeichnungen  für  Mund:  Goschen 
(s.  IM  11  480),  Loch  (Bd  III 1019),  Läff,  Schneuggen, 
Schnurren.  Wafflen.  Auch  Bezeichnung  für  das  ganze 
Gesicht  oder  der  Mund  als  Das,  wovon  hauptsächlich 
der  Gesichtsausdruck  abhängt:  Wenn  's  di'''  uf's  M. 
hcre"  leit  Aa.  /"  's  .1/.  gi'l-er  Ei"- in  gueti  Wort  und 
hinterruggs  schimpft  er  Aa.  Es  l-'.t"  in  g'rad  i*  's  31. 
säge*  GnPr.  E*  wüests  M.  mache*,  Grimassen  schnei- 
den II;  Z.  En  itntjuets  31.  Hinein",  eine  unzufriedene, 
saure  .Miene  machen.  Es  Müli  mache;  ein  weiner- 
liches Gesicht  Tu:  I';  '/..  E"  31.  mache*,  wie  ne*  Chue 
uf  in  Ebberi  Sch.  's  31.  rümpfe*,  henke*,  lampe*  In" 
,1,11-1, -es  alts  Ross  Bs;  S) ;  vgl.  fül  Bd  I  788,  henken 
Bd  11  1456/7  (dazu  Hindern).  111  159),  anhenken  Bd  II 
1460,  ehriiml,  IM  III  821.  BAA.  betr.  den  .Mund  1)  als 
den  essenden.  Me*  muess  um  meste*  für  's  M.  sorge" 
Sch;  '/..  Mi*s  31.  elmst't  mv1'  eil.  Schild,  's  Jor  het 
i"  gross  .1/..  erfordert  viele  Ausgaben.  Sdlger;  vgl. 
hüs-halten  Bd  11  1237.  Me*  cha**  's  31.  nüd  an  en 
sie,/.,"  binde",  kann  nicht  leben,  ohne  zu  essen  Z. 
Wenn  's  Esse"  und  so  gär  tür  g'se*  ist  und  nie"  's  .1/. 
nOch  all  urdele  darr"  'brächt  het.  Ar  Kai.  1848.  Wie 
muess  sich  de'  Mensch  a,e:-  plage*,  las  er  nur  's  M. 
versorget  häd  ZS.  Von  einem  wohlgenährten  Manne 
bei    i  es:    Es  chunnt   em   Alles  zum  31.  %;   er  hat 's 

und  vom  l.afl.  er  spart  sieb  Nichts  am  Munde  ab  Z. 
Voll  einem  Reichen  oder  .Im. Im,  dem  alle  Wünsche 
erfüllt  werden    beis  I  es:  Er  cha**  nw  säge* :  M.,  was 

Witt?    I>a  Iteseh  '.    Bs;  Seil;  S;  Tu;   Z;    vgl.  gatlljieil  Bd  11 

310.    Vgl.:  .Sv  hnml  gross  pfruenden,  zenf  und  gült, 
nel  nach  allem  wollusl  erfüllt:  .Mund,  was  magst,  herz, 


was  witt?'  NMan.  Scherz w.  fordert  man  Kinder  auf: 
Heb  (tue)  's  31.  n/  and  d'  Ann,"  :ae.  um  ihnen  dann 
etw.  Gutes  (oder  boshafterweise  etw.  Schlechtes)  in  den 
Mund  zu  stecken  Bs;  Tu;  Z;  vgl.  die  betr.  Scene  bei 
HPest.  (Ausg.  v.  1881)  I  161.  Mer  treffet!  (fmded)  's 
M.  scho*  (>toc''J,  RA.,  wenn  man  am  .Morgen  früh  oder 
Ibends  spät  ohne  Lieht  speist  Tu;  Z.  Gesundheit  für 
tni's  31.  —  die  Ander,"  sind  doch  s*  fül,  sagt  Einer 
scherzh.,  wenn  er  selber  tapfer  zugreift,  während  die 
Andern  blöde  sind  Z.  's  .1/.  wüsche"  mal  gä;  un- 
mittelbar nach  dem  Essen  mit  Verzichtleistung  auf 
den  Anstand,  tw.  auch  ohne  Hank,  vom  Tische  auf- 
brechen und  seinen  Gastgeber  verlassen  Aa;  Bs;  B; 
Gl;  L;  S;  Th;  Z.  Man  lässt  sich  etwa  zu  Tische 
nötigen,  indem  man  sein  Widerstreben  damit  recht- 
fertigt, dass  man  doch  nicht  anders  könne  als  's  31. 
if.  a.  g.  Bildl. :  D'  He.ei  hl'  chjäne"  d's  31.  w.  u.  g. 
[mussten  leer  abziehen]  BLenk.  Übertr.  auf  andere 
Verhältnisse  erhält  die  LA.  den  Sinn:  einem  Andern 
überlassen,  die  Suppe  auszuessen,  die  man  angerichtet 
hat;  den  durch  uns  in  Verlegenheit  und  Not  Gebrach- 
ten allein  zappeln  lassen.  Bildl. :  An  Eppem  d's  M. 
wüsche*,  unanständige,  unverschämte  Worte  an  Jmdn 
richten,  spöttelnde  Bemerkungen  über  Jmdn  machen 
BR.  Er  isl  e*  cltlein  e"  Leide' .  er  niiies"  an  allen  l.uten 
d's  31.  wüschen.  Ei"ni  Öppis  vor  "'<  m  31.  (e*)wcg  ne; 
aus  Neid  gar  Nichts  gönnen  mögen  Tu;  Z.  ,So  man 
[den  Belagerten]  's  brot  bym  m.  tuot  b'schnyden.  wer- 
dend s'  dest  e  in'n  abfall  g'richt.'  JMurer  1559.  .Da- 
mit nit  vermeint  werde,  dass  sy  andern  nationen  das 
brot  vor  dem  m.  absehnydeii.-  1585,  Zellw.,  l'rk.  und 
ähnlich  1051,  Seg„  RG.  III  198.  Bildl.:  Ei'tn  Öppis 
rar  ''ein  31.  eweg  (US  •'ein  31.)  ne",  Jmdm  eine  Be- 
merkung vorwegnehmen  Aa;  Bs;  G;  Th;  Z.  Er  gab 
Ei"- in  [aus  Herzensgüte]  d'Sachzum  31.  üs.  D' Mueter 
,,,  l  's  ,1,"  Chindc"  vom  31.  weg,  darbt  es  sich  am  eignen 
.Munde  ab  G;  Z.  Da  blibt  em  's  31.  säber.  da  hat  er 
Nichts  zu  erwarten  S;  Z.  Zwüsche*  'in  M.  und  der 
Suppe*  vergönd  vil  Sache*  Aa.  Zwische*  31.  nml  Löffel 
wird  eil  Suppe*  verschüttet  L.  Ei" in  (de"\  Speck, 
,1'  Speckschwarte*  dürel  's  31.  zielt.,"  -  Ei**m  's  Hälmli 
durch  's  31.  zieh  (s.  Bd  11  1201)  Bs-  GrD.;  Tu;  Z;  vgl. 
l'iieili.  '.-  Wasser  lauft-mer  im  31.  e'sämme;  eshät-mer 
's  Wasser  im  M.  z'sämme*  'zöge*,  's  Wasser  ist-mer  i*  's 
M.  chö*,  der  Mund  wässert  mir  darnach  Aa;  Bs;  Tu;  Z. 
Ei" in  's  31.  :'  wässere*  mache".  Id.  B.  ,Den  Galileern 
hat  das  Maul  nach  der  alten  Freiheit  wiederum  ge- 
wässeret.- JMvll.  1665;  vgl.  Gotth.  I  269.  358.  's  ilf. 
verbrenne*,  sein  Gelüsten  durch  schweren  Schaden 
büssen  müssen  B;  VO;  Th;  Z.  Wer  einist 's  31.  rer- 
brönnt  hed,  bläst  d'  Sttjijie".  Ineichen.  Wer  es  eige's 
31.  lad.  hrtielit  si'h  d'  Suppe*  nid  von  Andere*  lo*  z' 
blase*,  ebd.  Wer  's  31.  noch  em  Sack  richtet,  der  ver- 
dirbt nit  AaEiu.  L'h  ha*  deich  [denke  ich  mir]  so  «e,s 
Süfers  31.  n's  da.  lässt  Joach.  Jmdn  zu  der  Tiscb- 
nachbarin  sagen,  die  Ärgcrniss  daran  nimmt,  dass  er 
aus  ihrem  Glase  getrunken.  Es  ist  Lei"  in  31.  /.'  traue", 
auch  wenn  man  satt  ist,  gelüstet  man  noch  nach  mehr 
'/..  Wer  alli  Welt  fresse"  will,  muoss  es  gross  31.  ha* 
W.  Es  31.  (in  Aa  auch  31a)  voll,  ein  Hissen;  vgl. 
Mumpfel.  Kes  M.  voll,  fast  gar  Nichts.  Bildl.:  's  M. 
(z'J  rttllne".  aufschneiden,  überfordern,  übertreiben  Bs; 
Seil;  S;  Tu;  Z.  Auch  pers.:  Esser  B:  Z.  ,Er  het  vil 
Muler  .'erhalte",  multi  convivae  mensae  ejus assident.' 
Id.  B.     .Ist  es   um   lies  gelles  willen   ze  tuen,   so  ist  es 


177 


M;l 


in  nl 


178 


der  rechl  papstb'schiss,  ilass  man  die  narren  um  die 
mUlei  salbet  |  ihnen  Speck  durch's  Maul  zieht],  dass 
sj  gold  and  gelt  gebind.'  Zwingli.  Heim  Gesundheit- 
trinken    redet    Einer    seinen    eigenen   Mund   an:    ,Ich 

bring  dirs.  m..  bed  backen  voll.'  Aal  1549.  Mit  Bez. 
auf  den  Nachgeschmack  auf  der  Zunge  Ap;  Bs;  B;  V<>; 
Tu;  \V:  Z.  /-.'"  guets  (wguets,  schlechtsj  31.  ha*.  ,Es 
guets  M.  »xicln".  njitimo  ferculo  convivium  claudere.' 
Id.  B.  Zucker  gi't  c"  süess  31.  Th.  ,Etw.  zu  einem 
euten  Maul  zurücklegen,  einen  Leckerbissen,  eine 
Süssigkeit  auf  einen  gegebenen  Augenblick  sparen'  L. 
D's  ganz  Gcgräinjuilwerch  [kleinliche,  unangenehme 
Arbeit]  mues'  irh  allei"  tuen  und  du  liest  nur  d's  guet 
31.  [den  Vorteil  davon]  W.  Ei*'m  es  süesses  31.  mache; 
bildl.:  Jmdm  Etw.  recht  anpreisen,  in  ihm  das  Ver- 
langen darnach  wecken  BO.  —  2)  als  den  sprechenden, 
singenden.  '«  ist  im  en  Jedere"  's  31.  selber  g'wachse*, 
Jeder  darf  seine  eigene  Meinung  sagen  Ap.  3Ie"  cha"" 
Ei**m  's  31.  nüd  verbüeze*  [zunähen]  1)  man  soll  ihm 
das  Essen  gönnen  Aa;  Z.  2)  muss  ihn  reden  lassen 
Aa;  VO;  Th;  Z.  Ich  gibe"  dem  M.  z'  esse",  es  muess 
rede',  wie  ich  loill  L;  Z.  Si"m  M.  nüd  vergebe"  z' 
esse"  ge"  Sch;  Z.  .SV  müend  auch  Öppis  säge"  [wenn 
auch  nur,  damit  Etw.  gesagt  sei],  si  g'end  ire"  Muh  rc 
auf*  nid  vergebe"  z'  esse".  Wolf,  Gespr.  Vil  Mills, 
wenig  Herz  Z.  ,Sy  ward  verwandlet  zue  einer  salzsul, 
«lartimb  dass  ir  g'müet,  herz  und  m.  sich  stets  ängstet 
nach  irem  guet.'  Haberer  1562.  Es  31.  ha"  wie  en 
Bändel- Jud  (s.  Bd  III  13),  wie  's  Madläli  Bader 
(Sprww.  1824),  wie  en  Bettler-Bueb,  Ank  e" -Bettler ;  vgl. 
Advokat,  Pfarrer.  Der  hct  es  M.!  ist  ein  gewandter 
Redner,  Zungendrescher,  urteilt  gern  nachteilig  über 
Andere  Aa;  Th;  Z.  Der  het  es  M. :  es  haut  und  sticht 
nie  en  Schwizerdege",  wie  's  Anni's  Bölle'messer.  Auch 
pers.  wie  im  Nhd. ;  dazu  das  Dini.  Muli,  Plaudermäul- 
chen  Z.  's  M.  lo"  /lüge",  seiner  Zunge  freien  Lauf 
lassen  Aa.  Me"  muess-em  uf  d'  Finger  luege",  nid  uf 
's  M.  Sprww.  1869.  's  ist  Nüt  als  M.  an-em  Z.  ,Alls 
mit  dem  M.  mache",  habere  verba  et  praeterea  nihil.' 
Id.  B;  Th.  's  ist  gllch  e"  lärs  M.  »/'-  und  zueg' schlage", 
Spott  auf  Solche,  die  unerfüllbare,  leere  Versprechun- 
gen machen  Z.  's  M.  nüd  dilicime",  nüd  im  Sack  ha", 
nüd  in'n  Sack  stecke",  am  rechten  Ort  ha",  um  eine 
Antwort  nicht  verlegen,  keck,  beschlagen  sein  im  Beden 
und  Antworten  Sch;  Th;  Z;  vgl.  gelächerig  Bd  III 1003. 
In  Allem  's  M.  wasche*,  in  Alles  hineinreden  GrHc. 
Er  het  's  M.  eisster  off;  's  M.  stat-em  nie  still,  allg., 
g'steit-em  nie.  Id.  B.  's  M.  lauft  (er  hat  es  M.J  wie 
ne*  Belle"  Z;  vgl.  laufedi  Schuld  (Bd  III  1125)  und 
Wasserstelzen.  Ei"'m  über  's  M.  fare",  im  Reden  un- 
anständigerweise ihn  unterbrechen,  mit  einer  treffen- 
den oder  derben  Bemerkung  zum  Schweigen  bringen 
Aa;  Th;  Z.  ,Männer,  die  ihren  Gehülflnnen  sogar  vor 
Kindern  und  Fremden  über  das  Maul  fahren.'  Sintem. 
1759;  s.  noch  Bd  I  890.  ,D's  M.  g'schweige",  linguam 
occludere.'  Id.  B;  =  Ei"'m  's  M.  verschoppe"  L;  Th;  Z. 
Wir  alle"  Litte"  d'  Muler  will  verschoppe",  Dcr  brückt 
vil  Lümpe".  Ineichen.  .Wülcher  fürhin  den  vollen 
[vom  Wein  trunkenen]  Noah  allein  für  g'recht  und 
guet  will  halten,  dem  kann  ich  's  m.  schoppen  damit 
[da  er  sich  nun  diese  Blosse  gegeben].'  HvRüte  1546. 
,Hamman:  Ich  will  inen  d'  müler  g'wüss  verstopfen 
und  b'sunders  dem  heillosen  tropfen  [Mardochai].' 
JMürer  1567.  's  M.  z'  wit  üftue",  sich  allzu  zuver- 
sichtlich äussern;  zu  viel  verraten  Th;  Z.  Si  schwätzt, 
Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


*ass  me'  meint,  's  M.  sott-eren  abfalle'  Hs.  .Bist  du 
denn  noch  nicht  müde  [vom  Singen]'?  's  isch- mer. 
's  sott'der  bald  's  M.  abg'heie*  deren".  Breitenst.  Hall 
's  M.l   hell  's  M.  zue!  allg.,    zur  Abschwächung  der 

Derbheit  etwa  mit  scherzhaften  Zusätzen,  wie:  'schunni 
ehalt  ine  Z,  oder:  Halt  's  M.  mit  Stei'werfe'  Bs. 
1)'  Ilaiid  cor  's  M.l  man  schweige!  Aa.  Zu  Kindern. 
die  bei  Tische  immer  reden,  sagt  man :  Gib  dem  M. 
z'  esse"  und  schwig!  Th;  Z;  vgl.  zue-han  Bd  II  925. 
Schirlg.  M..  ii  mues't  dann  e"  Cliüechliha"  Z.  ieh  gib- 
der  e"  Weggli  Ap  (Abfertigung).  Besser,  dass  »»;<"  dem 
M.  e"  Brütli  chaufi,  a's  all  schwätze"  Ar.  .Einem  Ver- 
lümder  sein  Sprach  zu  änderen  ist  kein  besser  Mittel, 
als  ihm  etwas  Guts  in's  Maul  werfen.'  FWyss  1670. 
's  M.  verlöre"  ha",  nüd  uf-  (ab-enand)  tue",  keis  M. 
spalte"  möge",  (beharrlich)  schweigen,  wo  man  reden 
sollte  Ap;  Gl;  Z  (etwa  mit  dem  Zusatz:  me"  muess- 
em  e  M.,  oder  derb :  e"  Chalberschnörrli  chaufe").  Ein 
Wortspiel  beabsichtigt  die  Anekdote  vom  Sämichasper, 
der,  als  er  in  den  Jauchetrog  fiel,  gesagt  haben  soll: 
Ich  mag  nid  's  31.  uftue"  Ap.  Ei"'m  's  M.  abchaufc", 
ihn  zum  Schweigen  bringen  ZWäd.;  vgl.  Bd  III  171. 
D'  Mueter  luegt  verstund,  si  findet  d's  31.  nur  bloss 
[findet  keine  Worte  mehr].  Schwzd.  (U).  Ist-der  's  M. 
zueg' fröre"?  Solger.  Einem  's 31.  breche",  zum  Schreien 
öffnen  BHa.  Duo  han  ich  düo  miessen  uifsägen  [auf- 
schreien] und  düo  hed  's-mer  düo  d's  31.  'brocken.  ,Es 
ist  uns  die  Freiheit  nicht  darzu  gegeben,  dass  wir 
widerwertigen  Leuten  das  Maul  wider  Gott  und  seine 
Religion  aufbrechen.'  Pontisella  1602.  ,Das  Maul 
will  ich  verbinden,  was  ich  auch  je  von  Leuten  werd 
gefragt.-  Z  Neuj.  M.  1706.  im  Wechsel  mit  ,Mund.' 
Uf's  M.  sitze",  hocke"  (s.  Bd  II  1122),  wenig  und  nur 
mit  gutem  Bedacht  reden  VO;  Sch;  Z.  ilfe"  muess 
(seit)  uf  ''em  31.  hocke"  (wie  uf  dem  Füdli),  sott  im 
[sich]  selber  uf's  31.  hocke*.  ,Sie  waren  schweigsam, 
hocketen  sich  selbst,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  auf 
dem  Maul.'  Gotth.  Von  Jmdm,  der  zur  unrechten  Zeit 
geschwatzt,  Etw.  ausgeplaudert  hat,  sagt  man:  's  war 
besser,  er  war  selb  3Iöl  uf  's  31.  abg'hocket  als  uf  's 
Füdli  Sch;  Z.  Si  hat  irem  M.  Sorg,  schwatzt  nicht 
viel  Aa;  Z.  's  31.  fg'Jmeistere"  (möge")  B;  Z;  vgl. 
hinderen-liiilien  Bd  II  015.  D'm  31.  d'  Bechni'g  mache", 
seine  Zunge  im  Zaume  halten  B.  Züsi,  schwig  u'"' 
v'rsüng-di"'1  uit !  Denk,  wie  's  dem  alte"  Schlifer  'gange" 
ist,  wo  och  slm  31.  kei  Bechni'g  g' macht  het!  Gotth. 
Mi's  31.  ist-mer  so  lieb  als  ire"  ires,  warum  soll  ich 
den  ersten  Schritt  zum  Entgegenkommen  tun?  sagt 
der  schmollende  Ehemann  Z.  's  Wort  im  M.  umme*- 
tröle",  ein  Wort  nicht  finden  oder  herausbringen  GRh. 
Es  gat  (lauft,  fartj-mer  im  31.  umme"  Aa;  Ap;  Bs;  G; 
Th;  Z,  's  ist-mer  om  's  31.  omni«"  Ap.  es  schwebt  Hin- 
auf der  Zunge;  vgl.  Bd  II  16;  B°d  III  1162.  De"  Lüte" 
i"  d'  Müder  (hin  Müdere*  umme",  in  alli  Müler  Ap) 
cho",  Gegenstand  ihres  Gesprächs  werden  (meist  in 
ungünstigem  Sinne)  Aa;  Ae;  Bs;  B;  VO;  S;  Tu;  W;  55; 
Syn.  in  's  Geschrei  clion;  vgl.  Fuess  Bd  I  1088.  31e* 
chunnd  Hecht  de"  Lüte*  i"  d'  Müler,  aber  nid  Hecht 
wider  drüs.  Ineichen.  .Volitare  per  ora  virorum,  aller 
weit  im  maul  umbhingon.'  Fris. ;  Mal.  ,Dass  der 
vatter  nit  gern  hatt,  dass  syn  dochtor  also  den  lüten 
im  m.  louft.'  ThPlatt.,  Briefe.  ,Du  gast  wunderbar- 
lich  mit  dym  Madlenlin  den  lüten  im  m.  umb  [deine 
Liebschaft  mit  M.  ist  in  aller  Leute  Mund].'  ebd.  ,Es 
ist  im  bloss  us  ''em  31.  g'sl",  nondum  dixerat.'    Id.  B. 

12 


170 


Mal,  mel,  mil,  nml.  uinl 


180 


Öppis  i"  's  M.  n'e":  i"  's  M.  n'e",  rem  üjijtis  :'  rede",  das 
Ge  präch  auf  Etw.  bringen  B;  L.  /<•'■  ha"  J>n"  nit 
g'sät,  '■'■  nimmen  eso-n-e*  Wort  nie  i"  's  M.,  brauche 

nie  Tu.  ,Geng  im  M.ha",  verbum  frequenter  usur- 
pare.'  Id.  B.  Höflich  s»"  und  gueti  Wort  gen,  bricht 
Keim  's  M.  Sulger.  So  Appas  durch  's  3t.  zieh",  von 
einer  Sache  etw.  Unnötiges  reden  W.  Wer  Alles  irett 
verseile"  —  brückte  es  nasses  M.  MLienert.  ,Sein  Maul 
zur  Tasche  machen,  seine  Worte  wie  ein  Lügner 
zurücknehmen  müssen'  Bs  (Spreng).  ,Er  ist  häderig, 
lässt  sich  das  maul  übereilen  [spricht  unbedacht].' 
1534,  Synodalcensur.  —  3)  als  den  (wegen  vorlauten, 
unanständigen  oder  lügnerischen  Redens)  zu  züch- 
tigenden Körperteil;  vgl.  Hand  Bd  II  1384.  .Ein 
dreck  uf'sm.,  der  war  dir  guet!'  derbe  Abfertigung. 
VBolz  1554.  ,Er  schlueg  die  feind  sighaft  auf's  maul.1 
Wurstisen  1580.  S.  noch  Ofen  Bd  1  HO,  Aug  Bd  1  134, 
Gugel-Fner  Bd  I  972,  in-gän  Bd  11  21,  Giel  Bd  II  213, 
G,il  Bd  II  219,  gunnen  Bd  n  332,  gäng  Bd  II  355, 
Gitzi  Bd  II  577,  dar-han  Bd  II  924,  Hammer  Bd  II 
1272,  Humig  Bd  II  1367/8,  un-be-hamven  Bd  II  1811, 
ehalt  Bd  III  211,  rer-chereu  Bd  III  439,  eer-chn'ittloi 
Bd  III  870.  baschgen,  Brot;  Sprww.  1809,  71/2.  — 
b)  Maul  der  Tiere,  jedoch  in  beschränkter  Anwendung 
(sonst  Läff,  Schnorren)  Aa;  B.  ,Kühe  melkt  man 
durch's  Maul',  d.  h.  der  Milchertrag  hängt  von  der 
Fütterung  ab  AaF.;  vgl.  das  syn.  d'  Milch  muess  dureh 
de"  Baren  i".  M.  für  M.,  .Tier  um  Tier  im  Tausch'. 
z.  B.  ein  .Maisrind'  für  ein  .Zitriud'  auf  die  Alp;  oder 
es  wird  unter  dieser  Formel  z.  B.  ein  Bergrecht  auf 
Rischem  mit  1  Füssen  gegen  ein  Bergrecht  auf  Gem- 
menalp mit  5  Füssen  getauscht  B  öO.  ,Worüberhin 
Ihr  Gnaden  denselbigen  Platz,  bis  der  Schutz  [Auf- 
wuchs an  Jungholz]  dem  Vieh  us  dem  Maul  erwachsen 
[also  von  ihm  nicht  mehr  erreicht  und  geschädigt 
werden  kann],  alten  Landsbrüchen  gemess  einhagen 
wollen.'  1077,  AiWctt.  Klosterarch.  —  % 's  ober  (un- 
der)  M.,  die  Ober-,  bzw.  Unterlippe  B;  Gr;  S;  Z.  ,Ein 
obermul  eines  ochsen  umb  1  ß;  ein  undermul  umb 
5  ,',.'  1544,  Srii  Ratsprot.  —  3.  's  M.  uftitc",  von 
Schuhen,  =  ginnen  L;  Z;  vgl.  Läff  2  (Bd  III  1110). 
—  1.  Schnauze.  Ausgussrinne  an  Gefässen  Bs.  — 
5.  Dim.,  der  16.  Teil  einer  Mass  (gleichs.  ,ein  Mund 
voll')  ZO.j  Syn.  es  Chlises  (s.  Bd  III  652),  Budeli. 

Mini,  mttl(e)  in  Bed.  1.  Pie  Form  Mü  ist  in  AaLeer. 
1  ■  röhnliche  in  Zss. ;  vgl,  11.  185  und  Schue-Meister.  Eine 
Parallele  zu  der  Verdrängung  des  edlern  Ausdr.  durch  den 
gemeinem  bildet  das  lat.  bncca,  welches  in  den  rem.  Tochter- 
sprachen zur  Alleinherrschaft,  mit  Ausschliessung  von  o«, 
gelangt  ist.  Zu  1  a  2.  '*  MadtiUi  Bader  ist  wahrsch.  eine 
Erinnerung  an  die  auf  den  Namen  Göldi  veröffentlichte 
Satire   über  den   Religionskrieg  von    171'J. 

Acker  Aher-Müli  =  Sammet- Violen  (s.  Bd  1  635) 
GWe.  —  Hie  Blüte  hat  viel  Ähnlichkeit  mit  einer  Rachen- 
oder  Lippenblüte. 

Pluech-:  Schelte  auf  einen  Menschen,  der  oft 
llucht  und  schwurt  Z;  Syn.  Schwer-M.  —  Flotz-: 
das  haarlose  Hautstück  am  Maule  der  Wiederkäuer, 
das  sich  von  der  Oberlippe  an  aufwärts  bis  zum  obern 
Rande  der  Nasenlöcher  hinzieht.  VeterinIrspr,  Syn. 
Nasen-Spiegel.  Ein  wisses  FL,  d.h.  weisse  Behaarung 
um  das  eigentliche  Fl.  herum,  ist  das  Zeichen  reiner 
Rasse  der  braunen  Oberhasler   und  Walliser  Kinder. 

Frösche"-:  1.  Zange  mit  breitem,  dem  eines 
I' ms.  lies   ähnlichen    ,Maul'    L.    -    2.  Dim.,   eine  Art 


Verzierung  am  Saum  von  Frauenkleidern,  an  Hauben. 
Hüten  oder  an  Halskrausen,  bestehend  aus  ^offerier- 
tem' [s.  Bd  II  131]  Tüll  udgl.  oder  aus  zackig  umge- 
legten Bändern  Bs;  L;  Soh;  Z.  —  .'1.  Dim.,  Pflanzen- 
Barne,  a)  =  Leuen-Läff  (s.  Bd  III  lllü)  Scb;  Z.  — 
b)  gelbes  Löwenmaul,  gem.  Leinkraut,  lin.  vulg.  Tu 
Mainm.  —  c)  gem.  Milzkraut,  chrys.  alt.  G.  —  frö- 
sche°-mülen:  Spitzen  usw.  aut  die  unter  2  bezeich- 
nete Art  falten   „L;  Scb." 

Zu  3.  a  und  b  siud  benannt  nach  der  Form  der  Blüte; 
vgl.  die  Synn.  zu  a:  (Leuen-)  Schnorren,  Drachen-,  Wolfe- 
Schnürrli,  Schnapper,  Leuen-Zand;  zu  b:  Hasen-Mul.  Zu  a 
und  b  sind  syn.:  Mul-Äjlli  (Bd  I  101),  f.euen-Jiächeli.  3  c 
dagegen  ist  benannt  nach  dem  Staudort  am  Wasser;  vgl.  die 
Synn.   Chrotten-Müli,  -Blüemli,   F'üecht-Berli. 

Geifer-:  Scheltname,  =  Geiferi  (s.  Bd  II  129). 
.Vorhin  galt  bei  menklichem  alles,  was  ich  [Hiob] 
redt  und  tet,  gar  vil;  yetz  verspottend  mich  die  jungen 
geifermeuler.'  LLav.  1582.  Auch  bei  Haberer  1562. 
-  Ginn-:  1.  =  dem  Vor.  Haberer  1502.  —  2.  der 
Blutstrieme,  serr.  cabrilla.  Fischb.  1503;  s.  ginnen 
Bd  II  329.  —  Gränni-  =  Grannen  1  (s.  Bd  II  744) 
„Aa;  Bs;  B;  LG.;  S";  vgl.  Zänni-M.  Es  Gr.-Müli, 
Schmollmündchen  B.  —  Gross-:  Grosssprecher  L;  Z. 
Gr.  ist  bi  der  Arbet  ful.  —  ,Höch-:  brochus  et  bron- 
chus.'  Mal.  —  Höll-:  Höllenrachen;  unter  Theater- 
requisiten genannt.  1583,  OBwKerns.  —  Hampetzgi-: 
Schelte  auf  ein  weinerliches  Gesicht  ZRicht.  S.  Amei- 
sen Bd  I  216.  —  Hau-:  derjenige  Teil  des  Gewehr- 
hahns, in  welchen  der  Feuerstein  festgeschraubt  wurde. 
Z  Verordn.  für  die  Büchsenschmiede  1821.  —  Hase"- 
Müli:  1.  stark  gespitzter  Mund.  Zuckermäulchen  Bs; 
B  (.osculum.'  Id.  B);  L;  vgl.  H.-Kuss  Bd  III  528.  Es 
IL  machen.  —  2.  =  Fröschen- Mül  3  b  Aa.  —  Chüe- 
Mül:  Kuhmaul,  von  Menschen:  grosses,  breites  Maul 
Z.  Wenn  Jmd  ohne  Gruss  vorübergeht,  ruft  man  ihm 
nach:  Wenn  ieh  anal  ge"  Züri'1'  gä".  so  vill-d'r  denn 
es  Gh.  chaufe"  ZS.,  W.  Es  Gh.  roll,  ein  tüchtiger 
Schluck.  Mund  voll  ZS.  Es  Tröpfli  Brenn  ja,  bloss 
es  Ch.  voll.  Wolf,  Gespr. ;  vgl.  Chüc-Schluck.  Nach 
dem  Schwabenkriege  (a.  1499)  Spottname  auf  die 
Schweizer;  vgl.  ABirl.  1808,  43;  1890,  43.  .Wann 
wend  die  küemüler  wychen?'  Spruch  von  der  Schlacht 
bei  Dornach.  .Zu  Konstanz  haben  Zwei  einen  Schwei- 
zer als  K.  angeredet  und  ihn  gefragt,  wo  er  den  Kuh- 
schwanz habe.'  1522,  Anscu.  Noch  im  30jährigen  Krieg 
auch  von  Schweden  und  Franzosen  angewendet;  vgl. 
Gfd  27.  203.  —  Chalbs-:  1.  Pflanzen name.  n)  =  Frö- 
schen-Mül  3  a.  Durh.  —  b)  Chalbermüli,  hohe  Schlüssel- 
blume, pritn.  el.  BSa.  —  2.  Zuname.  ,Hans  Walther. 
genannt  Kalhsmul.'  11 19,  Auscb.  —  Chirsi-,  Chriesi-: 
Mund,  der  vom  Genuss  schwarzer  Kirschen  dunkel  ge- 
färbt ist  Aa;  Bs;  VO;  Tu;  Z.  Es  Chr.  ha".  Ähnlich:  Es 
Heiti-,  Heubcri-M.  u.  A.  B;  Z.  —  Chlapper-;  Plapper- 
maul BsL.j  Syn.  Lafer-,  Bappelen-,  Bladcr-,  Binder-. 
Matsch-,  Schnäder-,  Schnatter-,  Trätsch-M.  —  Chrot- 
ten-Müli  =  Fröschen-M.  3  c  G.  —  Lafer-  =  Ghlap- 
per-M.  BR.  Syn.  Laferen  Bd  III  1109.  —  Luge"-,  in 
Z  auch  J.ngi-M.:  Lügenmaul  Bs;  Gl;  Z.  —  Leckerli-: 
Spitzname  Bs;  vgl.  Breitenst.  18G4,  89. 

Lampele"-,  in  Scnw;  Zg  Lampi-M,  -  Lampelen 

(Bd  III  1274)  VO;  Z.  Es  L.  mache",  ein  unzufriedenes 
Gesicht  zeigen;  Syn.  Lätsch-M.  —  Vgl.:  .Kumrnt  da* 
ampelenmul  [KPfyffer]  usshin  [aus  Frankreich].'  1569,  Seg., 
Pfyffer.      Vgl.  noch    L len   Bd   III    1266. 


181 


Ma 


'1.     Illil.     Hin).     II)  ||  I 


182 


Läschi-  i- :  einfältiges  Plappermaul  ZKüsn.  — 
Latschi-  ä:  Hängemaul  L;  vgl.  Latsch  3.  Es  cer- 
tschieggets  [unförmliches]  L.  —  Latsch-  =  Lampelen- 
M.  13;  „L;"  Z;  Syn. Latsch.  —  Läutschen-.  ,Hunds- 
schlund,  löutsehenmaul,    caninus  rictus.'    Fris.  ;  Mal. 

—  L  c  u  "'  e  ° - M  ü  1  i :  Pflanzenname,  a)  =  Fröschen-M.  3  a 
Aa;  B;  Sch;  Z.  —  b)  gel"s  Leuenmüli  =  Fröschen- M. 3b 
A.Uib.  —  Bappelen-Mül=  Ghlapper-M.  Z.  —  Bap- 
pe°-:  1.  Mund  mit  dicken,  fleischigen,  lüsternen  Lippen 
Sch.  Si  hct  e"  recht  B.  —  2.  Bappe*mMi,  scherzh. 
Schelte  auf  ein  Kind,  das  gerne  Brei  isst.  ebd.  — 
B iisch eli-M ü li:  Zuckermäulchen,  Spitzmäulchen  B; 
vgl.  Strüss-M.  Eine  Frau,  welche,  im  Begriffe  in  Ge- 
sellschaft zu  erscheinen,  ihren  Mund  schon  zu  einem 
B.  zurechtgelegt  hatte  und  der  Magd  noch  den  Be- 
fehl erteilte,  ,Böhnli-  zu  kochen,  fiel  aus  der  Bolle, 
als  das  Dienstmädchen  den  Befehl  nicht  verstehen 
konnte,  und  herrschte  die  Magd  an:  Bone"  chochest- 
mcr!  Miiest-mer  du  iez  's  Mol  doch  noch  verderbe'! 
.Eine  hübsche  [Schwiegertochter]  wollte  es,  aber  doch 
nit  so  ne  Gäuggel  mit  emene  B.  und  z'wegknüblets 
Kruselhaar  uf  d'r  Stirne".'  Gottii.  ,Ürsi  flattierte  dem 
Ueli,  machte  süsse  Büschelimüli.'  ebd.  —  Blader-  Z, 
Bläder-  Gr  =  Chlapper-M.  —  Blutt-:  bartloser  Mund; 
unfähiger  Mensch.  ,Bl. !  Bl. !'  Ruf  des  Kuckucks,  auf- 
gefasst  als  Vorwurf,  den  die  enttäuschte  junge  Frau 
ihrem  impotenten  Ehemann  zuschleudert.  Schimpfr. 
1651.  .Wottst  saufen,  BuebV  Ja  frylich,  ja!  Zum 
Wasserkrueg  sollt  du  nach  stä".  Den  Barten  g'hört 
der  küele  Wein,  d'  Bluttmüler  sond  darneben  sein.' 
Jon. Mahler  1674/1761.  Hieher  wohl  auch:  ,Es  sygen 
vil  der  Blutmüler  im  Rat,  sy  können  kein  Bat  nit 
geben.'  1651,  Seg.,  RG.    S.  noch  chlepfen  Bd  III  674. 

—  Prolosehe"-:  Prahler,  Unverschämter  Sch  Kl. 
Syn.  Prolosch.  ,Ein  wüster  Grosshans,  sie  sagen  ihm 
Pr.'  Pilger  1884.  —  .Bruminel-:  ein  aus  Unwillen 
verzogener  Mund  B;  L." 

Bris-Müli  =  Biischeli-M.  Sch  (Sulger).  Es  Br. 
milche''.    —     Von   brise*,   fälteln,   kräuseln. 

Brietschi-Mül:  zum  Weinen  verzogener  Mund 
Aa.  Si  hcegen-ech  so  trürig  drl"  und  fand  a*  Br.-Müler 
mache".  SLandolt  1815.  —  Rüde"-:  Mund,  um  den 
die  Haut,  z.B.  in  Folge  von  trockener,  kalter  Luft 
oder  Schnupfen,  aufgerissen  (und  gerötet)  ist  GlK. 
-  Rife°-  ßs;  Z,  Rufe"-  Th:  Mund,  der  von  Schorf 
umgeben  ist;  vgl.  Gräuben  Bd  II  686.  —  Ruepel-: 
beschmutzter  Mund  Sch.  —  Ratsch-  =  Cldapper-M., 
doch  derber  Bs;  Z.  —  Süu-:  Maul  eines  frechen  oder 
schamlosen  Menschen,   auch  dieser  Mensch  selber  Z. 

Salat-:  Schelte,  grosser  Mund  AaL.;  Bs.  —  Vgl. 
das  Sprw.  bei  Wander:   ,Zu  eim  Salat  gehört  ein  gross  Maul.' 

Sürfeli-:  Mund,  der  sich  spitzt,  um  behaglich 
Etwas  trinken  (schlürfen)  zu  können  S.  D'r  Hans- 
Christe*  seit  »<><>■  mc  büscheleter  [vgl.  Büscheli-M.J  S.: 
Da'  'sch  e"  famose'  Tropfe"!  Schilp  1885.  —  Süess-: 
Leckermaul  Bs;  s.  Schwzd.  23,  3.    Syn.  Zucker-M. 

Schaf-:  1.  im  eig.  S.  Wann  mc"  all  Segese'züg 
numme"  noch  nes  Sch.  coli  abmäit,  vcrdicnct-me"  noch 
Chüechli  und  Fleisch  S.  —  2.  Dim.,  Pflanzenname, 
a)  Acker-  oder  gemeiner  Feldsalat,  valerianella  ol.  (von 
Pritzel-Jessen  als  schwz.  angegeben).  —  b)  Keusch- 
lamm-  oder  Keusehbauni.  vitex  agnns  castus.  .Abra- 
hamsbaum, künschbaum.  schaffmüle,  salix  amerina, 
vitex  Dioscoridi,  agnos.'  KdGessn.  1542;  Fris.;  Mai,.; 


Denzl.   1677;  1716.     ,Agnicasti,    Schalfsniüllensamen.' 
Bs  Apothekertax   1701. 

Zu  •_'  b.  Wahrscheinlich  durch  Missverständniss,  indem 
der  griech.  Pflanzeuname  agnos  mit  dem  lat.  agnns  ver- 
wechselt wurde;  anch  ,Mule'  steh!  nicht  fest,  indem  dir 
Pflanze  sonst  auch  .Müllen'  (wahrseh.  zu  ,Mull,  Müll',  Staub) 
heisst;  vgl.  Bock,  Kräuterb.  15TT.  :!7'.i/^o:  Zwinger  1696, 
200/1;   .Schafmaul'   bei   Gr.   WB.     S.   noch   Sch.-Müten. 

Schlehe"-:  saures  Gesicht,  wie  nach  dem  Genuss 
von  Schlehen  GSa.  Wimm,-ich  üser'ge*  [Wein]  versuechti, 
machti  c"  liells  Schi,  ä'rzue.  G  Prophet  1855.  Vgl.  Sfir- 
erbselc'-G'sicht.  —  Schleck-:  Leckermaul;  auch  pers. 
Bs;  B;  Th;  Z;  Syn.  Zucker-M.  .Eruditum  palatum, 
ein  schl.,  der  gern  guete  bissle  oder  mümpfele  isst.' 
Fris.;  Mal. 

Schlucke"-:    Mund  mit  Zahnlücken    BsAllschw. 

—  Das   Wort   ist   elsässisches  Sprachgut;    vgl.    nihd.   ducke, 
Lücke. 

Schlutten-:  Scheltw.  ,Der  Pfaff,  der  hölzin  Art', 
das  Schi.'  JMahl.  1620.  —  Zu  .Schlutten',  weite  Hausjacke. 

Schnäder-  Bs;  Z  (in  Ner.  Näder-),  Schnatter-  Ar 
=  Chlapper-M.  .Schwätzer,  Schnättermul,  ungstümer 
Redner,  Schryer,  loquax.'  RCvs. 

Schri-:  Schreihals  Ndw.  —  Schwer-  =  Fluech- 
M.  Z.  ,Ein  gottlos  Schw.'  FWvss  1672.  —  Strüss- 
=  Büscheli-M.  Sch.  E  Str.  mache",  den  Mund  spitzen. 
Scu  Pilger  1869.  —  , Taschen-:  Löffelente,  anas  clyp." 
Vogelb.  1557.  Syn. Schilt-Ent(s.  Bd  I  355).  —  Trolli-: 
Mund  mit  aufgeworfenen  Lippen  AaZ.;  L.  „Grosses 
Maul  mit  herabhängenden,  gleichs.  übergelegten  Lip- 
pen VO;  Z";  Syn.  Wurst-M.  ,Labeo,  Chilo,  der  gross 
lefzen  oder  ein  grosses  maul  hat,  troll(en)-maul.'  Fris.; 
Mal.;  Denzl.  1677;  1716.  —  Trüsche"-:  spitzer  Mund, 
bzw.  ein  Mensch  mit  einem  solchen  Z.  E"  Tr.  mache". 
Nach  anderer  Angabe:  Mund  mit  rundlichen,  nicht 
spitzen  Winkeln  Z.  .Trischenmul',  Schelte  auf  einen 
Pfaffen.  NMan.  -  Tratsch-  =  Chlapper-M.  .Hätte 
Kätti  mit  ihrem  Tr.  Alles  hintereinander  gereiset 
[gegen  einander  aufgestachelt].'  B  Hist.  Kai.  1849.  — 
Wäueli-:  zum  Spott  verzogener  Mund,  wobei  die 
Unterlippe  herabgezogen  wird  BAarb.  —  Wäje"-: 
grosser,  weiter  Mund,  bzw.  Mensch  mit  einem  solchen 
AaFh.;  Bs.  —  Wolf-.  .Die  Arzatin  N.  N.  wurde  be- 
schuldigt, mancherlei  Zauberei  bei  sich  zu  tragen, 
Wolfaugen,  Wolfmilin  . . .'  Bs  XIV.  —  Wanne"-  = 
Wäjc-M.  ZO.  —  Wurst-  =  Trolli-M.,  bes.  wenn  dir 
Lippen,  z.B.  infolge  Insektenstichs  oder  eines  Schlages, 
angeschwollen  sind  ScnSt. ;  Z.  Ein  solches  W.  be- 
kommt man  auch  durch  das  Anrufen  eines  Gespenstes 
Z.  .Labeo,  Gross-,  Wurstmaul.'  Vesiib.  1692.  Es  W. 
mache",  den  Mund  verziehen,  die  Lippen  aufwerfen, 
wenn  man  mit  Etw.  unzufrieden  ist  ZO.  (JSenn) ;  Syn. 
e"  chrumms  M.  mache".  —  Z  ucker-  =  Schleck-M.  Ar. 

—  Zänni-:  grinsender  Mund,  bzw.  Mensch  mit  einem 
solchen  Mund  Ndw;  vgl.  Gränni-M. 

müle":  1.  den  Mund  stets  bewegen  SchwE.  — 
2.  verächtlich  für  sprechen;  schwatzen,  ausplaudern 
GrO. ;  Scu;  S;  W;  Z;  Syn.  yoschcn.  D'  Meidlc"  us 
•'cm  ganze*  Dorf  chäme*  zur  Spüse*.  Du  wird  denn 
Ei"'s  g'müled,  ei  b'hüet-is  Gott!  Schwzd.  B'hiet-isch 
Gott,  ran  am  so  braven  Her  so  Appes  z'  m.  W.  Er 
het-cm  möge*  einstelle",  wie  lang  er  [der  Lehrer]  für 
das  Geld  mües'i  m.  und  Club  und  Schuclstauli  schlucke". 
Hofst.     Spec.    a)  oft  mit  Dat.  P.,    auch  umme"-m.,  = 


I  - 


Mal,  niol.  liiil.  mol,  llllll 


184 


's  Mül  brücke",  bes.  gegenüber  Obern,  z.  B.  von  Kin- 
dern beim  Tadel  ihrer  Eltern;  trotzen  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
I  :  VO;  Gr;  G;  Th;  Z;  Syn.  ufbegeren  (s.  Bd  11  403/4). 
])'r  Chnecht  hed  ,!em  Herr  g'mület  Sohw.  ,Er  maulte 
im  Hausgang.'  Z  Prozess  lSTii.  .Kein  Landvogt  sei 
mehr  sicher,  dass  ihm  nicht  Einer  maule  in  der 
Audienzstube.'  Gottu.  —  b)  zanken,  schelten,  schim- 
pfen Gr;  L;  Ndw;  U;  W;  Syn,  chiben,  chiflen  (derber 
als  Dieses).  St  muled  mid  enanäere*  Ndw.  Der  Marti" 
liet  g'werchet  undg'mülel  und  g'fluechet  derzue.  Schwzd. 
(TJ).  Jmdn  mit  derben  Worten  zurechtweisen,  aus- 
spotten  \V.  —  3.  grollen,  schmollen;  das  Maul  hangen 
lassen;  heimlieh  erbost  tun  Aa;  S;  U;  Syn.  müsen, 
Schalken.  —  4.  ächzen,  stöhnen,  vor  Schmerz,  Schwäche 

BSi.    —  Vgl.   das  mehrfach   syn.    »<»      i 

ab-müle":  Jmdn  derb  abfertigen  TiiTäg.  — 
über-:  Jmdn  nicht  zu  Worte  kommen  lassen,  im 
lauten  Beden  übertreffen,  überschreien,  zum  Schwei- 
gen bringen  Ar;  VOj  Gl;  Gr;  G;  Sch;  Z;  Syn.  über 's 
Mül  farcn,  üs-handlen  (s.  Bd  II  1403).  Er  hat  Älli 
übermület.  Ü.  ist  nid  übenoise:  Ineichen;  Soloer. — 
„a"-:  Jmdn  im  Sprechen  trotzig  anfahren."  —  üs-: 
Jmdn  ausschelten,  kritisieren  U;  W;  Syn.  üs-schuren. 
—  schmal-:  nur  kärgliche  Kost,  wenig  zu  verzehren 
haben,  sich  am  Munde  absparen  müssen  L;  Syn.  schm.- 
borten.  .Schmal  leben,  schnialmäulen,  tenui  victitare 
salin...-  Denzl.  1716.  —  schnarr-:  1.  „gierig,  schma- 
rotzend nach  Speisen  verlangen  B."  ,Schnarmaulen, 
esurire  apud  saturos,  esuriens  spectat  edentes.1  Denzl. 
1710.  —  2.  =  dem  Vor.  Gl  (1t  Prophet  1856).  —  dürr- 
=  schmal-mülen,  mit  verst.  Bed.  ZGlattf.  —  wider- 
mülen  2  a  B;  PMu.;  vgl.  das  syn.  chläffelen  Bd  111 
629.  /'"''  Im"  möge"  säge*,  was  i'h  ha"  wolle",  si  hat- 
mer  (fing  widermület. 

Mule'ri  ("")  m.:  Einfaltspinsel  AAÄugst,  Ober- 
llachs. 

Die  Betonung  deutet  auf  eine  Zss. ;  s.  Läri  (Bd  III  1362) 
und  Auia.  zu  Gal-LBri  (Bd  III  1375);  das  erste  W.  der- 
selben hätte  Verkürzung  erfahren  wie  dasjenige  in  Gros- 
Mueter,   SchV-Macher   usw. 

g'mület:  mit  einer  geläufigen  Zunge  versehen 
Gr.     E  guet  g'm-i  Frau. 

Mülete"  f.:  ein  Mundvoll  BHk.;    Syn.  Mumpfel. 

mületschen:  das  .Maul  brauchen'  zum  Zanken 
und  Schelten   W. 

niülhalt:  zum   Widerspruch  geneigt  S. 

Muli  in. :  Mensch,  der  oft  und  gern  , mault'  Bs;  Z. 

g'mülig:  zum  Ausplaudern  geneigt  Zu. 

lind-mülig:    weichmäulig,    von  Pferden  Bs;  Gl. 

litz-mulig.  ,Bist  oben  'nun  so  litzmaulig',  redet 
OBrägger  1782  den  Mai  an. 

Walirsch.  i.  S.  v. :  mit  verzogenem  Mund,  indem  Brägger 
sagen    will:    die   Witterung    sei    Anfangs    .Mai    launisch;    vgl. 

Mut  litze*. 

zwei-mülig:  zweiseitig,  von  sogen,  englischen 
Schlüsseln  ZStdt  (Tagblatt  1884). 

spar-müle":  an  Holzblöcken,  bes.  Sägehölzern, 
die  man  über  einen  .Holzlass'  hinunter  lassen  will, 
an  den  Sägeschnitten  ringsum  die  Kanten  abschroten, 
damit  die  Blöcke  leichter  gleiten,  den  Boden  weniger 
aufwühlen,  auch  weniger  leicht  an  den  Enden  be- 
schädigt werden  BO.;  VU.  .So  Einer  ungehorsam  im 
Spalte ler  im  Sparmülen  in  beiden  Orten  [Enden], 


so   mögend   Inhaber  der  Güter  selbe   um   den   Schaden 
anlangen.'   1645,   OüwKägiswyl. 

Vgl.  .las  syn.  Sektionen,  v.m  N./,, „.,--.  li  vorragendes,  ver- 
■  lirMes   Staniiiiende,   21    Ilängeniaul. 

Mal  II  n„  Dira.  Mülti  Ndw;  W.  Midi  n.  BSa.. 
Mül  in.  Gull.,  V„  Müle*  f.  GrI'i-.;  TAI.:  1.  Maultier. 
Starch  wie  as  Multi  \V.  —  2.  Pferd  von  der  Farbe 
eines  Maultiers  GrD.  Gaul  mit  einem  Fleck  über 
dem   Maule  Gitl'r. 

Mini.  mal,  aus  lat.  niulux.  In  unserer  ä.  Lit.  finden  wir 
die  l'l. -Formen:  ,Mul.'  1  I  Ts.  T.,  VI..;  ,MB1.'  JCWeissenb. 
1681;  .Mauler.'  Wlluher  1TST.  .Mit  malen.'  1 1  l'J,  Absch. ; 
,by  26  mulen.'  1526,  ebd.  Das  Gcschl,  lichtet  sich  z.  T. 
nach  dem  von  Evd,  z.  T.  nach  dem  von  Mären.  Auf  duti 
Palmesel  bezieht  sich  wohl  die  Stelle:  ,Sol.  12  ad  lumen 
vor  dem  m.  Lumen,  quod  deputatum  est  zno  dem  niule.' 
XIV.,   L  Propsteirodol. 

Mull  n.:  Sand,  lockere  Erde  BO. 

Vgl.  Gr.  WB.,  ferner  Mull-  Wurf  und  die  Gruppen  G'müel, 
G'mülb,    Mol'/.    G'mvlder. 

Mulle",  Molle"  f.:  1.  aufgeworfene  Erde  L  (Bu- 
cher). —  2.  a)  ungereinigtes  Korn  sammt  der  Spreu 
GrD.,  Pr.  —  h)  =  Kar  Junten  (Bd  III  429)  GRTschiertsch. 

mulle"  (in  Uw  wolle"):  1.  „kauen,  essen";  bes. 
mit  (über-)vollem  Munde  und  mit  sichtbaren  Kau- 
bewegungen HO.;  Uw;  \V ;  Syn.  mufften,  mumpfen. 
—  2.  =  mülen  Ha  BSi.  —  Fig.  zermalmen;  vgl.  Schm.  V 
1590.      0  steht  offenbar   für  u-, 

über-  =  über-mülen  l!Si. 

inhi"-:  gierig,  hastig  in  den  Mund  stecken  und 
verschlingen  BO. 

Mullete"  f.:  1.  alte,  kleine  Reste,  von  Ähren  und 
Stroh;  leichtes,  ungereinigtes  Korn  GuObS.;  Syn. 
Müllen,  Gemüster.  —  2.  lockerer,  unfester,  nicht  fest- 
getretener Schnee  in  einem  Wege  GrV.  —  3.  =  Mu- 
teten BO. 

in u lüg,  mollig  II:  locker,  von  Schnee,  der  sich 
nicht  leicht  ballt,  oder  der  nicht  festgetreten  ist  Gr 
ObS.,  V. 

G'müll  in:  allerlei  kleinerer,  mehlartiger  Abfall, 
wie  er  z.  B.  beim  Reinigen  des  Getreides  sich  bildet 
oder  auf  dem  Heuboden,  Zimmerplatz  usw.  zurück- 
bleibt Gr;  SThierst.  Syn.  Gehuder  B.l  II  999.  Eswas 
z'scmmag'scharrats  Cr'?».  Scbwzd. 

müllele"  (in  Uw  möllele"):  Dim.  von  mullen,  in 
kleinen  Bissen  verzehren,  behaglich  kauen  VO. 

Mülli°g  m.:  Schwätzer  BSi. 

Mulletnng  B,  sonst  Midtum  m. :  eine  Art  Flanell  1!; 
dicker  Wollstoff,  bes.  zu  Frauenkleidern  VO;  Z.  .Ich 
hatte  darauf  hin  schon  der  Frau  M.  zu  einem  wannen 
Gloschli  gekramet.'  Gotth.    Adj.  multummi:    Kn  mul- 

I  ininiioic''  ühderrock.    —    Aus  frz.  moUeton   'AM.   von   ,«,.„, 
mol),  dasselbe. 

Miillibus:  eine  Art  feiner  Spalierbirnen  Bs.  —  Aus 
frz.  mouille-bonche,  eine  Birnenart. 

üf-mülle":  das  Getreide  nach  dem  Dreschen  mit- 
tels der  Putzmühle  reinigen  AaE1ii\;  Syn. uf -machen; 
irind-miillen;  vgl.  G'müllet. 

Das  Vh  kann  nicht  als  Abi.  von  Mutti  erklärt  werden. 
welche  mülUne*  heissen  müsste,  sondern  ist  als  Grundw.  zu 
Diesem  construiert, 

.Müller  (in  l'Al.  Miliner)  in.:  1.  Berufsname,  wie 
nhd.  allg.    Das  Gewerbe  des  Müllers  war  privilegiert, 


185 


M.ll.   mel.   luil.   niul.    um! 


I-., 


anderseits  dagegen  wieder  an  verschiedene  Betriebs- 
vorschriften gebunden;  vgl.  Ehaft(i)  Bdl  8/9,  ferner 
Seg.,  RG,  111  175.  .Erstlich  sollen  die  müller  einem, 
so  ein  mütt  des  besten  kernens  in  die  müli  tuet, 
11  halb  gestrichene  viertel  mel  geben,  wie  man  es 
den  [lüstern  malet,  krüsch  und  mel  under  einandern. 
So  es  husguet  ist,  soll  ein  m.  geben  von  einem  mütt 
13  halbe  gestrichene  viertel  rein  gebütlet  mel  und 
2  halbe  gestrichene  viertel  krüsch.'  1580,  L  Müller- 
ordnung. ,Es  sollen  die  Mülleren  schuldig  sein,  einen 
gelehrten  Eid  zu  schweren,  dass  sie  mit  dem  trug- 
lichen Hauwen  der  Steinen,  vorteiliger  Richtung  der 
Müllenen.  überflüssigem  An  fachten  der  Früchten,  als 
in  einich  anderen  Weg  dhein  G'fahr  bruchen  w bilind. 
Was  aber  den  Lahn  betrifft,  obwohlen  man  den  Gelt- 
lohn am  lvdenlichsten  befunden;  dieweilen  jedoch 
die  Müller e  meistenteils  einen  schweren  und  grossen 
Hausbrüch  habend  und  ihr  Gewerb  mit  schweren 
Kernenzinsen  beladen  und  anderwerts  der  Geltlohn 
auch  nit  brüchig,  sonderlich  in  diseren  Landen  nie- 
nialen  üeblich  gewesen,  so  sollend  sie  den  Lohn  von 
zugebrachten  Früchten  wyter  dergestalt  haben,  dass 
ihnen  aus  jederen  Mütt  Kernen  ald  andere  Frucht 
0  Pfd  an  Gewicht  darvon  ze  Malerlohn  und  für  den 
Abgang  gehören.'  Z  Verordn.  1628;  vgl.  auch  Griff' 
Bd  II  710;  Z  Ges.  III  No  10;  IV  197/212;  Ap  LB. 
1585/1828,  90/4 ;  AI.  VI  277  (Sch  Stdtb.).  In  einem 
Fahndungsbuch  heisst  es:  .».übt  sich  vor  einen  M.  aus; 
führet  auch  deswegen  einen  Zollstock  wie  ein  M.'  Z 
Nachr.  1751.  Das  Volk  rächte  sich  an  dem  in  be- 
vorzugten Verhältnissen  lebenden  Stand  durch  ein 
böses  Leuraundszeugniss,  offenbar  nicht  immer  ohne 
Grund;  so  beschwerten  sich  1554  die  Bauern  über 
den  Geiz  der  Müller,  kauften  einige  Mühlen  an  sich 
und  Hessen  darauf  durch  angestellte  Knechte  mahlen 
(Fun.).  1(7  mache" 's  denn  di  31. ?  Si  bette" 's  Vatter- 
unser,  das  halbi  Korn  ist  unser  Aa.  Der  Volksmund 
behauptet,  ,der  Müller  lasse  die  Eäder  am  schnellsten 
laufen,  wenn  er  sollte  den  Mahllohn  taufen',  d.  h.  er 
sorge  dafür,  dass  die  Räder  der  Mühle  am  schnellsten 
arbeiten,  wenn  dasjenige  Korn  aufgeschüttet  wird,  das 
seinen  Mahllohn  bildet  (das  er  gleichsam  als  seinen 
Mahllohn  tauft)  L  (Schürmann).  D'  M.  sind  Schelme", 
aber  nid  all  Schelme"  sind  31.  Ineichen;  Sdlgf.r.  De 
bist-mer  se  lieb,  u-ie-n-cm  M.  de''  Dieb,  d.  h.  ich  liebe 
dich  wie  mich  selbst.  Solger.  Iiedti'd  in'n  Müllene" 
d'  Seele  mit  enand  —  wa'  hörti'd  nid  d'  M.  für  Schimpf 
und  Schema!  Sch.  D'  M.  si™1  der  Mutter  Gatten  z'  ver- 
gliche*: si  isch  vor  der  Gibwrt,  wäre*d  der  Giburt  und 
taf''  ihr  Giburt  e"  reini  Jumpfere"  g'sl",  d'  31.  aber 
sind  vor  der  Mülli,  mitts  i"  der  Mülli  und  hinger  der 
Mülli  die  gliche"  Schelme"  S  (Schild).  Die  .Mühle  klap- 
pert: 31.,  31.,  Kübelitrolcr,  Hör  abhaue",  Hüs/i  haue" 
G;  oder:  Müllerli,  Drüllerli,  's  Iiedli  göt  um.  D'r  M. 
(Meister)  wird  (ist)  zornig  und  weiss  nid  worum  Aa 
(mit  noch  andern  Var.);  Bs;  oder  einfach:  D'  31.  sind 
all  Schelme"  Aa.  Jo,  jo,  das  glaub -ich,  d'  M.  sind 
stauhi'j,  d'  Bettler  sind  arm.  im  Sommer  isch's  warm  G 
(Scherzreim).  Maitli,  wenn  d'  hürote*  wPt,  hürot  du 
an  31.!  und  wenn  er  nöd  de"  G'rate"  häd  [übel  aus- 
fällt], so  steck-em  du,  de"  Lidler.  ebd.  Auf  die  Frage: 
Biiseli  [Kätzchen],  was  stilt  der  M.?  erfolgt  nach  der 
MA.  des  BU.  die  Antwort:  Mau  [Mehl];  vgl.  Rochh. 
lx'>7.  No  199.  Jmd,  der  sich  in  seinen  Berechnungen 
getäuscht,    wird  der  überrechnet  31.  genannt  Z.     Ein 


Zwerglein  verdingte  sich  einst  bei  einem  Müller  als 
Knappe;  nachdem  es  am  Jahresschlüsse  das  Mehl  aus- 
geteilt hatte,  gieng  es  davon  und  sagte:  Für  einen 
braven  Mann  taugt  das  Müllerhandwerk  nicht.  YV ; 
vgl.  W  Sagen  103.  .Einer,  wann  er  Andere  Lugen 
strafen  wollte,  sagt:  Der  redt  wie  ein  M.  [d.  h.  lügt], 
und  wann  man  fragte,  wie  dann  die  M.  redind,  ant- 
wortet: Laut,  dass  man's  mag  hören.'  Schihpfr.  1652. 
.Das  gemeine  Sprüchwort,  den  M-en  müsse  man  eine 
Sach  zweimal,  den  Narren  aber  zum  dritten  Mal  sagen.' 
ClSchob.  1695.  S.  noch  Sch  Volksfreund  1861,  E  4/5; 
BHist.  Kai.  1851,  G  3;  S  Kai.  1714.  —  2.  Name  einer 
Ziege,  die  immer  ins  Mehl  will  Ap  (T.).  —  3.  Name 
einer  Kuh  mit  weissen  Flecken  Uw.  —  1.  a)  Motte; 
kleiner,  weisser  Nachtschmetterling;  Nachtfalter  übh. 
B;  F.  D'r  miiesst  d'  Pfeister  nid  off'e"  la",  das"  d'  M. 
nid  geng  um  d's  Liecht  umhafare"  BG.  ,Ich  flatterte 
immer  näher  um's  Licht  herum,  wie  ein  M.,  eine 
Fliege,  welche  am  Ende  die  Flügel  sich  verbrennen.' 
Gotth.  —  b)  Kohlweissling.  pontia  BBurgd.  —  5.  Dim., 
Zaun-  oder  Hausgrasmüeke,  Sylvia  curr.  L;  Aa  Gem.; 
TscHi'Di,  Tierl.  —  6.  Dim.  a)  Gänseblümchen,  bellis 
per.  AABb.;  vgl.  die  Synn.  Müller-,  Milch-Blüemti, 
Wisseli;  andere  s.  Bd  II  373.  —  b)  Mehlprimel,  prim. 
far.  TiiMamm.;  Syn.  31el-Blüemli.  —  7.  Familienname. 
allg.  Dazu  der  Scherz:  en  31.  oni  Mel  Z.  .Mülnei", 
Name  eines  alten  Z  Rittergeschlechts,  das  die  Mühle 
in  Stadelliofen  zu  Lehen  besass.  Auch  in  Zss.  wie 
Frei-Midier  Z;  , Fort-Müller.'  1530.  Kessl.  (viell.  be- 
nannt nach  der  ,Furt-Mülli'  ZYValt.). 

Mini,  mülnaere,  alnl.  mulinari,  aus  mlat.  moliuarius.  Dazu 
.las  Fem.  .Mulera.'  1329,  Kopp,  Urk.  5  ist  benannt  uacb 
dem  einförmigen  Ruf:  Klapp,  klapp!  6  a  (wie  '■'>  und  4) 
nach   der   Farbe;   vgl.    M.-Chnecht   Bd  III    726. 

Hans-:  Name  einer  Apfelsorte;  s.  Bd  I  372. 

Wie  iu  andern  Fällen,  so  mag  auch  hier  die  Frucht  nach 
Demjenigen  benannt  sein,  der  sie  zuerst  eultivierte  oder  ein- 
führte; doch  ist  es  viell.  nicht  zufällig,  dass  hier  der  ge- 
meinste Vorname  mit  dem  gemeinsten  Familiennamen  die 
wenigstens  vormals  gemeinste  Apfelsorte  bezeichnet. 

Lumpe"-:  Schelte  auf  einen  schlechten  Papier- 
müller Bs  (Spreng). 

Siden-:  Seidenzwirner.  XVI./XVIIL.  ZStdt.  Zoll. 
, Einen  guten  S.,  der  das  Tramenarbeiten,  Seile  und 
Greppen  wol  versteht,  auch  mit  Packen  umgehen  kann.' 
1778,  Z  Intelligenzblatt.  Vgl.  noch  Siden-31ülli  und 
Chambler  Bd  III  299. 

Diebs-:  Scheltw.,  neben  ,D. -Henker,  -Mörder.' 
XVI1./XV11L.  Gespr.;  s.  T.   1809,  7. 

müllere":  1.  a)  das  Gewerbe  eines  Müllers  be- 
treiben, malen  B;  S;  Z.  ,Es  ist  fast,  als  ob  ich  Nebel 
m.  wollte,  um  Mehl  zu  machen,  oder  mit  Wolken  oder 
Schnee  Fundamente  zu  einem  Hausbau.'  Gotth.  — 
b)  =  chornenc  (s.  Bd  III  475)  FMu.  —  2.  „Kartoffeln 
durch  ein  Drahtsieb  stampfen  LE.";  vgl.  Erdepfel- 
Mülli. 

üs-:  mit  Acc.  P„  Jmdn  ausspotten  B  hE. 

Wahrsch.  eig. :  au  Jnidm  seine  böse  Zuuge  üben,  wie  mau 
es  an   den   Müllern   tut. 

Mülleri"  f.:  Frau  des  .Müllers,  allg.  Dri"  luege" 
wie  nc  M.,  ein  behäbiges,  (geld)  stolzes  Aussehen 
haben   L. 

G'müllet  n.  =  G'müll;  vom  Abfall  beim  Reinigen 
des  Getreides  durch  die  Windmühle  ScnSchl. 


IST 


Mal.  nie 


il. 


'1.  null 


1" 


Mülli  f..  PI.  MüUene»,  Dirn.  MiiUeli:  1.  Mühle. 
allg.  ,Es  sond  alle  pfister  zuo  Santgallcn  zue  den 
selben  vier  mülinerj  mahl  und  tarn  als  von  alter  sitt 
und  g'wonlich  g'wesen  ist.'  1373,  Richtung  zwischen 
dem  Abt  und  der  Stadt  G.  .Kein  niülin  sollt  ihr  gar 
nicht  schleisscn,  auch  kein  baehofen  niderreissen.  die 
beckenhäuser  nicht  zerstören.'  GGotth.  1599  (Mahnung 
an  die  .Soldaten).  RAA.  Er  hat  's  wie  de'  Müller  z' 
Bürgle':  Er  leitet  Alls  uf  si*  31.  Tu.  .Sie  sei  eine 
Mühle,  denn  sie  mache  immer:  Gib  abe*.  gib  abe"  (vgl. 
IM  II  77).  sie  sei  aber  auch  eine  Müllerin,  denn  sie 
leite  alle  Wässerlein  auf  ihre  Mühle.'  Sch  Pilger  1884. 
.Kinder,  in  der  Waage  geboren,  wissen  geschickt  das 
Wasser  auf  ihre  Mühle  zu  leiten.-  ß  Hist.  Kai.  1862. 
.Das  Wasser  des  weltlichen  Intressens  auf  das  Rad 
der  Societät  [Jesu]  und  dero  Mülle  hinrichten.'  Goliath 
1741.  Mit  Verblassung  des  ursprünglichen  Bildes: 
Uf  si*  M.  rede",  in  seinem  eigenen  Interesse  S;  /". 
P't-  ist  Wasser  uf  si*  3/.,  kommt  ihm  sehr  zu  Statten, 
sehr  gelegen  Bs;  Gl;  Tu;  Z.  I*  der  31.  sait  me* 's 
:  wei  Mol,  Abfertigung  lästiger  Frager,  die  Etw.  das 
erste  Mal  nicht  verstanden  haben  Bs;  G  (mit  dem  Zu- 
satz: Und  ente"  Narre*  drü  GBern.;  Z).  Ich  sage*  Nüt 
.tut)  zweite*  Mol  als  in-ere*  M.  Bs.  Wenn  ein  lästiger 
Lärm,  ermüdendes  Geschwätz  auf  einmal  aufhört,  sagt 
man:  's  ixt  g'rail.  wie  wenn  e  31.  abg'stamde*  war  G; 
Z;  vgl.  ab-lassen  Bd  III  1400,  Stutz  V  29.  .Abgestellt 
die  Mühle  [das  Treiben  hat  ein  Ende].'  Verh.  Tage. 
Von  einem  Mensehen,  an  dessen  Ehre  ein  Makel  klebt 
(in  S  bes.  von  einem  Mädchen,  das  unehlich  geboren), 
häufiger  aber  von  Einem,  der  beschränkten  Geistes 
ist,  sagt  man:  De-  ist  (e  chli'J  duV"  d'  31.  g'loffe" 
fdure*  g' gange*)  B;  L;  S,  ist  bi  's  Löli's  31.  am:" 
g'gange*,  a*  's  Löli's  M.  vorbi  g'gange*  Z;  er  het  auch 
Ei*es  mit  ''em  Sack  übercho*,  iro-n-er  bi  der  Lölis-3I. 
diiren  ist.  Sprww.  1869;  vgl.  laufen  3  b  a  (Bd  III  1123), 
Löli  1  (Bd  111  1260).  Us  der  31.,  us  ''em  Buech,  RA., 
die  sofortige  Baarzahlung  (wie  sie  in  der  Mühle  üblich 
ist)  empfiehlt  A.\Bb.  Z' 31.  ge*  ffare",  gä*,  tue",  träge"), 
Getreide  zum  Mahlen  aufgeben  (vgl.  Cher,  uf-laden, 
-leggenj.  allg. ;  vgl.  3Iülli-Guet  Bd  II  550.  ,Es  sei  gar 
gemein,  mit  Rindvieh  z'  Mühle  fahren.'  Ndw  Kai.  1889. 
31e*  seil  nit  uf  ei"m  Esel  z'  31.  füere"  S;  vgl.  Bd  I  514. 
'/.'  M.  trösehe*,  von  der  Ernte  so  viel  Getreide  dre- 
schen, um  ein  .Mali-  in  die  Mühle  bringen  zu  können 
Tu;  '/,.  Z'  31.  fasse",  Getreide  in  Säcke  fassen,  um 
es  in  die  Mühle  bringen  zu  können  Bs;  Th  ;  Z;  da- 
gegen  in  S:  das  Gemahlene  vom  Müller  wieder  in 
Empfang  nehmen.  ,Uer  l'aur  gibt  dem  Müller  z'  Mülli.' 
Schihpfr.  1651.  Mit  Dat.  1'..  s'  31.  ge*,  trösehe"  (schon 
Mey.,  Hort.  1692),  .Tmdm  tüchtige  Prügel  verabfolgen, 
und  entsprechend  :'  31.  übercho*  Aa;  Scn;  Z.  Ei*em 
.'  M.  tue",  eine  tüchtige  Tracht  Schläge,  eine  herbe 
Züchtigung  in  Aussicht  stellen  ZO. ;  Vgl.  Ei"'m  's  Bad 
übertue*,  l'f  Ei"  in  :'  31.  rite*,  Jmdn  recht  ausbeuten 
BO.  Mini  31.  gut.  dini  M.  b'stöt,  mini  malet  Zttcler- 
erbsli,  dini  malet  Chatze*- (Spatze*-J  Dreckli,  Vers  zu 
einem  Fingerspiel,  wobei  .lind  die  Finger  in  einander 
zu  Hechten  und  dann  den  Daumen  und  den  Zeigefinger 
auf  einander  zu  kippen  sucht  Ap;  G;  Scn;  Z;  viele 
Varianten  s.  Uno!  1868,  50,  gän  Bd  II  5/6,  T.  176  a. 
,Gelt  und  ■/.'  inüli  ausleihen,  commodare  argentum  et 
triticum.'  Mal.  ,\'il  habend  im  Brauch,  ohne  Under- 
scheid  in  den  Hufen  hhmi  zu  fragen,  wie  es  die  Mülli 
ohn  Gefehrd  gibt.'  1626,  JJBreit.    .Es  sei  aber  weit 


gefehlt,  dann  alldorten  [in  der  Ewigkeit  |  werde  ein 
Jeder  seinen  Sack  selbs  zur  Mühlen  tragen  und  ein 
Jeder  sieh  selbs  verantworten  müssen.-  Heut.  1658, 
,Er  gehet  zu  Andern  zur  Mülli,  schändet  Anderer 
Weiber.'  Met.,  Hort.  1692.  .Ein  geiziger  Müller  sollte 
einem  Schnitter,  der,  wie  er  meinte,  zu  viel  essen 
mochte,  gesagt  haben:  Nun.  nun.  deine  Mühle  geht 
streng!'  1!  Hist.  Kai.  1821.  S.  noch  Plämp,  ab-gän 
IM  11  '.'.  —  '_'.  /:  Mülli  n.  (in  Sch;  ZO.  auch  in.),  so  viel 
Getreide,  als  man  zu  einer  .Baclieteir  [als  Bedarf  an 
Brot  und  Mehl  für  1  •'■  Wochen]  in  die  .AI üble  gibt, 
d.  h.  ein  Sack  von  2  —  7  Vierteln,  bzw.  das  Quantum 
Mehl,  das  man  zurück  erhält  Aa;  Bs;  B;  L;  Seil;  S;  Z; 
Syn.  Mali.  Zum  ene*  Z'  31.  trösehe*.  E*  chlises, 
grosses  Z  31.  's  Z'  31.  fasse",  's  Z'  31.  hole:  Der 
Z'  31.  langet  no'*  bis  zur  Eni.  wir  haben  bis  dahin 
noch  Mehl  (bzw.  Brot)  genug  Sch;  ZO.  Um  eine  dank- 
bare oder  anhängliche  Gesinnung  auszudrücken,  ver- 
sprechen Bauernknaben  dem  Müller:  Wenn-incr  einisch 
grösser  si*d,  muesch  üsi  Z'  M.  Int".  Schild.  Du  müessest 
ga"  es  Z'  31.  reiche*,  d'r  Müttikarrer  heig  's  v'rgesse* 
z'  bringe*.  Gotth.  So  band  [bald]  a's  der  Charer 
chunnd,  su  lad-em  euses  Z'  M.  üf  AaF.;  Z.  Ich  vermag 
das  3Ial  e  grosses  Z'  31.  ZAff.  Eusef  G'mei'rot  hed 
tlnr'h  de*  Wächter  lo"  umme'säge;  es  muess  jedi  Uns- 
halti'g  n/'s  Neujör  es  Z'  31.  buche",  üb  's  3Iel  hebi'ä 
oder  l.ci"s  ZKn.  Ghumm,  blös-mer  du  es  Z'  31.:  i** 
will-der  gern  der  Sari;  üfha"  Aa  (Rochh.),  höhnische 
Herausforderung.  .Man  hatte  nicht  mehr  Korn  genug 
für  Brod,  es  musste  Z'  Mühle  gekauft  werden.'  Gotth. 
.Wer  eigene  Frucht  oder  ein  erkauftes  Mühlin  hat, 
bacht  es  meistenteils  selbst.'  1698,  ZEgl.  Bericht. 
S.  noch  Her    Bd  11   1526.   —    3.  als  Verkürzung  von 

Wind-31. 1.  die  Mühle  im  Mühlenspiel,  allg.  D'  31. 

uf-,  zue-tue*.  Ei"'m  d'  31.  stopfe*,  das  Handwerk 
legen  Bs;  vgl.  Binderin.  1861,  59.  S.  noch  Figgen 
Bd  I  712/3. 

Mini,  mul(c),  alul.  muh(n),  aus  vulgärlat.  inoifiia.  Die 
Form  mit  ausl.  i  wiegt  auch  in  uuserer  ä.  Li t.  vor  (vgl. 
dazu  Cltuchi  Bd  111  129,  Ohämin  Bd  III  259,  Ruft),  ebenso 
die  Schreibung  mit  Doppel-/  (XV./XYIII.).  Neben  der  regel- 
rechten Plural-Form  (.Von  millinon.  Hie  ze  Zürich  mtlliue 
haut,'  1304,  Z  K. -Brief.  , Mülline.'  1309,  Alpenp.  .Mülineu, 
Mülenen."  1360,  Gfd;  1550,  ÜMey.,  Chr.;  1572,  Arduser; 
1585/182S,  ApLB.;  Z  Maud.  1699;  dazu  der  Geschlechtsn. 
,von  Murinen1  1!  und  ebenso  in  den  Haimonsk.  1531  als 
Übersetzung  von  ,de  Moulins')  kommt  auch  seltener  .Müllon' 
vor.  so  1303/11,  Gl  ürk.;  Helv.  Kai.  1783.  Vgl.  noch 
Steinm.  1802,  254.  Die  RAA.,  welche  den  Einfältigen  be- 
zeichnen, gulien  viell.  aus  von  der  Befleckung  mit  Mehl, 
welche  dem  Tölpel  angetan  wird;  vgl.  ,niit  dem  Sack  ge- 
schlagen.' Die  Art  der  Entrichtung  des  Mahllohnes  wird 
illustriert  durch  eine  Einrichtung  in  der  aus  dein  Jahr  1533 
stammenden  Mühle  in  ZHirsl.,  wo  sich  bis  auf  heute  eine 
in  die  Mauer  zwischen  den  Mahlgängen  eingelassene  eisorne 
Geldkasse  befindet,  in  welche  durch  eine  Spalte  dor  Lohn 
geworfen  winde.  Betr.  die  Verschmelzung  der  Präp.  %'  mit 
dem  Sulist.  zu  einem  W.  vgl.  Anni.  zu  Abend  Bd  I  36.  Das 
W.  auch,  einfach  und  zsgs.,  in  einer  Menge  Flurnamen,  z.  Ii. 

.Mühlen'    B;    Gr   Haler Mol  ine) ;   W,    .Mülenen.    .Mülineu' 

B;  Schw;  /..  RdmddH  B,  aus  Ar-M.,  ,Feld-M.'  Bs;  I.  (1893, 
Gfd);  ü. 

Obs-:  Mühle  mit  vertikalen  Reibsteinen,  zwischen 
welchen  ..Mostobst-  zum  Zwecke  der  Mostbereitung 
zerquetscht  wird.  Quetschmühle  Tu;  Z.  Syn.  3lost-, 
Biren-M.  —  Ochse"-,  scherzh.  in  der  RA.:   -1*  der 

t).  a"renue*.  geistig  beschränkt  sein   I!s  (An.  ad  St.). 


189 


Mal,  mel,  mil,  mol,  miil 


190 


—  Vattcr-Unser-:  spöttischer  Name  der  Betschwe- 
stern L.  —  Herd-Öpfel-:  Stampfmühle,  in  welcher 
vermittels  eines  Kolbens  gesottene  Kartoffeln  durch 
ein  unterhalb  der  Schale  angebrachtes  Sieb  durch- 
gepresst  werden,  worauf  man  die  dadurch  entstehen- 
den wurmartigen  Gebilde  (z.  T.  zum  Behuf e  der  Men- 
gung  unter  das  Backmehl)  dörrt  Tu;  Z.  —  Figg-: 
l.  =  Figgen  Bd  I  712/3  GrS.,  Scuolms.  ,Spe  duplici 
uti.  zwo  (.eine.'  Dknzl.  1677;  1716)  fickmüle  haben, 
zwyfache  hoffnung  haben.-  Fkis.  ;  Mal.  —  2.  =  Figg 
(Bd  1  711)  L.  —  Frei-  oder  Freiheiten-:  Name 
der  Sehultheissenmühle  zu  BHuttw.,  welche  im  Be- 
sitze besonderer  Rechte  und  Freiheiten  war  und  als 
Wahrzeichen  hievon  zwei  Fähnchen  auf  der  First 
trug.  (Nyff.  1871,  |120.)  —  Frön-:  herrschaftliche 
.Mühle  mit  Mühlzwang,  Bannmühle;  Syn.  Twing-M. 
.[Die  von  Mumpf]  haben  ouch  ein  fr.,  darin  soll  man 
haben  das  alt  raäss,  und  wann  er  malet,  so  soll  er  von 
einem  mütt  dürrem  nemen  ein  ymmi  und  von  dem 
grüenen  ouch  ein  ymmi.'  1535,  Arg.  —  Gelt-:  übertr., 
sehr  einträgliches  Gewerbe,  bes.  von  einem  landwirt- 
schaftlichen Besitz,  Bauerngut  Gl;  Syn.  G.-Chloben 
(s.  Bd  III  620).  ,So  ist  [durch  die  Predigt  des  Evan- 
geliums, wodurch  dem  Ablass  ein  Ende  gemacht  wor- 
den] dem  papst  syn  geltmüle  abgeschlagen.-  RGdalth. 
1546.  —  Glästi-:  Mühle,  welche  die  Töpfer  zur  Be- 
reitung   des    Glasurmehls    brauchen,    Glättmühle    Ap. 

—  Grüscli-:  Mühle,  in  welcher  die  gröbste  Kleie 
gewonnen  wird  Ap. 

Hell-:  Name  einer  ehemaligen  Mühle  ÄAZof. 
Ortsname  S.  Euphem.  für  Hölle  in  der  RA.:  Der  H. 
:ue  fare*  S. 

Anlass  zu  der  Übertragung  mag  die  Vorstellung  von  der 
trichterförmigen  Gestalt  der  Hölle  (verglichen  mit  dem  Mühl- 
tric.htcr)  gegeben  haben;  vgl.    Ohesael-,    Ilott-Hafen. 

Hirs-:  Mühle,  in  der  Hirse  gemahlen  wird;  noch 
als  Eigenname  einer  Mühle  ZDielsd.;  vgl.  Schaubg. 
Rq.  I  183.  Von  einem  dummen  Menschen  sagt  man: 
De'"  ist  awh  für  d'  H.  ane"  mit  ''em  Sack  ZReg. ;  vgl. 
Miilli  1.     Hirsmüller,  Familienname  Z. 

Hüs-.  .Nachdem  wir  dryerlei  gattungen  des  hü- 
rigen  kernens  uf  der  h.  (wie  man  es  nennt)  malen 
und  probieren  lassen.'  Z  Mand.   159*. 

Viel],  eine  kleinere,  auf  dem  Kernhaus  (s.  Bd  II  1715) 
aufgestellte  Haudinühle. 

Kafi-.     D's  Mal  geit-mi}'  «(»    uf-rp-g.*  K.,   er  ist 

ein  unermüdlicher  Schwätzer  GrRIi.  —  Chunde"-: 
Mühle,  die  für  Kunden  mahlt  Tu;  Z;  Gegs.  Handels- M.; 
vgl.  Mülli  1,  ferner  Maler-,  Mittler- Lön{V„\  III  1290/1). 

—  Knechten-:  Mühle,  die  mit  Mühlknappen  in 
Regie  betrieben  wird.  .Einen  Ratschlag  abfassen,  ob 
diese  Mülle  fernerhin  eine  K.  verbleiben  oder  aber 
zu  einer  Lehenmülli  [in  Pacht  gegebene]  gemacht 
würde.'  1734.  Z  Staatsarch.  —  Leder-:  Walkmühle 
der  Weissgerber.  Z  Mein.  L801,  11.  —  Weg-Lu  egen-: 
eine  spec.  zum  Mahlen  der  Wegluege"  (vgl.  Bd  III 
1229)  verwendete  Kaffeemühle  Z.  —  Lumpe"-:  Pa- 
pierfabrik Ndw.    Ärmliche  Papierfabrik  Bs  (Spreng). 

-  Münz-:  Münzstätte.  1567,  B  Staatsrecht  —  Mel- 
Mues-:  Mühle  für  , Breimehl'  (Hafergrütze).  .Zwei 
Mühlen,  da  die  obere  ein  Mahlhaufe  und  ein  M.,  die 
untere  eine  Relle  haben.'  Z  Prozess  1805.  —  Most- 

=  ObS-M.   Ar;    Th;    Z. 

Narren-:     fingiertes    Gerät,    in    dem    unheilbare 


Narren   zu   Mehlstaub   gemahlen   werden   sollten;    s.   Z 
Kai.    1811    D   3. 

Viel!,  beruhend  auf  dem  Sprw.  Salomons:  .Und  wenn  du 
den  Narren  in  einem  Mörsel  zerstossen  würdest,  so  würde 
er  doch  nicht  von  seiner  Narrheit  lassen4 ;  vidi,  aber  nichts 
Anderes  als  eine    Yerhochdciitsrhuiig   von    l.ol  i  s- MiMi. 

Bi-:  Nebenmühle,  kleineres  Gebäude  mit  1 — 2 
Mahlhaufen  am  gleichen  Bache,  welcher  die  Haupt- 
mühle (im  grossen  Gebäude)  treibt,  doch  unterhalb 
Dieser  und  in  deren  Nähe  Z.  —  Pelz-:  fing.  Ortsname, 
in  der  Abfertigung  auf  die  Frage  ,Wo?'  Z'  Bümplü 
(Tripstrüll)  uf  der  P.  Sch;  Sprww.  1869.  —  Bändel-: 
Kunststuhl  der  Bandweber.  XVII./XVIII.,  Bs;  vgl. 
Ad.Bürkli  1884,  13;  Bs  Jahrb.  1885.  69.  Dafür  in 
neuerer  Zeit  Band-Stuel.  .Dies  bewog  mehrere  Bürger, 
diesen  Gewerbszweig  ohne  Zunftzwang  zu  betreiben, 
geschickte  Arbeiter  anzustellen  und  den  Gebrauch  der 
sog.  Kunststühle.  Bändelmühlinen,  einzuführen.'  um 
1650,  Bs  (Ochs).  —  Bire"-  =  Obs-M.  Z.  —  Bütel-. 
.Beutelmülle,  mola  pollinaria.'  Mal.  —  Brot-:  Brot- 
Einschneidemaschine  ZStdt;  Syn.  Tünldi-Maschlnen. 
—  Roll-:  fingierter  Name,  in  der  RA.:  albig  uf  der 
R.  ga",  von  Gegenständen,  welche  der  rechtmässige 
Eigentümer  oft  entbehren  muss,  weil  sie  häufig  von 
Andern  entlehnt  werden  Gr  oHe.  Syn.  eisster  uf  der 
Fart  si".  —  Rcll-.  Roll-:  Schrot-,  „Gärbemühle 
Gr;  Z";  Syn.  Belli.  —  Ratz-:  Mühle,  die  wenig 
Wasser  hat.  Sclger.  —  Siden-:  Seidenzwirnerei. 
XVI./XVIII.,  ZStdt.  Eine  solche  errichtete  Zanino 
1567  in  dem  Gebäude,  das  später  in  , Wollenhof'  um- 
getauft wurde.  Vgl.  S.-Müller.  —  Säger-:  Sägemühle, 
doch  nur  als  Hausname  ZStdt  1796,  sonst  Sagi.  - 
Semmel-:  Mühle  für  Semmelmehl.  Syn.  Wiss-M. 
,1533  ist  die  erst  s.  allhie  in  Sant-Gallen  gemacht 
worden  ;  darnach  liess  der  spital  ouch  aine  machen, 
vormals  nie  gebrucht  noch  erkannt  in  MHHn  statt.' 
Kessl.  —  Schwert-:  mit  der  eisernen  Jungfrau,  dem 
bekannten  Strafinstrument,  verbundene  Vorrichtung, 
bestehend  aus  Schwertern,  auf  die  der  Verurteilte 
beim  Kuss  der  Jungfrau  stürzte;  vgl.  die  (immerhin 
phantastisch  ausgeschmückte)  Beschreibung  bei  DHess 
1818,  274.  —  Spinn-:  Spinnerei.  Aa  Gem.  1844,  I  478. 
Syn.  Maschine*.  --  Sprür-:  wahrsch.  eine  Mühle, 
welche  mit  einem  Putzwerk  versehen  war,  so  z.B.  in 
L,  wo  die  Sprür-Srugg  ihren  Namen  von  einer  solchen 
daran  gebauten  Mühle  erhalten  hat.  —  Staub-:  Putz- 
mühle S;  Syn.  Wann-,  Wind-M.  Wenn  Fun'  nie 
du !■'■'•  d'  St.  geit,  wird  er  nit  lüter,  Erfahrungen  lassen 
sich  nie  ohne  Opfer  gewinnen.  Schild.  .Sy  sond  ouch 
du  st.  nit  da  han  ald  aber  der  stoub  soll  bi  den  sprüren 
belyben.'  Sch  Stdtb.  —  Trib-.  .Moletrina,  ein  wasser- 
müle  oder  treibmüle.'  Fris. ;  Mal.  -  Trübe"-: 
Quetschmühle  mit  hölzernen  Walzen,  für  die  Trauben 
in  der  Weinlese,  welche  mehr  und  mehr  den  Trüben- 
Stössel  verdrängt  Z.  —  T  wing-  =  Fron-M.  ,Es  sind 
zwo  twingmülinen,  die  nider  und  die  ober,  und  hat 
ein  her  ze  gebieten  da  ze  malen  allen  denen,  so  in 
dem  hof  gesessen  sind.'  1427,  ScHwPfäff.  Offn.  .Es 
war  altes  Herkommen,  dass  eine  gewisse  Gemeinde 
des  Buchsgau's  der  Tw.  in  Rickenbach  nach  Abnutzung 
des  Wendelbaumes  beim  ersten  Mahlgang  einen  Eich- 
stamni  zur  Erneuerung  verabfolgen  musste.'  BWvss 
1865. 

Wann-    (in    W    Wanmi-31.,   in    Tu   Wammülli)  = 
Staub-M.  Gr;   GT.;  Tu;  W.  -  In  dieser  Benennung  liegt 


101 


Mal     mnl.     Malb  — mulli 


192 


die  Erinnerung  daran,  dass  ehemals  alles  Getreide  von  Hand 
gewännet  [geworfelt]  werden  musste. 

Wind-M.  Wimmülli  =  dem  Vor.  Scbj  Th;  Z.  .Dir 
Samenhülsen  [des  Klees]  werden  ausgedroschen,  nach- 
her über  ein  Staub-  oder  Habermehlxieb  durch  die  W. 
gelassen.'  Z  Ges.  1788.  —  wind-mülle":  das  Ge- 
treide nach  dem  Dreschen  mittels  der  Windmühle 
reinigen  Z. 

Winter-.  .Garten  und  Haus  bei  den  W.-Mülinen 
[in  LStdt].'  1331,  Gfd.  —  Wiss-  =  Semmel-M.  1653, 
AAWett.  Elosterarch.  Mühle,  in  der  sehr  weisses  Mehl 
erbalten  wird  Ap.  .Weissmüller',  Familienname  B.  — 
Ziech-:  durch  Zugkraft  von  Tieren  getriebene  Mühle. 
.Die  kelte  war  also  streng,  dass  die  stehenden  und 
fliessenden  wasser  überfroren ,  desshalb  [man]  die 
müllinen  stellet  und  ziechmülen  anrichten  muesste.' 
Wdkstisen  1580.  —  Ziger-:  Mühlwerk,  in  welchem 
der  eingelegte  Quark  mit  fein  zerriebenem  Ziegerkloe 
und  Salz  gemahlen  und  nachher  in  die  bekannte  Kegel- 
form  gebracht  wird  Gl;  vgl.  Schweiz.  Milchbuch  113; 
Alpenp.  1874,  274;  Syn.  Z-Eibi. 

Zwing-  =  Twing-M.;  vgl.  vArx  1819,  105/6.  ,Und 
sollen  die  waldleut  zu  den  Einsidlen  die  vorgenannt 
ir  müle  hinanhiu  für  ein  zw.  oder  wie  es  inen  fücglich 
ist,  um  den  vorgenannten  erbzins  haben  und  niessen.' 
1390,  SchwE.  Klosterarch.  ,Ist  der  amptlüten  ver- 
meinen, dass  si  dhein  zw.  mer  haben  wöllint,  dann 
si  es  ganz  ungöttlich  bedunk.'  1525,  ZGrün.  (Egli, 
Akten).  .Auf  ihre  Beschwerde,  dass  kein  fremder 
Müller  zu  ihnen  fahren  dürfe,  lässt  man.  weil  diese 
Zwingmühlen  von  Alters  her  häufig,  auch  meistens 
mit  schweren  Zinsen  beladen  sind,  und  es  sich  nicht 
geziemt,  solche  Mühlen  zum  Nachteil  der  Zinsherren 
zu  befreien,  auch  des  Gotteshauses  Mühlen  angeändert 
bei  dem  Herkommen  bleiben;  doch  soll  der  Hauptmann 
Vorsorge  treffen,  dass  die  Gezwungenen  [unter  dem 
Mühlzwang  Stehenden]  immer  vor  Andern  gefertigt 
werden.'  1530,  Abscli.  (GT.). 

Die  Einrichtung  hat  sich  mit  den  Ehehaften  bis  in  die 
neuere  Zeit  erhalten,  eine  ,ZwangmUhle'  befand  sich  z.  B. 
im    Distrikt  Aubonne. 

>1  iil iseiler  m.:  veraltete  Bezeichnung  des  Teufels, 
/..  1!.  als  Herrscher  in  dein  berüchtigten   Rottal  B. 

Nach  einem  der  bernischen  Weiler  Müliseilen  benannt; 
vgl.  Jahn,   Emmentaler  Sagen. 

Muel  in.  (PL  Muelege«)  BR.,  n.  Bllk.:  lauter  Schrei, 
von  .Menschen;  Gebrüll,  von  Kühen  BO.  —  Abstrahiert 
aus   muelen. 

G'muel  n.:  Geschrei  BR. 

muele":  Schallwort.  1.  von  Tieren,  a)  brummen, 
dumpf  brüllen,  von  Kühen  BO.;  U;  „laut,  unangenehm 
schreien,  wie  ein  Esel  BO.;  UV."  .Der  stier  von  Ure 
treib  ein  grob  gesang,  us  grossem  zom  er  fast  wuelt, 
mit  lnter  stimm  er  schrei  und  muelt.'  NSciiradin  1499. 
Hieher  wahrsch.  auch:  ,Dass  dich  der  stier  so  rüch 
hatt  angeluvt  und  wider  dich  gemulet,  er  lüyt  dort 
her  mit  rucher  stimm.'  Lenz  1499.  —  b)  „quaken, 
von  Fröschen  Uw."  —  2.  von  der  menschlichen  Stimme, 
unartikulierte  Töne  ausstossen.  a)  „unverständlich 
reden,  sprechen  DUrs."  Syn.  mit  mülen  :>  BO.jGrA.; 
LV.;  Uw.  Krhel  nmme"  ifmueh-t  l.'wE.  De'het  g'muelet 
und  'prediget!  Lallen,  im  Traume  unverständlich  reden 
Nnw.  —  b)  hässliche  Time  ausstossen,  wie  .lind,  der 
grossen  Schmerz  leidet  (Syn.  mülen  t)  oder  sein  Miss- 


veigiiügeii  äussert  (Syn.  mutteren)  BO. ;  GrA.;  Uw; 
U;  \V;  Syn.  auch  flännen,  heplen,  brüelen.  Öppis  m., 
von  einem  Unzufriedenen.  .1/.  und  fuchton,  zanken 
W.    Sclti  muolet  hit   der  ganz  Tag   W.    Im  Traume 

seufzen    Gr  ObS.  —  3.  unaufhörlich  farzen   GrL.  — 

4.  a)  dumpf  rauschen  GrO.  —  b)  in  der  Ferne,  bes. 
mit  langem  Nachhall  im  Gebirge,  donnern  GrD.,  I,., 
Pr.,  Seh.;  \Y.  Es  Innolet  timmer  [dumpf ].  Der  Donner 
mttolA  \V.  Wer.  wenn  er  im  Jahr  das  erste  Mal  m. 
hört,  sich  auf  den  Rücken  legt  und  am  Boden  herum- 
wälzt,  bekommt  keine  Rückenschmerzen  mehr    GrD. 

Das  Verhältniss  zu  muten  ist  unklar.  Viel),  darf  ein  drei- 
silbiges mii-i-l,"  als  Abi.  von  dem  Schall«,  mu  vorausgesetzt 
werden,  in  welchem  dann  u  und  e  zum  Diphth.  verschwommen 
wären,   wie  z.  B.   in   Fiele",   Biet,. 

Muele"  I  f.:  laute,  schreiende  Stimme  BR.  E  M. 
ha:     Syn.  s.  bei  Gellen  I  Bd  II  208. 

Mueli  m.,  PL  Muelige" :  Schreier,  Schreihals, 
Brüller,  von  Menschen  BO. 

muelig:  viel  weinend,  laut  schreiend  BO.  Eins 
Chind. 

Mncle"  II:  Name  einer  Kirchgemeinde  mit  unver- 
hältnissmässig  kleiner  Kirche  G.  .Von  einer  Frau,  die 
kaum  jemals  aus  der  Schwangerschaft  herauskommt. 
spottet  man :  Si  hat  's  wie  's  Muelemer  Chilcheli,  si  ist 
's  ganz  Jar  voll  Tu. 

G'müel  n.  =  G'inull  (i.  S.  v.  Kehricht),  das  sich 
bes.  in  Holzschuppen  von  faulendem  Holz,  Erde  usw. 
bildet  HSL;  W.  Holzsplitter,  wie  sie  auf  dem  Koch- 
herd oder  von  feuchtem  Holz  unter  der  Pfanne  zurück- 
bleiben  GnRh.    -    Vidi,   im   Abi. -Verhältniss  zu   malen   im 

5.  v.  zermalmen. 


Malb  -mulb. 

innlh:  neblig,  bedeckt,  vom  Himmel  AaSuIu'. 
Wahrsch.  liegt  eine  Form  molm(i<j)  zu  Grunde,  eig.  staubig, 
unrein,   dann   auf  die   Trübung  des   Himmels   übertragen. 

G'iniilh  n.:  1.  =  Gemüll,  bes.  allerlei  lockere  Ab- 
fälle beim  Sägen  oder  Abladen  von  Holz,  von  Torf 
usw.  G.  ,Wann  [da]  ich  g.  bin  und  flaisch.'  1476,  G 
Hdschr.  —  2.  Laub  udgl.  für  Laubsäcke  GStdt.  — 
3.  Durcheinander  von  altem  Gerumpel  G   1799. 

Zu  mhd.  gemüwe  (Coli,  von  Melw);  vgl.  ,Gemilbe,  -mülbc', 
bei   Gr.   WB.   und   die   Gruppe   Milw-,  ferner  Malm. 

vermülbe":  1.  (in  ZZoll.  rennulhe")  vermodern  S. 
Morsch  werden,  zu  Grunde  gehen,  bes.  von  der  Saat. 
die  z.  B.  bei  grosser  Trockenheit  nicht  Wurzel  schlägt 
ZZoll.  —  2.  tr..  zu  Pulver  und  Mehl  zerreiben  B.  — 
In  rmuHll,,"   fehlt  der  Umlaut,    wie  häufig  bei  u  vor  l  -|-  Cons. 

G'mülber  n.  =  Gemülb,  bes.  i.  S.  v.:  „zu  Pulver 
und  Staub  gewordener  Abgang,  z.  B.  Überreste  von 
Getreide.  Tuch  usw.,  nachdem  die  Mäuse  sie  zernagt 
haben  BO.;"  G.  —  Neuere  Einsender  aus  BO.  (spie.  r.K.I 
kennen  nur  die  Form   G'mülder. 

g'inülbren  -  vermülben  :.'  BD. 

mülbig:  in  (Mehl-)  Staub  und  Moder  zerfallend, 
■/..  B.  von  wurmstichigem,  altem  Holz  BE. 


193 


Maloli,  melch,  milch,  molch,  malch 


191 


Malch      mulch. 

Haber-Malcli  LW.;  Zg,  -Molch  (PI.  -Molche*)  GS., 
■Molch  /.(>..  -Melch  V.o..  -Melech  (i  oT.  m..  -Molche' 
\\7..-,  ScHwIb.,  Tnggen;  ZRiesb.,  -Mohhe"  AaBIj.  — 
f.:  Wiesenbocksbart,  trag.  prat. 

lür  Etymologie  dos  vielgestaltigen  W.  ist  nicht  auszu- 
machen, wenn  auch  die  Form  habermaUi  die  älteste  erreich- 
bare scheint  (schon  nihd. ;  vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  Sil  und  ein 
Zsliang  mit  mctch,  Milch  (vgl.  die  Synn.  Haber-Mulchen, 
Milch  (e)li-Chrüt,  Melchelen,  Milcheren,  Milchlig)  am  meisten 
für  sich  hat.  Vgl.  ancb  noch  die  Synn.  Haber-Mauch,  -M.ln-, 
-Mareh   (-Marg),   ferner   HG  rassmann    1870,   Nr.   +15. 

malche":  mit  Gier  und  yollein  Munde  essen  LG. 
(Ineichen).  Syn.  midien,  maischen.  Dazu  die  tr. 
abe*-m.,  ie-m.  Aa;  vgl.  Rochh.  1857,   17. 

Malchus  U,  Molches  Ap;  Ndw.  Malchis  Aa;  L, 
Molchis  SchwE.;  S,  Malkis  Aa:  1.  Personenname.  — 
2.  (PI.  Malchcse"  Ndw)  Bezeichnung  eines  fetten,  plum- 
pen, vierschrötigen  Menschen  Ap;  VO,  mit  dem  Nbbegr. 
grob  L ;  Ndw,  nimmersatt  L,  böse  S.  Unsauberer  Mensch 
AaFi'L  0  ich  dumme'  M..'  MLienert.  Langsamer 
Esser  Aa  (Eochh.). 

Malchus  bildete  in  den  mittelalterlichen  Osterspielen  eine 
stehende  Figur  und  vermutlich  gehörten  die  wesentlichsten 
Züge  der  appellativen  Bed.  schon  der  Darstellung  der  Rolle 
durch  die  Schauspieler  an.  Mul.hi*  scheint  sich  an  ,Molch( 
anzulehnen;  vgl.  die  Bezeichnung  eines  dicken  Menschen  als 
.dicken   Molchs'  (Campe). 

G  ült  e"-Malchis:  Besitzer  vieler  .Gülten',  Ka- 
pitalist L.  Der  Baggerbur  hed  vor-dem  G.  Angst  u-eg- 
aem  Zeise*.  Brands1!'.  --  Suppe"-:  Spottname  Des- 
jenigen, der  mit  dem  Löffel  zuerst  in  die  Morgensuppe 
fährt  Aa  (Rochh.). 

Wiss-:  Name  einer  Sorte  kleiner,  runder,  weisser, 
süsser  Äpfel  Zg. 

Uli*  Ich  (in  Aa;  Bsj  B;  L;  S;  Tu  auch  milchig,  bzw. 
meVHg):  1.  Milch  gebend,  im  Gegs.  zu  (/"/'.  gust  (s. 
IM  II  236.  493)  Bs;  B;  Gb;  G;  ü;  W;  Z.  M.  Mibe*, 
im  Stadium  des  Milchgebens  verharren,  nicht  ergalten. 
Er  het  kener  welche"  Striche"  [Zitzen],  hat  keine  melke 
Kuh  BHk.  ,0b  aber  ainer  nit  mer  dann  ain  khue  oder 
zwo  hette  möleh,  der  mag  die  melchent  khüe  den  kin- 
den  behalten.'  XVI.,  Gr  Kq.  .Unter  dem  Vieh  wurden 
2/3  Melchs  (Kühe)  und  '/s  Galts  (Rinder)  verstanden.' 
1545,  Amiierd.  ,Esel,  die  alltruegen  und  molkig  wären.' 
Tierb.  1563.  ,Die  Allmenden  mit  den  melchen  Küenen 
nutzen.'  1672,  Obw  Rq.  S.  noch  Melch-Geiss  Bd  II  463. 
Auch  prägn.,  viel  Milch  gebend,  milchreich  B;  Gl;  Uw, 
leicht  zu  melken  B.  Ubertr.  a)  leicht  zu  behandeln, 
gefügig  ;  vgl.  d'  Milch  ahe"  ge".  .Damit  [der  Redner 
in  einem  Rechtsstreit]  uns  zue  der  güetlikait  melch 
machte.'  Vad.  ,Ain  pratik,  ob  man  uns  sehrecken  und 
m.  machen  möcht.'  ebd.  —  b)  leicht  zu  verstehen, 
, fasslich',  verständlieh  Obw.  Das  Biechli  ist  nit  ms 
für  iser  Eins.  Obw  Volksfr.  1891.  —  2.  triefend  GrS. 
E  »teichi  Nase*;  vgl.  ermelchen.  —  3.  von  Viehfutter, 
Milch  erzeugend,  den  Milchertrag  fördernd  B;  Gl; 
Gr;  U.  G'stobe*'s  [Staub  enthaltendes]  ist  nie  m.  We** 
mu"  schon  weniger  Eüffen  machd,  su  isch  [das  Heu] 
d'rfür  melcher  and  fuoriger  BR.  ,Sie  hatte  die  grösste 
Freude,  wenn  die  Kühe  viel  Milch  gaben  und  das  Heu 
m.  wurde.'  Gotth.  ,Dass  das  Heu  melker  und  Blu- 
men von  stärkern]  Gerüche  um  die  Gegend  Camana 
sollen    gefunden  werden    als   anderer  Orten.'    Sekeru. 


1712.  —  1.  günstig  (zunächst  dem  Gedeihen  milch- 
reicher   Futterkräuter),    z.  B.  vom  Wetter    ScuwMuo. 

5.  reichlich  niessend  (wie  eine  ergiebige  Milch- 
quelle) GrPi\  I)'  Wasser  [der  Mineralquellen],  die 
früer  so  m.  g'si"  sind,  werdend  nid  verschloffe*  si" 
im  Bode*.  MKuoni  (GaPr.).  Ertragreich,  „vorteilhaft, 
nützlich  BO.;  LE.;"  ScuwMuo.  „Der  Gewerb  ist 
jetzt  melchig,  wirft  vielen  Nutzen  ab."  D'  Bödmeren 
ist  itic  melchist  Alp,  tro  's  gibd  ScuwMuo.  —  6.  „von 
Personen ,  in  grossem  Lob  und  Ansehen  stehend" 
(gleichs.  wie  eine  milchreiche  Kuh).  Reich  Nnw.  Er 
ist  e*  M-er. 

Mhd.  melch  in  Bed.  1 ;  vgl.  nhd.  ,melk.'  Betr.  den  Aus- 
fall des  ch  in  der  zweisilbigen  Form  vgl.  melchen.  Zu  1  a. 
In  diesem  Sinne  meinte  es  wohl  auch  Sicher  1531:  .üarmit 
die  niüuch  malch  wurdend,  sich  uszekonfen  lassen.'  Zu  dem 
Yocal Wechsel  vgl.  Weinh.  al.  Gr.  16;  D.  Volksb.  Eiuleit. 
LXXIX,  ferner  winter-yni'kh.  Bed.  2  auch  nd.  Tw.  syn.  (bes. 
in  den  Bedd.  4  und  6)  sind  /eins  (s.  Bd  I  1071/2),  nhd.  ,fett.' 

alt-melch(ig):  von  Kühen,  die  noch  bis  in  die 
Zeit  vorgerückter  Trächtigkeit,  bis  kurz  vor  dem 
Kalben,  gemolken  werden  Bs;  B;  „LE."  Milch  a-er 
Kühe  ist  stark,  schmeckt  nicht  gut.  Vgl.  ,altmelk' 
bei  Gr.  WB. 

ei"-,  zwei-,  drei-melig  =  ei"-mälig  usw.  (Sp. 
154)   ZO. 

ander-:  in  der  zweiten  Melkperiode  stehend,  von 
einer  Kuh,  welche  das  zweite  Mal  gekalbt  hat  Ap; 
B;  Z.  Auch  subst.  B,  und  sogar  als  Masc.  Ar;  Z. 
,Zu  verkaufen:  Ein  frisch  gckalberter  A.* 

Ähnlich  sagt  man:  E"  dritti  Mslchi,  Kuh,  welche  zum 
3.  Mal  gekalbt  hat  BK. ;  vgl.  das  Folg.,  ferner  ander-chsHberig 
Bd    III   225. 

erst-:  in  der  ersten  Melkperiode  stehend  Ap;  VO; 
Gl;  Gr;  Tu;  Z.  ,Erst,  wenn  das  Rind  sein  Kalb  ge- 
worfen, bekömmt  es  den  Namen  einer  Kühe,  und  zwar 
einer  erstmelchen,  weil  es  das  erste  Mal  gemolken 
wird.'  JXScHNm  1782.  Subst.  1.  Erst-Melch  m.  (in 
UwE.  n.),  Erst-Melchi  n.  GrV.  =  Erstelen  Bd  I  472; 
Syn.  auch  en  ersti  (sc.  Chue),  Erst-M'elchcn,  Maus-, 
Scnten-Ühue  (s.  Bd  III  94/5).  Auch  von  Ziegen  GrV. 
—  2.  scherzh..  Lediger  ZO.  „Er  (sie)  hat  einen  70- 
jährigen  E.  geheiratet." 

Das  Neutr.  in  UwE.  viel!.  Verkürzung  aus  Erstmelch- 
Ghueli.     Eratmelchi  ist  Dim.,  nach  Analogie  von  Galti,    Gusti. 

härt-melchig  Aa,  zäch-  (in  B  säj-jmelchfigj, 
bzw.  -meilig  Aa;  Bs;  B;  L:  schwer  zu  melken.  ,Die 
Kuh  ist  zähmelkig  und  am  Ende  noch  heimtückisch.' 
Breitenst.  S.  noch  langlecht  Bd  III  1335/6.  Auch 
übertr..  nicht  nachgiebig;  knauserig  L.  Dass  er  e* 
schlechte'  Spekulant  wä/r,  wenn  er  in-cre"  settige"  Sach 
we'Ht  knauserig  oder  gar  zächmelig  si*  L. 

lind-melchig  ÄABb.,  ring-melch  B:  leicht  zu 
melken.     Syn.  l.-mulch. 

neu-melch(ig):  aufs  Neue  Milch  gebend,  von 
einer  Kuh  unmittelbar  nach  dem  Kalben  Aa;  Bs;  Gl; 
S;  Z.  ,Hat  man  Kühe,  die  nahe  am  Kalbern  sind, 
die,  wie  der  Bauer  sagt,  alte  Milch  geben,  so  tränkt 
man  die  Kälber  mit  dieser  ab,  weil  sie  viel  fetter  ist 
als  die  der  neumelchen.'  Stemm.  1802  (für  Gl). 

winter-melch   s.  G altling  Bd  II  238. 

Daneben  findet  sich  sowohl  bei  Fris.  als  bei  Mal.  ,w.- 
malcli'  und  wahrsch.  nach  diesen  Beiden  bei  Spreng;  vgl. 
die   Aiini.   zu    melch. 


Schweiz.  Idiotikon  IV. 


13 


195 


Malch,  melch,  milch,  molcli,  nmlch 


106 


G'melch  n.:  coli.  1.  die  lnilchgebenden  Teile  des 
Melkviehs,  bes.  das  Euter  der  Kühe  „Aa;  B;  VO;" 
Gr;  „S;"   Z.  —   2.  grob,  die  weiblichen  Brüste  Z. 

Melehele"  f.  =  Haber-Malch  Zg  oÄgeri. 

M  ;■•  1  c  h  e"  f. :  1.  =  G'melch  1  Ap;  Gr.  —  2.  Verbalten 
während  des  Melkens,  Melkfähigkeit  Ap;  GrD.;  Syn. 
Melch  i.  E*  zähl  M.  ha*  =  zächmelch  si*  GrD.  Die 
Chiie  hed  e*  schönt  M.,  ist  gut  und  angenehm  zu 
melken.   —   Betr.  die  Wortbildung  vgl.   Lunge*. 

Erst-  =  E.-Melch  Gr;  W.  Dreijährige  Kuh,  die 
einmal  gekalbt  hat,  im  Gegs.  zur  Chalbelen,  einer  nur 
zweijährigen,  die  bereits  einmal  gekalbt  hat  GRSeewis. 

M  änschen-Erst-  Melche"  =  Mansi-Ckue  (s.  Bd 
III  94)  GRKlosters. 

melche"  AABb.,  Fri.,  Leer.,  L.;  Bs;  B;  Gl;  Gk; 
GT.j  Schw;  S;  Th;  Uw;  U;  Z  tw.,  melke"  BSi.;  GrHc, 
meleche"  Ap;  TnBerg,  Hw.,  melle*  AaF.,  Leer.,  L..  St.; 
„B;"  L;  GA.;  SchwE.,  Ma.;  Obw;  Zu.,  S.  —  Präs.  Ind. 
1.  weihe*  BSi..  mele*  Z  tw.,  sonst  milche"  (in  Sch;  ZO. 
auch  milke*).  2.  milfchjst.  3.  milfchß,  in  ThHw.  me- 
lechet,  in  ZS.  auch  wellet  —  Cond.  1.  mnlch  Aa;  Z. 
milchte  BSi.,  melletiZS.  -  Imp.  melch  BSi.,  sonst  milch! 
—  Ptc.  Perf.  g'mulche*  (bzw.  g'molche")  Aa;  Ap;  Bs; 
BO.;  Gr;  G;  S;  UwE.;  Z,  g'moleche«  Ap;  Tnllw.. 
(( midie"  (bzw.  g  wolle")  AaZ.;  L;  GA.  (in  tr.  Bed.);  Z, 
g' mellet  GA.  (in  intr.  Bed.);  Z:  1.  tr.,  bzw.  abs.,  (das 
Vieh)  melken,  allg.  Man  unterscheidet  beim  Melken 
der  Kühe  g'hämpflingen,  chnödlingen,  tümlingen  m.; 
vgl.  Bd  II  1304.  Melche" il -er  brav?  formelhafte  Gruss- 
frage beim  Eintritt  in  einen  Stall,  in  dem  eben  ge- 
molken wird  aSciiw;  dafür  sonst  auch:  Sind-er  am  M.? 
Melche's-Zit  L;  Z;  vgl.  Hirten  Bd  II  1649.  Melket 
er  vü?  geben  die  Kühe  viel  Milch?  BSi.  Her  m.,  die 
meiste  Milch  geben  GRÜe. ;  vgl.  Bd  II  1520,  ferner 
JIi  r-Melcherin.  I"  me"  verborgene"  Tal,  reo  me"  Nüt 
su"st  weiss  a's  vum  M.  Anderlinth  1852.  Alles  in 
ei"s  G'schirrli  (in  ein"  Napf)  m.,  Alles  in  einen  Topf 
werfen,  keinen  Unterschied  machen,  gleich  behandeln 
B< ».  Drescher  sagen  spottend  von  einem  Anfänger, 
er  mele,  wenn  Derselbe  mit  der  Hand  am  Stiel  des 
Dreschflegels  immer  auf  und  ab  fährt,  statt  mit  der- 
selben an  einer  Stelle  zu  bleiben  ZZoll.  Wottst  de* 
Pflegelhalm  m.?  er  gid  ja  fce"  Milch.  Durch  gewisse 
Zaubermittel  kann  dem  Vieh  Milch  entzogen  werden, 
indem  man  die  Handlung  des  Melkens  nachahmt;  so 
können  Hexen  einen  Hand-Fetzen  (s.  Bd  I  1149),  ein 
Stuhlbein,  einen  Pflock  melken.  An  en  anders  Ort 
(ja"  in.,  sieh  weiter  begeben,  um  die  Arbeit  an  einem 
andern  Ort  aufzunehmen  BO.;  Syn.  um  es  Hüx  uitcr 
gä*.  .Melle",  das  Vieh  im  Sommer,  z.  B.  auf  den 
Alpen,  besorgen  B;  VO";  Gegs.  hirten.  S.  noch  Or 
Bd  1  413,  geben  Bd  II  75,  Gans  Bd  II  371,  Müs, 
Spats.  Übertr.:  An  Ei"m,  Ein'"  m.,  Jmdn  ausbeuten; 
tüchtig  hernehmen  Aa;  Bs;  B  (,beneflcia  extorquere.' 
Id.  B);  VO;  Tu;  Z.  Gelt,  die  Spilvr  hend-di"*  ne  chli" 
g'mulche*!  's  isch  Nut  me  an  em  z' m.,  Nichts  mehr 
bei  ihm  zu  holen  Bs.  Me*  het-en  g'mulche*  bis  uf's 
Blmt  Bs  (Spreng).  Von  Einem,  der  leicht  zu  betrügen 
ist,  sagt  man:  De*  cka""  me*  ständli'ge"  m.  aSciiw. 
.Michel  sah  wohl,  er  war  gemolken  worden,  nicht 
bloss  wie  eine  Kuh  von  einem  Melker,  sondern  wie 
ein  Staat,  an  dessen  Euter  jedes  Kalb  im  Lande  sein 
durstiges  Maul  hängt.'  Gotth.  De"  Geldseckel  w.,  ihn 
erleichtern,  durch  grosse  Ausgaben  UwE.    .Kr  [Kaber] 


muess  aber  denen,  die  er  milcht,  dennoch  einen  sehyn 
dartuen,  oder  aber  sy  wurdind  mit  letzem  fuess  in'n 
kübel  schlahen.'  Zwingli.  ,Sy  schindend  uns,  die 
grossen  sehälk;  es  war  zyt,  dass  man  s'  oueh  melk,  dass 
inen  die  spannadren  krachtind.'  U Eckst.  —  2.  intr., 
Milch  geben,  an  Milchertrag  zunehmen  GlK. ;  GrI'i.. 
V.;  „LE.;"  GA.  Die  Cime  mellet  wider  GA.  Schi  händ 
g'mulche",  haben  (wieder)  den  vollen  Ertrag  gegeben 
GrV.  Auch  im  weitern  S.,  fliessen  GrPi\  ;  GA.  Der 
Brunne"  welfehjet,  er  fängt  an  Wasser  oder  mehr 
Wasser  als  bisher  zu  liefern. 

Mlid.  milchen  uud  melken,  in  Beil.  1  uud  2.  Die  Grenzen 
der  Formen  mit  und  ohne  Spirans  lassen  sich  nicht  scharf 
ziehen,  an  vielen  Orten  kommen  beide  Formen  vor,  ohne 
dass  die  eine  oder  die  andere  als  die  ältere  augesehen  würde; 
vgl.  Hunz.  179.  Über  den  Grund  des  Schwindens  der  Spirans 
s.  Braune,  ahd.  Gr.  §  145,  Anm.  7;  vgl.  auch  hefeichen  IM  I 
799,  irere"  für  .wereheu.'  In  BSi.;  GrPr.  ist  die  Spirans  vor 
Voc.  zum  blossen  Hauchlaut  geworden :  vgl.  das  Ptc.  ,g'molhen.' 
Regimentsküher  1781  (B).  Ch  (st.  des  hd.  k)  wiegt,  auch  in 
unserer  ä.  Lit.  vor,  die  schwache  Flexion  in  der  intr.  Bed. 
auch   GlK.;   vgl.  darüber  Wint.  155,  ferner  ermelchen. 

abe"-:  tr.,  eine  Kuh  durch  vieles  und  langes 
Melken  mager  machen   ZZoll.     En  alie'g'mulni  Cliuc. 

—  über-:  eine  Kuh  vor  dem  Kalben  über  die  nor- 
male Zeit  hinaus  melken  B;  Z.  Das  Ptc.  uliermiilchr" 
i.  S.  v.  alt-weich  BoE.  —  ufi-:  (eine  Last)  an  einem 
Seil  emporziehen,  das  man  mit  beiden  Händen  ab- 
wechselnd fasst,  so  dass  eine  Bewegung  entstellt,  wie 
beim  Hainji/Iigen-Melcheii  LI;  Syn.  suchen.  —  limine"-: 
tr.,  herumzerren,  z.B.  Katzen;  eine  Weibsperson  un- 
anständig antasten  BsStdt.  Wenn  er  mich  het  welle* 
a'döpc*  und  u.  oder  ungültig  si".  Vgl.  Chat  ze*-Mel  eher. 

er-  1.  an  Milchertrag  zunehmen,  von  Kühen  BSi.; 
Gr;  U;  Gegs.  ergalten  1  (s.  Bd  II  237).  —  2.  übertr. 
a)  von  Hühnern,  wieder  anfangen  Eier  zu  legen  GrD.; 
Gegs.  er-galten  3  a.  —  b)  wieder  anfangen  (reichlicher) 
zu  fliessen,  von  Brunnen  und  Quellen  GrD.,  L.,  Pr., 
Tschiertschen.  Me*  muess  jetz  noch  a"  warma*  liege* 
wüntsche;  dass  d'  Wässerli  und  di  Brünne*  vor  I*- 
schnlc"  noch  e"  Bitz  erweichend.  MKüoni.  Vom  , Fliessen- 
der  Nase  bei  Kälte,  Schnupfen  GrD..  Pr.,  Tschiertsch.; 
vgl.  milch  2.  —  3.  „aufhören,  Milch  zu  geben,  zu 
fliessen."  —  4.  tr.,  durch  Milchwirtschaft  gewinnen  Z. 
lrh  liun  a"  dem  Chiieli  UM  Fr.  ermulle". 

Zu  1.  Die  Flexion  ist  in  Gr  im  Präs.  allg.  schwach 
(ermelchet),  dagegen  ist  das  Ptc.  Perf.  nur  in  GrL.  schwach, 
snnst  (in  S.,  ObS.,  Pr.,  Scuolms,  Spl.)  stark  (ermolchen);  vgl. 
welchen    2. 

üs-:  zu  Ende  melken,  was  etwa  von  ungeschickten 
oder  nachlässigen  Melkern  unterlassen  wird,  zum 
Schaden  der  Kühe  Th  ;  Z.  Übertr.,  mit  Acc.  P.,  Jmdn 
aussaugen  S.  —  use"-:  herausmelken  Ap;  Sch;  '/.. 
Vil  use*-m.,  am  Milchertrag  einen  grossen  Gewinn 
machen  Ap;  Z.  Durch  Melken  wegbringen;  bildl. :  ,An- 
geborne  Laster  lassen  sich  nicht  ausinelken.-  ScLQER. 

—  ver-:  1.  das  Melkgeschäft  beendigen  B;  Z.  Sihei* 
grad  vermolhes  g'hiibe*  BSa.  Hiind  er  vermulche*? 
Grussfrage  Z;  vgl.  melchen  1.  —  2.  durch  unzeitiges, 
ungeschicktes  Melken  dein  Vieh,  bzw.  sich  selbst, 
Schaden  zufügen,  a)  tr.,  bzw.  abs.,  eine  dem  Kalben 
nahe  Kuh  zu  lange  oder  so  melken,  dass  sie  am  Euter 
Schaden  nimmt  !!<>.;  „LE."  —  b)  intr.,  „so  melken, 
dass  der  Ertrag  der  Milch  nicht  hinreicht,  den  Scha- 
den zu  decken,  den  man  anderwärts  am  Vieh  oder 
wegen   des  Preises  des  Winterfutters   erleiden   muss. 


197 


Malch,  oielch,  milch,  molch,  mulch 


198 


So  geschieht  es  nicht  selten,  dass  ein  Älpler  an  seinem 
Senntum  im  Winter  mehrere  100  Frkn  verliert  oder 
vermelket."  —  3.  „aufhören  Milch  zu  geben,  bzw.  zu 
füessen  BO,;  LE.";  Syn.  ergälten  (s.  Bd  II  237).  „Die 
Kuh,  der  Brunnen  hat  vermSlet."  —  nach-:  nach 
beendigtem  Melken  die  Zitzen  noch  einmal  streichen, 
um  rein  auszumelken  Ndw;  Syn.  nächst  rupfen.  — 
Wechsel-:  im  Melken  abwechseln,  eine  der  Mass- 
regeln,  um  auf  gemeinsam  bewirtschafteten  Alpen  eine 
anparteiische  Bestimmung  des  Milchertrags  vornehmen 
zu  können.  Je  drei  und  drei  Vieheigentümer  werden 
zusammengestellt  in  eine  Gruppe  und  A  melkt  dann 
die  Kühe  des  B,  B  die  des  C,  C  die  des  A  GRh. ; 
vgl.  Steinm.  1804.  386.  Etw.  anders  in  Gr.  doch  auch 
so,  dass  Keiner  seine  eignen  Kühe  oder  die  seiner 
Verwandten  melken  darf;  vgl.  Gr  Sammler  1809,  352. 

Meleher,  bzw.  Mehr  —  m.:  1.  Melker,  meist  ein 
besonders  hiefür  bestellter  Knecht,  dem  gewöhnlich 
(ausser  im  BSi.)  auch  die  Viehfütterung,  bzw.  nbh.  die 
Besorgung  der  Kühe  übertragen  ist;  Kuhhirt  B;  L;  S; 
vgl.  Gotth.  XIX  164.  Der  Hirter,  Der  seil  im  Vieh 
nid  so  eil  Fneter  gc"  und  de''  31.,  Der  seil  luege",  dass 
er  me  meli,  susch  mües'-er  fürt.  Hausfrd.  S.  noch 
hürnen  Bd  II  1632.  —  2.  Kuhname.  Kühreihen. 

Oren-:  Schmeichler.  ,Es  stat  übel,  wenn  einer 
liebkoser  und  o.  gern  hört'  LLav.  1582.  —  Früe-: 
1.  Kind,  das  vor  Ablauf  von  neun  Monaten  nach  der 
Verehlichung  geboren  wird  U.  —  2.  eine  Apfelsorte. 
ebd.;  s.  Bd  I  372.  —  Geiss-:  Nachtschwalbe,  capri- 
mulgus  eur.  B.  Sie  kommt  bisweilen  in  die  Ställe. 
um,  nach  dem  Volksglauben,  Kühen  und  Ziegen  die 
Milch  auszusaugen.  —  Chüe-:  1.  Kuhmelker.  .Mor- 
gens und  Abends  lässt  man  [die  Kühe  auf  den  All- 
menden] von  einigen  sogenannten  Kühmelkern  melken.' 
Stein«.  1802  (für  Gl).  —  2.  Spottname  a)  der  Schwei- 
zer von  Seite  der  Deutscheu,  nach  deren  Ansicht  das 
Melken  der  Kühe  den  Mann  herabwürdigt.  Der  Aus- 
druck gehörte  zu  den  Hauptneckwörtern  bes.  in  der 
Zeit  des  Schwabenkriegs ;  vgl.  Birl.  1890,  43/4  und 
Chüe-Mül.  ,Die  Eidgenossen  wären  nur  Küemelcher.' 
RCys.  —  b)  im  Toggenburger  Krieg  (1712)  Schimpf- 
wort auf  die  katholischen  Kantone  (an  deren  Spitze 
die  Alpenkantone  standen);  vgl.  das  Schimpfw.  Chüe- 
Drcckeler.  —  Ch  atze"- Maler:  Schelte  auf  Jmdn, 
der  die  Katzen  zu  plagen  liebt  Zg;  vgl.  ummen-melchen. 
—  Nach- Meleher:  Melker,  der  bei  der  Milchmessung 
auf  der  Alp  nachzusehen  hat,  ob  alle  Kühe  recht  aus- 
gemolken seien;  für  jeden  Stall  wird  ein  besonderer 
N.  bestellt  Gr  (lt  Sammler  1809,  352);  Syn.  Strüppeler. 

nn"-m8lcherig  =  nüio-melch  Bs.  Subst.,  Neu- 
ling, z.  B.  von  neuangestellten  Schutzleuten  Bs. 

Her-Melcheri"  f.:  Name  der  Kuh,  welche  in 
einer  Herde  am  meisten  Milch  gibt  GRHe. 

Mel(ch)ete°  (in  Gk  M'elcheti)  f.:  was  auf  einmal 
(„von  sämnitlichen  Kühen  auf  der  Alp,  z.  B.  des  Mor- 
gens oder  des  Abends")  gemolken  wird  „BO. ;  LE.;" 
Gr;  Scaw. 

Melchi  f.:  1.  =  G'melch  1  GRVal.  —  2.  das  Melken, 
bzw.  der  Ertrag  eines  einmaligen  Melkens  Gr.  D' 
Milch  teird  jedi  M.  [auf  der  Alp]  g'messa"  und  uf- 
g'schriba"  GRHaldenstein.  D'  Hcrmesseri"  hat  an  W- 
erhörta"  Schöpf  Milch  g'g'e" ;  im  Mass  [bei  der  Messung] 
si  seh'  uf  d'  M.  clw  bis  uf  drl  Binner.  Schwzd.  29,  51. 
,Es  ist  in  einigen  Gemeinalpen    üblich,   dass   bei  der 


Messzeit  die  Milch  der  gemeinschaftlichen  Haabe  nur 

von  einer  Melke  gemessen  wird.'  (in  Sammler  17s-_'. 
—  3.  Melkfähigkeit  Gr;  Syn.  Meldten.  E"  z&H  M. 
ha",  zunächst  von  einer  Kuli,  dann  scherzh.  von  einem 
liedner,  dem  die  Worte  mir  langsam  und  stockend 
vom  Munde  füessen;  s.  noch  fri  Bd  I   1260. 

M  g  1  c  li  i  "g  f. :  .Milchertrag  S.  Wott  d^  Chüeli  Scrsch 
i"  d'  Hcrhstweid  trlbe",  wo  's  noch  'ne  gueti  M.  gi'1. 
Schild. 

Melchior  Me'leher  Gl;  GoT. ;  SchwB.;  Z,  Melker 
üwE.  (nur  in  Verbindung  mit  andern  Namen),  Bleich 
B;  GoT.;  ScuwE.,  Melk  GlK.  (Me-lh);  L;  SchwE.; 
S;  UwE.;  Zg,  Melkel  ScuwE.,  3le2vk  °BO.  (lt  Alpenr. 
1827,  369  MeinkJ,  „Mek  BGadmen«;  Dim.,  bzw.  Kose- 
formen: Melcherli  (in  Gl  auch  Melcheli),  Melchli, 
Melkli  (in  Gl  MeHkli,  MeHHchi),  Mehjki  (BO.):  1.  Per- 
sonenname, Melchior,  Name  des  zweiten  der  h.  drei 
Könige,  allg.  Melker-Sepp,  Melchior  Joseph  UwE. 
Batli-Melk.  Baptist  Melchior  Zg.  D'  Melchcri,  Mel- 
chiors Frau  Z.  Auf  den  Umzug  der  h.  drei  Könige 
(vgl.  Bd  DI  333)  bezieht  sich  noch  der  Beimvers: 
Chasper,  Melk  und  Balz  —  wenn  d's  [das  Geschenkte] 
nit  g'esse"  magst,  so  g'halt  's  L  (Ineichen).  —  2.  über- 
gehend in  appellative  Bed.  Hcsch-mer  e"  nienc"  g'seh, 
dur  Melk  oben  am  Se?  L  (Reimvers).  Läferi-Melk, 
Scheltw.  auf  Jmdn,  der  unordentlich  isst  und  trinkt, 
beim  Sprechen  geifert  oder  die  Lippen  hässlich  be- 
wegt L ;  Syn.  Läferi. 

In  unserer  ä.  Lit.  sind  belegt  die  Formen :  .Melker.'  1541, 
Uw  (Gfd);  , Meleher.'  XVI.  .Meleher',  auch  Familienname  Gr; 
.Melcherrüti',   Flurname  Z.     S.  auch   MeUi  II. 

Milch  (in  Ar;  Th;  Z  tw.  Milech,  in  BSchw.  Mülch, 
in  Ap  lt  Merz  MileJ  —  f.:  1.  wie  nhd.  allg.  Nüi  M., 
von  einer  Kuh,  die  eben  gekalbt  hat;  alti  31.,  von 
einer  Kuh  kurz  vor  dem  Kalben  BHk. ;  Gl;  vgl.  alt-, 
nüw-melch,  ferner  Steinm.  1802,  55,  galt  Bd  II  236. 
Ersti,  swüti,  dritti  M.,  Milch  vom  ersten,  bzw.  zweiten 
oder  dritten  Tag  nach  dem  Kalben  BHk.  I"  der  erste" 
31.  si",  von  einer  Kuh,  die  das  erste  Mal  gekalbt  hat 
Gr.  Ei"em  e"  Cime  um  d'  M.  g'e"  [zum  Überwintern], 
um  den  Milchertrag  B;  Z.  (Wider)  a"  d'  M.  chö", 
wieder  anfangen  Milch  zu  geben,  bes.  von  Kühen  nach 
dem  Kalben  Vü;  Th;  Z;  Gegs.  ab,  vo"  der  M.  chö"; 
vgl.  er-galten  Bd  II  237.  Doch  a"  d'  M.  chö"  auch 
i.  S.  v.  an  die  Reihe  kommen  L;  vgl.  er-melchen.  E" 
Cliue  wider  a"  d'  M.  bringe",  durch  gute  Pflege  Z. 
,Der  Geiss  ja  recht  viel  Kohl  und  Kartoffeln  füttern, 
um  sie  möglichst  an  die  M.  zu  treiben.'  Benzigers 
Marienkal.  1896.  Bildl. :  Jmdn  a"  d'  M.  bringe", 
Jmdn  zur  Erfüllung  seiner  Pflichten  zwingen,  nach- 
giebig stimmen  L.  Das  ist  die  (best)  31.,  wo-n-er  gibd, 
Das,  so  viel  kann  er  leisten;  Das  ist  sein  Meisterstück; 
doch  meist  iron.  Gl;  S.  3Ie"  iveiss  scho",  was  dr  [du] 
für  M.  gisch,  was  du  kannst  S.  Du  gisch  dl"  M. 
glich  [gleichwohl],  Abfertigung  i.  S.  v.:  du  brauchst 
nicht  von  Allem  zu  haben  S ;  Z.  Du  gi''st  hinecht 
nüd  minder  31.,  wirst  nüd  a"  der  31.  abbreche"  (ab- 
sclilä"),  an  Jmdn  gerichtet,  dem  man  eine  etw.  grössere 
Leistung  zumutet  oder  der  sich  sperrt,  Hand  anzu- 
legen Ap;  G;  Z.  Eine"  rüeme",  dass  er  macht  31.  gr", 
übermässig  Z.  7J'  31.  abe'ge",  -lä",  zunächst  vom 
Melkvieh:  beim  Melken  die  Milch  nicht  zurückhalten; 
dann  bildl.  (in  Sch  's  3Iilchli),  den  Widerstand  auf- 
geben, im  Zorn  oder  Eifer  nachlassen,  seine  Ansprüche 


199 


Malch,  melch,  milch,  molch,  mulcl: 


200 


hcrabstinimen  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  S;  Tu;  Z.    Er  häd 

z'erst  d'  31.  nüd  recht  wellen  a.  Z.  ,I)er  Landjäger 
Hess  die  M.  hinunter  und  endlich  kam  ein  Vergleich 
zu  Stande.'  Gotth.  .Es  nähme  sie  Wunder,  ob  Anni 
jetzt  die  M.  hinuntergelassen  und  oh  es  jetzt  mit 
Leuten  wie  sie  sich  abgeben  möchte.'  ebd.  ,lch  mein. 
[die  Prozessgegner]  soliden  schier  die  m.  nider  lan.' 
1512,  Aiiscu.  ,Zu  Bern  sei  beschlossen  worden,  auf- 
zubrechen; nun  dürfe  man  aber  hotten,  si  werden  die 
in.  niderlan  in  Gotts  namen.'  1523,  ebd.  .Demnach 
und  man  si  [die  Wiedertäufer]  an  gelt  anfieng  ze  stra- 
fen, liessend  si  die  m.  gar  nider  und  wurdend  so  ge- 
schlacht,  dass  man  si  um  einen  finger  ge  wenden  bette.' 
Vad.  .Darum  gibt  sy  im  dise  schenke,  dass  er  die  m., 
wie  wir  sagend,  niderlasse. •  LLat.  1584.  ,Die  stolzen 
Kegenten  demütigen,  dass  sie  die  M.  und  das  Gemüt 
niderlassen.'  FWyss  1673.  .Spiritus  ponere,  die  Fet- 
tich fallen  lassen,  das  Milchlein  niederlassen.'  Denzl. 
1677;  171G;  Mev.,  Hort.  1092.  ,Je  hitziger  ihr  werdet, 
je  mehr  lässt  N.  die  M.  fallen.'  Sintem.  1759.  Ei*"m 
Staub  (Dreel;,  Wuest)  i"  d'  31.  mache",  Jmdm  eine 
Freude,  das  Spiel  verderben  Aa;  Bs;  VO;  Th;  Z;  das 
Bild  zunächst  entnommen  von  der  Kuh.  welche  von 
ihrem  Kot  in  die  frischgemolkene  Milch  fallen  lässt. 
Ei"'m  d'  71/.  swr  mache",  im  gleichen  Sinne  Z.  .Aber 
die  Herren  Compilatores  streuen  Wust  in  die  M.'  Fr 
Haffnek  1666.  .Bei  dieser  Wahl  schlug  der  Partei- 
geist seinen  Schwanz  in  die  M.  [spielte  störend  mit].' 
Ndw  Kai.  188b'.  Wer  ein  saures,  missvergnügtes  Ge- 
sicht macht,  von  Dem  sagt  man :  Er  macht  es  G'sicht, 
wenn  er  e*  M.  a'lucgeti,  wurd  si  scheide"  [gerinnen] 
Z.  ,Es  hilft  doch  nicht,  säur  sehen;  die  M.  säurt 
davon  nicht.'  XVII.,  Lied  (DTomann).  Wer  will  lang 
lebe*,  De'  schwemm  d'  31.  ah  der  Leber.  Splger.  .An 
manchem  Ort  M.  über  [dem  Feuer]  haben',  nach  ver- 
schiedenen Seiten  Acht  geben,  seine  Aufmerksamkeit 
teilen  müssen.  Sprww.  1824.  Wer  sich  unüberlegter 
Weise  sein  eigenes  Spiel  verderbt,  den  rechten  Augen- 
blick verpasst,  muss  den  Spott  hören:  Das  ist  g' schiel, 
co"  der  M.  eiveg  (z'  gä"),  wenn  si  ob  ''em  Für  ist  Z.  Von 
einem  Mädchen,  das  unglücklich  heiratet,  sagt  man  wort- 
spielend: Das  het  e*  heissi  31.  erwellt  mit  Dem  S;  Z. 
Grüess  dich,  Joggi  [bravo!],  hasch  d'  31.  gnet  a'g'richtct, 
mach  's  noch  einischso!  Hänggi  1893.  D'  31.  müesse"  chalti 
triche",  seinen  Zweck  nicht  erreichen  BR.  Häutig  dim. 
(in  der  Kdspr.  Mücheli,  Mincheli)  Ap;  Z.  Müend  s1  's 
31 U vidi  chaufe"  oder  händ  s'  e"  Geiss?  ZO.  'Bratni  31., 
eine  Speise,  bestehend  aus  einem  Gemenge  von  Milch, 
Eiern  und  Zucker,  das  in  einer  flachen  Schüssel  ge- 
braten wird  Z;  Syn.  Eier-M.,  Chachlen-,  Blatten- Mues ; 
vgl.  auch  Ufjuek.  .Diss  ass  [Essen]  ist  einer  gebratnen 
m.  nit  ungleich.'  Vögele.  1557.  Vgl.  Birl.,  Kochb.  10. 
.M.  im  Napf.'  .Wann  ir  wenen,  ir  haben  in.  im  napf, 
so  scheint  üch  der  mon  darein  [so  ist  es  Nichts  als 
Täuschung].'  1489,  Zellw.,  Urk.  ,Glych  wie  man  in 
gemeinem  sprüchwort  sagt  von  dem,  der  da  wond 
|  wähnte],  er  hätte  in.  im  napf  und  schein  im  aber  der 
mon  daryn.'  HBull.  1563.  .Mancher  voller  Zapf,  der 
meint,  er  habe  M.  im  Napf:  So  ist  es  Nüt  denn  Eitel- 
keit.' Myricäus  1630.  ,Wiewol  ich  nach  Gottes  leer 
und  art  mit  m.  gespyst  hab  [meine  Herde  mit  der 
reinen  Milch  des  Evangeliums  gespeist  habe].'  Zwingli. 
,Wie  denn  unsere  heutigen  Älpler,  die  sich  mehren- 
teils  von  der  M.  ernähren,  noch  immer  vor  andern 
Schweizern,    die   ihre  Natur   durch   allerhand  fremde 


Speisen  verfälschen,  an  ihrer  lilienweissen,  nüt  Kosen 
untermengten  und  lebhaften  Farbe  zu  erkennen  sein.' 
Spreng.  Vormals  bedienten  sich  die  Bäurinnen  saurer 
M.,  um  ihre  Hemdärmel  zu  stärken  Z.  S.  noch  gant 
Bd  II  385,  Bach,  ulmeweii,  diel;.  Glaube  und  Brauch. 
Mau  soll  nicht  mit  schneidenden  oder  stechenden 
Werkzeugen  in  die  M.  fahren,  denn  sonst  verletzt  man 
der  Kuli  das  Euter  Ar;  B;  Z.  Hexen  konnten  den 
Kühen  die  M.  entziehen:  vgl.  Hand-Fetzen  Bd  1  11  19; 
ferner  RGwerb  1646,  Vorrede,  Wolf-Mannh.,  Ztschr. 
IV  118/:».  .Es  geschiehet  vielmahlen,  dass  die  sonst 
milchreichen  Kühe  keine  M.  geben,  welches  daher 
kommt,  weilen  die  Hexen  sich  oftmahlen  an  ein  ge- 
wisses Ort  zu  setzen  pflegen,  da  sie  ein  .Messer,  Gabel 
oder  ander  Instrument  mit  zauberischen  Worten  und 
Ceremonien  in  eine  Wand  "der  Saul  stecken,  einen 
Milchkübel  zwischen  die  Bein  nemmen,  ihrem  teuf- 
lischen Buhlen  rufen,  eine  Kuh.  die  sie  melken  wollen, 
benennen  und  dann  anfangen  melken,  ihren  Kübel 
füllen.'  Anhorn  1674.  Bevor  die  Bauern  M.  über  die 
Strasse  tragen,  giessen  sie  einige  Tropfen  Wasser 
hinein  ZA.;  vgl.  Dien.  1863,  105/6.  Am  ZS.  pflegte 
man  Wasser  [das  Weihwasser  der  katholischen  Zeit?] 
vor  dein  Melken  in  den  Kübel  zu  sprengen  und  glaubte 
damit  die  Kühe  vor  bösem  Einfluss  zu  bewahren.  .In 
die  M.  ziehen',  ein  jährlich  wiederkehrendes  Fest  der 
Schuljugend.  ,Es  zogen  jährlich  im  Sommer  alle 
Schulerknaben  [in  ZStdt]  mit  Fahnen,  Tronnneii  und 
Pfeifen,  in  Begleit  ihrer  Herren  Lehrmeister,  auf  eine 
Wiese  oder  in  einen  grossen  Garten,  ergötzten  sich 
daselbst  mit  allerhand  erlaubten  Spielen  und  assen 
mit  einander  M.  und  Brot.'  vMoos  1775.  Eine  Zeit 
lang  gab  man  ihnen  sogar  das  Prunkschwert  mit.  das 
Papst  Julius  II.  den  Eidgenossen  geschenkt  hatte; 
vgl.  Vög.-Nüsch.  I  297.  .Der  schueleren  in  Winter- 
thtir  milch zug  uf  den  Lindberg.  Nach  gehaltenem 
Examen  nach  pfingsten  1589  sind  die  schueler  in  die 
m.  gezogen  uf  den  Lindberg;  und  ward  us  dem  spital 
allen  schuelern  m.  und  brod  genuegsam  'geben.'  Jos. 
Maler.  —  2.  mit  unbest.  Art.  oder  Zahlw.  a)  eine 
Schüssel  voll  Milch  Aa;  Ap;  VO;  G;  Tu;  Z.  Zwo  Kü- 
che" brüche";  e"  31.  ahne"  [abrahmen].  E"  31.  esse"  Z. 
—  b)  das  auf  einmal  (Morgens  oder  Abends)  vom  ge- 
sammten  Milchvieh  gewonnene  oder  vom  Milchliefe- 
ranten bezogene  Quantum  .Milch  Z.  Es  sind  zwo 
Milche"  z'sämme"  cho"  Z.  De''  Milchma""  hat  c"  31. 
:'nl  ufg'schribe".  —  c)  der  von  einem  .Sennen'  ge- 
kaufte, bzw.  gepachtete,  jährliche  oder  halbjährliche 
Milchertrag  eines  bestimmten  Bezirks  (einer  .Käserei') 
oiler  eines  Senntunis  VO;  Tu;  Z.  Man  unterscheidet 
Maie"-  und  Martini-  oder  Früehli"gs-  und  Herbst-M. 
'/..  .Summer-  und  Winter-M.  VO;  Tu.  E* grössi M.  ha". 
.Ein  rechter  Senn,  der  seine  fünf  Milchen  hat.-  Herzog 
1863.  .Wenn  ein  Käser  eine  M.  kaufen  will  und  man 
ihn  fragt,  oh  er  Bürgschaft  leisten  könne.'  Alpenp. 
IST:;.  —  d)  die  Gesammtheit  der  Käse,  die  während 
des  Sommers  aul  einer  Alp  gemacht  werden  .. BSi.:" 
F;  Syn.  Mulchen.  .Im  Kanton  Freiburg  werden  jähr- 
lich 500  Milchen,  jede  zu  Sil  Zentnern,  verfertigt..' 
KiF.Ni.ix.  .Es  sind  weniger  W-cn  vorhanden  als  sonst. 
was  von  der  verspäteten  Alpfahrt  und  dem  teuern 
Preise  der  Kühe  herrühren  mag;  denn  Salzspeicher,  die 
sonst  7 — 8  M-en  zählten,  halten  .lies  Jahr  nur  5 — 6.' 
Schweizerb.  1817  (für  F).  —  3.  Pflanzensaft  (in  noch 
unreifen  Feldfrüchten).    ,Manchmalen  geschieht's  [im 


201 


Malch.   iiii'IWi,  milch,  moli'li,  niulch 


202 


Engadin],  dass  mitten  im  Sommer  scharfe  Reifen  die 
Feldfrüchte  in  der  M.  verderhen.'  Serbrb.  1 7  1  ■_'. 

Mhd.  mil(i)ch,  aus  ahd.  miluh;  die  zweisilbige  Form, 
die  allen  altgormanischen  Dialekten  eigen  ist,  findet  sich  in 
unserer  ä.  Lit-Sprache  ebf.:   ,milicb.'    L319,  Z  ßatserk. 

Eier-Milch:  l.  =  'bratniM.  ZMönch.        2.  ,Coa- 
gulatio  lactis. '  Solger.    Galli  gigat  nit,  er  gigat  notte; 
frisst  lieber  E.  weder  Schottet*.  1700,  Gassenhauer.    ,E., 
gescheidne  milch,  da  der  ziger  und  <lie  schotten  noch 
in  einanderen  sind,  schistum.'  Mal.  —  Über-:  1.  Zu- 
mass   beim   Milchverkauf  Gl;  G;  Z;    Syn.  Ü.-Mäss. 
Eh  gueter  Für  giH  Ü.  —  2.  die  Milch,  die  der  Milch- 
käufer über  das  gewöhnliche  Mass  hinaus  nimmt  Gl. 
E>t  Liter  Ü.  Vgl.  E.vtra-2[.  —  Anke"-,  bzw.  Auch-, 
Äeh-,  Ah-:  Buttermilch;  Syn.  Bwnvpel-,  Euer-,  Schleg-, 
Stoss-M.    , Serum  butyri,  a  butyro  separato  relictuni, 
a.'  CGessn.  1555.    A.  us  ''em  Chübel  vertribt  alli  Übel; 
ist  si  älter  ah  e*  Stund,  ist  si  dem  Mensche"  nümme* 
g'sund.    Ineichen.     Bes.  dem  Gelüsten   eines  Kranken 
nach  A.  schreibt   man    eine  instinktive  Bed.  und  der 
Erfüllung   desselben   heilende   Kraft   zu    Z;    vgl.  ab- 
essen 5  (Bd  1  524).     Wenn   etwas  Erwartetes   ausge- 
blieben   ist    oder    wenn   man    einen  Schaden    erlitten 
hat,    tröstet    man  sich:    Es  chuiuit  de"  öjijic"  noch  i" 
der  A.  nache"  oder  Das  chunnt  Alls  ume"  i"  der  A.  B. 
Von  zwei  Verliebten,  die  an  sich  gegenseitig  nur  Tu- 
genden sehen,  sagt  man:  Iri  Auge"  sind  mit  A.  i"g'setzt 
ZZoll.    Knaben  und  Mädchen  necken  sich  gegenseitig 
mit  dem  Spruch:  Süri  A.  und  btaiti  Dinte*:  D'  Buobe" 
fd'  Maitschi)  schmucke"  icol  und  d'  Maitsehi  (d'  Buobe") 
stinke*  L.  Tüfel,  schiss  A.,  so  händ  d'  Hüener  z'  Irinice", 
RA.,  mit  der  man  seine  Überraschung  ausdrückt  über 
unerwarteten  Ausgang  der  Erzählung  eines  Vorfalls  L. 
Der  Spruch :    drei  Ell  A.,  drei  Ell  süri  soll  die  ,an- 
kende  Bewegung-  (s.  Bd  I  344)  der  Glocke  malen  Aa. 
A.   bore",    durch    Reibung   ein   Feuer   (Notfeuer)    er- 
zeugen;   in   neuerer   Zeit   nur    noch    als  Knabenspiel 
Aa;  BE.;  SG.    Ein  Pflock  wird  zwischen  einen  Balken 
und  ein  anderes  härteres  Stück  Holz   oder    zwischen 
die    zwei  Pfosten    einer   Haustüre   in  Bohrlöcher   ge- 
steckt und  eingezwängt,  sodann  durch  ein  umgelegtes 
Seil  in  quirlende  Bewegung  gesetzt,  bis  in  den  Bohr- 
löchern Selbstentzündung  eintritt.    Mit  diesem  Feuer 
wurden   früher    zu   beiden  Seiten   der  Dorfgasse  auf- 
geschichtete  Haufen   leicht  brennbaren   Materials   in 
Brand  gesteckt   und  Menschen  und  Vieh    hatten    den 
Weg  durch  diese  , Feuergasse'  zu  machen.    Mit  Kien- 
fackeln ,    die    an    dem    neu    gewonnenen    Feuer   ent- 
zündet waren,   gieng  man  auf  die  Viehweide  hinaus, 
um  sie  zu  räuchern  (.Weidbräuki1);  nach  der  Heimkehr 
folgte  auch  noch  die  .Husbräuki.'    Den  Dorfbach  hin- 
unter  Hess   man   auf  Brettern  Feuerbüschel  schwim- 
men;   vgl.  Arg.  IV   175  ff.;    Hunz.   16;    Rochh.   1867, 
II  115  ff.;   Nationalkai.  1892   und  heilen  Bd  II  1145. 
In  SGunzgen  war  der  Brauch  an'  ein  bestimmtes  altes 
Haus  gebunden;  die  Reibung  aber  wurde  einlach  da- 
durch erzeugt,  dass  man  ein  Seil  durch  ein  Bohrloch 
zog.    S.  noch  Gr.  WB.  VII  936  und  bes.  Kuhn,  Herab- 
kunft (1886,  41  ff.).  —  Esel(s)-:  Saft  der  Cypressen- 
Wolfsinilcli,  euph.  cyp.,  dann  auch  die  Pflanze  selbst 
A  v  (vgl.  Rochh.  1857,  180);  Gr.    Syn.  Gugger-,  Juden-, 
Boss-,  Schlangen-,  Titfeh-,  Toggi-M.  —  Vogel-:  späte 
Lloydie.  Lloydia  ser.,  eine  Alpenpflanze  BO.  —  F  i  s  c  li  - : 
=  Müchli*g  1  b  (Sp.  207).     ,F.,    lacteum    intestinum.' 
.Mal.     ,F.,    milchlig    genannt.'    Zg  Arzneib.    1588.  — 


Ki'isterli-:  wesentlich  =  Pusterli  2  (s.  Bd  I  1124). 
,Nec  porro  deerit  celebris  illa  F.,  rerae  aestatis  cu- 
pediae;  constat  illa  recoeta  es  pingni  lacte,  nee  ebu- 
tyrato,  lentissima  coctione  parata,  ei  multo  alio  lactis 
cremore  seu  brodio  mixta:  et  quia  suecussione  sapidior 
redditur,  delieatiorque.  longius  saepe  transfertur  in 
abiegnis  lagenulis,  quarum  arcuatuu  manubrium  pugno 
amplectitur,  hinc  vasi  suum  Domen  et  lactis  a  vase.- 
Cappeler  1767.  —  Frauen-.  Lt  den  Arzneibüchern 
und  auch  in  der  neuern  Zeit  in  der  Volksmedicin  als 
Heilmittel  verwendet.  ,Fr.,  so  ein  Knäblin  söuget.' 
JJNüsch.  1608.  S.  noch  Gr.  WB.  IV  1  a  81  (ThPlatt.). 
—  Jungfrauen-:  Name  von  Arzneimitteln.  1.  Jwm- 
pfere"-M.,  eine  Benzoe-Lösung  in  Weingeist.  Apo- 
thekerspr.  —  2.  die  Quintessenz  von  Spiessglas,  lt  den 
alten  Arzneibüchern.  ,Von  Einigen  von  seiner  Köst- 
lichkeit und  Seltsame  wegen  J.  genannt.'  JRLandenb. 
1608.  —  Güggel-:  scherzh. Bezeichnung  eines  Bürger- 
meistern genannten  Liqueurs,  sofern  er  mit  Wasser 
vormischt  wird,  wovon  er  eine  milchweisse  Farbe  an- 
nimmt BsStdt.  —  Gugger-:  1.  „Milch,  auf  der  sich 
Zieger- [Quark-jteilchen  befinden  BO;"  W.  ,Die  Spin- 
nerin im  Hohbach  nimmt  unartige  Kinder  in  eine 
Berghöhle,  wo  sie  ihnen  Mäuseaugen  zu  essen  und 
(!.  zu  trinken  gibt,  so  viel  sie  nur  verdauen  können.' 
W  Sagen.—  2.  =  Esels- M .  Grü.  —  Gelt(e-)-:  „Nach- 
molke, mit  frischer  Milch  und  ein  wenig  Zieger  L.E.; 
frische  Nachmolke,  mit  etwas  säuerlicher  Nachmolke 
und  etwas  Rahm;  ein  angenehmes,  durststillendes  Ge- 
tränk BE."  —  Gamfer-:  Kamphergeist  (spir.  camf.) 
Z  (Apothekerspr.).  —  Glück-:  die  erste  Milch  nach 
der  Biestmilch;  man  macht  damit  meistens  den  Milch- 
kunden ein  Geschenk  ScuSt.  (Sulger).  —  G  ras-:  Milch 
von  Kühen,  die  mit  frischem  Gras  (st.  mit  Heu)  ge- 
füttert werden  Ar;  Z ;  Ant.  Heuw-M.  Vgl.  Gras- Aule» 
Bd  I  342,  gräselen  Bd  II  798.  —  Jude--  =  Esels-M. 
GSa..  We.  —  Kafi-:  geringere,  abgerahmte  Milch, 
die  sich  nicht  mehr  zur  Butter-  und  Käsebereitung 
eignet  BBe.  —  Chalber-:  1.  erste  Milch  einer  Kuh 
nach  dem  Kalben,  die  für  den  menschlichen  Geschmack 
ungeniessbar  ist  und  daher  dem  Kalb  gegeben  wird 
Z/.oll.;  Syn.  Biest-M.  —  2.  Wiesenbocksbart,  trag. 
prat.  GuRh.  —  C h äs- :  die  milchige  Flüssigkeit,  welche 
im  Käsekessel  nach  der  Käsebereitung  zurückbleibt, 
aus  der  dann  noch  ,Vorbruchanken'  und  , Zieger'  ge- 
macht wird  W  (Syn.  Wiss-M.),  und  zwar  a)  diese 
Molke,  bevor  sie  neuerdings  zum  Sieden  gebracht 
wird  UwE. ;  Syn.  Sirten.  —  b)  nach  dem  Sieden  BE., 

0.  Syn.  Süffi.  Vgl.  chäsen  Bd  III  511,  Chäs-  Wasser, 
Scheid-M.,  ferner  Wöch.  Beitr.  1785,  64.  ,Die  nahr- 
hafte Milch,  K.,  Zieger,  Erdäpfel  sind  nicht  mehr  gut 
genug.'  N.  B  Kai.  1838.  ,Uli  schaffte  so  viel  Wein  an, 
dass  er  nicht  bei  jeder  Flasche,  welche  er  aus  dem 
Fässlein  zog,  in  Versuchung  kam,  K.  aufzustellen  in 
Ermangelung  des  Weines,  ein  bös  und  dünn  Surrogat 
desselben.'  Gotth.  ,K.  und  Mehlsuppen  ohne  Mehl 
für  Dienstboten.'  ebd.' 

Lugg-    (bzw.    Logg-,    in    Ar;    G    auch    Lupp-): 

1.  =  luggi  M.  (s.  Bd  III  1233)  Ar;  Gut'hur.  He.,  h.. 
Pr„  Rh.;  Syn.  auch  Büm-M.,  Nidlen,  'bläeter  Nidel. 
Die  L.  ist  bes.  Festspeise  und  wird  z.  B.  aufgetischt 
an  der  Geburtstagsfeier  (vgl.  Schwzd.  19,  48),  am 
Himmelfahrtstag  Ap.  am  Sonntag  Lätare  G  (s.  Eier- 
Örli  Bd  I  414),  in  der  Fastnacht  G,  spec.  am  .Funken- 
Sonntag'    Gr  (s.  Vonbun  1862,  21),    der   daher   auch 


2>y.i 


Malch,  melch,  milch,  molch,  muleh 


20-1 


,L.-Sonniag'  heisst;  doch  ist  sie  auch  sonst  im  Früh- 
ling und  Sommer  ein  beliebtes  kühlendes  Essen  am 
Abend  and  wurde  trüber  durch  hausierende  Kinder 
auf  den  Gassen  feil  geboten  GStdt;  vgl.  üLHartmann 
1817,  7.  Reis  und  ,L.'  (die  so  dick  sein  niuss,  dass 
ein  Löffel  aufrecht  darin  stecken  bleibt)  gelten  als  die 
Speise  des  Paradieses;  der  Jungbursche,  der  am  Fun- 
ken-Sonntag von  seiner  Tänzerin  zur  ,L.'  eingeladen 
wird,  bringt  dazu  eine  Flasche  des  besten  Branntweins 
mit  GrO.  (vgl.  Herzog  1884,  229);  ähnlich  im  GRh., 
wo  die  junge,  ledige  Welt  am  Fastnacht-Abend  bei 
,Ii.  und  Schnaps'  zskommt.  um  sich  mit  Spiel  und 
Tanz  zu  vergnügen.  D'  Ousbouwer-L.,  Schlagsahne. 
die  man  nach  der  Beendigung  des  Ptlügens  auftischt 
GuSch.;  vgl.  Schwzd.  19,  21.  .Gestern  wollte  man  mir 
mit  einer  sogenannten  Niedel  oder  Luckmilch  auf- 
warten und  als  man  dieselbe  auf  den  Tisch  stellen 
wollte,  so  war  solche  geronnen,  ob  sie  gleich  erst  den 
Vormittag  vom  Maiensäss  war  gebracht  worden.'  Git 
Sammler  1780;  vgl.  noch  ebd.  1811,  365.  ,N.  N.  hat 
[als  Vergabung  an  ein  Kloster]  'gen  ein  halben  mütt 
kern[en]  den  frowen  unib  [1.  ,und'?]  ain  lugmilch.' 
TiiTän.  Jahrzeitb.  .Und  gibt  man  den  frowen  ain 
lugmilch  von  Elsinun  von  Andelfingen.'  ebd.  .Wann 
der  senn  die  lugmilch  machet.'  ZWthur  Stdtb.  S.  noch 
fräsen  Bd  I  1331  und  Tsch.  S.  312.  —  2.  geronnene, 
.dicke'  Milch  G.  Zum  Nachtisch  eines  Festessens 
wird  u.  A.  auch  aufgetragen:  ,Lugmilch,  süss  und 
sauer.'   1651,  PScheitlin. 

Luckmilch  bei  Lexor,  mini.  Wß.,  in  Bed.  1.  Viell.  haben 
sich  über  auf  uiiscnii  Buden  zwei  WW.  verschiedener  Ab- 
stammung mit  einander  gemischt:  das  eine  zusammengesetzt 
mit  lugg,  locker,  das  audere  mit  Lupp  (Bd  III  996/7).  Doch 
küunte  auch  Lupp-  ans  Lugg-  entstanden  sein  durch  Assimi- 
lation des  Gutturals  (il  an  den  labialen  Nasal  (m).  ,L»p- 
niilcb'  auch  in  einem  Briefe  des  Appenzellem  Zellweger  XVIII., 
während  sich  im  G  Stiftsarch.  aus  dum  XIV. /XV.  die  Form 
.Luckmilch'  findet.  Über  die  beiden  Belege  aus  dem  Jahr- 
zeitbuch  von   Th'lau.   vgl.  auch   Schm.-Fr.   I   1463. 

Mal-Milch  =  Vogel-Mal.  vArx  1810,  I  314  (Ar; 
GT.). 

Mä"-:  Berg-,  Mondmilch,  die  weissliche,  schaum- 
artige Masse  in  den  Klüften  der  Kalkalpen  Ar;  B;  F; 
VO;  Syn.  War-Milch,  Himmels-,  Berg-3Ielw;  Berg- 
Ziger.  Vgl.  Män-Loch  Bd  111  1034;  Ziger-Loch  Bd  III 
lull,  lerner  .IXSchnyder  1782,  44/(i;  JJScheuchzer 
1746,  113/7;  Steinm.  1804,  21!';  Germ.  VII  422;  Rochh. 
1862,  252.  Die  31.  wird  gegen  Entzündungen  beim 
Vieh  angewendet  F  (vgl.  Schweizerb.  1818,  364)  und 
soll  Gold  enthalten  (vgl.  Wildkirchlein  1786,  43).  ,In 
spelunca  quadam  per  suminum  montem,  ut  di.ximus. 
fornici  adhaerens  nascitur  substantia  quaedam  fungosa. 
alba,  levissinta,  friabilis,  quam  fungum  petraeum  di- 
xeris.  vel  agaricum  saxatile,  ipsi  monmilch  appellant, 
id  est  lac  lunae,  a  substantia  alba  et  spumosa.  Si 
aquae  misceatur,  albo  lactis  colore  eam  inficit.  Super- 
stitiose  et  stulte  quidam  adversus  quemeunque  mor- 
liuin  aegroti  cujusvis,  propter  ijuem  ezpresso  ipsius 
nomine  e  spelunca  petatur,  salutarem  esse  putant.' 
CGessner  1555.  .Lac  lunae,  Monmilch,  Steinmark.' 
Wagner  1680.  ,Agaricus  saxatilis  seu  lac  lunae,  Mon- 
milch.' Bs  Apotliekertax   1701, 

Die  M.  wurde  dem  Einfluss  des  Mondes  zugeschrieben; 
naiverweise  meinte  man  auch,  sie  werde  aus  dem  Monde  ge- 
molken (S). 


NäcL'-:  die  zweite  Hälfte  der  Milch,  die  von  einer 
Kuli  gemolken  wird;  sie  ist  stärker  und  nahrhafter 
als  die  erste  und  wird  bes.  den  Saugkälbern  gegeben 
Gl;  vgl.  Steinm.  1802,  55.  Sie  wird  auch  zu  Wa- 
schungen gegen   Euterentzündungen  verwendet, 

Nidel-:  Milch  mit  dem  Kahm  darauf;  solche  wird 
als  bes.  leckeres  Essen  aufgestellt  ZO.  .Hie  spil  sind 
unglych:  Eins  allein  um  kurzwyl,  das  ander  umb  wyn 
ald  n.'  1533,  Egli,  Akten.  .Scliistum,  gesclieidne  milch; 
etlich  haltend's  für  n.'  Fius.  ,Gangend  bald  hin  und 
luegend,  wo  der  anken  sei  und  d'  n.,  sainuit  dem 
linden  eierziger.'  Haberer  1562.  S.  noch  Grüschler 
Bd  II  818. 

In  dem  Beleg  aus  Egli,  Acten,  ist  viell.  Lwjg-Milch  ge- 
meint; noch  heute  wird  z.  B.  in  ZO.  au  ,I,ichtstuheten'  um 
Nidel   gespielt. 

Biest-  Aa;  Ar;  GrD..  Biesch-  BO.,  Bleust-  GT., 
Biemst-  Z,  Briest-  Aa;  Tu;  ZDättl.,  Bricsch-  Bs;  BM., 
Brüsch-  F,  Briemst-  AASeetal,  Primat-  AaWuIiIcii: 
1.  =  Chalher-31.,  doch,  ausgenommen  in  GrD.,  mit  Ein- 
schlags derjenigen  ersten  Milch,  die,  wenn  zubereitet 
(vgl.  B.-Chuechen  Bd  III  141),  bereits  geniessbar  ist. 
allg.  ,Nach  der  Geburt  darf  das  Kalb  nur  3 — 4  Mal 
an  dein  Euter  der  Kuh  (so  lange  sie  sogenannte  Biest- 
milch gibt)  saugen,  und  nachher  tränkt  man's  Mor- 
gens und  Abends  ab.'  Steinm.  1804  (für  Ap).  ,Man 
muess  das  fülhin  vor  dem  dritten  tag  die  eslin  nit 
saugen  lassen,  dann  es  stürbe  ab  der  selbigen  milch, 
so  die  biensch-  oder  prieschmilch  genannt.'  Tieru. 
1563.  —  2.  =  Biest-Chuechen  AaZ.;  F.  ,Sie  brachte 
Brieschmilch  (es  hatte  eine  Kuh  gekalbert),  Hirsbrei 
(es  war  Hirsmontag),  Küehli  und  Bretzelen.'  Schwei- 
zers. 1818.  —  Pfingste11  Pfeiste"-:  Milch,  welche 
am  Plingstabend  oder  Pfingstmontag  Morgen  von  den 
reichern  Bauern  verschenkt  wurde;  Frauen  und  Kin- 
der ärmerer  Familien  giengen,  mit  einem  Gefäss  ver- 
sehen, herum,  und  bettelten:  Gend-is  au'h  e"  Pf.! 
Die  Bauern  hielten  es  nicht  nur  für  eine  Ehrensache, 
die  Bitte  zu  gewähren,  sondern  glaubten  auch,  damit 
für  das  nächste  Jahr  ihrem  Viehstand  Glück  und 
Gedeihen  zu  sichern  ZO.  —  Binder-,  Ploder-: 
Schlippermilch  ArH.  (ohne  Stein);  Gl;  GA.,  T.;  Syn. 
SchloUer-M.  —  Käbe0-:  Milch  von  Kühen,  welche 
mit  weissen  Rüben,  bzw.  deren  Kraut  gefüttert  werden  ; 
sie  hat  einen  Beigeschmack  (s.  rubelen)  und  kann 
schädlich  wirken  Z.  —  Rum-  =  Luggmilch  1  Bs. 
,Lac  agitatum,  Raummilch.'  Denzl.  1716;  dafür:  .Rühr- 
milch.'  1677.  —  Rumpel-  =  Anken-M.  SHinnnel- 
ried.  —  Rüer-  (in  SciiSt.  Ruer-)  =  dem  Vor.  AaZ.; 
Ar;  GF.,  Rh.,  Sa.,  Ta. ;  Sca;  ScnwMa.;  Th;  ZO.,  Wl. 
.Oxygala,  saure  milch,  ruer  (rüer)-milch,  dicke  milch, 
ankenmilch,  die  man  lang  gehaltet.'  Fris.  ;  Mal.  S.  noch 
Büm-M.  -  Ross-  =  EselfsJ-M.  GrD.  (neben  der  Wald- 
Wolfsmilch,  euph.  silv..  lt  B.);  GSa.  —  Magsamen-  : 
der  in  Wasser  aufgelöste  .Milchsaft  der  Mohnkapseln. 
.Ein  wenig  M.,  Opium  genannt.'  J.lNüscn.  1008.  — 
Sennte"-:  so  viel  Milch,  als  ein  Senntum  (70—80 
Kühe)  auf  ein  Mal  liefert,  also  30— 40  Mass  Zg.  — 
Sür-:  saure  Milch.  , Weiss  Eiter,  als  ein  S.'  Würz 
1634.  —  Scheid-:  Molke,  d.  h.  Milch,  aus  welcher 
der  Käse  ausgeschieden  ist;  vgl.  Ghäs-M.  ,ln  luterer 
Seh.  von  Geissen. \  XVII. ,  BArzneib.  —  Schinnerli-: 
durch  einen  .Schinner'  [Korb]geseilite  geronnene  Milch, 
aus  der  somit  die  festen  Bestandteile  ausgeschieden 
werden  L. 


205 


Malch,  melch,  milch,  molch,  mulch 


21  Mi 


Schleg-  (in  Gr  t\v.;  GRh..  Sa.  Schlcgg-)  =  Anken- M. 
GM.,  S.j  Gr;  GA.,  (>.,  Rh.,  Sa.,  oT.;  „SööwMuo.;  Uw;" 
r.  Vgl.  Stein m.  1802,  156  und  a.  SWberg - Häneli 
lid  II  1309. 

Ii.  II  14'.)  Unterscheidet  für  GrD.  die  Sekleg-M.  (.Über- 
rest Oer  Buttermilch')  von  der  Avkenmilch.  Vgl.  auch  nhd. 
.Schlagsahne.' 

Schlampe"-:  Milch  von  Kühen,  die  mit  Schlampe 
genährt  werden  B.    Sie  gilt  für  geringer  als  GraS-M. 

—  Schlange"-  =  Esels- M.  Rochh.  1S57,  180. 
Schlipp-  =  Anken-M.  Ebel  1804,  250. 

Vgl.  das  uhd.  ,fechlipper-Milch' ;  ferner  scMippirig;  doch 
stellt  die  obige  Forin  viell.  nur  eine  eigentümliche  Abffassnng 
des  W.  Schlegg-M.  vor. 

Schlotter-  (in  L  auch  Schlotte"-):  1.  von  selbst 
geronnene  Milch  AaF.;  VO;  ZKn.;  Syn.  Lugg-,  Blu- 
der-M.  Sie  ist  eine  beliebte  Speise  zu  gesottenen 
Kartoffeln  Z.  Wiss  si"  wie  ne  Schi.,  sehr  blass  L. 
Gho"  wie  ntMüs  us  ern  Schi.,  absonderlich,  geschmack- 
los gekleidet  einhergehen  L.  Als  der  Luzerner  .Wahr- 
heitsfreund' behauptete,  die  Beschlüsse  der  Schützen- 
hausversammlung  seien  ,Schl.',  die  man  dem  Volke 
vorgesetzt,  antwortete  der  ,Bprütze°hannes':  ,Nein; 
frisch  vom  Euter  weg  war  sie  gemolken,  warm  und 
süss  zu  trinken,  die  Milch,  die  du  geschmäht.'  ,Das 
Schreiben,  so  von  der  überkeit  herkomme,  koste  viel 
und  sei  nit  eine  Schi,  wert,'  1653,  Helvetia.  Einem 
parodistischen  L  Spiel  von  1743  ist  ein  Lied  beigefügt 
,von  Eitelkeit  der  Schi,  und  Fusterle.'  .Gelatum  lac, 
stockmilch,  gerunn[en]e,  g'standne  milch,  schl.'  Fkis.  ; 
Mal.  ,Was  aber  das  Trank  belangt,  soll  man  sich 
goumen  von  unerwölt.er  kalter  und  Schlattermilch.'  L 
Pestbüchlein.  .Adponunt  oxygalam  sie  Aeginctae  vo- 
catara:  lac  videlicet  concretum  Taciti,  aeido  gustu 
blandiens,  quod  vernacula  voce  Schi,  vocamus,  a  tre- 
mulo,  gelatinae  in  modum,  motu:  vel  etiam  hoc  ipsum 
a  sero  liberant  et  conquassatum  cum  cremoris  portione 
remiscent  et  sie  inspissatum  (Dicke  Milch  vocatur), 
afferunt.'  Cafpeler  17(57.  --  2.  eine  Wolkenbildung 
am  Firmament,  bestehend  ans  kleinen,  dichtgereihten 
Haufenwolken  (im  Gegs.  zu  den  grossem,  mehr  ver- 
einzelten .Schafen')  L.  —  3.  Schimpfname  auf  eine 
sauer  dreinsehende,  böse  Person  L.  —  Stock-  = 
Schlotter-M.  1.  Fris.;  Mal.  --  Stüss-  =  Anken-M. 
AaFi'L,  Z.  Me"  muess  Gott  für  Alles  danke":  Für 
d'  St.  wie  für  de"  Anke".  Eidg.  Nat.-Kal.  1SGG.  - 
Tüfels-:  1.  Name  des  Milchsafts  gewisser  Pflanzen, 
bes.  des  nachdunkelnden,  giftigen,  dann  auch  die  betr. 
Pflanzen  selbst;  vgl.  Flücchi-Chrut  Bd  II  891;  Wolf- 
Mannh.,  Ztschr.  IV  174.  Spec.  a)  (Saft  der)  Wolfs- 
milcharten, bes.  der  Cypressen- Wolfsmilch,  euph.  cyp. 
Aa  ;  B;  GT.,  We. ;  Sch;  Th  ;  Z,  doch  auch  der  kreuz- 
blättrigen Wolfsmilch,  euph.  lath.  Hegetschw.,  und 
anderer  Arten.  Vgl.  Esels-M.  —  b)  in  Zg  -Milchlig, 
des  gem.  Schöllkrauts,  chel.  majus  AASigl. ;  Sch;  Zg; 
ZW.,  Zoll.  —  c)  des  Löwenzahns,  leont.  tar.  Sch;  Syn. 
Milch-Stock;  andere  s.  bei  Milch-Chrüt  Bd  III  901.  - 
2.  einer  der  vielen  verächtlichen  Beinamen  des  Brannt- 
weins Aa.  —  Tag-:  das  Quantum  Milch,  das  eine  Kuh 
in  einem  Tage  gibt  Gr;  vgl.  Tsch.  265,  T.- Mulchen,. 

—  Toggi-  =  Esels-M.  (eig.  Milch  eines  Albs)  GnRh. 

—  Tause"-,  Tiiusli-:  Marktmilch,  d.h.  Milch,  die 
der  Milchverkäufer  in  einer  Tanse  den  Kunden  täg- 
lich bringt  und  die  von  geringerer  Qualität  ist,  als 
die  (in  Flaschen  gebrachte)  ,ganze'  ZStdt.    ,Was  will 


Tansenmilch  heissen?  Gibt  es  denn  Milch,  die  in 
Körben  in  die  Stadt  gebracht  wird?'  fragt  ein  gemass- 
regelter  Milchhändler  im  Z  Tagbl.  1876.  —  Wal(l)e°- 
=  Hengst  S  (s.  Bd  II  1450)  GT.  (Pup.).  .Lac  passnm, 
lactarins  s.  eibus,  gewellte  milch,  milchbrocken,  wallen- 
milch.' Mal.  —  Well-:  gesottene  Milch  Gl  (Rochh.). 
„Milch,  die  zum  Zieger  machen  oder  zum  Vermehren 
nachgeschüttet  wird  GrA."  —  Wolfs-  =  Esels-M. 
Aa;  B.  .Carytis,  die  gemein  gross  w.  mit  den  burzlen- 
bletteren,  ist  das  ander  geschlecht  der  w.'  Fris.  ;  vgl. 
l'lin.  XXVI  40.  —  War-  =  Mön- Milch  (eig.  .Arznei- 
milch'). Z  Apothekerspr.  —  Wärm-:  abgerahmte 
Milch,  die  man  bei  der  Bereitung  der  .Walleten'  oder 
des  .Ziegers'  (also  wenn  man  Milch  erwärmen  will) 
zusetzt  Gr;  vgl.  Gr  Sammler  1805,  261.  —  Wiss-  = 
Chäs-M.  LE.  —  Ziger-:  1.  Milch,  die  unter  dem 
Einfluss  von  Wärme  (bes.  beim  Sieden)  gerinnt,  in 
der  die  , Ziegerteilchen'  herumschwimmen  Aa;  Zg;  Z. 
Es  ist  heiss  g'si"  im  Tal,  ieh  ha"  g'meint,  ich  müess 
zun  -  rc  Z.  scheide"  wie  im  ene"  Chäs-Chessi.  Zg  Kai. 
1882.  —  2.  süsse,  über  Zieger  geschüttete  Milch,  eine 
beliebte  Speise  Bs;  S;  vgl.  Breitenst.,  Erz.  303.  .Eine 
nahrhafte  Z.  besteht  aus  einer  grossen,  ein  paar  Mass 
haltenden,  mit  guter,  süsser  Milch  gefüllten  Kachel. 
in  welche  Milch  eine  reichliche  Menge  Zieger,  das 
heisst  frischer,  ungesalzener  Käsestoff,  eingebrockt 
wurde.'  AHartm.  1879.  —  Zeine0-:  saure,  dick  ge- 
ronnene Milch,  aus  der  mittelst  eines  dünnen  Tuches 
über  einem  geflochtenen  Korb  [Zeine"]  die  Molke  ab- 
geseiht wird  und  die  dann,  mit  süsser  Milch  oder 
Kahm  gemischt,  als  Delikatesse  genossen  wird  ZO. ; 
Syn.  ufg'schütteli  Milch. 

milchbar:  milchgebend.  ,Guet  m.  oder  schlechte 
Küe.'  RCvs. 

milchele":  nach  Milch  schmecken  Bs;  L;  Z. 

milche":  einem  Kalb  Milch  reichen,  essäugen  ü. 

Milche"  Gr;  Sch  tw.,  sonst  Milke"  —  f.:  1.  auch 
Ghalbs-,  Chalber-M.,  Brustdrüse  mit  Milch  genährter 
Tiere,  bes.  der  Kälber,  doch  auch  der  Lämmer,  eine 
DelikatessC;  Kälberbröschen  Gl;  Scii;  Th;  UwE.;Z; 
De  Lacour  1730  (,le  laites,  du  ris  de  veau');  Syn. 
Milehling.  .Ein  Essen  Kalbsmilchen'  erhielt  Bürger- 
meister Wascr  1065  als  .Badenschenke.'  Ein  Pfund 
Kalbermilken  schenkte  u.  A.  alljährlich  am  Ascher- 
mittwoch die  Zunft  zum  Widder  dem  Pfarrer  zum 
St  Peter.  —  2.  a)  =  Milch-Chrüt  1  c  (Bd  III  9oI)  Gr.  — 
b)  die  Blätter  des  Löwenzahns  Zg;  Syn.  Milcheren. 

Milcher  m. :  Milchverkäufer,  der  die  Milch  den 
Kunden  zum  Haus  bringt  BsStdt;  L;  Syn.  Chüejer, 
Milchler,  Milch-Mann. 

Milchere"  f.  =  Milchen  2  ScnwE.;  vgl.  das  syn. 
Melchternen. 

milchig  U,  milchi*  Z:  aus  (mit)  Milch  bereitet, 
M-s  Kafi  U;  Gegs.  schwarzes;  vgl.  Gholflji  Bd  III 
'208/9;  Kaffee  mit  ausgiebigem  Milchzusatz  Tb;  Z. 
Milchi's  Hahermues,  mit  Milch  st.  bloss  mit  Wasser 
gekochtes  ZWyt. 

milchle":  Vieh  halten,  um  die  Milch  zu  ver- 
kaufen Ap. 

Milch(e)ler  m.  =  Milcher  Ap;  BE.;  L.  —  Blau-: 
Verkäufer  von  .blauer'  [abgerahmter]  Milch  B. 

Milchli"g  m.:  1.  a)  in  Bs  auch  Milchli  n.  =  Mil- 
chen 1  Bs;  B;  UwE.  Die  Fleischer  unterscheiden 
,Herz-    und    Halsmilchli'     eines    Schlachtochsen    Bs. 


207 


Malch.  molch,  milch,  tnolch,  niulcli 


2(w 


,Voressen  von  Hirn,  Milchlig  usw.'  Gottii.  ,Milchlig- 
,.ii.  Schwelle  und  schele  die  Milchling'  usw. 
B  Kochb.  1756j  1796.  ,Kine  Platte  mit  zerschnittenen 
Milchlein  und  1, eueren.'  Leicht  1767.  .Milehlin  und 
Krös.'  XVII.,  Bs  Maml.  —  b)  Samenmilchdru.se.  .Kar- 
pfen, in  welchem  weder  milkly  noch  rogen  gefunden 
worden.'  Fischb.  1563.  .Gefüllte  Karpfen.  Die  Einge- 
weide,  die  Milcher  zerhackt...  Das  gehackte  Milchlein 
darunter  gerührt.'  Bs  Kochb.  —  c)  =  Milchen  2  (bes. 
die  Blätter  des  Löwenzahns)  L;  Scnw;  Ndw.  — 
2.  a)  männlicher  Fisch.  Milch(n)er.  .Keine  mämily 
oder  milkling,  sonder  alle  rögling  oder  weiblin.'  Fischb. 
1563.  ,Dise  fischlin  wachsend  nit  von  inen  selber, 
sonder  habend  milchling  und  rögling.'  ebd.  ,Piscis 
lactarius,  Milchling.'  Denzl.  DT7;  1716.  —  b)  eine 
Art  Schwamm,  wahrsch.  der  Milch  blätterschwamm, 
lact.  Z. 

Tüfels-  s.   T.-Milch. 

lind-mulcli,  in  Gl  auch  li-m.  =  l.-melchig  „VO;"  Gl. 

Molche0,  bzw.  Molche"  (in  Bs;  B  Mulch,  in  L 
MulU?)  —  n.  (in  Bs  in  Bcd.  1  a  f..  in  GrD.  m.): 
1.  Coli.,  das  .Gemolkene'  d.h.  der  Gesammtertrag  an 
Milch,  bzw.  den  daraus  bereiteten  Produkten,  in  einer 
gewissen  Zeit,  von  einer  bestimmten  Anzahl  Kühe 
(einem  Senntum)  Ap;  Gl;  GrtPr.;  GRh.j  Syn.  Mulchi. 
Wo-n-e  Tür  ime'  Hüttli  d's  M.  Mi  b'sorget  Gi.  (Becker). 
Der  Senn  hed  e"  schlecht*  M.,  wenig  Milch,  bzw.  einen 
geringen  Ertrag  an  Käse  und  Butter  Ap.  Mer  wend 
hoffe",  e"  guetc  Summer  a"  der  Alp  bring-is  Dos  wider 
nachc",  was-is  hi  ilcm  trockne'  Früehli'g  im  M.  z'rugg 
'bliben  ist.  Gl  Volksgespr.  Spec.  a)  der  Ertrag  an 
Milch  selbst  Gl,.  ,Die  Sennen  suchen  aus  der  Milch. 
oder,  wie  der  Älpler  sich  ausdrückt,  aus  dem  AI.. 
Butter,  Zieger  und  Käse  zuzubereiten.'  Steinm.  1802. 
Wesentlich  =  Milch  2  d,  die  in  eine  Käserei  vertrags- 
mässig  abzuliefernde  Milch  Ap;  Bs  (als  Fem.);  ZKn. 
Ein  Senn  kann  mehrere  M.  haben.  ,Die  hiesige  M. 
ist  eine  der  kleinem  im  Kanton.'  Zeitungsinserat 
(BsL.).  —  b)  der  aus  einem  bestimmten  Milchquantum 
(einer  Sennerei  auf  der  Alp,  einer  Käserei  in  der 
Ebene)  während  des  Sommers  gewonnene  Ertrag  an 
Butter,  Zieger,  bes.  aber  an  Käse  Ap;  B;  VO;  Gl; 
Gr;  GEh.j  „S";  vgl.  Milch  2  c.  D's  M.  hol,,«,  auf 
der  Alp  GBh.  Wem  gesch  [gibst  du]  's  M.  [Butter 
und  Käse]?  fragt  man  einen  Sennen  Ap.  In  B  (bes. 
Si.)  wird  das  M.  [die  Gesammtheit  der  fetten,  auf  den 
Verkauf  fabrizierten  Sommerkäse]  unterschieden  vom 
gesammten  Milchertrag  (an  Butter  usw.)  einer  Saison, 
dem  Summer-Nutzen.  Es  M.  Chris.  ,Die  halbfetten 
Käse,  welche  vor  und  nach  dem  eigentlichen  Mulch 
gemacht  werden.'  Gottii.  ,Wie  viel  Zentner  ihr  Mulch 
in  der  Käserei  gewogen  hätte.'  N.  B  Kai.  1840.  ,An 
einem  Orte  sei  über  16000  Pfd  aus  einem  Mulch  ge- 
löst worden.'  ebd.  ,Ein  Käsehändler  hat  ein  Mulchen 
zu  Frkn  96  [per  Zentner]  gekauft.'  Alpenp.  1873  (für 
l!l';.).  .Der  Salzer  hat  aus  Unkenntniss  schon  manches 
M.  verdorben.'  Schatzmann  1870..  ,'Weit  und  breit 
werden  die  Käshütten  bekannt,  aus  welchen  die  teuer- 
sten Mulch  verkauft  wurden.  Eben  so  weit  erzählt 
man  sich  von  den  Mulchen,  welche  am  schlechtesten 
oder  gar  nicht  verkauft  werden,  ,1c  teurer  das  Mulch, 
desto  besser  der  Senn.'  Gottii.  .Dass  si  ir  mulken 
behalten  sulln  in  dem  huse,  beidü,  in  kelre  und  in 
spychern.-'  1836,  Gfd.   ,Was  von  zwain  tagen  mulchen 


gemachet  ward.'  1419,  Zellw.,  Urk.;  vgl.  Tag-M.  .Sie 
dürfen  eine  Hütte  hauen,  die  mulchen  ab  melchsee 
darin  und  von  dannen  zue  söumen.'  1452,  Kö  bleu. 
.Es  soll  jedermann  syn  mulchen  nüt  verkouffen,  denn 
uf  unsrem  offnen  merkt.'  1 127,  ScHwMa.  LB.  .Si  band 
gesetzt  zwei  nies  mulchens  ewiger  giilt  an  das  gotts- 
hus.'  XV..  Gfo  XI  35.  .Das  m.  [d.  h.  der  Genuss  bes. 
ven  Käse  und  Butter  als  Fastenspeisen ;  vgl.  Chös 
Bd  III  503;  Absch.  V  1,  Hilft]  ist  in  einer  Eidgenoss- 
schaft erst  in  den  lOOjaren  sünd  worden.  Unser  lieb 
Eidgenossen  band  erst  inner  lOOjaren  das  m.  erkauft 
[d.  h.  die  Erlaubniss,  es  in  den  Fasten  zu  geniessen] 
von  dem  bischof  zue  Born;  in  der  bull  wirt  'klagt,  man 
hab  in  unsren  landen  nit  gewonet  öl  ze  essen,  je  so 
hand  sy  die  landbrüchigen  spys,  milch,  ziger,  käs, 
anken,  geessen.'  Zwingli.  ,G'schandten  vil  an  m.  und 
vidi.'  WSteiner  1532.  , Unter  andern  Mulken  wird  in 
diesem  Lande  [Gl]  viel  Zieger  gemacht.'  Steinm.  1802 
(nach  Stumpf).  ,Sy  band  geboten,  das  molken  und 
sunderlich  den  anken  nit  uf  fürkouf,  noch  ussert 
lands  zue  verkoufen.'  Ansh.  .Vermählende,  einem  Land 
Abbazell  von  ie  weiten  her  nichts  bas  erschossen  noch 
fürbas  erschiessen  möchte,  dann  fiyssig  der  inulclien, 
kuen  und  alpen  warten.'  Kessl.  ,Hicr  han  ich  anken. 
molchen,  käs.'  HvRüte  1546.  ,Lactis  massa  coacti, 
easeus,  käs  oder  niulhen.'  Fris.;  Mal.  ,Wo  man  vil 
anken  und  mulchen  hat,  da  hat  man  keinen  Inniger.' 
LLav.  1582.  ,Gott  hat  seinem  volk  verheissen  ein 
land,  das  von  honig  und  milch  fliesse.  In  denen  landen 
hattend  sy  ir  grös't  guot  an  vech  und  m.'  ebd.  ,Es 
band  neu  und  alt  rät  erkennt  wegen  denen  mulchen- 
grempler[n]:  Was  sie  unseren  landleuten  auf  molchen 
geben  oder  vorgeben  betten,  eh  dass  mulchen  vor- 
handen wäre.-  1585/1828,  Ap  LB.  ,Es  verbrann  ein 
alp  mit  dem  molchen.'  1588,  Ardüser.  .Die  molchen- 
grempler  sond  in  jedem  Umgang  ein  säum  schmalz 
und  käs  auf  dein  markt  monatlich  feil  haben.'  1598, 
Ap  Ratserk.  ,Dise  Züger  [aus  Gl]  haben  den  l'rvs 
wyt  und  breit  über  alles  Molchen,  so  man  in  der  Eid- 
gnossschaft  macht.'  ROys.  .Molchen,  als  Käs,  Anklien, 
Ziger.'  ebd.  ,Zinset  4  Mass  Mulchen.'  1604,  LEscholz- 
matt.  .Wegen  Dingskaufs  des  Vychs  und  Molchens.' 
B  Wuchermand.  1628.  .Dadurch,  dass  die  Landlüt 
ihre  Küe  und  dadurch  auch  das  Molchen  aus  der 
Landschaft  hinliehen  und  veräussern,  wird  an  Molchen 
und  Anken  ein  Mangel  im  Land  gespürt.1  1644,  BSi. 
Rq.  .Man  erachte  es  an  der  Zeit,  auf  Beschränkung 
der  Ausfuhr  der  Mulchen  Bedacht  zu  nehmen.'  1674, 
Absch.  , Mulchen  [im  it.  Text  ,de'  laticini']  von  Alp 
führen.'  1700,  U  Rq.  ,Sie  formieren  die  Zigerlin  in 
Form  einer  Schneebällen  und  verkaufen  dieses  Molken 
ziemlich  teuer.'  Sererh.  1742.  .Alle  Mulchen,  es  wäre 
Käs,  Ziger  oder  Anklien.'  1756,  Schw  Rq.  .Jeder  Land- 
mann soll  auch  berechtiget  sein,  aus  einer  ganzen  Mol- 
chen oder  nur  zum  Teil  Käs,  so  von  einem  Fremden 
in  unserer  Landschaft  erhandlet  wird...'  17li9,  ebd. 
S.  noch  durch-gän  Bd  H  35,  vergelten  Bd  II  280,  Chcm 
Bd  III  466,  Bädling;  helv.  Almanacli  1802,  28.  — 
2.  „geschmauchter  süsser  Zieger,  geformt  wie  Butter- 
striezel BO."  —  3.  3Mche",  Käsewasser  PAL  (,ricottoc); 
Syn.  Sufi,  Schotte),.  .Die  suwen  wurden  t'aisst  ah  mol- 
chen, die  pfalfen  ah  pfruenden.'  Vad.  ,Käs,  der  wol 
ausgetriickt  ist:  dann  das  molken  schadet  den  jungen.' 
VoGELB.  1557.  .Wässerig,  wie  molchen  oder  käswasser.' 
Tierb.  1568.    .So  lang,  bis  der  Käs  ausgetropfet,  die 


309 


ftfalch — miilcli.     Äfalchst— mulchst.     Malcht— mnlcht 


210 


Molchen  abgelaufen  ist,'  SLdtz  1732.  ..Molken  autem 
in  specie  sernm  lactis,  non  quidem  apnd  noa  7erna- 
cule.  Dam  Schotten  dicimss,  sed  per  totani  Germanium 
vocatnr.'  Cappeler  1767. 

Mhd.  molchen  |l>zw.  molken;  mulchen,  muVcen).  Das  (auch 
in  ;i,  I.it.  hie  und  da  vorkommende)  Fem.  richtet  sieh  wahrseh. 
nach  dem  Geschl.  des  syn.  Milch;  das  Hase,  nach  demjenigen 
TOD  Nutzen.  Vgl.  noch  CGessner,  l.ibellus  de  laete  et  opeiibus 
lactariis.  Tig.  1541.  Im  Flurnamen:  .Mulchenrain.'  XIV., 
I.  Propsteirodel   (6fd).      Vgl.  auch   .Molke'   bei   Hr.    WB. 

Ab-:    Zieger  Gl  (lt  Steinm.  1802,  165). 
Die  Ziegerbereitung  bildet  gleichsam  den  Abschluss  der 
Verarbeitung  der   Milch   (vgl.   Bd   III   511);    doch   vgl.   auch 

Haber-  =  H.-Malch  ZeBaar. 

Margel-:  Name  einer  Abgabe.  .Vierdhalb  Schil- 
ling jerlich  margelmulken.'  XIV.,  I.  Propsteirodel  (für 
SchwK.). 

Die  Abgabe  war  viell.  fallig  an  einem  der  Marientage; 
viell.  ist  aber  .Margelfareb'.  durch  Eichelmast  fettes  Schwein 
(Schmid,  schwäb.  Id.  321),  zu  vergleichen.  Das  nicht  mehr 
verstandene  W.  erscheint  schliesslich  in  der  Entstellung 
.Mardermulchen.'  1561, SchwK.  Rq.  (Ztschr.  f.  schwz.R.  II  IT). 

Mass-:  Einheitsmass  zur  Berechnung  der  Alp- 
produkte, bestehend  aus  20  Erinnert  (s.  Bd  III  827) 
Butter,  2  Käsen  und  2  Ziegern  GrS.,  28  Pfd  Butter. 
40  Pfd   Käse  und  10  Pfd  Zieger  GrV;i1. 

Schaf-:  Name  einer  Abgabe;  viell.  urspr.  be- 
stehend in  Produkten  aus  Schafmilch  oder  Abgabe 
für  Benutzung  der  Alp  zur  Schafweide.  ,Do  hat  im 
ain  abt  ainen  schafmulchen  daiuf  gemacht  [auf  eine 
Alp  gelegt]  für  ein  schirmgelt  järlieh  zins.'  1529, 
Strkkl.  ,Sy  habend  demnach  aiuem  kloster  müessen 
gen  seh.  und  schmalzzins.'  ebd.  ,l>er  Käse,  des  Zigers 
und  Ankens  wegen,  die  man  Seh.  nennt.'  1529,  Absch.; 
vgl.  ebd.  IV  1  b  653/4. 

Tag-  =  Vogel-Mfd,  eig.  die  Quantität  Milch,  welche 
die  Kühe  während  eines  Tages  geben,  bzw.  die  daraus 
gewonnenen  Quantitäten  Butter  und  Käse;  spec.  die 
Quantität  Milch,  welche  die  Kühe  auf  den  Alpen  am 
Morgen  früh  liefern,  bevor  sie  auf  die  Weide  getrieben 
werden  GSa.  ,Das  T.  solle  der  Landweibel  dem  Land- 
vogt umb  den  Ziger  ohne  sein  Kosten  uferen.'  1653/4, 
Absch.  .Beschwerde  des  Landvogts,  dass  die  von  Flums 
ihr  Vieh  auf  die  Glarneralpen  treiben,  wodurch  einem 
jeweiligen  Landvogt  in  Beziehung  auf  die  T.  ein  Nam- 
haftes entzogen  werde.'  1732,  ebd.  ,Aus  dem  Berichte 
des  Landvogteiamts  ergibt  sich,  dass  der  Ertrag  des 
Titels  T.  von  Zeit  zu  Zeit  in  den  Rechnungen  sich 
vermindere,  weil  die  sargansischen  Angehörigen  ihre 
Alpen  an  Fremde  zum  Hintrieb  für  Pferde  und  Schmal- 
vieh ausleihen,  ihre  eigenen  Kühe  aber  ausser  Landes 
verstellen.'  1786,  ebd.  Dem  Landvogt  von  Werdenberg 
spec.  kam  die  gesammte  Butter-  und  Käseproduktion 
am  Jakobstage  zu;  vgl.  noch  Steinm.  1804,  375. 

Mulcherer  m. :  Berufsname;  wahrsch.  Händler 
mit  Milchprodukten.  .Die  gelübde,  die  m.  und  mülner 
geton  hatten.'  um  1311,  ä.  L  Batsb. 

Mulchete"  f.:  Coli.,  Butter  und  Käse  aus  der 
Alp  GRh. 

Mulchi  t  =  Mulehen  1  BBe.;  S. 


Me'lchster  ApI.  (neben  Mulsin-),  Meister  Ap —  m. 
(lt  einer  Angabe  f.),  Meistere?  f.  GRh.:  einfache  Hütte 
auf  den  Alpen,  in  welche  das  Vieh  zum  Melken  ge- 
trieben wird  und  die  ihm  auch  etwa  Nachts  eine 
Unterkunft  bietet;  sie  ist  offen  bis  unter  den  Giebel 
und  hat  keine  Tenne  Ap.  Viehstall  auf  der  Alp  GRh. 
,Die  Sennen  trafen  (im  Juli  1870)  hie  und  da  eine  M. 
vom  Schnee  eingedrückt,'  Zeitungsnachricht.  .Holz, 
irene  melster  und  käsgadner  zue  besseren.'  1491/1527, 
Zw.i.w.,  Urk.  ,[Sie  haben  auf  der  obem  Gamor]  zim- 
mer,  gaden  und  melster  gebaut,'  1529,  Hof  Kriessern. 
,Soll  jeder  Alpgenoss  von  seiner  Meister  den  Bau 
[Dünger]  ausführen.'  1078,  GRh.  Alpordn.  .Meister.' 
Will.,  Güberried  Arch.  .[Uli  Rotach]  stellte  sich  an 
die  Ecke  einer  Meister  und  eines  kleinen  Gädeleins.' 

XVIIL,    ReIMREDICHT. 

Zur  Abi.  vgl.  ,Galster' :  ahd.  galan  und  s.  Kluge  1881'..  §  94. 
Die  ä.  IL.it.  zeigt  auch  eine  Form  mit  anderer  Abi.:  ,Si  brann- 
tent  7  städel  und  melktran.'  1405,  Wegeliu.  ,I>ie  Melchter 
lag  bis  an  die  Einbindcr  oder  obere  Sehl  [Schwelle]  uuter 
dem  Schnee.'    1687,  Ap  Chr. 


Schweiz.  Idiotikon  IV 


Belebtere"  (in  GO.  lt  Zahner  Maultere")  f.,  PI. 
Melchtri  BO.,  sonst  unver. :  1.  hölzernes,  langrundes, 
offenes  Gefäss  für  Flüssigkeiten,  mit  einem  Öhr,  das 
meist  in  einer  verlängerten  Daube  angebracht  ist,  in 
GlS.  statt  dessen  mit  zwei  Tragzapfen;  verschiedenen 
Zwecken  dienend:  (oft  Dim.)  als  Melkeimer  Aa;  Bs; 
B;  Gl;  L;  G,  (in  BSa.  auch  Hand-M.)  als  Trag-  oder 
Schöpfgefäss  für  Milch,  Wasser  (bes.  in  den  Stall, 
daher  auch  Wasser-,  Stall-M.),  für  Schweine-  oder 
Pferdetränke  Aa;  Bs;  B;  F;  Gr;  S;  üw;  \V.  oder 
auch,  um  den  Arbeitern  das  Essen  auf  das  Feld  zu 
tragen  W;  als  Rahmeimer  Aa;  Gl;  zur  Aufbewahrung 
des  ,Etschers'  (s.  Bd  I  608)  Gl  (vgl.  Etscher-Tansen). 
In  die  M.  (in  BG.  Abtrag-M.)  wird  auch  die  Milch 
aus  dem  Melkeimer  geschüttet,  um  sie  darin  stehen 
zu  lassen,  bis  der  Schaum  vergangen  ist.  worauf  man 
sie  in  die  Gepsen  (s.  Bd  II  393/4)  umschüttet  B;  Gl; 
LE.;  vgl.  FXSchnyder  1782,  125;  Gl  Gem.  1840.  121, 
ferner  Handfass  (Bd  I  1050/1),  Füsterli  (Bd  I  1121), 
Gummer  II  (Bd  II  308),  Gauseli  (Bd  II  453),  Melch- 
Chübel  (Bd  III  114),  Bränten,  endlich  noch  PSchild 
1893,  358;  JRWyss  1817,  557;  Steinm.  1802,  127. 
.Wenn  sie  das  Melchterli  untersuchten,  in  welches  er 
melke.'  Gotth.  Dermit  het  's  d's  Melchterli  ro"  dW 
Bnume'rüre'  weg' zöge",  e  Gutseh  Wasser  drüs  g' schüttet 
BM.  (Schwzd.).  Er  schüttet  d'  Nidle'  us  dem  Melchterli 
i"  si"  Bränte'.  Nat.-Kal.  18G4.  Nimmt  si*  Braute" 
uf  ''c"  Buggel  und  's  Melchterli  a'  d'  Hand.  ebd.  In 
Vergleichungen  typisch  für  ein  grösseres  Mass.  Es 
schüttet  abe"  [giesst]  irie  mit  Melehtere'  B.  ,Hass  und 
Misstrauen  melchtere°weis  eingiessen.1  Gotth.  .Ein 
Euter  wie  eine  Melchter.'  AHartm.  1852.  All  Melehtere' 
voll!  verhüllend  für:  allmächtiger  Gott!  Aa.  Wahrsch. 
ähnlich  zu  erklären  ist  die  Rochholz'sche  Aufzeich- 
nung: Alh  Melehtere"  und  alli  Chübeli  lär  (Letzteres 
ein  Zusatz  in  verhüllender  Absicht).  ,So  seine  brüst 
oder  melkteren  voller  milch  sind.'  1548,  Hiob;  dafür 
, Melkfasse.'  1667.  ,Urab  ein  melchtern  in  markstall.' 
1566,  ZGrün.  (Staatsarch.).  .Mulctra,  ein  melchteren, 
melchgeschirr.'  Fris.;  Mal.  , Melkkübel,  Melkter, 
mulctra.'  Red.  1662.  .Nachdem  der  Senn  die  Milch 
gemolken  in  die  Melkteren  (welche  den  Namen  scheinet 

14 


211        Malcht-mulcht.  Maid     miild.  Malv— mulv.  Malg— mulg.  Malgg— iiinlgg.  töalk— mulk.  Mulm        212 


her  zu  holen  von  dem  lateinischen  Wort  Mulctrum 
oder  Mulctrale)  und  aus  vilen  Melkteren  ausgegossen 
in  das  Milchtäuslein.'  JJSchedchz.  17m;.  ,Hic  Muttas, 
Taussel,  Folien  cum  Melchtere"  cernes.'  XVIII.,  makk. 
Gedicht.  S.  noch  an-gän  Bd  II  18.  Feuereimer.  ,Auch 
soll  ein  jeglicher  burger  ein  melchtran  han  in  Syriern 
huse  unt  nächtlich  syn  gross  fass  volles  Wassers.'  um 
1311,  ä.  L  Ratsb.;  vgl.  Liebenau  1881,  48  und  s.  Gelten 
Bd  II  282.  -  2.  zinnerne  Kanne  GrV.  —  Vgl.  ahd. 
chumelhtra,   miiltra,   und  s.    Kluge    1886,  §   96. 

Fisch -Melchtere":  Fischbehälter.  ,Üenne  ist 
auch  verboten,  einige  Fischmelchteren  unter  die  Röh- 
ren zu  stellen.'  B  Brunnenordn.  1740/84.  Vgl.:  ,Die 
Melchter  des  Fischers  war  voll  Fische.'  Kdenlin  1834. 

Brunz-:  hölzernes  Nachtgeschirr  mit  Ohr,  meist 
in  einem  Nachtstuhl  untergebracht  Gb  ObS.;  vgl. 
Gang-Chübel  Bd  III  113  und  B.  IV,  Tafel. 

Sü-,  Sil-,  Söu-  B;  L;  S;  Ndw,  Schu-i"-  Gr:  .Melktcr' 
zur  Fütterung  der  Schweine.  Ersetzt  in  Sennhütten 
oft  Stühle  und  Bänke,  indem  man  ein  Sitzbrett  dar- 
über legt,  wobei  die  Handhabe  als  Rückenlehne  dient. 
,Man  kochte  Haufen,  zumeist  halb  z'  viel,  und  wenn 
die  S.  und  die  Schüttsteine  reden  könnten,  die  hätten 
Einem  sagen  können,  wie  viel  in  sie  spaziert  sei.' 
Gotth.  Das  wird  nppe"  schön  stä"  i"  dim  Loch,  g'rad 
wie  e"  Sunntighuet  uf  eme"  Bese'stil  oder  e"  Hochzit- 
rock  a"-re"  S.  ebd.  Über  d'  S.  falle",  in  eine  wüste 
Geschichte  kommen;  spec:  der  Paternität  angeklagt 
werden  S.  D'  S.  lüte"  =  d'  Sü'°-Glogg.  Ndw  Kai.  1895. 
,X  und  Z  [Buchstaben  auf  einer  Figurentafel]  stellet 
vor  eine  mit  einer  Schindlen  belegte  Säumelkteren. 
ein  Geschirr,  darin  man  den  Schweinen  zu  essen  bringt: 
gibet  ab  den  vornehmsten  Sitz  bei  den  Sennen,  wel- 
chen auch  gemessen  die  fremden  Gäste,  denen  sie 
wollen  Gutes  tun.'  JJScheüchz.  1706. 

Melchterne"  f.  =  Milcheren  GiiPr.;  vgl.  auch 
melch  4. 

Melchtrete"  f.:  eine  .Melchter'  voll  Milch. 
Hial  218. 


melde":  1.  wesentlich  wie  nhd.,  doch  wenig  volks- 
tümlich, dafür  chünden,  berichten.  Mit  Respekt  z'  m., 
Formel  zur  Entschuldigung  eines  groben,  unanstän- 
digen Wortes;  salva  venia  Bs;  Z.  Im  Kartenspiel,  bes. 
Jass  (s.  Bd  II  09)  kund  tun,  dass  man  eine  bestimmte 
Kartenserie  bekommen  habe,  wobei  dann,  wenn  mehr 
als  Filier  meldet,  die  höhere  Zahl  oder  die  Vorhand 
(s.  Bd  11  1394)  den  Sieg  davon  trägt  Bs;  G;  Schw;  Syn. 
u  isen.  Dril,  filfzgi,  d'  Stock  m.  .71/.,  monere.'  Id.  B. 
Anfuhren,  erwähnen,  in  Rede  und  Schrift  nennen, 
meist  formelhaft.  .Wir  dickgemelt  Burgermeister  usw.' 
1535,  Sc«  Urk.  .Wolgemelt  unser  GHHn.'  1009,  Z 
Mand.     ,Er    muesst   einfen]   schweren   eid  tuen,    sie 

nin jr  ze  m.  [zu  verraten].'   Bossh.,  Chr.  —  2.  refi. 

;i  i  ;inkbi|ifcn,  um  Einlass  zu  bogrhivii  \V.  —  h)  =  ehiin- 
ibii  3  b  (s.  Bd  111  '■':■>■>)  W.  —  c)  coneurrieren.  Stiere", 
sä  schön  und  feiss,  dass  sic*  mängen  Ostere'-Stier  nüd 
muess  m.  JbEgli  1895.  —  Mhd.  in  Bed.  1.  Bei  Morgant 
1580  ,dnrch  den  gemeltnon  kaiser.' 

er-  =  melden  1,  i.  S.  v.  erwähnen.  XVI./XVIII.. 
Känzlbisph.  , Ermeldte  Gegne.'  Wurstisen  1580.  ,Oft- 
ermelte.'  1 7 1  s.  DHess. 


vor-:  (Grüsse,  Empfehlungen)  ausrichten  Z  f. 
Verraten,  ausschwatzen  (ein  anvertrautes  Geheimniss) 
Lj  ZKn.  .Es  enist  aber  kain  v.  [Verrat,  Untreue]  in 
uns.'  1336/1440,  Z  Chr.;  vgl.  ebd.  39.  ,üa  wurden t 
sy  von  frowen  gesechen  und  von  inc"  vermeldet.'  Edlib. 

be-  =  er-melden.  ,Vorbemelte  historien.'  Rief  1554. 

G' mulder  (in  13R.  Gmülder)  n.  =  G'miill,  G'mülber 
BO.  .Zerknittertes,  zusammengedrücktes,  klein  gebro- 
chenes Stroh.'  St.'  Zu»  dem  Chrämer  gern  /'''  uiim-me 
ga"  Gaffe  nie'  Habereherne"  choufen;  da  uberchtinnd 
mW  niimmen  G'm.  BR.  D'  Mus  si"''-mer  in  der  Ulli, 
d's   Heu   isch  gllch  es  lötigs  G'm.  ebd.    —    Zu   ilfulJ. 

g'muldere",  bzw.  g'müldre':  l.  =  vermvJben  2,ge- 
midbren  BO.  —  2.  Moos,  Reisignadeln  usw.  sammeln, 
um  sie  als  Dünger  zu  benutzen,  wie  ärmere  Leute 
tun  B  oHa. 

g'mulderig:  locker,  staubartig  B  oHa.  G'm-er 
Schrie. 

g'mulderoch  t:  breiartig  B  oHa. 


Malvisier  Schw,  Malvisyer  Ndw:  Malvasier;  vgl. 
halb  Bd  II  1101.  .Malfensiger.'  Em. ib.  ,Die  stouf 
füllend  ir  mit  malfasy,  mit  muscatell.'  Rdef  1540. 


Melge"  I  f.:  1.  weisser  oder  gemeiner  Gänsefuss, 
eben,  album  ScuwE.;  Uw.  —  2.  guter  Heinrich,  chen. 
bonus  Heil.  Uw.    —    Vgl.   , Melde',  Milien.   Mülwele'. 

Melge"  II  f.:  1.  Mais  PAL  Mailyi's  Mein,  Mais- 
mehl. --  2.  Moorhirse,  sorghum,  unterschieden  als 
.Kolben-M.',  gem.  Moorhirse,  sorgh.  vulg.  und  ,Besen- 
M.',  sorgh.  sacch.  Gr;  vgl.  Gr  Sammler  1781,  74/5; 
Lehmann  1798,  190/1.  —  Aus  it.  meliga  in  Bed.  2  und 
Dies  aus  dem  lat.   PÜauzeuuaniL'U  melica  (Abi.   von  md). 

Molge"  m. :  grosses  Stück,  Brocken  BBc.  (Dan.) 


g'molg2;et'.  plump  Gi.Obst.  —  Vgl.  Mulx. 

Miilggeli  n.:  Name  einer  [Entwicklungsstufe  der 
.Albelen'  (s.  Bd  I  185/6)  Z.  -  Vgl.  die  Synn.  Milling. 
Meidet,    Midel,    Migling. 


Melkerli  n.:  Kätzchen  des  Haselnussstrauches  G 
uRh.  (Wartm.). 

Höchst  wahrsch.  zur  Gruppe  melch-  gehörig,  indem  die 
Kätzchen   mit  Zitzen  verglichen   werden   können. 

mölke"!  Jmdn  mit  Milchspeisen  bestechen,  ge- 
winnen BO.  (vMülinen). 


Malm  I  m.,  nur  in  der  RA.:  In  Malme"  hin  gän, 
zu  Grunde  gehen  lassen  GrL. 

Viell.  angelehnt  au  rom.  laschar  ir  in  maZura.  Zu  Gründe 
liegt  wohl  die  concr.  Bed.:  das  Zermalmte  (vgl.  got.  malma, 
Staub);   vgl.   auch   frz.    reduiro  en   poussiere,  vernichten. 

mal  in  malam,  malern,  malum:  1.  zutraulich,  zahm, 
sanft,  von  Menschen  und  Tieren  PAL;  W.  „Ein  ma- 
lemer  Bär,    eine   nialume  Taube,,  im  Gegs.  zu  wild." 


213 


Malm    niuliii.    Maisch— mulsch.    Malt  —  muH 


•21! 


—  2.  mild,  sanft,  z.  B.  vom  Gesichtsausdruck,  vom 
Klima.  Wetter  \Y.  Di  Benin"  sige*  friejer  ril  malumer 
g'sin.  Es  ms  Guot,  ein  in  der  Ebene  gelegenes 
Bauerngut,  Wiesland.  Weich,  zart,  leicht  W.  Do« 
Ärgern  ist  es  malums  Vagolti,  man  kommt  leicht  dazu, 
sieh  zu  ärgern. 

malme",  in  PA1.;  W  malame*,  malum(en)e* : 
1.  zähmen  TAI.  —  2.  .zahm  weiden  W."  —  3.  zer- 
malmen, vernichten  GaL.  's  hei  dir  Stein  grad  [ge- 
radezu] g'malmct.  -  Zu  dor  Übertragung  auf  das  Mora- 
lische vgl.  li"j<j- 

Malm  II  m.,  nur  in  der  Reimformel:  .Halm  und 
31.'  Ar.  .Saat  und  Ernte,  H.  und  M.  kommt  von  Gott.' 
Ar  Sonntagsbl.  —  Dem  Keim  zulieb  geschaffene  Ab],  von 
.mahlen'  oder  .malmen.' 


maische",  malt  sehe":  undeutlich  reden  G;  Syn. 
mueslen,  nuslen. 

uiiilsch  AAtw.;  Bs  (melsch.  Spreng),  sonst  möltseh, 
bzw.  mültsch  (in  AaWoIiI.  mölgseh):  1.  weich,  morsch, 
mürbe,  faulend.  S.  noch  manch.  Spec.  a)  von  Holz, 
das  lange  auf  der  Erde  gelegen  bat,  auch  an  seinem 
Standort  rotfaul  geworden  ist  Aa;  Bs;  BBe. ;  S;  Zj 
vgl.  stock-rot.  <>lt  und  m.  si*  [die  hölzernen  Bilder] 
i/'si",  nie*  hiitt  ehönne"  glaube*,  si  sige*  us  ''cm  Höh 
vo"  der  Arch  Noc  g'schnetzlet  worde*.  BWvss.  — 
b)  trockenfaul,  von  Äpfeln,  dem  ,teig"  der  Birnen  ent- 
sprechend Aa;  Bs;  B;  S;  Z.  Syn.  flusch  (Bd  I  1225). 
Mürbe,  mehlicht,  von  Äpfeln  und  Birnen  AaF.;  Bs 
(Spreng).  —  c)  =  gefosen  (s.  Bd  I  1083),  bes.  von  Rü- 
ben B,  oder  Obst  Z.  —  d)  zerschlagen,  gequetscht, 
von  Rüben.  Fleisch,  bes.  aber  von  gefallenem  Obst 
Aa;  Bs;  S.  —  e)  braun  und  blau,  bes.  in  Folge  von 
Prügeln  Aa  ;  S.  D'r  Grind  hei  er  verbünde"  g'ha*  und 
het  so  erbärmlig  blau  und  m.  use'g'luegt.  Joach.  Ieh 
chönnt  ne"  m.  schloli*;  Syn.  verchnütschen.  —  2.  un- 
fähig zur  Arbeit,  matt  AAAugst. 

Vgl.  betr.  die  nähere  Vwdtschaft  .indisch'  bei  Gr.  WH, 
ferner  die  synn.    mansch,   muh.,   mfinig. 

ver-möltsche":  leicht  quetschen,  möltseh  machen 
(i.  S.  v.  1  d)  AaFim. 


Malte"  f.:  1.  (in  Gr  ObS.  Maulte")  Mörtel  Gr.  — 
2.  =  M.-Chellen  (s.  Bd  III  201)  GrV.  —  3.  süsser 
Weinmost,  bes.  solcher,  der  von  den  in  Zuber  ge- 
schütteten Trauben  abgezapft  wird,  ehe  man  sie  keltert 
BThun.  Der  unter  der  Presse  wegfliessende  Weinmost 
BSigr.  (lt  Alpina  111  151).  ,Von  der  trotten  trinkt 
man  m.  des  edlen  rebensaft.'  BGletting.  —  4.  „Malte* 
f.",  Malter  I  (in  BHk.;  U  Molter)  in.  Aa;  Bs;  „VO", 
n.  L;  S;  Ndw;  U,  Mattere*  f.  AaB1>.;  FJ.  (Möhre"); 
ZW.,  meist  zsgs.  Fröseh(e")-M.  =  Fröschen-Laich  Bd  III 
1010.  An  enand(er)  hange*  wie  ('s)  I<r.  B  (vgl.  Gotth. 
II  214);  S;  Z.  Aus  Missverständniss  auch  von  den 
grünen  Fadenalgen  im  Sumpfwasser  Z.  ,Die  eier  [der 
Frösche],  so  die  Teutschcn  fröschmalter  nennend." 
Tiere.  1503.  .[Der  Wassermolche]  eier  sind  zue- 
sammengehenkt  wie  ein  fröschenmalter.'  ebd.  ,Dcr 
entchrist  und  die  gottlosen  hangend  an  einanderen, 
wir  sagend  wie  fröschenmalter.'  LLav.  1582.  frösch- 
malter, ranarum  ova.  sperma  ranarum.'  TuSpieser  1710. 


It.  malta,  eburw.  maulta,  molta,  Schlamm,  Kalk,  Mörtel, 
luiil  Diese  wahrsch.  aus  lat.  maltha,  Bergteer,  Kitt,  Mörtel. 
Pas  W.  auch  bair.-Bstr. ;  vgl.  Scbm.-Fr.  I  1598  (.Mälter'). 
Auch  ni  Bed.  1  scheint  die  Form  .Malter'  vorzukommen; 
ein  Buch  von  1775  fuhrt  den  Titel:  .Neue  Methode,  unauf- 
lösliche Malter  und  Kitte  zu  machen.'  3  wird  den  Namen 
dem  trüben,  schlammigen  Aussehen  verdanken,  ähnlich  wohl  1. 
da  die  Froscheier  von  rinn-  schleimigen  Substanz  umgeben 
sind.  Vgl.  auch  .Froschmalter'  bei  Gr.  WH.  IV  1,  254; 
VI  1512.  Doch  haben  wir  es  viell.  mit  ganz  verschiedenen 
WAV.    zu   tun. 

S  e  b  w  i .1  e  r - :  Frucht  des  gem.  Berberitzenstrauchs, 
berb.  vulg.  W. 

Wahrsch.  ist  zunächst  der  aus  den  Berberitzen  bereitete 
kühlende  Trank  so  bezeichnet  worden;  vgl.  Malten3.  Vgl.  auch 
Erbieten  IM   I    1:::'..  ferner  Schwider(en),  Schwider-Beri  (Stüd). 

zer-malte":  zerbröckeln  BTh.  .Zermaltcter  Ton- 
schiefer zur  Düngung.' 

malterig:  dem  Froschlaich  ähnlich,  schleimig  Bs; 
syn.  sehliferig. 

Malter  II  n.:  1.  Hohlraass  für  Getreide,  in  I  ,Mütt' 
(B;  VO;  S;  Z).  10  Aargauer  Viertel  (BHk.!  zerfallend; 
vgl.  ^eg..  RG.  II  249;  All.. ptner  17*7.  67/8;  lielv.  Al- 
man.  1804,  117.  .Alter  ist  ein  schweres  M.'  Z.  ,Se- 
nectus  ipsa  morbus,  das  Alter  ist  ein  bös  M.'  Denzl. 
1677;  1710.  —  2.  ,Gotz  m.!'  euphem.  Schwur  für  .Gottes 
Marter!'  1490,  RBhandst.  —  Mhd.  matter  in  Bed.  1  ;  zu  maln. 

Aarauer-:  ein  M.  zu  4541  französischen  Kubik- 
zollen.  das  in  einem  Teil  des  Aargau  und  im  östlichen 
Teil  des  Kts  Solothurn  gebraucht  wurde;  vgl.  S  Gem. 
105.  —  Frohburger-:  ein  in  SHägend.  gebrauchtes 
Getreidemass  zu  34  Solothurner  .Massen.'  —  Gäu-: 
auch  das  .grosse  M.\  ein  Getreidemass,  das  bes.  in 
Ölten,  Hägendorf  und  Trimbach  gebräuchlich  war; 
vgl.  G.-Mütt,  -Vier-Teil.  -  Kern-:  eine  Natural- 
abgabe, bestehend  in  einem  .Malter  .Kernen.'  .Volumus 
ut  postea  i  1 II  servi  sua  tributa  non  magis  sieut  et 
antecessoribus  nostris  reddant;  sie  et  kernmaldrum 
non  solvant.'  Trad.  Sangallensis. 

Scbis(s)-Malter(en)  Aa;  B;  G;  Z,  -Martele*  B; 
TnHw.;  ZW..  -Mätele*  Sch  (Sulger),  -Mätere*  ZWL, 
-Mäder  mTii,  Schisch-Malte*  GRh.:  Name  von  Pflan- 
zen, welche  Durchfall  bewirken.  1.  Name  von  Melden- 
Arten;  spec.  a)  gem.  oder  Ackermelde,  chen.  album. 
ein  lästiges  Unkraut  Aa;  G;  Th ;  Z ;  Syn.  Schiss-Burget, 
Holz-Schissen.  —  b)  guter  Heinrich,  chen.  bonus  Henr. 
Ddrh.  —  c)  roter  Gänsefuss,  chen.  rubrum  GO..  We.; 
Sch;  TuHw.  —  d)  ausgebreitete  Melde,  atr.  pat.  AaB., 
Habsb.;  ZW.;  Syn.  Schiss-Müten.  -  2.  Vogel-Knö- 
terich, pol.  av.  AASigl.;  Syn.  Hunds-Schiss. 

Zu  Grunde  liegt  zunächst  malten,  eine  Nbf.  des  mhd.-nhd. 
Pflanzennaniens  melde;  die  End.  er  mag  sich  nach  Analogie 
anderer  Pflanzennamen,  wie  Taueren  usw.  (das  mit  uuserm 
W.   auch  den  vorwiegenden  Gebrauch  als  PI.  gemeinsam  hat) 

eingedrängt  haben,    lu  Martelen  scheinen   r  1  /  die  Stellen 

getauscht  zu  haben,  worauf  dann  (in  Muteten)  r  ausfiel,  wie 
/  ausfiel  in  -Mader,  -Materen.  Doch  könnte  man  auch  eine 
Nbf.  "Mattete",  nach  Analogie  von  Bungele*,  Rüttele*  und 
andern  Pflanzenuameu,  annehmen,  die  dann  durch  Dissimi- 
lation zu  Martele*  usw.  geworden  wäre.  Für  die  Garten- 
melde, atr.  bort.,  hat  der  modernisierte  Name  Sehita-Melde*, 
l.zw.  -Meldi,  Eiugang  gefunden  G.  Nach  einer  unbestätigten 
Angabe  soll  das  einfache  Matteren  einen  Pilz  I  .Schwamm") 
bezeichnen,   wohl   einen  giftigen,  drastisch    wirkenden. 

Her-Malter:  gem.  Beifuss,  art.  vulg.  Zu  Arznei b. 
1588.  -  Eigentümliche  Entstellung  und  Umdcutiiiig  aus  dem 
inlat.  Xaiiien  der  geschätzten  Arzneipflanze:   Mater  herbarum. 


215 


Malt,  nielt.  milt.  molt,  nmlt 


'216 


Malterser  m. :  Bewohner  des  L  Dorfes  Malters, 
welche  mit  ilem  Verse  geneckt  werden:  Chasper,  Mel- 
eher  und  Baltisser  händ  d'  Hur  und  d'  Chröpf  wie  d'  M. 

maltridiere":  verderbt  aus  rr.altraitieren,  misshan- 
deln  L.  Guiniere'  und  pingmiere"  und  m.  L  Sprach- 
probe. 

milt:  im  Allg.  wie  nhd.,  freigebig  Aaj  nicht  rauh 
(von  Wegen  LE.,  von  der  Witterung,  allg.),  nicht  herb 
oder  scharf,  vom  Geschmack,  allg.  , All  Eidg'nossen 
band  das  für  das  milter  ufgenommen  [nicht  so  streng 
beurteilt]  und  die  iren  ungestraft  gelassen.'  1522, 
Strickl.  ,Denn  was  du  willt,  des  bin  ich  milt  [darin 
gebe  ich  dir  nach].'  Aal  1549.  .[Der  Apfel]  ist  so 
süess,  ouch  milt  und  guot.'  Ruef  1550.  ,Lene  vinuni. 
ein  milter  wein,  der  nit  rauch  ist.'  Fris.  ;  Mal.  .Mil- 
dere und  bessere  Butter  und   Käs.'  Sererh.  1712. 

Mhd.  müde,  miile.  freundlich,  liebreich,  freigebig.  Die 
Formen  mit  (  sind  in  unserer  &.  I.it.  vom  X1V./XV1II.  noch 
reichlich  belegt;  jetzt  dringt  aber  auch  in  die  gesprochene 
MA.  die  erweichte  Form  aus  dem  Schriftdeutschen  immer 
mehr  ein.  .Milt'  auch  Geschlechtsu.  Gl.  S.  auch  noch  ge% 
(Bd  II    03).   rieh-rjrb  (Bd   II    64). 

an-:  hart,  grausam.  .Die  menschen  so  u.  gegen 
uns  sind,  das*  sy  uns  in  unserem  presten,  den  wir 
mit  inen  gemein  band,  erst  mit  den  uneeren  beschwe- 
rend.' Zwingli.  ,Des  menschen  art,  dass  er  gemeinlich. 
wo  er  gewalt  hat,  rauch  und  u.  ist.'  HBull.   1597. 

Milteeh.  in  Summer-,  Sür-,  Sehwiser-M. :  Name 
von  Apfelsorten  Gl;  vgl.  Milt  acher  Bd  I  372. 

mute",  milde":  mild(er)  werden,  die  Rauheit. 
Herbigkeit  verlieren,  vom  Wetter,  Früchten,  Sitten 
AA;   B;   VO. 

Süess  -  Milter :  Name  einer  Apfelsorte  GRh. 
(Steinm.  1804). 

miltere":  tr.  und  intr.,  mildern  Bs  (Spreng); 
milder  werden.  ,Den  19.  und  20.  Febr.  wäre  es  kalt, 
mit  dem  1.  Merz  fieng  es  wider  an  milteren.'  ZZoll. 
Tageb.  1770.  ,Umb  Gnad  oder  Milterung  der  Urtel.' 
GrD.  LB. 

Muten  f.:  Melde.  .Chrysolachanon,  wilde  M.  [im 
Gegs.  zur  Gartenmelde,  atr.  hört.].'  Denzl.  1677;  1716. 

Schaf-  =  Sch.-Mill  2  b.  ,Somen  von  sch.-milte,  so 
man   viticem  zu  sein  vermeint.'  Tierb.  1563. 

Seh is s-  =  Sch.-Malteren  1  d  B  (Durh.). 

Mult  ZS.,  Muld  ZA.,  Mold  ScHSchl.;  ZA.,  Dättl.  - 
m.:  die  unter  Einfluss  der  Sonnenwärme  zerbröckelnde. 
in  Staub  zerfallende,  mürbe  werdende  Erde  in  Äckern 
und  Weinbergen,  als  Frühlingszeichen  geschätzt.  Me" 
cha"  bald  i"  d'  liebe",  es  häd  sehn"  M.  Ich  gane"  nid 
go"  Iierdup/Ie",  bis  's  M.  häd.  Es  häd  scho"  wider  M., 
wenn  nach  Regen  der  Boden  wieder  trocken  ist.  Auch 
etwa  Strassenstaub  ZDättl.  Auch  als  präd.  Adj.  Es 
ist  in.,  locker,  mürbe,  auf  den  Ackern.  —  MhA.  moll(e), 
muZfe,    molde,   Staub.    Erde,   Erdboden.      Vgl.    Mull,    G'mulder. 

Maclt  G;  Tu  tw.,  „Mold  Sch",  Moli  Aa;  ApK., 
Malle"  AALeer.,  L.  (neben  ue),  in  Zu.  auch  Muetle; 
sonst  Muelte"  —  f.,  Diin.  Mueltli  Aa;  B;  S,  Mueltji 
(iR  (in  D.  auch  MueltiJ,  Mueltschli  S,  sonst  Müeltli: 
Mulde  1.  als  Gefäss.  Spec.  a)  ausgehöhlter  Baum- 
stamm als  Wasserbehälter  Gr.  —  b)  auch  Bacli-M., 
Backtrog,  allg.,  in  der  primitivsten  Gestalt  ein  aus- 
gehöhlter Holzklotz  (vgl.:  .Hebet  und  wälzt  sie  das 
Mehl  in  dem  rundlich   gehöleten  Eichklotz.'    JStaub, 


Pädag.  Beobachter  1839),  später  aber,  in  Nachahmung 
eines  Troges  aus  Brettern  gefügt,  oder  aus  einem 
ovalen  Zuber  auf  drei  Füssen  bestehend,  zuweilen  zu 
einem  eleganteren  Zimmermöbel  umgeschaffen  durch 
Combinierung  mit  der  Commode.  In  ZU.  wird  die 
laus  Dauben  gemachte,  zuberähnliche)  M.  dem  (aus 
Brettern  hergestellten)  Bach-Trog  (auch  Becke*-M.) 
gegenübergestellt.  Syn.  B.-Gelten  Bd  II  284.  Scha- 
binggen.  Die  M.  als  Lärminstrument  s.  unter  mören- 
gigen  Bd  II  151,  Muellschaft.  .Als  sie  |beim  Kneten] 
den  Kopf  über  die  M.  hatte,  habe  er  [in  verbreche- 
rischer Absicht]  ein  Beyel  oder  Äxlein  herausgezogen.' 
1716,  Z  Staatsaich.  ,I>ass  alle  pfister,  so  husbrot  ba- 
chend,  erberen  lüten  in  unser  statt,  die  des  begerent, 
muelten  geben  söllent.'  1406,  B  Stadtsatz.  .[Der  Pfister 
soll]  die  pristry  mit  allen  dingen,  es  syg  mit  tüecher, 
muolten  usw.,  suber  halten.'  1495.  (1  Küchenordnung. 
.Als  kummen  wer  der  recht  müller  und  auch  der  beck. 
Seind  frech  und  keck;  wend  nit  abstan.  Das  rad  [der 
.Mühle]  muoss  gan,  die  muold  ist  brait  [bereit  ge- 
inacht]  und  ausgesprait.'  1520,  Schade,  Satyren.  ,A1- 
veatus.  ausgehi'dt  wie  ein  m.  oder  käncl.  Mactra,  die 
m.,  darin  man  knit,  brotkasten,  -kübel,  -korb.'  Fris.; 
Mal.;  Denzl.  ,Ein  Bachmult.'  1627,  TiiBürglen  luv. 
,Zur  Einsammlung  der  Früchten  hast  du  uns  die  aller- 
beste Witterung  bescheert,  dessen  man  das  ganze  Jahr 
geniessen  kann  auf  der  Schütti  |  Kornboden],  in  der 
M.,  im  Ofen  und  über  Tisch.'  FWyss  1672.  .Das 
Multenbachcn  [an  Sonntagen  verboten].'  B  Mand.  1728. 
.Eine  underschlagene  [mit  Abteilungen  versehene]  M. 
sammt  dem  Stuhl.'  Bs  Avisblatt  1732.  S.  noch  hebten 
Bd  II  944.  Das  Fahren  in  der  Backmulde  galt  als 
Kunststück  der  Hexen;  vgl.  Rochh.  1856,  II  58/9.  — 
c)  =  Bad-Gelten  (s.  Bd  II  284)  Gl  (Schuler).  —  d)  „höl- 
zernes, offenes  Gefäss,  Handbrente  B."  —  e)  ein  Kinder- 
schlitten, von  der  Form  einer  kleinen  Backmulde,  mit 
hoher  Rückwand  und  Seitenlehnen  G.  Spöttisch,  ein 
kleiner,  bes.  ein  abgenutzter  Knabenschlitten  mit  mul- 
denförmig vertiefter  Sitzfläche  Z;  Syn.  Füdli-ScKlitten. 

—  2.  muldenförmige  Vertiefung  des  Erdbodens,  bes.  auch 
in  einem  Flussbett,  gerne  als  Badeplatz  benutzt  Gl;  Z. 
,Cavitas  in  superficie  agri.'  Id.  B.  Syn.  Sank,  Schüsslen, 
Titelen.  Hieher  wohl:  .Ein  Jucherten  ob  dem  Multlc 
1653,  A.vWett.  Klosterarch.   .Uf  dem  Müeltlerain.'  ebd. 

—  3.  spöttisch,  sehr  beleibte  Weibsperson  W;  Syn. 
Speu-M.  E"  seharpfi  M.  van  am  Fräutui.  —  4.  Dim. 
a)  auch  Fleisch-,  1t  Spreng  Schäl-M.,  zinnernes  oder 
blechernes,  muldenförmiges  Gefäss,  worin  die  Mägde 
das  Fleisch  an  der  Metzgerbank  holen  Bs  (Spreng). 
.Fleischmültlin.'  Bs  Taxordn.  1646.  —  b)  kleiner 
Nachttopf  für  Kinder  Bs  (Spreng). 

Über  Abstammung  und  Formen  s.  .Mulde'  bei  ttr.  WB. 
Die    Form    .Molton'   auch    1587,  Hiigenb.,  Sigr. 

.  Fisch-M  üeltli  oder  sant  jakobs  muschelen  zuo 
bulver  gebraunt  und  das  getrunken.'  Zc.  Arzneib.  1588. 

—  Fress-Müelteli  =  Gcpscn  1  c  (s.  Bd  II  393)  Y -. 
vgl.  Ess-Gepsen  Bd  II  394.  —  Hain-  =  Muelt  1  b  1" AI. 
(Giordani).  —  Choder-Mueltli:  verächtlich,  Spuck- 
napf B.  Syn.  Speu-M.,  -Chübli  (s.  Bd  111  116).  _ 
G'mcng-Muelte'':  muldenartiges  Rolzgefäss,  in  dem 
das  .Gemenge"  [Glasfritte]  von  den  .Anmengerii'  zum 
Glasofen  getragen  wird  S.  —  Bach-  =  Muelten  I  h 
Gr.  —  G"bacht-  GrI).  (neben  Gibäch-),  Bucht-  UrV. 
Muelte"  (bzw.  -Mueltji,  -MueltiJ:  kistchenartige  Keh- 
richtschaufel;   Syn.  Gebacht-Schuflen.  —  Pflaster-: 


217 


Malt— muH.    Malw — mulw 


218 


flacher  Kasten  oder  Trog,   in   dem  Mörtel   zubereitet 
wird  '/,.  .Mortarinm.  ein  pflastermuelt(en)  oder  pflaster- 
pfann.'  Fris.;  Mal. ;  Red.  1062;  Denzl.  1077;  171Ö. 
Soller-:    Gang,  in  Form  eines  Steges  mit  niedrigen 
Randlehnen,   vom   Soller  zum  Hö^-Soller   FKerz.  - 
Süw-  BR.,  Schwin-  BBe.;  GrD..  L.:    Trog,  in   wel- 
chem   die  geschlachteten  Schweine   gebrüht    werden. 
—  Speu-  AAAarb.,  L.;  B.  Spüi-Mueltli  S:  1.  Spuck- 
Dapf  Aa;  B;  S.   Syn.  Speu-Beckeli,  Speuz-Trucken. 
•>.  =  3Iuelten  3   B.  —  Tisch-Muelte":    ßackmulde. 
die    auch    als    Tisch    benutzt    wird    ZBül.,  Rüml.  — 
Tränki    Trcichi-:    tragbarer    Tränketrog    BR,     Vgl. 
Mitelten  1  a. 

Mueltete"  f.:   eine  Mulde  voll  Mehl.  Dial.  218. 

mueltig:  muldenförmig  vertieft,  vom  Erdboden  L. 

Mueltschaft  f..  in  der  Verbindung:  z'  31.  gä": 
mit  allerlei  Lärminstrumenten,  u.  A.  mit  einer  Mulde 
(s.  muelte'-chratze"  Bd  III  930)  an  einer  Hochzeit  ein 
Charivari  bringen  S  oA. 


Melw  n.  (in  PA1.  3Ielu,  in  Ar;  Tu;  ZSth.  Me'l,  in 
GlK.  MÜ,  sonst  meist  71/««?,  bzw.  3I.il):  1.  Getreide- 
mehl, allg.  RAA.  und  Sprww.  Wie  der  Cherne*,  so 
uird's  31.  .Wie  's  Korn  ist,  so  wirt  's  M.'  1566,  Z 
Inschrift  auf  einer  Glasscheibe  (zu  einem  Bilde,  wo 
Geistliche  in  eine  Mühle  geschüttet  werden  und  Schlan- 
gen herauskommen).  Nüd  vom  rechte'  31.  si",  nicht 
von  der  rechten  Art  oder  Gesinnung  G.  ,Elsi  ist  frei- 
lich nicht  vom  besten  M.'  UBrSgger  1780.  Das  ist 
alliier*  31,  das  ist  (freilich)  etw.  Anderes  Z;  s.  noch 
ander  Bd  I  303.  Das  ist  g'sptissigs  31.,  eine  ver- 
dächtige, sonderbare  Angelegenheit  Z.  Ei"'m  scho" 
säge",  nie  Wir  's  31.,  Jmdm  den  Standpunkt  klar  ma- 
chen Z.  Ei"em  's  Meli  abe'tue",  ihm  tüchtig  den  Text 
lesen,  ihn  derb  ausklopfen;  vgl.  erbärsten;  Ei"'m  de" 
Staub  uschlopfe".  Ei"'m  welle"  31.  a'mache",  ihn  be- 
trügen wollen  B.  Von  Jmdm,  der  seinem  Ende  naht, 
sagt  man:  Der  isst  hei"  Pfund  31.  me  ZWeissl.  Von 
Jmdm,  der  den  Hut  schief  oder  hinten  am  Kopfe  trägt, 
etwa  wie  ein  Betrunkener,  heisst  es:  Der  hat  's  31 
verchauft  Z;  s.  noch  Chernen  Bd  III  465.  Er  isch 
so  troch  (vor  Durst),  er  chönnt  31.  üsblöse"  S  (Schild). 
31.  im  31iil  ha",  mit  der  Sprache  nicht  herausrücken, 
undeutlich  sprechen  Gl;  Soh;  Z;  vgl.  Haber-M.  und 
das  syn.:  En  Melsack  uf  der  Zunge"  ha".  Das  ist 
e"  Eesoluti:  die  häd  ekel"  31.  im  3Iül  Z.  ,Die  Per- 
sonen aber,  mit  denen  ich  darvon  geredt,  band  meel 
im  mul,  wend  aber  nit  blasen',  wüssten  viel  von  dem 
betr.  Handel  zu  erzählen,  wenn  sie  wollten.  1552,  Z 
Staatsarchiv  (Untersuchungs-Akten).  ,Dahar  etliche 
Scribenten  diesem  Hus  [Osterreich]  mer  dann  z'  vil 
flattierend.  Andere  schonend,  band  M.  im  Mul,  wie 
man  sagt,  wend  aber  nit  blasen.'  JRüeger  1606.  .Pre- 
diger, die  M.  im  Maul  haben  und  die  Stimm  nit  rechl 
erheben  dörfen.'  FWyss  1650.  ,Bos  in  lingua,  er  haf 
M.  im  Maul,  er  darf  nicht  reden.'  Denzl.  1077;  1716. 
In  's  31.  g'hit  si"  W,  31.  am  Ermel  ha"  B,  dumm  sein. 
Einere"  's  31.  röste",  mit  ihr  (bes.  verliebten)  Scherz 
treiben,  sie  necken  AaF.  JVi'e  gend  Ztvätschge"  31.! 
Abfertigung.  G  Kai.  1890.  Nei",  31.,  du  gisch  nit  Bröd! 
daraus  wird  Nichts!  JHofst.  ,Man  sprächet,  wer  von 
forchten  stirbt,  dass  der  im  selber  das  erwirbt,  dass 
man  in  soll  in   m.  begraben.'   Boner,     .Ungelych   als 


der  wind  und  das  m.'  HsSohüRpf  1  !!".»;  vgl.  über  diese 

Zusammenstellung  Gr.  Wß.  VI   ist;:,.    S.  jh  Chue- 

ehen  Bd  III  133.  —  2.  übertr.  auf  mehlartige  Stoffe. 
i)  Staub,  mehlartig  zerbröckelte  Erde  BO.;  ZO.  — 
b)  Arzneipulver  Ap;  G.  —  3.  verbunden  mit  dem  un- 
best.  Art.  oder  mit  einem  Zahlwort,  auch  Dim.,  so  viel 
Mehl,  als  auf  einmal  in  einer  Haushaltung  verbacken 
wird  Aa;  Th;  Z;  Syn.  Baeh-M.  Zwei,  dru  3Ieler. 
So  viel  Getreide,  als  man  zu  einer  .Bachete"'  in  die 
Mühle  gibt  AaKöII. 

Mhd.  met,  -wes  in  Bed.  1  und  2,  ahd.  m&o.  Das  stamm- 
tuslautende  w  erscheint  in  den  Abll.  (gew.  zu  h  vorhärtet). 
Die  urspr.  Kürze  des  Voc.  hat  sich  bes.  im  Gebirg  erhalten, 
z.  B.  in  BGadmen  und  GrAv.  Zu  der  RA.  Ei"'m  's  M.  "'•■"- 
tue"  vgl.  Ei""m  d'  Ltu,  de"  Staub  usw.  abc'tue" ;  s.  auch 
M.,li  (Mal   II).     Zu  den  Mehlsorten  vgl.  Flug  8,    MiscMeten. 

Agathe"  Agedc"-:  Mehl,  das  am  Agathentag  ge- 
segnet und  gegen  Krankheit  und  Verhexung  ange- 
wendet wurde  S.  Hesch  [für  das  Vieh]  d'  Tränh 
z'urg,  mit  g'segnetem  A.  und  Dreifaltiglceitswasser 
drinn?  Schild. 

Ammele"-  Aa;  Bs;  Th;  UwE.;  |Zg;  Z.  Ammeli- 
Ap,  Ammer-  B;  „Vw;  Z",  Ämmerfe")-  B;  Gl;  Sciiw;  S; 
Uw:  Stärkemehl;  Syn.  Stärchi;  vgl.  Chläri  Bd  III  685. 
Neben  dem  syn.  , Kartoffelstärke'  unter  den  Zutaten 
in  die  Würste  genannt,  Obw  Volksfr.  1892.  ,Ob  man 
wohl  gutes  Ammermehl  hätte  von  körnigem  Mehl.' 
Gotth.  Früher  giengen  Hausierer  herum  mit  dem 
singenden  Rufe:  A.  und  Blöni!  Z.  Wenn  ich  ge" 
Zürich  ko"  bin  mit  Ammelenmehl.  Gespr.  von  zwei  Am- 
melenmehl-Trägeren  1712;  dafür  ,mit  Ammermehl'  in 
einer  Ausgabe  von  1713.  .Amylum,  amelmel.'  Fris.; 
Mal.  .Nimm  Amelmel  oder  Kraftmel.'  JRLandenb. 
1608.  ,Das  Amelmeel  ist  Meel,  das  man  nicht  malet 
und  wird  nur  aus  dem  eingebeizten  und  ausgetretenen 
Weizen  gemacht'  Spleiss  1667  (der  damit  nur  eine 
Erklärung  des  zu  Grunde  liegenden  gr.-lat.  Etymons 
Amylum  gibt).  —  2.  feines  Staubmehl  zur  Überstreu- 
ung der  .Frattwunden'  (s.  Bd  I  1337)  kleiner  Kinder 
TiiTäg.  -  Ammel-Meler:  Fabrikant,  bzw.  Hausierer 
mit  .Ammeimehl'  Z  (bis  in  die  neuere  Zeit).  Sie  mach- 
ten sich  bemerkbar  durch  den  Strassenruf:  Ammeli- 
mel!  Ammei imel '. 

Die  Formen  mit  r  lehuen  sich  an  Ammer  I  (s.  Bd  I  218) 
au.  In  GlK.;  GA.  ist  ä  lang,  viell.  in  Anlehnung  an  Amerli 
(s.  Bd  I  214).  Die  Form  ,am(m)elmel'  auch  im  Vogelb.  1557, 
,emelmel.'  Zg  Arzneib.  158S.  2  ist  wohl  identisch  mit  1. 
da  Aiulung  zu   dem  bezeichneten  Zwecke  gebraucht  wird. 

Holz-Öpfel-:  aus  gedörrten  Holzäpfeln  und  Holz- 
birnen in  der  Mühle  gemahlenes  Mehl  von  säuerlich 
süssem  Geschmack,  das  als  Zusatz  zu  Milch,  bes.  aber 
zu  geschwungenem  Rahm  geschätzt  war  ZO.;  vgl. 
Stutz  II  122.  —  Fratt-:  die  Sporen  des  Keulen-Bär- 
lapps (lyc.  clav.),  die  auf  .Frattwunden'  kleiner  Kinder 
gestreut  werden  Z;  vgl.  Melw  2;  ßäbeli-,  Hexen-, 
Zäpfli-M.  und  Bd  III  1350.  —  Gäbeli-  =  dem  Vor. 
Ar  ;  Zg;  vgl.  T.  1830,  158.  —  Gurke"-  neben  Gurgle"-: 
zerriebene  Gurkensamen,  als  Heilmittel  ApK.  —  Gna- 
den-: Mehl,  das  die  Obrigkeit  aus  Gnaden  an  die 
Armen  der  Landschaft  wöchentlich  austeilen  liess  Z 
(bis  1798);  vgl.  ANäf  1870,  153.  —  Gräbt-:  Mehl 
für  das  Brot,  das  auf  die  .Gräbt'  (s.  Bd  II  698)  ge- 
backen wird  S.  Ich  muess  hütt  no'h  'nes  Gr.  mache", 
trenn  's  scho"  Sunndig  isch.  Schild  1885.  —  Gries-: 
Dinkolgrütze  L;  Zg;  Z.    Mehl  aus  Kleie  Nuw. 


•JIM 


Malw,  mehv,  milw,  raolw,  mulw 


220 


Haber-Melw:  1.  Hafergrütze,  allg.  Von  Jmdra, 
dessen  Stimme  keinen  Klang  hat.  der  an  den  Worten 
gleichs.  herumkaut,  sagt  man:  Er  redt  allitril,  wie 
wenn  er  H.  im  Alu!  h/itt  ZO.  Syn.  mit  Mel,  in  der 
RA.:  Kci"  H.  im  Mül  ha"  VA).'  .Sein  [des  Hafers] 
Mehl  gibt  grobes  Brot;  doch  von  Weissliaber  eben 
nicht  schwarzes.  Das  gröbere  Mehl  oder  Grütz  vom 
Haber  (welches  wir  schlechtweg  H.  und  von  anderer 
Frucht  auf  ähnliche  Art  zubereitetes  Griesmehl  nennen) 
dienet  absonderlich  zu  Suppen.'  A  Hopfner  17S7.  — 
2.   Wiesenbocksbart,    trag.    prat.    (iSa.  Haber- 

melwer:  1.  wer  Hafergrütze  bereitet,  bzw.  feil  trägt. 
Bei  der  Beliebtheit  des  Hafermehls  gehörten  die  ,Ha- 
bermehler'  zu  den  stehenden  Figuren  des  Hausierge- 
werbes; so  in  ZO.  bis  in  die  50er  Jahre.  ,N.  N.,  der 
hebrinmelwer.'  1297,  Bs  Urk.  ,Die  brodbecker  oder 
die  habermehlier,  die  ihre  Zunft  band.'  1335,  Ochs. 
.Habermelber.'  1453/4,  Bs.  ,Die  Habermebler  und 
Fassmissverkäufer  sollen,  wenn  sie  das  beim  Viertel 
und  Halbviertel  verkaufen,  es  am  offenen  Kornmarkt 
feil  bieten,  wenn  sie  aber  bei  Bechern,  Vierlingen 
und  halben  Vierlingen  verkaufen,  so  sollen  sie  im 
Kaufhaus  feil  haben.'  1492,  L  Ratsb.  ,Hans  Studer, 
habermelwer',  gehörte  dem  .hürnin  rat'  an.  Edlib. 
,ln  des  habermelbers  hus.'  1532,  Egli.  Akten  (neben 
.Habermelwer.'  1528,  ebd.).  ,So  und  wann  es  sich  be- 
gibt, dass  uf  eins  habermelwers  guot  by  synem  leben 
oiler  uf  synen  abgang  ein  uffall  kommt,  ist  dise  er- 
kanntnuss  gegeben:  Soferr  der  habermelwern  wyber 
ynnement  und  usgebent.  dass  sy  dann,  wie  ander 
wyber,  so  zuo  bank  und  laden  stand,  in  uffällen  für 
ir[en]  eemann  zuo  bezalen  schuldig  syn  söllent.'  1564, 
Z  Batsverordn.  Im  XVIII.  waren  sie  in  Z,  neben  den 
Grämplern,  der  Zunft  ,zum  Kämbel'  zugewiesen  (Leu. 
Lex.).  Die  ,H.'  mussten  in  Z  in  ,der  Brotlauben'  feil 
bieten.  1575,  Ratsverordn.;  vgl.  Bd  III  965.  —  2.  .im 
H.'  Zlllnau.  .Habernieli'  ZTurb.,  Wyla,  Name  einer 
für  sich  abgeschlossenen  Abteilung  im  Hintergrund 
der  Kirche,  unter  der  Empore  ZTurb.,  Wyla,  der  drei 
hintersten  Stühle  bei  der  Ausgangspforte  Zlllnau. 

Uaberm'elw  2  eine  der  vielen  TJmdeutungen  aus  H.-Malch, 
Zu  Hahermthr  2.  Diese  Benennung  (wie  der  Name  Chuchi  2  I, 
Bd  III  130)  bezieht  sich  darauf,  dass  früher  die  Verteilung 
des  von  der  Obrigkeit  oder  der  Gemeinde  den  Armen  ge- 
spendeten Brotes  oder  auch  Hafermehles  (vgl.  Gnadenmel) 
wirklich  nach  dem  Gottesdienst  hinten  in  der  Kirche  (wo 
die  Armen  sich  einfanden)  stattfand. 

Heide"-:  Mehl  von  Heidekorn  GrPi\  Vgl.  Bd  II 
990.  —  Halb-:  die  geringste,  zum  Mästen  des  Viehs 
verwendete  Sorte  Mehl  Gl.  —  Holz-:  zu  Staub  ver- 
modertes Holz  Aa;  Z.  ,Der  Blauspecht  nistet  in 
hohlen  Bäumen  auf  H.'  Aa  Gem.  1844.  —  Hüs-:  ge- 
wöhnliches Mehl  zum  täglichen  Hausgebrauch;  aus 
dem  selbstgepflanzten  Getreide  gemahlen  BSi.;  vgl. 
Brüch-M.  .Cibarium  sive  secundarium.  das  mel,  das 
nach  dem  simmelme!  gemalet  wirt,  h.'  Fris.  ;  Mal. 
,|Der  Müller  soll  liefern]  währschaft  H.'  Z  Mand.  1693. 
.Dieses  wird  von  gutem  einzügigen  oder  sogenanntem 
11.  verstanden.'  Bs  Mand.  1740/72.  —  HexeB-  =  Fratt- 
M.  G;  Z.  -  Chöechli-:  feineres  Mehl  zum  Kuchen- 
backen  Gr;  Z.  —  Kommiss-:  Mehl,  aus  dem  das 
,Konvmiss-Brot'  [zur  Austeilung  unter  das  Militär]  ge- 
backen  wird.  1655/6,  Gpd  (für  '/.).  —  Chinde"-, 
Chindli-,  Chinds-:  Mehl,  gewöhnlich  Semmelmehl 
(zweiter  Qualität.    Z  techn.  Cos.   1846),  aus  dem  Brei 


für  kleine  Kinder  gekocht  wird.  S  1746;  Z.  Wenn 
die  Schnitter  bei  der  .Ackerscheide'  (am  Ende  des 
Ackers)  angekommen  sind,  ratschlagen  sie.  ob  sie  den 
Rest  zu  Chindlimei  stehen  lassen  wollen  oder  nicht 
und  entscheiden,  je  nachdem  dem  Besitzer  des  Ackers 
eine  Vermehrung  der  Familie  in  Aussicht  steht  oder 
nicht  ZBass.  Noch  jetzt  dürfen  fünf  katholische  und 
fünf  reformierte  Familien  von  AAGebistorf,  welche 
kleine  Kinder  haben,  wöchentlich  je  ein  Immi  Mehl, 
das  sog.  Kindlimehl.  in  Königsfelden  abholen;  diese 
Stiftung  ist  angeblich  gemacht  worden,  weil  König 
Albrecht  in  den  Armen  einer  Frau  von  Gebistorf  seinen 
Geist  aufgab  (I.iebenau).  —  Chunde0-:  Mehl,  das 
der  Müller  aus  fremdem  Getreide,  nicht  aus  eigenem 
auf  den  Verkauf,  mahlt  Z;  vgl.  Cliiuiden-Mülli.  Gegs. 
Becken-M.  .Dass  die  Müllermeistere  und  derselben 
Knechten  das  K.  an  Sonn-  und  Feiertagen  eher  nicht 
denn  nach  vollendetem  nachmittägigen  Pfarrgottes- 
dienst den  Kunden,  es  seie  tragend,  reitend  oder 
fahrender  Weise,    überliefern    sollen.-    S  Mand.  1783. 

Chopf-:  schwärzeres  Mehl,  aus  dem  die  Bäcker 
noch  etwa  Ruch-Brot  machen,  das  aber  sonst  meist 
zur  Viehmast  verwendet  wird  Z;  vgl.  Büch-M. 

Vermutlich  davon  benannt,  dass  dieses  Mehl  gemessen 
wurde,  während  feinere  Sorten  beim  Gewicht  verkauft  wur- 
den :  vgl.   Pfuml-M. 

Cherne"-  =  Chernen  2  (s.  Bd  III  466)  GrAv..  Eh., 
S.;  vgl.  chernig  Bd  III  468.  Weizenmehl  Ap;  Z.  Die 
Mittelstufe  zw.  Semmel-  und  .Bollmehl'  Bs  (Spreng). 

Chaiser-  Gr  ObS.,  V.,  sonst  Gais(s)er-:  eine 
feine  Sorte  Mehl  Gr. 

Viell.  liegt  der  Name  des  Ap  Dorfes  Gais  zu  Grunde  (das 
Mehl    beisst  auch    St  Galler  Mel)   und   Chainr  ist  dauu   Dmd. 

Clin o p f -  (neben  Chnöpf-  Obw)  =  Chopf-M.  L ;  Orw. 

Laib-:  Nachmehl,  das  nach  dem  Kernenmehl  aus- 
gemahlen wird  Bs  (Spreng);  Syn.  Boll-M. 

Vgl.  .Laib',  Brot  aus  Roggenmehl,  bei  Schm.-Fr.  I  1403. 
Viell.  zu   leiben,    übrig  lassen. 

Lim-,  Li- =  Lim  3  (s.  Bd  III  1268);  "Haferkleie, 
Abgang  der  Hafergrütze;  wird  in  Zeiten  der  Teuerung 
auch  gegessen  „Ap;"  G;  Sch;  Tu.  —  Eig.  die  Kleber- 
substauz  des  Getreides,  die  bes.   in  der   Kleie  zu  finden   ist. 

Lor-:  zerriebene  Lorbeerblätter.  ZZoll.  Arzneib. 
1710;  s.  Dwch-Fitli  Bd  1  793  und  vgl.  Lor-Öl  Bd  I 
182.  —  Lau"-  (in  Z  auch  Laub-):  Gerberlohe  (aus 
zerriebener  Tann-  oder  Eichenrinde),  die  nach  der 
Verwendung  getrocknet  und  als  Brennmaterial  ver- 
wendet VO,  oder  auf  Gartenwege  gestreut  wird  '/.. 
—  Mues-:  1.  kleingebrochene  Hafergrütze  Apj  Gj 
.Seil;-  Z;  Syn.  Haber-M.  M.  us-*em  Schlof  [Schlauf]- 
sack  esse",  d.  h.  aus  dem  Sack,  in  dem  man  es  eben 
geholt  hat,  also  roh,  ungekocht;  bildl.,  ein  Dummkopf 
sein  GT.  ,So  man  hat  dis  zue  m.  in  den  löifen  ver- 
flucht, mit  namen  1  malter,  2  mütt  haber.'  1489/90, 
Zellw..  Urk.  ,Ziger,  m.  und  ander  gemües.'  ebd. 
.Demnach  man  das  muess  ettliche  monat  'geben,  haben 
unsere  herren  nit  on  ursach  das  muess  abgestellt  und 
gebend  darfür  alle  frytag  den  älteren  klain  und  gross 
m.  nach  erhäschung  [  Erheischung]  der  notturft.'  Kessl. 
.Der  Müller  soll  zue  Lon  iieiniiien  von  2  Viertel  dürren 
Haber,  daraus  man  M.  machen  will,  den  zwenzigsten 
Teil.-  1638,  Aiiscii.  Gerstengrütze  GnPr.  —  2.  Gänse- 
haut Ap.  —  Mittel-  =  Minder-Cltmini  (s.  Bd  II  167), 
eine  .Mittelstufe  zwischen  WiSS-  und  Ttüch-M.,  doch 
etw.  feiner  als   Bitre"-Bach-M.,    Mehl,   das  man  nach 


221 


Malw,  niclw.  niilu.  inolw,  11 1 11 1  w 


222 


dem  3.  Aufschütten  erhält  Gr;  Z.  —  Nach-,  in  Ap 
Nä-:  wie  nlnl.  ,Nahmehl,  welches  noch  vor  dem 
Grüseh  vorangeht.'  Steinm.  1804  (für  Ap).  ,Us  dem 
N.  mag  er  die  schillingwertigen  Brot  wol  bachen.' 
UilT,  Z  Ptisterordn.  —  Not-:  .Mehl,  dergleichen  man 
in  Zeiten  der  Not  aus  allerlei  Ersatzmitteln  bereitet. 
,Am  Morgen  stellte  die  Mutter  eine  Brühe  von  N. 
auf  den  Tisch.'  Schweizerseppeli  1818.  —  (Pure"-) 
Bach-  =  Mittel-M.,  sofern  es  in  den  Haushaltungen 
zum  Backen  verwendet  wird,  bzw.  noch  eine  etwas 
schwärzere  Sorte,  die  man  nach  dem  zweiten  Auf- 
schütten  erhält.   Gr;    Z.     Auch    i.  S.  v.  Melw  3   ZO. 

—  Bill-.  .Wann  die  müller  die  zargen  ufheben,  so 
sollen  sie  bei  iren  eiden  dieselben  zargen  mit  dem  b. 
wider  um  zufüllen  und  by  denselbigen  iren  eiden  nit 
malen,  sie  sygend  dann  zuegefüllt.'  ZWthur  Stadtb. 
Vgl.  billen-mel  bei  Lexer  I  276. 

Boll-:  Mehl,  welches  nach  dem  ,Kernenmehl' (Bs 
lt  Spreng),  nach  dem  dritten  Aufschütten  (S  lt  St.b)  aus- 
gemahlen  wird;  Syn.  Mittel-M.  .Auf  einen  Sack  Ker- 
nen solle  nicht  mehr  als  30  Pfund  Semmel-,  28  Pfund 
Boll-  und  12  Pfund  Griesmehl  gemacht,  das  Übrige 
aber  zu  Vorlauf  oder  Hausmehl  gemahlen  werden.' 
Bs  Mand.  1740/72.  Syn.  mit  Rüch-M.  Z;  vgl.  Z  techn. 
Ges.  1846,  66. 

Vgl.  mild,  holte  (aus  lat.  polten),  feines  Mehl:  dagegen 
werden  folgende  drei  Stufen  unterschieden:  .Semmel-,  Bollen- 
oder Mittel-  und  Nachmehl.'  (Entdecktes  Geheimniss  der 
Müller  usw.  Nürnberg  1769)  und  bedeutet  auch  an  der  Mosel 
,Bollmebr  ein  Nachmehl,  aus  dem  ein  dunkleres  Brot  ge- 
backen  wird.     S.  noch   B6U-Weggen. 

Bei"-:  Knochenmehl,  zu  Leck  oder  als  Dünge- 
mittel verwendet  L;  Z.  Eine"  zu  B.  verrlbe"  (ver- 
stampfe"),  B.  us  Ei"'m  mache',  gleichs.  seine  Knochen 
zu  Mehl  zerreiben;  Drohung.  —  Bürli-  =  Mittel-M. 
Gl;  G;  Th;  ZO.  Mehl,  das  eben  so  fein,  aber  weniger 
weiss  ist  als  .Schiltmehl',  doch  weisser  als  ehernes 
Mel  Ap.  's  B.  hat  abg' schlage"  bei-n-em,  er  spannt 
seine  Ansprüche  weniger  hoch  G.  —  Bitte"-:  feineres 
Mehl  zu  Bitte",  einer  Art  Kuchen  Gr.  —  Bütel-: 
Mehl  von  der  weissesten  und  feinsten  Sorte,  .gebeutel- 
tes- Mehl  Ap;  Syn.  Simmel-,  Schilt-M.  —  Pfeffer-: 
zerriebener  Pfeffer.  .Der  Zwingli  ist  grüen  und  gel, 
darus  brönnt  man  pf.'    1528,   Strickl.  (Spottlied).  — 

—  Pfund-:  feines  Mehl,  zum  Backen  von  Pasteten, 
Kuchen  usw.  VO;  ZO.  Er  wäget  Chrisch  fir  Pf.  us. 
Hausfrd  (U).  ,4  Becher  Pf.'  1795,  Obw  Rechnung  (für 
ein  ,Ehrenmahl').     Vgl.  Anm.  zu  Chopf-M. 

Bri-  (in  Sch;  Th;  ZW1.  auch  zsgez.  Brintel,  in 
Th  auch  BrünielJ  =  Mues-M.  Neben  dem  sonst  syn. 
,Mues'  unter  den  Dingen  aufgezählt,  deren  Kauf  und 
Verkauf  auf  den  Märkten  frei  sein  soll.  1599,  Absch. 
,Breimehl',  aufgezählt  unter  den  Besoldungsposten. 
XVIII.,  Sca  Pfrundenb.  ,Dem  Spitalbeck,  für  Br. 
dörren,  jedesmal  ein  Kerzen.'  ebd.  —  Brimelber: 
Fabrikant,  bzw.  Verkäufer  von  Brunei.  .Müller  und 
Prymelbei"  sind  der  Pflsterzunft  zugeordnet.  1535,  Scu 
Zunftbr. 

Bruch-:  Mehl  zu  täglichem  Gebrauch.  ,1  Nuss- 
schal   voll   Br.'    ZZoll.  Arzneib.  1710.     Vgl.  Hüs-M. 

—  Bräti-:  geröstetes  Mehl  Gr  ObS.  —  Räch-: 
Mittel  gegen  die  Lecksucht  ZBuch;  Syn.  B.-Pulver.  — 
Ruch-:  die  geringste  Sorte  Mehl,  die  man  nach  dem 
ersten  Aufschütten  erhält  G;  Th;  Z.  ,R.  gibt  es.  [in 
der  Teuerung  von  17701  keine  oder  wenig.'  UBrägger. 


..Man  hat  in  der  Spitalmühle  zu  Baden  mit  Kernen 
sowohl  als  Roggen  und  zwar  mit  der  in  der  Grafschaft 
gewachsenen  besten,  mittelmässigen  und  geringsten 
Sorte  eine  Probe  vorzunehmen,  um  zu  erfahren,  was 
jede  Gattung  sowohl  an  zwei-  und  einzügigem  Mehl, 
als  auch  an  Rauchmehl  oder  Krüsch  auswerfe.'  1797, 
Absch.  S.  noch  Gries  Bd  II  801.  ,Von  der  Kleie  oder 
dem  Krüsche  werden  vornämlich  unterschieden  a)  das 
Reinkrüsch,  b)  das  Rauchmehl  und  das  Grobkrüsch.' 
Z  techn.  Ges.  1846.  —  Sau-  =  .lein  Vor.,  oft  noch  mit 

Kleie  vermischt,    zur  Schweinemast  verwendet    Z.  

Sag-  (in  Ap;  BsStdt;  G;  Tu  Säg-):  Sägespäne  Aa; 
Ap;  Bs;  B;  VO;  Gr;  G;  Sch;  Z.  S.  chnüpfe",  eine 
der  nutzlosen  Beschäftigungen  alter  Jungfern  auf  dem 
.Girizenmoos'  L.  Hans  Heinrich,  Ham  Heinrich,  jete 
hand  mer  noch  ka"  Mel.  Herr  Epepe,  du  tusigi  Grit, 
's  git  öppe"  Absägmel  G  Volkslied  von  den  Erforder- 
nissen eines  neu  zu  gründenden  Hausstands.  Auf  dem 
Wege  über  die  Musegg  in  Luzern  wird  für  die  all- 
jährliche Prozession  S.  gestreut.  ,Das  Sagmel,  scobs.' 
Vestib.  1692.  .Saagmel.'  Sererh.  1742.  S.  noch  sagen, 
Abfieleten  Bd  I  779.  —  Simmel-:  Semmelmehl  Aa; 
Bs;  Z;  Syn.  Schilt-M.  .Nimm  dreu  mäss  s.  und  bach 
kuochen.'  1531/1667,  I.  Mos.  .Similago,  pollen,  s.,  das 
ist  das  reinest  oder  feinest  mel.'  Fris.  ;  Mal.  ,Der  von 
Gades  Trüben  mostet,  mahlt  das  reine  S.'  JCWeissenb. 
1678.  —  G'sundheits-:  Arrow-root,  Mehl  von  der 
Pfeilwurz,  mar.  ar.,  mit  Gerstenmehl  gemischt  Z  (Apo- 
thekerspr.).  —  Schilt-  =  Simmel-M.  Ap;  Gl;  ZO.  — 
Vorschuss-:  Auszugmehl  Nnw. —  Schwing-:  aus- 
geschwungenes Mehl;  vgl.  .Stauben.'  Wenn  Leute 
rellen  [rennein],  sollen  die  Müller  ihnen  unverküm- 
mert  lassen  folgen  u.  A.  das  ,Schw.'  ZWthur  Stadtb. 
—  Staubete"-:  Staub-,  Flugmehl,  welches  die  Müller 
in  der  .Stauben'  [einer  Schwingvorrichtung]  erhalten 
Ap;  Syn.  Staubeten.     Vgl.  das  Vorige. 

Tann-:  gebräuchlicher  Baldrian,  val.  off.  XIV., 
Scuw  Arzneib.    -    Vgl.  das  Syn.    Tarmmarg. 

Weggli-  =  Simmel-M.  BHk. 

Wurm-:    staubförmige    Masse   in    wurmstichigem 
Holz    Gr;    Z.     ,Das  w.  vom  eschbaum.'    Tierb.  1563. 
-   „wurm-melig:   Wurmmehl  enthaltend  VO." 

Ziegel-:  Pulver  aus  zerstossenen  Ziegeln  Th;  Z, 
bes.  als  Putzpulver  für  Metall  verwendet;  sonst  genoss 
es  auch  bis  in  die  neuere  Zeit  eines  gewissen  Rufs 
zu  Heilzwecken.  Oft  bei  JRLandenb.  1608,  wo  z.  B. 
auch  ein  .Ziegelsteinöl.'  In  Zubers  Tagb.  1668  als 
Ingredienz  zur  Bereitung  von  Firniss.  —  Zunn-. 
Zonn-,  assimiliert  Zummil,  Zommel:  feines,  oft  noch 
mit  einigen  Körnern  vermischtes,  daher  meist  als 
Hühnerfutter  verwendetes  Mehl,  welches  beim  Schro- 
ten des  Hafers  (Ap.  lt  T.).  bzw.  dann  abfällt,  wenn 
die  gebrochenen  Haferkörner  noch  einmal  durch  eine 
Staubmühle  getrieben  werden  Ap;  ScnSt.  Wird  in 
Zeiten  der  Teuerung  auch  zu  Brei  (s.  Zunnen)  ver- 
wendet; vgl.  Steinm.   1804,  143. 

Zäpfli-  =  Fratt-M.  B;  „LE."  Jst  er  no"*  nit 
trocken  hinter  den  Ohren  oder  manglet  er  noch  Zöpfle- 
Mehl  unter  die  Ohren?'  B  Nachtspruch. 

, Zäpfli'  bezieht  sieh  auf  die  Fruchtkolben  der  Pflanze. 
Dieselben  liessen  sich  ganz  wohl  auch  mit  Zöpfchen  ver- 
gleichen; da  aber  ö  nur  ein  einziges  Mal  bezeugt  ist,  so  ist 
es  wohl  als  Druckfehler  zu  taxieren. 

Melwele"BO.,  Melbele"  B;  F;  VOjGuRh.,  Melbe" 
F;  SchwG.,  Ma.;  OßwGisw.  —  f.:   1.  Melde,  atr.,  bzw. 


■ 


Malw — n 


Mab 


itih 


Malz— imilz 


224 


chen.  F.    „Ackermelde,  chen.  atr.  B;  I, ;  Schw."    Spec. 

a)  =  Schiss- Malteren  1  a   B;   GuRli.;   Schw;  Obw.  — 

b)  =  Schiss-Malteren  le  1!;  L;  Schw.  —  2.  Mehlbeer- 
bamn,  erat,  aria  B  (Dan.). 

Zu  1.  Die  Pflanzen  sind  davon  benannt,  däss  Stenge] 
und  Blätter  gleiehs.  einen  Mehlbewnrf  tragen;  vgl.  das  Syn. 
Mel-ßaum,   ferner  anch    Melyen. 

melbele",  in  Ar;  UwB.j  Z  melde*:  mehlichte  Be- 
schaffenheit haben,  nach  Melil  riechen  oder  schmecken, 
bes.  von  Speisen,  wenn  das  Mehl  nicht  verkocht  ist 
,Ai;"  Ap;  B;  VO;  „S."  ,Die  [.Mehls]. eise]  ob  dem 
Feuer  gerührt,  bis  es  nicht  mehr  mehlelet.'  ZZoll. 
Kochb.  1820. 

zer-melben:  zu  Mehl,  Staub  zermalmen.  .Wie 
der  zermelbet  staub.'  1531/48,  Jes.;  dafür  .zermalmet.' 
1667. 

Melwer,  Melber  m.:  Meblverkäufer.  .Ruedolfus 
dietus  Melwer.'  1 253,  JEüeger  1606.  .Burkhard  Mel- 
wer.' 1357,  Z  Steuerb.  ,In  der  müller  zunft  [zu  St 
Gallen]  sind  die  pflster,  melber,  kornköufler.'  Vad. 
S.  noch  Maler. 

ge-melbet  Schw,  g'melet  Ap;  Gl;  GSa.,  g'metberet 
Ap,  m'elbig  Gr;  Schw,  melmig  Gr,  (g')m'eliq  Aa;  Ap; 
„B;"  VO;  PAL;  „S;"  Tu;  W;  Z,  melbelig  „Aa;"  B; 
VO;  „S",  melberig  Tu  (Pup.):  mehlicht,  z.  B.  von 
Birnen,  Kartoffeln;  Gegs.  nass.  Wie  Mehl  anzufühlen 
mit  Mehlstaub  bestreut;  fein  zerrieben;  nach  Mehl 
riechend  oder  schmeckend.  aaOO.  —  Betr.  das  Verhält- 
niss  hc  :  Im  :  U>  :  I   vgl.    Anni.   zu   hüw   Bd    II    1245. 

„  un-g'melberet:  unangefochten,  unbeschädigt. 
Du  kommst  nicht  u.  davon  BO." 

Die  eig.  Bed.  ist  wohl :  nicht  mit  Mehl  beworfen,  ohne 
einen  Mehlfleck;  vgl.  brämen.  St.  freilich  denkt  an  Zss.  mit 
/..  n  u,  schlagen,  setzt  also  eine  andere  Betonung  voraus  als  wir. 

M  e  1 1  i  g  m.  =  Stein- Hirt  (s.  Bd  II 1649)  W  (Tschein.). 

Der  ,Steinbii  tl  erscheint  oft  wie  mit  einem  mehlartigen 
Staub  überzogeu,  der  sich  bes.  an  kalkhaltigen  Steinen  als 
Verwitterungsprodukt  bildet. 

Milwe"  Uw;  U,  Milme*  GrD.;  „U",  Wilme"  ZO.. 
\V„  Milb(e*)  Gl;  S;  ZS.,  „Millie*  W  (PI.)"  —  f., 
Mitbin.  S:  Milbe,  bes.  Käsemilbe,  ac.  siro.  Schuldn" 
hart  nie  o«  alla  Ghäs  Milma",  d.  h.  viele  GrD.  ,So 
wirt  er  ze  nichte  wie  die  milwen.'  1531/48,  Psalm; 
dafür  .Schaben.'   1667. 

Mhd.  milwe,  zu  mit.  Die  Form  Milbi  (eig.  Dim.)  hat  sich 
wohl  nacb  dem  syn.  Gäegi  gerichtet.  Aus  Aa  wird  auch 
eine  Form  Milbig,  Motte  l.Sehabe')  angegeben.  Zu  WH  im:* 
vgl.    Wvrmete*  aus   Murwete*. 

vermilbe":  eine  Beute  der  Milben,  von  M.  zer- 
fressen werden  S;  I'wK.;  /,.  \'crmilhctc' r  Clläs,  rcriitilbets 
'J'ücclt  UwE.  Deis  si*A  die  ältere*  Schnitz;  si  wei*  scho* 
c.  .Ioach.     Formelhaft  verbunden  mit   vergilben  S. 

„milbig:  von  Milben  zerfressen  L";  Syn.  miluen- 
stichig. 

Mil"tum:  Coli.,  die  Milben,  bzw.  ihre  Brut  W. 
,Merze"luft  zerstört  das  M.  in  den  wollenen  Kleidern', 
deswegen  hängt  man  im  März  alle  Wollstoffe  an  die 
frische  Luft. 


Miilx  m. :    verächtliche  Bezeichnung  eines  groben, 
dummen  Menschen    Schw. 


malz:   1.  faulig,  verdorben,  in  Folge  von  Feuchtig- 
keit,   bes.    von    Früchten,    z.B.    Bohnen,    Kartoffeln 


usf.  Z.  ,Üie  Sojabohnen  sind  bei  dem  langen  Regen- 
wetter in  der  Erde  m.  geworden,  wie  unsere  Bauern 
sagen.'  Basellandschaftliche  Ztg.  ,M.  und  rüdig  Erd- 
äpfel.' Stutz.  Von  Äpfeln  i.  S.  v.  mölseh  1  b  und  il : 
saftig,  weich  Seil  (malzig);  ZW.  —  2.  ganz  frisch, 
noch  nicht  sauer,  ranzig  oder  abgestanden,  von  Milch. 
Butter   LTw. 

Bed.  2  scheint  zunächst  mit  1  im  Widersprach  zu  stehen; 
doch  lassen  sich  aus  dem  amhd.  malz,  weich,  sanft,  schlaff, 
kraftlos,  je  nachdem  mau  den  Begriff  wendet,  sowohl  1  als  2 
ableiten.  Iodess  wird  I  wohl  richtiger  als  Nbf.  zu  malatig 
aufgefasst.      Vgl.   auch    müUch,   motzig. 

Malzech:  Apfelsorte  B,  =  Malzecher  s.  Bd  1  372. 
Rot-Malzer:   eine  Sorte  roter,  später  Äpfel  BU. 

Milzi   n.:   1.  die  Milz  Aa;  Ar;  Bs;  B;  VO;  Gr;  G; 

Seil;  Tu;  Z.  l'ie  Milz  soll  die  Ursache  des  Seiten- 
stechens und  Leibschneidens  (s.  Milzi-Schniden)  Ai; 
B;  Tu;  UwE.,  sogar  des  Herzklopfens  sein  (s.  chlocken, 
Here-Chlocker  und  T.  319  a).  Läufern  wird  geraten, 
sich  die  Milz  ausschneiden  zu  lassen,  ebenso  den  Ad- 
vokaten, da  das  Lügen  Leibschneiden  erzeugt.  .Ich 
hau  mir  Ion  das  milz  usschnyden,  dass  ich  mag  wandlen 
wyt  und  feer.'  JMdrer  1559.  .Das  milz  des  esels  hilft 
denjenigen,  so  das  milze  sticht.'  Tierb.  1563.  Wenn 
Einen  ,das  M.  schnidet',  soll  er  ein  Steinplättehen 
nehmen,  drei  Mal  darauf  speien  und  es  mit  der  be- 
spieenen  Seite  nach  unten  wieder  an  seinen  frühern 
Ort  legen  (ohne  dass  man  beim  Bücken  die  Kniee 
biegt)  Bs;  B  (Rothenb.);  Th;  ZS.  's  M.  uf  der  Sunne*- 
Site*  ha*,  eine  durstige  Leber  GrD.  Wer  Jmdn  hei- 
ratet, der  eine  weisse  Milz  hat,  stirbt  bald  1!;  L;  Z 
(an  Herzkrankheit).  ,Was  bei  den  Juden  die  Be- 
schneidung  und  bei  den  Christen  die  Taufe  ist,  das 
war  bei  den  Wildmannli  das  Heraussehneiden  der 
Milz.'  WSenn  1875.  ,Man  soll  enhein  haupt,  hingen, 
leber,  noch  milzy  zue  anderem  fleisch  tuen  noch  wä- 
gen.' 1365,  Ochs.  ,Ist  der  harn  tünne  und  schamhaft, 
das  betüt  einen  siechtagen  des  milzis.'  XIV.,  Arzneib. 
.Beschwerden  von  einem  versteckten  Milze.'  a.ARzNEiB. 
,Die  eine  Krankheit  kommt  vom  undäuwigen  Magen, 
die  viert  vom  verstopften  Milz.'  FWyss  1653.  S.  noch 
knellen  Bd  III  739.  —  2.  Milzkrankheit,  Entzündung 
der  Milz  S;  Z.  Becept  für 's  Mihi.  Usteri.  .Hirzen- 
zuiigenwasser  ist  gut  zu  dem  M.'  ZElgg  Arzneib.  — 
3.  fast  nur  verbunden  mit  Adjj.,  Schelte  auf  einen 
durchtriebenen,  boshaften,  schlechten  Menschen  (in. 
E*  hellis  [.höllisches1,  heilloses],  letzes  [schlechtes], 
schlechts  M.  Da  bist  e*  rechts  M.,  auch  nur  scherzh., 
ein  rechter  Schalk  GkI>.  —  4.  zur  Verstärkung  von 
Flüchen  und  Scheltww.;  vgl.  M.-Fanen,  -Flitech  Bd  1 
1163,  -Hund  Bd  II  1432,  -Gheib  Bd  111  103.  Auch 
M.-Hagel  Z  und  aus  diesem  und  den  Synn.  verk.  das 
Scheltw.  Milzi  m.  ZO.;    vgl.  Stutz  VI   195. 

Mhd.  mib.tr)  li.,  in  Bed.  1.  Betr.  die  End.  i  vgl.  Anni. 
zu  Hirni  Bd  II  1614.  In  unserer  ä.  Lit.  ist  das  neutr.  Ge- 
schlecht Kegel  und  zwar  bis  ins  XVIII.;  die  vorwiegende 
Form  ist  , Milze',  neben  ,Milz.'  Der  (Jen.  lautet:  ,des  Milzis.' 
Guler  1616,  ,des  milz.'  Zg  Arzneib.  I.'.ss,  sonst  ,des  .Milzcs.' 
s,  ii. ich  Grien  Bd  II  Tis.  Betr.  Mihi  als  Verstärkung  von 
Flächen  vgl.  Anni.  zu  malazig;  doch  liisst  sich  diese  Ver- 
wendung auch   an   li   anschliessen. 

molzig:  aufgeweicht,  von  Schnee  Tu  (Pnp.).    Vgl. 

ninl:.   .nndzet'   bei   Schm. -Fr.   1    1597. 


225 


Main,  liii'iii.  mim,  mom,  muni 


220 


Main,  mein,  mim,  mom,  mom,  bzw.  liianim  usw. 

in  am  in  Aa;  G;  Tu,  mämm  Aa;  Bs;  '/.:  meist  wieder- 
holt, Naturlaut,  den  lallende  Kinder  kund  geben,  wenn 
sie  zu   trinken    begehren.    Vgl.  WWack..   Voces  96. 

Mamma,  Mämm:  1.  Mamme'  Sch;  Tu,  Mämme" 
Aa;  ApK.;  BBfiren  —  f..  Mammi  SThierst.,  Mämm 
Aa;  Bs;  B;  G;  Z,  Mämmi  Aa;  Ap;  Bs;  B;  VO;  Gl; 
G;  S;  Th;  Z,    Mämmeli  Aa;  Bs;   B;  F;  S;  Uw;  ZO. 

-  n.,  Getränk,  in  der  Kdspr.,  bes.  Milch,  in  SoiiwE. 
dagegen  Wasser,  im  Gegs.  zu  Butzi;  oft  durch  Zss. 
unterschieden  als  Milch-,  Wi'-,  Wasser-,  Te-,  Tokter- 
M.  [Arznei].  Syn.  Mimmi.  Nei",  hieged  auch,  wie  vil  31.! 
soll  ein  Kind  ausgerufen  haben,  als  es  zum  ersten 
.Mal  den  Zürichsee  erblickte.  Im  Rätsel  vom  Stroh- 
dach heisst  es  von  den  bei  Regenwetter  triefenden 
Strohhalmen:  Hunderttüsig  Stängeli  gend  enandre" 
Mämmeli  Aa;  S.  Da  heit-er 's  best  Mämmeli  übercho", 
spöttisch,  da  seit  ihr  an  den  Rechten  gekommen  FMu. 
,Das  mämmele,  der  unmündigen  kinden  trank,  bua.' 
Mal.  Scherzweise  im  Munde  Erwachsener  bes.  von 
gutem  Wein;  vgl.  mämmelen.  Wer  jetzt  [in  der  Wein- 
lese] Mämmi  »Hielte"  cha"',  hänkt  getrost  si"s  Bückti 
[Bütte]  a".  Hagröschen.  ,Der  Wirt  in  N.  habe  gutes 
Mämmi.'  Estehm.,  Ncud.  Wahrsch.  mit  Beziehung  auf 
die  Abschlagung  des  Proviants  sagt  Zwingli:  ,Dass 
die  5  ort  fürchtend,  inen  werde  das  memmely  'zuckt.' 
1530,  Auscii.  —  2.  Mammele"  G;  Scn;  Tu,  Mamme" 
AaZ.  -  f.,  Mämmeli  Aa;  Ar;  B;  Gl;  Gr;  L;  G  1790; 
S;  U;  Zg,  Mayeli  L,  Mämmi  W;  Z,  Mämmeli  Aa; 
Tu;  Z  —  n.  =  Ammeli  1.  's  feit  Nilt,  a's  dass  er-em 
[dem  alten  Mann]  na  e"  Büliehappe"  ufsetze'd  und  es 
M.  gend  zum  Säge".  ACorrom.  Me"  sött-der  's  noch 
i"  der  M.  ge",  sagt  man  zu  einem  altern  Kinde,  das 
heim  Trinken  verschüttet  Th.  .Für  ein  Mämmeli  10  ß.' 
1763,  Z  Haushaltungsb.  (Ausgabeposten).  —  3.  Mammi 
n.,  Mutterbrust  PA1.  —  4.  Mamme"  Bs;  GRÜbS.,  Pr., 
Val.;  Tu;  UReusstal;  Uw;  W;  Z  —f.,  mit  den  Kose- 
formen Mammi  IJs;  Gr;  Z  (lt  MUsteri  auch  Mämmi), 
Mämmeli  Bs;  U;  Z,  Mutter,  in  GrD.,  ObS.,  Pr.,  Val. 
ausschliesslich,  in  W  in  der  Kdspr.,  sonst  nur  in  den 
vornehmern  Ständen  und  erst  seit  Ende  des  vorigen 
Jhdts  sich  ausbreitend;  in  GrL.  auch  von  Tieren. 
Frau  aus  den  bessern  Ständen  Ndw;  Syn.  Herren- 
Frau.  Mammerlis  mache",  Papa  und  Mama  spielen, 
von  Kindern  BsStdt;  Syn.  Müeterlis.  —  5.  Mämmi 
(PI.  MämmeniJ,    Mämmeli   BBrünigen,    Mämmeli  B 

—  i).  a)  neugebornes  Kind  BO.;  W.  —  b)  Puppe,  als 
Kinderspielzeug  BO.;  F.  ,Es  wäre  mir  auch  nicht 
recht,  wenn  man  meinte,  ich  könne  es  ganz  gut  ma- 
chen ohne  dich  und  du  seiest  [als  Frau]  nur  für  mich 
da  wie  ein  M.  für  ein  Kind.'  Gottu.  Es  Glider-M., 
eine  Gliederpuppe;  vgl.  Firmenich  II  579.  Es  Brieggi- 
M.,  eine  Puppe  mit  einer  Vorrichtung,  um  sie  weinen 
zu  machen.  Es  Charte"-M.,  eine  Puppe  aus  Pappen- 
deckel, Carton;  auch:  Maske  BO.  —  6.  Mämmeli  n., 
Läppchen  am  Halse  der  Ziegen  ApK;  Syn.  Glöggli 
(s.  Bd  II  611).  —  7.  Mämmeli  n.,  c.  l/s— 2  Mass  hal- 
tende Flasche,  um  Wein  auf  das  Feld  zu  tragen,  entw. 
in  Form  einer  Feldflasche  oder  eines  Fässchens  mit 
Eisenreifen   und  einem  eisernen  Tragbogen    GrD.,  L. 

Die  Bedd.  1  und  2  vereinigt  auch  Ammei,  die  Bedd.  3 
und   4   lat.  mama    und    die    davon    abgeleiteten    WW.      Nhd. 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


.Docke'  und  , Puppe'  vereinigen  die  Bedd.  Spielpappe;  Wickel- 
kind; Brustwarze;  vgl.  auch  , Mama :  Mamme;  Memm:  Komme' 
bei  Gr.  WB.  Zu  t.  Für  Gr  liegt  Entlehnung  aus  dem  Rom., 
für  die  übrigen  Kantone  frz.  Einfluss  auf  der  Hand.  Vgl. 
noch  Mumme".  Mammerlia  ist  Analogie  nach  den  Spielnamcn 
Müeterlis,  Räuberiis  usw.  Zu  6.  Die  Troddeln  am  Hülse  der 
Ziegen  sind  mit  Zitzen  verglichen.  Zu  7.  Obschon  sich  zwi- 
schen dem  Gefäss  und  der  Saugnasche  anschwer  com  Ähn- 
lichkeit herausfinden  lässt,  so  liegt  doch  wahrsch.  direkte 
Entlehnung  aus  dem  gleichbedeutenden  rätorom.  mamma  vor. 
mammele"  ZA.,  „mamme"  Seil",  sonst  mämmele": 

1.  (Milch)  aus  der  Saugflasche  trinken,  von  kleinen 
Kindern;  von  Erwachsenen  mehr  scherzh.,  sich  den 
Wein  in  kleinen  Zügen  schmecken  lassen,  behaglich 
schlürfen;  auch  euphem.:  oft  und  im  Stillen  dem  Glase 
zusprechen,  dem  Trunk  ergeben  sein  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
VO;  Gl;  G;  Scb;  S;  Th;  Z.  Er  het  es  Bitzeli  z'  vil 
g'mämmelet  und  m'r  [man]  het-em  's  alben  a'g'mcrlt. 
b'sunders  uf  en  Obe".  Joach.  ,Subbibere,  ein  wenig 
trinken,  mämmelen.  Bibulus,  der  gern  trinkt  oder 
mämmelet.'  Fris.;  Mal.  Mämmeler,  Trinker  G;  Syn. 
Lödeler.  —  2.  mit  der  Puppe  spielen  B. 

üs-:  mit  Trinken  zu  Ende  kommen,  leer  trinken  '/.. 
Iez  isch  's  üsg'mämmelet. 

mämmig:     1.    „einer    Puppe    ähnlich    BO."     — 

2.  blöde,  unbehaglich,  etwas  kränklich  (eig.  wie  ein 
neugebornes  Kind)  BHk.  (St.b). 

Mameluck  m.:  falscher  Mensch  Schw.  Verräter, 
Abtrünniger:  ,Es  könnten  Mamelucken  da  sein  und 
erzählen,  wie  wir  hier  in  Eintracht  in  diesem  Ecken 
Rat  gehalten  haben.'  HPest.  1781;  dafür  .Schelmen.' 
1790.  .Mameluken,  die  den  Mantel  nach  dem  Wind 
hängen.'  ebd.  1785.  Parteiname  in  Genf  im  XVI. 
Dann  sei  aber  Einer  zu  Genf  zu  denselben  gegangen, 
habe  sie  Mameluken  gescholten  und  .ein  party  an  sy 
gehenkt  [ihnen  einen  Parteinamen  angehängt].'  IM!'. 
Arsch.  .Mamelus  warden  um  das  Jahr  1518  ff.  in  der 
Stadt  Genf  von  denen  sogenannten  Eignots  genannt 
die  Bürger,  welche  des  Herzogs  von  Savoy  Partei  ge- 
halten, als  wann  sie,  wie  die  Sklaven  der  egyptischen 
Sultanen,  das  Christentum  abgeschworen  und  die  Frei- 
heit des  Lands  nicht  geachtet.'  Leu,  Lex.  S.  auch 
Ztschr.  f.  d.  Alt.  XXII  174. 

Me'mnie"  f.:  leichte  Schelte  auf  weibliche  Per- 
sonen, bes.  kleine  Mädchen,  Püppchen,  Närrin  BG.; 
weniger  stark  als  Fafel. 

Me'nii:  Koseform  des  Namens  Salomca  BsLiestal. 
Syn.  Mimi. 

Memmiuger:  eine  Art  Barchent,  aus  der  Stadt  Mem- 
mingen. 1571,  Z  Inv. 

Memite:  Name  einer  Arznei  aus  dem  Saft  des 
Hornmohns,  glaucium.  .Glaucium,  ein  kraut,  saft,  in 
berüemten  apoteken  memithe  genannt.'  Fris. 

Memöri  n.:  Gedächtniss  L. 

Das  Neutr.  nach  dem  syn.  Gedächtniss;  im  Übrigen  folgt 
das  W.   der  Analogie  der  Frenidw.  wie  Glori;  s.  Bd  II  64  3 

Memorial  n.:  Geschäftsverzeichniss  für  die  Lands- 
gemeinde Gl. 

mim!  1.  meist  wiederholt,  Lockruf  für  die  Katze 
Ap.  —  2.  f.,  Katze  Th. 

Mimeli  (in  G  auch  Mimmeli)  n.:  1.  Name  der 
Katze  in  der  Kdspr.  Ar;  G;  Tu.  Vgl.  die  Synn. 
Slmcli,    Zimeli.   —    2.  Kätzchen    der    Sahlweide,    sal. 

15 


227 


Main,  mein,  mim,  nioin.  m um 


228 


caprea  G.  —  3.  die  Wollbüschel  (.Kätzchen1)  des  Woll- 
grases, bes.  dos  schmal-  und  des  breitblättrigen,  er. 
„poly.",  =  er.  ang.  und  er.  lat.  .Ar;-  G.  Vgl.  die  Synn. 
bei  Channel  (Bd  111  326). 

Mim  er  ra.:  \.  =  Mimeli  1  Ar.  —  2.  nur  Dini.,  = 
Mimeli  2  ApK.  —  :'..  Flaumabgang  unter  den  Bett- 
stellen, an  den  sich  der  Staub  setzt  Ar.  Syn. Staub-Müs. 

nimia:  in  dem  Wiegenliedchen:  .Britta,  m.,  bruta.' 
Eringer  1438.  —  Vgl.  ninn. 

Minima:   Emilie  Gr. 

Mimi:  1.  =  dem  Vor.  BsStdt;  Gr  (%).  —  2.  Maria 
Zg;  Anna  Maria  UwSachs.  (~\).  —  3.  Salomea  Gl;  Syn. 
Memi. 

Mimnii  n.:  Milch  (Kdspr.)  Gr;  GRh.   Vgl.  das  syn. 

Mämm  und  Mincheli  (unter  Milch). 

Moime,  nur  in  der  Verbindung:  Im  M.  si",  nicht 
wissen,  was  man  tun  soll  GrV. 

Aus  der  it.  Interj.  des  Schmerzes  oime,  mit  welcher  das 
m  des  deutschen   Art.  verschmolzen  wurde. 

ni liimii !  Brummlaut,  in  dem  an  einen  Zuchtstiel 
gerichteten  Reimvers:  Hage",  Hage",  mumm,  mumm, 
mumm,  drät  de*  Chübel  dringel-um  Seil.   Vgl.  Gr.  WB. 

Mummel  I  in. :  1.  Mensch,  der  halblaut,  unver- 
ständlich vor  sich  hin  spricht  TaTäg.  —  2.  (PI.  Mum- 
mel Gr)  Insekt,  das  heim  Fliegen  einen  brummenden, 
surrenden  Ton  hören  lässt,  wie  Pferdebremsen  (PAL). 
Hornisse  (GrPi\),  bes.  aber  Hummeln  B;  Gr;  PAL; 
Oew;  vgl.  Hummel  Bd  II  1295/6,  ferner  die  Synn. 
Hummel,  Brummet.  D'  Mummel  henä  g'surret.  Schwzd. 
— ■  3.  verächtlich  für  Mund  (als  der  brummende)  S. 
De"  M-  hange'  In";  vgl.  henken  Bd  II  1457.  —  4.  Der- 
jenige, der  den  Sami-Chlaus  (s.  Bd  III  689/90)  darzu- 
stellen hat  TiiTäg.  —  Vgl.  .Mummel'  Lei  Gr.  WB.  VI  2661. 

Blitze11-,  Butzi-:  1.  vermummte  Person,  Mas- 
kierter, z.  B.  an  der  Fastnacht,  bes.  aber  i.  S.  v.  Mum- 
mel 4  Bs;  S.  Popanz,  Schreckgespenst.  -Männchen 
ii Mi.  Bs;  Syn.  Böli-Mann.  Ich  glicr  e"  Stäge'tritt  gixe" 
a's  kam  e"  B.  Auch  Midi.  Bs.  .Den  B.  muss  man 
Kindern  machen  [nicht  Erwachsenen].'  Das  ist  noch 
hing  lein  B.  für  mieh,  Pas  macht  mir  noch  lange 
nicht  hange.  Männchen  oder  eine  andere  Figur,  die 
nach  einem  Druck  auf  eine  Springfeder  aus  einem 
Schächtelchen  herausspringt  Bs.  Uf-fare*  ('-jucke") 
wie  e"  B.  us  ''em  Kästli.  —  2.  unordentlicher  Kopf- 
putz (zunächst  ein  Mensch  mit  einem  solchen)  Bs. 
Tuch,  das  den  Kopf  gut  einhüllt,  ebd.  —  Eig.  tauto- 
logische  Zss. 

Mummel  II  ZO.,  G'mummel  Bs  (Spreng),  G'miim- 
mel  Scaw;  Zg  —  n.:  Gemurmel,  Gerücht,  Gemunkel. 
Gerede.  .Jetz  ergeht  das  Muinol,  sie  seien  närrisch.' 
Stutz.  .Sölichs  ist  nun  alles  lang  ein  red  g'syn  und 
ein  m.,  den  ich  vil  gehört  hab.'  1525,  Egli,  Akten. 
,Uf  sölichs  anbringen  ward  ein  unruow  und  g'mümel 
im  sal  under  den  fürsten.'  I'Eckst.  .Wie  ein  mummel 
und  ein  geschrei  under  gemeinem  volk  sye.'  1532, 
Egli,  Akten.  ,Es  was  ein  solch  gemummel  [wirrer 
Lärm],  dass  vor  nie  kein  solch  unrüewige  g'meind 
ersechen  ist  g'syn.-  15:'.::,  Val.Tsohüdi.  , Wie  wol  lang 
cm  g'mummel  ist  umgangen.'  1510/7::,  I'Mev.,  Chr. 
,Und  was  das  gemömmel,  dass  die  fürsten  um  gelt 
reiche  gestiftabteien  verliebend.'  Vad.  .Kumor,  su- 
surrus,  ein  gasseng'schrei,  märe,  geräusch,  gemummel, 
als    der    bäumen    und    des    wassers.     Admnrmurare, 


murmlen  oder  ein  gemummel  über  ein  ding  machen.' 
Fris.  ;  Mal.  .Wie  dann  schon  das  gemummel  gehe.' 
Wurstisen.  ,Das  gemummel  wüchse  allgemach.'  ebd. 
, Rumor,  murmur,  rumusculus,  Gemummel,  ein  gemein 
Geschrei.  Sag,  Gegenred,  Gericht.'  Dexzl.  1677;  1716. 

Mummele"  f.:  1.  =  Mummel  :'  i.  S.  v.  Hummel 
GuubS..  VaL;  ZRafz.  —  2.  auch  Mummle".  Betschwe- 
ster, scheinheilige  Person  Schw. 

Verhalt  sich  zu  Mummel  wie  Bummele9  /u  Hum(b)el.  Zu  '2 
vgl.   frz.    mömier,    Mucker. 

Hus-:  Frau,  die  (wie  eine  Hummel)  sich  geschäftig 
im   Hause  herumtreibt  B;  Syn.  H.-Mugg. 

Chüzi-Mummle"  f.:  Schelte  auf  ein  phantastisch 

aufgeputztes  oder  unordentliches  Frauenzimmer  BSi. 
(lt  Hausfreund  1877).  —  Nur  gelegentliche,  nicht  volks- 
tümliche Zss. 

Surr -Mummle"  f.:  1.  =  Mummel  I  2  B.  — 
2.  Schelte  auf  ein  übellauniges  Frauenzimmer  B.  ,Es 
hatte  gedacht,  wenn  sie  Zwei  recht  zusammenspielten, 
ob  sie  dann  der  alten  S.  nicht  Meister  würden.'  Gottii. 
—  surr  -  mummle":  gleichsam  wie  eine  Hummel 
herumfahren,  im  Zimmer  oder  um  das  Haus  herum; 
unwirsch,  übler  Laune  sein  B;  Syn.  surren.  —  surr- 
mummlig:  unwirsch,  übellaunig  B.  ,Er  war  s., 
surrete  und  brummte.'  Gotth. 

mumm(e)le°,  in  BBurgd.  mummele*:  1.  murmeln 
(z.  B.  ein  Gebet,  bes.  von  Betschwestern),  murren  (z.  IL 
von  Unzufriedenen),  brummen  (auch  von  Tieren  Seil), 
in  dumpfem  Ton,  unverständlich  Etwas  vor  sich  hin 
reden  AaFH.;  Bs;  B;  Gr;  GT.;  Sch;  Th;  Syn.  mu(n)<i- 
gen,  bäft'len,  bismelen.  Me"  mummlet  dem",  es  gebt 
das  Gerücht,  es  wird  gemunkelt  Aa;  Bs;  Sch.  .In 
solcher  red  ich  das,  das  vor  'dick  gemummlet  was. 
hört  wor  syn.'  1525,  Egli,  Akten.  ,Uf  der  Rhynbruck 
was  ein  krueifix  zerschlagen  worden,  darus  etlicli 
mumletend,  die  Behem  bettend  es  tuen.'  Vad.  ,Su- 
surrare,  lins  reden,  brumlen,  mumlen,  rauschen. 
götschlen  wie  ein  bächle,  schnurren.  Forum  arguluin. 
daran  ein  wild  geräusch  und  gross  mumlen  ist. 
Dcstinare  sermonibus  aliquem  hostem  esse,  miiininleii 
und  gemeinlich  sagen,  er  seie  ein  feind.'  Fris.;  Mai. 
,Wenn  der  Mensch  leis  redend  flismet  und  munilel 
oder  murmlet  und  brumlet.'  SpleiSS  1667.  ,Dic  Waar- 
sager  und  Zeichendeuter,  welche  schwetzen  und  inuin- 
melen.'  LLav.  1670  (nach  Jes.  VIII  19;  vgl.  ilismcu 
Bd  I  1212).  .Man  habe  von  diser  Sach  gemummelet.' 
ZWast.  Prozess  1701.  .Alle,  die  mich  hassen,  mumlen 
zusamm  wider  mich.'  1707,  Psalm;  dafür  .murmeln.' 
1882.  .Als  einen  Menschen,  der  in  der  Einsamkeit, 
nur  bei  sich  selbst  pippe  und  mumle.'  JZimmerhann- 
Haug  1731.  —  2.  summen,  ,wie  eine  Hummel',  von 
Kindern  vor  dem  Schlafengehen,  indem  sie  dabei  den 
Daumennagel  über  die  Lippen  führen  U.  —  3.  „un- 
pers.,  grollen,  dumpf  rauschen.  z.B.  vom  fernen  Donner. 
Es  mummlet  (scho"),  das  Gewitter  zieht  näher  heran 
L."  —  4.  heimlich  Etw.  kauen,  essen;  vgl.  Gr.  WB. 
VI  2663.  .Stehet  ihren  gleich  der  Keller  ollen,  muss 
er  doch  nicht  förchten,  dass  sie  hinderrucks  seinen 
gästle  und  mümle  oder  sich  fülle,  und  in  einer  Völle 
Etwas  verwahrlose.'  FWyss  1673.  Hieher  wohl  auch 
der  Personenname  .Mummeli',  eig.  als  Spitzname.  1637, 
AiWett.  Klosterarch. 

i"-:  oft  refl.,  (sich)  einmummen,  warm  einhüllen 
\  \ ;  Bs;  B;  S.     Er  hei  <V  Bei*  mit    Watten  i'g'mum- 


229 


Mi 


IUI.     in. ■in.     lllllll.     ni'.lii       lllllll 


230 


melet  Ks.    De  tmsch-dr''  ».,  ias$  me*  dia  nil  b'chönnt. 

Si  mild. 

v  er-  =  dem  Vor.   1  "-s 

sür-:  sauertöpfisch  drein  sehen  oder  sich  ge- 
berden; verletzende,  bittere  Reden  führen  B.  Syn. 
sür-niblen. 

Mummeli  (in  SB.,  NA.  Mommeli)  n.:  1.  =  Mum- 
met I  2  I!.  —   2.  Kuh,  bzw.  Kalb,  in  der  Kdspr.  Bs;  Z. 

—  .'!.  Lebkuchen  in  Gestalt  einer  Kuh  (aufgezählt  in 
einem  Kdld  unter  den  Sachen,  die  man  an  den  Weih- 
nachtsbaum hängt)  Z.  —  -1.  Laus,  in  der  Kdspr.  Bs;  B. 

—  5.  Gänseblümchen,  bell.  per.  ApHer.  —  6.  auch 
Bett-M.,  =  Mummelen  2  L;  Schw.  —  7.  vermummte 
Weibsperson  L.  —  s.  unordentlich  gekleidetes,  ein- 
geschrumpftes, altes,  geistig  beschränktes  Weiblein 
Bs;  L;  SL.  —  9.  Name  gespenstischer  Wesen.  Das 
.Bibern-Mummeli'  muss  zur  Strafe  dafür,  dass  es  einst 
sein  Kind  in  der  Bibern  ertränkt,  in  alle  Ewigkeit 
umgehen  LE.;  vgl.  Lüt.,  Sagen  288  ff. 

Das  W.  lässt  sich  als  Dim.  t.  von  Mummden,  t.  von 
M <i  mmi  auffassen.  5  uud  6  bezeichnen  wohl  das  Versteckte, 
Geduckte.  Zu  9.  Das  .Bibcrn-Mummeli'  hat  seinen  Namen 
wohl  von  den  unterdrückten  Jammertönen,  die  es  hören 
lässt;  Fahrwangen  im  Aa  hat  seinen  Mummdi-Ma'*.  Betr. 
den  Kamen  .Mununel'  für  dämonische  Wesen  vgl.  Gr.  Myth.  3 
•K.7  :  Ztschr.  1.  d.  Phil.  VI  -165;  Gr.  WB.  Hieher  wohl  auch 
die  Sage  vom  .Aeckelniüuimeli',  einem  sagenhaften  Manne, 
dessen  liebster  Aufenthalt  bei  einer  Quelle  (,A-s-Brünneli') 
ii  sein  soll;  vgl.   Kohlrasch    1854,  299/301. 

Side"-:  in  der  Kdspr.  Bezeichnung  für  etw.  Seiden- 
weiches Bs. 

mumin(e)lig:    brummend,  leise,  undeutlich  Seil. 

Stra  u  "  -  M  u  m  m  e " :  Name  einer  Fastnachtsmaske, 
ein  altes  Weib  mit  einem  Strohhut  S;  Vgl.  Hänggi 
1892,  112. 

in  um men:  1.  „Etwas  zwischen  den  Zähnen  mur- 
meln, unvernehmlich  sprechen  L",  mit  geschlossenem 
Munde  singen  BHk.  —  2.  die  Betschwester  spielen 
Seil  (Sulger). 

sür-:  weinen  BE. 

Mummer  in.:  Name  einer  im  Anfang  dieses  Jhdts 
in  Genf  und  Waadt  aufgekommenen  Sekte,  dem  frz. 
mömier  entsprechend;  vgl.  Schweizerbote  1825,  81  ff. 

mummere":  dumpf  tönen  B;  vgl.  vi  um  w  eleu  3, 
bummeren.  „Es  mummerei,  von  einem  heranziehenden 
Gewitter  L."  .Es  ist  oft  am  hellen  Mittage  vom  Boden 
bis  in  den  Keller  hinab  ein  schreckliches  M.  [von 
Geisterspuk].'  B  Tagblatt  17:><. 

Mummen  f.:  auch  pers.,  Maskierter  ScuwE. 
Mummerte*  sind  umme*g' Sprunge*.  MLiehert.  Die 
bede'  ubermüetige*  Mummerte*.  ebd. 

M  um mi  (in  AAZein.il/HHimi')  n. :  1.  =  Mummeli  2 
ÄAZein.  —  2.  =  Mnmmeli  4  Bs.  —  3.  auch  Bett-M.  = 
Mummeli  6  L.  —  4.  -  Mummeli  8  L;  vgl.  Hummi 
Bd  11  1297.  —  5.  =  Mummeli  9,  bes.  als  Schreckwort 
für  Kinder  L.     's  M.  chunnt  und  iiimmt-di'1' .' 

,Mummler  m.:  der  das  Maul  nicht  auftut,  sub- 
mussus.'  Denzl.  1677;   171ti. 

Bett-:  Mucker,  der  an  Einem  fort  Gebete  murmelt; 
vgl.  Mummeli  6.    ,B.,  Predigfresser.'  UBragüer  1777. 

Gugge"-Mümnicli  n.  =  Gugen-Mul  1  Z.  —  Be- 
nannt nach  der  Stimme. 

Miiiiiällc:  Name  einer  Birnsorte  GKh.,  lt  Steinm. 
180-1,  458. 


Mumme"  f.  =  Mii)iiiii:i  i  Gr;  PAger.  -  Steif-: 
Stiefmutter  PAger.  —  Wohl  direkt  aus  dein  gleiehbod. 
oberländisch-romanischon   mumma. 

Mimimerli  =  Hummerli  (s.  Bd  II  1297)  AaBd.    Vgl. 

Mummeli  .'>  und  6. 

Mncm  „Gl;  Gr;"  L,  sonst  Mueme*  —  f..  1  >im. 
Muemi  Gb;  P,  Muemli  L,  MuemeliGh,  sonsl  Müemh 

1.  Muhme,  Tante  Gr;  L;  Pj  W;  Syn.  Bäsi.  .Und 
Amram  nam  sein  muem  Jochebed  zum  weih.'  1531, 
II.  Mos.;  dafür:  , seines  vatters  brueders  Schwester  J.' 
1548;  .seine  Base.'  1667.  Auch  sonst  in  der  Lit.  des 
XV.  und  XVI.  —  2.  verächtliche  Bezeichnung  von 
Frauenspersonen,  a)  alte  Weibsperson  L.  Arms  M., 
armer  Tropf  L.  —  b)  auch  Bett-M.,  Betschwester  Vü; 
„Z."  E"  rechti  M.;  e"  tüsigs  M.  und  Chifcliclli.  Gleis- 
nerisches Weib  Gr.  —  c)  „schmeichelnde  Bettlerin, 
die  Etwas  gern  hätte,  ohne  es  zu  sagen  Gr;"  Nnw; 
Schmeichlerin,  Schmarotzerin  L;  Ndw.  Si  gend  i* 
arme'  Muemlene"  ne"  par  Batze".  L  Nachrichten  1865. 
—  d)  gefallsüchtiges,  eitles  Weib  L;  Sch,  ,das  nach 
Männern  strebt'  Bs  (Spreng).  ,Müemli,  Dämchen, 
Hürchen'  Bs  (Spreng).  Vgl.:  ,Mueme,  apud  Helvetios 
in  deteriorem  sensum  abiit  atque  scortillum  denotat.' 
Schulze.  —  e)  naschhaftes  Weib  Aa;  Gl;  Frau,  die  un- 
ordentlich haushält  Gl.  —  f)  fette,  langsame,  energie- 
lose, zimpferliche  Frau  GWe.     Dickes  Kind  BBc. 

Mhd.  muome.  Mutterschwester,  weibliche  Verwandte  Dbh.; 
vgl.  Fr.,  Ztsclir.  VI  113.  Dass  sieh  die  abgeleiteten  ßedd. 
mit  der  Gruppe  mumm  berühren,  ist  wohl  nur  Zufall.  Zu 
den  verschlechternden  Bedd.  bei  2  haben  wir  Analogien  an 
andern  Verwandtschaftsnamen;  vgl.  Schwätz-JBäri,  ulnl.  .Bet- 
schwester, Saufbruder',  ferner  auch  Oötti,  lat.  nepos  1)  Neffe. 
■Jl  Schlemmer. 

Muem  m. :  wer  durch  Schmeicheln  Etwas  zu  er- 
langen sucht  VO.  —  Bett-:  Betbruder  Nnw.  —  Aus 
dem   entsprechenden   Fem.   erst  abgeleitet. 

muem(e)len:  Altweibergeschwätz  treiben.  Euel. 

„bett-:  die  Betschwester  spielen  VO;  Z." 

mueme":  1.  „Altweibergeschwätz  führen",  mit 
alten  Weibern  Umgang  haben  und  ihre  Albernheiten 
gern  anhören  Bs.  Behaglich,  weitschweifig  erzählen; 
Jmdn  mit  seinem  Geschwätz,  oder  mit  undeutlichem 
Beden  langweilen  BS.  Vertraulich  mit  einander  reden, 
plaudern,  scherzen  Bs.  Wie 's  Jumpfere*  mache",  "'«■"" 
me'  nil  mit-ene*  m.  will  und  lache"  und  zum  Höfle" 
hei  kei*  Lust.  BReber.     Vgl.  das  syn.  frau-basen.  — 

2.  die  Betschwester  spielen  VÜ;  „Z."  —  3.  „schmei- 
chelnd sich  umtun  Gr."  Durch  Schmeichelei  Etwas 
zu  erhalten  suchen,  ohne  dass  man  es  heraussagt 
Ndw;  Syn.  guenen.  Euphem.  für  betteln;  heimlich 
betteln  Gr.  —  4.  mit  dem  männlichen  Geschlecht  zu 
intimen,  verdächtigen  Umgang  haben,  sich  gern  mit 
ihm  abgeben;  kokettieren  Bs.  —  5.  heimlich  naschen; 
„allerlei  Näschereien  kaufen,  bes.  von  Weibern  hinter 
dem  Rücken  der  Männer  Gl."     Abi.  müemeleu. 

Muemeri"  f.,  PI.  Muememe*:  gleisnerisches 
Weib  Gr.  Frauensperson,  die  dem  heimlichen  Bettel 
nachstreicht  und  sich  zu  diesem  Ende  an  die  Frauen 
macht  GitL.  Muememe'  ha",  von  Hausfrauen,  welche 
solchen  Weibern  heimlich  Etwas  zustecken. 

M  u  e  m  e  r  i ,  -  e  i :  1.  verdächtiger  Umgang  mit  Manns- 
personen Bs  (Spreng).  —  2.  verwandtschaftliche  Rück- 
sichten, Nepotismus.  ,Dass  im  versoldeten  regiment 
frye    wal   bestände    und   nit   durch   muemery,   gunst, 


231 


Main  —  in li in .    Mamf— mumf.    Mampf— mampf 


232 


anhang  und  pratik  der  sold-  und  ergyt  diss  pfruend- 
regiment  besitze.'  Ansii. 

in  u  ein  ig:  eintönig,  langweilig  GnChur. 

niüeiiiele":  verstohlener  Weise  essen  und  trinken 
(iL.    —    liim.  zu   muemen   5. 


Mamfele"  f.:  1.  „ein  Bündel  Flachs;  so  viel,  als 
ein  Mann  nach  Hause  zu  tragen  vermag  \V."  — 
2.  eine  Handvoll  Hanf  FS. 

In  1  steckt  ohne  Zweifel  das  W.  .Manu'  und  das  Ganze 
ist  eine  Analogiebildung  nach  Hampfeien  (s.  Bd  11  1302/3); 
2  dagegen  ist  viell.  eine  Verquickung  des  letztem  W.  mit 
einer   syu.    Abi.   des  frz.    main   (Patois  man). 


mampfe":  hörbar  kauen,  bes.  an  Obst  herum;  be- 
haglieh essen  B  oAa.  —  Lautmalend  wie  das  bair.  ,mam- 
pfon',  mit  vollen   Backen  essen. 

Munipf  I  in.:  Mumps,  Entzündung  der  Ohrspeichel- 
drüse; Entzündung  des  Halses  G;  Z.  —  Vgl.  Ztschr.  f. 
d.  Phil.  I  309/12. 

Mnmpf  II  in.,  PI.  mit  Uml.:  1.  Stoss  mit  der  Faust 
"der  dem  Pusse,  Puff  AiFri.;  Bs;  auch  Ohrfeige  ßs. 
,l)ie  Mutter  hatte  ihm  zuerst  im  Unwillen  ein  paar 
Mümpfe  zugedacht.'  Breitenst.  —  2.  Anschnitt  des 
Brotes  B;  Syn.  Mutseh.  —  3.  „stolze  Person,  die  ihre 
Verachtung  gegen  Andere  nicht  zurückhalten  kann  G ; 
Zg"  (lt  St.a).  —  Wenigstens  in  den  Bedd.  1  und  3  aus 
dem   syn.   Mupf,  unter  Einschiebung  eines  m. 

mampfe":  1.  (auch  i'-m.)  den  Mund  voll  stopfen 
BO.  Vgl.  mampfen.  —  2.  tr.,  im  Munde  weich  machen, 
z.  I>.  hartes  Brot  ScnwE.  —  3.  mümpfe",  in  Nnw  auch 
mitmjife",  durch  Geberden  oder  Worte  seine  Verachtung 
oder  seine  Unzufriedenheit  ausdrücken;  boshafte  An- 
deutungen über  Etw.  machen,  sticheln  AaZol. ;  Bs; 
Nnw;  Syn.  föpplen,  chöglen.  Wo  Die  jetz  's  Süseli 
an  's  Her  Brunen  Arm  g'seh  het  spaziere",  so  het-si 
glich  a'fange"  tri.  Breitenst.  ,Er  wusste  wohl,  wie 
die  grossen  Mädchen  in.  würden,  wenn  er  vor  dem 
Pfarrer  in  der  Kirche  wäre.'  ebd.  Verblümt  reden 
Gl.  —  4.  schmecken,  munden  ZTurb.  Das  hät-em 
uml  ifwiimpft,  nicht  gepasst. 

In  das  Yb,  bes.  in  den  Bedd.  1,  2  und  4,  spielt  die 
Gruppe  Mümpfel  herein,  Bed.  3  aber  deutet  auf  Vwdtschaft 
mit  müpfen.  2  bedeutet  eig. :  im  Munde  halten,  hin  und  her 
I"  wegen,  bis  die  Speise  vom  Speichel   erweicht  ist. 

ver-mumpfe" :  1.  „Jmdu  verächtlich  behandeln, 
durch  spöttische  Geberden  aushöhnen  B;  VO;  G;  Z" 
|lt  St.2).  ,Um  diese  überfreimütigen  Bügen  zu  hin- 
dern, wurde  ernstlich  untersagt,  die  Verkündiger  des 
i  iotteswortes  in  der  Kirche  zu  v.,  zu  schänzeln  und  zu 
sturnpfieren.1  XVI.,  Z  Mand.  —  2.  Jmdn  als  einen  vom 
Lande  Geächteten  öffentlich  auskünden  Zg  (Kanzlei- 
spr.,  lt  St.a).   —   St.1  hat  bloss   uermup/en,   -müpfen. 

M  iimpfi  n.:  Stoss  L.  Es  hed  hie  und  do  so  nes 
M.  vo"  's  Moritze"  Bassgigc"  a"  siner  Ellboge"  <j 'spürt. 

Mampfe]  AajAp;  Bs;  B;  VO;  G;  S;  Tu;  /..  Numpfel 
I 'ullw..  Tag.,  Umpfel  Sca  —  m.,  Mumpffejle"  f.  Gl; 
Nnw,  PI.  Mampfte"  BSi.,  sonst  PI.  und  Dini.  mit  Uml.: 
1.  ein  Mund  voll.  Hissen,  Brocken,  allg.  E"  M.  Spick, 
ein  grösserer  Bissen,  verschieden  von  tSpeck-M.  Müm- 
pfcl    nie    Kindc"schüehli    üs.     Gross   Mump  fei,   feiss 


Vögel  Aa.  Legt  d'  Gable"  mit  iem  M.  ab.  Hindern. 
Ei—m  (sogar]  de"  .1/.  zum  Mul  üs  ge%,  Alles  für  ihn 
tun  Z.  De"  M.  söü-mict  (in  all  Weltteil)  versprenge', 
Beteurung  '/..  Wer  sieh  Abends  recht  schläfrig  fühlt. 
sagt:  Irh  uiU  au'''  Mümpfel  ne"  halt  :'  Nacht,  mit  Be- 
ziehung auf  die  tiefen  Atemzüge  '/..  Chlau  Mümpfeli 
esse".  Sciiwzd.  (Aa).  Nach  de"  Inste"  Mümpflene"  sueche*. 
Usteri.  De  farst  demit  dem  Mali  :ue  mul  wottsch  es 
ganz  dn"  inne"  tue";  ja  in'irlr'',  's  Löchli  ist  na  z' 
chli",  es  gönd  im  kc"  gross  Mümpfel  drl'.  Nägeli.  Ei— vi 
en  ieders  Mümpfeli  cergunnc"  Z.  Gneti  Mümjifeli  Im". 
gut  zu  essen,  Wohlleben  haben  Bs;  Z.  D'  Mexe" 
Int  irnii  .l/a"*  gueti  Mimpfeli  'kocht.  Sciiwzd.  (Bs). 
AU(i)  Mümpfel  (Mümpfel),  dann  und  wann,  jedesmal 
Aa;  L  (Häfl.  1813.  IUI).  Es  muess  du  dure",  und 
wenn  's  dlli  Mümpfel  en  31a""  chostet.  Sprww.  1869. 
Jedes  Mümpfeli  gnappet  de"  Bart,  bei  jedem  auch 
Doch  so  kleinen  M.  kommt  der  Bart  beim  Kauen  in 
Bewegung  (man  soll  also  auch  für  Weniges  dankbar 
sein).  1850,  Stutz.  Weggli  —  so  Mümpfeli,  wie  's  iez 
gi'i.  ANeher.  ,Der  schnitte  [vom  Braten]  ab  und  ässe 
ein  mümpfel.'  1522,  Egli.  Akten.  .Ich  lülfe  eini  durch 
ein  für  umb  eines  mumpfels  willen.'  JBinder  1535. 
.Foecundi  leporis  sapiens  seetabitur  armos,  ein  meister- 
loser schlecker,  der  die  gueten  bissle  oder  mümpfele 
kennt,  wirt  sy  suechen.'  Fris.;  Mal.  ,Ea  geschiehet 
oft,  dass  auch  ein  gutmütig  Sebaaf  eben  so  bald  auf 
ein  guts  Mümpfeli  triftet,  als  dass  es  dasselbige  esse.' 
1015,  JJBreit.  ,Ich  will  dir  selb  dein  Mul  ufsperen 
und  disen  Mümpfel  stossen  ein.'  GGotth.  1010.  .[X. 
v.  der  Flüe]  äss  zum  Tag  nit  mehr  denn  drei  Mümpfel.' 
1633,  Odw  Volksfr.  Der  Bewerber  um  eine  Stelle,  der 
mit  einigen  Maltern  Korn  abgefunden  wurde,  äusserte 
sich  unwillig:  ,l)as  heisst  ein  Mundpfel  in's  Maul 
werfen  und  schweigen  machen.'  1608,  Esterm.,  Piek. 
,Ein  Mümpfelein  Brot.'  JUlr.  1727.  Auch  gelegent- 
lich von  ungeniessbaren  Dingen,  z.  B.  von  Fetzen  Bs 
(s.  Schwzd.  23,  77).  —  2.  en  dicke  M.,  dicker,  fetter 
Mensch  Bs  (s.  Schwzd.  23,  82);  vgl.  das  syn.  Mocken. 

—  3.  Dim.,  der  10.  Teil  einer  Mass  Schw;  Syn.  Budeli. 

—  ■!.  unwillig  verzogener  Mund  Ndw.  Vgl.  mumpfen  .7. 
Betr.  die  Abschwäcliung  dos   2.  Teils  der  Zss.,   ferner  die 

Fem. -Form  vgl.  die  Anm.  zu  Arfel  (Bd  I  443/11,  sowie  /" 
Bampfel  (Bd  II  1303/4).  Das  Bewusstsein  der  Entstehung 
des  W.  war  wohl  nie  ganz  geschwunden,  wofür  folgende 
Rekonstruktionen  desselben  sprechen  mögen:  , Ans  einem 
mundfol  3  teil  machen.'  Salat.  ,Nee  sumito  magnos  morsus, 
gross  mundvoll.  Zwen  mundvoll  oder  ein  mundvoll  über  den 
anderen.  Die  gueten  bissle  oder  mündvole.'  Fris.  1562. 
,Guet  mundvoll  abbeissen.  Eiu  mundvolle,  bissle.  (luete  bissle 
oder  mündpfele  (mundvolle)  essen.'  Fris.;  Mal.  ,Er  ist  mit 
seiner  Gesundheit  [seinem  G.  trinken]  den  Andorn  fast  eine 
Viertelstunde  hintennach  gekommen,  weil  er  diu  Mundvoll 
nicht  hat  können  herunterbringen.'  HPest.  1785.  S.  auch 
M'  rvt '. 

Ise"-:  Eisenklumpen  Bs.  In  der  bei  GiggerniUis 
(s.  Bd  II  176)  angeführten  Stelle  spec.  Bruchstücke 
von  Bomben  von  der  Belagerung  von  Strassburg  her; 
solche  wurden  in  Bs  verkauft  und  u.  A.  als  Brief- 
beschwerer benutzt.  —  Hus-  m. :  Person,  die  gern 
zu  Hause  bleibt  und  ihre  Freude  daran  hat.  im  In- 
nern des  Hauses  zu  walten;  Hausmütterchen  Bs.  — 
Chuchi-:  Mädchen,  das  die  Küche  gerne  besorgt  Bs. 

—  Chraft-Mümpfeli:  kräftiger  Hissen,  Speise,  die 
Kraft  gibt;  Leckerbissen  Bs;  „VO;  Z."  —  (tiuet-) 
Nacht-:    Bissen,    etwas   Weniges,    das   man   vor  dem 


283 


Mampf-  uiunipf.    Mains— mums.     Man 


234 


Schlafengehen  noch  geniesst,   bes.  Leckerbissen,  den 

man  den  Kindern  gibt,  wenn  sie  den  Eltern  .gute 
Nacht'  sagen  '/.-,  Syn.  Bett-Mümpfeli,  Zungen-Mumpfel. 

—  N  ü  11  i -  =  Z'nüni-Essen  (s.  IM  1  527)  Bs;  vgl.  Zehni- 
M.  —  Bett-,  meist  l>im.,  =  Guet-Nacht-Mümp feli  Bs 
Gl:  Z.  PfaffC-Mumpfel,  meist  PI., =Pf.-Mocken 
Aa;  Z;   auch  =  Pfaffen-Chäppli  3    (s.  Bd  III  393)    Z. 

—  Reputa z (ions)-M ü m p f e li  =  B.-Moeken  Scu ;  Z. 
Sack-:   was  man  von  den  Speisen  an  Mahlzeiten 

in  die  Tasche  steckt,  um  es  nach  Hause  mitzunehmen  ; 
vgl.  Behalten*  Bd  II  1239.  Er  habe  den  eingesteckten 
Braten  nicht  gestohlen.  ,nur  für  ein  S.  geachtet.'  1690, 
Z  OGlatt  —  Schuf-,  meist  PL:  Name  einer  von  den 
Schafen  gern  gefressenen  Pflanze,  rundblättriges  Lein- 
kraut, lin.  spuria  AABb.  —  Speck-:  kleiner  Speck- 
würfel, z.B.  in  der  Wurst  oder  auf  sog.  Spieck-  Wäjen 
Bs:  S;  vgl.  Mumpfel  1.  —  Tau™-:  Mensch,  der  die 
üble  Gewohnheit  hat,  den  Mund  immer  wie  zum 
Kauen  zu  bewegen  GTa.  —  Zehni-:  Zwischenessen 
um  10  Uhr  Morgens  BsStdt,  wo  der  Z.  bes.  in  den 
Familien  an  die  Stelle  des  mehr  bei  den  Arbeitern 
üblichen  ,Nüni-Mnmpfels'  tritt.  —  Zunge"-:  \.  =  Guct- 
Nacht-M.,  da  er  oft  nur  in  einer  Kleinigkeit  ,auf  die 
Zunge',  z.  B.  Bonbons,  besteht  ZElgg.  —  2.  Zunge"- 
Mümpfeli  mache",  die  Gewohnheit  haben,  die  Zunge 
zwischen  die  Zähne  zu  legen,  gleichs.  um  daran  zu 
kauen,  wie  viele  Leute  tun,  wenn  sie  etwas  Unge- 
wohntes. Heikles  auszuführen  haben  Z.  —  3.  Mensch 
mit  schwerer  Zunge  ZElgg. 

mumpf(e)le°  (in  GlH.  mumfle*):  1.  auch  i'-m., 
=  mampfen  1  BSi.;  sonst  wesentlich  =  mullen  1  Aaj 
Ar:  BO.;  VO;  Scn;  Z.  Er  mumpflet  's,  we-n-es  alts 
Müeterli,  wo-n-ekeini  Zän<l  »ic  heil  ScnwMuo.  ,M.  und 
Kauen  ist  nicht  Einerlei.'  Tobl.  1814.  Beim  Essen 
grosse  Bissen  nehmen,  gierig  drauf  los  essen  BSi.; 
VO;  Z.  .Er  mundvelte  drauf  los,  als  ob  er  die  halbe 
Welt  verschlingen  wollte.'  1851,  Stutz.  Etw.  appe"-, 
e'weg-m,  ScnwMuo.  —  2.  durch  blosse  Bewegung  des 
Mundes  einem  Andern  Etw.  zu  verstehen  geben  GlH. 

Mampf  li  m.:  Schelte  auf  Jmdn,  der  beim  Zer- 
arbeiten  grosser  Bissen  die  Kauwerkzeuge  stark  be- 
wegt ScnwMuo.;  Z. 

mump  feie":  kleine  Bissen,  einen  nach  dem  an- 
dern, langsam,  behaglich  kauen  Bs;  B;  Vü ;  Z.  Syn. 
grummelen  Bd  LT  731.  müffelen.  Iss  doch,  da  müm- 
pfettst  mumme*  BSi. 

ver-:  Etw.  in  ganz  kleine  Bissen,  Stücke  oder 
Maasse  teilen  ScawE. 

Miinipl'erine",  auch  Muffeline'  —  f. :  frz.  Tanzweise, 
die  im  ersten  Drittel  unsers  Jhdts  mit  Vorliebe  ge- 
tanzt wurde  BStdt.  Es  Anders  pressiert,  am  mit  dem 
Chammermeitli  e'  neui  Mumpferuie"  :'  probiere",  d'r 
Kutscher  heig  cersproclie",  er  wcll-ne"  flöte"  d'rzue. 
Gottii.  —  Ans  dem  frz.  mmtferrine  (Adj.,  abgel.  von  Mont- 
ferrat),   eiu   it.   Taaz. 


Mamsell  f.:  1.  französische  Stubenmagd.  2.  Hälfte 
des  Will.,  Z;  vgl.  Jung-Frau  Bd  I  1247.  Titel  der 
Kammerjungfer  übh.  XVIII.,  Bs  (lt  Sintemal  1759). 
—  2.  Frauenzimmer,  das  .aufgehört  hat  eine  Jungfer 
zu  sein,  ohne  sich  zu  verheiraten.'  1794,  Merian. 


Man,  inen,  min,  mon,   mim,   bzw.  mann  usw. 

Man,  bzw.  Man  AaI r.;  BsL.;  BBr.  (neben  Sfä"), 

Li.,  IIa.,  li.  (neben  Mo");  Gr  (selten);  Lila.;  S;  USch.; 
\V.  Mane"  B  uSi.;  GrD.,  S..  SpL,  Tschapp.,  V.,  Manne" 
BoSi.,  Mon  BG.,  M.;  Gatw.;  l'Sil..  Möne"  GrAv.,  .1/" 
(nas.)  UrFcIsIi.,  Man  GrAv.,  uVaz  (neben  Mo").  Mo, 
bzw.  .1/0  AaL.;  Ap;  BHk.,  „G.,  0.;"  FL;  „LE.;"  PAL; 
G ;  Scu ;  Si/HW ;  Tu  ;  Uw ;  Zg  ;  Z,  Mü*  Gl  ;  GrSccw.  ;  GSa.  ; 
ScHStdtf;  ZRfz,  PI.  Mö"  Ar;  (i;  Th;  Z,  Lim.  Mönli 
AABb.  —  in.:  Mond.  1.  der  Himmelskörper.  Vgl.  Serr- 
gotte'-Lieeht ;  Mnn-Bübeli;  Chnahe"-,  Bmbe"  -  Sann 
a)  nach  seiner  Stellung  und  Bewegung  (ähnlich  der 
Sonne).  Er  het  de"  Chopf  üf,  wie  wenn  er  am  M. 
wett  schmücke',  trägt  den  Kopf  hoch  AaSL  So  g'wüss 
äass  Sann  und  Mo"  am  Himmel  städ  Z.  Es  send  Zivi 
Mö"  |Mond  und  Nebenmond]  am  Himmel  GStdt.  Lei- 
Mond  chunnt,  gät  (stät  ZO.)  üf,  geht  auf,  gilt  abe", 
ander,  geht  unter.  S.  noch  Gold  Bd  II  224.  —  b)  Licht- 
wirkung. De''  M.  schlnt;  vgl.  M. -Heitert;  M.-Schin; 
Durch-Schm.  Er  ist  so  dürr,  de'  Mo"  sehint  dw°h-ne 
dure"  L  (Ineichen).  Bildl.  der  Mo  schint,  von  unan- 
ständiger Entblössung  Ap;  vgl.  gemeind.  Mondschein 
für  Glatze.  Das  Bild  der  Mondscheibe  gleicht  einem 
Antlitz,  daher  und  wegen  der  Homonymität  mit  Mann 
der  Entlebucher  den  Mond  für  einen  Mann  hält.  St.'1 
Ober  die  Sage  vom  Mann  im  Monde  vgl.  Gr.  Myth. 
681.  Den  Kindern  sagt  man,  es  sei  ein  Ma""  im  Mö" 
drin  Ar.  Wer  am  Sunntig  Hol;  trat  [trägt],  chunnt 
in  Mö".  KSteiger  1839,  ähnlich  jetzt  noch  Z;  s.  noch 
Rochh.  1867  1  13.  Seine  Spiegelung  im  Wasser:  Auch 
den  Gersauern  in  Schw  wird  nachgeredet,  sie  glauben, 
dass  der  M.  im  See  liege.  —  c)  nach  seiner  Veränder- 
lichkeit, seinen  Phasen.  Der  M.  schwmt,  nimmt  ab, 
wachst,  wird  roll:  es  ist  schwinc"de'\  wachse"der  M. 
S.  ab-,  üf-,  dbsich-,  nidsich-gänd  Bd  II  9.  13.  3.:;.  34. 
Hiezu:  Volle''  M.,  volli  Jar,  lärer  M.,  läri  Jar,  d.  h.  je 
nachdem  der  Mond  in  den  nächsten  Tagen  auf  Neu- 
jahr voll  oder  leer  wird,  ist  ein  fruchtbares  oder  un- 
fruchtbares Jahr  zu  erwarten  Z.  Geschäfte,  Tätig- 
keiten, welche  auf  Wachstum  und  Gedeihen  des  betr. 
Gegenstandes  abzielen,  sollen  im  zunehmenden  oder 
steigenden,  solche  dagegen,  bei  welchen  ein  Abnehmen 
oder  in  die  Tiefe  Wachsen  wunschbar  ist,  bei  ab- 
nehmendem oder  absteigendem  Mond  vorgenommen 
werden.  So  soll  man  z.  B.  Hühneraugen  hei  abnehmen- 
dem Monde  schneiden  S.  Wenn  Blatternkranke  im 
schwinete'  Mö"  den  Ausschlag  verlieren,  so  bleiben 
nach  dem  Volksglauben  die  Narben  sichtbar  Z.  S.  Voll-, 
Xiui-M.  und  nüw.  Der  Mondwechsel  hat  Einfluss 
auch  auf  das  Gemüt  der  Menschen,  bes.  bei  Geistes- 
kranken S;  Z.  Mit  dem  Mö"  gö",  von  Frauen,  nach 
der  Mondphase  unpässlich,  schwermütig  sein  Ap;  vgl. 
.mondsüchtig-,  lünig,  mönig.  .Die  Cartoffel  wollen  umb 
das  Wedel  in  undergehendem  Monn  gepflanzet  sein.' 
Rhag.  1639.  .Der  Monn  soll  obsich  oder  nidsich  gehen, 
bald  Schweinen,  bald  wachsen,  je  noch  dem  der  Scha- 
den zu-  oder  ahnemmen  soll.'  RGwekb  1646.  .Wer 
spielet  und  mit  dem  Rücken  gegen  den  Mond  sitzet, 
der  verspiele  Alles.'  Aniiorn  1674.  .Dein  Sein  [Sinn] 
ist  wie  der  Mohn  gericht;  was  dir  z'  Nacht  g'liebt. 
erleidt  dir  hinacht.'  Wahrsager  1675.  Man  soll  das 
Holz  [zu  einem  Bau]  .bei  instehend  und  abnehmendem 
Mond'  lallen.  1713,  Abscu.    Vgl.  noch  über  den  Mond 


235 


Man.  inen,  min,  rnon,  nanu 


236 


in  der  Mythologie  und  im  Volksglauben:  Birl.  1861, 
186  f.  1 16  f.;  Eochh.  1856  I  262  f.,  II  237.  306;  Baurag. 
7;  RHassenkamp,  der  Mond  in  den  Anschauungen  der 
Naturvölker  1874;  WWack.  1872,  250  f£  —  2.  a)  als 
Wirtshausschild.  Selten.  z.B.  SOlt.  ,N.  N.,  Wirt 
/um  halben  Mon.'.  1<>53,  AaWcU.  Klosterarch.  — 
b)  Bild  des  Mondes  auf  Kirchtürmen.  ,1488  stackt 
man  den  steinen  mit  dem  man  uf  den  münsterturn.' 
Edlib.  —  3.  Schelte:  Du  MO" :  Einfaltspinsel  GStdt. 
Verkürzt  aus  Mö'-GhaTb  Bd  111  219.  —  4.  (meist  PI. 
Mon)  ringförmiger  Fleck,  a)  Ringe  von  ausgewasche- 
nen Flecken.  Fettropfen  usw.  an  Stuften.  Tapeten  Aa 
Wohl.;  li.  Das  [Hemd]  chasch  ämel  wäger  nimme* 
bräche",  's  isch  ja  ganz  karfange;  g'sesch,  es  het  ja 
hie  in"  Mon  Wd  dort  eine*  B  (vRütte).  —  b)  dunkle 
Ringe  um  die  Augen,  durch  Blutauflauf  bewirkt  B. 
Schwärzt  Man  um  d'  Auge*  umme"  BBe.  Vgl.:  Die 
Unholden  hätten  ,rote  Mönli'  in  den  Augen,  daran  man 
sie  erkenne.  1570,  L  (Turmbuch).  —  c)  rote,  blaue 
eder  grüne  rundliche  Flecken  in  der  Haut,  bes.  im 
Gesicht,  in  Folge  eines  Schlages  AALeer.,  St.;  Bs  (gew. 
blaue'  Mön);  rote,  entzündete  Augenlider  BsL.  ,Der 
dicke,  aufgedunsene  Kopf  mit  den  roten  Mönen.1  Bkei- 
tenst.  —  5.  Dim.,  runde  Klammer,  Parenthese.  .Was 
fanden  würt  stau  zwüschen  zwei  solchen  (..)  män- 
linen.  sull  mit  stillerer  stimm  gelesen  werden.'  Salat. 
In  unserer ä.  I.it.  yr i 1 1  fast  durchweg  ,Mön',  so  noch  1715; 

Salal  braucht  neben  einander '  nnd  .tuäu.'  .Zum  Man(enV, 

Bausname  in  ZStdt  1357/1504,  .zum  halben  Moou.'  1637. 
Erst  1772  (JCSulz.)  begegnet  uns  ,Mmid.'  Von  Klexionsfonneu 
notieren  wir:  ,den  monen.'  1336/1446,  Z  Jahrb.,  ,des  mous.' 
Zwingli,  ,des  Moues.'  HRKebm.  1620,  ,des  Monden.'  vMoos 
1777.  Die  Form  für  den  (seltenen)  PI.  schwankt:  ,zweu 
monen.'  um  K.:;i>,  Bs.  ,Dry  mon  am  hinimel.'  Salat.  Bei 
Anh.  1674  Sing.  ,Mon\  PI.  ,Mönd.'  —  Unsere  einsilbigen 
Können  sind  ans  dem  Nom.  dos  mini.  mSne,  die  zweisilbigen 
aus  dem  Acc.  desselben  zu  erklären.  Über  den  Abfall  des  n 
und  die  verschiedene  Gestaltung  des  Voc.  vgl.  analoge  Fälle 
wie  -/"",  lim,  Man,  (y')tan  :  auch  h*u\  11.  ä.  Auffallen  niuss  ö 
für  ij  in  MAA.,  die  diesen  Lautwandel  sonst  nicht  anerkennen. 

Voll-Män  m.,  in  „Z  n.":  1.  Vollmond,  allg.  Syn. 
Wädel.  Volksglaube:  We**-me"  Bluemen  im  V.  ver- 
setzt,  werde'd-si  (/'füllt  Z.  We"*-me*  im  Vdllmäne* 
hüratet,  sn  het-me*  ml  Strit  im  Hüs  GrD.  .Si  seien 
im  vollen  Mon  worden,  mögend  widerheben  wie  hagen- 
büchin  Zaunstecken.'  Scuimpfr.  1651.  Vgl.  Gr.,  Myth. 
(1854)  S.  676.  —  2.  Vollmondgesicht  Tu. 

Das  vn.u  nach  Analogie  von  Neu,  Neumond.  Die  Zss. 
ist  eine  lose:  ,1m  vollmon  oder  wädel.'  1584,  Zcllw.,  Urk., 
woch  elnd  mit  .im  vollen  mon  oder  w.'  und  so  noch  heute  V.'K 

Finster-:  Neumond.  Syn.  Schwarz-M.  .Bim  Fy- 
stermond.'  B  Kai.  1858.  —  Halb-:  Halbmond.  1.  halb- 

1 (förmiges  Messer  der  Sattler.  Schlichtklinge   Tu. 

Vgl.  das  frz.  lunette.  --  2.  Rundeinschnitt  ob  dem  Herd 
BsBuus.  :!.  Vorwerk  einer  Festung,  Lünette.  ,Von 
den  halben  Midien.'  JCLav.  1644,  ..Monden.'  HJÜ7.  — 
I.  halbmondförmiger  Einschnitt  auf  einem  Brücken- 
»fosten  als  Grenzzeichen?  .Auf  der  Sensenbrücke  soll 
vnii  der  Mitte  der  halben  .Minien  [ )( ]  oder  Ringe  an 
die    Souveränität    der    Kantone   B  und  F    anheben.' 

1655,  Absch.  —  Herbst-:  Herbst n.it .  .Merzens  und 

Herbstraons  GTegenheit.'  HRRebh.  1620.  —  Churz- 
M  a  11  o":    Februar  GrRIi. 

Nüw-Män:  Neumond;  vgl.  Nüw.  .Im  X.  ist  gut 
düngen.'  L  (Ineichen).  Drei  Tage  vor  und  nach  N. 
sät  man  gern  Weizen  und  Roggen  Z.    Vgl.  Gr.,  Myth. 


(1854)  S.  676.  ,Biss  auf  das  neüwmon  des  eisten 
inonats.'  1531,  Z  Bib..  =  .auf  den  iieuwnion.'  1548.  — 
11  ü  w-niö n  1  ich :  zur  Zeit  des  Neumonds  stattfindend. 
,Pie  nüwmönlichen  fest  und  sabbat.'  Zwingli.  Übei 
das   Neutr.   Tgl.   die  Anm.  zu    Voll- Mön. 

Schwarz-  =  Mnster-M.  GRh. 

halb-mo nacht ig:  halbmondförmig.  ,  Her  kr  um  nie 
und    halbmonachtige  Louf  des  Rhyns.'    Rüegbr  1606. 

liione"  ThRom.,  mö'ne*  Th  (Pup.);  ZRafz:  1.  1111- 
pers.  Es  mottet  si'h,  der  .Mond  ist  wieder  in  gleicher 
Phase  wie  damals  Tu;  vgl.  jäten,.  —  2.  tr.,  eine  ge- 
wisse (krumme)  Form  geben.  Er  liet-em  de*  Hurt 
g'hörig  g'mämet  ZRafz.  ,G'mönt',  halbmondförmig  ge- 
bogen. Als  Zeichen  der  Güte  beim  Rindvieh  weiden 
aufgezählt:  .Home  on  alle  böse,  arge  krümm  g'ini'nit.' 
Tierb.  1563. 

ver-möne":  durch  runde  Flecken  entstellen.  Das 
1'iijnr  isch  ganz  vermönet  BsLang.  —  Zu  Man  i. 

Mänende"  f.  D'  31.  ha;  die  Zeit  der  Trächtig- 
keit erfüllen  (von  Kühen,  Ziegen)  BHk.,  oE.  —  Zu  der 
Bildung  vgl.   , Gemächende.' 

MänetBHa.  (Mäned);  GrL.,  ObS.,  Pr.;  T  (Mänot); 
l'w;  W  (Mannt/:  ZKn.f.  Mänet  BE.j  I.E.;  ZLiuiin., 
W.,  Mönet  GuUbS..  Mönet  AASt;  LG.;  Tu;  ZS.,  Mü'net 
Glj  Gr  UVaz,  Haldenst. ;  GO.  —  PI.  meist  ohne  I  ml, 
—  m.:  1.  Monat,  allg.  D'r  M.  (GO.),  d'  Mfinelc"  (B) 
!ia",  die  Menses  haben.  —  2.  Mond  GrL.,  ObS.  (Mänet, 
dagegen  Mönet  in  Bed.  1);  W.  Im  üfgendw  M. 
[schwanger]  si«  W.  —  3.  Mönetli  ScuSt..  Munetli 
LiWe..  Massliebchen,  bellis  per. 

Bind.  mctii>it.  möznet.  Aus  ;i.  I.it.:  .maiiod."  ThDiess.  Stadtr., 
.des  manots.'  1413,  Bs  Urk.,  ebenso  1531,  Strick].,  ,Monet' 
neben  .Manat.'  Salat,  , Hauet.'  Edlib.,  aber  schon  bei  Mal. 
.Monat.'  S.  noch  wedemänt.  Bod.  2  auch  bair.  und  kärntb. 
Zu  3  vgl.  bair.  ,Monatb)üeml',  tir.  ,Honatle.'  —  Über  die 
folg.  Zss.  (Monatsnamen)  s.  Gr.,  Gesch.  d.  d.  Spr.  7S  ff.; 
Weinhold  1869;  auch  die  Anm.  zu  Uorning  Bd  II  1628. 
Es  mag  beachtet  werden,  dass,  während  im  deutschen  Reich 
trotz  dem  gegenwärtig  herrschenden  Purismus  mit  Vorliebe 
die  lat.  Namen  beibehalten  werden,  die  Schweiz  Ins  in  die 
neuere  Zeit  den  alten  Namen  treu  geblieben  ist.  Dass  früher 
die  Monatsnamen  auch  für  die  Benennung  von  Geschützen 
dienten,  zeigt  folgende  Stelle  aus  HBull.  157-2.  welche  zu- 
gleich auch  für  die  schwankende  Orthographie,  bzw.  Aus- 
sprache des  Wortes  Monat  von  Interesse  ist:  ,der  Aprel), 
der  Mey,  der  Brächet,  der  Äugst,  der  Wynmont,  der  Winter- 
iiionct,  der  Wolfnianet.'  Z  Geschütze,  welche  löol  bei  Kappel 
verloren  gieugen.  Wahrscli.  bildeten  je  12  Geschütze  mit 
den  12  Monatsnamen  eine  Einheit;  vgl.  die  analoge  Benennung 
nach    den    12    Aposteln. 

Augst-Monet  neben  Augstfe")  (Bd  I  15:3)  Tu:  /.. 

Herbst-:  September,  allg.  Was  der  Augste' 
nitd  chochet,  cha"  der  H.  iiütl  brate"  ZS.  .In  dem 
ersten  herbstmanet.'  1334,  BFraubr.  Urk.;  1409,  Ar 
LB.  .Erst  herbstmant'  neben  ,h.-manot.'  Edlib.  .Im 
dritten  herpstmanot  M!'v.  jar.'  ebd.  S.  Herbst  Bd  11 
1593.  —  Herbst-Moneter:  im  Horbstmonat  gewon- 
nener Käse  B.  .Keinen  einzigen  Aussehuss  hatte  der 
exakte  Händler  unter  den  Soinnierkäsen  finden  können 
und  auch  die  H.  versprachen  kein  schlechteres  Re- 
sultat.'  NVDEGGER   1890. 

Hcu(w)-,  in  PA1.  Hei-monud:  Juli.  allg.  — 
Hcu-Moneter:  frühste  Kartotfelsorte  B. 

Churz-:  Februar  Gr.  D'  Mumme  leid  denn  .!//■. 
[am  Neujahr  Geschenkte]  in  en  grössi  BandzeimeH,  bis 
d' Chind  eilen  im  i 'hur . mn ml   Alls  g' schnäblet  heind. 


237 


Alan. 


iin'ii,   nun.   inon.   mim 


288 


ScHwzn.  (GRPeist).    Vgl.:  ,A.  1583  am  ersten  Sonnen- 
tag im  kurzen  monat.'  Ahm-skr   1572/1612. 

Chatzen-Manet:  Februar  Git  ObS.  -  Vgl.  h,,,-»,-,-,,, 

VA   II    1687. 

Christ-Monet:  Dezeinbor.  Betr.  Gebräuche  in 
diesem  Monat  vgl.  Alt-Jär,  Ghlungeren,  CMaus,  Lös 
Tag.  -  Lächli-:  die  Flitterwochen  Gl.  —  MSss-: 
November,  weil  der  Jahrmarkt  zu  BsStdt  in  diesen 
Monat  lallt  Bs. 

Bon-.  ,Ani  fünften  tag  bonmanot.'  Datum  einer 
Urk.  vom  5.  Juni  1371.  LMünster. 

Nach  der  Blütezeit  der  (Acker-) Bohnen  benannt;  bei 
Fischart  heisst  der  Mai   .Bonenmonat.' 

Bar-,  Bär-:  Januar.  ,Der  erste  manod  in  dem 
jare.  der  da  beisset  barmanot.'  1313,  Urk.  (Gfd).  .Bar- 
manot.'  UwE.  Psalter.  .Datum  im  Bärmonat.'  Urk. 
vom  1.  Jan.  1343  (Regesten  von  BBuchsee).  .Antonii 
im  bärmonat  [17.  Jan.].'  1415,  BKaufbr.  ,Ze  mitten 
barmenod.'  1436,  B  Urk.  , Bärmonat  ze  tütsehe,  in 
latyn  januarius.'  1449,  L  Urk. 

Gerne  würde  mau  dem  , Wolfmonat'  einen  .Bärenmonat' 
anreihen,  allein  die  Belege  mit  dem  W.  ohne  Umlaut  sind  zu 
gut  vertreten.  Soll  bar  die  aller  Vegetation  entblösste  Erde 
andeuten?  Doch  s.  auch  die  Anm.  zu  bar-hämmig  Bd  II  1271. 
Zu  dem  Wechsel  von  a  und  ä  vgl.  Bar-Lucke",  -Meter  neben 
lliir-;   Gm»  neben    Gras. 

Brach-:  Juni.  allg.  Syn.  Brächet.  Br.  nass  lärt 
Schüren  (Spir,  Speicher)  und  Fass  L;  Z.  Der  Nord- 
wind  im  Bröchmonet  wäit  Chorn  i*  's  Land.  Sulger. 
.Biachmant.'  Edlib.  ,Man  rechnet  vom  ersten  Brach- 
monat, da  der  Knab  das  erste  Mal  Hosen  und  das 
Mägden  das  erste  Mal  die  Schnürbrust  angezogen,  bis 
wieder  zum  ersten  Br.  auch  ein  Jahr.'  Erinnerer  1766. 
Bildl.  Das  isch  Eine''  wie  der  lang  Bröchmonet,  von 
einem  langen,  hagern  Menschen  S.  Er*  lange'  Brach- 
moned,  lange,  magere  Gestalt  Bs;  vgl.  Brächet. 

Die  bildl.  RA.  entweder,  weil  im  Br.  die  Tage  am  läng- 
sten, oder,  was  wahrscheinlicher,  weil  die  Zeit  von  Pfingsten 
bis  Jakobi,  wo  die  Erntevorräte  zur  Neige  gehen,  der  .lange 
Brächet'  hiess.  Zu  Urach-  vgl.  den  umgekehrten  Fall  in 
it.  maggese.  Brache,  cig.  Maifeld,  von  maggio,  Mai,  weil  in 
diesem  Monate  nach  altrömischer  Weise  das  Brachfeld  um- 
gebrochen  ward,  wie  diesseits  der  Alpen   im  Juni. 

Red-,  Reb-:  Februar.  ,In  dem  nianot  vor  merzen 
(redmanode).'  F  Handfeste.  .Fehruarius,  der  hornung, 
der  redmonet.'  BFraubr.  Jahrzeitb.  ,1m  rebmonat,  im 
merzen  und  im  abereilen.'  1336/1446,  Z  Chron.  .Am 
hind ersten  tag  rebmant  und  am  ersten  tag  merzen 
überschoss  der  Zürichsee.'  Edlib. 

Die  erstere  Schreibung  auch  1292/1371,  Z  Ratsbuch; 
1305,  BInterl.  Urk.;  1312.  Z  Urk. ;  1369,  B  Urk.;  137s, 
fiPfäf.  Urk.;  UwE.  Psalter;  .redim.'  um  U00,  ApReimchr.; 
,rebm.'  13S2,  ZRichtebr.;  14öfi,  L  Urk.:  Kessl.  Das  W. 
stellt  sich  zu  ags.  hredmbnath,  sächs.  rhedmanath,  März.  Diese 
Namen  gehen  zurück  auf  ahd.  fhiradi,  redi,  celer,  agilis, 
mit  Beziehung  auf  das  im  Februar  und  März  sich  wieder 
regende  Leben  in  Natur  und  Feldarbeit.  Die  Schwankung 
in  der  Schreibung  erklärt  sich  daraus,  dass  einerseits  das 
Etymon  dem  Sprachbewusstsein  abhanden  gekommen  war. 
anderseits  im  Sandhi  beide  Schreibungen  gleich  berechtigt 
sind.  Oli  zu  der  Schreibung  mit  b  der  Gedanke  an  die  zu- 
meist im  Februar  beginnende  Arbeit  im  Weinberge  den  An- 
stoss  gegeben  oder  mitgewirkt  habe,  bleibe  dahin  gestellt, 
weil  in  diesem  Falle  eine  Änderung  des  Voc.  hätte  geschehen 
müssen. 

Mittwoche"-:  ein  mit  Mittwoch,  nach  dem  Volks- 
glauben einem  .verworfenen'  Tag.  beginnender  Monat. 


E*  Mittwuchcmänet  und  en  Holderboge*  und  en  mit" 
Ma"".  wenn  die  g'räte;  so  sind -seh'  besser  als  alli 
anderi  GrD.  Wolf-:  Dezember.  ,Uf  dem  vierteln- 
der mannten  wynraanet,  wintermanet  und  wolfmanet.' 
1527,  Absch.  .Wolfmond.'  1528,  L  (Strickl.).  .Ufden 
11.  tag  des  monat  decembers  ist  M.  Uelrich  Zwingli 
erwelt  zum  liprister  und  demnach  utf  den  31.  tag  wolf- 
mont  bestallet.'  Edlib.  .Wolfmon.'  1555,  Z  Kai.  ,Nach 
der  wienacht  oder  christtag,  das  ist  nach  dem  ende 
des  wolfmonats.'  Fische.  1503.  .Wolfsmonat.'  1573, 
Z  Urk.  .Christmonat,  decomber,  wirt  sunst  der  wolf- 
monat  genannt.'  Mal.  So  noch  1587,  Z  Katserk.  und 
bis  1589  in  BSigr.  (Ehtagsrodel).  ,Von  uns  Teutschen 
wird  der  December  genennet  der  W.,  weil  die  Wolf 
in  diesem  Monat  allermeist  sich  merken  lassen.'  JMüll. 
1665.  .Der  Dezember  sei  nicht  mehr  der  Wolfsmonat, 
weil  die  Wölfe  nicht  mehr  im  Christmonat  wärffen 
[nach  Einführung  des  gregorianischen  Kalenders].' 
Beiträge  1785.  Vgl.  ,der  monat,  so  von  den  rüssigen 
[brünstigen]  Wölfen  genempt.'  Ansh.  —  Wi°-:  Oktober. 
Im  Wimanet,  wä  nie"  schon  entalpeget  g'han  hed  GrPi'. 
Gewitter  in  diesem  Monat  deuten  auf  einen  unbe- 
ständigen, nassen  Winter.  Ineichen ;  Sulger.  Warme'' 
W.,  ehalte  Homer  L  (Ineichen).  Warmer  Regen  am 
Ende  dieses  Monats  deutet  auf  kalten  Jenner  und 
Hornung.  ebd.  —  Winter-:  November.  En  nassi- 
W.  bringt  en  nasse"  Merz.  Sulger.  .Wie  der  W.,  so 
der  März.'  Ineichen.  ,Den  wintermanet  so  soll  der 
bach  gän  in  die  alhnent.'  1436,  ZNiederhasli  Otl'n. 
Der  läng  W.,  der  Januar  GrV.,  wohl  mit  appellativer 
Auffassung  des  Wortes;  übrigens  werden  hie  und  da 
Dezember,  Januar  und  Februar  die  drei  Wintermonate 
(par  excellence)  genannt.  In  ä.  Zeit  war  es  der  De- 
zember; so  in  UwE.  Psalt.  und  imNekr.  AAHermetschw. 

monetlich  Z,  -lig  Ap;  GRh.;  S:  wie  nhd.  .Basel 
hatte  schon  1541  einen  monatlichen  Bettag  eingeführt 
aus  Veranlassung  einer  Pestseuche.'  Frick.  Kirehen- 
gebr.  's  31.  Ar;  S ;  Z,  's  m.  Zug  GRh.,  die  Kata- 
menien;   vgl.  noch  Schild  1873.  70. 

Moni,  in  TuHw.  3töL'ni,  in  PA1.  Mini  —  f.: 
1.  Mondphase,  auch  der  Mond  selbst  PAL  Xtic  M., 
Neumond,  halbi  71/.,  Vollmond.  Z>'  M.  chinnd  hur. 
der  Mond  kommt  her,  geht  auf.  —  2.  PI.  Menine*, 
Biegungen,  Krümmungen  PA1.  -  -  3.  Männi,  Mond- 
blindheit oder  periodische  Augenentzündung,  zunächst 
von  Pferden  „Vw;"  S.  —  4.  Laune,  Einlall  SchSU; 
TiiHw.  Syn.  Lün.  Wenn  en  d'  M.  a'ehunnt,  macht 
er  e"  Reis.     Du   hast  Mönene"!   sonderbare  Einfälle. 

Von  einer  Gilt.  'Mäni(n),  abgeleitet  von  Man,  Mond. 
bzw.   vom    Vb.  matten,   niöiieii   (s.  d.).     Zu  1    vgl.  frz.  lunaison. 

raönig  AAFri.,  Wohl.;  Ap;  Gr;  L;  „SciiwMa.;"  Th 
(Pup.);  ZLunn.,  mo-ig  SchwE.,  männig  Gl;  L;  Zg; 
ZKn.,  me'nnig  ZZoll..  miVnig  SciiStdt,  niunnig  GlMoII.  : 
1.  mondähnlich  Th  (Pup.).  —  2.  einen  Monat  alt  Gr; 
Z.  E"  sibe'mönigs  Chind.  E"  dreimönigs  Chalb.  ,Er 
machet  einen  drymönigen  bestand  [Waffenstillstand].' 
Ansh.  .Bimensis,  zweimönig,  semestris,  sechsmönig.' 
Fuis. ;  Mal.  —  3.  mondsüchtig,  zeitweise  geisteskrank 
L;  ScawE.  .Cerebrosus,  vieium  habens  in  cerebro. 
scilicet  niönig.'  Ebinger  1438.  ,Juno  was  Libero,  dem 
bankhart,  so  g'hass,  dass  sy  in  ganz  m.  and  unsinnig 
macht.'  Tierb.  15G3.  Hiezu  wohl:  brünstig,  von  Katzen 
Ar.  —  4.  a)  übelgelaunt  Gr.;  ScnStdt;  „ScnwMa."  Syn. 
h'tnig.    _ Ist  's  Neu  oder  Wedel,  dass  der  Kerl  so  niönig 


239 


Man.  men,  min,  mon.  lmm 


240 


ist?"  ■-  b)  angetrunken,  berauscht  AxWc-hlen.  — 
5.  fleckig;  vgl.  Man  4.  a)  von  den  Augen,  bes.  von 
Pferden  B;  L;  S.  ,Münnig  heisst  das  Pferd,  wenn  es 
bei  jeder  Mondsveränderung  einige  Tage  beinahe  blind 
wird.'  Steinm.  1804.  .Einen  Staatsgaul  meint  er  von 
den  Juden  gekauft  zu  haben.  Nun  findet  der  Gaul 
sich  biästig  und  undersätzig,  mähnig  und  stettig.' 
Gotth.  .Dämpfig,  stättig.  mönig'  sind  nach  dem  alten 
U  LB.  Fehler,  welche  einen  Pferdekauf  ungültig  ma- 
chen. S.  Blumer.  I!G.  1  468.  ,Prouwen  monstrum  in 
die  ougen  getan,  nimpt  die  flecken  und  fei1  in  ougen, 
so  sy  menig  wellend  werden.'  Zg  Arzneib.  1588.  .Wann 
ein  Ross  mönig  werden  will.  Nimm  ungelöschten 
Kalch.  schüft  Wasser  daran,  lass  es  sieden.  Dis  Wasser 
vertribt  alle  Fleck  in  Augen.'  1710,  ZZoll.  Arzneib. 
S.  noch  fül  3  Bd  I  787.  —  b)  =  gläsig  c  (Bd  II  647) 
AAFri.,  Wohl.;  Gl  (auch  teasser-mänig) ;  L;  Zg;  ZKn. 
(auch  von  Bettigen),  Zoll. ;  =  mölsch  (verschieden  von 
gläsig)  GlMoII.  ;  L;  von  Waldbäumen,  stockrot  L. 
Auch  übertr.  von  .Menschen,   faul  zur  Arbeit  L. 

Mhd.  mänig  und  mänig  in  Bfid.  2  und  '6.  Dass  dem 
Volksbewusstsein  der  etym.  Zshang  abhanden  gekommen  ist, 
beweisen  die  Formen  männig,  mennig,  lautliche  Ausweichungen. 
die  sicli  schwerlich  von  Wart  ableiten  lassen.  Die  Beziehung 
auf  den  Mond  und  seine  Einwirkung  blickt  nicht  nur  bei 
Bed.  3  und  1.  sondern  auch  bei  5  deutlich  durch,  zumal 
wenn  man  bei  5  b  noch  das  Syn.  .mondsüchtig'  hinzunimmt. 
S.  noch  ,monig'   bei  Gr.   WH.   VI   2513. 

winter-mönig;  wintermonatlich,  zum  November 
gehörend,  in  den  November  fallend.  De'  ivintermönig 
(ic.-münnig  ZTagelschw.)  Sehne  tuet  dem  Söme  we 
ScnSt.;  Z.  Wenn  de''  wintermönnig  Sehne  in'n  Ghrist- 
monei  übere"  blibt,  so  giH  's  na  [noch]  SO  Seltne  uf- 
enand  ZZoll. 

w  fetter  -  m  ä  n  i  s  c  li :  wetterwendisch .  übellaunig 
SraSt. 

M5ni°g  f.:  1.  (halb)mondförmige  Biegung.  Win- 
dung AAZein.;  ScuKl.;  ZPfäff.  —  2.  auch  „Männigi" , 

-  Moni  3  Vw.  .Mänig',  als  ein  sog.  Hauptmangel  beim 
Pferde.  I.  Stadtr.  1706/65. 

Mann  B;  < iul>.,  L.,  Man  (neben  Mä)  GRVal.,  sonst 
Mä,  in  TuFr..  llw.  Mä,  in  Gr  ObS.  Dat.  Sg.  Meine  — 
PI.  Männer  GrD.,  L.,  V.,  Mc'nncr  GrPi-.,  sonst  Manne" 

—  m.,  l'iin.  Mainiftl/Ii,  Männfdßi.  allg.,  in  GrPi\;  W 
Mannji,  in  BO.;  W  Mandschi,  noch  stärker  dim.  Man- 
deli  B;  l,;\V;/.  Mändelli  BHa. ;  W,  Mandschelli  W : 
im  Allg.  wie  nhd.  1.  a)  männliche  Person  übh.,  im 
Gegs.  zu  Frau  (s.  d.  Bd  I  1241).  allg.;  vgl.  Mannen- 
Volch    Bd  1  804.     Es   häd   vil  Frauen  i-  der  Chille» 

g'ha",  aber  wenig  Manne"  Z.  .Der  Fuhrmann  und  die 
Mannen  im  Coupe  stiegen  aus.'  Breitenst.  1860.  Der 
.blaue  Mann'  hiess  früher  in  LStdt  der  in  einen  blauen 
Mantel  gekleidete  und,  um  späterer  Bache  zu  ent- 
gehen, jedesmal  vermummte  Vollzieher  der  Ruten- 
strafe an  ungezogenen  Schülern;  vgl.  Liebenau  1881, 
41.  Als  kosende  Anrede,  t.  schmeichelnd,  t.  scher- 
zend, bes.  in  der  Dim.-Form  und  in  Zssen;  vgl.  Vetter-, 
Hansel-,  Heiri-M.  He,  Midi  na!  Anruf  an' einen  Mann 
aus  einiger  Entfernung  Aa;  Bs;  L;  8;  Z.  und  von 
dieser  Vocativform  aus  auch  als  freie  Neubildung 
11s;  UM.;  „Hauer,  den  man  nicht  zu  benennen  weiss." 
Respek  vor  so  ime*  Manno !  Breitenst.  (scherzh.);  zur 
Form  vgl,  ö  III  (Bd  1  22),  Hanso  Bd  II  1470  u.  Über 
die   Stellung  der   .Männer   im   ;i.  Recht    gegenüber  den 

Frauen    vgl.  Frau   Bd  I  1243.  —  b)  formelhaft    and 


abgeschwächt  in  gewissen  RAA.,  Mensch  übh.  /)'  Saeh 
im' n  M.  bringe",  einen  Käufer,  Abnehmer  finden  L;  Tu; 
Z;  ähnlich;  Sid  Mos  (Gl),  Mäsch  (GRPr.),  Manns(Z) 
Denke*,  soweit  ein  Mann  sich  zurück  erinnern  kann. 
,By  mannsdenken  war  nie  so  tür  g'syn.'  1585,  Ardüser. 
Es  sind  jo  wässt  kän  Ma  [Niemand]  wie  eil  Litt  dort 
g'si".  Scu  Gespr.  1838.  Über  rom  Ma  [Fuhrmann] 
und  die  Versteinerung  Vundem  (Vonder)-Ma  für  das 
Zugtier  selbst  s.  com  Bd  I  840;  ähnlich:  Zuedem-Ma, 
s.  zue.  .Beim  Scheibenschiessen  von  der  Richtung 
der  Schüsse:  tu"  31.,  rechts;  :um  M.,  links  A.\:  Bj 
VO;  S;  Z."  --  c)  mit  Adjj.,  in  abgeblasster,  z.  T. 
abstr.  oder  mythologisch-personifizierender  Bed.  Der 
alt  M.,  der  Greis,  auch  personifiziert:  das  Greisen- 
alter. Me»  brückt  der  alt  M.  wie  der  Arsch  (wie  der 
Appiz&ler,  der  im  Sommer  keine  Schuhe  trägt)  d' 
Selinih,  alte  Leute  werden  überflüssig,  bei  Seite  ge- 
stellt. Spkww.  1869.  Em  Vit  isch  der  alt  M.  uf  'V» 
Bügge"  g'sesse"  und  het  in  vor  abe° drückt!  er  isch  nc 
Sibsiger  worde".  BWyss.  I"  der  Juged  vergiss  der  alt 
M.  nid  L  (Ineichen).  .Denke  an  den  alten  Mann,  so 
wirst  du  nimmer  müssig  gan.'  Mev.,  Hort.  1692;  vgl. 
auch  alt  Bd  I  203.  Alte"  Ma"",  Fruchtstand  (Pappus) 
vom  Alpen-Buschwindröschen,  anemone  alp.  Ap;  vgl. 
lat.  senecio.  Armer  M.,  s.  arm  Bd  I  454.  ,Ein  guter 
M.',  Jemand.  S  Kai.  1709.  Guet  M.  („auch  vom  weib- 
lichen Geschlecht")  si",  mache",  s.  guet  Bd  II  535;  an- 
haben ebd.  900;  wozu  noch:  ,cutem  curare,  seinem  balg 
rat  tuen,  guet  männle  sein,  guet  laben  haben.'  Fris.  ; 
Mal.  .Warzue  hülfe  es  dich,  ein  wenig  guet  menlin 
mit  inen  [den  Leichtsinnigen]  syn  und  die  alleredelste 
zyt  verlieren V'  TiiPlatt.,  Briefe;  vgl.  guet  HanscU 
Bd  II  1409  und  1  171.  De''  ehalt  M.,  die  Kälte;  s.  ehalt 
Bd  III  239.  Es  isch  e*  ehalte''  31.  über  Feld  'gange*, 
der  Winter  ist  gekommen.  Sprww.  1869.  Ähnlich: 
der  wiss  M.,  in  der  Kindersprache  der  Schnee  Ar.  E" 
schwarzer  M.,  die  Nacht  AALeer.  's  hat  dic*  e"  schiear:er 
M.  abblase"  zu  Jmdm,  der  sich  bei  Nacht  im  Gesicht 
erkältet  hat  AaWoIiI.  f  E"  b()ser  M.,  ein  scharfer 
Wind  AALeer.  —  d)  als  zweiter  Bestandteil  in  Zss. 
a)  bei  Appellativen  als  Träger  der  Beziehung  oder 
Bestimmung,  welche  das  erste  Glied  ausdrückt.  In 
sehr  vielen  Fällen  der  Sg.  zum  PI.  -Litt  (s.  d.).  Milch-, 
Chorli-,  Bürste-,  Bese*-,  Sand-M.  usw..  der  betr.  Ver- 
käufer, Händler.  Zins-M.,  Zinser;  Stür-M.,  Steuer - 
einzieher  (verschieden  von  Sturme,  Steuermann).  Of 
ist  dieses  -Mann,  doch  nur,  wenn  das  1.  Glied  ein- 
silbig und  die  Zss.  eine  alte  ist,  zum  tonlosen  Suffixe 
-tih  zsgeschrumpft;  ein  ähnlicher  Vorgang  wie  bei 
-voll,  -fuess,  -bäum,  -statt,  -teil,  -u-erch  u.a.;  z.B.: 
Amme*,  Ainmann;  Fuermi ;  Hüsme,  Sg.  zu  Hüslüt; 
Ultimi',  Schiffme,  Spilme  u.  a.  Ein  Teil  solcher  Ap- 
pellativa  hat  sich  nur  noch  in  Geschlechtsnamen  er- 
halten, wie  z.  B.  Win-mann ;  s.  die  Zssen  und  die  folg. 
Abteilung.  —  ß)  in  Personen-,  bes.  Geschlechtsnamen, 
wo  bei  einsilbigem  1.  Gliede  immer  -nie  gesprochen 
wird,  häufig  den  frühem  An-  oder  Bewohner  einer 
Lokalität  bezeichnend  und  dann  syn.  mit  den  damit 
parallel  gehenden  Familiennamen  auf -er  von  gleichem 
Etymon  oder  mit  den  durch  Präpositionen  mit  Orts- 
namen gebildeten  Namen:  Aseh-m.,  Guhcl-m.,  GaSS-m., 
Ilnf-ni.,  Loch-m  ,  Büel-m.,  Boll-m.,  Berg-tn.,  Stock-m., 
Stadel-m.,  Täl-m.,  Wile-m.,  Wis-m.  neben  Escher, 
(hitiler  usw.;  Baeh-m.  neben  Mar-,  Brugg-,  Stett- 
bacher;    \\'e<i-in..  vgl.  Her-,  Holen-weger.    Im  J.   1565 


241 


Man.  in. 'ii,  min.  mon,  mun 


'i 


erscheint  .'in  Berner   mit  .lern  Namen  ,Hans  Solatur- 
nianir:    vgl.  hiczu   noch  Hinder-,    Nider-m.     .A  colle 
[bei  Gundelingen  L]  mei  majores  nomen  adepti  sunt, 
ut  dicantnr   Zum  Büel   vel  Am  Büel   ?el  Büelmanni. 
Nam  liis  nominibus  ho. He  [um  1560]  indifferenter  no- 
minantnr.'  Vita  Rod.  ,Collini'  in  .Mise.  Tig.  Vom  Beruf 
her   sind   genommen   Namen   wie  Acher-m.,   BW-m.  = 
Bin-.  Bauer,   Flachs-m.  u.a.;    dem  alten   Rechtsleben 
gehören  an  Eigen-m.,  Leibeigener,  Fri-m.,  Freier.    Die 
Konfession    bezeichnet    Jud-in.     Ein    Jude,    Judmann 
genannt,    lebte    Ende    des   XI V.   in  Sen.     Wie    leicht 
dieses  -mann  sich  anhängte,  beweist  folgende  Stelle: 
.Iten  Öchenmannin  [Dat.],  Ruedolf  Öchens,  des  metz- 
gers,  elidier  wirtiu  [eine  geb.   Ita  von   Cham].'   1438, 
/  Urk.    So  winde  es.  gleichs.  als  Exponent  des  männ- 
lichen Individuums  übh..  auch  an  Taiifnamen  gebangt, 
die  dann   wieder  Geschlechtsnamen  werden    konnten: 
Uel-m.,  Ulrich  (Bd  I  183);  .Ueliman  üchsner.'  1652,  S.u 
Ratsb. ;  Hansen-,  Hansel-m.,  Hans;  Heini-,  Hei(n)z-m., 
Heinrich;  Gall-m.,  Gallus ;  Kuenz-m.,  Konrad;  Peter-m., 
Peter;  Ruetsch-m.,  Rudolf;  Ritz-m.,  Moriz.     Der  Fa- 
milienname .Thomamr  ist  aus  Thomas,  gespr.  Thoma, 
durch   Anlehnung    an    Mann    entstanden.     Zum    An- 
denken an  ihren  Sieg  über  die  Savoyer  bei   Visp  am 
S.  Thomastag   13S8    feierten    die    Oberwalliser    Jahr- 
hunderte lang  diesen  Tag  und  gaben  ihm  den  Namen 
.Mannen-Mittwoelr,  weil  jedesmal  am  Mittwoch  nach 
S.  Thomas  gefeiert.   —  2.  der  Mann  im  prägnanten  S., 
nach  seinen  Eigenschaften   der    physischen    und    gei- 
stigen  Kraft,  des  Mutes,  der  Ehre;  Ant.  Bueb.    Asie 
hat  's  im'''  Manna  gige",  ehemals  hat  es  noch  «ackere 
Männer   gegeben.     Das  sind  andri  Manna   g'si"   W. 
Ja,   du  bist  nuch  en  Ma!    Du  bisi  en  Burst!   Stutz 
(ironisch).     Du    wärist    c"   rechte1   Ma,    wenn    d'  um- 
änderst tiitist  L  (Ineichen).    .Der  Eid  gieng  nicht  vor 
sich;  es  legten  sieh  Mannen  dazwischen.    Das  ist  ein 
ganz  eigen  Wort:  d'  Manne"  haben  gesagt,  dem  Spiel 
ein  Ende  gemacht.    D'  Manne",  das  sind  nicht  die  Er- 
wachsenen, nicht  die,  welche  Weiber  haben  oder  gar 
Gemeinderäte   sind    oder  auch  Neutäufer  mii    Harten. 
D' Manne   können  Gemeinderäte   sein  [usw.],   das   ist 
gleichgültig,  aber  drei  Dinge  dürfen  nicht  fehlen:  ein 
weiser    Rat,    ein    festes    Wort    und    saubere    Finger.' 
Gotth.  ;  vgl.  noch  ebd.  Erz.  und  B.  3,  215.    .Mannen' 
schickt  man  auch  als  Vermittler,  Unterhändler  an  den 
Beleidiger  B;  s.  Gotth.,  Vehfr.  S.  270  f.  und  vgl.  An- 
schicks-Mann.    Ich  inues'  M.  si",   das'   i'h  guet   heim 
chwnme*,  ich  darf  mir  nicht  zu  viel  Wein  einschenken 
lassen  (kann  auch  eine  Frauensperson  sagen)  Z.    Ich 
,,/,„„„  en  DiIUj  nud  grad  b'halte" ;  aber  wenn  ich  's  im 
Chopf  inne"  ha",  so  hau  ich  's;  ir''  bi"  M.  denn.  Wolf. 
Bauerngespr.     .Bis  du  nun  der  mann    [wage  es]    und 
kumm  [nach  Zürich].'  Zwingli  an  Eck.    (Der)  31.  für 
(auch  um,  zue  Ar)  Öppis  si",  einer  Sache  gewachsen 
sein,  auch  dafür  gut  stehen  (auch  von  weibl.  Personen) 
Ac;  G;  Tu.    Es  ij'ri'itt  dich  nüd :  dei  bin-ic*  M.  derfür 
Ar  (AHaider).   3Ia""s  g'nueg  zu  Etw.  sein,  stark  genug 
sein,  um  Etw.  zu  leisten  Aa;  L;  G;  Th;  Zg;  Z;  bes.  lieg. 
nüd  M-s  g'n.  s.    , Ulysses  ist  vil  schäder  g'west  dein 
feind,  dann  des  Ajacis  zehen  seind.    Zue  seiner  stärk 
ist  er  manns  g'nueg.'  GGotth.  1599.     ,Und  vermeint. 
ietz    allen  Nationen  Manns   g'nug    zu   sein.'    RCysat. 
Züricher  und  Bärner  weräen-a  [ihnen,  den  Feinden] 
notta"  no'h  Ma""s  g'nueg  si".  Göldi  1712.    ,N.  ist  der 
Schuel  nit  Manns  g'nug,    sollte   sich    nach  Hülf  um- 

Schweiz.  Idiotikon   IV. 


sehen.'  1751,  Z  OGlatt.  Vil  Manns,  geschickt,  ge- 
wandt; wenig  Manns  Sciiw;Zg.  Davon  abgeleitet  ein 
Adj.  vil-,  wenig-mannsig.  Eim  .'  M.  si",  Einem  über- 
legen sein,  physisch  und  geistig  VO.  Mä*  seit,  dem 
Tifel  sig  gar  Meiner  z'  M.  ErzXbli  r  1856.  /■'''  bin-em 
.'31.,  z'  esse",  vermag  mehr  zu  essen  als  er  Ndw. 
.Wie  Josephus  mit  dem  Hebräischen  bei  den  Römern 
nicht  wol  angekommen  wäre,  als.,  war  ihm  dargegen 
das  Lateinische  zu  Mann  [zu  schwer].'  JBOtt  1736. 
Z?  31.  werde",  Meister  werden,  überwältigen  BSa.; 
Gr;  Schw;  Uw;  U.  Es  teüril  ('s)  nur  :'  31.,  es  wind.' 
mir  über  den  Kopf  wachsen  Gr.  .Mann  zur  Frau: 
lch  fürchte"  nur,  es  [das  Stillen]  chönnte  d'r  z'  M. 
werden  [dich  zu  stark  angreifen  J  uf  d'  Lengi  GrPi\ 
(Sebwzd.);  vgl.:  Si  [die  Welsehen]  UgiH  ati  und 
schnurrid  [schnarchen]  bald  de"  Dütsche"  .:'  .1/..  über- 
treffen die  Deutschen.  Zg  Kai.  1872  (L).  .Hill,  hilf 
mir.  sust  wird  er  mir  z'  man.'  Com.  Beati.  Vgl.  noch 
das  syn.  her  Bd  II  1520  und  bei  (ir.  WB.  VI  1562: 
.zu  vil  Mannes  sein',  über  den  Kopf  wachsen.  - 
:;.  Ehemann;  verheirateter  Mann,  im  Gegs.  zum  ledi- 
gen Burschen  (Chnab,  Kerli.  Bueb)  Aa;  Tu;  Z.  Im 
Oberdorf  sind  alli  Wiher  Meister,  im  l/iidenlnr/  In" 
M.  AaWoIiI.;  doch  nicht  immer  so  glatt  weg,  denn: 
Wenn  Einen  e"  brave'  31.  will  si",  so  schlöt-er  der 
Emu  der  Buggel  l"  S  (Schild).  .All  ihre  Lebtage 
bloss  Buben  zu  heissen  und  zu  bleiben,  wenn  sie  es 
nicht  vorzögen,  durch  den  Prozess  einer  Heirat  in 
Mannlein  (s.  auch  (3  b)  sich  umzuwandeln.'  ABitter 
1864.  .Das  Wettschiessen,  an  welchem  die  Buebc" 
gegen  die  Manne"  zu  wettkämpfen  haben.'  Mader 
1871.  Vgl.  Frau  2  Bd  I  1243  und  geb.  ebd.  67.  ,Swer 
syne  tochter  git  ze  manne.'  um  1305,  Gl  Drk.  .Ftlieh 
frowen  giengend  uss  dem  kloster,  nament  mannen.' 
1525,  Bossh.,  Chr.  —  4.  der  Hausherr  gegenüber  den 
Dienstleuten  SchScIiI.  f.  jetzt  von  ,Herr  verdrängt. 
Syn.  er.  Meister,  Bier.  —  5.  Untertan.  Vasall.  Eigen- 
mann. .Die  spenne  seien  vor  die  man  ze  wysen.'  1423, 
L  Urk.  (Seg.,  RG.  I  120).  ,Es  soll  fürohin  des  bann. 
<les  mann  on  alle  nachfolgung  der  [Leib-] eigensehalt 
gehalten  werden.'  1527.  Abscii.  IV  1  a.  1172.  —  6.  was 
die  Gestalt  eines  Mannes  hat,  sei  es  in  Wirklichkeit 
oder  bloss  vorgestellt,  a)  der  Mann  als  Popanz.  De' 
31.  nimmt  dirh!  Z  (Dan.).  Der  bös  31.  chunnt!  SchwK., 
Schreckruf  an  Kinder;  vgl.  ,der  Mann,  der  unter  dem 
Herzen  liegt  und  anstatt  1000  Zeugen  ist  [das  Ge- 
wissen].' Lacffer,  Beitr.  De  fürig,  brünnig  31.,  s. 
Brenni-M.  De  schwarz  3Iä  [eig.  der  Teufel  oder  eher 
der  Tod,  der  zu  seinem  Reigen  holt.  In  den  Toten- 
tänzen sagt  das  Kind:  .Ein  schwarzer  M.  zieht  mich 
dahin'],  beim  Spiele  schiearze"  31.  jage"  Aa;  B,  mache" 
B;  Z,  wobei  ein  Einzelner  als  schwarzer  M.  aus  einiger 
Entfernung  der  ihm  gegenüber  stehenden  Schar  zu- 
ruft: Fürehed-er  de"  seine.  31.  nüd?  dann,  auf  die 
Antwort:  Nei" !  auf  sie  zurennt  und  Einzelne  mit  je 
drei  Schlägen  zu  seinen  Gefangenen  macht,  die  ihm 
wieder  fangen  helfen.  Was  machet-dir  [ihr],  wenn  die 
schwarze"  Manne"  chöm ine"?  Usrissen  und  flieh!  Bari 
1S85.  Wüder  31.,  s.  Wild-Mann.  —  b)  Vogelscheuche 
Z.  .l/<"  miuss  en  M.  uf  de"  Chrieshaiim  iife"  tue",  sust 
ncmme'd  d'  Chräje"  Alls.  —  c)  en  tötC  3[.,  ein  Skelett 
Ap.  —  d)  a)  Gebäck,  Kuchen  in  Form  eines  Mannes 
Aa;  Bs;  vgl.  Frau  Bd  I  1213.  ,4  Männer  [s.  Pasteten- 
Mann]  den  Kindern  4  Schill.'  1834,  Z  Ilausb.  In 
Winterthur  erhielten  die  Patenkinder  zur  sog.  Letzi 

IC 


S43 


Man, 


1II0II.    III I II .    111011,    lllllli 


424 


die  Mädchen  einen  M.,  die  Knaben  eine  Frau,  l'/a — 2' 
hohe  Figuren,  in  der  Tracht  des  17.  Jhdts  auf  Gueteli- 
eprägt.  —  ß)  alte'  31.,  eine  Speise  aus  Teig, 
mit  Käse  in  Butter  gebacken  Gr  ObS.;  aus  Käse,  Brot 
und  Butter  bereiteter  Kuchen  Ai>,  viel),  so  benannt, 
weil  wegen  ihrer  Weichheit  für  alte,  zahnlose  Leute 
bes.  passend;  vgl.  Bed.  1  c.  Ähnlich:  .armer  M.',  s. 
arm  Bd  1  455.  Vgl.  Bettler-Bueb.  —  e)  Name  von 
Bergen,  wie  Frau  (s.  d.  Bd  I  1244),  so  des  Matter- 
horns  W;  der  alt  M.,  Berggipfel  am  Säntis  Ap;  die 
Mannen,  Gruppe  von  Felskuppen,  riesigen  Steinmän- 
nern ähnlich,  bei  Gi/Elm;  Hardermann,  grosser,  einem 
Mannskopf  ähnlicher  Felsen  am  .Härder-  ob  Inter- 
laken.  —  7.  das  Dim.  (von  Menschen  vorwiegend 
Mandli,  von  Tieren  Mändli)  in  besonderer  Anwen- 
dung, a)  als  kosende  Anrede,  ohne  dim.  S.,  entspre- 
chend Fraueli.  Guete*  'J'ai/,  mi*s  Mannji!  GitPr. 
Mandschi,  Kosewort  für  den  Sohn  BHerz.  —  b)  em- 
phatisch von  einem  körperlich  kleinen,  aber  an  Geist 
oder  Charakter  bedeutenden  Manne.  Das  ist  im'1' 
[noch]  es  Mandli!  Bs;  Z;  vgl.  für  Sefb  will  ich  iioch 
's  Mandh  si",  das  strich  ich  dene*  Here*  i".  Feurek. 
's  isch  en  a'schickligs  Mannli,  ein  geschickter  .Mann 
Bs.  .I'abst  Hiltprand,  ein  vergeitig,  listig  und  rach- 
girig  mandli.'  Vau.  -  c)  a)  Familienvater  mit  ge- 
ringem Landbesitz,  Kleinbauer  Aa;  B;  ZU. ;  oft  mit 
dem  Zusatz  arm,  chlin.  .l>io  ultramontane  Partei  im 
Aa  stützt  sich  wesentlich  auf  die  ärmere  Bevölke- 
rungen, die  sich  selbst  Manli  betiteln.'  (Hunz.).  Ir 
söttet-ech  schämt ",  wie  d'  Budle",  dass-er  en  arms  Mändli 
zum  Spile"  verfüere'd!  Gl  Gespr.  1834.  ,Die  gehen 
[vom  Jahrmarkte]  heim,  welche  mit  einem  halben 
Schoppen  vorlieb  nehmen,  Anken.  Garn  verkauft  haben 
oder  sonst  Etwas.  Ziegen.  Schafe,  Schweine  gekauft, 
die  sog.  Mannlein  und  die  Hausmutteni,  die  sich  nicht 
gerne  lange  säumen  und  doch  noch  Etwas  möchten, 
ehe  sie  heim  ans  dünne  Kaffee  müssen.'  Gotth.;  s.  noch 
gelten  Bd  II  277.  —  ß)  Verheirateter  im  Gegs.  zum 
.Ledigen'  Ndw.  ,Im  Spätherbst  wurde  gewöhnlich  ein 
Grümpelschiesset,  verbunden  mit  einem  Wettkampf 
zwischen  den  Mandli  und  Ledigen,  veranstaltet.'  Ndw 
Kai.  1896.  —  d)  Figur  eines  .Männchens,  a)  im  Ge- 
birge Steinhaufen,  welche  als  Wegweiser  dienen;  Syn. 
Stein-Mannli,  Hirt  Bd  II  1647.  —  ß)  =  First- Joggeli 
(Bd  III  26  u.)  AAMettau.  —  y)  Backwerk  für  Kinder  W 
(Mannji).  Figuren  mit  feiner  Mandelfüllung,  zurNeu- 
jahrszeii  gebräuchlich  G.  —  d)  Zauberfigur  (viell.  aus 
Holunder;  vgl.  Lüt,  Sag.  223).  ,Hab  sy  [die  Hexe] 
helfen  mit  anderen  bösen  Wyberen  ein  Wetter  machen 
durch  die  Mendly.'  1603,  Ar  Malefizb.  —  e)  Hahn  an 
der  Flinte,  mit  Lunte  st.  Feuerstein;  Syn.  Männli- 
Schloss.  Den  Reitern  ist  ein  langes  Bohr  vorgeschrie- 
ben ,mit  Füwrschloss  oder  Manli  oder  je  beiden  Mittlen 
zugleich  verseilen.'  1614,  B  Verordn.  (vRodt  1831,  70). 
-  e)  Mändli,  das  Männchen  von  Tieren  im  tiegs. 
zum  Wibli.  allg.  Vom  Kater  GRh.  In  Zss.  Amsic-, 
Firike*-M.  udgl.  Vgl.  Frau  3  (Bd  I  1244)  und  dazu: 
,In  die  arch  alls  tuon,  je  par  und  par  von  allen  tieren, 
's  mäniiliii  und  's  fröwlin.'  Ruef  1550.  Übertr.  a)  auf 
Pflanzen,  z.  II.  Weiden.  Pappeln;  auch  beiden  Spazier- 
stöcken aus  Meerrohr  nennt  das  Volk  diejenigen  mit 
längslaufender  Kante  Mändli  '/,.  Mannli  und  Wibli, 
ein  Pärchen  zsgewachsener  Wurzeln  von  Allermanns- 
harnisch,  welche  den  Kindern  um  den  Hals  gehängt 
werden  G.  —  ß)  auf  Sachen.  1)  der  Ilafthaken,  welcher 


heim   Häftii  (s.  Haft  Bd  11   1053)  in  die  Ose  (Wibli) 

eingreift  Aa;  BsStdt;  „BO.;"  Gl;  „LE.;"  W.  — 
2)  Schlussglied  einer  Kette,  welches  in  dasjenige  einer 
andern  eingreift  L  (Ineichen).  —  3)  =  Chamben  10 
(s.  Bd  111  297).  —  4)  Schleife  am  Peitschenstock,  in 
welche  die  Schlinge  eingehängt  und  befestigt  wird 
Aa;  ZW.  —  f)  's  M.  (Ap;  Bs;  L;  GT.j  Sch;  Schw; 
S;  Tu;  UwE.;  U;  W).  es  M.  (Gl;  Ndw;  Zi  mache', 
a.)  von  Hunden.  Kaninchen,  Hasen.  Wieseln,  sich  aut 
ilie  Hinterbeine  stellen.  aaÜO.  Die  Hase"  chömme*  us 
allen  Egge*  z'  springe'  und  mache 's  Mannli.  BWvss 
1863.  S.  auch  gaulen  Bd  II  207.  En  samt?  Leu,  der 
vor  siiu  Wibli  's  Mandli  macht  und  diu  das  Fräiüi 
a*  der  Chette*  füert  [Wappen  von  Frauenfeld].  Schwzd. 
—  ß)  bildl.  von  Menschen.  1)  sich  in  Positur,  zur 
Wehr  setzen,  zeigen,  dass  man  sich  nicht  einschüch- 
tern lasse  Bs;  L;  Sch;  Th;  W;  vgl.  das  schriftd.  syn. 
.sich  auf  die  Hinterbeine  (-füsse)  stellen.'  Du  muost 
oich  d's  ^[tln>lji  machu"  W.  Auch:  sich  ermannen. 
.Her  Präsident  sagte  ermunternd  zu  Jakob:  No,  na, 
Vetter,  mach  's  Mannli,  nimm  de*  Wurm  [die  arme 
Waise]  uff  Scb  Pilger  1894.  Auch  im  PI.:  M.  mache", 
sich  sperren  Z.  's  macht  noch  Mänge''  [Mancher] 
Mändli,  cha""  sieh  schier  nid  dri"  enß1"*.  Häfl.  1813; 
vgl.  Eppem  d's  Mannli  ä'chünte*,  Jmdn  ernstlich  zur 
Rede  stellen,  z.  B.  der  Käufer  eines  Stückes  Vieh  den 
Verkäufer  wegen  eines  Währschaftsmangels  BR.  Dazu : 
„Es  steigt  dem  Peter,  seiner  Frau,  oft  das  M..  d.  h. 
der  Peter,    seine  Frau,    werden    oft  zornig,    allg."  — 

2)  so  vorteilhaft  als  möglich  erscheinen  wollen,  sich 
über  sein  ökonomisches  Vermögen  hinaus  einen  gross- 
artigen Anstrich  geben,  gross  tun  GT.;  SchwNuoI.  ; 
ZWthnr  (PI.,  M.  machen);  sich  Etw.  einbilden  Bs. 
Vgl.":  ,War  doch  das  wieder  eine  erwünschte  Gelegen- 
heit,  das  M.  [den  .Herrn']    zu  zeigen.'    Breitenst.  — 

3)  höflich,    schön    tun    Th;  U;  Z  um  Wthur  (PL).  — 

4)  (auch  PI.)  Vorspiegelung,  Vorwand;  Ausflucht  Z. 
Mach-mer  au'*  kei*  M.l  ,Was  macht  ihr  mit  dem 
Schuldentrieb  und  andern  Plänen  's  Mändli.'  L  Nachr. 
1865.  Vgl.:  ,Ein  blosses  Mändli  und  Einbildung.' 
JKHofmstr  1744;  s.  noch  itei  Bd  I  602  und  vgl.  Mach- 
Männli.  —  g)  Eigenname  von  Tieren.  1)  Manndli  in., 
der  Herdestier  SchwE.  —  2)  Mändli  n.,  für  Pferde 
ScuSt.;  Z.  —  3)  Hundename:  .Mannli.'  15(il.  '/.. 

Auiliil.  man(n),  VI.  man  und  mannen;  erst  spat  mini. 
menner.  Bei  uns  ist  .Männer',  mit  Ausnahme  von  (ir,  der 
lebenden  Volksspr.  ganz  fremd,  doch  im  Kriegsexerzitium  für 
Uri  1785  stehender  Ausdruck  für  die  gemeinen  Soldaten.  Die 
ältere  PI. -Form  ist  auch  in  unserer  Lit.  stark  vertreten. 
.Zw. ,u  mann.'  1530,  Apostelgesch.  ,Ireu  eignen  mannen 
gehorsam.1  15)11/48,  Tit.;  dafür:  ,Männeren.'  1683.  ,Die 
mann.'  Gualth.  1559.  ,Die  wyber  überredend  sich  vi]  meer 
dann  die  mannen.'  LLav.  1669;  dafür:  .Männer.'  1670.  .Hie 
mannen.'  1595,  ThPlatter  und  so  noch  hei  JJHott.  1666. 
Zu  7  f  a  vgl.  Jümpferli  und  it.  donnola,  Wiesel.  Die  Be- 
deutungsverschiedenheiten in  7  f  ß  erklären  sich  so.  dass 
lud  II  das  Bild  von  dem  Tiere  hergenommen  ist,  das  sich. 
wie  Bären,  Hunde  u.  a.,  angegriffen  oder  gereizt,  aufrichtet 
und  zur  Wehre  setzt,  hei  2)  und  den  folg.  aber  ist  au  ab- 
gerichtete Tiere  zu  denken,  welche  zur  Ergötzung  der  Zu- 
schauer diese  Leistung  zeigen  und  damit  gleichs.  gross  oder 
schön  tun.  Bed.  7  eß  II  auch  hnir.  Bei  den  nun  folgenden 
Zss.  vgl.  in  vielen  Fallen  auch  die  entsprechenden  mit  -Iran, 
-Herr,   -l.itt,   -Mensch,   -Meister. 

E-Mann:  1.  Ehemann,  Gatte,  allg.,  doch  nicht 
recht  volkstümlich.  —  2.  rechtlicher  Mann.  ,Die 
Richter    sollen,    wo    ihrer    zu    wenig   seind,    die    Ge- 


2 1 5 


Man,   nii'ii.   min.   nioii.   niiui 


schworenen  oder  andere  ohnparteiische  Ehemänner, 
welche  die  Güter  wohl  verstehen,  zu  sich  nemmen.' 
17'iT.  Bs  Kq.  —  Über  die  Berührung  von  E  mit  Er  vgl. 
die  Ainii.  zu    E  Bd   I   T. 

Ob-:  1.  „Schiedsrichter  <ut;  oder  Präsident  bei 
schiedsrichterlichen  oder  andern  Collegicn,  Gemeinde- 
versammlungen B."  .Der  erste  Gemeindebeamte  als 
direkter,  erster  Subaltern  des  Landvogts.'  An.  Habk. 
,Die  Zwölfer  [Stadtbehörde  in  AaBi\]  bestanden  aus 
zwölf  Männern,  deren  erster  den  Namen  0.  trug.'  Aa 
Gem.  S.  noch  zerfallen  Bd  1  758.  .Gott  nimmt  sich 
selb  der  sach  [des  Hiob]  an  und  tuot  als  ein  o.  den 
ausspruch.'  LLav.  1582.  —  2.  „Vorsteher  einer  Hand- 
werksgesellschaft, Zunft  Zf;  jetzt  noch  derjenige 
von  Schiessvereinen  Z;  vgl.  Schützen-,  Zunft-Meister. 
—  3.  ,0.  gemeiner  Klöster'.  Verwalter  aller  säkulari- 
sierten Klostergüter  seit  der  Reformation,  der  seinen 
Sitz  im  Obmann-Amt  (s.  Bd  I  245)  hatte  Zf;  vgl. 
Simmler,  Reg.  1722,  482;  Vög.-Nüsch.  I  595.  — 
4.  Meister,   in  der  BA.:    Er  hat  sin  Obme*  g'funde* 

ScnSt.    (Sulger).    —   Mhd.   obeman   in   Bed.    I. 

Ober-  =  Ob -Mann  1.  ,Unt  nam  ietweder  teil 
willeklich  ein  schideman  ze  dirre  sache  unt  mit  ir 
willen,  da  gaben  wir  ein  von  dem  rate  dar  zeim  o.' 
1310,  Z  Urk.  (Staatsarch.).  ,0b  sach  wer,  dass  solich 
richter  sich  nit  mochten  vereinigen,  so  soll  einer  von 
gehell  beider  partyen,  der  ein  o.  [frz.  Text  surarbitre] 
sv.  geweit  werden,  der  in  den  stucken,  do  si  sich  nit 
vereinigen    mögen,    ein   mers  mache.'    1175,   Bs  Chr. 

Acher-:  1.  a)  der  pflügende  Bauer  Z.  Es  Stuck 
Brod  vir  für  en  A.  ZZoll.f  .Der  A.  ist  auf  das  fol- 
gende Jahr  reich.'  ScuSt.  (Sulger);  vgl.  ,der  Säemann 
sät  auf  Hoffnung.'  —  h)  Bflüger,  der  dem  ärmern 
Landbesitzer  sein  Feld  bestellt  ZWald.  —  c)  Ge- 
schlechtsn.  Th.  ,Hans  Ackermann.'  1503,  BsPratt. 
Früher  auch  in  G;  Sch;  Ndw,  z.  T.  viell.  zu  erklären 
nach  Mann  1  d  ß,  vgl.  .Paulus  Enentachers.'  1478, 
Ndw  Urk.  —  2.  A.-Männli,  Odermennig,  agr.  eup. 
ÄAWohlenschw.  —  3.  eine  Art  Latwerge.  ,Ackerm. 
ist  auch  ein  eonfect  und  Latwergen.'  Mal.  .Die  Wurzel 
der  gelben  Speckgilgen  (acorus  adulterinus)  wird  zur 
Arznei  gebrauchet  und  eine  kostliche  Latwergen,  A. 
genennet,  daraus  zubereitet.'  HEEscher  1092. 

Mhd.  ackerman  in  Bed.  1  a.  Bed.  2  scheint  volksetym. 
Umdeutung  aus  ,agri-monia',  welche  sich  auf  die  Wahr- 
nehmung stützen  konnte,  dass  die  Pflanze  lies,  gern  an  Acker- 
wegen    wachst.      3    dürfte  auf  dem   tat.   aeorns   fassen. 

Eichle"-:  angeblich  im  Walde  hausender,  ge- 
spenstischer Mann,  mit  dem  man  die  Kinder  vom  Be- 
treten des  Waldes  abschreckt  Tu.  Brumme  wie-n-en 
Ächlc-Mü",  von  einem  unwillig  Brummenden.  - 
Edel-:  Offizier  (weil  gewöhnlich  vom  Adel).  , Einer 
jeden  Batterei  solle  auch  ein  E.  vom  Geschütz  zuge- 
ordnet werden,  ohne  welches  Geheiss  die  Constabler 
nicht  schiessen  dörfcn.'  HCLav.   1644;  1667. 

Oder-Mändli:  Odermennig,  agr.  eup.  Aa;  Bs;  S; 
vgl.  Agermönli  Bd  I  127.     Syn.  Männli-Chrut. 

Eine  Angabe  .Zauhcnvuiz'.  ans  3,  lässt  deutlich  die  per- 
sonifizierende Bed.  des  zweiten  Teiles  in  der  Volksphantasie 
durchblicken.  Rätselhaft  und  viell.  anders  zu  deuten  ist 
.Adermännli'  in:  ,[Ein  Marchstein]  steht  am  Port  unter  dem 
A.'    17s::.   ßlnr,  Roggw. 

.. A  ffs-Männlein:  zornmütiger,  höchst  empfind- 
licher Mensch  GrA."  —  -a  nach  Analogie  anderer  Com- 
posita;    vgl.    Äff  Bd   I    99. 


Ofen-Mann  =  Hvs-Fürer  Bd  1  950.  ,1318  wird 
das  Ofenhaus  bei  Gundoltsbrnnnen  verliehen  an  Hein- 
rich den  0.'  Bs  XIV.  S.  85  Anm. 

E  igen-:  Höriger,  ä.  Ln.  Auch Geschlechtsn.  Th;  Z. 

-   E  igen  mann schaft:  Hörigkeit.  .Die  e.  von  im  tuen 

und  sieli  in  freiheit  setzen,  exuere  servitutom.'  M  u,. 

, Alraun-Männlin,  mandragoras  mas.'  KdGessn. 
15 12.     Vgl.   Murin  7  e  ol. 

Elgger-Ma"":  aus  mehr  oder  weniger  feinem 
Brotfeig  gehackenes.  mit  Augen  aus  Waehholderbeeren 
versehenes  Männchen  (zuweilen  bis  auf  2' hoch  ZFlurl.) 
mit  gespreizten  Beinen,  als  St  Niklausgal ler  auf  Neu- 
jahr S.-iiSf . ;  uTii:  ZSth.,  um  Wthurf.  In  TiiFr.;  ZO. 
auch  auf  .Märkten  feilgeboten.  Sie  wurden  bisweilen 
durch  ein  an  den  Rücken  gestemmtes,  abgestelltes 
Schwefelholz  aufrecht  gestellt,  daher  die  IIA.:  Du  stä" 
wie  ru  h'..  verdutzt  dastehen;  vgl.  Öl-Giit:.  Am  Neujar 
bringt-mer  de  Samechlaus  en  Simmering,  Wähen  und 
gross  Birr",  en  E.  und  es  Name"büechli  und  icissi  und 
bruni  Dvrggeli.  Stctz.  .Was  ich  denn  nur  davon  ver- 
stehen könnte,  der  ich  noch  nicht  grösser  sei  als  ein 
Elggermannli.'  JSENN  1888.  —  Benaunt  von  der  urspr. 
Herkunft,    dem    Z  Orte  Elgg,    wie  Steiner-Gigen   von    SchSt. 

Alpe"-:  Älpler  PA1. 

Alt-:  1.  alter  Mann,  Greis.  So  neben  dem  Miesch- 
und  BlätzU-Ma"  eine  der  Gestalten  bei  den  frühem 
Umzügen  in  BStdt,  wahrsch.  eine  Greisengestalt  mit 
langem,  weissem  Bart.  Vgl.  ,Altman',  alter,  weiser 
Mann.  Morgant  1530.  Als  Personenn.  .Altman  de 
Batemaringa.'  1091,  Sch  Urk.  (Rüeger).  Vormals  auch 
Geschlechtsn.  in  AAZof. ;  Gl.  —  2.  Name  eines  Tei- 
ches am  Freudenberg  hei  GStdt.  —  Vgl.  die  syn.  syn- 
taktische Verbindung  alter  .1/..""   unter  Wann  1  e  und  6  d. 

Amm-Mann  Amme",  PI.  Ämme*  AALeugg;  (neben 
Ammänner);  Ar,  sonst  wie  Sg. :  Beamter.  1.  Gemeinde- 
vorsteher, .Dorfschulze';  auch  Vorsteher  eines  Fleckens 
Aa;  BM.  (früher  direkt  unter  dem  Lancfoogt  stehend; 
vgl.  Under-VogtJ;  F;  Gr  (auch  Dorf-,  Gemeinds-A.) ; 
G;  S.  Syn.  Vogt;  Kaßg  (vgl.  Tsch.  103);  President; 
churw.  mastrel.  I"  dem  Dorf  isch  gitet  A.  z'  si";  es 
si"'  all  z'sämme"  glich  guet  (iron.  .-t.  schlecht).  Schild. 
Das  ist  dem  liebe"  Gott  bekannt  und  dem  A.  z'  Muele" 
[der  ein  sehr  einhildischer  Mann  war]  G.  Wenn,  e" 
grössere  Chue  im  Dorf  g'si"  war,  war  si  A.  worde"  S; 
vgl.  Gemeind-Bat.  En  Süstall  (e*  Su.  Sclger)  und 
en  A.  b'halted  (alliwil)  de"  Name",  geringschätzige 
Taxierung  des  Amraanntitels  G;  ScnSt.  Vgl.  noch 
E-Gaumer  Bd  11  304,  Hunig  ebd.  1307.  'Butzt  wie 
d's  Ammes  Tächter  [Tochter],  ve)in  si  z'  Märit  geit.  B 
Hist.  Kai.  1777.  .Den  Ammen,  Räten  und  ganzen  Ge- 
meinden [in  GT.].'  Inpormatio  1713,  nach  einer  Urk. 
von  1437.  ,Die  niedern  Gerichte  [in  GT]  wurden  von 
dem  Stifte  von  jeher  durch  die  Ammänner  verwaltet.' 
1797.  G.  Obertr. :  Vorsteher  des  sog.  Knabengerichtes, 
d.  i.  des  Gerichtes  der  erwachsenen  Burschen  Gr  ObS.f; 
vgl.  B.  IV,  38.  —  2.  verk.  st.  Land-A.  (s.  d.)  Gr;  in 
UwE.  st.  Tal-A.  Der  erst.'  Vorsteher  der  ehemals 
selbstherrlichen  Hochgerichte  in  Gr;  im  Domleschg 
Landvogt,  in  den  it.  Tälern  podestä.  Landesoberhaupt 
in  den  Kantonen  mit  Landsgemeinden  Ap;  Gl;  Schw; 
Uw;  U;  Zg,  welche  Verkürzung  in  den  Urkunden  des 
I3./16.  Jhdts  häutig  (z.  B.  ,B.  Schüpfer,  A.  von  Ure.' 
1275,  Urk.;  L567,  Ndw  LB.;  vgl:  ,N.  N.,  altaman.' 
1478,   Ndw  Urk.).     Nach   Leu,   Lex.  I  191    zu   seiner 


Man,  inen,  min.  iiiini.  iiiuii 


248 


Zeil  (IT  17)  nur  noch  in  Zg  gebräuchlich,  während  an 
den  andern  Orten  die  volle  Bezeichnung  galt.  .Kr 
sei  der  A.  und  des  Tages  Haupt.'  Schiller  (nach  Ä.G. 
Tschudi).  .Auch  die  March  Schw  [welche  früher  ein 
-  ,Land'  bildete]  hatte  ihren  A..  Statthalter, 
Seckelmeister,  Bau-  und  Zeugherr.'  Steinaier  lsiil. 
—  -k  Vertreter  des  Grundherrn,  z.  B.  eines  Klosters. 
Stiftes  zum  Bezug  der  Grundzinse,  Gefälle,  z.  T.  auch 
zur  Verwaltung  der  niedern  Gerichtsbarkeit.  Einen 
solchen  Beamten  als  Einzüger  des  Zehntens  usw.  hatte 
z.  B.  das  Kloster  Einsiedeln  in  ZErl.,  Mann..  Stäfa  bis 
um  1830,  wovon  der  Zuname  's  Amme's  den  betr. 
Familien  bis  in  die  neueste  Zeit  geblieben  ist;  ähn- 
lieh das  Stift  G  im  Bheintal.  .Her  Hans  Waldman. 
amen  im  hof  des  gottshus  Einsidlen.'  Edlib.  ,Der 
grichtsäman  oder  undervögten  [die  das  Stift  G  über 
seine  Gotteshausleute  setzte]  halb,  wie  denn  die  by 
iren  herren  und  obern  und  in  iren  landschaften  ge- 
wonlich  genempt  werdend,  dass  durch  die  wort  vögt 
oder  grichtsäman  anders  nit  - 1 >  1 1  verstanden  »erden. 
dann  die  grichtsäman  [Ausüber  der  niedern  Gerichts- 
barkeit].- 1529,  Absch.  Wie  ilie  Grundherren  anstatt 
der  mächtig  und  unabhängig  gewordenen  .Meier'  und 
.Keller'  schon  seit  Mitte  des  XIII.  für  beide  Be- 
amtungen  einen  einheitlichen,  von  ihnen  mehr  ab- 
hängigen und  geringer  besoldeten  Ammaiin  (.minister1, 
vgl.  das  entspr.  rom.  mestrdl  aus  mmisterialisj  er- 
nannten, darüber  vgl.  Bluiner,  KG.  I  68  f.  238.  306; 
Bluntschli,  RG.  1  248;  Seg.,  RG.  1  84  f.  364.  524; 
II  231  f.  Ammann  hiess  in  der  Regel  auch  der  Ver- 
treter und  Verwalter  der  in  der  Vogtei  (der  alten 
Zentgrafschaft)  gelegenen  Gerichtsbarkeit,  woraus  das 
Amt  der  Landammänner  sich  entwickelte.  Darüber 
Blumer.  RG.  1  120  f.;  Bluntschli.  Gesch.  des  B.-R.  I  28; 
Gfd  XXVI  7  f.;  XXVIII  221  f.;  Gl  Gem.  182.  Auch  in 
Gr  treten  die  Ammänner  schon  im  XIII.  in  der  dop- 
pelten Eigenschaft  als  Richter  und  als  Verwalter  auf; 
seil  der  2.  Hälfte  des  XIV.  aber  auch  in  unfreien  Ge- 
richtsgemeinden,  wo  sie  urspr.  nur  die  Verwaltung 
der  (aiter  der  Nutzungsgenossenschaften  gehabt  hatten, 
nun  aber  von  den  Gerichtsherren  die  niedere  Judikatur 
erhielten,  da  sie  anspruchsloser  als  die  Vögte  und 
unter  der  Bevölkerung  sesshaft,  daher  ihr  genehmer 
waren.  .Nach  Planta  1 w v  1 .  -_'u7.  In  eigentümlicher 
Form  erhielt  sich  die  alte  Ammannswürde  bis  ins 
vorige  .Unit  in  Luzern.  ,Es  haben  die  jungen  Burger 
im  liebrauch,  jeden  St  Johannistag  [d.  h.  sowohl  im 
Sommer  als  zu  Weihnachten,  wo  die  periodische  Er- 
neuerung der  Räte  stattfand]  aus  der  Gemeind  einen 
zu  einem  A.  zu  erwehlen,  der  etwas  Spottwürdiges 
begangen,  und  solle  das  geschehen  zu  einer  Gedächt- 
nuss  als  vor  Zeiten  das  <  Hostel'  , im  Hol'-  noch  grossen 
Gewali  und  seine  Jurisdiktion  in  der  Stadt  und  im 
liat  gehabt,  aus  den  Burgern  einen  A.  genommen. 
welcher    von    des    Clusters    wegen    im    1,'at   und  Gericht 

seinen   - lerbaren  Befehl  gehabt.    1  User  wird  in  dem 

Umzug,  desgleichen  bei  den  Mahlzeiten,  Weinschenken 
und  andern  Anlässen  wie  die  Ratsherren  gellalten, 
»bei  'inst  hat  er  gar  kein  Amt  noch  Befehl,  dann 
da  '■!  von  der  Stadt  mit  einem  Rock  und  gewohn- 
lich \<>n  einem  jeden  Burger,  der  sich  dasselbe  Jahr 
verheuratet,  mit  einem  l'ar  Hosen  beschenket  wird.' 
Simhl.,  Reg.  17'J'_'.  512,  wozu  Leu  ergänzt:  ,Selbigei 
A.  wird  von  dem  Ammanschreiber  vorgeschlagen  und 
dem  abgehenden  ernamset,  und  wann  dlser  etwa  eine 


curiose  oder  lächerliche  Tat  begangen,  öffentlich  er- 
zehlet.  In  dem  1'mzug  aus  der  Kapellen  zu  der  Mahl- 
zeit auf  das  Kathaus  wird  er  von  dem  ältesten  grossen 
Ratsglied  begleitet.  Er  wird  aus  dem  Stadtseekel  mit 
etwas  Geld    beschenket;   hat   aber    wegen   dess.    was   er 

auf  die  Gesellschaften  geben  muss  und  wegen  des 
Ammannbrots,  so  teils  bei  disem  Anlass  öffentlich  aus- 
geworffen,  teils  unter  die  Armen  ausgeteilet  wird, 
etwas  Kostens,  danahen  gewöhnlich  Einer,  der  in  den 
grossen  Bat  erwehlet  zu  werden  die  nächste  Hoffnung 
hat.  darzu  genommen  wird.'  —  4.  Familienname  Aa; 
Bs;  B;  F;  litt;  Seil;  Th;  Z.  Vgl.  die  ( leschlcclitsnanien 
.Vogt,   Keller.  Meier.  Schulthess   (Schulz).  Weibel.' 

Scli, in  mini,  umman,  Verl;,  aus  ambet-man  in  Heil.  1  —  :',. 
Zu  3.  Zu  der  Rechtskarrikatur  vgl.  den  .Narren rat'  in  Ap, 
den   ,grossmächtigen  Rat'  iu  Zg. 

Landvogts-A.  ,In  jedem  diser  Höfen  [GRh.]  ist 
ein  von  dem  [eidgenössischen]  Landvogt  zu  Obsicht 
der  hochobrigkeitlichen  Geschäften  gesetzter,  so  ge- 
nannte L.  befindlich.'  Simhl.,  Reg.  1722.  .Die  Land- 
vogtsammänner [in  GRh.]  sollen  bei  den  Bussenge- 
richten anwesend  sein,  um  zu  verhüten,  dass  vor  den- 
selben Criminalfälle  behandelt  werden.'  1710,  Absch. 
—  Vazer-:  eig.  Ammann  von  GnYaz.  .Zu  lgis  und 
Triintnis  sind  sehr  viel  Menschen  mit  Kröpfen  ver- 
sehen. Sie  sind  gemeinlieh  auch  etwas  träger  im 
Geis!  als  ihre  Benachbarte,  massen  die  gegenüber 
stehende  lTntervazer  beinahe  alle  ganz  geschwinde 
[gescheide]  und  überaus  beredte  Leut,  danahen  mau 
sie  durch  ein  Beiwörtlin  in  genere  du-  Vazer-Ainan 
nennt.'  Sererh.  1712.  —  Flecken-:  Ammann  des 
.Fleckens-  Beromünster  L.  —  Ho  f-:  Vorsitzender  eines 
Hofgerichtes,  wie  z.  B.  früher  iu  GRh.  ..Jeder  Huf  [in 
GRh.]  hat  seine  eigenen  Gerichte  und  zwei  Anmiann, 
deren  einen  die  Eidgenossen,  den  andern  aber  der  Abt 
zu  SGallen  setzet.  Der  Hof  zu  Rüti  aber  erweb.lt 
ihren  H.  selbst'  Simml.  Reg.  1722;  vgl.  auch  Absch. 
IV  1  b,   172.     Geschlechtsname  oTn;  Z. 

Hüs-A.:  Geschlechtsname  Tu. 

Viel),  verk.  aus  Gotte-  oder  Gred-Hüs-A.;  vgl.  Hüshcr  3 
(Hü  II  1532)  und  Gred-Büa  (Bd  11  1710),  sowie  Hito-Mann  tb. 

Hüsli-A.:  Spottname  um  Luzern.  Syn.  Schiss- 
It/isli-  Verwalter. 

Wohl  Einer,  der  ..t't  das  ffürfi  ,  b  li'.'l  II  1703)  in  Be- 
schlag nimmt,  oder   Einer,  der  Nichts  zu   verwalten,  zu   be- 

ill'lltrll     hat. 

Rathüs-A.:  Saalinspektor  und  Stimmenzähler  im 

alten  Bern,  eine  gesuchte  Stelle,  weil  sie  bei  Regi- 
mentserneuerungen ein  Präsentationsrecht  gab;  vgl. 
Mörik.,  Lit.  des  XVIII.,  45.  Nach  Leu,  Lex.  war  der 
R.  Mitglied  des  grossen  Rates,  wohnte  im  Bathaus 
und  .wartete  den  kleinen  Ratsversammlungen  ab.-  Vgl. 
dir  BA.  vioi  einem  korpulenten  Manne:  Das  isch  Kim' 
me-n-e'  Tiöihüsamme*  oder  er  hei  e"  Buch  wie-n-e*  lt. 
S;  vgl.  dazu  Sats-Herr.  —  Chäfer-;  der  amtlich  be- 
stellte Aufseher  über  das  Sammeln  und  Abliefern  der 
Maikäfer  Gu  olle.  —  Uhreis-:  in  <■'•  seit  der  neuen 
Verfassung  1814  st.  des  frühern  Friedensrichters.  .Per 
Kr.  hat  in  seinem  Kreis  Schuld-  und  Streitsachen  zu 
besorgen,  der  Gemeindammann  in  seiner  Gemeinde.' 
Sulger  (Si'iiSt.).  Er  hat  e"  Buch  wie  ne"  Chr.,  ist 
wohlbeleibt  GA.,  W".;  vgl.  Land-A. 

Land-A.,  PI.  L.-Ämme"  Ap;  Now:  1.  Haupt  der 
Regierung  und  der  Landsgemeinde;  s.  Ammann  -.'und 
vgl.  wm-gän  Bd  II    1"'.   Land   i  "   l»l   111    1298,   sowie 


249 


Man,  iiu'ii.  min,  lnuii.  muii 


250 


Panner-Herr  Bd  II  1538.  Titel  des  Regierungsober- 
banptes  auch  in  Aa  und  Gr.  In  BSa.  werden  nach  •l«*r 
Verfassung  von  1609  je  zwei  gewählt,  die  sechs  Jahre 

lang  alternative  jeder  ein  Jahr  die  Stelle  versehen. 
S.  Kohli.  Saaiien.  S.  15.  Seit  der  Verfassung  von  1814 
führen  in  G  zwei  Begierungsräte  als  Landaramänner 
von  Jahr  zu  Jahr  abwechselnd  den  Vorsitz  im  kleinen 
und  grossen  Rat.  So  auch  in  Ar  ein  stillstehender  und 
regierender  L.;  vgl.  Haupt-Mann.  Auch  in  1!  hiess 
eine  Zeit  lang  der  Präsident  des  Grossen  Rates  /... 
während  derjenige  des  Regierungsrates  den  Titel 
Schultheiss  führte.  ,L.  der  Schweiz'  war  zur  Zeit  der 
Helvetik  der  Titel  des  jeweiligen  Tagsatzungspräsi- 
denten. Wenn  jetz  der  L.  und  die  ganz  Tagsatzig 
ehiim  und  wött-mer-e"  ne""".  so  gäb-ene"  nüä  ;<>■  de" 
Hände'.  AHaldek  1839.  Auch  ganz  kleiue  Gemein- 
wesen wie  SchwG.  und  K.  hatten  ihren  L.;  vgl.  Stein- 
auer  1861  1  7'.'  und  89  f.  Üher  den  L.  im  Thurgau  mit 
seinen  Kompetenzen  neben  dem  .Landvogt'  s.  Absei). 
VII  1.  731  vom  J.  1717.  In  den  frühem  Sehreihen 
fremder  Machte  als  Anrede  der  betr.  eidgenössischen 
Stände  selbst  ins  Frz.  und  lt.  übergegangen:  ,Land- 
ammans,  l.andummani.'  .Porträts  der  Herren  Land- 
ammannen.' Hklv.  Kai..  1782.  Über  den  Stellvertreter 
des  L-s  vgl.  Statt-Halter  1  b  (Bd  II  1241)  und  Land- 
Weibel.  In  der  Volksspr.  gilt  L.  wie  Landrogt  u.  ä. 
als  Typus  des  Bedeutenden  in  geistiger  und  körper- 
licher Bez..  auch  der  Redegewandtheit  und  Zungen- 
fertigkeit mit  schlimmem  Nbbegr.  Bede"  eswie  ne"  I. 
Ndw.  Schriben  und  schwätze?,  sogar  lüge"  wie  en  L. 
An  vgl.  Vazer-Ammann.  Wie-n-en  L.,  korpnlent  Th. 
Sogar  das  Schnaderhüpferl  wagt  sich  an  das  Landes- 
oberhaupt: Zöge"  am  Böge",  d'r  L.  tanzt!  SchwE. 
(Lienert).  Obertr.,  Name  einer  schönen  Ziege  ApI., 
nach  Hochh.  auch  der  Mittelfinger  als  hervorragender 
Ap.  Über  das  älteste  Vorkommen  der  Benennung  und 
die  Entstellung  und  historische  Entwicklung  der  Würde 
iu  den  demokratischen  Kantonen  vgl.  Blumer.  RG.  I 
120  f.  211.  275  f.  —  2.  a)  Gemeindepräsident  GitPr.; 
vgl.  Ammann  1.  —  b)  Präsident  des  Kreisgerichts 
(frühern  Hochgerichts)  GrD.;  vgl.  Ammann  2.  Rätsel: 
Es  steid  en  Tanne"  isenfest,  lud  mer  a's  dritthalb  hun- 
dert Ast;  jede''  Ast  hed  en  eigene"  Xaiiiine".  und  wer 
das  errat't,  ward  z'  Jar  [übers  Jahr]  L.  GrD.  (B.). 
.  1 ' .•  i  Landama,  die  Amptleut,  G'richt  und  ganze  Ge- 
meinden der  vier  Dörfer  Zizers,  Trimmis,  Igis  und 
Undervatz  als  ein  besonders  Hochgericht.-  Ge  VDörf. 
1692.  Auch  hier  ist  die  Benennung  geblieben,  unge- 
achtet sie  an  die  Zeit  der  Untertänigkeit  erinnerte, 
als  die  Herrschaften  sieh  in  Ausübung  ihrer  llerr- 
schaftsrechte.  namentlich  der  Gerichtsbarkeit,  durch 
Amtmänner  vertreten  Hessen.  —  3.  eine  Art  Ballspiel, 
bei  welchem  dem  L.  nach  dessen  Rufe:  Bischalle,  Bo- 
schalle, dir  X.  nimmt  d'  Balle',  der  Ball  aus  dem 
Schosse  genommen  und  auf  den  Ruf  halt',  von  N.  nach 
den  mitspielenden  Kindern  geworfen  wird.  Das  ge- 
troffene tritt  aus,  das  zuletzt  übrig  bleibende  Eind 
bückt  sich,  den  Ball  am  Boden  vor  sich,  und  wird  vom 
L.  unter  Hersagung  des  Spruches:  !•'•  bin  e"  Jnrli  1. 
g'si",  ich  bitt  und  bett  um  noch  es  [eins]  z'si".  I**  ha" 
17  China  ii"'  's  chlinst  het  de"  grösH  Grrrrind!  um- 
kreist. Mit  dem  letzten  Wort  eilt  der  L.  seitwärts. 
Das  Kind  ergreift  den  Ball,  ruft  halt!  und  wirft  nach 
dem  L.  Wird  dieser  getroffen,  so  ist  das  werfende 
Kind  für  das  nächste  Spiel  L.  GFlaw.  Vgl,  an-halten  3 


(Bd  II  1227).  —  land-äiinnelo":  wi.-  ein  I.andam- 
mann  auftreten,  auch  von  Beamten:  nach  dieser  Würde 
streben  Ar.  Vgl.  .hauptmännelen.'  —  Bund(c)s- 
Landammann,  Bundslamme":  früher  Name  des 
Hauptes  eines  der  drei  Bünde,  welche  periodisch  zu- 
sammentraten. Seit  1803  bildeten  dies,-  drei  Land- 
aramänner, vom  grossen  Rat  aus  jedem  Bunde  Ifrei 
gewählt,  unter  dem  Titel  Landrichter.  Bundespräsident 
und  Bundeslandammann  den  permanenten  kleinen  Rat 
Gr.;  Tgl.  Gr  Gem.  7!':   Kasthofer   ls-_'_\   177. 

Land-Ammig,  auch  -Ammig  —  m.:  Landammann, 
bes.  PL  I)'  Land-Ammig,  die  Landesregierung  Schw. 
Im  llothüs  z'  Sehwyz,  du  lueged  siletewis  [reihenweise] 
</'  Landämmig  [die  Bilder  der  Landaramänner]  uf  d' 
Sehwyzer  abe*.  Schwzd.  Der  Stifelwirt  häd  es  gistrengs 
Amtsg' sieht  g'ha";  im  [dem]  G'sicht  nache"  hätt-er 
ehbnne"  Kantonslandämmig  si".  Lienert  1891;  s.  Hin- 
gt ni  Bd  II  15. 

Aus  Land-Amme"  mit  dem  patronymischeii  Ausgang  -ing, 
welcher  in  Schw  auch  sunst  beliebt  ist,  gebildet;  vgl.  z.  K. 
■  I'  Schmidig,  die  Glieder  der  Familie  Schmid,  und  G'vatterig 
Bd  I   1189. 

G'mein-  (L).  G'meind-  (AaFii.;  Th;  Z),  G'meis- 
[I  IWa.)  Amme":  Gemeindeammann.  1.  Vorsteher  der 
Munizipalgemeinde;  Dorfpräsident  AAFri.;  GWa.;  Th  ; 
vgl.  Stab-Halter  Bd  II  1241  und  Ammann  1.  Spottn. 
für  einen  breitspurig  einhergehenden,  wichtig  tuenden 
Menschen  TuHw.  —  2.  Schuldbetreibungs-  und  Polizei- 
beamter der  Gemeinde  L;  Z.  En  Buch  ha"  uie-n-en 
G.,  wohlbeleibt  sein  Z.  —  g'meiI1-aniinele'':  ein 
Knabenspiel,  wobei  Einem,  der  als  G.  sitzt,  ein  An- 
derer als  .Landjäger'  einen  Dieb  bringt,  der  abbitten 
muss  GSev.  —  Die  Funktionen  von  G.  1  und  S  waren  früher 
im    Undervogi   vereinigt. 

Senne°-A.:  Vorsteher  der  Sennen.  .S'.  und  Senne"- 
Fänderi,  zwei  Ehrenämter  an  der  Senne'-Chilbi  LW. 
S.  Schwzd.  42,  10.  —  Stadt-:  1.  Beamter  für  den 
Rechtstrieb  in  der  Stadt  Z,  was  G'meind- A.  2  auf  dem 
Lande.  —  2.  Vorsteher  einer  städtischen  Munizipalge- 
meinde, Bürgermeister  Aa;  G;  Tb.  ,Die  Städte  Rheinegg 
und  Altstetten  haben  ihre  eigne  Stadtamman  und  Rat, 
welche  ihre  Stadtsachen  verwalten.'  Simhl.,  Leg.  17l'l'. 

—  3.  Abwart  (eoncierge)  des  Rathauses  in  FStdt  j. 
Küenlin,  Dict.  bist.  Bd  I  298;  vgl.  Bathüs-A.  -  Zo- 
llend-: Verwalter  der  Zehnten  des  Ritterhauses  ZBub. 
iZ  Staatsarch.).  —  Bezirks-:  Regierungsstatthalter 
eines  Kantonsbezirkes  Aa  seit  1803.    S.  Aa  Gem.  133. 

Amman  nin  Ammene"  B,  Ammänni"  Aa,  Ammene" 
UwE.,  Ämineni"  GB.Pr.,  Ämmi"  Ap —  f.:  Frau  eines 
Ammanns. 

Ammann  schaff  f.:  1.  politische  Gemeinde  G. 
St  Josefe"  und  Engelburg  sind  e"  Amme'sehaß,  's  hässl 
Gäserwald  GGoss.;  vgl.  Ammann  1  und  G'meind- A.  1. 

—  '2.  Ammannswürde.  .Es  betreffe  Landammen  und 
andere  Ammenschaften.'  Gr  Landsatz.  1619. 

ImbC-Ma""1  Z,  Impe"-  AaoF.;  LG..  Imbli-  Z: 
1.  Bienenwärter,  Zeidler  Aa;  L;  Z  (Dim.  Imbfeßi- 
Mannli  in  verächtlichem  S.);  vgl.  Häfl.  1813,  177. 
Syn.  Imben-  Vatter.  —  2.  Händler  mit  Produkten  der 
Bienenzucht  (lt  Menzel);  Syn.  Hunig-Mann. 

Amt-:  1.  Beamter  im  Allg.,  Sg.  zu  Amt-Lut  Bd  III 
1519;  s.  noch  ver-geben  Bd  LI  88  und  Tag-Ürten  I 
Bd  I  495.  Ein  A.  sass  als  Verwalter  im  Ritterhaus 
Bubikon,  einer  im  Amthaus  Rüti  Z.  —  2.  Regierungs- 
statthalter AaBIj.  (Amlme'J.    Überh.  Vorsteher  eines 


251 


Man,  men,  min,  mon,  mun 


252 


, Amtes',  Amtsbezirkes.  ,Die  Landgrafschaft  Baden  zer- 
fiel in  Ämter  (ofrieia).  Über  jedes  Amt  war  ein  Vogt 
oder  Amtmann  (wohl  zu  unterscheiden  von  dem  Am- 
mann, minister)  gesetzt,'  Seg.,  RG.  I  140.  Anch  im 
alten  B  in  gewissen  Landesgegenden  s.  v.  a.  .Land- 
vogt'; vgl.  EFvFischer  1868,  28  und  Leu,  Lex.  1  212. 
Als  Ausdruck  der  Volksstimmung  gegenüber  dieser 
Obergewalt  ist  viel],  der  Beim:  Der  Amtme*  verdammt- 
iii'-  (Ineichen)  zu  betrachten.  —  3.  Angehöriger.  Be- 
wohner eines  gewissen  Amtsbezirkes.  .Es  soll  ouch 
ein  amptman  vordem  frömbden  nächeren  kouf  [Näher- 
recht] haben.'  LMönster  Amtsrecht.  .Kein  a.  von 
Grüningen.'  Egi.i  L878.  S.  Hodler  Bd  II  992.  -  Über 
die   Ausspr.   vgl.   die   Anni.   zu    Haupt-Mann. 

A  m  t  -  M  ä  n  n  e  r lis:  ein  früher  in  Bs  sehr  beliebtes 
Jugendspiel;  vgl.  g'mein-ammelen. 

Ober-Amt-Mann  :  1.  Regierungsbeamter  über  ein 
Oberami  (Bd  I  244)  B;  Z.  Sj  n.  Obervogt  5.  Von  181 1  bis 
1831  Regierungs-Statthalter  Z.  En  Buch  hä-  wie-n-en 
0.  Z  um  Wthur.  —  2.  =  Land-Vogt  Bd  I  706.  Gegs. 
Unter-A.  ,Der  Gläubiger  mag  die  Sehatzung  einem 
0.  anzeigen.'  1659,  BE.,  für:  .einem  Vogt'  1559,  B 
Rq.  (Ztschr.  f.  schwz.  R.  IX  b,  201  f.).  ,Der  Unter-A.- 
1059,  BE.  (ebd.).  .Beide  Unteramtsleut,  der  Statthalter 
und  Landsvenner,  sollen  mit  unserem  0.  an  die  G'richt 
sich  verfügen.-  1670,  BSi.  (Ztschr.  f.  schwz.  B.  IX  b, 
lT-.'i.  .Kin  jeder  O.  sanimt  seinen  Dnteramtleuten, 
Gerichtsässen  und  Chorrichtern.'  1659,  BK.  (ebd. 
S.  212).     Auch  Bs  hatte  seine  Oberamtmänner. 

Iu  Bed.  1  eine  Zss.  aus  Oberamt  und  Mann,  iu  Bed.  2 
eine  solche  aus   Ober  and   Amtmann. 

Fri-A.:  urspr.  Vorsteher  der  Freien  am  Land- 
gericht, zu  welchem  sie  in  besonderer  Beziehung  stan- 
den, und  als  solcher  Gehülfe  des  Landrichters  (Fr 
vWyss).  Im  freien  Amte  Aa  (s.  Amt  Bd  I  248)  übte 
der  Fr.  beim  Blutgerichte  die  landgräflichen  Rechte 
der  Herzoge  von  Österreich  aus;  seine  Wahl  stand 
der  Gemeinde  zu.  Blumer,  RG.  I  120  f.  Der  Obervogt 
[beim  Landtag  .Landgraf  genannt,  s.  d.  Bd  II  707] 
beauftragt  den  Fr.,  durch  alle  üntervögte  der  Herr- 
schaft den  Landtag  in  allen  Kirchhörenen  verkünden 
zu  lassen.  Er  verbannt  auch  auf  Geheiss  des  Land- 
grafen das  Gericht.  Bluntschm,  RG.  I  204.  In  Bs  der 
älteste  der  drei  dem  Gerichte  beigeordneten  Beamten, 
bes.  im  Malefizprozess  tätig,  wo  er  als  Fürsprech  des 
obersten  .Ratsknechts'  die  Anklage  führte;  vgl.  Heusl.. 
Vcrf.-Gesch.  209  f.  und  s.  fr*  Bd  I  1256.  ,Und  als 
dahar  [bisher]  der  fr.  des  gerichtes  g'walt  g'hept  hat, 
solich  schlecht  friden  ze  schenken,  dadurch  den  reten 
10  ß  pfenn.  ab'gangen  and  nit  worden  sint,  da  s.dl 
hinathin  [von  nun  an]  der  fr.  nit  wyter  gwalt  haben, 
solieh  friden  [Busse  für  Friedensbruch]  ze  schenken, 
denn  synen  teil,  so  im  davon  gebort.-  1457,  Bs  Gerichts- 
ordn.  Anno  1615  heisst  er  .Statthalter  des  freien  Amts' 
und  ist  beim  Blutgericht  neben  drin  .Herrn  Reichs- 
vogi  und  (»bristen  Knecht-  genannt.  Bs  Rq.  —  Holz- 
Holz-Geber  Bd  II  95.  .Erst  a.  1646  wurde  [st.  des 
.Holz-Gebers']  ein  II.  durch  den  kleinen  Rat  gewählt.' 
Z Wthur  (Troll).  Sei-:  Amtmann,  der  den  Schwe- 
sternhausfond gemeinschaftlich  mit  dem  Seelhausfond 
(s.  Selen-Hüs  Bd  11  L726)  verwaltete  Senf;  vgl.  Sel- 
Meister.  .Vom  kleinen  Hat  zu  einem  S.  gewählt  Herr 
V  N.-   175::.  Z  Nachr. 

„  A"-,\l  a"":  wer  bei  einer  Sache,  einem  Geschäfte 
den  Anfang  mach!  AaF."     -   Vgl.  an  Bd  I  -256. 


G'radane"-:  ein  Leichtsinniger,  eig.  Einer,  der 
es  mit  Allem  obenhin  (grad-ane*)  nimmt  FMu.  — 
Hebanne"-:  Ehemann  der  jeweiligen  Hebamme  ZSth. 
—  Äni-:  Vater  des  Grossvaters  Nnw.  Syn.  An  i  ratter. 

U"-:  1.  ungewöhnlich  grosser,  starker  Mann  Ar-; 
SchwE.  Vgl.  im- 5  (Bd  I  298).  —  2.  Unmensch,  un- 
billiger, nnfreundlicher,  hartherziger  Mann  Ar;  Gl.; 
Gul'r.;  SohwE.;  Tu ;  '/..  Bes.  in  der  neg.  Verbindung: 
er  ist  kein  U.  -  Anke"-:  Butterhändler  Z.  RA.  Es 
ist  "  -  Das  [eig.  es  wiegt  so  und  so  viel]!  Wenn  ä" 
im'  witt,  legg  üf  —  seit  der  A.  (Z)  oder:  's  muess 
Das  si;  's  ist  Das,  seil  der  A.  (550.),  Feststellung 
einer  Tatsache  oder  Rechtfertigung  einer  Behauptung. 
Vgl.  noch  Esel  Bd  I  515.  Enzi-  s.  Enzi  II  Bd  I 
358.  —  Erdöpfel-:  Kartoffelesser.  Spottname  für 
die  Talbewohner  ArWalz.  Du  tüsigs  Katrili,  vwst 
aueh  en  Ma""  ha«,  en  alte*  Ri'taler,  en  E.  —  Ere"-: 
Ehrenmann.  Biedermann.  Guete*  Frünä  und  E.!  ge- 
mütliche und  vertrauensvolle  Anrede,  mit  der  man 
eine  Eröffnung  oder  Bitte  einleitet  Tu;  Z.  He!  guete" 
Fr.  und  E.,  mues»  i"  dem  Dorf  ml«  Herbert)  hu"  '/,. 
lt  Meyer,  al.  Spraehb.  11'e'  wett  aurh  schöners  Weiler 
ireusche",  seid  der  Bai:  :um  l'eli.  Ja,  es  mücsst  ja 
Kiuer  eleu  E.  st",  wenn  er  Öppis  d'ra"  andere«  teett 
ZWettschw.  Er  ixch  e"  E.,  aber  me«  chann-em  's  nit 
bewise-  S;  Z  (iron.);  vgl.  noch  bei  Gr.  WB.  III  62, 
wonach  das  \V.  spec.  schweizerisch  ist.  —  Arbets-: 
Arbeiter,  bes.  Handwerksmann  Sch  :  Z.  's  ist  en 
schlechten  A.,  wir  nid  eum  Handerch  rede«  cha— 
SoeSt.  (Sulger).  —  Erd-,  HSrd-Mannli,  -Männli: 
1.  Wichtelmännchen,  Zwerg  im  Volksglauben  Aa;  B; 
L;  S;  Tu:  ÜW;  Z;  vgl.  Erd-Lütli  Bd'lII  1520;  Erd- 
Männli-Loch.  ebd.  1034;  Fänk  Bd  I  866  f.  In  SGüns- 
berg  hausten  ehemals  die  E.  Sie  taten  den  Landleuten 
viel  Gutes,  besorgten  ihre  Wiesen  u.  A.  m.  Sie  ar- 
beiteten nur  des  Nachts  oder  früh  Morgens.  Als  sie 
einst  alle  auf  einem  Aste  sassen,  kam  ein  mutwilliger 
Bursche,  sägte  den  Ast  ab,  so  dass  sie  alle  zu  Boden 
fielen;  seither  kamen  sie  nie  mehr.  Im  Leberberg 
kamen  sie  früher  aus  den  Höhlen  hervor,  halfen  den 
Leuten  mit  ihren  kleinen  Fingern  W&rch  reiten  und 
allerlei  Anderes.  Wenn  ein  Bauer  ein  Fest  hatte, 
erschienen  auch  sie  und  assen  vorzüglich  gern  Wähen. 
Endlich  seien  sie  durch  mutwillige  Bauernbursche, 
die,  um  die  Form  ihrer  Füsse  zu  erfahren,  Asche 
streuten,  vertrieben  worden.  Ihre  Fussspuren  aber 
seien  Kntenfüssen  ähnlich  gewesen.  Nach  anderer 
Überlieferung  zogen  sie  sich  zurück,  als  die  Menschen 
überhaupt  böser  wurden  und  zu  fluchen  anfiengen. 
Lt  einer  Sage  aus  dein  Tu  beschenkten  sie  die  Fehl- 
arbeiter  mit  köstlichen  Gerichten,  welche  in  silbernen 
und  goldenen  Schüsseln  sieb  befanden.  Als  einst  ein 
habsüchtiger  Bauer  eine  solche  Schüssel  für  sich  be- 
hielt, hörte  der  Brauch  auf-,  vgl.  hiezu  Venediger  Bd  I 
833.  ,Von  den  Erdmännchen  hätte  es  ihnen  erzählt, 
wie  sie  ganz  kleine  Leutchen  seien  und  den  lieben 
Kindern  allerlei  schönes  G'vätterzeug  brächten.'  Nat.- 
Kal.  1891.  .llerdiuäniili,  die  zue  nacht  in  kestlinen 
und  innren  oder  wenden  gleich  als  schmidend.'  M  u,. 
.In  einer  hölzinen  «and  g'nagend  etwan  die  holzwürnr 
lut.  I>a  überredend  sieb  etlicli  lüt.  es  seiend  heid- 
uieiili.  habend  ire  seltsamen  fablen  und  gedieht  von 
denselben,  die  sy  von  iren  müeteren  und  grossmüc- 
teren  gehört,  wie  sy  dem  husvolk  erschinen,  gedient, 
die  kind  gewieget    und   wie   es  glücklich  sye,    wo  sj 


253 


Man, 


in. 'ii.    nun.   inoii.    mim 


25 1 


in  einem  hus  gespürt  werdind.'  LLav.  1578.  ,Etlich 
Landleut  sagend,  dass  auch  Erdmännle  im  Stigelfatt- 
balm  am  Iiiin  gewohnet  haben.'  JLCys.  1661.  ,Vor 
Jahren  scind  vil  abentewrige  and  wunderliche  Dinge 

von  Enlmännlin  oder  Zwergen,  so  in  dem  Pilatusberg 
und  dessen  vilfältigen  Klüften  und  verborgenen  Gängen 

ihr  Wohnung  gehabt  [erzählt  worden].'  ebd.  Vgl. 
auch  Cappeler  1707.  10  f.  ,[Beim  Walterschweiler  Bad 

Zg  Beng  man  an  nach  Hold  zu  graben,  wie  annoch 
die  unterirdischen  Gänge  anzeigen]  dessentwegen  sie 
das  warme  Wasser  verloren.  Item  wie  sie  auch  von 
denen  Bergmannlein  übel  geplagt  worden  seind  und 
leiblich  erschinen.  auch  vilmalen  ires  Vieh  gcstriglet, 
gebutzt  und  gehirtet  (so  bishero  auch  geschehen) 
under  dem  Schein  der  Dienstbarkeit;  also  tut  der 
Teufel  vilmals  die  -Menschen  allen.'  Beschreibung  d.  W. 
B.  um  1700.  Weiteres  über  die  E.  s.  bei  Rochh.,  Sag. 
1  264  f.;   Lüt.,  Sag.  50;    Ndw  Kai.  1888,  8  f.;   Gotth. 

IV  2,  79;  BWyss  1863,  52;  RWyss  1815,  101.  320;  die 
Schweiz  1  1  i2;  neue  illustr.  Ztschr.  1850,  270;  Schwzd. 

V  17.  Vgl:  auch  Berg-,  Wild-M.  —  2.  gefleckter  Sala- 
mander TnEgn.  —  Örgeli-Ma"0:  herumziehender 
Drehorgelspieler,  meist  Savoyarde  Gr;  G;  Th;  Z.  Die 
Abneigung  gegen  eine  Annexion  Savoyens  durch  die 
Schweiz  1^59  drückte  sich  in  dem  Satze  aus:  Was 
brüched  mir  dere"  O-e"?  ZS. 

Erst-:  der  Erste  auf  dem  Plan,  beim  Angriff, 
einem  Unternehmen,  Anfänger.  ,L  besorgt  einen  Über- 
fall von  B;  weshalb  es  besser  wäre,  dass  wir  E.  wären 
und  einen  geeigneten  Anschlag  beraten  würden.'  1534. 
Absch.  ,1m  schlämm  [Schlemmerei]  will  ich  gern  e. 
syn.'  Küef  1550.  ,Antistes,  qui  in  aliqua  re  prinei- 
patum  tenet,  ein  rädlefüerer,  anleiter,  e.,  anfüereiv 
Fris.  .Also  hören  wir,  wer  im  Handel  unsers  Heils 
Erstlimann  ist.  nämlich  der  liebe  Gott.'  FWyss  1672. 

Erz-:  Minenarbeiter,  Erzknappe  PA1. 

Eissele°-(ZGSchönbr.),  Eisse"-  (Schw)  Mandli: 
1.  der  h.  Rochus,  bzw.  sein  Bild  SchwE.  Dieser  heilte 
mit  Geschwüren  (Hissen)  Behaftete,  indem  er  den  Eiter 
aussog.  —  2.  ein  Bild  der  h.  Kümmernuss  (s.  Bd  III 
304)  in  ZiiSchönbr.,  zu  welchem  man  gegen  Eissen, 
Geschwüre.  Kopfweh  udgl.  seine  Zuflucht  nimmt. 

Die  Form  Eisselen,  die  sonst  für  Eissen  nicht  belegt  ist. 
beruht  wahrsch.  auf  einer  Mischung  mit  Eiselen  (Bd  I  58'2) 
=  Einsiedeln,  wo  nach  Gfd  19,  195  eine  silberne  Statue  der 
hl.  Kümmernuss  sich   befand. 

Äsche"-Mann:  Aschensammler,  Mann,  der  von 
Haus  zu  Haus  die  Asche  sammelt  BStdt;  vgl.  Schwz. 
Dorfkai.  1891,  54.  In  ZStdt  früher  Bauer,  der  in  den 
grossen  Äschen-Tansen  die  Asche  aus  den  Äschen- 
Tollen  holte.  — ■  Äxe°-:  axttragender  Mann;  beim 
Militär  der  Sappeur  Ar.  Auch  bei  der  Feuerwehr: 
,Die  Axtmänner  sind  gehalten,  alle  Hindernisse  aus 
dem  Wege  zu  räumen,  welche  einer  Spritze  entgegen- 
stehen.'ArHeid.  Feuerordn.  1836.  —  Vech-:  1.  Vieh- 
kenner Z.  —  2.  Viehzüchter.  ,Mesa  aber,  der  Moa- 
biter künig,  was  ein  vychmann.'  1548.  II.  Kön.;  dafür: 
,war  ein  Viehemann.'  1667.  —  Fade"-:  Fadenver- 
käufer, Hausierer  mit  Faden,  allg.  (F.-Mannli  Ap). 
Glück  zue.  F.!  iron.  Glückwunsch  zu  einem  zweifel- 
haften Unternehmen  Ap;  G;  Th;  Z.  Guet  Nacht,  F.! 
seherzh.,  =  gehab  dich  wohl!  oder:  ich  danke,  im  S. 
der  Ablehnung  ScHSt.  (Sulger).  —  Federe"-:  Mann 
mit  einer  Feder  auf  dem  Hut,  Vornehmer.  Sprww. 
1824.    Er  stellt  st**  wie  cn  F.,  ist  ein  Hochmutsnarr, 


eig.  wie  ein  Junker  mit  der  Feder  auf  dem  Hut  ScuSt. 
(Sulger).  —  Vogel-:  hausierender  Singvögelhändler 
ZO.f  .Es  seind  in  dem  Lande  nicht  zu  gedulden  die 
Vogelmänner,  Schleifer,  Löter,  Zeinenmacher.'  Tu 
Mand.   1789. 

Vogt-:  1.  Vormund  Aa;  Bs;  S  ( Vogtme'J.  —  '_'.  Sg. 
zu  Vogt-Lüt  (s.  lid  111  15-20).  ,Fart  euch  jeiuan  in 
die  obgenannten  geriebt  heryn,  den  soll  man  haben 
für  einen  v.  und  in  schirmen.-  1538,  Z  Rq.  --  Zu  Bed.  l. 
1'.    für   Vogt   wie    Witt-Frau   für   .Wittwe.' 

Fall-:  Höriger,  der  den  Leibfall  zu  geben  schuldig 
ist.  .Ein  lehen-  oder  fallmann  soll  geben  das  best  der 
on  eins,  wenn  er  stirbt.'  XIV.,  Bs  Rq.  S.  noch  Hueber 
Bd  II  962.  —  Vened  iger-Män  ndli  =  Venediger  2 
(Bd  I  8:13)  GMosn.;  ZF.;  s.  die  Aiim.  zu  Gold  Bd  II 
225.  —  Fänken-Mannli  =  Faul;  Bd  I  866  Gr.  .Das 
gefangene  Fänggen-Mannli';  s.  KARutishauser  1880, 
100  und  bes.  Jecklin  1874,  20  f. 

Vor-Mann:  1.  „der  Erste,  Vorderste  in  der  Ord- 
nung. allg.1-  ,Des  Petrus,  des  vormannes  der  apostel.' 
ZwiNiiLi.  —  2.  =  Erst-M.  Mit  Zg  solle  man  die  Sache 
,kurz  anbinden,  damit  man,  wo  sy  den  bösen  weg  fls 
welltind,  v.  syn  möcht.'  1529,  Absch.  ,Es  ist  ze  be- 
sorgen, dass  sy  uns  überfallen  werden;  darnmb  wäre 
guet,  dass  wir  v.  syn  möchten.'  1531,  Strickl.  — 
Mhd.    cor-man,   vgl.   engl,  foreman. 

F  ü  r -  M  a  n  n  1  i ,  -  M  ä  n  n  1  i :  1 .  =  füriger  Mann  (s. 
fürig  Bd  I  951)  Ndw.  .Die  sog.  Fewr-Männlin  sind 
keines  Wegs,  wie  viel  einfältige  Deut  ihnen  einbilden, 
die  Seelen  und  Geister  Tieren,  die  Grenzen  und  Marken 
verruckt  haben.'  Anhorn  1665.  ,Die  Feuermännlein, 
wie  man  sie  nennt,  wann  etwann  in  Räbcn,  auf  den 
Kirchhöfen  hin  und  har  schweifend  Feur  gesehen 
wird,  worvon  einfaltige  Leut  wunderliche  Gedanken 
haben.'  JMüll.  1666.  ,Das  Scheinholz,  mit  welchem 
muetwillige  Junge  ihre  Gesellen  erschrecken,  dass  sie 
vermeinen,  sie  sehen  böse  Geister  und  Feurmännlein.1 
LLav.  1670;  dafür  ,füriu  mannen.'  1578.  ,Ignis  fatuus, 
Irrwisch.  Feurmännlein.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Die 
Teutschen  heissen  dises  Liecht  auch  Wischmännlein, 
feurige  Männer,  Feurmännlein,  Irrwisch.  Irrlicht.' 
JJScheuchz.  17o7;  1746.  —  2.  eine  Art  Feuerwerk. 
Syn.  Für-Tüfel.  .Dass  die  jungen  Buben  die  grösste 
Freude  daran  haben,  wann  sie  schiessen  und  Feur- 
männli  machen  können.'  Z  Kai.  1762. 

Fuer-Mann  Faerw,":  1.  Fuhrmann,  allg.  PI. 
Fuer-Lüt,  selten  Fuer-Manne".  ,Was  für  einen  herr- 
lichen Tag  die  Fuhrmannen  hatten.'  Breitenst.  RAA.: 
Wo  's  ehe"  göd,  ist  guet  F.  si"  L.  Lass  du  nw  de" 
F.  sorge",  bis  's  umg'heit!  auch  Vorsorge  schützt  vor 
Unheil  nicht  Z.  Da  färt  der  F.  um  der  Eggen  umme", 
wenn  man  einen  Gedankengang  verlässt  und  uner- 
wartet zu  andern  Erwägungen  übergeht,  ebd.  S.  noch 
chlepfen  Bd  III  672.  Auch  der  Treiber  beim  Pflügen 
GEh.  —  2.  Säumer  W.  ,J.  Truffer  starb  1756  als  F. 
auf  dein  Theodulpasse.'  Rüppen.  Neben  Chlaus  und 
Esel  die  dritte  vormals  zum  Chlausen  durchaus  ge- 
hörende Figur  mit  einer  zu  diesem  Zwecke  eigens 
angefertigten,  besonders  starken  Peitsche,  mit  welcher 
der  F.  gewaltig  knallte  ZKüsn.-Berg  f-  —  3.  Führer, 
Anführer.     ,Josua,  der  f.  Israels.'  RSchmiii  1579. 

Eggiwil-F. :  personifizierende  Benennung  der 
Emme,  insofern  sie  Überschwemmungen  verursacht 
und  Geschiebe  mit  sich  führt  B  uE.     Wenn  d'  Emmc" 


255 


Man.  inen,  min,  mon,  nnin 


256 


recht  gross  chunnt,  so  säge"  de""  d'  Lüt:  der  E.  chimnt 
aber  BLimpach.  —  ,KggiwIl',  Ortschaft  beim  Zsfluss  des 
Rütenbaches  und   der  Emnie. 

Güeter-Fuerme":  Frachtfuhrmann  „B;  L;"  /. 
Sein  Leben  geschildert  bei  JDennler  1817,  S.  1!|S.  — 
Höchster-  =  Höchster  Bd  11  981.  D' Zuschg  [Sust, 
Warenniederlage],  wo  ä"  H-fuermenne"  </'  Wägen  »*- 
g' stellt  hind.  Scbwzd.  (GuMai.).  —  Ghacheli-,  Gha- 
chelg' schirr-:  Fuhrmann  mit  Töpferwaren,  spec.  „einer. 
<ler  aus  der  Ferne  [oft  aus  dem  Elsass]  her,  mcisl 
mit  seiner  ganzen  Familie,  zu  den  grossen  Töpfereien 
im  Heiniberg  bei  Tlinn  führt'  B.  Typus  der  Roheit: 
.Kr  [ein  ausgelassener  Mann]  redet  manchmal  Sachen, 
welche  einem  Kachelfuhrmann  "der  Schweinhändler 
übel  anstellen  würden.'  GoiTH.  —  Landi-  =  Ein- 
Kärrler  (Bd  111  128)  Z.  Vgl.  Ländi-Boss.  —  Mol- 
che"- =  Alp-Füerer  (Bd  I  983)  GiiChur,  oHalbstein, 
Fr.;  vgl.  Tsch.  353.  -  Mordio-:  Fuhrmann,  der 
seine  Zugtiere  quält,  sie  unter  Fluchen  und  mit 
Schlägen  zu  übermässigen  Leistungen  anstrengt  S;  Z. 
—  Schwabe"-:  Fuhrmann  aus  Württemberg,  welcher 
vor  der  Erbauung  der  Eisenbahn  über  Eglisau  Ge- 
treide nach  Zürich  führte  Z.  En  Appitit  ha'  leie  en 
Sohlt'.  —  Stadt-  =  Karrer  (am  Ötenbach)  Bd  111  427 
ZStdtf.  Auch  in  ZWthur:  .Wenn  der  geschworen 
Stadtfuermann  die  notwendige  Euer  nit fertigen  könnte.' 
1695,  Verordn.  —  Wi"-:  Weinfuhrmann,  allg.  Spec., 
trüber  in  ZStdt  obrigkeitlicher  Beamter,  .der.  wann 
Oberländer  Wein  kauften,  die  lären  Fass  zum  Ver- 
käufer und  von  dannen  voll  widerum  an  die  Schiff- 
lände zu  führen  hatte.'  Meb.  Tig.  1742,  (508. 

fuerme":  aus  dem  Suhst.  gelegentlich  zum  Verb 
gestaltet  im  Kinderreim.  En  alte''  Ma"",  en  arme'' 
Ma"",  Der  mues'  na  [noch]  Fuerme"  werde",  und  wenn 
er  nümme*  /'.  cha**,  so  mues'-er  under  <t'  Erde"  ZZoll.  f 

Die  volle  Form  wäre  ei^.  fuermene" ',  vgl.  auch  /'  imi m 
Bd  III   1267. 

Fcrden-Man  n  =  Verden  Bd  I  995.  ,Sammer  botz 
ferdenmans!'  Aal  1541).  —  First-Männdli  =  F.- 
Joggeli  (s.  Jogg  4  a  Bd  111  26)  Aa;  vgl.  Mann  7  d$ 
und  Rochh.  1867,  95  f.  —  Viert-Mann:  1.  ,Viertme", 
quartus.'  Id.  B.  —  2.  =  Vierer  1  Bd  1  923.  ,üass  N. 
do  zue  Schinznach  ein  vierdraan  wäre.'  1484,  Aa 
Schenkenb.  Arch.  , Sodann  werdent  zwen  v.  g'setzt 
mit  der  liieren  band,  die  steg,  weg,  zun  usw.  sollen! 
besebowen.'  1562,  Esterh.,  Rick.  —  Fuess-:  1.  Fuss- 
soldat.  ,40  wolmögender  f.'  1443,  B  (Gfo.).  ,900  f. 
und  200  ze  ross.'  ebd.  —  2.  Teil  eines  Harnisches;  s. 
Bdll  1610.  —  Fisch-:  Fischer  l'Al.  —  G'vatter-: 
Benennung  des  Taufpaten  von  Seiten  der  Eltern  des 
Kindes  und  des  Vaters  von  Seite  des  Baten  B;  L; 
S;  Z.  Er  ist  min  G.,  sagt  z.B.  der  Vater  von  einem 
Freunde,  der  einem  seiner  Kinder  Gölti  ist.  Er  isch 
G.  z'  Hüstage",  wenn  d"  Geiss  gitzlel,  er  hat  keine  Be- 
deutung S  (Schild);  vgl.  G'ealler-Lat  Bd  111  1520. 
—  Vetter- =  Vetter,  bes.  in  familiärer,  gemütlicher 
Anrede  an  einen  Verwandten  Aa;  Bs;  Th;  Z.  Kinder- 
reim: leh  und  du  sind  V-e",  wie-n-en  alti  Ghupfer- 
pfanne*  Aa;  ZO.  Vettermannis  machen  die  Kinder 
auf  der  Schlittenbahn,  indem  sie  ihre  Schlitten  einen 
hinter  den  andern  hängen  TuFr.  —  Fäuzen-:  Sg. 
zu  Fäuzen-Lüi  (Bd  III  1520).  Ein  tobender  Mann  aus 
ZMaschw.  wird  ermahnt,  Gott  zu  bitten  usw.  Ant- 
wort: ,Ä.  Gott  isi  eins  föizenmendli  und  die  heiigen 
oueh;  si  haben!  niemanl  nttnz  zue  helfen.'  um  1500, 


/,  Staatsarch.  —  Fluc-Mannli  =  -Engi-M.  L.  Die 
Fl.  schiessen  in  den  Flühen  am  Napf,  wenn  Regen 
eintreten  will.  Lift1.,  Sag.  27.  —  ,Flac  h  s-Mann  :  der 
im  flachs  werket,  linarius.'  Fris. ;  Mal.  Auch  Ge- 
schlechtsname  Z. 

Fri-:  Scharfrichter.  .Weilen  durchgehends  die 
Scharpfrichter  und  Wasenmeister  als  Freimänner  an- 
gesehen worden,  auch  man  niemals  den  Zehnden  von 
dem  zu  einem  Wasendienst  gehörenden  Land  gefordert, 
11  auch  der  dismalige  Scharpfrichter  gleiche  Rechte 
geniessen.'  17t',:,,  Aar.  Batserk.  ,Geörg  Fleischer,  dem 
Nachrichter  zu  Altkirch,  und  W.  Vollmar,  dem  Wasen- 
meister zu  Schöpfen,  woraus  erbellet,  dass  auch  fremde 
Freimänner  allhicr  Recht  genommen  haben.'  Bs  Chr. 
177'.».  .her  Freimann  oder  Exekutor  zu  Lauis.'  1780, 
Absch.   .her  Fr.  J.  Math.  Vollmar  zu  Lauis.1  1781,  ebd. 

Nu   schon   mini.,   doch   in   erster   Linie  =  Freier   im    Gegs. 

zu  ,Eigci ihii'.  und  uns  diesem  Begriffe,  nicht  (wie  im  XVIII. 

missverst&ndlicb  angenommen  wurde)  aus  dem  der  Freiheit 
von  Abgaben,  erwuchs  die  Bed,  .Scharfrichter.'  Am  Land- 
gericht sassen  Dämlich  nur  Freie  und  Einer  aus  Diosen  voll- 
zog das  Urteil.  Die  zünftigen  Scharfrichter  der  spätem  Zeit 
erbten  dann  allerdings  von  Amtswegen  mit  der  Benennung 
auch  die  Privilegien  des  Freien.  Im  XVIII.  musste  die 
Freiheit,  weil  ihr  Ursprung  vergessen  war,  eben  neuerdings 
sanktioniert  werden.  Mehr  über  den  Fr.  in  dieser  Bed.  bei 
Schm, -Fromm.  I  816.  Auf  die  nrspr.  Bed.  geht  der  '/.  Ge- 
scblechtsu.   (Frime")  zurück. 

Freiheits-:  Einer,  der  des  Klosters  Freiheit 
(s.  Bd  1  1265)  benutzt.  .Articul.  die  ein  Fr.  zu  halten 
schuldig.'  1590,  ScitwE.  Klosterarch.  —  ,Frisch-, 
ein  anderen  zue  beleidigen,  alacer  ut  alteri  noceat.' 
.Mal.  --  Frösche"-,  Frösche*bei"- :  Verkäufer  von 
Froschschenkeln  Z.  —  Gäbeli-:  1.  scherzh.,  der 
Teufel  (!F.,  iL.  T.;  Th;  UwE.;  ZO.  Syn.  de*  Tafel 
mit  der  Ofe"gable".  Und  hat -er  nüd  recht  'lö-,  se 
chunnt  halt  de*  G.  und  Mgglet-e"  dei  äbe"  [in  die 
Hölle]  and  's  wird-em,  was-em  g'hört.  Stutz.  Zu  der 
argen  Beschimpfung:  ,Leck  den  gabelmann!'  (um  1450, 
L  blaspbem.)  ist  an  das  angebliche  Küssen  des  Teufels 
durch  die  Hexen  zu  erinnern.  —  2.  neckische  Be- 
zeichnung der  Toggenburger  als  Heugabelnmacher, 
auf  die  Zeit  zurückgehend,  da  die  Baumwollenindustrie 
dort  noch  nicht  heimisch  war.  Gäbelima,  G.,  d'  Togge*- 
burger  müend  en  Ise'ban  ha"!  Z  (Spottreim).  —  Gu- 
gel-:  1.  Mann,  welcher  als  Kopfbedeckung  einen 
Gugel  (Bd  II  155)  trägt.  Als  Schreckgespenst  haust 
ein  solcher  im  Steinhölzli  ob  der  sog.  Nase,  der  Stadt 
Seu  gegenüber,  auf  der  Z  Seite.  .Ä  Samiklaus,  du  (!.!' 
St  Nikolaus  mit  der  Bischofsmütze.  .TMaiii..  1*57-1.  — 
2.  Geschlechtsn.  Z.  von  dem  Fluni.  Gugel  gebildet 
oder  auch  urspr.  =  1.    S.  die  Anm.  zu  Gugel  Bd  II  1  -"•<;. 

Güge"-  (lii.ll.;  GSa.;  Nnw;  ZO.),  Güger-  (GW.), 
Güge"-  ((1A.),  Gugger-  (GWe.)  Mandli,  -Mändli,  in 
GlM.  und  U.  -Ma"",  PI.  -Manne":  1.  Feuerkröte.  Sala- 
mander, Unke.  In  Gl  Güge"-Ma""  und  G.-Wib  auch 
bildl.,  Eheleute,  welche  getrennt  von  einander  leben. 
—  2.  Güge'-Mannli,  Gebäck,  das  eine  männliche  Figur 
darstellt    ZKn. 

Syn.  Gugen-Afol,   -M>>li,   woraus   unser  W.    mit  Alllehl % 

an  Mann  entstellt  ist;  die  Übertragung  auf  die  getrennten 
Eheleute  vom  einsamen,  nicht  im  Chore  ertönenden  Qnkenrnf, 

eher    als    vom    lir; he.     solchen    Eheleuten    ein    Churivuri    zu 

bringen,  zu  gügen  (Bd   II    157). 

Gäggeli-Ma""  -a-  =  Gdgg  IV  3  (Bd  II  168)  Z. 
Nei",  lueged  au'*  dcr  G.  da  im  Easiererstübli  a".  wie-n-er 


257 


Man. 


nun.   nun.   niun.   niun 


st°*  dreht,  loie-n-er  s»eJ  duckt,  teil  d'  Scher  um  sini  Ore* 
juckt;  i  r  /mint  ganz  sicherli'*,  perse,  es  sei  scho"  um  sin 
Ghrage*  g'scheh.  Moll.,  Jugendschr.  —  Gaug(g)el-, 

in  '/AK  Gäuggel-:  Gaukler.  1.  Possenreisser.  De"  G. 
(Gäuggeli-M.  Tu)  mache",  den  Hanswurst  spielen  '/,, 
Beim  GrünipeUschiesset  in  BBurgd.  wurde  die  Jagend 
dureh  einen  G.  unterhalten,  um  sie  vom  Sclliessplatz 
fern  zu  halten.  .Göuggelmann',  die  lustige  Person  im 
Schauspiel.  1533,  Aarai  Ratsprot.  Die  Tänzerin  zum 
Narren:  .Wohin,  niyn  fryer gouggelmann ! '  Maukitiana 
1581.  .So  wirst  u  auch  ein  Narren  hau  und  er  an  dir 
ein  Gaukeim.'  GGotth.  1019.  .Gaugehnann.'  Jon. Maul. 
1074.  Vgl.  Gauggler  Bd  II  171.  —  2.  possierliche 
Figur,  l'uppe.  wie  sie  der  Zeiger  nach  einem  Zweck- 
schuss  aufsteigen  lässt  Z ;  vgl.  Gauggler  3.  Gaugycli- 
M,i  I..  GäuggeUMandli  '/.,  am  Schnürchen  gezogene 
Figur  als  Kinderspielzeug;  Syn.  Bajass.  Julie,  es 
Gaugelmänndli,  i'h  g'seh-n-em  scho"  es  Bei",  in  einem 
sog.  Baderkram.  Schwzd.  (Z).  —  3.  Hebemaschine, 
Flaschenzug  Tu.  Syn.  Gauggel  II  6  (Bd  II  173).  — 
Göli-  =  Göli-Chrämer  (Bd  III  814)  Gr.  -  Gülle"-: 
im  Munde  des  Städters  der  Bauer,  welcher  mit  seinem 
GüUen-Fass  die  Jauche  aus  der  Stadt  holt  ZStdt.  — 
Gelte"-:  seine  Ware  auf  der  Gasse  ausrufender  Gelten- 
verkäufer  Aa;  '/,.  Müeffe*  (Z),  schreie*,  rumpüse*  (Aa) 
wie-n-en  G.  —  Gampi-:  ein  Spielzeug,  bestehend  aus 
einem  etwa  2"  hohen,  rund  gedrechselten  Holzmänn- 
chen, welches  statt  auf  Füssen  auf  zwei  Metallspitzen 
steht.  Am  Bande  des  Tisches  wird  dasselbe  durch 
einen  vom  Bauche  ausgehenden,  sichelförmigen  Draht, 
der  unten  in  eine  Bleikugel  endigt,  ins  labile  Gleich- 
gewicht gebracht  und  durch  einen  Stoss  in  regel- 
mässige, lang  andauernde  Bewegungen  (zum  Gampen) 
versetzt  ZBauma.  —  Gänggeli-  =  Gänggeier  (Bd  II 
364)  TuHw. 

Gänsen-:  verächtlich  für  Gänsehändler  oder  eher 

-  Gänserich  V  ,Du  hast  vor  geschrauen  laut  und  auch 
verkauft  die  Bärenhaut,  do  du  ihn  noch  hast  nienen 
g'han.     Lueg,    was   bist  für  ein  G.!'    Myricäcs  1630. 

—  Gans-Mann  —  träusericli  auch   Schwab. 

Garte"-:  Gärtner  im  Kinderspiel.  S.  Garten  1 
BdII433.  —  Wingert-:  Weingärtner,  Winzer  GitHe. 
Auch  1668,  Z  Üfeninschr. ;  vgl.  Wingart-Lüt.  —  Gi  sli- 
=  Glsel-I resser  2  (Bd  I  1325)  S.  —  Götti-:  1.  Pate, 
im  Munde  der  Eltern  des  Patenkindes  B;  s.  Gotth., 
Gehlst.  315.  —  2.  der  Vater  des  Täuflings  am  Tauf- 
feste B  (Zyro);  vgl.  G'vatter-Mann.  —  Gütterli-: 
=  Gütterler  (Bd  II  535)  B;  Z.    S.  gwnpen  Bd  II  312. 

Guet-:  1.  Lebemann,  hon  vivant;  vgl.  Mann  1  c. 
.Die  epikureischen  seuw  sagend :  Lassend  uns  g.  sein, 
fressen,  saufen.'  LLav.  1582.  —  2.  Geschlechtsn.  Z. 
Guetfe"Jiuä""shüs,  Hof  in  FSs.,  der  seinen  Namen  von 
der  Guttätigkeit  eines  Besitzers  erhalten  haben  soll, 
der  die  auf  rauhen  Pfaden  herübergekommenen  Sim- 
mentaler  und  Saanenländer  gastfreundlich  aufgenom- 
men habe.  Daher  die  RA.:  Z'  G.  ist  der  Tusch  [Tisch] 
för  alli  Litt  'deckte*.  Nach  anderer  Tradition  war  es 
ein  Einsiedler,  der  die  (legend,  bes.  die  Herden,  vor 
bösartigen  Einflüssen  schützte.  ,St  G.'  in  Z  vor  der 
Reformation  Patron  der  Schneider.  —  guet-männlig: 
leutselig  GrPi'. 

Güeter-:  Landwirt  ScnSf.  En  G.  sött-si'''  choiiiie" 
7  Jar  hinder  e"  Bebe"  verberge". 

Gatze-  (auch  Gatzi-).  Dim.  Gatze-MannH;  grosser 
Mull'  der  weiblichen  Bevölkerung  auf  dem  Lande   Ft. 

Schweiz.  Idiutikou  IV 


Syn.  Schlau/.    Mi"  G.  lal  d'  Ilar  gä";  d'  Schabe"  si" 
iner  ilri"  chu".    —    Aus   frz.   cachi  main,    waadtl.   ■■■ 
mit  Anlehnung  an   .!/><,*,<  ,■  vgl.   Basel*  Bf. 

Gle'tti-:  mit  Tuch  überzogenes,  etwa  manns- 
langes Plättebrett  Aa:  Bs;  Syn-  Gletti-Brett. 

Gruebe"-:  „Jener,  der  die  Hausjauche  zur  Dün- 
gung seiner  Felder  abholt  G."     Syn.  Güllen-M. 

In  Aji  auch  als  Geschlechtsn.,  womit  aber  riell.  eher 
,der  an  iler  Grübe  Wohnende'    gemeint    ist.     Syn.   G 

Gred-  =  Greding  (Bd  II  705);  s.  er-getzen  (Bd  11 
574).  Verallgemeinert:  zu  gewissen  Festzeiten  an 
Dienstleute  abgegebener  Lohn,  Geschenk  übh.  .Bin 
käller  am  g'stift  gibt  dem  weibel  zue  Schwamendingen 
die  gredman  am  helgen  abend  zur  wienacht  an  brot  2. 
an  wyn  1  köpf,  an  gelt  1  ja  8  hlr.'  XVI..  Hotz,  Schw. 
.Dem  Weibel  zu  Wienacht  an  Gr.  Brot  3,  an  Gr.  Wyn 
1  Kopf.'  1649,  ebd.  —  Ans  ,6redmich'  mit  Anlehnung  an 
das  in  Gebäcknamen  so  häufig  verwendete  Mann. 

.Grafschaft-:  der  in  einer  vogtei  sitzt,  der  under 
einem  vogt  oder  bevogtet  ist.  provincialis.'  Mal.  - 
Graffel-Manndli  =  Graffei  3  BHa.  —  Gröggel- 
Mannli  =  Groggel  Bd  II  728.  Es  sottigs  Gr.  sott 
schurige*  VO"  Schwächt,  sollte  nicht  Andern  Schwäche 
vorwerfen.  Schwz.  Dorfkal.  1860.  —  Grisen-Man  n  : 
Greis.  S.  grls  Bd  II  799,  Anm.  Als  Geschlechtsn.  um 
1330,  Z  Stiftsurb.  —  Gross-:  Grosstuer;  vgl.  Gross- 
Hans.  .Es  ist  begegnet  gar  Manchem,  der  bei  wären- 
dem  Friden  Grossmann  syn  und  nicht  den  Nammen 
haben  wollen,  dass  er  ihm  fürchte.'  JJBreit.  1642. 
Auch  Geschlechtsn.,  gespr.  Grösfsjme*  Aa;  Scuw;  Z. 
—  Grätti-:  Gebäck  für  Kinder  in  Gestalt  eines 
Mannes  mit  gespreizten  Beinen  Bs.  Syn.  Gritti-Benz. 
Auch  ähnlich  geformte  Holzfigur  als  Spielzeug,  ebd. 
S.  auch  Grätti.  —  Hab  er-Männdli:  kleines  Gebet- 
buch in  Sedezformat,  benannt  nach  dem  Verfasser  Job. 
Habermann  f  1590,  beim  Volke  bis  heute  beliebt  Z. 
.Die  Mutter  betete  den  Abendsegen  aus  dem  H.'  JSenn. 
Spottweise,  ein  Spiel  Karten  GitPr. ;  Syn.  Bett-Büechli. 

Hübsch-Mann:  1.  Buhle,  Ehebrecher.  , Wer  sein.' 
Frau  an  seiner  Unehre  findet  und  er  tötet  sie  oder 
den  H.  oder  Beide,  soll  18  Heller  auf  den  Leichnam 
legen  uud  damit  unschuldig  sein.'  1398,  Z  Ges.  (nach 
Joh.v. Müller).  ,Hübschmann,  amasius.'  XV.,  G  Voka- 
bular. .Ob  sich  begebe,  das"  der  eeman  dewäders  lyblos 
täte  uf  der  tat  und  darnach  frid  an  sy  erfordert  wurde, 
so  söllent  sy  alle,  es  syg  der  eemann.  die  frow  oder 
der  hüpschmann,  schuldig  syn,  frid  ze  geben  und  ze 
halten.'  1578,  Z  Ratserk.  —  2.  =  hübscher  Mann;  s. 
hübsch  4  Bd  II  965.  Dazu:  ,Sweler  burger  dehein 
brutlouf  hat,  gibt  der  deheim  hübschen  man  [Gaukler] 
ine  denne  zwene  gygern  uud  zwein  töibern  und  an 
das  zwein  hübsch  mannen  essen  oder  trinken  oder  gil 
er  deheim  nie,  so  git  er  von  ieglichem  1  mark  Silbers.' 
um  1300,  L  ä.  Ratsbüchl. 

Zu  1  vgl.  frz.  gakmt-htmme,  zu  -  mattre  de plaisir.  Das* 
das  W.  Compositum  war  und  ein  Gewerbe  bezeichnete,  be- 
weist auch  der  Geschlechtsu.   .Hübschmann.' 

Hechel-:  Hanf- oder  Flaclishechler.  ,Den  Hechel- 
manneu  von  Wengi  aus  dem  Turgau  von  25  Pfund 
Reisten  zu  hechlen  25  ß.'  1676,  Zuuers  Tagb.  .Hecbcl- 
mannen,  deren  drei,  täglich  1  Mass  Wein  sammentlich 
und  */•  Bissen  Käs.-  XVII.,  AaMuh  Gesindeordn. 
,N.  N.,  der  H.'  XVIII.,  Bs  Stdt,  oft  unter  den  Bürger- 
aufnahmen. —  Heiden-Manndli:  mythisches  Wesen 


25!' 


Man.  inen,  min,  mon,  uiun 


260 


der  Vorzeit  öwGisw.  Syn.  Wild-Mannli.  S.  l.üt.. 
Sagen  180.  —  Hndel-Mann  lis;  B,  Hudle"-  GlH., 
Hudüi-  Ndw:  1.  Lumpensammler  Bs;  Gl.  —  2.  der 
, Wild-Mann'  an  der  Älplerkirchweib  Ndw;  vgl.  Hudel- 
Wtli.  —  '■>.  Lump  B;  ZO.  Wen«  /.'utc  aHi  Hand- 
werch  cha"",  so  giH-er  z'letst  en  IL  B.  —  Bäfeli-: 
Hausierer  mit  kleiner  Töpferware.  Im  Kinderreim: 
//..  Beckelima"",  d's  Häfeli  muess  es  Deekeli  ha". 
Schwzd.  (Gl).  —  Hage"-:  der  Halter  des  Zuchtstiers 
(Hage")  Tu;  ZSth.  —  Hoger-:  1.  Mann  mit  einem 
Höcker  Scnw;  Z.  —  2.  Hoger-Mändli  =  Högerli  (s.  Ho- 
ger 6  Bd  11  1086)  Zg.  7"  d'  //.  gö",  sie  pflücken  gehen. 
—  Hugel-Ma"".  -Männdli:  Nachtkäuzehen  Bs. 

Hagge"  -  Mi",  bezw.  Hoggc- :  Hakenmann. 
1.  Wassermann,  Nix,  vorgestellt  als  alter  Mann  mit 
langem  Bart  usw..  welcher  in  allerlei  Gewässern  haust 
und  mit  seinem  langen  Haken  die  zu  nahe  Tretenden 
in  die  Tiefe  zieht.  Hauptsächlich  Schreckgespenst  zur 
Warnung  an  Kinder.  .Tridentifer  quo  infantes  terren- 
tur  ne  nimis  aquae  appropinquent.'  Id.  B.  Heb  Sorg, 
nimm-dich  in  Acht!  De  11.  nimmt  <&<*.'  oder:  Gang 
iiinl  .:'  mich  zum  Sc  iUiillc"loch,  Gumpe",  Bach)  tue, 
sust  nimmt-di"*  de'  H.!  Aa;  Bs;  B;  Gl;  G;  Sch;  Tu; 
Obw;  Z.  S.  Baeh-Häggel  IM  II  1097  und  lussen  Bd  III 
1455.  Chinitc",  ijum-mcr  [geht  mir]  uiiil  zum  Weier, 
's  nimmt -i  [euch]  sust  de'  II  :  tuf  im    Wasser  hockt 

er  stille",  hat   en    leite"    Mantel  a".    KdMey.  1860.     De" 

H.  im  Oberblegise  wird-en  bim  Bei*  gfnu"  ha"  Gl 
(Kohlrusch  237).  .An  Hakenmann  und  Bölimann  glau- 
ben wie  die  Kinder.'  Gotth.  Mer  [man]  het  [in  der 
Jugendzeit]  nit  Chummer  brache  z'  hü"  vor  Landvögt, 
Oberg'richte" ;  der  Bölima"",  der  IL  het  Alles  müsse" 
2?  schlichte".  Ott  1864.  .Man  zecht  bis  in  die  Nacht 
hinein,  gar  Mancher  gebt  auf  dem  Heimweg  kreuz 
und  quer,  bis  ihn  der  schlaue  H.  in  Bach  hinunter 
ziehen  kann.'  Dietschi  181!.  In  BBiel  ein  hagerer, 
grosser  Geist  in  Mannsgestalt,  der  die  auf  dem  Heu- 
boden spielenden  Kinder  mit  einem  langen  Haken 
herunterzieht  und  raubt:  Gang-mer  nit  uf  d'  Büni, 
süsch  nimmt  -ili'h  der  H.!  In  Z  um  Uster  HÖggeli- 
Mä"",  ein  Gespenst  im  Kornacker,  mit  welehem  man 
die  Kinder  vom  Betreten  des  Letztern  abschreckt. 
„Eine  Art  Totengerippe  als  eines  verpersönlichten 
Wesens  L";  vgl.  den  .Sensenmann.'  —  2.  Geizhals; 
„niederträchtig  geiziger,    zanksüchtiger  Mensch"    Gl. 

-  3.  gemeiner  Milizsoldat,  oft  in  geringschätzigem  S. 
l!f;  vgl.  vRodt  1831,  64.  —  1.  Hägge"maime*  =  Halde"- 
Chrüt  (Bd  111  891)  ZS. 

Zu  1.  Über  den  Wassern  ix  vgl.  Gr.  Myth.  275.  462. 
186;  Kohl,  Alpenr.  III  334.  Bed.  2  zum  Vb  haggen 4  (Bd  II 
1096).  Bed.  3  nach  B  Taschenb.  1862,  II  eig.  spöttische 
Bezeichnung  der  nicht  mehr  im  Auszug  befindlichen,  mit.  den 
alten  Hakenbüchsen  bewaffneten  Mannschaft,  während,  seit 
der  I.  Hälfte  des  XVII. ,  der  Auszug  Musketen  trug.  Bed.  I 
eine  Übertragung  von  I,  weil  diese  Wasserschlingpflanzen 
den  Schwimmer,  wenn  er  sich  darein  verwickelt,  in  dir 
riefe  ziehen. 

llolli-:  Schreckgestalt  Ihr  Kinder  Bs.  Syn.  Böli-M. 

—  Zu  //..//.«,  pochen  (Bd  II  1  157);  vgl.  auch  ffollelio.  ebd.  859. 

Hold-  Hall-  =  Holder  I  (Bd  II   1183)  I'Al. 

Wachholder-  =  Elggermann  TuTäg. 
So  benannt   wegen  der  an  Stelleder  Augen,  "it  auch  des 
Nabels,  eingesteckten   Wachholderbeeren. 

G'bilf-  (SoawMa.),  G'lulfs-  (L),  G'hülf-  (SchwE.; 

S;  Tu;  '/.)  mc":  Gehilfe,  z.B.  eines  Zabnarzts.   in  einer 


Apotheke.  —  Helge"-  Bs,  Hclacli-  ZS.  f:  Verkäufer 
von  Hellten  1  (  Bd  11  1199).  In  ZS.  waren  es  bis  um 
1860  arme  Vaganten,  welche  Kindern  gegen  Glas- 
scherben, altes  Eisen,  Lumpen  und  Knochen  .Helgen' 
und  sog.  .Menschenhäute'  austauschten.    Der  II.  lauft 

ihr   Mammi"   nah    mal  seit:   Scheut    Madam,   laufe"  si 

doch  die  empfindsami  Historie  vo"  der  heilige"  Geno- 
refa.  Schwzd.  (Bs). 

Holz-:  \.l>\.  lliil.manm»  ZZoll.,  Holzfäller  GSa. ; 
Z.  —  2.  Holzlieferant,  -Verkäufer.  .Meister  Uolricb, 
der  b.  von  Louffen.'  L386,  Bs  Rq.  .Kein  IL  oder  Holz- 
führer soll  das  Holz  in  höhern  Preis  bringen  [als  die 
obrigkeitliche  Taxe].-  Z  Ges.  1757.  —  3.  im  Kinder- 
spiel =  schwarze'  Mä*"  ScHwMa. 

:;  wohl  oig.  Gespenst  aus  dein  Wahl;  ,Holz,  Wahl'  ist 
viel],  Sinnbild  der  Unterwelt;  vgl.  Mann  ';  a,  nihd.  i«rft- 
nian,   Waldgeist,  Satyr,  nhd.   , Waldmuhme.' 

Zündhölzli-:  Hausierer  mit  Zündhölzchen  Z. 
—  Hung-  =  Imben-M.  2.  —  Hansel(i)-,  Hanse  1  i-: 
eig.  Träger  des  Namens  Hans  (Bd  II  1468),  in  ver- 
schiedener Anwendung  und  Übertragung.  1.  als  Vorn. 
.Hanselm.'  1520,  ZÜet.;  1521,  ZStdt;  1521,  BThunj 
.Hansenm.'  1525/1600,  Zllinw.  (auch  .Hansam.');  ,IIan- 
senmändli.'  1539,  Abscu.  (Th);  1598,  ZZoll.  Jetzt  noch 
als  gemütliche  Anrede  an  einen  Knaben  Namens  Hans, 
wie  Heirima*"  für  Heinrich;  daher  der  Kinderreim: 
(Der)  Hanselima""  hat  Höseli  a;  (hat)  's  Degeli  uf 
der  Site",  hat  's  Boss  rerchauft,  hat  's  Geld  versauft 
(verspilt  Schw;  ZG.),  iez  chann-er  nümtne"  rite"  Bs;  L; 
Scuw;  S;  Z.  H.  hiid  Hasen  a",  hind  und  cor  es  Schelle! i 
dra"  ZReg.  //.  hat  Dreck  am  Ba",  hinnen  and  turne" 
llollcli  ilni"  Tnllw.  /''  nett  nit  d'r  Hanselma"  singe*, 
ich  möchte  mir  nicht  die  geringste  Mühe  geben  mit 
der  fraglichen  Sache  S;  vgl.  Hans  (Bd  11  1469  u.|.  Im 
Kinderrätsel  für  den  Pflug  bezeichnet  der  Name  den 
Bauer  als  Pflughalter:  Zireti  rumli  Bundelt  [Räder], 
-.iccu  g'hörigi  Zundeli  [Ochsen],  Hansima**  isthinde* 
ilra",  <'ass  's  Niemer  wol  erröte"  cha""  S.  —  2.  ein 
Backwerk  für  Kinder,  Lebkuchen  in  Form  eines  Man- 
nes mit  gespreizten  Beinen,  Bock  und  Hut  L  (Han- 
siii-):  S  (Hansel-M.).  Syn.  Grätti-M.  Bring-ne"  öppen 
e"  H.;  i'*  mll-der  noc"  dürri  Ghirsi  nml  Zwätschge" 
dereuege"  und  g'spasswis  Oppise"  chli"  us-dem  Gliämmi* 
und  säg-ne",  der  St  Nikiaus  heb-nes  g'schickt!  B\\'\ss 
1863.  Auch  eine  Drahtpuppe  S.  —  3.  Hanseli-M., 
Maskierter  =  Hans  3  b  Uw.  —  4.  Hänseli-M.  =  Beb- 
Hansel  (Bd  II  1173)  SenSt, ;  TuTäg.  Er  schneidet 
den  Kindern  die  Hand  ab,  wenn  sie  nach  Trauben 
greifen   wollen. 

Heinz-:  Koseform  des  Namens  Heinrich  (s.  Bd  II 
1313).  .11.  l.üdin,  der  fassbinde.'  1368,  Bs  l'ik.  ,11. 
von  Silinon.'  1131,  W.  ,11.  am  Grund.'  1572,  W. 
S.  noch  Heu:  Bd   II    1  177. 

Auch  ,Hcinzel-.M.'  kommt  vor  als  Geschlechtsn.  BsL  ; 
,Hanzel-M.',  welches  Kali;,'  als  Gefangniss  od.  Drille  (Drehkorb) 
als  Strafmittel  bedeutet  haben  mnss  (,Iu  schwereren  fällen 
wurden  die  Vorgeladenen  auf  dem  Rathanse  in  den  Hantzel- 
maun  gesetzl  "der  getürmt,'  um  1700,  ZEgl.  It  Wild  1883), 
damit  zu  vereinigen,  hätte  keine  begriffliche,  wohl  aber  laut- 
liche Schwierigkeit.  Zu  dieser  ev.  appell.  Verwendung  wären 
die  cht.  auf  den  Personennamen  .Heinrich'  zurückgehenden 
Heirute  (Bd   II    11771  für  Holzgestell  und  .Stifolheinzel'   für 

.SticIVll; :ht'  hei  Schm.-Fr.,  bei  Gr.  WB.  I  b,  890  .Heinz', 

Wasserhebemaschine,  zu   vergleichen. 

Haupt-  Hoptme"  (PL  Häpitne"  und  Hoptlüt)  Ar, 
Ilopmc"  oTu.  sonst  Hattpme".  1  »im.  (verächtlich)  Ilänji- 


•Ji.l 


Man, 


inen,   nun,  linin.   iiinn 


262 


meli,  Höptmeli:  1.  beim  Militär,  Anführer  einer  Kom- 
pagnie, allg.,  früher  eines  Fähnleins.  ..Teiles  Fähnlein 
hatte  einen  H.  und  einen  Venner,  alle  Fähnlein  stun- 
den unter  dem  Panner  der  Stadt;  der  H.  beim  Panner 
war  des  Zugs  oberster  Feldhauptmann,  der  Panner- 
lierr  der  zweite  im  Hange.'  8kg.,  HG.  II  417;  s.  auch 
vRodt  1831,  li>'-'.  ,H.  Nielaus,  als  er  zum  ersten  mal 
ein  halben  h.  was',  d.  h.  ein  halbes  Fähnlein  befehligte, 
1563,  Obw  Staatsprot.  ,H.  über  das  grosse  Geschütz', 
Chef  der  gesammten  Artillerie.  1528/89,  13  (vRodt  1831 
11  171).  ,Bei  jedem  Regiment  war  der  Oberst  auch 
II.  des  ersten  Fähnleins,  das  alsdann  der  Lieutenant 
befehligte.-  XVII..  15  (ebd.  185).  —  2.  (auch  G'meind- 
H.)  einer  der  zwei  ersten  Vorgesetzten  einer  Gemeinde 
oder  Rhode,  wovon  der  eine  der  regierig  [regierende], 
der  andere,  meist  dessen  Stellvertreter,  der  stiUstent 
[stillstehende,  quiescierende]  H.  heisst  Ap.  Emm  de" 
II.  schicke",  bei  einer  Injurienklage  Einen  durch  den 
H.  zur  Rede  stellen  lassen.  Etwas  hönder  de"  II.  legge", 
zur  Sicherheit  beim  Ortsvorstand  deponieren.  Sie  sind 
zugleich  Mitglieder  des  grossen  Rates;  vgl.  H-s-Ge- 
meind.  ,üer  ammann  und  der  hoptmann  und  ge- 
mein lantlüt  ze  Appenzell.'  1404,  Ar  (Zellw.  Urk.). 
Klage  von  sieben  Gemeinden  in  G:  .Der  Abt  setze 
jeder  Gemeinde  (gegni)  einen  H.  nach  seinein  Gefallen, 
während  früher  jede  selbst  den  H.  gewählt  habe.'  1525, 
Aßscn.  ,Wenn  Landesbeamtete,  wie  früher,  dem  Ge- 
meindrate beiwohnten,  so  hiess  er  Amt-,  Hauptleut 
und  Räte.  Hauptmanns-  oder  Rodsgemeind.'  LZellw. 
an  Leu  1720;  vgl.  noch  Seg.,  RG.  I  141.  Über  die 
wahrscheinliche  Entwicklung  der  bürgerlichen  Würde 
aus  der  militärischen  vgl.  Lanäs-Fänner  Rd  I  832. 
—  3.  der  Vorzüglichste,  gleichsam  der  Führer  unter 
Vielen,  in  Etw.  Uw;  Z.  Das  ist  der  Hautmen  under- 
ne";  er  cha""  's  am  beste"  Ndw.  So  in  ApI.  die  statt- 
lichste Ziege  der  Herde;  Syn.  Fuer-Geiss;  Land- 
Ammann;  Fünner. 

Von  altern  Schreibungen  seien  noch  notiert:  ,Hoptma.' 
1500,  Absch.  .Hötmen.'  B  (wohltat.  Jüngl.  1780).  Zum 
ersten  Bestandteil  s.   Haupt  Bd   II    1495. 

Vicr-Orten-,  auch  Lands-H.:  bevollmächtigter 
Gewalthaber  der  vier  Schirmorte  Z;  L;  Sciiw  und  Gl 
über  die  sämmtlichen  Landschaften  des  Abts  von  G, 
mit  zweijähriger  Amtsdauer  und  Sitz  zu  Wylj  vgl. 
Leu,  Lex.  VIII,  118.  Syn.  .der  Schirmorten  H.'  - 
Für-:  Kommandant  der  Feuerwehr,  Vorgesetzter  über 
das  Löschwesen  einer  Gemeinde  TnHw.;  Z.  Jetzt  noch 
als  Zuname  von  Familiennamen  ZS.  ,l)ie  von  Bülach 
schicktend  [bei  einer  Feuersbrnnst]  iren  fürhoptmann 
mit  etlich  20  mannen  gen  Winterthur.'  JMal.  1593. 
Scherzh.  für  Hebamme  ZO.  —  Frei-:  Hauptmann 
einer  Freikompagnie  (Bd  III  306).  ,Fr.,  capitaneus 
s.  centurio  selectae  cohortis.'  ThSpieser  1716.  — 
Läubli-:  wer  am  Silvester  zuerst  auf  den  Abort 
(LäubliJ  geht  Ap.  Vgl.  die  Zssen  mit  -Fuchs.  — 
Lands-:  1.  der  von  der  Landsgemeinde  gewählte 
zweitletzte  Staatsbeamte,  einer  vor.  der  andere  hinter 
der  Sitter  ApA.  In  ApI.  der  dem  Seekelmeister  fol- 
gende, einzige  Landesbeamte  dieses  Namens  (T.);  vgl. 
Lands-Fänneri  Bd  I  832.  Früher  auch  das  Landes- 
oberhaupt von  W;  frz.  baillif.  —  2.  Kriegsoberster 
über  die  gesammte  Streitmacht  von  U  (Leu.  Lex.  XXIII 
756).  —  Fürleitere"-:  Führer  des  Leiternkorps  bei 
der  Löschmannschaft  ZStdt  f.  ,Zimmermeister,  wel- 
cher  zu   einem  Feuer-Leitcren-Haubtuiann    verordnet 


ist.'  Z  Stnrmordn.  1772.  —  Schüfle"  fSchüflis-JLüte"-, 

Srhufrl- l'iirc»-:  Befehlshaber  der  Pioniere.  1533/SS.  |; 
(vRodt  1831,  II  143).  —  Panner-:  Hauptmann  .zur 
Panner';  vgl.  Haupt-mann  1.  .Her  P.  und  sein  Venner 
(Pannerträger),  Chargen  nach  dem  obersten  Anführer 
(Oberst-Hauptmann)  und  seinem  Venner  beim  Auszug.' 
Bf  bis  um  1590  (vRodt  1831  I  114  und  II   168). 

Quartier- H.:  vom  Landvogt  ernannter  Beamter 
über  eines  der  vier  äussern  und  vier  innern  Quartiere, 
in  welche  die  Landschaft  Th  eingeteilt  war;  Oberauf- 
seher über  die  .Kriegs-Ordnungen',  etwa  entsprechend 
dem  heutigen  .Bezirks-Kommandant';  vgl.  Simmler, 
Reg.  1722.  687.  Ebenso  waren  Stadt  und  Landschaft 
Z  in  20  Quartiere  mit  einem  Q.  eingeteilt.  Leu,  Lex. 
XX  439.     Vgl.  Q.-Herr. 

Die  Einteilung  in  .Quartiere'  geht  auf  die  städtische  Or- 
ganisation zu   militärischen,  bes.  aber  Löschzwecken  zurück. 

Senne"-H.:  neben  Sennen- Fänden,  -Aminen  und 
-P/leger  eines  der  Ehrenämter  an  der  Sennenchilbi  LW. 
(Schwzd.  42,  10  f.).  —  Schanzen-:  Befehlshaber  der 
,Schanzgraber',  wie  seit  1588  in  B  die  vorher  .Schuflis- 
lüt'  genannten  Pioniere  geheissen  wurden.  vRodt  1831, 
II  144.—  (Büchsen-)Schützen-:  Anführer  der  ver- 
einigten Schützen  des  .Auszuges'  Bf;  vgl.  Schützen- 
Meister  und  s.  vRodt  1831,  120.  —  Spiessen-:  der 
Hauptmann  über  die  Spiessträger  im  Gegs.  zum  .Hell- 
parten-H.'  Früher  allg.  (s.  vRodt  1831  I  123,  II  179, 
wonach  es  in  B  1533  deren  3,  1560  und  1598  aber 
nur  1,  doch  mit  einem  Lieutenant,  gab).  ,N.  N., 
Spiessenh.'  1638,  ZZoll.  Taufb.  —  Stuck-:  früher 
Befehlshaber  der  Artillerie  B;  U;  vgl.  Züg-Hcrr  IM  II 
1549.  — Stadt-:  Befehlshaber  der  Stadtwache.  XVIII.. 
Z.  S.  Leu,  Lex.  XX,  439.  —  Trossen-:  Hauptmann 
des  Trosses,  Fuhrwesens,  Trainkommandant,  seit  1589, 
B.  S.  Val.Friderich  1619,  32.  73  und  vRodt  1831  II 
181.  —  Wiber-  s.  Wiber-Mäl.  —  Wagen-:  Befehls- 
haber über  die  Wagen,  den  Tross  eines  Regiments. 
XVIIL,  Z.  Der  ,Ober-W.'  war  als  solcher  Beisitzer 
des  Kriegsrates;  s.  Leu,  Lex.  XX  434.  —  Zehn  den-: 
vormals  Vorsteher  eines  der  sieben  .Zehnden'  oder 
Landesbezirke  im  oW. 

h  a  u  p  t  -  m  ä  n  n  e  1  c  "  häptmele"  :  den  Hauptmann 
spielen;  spec.  von  Ratsherren:  Lust  zur  Hauptmanns- 
stelle verraten  Ar;  vgl.  landämmelen.  —  haupt- 
männisch: adv.  verstärkend,  sehr.  //.  brar  Bs. 
Syn.  hauptendisch. 

Här-Manndli:  Alpenwindröschen,  an.  alp.  Ulla. 

Der  Name  bezieht  sich  auf  die  aus  haarähnlichen  Fasern 
bestehende  Blüte;  vgl.  Mann  /.,  Sehüder-M.,  Wald-M.  4  b, 
Siden-Huet,    TüfeU-Bart.      Durli.   schreibt  ,H.-Manteli.' 

Herrschaft  -  Mann:  Angehöriger  einer  Herr- 
schaft; vgl.  Amt-M.  3.  ,Dass  ein  jeder  H.  [der  Herr- 
schaft Wädensweil]  befüegt  syn  sollte,  in  die  Statt 
zu  ziehen.'  1046,  Z  Staatsarch.  (.Burgrecht  der  Herr- 
schaft Wädischwyl  mit  der  Statt  Z').  —  Heiri-: 
Heinrich  als  Koseform  und  meist  nur  in  traulicher 
Anrede;  oft  in  der  Reimformel:  H.  hat  Hosen  a"  Z. 
Vgl.  Hansel-M.  und  Hosen-M.  2.  —  Hori-:  Vater 
des  Täuflings  II.  Syn.  Chindbetti-M.  Zu  Hori=  Hörn; 
vgl.  Bd  II  1618  (4  k).  —  Hurrli-Mä"".  -Manndli 
=  Hurrli-Chnopf  (Bd  III  751)  Aa  (Roehh.).  Vgl. 
Hurrli-Bueb. —  Harnisch -Mann:  vormals  Krieger, 
der  einen  Harnisch  trug.  In  späterer  Zeit,  als  die 
Harnische  beim  Heer  mehr  und  mehr  ausser  Übung 
kamen,    dienten    solche  bei  Umzügen  als  Dekoration. 


Man,  raen,  min,  ffloti,  niiiii 


264 


So  seit  1713  in  I.st.lt  beim  Fritschiumzug  einige 
,11. -mannen'  als  Erinnerung  an  die  vormalige  mit  der 
ehschau  verbundene  und  nun  durch  den  Fritschi- 
umzug ersetzte  militärische  Feier  des  .Landsknechten- 
umzugs.- Liebenau  1881,  242.  , Falls  etwa  erwachsene 
Knaben  sieh  in  den  Waffen  üben  wollten,  so  wollen 
wir  ihnen  nach  Pfingsten  Umzüge  erlauben,  wobei 
alle  Harnischmänner  und  alles  Schiessen  ausser  der 
Ordnung  verboten  sein  solle.'  Bs  Eef.-Ürdn.  1765/68. 
So  auch  beim  .Aufritt'  des  .äussern  Stands'  im  alten 
l;  im  XVII.  und  XVIII.,  wobei  nur  der  .Rat'  und  12 
Bui  vr'  als  ,H-en'  zu  erscheinen  hatten;  vgl.  B  Neuj. 
1858,  17/8.  Hölzerne  Puppe  oder  Figur  als  Träger  eines 
Harnisches  in  Zeughäusern  usw.  B;  Z.  Der  grüss 
[grosse]  Harnischmändel  [am  Zeitglockenturm  in  BStdt] 
BGr.;  s.  Christophe!  Bd  III  869.  .Harnischmännchen' 
neben  Vögeln.  Putten  als  ornamentaler  Schmuck  gemalt 
um  die  Fenster  an  der  Aussenseite  eines  Hauses  LStdt 
(Liebenati  133).  —  H8rndli-Ma"  =  Gäbeli-M.  1  L; 
GF.,  G. ;  S.  Wenn  doch  de  LI.  die  frönde"  Wörter 
1ml,'"  ic'iir'.  G  Kai.  1891.  Das  isch  Alls  so  weidlicl> 
'gange*,  dass  der  Müller  hätl  chönne"  glaube",  der  II. 
sig  hinger  si  g'röte*.  BWvss  1863.  S.  noch  Runggelis- 
Eafen  (Bd  II  1016)  und  Hörn  6  (Bd  II  1619).  — 
llarpfe"-:  wandernder  Harfenspieler  Z  f.  Wie's 
g'heisst  i"  dem  Lied,  wo  de  H.  g'sunge*  hat.  Stütz. 
l[,..se"-:  1.  bei  der  Armbrüstschützengesellschaft 
in  l'.Tliun  Derjenige,  der  die  meisten  Treffer  hatte; 
der  erste  Preisschütze ;  vgl.  Äschlim.,  Chr.  von  Burgd., 
iL'.  So  vormals  auch  in  aScHW  und  in  U.  War  Einer 
im  Stich  der  Erste,  so  rief  man:  IL!  oder:  er  ist  hütt 
IL  [Schützenkönig]  aSciiw;  U.  S.  noch  (Herren-) 
Hosen-Geld  Bd  II  250.  —  2.  (scherzh.)  hosentragender, 
dem  Flügelkleid  entwachsener  Knabe  S;  Z;  s.  Hösi 
Bd  II  1699  und  vgl.  llciri-M.  —  3.  Höseli-Mä,  cha- 
rakterschwacher Mann,  Achselträger  U.  Syn. Höseler 3. 
Si  sölled-mer  ««'  [zum  Handgemenge]  clw",  wenn  s' 
Öppis  sind,  die  Hose'mandeli.  ,M  Lienebt  1888.  -  Zu 
Bed.    1    vgl.    Hosen  S  c  (Bd   II    1690). 

II  üs-,  in  B;  S  auch  G'hüs-,  in  8  B'hüs-Ma,  -me: 
1.  Hausmieter,  Einer,  der  in  einer  gemieteten  Wohnung 
wohn!  IS;  ZO. ;  vgl.  Hüs-IM.  Syn.Hüseler.  .Sein  Hei- 
met war  sein  grösster  Stolz  und  von  Jedem,  der  keines 
hallo,  sagte  er  mitleidig:  Er  isch  umme"  e  G'hüsme", 
er  isch  umme?  .:'  Hüs.'  Gotth.  .Still  gieng's  zu  auf  der 
Zeughauswache,  welche  hauptsächlich  aus  schittern 
[gebrechlichen]  Hausmannlene  bestand.'  ebd.  .Her 
Hanoi-  will  seinem G'hüsma  höchstens  ein  Eggeli  Land 
geben,  und  soll  ihm  noch  einen  schweren  Hauszins 
abwerfen.'  B  Wochenblatt  18-17.  Er  isch  en  arme 
G'hüsma  g'si".  SchUpfer  1851.  Auch  als  Titel  und 
Anrede  und  zwar  auch  von  Seite  dritter  Personen  B. 
,1  i.i  hett  ein  hussmä  drin  [im  Hause]  g'han.'  1540/73, 
ÜMey.,  Chr.  .Hausmann,  Bciwbner,  inquilinus,  in- 
habitator.'  Bed.  1662.  .Kommet  die  liebe  Gottsforcht 
an  euch,  losieret  disen  Gast  in  euer  Haus,  diser  Haus- 
mann gibt  dir  den  besten  Zins.-  FWvss  1073.  .Per 
\  erleihcr  kann  den  Besteher  oder  Hausmann  nicht 
länger  darin  [in  seinen  Räumlichkeiten]  haben.'  XVIII. , 
Z  Stdt-  und  Ld-R.  —  2.  als  Correlat  zum  Vor.,  Haus- 
vermieter li  (selten).  Si"  W&rchzüg  ist  sein,"  längst 
verpfändet  dem  strenge"  G'hüsma  für  ae*  /-eis.   Ott 

1864.    —    3.    Verwalter    eines    (Gottes-)  Hauses.      ,I)er- 

jenig  biism..  welchem  das  obgemell  schwösterhus  in- 
ggben  [verliehen].'   1596,  AaZ.  Stiftsarch.;  vgl.  Gotts- 


hüs-Mann  2.  —  I.  Hauswirt,  der  seinem  Hause  wohl 
vorsteht  Es;  BHk.,  „wirtschaftlicher  Mann  mit  oder 
ohne  eigenes  Haus  und  Land  L",  oeconomus  Ulla. 
(Id.  H).  Vgl.  H.-Frau  (Bd  1  1246).  Er  war  sust  eso 
brav  ioid  sn-iie"  rSchtschaffene'  Hüsma**.  Breitenst. 
Eu  jede'  JSilr  und  Hüsma"*  chonnt  in  Schade»  int", 
ich  si  [die  Strasse]  döre"  chonnt.  Ae  Kai.  1847.  — 
5.  Einer,  der  spart  fhüset),  sparsamer  .Mann  Seil;  Z. 
Wie  isl  Das  nid  en  Hüsmä**  g'si"  cor  Zltc",  jel:  hat 
er  bald  keis  Hüsrötli  me.  Stutz.  -  G.  Hüs-Mannen 
=  U.-Lut  2  (Bd  111  1521).  Man  sah  sie  häutig  mit 
einem  Knotenstock  in  der  Hand  und  der  Tabakspfeife 
im  Mund;  so  in  einem  Trachtonbuch  aus  dem  An  f. 
des  XIX.  —  Hüsmeni":  Haushälterin  ScnwE.  Zum 
Seh recl.c"  vo"  der  alte",  unwirsche"  H.  [kam  ein  Bettel- 
kind  in  das  vornehme  Haus].  MLieneut  1891. 

Was  XMan.  (.Per  friinuu  arm  krank  hüsiuanu.')  unter 
dem   W.   vorsteht,  lässt  sich  nicht  mit  Bestimmtheit  sagen. 

Gottshüs-:  1.  Sg.  zu  Gottshus-Lüt  Bd  III  1521. 

,Es  sond  gotshuslütgotshusgüeter  inhaben,  nutzen  und 
messen,  und  ob  ein  ungotshusman  ein  gotshusguet 
inngehebt  kurz  oder  lang  on  gunst  und  willen  eines 
herren  und  abts,  mag  ein  jetlicher  g.  [dasselbe]  an- 
sprechen.' 1464,  ZRhein.  Oft'n.  .Wenn  ein  g.  seinen 
herren  verrat  oder  einen  g.  oder  ein  gotshuswib  er- 
schlecht  ze  tot,  des  lyb  und  guet  ist  dem  gotslms 
verfallen  unz  an  des  apts  gnad.'  1582.  UwE.  —  2.  „Be- 
amter, der  für  die  Kirche,  d.  i.  das  Gottshaas,  zu 
sorgen  hat.  In  alten  Luzerner  Urkunden."  ,20  blap- 
hart  sond  an  die  spend  gon  und  soll  die  der  g.  us- 
richten.'  1470,  LE.  Jahrzeitb.  An  anderer  Stelle  von 
gleicher  Hand  .Kilehmeier.'  ,l)er  Spendmeistcr  und 
der  G.  sollen  das  Gemüess  versuchen,  damit  es  die 
Armen  gut  erhalten.'   1555,  Aaraukr  Ratserk.  (Olli.). 

—  Ebben™-:  Maskierter,  auf  dessen  ganzem  Gewand 
Epheu  aufgenäht  ist  S  (Schild).  —  Häxe"-Män  nli: 
Holunder-Männchen   Es.     Syn.  Häxe'-Wibli. 

Heiz-Mann  =  Heinz-M.,  erhalten  als  Geschlechts- 
name Z.  Appellativ  gewendet:  .Der  schwarz  h.',  der 
Teufel.  Koi-ros  1532. 

Letzteres  vi. -II.  mit  Anspiolung  aal  ,(dic  Holle)  heizen'; 
doch   heisst   der   T.iil'.'l  auch   wirklich   .Heinz(li).' 

Motze"-:  Schwarzwäldcr  aus  dem  Oberamt  Hauen- 
stein  in  alter  Tracht;  vgl.  Hotz  I  (Bd  II    1835). 

Chabis-:  1.  wandernder  Krautschneider,  meist 
aus  Vorarlberg  und  Tirol  Z;   Syn.   Ghabis-Schnetzler. 

—  2.  Nebenbuhler  BG.  (Nydegger  1890).  '_>  cig.  wer 
.l.aii   Andern  in  den   ,Kohl'  (s.   Cliabin),  ins  Gehege  geht. 

Chacheli-  1!;  LE.,  Chaclüe"-  Gn  =  Chachler.  - 
Lebchueche"-:  Lebkuchen  in  Form  eines  Mannes  l!s. 
L-e  hanged  am  [Christ-] Baum  AaB.  (Landesztg  1867). 
In  Uw  mit  Abbildungen  des  b.  Nikolaus  und  auf  den 
S.  Nikolaustag  bereitet.  Vor  Allem  hat,  der  Clilims 
de"  Chindc"  diu'  llire",  Xus*  und  Mitlschli  'brunge* 
und  e"  Lj.,  e"  linde".  Sciiwzd.  (Gl).  L-en  und  Leb- 
chuechenfrauen  in  B  an  Weihnachten,  Silvester  und 
Neujahr.  .Stattliche  L-en  [auf  der  Messe]  mit  den 
grossen,  steifen  Zuckerfedern  auf  dem  Dreispitz.'  Mky.- 
Mer.  1854.  —  Ch  üechli-:  Fastnachtkuchen  in  Form 
eines  Mannes  ZS.  Vgl.  Chüechli- Maien.  Kind  zur 
Mutter:  Mächt  es  Hämpfli  Teig  denn  [an  der  Fast- 
nacht |  ha",  dass  ich  icider  chönnti  forme«  en  famose* 
Ch.  ESchönenb.  Chudei-:  1.  komischo  Person  bei 
Volkaaufzügen    (in   li  z.  B.  am   Hirsmontag),    ganz    in 


265 


Man.    1 1 1 < ■  1 1 .    min.    nion,    ninn 


266 


Werg  eingehüllt  (vgl.  Ebheuw-,  Miesch-M.),  bes.  aber 
mit  einem  Barte  von  Werg  B;  S  f.  —  2.  Ch.-Mannh 
a)  kleiner  Mann  mit  struppigem  Bart  Z.  —  b)  ge- 
ringes, altes  Bäuerlein  B;  S;  auch  mit  dein  Nbbegr. 
des  erfahrenen,  witzigen  S.  ,Ein  klein,  anscheinbar 
K..  wir  glauben,  er  trug  noch  Spitzhosen.'  Gotth. 
.So  ein  alter  Barth',  ein  sechzigjährig  K..  hat  gut  reden.' 
ebd.  S.  noch  Grännet  Bd II 744.  Chafel-Manndli: 
heftiger,  vorlauter  Schwätzer  Ulla. 

<'häfer-Mann:  Grenadier  Z  (scherzh.). 

So  benannt,  weil  iu  den  Spitzen  der  FrackschtissG  Ver- 
zierungen von  rotem  Tuch  (Granaten)  aufgenäht  waren,  welche 
einem    Käfer  ahnlich   sahen. 

Chauf-:  Käufer  Gr;  Lj  Scnw;  Uw.  Er  (si)  ist 
zu  Dem  Chaifme*  Ndw.  S.  Hütten  Bd  II  1778,  laufen 
Bd  111  1120.  —  Für  K.  im  schriftd.  S.  ist  beim  Volk 
Handelsma""   üblicher. 

Chelle"-:  Krämer,  der  mit  hölzernen  Kochlöffeln 
hausiert  Z.  Büe/f'e"  wic-n-en  Gh.,  laut  rufen.  — 
Chille"-:  .Mann,  der,  wegen  Vergehens  zu  öffent- 
licher Kirchenbusse  verurteilt,  vor  den  .Stillstand' 
gestellt  worden  ist  ZKn.f  —  Kund-:  Einer,  durch 
den  man  Kunde  einzieht,  Kundschafter,  Gewährsmann. 
,Wir  schickten  einen  k.  üs  um  geleit.'  1460,  Gfo.  (Bs). 
,Also  lötend  die  wort  unsers  kundmanns,  der  uns  der 
handlang  bericht  hat.'  1530,  Arsch.  (B).  —  Charrc"-: 
1.  vonnals  Verbrecher,  der  zu  öffentlicher  Arbeit  in 
Fesseln,  eig.  zum  Ziehen  von  Karren,  verurteilt  war  Z. 
En  ledere''  luegt ',-  dic''  für  en  Ch.  a",  wo  erst  ns  ''cm 
Zuchihus  cho"  ist.  Wolf,  Banerngespr.  .Die  sog. 
Karrenmänner,  davon  einige  ihre  Ketten  Tag  und 
Xaeht  tragen  müssen.-  HBossn.  1810.  —  2.  .ordinari 
Kärrlismamr,  Fuhrmann,  der  den  Warenverkehr  ver- 
mittelt und  zwar  zu  bestimmten,  regelmässigen  Zeiten. 
BMand.  1763.  Vgl.  Bännli-Earrer  (Bd  III  427).  — 
Chürbse"-:  ausgehöhlter  Kürbis,  an  dessen  Aussen- 
seite  ein  menschliches  Antlitz  eingeschnitzt  ist  und 
der  durch  eine  Kerze  von  innen  erleuchtet  wird.  Die 
Knaben  laufen  Abends  mit  solchen  herum,  indem  sie 
selbige  über  ihren  Kopf  halten,  oder  sie  stellen  sie 
in  eine  dunkle  Ecke,  um  die  Leute  damit  zu  schrecken 
Tu;  vgl.  Siiben- Liecht.  —  Cherzli-:  Spottname  für 
einen  Geistlichen.  .Mein  Herrgottsfresser.  K.,  will  Nüt 
tuen  weder  g'nustert  [das  Paternoster  gebetet]  hau 
von  einer  Kirch  zur  andern;  da  tuet  er  Nüt  dann 
blöderen.'  JMahl.  1620.  —  t'häs-:  Käsehändler,  -Ver- 
käufer Z.  Am  lärc"  Stand  [Bude]  schmücke"  wie  de* 
Gh.,  das  Nachsehen  haben.  Srnww.  1860.  .Dann  konnte 
er  [der  verschmähte  Freier]  nach  dem  Markt  am  Stand 
schmöcken,  wie  der  K.'  JSenn  1854.  .Käsmannen  von 
Brienz  husieren.'  1722,  Sch  Zunftprot.  —  Chette"-: 
in  Ketten  einhergebender  und  angeblich  für  den  Los- 
kauf von  Christensklaven  Geld  sammelnder  Vagant. 
Arsch,  (lt  Sonntagspost  1860,  780);  vgl.  Mer-Mann. 
—  Chatze"-:  Mann,  der  mit  einem  Sack  auf  dem 
Rücken  Katzen  aufkauft,  um  deren  Bälge  zu  ver- 
kaufen und  das  Fleisch  zu  essen  Zf.  —  Chutze"-: 
Popanz,  womit  man  die  Kinder  schreckt  BRoggw. 
(Glur  1895).  Syn.  Nacht-Chüz  Bd  III  603.  —  .Klaf- 
fen-: der  mit  der  klaffen  [Klapper]  das  almuesen  be- 
gärt, als  die  aussetzigen.' Mal.  —  Chlinge"-:  Burg- 
wart auf  llohenklingen  ob  SoHSt.  De'  Chi.  steckt  cn 
fürige'  Besen  use',  zeigt  durch  ein  Feuerzeichen  eine 
Feuersbrunst  an.  die  er  gewahr  worden  (Dan.),  Sind 
d'  Früehwise"  g'mäit,  het  's  (dti  Sprüchwort  g'seit,  so 


teil  de*  Chi.  de"  Clmesichratten  o",   d.  h.   es   beginnt 

die    Kirschenernte.    Sdlgf.r.  Gl bei-:    kurzer. 

dicker  .Mann  (litl'r.  —  (.'  h  rac  h  e"  -  M  a  u  n  1  i  :  Mann. 
der  wogen  eines  Meineides  um  einen  Wald.  .Krachen' 
gen..    als    Gespenst    rumort    GrL.  (Jecklin   1874,  86). 

—  Chraft-Ma"":  zu  erschliessen  aus  dem  Vb  chraft- 
männk",  seine  Kraft  in  übermütiger  Weise  zeigen 
wollen,  „das  Kraftmännchen  spielen  BO.,"  Stdt;  „LE." 

—  Chriegsme":  Söldner.  En  alter  Chr.  ZS.  ,<;. 
Hauser,  gen.  Kriegsmann.'  1653,  .WWett.  Klosterarch. 

—  Ch  rippeli  -  Mannli  :  1.  die  kleinen  Figuren, 
welche  man  zu  den  sog.  Krippen  braucht,  die  zu 
Weihnachten  in  den  Häusern  aufgestellt  werden  <;  \. 

—  2.  übertr.,  kleines,  altes  Männchen  mit  breitem 
Hut  und  einem  Stock  in  der  Hand.  ebd. 

Chris-:  1.  komische  Figur  an  den  Hirsmontag- 
aufzügen in  B,  ähnlich  dem  Wild-Blannli  an  der  Uw 
Älpler-Kirchwcih.  -  2.  Übername  der  das  Bargergut 
gegen  kommunistische  Gelüste  verteidigenden  Bürger 
B  (1885).     Syn.   Chris- Ast. 

Bed.  1  bezieht  sich  darauf,  dass  .las  Chr.  ganz  in  Tum 
reiser  gehüllt  ist,  2  darauf,  dass  das  Bürgergut  hauptsächlich 
in   Brennholz   und  Reisig   bestand. 

Chriesi-Ma°°:  mit  Kirschsteinen  gefüllter  Sack 
als  Bettwärmer  Ap;  Gr.Pi-.;  GA..  Eh.;  ScHwMa.;  oZS.; 
Syn.  Stein-Sack.     Vgl.  Gluet-Hund. 

Bes.  vom  zartem  Geschlecht  gebrancht  und  daher  wohl 
das  W.  urspr.  mit  scherzhafte!'  Anspielung  gebildet;  vgl. 
Atiinch. 

Chrätte"-:  hausierender  Korbhändler  aus  dein 
ZO. ;  vgl.  Chellen-Länder,  Zeinen-Man n.  —  Chräze"-: 
Träger  einer  Chräze"  Tu;  Z;  ,dossuarius,  gerulus.' 
Id.  B.  Im  Bes.  a)  Glasträger  oder  Hausierer  mit  'F i- 
roler  Holzgeschirr  Aa.  —  b)  Popanz  für  Kinder  Aa; 
Tu.  De''  Chr.  isch  einisch  chö",  hat  bösi  Chindli  wolle"; 
do  folge"  d'  China  enander-nöch,  do  muess-er  d'  Clträze" 
lär  In-  stii"  und  öni  d'  China  si"1'  dröle".  Rocim.  Ähn- 
lich der  , Kinder-Mann'  bei  Gr.  WB.  —  Lieber-:  ein 
(dem  Lehensherrn)  vor  Andern  angenehmer  und  darum 
bevorzugter  Mann.  ,Und  soll  der  herr  dem  mann  das 
guot  nit  beschwären  noch  nemen,  weder  durch  1-s 
noch  durch  mer  Zinsen  willen  noch  niener  umb.'  1432, 
TriFisch.  Offn.  .Von  dem  guet  nit  trängen  noch  stössen 
weder  um  mer  zins  noch  1-s  willen.'  1518,  Z  Staats- 
arch.  jAlldieweil  die  Lehenleut  die  Güeter  in  gueten 
Ehren  halten,  so  sollent  wir  sy  von  disem  Hof  nit 
treiben  weder  umb  Mehrzins  noch  L-s  willen,  sondern 
darby  ohne  Steigerung  bleiben  lassen.'  1670.  Aa  Urk. 
.Ihr  Herren  Regenten  werdet  auch  änderst  zun  Sachen 
tuen  müssen;  die  Parteilichkeit,  die  Menschonforeht, 
den  L.  nicht  also  bei  euch  regieren  lassen.'  FWvss 
1672. 

Libdig-  f-pt-J:  Mann,  der  bei  einer  Familie  um 
das  .Leibgedingc',  den  .Altenteil',  lebt  Z.  Syn.  Ver- 
libdingeter. 

Läche°-Männli  =  Gügen-M.  1   SOlt.   —    Indien, 

PI.   zu    Lachen   Bd    III    1004. 

Loche"-  (Bs;  S),  Le'che*-  (Gi/)bst.),Männ,  Lerne" 
L;  PA1.  (-mä);  Zo;  Z:  Lehenmann,  Pächter  (eines 
Bauerngutes).  Wenn  cn  L.  niul  de"  halb  Nutze"  häd, 
chann-er  nüd  b'stä"  Z.  's  <f  fallen  Obs  (was  abe"fallt) 
g'hört  dem  L.  Vgl.  Gotth.  1  34.  Auch  scherzh.  von 
irgend  einem  Geschäft,  wo  Etw.  .abfällt'  oder  man 
sich    Etw.    zueignen   darf;    ebenso:    Was   nebet   use" 


267 


Man,  men,  min.  mon,  imni 


208 


(denebet)  chunnt  usw.  Z.  Auch  scherzh.  beschönigend, 
wenn  beim  Messen,  Essen  usw.  Etw.  daneben  fällt. 
Vgl.  Hof-Meier.  In  der  ä.  Lit.  oft  noch  i.  S.  v.  Lehen- 
träger; dem  Lehensherrn  zinspflichtiger  Hofbauer. 
,Dhein  leman  soll  dhcin  guot  von  einander  teilen  011 
eins  leben  berm  gunst  und  willen.'  1384  (bzw.  Auf. 
XVI.),  AaB.  Stadtb.  ,I'er  berbst  wirt  aus  sein  und  der 
Iehmann  nit  kommen  [um  den  halben  Ertrag  oder  den 
Zins  abzugeben].'  1531/48,  Jes.  ,Wenn  du  einen  leman 
oder  räbman  hettist,  den  du  uf  dyne  güeter  gesetzt.' 
RGualtu.  1553.  .Was  rechts  ein  lechenherr  zue  des 
leemans  hab  und  guet  haben  soll.'  1569,  Z  Rq.  Ver- 
breitet ist  ,Leh-,  Lee-Mann'  als  Geschlechtsn.  —  V ei- 
le e  h  e  n  -  s.  begüeten  Bd  II  555. 

Leder-Männli  =  L.-Ghnecht  (Bd  III  725)  ZG.; 
vgl.  Mann  6  d  ß  4.  —  Leid-Ma"":  Leidtragender, 
Einer  aus  dem  Tranergeleite  Z.  ,Es  giengend  zween 
leidmann  nach  der  baar.'  1522,  NMan.  —  Lafer-  = 
Ghlapper-M.;  s.  Uferen  Bd  III  1108.  .Lafcrmann, 
Schwätzer,  locutor,  locutuleius.'  Mal. 

LOgerc"-Manndli:  eine  Art  Schreckgespenst, 
Kobold.  Wo-n-i'h  gö"  und  wo-n-ich  stö",  lauft-mer  's 
L.  nöch.  Wenn  irU  will  i"  d'  Chammer  gö"  und  ich 
will  go'  schlafe",  lauft-mer  's  L.  nfsh  und  will  mi"*  us 
der  Chammer  schlö*.  Wenn  ieh  will  i"  d'  Ghille"  gö" 
und  i-'1  uill  go'  bitte",  lauft-mer  's  L.  n<Yh  und  läd- 
Mi'*  gar  nid  bette"  AAWohl.f  —  Eiu  ähnliches  Kinderlicd 
aus  Z  mit  .Buckclmännlein'  st.  L.  s.  bei  Staub,  Kinderb.  7.  8. 
Lumpen-Man":  1.  Lumpensammler  Aa;  Tu;  Z. 
.Sein  Ruf  war:  Alli  Lümpe",  wer-r-r  hat?  Z.  Du  chast 
de"  Bock  dem  L.  gS",  er  taugt  Nichts.  ,Dass  der  Herr 
den  Sündern  rüefte,  wie  der  Hudellumpenmann  den 
Lumpen,  ie  böser  ie  besser.'  J Breit,  um  1030.  — 
2.  jLümplismann',  elender,  nichtswürdiger  Mann. 
,Wenn  er  allweg  ein  b'sonders  haben  [eigensinnig 
sein]  wellte,  so  nuiesste  er  doch  wol  ein  1.  syn.'  1521, 
Egli,  Akten.  ,Hast  des  vergessen,  so  bist  du  wol  ein 
lümplinsm.'  HBull.  1533. 

Land-:  Sg.  zu  Landl&t  2  (Bd  III  1522).  ,Wer 
unser  lantm.  will  werden,  der  soll  gen  den  lantlüten 
10  pfd;  git  er  sy  nit,  so  ist  er  nit  1.'  XV.,  Gl  Rq. 
S.  Land-Frau  Bd  1  1250,  Gast  Bd  II  484.  , Weller 
zue  einem  1.  wirt  angenommen,  der  soll  dem  seckel- 
meister  geben  CO  pfd,  und  einer,  der  ein  halber  lantm. 
von  syner  mueter  ist,  40  pfd.'  1510,  Onw  Rq.  .Wann 
einer  einein  frömden  ligende  güeter  zue  kaufen  geb, 
der  nüt  1.  ist,  so  magt's  ein  1.  dem  frömden  wol  ap- 
züchen  in  jar  und  in  tag,  wann  er  des  teilig  ist,  und 
ein  1.  dem  anderen  in  dryen  manat.'  1533,  Scnw.Ma. 
Rq.  ,Wo  jemaiits  vermeint  in  unserm  land  Sehwyz 
ein  1.  zue  sinde,  der  und  die  söllent  allwegen  in  10 
jaren  ir  lantrecht  erfordern,  ja  die  so  usserthalb  lands 
gesessen  sind;  und  wellicher  übersitzt,  der  soll  dannet- 
hin  nüt  mer  am  landrecht  haben.'  1536/44,  Schw  LB. 
.Welcher  fürhin  lantm.  werden  will,  der  soll  uns 
50  guldin  gen,  das  soll  das  uedel  syn.'  um  1550,  Nuw 
Rq.  ,lhr  Landmann  und  Undertan.'  1034,  ArHeid. 
Dem  Ausdruck  ,Landmannen'  [in  einer  Urk.  SchwG. 
1528]  wird  der  Sinn  gegeben,  dass  die  Betreffenden 
zu  Landleuten  und  nicht  ZU  Beisassen  aufgenommen 
worden  seien.  1035,  Auseii.  —  Land-  i\l  an  nin  =  I.iiihI- 
Frau  Bd  I  1250.  So  1502,  Ndw  LB.  .Wann  ein  Frauw 
ein  Beisassen  nimbt  und  bei  ilime  Kinder  erzüget, 
dannethin    der   Mann    stirbt,    dass    danne    die  Frauw 


wiiler  L.  wird.'  1692,  Schw  LB.  .Eine  Bürgerin  und 
L  •  Z  Mand.  1699. 

Lands-me":  scherzh.  von  einheimischem  Wein, 
auch  Früchten  Aa.    S.  auch  Fön  Bd  I  811.  L.-Chraft. 

Lor-  =  Fatz-M.   -  Vgl.   Gal-LsH  Bd  III   137:.  und 

mini,    lörlit  n  leman. 

Aderlass-Män nli:  das  Aderlassmännchen  im 
Kalender.  ,Das  Kuttlen-  oder  A.-Männlein.'  Der  lust. 
Schweizer  1788.  Indem  man  das  A.  mit  seinen  Tier- 
zeichen als  Anschauungsmittel  benutzte,  ergötzte  man 
die  Kinder  durch  folgende  Knittelverse:  ,Die  Widder 
gestöss,  die  Kinder  sind  bös;  der  Stier,  der  zücht, 
de*  Chrebs,  de*  chrücht;  der  Skorpion  sticht,  die  Jung- 
frau spricht;  der  Leu,  der  brüllt,  die  Wog,  die  schnellt ; 
der  Schütz,  der  schiesst,  der  Wassermä""  giesst;  de* 
Stei"boek  chlümmt,  der  Fisch,  de*  schwümmt'  SenSt. 
(Sulger).     Vgl.  auch  Kuhn,  Volksl.  1819,  109. 

Der  Name  .Kutilcii-Männleiii'  bezieht  sich  darauf,  dass 
die  Figur  einen  aufgeschlitzten  Bauch  zeigt,  zu  dessen  ver- 
schiedenen Eingeweiden  ,je  eine  Linie  von  dem  beeinflussen- 
den  Tierzeichen   führt. 

Lösch-,  Lösch-Uä"":  Pächter  GuD.,  L.  -  Zu 
losen    1   c  (Bd    III    14+1). 

Leist-:  zu  einer  (Tag-)  Leistung  (s.  leisten  ä  a 
Bd  III  1170)  Verordneter,  Kommissär.  .Jetweder  teil 
soll  zween  erber  und  vernünftig  1.  als  zuesätz  in  .las 
recht  setzen.'  1500,  Absch.  —  Leitere"-:  wer  dem 
sog.  Leiternkorps  bei  der  Feuerwehr  zugeteilt  ist  L;  Z. 

Mach-Männli:  eitler  Vorwand,  Scheinmanöver, 
Popanz  Bs.  Das  isch  nur  eso  e"  M.  —  S.  Gr.  wo. 
VI    1396. 

Michels- Mann:  Sg.  zu  Michels-Lüt  Bd  III  152:'.. 
.Erlaubt  die  stift  einem,  der  nicht  m.  ist,  zue  holzen.' 
1471,  LNeudorf  Urk.  —  Muchel-:  Zuchtstierhalter 
Z  (Spillm.).  —  Möggel-:  vermummter,  hässlich  ge- 
kleideter Mann  LRickenb.  Vgl.  Ma""- Möggi  (Sp.  125). 
—  Müle"  Müumo:  Maultiertreiber  PA1.  —   Milch-: 

1.  Milchhändler  oder  Bauer,  der  Milch  zum  Verkauf  in 
die  Stadt  fährt  Bs;  Nnw;  Z.  —  2.  der  Senn,  der  vom 
Bauer  die  Milch  kauft  Nuw.  —  Mannes-:  eines  andern 
Mannes  (Dienstherrn)  Mann,  Leibeigener.  .Uinb  die 
darkommen  lüte:  ist  er  ein  mannesmann,  so  soll  er 
dienen  unsem  herren  jerlich  umb  4  vierteil  habern 
und  umb  ein  fassnachthuen,  ob  er  jar  und  tag  do  sitzet 
un versprochen.'  XV.,  Bs  Rq. 

G'niein-:  1.  amtliche  Würde  im  alten  S;  eine  Art 
Ädil.  Er  wurde  von  den  Jungräten  aus  ihrer  Mitte 
erwählt  und  war  Mitglied  des  geheimen  Rates.  Bei 
der  jährlichen  Ämterbesetzung  am  St  Johannistag  im 
.Rosengarten'  dankte  er  Sehultheissen  und  Venner  ab. 
Er  war  der  Vertreter  der  Gemeinde  und  Fürsprecher 
aller  Parteien,  die  sich  vor  dem  Rat  erstellten,  daher 
frz.  procureur  gencral  betitelt.  Die  Aufsicht  über 
Mass  und  Gewicht,  Marktverkehr,  sowie  über  das  Vor- 
mundswesen lag  ihm  ob.  Krutter  1815.  S.  auch 
Stäts-Haupt    Bd    11    1500;    Simmler.    Reg.    521. 

2.  Obmann  eines  Schiedsgerichtes  Tu  (Pup.).  ,Be- 
sueeht  ich  obgenannt  gemeinmann  mit  den  zuesätzen, 
die  sach  in  der  minn  zu  vereinbaren.'  1458,  GBuchs 
Urk..  wechselnd  mit  .gemeiner  obmann.'  .Zwüschel 
Zürich  und  Sehwyz  ward  die  sach  zue  dem  rechten 
g'setzt  uf  vier  man,  dero  zwen  von  Zürich  warend 
und  zwen  von  Sehwyz.  Der  g'main  man  was  von 
Underwalden.'  Vad.  Bed.  1  vom  Subst.  .Gemein',  Ge- 
meinde, -  vom  Adj.  .gemein'  i.  S.  v.  neutral. 


269 


Man.  men.  min.  mon,  iiitui 


270 


G'meins-:  1.  „Bürger  einer  Gemeinde  im  Gegs. 
von  Bei-  oder  Hintersass"  1!.  —  '-'.  .Mitglied  der  Ge- 
meindebehörde, Gemeinderat  B;  S.  '■'>.  G'meind- 
M<C",    Teilnehmer  an  der  Landsgemeinde   Ar;    Syn 

(i'innii(il)lcr.  Ist  er  Bräutigam,  so  steckt  ilmi  die 
Braut  einen  Stranss  auf  den  Hut.  —  .Mer-:  von  den 
türkischen  Galeeren  wirklich  oder  angeblich  befreiter 
Sklave,  der  mit  seiner  Kette  bettelnd  das  Land  durch- 
zog. .Drei  Meermannen  ein  Stür  'zahlt  3  Btz.'  BE. 
Rechnungsman.  1723.  .Allem  fremden  Strolchen-  und 
Bettler-Gesind:  Korbmacheren,  Kessleren,  Spengleren, 
Kräzen-,  Schleifstein -Trägeren,  Sehwummkränieren, 
Schaubhütleren,  Sterzeren,  Liederkrämer,  M-en,  Quack- 
salberen, Musicanten  verbieten  unser  Land  zu  be- 
tretten.'  B  Mand.  1742.  .Alles  fremde  Strolchen-  und 
Bettelgesind,  sich  heissende  Refügics,  Proselyten,  De- 
serteurs, M-en  sollen  aus  dem  Land  geführt  werden.' 
55  Ges.  1757/93.  Vgl.  Chetten-M.  —  Mär(i)t-:  Mann, 
der  zu  Markt  geht  Aa;  B;  L;  Z.  So  Vir  d.iher  chö" 
irie-ii-en  [vom  Markte  zurückkehrender]  .1/.  ZNer. 
,So  ein  Märitmannli,  welches  sein  Körbchen  gerne 
regelmässig  nach  Bern  oder  Langental  trug  und  das 
erlaubte  Schöpplein  sich  zu  Gemüte  führte.'  Gottu. 
—  Mus-:  Mäusefänger  GkL.  —  Mies-:  ,Mussmann', 
als  Personifikation  der  harten  Notwendigkeit  Gl.  Der 
M.  ist  e"  böse'  Ma"',  häd  die  s&b  Frau  g'seü  Gl.  — 
Muster-:  Soldat  L! ;  ZO.  Icz  schulde"  d'  M-en  [Brot 
zu  Suppe  |  l"  u'd  choche"  da  w'  backe".  Sciiwzd.  (B); 
s.  Camp  Bd  HI  304.  —  Mittel-,  in  Bs  Mittels-: 
wie   nhd.   Ar;   Bs;  P;   Schw;   Z. 

Mutte"-,  nur  in  der  RA.:  Bede"  aswie-u-c"  M., 
eine  geläufige  Zunge  haben,  viel  plaudern   SunwE. 

Vi.ll.  Krauler,  der  mit  BSttcherware  hausiert,  oder 
neckische  Benennung  der  Sennen.  Im  letztem  Fall  würde 
sieli  die  RA.  darauf  bezieheu,  dass  Älpler,  wenn  sie  Milch 
z«  tragen  haben,  dieselhe  unterwegs  etwa  abstellen,  um  mit 
einander  zu  plaudern. 

Nebel-Männli:  elbisches  Wesen,  vorgestellt  als 
altes  Männchen,  das  einen  Hut  mit  breitem  Rande. 
wallendes,  weisses  Hirtenhemd,  Holzschuhe  und  Tasche 
mit  Leeksalz  für  die  Kühe  trägt  und  welches  bes.  ge- 
sehen wird,  wenn  dunkle  Regenwolken  über  der  Alp 
schweben.  So  oft  das  N.  erscheint,  und  wäre  es  auch 
am  klarsten  Abend,  so  schneit  es  doch  ganz  sicher 
am  nächsten  Morgen  GnPr.  Näheres  bei  Vernaleken 
78 j  Flugi  1843,  80;  Vonbun  73  f.  Vgl.  auch  Gr.  VfB. 
VII  485. 

Hinter  dieser  Gestalt  steckt  wohl  Wuotan  mit  seinem 
breiten  Hut  und  weiten  Mantel;  auch  er  ist  Wetterherr  und 
Viehhirt.  S.  noch  Simrock,  Myth.  374  und  vgl.  Lampi-, 
Wutt-Huet   Bd   II    1788.    1792. 

Näch-Mann:  1.  der  Nachfolgende,  Zweitnächste, 
z.B.  beim  Schiessen  BK.  (Nahi-M.J,  .seeundus  in  or- 
dine.'  Id.  B.  —  2.  „der  Letzte  in  der  Ordnung,  allg." 

—  3.  naher  Verwandter.  ,Der  mann  hört  uns  zue 
und  ist  unser  n.'  1530/31,  Ruth.  ,Es  ist  war,  dass 
ich  der  n.  bin,  aber  es  ist  einer  neher  dann  ich.'  ebd.; 
dafür  1548:  , naher  freund',  ,der  nachfreünd',  .nächst 
freund';  1667/1882:  .naher  Verwandter.' 

1  und  'J  zur  Präp.  nach,  3  zu  nach  =  nahe;  vgl.  Naehbür 
und    mini,    nächgesette,   Nachbar. 

G'nägi    Tniigi-:    Knochenmann.    Skelett    ZWyla. 

—  Nunneli-M.  und  N.-Wib,  zwei  Geschwister  am 
Hallwilersee;  vgl.  Aa  Taschenb.  1802,  124  f.  —  G'nis- 
(meistPL):  Gemeindebeamte,  welche  bei  der  Nieder- 


kunft unverheirateter  Personen  zugegen  sein  müssen 
Bf.  Vgl.  Genis-Verhör  Bd  II  1572.  —  G'nossamc"-: 
Mitglied  der  (Allmend-)  Genossenschaft  Gl.  .Jeder 
Tagweh-  "der  Gnossammemann,  der  eine  eigene  Haus- 
haltung führt,  hat  das  Recht,  eine  Kuh  auf  die  All- 
ment  zu  treiben.'  Stein».  1802.  —  Nüts-Mä"", 
-Manndli:  verwahrloster  Mensch,  Taugenichts  Ar; 
G.  —  Bü-Mann:  1.  Bebmanu,  Weingärtner  TuTäg.; 
s,  auch  Sü-M.  ,Ich  bin  ein  warer  wynstock  und  mein 
vatter  ist  ein  (der)  bawmann.'  1548/17117.  Jon.  15; 
dafür  1531  und  1882:  .Weingärtner.'  ,Gott  ist  der 
trüwe  buwmann  oder  räbmann,  der  uns  immerzue 
reiniget.'  RGdalth.  1580.  ,Die  Reben  tragen  reiche 
Frucht  ohne  sondere  Mühe  des  Bawmanns.'  Guler 
1025.  ,Gott,  der  himmlische  Baumann,  wolle  uns  zu 
allem  Guten  weiter  reinigen.'  JMüll.  1673.  —  2.  (Ba- 
rne") Gescblechtsn.  Ar;  Z.  Vgl.  , Heini  Widmer.  gen. 
Bumann.'  1053,  AAWett.  Klosterarch.;  viell.  Bearbeiter 
von  Klosterreben.  —  Biber-:  Gebäck  aus  feinem  Leb- 
kuchenteig mit  aufgeprägter  männlicher  Figur  G.  Vgl. 
B.-Frau  Bd  I  1252.  —  A-bach-:  Gespenst,  Unhold, 
welcher  die  Überschwemmungen  des  Aabacbes  ver- 
ursachen soll  UwDallenw.;  vgl.  Lüt.,  Sagen  281.  - 
Bider-:  wie  nhd.  Isch  wür,  iseh  dln  Vatter  en  B.? 
Neckformel  für  Kinder  Tu;  ZWyla.  S.  auch  Geiss 
(Bd  II  458)  und  scher-wis.  ,Rüef  oder  keer  dich  etwa 
zu  einem  traut  bidermann,  ob  jemand  sye,  der  dir 
antworte.'  Z  Bibel  1531/00.  —  Bodo»-:  1.  Freund 
und  Kenner  des  .Bodens'  oder  des  Landbaues  Ar.  — 
2.  Gescblechtsn.  W.  Syn.  ,Bodmer';  eig.  der  im  , Boden'. 
in  der  Niederung  Wohnende.  —  Bifer- Mann  (li ): 
hämischer  Kobold,  welcher  das  Biferen  [Sauerwerden 
der  Milch  und  Blähung  des  Käses]  bewirkt  BG..  1 1. ; 
viell.  Personifikation  des  Föhns.  ,Der  gefürchtete  B., 
der  besonders  gern  in  den  beissen  Augusttagen  auf 
den  Sennalpen  seineu  satanischen  Spuk  und  Schaber- 
nack treibt.'  Nydegger  1890.  -■  Bagäsch  i-Jla"»: 
Oberbub  oder  König  beim  .Bagäschispiel'  Nnw. 

Bagge"-Männdli:  Entenart,  Männchen  von  ful. 
crist.  TuErm.;  vgl.  Nider-Länderli  Bd  III  1303. 

Verderbt  aus  .Backelmaun'  mit  einer  Anlehnung,  welche  in 
dem  aufgedunsenen  Kopf  dieser  Ente  ihre  Rechtfertigung  fand. 

Böggel-  Ö  (TitSteckb.),  Bögge"-  (ScüSt.),  Böggi- 
(B),  Broggel-  (ÄAoEnd.),  Bröggel-  (AaZ.;  Z),  Brög- 
g(e)li-  (Z)  Mä00:  Popanz,  Schreckgestalt  für  Kinder. 
aaOO.,  auch  Maskierter  Z.  .Bögenmänner,  gellones.' 
Denzl.  1677;  1710.  —  Buggeli-Mann  (li):  \.  =  Hv~ 
gcr-M.  1  B;  Z  (P-J.  —  2.  eine  Art  Hausgeist,  Kobold; 
vgl.  Lvgere"-M.  Ich  und  du  und  's  B.-Männli  band 
en  halbe"  Batze" ,  ich  und  du  und  's  B.  tuend -en 
s'sämme'chratze"  Seil.  ,Icb  und  du  und  's  P.  giengen 
zu  dem  Pfaffen  und  als  wir  zu  dem  Pfaffen  kamen, 
süssen  wir  zu  Tische.  Und  als  wir  zu  dem  Tisch 
gesessen,  assen  wir  die  Fische.  Und  als  wir  d'  Fisch 
gegessen  hatten,  giengen  wir  zu  Bette.  Und  als  wir 
in  das  Bette  kamen,  fieng  es  an  zu  krachen.  Ich  und 
du  und  's  P.  muessten  da  d'rab  lachen.'  Z  (Dan.).  — 
Bije11-  Ndw;  W,  Biji-L,  B»K-Ma°a  ZHoinbr.  =  Im- 
ben-M.  1  und  2.  ,Die  B-en  reisen  gegen  Ende  August 
mit  dem  Täusli  auf  dem  Rücken  oder  dem  Zuber  auf 
einem  Wägelchen  im  Lande  herum,  um  gegen  Ent- 
schädigung die  Zeidelung  vorzunehmen,  Honig  und 
Wachs  einzukaufen  und  zu  verhausieren.  Man  über- 
lässt  ihnen  auch  etwa  die  Besorgung  der  Stöcke,  weil 
sie  (freilich  ohne  Grund)  als  Sachverständige  gelten.' 


271 


Man.  men,  min,  raon,  imin 


Z  Neuj.  Naturf.  No  LXV1I.  lez  chunnd  e*  fremde' 
Biitna",  tued  's  Hang  und  d'  Wöbe"  nem".  Ineicuen 
1859.  ,BeckeD-Männli  nennt  mau  die  trockenen 
Mehldrüsen  oder  -kügelchen,  welche  von  den  Weibern 
n  Brot  und  anderm  Teig  zuweilen  gelassen  werden 
und  nicht  zu  geuiesscii  sind'  Hs  (Spreng).  Syn.  Becke"- 
liueh.  —  Becki-Mä""1:  Krämer,  Händler  mit  irdenem 
Geschirr,  Becken  Sciiw;  Z.  —  Bieli-:  Sappeur  G; 
Syn.  Axen-M. 

Ilöli-   Aa;    Bs;    Bj   GrL;    I.;   <i;    Schwj   S;   Tu;    ÜW; 
Zg;  Z,  Eöüfc-  GG..  Nessl.;  Tu  tw.,  Höh:"-  ThHw.,  7.W/- 
GRh.,   BoHe"-  GT.  tw.;   Tu  tw..   BoZt-  FSs. ;  GT.  tw.; 
ZGÄg.:  1.  Poltergeist,  zumeist  ;ils  Schreckgespenst  für 
Kinder.  aaOO.     Syn.  llnli,  Möggel.    Vgl.  Butzen- M.; 
Böli-Butsch  nnd  Böli-Flueh  Bd  1   1185.    £»<;</.  der  B. 
nimmt   '/(''   i"  Sack.'   zu    einem    Kind,    das    nicht   ge- 
horchen will  LRick.  (Esterm.).    Mit  .lern  B.  droht  man. 
um  die  Kinder  Abends  zur  Betzeit  von  der  (iasse  weg- 
zubringen  Aa/cui.;   Tu.   um   sie  vom  Verlaufen   in  ein 
Getreidefeld  abzuschrecken,  in  dem  der  B.  angeblich 
sitzt  ZBül.    Sonst  wird  er  vorgestellt  als  Kobold,  der 
auf  der  Diele  oder  in  den   Gängen  des  Hauses  durch 
Geräusch  und  Gepolter,  bes.  des  Nachts,  sieb  bemerk- 
lieb   macht   (Jl;    Tu;    Z.     Kc"  Mansch    glaubt  nie'  a" 
d'  Sträggelc,   se   wenig   a's   a*  JB.,    's  tued   Alls    de" 
Ghinde    däggele'    [schmeicheln]    und   gid-nen    bppis 
G'schiders  o".    II  ml.  1813.     .Grossmüeti,    wenn  jetzt 
der  Böllimann   käme  oder  gar  der  Tüfel,   was  wollten 
wir  machen?'   Gottu.     ,Die  Grossmutter  niusste  dem 
Johannesli  erzählen  vom  Teufel  und  dem  B..  von  Gott 
und   den    Engeln.'    ebd.     .So    wurde    das   Schulgehen 
einige  Wochen  lang  als  ein   recht  wirksamer  Böllima 
[für  die   Kinder |  gebraucht.'    ebd.     S.   Häggen-Mann. 
Uni  hed-er  [der  Pfarrer  in  einer  Strafpredigt]  der  B. 
wider  einist  reiht  füre'g'no"   L.     G'firchtel  hend  s'  e" 
[den   gespenstischen    Steinibachhund    in  UwÜallenw.] 
wie   der   Belima*"    Uw.     S.  Grüwel    Bd   II   S34.     ,Er 
wolle    der  Stadt    den    1).   zeigen',     droht    der    äbtische 
Hofmarschall   1617,    G.     Vgl.   noch    Gügi   Bd  II  157. 
Eine   Anekdote    vom    Hauer,    der,    um    seine    zudring- 
lichen Kinder  zu  beschwichtigen,  das  für  die  verkaufte 
Kuh    erlöste    Geld    am    Abend    dem    B.    zum   Fenster 
hinausstreckt,  s.  im   l'>  Kai.   1814.     Auge"  mache"  nie 
de  B.  Stutz  (vgl.  Boll-Aug  Bd   I   137);  daher:  Mann 
mit   grossen  Augen  tili.   —  '-'.   übergebend  in  die  Bed. 
Teufel    I.;    S;    '/..      Ku    nun'    Satan    ist    die  Frau,    e" 
Stuck   oom  11.     Her  sündige'd   halt   früeh  und  spät; 
dr   11.   git  's    mängs  Mal   Kim    gar    listig   a".    Stutz. 
Xnm  's  de'   Schinder  und  de''  BJ  ebd.     Wart,  de'  />'. 
eluinni  nnil  nimmt  :irh  in'n  Rotthafen  abe*!  ZO.    I'u! 
nie  isch-es  se  schwarz,  als  hett  de'  B.  g'wissget!  KMkv. 
1844.    Wenn  Eine'  meint,  es  g'räti,  und  zu  der  Chiste' 
chunnd,  se  schlüft  wie  m  ein  Bode*  eu  schwarze  Zottel- 
huml.      De'    bieget -i    dann    a".    dass    Keine  mer  d'ra" 
niiißet,    er  sei   de"  11.    RBaur,    Sagen.  3.  Vogel- 

scheuche AaBd.,  Hold.,  Z.;  Bs;  1.;  GBh.;  ZSth.;  Syn. 
Bali,  Löli.  Vgl.  noch  Hanf-Löli  Bd  111  1261.  .Hin 
U.  (Butzemann),  den  man  in  dem  Feld  oder  auf  den 
Schulleu  aufriebt,  dir  Vögel  zu  stäuben.'  JMüller 
1665.  1.  vermummte  Person ;  Fastnachtsbutz  BSi.; 
ZSth.;  Syn.  Bögg;  vgl.  Gäuggel  Bd  11  172.  Possen- 
reisser  Scnw.  .Meinst,  was  ich  dir  zu  sagen  hätte, 
durfte  ich  dir  nicht  mehr  selbst  sagen,  niusste  weit 
her  einen    Hanswursl    und    Böllimann   kommen   lassen. 

um  dir  was  zu  sagen.1  Gotth.    Usg'seh  wie-n-es  Bali- 


mannli  B.  ,Uem  Mädchen,  welches  dem  Volksgericht 
verfallen  ist,  wird  in  der  Maiennacht  statt  des  Maiens 
ein  kolossaler  Strohmann,  B.  oder  Doggel  genannt,  in 
irgend  eine  alte  Uniform  gesteckt,  mit  einer  scheuss- 
licben  Maske  versehen  und  zu  oberst  aufs  Dach  ge- 
pflanzt. Ist  das  .Mädchen  im  Gerüche  der  Unreinlich- 
keit,  so  wird  dem  B.  ein  gewaltiger  Kehrwiscb  in  die 
Hand  gesteckt,  oder  ein  sog.  Ofenwisch  angehängt. 
Einem,  der  im  Verdacht  stand.  Heu  und  Stroh  ge- 
stohlen zu  haben,  wird  ein  martialischer  B.  mit  einer 
Hürde  Stroh  vorneii.  einem  Büschel  Heu  hinten,  in 
Sträflingskleidern  und  mit  einem  Strick  um  den  Hals, 
auf  das  Hausdach  gepflanzt.'  JHofst.  1805  (S).  — 
5.  =  Gunggeler  (Bd  II  369)  B;  Syn.  Ghüz.  —  6.  =  Mög- 
gel  4  L.  Es  stund  B-e"  hinder-em  Püatis  üf.  Sciiürm. 
VIImI  boten,  rollen,  wälzen,  schleudern.  Ober  den  l'uil. 
vgl.  die  Anin.  zu  G6t  Bd  II  214.  Entsprechende  Namen 
für  den  polternden  Hausgeist  sind  holl.  buU(er)mann,  nlul. 
,Bumpclstilz',  sehwäb.  .Poppele';  .Popanz'  (aus  ,Pop-Hans'); 
vgl.  Hr.,  Mvtli.  3  17:!  f.  und  die  Auni.  zu  Bammer  Bd  II  l'JT:!. 
Die  Gestalt  dieses,  neben  Chlungerin,  Haggen-Mann  und  //<.. 
allgemeinsten  seh weizerischen  Landesgespenstes  ist  in  der 
Volksphantasic  nicht  scharf  umrissen.  Der  Z  Dichter  Reithaar 
(1853.  124)  malt  den  B.  als  alten,  bärtigen  Mann,  glotz- 
äugig, mit  wollenem  Sack,  worein  er  die  bösen  Kinder  packt, 
um  sie  in  seine  Holde  im  Ütliberg  (vgl.  Kindlifrcmer  Bd  I 
13'2U)  zu  bringen,  wo  er  sie  mit  Brot  aus  Hobelspänen  speist. 

Blosses  H lym   zu  nnserm  W.  ist  B.  als  Bezeichnung  eines 

Mannes,  der  auf  oder  am  Billi  (Dim.  zu  Unit,  Hügel)  wohnt  GT. 

( F  leiscli-)Boi"-,  in  Bs  auch  Heiner-:  Knochen- 
sammler, der  von  Haus  zu  Haus  gehend  die  Knochen 
aufkauft  Bs;  11;  Z.  .Wie  die  Beimannen,  welche  von 
weitem  schreien:  liid-cr  [habt  ihr]  Bi  oder  Bvner?' 
Gotth.  --  Bunds-:  1.  Bundesgenosse.  .Diese  warend 
mit  Abrain  pundtsmänner.'  Z  Bibel  15(10.  —  2.  Ange- 
höriger des  Bundes,  spee.  eines  der  drei  Bünde  von 
Gr.  jPundtsm.'  Gr  Ges.  1827.  ,N.  N..  us  den  Buntz- 
mann  und  Kngeiidin.'  HStockar  1519.  .lielincation 
gemeiner  dreien  Bünden,  durch  Nie.  Sererhard,  einen 
II.,  beschrieben.'  Sererh.  1742,  Titel  des  Werkes. 

Bündeli-:  Spottname  auf  Einen,  der  sich  in  den 
1850er  Jahren  als  , Wahlknecht'  für  die  Liberalen  in 
GG.  hergab. 

So  geheissen,  weil  die  Partei  nach  verlorener  Schlacht 
den  Bündel  schnüren  musste  oder  wahrscheinlicher  weil  diese 
Leute  mit  dem   Bündel  kamen  und  giengen. 

Den  gel-  =  Chneliel-M.  Gr.  —  Boppen-:  Geck; 
Prahlhans?  Vgl.  .Poppe'  Gr.  WB.  VII  2001.  Der 
Melchior  sei  ein  ,b.,  dann  man  hielte  nüt  uf  im.'  Ent- 
gegnung: ,er  sei  ein  bidermann,  kein  b.'  1521,  Egli, 
Akten.  —  Bare"-:  Kindergespenst  G  (Hotz.). 

Bereli-:  ebenso  GG.  —  Etwa  Waldgospenst,  das  die 
Kinder  heim   Beerensuc.hon  schreckt V 

Pure"-  (PI.  P.-Lüt  generell,  -Manne"  individuell): 
Bauersmann  (als  Vertreter  des  Standes)  Tu;  Z.  — 
Birche"-:  Birkenrute  zur  Kinderzucht  ZWyla. 
Berg-:  1.  Sg.  ZU  Berglüt  1.  In  //.oll.  Bewohner  der 
.Berg-'  im  Gegs.  zur  ,Dorf-'Gemeinde;  s.  Dorf-Mann. 
—  2.  Dim.  =  lierd-Mannli.  sofern  es  in  den  Helgen 
haust  lh'.;  GEh.;  SchwE.;  ZoWalchw.;  ZBachs.  /" 
der  Ghrummßueh  obe>  sig  es  Bergmandli,  das  trägi 
der  Grind  eister  unterm  Arm.  MLienert  (Vermischung 
mit  dem  wilden  .läger).  In  den  Bergen  von  li  ul.'h. 
pflegten  die  Bergmännli,  nachdem  sie  das  Vieh  ge- 
füttert, auf  dem  Heust. ick  Feuer  anzumachen,  ohne 
zu    schaden.      Eine    Bauersfrau,    der    sie    Elw.    in    die 


273 


Man,  men.  min.  moD,  mun 


271 


Schürze    legten,    mit    dem    Verbot,    hineinzuschauen, 
bevor  sie  daheim  sei,    blickte  hinein   und   fand   nur 
Kuhlen.    Zu  Hause  war  eine  dieser  zurückgebliebenen 
Kohlen    zum   Goldstück   geworden,    um    1820   (Land- 
amraann  Zäch);  vgl.  Stadiin  1819,  11  221  f.    Nach  dem 
Volksglauben    des  BO.  leben   sie   von   der  Milch   der 
Gemsen,  deren  Verfolger  sie  bestrafen.    In  den  Hohlen 
hocken   sie   beisammen    und   bewachen    die  Kristalle. 
Sie  lenken  den  verheerenden  Bergsturz  und  beschützen 
das  gastliche  Dach.     Die  rätselhaften   Kreise,   Ringe. 
die  man  etwa  im  Grase  sieht,  werden  als  ihre  Tanz- 
plätze betrachtet;  vgl.  Toten-Chrann  Bd  III  840.     Sie 
sind  jähzornig,  neckisch  gegen  das  Hirtenvolk,  strafen. 
was  übel  oder  rauh  geredet  wird,  und  verschwinden 
wegen  der  Bosheit  oder  der  Neugierde  der  Menschen. 
Über    ihre   Gestalt   s.  RWyss  1815,  69.  101  f.  319  f.; 
vgl.  auch  den  Alpnamen  Mäiudi-l'lneh    BFnit.     Aus 
Grotten   bei  Z Bachs    kamen  B.  nach   der  Mühle    und 
holten  Mehl;    bald   aber,   als  der  Müller  Kleider  für 
sie  hinlegte,  damit  sie  ihre  Nacktheit  verbergen  könn- 
ten,   verschwanden  sie.     .Bergmännlein,   daemon   me- 
tallicus.-    Dbkzl.  1077;  1716.     Schreckgestalt  in   den 
Beben    AaZ.j    vgl.   Beben-,    Trüben-Hans.   —    3.  B.- 
Männdli,  Pflanzenn.    a)  Alpenwindröschen,    an.  alp., 
spec.  der  Fruchtstand  derselben  B;  GWyl;  Syn.  alte' 
.!/.'"".-  s.  Matmlc.    Vgl.  Här-M.,   Wüdmännli-Chrut 
Bd  III  902.    —   b)  Odermennig,    agr.  eup.    Aa.     Vgl. 
Acher-M.  —  Bergs-:  Gebirgsbewohner  PA1.    Birgs- 
nie*,    Jäger    SchwMuo.    —    Bürste"-:    hausierender 
Büistenverkäufer.  allg.    D'  Bürsle'manne"  händ  gueti 
Lösig  bi-n-em ;    er  g'seht  üs  [so  sauber]   wie  w-eme" 
Trückli  use".  Sciiwzu.  (ZWthur).  —  Bart-:   bärtiger 
Mann.  Syn.  Bartli,  Bartlime.   .Das  ansehen  Hieronymi, 
so  du  in  den  b.  nempst  [weil  er  gewöhnlich  als  bär- 
tiger Greis   gemalt   wird],    uns    gar    nit   bekümmret.' 
Gyrenri'pfen  1519.    ,B.,  gebartet,  voll  barts,  barbatus. 
Bartmännlin,   der   ein  bärtlin  hat,    barbatulus.'   Mal. 
.Wann  ich  [Knabe]   mein  Sach   nit  g'schicken    kann, 
so  helf  Gott   wo]   eim  Bartlimann.'   JMabl.  1674.  — 
Bürt-:    Genosse   einer   ,Bäuert'    BHk.     Syn.  Bfirtcr. 
.Reisbare  [kriegstüchtige]  Personen   mögind    auf  der 
Bürt  oder  Dorf,    da  sy   hausheblich   sind,    ein  Recht 
[Anteil]  Allmend  als  ein  anderer  Bürtmann  b'setzen.' 
1675,   B  Rq.   —   Baseli-   s.  Baseli.    —   Bastete"-: 
Haches  Gebäck  aus  Butterteig  mit  aufgeprägter  Figur 
eines  Mannes  Z.  —  Bettel-:    1.  wie  nhd.;    s.  Gulli 
Bd  II  221.  —  2.  a)  Gebackenes  von  Eiern,  Brot  und 
Milch  GStdt.  —  b)  eine  Art  geringerer  Küchlein,  aus 
Brot  statt  Mehl  gemacht  ApHer. ;  vgl.  Brueder-M.  — 
Peter- =  Beter  als  Vorname  in  ä.  Zeit.    In  der  RA.: 
I'1'  wett-der  nüd  de"  V.  singe",  ich  setze  keinen  Wert 
darauf,  achte  es  für  Nichts  (SchwE.j  ZS.,  Stdt)  könnte 
eine  historische  Keminiscenz  an  die  Z  Mordnacht  1350 
liegen,    nach   deren  Misslingen   das  Losungswort   der 
Verschwornen:  ,Ich  heisse  P.!'  viell.  in  einem  Spott- 
lied der  Sieger  Verwendung  fand.    Auch  das  Bonen- 
Lied  (s.  Bd  III  1097)  erinnert  an  die  Bohne,  welche 
die  Verschwornen  der  Z  Mordnacht   einander  als  Er- 
kennungszeichen in  die  Hand  drückten,  verbunden  mit 
dem  Aussprechen   obiger   Worte;    vgl.  auch  peteren, 
Hansel-M.  und  Z  Taschenb.  1883.   170  f.  —  Chind- 
betti-:  Vater  eines  neugebornen  Kindes,  bes.  insofern 
er  zu  Gevatter  bittet    oder  den   Taufschmaus  gibt  B. 
.Die    schwarze   Scheube   gehört    der    Leichenbitterin, 
der  schwarze  Hut  einem  K.'  Gotth.  .Selten  eine  Woche 
Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


vergieng,  dass  nicht  ein  schlotternder  K.  erschien,  mit 
stammelnden  Worten  zu  Gevatter  zu  bitten.-  ebd. 
'D's  ßlisi  sass  in  der  Wartstube  [besseres  Gastzimmer 
in  einem  Wirtshaus],  sah  sich  zuerst  die  gräulichen 
Helgen  an,  welche  an  den  Wänden  Mengen,  zu  grosser 
Erbauung  manches  K-es,  der  nie  etwas  Gemaltes  ge- 
sehen als  die  Wegweiser,  die  Kirchenzit  und  Hochzeit- 
schäfte und  Tröge.'  ebd.  Vgl.  bes.  noch  ebd.  Schulm. 
II  135  f.  .Ein  K.,  dem  die  alten  Gebräuche  noch  immer 
am  Herzen  liegen,  Hesse  vor  einigen  Tagen  einen  Sohn 
taufen.  Nicht  nur  die  Gevatterleut,  sondern  auch  noch 
viele  andere  gute  Freunde  und  Verwandte  mussten 
das  zu  dieser  Feirlichkeit  express  geschlachtete  Frutig- 
sehaf  verzehren.'  B  Hist.  Kai.  1777.  —  Bettler-: 
1.  =  Bettel-M.  1.  , Todschlag,  den  N.  N.  begangen  hat 
mit  einem  b.'  1540/73,  UMey.,  Chr.  —  2.  =  Bettel- 
Vogt.  ,Ich  fordere  Nichts  [keine  Unterstützung],  bevor 
mich  der  B.  nehmen  will.'  Inuermtzi  1826.  —  B itt- : 
Bettler  PAL  —  Botte"-:  Bote.  Wer  von  den  Kindern 
zuerst  die  Worte:  Pottemä",  P.,  Müllibach!  ausruft, 
hat  den  ersten  Anspruch  auf  den  Besitz  eines  von 
Mehreren  begehrten  Gegenstandes  TuFr.  —  Patsch- 
=  Chindbetti-Mann  GrD.  Syn.  Gevatter- Meister.  — 
Butze"-  Ap;  GRh.;  ZAuss.,  Butzi-  Ap;  GRoHe.;  ZO.: 
1.  =  Boli-Mann  1  und  2  Ap;  GroHc;  GRh.;  ZAuss. 
Eppes  Butzema*"s,  etw.  Schlimmes  Ap.  Syn.  Öppis 
Tüfels.  —  2.  =  Boli-Mann  3  ZO.;  vgl.  JSenn  1864, 
35.  —  3.  =  Boli-Mann  i  Ap.  .Durch  den  furcht- 
erregenden Aufzug  des  Butzmannes,  der  in  Deutsch- 
land Knecht  Ruprecht  heisst,  den  Kindern  Schrecken 
einjagen.''  Ap  Kai.  1875.  ,Butzenmänner,  gelones.' 
I'lnzl.  1677;  1716.  ,Den  jungen  Kindern  ist  ein  ab- 
scheulicher Cappuziner  oder  ein  anderer  verhülleter 
Butzimann  zum  Schreckzeug.'  ATscuddi  1696.  — 
Pfeffer-Männdli:  freundliche  Bezeichnung  eines 
kleinen  Jungen  Z.  —  Pfands-Mann  s.  Gise2BdII407. 

Planete"-Männdli:  kartesianischer  Taucher  '/.. 
Syn.  Holländern. 

Die  Benennung  davon,  dass  das  Schicksal  des  Orakel- 
suchers von  demjenigen  Planeten  abhäDgig  gemacht  wurde, 
gegen  dessen  Bild  das  .Männchen  schaute,  wann  es  zum  Still- 
stehen kam. 

Blatt-Mann:  Münzplatte,  d.h.  für  den  Münz- 
stempcl  zubereitetes,  rundes  Metall-  (Silber-,  Kupfer-) 
Blech.  ,Ob  dekein  der  vorgeschoben  münzen  gemacht 
werden,  die  an  der  ufzal  ze  liecht  wäre,  als  man  die 
versuecht,  so  sy  ze  bl.  usbereit  sind  und  man  sy 
malen  [=  ,mit  der  stett  zeichen  zeichnen.'  ebd.]  und 
bilden  [prägen]  soll,  dass  man  die  selben  Hechten 
münz,  die  also  ir  gewicht  an  der  ufzal  nit  enhettin, 
vorhin,  e  si  gemalet  werden,  soll  uslesen  so  vil,  unz 
dass  die  andern  bl.  swer  genneg  werdent.'  1425,  Abscu. 
Vgl.  .Platte'  6  d  bei  Gr.  WB.  VII  1907.  —  Ble'ttli-: 
1.  Zeitungsverträger  Bs.  —  2.  Feuilletonist  BsStdt. 
—  Blätzli-:  Fastnachtmaske,  deren  Kleid  aus  bunten 
Flicken  zsgesetzt  ist  S.  Syn.  Blätzli-Bögg.  Masch- 
grate* git  's  von  aller  Art,  es  Bluttg'sichtund  e"  Chuder- 
hurt,  e"  Harligingg,  e"  Bl.  Schild.  —  Brachs-, 
l'rachts-  s.  Brachsmen. 

Brueder-:  1.  Bettler,  bettelnder  Vagabund  Gl; 
L;  Tu;  Z.  Syn.  Brueder,  Brucder-Bueb ;  vgl.  Brueder- 
Frau.  Wie  int  dort  es  Elend!  3Ie"  g'seht 's ''ein  Hüs 
usse*  durchc"  scho*  a",  es  stöt  jo  dort  wie-n-en  Br. 
Stitz.  A'halte*  wie-n-en  Br.,  flehentlich  bitten  Z. 
Druff  s%*   wie-n-en  Hr.  uf-em  Almuese".     Stinke*  wie 

18 


275 


Man.  inen,  min,  mon,  uuiii 


276 


en  Hr.  Gl;  Z;  Syn.  brüederle*.  Das  ist  hart  wie  's 
Bruederma**s  Ankefbrüt, sehr  hart  [zu  beissen]  ZHinw. 
hätegi  hinder-em  Hag,  Hr..  nimm-mer  's  Hitzgi- 
hätzgiab!  Spruch  gegen  den  Schlucken  ZErl.  Schnee- 
wie  Br-e*,  sehr  grosse  V.o..  Wäd.;  Syn.  Bettel- 
Bueb;  vgl.  Brueder-Bueb.  ,Br.,  mendicantes.'  Mal.  — 
2.  klein  zerschnittenes  Brot  in  heisse  Butter  geworfen, 
einige  Eier  darin  aufgeschlagen,  das  Ganze  etwa  8  Mi- 
nuten gekocht  und  oft  umgerührt  ZLVunn.;  vgl.  Bettel- 
Mann  2  und  Bittel-Bueb. 

Urspr.  wohl  ,Bettelmö"nch',  Almosen  sammelnder  Wald- 
bruder;  vgl.  .Einnahme  wegen  des  zu  Lunkhofen  gestorbenen 
Br-s.'    1555,  Absch. 

bruedermannig  tue":  wie  ein  Bettler  anhalten, 
zudringlich  bitten  ZO. 

Bi  ügel-Ma""  =  Bengel-M.  Gr.  —  Prämi-:  einer 
der  Schüler,  welche  berufen  waren,  prämiert  zu  wer- 
den. L  Schulkatal.  1855/6.  -  Brenni-,  Brönni-  (B), 
brennjeßiger  (Bs),  brönnligtr,  brünnliger  (AaSL;  B  oÄa; 
L;  S),  hcunnigf  (ÄAFii.;  ZW1.),  brunnctV  (SchwMuo.) 
Ma**,  brünnigs  Mannli  B  -  fürige  Ma**  Bd  I  951. 
,Die  Gespenster  oder  die  bründligen  Mannen  und 
Wandelnden.'  MEsterm.,  Bickenb.  Sie  laufen  bes.  über 
die  kirchlichen  Festzeiten  Nachts  11— 12  Uhr  den 
Marken  entlang.  Man  hört  sie  oft  kläglich  seufzen 
und  stöhnen,  so  das  Brennemawnli  bei  BErlach;  s. 
B  Sonntagspost  1870,  301.  Betenden  kommen  sie 
näher;  fluchen  treibt  sie  ab  L;  S.  Do  fohn-ig  d'ruf 
du  :'  beten  a",  *ass  mich  das  G'spenst  [der  bröndlig 
Ma'"]  U>i  gö';  ie  ml,  dass  ig  do  'betet  ha",  so  nöeher 
isch  es  cho*;  i"  minen  Ängste"  sehwer-ig  d'ruf  und  mach 
es  sehröckligs  G'schrä;  do  flüchtet  's  g'schwing  dürch 
d'  Marchi  uf.  Schild.  Wer  sie  anredet,  dem  müssen 
sie  Rede  stehen;  aber  wehe  dem,  der  ihnen  das  erste 
Wort  lässt,-  oder  ihnen  die  dargebotene  Rechte  drückt, 
statt  ein  Scheit  Holz  zu  reichen!  Ineichen.  Als  eines 
abends  einige  Bauern  in  SLommiswyl  beim  Karten- 
spiel sassen,  hörte  man  draussen  rufen:  Wohin  soll 
ich  den  Markstein  setzen?  Da  antwortete  einer  der 
Spielenden:  In's  Loch,  du  Narr!  Nach  einiger  Zeit 
kam  der  .brünnlige  Mann'  in  die  Stube,  um  dem  Rat- 
geber  zu  danken.  Weil  aber  seine  Hand,  wie  der 
übrige  Leib,  feurig  war,  so  durfte  er  ihm  dieselbe 
nicht  reichen.  Er  berührte  ihn  darum  mit  einem  Stabe; 
gleichwohl  entstand  eine  Brandwunde.  Der  Geist 
jubelte:  Ich  bin  ein  Kind  der  Seligkeit  und  in  vier 
Wo.  heu  bist  du  auch  eines!  Und  wirklich  lebte  der 
Angeredete  nur  noch  so  lange.  Auch  andere  Gewalt- 
taten als  das  Markenversetzen  mussten  mit  solchem 
Umgehen  nach  dem  Tode  gebüsst  werden.  So  ist  der 
br.  M.  hinter  der  S  Lehmfluh  der  Geist  eines  Zwing- 
henn,  welcher  einem  pflügenden  Bauer  das  Gespann 
rauben  wollte,  von  Diesem  aber  mit  der  Pflugschar 
erschlagen  und  dann  verscharrt  wurde.  Laufe"  wie 
ne"  Brimnlige  (Ma**),  eilig  hin  und  her  laufen  L;  S. 
,Mancher  laufe  wie  ein  Brönniger,  um  ihn  einzuholen.' 
Gotth.  Worum  dass  es  keini  brennelige*  Fraue*  giH. 
purum  giH  's  keini,  will  d'  Fraue*  nit  guet  ehönne* 
wmgo*  mit  dem  Marchstei'versetze*.  CSchneider  1880. 
S.  auch  geisteren  Bd  II  191,  Haslen  Bd  11  1676  und 
Sinn  oi  k.  Myth.  3,  1 18.  ,Brönnimann'  auch  Gcschlechts- 
iKinie  B.  —  Brunne"-:  1.  Statue,  Steinfigur  auf  einer 
Brunncnsäule  ZeStdt.  —  2.  (Br.-Mannli)  =  Brunnen- 
ChüeU  (IM  III  95)  G;  Tu;  vgl.  auch  Mol.  —  Brenz-: 
1.   Branntweintrinker    Z.    —    2.    Branntweinhändler, 


-hausieret  /.<>.   Jetzt  nur  noch  als  Zuname  fortlebend. 

—  Hackbrettli-:  Hackbrettspieler  bei  einer  ,Alp- 
stubeteir  Ar.  —  Brätscheli-  =  Chläffler  1    (Bd  III 

-i  aStdt.  her  Br.,  ein  Insasse  des  Annen-,  früher 
Sondersiechenhauses  auf  der  Steig,  pflegte  jeden  Sonn- 
tag nach  dem  Morgengottesdienst,  gekleidet  in  eine 
lange,  braune  Kutte  mit  grünen  Aufschlägen,  einen 
Cylinderhut  auf  dem  Kopf,  mit  seiner  Holzklappor 
i  Hriitsrhele*)  laut  klappernd  in  den  Strassen  der  Stadt 
herumzugehen  und  milde  Gaben  für  das  Armenhaus 
zu  sammeln,  die  ihm  aus  den  Fenstern  zugeworfen 
wurden  und  die  er  in  halb  singendem  Teno  verdankte 
mit  dem  Spruche:  Dank-i  Gott!  b'hüet-i  Gott  '.  ersetzend 
Gott  eue'  Armuese"  a*  Sei  und  Llb!  Gott  geben-i  Sege" 
und  G'sunket  trüU*»!  So  bis  1860.  —  ßritsche"-: 
Pritschenmeister.  Harlekin  mit  Pritsche  bei  einem 
Schützenfest  Scu  f.  A.  1774  wurde  .das  Komische  und 
Burleske,  nämlich  der  Zug  von  dem  Schiesshaus  und 
der  sog.  Brütschemann'  abgeschafft.  Härder,  Kauft.  42. 

—  Reh-:  Einer,  der  die  Reben  eines  Andern  lehen- 
weise  oder  um  Lohn  bearbeitet,  übh.  Einer,,  der  sich 
auf  ilie  Pflege  des  Weinstockes  versteht  Bs;  G;  Tu;  Z. 
Me"  g'seht  's  dem  Bebwerch  a",  ob  Eine'  en  (guete'') 
Bebmen  ist  ZS.  ,N.  N.,  der  R.'  1535,  BsStdt  Archiv. 
,1'utator,  ein  r.,  der  die  reben  schneidet.  Consitor, 
ein  pflanzer,  zwyer,  r.'  F"ris.  ;  Mal.;  vgl.  auch  Bü- 
Mann  und  Herbst-Mai.  Geschlechtsn.  in  AaB.]-;  Tu  f 
(Kahm.);  ZStäfa. 

Rob(b)-:  eine  Art  Harnisch.  1387,  B.  S.  Harnisch 
Bd  II   lblO.    —   Vgl.  Fnem-M. 

G'richts-:  Mitglied  der  Ortsvorsteherschaft,  des 
.Ortsgerichtes'  S.  D'  G'mein  geit  a'sämme*  [versammelt 
sich]  und  der  Amme"  [Präsident]  chunut  und  d'  Grichts- 
me"  hingerdrl".  Schild.  Der  Fänner  het  i*  der  Chilch,  n 
i*  de"  G'richtsstüele"  wie-n-e"  Gr.  sl"  Fre'poste"  g'ha". 
ebd.  ,8.  Martii  1724  haben  die  G'richtsmannen  an  der 
Huldigung  vertan  3  fl.  4  Btz.'  1725,  Aa  Schloss  Rued. 

Die  Benennung  stammt  aus  der  Zeit,  da  die  Ortsvorsteher 
ihr  Amt  hauptsächlich  als  Richter  der  (unter  freiem  Himmel 
versammelten)  Gemeinde  ausübten;   vgl.  Schild  1S60,  89. 

Red-:  Sprecher.  Vormals  der  oberste  Leiter  aller 
Einungsgeschäfte  der  acht  Einungen  oder  Gemeinden 
des  Hauensteiner  Ländchens,  der  von  den  acht  Einungs- 
meistern  (Achtmannen)  gewählt  wurde;  vgl.  Bed- 
Meister.  ,N.  N.,  burger  zue  Zeiningen,  gemeiner  land- 
schaft  Mölinbach  gedingter  und  erloubter  r.  und  für- 
sprech.'    1594,   Aa  Urk.    —    Mhd.   redeman,   Rechtsanwalt. 

B'ruefs-:  Handwerker  B;  Tu;  '/..  —  Bolle"-: 
ein  Kindergespenst  GaL.;  vgl.  Boli-M.  —  Rölleli- 
=  Zeiger-Hans  (Bd  II  1474)  BsStdt;  vgl.  Bs  Taschenb. 
isr.s,  :,i,.  —  Run-:  Vertrauensmann.  .Es  weiden  un- 
sere 1.  Mitbürger  [des  Kantons  Säntis]  aufgefordert, 
zu  der  bemeldeten  Zeit  sich  in  bürgerlicher  Kleidung, 
mit  dem  Seitengewehr  versehen,  jedoch  ohne  Mantel, 
in  den  bestimmten  Sektionsversammlungen  einzufinden 
und  allda  den  bestellten  geheimen  Raunmännern  zwei 
rechtschaffene  Bürger  aus  der  Mitte  ihrer  Sektion  zu 
Wahlmännern  zu  nennen.-   1798,  Regierungserlass. 

II  i  nder-I!  isi-Manndli:  Gespenst  an  der  Quelle 
der  Thur  G.    -    Vom  Lokalnamen   Bim,  Bergschlipf. 

l,'oss-Ma"°:  Pferdehändler  S,  R.  luegt  de*  Brue- 
der  nid  a*,  d.  h.  betrügt  auch  seinen  Nächsten  S 
(Schild).  —  L'össli-:  figuriert  neben  den  ,frömden 
Spillüten'  [Musikanten]  bei  der  Festlichkeit  des  ,.\iu- 
mannsalzes,'  XVII.,  Nnw;  vgl.   Wild-Mann  3  b.    ,Den 


277 


Man,  inen,  min.  raon,  muri 


278 


frömden  Spilluten,  so  die  Schild  tragen,  jedem  '/»  Kro- 
nen  and  dem  R.  glychfalls.'  1609,  Ndw  Batsprot.  ,Den 
frömden  Spillüten,  so  den  Sehilt  haben.  '/-'  Kronen 
sammt  der  Zerig,  den  andern  aber  1  Dicken  saimnt 
der  Zerig,  dem  K.  aber  1  Par  Hosen,  jedoch  MHHn 
Färb.'  1644,  ebd.  Vgl.  LandspiMt  Lid  III  1525.  — 
Rusch-  (in  ZKafz  auch  Biischi-):  Berauschter  (auf 
der  Strasse)  L;  Z.  hnene  [einem]  li.  muess-me"  mu- 
rine" Fueder  Heu  us  Weg  füre*.  Ineichen.  —  Eats-: 

1.  (Gemeinde-)Katsmitglied  TAI.  —  2.  Ratgeber.  Be- 
rater. .Bisweilen,  z.  B.  in  Elgg,  standen  [im  XVIII.] 
den  kleinen  noch  einige  grosse  R-en  zur  Seite  [kleiner 
und  grosser  Bat].1  GFihsl.  18S4.  —  Eitere"-:  Sieb- 
handler  Z.  —  Rott-:  Vorgesetzter,  Leiter  einer  .Rotte', 
Abteilung  Dorfbewohner,  die  an  einem  Gemeindewerk 
(an  Strassen,  im  Wald  beim  Holzhau)  arbeiten  Z  uKn. ; 
\g\.G'viehid  loerchs-  Mal.—  II  \\  et\  i-  =  Wasserschmecker. 
Z  Post  1889  Nr  46.  —  Ratze"-:  Rattenfänger,  's  wird 
Müs  [Schwierigkeiten]  ha",  oder  es  wird  sich  milse" 
[wortspielend  st.  wisc"]  hat  der  B.  g'seit  Z.  —  Sü-.  nur 
in  der  RA.:  de''  Seher  [Maulwurf]  ist  in'n  Reben  en 
Bäme".  in'n  H7.se»  c»  Sümen,  baut  die  Reben,  verwüstet 
die  Wiesen  SciiSt.  —  Nidsich  Nitschich-Mo :  Nieder- 
länder, d.  i.  spec.  ein  Bewohner  des  tiefer  liegenden 
Tales  Varallo  PA1.  —  Side"-:  Seidenfabrikant, 
-Händler.  .Anna  Sydenmannin.'  1555,  BsStdt.  —  Se- 
gessc"-:  1.  Sensenhändler  Tu;  Ndw;  Z.  Vgl.  ,Hans 
Scgisman,  Burger  und  Schlosser  zu  Bremgarten.'  1628, 
Aa  Urk.  Syn.  Segesser.  —  2.  =  nhd.  Sensenmann,  der 
Tod,  personifiziert  L;  Ndw.  —  Segi-:  einer  der  (18) 
Anteilhaber  an  einer  Gangfischsegi  TuErm.;  s.  anhalten 
Bd  II  1228.  Vier  Segimannen  bilden  die  Bemannung 
eines  Segischitl'es  Th Bodensee.  —  Säckli-:  Ein- 
sammler des  (Kirchen-)  Almosens  Scn;  vgl.  Armen- 
Säckli.  —  Sfile"-  =  Sele'-Vater  (Bd  1  1130)  UwE.  - 
Salz-:  1.  von  der  Behörde  bestellter  Salzauswäger  Z; 
Syn.  Salzwäger.  „Obrigkeitlicher  Salzmesser  B."  ,Ist 
angesehen,  dass  keiner  einem  s.  syn  salz  soll  abkaufen 
uf  einem  märcht,  da»"  er  das  widerumb  well  verkaufen 
vor  vesperzyt.'  1489,  L  Rq.  Vgl.  noch  Müs  und  Garten 
Bd  II  433.  —  2.  Geschlechtsn.  Bs;  B;  W;  Z.  -  3.  im 
Kinderspiel,  s.  Garten  Bd  II  433.  —  Sand-Männli: 
hausierender  Sandverkäufer  Bs.  —  Sess-Mann:  In-. 
Hintersasse.  Syn.  Bi-Säss.  ,Wär,  das8  ein  burger  older 
ein  seidner  [Kleinbauer]  older  ein  sesman  einen  us- 
man  erschluege.  Wer  in  der  stat  ze  Rynfeblen  seshaft 
ist,  es  si  burger,  seider  older  sesman.'  1290,  AAKheinf. 
Stadtr.  S.Arg.  I  32.  —  Sust-me"  =  S.-Herr  (Bd  II 
1543)  Ndw.  Syn.  Sust-Meüter.  —  „  Satz- Mann  :  Der- 
jenige, der  ,Satz'  macht  beim  Spiel  VO."  —  Gcsatz-: 
Gesetzmacher,  -geber.  .Du  gibst  ein  gueten  g.'  UEckst. 
—  Scheid-:  1.  Sg.  zu  Scheidlüt  :J.  .Wann  in  künf- 
tigem am  g'scheid  enent  Ryns  ein  fünferherr  oder 
seh.  manglen  wurde,  so  sollent  die  fünferherren  enent 
Ryns  fürer  dhein  seh.  setzen  noch  machen,  sonder 
iren  mangel  uns  anzeigen,  damit  ein  ersamer  rat  den 
selben  seh.  selbs  machen  und  das  gescheid  mit  toug- 
lichen    personen    versuchen    mög.'    1513,    Bs  Rq.    — 

2.  Schiedsrichter.  .[Es]  versambleten  sich  die  siben 
Seh.  (Scheidboten).'  Hafn.  1666.  ,Es  ist  zwüschen 
uns  kein  Seh.'  1707.  Hiob;  dafür  1683:  , Schiedmann'; 
18S2:  .Schiedsrichter.'  —  Sehid-,  in  AALeer.  Schids- 
me' :  Schiedsrichter,  Vermittler.  .Honorarius  arbiter, 
ein  seh.  oder  willkürlicher  richter.  Für  ein  seh.  kom- 
men oder  zue    einer  täding.     Pacificator,    fridmacher. 


seh.-  Fris.;  .Mm..:  vgl.  auch  .Befrider'  Bd  I  1284. 
.Ein  seh.  oder  mittler,  der  /witschend  zweien  Spänen 
oder  zwytracbten  frid  und  einigkeit  zuewegen  bringen 
will.'  OWebdm.  1552.  —  Seh  üder-  =  Ilar-Mann  GSa. 

—  G'schäfts-:  Einer,  welcher  Geschäfte  vermittelt, 
Schreiber  für  Aufträge  udgl.  B.  Syn.  ,Geschäftsagent.' 

—  A°-scbicks-.  in  Semv;  Zg  Schick-:  1.  Unter- 
händler Aa;  B;  Schw;  Tu;  7a;;  '/..  Im  Bes.  Vermittler. 
Friedensstifter  bei  einem  Rechtsstreit  Schw;  Zr;  '/.. 
In  B  pflegt  nach  einem  Scheit-  oder  Raufhandel  der 
Geschädigte  zwei  A-en  zu  dem  Angreifer  zu  senden, 
welche  Diesen  zu  einem  gütlichen  Vergleich  auffordern 
sollen.  —  2.  Schigg-M.,  wer  sich  zum  Kaufen  an- 
schickt, Kaufliebhaber  GTa. 

Schellen  -  Mann  li :  Katzenname.  1504,  Z.  — 
Nach   Gr.  WB.  scheint  (las  W.   Kater  zu  bedeuten. 

Gloggel,-Schelle,1-Man,':  Maskierter,  .1er  zu 
gewissen  Zeiten  herum  zog,  um  an  den  Hausglocken 
zu  , schellen'  AAKais.  ,Um  Weihnacht  und  Neujahr 
pflegt  der  Gl.  umher  zu  ziehen  als  ein  maskierter 
Teufel,  zum  Andenken,  dass  bei  so  hl.  Zeit  die  höl- 
lischen Geister  den  Menschen  mehr  als  jemals  zuge- 
setzt' 1736,  AAKais.  Ratsverordn.  Das  Verlud  dieses 
Brauches  wurde  später  dadurch  umgangen,  dass  in 
der  Bochselnacht  Fleisch  an  die  Glockenzüge  gehängt 
wurde,  damit  die  darnach  schnappenden  Hunde  «las 
Schellen  besorgten.  —  Schimpf-:  Vertrauter,  mit  dem 
man  zu  ,schimpfen'  [scherzen]  pflegt.  ,Der  Zollner,  der 
sin  sunders  gueter  seh.  und  gevatter  war.'  1533,  B 
(Gfo.).  —  Schin-  =  Fnr-M.  1.  ,Von  disen  Scheinmän- 
neren ist  bei  unserm  Volk  die  meiste  Sag,  das  seien 
die  abgestorbene,  nun  von  der  Höll  oder  Fegfeur  an- 
geflammte  Geister  Deren,  welche  sich  mit  Versetzung 
der  Marchsteinen   versündiget.'   JJScheuchz.  1707/46. 

—  Schür-:  Pächter  eines  , Schürgutes'  (s.  Bd  II  551). 
, Lasse  er  das  Gut  durch  einen  Seh.  oder  selbst  buwen.' 
1649,  Absch.     Auch  Geschlechtsn.  L. 

Schüssel-:  Scheltwort.  ,N.  ist  gestraft  worden, 
darumb  das"  er  Hansen  ein  seh.  und  Verräter  ge- 
schulten.' 1551,  Scn  Ratsprot.  —  Entw.  =  Tellerleckei 
oder  dann  =  hausierender  Händler  mit  Schüsseln,   Vagabund. 

Schaft e°-Männdli:  Schatten  eines  Menschen 
Ndw.  —  Erbse hatzi"gs- Mann:  von  den  Behörden 
ernannter  unparteiischer  Mann,  welcher  mit  Andern 
zs.  die  amtlichen  Erbteilungen  vorzunehmen  hatte 
Bsf.  —  Schlänggel-:  Müssiggänger,  der  von  einem 
Wirtshaus  ins  andere  zieht  [schlänggetj  Zg;  vgl.  Steckii- 
Mann  1.  —  Schne-Manndli:  Eindruck,  welcher 
entsteht,  wenn  ein  Kind  sich,  etwa  an  einem  ,Strassen- 
borde',  zum  Scherz  in  den  frischgefallenen  Schnee 
legt  Sch;  Ndw;  Z.  Hast  e"  Sehn,  g' macht?  Scherz- 
frage an  ein  Kind,  wenn  es  in  den  Schnee  gefallen 
ist  SciiSt.  —  Schnegge"-Ma"n:  Schneckenzüchter, 
-händler;  vgl.  Schn.-Frau  Bd  I  1252.  .Hat  der  Schnegg- 
ler  eine  beträchtliche  Menge  Schnecken  bei  einander, 
so  trägt  er  sie  zum  Sehn.,  der  ihm  20  Cts  für  je 
100  Paar  ausbezahlt.'  Alpehp.  1874.  —  Schnüerli-: 
1.  eig.  Puppe,  die  an  der  Schnur  gezogen  wird.  Ma- 
rionette. Dann  bildl.  (meist  PL):  Abhängige,  die  bei 
öffentlichen  Wahlen  nach  Vorschrift  der  Parteihäupter 
stimmen,  Drahtpuppen  Z.  —  2.  eine  Art  Gauner.  In 
Anschlägen  der  Polizei  auf  dem  Schützenplatz  Schw 
lvii7  wurde  das  Publikum  gewarnt  vor  Taschendieben 
oder  sog.  ,Schn.-M-en.'  —  Schnitter-:   Schnitter  S. 


270 


Man.  men,  min,  moii.  mmi 


28i  i 


V  Schn-e"  um!  d'  Schnittermeitli  hei-  e"  Mde'  uf-dem 
lim  t  oder  e*  Böse"  im  Brustgänterli. 

Seh  wänzli-Mann:  Angehöriger  des  Juste-milieu 
in  dem  Streit  zwischen  ,Horn-'  und  ,Klanenmannen' 
Scnw. 

Eig.  Einer,  der  (zwischen)  beiden  Parteien  , schwänzelt', 
oder  ohne  reale  Bez.  spöttisch  nach  dem  Schwänze  benannt, 
welcher  den   .Hörnern'  und  , Klauen'   gegenübergestellt  wird. 

Schwätz-:  Schwätzer,  Ausplauderer;  vgl.  Laferer 
Bd  111  1109.  ,Er  schweiget,  will  kein  Schw.  sein. 
Daher  etwan  böse  Sachen  fürgehen,  die  Niemand  straft. 
Warumb?  Es  leidet  [verzeigt]  sie  Niemand.'  FWyss 
1672.  —  Schwizer-:  ein  als  alter  Schweizer  Ge- 
kleideter BO.  Auch  Geschlechtsn.  Te.  —  Spil  Spill- 
me":  Musikant,  bes.  auf  Tanzböden  Aa;  Ap;  L;  Ndw; 
Zg.  Schauspieler  PA1.  In  ä.  Zeit  oft  zugleich  Gelegen- 
heitsdichter. ,Des  spilmans  hus.'  1301,  Bs  Urk.  ,Bo- 
iiuni  dictum  Spilmans  guot.'  um  1330,  LNeud.  (Urbar). 
.Gleichwie  ein  fürst  ein  sp.  b'stellt,  der  im  kurzwyl 
soll  machen.'  Glettixg.  ,Der  sp.  g'hört  an  das  hoch- 
zyt.'  Zwingli.  .Ein  schöner  Hochzeitspruch  durch 
Heinr.  Wirri,  ein  Spillraann  von  Aarau.'  1556,  Z. 
.Spilmannli',  Name  einer  Voralp  F,  lt  Kuenlin.  Alpenbl. 
07  und  101,  von  den  Sennen  benannt  nach  einem  Ko- 
bold, der  dort  Tänze  und  Lieder  auf  der  Geige  spielte. 
Sp.  auch  Geschlechtsn.  Zo;  Z.  —  Spille"-:  hau- 
sierender Verkäufer  von  Spindeln  ZO.  ,Ein  Korb- 
krämer oder  ein  Spielenmannli,  mit  dem  kleinen  Räv 
am  Rücken.'  Stitz. 

Spenzer-:  Anhänger  des  Alten  in  Ap.  Sonntags- 
post 18G8,  324.  —  Spenzer,  altertümliches  Oberkleid  der 
Inm  rrhoder. 

Sparre"  Spare"-:  1.  PL,  junge  Ehemänner,  die 
es  vorzogen,  noch  ein  paar  Jahre  mit  den  Ghnaben  zu 
geiien  und,  wie  Diese,  nicht  an  den  Gemeindeversamm- 
lungen teilzunehmen.  Mit  der  Knabenschaft  des  Ortes 
hatten  sie  am  Bertelistag  (2.  Jan.)  Vormittag,  während 
die  .Männer'  im  Gemeindehaus  Beratungen  pflogen, 
die  Verpflichtung,  einen  Tannenstamm  aus  dem  Ge- 
meindewald  zur  Dorflinde  zu  holen  (der  später  ver- 
steigert wurde),  wobei  unter  Vortritt  eines  Trommlers 
oder  Musikanten  die  .Knaben'  den  nur  auf  einem 
Vorderwagen  oder  Schlitten  liegenden  .Klotz'  zogen, 
die  Sp.  hingegen  mit  .Sparren'  [Holzhebeln]  dem 
Hinterteil  nachhalfen,  wo  es  nötig  war,  und  über  die 
Chnäben  eine  Art  Kommando  führten.  Beim  Friedhof 
machten  sie  einen  kurzen  Halt  und  verrichteten  ent- 
blössten  Hauptes  ein  Gebet,  worauf  der  Zug  lustig 
weiter  gieng.  Am  Nachmittag  durften  die  Sp.  mit 
den  .Knaben'  in  der  .Knabenstube'  (neben  dem  Ge- 
meindesaal für  die  Männer)  am  Gemeindetrunke,  der 
bis  in  die  Nacht  dauerte,  an  einem  besondern  Tische 
teilnehmen.  Wann  die  Sp.  durch  Anmeldung  bei  den 
Gemeindevorstehern  Zutritt  zu  den  Gemeindeversamm- 
lungen erlangt,  wurden  sie  zu  Mannen  und  hatten 
dann  kein  Recht  mehr,  in  die  .Knabenstube'  zu  gehen 
ZSth.  bis  in  die  1850er  Jahre.  Vgl.  Eichen-Schleiket . 
-  2.  Leibgedingmann  Z  Sth.,  Trüll.  —  Bed.  2  meint 
wohl  eig.  den   ,alten   Knaben.' 

Spiesse"-:  Spiessträger.  So  heissen  in  Ap  bei 
Anlass  der  Landsgemeinde  die  (Spiesse  tragenden) 
Nachtwächter,  welche  mit  den  Trommlern  und  Pfei- 
fern  paradieren.    —    Zur  Form   vgl.  Spieesen-Üauptmann. 

Spatze"-,  im  Zuruf:  HeUiif,  Sp..'  ZNer.;  vgl. 
Fiule"-M.  —    „  Spi  tz-Män  n  li:   wer  gel  n  mit  Worten 


stichelt  [spitzt]  G;  Z."  —  Bruederstuben-Mann: 
Aufseher  der  .Lruderstube.'  Aufgezählt  unter  allerlei 
Angestellten,  die  vom  Almosenamt  ein  Gutjahr  be- 
zogen. 1784,  Z  Amtsordn.  —  Stübi-Männdli:  Po- 
panz, Kobold,  der  die  nach  dem  Stubüüten  [Betzeit- 
läuten]  noch  herumlaufenden  Kinder  nimmt  GtaMastr. 
Wart,  d'  St.-Manndli  kimnt  und  nümmt  di'*  in  ih- 
Sack!  GitMai.  —  Stächeli-Man":  wohl  scherzh.  ge- 
bildetes Syn.  zu  Gäbeli-M.,  im  Neckreim  auf  die 
Toggenburger :  Gäbelima  [s.  d.],  St.,  <!'  Togg&burger 
müenden  Isc'banha"  (Götz.).  Der  Geschlechtsn.  (.Hans 
Stachelraann,  burger  zu  Baden.'  1403,  Aa  Urk.)  bedeutet 
viell.  den  Stahlhändler.  —  Stüde"-:  1.  Popanz,  mit 
dem  die  Kinder  Abends  von  der  Gasse  gescheucht 
werden  G;  vgl.  Holz-Mann  3.  —  2.  St.-Mcmne*,  junge 
Männer,  die  um  Urbanstag,  durch  angebundene  grüne 
Stauden  riesengross  erscheinend,  aus  dem  Walde 
Abends  durch  die  Dörfer  schreiten  GSa.  (Republikaner 
1844,  21).  —  3.  ,Studeman'.  Geschlechtsn.  1309,  L 
Eschenb.  Urk.  Syn.  Stüder.  Eig.  der  bei  den  Stauden 
Wohnende.  — -  Steekli-:  1.  Träger  eines  Spazier- 
stockes; verächtlich  für  müssiger  städtischer  Spazier- 
gänger ZO.  Syn.  Steckli-Gumper  (Bd  II  314).  -/.'»./>. 
.So  faule,  gottlose  Herrenleut  können  in  der  Welt 
herum  schlänggen  und  am  Steekli  spazieren,  und  er 
müsse  seinen  Verdienst  den  verdammten  St-en  geben', 
klagt  ein  unzufriedener  Landmann  bei  Stutz.  —  2.  Trä- 
ger eines  Knotenstockes,  mit  einem  Knotenstock  be- 
waffneter bäurischer  Insurgent.  Am  6.  Dez.  1830 
drangen  .Steckleinmänner  und  Säckleinträger'  in  Aarau 
ein.  Aa  Gem.  Ähnlich  am  6.  Sept.  1839  in  ZStdt.  - 
„Stückli-:  Fabrikant,  der  Musselin-  oder  Baumwoll- 
tücher [Stückli]  feil  bietet  G" ;   Syn.  Stüclcli-Träger. 

—  Stci"  -  Mannli  :  pyramidenförmig  geschichteter 
Steinhaufen  1.  um  als  Wegweiser  auf  den  Schnee- 
feldern der  Alpenpässe  zu  dienen  „Scnw;"  W.  Syn. 
/ Stein-) Hirt  Bd  II  1647.  1640 ;  vgl.  Mann  6  e.  a.  — 
2.  als  Zeichen  der  Besteigung  einer  Bergspitze  von 
Bergsteigern,  Touristen  errichtet.  —  3.  Stein(e)mann, 
Geschlechtsn.  Gl;  G;  Zg;  Z;  vgl. Steiner.  ,Der  Steinm.', 
ein  Leibeigener.  1379,  Z  Urk.  —  St ü r- IIa":  Steuer- 
bezüger GG.  —  Strau-:  1.  grosse,  menschenähnliche 
Strohpuppe.  Ein  Str.  wurde  der  Jungfrau,  die  mut- 
willig braven  Bewerbern  Körbe  austeilte.  Nachts  zur 
Strafe  vors  Haus  gestellt  GW.;  vgl.  Maien  4  a  (Sp.  3). 
In  Aa;  Z  soll  bei  anhaltender  Sommerdürre  der  er- 
sehnte Regen  symbolisch  dadurch  herbeigelockt  wor- 
den sein,  dass  man  einen  Str.,  mit  leerem  Wasserkübel 
in  der  Hand,  im  Dorf  oder  im  Feld  aufpflanzte.  — 
2.  Strohlieferant,  spec.  Schiffer,  der  im  Spätherbst 
Schiffsladungen  schwarzer  Streue  aus  ScinvMa.  oder 
GLBilten  in  die  Dörfer  am  ZS.  bringt  ZS.  —  3.  Ge- 
schlechtsn. Bs;  S.  —  Strale"-:  Kristallsucher  W.  — 
The-:  Händler,  der  mit  sog.  Glarnerthee  hausiert  '/,. 

—  Tach-me":  Dachdecker  ZZoll.f;  Syn.  Tach-Stiger. 
Noch  Familienzuname,  ebd.  —  Tuech-Mann:  Tuch- 
händler. ä.Spr.;  vgl.  Wät-M.  So  1521/14,  SchwLB.; 
1527,  Aissch.  ,Wie  jener  cdelman.  der  tuech  zue  einem 
rock  auf  die  borg  nam,  die  er  dem  t.  erst  in  jener 
weit  zalen  sollt,'  Gyrenrupfen.  ,N.  N.,  burger  und  t.  zu 
Bischofzeil.'  .1  Maler  1503.  —  T  ö  c  h  t  e"-  (6 ') :  1.  hau- 
sierender Dochtenverkäufer  Z.  —  2.  PI.  Töchtemanne; 
spöttisch  st.  Tochtermänner  Z  (Dan.).  —  Tochter-, 
in  Seit;  Tu  Töchter-:  wie  nhd.  .Techteimann',  altes 
l'-ei    Geschlecht,    wie    frz.   .Legendre.'     Vgl.:    Jakob 


281 


Man.  iiu'ii.  min,  mon,  imiu 


282 


Meiers  ,des  Tochterinännlis.'  17:::'..  AaB.  (Absch.). 

—  T&äi'kgs-  =  Tädmgs-Herr  (Bd  II  1545)  .'/.-■.  vgl. 
Schid-M.  ,Si  gerten  auch  keines  teidingsmann.'  L400, 
Lied.  .Her  pfalzgraf  am  Ryn,  der  sicli  erbot,  dis 
kiiegs  ein  tedigsman  zu  syn.'  1500,  Schradin.  .Es  ist 
/wischen  uns  kein  tädingsmann,  der  sein  band  zwü- 
schend  uns  lege.-  Z  Bibel  1560.  .Proxeneta,  under- 
tädiger,  mittler,  underköufer.  tädigsraann.'  Fris.  - 
Tuft  -  Mannli:  Mann,  der  mit  Scheuersand  (aus 
Tuffstein)  hausiert  B.  .Nur  so  arme  Leute.  Besen- 
binder,  Tuftinannleni  und  Heubeeriweiber.'  Gotth. 
Vgl.  Sand-Meüschi  (Sp.  -1). 

Tag-Mann:  Taglöhner am  Gemeindewerk.  .Jeder, 
der  Rosse,  Kühe  oder  Esel  auf  die  Allmende  treiben 
lässt,  sei  schuldig,  fürjedes  Stück  einen  T.  zu  schicken.' 
1730.  Absch.  (für  T).   —   Obers,  des  it.  giornaliere. 

Fritigs-Mannli:  Schuldner,  der  Freitags  (d.  i. 
am  Markttag)  in  die  Stadt  geht,  um  Aufschub  für  Be- 
zahlung seiner  Schuld  zu  erlangen  S.  Das  $1"  Fr., 
Schulde'bürli,  wo-n-i*  (V  Statt  chömme"  cho"  Zali'ge" 
mache.  Hofst.  —  Tagmen-Ma°°:  1.  Anteilhaber  am 
.Tagwenreeht-  [Nutzen  des  Gemeindelandes]  Gl.  — 
2.  Taglöhner  am  Gemeindewerk.  ebd.  —  Düggeli-  ü: 
Teufel,  zu  Kindern  st.  Düggel  A.iWohl.  —  „Docke"- 
Männli:  Zärtling  G."  —  Tal-Mä"":  1.  (nutzungs- 
berechtigter) Einwohner  eines  Tales,  so  in  BHk. 
.Wenn  ein  talman  von  dem  tal  ze  Engelberg  ziechen 
will,  der  soll  usw.-  1582,  übw  Rq.  .Keiner  mag  weder 
alp  noch  buwland  nutzen,  er  sye  dann  sasshaft  im 
tal  und  t.'  158S,  ebd.  —  2.  Talmi",  Gesehlechtsn.  Tu. 
Syn.  Taler.  —  Till-  s.  Ghappen  Bd  III  384.  .Der 
nydhart  und  her  dilleman  nan  mit  den  puren  vil 
angefangen  im  land  zu  Osterrych.'  1499.  Lenz.  .Man 
sieht  wol.  das"  du  von  her  tilmans  kappen  redest,  das" 
du  ein  langen  tant  machest,  nun  das"  du  nit  müessest 
antwnrt  geben,  so  man  dich  fragt.'  Gvrenrüppen;  vgl. 
Tihhüii  und  Öl-Götz  Bd  II  581.  —  Tilli-:  das  aui 
der  Diele  wohnende  Gespenst  TBTäg. ;  vgl.  Böli-M. 
Man  ruft  ihm  herausfordernd  zu:  DiMma"1  talli  hüi 
hö  fäl!  —  Tilderi-,  im  Kinderreim:  de  T.  hat  de" 
Sunntigrock  am  Werchtig  a"  Z;  vgl.  tüderen.  —  Tem- 
pel-: 1.  urspr.  Höriger  oder  Lehensmann  des  Templer- 
ordens; erhalten  als  Gesehlechtsn.  Z;  vgl. , Tempelhof' 
ZBüml.,  ein  dem  Orden  der  Templer  angehöriger  Hof. 

—  2.  =  Priester?  .Mein  T.  in  d' Küchen  stets  mich 
nöten  tuet.'  JMabler  1620.  —  Temperaments- 
Männdli  =  Planeten- M.  Z.  Vgl.  Vom  Fels  zum  Meer 
1883,  Heft  6.  —  Tann- Mann:  der  am  oder  im  Tann 
Wohnende.  Gesehlechtsn.  1472.  GBurgau.  .Danninann' 
noch  in  Gr.  Syn.  Tanner.  —  Tauner -Mannli: 
armer  Tagelöhner  S. 

Tangel-  (ApK.i.  Tängel-  (GWildh.),  Tängeli-  (Ap 
H..  M.)  Mannli,  -Männli:  der  Holzwurm;  vgl.  Toten- 
Ür  Bd  I  420.     Syn.  Erd-Schnudli. 

Der  Name  deutet  auf  Vorstellung  eines  verborgenen  Ko- 
boldes, der  mit  seinem  Hämmerchen  pocht  [tängekt] ;  vgl. 
BSli-M.,  Bammer  (Bd  11  1273).  Das  Klopfen  des  T-s  zeigt 
in  ApH.  gutes,  in  GWildh.  schlechtes  Wetter  an  und  wird 
daher  bes.  von  den   Mähdern  beachtet. 

I>orf-Mann:  Dorfbewohner  im  Gegs.  zum  Aus- 
wärtigen oder  auch  zum  Bergbewohner.  ,Man  soll 
niemder  nie  nemen  ze  dorfma.  er  geb  denn  2  gülden 
den  dorflüten  gemeinlich.'  1399.  Ndw  Eq.  .Ein  ussre, 
der  nit  dorfma  war.'  ebd.  .Nieman  soll  kein  ströiwi 
us  der  onw  verkoufen,  er  sy  denn  d.  ze  Buochs  oder 


aber  bergman  am  Bürgen.'  1433,  LTw  Urk.  .So  ein  .1. 
ein  dochter  nsserhalb  des  dorfs  etter  näme.'  1559,  G 
Niederst,  Dorfr.    .Ein  D.,  der  die  Gemeinde  verliess 

und  ein  anderes  Dorfrecht  annahm.'  1618,  ZHorg. 
(Strickt.).  .Ein  D.  soll  die  Unzucht  [Polizeibusse]  zu 
geben  schuldig  syn  als  Ussleute.'  Bs  Chr.  1779.  Ge- 
sehlechtsn. 1348,  BStdt;  1504,  Z;  .Job.  D.  (Coman- 
der)'  hiess  der  Reformator  von  Gr. 

Dor z-Män nun:  fackel-  oder  schildtragende  Figur. 
.Ein  becher  hat  uf  dem  deckel  ein  dorzmenlin.'  1  169, 
Bs.   —    Mhd.   torze,  Fackel;   kleiner  Schild. 

Tessel-Mann:  Aktivbürger.  Teilhaber  an  den 
Gemeinderechten  WGräch.,  Saas. 

Der  Name  bezieht  sich  darauf,  dass  das  Bürgerrecht 
damit  bestätigt  wird,  dass  Einer  seine  Totale*,  d.  i.  einen 
kurzen  Holzstab,  auf  welchem  seine  Namenszüge  eingeschnitten 
sind,  im  Gemeindehaus  aufhängen  darf. 

Tausen-Manndli:  meist  kunstvoll  geschnitztes 
Männchen  mit  Bütte  am  Rücken,  welche  Zünften  und 
andern  Gesellschaften  als  Trinkpokal  diente  ScawBr. ; 
Z>t  lt.  .1  hölziu  Deusmannli.'  um  1600,  Z  Inv.  — 
Tos(e)li-Mä,,n:  alter  Mann,  kleiner  Knabe,  welcher 
seinen  Weg  gemächlich  und  gemütlich  dahin  geht  G 
st  lt.  —  Trübe»-  (GSa.;  Th).  Trubel-  (AaZ.)  Männdli 
=  Trat  ich -Hans  Bd  II  1474.  Die  ist"  Ältsaggristeitür, 
wo  das  heilig  Grub  und  d's  Tr.  däjinne*  ist.  Albr. 
1 — I.  .Trübelmamr.  Gesehlechtsn.  Bs.  —  Drache"- 
Mann(li):  Bergkobold,  der  in  dem  von  einem  Ge- 
witter hoch  angeschwollenen  Bergbache  auf  einem 
Wurzelstock  oder  Stein  mit  dem  reissenden  Strom  ins 
Tal  hinabfuhr  und  dem  man  ja  kein  Hinderniss  in 
den  Weg  legen  durfte  GFreienbach  f.  —  Trüdüteli- 
Männ:  spött.  =  Örgeli-M.  SchKI.  —  Dräj -Männdli: 
in  einer  Höhle  hausender  kleiner  Kobold,  welcher 
nach  dem  Abendläuten  auf  dreimaligen  Ruf:  Dr.!  ent- 
weder selbst  zürnend  herauskommt  oder  ein  schwarzes 
Hündchen  herausschickt,  welches  beisst  SBalst.  — 
Trüssel-Malln:  Träger  einer  Keule,  eines  .Morgen- 
sterns', zum  Landsturm. gehörend  L;  Zu.  .Musketiere, 
Dr-en  und  endlich  Kanonen  [im  Bauernkrieg  1653].' 
Feierabend  1864.  .Die  Tr-cn  von  1798  in  der  Nähe 
von  Villmergen.'  Stadlix  1824.  —  Trost-Mannli: 
meist  ärmere  Leute  aus  BE.,  die  mit  einem  Sack  auf 
der  Schulter  im  Lande  herum  laufen,  um  Waben- 
trester  und  leere  Waben  aufzukaufen.  Z  Neuj.  naturf. 
Ges.  1865.  25;  vgl.  Imbli-M.  —  Drötli-Ma"":  Draht- 
geflechthändler Aa.  ,Ein  Mann  mit  einem  Pack  wie 
ein  Dr.  oder  dgl.  Handelsmann.'  AASarmenst.  Hausfrd 
1856.  —  Dritt-:  unparteiische  dritte  oder  Mittels- 
person Gl;  Schw;  Ndw;  Zg;  Z.  Öppis  hinder  cn 
Drittmi"  legge",  einen  (streitigen)  Gegenstand  zur 
Sicherheit  in  unparteiische  Hand  legen.  S.  hinder 
Bd  II  lllö.  .Diese  vier  Kühe  befinden  sich  zur  Zeit 
an  Drittmannsort  hinter  Recht.'  ZoBaar  (Z  Amtsbl.). 
.Deponere  aliquid,  pfand  hinder  einen  dr.  legen.'  Fris.; 
Mal.;  s.  auch  mit-hellen  Bd  II  1142;  behaltsam.  ebd. 
1243.  ,So  der  Beleidigete  den  Täter  nit  leidete  und 
ine  ein  Dr.  angäbe,  sollend  sy  Beid  die  Buess  ver- 
fallen syn.'  1607,  U  Rq.  —  Trotte"-:  Eigentümer 
einer  Kelter,  der,  wenn  Andere  dieselbe  benutzen,  die 
Aufsicht  über  das  Keltern  führt  und  von  jedem  Saum 
Weinmost  ein  gewisses  Quantum  als  Trotthin  bezieht 
ZSth.     .Trottmann.'  Gesehlechtsn.   AA.Muri. 

Tritschel-,  Trutzel-:  Dolmetsch.  Wortführer. 
,N.  N.,   der  gar  wolbedacht  ir  tritschelm.  ist  gesyn.' 


283 


Man.  men.  min,  nion.  mini 


284 


Zellw.,  Urk.  II  2,  113.  ,Trutzelm.,  das  ist  ein  tol- 
raetsch,  der  die  türgisch  sprach  kann.'  Stulz  1519. 
,Die  Araber  hand  uns  disen  Tag  noch  drymal  geran- 
zioniert  und  brandschatzet;  als  aber  unser  Trizelm. 
mit  inen  geredt,  hand  sy  uns  lassen  basieren.'  Stockm. 
1606.    —   Frz.   trucheman,    Dragoman. 

Weier-Mann:  Aufseher  über  die  einer  welt- 
lichen oder  geistlichen  Herrschaft  zugehörigen  Mühl- 
oder Fischteiche.  So  der  Beamte,  der  die  im  XIII.  in 
den  Besitz  der  Stadt  Bern  gelangten,  zu  den  Mühlen 
am  Sulgcnbach  gehörenden  Teiche  zu  Bümplitz  zu  be- 
aufsichtigen und  ihren  Wasserstand  zu  regulieren 
hatte,  und  von  dessen  Amtssitz  der  Weiler  .Weier- 
mannshaus'  den  Namen  empfangen  hat.  Vgl.  Messmer 
1830,  5. 

Der  in  B;  F;  G  vorkommende  Geschlechtsn.  wird  z.  T. 
eher  als  Anwohner  eines  Weihers  gedeutet  werden  müssen ; 
vgl.   .Teichinann'    und   frz.    .lhivivicr.' 

Wabe"-Manndli  =  Trost-M.  —  Wiber-Mä"n: 
1.  wer  gut  ist  mit  der  Frau,  mit  den  Frauen  Ap;  Z; 
,homo  uxorius.'  Sdlgkr.  Anne  Bäbcli,  witt-micJ'  ha". 
ich  bin  en  guete''  W.:  ieh  will  am  Marge"  früe  üfstä" 
und  go*  's  Käfeli  chochc",  und  wenn  ich  's  Käfeli 
(f machet  ha",  will  ich  d'  Frau  go"  wecke".  Schiuleri- 
schä,  wie  isch(s) so  ehalt;  wend-si  nac*  e"  chli"  declce'  Z. 

—  2.  Weiberfreund  im  schlimmen  S.  ,Sunst  ist  er 
ein  W.  gewesen.'  Rüeger  1600.  —  Erdwibli-,  nur 
in  der  RA.:  Selber  'tö",  selber  g'ha",  seit  der  E.  AaFh.; 
vgl.  Erd-Manndli  und  Wild-Mannli.  —  Wechsel-: 
Personifikation  des  Wechsels,  der  Veränderung;  s. 
glichlig  Bd  II  002.  -  Weid-:  Fischer.  XVI./XVIII., 
ZS.  Bei  JMurer  157.">  auch  syn.  mit  .Vogler.'  Als 
Geschlechtsn.  Z  ebenso  gut  von  .Weid'  in  lokalem  S. 
abzuleiten;  vgl.  .Vollcnweider.' —  Wagen-:  Wagen- 
lenker, Fuhrmann.  ,N.  N.,  eines  w-s  und  burgers  zu 
Bynfelden  elicher  sun.'  1488,  Aa  Urk.  ,Es  fuer  einmal 
ein  w.'  Gletting.  ,Ein  ung'felliger  und  selbs  muet- 
willig  verdorbener,  einhändiger  w.  [Fuhrmann,  der 
durch  Ungeschick  um  eine  Hand  gekommen  ist].'  Ansh. 
.Bei  dem  hellen  Sternen  Areturo  oder  W.'  JGross  1624. 

—  Baumwollen  Baude"-:  Baumwollfabrikant  Z. 
D'  B-e"  wend  ja  vom  Pfund  Garn  nümme"  mi"  weder 
10  Schillig  ge".  Wolf.  rel.  Gespr. 

Wald-:  1.  Sg.  zu  Wald-Lüt  Bd  III  1526.  .Wenn 
ein  gottshusmann  oder  ein  waldmann  von  tots  wegen 
abgat.  von  dem  soll  man  einem  herren  von  Einsidlen 
einen  fall  folgen.'  XV.,  SciiwE.  Hofrod.  —  2.  Wald- 
gespenst. .Da  werdend  die  gspenst  und  menschentier 
einander  begegnen  und  die  waldmennlin  einander 
laden.'  1530,  Jes.  34;  dafür  1683  und  1882:  ,die  Feld- 
teufel einander  rufen.'  —  3.  Geschlechtsn.  Th;  XV.. 
Zoliliggenst. ;  als  Vom.  schon  ahd.  und  (selten)  wieder 
modern;  auch  Hundename.  —  1.  a)  Waldmämdli,  Wald- 
meister, asp.  od.  Aa;  vgl.  Herz-Freud  Bd  II  1275.  — 
b)  Waldmandli,  =  Här-M.  UwE,  -  Zu  2  vgl.  die  Anm. 
zu    Holz-Mann, 

Wild-.  -Manndli,  häufiger  wilde  Mä*':  1.  Dim., 
Sg.  zu  Wild-Lüt  (Bd  III  1526)  Gr;  Uw;  U;  vgl.  Berg- 
Manndli.  Wann  alli  Wetter  Wetter  sind,  das  allcr- 
ergsti  ist  der  Wind,  hin  d's  W.  g'seit  Gr;  vgl.  Erdirlbli- 
Mann.  Wilde'männlis-,  Wildmannlis-Loch,  -Bahn, 
Namen  von  mehreren  Höhlen  im  ehemaligen  rätischen 
Gebiete;  s.  Schumi  1869,  67.  Die  wilde*  Mannte,  iro 
drin  g'wont,  sind  schwarz  to*  Färb  und  chli"  und 
fällig  g'höret  g'si".   ALPENBOTE  1827,  Nr  36.     Ihr  Brot 


machten  die  W.  aus  Erde.    Das  Glockenläuten  hassten 
sie  GrPi'.;  GWe.     Einem  W.,  das  als  .wilder  Küher' 
jahrelang  gedient  hatte,  legte  der  Bauer  zum  Danke 
Kleider  auf  einen  Stein.     Nachdem   es   dieselben  an- 
gezogen,   rief  es  aus:     Was  weit  au'''  so  en    Weidcli- 
Mü"*  | stattlich  gekleideter  Mann]  nie'  mit  dt"  Chilene* 
ii,idc(lej"  gä"?  und  verschwand  von  da  an  Gurr.; 
vgl.  noch  Dorfkal.  1896,  87.  Sagen  von  Wildmännchen 
in  der  Umgehung  von  GVättis   s.  bei  FIKaiser  1876, 
73    und  in  Gr  bei  Sererh.  HI.  32  f..   auch  Alpenpost 
VII  161;  Bündn.  Kai.  1870;  WSenn  1883,  30  ff.-.  Von- 
hun  1802,  45  ff.  —  2.  der  Wildmä",  wild  Mä",  urspr. 
wie  Fänk  (Bd  I  866)  Biese  der  Vorzeit,  der  im  Walde 
hauste.    Vor  Einbruch  schlechter  Witterung  oder  vor 
schweren  Unglücksfällen  lässt  sieh  der  wilde  M.  ver- 
nehmen  GrPi'.     Weil  die  Berner  1712  mehr  als  100 
.wilde  Männer'  (es  war   eine  Kompagnie  Berner  Gre- 
nadiere mit  Bärenmützen)  bei  sich  hätten,  sei  ihnen 
nicht  zu  widerstehen,  sagten  die  Gemeinden  der  Graf- 
schaft Baden.  DHess,  Badenf.    De""  han-i  do  e*  Vog.el- 
büchs,   nie"  könnt  mit  schiesse"   Wolf  und  Luchs.     Si 
ist  's  Wild-Ma""s  vor  Zite"  g'si",  spottet  der  mit  einem 
alten  Gewehr  Ausgerüstete   in    Eliata    und   Mahomet 
176'_\  —  3.  seit   alter   Zeit  als   Festmaske   in  Volks- 
spielen  figurierend.     So   im  W   in  der  sog.  Jagd  auf 
den  wilden  Mann   an  der  Fastnacht,    wobei  derselbe 
(vorher  von   der  Jungmannschaft  des  Dorfes  gewählt) 
in  möglichst  zottige  Tierpelze  vermummt,  in  der  Volks- 
menge Etw.  stiehlt,   als  Räuber  von  einer  bestellten 
Polizei    unter   Pistolenschüssen    und   Geschrei    durch 
Klüfte  und  Schlupfwinkel  verfolgt,  endlich  eingeholt, 
abgeurteilt    und    zur    Strafe    des    Spiessrutenlaufens 
verdammt    wird.     Näheres    s.  Alpenrosen    1869,    126; 
HHerzog  1884,  233;  Nat.-Kal.  1878,  47.  ,An  dem  Bann- 
wald ob  USehaddorf  liegt  der  Wildenmanns-Stein,  der 
den  Namen    hat  von    der  Sag  allda,    dass  darauf  der 
Letste  von  denen  dort  gewesenen  wilden  Leuten  ge- 
sehen worden  und  seit  langer  Zeit  junge  benachbarte 
Knaben  jährlich  an   der  sog.  Herrn-Fasnacht  sich  ver- 
sammlen,  sich  wie  wilde  Männer  ankleiden,  auch  einige 
Ämter   unter    sich    durch    ordenliche  Wahl   austeilen 
und  dann   in  dem  Dorf  herum  laufen  und  ein  Mahlzeit 
in  Milch   halten.'    Leu.   Lex.     Vgl.  auch  Schämmeier. 
Auch  im  GaMünstertal  pflegte  früher  die  Jungmann- 
schaft nach  einem  gewissen  Hügel,    der   noch   immer 
Dös    dell'  oin    salvadi    heisst   und    den    Kindern    zum 
Schrecken  gewiesen  wird,  an  einem  bestimmten  Tage 
auszuziehen,  um  den  W.,  der  sich,   in  Grün  gekleidet, 
vorher  dort  versteckt  hatte,  einzufangen  und  im  Tri- 
umph  ins   Dorf   zu    führen.     An   der  Alplerchilbi   zu 
Samen,    Staus   und  Gersau   treten   nach   dem  Gottes- 
dienste   ein    W.    und    ein     Wüd-Wib,    mit    grotesken 
Masken  angetan  und  ganz  mit  Tannreisern  oder  Tann- 
flecliten  bekleidet,  als  lustige  Figuren  dem  Zuge  der 
Sennen  voran,  wobei  sie  mit  entwurzelten  Tännchen 
den  Weg  kehren  und  allerlei  Schabernak  treiben.    In 
Samen,  wo  «las  Paar  zu  grösserem  Spasse  auch  eine 
Puppe  (das  Iiumpenditti),  die  sein  Kind  vorstellt,  mit 
sich  führt,  haben  sie  dem  Festprediger  einen  grossen. 
fetten  Käse  zu  überreichen;  den  an  der  Pestmahlzeit 
ebenfalls  teilnehmenden  Kapuzinern  aber  überreichen 
sie  unter  vielem  Spass    zwei   ganz   kleine   und   unge- 
niessbare    Käse.     Ebendaselbst    unterhalten    sie    das 
Publikum  durch  gegenseitige  Anklagen  von  .Mann  und 
Frau  und  durch  verdeckte  Angriffe  auf  weltliche  und 


285 


Man,  mcn.  lniii .  mein,  in  11  it 


286 


geistliche  Obrigkeit  oder  Geisselang  von  allerlei  Lä- 
cherlichkeiten und  Ungebührlichkeiten,  welche  Dieser 
und  Jener  sieh  im  Laufe  des  Jahres  hat  zu  Schulden 

k ten  lassen.  Daher  erheben  sich  zuweilen  Stim- 
men aus  dein  Publikum  und  Erlasse  der  Obrigkeit 
gegen  den  beleidigenden  und  Misshelligkeit  veran- 
lassenden Charakter  der  Sprüche.  ,Prodit  et  ein  Wild- 
niann.  faunus  mit  zotteten  Haaren,  horridus  in  manu 
viridem  Tanngiotzen  habeto,  ludat  ut  ein  stultus, 
G'lächter,  Kurzweilque  moveto.'  XVIII.,  UwÄlplerged. 
Zwei  Wildmannen  mit  einem  jungen  Knabli  traten 
auch  im  J.  1578  bei  der  festlichen  Erneuerung  des 
Bündnisses  der  VII  Orte  mit  W  in  L  auf,  um  einen 
vuii  RCys.  gedichteten  Spruch  vorzutragen;  der  erste 
Sprecher  führte  sich  folgendermassen  ein :  ,Ich  komm 
dorther  us  wildem  wald;  da  iss  ich  krüter,  würzen 
manigfalt',  und  erinnerte  an  sein  .ruches  g'wand  und 
spys,  gar  hartes  leben,  arbeit  und  flyss.'  Vgl.:  ,Den 
spillüten,  item  dreien  von  Brugk,  so  wildenmänner 
g'syn,  und  einem  mit  einem  rösslin  13  par  hosen'  bei 
Anlass  eines  Jugendfestes  Ende  April  1551  in  Aarau. 
Ölh.  64.  Vgl.  noch  üw  Gem.  79  ff. ;  Vw  Volkskai.  1884, 
17  f.;  Lütolf,  Sag.  480;  WSenn  1870,  15G  ff.;  Osenbr. 
1864,  85  und  Britschen-Meister.  —  4.  der  W.  (ge- 
wöhnlich nackt,  z.  T.  haarig,  mit  entwurzelter  Tanne 
oder  Keule  in  der  Hand)  im  Wappen  oder  als  Wappen- 
träger.  So  führt  ihn  der  Zehngerichtenbund  von  Gr 
im  Wappen;  ähnlich  die  bürgerliche  Gesellschaft  in 
TuFr.,  welche  1424  mit  der  Gründung  ihrer  Trink- 
stube zum  ,w-en  M.'  auch  einen  ,w-en  M.'  in  ihren 
Wappenschild  aufnahm.  Als  sprechendes  Wappen  hat 
ihn  auch  die  Familie  ,Wild'  ZWäd.  Wappenhalter 
der  Gesellschaft  zur  Haren  BsStdt,  eine  entwurzelte 
Tanne  tragend,  weshalb  die  Kleinbasler  als  Wirze*- 
yraber  gehänselt  werden.  In  einem  Wandgemälde  im 
Stadttorturm  zu  St  Gallen  trugen  zwei  ,wilde  Mannen' 
die  Schilde  der  verbündeten  Stände.  Seit  1577,  da 
man  zu  Rekten  Mammutknochen  ausgrub,  die  man  für 
Überreste  eines  Riesen  hielt,  wurde  ein  wilder  Mann 
zum  Schildhalter  des  L  Wappens  gemacht  und  ein 
ebensolcher  in  Riesengrösse  an  den  Rathausturm  ge- 
malt. .Bärendanz  oder  Streitliedlin  zwischen  dem 
Bären  [Stand  B]  und  Wildenmann  by  Villmergen  ge- 
halten.' Titel  einer  Druckschrift  1656.  ,Do  hat  man's 
'klagt  dem  Wildenmann.'  Yillm.  Schlachtlied  1656, 
Mscr.  Als  Wirtshausschild  und  -mime  kommt  der 
, wilde  Mann'  seit  alter  Zeit  fast  überall  vor,  so  in 
Aä;  Bs;  Th;  Z.  Nach  dem  Wappenhalter  der  Familie 
Bolzhalb  Messen  in  ZStdt  zwei  Häuser  zum  ,w.  M.', 
welche  Figur  beim  einen  in  Stein,  beim  andern  in 
Malerei  je  an  der  Fassade  angebracht  war.  S.  Vög.- 
Nüsch.  I  352  und  034;  ähnlich  an  einem  Hause  in 
(iRZillis,  von  Ardüser  gemalt.  Ein  Felsgebilde  an  der 
kleinen  Windgelle  Scuw  trägt  den  Namen  .Wilder  M.' 
als  Versteinerung  eines  Jägers,  welcher  am  Sonntag  jagte. 
Die  Scheidung  in  mehrere  BoeM.  ist  natürlich  nicht  ur- 
sprünglich, hat  sich  alicr  nach  und  nach  herausgebildet. 
wiewohl  sie  auch  jetzt  nicht  überall  streng  durchgeführt 
werden  kann;  s.  Fänk.  Neben  allem  Mythischen  liegt  ein 
historisches  Moment  im  vielfachen  Durchblicken  einer  Er- 
innerung an  frühere  Ureinwohner.  Näheres  s.  noch  Arg. 
111  27  f.;  V  316;  auch  Cr.  Myth.  '  520  f.;  Weinhold,  Etil  i  a 
290;   Ztschr.   des  Ferdinandeums,  Iunsbr.   1S7Ü,  -209  f. 

Wammis-:  der  zweite  Preisschütze,  der  zum  Preis 
ein  Wams  erhielt  Uf  (lt  Rochh.);  vgl.  Hosen-M.  — 


Wi"-:  1.  Weinbauer,  dem  man  jährlich  im  Herbst 
den  Wein  abkauft  Sch;  Z.  ,Weinmost  auf  des  Wein- 
manns Gefahr  hin  in  den  Keller  legen  lassen.'  Z  Stadt- 
gerichtssatz.  1715/1829.  Oorrelat:  Win-Berr  Bd  M 
1548.  —  2.  Weinbauer  übh.  .Winiminn,  vinitor.'  Mal. 
Auch  Geschlechtsn.,  gespr.  Wime*  7.  rS.  —  3.  Wein- 
händler Ap.  —  4.  Weinschenk.  ,Der  wynnian  soll  den 
ald  die  leiden,  die  übersitzen.'  1304,  Z  RBr.  .Hein r. 
Widerspach,  der  wynmann',  Zeuge.  1347,  Bs  Urk.; 
ebd.  1555,  Archiv.  —  5.  en  rolle''  Wima",  ein  Be- 
trunkener Sch  (Kirchh.).  —  Gewand-:  Tuchhändler 
Ps  (Spreng).  .Heinr. Einfaltig,  der  gewandtmann.'  1  191, 
A.tOlsb.  Arch.  ,Kd  Rollenbutz,  der  gewandtmann.' 
1532,  ZStdt.  ,Dieb.  Ryff,  burger  und  g.  in  Basel  anno 
1583.'  —  Wingert-:  Weingärtner  Z  (Jucker).  — 
Werch-,  Werehme':  1.  Arbeitsmann,  Arbeiter,  bes. 
Landarbeiter  und  im  prägn.  S.  Aa;  Ap;  B  (,operarius, 
multi  laboris  homo.'  Id.  B);  L;  Sch;  S;  Z.  S.  angehen. 
Bd  II  81.  Auch  Tagelöhner  Ap;  E;  Sch;  Schw;  Z. 
Werchmä",  im  Bes.  ein  von  einer  Alpgenossenschaft 
Angestellter  mit  der  Obliegenheit,  auf  der  Alp  die  Steine 
zszulesen,  Gesträuch  zu  entfernen,  die  Zäune  zu  flicken, 
Dünger  zu  verteilen,  die  Wassergräben  zu  öffnen  usw. 
Er  ist  sammt  Hirt,  Saher  und  Häeterbueb  dem  Schivei- 
ger  untergeben  BHk.,  R.  Auch:  Mann,  der  eine  Land- 
arbeit in  Akkord  übernommen  hat  UwE.  .Gesucht: 
ein  tüchtiger,  arbeitsamer  Werkmann,  der  ein  Heim- 
wesen zu  werchen  übernimmt.'  1882,  Schw  Ztgsinser. 
Ein  Mörder  wird  in  ZWthur  1434  auf  fünf  Jahre 
wieder  aufgenommen,  mit  dem  Beding,  in  dieser  Zeit 
,der  stadt  werchmen  zue  syn.'  Troll.  .Wer  um  ein 
utzit  dienet  mit  synen  glidinen,  er  sy  hantwerchman, 
sy  werchman  oder  burman,  das  ist  lidlon.'  1400,  L  Rq. 
.Das  gottshus  [UwE.]  soll  ie  dry  werchman  darzue 
tuen  und  die  tallüt  sollen  helfen  [am  Aawasser]  wee- 
ren  und  werchen.'  1514,  Obw  Rq.  ,Gueter  werkman 
kam  nie  zue  spat.'  Schade  1863.  ,Kain  muess  mir  helfen 
die  erden  erbuwen,  ein  werkmann  werden.'  Piijef  1550. 
,Den  zwei  werchmanen,  so  fünf  tag  holz  gesehytet, 
jedem  zum  tag  2  btz.'  1594,  B  (Gfo.).  .Weilen  an 
den  gmeinen  Werken  merklichen  gelegen,  sollen  die 
Tauwner  fürohin  nicht  Kinder  oder  Leut  under  16 
Jahren  senden,  sondern  selbsten  oder  einen  Werkmann 
schicken.'  1657,  AAWett.  Klosterarch.  —  2.  Händler 
mit  Hanf  (Werg).  .Einem  Werchmann  zalt  ich  für 
265  Pfd  Fimmelwerch  und  5  Pfd  Flachs  55  nV  1688, 
Taueb.  Zuber.  —  Handwerks  Handerechs-,  Han- 
ter(e)chs-,  Hamperehs-,  in  BsStdt;  S  Hampers-:  Hand- 
werker. Es  ist  Eis  e"  schlechte  H,  wenn  er  nid  vom 
Hanterech  rede"  cha**  L  (Ineichen).  —  Würze"-: 
Händler,  der  mit  Kräutern  und  Wurzeln  aus  den  Gl 
Bergen  hausiert  Z F.  -  Wasen-:  Scharfrichter. 
GKönig  1715.  Syn.  Wasenmeister.  Als  Geschlechtsn. 
bedeutet  es  wohl  urspr.  nur  den  am  Wasen  Wohnen- 
den; vgl.  den  syn.  Geschlechtsn.  Wasmer.  .Margret 
Wasenmännin.'  1526,  Sch  (Rüeger).  —  Wasser-: 
1.  Zeichen  des  Tierkreises  im  Kalender,  allg.    Wer  im 

II '.  fischet,  (find  gere"  i*  d's  Wasser  BBe.  —  2.  unten 
mit  einem  Steinchen  beschwertes  Holzstäbchen,  das  auf- 
recht im  Wasser  steht  oder  tanzt;  ein  Spielzeug  der 
Knaben  TöSteckb.  —  3.  Wasserdoktor,  Quacksalber 
Schw;  s.  Gütterler  Bd  II  535.  —  4.  de* schwarz  W.,  ein 

Dämon  mit  Ziegenfüssen,  der  Überschwemmungen  ver- 
ursacht GrV.  (Jecklin  1870,  128).  —  5.  Geschlechtsn 
TuFr.  —  Wässer-:  1.  Einer,  der  das  Recht  besitzt. 


287 


Man.  inen,  min,  mon,  mun 


288 


seine  Wiesen  aus  dem  Dorfbache  zu  wässern  Aa 
Merischw.  —  2.  von  mehreren  Wiesen-  oder  Rietbe- 
sit/.ern  angestellter  .Mann,  der  die  Bewässerung  zu 
leiten  und  zu  beaufsichtigen  hat  Z.  ,Es  sollent  die 
von  Roggwyl  einen  w.  haben  in  irem  kosten,  der  das 
wasser  leite  und  wise  uf  die  acker  allenthalben  ge- 
lychlich.'  BRoggw.  Üffn. 

Bleiwlsli-Mann:  Einer,  der  insgeheim  Notizen 
über  die  Steuerkraft  der  Leute  macht,  um  sie  dem 
Steuerkommissär  zuzutragen  Z. 

So  gcheissen,  weil  solche  Aufzeichnungen,  damit  sii 
liehst  lLis.h  und  unbeachtet   vor  sich  gehen,  meist  mit  dem 
Bleistift  gemacht  werden. 

W  iss  -  Mann  e"  :  PL,  die  Levkojen  (mit  ihren 
stattlichen  weissen  Dolden),  matthiola  incana   GWyl. 

Wat-Mann:  Tuchhändler.  L394/1410,  ZStdtUrk.; 
RCys.;  1639,  B  Arch.  .Demnach  sind  sy  [die  Mönche] 
zun:  wadmann  'gangen  und  band  ander  kutten  usg'nan.' 

1529,  Strickl.,  Akt.  Ein  Appenzeller,  der  ein  , wadin.- 
sei.  1529,  Absch.    ,N.  N.,  huetmacher  und  wattmann.' 

1530.  ZStdt  (Edlib.).  In  BStdt  bildeten  (schon  lt  ürk. 
von  1460)  die  Wat-  (Watt-,  Wad-,  Waad-,  Waadt-) 
männer  mit  den  Spezereikräroern,  Glasern,  Tuch- 
scherern  und  Schneidern  die  Gesellschaft  zu  den  Kauf- 
leuten. Sie  waren  hauptsächlich  Leinwandhändler; 
vgl.  B  Taschenb.  1862,  11  f.  -  Mhd.  wät,  Gewand.  Zur 
Erweichung  des   <  vgl.    Rsd-Hü»  u.  A. 

Watte'1-:    Hausierer  mit   Watte   Z.  —   Wetter-: 

1.  der  am  Tenntor  angenagelte,  sehwebende,  dürre 
Tannzweig,  der  als  Barometer  dient,  je  nachdem  er 
sich    hebt    oder    neigt;    s.   Rochh.    1867,    II    107.   — 

2.  's  Wetter- Mannäli,  ein  Kobold  mit  grossem  Hut; 
sein  Erseheinen  bringt  Regen  BSumisw.;  vgl.  Nebel -M. 
—  Zedel-:  Zinsherr,  eig.  Inhaber  eines  Schuld- 
briefes (Zedels)  Ap.  —  Ziger-:  mit  Schahzieger  hau- 
sierender Glarner  '/..  ,l>as  graubärtige  Zigermänndli 
aus  dem  Linttale  mit  seinem  Maisli  auf  dem  Rücken 
und  dein  Knotenstock  in  der  Hand.-  Senn,  Charakterb. 
I  75.  —  Zigerli-:  Einer,  der  sich  den  Bauersleuten 
verdingt,  um  aus  Trestern  sog.  Zigerli  herzustellen 
ZZoll.  —  Zehnten-,  Zende*-:  Zehntenbezüger.  So 
noch  in  der  1.  Hälfte  unsers  Jhdts  ein  Beamter  in 
ZSteinm.,  welcher  den  vom  Kloster  Wettingen  ange- 
pachteten Zehnten  bei  den  einzelnen  Bauern  einzu- 
ziehen hatte.  .Der  Frauen  zu  TuFeldbaeh  Z.-  1529, 
Absch.  —  Z  ueker-M  annli:  ein  Festgebäck  LE.; 
vgl.  Mann  0  d  a. 

Zimber-Ma"n  AAFri.;  Bs;  S;  Z,  Zimper- B  (Dorf- 
kal.),  Zimmer-  Ap;  BsStdt;  Gl;  S;  Th;  CT:  1.  wie  nhd. 
allg.  Neckreim:  de?  Z.  häd  um  Werchtig  d'  Sunntig- 
Im.-.,  ii  <i"  AaBd.  Marjanneli,  Susanneli,  nimm  dune" 
Z. :  er  /"int!  ihr  i's  llnsili,  es  Schürli  nebe*  drä"  S. 
RAA.  Anders  Höh  her.  seit  de  Z.  '/,.  Eim  zeige", 
WO  de'  Z.  'S  Loch  tf macht  häd,  ihm  die  'Iure  weisen 
S;  In;  Z.  .Wenn  X.  das  Bettelmensch  nicht  sogleich 
aus  dem  Sinne  schlage,  so  habe  der  Z.  's  Loch  g'macht 
und  er  könne  gehen,  so  weit  der  Himmel  blau  ist.' 
Stutz.  ,Dio  Span  fallen  am  Z.  abe°',  wer  Andere  ver- 
leumdet, mach!  sieh  selbst  verdächtig.  Sch  Pilger  1890. 
D's  Z-s  lim-  (s.  Bd  II  1508)  ist  e*  Zoll  tii.oi.st.  Grosse 
Äste  in  Brettern  nennt  man  Z-s  Söhne  WLeuk  (Dan.). 
Von  einem  Abgemagerten  sag!  man  scherzh.,  er  habe 
den  Z.  gehabt  Bs;  Sj  Z;  vgl.  (ab-Jzimberen.  Ähnlich 
von  den  Katamenien  Z.s.  (selten).  —  2.  a)  =  Geiss 
Ulli  3  (IM  11   1648)    Ar:    B;    VO;  „Sch;"  S:  Tu:  Z. 


Wenn  Einem  dieses  Insekt  auf  die  Hand  komme,  kriege 
man  den  Zitter  ZS.  —  b)  Warze  mit  Haaren  GRh. 
Syn.  Schands-Lüs. 

Bei  Bed.  -J  a    sind   die  langen  Beine   dieses  Tieres,   die 
aen  weil  ausholen,  mit  der  Tätigkeit  Hol/  behauender 
Zimmerleute  verglichen;    vgl.  die  auf  ähnlicher  Vorstellung 
beruhenden  Synn.  Z         &  Weber-CknVcht,    Lang-Beinfer, 

in  Henneberg  ,Haber-Mäder'    und    zur  Personifikation    etwa 
.    e      her    erwähnte    Aberglaube    beruht    darauf, 
dass  das  Tierchen    in    bestandiger  zitternder  Bewegung  ist, 
Zur   Vermittlung  von    2  fa    mit  a   vgl.    Mwjrj,    auch    & 
Erzählung  .die  schwarze  Spinne.4 

Zeine"-:  Händler,  der  mit  Korbwaren  hausiert  Z. 
Syn.  Chrätten-M.  Bin  au"*  wider  da,  de  Fischctaler 
Zeine'ma*:  Schwzd.  V  :'.7.  .Einem  Z.  für  4  Zeinen 
21  ß.-  1691,  Zubers  Tageb.  —  Zundel-:  -ein  Pfeif- 
chen rauchender,  hinter  dem  Pfluge  einhergehender 
Bauer.  Im  Rätsel:  Zweit  nuidi  Hünzli  [Rädchen], 
-treu  g'hörigi  Bünzli  [Ochsen  oder  ihre  Schwänze], 
hinde'dra*  de*  Zundelmä":  Böt-mer,  was  isch  denn 
Das?  A\Zein.;  vgl.Baseli. —  Zünd-Männli=£renm- 
M.  Syn.  Zünsler.  ,Wer  in  der  Finsternuss  wandlet, 
der  gehet  etwan  einem  Z.  nach,  da  er  meint,  er  gehe 
einem  Liecht  nach.'  FWvss  1073.  —  Zins  Zis-,  Zeis-: 
Zinser,  Schuldner  eines  Kapitals,  das  jährlieh  zu  ver- 
zinsen ist  11;  Z;  Ant.  Zins-Herr.  Hyperbolisch  wurde 
der  Reichtum  eines  Bauern  ausgedrückt  mit  der  LA.. 
die  Bäurin  müsse  alle  Jahre  auf  Maitag  oder  Martini 
nur  für  d'  Zeislüt  [Bewirtung  der  Zinser]  einen  Bach 
Brot  backen  Z  f.  .So  der.  so  das  guet  in  hat  von  dem 
z.,  zue  schaden  kam,  es  wäre  mit  dem  weibel  oder 
mit  zerung  in  das  wirtshus.'  1529,  Ap  LB.  .[Der  Kre- 
ditor] mag  das  Vech  bis  zu  Vernüegung  des  Jarszins 
pfänden,  obglych  das  Vech  nit  des  Z-s  wäre.-  1607, 
U  Rq.  ,üer  Ambtsmann  soll  die  Summ  hinder  dein 
Z.  verbieten  [d.  h.  der  Zins  soll  nicht  ausser  Landes 
entrichtet  werden].-  B  Pfandordn.   1678. 

Zusei-:  Geliebter,  Anbeter.  ,So  henk  mir  an, 
myn  z.,  dises  halsband!-  sagt  die  Dirne  zu  ihrem  Bur- 
schen. GBinder  1535. 

Viell.  hat  das  W.  gedehntes  u  und  könnte  in  diesem 
Falle  aus  .Zuusel-'  hervorgegangen  sein.  Dann  Hesse  es  sieh 
der  Beil.   nach   mit   .Flamme'   zshalten. 

Zottel-Männli:  der  Fuhrmann  (im  Bätsei).  Es 
ist  e"  vierredrige  Tun:,    vier  härigi  Schwänz,   es  Z. 

und  e"  Schnellbüchs  GkD.  —  Wohl  so  genannt,  weil  ei 
eine  Mütze  mit   Troddel   trägt.      Vgl.   Zundel-M. 

Zitzeli-Man":  im  Kinderlied:  d'  Sunne  sekint, 
's  Vögeli  chrit,  es  hoggei  undrem  Lade*,  d'  Mueter  ist 
iju  Bude",  de''  Vatter  isi  i/o  Zürich  g'si* ;  d'  Mueter  hat 
es  Chindli  g'funde*,  mit  Silber  und  Gold  iscli-es  ein 
gebunde*.  Z.l  Z.\  Mir  in  ml  das  Chindli  selber  hu" : 
nur  wend-em  wacker  z' esse*  gi,  um  Milch  und  Wiss- 
bröd  dri".  Karlisepeli,  wottsch-mer  's  wiege*,  will-der 
Nusseli  und  Il/reli  iji  und  nill  di'h  init-mer  i*  's  lliin- 
iinii  in  GRh.  -  Zwings-:  wer  in  einem  Zwinghof 
(Bd  II  1035)  sesshaft  ist  und  demselben  rechtlich  an- 
gehört. .Welicher  nun  in  disen  zwing  ziechen  [wird], 
der  soll  zu  ynzug  oder  zwinggelt  erlegen  10  guldin, 
damit  er  aller  gerechtikeiten  in  dem  zwing  wie  ein 
anderer    zw.   gehalten   werde.-    1568,    AaIIüiizoii  (Min. 

man  u,  m)  Bs;  BHk.j  Tu;  Z,  m„  BBe.;  F.  m,  B; 
Sch;  S.  mr  Aa;  L;  S;  ZO.  (neben  nie),  Rafz,  Rieht, 
mir  s  (Schild);  unbestimmtes  Pron.  Me*  cha*"  ja! 
Formel  der  Zustimmung  zu  einer  Aufforderung,  einem 


289 


Man.  in. 'ii,  min.  nion,  mini 


290 


Vorschlage  Tu;  /..  Mir  wont  der  Miss  nit  bi,  und 
geit-mer  tut'"  us  aller  G'tconig  hi;  so  blibt-mer  vor 
der  Chilche"  stö*  S  (Schild).  Mi"  fantasiert,  als  ob- 
1111"  enere"  angere"  Welt  a'g'hörti.  Schwzd.  Will  man 
eine  Person  weder  mit  Du  Doch  mit  Ihr  oder  Sie  an- 
reden, so  hilft  ,nuur  ans  der  Verlegenheit,  aher  auch 
in  Fallen,  wo  man  die  direkte  Frage  "der  Anrede 
mildem  will  Tu;  Z;  z.B.:  Ist-me*  :'  Miir't  g'si*?  In 
a.  Spr.  ist  der  Gebrauch  noch  freier:  ,Umb  Ostern 
fieng  man  an  ze  sterben.'  1544/73,  Met.,  Chr. 

Allgemeinste  Form  ist  me(n),  die  bei  der  Inversion  auch 
da  eintritt,  wo  sonst  tni  gesprochen  wird.  Finales  r  erklärt 
sich  wie  in  der  Zss.  Niemer  durch  Einwirkung  des  Preu. 
"/■/"'■  Neben  mer  kommt  übrigens  immer  auch  m<  vor,  z.B. 
bei    Joach.    (für   S).     Scheu   mhd.    men   iim>i>.    me. 

Ie-nian  Icmed :  Jemand  Z;  doch  nur  selten  statt 
des  gewöhnlichen  Öpper.  In  ii.  Sprache  .iemands.'  So 
1494,  BsKatserk.:  Zwingli;  Z  Bibel  1531/48;  .Mal.  ,So 
wir  jemands  hettind  beleidiget.'  HELv.Conf.  1566/1644. 
.Yeinas.'  1518,  GWyl  Urk.;  1522,  Z  ürk.;  Zwingli.  — 
Ober  die   Form   mit  -b  vgl.   die  Autn.   zuui   folg.    W. 

Nie-man  Nieme"  AaF.,  Lengn.;  Ar;  Bs;  BO.;  PP.; 
GWildh.;  S;  T;  Tu;  W  (Niemu,  auch  Dat.).  Niem 
A a F r i . ;  BsI...  Niems  A.»Leer.  (selten);  Bs  (Brcitenst.), 
Niemund  P  (Schott).  Niemed  GrD.,  Val.;  ZO.,  Niemet 
GuPr.;  GO.,  Neimct  GhS.,  Niemeds  BsStdt;  B,  Niemes 
AAFri.;  Bs;  BM.f,  Schw.,  Niemeser  BM.,  Niemer  Aaj 

ÄPJ    Bs;   BE.,  M.;    L;   G;   S;    Tu;  Uw;  ü;  ZO.,  S.,   Jvte- 

mer(d)  GuLandq.,  ObS.;  aScinv.  Niemerts  B,  Niemere 
B  (Noin.  und  Dat.  Gotth.),  NämerfdJ  Sch,  Nämert  Th 
Tag.,  Ne'mer(t)  ApK.;  TuBerg,  Egn.  (neben  Nemed), 
Niemerist  ScHwMa.,  Niemert  AaFIs.,  Lengn.;  Ap;  Gr 
Pr.;  GStdt,  T.;  Sch;  Th;  Uw  (selten);  ZS.,  Sth.:  Nie- 
mand. Niemesem  g'seit,  Int  Niemesen  (freut  B  (Sprich- 
wort). Hand -er  N.  über  Nacht?  Frage  des  Nacht- 
herberge suchenden  Fremdlings,  Bettlers  Ap;  Z.  Und 
danach  im  Spielreim,  der  von  einem  Kinde  gesprochen 
wird,  während  es  eine  langstielige,  durch  die  Röhre 
eines  Löwenzahns  gesteckte  Blume  fortwährend  Bück- 
linge machen  lässt:  Gueten  Äbig ,  Chupferschmid ! 
Händ-er  Niemert  über  Nacht?  Wöll,  mer  händ  es 
grosses  Tach,  aber  Kenig  Better.  B'hüet-i  Gott,  Herr 
Vetter!  Z.  Will  Niemer  mer  ge"  (bute")?  Gantruf  Z. 
.Tabula,  das  ausrüefen  an  der  gant:  Will  nieinen  mer 
gSben?'  Fkis.  Es  göd  em  [ihm]  icol  ond  Niemerten 
übel,  RA.  bei  einer  sog.  .Freudleiche'  Ap.  Miiest  Nie- 
med fürchen  und  vor  Niemedem  <V  Chappe*  lupfe". 
Stütz.  Wenn  's  nu'  Niemer  g'hört  häd!  sagt  der  Kü- 
ster, welcher  das  Läuten  vergass  ZS.  Nieinertem  säge" 
weder  alle"  Lüte",  ironische  RA.,  die  auch  im  Kinder- 
reim  (Sesseli  träge",  N.  säge"  usw.)  vorkommt  Z;  vgl.: 
,Gemeinlich  wird  der  Vatter  im  Hus  erst  eines  Dings 
innen,  wann  es  Niemand  weisst,  als  Jedermann.' 
JJ  Breit.  1638.  N.  auch  personifiziert  wie  der  Ouxt; 
der  Odyssee.  Dcr  Herr  Niemert  hat  's  'tu"  ZStdt. 
.Niemants  und  was  böss  g'schicht  hat  er  tön.'  1504, 
Z  (Lotterieloosinschr.).  .Ich  bin  der  nieman.  All  ding 
mness  ich  verbrochen  hau.'  1515,  Holreintisch.  ,Der 
uns  das  liedlin  new  gesang,  der  niemand  hat  's  getan, 
ist  er  genannt,  er  darf  sich  selbst  nit  nennen.'  1533, 
Lied;  s.  noch  Bs  Jahrb.  1879,  217;  Anz.  für  Kunde 
der  deutsch.  Vorzeit  1866,  170  und  vgl.  Niemerlis-Tag. 
Mhd.  nieman,  ni>  <>t,n  und  auch  schon  nitntunt,  ui:n>il>. 
niemun(d)>.  Das  W.  wird  bald  flektiert  (bes.  im  Dat.),  bald 
nicht   flu  Nicme.   Hindorm.).     Gotth.   braucht  promisene  Nie- 

Schweiz,  Idiotikon  IV. 


N und  Niemanden,  Dat.  Aus  1;  siml  folgende  Fle- 
xionen angegeben :  Gen.  Niemes,  Niemesi.  JKuhu  1806;  Gen. 
Nicmereme,  Dat.  Niemere(m)  BM.;  Gen.  und  Dat.  Niemes(e)i 
BM.-f  Unsere  Formen  gruppieren  sich  um  die  drei  Typeu 
Nieman,  Niemand,  Niemer,  mit  den  gewöhnlichen  Reduktionen, 
bzw.  Entstellungen   der  tonlosen  zweiten  Silbe.     1.   , Nieman.' 

1407,   G  (Wegelin).    So  noch  1476,  Bs  Chr.;    IE ,  Absch.; 

1530,  Matth.,  .Niemeu.'  Hadlouh;  HsStockar  1529;  Gospr. 
1712,  ,Niema.'  HsSchürpf  1497,  .Niema.' JCWeissenb.  1702. 
-  2.  ai  .Niement.'  XV.,  ZKyb.  Offn. ;  1516,  Hess.  Badenf. 
.Xieiiut.'  Edlib.  ,Niemant' wechselnd  mit , Niemants.'  1530, 
Z  Bib.  .Niemat.'  Kessl.  .Niemandt,'  1603,  Ap  Maleflzb. 
b)  .Niemants.'  1476,  B Schreiben;  1494,  BsRatserk.;  Zwingli 
(neben  .Nieman' i;  1531/48,  Z  Bib.  (dafür  1667:  .Niemand'); 
RGualth.  1553  (neben  .Nieman');  Mal.;  ThPlatter  1572; 
Gulden  Bund  1.385/1658;  Z  Mand.  1650.  ,De-niemants.'  um 
1550,  G  t'tk.;  1570,  Absch.  (wohl  Analogiebildung  nach 
,de-kein').  ,Niemantzer.'  1630,  Härder  1859.  .Niemans.' 1476, 
Bs  Chr.  .Nieinads.'  GSldi  1712.  .Niemas.'  1490,  B  Hdschr.; 
öfter  in  den  Absch.  seit  1 52 1 :  1525.  Strickl.,  Akt.;  Gcspr. 
1712.  —  3.  .Niemer.'  1383,  ZRi|.;  Ansli.;  1580,  Z  Mand. 
.Niemert.-  15'27.  Z  (Egli,  Akt.);  zu  .Niermant'  verhochdeutschf 
von  Mey.,  Wthnr  Chr.  Vgl.  noch  das  Glossar  zu  den  Hai- 
monsk.  1531,  S.  296;  Deutsche  Volksbücher  S.  -199.  Nie- 
me(d)s,  .Niemas'  ist  verk.  aus  ,Nieman(d)s',  urspr.  Gen..  der 
aber  als  ueuer  Nom.  gilt,  wie  .Nichts',  oder  nach  Analogie 
vom  pers.  gebrauchten  ,Eius',  ,Keins';  vgl.  Gr.  WB.  IV  2, 
2302.  Niemeser  uud  .Niemanzer'  sind  Weiterbildungen  dieser 
Form,  wahrsch.  durch  Einwirkung  von  Niemer^  dessen  -er 
sich  nach  Analogie  von  ('77«/-,  Euer  einstellte  zu  einer  Zeit, 
als  das  -er  der  Letztern  nicht  mehr  als  aus  .wer'  entstanden, 
sondern  als  blosse  Endung  gefühlt  wurde;  vgl.  Silber  u ml 
Beiger.  Niemert  (vgl.  Öppert)  ähnlich  erweitert  wie  nlul. 
.Niemand.'  Zu  Niemere*  vgl.  iedere.  Zur  Snperlativbildnng 
Niemeriet  (vgl.  oberist,  üeeeriet  u.  Ä.)  muss  der  dem  W.  inne- 
wohnende Begriff  der  Ausschliesslichkeit  beigetragen  haben. 
Zur  Verkürzung  Niem(e)  vgl.  Fälle  wie  gtst  aus  geeter.  Zur 
Flexion  Niemeeee*  vgl.  die  Anni.  zu  ein  Bd  I  '273.  Der  Gen. 
Niemermes  scheint  eine  Kontamination  ans  Dat.  uud  Gen., 
jedenfalls  eine  pleonastische  Bildung.  Schwierig  zu  erklären 
bleiben  die  Formen  mit  ä  uud  e  in  der  ersten  Silbe;  au 
Einwirkung  des  Pron.  Neimer  (,Neisswer')  zu  denken,  wie 
etwa  bei  Neimet  Gr,  erlauben  die  Lautgesetze  der  betr. 
Mundarten,   die  ei  vielmehr  zu   o   wandeln,   nicht. 

Mannbarschaft:  Mannesalter.  .Der  Mensch  hat 
seine  vier  Alter:  die  Kindheit,  die  Jugend,  die  M..  da 
der  Mensch  in  seiner  Beste,  und  das  hohe  Alter.' 
FWvss  1655. 

„mannele":  sich  als  Mann  fühlen  und  betragen." 
Dial.    Auf.  büebelen. 

manne11:  1.  einen  Mann  nehmen,  heiraten  A.v; 
Ap;  Bs;  B;  Gr;  P;  G;  Scu;  Scnw;  Z.  Z'  III.  finde" 
SchwMuo.,  :'  mannid  chö"  Ar.  Heiratsgelegenheit  be- 
kommen. '/.'  niiinnu",  da  marito,  heiratsfähig  l'Al.  !''• 
wott  nit  iclbe",  si  wott  nit  in.  Stutz.  Iclt  han  düo  [da] 
(fmanned  und  binJLüo  derdurchtwillen  cum  Tanzboden 
ehun  BHa.  .Bisweilen  wurde  die  Erblichkeit  der  Zunft 
auf  die  Tochter  ausgedehnt,  insofern  sie  in  das  Hand- 
werk raanneten.'  BsStdt  (Ochs  2,  1,  158).  ,Es  were 
dann,  das  sy  zu  mannen  oder  wyben  manottind  oder 
wybottind,  die  der  obgenannten  eigen  werind.'  1492, 
Z  OGlatt  Urk.  .Wybent  oder  mannand  knaben  oder 
tochtran  uss  dem  hnss,  dass  sy  ir  eigen  brot  und 
rouch  band,  so  ist  dem  gotzhus  gefallen  der  fal.'  1515, 
ZRhein.  Offn.  ,Etlich  vermeintend,  dass  nieman  eigen 
syn  sölt  uml  ouch  iren  lierren,  so  sy  wider  sy  wybent 
oder  mannent,  kein  strafgelt  und  [1.  umb?]  ungnossame 
schuldig  syn  söltend.'  Edlib.  ,Sy  mannetend,  sy  wei- 
betend.'   1530/48,  Luc.  17;  dafür  1683:  .sie  namen  zur 

19 


291 


Mull,   inen,   min.   1 1 1 1 > 1 1 .   iiiun 


292 


Ehe,  sie  wurden  zur  Ehe  gegeben.'  ,Ach,  Rosa,  mann 
nirnmermer,  diewyl  <lu  siehst,  was  für  gross  herzleid 
die  männer  iren  wybren  anstecken.'  1585,  B  Arch. 
.Yerzeichnuss  derjenigen  Töehteren  und  Frauen,  welche 
aus  dem  Dorf  mannend.'  1696,  Z Zoll.  Pfarrprot.  ,We- 
liche  Wittib  oder  Tochter  mannet  und  einen  Uiige- 
nossamen  oder  Ausländischen  nimmt,  soll  gestracks 
aus  dem  Land  gewiesen  werden.'  1757,  Bs  Rq.  — 
2.  =  chilten  2  (s.  Bd  III  '2-15). 

über-manne":  1.  überwältigen  (phys.)  S.  Ich  bin 
übermannet;  mit  G'walt  cha,m-men  e"  Geiss  umme'- 
lüpfe".  Schild.  —  2.  reü.,  überanstrengen.  Er  hat 
sieh  übermannet  AaZ.  Syn.  übermeisteren.  —  3.  durch 
numerisches  Übergewicht  einen  Gegner  besiegen, 
a)  beim  Handgemenge;  s.  laufen  1  a  a  (Bd  III  1121). 

—  b)  bei  Abstimmungen.  We""-mer  e*  ehli"  z'sämmc" 
hebed,  so  übermanned-mer  die  i"  den  andere"  Bezirke'. 
Gl  Volksgespr.  —  i°-:  refl.,  in  eine  Familie,  einen 
Ort  sich  einheiraten  (von  der  Frau)  Bj  Nnw.  —  er-: 
durch  Heirat  mit  einem  Manne  erwerben  B;  W;  Z. 
Du  hast  grad  so  eil  erteiltet,  das'  [als]  ich  ermannet 
ha",  sagt  die  Frau  zum  Hanne.  Stütz.  Elsi:  's  ist 
doch  nüt  Bessers  weder  Nidelmilch;  ach,  wenn  ich  doch 
inf  awh  cha""  Chüe  e.l  ebd.  ,Wär,  dass  ein  söllich 
kind  ein  ehgemächt  gehabt,  von  dem  es  besonder  guet 
erwybet,  ermannet  oder  ererbt  hätte.'  vor  1596,  Tu 
Diess.  Erbrecht.  —  ver-:  1.  refl.,  sich  mit  einem 
Manne  verheiraten.  ,Wo  sy  [die  Ledigen]  sich  ver- 
mannet   oder    gewybet    hättind.'    Zwingli.    —    2.   tr. 

a)  durch  Heirat  dem  Manne  zubringen  B.  Ant.  ver- 
leiben. .Natürlich  ledig  wäre  ihm  [dem  Bruder]  das 
Ifönsch  [die  Schwester]  am  liebsten  gewesen,  was 
brauche  es  das  Geld  zu  v.'  Gottii.  ,Wie  kinder  [einer 
Wittwe]  iren  teil  guets  verwyben  oder  v.  mögend,  also 
soll  die  mueter  auch  mächtig  syn,  iren  teil  einem 
andern  mann  zuezebringen  und  zue  v.'  1541,  B  Rq. ; 
und  ganz  ähnlich  1572,  Aarauer  Stadtrecht;  SMutach 
1709.  ,Die  Muoter  mag  das  Guot,  so  ira  in  der  mit 
iren  Kinden  getroffnen  Teilung  worden,  v.  oder  sonst 
nach  irem  Willen  vergaben.'  B  Gerichtssatz.  1615.  — 

b)  durch  Heirat  mit  einem  Manne  verlieren,  verwirken 
B;  Gr.  ,0b  ein  dochter  hinus  mannen  und  einen 
nemmen  wurde,  der  nit  burger  ist,  soll  sy  darumb  ir 
burgrecht  des  abzugs  halb  nit  verwürkt  ald  vermannet 
haben.'  1536,  Z  Staatsarch.  .Diejenigen  Weiber,  so 
ihr  Burgerrecht  v:,  sollen  aus  der  Stadt  weggeschafft 
oder  die  andere  Woche  in  die  Trülle  gesetzt  und  her- 
nach eidlich  verwisen  werden.'  1685,  Aarauer  Ratserk. 

—  sack-:  plündern.  ,Und  also  das  kaiserisch  volk 
in  Rom  hinyn  gefallen  und  daselbst  g'saccamannet, 
dem  Papst  hab  und  guet  genommen.'  Kessl.  Vgl.  Gr. 
WH.  unter  .Sackmann.'  —  weg-  =  ver-mannen  2  b. 
,Nach  unsern  Gesetzen,  da  Sie  Ihr  Landrecht  weg- 
gemannet  hat,  kann  Sie  nicht  mehr,  besonders  mit 
Kindern,  im  Lande  bleiben.'  1796,  Brief  JCLavaters. 

Mannete"  f.:  Mannwerk,  als  ideelles  Landmass 
AaWoIiI.;  vgl.  die  Synn.  Mann-  Werch  und  Jüchert(e"). 

mannhaft:  1.  wie  nhd.  ,Das  land  der  eidgnossen 
ist  fruchtbarer,  schöner,  mannhafter  lüten.  dann  dlicin 
land  uf  dem  erdboden.'  Zwingli.  Bes.  in  Titulaturen: 
,Die  ehr-  und   m-en  Seokelmeister'   u.dgl.    XVIII. ,    Z. 

—  2.  =  .namhaft'  (durch  Motathesis)  Souw;  Zg  (Dr 
Iten);  vgl.  ,manhaftosten  dienei",  Übersetzung  von 
.nominatissimis  rainisterialibus.'    XIV.,    B  Handveste. 


M  a  n  ii  i  in. :  1.  (auch  Bäre'-M.)  das  Bärenmännchen 
im  Bärengraben  zu  Hern.    Der  .1/.  ist  es  rueldgs  'Bittet. 

BArentai.pks  1882.  —  •_>.   Pferdename  Aa;  L;  S  (-ä-). 

-  3.  Name    für  Kanarienvögel   Bs  (-ii-J.   --    Koseform 

von   Mann  (T  /);  vgl.    Buebi   a.  ii.      Syn.   zu    Ü    und   :i    Haut. 

Gügger-  (ü):  Dompfaff.  Posiheiri  ls7.r>. 

Hirsche"-:  das  Hirscheiimännchen  im  Hirschen- 
graben zu  ZStdt  f  (Dan.). 

mannig:  heiratslustig,  mannsüchtig  „BO.j  LE.;° 
ScmvMuo.;  W.  Mannbar:  ,Es  solle  keine  Jungfrau 
Dorfschaft  haben,  oder  sie  habe  zuerst  das  m.  Jahr 
erfüllt.'  1829,  Kyd,  Bartlispiel. 

manni":  männlich  Gl.  Jungs  und  Alts,  Wibis 
und  Mannis.  Es  Mannis,  ein  .Mannsbild  Gl.  ,N.  N. 
und  syne  mannine  kind.'  1370,  Gl  Urk. 

mannli(ch):  1.  mannhaft,  tapfer  Bs  (Spreng)-; 
Z  (selten).  —  2.  frisch,  munter  GitSch.  Er  ist  nofk 
grad  m-er. 

Mannlichi  f.:  Maiineskraft.  ,Myn  sterke,  man- 
liehe  und  lob  ist  der  Herr.'  Zwingli.  .Es  werde  mit 
der  zyt  vil  abgon  an  in.;  man  erlindet  in  dem  Wol- 
lust.' ebd. 

männliche":  mannbar  werden.  Dial. 

Mannoggel  m. :  1.  bewegliche  Puppe  in  Gestalt 
eines  Mannes;  Männchen  als  Kinderspielzeug,  als  gra- 
phisches oder  plastisches  Bild  BsStdt;  B;  ZO.  Die 
Berner  erklärten,  sie  sehen  in  einem  Soldatenlieder- 
buch nicht  gerne  solche  Mannöggeli,  d.  i.  Figuren.  ,Ich 
meinte,  man  wollte  mich  einsperren  und  mit  mir  wie  mit 
einem  alten  M.  ein  Narrenspiel  treiben.'  HPest.,  Brief. 
—  2.  „Manöggd,  -ö-",  Zerrbild  eines  Menschen,  „dum- 
mer Bauer  von  übler  Figur"  AaHI.  (n.);  Männchen 
Gl  (Mannoggel i);  scherzh.  Bezeichnung  eines  drolligen 
Menschen,  bes.  Knaben  Tu;  ZO.  —  3.  Backwerk, 
Mann,  aus  Teig  gebacken  Aa;  BoAa.;  Gl  [Mannög- 
geli); Syn.  Gritti-Benz. 

Vergröberung  von  Manno  (s.  Mann  1);  vgl.  aber  auch 
Ifanoggel  (aus  Hans  Jogget).      Zur   BeU.   vgl.    frz.    rnanne^um. 

Mannschaft  Mannseh'cft  —  f.:  1.  wie  nhd.  Das 
ist  e"  süberi  31.,  eine  saubere  Gesellschaft,  i.  S.  des 
Vorwurfs,  auch  mit  Bez.  auf  Unerwachsene,  bisweilen 
sogar  auf  Frauen,  ja  auch  auf  ungeberdiges  Vieh  aus- 
gedehnt Z.  Auch  in  Zss. :  D'  Heuer-,  Wümmer-M.,  die 
Gesammtheit  der  Heuer,  Weinleser,  ebd.  —  2.  Mann- 
schaftsrecht,  Lehenspflicht.  .Wurden  wir  kriegen  wider 
die  beid,  da  sond  sy  nit  gebunden  syn,  hilf  wider  die 
ze  geben,  alle  die  wyle  sy  ir  mann  sind  und  die  m, 
nit  hand  ufgeben.'  1418,  L  Urk.  ,Zue  Worb  hette  ein 
herrschaft  von  Kyburg  nüt  anders  gehept,  dem.  die 
m.  und  den  reiszug.'  ThFkkkart  1470.  .Das8  man 
der  statt  Costenz  die  grafschaft  und  die  in.  im  Tu 
yngeben  sollt.'  1500,  Absch.  Der  Abt  fieng  an.  .um 
die  statt  und  in  das  Turgöw  um  gerieht  [die  Gerichts- 
barkeit] und  m-en  zu  werben.'  Vad.  —  3.  Mannes- 
lehen; Mannesrecht.  .Der  man  mag  geben,  wem  er 
will,  so  er  in  das  todbett  kompt,  syn  fry  mannlechen 
oder  m-en.'  1476,  BKrattigcn  Rq.  .Wann  einem  Mann 
allliier  [BEschi]  sein  Eheweib  mit  Tod  abgat,  so  mag 
derselbig  wol  ein  Pferd  für  M.  voraus  nehmen.  Wei- 
ters soll  sich  die  M.  nit  erstrecken.'  1675,  I!  Rq.  — 
4.  Mannheit.  .Spado,  ein  verschnittener,  one  m.  ge- 
boren, der  vmi   natur  nichts  mag.'   Fnis. 

Über-.  ,Die  über  die  10,000  Mann  [Auszug!  vor- 
Endliche  Mannschaft  vom  16.  bis  60.  Altersjahr  hiess 


293 


Man.  inen,  mii 


I.    llioll,     lllllli 


294 


Ü.  und  war  in  Resorvekompagnien  eingeteilt.'  1782, 
L  (Seg.,  RS.  111  ■_'.  159). 

StSckli-:  Mannschaft,  welche,  mii'  mit  Stöcken 
bewaffnet,  bei  Festlichkeiten  and  Keuersbrünsten  die 
Ordnung  aufrecht  halten,  bzw.  das  gerettete  Gut  be- 
wachen  muss  BBurgd. 

a  11-inänn iij:  allgemein  L;  Zg  (St.1'). 

zwei-männig,  nur  Attr.  zu  Hfts:  Haus,  in  dem 
zwei   Haushaltungen   wohnen  PPo.;  TB.;   WUlr. 

mann  isih :  männorartig,  dem  Weibe  nicht  an- 
stehend. .Herzogs  Amadei  hochniüetige,  m-e  wittfrow 
Jolanda.'  Ansh.  .Kin  mennisch  wyb  [Semiraniis]  bringt 
u f  das  rych.  ein  wybseher  mann  verlürt  es  glych.' 
JMurer  1550.  ,M-e,  unanständige  Überlitz  [an  der 
Frauenkleidung].'  Z  Mand.  1680/1713.  .Die  grossen. 
m-L'ii  Halstücher.'  1703/15,  ebd. 

sür-.  .Turgöwische  saurmänische  [Pfründen].' 
Gbistl.  Pfri'ndenb.   1740. 

Viel],  mit  Anspielung  auf  den  Geschlechtsn.  ,Siire-niaun'. 
mit  appellat.  Deutung.  Die  Pfründen  in  den  gemeinen  Herr- 
schaften waren  mit  besoudern  Schwierigkeiten  verbunden  und 
wenig  gesucht. 

niäne"  BD.;  Gl;  Gr;  Tu;  Z,  mäne"  Aa;  Bs;  BM. ; 
GSa. ;  Uw:  mahnen.  1.  Einen  an  Etwas  gemahnen, 
erinnern,  eine  Reminiscenz  wach  rufen,  pers.  und  un- 
pers.,  von  Personen  und  Sachen  Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr; 
GSa.;  Scu;  Tu;  U.w.;  Zg;  Z.  Er  manfnjet  (GSa.;  Th; 
Uw;  Z),  munt  (Aa;  ISs) -mir''  ganz  a'  sin  Vatter  selig. 
„Er  manet-mi"''  an  e"  Jud,  ich  finde,  er  gleiche  einem 
Juden."  Es  mannet-mi"*  ie:  prezis  [es  kommt  mir 
vor]  wie...  Aa;  Z.  De  G' Schmach  [Geruch  dieser 
Blume]  mannet-mich  an  e"  Tulipane".  ,Manet  es  [das 
Bilderverehren]  dich  nitan  das  zueloufen  genBethel?' 
Zwingli.  .Mich  mannet  dein  Brief  an  das  Sprüchwort.' 
Schihpfr.  1651.  ,Dann  lueg  ich  ihre  Kleidig  an,  so 
mannet  's  mich,  weiss  nit  woran.'  JMaul.  1074.  ,Du 
mahnest,  mich  an  meinen  Bruder,  facie  et  moribus 
fratrem  refers.'  HosriN.  1683.  —  2.  ermahnen,  an- 
treiben, z.  B.  einen  säumigen  Schuldner  Aa;  Bs;  Th; 
Z;  auch  vom  Zugvieh,  das  man  antreibt  AiLeer. 
Mann-mv*  drä*  (wenn  ich  es  vergessen  sollte)  Tu; 
Uw;  Z  (Formel  bei  einem  Versprechen).  De'Schucl- 
meister  mucss  d'  Bliebe  m.,  balge"  Z.  ,Er  soll  die  m. 
ir  eids.'  1385,  SchSl.  (Vetter).  Der  Stadtschreiber 
,soll  allwegen  einem  [so]  Schultheissen  daran  [an  die 
Beschlüsse]  mannen  und  erinnern.'  1184.  ZWthur. 
Spec. :  Verbündete,  iibli.  Pflichtige  zur  bewaffneten 
Hilfeleistung  aufbieten,  allg.    So  auch  Morgant  1530. 

Mhd.  mänen.  Die  Dehnung,  sowie  die  Synkope  in  der 
Ein).,  dringt  allmählich  aus  der  Schriftspr.  auch  da  eiu,  wo 
sonst  Kürze  herrschte  und  zwar  zuerst  für  Bed.  2,  so  dass 
dann  Differenzierung  auch  für  die  Bed.  sich  ergibt.  In  der 
Literatur  .gemahnet'  schon  Z  Mand.  1650,  neben  ,ab-nianneu.' 
ebd.  Die  End.  -et  erklärt  sich  aus  der  ahd.  Form  manön 
(neben    minien)  ;  vgl.   die   Anm.   zu   machen. 

ab-:  wie  nhd.  Z.  In  spec.  Anwendung:  weg-,  ab- 
(he)rufen.  ,A.,  mit  der  trumnieten  einen  zeug  wider- 
unib  hindersieh  manen.  wider  abziehen  ermanen,  re- 
ceptui  canere,  ab  armis  revocare;  avocare,  dehortari. 
Von  der  vogtei  abgemant  uud  widerumb  beriieft  werden, 
de  provincia  deduci.'  Mal.  ,A1s  ich  in  Bischofzell  ab- 
geiuanet  und  uf  die  pfaar  Winterthur  erfordert  ward.' 
ebd.  1593.  -  flf-:  1.  zu  den  Waffen  rufen,  (Soldaten) 
aufbieten,  aufs  Piket  stellen  Aa;  „Seil;  Zu;  Z."  ,Sy 
habend    ufgemanet,    was    spiess    und    stangen    tragen 


mochte.'  LLav.  1509;  dafür  1670:  .versammleten  Alles, 
was  ins  Heer  zu  zeuhen  taugte.'  .Hauptmann  N.  N. 
soll  den  vierten  Fahnen  ufmannen,  dass.  wann  man 
dessen  würde  begehren,  selbiger  gerüst  seie,  in  die 
Stadt  zu  ziehen.'  1037,  Sch  Ratsprot.  —  2.  auffordern, 
z.B.  zum  Bezahlen  Z  (selten).  —  an-:  1.  wie  nhd., 
antreiben,  -spornen  ZS.  ,Wir  wollen  zu  dem  Guten 
a.,    von    dem    Bösen    abmahnen.'    JMüller   1001.   — 

2.  „gelüsten,    unpers.    Zg;    Z."     Syn.    an-machen.   — 

3.  =  „manen  1.  Ich  weiss  nid,  wie  d'  mirh  ä'manist 
L;  Seil;  Zg."  Auch  bair.  —  er-:  1.  =  manen  1  Gl; 
Gr;  Z.  Er  ermann(e)t  mich  üf  und  ändlich  an'n  Michel. 
,Dyn  märitant  [Geschwätz]  ermanet  mich  glych,  als 
wenn  man  von  roten  hosen  sagt,  die  dienent  aber  wol 
zum  doktorat.'  Gyrenr.  1523.  —  2.  =  an -manen  1. 
Gend-mer,  icas-i  [euch]  Gott  [zu  gehen]  ermant  Z. 
Auch  bair.  —  3.  von  einer  Kapitalzahlung  in  Kennt- 
niss  setzen,  i.  S.  einer  Aufkündung.  ,Ist  aber,  dass 
N.  ald  syn  erben  N.1  ald  syn  erben  ermanent  mit 
21  pfunden  Züricher  pfenninge  hinnen  ze  der  nechsten 
wiennachte,  so  sint  die  dri  matt  kernen  [Gültzins  auf 
dem  Hause]  abe  und  ist  der  halb  teil  des  huses  für- 
bass  ledig.'  1317,  Z  Urk.  —  ver-:  1.  bei  Anlass  einer 
Beschimpfung  die  Anwesenden  durch  den  Ruf:  Irh 
rermane"!  als  Zeugen  anrufen  und  dadurch  zur  ev. 
Zeugenaussage  vor  Gericht  verpflichten  B.  Ieh  lä" 
drum  c,  ich  bringe  die  Sache  vor  Gericht  und  ihr 
seit  Zeugen  BHa.  ,Der  Fritz  sagt  zum  Ludi  vor 
allen  Leuten:  Ich  will  dir  einen  Feuf bätzier  geben, 
wenn  du  mir  einen  grossem  Esel  zeigen  kannst  als 
da  bist.  Und  der  Ludi  hat  vermahnt  usw.'  B  Bist. 
Kai.  1822.  ,Er  begann  die  Gesellschaft  zu  schelten, 
dass  vermahnt  wurde  und  Denkwein  gebracht.'  N.  B 
Kai.  1843.  —  2.  gerichtlich  verklagen  B  oAa.  Ver- 
malte" hättisch-ne"  solle",  sc.  den  Baumstamm,  gegen 
den  Einer  den  Kopf  gestossen  hatte.  B  Dorf  kai.  1878. 

—  3.  ermahnen.  LLav.  1582;  Z  Kirchenordn.  1028 
(.trostlich  vermannen');   Bs  Taxordn.;  Z  Mand.  1050. 

—  g"-  =  manen  1  AaWoIiI.;  Z. 

M  a  n  e  r.  E"  gueter  M.  ist  besser  als  e"  füle'  Ar- 
beiter. Ineichen.     Vgl.  Zue-lueger  Bd  III  1228. 

Maningf.:  Mahnung.  1.  Aufforderung,  Warnung, 
wie  nhd.  Bs;  Uw;  Z.  Es  soll-mer  e"  M.  si",  ich  will 
es  mir  gesagt  sein  lassen  Bs;  Z.  —  2.  Mahnzettel  von 
Seite  der  Schulpflege  an  die  Eltern  wegen  versäumten 
Schulbesuches  eines  Kindes  Z.  —  3.  eine  förmliche, 
bundesgemässe  (nicht  verschlossene,  aber  mit  dem 
Siegel  des  mahnenden  Ortes  versehene)  Aufforderung 
von  einem  ,Ort'  an  das  andere,  sei  es  zu  Recht  zu 
stellen  oder  Hülfe  zu  leisten,  z.  B.  1530,  Absch.  Vgl. 
üs-gän  Bd  II  25;  fitr-sicli-gän  Bd  II  33. 

Ver-:  Ermahnung,  Erinnerung.  ,Das  brot  [im 
Abendmahl]  ist  ein  v.,  dass  der  lychnam  Christi  für 
uns  ist  in  tod  hing'geben.'  Zwingli. 

ver-manlich:  ermahnend.  .Vermanrilicli.' Zwingli. 
,Er  wirt  ein  v.  geschrei  füeren.'  1531,  Jerem.  ;  dafür 
1007:  .antreibendes.'  ,Es  wird  dem  Ausschuss  v.  zu- 
gesprochen.' 1587,  Absch. 

Manestre"  ü;  W,  Minestre"  PP. ;  T;  W  —  f.:  Suppe 
mit  Einlage  von  allerlei  Grünem,  Gemüse;  mit  Aus- 
schluss der  Brotsuppe;  Syn.  Chudhi-Suppen.  .Morgens 
erhält  der  Bewohner  von  Ulrichen  eine  gute  Suppe, 
die  man  M.  heisst.'  AhIIekd.  ,Wett  inen  ein  sür  me- 
nester   kochen.'    Salat.     .G'sotten   und  brates  gnueg, 


20h 


Man.  111011.  min,  mon,  niun 


296 


fünferlei  pasteten,  vil  moncster,  kriese,  erdbere,  pfer- 
sich,  biren,  pfandkucchen'  usw.  1557,  Geschfo.  Ges. 
(Pariser  Reise).  —  Churw.  manestm,  it.  minertra,  Suppe, 
vom   lat,  minutrare,  auftragen  il"i  Tische). 

Mani:  Marianno  AiSt.;  Z  (Dan.). 

Mäni  BHa..  Moni  Gk;  Ndw  —  f.:  1.  Mähne,  bzw. 
Halsrücken  des  Pferdes,  auch  Rindviehs.  ,Ein  Weib- 
lein [Hexe]  schaute  das  Rind  an  und  strich  demselben 
mit  den  Worten:  Das  ist  doch  en  hüb  seh  i  Mähni!  mit 
der  Hand  über  den  Rücken.'  Jaklin  1878.  ,Die  (hals-) 
mänin.'  Tierb.  15ti3.  —  2.  Dim.  Mäneli,  Mäneli  S, 
Männeli  BM.,  a)  =  Lämeli  2  (Bd  III  1267)  BM.;  S. 
-  b)  zwei  bleistiftdicke  Auswüchse,  welche  am  Halse 
von  Schweinen  etwa  vorkommen  BM.;  S. 

Über  die  Vwdtschaft  s.  Kluge  (5)  245.  Zu  unserem  '2 
vgl.  die  BeJ.  Halsschmuck,  welche  in  aisl.  men  und  lat 
monih    liegt. 

Manier  f.:  1.  wie  nhd.  allg.  ,.Imdn  in  der  M.  [in 
den  Schranken  des  Anstandes]  behalten.'  Gotth.  M. 
lere"  wird  als  Zweck  angegeben,  wenn  junge  Leute  in 
eine  Erziehungsanstalt  (der  französischen  Schweiz) 
gelien  Tu.  Worum  bist  aueh  du  i"  's  Wälschland 
g'gange"?  Antw.:  Hä,  go"  Mattiere"  lere",  du  Cime!  '/,. 
—  2.  PI.  in  concr.  S.,  Gegenstände  nach  Mode.  Art 
eines  Volkes.  .Dero  von  Ougspurg  burger,  so  in  Oster- 
ivch  tagend  am  Türken,  schicktend  mancherlei  tür- 
kischer monieren  gen  Ougsbiirg,  nämlich  dem  doktof 
Peutiger  ein  türkische  schritt,  vilen  Chorherren  säbel. 
türkisch  li ü ct.  kodier,  gürtlen,  bärt,  oren  [usw.].-  Vad.  ; 
vgl.  Art  li  (Bd  I  174).  -  Zu  o  für  n  in  vortoniger  Silbe 
von  Fremdwörtern  vir!.   Polier,  Solat. 

manierli"1',  -eck,  -ig:  wie  nhd.  Ar;  Bs:  Tu;  Z. 
.Eine  manierligte  Frau.'  Gotth. 

u"-:  Steigerungsadv.  Ap.     Omanierlig  müed. 

lütscheli-  GkB.,  lutzi-  GbAv.;  wenig  manierlich, 
nur  subst.  im  Volksrätsel  als  Name  der  Stubenfliege: 
Es  ist  es  cMeins  schwarzes  Tierli,  heisst  L.  und  hed 
schi"h  vermesse",  miä  Her  und  Frau  (z'  Mittag)  2'  esse*. 

manierliche":  manierlicher  werden  „VO;"  W;  Z. 
Auch  von  Sachen:  „das  Kleid  manierliehet,  fällt  (durch 
diesen  neuen  Zuschnitt)  netter  ins  Auge." 

nianiere":  1.  „den  Mittelweg  wählen,  z.B.  bei 
Handel  und  Wandel.  Er  hat's  gemanieret,  hat  keinen 
übertriebenen  Preis  gefordert.  Das  Wetter  manieret, 
geht  an,  ist  zwischen  gut  und  schlecht  VO."  —  2.  hand- 
haben. ,Gott  hätte  uns  langest  den  Eni  aus  den  Hän- 
den gewunden,  weil  wir  ihn  nicht  besser  111.  können.' 
PWvss  1673.  ,Als  ob  Alles  nur  an  uns  stehe,  an 
unserem  schürgen  und  manieren.'  ebd.  —  1  von  ,Ma- 
nicr';   2   von  frz.    manier, 

Manöver  n.:  1.  Sg.,  Scheinmanöver,  Kniff  Bs;  Sch; 
Tii;  Z.  —  2.  PI.,  Spässe,  Possen  Bs;  auch:  auffällige, 
närrische  Geberden  Th;  Z. 

Manuel  AaL.,  St..  Mdnewel  Bs;  GlH.,  Mannt  AaL., 
St.;  „PMn.;  L;"  Z.  Mäni  (Dim.  Mäneli)  UwE..  Mannli 
'/..  Mannt  AALeer.;  Bs  (Dim.  Männeli  in.);  „B",  Man- 
uel \Al.eer.:  1.  Emanuel.  aaOO.  —  '_'.  Muni,  auch 
=  Germann  I,.  Mannli,  Hermann  Gk  (Vassali).  —  Zu 

Manewel  vgl,   argewieren   aus  arguicron, 

Menaschere"  f.:  .Vorfleck.  Tändelschürze,  eine 
kurze  Schürze  des  Frauenzimmers,  womit  es  sich  das 
Ansehen  einer  Hauswirti ler  Köchin  gibt.'  Spreng. 


Frz.  mfnagere,  Hauswirtin.  Das  Getragene  mit  dem  Namen 
i.  li./,  1  !,,,  lehnet  wie  mit  bergen  der  Hut,  wie  ihn 
eine  Schäferin  trägt. 

Menäsclii  f.:  Lebensmittel,  Proviant  Gitl'r.  Päd 
e"  gueti  chrepfegi  M.  in  d's  Renzli.    MKöoni  1886/7. 

Vgl.  frz.  pain  -/•  menage,  hausbacken  Brot,  jambon  d*  m„ 
tgi  i-äucherter  Schinkeu;  zur  Form  des  Fremdwortes  vgl. 
Fueteraschi,   fourrage,   Ouraaehi,    Bagwtrhi. 

Hcnnel,  Menner  I  (-<*-)  —  m.:  niederer  Hand- 
schlitten für  Holz,  Heu  aScnw.  Auf  leichten  M-n 
wird  ■/..  1!.  Ende  Januar  das  Wildheu  aus  den  Alp- 
liütten  ins  Tal  herunter  geholt,  gewöhnlich  zwei  .Bur- 
denen'  auf  einmal;  Syn.  Zug-Schlitten.  —  mennere": 
ein  Fuder  (Holz.  Heu)  auf  einem  Zugschlitten  ziehen, 
bes.  aber  bergab  lenken  Schw.  Syn.  böckleren.  Es 
schvers  Fueder  :'  id.,  wo  's  stotzig  ist,  brächt  grad 
nie  e"  chli"  Ellboge'schnml;  [Kraft  und  Behendigkeit | 
SchwMuo.    —    Vgl.   nihd.   jii.net,   Treibstachel. 

Horen-Mennel  Schw,  -Menner  ZcoÄg.:  Hand- 
schlitten mit  zwei  Hörnern,  d.  i.  vorn  emporragenden 
Sehlittkufen,  zwischen  denen  stehend  oder  (wenn  es 
bergab  geht)  auch  sitzend  und  daran  sich  haltend  der 
Mann  den  mit  Holz  oder  Heu  beladenen  Schlitten 
lenkt  (mennet,  wist).  Vgl.  Hörn  4  k  (Bd  II  1618)  und 
Böckler.  [Der  Holzfrevler]  häd  mängsmol .:'  Nacht  uf 
si*'m  alte*  -ff.  die  schönste"  Schiter  us-eme*  räche" 
Tüfel  [rauhen  Berghalde]  cippe"  nidsi'h  g'sehlcill  und 
i"  der  andre"  Nacht  i"  's  Dorf  g'füert  mit-eme"  Zieh- 
rindli.  MLienert. 

nienne".  in  Tu  tw.  e1,  in  GT.  -e'-,  sonst  -.?-,  bzw. 
-es-  (in  Gl  mit  geminiertem  «),  in  ScBwMa.  -..-,  l'tc. 
I'erf.  g'mennt  Tu,  sonst  häufiger  -et:  1.  das  Zugvieh 
antreiben  und  lenken,  mit  Zugvieh  fahren,  a)  beim 
Pflügen  GTa.,  T.;  Th;  Z.  Syn.  z'  Acher  tribe";  vgl. 
Menn-Bucb.  Er  mennfeß,  das'  wie"  's  über  's  ganz 
Feld  i-e"  g'hört.  Wann  Eine'  's  M.  nüd  verstät,  sc 
cha""  de'  Pflueghalter  he"  schöni  Art  [Furche]  maclie"  '/,. 
Bisweilen  auch  allgemeiner  =  pflügen  ZRüml.j  Syn. 
z'  Acher  fare".  —  b)  beim  Fahren  übh.  BO.;  Gl;  Gk; 
GA.,  T.;  Schw;  üw;  I";  W;  Zgj  Z.  Syn.  fuer-werchen. 
in  den  Gebirgsgegenden  ganz  bes.  vom  Fahren  mit 
dem  Schlitten,  auf  dem  man  Holz  nach  Hanse.  Dünger 
auf  die  Wiesen  führt.  Übh.  schwere  Fuhrmannsarbeii 
tun  Gl;  ZRichtersw.  Der  Mennendt  chunnt  mit  dem 
Rennende",  der  Bedächtige  [eig.  langsam  Fahrende] 
kommt  mit  dem  Hastigen  ans  Ziel  GrD.  Du  blibst 
en  Stock,  zum  mit-der  M.,  so  dumm,  iluss  man  dich 
als  Zugtier  brauchen  könnte.  Scbwzd.  (Schw);  vgl. 
noch  ßunten  I  (Bd  II  383);  gresten  (Bd  II  810).  Der 
irird  schätzwol  ha"  müesse*  »>..  komische  Deutung  der 
Bewegungen  eines  Musikdirigenten.  Stutz.  ,Es  soll 
ein  yetlicher,  so  holz  uss  den  bergen  fertigen  will, 
faren  uf  den  midisten  holzzug  und  nit  darüber  noch 
daruss  111.,  sunder  strags  dem  selben  zug  nach  zu 
boden  farn.'  1530,  Schw  LB.  .Wo  Einer  dem  Andren 
durch  syn  Guet  holzeti,  fiert  oder  inent  und  da  Schaden 
tuet.'  1605,  ScnwG.  LB.  ,M.,  leiten,  treiben,  miliare, 
dueere,  agere,  instigare,  stimulare.'  Red.  1  »"•*>— -  .Agi- 
tare  equos,  boves,  111.,  die  Boss,  Stier  treiben.'  Denzl. 
1G77;  1710.  Auf  das  angetriebene  Zugtier  übertr. : 
]\'änn-er  Wand  I  wollt]  g' fresse"  Im",  so  mäend-er  au'1' 
m.  MLienert.  .Welieher  mensch  vö  hat,  [der  soll] 
mit  \e  hellen,  und  welieher  nit  nicnctz  [=  niennendes] 
hat,  soll  sust  ein  tagwen  tuen.'    1558,  Gpd.  —  c)  tr. 


297 


Man,  nie»,  min,  mon,  mun 


a)  mit  dem  Zugtier  al>  Obj.  Es  Bind  m.  Gl.  /•> 
gnets  Boss  mues'-me*  und  m.  Gl;  Z.  ,Equos  exhor- 
t.ui.  die  ross  redlich  m.  und  nachhin  treiben.'  Fris.; 
Mal.  -  ß)  mit  der  Last  als  Obj.  BO.;  Gl;  GT.j  Uw; 
W.  Chäs  ah  der  Alp  m.  ISfur  m.,  Dünger  auf  einem 
Schlitten  in  die  Wiesen  führen  W.  Hol:  [Holzblöcke], 
Schutt  m..  mit  Hornvieh  führen  Gl.  Frijer  Im"  s» 
d'  Lihi  [die  Leichen]  abhi'  g'mcnnd  ah-em  Berg  und 
im'''  in H  Husen  [Ortsn.]  heiH-se-sen  üfi  [nach  Meningen 
gefahren];  jit:  trollt  Alls  'trägen  sin  BHa.  .Das  Laub- 
holz wird  des  Winters,  wenn  der  [Klöntaler-]  See  tief 
hinunter  überfroren  ist,  auf  den  Holzschlitten  heraus- 
geführt (herausgemännt).'  Steikm.  1802.  Was  s' Alles 
<h(irhe"  saiimcd  [auf  Saumtieren  transportieren],  man- 
nt il  [fuhrwerken].  Schwzd.  (Schw).  Alles  an  ein  II äfft' 
in.,  sich  Alles  aneignen  Gl.  ,Bei  GRheineck  werden 
die  Schiffe  stromaufwärts  (/ernennet,  d.  h.  mit  am  Ufer 
gellenden  Pferden  heraufgezogen.'  TTobl.  1837.  .Wer 
ein  nüw  hus  machen  will,  dem  süllent  die  herrcn 
geben  vier  seilen  und  einen  first,  und  wenn  die  tallüt 
das  in  den  boden  bringent,  dass  man  si  da  dannen 
mag  gemennen.  so  sullent  si  denn  die  herren  unz  uf 
die  hofstatt  m.  mit  ir  vich.'  1413,  UwE.  Talbuch.  ,Die 
mülistein  sollen  wir  fertigen  unz  an  Stanzstaden  und 
dannethin  sollen  die  herren  die  stein  m.  unzt  an  den 
berg.'  1483,  Obw  R<j.  .Wer  theinerlei  holzes  hüwi, 
rütti  oder  schwantti  oder  fallti  oder  theinerlei  fürs 
oder  grüens  daruss  züge,  trüege  oder  mänte.'  1493/151  I. 
Schw  LB.  .Es  ist  abgeredt  worden,  dass  Herr  Statt- 
halter ihme  Lehenmann  jährlich  mit  drei  Karrenrossen 
ein  ganzen  Tag  soll  lassen  m.  das  Holz  vom  Walde.' 
L630,  SchwE.  Klosterarch.  S.  noch  Gart  Bd  II  432.  — 
2.  bildl.  a)  mühsam  schleppen,  herumziehen  (schwere 
Gegenstände)  Ndw.  Er  männd  g'nueg  a*  einer  Hüs- 
haltig,  er  schleppt  sich  damit,  ernährt  sie  mühsam. 
ebd.  Übh.  sich  abmühen,  streng  arbeiten  Gl;  L; 
GWe.  Iliitt  han-ir''  g' mannet  L.  I'h  ha"  miiesc"  in.. 
bis  )''  dobe"  g'si"  In",  z.  B.  von  Einem,  der  einen 
schwerfälligen  Gang  hat,  wie  wenn  er  Etwas  zu  ziehen 
■  ■der  zu  stossen  hätte  Gl.  —  b)  durch  wiederholtes 
Zureden.  Ermahnen  zu  einer  Arbeit  antreiben  Z.  An 
Eim  in.,  an  Einem  treiben.  Me"  muess  doch  eister  es 
M.  ha"  mit  dir,  es  wott  ekeln  Weg  gä".  Wenn  ic* 
nitil  allinil  manne",  so  gät  Nüt,  sagt  der  Hausvater 
zu  seinen  Kindern.  .Meister,  bruchend  zimlichen  üwer 
knecht,  trybcnd  s'  und  mannend  s'  nit  all  stund,  nit 
änderst,  ob  sy  sygind  hund.'  Ruef  1540. 

Mhd.  men(n)en,  ahd.    »im aus    ijan;  vgl.   vulgärlat. 

mtmnire  neben  minan  (.minare  pecus  in  alpem.'  Acta  Mn- 
reusia),  it.  menare,  fr/,  mener.  Die  Angabe  Meng-Bueb,  -Stachen 
für  ApH.  lässt  fürs  Vb  die  Ausspr,  mengen  vermuten;  vgl. 
die  mini  Nbf.  men(i)gen,  aber  auch  Falle  wie  Chi&ngel,  Ching, 
Lung  neben  Channel  usw.,  u.a.  ähnliche,  bloss  lautliche  Spiel- 
formeu. 

ab-,  abe"-:  „[das  Vieh]  durch  zu  vieles  Mennen 
erhitzen  und  entkräften  Gr."  .Conterere  boves,  die 
ochsen  gar  a.,  mit  arbeit  übereilen,  übernötigen,  ze 
fast  brauchen.  A..  das  vych  übertryben,  iatigare  ju- 
nienta.  Emeriti  boves,  abgemännte  oder  erlägene 
ochsen.'  Fris.  ;  Mal.  Übertr.  auf  Menschen  Scnw.  Syn. 
äbe"g'schafft.  —  über-:  die  Zugtiere  überanstrengen 
Gl;  „Gr;"  Ndw.  —  limine"-:  1.  „das  Vieh  herum- 
führen Scnw;  Uw ;  U:  Zg."  —  2.  bildl..  an  Etw.  müh- 
sam arbeiten,  doch  ohne  merklichen  Fortsehritt;  hin- 
Bchlcppen,    verzögern,    ■/..  B.    einen    Prozess    „Scnw;" 


Uw;  „LT;  Zg."  Syn.  umme*-schJeike:  —  i°-:  1.  durch 
zu  schweres  Fuhrwerk  schädigen,  zerstören  Ndw.  Es 
Briggli  i.  Syn.  in-tharrtn.  —  2.  rerl..  sich  abarbeiten, 
zu  Tode  arbeiten  Z.  T'g'mennt,  abgearbeitet.  —  ver-: 
1.  einen  Vorrat,  z.B.  Dünger,  aus  einander  führen, 
mit  dem  Nbbegr.  des  Aufbrauchen  Scnw;  '/..  's  müesst 
e"  Hautlerer  vier  BOSS  ha",  nett  er  all  der  Mist  r. 
MLiexkrt.  —  2.  „das  Vieh  verführen  [gleichs.  in  eine 
Sackgasse  leiten]  Scnw;  LTw;  LT;  Z«."  —  3.  „bildl., 
eine  Sache  verschleppen,  d.  i.  hinlegen,  dass  man  sie 
nicht  leicht  finden  kann,  ebd.";  Syn.  ver-sMeUcen 
Der  Bueb  hed  mir  's  [z.  B.  das  Buch]  reruirnnt,  sagt 
etwa  eine  Mutter  Schw.  —  4.  Ptc.  vermännt,  durch 
strenges  Arbeiten  abgenutzt,  entkräftet,  von  Tieren 
und  Menschen  GW.  En  f er mannet er  [abgearbeiteter] 
Ma""  Gl.  —  z'sämme"-,  z'weg-:  gefälltes  Holz 
mit  dem  Fuhrwerk  zum  Behufe  späterer  Wegfuhr  an 
eine  Stelle  bringen;  s.  Gunten  Bd  II  383.  .Er  mag 
das  Holz  zusammen   mennen   und  legen.'    1483,   Gfd. 

Menner  II  m. :  Bursche,  der  das  Pflug-  oder  Zug- 
vieh übh.  antreibt  Ap;  Gr;  Syn.  Menn-Biieb.  In  Gr 
ObS.  ein  Knabe  (bisweilen  auch  Mädchen,  Menneri'), 
welcher  beim  alten  Vor-  und  Nachpflug  (vgl.  Krieg 
Bd  III  799).  in  der  Furche  vorausgehend,  am  Pflug- 
baum  oder  an  Seilen,  die  um  die  Hörner  der  Zugtiere 
gebunden  waren,  lenkte.  ,L>er  herr  ward  zornig  und 
wollt  den  m.  [Arnold  von  Melchtal]  übel  an.  der 
muost  entrünnen.'  14G8.  Obw  (weisses  Buch  v.  Samen). 
.Ein  Prediger  sagt,  er  sei  ein  geistlicher  Ackermann. 
Sein  Pflug  sei  Gottes  Wort.  Sein  Zug  seiend  die  Pro- 
pheten und  Apostel.  Sein  M.  seig  syn  Wyb.  Sein 
Acker  seigind  seine  Zuhörer.-  Scuimpfr.  1651. 

In  der  folg.  Stelle  scheint  das  \V.  durch  Übertragung 
i.  S.  v.  Gespann  (Menni)  gebraucht  zu  sein.  ,Dise  nachge- 
schriben  töbler  seint  behalten  allen  denen,  die  nit  mennern 
haben;  ouch  möchte  einer  wol.  der  ein  in.  bat.  mit  seiner 
selbst  Ivb  darauss  tragen.'    1-tSS,   Zellw.  tri;.;   vgl.  Menni  i. 

Menneten  f.  s.  Fueter-Habcr  Bd  II  932. 

Vgl.  das  in  Gr  Urkunden  öfter  vorkommende  menaidn 
und   frz.   men&t . 

Me'nni  GuVal..  Meni,  Mi'ni  GRHe.,  TJVatz;  GSa., 
\V..  Männi  kr;  Gl;  GnRh.;  Schw;  TJw;  U,  Mäni  V 
—  f.:  1.  Gespann,  Fuhrwerk  mit  Zugtieren,  meist  je 
zwei  Stücke  Hornvieh,  auch  Pferde  Ar;  GrD..  L..  <  >bS.; 
GSa..  W.;  Schw;  in  GrD.  nur  mit  einem  einzelnen 
Rind.  Er  hat  die  Blöcker  mit  dem  schwache"  Meneli 
nit  tffiiere"  möge"  Gr  UVatz.  D'  Meni  wette",  das  Zug- 
tier einspannen  GkI'i\  ,Da  die  Äcker  und  Wiesen 
oft  sehr  weit  vom  Dorfe  entfernt  liegen,  so  muss  jeder 
Bauer  in  dieser  Gegend  [G  oRh.]  eine  Mähne  haben, 
d.  h.  Ochsen  und  Pferde.'  Steinm.  1804.  .Mit  syn  selbs 
lyp  darus  zühen  und  tragen,  aber  usgeschlossen  mit 
der  meni.'  XV.,  G  Hdschr.  ,Wenn  der  Herr  auf  Wartau 
wohnt,  soll  jeder,  der  eine  Männi  hat.  demselben  eine 
Fahrt  Holz  auf  das  Schloss  bringen.'  1437,  Senn,  Chr. 
,Das  feld  ist  ze  buwen  mit  einer  starken  menni.'  1 168, 
Zellw..  Urk.  , Seinem  bueben,  der  im  die  mäni  traib, 
baiss  er  [ein  Wolf]  ain  or  ab.'  Vad.  ,Ain  wolf  luf 
X.  X.  und  X.  X.1  an,  wie  si  ain  meni  fuertend.'  ebd. 
,Mit  Boss  und  Meninen.'  1661,  GRebst.  Arch.  Ge- 
spanndienst, Frohndienst  mit  Fuhrwerk:  ,XT.  N.  von 
Alehistorf  soll  schwören:  dass  er  und  seine  Vorderen 
auf  den  Gütern  des  Twinges  zu  A.  in  30  oder  40  Jahren 
dehein  Meni  nie  getan  haben,  dass  er  noch  um  die  M. 
ledig  sei.'  1398,  B  Urk.  —  2.  „in.  BO.;  U",  f.  GrD., 


299 


Man.  HiPii.  min,  mon,  mnn 


3im 


Pr.,  Kli..  Schnd.;  SchwMuo.,  n.  GrO.;  U,  einzelnes 
Zugtier,  meist  Rind  (Ochse),  in  SchwMuo.  auch  Pferd. 
,Wer  Zugtiere  (Mähnen)  besitzt,  niuss  dieselben,  wo 
nötig,  statt  eines  Arbeiters  auf  Geineinwerk  schicken.' 
1868,  (in  Katsbericht;  vgl.  Bühler  I  89;  II  126.  D' 
Sjiüse'fner  [s.  Lid  1  973]  chonnd  [kommt]  am  Morged 
frie  mit  zelte",  fufgehe"  Meni.  Schwzd.  (GrO.).  — 
3.  Schlitten,  bestimmt  für  Hornvieh  Gl.  Syn.  Menn- 
Schlitten.  —  4.  Stück  Holz,  das  gemennet  werden  soll, 
M cnnlast,  a)  „abgesägter  Klotz,  zwei  Scheiter  oder 
ca  5'  lang  BGr.  (m.)u,  Hk.  —  b)  von  Ästen  und  Rinde 
entblösster,  gefällter  Baumstamm.  Auch  Midi.,  beleibte 
Person  Oisw  (f.).  Syn.  Trommel.  —  5.  Platz.  Stelle,  wo 
eine  Last  auf  das  Fuhrwerk,  bes.  den  Schlitten,  ge- 
laden werden  kann  Gl;  SchwMuo.;  Uw.  Holz  (aus 
dem  Walde)  a"  d'  M.  (z.  B.  die  Strasse)  tue",  fitere*. 
S.  noch  grechen  Bd  II  701. 

Zu  Bell.  2  vgl.  Iat.  jumentvm,  Zugtier,  eig.  Gespann,  im 
frz.  jument  zum  Begriff  Stute  verengert,  in  welch  letzterem 
W.  zugleich  der  Geschlechtswechsel  (das  Masc.  wohl  durch 
Och*,  Stier,  das  Ncutr.  durch  Bind  veranlasst)  eine  Ana- 
logie  findet. 

Eren-Menni:  freiwilliger  Frohndienst  durch  un- 
entgeltliches Fuhrwerk,  z.  B.  für  Geistliche  oder  An- 
dere, die  kein  eigenes  Fuhrwerk  haben.  Früher  ge- 
schah dies  auch  an  Feiertagen  (z.  B.  an  St  Sebastian, 
Agathen)  mit  vorgängiger  Verkündung  von  Seite  des 
Pfarrers  an  das  Volk  am  Sonntag  vorher  von  der 
Kanzel  Zg  f.  Vgl.  Er-Tagwan.  —  Uss-:  Zaunlücke. 
Ausfahrt  für  ein  Fuhrwerk,  einen  Pflug.  ,Es  gat  ein 
ussmänni  uss  dem  Riethof  uf  den  Tollacker.'  1497,  Z 
Glattf.  Urk.  Syn.  Mcnn-Loch,  -Lucken.  —  Holz-: 
Holzzufuhr  als  Frohnde.  Der  Abt  von  Kappel  ver- 
langt, dass  gewisse  Lehensleute  ,der  wynmenni  ge- 
horsam syn'  [Wein  ins  Kloster  führen]  sollten,  diese 
aber  behaupten,  sie  seien  nur  ,ein  h.  schuldig  g'syn.' 
1505,  ZKapp.  Urk.  —  Chüe-:  Fuhrwerk  mit  Kühen. 
Pfluggespann,  aus  Kühen  bestehend  Gr  UVatz.  Syn. 
Chüe-Zug.  In  se  söhw'ärem  Bode"  lät-se  sich  mit-ere" 
Gh.  nit  wol  bräche"  [pflügen].  --  Ross-:  Pferdege- 
spann GnHe.  —  Win-:  Weinfuhr  als  Frohnde  oder 
auch  Geldabgabe  an  deren  Statt.  , Summa  denfario- 
rum]  tarn  de  servicio  dicto  w.  quam  de  deeima  minuta.' 
Auf.  XIV.,  AaMuH  Zinsrod.  ,Von  der  w.  git  N.  N. 
von  Buochre  ze  w.  20  den.'  XIV.,  L  Propsteirod.  Die 
Bauern  von  ZHausen  a.  A.  kommen  bei  der  Regierung 
ein,  ihnen  die  ,wyn-menne'  zu  erlassen  oder  zu  er- 
leichtern. 1525,  Egli,  Akten.  ,W.  4  ß  [für  je  1  Sehu- 
pose].'  1526,  BFrienisb.  Klosterrechn.  ,Die  Lehenlüt 
[zu  ZKappel]  sollend  jährlich  zwen  Ertagwen  tuen, 
auch  der  Wynmänni  oder  derselben  Fuhr  gespannen 
stahn,  man  führe  vil  oder  wenig  Wyns.'  1002,  Z  Lehenbr. 

Menningf.:  Fuhre,  Fuhrlcistung.  .Dieselben  lüte 
söllent  ouch  ir  jeglichen  zwo  mennung,  eine  zuo  wic- 
nacht  und  eine  ze  Östren,  dem  meier  ze  Biel  tuen; 
will  er  aber  husen  [ein  Haus  bauen],  so  söllent  si 
ime  die  dritten  m.  tuon.'  1352,  BÜlfingen  Offn.  Der 
Spitalmeister  [zu  GUzn.]  zeigt  an,  dass  das  Gottes- 
haus, wenn  dasselbe  oder  die  Kirche  gebaut  werden 
müssen,  mehr  , Mennung'  bedürfe.  1703,  Absch. 

gc-inein.  in  AaF.;  Ar;  Bstw. ;  Gl;  Gntw.;  G; 
Seil;  Tu;  Zu.,  Wl.  i/'nui":  wie  nhd.  allg.  1.  a)  all- 
gemein, was  Alle  betrifft  und  von  Allen  ausgeübt 
wird.  G'mci's  'J'liir  [Gerede]  ist  seit/"  lär  [ohne 
Grund].   Inhichen.   —  b)  öffentlich,   das  Geineinwesen 


angehend  oder  davon  ausgehend,  's  g'mci"  Wese*  [die 
Gemeinde]  muess-en  erhalte",  er  ist  .almosengenössig' 
SciiSt.  Gr'mäne  Alpe*,  dem  Staate,  insbes.  dem  Armen- 
amte, gehörige  Bergweiden,  die  an  ärmere  Bürger  um 
ein  Kleines  jährlich  verpachtet  werden  ApI.  ,Geiss 
auf's  Gemeine  [Gemeinalp]  treiben.'  1778,  UwLung. ; 
vgl.  AUmend.  ,Die  gemeinen  Werke  (Frohndienste, 
um  die  Alimenten  zu  säubern,  die  Misthaufen  darauf 
zu  verschlagen  usw.),  die  es  einem  Jeden  auf  seine 
Kuh  trifft.'  Sieinm.  1802.  .[Vermächtniss]  an  die  ge- 
meinden kerzen.'  XV.,  ZTJst.  Annivers.  .Ein  g.  [öffent- 
liches] mandat  uss  lossen  gan.'  1476,  Bs  Chr.  ,Dem 
X.  N.  von  den  gemeinen  rüefen.'  1500,  B  Ausgabe- 
posten. .Ein  gemeiner  ruef',  öffentliche  Bekannt- 
machung. 1521,  Absch.  .[Huss  begehrte]  man  sollte 
im  doch  einer  g-en  red  [öffentlichen  Verteidigung] 
vergönnen.'  Vad.  ,Ein  anders  gebürt  dem,  der  ein 
ampt  hat  und  ein  g.  person  ist,  dann  dem,  der  allein 
ein  besondere  person  ist.'  JHaller  1597.  .Alle  die 
Hab  und  Güeter,  so  man  inen  g.  g'macht  [lat.  publi- 
care],  genommen  und  confisciert.'  RCvs.  .Landstry- 
chende  Bettler,  die  zur  Arbeit  vermüglieh,  zum  ge- 
meinen Werk  anfesslen  und  brachen.'  B  Mand.  1628. 
Das  ,g.  Bett'  verrichten.  1653,  LNeud.  .Wenn  ein  Amt 
ist  zu  bestellen,  sei  es  kirchisch  oder  g.  [staatlich  ].' 
CMey.  1057.  .Das  Büchlein  g.  machen  [veröffent- 
lichen].' Sulzer  1772  (und  schon  hei  Zwingli).  S.  noch 
Dings-Kauf  Bd  III  107.  —  c)  gemeinschaftlich,  ge- 
meinsam, vereint.  G'm-i  Atzi'g,  gemeinsames  Abweiden 
der  Weideplätze  und  Wiesen  im  Herbst  und  Früh- 
ling ohne  Rücksicht  auf  die  Quantität  des  Privatbe- 
sitzes an  Wiesen  oder  Vieh  eines  jeden  Partikularen 
Gr  UVatz.  Die  g.  [Reformierten  und  Katholiken  ge- 
meinsame] Chilclte"  Gl.  Mer  [wir]  händ  d'  Schür 
rfmei"  mit  enand  Z.  Si  händ  's  g'm.  wie  die  erste' 
Christe".  Sprww.  1809.  Ieh  mächt  nöd  mit-cm  g'mä" 
ha"  GBh.  Die  ziceii  Meidschi  hei"  es  Chrättli  e'sämme* 
z'  g.  [zum  Ostereiersuchen].  Schwzd.  (BStdt).  G.  hüse*, 
gemeinsamen  Haushalt  führen  GT.j  Tu.  E"  b'soffe" 
Wib,  en  g-er  Llb.  Sulger;  vgl.  feninie  publique.  Z'  g-em 
llät,  gemeinsam,  zusammen,  z.  B.  gehen,  Etw.  tun  Gr 
Chur,  D.,  L.,  Pr.  .Die  Bauern  seien  einig,  nächstens 
eine  g-e  Teilung  [Gütergemeinschaft]  zu  machen.'  152 1. 
Absch.  Die  Täufer  hätten  ,wyb  und  mann  g'meind  wie 
die  Gruebenheimer.'  1525,  G  Ratsb.  ,Ein  so  herrlicher, 
ansichtiger  mann  [wie  der  Papst],  so  ein  g-e  [der 
ganzen  Menschheit  gehörende]  person  ist.'  JWolf  1501. 
,Es  gibt  in  sömlichen  anstössen  gemeiniglich  ein  g. 
wetter  [es  trifft  Alle  gleich].'  1585,  U  Ncuj.  1827.  .Sic 
müssen  den  Hag  g-d  machen.'  1707.  ZWang.  Ehfad- 
rodel.  —  2.  zwei  Parteien  gemeinsam,  unparteiisch, 
wie  änhd.  Übergehend  in  die  Bed.  genehm,  annehm- 
bar: ,Dass  mir  Baden  [als  Ort  der  Disputation]  keins- 
wegs  g.  ist.'  Zwingli.  .Es  ist  den  predigeren  der  statt 
Zürich  weder  g.  noch  gelegen,  in  das  concilium  von 
Trientzu  kummen.'  HBdll.  1546.  S.  noch  glich  t  (Bd  II 
595).  —  3.  ordinär,  mittelmässig;  Gegs.  besonder,  her- 
vorragend, selten.  En  g-er  Ma"",  ein  Mann  aus  dem 
Volke  Gr;  G;  Uw;  Z.  De- g.  Ma"",  coli.,  der  untere 
Mittelstand  Z.  Me"  cha""  mid-em  itmgä;  nie  mid-eme' 
g-e"  Mensch  Ndw.  Irl'  will  lieber  en  g-er  Ma"  si" 
und  in'n  Himmel  chö*  [als  reich  oder  vornehm  und 
gottlos  sein]  '/..  Das  Träten  [Prozessieren!  ist  )iiäl 
für  die  G-e*.  .IKMf.v.  1844,  Chömmed  w  aW*  mit? 
Ja  fnli'',   irc<"-mcr  [wir]  so  .:ire"  Ilene",  irie-n-ir  sind, 


801 


Man.    Mir II.    min.    tliOU,    inuii 


302 


und  .' g.  sind,  .li  oknoschatz.  So  </.,  so  ziemlich)  nicht 
gerade  viel,  nicht  eben  sehr  Gl;  GA.,  G.  Heid-er  vil 
Heu  iiberehö'?  Antw.  »sog-  GA.  ff'mei"  (so  g.  ane'J 
GG.,  Sev.,  so  g'mälächt  GT.,  Antwort  auf  die  Frage: 
Wie  geht'sV  «SV  hänkcd  de*  Chopf  und  druesed  *" 
lll)lllH■",  wie  wännd  s'  g'mei*  chrank  [geradezu  krank] 
wäre'd.  Fkirek.  Cr.  [mir  mittelmässig]  if  falle*  Gl. 
.G-e  Schulden',  solche,  die  sich  durch  nichts  Beson- 
deres, wie  Pfandrechte.  Privilegien,  auszeichnen  Z 
(Fr.  v.  Wvss).  ,Die  g-en  Handschriften,  in  denen  keine 
benannten  (Tnderpfänder,  sondern  allein  des  Haupt- 
Schuldners  Hab  und  Gut  verschriben.'  SMdtach  1709 
(für  B).  —  4.  gering,  schlecht  Ar;  G;  Z.  E*  g-s  Jar  Z, 
g'mä's  Jörli  GTa.,  unergiebiges,  unfruchtbares  Jahr. 
Bär  <ji''t  's  g-i  Frucht,  leichtes  Getreide  Z.  Wie 
stät 's  in' n  Bebe"?  's  stät  gruselig  g'mei*.  HBrandenb. 
1870.  Er  hed  's  Vschadelv*  [bescheidenlich]  g'inäne* 
Ar.  es  stät  g'mei"  mit-em  ZDättl.,  leiblich  oder  öko- 
nomisch. ,l)er  Verdienst  im  Bauinwollgewerb  ist  g.' 
Tageb.  .Schumi  1785.  .Er  befindt  sieh  g.-  1788,  Ai'Id. 
.Überhaupt  war's  ein  elendes  Jahr,  allenthalben  Krieg, 
Teurung.  Hunger.  So  g-e  Jahre  hatten  die  Alten  nie 
erlebt.'  1789.  HWeber  1869.  —  5.  herablassend,  nicht 
stolz  im  Benehmen,  leutselig  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  S; 
Uw;  LT;  Z.  Gegs.  g'herrsch.  G'mei*  si*.  einfach,  be- 
scheiden auftreten  GrPi\  Der  Her  von  S.  tued  ganz 
g.  GnPr.  Cr.  mache*  Gr;  Sch  (8t.'1),  sich  g.  mache"  (mit 
EimJ  Aa;  Th;  Zu;  Z,  sich  herablassen,  mit  geringen 
Leuten  (allzu)  vertraulich  sein.  Woll,  ich  icett-iiii''' 
nie''  g-  mache"  mit  derige*  Lüte"!  Tu.  Wie  der  Herr 
B.  ^so  ne*  guete''  und  so  ne"  g-er  Mensch  sig  und  nie" 
mit  im  chonn  rede*,  wie  mit  eusergattige*  Lüte*.  Schwzd. 
,l)as  Meitschi  komme  immer  daher  wie  aus  einem 
Drückli  und  sei  doch  ganz  g.,  möge  sich  mit  den 
ärmsten  Leuten  g'mühen,  könne  mit  einer  alten  Frau 
b'riehten  ganze  Stunden  lang.'  Gotth.  ,Die  Vorge- 
setzten rühmten  mich  [den  Schulmeister]  und  sagten, 
das  hätte  ihnen  gefallen,  dass  ich  gar  so  ein  g-er  sei 
und  niederträchtig  mit  Jedermann.'  ebd.  ,Bis  aller 
weit  früntlich,  bis  nit  aller  weit  heimlich;  bis  g.,  nit 
geheim!'  WSteiner  1530.  .Machet  sich  Gott  mit  uns 
g.,  so  ist  er  nichts  desto  geringer;  machet  er  sich  uns 
selzen,  so  ist  er  nichts  desto  grösser.'  JJBreit.  1016. 
.Gar  zu  g.  mit  den  Untertanen  bringt  gern  Verachtung 
[der  Uegenten].'  Lindinner  1733.  —  6.  adv.  Gebrauch. 
Si  i'itrsed  sich  da  iez  g.  ine*  z'säme*,  sie  versammeln 
sich  da  jetzt  ordentlich  [ordentlicher  Weise,  gemeinig- 
lich] BHk.  (St.b). 

all-:  1.  wie  nhd.  allg.  Das  Neutr.  subst. :  Publi- 
kum, Volk;  die  öffentliche  Fama,  's  A.  denkt  änderst  Z. 
Oppis  für 's  A.  tue*,  etw.  Gemeinnütziges  ZO.  's  isch 
's  A.,  es  ist  allgemeines  Gespräch,  die  Leute  sagen 
allgemein  Bs.  —  2.  mittelmässig  BoSi. ;  s.  gemein  3. 

In  der  Z  Kanzleispr.  1818  die  Form  ,;i]lmeiu' :  ,üie  Unter- 
pfand, lind  so  hieran  nicht  genugsam  wäre,  dann  auch  a.  des 
Schuldners  übriges  Haab  und  Gut  angreifen.' 

Ge-mein  Aa  (PI.  G-e*  und  G-de"  Leer.);  Bs;  BoE.; 
L;  S;  W,  G'mei"  PJ.j  Gl;  GrHo.;  PAL;  GSev., 
G'meind  AaF.;  Ap;  BsStdt;  B;  Gl;  Gr;  G;  Sch;  Th ; 
U;  W;  Z,  Tmänd  Srn.  Mund  ZSth.,  G'meid  Th  (Feier- 
abend 1860)  --  f.:  1.  Gemeinde,  wie  nhd.,  wobei  in 
der  neuern  Zeit  unterschieden  werden  Bürger-  (Civil-), 
Einwohner-,  Kirchen-,  Schulgemeinden,  sowfohl  recht- 
lich als  lokal,  allg.  Ohne  nähere  Bezeichnung  ist  es 
gewöhnlich  die  politische,  Heimats-  oder  Ortsgemeinde, 


Dorfschaft.  Gang  G.  uf  und  ab,  ob  's  Upper  eso  macht 
'£&.  De  Hieltst  i"  dir  (!.  iniu-,  der  reichste  Bauer 
des  Dorfes.  Die  ganz  G.  red't  denn",  es  ist  Dorf- 
gespräch.    Er  mö  [muss]  -siek  schäme*  vor  der  ganze* 

G.  Tu.  Es  gut  mich  Nüt  et*,  ich  bin  ml  vo"  den-  (1.. 
scherzende  und  die  Kirchturmspolitik  verspottende 
Ausrede  /..  Wtun-mir  Nüt  lösed  us  Wi*  und  Spise*, 
so  ehmiued-mer  uu,h  der  Tmänd  mt  zise*  [zinsen]  Suu. 
Was  chunnt  dich  o"ch  a",  e*  Sellige*  [einen  Solchen] 
a*  d'  Cr.  welle*  z'  tue",  d.  h.  ihn  zum  Beamten  zu 
wählen?  B  Kai.  1810.  Uf  d'  G.  gö",  an  die  Arbeit  bei 
den  öffentlichen  Frohndiensten,  bes.  an  den  Strassen, 
gehen  AaF.  Syn.  a*  's  G'mei"-  Werch.  A"  d'  Cr.  am1" 
cho*,  der  Gemeinde  zur  Last,  der  öffentlichen  Unter- 
stützung anheini  fallen  Z.  Dass  mer  im  vorhaltet,  er 
sig  der  G.  uf  ein  Hals.  BWyss  1863.  Die  heig-mc* 
hei'"  uf  d'  Cr.  g'schickt;  die  werdi  scho"  öppe*  für-se 
sorge*.  Bari  1886.  .Heimischen  Kranken  und  Armen 
gibt  man  Nichts;  geh  vor  die  G.!  ist  da  der  allgemeine 
Trost.'  Glur  1835.  In  einem  Schreiben  Zürichs  vom 
J.  1442  bei  Edlib.  scheint  das  W.  die  Bevölkerung 
von  Stadt  und  Landschaft  Z  zu  umfassen:  ,Uas  land- 
kündig ist  unser  ganzen  gemeind.'  In  einem  Briefe 
von  1373  werden  die  Bürger  von  der  Gemeinde  unter- 
schieden, wohl  nach  der  alten  Klassifikation  der  Bürger 
von  den  Stuben  und  der  Bürger  von  den  Zünften.  Als 
ein  Ratsglied  von  Zünften  zum  ersten  Male  zum  Bür- 
germeister erhoben  wurde,  so  sehrieb  man,  dass  der 
B.  zum  ersten  Male  von  der  Gemeinde  genommen 
wurde.  Ochs;  vgl.  Bed.  1.  Über  den  Ursprung  und  die 
Entwickelung  der  schweizerischen  Landgemeinden  s. 
bes.  Fr.  v.  Wyss,  Ztschr.  f.  schwz.  R.  Bd  1;  auch  Seil. 
140  f.;  Tsch.  583  f.  —  2.  Gemeindeversammlung,  allg. 
Hut  ist  (c*)  G.  Öppis  für  d'  G.  bringe*  Tu;  Z,  cho* 
lö*  Gr.  D'  G.  ist  bi  Buess,  Ausbleibende  werden  gc- 
büsst  Z.  A*  d'  G.  büte*  Gr,  i'lade"  Th,  durch  den 
,Weibel'  zu  einer  Gemeindeversammlung  einladen. 
'Botteni  Cr.,  obligatorische  Bs.  ,Die  By-  oder  Hinder- 
sässen  sollend  sich  der  G-en  müessigen.'  1041,  Zuiliin. 
L'rk.  .Ein  ganz  potne  G."  ebd.  ,Dem  Wirt  allhier  für 
zwei  Jahr  die  Stuben  zu  heizen  und  die  G.  zu  dulden 
2  Krön.'  BE.  Pechnungsman.  1728.  ,Die  kleine  G.'  in 
ZRheinau  bildete  der  Abt,  Vertreter  des  Convents. 
geistliche  und  weltliche  Beamte  im  Gotteshaus.  Sie  ver- 
sammelte sich  in  der  .Tafelstuben'  zur  Schultheissen- 
wahl,  während  die  .grosse  G.'  daselbst  in  der  , Burger- 
stuben' sich  versammelte.  S.  auch  zer-gän  Bd  II  37. 
Hie  jährlich  wiederkehrenden  Gemeinde  Versammlungen 
werden  nach  dem  Tage  oder  der  Jahreszeit  benannt, 
so  die  Hl.  Dreikönigen-G.  Zg.  .Sonntag  den  8.  Jan. 
an  bei  Eiden  versammt-,  sogenannter  Hl.  Dr-G..'  Urk. 
S.  noch  die  Zssen.  —  3.  das  Publikum,  die  Leute. 
.Sich  halten  nach  der  g.,  der  meinung  folgen  des  ge- 
meinen mannes,  abire  ad  vulgi  opinionem.'  Fris. 

Das  Verhältniss  von  Tmänd  einerseits  zu  G'meind,  ander- 
seits zu  Mand  lässt  sich  kaum  mit  Sicherheit  feststellen; 
wohl  kommt  Vertauschung  von  g  bzw.  /.•  vor  einer  Liquid» 
mit  «  vor;  aber  in  dem  vorliegenden  Falle  konnte  Ver- 
schmelzung des  synk.  Art.  mit  dem  Subst.  Statt  gefunden 
haben.  Letzteres  kommt  auch  in  deutscheu  MAA.  und  im 
Jllid.  ohne  das  Prftf.  vor;  so  auch  in  dem  Flurnamen  Mändli 
ApI).  welcher  zugleich  als  Zeuge  des  ursprünglichsten  Be- 
griffes (Allmende.  Genossenschaf'tsguti  beachtenswert  ist;  die 
selbe  Bed.  liegt  dem  Fluni,  ß'memd  ZWyt.  zu  Grunde  und 
ist  in  unserer  ä.  Lit.   vielfach   erhalten. 

Heb-anne"-:  Versammlung  der  Frauen  zur  Wahl 


303 


Man.    MH'II.   min.   m i •  u .   111 11 11 


304 


einer  Hebamme  Tu;  /.  —  Uss-Gemein:  I.Gemeinde 
ausserhalb  des  Hauptortes  Gl.  Syn.  Uss-Dorfschaft. 
—  _'.  Vorstadtgemeinde  mit  eigener  Verwaltung  Z.  — 
Veli-:  1.  Versammlung  und  Beratung  der  Viehbesitzer, 
zumeist  über  Haltung  des  Zuchtstiers  ZZoll.  —  2.  Vieh- 
gemeinschaftsvertrag. Vgl.  Halb-Vich  Bd  I  0-19  und 
bes.  Seg.,  BG.  II  516.  ,Der  vechgmeinden  halb,  wann 
einer  dem  andern  ein  gmeind  absagt  vor  S.  Johannes- 
tag, so  soll  im  der  gineinder  dasselb  jar,  darin  die 
absagung  besehicht,  züche[n]  unz  dass  einer  eim  das 
gelt  gibt  und  nüt  hören  zien.  so  bald  einer  eim  abgseit, 
und  soll  allweg  einer  dem  anderen  liehen  uf  ein  kue 
11  pfd  den.  und  giong  die  selb  kue  ab,  so  soll  dem, 
der  das  gelt  ussg'lichen  hat,  ein  pfund  pfennig  ab- 
gangen syn.  und  wend  si  dann,  so  die  kue  abgat,  die 
gmeind  nie  bau,  so  soll  der  gmeinder  ein  ander  kue 
darstellen  und  diser  im  ein  anders  pfund  pfennig  gen.' 
Ar  LB.  1409.  .Die  fechgmeinden  und  was  angeleit 
gelt  ist.  das  nutz  und  zins  bringt,  soll  g'legen  [liegen- 
des] guet  syn  und  heissen.'  1537,  Ar  LB.  Auch  bei 
Strickl.  II  20  (für  GRh.).  — •  Hüs-vätter-:  Versamm- 
lung der  Hausväter.  .Es  ist  heute  Hausvätergemeinde, 
heute  macht  mau  neue  Sittenrichter  und  neue  Ge- 
meinderäte.1  B  Kai.  1840.  —  Fri-:  freie,  d.  h.  unab- 
bängig  von  der  Überbehörde  einberufene  Gemeinde- 
rersammlung. ,Dass  denen  Gemeinden  [in  GT.]  fürohin 
anbenommen  sein  solle,  in  denen  besonderen  Gemeinds- 
angelegenheiten Freigemeinden  zu  halten,  jedoch  mit 
dem  Beding,  dass  selbige  von  Niemand  anders  als  von 
den  Vorgesetzten  gehalten,  vorher  aber  dem  Landvogt 
sowohl  die  Zeit,  als  auch  was  darauf  verhandlet  wer- 
den solle,  angezeigt  werden  soll.'  1759,  Arsch.  — 
Hof-:  1.  die  auf  den  Höfen,  d.  h.  ausserhalb  der 
engern  Gemarkung  Angesessenen  und  deshalb  keinen 
Anteil  an  der  Nutzung  der  Allmend  Besitzenden  B 
Huttwyl;  ebd.  auch  Land-G.  Gegs.  Herd-G.  S.  Nyff. 
1871,  135  f.  —  2.  Gemarkung  der  Höfe  in  GRh.  ,[Die 
Rebsteiner  bitten]  ob  unsere  hofiüt  nit  ouch  dörfend 
im  Ramstal  kriese  g'winnen,  öpfel  und  biren  schütten, 
als  wol  als  üwer  landlüt  [die  Appenzeller]  in  unsem 
hofsg'meinden  kriese  ze  gewinnen,  äpfel  und  biren 
ze  schütten  angedinget  habend.'  1534,  Schreiben  des 
Ammanns  von  GMarb.  an  Ammann  und  Rat  von  Ar 
(Zellw.,  ürk.). 

Höflcr-:  die  jährliehe  Versammlung  der  Dorf- 
bewohner in  ApSpeicher  je  nach  der  ordentlichen 
Landsgemeinde.  —  Die  Baustulle  in  Speicher  hiess  ehedem 
,11'jf,  die  Bewohner  ,H6flor.' 

Herbst-:  Gemeindeversammlung  zur  Bestimmung 
des  Tages,  an  dem  die  Weinlese  beginnen  soll  Tn.  Syn. 
Wimmen-G.  —  Herd-:  durch  gemeinschaftlichen  Be- 
sitz von  Allmendland  verbundene  Gemeinde  B.  Vgl. 
Herd  3b  (Bd  11  1599)  und  Allmend-ffird.  ebd.  ,Ums 
Jahr  1650  wurde  durch  eine  besondere  Verordnung  des 
Rates  von  Huttwyl  etwa  15—20  .Minuten  rings  um  das 
Städtchen  eine  Grenzlinie  gezogen  und  dieselbe  mit 
Marchsteinen  deutlich  ausgemarchet.  Was  innert  dieser 
Linie  lag,  bildete  die  II.'  Nyff.  1871.  Syn.  Stadt-G.; 
Gegs.  Hof-G.  —  Trübe  n  -  hirten- :  Gemeindever- 
sammlung zur  Wahl  eines  Traubenhüters.  1727.  Sch 
s.lil.  ürk.  —  Chäs-;  Versammlung  einer  Käsereige- 
nossenschaft Z;  Korporation  von  Viehbesitzern,  deren 
jeder  so  viel  Rechte  an  der  Käserei  halle  als  Kühe,  von 
denen  er  Milch  zu  Liefern  versprach  B.  Vgl.Gotth.,  Veh- 
freude  28.  —  Clinabc"-:  Versammlung  der  Jünglinge 


von  über  10  Jahren,  gewöhnlich  am  Sonntag  Abend 
vor  der  Kirchweih  auf  dem  Dorfplatz  bei  der  Linde 
abgehalten,  wobei  der  Knabenrat,  das  Gericht,  der 
Seckelmeister  und  der  Weibel  bestellt  wurden.  Der 
Bat  hatte  die  Pflicht,  den  Jünglingen  [lassende  Mäd- 
chen zu  gelegentlicher  Heirat  anzuweisen,  auf  diese 
selbst  ein  wachsames  Auge  zu  haben  und  überhaupt 
auf  Alles  bedacht  zu  sein,  was  den  Interessen  der 
Jünglinge  förderlich  sein  konnte.  Das  Gerieht  sprach 
Recht  in  streitigen  Angelegenheiten  der  Jünglinge  und 
lallte  auch  Strafen,  die  gewöhnlich  in  einigen  .Mass 
Wein  oder  Most  bestanden  und  gemeinschaftlich  ge- 
trunken wurden.  Alljährlich  am  Kirchweihfeste  war 
dann  von  Bat  und  Volk  grosser  Umzug;  wo  es  tunlich 
war.  sogar  zu  Pferd.  Nachher  Tanz  und  Trunk  bis 
Abends  10  Öhr  AaF.  ■(•  —  Lands-:  öffentliche  Ver- 
sammlung der  Bürger  eines  .Landes';  vgl.  Land  4  a 
Bd  III  1298.  Spec.  die  je  Anfangs  Mai  (oder  Ende 
April)  unter  freiem  Himmel  mit  feierlicher  Eröffnung 
abgehaltene  Versammlung  aller  aktiven  Bürger  des 
Kantons  zur  Wahl  der  Regierung  und  gewisser  Be- 
amter, Abnahme  der  Landesrechnung  und  Abstimmung 
über  Gesetze  (früher  auch  über  Krieg  und  Frieden), 
welch  letztere  Verhandlungsgegenstände  in  den  vor- 
geschrittenen Kantonen  den  Bürgern  gedruckt  zuvor 
zugestellt  werden;  jetzt  noch  in  ArA.  u.  I.;  Gl;  Nuw; 
Obw;  U.  früher  auch  in  aScuw;  SchwG.,  Ma.;  Zg,  sowie 
den  Gr.  Hochgerichten;  vgl.  Land- Ammann.  Auch  in 
den  Landvogteien  GG.,  8a.,  T.,  l'zn.  hatten  die  Unter- 
tanen die  Freiheit,  sich  für  gewisse  Landesangelegen- 
heiten zur  L.  zu  versammeln.  Zur  Teilnahme  be- 
rechtigt und  verpflichtet  ist  joder  Bürger  vom  20. 
(früher  sogar  vom  14.)  Altersjahre  an;  Ausbleiben  hat 
Busse,  früher  sogar  den  Verlust  des  Landrechtes  zur 
Folge;  ausgeschlossen  sind  die  ,Ehr-  und  Wehrlosen.' 
In  einigen  Kantonen  lag  den  sog.  Hintersassen  ob,  in 
Kriegsausrüstung  Wache  zu  halten.  In  Gl  sind  be- 
sondere Plätze  für  die  unerwachsenen  Knaben  auf- 
gespart. Die  Teilnehmer  erscheinen  in  ihrem  besten 
Staate  und  (nach  strenger  Vorschrift)  mit  Seitenge- 
wehr. In  Gl  halten  vor  der  .ganzen  gemeinen  L.' 
(deren  Ort  ,im  Zun'  heisst)  die  beiden  Konfessionen 
ihre  gesonderten  L-en.  Der  wichtige  Tag  wird  schon 
am  frühen  Morgen  durch  Mörserschüsse,  Trommeln, 
jetzt  auch  durch  .Musik  angekündigt.  Ist  die  Stunde 
da,  so  verfügt  sich  die  Regierung  in  Begleitung  von 
gewissen  hohen  Beamten  und  Geistlichen  (in  U  zu 
Wagen,  früher  zu  Pferde)  in  mehr  oder  weniger  pomp- 
haftem Zuge,  bei  welchem  Trommler  und  Pfeifer  mit 
althergebrachter  Marsehweisc  nicht  fehlen  dürfen  (in 
Sohw  waren  es  ehemals  ihrer  100),  und  die  Weibel 
and  Spiessträger  in  altertümliche  Tracht  in  den  Landes- 
farben gekleidet  sind,  auch  das  Landesbanner,  das 
Richtschwert,  das  Landessiegel,  die  Schlüssel  der 
Staatskasse  und  das  Landbuch  feierlich  einhergetragen 
werden,  nach  dem  Orte  der  L.,  wo  sie  von  den  Land- 
leuten mit  entblössten  Häuptern  empfangen  wird;  vgl. 
Ihhui  II  (Bd  11  1205),  Uri-Stier.   Für  die  Regierenden 

sind  in  der  Mitte  des  Platzes  ein  oder  zwei  sog.  Stühle. 
Tribünen,  errichtet.  Der  Landammann,  welcher,  auf 
das  Landesschwert  gestützt,  während  der  ganzen,  ofl 
stundenlangen,  Verhandlungen  zu  stehen  hat.  redet 
die  Versammlung  an  mit:  .Vertrüti,  getreui,  liebi, 
hochgeachtete  Landlüt!1  (Aid.)   oder:   .Hochgeachtete 

Herren,    ein   hoch-   und   wohlweis  gesessener    Landrat 


305 


Man,  mcil.  min.  ni.in.  inuii 


306 


iin.l  ir,  getrüwe,  Heb.'  Landlüt!'  (tfw).  Wann  der 
Grossweibel  in  .He  Verhandinngen  einzugreifen  hat, 
wendet  er  sich  an  seine  Vorgesetzten  und  .las  Volk  mit: 
.Hochgeachteter  Herr  Landammann,  hochgeachtete, 
hochgeehrte  Herren,  hoch- und  wohlehrwürdige  Geist- 
lichkeit, sämmtlich  verträte,  hochgefrite,  liebe  Herren 
Landleut!'  Gl.  Bevor  die  Verhandlungen  beginnen, 
wird  von  der  ganzen  Gemeinde,  an  einigen  Orten 
knieend,  ein  Gebet  gesprochen  oder  das  L.-Lied  ge- 
sungen. Abstimmungen  und  Wahlen  erfolgen  durch 
Aufheben  der  Hände,  wobei  jede  Partei  die  Zahl  ihrer 
Anhänger  durch  laute  Rufe  wie  ,he,  he!'  oder  .ein- 
hellig!'  zu  vermehren  sucht.  Falls  die  mit  dem  Blicke 
abzählenden  Beamten  sich  nach  dreimaligem  Versuche 
nicht  getrauen  zu  entscheiden,  bei  wem  der  Sieg  liege, 
so  muss  das  mühselige  Geschäft  des  Abzählens  von 
Mann  für  Mann  vorgenommen  werden,  welches  da  und 
dort  dadurch  vollzogen  wird,  dass  man  eine  Partei 
nach  der  andern  unter  den  zsgehaltenen  Händen  zweier 
Zählbeamter  oder  unter  dem  Landesschwert  durch- 
schlüpfen lässt.  Zum  Schlüsse  leisten  zuerst  der  neu- 
gewählte  Landammann  and  dann  in  brausendem  Chor 
das  gesammte  Volk  mit  aufgereckter  Schwörhand  den 
Eid  der  Landestreue.  In  ApA.  ist  der  L. -Sonntag  der 
einzige  des  Jahres,  an  welchem  Hochzeit  gehalten 
werden  darf,  wovon  mit  Vorliebe  Gebrauch  gemacht 
wird.  In  Scnw  hat  sich  der  Name  noch  erhalten  für 
die  jährlich  stattfindende  Versammlung  der  Bürger 
eines  Kantonsbezirkes,  in  Gr  ähnlich  für  diejenige 
eines  an  die  Stelle  der  alten  Hochgerichte  getretenen 
.Kreises',  nur  alle  zwei  Jahre  abgehalten  zum  Behufe 
der  Bestellung  der  Kreisobrigkeit  und  der  Wahl  der 
Deputierten  zum  Grossen  Rate.  E"  zltigi  [eine  ordent- 
liche], en  o'zltigi  [eine  ausserordentliche]  L.  Ap.  Om 
d'  L.  iiiiiiiii",  ungefähre  Zeitbestimmung,  ebd.  Es 
Volch  ice  an-ere"  L.,  eine  grosse  Volksmenge  Gl.  .Ich 
teilte  aus  meiner  grossen  Dose  Tabak  wie  an  einer 
L-e  aus.'  Sonstagsp.  1866,  671.  Ausführlicheres  über 
Bedeutung  und  Verlauf  der  schweizerischen  Lands- 
gemeinden s.  bei  Leu,  Lex.  I  288.  292;  VIII  574;  XI 
345;  XVI  615;  XVIII  637.  653.  738;  XX  486;  Ap  Gem. 
110;  Ap  Jahrb.  2.  Folge,  6.  Heft  83;  T.,  Sprachsch. 
292;  Sonntagspost  1868,  323;  Wanderer  83;  Schäfer 
1813,  124;  Gl  Gem.  490;  Ap  Kai.  1894;  Zg  Kai.  Eis. 
1877;  Ndw  Kai.  1863;  HHerzog  1884.  44;  Dubs,  De- 
mokr.  24.  36;  Bergmann  1865,  81;  Illustr.  Schweiz 
1871.  284  ff.;  Osenbr.  1863,  4.  51.  94;  1874,  189;  neue 
Kulturb.  32;  Wanderer  V  218;  Senn  1870,  47;  Alpen- 
rosen 1869,  144  (mit  Abbildung);  Centralbl.  des  Zo- 
fingerver.  Juli  1891;  N.  Z  Ztg  1869  Nr  123;  1892 
Nr  122  Beil.;  Z  Freitagsztg  1892  Nr  20;  Tschumpert 
586;  GFient  1896,  86.  Vgl.  noch  gefrit  Bd  I  1264; 
Besatzing.  —  landsg'meinde11:  L.  halten  UwE.; 
s.  auch  ge-meinehn  II. 

Lismer-:  scherzhafte  Bezeichnung  der  Gemeinde 
ZRüml.;  vgl.  lismen  Bd  III  1424.  —  Maie»-:  die  An- 
fangs Mai  stattfindende  Gemeindeversammlung,  welche 
die  Hauptgeschäfte  des  Jahres  erledigt  Z.  ,An  der 
järlich  gewohnten  M.,  Sonntag  den  26.  Mai  1726.'  Zg 
Urk.  —  Hauptmanns  Hopmes-:  acht  Tage  nach  der 
Landsgemeinde  stattfindende  Gemeindeversammlung, 
an  der  namentlich  die  Wahl  der  beiden  .Hauptleute' 
vorgenommen  wird  Ap.  Syn.  Früeligs-Chilchhöri;  s. 
Chilch-Höri  2  Bd  II  1578.  —  Martini-:  Gemeinde- 
versammlung um  Martini,  an  welcher  die  Rechnungen 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


über  die  öffentlichen  Güter  abgenommen  werden  Obw. 
—  Merze"-:  Gemeindeversammlung,  welche  man 
(noch  in  den  50er  Jahren)  jedes  Jahr  im  März  abzu- 
halten pflegte  und  an  welcher  verschiedene  Gemeinde- 
angestellte gewählt,  sowie  die  Gemeinderechnung  ab- 
genommen wurde  GitHe.;  s.  Tsch.  587.  —  Most-: 
Bürger-  oder  Genossengemein. le  GStdt  t-  .''er  Vater 
oder  der  Götti  führt  uns  an  der  M.  nicht  mehr  an 
der  Hand  zum  alten  Weibel.  Heumesser  usw.  [Wirt- 
schaften] und  zu  den  ersten  reifen  Haselnüssen.' 
PScheitlin  1829. 

Nebent-,  Bi-  oder  Winkel-Gemeinden  ver- 
bieten die  7  katholischen  Orte  als  .Versammlungen, 
rotten  und  praktizieren  hinderrugks  und  one  wüssen 
und  willen  der  oberkeiten,  woryn  ouch  die  Sachen 
unsers  waren,  alten,  katholischen  gloubens  gemischt 
worden.'  1588,  Absch. 

Es  handelt  sich  hauptsächlich  um  Unterdrückung  von 
Versammlungen  evangelisch  Gesinnter  und  ihrer  Beziehungen 
zu  den  reformierten  Kantonen. 

Näch-:  nachträgliche  Landsgemeinde,  in  welcher 
die  in  der  eig.  Landsgemeinde  nicht  erledigten  Ge- 
schäfte nachgeholt  werden  Uw.  .So  ist  die  n.  über 
acht  tag  ang'sehn  und  sind  die  artikel  [Gesetze],  so 
die  verordneten  g'setzt,  an  d'  n.  g'schlagen.'  1562, 
Xnw  Rq.  —  Narre"-:  der  Montag  nach  der  ordent- 
lichen Landsgemeinde,  an  welchem  gewöhnlich  die 
Feuerspritzenprobe,  verbunden  mit  allerlei  Lustbar- 
keiten, stattfindet  Ap.  In  ApSchönengr.  eine  an  dem 
genannten  Tage  die  Landsgemeinde  parodierende  Ver- 
sammlung der  jungen  Leute.  Wenn  Weiber  die  Männer 
wegen  der  N.  necken,  pflegen  Letztere  etwa  zu  er- 
wiedern:  Norre'  [Närrinnen]  -g'mänd  ist  's  ganz  Jor, 
N.  gad  en  Tag.  Ein  lebensfroher  Spassvogel  wurde 
zwei  Tage  vor  der  Landsgemeinde  bei  seiner  Arbeit 
nach  Landesweise  von  einem  Vorübergehenden  gefragt, 
ob  er  bald  Feierabend  habe,  und  erwiderte:  Sobald-ich 
ufhör,  hattri"*  Firöbed  ond  der  F.  clwnd  denn,  wenn 
£«»  emol  sterb;  ic*  uill  aber  d'  X.  ferst  »oc*  döre*  lö". 
Vgl.  Narren-Bät.  —  Bürt-:  Versammlung  einer 
.Bürt'  [Unterabteilung  einer  Kirchgemeinde]  BSi.  - 
Bettler-:  Gemeindeversammlung,  an  deranne  Kinder 
den  Mindestfordernden  in  die  Kost  gegeben  werden  B. 
—  Brunne'1-:  Versammlung  der  Anteilhaber  an  einem 
der  Dorfbrunuen,  welche,  gewöhnlich  beim  Brunnen 
selbst,  zum  Zwecke  von  Beratungen  über  Reparaturen 
usw.  stattfindet  mTn;  ZZoll.  —  Rechtsame"-  =  Sei- 
G.  BM.  —  Rod(s)-  =  Hauptmanns-G.  ApI.  S.  Leu. 
Lex.  I  299.  —  Sei-:  .Genossenschaft,  bei  welcher  die 
zu  den  Gütern  gehörenden  Nutzungsrechte  auf  die 
gemeinen  Weiden,  Allmenden  und  darauf  stehenden 
Waldungen  nach  Häuptern  oder  Füssen  des  Viehs 
geseit  oder  summiert  sind  BO.'  Ztschr.  f.  Gemeinn. 
1865,  409.  —  Landsassen-:  Verband  der  kantons- 
fremden Niedergelassenen ,  welche  grösstenteils  im 
Flügelberg  in  der  aargauischen  Gemeinde  Reinach  an- 
gesessen waren.  Sie  machten  seit  1805  unter  sich  eine 
Bürgergemeinde  aus  unter  besonderer  obrigkeitlicher 
Leitung  mit  eignem,  vom  kleinen  Rate  gewähltem  Vor- 
gesetzten. S.  Aa  Gem.  I  427.  —  Schiffi"g-:  Ver- 
band oder  Versammlung  der  Schifferzunft  ScHwBr.  — 
Schelle"-:  Korporation,  bzw.  Versammlung  der 
Pferdezüchter  SchwE.  —  Stöekli-:  Versammlung 
der  Holzgenossen.  Teilhaber  eines  Looses  im  Gemeinde- 
wald Ar.  —  Teile"-:  1.  ein  Komplex  von  Gemeinde- 

20 


Mail,  inen,  min,  niun 


308 


gutem  GRlgis;  s.  Tscii.  587.  —  2.  Versammlung  der 
meinde  im  Gegs.  zur  Landsgemeinde,  urspr. 
aber  der  Allmendgenossenschaft  Obw.  —  Wimmi- 
G'meind:  Versammlung  der  Eebenbesitzer.  um  den 
Tag  der  Weinlese  zu  bestimmen  und  die  ,Wimmer- 
ordnung'  festzustellen  GRh. 

g'meinele1':  1.  nach  einer  niedrigen  Denkart.  Er- 
ziehung, Sitte  schmecken  Aa;  Bs;  L;  Z.  —  2.  g'mcm- 
dele"  ApH.,  L,  iL.  landsg'mändele"  ApK.,  aussehen  wie 
an  dem  Tage  der  Landsgemeinde,  bes.  wenn  viele 
G'meinder  durch  einen  Ort  ziehen  oder  am  Orte  der 
Bestimmung  ankommen.  —    1  von  gemein,  2  von  Gemeind. 

geineinen  I  Aa;  B;  S,  gemeinde"  Ap;  Gl;  Sch; 
Schw;  Th;  Uw;  U;  W;  Z:  1.  Gemeindeversammlung 
abhalten  oder  besuchen.  aaOO.;  in  Apaach:  Landsge- 
meinde halten.  Me"  mues' ifä  all  Sunntig  g.  Z.  's  het 
der  Weibel z'  Grenchen  oben  am  Sunndig  /"der  Ghilchen 
inne"  g'seit:  's  isch  G'mein,  trh  bieten-ech  zur  Linge" 
[Linde j  z'  gö"  und  dort  ern  Amme"  e'  warten  und  dem 
G' rieht;  's  uird  <i 'meinet  wegen  üscr  Glaube'ssach  S 
(Schild).  ,Die  gottshuslüt  von  G  beschwärt  grösslich, 
dass  sy  on  eins  herren  von  G  und  der  4  orten  willen 
niendert  gemeinden  noch  zuesammen  kommen  mögent.' 
1525,  Arsch.  ,Die  undervögt  sagten,  sy  wellint 's  [den 
Vorschlag]  hindersich  an  ire  gmeinden  bringen.  Hierul 
antwurt  JGöldlin,  dass  es  gar  gheins  hindersich  brin- 
gens  oder  g-s  bedürfte.'  1530,  ebd.  ,Die  Turgöwer 
begärent,  je  zue  zyten  in  sacheu,  daran  inen  gelegen, 
zue  g. ;  dargegen  die  gerichtsherren  vermeinent,  dass 
inen  nit  gezimen  soll,  sich  an  dheinem  ort  ze  rottieren 
noch  einiche  gemeinden  ze  halten.'  ebd.  ,Dass  nach 
Abschied  von  1538  die  Priester  an  den  Tagen,  an 
welchen  man  g.  wolle,  den  Gottesdienst  eine  Stunde 
früher  anfangen  mochten.'  1633,  Absch.  (für  GRh.). 
,Ist  gmchret  und  gmeindet  und  ernstlich  beschlossen.' 
GrD.  LB.  S.  noch  ent-üsseren  Bd  I  564.  Auch  von 
der  Heergemeinde :  ,Und  liessent  wir  [die  Z  Haupt- 
leute in  Italien]  söllichs  an  ein  ganze  g'meind  langen, 
als  uf  gester;  und  ee  wir  gmeindetend,  kament  zue 
uns  die  hotten.'  1521.  Strickl.  —  2.  gemeinsame  Sache 
machen  „Aa;"  B;  „VO;"  ScHSt;  „S;<*  ZO.  , Er  sollte 
sich  schämen,  mit  ihnen  [den  Fötzleri]  z'  g.'  Gotth. 
,Es  gehört  nicht  Einem  allein;  sag',  du  wollest  mit 
ihm  g.'  ebd.  Iez  ist  das  G'schäft  ml"es;  brücke"  nüd 
me  mit  de"  Schulde"  z'  g.,  d.  h.  durch  Liquidierung  des 
Geschäftes  ist  die  Verbindlichkeit  gegenüber  den  frü- 
hern Gläubigern  gelöst.  B  Volksztg.  —  3.  überein- 
kommen mit  Jindm.  ,l)o  iiatt  der  pfleger  den  eid- 
gnossen  fiirgeben,  die  puren  hottend  mit  der  statt 
gmeindet.  alle  zue  erstechen.'  Vad.  —  4.  schlichten, 
durch  unparteiischen  Spruch;  vgl.  gemein  2.  Jeder 
Teil  [B  und  F]  ,soll  zwen  schidmann  darsetzen,  die 
sollen  ein  recht  darüber  sprechen,  ob  sy  es  mit  beider 
teilen  willen  nit  gemeinen  mögen.'  1338,  B  Urk.  — 
5.  gemeiner  werden  i.  S.  von  gemein  4  „L;"  Ndw;  von 
g.  3  Z. 

üs-g'mände"  Arl..  K.,  M.,  -g'mändle*  ApH.:  1.  an 
der  Landsgemeinde  die  Behörde  einzeln  wählen,  statt 
zusammen  (in  eim  Mir).  ,Für  die  übrigen  Mitglieder 
der  Standeskommissiiiii  in  Arl.  beliebte  die  Bestätigung 
in  globo  und  es  fand  also  das  Ausgemeinden,  d.  h.  die 
Neubesetzung  sämmtlicher  Amtsstellen,  keinen  An- 
klang.' N.  Z  Ztg  1894.  ,Der  Landweibel  mehrete  sie 
(die  Beamten  hinter  der  Sitter)  ebenfalls  alle  zusammen, 


obschon  einige  Landleut  der  Meinung  waren,  das  Mehr 
zum  Ausgmeinden  sei  das  grössere  gewesen.'  1785, 
Beschreibung  der  Landsg.  —  2.  tr.,  Etw.  von  der  Ge- 
meinde entscheiden  lassen.  Still  -ieh  's  [das  Gesuch 
eines  Fremden  um  Aufnahme  in  das  Landrecht]  gad 
u.?  AHalder  (ApI.).  —  „  ver-gemeinen:  etwas  Un- 
deutliches deutlich  erklären  und  bestimmen,  so  dass 
es  der  gemeinen  Fassungskraft  angemessen  ist  70." 
Ge-meiner  B  (Zyro);  PAL,  G'meinder  Ap;  Bs; 
„VO;"  Gl;  Gr;  ScHSt. ;  „S;"  Z,  G'meindler  Ap  Id.  1788 

—  in.:  1.  Genosse,  Partner;  Teilhaber;  z.  B.  beim  Halten 
einer  Zeitung,  Mitabonnent;  Zimmergenosse  Ap;  Bs; 
Gl;  ScHSt.  .Mit  Hrn  N.  bin  ich  nicht  verwandt,  habe 
aber  mit  ihm  schon  wiederholt  Holz  gekauft  und  Ge- 
ineindergcschäfte  gemacht.'  Z  Prozessakt.  Im  alten 
Recht  hiessen  bei  Streitfällen  die  Parteien  .Sächer 
und  Widersacher',  die  Streitgenossen  ,G.-  Vgl.  Seg., 
EG.  I  752  und  bes.  II  515,  auch  553;  Bluntschli.  RG. 
I  2,  453;  Ztschr.  f.  schwz.  R.  IV  b  83.  —  2.  G'mdnder 
ApH.,  L,  M.,  G'mändler  ApK.,  Teilnehmer  an  der  Lands- 
gemeinde, mit  Seitengewehr.  Syn.  G'meintl-Manii.  — 
Mhd.    und  änhd.   gemein(d)er. 

Halb-Gemeinder:  Halbbürger,  Einsasse.  .Bei 
Ablegung  der  Jahresrechnung  hat  die  Gemeinde  zwei 
H.  beizuziehen,  welche  die  Rechnung  mit  passieren.' 
1762,  AAKadelb.  Verordn. 

g'mein ere":  gemeinsame  Sache  machen,  bes.  mit 
Bez.  auf  gemeinsamen  Besitz  oder  Genuss  BSi. 

G'meinerlis  mache":  gemeinschaftliche  Rechnung 
machen  B. 

Gemeinheit  f.:  1.  der  nicht  Privaten  gehörige 
oder  an  die  Bürger  zur  Benutzung  ausgeteilte  Boden 
einer  Gemeinde,  ,Allmend';  insbes.  zu  öffentlicher 
.Atzung'  bestimmte  Weiden,  .Gemeinweiden'  Gr.  .Es 
wäre  vorteilhaft,  diese  G-en  unter  den  Einwohnern 
der  Örter  zu  verteilen,  damit  sie  sie  anbaueten.'  Gr 
Sammler  1780.  ,Die  wichtigste  G.,  die  Rieder,  blieben 
so  gut  als  völlig  unbenutzt  liegen.'  Steinh.  1804  (für 
GRh.).  —  2.  Geselligkeit.  .Diewyl  aber  glychwol  die 
alte  bürgerliche  G.  nit  wol  allerdings  abzekennen.- 
Z  Mand.  1050. 

G'meini   BsL. ;    SThierst. ;    Z,    G'meindi"g  GrPt. 

—  f. :  1.  Gemeinde  BsL.;  S.  —  2.  Gemeindeversamm- 
lung GrPi".  —  3.  Gemeinheit  ZZoll.  —  Alid.  gimeim. 
Vgl.  die  Anni.   zu   Ge-mein(d). 

gemeiniglich  g'meinkli"*  Aa;  Gl;  L;  ZO..  g'mci- 
neldich  GnHe. :  Adv.,  gewöhnlich.  Syn.  g'wonklich.  Nicht 
selten  in  ä.  Lit. ;  z.B.:  .gemeinklich.'  OWerdm.  1552 
(dafür    .gemeinlich.'    Herborn    1588);    AKlingl.   1691. 

—  Mild,   yemeinecliche. 

ge-meinlecht  g'mäUeht:  mittelmässig  GT.  Sog..' 
Antwort  auf  die  Frage:    Wie  göt  's? 

ge-meinlich:  Adj.,  mittelmässig.  gering;  vgl.  ge- 
mein 3.  E"  g'mäliger  Herbst,  Wi"  GRh.  (St.b).  Als 
A.lv.,  in  gewöhnlicher  Weise  BBe.  G.  lait/f'e",  im  ge- 
wohnten Schritte  gehen. 

g°-mei(n)sani:  1.  wie  nhd.  Ct.,  g.  (der  Bock  ist 
lamm)!  Ruf  beim  Verbergensspielen,  sobald  Jemand 
gefunden  wird  GRJenatz,  wo  das  Spiel  von  zwei  gleich 
starken  Parteien,  einer  sich  verbergenden  und  einer 
suchenden,  ausgeführt  wird.  —  2.  populär,  leutselig; 
vgl.  gemein  4.  Die  .pension'  wurde  ,bym  g'mein en 
mann  und  etlichen  gm-en  raten  und  bürgeren  ver- 
lümbdet.'  Ansh.    ,Die  alten  geschlecht  vertrösten  sich 


309 


Man,  inen,  min,  mon,  innn 


810 


ires  harkommens  und  füeren  auch  deshalb  angemein- 
sam [hochfahrendes]  wesen.'  ebd.  .Eine  zyt  lang  für- 
stön  und  dannethin  ein  zyt  syn  underton,  nimpt  hin 
die  stolze  und  machet  gm.'  HBull.  1583.  Hieher  wohl 
auch:  Ich  trü-mer,  's  nächst  Jör  wer'1  der  Joch  Alt- 
vatter  [Alpmeister];  de''  hiirig  tuet  neben  (("fangen  e" 
chic"  g'mäsam  Ar  (AHaider  1880).  —  3.  freigebig. 
,Dass  sy  gern  gebind.  g.  sygind.'  1531/1707,  I.  Tim.; 
dafür:  .mitteilsam.'  1882;  gr.  xoivcovixoj.  .Dass  sy  guet- 
tätig,  freigab  und  g'm.  seiind.'  Z  Lit.  1644. 

gemeinsamen:  gemeinsame  Sache  machen,  ver- 
kehren, Umgang  haben  mit  Jmdm,  mit  Dat.  u.  Acc.  P. 
,Ob  ein  burger  einem  lantmanne,  der  verbannen  ist, 
gemeinsamet  ane  husen  und  hofen.'  1304,  Z  Richtebr. 
,Ob  der  burger  hu  gemeinsamet  mit  koufenne  ald  mit 
verkoufenne  ald  mit  deheim  geseheffede.'  ebd.  ,Sy 
band  wider  landsgerichts  gebot  enthalten  und  gemein- 
samet N.  und  N.1  [zwei  Geächtete].'  1421,  L  Urk. 

Gemeinsami  f.:  1.  Gemeindewesen  Ndw.  Ge- 
meindegebiet: ,Dann  so  züch  er  wider  in  Jenatzer  g. 
mit  aller  syner  hab.'  GRJenatz  Arch.  ,In  unser  gmeind- 
sami  und  dort'  züchen.'  ebd.  —  2.  Mitteilsamkeit,  Frei- 
gebigkeit. ,Die  wysheit  gebirt  gerechtikeit,  die  glych- 
müetikeit,  die  gm.,  die  liebe  usw.'  Ansh.;  im  Gegs. 
zur  ,eigennützikeit.' 

Gemeinschaft  f.:  1.  Bürgergemeinde.  ,Ein  g. 
von  Jenatz  [habe],  als  lang  jemant  erdenken  könd, 
über  die  Langquart  gewunnet  und  geweidet.'  GrJcii. 
Arch.  —  2.  =  Gemeinderschaft  und  mit  Diesem  wech- 
selnd, z.B.  in  der  Z  Zollordn.  1634/40.  ,Die  vogtkinder 
mögen  mit  frömbden  kein  contrakt,  als  kauf,  tausch, 
g.,  bestand  usw.  ohn  der  vögt  wissen  und  willen  ein- 
gehn.'  1590,  Bs  Rq. 

g'mein schaffen:  Gemeinschaft  haben  BHk. 

g'meindsehaftlich:  leutselig  Ndw. 

meine"  (in  oBs  inende",  g'ment):  1.  im  Ganzen  wie 
nhd.  allg.  a)  wähnen,  meist  abs.  Wcis't,  wer  meint? 
Die  im  grosse"  Hüs  [Irrenbaus]  Gl;  Z.  M.  ist  e"  Milch- 
suppe" und  en  Esels-Chopf  drin  g'sotte"  Gl;  UwE.; 
vgl.  ,M.  ist  ein  Buttermilch.'  Wenn  man  Einen  eines 
Irrtums,  einer  Unwahrheit  überführt,  sagt  er,  um  sich 
zu  entschuldigen:  Ich  ha" 's  g'mänt  Th.  Si  meint  vil, 
wenn  der  Tag  lang  ist  GrCIiui-.  S.  noch  Gül  Bd  II  219, 
geinen.  ebd.  328.  ,Es  gilt  nit  in.  Bringend  die  gött- 
lich geschrift  harfür.'  Zwingli.  ,ln  einem  Wortzank 
sagt  Einer  zum  Andern :  Ich  hab's  gemeint.  Der  Ander 
antwortet:  D'  Narren  meinend's.  Worüber  der  Erst 
sagt:  Und  du  bist  ein  Narr,  wann  d'  schon  nit  meinst.' 
Schimpfr.  1651.  ,Ich  hett's  nicht  gemeint,  ist  der 
Narren  Stimm.'  Mey.,  Hort.  1692.  —  b)  der  Ansicht 
sein,  dafür  halten,  denken,  vermuten,  meist  mit  Obj. 
Was  meinst?  Frage  nach  der  Ansicht  B  (auch  meinst- 
de?);  Th;  Z;  auch  =  kannst  du  dich  entschliessen?  lch 
mendeti,  me"  chünnt  Das  eso  mache"  oBs.  Was  mei"st, 
was  d'  Schuld  ist  dra"?  Scbwzd.  (GRPr.).  Wo  ment- 
me",  dass  's  slg  [dass  es  brenne]?  Frage  an  einen 
Eilenden  Bs;  Z.  Wem-me"  's  Mindst  drum  meint  [am 
Wenigsten  daran  denkt],  ist  öppis  Böses  g'scheh  ZW1. 
.Verderben  überfallt  die  Gottlosen,  wann  sie  das  Minst 
darumb  m.'  JWirz  1650.  Ich  meine"  und  seiti  fast, 
es  ist  Der  und  Der  Z  (Formel  der  Vermutung).  Mein- 
te* Th;  Z,  mein  ZRafz,  parenthetisch  wie  lat.  haud  scio 
an,  Ausdruck  bescheidener  Behauptung  =  glaub1  ich. 
Es  häd  m.  grad  Zechni  g'schlage".    Vgl.  glauben  Bd  II 


587.  A:  Sött-ieh's  acht  tue'?  IS:  1'*  wwr* 's  m.,  ich 
wäre  der  Meinung  (mit  dem  Nebensinn:  wie  kannst 
du  nur  fragen?)  Th.  Das  iciU-ilh  (S&b  irett-i'1')  m., 
emphatische  Formel  der  Bestätigung,  =  versteht  sich 
Bs;  S;  Z.  Ob  er  dörf  zu  Dem  stö",  was  er  g'schribe" 
heig?  Das  mll-ieh  m.,  seit  er.  BWvss  1863.  Auch  mit 
spielender  Reimformel:  Se'b  wett-ich  m.,  von-ere"  alte" 
Zeine"!  Z.  ,Herr  b'hüet!  ich  mein  [wahrlich,  traun], 
wir  lüpftind  d'  füess!  Ein  jeder  wollt  z'erst  durchin 
[durch  den  Jordan]  syn.'  RSchmid  1579.  ,Icb  mei",  der 
Lö"  sei-era  worde".'  Kornhofer  1679.  .Aber  ich  mei" 
[ich  darf  sagen],  ich  hei's  erfahren.'  Gespräch  1712. 
Mit  doppeltem  Acc. :  Fiered  her  d's  feisst  Chalb,  teded  's 
und  essen  's  frelich  z'sjämme",  reell  [weil]  -ich  mi"  So" 
töd  hän  g'meind,  ona  ieze"  is-er  amum  erstanned  PGr. 
Unpers.,  wie  dünken,  mit  Acc.  oder  auch  scheinbarem 
(s.  ein  Bd  I  272)  Dat.  Pers.  in  der  formelhaften  RA.: 
Es  wurd  (ivorj,  sett  Ein""  m.  Th;  Z,  auch:  es  meinti 
Ein'"  Z,  Eim  S,  aber  oft  auch  pers.  Ein(er),  man 
sollte  glauben,  ou  dirait,  meist  Einleitung  zu  einem 
Nachsatz,  aber  auch  elliptisch  als  Erwiderung  auf 
eine  Prahlerei.  ,Es  würde  Einen  m.,  ihr  hättet  noch 
nie  Fleisch  gefressen.'  Gotth.  Noch  formelhafter  und 
z.    T.    beinahe    adverbial    oder    interjektional     1)   in 

1.  Pers.  (jo)  man  (GStdt),  mä  (Ap),  mä  (TiiBerg)  wnll ! 
man  ja!  (GT.),  mein  ('s)  auch!  (Th;  Z)  als  Zustimmung 
i.  S.  v.:  freilich,  gewiss,  c'est  ca.  Verstärkt:  Mä  's 
bigotts!  Ap.  (Ich)  ha"  (ZS.),  hä"  (Sch;  ZO.),  hett  (GA.). 
hett  auch  (Gr)  g'meint!  ironisch  i.  S.  einer  starken 
Verneinung  =  warum  nicht  gar!  bewahre!  eig.  Zurück- 
weisung einer  Zumutung.  Ähnlich:  Weit  ä  [auch]  in. ! 
7i.  —  2)  hast  g'meint!  höhnische  Abweisung,  eig.  du 
täuschest  dich!  Bs;  G;  Schw;  Th;  Z.  Hast  g'meint? 
jo  u-oll !  KMev.  1844.  Hast  g'meint!  nei"  Wäger  nei"! 
ebd.  Ähnlich:  Ja,  de  wirst  dann  meine"!  Z.  Wärst 
neä  mäne"!  schnippische  Abfertigung  TiiBerg.  Meinet- 
er?  BsL.;  syn.  mit  heit-er  g'seit?  ,Ein  Guggisberger 
kam  nach  Bern  und  guckt  in  einen  Laden.  Mein  guter 
Freund,  was  hättest  gern?  So  sprach  ein  Ladenjung. 
Suchst  du  hier  etwa  Eselsköpf?  E  nei!  sprach  Hans 
von  Guggisberg,  du  möchtist  nadisch  meine"!  die 
brauch  ich  nid  uf  unserm  Berg  und  du  hättst  numme" 
eine".'  B  Hist.  Kai.  1791.  —  3)  der  Imp.  Sg.  mein  (man, 
man)  Sch;  Th;  ZO.,  Wl.,  mänt  TnEgn.,  mei  AiZof.; 
Bs;  BBrisl.;  Gl;  S;  Z,  weil  nicht  mehr  als  Verb  ge- 
fühlt, in  der  Anrede  an  Mehrere  gebraucht  neben 
meined  Z,  mäned  Th,  meiet  AaFi'L,  meied  ZZoll.,  auch 
meine"-Si  BsStdt,  meied- Si  Z :  an  den  Angeredeten  ge- 
richtete Interj.  von  gemütlicher  Färbung,  um  die  Auf- 
merksamkeit auf  eine  erfolgende  Mitteilung  zu  lenken, 
die  Staunen,  Verwunderung,  Mitgefühl,  auch  Furcht, 
Respekt  erwecken  soll,  etwa  =  denke  dir!  glaube  mir! 
oft  mit  folgendem  Du  (Ir).  Auch  als  Warnung,  Dro- 
hung bes.  an  Kinder  und  dann  auch  verdoppelt:  Mei- 
mei!  nimm  dich  in  Acht!  eig.  elliptisch:  glaube  nur, 
es  wird  dir  schlecht  gehen,  wenn  du  Das  und  Das 
tust  BBrisl.;  Sch;  Z.  Mei  du  [wehe  dir],  wenn  du 
Das  Hä"  hettist!  Z.  Man,  ieh  will- der!  Mänt,  du 
werst  iio'*  öbercho  [bestraft  werden]!  Man,  ich  mag- 
dich,  glaube  mir,  ich  habe  dich  gern  Tn.  Aber  meiet, 
Buebe",  De1'  het  brüelet!  AAFri.  Chömmet,  man,  mer 
hend  en  Gast!  Schwzd.  Mei,  das  ist  e"  g'sundi  Spis! 
ebd.  Das  ist  en  Alerti,  meied!  Die  weisst  noch  d' 
Gable"  z'  regiere" !  JKMey.  1844.    Si  müesst-mer  öppe" 

2,  3  Jor  i"  d'  Stadt  i"e",  go"-ge"  Magd  si";  mein,  Die 


.".11 


Man.  men,  min.  mon,  tiiun 


312 


/-'(■<"  g'wüss  andri  Bei".  Stutz.  Mei,  Das  ist 
schön,  es  g'fallt-i  [euch]  g'wüss.  ebd.  Mant!  Da"  ist 
schö*  g'si'!  .Was  sünfzest  und  weinst  so  fast?  Fragst 
erst?  mein,  ich  trag  ein  last!'  Funkei.in  1 Ö52.  ,Mey! 
wenn  ihr  es  [das  Spinnen]  dann  könnet,  so  ist  es 
lustig  und  geht  wie  von  ihm  seiher.'  HPest.  1785. 
Mit  angeschlossenem  .auch':  mein  (man,  man)  auch 
Co'7'),  denke  doch!  Scn;  Tu;  ZBauma,  Sth.,  Wl.  — 
c)  seine  Meinung  äussern,  sagen,  bemerken,  bes.  bei 
Anführung  der  Worte  eines  Dritten  Aa;  B;  Z.  Da 
meint-er,  mer  chönnid  ja  Geld  e'tlene"  Z.  Chumm 
ewegg!  meint-er  Aa.  —  2.  von  der  Gesinnung  a)  über 
sich  selber,  abs.  Ap;  GrPi\ ;  GTa.,  oT.,  oft  mit  dem 
Zusatz  es,  Öppis  Ar;  <il.ll. ;  GrScIi.;  „L;u  GF.,  G. ;  Tu; 
„Zg;"  Z:  eine  hohe  Meinung  von  sich  hegen,  sich 
fühlen,  stolz  sein;  stolzieren  (in  Gang,  Geberden). 
Vgl.  als  Übergang  von  Bed.  1  die  RA.  er  hat 's  aber 
aw''  g' meint,  prägnant:  er  hat  das  stolze  Selbstbewusst- 
sein  gehabt,  z.  B.  Etw.  brav  gemacht  zu  haben  Th;  Z; 
er  meint  's  aber  Ott'*,  z.  B.  ein  guter  Sänger  zu  sein  Z. 
Ähnlich  Der  meint  Öppis  GF.,  G.  „Du  chaust's  m., 
kannst  stolz  darauf  sein  Ar;  Lj  Z<;."  Wenn  Ena:' 
Xnl  ist  und  Xi'it  meint,  so  ist-er  aurh  gar  Nut,  Aus- 
druck gänzlicher  Nichtigkeit  Zu.  Lueg  auch,  Frick, 
wie 's  el's  Liseli  [die  Kuh]  i"  der  Weidschelle"  meint! 
Gl  Gespr.  1834.  Wenn  d'  scho"  e"  Betdi  [Bischen] 
hobscher  bist,  most  [musst  du]  niene"  sövel  mäne".  Ar 
Spruch.  Uest  eben  aueh  e"  Chueli  do?  O'schVber 
isch-es  ebe"  und  und  chonnt-mer  för,  du  meinest  mir. 
Merz  1836.  D'  Wolke"  hangend,  d'  Iiüeldi  guldig 
g'sömet,  äb-dem  Himmel,  meinend  auch  nid  lütschel. 
Schwzd.  (GrScIi.);  vgl.  auch  Schwebel-Holz  Bd  II  1260. 
Auch  refl.  Aa;  Bs;  B;  GlH.;  GF.,  G. ;  Tu;  Uw;  Z.  Die 
linl-s'r''  g'meint  mit  irem  Sunne'scliirm !  ,Man  meinte 
sich  gar  sehr  mit  seiner  Geschicklichkeit.'  Gotth.  Er 
meint-si"1'  erschröckeli''1 ,  er  ist  eben  emol  i"  der  Gaserme" 
g'si",  er  tut  sich  erschrecklich  viel  darauf  zu  Gute, 
einmal  Soldat  gewesen  zu  sein.  Stutz.  ,A1s  er  sich 
vor  den  Leuten  nicht  mehr  m.  konnte,  sondern  sich 
genieren  musste.'  Breitenst.  Am  sog.  .Bergsonntag' 
(um  Jakobi  herum)  .meint  sich'  ein  Haupt  Vieh  (auch 
Pferd),  d.  h.  es  wird  prämiert,  weil  es  sich  auf  der 
Alp  als  das  mutigste  und  stärkste  herausgestellt  und 
behauptet  hat.  Dann  auch  tr.  gewendet:  Man  .meint' 
|  prämiert]  dem  und  dem  Eigentümer  einen  Stier,  eine 
Kuh.  ein  Pferd  BSa.,  Si.  Mit  Dat.  des  Ren.  und  ,es*: 
er  meint- em 's,  bildet  sich  Etw.  ein  L.  Ich  ha'-mer's 
g'meint.  L  Nachr.  1865.  St  Veter  sef't-em  's  Himmelstor 
sperangelwit  uftue",  und  em  's  nnch  gross  m.,  so  ne" 
('liuiilli  i"  Himmel  i"e"  s'  lö".  JBEgli  1871.  Mit  wol: 
1  i  mutig,  guten  Mutes  sein  Ar;  G.  Mer  hond  nümme" 
ifnil  wol  g'meint,  vu"  Umme'springen  oder  Lustig- 
machen ist  kä"  Bed  im''  g'si"  GBern.  Mer  hend  auch 
mi,l  wol  g'mänt,  wo  der  Franzos  ist  chö"  [anno  1799]. 
Merz  1836.  —  2)  stolz,  anmassend  sein.  Er  het-sich 
wol  g'meint  GW.  —  b)  von  der  Gesinnung  Andern 
gegenüber.  .Ich  wollte  es  einst  gut  mit  euch  m.  und 
habe  es  schlecht  gemeint  und  bin  dann  immer  tiefer 
[in  Schulden]  hinein  gekommen.'  Breitenst.  ,Die  es 
recht  teur  und  guot  gemeint  [haben].'  1651,  Rohner. 
Auch  mit  Acc.  der  bedachten  Person:  Eine"  guet  m., 
es  gut  mit  ihm  m.  BsL.  ,Ich  meine  dich  gut  und 
will  dich  nicht  drängen.'  Breitenst.  .Wenn  andre 
Leute  mich  nicht  besser  meinten,  als  meine  eignen 
es  tuen.'  ebd. 


Mhd.  im  in.  >i,  in  Bed.  1  und  2  b.  Menden  beruht  auf 
einem  falschen  Rückschluss  vom  Ptc.  g'ment  aus,  indem  mau 
Letzteres  nach  Analogie  von  g'went  (von  wenden)  auffasste. 
Zur  imper.  Interj.  mei(n),  mei(n)ed  vgl.  ge'lt(ed)  Bd  II  27C>. 
Ein  anderes  interj.  mein  mit  -  ;<  s.  unter  min.  Die  imper. 
Form  mimt  ist  irrtümlich  abstrahiert  ans  Fällen,  da  dem 
Vl>  ein  'i  oder  l  folgte. 

ver-meine":  1.  wie  nhd.,  dafür  halten.  S.  geben 
lid  II  95;  ver-galsteren.  ebd.  235;  Lauf-Gelt.  ebd.  25  1.  - 
2.  aus  den  Gedanken  schlagen,  zurückweisen.  8.  Fund 
Bd  1  850  (Beleg  von  1751).  —  3.  .vermeint',  zugetan, 
anhänglich;  vgl.  meinen  2  b.  ,Fridrich  von  Ostreich. 
der  bapst  Johansen  mit  syn  selbs  lyb  gen  Costenz 
beleit  hatt'  und  im  mit  sonderbarer  guetwillikeit  v. 
was.'  Vad. 

ge-  II:  verstärktes  meinen;  vgl.  ge-  Bd  II  -kl.  Er 
g'mi-nt  sich,  bildet  sich  Etw.  ein  BSi.  (neben  mi'nt 
sich).     S.  auch  Gersten    Bd  II  430  (Beleg  von  1529). 

gröss-meinend  Ndw,  wol-.  wuel-meine(n)d,  -mei- 
net Hl;   G:   stolz. 

MeineMieit  f.:  Meinung  BBe.  Eim  es  d'  Mene*- 
het  säge",  Einem  einmal  den  Text  lesen. 

g'meinet  Gl;  G,  g'meint  BE.,  Si.;  F.Mu.,  guet- 
g'  nie  int  S:  eingebildet,  hochmütig,  stolz.  aaUO. 
.Ostentator,  praestans.'  Id.  B.  Dos  isch  (gar)  c"  g-C 
CMa")  B;  F.  Die  guetg'meintere"  und  a'sechligere" 
Manne"  rom  Dorf,  en  Amme".  Fride"sriehter  usw. 
Schild.    —    Zu   meinen    8  ". 

höch-gemeint:  stattlieh,  prunkvoll  S.  Wie  rtcher 
der  Jörgli  norden  isch,  desto  stolzer  het-er  a'föh  der 
Ghopf  trüge";  wie  hochg'ment  isch-er  da""  albe"  der 
Stadt  -.iitiffiisslet !  IIofst.  Die  hochg'mente  Stadt,  ebd. 
.Zu  eihaltung  und  üffnung  h-e  gottesdienst.'  Ansh. 

Viel],  umgedeutet  aus  dem  nicht  mehr  verstandenen  mhd. 
hoch  /■  incit. 

wol-g'meint:  1.  hochmütig,  eingebildet  Ar;  Bs; 
B;  L;  GW.;  Zg.  Es  g'hört  dem  volg'meiute"  Bürschli 
Öppis.  B  Kai.  1838.  —  2.  wohlmeinend  S.  Du  treui, 
wolg'meinti  Sei!  BWvss.  Ähnlich:  ,So  er  dann  ihr 
wolvermeinter  Bundgenoss  syge.'  Ansh.  —  Zu  2  vgl. 
immerhin  mhd.   .wolgemeit.' 

guet-meinig:  von  guter  Absicht  beseelt,  in  guter 
Stimmung  B;  S.  .Als  Stüdi  einmal  so  recht  g.  schien, 
fleug  ich  an,  so  darum  herum  zu  reden.'  Gotth.  S.  noch 
Chumst  IM  III  368. 

Meining,  „in  LE.  Meintig"  ■ —  f.:  im  Allg.  wie 
nhd.  1.  Meinung,  subjektive  Ansicht;  Vermutung. 
allg.  Eim  d'  M.  säge",  prägn..  wie  nhd.  Bs;  B;  Gr; 
,!.;••  Gj  Th;  Z.  Säged  euwi  M.,  G'schwornC  Peter, 
eröffnet  eure  Ansicht,  Richter  Peter  GrD.  E"  M. 
mache",  durch  Besprechung.  Beratung  zu  einer  gemein- 
samen Ansicht  kommen  WV.  In  Alliteration:  .Wenn 
die  bundeit  ir  muetung  und  m.  an  die  ret  bringent.' 
1431,  L  Ratsb.  Vgl.  noch  geben  Bd  II  72.  Das  ist 
du-'1'  e"  M.,  das  lässt  sich  (auch)  hören  Bs;  Z.  's  ist 
kei'  M.,  unerhört,  abscheulich.  MLienert.  Die  M-e" 
[Ansichten]  sind  rerschide"  Z  (Sprichw.).  Das  ist  der 
schmier  Weg  i"  der  31..  meines  Dafürhaltens  GA.  Ab 
der  M.  chö",  seine  Meinung  ändern,  irre  werden  in 
seiner  Überzeugung  Z;  vgl.  ab  Bd  1  26.  —  2.  Äusse- 
rung, Rede,  Das  ist  doch  en  grüsigi,  erschröckelichi 
M.,  eine  gottlose,  frivole  Rede  GrD.  Daher  Zssen 
wie  linlsherren-M.,  Äusserung,  Votum,  das  auf  das 
Streben.   Patsherr  zu   werden,  schliessen  lässt  Ar.  — 


318 


Man.  tuen.  min.  mon,  innn 


314 


3.  a)  Absicht.  Wille.  JBs  ist  «■  gueli  M.,  Erwiderung 
auf  ein  inerbieten  oder  Geschenk,  zumeist  gesagt, 
wenn  man  dankend  ablehnen  will  Z.  In  der  31.,  der 
Absicht  nach.  Mit  dem  Nbbegr.  des  Zurückbleibens 
der  Tat.  der  Wirklichkeit,  z.  B.  i"  der  31.  jeden  Sonn- 
tag zur  Kirche  sehen  GRf'hur.  (NurJ  i"  der  J\f., 
scheinbar,  angeblich  BHa..  zum  Schein  Gl.  Si  hät- 
mi'*  ,ur  i"  der  31  %'g'lade'.  Du  tuest  nur  so  i"  der 
M.  l\ed-ich  irider  vu'  miner  Amin !  ja  ,mine*'  i"  der 
31,  wie  '/'  Glarner  sii^cd.  Schwzd.  Ab  der  31.  chö", 
nicht  mehr  wissen,  was  man  zu  tun  beabsichtigte, 
durch  einen  lapsus  memoriae;  auch  durch  etwas  da- 
zwischen Tretendes  aus  dem  Concept  geraten,  mo- 
mentan oder  dauernd  verwirrt,  gedankenlos  werden  Z. 
I<*  bi"  ganz  ab  der  M.  chö",  ich  weiss  nicht  recht, 
was  ich  tue  ZO.  Übertr.  auf  kleine  Kinder,  die,  im 
Schlafe  gestört,  nachher  nicht  aufhören  wollen  zu 
weinen;  auch  von  Einem,  der  nicht  schlafen  kann  ZB. 
—  b)  Gewogenheit.  Enandere"  d'  31.  ha",  einander 
gerne  mögen,  von  Liebenden  W;  vgl.  meinen  2  b.  — 
1.  Erwartung.  Es  ist-em  nüd  nach  siner  31.  g'gange' 
G;  Z,  oder  es  ist-em  ab  der  31.  g'gange'  GF.,  es  gieng 
gegen  seine  Erwartung.  —  5.  hohe  Meinung,  Stolz 
B;  Gl;  „LE.;u  Z;  vgl.  meinen  2  a.  .Steffen  hatte  rechte 
M.  mit  Eisi.'  Gotth.  —  6.  es  ist,  es  hat  e"  M-,  es  ist 
eine  wichtige,  ernste,  bedenkliche  Sache,  will  Etw. 
heissen  Ap;  Bs;  G;  Sca;  Th;  Z.  Es  häd  e"  31.,  für  eso 
e"  grössi  Hüshaltig  g'nueg  z'  verdiene"  Z.  's  Baue"  ist 
hütigs  Tags  c"  M.  ZS.  Das  ist  e"  M.  mit  dem  Blieb, 
das'  Dlr  nüd  folge"  cha""  Z.  Si  jömret,  dass  's  e"  31. 
ist.  Stütz,  's  ist  halt  e"  M.,  dass  Eine"  's  Geld  so 
schülich  muess  plögen  uf  der  Welt.  ebd.  —  7.  Andacht, 
Gebet.  Si"  31.  mache",  seine  Andacht  verrichten  L; 
Sohw.  .Arbeitet  brav,  machet  am  Morgen  die  M., 
Alles  im  Namen  und  zur  Ehre  Gottes  tun  und  leiden 
zu  wollen.'  Inderbitzi  1826.  Gueti  31.  mache"  U;  W. 
Er  hat  n it  ZU  ifhühet,  eu  guoti  31.  z'  mache"  W.  ,üie 
Mutter  betete  mit  dem  Seppeli,  wenn  sie  ihn  am  Mor- 
gen aufhob,  das  Walt  Gott  und  die  gute  M.'  XHerzog 
1862.  Vgl.  auch  W  Sagen  83.  —  8.  (vereinzelt)  Be- 
sitztum. ,E"  schoni  31,  pulchra  possessio.'  Id.  B.  — 
9.  Sinn,  Inhalt;  Gedanke,  Satz.  Ein  Schreiben  ,mit 
langer  m.'  1525,  Absch.  Interpunktionszeichen  zwi- 
schen ,m-en  [lat.  sententiae]  und  Worten.'  Salat.  Wo 
ein  Punkt  steht,  ,do  ist  die  m.  geendet'  ebd.  .Paulus 
schrybt  uf  die  m.'  OWerdm.  1552,  =  ,der  Apostel  will 
so  vil  sagen.'  Herborn  1588.  , Register  der  autoren. 
daruss  ich  die  Substanz,  m.  und  histori  diss  buechs 
gefasset.'  RC'vs. 

Bed.  7  wohl  eig.  prägn.,  frommer  Eutschluss,  Gelübde, 
mit  Gott  zu  wandeln;  vgl.  bair.  ,eiue  gute  M.  machen' 
(Schul. -Fr.  I  1611);  der  Begriff  hat  sich  also  aus  3  ent- 
wickelt.    8  viell.  bildliche  oder  coucrete  Anwendung  von  5. 

U"-:  1.  unpassende,  verkehrte  Ansicht,  bes.  in  der 
Verbindung:  Kei"  U.,  keine  üble  Ansicht,  Rat  Ap; 
Gl;  Gr;  G;  Z.  Se'b  chönnt  noch  kei"  U.  si".  Stütz. 
Wenn  Einer  e"  U.  hat,  muess-me"  nüt  All  mit  enanrfer 
e'tgelte"  In".  Gl  Volksgespr.  1834.  —  2.  böse  Absicht 
gegen  Jemanden  U. 

Chüe-:  dumme,  ungereimte  Ansicht,  absurdes  An- 
sinnen Aa;  Gl;  Z.  Das  ist  nur  eso  mV  Ch.,  derb 
scherzh. :  das  ist  so  meine  unmassgebliche  Ansicht  Z. 
So,  iez  han-ich  mV  Ch.  abge" !  Abschluss  eines  Votums 
in  irgend  einer  Versammlung  ZWthur.  0,  welch  e"  Ch. 
ist  Das!  Gl  Volksgespr.   1834. 


mehlige":  in  Gesellschaft  die  Meinungen  aus- 
tauschen, ein  Plauderstündchen   halten   L;  Nuw. 

Meinrad  3Iciröt  ZBär.,  Meiret  Gl;  Sohw,  Meret 
GA.,  Meiretel  ScnwE.,  Meiredel  Uw,  Meiri  SchwE., 
Meirtsch  Gl.;  SchwE.,  Meili  ScnwE.,  3Inui  (■!(!>.: 
männlicher  Taufname.  Die  RA.;  Das  isl  mir  Heber 
[wertvoller]  als  der  silberi"  Said  31,  wird  daraul 
zurückgeführt,  dass  vor  der  Revolutionszeit  im  Kloster 
Einsiedeln  ein  massiv  silbernes  Bild  des  hl.  Meinrad 
sich  befunden  habe. 

Viell.  gehört  auch  der  ostschweiz.  Geschlechtsn.  , Meili' 
(so  hiess  Zwingiis  Mutter)  hieher;  vgl.  Geschlechtsnamen 
wie  Rüedi,  Küeuzli,  Bürkli,  Ottli  u.a.  .Meinr.ut'  Geschlechtsn. 
in  B  im   XV.    und  XVI. 

Meinrada  Rade"  f.,  Bädel  m.:  weiblicher  Tauf- 
name SchwE. 

nun:  mein,  Pron.  poss.  Substantivisch  bezeichnet 
in  vulg.  Spr.  31iner  im  Munde  der  Frau  den  Gatten 
und  Dem  entspricht  31ini  im  Munde  des  Mannes  Aa; 
Bs;  B;  Gr;  W;  Z;  vgl.  er  und  es.  Es  par  Tag  druf 
wott-ich  Mim  Neuis  ge"  säge";  er  isch  bim  Stall  uf-em 
Bänldi  g'hocket  BM.  Bisweilen  auch  =  Geliebter  und 
Geliebte:  Miner,  M.  ist  e"  FinC,  Diner ,  D,  nid  emäl; 
31,  31  lachet  albig,  D.,  D.  nid  emäl  GRValz.  Das 
Neutr.  31i"s  =  mein  Heimwesen,  mein  Haus  Ap;  G  oT. 
Do  wämer  [wollen  wir]  denn  wider  entöl  i"  Mim 
enne"  z'sämme"  cho".  Schwz.  Dorfkai..  1890.  Und  in 
abstrakterem  S.:  Ieh  han  uf-em  Weg  nie  Mim  g'lueget, 
sonder  an  alli  Hüser  uff  ZStall.;  vgl.  luege*  1  l>  ß 
(Bd  III  1223).  Nüd  31i"s  ha",  meinen  Ansichten  nicht 
entsprechen  Ap.  Mine'',  Mini,  31i"s,  zärtliche  Anreden 
an  geliebte  Personen  und  bes.  kosend  das  Dim.  Miseli 
an  Kinder  '/,.  Mit  nachgesetztem  Art.  zur  Hervor- 
hebung: 31iner  (minn  Ap).  de"  gross  (BuebJ,  mein 
ältester  Sohn  Aa;  Ap;  Z.  31ini,  die  Chli",  meine 
Kleine,  ebd.  Ich  wäss  noch  waul  [wohl],  wo  Min,  der 
Seppli,  het  wolle"  inbe".  AHalder.  Elliptisch,  im  An- 
schluss  an  einen  früher  sehr  verbreiteten  Sprachge- 
brauch (s.  Gr.  WB.  VI  1919),  geradezu  interj.  als 
Ausdr.  der  Verwunderung:  E  min!  e  min!  ivas  ist 
mir  arrieiert?  B  Hist.  Kai.  1855.  Ganz  bes.  aber  in 
dim.  Form:  mineli  Btw.;  Gl;  Z,  minelis  B,  Interj.  des 
Schmerzes,  der  Überraschung,  des  Mitleidens,  olt  mit 
andern  synn.  Interj.  verbunden.  ()  du  mineli '.  B; 
Gl;  Z.  Ach  m.  (auch)!  Z,  =  ach,  mein  Gott!  Hätt-ich 
nüd  mi"  Chind  und  Frau,  ach  in..'  wie  wär's-mer 
auch!  Stutz.  Ach  m.!  Es  sticht-mi'h  scho"  wie  31esser! 
ebd.  Ach  m.  undbitti!  JEgli  1895.  .Du  Minelis,  was 
werde  ich  hören!'  B  Kai.  1842.  E  minelis  nei",  Das 
isch  gar  nit  nötig;  ich  danke"  z'  tüsig  Male',  ebd.  1846. 
Herr  mineli!  was  ist  iez  Das?  Z.  E  minelis  Gott! 
bisch  du  's,  Marianneli?  hei"  si  dich  doch  einisch  la" 
gä"  da  inne"?  MWalden.  Minelis  Trost  ja,  da  wei"- 
mer  nüsti  [sicherlich]  scho"  luege".  ebd.  Aus  ZStdt 
auch:  Ach,  mineli.  ,Glaub  gar,  er  wolle  grynen.  Mi- 
nelee, wie  er  Arme  und  Hände  lampen  lässl!'  Z  Kai. 
1803. 

In  der  Emphase  zuweilen  mit  Diphth.:  mein  Gott!  — 
Flexion  in  attrib.  Stellung:  m.  minefnj  T,  "'"'■  tw.  mfam 
Ap;  G;  Seh;  Th  ;  Z,  mi(n)  Aa  (doch  min  Gott,  TrSatl);  Bs 
Stdt;  Gl;  Schw;  Uw  -  n.  mu  Aa;  B;  Gl  (v.ir  Adj.  auch 
ml);  P;  Schw ;  Uw ;  Z,  ml  Ap  (vor  Adj.  anch  uns);  BsStdt; 
GT.;  Th  -  f.  mini  Ap;  Gl;  P;  GT. ;  Th,  min  T,  ml  Aa;  Bs ; 
Schw;  Th;  Uw ;  Z  —  PI.  mmi  Aa;  Gl;  L;  GT.;  Th;  Uw;  Z, 
mi    „BO.;"  Gl;  Z,  miner  „Aa;"   BM. ;   Gl;   GT.  (-;!»-);  ZKn., 


315 


Man.  iiH'ii.  min.  mon.  ninn 


316 


W.  tlch  mues*  h> ,"'  miner  Schuck  ga*  j>ut;:<".  MWalden), 
GT.  -  Gen.  m.  n.  mls  Aa;  Gl;  Th;  Z,  mit  Emphase  mfne« 
(de*  Zbg  und  ,„.  /.,-/.,»,(  —  f.  miner  Aa;  BsStdt;  Gl;  Gl 
i -,iii-i ;  Th  ;  Uw;  Z,  mir  Aal,,  in  der  Verbindung  mit  LebUtj:  B, 
„,tr.  GT.;  ZW.  —  Dat.  m.  n.  mim.  alle;,  (in  GT.;  Th  ,„:',„,„], 
in  Emphase  mfnem  (W  m.  A'ä/.'j  —  subst.,  bzw.  ellipt.  mfne' 
(in  Ap;  Th  >i,i,ui),  mini,  in i*  —  pr&dik.  (aber  auch  beim  Vb 
g'hüre*)  indeclinabel  ml,  in  Gl;  Z  lw.  auch  mlne*,  flekt.  (ellipt.) 
i„in>'.  „Hui.  ii,i"  (Mls  ist,  ",i*  und  in, t-  in, ,1  nagelfest  ist. 
Lienert).  Hie  Form  min«  in  der  Verb,  im,,,-  (miner  Th)  Wage" 
ga*  Z  kann  durch  Abfall  von  ;■  ■  •  ■  1 «.- r  auf  syntakt.  Woge  als 
Ersetzung  des  der  Volksspr.  nicht  genehmen  (Jen.  durch  den 
Dat.  erklärt  werden.  Zu  dem  PI.  miner  vgl.  die  Anm.  zu 
mm  (Bd  1  273),  ebenso  zu  der  bei  Ruef  1540  vorkommenden 
Gen.-Form  .mynsse'  (,So  ich  dynen  kumber  ermissen,  macht's, 
dass  ich  mynsse  ganz  vergissen').  Ibis  indeclinable  mine  in 
prädikativer  Stellung  darf  viell.  als  Versteinerung  der  Masc- 
Form  oder  (weniger  wahrseh. I  als  Gen.  des  Personalpron. 
erklärt  werden.  Zu  den  Formen  vgl.  übb.  die  Anm.  zu  ir  II 
(Bd  1  408).  Zur  Diminntiou  mineli  vgl.  Jigerli,  sali,  zu  mineli 
n.1,,1,  (Bd  1  64);  das..  in  mineli»  gemahnt  an  das  -»■  in  der 
syn.    [nterj.   e   b'hüet-is   (Gott)! 

minen:  sich  als  Eigentum  aneignen  (urspr.  zum 
Meinigen  machen);  Syn.  minsen,  minzfgjen.  , Die  von 
Luzern    haben    die  drü  emptev   für   sich  selben  inge- 

i imen  [und]  gemynet.'   1425,  Abscii.    ,Si  hotten  ge- 

swendt  und  den  stafel  gemynet.'  1442,  Uw  Urk.  ,Wer 
ein  ligend  guet  inne  hat  gehept,  gemynet.  besessen, 
genützet  und  genossen  hat.'  1588,  Bs  Rq.  ,Die  Sorg, 
es  möchte  zu  diser  nüwen  Pfruend  inskünftig  onver- 
merkter  VVys  Etwas  gemynet  und  gezogen  werden, 
welches  dein  Zehenden  abbrüchig  sein  könnte.'  1678, 
AaMuh  Urk.  .Wenn  der  Mann  seine  Frau  überlebt, 
soll  er  nit  befüegt  sein,  die  Geschenke,  die  er  ihr  bei 
Lebzeiten  gemacht,  alsdann  wider  zu  meinen  noch  zu 
seinen  Händen  zu  nemmen.'  L  Stadtr.  1706/65. 

nunere":  indeklinables  Adj.,  von  meiner  Art  Aa 
Leer.  M.  Arbet,  m.  Lüt.  Das  ist  nit  m.,  nicht  mein 
Wille.     Vgl.  üweren  II   Bd  I  618. 

minig  Ap,  miniger  Gr :  meinig,  und  zwar  mit  un- 
best.  Art.:  Eh  m-er  Brüeder.  —  Vgl.  it.  im  mio  fratello. 

minige"  B  (auch  (/'/".);  VC);  „Z"  =  minen ;  in 
UwE.  nur  mit  Bez.  auf  den  Sprechenden. 

mimi.  minn!  Gr  (Serardi),  minni-minni  GrL.  :  Lock- 
ruf für  die  Katzen.     Syn.  munni,  mim. 

Mine  W,  Minnin.  Gk:  Schmeichelname  der  Katze. 
Syn.   Susi.    —    Mim    ist  das  frz.   minet,  Kätzchen. 

„minlich:  ekel  im  Essen  W." 

Mine"  GRPani,  Minne"  GrD.,  Schud.,  Tsch.  —  f.: 
ungewöhnliche  .Miene.  E*  M.  mache",  ha*.  Das  Dim. 
Mineli,  (hübsches)  Gesichtchen  B;  verdriessliches, 
weinerliches  Gesichtchen  (von  Kindern)  Z;  Syn. 
Brietscheli.  ,Wie  ein  lieblich  M.  es  mache.'  Gotth. 
.Einen  Kässpycher  voll  Dublonen  [als  Mitgift],  dazu 
es  M.,  wie  wenn  man  es  aparti  'tanglet  (knetet) 
hätte.'  ebd. 

„Minne  f.:  Mass  von  50  Kubikzoll  W." 

„E-:  Muttermass  W."    -    Aus  frz.   ,,„,„,,    minef. 

ver-minnig:  gütlich.  ,Dass  obgehörter  artiklen 
halb  ein  verminiger  willen  gemacht  werde.'  1588, 
Ausch.    —    Zu    inlul.   verminnen,   in   Minne  schlichtön. 

Minikus:  Personenn.,  Dominikus.  ,M.  von  Büren.- 
Ansh.  ,Minkus.'  Edlib.  (neben  .Dominikus').  Hieher 
wohl  der  W  Geschlechtsn.  , Minnig';  vgl.  .Minigo' = 
Dominicus.  XIII.,  GKChurw.  Urk. 


ininionelig:  niedlich,  allerliebst  BStdt.  Es  m-s 
('hin, l/i,    Büsseli   [Kätzchen].    —    Aus   frz.    mignon. 

Minut(e")  f.:  1.  wie  nhd.,  der  bekannte  Zeitteil. 
allg.  —  2.  schriftlicher  Entwurf,  Kladde.  ,Lut  der 
obberüerten  ininut  und  copye.'  1501,  /.Reg.  Offn.  .der- 
selben artiklen  ist  jedem  hotten  ein  minut  'geben.' 
1510,  Abscii.  , Sowohl  ihre  Protokolla  als  auch  de- 
tachierte unterschriebene  Minuten  und  Projekta.'    Bs 

Mand.    1765.     -     Ml.it.    ,„, „,,la    in    Beil.    2. 

Mumie"  f.:  Katzchen;  monni,  Lockruf  für  dasselbe 
PAL     Syn.  munni. 

Monnilnis.  Munnibusm.:  Omnibus  BsL.  Syn.  Om- 
libus,  Unibus.  .Die  Einen  sagten,  der  neue  Hast  [das 
fremdartige  fuhrwerk]  heisse  Ronimus,  denn  Das  sei 
auch  so  ein  absonderlicher  Heiliger  gewesen;  die  An- 
dern behaupteten,  nein,  er  heisse  Monibus;  wie  so 
er  mit  dem  Mond  verwandt  sei,  wüssteu  sie  nicht.' 
Breitenst. 

G'mü'n  n.:  dumpfes,  andeutliches  Singen,  Gestöhn, 
Gesumme  Z. 

möne",  dim.  mönele*:  1.  mit  unterdrückter  Stimme, 
mit  geschlossenem  Munde,  durch  die  Nase  oder  durch 
die  Zahne  singen  L;  Zg;  Z.  Er  hat  Öppis  vor  st"* 
ane"  g'mönet.  Wenn-d'  iri"t  singe*,  so  sing  recht  und 
lue  nüd  nur  eso  m.  Er  mönt  druf  abe"  es  Liedli. 
.VIUsteui.  .Mönen,  flismen,  mutire,  mussare.  susurrare.' 
Red.  1662.  —  2.  die  Mundharmonika   spielen   Scnw. 

— '  Vgl.    moggt  n. 

„Moni  I  m. :  Mensch   von   übler  Laune  ScBwMa.1, 

Toni-:  leerer  Schwätzer  Z. 

M  oii  li  AiZein.;  Bs;  S,  Güge"-  (AaoF.;  L;  Sohw; 
I':  Zg),  Gügge*-  (AaWoIiI.;  LG.)  Moni  AaF.  (auch 
-Möndli);  L;  Scuw;  ü;  Zg  —  n.:  1.  =  G.-Mol.  S.  auch 
Gügger  Bd  II  181;  Mist-Giillen.  ebd.  223;  grügg.  ebd. 
728.  Wo  fr iieher  Morast  ist  g'si"  und  Chrolte",  Frö- 
sche* und  Guge'möne*  g' musiziert  hend  in  alle"  Tum". 
RMohk  1872.  —  2.  biidl..  unreinliches  Mädchen  L. 
—    Aus   (Gugen-) Mali    durch    Anlehnung    an    das   Vb   mönen. 

Moni  II  m. :    Salomon    AiLeer.;    B;  Z  (b°).  —   Die 

Ausspr.  ö'2  beruht  auf  derjenigen  von   s,,l, ,,,,.'. 

g'mnnnelet:    grob    wie    ein    Stier    UUrs.  —   Von 

Vunneli  (s.    Munni)   abstrahiert. 

inunne":  1.  „vor  sich  hin  brummen  Ar.-  —  2.  die 
Köpfe  zusammenstossen  B.  .Hans  und  Hammel  [zwei 
Schwinger]  hatten  sich  äusserst  vorsichtig  angepackt 
und  vorerst  bloss  mit  Stossen  und  Munen  ihre  Kräfte 
gemessen.'   HsNtd.    1890.    —    Zu    2   vgl.   geissen,   bocken. 

.Munni  I  m.:  1.  Zuchtstier,  Bulle  Aa;  Ap;  Bs; 
BM.,  Si.  (selten);  Gl;  L;  GRh.;  Seil;  Schw;  S;  Th; 
Uw;  „U;"  Zg;  Z;  Syn.  (Munni-JStier.  In  GG.,  oT.; 
ThHw.  der  zum  Ziehen  verwendete  Zuchtstier,  während 
Hage",  Pfarr  der  nur  zum  Züchten  verwendete.  Als 
Typus  der  Hartköpfigkeit,  Wildheit.  Streitlust  usw.  in 
manchen  RAA.  S.  Grind  Bd  II  762;  Chrishüfen.  ebd. 
1047.  Er  het  e"  Ghopf  n-ie-n-e"  ölte  M.  Bs.  Die  hetid 
g'murret  wie-n-e"  M.  Lienert  1891.  S.  noch  nach-ifeben 
Bd  II  91,  Land-Jäger  Bd  III  20.  ab-lassen.  ebd.  1400. 
Üser  M.  het  's,  unser  Kandidat  hat  den  Sieg  davon- 
getragen B.  M.  bös!  vom  Volke,  wenn  es  mit  Wucht, 
einen  Wahl-  oder  Gesetzesvorschlag  verworfen  hat  15. 
De"  M.  (Uw;  Zu),  auch  (bes.  von  Frauenspersonen 
oder  Kindern)  's  Munncli  (Uw).  's  Münneli  (SchwNuoI.) 
mache",  sich  mürrisch  betragen.    „I>en  M.  haben,  im 


317 


Man — mini.     Manch — lllillicll 


;i- 


M.  sein,  von  einem  mürrischen,  schmollenden  Kinde 
I,;  Zo",  Jenes  nach  Anal,  von  de"  Cholder  ha'  adgl. ; 
Letzteres  mit  Anspielung  auf  das  Kalenderzeichen  des 

Stiers.  Aberglaube.  Auf  Höfen,  wo  Gespenster  liausen 
and  WO  man  mehrere  Stücke  Vieh  in  einem  Halsband 
zsgebunden  findet,  soll  ein  schwarzer  M.  dem  Ge- 
spenstertreiben  Einhalt  tun  Bs.  Das  Dim.  Munneli 
fät  einen  zwar  jungen,  gleichwohl  aber  starken  Stier. 
Ich  bi"  gross  und  stark  norde",  jo  stark  wie-n-es  M. 
JoACH.  1881.  Es  Ghöpfli  mache"  wie-n-es  M.  Z.  ,I)er 
Hage.  Munne,  Farr.  Boll.  taurus.'  Ked.  16Ö2.  S.  noch 
laufen  Bd  III  1122.  —  2.  übertr.  a)  von  Menschen. 
a)  grober,  zornmütiger  Mensch  Ndw;  Sauertopf  SoHSt. 
—  ß)  sinnlicher  Mensch  Ap;  Bs;  B;  „Gl;  Sch;  Ta; 
Yw;-  Z.  —  y)  Matador.  .Unsere  ernsthaften  M.' 
Sintkm.  1759.  —  b)  von  Tieren:  <x)  .Kater  L"  (lt  St. 
1.  Anfl.).  —  ß)  Munni  Gl;  GTa.;  Sch;  ZDättl.,  Mun- 
neli Ar;  B,  männliches  Kaninchen,  in  Ap;  GTa.  Ka- 
ninchen übh.  Munm-mimni!  Lockruf  für  Kaninchen 
TuPfyn.  —  c)  von  Sachen :  a)  grosser  Hobel  des 
Zimmermanns  SRech.  —  ß)  grosser  Krug.  0  .Mass' 
fassend  LHochd.  Lt  AFeierab.  1843  lassen  die  Bauern 
einen  solchen,  mit  Most  gefüllt,  auf  den  Tisch  bringen, 
wenn  sie  spielen.  —  f)  auch  Büss-M.,  Lastschiff,  ein 
Mittelding  zwischen  .Halbnaueiv  und  .Jasse-,  c.  50  Ztr 
tragend,  mit  dem  man  Steine  und  Kalk,  auch  Brenn- 
holz die  Reuss  hinunter  führte  L  f.  —  8)  Name  eines 
Berges  bei  BsLie. ;   vgl.  Hengst  und  mons  Taurus. 

Das  W.  scheint  spec.  schweizerisch;  sein  Fehleu  in  BO. ; 
Gr;  W  bemerkenswert.  Dass  es  der  niedrigen  (Bauern-)Sprache 
angehört,  scheint  auch  sein  Fehlen  bei  Maler  zu  beweisen, 
sowie  das  Fehlen  in  den  Öffnungen  und  Urkunden.  Bis  in 
die  mhd.  Zeit  muss  es  immerhin  zurückreichen,  wie  aus  dem 
Geschlechtsnamen  .Munitesch'  (1556.  Sch)  ersichtlich  ist. 
Vergleicht  man  die  Synn.  .Brüller,  Brummer,  Bulle'  (s.  Gr. 
WB.  II  51'2;  zu  .belleu'.  ags.  auch  mugire),  .Hummel,  Rüler' 
(zu  .rühelen'),  .Mummeier,  Munimeistier',  sowie  die  grosse 
Zahl  von  Tiernamen  übh.,  die  lautnachahmeud  von  der  Stimme 
hergeleitet  sind,  so  wird  nahe  gelegt,  dass  auch  M.  eig.  den 
dumpf  Brüllenden  bedeutet,  was  für  das  Tier  charakteristisch 
ist.  Eine  andere  Deutung  geht  auf  got.  munan,  deuken. 
sinnen,  muns,  Gedanke,  Sorge,  zurück,  was  den  M.  als  den 
dumpf  Brütenden  ergäbe,  eine  Eigenschaft,  die  dem  Tieri 
ebenfalls  z.  T.  zukommt;  aus  dem  AhJ.  wären  zu  vergleichen 
bimunigön,  erinnern,  die  Persouenn.  Munitig,  Munulf,  Muni- 
friil.   Muh, lull  u.a.     S.  noch  AHeusler   1888,   78. 

Hüener-:  scherzh.  für  Hahn.  Z'  Widlen  [Wohlen] 
enne"  bellet  e"  Hang  und  i°  dem  Büre"hüs  chräit  der  H. 
B  Dorfkai.  1871.  —  Huere0-:  Hurer  Ap;  Bs  (Spreng); 
Z.  .Derselb  hübsch  Hexen  H.'  Zeitvertr.  1700.  — 
Chäs-:  Bauer,  welcher  allzusehr  erpicht  ist,  seine 
Milch  in  die  Käserei  zu  geben.  B  Kai.  1840.  .Chriegel. 
ein  leidenschaftlicher  K.,  litt  es  nicht,  dass  man  die 
nötige  Milch  zu  Hause  behielt.'  Schwz.  Unterhaltgsbl. 
1860.  ,Ein  rabiater  K.,  den  jedes  Stücklein  zu  einem 
Pflanzblätz  reut'  B  Dorf  kal.  1871.  Vgl. Büecher-Hengst. 

Laube"-,  im  Neckreim:  L.,  Hobelbank,  l%d  im 
Bett  und  ist  nid  chrank  BStdt.  —  Wohl  eig.  ein  niüs- 
siger   Bummler  unter  den   Arkaden   I Laube"). 

Burg-:  sagenhafter  grosser  Hund  in  der  .Teufels- 
burg', einem  Wald,  in  welchem  einst  ein  Zwingherren- 
schloss  gestanden.  Henne  1874.  —  Für-Platte"-: 
Schelte  auf  einen  Knaben,  der  in  der  Küche  immer  um 
den  Herd  herumlungert  B  (Zyro).  —  Kör-:  l.  =  Mos- 
Chue  (Bd  III  95)  L;  vgl.  Bö'r-Chue.  ebd.  ,Ardea  stel- 
laris  major,  Botaurus,  Butio,  Rohr-Reigel,  Rohr-Mune.' 


Cappeler  17(37.  —  2.  „Nachttopf  BMeir."  —  Port'-: 
1.  liemeindewucherstier  Bs;  B.  .Man  kann  das  Amt 
nicht  umgehen  lassen  wie  den  P.  [jährlich  von  einem 
Bauern  zum  andern].'  Gottu.  —  2.  Porfmagnat  Bs;  B. 
.Wenn  man  einmal  Meister  sei,  50  wolle  man  es  danu 
den  Polders  Dorfmunene  zeigen.'  Gotth.  S.  noch  Sonn- 
tagspost 18(19.  278.  —  3.  (bzw.  Stadt- M.)  Wüstling  Bs. 
-   Weid-  s.  Bräch-Hagi  Bd  II   H'T^. 

munnigl:  taurinus  GG.  En  m-eStier,  ein  Zucht-, 
nicht  ein  Mastochse. 

munnihaft:  wie  ein  Stier  dreinfahrend,  überaus 
rücksichtslos  vorgehend  B. 

„Munne"  f.:  Halsband  von  Kalbs-,  Lamms-  und 
andern  Tierschwänzen  GrA." 

Munni  II  GrP.,  Eh..  Münni  BSi.  -  n..  Dim.  Mun- 
neli tlSev. :  1.  Lockruf  und  Schmeichelname  der  Katze. 
aaOO.  Syn.  Minni,  Mint.  —  2.  Munneli  GW.,  Müh- 
nelil  GRh.  a)  Wollgras  GW.;  Syn.  Büseligras,  Chün- 
geli,  Mauweli.  —  b)  die  Kätzchen  der  Salweide,  Salix 
capr.,  bzw.  die  Pflanze  selbst  GRh. 

Aus  FSs.  die  in  ihrem  Ausgange  rätselhafte  Form  Müna 
n.,  Katze.  Es  scheint  z.  T.  Berührung  mit  Munni  I  (vgl. 
Bed.   2  b)  stattzufinden. 

Anke"-Munneli:  scharfer  Hahnenfuss,  Ran.  acris 
SchwG. ;  Syn.  Anken-Bälleli.  —  Könnte  auch  zu  Munni  I 
gezogen  werden. 

munnig  II:  klein  BsStdt;  ScHSt.  (Sulger).  Syn. 
munzig.     Chli"-m.,  winzig  klein. 

Munizipa'l  m. :  Mitglied  des  Gemeinderates  (Mu- 
nizipalitkt)  in  der  Revolutionszeit  Z.  .Herr  Heinr. 
Spalinger,  alt  M.,  in  Martalen.'  1805.    Vgl.  Agent. 

Miineli  n. :  kleine,  blaue  Pflaume;  „Ziberle,  eine 
Vit  wilder  Pflaumen  BLängenh.;"  S. 

Munneli  II  n.:  Mündchen.  Nur  in  dem  Einderreim 
unter  Chinni  Bd  III  320,  wozu  noch  die  Varianten: 
Ghinneli,  M..  Nase'spitzeli,  Augff'spiegeli,  Stirne"- 
tüpfeli  und  es  chlls,  chlis  Härrüpfeli.  Schwzd.  Ghün- 
neli.  M..  Nase"tierli,  Gräbäugli,  Sehwarzäugli,  Sterin"- 
tüpfii  (Stirne'güpfli  GT.),  H.  GlK.  (Winteler).  -  Aus 
Mündeli,   dem   Reime  zulieb. 

Heu-münie:  Sauerampfer  WZerm. 


Manch  -  munch. 

Miineli  AAFri.;  Bs;  BSi.;  L;  P  (Minnach);  Sch;  S, 
Müch  Zg,  Möuch  S;  Z  —  m.:  1.  .Mönch.  In  dieser 
Bed.  nur  noch  in  Ortsnn..  auf  frühern  geistlichen  Be- 
sitz deutend:  ,Münchenstein'  Bs,  ,Münchaltorf,  Mönch- 
halde",  Möuchhof'  Z,  , Münchenbuchsee,  -wylei"  B. 
.Münchwvleir  Aa;  Th.  Vgl.  auch  Pfaff;  über  den 
Bergn.  .Mönch'  vgl.  Frau  5  (Bd  I  1244).  —  2  wohl- 
beleibter und  etwas  fauler  Kerl  ZZoll. ;  vgl.  Propst. 
—  3.  (verschnittenes)  männliches  Tier,  a)  Wallach 
AAFri.;  Bs;  BSi.;  L;  Sch;  S;  Zg;  Z.  Vgl.  üshauwen 
Bd  II  1809.  —  b)  verschnittenes,  männliches  Schwein 
Bs  (Minehli);  vgl.  Nunn.  —  c)  verschnittener  Kater. 
.Für  erlamung,  so  brat  eine  feiste  katzen,  dass  ein 
munch  sy.  der  soll  in  der  jugent  verschnitten  syn.' 
XV..  Arzxeib.  —  4.  „brauner  Alpenschmetterling  aus 
dem  Geschlechte  der  Hipparchia  B.  —  5.  (a.uc\\Bett-31.) 
Bettwärmer,  in  ZStdt  ein  Krug,  in  Bs;  „B"  eine,  glü- 
hende Kohlen    enthaltende,    niedrige,    ovale  kupferne 


319 


Manch— munch.    Manil  -mund 


320 


Pfanne  mit  langem  Stiel  and  siebartig  durchlöchertem 
Deckel;  Syn.  Bett-Pfannen.  Vgl.  Chriesi-Mann.  — 
6.  Geschlechtsn.  Bs;  Z.     ,Joh.  Münchli.1   1400,  /.. 

Bud.  3  b  aucli  im  ünterinnta).  Beil.  4  nach  der  braunen, 
au   die  Kutte  erinueruden   Farbe. 

Büti-:  Mannweib,  Weib  von  derbem  Betragen  B.\I. 

lnünche":  kastrieren  SchSl.  (Snlger).  .Kitter  A. 
von  Klingenberg  halt  etlich  prediermünch  g'fangen, 
denen  er  dröuwt  ze  m..  wo  sie  die  nunnen  nit  un- 
g'nöt  liessint.'  Ansii.  ,Castrare,  ausschneiden,  aus- 
werten, heilen,  m.'  Fius. ;  Mal.  S.  auch  verheilen 
Bd  II  1147. 


Mand  -mund. 

Manda't  n.  —  PI.  Mandöter  Ap:  Regierungscrlass. 
enthaltend  polizeiliche  Verfügungen,  sowie  Bestim- 
mungen und  Verordnungen  für  das  öffentliche  Leben 
zur  Besserung  der  Sitten.  Früher,  d.  h.  bis  zur  Re- 
volution, wohl  allg..  bes.  in  den  ref.  Kantonen,  und 
von  den  Kanzeln  durch  die  Pfarrer  dem  Volke  vor- 
gelesen. Überschrift  meist:  ,M.  und  Ordnung-  oder 
.Ordnung  und  M.'  Am  häufigsten  waren  Sitten-,  Klei- 
der-, Bettel-,  Münz-Mandate.  In  Gl  Jas  .Amtsblatt.' 
,So  soll  die  ehrsame  Oberkeit  umb  ein  Mandatlin 
bierumb  [von  der  Geistlichkeit]  ang'sprochen  werden.' 
1007,  Ap  Synodalprot. 

Die  Sitte  der  staatskirchlicben  Mandate  geht  auf  Zwingli 
zurück  (vgl.  E-Gaumer  Bd  II  304,  Chinder-Ler  Bd  111  1367), 
denn  das  umfassende  sog.  .grosse  M.'  wurde  schon  1530  von 
der  Z  Regierung  erlassen  und  hatte  noch  Jahrhunderte  lang 
Bedeutung  und  Ansehen,  indem  es  jährlieh  im  Auszug  ver- 
i.  iirdc      Vgl.    Re/ormatioru-Herr   Bd   II    1541. 

Land-Mandöt:  Sammlung  von  Gesetzen  undVei'- 
■  ■rd  innigen,  bes.  polizeilicher  Natur,  die  früher  all- 
jährlich auf  Antrag  der  Synode  von  den  Kanzeln  herab 
vorgelesen  wurden  ApA.  Vgl.  ,Iin  Mandaten buoch.' 
1585,  Ap  LB.  —  (Land-)Reformations-:  das  grosse 
Sittenmandat.  XVI./XVIIL,  Z;  s.  Anm.  zu  Mandat.  - 
Bett-Tags-:  das  am  Sonntag  vor  dein  eidgenössischen 
Bettage  von  den  Kanzeln  vorgelesene  Mandat,  früher 
durchweg  von  den  Regierungen,  jetzt  z.  T.  von  den 
Kirchensynoden  verfasst.  —  Trül-:  Mandat  gegen 
Ämteibewerbung  mit  unerlaubten  Mitteln.  1590,  Stad- 
lin  1824. 

Mandel  in.  Z  (Dan.),  sonst  Mandle"  (in  PAL  Man- 
dula)  —  f.:  1.  Mandel(-kern).  .Der  in.,  nux  Graeca.' 
Mal.  --  2.  Dim.  Mändeli,  kleines  Zuckerbackwerk, 
meist  mit  starkem  Zusatz  von  Mandeln,  in  Form  von 
Sternchen.  Rädchen,  Herzchen  Z.  Syn.  Finger  (Bd  1 
86*4).  's  Grillt  mues'  bi-n-ere*  lere"  M.  buche".  LSteinek 
1883.  —  3.  eine  Kartoffelart;  s.  Erd-Epfel  Bd  I  381. 
—  4.  Steinkerne  von  Muscheln  Bs  (Bernoulli).  —  Das 
Masc.   vcrli.  aus   .Mandelkern.' 

Herd-:  knollige  Sonnenblume,  Erdbirne,  Hei. 
tuber  B. 

Schale"-:  Man.lel  in  der  Schale.  ,Das  Holz  wird 
so  teuer,  dass  wir  bald  mit  Muskatnüssen  und  Schala- 
mandcl  heizen  müssen.'   Ktd,   Panor. 

Das  zweite  a  ist  auffallend;  1  i . ■  lt t  hin-  viril,  die  nieder- 
ländische Form  amandala  zu   GrundeV 

Teig-:  Tiell.  =  Mandel  3.  /.  Wochenbl.  1807. 

Mandor  f.:  eine  \rt  Laute.  Mandoline.  .Zum  Kauf: 
eine  M.   sainnit  Futteral.'   S  Wochenhl.     .Tun  II. 1 1 'pfen, 


Gitarren.    M-en   nicht  sparen.'    JCWeissenb.  1701.  — 
Von   it.   mandola  (Dim.   mandolino). 

Mandel  m.:  verkleinernde  oder  humoristische  Be- 
zeichnung für  Mann  BGr.;  Lj  üw.  lg  hält  die  grössi 
Glogge"  fast  nid  megen  weiggen,  wenn  i'h  schon  c" 
starchef  M.  bin.  Alpenrosen  1s7l'.  Iron.:  Das  ist  e"  .ir., 
hed  Lüs  am  Bändel,  das  ist  ein  sauberes  Männchen  L. 

Zur  Bildung  vgl.  Formen  wie  Büebd;  Rüedel,  lieichel, 
zur  EinSchiebung  von  d  die  Dim.  zu  Mann:  Mand(e)li, 
Mänd(e)li\  .Spindel'   aus   .Spinnel.' 

Harnisch-  s.   Harnisch- Mann. 

Herrsehafte0-:  fremder  Herr  UwE. 

Bezieht  sich  auf  deu  seit  c.  1820  beginnenden  Kurbesuch 
iu  UwE.   von  Seite  fremder  .Herrschaften.' 

umme"-mändlen:  ,umherweibeln'.  von  Haus  zu 
Haus  Neuigkeiten  berichten,  bes.  von  Klatschweibern 
UwE.  —  Drspr.  wohl  als  Männchen,  Neuigkeitskrämer,  sich 
herumtreiben. 

Mende"  m.:  Fehler,  Gebrechen  BSi. ;  GnSpl.  — 
It.,   churw.    menda.      Das   Geschl.    wohl    nach    .Fehler.' 

mendig:  1.  fehlerhaft  GrS]i1.  —  2.  gering,  wenig; 
z.  B.  vom  Ernteertrag  GrS. 

minder:  ungefähr  wie  nlnl.  1.  Adj.  a)  räumlich 
kleiner;  s.  Chic  Bd  III  607  und  mir  1.  Noch  heut- 
zutage bei  altern  Leuten:  di  mindert  Stadt  =  Klein- 
Basel.  —  b)  kleiner  an  Zahl.  Betrag.  ,Es  gibt  Meister- 
leut,  welche  ihre  Diensten  betrügen;  aber  Die  sind  doch 
die  mindern  [Minderzahl].'  Gotth.  Subst.  das  M.,  die 
Minderheit  Gl;  Ant.  Mir.  —  c)  geringer  (moralisch 
und  ökonomisch);  unbedeutender,  wertloser,  schlechter, 
oft  den  Comparativhegriff  abstreifend.  Das  isch  min- 
der [schofel,  knickerig]  Bs;  Z.  Wegen  eppis  M-em 
lache"  Bs.  Es  düeeht-mich,  es  sei  Nüt  M-s,  weder 
Oppis  e'  verspreche"  u"d  da""  nit  e'  halte".  C Weisel 
1888.  E"  m-er  [kein  nobler]  Herr  AaWoIiL;  Th;  Z. 
En  m-er  Husi,  ein  schofler  Kerl  Tu.  Das  isch  ver- 
fluecht  m.  [unehrenhaft].  Bari  1885.  So  Oppis  irär-mer 
;'  m.  Walters  1882;  Syn.  :'  wenig,  .:'  rhll".  Die  m-e* 
fLüt),  die  Annen  1!.  Wie-n-er  's  guet  meini  mit  de" 
Litte"  and  a"rh  mit  der  m-e"  Bürgerschaft  1 '  Si.lt 
(Schwzd.).  ,Ich  weiss  wol.  dass.  was  antrifft  lüt  und 
land,  dass  man  demselben  muess  nachgon  und  das 
in.  alls  lassen  stön.'  Rief  1540.  .Ochsenfleisch,  ein 
Pfund,  das  beste  ä...,  das  m-e  ä  . . .'  B  Metzgerordn. 
1718.  —  2.  als  Comp,  vom  quantitativen  .wenig'  und 
als  Adv.  für  weniger;  seltener  als  Dieses  und  z.  T. 
nur  in  gewissen  RAA.  und  Formeln.  Um  e"  Franke" 
minder  AaWoIiL  Es  het  hur  minder  Wi"  g'g'e"  a's  fern 
AASt.  En  Viertel  montier  a's  Es.  3/i  auf  1  Uhr  Ar;  Tu 
Egn.  Was  minder  ist,  gut  ab,  scherzh.  Abweisung  einer 
numerischen  Übertreibung  Z.  Wenn  De'  starb,  war 
Keine'  .:'  wenig,  nit'  Eine''  m.  G;  Z.  !''•  wött  no°*  m. 
säge",  wenn...,  ich  würde  mir  noch  weniger  daraus 
macheu,  vvenn  . . .  Stutz.  M er  oder  m.  '/..  Es  Hassl.se", 
wa  /'  Lacher  dri  sin.  nit  mie'  o,  m.  BSa.  (Schwzd.). 
Wenn  ieh  tu.  und  ml'  de"  Zit  hä",  wenn  die  Zeit  es 
mir  irgendwie  erlaubt  ZO.  S.  noch  mir.  ,.le  minger 
je  besser.'  Gotth.  Ich  mag  Nüd  m-s,  a's  Das  aScHW. 
Mitider-is-.\iid,  ganz  and  gar  Nichts,  eig.  minder  als 
Nichts,  auch  adverbial  =  gar  nicht  UhA.,  Pr. ;  Syn. 
weniger  als  Vüt.  Das  geit  vertondrel  räss  [auf  der 
Eisenbahn]  und  isch-my"  in  der  Acht  es  minder  wann 
Nid  [in  einem  Moment]  daniden,  Alpenrosen  1872 
(BGr.).     Mit   Ausfall    von    wann:    mindernid,   ad    an 


321 


Wand,  nu-iiil.  iiiiml.  id.  iiiiiihI 


322 


tratto  PAl.j  vgl,  minstwene.  M.  adv.  auch  =  weniger 
leichl  SG.  Eigentümlich  die  I>A.  ,es  ist  nit  ra.',  um 
eine  Mitteilung,  Aussage  zu  betonen  =  davon  lässl  sich 
Nichts  abmarkten,  ableugnen.  .L'n.l  isl  nit  m.,  wir 
habent  mangel  an  grossem  geschutz."  1521,  Strickl. 
,l'nd  syg  nit  minder,  er  und  syne  nachpuren  sygint 
beschwert.'  1522,  Egli,  Akt.  .Ist  nit  m.,  wir  warend 
hungrig,  hettind  gern  unser  imbiss  genommen.'  1525, 
Absch.  ,Und  ist  nit  m.,  dass  sölichs  dergstalt  ver- 
handlet worden.'  1530,  ebd.  .Jakob:  Du  hast  mir 
'geben  vil  der  kinder,  die  sind  ung'horsam,  ist  nit  m.' 
Rdef  1540.  .Wenn  ich  sott  etwas  darzue  jehen,  ist 
in.  nit  [so  ist  es  allerdings  das  Folgende].'  Aal  1549. 
,Es  ist  nicht  in.,  es  kann  sieh  disere  Pröwd  bisweilen 
verbergen.'  JWirz  1650.  .Es  ist  nicht  ra.;  er  hatte  es 
dem  Junker  sollen  einschwatzen.'  HPkst.  1790.  Ver- 
steinert und  mit  Anlehnung  an  Wunder  hat  sieh  diese 
RA.  noch  erhalten  in :  Es  ist  nid  e"  M.,  es  ist  nicht 
zu  verwundern  AaLcci-.  Kei"  M.,  kein  Wunder  LSemp. 
Kei*  M.,  wenn  er  in  nüd  mag;  er  hed  's  imgar  u-üest 
g'macht.  S.  noch  dex,  dest.  —  Mhd.  minre,  minner,  ahd. 
minniro. 

mindere":  mindern,  intr.  1.  abnehmen,  an  Zahl 
oder  Menge  B.  Syn.  sehwinen.  ,Wo  viele  Jäger  sind, 
mindern  die  Hasen.'  Goith.  .Im  abgänden  Mond  aus- 
gelassener Anken  mingeret  im  Hafen.'  B  Kai.  18-13. 
,Es  ist  ein  Landrecht,  dass  die  zugebrachten  Mittel 
der  Frau  weder  m.  noch  wachsen  sollen.'  Inderbitzi 
182-1.  —  2.  Gegs.  zu  meren,  abstimmen.  ,An  der 
Gmeind  zu  meren  oder  zu  m.  haben',  =  stimmen  dürfen. 
XV1I./XVHI.,  z. 

mindest,  mindist  Tu;  Z,  min(d)st  Ap;  B;  GrPi\; 
PAL;  G;  Tu;  Z:  1.  Adj.,  geringst.  Das  Neutr.  subst. 
Es  cliunnt  d's  3[iut!*t  Störi'g  in  dem  Gasthof  [vor] 
GaPr.  Wenn-me"  's  Mindst  drum  meint,  sich  am  wenig- 
sten versieht  ZEls.  —  2.  adv.  Der  mönst  schwarz,  am 
wenigsten  schwarz.  Ap  Kai.  1848.  Min  Bueb  ist  uf-em 
Tanzplatz  und  walzeret  g'wüss  nüd  de  minst  GEbn. 
Z'  Pfingste*  gilt  's  Gliom  am  ruhigste.  SrRww.  1869. 
—    Mlid.   minnest 

minstwene:  im  Augenblick,  plötzlich  GrScIi. 

Vgl.  das  syn.  minder  wan  nid  unter  minder  3.  Im  ersteu 
Teil  noch  einmal  gesteigert,  im  zweiten  starker  verstümmelt. 

Mund  m.:  1.  wie  nhd.,  jetzt  durch  Mül  verdrangt, 
aber  früher  auch  unserer  Volksspr.  ganz  geläufig,  wie 
noch  aus  Zss.  wie  Mund-Loch,  Mund-toll  u.  a.,  sowie 
dem  Dim.  Miintschi,  dem  \rb  münzen,  hervorgeht.  Auch 
in  wenigen  II  A.A.  noch  erhalten:  Vil  M.,  vil  St  und , 
mit  wie  viel  Leuten  die  Hebamme  auf  ihrem  Berufs- 
wege schwatzt,  so  manche  Stunden  Wehen  hat  die 
Wöchnerin  zu  leiden  BBe.  (Dan.).  So  vil  M.,  so  vil 
Pfund  [halber  Gulden],  so  viele  Personen,  so  viele 
Erbteile.  S  Rsprw.  Und  in  weiterm  S. :  Enem  jedren 
M.  si*s  Pfund,  suum  cuique  BR.  ,Von  Mund',  münd- 
lich. .Mit  briefen  oder  von  dem  m.'  1395,  Gl  Urk. 
,So  mag  die  frau  sömblich  morgengab  wohl  wider 
von  in.  geben  und  ordnen  vor  zwei  oder  drei  bider- 
männern.'  1490,  LEotenb.  Amtb.  Vgl.  .von  Hand.' 
,(M.)  au  M.\  von  Angesicht  zu  Angesicht.  .Welchem 
burger  von  des  rates  botten  gebotten  wirt  under  ougen 
und  munde  an  munde,  für  die  un Züchter  ze  kommende.' 
1309.  Bs  Rq.  ,l>as  erst  bot,  so  beschicht  in.  an  m.' 
um  1520,  ebd.  Der  Weibel  habe  ihm  , under  ougen 
und  an   syn  m.'  verkündet.   1529,  Absch.    Im  gleichen 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


S.  (nach  Anal,  von  under-händs,  -wegs)  ,under-munds.' 
,Welicher  einem  andern  nit  us  zorn,  sonders  verdacht- 
lich, aber  doch  vorwärts  und  U.  zuoredt.'  1539,  B  Rq. 
.Wer  dem  anderen  ehrverletzlich  zuoredt,  verdacht- 
lich, u.  und  ihn  dann  öffentlich  entschlacht,  soll  ein 
Jahr  leisten.'  B  Gerichtssatz.  1615/1721.  S.  noch  mund- 
af  Bd  I  121.  —  2.  =  Gemünd  3.  ,Und  sun  [sollen]  die 
zwei  fenster  eines  mundes  wyt  syn  und  nit  wyter.' 
1307,  /  I'rk.  (Staatsarch.).    Vgl.  die  Anm.  zu  G'münd. 

—  ;!.  das  Dim.  Mundil  Schj  Tu;  Z,  Mündeli  ///.oll. 
in  bildl.  Anwendung=  Anggeli  1  (Bd  I  340),  Chindli  3  l 
(Bd  III  342),  Chrop/li  1  c  (Bd  III  848);  doch  auch  der 
Anschnitt  eines  Brotes  übh.,  an  dem  das  .1/.  gewöhn- 
lich vorkommt;  vgl.  An-luiu,  Schloss.  ,Den  obersten 
Zipfel  (des  sechspfündigen  Bauernbrotes),  das  Mündli, 
hatte  der  Junge  abgebissen.'  Alpenrosen  IXO'9.  Vgl. 
das  syn.  prov.-frz.  le  baiser,  von  se  baiser,  zusammen- 
backen (von  zwei  Broten).  —  Zur  Bed.  ,Mund'  =  Ange- 
sicht vgl.   die  Zss.   mit  -mündig   und  das  lat.  os. 

Herze-  =  Lebere'-Chrüt  1  (Bd  III  899)  GlM. 

Nur  scheinbar  eiue  Zss.;  iu  Wirklichkeit  =  ,Herz  und 
M.';   s.   e  (1  (Bd   I    12). 

Bär-  L;  U,  War-  L,  „Twär-  BO."  (lt  St.  1.  Ausg.) 
-Mund  „BO.;"  L  ("*);  U,  -  Wund  LG.  —  n.:  1.  Bauch- 
grimmen, Kolik  „BO.;  LG.;"  U.  ,Sye  aber  der  Pfarr- 
herr mit  dem  Grimmen  oder  Wärwund  also  streng 
angegriffen  worden,  dass  er  sich  des  Todes  verwägen.' 
1624,  LNeud.  (Esterin.).    S.  Darm-Gegicht  Bd  II  111. 

—  2.  (auch  Ghopf-Wärmünd)  Kopfweh  mit  Brechreiz 
LG.,  Malt. 

War-  (Tirär-)  und  -Wund  sind  Entstellungen  des  uiclit 
mehr  verstandenen  Wortes.  Wie  die  Grundbed.  Beschwerden 
der  Gebärmutter  (des  .Muttermundes')  sich  erweiterte,  dar- 
über s.  unter  Darm-Gegichi  Bd  II  114  den  Beleg  aus  Fris. ; 
Mal.,  sowie  .Barmutter'  bei  Gr.  WB.  Auf  das  Geschl.  hatte 
wohl   .Weh'    Einfluss. 

Munda  f.  BO.  (RWyss  1817),  Mundi  n.  W,  Mündel 
m.  BBe.:  Kuh,  Ziege  mit  weissem  Maul. 

Mundach  er,  -öcher  m. :  1.  Apfelsorte  Th.  — 
2.=Müggis  (Sp.  135)  ScuSt.;  Tu  (Syn.  Murbeten);  dann 
übh.:  heimlicher  Vorrat  (an  Speisen,  Geld)  Th;  Syn. 
Minggis,  Muttech.  Das  Dim.  Mundo-eherli,  bis  zuletzt 
aufgesparter  guter  Bissen  TnSteckb.  —  Vgl.  Acher  I 
(Bd    I    65)   und   Ackeren  (ebd.    70). 

Mundete"  f.:  ein  Mund  voll  PAL 

Die  Bildung  wie  in  Hampflete*  (Bd  II  1304),  wohl  ver- 
anlasst durch  das  syn.   it.   boccata. 

mundlich  muntli''':  mündlich,  allg.  .Gschriftlich 
und  muntlich.'  Zwinuli  und  so  fast  durchweg  in  un- 
serer ä.  Lit.  Noch  1766  in  der  B  Schwellenordn.:  ,So 
mund-  als  schriftliche  Befehle."   —   MM.  munilieh, 

G°-münd  n. :  1.  a)  Flussmündung,  spec.  Stelle, 
wo  zwei  Flüsse  oder  Bäche  sieb  vereinigen  oder 
trennen,  Gabelung.  Erhalten  in  mehreren  Orts- 
namen: Gmünd  ArTeuf.,  von  Vad.  erwähnt  mit  den 
Worten:  ,Uf  dem  gem.,  das  ist  ynfluss  der  Rot  in  die 
Sitteren,  gelegen.'  Gm-en  BSum.;  LSchüpfh.,  .in  den 
Gmünten'  BSa.  .Gemunden',  Ort,  wo  die  Glatt  sich 
mit  dem  Rhein  vereinigt.  1241,  ZRheinau  Urk.  — 
b)  Gabelung  einer  Höhenkuppe,  Zacke?  Einsattelung? 
.Grenze  über  den  Grat  hinein  den  obersten  Gemünden 
und  Hörnlein  nach  bis  vorne  an  das  Bort'  1541, 
Sprucbbr.  zw.  BItranien  und  Wangen.  —  2.  Massbe- 
zeichnung, die  Dimension  der  Handbreite  oder  Faust 
bis   zur   Spitze    des   abstehenden   Daumens    Gl;    vgl. 

21 


323 


Mainl— mnnd.    Mang— mung 


324 


g'münd-höch  (Bd  III  977)  und  Mund  2.  ,Ein  g'münd 
hoch.'  1531/48,  II.  Mos.  =  , einer  Handbreit  hoch.'  1G67, 
das  Letztere  dem  gr.  jtaXaioroö  genauer  entsprechend. 
.Quincuncialis,  fünf  g'm.  hoch  oder  fünf  zwerchdaumen 
hoch.'  Fris.  ;  Mal.  ,I)ie  Wybsbilder  sollend  die  gar 
zu  kurzen,  lychtfertigen  Gippen  und  Rock  änderen 
und  hinfüro  derg'stalten  machen  lassen,  dass  sie  die 
Waden  vollkommen  bedecken  mögind  und  etwan 
eines  G'münts  hoch  vom  Herd  ufgangind.'  B  Mand. 
1628.  .Satzung,  dass  die  Schwänze  des  Gewandes 
nicht  mehr  als  ein  Gemünde  auf  dem  Boden  schleppen 
sollten.'  Helv.  Kai.  1780.  —  ge-mundig:  ein  G'münd 
dick.  ,Es  zahlte  1487  in  Bs  an  Zoll  ein  schuiger  Floss 
16  1».,  ein  spenniger  Floss  1  ß,  ein  g-er  Floss  3  D.' 
Ochs  V  102. 

Alul.  gimundi,  nihd.  gemünde  in  Bed.  1  und  2.  Im  Unter- 
schied zur  Tw&r-Hand  bei  geschlossenen  Fingern  bezeichnet 
Gmünd  ein  Mass,  das  grösser  als  jene,  aber  kürzer  als  die 
Spanne  ist.  Richtet  der  Daumen  sich  auf,  so  öffnet  die  Hand 
den  .Mund  und  es  entsteht  die  Figur,  wie  sie  auch  Bed.  1 
eigen  ist,  denn  die  zahlreichen  Ortsnamen  auf  .G'niüud'  (auch 
in  Deutschland,  s.  Gr.  WB.  s.  v.)  bezeichnen  immer  die  mehr 
oder  weniger  rechtwinklige  Einmündung  eines  Flusses  in 
einen  andern,  ganz  wie  das  lat.  Cou/hit-ntia  oder  Confluentee 
(Coblenz).  Wie  die  Abzweigung  des  Daumens  von  den  übrigen 
Fingern  bei  uns  zu  einer  Massbezeichnung,  so  wurde  be- 
kanntlich bei  den  alten  Römern  der  selbe  Vorgang  zur  Dar- 
stellung  ihres   Zahlzeichens  für  5   verwertet. 

er-münde":  nennen,  erwähnen  GnPr.  In  dem 
Dörfji,  wa  r''  ermündt  litin.  GFiend. 

mündig:   mundend   7,  (Dan.);    Syn.  güstig.     Der 

Wi"  ist  m.  z'  trinke'. 

eige"-:  mit  eigenem  Munde,  persönlich.  ,Die 
Diensten  sagten  einander  diese  Dinge  nicht  gern  e., 
aus  Furcht,  man  halte  ihnen  Gegenrecht.'  Gotth.  — 
un-:  zu  reden  unfähig.  ,Die  inger  verluren,  villicht 
uss  untruw  ires  u-en  fürsprechens,  das  recht.'  Ansh. 
Ia  149.  —  voll-  I:  mit  rundem  Gesicht  ÄALeer.  — 
glich-:  einmütig.  ,61.  und  einhellig.'  1524,  Absch. 
-  rot-:  rotwangig,  von  blühender  (Gesichts-)Farbe, 
bes.  von  Kindern,  aber  auch  von  Äpfeln  AALeer. ;  Bs; 
„B;  VO;"  ScHSt.;  S.  Syn.  rut-hrächt.  —  schwarz-: 
von  dunkler  Gesichtsfarbe  „Aa;  B;  VO;  S."  ,Ein 
Mann,  hat  schwarze  Haar,  graue  Augen,  ist  dabei 
schw.  im  Angesicht.'  Z  Nachr.  1754.  —  spitz-:  mit 
schmalem,  spitzigem  Antlitz.  ,Ein  sp-er,  rahner  [ha- 
gerer] Mensch.'  Z  Nachr.  1754.  —  wiss-:  von  weisser 
Gesichtsfarbe  „Aa;  B;  VO;  S."  .Weissmünd,  exal- 
bidus,  albicans.'  Mal.  .Ein  junges,  weissmündiges 
Weibsbild.-  Z  Nachr.  1751.  —  Zu  vom-münd  vgl.  -furb 
Bd  I   988. 

Barren-Mündler:  Apfelsorte  Tu. 

g'mündlet  g'möndlet.  's  O.  um  Brot  =  Mundil 
(s.  Mund  ■'!)  Tu;  ZStdt.     Syn.  'blüemlet. 

Die  Ausspr.  mit  <;  lässt  sich  nur  durch  Anlehnung  an 
,1/..«,    Mi, nili:   erklären. 

Ader-Mündli  =  Agermönli  Bd  1  127.  Vgl.  Oder- 
Mtiitn.    —    Anlehnung  an    Mund. 

niimderig:  munter,  aufgeweckt.  Des  Vaters  l'Micht 
ist,  seine  Söhne  fromm,  ehrbar,  ,m.  und  uffrustig  ze 
machen.'  Kkssl.  —  Zu  nihd.  munder  neben  munter;  vgl. 
ii  in/,  i ,   Ii  Inder. 

waeli  -  in  iinderig,  in  SciiSI.  -mündig:  wach, 
wachsam.  ,Ein  fromme  oberkeit  hat  allzyt  wach- 
mündige  ougen.'  Ansu.   ,Bern  was  guetherzig,  ufsichtig 


und  wachmundig.'  Vad.  ,[Der  König  von  Frankreich] 
ist  ganz  ernsthaft,  Hyssig  und  wachtmundig  tag  und 
nacht.'  um  1570,  S  Schreiben.  ,Dass  Gott  sie  mach 
standhaft,  wachmündrig  und  trosthaft.'  Giildin  1630. 
.Jonas  allein  hat  geschlafen,  die  Anderen  sind  wach- 
münderig  und  arbeitsam  gewesen.'  FWyss  1G72.  — 
Eine  tautologisch  verstärkende  Zss. 

wachs-münderig,  in  Aa;  „B;  LE.;"  Scu;  Tu; 
Z  -mündig:  1.  stark,  gern  wachsend,  wohlgedeihend, 
im  besten  Wachstum  begriffen,  von  Pflanzen,  Kindern 
und  Tieren  (bes.  Kälbern,  Rindern)  AALeer.;  „B;  I.E.;" 
Sch;  ZW.  Syn.  wächsig.  ,Laetae  segetes,  i.  e.  fertiles, 
wachsmünderige,  hübsche  saat.  Armenta  laeta,  wachs- 
münderig,  trüehaft  vych,  das  gross  und  feisst  ist.' 
Fris.;  Mal.  ,Öschbeum  und  wachsmünde  eichen.'  XVI., 
L  Ansehen!).  Sonst  .wachsmündig.'  , Nicht  alle  Wild- 
fäng  sind  nutzlich  und  w.'  Rhag.  1050.  ,Die  Stellen  des 
Waldes  bezeichnen,  wo  das  Holz  w.  sei.'  173G,  Absch. 
,Die  Totenhäge  brauchen  sehr  viel  Holz  und  zwar 
von  dem  besten,  w-sten  Holz.'  Z  Anl.  1764.  ,Zu  den 
Zäunen  nicht  junges,  w-es,  sondern  dürres  und  ab- 
gestorbenes Holz  verwenden.'  Z  Ges.  1779.  .Welche 
Bäume  w.  sind.'  UBrägger.  —  2.  das  Wachstum  för- 
dernd ScnSt.;  Tu;  Z;   Syn.  ivächsig.     W-s   Welter. 

Rliid.  wahs-mündic  in  Bed.  1,  ahd.  icahe-mtmtigl,  opnlentia. 
Zu  diesem  und  dem  vorangehenden  W.  vgl.  munter  und  teaefcer, 
welche  mit  beiden  syn.  sind. 

in  ii  udi.  auch  dundi-m.:  Steigerungsadv.,  z.  B.  d. 
schön  7.  (Spillm.).  —  Wahrsch.  verhüllter  Schwur:  niou 
Dien,  dundi  aus   Dunner. 

Miindie:  in  dem  Ausruf  potz  M.'.  Z  (Spillm.). 

voll-mündig  II:  volljährig  AALeer. 

für-mündig:  behülfiich  durch  Fürsprache.  .Wir 
[die  Berner]  wellen  inen  [den  Losannern]  gegen  den 
fürsten  und  herren  f.  und  hilflich  sin.'  1525,  Aiiscu. 
.Guter  hotl'nung,  si  windend  inen  gegen  herrn  abt  f. 
syn.'  Vau. 


Mang  -  mung. 

mang  P;  SciiSchl.,  mäng  Aa;  Bs;  B;  L;  ScnNeuh., 
Schi.;  S;  TuHw.;  W;  Z,  mäng  Ap;  BBr.;  F;  GaPr.j 
GA..  T.  C-e'-J;  Schw;  TnAÖ'cltr.;  Uw;  U;  W.  manch 
GnHald.,  Rh.;  GStdt;  Scu;  ZMarth.,  marik  ScnStdt  — 
Gen.  alleinstehend  Mängsis  Ndw,  Dat.  fem.  Muti- 
gere* Ndw;  Z,  in  Ndw  bisweilen  auch  der  Sup.  die 
mängste*:  manch,  doch  in  weiterem  S.  als  das  nhd. 
auch  für  ,viel'  gebraucht,  meist  hervorhebend  und 
daher  betont.  Wie  m-e'  Ma"  ist  a"  der  G'meind  g'si"? 
Tu;  7.  Er  häd  m-s  llnss,  viele  Pferde.  ,Vo"  inangem 
Herr  Pfarrer.'  PFISTER-Kirchh.  1833.  ,Mangi  Wort.1 
Sch  Gespr.  1838.  E"  mänge",  e*  mängs  Bs;  Z.  E"  m-e 
Ma"*  lil  dert  und  m-i  Frau.  Binz  1888.  .Unlust  zum 
Danz  ein  m-er  fasst'  R.  und  CMey.  1650.  .Höret  man 
einen  manchen  Gott  loben.'  JHTschudi  1719.  Ober 
vorgesetztes  ,ein'  vgl.  Gr.  WB.  III  138.  Nabe*  m-e', 
etliche  Ap,  as  m-er,  so  viele,  ebd.  Vor  mänger 
Wiirlu",  vor  einigen,  mehreren  Wochen.  .Mängs  Mil- 
lionen.' L  Nachr.  1865,  nach  Analogie  von  m-s  Tüsig. 
Hingegen  beruht  ,mengs  armer  mensch.'  (Kessl.)  auf 
Mischung  der  Geschlechter  von  .Mensch',  n>r  m-nii 
Jöre'  (Stutz)  auf  Mischung  von  Sg.  und  PI.,  Kon- 
struktion nach  dem  Sinne.  Über  mäng(s)mal,  manch- 
mal, s.  unter   Ntrf  I.    Subst.  Gebrauch,  a)  pers.     M-i 


825 


Mang,  meng,  ming,  mong,  mutig 


326 


liiit-sclir''  a"  M-uttt  bitrogu*  W.  Auch  das  Neutr.  wird 
bisweilen  in  pers.  S.  gebraucht,  wenn  man  das  Ge- 
schlecht nicht  bes.  hervorheben  will;  z.  IS.  's  ist  doch 
scho*  M-s  g'storbe*  sid  mim  Denke"  Z.  's  fort  e"  M-s 
im  Bett  iif.  Bkeitenst.  —  b)  das  Neutr.  anpers.,  Vieles. 
's  Jor  ist  längs  und  's  brückt  no°*  M-s  L.  Man  tuet 
e'  Menggs,  das  mau  nit  gern  will  Bs  (Spreng).  Er 
stünt  und  sinnt  e"  M-em  nöch.  Breitenst.  'swärguet 
für  e"  M-s,  wenn  's  Wetter  nuvime"  so  blib  Bs.  Er 
nimmt-si"*  -'  Mängsis  a",  zu  vieler  Dinge  Ndw.  Mängs- 
mängs,  sehr  Vieles,  eine  grosse  Menge  Ap;  ZO.  Schein- 
bar der  PI.  i.  S.  des  Neutrums:  Mängeret  trüge".  Gotth. 
(neben  mängemt  u\).  aus  mancherlei  Ursachen  B;  viell. 
Analogiebildung  nach  üseret-wege'.  ,Wir  uf  dem  land 
müessend  mengs  hören.'  Zwingli.  ,Sy  fiengen  m-s  mit 
ir  an',  machten  viele  Versuche,  sie  umzustimmen. 
Kessl.  ,£in  fürst  sieht  m-s  under  synem  volk  fürgun.' 
OWerdh.  1552;  dafür  1588:  ,grosse  fehl  und  mängel 
im  schwank  gehen.'  —  c)  als  Ordinalzablw.,  der  so 
(wie)  Vielte.  Der  wie  Mängti?  GrA.;  Ndw.  Die  wie 
mengsti  Stund  (Ur.  Spreng)  het  's  g'schlage"?  Bs; 
vgl.  wie  Mengs  isch?  wie  viel  Uhr  ist  es?  BE.  Er 
In  l  g'meint,  es  sott  allimol  der  so  Mutigst  zum  'Regiere* 
a"g' stellt  werde'.  Seiler.  Auch  mit  Umstellung:  Wie 
der  Mängt?  der  wie  vielte  des  Monats?  BHa.  Wie 
de''  Mettgist  im  Angst  hei-mer?  FMu.  .Am  mengesten.' 
Haihonsk.  1531. 

Mhd.  manec,  maniy  und  auch  sehou  men(i)g.  Die  Syn- 
kope wie  l"'i  BunCiig,  Ghun(i)g,  wen(i)g.  Die  Form  manch 
ist  wohl  auf  sehriftd.  Einfluss  zurückzuführen.  Aus  der 
:i.  Lit.  sei  noch  augeführt:  ,menig  dorfer.'  1336/1446,  Z 
Chr.:  .knechte,  als  mange  der  [deren]  ist.'  1346,  Gfd.  ,Von 
unser  Eidgunsscn  inanigen',  von  manchen  unserer  E.  1449, 
B  Schreiben.  ,Mcng.'  um  1500,  Z  Urk. ;  Ruef  1540;  Aal 
1549:  Ansh.;  1589,  Z  Urk.  .Jleuch.'  Zwingli.  .Menig.'  B 
Disp.  1528.  ,So  manig  hanpt,  so  menger  sickel.'  1531/48, 
II.  Mos,  .Sil  menig  brot,  so  vil  tag.'  1531/48,  E/ech.;  dafür 
lCii":  ,so  manches  Brot.'  , Durch  alle  vile  und  niänigo  in- 
tunien.'   1561,  JWolf. 

also  ase"--  ApH.,  äse"-  ApK.:  etliche,  ziemlich 
viele;  Syn.  näbe*-m.  Es  hed  wo"*  a-s  Bördeli  [Bürden, 
z.  B.  Heu]  g'g'e".  In  äse'menge"  Jöre",  nach  einigen 
Jahren.  G  Bauern  fr.  1825.  Schon  äse'mengs  Jör.  Ar 
Kai.  1848.  —  etwa  öppe*-  Gl;  ZO.,  etwie-,  auch  elli'1'- 
BHa.:  1.  ziemlich  viel,  etliche  BHa.;  Z.  S.  noch  etwa 
(Bd  I  591),  etwie  (Bd  I  593),  etwann  (Bd  I  594).  - 
2.  wenig,  nur  Einige  Gl;  ZO.  Öppe"  mutige''  Btieb, 
nur  einige  wenige  Knaben.  Gib  dem  Bettler  öppe* 
itiiinge"  Hoppe",  so  gät  er.  Me"  mues  da  öppe*mänge* 
[2  —  4]  Stei"  undermiire".  Sind  vil  derbl  g's%"?  Sri". 
nur  O-c*.  .Dem.  so  darumb  bitt,  etwemänig  bolz  geben.' 
1 173,  ZWies.  Offn. 

hacker-mänge7,  -mäygist:  verhüllend  für  saker- 
ment(isch)  Z. 

mä  ngist  AaF..  Fri.,  Leer.;  BsL..;  B;  L  (auch  alle-m. 
LG.);  ScnwNuol. ;  UwE.,  mänggist  AaFi-j.,  mäggisch 
S;  UwE.;  U:  manchmal.  Ja,  scho"  m.!  hon.  =  warum 
nicht  gar!  Z'  tüsig  hundert  JB.,  z.  B.  danken  B  (Dan.). 
Auch  einmal  bei  MUsteri;  sonst  nicht  in  Z. 

Von  mäng  gebildet  (wie  ,eiust\  ä.  ,eines(t)'  von  ,ein'; 
vgl.  cm»  Bd  1  284);  eig.  Genitivform,  mhd.  manege».  Zur 
Schärfung   in   mänggist  vgl,    Lungge*. 

Mang  BO.;  L;  Ndw;  U,  Mange*  I Gl;  GSa. ;  Scuw 
(PI.  Mäng);  Zg  —  m.:  Geschmack  von  Speisen,  Ge- 
tränken Bü. ;  Scuw;  Ndw  (auch  Geruch);  U;  Zg,  bes. 
Beigeschmack  Gl;  L;  GSa.    Synn.  s.  bei  Ack  Bd  I  1G3 


und  vgl.  Chust  Bd  111  554.  Die  Spis  hed  ekei*  M.. 
keinen  Geschmack.  7f''  ha*  scho*  lang  ekei*  guete*  M. 
im  Mal.  Auch  übertr.  ]>•  b'chönne*  si*  .1/.,  ich  kenne 
seine  Art,  Manier  BG.  D'  Schnider-M.,  die  <  Iharakter- 
eigentümlichkeit  der  Familie  Schneider,  ebd.  Das  het 
hin  M.,  für  nen  settigi  Chlinigkeit  so  vil  z'  keuschen 
BR.  Syn.  Gatting.  ,I)as  ein  yetlicher  funde,  das 
seinem  mangen  liebete  [zusagte].'  1531,  Bib.  .Allein 
der  geist.  der  in  der  g'schrift  verborgen  lyt,  dein  spil 
den  rechten  mangen  gyt.'  JBinder  1535.  ,Von  wegen 
des  verbitterten  gusts  und  m-ens.'  HBdll.  1563.  ,Er 
isst  ein  guote  brüejen;  da  dunkt  in,  sy  seie  weder 
gesalzen  noch  geschmalzen,  sy  habe  gar  kein  lieb- 
lichen m-en  nit'  LLav.  1569.  ,Blitum  iners,  das  kein 
m.  oder  rässi  hat.'  Fris.  ;  Mal.  ,Ein  speis  versuechen, 
dass  man  wüsse,  was  sy  für  ein  m.  habe,  ob  sy  säur 
oder  süess,  gesalzen  oder  geschmalzen  seie.'  LLav. 
1582.  .Dieses  Ol  hat  am  Versuechen  den  M.  wie 
Alaun.'  JNüsch.  1608.  ,Das  liebe  Kreuz  macht  dem 
Menschen  vor  Gott  erst  den  rechten  M.,  es  durchreibt 
ihn.  dass  er  vor  Gott  ein  süsser  Geruch  wird.'  FWvss 
1672.    —    S.    Anni.   zu  mänggele*  II. 

Ab-:  Beigeschmack  Ndw.  Syn.  Ab-Chtist  (Bd  HI 554). 

mange"  I:  den  Geschmack  von  Speisen  oder  Ge- 
tränken im  Munde  prüfen  UwE. 

manghaft  UMad.,  g'mangigNDw:  schmackhaft. 

mangele»  BO.;  Gl;  Ndw,  mangle"  BBr.,  R.: 
1.  =  mangen  I  BO. ;  Gl;  Ndw;  Syn.  güstlen.  Mit  Be- 
hagen kosten  BR.  Vgl.  mänggelen.  Der  heilig  Chlous 
het  en  Milchschnutz !  Der  würd  eppen,  will  's  Gott, 
mer  d'  Milch  nüd  selber  han  g 'manglet  ?  Bisch  du  so 
g'schnousig  [naschhaft]  und  erlös?  BO.  (Alpenrosen 
1827).  —  2.  eine  Speise  mit  Widerwillen  im  Munde 
bewegen,  mit  Ekel  essen  BHk.;Vw.  Nur  dran  umhi* 
mangele*  (bes.  von  Kindern)  BHk.;  Syn.  mänggelen. 
—  3.  Beigeschmack  haben  Ndw.     Syn.   mäggelen. 

Mangel  m.:  1.  wie  nhd.  allg.  —  2.  bes.  als  Dim. 
Mängeli,  kleiner,  unbedeutender  Fehler,  wie  z.  B. 
schadhafte  Stelle  an  einem  Kleid  usw.  Sch;  Z.  Es 
htid  kei"s  M.,  es  ist  gar  Nichts  daran  auszusetzen. 
Min  Bock,  wo-n-ic1'  g'ha"  ha"  uf's  P'hore",  ist  g'wüss 
noch  wie  neu;  er  hat  noch  kei"s  M.  Z.  Er  hat  es  G'sichtli 
grad  wie-n-en  Engel,  nüd  z'  feiss,  nüd  z'  mager  und 
so  liebli'''  röt,  churz-um,  k.eis  M.  am  ganze"  G'sicht. 
Stütz.  Scherzh.  unter  den  Scheingeschenken,  die  man 
den  Kindern  vom  Markte  heimzubringen  verspricht:  Es 
Nüteli  und  es  M.  und  es  Dra*heimgängeli,  en  silberne'' 
Hebverguei  und  en  Nüdisnüd.  RBadr.  —  3.  .Mangeli. 
Sparen,  Hungerhältli'.  Namen  von  drei  Heimwesen 
Ze.Menz. 

G'schau-:  verborgener  Mangel,  Fehler  am  Rind- 
vieh Z.  Auch  scherzh.  übertr.  Das  ist  kein  G.,  kein 
so  erheblicher  Fehler,  dass  er  z.  B.  einen  Freier  ab- 
schrecken könnte  ZDüb. 

Wohl  eig.  ein  Fehler,  der  bei  der  obrigkeitlichen  Be- 
sichtigung und  Prüfung  von  Waffen,  Leinwand  usw.  zum  Vor- 
schein  kam. 

Gewärs-  BSi.,  Warschafts-  Tu;  Z:  Fehler,  bes. 
am  Vieh,  für  welchen  der  Verkäufer  Gewähr  leisten 
muss.  Übertr.:  [Einen  Kropf  hat  das  Mädchen  zwar 
nicht,  aber]  d'  W.-müngel  werde'd  scho"  neime"  ume* 
sl".  LSteiner  1883. 

mangelbar:  1.  bedürftig.  M.  werde",  zu  Ende 
kommen  mit  Etw.  GrPt.  Der  zur  Alpfahrt  sich  rüstende 


327 


Mang,  meng,  ming,  mong,  mung 


328 


Senn  liest  Allerlei  zusammen,  dass  er  nid  ettc"  hi 
Dem  old  hi  Dischem  m-ef  würdi  GhI'i'.  (Schwzd.).  — 
2.  dürftig,  arm  B  (Zyro).  —  3.  mangelhaft  B;  vgl. 
feibar.  .Wenn  sie  in  Gebäuden  an  Öfen  Etwas  in. 
finden.'  ArTrog.  Feuerordn.  1813. 

mangelsam:  mangelhaft.  .Den  Christallstein,  ein 
Spiegel  zum  Lesen  und  Schryben.  hat  Herzog  Emanuel 
dein  Churfirsten  von  Saxen.  welcher  etwas  m.  Gsielit 
hatte,  zu  einer  Verehrung  geschickt.'  RCvs. 

mange"  II:  mangeln  i.  S.  v.  bedürfen;  sollen; 
doch  nur  im  Cond.  BG.;  FSs.;  U;  W  (manli).  Irh 
mangti  no'h-n-es  Par  Schuck.  Du  mangtisch  Das  nüd 
z'  ivüsse;  du  brauchst  usw.  1'"  mangti  hi'm,  ich  sollte 
nach  Hause  gehen.  Me"  mangti  überall  z'  si",  man 
sollte  überall  sein  U.  Es  mantisch  [ans  es  mangti  cs\. 
es  wäre  nötig  W.  Di  Greische"  mantisch  z'brüchy*; 
Syn.  mu"  manghjti  d's  Mal  z'  brücln:" ;  vgl.  manglen. 
—    Mhd.   mangen,  ahd.   mangen,   mangeln. 

mangle":  1.  pers.  mit  Acc.  (bzw.  Gen.)-Obj.  a)  ver- 
missen Bs;  B;  GRGlar. ;  Tu;  Z.  Ich  manglen  es  halbs 
Frärikli  '/.;  Syn.  es  feit,  es  manglet-mer  es  h.  Fr.  Ich 
mues'-in  alliwü  wo"*  m.,  de*  guet  Ma'*!  Bs;  Z.  Jet: 
muess-i'*  gä",  süsch  manglet-er  [mein  Mann  zu  Hause] 
»:!■''.  B  Kai.  1863.  .Sie  mnssten  «las  Mareili  au  allen 
Orten  m.'  Breiterst.  Well  Gott,  das'  er  [ihr]  's  nüd 
manglid,  formelhafte  Verdankung  einer  Gabe  Z.  Der 
Hund  manglet  sin  [abwesenden]  Meister  Tu.  .Ich 
wusste  Keinen,  den  ich  hätte  m.  wollen.'  Sint.  1759.  — 
b)  nötig  haben,  bedürfen,  brauchen  B;  Gr;  P;  Uw.  Irh 
manglc-di"*  GRl'ani.  Schud.,  Tschiertsch.  Er  manglet 
Öppis  neben  es  manglet-em  Ü/>]>is  Ap;  Gr;  L;  G;  Sch; 
Zo  (St.b).  Jscs  Anneli  mangleti  bitter  ibel  [gar  sehr] 
es  Exameng'wändli  BHa.  Die  Chnechte*  hi  mim  Vatter 
henn  mie  Bruad,  wann  si  din  [1.  dien,  tun]  m.  PMac. 
(Übers,  v.  Lucas  XV  17).  ,Ich  mangle  es  übler  als  du.' 
Gotth.  .Seine  Frau  sei  keine  Hausfrau,  wie  er  sie 
g'mangelt  hatte.'  ebd.  ,0b  man  die  alten  Möblen  noch 
brauchen  könne  oder  neue  mangle.'  ebd.  Mm"  [man] 
muess  d'  Sach  chaufen,  wann  V  wolfel  ist,  wä"-mu*  's 
setio"  nit  manglet  BBe.  Wer  gäng  Eppis  chauft,  was 
er  nid  manglet,  muess  z'lest  Das  verchaufe",  was  er 
mangleti  z'  b'ha".  ebd.  Wie  mängi  Schindle"  manglet 
es  nüws  Dach?  BHk.  (Vexierfrage).  Mit  Ergänzung 
im  Inf.  i"ler  mit  Obj.-Satz:  Der  W'i"  manglet  c"  chli" 
Wasser  dri"  z'  tue"  U.  ,T)ie  Kühe  mangelten  es,  dass 
man  gut  zu  ihnen  sehe.'  Gotth.  ,Es  manglet  dises 
Werk,  dass  es  zum  Ende  geführt  werde.'  JWntz  1650. 
Auch  refl.  Die  Alp  mangleti  sich  icz  denn  afen  nimme* 
z'  übersetze",  sust  ward  si  es  lengers-i-g'ringer  BHa. 
Was  si'1'  rüemt,  manglet  si''',  was  gerühmt  wird,  ist 
mangelhaft  S  (Schild).  —  c)  nötig  sein.  Do  hau  ig 
mic"  an  Arme"  and  Heine"  g'wvrset,  dass  me"  nit  g'wüssl 
het,  «-o  's  grös't  Pflaster  manglet.  BWyss  1863.  Auch 
refl.:  ,Die  Sache  ist  ausgemacht,  untersuchen  mangelt 
sich  da  nicht.'  Gotth.  —  d)  übergehend  in  den  Modal- 
begriff ,sollen'  BO.;  FS.;  U;  vgl.  mangen  IL  Ich 
mangleti  hält  z'  Märit  :.'  ga"  B;  F.  Du  mangletist  die 
Ärbs  närhirässiger  [genauer]  «'  erleise*  BHa.  F*  mang- 
leti z'  witsse"  fili.  Mir  [  wir]  halte"  's  du  [da]  eso 
g'mangled  z'  mache",  ebd.  Tser  Chachteleni  sin  schier 
alli  zerhiti,  mir  mangleten  am  Mar'/  en  ganzen  Haffen 
Chachtelg 'schirr  :'  choiffen  Ulla.  —  e)  Mangel  leiden. 
Si  muess  na  [noch]  m.  Git.  —  •_!.  unpers.  B.  Es  manglet 
Geduld,  es  braucht  G.    Es  manglet  Sarg  ha",  da  heisst 


es  aufpassen.  .Sie  wollten  umkehren  und  leerten 
|  warfen]  um.  denn  für  's  Umkehren  mangelt  es  apart 
viel  Verstand.'  Gotth.  .Zu  Jenem  manglet  es  Haupt- 
meister,  zu  Diesem  aber  manglet  es  nur  gemeine 
Meister.-  Fäsi  1696.  Unpers.  und  refl.  Es  manglet 
sic>',  es  ist  notwendig,  erforderlich  Aa  ;  B;  F;  Setiw. 
.Es  ist  nicht  gesagt,  dass  sich  Das  immer  mangelt.' 
Gotth.  .Das  manglet  sich  gar  nicht  z'  küechle".'  ebd. 
Das  het  sirl'  itz  übel  g'manglet,  iron.  =  Das  fehlte  jetzt 
noch  BG.;  FSs.  Es  manglet  si'1'  desse"  Nüt,  es  ist 
Das  gar  nicht  nötig,  es  bedarf  dessen  nicht  Aa;  BG., 
0.;  FSs.  Syn.  es  brächt  si"*  (desse")  Nüt;  vgl.  man- 
jen  II.  Es  mangli  &ic"  des  Pützerlcs  Nüt,  wsüfer 
mach  o  [auch]  feiss!  B  Kai.  1831.  -  Zu  2  vgl.  frz.  il 
faui  von  f'illoir,  fehlen. 

e"t-  AALeer.;  B;  Gr;  L;  GSa.;  S;  Uw;  ZLunn.. 
ver-tot-  SchwE.,  er-ge-  BsL.:  entbehren,  mit  Acc. 
Obj.  Wann  du  den  Chräwel  hitt  e.  choist,  se  gim-mer 
not  g'rad  eis  BHa.  De''  het-ne"  g'hulfe",  so  lang  a's 
er  selber  Öppis  het  chönne"  e.  BWyss  1863.  ,Er  könne 
das  Bürschlein  fast  nicht  entm.'  AHartsi.  1852.  Wil 
der  Senn  sl"  Chnecht  and  si"  TTuerwerch  guet  het 
chönne"  erg'm.,  so  hei"  si  's  welle*  binutze*.  Breitenst. 
S.  Gutting  Bd  II  500.  ,Si  haben  denselben  müesson 
entm.'  1541.  AaB.  .lahrrechn.  ,Si  betten  sechs  Jar 
iniiessen  entm.  ire  Intrada.'  1607,  AkdPser.  —  Vgl. 
ml-  3  t,  Bd   I   352,  gc-  Bd   II   48. 

vil-manglig:  viele  Mühe  erfordernd,  schwer  zu 
machen,  kompliziert  Ar. 

Mange»  II  F.  Mangi  Bs;  Gl;  Z  -  f.:  1.  Waschrolle 
Bs;  Gl;  Z.  —  2.  Werkzeug  zum  Strohglätten  F;  ZRafz; 
Syn.  Streipfi.  Vgl.  KBiedcrm.  1888,  329.  —  3.  Ma- 
schine, Walze  zum  Glätten  von  Zeugen,  auch  das  sie 
enthaltende  Gebäude.  .Ein  Wohnhaus,  Stadel,  Farb- 
haus, zwei  Mangenen'  GRorsch.  (Schwz.  Republ.  1801). 
In  LStdt  waren  Farbhäuser .  und  Mangen  Lehen  des 
Staates.  , Im  1528.  jar  versuechtend  myn  herren  man- 
cherlei kunst  mit  den  inanginen  in  der  burgermange 
und  in  den  färben,  dass  man  der  rossen  embären 
möcht.  Und  wurdend  künstlich  züg  und  wendwerk 
fonden.  Doch  wollt  kein  fond  nit  g'nuegsain  geschickt 
syn.  ilie  manginen  ze  ferggen.  Und  muesst  man  ab- 
ston und  es  bi  den  rossen  und  in  der  burgermange 
hi  den  diensten,  die  in  den  redern  gond,  belyben 
lassen.'  Vad.  ,Fullonica,  die  bleike  oder  mange.1 
Fuis.;  Mal. 

Ziger-Manger  m.:  Ziegerhändler.  .Anshelm  der 
/..'  1311,  Z  Urk!"  ..lohans  der  z.  zc  Büron.'  1312,  UwE. 
Urk.  Als  Geschlechtsn.  .Johanns  Zigermangs  von 
Zürich.'  1491.  UwE.  Jahrzeitb. 

Hiezu  als  D im.  wohl  .Albrecht  der  mengeler.'  1840,  Bs 
Urk.;  vgl.  münggelen  III  und  .mangen,  Hanger'  bei  Gr.  WB. 
VI    1550. 

mangere":  refl.,  sich  krank  fühlen  BsWensl.  Vgl. 
maugeren  und  Mänggel,  Mänggen. 

Mangold  Bs;  Sch,  Mangelt  Aa,  Mangelt  Gitl'r.. 
Mängeld  GiiVal..  Mangel  Aa;  B;  F;  S,  dlanget  „Gr;" 
L.  Mange"  III  ZKn.,  Manglet  Gl,  Mangled  S.  Manglet 
GT.  -  m.:  1.  =  Mangel-Ghrüt  (Bd  III  902).  aaOO. 
.liletra.  manglod.'  Euixoer  1438.  ,Dcr  mangelt,  ein 
gemein  kölkraut,  beta.'  .Mal.  .Bot  mangeltwurzsaft 
in  die  nasen  geton.'  Zq  Arzneib.  1588.  —  2.  Körbel- 
kraut, Anthr.   vulg.    ZKn.     Syn.  Bangen.  —  3.  Fehl- 


829 


Mang — mung.    Mangg— mungg 


330 


Männertreu,  Bryng.  camp.  .Mengel  oder  Grundwurz.' 
JBLandenb.  1608.  Vgl.  .Mengel'  bei  Neranich  für  Ru- 
mex.  —  4.  .Mangolt',  früher  Geschlechtsn.  in  Bs;  Gr; 
W;  /.     Vgl.  auch  chosl-fn  Bd  1   1692. 

Mhd.  man(e)golt  in  Bed.  1,  ahd.  Mona-,  Manigalt,  .Manncr- 
iKiiiii'.  Zu  den  lautlichen  Entstellungen  vgl.  die  mundart- 
liche Ausspr.  der  Geschlechtsnn.  handlet,  huptet.  Backtet, 
lluijlr:  für  .Lnnilnlt,  I.eutnlt.  Bcrchtnld,  Gagolz',  ferner  Giret 
für  .Gerold.'  Ein  ahd.  M&nnername  auf  eine  Pflanze  über- 
tragen wie  bei  Madel-Ger.  Zu  den  bei  Gr.  Mvtli.  498  und 
1160  gegebenen  myth.  Bezügen  vgl.  noch:  .Wie  die  zu  Ober- 
glatt, Bülach,  Glattfelden  und  anderschwo  eiu  heidnisch  fest 
dem  Mangolden  oder  Magos  [Dies  wohl  nur  gelehrto  Deu- 
tung] hieltend.'  1562,  Z  Synodalber.  ,Zu  Einbrach,  Bülach, 
Glattfelden  werde  getriben  ein  unflätigs  spil,  genempt  II. 
Mangoldt  uf  den  pfingstmontag,  das  wol  vormals  sye  abge- 
stellt worden  von  nnsern  herren,  werde  aber  wider  an  die 
band  genommen.'  1568,  ebd.,  wobei  zu  bemerken,  dass  die 
,alte  Burg'  bei  Bülach  im  Kirchenurbar  als  ,Mangoldsburg' 
bezeichnet  wurde,  viel],  deswegen,  weil  das  urspr.  heidnische 
Spiel  seines  Charakters  wegen  sich  auf  diese  abgelegene  Stelle 
zurückgezogen   hatte. 

Holz-:  Wintergrün,  Pirola.  .Im  Augsten  sind 
dise  am  besten:  Augentrost,  H.,  heidnisch  Wundkrut, 
Schwalmenwurz.'  1710,  ZZoll.  Arzneib.  Syn.  ,Wald-M.' 

Meng:  Pflanzenn.  .Eupatoria,  ein  kraut,  gemein- 
licli  genennt  agrimonien  oder  m.'  Fris.  ;  Mal. 

Verk.  aus  (Oder-)  Mennig,  gerade  wie  der  Farbname 
.Mennig'   zu    .Meng'   wurde;   s.   Gr.    WB.   VI    2020. 

Ge-meng  n.:  Gemenge,  spez.  Sand,  Sude  und  Glas- 
scherben, die  Stoffe,  aus  welchen  Glas  gewonnen  wird 
STbierst. 

menge":  zssetzen.  , Kleid  von  grobem  tucch  ge- 
mengt, synthesis.'  Mal. 

a"-:  die  zur  Glasbereitung  nötigen  Stoffe  abwägen 
und  unter  einander  mischen  SThicrst. 

A"-menger  m.:  Person,  welche  in  der  Glasfabrik 
das  , Anmengen'  besorgt,  ebd. 

Menga  GitPr.,  Rh.,  Mengscha  GaRh.:  weibl.  Taufn., 
Domenika.  .Mänga  Brüchly.'  1513,  Gn.Ienatz  Arch. 
,Mengi.'  RCys. 

Mengi  f.:  Menge.  1.  wie  nhd.  allg.  ,I)ie  M.'  =  sehr 
viel.  Es  gt'i  Heu  di  (sehweri)  M.  AALeer.  —  2.  die 
Gemeinde  im  Gegs.  zum  Rat.  ,Swenne  der  mengi  von 
Lucerne  ze  der  kapelle  gebotten  wirt,  sweln  unser 
•  burger  dar  mit  kunt,  der  git  1  ß.'  um  1300,  L  ä.Ratsb. 
,Ich  vergihe,  dass  ich  mit  nüwem  und  altem  rate  und 
mit  einer  mengi  ze  Luzerren  gesworn  han.'   1344,  Gfd. 

Dorf-:  Dorfgemeinde.  Die  ,d.  von  Eschion'  kauft 
Almend.  1MS7,  Haoenb.  Sigrisw. 

niinge!  m. !  Ausruf  der  Verneinung  U.  —  Oberit. 
mt'naa   (aus   mica),   Nichts. 

Mingel i:  Nebf.  zu  Ingeli  (Bd  I  336)  Ap.  Syn. 
Lingeli. 


Mangg  —  mungg. 

mangg:    „nicht  einmal    PP.,  Sal."   —   It.  nemmanco. 

niaiigge" 1:  fehlen,  abnehmen  AAZein.;  Bs;  S;  ZStdt 
(schwach  bezeugt),  's  mangge*-mer  noch  50  Frdnldi 
Bs.  's  het  der  G'sang  nimm  [nicht  mehr]  welle'  gö", 
'shet g'mangget  durehane*.  Breitenst.  Wenn  's  numme" 
noch  gierig,  es  manggi  afe  bidenklig.  ebd.    Het  's  a'foh" 


m.,  dass  si  [die  Geldkistc]  blas'  noa  verbödelet  g'si* 
isch,   so   het    er   nume"   im  rieht"    Meriati    vo*    Basel 

g'seh rilit".   HoFST.    —   Wie  das   Folg.   ans   frz.   manquer. 

manggiere"  Bs;  BS.,  Si..  mangiere"  Ap;  Senn-; 
Ndwj  H;  W;  Zr,:  fehlen,  mangeln;  fehlschlagen.  Es 
mangirrt -em  lötzel,  es  mangelt  ihm  wenig  Ap.  Da 
manggiert 's  Nüt,  da  (in  diesem  Hause)  fehlt  es  an 
Nichts  BSi.  De"  Cher  hei  's-der  manggiert,  dies  Mal 
ist  es  dir  nicht  gelungen  BS.  E"  manggierti  G'schicht. 
Ja,  es  seil  [soll]  da  nid  monggiere".  Balz  1781.  Audi 
tr.,  verfehlen.  Gang  früech  g'nue",  süsch  manggierseh- 
ne"  BS.  De"  Schutz  [beim  Schiessen,  Kegelspiel]  han- 
fh  iez  wüest  manggirrt,  ebd. 

Die  Abschwächung  (-i/ij-i  besonders  vnr  der  Tonsilbe  in 
Fremdwörtorn  ist  nicht  selten.  Vgl.  auch  die  Anm.  zu  .1/" 
deratz   Sp.    7I>. 

G'mingg-G'mangg  n.:   Gemisch,  Durcheinander 

B.  ,Die  sog.  Landeskirche  mit  ihrem  G.  vo"  Zöllner 
und  Sünder.'  JWaldhstr  1882. 

mangge"  II:  undeutlich  reden,  bes.  wenn  man 
die  Worte  nicht  findet  oder  in  Verlegenheit  ist  BR. 
Mit  [man]  ireiss  nie.  irnran  mit  mid-im  ist,  er  mangged 
nummen  eso  dran  umhc". 

Manggi  m.:  Einer,  der  durch  undeutliches,  ver- 
legenes Reden  lästig  fällt  BR.     Syn.  Manggi. 

m  ingg  -  manggle"  :  leise  und  zaghaft  reden, 
munkeln  BBr. 

„G'mingg-mänggel  n.:  das  Stottern,  das  nicht 
Herauswollen  mit  der  Sprache  B." 

mänggele"  I:  1.  so  reden,  dass  man  den  richtigen 
Sachverhalt  nicht  merken  sollte  AASeet.  ,Der  tiifel 
mit  synem  mengglen  [trügerischen   Beilen].'  Zwingli. 

—  2.  durch  einander  machen,  mischen  Ap  (bes.  auf 
betrügerische  Art).  Abi.  Manggeier  in.,  Mänggelclc"  f. 
Ar.  —  ver-  I:  1.  Etw.  nicht  recht  heraussagen  Aa 
Seet.;  Z.  Syn.  rer-muuggrn.  —  2.  verheimlichen,  ver- 
tuschen L;  Z.     Syn.   rer-miintelen. 

mingg-mängg(e)le":  1.  stottern,  mit  der  Sprache 
nicht  recht  herausrücken  B.  Warum  redst  nit  grad  use'? 
[Du]  Mingmängli!  B  Hist.  Kai.  1811.    Syn.  munggen. 

—  2.  in  Bs  auch  mingg-mangge',  unschlüssig  sein, 
scli wanken  Bs;  BM.  Was  hesch  auch  ,:'  minggmäng- 
gele'?  z.B.  zu  einem  Kinde,  das  nicht  weiss,  ob  es 
die  dargebotene  Milch  nehmen  will  oder  nicht,  indem 
es  nur  dann  und  wann  daran  nippt  BsLangenbr.  — 
3.  =  mänggclen  II  1  AALeer.  —  ver-:  1.  durch  ein- 
ander rühren  AALeer.  Etw.  (auch  mit  Absicht)  un- 
deutlich sagen  Aa.  Er  het  's  so  verminggmängglet 
g'seit,  dass  ich  fast  Nüt  verstände"  ita"  AASt.  — 
'J.  einen  Sachverhalt  auf  schlaue  Weise  unklar  ma- 
chen, verwischen,  entstellen,  vertuschen  Aa;  B;  S. 
Syn.  ver-mit-mäntelen.  Das  ist  dö  so  rerminggmäng- 
gelet  worde",  sust  ivär-er  g'ströft  worde"  BM.  .Die  Ge- 
schichte von  dem  unreellen  Landkaufe  wird  ja  gar 
nicht  bestritten,  sondern  nur  so  verminggmänglet,  wie 
man  im  Bernbiet  sagt.'  B  Volksztg  1885. 

mängge":  unverständlich,  faul  oder  verdriesslich 
reden  Ap;  GRh. 

Manggen  scheint  im  Ablautsverhältniss  zum  syn.  munggen 
zu  stellen,  doch  hat  bei  G'mingg-g' mangg  und  mänggelen  2 
jedenfalls  .mengen'  (mhd.  auch  mingen)  hineingespielt.  Zur 
Ablautsbildung  vgl.  Mieeh-masch.  Bei  »rajj-iimijji*»  malt 
der  Abi.  zugleich  das  Schwankende,  Unruhige;  vgl.  gigampfen. 
Den  Grund  für  Trennung  von  der  folgenden  Gruppe,  mit  der 


331 


Mangg,  mengg,  mingg,  inongg,  miingg 


332 


die  vorstehende  allerdings  sowohl  von  Seite  der  Bed.  als  der 
Form  manche  Berührungspunkte  hat,  s.  in  der  Aum.  zu 
mtinggelen  11.  I'io  Berührung  des  Subst.  il' iiniKjtj-W >itnnij<j 
mit  frz.  mic-mac,  heimliches  Treiben,  ist  wohl  nur  zufällig. 
Vgl.   auch   ver-manOichi  n. 

maiigge"  III:  ohne  Lust,  nach  Art  Kranker  (Aa 
Leer.),  „mit  vollgestopftem  Maule  (LE.)"  essen.  Syn. 
munggen. 

„Mangge"  f.:  Weibsperson,  ilie  mit  vollgestopftem 
Maule  isst  LE." 

mänggele"  II:  1.  =  mäggelen  III  (Sp.  120)  Aa; 
Bs;  BHk.;  VO;  Gr;  Sch;  S;  Z.  Lang  »(.,  sich  Zeit 
zum  Essen,  Kauen  nehmen  Bs.  Auch  indem  man  in 
der  Speise  (mit  Löffel,  Gabel)  herumstochert  B;  S;  Z. 
Was  mänggelist  au'h  eso  a'  der  Suppen  umme'?  Er 
mänggelet  am  Essen  umme".  er  weiss  nit,  üb  er  wiü 
oder  g'ha"  hat  AAZein.  Das  Büsi  [die  Katze]  mäng- 
gelet  a*  dem  Brut  Z.  Bäsi!  ihr  [ihr]  esset  nit,  der 
mänggelet  mumme'.  Brkitenst.  Auch  vom  Trinken  Aa 
Zein. ;  Bs;  U.  Du  mcmggelisch  auch  an  dim  Schoppen 
umme".'  Auch:  mit  Lust  kauen,  kosten  Bs  (Spreng);  L. 
Er  weiss  nid,  was  Guets  as  er  m.  will  LStdt.  — 
2.  =  mangen  I  BHk.,  „0."  —  3.  übertr.  a)  an  einer 
Sache,  Arbeit  herum  zerren  ohne  Ernst  AAZein.;  Syn. 
niggelen.  Sieh  besinnen,  unschlüssig  zögern:  Wenn 
die  Dunners  Wolle'berger  auch  nit  eso  m.  wurde'  mit 
irem  tse'bän,  SO  hätt-me*  chimue"  mit  Dein  hei"'  rite". 
Dass  si  's  nit  nii'1'  wöge",  die  Wolle'berger.  Schwzd. 
(BsL.).  —  b)  Allerlei  auszusetzen  haben,  tadeln,  be- 
mängeln, bekritteln  ÄABremg. ;  G;  Tu;  ZU.  (drei" 
umme"  m.).  —  ver-  II:  heimlich  essen  Z  (Spillm.). 
Zugehörigkeit  zu  Mang  und  mangen  1  anzunehmen,  ver- 
wehrt weder  Bed.  noch  Form.  Zu  Letzterer  vgl.  Lungge" 
nelien  Lunge'  u.  ä.  Da3  Verhältniss  von  mänggelen  zu  mäg- 
gelen III  ist  das  selbe  wie  in  dm  Doppelformen  Mi(n)ggis», 
mu(n)gglen,  brie(n)ggen,  mie(n)ggen,  8chie(n)ggen.  Nhd.  , be- 
mäkeln- ist  jedenfalls  fem  zu  halten.  Immerhin  können  sieh 
auch  hier  auf  unserm  Boden  verschiedene  Stämme  berührt 
und  gemischt  haben;  vgl.  mänggelen  1  .:?,■  ///  und  mit  Bez. 
auf    das    syn.   mitnij'iiii    die   Anm.   zu    lltini-Miiggel    Sp.    127. 

Mänggel  I  m.:  betrüglicher  Handel.  ,Episcopns, 
ein  amptmann  oder  insecher  auf  ässig  speis  und  trank, 
damit  dem  gemeinen  mann  nützit  veruntreuwt  oder 
mit  trug,  menggel  oder  alenfanz  verkouft  würde.'  Vad. 

mänggele"  III:  Tauschhandel  treiben,  bes.  im 
Kleinen,  wie  z.B.  Schulkinder  Ar;  GRh.,  Stdt,  Ta. 
Syn.  gremplen,  grützen. 

„ab-:  tauschweise  von  Jmdm  erhandeln  Ap;  GRh." 
Syn.  ab-grützen.  —  er-:  erschachern  Ap.  —  ver-  111: 
1.  verschachern  U.  Griffel  v.,  von  Schulkindern.  ,Es 
hand  auch  mit  ihm  verkauft  oder  vermängelet  syne 
eigen  lüt.'  Bossu.-Goldschm.  —  2.  durch  unnützes 
Ausgeben  verschleudern,  durchbringen  Ap. 

Mängg(e)ler:  Händler  Ap;  G. 

Wie  manggen  III  und  mänggelen  11  zu  mangen  I  sich 
verhalten,  so  mänggelen  III  zu  dein  in  der  Anm.  zu  Ziger- 
Manger  er  wähn  tin  /min;/'»,  handeln.  Vgl.  die  Aum.  zu 
mänggelen    II. 

Mänggel  II  m.  =  Boli-Mauggel  (Sp.  122)  AaF.;  L. 

Mänggi-:  unanständig  Vermummter  LSemp. 

Böli-=  Böli-Mann  I  und  I  Aa;  LG.;  G.  Der  B. 
chunnd!  seid-mer  allig  [pflegl  man  zu  sagen],  wenn- 
mir  d'  Chind  will  z"  fürchte*  mache".  L  Kai  1890.  In 
AaWoIiI.  auch  der  mit  der  Rute  drohende  Samichlaus; 
Syn.  Schmutzli.     Vgl.  noch  .IBoos  1892,   53. 


-Mänggc"  f.  =  Manggen  (Sp.  121)  GWe. 

Minggis  ra.:  \.  =  Miggisl  (Sp.  123)  Aa;  Bs(selten); 
BM.;  SG.  Da  'sch  [Das  ist]  c"  M.  i"  der  Stube'!  rüm 
awh  nc"  wenig  üf!  Nimm  doch  Nut  vo*  Dem,  Das 
ist  n limine"  M.  [Quark]!  Wenn  ich  de"  M.  alle"  soft 
gaume",  wo  du  du  z'sämmg'chräzt  hesch,  i'1,  iiürd  iimmel 
schier  tübe'dänzig   BStdt.  —  2.  =  Miggis  3  BE.    Vgl. 

auch  InggtS    Bd  I    341.    —    Betr.  das  Lautliche  s.  die  Anm. 
/n    mänggelen    11. 

miengge":  1.  leise  muhen,  z.B.  von  sattem  Vieh 
Gr  uVatz.  —  2.  langsam,  schwerfällig,  durch  die  Nase 
reden  GRMal.,  Sern.;  GKh.;  eintönig,  langweilig  reden, 
vortragen  L.  Syn.  zu  1  und  2  mieggen  Sp.  124.  — 
3.  zum  Klagen  geneigt  sein  wegen  zu  grosser  Em- 
pfindlichkeit gegen  Leiden  GRh. 

Mi.'iiggete"  f.:  langweilige  Bede  L.  Lästiges 
Bitten.  Das  ist  e"  M.,  sagt  die  Mutter  zu  den  Kin- 
dern GnSern. 

Mienggi  (auch  Miengger)  m.  =  Mieggi  (Sp.  124) 
Gr;  langweiliger  Redner  L. 

Mungg  m.  Gl;  Gr;  GSa.,  T.;  Scuw;  Uw;  U,  Mung- 
ge"  f.  Ni>W;U:  1.  Murmeltier.  aaOO.  Wenn  im  Sum- 
mer kein  Wölkchen  am  Himmel  zu  sehen  ist,  sagt 
man:  Ic;  hene'd  d"  Mungge*  GWe.  Feisst  wie  e"  M.. 
sehr  fett  Gl,.  ,Auch  verjagten  wir  einen  M unken,  der 
in  seine  Hülc  zurückfloh.'  Steinm.  1802.  ,Es  ist  ver- 
boten, innert  den  Märchen  des  Freibergs  Munken  zu 
schiessen  oder  zu  graben.'  Gl  LB.  1835.  ,Die  Murmel- 
tiere oder  Munken.'  JJScuedchz.  1700.  —  2.  übertr. 
a)  Name  für  ein  Rind  von  der  Farbe  eines  Murmel- 
tiers Gl.  —  b)  Kosewort  für  Kinder.  Liebe'  M. !  ebd. 
—  3.  Geschlechtsn.  ,Nesa  Munggin.'  1406,  GRapp.  Urk. 

Ob  zum  Adj.  ,miink',  dick  oder  versteckt  (s.  Gr.  WB.), 
oder  zu  munggen  wegen  der  Stimme  (vgl.  die  Unideutscliung 
Murmeltier  und  Ins.  Müggen  8}  ?  Vgl.  auch  die  Gruppe 
munggel,  ferner  Wackern.,   Voc.   Var.  93. 

munggele":     zusammen    liegen    Gl.    namentlich 

von   zwei  oder  mehreren  Kindern,  die  ruhig  in  einem 
Bette  schlafen  GLSernft.;  vgl.  marflen. 

Vom  Zsliegen  des  Murmeltiers  mit  seinen  Jungen  in  der 
Höhle  zum  Winterschlaf.  Vgl.  bes.  Tschudi,  Tierleben,  5.  Anll. 
458  ff. 

„Manggel  m.",  Dim.  Munggeli:  1.  kleiner  Pfann- 
kuchen, ein  Löffel  voll  Teig  in  heisser  Butter  ge- 
backen L.  „Gericht  aus  Mehl,  Eiern  und  Milch,  in 
Butter  gebacken,  womit  die  Landmädchen  ihre  nächt- 
lichen Besucher  öfters  regalieren,  zumal  in  LG."  All 
Tag  Kafe,  Dätschli  und  Munggeli  und  süst  allerlei 
für  Gueteli.  L  Nachr.  1807.  —  2.  dickes,  fettes  Kind; 
kleine,  dicke  Weibsperson  L. 

Wohl  direkt  vom  Adj.  ,niunk',  aufgetrieben;  vgl.  das 
Syn.  l'/tuir.  Das  Sahst,  Mungg  kommt  für  L  schwerlich 
in  Betracht. 

munggel:  düster.  Tunkel  und  m.  und  's  M'etter 
schniucll  irie.  Schuldiger  Z  (Hau.).  Syn.  mauggel  Sp.  121. 

mu  nggelig:  trübe,  dunkel,  unfreundlich,  z.B.  von 
düsterfarbigen  Kleiderstoffen  Bs.    Vgl.  munggel i-hrnn. 

mungge":  1.  langsam  und  behaglieb  kauen,  bes. 
heimlich,  mit  geschlossenem  Munde,  wie  zahnlose 
Leute  Gr;  GRh.,  Sa.,  \V.  Syn.  manggen.  —  '_'.  un- 
artikuliert, undeutlich  reden,  sei  es  aus  Trägheit,  Ver- 
legenheitoder Verdriesslichkeit  Ap;  GRh.;  Soh;  Tu;  '/■■ 
Auch   im   Geheimen    Etwas   über  Einen   reden   Seil;   Z. 


338 


Mangg— niiingg.    Muiik — lmink.    Maus— muns 


:::;! 


Svn.  mtmgglen.  3Ie"  munggel  allerhand  im  Dorf. 
Biedbkh.  Was  hast  :'  m.?  G'seh,  dass  d'  zue  der 
Silber  Oppis  redst.  Sti'tz.  Die  munggel  mit  Not;  Die 
sehnablet  für  Drei;  Diegisplet  vmdhasplet;  Die  hockt 
da  wie  Blei.  MUsteri.  Brautwerber.  .Muken.  manken, 
gilbzen,  hiscere,  mutire.'  Red.  1662.  Ummcmungge', 
unzufrieden,  auch  in  Folge  von  Unwohlsein,  sich 
äussern  Zg.  —  3.  trübsinnig  dreinschauen  Schw  ; 
.durch  Geberden  heimliche  Unzufriedenheit  verraten 
AaF.- 

A «ich  bair.  und  kämt,  in  Bed.  '2.  Zur  Etym.  vgl.  die 
A um.  zu  Der  Grundbegr.  scheint  das  Heimliche 

/u  sein;  vgl.  ver-trvekt.  Vgl.  auch  mauggel  und  mauggen, 
mäuggen,  ferner   die  Anui.  zu   Mungg-Or  (Bd   1   416). 

ver-:  1.  Etw.  verächtlich  ansehen,  verächtlich 
von  Etw.  reden  Sch  (Kirchh.).  —  2.  nur  als  Ptc. 
Vermungget  rede"  =  munggen  2  Z.  Nüd  vermungget 
hed-me'  's  g'said:  me'  said-em  's  frei  und  offe'.  RBadr. 
.Was  sagten  sie  zu  mir?  Nichts.  Höchstens  ein  ver- 
munggetes  .Ja,  ja-  mit  scheelem  Blick  wurde  mir  zu 
Teil.'  Stütz. 

Munggi  m. :  wer  undeutlich  redet;  verdriesslicher, 
mürrischer  Mensch  Bs;  Scn;  Th;  Z,  dummer  Mensch 
Bs.     Svn.  Manggi. 

Dunggi-:  Duckmäuser  Bs.  's  iseh  naf*  der  glich 
D.  wie  als  Bueb.  Schwzd. 

munggigBs;  Scu,  g'munggig  ZS..  „munggisch  AaP.; 
Scn;  Z-:  1.  unfreundlich,  mit  undeutlicher  Stimme 
redend,  mürrisch  „AaF.;"  Sch;  Z.  —  2.  =  munggelig 
BsStdt 

Sturre°-Munggis  =  Minggis  2  Zu. 
Zum    1.  Teil   der   Zss.  vgl.  Sturm,   Brei;    Munggw   wühl  = 
Durcheinander.     Minggis  steht   im   Ablautsverhältniss. 

munggle":  1.  .munkeln'  Bs;  GnChur;  Tu;  Ndw;  Z. 
Syn.  mugglen.  Wann  si  [die  Frau]  vom  e"  Chriesi- 
wässerli  g'mungglet  hat,  so  hät-er  [der  Mann]  g'säit: 
es  Brunnenwässern  tuet  's  auch.  JSenx  1864.  —  '_'.  un- 
pers.  Es  mungglet,  a)  es  wird  dunkel  Schw;  vgl. 
mauglen  und  maugglen.  —  b)  es  regt  sich  beim  Volke 
im  Geheimen  Unzufriedenheit  Scnw. 

Mit  Bez.  auf  das  svn.  mugglen  vgl.  die  Aum.  za  mäng- 
gelen   11.     Zu  3a  vgl.  Gr.  WB.  VI   2697. 

ver-  =  vermänggelen  12  Z.  Derigi  l'srede"  gibt  's 
und  d'  Hauptsach  tuet-me"  r.  Müll..  Jdgendschr. 

müngg(e)le°  =  mänggelen  II  1    Gr.   —   Dim.   zu 

munggen    1. 

Münggeli  =  Änggcli  (Bd  I  340)  BS. 
Verhält  sich  zum  vorangehenden  Vb  genau   wie  das  syn. 
Mänggdi  (Bd   J    340)  zu   mänggelen   11   1. 

mnnggiere":  refl.  =  muggieren  B.  Munggier  dieh 
numme"  über  mich,  deretwege*  machen  ich  's  glich. 

Nur  im  Munde  ungebildeter  st.  muggieren  mit  Anlehnung 
au    munggi  u . 


Mank  -  munk. 

„mank:  mangelhaft,  defekt,  nur  von  Büchern   1.. 
-    Vgl.    mangg. 


Mans      muns. 

maus  GrD.,  »iesGnValz.,  mäss  THl'äg.:  unträchtig, 
vom  Vieh.    Nur  präd.  verbunden   mit  gän   und   län, 

wie  beim  syn.  gtdt  Bd  11  236  (in  GrD.  flektiert  ;  mansi). 
Syn.  manssam.  E"  Cime  m.  In",  eine  Kuh,  zur  Scho- 
nung, anträchtig  lassen  Gr.  M.  gä;  von  Kühen, 
welche,  wegen  Sterilität,  etwa  während  eines  Jahr- 
ganges nicht  tragen  Gr;  TuTäg.  Vgl.  Mansi-Ghue 
Bd  111  94  und  Mansen  2.   —   Tir.  „mir.,   bair.  und  kärnth. 

mauz. 

Manse"  1  Grü.;  G;  W,  Mansche"  Gr  ObS.,  Mansi 
Gr,  Mäss  Gl;  GG..  T.,  We.,  Mos  Gl:  GW.  (nasaliert). 
Miss  Gr,  Meiss  LE.;  Schw;  ZO.,  Meis  Gl;  „GT.;" 
Schw;  ZWyla,  Mänsc"  Gr.  Masse"  GrL.,  Nuf.  Mose* 
GrEIi.,  UVatz,  Mise"  GRHe.  (nasal.),  Valz.,  Mansch 
Z  n  Wen..  Mäsch  „B;"  PP.  (i*j,  Meisch  BE.,  Mänft)sche' 
BO.;  GnAv.,  D.,  L.,  Nuf.,  ObS..  Pr.,  S.,  Scuolms,  Val.; 
W,  Meisehe'  BBr.  (#),  Ha.,  R.j  F;  W,  Mische  BSi. 
i  nasal.),  Sigr.  (?)  —  f..  in  „B;  GT..-  W.  n.,  Dim. 
Manseiji  PAL,  Mäsli  GSev..  Mässli  Gl;  GA.,  Meisli 
Schw,  Mäschi  BSa.,  Meischi  BO.,  Schw.;  W  (auch 
Meischelti),  Meschi  BSi..  Meischli  EBr.,  oHa..  Man- 
schen und  Mänsehelti  GrL.,  Mäntschli  BHk.,  Mönsehli 
GrAv.:  1.  im  Wesentlichen  =  Mansi-Ghue  1  (Bd  III  04), 
spec.  das  Rind  vor  oder  (seltener)  während  der  ersten 
Trächtigkeit.  aaOO.,  wobei  nicht  der  Umstand,  ob  das 
Rind  trächtig  sei  oder  nicht,  sondern  die  Altersstufe 
als  geeignetster  Zeitpunkt  der  ersten  Trächtigkeit  das 
wesentliche  Moment  bildet.  Daher  oft  ein  scheinbares 
Schwanken  in  den  Angaben:  .trächtiges',  einträchtiges' 
Kind  und  daher  auch  sogar  auf  den  Stier  angewendet; 
s.  Brand-Heiler  (Bd  II  1147).  Vgl.  die  z.  T.  synn. 
Gügger  2  (Bd  II  196),  Galtling  (ebd.  237),  Gusti  (ebd. 
494),  Chalbelen  (Bd  III  221).  .Mass  heisst  ein  Rind 
von  ll/2 — 2'/2  Jahren,  es  sei  trächtig  oder  nicht.' 
Steinm.  180 1  (für  G  oRh.).  E"  trägendi  M,  Bind,  das 
zum  ersten  Mal  trächtig  ist  Gr.  Es  g'üterts  [gross- 
eutriges]  Meischi  W.  In  GrD.  die  Stufe  zwischen 
Galtji  und  Zit-Clme.  Für  Gl  gilt  folgende  Stufenfolge: 
Chalb,  liindli.  Mäss  (zweijährig),  Zitchue  (dreijährig), 
Cime:  für  BHa.  Chalb  (im  1.  Jahr),  Järli'g  (etwa  ein 
Jahr  alt),  Meisehe"  (ungefähr  zweijährig  und  nun 
znchtfähig),  Zitchue  (im  3.  Jahre  trächtig),  Chue;  vgl. 
Mansche*- Chnopf  Bd  III  7">2.  In  W  auch  junge  Kuh 
nach  dem  ersten  Kalben.  Das  Dim.  bezeichnet  meist 
ein  einjähriges  weibliches  Rind  BHk.;  Schw;  W.  Syn. 
Järli'g.  In  BSi.  Meschi,  pejor.,  ordinäres  Stück,  gegen- 
über der  Mische'  (Dim.  Mischeli),  dem  , braven-  Stück. 
.Hinter  den  Kühen  und  Zuchtstieren  folgten  Meischen 
und  junge  Ochsen.'  Schweizerbote  1819  (F  Alpfahrt). 
.Die  Rinder  werden  bei  uns  gewöhnlich  schon  jung, 
gleich  nach  dem  ersten  Erwachen  ihres  Instinktes, 
als  Määssen  zugelassen,  was  auf  die  Viehzucht  einen 
nachteiligen  Einfluss  ausübt.'  Gl  Gem.  S.  Meinsch- 
Vich  Bd  I  651,  Brand-Heiler  Bd  II  1117.  .Wann  ein 
Xachbur  ein  hübschi  Zeitkue  oder  Messi  hätte,  selbige 
sollend  topplets  Sümmerung  haben.'  1080,  GnAscharina 
Alpbrief.  ,Die  Meiss  oder  Kalb.'  1703.  Z  Staatsarch. 
.Die  Messe  habe  das  Alter  von  drei  Jahren.'  Gr 
Sammler  1779.  .Anstatt  einer  Kuh  kann  Einer  zwei 
Mäusen  oder  drei  Kälber  oder  fünf  Ziegen  oder  sechs 
Schafe  auf  die  Alp  stellen.'  ebd.  1783;  vgl.  auch  Chue- 
Essen,  sowie  Mäns-Bind,  -Stier.  ,Maisse°boden',  Name 
einer   Häusergruppe    in   BGadmen,    eig.   wohl  Weide- 


335 


Mans- 


Maiiseh     mansch 


336 


bezirk  für  Mänsen;  vgl.  Verheb- Weid.  —  2.  spec, 
.galtes'  Bind  GnPr.  Bind  im  Jahre  vor  der  ersten 
Trächtigkeit  GrD..  vacea  non  fecondata  PAL;  vgl.  das 
(auch  zu  1)  syn.  churw.  ,ste'rla.'  —  '■',.  a)  übertr.,  kor- 
pulente Weibsperson  GoT. ;  vgl.  Muchel.  —  b)  junge 
weibliche  Gemse.  .Sollten  sieh  mehrere  Mausen  bei 
einem  Trupp  [Gemsen]  einfinden,  so  setzt  es  zwischen 
den  Inamoraten  [Böcken]  einen  fürchterlichen  Kampf 
ab.'  1If.lv.  Kai.  1783. 

Die  Form  Manei  ist,  für  sieh  allein  stehend  aussi  i  di  c 
Zss.  M.-Chue,  nicht  ganz  zweifellos  bezeugt.  Die  älteste 
erreichbare  Form  bietet  ,mensekalb'  im  Habsb.  Urb.,  der 
l'nil.  ist  also  schon  früh  eingetreten;  vgl.  auch  ,menskelber 
Heisch.'  1111,  Z.  Bei  der  umlautlosen  Form  Überrascht 
das  Fühlen  der  Vocalisierung  des  n  (vgl.  Bane  und  Fromm. 
VII  337;  doch  vgl.  mana-eam)  wahrend  bei  den  nmgelauteten, 
sowohl  ein-  als  zweisilbigen,  dieses  Gesetz  durchaus  gewaltet 
hat;  ach  und  ««  sind  gewohnte  Vergrößerungen,  bzw.  Ver- 
schärfungen des  a  nach  n  Für  die  Etymologie  drängen  sich 
zunächst  das  oberit.  manza,  bos  nouduui  experta  tauruin,  it. 
biomo,  Rind,  und  ,manzeta,  vaccharella'  (1422,  Urk.  bei 
Monti)  auf;  doch  verbietet  der  Umstand,  duss  dir  Wort- 
familie auch  über  Deutschland  (zumeist  in  der  einfachen  Bed. 
Kuh)  und  zwar  bis  in  den  Norden  verbreitet  ist,  Entlehnung 
aus  dem  It.  anzunehmen;  es  werden  vielmehr  beide  Sprachen 
aus  ein  und  der  selben  Quelle  geschupft  und  die  betr.  WW. 
ihren  Ursprung  in  dem  nilat.  maneuetua,  gezähmt,  i.  S,  v. :  au 
den  Pflug  gewohnt,  genommen  haben;  s.  Kiez  I  203.  Die 
Gewöhnung  des  Rindes  zum  Pfluge  stimmt  zu  der  unter  J/.  / 
angegi  benen  Altersstufe.  Die  Einführung  des  lat.  "W.  aber 
in  die  Volksspr.  mag  den  (Benediktiner-) Klöstern  zu  ver- 
danken sein,  welche  sich  bekanntlich  um  Verbesserung  der 
Viehzucht  wie  auch  des  Ackerbaues  verdient,  machten.  Sach- 
lich und  sprachlich  interessant  ist  noch  folgender  Beleg: 
,Pro  cjualibet  vacha  8  den.,  pro  quolibet  inauzo  vel  manza 
6  den.,  pro  quolibet  negio  vel  negia  I  den.,  pro  q.  vitnlo 
vel  vitnla  lactante  2  den.'  1358,  TLocarno  Zolltarif.  Wie 
weit  aus  einander  die  Bedeutungen  sich  entwickelten,  zeigt 
it.-comask.  mannt,  admittere  vaccam  tauro  gegenüber  dem 
salzburgischen  ,mänzen,  eiue  Kuh  verhalten.'  Über  den  Grund 
hiefür  vgl.   Mannen   I. 

Fardel-Män(t)schen  f.  =  Fardel  (Bd  I  995), 
nach  Tsch.  weibliches  Bind  von  seinem  ersten  Herbst, 
nachdem  es  zum  ersten  Mal  auf  die  Weide  gegangen, 
bis  wenigstens  zum  nächsten  Frühling  Gr. 

Mänsling  Mänschlig  GiiVal.,  „Maisehlig  F"  — 
m.:  männliches  Bind  im  zweiten  Jahre  F.  im  dritter 
Jahre  GitVal.  Das  Kloster  UwE.  besitzt  1528:  41  Kühe, 
1  grossen  [ausgewachsenen]  Stier,  5  grosse  Ochsen, 
1  grossen  Zwick,  1  Zeitochsen,  2  Zeitstiere,  21  ,Meis- 
linge'  und  20  Kälber,  Ansen.  —  Zur  Bildung  vgl.  die 
Synn.    Galtling,  Järling,    Bürling. 

mans-sam  mausam:  von  einer  Kuh.  nicht  mehr 
trächtig   werdend    ]■'. 

Millise"  II  f.:  Koekärinel  mit  Spitzen,  nur  den 
halben  Arm  bedeckend,  frühere  Tracht  der  W'alli- 
serinnen  W.    Einfacher,  ausgeschnittener  .Tschopen', 

Weste.  PAmHerd.  —  Frz.  manche;   vgl.  ,Frause'  wxs'frange. 

Mansester  m.:  brauner,  zäher  Bauinwollsammet, 
gerippt,  meist  zu  Bauern-  und  Arbeiterkleidern  ver- 
wendet X.  Adj.  mansestri".   Syn.  Bübeli-Sammet,  -Zug. 

Aus   .Manchester',  wo  der  Stoff  urspr.   fabriziert   wind!. 

niiiisen  =  minigen,  .Geminset.'  1509,  L  l'rk.  ,Was 
si  [die  Schwyzer]  wyter  über  die  hochfirsten  geminset 
[Var.  .geininget'],  daran  haben  si  und  ir  vordem  das 
gottshus  übeniosscn.'  Äg.Tsohudi.     Syn.  mimen. 


Mansch—  munsch. 

G1  mansch  n.:  I.  Gekaue,  behagliches  oder  gieriges 

Essen  Gr;  Xiuv.  —  2.  Speise,  die  man  mit  vollem 
Munde   kaut   Nnw. 

manschä'r  e":  essen  GrI'i'. 

Moderne  Entlehnung  aus  it.  mangiare.  .Manschare",  essen, 
sich   gütlich   tun';   auch    wienerisch. 

mauschele"  AiFri.,  mänschele*  BoAa.,  mangst  hie* 
Bs,  mantschle*  SenSt. :  essen  und  zwar  wie  kleine  Kinder 
AaFH..  sehr  langsam  (bei  Tische)  BoAa.,  schmatzend, 
mit   Beilagen   Bs;  ScuSt.    —    Dim.   zum  folg.   Vb. 

mansche"  BG.;  GrD.,  Fr.,  UVatz ;  GMels,  W.; 
ScuwE.;  Nnw;  W,  mantsche*  ÄAKri.,  Leer.;  BSi.;  Gr; 
Sru,  mangsche'  Bs:  1.  essen,  doch  meist  mit  Hervor- 
treten des  Begriffes  kauen  BG.,  Si.;  Y<):  .Hl;"  Gr; 
Seil;  W.  ,S'i  sind  am  Manschu*.  Schi  heint  wenig 
:' in.  Ir  miesst  schö'  m.,  wacker  zugreifen.  Er  tmtess 
immer  Oppis  g^manschel  ha".  Dann  hetted  die  arme 
Diebe'  Nüd  me"  :'  mansche"  und  :'  muffele*  g'ha:  Ge- 
spräch 1712.  —  2.  mit  Geräusch,  schmatzend,  gierig 
oder  mit  Behagen  essen  AALeer. ;  Bs;  GrD.,  Pr.,  UVatz ; 
GW.;  ScuSt. ;  Schw.    Syn.  chnamslen,  nätschen,  baulcen. 

Frz.  manger,  it.  mangiare;  auch  bair.  und  Schwab,  i.  S. 
von:  unordentlich  essen  oder  kochen;  vgl.  manschen  bei  Gr. 
WB.  Es  scheinen  sich  übrigens  frz.  manger  und  ein  deutscher 
St.  gemischt  zu  haben.  Mangeehen  ist  jedenfalls  jüngere 
Entlehnung;  vgl.   , rangschieren'   neben   , Manschette.' 

Manschette",    in    Ndw;    Z  älter  Mansch,' tu*  —  f.: 

I.  Handkrause  G;  Z.  ,2  l'ar  Mangettli.'  1735,  Omv 
Bechn.  . I  >ie  einfache  sog.  Engageanten  oder  Weiber- 
Manschetten.'  Bs  Ref.-Ordn.  1758/62.  Bildl.  a)  Ein'n 
an  's  Manschettli   nie",   ihm  Handfesseln    anlegen  Bs. 

-  b)  Manschette"  ha"  vor  Oppis,  Furcht,  Scheu  haben 
vor  Etwas  Bs;  GMels;  Z.  —  2.  Manschetlini,  Basen- 
oder Halskrause  am  Hemde  bei  Manns-  oder  Weibs- 
personen  W  f- 

Zur  Dehnung  vgl.  Fatzenitli,  Glanet,  Maleten,  Baretli, 
Stilet   [Skelett].      S.    noch    Minschen.      1  b  auch    bair. 

Man  sehet ler:  Gespenst  eines  Feudalherrn  in 
alter  Herrentracht  mit  Manschetten,  d.  i.  Halskragen 
und  -Krause.  Er  iimss  wegen  Ungerechtigkeiten  um- 
gehen und  erschien  oft  zu  Ross,  von  einem  Gebirgs- 
stock  zum  andern  hinüber  schreitend  UIs. 

Mensch,  in  AAtw.;  Bs;  B;  L;  S  Manisch,  sonst 
Manisch:  1.  m.  (in  Gr  auch  n.)  wie  nhd.  allg.  a)  der 
Mensch  im  Gegs.  zum  Tier.  Wider  M.  si",  nach 
grossen  Strapazen  oder  Zerstreuungen  wieder  zu  Samm- 
lung und  Buhe  gekommen  sein,  gleichsam  wieder  ein 
menschenwürdiges  Dasein  führen  Bs;  Z.  —  b)  als 
schwaches,  sterbliches  Wesen.  Mcn  ist  fnW)  M.,  man 
ist  hinfällig,  schwach,  phys.,  geistig  oder  moralisch, 
zur  Warnung  oder  zur  Entschuldigung  gesagt  '/..  - 
c)  uligeschwächt  für  Person,  Individuum.  Kei"  (ke*J 
M.,  stärker  hei*  Srlc"-  (Aa;  GrBi'.:  G;  Schw),  Sterbe*S- 
(Aaj  B;  Seil;  S;  Zl  J/.,  (gar)  Niemand.  A"e/s  .1/.  hetti 
g' glaubt,  ilasa  er  im"'  derva"  chemii  GRSchiers  (Kuoni 
1886).  ,Ein  ehrliches  Mensch  mag  den  Dieben,  der 
ihm  gestohlen,  angeben.'  GrKIosI  LB.    In  ä.  Spr.  als 

II.  in  Belegen  vom  XIV.  bis  XVIII.,  z.B.:  .Ein  ieglich 
in.,   das  syn  eigen  brot  isset.'    1464,    ZRheinau  Offn. 

'Zwei  oder  drü  mönschen.'  1529,  Absch.  (B).  .Wüliches 
möntsch   zu   seinen   tagen   komt,   nämlich   ein    knali   II 

und  ein  tochter  12  jar.   das   mag  testament  machen.' 


:;:;7 


Mansch,  mensch, 


maisch,  mönsch,  munsch 


338 


1541,  1!  Eq.  ,Kin  jedos  M.,  Weib  oder  Mann,  ob 
1 1  Jaren.'  Wurstisen.  ,Starb  ein  Kind  an  der  Pest, 
wäre  das  erste  M.'  1629,  Schumi,  Tageb.  .Kin  Betstatt 
für  zwei  Mensch.'  1675,  0.  . Jeder  Pfarrer  soll  Sunii- 
tag,  Mäntag,  Mittwoch  und  Frytag  predigen,  obsohon 
nit  mßr  dann  eins  oder  zwei  M-en  zuehörten.'  B  Syn. 
172S.  Oft  mit  Adjj.  als  blosser  Träger  des  Begriffes: 
Es  frömds  31.,  ein  Fremdling  Gr.  En  ehruiikv  31.. 
ein  Kranker  Z;  PI.  ehrank  Litt ;  Tgl.  .zuo  einem  sie- 
eben m-en,  das  in  krankbeit  Iit.'  ä.  Z  Chr.  Ken  guete" 
.1/.  ha*,  keinen  Gönner,  Wohltäter  haben  Z.  ,Ein 
ieklich  mönsch  [Jedermann]  nach  syner  vermügent 
sülle  sym  herren  undertenig  syn.'  XIV.,  Urk.  (Öchsli 
1891).  ,l)er  erber  geistlich  m.  [Geistliebe,  Mönch] 
brnoder  Johans.'  1336,  Uw  Drk.  ,Ein  altes  M.'  FWürz 
1631.  , Ein  jedes  gläubigs  M.  [jeder  Gläubige].'  FWvss 
1  < >7;>.  Bes.  mit  ,arm.'  Das  arm  31.,  der  Arme,  Unbe- 
mittelte GrD.  .Manch  arm  m.',  mancher  Arme.  NMan. 
,Es  war  mänigs  arms  mentsch,  das  vor  den  kilchen 
sässe.'  1523,  Egli,  Akt.  ,Mängsarmm.'  1524,  Strickl. 
—  c)  für  Körper.  De"  ganz  M.  wasche*  Z.  Es  tuet-mer 
we  am  ganze'  14b,  am  ganze'  31.  Stütz.  —  2.  aus- 
schliesslich n.,  PI.  -er,  für  Weibsperson,  bes.  Mädchen, 
meist  aus  dem  gemeinen  Volk,  a)  erwachsene  Weibs- 
person, ledig,  seltener  verheiratet  AaZ.;  Bs;B;  Gr;  L; 
G;  Seil;  Tu;  W;  Zg;  Z.  Durch  Adjj.  wie  schön,  wacker, 
schlecht  u.  a.  näher  bestimmt.  Es  werchbers  31.  B;  Z. 
E'  bravs  31.  Z.  Di"s  China  hält  au'1'  gern  en  Ma'n; 
ja  wart,  de  miies'l  dann  g'ha"  ha",  torchtigs  31.,'  Das 
ist  jets  air'1  en  erli'H  31.  g'sf.  Stutz.  Es  sübers 
[schönes]  31.,  e"  reehti  Bonne'  [Tanne].  Scuwzn.  ((in). 
Es  arms,  u'verrichts  31.,  arme,  unbehülüiche  Person 
GrD.  ,Vreneli,  so  hiess  nämlich  das  grosse  M.'  Gotth. 
D's  Statthalters  Frau  ist  recht  es  tolls  [stattliches]  31. 
BG.  Mi's  .1/.,  auch  Anrede  GitPr.  ,Das  M.  geht  mit 
Sterben  um.'  Gl  Jahrb.  (von  einer  Verwandten,  ohne 
Missachtung  gesagt).  , Damals  stund  ein  rotbackig  M. 
noch  höher  im  Kurs  als  eine  bleiche  Granne.'  Gotth. 
,l>as  erber  geistlich  mentsch,  Schwester  Katherina.' 
1350,  Uw  Urk.  ,Dis  usserwelt  m.  [von  einer  Nonne].' 
Auf.  XV.,  G  Urk.  ,Du  bist  nit  wirdig,  ein  semlichs 
m.  [eine  Kaiserstochter]  ze  haben.'  Moroant  1530. 
, Jungs  m.!'  Anrede  an  ein  junges  Mädchen.  KScumiu 
1579.  .Inzwischen  ergibt  sich  das  arme  M.  in  des 
Priesters  Willen.'  LLav.  1670;  dafür  1569:  ,das  mä- 
getlin.'  ,AUe  Welt  liebet  ein  junges  M.,  das  scham- 
haftig  ist.'  FWvss  1673.  .Der  Chorherr  solle  ein 
ordentliches,  unverdächtiges  M.  zu  seiner  Abwart  an- 
nehmen.' JMüll.,  Altert.  ,Die  Hürnerbeth,  ein  braves, 
eingezogenes  M.'  HPest.  1785.  ,ln  Graubünden  spricht 
man  von  einer  Gräfin:  sie  ist  ein  schönes,  laides  M.' 
IIillmer  1793.  ,Habe  auch  schon  ein  M.  [erwachsene 
Tochter];  ist  Zeit  mit  der  Geiss  zu  Mark'.'  Museum 
1794.  Übergehend  zu  dem  Begriffe  der  Geringschätzung 
Bs;  Th;  Z.  E*  intest  [mit  einer  bösen  Zunge  be- 
gabtes] 31. ;  e*  grüsigs,  schmutzigs  31.  Tu.  Iri  Magd 
sei  es  31.,  de''  Tafel  miiesst  sich  drab  furche".  MUsteri. 
,Die  andern  Menscher'  redet  ein  stolzes  Weib  verächt- 
lich von  den  andern.  Sintem.  1759.  —  b)  Auf-,  Kinder- 
wärterin Sch.  —  c)  Mädchen  als  Geliebte,  Braut  Aa; 
B;  Gr;  L;  G;  Sch;  Zg;  Z.  's  31.  und  de''  Kerli,  die 
Brautleute,  sagte  früher  etwa  der  Pfarrer.  Er  hiii  es 
31.  an-em  ScuSt. ;  Z,  aber  auch  i.  S.  v.  Bed.  d.  Die 
Bursche  haben  Menscher  bi-n-ene"  g'ha",  sind  mit  Mäd- 
chen spaziert  GBcrn.  E"  31.  zueilte",  heiraten  GT. 
Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Derl  linden  im  Bernbiet,  dert  han-i1'  es  flßmtsch.  L 
Volksl.  .Selbst  meine  Mutler  «hang  in  mich,  dass  ich 
heiraten  möchte,  meinte,  wenn  ich  so  ein  rechts  M. 
hätte,  würde  ich  anfangen  hausen  und  arbeiten.'  1850, 
Sn  rz.  Der  Spinibueb  gesellt,  sich  bei  festlichen  An- 
lässen zu  sim  31.  GKh.  Wenn  ich  nur  d's  Geld  wider 
hätt,  d's  31.  chönnt  .st",  wo-n-es  wett,  das  schön  Liedel 
uergiss  nit,  lässt  Gotth.  einen  Handwerksburschen 
seiner  frühem  Geliebten  schreiben;  ähnlich  Erzähler 
1855,  266,  einem  verbreiteten  Gassenlicdchen  ent- 
nommen. Wenn  es  reformierls  31.  und  en  Katholische'' 
z'si'iine"  hv/rati'd,  dass  die  s'e'be"  China  aüeii-%1  uf  de" 
katholisch  Glaube"  zicki'd.  Wolf.  Bauerngespr.  .Wenn 
hiesige  junge  Gesellen  sich  an  fremde  Menscher  ver- 
heuraten.'   1762.  L  Batserk.    S.  noch  Geiss  Bd  II  458. 

—  d)  mit  üblem  Nbbegr.,  Dirne,  Mätresse  Bs;  B;  L; 
G;  Th;  Z.  ,Frau  W.  (gegen  Meli  aufspringend):  Was 
hast  zu  lachen,  Mensch?  Meli:  Mönsch?  Er  möchtet 
selber  ei"s  si"'  B  (Kosmopolit  1782).  —  3.  Dim.,  kleine, 
schwache,  unansehnliche  Frauensperson  Gr;  L;  Tu;  Z. 
En  elends  Mentschli.  ,Er  habe  so  einem  aufgelesenen 
Menschli  [armen  Mädchen]  die  Ehe  versprochen.'  Stutz. 
Auch  in  üblem  S. :  ,Die  ledigen  Knaben  würden  keinen 
bei  sich  dulden  wollen,  der  ein  Menschlein  halte  in 
der  Scbachenbütte.'  AHartm.  1852.  Aber  auch  zärtlich 
von  einem  kleinen,  schwachen  Kinde  Tu.  —  4.  als  Zu- 
name :  ,I«ud.  Grätzer,  genannt  M.'  SchwE.  Klosterarch. 

Die  Form  mit  U  schon  13  IC,  Urk.;  1419/1544,  Schw  LB. 
Utr  Vocal  8  für  e  tritt  in  den  lietr.  MAA.  übb.  häufig  eiu 
vor  » -f-  Cons.  Schwanken  des  Geschlechts  (in  Bed.  1)  1488, 
L  Urk.;  vgl.  ,der(das)  Mensch,  Goni,  homo  mortalis.'  Red.  1662. 

E-  n.:  Ehgemahl.  31i"s  E.,  meine  Frau  GrD. 
.Einem  bidermann  syn  toebter  oder  emönseben  uf- 
enthalten.'  1526,  Egli,  Akt.  ,Des  andren  eemenschen 
nit  begeren.'  OWerdm.  1552;  =  .Ehegemahel.'  Herborn 
1588.  , Zwei  Ehmenschen.' ApI.  LB.  1585/1828,  ebenso 
B  Gerichtssatz.  1615.  S.  in-gäng  Bd  II  357.  ,Das  Ehe- 
mensch, so  noeh  im  Leben  ist,  es  sei  der  Mann  oder  das 
Weih.'  Gr  VDörf.  1692.  S.  Morgen-Gab  Bd  II  55.  ,So 
ein  Ehe-M.  das  ander  verlassen.'  BsGerichtsordn.  1717. 

—  Un-:  1.  wie  nhd.  B;  Gr;  Z.  Keis  U.,  ein  ordent- 
licher Mensch,  mit  dem  auszukommen  ist  GrD.  — 
2.  gewaltig  grosser  Mann  G  oT.  Syn.  Un-Mann.  — 
Ganggel-  n.  =  Ganggel  1  (Bd  11  363)  B.  ,So  G-er, 
die  nur  fürs  Brauchen,  aber  nicht  fürs  Werchen  waren.' 
B  Kai.  1889.  —  Häftli-  n.:  Zänkerin.  67  ist  es  H. 
Sprww.  1869.  ,Sie  begehrt  auf  wie  ein  H.-Mönsch 
(aufbegehrisch,  trotzig  Mensch).'  Gotth.  Syn.  Häftli- 
Macher.  —  Hag-  n. :  Landstreicherin  Z.  De  chunnst 
sn  liederlich  dether  wie-n-es  H.  Vgl.  Hag-Laster  und 
Ringli-31.  —  Harthänger-Möntsc  h  :  schwierig  zu 
behandelnder  Mensch  B  oHa.  (Id.  B).  Vgl.  hängen.  — 
Haupt-Mensch  =  Haupt-Kerl  B.  —  Herre"-  n. : 
vornehmes  Fräulein.  Und  wie  si  dünn  so  artig  tuet, 
grad  ase",  wie  's  flnst  H.  Stutz.  —  Hüs-  n.:  weib- 
liche Person,  der  man  gegen  gewisse  Gegenleistungen 
Unterkunft  in  seiner  eigenen  Wohnung  gibt  GTa. 
Es  H.  zue-n-em  ne".  —  Chuchi-  n.:  Küchenmagd. 
B'schisst  nit  d'  Frau,  Sit  b'schisst  's  Chuchimöntsch  BE. 

—  Chelle»-  n.:  mit  hölzernen  Kochkellen  hausierende 
Frau  ZO.,  S.  —  C binde"-  n.:  Kindsmagd  Sch. 

Christe"-:  wie  nhd.,  oft  für  Mensch  übh.  Wie 
es  anders  erlichs  Chr.  GrD.  Kein  Chr.,  Niemand  Z. 
,Was  ein  rechts  ehr.  ze  tuen  schuldig  sye.'  RGualtti. 


:r,'.i 


Mansch — um  lisch.     .Maust     mnnst.     Maut  — munt 


340 


1555.     ,Ein  jedes  Chr.   soll   sein  Leben    bessern.'    G 
Mancl.   ICH.   —    Vgl.   Christ   6  (Bd   111   S67). 

Lumpe"-Mensch  n.:  schlechte  Dirne  Bs;  Th;  Z. 

—  Land-  n.:  Eingeborne  Ar.  S.  Land. —  Bure"-  n.: 
Bauerndirne  Bs;  Z.  ,Es  wurden  Druckli  mit  ver- 
schieden farbigen  Bandern  und  Haarschnüren  unter 
das  Volk  geworfen.  Das  wäre  dann  eine  grosse  Freud 
and  denen  Bauernmenschen  eine  gar  beliebige  Sach.' 
1729,  Obw  Volksfr.  —  Bettel-,  seltener  Bettler-  n.: 
Bettlerin  Aa;  Bs;  Th;  Z.  Es  Mal  ha*  ivie-n-cs  B., 
ein  unverschämtes  Maul  haben  AaE1ii\  —  Brueder- 
n.  =  dem  Vor.  Z.  —  Brögge"-  (ö)  n.  s.  gaugglen  Bd  II 
170.  —  Kingli-  n.:  Dirne.  ,Ob  sie  glaube,  eine 
ehrbare  Frau  würde  neben  ihr  laufen  im  Bittgang, 
neben  so  einem  R.,  das  Hochzeit  gehabt  hinter  dem 
eisten  besten  Hag?'  AHartm.  1852.  —  Stadt-  n.: 
Städterin,  im  Munde  der  Landbewohner  L;  Scu;  Z. 
-  Wibcr-  n.:  Weibsperson  GlH.;  G  1790.  Syn. 
Wiber-Voleh.  —  Wuche"-  n.  =  Wucher-Magd.  Gotth. 
II  158.  —  Gottswille"-:  bloss  geduldete  Person  B. 
,Wenn  das  Meitschi  alle  Tage  hören  müsste,  wie  es 
nur  ein  G.  sei,  Nichts  gebracht,  also  auch  Nichts  zu 
sagen  hätte.'  Gotth.  —  Winkel-  n.:  Weibsperson, 
die  das  Recht  hat,  lebenslänglich,  auch  bei  Hand- 
änderungen, im  Hause  wohnen  zu  bleiben  ZWang. ; 
Syn.  Hüs-Stocli.  —  Wcrch-  n.  =  Werch-Aderen  (Bd  I 
88),  bes.  für  Feldarbeit  Ar;  GnD.,  Pr.;  Z. 

nienscbele",  bzw.  -ö-  =  lütelen  (Bd  III  1527),  den 
Menschen  verraten,  entw.  nach  seiner  Schwache  oder 
nach  seinen  Vorzügen  Bs;  B;  „L;"  G;  Schj  Th;  Z. 
's  itlöntschelet  halt  auch  bi-n-im,  er  ist  eben  auch  ein 
schwacher  Mensch.  „Er  menschelet,  fehlt,  ist  nicht 
besser  als  Andere."  In-ere"  rechte"  Hüshalti'g,  wo  's 
o  [auch]  mönscheli,  da  müess  Milch  si".  Gotth.  .Wenn 
unser  Betragen  gegen  sie  [die  Dienstboten]  nicht  tnön- 
schelet,  so  mönschelen  sie  auch  nicht  mehr.-  ebd.  ,Es 
gibt  ein  Volk  unter  uns,  wo  nicht  menschelet,  von 
dem  man  glauben  sollte,  es  sei  innerhalb  der  Schwelle 
des  Kuhstalls  geboren.'  ebd.  , Einer,  der  unsers  Stands 
[ein  Geistlicher]  ist  und  so  gar  menschelet,  der  ist 
nit  recht  ein  Mensch  Gottes.'  1033,  JJBkeit.  .Wie 
menschelet  Dasjenige  noch  so  gar,  was  an  uns  auch 
ist  am  allergöttlichesten !  •  JJUlr.  1727.  ,In  den  Ge- 
danken eines  auch  nur  noch  einicher  massen  men- 
schelenden Menschen  wird  eine  solche  Sünde  als  greu- 
lich betrachtet.'  ebd. 

Menschheit  f.:  grosse  Menschenmenge.  Das  häd 
e"  M.  g'hä*  nf  "cm  Märt!  ZZoll. 

Un  -  Menschheit  :  unmenschliche  Tat.  Morgant 
1530. 

menschig:  mit  vorgesetztem  Zahlwort,  für  so 
und  so  viel  Personen  berechnet  Z.  Ein-,  zwei-,  drei- 
menschigi  Kafitiere*.  E"  zweim-s  Bett.  Es  zweim-s 
Beckeli,  zwei  Portionen  lassend  Z  (Dan.).  .Ein  zwölf-, 
zehn-,  achtmenschiger  Nawen.'  L  Ratsb.  Hieher  wohl 
auch:  .Swele  nawer  dehein  nawen  grösser  machet, 
denne  zehen  menstrig,  der  git  von  ieglicheni  1  pfd 
pfenn.'  um  1300,  ä.  L  Ratsb.  (Seg.,  RG.  II  240). 

un-menschlich:  1.  wie  nhd.  allg.  Spec.  =  «n- 
christlich  3  (Bd  III  868).  ,Er  hette  mit  der  kuo  un- 
niönschlich  geherde.'  1390,  I.  Burgerb.  --  2.  Steige- 
rungsadv.    Mi'1'  IUI  's  unmönschlig  nur".  Jo.ich.  Ins:;. 

Minsche":  PL,  Manschetten  Nnw. 


„munsehele",  mit  haben:  vollbackig  werden  [1. 
reden?]  VO;  Z." 

Viell.,  vorausgesetzt,  dass  zwischen  «  und  seh  ein  den- 
taler Explosivlaut  hörbar  ist.  eine  AM.  von  Mund;  doch  vgl. 
auch   die   Gruppe   muach. 

(g')  munschelig :  1.  vollbackig  VO;  rZ."  — 
2.  taumelig,  verworren.     En  g-e*  Chopf  LMalt. 

Mu  n  sc  he"  f.:  aufgeworfene  Lippen,  Hängemaul; 
Sauertöpflgkeil  IT.    E"  M.  mache*. 


Maust      munst. 

Monster  n.:  Monstrum  Ndw.    De  bist  es  wiests  M. 

Monstranz  m.,  PI.  auch  -an.::  Monstranz  Nnw. 
.Stal  den  m.'  1523,  Salat.  —  Zum  Geschlecht  vgl.  Sen- 
tenz, Passion,    l.ün.   Rebedaz. 

Monstre  f.:  Musterung.  ,Die  nicht  auf  der  M. 
gewesen.'  1401,  HSeevogel. 

monstrieren:  zeigen.  , Beat,  der  will  euch  tieien. 
den  rechten   Weg  m.'   <'osi.   Beati. 

Ge-mönster  G'möster  ApK.,  G'münster  Gl;  Gr 
Schud.  —  n.:  Ungeheuer,  sehr  grosses,  unförmliches 
DingAtK.;  altes,  grosses  Haus  Gl;  altes,  schadhaftes 
Gebäude,  Baracke  Gr.  —  Ygl.  Munster,  moustruui,  hui 
Schni. -Fr. 

Münster  Muster,  Monster  m.  und  n.:  1.  wie  nhd. 
,Das  M.  alneiben',  eine  alte  Jungfer  sein  Bs  (Spreng), 
.has  monster  St  t^uirin.'  1171,  Bs  Chr.  , Unsers  Grosse 
Münster.'  JJBitEiT.  1639.  —  2.  in  Ortsn.,  z.B.  ,(Bero-) 
Münster'  L;  vgl.  frz.  Montier,  roni.  Mustair.  ,Teufels- 
M.'.  senkrechtes  Felsenufer  am   VwSee  U. 

Münstränt  m.:  Administrant,  Gehülfe  des  Geist- 
lichen bei  der  Messe  S.  Er  het  dürfe*  go*  Nuss  »/'- 
lesen   i"  's  Here*  Hostet,    wenn   d'  M-e*  si  abe*gusle*. 

ÜWvss  1885. 

m  ünstriere":  beim  Gottesdienst  dem  Geistlichen 
administrieren   Scuw;  S. 


Mant      munt. 

Mantel  m.:  1.  wie  nhd.    Um  en  (ganze*)  31.  ehelter, 
wärmer  U;  vgl.  Schöpen.    D'  Füsl  nur  under-em  M. 

mache",  die  Faust  in  der  Tasche  machen  L.  Under-em 
M.  stecke",  (mit  Jmdm)  im  Komplotte  sein.  Sulger.  Er 
macht  dem  M.  Er,  wo  men-em  a'hänkt,  dreht  den  M. 
nach  dem  Winde  S  (Schild).  —  2.  der  (schwarze)  M.. 
wie  er  bei  feierlichen  Anlässen,  als  Zeichen  der  Amts- 
würde, der  Trauer  usw.  getragen  wurde;  vgl.  Ghragen 
Bd  III  700.  In  BStdt  z.  B.  bis  vor  Kurzem  bei  Be- 
erdigung von  nächsten  Angehörigen,  von  den  männ- 
lichen Taufzeugen,  beim  Abendmahl  von  den  zudienen- 
den Kelchhaltern  getragen.  .Der  schwarze  Mantel  ist 
nicht  bloss  Trauermantel,  sondern  eine  Auszeichnung 
der  Vorgesetzten;  ehedem  trugen  sie  ihn  bei  jedem 
Besuche  des  Gottesdienstes,  jetzt  noch,  wenn  sie  zum 
Abendmahl  gehen.'  Gotth.  's  chunnt  en  längen  Zug 
von  schwarze*  Mäntle*  dür°*  d'  Gass  nf.  mit  dem 
silbrige"  Chrüs  und  mit  dem  Chrant  am  Sarg.  Alpen- 
rosen 1827  (BO.).  Ähnlich  bis  um  1830  am  Xs  bei 
Beerdigungen,  wo  am  Werktag  der  schwarze  M.  als 
langer  Überwurf  den  Sonntagsanzug  ersetzte.    Bis  17^1 


841 


Maut,  nient,  mint,  mont,  munt 


312 


musstcn  in  I5St.it  am  .grossen  Bott'  sämmtliche  Stuben- 
genossen im  M.  nnd  im  Rabat  [Beffchen]  erscheinen; 
vgl.  B  Taschenb.  1862,  104  und  Bün-Marm.    De"  M. 
a'legge;   ein  Amt  bekommen;    de"  M.  he'-legge*,  <las 
Amt   abgeben;    om  de"  M.  chö",   des  Amtes  entsetzt 
werden  Ar.     Er  wett  lieber  1000  Guldi*  ge",   a's  de" 
M.  a'legge"  [Ratsherr  werden].    Bürger-  u.  Badernfr. 
1823  (Ar).    Kim  de"  M.  abzieh*,  ihn  vom  Ratsherren- 
amt stossen.  Ndw  Kai.  1873.     ,So  ein  gering  Mannli 
vermöchte  es  nicht,    ein  Jahr  lang  den  M.  */.'  tragen 
oder  im  Genieinderat  zu  sitzen.'  Gotth.    Dass  der  Vogt 
mit  dem,  der  seiner  Hülfe  bedarf,  einen  Tag  lang  in 
eignen  Kosten  reiten  oder  gehen  mnss;    .bedarf  man 
svn  fürer,  da  soll  man  im  den  m.  lösen  [ihn  im  Wirts- 
haus kostenfrei  halten].'  Seq.,  RG.  I  380  (LW.).    ,I>ie 
bischöf  wollend    die  Jurisdiction,   da  si  gar  nützit  ze 
regieren  hand,  inen  falschlich  zueeignen  und  an  iren 
na.  henken.'  1530,  Absch.    Wie  der  Landvogt  [im  Tu] 
an  der  Herrenfastnacht  auf  der  Gasse    ,über  den  m. 
zännete   und   straekte   die  zungen  ushin.'    1539,    ebd. 
IV  1  c  1073.    .Wenn  einer  in  ein  fridbruch  fallt  und 
überzüget  ist,  solle  einem  solchen  weder  tagen  noch 
m.  under  wärendem  rat  gelassen  werden.'  1543,  Scuw 
LB.    .Welcher  one  rock  und  m.  für  gericht  kombt,  der 
ist  3  ß  zu  huess  verfallen.'  1584,  SchwE.  Arch.     ,Er 
hali    sein  Lebtag  g'hört,   wer    einer   predig   zuelosen 
wolle,  müsse  auch  einen  M.  umbhaben.'  Schimffr.  1651. 
.Wann  Einer  will  ein  Eid   tun,    stehet  er  auf  im  M. 
und  Wehr.'  FWtss  1073.    ,[Die  Hausfrau  nimmt  dem 
aus  dem  Gericht  heimkehrenden  Manne]  den  M.  und 
das  Schwyzerdegeli  ah.'  JMahler  1074.    ,In  das  Haus 
Gottes  soll  man  [es  ist  die  Rede  von  den  Mannspersonen] 
mit  dem  M.  erscheinen,  als  dem  rechten  Kirchenhabit.' 
B  Mand.  1080.    .Weil  die  Bürger  eine  Zeit  her  ohne 
Seitenwehr    und   Degen    vor   die    Obrigkeit    und    zur 
Predigt  daher  schlampen,  da  doch  solches  eine  schöne 
Freiheit  ist,  sollen  sie  fortan  mit  Seitenwehren,  auch 
anständigen   Robatten    und  M.    erscheinen    bei    einer 
Buss.'    1702,    AaL.  Verordn.     /Den    M.   [Insignie    des 
Untervogts]  kann  er  [der  Übervogt]   mir  ohne  Klage 
nicht  nehmen.'  HPest.  1790.  ,Dass  die  Mannspersonen, 
nebst  ihren  gewöhnlichen  Kleidungen,  an  Sonn-  und 
Festtagen  in  die  Kirche,  so  auch  in  die  bürgerlichen 
Gebote  und  für  alle  Tribunalien,  Degen  und  schwarze 
Mäntel,  über  das  aber  bei  dem  Gebrauch  des  h.  Abend- 
raals  und  als  Taufzeugen  beim  h.  Tauf,  ganz  schwarze 
Kleidungen  tragen.'  Z  Ges.  1793.   , Die  Schüler  der  Pri- 
mär- und  Sekundarklassen  dürfen  Kirche  und  Schule  nur 
in  einen  M.  gehüllt  besuchen.'  1810,  Reolem.  d.  Schule 
zu  FRemund.     Vgl.  noch   DHerrlib.,    Z  Kirchengebr. 
17öo,  14».    Graue  Mäntel  trugen  in  Onw  die  .Siechen': 
,Die  Siechen  sellent  nit  in  das  Dorf  gan  oder  si  hei- 
gent  dann  die  grauen  M.  an,    sellent   ouch    in   keini 
Hysscr  gan.'  um  1612,  OiiwSarn.  Ratsbeschl.  —  3.  bildl. 

a)  Wolkenhülle.  Die  Berge  haben  einen  M.;  ziehn  sie 
ihn  ab,  so  gibt  es  gut  Wetter  GSev.;    vgl.  Huet.  — 

b)  an  Gebäuden  (vgl.  Mantel- Huet  Bd  II  1789), 
schützende  Bekleidung  der  dem  Wetter  ausgesetzten 
Seite  der  Scheunen,  bestehend  aus  neben  einander 
aufgestellten,  unten  schräg  vom  Gebäude  abstehenden 
Brettern  UwE.  Diejenige  Wand  einer  Burg,  welche 
zugleich  Ringmauer  und  Mauer  des  Hauses  ist  SniSt. 
,Die  alte  Wasserkirche  in  ZStdt  wurde  im  Jahr  1479 
geschlissen  bis  an  den  nach  Norden  stehenden  Mantel 
(Giebelseite).'    VöG.-Nüsch.     Die  Wölbung    über  dem 


Herde  AALeer.;  vgl.  Ghämmi-Schöss.  —  4.  Dim.  Miiu- 
teli.  Bildl.  Der  Sach  e"  M.  umhänke"  P>s,  a'legge* 
ScnSt.,  sie  beschönigen.  ,Wann  es  Junker  antreffe, 
könne  man  ihre  Fehler  mit  dem  M.  vertuschen,  mit 
den  Burgern  aber  fahre  man  am  hin  listen.'  1651,  L 
(Seg.,  RG.).  Vgl.:  ,Ich  schryb  offenlieh  on  allen  mantel 
wider  dyn  buech.'  ZwiNr.u.  Spec.  a)  i.  S.  von  2.  .Felix 
Schwarzen  frow  hat's  [Nachtmahl-] brot  verborgen 
under  's  m.'  1531,  Egli,  Akt.  —  b)  weisser  Brust- 
einsatz, feingefälteltes  Vorhemdchen,  das  die  Mädchen 
zwischen  Götter  und  Brustlatz  vorstecken  li;  S.  Syn. 
Culissen,  Brust-Tuech,  Vor-Bletz.  ,Von  dem  sammtenen 
Göller  biengen  zu  beiden  Seiten  des  schneeweis-  n 
Mänteles  Silberkettchen'  S.  ,Elisi  fragte,  ob  man 
die  M.  droben  [im  Gurnigel]  auch  könnte  waschen  und 
plätten  lassen.'  Gotth.  —  c)  =  Ess-M.  B.  —  d)  Stück 
Zeug,  das  den  untern  Teil  einer  Maske  (Mänleli- 
L'trre'J,  von  der  Nase  an,  bildet  Bs.  Wo  der  Sehorsch 
's  M.  an  der  Larven  üflipft,  han-ieh  si*  vorg'schueht 
Kinni  g'seh.  Schwzd.  —  e)  =  Frauen-M.  L;  Schw; 
Xnw;  Syn.  frz.  mantelet. 

Über-.  ,Die  Dbermäntelein  oder  sog.  Mantilles.' 
Bs  Mand.  1758.  —  Ess-,  meist  Dim.  =  Mues-Ueli  2 
(Bd  I  185)  Bs;  B.  Mir  [wir]  Buche"  hei"  d'  Essmäntel 
umbunde"  u*a  de""  het  eine''  müesse*  bette*.  Bari  1883. 

Fech-.  ,Zum  veebm.',  Hausname  ZStdt,  nach 
1142.    -    Vgl.  fielt  Bd   I    643. 

Fuchs-.  .Graue  Fuchsmäntel  (wahrsch.  mit  Fuchs- 
pelz verbrämt)  oder  graue  Mäntel  mit  weissem  Futter 
wurden  als  Staatskleid  gerne  getragen.'  Ba  XIV. 

Für-:  Vorwand.  ,Ir  dem  wort  on  f.  wichind  und 
demnach  ouch  tuind.'  1524,  GSoherer  1859.  —  Viell. 
dem  syn.  lat.  praetexta  nachgebildet. 

Färb-:  Mantel  in  den  Standesfarben.  .Die  Amts- 
bedienten zu  Uznach  sollen  die  Farbmäntel  des  jedes- 
mal regierenden  Ortes  tragen.'  17-Y2.  Absch.  .Einem 
Landweibel  für  den  F.  järlich  6  fl.'  1805,  Gl  LB.  — 
Kraue»-  (Aa;  Ap;  Bs;  B;  LW.;  G;  SCBW;  S;  Tu; 
Ndw;  ü;  Z).  Üseliebe*frauem  (ZcÄg.)  -Mänteli  =  Ise"- 
Clnüt  7  (Bd  III  888).  —  Fress-Mänteli  =  Ess-M. 
B  (Tres-J;  G.  —  Geifer-,  Gäufer-  =  dem  Vor.,  doch 
nur  für  kleine  Kinder.  Säuglinge  Aa;  Bs;  B;  Ndw;  ü. 
Syn.  Babättli;  vgl.  Geifer-Ueli  Bd  I  184.  —  Hof- 
Mantel:  vielfarbiger  Mantel,  den  der  Ammann  des 
Gotteshauses  von  Amts  wegen  erhielt.  1620,  SchwE. 
Klosterarch.  —  Hals-:  1.  „langer,  breiter  Streiten 
von  Taffet  oder  Flor,  den  die  Bauernmädchen  und 
Weiber  um  den  Hals  tragen  Scn."  Stickerei«"  vo*  Guld 
und  Süberräppli  uf  Brust  und  Bügge"  und  um  Hdls- 
mänteli.  Schwzii.  (BsL.);  vgl.  Göller  Bd  II  218.  — 
2.  ein  Stück  der  Männertracht.  .Meister  B.  het  mir 
entpfollen,  ir  seiund  im  der  halsmentellin  nit  ver- 
gessen.' XVI.,  Bs.  ,Die  geistlichen  Studenten  sollen 
des  Spieglens  der  Hals-Mäntlenen  und  andren  weissen 
Zeugs  sieh  enthalten.'  Z  Mand.  1735.  —  „Herz-: 
Herzbeutel,  pericordium  LE."  —  Hase°-Mänteli  = 
Fruuen-M.  UwBeck.  —  St  Johanns-Mantel.  .Wie 
nun  Alexander  zue  Babylonien  in  einer  gasterei  vil 
getrunken  und  im  im  spil  heiss  worden,  ze  trinken 
üiess  Herculis  trunk,  das  ist,  wie  wir  sagen  S.'  Tierb. 
1563;  vgl.  Johannes  Bd  III  31  (Bed.  1  b  Ende).  — 
Chilche"-  =  Mantel  2  G.  —  Kittel-:  kurze,  nur 
wenig  über  die  Hüfte  hinunter  reichende,  meist  durch 
einen   Gürtel   zsgehaltene,    am    Rücken    zugeknöpfte, 


343 


Mant.  ment.  mint,  mont,  mimt 


!U 


meist    mit  ganz    kurzen    Ärmeln    versehene    Schürze 
oder  Jacke  dör  kleinen   Knaben   HsStilt. 

t'hut  z-Mantel:  Pelzmantel  der  Chorherren  L 
(Ineichen).  ,Wie  viel  kosten  nicht  die  Infulen  der 
Prälaten.  Äbten,  Pröpsten,  Chorherren,  Kutzmäntel.' 
ClSchoB.  1699.  —  Vgl.  Kotzen-Mantel  und  Kutz-Ilm  bei 
ßr.    WB. 

Liehe"-  s.MantelS.  .Nach  und  nach  fanden  die 
Geladenen  sich  ein  ;  die  Männer,  mit  Säcklein  in  den 
Händen,  in  welchen  die  Leichenmäntel  waren,  standen 
in  Truppen  zusammen.'  Gottq.  —  Leid- =  dem  Vor. 
Ps;  L;  S.  F"  Fenner  het  a"-me"  Monetsunndig  oder 
höche"  Firtig,  wie  's  G'rieht,  der  L.  müessen  a'leggen 
und  z'  Opfer  gö*.  Schild  1885.  ,Dass  die  Leidmäntel 
nicht  länget  als  andere  Ordinarimäntel  sein,  und  sollen 
auch  die  Crespes  nach  den  Mäntlen  sich  regulieren.' 
B  Ordn.  1728.  Vgl.  Gfd  X  243.  —  ,Kauch-':  Art 
Priestenuantel.  .Per  Pfarrer  im  sog.  von  Goldstickerei 
glänzenden  breiten  R.  unter  dem  Baldachin.'  Henne 
1867  (ApL).  —  Landgerichts-:  Amtsmantel  eines 
Landrichters,  bzw.  Landgerichtsweibels.  ,Die  Land- 
gerichtsmäntel, welche  grosse  Kosten  verursachen  und 
doch  nicht  getragen  werden,  sollen  abgeschafft  sein 
und  dafür  Röckli  nach  Art  derjenigen  der  Boten  ge- 
geben werden.'  1653,  Absch.  (Th).  —  Rigel-:  Ver- 
schalung der  Biegelwand,  welche  einem  Kalkbewurf 
oder  der  Beschindelung  zur  Unterlage  dient  L;  Z;  vgl. 
Mantel  3  b.  —  Seifer-,  Säufer- Mänteli  =  tieifer-M. 
Aa  (Rochh.);  B.  —  Silber-  =  Silber- Chrüt  1  (Bd  III 
907)  BBe.  —  Schand-:  Deckmantel  zur  Beschönigung 
von  etwas  Schändlichem.  ,Es  ist  kein  list  oder  laster 
so  bös,  es  hat  ein  guet  sehandmänteli  überkommen.' 
Ansh.,  Var.  von  ,schanddeckeli'  (s.  Laster-Huet  Bd  II 
1788).  —  Scalette"-Mantel:  bei  Kirchgängen  üb- 
licher Mantel  GRChurf.  —  Schreck-:  Schreckmittel 
SciiSt.  's  ist  nun  en  Sehr.,  e"  lär  Schreclcbüttli.  - 
Stefans-  s.  Johannes  (Bd  II  81,  1  b).  —  Stadt-: 
angeblich  gemeinsamer  Mantel  für  eine  ganze  Stadt 
(neckend).  Der  St.  von  ZRheinau  hieng  an  einer  be- 
stimmten Stelle  an  einem  Nagel,  wo  man  ihn  ent- 
lehnen konnte  (Dan.).  Vgl.  Stadt-Brillen.  —  Tau-  = 
Frauen-M.  BO.;  ScnwG.  Syn.  Tau-Seküsslen. 
Türgge"-:  Blatthülle  am  Maiskolben  GftHe.  — 
Truel-,  Triiel-Mänteh ■  =  Fss-M.  Bs.  —  Wetter- 
Mantel:  Vordach  des  Hauses  (Rochh.). 

Mantelette"  f.  (auch  Dim.  „ManteletiH"):  1.  „alt- 
modisches Staatscorsett  der  Damen  Bs."  ,Die  Nacht- 
rück und  Manteletten.'  Bs  Mand.  1758/08.  —  2.  Man- 
lallatji  n.,   Serviette   TAI.    —   Von  frz.  mantelet  in  Beil.  1. 

Mantl.1,  Mnulli  n.:  weite  Jacke  der  Frauen,  die 
auf  dem  Lande  allmählich  die  alte  Tracht  verdrängt 
BU.    —    Frz.  mantelet. 

„Mäntele"1",  Miinteli  f.:  Schirmwand  aus  leich- 
tem Täfelwerk  über  einer  anderen  Wand  oder  Mauer  F. 
V  M.  täfele*  mit  runde*  Schinle*  [Schindeln];  vgl. 
Iligel- Mantel. 

üs-mäntele":  der  Hülle  entledigen.  Türggen  üs- 
mäntle*  Gr;  vgl.   Türggen- Mantel. 

vermänt(e)le":  bemänteln,  verdecken,  beschö- 
nigen G;  SB.,  NA.;  Nnw.  Syn.  ver-mänggelen  1.  .Ihr 
band  erfahren  sein  Allmacht,  wiewol  ihr 's  wemlt  der 
Zauberei  zumessen  und  vermäntlen  frei.'  GGotth.  1619. 
, Fehler  verschwygen,  vermindern,  vermäntlen.'  1651, 
Seg.,  RG. 


ver-ming-män tele"    Z   (Jucker),    rer-mit-    Sli. 
NA.  =  dem  Vor.     Syn.  vermingg-mänggelen. 
v  er- deck-  =  dem  Vor.   W. 

mantiniere" :  ahnden,  rügen  Scnw. 

Auch  Bsterr.  Eig.  handhaben,  von  it.  mantencre;  vgl.: 
,Das  Feld  wider  <l<:s  Rheins  Überschwemmung  mantenieren 
[behaupten].'  Sererh.    1742. 

ment,  Interj.  1.  des  Erstaunens,  der  Verwunderung. 
Poti  M.!  Ap;  B;  GT.  (Brägger) ;  Sch;  S;  Tu;  Vw;  ZO. 
Alur  poti  M  .  jel :  isch  's  Für  im  Dach  g'sl"  '.  Hofst. 
1865.  ,1'otz  M..  das  zog!-  B  Kai.  1889,  Potz  Tüsig  Mänt 
ännelil  B  hE.  In  dem  rätselhaften  :  I  Tüsig  mentscheni 
i.  was  /'in  i'1'  ä*?  (Schwzd.  29,  43  aus  GrPi'.)  scheint 
Anlehnung  an  Mensch  angenommen  werden  zu  müssen. 
Vgl.  inhin  Bd  II  1330.  ,Botz  mänt!  wie  wird  er  süx 
ussg'se!'  Com.  Beati.  —  2.  der  Beteurung  Z.  lrh  Im  's 
wwrli  niid  'tön,  l>im  Ment  nüd!  ZWettschw. 

Euphem.  Verkürzung  aus  ,Sakerment',  indem  mir  die 
Tonsilbe   blieb.      2   viell.    Verhüllung   für   bim   Eid. 

g' wal  ts- tuen  tig:  Steigerungsadv.  GTa.  Q. gross. 
Syn.  g'walts-wächtig. 

Ment:  Gedächtniss,  in  den  Verbindungen:  Chönne* 
in  M.,  auswendig  wissen;  studiere"  in  M.,  auswendig 
lernen   PA1.    — •    It.  o   mente,  auswendig. 

Meute"  f.:  krause  Münze.  Mentha  crispa  BO.  E* 
tschuppe*  ruppi  M.,  eine  Handvoll  rauhe  Münze  B 
Gadm.   —    Die  lat.  Namensform  wohl  aus  der  Apothekerspr. 

Pro-:  1.  Waldmünze,  Mentha  silv.  Sch.  —  2.  Kuhr- 
Üohkraut,  Pul.  dys.  Sch.     Vgl.  Pro-Müms. 

Montafiltier.  Muntifuner  m. :  leichte  Schelte  auf 
einen  gutmütig-einfältigen  Menschen  Z  rS.  f 

Männer  aus  Montafun  kommen  als  Maurer  und  Bog. 
Chabis-Schniitzler   in    die   Ostschweiz. 

Mu  n  tafüneri"  f.:  Kuh  von  Montafüner  Rasse 
GeD. 

in  Hill  en :  ein  gewisses  Kartenspiel  machen.  Der 
Narr  zum  Pfarrer:  ,Du  füllst  dich  tag  und  nacht  voll 
wein  und  sitzest  keisem,  mundteii,  flössen.'  XVI., 
Mellinger  Narren beschw. 

niuiiter.  Comp,  mit  und  ohne  Uml. :  1.  wach  ,Ap; 
Gl;  Gr;  Sch;"  Th;  Z.  Scho*  m.?  Grussfrage  am  frühen 
Morgen.  —  2.  von  frischer  Gesichtsfarbe  AaLcci'.  ; 
von  blühendem  Aussehen,  fett  Ar;  BE..  Si. ;  L;  Nnw; 
U;  W;  Zg;  ZWäd.-Bg,  0.  E*  m-S  [syn.  tolls]  Ching 
BE.  En  montere*  [kerngesunder,  beleibter]  Bueb  Ar. 
Er  hei  es  m-S  Üssehe*,  ein  gesundes,  korpulentes  Aus- 
sehen MSi.;  Z.  Übertr.:  en  moniere'  Bomm.  ein  kräf- 
tiger Baum  Ai'.  —  3.  recht,  gehörig,  wacker.  Derigi 
montri  Manne"  [wie  die  Appenzeller  bei  Novara]. 
SciiwEiz.EiiM.  1891  (Ar).  Monter  und  brav,  in  jeder 
Bez.  recht  und  redlich  G.  Bis  in.!  führe  dich  ordent- 
lich auf  (zu  einem  kleinen  Schreihälse)  ZW.  Da'  ist 
iet  e*  tolls  Lied,  e"  monters  [comme  il  laut)  Lied! 
AHalder  1839.  —  4.  Adv.,  tüchtig,  recht,  viel.  Syn. 
wacker.  Es  git  m.  <>l>s.  I,h  ha"  m.  g' schlafe*.  M.  ril 
Lüt,  eine  ziemliche  Anzahl  Leute  GTa.  Et  chtmd 
monier  Gild  ober.  M.  plätre*  |  weinen].  Do  heil  's 
Hur-,   m.     Chrömest   m.S   kaufst   du    biavV  ilrussfrage 

auf  dem  Markt.  Bist  e'frede*?  J<>.  m.nndbrav  [sehr 
wohl]  Ar.  So,  so;  monier  ond  brav!  ganz  recht!  zu- 
stimmende Erwiderung  auf  eine  Eröffnung.  AHalder. 

Vgl.:   Hand  [die  Panzer]  eireg  (/'/'"'■   dnss  si  mnnlirs 


345 


Mant — nullit.     Manisch  -in  mit  seil.    Mauz 


846 


Ding  [tüchtig]  laufe"  könni'd.    Gespr.  1712.  —   Vgl. 

Ultimi'  ri<f. 

luirli-,  purli-:  ganz  gesund  und  frisch,  an  Körper 
und  Geist,  und  'leshalb  frohen  Humors  GF.j  'In;  /. 
"Et  ist  wider  h..  nach  überstandener  Krankheil  /-. 
Hit!  bnrrlim. .'  Zuruf  ans  Pflugvieh.  KMeykr  1844. 

lini'li-    aus     ahd.    hin--,     /nullit,      hoch?        Vgl.    Ühll.    burlen, 

antreiben,  necken,  und  bvrren  bei  Gr.  WB.  11  ölö;  anch  den 
alten  Geschfitznamen  bttrlebaue  aad  bes.  huHiburli,  [nterj.  der 
BUe.  ebd.  IV  •_'.   1907. 

muntere":  1.  zu  Kräften,  blühendem  Aussehen 
kommen,  leiblieh  gedeihen,  dicker  werden  L;  Uw;  U; 
ZWäd.  Syn.  braven.  —  2.  aufwecken,  ,0b  sach  wäre, 
das  er  [der  Wächter]  für  sehe  oder  schmackte,  soll  er 
die  lüt  an  denselben  enden  munderen  und  ufwecken.' 
1581,  LBerom.  (Mscr.).    -    Mhd.   mundern  in  Bed.  3. 

munterleeht:  munter.  .Xur  m..  Meister  Hans!' 
A 1 1 » R  1  m  . 

Mü  uteri  f.:    gesundes  Aussehen,  Fettigkeit   Uw. 

montiere1  BStdt,  mundiere'  BE.;  L;  Sch;  Scbw;  '/.-. 
montieren,  kleiden,  ausstaffieren,  z.  B.  einen  Soldaten 
mit  der  Uniform.  Jetzt  werdeH  d'  Soldale*  rom  Städ 
mundiert,   früener  händ-se-si"*    selber   müese*   m.     Jii 

junge*  Litt  si"'  tüsigs  nett  muntiert,  das  junge  Ehe- 
paar hat  sein  Haus  ausnehmend  geschmackvoll  ein- 
gerichtet BStdt.  , Pferd,  das  mundiert  ist  zum  Streit.' 
FVYyss  1673,  .Im  li:97.  Jahr  ward  unser  Regiment 
neuw  mundiert.  Die  Mundur  hat  gekostet  wie  folget.' 
1(597,   Z  Mscr.    —   Von  frz.   monier. 

über-  (in  ZBenk.  -mandiere"):.  überladen  (mit  Ge- 
schäften), überanstrengen  ScnSt;  ThHw.  (retl.);  ZBenk. 

Die  Ausweichung  von  t*  zu  a  ist  bei  einem  Fremdwort 
begreiflich,  zumal  in  tonloser  Silbe  (vgl.  bei  Muntür);  viel]. 
liegt  aber   in  dem   vorliegenden  Falle  frz.  mander  zu  Grunde. 

Muntieri°g  Bs;  S.  -ml-  Bs;  Z  —  f.:  Montierung, 
Kleidung.  Die  neui  M.,  wo  der  Schnlder  so  schön 
Vstichlet  het.  Joachim.  Obertr.  und  halb  scherzh.:  Am 
Morge"  'prüglet,  ~"  Mittag  g' schwellt  und  :'  Nacht  mit 
der  ganze*  M.  ufg'steUt  ZSth.  (Kartoffellied). 

Muntü'r  T5sSt.lt;  GW.,  Montur  GRÜhS.,  Mundur 
Aa;  Ai>;   Bs;  L;  G;  Th ;   Z,    Mandür   GaVal.  —  f.: 

1.  Montur,  Uniform.  Soldaten  in  alle"  Munt  urt". 
Breitenst.  Wie  händ  d'  Mundurc"  g änderet,  nur  sid 
i"*  weiss!  G  Kai.  1885.  ,Albez  hat  man  in  der  ML 
Hochzeit  halten  müssen,  jetz  ist  jeder  Hudel  gut 
genug.'  Gotth.  Aberglaube:  Wöchnerinnen  zogen  bis- 
weilen eine  M.  an,  um  Kraft  zu  gewinnen  B  (Gotth. 
XXH  103);  ZO.  ,Dass  kein  Gemeiner  sich  ein  ander- 
färbiges  Kleid  anschaffen  solle,  er  sei  dann  mit  einer 
Militärinondur  schon  versehen.'  G  Mand.  1778.  Auch 
Ausrüstung  des  Pferdes:  ,Ein  Pferd  sammt  Mundur 
und  sonst  drei  Sättel.'  1712,  G  Bechn.  —  2.  übertr.. 
scherzh.  a)  vom  Gefieder  eines  Vogels  Gr  ObS.  — 
b)  von  der  Schale  der  Kartoffeln.  Herdöpfe!  i"  der  31. 
Ar:  G;  Z.  H.  mit  (sammt)  der  M.  esse"  VO;  Gr;  /.. 
Herdliirre"  ijit  's  au'''  für  en  ledere*  Pur,  mir  [wir] 
essi'd  s'  am  liebste*  mit  sammt  der  M.  Hafl.  1813. 
Frz.  monture,  Ausrüstung;  spec  petit*  m.  in  Beil.  1.  Zur 
ganzen  Gruppe  vgl.  Weigand,  WB.,  zur  Erweichung  des  t 
l  "  ndi  nt,    n  ndü  n  n   u.  a. 


Manisch  —  muntsch. 
Vgl.   ih.    Gruppe   mansch   usw. 

Mantsch  m.:  derb  für  Salomon  GlH. 

v  e  r-  manische" :  zerquetschen  BsStdt.  Die  Erdberi 
hesch  aber  nid  guet  verpackt,  si  sind  gan  vermantscht 
a*lco".   --   Vgl.  .manschen'  bei  Gr.   WB.   VI    1606. 

Mhitschi  n.:  derb  für  Salome  GlH. 

muntschele",  „munschele*  F",  muntschle*  AALeer., 
müntschele*  B,  „müntschle*  B;  Gr;  LE.";  1.  küssen. 
aaOO.  (ausgenommen  Aa).  ,Es  soll  ihn  ungescheut 
gemünsehelt  haben.'  Gotth.  .Es  mache  Nichts  so 
durstig  als  das  Müntschlcn.'  ebd.  —  2.  schmatzend 
kauen  AALeer.;  vgl.  münzen. 

er-m  ün  tschle":  abküssen  B  (Dan.).    ■ 

„muntsehe"  BÜ.;  F;  \V-,  muntscliene"  _FO.;- 
W,  müntsche*  B;  „Gr;  LE.".  müntschene*  HSi. ;  „Gr 
Eh."  =  mtintschelen  1. 

er-müntschen  e°  =  ermüntschlen  BBe.  (Dan.). 

Muntschi  „BO.";  GrAv.;  P;  W,  Mümtschi  A\St.; 
B;  GfiFläsch  ;  L;  S   —  11.:    Kuss.      Syn.   Schmützli. 

Eig.  Dim.  zu  Mund  wie  lafc  oscnlum  zu  os;  vgl.  hd. 
Mäolchen.  lu  der  Form  mundzi  aueh  ins  Patois  von  u\V 
eingedrungen.     Seh   Vergröhernng  von   ». 

Haut  schi-Muntscli  i:  Handkuss  W;  bes.  das 
Küssen  der  eigenen  Hand.  Zu  einem  Kinde  sagt  man. 
bevor  es  ein  Geschenk  abnehmen  darf:  Gib-mu  [ihm] 
z'erst  H.l 

Nunne"-Müntschi:  Kuss  durch  ein  Gitter,  beim 
Pfänderspiel   B. 


Manz  —  münz. 

Manz:  Personenn.,  Amantius  S. 
Her   Z  Geschlechtsn.   M.    ist   alte    Koseform    von   ,Mann- 
hard';   vgl.   Benz  aus  Bernhard. 

Manzele"  Aa  um  Aar..  oF.;  L;  Schw;  SNA.;  Zc. 
Mansele*  AALeer.,  Manschele*  AAWohlenschw.  (auch 
zsges.  M.-Blueni)  —  f.:  gelbe  Narzisse,  narc.  pseud. 
Syn.  Bächtelen. 

Zur  Erweichung  des  z  vgl.  Franse»,  Grense*.  übrigens 
legt  die  Ähnlichkeit  der  Blume  mit  einem  Spitzärmel  eine 
Ableitung  von  Mausen  II  nahe.  Der  Wechsel  von  «.  z  und 
ich  hätte  dann  in  Frame*  (Bd  I  1310)  vollständige  Analogie; 
vgl.  aueh  M.-Bluem,  frz.  manchetU  (dt  la   Vierge),   Zaunwinde. 

Manzi  m. :  Amantius  S. 

M an z i  n. :  Amantia  GSa. ;  U. 

manzig,  un-,  gross-:  ungeheuer  (gross)  Ac;  GRh., 
Stdt.     Auch  Steigerungsadv. 

Von  frz.  immense?  Das  einfache  W.  wäre  dann  Verstüm- 
melung.     Vgl.   auch   (y'walta-Jmentig. 

münze":  zanken  (von   Hausgenossen)  BBrisl. 
Mänzerli:  Emanuel  BsStdt. 
Menz  m.:  Clemens  L;  S;  „Zg." 
Menz  f.,    Menzi  n. :    dementia,  Emerentia,  Cle- 
mentin« L. 

ver-menze":  Allerlei,  das  zum  Haushalte  gehört, 
hinter  dem  Kücken  des  .Mannes  zu  Held  machen  S 
Biberist.  —  Wohl  eine  Abi.  mit  x  von  ,mangen',  Klein- 
handel treiben. 


347 


Mauz,  monz.  niinz.  monz,  münz 


348 


Minz  G„Rh.,°  Sa.,  Minze'  Gr UVatz,  Dim.  Minzeli 
Gr  DVatz;  GSa.,  MinziGn:  1.  Lockruf  und  Kosename 
der  Katze:  Miezchen.  aaOO.  Syn.  7.'i/m'.  —  2.  (Dim  | 
Kätzchen  der  Weiden,  z.B.  von  Sal.  capr,  GSa.  Syn. 
Büseli.   -    Vgl.   ,Micz'   bei   Gr.   WB.   VI   '2183. 

lmnzeii  =  Htatxrn  .Von  der  züg  wegen,  won  da  die 
öltest  und  best  kundschaft  geseit  hat,  das  die  selben 
züg  zne  den  obgenanntcn  fachen  von  alter  her  geminzet 
und  beworben  syen,  do  sprechen  wir,  dass  H.  und 
syn  nachkommen  die  selben  züg  söllent  und  mugeni 
minzen  hinnenhin  als  unzhar.'   1411,  GRapp.  Schied- 


spruch betr.  Fischenzen. 
wie   mtme"   vermittels) 


Abi.   von    min   vermittelst  z, 


Minzoten:     Stangenbohnen     \V.    —    Vi 


frz.   Patois 


minzzi   toi   (mangez   tout) ;   vgl.    Alh-guel   Bd    II    543. 

Mhizi:  Hundename  U. 

liiienzc":  lästig  schwatzen,  namentlich  von  alten 
Frauen   Gr  ObS.      Syn.   rinecn. 

iiniiizen.  in  Ap  mnnze",  in  G  auch  münze*:  1.  kauen. 
a)  mühsam  kauen,  wie  Zahnlose  ZEls.,  heimlich  kauen 
/,().  's  Chind  münzet  noch  alliwll  a'  dem"  Stücklene* 
[Schnitzen],  wo-n-em  g'ge*  hä"  ZPfäff.  —  b)  vorkauen 
und  aus  dem  Munde  zu  essen  geben,  vorkosten,  zumal 
Brei  den  Säuglingen  Ap;  G;  SchwMuo.;  Thj  '/,.  Me* 
muess-em  [dem  KindeJ  au'*  eister  Alls  m.,  es  wott  neue' 
iml  recht  leren  esse'  SchwMuo.  K"  Müesli,  Blueme'mel 
nun  ß nstc",  g'munzet  gend-si  [die  Bienen]  de"  Jungen 
uf'sZüngli.  Schwzd.  (G).  ,Es  [das  ,Taubenmännlin'] 
gibt  den  jungen  gesalzne  erden,  so  es  inen  die  ge- 
munzet  mit  dem  schnabel  eingegossen  hat.'  Vogelb. 
1557.  .Mundsen,  münzen,  vorkewen,  mandere,  prae- 
libare.'  Eed.  1662;  ÜENZL.  1677;  1716.  Vgl.  noch  vor- 
iliiineii  und  Chüweten  Bd  III  582.  —  2.  undeutlich, 
unterdrückt,  heimlich  reden  '/,.  Syn.  munggen.  Was 
munzist  auch?  Bed,  das'-mer 's  verstöt !  ZPfäff.  ,Da  er 
[der  Fremdling]  gefraget  worden,  was  Lands  er  sei, 
münzet  und  verhelet  er  Nichts,  sagt  unverholen:  Ich 
bin  ein  Hebreeiv  FWvss  1672.  -  ■'>.  „küssen  F."  Syn. 
mimischen.  —  Vermittelst  -  abgeleitet  von  Mund.  Zu  -' 
vgl,    die   Anni.   zu    hanzlen    Bd    II    I  ITT. 

in-:  (Vorgekautes)  in  den  Mund  geben.  .Alles 
das.  so  der  alt  storch  mit  grosser  arbeit  zuesamen 
gelesen  hat,  dis  teilt  er  alles  fein  ordenlichen  aus  und 
münzet  es  inen  [den  Jungen]  ein.'  Vogelb.  1557. 
Übertr.  .Münzet  und  giesset  den  Kinderen  mit  der 
.Muttermilch  gleichsam  ein  das  liebe  Gehet.'  AKlingl. 
1688.  —  vor-:  vorkauen  (den  Kindern)  G;  Th;  '/.. 
Auch  übertr.,  vorsprechen,  gleichs.  einstreichen,  ebd. 
Me"  muess  Dem  Alles  v.,  Der  ist  so  ungelehrig,  dass 
man  ihm  Alles  (zum  Nachsprechen,  Befolgen)  vorsagen 
nmss.  , Pilatus  münzet  ihnen  gleichsam  vor,  was  sie 
tun  sollen,  und  spricht:  Wollt  ihr,  dass  ich  den  König 
der  Juden  los  gebe?'  FWvss  1650.  ,l>ie  Heiden  haben 
gepfleget,  die  selben  Sachen,  um  die  sie  gebetet,  mit  glei- 
chen Worten  ihren  Göttern  vorzuinunzen.'  JUi.r.  1727. 

Münze",  „Monze  f.:  Wange;   Kuss   F." 

in  u  nzene":  küssen   F. 

Munzi  n.  F  (auch  -/<-);  PAL;  W,  Dim.  Munzeli 
AxLeer.  =  Muntschi. 

munzle"  Gl,  münzte*  rGL;  GG.,  oT.  =  münzen  Ib. 
Auch  übertr.,  mundgerecht  machen,  auf  die  Zunge 
legen;  wofür  auch  vor-münzle*  Gl. 


Münz  1.  in  AAFri.;  Bs;  PAg.;  S  n.,  sonst  f.: 
1.  gewöhnlich  coli.,  (Scheide-)Münze,  kleinere  Geld- 
stücke, im  GegS.  zum  groben  Gelde.  allg.  M.  ha", 
scherzb.,  reich  sein  Bs;  Z;  vgl.  Batzen.  G'spallni  .1/.. 
kleine  Geldsorten  ZAnd.  Gha**st-mer  M.  ab",  wech- 
seln? Tu;  Z.  /■''  wiU-der'sM.  verlese*!  Drohung  Bs. 
Und  's  Ander  a*  M.,  ironische  Erwiderung  auf  eine  zu 
tief  gegriffene  Kostenangabe  oder  Berechnung  Tn;  Z. 
S.  Gelt  Bd  II  239.  ganz.  ebd.  386.  Yerhasst  nie  die 
cüte"  [ausser  Kurs  gesetzten]  M-e".  Sprw.  D'  M.  findt 
einlud  (sich),  gemeine  Leute  linden  einander  GBern.; 
SeHSt.  .Wir  wend  d'  Juden  lehren,  was  d'  M.  gilt.' 
Holzw.  1571.  .Diejenigen,  gegen  welichen  ihre  Schuld- 
ner sich  in  grob  Gold  oder  Silber  verschryben  müssen, 
da  sy  aber  nur  geringe  M.  empfangen.'  B  Wuchermand. 
1613.  ,Hab  heut  ein  Haufen  ziimmen  zellt.  Duggaten, 
Ziginen,  Sunnenkrnnen.  auch  gueten  M.:  Batzen  und 
Dicken.'  1662,  L  Schausp.  ,Also  muess  sich  einer 
schicken  können,  wann  er  der  leichten  M.  nachziehen 
[betteln  gehen]  will.'  S  Kai.  1709.  —  2.  übertr.,  Ho- 
llen Z.     Wim  de'  M.  ne",  ihn  kastrieren  ÄASuhr. 

Das  Ntr.  nach  ,Geld',  das  Masc.  schon  ahd.  (in  der  Be- 
schränkung auf  ein   einzelnes  Stück). 

0-  Bs  f.  Un-  Aa:  die  Spruchseite,  der  Revers 
einer  Münze,  im  Gegs.  zur  Bildseite  (Münz).  Nur  in 
dem  bekannten  Spiel  der  Knaben  (s.  münzlen  II  I.  bei 
dem  mit  der  Frage:  Miur.  oder  Ömünz?  (Spreng), 
Wettere*  [von  welcher  Art]  vi"t.  M.  oder  U.?  (Aa) 
Münzen  (in  Aa  auch  Knöpfe,  deren  verkehrte  Seite 
U.  heisst)  emporgeworfen  werden,  die  je  nach  dem 
Erraten  dem  Gefragten  zufallen.  Der  Verlierende 
tröstet  sich  etwa:  Münz  ist  M.,  wer'shät,  der günnt  's. 
Iiocnn.  1857.  S.  noch  scliilile"  und  vgl.  das  entspre- 
chende engl,  head  »r  tau?  Kopf  oder  Wappen?  Bei 
der  Geburt  eines  Kindes  fragt  etwa  ein  Vater:  Isch  's 
M.  oder  0.?  d.  h.  ein  Knabe  oder  ein  Mädchen? 
Spreng.  ,Wenn  man  sie  münzelte,  sie  fielen  alle  nn- 
raünz,  hörte  ich  jüngst  einen  Bauren  von  einer  ganz 
verderbten  Haushaltung  sagen.-  Moral.  Beob.  1757. 
—   ö  wahrseb.   das  alte   Prüf,   ff;  s.   Ann),  zu   am. 

Hand-:  kleine  Münze.  .Hing.-  H-e.'  1620,  Absch. 
,Hand-  und  Scheidmünzen.'  B  Mand.  1729.  Kapi- 
ziner-,  in  der  IIA.:  mit  K.  zale",  blos<  mit  Worten 
danken  L  (Ineichen).  —  (Mi  lütt  er-  n.:  verächtlich, 
kleine  Scheidemünzen  SBib.  Syn.  Späuz-M.  — 
Chrucke"-:  schlechte,  kleine  Münze,  wie  man  vor 
1850  die  Menge  hatte  B.  —  Laufen  burger-:  wort- 
spielend, laufende  Schulden  ScnSt.  (Sulger).  Vgl. 
Laufenburg  Bd  III  1142.  —  Länder-:  Münze  der 
.Lander'.  ,Der  Ducate  ä  II.  4,  1  ß,  der  Louisblanc  ä 
11.  2  oder  man  wolle  ßiessli  »der  I..  geben.'  1721,  Z 
Wtbur  Kaul'br.  .Alle  sog.  Luzerner-  oder  L-en  sind 
[in  der  Grafschaft  Baden]  verboten.'  IT')'.'.  Absch.  — 
Markt-.  ,10  pfd  gewonlicher  merktmünz  [als  Busse].1 
vor  1313,  Aa  W'st.  —  Scböl'-:  altes,  abgeschliffenes 
Geld  Bs.  —  Späuz-:  verächtlich,  kleine  Scheide- 
münze, Kupfergeld   Z;  Syn.   Chlütter-M. 

münze":  Geld  hergeben  zum  Bezahlen  Nnw.  Syn. 
blechen.  .Wir  haben  von  meinen  Gülten  m.  müssen.' 
Nnw  Kai.  1889.  —  üs-  BHk.,  füre*-  Ndw  =  dem  Vor. 
Syn.  üsolechen. 

Eigen-Münzer:  wer  auf  eigene  Faust  münzt, 
Falschmünzer.  Alle  Orte  sollen  auf  die  ,E.  und  Ver- 
Wechsler  des  Grits'  lleissig  Aufsicht  halten.  1652,  AiiSCli. 


349 


Mauz  — liiiinz.     Manzg    munzg.    Mapp    mupp.     Mapf —  uiupf 


350 


Münzerich  m.:  Liebhaber  alter  Münzen,  Münz- 
Bainmler  Bs  (scherzh.  spöttisch). 

münzle"  II:  mit  Knöpfen  (s.  Unmünz)  spielen 
AiWohl.     S.  auch  Moral.  Beob.   1757,   116. 

Münz  II  f.,  meist  PI.  -<",  in  Lisi..  Münzt  a.:  Pflanzen- 
naine,  Münze.  1.  a)  Ackermünze,  Mentha  an.  Scuw; 
Ndw.  —  b)  krause  Münze,  M.  crisp.  BsL.  Syn.  Pfeffer- 
M,  _  c)  gem.  Dosten,  Orig.  vulg.  AASiglist.  —  '-'.  mit 
adj.  Zusatz.  ,Edlc  in.,  raenta.'  Mal.  Uel"i  M.,  Floh- 
kraut, Pul.  dys.  GWe.  Ruppi  M.  I!.  roti  M.  Schw  = 
M.  1  b,  als  magenstärkendes  Mittel  gebraucht.  Wildi 
M.  ai  M.  silv.  Bsj  I.:  Schw;  Obw;  ü;  /..  .Mentastrum.' 
Mal.  —  b)  M.  hirs.  ÄAKlingn.  -  c)  =  M.  Ic  Obw.  — 
d)  =  <jil'ri  31.  Aa. 

Allmeind-  =  M.  1  a  UwEmmetten.  —  Fisch-: 
Pfeffermünze,  Mentha  pip.  Bs.  ,Es  seien  von  den 
besten  Fischmünztäfelein.'  Breitrnst.  ,Menthae,  F.' 
Bs  Apothekertax  1701.  —  Garte"-  =  .1/.  /  b  Ndw. 
.Gartmünz,  menta.'  Fkis.  ;  Mal. 

HBrz-  =  Fisch-M.  LE.;  SciiwMa.  —  Von  den  herz- 
förmigen  Blättern. 

Jätt-  Jäd-  =  M.  la  LW.;  ScawK.;  I  .  Als  Uu- 
knuit  so   benannt. 

Chue-:  1.  =  M.  1  a  GMarb.  —  2.  =  wildi  31.  2  a 
G  uKh. 

Kar-  Münzli:    Pfeffermünztabletten    GRConters. 

—  Aus   Calaviintka? 

Chorn- Münze":    wohl  =  .1/.  /  a    L  (Ineichen). 

—  Chatze"-:  genereller  Name  verschiedener  wild- 
wachsender Pflanzen  aus  dem  Geschlecht  der  Münzen 
Aa;  L;  vgl.  Ross-M.  Spec.  1.  gem.  Katzenmünze,  Nep. 
(früher  Mentha)  cat.  L.  —  2.  =  31.  1  a  AALeer.  — 
3.  Wassermünze,  M.  aquat.  Aa;  L.  -  4.  =  irihli  M.  :'  n 
GWe.  Sie  gilt  als  verwünschtes  Kraut,  das  nur  an 
gewissen  Tagen  und  in  gewissen  Zeichen,  die  aber 
unbekannt  sind,  ausgerottet  werden  kann.  Wartmann. 

—  Chlöbcr-:  klebrige  Salbei.  Salvia  glut.  GT.  — 
Chrüsel-  =  M.  tb  LE.;  SchwMuo.;  Ndw.  —  Bach-: 

1.  Benediktenkraut,  Cnicus  ben.  ,Benedicta.'  Ebingeh 
1438.  —  2.  =  Chatzen-M.  3.  .Sisymbrium.'  Mal.  — 
Berg-:  Steinquendel,  Bergthymian,  Thymus  acinos. 
IkKii.;  Mentha  L  (ineichen).  —  Biss-  =  Lüs-Chrut  I 
(Bd  III  900).  Schulze.  .Staphis  (agria)  in  den  apo- 
teken,  herba  pedicularis,  leussomen,  pituitaria.'  Ems. ; 
Mal.;  Henzl.  1677;  1716.  —  Pro-:  1.  =  Pro-Menten  I 
G.  —  2.  =  Fisch-M.  G  (Gütz.). 

Ross-:  Bezeichnung  der  wildwachsenden  Münzen- 
arten ml.  münzenähnlicher  Pflanzen.  1.=  Chatzen-M. :.' 
Aa. —  %.=M.  1  a  AaEIh-.,  F.,  Leer.;  LHitzk.  —  ::.  wildi 
R.  =  wildi  31.  3  li  AAGeltw.  —  1.  =  wildi  M.  2  a  LE.; 
SG.,  NA.;  ScuSchl.;  Ndw.  —  b.  =  M.  1  c  AARemig.  — 
6.  gem.  Wolfsfuss,  Lyc.  europ.  AaSIus;  L.  —  Rom  bc- 
Eeichuei  das  Wilde;  vgl.  Roas-Veietli,  -Fliey,  -Chümmi,  -Cheste*. 

Stei"-  =  31  1  b  L.  .Nep.  cat.'  JJNüsch.  1608.  - 
Stink-:   1.  =  M.   1  a  AASins;  LE.;  ScHwMa.;  Tu.   — 

2.  wildi  St.,  Wirbeldosten,  Chenop.  vulg.  Aa.  — 
Wasser-  =  tjeli  31.  ÄAKlingn. 


mlnzge"  =  minzen.     .[Ananias    und    Sapphira]    die 
nach  menschlichem  Urteil  kein  grösser  Übel  begangen, 

dann  dass  sy  etwas  Wenigs  ihnen  Selbsten  geminzget 
von  dem,  das  Solisten   das  Ihrig  war.'  JJBreit.   1634. 


.Christus  mag  wol  leiden.  <la<s  wir  sie  [seine  Heilig- 
keit] durch  den  Glauben  meinzgen.'  FWvss  1670. 
.Meinzge  Keiner  ihm  selbst  zu  vil  Gewalt.1  ebd.  1673. 

-      Aus     ,„ii<:.i>i>  n  ;     Vgl.     i'i  S    ■/'  " 


Map,  inep,  mip,  mop,  niup,  bzw.  mapp  usw. 

Mappe"  f.:  Landkarte.  .In  den  welttatleu .  so 
yetzund  überal  uf  tüecher  aufgezogen,  m.  genannt 
werden.'  Tierb.  1563.  In  einem  Grenzstreit  wird  be- 
stimmt, die  in  Händen  Nidwaldens  und  des  Gottes- 
hauses Engelberg  befindlichen  Mappen  sollen  dem 
Vergleiche  gleichförmig  gemacht  werden.   1 7'_". '.  Abscu. 

ltioppcr:   munter  TiiPfyn. 

Viril,  aus  muckber  (Sp,  143)  durch  Assimilation;  doch 
macht  schon  der  Voc.  Schwierigkeiten,  'la  die  betr.  M  \.  *> 
für   ci  nicht   kennt  (wie  z.  B.   Ap;   oTh). 

Mopper  Ap;  Bs;  L;  Z,  3Lijipi  Bs;  U,  Mopper  Z, 
Möppi  Ap;  U;  Z,  Nopper  AaBd. ;  L;  SchwMuo.  — 
m.,   Dim.  Möpperli,  Nöpperli,   in  Bs  auch  Möppertli: 

1.  Mops.  aaOO.  Hund  übh..  bes.  kleiner  L;  Schw 
Muo.,  in  A.vBb.  nur  in  der  Kdspr.  Auch  Mopper- 
Höndli  Ap.  —  2.  gelindes  Schimpfwort  Bs.  —  3.  klein 
gebliebener  Mensch,  bes.  vom  weiblichen  Geschlecht 
ScuwMuo. 

Verhält  sich  zu  dem  syn.  Moff  wie  Mopp  :  Möff.  Betr. 
die  Etymologie  vgl.  ,Mops'  bei  Gr.  WB.;  doch  ist  es  nicht 
ootwendig,  Entlehnung  aus  dein  Nil.  anzunehmen,  da  der 
Stamm  obd.  zu  sein  scheint  (vgl.  bair.  Moppel  und  AHeusler 
1888,    117/9). 

Möpp(i)  n.:  Kosewort  für  Mund,  lies,  spöttisches 
Maulehen  Bs.  Syn.  Müffi.  Di?  hat  e*  g'spässig  Möppi 
derzue  g'macht.  Breitenst.  Verzogener  Mund.  Gri- 
masse, die  entsteht,  wenn  man  Mund  und  Nase  zsziehl 
und  spitzt  Bs  (An.  ad  St.).  Syn.  Schnüfeli.  31<it;lt  e" 
31.!  sagt  man  scherzend  etwa  zu  Kindern. 

IBÖpperle":  Spiel  mit  dem  Holzklötzchen  (Möp- 
perli)  BsStdt;  s.  gülen  (ßd  II  222). 

Man  konnte  wohl  annehmen,  dass  das  sonst  auch  Giil 
[Hahn?]  genannte  Spielklötzchen  mit  einem  Hündchen  ver- 
glichen worden  sei;  doch  vgl.  auch  nöpperle",  zu  welchem 
da     rorliegendc   W.   eine   blosse   Spielform   sein   kann. 


Mapf      mupf. 

Mupf  in.  (PI.  Müpf)  Aa;  Ar;  B;  L;  G;  S;  Z. 
Nupf  Ap;  BÖ.:  1.  (leichter)  Stoss,  bes.  mit  dem  Ell- 
bogen; Rippenstoss  Aa;  Ap;  B;  I.;  S;  Z.  Syn.  Murpf, 
Mutseh,  Putsch,  Stupf.  Müpf  und  Schlag.  .Es  gab 
Stusse  und  Müpfe.'  Gotth.  Und  's  giH-em  e*  31.,  dass 
er  fast  us  de"  hölzige"  Schuehne"  'drölet  isch.  U\Y\ss. 
.Sie  merkte  es  nicht,  bis  Eine  ihr  einen  M.  gab.' 
Gotth.  .Noch  böser  wurden  sie.  wenn  sie  bei  ihrer 
Arbeit  von  den  Pöstlilüstlingen  [Ämterjägern]  M.  um 
M.  erhielten,  damit  sie  ihnen  Platz  machen  möchten.' 
ebd.  ,Es  konnte  bei  keinem  Laden  vorbeigehen,  ohne 
Stellen  einen  M.  zu  geben  und  zu  sagen  :  Xci",  lue? 
doch!'  ebd.  ,Ich  erhielt  von  hinten  einen  harten  M.' 
ebd.  ,Jene  gab  mit  einem  beladencn  Märitkorb  dem 
leeren  Korb  einen  tüchtigen  M.'  Alpenhorn  1871.  ,Vor 
alten  Zeiten  -ei  man  auch  nicht  wegen  jedem  Müptti, 
das    man    bekommen    habe,     zum     Doktor    gelaufen. • 


351 


Mapf    mupf.     Maps— mups 


352 


ABitter.  —  2.   „Person,   die  sich   ziert  und  stolz  tut 
G";  vgl.  »las  Syn.  Möff. 

Mini,  mupf  mir  in  der  Bed.:  Verziehuug  des  Mundes, 
die  bei  uns  nur  im  Vb  erhalten  ist;  doch  ist  2  wohl  eig. 
Person,  die  den  Mund  schnippisch  verzieht.  Vgl.  noch 
Mump/  11,   sowie   die   Gruppen   Möff,   Muff. 

mupfe"  ÄA;  Ap;  Bs;  li ;  6;  „Zg;°  /.  müpfe*  Aä; 
Bs;  B;  Gl;  Hu;  GRh.;  „ScHW;"  S:  Z.  nupfc"  Ar. 
hui'/,"  BöO.:  1.  ,Müpfe'  geben;  stossen  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  L;  S;  Syn.  puffen,  stapfen.  Der  fähd  an 
grännen,  we**-mu*-nen  g'raä  bloss  [nur  ein  wenig] 
nüpft  BB.  ,Der  Widder  rnupft;  ein  Schüler  müpft 
den  andern'  BAarb.  Wie-n-er  ihr  Haspel  oder  süsch 
öppen  Öppis  in  en  Eggen  ine*  g'müpft  het,  wo-n-em 
im  Weg  g'sin  iseh.  Schild.  ,l>a  [bei  einem  Erdbeben] 
die  Gegenstände  sich  bewegen  und  Alles  umeinander 
gemüpft  werde.'  Alpenr.  (für  I!).  , Beim  Herausgehen 
müpfte  die  Frau  Ammännin  die  Frau  Statthalterin 
und  sagte.-  Gotth.  .Stichworte  folgten,  Begegnende 
müpft en  sieh  wie  zufällig.  Ältere  schürten  das  Feuer.' 
ebd.  .Er  hätte  ihn  lange  gemüpft,  aber  er  hätte  nicht 
erwachen  wollen.-  ebd.  ,[Der  Gegner  wurde  beim  Bin- 
gen] immer  zorniger,  setzte  immer  giftiger  an.  schonte 
weder  Arme  noch  Beine,  müpfte  mit  dem  Kopf  wie 
ein  Tier.'  ebd.  Einen  zupfen  BO.  ,Zu  verhüetung 
des  überflüssigen  füllens  und  zuotrinkens  wollend  wir. 
dass  niemants  zuotrinken,  nach  es  dem  anderen  brin- 
gen [soll],  weder  mit  nämlichen  Worten:  Ich  bring 
dir's,  noch  sunst  mit  winken,  stapfen,  mupfen  oder 
anderen  Worten,  werken,  wysen  noch  gebärden.'  Auf. 
XVI.,  Z  Mand.  und  ähnlich  1529,  Strickl.  II  26.  Narr 
zum  Publikum:  .Hie  mnpfen,  stüpfen,  giglen,  lachen, 
mit  Füssen  rutschen,  Händen  klopfen  wurd  sich  nit 
schicken  in  das  Haus.'  MStettlkr  1606.  ,Wen  der 
Teufel  heluxt,  den  lässt  er  seiner  Lebetag  nie  ganz 
ungemupft  [ungeschoren].'  U  Bräuger.  Formelhaft: 
,Ungestupft  und  ungemupft.'  ebd.  —  2.  wesentlich  = 
mumpfen  j  AaFh.;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  G;  Schw;  S;  „Zg; 
Z."  Si  weiss  aber  Alles  g'  m.,  hat  an  Allem  Etwas 
auszusetzen  Bs.  luster  Öppis  :'  m.  ha"  G;  Z;  vgl. 
muffen  3.  Er  hat  zur  Gatti'g,  über  Alls  .;'  m.  (In. 
Die  über  Alls  :'  müpfe*  müssend,  Eimi  Alls  husch 
üsleggend.  Scuwzd.  (Gr).  .Mit  dem  m.  meiner  lefzen.' 
1531,  llion.  ,Soll  man  David  kein  Verehrung  tan  [wenn 
man  1'.  die  schuldige  Ehre  nicht  erweist],  so  mupfet 
auf  uns  jedermann,  die  ganze  g'mein  würd  ab  uns 
klagen.'  VBolz  1554.  ,[In  deinem  Unglück  wird  dein 
Feind  sich  stellen,  als  wollte  er  dir  helfen,  doch]  wirf 


er  mit  seinem  haupt  über  dich  in.  [den  Kopf  zurück- 
werfen].' 1531/48,  SiRACH;  dafür  .sehüttlen.'  1667/1882. 
.Veracht  und  spott  du.  o  tochter  Zion;  mupf  mit  dem 
haupt  hindersich,  o  du  tochter  Jerusalem!'  lös], 
II.  Kon.;  dafür  1531:  .die  tochter  Jerusalem  schüttlet 
ir  haupt  dir  nach.'  .Alle  krümmend  's  maul  und  mu- 
pfend  mit  dem  haupt.'  1560,  Psalm.  S.  noch  1531, 
Hiob  XVI  5.  —  3.  munkeln  (von  Etw.)  Gl.  Von  Etw. 
heimlich  reden.  Etw.  zusammen  besprechen  Aa.F.-. 
/..  IS1Ö.    Me"  rnupft  da   und  de't  nii'h  sehn",  die  alte" 

Vertrag  müesse*d  uf  d'  Site".   Gl  Volksgespr.  1836. 

—  I.  Kleinigkeiten  (heimlich)  entwenden  Ar.  Syn. 
schnellen.  —  5.  =  muffen  ö  Bs;  Syn.  mäggelen. 

Vgl.  mhd.  nuj/en.  Die  Formen  mit  u  und  ii  kommen 
ohne  Unterschied  der  Bed.  z.  X.  neben  einander  vor.  so  in 
AaLeer. ;   BAarb.    Vgl.  auch  das  syn.  mügyen,   ferner  mi 

üs-:  1.  Jmdn  ausstossen,  z.B.  aus  einer  Gesell- 
schaft BSi.  —  2.  Jmdn  (durch  Gebärden)  ausspotten  Aa. 

vor-:  1.  =  ver-mumpfen  1  ,B;-  Gr;  G;  „Schw;" 
Zg;  „Z."  —  2.  =  üs-m.  1  BSi.;  =  ver-mumpfen  .2  .Zu." 
-  ■'!.  vermupfe*,  zerknittern,  z.B.  Papier  BsL.  — 
I.  eine  Sache  nicht  deutlich  heraussagen,  verhehlen 
Aa„F.\  Z.  1815.  ■-  5.  reti.,  meist  mit  Neg..  sich 
(nicht)  rühren,  durch  Bewegungen  verraten  Gk  ml'r. ; 
Syn.   verroden. 

Müpfele-  f.  =  Seher-Hafen  (Bd  II    1049)   HU. 

Müpfi  in. :  Mensch,  der  an  Allem  Etwas  auszu- 
setzen hat  Bs. 

Müpfi  ii.:  spöttisch  verzogener  Mund  Bs.  E*  M . 
mache".     Syn.  Muffi. 

müpfig:  höhnisch  lächelnd,  spöttisch  verzogen 
Bs.  L>c  hrnrhsrh  gar  nit  .:'  müpfe*,  i"*  ha  's  ivol  g'seh, 
wie  d'  es  m-s  G'sicht  //macht  hesch! 

inüpfle":     Erde    ausstossen,    vom  Maulwurf    BO. 


Mops  m. :  wie  nhd.;  doch  weniger  volkstümlich  als 
Mopper.  ti'sclinbct  mopsi  betitelt  ein  makk.  Gedicht 
aus  dem  XVIII.  die  Sennen. 

Stize"-:  Scheltw.  auf  einen  einfältigen  Menschen 
Z.    Vgl.  St.-Grtnd  (Bd  II  768),  -Chopf  (Bd  411    U6). 

„mopse"  L",  mopsle*  B;  „L":  1.  scherzh.  für  töten 
B  (Frendenb.).  —  2.  „prügeln  L.°  —  3.  „ungebürlich 
scheren  L."  —  4.   „couiprimere  feminam  L." 

Vgl.  Sein«. -Fr.  Is  1638.  Da  sich  einige  Budd.  mit  denen 
von  iKi/'i'-n  decken,  so  darf  man  wohl  ein  \V.  'moppen  als 
Spielform  zu  jenem  annehmen,  aus  dem  dann  d:i^  obige  W. 
init   i  abgeleitet  wäre. 


Bis  hieher  hatte  Dr.  Friedrich  Stach  als  ChefredaJctor  den  Text  des  Idiotikons 
festgestellt,  als  ihn  der  Tod  von  seiner  Arbeit  abrief.  Er  musste  das  Werk,  das  er 
begründet  und  dem  er  mehr  als  dreissig  Jahre  seines  Lebens  geweiht  hatte,  unvollendet 
zurücklassen.    Aber  Grund-  und  Aufriss  des  Ganzen  sind  durch  ihn  vorgezeichnet,  durch 

ihn  auch  die  Bausteine  zusammengetragen  wurden,  aus  denen  der  gewaltige  Bau  zu 
Ende  geführt  werden  kann.  Möchte  es  dem  Unterzeichneten,  den  der  Leitende  Aus- 
schuss  zum  Nachfolger  des  Verewigte!)  berufen  hat,  im  Verein  mit  seinen  Mitarbeitern 
gelingen,   das  nationale  Unternehmen  im  Sinn  und  Geiste  des  Begründers  fortzusetzen! 

Albert  Bachmann. 


358 


Mar.  mer,  mir,  mor,  tnur 


:;:,  l 


Mar,  mer,  mir,  mor.  mur.  bzw.  marr  usw. 

marrassen.  .Marrire  enim  verbura  in  Alemannia 
puto  iiatuin.  altercari  et  calumniari  signiflcat;  nam 
vulgo  etiamnum  m.  dicunt  tergiversari,  levibus  de 
rebus  altercari.'  Goi.dast  (nach  Vadian). 

i  g1  Unart"':  Zugvieh  aushülfsweise  zsspannen,  bes. 
beim  Pflügen  Sch;  ZRafzerfeld.  ,Mit  einander  in.'. 
Vieh  und  Fuhrwerk  gegenseitig  und  gemeinsam  brau- 
chen. Übh.  gemeinsam,  mit  gegenseitiger  Aushülfe 
ein  Geschäft  betreiben  SctiNnk. 

Mihi,  gemarn,  einjochen,  einspannen;  sich  </.  zuo  einem, 
sich  mit  ihm  verbinden,  vereinigen.  Zur  Sache  vgl.:  ,Ob 
einer  ein  armer  gesell  were,  der  zuo  buwi'ii  tiette  nnd  nit 
mee  dann  ein  rosslin  hette,  der  mag  anrüefen  die  von  We- 
ningen,  dass  im  jetlicher  das  füere  ein  kere,  damit  dass  im 
sm)   acherli   onch    bnwen    werde.'    Z  NWen.   Offn.     S.  noch 

Gemare"  m. :  Halbbauer,  der  mit  einem  andern 
zusammen  einspannt,  .üb  zwen  gemarren  stossig  wur- 
ilint.  soll  ein  vogt  nidersitzen,  richten,  damit  die  pflueg 
für  sich  gangend.'  Z  NWen.  Offn.  ,Es  war.  dass  ein 
einiger  mann  ein  pfluegzug  liet.  oder  zwen  gemaren 
ein  pfluegzug  hettind.'  1416,  Arg.  -  Vgl.  geman  bei 
Lexer  I   S3G. 

an-inärre":  ein  Schiff  anbinden  Bs  (Spreng).  — 
Mini.    (an-)nicrren. 

Marre"  I,  meist  Zs-,  bzw.  Jsch-  f.  (lt  St.  in.): 
„Klumpen  Eis  in  Kegelform  (oft  mannslanger  und 
über  schenkeldicker  Eiszapfen  GrD.),  dergleichen  sich 
an  den  Felsen  von  herabtriefendem  Wasser  bilden 
und  die  dann  bei  Tauwetter  herabfallen"  Gr.  Die 
.Eismarren',  die  längs  der  Alpenstrassen  herabhangen, 
bilden  eine  Gefahr  für  die  Reisenden  und  müssen  oft 
heruntergeschossen  werden ;  vgl.  FrTschudi,  Tierl.  6 
203;  Gr  Gem.  1838.  251.  Eisscholle  GrPi\;  kleiner 
Eisklumpen  Aa  (Kochh.).  Eisdecke  über  dem  Erd- 
boden oder  über  dein  Wasser  BHk.  „Die,  meist  schon 
mit  einer  dünnen  Schicht  Erde  bedeckten,  letzten 
Reste  des  im  Frühling  schmelzenden,  zu  Eis  gewor- 
denen Schnees  in  Strassen  und  Fusswegen  B."  ,Das 
Salz  ladet  man  gleich  als  Tsmarren  und  füehrt's  von 
dannen.'  1460,  Bs  (Gfo.).    S.  noch  ehalt  (Bd  III  241). 

Da  das  W.  fast  nur  iu  Zss.  mit  lt-  erscheint,  1 1 •  -i? t.  es 
nahe,  h-  bzw.  li-M.  durch  irrtümliche  Trennung  aus  Ts- 
b/w.  ti-Schmarre*  zu  erklären;  vgl.  Gr.  WB.  111  :JS0.  Doch 
könnte  M.  eine  alte  Nbf.  von  .Schmarren'  sein;  vgl.  Noreen, 
altgerm.  Lantl.  202  ff.  Hieher  auch  , Steinmairen'  (,F.s  stuend 
ein  margstein  in  der  st.'   1453,  BsL.  Urknndenb.)? 

Marre"  II,  in  GRTschapp.  Marrene"  —  f..  PI.  un- 
ver. :  die  essbare  Kastanie,  Gast,  vesca  und  zwar,  im 
Unterschied  von  Cliestene*  (s.  Bd  III  541/2),  die  grös- 
sere Gattung  Ap;  „VO;  Gl;"  Gr;  GRh.,  Stdt,  in  fri- 
schem Zustande  (nur  in  ÜVatz  als  gebraten)  Gr.  ,Die 
Maren  (nicht  immer  Maronen)  oder  Kastanien.'  TTobl. 
1830.  ,Balani,  die  grossen  kestinen,  genennt  marren.' 
Ems.;  Mal.  .Die  Manen  wachsen  hie  [in  Cleven]  so 
schön  als  immer  an  einem  anderen  Ort.'  Guleh  1625. 

Aus  it.  marrone,  rom.  marrun,  mit  Rückziehung  des  Acc. 
Die  Form  Marrene*  ist  viril,  durch  Ckestene*  beciuflusst.  In 
unserer  ;'i.  Int.  wechseln  die  Schreibungen  .Marren'  (Ardtiser, 
linier,  Scheuchzer),  ,Maren.'  Guler,  ,Mahren.'  X \  1 1  / X V 1 1 1 . , 
Z  Mandate.     St.  gibt  als  durchgehende  Nbf.   Marione*. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


ab-,  ü her- marre" :  refl.,  sieb  abarbeiten,  über- 
anstrengen L.  St'"*  schier  z'  töd  a..  um  d'  Stwr  und 
i/'  Bruch  use*  z'  selilo".  Dir  Mriili  hiiiirn  Ki"»i  m-- 
:<■/!!.  si  sei«"  vom  Ü.,  Verfrürc  und  Hunger  Im"  chratik 
norde".  JBEgli. 

Mfirend.  seltener  Märend,  in  GrD.,  L.  auch  Wrend, 
in  GrPt.  auch  Marenn  -  n.  —  PI.  Marendi  GnSpl., 
Val.:  Zwischenmahlzeit;  einfaches,  bescheidenes  Essen 
t!n.  Z'  M.  esse";  Syn.  märenden.  Verschmolzen  mit 
der  Präp.  z' :  D's  (d'r  Giü'r.)  Z'  71/.;  vgl.  Abend  IM  I 
35/6.  Spec.  a)  in  GrD.,  Fr.  auch  d's  gross  M.,  Mittag- 
essen, etwa  um  1  Uhr  GrD.,  L.,  Fr..  Rh.,  S.,  Sch., 
Scuolms,  Spl.,  Val.,  UVatz,  bes.  ein  solches,  das  man 
den  Arbeitern  mit  auf's  Feld  gibt  GRSpl.,  Val.  So 
erhält  ein  Kuh-  oder  Schafhirt  als  ,M.'  eine  Krinne 
Brot  und  V2  Krinne  Käse,  ein  Ziegenhirte  (s.  Fisner 
Bd  I  1081)  halb  so  viel,  dazu  aber  etwas  Butter  und 
Speck  oder  Wurst  und  Fleisch,  oft  auch  etwas  Obst 
ÜRVal.;  vgl.  Gr  Sammler  1805,  290.  —  brauch  Chlei*-, 
r///,»-J//GRChurw.,  ObS.,  Fr.,  Tschiertschen,  Val.. 
Näch-  GRGlaris,  Spat-,  Spät-M.  GaMal.,  Fr.  (auch  d'r 
Z'  Sp.J,  Schud.,  wesentlich  =  Ottava  (s.  Bd  1  604), 
Abendmahlzeit  zwischen  3 — 5  Uhr,  bestehend  aus 
Kaffee  mit  Zubehör  oder  ('s  ehalt  M.J  aus  (Branut-) 
Wein  mit  Brot,  Dörrfleisch,  Speck.  Maisklössen  Gr. 
D'r  Ur  nach  is  [ist  es]  drij  g'si",  ol  wie  me*  bi  ünsch 
sui'l :  Spetmarendzit.  Scuwzn.  , Auf  des  Ungehorsamen 
Kosten  z'  Nacht  oder  z'  Märend  essen.'  GRKlost.  LB. 
und  ähnlich  GrD.  LB.  (,Z'  M'rend  essen').  Vgl.  noch 
Sererh.  III  4.  —  c)  Zwischenmahlzeit  um  9  Uhr  Mor- 
gens GnChur;  Syn.  Z'  Nüni. 

Aus  dem  rato-rom.  marenda,  Mittagessen,  it.  merenda, 
Vesperbrot;  vgl.  Franscini  1835,  113;  Serorh.  1742,  III 
Hl;  .Merend'  bei  Schm.-Fr.  I  1640;  Archiv  f.  lat.  Lex.  III 
530;  .Mährte'  bei  Gr.  WB.;  s.  auch  Brend.  Zum  Sachlichen 
vgl.  noch  Anm.  zu  Imbies  (Bd  I  238). 

märende"  (m'rende'  GrL.,  Sch.,   «'  märende'  Gr 

i'Iiiui:  das  .Märend'  einnehmen,  vespern  (In.  Händ-er 
g'marendet?  Grussfrage.  Mit  Appetit  essen,  schmausen 
Gr;  Schw.  —  uf-:  aufessen  Gr. 

Marengi'n  (in  D.,  Fr.  auch  Marangin)  m.:  Napoleon 
d'or  Gr. 

Benannt  nach  Marengo,  « ro  Napoleon  I.  im  J.  1800  einen 
Sieg  erfocht,  zu  dessen  Andenken  er  die  ersten  Zwauzig- 
frankenstücke  in   Gold   prägen   liess. 

Mai'i  n..  nur  in  der  RA.:  '*'  M.  ablä"  L;  s.  ab- 
IdSSen  Bd  III  1400.  -  Vgl.  Marr-GSl  |Bd  II  '211);  auch 
Fari   ( Bd    I   902). 

„liiui'i-nmri:  Wort  des  Bedauerns  und  Besänftigens 
an   weinende  Kinder,   die  irgend   Etw.   schmerzt   Aa." 

Maria  Marja  (Dim.  Marjali,  Marjeli)  Gr,  Märja 
(Dim.  Marjeli)  <  in.  Marie  (dreisilbig)  B.  Marji  W.  Mari 
("^oder  ix)  „B;  L;*  Schw;  Uw;  Zo;  Z,  mit  den  Dim. 
Marili  und  Marieli,  Marlel  m.  Scbw,  Mariggel  m.  U ; 
/..  Mariggi  Bs  (auch  Märiggi),  mit  dein  Dim.  Mariggeh 
Bs;  S;  Th;  Z,  Mariggle"  U.  Mdrüggeli  '/..  Marunggel 
m.  (Dim.  Marünggeli)  /<»..  Marindel  Schw,  Marietschel 
in.  SchwE.,  Mareie*  (bes. in  Ausrufen)  Bs;  VO;  1';  GSa.; 
Tu:  /..  Marei  (auch  n.)  Aa;  Bs;  B;  VO;  S;  Th;  /.  (mit 
dem  Dim.  Mareili  Aa;  ApM.;  Bs;  VO;  Z,  verstärkt 
Mareieli  ApK.;  Bs;  VO;  S;  /.).  Mari  (mit  dem  Dim. 
Märili,  -eli)  Aa:  Ap  (Dim.  Marieli);  Bs;  VO;  Tu;  Z 
(lt  Joh.Tobler  1797  ,Marli),  Mari  Ap;  GiiPr.  (neben 
Marie');  LE.,  Marie"  Z,  Mar- (neben  Mari-)  als  erster 

23 


355 


Mar.  mcr,  mir,  mor,  mur 


35Ö 


Teil  von  Zss.,  Mäjä  F,  Maja  Ap;  Bs;  BBiel,  0.,  Maß 
B  (.rustice.-  Id.  B);  \V.  mit  den  Dim.  MajeU  Ar;  B, 
Majenni  BO.  (lt  Zyro),  Mäi,  Maja,  Dim.  Mäjeli  V. 
Maggi  Bs,  Muischa,  Matscht  W,  Mte"  Gl;  Zg,  .V</.< 
Ap,  mit  dem  Dim.  MuH  Ar;  VO,  Jfi,  bes.  als  Dim. 
Mili  VO;  Gl;  GTa..  Me'ie"  Ap;  Bs  (lt  Spreng  pöbel- 
haft); Gr  (Meja"J;  G  oT.  (Meje");  Z.  MeH  Aaj  Bs; 
VO  (in  L  aucb  n.);  G;  S;  oTh,  Meid  m.  AaHI.;  LHa. 
(in  der  Zss.  Ammcicl),  Meieli  Aaj  Arl. ;  Bs  (auch 
Meijeli);  B;  F;  VO;  Gr,  jüfet'ö>  Aa;  Bs;  B;  GrHc, 
JfetZi  Aa;  Bs;  S;  Zg;  Z,  ü%<?<:"  Gl  (s.  J/w,  Sp.  122), 
Mitsch  Scnw,  Mitschi  Gl;  Schw  (Dim.  Mitscheli);  „U", 
21&  Z,  „Mengga,  Menke",  Menki  BGr.,  Mariung  B", 
Majeta  F:  1.  weiblicher  Personenname,  sehr  häufig 
andern  Taufnamen  vor-  oder  nachgesetzt,  bes.  dein 
Namen  Anna:  Annu-Bfarji  W,  Anna-Mai  K.  .!»//("- 
il/k'  Scnw  ;  Zg  (neben  4«mt;  s.  Bd  I  219),  Ami  GO. 
(lt  Götz.);  Mari-Anni  U,  -Aiiiicli  LT;  Z,  Man-. [im 
Ap;  Scnw;  Th,  Mar- Ann  Arl.;  SchwE..  Mar(i)-Antsch 
SchwE.;  s.  auch  .4mm<m  (Bd  I  219),  Mmi  (Sp.  227), 
Mam  (Sp.  295),  .V<i»»(";  mit  Josepha  (Mari-Sera  Ar; 
s.  auch  noch  Jösi  Bd  III  76);  mit  Katharina  (Mia- 
Diäi  Gl);  mit  Magdalena  (Mie-Linggi  GlH.);  mit 
Barbara  (Mari-Baba  Ap) ;  mit  Antonia  (Mari-Tmmi-li  1 ; 
mit  Elisabetha  (Mari-Bet,  S,  -SetiZi  Z).  S.  auch  4p- 
yctoi  Bd  I  362.  Z>'  Sütermei,  Suters  [Familienname] 
Maria.  Aa  Schulmstr  1887.  's  dick  Chüechlimarei,  Name 
einer  Wirtin.  Hofst.  In  Sprech-  und  Reimversen. 
Mareili,  Suppe"teili;  gang  1"  's  Gigers  Garte'  usw.  Aa; 
vgl.  H.  16.  Mareieli,  Marcieli,  nimm  du  de"  Zimmer- 
ma""  (S),  er  wül-der  es  Hiisli  baue"  und  es  Schürli 
nebe"  dra"  BsStdt.  Mareieli,  spinn ;  M.,  spuel;  M., 
bett  mal  gang  i"  d'  Schnei  Z;  s.  noch  T.,  Volksl.  I  1-18; 
Rochh.  1857,  I  185.  Spec.  a)  die  Jungfrau  .Maria. 
S.  Jesus  (Bd  III  72);  dazu  noch:  's  [verstümmelt  aus 
Jesus]  Marejen  undJousepp!  GSa.  (Proph.  1855).  Vgl. 
auch  alt  Bd  1  203.  Maria  als  Kalenderheilige.  Uf 
Mareie"  Geburt  BsStdt.  Maria  Geburt  [8.  Sept.]  jagt 
d'  Schwalme*  fürt.  Ineichen.  Wie  Murin  über 's  Gebirg 
got  [an  Maria  Heimsuchung,  2.  Juli],  so  chunni  si 
au,h  wider  z'rugg  [an  Maria  Himmelfahrt,  15.  Aug.]. 
Sulger.  Maria  Eimmelfarl  feilt  d'  Ghilbi  ZZoll.  Betr. 
.Maria  Verkündigung  s.  Verena  Bd  I  915;  vgl.  noch 
Liechtmess.  Auch  von  bildl.  Darstellung  der  hl.  Jung- 
frau. D'  Mareie"  im  Ghäppdi,  D'eni  [Jene],  sägi"d  s'. 
hei  grössi  Wunder  'tu".  Wolf,  Bauerngespr.  Zahlreich 
sind  die  schwarzen  Marienbilder;  das  berühmteste  ist 
das  in  Einsiedeln,  ein  anderes,  ebf.  wundertätiges,  zu 
SSchönenwerd,  mehrere  andere  im  Kt.  Freiburg.  Die 
Zürcher  vor  Rapperswil  sollen  .unser  lieben  Frawen 
das  schwarz  Marilen  von  Einsidlen'  geschmäht  haben. 
1656,  An/,  f.  schwz.  Gesch.  Vgl.  Schweizerbote  1833, 
228  a;  Aa  Taschenbuch  II  59  ff. ;  über  die  mutmass- 
lich mytholog.  Beziehung  der  dunkeln  Färbung  der 
Bilder  Gr.  Myth.  I3  289;  Ztschr.  f.  d.  Phil.  III  443. 
451/2;  Mitt.  der  k.  k.  Central-Commission  VIII  63.  — 
ß)  zunächst  an  die  drei  Marien  der  Evangelien  knüpft 
der  Glaube  an  die  drei  Mareie».  ,Do  [Christus]  sprach 
zu  den  drei  mergen  ;  Wen  suechend  irr"  1491,  G  Hdschr. 
,In>  Gott  der  herr  den  dry  margen  erschain.'  ebd.  Als 
weise  Frauen  hüten  die  drei  M.  die  Gräber  zu  Baden; 
Vgl.  Kohlrusch  1N.VI.  :','JI/7.  .Mareieir  heissen  (neben 
,Töchter')  auch  die  drei  Jungfrauen  im  Kdld,  welche 

aus    dem    .goldenen    Haus'    schauen;     Vgl.   darüber   T.. 
VI,  II  239 ff.;  WMannbardt  1858,  705;  Weinh.,  Frauen, 


2  53,  ferner  Hüs  Bd  II  1702.  —  2.  a)  Mareieli,  Name 
der  geschmückten  Mädchen,  welche  am  Maitag  (Aa; 
B;  s.  Mai  Sp.  2),  .Sechseläuten'  (Z;  s.  Bd  III  1511/2) 
herumziehend  vor  den  Häusern  ihr  Mailied  (Mareieli- 
Lied  Aa)  singen.  Vgl.  noch  JSuter,  das  Volkslied 
(Aarau  1897)  1  f.  47  f.  —  b)  Meili,  Rufname  der 
Dienstmagd  Aa.  —  c)  Scheltname  auf  Frauensper- 
sonen, bes.  auf  gleichgültige  Schw  (  Mitsch).  Du  dummi 
Meie"!  '/..  Schttck-Märie,  Leckermaul  OnHe.  —  3.  Mei 
L;  S,  Meieli  Gl,  Meid  BO.  (lt  JRWyss  1817),  Ruf- 
name von  (grossen  und  schönen  BO.)  Kühen,  in  L 
auch  von  Ochsen.  —  4.  Marei(e"),  Mareili,  Fehlschuss 
auf  der  Kegelbahn  BsStdt.  —  5.  Name  von  Pflanzen 
und  Früchten,  o)  chliui  Mareifcjli,  gem.  Marienblüm- 
chen. Bell.  per.  Sch.  —  ß)  grössi  Marei(e)li,  weisse 
Wucherblume.  Chrys.  leuc.  Scn.  —  f)  Mariggeli  =  Mös- 
Igyeli  (Bd  I  150)  ScuwSeew.,  Steinen.  —  6)  Marei(jjeli, 
s.  Amarillen  (Bd  I  215).  —  ii.  Marie"  (dreisilbig)  U, 
Mareie"  UwE.,  Mari  Schw,  Mariel  Scuw,  Maritsch 
aScHW,  Mie",  M iel  SchwE.,  männl.  Taufn.,  Maria. 

Die  Formen  Maja,  Maja  erklären  sieh  durch  Ausfall, 
bzw.  Vocalisierung  des  r  aus  Mdrja,  Märja,  während  Mtl.  1 
usw.,  woraus  durch  Diphthongierung  Mei(e)  usw.,  durch 
Contraction  aus  Mari(e)  entstanden  ist.  In  B  kommen  Meji 
(Mejeli)  und  Mäji  (Mäjeli)  aeben  einander  vor,  nuterscheiden 
sicli  aber  in  der  Weise,  dass  die  Form  mit  a  eiue  vergrö- 
bernde, verächtliche  Nbbed.  hat.  Die  Formen  auf  -i  sind 
ihrer  Km],  entsprechend  Neutra,  doch  werden  sie  z.  T.  auch 
nach  dem  natürlichen  Geschlecht  als  Fem.  behandelt;  dies 
gilt  auch  von  den  masc.  Formen  des  Fraucnnamens,  welche 
bes.  das  Grohe,  Derbe  ausdrücken.  Auch  Muri  (das  doch 
wohl  lediglich  eine  Verkürzung  aus  frz.  Marie  ist)  wird  oft  (in 
Z  vorherrschend)  als  Neutr.  behandelt,  bes.  zur  Bezeichnung 
jüngerer  Mädchen,  während  es  als  Fem.  mehr  von  Erwach- 
senen gilt;  vgl.  auch  Anm.  zu  Anna  Bd  1  261.  Mariung 
und  Majeta  stammen  aus  den  frz.  Marion  und  Mariette.  Aus 
der  ä.  Lit.  seien  noch  erwähnt  die  Formen:  ,Mya.'  137'.t,  Z  Urk. 
(eine  Leibeigene).  , Mit  synen  kindou:  Chuonrat,  Mygen  usw." 
G  Klosterarch.  ,Es  geschach  nit  um  Märgen  [der  h.  Maria] 
willen.'  UEckst.  .Das  Meily  Fölmy.'  1581,  SchwWolI.  ,Das 
Käterli  und  die  Mari.'  Mise.  Tig.  \~rli.  , Mariale  Blueiii.' 
1593,  ZWthur.  Appellativ  wird  der  Name  nur,  wie  übrigens 
andere  Eigennamen  auch,  in  bestimmten  Formen  gebraucht; 
vgl.  über  diese  Anwendung  im  Alig.  WWack.,  kl.  Schriften 
III  168.  Zu  2  a  spec.  vgl.  Gr.,  Myth.  37e4;  WMannh. 
Ist;,.  163.  312;  u.  ill.  Ztschr.  1849,  331  ff.  Zu  2  b  vgl. 
den  Bedientennamen  Jean.  Zu  3  vgl.  Mai  8  (Sp.  8);  wie 
weit  die  hier  untergebrachten  Formen  eig.  dorthin  gehörten, 
lässt  sieh  aus  Mangel  an  genügenden  lautliehen  Kriterien 
nicht  entscheiden.  Zu  5.  Pflanzen  und  Tiere  sind  bei  uns 
nicht  eben  häufig  nach  der  Jungfrau  Maria  benannt;  vgl. 
immerhin  Unser-lieben-Frauen-GüegK  (Bd  II  262),  Frauen. 
Mantel,  -Seclceli,  -Schueh,  -SchlSseli,  -Truhen.  0  y  und  8  be- 
ruhen auf  Unul.;  vgl.  auch  Ro8(en)-Marei(en)   unier  Rosmari. 

Ave-Mareia  AiT..  Hofamaja  ApK.:  der  englische 

Gruss.  Er  wurde  bes.  Abends  auf  den  Alpen  gebetet, 
um  für  die  Nacht  Unheil  abzuwehren.  Fuchsfallen 
soll  man  .abends  umb  ave-Maria-zeit  richten  und  mor- 
gens wider  umb  a.-zeit  feilen  oder  verspehren.'  1591, 
ApI.  EB.  Das  abgöttische  Rufen  Ave  Maria  wurde 
1009  in  einem  Ar  Landmandat  verboten.  Vgl.  noch 
Bd  III   1506  und  Tobl.  271  b. 

Peter-Märje(la)0,  auch  G'vater-Märje"  bla- 
se": Trompete  blasen,  spec.  am  Feste  des  hl.  Valentin 
W  (Neckerei  auf  die  Bewohner  des  Gomser  Zehntens, 
bes.  der  Erner;  vgl.  fädlen,  fit  ntschgen,  fitzden,  Gerigel}. 

Der  erste  Name  ist  wohl  absichtlich  entstellt,  um  die 
Einfalt  und  Unbeholfenheil  der  Erner  zu  verhöhnen   (Q'vater 


357 


Mar,  nier,  mir,  mor,  mur 


358 


für  ,Goti  Vater'?);  im  zweiten  Teil  isi  offenbar  der  Name 
Maria  (d.  h.  der  Jungfrau  Maria)  enthalten. 

Docket-,  Tockent-Maryelein,  -Marej  elein: 
Marienbild,  spöttisch  als  Puppe  bezeichnet.  .Was  man 
anderstwo  an  D.  usw.  verwendet,  Das  verwende!  man 

bei  uns  mit  an  die  Schulen  in  Berg  und  Tal.'  Go- 
liath   1  *  11.    —    Vgl.    frz.    markmetta. 

,Wiss-Maria:  marionis  altera.'  Mal. 

Gemeint  ist  1t  Bock  eine  weissblühende  A 1 1  Rainfarn, 
.Tanacotum',  jetzt  Bertram-Schafgarbe,  Ach.  ptarm. ;  viell.  ist 
auch  die  gem.  Schafgarbe.  Ach.  mill,  mitverstanden.  Tau. 
bals.  heisst  auch  Marienblatt,  Franenminze. 

mareiele":  am  Sechseläuten  als  Mareieli  herum- 
ziehen und  um  Gaben  bitten  Z.  Vom  Gemeinderat 
von  ZAussersihl  (einem  frühem  Vorort  von  /.Still  i 
wurde   1870  das  M.  tw.  verboten. 

niariäg:  verrückt  GuV. 

Schlecht  bezeugt;  viell.  als  mar-jägg  zu  lesen,  das  bei 
dein  häufigen  Wechsel  von  aul.  m  :  b  (s.  Anni.  zu  Amarüle" 
Bd   1   215)  zu   bar-jäggüch    (Bd   111   2.">l  gehören   küuute. 

Mä'riäscli  (in  SchwE.;  S:  ZO.  auch  Mariarsch): 
1.  a)  in..  Heirat  P»;  Gl.  Er  denkt,  der  M.  feli  minder, 
nenn  er  d's  Schwächers  Parti  a'näm.  Gl  Volksgespr. 
1834.  —  b)  in.  und  n.,  ein  Kartenspiel,  in  dem  König 
und  Dame  (an  deren  Stelle  im  Spiel  mit  deutschen 
Karten  der  .Ober'  tritt)  eine  besondere  Bolle  spielen 
Al>;  Bs;  VO;  Gl;  S;  Tu;  Zu.  Syn.  Bagäschi-Spil 
l-'ii.  rs  M.  mache.  König  und  Ober  der  selben  Farbe, 
in  einer  Hand  vereinigt,  bilden  es  M.  —  2.  n.,  ein 
Hochzeitspaar  Zg.  [Die  Zwei  geben  zusammen]  es 
Silbers  M. 

Frz.  mariagi  in.,  in  Bod.  1  a  und  b.  Ide  Ausspr.  wechselt 
zwischen  «'  und  «-.  Das  Neutr.  bei  2  nach  deu  synn.  /'«>, 
ffi  spart. 

Erdäpfel-:  Heirat,  wo  beide  Teile  kein  Vermögen 
zubringen  B.  ,Hat  man  wenig  zusammen  gebracht,  so 
zückt  die  Welt  die  Achsel,  redet  verblümt  von  E.' 
Gotth. 

mariische",  bzw.  mariarsche"  (in  Z  mariaschle", 
in  Gl  mariäschle") :  1.  heiraten  SchwE.  Vo'  Dem  hed- 
er g'rad  sa  ml  verstände'  a's  en  alti  Jumpfere*  vom 
Spunsarihaltr  oder  nun  M.  MLienert  1891.  —  2.  das 
Mariasch-Spiel  machen  Ap;  VO;  Gl;  S;  Th;  Z;  Syn. 
bagäschenen.  Man  spielt  dabei  entw.  verteckt  "der 
offe*;  vgl.  Tobl.  312  a,    ferner  marschen  II. 

Mariaschier  m.:  wer  das  Mariasciispiel  macht  Zu. 

Mariske]  BS.,  Mariske"  Schw  :  1.  meist  coli.,  die 
Tamarisken-Staude,  Tarn,  germ.,  bzw.  das  zu  Pfeifen- 
rohren verwendete  harte  Holz  derselben  (Most-Börli). 
Syn.  wilde  Seri,  Tamarisch.  —  2.  us  de"  Mariske*, 
Ortsname  bei  ScHwBrunnen. 

mai'ixle"  (in  L  i,  sonst  i).  in  L  auch  morixle",  in 
ZStli.  murixle*:  1.  intr.  a)  scherzh.,  zu  Grunde  gehen, 
sterben  „L;"  U  (selten).  —  b)  =  gülen  (Bd  II  222) 
Glih.  f  —  2.  tr..  scherzh.,  bes.  in  der  Kdspr.,  um- 
bringen, töten  (bes.  durch  Erstechen),  von  Menschen, 
seltener  von  Tieren  (nam.  Schmalvieh  AaF.)  Aa;  Bs; 
B;  VO;  Gl;  Gr;  G;  Sch;  Th  ;  Z;  Syn.  materiell.  Muess 
(sött)-di'"  m.?  scherzh.  Drohung.  Hut  tüe'-mcr  üsere 
Schwinli  in.  Gui'liiir.  Er  kennt  alli  Ortli  im  ganze* 
'Kanton,  wo  Lüt  ifinari.elet  ivorde*  sind  und  wo  's 
gastet.  Scuwzd.  (SciiBargen).  Die  wffl-ich  m.  und  uf 
Die  hau-icn  zue,  droht  ein  Milizsoldat.  Stutz.  Über- 
wältigen, kampfunfähig  machen   L.    Jmdn  zum  Scherz 


(z.B.  durch  Kitzeln)  plagen  Ap;  ZO..  Sth.j  Jmdn 
(  Etw.)  tüchtig  hernehmen  Git;  G.  (Eine  Speise)  völlig 
aufzehren  Gr.  Etw.  zu  Grunde  richten,  zerbrechen 
(z.  B.  ein  Glas)  Gr;  ScnSt.  Auch  ndl..  sich  abarbeiten, 
aufreiben,  selbst  umbringen  Gr.;  UwE. 

Das  W.,  in  Bed.  1  a  und  in  gleicher  "der  ähnlicher 
Komi  auch  andern  südd.  MAA.  bekannt,  ist  viell.  eine  scherzh. 
Entstellung  des  nun.  morire,  mourir,  combinierl  mil  dem  syn, 
gixen,  bzw.  gtxen  (s.  Bd  II  569/70).  Betr.  diu  Voc.  der 
ersten  Silbe  vgl.  z.  B.  maröach.  Doch  vgl.  auch  Gr.  WB. 
VI    2717. 

Marizl'sli  B  (lt  Durh.),  Märezlsli  ZZoll.:  Narcisse, 
und  zwar  die  echte  N.,  Narc.  poet.  ZZoll.,  die  gelbe 
oder  gemeine  N.,  Narc.  pseudonarc.  B.    Syn.  Matzisli. 

Im  ersten  Teil  des  W.  liegt  wahrsch.  Anlehnung  an  den 
Personennamen  Mari  vor,  im  zweiten  viell.  au  Ztsen,  wegeu 
des  scharlachroten  Bandes  der  Blumeiikrone  von  Narc.  poet. 

Marie:  ein  Mineral.  .Saurwasser,  welches  aber, 
weil  es  zu  viel  M.  oder  Eisen  enthält,  nicht  Jedermann 
schmecket.'   Sererh.  1742.    —    Vgl.  afrz.  marle,   Mergel. 

Maröd  m. :  Nachzügler  im  Kriege.  Marodeur.  Z'let'zt 
hei  noch  der  Friden  e"  Pack  Maroden  im  Land  g'lö". 
Hebel.  Nichtswürdiger  Mensch,  Vagabund  Bs  (An. 
ad   St.).    —    Aus  frz.    maraud,   Lump,  Schurke. 

inarö'd  Bs  (lt  An.  ad  St.).  sonst  marödi:  nur  präd., 
abgemattet,  unwohl,  kränklich  Aa;  Bs;  B;  Gr;  G;  Th; 
Z;  auch  verdriesslich  Bs;  geisteskrank  GrV.  .Wie 
marode  er  darum  auch  vorher  gewesen,  jetzt  vergass 
er  wieder  alle  Müdigkeit  und  allen  Verdruss.'  Brei- 
tenst.  ,[Das  Gehen]  auf  rauhen,  holprigen  Wegen 
macht  ganz  marode.'  UBragger  1787.  ,Als  marode 
oder  zufällig  erkranket  unterwegs  geschlachtet.'  Z 
Anl.  1814.  —  Kirchhofers  Angabe  für  Seh:  m.  «",  tot  sein, 
ist   wohl  zu   erklären:  (fast)  tot  sein   vor   Müdigkeit. 

marode":  stehlen  Bs.  „Auf's  Rauben,  Stehlen, 
übh.  auf  etwas  Unsittliches  ausgehen  VO;  Gl."  — 
Frz.    marauder,   plündern. 

Marö'di  (bei  St.2  Marode)  —  f.:  1.  nur  in  der 
Verbindung:  Uf  der  M.  sl",  uf  d'  .1/.  gä*  =  maroden 
VO;  „Gl";  heimlichen  Geschäften  nachgehen,  bes.  zur 
Nachtzeit  SchwE.  —  2.  Räuberbande  GT.;  s.  111.  Kai. 
1851,  1  Gl .  —  Frz.  mamude,  Plünderung,  Raub;  «"■/  ä  '" 
//'.,  faire  la   in .  =  maraudi r. 

Marodin  m.:  Marodeur.  ,Er  wurde  als  nichts- 
nutziger M.  ausgemustert'  ZBheinau  Bcantw.  1717.  — 
Aus  einem  frz.    'maraudin. 


lliai'u  scli:  eigensinnig  ApH.,  M. 
oder   it.    moroeo. 


Aus  Iat.  moroevA 


Marotte"  f.:  das  Narrenscepter,  ein  Stab  mit  einem 
Puppenkopf  als  Grill'.  Am  Crispintage  erschien  auf 
dem  Feste  der  Schuster  zu  ZWthnr  der  Zunftnarr 
mit  der  ,M.'  als  Zeichen  seines  Amtes;  vgl.  Troll  111 
141.    —    Aus  frz.   marolte,  Puppenkopf  auf  dem   Narrenstab. 

mär:  Adj.  und  Adv.,  lieb,  wert,  angenehm;  gern 
Aa;  „Ap;"  VO;  Gl;  G;  Z.  Er  ist  mir  e"  tn-er  Ma"" 
GWe.  „Eine  m-e  Sache  Ap;  G  oT.*  De  chunnt-mer 
m.,  gelegen,  willkommen  Z.  Das  titen-ich  m.  ebd.  Bes. 
in  der  Verbindung:  als  (a's,  es)  m.  Scuw;  Uw;  Z,  fejso 
m.  AaF.;  Z,  noch,  nu  Gl;  L;  ZO.,  g'rad  GrPt.,  sonst 
ebe",  oder  auch  gehäuft  g'rad  ehe"  (e)so  m.  (in  Z  auch 
märd),  t.  mit  ausgedrückter,  t.  mit  bloss  hinzuge- 
dachter Vergleichung.    1.  zunächst  rein  gleichsetzend, 


359 


Mar.  1 


mit,   mir.   inoi'.   mur 


360 


ebenso  lieb,  angenehm,  gut,  wohl,  gern,  leicht  (mög- 
lich), wahrscheinlich;  gleichfalls  (,eodem  jure,  pari 
ratione.'  Id.  B)  Aa;  Bs;  B;  VO;  Gl;  Gr;  Sch;  S;  '/.-. 

dann  mit  leichter  Hervorhebung,  noch  so  gerne,  ge- 
radc(zu);  doch  gleich,  vollends  Aa;  Bs;  Z.  2**  we"t 
ebe*  so  in.  Das  als  's  Ander  (Rüebli  als  Herdöpfel) 
Aa;  '/,.  Es  Baichli  [Bänklein]  isch  dickisch  |"tt|  übe" 
so  m.  a's  e*  Bauch  [Bank]  BE.  lch  tuene*  Das  ebe* 
so  (ho'7',  im  so)  in.  Tch  hu"  Das.  l>,is  ist-mer  noch 
(ebe*)  sä  in.  G'rad  a's  m.  z'  Fuess  gä*  GitPr.  Du 
gast  im  sä  in.  dert  ihm"  (ii..  Haltest  du  iiit  ein"  so 
in.  g'rad  Das  ouch  noeh  ckönne*  ne"?  B.  Htm  i**  so 
vdl'tö*,  sn  will  £"*  's  tln"  so  tu.  üsmache*  [vollenden], 
Muess-es  g'loge*  si*,  so  Hai  ein  "  so  »i.  recht!  Bs  (Spreng). 
I '•  will  i*  kei*  Schrift  [aufgenommen  werden];  ehe"  so 
in.  chönnt-me*-se  de-"  gar  iw*  la*  drucke*.  Gottu. 
Wirst  öppe*  welle*  Chrüzerwirti*  si"?  Warum  nit  gar! 
sagte  Eisi,  ehe"  so  in.  Hüenermaitli.  ebd.  Oft  als  Aus- 
druck der  Gleichgültigkeit,  i.  S.  y.;  gleichviel,  (am 
Ende)  auch  noch,  gleich  noch  AaZ.;  Bs;  B;  L;  S.  .Eben 
so  m.  warte  ich  noch  länger!'  AaZ.  1815.  .Eben  so 
m.  kommt  mir  Dieses  auch  noch  auf  den  Hals.'  ebd. 
A'ständig  wär's-mer  g'si;  we**  's  dach  so  teil  afe* 
'gange*  g'sl*  isch.  d'  Sach  nur  ehe"  so  m.  für'gange*. 
Gotth.  ,.le  mein-  die  Mutter  daraus  [aus  dem  Geld- 
sack] nahm,  desto  ringet  gieng  es  ihr.  Ebc°  so  m., 
dachte  sie.  e"  kh"  me  oder  e"  klin  minger,  es  gang 
jetz  Alles  i"  Ei"'in  zue.'  ebd.  So,  ist  Das  der  Dank 
derfür,  für  Das,  wo-n-ich  für  dieh  tue"  u*d  sinne*? 
He  na  so  de"*!  ebe*  so  in.  Das  o  noc*  [es  gilt  mir 
gleich  viel,  ob  Das  auch  noch  dazu  komme]!  ebd. 
Gar  noch  L.  Wo  si  g'ha*  Itditd  d'  Ghanne*  W/r,  hed 
der  Heiland  noch  so  m.  müesse*  für  si  wache*.  Hafl. 
(von  der  Hochzeit  zu  Kanu).  Und  nenn  's  am1'  nid 
e*  Wide"  | Bündel  Werg]  spinnt,  sc  lachet  's  drüber 
no'h  se  m.  [ohne  Furcht  vor  der  .Frau  Fasten',  die 
träge  Spinnerinnen  bestraft],  ebd.  Auch  als  Ausdruck 
des  Ärgers,  der  Ungeduld,  der  Überraschung,  i.  S.  v.: 
warum  nicht  gar!  Aa;  Bs;  S.  Ebe"  so  in.!  oft  mit 
dem  Zusatz:  ist  d'  Geiss  verreckt!  Sprww.  1869,  oder: 
isch  's  Geissli  g'storbe*  Aa.  Der  Chasper  het  's  Gang- 
gelt tut  'ge*,  du  muesch  's  iez  zah*!  Antw.  Ebe"  so  m.! 
.Gott  wolle,  dass  man  [die  in  Ausstand  getretenen 
Ratsglieder]  als  mär  werde  haryn  zwingen,  dann 
harus.'  ThFrickart  1170.  ,Er  saite,  dass  er  als  mer 
ein  küedreck  wollt  sehen,  als  mess  haben.'  um  1524, 
Egli,  Akt.  .Zeuch  die  sach  nit  gleich  für  gericht,  lass 
als  mär  deinen  freund  deinen  handel  zerlegen.-  1531, 
Sprüche.  ,\Vir  sönd  als  mär  selbs  herren  syn  als 
knecht  [Aussage  von  Leuten,  die  bereit  sind,  den  Ge- 
horsam aufzuwinden]. •  HvRüte  1546.  .Ich  wollt  als 
mär  myn  gelt  verzechen,  als  gen  den  herren  und  fur- 
sprechen.'  HsRMan.  1548.  ,Du  wellest  als  mer  dym 
vatterland  als  fremden  dienen.-  TiiPlatt.  1572.  ..Alan 
gehet  eben  so  mehr  zum  Schund  als  zum  Schmidlein.' 
Hey.,  Hort.  1692.  ,Du  möchtesl  eben  so  m.  zehlen 
die  Sternen  des  Himmels.'  JUlrich  17'27.  —  2.  ge- 
radezu in  comparativischem  8.,  eher,  lieber,  vielmehr 
Aa;  B;  VO;  Seil;  Z.  T"«  saili  es  in.  Xn,l  ;  ne-u-eiii. 
Der  Parneter  wott  es  in.  g'hije*,  neigt  sich  eher  zum 
Fallen.  ,Den  Japhet  beduret  und  verwundert  seer, 
dass  ir  [Noe]  den  t'anaaii  band  asg'stossen  und  nit 
als  in.  syn  vatter  Cham,  der  üch  verspottet  hat  die 
schäm.'  HvRüte  1546.  ,Quir  potius,  ja  vil  mer  oder 
als  m.'   Fris.    .Wolle  grad  als  m.  einswegs  jetzund 


gleich  mit  dem  Vatterland  gehn  ■/.'  Grund.'  GGottii. 
1599.  .Warum  sie  zu  uns  zu  Märit  gangen  und  mit 
lins  Gemeinschaft  habind  und  nit  eben  so  m.  unsern 
gar  müessig  gangind.'  1621,  B  Archiv. 

Mini,  maere,  bekannt,  berühmt,  der  Rede  wert.  lieb. 
Härä    i  1    eine  Contamination    aus  mär  und  dem  syn.   wird. 

Onserm   sben  so  m.   entspricht  «las  nihil,  aU ■  .    rgl.  auch 

Gr.  Wi;  III  i:;:  Schm.-Fr.  I  1635;  Fr.,  Ztschr.  I  141/2; 
Vilmar,  Id.  19  and  Bech  1868,  25.  S.  mich  eben  Bd  I  44. 
Bed.  1  und  -2  lassen  sich  nicht  scharf  trennen;  mehrere 
unserer  Belege  erlauben  beide  Auffassungen.     Bieher  wohl 

auch,  freilich  entstellt:    .P'1'  wellt  s'  [die  Gans]  nid  i ■" 

Dicke"  ge",   und  sout  si  assma  sus  lo"  u«-".'   HMahl.   1620/45. 

un-mär,  o*-:  1.  Gegs.  von  mär  Aa;  Ap;  VO. 
Widerlich,  unangenehm,  vom  Geschmack  der  Speisen 
und  Getränke,  ebd.  Es  ist  im  ä'wider  und  U.,  teic  de" 
Chatze*  's  Schmer.  Sprww.  1869  und  ähnlich  schon 
GGotth.  1599.  .Ich  beschwöre  euch,  Würmer,  bei  dem 
allmächtigen  Gott,  dass  euch  dieses  Haus  als  u.  sei, 
als  immer  Gotte  der  Mann  ist.  der  falsch  Urteil 
spricht.-  JMöll.,  SchwG.  (FHemmerlin).  .Her  hinderst 
fuoss  was  üch  u.  [so  eilig  hattet  ihr's  auf  der  Flucht].' 
1468,  Tom,.  \'L.;  ähnlich  bei  NSchradin  1499  (Gfd 
1\  ::i).  .Und  ist  mir  nünd  des  ulnarer.'  1501,  Hof 
Kkiessern.  ,l)er  wyn  ist  mir  nit  so  u.'  Aal  1549. 
,Hab's  nit  für  u.,  wenn  Gott  dich  beschultet.'  1548/60, 
Sprüche;  dafür  1531:  ,Wird  nit  zornig.'  ,Gott  dem 
Herren  ist  das  viert  Gebott  keineswegs  das  unmärist 
[wertloseste].'  JJBreit.  1620.  ,So  soll  es  ihm  nicht 
unmäbr,  sondern  lieb  sein.-  FWvss  1672.  —  2.  von 
Personen,  unschön,  roh,  ungeschlacht,  widerwärtig,  von 
Gestalt,  Charakter,  Benehmen  ÄABh.;  Gl;  BAL;  G; 
Syn.  urig  Bd  I  420,  un-glumpfig  Bd  II  629.  RA.  lch 
lu'i"  iii'f''  nüd  u.  (entstellt  etinür),  kann  es  mir  nicht 
versagen  (z.  B.  zu  kommen)  Z.  Eu  u-e'JIu"",  Dingeier, 
Kerli.  Sauertöpfisch  Ar.  Von  Sachen,  schlecht,  un- 
gereimt Ap  (lt  St.1');  Gl.  En  u-i  Federe*.  De  u-t" 
We;/,  auf  ungeschliffene,  grobe  Weise  Gi.K.;  Syn,  leid. 
—  3.  verstärkendes  Adv.,  sehr,  ausserordentlich,  un- 
gewöhnlich Gl;  G.  U.  gross.  —  Mini,  unmaere.  Vgl.  .las 
in   Bed.  1   und  2   syn.   lüid    w 

.Mär  bzw.  Mer  GkD.;  GEh.  —  f.,  im  Übrigen  nur 
als  Dim.  Mari  Aa;  B;  Vi);  s.  Me'ri  BR.;  SG.,  Märit 
BE  .  Stdt,  sonst  Marli  bzw.  Merli:  1.  wie  nhd.  allg. 
Geschichten  und  Meri  erzelle*.  JoAcn.  Es  hed  efrud 
eu  tjair.i  Mer  [d.  h.  viel]  g'  erzelle*  g'wüsst  GrD.  Der 
schreienden  Elster  ruft  man  zu:  Hcst  eu  gueti  M.,  so 
schri  M.!    Hest  en  schlecht  i  M.,  so  hör  dest  e!   ebd. 

Je  uitcr  's  Marli  flügt,  je  grusliger  ''ass  's  lugt  L. 
De''  wird  Muri  [wunderbare,  unangenehme  Hinge] 
g'höre* !  Z.  Es  Märit  vo*  der  Tüfelsbrügg.  GJKvhn 
1806.  ..Märit-  und  Gespenstergeschichten.'  B  Hink. 
Bote  1827.  Was  ist  der  M.?  was  liegt  daran?  warum 
so  viel  Aufhebens  gemacht?  Aa  (Rochh.).  ,Er  sprach: 
Was  ist  der  mär  [was  gibt  es  Neues]?'  Ar  Krieg  1 105. 
.Losen,  was  der  mere  sei.'  151s,  TuFrni.  Oti'n.  ,lvs 
wärind  nüt  dann  märi  und  fahlen.-  157  1.  Mise.  Tig. 
.Hin  andre  Zeit  bringt  andre  .Mär.-  GGottii.  1599 
(Sprw.).  .Man  hat  den  armen  gemeinen  Mann  vil  be- 
töret mit  Merlinen  von  St  Mauritzen  und  synem  llcil- 
1  iini.-  JRüeger  1606.  S.  noch  heiss  (Bd  II  1686). 
2.  Ereigniss,  Tat  (von  der  erzählt  wird).  .Ettlich 
nttwe  mer.  durch  die  von  Pryburg  begangen.'  147LI, 
Bs  Chr.  —  3.  e"  Mär,  eine  Kleinigkeit  tiRHe. 

Mhd.  '/'".  re  ii..  f.  Das  Überhandnehmen  des  Fem.  wurde 
gefördert    durch   den  Zsfall   der  Pl.-Formen  des  Neutr.  mit 


861 


Mar.  liier,  mir,  mor, 


302 


den  Sg.  Fem.  ,Märi'  ist  in  der  a.  Lit.  als  Sg.  I.Kin  htipschs 
Min».-  i; v i iiiiujii.il  1588)  and  PI.  bezeug!  (auch  1528, 
Strickl. :  .Berichten  der  nüwen  märi,  so  uns  von  Luzern 
barkommoD  sind').  I.t  Dial.  246/7  wird  Märi  ,von  einigen 
Schweizern'  auch  als  Fom.  gebraucht,  ttüril  Anlehnung  an 
das  homonyme  Wärit,  Markt  (s.  d.).  Zur  Bed.  :i  Tgl.  nilul. 
JUciniu   maere,    Kleinigkeiten. 

Gasse*-:  allgemeines  Gerücht;  vgl.  Jas  syn.  <?.- 
Eed.  ,Ich  sag  ghein  g.'  Zwingli.  ,Dass  ir  n it.  allen 
gassenmären  gelouben  wollen.'  1521,  Strickl.  Er 
lialie  ilen  l!i  i.-t  geschrieben  als  ,land-  und  gassenmär.' 

1523,  Absch.  —  Kriegs-:  Kriegsgerücht.  .Als  dann 
ufrüerig  kriegsmäre  gand.'  1531,  Strickl.  —  Lugen- 
Märi:  Lügenmärchen.  HBdll.,  Tig.  —  Land-Mär: 
allgemeines  Gerücht  GrD.  Ei*s  Stückli  von  dem  lle.ee"- 
Narr  ist  zur  L.  worde*.  B.,  Chrcst.  ,Wyter  langt  uns 
an  durch  landsmär.'  1531,  Strickl.  ,In  lantmersser 
wise  [Etwas]  verneinen.'  1465,  Anz.  f.  schwz.  Gesch. 
.l'ns  sye  in  1-s-wys  angelanget  das,  so  iiwer  schryben 
meldet.'  1523,  Absch.    .Wir  sygen  in  1-s-wys  berieht.' 

1524,  ebd.  .[Was]  lantmerwys,  ja  schier  für  ein  eigen- 
schaft  |  verbürgte  Nachricht]  geredt  wirf  1532,  Strickl. 
Noch  1039,  Absch.  V  2,  1140.  —  üs-landmären:  im 
Lande  herum  erzählen.  ,Von  brueder  Klaus  von  der 
Flüe  wird  vil  mer  asgelandmeret,  dann  von  mir  ge- 
schriben   mag  werden.'   1485,  Gpd. 

Sag-,  Säg-:  Sage,  Märchen,  Gerücht  Ar;  Tu 
(Dim.).  Auch  in  der  ä.  Lit.  Vgl.  ,Sagemäre'  bei  Gr.  WB. 

—  Stadt-:  StadtklatschS.  's  Schinder griteli,  das  das 
oihr  disers  Stadtmeri  heimchrömet.  Schild.  —  Taut-, 
Tand-:  einfältiges,  leeres  Gerede,  Possen.  XVI./XVII. 

tant-mären:  1.  .Tantmären'  auftischen,  vorbrin- 
gen. .[Schwärmer]  die  vil  von  den  abgestorbnen  und 
irem  stand  tantmärend.'  RGualtu.  1552.  —  2.  (umc*-) 
tämäre*,  langweilig  und  lässig  arbeiten   ZZoll. 

Zur  Reduktion  des  ersten  Teils  vgl.  Auin.  zu  Schnel- 
lerer (Bd   111    1369). 

Tärli-Märli:  leeres  Geschwätz  Suh;  ZVV1.  T. 
mache*,  zaudern,  viel  Umstände  machen.  —  täre"- 
märe"  (lt  Spillm.  auch  tärre'-märre*),  tärli-märle* : 
unnützes  Geschwätz  treiben;  mit  Kleinigkeiten  die 
Zeit  verlieren,  zaudern  Z.  —  Tärimäri  m.:  lang- 
weiliger, langsamer  Mensch  ZKn.;  Syn.  Liri-Lari 
B.l  lil  1362/3.    Vgl.  tämeren. 

Dorf- Märi:  Dorf  klatsch  S.  's  isch  i*  's  Nöchber- 
hüs  (/'gange",  die  nagelneuste*  Dorfvieri  z1  verne*.  Schild. 

—  Schlaftrunks-Mär:  beim  Schlaftrunk  ausge- 
hecktes Märchen.  ,Dass  viele  von  diesen  Anschlägen 
bloss  Himgespinnst  und  Gerücht  (Schlaftrunks-  uiiil 
gassenmär)  seien.'   1530,  Absch. 

vcr-märe°:  Jmdn  verklagen,  verraten;  in  Verruf 
bringen  Ar;  GT.  .Wo  wollten  wir  Mäntel  hernehmen? 
Wir  würden  vermährt,  wenn  wir  s'  [zu  einer  Mum- 
merei] entlehnten.'  UBragger.  Damit  er  dem  König 
zeigen  könne,  dass  er  Das  nicht  sei,  wie  er  verschrien 
(,vernieret')  worden.  1533,  Absch.  , [Sie  wollten  Zwingli] 
weder  offnen  noch  v.'  Grob,  Chr.  1500.  ,[Der  Angeber] 
soll  nit  vermärt,  sonders  verschwigen  blyben.'  G  Mand. 
1611/22.  .Wie  us  Anzeig  und  Vermärung  noch  bei 
meinen  Zeiten  bescheehen.'  RCys.  .Verschweige  es 
nit,  melde  es  etwann  bei  einem  vertrauten  Herrn  an; 
ein  jeder  wird  des  Verstands  sein  und  dich  nit  v.' 
FWvss  1670. 

märle":  fabeln.  .Gemeiner  statt  zeichen  ist  nichts 
anders  dann  das  oberteil  des  bischöflichen  hirtenstabs, 


ungeacht  was  andere  davon  gemehrlet.'  Wurstises 
1580. 

märlich:  bekannt,  berühmt.  , Wann  [da]  ir  ander 
nierlicher  schiessen  wyter  berichl  sint  mit  vil  nie 
inhalt,  haben  wir  lengrung  der  wort  abgeschlossen.' 
1488,  Einladung  zu  einem  Schiessen. 

im-:  unsäglich.  ,Die  eidgenossen  verschussend  un- 
merliches  grosses  guet  in  die  statt  Zürich.'   Eijlib. 

uss-.  .[Der  Mörder]  gieng  us  dem  hus,  müessen- 
klicli  und  u.,  als  ob  er  niendert  von  ütz  wüsste.' 
Etterlin  1507. 

Spreng  erklärt  in  seiuer  Ausgabe:  ,1'rci  und  öffentlich'; 
doch  bedeutet  das  W.  vidi,  eher  ,gleiehgiltig',  d.  Ii.  der 
Mörder  benahm  sich  so,  wie  wenn  er  ,aus  der  Märe'  wäre. 
ihn  die  Sache  Nichts  angienge. 

„all-  iiiarig :  allmählich  VO." 

Maure"  f.,  auch  Mauri  I:  Rufname  schwarzer  Kühe 
Gr;  solche  gelten  als  bösartig.  Vgl.  Gholflß  Bd  HI 
208/9.   —   Wahrseh.   romanischen  Ursprungs;  vgl.  Mar  I. 

Maures  I:  die  schwarzglänzendc  Art  der  Brom- 
beere, Rub.  frut.,  im  Gegs.  zur  blauen  Br.,  Ruh.  cae- 
sius  Gr.    —   Vgl.  lat.  mörue. 

Mauritius  Mauri  II  L;  W,  Mdritz  AaK..  Keller- 
amt; BsL.;  L;  Scuw;  S,  Merez  W,  Muri  W,  Mizi  Gr, 
Bitz(el)  Schw,  Bitzi  BsStdt:  Personenname.  Man/:, 
witt  auch  (noch)  e*  Bits,  Scherzreim  L.  D's  Meretsch 
Hennen  gern  Mieten,  sterben  müssen  W  (St  Mauritius 
ist  der  Schutzpatron  der  Kirche  zu  Naters,  wo  auf 
dem  Friedhof  die  Hennen  aus  den  Nachbarhäusern 
weiden).  ,[4>ie  Lichter  sollen  brennen]  ze  Sant  Ma- 
rizen  mess.'  nach  1488,  Gfd.  ,Zu  Steinen  fallt  ein 
jarmerkt  zum  vidi  järlich  uf  Sant  Maritzen  tag.' 
1501/44,  Schw  LB.  ,Das  gottshus  im  hol'  [zu  Luzern] 
erstiit  in  der  eer  sant  Marizen.'  Salat.  Auch  Fa- 
milienname: Maritz  S,  Bitz(i)  Bsf;  L  f;  G  f;  W;  Z; 
vgl.  auch  .Ritzmann.'  's  M-e"  Bäbi.  Joacii.  1883.  .Im 
Maritzli',  Flurname    ZStäfa. 

Her  h.  Mauritins  war  der  Führer  der  thehäischen  Legion, 
die  ihr  Martyrium  hei  St  Maurice  im  Wallis  erlitten  leihen 
soll;  verschiedene  Kirchen  im  Wallis,  in  den  Kantonen  der 
frz.  Westschweiz,  auch  in  Grauhündcn,  «neu  daher  dem 
h.  Mauritius  geweiht.  Die  Kapelle  des  Siechenhauses  in  der 
Spannweid  hei  Zürich  hiess  einst  ,zu  St  Moritzen';  vgl.  Vfig.- 
Nüseh.  II   615  ff.    .Kitz',  Taufname.    1545/50,  G  Hdschr. 

Maurus  Maures  II  SciiwE.;  UwK..  Mauri  III 
UwE.,  Mausi  UwE.,  Mäusi  Schw:  Taufname. 

iiirr  Aa  (selten);  Ar;  Bs;  BO.;  Gr;  PA1.  (Adj.); 
Seil ;  W  (Adj.),  me  (Dat.  PI.  mene*)  Aa  ;  Ar;  Bs  (selten) ; 
Gl  (mi);  BAL  (Adv.);  G  (in  Sa.  mei);  Sch;  Schw;  Tu ; 
Z.  min  U  —  mit  neuer  Steigerung,  Comp,  merer  Bs, 
mener  G;  Sch;  Tu;  Z  —  Sup.  s.  meist:  1.  Adj.,  zu- 
nächst von  Personen,  grösser;  in  BO.  auch:  älter;  in 
übertr.  S. :  angesehener,  bedeutender,  an  Stand.  Bang, 
Kenntnissen  usw.  „Du  bist  der  Merer."  Du  bist  mer 
wa  ich  W.  Das  China  ist  me  als  enes,  körperlich  und 
geistig  besser  entwickelt  Tu;  Z.  Der  eint  Arbeiter 
ist  me  [geschickter,  tauglicher]  leider  der  ander,  ebd. 
Luege*,  Welcher  me  [sei],  sich  messen  S;  Z.  D'  Frucht 
nt  hiir  me  weder  fern  Th;  Z.  's  mener  Hai:,  der  grössere 
Teil  desselben  GRh. ;  Z.  Der  merer  Spick  isch  ies 
g'esse",  die  grössere  Hälfte  Bs.  Die  Vieri  Schnei,  die 
Oberschule,  d.  h.  die  Schule  für  die  altem  Kinder  BHk. 
S.  noch  Här   (Bd  II    1506).     ,Die    Stellifluh,    welche 


363 


Mar,  mer.  mir,  mor,  mur 


364 


hier  auf  Murren  mit  dem  Namen  der  minderen  (d.h. 
kleinern)  Jungfrau  bezeichnet  wird  and  jener  grossen 
die  Benennung  der  mehreren  (d.  i.  grössern)  erwirbt.' 
Wyss  1817.  .Die  mehrere  Stadt',  ilas  jetzige  Gross- 
basel  Bs  (Spreng).  .Die  mere  Basile.'  Bs  XIV.  ,ln 
der  meren  statt  und  in  der  minren  statt  Luzern.'  XIV.. 
ä.  Ratsb. ;  dafür:  in  der  mehreren  und  in  der  mindern 
Statt  Luzern.-  RCys.;  jetzt  nur  noch  scherzh.  LStdt. 
,Gegen  der  merun  .statt  [Zürich].'  1298,  /.  Urk.  .Die 
mfirre  statt  Zürich.'  1336/1446,  /  Chr.  .Zürich,  in  der 
meren  statt.'  1438,  Urk.  Dafür  seit  dem  XVII.  .die 
grössere',  jetzt  (etwa  seit  Mitte  XVIII.)  .die  grosse 
Stailt-  / ;  doch  noch:  .Vereinigte  Musikgesellschafl  in 
der  mehreren  Stadt.'  vMoos  177."«.  .Von  dem  buechin 
stock  in  den  see,  den  see  uf  in  die  meren  A.  die  meren 
A  uf  unz  gen  Nuwenkilch.'  1411,  L  Flurgrenze.  ,Der 
merere  Löuwenstein.'  1455,  Z  Hausname,  im  Gegs. 
zum  .kleinen  L.';  dafür  1606:  .zum  grossen  L.';  vgl. 
Vög.-Nüsch.  I  393.  ,Si  heind  'gen  2  rl.  an  die  meren 
gloggen.'  vor  1 191,  Gfd.  .Das  gross  oder  merer  Sigel.' 
RCys.  .Was  er  gebüt  an  dry  schillig,  das  soll  er 
nemen,  es  war  dann,  dass  die  hoflüt  die  buoss  merer 
machotind.'  1127,  Schw  Rq.  ,Dyn  forderung  ist  lieiss, 
berl  und  schwer;  yedoch  ob  sy  glvch  merer  war,  ich 
wollt  mich  hieran  gar  nüt  scharen.-  Haberer  1562. 
.[Appellation]  für  das  merrer  gerichte.'  Auf.  XIV..  B 
Handfeste,  Übersetzung  des  lat. :  ,ante  majus  Judicium'; 
in  späterer  Obersetzung:  .hocher  Gericht.'  .Die  merer 
gewalt',  die  oberste  Behörde,  Instanz,  bes.  der  Rat. 
z.U.  der  Stadt  Zürich;  vgl.  Absch.  IV  1  b,  338.  ,Nit 
alle  Sachen  kommen  zum  Ersten  für  den  Rat.  und 
nachdem  es  ist,  schlachen  sie  es  für  ein  mehreren 
Gewalt.'  RCys.  .Wie  der  vatter  ein  merer  Christ  [ein 
Grösserer  als  Christus]  genemmt  wird.-  B  Disp.  1528. 
.[Leute]  mehrers  oder  minders  Namens.-  RCys.  ,Zue 
merer  ufstiftung.'  Kessl.  .Fehler  von  mehrerer  Wich- 
tigkeit.- XVII.,  Bs  Gescheidordn,  S.  noch  Jossen  Bd  III 
70/1.  Bes.  in  stehender  Verbindung  mit  gewissen 
Subst.,  die  mit  ihm  z.  T.  zu  adverbialen  Formeln 
erstarrte  Zusammensetzungen  eingehen.  Der  mir  (Aa; 
Ar;  ZO.),  merer  (Aa),  mener  (ZO.,  S.)  Teil,  der  grössere 
Teil;  die  meisten.  .Das  wir  einfaltigen  nit  verstanden 
habend  und  iro  der  meerteil  ouch;  bis  dass  es  darzue 
ist  kommen,  dass  wyt  der  meerer  teil  der  christen- 
menschen  nitg'wüsst  hat...'  Zwingli.  .In  meerteil  ge- 
richten  ist  der  brüch  gewesen.'  1575,  Th  Landesordn. 
.Was  die  21  gemeinlich  [einstimmig]  oder  zum  mehren 
Teil  fürzuenemmen  erkannten.-  Wurstise'n.  Auch 
sonst  sehr  häutig  vom  X1V./XVIIL.  getrennt  und  zu- 
sammengeschrieben, in  den  Formen:  .Per  mere-  (1304, 
Z  RBr.).  .der  mer.  merer  Teil.'  Auch  mit  gen.  s.  ,üass 
von  mehrteils  leuten  kein  underscheid  gehalten  wird.' 
slloi-ini.  1591.  .Dass  merteils  Lüt  darab  erwachet,' 
1601,  Ardüser.  ..Man  pflanzt  an  mehrenteils  Orten 
Korn.-  Sererh.  1742.  Kein  adv.  in  Gen.-,  Icc-  oder 
Nom.-Construction.  Mersteils  UwE.,  merteils  S,  mert$l& 
Ar;  Schw;  S;  ZKn..  menerteils  ZWatt,  / :' i  metflfsj 
Schw  (in  Ib.  medels);  Z,  's  Mertel  GRh.,  ./r/o  Mertel 
Aa.  de"  nun-  (Gr),  der  mener  (GRh.;  Z)  Teil,  zum 
grössern  Teil,  meistenteils,  meist.  Was  si  merteils 
gsse*  und  (null".  BWyss.  /•''  b'scMsse'  d'  Lüt  de* 
mere"  Teil  Gr.  Wer  :'  vil  will,  chunnd  :'  metelsft) 
lützel  über  ZA IV.  a/A.  Si  sind  de  Mute!  ful  Aa. 
,200  Schlangenbüchsen,  inerteil  ysen.'  1476,  Bs  Chr. 
.Ich  gloub,   du  tuest  s'  ■/,'  merteil   kennen.'    JBinder 


1535.  .Sicuti  pleraque  mortalium  habentur,  wie  es 
den  merenteil  in  der  weit  gat.  Der  merenteil  all. 
plerique  omnes.'  Fris.;  Mal.  .Ich  bin  der  mehrer  Teil 
in  Frankrych  'zogen.'  AHaffx.  1577  (ed.  1849).    .Jeder 

s.ill  -.■in  Gut  in  das  Ort  versteuern,  da  er  den  Mehr- 
teil gesessen.-  1632,  Absch.  .Wann  Einer  blind  werden 
will,  facht  er  mehrteils  an'n  Augen  an.'  Schimpfe.  1651. 
(D)'s  nur  ZV.  die  meiste  Zeit  (über),  meist  BO.; 
Onl'r.  Men  erfari  d's  mer  ZU  nid  vilGuetseh.  Schwzd. 
(OkI'i-.).  leh  ija"  ,-'  merzit  hungrigen  i*  d's  Bett.  Volks- 
kal.  1851  (BHk.).  .Denn  niemand  ist,  der  Gottes  nit 
zue  nieerem  zyt  vergesse.'  Zw  ingli.  Vgl.  auch:  .Mehren- 
teils Zeit  ist  der  Bach  recht  schwarz.-  Sererh.  1712. 
Als  Zahlbegriff,  die  grossere  Zahl,  mehrere.  Das 
Stück  Land,  wo  die  merere"  Bäum  d'ruff  si*  l!s;  '/.. 
's  göi  im  in"  Litte"  so  wie  mir.  Fecrer.  Us  mene* 
G'were*  schüsst  der  Eint.  Schwzd.  (Schw).  .Avers  hat 
kein  rechtes  Dorf,  sondern  nur  etliche  Nachbarschaften, 
deren  jede  aus  10 — 20,  auch  mehreren  oder  mindern 
Häusern  besteht.-  Sererh.  In  der  ä.  (bes.  Rechts-)Spr. 
von  der  Stimmenmehrheit  in  Volks-  und  Gemeinde- 
versammlungen, bei  richterlichen  Urteilen  usw.  .Mit 
der  meieren  hand  erweit.'  Edlib.  .Was  die  merer  band 
gibt,  dem  solle  gestracks  nachgelebt  werden.-  1490, 
LRotenb.  Amtsr.  .Wie  des  unser  landlüt  überein- 
'kommen  sind  mit  der  meren  hand.'  1512/4  I.  Schw  Uli. 
.Der  bär  [die  bernische  Regierung]  schickt  in  syn 
statt  und  land,  liess  machen  mit  der  merern  band 
[abstimmen],  ob  man  [die  Genfer]  wollt  entschütten.' 
XVI.,  Lied.  .Da  wäre  das  Los  oder  merer  Hand  ge- 
macht.' RCys.  S.  noch  Hand  Bd  II  1387  und  Mer- 
II, im]  Bd  11  1394/5.  ,Mer(er)e  ürteilde.'  .Swer  der 
ist,  der  wider  der  meren  ürteilde.  du  mit  dem  rat  und 
mit  der  menigi  gesamnet  wirt.  utzet  widerredet.'  um 
1300,  ä.  L  Ratsbüchlein  und  ähnlich  noch  im  L  Stadtr. 
1706/65.  .Per  secher  mag  syn  urtel  wol  zien  für  die 
vögt,  nu  muess  er  aber  die  meren  [hier  wohl  die  sie- 
gende Partei  |  trösten,  dass  er  si  wys  von  schaden; 
ist  nu,  dass  die  minre  recht  gewinnt,  so  soll  si  die 
in.  i.'  trösten.'  1111.  Seg.,  RG.  .Was  entlicher  urteilen 
hin  für  an  dein  gericht  mit  merer  folge  'geben  werdent.' 
1457,  Bs  Rq.;  s.  noch  Bd  1  811.  .Und  werden  die  Ur- 
teilen in  ihren  Räten  alhvegen  mit  der  mehreren 
Stimm  durch  ufgehebte  Hand  gemehret  und  entschei- 
den.- RCys.  ,Da  die  katholische  Ort  es  dahin  gebracht, 
dass  das  Pabsttum  mit  mehrerer  Stimm  wieder  ein- 
geführt worden.'  Mem.  Tig.  1712.  ,N.  N..  Metzger, 
hat  mit  merer  Wahl  die  Metzg  widerum  bestanden.' 
1672,  SchScM.  Urk.  —  2.  subst.  a)  PL,  pers.  Mereri 
(Aa),  Meneri  (Z)  händ  '.<  ./'s.)/.  Ich  hu"  's  m"  Mine* 
g'hört  '/..  's  ist  Mene*  's  Unglück  «'s  '»•  Glück  g'si*. 
SöUis  [Solches]  ist  Mene* passiert  Gnl'r.  .Welche  die 
seind.  weih-  oder  mannspersonen,  die  mehr  in  das 
land  zu  den  mehreren  [der  protestantischen  Mehrheit 
in  den  äussern  Rhoden]  oder  in  andere  abtrünnige 
land  ziehen,  die  sollen  meinen  berren  ehr,  leib  und 
gul  verlallen  sein.'  1584.  Ael.  LB.  —  b)  Sg.  Xeutr. 
a)  flektiert.  De  muest  u/i/us  Me(ner)s  (auch  nur  nu) 
a*legge*,  su'si  frörst  Z.  .Etwas  Mehrers  oder  Anders 
von  dem  evangelischen  Handel  in  Schrift  verfassen.' 
1638,  /.  Bibel.  ,üie  Tarasper  haben  das  Mehrere  von 
ihrei  Prätension  behaubtel  [imProzess  ihre  Ansprüche 
.i'  tenteils  durchgesetzt].'  Sererh.  1712.  S.  noch 
Mer.  Dem  Gegs.  .minder'  gegenübergestellt,  's  Minder 
l'ur's  Merer  bekommen,  desto  weniger  Entschädigung 


865 


Mar,  im>i 


um',  nior,  mur 


360 


für  erlittenen  Brandschaden  erhalten,  je  mehr  vom 
Gemäuer  stehen  gebliehen  i-t  Gr.  .Darum  wir  um 
das  minder  das  merer  verlurend.'  Morgant  1530.  ,Das 
Minder  und  das  M.',  formelhaft  für:  Alles  zusammen. 
.Jedermann  soll  sturen  alles  syn  ligend  und  farend 
gn<>t.  minders  [und?]  mers,  pfenning  und  pfennings- 
wert.-  1384,  AaB.  Stadtb.  ,Darzu  soll  alles  syn  guet, 
uss  und  in.  das  minder  und  'las  m.,  \  erfallen  sj  a.'  1 190, 
vRodt.  ,N.  X.  soll  als  Augenzeuge  eröffnen,  was  die 
Boten  gehandelt  und  was  er  selbst  dabei  getan,  das 
minder  und  mer.'  1529,  Abscii.  .Alles  guet.  das  minder 
und  das  in.,  so  der  nachrichter  verlassen.'  1541,  l!s 
Eq.  —  ßl  (in  W  auch  me,  im  Gegs.  zur  Adj.-Form 
mer)  wie  vil,  als  dessen  Comp,  es  erscheint  (s.  Bd  I 
774/5),  flexionslos.  1)  mit  abhängigem  Gen.  lch  wellt  i 
gern  niirl'  mitr)  desehi,  mehr  davon  \V.  .Kins  öpfels 
[der  Baum]  nit  mec  treit.'  U Eckst.  .Durch  mer  nutzes 
willen.'  L563/1624,  Schw  LB.  S.  noch  Zue-fall  Bd  I 
745.  —  2)  alleinstehend,  oder  auch  mit  Apposition, 
im  Allg.  wie  im  Nhd.  Me"  chönnt-em  jo  nW  wiener 
[Lohn]  iß".  Stütz.  Wenn  Das  nüd  hilft,  su  hilft  ine 
o1''  nüd  BE.  Mer  chörme'  netler  Brot  esse"  Bs  (Brei- 
tenst.).  De  nutest  Im",  bis  d' gern  me  hättest,  Abferti- 
gung L  (Ineichen).  Wer  hei  einer  Arbeit  wenig  aus- 
richtet,  von  Dem  spottet  man:  D'er  mag  i"  zwe  Tagen 
auch  nie  weder  in  ei""m  Th;  Z.  D'st  mener  isch-ene" 
dra"  g'lege"  Schw.  Alls  (wie)  me,  immer  mein  BsStdt. 
Nut  (bzw.  Xiid,  Nünt)  me  (in  A.\  tw.;  BO.;  L;  Schw; 
l'w  auch  assim.  Nüm-me,  Nüme,  in  L  auch  Nümi), 
Nichts  mehr.  leg  säg-ich  Nüt-me,  da  hört  doch  Alles 
auf!  Bs;  Tu;  '/,.  A,  B,  C,  cha""  Nüt  me;  hätt  ich 
g'lert,  so  chönnt  ich  nie  Bs  (Kdld).  Dernöeh  ist  Nümi 
z'  mache".  L  Nachr.  1865.  Wenn  m'vs  Schätzeli  e" 
Zuckerstock  war,  so  sclilecke.t-vh  dra",  bis  Nümi  dra" 
war  Bs;  L.  Auch  gellauft  Xiitt jine-me.  /■''  wott  Nät- 
me-me  säge"  S.  Ich  hi"  kei"  Ratsherr  me;  ich  bi"  gar 
Nümi  me  L.  Nüt  des  me  u"d  Nüt  des  minger  Im". 
darum  nicht  mehr,  doch  auch  nicht  weniger  haben 
BE. ;  ähnlich  Z.  Ieh  hä"  Nüt  des  me  (auch  zsgez. 
Nütesme),  ich  habe  keinen  Nutzen  davon  (also  kann 
mir  die  .Sache  gleichgültig  sein)  V.O.  Du  heizige 
Tschöli,  teas  hesch  iez  das  me!  Schwzd.  (U).  .Sieh  an, 
myn  lieber  Daniel,  ich  sing,  ich  sag  mee,  was  ich 
well,  so  wend  sy  dich  schlechts  usshin  han.'  SBirk 
1535.  ,Mer  ich  hätt,  mer  ich  wett  han.'  Com.  Beati. 
,Nit  nie  denn',  formelhaft  am  Schlüsse  von  Ansprachen, 
Briefen  usw.  ,Nit  me  denn:  Gott  halt  üch  in  syner 
huet!'  1514,  B  (Gfo.).  ,Nüt  mer  dann:  Gott  bewar 
üch!'  Morgant  1530.  ,Nit  mee  dann:  blybend  styf 
und  stät,  das  bitt  ich  üch,  ir  frommen  rät.  Gand  yetz 
nur  heim.'  HBull.  1533.  .Das  wend  wir  tuen.  Nit 
mee  dann:  gond  und  heissend  kon,  die  dussen  stond.' 
ebd.  .Herr  Hauptmann,  wenn  wir  werden  'zalt,  so 
ziehen  wir  mit,  wo's  euch  g'fallt,  bis  wir  ein  andern 
Herren  finden.  Nit  mer  dann:  schlach  auf  die  truni- 
men!'  Z  Laz.  Auch  mit  weggelassenem  ,denir:  .Alls 
gilt's  mir  glych.  Nit  mer!  die  arbeit  leer  du  mich!' 
Ruef  1550  u.  ö.  Vgl.  noch:  .Der  ist  erlegt.  Der  wird 
aufhören  lästeren  [sagen  zwei  fanatische  Geistliche 
nach  dein  Tode  eines  Märtyrers];  nicht  mehr  als:  ein 
Anderer  her!'  Mise.  Tig.  1723.  Vgl.  noch  Gib-mir- 
me(r)  Bd  II  307.  —  3.  adv.,  im  Allg.  wie  nhd.  a)  stei- 
gernd, a)  vor  Conj.  der  Vergleichung.  1)  ,me  als, 
.  dass.'  Mener  als  füfhundert  Jör.  Schwzd.  (ScnSt.). 
Do  hast  du  Hecht  und  me  a's  (auch  denn)  Hecht  Zg;  Z. 


D'r  Bis  hei  g'sen,  dass  du  Ettes  nie  a's  recht  si,  und 
hei  sein'  e"   Wil  b'sunne*.    Schwzd.  (GiiPr.).     Das  ist 

nur  und  nie  das  (auch  nit  dfS,  nit-thsi  war,  nur  ZU 
wahr     /..      Mi     das    fd-sl    g'nueg;     nie   das  nbsl    Kim 

Tu;  Z.  Mmtznl.  pur  troppo  l'Al.  (Giord.  1891,  93) 
Me  a's   (geschwächt   -js)    ebiy    (zsgez.  messibg"   ApL, 

Teufen),  me  das  ein",  in  Ai\M.  entstellt  me-dernebe; 
Ausdruck  energischer  Zustimmung,  freilich  ja.  aller- 
dings, ganz  richtig,  ganz  wahr  Ar;  G;  vgl.  Bd  I  45 
und  das  syn.  eben-selb.  —  2)  ,rae  denn',  in  L;  Scirw; 
Zg  z.  T.  verschmolzen  zu  mede".  De  Himmel  donkt- 
me  [mich]  me  denn  triieb.  Lenggenhager  1830.  Ich 
hän-em  me  denn  nie  Hä"  Z  (Spillm.).  Wol,  wol,  es  ist 
meh  de""  wahr.  GesprXch  1712.  's  ist  mede"  guet, 
recht,  schön,  'zalt.  .Er  trängt  die  Römer  meer  dann 
jämerlich.'  HBull.  1533.  .Wir  band  exemplen  mer 
dann  vil.'  Mauritiana  1581.  .Mehr  und  mehr  ver- 
steinernd und  zu  einer  blossen  Verstärkung  verblas- 
send VO;  Z.  Vgl.  e  Bd  I  11.  Du  hast  mede"  Recht, 
du  hast  meiner  Treu,  in  der  Tat  Hecht  ZU.  's  ist  m. 
wör,  es  ist,  wie  ich  nun  selbst  einsehe,  ganz  wahr; 
auch  i.  S.  einer  Beteurung,  um  das  verpönte  .gewiss' 
zu  vermeiden,  ebd.  Gang  m.  du!  es  ist  das  Beste, 
du  gehest  (statt  meiner),  ebd.  Mach  's  m.  du  [teile 
du,  statt  meiner,  die  Spielkarten  aus];  's  ist  aber  glich. 
Stdtz.  Sr  will-ic''  m.  [denn  also]  gö".  ebd.  's  ist-mer 
m.  glich,  ganz  gleich,  ebd.  Balget  [schilt]  er  di'h  denn 
wider,  will  ich  m.  [gewiss]  selber  emol  mit-em  rede". 
ebd.  Und  wil  au,h  die  andere"  Herre"  me  oder  weniger 
com  Österricher  abhängig  g'sl"  sind,  se  cha""  nie"  m. 
[mit  Fug  und  Recht,  schlechterdings]  säge":  Stadt  und 
Amt  sigi't  österrichisch  g'sl"  Zg  (Schweizermund).  Er 
tuet  mer  m .  Alles  z'leid,  was  er  cha""  Zu.  Da  bringst 
mi'1'  in.  [sicherlich  noch]  um  Hub  und  Guet.  ebd.  Er 
schämt  sc'1  m.  [wahrhaftig]  /.>"  Bitzeli  d'rab.  ebd.  Ieh 
bi"  halt  air'1  g'sund  g'sl",  wie  's  i"  de"  HÖchene"  m, 
[eben]  de  Fäl  ist.  JSenn.  Wenn  's  Vehli  st"  Sach 
hat,  se  flarz-i""  m.  [denn  wohl  etwa]  e"  chll"  uf  d'r 
i'i  tu  ue.  ebd.  A.  GiH  's  nüd  bald  Firobig?  B.  's  wird's 
iez  dünn  in.,  m.  [freilich  wohl]  ge"  Zu.  Hieher  wohl: 
.So  habent  wir  die  bed  partyen  merdenn  uf  ein  tag 
für  uns  betagt  [  vorgeladen].-  1  1  '.••'>.  Senn.  ürk.  S.  noch 
numede".  —  3)  ,me  weder',  in  F;  L;  Z  auch  me-  bzw. 
me-der,  mehr  als.  Me  weder  ebe"  recht,  über  das  schick- 
liche .Mass  hinaus  Z.  D'  Litt  sind  recht  und  im  weder 
recht,  ihre  Rechtlichkeit  ist  über  allen  Tadel  erhaben 
Tu;  Z.  Das  war  afe"  nie  weder  recht,  es  wäre  die 
höchste  Zeit,  das  Unrecht  gut  zu  machen  S.  Me-der 
g'nueg,  me-der  Einer  L;  Z.  —  ß)  ,eher'  in  der  Ver- 
bindung schii"  me  Tn;  Z.  Das  ist  sclio"  me  Mues  [als 
Suppe],  von  einer  dicken  Brühe.  Das  ist  sclm"  me 
'brüelä  [als  gesungen].    Da  sieht  's  scho"  me  wüest  üs. 

—  f)  zur  Umschreibung  des  Comp.  .An  einem  ab- 
gelegenen Ort,  so  verbesseret  und  mehrers  verwahrt 
werden  müsste.'  1Ö35,  Spyri.  , Gleichwohl  nicht  ge- 
bessert,   sondern  noch  mehrer  erhärtet.-   S  Kai.  1758. 

—  ä)  vor  Comp.  .Er  ward  ye  mer  kreftiger.'  1530, 
Apostelgesch.  .Coloratior,  mer  gefärbter.  Suavitate 
conditior,  mer  lieblicher.'  Fris.  ;  Mal.  S.  noch  mer- 
besscr.  —  e)  verbunden  mit  dem  Gegs.  minder.  ,Dass 
die  gab  des  gloubens  vilen  underscheidlich  [in  ver- 
schiedenem Masse],  merer  oder  minder,  'geben  werde.' 

'II  Disp.  1528.  Zur  Bezeichnung  eines  ungefähren 
Masses.  ,Unsern  acker,  des  dry  juchert  sint,  minder 
oder  nie,    ane  geferd.-    1390,    Z  Urk.     Irgendwie    ZO. 


Mar.  mer,  mir,  mor,  imir 


368 


Wenn  ich  minder  und  m.  chann,  sc  cliumm  J«*.  Joseph: 
.Ich  werd  g'wüss  einmal  blyben  tot,  wenn  ich  iiic" 
minder  oder  mer  ein  Warnung  gib  [d.  h.  nur  die  ge- 
ringste  Warnung  an  meine  Brüder  richte].'  Kdep  1540. 
S.  noch  geh  Bd  II  66.  —  b)  Wiederholung.  Häutigkeit. 
Fortdauer  einer  Handlung  oder  eines  Zustandes  be- 
zeichnend: öfter,  wieder,  weiter! bin |.  ferner(hin),  noch  : 
auch  sonst,  a)  betont,  allg.  Mach  ml  so!  I.  tue  Das 
(noch)  me!  '/..  Drohung.  Chunnt's-der  me  so,  hast 
du  öfter  solche  Einfälle?  Tu.  Scherzweise  entschul- 
digt man  sich :  's  ist  vier  leid  dtrfür,  ich  will  's  im 
tue*  '/..  Ghömmed  me  dere'weg !  zu  Einem,  der  soeben 
eine  Zahlung  geleistet  hat  Th;  Z.  Chumm  (chömmend) 
me  (zue-n-isj!  Abschiedsformel  Aa;  Ar:  VO;  Th;  Z, 
etwa  mit  dem  scherzh.  Zusatz:  Mer  sind  gern  eUei"  '/.. 
Ghommet  de""  me  «'  Hengert  W.  ,Adie  wohl,  sagte 
die  Wirtin,  und  komme  bald  mehr.-  Gottb.  .1  >ie  mueter 
heisst  mich  betten  dich,  du  söllist  bald  nie  zue  uns 
kon.'  Euef  1540.  !■''  uill-der  nie  Ojijn's  ge",  iron., 
bes.  zu  Einem,  der  eine  empfangene  Gabe  nicht  schätzt 
Th;  Z.  Sehn"  me,  auch  sonst,  früher  schon  Schw;  Tu; 
\V;  '/,.  Da' ist-mer  scho'  me  passiert  Tu.  ,Verflüech< 
werd  der,  der  dich  me  anhett.'  Morgant  1530.  .Ich 
liitt  dich,  das8  du  nach  mer  by  mir  belybest.'  ebd. 
.Was  ich  et  wann  mer  gehört  hatt.'  FPlattkk  1612. 
.Wann  sy  mehr  [wieder  einmal]  nimmer  reden  könn, 
wöll  er  sie  nur  gen  hychten  schicken.'  Schimpfr.  1651. 
.Kin  Wunder,  das  ich  mehr  gesehn.'  Lddw.Mey.  1767. 
Mit  adv.  s:  ,ln  dein  Sommer  ist  das  Schaffleisch  meh- 
rers [öfter]  anzutreffen  [als  Rindfleisch].'  SHott.  1 702. 
S.  noch  Deutsche  Volksb.  (i,  32.  —  ß)  schwach-  oder 
unbetont  und  daher  oft  verk.  I'h  war  en  Narr,  ivenn- 
der  me  Oppis  gab,  zu  einem  Undankbaren  Tu;  Z.  Si 
hcui  chiiiii  vor  Wreid  mer  <i'essr"  U.  Dass  künftig  nur 
med'  Chüe,  nümme'  d'  Lüt  sötti't  ehalbere*.  Kvn  1860. 
S.  noch  Nüt-me  (unter  2  b  ß  '_')  und  nümme".  — 
c)  s' mere*,  meistens  GitPr.  Kai's  Wunder,  we*"'s-ne" 
esie  und  .:'  mere"  nümme"  glitte"  hed  i"  s%*"m  Börbett. 
Schwzd.  —  d)  noch  (dazu),  ausserdem,  überdies;  über- 
gehend in  conjunctionale  Funktion.  .Mer  so  band  sy 
das  schloss  gebrantschatzt/  1476,  Bs  Chr.  ,Mer  ein 
[ein  weiteres]  wunderzeichen',  Überschrift.  Em. ib.  ,Lea 
gebiri  im  mer  zwen  sün  und  ein  tochter.'  1531/18, 
I.  Mosis.  .Nimm  Rebarhara  ein  Quintlin,  mehr  Engel- 
i  ein  halb  Lot,  mein  Rosindlin  1  Lot'  usw.  ZElgg 
Ar/.neib.  ltiöO  u.  ö.  in  liecepten.  Auch  bei  Ardüser; 
s.  noch  Morgen-Gab  IM  II  54.  —  4.  als  Conj.,  viel- 
mehr, sondern.  ,Nit  vor  im.  mer  hinder  im.'  XIV'./XV.. 
ii  Hdschr.  .Nif  allaiu  mit  truinben,  mer  ouch  mit 
seitenspile.'  ebd.  ,Nit  verzagest,  mer  dich  frölich 
wagest.'  ebd. 

Mhd.  mer,  me,  wesentlich  mit  den  selben  Bedd.  Auch 
unsere  MAA.  zeigen  /,.  '1'.  beide  Können  aeben  einander  (aus 
I  wird  sogar  »u .  men  und  mer  angegeben),  ohne  dass  über 
ihre  Verteilung  eine  bestimmte  Regel  aufgestellt  werden 
konnte:  im  Allg.  wird  die  volle  Form  nnr  adj.  gebraucht, 
so  auch  in  AaLeer.  Min  wird  sich  vor  Voc.  aus  ;»■  ent- 
wickelt hallen,  indem  liiatusflillendes  n  eintrat;  anders,  näm- 
lich als  irrtümliche  ,Verhochdeutschung',  ist  diese  Form  wohl 
in  der  ;i.  Lit.  is.  z.  B.  Deutsche  Volksb.  S.  198  M  zu  i  rklan  a 
Im  Übrigen  begegnen  auch  in  der  ii.  Spr.  ,me'  und  ,mer' 
neben  einander;  doch  wiegt  Ersteres  vor  (,mehl,  ziemlich 
durchgängig  in  den  Bs  Rats-Erkenntnissen  des  X.VI.  und  Ms 
Chr..  während  die  heutige  MA.  daselbsl  mir  bevorzugt).  Die 
doppelte  Steigerung  ist  schon  altalem.  Oio  form  mener  or- 
klftrt  sieh   wie  ,„,-,■  (Bd   I    III.     Eigentümlich    ist   dei    abs, 


Gebrauch  unseres  W.  i.  S.  v.  .sehr'  in  dein  Satze:  /c*  Im*  '» 
eio/./'/i  ■i'Iki",  nit  •■•  me  teSge*  der  Angst,  ara  wegt*  <l< '»  G'red. 
BWyss  1863.  Analogien  in  Beziehung  auf  Gebrauch  und 
Bedd.  bietet  auch  etwas  |Bd  1  595/6).  Zu  4  vgl.  frz.  mais, 
it.    ma   aus   tat.    magie. 

ie-inei  iqmmer  PA1.  (Giord.) :  mai  [denn,  nur],  in 
Fragesätzen  PAL     Wos  ist  i.  Dns?  che  cosa  e  mai  eiö? 

.Mhd.  iemer,  (für)  immer;  jemals,  irgend  einmal;  in  der 
Form  .iinier.  yemer'  noch  in  unserer  l.it.  des  XVI.  sehr 
häufig;  auch  verst.  (wie  mhd.)  ,iemerme(r)',  bes.  in  Aus- 
rufen: ,Ach  Gott,  aeli  Gott,  ach  yemer  me!'  JBiuder  1535. 
,Mord  yemer  mer!'  Euef  1550  (im  Keim  auf  .wee'l;  vgl. 
ebd.  .yemer  mord!'  S.  übrigens  noch  immer  (Bd  I  222/3). 
Hoher  auch:  ,Die  Franzosen  schweifent  noch  jemerzmeder 
iimli  Parma  herum,  dass  die  Strassen  nit  sicher  sind.'    1522, 

Strick].     ,TJnd   redt:   syn   war  g'nuog;   ich  nette  immer] ler 

'triben  [ich  hätte  immer  den  ,Antrieb'  gegeben  in  dem  Streit- 
handel].'   1523.   Egli,   Akten.     S.   Gr.   WB.   IV  i   -Jotc. 

hüt-   Jiiiltnie:  hodie  ante   crastinam   lucem.'   Id.  B. 
Vgl.   hüt-ie  1 1 ; 1 1    1   22),   betr.   die   Bed.   von   mr  die   Anm. 
zu   hür-mer-hin   (Bd    11    1350)   und   das  folg.   W. 

tag-lang-  tälome,  „dalome"  < : it :  verstärktes  nun 
Gr.  Meist  mit  vorgesetztem  ,nu(n)',  vielfach  entstellt 
(,tala-,  tale-,  tali-,  talast-,  talat-m.'),  endlich  einmal, 
nunmehr.  Wett  ein"  gar  ;'  gef,  der  Lumpe"  Ghrieg  war 
dalame  üs  und  du  wärist  wider  daheimen.  JCWeissrnb. 
1673/1702  (Brief  an  einen  Ehemann  im  Felde);  dafür 
.ilamale.'  17dl.  Landammann  Schwendiner  in  höchster 
Ungeduld  zu  einer  Rats  Versammlung:  .Wann  habt 
ihr's  nun  taläme  erraten  [eure  Beratungen  geendigt]? 
es  wäre  längstens  genueg  gewesen.'  1489,  Zkli.w.  ,Sy 
waren  begerens,  inen  nun  dalestmer  zue  erlouhen. 
heim  zu  keren.'  1489,  Waldm.  Auflauf.  ,Us  disen 
Worten,  die  nun  talame  allen  Christen  wol  erkannt 
sind.'  Zwingli.  .Ich  furcht,  man  hett  in  daleme  geleit, 
do  er  nit  gern  lag.'  lö'J'i.  Absch.  .Im  druck  usgangen 
und  talme  kummen  für  fürsten  und  herrn.'  1529,  Bs 
Chr.  .Wiewol  es  nundalatmeer  nit  nummen  ein  mal 
by  üch  an  einer  ganzen  geiueind  das  mer  worden.' 
1529,  Strickl.  ,Desshalb  sy  wol  lv.len  möchten,  dass 
nun  dalatmee  fuog  und  mittlen  nachzuotrachten  syg, 
wie...'  1529,  Absch.  .Schatz  und  rychtum,  die  nun- 
dalatmeer niemands  billicher  zuogehörten,  dann  denen, 
denen  sy  mit  Ungerechtigkeit  fälschlich  abgedrngkt.' 
ebd.  .Wir  sind  bericht.  dass  unser  Bidgnossen  von 
Zürich  und  unser  Bidgnossen  von  den  fünt  orten  mit 
einer  merklichen  macht  gegen  einandren  ligen,  da  wol 
zuo  besorgen,  sy  haben  nu  talame  mit  einandren  ge- 
handlet, das  uns  allen  übel  kommen  werde.'  ebd. 
(noch  mehrfach).  .D'wyl  es  sich  eben  spat  in  den  t.iLr 
vorzogen   und   sy    wol  gedacht,    dass  die  botten  nun- 

dala r  gern   heim  wärind.'    1530,  ebd.    .Do  wir  nun 

dalinie  ob  viertnsent  guldin  verreiset  hand.'  ebd.  .Ich 
hab  daliig  nie  g'nuog  von  dir  erlitten.'  Morgant  15:10. 
.Wir  haben  üch  zuo  sonderm  gefallen  schon  befelch 
'gehen  geheilt,  in  ledig  ze  lassen,  als  dalastmeer  be- 
scheen  oder  bis  morgen  bescheen  würd.'  1530,  Strickl. 
,Ah  welchem  ring  ze  iicinen,  dass,  wo  Gott  der  all- 
mechtig  sölich  ir  fürnemmen  nit  durch  Zürich  und 
Hern  gebrochen,  (dass)  sy  nuntalame  alle  ort  under 
sich  gebracht  [hätten].'  1531,  Absch.  ,Die  töufer  habend 
nun  dalinie  manchen  menschen  verworren.'  BBuLL. 
1531,  .Üwer  ersam  potten  habend  aue  zwyfel  nun- 
talime  bericht.'  löi'.'.'.  Strickl.   .Syn  beger  wer.  dass  er 

uns  Dutalone  [!]  wellte  quittieren.'  Vad.  .Si  holl'tind, 
er   solle    nun    dalame    zu  Pfäffikon    syn.-    Äg.TschuDI. 


309 


Mar,  mer,  mir,  roor,  mur 


370 


.Was  mir  eine  guete  hoffnung  gibt,  Gott  werde  syii 
pitt  erhören  und  ine  und  synem  armen  volk  im  da- 
lame  zu  frid  und  ruwen  hellen.'  1574,  Seg.,  Pfyffer, 
,Ich  mein,  du  wenist,  ich  fatze  dich ;  du  sottist  dalinie 
b'kennen  mich.'  XVI..  RBrandst. 

Mhd.  tslanc  (aus  tage-lanc)  -mr.  Vgl.  Gr.  WB.  II  69S; 
zu   der   Form   ,talast-m.'   ebd.   697   (,dalesf). 

minder-i-me  (in  B;  L  minders-i-me) :  mehr  oder 
weniger  VO;  Z;  .plus  minus,  ut  qui  plurimum  mini- 
mumque  dieunt.'  Id.  B. 

i  wohl  als  Abselnvächuug  von  und  aufzufassen  statt  des 
sonstigen  g  (s.  Bd  I  3'20);  vicll.  hat  die  Verbindung  länger- 
i-me  (Bd  I  21)  eingewirkt. 

nie-mer:  nimmer,  niemals  PAL;  „W."  Der  am 
Morgend  lid,  Der  hiid  niamer  Nid,  non  ha  mai  niente. 
Giordani.  Sehr  oft  in  der  ä.  Lit.  bis  Ende  XVI.,  aueh 
in  der  Form  .niemar.'  Zwingli;  Fris.  1562.  Aueh 
verst.  niemer-me  W.  .Niemar  me(r).'  1531/48,  IV.  Esra; 
1560,  Psalm;  SHochh.  1591. 

Mhd.  niemer,  nimer.  Das  W.  mischt  sich  in  der  ä.  Lit. 
z.  T.  mit  nümmen,  nicht  mehr;  so  kommen  bei  Zwingli  neben 
einander  , niemer,  niemar,  niimmer'  vor.  Die  Schreibung 
,niemen'  (1302,  GlUrk. ;  XV.,  ZgHUnenberg)  verhält  sich 
zu  .niemer'  wie  ,men'  zu  ,mer'  (s.  d.).  Das  a  der  Form  .nie- 
mar' (auch  RGualth.  1555;  Mal.)  mag  eine  besondere,  durch 
das  folgende  r  bewirkte  Ausspr.  des  unbetonten  Voc.  wieder- 
geben. Eine  eigentümliche  Weiterbildung  liegt  in  .niemarg, 
niemerg'  vor  (.Wir  wend  Gott  niemarg  verla0.'  RSchmid 
1579;  ,Du  tuest,  als  wärist  niemerk  voll.'  HMahler  1620/45). 
Die  Bs  Angabe  niemert  (Becker)  beruht  wabrsch.  auf  Ver- 
wechslung mit  Niemert,  Niemand;   doch  vgl.  nümmert  (unter 


iitlmui>  ,i  | 


nu-me:  nunmehr.  ,Die  sach  wäre  nume  so  offen- 
bar, dass  sich  dero  syns  unwüssens  niemas  möcht  ent- 
schuldigen, und  gebe  also  uns  nume  den  handel  zuo 
bedenken.'  1521,  Absch.     Auch  bei  Vad. 

noch-  nömi  S;  Z,  nu-mi  7,0.,  sonst  nöme:  noch 
mehr.  Als  n.  wird  das  Meckern  der  Ziege  gedeutet  ZZoll. 

Mer,  PI.  unver.,  in  Ap  auch  Merer  —  n.:  ein 
nach  Art  und  Häufigkeit  der  Anwendung  für  das  po- 
litische Leben  der  Schweiz  (bes.  in  den  Landsgemeinde- 
kantonen) charakteristisches  Wort.  1.  Stimmenmehr- 
heit; Mehrheitsbeschluss.  allg.  Er  hät's  M.  überehö'. 
Er  ist  mit-eme"  chline"  Merli  ane'cho*,  gewählt  wor- 
den Ap.  Es  hei-mn  am  M.  g'rad  zwei  Stimme"  g'felt 
GrD.  's  M.  g'e"  fiise'ge"  Uw,  üs-spreche"  Ap)  =  's  M. 
(e')iceg-geben  (Bd  II  93).  ,Zu  M.  werden',  formelhaft. 
Kanzleispr.  ,Wedrer  teil  vor  zuo  Tünraten  das  mer 
behept  hat,  behept  och  der  das  merer  an  sölichem 
nachtag  [in  der  zweiten  Verhandlung  vor  der  höhern 
Instanz].'  XIV. /XV.,  ZDürnten  Offn.  ,Man  soll  ein 
mers  ein  mers  bleiben  lassen,  und  welcher  darin  un- 
gehorsam würde,  soll  gestraft  werden.'  1457,  Ochs. 
,Was  da  under  inen  das  m.  wirt,  das"  es  daby  blyben 
und  bestan  solle.'  1409,  Gfd.  ,Ob  die  vier  [Schieds- 
richter] nit  eins  oder  ein  in.  machen  wurden.'  1475, 
W  Blätter.  ,Ob  sach  war,  dass  solich  [Schieds-]  richtet' 
sich  nit  mochten  vereinigen,  so  soll  ein  obermann  ge- 
weit werden,  der  in  den  stucken,  do  si  sich  nit  ver- 
einigen mögen,  ein  mers  mache  [den  Stichentscheid 
gebe].'  1478,  Bs  Chr.  ,0b  undev  inen  ein  meeres 
wurde  umb  einen  Zunftmeister.'  Ende  XV..  Z  Meisterb. 
,0b  zwo  oder  mer  urtelen  um  ein  sach  erteilt  wurden 
und  eine  wurd  das  mer.'  1524,  Scbw  Rq.  .Antreffend 
das  mere  in  weltlichen  Sachen,  wollen  si  gern  lassen 
fürgan,  aber  dheines  mer  wider  das  Gotteswort  fürgan 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


lassen.'    1529,  Absch.     ,Also   mochtend  sy  an  der  ge- 
liu'ind  kein  mores  machen.'  1529,  Strickl.     ,0b  aber 
in   der  erkanntnuss   und   urteil   die   zuogesatzten    nit 
einhell,  also  dass  ein  mers  under  inen  nit  wurde  er- 
funden, alsdann  soll  der  antwurter  einen  obmann  er- 
wellen.'  1532,  Absch.   .Nun  ist's  einmal  [unter  Josephs 
Brüdern]  das  mer  g'syn,  dass  man  in  wurf  in  d'  grueb 
hinyn.'  Rüef  1540.    ,Sunst  hat  Noc  's  mer  [die  Volks- 
mehrheit  für    sich].'    HvRüte  1540   und   ähnlich  Aal 
1549  (von  Jesu  Anhang  beim  Volke).    ,Vicit  sententia 
lenior,  das  besser  ist  's  mer  worden.'  Fris.    ,Also  tet 
man  die  bilder  us  den  kilchen,  wo  es  das  mer  werden 
mocht.'  1576,  LLav.    Ratgeber,  am  Schlüsse  eines  Vor- 
schlags:   ,Das  Möhre   doch  soll  's  Besser    syn.'    Com. 
Beati.     .Welcher  das  Mehr  zieht  (zücht),   soll  Land- 
aimnann   sein.'    1660,    GrD.     Als    Besitzer   des  Land- 
rechtes  sich   ,den  Ordnungen  und  Mehren'  zu  unter- 
werfen haben.  1675,  Hagenb.,  Sigr.    ,üie  Mehrheit  der 
Stimmen  lässt  es  bei  der  bisherigen  Übung  bewenden, 
nach   welcher   der  Landschreiber    [bei   innestehenden 
Stimmen]  das  M.  zu  machen  befugt  sei.'  1723,  Absch. 
.Weil  uns  zur  Genüge   bekannt,    dass  in  allen  demo- 
kratischen Regierungen  das  M.  der  Landsgemeind  der 
Fürst  und  höchste  Gewalt  sei.'  1733,  ebd.    ,11  obtint 
a  la  verite  le  droit  de  bourgeoisie   dans   notre  pays, 
mais  dans  un  petit  M.'  LZellw.  1750.    , Durch  das  M. 
am  Landtag   einen   Schluss   fassen.'    Sintem.  1759.  — 
2.  Stimmenzahl  Ap;  Uw;  U.     's  M.  zelle".  E"  e'helligs, 
grosses,  's  chllnst  M.  Ap.    Es  chli's  Merili  Ndw.    Er 
hed  e"  schö's  M.  [viele  Stimmen]  ka",  aber  worden  ist 
er  'seh  gli'Hig  nüd  [hat  die  Mehrheit  doch  nicht  er- 
halten]   Ap.     E"    dicks   (in    Ap   auch   verst.  stoek-d.), 
dünns  M.,  viele,  wenige  Stimmen  Ap;  Ndw  (mit  Bez. 
auf  die  Dichtigkeit  der  aufgehobenen  Hände  bei  einer 
Landsgemeindeabstimmung).     E"  glVHigs  M.,  gleich- 
massig  über  die  Menge  verteilte  Stimmen.    E"  niitsigs 
[geringfügiges],  e"  betrüebts  [klägliches],  e"  montersch 
[ziemlich  grosses]  M.  Ap.    ,I)ann  die  Statt  [Zug]  hat 
zwei  Teil,  die  drei  G'meinden  jede  ein  Teil;  wann  es 
in  strytigen  Ratschlägen  ein  zerteilt  Meer  gibt,  wann 
eine  der  usseren  G'meinden  zu  der  Statt  fallt,  so  ist 
es   das  Meer.'    RCvs.     ,Ist  diss  [in  ApL]   der   einzige 
Underscheid,    dass,    wann  Etliche,   par   exemple    vier 
oder  fünf,  zu  einem  Amt  vorgeschlagen  werden,  Der- 
jenige es  emportiert,  welcher  das  grösste  M.  hat,  da 
hingegen  bei  uns  die  zwei  oder  drei  grössten  M.  daraus 
genommen  und  dise  widerum  gemehret  und  noch  ein- 
mal   entschieden    werden.'    LZellw.  1720.   —   3.  Ab- 
stimmungsresultat,   bes.    als    PI.,    die    Abstimmungs- 
ergebnisse in  den  einzelnen  Gemeinden  und  politischen 
Kreisen    Gr.     .Ordnung    betreffend  die  Ausschreiben, 
die  einzusendenden  Mehren  und  deren  Klassifikation.' 
Gr  Grossratsabschied  1854.   .Von  dessetwegen  zuo  Cur 
ein  Puudstag  ang'fangen,  der  G'meinden  M.  zuosamraen 
zuo  trägen.'  1604,  Ardüser.  , Was  unsere  By- und  Punts- 
tage  betrifft,   soll  ein  jeder  Ratsbott  syn  verschriben 
und   versiglet  M.  haben    und    es    auch    in   Brief  und 
Sigeln  von  den  Herrn  Häuptern  ab  dem  Tag  bringen, 
was   er   für   ein  M.  yngelegt   habe.'    Gr  Landsatzung 
1619.    ,Ein  jede  Gemeind  soll  ein  eigen  Buech  haben 
und   darin    alle  M.  ynschryben,    damit   man   alle  Zyt 
wüsse,    was   in   solchen   Sachen   das  M.   g'syn   syge.' 
ebd.   —   4.  Abstimmung   Ap;    VO;   Gr.     Es   ('sj   M. 
mache'  Ap;  B;  Gr,  ufne"  Ap;  Gr;  ZO..  i"  's  (a"  's  Aa) 
.V.  iie"  Ap,  setze"  Aa;  „LE.;"  UwE.,  abstimmen  lassen. 


371 


Mar,  mer,  mir,  mor,  niur 


372 


I"  's  M.  chö",  in  die  Wahl  kommen,  der  Abstimmung 
unterliegen  Ar;  U;  vgl.  lassen,  Bd  III  1399.  Dörch  e" 
M.  von-enand  onderschäde'  lö",  Etw.  durch  Abstim- 
mung zum  Entscheide  bringen  Ap.  ,Under  sölichen 
zweien  hotten  soll  allein  der  ein  syn  band  uf heben 
und  ein  mers  helfen  machen  [abstimmen  helfen].-  1522, 
Absch.  , Brutus  macht  ein  mers:  Nun  hebend  uf.  wem 
dise  meinung  wol  gefall!'  HBüll.  1533.  .Drum  ma- 
chend 's  mer,  vorus  und  ab,  damit  es  gang  nach  mynem 
sinn.'  JMr/RER  1559.  .Faire  confirmer  tous  les  ehefs 
ensemble  par  un  M.  unique,  mais  le  peuple  n'y  voulut 
rien  entendre  et  decreta  de  faire  passer  Tun  apres 
l'autre.'  LZellw.  1745  (Übersetzung  des  mundart- 
lichen: Enn  om  den  Ene"  i"  's  31.  n&*).  S.  auch 
machen  (Sp.  25),  üsgemeinden  (Sp.  307). 

S.  noch  Tob].  314:  Gr.  WB.  VI  1887/8.  In  ApK.  komm! 
in  gleichem  S.  auch   Major  n.   vor;  vgl.   lat.   per  majora. 

Gcge°-Mer:  Gegenprobe  bei  Abstimmungen  Ar; 
VO;   Th;   Z;   wohl   allg. 

Hand-:  Stimmaligabe  durch  Aufheben  der  rechten 
Hand  Bs;  VO;  Gl;  Tu;  Z;  wohl  allg.  Es  H.  la"  gä" 
Ndw.     Vgl.  Mer-Hand. 

Land-Ammann-;  (beinahe)  einhelliges  Mehr, 
wie  es  bei  der  Neuwahl  eines  Landammanns  (oft  ver- 
bunden mit  Zurufen)  meist  vorkommt  Gl.  ,Land- 
ammann  Heer  ist  nie  wiedergewählt  worden,  ohne 
dass  die  Wahl  das  sogenannte  L.  bewahrheitet  hatte.' 
N.  Z  Ztg  1879. 

liiere":  1.  tr..  grösser  machen,  vermehren.  In 
formelhafter  Verbindung  mit  dem  Gegs.  .mindern.' 
,Der  selb  zins  [soll]  niemer  me  gehöchert,  gesweret, 
geminret  noch  gemeret  werden.'  1395,  Gl  Urk.  ,Dass 
sy  darin  [im  Bodel]  nütz  schryben  noch  usschryben, 
weder  minderten  noch  merten,  dann  mit  UHHn  wissen 
und  willen.'  1431,  L  Ratsb.  , Ein  Herr  von  St  Gallen 
und  die  nachburen  mögen  mit  einandern  dise  offnung 
mindern  und  m.,  als  dann  ie  zun  Zeiten  notduift  ist.' 
1506,  ThKossw.  —  2.  (in  Z  menere")  grösser  werden, 
zunehmen  B;  L;  Z.  , Die  Kühe  mehrten  nicht  an  der 
Milch,  sie  minderten.'  N.  B  Kai.  1842.  ,Wenn  die  Kühe 
in's  frische  Gras  kämen  und  [an  Milch]  mehreten.' 
ebd.  ,.Tene  haben  kranke  Kühe  und  mehren  mit  der 
Milch  [liefern  trotzdem  noch  mehr  Milch  in  die  Kä- 
serei] statt  zu  mindern.'  Gottii.  ,Wie  die  Kühe  so 
brav  seien,  die  Milch  gut  und  gegen  Herbst  zu  noch 
m.  werde,  weil  nicht  alle  Kübe  gekalbt.'  ebd.  .Wenn 
Arme  zu  [dem  Freigebigen]  kommen  und  um  ein 
Almosen  bitten,  so  ist  sein  Wort  immer:  Gib  nur, 
Mutter,  gib ;  es  mehret  geng.'  Schweizerfrd  1815  [viell. 
eher  tr.  zu  fassen  und  .Wohltun'  als  Subj.  zu  ver- 
stehen]. Die  Batzen  schön  s'sämme"  tue":  Du  wirst 
de""  g'seh,  wie  Das  meret!  B  Hist.  Kai.  1847.  D's 
Wasser  macht-ech  emel  e"  Bung  [eine  Weile]  hie  noch 
Nut,  ire""  's  scho"  norh  mereti.  MWalden.  .Im  auf- 
gebenden Mond  ausgelassener  Anken  mehret  im  Hafen.' 
N.  B  Kai.  Auch  refl.  De  Hufe'  »<>ret  sich,  aber  wird 
iiüd  besser.  Ineichen.  S.  noch  fruchtbaren  Bd  I  127:!. 
—  ::.  stimmen,  meist  durch  Handaufheben,  votieren; 
die  gefallenen  Stimmer  sammeln  Aa;  Ar;  YO;  Gr; 
Seil;  \V ;  '/..  M.,  »«..'  Ruf  nach  Abstimmung.  z.B.  an 
einer  l.audsgemeinde,  wenn  die  Anwesenden  unge- 
duldig geworden  sind  oder  die  Mehrheit  die  Op- 
position nicht  zu  Worte  kommen  lassen  will.  ,Die 
katholischen  Stände  an  der  Tagsatzung  riefen  im  Be- 
wusstsein,  dass  die  Stimmenmehrheit  auf  ihrer  Seite 


stehe,  einander  zu:  Mera-mer  's.'-  XVII.,  Aa  Gern,  I 
213.  Ei"'m  uf  's  Räthüs  bi  der  höchste"  Buess,  bi 
Stimme"  und  M.  [bei  Verlust  des  Stimmrechts]  hüte* 
Gr.  .Weibel:  Wohin,  ich  will  druinb  m.!  Heb  uf  syn 
band,  dem  es  wol  g'fall.'  UEckst.  ,Dass  die  Püntnuss 
dem  Mehren  der  Gemeinden  nach  rund  abgeschlagen.' 
Gr  Bericht  1621.  ,Als  er  spat  in'n  Rat  'kommen  und 
sollen  helfen  m.  um  ein  Urteil.'  Schihpfr.  1652.  .[An- 
ordnen] an  welches  Ort  [nachher:  ,wobin']  man  Jedem 
m.  solle.'  GrD.  LB.;  vgl.  die  ,itio  in  partes'  im  rö- 
mischen Senat.  ,Die,  so  das  Alter  der  14  Jahren  nit 
haben,  sollend  von  den  Ihrigen  gewarnt  werden,  dass 
sy  nit  mehrend;  alsdann  so  solle  man  fein  still  m., 
und  keiner  den  andern  nit  stossen  und  in  kein  ander 
weg  beleidigen  noch  beschweren,  weder  mit  Werken, 
Worten  noch  Taten,  sondern  fein  still  von  einandern 
scheiden  in  aller  Liebe  und  Früntlichkeit.'  ebd.  .End- 
lichen ist  das  M.  [in  der  Gemeinde  Seewis]  ausgefallen, 
die  damalen  sogenannte  neue  Religion  anzunemmen.' 
Sererii.  1742.  Unter  Silberzeug  werden  aufgeführt: 
,16  alte  Pfenning  zum  M.;  301  Pfenning  neu  zum  M.' 
1745,  Z  Safran  Inv.;  425  ,Wablpfenninge'  wurden 
a.  1800  an  den  Goldschmied  verkauft.  S.  noch  under- 
järig  (Bd  III  67)  und  gefallen  6  (Bd  I  757).  Auch  tr. 
Näbis  m.,  zur  Abstimmung  bringen  Ar.  Eine"  m., 
durch  Abstimmung  wählen  Gr.  Für  die  Us'tretne" 
.'(/./  g'meret  rhu"  [folgen  die  Namen].  Schwzd.  .An 
samstag  vor  mittefasten  wurdent  die  hundert  genieret 
und  sind  rete  und  hundert  überein  kommen,  dass  man 
si  für  dishin  jerlich  ze  sant  Johanns  ze  Sungichten 
soll  m.,  so  es  notturftig  ist.'  1400.  L  Ratsb.,  wogegen 
ebd.  von  den  Räten  der  Ausdruck  ,wälcn'  oder  .ändern' 
gilt;  vgl.  Seg.,  RG.  II  155.  Weibel  zum  Vogt  in  der 
Versammlung:  .Weisst  bessers,  denn  du  noch  hast 
g'hört.  so  wirt  von  allen  dyn  rat  g'meert  [dein  Vor- 
schlag zum  Beschluss  erhoben].'  UEckst.  .Die  Schieds- 
richter könnten  einen  Gemeinen  [.gemeinen  Obmann-] 
erwählen,  wenn  sie  zerfielen  und  der  Obmann  hätte 
eines  der  stössigen  Urteile  zu  m.  [durch  Stichentscheid 
zum  Beschluss  zu  erheben].'  1523,  Absch.  ,Nach  diser 
urteil  hett  er  von  stund  an  unsers  fürsprechen  urteil 
gemeert  [zur  Abstimmung  gebracht]  und  ein  um  frag 
_'ehept.  wem  es  wol  g'fall,  N.  N.'s  urteil,  der  heb  syn 
hand  uf  mit  im.'  1549,  UMey.,  Cbr.  ,Dass  Einer,  der 
für  sich  selbst  oder  für  die  Seinen  das  Almosen-  nimmt, 
weder  in  Zünften  noch  Gemeinden  Nichts  zu  m.  habe.' 
1623,  JJBreit.  ,A.  1708  ist  gemehret  und  gemeindet 
worden  und  deine  in  das  Künftig  steif  und  fest  nach- 
zeleben  ganz  ernstlich  beschlossen.-  GrD.  LB.  .Man 
hat  geinehret,  was  man  mit  den  Bildern  machen  wolle.' 
Sererh.  1742.  Hieher  auch:  ,Das  gemeine  Recht  ver- 
kehren und  G'rechtigkeit  zum  Land  aus  m.  [eig.  durch 
Mehrheitsbeschluss  ausweisen].  Das  hat  allzeit  der 
g'rechte  Gott  nicht  ung'straft  g'lasscn.'  Lindinner  1733. 
Auch  reti.,  durch'a  Mehr  beschlossen  werden.  Man 
wolle  dergleichen  auch  nicht  gestatten,  ,bis  es  sich 
mehre.'  1530,  Absch.  Formelhaft  verbunden  mit  .min- 
dern' im  gleichen  S..  doch  mit  stärkerer  Hervorhebung 
der  souveränen  Freiheit  des  Volkes,  Satzungen  nicht 
nur  zu  schaffen,  sondern  auch  abzuschaffen  oder  ab- 
zuändern (Kanzleispr.  f)  Ar;  VO;  Gl.  „Wer  das  19. 
oder  20.  Altersjahr  erreicht  hat,  kann  an  der  Lands- 
gemeinde, in  Gemeindeversammlungen  usw.  mindern 
und  m."  .Der  mess  halb  sind  ir  urbüttig.  dass  jede 
kilchöre  fürhin  mindren   und   m.  mög.'    1528,    Auscu. 


373 


.Mar,  liuM',  mir,  mor,  inur 


371 


Kein  Hintersäss,  ,so  weder  hus  noch  heim  hat,  hat 
weder  zu  mindern  noch  zu  m.'  1561,  Esterm.,  Eick. 
,Welcher  Landmann  ob  14  Jaren  ist,  der  mag  nmb 
alle  Händel  mindern  oder  m.'  XVII.,  U  I.'q. ;  vgl.  noch 
Tobl,  822  b.  ,An  Land-  und  Vicrtelsg'meinden  weder 
m.  noch  in.-  1738,  Schw  LB.  .Sie  wissen  von  keinem 
Anhange  [der  Gesetze],  welcher  der  europäischen  ober- 
herrlichen  Formel  zu  mindern  und  zu  m.  beikäme. • 
Sintem.  1759.  —  4.  Jmdn  überwältigen,  zu  Boden 
werfen   GrPi-.     Sechsmal  probier -ich  über  de"  Ghamm 


g'  gä"  und  sechsmal  würblet 


mujiim  esme  e" 


Pfirre'   und   meret   »ücl1   üs  an  de  Bode"   GitSchiers 

(MKuoni).  Jmdn  zu  Etwas  bewegen,  bestimmen  S. 
Eihüf''  hei  s'  en  [einen  Widerstrebenden]  doch  uf's 
Schiff  chöunc  m.  Joach.  Vgl.  über-Mchen  Bd  II  978. 
ab-:  1.  =  Düren  3  Ai;  BO. ;  VO;  G;  Sch.  Die 
Stimmen  abzählen  G.  —  2.  Etw.  mittels  des  (Hand-) 
Mehrs  abschaffen,  verwerfen;  Einen  durch  Stimmen- 
mehrheit vom  Amt  entfernen,  nicht  wiederwählen  Ar; 
Gr.  D'  Splcherer  [die  Bewohner  von  ArSpeicher]  hend 
a.  1833  's  alt  Psalme'büechli  abg'meret.  Ein  Artikel 
des  Landfriedens  gibt  zu,  dass  jede  Gemeinde  die 
Bilder  ,uf-  oder  abmeren-  könne.  1529,  Absch.  ,Dass 
wir  die  ceremonien  und  verwänte  gottsdienst  abge- 
meret.'  HBcll.  1572.  ,Das  Holz  ist  ihm  [dem  Lehrer] 
abmeret  worden,  das  man  ihme  nit  me  gibt.'  1737, 
Rohner  (ArHeiden).  ,Die  Kilchgenossen  hätten  den 
von  aussenhar  in'n  Kilchgang  erkauften  Rossen  die 
Sümmerig  letst  verstrichenen  Früeling  abgeinöhret.' 
1738,  Obw  Rq. —  über-:  überstimmen;  die  Stimmen- 
mehrheit gegenüber  einem  andern  Vorschlag  erhalten 
Ar;  VO;  Th;  Z.  ,Der  burgermeister  und  die  Zunft- 
meister haftend  noch  dann  so  grossen  anhang  von  den 
Zünften,  dass  die  gemeind  übermerret.'  1489,  Waldm. 
Auflauf.  ,So  die  übrigen  örter  sächen  wurden,  dass 
wir  cinhelliklich  es  [das  Geschütz]  nit  teilen,  wollten 
sie  es  villicht  erst  wollen  teilen  und  uns  [VOrte]  ü.' 
1532,  Absch.  ,Dass  wir  also  [vor  dem  Gericht]  über- 
meret  worden  sind  und  verkürzt.'  1549,  UMey.,  Chr. 
,Eine  Beschwerde  [wegen]  des  unbilligen,  besorgenden 
Übermehrens  in  Rat  und  Gemeinden.'  1624,  Absch. 
,Sich  den  übermehrenden  Stimmen  [Mehrheitsbeschlüs- 
sen] widersetzen.'  Sintem.  1759.  Auch  bildl.  Mer  sind 
übermeret,  haben  den  Kürzern  gezogen  ScHwMa.  .Wie 
grosse  rychtnm  schynt  an  disen  Herrn!  Ich  gloub, 
es  möcht  all  fürsten  ü.  [übertreffen].'  B  Fastnacht- 
spiel 1522.  Durch  kriegerische  Übermacht  überwäl- 
tigen. ,Dann  alle  Ort,  die  sammlend  sich,  ziend  wider 
uns  einhelliklich  und  übermehrend  uns  fürwar,  wir 
stand  warhaft  in  grosser  G'far.'  JMahler  1674.  Auch 
XVII.,  Lied.  —  an-:  Einen  durch  Stimmenmehrheit 
an  eine  Stelle  berufen.  ,Als  wir  den  N.  N.  a.  1562 
zuo  einem  Schuol-  und  Leermeister  hie  angemert 
haben.'  Hagenb.,  Sigr.  —  in-  GRPr.,  sonst  ine"- :  Einen 
durch  Stimmenmehrheit  in  eine  Behörde  wählen  Gr;  Z. 
Di  Widerhäregen  müesen  us  'm  Gericht  g'schmaiet 
werde",  um  d'rgegen  Ander  i'z'mere"  GRPr.  (Schwzd.). 
Einen  durch  Stimmenmehrheit  wieder  an  seine  Stelle 
rufen  Th.  Gegs.  usen-m.  —  er-:  tr.  1.  vergrössern 
PAL  —  2.  =  meren  3,  durch  Stimmenmehrheit  be- 
schliessen,  erwählen  Ar;  VO;  Sch.  Es  ist  ermeret 
worde;  dass  ili  neu  Verfassi'g  soll  gelte".  ,Von  wegen 
mäniger  ergangnen  meren,  die  wir  mit  merem  teil  der 
iandlüten  mit  offner,  fryer  band  ermeret.'  1528,  Absch. 
.Nachdem  und  ein  g'meind  ermeeret  hatt,  dass  iro  das 


luter  wort  Gottes  solle  gepredget  werden.-  1530,  ebd. 
,Bitte  zu  berichten,  was  die  Gemeinde  ermere.'  1531, 
Strickl.  ,Die  Gemeinden  ungedrängt  bei  dem  bleiben 
lassen,  was  sie  ermehrt  hätten.-  1532,  Absch.  ,Es 
habend  ersam  g'meinden  einhelligklich  ermehrt  und 
erkennt.'  1562,  Z  Rq.  ,MHHn,  ein  Landammann  und 
ganze  Landsg'meind,  hand  ermehret  und  für  landrecht 
angenommen.'  1564,  Gl  Rq.  ,Der  teil,  der  Herr  Martin 
ermeeret  hat.'  HBull.  1572.  ,Per  majora  ermehret.' 
ZRhein.  Beantw.  1747.  Durch  Abstimmung  feststellen. 
,Unsre  Kinder  sollst  noch  hören  und  ihre  Meinung 
auch  e.'  Schuebeh  1835.  —  üs-:  1.  durch  Abstimmung 
entscheiden,  .ausmachen'  Ap;  B.  U.,  u.l  Ruf  der 
Stimmberechtigten  an  der  Landsgemeinde.    AHalder. 

—  2.  .Wenn  man  die  Schweine  usmeret  [durch's  Mehr 
bestimmt,  dass  man  sie  laufen  lassen  wolle],  dann  soll 
man  es  Andern  ohne  Schaden  tun  und  sie  wohl  ringen.' 
1558,  OßwSarnen.  —  use"-:  Einen  durch  Stimmen- 
mehrheit aus  dem  Amte  stossen,  nicht  mehr  bestätigen 
Ar;  Th;  Z;  Gegs.  inen-meren.  .Denen,  so  die  bildnuss 
ushin  [aus  den  Kirchen]  genieret  habend.'  1528,  Absch. 
Em  's  Geld  os-dem  Sack  u.,  Einen  durch  Mehrheits- 
beschluss,  z.  B.  Einführung  einer  indirekten  Steuer, 
zu  Geldopfern  nötigen  Ap.  —  ver-:  1.  ver-menere", 
wie  nhd.  Z.  —  2.  vergrössern,  z.  B.  ein  Haus  BO.  — 
3.  vermere;  multiplizieren  (als  Rechenoperation)  B;  Z. 

—  e"weg-  =  ab-m.  2  VO;  Gr;  Z.  —  zue-:  durch 
Stimmenmehrheit  zuerkennen.  ,[An  der  Landsge- 
raeinde]  vorbringen,  dass  man  den  Landleuten  das 
Aminannmal  widerum  z.  sollte.'  1672,  Gfi>. 

Mcrschaft:  Mehrerlös,  höherer  Gewinn,  an- 
derem auf  M.  durchführenden,  frömden  Wein  soll  die 
Durchfuhr  nicht  gestattet  werden.'  Z  Mand.  1733; 
sonst  , Mehrschatz.' 

Mer  -e-  n..-  Meer.  allg.  An  seine  Gefahren  er- 
innert das  Sprw. :  Wer  nid  will  bete",  Der  soll  uf  's 
M.  Ineichen.  ,Wie  rasten  dessen  Eltern,  Verwandte 
und  Freunde!  Ja,  wenn  er  sein  Vorhaben  nicht  auf- 
gegeben und  eine  Reiche  zur  Frau  genommen  hätte, 
sie  hätten  ihn  auf's  M.  [als  Galeerensklaven]  ver- 
kauft.' 1854,  Stutz.  Typisch  für  etw.  Entferntes,  in 
einer  Rechtsformel:  .[Wenn  ein  Gotteshausmann  aus- 
wandert] mag  ein  herr  und  vogt  im  nachfolgen,  ob  er 
will,  bis  an  das  m.'  TuSulgen  Offn.  und  ähnlich  auch 
sonst,  S.  noch  Gans  (Bd  H  371).  In  Zss.  bedeutet  das 
W.  das  Fremdartige,  Ungewöhnliche;  vgl.  Mer-Fräuli 
(Bd  1  1251),  -Wunder  u.  A.  ,Das  dü(t)sch  m.  [oder] 
der  Bodenseyg.'  1523,  HsStockar.  ,Er  wellte  lieber 
fliechen  ihenet  die  Sauromatas  und  gefroren  mere 
[Eismeer;  vgl.  auch  das  Folg.],  dann  an  dem  ort  irer 
kunig  syn.'  Kessl. 

Leber-:  sagenhaftes  geronnenes  Meer.  ,Sind  guo- 
ter  ding,  es  g'schicht  euch  nüt!  Ir  sind  nit  auf  dem  1.' 
XVI.,  AAMell.  Narrenbeschwörung.  ,Wir  sind  von 
Alexandria  gen  Asti  verrucket,  dessen  etlich  lüt  übel 
zufriden  gewesen  und  vermeinen,  wir  syen  am  1.'  1515, 
Gfo.  —  Wendel-:  das  die  Erde  rings  umgebende 
Meer.  ,Das  W.  Selbsten  [sogar]  überschiffen.'  Spleiss 
1667. 

merele":  nach  Meerwasser  schmecken,  von  Kaffee- 
bohnen, die  vom  Transport  über  See  einen  Beige- 
schmack angenommen  haben  GrD.,  He.;  Syn.  grüenelen 
(Bd  II  756),  mer-(g)räi(clcn. 


375 


Mar.  raer,  mir.  iuor,  mur 


376 


merisch.  ,Lüt  keineswegs  zu  schiffischem  oder 
ra-eiii  krieg,  sunder  allein  uf  festem  ertrych  brachen.' 
1  186,  Absch. 

mer:    rein  THWag.     M-er  Wi",  Kafi.  —  Aus  lat. 

an  rttt. 

Merakolei  f.:  Melancholie,  Verzweiflung  S. 

Entstellt  aus  Melanchouri,  zunächst  durch  Dissimilation 
der  beiden  l  (s.  das  folg.  W.)  und  weiterhin  durch  An- 
lehnung an   Mirakel. 

merancholisch:  melancholisch  SchwE.;  vgl. 
MLienert  1891,  229. 

ver-meren:  sperren  PPo.  , Die  Pässe  sind  wegen 
der  Klauenseuche  vermerk'  —  Vgl.  mhd.  memn,  auf- 
halten ;   behindern. 

liieren:  eintauchen?  umrühren?  ,Koch  sy  [die 
Kohlblätter]  also  mit  einanderen  oder  mere  sy  in 
heisser  äschen.'  Zg  Arzneib.  1588.  —  Vgl.  mhd.  m»rn 
in  den  angegebenen  Bedd. 

ver-:  mischen.  ,Swer  ze  Zürich  wyn  vermerret 
aide  machet  mit  ahm  ald  mit  kalche,  der  git  der  statt 
5  pfd  ze  buosse.'  um  1304,  Z  RBr. 

Meret  Z,  Merete",  Meritef  Gl,  Dim.  Meretli  Gl; 
Z:  Taufname,  Emerentia.  Von  einem  .Meretlein' han- 
delt das  5.  Kap.  in  GKellers  .Grünem  Heinrich.'  Bäsi 
M.,  Wortspiel  mit  Meret,  Mehrheit.  XVIII.,  ZStdt. 
Wenn  einem  Bewerber  aus  verwandtschaftlichen  Rück- 
sichten im  Rate  der  Vorzug  gegeben  wurde,  so  hiess 
es:  ,Er  hat  eine  Bäsi  M.  gefunden.' 

Merika:  Amerika  PPo.;  ZNer.  —  Vgl.  Taliäner  für  /(. 

Merishuse":  Dorf  in  Sch,  das  Schiida  der  dortigen 
Gegend.  —  Merishüser,  auch  M.  Esel:  Dummkopf 
ZBül.,  Wl. 

In  M.  sollen  früher  Esel  gezüchtet  worden  sein,  die  von 
den  mit  Schleifsteinen  hausierenden  Bewohnern  vor  ihre 
Karren  gespannt   wurden. 

Merisse":  PL,  kleine,  schwarze  Kirschen  von  un- 
veredelten Bäumen,  aus  denen  (nach  Ebel)  das  be- 
rühmte Kirschwasser  gewonnen  wird  „Allmannstal. " 
—    Frz.   meriac,  Süss-,  Vogelkirsche. 

Meure"  (PL):  eine  von  Mehreren  gemeinsam  be- 
nutzte Viehweide  Gl  (Alpenp.  VI  288).  ,Wer  in  un- 
serm  Land  seine  Wiesen  oder  Riet,  die  in  Mauren 
(will  sagen  gemeinsamer  Azung)  gelegen,  eingraben 
und  sondern  will,  dem  soll  der  Anstösser  den  dritten 
Stich  helfen  geben.'  Gl  LB.  1807.  ,Wo  denn  die  eigent- 
lichen Auszuggräben  sind  und  sein  sollen,  da  soll 
Jeder,  der  daran  stosst,  mit  seinen  Wiesen,  es  seien 
gesonderte  Stück  oder  in  der  Mauer  gelegen,  halben 
Stich  und  Auszug  geben.'  ebd.  ,Wo  in  unserem  land 
zwen  oder  mer  mit  iro  güeter  aneinanderen  stossen, 
ilie  sollen  einanderen  halben  zun  geben,  änderst  dann 
was  von  alter  har  nieuren  sind.  Und  allwyl  solche 
meur  nüt  uf  ein  einzigen  kommt,  also  dass  noch  zwen 
in  solcher  meur  uberblybend,  die  mögen  mit  ein- 
anderen stossen  und  meuren  one  zunes  pflicht.'  1545, 
Gl  LB. 

mir  (in  BO.;  Sch  mier,  in  BSa.,  Si. ;  FSs.  mu),  in 
enklitischer  Stellung  mer,  m'r  (p-r,  6-  GT.):  Dat.  des 
Pron.  der  ersten  Pers.  allg.  Ar  het  mu  NM  g'ge", 
neben:  Oib-m'r  BSi.j  FSs.  Oft  als  Hat.  eth.  Du  bist- 
mer  en  Heilere',  en  s über er  Kerl i  Tu;  Z.  lch  will-mer 
witer,  Formel,  die  das  Weggehen  einleitet  '/,.    Iih  inti- 


mer so  hübscheli''4  dedürhei"'.  JRoos.     S.  noch  mir-un 
(Bd  I  257),  erst  (ebd.  470). 

Betr.  die  Diphthongierung  (,mier'  auch  bei  ThPlatt.,  Br.) 
und  den  Eiufiuss  der  Betonung  vgl.  ir  (Bd  I  40G/7).  Fürs 
Auge  fällt  die  Form  mu  zusammen  mit  dem  Dat.  der  3.  Pers. 
Sg.  (s.  er  Bd  I  400  f.),  doch  wird  Letzteres  flüchtiger,  mit 
schwachem]  Voc.  gesprochen,  über  tw.  Zsfall  mit  dem  Pron. 
der  1.  P.  PI.  s.  wir.  Per  zunächst  in  Verbindungen  wie 
h&pper  aus  hät-mer. 

Mirakel  (in  GW.  auch  Mirakel)  n.:  1.  wunderbare, 
auffällige  Erscheinung,  von  Personen  und  Sachen  ZS. 
Syn.  Wunder-Tier.  —  2.  beim  Gnadenbild  aufgehängte 
Votivglieder  PPo. 

mire":  sich  mit  einer  Arbeit  abgeben,  ohne  damit 
vorwärts  zu  kommen  BSigr.  Syn.  tuen.  — -  Spielform 
zu   lircn  2  (Bd   III    1370);    vgl.  auch  Zirli-Mirli. 

Miri  m. :  Hundename.  B  Hist.  Kai.  1805. 

Mör  I  —  m.,  Dim.  mit  Uml. :  1.  Mohr,  Schwarzer. 
Syn.  Neger.  Es  G'sicht  hä"  wie-n-en  M.  =  uie-n-en 
Cliämi-Feger  ZZoll.  Als  Mohren  Verkleidete  traten 
etwa  bei  Schaustellungen,  in  Festzügen  auf.  .Sind  auch 
am  danz  g'syn,  die  mit  den  Schwertern  'danzet  hand, 
by  den  40  personen,  sind  all  moren  g'syn,  mit  wyssen 
hemderen  und  schwarz  hüben  mit  guldinen  Sternen  und 
guldy  kragen  an'n  hemderen  und  die  füess  voll  schellen 
und  an'n  schuehen;  sind  ganz  wol  g'putzt  g'syn.'  1555, 
UMey.,  Chr.  Mohren  marschierten  auch  am  .Usschiesset' 
im  Festzuge  der  beiden  Schützengesellschaften  zu 
BThun.  —  2.  übertr.  a)  Mensch  von  dunkler  Haut- 
farbe oder  schmutzigem  Aussehen  Scu;  Z.  Auch  als 
Geschlechtsn.:  Mör  h;  Z,  Möri  I  BS.  —  b)  in  B;  L 
Mdr(e'),  Name  von  Gasthäusern,  mit  einem  Mohren 
als  Schild.  Bim  M.  ne"  Sehoppe"  trinke".  ,Er  war 
bei  Möhren  nicht,  bei  der  Sonne  nicht.'  Gotth.  .Möhren 
war  zum  Ersticken  voll.'  ebd.  ,Das  hus  [ze]  Zürich 
in  der  meren  statt,  das  man  nemmt  zue  dem  moren.' 
1440,  Z  Urk.  —  c)  Mör  (Dim.  Möri)  W,  sonst  nur 
als  Dim.  Mörli,  Name  schwarzer  Kühe  Ar;  B;  \V. 
—  d)  Dim.  (in  ZS.  Möri),  aber  als  m.,  Rufname 
schwarzer  Hündchen  Bs;  Sch;  Z  (auch  Katzen).  — 
e)  Dim..  =  Cholben  5  &r)  VO;  Gr;  vgl.  Mören-Ghöpfli 
Bd  III  413,  ferner  Chämin-Fegerli  Bd  1  687. 

JIhd.  mor(e),  moere.  Der  Uml.  auch  bei  Salat;  HsRRebm. 
16'20.  Bei  2  d  ist  das  Geschl.  von  ,Hund'  übertr.,  wie  denn 
die  meisten  Rufnamen  der  Hunde  Masc.  sind.  Einen  Mohren- 
tanz schildert  auch  Edlib.  175  (,die  Täuzer  hatten  sich  in 
moristen  wis  angeleit');  dass  solche  (als  unanständig  geltende) 
Tänze,  bes.  an  der  Fastnacht,  auch  bei  uns  aufgeführt  wurden, 
wird  bezeugt  Tierb.  1563,  9  b,  viell.  auch  durch  den  Haus- 
namen  ,zum  Mohrentanz'  ZStdt.  S.  noch  .Moriskentauz'  bei 
Gr.  WB.  VI  2587,  ferner  Festgaben  für  Homeyer  III  IT., 
Müllenhoff  1871. 

.Morant  m. :  der  oder  die  von  Unflat  wir  ein 
Mohr  oder  eine  Möhrin  aussieht'  Bs  (Spreng). 

Möräuggel:  Mensch  von  dunkler  Hautfarbe  Sch. 

Vgl.  Bildungen  wie  ffann&uggel  (IM  II  1311),  Boaäuggel; 
alle   haben   vergröbernde,   verächtliche   Nbbed. 

Hörich  Mörch  S,  Mörieh,  -eck  AaFh.,  St.,  Mörch 
Aa;  BsL.;  S  —  m.:  1.  =  Mör  1  BsL.;  S.  Er  het  scho" 
tfsjiilt  ihr  Gross,  het  Morehen  i"  si"  Dienst  a'g'stellt. 
Sohwz.  Unterhaltungsblatt  (S).  Schwarz  wie  ne"  M. 
BsL.  —  2.  auch  Mo-rchel  S,  =  Mör  ä  a  AAKri.,  St.; 
BsL.;  S.  Du  bist  es  Mörchli!  scherzh.  zu  einem 
Kinde,  das  sich  beschmutzt  hat.  Auch  in  moralischem 
S.,  grober,  roher  Mensch  Aa.  —   Die  Quantität  des  Voc. 


377 


Mar,  mer,  mir,  mor,  mur 


378 


der  synkopierten  Formeu  steht  nicht  durchweg  fest;   Länge 
ist  für   SStarrk.,   Kürze  (6*)  für  SOlten,  Stdt  bezeugt. 

„Morolf  in.:  Schelte  auf  einen  sehr  schmutzigen 
Menschen  Bs." 

Mörehi"  f.:  Mohrin  S.  D'  Magd  isch  ne"  M. 
g'si",  brandebige"  schwarz.  Joacu. 

Mtfr  II  f.  (in  Bs;  B;  S;  W  Möre*  1),  PI.  Möre*  (in 
BR.  Muri),  Dim.  Möri  II  Aa;  B  (auch  3Iöri);  S,  sonst 
Mörli:  1.  in  B  auch  Sau-M.,  =  Lös  1  (Bd  III  1425/6) 
Aa;  Bs;  B;  VO;  Sch;  S;  Th;  Z;  Syn.  Mören-Sü.  Lose' 
wie  e"  M.,  wenn  si  (i"  Bach)  seicht,  angestrengt  hor- 
chen, indem  man  stille  steht  (wie  harnende  Schweine). 
Wer  Abends  spät  nach  Hause  kommt,  wird  gefragt: 
Hast  müesse"  d'  M.  IHue"?  AaF.;  RA.  aus  der  Zeit 
des  Weidgangs,  wo  der  Schweinehirt  seine  liebe  Not 
hatte,  das  Mutterschwein  und  seine  Herde  einzutreiben. 
Eine  gespenstige  ,M.'  jagt  im  Gefolge  des  wilden  Jä- 
gers den  Hecken  entlang  und  frisst  die  Kinder,  deren 
sie  sich  auf  dem  Wege  bemächtigen  kann  L;  vgl. 
Lüt,  Sagen  30.  ,Porca,  moren.'  Ebinger  1438.  ,Ich  kann 
nit  anders  denken,  nach  dem  und  ich  am  geschrei 
verston,  es  syg  ein  grosse  moren,  lang  rüdig  tutten 
unden  dran,  mit  lampechtigen  oren.'  NMan.  ,Sy  gly- 
chet  eini  schatten  einer  moren,  der  niemand  den  hunger 
stellt.'  BGletting  1557.  ,Wann  einer  oder  mer  keine 
güeter  hätten,  der  und  dieselben  sollen  nit  mer  vech 
haben  dann  ein  kue,  zwo  seuw  und  ein  paar  schaf 
und  soll  gar  und  ganz  kein  moren  haben.'  1585,  Aa 
Böttstein  Dorfr.  .Samson  hat  Delila  noch  zweimal 
betrogen.  Sie  ward  über  ihn  erzürnt  und  sprach: 
Wollt  eh,  hettist  ein  Moren  g'sogen.'  Fliegendes  Blatt 
1034.  ,Für  eine  Mora  mit  sechs  Fährli.'  Frieden, 
Kloster  Frienisberg.  S.  noch  Gate  Bd  II  296  und  vgl. 
Alp.  1827,  353.  Dim.,  weibliches  Ferkel  B;  S;  Gegs. 
Motzi.  —  2.  in  Aa;  Bs;  B;  S  (bes.  von  Jüngern  Per- 
sonen) Möri  (in  B  auch  Möri)  =  Lös  2  Aa;  Bs;  B; 
VO;  Sch;  S;  Tu;  Z.  Wortspielend  mit  1:  's  muess 
Eini  M.  heisse*,  und  wenn  si  nur  ei"s  Jungs  g'ha" 
hed  L;  vgl.:  Wenn  einisch  ne"  Sau  (/fürtet  het,  so  seit- 
me"-re"  dernöch  geng  M.  Hofst.  Eine  Bauerntochter, 
die  nach  Ferkeln  gefragt  wurde,  soll  geantwortet 
haben :  Mir  hend  frei"  M.  mer,  sit  d'  Mueter  g'storben 
ist  L.  Die  Dolders  [Donners]  31.!  Schelte  auf  eine 
Nebenbuhlerin.  Gotth.  ,Eine  so  leidi  M.  bin  ich  denn 
nadisch  nicht,  dass  ich  mich  bei  keinem  Braveren  und 
Reicheren  weiss  z'  künten  als  bei  einem  solchen 
Baurenknechtli.'  ebd.  SövK  nütnutz  wird  das  Möri 
öppe*  nit  si".  ebd.  Die  M.,  die  Gurre"!  Bs  (Schwzd.). 
,Schwyg,  oder  ich  schlan  dir  dise  kellen  dir  in  das 
g'fräss,  du  volle  moren!'  B  Esther  1568  (Köchin  zu 
ihrem  Manne).  Verst.  Sou-M.  Bs;  B  (auch  Söu-Mori); 
S;  Z  (im  0.  scherzh.  auch  -Murre"),  Dreck-M.  Bs; 
s.  noch  die  Zssen.  Wie  Sü  auch  in  Zssen.  Es  M-e*- 
L'ebe"  fixere"  Aa.  Auch  Schelte  auf  alte,  hässliche  oder 
untüchtige  Frauenspersonen  (z.B.  Dienstmädchen)  Bs ; 
B.  ,Du  alte  M.,  du  Haareule  und  Vogelscheuche,  die 
du  bist!'  Breitenst.  Wie  Lös  auch  Schelte  auf  Tiere, 
z.B.  auf  eine  langsame  Mähre  B;  s.  Gotth.  XXI  116. 
.Die  Moore"  ziehen  ihm  die  Milch  auf.'  N.  B  Kai.  1842 
(von  Kühen,  welche  die  Milch  nicht  entlassen  wollen). 
Geisch  dünne",  Chatz,  du  Chetzis  M.!  BM.  (Schwzd.). 
Mit  dem  Adj.  ,arnr  verbunden  auch  nur  als  Ausdruck 
des  Bedauerns  von  Frauenspersonen  B.  Was  vermöge" 
sich  doch  die  arme"  Möre"  Desse",  wenn  irer  Brüeder 


so  wüest  tue"?  B.  Die  arme"  Möre"  ro"  MaiÜcne"! 
Gotth.  Das  Dim.  (oft  nur  leichtere)  Schelte  auf  Kin- 
der Bs.  Möri,  Möreli,  kosende  Bezeichnung  eines 
kleinen  Mädchens;  nettes  Ding  B.  Du  lustigs,  du 
herzigs  M.!  Hieher  auch:  Mori,  Möreli,  Schmeichel- 
name der  Katze  Aa  (Rochh.)?  —  8.  Spielausdruck. 
a)  (in  L  Murre")  der  Pflock,  Stein  oder  Ball  im  Spiel 
Mör-um  (Bd  I  229).  (d'J  Möre'-jage"  Aa;  B;  L;  SOlten, 
■schlö"  B;  S  (in  Thierst.  Morche'-schlö"),  -i"tue"  Aa; 
s.  geissgügen  (Bd  II  159/60),  hurrlen  3  (Bd  II  1584). 
Im  BS.  werfen  die  Spielenden  mit  flachen  Steinen 
nach  einem  kleinen  auf  einen  grössern  gelegten  Stein. 
Wird  derselbe  herunter  geworfen,  legt  ihn  der  ,Mören- 
hüeter'  an  seinen  frühem  Ort  zurück;  gelingt  es  ihm 
dabei,  einem  der  Knaben,  die  ihre  Wurfsteine  wieder 
zu  erlangen  suchen,  einen  Schlag  zu  versetzen,  so 
wird  der  Getroffene  ,Mörenhüeter.'  Im  Th  wird  nach 
einem  als  Ziel  aufgestellten  grössern  Stein  geworfen; 
fällt  er,  ertönt  der  Ruf  <T  Mör  üf!  nach  dem  das 
Spiel  auch  benannt  wird.  Syn.  mit  Chugle'-Schiesse" 
(s.  Bd  III  187/8)  S.  Vgl.  noch  Mören-Grifer  (Bd  II 
720),  -Chünig  (Bd  III  330),  -Chessel  (Bd  UI  516/7), 
Hurrlen  (Bd  II  1584),  Geiss  3  d  (Bd  II  460),  sauen- 
hatschlen  (Bd  II  1799),  murmeten.  —  b)  in  dem  bei 
chesslen  5  (Bd  III  521)  beschriebenen  Spiel  heisst  M. 
die  ungleiche  Lage  der  beiden  Bohnenhälften,  während 
die  gleichen  als  Fätsch  (aufrecht)  und  Hund  (liegend) 
bezeichnet  werden  BsLangenbr.  —  4.  Tannzapfen  BsL. 
Syn.  Cime  (Bd  III  96).  —  5.  Kellerassel,  On.  (as.) 
mur.  AAZein.;  vgl.  das  Syn.  Cheller-Schivin. 

Mhd.  mör(e),  Sau,  Zuchtsau.  Bei  Gotth.  XVIII  287  ein- 
mal mit  Uml.  e*  Mor ;  vgl.  Kuhn,  Ztschr.  XVIII  43.  Die 
S  Form  Morchen  (bei  3)  weist  auf  Vermischung  mit  Sforich. 
Auch  begrifflich  berührt  sich  unsere  Bed.  2  mit  Mor  I 
(s.  Bed.  2)  und  seiuen  Abll.  Zu  2  vgl.  noch  Fäyg  (Bd  I 
712),  Fägg  (ebd.),  Ferlin  (ebd.  921),  Sü.  Zu  3  vgl.  Fr., 
Ztschr.  IV  9/10.  Betr.  die  Übertragungen  auf  andere  Tier- 
arten  vgl.   die   Zssen   mit  Ferlin   Bd   1   921. 

Ferli"-:  Mutterschwein,  das  Junge  hat  B;  L;  S. 
.Sie  ist  an  mir  vorbeigeschossen  wie  eine  Ferlimoore, 
we"°  die  Junge"  dusse"  si°.'  Gotth.  —  Güsel-:  Schelte 
auf  eine  unreinliche  Weibsperson  L.  —  Häss-Möri: 
weibliches  Schwein  L;  s.  Häs  Bd  II  1671.  —  Chosel- 
Mör(e°)  L,  -Möri  B  =  Güsel-M.;  bes.  von  unrein- 
lichen Kindern  B.  —  Lammer-More"  =  Ferlin-M. 
AARued.  —  Mist-:  Verstärkung  von  Moren  2  B;  S. 
Du  Donners  M.!  Postheiri.  ,So  ne  M.  sei  heut  zu 
Tage  Allen  [Heiratskandidaten]  lieber  als  ein  bravs 
Mensch  mit  etwas  Geld.'  Gotth.  —  Metzger-:  grobes 
Scheltw.  (eig.  Schlachtschwein)  B;  s.  Gotth.  XXI  288. 
—  Rochel-:  Name  eines  gespenstigen  Mutterschweins, 
das  an  Herbstabenden  bei  Mondschein  durch  die  Lüfte 
jagt,  wobei  man  dessen  Grunzen  (, rochein')  und  das 
Quieken  der  Ferkel  vernehmen  soll.  Die  Schweine, 
welche  ruhig  lagern,  werden  durch  die  .R.'  aufge- 
schreckt und  geängstigt  BO.;  vgl.  Kohlrusch  1854,  45; 
JRWyss  1817,  612. 

Morelle"  f.:  Schelte  auf  eine  verhasste  Weibs- 
person  Bs.    —    Betr.   die   End.   vgl.  FinHUe*   (s.   Bd   I   837), 

möre":  1.  „stänkern,  durch  einander  wühlen, 
schnuppern  wie  ein  Mutterschwein  VO";  im  Kehricht 
herumwühlen,  in  oder  mit  Kot  spielen  Bs  (auch  als 
Dim.  mörle");  Syn.  chötlen  (Bd  III  560),  sauen,  dreckten. 
.Sordida  traetare.'  Id.  B.  —  2.  naschen,  von  Zugvieh, 
das  sich  im  Geschirr    reckt,    um    das  Gras   am  Weg 


379 


Mar.  mer.  mir,  liior,  mur 


380 


zu  erlangen  Bs;  S;  Syn.  näusen,  schnäuggen.  Th  will 
der  's  M.  scho"  certribe"!  Zuruf  an  ein  Zugtier.  — 
3.  meist  umnie"-,  herumvagieren,  bes.  von  Dirnen  Aa; 
B;  VO;  scherzh.  auch  von  einem  Heiratsspekulanten. 
Zg  Kai.  1S67.  I"  de"  Hüseren  umme'-m.  (statt  daheim 
zu  bleiben)  L;  Zg.  —  4.  das  ,Morenspiel'  machen 
(s.  Maren  3  a)  Aa. 

üs-:  „Etw.  ausstänkern,  in  böser,  verdächtiger  Ab- 
sicht ausspionieren,  bes.  von  neugierigen  Weibsper- 
sonen VO."  —  ver-:  1.  beschmutzen,  verschmieren 
BsRotenfluh;  Syn.  ver-süen.  Vermöret,  unordentlich 
angezogen  A.xLeer.  —  2.  „Etwas  verlegen,  so  dass 
man  es  nicht  mehr  rindet,  bes.  von  Kindern  VO."  - 
näcl'-:  Jmdni  nachlaufen,  -streichen  S. 

(g')mörelig,  mörig:  1.  niedlich,  nett,  anmutig, 
possierlich,  von  Kindern  und  kleinen  Gegenständen  B. 
Es  m-s  Meitschi,  Truckli.  —  2.  Steigerungsadv.,  sehr  B. 
Mörelig  lustig.  Geh  wie  in.  nett  dass  si  üsserlich  sige". 
MWalden.  —  Zum  Schmeiehelnanien  Möreli,  Möri  unter 
Mör  2. 

murin:  vom  Fleisch  des  Mutterschweins;  s.gälein 
Bd  II  296. 

Mör  III,  Mure'  f.,  Dim.  Morli:  schwarzes  Wasser- 
huhn, Ful.  atra.  Bodensee;  L;  vgl.  GLHartm.  1808,  119; 
.Meisner  und  Schinz  1815.  246.  .Im  Costenzer  see  wer- 
dend auch  mancherlei  enten  gefunden,  aus  welchen 
etliche  von  den  einwoneren  krautenten.  moren  oder 
muerenten  genennt  werdend.'  Vogelb.  1557.  Auch 
G  Wochenbl.  1798,  208. 

Das  W.  gehört  ohne  Zweifel  zu  Mör  I,  von  dem  es  hier 
nur  aus  praktischen  Gründen  getrennt  worden  ist.  Die 
Trauer-  oder  Mohrenente  der  Zoologen  ist  allerdings  eine 
andere  Art  und  auch  hei  Gessn.  scheint  Mischung  mit  ,Muor' 
im   Spiele  zu   sein;   vgl.   das   Folg. 

I.'liin-:  Sammetente,  Anas  fusca  (auch  .Moorente, 
Braunspiegelmoor').  Bodensee  (Meisner  und  Schinz 
1815,  288).  Nach  GLHartm.  1808,  124  =  Schett-Ent  2 
(Bd  I  355).  —  R6t-  =  Böt-Chopf  (Bd  III  415).  Boden- 
see; vgl.  GLHartm.  1808,  125;  .Meisner  und  Schinz 
1S15.  296.  .Seltener  wird  die  Pfeifente,  der  Botmoor 
gelangen.-  Im..  Kal.  1853;  nachher  ebd.:  .Manche  rote 
Mooren.'  —  Strüss-=  Strüss-Entli  (Bd  1356).  Bodex- 
see;  vgl.  GLHartm.  1808,   128. 

Mör  IV,  nur  in  Zssen. 

Güg(g)en-Mörli  =  <?M^er  3  (Bd  II  196)  B;  Zg. 
Syn.  G.-Mönli  (Sp.  316). 

Watarsch,  entstellt  aus  dem  syn.  G.-Msl  (Sp.  173),  wolil 
unter  Anlehnung  an  Mör  II .  ähnliche  Auffassung  der  schlei- 
migen, klebrigen  Wassertiere  als  Schweinchen  s.  u.  Maien- 
f., In,   (Bd   1   921). 

Rege"-Mori  BKirchb.  (1t  Dan.),  -MöriS:  Regen- 
molch.   —  S]iriL.'Lrel-Mör:  Salamander  Zg. 

Morach  (PI.  Morache")  ArK..  Moreeh  (PI.  Mörech) 
ApH,  M.;  THBerg,  Möracher  GnHe.,  Mör-,  Mörö'cher 
Tu.  Marodier  Scb;  Tu;  ZW1.  (in  ZSth.  Murö*cher), 
Mörach,  -ech  \\  (-Ö-);  Bs;  G  uT. ;  mTH  (-Ö-),  Morauchel 
(PL  MorauchJe")  L  —  in.,  Morache;  -eiche"  „Ar;  GRh.; 
Seil;  Scbw;  S;"  Tu  (in  Steckb.  Möröche");  '/.  (Mör-, 
Möröch'e"),  Morlaehe'  GStdt,  Moreeh  Bs,  Morauche" 
Zg.  Morauchle"  (PI.  unver.i  L,  Möroh  (PI.  Mörche") 
ZBauma,  F..  Morchle"  Bs;  B;  S  f-ö'-),  More"  ZKn.. 
Muri"  G.  „Murrele*  W"  —  f.,  bes.  als  Lim.  Mörchli 
V.  Morauchfeßi  L:  Morchel,  die  Gattungen  Morch 
und  llelv.,  bes.  Morch.  esc.  (als  Maie'-M.  von  Helv. 


esc,  AbreUe*-M.  unterschieden  Z).  Nach  dem  Volks- 
glauben soll  sie  nach  einem  Gewitter  (dem  ersten  im 
Monat  Mai  A i> ).  bzw.  nach  einem  warmen  Regen  fast 
plötzlich  aus  der  Erde  spriesseu  Ap;  G;  Z.  Wenn 
es  donnert,  schwinden  die  M.,  nach  dem  Donnern 
kommen  sie  hervor  ZSth.  Sie  gelten  als  Leckerbissen 
und  werden  u.  A.  bei  Bauernhochzeiten  aufgetischt. 
Esha"  wie  </'  Morache"  im  Maie",  zurückgehen  GBern., 
auf  der  Beobachtung  beruhend,  dass  die  Morcheln, 
wie  die  meisten  andern  Pilze,  kurz  nachdem  sie  aus- 
gewachsen sind,  rasch  wieder  zsschrumpfen,  .Morchlen. 
ein  gattung  schwämmen,  so  man  isset.  tuber.'  .Mal. 
,Der  hunger  treibt  die  leut  nach,  dass  sy  allerlei 
kreuter  sueehend  und  essend,  als  surampferen,  haber- 
mark, morochen.'  LLav.  1582.  .Wie  geschwind  wach- 
sen die  Pfifferling,  Mordchen  [so]!'  Ziegler  1617.  .Ge- 
dachten Jahrs  wäre  so  ein  warmer  Winter,  dass  man 
den  21.  Jenner  1530  schon  bereits  Morachen  auf  dem 
Markt  feil  hatte.-  HsEEscher  1692.  ,»/i  Vieriig  Moor- 
ochen.'  Z  Haushaltungsb.   17r>4. 

Mild,  morhe,  morche,  more  f.,  and.  moraha,  Möhre  und 
Morchel.  Betr.  die  Uindeutuug  m{ -Acher  s.  Bd  I  65.  Vgl. 
.Maurachen,  Morach'  bei  Selim.-Fr.  I  1C3S.  1641,  ferner  auch 
Gr.  WH.  VI  1814.  252'.i.  -247:!.  Die  Angaben  «her  Quant 
und  Qual,  der  Voc.  lassen  mehrfach  zu  wünschen  Dbrig.  Das 
Seihe  gilt  von  den  Geschlechtsangaben;  doch  taegreift  sich 
Dies  daraus,  dass  das  W.  fast  nur  im  PI.  gebraucht  wird. 
Zum  Teil  ist  das  männliche  Geschl.  durch  die  Umd.  auf 
Acher  hedingt.  Hieher  wohl  auch  (s.  Gr.  WB.  VI  2529): 
.Junge  zarte  hörn  [der  Hirsche]  nennend  die  Teutschen 
morchi  cider  kolben,  welche  under  die  speis  der  edlen  und 
fürsten  gerechnet  werdend.'  Tierb.  1563.  Die  uns  sonst 
fremde  Bed.  Möhre  liegt  wohl  vor  in  der  Stelle:  .Astragalus, 
christianwurz,  etlich  verteutsehend  es  moren  oder  erdmotten.' 
Fris. ;  Mal.;  wenigstens  geben  es  Andere  mit  .Erdmöhre' 
(s.   Gr.   WB.   III   775)   wieder. 

Erd-:  Trüffel.  ,Die  Erdmorchel  enthaltet  sich 
under  der  Erden  und  schwellet  nicht  harfür.'  Spleiss 
1667.  .Tuber,  Erdmorchelen,  Lorch,  Morchenapfel, 
Erdapfel.'  Denzl.  1077;  1710;  ähnlich  Vestib.  1692 
(.Erdmörchel1). 

Morali  n.:  Memorial  Gl.   —   Aus  dem  lat.  W. 

Morast,  in  AiLeer.;  Ndwj  Z  tw.  Mardst  —  m.: 
wie  nhd.  allg.     Kot,  Kehricht  Ndw. 

Das  «  der  ersten  Silbe  kann  sich  seeundär  aus  o  ent- 
wickelt haben  (vgl.  Anm.  zu  mariden);  es  kann  aber  auch 
arspr.  sein;  vgl.  fr/,  marai»,  aus  dem  das  deutsche  W.  ent- 
lehnt ist. 

More"  II  f.:  Angst.  Studentenspr.  (lt  Sulger).    .Er 

hatte  Mohren,  seinen  Rock  durch  Berührung  mit  dein 
Halblein  zu  verschahen.'  Gottii.;  dafür  .Angst.-  Ge- 
sammtausgabe.  —  Vgl.  Kluge  1895,  los.   Auch  Gaunerspr. 

Tschinggelen-Möre":  1.  in  Bs  -Mure",  Neckruf 
für  die  italienischen  Arbeiter  Bs;  Z.  Tsch.,  Dreck  am 
Bei"  und  um  Füdeli  au'*  e*  klei",   Spottvers   Bs.  — 

_'.  auch  -Murre",  interj..  etwa  i.  S.  v.  bah!  warum 
nicht  gar!  L.  So  auch  in  dem  Spruch:  Tsch.,  's  göd 
eii  alti  Frau  dö  dwche".  ebd. 

Von  dem  im  Moraspiel  vorkommenden  Bnf  cinque  In  mora. 
Zu  dem  Spottvers  unter  1  ist  zu  erinnern,  dass  die  it.  Ar- 
heiter   .Maurer   und    Erdarbeiter  sind. 

mori-mori  spile":  das  unter  chlipfen  (Bd  III  680) 
beschriebene  Spiel  machen   Z. 

Mores,  Möris(s).  Eine"  (Ei'tn  Bs)  M.  lere",  allg.-, 
•auch  in  der  ä.  !.it.  seit  dem   XVI.     M.  [Respekt]  h<i" 


:N1 


Mar.  raer, 


mir,  mm',  llllll' 


382 


(vor  Eim,  Öppis)  Bsj  Tu.    l)cr  hat  .1/.  vor  gem  Mite'; 

er  ist  letsti  abe"  g'luit.     Vgl.   Moses. 

moreiiscli :  zerbrechlich,  morsch,  von  Holz  ScHHa. 

Moi'i  II.:  ein  Kleiderstoff  GRh.  —  Aus  frz.  moirle; 
Tgl.   ,Mohr'  bei  Gr.   WB.  VI  2473. 

morin.  .Eine  schwarze  mohrene Rohe.'  Schweizer- 
bote 1805. 

Miiriass:  Name  eines  Baumwollgewebes  mit  grober 
Kette,  aber  leichtem  Einschlag  ZO.f  —  Wahrach.  zum 
Vorigen. 

Moria  m.:    Klumpen,    ballige   Masse   Aa  (Rochh.). 

Scheint  gebildet  wie  Chnctpii  (Bd  III  7-12)  uä.  und  zu 
Murren   1   (s.   d.)  zu  gehören. 

morisclliniere":  dressieren.  ,Wie  geschwind  er 
hier  und  dort  gefahren  und  wie  er  so  ein  Ross  zu  m. 
wisse  wie  Keiner.'  Gotth.  —  Aus  frz.  morigener,  Jmdn 
schulmeistern,  Mores  lehren. 

Mugge"-Mörli:  Name  des  ersten  Tags  Juni  SchSI 

Fi  feie-  Sch  (lt  Sulger),  Fiifili-  Sch  (lt  Kirchh.), 
Pßfele-  Z  (auch  Pflfeli-,  Pflfe"-)  Mörli  (lt  Kirchh. 
-Mwli):  1.  Name  eines  Kartenspiels  Sch;  Z.  Wenn 
die  Karten  unter  die  Spieler  verteilt  sind,  tauscht 
man  sie  verdeckt  gegen  einander  aus;  wer  zuerst 
durchgängig  gleiche  Farbe  hat,  ruft:  Pf.!  und  ist 
Sieger.   —  2.  Abweisungsformel  Z.     Wbl!  Pf.! 

Ans  dem  frz.  Namen  des  Spiels:  Vive  l'amour!  2  eig. 
euphem.   für   (ich)  pfiffe'   (drttfl  1 

Mür  I    (Mure'  BsStdt,    Mino   P,    Möure'   UwE.) 

—  PI.  Mür  BhE..  Mure'  BBe.,  sonst  Mure'  —  f.: 
1.  Alauer,  allg.  Mit  dem  Chopf  an  e"  M.  laufe'.  Id.  B., 
gege'  d'  M.  renne"  Sca,  etwas  Unmögliches  wagen. 
Me"  chönnt  Mure"  mit-em  i'schiisse"  (so  dumm  ist  er) 
GRh.  Still  si"  w>e-n-e"  M.,  ganz  still,  z.  B.  von  Schü- 
lern  einer  Klasse  Z.  Ber  Rege"  chunnt  [so  dich!  | 
wie-n-e"  M.,  RA.  beim  Anblick  eines  herankommenden 
starken  Gewitterregens  ZO.;  vgl.  Wand.  Bet  und 
arbeit!  sind  zwo  Mure',  si  lönd  wider  Mangel  noch 
Armuet  durche".  Stütz.  ,Türre  M.',  Trockenmauer. 
,Da  dil  mure  gefallen  ist,  an  der  stat,  da  ieze  du  türre 
mure  ist,  da  sun  [die  Nonnen]  ein  ander  machen.' 
1292,  Z  Urk.  ,Myn  herz  ist  herter  dann  ein  m.'  Ruef 
1550.  —  2.  Mauerwerk.  ,Pas  Winterhaus  hat  Zimmer, 
nicht  von  Maur  oder  Holz,  sondern  die  Wand  sind  von 
Waldglas   gemachet.'    Sererh.  1742.     Mauerschutt  Z. 

—  3.  in  Orts-  und  Flurnamen,  bes.  für  Ortlichkeiten, 
wo  früher  römische  Niederlassungen  bestanden.  Mür 
L;  Z,  uf  (i")  der  M.  B;  G;  ScHwTb.;  Z Kempten  (an 
der  Stelle  des  röm.  Campodunum).  ,Auf,  in,  unter, 
bei,  zu  den  Mauren'  B;  L;  Th;  U.  M.-Aeher(n)  B; 
Obw,  ,-Garten'  Z,  ,-Hubel'  L,  , -Matten'  L,  ,-Grabeir  B. 
,-Boden'  B.  ,[Zinse]  die  ze  Hoptse  geleit  wurden  an 
die  Mure  [d.  h.  auf  das  betr.  Grundstück].'  1322,  Gfd. 
,Bis  an  den  weg,  so  obneu  durch  die  mürlen  gat.' 
1524,  Schw  LB.  Anders:  Uf  der  Mure',  eine  Felsenge 
am  Wege  von  Ferrara  nach  Avers ;  vgl.  den  rom. 
Namen  ,müras'  für  den  Schynpass  in  Gr.  Vom  Gute 
M.  in  ÜBwMelehtal  hat  vermutlich  das  Geschlecht  der 
,Aufdermauer'  seinen  Namen  erhalten.  Vgl.  noch 
WTÖchsli  1891,  8.  —  Mhd.  mur(e);  miure,  mür  (auch  H75, 
Bs  Chr.). 

Ofe°-Mürli:  gesimsartiger  Vorsprung  der  Schutz- 
mauer zwischen  Küche  und  Stufenofen  oberhalb  des 
Letztem,   worauf  Speisen  und  Getränke    zum  Warm- 


halten   gestellt    werden    B;    vgl.   Chunstwand.    ,Das 

Spätjahr  hat  ein  Wetter  gebracht,  dass  man  sich  an 
den  Abenden  nirgends  behaglicher  fühlt  als  daheim 
im  warmen  Stubchen,  wenn  uf ''ein  0.  der  Neue  gärt 
und  braust.'  Schweiz.  Familienfr.  1857.  —  Ort-Mür: 
meist  PI.,  die  Umfassungsmauern  eines  Gebäudes  im 
Gegs.  zu  den  Scheidemauern  im  Innern  Z.  —  Fall- 
Mürli:  auf  Viehweiden  eine  Schutzraauer  an  Ali- 
gründen Schw;  Syn.  Schalt-Mür;  vgl.  Fall-Han  (Bd  II 
1069),  Fäll-Graben  (IM  II  681).  —  Fön-Mür:  Wolken- 
wand, die  sieh  bei  Föhnwind  über  den  Bergkämmen 
bildet,  innere  Schweiz.  —  Vor-:  Vormauer,  in  bildl.  S. 
.Dann  sovil  Genf  belangt,  wüssend  ir  all  g'meinlich, 
dass  dieselhige  statt  ein  were,  v.  und  Schlüssel  ganzer 
Eidgnosehaft  ist  und  wann  die  verloren,  soll  man  nit 
mehr  unser  vatterland  b'schlossen,  sonder  uf  der  aller- 
g'fahrlichisten  syten  offen  nemmen  [nennen].'  1585, 
Abscb.  —  Für-:  Brandmauer  Aa:  B;  VU;  Th;  Z;  Syn. 
F.- Wand.  —  Füeter-:  Futtermauer,  an  Befestigun- 
gen. .Im  jar  1476  ward  ouch  ein  stuck  an  der  f.  ein 
graben  gemacht.'  Z  Anz.  —  Goger-Mürli:  kleine, 
schlechte  Mauer  BO.;  vgl.  gogeren  (Bd  II  154).  — 
Spilhof-Mür  s.  Bd  II  1033.  —  Hag-:  Mauer  an 
Stelle  einer  Hecke  UwE.;  vgl.  Fall-M.  —  Doppel- 
hägge°-:  Schutzraauer  auf  einem  Schiessplatz  für 
üoppelhaken;  vgl.  Z  Memorial  1801,  13.  —  Herd-  = 
Läger-M.  Uw.  —  Chilc,,e":  1.  Friedhofmauer  L;  Z. 

—  2.  Chile'-Miirli,  das  (an  alten  Mauern  wachsende) 
Cymbelkraut,  Lin.  cymb.  AAStrengelb.  —  Läger-: 
wagrecht  verlaufende  Mauer  an  steilen  Abhängen, 
hinter  der  Schutt,  Steine  usw.  zu  einem  Läger  (s.  Bd  III 
1170)  aufgeschüttet  werden  B;  Uw.  .Auf  der  ßoden- 
fiuhalp  waren  einmal  die  Knechte  des  Sennen  damit 
beschäftigt,  oben  an  einem  ziemlich  steilen  Hang 
Steine  zusammen  zu  legen,  um  eine  sogen.  L.  zu  er- 
richten.' DGemp.  1884.  —  Letzi-:  Grenzmauer;  vgl. 
Bd  III  1558.  ferner  Gfd  VII  5;  Kyd,  Panorama  7.  — 
Litzi-  L;  s.  Bd  III  1507.  —  Lotz-Mürli:  kleine 
.Mauer,  die  der  Jäger  in  einiger  Entfernung  von  einer 
Murmeltierhöhle  errichtet,  um  sich  dahinter  auf  die 
Lauer  zu  legen  Gr.  —  Pass-Mür  =  dem  Vor.  GrI>. 

—  Bosse"-:  Trockenmauer  aus  Kugelsteinen  S.  — 
Brand-  (auch  Brämür):  wie  nhd.  Aa;  Bs;  ß;  VO; 
GrL.  —  Reben-:  Umfassungsmauer  in  Weinhergen. 
, Nachtbuben  warfen  dem  Pfarrer  die  K.  an  der  Strasse 
nach  Aarau  ein.'  1674,  Aa  Gem.  —  Big-  AaRcui.; 
BBr.,  sonst  Bigel-:  Mauer  aus  Fachwerk.  allg.  „Mauer- 
werk zwischen  den  Riegeln  und  Ständern  der  Wände." 

—  Ring-:  wie  nhd.  .Weil  nun  die  drei  Städte  [Bern. 
Freiburg,  Solothurn]  in  einer  R.,  wie  man  gewöhnlich 
sagt,  stehen,  so  möchte  Freiburg'  die  Anstände  freund- 
lich beizulegen  suchen.'  1585,  Absch.  —  Sims-:  Mauer, 
die  bis  zum  Fenstergesimse  reicht;  Fenstermauer  ZO. 
.Das  Haus  gemahnte  mit  seiner  geweissten  S.  nebst 
den  braunen  Holzwänden  an  eine  geputzte  Bäuerin, 
die  sich  auf  ihren  braun  gedruckten  flächsenen  Rock 
und  ihre  weissen,  steifen  Hemdärmel  Etwas  zu  Gute 
tut.'   JSenn  1870.  —  Scheid-  =  Brand-M.  BGrindel. 

S c  h a  1 1 -  M  ü  r  1  i  =  Fall-Mürli  Schw. 

Die  Mauer  ist  dazu  bestimmt,  das  Vieh  von  den  Abr 
gründen   .abzuschalten.' 

Schilt-Mür.  ,Für  die  grossen  port  ein  fürschopf 
mit  einem  gehouwnen  gewelb  und  die  sch-en  von  tuft 
dry  oder  vier  schuh  für  die  mur  hinuss.'  1514/1669, 
Vertrag   betr.  Kirchenbau  in  WSitten.    —    Stock-: 


383 


Mar.  mer,  mir,  mor,  mnr 


384 


Hauptmauer  eines  Gebäudes  meist  auf  der  Giebel- 
seite;  im  Gegs.  zu  den  Rigel-Müren  aus  massivem 
Mauerwerk  aufgeführt,  allg.  ,Ganze  Stockmauern 
müssen  nur  da  gebaut  werden,  wo  ein  Haus  an  das 
andere  stösst  und  gegen  die  Gasse;  hinten  und  auf 
den  Seiten,  wenn  ein  Haus  vom  andern  entfernt  steht, 
können  Riegelmauern  aufgeführt  werden,  auch  vorn, 
wenn  der  Landvogt  dem  Eigentümer  wegen  dessen 
Armut  es  gestattet.'  17(32,  GUzn.  Bauordn.  (Absch.). 
Hauptmauer,  sofern  sie  nur  einen  Stock  hoch  ist 
SchwE.  —  Stei°-  Stei-mer  ZS.,  Stei'me"  ZBül.:  Name 
eines  Dorfes  Z.  Z'  Sterinen  ine".  Flurname  L;  Z. 
Stei'mer- Wise"  ZHöngg.  Auch  Dim.,  Stei"-31itrli  Th 
Hw.;  ZOberw.,  hier  für  eine  Örtlichkeit,  wo  einst  ein 
Schloss  gestanden.  Vgl.  Steineren  und  HWeber  1869,  6. 
Eine  ,ze  Wibkingen  in  Steimuren'  gelegene  halbe  Ju- 
chart  Reben.  1405,  Regesten  v.  AAKlingn.  ,Ein  acker, 
stosst  an  des  sigristen  stcinmürli.'  1450,  ScuwTuggen 
(Gfd).  ,Ab  eim  acker,  genemt  zu  Steinmur.'  Ende 
XV.,  SHägend.  —  Stotz-:  starke  Stützmauer,  z.  B.  für 
eine  Erdaufschüttung  Z;  vgl.  St.-Wand.  —  Tüfels-: 
Name  der  Ruinen  des  Schlosses  Helfenberg  ZSth. 
,1626  wurde  die  lange  Mauer  auf  Meilingen  errichtet, 
die  ihres  raschen  Baues  wegen  vom  Volke  die  T.  ge- 
nannt wurde.'  AmHerd  1879.  Vgl.  Tüfeh-Brugg.  — 
Trumm-:  Feuermauer.  1531,  Dukh.  ,Trom-M.',  im 
Gegs.  zur  städtischen  Ringmauer  eine  zweite,  innere, 
kürzere  Verteidigungsmauer  im  alten  Bern.  KHowalu 
1872,  22.  —  Wage"-:  Name  einer  Mauer  am  Hir- 
schengraben in  ZStdt,  an  die  früher  Wagenschuppen 
angebaut  waren.  —  W  er-:  gemauerter  Lawinenbrecher 
UMaiental;  Syn.  Ebenhoch  (Bd  II  977).  —  Zeiger-: 
Schutzniauer  für  den  Zeiger  in  der  Nähe  des  Scheiben- 
standes Ar;  Z;  vgl.  Schäfer  1810,  172.  —  Zwing- 
en Bs  Ztvingel-) :  Mauer  um  den  Zwinger,  Ringmauer. 
In  BsStdt  verblieb  der  Name  dein  am  längsten  er- 
haltenen Teil  der  Stadtmauer  dem  Rhein  entlang. 
,1424  lief  der  Rhein  mit  solchem  Brausen  an,  dass  er 
über  der  minderen  Statt  Zwingelmaur  einliefe.'  Wurst- 
isen.  ,Bis  in  des  kilchhofs  zwingmur.'  Kessl.  ,Die 
Twingmur  ist  in  die  Runde  gebuwen  g'syn.'  RCvs. 
Vgl.  Twing-Hof  (Bd  II  1035). 

müre",  in  GrPi\  mürne":  intr.,  mauern,  allg.  Me" 
muess  mit  dene"  Steine"  m.,  tvo  me"  hed,  sich  mit  den 
zu  Gebote  stehenden  Mitteln  behelfen  B;  VO;  Z. 
Trücha"  m.,  feste  Speisen,  z.  B.  Brot,  Käse,  ohne  Ge- 
tränke gemessen  GRSeewis.  ,Das  begreife  ich  nicht, 
dass  er  mit  Leuten  mauren  [arbeiten]  will,  die  daheim 
nicht  sicher  sind  vor  Weibeln  und  Landjägern.'  Gotth., 
Herbstgespr.  's  g'müret  Hüs,  Hausname  ScawWoll. ; 
vgl.  Stein-Hiis  (Bd  II  1731).  ,1m  Stiftsurbar  vom  Jahr 
1600  begegnen  wir  häufig  dem  g'mureten  Stock;  im 
XV./XVI.  bauten  viele  reichere  Bauern  entw.  als  Teil 
des  Wohnhauses  oder  auch  freistehend  einen  aus 
dicken  Mauern  bestehenden  Stock  mit  engen  Fenster- 
lucken.'  MEsterm.,  Rick.  Der  g'müret  Chopf,  Fluni. 
GlRü«. 

under-:  1.  unterhalb  (zur  Stütze)  mit  Mauerwerk 
versehen  Th;  Z.  ,Zwei  werchlütenmal;  Jörg  hat  ein 
tag  stein  gefüert,  als  man  den  marchstal  undermuret.' 
1534,  ZGrün.  Amtsrechn.  ,171  mal  band  die  murer 
und  pflasterknecht,  als  sy  stein  'brochen,  demnach 
die  ufrichti  undermuret  band.'  1540,  ebd.  —  2.  eine 
Grenz-,    Zwischenmauer    errichten    OüvvLungern.    — 


ver-:  1.  wie  nhd.  Bildl..  Ei"'m  v.,  den  Durchgang 
sperren  Z.  —  2.  den  Leib  verstopfen,  z.  B.  durch  Ver- 
schlucken zu  vieler  Kirschensteine  Aa;  Z.  Er  ist 
vermüret,  leidet  an  Verstopfung  Z.    Vgl.  Stein-Müri. 

Mürer,  in  Gr  Mürner  —  m.:  1.  Maurer,  allg. 
B'hüet-is  Gott  vor  türer  ZU,  vor  31.  und  vor  Zimberlüt! 
Z  (Hausinschr.).  31.  und  Zimmerlüt  händ  Summer  und 
Winter  Nüt.  Ineichen.  Im  Summer  en  31.,  im  Winter 
en  Trürer  ZTagelsw.  De"  M.  an'n  Hose"  ha",  Kot- 
spritze Z.  —  2.  Verstopfung  infolge  Genusses  von 
Kirschensteinen  ZO.  (scherzh.). 

Chunde"-:  Maurer,  der  auf  Bestellung  im  Tag- 
lohn arbeitet  Z.  —  Brand  li-,  nur  in  der  RA.  Br.- 
Arbeit  mache",  einfältige  Streiche  verüben  Z  (lt  Sprww. 
1824).  —  Stadt-:  im  städtischen  Dienst  stehender 
Maurer.     .Besoldung  eines  St-s.'  XVIII.,  Sch  Ämterb. 

Gemür  n.:  eig.  Gemäuer.  Flurname  Aa.  , Der  Ort 
war  unter  dem  Namen  im  Gemüre  oder  die  Burg  be- 
kannt.' Bs  XIV.,  133. 

Einmal  auch  die  Form  .gemürde'  (,wir  kamen  zu  einem 
g.,  so  die  strass  eingefasset  hatte.'  1160,  Bs),  die  ein  ahd. 
gimüridi  voraussetzt. 

Muri  f.,  PI.  3Iürene":  Mauer  GrHc,  Pr.  E" 
wackeri  31.  Schwzd. 

Stei"-:  1.  mauerartig  aufgeschichtete  Steine,  die 
man  von  Ackern  abgelesen  hat  Z.  Sehr  oft,  wie  Stei"- 
Mür,  als  Flurname,  bes.  für  Orte,  wo  noch  Überreste 
alten  Gemäuers  gefunden  wurden  Gr  (vgl.  Sammler 
1806,  188);  Z.  ,Ein  halbe  Jucharten  in  der  St.'  1653, 
AAWett.  Klosterarch.  ,Ein  Markstein,  deutet  der  St. 
nach  an  ein  Eggmarkstein.'  1667,  ebd.  —  2.  =  Mürer  2 
(doch  nicht  bloss  scherzh.)  Z.     D'  St.  übercho". 

mürig:  kernhaft,  kräftig,  gesund  GT.j  vgl.  die 
RA.  Eine''  fstarchj  wie-ne"  3Iür. 

Mnr  II:    Maulbeerbaum.  Ebel.   —  Vgl.  it.  moro. 

Churreli-   (in   L  Chrugeli-) Murreli:    1.  in   dem 

Scherzreim :  Eusi  3Iuctcr  hat  g'chochet,  hat  Gh.  g'macht ; 
iezt  esse*d-mer  alli  z'  Morge",  iez  händ-mer  Nüt  me 
z'  Nacht  Aa;  L.  —  2.  nur  PL,  Kleinigkeiten  AALeer. 
Zum  Folg.,  wenn  auch  bei  1  kaum  an  ein  bestimmtes 
Gebäck  gedacht  wird. 

Murre»  I  Aa;  VO;  G;  Sch;  Th;  Z,  Morre"  Aa; 
G;  Tu;  ZO.,  Mörc"  III  Ap;  GT.  —  f.  (im  Aa  m.),  PI. 
3Iörre"  AaF.,  sonst  unver.  —  Dim.  Murreli  Gl;  GA., 
Murrli  I  AaF.;  VO;  GG.,  Mürrli  L;  Z,  M&rli  G 
oT.,  Mörli  Ap  (neben  Mörli);  GT.:  1.  ovales  oder 
(in  Z  Dim.)  rundes  Milch-,  Butter-  oder  Eierbrötchen, 
bei  länglicher  Form  gewöhnlich  mit  einem  (im  Gegs. 
zum  Anke'-Weggli  nur  leichten)  Einschnitt  und  oft 
an  den  beiden  Enden  spitz  zulaufend  „Aa;"  Ap  ; 
VO;  Gl;  G;  Sch;  Tu;  Z;  Syn.  M.-Brötli.  Man 
unterschied  grössere  (3Iurre")  und  kleinere  (Mürrli), 
zu  10  und  5  Rappen  Z,  sowie  nach  ihrer  Herkunft 
Steiner-,  Zürich-M.,  in  neuerer  Zeit  auch  Frankfurter, 
Heidelberger  M.  Von  Einem,  der  nach  der  Stadt 
Zürich  gieng,  erwartete  man  Z.-3I.  als  ,Kram'  AABb. 
(wo  alles  feinere  Kleingebäck  diesen  Namen  führte), 
F.;  Z.  Man  ass  sie  als  Festgebäck  zu  Ostern  G,  zu 
Weihnachten  ScnSchl.  (wo  sie  aber  S-Form  hatten; 
Syn.  Doppel-Schnigg).  Oft  im  Wortspiel  mit  murren. 
Wer  mürrisch  nach  Hause  kommt,  von  Dem  scherzt 
man:  Er  het  31.  hei"'  'brächt.  Er  ynuess  siner  Frau 
keini  M.  chaufe"  [da  sie  ohnehin  genug  hat].  Sprww. 
1824;  1869.    Ich  muess  hei'",  sifst  chumm-i'1'  31.  über 


::s;, 


Mar, 


nier,  nur,  nior,  nun* 


:.K6 


vo*  miner  Frau;  si  ist  kapabd  und  gibd-mer  eilichi. 
Wolf,  Dreierwahl;  vgl.  Anm.  zu  Stieren-Aug  (Bd  1 
189).  -V.  übereho*,  euphem.  auch  =  Schläge  Z.  ,M.' 
erscheinen  seit  Ende  XV.;  s.  Strickler,  Horgerj  78, 
.Ein  viererwertige  m.'  1508,  Z  Staatsarchiv.  .Depsiti- 
cus  panis,  wolgeknätten  brot  oder  von  gebrochenem 
teig  gemacht,  als  die  murren,  hüllweggen,  ring,  brätze- 
len,  mutschallen  udgl.  Collyra,  etwas  brots  für  die 
kind,  als  ring,  mütschällen,  m.,  prätzelen,  offlaten, 
küechle  udgl.  f'rustulum,  die  m.,  mütschällen.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Die  Murre,  Wastel,  Pretzel,  placenta  minor, 
spira  similaginea.'  Reu.  1662.  Der  .Jährliche  Hausrat 
von  Zürich'  1770  gibt  den  Hausfrauen  scherzh.  den  Rat, 
sich  auf  die  Wäsche  hin  U.A.  mit  .Murren'  (vom  Klein- 
brötler,  versteht  sieh's;  denn  die  andern  fabrizieren 
die  Weiber  selbst,  und  würde  es  leider!  mancher 
Mann  sagen  können,  wann  die  Weiber  zu  und  von 
der  Wäsche  gehen)  für  die  Wäscherinnen  wohl  zu 
versehen.  Eine  Nachbildung  in  Edelmetall  war  ,die 
vergülte  M.',  von  34  Lot  1  Quintli  Gewicht,  die  1650 
der  Zürcher  Weggenzunft  geschenkt  wurde;  vgl. 
RHHofmstr  1866,  39/40.  —  2.  auch  Bröt-M.,  grosses, 
anförmliches  (rundliches  AaHI.)  Stück,  grosser  Bissen 
(AALeer.)  gewöhnlichen  Brotes  Aa.  Mutter,  gib-mer 
en  M.  Brot,  bittet  ein  Kind.  —  3.  der  beim  Backen 
am  Brot  sich  etwa  bildende  Auswuchs,  Knorren  Aa; 
vgl.  Anggeli  (Bd  I  340/1),  Weggen.  —  4.  dicker,  kur- 
zer, rundlicher  Gegenstand;  etwas  Kleines  Aa;  UwE. 
Murrli  I,  Kosew.  für  ein  fettes  kleines  Kind  UwE. 
Dicker,  kurzer  Knabe,  Mann  AaF. 

Wahrsch.  zu  nihd.  murr(e),  stumpf;  vgl.  span.-port.  morro, 
runder  Körper.  Zur  Bed.  vgl.  Mutach.  Tw.  berührt  sich  das 
W.  mit  murm  und  Tob],  nimmt  geradezu  etym.  Zshang  mit 
Diesem  an,  was  von  Seite  der  Bed.  (M.  =  mürbes  Brot)  auch  gar 
nicht  unpassend  ist;  vgl.  Dieff.,  got.  WB.  II  41,  ferner  dz.pain 
mottet,  petit  pain  blanc,  leger  et  delicat.  Möglich  ist  für  ein- 
zelne Formen  (bes.  unter  2)  Zshang  mit  Mürchel  (s.  d.);  vgl. 
auch  das  folgende  W.  Der  Guttural  wäre  wie  so  oft-  liiuter  *• 
nach  kurzem  Voc.  verklungen.  Das  Masc.  nach  dem  Syn.  Mockrn. 

Mürri  m.:  dicker,  kurzer  Mensch  L. 

Murre"  II  m.  B  („BO."),  f.  BBr.,  Ha.,  meist  Dim. 
Murri   BR. :    aus    Brettern    gefügter,    trogähnlicher 

Knabenschlitten,  verschieden  von  der  nach  Art  eines 
Holzschlittens  construierten  Gemsch  (Bd  II  321),  ähn- 
lich dem  Chessler  (Bd  III  523)  BO.  Vgl.  Muelt  1  e 
(Sp.  216).  Isi  M.  isch  zerhiti,  mier  ehennen  nimmt" 
rlten  BHa. 

Viell.  zum  Vor.,  da  der  Schlitten,  im  Gegs.  bes.  zur 
Geis8,  des  Bugs  vorn  (s.  Schnarz)  entbehrt,  also  verkürzt, 
abgestumpft  erscheint. 

Murre"  III  m.:  Schnauze.  Maul  PAL  —  Vgl.  piemont. 
mov.ro,  prov.   morra,  afrz.   mourre,  Schnauze. 

Murrailla  f.:  Maulkorb,  ebd.  —  Catal.  morallas, 
Maulkorb,  frz.  moraiUe,    Maul-  oder   Nasenzange  für  Pferde. 

murre":  im  Allg.  wie  nhd.,  doch  auch  i.  S.  v.  uf- 
begeren  1  (Bd  II  403/4)  Aa;  Bs;  Vü;  Gr;  G;  Th;  Z. 
Ich  we"t  nüd  drum  m.l  Ausdruck  der  Gleichgültigkeit 
Zg;  Synn.  s.  bei  Chappen  (Bd  III  385).  J°*  will-der 
denn  noch  m.!  Drohung  Th;  Z.  Ei"'m.  ge",  tue"  für 's 
M.,  Jmdm  den  Widerspruch,  auch  durch  körperliche 
Züchtigung,  verleiden;  ha",  übereho"  für 's  M.,  dafür 
bestraft  sein,  werden  Aa;  Bs;  Th;  Z.  Stille",  M.  Zg, 
in  L  mit  dem  Zusatz:  's  göt  en  alti  Frau  dö  durche", 
Mahnung  zur  Ruhe;  vgl.  Tschinggele'-Möre*.  G'murret, 
zum  Widerspruch  geneigt  G.  —  2.  =  ufbegercn  2  GrE. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


—  8.  schnurren,  von  der  Katze  AAEntf.  —  In  itüle*, 
M.  scheint   äf.  subst   Inf  zu  sein. 

Murri:  Schmeichelname  der  Katze  Aa.  —  Wohl  zu 
murren  V.     Der  Einsender  (Kochh.l  schreibt,  allerdings   Muri, 

Churri-  m..  Dim,  Churrlt-Murrli:  „leichte  Schelte 
auf  einen  mürrischen  Menschen  BO. ;  L;  Schw"  ;  vgl. 
Churri   (Bd  III  449).     S.   noch   Eüt..    Sagen    496. 
Vgl.  auch   den  Familiennamen   ,Murri.'   XV.,   BSigr. 

Surri-  m. :  mürrischer  Mensch,  Sauertopf  Aa; 
GrRIi.;  G;  Z;  Syn.  Surri,  Sürmel.  —  ,Schuri-Muri: 
homo  inquies,  turbulentus.'  Denzl.  1677;  1716.  Auch 
adj.  Wenn  er  seho"  ganz  voller  [betrunken]  un''  schürt, 
muri  isch  g'sl".  Rapieri  1700. 

murr  ig.  ,Ab  welchem  allem  sy  nit  wenig  verdruss 
empfangen  und  mit  m-em  zorn  abgeschaiden  uf  Con- 
stanz  zue."   Kessl. 

murrle"  I:  1.  „dumpf  tönen,  vom  langgezogenen 
Nachhall  des  Donners  (auch  bei  Lawinenstürzen)  in 
den  Gebirgen  Bü."  —  2.  Dim.  von  murren  im  nhd.  S. 
,Die  kinder  Israels  murletend  und  warend  ungeduldig." 
Zwingli.    Syn.  brummlen. 

Murrli  II  m. :    1.  junger,  unverschnittener  Stier, 
bes.  einer  mit  langem  Stirnhaar  Gr;  Syn.  Mudli.   - 
2.  verdriesslicher,  auch  über  Kleinigkeiten  murrender 
Mensch   AaF.   —   Zu    1   vgl.   Anm.  zu   Munni  (Sp.  317). 

Murrolf  m.  =  Surri-Murri  Bs. 

mürrle":  leise  murren,  von  Kindern;  leise  knur- 
ren, von  Hunden  Z. 

i"- murre":  refl.,  sich  überanstrengen,  abquälen  bis 
zur  Gefährdung  des  Lebens  und  der  Gesundheit  Z 
Mönch.  Ein  Wild  zu  Tode  hetzen  ZWetz.  -  Viell. 
euphem.    für  die  Synn.   sich   in-murden,   -mur.un. 

Suri-Muri:    Sauerampfer,  Rum.  acet.  B  (Kdspr.). 

Beide  u  werden  als  geschlossene  Kürzen  bezeichnet,  weisen 
also  auf  urspr.   Länge. 

murrle"  II:  (ver)modern  L  (St.b). 

Muroffel  m.  .Es  sollen  alle  Ohrenbläser,  Hinder- 
träger und  Murofflen  verbannisiert  sein.'  XVIII.,  Bade- 
okiiN.    —    Frz.   marouße,   Lümmel ;    Wicht. 

lnürrele":  nach  der  Kinderstube  riechen  AaF.; 
Syn.  muttelen,  brüttelen.  —  Wahrsch.  Dim.  zu  murrle«  II  ; 
doch   vgl.   auch  müerelen. 

Mür(e)te" :  coli.,  Kinder,  Nachkommenschaft  GrV. 
Vü  31.  ha". 

Mürt  m. :  Kind  GrV. 

Wohl  zum  Vor.,  das  als  PI.  gefasst  wurde,  als  Sg.  ge- 
bildet;   das  Geschl.   etwa   nach  dem  syn.    Göf  (Bd   II   130). 

Muer  m.  Uw,    „f.  Aa;  B;  VO;   S",    n.  Bs;   B;    Z: 

Schlamm,  Morast,  wie  er  namentlich  in  stehenden  Ge- 
wässern, wie  Torfmooren,  Pfützen,  in  Trögen  usw. 
sich  niederschlägt;  „Moder  Aa;"  Bs;  B;  VO;  „S;"  Z. 
.Eine  Matte  [wurde]  von  dem  austretenden  Fluss  mit 
Schlamm  und  Muhr  überführt.'  B  Hink.  Bote  1765. 
Lehm  und  Sand  auf  dem  Grunde  des  Sees  ZS.  ,In 
ein  loch,  in  dem  kein  wasser,  sunder  eitel  m.  was. 
Also  stäcket  Jeremias  im  m.'  1531/48,  Jerem.  ;  dafür 
.Schlamm.'  1667.  ,Er  hat  mich  aus  der  ungstüemen 
(tiefen)  grueben  gezogen,  aus  dem  m.  und  kaat.'  1531/60, 
Psalm.  .Versenk  dich  nit  ye  lenger  ye  tiefer  in  das 
m.  und  unflat  der  sünden.'  JMurer  1565.  ,Lutariae 
testudines,  die  im  m.  oder  kaat  labend.'    Fris.;  Mal. 


387 


Mar— mnr.    Marl)— muri).    March— murch 


f.ss 


,Do  was  nebend  uns  ein  wyger;  hat  man  im  tag  ab- 
gelassen und  sprungen  d'  fisch  uf  dem  m.'  ThPlatt. 
1572.  .Im  Wintermonat  steckend  die  Äl  in  dem  M  . 
da  die  Wasser  nicht  gefrieren.'  JLCys.  1661.  stin- 
kend M.  und  Lett.'  ebd.  ,Das  M.,  Moras,  Moos,  Kaat, 
Kot,  Dreck,  Lett,  Schlamm,  Schleim,  coenum,  limus, 
lama.  proluvies.'  Red.  1662;  üenzl.  1077;  1716.  .Wach- 
set dann  der  Binz  ohne  M. ?'  1707,  Hiob. 

MIhI.  muor  ii.  Das  männliche  Geschl.  wohl  unter  dem 
Einfluss  von  Synn.  wie  Chat  (Bd  III  557),  Dreck.  Das  Fem. 
ist  nur  bei  St.2  bezeugt  (gegenüber  dem  Masc.  bei  St.1)  und 
steht  daher  auf  schwachen   Füssen. 

Muerast  m.:  Morast  Z,  lt  St.  noch  weiter  ver- 
breitet. 

muerecht.  Zschokke  1797,  .mueracht(ig).'  ä.  Lit., 
müericht  Gr  (Serardi),  muerig  _Aa;"  Bs;  B;  VO;  S;  '/,. 
(g'jmüerig  GrL.,  Eh. :  kotig,  schlammig,  moorig.  Von 
Wegen,  auf  denen  zerfliessender  Schnee  liegt  Gr.  Von 
Wasser:  trübe  SThierst.  .Muerachtig,  limosus.  Limo 
implicitus,  voll  kaats.  so  muerachtig,  dass  man  nit 
dardurch  kommen  mag.'  Fris.;  Mal.  , Nicht  lätt-  oder 
muerecht,  sonderen  stein-,  kis-  und  sandecht.'  JLt'vs. 
1661.  ,Aus  muerächten  Statt-  oder  Schlossgräben.'  ebd. 

Muerechti  f.:  Moorgrund.  ,Um  den  berg  ist  ein 
tief  und  muerechte.'  G  Hdschr. 

inuerele"  SRech.,  sonst  müerele":  nach  Muer, 
moderig  riechen  oder  schmecken  „Aa;u  B;  VO;  S. 
Syn.  möselen.  ,Piscis  lutensis,  der  müerelet,  ein  rauer- 
ächtiger  fisch.'  Fris.;  Mal.  Schlecht  riechen,  wie 
Kaifee,  der  lang  im  Ofen  gestanden  hat  L.  ,M.  be- 
zeichnet den  stinkenden  Ausfluss  des  Schlammes  aus 
einer  Pfütze  L;  Zg'  (St.b). 

muere":  „Moder  werfen,  bringen,  z.  B.  beim  Aus- 
bruch eines  Stromes  Aa;  B;  VO;  S."  Im  Schlamm 
arbeiten  Nnw.  —  über-:  mit  Schlamm  überdecken, 
wie  z.  B.  von  austretenden  Wildwassern  Uw.  —  ver-: 
=  dem  Vor.  ,Das  ausbrechende  Wasser  hat  das  Ge- 
treid  usw.  teils  weggeführt,  teils  vermuhret.'  B  Hink. 
Bote  1765.     Vermueret,   durch  Schlamm  getrübt   Uw. 

G'miier  n. :  1.  Kot  in  einem  aufgeweichten  Weg 
GrRIi.  —  2.  =  G'müder  (Sp.  90)  BR.;  GaSpl.,  V. 

müerelig:  moorähnlich,  moderig  Z.  ,Das  Land 
wird  durch  das  Anschwellen  des  Sees  m.,  es  müerelet.' 

Müere"  f.:  aufgeweichter  Schnee  in  einem  Winter- 
weg GrL. 

Müeri  f.  =  Muer  Schw;  Zg. 

Herd-Mueri  m. :  Pflug  FSs. 


Marb  —  murb. 

S.   auch  die   Gruppe    Mono   usw. 

Marbel  „Ap;"  Schw;  Zg,  Marbel  Aa;  Z  —  in.: 
1.  Marmor  „Apj"  Schw.  —  2.  Spielkugel  (eig.  .Mar- 
morkugel') AaZ.;  spec.  =  Büer-Chuglen  (Bd  LII  190), 
, Spickkugel'  AALeer.;  S.  —  Mhd.  'maruxl,  woraus  auch 
Marfel;    vgl.   noch  afrz.-cngl.  marble.     Bed.   2  auch   Schwab. 

Märbi  m.  =  Marbel  2  BsL. 

Murbächler,  grosser  =  l'fund-Öpfel  (Bd  I  37-1)  Tu. 

Ge-murbel  n.:  Gemurmel,  .Murren.  Es  sei  unter 
dem  gemeinen  Mann  .ein  G.  und  Geschrei.'  1529, 
Abscii.,  neben  ,Gemurwel.'  ,Ain  ungewiss  runen  und 
geraürbl  in  der  gemain.'  Kbssl, 


murblen:  murmeln,  murren.  .Und  murblet  darum.' 
XV.,  G  Hdschr.  .Obglych  hie  etwas  von  der  gnad  und 
erbärmd  Gottes  gemurblet  ward.'  Kessl. 

Viril,  aus  a.  'niunrhn,  einer  Nbf.  von  murmfen;  s.  oben 
,Gemurwel.'     Doch  vgl.  murfclen. 

Murble"  f.:  Schelte  auf  eine  alte  Jungfer,  alte 
Schachtel  ZStdt. 

Viel],  zur  vorigen  Gruppe,  also  eig.  Bezeichnung  einer 
vor  sich  hin  murmelnden,  murrenden  Person  ;  vgl.  Murnnli, 
Doch  ist  auch  Zugehörigkeit  zu  mürbden  (unter  murre)  mög- 
lich: das  \V.  bezöge  sich  dauu  auf  die  charakteristische  Art. 
wie  alte  (zahnlose)  Leute  zu  essen  pflegen. 


March    -  murch. 

March  I  Bs;  B;  Gl;  GitVal.;  PAL;  GF..  G..  T.  (X>); 
S;  Uw;  W;  Z  (PI.  Marche",  auch  unver.)  —  f..  in  Aa 
Leer.;  B  um  Burgd. ;  PRim. ;  S  tw.;  Z  tw.  n.  —  Marke? 
ZDättl.  (m.  in  der  Bed.  Markstein).  ..Marre"  VO"  —  f.. 
Marg  I  n.  Aa  (auch  f.);  L:  1.  Zeichen  L:  spec.  Grenz- 
zeichen, wie  Marksteine,  Gräben,  Mauern  oder  Hecken; 
Flur-  oder  Landesgrenze,  allg.  E"  recht i  M.  muex" 
ztoe  Were*  [Zeugen,  bestehend  in  zwei  hinzugefügten 
Ziegelstücken]  hu"  Z.  l)er  Baum  stät  im  M.,  auf  der 
Grenzlinie  Z.  Z'  M.  mäje",  der  Grenze  einer  Wiese 
entlang  LR.  Dass  d'  Chile  nit  über  's  M.  übere"  gange". 
Joach.  Der  Erst  butzt  d'  M.,  hat  den  Vorteil  Z; 
Sprww.  1869.  ,Und  wenn  er  ihm  so  komme,  so  werde 
er  ihm  zeigen  müssen,  wo  die  M.  durchgehe  und  wozu 
er  das  Recht  habe  und  wozu  nicht.'  Gotth.  ,Du  kriegst 
von  Dem  eine  Ohrfeige,  dass  du  über  d'  M.  aus  fährst.' 
ebd.  In  einer  M.  litjge"  Schw;  Z;  Syn.  Inf'ang  (Bd  I 
855).  .Das  Heimwesen  ist  mit  genügend  Wasser,  Holz, 
Streue  versehen,  und  ist  das  Ganze  in  einer  M.  und 
nahe  bei  der  Sennhütte  gelegen.'  Bote  i>er  Urschweiz. 
Der  Markenfrevler  muss  nach  dem  Tode  als  wilder 
Jäger  (s.  Bd  III  20)  oder  Brenni-Mann  (Sp.  275)  um- 
gehen. We""-men  e"  M.  chann  use'tue",  so  isch-es 
100  Guldi"  wert,  d.  h.  wenn  man  durch  Ankauf  eines 
anstossenden  Grundstückes  zwei  Stücke  Land  zu  einem 
zusammenlegen  kann,  so  ist  Das  (über  den  Kaufpreis 
hinaus)  100  Gulden  wert  ZZoll.  .Vor  Zeiten  sei  da 
eine  Tanne  gestanden  und  ein  stählerner  Nagel  als 
M.  darein  geschlagen  gewesen.'  1521,  Absch.  ,So  je- 
mands  des  gescheids  [Markengerichts]  begert  und  umb 
ein  m.  anrüeft.'  1548,  Bs  Rq.  ,So  ferr  aber  der  diener 
nit  alles  dermassen  ausrichtete,  wie  es  sein  Herr  will, 
sonder  die  m.  des  glaubons  und  der  treuw  ubergienge.' 
II.  helv.  Conp.  1566/1644.  ,Der  teufel  muoss  sich  innert 
seinen  marchen  halten,  also  hat  Gott  dem  teufel  auch 
ein  zil  gesetzt.'  LLav.  1582.  , Schützen  und  schirmen, 
als  wyt  und  jedes  Punts  Marchen  uswysend  und  an- 
zeigend.' Gr  Landsatzung  1619.  ,Man  soll  die  alten 
Märchen  nicht  verrücken,  es  bei  dem  Alten  bleiben 
lassen.'  Hospin.  1683.  ,1774  wird  vom  Kirchenrat  in 
Alpnach  erkannt,  dass  die  Ältesten  alle  zehn  Jahre 
alle  Marchen  der  Gemeinde  ausgehen  und  zwei  Knaben 
mitnehmen  sollen.'  1774,  Obw  Volksfr.  Häutig  formel- 
haft verbunden  mit  den  Synn.  Hag  (Bd  II  1066).  Lach 
(lltl  III  999),  Zil.  Grundstücke  werden  verkauft,  wie 
sie  zivüsche't  Zil  und  M.  liegen  Z.  .So  ist  ein  gewüsse 
Zahl  setzen  der  göttlichen  Fundamental -Wahrheit 
eben  so  viel,  als  dem  allcrfreiesten  Willen  Gottes  ein 


389 


Marcli,  merch,  mirch,  morch,  murch 


390 


Zihl  und  M.  Batzen.'  ClSchob.  1699.  S.  noch  Under- 
Giitiii  Bd  11  344/5.  —  2.  abgegrenztes  Gebiet,  bes. 
einer  Mark- od. Dorfgenossenschaft,  latinisiert  .marcha, 
marca'  (z.B.Gfd  1  157);  vgl.  Blumer,  RG.  I  10;  Ztschr. 
f.  schwz.  B.  1  24  und  Qemem-Marek.  ,M.,  eine  Land- 
schaft, die  an  den  Grenzen  oder  .Märchen  der  ehe- 
maligen helvetischen  und  rhätischen  Landen  gelegen 
und  rianahen  auch  in  Latein  Terminus  Helvetiorum 
genennt  wird  und  auch  die  M.  zwischen  den  Bisch- 
tüniern  Costanz  und  Chur  ausmacht,  aus  welchen 
beiden  Ursachen  man  auch  ihren  Namen  herleitet,  und 
wird  sie  auch  in  einem  alten  Instrument  Marcha  Tuc- 
cuniae.  die  Tuggener  oder  Tukener  M.  genennt.'  Leu, 
Lex.  Abi.  Miircher.  —  3.  ein  Gewicht  für  Edelmetalle; 
vgl.  über  deren  schwankenden  Wert  Z  Gem.  II  191; 
Gl  Urk.  362;  Planta  1881,  41;  Absch.  IV  1  a  624. 
.Sechzit  marche  berner  [Münze],  für  die  m.  zehen 
phuut  berner  geraitet  [gerechnet].'  1310,  Fofpa.  .Was 
mit  marchsilber  erkouft  ist.  schetzend  unsere  Herren 
ein  m.  für  5  guldin.'  um  1530,  Z  Kq.  ,16  Lot  oder 
ein  M.  [in  Gold]  tut  16  fl. ;  16  Lot  oder  ein  M.  [in 
Silber]  tut  13  fl.  36  Kr.'  Z  Mand.  1641. 

Mhd.  marke,  mar  eh.  Die  Spirans  kommt  literarisch  bis 
ins  XVIII.  vor  (so  noch  bei  Haller  17TT).  Sie  verstummt 
in  weitem  umfange  in  Zssen  vor  Cous. ;  so  iu  Margraf,  -gräßer 
(Bd  II  707),  Marbach  (eig.  Grenzbach),  Flur-  iintl  Ortsn.  LE.; 
GRh. ;  ZRüschl.  Marg  dürfte  Anlehnimg  an  Marg  II  sein; 
lautlicher  Übergang  von  ch  zu  g  vor  s  liegt  vor  in  Margste* 
aus  March-Stein;  vgl.  Hag-Stuck  aus  Hak/St.  Vereinzelt 
ist  l  angetreten:  .Alles  in  Zihl  und  Markht.'  1691,  Chnrer 
Kaufbr.  (neben  ,March').  Ä"  st.  ch  ist  wohl  moderne  Ent- 
lehnung. Für  die  Bed.  Grenzstein  ist  in  Z  (zur  Unterschei- 
dung von  M.,  Grenzlinie)  tw.  die  Zss.  March-Stein  herrschend 
geworden.      Abi.   merken. 

Egg-:  Markstein  an  der  Stelle,  wo  zwei  Grenz- 
linien sich  treffen  ZZoll.  Die  Richtung  der  Grenzen 
wird  bei  den  gehauenen  Marksteinen  durch  einen  ein- 
gegrabenen Winkel,  bei  den  aus  Feldsteinen  bestehen- 
den durch  die  winkelförmig  ihnen  beigelegten  .Zeugen' 
angedeutet.     Vgl.  Aber-  Wandel. 

En  ne°t-Märch(t):  Name  einer  jenseits  der  Pass- 
höhe, auf  Glarner  Seite,  gelegenen  Alp,  sonst  auch 
, Urner  Boden'  geheissen  U;  Tgl.  Bd  I  267/8. 

,Märch',  Name  eines  Berges  an  der  Grenze  von  U  und 
Gl  bei  Äg.Tschudi  und  Stumpf. 

Un der- Maren:  Markstein  zw.  zwei  .Hauptmar- 
chen'  Gl;  Z.  Sonst  =  March  1.  ,Das6  die  Glatt  u.  syg 
zwüschend  unser  statt  gericht  und  der  herrschaft  K.' 
1112,  Absch.  .Decumanus  limes,  die  linien  oder  u., 
von  aufgang  bis  zum  nidergang  gefüert.  Limes,  ein 
zwerchweg  durch  die  güeter  und  u.'  Fris.  ;  Mal. 
.Gespanster  werdend  sonderlich  gesähen  in  den  kir- 
chen,  klüsteren,  by  den  begrebnussen,  u-en  [usw.].' 
LLav.  1569;  dafür  .Marksteinen.'  1670.  ,Ein  u.  des 
Bistumbs  Basel.'  Wurstisen  1580/1765.  ,Ich  habe  die 
Birs  zu  einem  LT.  gesetzet.'  ebd.  ,Der  Jordan  ist  ein 
andermark  gewesen  des  volks  Gottes.'  LLav.  1582. 
jDie  Gelegenheit  ihrer  Landen  ist  von  Julio  Caesare 
in  drei  Terminos  oder  U-en  also  beschriben  worden.' 
PiCvs.  ,Die  andere  [Brücke],  so  gleichsam  das  U. 
zwischen  dem  See  und  der  Reuss  [ist].'  JLCvs.  1661. 
.Auf  der  Untermarch  der  beiden  Grafschaften  Kyburg 
und  Thurgöu.-  Meh.  Tig.  1742.  —  ÜtteTs-  =  EtterIV3 
(Bd  I  597).  .Ein  g'meind  zue  T.  soll  stegen  und  wegen 
mit  e-en,  wenn's  die  notturft  höust.'  1530,  AADietw. 
Offn.  —  .Kraut-  und  Atzungs-.'     Bern   hält  diese 


Märchen  nur  für  Kr.-  und  Atzungs-Marchen,  d.  h. 
Märchen  zwischen  Bergen  und  Weiden  von  Untertanen 
beiderseitiger  Orte.  1730,  Absch.  —  Holz-:  1.  Wald- 
anteil, bzw.  Anteil  an  der  Waldnutzung,  bes.  in  einem 
herrschaftlichen  Walde.  ,Die  von  Weggis  sollen  ir  holz- 
markt, seemarkt  und  all  ir  gemein  markt  nutzen  und 
messen.'  1433,  Seg.,  RG.  ,Ain  halbe  h.  gyt  ain  fnoder 
raist  [als  Abgabe].  Der  Oberwald  ist  myns  GnHn. 
und  der  jag  darinn,  darus  gat  66  holzmarch.  Item 
dry  holzmarch  gend  dehain  hüener,  die  andern  all  und 
iegklich  ain  hännen.'  1557,  TuFr.  Arch.  —  2.  Abgabe 
für  die  W:aldnutzung.  ,Es  soll  deheiner  dehein  g'legen 
guet  zerteilen  oder  verkoufen,  darab  zins  oder  holz- 
marken gand.'  1452,  THGütt.  Offn.  Vgl.  Hoh-Haber 
Bd  II  933,  -Gelt  Bd  II  250.  —  Hin  der-:  Grenz- 
zeichen hinter  einer  Uferlinie  AaF.,  Kelleramt.  ,Es 
sei  daselbst  ein  H.  gesetzt  und  verschrieben  worden.' 
1635,  GSev.  Urk.  ,Weil  die  Erfahrung  nun  schon  gar 
zu  oft  gelehret  hat,  dass  auch  feste  Stellen  durch  den 
Rhein  fortgerissen  worden,  so  sollen,  diesem  vorzu- 
kommen, an  sicheren  Orten  Hintermarken  gesetzet, 
deren  Mess  bis  an  die  Linien  genommen  werden;  es 
sollen  zwei  gleiche  geometrische  Risse  verfertigt  wer- 
den, worin  alle  Stellen  der  Marken,  Hintermarken  der 
zu  machen  kommenden  Wuhrung  deutlich  verzeichnet 
sind.'  1791,  Absch.  —  Kilch-:  Grenze  einer  Kirch- 
gemeinde. .Es  were  vorzyten  ir.  k.  [bei  einer  Pro- 
zession] mit  den  heiigen  usgangen  worden.-  1442,  Gfd. 
—  Chrüz-  =  Egg-M.  Gr;  Z.  —  Lach-  =  Lach  3  b 
(Bd  III  999)  Th;  Z.  —  Land-:  Landgrenze,  allg. 
,Die  Landmärk.'  JLCvs.  1651;  vgl.  .Gemeinmärk.'  ,Das 
L.'  L  Bericht  ü.  d.  VwSee.  S.  noch  Frontieren  (Bd  I 
1311).  Auch  das  von  ihr  eingeschlossene  Gebiet.  , Alles 
das  holz,  das  in  allem  unserm  land  und  1-en  uf  der 
allmende  stat.'  1421,  Sthw  LB.  ,An  keinen  orten  in 
unser  1.'  1442/1544,  ebd.  , Es  giengend  vil  hinauf  gen 
Jerusalem  aus  der  1.'  1531/48,  Joh.  ;  dafür  .derselbigen 
Gegne.'  1667. 

Gemein-,  in  Ap  G'män-Märk,  PI.  G'mä'-Märlcer : 
1.  die  gemeine  Mark,  d.  h.  der  gesammte  Gemeinbesitz 
der  Mark-  und  Hofgenossen,  der  im  Allg.  in  die  unter 
Allmeind  (Bd  I  190/1)  aufgezählten  Teile  zerfiel;  Ge- 
meindeland Ap;  Syn.  Gemeind-Guet  (Bd  II  550).  Nä- 
heres s.  bei  Blumer,  RG.  II  a  324/5.  334.  336/8.  341/69; 
Ztschr.  f.  schwz.  R.  1  a  34.  , Silva  dieta  Eschaberch, 
co  jure  communi,  quod  vulgo  dicitur  gimeinmerche 
(-marche).'  1264,  ZWthur  Stadtr.  ,Ouch  soll  man 
wissen,  alle  die  güeter,  die  wir  verkouft  hant  usser 
disem  hof,  die  gemeinmerch  waren,  das"  man  du  inrent 
stecken  haben  soll,  das"  si  daruffe  nieman  etzen  noch 
tretten,  noch  kein  howen  haben  sullen.'  a.  Hofr.  L 
Meggen;  vgl.  Seg.,  RG.  I  519.  ,Das  gemeinmerch,  es 
sy  holz,  feld  oder  se,  nüt  wuestlich  messen.'  1302, 
Kopp,  Urk.  .Decimas  de  agris  seu  terra  vulgariter 
dieta  gemeinmerch.'  1321,  Gfd.  ,Wir,  die  landlüte  ze 
Switz,  künden,  dass  wir  fürsinnet  haben  umb  unser 
gemeinmerki  in  dem  lande  ze  Switz,  dass  man  die 
niessen  soll,  wer  es  gerne  tuod.'  1339,  Gfd.  ,Der 
grund  ires  gemein  marchs,  daruffe  studan  holzes  stand., 
1348,  Arg.  Die  Boten  bezeichneten  die  Märchen,  inner 
welchen  der  Bürgenberg  den  Luzernern  gehören,  ausser 
diesen  aber  Alles  ,die  kilcher  von  Buochs  ze  Under- 
walden  für  ir  gemeinmerke'  haben  und  niessen  sollen. 
1378,  Absch.  ,Die  weide  daselbs,  so  gemeinmärk  ist.' 
1448,    Sohw  LB.     ,Es  stand  das  gottshus  hinden  und 


391 


Marcli,  merch,  mirch,  tnorch,  murch 


392 


yornen  offen  und  was  glych  als  ain  g'mainmerk.'  1468, 
Zellw.,  Urk.  ,Zura  letsten,  des  gemeinmärks  halb,  das 
sollen  sy  beider  syts  gegen  einanderen  brücken,  halten, 
nutzen  und  niessen,  wie  sy  dann  das  unzhar  gebrucht 
haben.'  1524,  Abscb.  ,Dass  sy  by  im  trib  und  trat, 
wunn,  waid,  ouwen  und  g'mainmerk  möchten  blyben 
wie  von  alter  har.'  1529,  Strickl.  ,Die  hindersässen 
sollen  im  land  an  keinem  ort  die  g'meinen  merkher 
mögen  nutzen  noch  brauchen.'  1579.  Ap  LB.  ,1611 
was  der  Gemeinmerker  halb  erkennt:  Es  soll  Niemand 
in  unserem  Land  in  einem  Jahr  mehr  denn  ein  Ge- 
meinmerk nutzen.  Und  welcher  Anfangs  seine  Ross 
und  Küh  auf  ein  G'meinmerk  schlagt,  der  soll's  das- 
selbig  Jahr  in  kein  anders  G'meinmerk  tun.'  Steinm. 
1804,  34  ff.;  vgl.  dazu  Blumer.  RG.  II  a  350;  Kronfels 
1826,  272.  ,Zum  Nutzen  ihrer  Genieindsangehörigen 
das  annoch  unbebaute  und  fast  unnutzbare  ligende 
Gemeinmerk  in  einen  fruchtbaren  Stand  stellen.'  1771. 
ApHeiden  Monatsblatt.  S.  noch  Fron-Garten  (Bd  II 
134),  Gemeinmerks-Kapitalien  (Bd  III  379),  in-legen3t 
(Bd  III  1183)  und  Tobl.  227  b.  Dafür  .gemeine  Land- 
march.'  U  LB.  —  2.  einer  der  drei  Hauptbestandteile 
der  Allmend,  die  Allmend  im  Tale  (.Bodenallmend, 
Heukuhweid'),  die  früh  in  Sonderbesitz  übergieng,  als 
Acker-  und  Wiesland  diente,  auf  der  aber  die  Be- 
schwerde haften  blieb,  dass  sie  (mit  Ausnahme  der 
eingefriedigten  Getreide-  und  Eübenäcker)  vor  und 
nach  dem  Auftrieb  auf  die  Alp  für  kürzere  Zeit  den 
Genossen  als  Weide  offen  stehen  musste  VO;  GG.; 
vgl.  Blumer,  Urk.  I  253;  RG.  II  a  349;  Ztschr.  f.  schwz. 
R.  I  a  81.  X  a  98.  ,Um  unser  gemeinmerkty,  dass 
die  niessen  soll,  wer  es  gerne  tuet,  unz  vor  Sant  Jo- 
hanns tag  14  tagen,  von  dess  hin  soll  man  sy  nümen 
etzen,  wann  einer,  des  das  eigen  ist.  Wäre  ouch.  dass 
yeman  körn  oder  räben  gesäyt  hetti  uf  den  gemoin- 
merkin,  das  soll  er  ensunders  beschlachen  von  den 
matten;  das  soll  im  nieman  etzen,  noch  ouch  syne 
heg  brechen.'  1339,  Schw  Landsgemeindebeschluss. 
Das  ,G.  etzen'  dürfen:  die  Berechtigung  zum  Auftrieb 
auf  solches  Acker-  und  Wiesland,  das  , Tratrecht' 
haben  Schw. 

AliJ.  (Notker),  mhd.  gemeinmerche  n.  Der  Stamm  des 
zweiten  T.  ist  'markja-,  woraus  sich  sowohl  der  Uml.  als 
auch  (durch  wgerm.  Gemination  wie  im  Vb  merken)  das  k 
st.  ch  erklärt,  Auf  ein  coli.  Nentr.  alul.  marchidi,  mhd. 
merkede  weisen  die  Formen  ,Geineinmercht'  (,was  dazwisehend 
g-s  lyt.'  1561,  Schw;  .allen  G-güotern.'  1608/26,  Schw  LB.), 
, -merkt'  (1393,  ZUrk.;  ,von  des  G-s  wegen.'  160S/'26,  Schw 
LB.);  vgl.  dazu  .gemergkt,  gemerchgt,  gemergt,'  H'_'T,  Foffa. 
Doch  könnte  auch  epithetisches  t  vorliegen.  Unklar  bleiben  die 
Formen  ,g-merki,  -merchi'  (1339,  Schw),  ,-merkti,  -merchti' 
(1339,  Schw;  Riieger  1606);  letztere  könnten  zwar  au I'  alid. 
marchidi  f.  beruhen.  Das  Schwanken  zw.  /.-  und  ch  rührt 
her  von  gegenseitiger  Beeinflussung  der  verschiedenen  Können 
mit  lautgesetzlichem  k  einerseits,  ch  anderseits,  zu  denen  auch 
das  einfache  March  hinzukommt.  Anlehnung  au  Markt,  Markt. 
lieg!  vor  in  der  Stelle:  ,Der  gemein  markt',  den  man  den 
alten  Khein  nennt,  auf  dem  Jedermann  berechtigt  ist  zu 
fischen,  1535,  Absch.  Tw,  mischt  sich  das  W.  mit  dein 
syn.  G.-Wi'rch;  vgl.:  ,Der  aht  hcklagt  sich,  dass  ein  statt 
St  Gallen  in  und  uf  die  gemainwerk  Ziegelhütten  und  anders 
buwteud,  wiewol  dieselben  g'mainmerk  in  eines  gottshns 
hennen   und  gerichten  gelegen   werend.'    Vad. 

Scheid-March:  Markstein  als  Grenze  zwischen 
zwei  Grundstücken.  .Weilen  sie  ein  Märchen  inmitten 
seines  Achers  gefunden,  so  habend  sie  vermeint,  es 
gehöre  dieselbe  zum  Wald.    Seie  aber  nichts  Anders 


als  ein  Seh.  von  seinen  zweien  Hüben,  die  er  besitze.' 
1730,  Hotz,  Urk.  ,Die  von  Niedersiebental  gaben  einen 
mit  einem  Kreuz  und  der  Jahrzahl  1582  bezeichneten 
Marchstein  für  eine  Landmarch  aus,  während  Frei- 
burg behauptete,  dass  derselbe  eine  Seh.  zwischen  dem 
dem  Spitale  zu  Freiburg  eigentümlichen  Gute  und 
dem  Lehengute  sei.'  1744,  Absch.  —  Schwirren-: 
Pfahl  als  Grenzmark.  ,Das  Wuhr  soll  in  gerader 
Linie  auf  die  Schw.  und  deren  Bescheinung  [so  wie 
sie  die  Grenze  angibt]  angelegt  werden.'  1738,  Absch. 
—  Zug-:  Grenze,  innerhalb  deren  die  Gotteshaus- 
leute freien  Zug  haben.  ,Alle  die,  so  in  der  z.  sitzend 
und  Sant  Polayen  gottshuslüt  sind.'  1472,  THSulgen 
Offu.  .Die  z.  der  gottshuslüten  in  den  benenneten 
höfen  gat  bis  an  die  Sitern  und  an  den  Bodensee 
und  darby  ab  unz  gen  Costanz  an  die  rynbruckhv 
ebd.  —  Zehnde"-:  Markstein  in  Weinbergen  mit 
der  Aufschrift  ,zehndenfrei',  zur  Scheidung  jüngerer 
Rebenpflanzungen  von  den  zehntpflichtigen  ZZoll.  bis 
um  1830. 

marche-  Aa;  Bs;  B;  L  (ohne  E.);  PAL;  G;  Ndw; 
W;  Z,  marke"  ZDättl.,  markte"  ScnSehL,  marge"  AiBb., 
F.,  Ke.,  „marfrje"  VO":  eine  Grenze  festsetzen,  Mark- 
steine setzen.  Syn.  margsten.  Ich  mues*  mit  dem  Nachher 
m.  Von  enandere"  m.,  zwei  Grundstücke  gegen  ein- 
ander abgrenzen  BO.  Über  die  bei  der  Grenzbereini- 
gung vorkommenden  Bräuche  vgl.  lachen,  ferner  Gfd 
30,  254.  ,Und  als  die  mit  einandren  marchend.'  1  137, 
Urk.  (Geschfo.  Ges.).  ,Da  nit  undergangen  und  ge- 
market war.'  G  Stiftsarch.  ,Wenn  etwer  marchet  on 
den  amptmann,  verfallt  um  3  pfd.'  1533,  B  Rq.  pal- 
mare, zeichnen  oder  m.,  mit  flacher  hand  eintrucken. 
Horizon  aspectum  definit,  marchet  oder  zilet.'  Fris.  ; 
Mal.  .Dieses  Holz  sollte  nach  Yverdon  gemarchet 
[bei  der  Grenzbereinigung  Yverdon  zugeteilt]  werden.' 
1719,  Absch. 

ab-:  (durch  Marksteine  usw.)  abgrenzen,  allg. 
, Paris,  sampt  umligender  landschaft,  wie  die  abge- 
market  was.'  Vad.  —  über-:  1.  abs..  Marksteine  auf 
das  Gebiet  des  Nachbars  setzen;  mit  Acc.  P.,  Jmdn 
dadurch  schädigen,  allg.  , Dieselben  herren  vermain- 
tend,  die  von  Appenzell  bettend  vil  höf,  hüser  und 
güeter,  die  von  alter  har  in  die  marken  der  herschaft 
Rynegg  'dient  heftend  und  darin  vergriffen  g'syn,  on 
recht  in  ir  landschaft  verainbart  und  die  forsten  von 
Österrych  übermarket. '  Vad.  .[Gebüsst  wurde  N.  N.] 
als  er  einen  argwonet,  er  hab  in  übermarcht,  und 
nüd  erwisen.'  1565,  ZGrün.  Amtsrechn.  ,Der  so  über- 
marchet,  soll  allen  Marchkosten  abtragen,  auch  den 
Zaun  stracks  wider  in  die  rechte  March  stellen.'  1659, 
B  Rq.  ,So  Einer  übermarebet  und  Solches  geklagt 
wirt,  so  soll  auf  des  Klägers  Begehren  wiederum  ge- 
marchet, die  March  erklärt  und  dem  Übertreter  aller 
Kosten  auferlegt  werden.'  ebd.  Vgl.:  , Wer  den  Andern 
überert,  übermaihet,  überzünet,  übergrabt  über  offen 
Märchen,  der  ist  verfallen  10  Pfd.'  1675,  ZKyb.  Graf- 
schaftsr. —  2.  Midi.,  überfordern,  -anstrengen.  .Hat 
Hiob  es  geton  [die  Stunde  seiner  Geburt  verflucht], 
dass  er  vermeint,  Gott  wolle  in  ü.,  so  ist  er  nit  zu 
entschuldigen.'  LLav.  1582.  .Wann  man  den  Bogen 
überspannt,  so  zerbricht  er;  die  [menschliche]  Natur 
kann  ehezeit  übermarebet  und  geschwächt  werden.' 
FWtss  1672.  —  ander-:  meist  tr.,  die  Grenze  zwi- 
schen zwei  Gebieten  festsetzen  Seil;  Z.    ,Wenn  sie  in 


;;;i:i 


Marcli,  morch,  mirch,  raorch,  mnrch 


394 


ihrem  undermareheten  Zirk  an  Gemeinmerk,  Wann 
und  Weid,  Holz  und  Feld  angesprochen  würden.'  L545, 
Absch.  ,Die  äcker  seind  bei  den  Germanen  gemein. 
nicht  unterschieden  noch  unterzäunet,  auch  nicht 
eigen,  denn  keiner  untermarchete  eigene  äcker  hat. 
jLo.Tscm'm.  .Partiri  eampum  limite,  ein  fehl  u.,  zilen. 
Determinatus,  undermarchet.'  Fris.  ;  Mal.  .Man  under- 
marchet die  güeter,  dass  einer  wüssen  möge,  was  im 
höre.'  LLav.  1582.  .Ärgöw  würt  durch  Jen  Fluss 
Rüss  von  dem  Zürichgöw  undermarchet.'  JRüeger 
1606.  .Wann  man  von  den  Davoser  Grenzen  (an  wel- 
chen eine  grosse  Saul  an  der  Landstrass  stehet,  zum 
Zeichen  der  Undermarchung)  hinabkommt.'  Sererh. 
17  12.  —  üs-  =marchen,  doch  tr.  Aa;  G;  Z.  En  Acher 
u.  .Wer  hat  dem  Meer  und  Wasser  seinen  Zweck  und 
Ausmarkung  gemacht?-  Aogensp.  lb'39.  .Das  Sorgen- 
mässe  hat  Gott  selber  ausgemarchet.'  JUlrich  1727. 
S.  noch  under-gän  ßd  II  23.  Das  Ptc.  Perl'.  =  üs- 
g'machet  GrPt. ;  s.  Unflat  Bd  I  122b.  —  Ter- =  dem 
Vor.  Aa;  Z. 

March(n)er  ,Mar(r)er  m.:  wer  Marksteine  setzt 
Vi).-  Ein  hiefür  eingesetzter  Beamter.  1535,  Sch; 
deren  sieben  machten  das  .Gescheid-.  Markengericht. 
aus  Bs  f.  ,Es  soll  ein  vogt  haben  in  dem  dort'  siben 
marker,  die  darüber  geschworn  haben,  ze  marken  yeder- 
mann  nach  sinem  recht.-  1417,  THTrib.  Offn.  Die 
.Marchnei"  erhalten  für  jeden  Marchstein  innerhalb 
'/s  Stunden  vom  Städtchen  2  Btzn,  bis  auf  eine  Stund 
4  Btzn.  XVI.,  ZEgl.  ,Von  den  Märkher-  oder  Ge- 
sclieidsleuten.  Iedes  Dorf  unsers  Amts  Birseckh  soll 
seine  Markher  von  sieben  oder  nach  Gestaltsame  des 
Orts  rueer  Männer  haben,  ander  welchen  yeweilen  der 
Meyer  des  Fleckhens  den  Staab  füeret.'  I(i27,  Bs  Bq. 
U  147/8. 

Marchi  f.:  Gemarkung  S.  Wie  der  brönndlig 
Ma*n  der  M.  nöch  muess  rönne?.  Schilh;  vgl.  ebd. 
Ged.  1  101;  der   Feierabend  1860,  166. 

Märe  her  U,  Märchler  Z,  .Märchling.'  ä.  Lit.  — m. : 
Bewohner  der  sch  wyzerischen  .March.'  Eine  urie-n-en 
Märchler,  ein  grosser,  kräftiger  Mann  Z.  ,Es  ist  un- 
sers hofs  und  landes  recht  um  die  nidren  märchling 
[Bewohner  der  untern  March].'  ScHwWangen  Hofr. 
,Das"  ir  uf  die  märchling  und  Einsidlen  ziehen  söll- 
tind.'  HBull.   1572. 

.Märchling'  auch  1414,  Laudrechtsbr.  Hieher  wohl  auch 
die  Angabe:  .Marchner,  Schiffmauu.'  1470.  Durh. ;  denn  die 
Bewoliner  der  March  betrieben  die  Schiffahrt  auf  Linth  und 
ZSee. 

märchig:  durch  Grenzmarken  zugeteilt.  ,Dise 
Güter  sind  durch  gütigen  Vergleich  von  Emmetten 
als  dort  m    angenommen  worden.'  um  1730,  Ndw  Rq. 

Hab  er- March  BsL. ;  B;  LE.;G;  ScHwIb.,Ma.;  SG., 
NA.;  1';  '/..  -Morch  10.,  -Marche*  Ap,  -Morche*  Grj 
ZO..  -Marchle*  ZBül.,  -Morchle*  Zu.,  -Marchis  GS., 
-Mär(e)ch  GT.,  -Muerch  ZBauma,  -Mark  Aa;  Bs;  B; 
G;  min.  -Marke-  ZDäg.,  -Marg  Aa;  BsStdt;  VO;  Sch; 
ZMönch.,  -G'marg  BsTherw.  —  m.  Aa,  n.  Bs;  B;  L; 
S;  0,  sonst  f.,  -Markte'  SchScIiL,  -Margste*  Sch;  Th, 
-Margstle*  ScHtw.;  TnMainmern  —  f.,  Habri- Marche* 
Gr  (Durh.)  =  H.-Malch  (Sp.  193).  H.  macht  d'  Buebe" 
starch  Aa;  Bs;  B;  L;  Z  (Volksreim),  in  Bs  mit  dem 
Zusatz:  Und  de"  Maitle*  's  Füd!ech  schwarz;  vgl.  auch 
Rochh.  1857,  179,  ferner  Hämpfeli- Fiter  (Bd  I  972). 
Auch  in  einem  Spieltext  bei  Hunz.  70.     Wenn  's  H. 


g'röted,  so  giH's  kai*  Heu  Bs.  D'  Habermarchle*  geml 
Prise;  JKMey.;  Tgl.  H.-Melw,  Stüber,  Tubäkler.  ,11a- 
bermark,  barha  senis.  falso  hircina  receiithirum.  H. 
und  wild  hagrosen  sind  dem  geissbock  ein  angenäme 
speis.'  Tierb.  1563.  .Tragopogon,  ein  guet  winter- 
salatkraut,  etlich  haltend  es  für  gauchbrot  oder  haber- 
mark, ist  aber  ein  anders.'   Fris.;  Mal. 

S.  Anm.  zu  H.-Malch.  Die  vorliegenden  Formen  lehnen 
sich  t.  an  March  I,  Marg  I  (vgl.  bes.  die  Form  Margate*, 
eig.  Markstein),  t.  an  Marg  II,  t.  au  Morach  au.  Auch 
das  Geschl.  verrät  t\v.  den  selben  Einfluss.  Di«*  grosse  Ver- 
breitung des  Fem.  hat  ihren  Grund  jedenfalls  darin,  dass 
das  W.  oft  im  PI.  gebraucht  wird,  der  als  Fem.  Sg.  auf- 
gefasst  werden  konnte.  So  scheinen  die  zweisilbigen  Formen 
alle  PI.  zu  sein.  Marchit  viell.  nach  Brätis  oder  ähnlich 
gebildeten  Speisenamen,  eine  Anlehnung,  die  sich  (wie  die 
an  Marg  II)  daraus  erklärt,  dass  die  Stengel  der  Pflanze 
gegessen  werden. 

March.  ä.  Lit..  in  der  lebenden  MA.  durchgängig 
Märe*,  Märe"  —  f.:  1.  Stute  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  L; 
Schw;  Z,  bes.  wenn  sie  ein  Füllen  geworfen  hat  BSi., 
sonst  allg.  von  alten,  magern  Stuten  oder  Pferden 
übh. ;  Schindmähre.  Es  lauft  Mänge*  dem  FulU  nä"* 
und  lät  d'  31.  z'  Grand  gä*.  DGempeler.  E"  Latsch 
mache*  wie  d'  M.  vor  der  Schmitt e*.  Ineichen.  Enand 
schlä*  wie  d'  M.  im  Stal,  wie  Stal-M.,  sich  (täglich) 
prügeln,  z.  B.  von  Ehegatten  B;  Z.  Er  hat  g'scharret 
mit  de*  Füesse"  icie-n-e*  M.  Stutz.  S.  noch  Aug  (Bd  I 
134),  Mugg.  .Ein  N.  N.  von  Muri  sei  verschreit,  dass 
er  mit  einer  Mähre  zu  schaffen  gehabt.'  1548,  Absch.; 
vgl.  .märchen  machen.'  1524,  Absch.  IV  1  d  538,  ferner 
an-gän  (Bd  II  16),  ge-hljen  (Bd  II  1106).  ,Es  wollend 
etlich,  so  ein  springhengst  auf  die  rächt  seiten  ab- 
steigt, dass  ein  hengstle  solle  an  tag  kommen,  so  er 
aber  auf  die  linge,  so  solle  es  ein  märchle  werden.' 
Tierb.  1563.  —  2.  Weibchen  von  Kaninchen  B.  ,Die 
Kinder  handelten  mit  Küngelenen.  Des  Johannes  Bube 
verkaufte  dem  andern  eine  aschgraue  Mähre  um  3  Btzn.' 
Gotth.  —  3.  =  Chorn-Ferlin  (Bdl  921 )  BSi.  —  4.  Schelt- 
wort auf  Frauenspersonen,  meist  mit  entsprechendem 
Epitheton,  bes.  auf  alte  Z,  böse  Bs,  träge  W.  stark 
beleibte,  fette  G;  Zg;  Z;  vgl.  das  Syn.  Gurren  (Bd  II 
409),  Boss.  In  der  ä.  Spr.  bes.  Schimpfw.  auf  Dirnen. 
.Usg'heygte  huor,  los  und  merch!'  Mitte  XVI..  Z 
Prozessakten.  S.  noch  fül  Bd  I  1111.  —  5.  in  ver- 
wünschender Bed.  (in  der  Form  des  Gen.)  andern 
Subst.  vorgesetzt.  ,Man  könne  wegen  dem  grossen 
Mären  Schnee  nienenhin.'  1658,  AaL.  (Müller).  .Der 
gross  Mährä  Wütäräch.'  JC'Weissenb.  1702.  .Du  Märe 
Walch,  Bur,  Dieb!'  JMahler  1674/1761.  ,Die  .Maren 
Sanditen  [Banditen].  Dem  Mären  Stättli  Rapperschwyl. 
Der  ful  Märra  Schleppsack!  [Schelte  auf  Herodes 
Tochter]/  Gespr.  1712.  ,Die  Mären  Büchsenseck  [an 
Kleidern]  sind  Nüt.'  1733,  Gfd.  ,Der  Märe  Peter!' 
1756,  Stocker. 

Mlol.  merhe.  Dehnung  des  Yoc.  ist  tw.  für  B;  S;  Xdw  : 
W  bezeugt;  betr.  den  Schwuud  des  h  vgl.  z.  B.  Forch  (Bd  I 
992).  Aus  der  ä.  Lit.  seien  noch  erwähnt  die  Formen: 
.Merheu.'  1529,  Absch.,  .Merchen.'  1525,  Strick].;  1569, 
ZGrün.,  .March.'  Mal.;  Red.  1662,  ,Mä(h)reu.'  1624,  Bs: 
1646.  ZKn..  .Märren.'  Red.  1662,  .Heren.'  1525,  HsStockar. 
:!  ist  wohl  eine  blosse  Spielform  des  syn.  Wirren;  vgl.  Muer 
für    W'uer  u.  ä.     Zu  5   vgl.  das  ganz  ähnlich  verwendete  Huer. 

Acher-:  Ackergaul;  starkes,  schweres  Pferd  B. 
Forze*  wi-n-en  A.  —  Fülli-:  Stute  (vor  oder  nach 
dem  Werfen)   B;  Schw ;   S.     ,Ein   reicher  Bauer,   der 


305 


Mareli— liinroli.     Muni     murd 


::oö 


zwölf  Füllimähren  auf  der  Weide  hatte.'  Gotth.;  dafür 
in  der  Gesammtausgabe  unrichtig  .Folilen.-  D'  Grmge* 
la*  lampe*  wie  d'  F.  ebd.  Uses  Manne*volch  mant 
mich  a"  Nüt  bas  a's  an  e*  alti  F.,  wo  Zäng  hei  wie 
Zvmstecke*.  ebd.  —  Ross-Märe"  =  Märch  3  ZRafz. 
—  Schind-,  in  G;  Z  Schi-Märre*:  1.  wie  nhd.  allg.; 
vgl.  Schind-Güi  (Bd  II  220).  —  2.  verstärktes  Märch  4 
Scu;  Z.  —  Stall-:  Stallpferd;  s.  u.  Märch   1. 

Morchel  I  AABb.;  ZLimmattal,  Buchs,  Mörchler  Z 
OGlatt,  Morgler  ZZoll. :  Name  einer  Art  blauer,  ziem- 
lich herb  und  sauer  schmeckender  Trauben.  Syn. 
Morsch.    —    Vgl.   Marglen. 

Gug(g)e"-Mörchli  =  ffw0en-.afoZ:Z(Sp.l73)  „Zc,;"  Z. 

murchlen:  grunzen,  von  jungen  Schweinen.  ,Um 
LHohenrain  jagt  der  Türst  als  eine  grunzende  Sau 
(Mar),  die  mit  ihren  wüst  murchelnden  Jungen  den 
Hägen  entlang  springt.'  Lüt.,  Sagen  30. 

Vgl.  schwali.  murkeln,  undeutlich  sprechen,  götting.  mur- 
ken,  brummen,  murren  (Gr.   WB.   VI   27 IC). 

Morchel  L.  Morchel  II  Aa  —  m.:  kurzer,  wohl- 
beleibter Mensch.  Syn.  Muchel.  —  Vgl.  die  Gruppe  trmrgg. 


Mard  -murd. 

Marder  (in  PA1.  Mardr,,,  in  Aa;  VO;  Z  Marter  I) 
m..  PI.  unver. :  1.  wie  nhd.  allg.  Schreie"  wie-n-e*  21/., 
entsetzlich,  jämmerlich  Aa;  VO.  Schwitze'  wie-n-en 
M.  Z.  ,Der  marderen  werdend  zweierlei  bei  uns  ge- 
fangen. Der  erst  wirt  genannt  tach-,  haus-,  stein-, 
buechmarder,  aus  der  ursach,  dass  er  um  die  heuser, 
grossen  gebeuwen.  festinen,  turnen,  auch  steinen  und 
buechen  wonet.  l>as  ander  geschlächt  wirt  von  et- 
lichen sonderlich  genennt  wilder  marder;  wird  sunst 
genennet  fäld-,  wild-,  bäum-,  tann-  und  vychmarder.' 
Tiere.  1563.  —  2.  Name  von  Ziegen  von  der  Farbe 
des  Marders  BO.  —  3.  a)  Halspelz,  von  Marder-  und 
andern  Fellen  Bs;  ZO.f  ,Das  Tragen  der  Marderen 
um  den  Hals  an  Mann-  und  Weibspersonen  in  der 
Statt  herum  [wird  verboten].-  Z  Mand.  1680/1715. 
.Demnach  die  Weibspersonen  auch  in  Sommerszeit, 
nicht  ohne  grossen  Kosten  und  Ungelegenheit,  in  Kir- 
chen Martere  zu  tragen  gewohnt  gewesen.'  BsPolizei- 
ordn.  1715.  ,Zween  Zobelmärder  für  Frauenzimmer; 
ein  Weibermarder.'  Bs  Avisbl.  1732.  S.  noch  Hinder- 
Fär  (Bdl964).  —  b)  Mütze  aus  Marderfell V  .Hand- 
werksleute sollen  allein  Kappen  von  Otter  oder  ge- 
ringeren Brämen,  aber  gar  keine  Marter  tragen.'  1671, 
L  Kleiderordn. 

Die  IIA.  unter  1  ist  wohl  vom  Hausmarder  hergenommen, 
der  in  der  Ranzzeit  laut  schreiend  Ober  dir  Dächer  klettert; 
doch   s.   auch   Buech-M. 

Liecht-:  eine  Abart  des  Edelmarders.  .Im  Brä- 
genzer  wald  sollend  marder  gesehen  werden,  die  zu 
nacht  scheinend,  werdend  aus  der  ursach  liecht-  "der 
zündmarder  genannt.' Tierb.  1563.  —  Buech-:  Edel- 
oder  Baummarder.  Mal.;  HsRRebm.  1620;  Wagner 
1680;  Schinz  1842.  llau~inarder.TiEuii.15ii:'..  Schreie" 
wie  in  g,fangener B.  Z.  —  Tach-:  1.  Hausmarder  Aa; 
1  :> ;  Tu;  Z.  Schreie"  (brüele*,  Schrei  lä*J  wie-n-en  '/'. 
-  2.  Dieb,  der  in  Dachkammern  einzusteigen  pflegt 
Bs;  Z.  —  Tann-:  1.  eine  Abart  de-  Baummarders; 
auch    bei     HsRRebm.    1620    neben    dem     .Tach-'    und 


.Buech-M'  aufgeführt.  .Martes.  Alii  in  silvis  solum 
degunt,  abiegnis  maxime,  unde  Tannmarter  appellan- 
tuiv  Wagner  16S0.  —  2.  Familienname.  .Heinr.  T. 
von  Wäggis.'  1407,  Wegelin.  —  Zünd-  =  Liecht-M. 
,Edel-,  Tannen-,  auch  Zündmarder  genannt.'  B  Hist. 
Kai.   1841. 

mard  erli'1',  nur  in  der  Verbindung  m.  schreie* 
Sch.     Syn.  märterlich. 

marderin:  von  Marderfell.  G  Mand.   1611. 

liierda:  Ausdruck  der  Geringschätzung  W.    —   Aus 

dein    It. 

merdeu:  cacare  L;  nur  im  Munde  roher  Leute, 
z.B.  alter  Soldaten.  —  Vgl.  frz.  merde.  Hie  Bildung  ist 
wahrsch.   bei   frz.   Soldnern  aufgekommen. 

Mord  in..  PL  mitUml.:  1.  wie  nhd.  allg.  Wie  am 
M.  und  Brand  Z,  uf  M.  und  Brand  (i*e,  lös)  Aa;  Ap; 
L;  Z,  uf  M.  und  Tod  Tu,  aus  Leibeskräften,  mit 
Feuereifer  (eilen,  arbeiten  usf.).  Hut  wird  iez  g'mät 
uf  M.  und  Brand.  In  der  ä.  Spr.  sehr  häufig  (meist 
als  Neutr.)  auch  i.  S.  v.:  mörderischer  Anschlag, 
Freveltat,  Blutbad,  Tötung,  Tod  übh.  ,Wär  mir  ein 
mort,  wenn  ich  dich  [Geliebte]  sollt  yetz  Übergen.' 
JBindek  1535.  ,Die  Venedier  blind  dem  Türken  fromm 
kristen,  land  und  lüt  zue  banden  'geben,  das  ein  gross 
m.  und  übel  ist  der  kristenheit.'  Ansh.  In  interj.  Ver- 
wendung. Mordismo!  Hülfe-.  Weheruf  B.  D's  Grittli 
fohi  M.  a"foh"  schreie".  Schwzd.  .Ach  leid,  o  mort, 
o  mortlichs  mort!'  HBcll.  1533.  ,0  Mordix  Mordt, 
was  fang  ich  an!'  Com.  Beati.  Auch  einfach:  ,l>ie 
frauw  klagt  sich  umb  iren  herren:  M.  immermer  der 
schweren  sach!'  Z  Laz.  ,M.,  dass  ich  muess  des  vat- 
ters  myn  b'roubet  syn!'  Haberer  1562.  S.  noch  mord-io 
(Bd  I  20),  Gale  (Bd  n  203),  Mord-Geschrei.  —  2.  mit- 
leidige Bezeichnung  eines  Tieres.  Einem  hungrigen 
Esel  wird  Futter  gereicht  mit  dem  Zuruf:  ,Du  armes 
m.!  sä  hin  und  iss!'  Hauerer  1562.  —  3.  =  gäch 
Bittet  (Bd  II  99);  vgl.  Alpina  1806.  150;  Römer  und 
Schinz  1800,  463.  —  4.  Verheerung  an  Pflanzungen 
durch  schällliche  Tiere,  z.  B.  Maulwurfsgrillen  BS. 
Der  M.  im  Garte"  ha".  A:  Der  heit  doch  e"  schöne" 
Chdbisplätz  [Kohlpflanzung].  B:  Ja,  wenn  mit  der  M. 
dri"  chunnt.  —  5.  meist  genetivisch,  verstärkend  vor 
Suhst.  und  Adj.  in  lobendem  und  tadelndem  Sinn, 
=  sehr,  sehr  gross,  oft  auch  im  S.  einer  Verwünschung 
Aa-,  Bs;  B;  Gl;  Tu;  Z.  S.  vil  (Bd  I  776),  gern  (Bd  II 
127).  Chlapf  (Bd  111  670).  Fn  M.-Huct,  -Lug.  Es 
macht  e"  Mords-Chelti  Gr;  Z.  Fh  Mords-Lärme*, 
-Speddkel  verfüere*.  E*  Mords-G 'schickt,  eine  ver- 
wünschte Geschichte,  aber  auch:  eine  Schauerge- 
schichte. Eine"  Mords  (auch  :  mordsmässig)  hö"  ma- 
che*. Noch  mehr  verst.  durch  vorgesetztes  all  Uw. 
All  Mords  Sache",  alle  möglichen.  Auch  adv.  B. 
Mords  schreie".     S.  noch  Ding. 

Mini.  mort  n.  in.  in  Bed.  1.  Der  Voc.  ist  t\v.  ir,  so  in 
L:  li;  ZW.;  vgl.  Guld :  Gold  I Bd  II  '2241.    Einmal  mit  Um].: 

,Das  Mürd.'    Myric&us   l(i:3ö;    auch    eil 1   als    Fem.:    ,Die 

grosse  Mord.1  JCWeissenb.  1701/2.  Zu  2  vgl.  mhd.  ein  vil 
aller  mort,  ein  Schandgan]  (Lexer  I  2204).  Zu  5  vgl.  Fr., 
Ztschr.    V   2n.   ferner  die   Aid.   vermorzt.     S.   noch   »iura. 

Haupt -.Murd  n.  m.:  ansteckender,  unheilbarer 
Rotz,  ein  sog.  Hauptmangel  bei  Pferden  S.  —  Vgl. 
mini,   mort,   Name  einer  Pferdekrankheit. 

Nacht-Mord:  nächtliches  Gemetzel.  Jos.Simmi.kr. 
Reg. 


397 


Mard.  merd,  mird,  monl.  uinnl 


39> 


mordialisch:    verstärkendes  Adr.,    sola-   Ar;   '/.. 
'statt   m.    we;   in.  ehalt.    -    Nach   (m)fenaliKh,  i. 
u.  A.      Vgl.    Kr..   Ztsrlir.    III    134. 

mordlich:  mörderisch,  Mord-.  XVI. /Will.  Oft 
im  allgemeinem  Sinn,  schmählich,  schändlich,  schreck- 
lich. ,Do  gieng  der  gross,  mortlich  linmd  ns  von  den 
Juden.-  1336/1446',  /.  Chr.  .Er  hab  sich  mortlich  ver- 
sprochen am  landtag.'  1381/1420,  L  Ratsprot.  .Eine 
falsche,  mordliche,  selbsterdiehtete  Lüge.'  1543,  Absch. 
.Sinnliche  klagliche,  mordliche  sach.'  HBcll.  Bloss 
verstärkend,  sehr  gross.  .Wegen  des  mordlichen,  un- 
verträglichen Kostens.'  1646.  VöG.-Xüsch. 

morde"  Aä;  Bs  (auch  märte");  GSa.;  Sch;  Schw; 
S;  Tu;  Z,  mörge"  ApH.,  murde"  Bs.  mürde'  Aa;  B; 
Gl;  L;  G;  Sch;  S;  Uw;  Z  tw..  mürte"  Bs;  B;  Cr1>.. 
I'r..  Val.:  1.  (er)morden.  allg.  Der  ist  wm'n  Räubere' 
g'mürdt  worde".  J.Mey.  1866.  Oft  formelhaft  verbanden 
mit  töden  Z.  ,lr  schrygend  wider  die  tropos,  als  der 
üch  mürden  welle.'  Zwingli.  —  2.  (langsam  i  hin- 
morden, zu  Tode  quälen,  zunächst  von  .Schlachttieren. 
z.  B.  wenn  der  Schlächter  ein  Stümper  ist  ZO..  auch 
von  Zugtieren,  die  von  rohen  Fuhrleuten  (vgl.  Mordio- 
Fuermann  Sp.  255)  misshandelt  werden  GA.  Es  mordet 
mi'h.  von  quälenden  Leibschmerzen  L.  Sich  ohne  Ge- 
schick und  rechten  Erfolg  abquälen,  z.  B.  im  Kampf 
nm's  Dasein,  mit  einer  körperlichen  oder  geistigen 
Arbeit  Aa;  Bs;  B;  VO;  Gl;  G;  Th;  Z.  's  haut  's 
nümme",  ich  »nies'  nw  >ioeh  m..  sagt  ein  Mähder  oder 
ein  Barbier.  Wenn  die  Hebamme  nicht  zur  Hand  war, 
het  so-n-e"  Kindbettere"  lang  könne"  m.  [sich  in  Schmer- 
zen winden]  Bs.  An  Oppis  ume"  m.  Es  mürdt  $ich, 
geht  mit  knapper  Not  A.iLeer.  Ich  ha"-mirh  frei  müesse* 
dureh  d'  Lüt  iure"  m.,  durchzwängen  Aa.  Etwas  im 
cnaml  »!.,  gewaltsam  zspressen  Aa;  B;  VO;  Z.  Syn. 
funggen  Bd  I  866.  An  Ei"em  m.,  ihn  bedrängen,  um 
Etwas  von  ihm  zu  erhalten  L.  Spec.  Laute.  Worte 
mühsam  herauszubringen  suchen,  eine  Sprache  rade- 
brechen Bs;  B;  Sch;  üwE.;  Z.  Er  mürdet  sl°s  Dutsch, 
es  het  kei"  Gatti'g  B.  Chann  ich 's  echt  nit  g'mürde"! 
fragt  ungeduldig,  wer  ein  Wort  nicht  aussprechen 
oder  finden  kann  BSi.;  vgl.  gaxen  2  (Bd  II  568).  ,Ein 
Wältscher.  so  die  teutsch  Sprach  mordete.'  Scbimpfr. 
1651.  .Ein  Student,  welcher  ein  wenig  Latein  morden 
können.'  Axhokx  1674.  —  3.  Kartoffeln  usw.  mit  zu 
wenig  Butter  braten  (so  dass  sie  gleichsam  jammern) 
GSa.;  Schw.    G'mürdt i  Rietherdöpfeli.  G  Prophet  1855. 

Mhd.  mürden,  morden.  Die  lautgesetzl.  Form  ist  . 
mürfen  (aus  murthjan  mit  wgerm.  Gemination).  Die  Form 
mit  Uml.  herrscht  bei  uns  bis  ins  XVIII. :  ,mürten.'  1478/9, 
B  Chr.,  .mürden.'  UMey.,  Chr.  (Ptc.  ,gemürt');  Vogelb.  1557  ; 
ThPlatter,  Briefe  (Ptc.  ,g'mirt');  Rüeger  1606;  Ardüser, 
, morden.'  Ruef  1550;  LLav.  1582  (Ptc.  .gemört'):  ARyff 
(.nierden');  JKHofmstr  1744.  Das  Ptc.  Perf.  mit  ,Rückuinl.' : 
.gemurt.'    15-21/44.  Schw  LB. 

ab-:  1.  abwürgen  ZO.;  Syn.  ab-murxen.  —  2.  ge- 
waltsam und  ungeschickt  etwas  Befestigtes  ab-,  weg- 
nehmen (und  es  dadurch  zu  Grunde  richten)  Tb;  Z. 
En  Hauchen  a.  —  3.  mit  Dat.  P.  und  Acc.  S.,  Jmdin 
mühsam Etw.  abzwingen,  abpressen,  durch  wucherische 
Kniffe  abnehmen  VOj  Z.  —  4.  refL,  sich  abarbeiten, 
aufreiben  Bs;  Z.  —  abe°-:  Speisen  mit  Mühe  hin- 
unterbringen Bs;  B;  Th;  Z.  En  Brocke"  a.  —  i"-: 
tr.  und  refl..  ein  Zugtier  (bzw.  sich  selbst)  durch 
.Überanstrengung  zu  Grunde  richten  Z.  .Ein  Bauer, 
welcher  jedes  Jahr  ein  Paar  Ochsen  einmördet.'  JSenn. 


-  ine"-:  hineinzwängen.  z.B.  Waren  in  einen  bereits 
gefüllten  Behälter  Sch;  '/,.  ,Es  nütze  dem  .Menschen 
Nichts,  so  viele  Warum  und  Darum  in  ihn  hinein  zu 
morden  [ihn  im  Unterricht  damit  vollzustopfen].'  HPest. 
L790. 

er-:  1.  umbringen,  allg.  Von  einer  Krankheit. 
die  rasch  tödlich  verläuft,  sagt  man:  St  hät-ne* g'rad 
z' erst  ermürdt  GrPt.  I«*  bin  wie  ermürdt,  zerschlagen 
an  allen  Gliedern,  tot  vor  Müdigkeit,  ebd.  .Getödt 
und  ennört.'  1476,  Bs  Chr.  .Der  soll  den  selben  er- 
tötten  mentschen  ermurt  haben.'  1517/44,  Schw  LB. 
.Ich  habe  myneu  vatter  ermürdt.'  LLav.  1569;  dafür 
.erschlagen.'  1670.  —  2.  Etw.  durch  grosse  Anstren- 
gung erzwingen  G;  Z. 

Mhd.  er-miirden,  -mürden  in  Bed.  1.  In  unserer  ä.  Lit. 
findet  sich  je  einmal  die  Form  .ermorden.'  um  1471'!,  Bs 
Chr.;  .erinürten.'  HsRRebm.  1620;  sonst,  gilt  .ermihdeu' 
(Ptc.  meist  .ermürdt';  .ermürdef  1336/1446.  Z  Chr.)  neben 
.ermorden'  (Ptc.  .ermordt';  .ermordet.'  Jos.  Maler  1593; 
JLauffer  1739).  z.  T.  bei  den  gleichen  Schriftstellern.  S.  noch 
Anm.    zu    er-murwen. 

use"-:  (Worte)  mit  Mühe  und  Xot  herausbringen, 
aus  sich  selbst  oder  aus  einem  Andern  Bs;  L;  GA.; 
Th;  Z.  Er  mues'-es  grad  eso  u.  Me"  muess  Alls  us- 
etn  u.  —  ver-:    gewaltsam  zspressen,    zerdrücken  S. 

—  dure"-:  tr.,  mit  Mühe  und  Xot  durchführen,  durch- 
setzen Aa;  L:  Th;  Z.  Es  Buech  d.,  sich  allen  Schwierig- 
keiten zum  Trotz  hindurcharbeiten  Z.  —  zer-:  zer- 
quetschen „L;  Z."  ,Subluridus.  ein  wenig  bleifarb  und 
blauw,  als  von  frost,  schlegen  und  zermürten  fleisch.' 
Fris. ;  vgl.  chöltsch  Bd  III  246.  ,Wie  jämerlich  ist  er 
zermördt!'  von  einem  Gesteinigten.  GGotth.  1599. 

Mörder,  in  B  Mürder  m. :  1.  wie  nhd.  Schreie" 
wie-n-en  31.,  sehr  laut  ZO.  Wie  Mords  zur  Ver- 
stärkung vorgesetzt:  .Der  landvogt  syg  an  synen  herren 
ein  niörders  böswicht.'  1531.  Strickl.  Bei  Morgant 
1531  regelm.  Übersetzung  des  frz.  hrigand.  —  2.  Bei- 
name eines  Schlächters,  der  in  seinem  Gewerbe  ein 
Pfuscher  war;  vgl.  B  Dorfkai.  1873,  7.  —  3.  in  den 
Hexenprozessakten  des  XVI.  ein  Beiname  des  Teufels. 

—  1.  Name  einer  der  gefährlichsten  Stellen  im  Rhein 
zwischen  Stein  und  Bibern. 

Mhd.  mordaere  in  Bed.  1.  Xoch  ohne  Uml.  z.  B.  1382, 
Geschfo.  Ges.;  1484,  Schw  Rq..  Die  RA.  unter  I  srhuiut  eine 
Verquickting  aus  schreie*  wie^n-en  Marder  uud  miirdertich  sehr. 

Vögeli-:  wer  (Sing-)Vögeln  nachstellt  Z.  Auch 
Schelte  auf  Einen,  der  Andere  durch  Beharren  auf 
kleinlichem  Anspruch  quält,  Leuteschinder  Z.  Diis  ist 
Vögeli  morderei!  eine  elende  Plackerei.  —  Fleisch-: 
Sehimpfw.  auf  die  Beformierten.  1533.  Absch.  IV  1  c 
197.  Vgl.  Herrgott-Fresser  (Bd  I  1325).  —  Geiss- 
Name  der  März-  uud  Aprilwinde,  die  den  Ziegen  oft 
arg  zusetzen  GlS.  —  Chrotte"-  =  Chr.-Hegel  (Bd  II 
1082)  Z. 

Brunze"-:  Name  eines  Gespensts,  mit  dem  man, 
wie  mit  dem  Böli-Mann,  die  Kinder  schreckt  ZElgg. 

Der  erste  T.  der  Zss.  scheint  eine  derbe  Bezeichnung 
kleiner  Kinder. 

Boss-:  1.  verächtliche  Bezeichnung  eines  Pferde- 
schlächters  Z.  —  2.=  Werr-Fütti  (Bd  I  796)  Th;  Z. 
Ein  Beiter,  der  einen  R.  trifft,  soll  vom  Pferde  steigen 
und  ihn  töten.  —  3.  verächtliche  Bezeichnung  schlech- 
ter Zigarren  B;  Z. 

3   will  sagen,    die  Zigarren  vermöchten  sogar  ein  Pferd 

tüten  (geschweige  denn  einen  Menschen).  Vgl.  ,Drei- 
iiKiniirr-Zigarren.' 


399 


Maid — murrt.    Marf-murf.    Marg— murg 


[IM! 


mördere",  in  Ap  modere":  1.  =  morden  2  Aa. 
Stark  plagen  Ap.  i>  Mä'dcrete",  Schinderei  Ar.  — 
2.  Jmdn  Mörder  schelten.  .[Die  Wiedertäufer]  mör- 
derend,  diebend  und  sclielmend  die  prediger.'  HBi:ll. 
1531.  —  Abi.  von  Mörder;  doch  kommt  für  1  auch  mhd. 
mordern,   murdern   (got.    maurthrjan)   in   Betracht. 

ab-  =  ab-mörden  4  Ap. 

Mord  er  ei,  Mürderei,  in  Bs  Mörterei —  f.:  qual- 
volle Arbeit.  Stümperei,  allg. 

mörderli01',  in  BsL.  mörterlig:  furchtbar,  entsetz- 
lich Bs;  Sch;  Th;  Z.  Syn.  märterlich.  M-i  Schmerze" 
llde".  Meist  bei  den  Vben  , schreien,  tuen  [sich  ge- 
bärden].'   Der  Windpfift  ganz  merderlig.  Schwzd.  (Bs). 

Mordete"  f.  =  Mürderei  SchSL;  Th. 

Haupt-Mördi.  -Mürdi  —  f.  =  Haupt- Miird  L;  Z. 
,Dass  ime  dis  Jars  vier  Boss  an  der  H.  zuo  grosser 
mächtiger  syner  Hushaltung  und  Feldbaus  Schaden 
umbgefallen.'  1650,  Hotz,  Urk.  ,L)ie  ansteckende  Seuche 
der  Hauptmärde  [!]  oder  des  Rotzes.'  Bs  Mand.  1769. 
,Da  die  Hauptmürde  mit  dem  Strengel  und  Rotz  so  viel 
Ähnliches  hat,  dass  sie  nicht  wohl  von  einander  zu 
unterscheiden  sind.'  ebd.  1777.  ,Hauptmürde,  Hirn- 
rotz, der  wahre  Rotz.'  Tu  Gesetz  über  die  Viehhaupt- 
mängel 1811. 

mürdig:  abgespannt,  müde  BO. ;  bes.  von  der 
schmerzlichen  Empfindung,  die  man  nach  langem 
Mähen  in  der  Lendengegend  hat  BK. ;  vgl.  sperrig. 

haupt-:  1.  mit  der  Haupt-Mördi  behaftet  B;  L. 
,Wäre,  dass  iemanne  dehain  rosse  hoptmürdig  wurde.' 
1381,  Sch  Stadtb.  ,Anlaster  der  rossen:  h.,  rüdig  oder 
buehstössig.'  1595,  Aa  Rq.  .Ritzig  oder  hauptmördig.' 
AaB.  Mand.  1669.  , Verordnung  wegen  den  haubtmür- 
digen,  rotzigen  und  strenglichten  Pferden.'  Bs  Mand. 
1777.  —  2.  von  Wein,  der  zu  Kopfe  steigt.  ,Der 
[Schaff hauser]  Wyn  ist  nit  starkh  noch  haubtmürdig.' 
RCys.  —  Auch  sonst  häutig  in  I)  und  Z  Mandaten,  im  L 
Stadtb.   1706/65  in  der  Form  ,liauptmordig.' 

„bein-mürdig,  -mördig:  schwach,  unfest  auf 
den  Füssen,  z.  B.  wegen  Müdigkeit  oder  nach  einer 
langwierigen  Krankheit  L." 


Marf  —  muri. 

Marfel  I  Bs  (Hebel);  BoHa.;  S;  Uw;  U;  W,  „Marfis 

Zgu  (St.2)  —  m.:  1.  =  Marbel  1.  aaOO.  ,Mit  wilden 
Marmorstücken  bedeckt  (die  Einwohner  nennen  ihn 
Marfer).'  Helv.  Kal.  1782  (UwE.).  ,1m  Berge  Steine 
oder  Marfel  brechen.'  1790,  Hof  Kriess.  —  2.  =  Mar- 
bel 2  S;  Syn.  DöTIA. 

marfeliere":  marmorieren,  z.B.  Möbel  Uw. 

marfle"  I:  mit  Marmorkügelchen  spielen  W;  Syn. 
märmelen. 

marflig:  marmorn  U. 

Marfel  II  m.:  Winterschlaf,  bes.  der  Murmeltiere 
B;  VO;  Gr.  Sich  z'  M.  legge",  schlä",  sich  zum  (Winter-) 
Schlaf  hinlegen;  von  Menschen:  sich  vom  öffentlichen 
Leben  zurückziehen,  nicht  mehr  sehen  lassen,  sich 
der  Ruhe,  Untätigkeit  ergeben;  in  Zo  (neben  Marbel) 
geradezu  euphem.  für  .sterben.'  's  ist  dach  verfluechi 
längwilig;  ich  weit,  ich  chönnt  mich  zs  M.  schlä"  bis 
anno  45-gi.  Guckk.  1843.  ,I)as  Beste  war.  dass  Anne- 
bäbi  sich  wieder   ein  wenig  z'  M.  legte.'    Schwz.  Fa- 


hilienzeitg  1889.  ,I>ie  Alpenfrage  ist  im  Anmarsch 
begriffen.  Der  Kanton  Bern  darf  sich  daher  nicht 
z"  M.  schlagen,  er  muss  im  Gegenteil  auf  der  Wacht 
stehen.'  HsOtt  1869.  —  Auch  bei  Lexer,  mhd.  WB.  (aus 
Oberlin). 

marfel,  in  Gr  auch  marflig:  von  den  Gliedern, 
steif,  starr,  unempfindlich,  zunächst  vor  Kälte,  dann 
auch  bei  gehindertem  Blutumlauf  (bei  sog.  .entschla- 
fenen'Gliedern),  bei  beginnender  Lähmung  BO.;  Gr; 
PA1. ;  Syn.  gestabet.  Das  Ärmli  ist-mer  ei'mel  rellig 
m-s  BHa.  Ungelenk  Gi$Nuf.  —  Vgl.  rätorom.  (a)marv, 
steif,  starr  vor  Kälte. 

marfle-:  1.  Winterschlaf  halten  BO.;  Gr;  PAL; 
W.  Sich  z'  m.  legge",  schlä",  von  Tieren  und  scherzh. 
auch  von  Menschen  =  sich  z'  Marfel  l.,  schl.  D'  Arme" 
z'  m.  schlä",  die  Arme  über  einander  kreuzen  oder 
schlagen  [d.  h.  zum  Schlafen].  Ebel.  —  2.  (vor  Kälte 
usw.)  steife  Glieder  haben,  frieren  Gr;  W.  Es  marflet 
mV*  recht  (an  de"  Hand  GrPi.).  Ich  han  afen  an 
d'  Finger  g'marfled.  Mir  marflend  schier  beide  Hand, 
wenn  sie  .entschlafen'  sind  W. 

Betr.  die  Umdeutung  auf  Arfd  vgl.  Bd  I  444  Anm., 
ferner  Tobl.  26b;  Fr.,  Ztschr.  IV  151  a.  Eine  andere  Umd. 
s.  bei  Muri/.  Mit  anderer  Consonantcnstufe,  wie  es  scheint, 
kommt  das  W.  bei  Seh. Münster  1546/1628  vor:  ,Sie  ligeu 
und  marfflen  (marpften)  oder  schlaff'end  den  ganzen  Winter.' 

e°t-:  die  Starrheit  wieder  verlieren  Gr.  .Wenn 
die  Finger  wieder  entmarvlet  sind.' 

„ermarflet  =  marfel  Gr." 

Marfli  f.:  Erstarrung  PA1. 

Marfja  =  ChäsU-Chrüt  1  e  (Bd  III  897)  W. 
Zunächst  aus  'malvia,    einer  Weiterbildung    von    medva; 
vgl.    räto-rom.   malvgia. 

Mär  feie"  f.:  Wasserwanze,  Hydr.  AAßirrf. 

Me2rvel:  ein  Mund  voll  BO. 

murfele":  knurren  W. 

Konnte  wie  muralen  auf  ä.  'munrlen  beruhen  (vgl.  Marbel, 
Marfel  aus  Manrrl;  s.  auch  murw).  Doch  weist  bair.  kärut. 
murfein  11  mit  nicht  hinlänglich  geöffneten  Lippen  und  un- 
verständlich sprechen,  murmeln.  2)  mit  geschlossenen  Lippen 
kauen,  auf  Zusammenhang  mit  amhd.  murfen,  nagen;  vgl.  Gr. 
WB.  VI  2715. 

niurfle"  =  marflen  Ouw. 


Marg  -  murg. 

Marg  II  Aa;  BsStdtj  BSi.;  VO;  PAL;  GT.;  Sch; 
Th;Z,  Margg  AASt.;  SThierst.,  Blarch  II  AaF.;  Ap;  Bs; 
Gl;  GRVal.,  V.;  S  —  n..  in  ZO.  auch  m.:  1.  Mark  in 
Knochen  und  Pflanzen,  allg.  Chnache"  rolle"  M.  JMerz 
1836.  Chrafi  und  3t.  i"  de"  Glidre".  Anderlinth.  Im 
Winter  müend  d'  Bure"  M.  sammle",  Kraft  für  den 
neuen  Frühling  ZS.  Ei"em  darch  M.  und  Bei"  gö", 
von  markerschütterndem  Geschrei  Gr;  Th;  Z.  .Ver- 
schwunden ist  mynes  marges  kraft'  Rcef  1540.  ,Den 
mittelsten  Teil,  der  bei  den  jungen  Pflänzlein  das 
Marg  heisst.'  Ziegler  1647.  —  2.  (Marg  L;  SchwMuo., 
March  Obw)  =  Marfel  II,  in  der  RA.  sich  z'  M.  legge", 
schlä".  Im  Herbst  tuend  si'*  d'  Mungge"  [  Murmeltiere] 
.:'  M.  schlä'.  \[re""-me"  Iceini  Gummeli  [das  haupt- 
sächlichste Nahrungsmittel]  überchunnd,  se  war  's  der 
Best,  me"  chönnt-$ich  z'  ilf.  schlä".    Zicüschet-i"e  hed-er 


•101 


Marg,  merg,  mirg.  morg,  murg 


402 


si"*  öppe"  alle"  für  acht  Tag  z'  M.  g' schlage"  [von  der 
Arbeit  zurückgezogen]  L  (Schwzd.). 

Mhd.  man  i-v«.  -kes)  iu  Bed.  1.  In  unserer  ä.  LH.  über- 
wiegt die  Form  ,Marg'  (noch  bei  HKeller  1729);  ,March.' 
1581,  Hiob  (dagegen  ,Marg.'  1548;  1667);  HBull.  1597. 
.Mark.'   FWyss   1678. 

G'mark  n.  =  Marg  1.  ,Und  sagt  man.  die  kug- 
lechtem  stücklin  seien  das  g.  [des  Horns].'  Tierb. 
1563.  —  Chalber-Marg  =  Gh.-Hölz  (Bd  II  1252) 
„B;"  Schw;  Zg.  —  Chängel-:  Mark  der  Schenkel- 
knochen  BSi.;  vgl.  Chängel  2b  (Bd  III  362).  —  Stein- 
Mark  =  Män-Milch  (Sp.  203).  Wagneb  1680. 

Tüg-,  in  AaBd.;  ZNer.  Türg-:  Kalktuff,  Tuffstein 
Aa;  „Bj"  GRHe.;  Sch;  Th;  Z,  wie  er  sich  in  Röhren- 
leitungen,  in  Kochpfannen  als  Kesselstein  ansetzt  Z 
(Syn.  Wasserstein)  oder  zerstossen  als  Scheuersand. 
mit  Kalk  zur  Pflasterung  verwendet  wird  GRHe.;  Z. 
Tuffstein,  wie  er  als  weissliche,  lehmartige  Schicht 
bes.  in  feuchtem  Boden  vorkommt  ZO.,  rS.  Es  hat 
i"  dere"  Sandgrueb  vil  T.,  d.  h.  schlechten  Sand  aus 
Tuffsteinen,  der,  wenn  er  nass  wird,  eine  schlammige 
Masse  bildet  ZO.  .Der  Boden  des  Springbrunnens 
wurde  mit  Taugmark  und  frischem  Kalch  gepflastret.' 
1781,  ZWipk.  .Duftstein  oder  Dugmark.'  MLutz  1804. 
,üas  Wasser  lauft  über  Tugraarg.'  1685,  Z  Urk. 

Betr.  die  Schreibung  Mark  (Aa  1t  Rochh. ;  SchHa. ;  ZHiuw. 
lt  Spillni.,  ferner  bei  St-ilder)  vgl.  Anm.  zu  Tann-Marg.  Die 
Bezeichnung  Marg  erklärt  sich  aus  dem  Aussehen  und  lockern 
Gefüge  des  Tuffsteins. 

Tann-  (in  AABb.,  Kobl.;  BO.;  Gr;  LE.  auch 
Tanne"-) Marg,  in  BHa.  -Margg,  in  LE.;  Ndw  (Rhiner) 
-Merg;  Tammarg,  D-  AALeer. ;  Gr;  GW.;  Ndw,  Däm- 
merig GW.  —  n.,  Dammarge"  BO.;  Gr  (f.,  im  Pr.  lt 
B.  m.);  GRh.:  Pflanzenname.  1.  Baldrian,  Val.,  und 
zwar  bes.  der  gem.  Baldrian,  Val.  off.  B;  VO;  Gr  (in 
D.  mit  Inbegriff  des  Felsen-Baldrians,  Val.  sax.).  Dam- 
marge", in  Milch  g'sotte"  [bei  Viehkrankheiten  ange- 
wendet] GRPr.  (Schwzd.).  Ab  T.  trlhe"  [trinken]  BHa. 
,Der  Baldrian,  Valeriana,  bei  uns  Dammarge,  eine 
heilsame  Bergpflanze.'  Gr  Sammler  1784.  ,Phu,  herba 
[vgl.  den  heutigen  Namen  des  grossen  Baldrians,  Val. 
phu],  gartenbaldrian;  die  wild  heisst  katzen-,  augen- 
wurzel,  dennmark.'  Fris.  ;  Mal.  .Valeriana  montana 
subrotundo  folio,  Danmarg.'  Wagner  1680.  S.  noch 
Alpenp.  1  387.  —  2.  gebräuchliche  Beinwurz,  Symph. 
off.  AALeer.  —  3.  akleiblättrige  Wiesenraute,  Thal, 
aqnil.  AABb.  —  4.  Sumpf-Spierstaude,  Spir.  ulm.  AAKobl. 

Ahd.  denmarka,  denemarcha.  .Dennenmark.'  XVI.,  GrPr. 
Kräuterb.  .Danniarga.'  Seb. Münster  1546;  ,Dammarga.'  1628. 
Die  Umd.  auf  Marg  wurde  wohl  veranlasst  durch  die  Locker- 
heit und  Brüchigkeit  des  Baldrianstengels.  Die  Schreibung 
Mark  (bes.  in  den  literarischen  Quellen,  so  bei  Dtirh.;  Uw 
Gem.;  Stald.)  dürfte  allg.  als  Marg,  bzw.  Margg  zu  deuten  sein. 
Angaben  wie  Val.  silv.  (GrL. ;  Yonbuu  18ß2);  Val.  aq.  (Uw 
Gem.)  meinen  wahrseh.  ebf.  den  gem.  B.,  der  oft  in  Wäldern, 
an  sumpfigen   Orten  vorkommt. 

Trim-Marg:  dreiblättriger  Baldrian,  Val.  tript. 
GWe.    —    Wohl  als   Dri-M.  zu  lesen. 

bemarget:  Mark  in  den  Knochen  habend.  ,Ein 
maal  von  feissten,   wolbemargeten  tieren.-    1531,  Jes. 

marchig:  1.  markig  BsL.  —  2.  .Gelben  Sand, 
d.  i.  margichten  weichen  Leim.'  JCSdlzer  1772.  Vgl. 
Ttig-Marg. 

„hol-märg:  dickes,  grosses  Mark  habend,  von 
Sträuchern   BO." 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Märgel   I    m. :     1.  das    Mark    und    die    knorplige 

Masse   im   Innern   der   Hörner    BHa.  —  2.  =  Mägcrli 

(Sp.  103),  auch  mit  der  Nbbed.:  kränklicher  Mensch  L. 

-    2   zum   folg.  Vb.     Zur  Bildung  vgl.  Gerbel  I  |ßd  II  415), 

S.rl,  I. 

mär  gl  e",  in  S  märchle":  1.  über  seine  Kräfte  an 
Etw.  arbeiten  SRech.  —  2.  einander  zusetzen.  .[Im 
Strassenkampf  bei  der  Erstürmung  einer  Stadt]  haben 
sy  ananderen  gejaget,  geschlagen  und  geincrglet,  bis 
man  die  statt  gewaltigklich  eroberet  hat.'  Kessl.  — 
Über  Etym.   und  Vwdtsch.  s.  Gr.  WB.  VI  2092   u.  .mergeln.' 

ab-:  abmagern  ZO.  Abg'märglet,  entnervt,  ent- 
kräftet Aa;  Ap;  S. 

üs-,  in  Gl  -märchle":  1.  =  ab-m.  Aa;  Ap;  VO;  Gl; 
G;  Sch;  Th;  Z.  Tr.:  de"  Boden  ü.  Gr;  Z.  .Deren 
gift  meinen  geist  ausmergelt.'  1531/60,  Z  Bibel;  dafür 
.aussauget.'  1667.  Auch  refl.:  .Sich  merchlen  aus  mit 
Gotts  Gebott.'  HsRRebm.  1620.  —  2.  Jmdn  ausförscheln 
UwE.    —    2   eig.   Einem  das  Innerste  aussaugen. 

Margareta  Margret  Gr;  Z,  Mägrlt  ThHw.,  Mar- 
get(li)  Sch;  Z,  Margeli  Schw  (schon  1584,  Taufb.), 
Mäggi  BsStdt,  Meta,  Menga  Gr,  „Gri(e)tschi  BO.": 
1.  Frauenname.  allg.  Mit  vorgesetztem  .Anna'  Am- 
mergetli  Sch;  Z.  Appellativ  gebraucht  werden  bes. 
die  Formen  Grit  (Bd  U  824),  Grit  (Bd  II  826),  Metz(i), 
Deten,  Didi.  —  2.  in  der  Vollform,  Name  der  Hei- 
ligen, der  Schutzpatronin  der  Gebärenden.  1551  wurde 
in  L  Einer  gefänglich  eingezogen,  weil  er  ,St  Mar- 
grethen  g'hueret'  habe.  Er  verantwortete  sich:  ,Hab 
er  sant  Margret  hür  drü  mal  g'fyret',  so  bitte  er  um 
Gnade,  .well's  syn  leptag  nit  meer  tuen.'  ,In  der  nod 
[in  den  Kindsnöten]  legten  sy  iren  ein  gross  hülzin 
paternoster  umb  in  S.  Margareten  namen,  das*  sy  dester 
senfter  genäsen  [sollte].'  ThPlatt.  1572.  —  3.  «S'am- 
mergrete"  L;  Z,  Sammetgrete"  ZO.  (lt  Stutz),  der  Ka- 
lendertag (15.  Juli),  früher  häufiger  Termin  für  Dienst- 
botenwechsel; vgl.  vMoos  1775,  177.  Z'  Sammetgrete" 
ist  jo  ml"  Dienstzit  bl-n-ech  üsg'laufe".  L  Nachr.  1865. 
Von  einer  Herrschaft,  die  oft  ihre  Dienstboten  wech- 
selt, spottet  man:  Si  hend  iren  eige"  Kalender:  's  stöd 
all  Wache"  Liechtmiss  und  Margret«"  dre  [darin]  L. 
Wenn  's  an  St  Margret  regnet,  schneit  's  de"  Nüssen 
und  Eichle".  Ineichen.  —  4.  Pflanzenname,  a)  in  SBib. 
Margrlte",  in  Aa;  B  fgrössij  Margrltli,  grosse  Wucher- 
blume, Chrys.  leuc.  —  b)  in  S  NA.  Margrltli,  in  BO. 
Margrüntschi  (PI.  Margrüntscheni),  sonst  Margfejrltli 
(PI.  Margrllleni  BSi.),  Gänseblümchen,  Bell.  per.  Aa; 
Bs;  B;  S;  W.  G'füllti  M„  als  Zierpflanze  in  Gärten 
gezogen  B.  —  c)  Wald-Margritli,  gem.  Sternliebe,  Bell. 
Michelii  B.  —  d)  Margrltili,  Kukukslichtnelke,  Lychnis 
flos  cuc.  SchSL  —  5.  .Margretli',  eine  Münze.  1566, 
Absch.  —  6.  Perle.  ,Die  margariten,  bärlin  nit  für 
die  süw  schütten.'  Zwingli. 

Mhd.  margarite  iu  Bed.  6;  zu  Zwingiis  Zeit  bereits  nicht 
mehr  allg.  verständlich  und  daher  von  ihm  durch  ein  Syn. 
erläutert.  Ob  .Margeli'  (1532,  Absch.)  nicht  eher  zu  .Maria' 
gehört,  ist  zweifelhaft;  sehr  wahrsch.  ist  Dies  fUr  den  Flur- 
namen ,im  Margeli'  ZZoll.,  Bezeichnung  eines  Ortes,  der  auch 
im  hellige*  üudi  heisst  und  an  dein  wohl  einst  ein  Marienbild 
gestanden  hat.  Auch  sonst  sind  die  beiden  Namen  oft  schwer 
aus  einander  zu  halten.     Zu  4  vgl.   ,Gritlibluem.' 

Margretler:  eine  Münze;  s.  Margareta  5.  , Bi- 
schoff baslerische  Schilling,  so  bishar  für  Lucerner 
Schilling  'gangen  und  M.  gewohnlich  genennt  werden.' 
Z  Mand.  1650. 

26 


403 


Mar 


g,  merg.  mirg,  morg.  murg 


404 


Tüfels-Marge":    Mutterkorn.  Clav.  purp.  Aa;  Z. 
Anlehnung  an  Marg  II  liegt  aus  sachlichen  Gründen  nahe; 
die   Form   wäre  als  PI.  zu  fassen. 

liiarginin:  aus  Maroquin,  Saffian.  ,Ein  markynin 
täschle,  so  zwüschen  den  hosen  versteckt  was  [als 
Geldtasche].'  Jos. Maler  1593.  , Keine  hochen,  ver- 
stochenen,  margynenen  Schuech  tragen.'  Z  Mandat 
1036/50.  , Einem  Seckler  für  ein  margynen  Gurt  und 
ein  m.  Käppli.'  1079,  Tageb.  Zuber. 

Margitant  m.:    Marketender.  ChrMerer  1590.  — 

lt.   mercatante. 

,Spis-Marquetanter':  Klein-Verkäufer  von  Le- 
bensrnitteln. ,Den  Sp-en  soll  der  frye  Verkauf  fol- 
gender G'stalt  zugelassen  syn :  dass  hinfür  keiner 
hinger  als  etwann  zum  Monat  sechs  Tag  in  der  Statt 
allhie  uslegen  solle.'  B  Mand.  1628. 

,  m  a  r  q  u  i  t  a  n  t  e  n ' :  Klein  verkauf  von  Lebensmitteln 
betreiben.  Gegen  N.  N.  wird  geklagt,  ,dass  er  etwelche 
Schwein  ausmetzge,  sammt  den  Würsten  verkaufe  und 
also  ihnen  in  ihrem  Handwerk  zu  grossem  Nachteil 
marquitante.'  Das  Urteil  lautete,  ,er  solle  sich  des 
Schweinmetzgen  und  des  M.  gänzlichen  enthalten.' 
1637,  Si  ii  Ratsprot. 

margitant  er  e"  =  z'  Näni  esse"  (Bd  I  527)  in  der 
Sprache  des  Militärs  Z. 

Margetänteri"  F;  Z,  Margedäntnere"  BsStdt  —  f. : 
1.  Marketenderin  Bs;  Z. —  2.  Amazone,  Mannweib  F. 

Mai'gle"  Gl;  L;  Ndw,    Mäfrjgler   Z,    Märgle'  Ap; 

GRh.  (lt  Steinm.  1804):  Name  einer  kleinen,  saftigen, 
jedoch  sehr  herben,  daher  gewöhnlich  zur  Bereitung 
von  .Most'  verwendeten  Birnsorte.  —  Vgl.  Margdar 
(Bd   I    372).      S.   noch    Märggelen. 

märgle":  heftig,  jämmerlich  weinen,  von  kleinen 
Kindern  ZRafz. 

Margotle"  f.:  durch  Absenker  nachgezogene  Nelke 
B;  L;  stark  gefüllte  Gartennelke  S.  —  Frz.  marcotte, 
Absenker. 

margottiere":  Nelken  durch  Absenker  nach- 
ziehen L.   —   Frz.   marcotter 

Jlärgel  II.  in  BsStdt  Mergel,  in  ScHSt.  Mögel,  in 
AaFh.  Märggel,  in  BsL.  Märchel:  Mergel. 

Möge!  zunächst  aus  Mörgel;  Marggel,  Märchd  haben  sich 
an  die  entsprechenden  Formen  von  .!/'"•;/  //  angelehnt.  Vgl. 
noch  die  Flurnamen:  .Marchel-,  Markelacker'  BsL.,  ,Margel-' 
(1438,  BsUrk.),  .Mörgelacher'  (K>53,  AaWett.  Klosterarch.); 
.Mörgelen'  AaJonen;   ,zuo  der  margelgruoben.'   12S0,  BsGib. 

märgle":  mit  Mergel  düngen.  ,Dass  das  von  der 
Aaren  zusammengeworfene  Sand  dem  Erdrych  eben  so 
nutzlich  einträgt,  als  Andern  der  beste  Mist,  dahero 
die  Bauren  [im  Amt  Ölten]  disen  Sand  in  ihre  Äcker 
führen,  so  sie  m.  heissen.'  FrHaffner  1600. 

Mi2rgeli  n.:  ein  Bissen,  Bisschen  (Brot)  GSax. 
Syn.  es  Migeli  (Sp.  100). 

St.1  schreibt  Mierggdi,  St.s  Miergeli,  wobei  fe  ohne  Zweifel 
als  i2  zu   verstehen   ist.      Vgl.   noch   Murgg. 

Bröt-Mi2rgle":  PI.,  Brosamen  GSax. 

Morgc"  Marge"  ZZoll.  f,  Morgend  PAL,  Morged 
Gl;  Schw;  Ndw,  Morget  Gr;  Schw;  Uw ;  U  (in  B  und 
Obw  bes.  in  Zssen),  sonst  Marge"  —  m..  PI.  mit  Um!. 
Tu;  Z:  1.  wie  nhd.  allg.  Etli,h  Morget,  an  einigen 
Morgen  GuHe.    Adv.  de"  M.  Aa;  Bs;  PGr.;  S;  Th;  Z, 


Morget  GrPi\,  Morge'ts  Gl,  Morgetsch  Gr,  sonst  auch 
am  M.,  Morgens.  De"  M.  früe,  de"  M.  um  Vieri 
üfstä*.  IT«)  göt  er  hi"  scho"  de"  M.?  Joach.  Vo"  de" 
M.  bis  z'  Obe'd  Aa;  Th;  Z.  Am  Sunntig,  lad,  morn 
de"  3t.,  um  M.  (gespr.  ...  j  M.)  Bs;  Tu;  Z;  hü  im  M. 
PAL  .Hut  am  m.'  1511.  Z  Staatsarch.;  Haimoxsk.  1531. 
, Morn  am  m.'  HvRüte  1540;  Ruef  1550;  HPest.  ,Wyss- 
brot  und  Käs  ich  noch  hie  hab,  das  er  mir  hüt  den 
M.  gab.'  GGotth.  1019.  Z'  M.  esse"  (trinke",  ne"),  die 
Morgenmahlzeit  (BSi.;  Sch;  S;  Th;  UGösch.;  Z),  die 
Mittagsmahlzeit  (B;  VO;  W)  einnehmen;  s.  noch  Mor- 
gen-Essen (Bd  1  527);  Gr  Sammler  1805,  290.  Hast 
scho"  z'  M.  g'ha"?  Machet,  dass  ich  zu  rechter  ZU 
:'  M.  äberehutnm.  B  Taschenb.  1881.  Göd  dt'  Xebel 
ab  der  Aare"  noc*  Wirlmge"  ge"  z'  M.  esse"  [d.  h. 
lagert  er  sich  am  Morgen  über  dem  Dorfe  Würen- 
lingen],  so  gibd  's  Rege"  AaVUI.  ,Zu  Wesen  assend 
wier  zu  m.'  HsStockar  1519.  Spec.  zu  Morgen-Essen  2 : 
,Man  isst  am  Sonntag  zu  M.  Fleisch  und  Wein  und 
gehet  dann  zur  Kinderlehre.'  AKtbürz  1753.  .Des 
Morgens  Rindfleisch  nebst  der  Fleischsuppe.'  B  Spital- 
regl.  1783  (Messmer  1831).  ,Nach  dem  erloubt  ein 
burgermeister  jedermann  an  syn  herberg  zue  gon,  zue 
morgen  zue  essen ;  dann  es  was  nachend  mittentag.' 
Zwingli.  .[Um  die  elfte  Stunde]  stuend  jedermann  uf 
und  gieng  hinweg,  da  er  dann  ze  m.  essen  wollt. 
Nachdem  man  geessen  hat.  hueb  an  der  burgermeister 
zue  reden:  Ir  wüssend,  wie  es  hüt  vor  dem  imbiss 
'bliben  ist.'  ebd.  Subst,  's  z'  M.  (in  GT.;  Sch;  Tu; 
Z  auch  m.)  =  's  Morgenessen,  allg.  Es  guets,  en  guete'' 
z'  M.  Vor-em  z'  M.  Von  Jmdm,  der  sich  zu  Bette  be- 
gibt, sagt  man  scherzh.,  er  wolle  de"  M.  sueche"  BBe. 
Getreide,  das  man  am  Morgen  sät,  spriesst  nach  dem 
Volksglauben  acht  Tage  früher  hervor  als  andres 
Aa;  Z.  ,.To,  m.  im  Dorf!'  Abfertigung.  1530,  Bs  Chr.; 
vgl.  morn.  —  2.  Flurname  Gl;  Z.  .Holz  im  Kühlen- 
morgen.' ZHcrrl.  (Amtsbl.).  ,Ein  acker  im  breitfeit, 
genannt  der  m.'  um  1450,  Gfd.  ,Das  Morgenächerli.' 
1653,  AaWVU.   Klosterarch. 

Zu  den  Formen  mit  auslautendem  d,  t  ist  zu  bemerken, 
dass  hinter  n  gern  dentaler  Verschlusslaut  autritt;  doch 
können  in  unserm  Fall  auch  Abe'd,  Mond  eingewirkt  liaben. 
Das  Mise,  z'  .1/.  ist  wob]  Analogie  nach  Imbist  (Bd  I  236). 
2  bezeichnet  wohl  eig.  ein  Grundstück,  das  gegen  Morgen 
liegt,  denn  die  Bed.  ,A.ckermass'  lässt  sich  bei  uns  mit. 
Sicherheit  nicht  nachweisen.     Vgl.   Bs  XIV.   310. 

Sapper-:  eupheni.  für  .Sapperment' =,Sackerment.' 
UBrägger  1780.  —  Wechsel-:  Tag,  an  dem  das 
Wechsel-melchen  Statt  findet.  .Nachdem  die  Kühe  acht 
Tage  lang  auf  der  Alp  gewesen  sind,  so  wird  am  W. 
(so  nennt  man  diesen  Tag)  jede  Kuh,  nachdem  sie 
15  Stund  die  Milch  im  Euter  gehabt,  des  Abends  durch 
einen  unparteiischen  Melker  unter  der  Aufsicht  des 
Gadenmeisters  gemolken  und  darauf  von  einer  jeden 
Kuh  besonders  gewogen.'  Steinm.  1804  (für  GRh.). 

über-morge":  früh  bei  Tagesanbruch  6 — 8  Fi- 
schernetze in  eine  Reihe  setzen  THErm. 

Morgete"  f.:  die  Dauer  eines  Morgens  B  (Dan.). 
Guii:  ^[.,  z.  B.  untätig  dasitzen.  —  Lt  einer  Angabe  nur 
im  PL;  daher  viel),  lediglich   PL   von    Morgei  (s.  Morgt*). 

morgig  Aa;  Bs  (morggig);  S;  Uw,  morgig  Aa; 
Soh;  Tu;  Z:  1.  a)  morgendlich,  früh  am  Morgen  Aa;  S. 
Es  ist-mer  z' m.  —  b)  morgend  Bs.  —  2.  vom  Morgen 
stammend,  einen  Morgen  alt,  von  Milch  Aa;Sch;Th; 
'/,.     Mörgigi  Milch  ohne". 


105 


Marg— murg.    Marge — murgg 


406 


über-:  auf  den  zweitnächsten  Tag  bezüglich  VO; 
Z;  Syn.  übt  r-mornderig. 

hüt-e-mörgig  BHk.;  Tu;  Z,  -mörgerig  Ar:  von 
heute  Morgen  her.    H-s  Schmale.  —   Zu  -mörgerig  vgl. 

./.  ili  rig,    NiorncA  rig. 

mörgele":  nnpers.  1.  langsam  Morgen  werden, 
tagen  1.;  '/..  Vgl.  äbendlen  (Bd  I  38).  —  2.  stinken 
(eit.r.  riechen  wie  am  Morgen  in  Schlafzimmern)  Z 
(Spillm.). 

z'  mörgele":  behaglich  den  Morgenimhiss  ein- 
nehmen Z.  In  den  ä.  Mand.  verächtlich  als  ein  Miss- 
brauch  bezeichnet  und  verboten.  ,Uas  Trinken  vor- 
mittag und  z'  m.  in  den  Würtshüsern.'  Z  Mand.  1627. 
,Dann  Gott  den  Z'mörgleren  ernstlich  geträuwt  hat; 
Wee  denen,  die  des  Morgens  früh  auf  sind,  sich  des 
Sanfens  zu  befleissen.'  FWvss  1650.  Hastig  einen 
kleinen  Morgenimhiss  einnehmen  ZStall. 

ver-morge":   heimlich  PPo. 


margg  -  murgg. 

Margg(e")  Z,  Harke-  Ap;  Tu,  in  BsStdt  Marge* 
—  f.:  Marke,  z.B.  Brief-,  Spielmarke.  Eine  Marke 
aus  Holz  oder  Pappe  dient  als  Zeichen  für  erhaltene 
Unterrichtsstunden  in  einem  Privatkurse  ZStdt.  ,Ein 
beim  Schützenvorstand  erlöstes,  zur  Beglaubigung  ge- 
stempeltes Papier,  welches  immer  den  Wert  eines 
Toppeis  in  die  Glüeksscheibe  hat'  Ap  (Tobl.). 

Frz.  marque;  in  frz.  Schreibung  bis  ins  XVIII.;  vgl.: 
,[Die  Bedienten  dürfen]  am  Kräglin  [als  Abzeichen]  eine 
Marque  tragen.'  Bs  Mand.    1769. 

Färb-:  dem  einer  Färberei  (Färb)  übergebenen 
Stoffe  aufgeheftetes  Streifchen,  das  die  Controllnum- 
mer  trägt  Z ;  vgl.  F.-Zedel. 

margiere"  Bs,  sonst  marggiere*:  aufzeichnen. 

Ei"-mär  ggler  m.:  Spitzname  solcher  Teilnehmer 
an  einem  Schiessen,  die  aus  Scheu  vor  den  Unkosten 
nur  einige  wenige  Schüsse  an  die  Befriedigung  ihres 
Gelüstens  wagen.  Scuützenspr. 

Mäi'ggele"  f.:  Name  einer  Birnsorte,  die  erst  nach 
längerer  Lagerung  geniessbar  wird  GrPi\  —  Nach  der 
Beschreibung  das  Selbe   was  Marglen. 

murgg.  .Und  warend  die  stain  [Hagelkörner]  murg 
und  spitzig  und  mit  drygen  ecken.'  1524,  HsStockar. 
,Die  murggen,  spitzigen,  scharpfen  zän  [des  Seehunds].' 
Fiscbb.  1563. 

Die  Erklärung  ,kurz  wie  ein  Stumpf  bei  Gr.  WB.  VI 
"2716  steht  für  unsere  Belege  nicht  durchaus  fest;  auch  mhd. 
murc,  morsch,  faul,  steht  der  Bed.  nach  fern. 

Murgg  B;  „L;  Scn",  Murggel  BBe.,  E.;  ScHSt, 
Mü'rggel  Aa  (auch  -Ö-,  in  Zein.  Mürgel);  B  (in  Biiren- 
amt,  E.  tw.,  Rohrb.  Mürgel);  L;  Schw  (Mürgel),  Mürg- 
ge"  1  BHa.  —  m.,  PI.  Mürggle"  B  —  Dim.  Murggeli 
Aa;  „B;"  Sch,  Murgeli  B;  L;  „Sch",  Murggeli  Aa 
(-Ö-);  B;  FMu.,  Mürgeli  BAarb.,  E.  tw.,  Murggi  B, 
„MürgCgJi  L":  etwas  Zusammengeschrumpftes,  Ver- 
kümmertes, Unförmliches.  Spec.  a)  verwachsene,  ver- 
krüppelte Person,  Knirps  L;  Schw.  Gelindes  Scheltw., 
wie  Fratz  (Bd  I  1343)  Schw.  Auch  von  Tieren  L. 
Murggili,  altes  Weibchen  ScHSt.  —  b)  grosses,  unförm- 
liches, mehr  dickes  als  langes  Stück  von  etw.  Hartem, 
z.  B.  von^Holz,  Brot,  Käse  usf.  B.  Derber  Bissen  BO. 
„Knorren  L";  knorriger, astreicher  Klotz  zum  Einheizen, 


im  Gegs.  zur  Müselen  BHk.  —  c)  Brotlaib,  der  nach 
allen  Seiten  fast  die  selbe  Ausdehnung  hat  BRohrb.; 
Syn.  Mütschflji.  —  d)  Murgele'  =  Muelten-Chratzeten 
(Bd  III  932)  Sch.  —  e)  =  Mündh  3  (Sp.  322),  im  engern 
und  weitern  Sinn;  auch  eine  Art  Ausblähung  am  Brot- 
laib Aa;  B;  L.  Gell,  Mueter,  du  gisch-mer  da"  de' 
M.,  bittet  ein  Kind  B.  Brotrinde  iibh.  BBüren.  — 
f)  der  Kopf  eines  sog.  .aufgesetzten'  Brotlaibes  B  tw.; 
FMu.  —  g)  etw.  durch  Zsdrücken  Verkrümmtes,  Zer- 
knittertes ScHSt. 

Zur  Etymologie  vgl.  ,Murk'  bei  Gr.  WB.  VI  2716;  Fr 
Staub  186S,  171  f.  S.  auch  noch  Murx,  Nurggel.  Über  die 
Verbreitung  der  Formen  mit  y  st.  </</  lässt  sich  aus  unserm 
Material  kein  sicheres  Bild  gewinnen,  da  nicht  überall  fest- 
zustellen ist,  wie  weit  sich  die  Angaben  der  Einsender  hin- 
sichtlich der  Gutturalstufe  mit  der  wirklichen  Aussnr.  decken. 

SündeD-Mürggel:  Scheltw.,  mit  Sünden  schwer 
belasteter  Mensch,  Galgenschwengel  B. 

murgg(e)le":  Dim.  von  murggen.  1.  (meist  um- 
me"-,  z'sämme'-)  Etw.  (bes.  Papier,  Kleiderstoffe)  aus 
der  Form  bringen,  zerdrücken,  -knittern  AABb.;  Scb; 
Th;  ZRafz,  Wl.  's  Chindli  murggelet  alli  Bletter  [eines 
Buches]  z'sämme'.  --  2.  tr.,  benagen.  ,Si  hat  ouch 
dry  gross  schlangen  an  ierem  lyb;  aine,  die  da  bysset 
und  mürgelt  das  herz,  die  ander  das  milz  und  die 
dritt  die  leber.'  Alem.  Inkunabel.  —  3.  an  Oppis  umme' 
mörggele",  sich  ohne  sichtlichen  Erfolg  mit  Etw.  ab- 
mühen Bs.  An  einem  Glase  bloss  nippen:  's  kann- 
em  's  nit,  so  lang  am-ene"  Glas  Wi"  umme"  z'  m.  ebd. 
—  4.  fd'  Wort  use"-m.,  Etw.  ane"-m.)  dio  Worte  beim 
Sprechen  gleichsam  zerdrücken,  mühsam,  undeutlich 
aussprechen  ScHSt.  —  5.  intr.,  „zsschrumpfen  L;  Sch." 

ab-murggelen,  aben-morgglen:  Jmdn  meuch- 
lings beseitigen,  abtun  Z ;  Syn.  ab-murxen. 

ver-:  1. tr.  =murggelen  1  AABb.;  Sch;  Tu;  Z  (auch 
rermorggle") ;  Syn.  rer-rumpfen.  Fii  Huet  v.  —  2.  intr., 
ver-murgle;  ersticken,  vermodern  (von  Holz  usw.) 
AaFh. 

g'murggelet  Sch,  „g'murglet  L;  Soh,  g'murgfg)et 
L",  murg(g)elig  AaEIit.,  Zein.;  ScHNnk.,  murgfgßig 
AaEIii'.,  Zein.,  „g'mürgelig  L;  Sch,  murgig,  g'murgfgjig 
L" :  1.  einem  Knirps  ähnlich,  verkrüppelt,  knorrig  „L;u 
Sch.  —  2.  zerdrückt,  zerknittert  AABb.  —  3.  morsch, 
mürbe,  z.  B.  von  .kurzem'  Brot  (s.  Bd  III  497)  AABb., 
Fri.  Leicht  formbar,  von  nassem  Ton,  neu  oder  schlecht 
gebackenem  Brot  ScuNnk.   —   Zu  3  vgl.  mhd.  murc. 

murgge":  1.  tr.  (auch  z'sämme'-m.),  unordentlich 
zsdrücken,  verkrümmen  L.  —  2.  (auch  murge")  drücken, 
stossen,  z.  B.  von  Leuten,  die  in  engem  Raum  zsge- 
pfercht  sind,  von  Kindern  in  dem  Spiel  Murggete"  = 
Chäs  I rucke"  (Bd  III  502)  U.  Eine"  use"-m.,  aus  einer 
dicht  besetzten  Bank  hinausdrängen,  ebd.  —  3.  fmür- 
ge")  sich  mühsam  schleppen  GWe.  —  4.  (in  GWe. 
murge")  murren,  klagen,  keifen  G  oRh.  Syn.  futteren 
(Bd  I  1135),  chiben  (Bd  III  107),  chienen  (Bd  III  320/1). 
müggen  (Sp.  126),  mutteren.  —  5.  „zsschrumpfen  L." 

Murgge»  I  =  Müggen  3  (Sp.  126)  Ndw. 

Mürgi  m.:  wer  sich  nicht  regen  mag,  nicht  von 
der  Stelle  zu  bringen  ist  GWe. 

Murgge"  II  Gr  ObS.,  sonst  Mürgge*  II  —  f. :  1.  die 
einzelnen,  auf  einander  gelegten  Balken,  welche  die 
Wände  links  und  rechts  vom  Eingang  zum  Heustall 
bilden;  auch  diese  Wände  selbst  GrL.,  Mal.,  ObS.,  Pr., 
S.,  Scuolms,  V.     D's  Gretschi  warft  en  Seilele"  [Heu] 


407 


Mark,  merk,  mirk,  mork,  ranrk 


408 


über  d'  31.  i".  MKüoni.  —  2.  eine  der  vier  Abteilungen 
des  Heubodens  (.Oberstalles'),  zur  Linken  und  Rechten 
des  Eingangs  von  der  Tenne  her,  die  den  ganzen  Raum 
mitten  durchschneidet  und  zunächst  in  zwei  Hälften 
teilt  GrD.,  ObS.,  Pr.  —  3.  das  Heuquantum  in  einem 
dieser  Räume  GrD.,  Pr.  Der  noch  nicht  verfütterte 
Rest  des  Heus  auf  dem  Heuboden  GRKüblis. 

Wenn  unser  W.,  was  sachlich  nahe  liegt,  seiner  Grundbed. 
nach  einen  .verkürzten'  Balken  bezeichnet,  so  ist  Zshang  mit 
Murgg  wahrsch. 


Mark  —  murk. 

Markolfns  m. :  1.  grosser,  dicker,  starker  Mensch, 
aber  von  grober,  unangenehmer  Gestalt  Sch  (Kirchh.). 
—  2.  Zauberer,  Possenreisser.  ,Er  könnte  vielleicht  ein 
Atheist  oder  ein  fantastischer  M.  sein.'  ClSchob.  1699. 

M.  ist  der  Held  des  Sc.hwaukbuches  .Salomon  und  M.' 
(vgl. :  .Sie  werden  ihnen  so  wenig  getrauen,  [aus  dieser 
Schrift]  die  wahre  Lehr  zu  erkennen,  so  wenig  als  aus  den 
Fahlen  Aesopi,  aus  dem  Eulenspiegel  oder  Marcolfo,  sitte- 
mahl  es  anders  Nichts  ist  als  ein  eitler  Dunst  stolzer  Eiu- 
büdungen.'  ClSchob.  1695),  aus  dem  der  Name  ins  Volk 
gedrungen  ist.    Vgl.  Wack.,  Lit.-üesch.   und  s.  noch  Marzölf. 

Markus  Mark  GrPi-.;  L;  UwE.,  Märkel  (verächt- 
lich) L;  UwE.,  Marx  I(LHm.  Marx(ejli).  allg.,  „Marxel 
Aa;  Bs;  B;  VO;  S",  M*rx  ZF.:  1.  Personenname, 
allg.  Halb  appellativ,  wortspielend,  in  der  Formel: 
Merk 's  [gespr.  merx],  Marx!  siehst  du  nun,  merke 
dir's!  Bs ;  L  (lt  Bölst.  Mark);  G;  Th;  Z.  Auch:  Hast 
g'merkt,  31.!  Z.  Ei"'m  en  Merk-Marx  ge",  einen  deut- 
lichen Wink.  ebd.  S.  noch  Uelerich  (Bd.  I  184).  — 
2.  der  Kalenderheilige,  bzw.  dessen  Gedenktag,  25. 
April.  Er  ist  einer  der  letzten  Winterheiligen;  s.  Georg 
(Bd  II  51).  Am  MarxeHag  geht  der  Geistliche  über 
Feld,  um  die  Saaten  zu  segnen  S.  ,So  lange  die 
Frösche  vor  Marx  quaken,  so  lange  schweigen  sie 
darnach.'  alte  Wetterregel;  vgl.  Frosch  (Bd  I  1333). 
S.  noch  Gans  (Bd  II  371).  -  Vgl.  Aum.  zu  Ups  (Bd  III 
1362).      ,Marxt.'  HPest.    1781. 

Märxler:  Birnsorte  Tu. 

Markwart  „Merk  G",  ,Marx'  II.  1587,  Absch.:  Per- 
sonenname. 

Hierher  viell.  auch  ,Merki'  (RCys.)  und  die  Gcschlechtsn. 
,JIerk,  Merkli'   (Th),   ,Märki,   Merki'   (Aa;  Schw). 

Merk:  1.  n.,  sentore  PAL  —  2.  m.,  schnelle  Auf- 
fassungsgabe, Verstand  ZTag.  De"  M.  ha".  Syn.  Ge- 
merk,  Merks  (unter  merken),  Merki.  —  3.  m.,  Wink 
Aa.    Ei"'m  e"  M.  ge". 

Gemerk  n.:  1.  =  Merk  1  PAL  —  2.  Aufmerksam- 
keit. ,Sy  sollen  flyssig  und  ernstlich  ufsechen  und 
gem.  haben  uf...'  1491,  Bs  Rq.  Gegenstand  der  Auf- 
merksamkeit. ,Gottes  Ehre  soll  sein  der  Apfel  und 
das  Gem.  unserer  Augen.'  JJUlr.  1727.  —  3.  =  Merk  2, 
auch:  Gedächtniss  AABb.;  G;  Sch;  Z.  E"  guetfsj  G'm. 
ha".  Früener  ist  Niid  üfg'schribe"  worde",  ml  d'  Bure" 
nid  lese"  und  schribe"  händ  chönne";  d'rum  händ  si 
e"  guets  G'm.  lia"  müesse".  Huw.  Bad.  Kal.  1872.  ,Es 
ist  Nichts  mit  Narren  anzufangen,  wo  kein  Gem. 
haben.'  UBrägger.  .Fallax  conjeetura,  ein  falsch  gem. 
oder  won.  Nit  auf  die  sach  kommen,  ab  dem  gem. 
kommen,  übel  merken,  aberrare  conjeetura.  Sagaciter, 
mit  scharpfem  geschmack  und  gespor,  geseheidlich. 
mit   guotem   gem.'    Fris.;   Mal.    —    4.  Beobachtung, 


Wahrnehmung.  ,Si  haben  [aus  einem  Opfer]  die  losung 
und  das  gem.  wollen  Hemmen,  ob  die  Götter  mit  ihnen 
versöhnet,  dass  sie  obsiegen  wurden.'  Äg.Tschudi  1538. 

—  5.  Merkzeichen,  -Mal  PAL;  Uw.  Es  G'm.  ha",  z.B. 
davon,  dass  besseres  Wetter  eintrete.  ,[Die  zu  Bülach] 
ainen  bruch  band:  wann  der  wind  holz  nid  er  wirft, 
wer  am  ersten  darzue  kommt  und  den  gefallnen  stam- 
men mit  synem  gem.  zaichnet,  desselbigen  ist  der 
stamm.'  Vad.  ,Oie  hirten  habend  ir  gem.  bei  dem 
vych,  wenn  es  regnen  will.'  LLav.  1582.  .Das  ge- 
wisseste Gem.  seines  herrlichen  Geistes.'  JZimmekmann- 
Haug  1731.  S.  noch  Gorps  (Bd  II  428).  —  6.  sehr 
kleines  Mass,  eine  Kleinigkeit  SchSL  Um  's  G'm., 
um  so  viel,  dass  man  es  eben  noch  merkt,  ein  klein 
wenig;  Syn.  um  's  Merken.  Der  Bock  dürft  um  's  G'm. 
iciter  sl". 

Zu  5.  In  der  Stelle  aus  Vad.  ist  unter  G.  ohne  Zweifel 
eine   Art  Hauszeichen  zu   verstehen;  vgl.   Holz-Zeichen. 

An-G.:  Anmerkung,  Aufzeichnung.  ,Die  Chroniken 
anderer  Königreichen  sind  von  A-en  und  Verzeich- 
nungen ihrer  bösen  Zeiten  angefüllt.'  AKlingl.  1688. 

—  Lobs-G. :  lobende  Bemerkung.  .Viel  schöne  L. 
[auf    die  Alten].'  1710,  Churer  Leichenrede. 

unmerkbar:  unachtbar.  .Solche  unnütze,  u-e, 
verderbliche  Leut.'  Bs  Chr.  1779. 

merke0,  2.,  3.  Sg.  Präs.  mirkst,  mirkt  Sch,  Ptc. 
Perf.  scherzh.  g'morke"  Bs;  Tu;  Z:  im  Allg.  wie  nhd. 
Ei"'m  Öppis  z'  m.  ge",  bedeuten  Aa;  Bs;  Th;  Z.  De 
merkst  mieh  u-ol,  verstehst,  was  ich  meine  Z.  .Ich 
merk  dich  wol.'  JBinder  1535.  Er  ln'it  's  g'merkt,  hat 
es  begriffen  Bs;  Tu;  Z.  Es  M.  [KenntDiss]  von  Öppis 
ha"  Z.  Dem  M.  a"  isch  's  e"  bluetjungi  Miteter  GSa. 
(Prophet  1855).  Es  ist  nur  weg-sem  mendere"  M.. 
damit  Andere  es  weniger  merken  GBern.  (Bloss)  um's 
M.  =  um  's  G'merk  Ap;  Bs;  Gr;  G;  S;  Tu;  Z.  Um's 
M.  mer,  minder,  grösser.  Es  hat  um  's  M.  g'u-armet. 
,Darby  merkt  man  nun',  daraus  kann  man  entnehmen, 
ä.  Lit.  (formelhaft).  Spec.  a)  der  Inf.  gen.  Merkis  ha", 
leicht,    schnell    begreifen,    Mutterwitz    haben   Gr;  Z. 

—  b)  das  Ptc.  Perf.  ung'merkt,  unvermerkt  S.  Er  ist 
u.  zur  Hingertür  us.  Schild.  —  c)  Merks  [eig.  ,merke 
es!'],  subst.,  m.  1)  =  Merk  2  G.  Nüd  ril  M.  ha".  — 
2)  Mahnung,  Denkzettel.  E"  31.  übercho",  z.  B.  von 
den  Ohrfeigen,  welche  auf  Markumgängen  die  be- 
gleitenden Knaben  bei  den  Grenzzeichen  erhalten  G. 

—  3)  =  Merkingen  Bs.  —  Zu  .Merks'  vgl.  auch  Schm.-Fr. 
1    1651. 

ver-:  bemerken,  beobachten  Bs;  B.  Er  het  's  nit 
lö"  v.,  hat  es  sich  nicht  merken  lassen  Bs  (Schwzd.). 
,Ich  mag  seit  Langem  nicht  v.,  dass  er  schreibt  [Buch 
führt].'  Gotth.  ,Von  den  Brotwägeren  soll  zue  on- 
vermerkten  [nicht  vorher  bezeichneten]  Zeiten  das 
Brot  visitiert  werden.'  Z  Mand.  1700. 

ge-:  durch  Tasten  wahrnehmen  GlK.  —  Vgl. 
Wint.   215. 

be-:  im  Allg.  wie  nhd.  (Bloss)  um's  B.=um's 
Merke"  B.  's  isch  g'rad  um  's  B.,  u-as  d'  31nre"  hanget, 
d.  h.  sie  steht  fast  genau  senkrecht.  Bezeichnen,  kenn- 
zeichnen. ,Ein  jeder  Müller  soll  seine  habende  Säcke 
mit  seinem  Mühlezeichen  b.'  Bs  Mand.  17  In. 

Merki  f.  (in  i\i.w  u.)  =  Merk  J.  E"  kci"s  31.  ha" 
Ndw.  Er  hat  (ke"J  31.  g'esse",  hat  (nicht)  verstanden 
Sch;    Z.    -    Zum   letzten   Beispiel   vgl.  fressen  (Bd  I    1322). 


109 


Mark 


mrk.    Markt — mut 


410 


(g')merkig:  schnell  und  richtig  beobachtend. 
leicht  begreifend,  intelligent  Aa;  Apj  Bs;  B;  „L;"  G; 

Tu;  '/..  dar  nid  g'm.  (lein  G-er)  .vi".  Näbes  m.  verde", 
gewahr  werden  Ap.  .Man  ist  erst  dann  in.,  wenn  man 
die  Sache  wohl  kennt,  welche  mit  Blick  oder  Wort 
angedeutet  wird.'  GorrH.  Ich  bi*  nit  halber  eso  un- 
b'richtet  md  ung'merkig  und  ha*  gli"*  g'wisst,  was  's 
tf litte-  [geläutet]  het  Bs. 

Morki"ge":  fingierter  Ortsname.  (Nid)  ro"  M. 
si"  =  (nid)  g'merkig  si"  Bs;  vgl.  Wack.,  kl.  Sehr.  III  128. 

merklachtig:  merklich  Gl. 

merklich:  bedeutend  U.  Sehr  häufig  in  der  ä.  Lit., 
in  den  bei  Gr.  WB.   VI  2103/5  belegten  Bedd. 

ver-:  verständlich.  .Schaffhausen  hält  die  Instruk- 
tion für  unverständlich  und  hat  desshalb  eine  beson- 
dere gestellt  [aufgesetzt],  die  etwas  kürzer,  deutlicher 
und  von  vermerklicheren  Worten  wäre.'  1529,  Absch. 

merksam:  .praesagus,  perspicax.'  Mal.  .Ein  m-es 
Vorross  [das  kurz  vor  einem  Bergsturz  durchgegangen 
war].'  Serekh.  1742. 


Markt      murkt, 

Markt  GrAv.  ;  Sch;  Th;  U;  ZFlaach,  Rafz,  Marcht 
AaEIh-.;  GnChurw.,  D.,  Pr.,  Sch.,  Märcht  VO;  GRChur, 
Märet,  Märed  Bstw.;  S,  Märit  Aa;  B  (PI.  Märite"), 
Mart  Ap  (PI.  Märt);  GrL.;  PAL;  GRh.,  T.;  Th,  Mord 
GRObS.,  Märt  Aa;  Bs;  BO.;  Gl;  GrV.,  Valz.,  UVatz; 
L;  GRh.,  Sa.;  Sch;  Obw;  W;  Z,  „Märig"  —  m.  (in  ß 
auch  n.):  1.  Markt,  allg.  Märkte  werden  mit  Vor- 
liebe in  Verbindung  mit  Kirchenfesten  abgehalten, 
z.  B.  zu  Ehren  des  Kirehenpatrons,  und  darnach  be- 
nannt. So  gibt  es  einen  Z'  Sand  Anderist-  Gr  (in  Chur), 
Frau  faste"-  Bs,  Vereue'-V,  Galli-  Aa;  Z,  Allerheilige"- 
Gr,  Chöreds-  [Konrads-]  GWyl,  Wiehncchtschindli- 
AAZof.,  Chrüz-  (um  Kreuzes  Erhöhung  im  Sept.)  Gl 
(am  Tage  vorher  der  Chrüz- Vor-M.);  GVVildh..  Mar- 
ti"s-  Aa;  Z,  Töpers-,  Töpis-  [St  Otmars-]ilf.  G  (in  Wyl); 
Th.  ,15  tag  j armer it  an  sant  görien  [St  Georgs-]tag 
und  darnach,  und  an  sant  michelstag  und  darnach 
8  tag.'  Auf.  XIV.,  B  Handfeste;  noch  jetzt  sind  die 
Märkte  am  Dienstag  nach  den  genannten  Heiligen- 
tagen Hauptmarkttage  in  BStdt.  S.  auch  ehalt  (Bd  III 
239).  Über  den  Pfingstmarkt  14  Tage  nach  Pfingsten 
vgl.  vMoos  1775,  145/7.  S.  noch  die  Zss.,  ferner  ge- 
fallen 2  (Bd  I  750),  gefrit  (Bd  I  1204)  und  Geering 
1886,  414.  .Vor  dem  Frühling-  und  Herbstmarkt  reitet, 
nach  alter  Übung,  ein  jeweiliger  Herr  Ratschreiber 
durch  die  Hauptstrassen  der  Stadt  und  nachdem  er  in 
jeder  derselben  Posto  gefasst  und  den  Hut  herunter- 
genommen, ruft  er  mit  lauter  Stimme;  MHHn  lassen 
ihren  gewöhnlichen  Jahrmarkt  ausrufen  und  verkün- 
den.' Z  Neuj.  M.  1791.  Beliebte  Markttage  waren  von 
jeher  der  Dienstag  und  Freitag  (Zistig-  und  Fritig-M.). 
Die  Märkte  werden  natürlich  auch  nach  dem  Orte  be- 
nannt, wo  sie  stattfinden;  z.  B.  Baumer- M.  [Markt  zu 
ZBauma].  Baumer  M.-Sache;  übertriebene,  unglaub- 
liche Aussagen,  Aufschneidereien.  Dummheiten  Z  ;  vgl. 
noch  Baumer  M.-Filr  (Bd  I  946),  Chetten  (Bd  III  564). 
S.  auch  die  Zssen.  Bis  a"  leiste"  Langnauer  M.  [einen 
sehr  stark  besuchten  Markt  zu  BLangnau],  niemals  B. 
Es  wird  im  och  noch  anders  cho"  vor  dem  letste."  Burdlef- 
.  Märit  [Markt  zu  BBurgdorf].  Gotth.  An  den  Wochen- 
märkten waren  in  den  Städten  für  die  verschiedenen 


Lebensmittel  und  übrigen  Dinge  des  täglichen  Bedarfs 
von  Alters  her  durch  obrigkeitliche  Verordnung  be- 
sondere Verkaufszeiten  und  -Plätze  vorgeschrieben, 
woran  heute  z.  T.  nur  noch  die  Namen  erinnern.  So 
unterschied  man  einen  Fier-,  Anke"-,  Herdopfel-, 
Fisch-,  Chabis-,  Ghäs-,  G'mües-M.  Am  Eröffnungstag 
der  Berner  Messe  fand  der  Zibele"-M.  Statt,  gleich- 
zeitig der  Chacheli-M.  (vgl.  Chronicon  helv.  1893, 
212/4),  wofür  anderwärts  Häfeli-,  G'schirr-M.  ,Ab 
der  wagen  am  schmalz-  und  garnmärt.'  Vai>.  Noch 
gehört  der  Besuch  eines  Jahrmarkts  zu  den  begehr- 
testen Vergnügungen  des  Volkes.  ,Z'  M.  und  z'  Mu- 
steri"g  werde  es  [auch  als  verheiratet]  gehen  können 
wie  vorher.'  Gotth.  Vgl.  auch  Joach.  1883.  Hä"  's 
doch  'denkt,  ir  wölle't  auch  M.  ha",  wie  d'  Meisterhit, 
zu  Dienstboten,  die,  während  die  Herrschaft  den  Markt 
besuchte,  einen  Schmaus  veranstaltet  hatten  und  dabei 
überrascht  wurden.  Stütz.  Z'  M.  gä"  1)  den  Markt 
besuchen,  allg.;  spec.  als  Verkäufer  Bs;  Th;  Z.  — 
2)  =  ferggen  9  a  (Bd  I  1006)  Z.  Eine"  z'  M.  schicke", 
mit  der  fertigen  Arbeit  zum  Fabrikanten  schicken, 
ebd.  Wenn  d'  Chind  und  d'  Narre"  z'  M.  gond,  löse'd 
d'  ChrÖmer  Gelt  G;  Z.  Weit-der  au'h  z'  M.?  Sit-der 
auch  z'  M.  g'sl"?  Grussfrage  an  Marktbesucher  B;  s. 
noch  Handel  (Bd  II  1397).  Rätselfrage:  Wer  geid 
uf-em  Chopf  uf  de"  M.?  (der  Nagel)  Gr  ObS.  Er  ist 
auch  wider  z'  M.  g gange",  sagt  man  von  einem  Ehe- 
mann, der  seine  Frau  wieder  in  andere  Umstände  ge- 
bracht hat  ZLunn.  ,Ze  M.  gan',  sich  öffentlich  zeigen, 
ä.  Rspr.  ;  vgl.  Küchen  (Bd  III  231/2).  ,By  [mit]  einem 
ze  kilchen  und  ze  Strasse  und  zu  markt  gan',  sein 
Genosse  sein.  ä.  Rspr.;  vgl.  Blumer,  RG.  I  437.  ,Ze 
Markt  und  ze  Bank  stan',  im  Besitze  des  auf  dem 
Handwerksbetriebe  ruhenden  Bürgerrechts,  bürgerlich 
handlungsfähig  sein.  ,Die  frowan  sont  dem  richter 
nit  besseren,  si  stuenjint  denne  ze  markt  und  ze  bank.' 
1371,  Sch  Stdtb.  ,Welcher  brot  feil  hette  und  ze  merit 
leite.'  1413,  B  Stadtsatz.  ,Darzue  soll  jetlicher  gast 
syn  standgelt  geben,  der  in  dem  koufhus  ze  mergkt 
stat.'  1567,  Z  Zollb.  Si"  Sa<*  z'  M.  stelle",  zu  Markte 
bringen  B;  ,in  exponendis  mereibus  omne  Studium 
adhibere.'  Id.  B.  ,Er  cha""  si"  Sach  wol  z'  M.  stelle", 
rerum  suarum  laudes  novit  depraedicare.'  ebd.  Ich 
ha"  jiz  (Vs  Gusti  scho"  mängs  Jär  z'  M.  g'stellt  und 
es  het  nie  Abgang  g'funde".  B  Hink.  Bote  1875.  ,Sie 
soll  nicht  dem  Mannenvolk  sich  zu  M.  stellen  an  der 
Musterig.'  ebd.  1842;  vgl.  feil  han  (Bd  I  773).  ,Gang 
der  M.  üf  und  ab,  du  wirst  kei"  Söttige"  finde",  homo 
est  eximii  ingenii,  rarae  virtutis.'  Id.  B.  ,Ir  herren, 
ich  kouf  nüt  uf  dem  merkt',  lasse  eure  Einwände 
nicht  gelten.  NMan.  Von  einem  geringen  Markt  spottet 
man :  's  ist  en  M.,  wie  dril  Hüser  e"  Dorf.  Suloer. 
Dri  Wiber  machi"d  e"  M.  üs  Obw.  Drü  Wiber,  drei 
Gaus  und  drei  Jude"  mache'd  en  Jörmärkt.  Solger. 
Es  Mül  ha"  wie  der  Bändelijud,  Dokter  [Wunder- 
doktor] uf-dem  Järmärt  AaFh.  De"  M.  abrüefe"  (eig. 
den  Markt  auf  einen  andern  Tag  verlegen),  Jmdn  zum 
Schweigen  bringen,  einem  langweiligen  Geschwätz  ein 
Ende  machen  Ap.  ,Es  dürfte  Zeit  sein,  ihr  für  ein 
und  alle  Mal,  wie  man  sagt,  den  Markt  abzurufen  und 
den  Mund  zu  stopfen.'  Scheüss  1841.  Am  Herbstjahr- 
markt zu  B  und  S  werden  neue  Dienstboten  gedungen ; 
vgl.  Schild  1866,  85.  Die  Märkte  standen  unter  einem 
besondern  , Marktfrieden'  mit  verschärften  Bussbestim- 
mungen.    ,Swer  deheinen  koufman    ze   disem  offenen 


in 


Markt,  merkt,  mirkt,  morkt,  markt 


412 


uier it  beronbet.'  Anf.  XIV.,  B  Handf.    ,Wäri  es  sach, 
dass  jemant  frefen  wort  oder  werk  mit  dem  anderen 
tribe,  davon  stoss  kement.  an  einem  wuchenmert,  der 
sollt   5  pfd    zuo   buoss  verfallen   syn    und  an   einem 
jarmert  zechen  pfd.'  ScHwMa.  a.  LB.    ,5  pfd  gab  N.  X. 
für   dass   er  am  jarmerkt  [das  Messer]  zuckt.'    1576, 
ZGrün.  Amtsrechn.   D'  Lüt  sind  immer  g'schider,  wenn 
si  vum  M.  hei"'   chömme'd,   als   wenn  si   drüf  gönd. 
Mey.,  alem.  Spracbb.    Der  het  grad  ZU  ab-em  M.,  tut 
gut  sich  zu  drücken,  bevor  er  Schaden,   Spott  erntet 
Gl.    So  chunnd-me"  's  noch  über,  wenn  der  M.  übere" 
ist  L.   Wenn  der  M.  verlaufen  ist,  wenn  Alles  zu  Ende. 
fertig,  wenn  es  zu  spät  ist  Ap;  vgl.  verlaufen  (Bd  III 
1135).    Nach-em  M.,  zu  spät  Ndw.    Bis  du  der  Stand 
[Marktbude]  üfcfrichtet  liest,   ist  de"  der  M.  üs,   bis 
du   deine  Unternehmung   vorbereitet   hast,    ist   es   zu 
spät  dazu  Obw.     ,Pressiere  nicht,  lass  die  Tür  offen, 
der  Markt  ist  noch  nicht  vorbei;  es  scheint,  derglei- 
chen Waare    gelte  je  länger  je  mehr.'   LKInderbitzi 
182b'.  —  2.  einfach  und  in  Zss.  (z.  B.  Eier-,  Anke'-M. 
usw.),   Marktplatz,  allg.    Fischmgrd  Bs  (dagegen  E.- 
Märt  in  Bed.  1),  Nü-M.,  Name  eines  Quartiers  ZStdt; 
vgl.  Vög.-Nüsch.  2 1  373.    Märit- Hatten,  -Platz,  Flur- 
namen   B.     ,Die    eerine    bildnuss,   die   uf  dem   merk 
stuond.'    LLav.    1584.      .Wolhusen    (im)    Markt',    der 
Flecken  Wolhusen  zum  Unterschied  vom  ,Dorf  W.'  L; 
vgl.:  ,Dass  ich  offenlich  ze  gericht  sass  ze  W.  in  dem 
merclite  an  einer  offenen  strass.'  1308,  Geschfo.  Ges. 
,Ze  W.  in  dem  merit.'  um  1381,  Seg.,  BG.  —  3.  Ge- 
schäft  auf  dem  Markte   B;   S.     De"  M.  mache",  auf 
den  (Wochen-)Markt  gehen,  um  Einkäufe  zu  machen; 
vgl.  machen  19  c  (Sp.  25).    Du  muest  u-itsse",  dass  ig 
clia""  der  M.  mache"   [bereits   einzukaufen  verstehe]. 
Alpenhorn  1871.     Was  het 's  'gc",  dass  dir  selber  der 
M.  mache"!?  ebd.     (Mach)  guete"  M.!  ruft  man  dem 
auf  den  Markt  Gehenden  nach  S.     ,Kein  Bürger  soll 
den  anderen   an    seinem  Märit   beschweren,    wenn  er 
ihn  auf  dem  Markt   antrifft;    wer  ihn  aber  in  seinen 
Märkten   beschwert   hat,   soll  es  dem  Beleidigten  er- 
setzen.'   BThun  Handfeste  1779.     Kaufgeschäft  übh., 
geschäftliche  Abmachung,  Handel  Bs;  B;  F;  VO;  Gl; 
PAL;  W.    (De")  M.  mache",  ein  Geschäft  abschliessen 
F,  .convenire  de  pretio  mercis.'  Id.  B.    ,Der  Preis  war 
sehr  niedrig,  bald  war  M.  g'macht.'  B  Dorf  kai.  1860. 
,De"  M.  iifge",   conventionem   de   pretio  rei  venditae 
irritam  reddere.'  Id.  B.     ,Im  M.  sl",  contendere,  ara- 
bigerc  de  pretio.'  ebd.     Näbes  in'n  Märte"  ha",  über 
Kauf  oder  Verkauf  von  Etw.  in  Unterhandlung  stehen 
Ap.   Es  gihd  e"  M.,  der  Handel  wird  abgeschlossen  Gl; 
vgl.  noch  ein  (Bd  I  270).    Es  ist  e"  M.,  es  ist  abge- 
macht.   Wohltat.  Jüngling  1780.     Er   ist  in-nu"  M. 
(Handel)   giplappnt   [gefallen]    wie  en   Narr,    wie   es 
China,  hat  einen  dummen  Streich  gemacht  W.    Ei"m 
in'n  M.  falle",  den  Handel  verderben,  z.  B.  durch  un- 
befugte Einmischung,  durch  ein  höheres  Angebot  üs. 
Vgl.  fallen  (Bd  1  750).    ,Vom  inn  Markt  fallen.    Keiner 
soll   dem  Andern   in'n  M.  fallen,    der  Kauf  geschehe 
um  Liegendes  oder  Fahrendes.'  Hl  LB.  1835;  ähnlich 
L  Ansehenb.     Em  en  böse"  M.  mache",  Einem  Unge- 
legenheit  machen,  Unangenehmes  zufügen  Ap.     ,Wer 
mit  einer  person,    die  ein  vogt   hat,    ein   markt   tuot, 
das  mag  im  der  vogt  wol  vor  syn    und   soll   an    'Inn 
markt  nüt  syn   und   soll  der,    so  mit  der  selben  per- 
sonell gemarktet  hat,    den    lantlüten  um  so  vil  guots 
verfallen  syn,  als  der  markt  getroffen  hat.'  1465,  Gl  Rq. 


.Alle  mercht,  so  beschechen  sind  um  laufende  schuld, 
söllent  sich  bezalen,  wie  zuletst  dorum  geratschlaget 
ist.'  1512/44.  Scinv  LB.  ,A.  Willt  's  tuon,  so  schlach 
mir  's  har  in  d'  band.  B.  Das  syg  ein  merkt  und  gilt 
mir  glych.'  NMan.  .Wann  t'  willt,  so  gib  ich  dir  zum 
Weib  mein  Schwester  und,  wie  billich  ist.  ein  schön 
Heimstür  auch  darneben.  G'fallt  dir  der  Märcht,  so 
schlach  mir  inen.'  Com.  Beati.  ,Sie  sollent  nit  mehr  uf 
ein  Merkt  dann  zechen  Zentner  kaufen.'  L  Ansehenb. 
.Wann  eiu  Landmann  vom  andern  ligend  Gut  kauft, 
so  soll  der,  so  kauft,  den  Mergt  lassen  verkünden.' 
GWe.  LB.  ,[Mit  Einem]  z'  Markt  und  überein  kom- 
men.' GrD.  LB.  ,Diewyl  vil  unser  Burgeren  verspro- 
chen Märit  mit  barem  Gelt  nit  bezalen  können.'  B 
Wuchermand.  1013.  ,Wann  die,  so  mit  einanderen 
getuschet,  in  Verdacht  kämend,  als  hättend  sy  under 
dem  Schyn  eines  Tusches  ein  Märit  getroffen.'  B  Ge- 
richtssatz. 1015.  Beim  Feilschen;  ,Es  ist  fürwar  z'  vil. 
sag  ich  dir.  Um  ein  recht  Gelt  lass  [die  Haut]  doch 
mir.  Witt  zwei),  so  sag's,  so  syg's  ein  Märt.-  Myricäus 
1630.  ,Der  Markt  oder  Contract  des  N.  N.  mit  der 
Commune  Molla.'  1636,  Absch.  ,Wann  Zwei  mit  ein- 
anderen ein  Marcht  getan.'  Gr  V  Dörfer  LB.  1692. 
,Wann  Zwei  mit  einanderen  einen  gültigen  Märit  ehr- 
schätziger  Güteren  halb  treffen,  obgleich  sie  hernach 
reuig  und  den  Märit  aufgeben  wurden.'  B  Mand.  1711. 
.Wann  ein  Lehenmann  ein  Lehenkuo  zu  Händen  ge- 
nommen und  um  den  Lehenzins  gemärchtet,  solle 
solcher  laut  Märchts  von  dem  Lehenmann  bezahlt 
werden.'  1769,  ScHwKüsn.  LB.  Oft  in  Verbindung  mit 
dem  syn.  ,Kauf',  so  bei  Fris. ;  Mal.;  1508,  Ndw  LB.; 
B  Wuchermand.  1628;  1691,  GRChur  Kaufbr.  S.  noch 
inhin  (Bd  II  1330),  Win-Kauf  (Bd  III  108).  — 
1.  Markterei;  umständliche  Bemühungen,  langwierige 
Unterhandlung,  viel  Aufhebens;  langweiliges  Geplap- 
per, Gehader.  Lärm  Aa;  B;  Tu;  Z;  Syn.  Gefach  (Bd  I 
644),  Ritt,  Geschieht.  Ir  händ  auch  en  M.  mit-enand! 
Es  briieht  da  gar  e'kei"  eso  en  M.  Was  witt  auch  eso 
en  M.  ha"!  Der  gross  M.,  spöttische  Bezeichnung  der 
nach  langen  Verhandlungen  und  Concessionen  an  die 
Gegenpartei  zu  Stande  gekommenen  Berner  Verfassung 
von  1846.  .Wir  werden  ylents  uf  syn  und  mit  dem 
t'viiid  nit  langen  mert  machen.'  1520,  Absch.  .Andere 
hätten  jetzt  nicht  langen  Merkt  gemachet,  sondern  sie 
hätten  ohn  weiters  Bedenken  Hand  an  ihn  gelegt.' 
LWvss  1072. 

Mhd.  mark(e)t,  merket.  Der  Voc.  erscheint  im  Allg.  se- 
eundär  gedehnt,  Kürze  (ä)  ist  bezeugt  für  BBe.,  Burgd., 
Stdt;    Gl;   ür  UYatz.     Vun  altern   Schreibungen  des  W.  seien 

b  erwähnt:  .Markt.'    1414,  Gl  ürk.;  Fris.;  Mal.;   1691, 

GrChur,  .Marcht.'  L  Stadtr.  1706/65,  ..Markt.'  GrKlost.  LB., 
,Märcht.'  156S,  Ndw  LB.,  ,Märit.'  B  Wuchermand.  1628, 
,Märk.'  HsStockar   1519. 

G  elte°- Markt:  Markt  für  allerlei  Böttcherware, 
nur  noch  in  RAA.  Z.  En  G.  ha"  mit-enand,  euegä* 
wie  am-ene"  G.,  von  lärmendem  Treiben;  vgl.  die  RA.: 
Büefe"  wie-n-en  GeUe'-Ma"*.  —  Geisse"-.  Du  göt's, 
mi"  Sei,  wie  uf  Hm  G.,  mit  Chö"  und  Gö"  ton  allen 
Orte"  her.  Stütz.  —  Guet-:  Gutskauf.  .Wenn  aber 
ein  Haus-  oder  Guetmarkt  geschieht.'  GüKlost.  LB. 
—  Grabe  1-:  Trödelmarkt.  Der  Herzog  von  Öster- 
reich erteilte  dem  Städtehen  BWiedlisbach  i.  J.  1386 
das  Recht,  jährlich  einen  Vieh-  und  Gr.-Märit  abzu- 
halten. —  Grämpel- =  dem  Vor.  .Die  päpst  habend 
ein   gr.  in  der  kilchen   ufgericht.'    RGualther  1540. 


418 


Markt,  merkt,  milkt,  morkt,  nmrkt 


III 


,Kleidei  öffentlich  am  grempel-  oder  grümbclmerki 
verkoufen.'  HBull.  1572.  ,Gr.,  forum  scrutarium.' 
Denzl.  1677;  1716.  ,Getreue  Diener  findet  man  nicht 
auf  dem  Grempelmarkt.'  Mey..  Hort.  1692.  .Durch  die 
Reformation  wurd  ihr  Gr.  und  schandlicher  Gewünn 
aufgeheht.'  ClSchob.  1695.  S.  noch  Grämpier  (Bd  II 
788).  —  Juck-  und  Zuck-:  Markt  mit  geringer  Zu- 
fuhr; vgl.  Lauf-M.  ,Dass  wann  beständig  nach  denen 
in  mehreren  [!]  Menge  verkauften  Preisen  sollte  ge- 
schätzt werden,  so  wurde  bei  teurer  Zeit,  bei  Juck- 
und  Zuckmärkten,  die  Schätzung  allezeit  vor  uns 
besser  ausfallen  als  bei  guten  Jahrgängen  und  grossen 
Märkten ;  indeme  bei  Juck-  und  Zuckmärkten  Alles 
fast  gleich   guter,'    1751,    Z  Supplikation  der  Pflster. 

Chüder-.  Und  dö  hat  's  uff  de"  Ch.  g'lüt,  wirft 
man  Jmdm  ein.  der  seine  Zuhörer  mit  unglaublichen 
Geschichten  narrt,  um  ihm  zu  zeigen,  dass  seine  Ab- 
sicht durchschaut  ist.  Mit  den  seihen  Worten  fertigt 
ein  Erzähler,  am  Ende  seiner  Erzählung  angelangt. 
Solche  ab,  die  unbefriedigt  mit  der  Frage:  und  dö? 
und  dö?  nach  einer  Fortsetzung  verlangen  Glih.  Syn. 
und  dö  hat  's  Achti  (/'schlage";  tue  d'  Tür  ilf  (so 
cha"  de"  Lug  use")! 

Einen  besondere  CA.  hat  es  natürlich  nie  gegeben;  er 
konnte  daher  auch  nicht  eingeläutet  werden.  Darum  die  obige 
Verwendung  der   RA. 

Chlaus-,  in  Ap  Chlause"-,  in  BNidau  Chlauscr-: 
Nikiausmarkt.  Syn.  Chläusler  2  (Bd  III  698).  Er  gilt 
noch  manchenorts  als  Festtag;  so  weit  er  nicht  mit 
dem  St  Nikiaustag  zsfällt,  werden  die  sonst  auf  diesen 
fallenden  Bräuche  auf  ihn  übertragen;  vgl.  Chlaus 
(Bd  III  693).  Im  Kanton  Gl  gehen  arme  Kinder  am 
frühen  Morgen  vor  die  Häuser  ga"  he  rüefe",  d.  h.  um 
eine  Gabe  zu  bitten,  rufen  im  Chor:  He  use",  dert 
use",  vor  use",  hindert  use"!  und  stürzen  sich  dann  auf 
die  ihnen  zugeworfenen  Gaben  (Äpfel  udgl.).  Abends 
belustigt  man  sich  in  den  Häusern  bei  Nüssen  und 
Brot.  Vom  Chi.  zu  BNidau  kehrten  die  Seebewohner 
unter  Trichle'-Geschell  heim.  Über  den  Chi.  in  TuFr. 
vgl.  l'up.  1871,  28/9.  —  Chnechte"-:  Markt,  an  dem 
neue  Dienstboten  gedungen  wurden  BStdt;  ItvMillinen 
fand  er  nach  Weihnachten  Statt  und  wurde  1608  auf- 
gehoben. An  seine  Stelle  ist  (wie  in  S)  der  Herbst-M. 
getreten;  vgl.  noch  B  Hink.  Bot  1833  (mit  Abbildung). 
—  Lueiler-:  Trödelmarkt.  .Was  aber  sust  plunders 
und  husgeschirres  ieman  verkoufen  will,  das  soll  man 
tuon  an  dem  1.'  1344.  Z  Ratserk.  —  Lauf-:  .schlecht 
besuchter  Jahrmarkt,  bei  dem  wenig  gefahren  und 
mehr  gelaufen  wird'  S  (Schild).  D'  Ströss  ist  bim 
Wetter  g'raglet  roll;  's  wird  hüt  welle"  handien  und 
wott  nit  numme"  so-n-e"  L.  absetze".  Schild.  —  Miss-: 
schlechtes  Kaufgeschäft.  ,Ein  Bevogteter  soll  ohne 
Wüssen  und  Willen  des  Vogts  um  Nichts  zu  märchten 
Gewalt  haben,  äussert  notwendige  Speis  und  Trank 
in's  Haus;  überige  Märcht,  es  wäre  gleichwohl  ein 
gueter  oder  M.,  sollen  für  ungültig  erkennt  werden.' 
1756,  Schw  Rq.  —  Meitschi-:  der  2.  grosse  Markt- 
tag während  der  Messe,  an  dem  die  jungen  Bauern- 
mädchen, oft  in  Begleitung  ihrer  Burschen,  bes.  zahl- 
reich sich  einfinden  BStdt.  Es  gibt  einen  31.  während 
der  Frühlingsmesse  im  Mai,  wo  die  Bauernmädchen 
zum  ersten  Mal  wieder  in  Hemdärmeln  erscheinen, 
und  einen  im  Dezember;  vgl.  Schweiz.  Deklamator 
•  1882,  52;  Aarauer  Blätter  1862,  396  ff.;  Syn.  Näch-M. 
B'sungerbar  isch  aber  a"  dem  Messsistig  's  Wibervolch 


i*   grösser  Mengi    vorhande;    und  darum   heisst   de** 

((«<•''  der  Tag  d'r  M.  Hopst.  III  21.  Auch  auf  dem 
Lande  wird  der  Tag  durch  allerlei  Lustbarkeit  ge- 
feiert. —  Näc1'-:  Nachmarkt,  der  zweite  Markttag, 
allg.  —  Niemerlis-:  Markt  an  St  Nimmerstag  1.. 
Man  verspricht  Jmdm  einen  .Kram'  vom  N. ;  vgl. 
Schwzd.  42,  25.  —  Bolle"-:  scherzh.  Bezeichnung 
des  Bartholomäusmarktes  in  ScHStdt,  an  dem  Zwiebeln 
eine  grosse  Rolle  spielen  See.  —  Bone"-:  Markt  am 
3.  und  4.  Dienstag  nach  der  Fastnacht  ScHStdt.  — 
Bändel i-:  Markt  am  Freitag  vor  der  Landsgemeinde, 
auf  dem  die  Mädchen  ihren  Burschen  Blumen  zu  einem 
Strauss  für  die  Landsgemeinde  kaufen  Ai'Her.  (Ap 
Volksbl.  1833,  42).  —  Bündeli-:  der  2.  Tag  des 
Kirchweihmarktes  ApSchönengr.  —  Bese"-:  1.  in  der 
RA.  das  ist,  es  ist  eso  der  B.,  der  gewöhnliche  Preis, 
an  dem  nicht  gemarktet  werden  darf  GrCIiui-,  He., 
Spl. ;  GRh.    En  Franke"  für 's  Zanüszühe*  ist  der  B. 

—  2.  .Einen  durch  den  B.  jagen',  auspeitschen,  stäu- 
pen lassen.  Salat  1537;  Schimpfr.  1652.  Vgl.  Gr.  WB. 
1  liil'i.  —  Gerumpel-  =  Grämpel-M.  .Es  was  ein 
solcher  Gerümbelmärcht  gewesen,  dass,  welcher  nur 
etwas  baar  Gelt  gehabt,  mit  wenigem  Gelt  eines  grossen 
Werts  hat  kaufen  können.'  1656,  Arg.  —  Rinder-: 
Strassenname  Bsf;  Z.  ,An  deme  rintmarkit.'  1253, 
Rüeger.  —  Ross-:  Strassenname  Bsf-  .Rossmarget', 
Pferdemarkt.  1288,  VöG.-Nüsch.  I  246/7.  —  Süw-, 
Sä"-,  Söu-:  Schweinemarkt  Aa;  Ap;  VO;  Th;  Z. 
's  chlt,  ist  en  Lärme"  wie  uf-eme"  S.  AABb.;  ZO. 
's  gut  wie  am-ene"  S.,  von  Leuten,  die  unanständige 
Reden  führen  Srhw.  Söuli-M.,  Name  eines  öffentlichen 
Platzes  in  ZStdt,  auf  dem  früher  der  Schweinemarkt 
abgehalten  worden  war,  heute  .Paradeplatz.'  Wo  liiist 
de"  Huet  g'chauft?  Antw.  Uf-em.  S.  ZZoll.f  ,Der 
innere  Bleicherweg:  der  Pöbel  nennt  diesen  Ort  auch 
Saumarkt.'  1762,  Z  Brief. 

Schlegel-:  Name  eines  früher  in  ZGBuonas  (am 
3.  Aug.)  abgehaltenen  Marktes.  Gfd  33,  176. 

I ' ■  ■  r  Markt  war  wegen  häufiger  blutiger  Schlägereien  be- 
rüchtigt, womit  das  Volk  seineu  Namen   in  Zshang   brachte. 

Schleck-:  Markt  für  Leckereien.  .Unsere  Schleck- 
märkte sein  in  einer  Stunde  so  rein,  als  ob  man  sie 
gewischt  hätte.'  Sintem.  1759.  —  Schliss-,  Schlis- : 
Schlusstag  eines  mehrtägigen  Marktes;  er  wird  bes. 
vom  jungen  Volk  besucht  und  schliesst  mit  Tanz  ab 
„B;  VO;"  Zf.  Vgl.  Märt-Gelt  (Bd  II  255).  , Auf  den 
Donstag  vor  dem  hiesigen  Pfingstmarkt  bis  auf  den 
ersten  Zinstag  nach  dem  Schieissmarkt.'  Z  Stadtge- 
richt 1715.   —  G'schmäus-:    Gemüsemarkt  AA^eer. 

—  S ch mäusi  1-  ApK.,  Schmäusli-  ApH.,L,  M.:  Nasch- 
markt, Kindermarkt.  —  Schnäder-:  Name  des  Ge- 
müsemarkts in  Konstanz  Th.  —  Schnitz-:  Markt 
für  gedörrtes  Obst,  wo  man  Einkäufe  macht  für  das 
Birnhrot  zu  Neujahr  Gr;  Syn.  Stückli-M. 

Schriss-.  ,Annebäbi  gieng  an  den  Sehr,  nach 
der  Stadt.'  B  Hist.  Kai.  1860. 

Viell.  identisch  mit  dem  Meitschi-M.;  der  Name  bezöge 
sich  dann  auf  die  Sitte  des  .Schrisseus'  beim  Tanze,  wozu 
der  betr.   Tag  bes.   reichen   Anlass  bot. 

Schwizer-  =  Sc/jM'.-C/w.M/'(BdIII  167)  Schw    Zg. 
-  Spis-:  Lebensmittelmarkt.     Unter  den  weltlichen 
Geschäften,    die    missbräuchlich    am    Sonntag    vorge- 
nommen   werden,    kommen   vor:    ,Das  Tragen    in   die 
Bleikenen,  in  die  Färbe  und  auf  die  Speismarkte  [!].' 


415 


Markt,  merkt,  mirkt.  morkt,  murkt 


416 


JMOll.1673.  —  Stüekli-Märkt  =  Schnitz-M. ;  noch 
erhalten  im  Namen  eines  Platzes,  jetzt  ,Rüdenplatz' 
ZStdt;  vgl.  Vög.-Nüsch.  I  398. 

Tann  er-:  nur  in  einem  an  Herbstabenden  geübten 
Spiel,  dessen  Beginn  der  Spielleiter  den  in  der  Stube 
um  ihn  Herumsitzenden  mit  den  Worten  ankündigte: 
der  T.  gäd  a",  wobei  er  zugleich  mit  einem  langen 
Stock  auf  den  Boden  klopfte.  Das  Spiel  selbst  be- 
stand in  einer  Art  Versteigerung  ZZoll.f 

Das  Spiel  sollte  viell.  einen  Markt  zu  Thann  im  Elsass 
nachahmen,  dessen  Beginn  wie  anderwärts  durch  eine  mit 
dem  Heroldstab  ausgerüstete  Amtsperson  angezeigt  werden 
mochte. 

Trubel-:  Markt  zu  FStdt  am  Tage  nach  der 
, Tanzkilbi'  (Mitte  Sept.);  vgl.  Schweizerb.  1820,  349. 
—  Tratten-.  ,Vich-  oder  Tr. -Märkte.'  Schweizerb. 
1830,  335  a  (Bs).  —  Wiber-:  1.  Name  des  Gemüse- 
und  Obstmarkts  in  BStdt  und  der  Strasse,  wo  er  ab- 
gehalten wird;  vgl.  Hofst.  UI  27,  ferner  Joach.  1883, 
80/1.  —  2.  durch  Frauen  abgeschlossener  Kauf  Schw. 
En  W.  —  fünf  Schilli"g  Wert,  Rsprw.  mit  Bez.  auf  die 
beschränkte  Handlungsfähigkeit  der  Frau;  vgl.  Hilde- 
brand 1858,  132/3.  —  Wuche"-:  wie  nhd.  Die  Markt- 
freiheit wurde  Fremden  auch  an  W-en  zu  Teil:  , Aus- 
burger konnte  man  in  der  Stadt  frei  pfänden,  aber  am 
Wochenmärit  nicht.'  BThun  Handfeste.  S.  noch  fri 
(Uli  I  1257).  —  Z ur zach  Zurzi-:  die  einst  berühmte 
Z urzacher  Messe.  Noch  in  RAA.  fortlebend  Aa;  Scn; 
Z.  Er  hett  noch  so  Eini  übercho",  trenn  all  Z.  vorbi 
y'xi"  wäre"d,  d.  h.  immer  noch  Z.  ,Etw.  auf  den  letzten 
Zurzacher  Markt  verschieben.'  Sulger.  d.  h.  ad  ca- 
lendas  graecas.  ,Dass  man  Regenten  viel  ändere  und 
viel  wechsle,  ist  niemal  gut  funden  worden.  Alle 
Zurzacher  Märkte  neue  Schiffleute  anstellen,  brächte 
die  Marktleute  leicht  in  Gefahr.'  Z  Gem.  (nach  JJBreit.). 

markte",  bzw. ma/rchte;  märchte",  marte",  märte", 
in  BO.  lt  einer  Angabe  märitene":  1.  mit  Jmdm  über 
Kauf  oder  Verkauf  einer  Sache  unterhandeln,  handeln 
Bs;  B;  VO;  Gr;  W.  .Sie  wurden  des  Märtens  nicht 
einig.-  Gotth.  Sehr  häufig  in  der  ä.  (bes.  Rechts-)Lit. 
bis  ins  XVIII.  ,Uf  den  nechstkünftigen  sant  Johanns 
tag  soll  die  nüw  münz  bi  uns  angan,  also  dass  jeder- 
man  daby  und  damit  soll  markten.'  1425,  Absch.  ,Wer 
von  dishin  von  jemant  in  unser  statt  Luzern  um  bar- 
gelt merktet  oder  koufet.'  1480.  L  Rq.  ,Sy  merktent 
nit  umb  gelt,  sunder  tusch  um  tusch.'  HsSchürpf  1407. 
,Wenn  ein  bidermann  hett  sün  oder  vogtkind,  die 
hinder  iren  vättern  und  vögten  wellten  märchten  um 
tuech  oder  um  ander  ding.'  1537/44,  Schw  LB.  und 
ähnlich  in  den  B;  Gr;  Schw  Rq.  .Dann  ieztan  ist  an- 
g'fangen  in  einer  frommen  eidgnoschaft,  um  der  kün- 
gen  und  fürsten  gunst  und  Ungunst,  frintschaft  und 
vyentschaft,  ja  ouch  um  ir  eigen  bluet  und  edle  fry- 
heit  ze  markten  und  g'werb  ze  tryben.'  Ansh.  .Pacisci, 
einen  vertrag  machen,  markten,  tädingen.  M.,  kaufen, 
kramen,  commereari,  nundinari.'  Fris.  ;  Mal.  .So  mag's 
der,  so  mit  im  g'merktet  hat,  und  [den  es]  geruwen 
ist,  den  kouf  an  sich  züchen.'  1572.  SchwE.  Wald- 
stattb.  ,Die  Pfarrer  sollen  alles  G'werben,  Tauschen. 
Märkten  und  was  auf  Wucher,  Geiz  usw.  gedeutet 
werden  kann,  meiden.'  '/•  Kirchenordn.  1711.  .Verbot 
mit  Kranken  zu  markten.'  1787,  Gl  LB. ;  dafür  1835: 
.markten.'  S.  noch  Habi  (Bd  II  928),  hinder  (Bd  II 
1413).  Auch  tr.  .Wer  ütz  märktoty.'  14G4,  Schw  Rq. 
,Es  soll   keiner,   der  bevogtet  wirt,   mit   keinem   nüt 


merkten,  dann  zimliche  kleidung  und  essigi  spys  und 
trank  in  das  hus.'  1533,  Schw  Rq.  .Alles  ligende  Guot 
mag  wol  verkauft  und  gemärchtet  werden,  doch  soll 
solcher  Markt  vor  in  der  Kirchen  ausgekündet  werden.' 
1683,  U  Rq.  Spec.  markten,  feilschen,  allg.  Was  men 
(abjmärtet,  i*t  'galt  Gl.  M.  lä",  von  seinen  übertrie- 
benen  Forderungen,  Angaben.  Erwartungen  abgehen, 
ablassen  Ap;  Bs;  Schw;  Th;  Z.  Löst  nüd  (Xüt)  m.? 
Frage  an  Einen,  der  gewaltig  übertreibt.  ,[Der  Arzt] 
setzt  sein  Leben  ein  und  was  bringt  er  davon?  einen 
frühen  Tod,  einen  siechen  Leib;  um  seine  Bezahlung 
märtet  man.'  Gotth.  ,Bis  der  Tod  sein  dürres  Skelett 
in  die  Grube  warf,  um  die  er  noch  acht  Tage  vorher 
mit  dem  Totengräber  gemärtet  hatte.'  B  Dorfkai.  1862. 
.Licitatus  sum  vectigalia,  ich  hab  um  den  Zoll  ge- 
marktet.' Denzl.  1677;  1716.  ,Ich  habe  jede  Partei 
wieder  absonderlich  gefraget,  womit  sie  sich  würde 
kontentieren  und  dann  mit  ihnen  durch  Vorstellung 
der  Billigkeit  gemarktet.'  1717/23,  Geschfo.  Ges.  — 
2.  Einem  mit  unaufhörlichen  Bitten  anliegen  Th;  Z. 
Es  M.  ha"  mit  Ei"m.  —  'S.  zanken,  gegenseitig  sti- 
cheln L;  S;  Syn.  pransen.  Si  weiss  Nüt  z' mache" 
a's  z'  schlecke"  und  z'  chöchle"  und  mit-mer  z'  m.  B 
Dorfkai.  1868. 

ab-:  tr.,  abdingen,  abhandeln,  allg.  Wenn  er  cha"" 
en  Batzen  a.,  meint  er,  was  er  heig.  ,Er  hatte  einen 
ganzen  Batzen  abgemärtet  und  glaubte,  einen  sehr 
guten  Kauf  gemacht  zu  haben.'  Gotth.  Auch  bildl. 
B;  F;  Th;  Z.  ,Die  Kifel  würden  über  einen  halben 
Schuh  lang,  seien  breit  wie  ein  Daumen.  Eisi  dachte 
aber  bei  sich :  da  werde  wohl  Etwas  abzumärten  sein.' 
Gotth.  G'icenn  dich  nit  aso,  den  Andere"  Alls,  was  si 
säge",  abz'märte"  [zu  bestreiten]  F.  —  über-:  tr., 
Einem  Etw.  zu  teuer  verkaufen  GLÜbst.  —  an-:  tr.. 
Etw.  in  einen  Kauf  einbegreifen.  .Und  solle  bei  Be- 
schreibung eines  solchen  Auskaufs  vermeldet  werden, 
ob  die  haftenden  Schulden  zum  Gut  angemärktet 
seien.'  1757,  Bs  Rq.  —  i"-:  tr.,  Etw.  (z.  B.  ein  Trink- 
geld) in  einen  Kauf  einbedingen  B;  F;  L;  S;  Z.  ,Ein- 
gemärtet  habe  er  das  Führen  nicht,  sagte  der  Bauer, 
und  wenn  es  etwa  viel  kosten  sollte,  so  wollte  er 
lieber  noch  warten.'  Gotth.  ,I>afür  begann  [der  Kost- 
geber] einzumärten,  dass  ich  ihm  auch  zwischen  den 
Schulzeiten  im  Hause  und  im  Stall  helfe,  was  es  er- 
geben möge.'  ebd.  —  under-:  einen  Kauf  als  Unter- 
händler vermitteln.  .Derjenig,  so  den  Zug  zu  dem 
käufigen  Gut  zu  tun  Willens  ist,  soll  sich  beide,  des 
Undermerktens  und  Wynkaufs,  müssigen,  im  widrigen 
Fall,  so  er  zum  Mert  verhelfen  oder  dem  Wynkauf 
bysitzen  wurde,  soll  ein  Sölicher  syn  Zugrecht  ver- 
würkt  haben.'  1623.  Aa  Rq.  S.  auch  noch  Wm-Kauf 
(Bd  III  168).  —  Undermärter.  .Die  U.  und  Under- 
händler,  so  von  Geniesses  wegen  des  Wynkaufs  die 
Partyen  g'holfen  infüeren.  sollen  gebüesst  werden.' 
B  Gerichtssatz.  1615;  AAZof.  Gerichtssatz.  1623.  — 
er-:  durch  Kauf  erwerben.  .Nidwalden  verlangt  eine 
Erklärung,  ob  der  Vertrag  von  1637  aucli  auf  Zinsen, 
wie  auf  ermerchtete  und  liquidierte  Schulden,  auszu- 
dehnen sei.'  1716,  Absch.  —  üs-:  schliesslich  handels- 
eins werden  UwE.;  Z.  E"  Cime  ü.  ZZoll.  —  ver-: 
1.  verhandeln,  veräussern.  ,Als  dann  abermahls  ge- 
klagt wird,  dass  von  den  Lehen  vermärtet,  vertuscht 
und  verkauft  worden.'  B  Sittenmand.  1628.  ,Es  solle 
auch  Keiner  mehr  um  Schulden  märchten,  oder  er 
habe  selbsten  eigen  Zins;    der,    so  eigenen  Zins  hat, 


117 


Harkt — murkt.     Marl     muri.     Mann— liiiimi 


II- 


der  mag  sein  Zins  wohl  vermärchten  oder  vorkaufen 
nach  Belieben.'  1751,  Schw  Eq.  —  2.  .einen  (Zins-) 
Brief  v.\  auf  Grund  eines  Kaufvertrages  errichten. 
,Zinsbrief  ze  v.  oder  ander  brief.  Wann  einer  einmal 
mit  dem  andern  marktet  oder  tuschet  und  [sie]  an  ein 
brief  kommen.-  1561,  Gl.  Rq.  —  3.  Etw.  um  einen  zu 
niedrigen  Preis  verhandeln  1!;  „VO;"  W.  Durch  Kauf 
und  Verkauf,  insbes.  durch  zu  langes  Markten  zu 
Schaden  kommen,  sei  es.  dass  man  nicht  losschlägt. 
bis  die  Sache  weniger  (zu  wenig)  gilt,  oder  nicht 
kauft,  bis  sie  zu  teuer  ist  B;  VO.  Die  Angabe  des 
Betrages,  den  man  einbüsst,  steht  im  Acc:  „Etwas 
daran  v.  B;  VO."  Es  het  g'märtet  und  g'märtet,  bis 
's  es  Fränkli  vermärtet  g'häbe*  het  F.  Den  Gewinn 
(z.  B.  auf  einem  Stück  Vieh)  dadurch  verlieren,  dass 
man  den  Markt  damit  bezieht  BHa.  .Tut  nicht  dumm 
und  vermaltet;  wenn  ihr  28  Dublonen  habt,  so  ist's 
allen  Handel  [s.  Bd  II  1397],  zählt  darauf!'  Gottb. 
—  4.  mit  Acc.  F.,  „  Einen  einem  Andern  als  Zahler 
dargeben  B;  L;  Schw." 

frien- markten:  unter  allerlei  verbotenen  Spielen 
aufgezählt.  1530,  Z  Mand.  (.frygen  markten');  1530, 
Th  Mand.  (.fryenmarkteir). 

Mhd.  vri-markelen,  in  einem  Freimarkt  ein  Geschäft  ab- 
schliesseu.  An  unserer  Stelle  scheint  ein  Ratespiel  oder 
Wetten  gemeint  zu  sein,  wofür  auch  die  Anordnung  spricht, 
indem  das  Spiel  zwischen  ,g'rad  und  ung'rad  machen'  und 
.tuschen'  aufgezählt  wird. 

ge-märkten:  den  Markt  besuchen.  ,Es  soll  ein 
schiff  von  Rappenschwyl  gan,  so  arm  lüt  gemerktend.' 
ScHwWangen  Off'n. 

Marter  m.:  1.  cn  bÖser  M.,  Einer,  der  das  Kaufen 
und  Verkaufen  gut  versteht,  sich  dabei  gewandt  und 
listig  benimmt  W.  —  2.  „wer  mit  Stichelreden  zankt 
S."     Syn.  Märti. 

Mär(k)teten  f.:  1.  so  viel,  als  auf  einmal  zu  Markte 
getragen  wird  Bs.  —  2.  das  Markten,  Feilschen;  un- 
aufhörliches, zudringliches  Bitten,  allg.  —  3.  Gezänk 
S.  Wie  mängi  M.  dass  ig  imgerwüe*  wegen  im  mit 
mi"r  Frau  g'ha"  ha",  eha**-me*  üsrechne",  u-e""-me" 
d'  Tage"  zeit.  BWyss. 

märchtle":  Dim.  von  markten.  1.  (auch  märch- 
telc")  =  grämplen  (Bd  II  737),  grützen  (Bd  II  841)  Gr; 
Syn.  märzelen.  D's  M.  und  d's  Wäge"  ist -vier  oa' 
jung  üf  a'g'vent  worde*  GnD.  (Schwzd.).  —  2.  umer- 
M.,  da  und  dort  Etw.  kaufen  oder  verkaufen  GrPt. 
Syn.  ume"-händele"  (Bd  II  1408).  [Vielleicht  bringt  A. 
eine  Kuh]  va"  Galle"chilche"  us  dem  Mwntafu",  wa  V 
gester  'gange"  ist.  um  Ettes  umerz'm.,  wie  V  g'said  htd. 
Schwzd. 


Marl  —  muri. 

Merle11  f.:  Schwarzdrossel,  Amsel  SNA.  .Diser 
vogel,  so  von  teutschen  amscl,  inerl,  merlaer  und 
meerel  genennt  wirt.'  Vogelb.  1557.  -  Frz.  merle  aus 
lat.    merula. 

MerliQge°:  Dorf  am  Thunersee,  das  bernische 
Schiida.  .Ich  will  nicht  lebig  da  dänne"  cho",  wenn 
ich  dem  nicht  sein  Maul  auftue,  dass  man  es  zu  M. 
für  ein  Tennstor  brauchen  könnte.'  Gotth.  Si"  echt 
die  Lüt  all  z'  M.  'tauft  [da  sie  keine  Jauchekasten 
haben,  sondern  die  Jauche  auf  die  Strasse  rliessen 
lassen]?  B  Hist.  Kai.  1836. 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


Mirli  n. :  Lerchen-  oder  Zwergfalke.  ,Von  dem 
mirlein  oder  smirlein,  aesalo,  smerlus.'  Vogelb.  1557. 
,Mirle,  smirlin,  ein  vögelin,  merillo,  ismerlus,  sme- 
rillus,  aesalon.'  Fris.  ;  Mal.   —   Mhd.  tmirl. 

Zirli-Mirli  mache":  zaudern,  tändeln  Z.  Mit  Z.-m. 
rhunnt-mc"  nit  fürsi'1'.  Sprww.  1869. 

Vgl.  .Zirlin-mirlin'  bei  Rochli.  1857,  1-25/6,  ferner  das 
Folg.    und  zirlen-tirUn. 

z ü r  1  i - mürle" :  läppisch  schwatzen.  .So  siehst  du 
iez  wol,  was  den  apostlen  das  üsserlich  wort  heisst: 
nit  die  stimm,  als  dise  blinden  zürlimürrlend,  sunder 
die  selbsmeinung,  die  sy  in  iren  herzen  habend,  harus 
geredt.'  Zwingli.  ,Nun  wellend  die  zürlimürrler'also 
sagen.'  ebd.  ,Kurz,  es  darf  nit  zürlimürlens;  wie  im 
by  Gott  im  himmel  ist,  also  gibt  er's  in  unser  herz.'  ebd. 

Türli-mürli:  Anfang  eines  Kdlds  B.  —  Vgl.  mhd. 
zürlin-mürlin  apiln  (Lexer   I   2*252). 


Marm  —  murm. 

Marmel  m.:  1.  =  Marbel  1  Aa;  Bs;  B;  Sch.  Marmor- 
block. ,Was  ein  Bildhauer  aus  einem  M.  wolle  machen.' 
Discodrse  1721.  —  2.  Marmel  ß;  S.  Marmel  Aa;  B; 
FMu.,  Dim.  Marmeli  Aa;  B,  Märmeli  BsL.  (neben 
Märmi);B= Marbel 3.  Spec.  =  Büer-Chuglen  S.  Scherz- 
haft auch  von  zu  klein  gebliebenen  Kartoffeln  BBe. 
—  3.  etw.  Marmorähnliches,  a)  ,Der  Untergrund,  wo 
die  Erde  die  beste  ist,  zeigt  blauen  Lehm  (Marmel).' 
JJSchweizer  1830.  —  b)  Marmel  =  Grautsch  (Bd  II 
830)  B.     S.  noch   Warmel. 

Mhd.  marmel  in  Bed.  1.  ,Marmol.'  JLCys.  1661,  .Mar- 
iner.- GKSnig  1693,  .Marmel.'  XVI./XV1I1.  (mit  dem  PI.  .Mar- 
meln',  Marmorblöcke,  z.B.  1531,  Esther;   Wurstisen  1580). 

mar  111016",  märmfeße"  =  chluckeren  (Bd  III  b'43)  B. 
G'märmlet  hei'-mer  oeh ;  da  het-me'  es  Bis  g'machi  und 
der  I'satz  dri"  Hä".  Bari.  Am  liebste"  han-iih,  we""- 
men  g'märmlet  het,  d's  Nünikulli  g'macht.  ebd. 

marinern:  marmorn.  .M-e  Pfeiler.'  Mem.  Tig.  172-2. 

marmoliert:  marmoriert.  BCvs.     S.  Strimen. 

Mä'rmlte"  f.:  nach  oben  gleichförmig  sich  ver- 
engendes Kupfergefäss  mit  Deckel  W.  —  It.  marmita, 
frz.  marmite,   Kochtopf. 

Mai'lliotte"  f.:  Puppe  F.  —  Wahrscb.  zu  frz.  mar- 
mot(te),  kleiner  Junge  (Mädchen). 

murmele",  in  dem  Spielnamen  Murmeiis  mache"  = 
Mören-jagen  (s.  Mör  II  3)  Aa  (1t  Eochh.). 

Munneli  n. ;  leichte  Schelte  auf  eine  alte  Person  Sch. 

Wahrsch.  zu  , murmeln';  vgl.  Aura,  zu  Murblen.  VAu  Per- 
sonenname .Murmel'  (,murmels  guot')  begegnet  1379,  Z  Urk. 

murine"  Btw.,  sonst  murine",  Dim.  murmele":  mur- 
meln, brummen  B;  S.  ,Er  hatte  nur  die  Worte  ge- 
mürmt  mit  den  Lippen,  ohne  ihren  Sinn  zu  verstehen.' 
Gotth.  ,Ich  habe  nur  so  g'mürmt:  ich  wüsst  nicht 
warum.'  ebd.  ,Das  beständige  Mumien  und  Rosen- 
kranzziehen.' Sebast.  1730.  Jmdm  Etw.  zuflüstern  B. 
Si  hät-mer  Öppis  g'mürmt,  i,!'  weiss  nid  was.  Von 
Kühen,  leise  muhen  SRech. 

Mannende-  f.  (in  BHk.,  oHa.  n.)  BO.;  GrD..  Pr.; 
PAL,  ,Munvende"  BO.",  Murbundo  n.  P  (Schott), 
Murmetc"  f.  BO.;  GrAv.,  D.  (lt  B.  auch  Murmedc). 
ObS.j  „L;u  U;  W  (in  V.  Murmuta);  „Zg;  Z",  Mur- 
xrete(n)  f.  BHa.;  GrV.;  ü,  Wurmetc«  f.  PPo.,  Murmeita 


419 


Marn.  mern,  mim,  morn,  murn 


420 


GrEIi.  (f.),  Sa.  (n.),  Murmoltere",  -iroltere"  f.  Uw,  3Iur- 
waltere"  Gl  (lt  Dan.),  oft  Dim.  Murmetli  BGadra.;  Gr 
Av.;  L;  W;  „Zg;  Z",  Murmeli  BO.,  Stdt  f,  Murmelt) 
GrD.,  Murweli  Onw:  Alpenmurmeltier,  Arct.  mar- 
mota.  Syn.  Muggen,  Mungg,  Mist-Bellerli.  Schläfe' 
me-n-e*  M.;  vgl.  marflen.  Gib-der  Acht,  Kakkali  [Ka- 
tharina], wann  ich  schiassi  an  M.,  tuan-ich-der  sa  ribe" 
um  dorn  Mund  PAL  (Giordani).  .Murmenti,  cassus 
[1.  catus]  alpinus.'  XV.,  AvBonstetten.  Schon  früh 
wurde  die  Jagd  auf  Murmeltiere  beschränkt.  .Wer 
und  wenn  man  nit  murmond-[jüngere  Redaktion:  .mur- 
mer-, murwer-']tier  fachen  mög.  Es  soll  niemen  in 
unsrem  land  noch  in  unsren  alpen,  weder  frömd  noch 
heimseh,  ankein  murwertier  nüt  fachen  under  ankeiner 
blatten  noch  mit  keinem  gericht  [mit  Fallen]  vor  sant 
michelstag;  von  dannen  hin  mag  ein  ieklicher  landt- 
liian  oder  syn  knecht  graben  und  fachen  wie  er  mag, 
aber  ein  frömder,  der  soll  und  mag  ankeins  nüt  fachen.' 
Gl  a.  LB.;  noch  heute  haben  in  Gl  die  Murmeltiere 
wie  die  Gemsen  ein  Schonrevier  (die  , Freiberge'). 
,Dass  nieman  vor  sant  vrenentag  kein  murmotten  fa- 
chen soll.'  1519,  Schw  LB.  .Niemand  soll  kein  mor- 
multeren  nit  fachen  noch  graben.'  um  1600,  UUrs.  Rq. ; 
dafür  1730:  ,keine  Murmolteren.'  1620  beschloss  man, 
,den  Erzgrabern  auf  der  Erzegg  zu  schreiben,  die  in 
unsern  Bergen  so  unverschämt  nach  Murwoltern  gra- 
beu  und  jagen.'  AKüchler  1887.  Doch  zahlte  das 
Kloster  UwE.  für  ,ein  murmolteren  [.murmalteren.' 
1599]',  die  dem  Kloster  eingeliefert  wurde,  10  ß  Schuss- 
geld. 1582,  Gfd.  Vgl.  noch  B.  IV  85/6;  JRWyss  1817, 
426.  776/9;  Fr  vTschudi,  Tierleben  5  458  ff. 

Mhd.  mtinih  ihhn,  aus  lat.  murem  mmtti*  (montanum,  -am); 
vgl.  it.  murmontana,  forner:  ,Unam  murmutam  seu  mus  mon- 
tium  [als  Abgabe].'  1407,  AmHerd;  marmotta  bei  Dien,  WB. 
In  der  Abi. -Endung  -teren  scheint  verstümmeltes  ,Tier'  zu 
stecken.  Aus  dem  Einfluss  von  ,Tier'  ist  auch  das  neutr. 
Geschlecht  einiger  weibl.  Formen  zu  erklären.  Das  Dim. 
,Murmelein'   schon  bei  HsRKebm.   1620. 


Marn  -  murn. 

Marne"  n.:  Mergel  B  (St.b).  .Eine  feine,  schwarze 
M.  in  grossen  Klumpen.'  Grüner  1760.  ,Nach  Marnen 
graben.'  1769,  Absch.  —  Frz.  marne  f.  Das  Neutr.  viell. 
nach  Sand. 

(umhen-)niarne"  =  fällen  II  1  (Bd  I  767)   BHa. 

morn  Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  GRh.;  Tu;  Z,  more"  BHa.; 
VO;  Gl;  GrD.,  He.,  Pr.;  PA1.,  Gr.;  GA.,  G.;  W;  ZF.f. 
mor  F:  morgen,  allg.  M.  z'  Nacht.  M.  (in  PA1.  van 
m.)  über  acht  (Tag).  Jö  m.  dernöch!  BsStdt,  (ja)  in. 
denn!  S;  Th;  Z,  de""  m.!  Gl,  chumm  denn  m.  fürzue 
ZO.  (umme"  L)!  spöttische  Abfertigung;  Syn.  chumm 
en  anders  Mal;  vgl.  auch  ander  (Bd  1  302).  ,Ja,  morn 
ist  guet!'  LLav.  1587.  S.  noch  Chuechen  (Bd  III  133). 
Die  Form  more"  im  Wortspiel  mit  Mür  I  und  II: 
Ga"  more"  sueche"  (gä"),  sich  zu  Bette  legen  GRPr.; 
W;  vgl.  Morge".  Wenn  's  more"  regnet,  S(  giH  's 
schwarz  Lüt  GA.  Rät  gegenübergestellt:  Ei's  Hut 
ist  besser  als  10  Morn.  Ineichen.  Hüt  nöd  ha"  ond 
m.  und  ha"  gibd  a"  kurze  Wocha"  Ap.  Verstärkte  Ver- 
neinung: Ich  globe"  's  hüt  ond  m.  ond  öbermorn  noch 
nöd  Ap.  ,Wir  sollen  jetzt  glauben,  du  habest  das 
Geschrei  gemacht,  das  glauben  wir  heut  und  morgen 
nicht.'  HPest.  1790.    S.  noch  Bd  II  1780.    ,Hüt  eins, 


morn  ein  anders.'  Zwingli.  ,Glych  hüt  ald  morn.' 
Ruef  1550.  ,Nit  hüt  ein  weg,  morn  ein  anderen  weg.' 
üWerdm.  1552.  , Weder  heut,  noch  morn,  noch  über- 
morn.'  FYVyss  1655;  JMüll.  1665.  .Nicht  nur  heut 
anheben  und  es  morn  wider  aus  sein  lassen.'  PWtss 
1672.  In  der  ä.  Spr.  auch:  am  darauffolgenden  Tag 
übh.  .Sy  sollend  die  tisch  wären '  moren  nach  sant 
Cleristag.'  1561,  Scnw  Rq.  ,Er  ist  morn  den  ganzen 
tag  herumgeloffen.'  1646,  Z  Staatsarch. 

Mhd.  mom(e)  aus  morgen(e).  ,Moru'  herrscht  aui'h  in 
unserer  ä.  Lit..  nur  mehr  vereinzelt  findet  sich  daneben  die 
volle  Form  ,morgen(s)';  vgl.:  .Morgens  will  ich  mich  säumen 
nit.'  Gotth.  1619,  neben:  ,bis  morn.'  .Cras,  morn,  mor- 
gens.' Denzl.  Die  Form  , moren'  auch  Deutsche  Volksb. : 
1550,  B  Anz.;    1596,  Ardüser;    1612,  Absch.   (VO). 

über-:  übermorgen,  allg.  Auf  die  zudringliche 
Frage  wann?  erfolgt  zuweilen  die  Abfertigung:  Am 
länge"  U.,  nie  GrD.  ,Ü.  auf  diesen  Freitag',  d.  h.  am 
darauffolgenden  Sonntag.  HPest.  1785.  ,Übermorn. 
apres  demain.'  De  Lacour  1736. 

über-über-  Bs;  G;  Th;  Z,  bas-über-  GA.:  am 
Tage  nach  übermorgen.    Vgl.  vorrorgester  (Bd  II  488). 

hinne"-:  heute  oder  morgen  AALeer.,  Suhrental. 
H.  chunnt's  Gelt.  Täglich,  jeden  Augenblick  AaLclt. 
(H.).  Syn.  vo"  hüt  uf  morn.  —  Vgl.  hinnet  (unter  hinnen  l'l 
Bd   II    L363. 

nacl'-:  übermorgen  F;  Z. 

morne":  auf  morgen  verschieben  Ap. 

mornend:  Adj.,  morgend.  ,Uf  den  m-en  tag.' 
Morgant  1530.  Weitergebildet:  .Der  mornendig  tag.' 
1531/48,  Jonas. 

Sonst  adv.  =  morn,  in  den  Formen:  , mornend,  -t ;  ninr- 
nuut'  (1306,  Z),  .mornet,  -at,  -of  (Ap  Krieg  1405);  ,(en-) 
mornends'  (G  Schiessen  1485),  .mornens'  (1511,  AaZ.  Stifts- 
arch.),   .mornets'   (1530.  Strickl.).     Vgl.   Lexer  I  2199. 

mornig  L,  morig  LE.,  mornd(e)rig  Aa;  Bs;  B;  L; 
G;  Schw;  Th;  Z,  mimdrig  Aa;  Bs;  S;  ZO..  morndri(g)st 
AALeer.,  mo(r)nderist  B,  mord(e)rig  Uw;  U,  mbrnd(e)rig 
Ap  =  mornend.  1.  adj.  Aa;  Ap;  VO;  G;  Th;  Z.  M-s 
Tags;  uf  de"  m.  Tag.  ,[Eine  Heimat]  wo  ich  ruhen 
konnte,  ohne  an  eine  m-e  Reise  zu  gedenken.'  Gotth. 
Häufig,  in  der  Form  ,morud(e)rig',  auch  in  der  ä.  Lit. 
, Mornig.'  1478,  Bs  Chr.  —  2.  adv.,  in  B;  F  meist  mit 
vorgesetztem  z\  sonst  gew.  mit  adv.  s,  z.  T.  in  ab- 
weichenden Formen:  mornisch  BU.,  mornist  BG.;  FJ., 
mornesti  BHa.,  momderst,  -ersch  B,  morndris  ApK..  M., 
morndrisch  B,  mörnd(e)risch  S  (neben  möndrisch), 
mörndrist  Bs  (neben  möndrist,  mönterisch) ;  S;  ZNer. 
Syn.  morn-dess.  Morndrigs  Morge".  Bis  m-s  z'  Mittag 
Z.  M-s  um  Betzlt.  M-s  drüf.  .Aber  was  das  für  ein 
Tag  war  z' mörndrist!'  B  Dorfkai.  1871.  Gester  prächtig 
g'redt  derfür,  z'  mornisch  z'rtigg  zur  Hintertür  BU. 
.Anne  Bäbi  nahm  es  momderst  verrlüemeret  Wunder, 
was  man  zu  seinem  Sühniswyb  sage.'  Gotth.  ,So  lat 
er  die  pfand  ston  unz  morndrigs  um  das  morgenbrol 
zyt.'  1533,  B  Rq.  .Monderigs  uf  den  sonntag.*  1557, 
Geschfo.  Ges.  .Morndrig  montag  kam  myn  brueder 
zue  mir.'  1585,  B  Archiv.  ,Mornderigs  oder  des  nach- 
genden  Tags.'  JJNüsch.  1608.  ,Am  Märit  mörndrist 
[am  Tage  nach  dem  Markt].'  1648,  B  Rq.  .Wann  nun 
der  Schweiss  hinüber  ist,  soll  man  ihm  momderst 
eine  Ader  öffnen.'  D König  1721. 

Dir  adj.  Form™  beruhen  t,  auf  dem  einfachen  /«...«, 
t.  auf  dem  Comp,  desselben,  viell.  unter  Anlehnung  an  gr 
«tcriij  (Bd  II  -188).    Analoge  Verhältnisse  s.  beifirnerig  lud  1 


421 


Marn — muni.    Marpf—  liiurpf.    Mars — nmrs 


122 


1019).  Zu  morndi-ig  tritt  als  sup.  Weiterbildung  morndrigat, 
woraus  mit  Sehwund  dos  g  momdriat.  Die  adv.  Formen  sind 
zumeist  Weiterbildungen  von  morndarig  mit  * ;  /.  T.  fiel  g 
davor  aus  (morndri*)  und  b  wurde  zu  8ch  (morndri*ch)  oder 
es  trat  '  an  (■»lörndrwy.  Doch  kann  in  diesen  Kall™  auch 
eine  Sup.-  oder  »-Bildung  von  dorn  genannten  Comp,  aus 
vorliegen;  sicher  scheint  Letzteres  für  morndersch,  -at.  Mw- 
ni-h.  -at  gehen  wohl  auf  adv.  '«•»<  zurück:  vgl.  einiaen, 
-*f  aus  eine«.  Aforne*tt  scheint  Anlehnung  au  ein»'  Bildimg 
auf  -h in;  vgl.  mit-hin  (Bd  II  1350).  Einmal  auch  ,mornd- 
rigy'  :  ,D.is>  mir  [wir]  m.  vil  bluot  au  meugeu  orten  Sachen.' 
III...  GWyl  Tageb.  Von  ä.  Formen  seien  ausserdem  noch 
angeführt:  ,morderigs.'  1549,  UMey.  Chr.  (neben  ,mom- 
drigs-),  .morndrist.'  FPlatt.  1612.  .mornderest.'  1621,  B 
Arch.  (neben  ,mornders'),  .mornderst.'  SMutach  1709.  In 
Ap  unterscheiden  sieli  m&rnderig  und  morndria  uaeh  Tob),  in 
der  Weise,  dass  Ersteres  .morgen',  Letzteres  .T.il'n  darauf' 
bedeutet.  Darin  liegt  insofern  eine  Verschiedenheit  von  den 
übrigen  MAA.,  als  Diese  die  vorstehenden  Formen  vorwie- 
gend oder  ausschliesslich   in  der  zweiten   Bed.   brauchen. 

über-  =  Ober-morgig  Bs;  VO.  Übermorndriger  Tag. 
Spreng.  .Übermomiger  tag,  perendinus  dies.'  Mal. 
Übermörndrist,  übermorgen  S. 


Marpf      murpf. 

Marpf  m.,  PI.  mit  Ural. :  1.  trockener  Bissen  Schw; 
.Stück  (Brot)  Zg.  —  2.  heimlicher  Schlag,  Stoss  Schyv. 
Syn.  Hupf  (Sp.  350). 

,Brot-:  brotfrässiges  Kind,  das  nicht  gedeiht'  Bs 
(Spreng).   —    Vom  folg.  Vb  gebildet. 

murpfe"  AALeer. ;  Bs  (Spreng);  L;  New;  Zg, 
mürpfe*  AALeer.;  BsL.;  B  (auch  Id.  B);  GRÜVatz;  L; 
Scnw;  S;  Uw;  „Zg"  :  1.  verächtlich  für  essen,  kauen, 
a)  von  Menschen.  Etwas  Trockenes,  bes.  Brot,  in 
grossen  Brocken  mühsam  kauen  BsL.;  Scnw.  Lers 
Brut  mag-me"  schier  nüd  g'm.  's  Brot  ine"  m.  Beim 
Essen  den  Mund  voll  stopfen  AALeer.  Mit  der  Hand 
Stücke  Brot  abwürgen  und  essen  Zg;  am  Brot  zerren  B; 
S.  .Fressen  wie  die  Ziegen,  von  Kindern,  die  langsam, 
aber  immerfort  an  einem  Stück  Brot  kauen'  Bs  (Spreng). 
Langsam,  behaglich  essen  L;  Scbw;  Zg.  Der  Franz 
mörpfl  am  Mutschli.  Sciiwzd.  ,Für  das  Magenweh 
lässt  man  Roggen  brechen  und  mürft  davon  Morgens 
nüchtern  und  Abends,  wenn  man  in's  Bett  geht,  so 
viel  man  mag.'  N.  B  Kai.  1841.  „Zwischen  den  Mahl- 
zeiten naschen  L;  Scuw;  Zg";  .panem  masticare  tem- 
pore incongruo.'  Id.  B.  —  b)  „von  Ziegen,  nagen,  be- 
nagen L;  Schw;  Zg."  .Mürpfen,  eaprarum  est."  Fris.; 
Mal.  —  2.=  mupfen  2.  Die  Nase  rümpfen,  den  Mund 
verziehen,  zu  verstohlenem  Lachen  oder  zum  Zeichen 
von  Missfallen,  Spott  und  Verachtung  GRUVatz;  Uw. 
„Das  Maul  fletschen  L;  U."  —  3.  Jmdm  Übles  nach- 
sagen; schelten  SchwMuo.  ;  sich  geringschätzig,  nase- 
rümpfend  über  Etw.  äussern  Obw.  Der  Wälsch  hed 
g'lached  und  g'mirpfd  numme"  d'ruber:  e"  seile"  [ge- 
ringen Käse]  chemm-er  am  Nachmärt  nu  [noch]  uber. 
,Will  der  gelehrte  Herr  Sohn  über  die  bäuerischen 
Ansichten  seines  Vaters  m.,  so  weise  ihm  dieser  nur 
die  Beispiele  vieler  Weisen  des  Altertums.'  Obw 
Volksfr.  Undeutlich  reden  UwE.  Mit  der  Sprache 
nicht  herausrücken  „L;  U."  —  4.  „Blätter  von  einem 
Baume  streifen  L;  Scuw;  Zg."  — ■  5.  im  Geheimen 
schlagen,  stossen  Schw.  —  6.  „unpers.,  im  Leibe 
grimmen  L;  Schw."  —  Vgl.  , murfein'  bei  Gr.  WB.  VI  2715. 


ab-:  abnagen  Bs  (Spreng),  's  Bröi  a.,  langsam,  in 
kleinen  Bissen  verzehren.  .Turniere  dumeta  dieuntur 
juvenei,  carpere  herbam,  ab-mürpfen  (-murpfen),  -etzen. 
Lauben,  das  laub  abmürpfen,  als  die  jungen  geissen 
und  kelber,  depascere  frondes.  Impescere,  vych  in 
überflüssigs  körn  lassen,  sich  ze  weiden  und  dasselbig 
abzemürpfen.'  Fris.;  Mal. 

ver-:  1.  Etwas  hinunterwürgen,  mit  Mühe  ver- 
schlingen SchwMuo.  Bild].,  Etwas  verwinden,  ebd. 
—  2.  heimlich  und  in  kleinen  Bissen  naschen  I.  (In- 
eichen). —  3.  Etw.  nur  halblaut  sagen,  aus  Schüchtern- 
heit verschweigen  Schw.  Verhalten  L.  I<h  cha"  's 
nid  o.,  de  [ihr]  chönni'd  chibig  werde"  toi-n-er  ivend. 
Schwzd.  —  4.  Jmdn  schelten,  heruntermachen  Scnw. 

G'mürpf  n.:  1.  Subst.  zu  murpfe"  1.  —  2.  schlei- 
chende, üble  Nachrede  SchwMuo. 

„.Mürpfe"  f.:  1.  Person,  die  zwischen  den  Mahl- 
zeiten nascht  oder  langsam,  zaudernd  isst  L;  Scnw; 
Zg.  —  2.  Fletschmaul  L;  U." 

Mürpfi  n.  Es  M.  mache",  den  Mund  verziehen, 
die  Nase  rümpfen  UwE.     Syn.  Müffi  (Sp.  96). 


Mars      murs. 

niarse":  kneten  BHa.  Syn.  märtschen.  —  Das  W. 
steht  im   Ablautsverhältniss  zu   märaen, 

Mörsbnrg  Merspgrg:  bad.  Städtchen  am  Bodensee. 
Schine"  wie  M.,  RA.  von  einem  aufgedonnerten  Frauen- 
zimmer  Th.    —   M.  schimmert  über  den  See  herüber. 

Mörsburger  m.:  Name  einer  Apfelsorte  Th. 

Mörsiger:  Name  der  W  Landesmünze.  1430/09,  L 
Staatsarch. 

murs:  Adv..  in  der  Verbindung  ,m.  enzwei,  morsch 
enzwei,  in  kleine  Stücke  zerbrochen'  Bs  (Spreng).  - 
Vgl.    Gr.    WB.    VI   2590/1. 

M'ürsel  Aa  tw.;  Bs;  B;  S;  Th;  UwE.;  ZSth.,  Zoll., 
Märsche!  BG.,  Si.,  Mürscher  B  hE.,  Mörsel  Aa;  Bs;  L; 
W;  Z,  Morsche!  Aa;  Ap;  Gl  (in  K.  -s1-);  Gr;  GSa., 
T.  (-i2-);  SchwE.;  Uw;  U  —  m.:  1.  Mörser,  a)  zum 
Zerstossen.  allg.  Ender  !iess-ich-mich  i"-me"  M.  ver- 
si, impfe"!  Beteurung  S;  vgl.  Chrüt  (Bd  III  885).  — 
b)  zum  Schiessen,  =  Chatzen-Grind  1  (Bd  II  706).  allg. 
Due  ist  d'  Magd  i"  d'  Luft  g'sprunge"  wie-ne"  M.,  vu 
lös  göt.  MLienert.  ,Ein  Mörsel,  darmit  zu  schiessen.- 
1005,  Z  Regl.  betr.  Hochwachten.  Vil  Mini  und  grossi 
Stueki  und  et!i'h  Mörsel.  Gespr.  1712.  —  2.  =  Sch!egel- 
A.r  1  (Bd  1  620)  Aa.  —  3.  scherzh.  oder  scheltend, 
kleiner,  dicker  Mensch,  Knirps  AABb.;  Schw;  S.  Du 
g'hungrige'-  M.  du!  MLienert.  —  4.  ,zum  (Für-)M.', 
Name  von  Häusern  in  ZStdt,  u.  a.  derjenigen,  in  denen 
die  Glockengiesser-Familie  Füssli  wohnte;  vgl.  Vög.- 
Nüsch.  I  200.  635/6.  —  5.  Fluni.  ZZoll. 

Mhd.  moraer,  -el,  ahd.  moraari,  -ali;  ans  lat.  mortarium 
mit  ümd.  auf  mürse".  .Mörsel'  auch  in  der  ä.  Lit. ;  ,Mör- 
sehel.'  XVII.,  BArzneib.;   1710,  Tageb.  Schumi. 

Stock-Mörsel:  ein  Wurfgeschütz.  .Der  sog.  St. 
mit  der  Gabel,  wovon  einige,  20  Pfd  Stein  werfend, 
unter  dem  Geschütze  sich  befinden,  das  1712  ins  Feld 
geschickt  wurde.'  vRodt  1834,  86.  —  ,Der  Name  von 
dem  Stock  oder  Blocke,  worauf  der  Mörser  liegt.' 

G'mürsel  n.:  coli.,  sehr  kleine  Stückchen  von 
Speisen   n.  a.   Bs.    -   Vgl.   Gr.   WB.   IV   1,  2,   3292. 


423 


Mars— niiirs.     Marscli  -mursch 


424 


mürse"  (lt  St.  auch  morse»,  morse"),  gew.  zsges. 
»er-,  zer-:  zerstossen,  -reiben,  -malmen  „B;u  L;  Z. 
Syn.  chnütschen  (Bd  III  772/3).  Ich  hett-en  möge-  ver- 
mürse*  vor  Wildi.  ,Das  Pferd  stürzte  rücklings  and 
zennürste  [seinem  Reiter]  den  Schenkel.-  Hott.  1809. 
,Kr  hatt  mir  alles  mein  gebein  zermörset  wie  ein  low.1 
1531,  Jes.;  dafür  ,zermürset.'  1667.  ,Das  ist  ein  schütz- 
licber  tod,  wenn  ein  haus  auf  einen  fallt;  dann  einer 
wirt  dermassen  zermürsset,  dass  man  in  nit  mer  kennt,' 
LLav.  1582.  ,Zermorsung  und  Verwundung  des  haupts 
und  hirni  oder  sunst  geschlagen,  gefallen,  dass  im  das 
haupt  zerknistat  oder  ufgeloffen  oder  geschwullen  ist.' 
Zg  Arzneib.  1588.  ,Uer  um  unser  Missetat  willen 
müssen  ein  Fluech  syn,  verwandt  und  zermürset  wer- 
den.- Z  Liturg.  1644.  ,Das  Fleisch  war  den  Sehenkel 
ab  ganz  zermürset  und  der  Knoden  geknitscht.'  1645, 
Mise.  Tig.  ,[Der  Wagen  gieng]  ihme  über  beide  Beine, 
die  zermürset  wurden.'  Z  Nachr.  1753.  .Tot  und  zer- 
mürset.' UBrägger. 

Jlhd.  (zer-)mürten.  Auf  einem  Missvuistäudniss  beruht 
wohl  die  Angabe  des  Id.  B:  ,Miirae",  contusionem  in  corpore 
habere.*   Vgl.   noch  das  syn.   mürzen. 

mürsle"  Bs;  B;  Th;  Z,  mürschle»  Gl,  mörsle"  Aa; 
Bs;  Z,  mürschle"  Ap;  GnRh.:  1.  tr.  und  intr.,  in  einem 
Mörser  zerstossen  (mit  der  Nebenvorstellung  eines 
starken  Geräusches).  G'mü/rslete*  Zucker.  —  2.  mörsju", 
mit  Mörsern  schiessen  W  (Dial.). 

ab-:  Jmdn  abprügeln  AAßb.  Gottsjämmerlich  ab- 
g'mörslet. 

ver-  A.\;  Ar;  B;  Gl  (-mörsele");  Th;  Z,  zer-  Gr: 
tr.,  =  mürslen  1.  Ich  bi"  so  müed:  mini  Bei"  si"  wie 
vermürslet  B. 


Marsch  —  mursch. 

marsch!  wie  nhd.;  in  GrL.  nur  gegenüber  Tieren 
gebraucht.  Über  die  Verbindungen  mit  alle,  allö  s. 
Bd  I  171.  173. 

Marsch  I  m.:  1.  wie  nhd.  allg.  Spec.  a)  rascher 
Gang  BBe.  Im  M.  gä",  eilig.  —  b)  Gangweise  B.  Du 
g'sehst  ja.  irie-ii-er  c"  M.  füert.  —  c)  in  der  BA. 
Ei""m  de"  M.  mache"  a)  den  Weg  bahnen,  weisen. 
,So  lebten  sie  oft  frehlich  und  verguiegt  bis  in  die 
späte  Mitternacht,  bis  Bacchus  mit  seiner  Kraft  dem 
Amor  hat  der  Marst  gemacht'  UErstf.  —  ß)  Einem 
Beine  machen,  den  Meister  zeigen,  ihn  nachgiebig 
machen  B.  Syn.  Eim  zeige",  wo  's  durche"  gät.  ,Dem 
Männervolk  muss  man  den  M.  inachen  und  ihm  gleich 
zeigen,  wie  man  es  haben  will.'  Gotth.  ,Wenn  die 
Bauern  einig  wären,  so  könnten  sie  den  [Käse-]Händ- 
lern  den  M.  machen.'  ebd.  .Denen  [Leuten]  muss  man 
den  M.  machen  zu  rechter  Zeit;  wenn  du  unter  ihres 
Regiment  müsstest,  in  acht  Tagen  machten  sie  dich 
z'  Tüfels.'  ebd.  ,Wie  sie  [die  Jungen  beim  ,Hurnussen'] 
gar  Nichts  mehr  könnten  und  wie  die  Andern  [die 
Gegner]  ihnen  den  M.  machen  werden.-  ebd.  ,Ein 
Knabe,  der  die  Zwiebeln  nicht  leiden  konnte,  sah  ein 
ganzes  Bett  voll  Zwiebeln.  Hui,  denkt  er,  wart,  ich 
will  euch  den  M.  machen  und  springt  mit  beiden 
Füssen  drein  und  zerstampft  nach  Herzenslust.'  B 
Hist.  Kai.  1834.  .Wenn  die  Comasken  sieh  nicht  besser 
aufführen,  will  man  ihnen  N.  N.  als  Stadtkomman- 
danten schicken,  der  ihnen  den  M.  machen  wird.'  1797, 
Hott.  1844    (übers,  ans    frz.:    .ils    les  fera  marchcr'). 


—  Y)  Einen  derb  zurechtweisen,  ausschelten,  herunter- 
machen Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  Sch;  S;  Tb;  U;  Z.  .Sie 
hätten  manchmal  gerne  dem  1.  Gott  den  M.  gemacht.' 
Breitenst.  ,A1s  bei  der Rechenlösi  der  mächtige  Schin- 
ken auf  den  Tisch  gepflanzt  wurde,  da  dachte  der 
[geizige]  Bauer:  Nun,  Etwas  muss  man  halt  den  Werk- 
leuten schon  opfern;  machen  Einem  sonst  den  M.' 
JoAcn.  1892.  De"  M.  übereho",  ausgescholten  weiden 
Th;  Z.  —  2.  Heereszug.  ,Als  der  ganze  M.  anbe- 
langet.' 1656,  Arg.  -  Zu  der  RA.  bei  1  c  vgl.  Schm.-Fr. 
1    1654,  ferner  Gr.   IVB.   VI    167'2. 

Ente"-:  Gänsemarsch  B.  —  Chüefer-:  takt- 
mässiges  Klopfen  der  Böttcher  Th;  Z. 

Lang-:  pers.,  Spottw.  auf  Jmdn,  der  langsam  und 
träge  geht  Ap.    —    Umd.  aus  Lam-Ärach  (Bd   I   467). 

Landsg'meind-:  besonderer  Marsch,  der  an  den 
Landsgemeinden  von  den  .Landtamburen'  getrommelt 
wird  Ap.  —  B'satzing-:  Marsch,  der  bei  dem  Aufzug 
zur  Neuwahl  der  Beamten  gespielt  wird  GrI>.,  Pr.; 
vgl.  B.  I  113.  —  Schlegel-:  Trommelmarsch,  wobei 
in  gewissen  Taktteilen  die  Schlegel  auf  einander,  statt 
auf  das  Fell,  geschlagen  wurden;  den  Franzosen  und 
Freiburgern  nachgeahmt;  vgl.  Z  Taschenb.  1879,  107. 
In  BsStdt  bilden  die  Schl.-Märsche  einen  Bestandteil 
der  , alten  Schweizermärsche.'  —  Stiere"-:  veraltete 
Benennung  des  Landsgemeindemarsches  Ap.  Vgl.  Ar 
Gem.  111. 

Ding-n.:  Ding  BR.  Es g'spässigs  D.  —  DasNeu.tr. 
wohl  nach   Ding. 

Dur«1'-  Dür-:  enphem.  =  Durch-Luuf  (Bi  III  1119) 
Ap;  GRh. 

marsche"  I:  verächtlich  für  gehen  ZO. 

marschiere"  (in  AABb.;  Gl;  Schw;  Tu  ma- 
schiere"):  im  Allg.  wie  nhd.;  oft  als  vertraulicher, 
aber  auch  barscher  Ausdr.  für  gehen  übh.  Er  cham" 
guet  m.,  =  ist  guet  z'  Fuess  Tu;  Z.  .Welches  nur  e" 
Mux  macht,  marschiert  in's  Bett.'  Stütz.  ,Wie  steht's 
jetzt,  du  Patriote?  Warum  seit  ihr  wegmarschieret 
meist  aus  euerm  Vaterland  V  JThomann  1799.  Auch 
reff.  G.     Marsclücr-dicU .'  packe  dich! 

üs-futter-:  mit  Eim,  ihn  zum  Tempel  hinaus 
befördern  ScnwE.;  Syn.  mit  Eim  zum  Tempel  üs  fare*. 

-  Vgl.  futter  (Bd   I    1135). 

Marschierung  f.:  Heeresordnung.  .Alsdann 
nimpt  man  die  Vorhut  der  Harnisten  aus  der  M.' 
Val. Frieder.  1619. 

Marsch  11  m..  in  L  Mäsch :  =  Mariasch  1 1>  (Sp.  357) 
.UFri.;   Bs;    I.. 

marsche"  II.  in  L  auch  umsehe":  1.  Spielname, 
a)  =  mariasehen  L.  —  b)  ein  dem  Chrüz-Jass  (Bd  111 
70)  ähnliches  Spiel  machen,  wobei  aber  die  .Sechser' 
entfernt,  also  nur  32  Karten  gebraucht  werden   AaFh. 

—  2.  zsraffen    AAZein.   —   Zu  2   vgl.  ramsen    11  zsraffen. 
2)  Bezeichnung  eines   Kartenspiels. 

marschänt:  sehr  schön  ZcAgeri.  Oppis  M-s.  Auch 
adv.,  sehr.  ebd.  M.  schön.  —  Umgestellt  aus  dum  frz. 
charmant. 

umhc-inarscliante"  =  de"  Garanti  gä'  i  IM  II  398) 

GrPt.    —    Frz.    marchander,   bandeln. 

ver-,    in    ScnSt.   -mafrjschandiere*,    -ma(r)schan- 

terierc" :  1.  verschachern  (bes.  in  kleinen  Stücken  und 

im)  Aa1'\,  Ke. ;  ScnSt .  Syn.ver-quanten,-templen. 

E"  liederlichen  Hüsfrau  giH  's  i"  sibe»  Here*  Ländere* 


I 25 


Marsch — niiii'seli.    Marl—  murt 


[26 


>,i>l.  si  vermaschandiert  Alles.  Sdlger.  —  '_'.  Etw.  ver- 
derben,   zerstören    Aa;    GRh. ;    ZO.    Sj'n.   ver-tüflen. 

.l/.i.--  f'i '.  da*  H7(';/(7(  m7io"  vermarsehantet  [abge- 
brochen] si'?  AAjonen.  —  3.  Etw.  verschwenden,  un- 
nütz verbrauchen  GRh. 

„mfirsche":  mit  vieler  Mühe  und  bei  leichter  Ar- 
beit doch  Nichts  auslichten  GrA."  —  Wahrsch.  Nbf. 
zu   märU 

(ver-.  z er-) morsche"  -»'-:  =  marsen,  mürsen  BSi.; 
Uw.  Sich  drängen,  von  einer  dichten  Volksmenge 
I'h  E.     .Sei'  hend  i/morsched. 

Eig.  identisch  uiit  morsen  (s.  u.  mürsen),  zu  dem  es  sich 
verhält   wie  z.  B.    Mörechel  zu   MiSreel. 

Chrorsehi- Morsclli:  Mischmasch  B  oE.  Syn. 
Clwsi-Mosi.  Chrusi-Musi. 

Morsch:     Name    einer    herben    Traubensorte    mit 

-in-.'i!    Beeren  AaBIj.:  S;   ZLimmattal,  S. 

morsch:  morsch,  faul  UwE.    Syn.  mürtsch.    .Eine 
morsche  Buben  an  eine  frische  tauschen.'  UBrIgg.  1782. 
mursche":  morsch  werden  UwE. 

(zcr-)moersche°  -«'- :  =  morschen  BSi.  Ein  Fels- 
stück zermuerschet  eine  Tanne,  auf  die  es  fällt. 

Wilil  hloss  lautliche  Nbf.  zu  morschen;  vgl.  uoch  das 
syu.   in w  n  n. 


Mart  —  murt. 

Marta  Matte'  (Dim.  Marteli  Z,  Märteli  B  oHa., 
Marti  I  Bs;  B;  Z):  weibl.  Taufn.  Halb  appellativ: 
E'  sorgfeltigi  M.  Sülger.     S.  noch  Merta. 

Marter  II  f.,  in.:  1.  Marter,  Folter,  bzw.  das  betr. 
Werkzeug.  We  ltan-ich  Vlanget!  We  ist  ml"  Herz  am 
M.  [eig.  am  Marterholz.  Kreuze]  g'hanget!  Halevy 
1869.  Es  sei  ihm  Unrecht  geschehen,  wie  man  ,nacb- 
hin  an  syner  m.  erfunden.-  1534.  Absch. ;  vgl.  ebd. 
IV  1  e  1215  y.  .Es  hat  das  Ansechen,  sy  werdint  die 
üsserist  M.  an  im  bruchen.'  1634,  ebd.  .Als  aber 
;  llörder  gefangen  und  an  die  M.  geschlagen  [wur- 
den].' JLCys.  1661.  .Den  N.  N.  an  die  M.  gebunden, 
aber  nicht  ausgezogen.'  1668,  Tageb.  des  B  Scharf- 
richters. —  2.  m.,  Name  eines  an  dunkler  Wand  ste- 
henden Tisches  in  einer  Aa  Schule,  an  dem  die  ABC- 
Schützen  sassen.  —  3.  in  PA1.  auch  m.,  Qual,  Pein. 
allg.  's  (si"s)  M-s  ab  sl",  von  allen  Qualen  erlöst  sein, 
bes.  im  Tode  Aa;  L;  Th;  Z.  's  war  besser,  nie"  schlieg- 
en  :'  töd;  er  war  denn  e"möl  sl"s  M-s  ab.  Stutz.  ,Fi- 
nire  dolorem  gladio,  im  selbs  der  m.  abhelfen  mit  dein 
schwort.'  Fris. ;  Mal.  .Fluoch  Gott  dem  Herren,  so 
tödt  er  dich  und  kommst  der  m.  ab.'  LLav.  1582. 
.Nun  gehe,  so  kommst  der  M.  ab.'  GGottb.  1599  (Zuruf 
an  Einen,  der  zur  Steinigung  geführt  wird).  Im  Wort- 
spiel mit  Marter  I,  von  einem  Verstorbenen:  Er  ist 
Marders  ab  und  dem  Iltis  zue  Aa  (lt  I.'ochh.).  A.  Wie 
bist  über  de  Winter  cho'?  B.  Wie  's  Gossauer  Hüendli: 
mit  Marter.  Sprww.  1869.  —  4.  in  Schwüren,  mit  Bez. 
auf  das  Leiden  Christi.  .Botz  m.,  küri.  Velti  (sacker 
leiden)!'  NMan.  .Dass  üch  bocks  blitz  und  m.  schänd!' 
Wagner  1581.  .Bocks  M.!'  flucht  ein  Schütze,  der 
gefehlt  hat.  HHGrob  1602.  —  5.  vor  Adj.  und  Adv. 
verstärkend.  ,M.  grausam  schwer.'  Wagner  1581.  ,Ein 
marterschönes  Weib.'  JMahler  1620.  ,Das  ist  uns 
Teutien  m.  leid.'    Com.  Beati.     ,Er   versteht  marters- 


wenig  französisch.'  1761,  Z  Brief.  —  Die  RA.  tmter  3 
(roh!   nach  dem  syn.   's   Elend»  ni  -i". 

martere":  1.  foltern.    .AU  sy  den  gefangenen  ge- 

marderet  und  gestreckt.'  iim  1510,  Gfo.  —  2.  Herd- 
epfel m.  =  morde*  Bs:  Ndw.  —  3.  intr.,  Qnal,  Mühsal 
erdulden  PA1.  —  4.  mit  Mühe  Etw.  fortschleppen 
GrOIjS. 

arsch-mardere":  quälen  BSchw.  —  „Ars-Mar- 
terei  f.:  linkisches  Angreifen  und  entsprechender 
Fortgang  eines  Geschäftes  Bs." 

durch-.  .Wo  im  ein  nagel  syn  hend  und  füess 
lurchg'marteret.'  OWerdji.  1552;  dafür  .durchboret.' 
Herborn  1588. 

zer-.  ,Ein  Pündtner,  der  die  teutsch  Sprach  zer- 
marterte [radebrechte].'  Schimpfr.  1651. 

Marter  er  m.:  1.  Märterer,  Märtyrer  Aa.  —  2.  (ab- 
gemagertes) Maultier.  Die  letzte,  schwierige  Berg- 
partie habe  er  nicht  zu  Pferde  gemacht,  sondern  habe 
dazu  .Marterer'  genommen,  erzählt  der  Bischof  von 
Augsburg  von  seiner  Beise  nach  Pfäfers  und  Einsiedcln 
am  Ende  des  XV.  .Ich  dinget  ein  m.  um  15  krüzer 
bis  gan  Derfis,  rat  [d.  i.  reit]  ich  zu  der  kilcheu.' 
Stockar  1519.    Vgl.  Marter-Bild. 

marterlicl1  Gl;  L;  Zg,  märterlv*,  -lech  Aa;  G; 
S;  Z  (in  Kn.  auch  märtlich):  peinlich,  entsetzlieh  Z; 
Syn.  schüchlieh.  Es  ist  m.  g'sV.  Vor  Verben  und  Adj. 
verstärkend  Aa;  Gl;  L;  G;  Zg;  Z;  Syn.  manierlich, 
mörderlich.  De''  hett-ich  m.  dure'g'schlage* !  Z.  M. 
brüele',  schreie";  m.  guet.  ,Ist  dir  so  marterlichen 
weh?'  JMahler  1620.  Noch  mehr  verst.  heide'-m.  Aa. 
—    Mhd.   marter-,   martettich. 

martlen.  ,In  dem  krüz,  do  God  an  gemartert  wart.' 
XV.,  Z  Anz. 

Mhd.  martelen,  Nbf.  von  marteren.  Doch  könnte  man  auch 
an  Zugehörigkeit  zu   nilat.  martelare,  frz.  marteler,  denken. 

„  MärteriDg  m.:  zartes  Kind  oder  eine  Person  von 
kränklichem  Körper  Sch"  (lt  St.1). 

Martin  Marti  II  Aa;  Ar;  Bs;  B;  GrPi.;  L;  G;  S; 
UwE.;  Z,  Märti  AAFri.;  SchwMuo.,  3Iärtel  AaF.;  L; 
Schw;  UwE.,  vergröbernd  Martsch  GlH.  ;  Scuw,  Mäsch 
GRPr.,  Märtsch  GrL.;  Schw,  Märtschel  Scuw,  Dim. 
Marteli  VO,  Märteli  Ap;  VO:  1.  Personenname.  Ham- 
marti,  Hans  Martin  Ar;  Gr.  Von  39  in  der  Schlacht 
bei  Marignano  gefallenen  St  Gallern  hiessen  nur  2 
.Marti';  s.  Vad.  III  215.  Mit  mehr  oder  weniger  deut- 
lichem Übergang  zu  appellativer  Bed. ;  oft  als  Be- 
zeichnung einer  beliebigen  Mannsperson  (vgl.  Jägg  2 
Bd  III  24).  Mareäi,  Zuekereili,  gang-mer  nit  durh 
d'Böne'l  wenn  der  Vetter  Marti  ehunnt,  n  ird-cr-dich 
scho'  bilöne"  AAFri.  Stelze'märti,  Zibelimärti,  gib-mer 
nie''  ro"  dlne"  Böne",  will  si  gar  guet  löne'.  Gisch-mer 
NM,  s.  schloh-dieh  hüt  ab  dlne"  Stelze",  ebd.  Trumpf 
Rs.  d'  Fruit  heisst  Marti!  sagt  der  übertrumpfende 
Spieler,  welche  BA.  eig.  besagen  will,  dass  die  Frau 
im  Hause  Meister  sei  AALeer.  Hans  Marti,  scherzh. 
Schelte  Z;  Syn.  Hans  Dampf '.  Chalber- Marti,  Schelte 
auf  einen  einfältigen  Menschen  GrD.  Entstellt  für 
Mötteli  in  der  RA.  von  einem  Glüekskinde:  Me"  würd 
meine",  Der  hett  's  Märtelis  Glück  ZTagelsw.  Spec. 
Martli,  Mensch,  der  Etw.  mit  Leidenschaft  betreibt  G. 
Syn.  Ueli  (Bd  I  184),  Ludi  (Bdlll  1102).  —  2.  meist 
in  der  Form  Marti(n),  Name  des  Heiligen.  Heilige'' 
Sant  Marti!  das  lebig  Opfer  gib-ich-der,  soll  eine  Frau 


127 


Mart— murt.    Martsch— murtsch 


128 


gesagt  haben,  als  ihr  ein  Habicht  den  Hahn  raubte. 
Sülger.  In  Schwären  AAHäggl.  's  ist  d's  Mörtels  %so, 
nid  wör!  ,Botz  martis  nacht!'  flucht  ein  Landsknecht. 
RSchmid  1579.  Der  h.  Martin  ist  Patron  vieler  Gottes- 
häuser. Ein  Klösterchen  St  Martin  stand  auf  dem 
Zürichberg;  Kapellen  von  St  Martin  gibt  es  in  Gr;  G. 
In  AAWittnau  entspringt  neben  der  St  Martinskapelle 
der  Martisbrunne'.  Wer  daraus  trinkt,  wird  närrisch; 
daher  die  RA.  von  Einem,  über  dessen  Dummheit  man 
sich  lustig  macht:  De''  het  vom  M.  'Prunke"  Aa.  Vgl. 
noch  Martins-Esel  (Bd  1  520),  -Loch  (Bd  III  1035). 
,üiss  sind  recht  S.  Martinis  Schuo,  fi",  wie  s'  ein  Junker 
iez  muoss  hau.'  Com.  Beati.  —  3.  meist  in  der  Form 
Martini  (m.  Tu;  Z,  f.  ZRorb.,  Bafzerfeld),  doch  auch 
Martistag,  Marti,  der  dem  Heiligen  geweihte  Tag 
(11.  Nov.),  sowohl  kirchlicher  Festtag  (in  den  Ur- 
kantonen  schon  Anf.  XIV.;  vgl.  Gfd  XVII  156),  als 
auch  einer  der  bedeutsamsten  Termine  im  ländlichen 
und  bürgerlichen  Leben.  Zu  FTaf.  opfert  man  dem 
h.  Martin,  dem  Schutzpatron  der  Gemeinde,  ,nach  ge- 
tanem Gelübde,  zu  Heilung  von  Bauchgrimmen  und 
Brüchen,  Gänse  und  Hühner  in  Menge';  vgl.  Schwei- 
zerbote ISIS,  373/4.  In  LSursee  belustigt  man  sich 
am  Martinstage  auf  offenem  Platz  mit  dem  Gans- 
abe'haue":  die  Teilnehmer  versuchen  bei  verbundenen 
Augen  die  an  einem  Seil  aufgehängte  Martinsgans  mit 
einem  Säbel  herunterzuschneiden;  vgl.  Bd  II  371  und 
Herzog  1884,  288.  Der  Tag  bezeichnete  aber  insbes. 
das  Ende  des  landwirtschaftlichen  Jahres.  Martini, 
stell  mHM!  heimse  die  letzten  Feldfrüchte  ein.  Sulger. 
An  diesem  Tage  hörte  der  Weidebetrieb  auf  (s.  Gall 
Bd  II  200).  Die  , Weinrechnung'  [d.  h.  die  obrigkeit- 
liche Bestimmung  des  Weinpreises]  wurde  vorgenom- 
men, da  man  schon  in  alten  Zeiten  dafür  hielt,  dass 
sich  auf  den  Martinstag  der  ,Most  in  Wein  verkehre'; 
vgl.  vMoos  II  222.  Der  Tag  war  auch  das  Ende  des 
Pachtjahres,  wo  man  die  Pachtzinsen,  dann  auch  andere 
Zinsen  und  Gefälle  entrichtete  (vgl.  als  Gegenstück 
den  .Maitag').  Sant  Marti"  ist  üser  Zeis-  und  Z'ehndc"- 
herr  L;  vgl.  auch  Georg  (Bd  II  51)  und  Jörgi-Hcr 
(Bd  II  1532).  ,40  phunt  pfenninge  [dem  Bischof  von 
Bs]  ze  gewerfe  ze  sant  Martins  mess.'  1274,  Geschfo. 
Ges.  ,Dic  zinser  von  Adelgeswile,  die  sullen  an  sant 
Martis  tage  weren  den  zins  in  den  hof  [an  das  Stift 
Luzern].'  LAdl.  Hofr.  Vgl.  noch  Seg.,  RG.  I  219;  Bs 
XIV.  100;  Vonbun  1862,  17.  Aus  dem  im  Herbst  ein- 
gelieferten Zehntgetreide  wurden  am  Martinstage  da 
und  dort  Brotspenden,  zunächst  an  die  Zehntpflich- 
tigen, veranstaltet.  ,So  soll  der,  so  den  zenden  en- 
pfacht,  den  kilchgenossen  gen  10  vrtl  körn  und  1  vrtl 
gersten  und  ein  becher  salz,  dar  us  man  bacht  die 
brot.  so  man  nemmt  sant  Martis  brot,  so  man  teilt 
uf  die  felligen  güeter  und  uf  die  fryen  güeter  nach 
inhalt  ir  amptsrodel.'  1502,  L  Propsteizinsrodel  (für 
LRoth,  wo  der  h.  Martin  Kirchenpatron  war).  In  Solo- 
thurn  wurden,  angeblich  zum  Andenken  an  die  Ret- 
tung in  der  Mordnacht,  aus  dem  Zehntkorn  gebaekene 
Wecken  verteilt;  vgl.  FrStaub  1808,  62/63;  Aa  Ta- 
schenb.  1881,  45/7.  Auf  die  Zeit  des  Martinstages 
werden,  z.  B.  in  Ap;  Obw,  die  Herbstgemeindeversamm- 
lungen verlegt  (vgl.  Martini-Chilchhöri  Bd  II  1578, 
Martini-Gemeind  Sp.  305),  häufig  auch  die  Herbst- 
jahrmärkte (Martini-Märkt).  Im  Hause  werden  die 
Schweine  geschlachtet.  ,Einer,  Einen  zu  b'schimpfen, 
sagt  zu  ihm:  Es  ist  uf  der  ganzen  Welt  Niemand  bas 


[wohler]  als  deiner  Frauwen  von  deswegen,  sie  bat 
an  dir  ■/.'  Martini  ein  eigen  Sehwyn.'  Schimppr.  1652. 
l>er  .Martinstag  bringt  nach  der  Vulksanschauung  noch 
einen  kleinen  Nachsommer.  Der  Marti"  icill  si"cm 
Esel  heut",  sagt  man.  wenn  der  Martinstag  hell  und 
warm  ist.  was  auf  einen  Martini-Summer  deutet  S. 
Anderseits  ist  die  Witterung  um  Martini  Losung  für 
den  Winter.  Ineichen.  , Sankt  Martin  —  Feuer  im  Ka- 
min-, d.  h.  mit  dem  Tage  fängt  man  an  einzuheizen  S. 
Wenn  's  vor  Martini  iffrürt.  äass  's  Isch  e"  Gans 
treit,  so  isch  der  Winter  verfrore"  S;  vgl.  Bd  II  370. 
We""-me"  vor  Martini  muess  Wedele"  [Reisigbündel] 
verbrönne",  muess-me"-Sg  dernöch  spare"  S.  Sehnt  it  's 
vor  Martini  aber  de"  Rhi",  so  ist  der  halb  Winter 
vorbi  Z.  S.  noch  Judä  (Bd  III  14).  —  4.  übertr. 
a)  Name  des  Bären  bei  den  .Churwalen',  lt  Fischart, 
Garg.  —  b)  ,trockener  Martin',  Name  einer  Birnsorte, 
lt  Kohler. 

Das  Masc.  bei  3  nach  dem  hinzugedachten  Tay,  das  Fem. 
viel],  nach  andern  weibl.  Festnamen,  bes.  nach  Liecht-Müss. 
N'ach  einer  Angabe  gilt  in  ZN.  in  dieser  Bed.  auch  das  Neutr. 
Betr.  die  Bed.  des  h.  Martin  in  Volksbrauch  und  -Glauben 
vgl.  mich  Kuhn,  Herabkunft  18S6,  166/8;  Jlannhardt,  Baum- 
kultus, bes.  '273/4;  Alsatia  1851,  65.  ,St  Marthis  thar.' 
Haimonsk.  1531.  ,Marti(n)',  Familienname  Aa;  Bs;  B;  F; 
Gl;   Gr;    L;   Seh;   S;   W;   Z. 

Martina  Marti  III,  Dim.  Marleli:  weibl.  Tauf- 
naine  UwE. 

Herta:  weibl.  Taufname.  1.  Emerita  GrPi'.  — 
2.  Martha  Gr. 

Berg-Mirte"  f. :  Preisseibeere,  Vacc.  vitisidaea  BBe. 
Stein-:  Schleifenblume,  Iber.  semperflor.  B(Durh.). 
Tanne"-:  gem.  Besenheide,  Call.  vulg.  Bü. 

Mnrtji  n. :  Mörser  PA1.   —   It.  mortajo. 

Miirte".  Eine  Erinnerung  an  die  Schlacht  bei  M,, 
wobei  freilich  die  Übergabe  von  Grandson  hineinzu- 
spielen scheint,  bewahrt  die  RA.:  M.  ist  über,  die 
rechte  Zeit  ist  vorbei  BHa.  M.  ist  düo  afen  über 
tfsin,  u-a  de''  Sana  verein  fürt  ist.  --  Vgl.  über-Mn  (Bd  II 
1324  i.   Magdeburg  (Sp.    HS). 


Martsch      murtsch. 

Martsche"  f.:  ein  Spiel.  ,Tiguri  etiaui  quondam  in 
publicis  conventibus  tabula  rotunda  ponebatur.  in  (jua 
plura  foramina  certis  notata  signis,  in  qua  agebatur 
globus  quidam  volvendo,  atque  attendebatur,  in  quod 
foramen  globulus  iste  ineiderat.'  Schulze,  Id. 

Schulze  bringt  das  W.  in  Zshang  mit  der  ,Martsche', 
einem  kriegerischen  Spiel  der  Edlen  in  Strassburg  vier 
Wochen  nach  Ostern,  dessen  Ahschluss  die  ,Buntofel',  eine 
Mahlzeit  an  der  runden  Tafel,  bildete.  Vgl.  noch  Gr.  WB. 
VI    1756.      Ein  ganz  ähnliches   Spiel   s.   u.    munden. 

G' martsch  n.:  Gedränge  Gl. 

martsche":  1.  sich  drängen,  von  Volksmassen 
Gl;  einander  gegenseitig  stossen  Aa  (Rochh.).  St'* 
iitt"-)it..  sich  zwischen  gedrängt  Sitzende  hineinzwän- 
gen Gl.  Auch  =  Chäs  drucken  (Bd  III  512);  Eine" 
nsr"-w.,  ihn  dabei  aus  der  Reihe  hinauspressen,  ebd.; 
Syn.  eu  Chäs  machen.  —  2.  Lasten  durch  Aen  Wider- 
stand weicher  Massen  hindurchbewegen  GlIv.  Auch 
ier-iit..  etwas  Weiches  und  Saftiges  zu  einem  Brei 
zerdrücken   VOj    Gl.  —  3.  Wörter  use"-m..    mühsam 


429 


Martsch— murtseh.    Marw— murw 


I:ki 


herausquetschen  Gl.    Die  liechtcrc"  Wörtli  hiin-ich  eso 
i/c"  langsame*  Weg  möge"  üse'-g'märtsche*.  Gl  Volks- 

gespr.    Vgl.  chäsen  5  d.    —   Vgl.  , matschen'  2  bei  Gr.  WB. 
VI    1 755/6]   li'ni'T   ver-murtBcken. 

Mertscherl  f.:  Kramware.    .Alle  m.  gibt  ein  soum 
S  p.'  Auf.  XV.,  L  Schiffmeisterlibell.   ,Märscherei.'  Anf. 

XIV.,    L  Zolltarif.    —    It.    merecria.     Vgl.    märzelcn. 

in  ii  lisch:  mürbe  Schw.     Syn.  mütsch. 
vc  r-iii  ürtsehe":    zerbröckeln,    z.B.  von  Gestein 
SchwMuo.     Vgl.  mursen. 


Marw      murw. 

marw  mär  —  Comp,  märer,  in  ApK.  merer:  1.  mürbe, 
weich,  bes.  von  (reifen,  gelagerten)  Früchten  ApL,  IC; 
Galle.,  Pr. ;  G.  Das  sind  efange"  m-i  Bire".  —  2.  zum 
Arbeiten  nicht  aufgelegt,  träge  ApI.  Kränklich  ApL, 
K.  Syn.  lind.  —  Mhd.  marf-tm),  im  Ablautsverhältniss  zu 
dem  syn.   munoe. 

im  ömär:  1.  fest,  hart,  daher  unbearbeitsam  ApI., 
M.  —  2.  ömär,  unzeitig  ApH. 

Wenn  2  eig.  .unreif  meint,  stellt  Zugehörigkeit  zu  1 
fest;  der  Voc.  würde  sich  entw.  aus  Anlehnung  an  an-m&r 
(Sp.  360)  erklären,  mit  dem  es  sich  auch  begrifflich  berührt, 
oder  auf  einer  urspr.  j- Bildung  (St.  "marwia-)  beruhen;  vgl. 
gar  :  gär  (Bd    II    395). 

mare":  1.  (durch  Liegen)  mürbe  werden,  von 
Baumfrüchten  „Ap;"  Gr;  G.  Obst  z'  m.  tue"  GuHe. 
—  2.  tr.,  (Obst)  lagern,  damit  es  mürbe,  essbar  werde 
Gr.  —  Für  GrHe.  wird  Kürze,  für  G  Lauge  des  Voc.  an- 
gegeben. 

niärwen  g'märbe*  Th;  ZFe.hr.,  (g'Jnärbe*  I  ZSth.: 
=  {/'»iure"  (Sp.  353).  Mit  enand  g.  ,Ob  zween  oder 
drei  zusammen  merwittint,  dass  sy  zu  acker  und  ze 
bauen  gefaren  möchten.'  1483,  TRBürglen  ürk. 

Mhd.  (sich)  merwen  zuo,  sich  verbinden,  vereinigen.  Pup. 
schreibt  einmal  g'merke*,  das  (wenn  richtig)  an  g' meinwerke* 
angelehnt  oder  daraus  verstümmelt  scheint.  Auf  die  Form 
(g')närbe*  hat  wohl  g'närbe*,   sich   mühen,  eingewirkt. 

Ter-:  refl.,  sich  verbinden,  rotten.  .Deine  pro- 
pheten  habend  sich  mit  einander  vermärwet,  die  seelen 
zu  verschlünden.'  1531/48,  Ezech.  ;  dafür  .verbunden.' 
1667;  .verschworen.'  1882.  Vgl.:  .Ihenes  volk  ist  zuo- 
samen  g'merwt  [hat  sich  zusammen  gerottet].'  1531, 
Jes.  ;  ,zemmen  g'merbt.'  1530. 

G  '  m  ä  rb  e  r  m. :  =  Gemare"  (Sp.  353)  ZFehr.  „G'när- 
ber,  spöttisch,  ein  Bauer,  der  sein  Lamlgütchen  mit 
wenigem  und  schwachem  Vieh  selbst  pflügt  oder  mit 
einem  andern  zusammenspannt  Th." 

mnrw  BBr.  (neben  murb);  Uw,  murf  GuScuolms, 
Val.,  murb  Aa;  Bs;  BE„  0.;  Gl;  GrL.,  Schud.;  L; 
Schw;  S;  Th;  Zg;  ZS.,  Stdt,  mürb  BSi.;  FSs.;  GRGlar.. 
mitr  uTh;  ZSth.,  mar,  mür,  bzw.  mü2r,  mör  (Comp. 
meist  mit  üml.)  Ap;  GStdt,  Ta.,  T.,  W.,  We.;  Sch; 
oTh;  ZDättl.,  Fehr.,  0.,  W. :  l.=marwl,  auch  von 
Brot,  Knochen;  locker,  vom  Erdreich;  morsch,  von 
Holz.  allg.  Syn.  brüschmig.  D'  Opfel  wSrde'd  m.,  «o«"*- 
me*  s'  i"  's  Heu  leit;  vgl.  Muncete".  M-i  War,  M-s, 
's  M.,  feines  Backwerk  vom  Kleinbäcker,  wie  Butter- 
wecken, Garelen  (Bd  II  398)  u.a.  Bs;  B;  Z;  Syn. 
g'anlets  Brot  (Bd  I  344).  Beim  Bäcker  so  und  so 
viele  Stücke  ,Mürbs'  holen  ZStdt.    Chüechli,  so  in.  und 


so  chröspelig.  Scuwzd.  (Th).  ,1739  wurde  von  den 
Beckermeistern  zu  Heidelberg  auf  dein  zugefrornen 
Neckar  ein  Backofen  gebaut  und  darin  weiss  und 
schwarz  Brod,  auch  mürbe  Sachen  gebacken.'  S  Kai. 
1741.  .Schöner,  schwarzer,  mürber  Herd.'  Gotth.  ,l)ie 
leber  des  delphinen  ist  zart  und  murb,  die  zung  mür- 
ber dann  die  leber.'  Fischb.  1563.  .Castaneae  molles, 
murb,  lind  oder  reif  kestinen.'  Fris.;  Mal.  ,1'utre 
solum,  murw  erdrych.'  Collin  zu  Virg.  ,Ein  murwes 
oder  leicht  zerribenes  Zeltlin.'  JJNüsch.  1608.  ,ln 
einem  guten,  morben  Erdreich.'  Rhag.  ;  sonst  ,murb.' 
,Man  isst  reife  Früchte  ganz  frisch  oder  mürb  (feig) 
oder  gedört.'  Spleiss  1667.  ,Du  wohnst  in  einer  mür- 
ben Hütte,  meine  Seele!'  UBragger.  Locker,  im  moral. 
Sinn:  , Sollst  du  mir  einen  Kuss  erlauben  und  sonst 
Nichts  argwohnen;  ich  habe  keine  mürbe  Absichten.' 
ebd.  —  2.  von  Menschen,  =  marw  2;  schlaft',  matt, 
unzuverlässig  Ap;  Bs;  B;  Gl;  S;  Z;  gebrechlich  S. 
Syn.  <Ii  rlisch,  teig.  Wenn  d'  Sänne"  heiss  schint,  isch-er 
u f  der  G' stell  m.  Bs.  Afe"  so-ne"  m-en  alte''  Ma"". 
BWyss.  —  3.  zahm,  nachgiebig  Bs;  ß.  ,Wenn  einst 
Vater  und  Mutter  gestorben  seien  und  es  noch  keinen 
Mann  hätte,  so  wüsste  es  wohl,  wie  es  ihm  gienge: 
die  würden  es  einschliessen,  bis  es  mürbe  genug  zum 
Erben  wäre.'  Gotth. 

Mhd.  murwc,  murine.  Unsere  Formen  (abgesehen  vrm 
mürb)  weisen  in  ihrem  Voc.  alle  auf  altes  U  zurück.  Nach 
einer  Angabe  ist  in  ZUhw.  Differencierung  eingetreten  zwi- 
schen mur,  faul   (von   Obst),  und   mör,   mürbe. 

murwe"  mürbe"  Aa;  B;  Gl;  Z,  mürbe"  SchwNuoL, 
mtVre"  THSirn.,  mö're"  ZO. :  1.  intr.,  mürbe,  weich  wer- 
den, spec.  =  maren  1.  allg.;  Syn.  mürbsten.  Auch  von 
Menschen,  weich,  nachgiebig  werden  B;  VO;  Gl;  Z. 
,M.  lä",  temporis  intervallo  animum  obstinatum  le- 
nire.'  Id.  B.  ,Der  Karrer  wäre  Sinns,  wieder  zu  kom- 
men ;  er  hat  neue"  g'murbet.'  Gotth.  ,Die  harten 
Herzen  werden  m.'  B  landw.  Wochenblatt  1847.  - 
2.  mürbe",  tr.,  mürbe,  weich  machen  B. 

ab-murben:  nach  und  nach  morsch  werden  und 
alisterben  Aa;  Z.     Der  Baum  murbet  ab. 

er-:  =  murwen  1  B;  L;  Zg.  .Ermurwen,  murwund, 
faul  werden,  immaresecre.'  Fris.;  Mal.  Auch  bildlich  : 
De''  muess  mir  scho"  noeh  e.,  ich  werde  ihn  nachgiebig 
machen  B.  ,Als  er  eben  recht  ermürbet  schien,  rückte 
sie  aus  mit  ihrem  Anliegen.'  Gotth. 

In  der  Stelle:  ,Es  wärnvtend  sich  etlich  by  den  auge- 
stossenen  hüseren,  die  die  fyend  verbrannt  hatten  und  waren 
aber  die  muren  als  fast  von  bitz  wegen  ermürdet,  dass  ein 
mur  niderfiel  und  darunter  16  knecht  verfielen  und  umkamen' 
(WSchodeler  1522)  scheint  .ermürdet'  Schreibfehler  für  .er- 
mürbet',  da   der  Zshang   die  Bed.   ,mürbe   gemacht'    ergibt. 

yer-:  (vor  Mürbigkeit)  zerfallen,  vermodern  AaF.; 
VO;  G;  Z.  Vermurbets  Holz.  ,Die  Würfelein  in  der 
Erden  seind  teils  schön  früsch,  teils  aber  um  Etwas 
geschädiget  und  vermurbet'  1718,  DHess. 

Murwete"  f.:  coli.,  eine  Anzahl  Früchte,  die  man 
zum  Mürbewerden  auf  die  Seite  legt  BHa.  Murbete", 
geheimer  Vorrat  an  Obst,  den  die  Knaben  im  Heu- 
stock anlegen,  um  es  mürbe  werden  zu  lassen;  auch 
das  Versteck  selbst  GSa.     Syn.  Mütech,  Murw-Nest. 

mürbele":  feines  Backwerk  essen,  etwas  Gutes 
behaglich  verzehren  Schw. 

Bein-Mürwi  -Mü2ri,  -Möri  f.:  Beinbrüchigkeit, 
eine  Krankheit  bes.  der  Kühe  „Ap;"  Th;  Z.  Sie  be- 
ginnt mit  der  Lecksucht  und  endigt  mit  der  Misslämi 


431 


Marw— miirw.     Marx     iniirx.     März — murz 


432 


(Bd  III  1265).  Vgl.  noch  Ärch.  Vet.;  Wirth- Walraff  ! 
150;  3.  auch  beiii-niürdig  |Sp.  :'.9'.i),  Bluet-Schtrliti. 

mürwisch  mürbsch:   morsch,    von    Holz    SchwE. 

M  ü r lj  1  i " sx  in.:  verzärtelter,  schwächlicher,  kränk- 
licher Mensch   l!s  (Spreng). 

niürhsle"  =  »innren   1,  lies,   von   Hirnen   BM. 


Marx      murx. 

Marxm. :  Anschnitt  eines  Brotes  B  um  A.irh.  Syn. 
Mwrgg. 

murx:  Ailv.,  gänzlich  L;  Uwj  z.B.  in  der  Ver- 
bindung m.  rrrtrurl't,  völlig  zerquetscht.     Vgl.  murz. 

raursc*  Aa;  Bs;  L;  Th,  morxe*  Bs;  GRh.;  Schw; 
S;  Th;  Z:  1.  meist  e'sämme'-m.  =  murggen  1  Tu;  Zr, ; 
Z.  Öppis  ine'-,  use'-m.  =  ine*-,  use'-mörde*  (Sp.  398) 
L;  S;  Th;  Z.  Öppis  dure'-m.,  durchzwängen,  eig.  und 
bildl.  Th;  Z.  An  Öppis  ume"  ?».,  sich  ohne  Geschick 
damit  abquälen  Aa;  B;  Schw;  Z.  Morxi  m.,  Pfuscher 
ZMönch.  Ume"-m.,  sich  winden  und  drehen,  nicht 
nachgeben  wollen  Bs.  Wo  st  hätt  sollen  e"  Stigg  Linis 
herg'e*,  het-si  so  lang  ume'g'mwxt,  bis  der  N.  mit-eme" 
lA'lache*  verlieb  g'no*  het,  wo  d'  Mis  d'ra*  g'si*  sin. 
Schwzd.  —  2.  geizen  Bs;  L;  S  WA.  —  3.  Eine*  (ab-Jm., 
meist  euphem.  und  scherzh.,  ihn  erwürgen,  hinmorden 
Aa;  Bs;  B;  G;  Tu ;  Z.  Eine*  m.,  am  Halse  würgen, 
wie  es  unter  der  Jugend  an  Namenstagskindern  geübt 
wird  THSteckb.  —  Von  murggen  mittels  s  weitergebildet. 
Vgl.  Gr.   WB.   VI   2716/17. 

ab-:  1.  Ei,em  Öppis  a.,  abdringen  Bs;  L;  Th;  Z; 
Syn.  ub-drucken.  Sic"  's  Essen  a.,  aus  Geiz  absparen 
Bs.  —  2.  s.   murren  3. 

ver-:  tr.  1.  zerquetschen  Zg.  E"  Niiss  r.  —  2.  un- 
ordentlich zerschneiden,  zerstückeln  Z.  Syn.  rer- 
g'näggen.  —  3.  durch  Pfuscharbeit  verderben    Schw. 

Murxer,  Mor.rer  m. :  listiger,  verschlagener 
Mensch  S.     Vgl.  vertruckt. 

Mürx  =  Murgg  Iah.  -  Vgl.  .Murks'  '2  (Gr.  WB. 
VI   2716). 


März  —  murz. 

Marzel:  Taufname,  Marcellus  Schw. 

Marzell(e")  m.:  eine  Münze.  ,Ein  marzell  ist  5  ß.' 
1  197,  HsSchürpf.  ,I>ie  gueten  m.,  der  ganz  und  un- 
beschnitten ist,  einen  für  zechen  Schilling;  item  ein 
m.,  der  beschnitten  ist,  für  sechs  plapphart.'  1504, 
Absch.  (Münzvertrag).  ,[Als  Schifferlohn]  muesst  einer 
gen  2  marzellen.'  Stolz  1519.  ,Marzeller',  unter  kurs- 
fähigen  .wälschen'  Münzen    aufgezählt.    1532,   Absch. 

It.  mareeUo,  eine  venetiauische  Silbermünze;  vgl.  Schm.- 
Fr.   I    1654/5. 

marziälisch:  verstärkendes  Adv.  BsStdt;  ScnSt. 
Syn.  mordiäiisch.    's  tuet-mer  m.  we. 

März  Me'rz  Bs;  Ztw.,  sonst  meist  Me'rze*:  1.  Mo- 
natsname. Der  M-e*  spurt  (löscht)  d'  Cherze*  Gr;  L. 
Wenn  's  im  M.  Nibel  giH,  st,  chunnt-er  i*  hundert 
Tage*  wider  abe*  S;  '/..  ,So  viel  Nebel  im  Märzen,  so 
viel  Palmen  und  Kerzen',  d.  h.  so  viel  Bittgänge  mit 
geweihten  Palmen  und  Kerzen  müssen  zur  Abwendung 


von  Wetterschaden  gehalten  werden  Sj  von  den  dor- 
tigen Beformierten  parodiert:  ,Es  nützen  Palmen  und 
Kerzen  so  viel  als  Nebel  im  M.'  So  vil  Nebel  im  M. 
sä  nl  (Schlug-)  Wetter  (Rege*)  im  Summer  S;  Z.  .Wie 
viel  Nebel  im  Merzen,  so  viel  Wassergüss  im  Jahr; 
wie  viel  Touw  im  .Merzen,  so  viel  Ryfen  nach  Ostercn, 
so  mancher  Nebel  kummt  im  Ängsten.'  ZElgg.  Arzneib. 
Vgl,  .Märzennebel'  bei  Wander.  .So  weit  es  im  Märzen 
biechtet  [Rauhreif  ansetzt],  so  weit  herunter  wird  's 
im  Mai  schneien.'  Ineichen.  Im  Merze*  Tau,  im  Maie* 
l.n's  s.  Wenn  Eine''  im  Merze*  mit-eme*  Sari:  voll 
Sehne  über  de*  Boggenacher  geit.  so  g'seht-me*,  wo-n-er 
düre*  'gangen  isch,  Schnee  im  März  schadet  dem 
Roggen  S;  Z.  Wenn  der  Gugger  im  Merze*  schreit, 
trenn  der  Storch  ril  ehlapperet  und  sic"  die  wilde* 
Gatts  lö*  g'seh,  so  gi''t  's  e*  früeehe*  Früeli'g.  ebd., 
ähnlich  Z;  s.  noch  Gugger  II  (Bd  II  184).  im  März 
soll  man  die  Wiesen  auf  den  Zaun  hängen',  sie  sollten 
gut  austrocknen  L;  vgl.  Märzen-Staub.  De'  Merze* 
sott  Xnnt  bringen  und  Xünt  ne",  die  Vegetation  sollte 
im  März  unverändert  bleiben  ScHSt.  Mit  Bez.  auf 
Abzehrende  heisst  es:  Was  de''  Merze"  über  löt,  nimmt 
um  End  der  Brächet  noeh  ScHSt. ;  Z.  S.  noch  Aprillcn 
(Bd  I  364),  l.iis  (Bd  III  1450),  Dolder,  Märzen-Grümi 
(Bd  II  753),  -Bittest,  -Sehne.  —  2.  Merz,  Name  \.>n 
Ochsen  Tu;  Z.  Mastochsen  ZZoll.  —  3.  Hausname 
BsStdt. 1.  Familienname  Aa;  Ar;   F;  VO;  G;  S;  Z. 

—  Mhd.   men(e)  in   Bed.    1.      Zu   2  vgl.   Mai  S  (Sp.   S). 
Merzi  m.  Aa''.,  Fri.;  L.  Merzene*  f.  B:   Kubname 

B;  L;    Vieh,   das  im  März  geboren  ist  AaF.,  Fri.  — 

-  Betr.   die   Bildung  vgl.    Laubi  (Bd   III    966)   n.  ä. 
merzig:    „drückt    die    Schlaffheit    aus,    mit    der 

man  oft  im  Märzen  an  allen  Gliedern  befallen  wird 
ScHwMa." 

Merzling  m.  ,Bei  uns  werdend  die  [Ferkel]  für 
die  besten  geachtet,  so  im  merzen,  welche  man  m. 
nennet,  geboren  sind.'  Tierb.  1563.  Auch  1528,  Stahlin. 

nÜTzele":  wesentlich  =  grämplen  (Bd  II  737);  bes. 
von  Kindern,  die  mit  ihrem  Spielzeug,  mit  Näschereien 
und  anderm  Kleinkram  Tauschhandel  treiben  Aa;  Bs; 
B;  „Gl;"  L;  S;  Z;  .quaestum  exercere  in  rebus  mi- 
nutis.'  Id.  B.  Zur  Bekräftigung  eines  abgeschlossenen 
Kaufs  sagen  Kinder:  Hunderttüsig  m.,  itnimcifnii*  ist 
g'stole*;  morn  am  Morge*  Ghlapf  i*  aV  Ghefi  BThun. 
,Die  dritte  liebü  heisset  dilectio  mercurialis,  d.  i.  ein 
merzelende  liebi.'  XIV.,  OBwSarnen  Predigten.  In 
einer  Z  Synodalcensur  wird  1534  von  einem  Geistlichen 
tadelnd  bemerkt:  ,Er  merzelet  gern.'  .Aller  verdienst 
Christi  ist  frei  und  vergebens,  one  silber  und  one 
einich  merzlen  oder  vergelten  [den  Gläubigen]  zu- 
gehörig gemacht.'  Vau.  .Wann  Kinder märzlen,  gremp- 
len,  mit  ihren  Sachen  gegen  einander  handien,  tau- 
schen.' AKybürz   1753.    —    Mlid.  miSndn.     Vgl.  Uärtaehen. 

ab-:  Einem  Etw.  abhandeln  L.  —  über-:  über- 
vorteilen. ,Die  mit  erdichten  Worten  in  gyt  uns  über- 
merzlend  oder  -törlend.'  Zwingli.  —  er-:  einhandeln. 
, Geistliche  güeter  e.  und  onberüeft  in  die  faunst  brin- 
gen.'   Vad.   —   ver-  =  ver-grämplen   Aa;  Bs;  B;  F; 

VO;   S;    Z. 

Merzcle  r  in. :  1.  spöttisch,  von  Einem,  der  immer 
etw.  Kleines  zu  verhandeln  und  zu  vertauschen  hat  Z. 
In  der  Lit.  des  XIV./XVL  häutig  (wie  mhd.)  =  Klein- 
krämer (als  Berufsname).  —  2;  Familienname.  ,\\. 
Merzeier  von  Solothum.'  RCys. 


l: 


März    murz.     Mar/t  —  murzt.     Mas 


434 


Merzeli  f.  =  Mertscheri.  .Koufmannschaft,  raerz- 
lye  und  ander  guot.'  1 126,  Absi  b. 

MSrzleri  f.:  Kleinhandel.  ,Uer  schädlich grämpel 
nnd  die  guetgirig  merzlerei  der  kirchengüeter.'  Vau. 
.Märzlerv  oder  krämerv.'  Z  Hand.  1530.  .Auf  den 
Kirchhöfen  Kaut'.  Tausch  and  andere  Merzlerei  tryben.' 
1638,  Abscb. 

Murz  bzw.  März.    Nur  in  den  Verbindungen :  Etw. 

:'  M  /:'  Mm.,"  S)  verribe',  -stösse".  -risse",  -sehlä", 
gleichsam  .zu  Mulm  oder  Staub",  in  klein.'  Stücke, 
gänzlich  „B;-  VO;  Schj  S;  .'/.-  Gehäuft  .-'  .1/.  und 
z' Fetze*  verrisse',  -haue',  -sehlä'  Tb;  ZRafz.  Syn. 
:'  Mues  oder  :'  Mutz  und  :'  Fetze";  s.  Bd  I  1148.  In 
adv.  Verwendung:  es  ist  :'  M.  Nid  nun",  kein  Stauh- 
öhen, ganz  und  gar  Nichts  Ndw. 

murz  bzw.  morz  Aa  ;  Ap;  Gl;  Gr;  G;  Tb;  Obw, 
murbs  Ap;  G:  Adv..  gänzlich;  meist  nur  in  gewissen 
stehenden  Verbindungen.  M.  ab,  abenand,  e'weg  si" ; 
m.  abhaue",  -breche",  -sehlä".  Öppis  m.  verschlage' 
GA.,  Ta.;  Alls  m.  abenand  schlage"  Tb.  M.  hi",  ganz 
zu  Grunde  gegangen,  zerstört  GTa.  Fe  hed  si'  Sach 
etlli  m.  thtre"  g'macht,  Übersetzung  von  Luc.  XV  30. 
Dial.  (Obw).  Was  ich  in-ere'  ganze"  Wache"  erbettei 
ha",  hät-er-mer  im-ene'  Vatterunser -lang  m.  e'weg 
g'fluechet  efha".  G  Prophet  1855.  M.  üstrinke*  GA., 
Ta.  M.  liir,  »üechter  Gl:  G;  m.  töd  Gr;  m.  ganz 
GA.,  Ta.    S.  noch  glatt  (Bd  II  653). 

JIhd.  murz  ni.,  kurzes,  abgeschnittenes  Stück,  Stammet; 
adv.  murzu,  gänzlich.  Vgl.  auch  Gr.  WB.  VI  2728.  Murbs 
lehut  sich  an  mura  an.  Unser  W.  berührt  sich  begrifflich 
eng  mit  dem  verstärkenden  Mord«  (Sp.  396),  mit  dem  es 
lautlich  sogar  tw.  zsfällt.  Beide  werden  daher  nicht  selten 
verwechselt;  so  schreibt  St.  au  der  angeführten  Stelle  der 
Dial.   mords. 

murzament:  gänzlich  Gr. 

murze":  1,  .miirze",  zerreiben,  -malmen  B;  VO; 
Si  ii:  S;  Z."  —  2.  (i'e'-mürze'J  rerl.,  sich  in  eine  dichte 
Reihe  mit  Gewalt  eindrängen  Aa.  —  3.  (mtt-rze")  auch 
rerl.,  eine  mühsame  Arbeit  verrichten,  sich  plagen 
Scb;  ZRafz.  Wenn  Fitic'  en  seltnere"  Sack  treu,  so 
mit-ii-er  stch  m.  —  Murzi  m. :  Einer,  der  kleinlich 
und  zäli  auf  seinen  Vorteil  bedacht  ist.  mit  dem  man 
daher  nicht  leicht  handelseinig  wird  ZRafz.  —  Vgl. 
m urxi  >. 

ab-morze":  refl.,  sich  abmühen  ScbwE.  Üsereiner 
clia"-sich  der  ganz  iisländig  Tag  a.  und  da"  hänke'd 
s'  Fun  eine"iceg  )tti  e"  füle"  Hund  a".  —  er-:  \.  =  er- 
chräzen  (Bd  111  923)  Scb.  —  2.  durch  mühsame  Arbeit 
erlangen,  ebd.  —  zer-.  ,Aceti  acerbitas  margaritas 
resolvit.  zerbeisst,  zermurzt  sy.'  Fris.  ;  Mal. 

g'mürzelich:  karg,  knauserig  L.  Syn.  g'schmür- 
zelig. 

Mutz  f.:  1.  Hündin  L.  —  2.  Weibsperson  von  zwei- 
deutigem Ruf.  ebd. 


ver-imirzt:  verstärkendes  Adj.  und  Adv.,  euphem. 
für  verflucht  Scuw.  Dwo-e*  Lüger !  V.  guet,  schlecht, 
ehalt;  sieh  r.  were*. 

Zum  verstärkenden  Mord»  gehörig  und  von  Diesem  aus 
nach   Analogie  des  syn.   verfiuechl  gebildet. 


Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Mas,  nies,  mis,  mos,  mus,  bzw.  mass  usw. 

Mas  bzw.  -er-  AaKc.  (PI.  Mö-se');  Gl;  SoHwIb. 
(PI.  Mose');  ZPäll.,  rS.  (PI.  Mö'se'),  Mos  (Fl.  Mose 
SchwE.,  sonsl  aföse*,  Mose')  SchwE.;  /.Febr.,  0.,  Stdt, 
J/  PI.  Mö'se')  AaF..  Mose-  bzw.  -0'-  F.F.  (nur  PL), 
Si. ;  Gl  ;  GrI).,  L.,  ObS.,  V. ;  S.n ;  ThHw.,  Tag.,  Wagenh. ; 
Uw;  U;  ZSth.,  Mose'  (Fl.  tw.  mit  Ural.)  AaBK,  Zein.; 
Bs;  Id.  B;  GRPr.;  GSa.j  Sj  Tb,  Masse"  AaHoM.;  BBe., 
Mose"  (in  AALeer.,  St.;  Ar;  LBerom.;  GT.;  ZFehr.  PL 
mit  Ural.)  AaF..  Ke.,  Leer..  St.,  Zof.  (Fl.  Mose*  und 
3fose");  Ap  (-ö2-);  BBr.,  U.;  LBerom.  (-ö1-),  Semp.; 
GStdt,  Ta  .  To.  (-Ö2-);  ZBauma,  Fehr.  —  f.,  in  Aa 
oF.,  Leer.,  St.;  Ap;  Bs;  B;  U;  ZBauma  m.  —  Dim. 
Mäs(e)U,  Mösfeßi:  Fleck.  Makel,  allg.  ,[Bei  einem 
Kirchenbrand]  lag  das  wirdig  Sakrament  in  form  der 
hostien  on  masen,  empfangen  von  hitz.'  um  1500, 
NScbradin.  ,Das  rebhuen  ist  mit  schwarzen  masen 
oder  flecken  gesprengt  [gesprenkelt].'  Vogelb.  1557. 
.Sit  sine  labe,  soll  on  masen  syn,  d.  i.  suber  und  rein.' 
Fris.  1562.  .Macula(e),  guttae,  nota,  ein  zeichen, 
flecken  oder  ma(a)sen.  Labes,  ein  mackel  oder  ma(a)ss, 
raaasen.  Maculae,  labecula,  fleckle,  mässle,  mössle.' 
Fris.;  Mal.;  Deszl.  1677;  1710.  .Die  Mase.  Mose, 
Fleck,  macula,  labes.'  Red.  1662.  ,Es  ist  Nichts  so 
schön,  das  nicht  ein  Mässlein  habe,  omni  malo  punico 
inest  granum  putidum.'  Met.,  Hort.  1692.  Spec. 
a)  Schmutz-,  Farbfleck,  bes.  auf  Kleidern,  Wäsche; 
auch  in  den  Zss.  Öl-,  Obs-,  Gras-,  Kafi-,  Wi"-M.  u.  a. 
allg.  (nur  B  zieht  in  der  Zusammensetzung  Flecke" 
vor).  Elise"  Hans  hat  Hosen  a"  und  die  sind  blau;  blau 
sind  </'  Hösli,  im  'ler  voller  Mösli  Aa  Kdspruch.  Wälder- 
büebli,  Wälderbüebli,  gib-mer  dilti  Hösli.  Fh  gib-der 
mini  Ghleidleni  nit,  de  machst-mer  s'  volle"  Mösli.  ebd. 
Mösen  i"  de"  Hose",  auch  in  obsc.  S.  AaF.,  Ke.  S.  noch 
Hosen  (Bd  II  1692).  ,Wenn  man  einen  tropfen  pfeffers 
[Brühe]  glych  von  stund  an  ab  dem  tischlach  ufninimt. 
so  schabt  man  in  wol  nimmer  dennen,  es  blybt  allweg 
ein  masen.'  Zwixgli.  .Vestis  pura,  ein  sauber  kleid 
und  one  masen.'  Fris.  ,Dass  kein  Boden  durch  irgend 
ein  Fleckgcn  oder  Mäsgen  geschändet  werde.'  Sixtem. 
1759.  —  b)  Fleck  auf  der  Haut;  Wund-,  Muttermal. 
allg.,  oft  gehäuft  mit  den  synn.  Mangel,  Untätli. 
Kei's  Mösli  ha",  fleckenlos,  von  untadeligem  Aussehen 
sein  Tb;  Z.  Gel'  Vater,  gel'  Mueter!  schons  Bürstlt  bin- 
ich;  nüil  g'strömet  [durch  Streifen  verunstaltet],  nüd 
g'flecket,  kei'  Mösli  hän-ir''  '/.¥ .  Bot  Mose"  uf  de"  Bag- 
gen  übercho*,  von  Fiebernden  Aa  (vgl.  Schwzd.  III  -1). 
(Blaui,  blönij  M.  =  Man  4  e  (Sp.  235)  Aa;  B;  Scbw; 
Z.  .Beulen  und  blau  Masen  [vom  Eise]  heimbringen.' 
LKI.nderbitzi  1826.  .Ich  schlug  sie  tüchtig  ab,  wobei 
des  Statthalters  Töchter  auch  noch  einige  blaue  Mosen 
bekamen.'  Gottb.  ,Er  glaub,  wenn  man  mit  Kegel- 
kugeln nach  ihr  würfe,  [die  Frau]  kriegte  nicht  einmal 
Mosen.'  ebd.  ,Und  was  ain  ainiges  niässli  an  allem 
synem  lyb  nit  beliben.'  Auf.  XV.,  G  Hdschr.  , Glych 
wie  man  in  einem  Spiegel  sieht  die  masen,  flecken  und 
ungestalt  eines  yeden  angesichts.'  Rcef  1554.  ,[Der 
Teufel]  hab  sy  g'schlagen  an  das  Bain;  ain  blawen 
Mosen,  den  sy  noch  g'han.'  1603,  Ap  Malefizb.  ,Das 
Angesicht  mit  aqua  vitae  gewaschen,  vertreibt  die 
scheutzlichen  Maasen,  Flecken,  Runzlen  usw.'  JRLax- 
denb.  1608.  ,Wann  die  ledige  Haft  in  der  Wunden 
lang    ligen    bleibt,    so    wird    oftermalen    die   Maasen 

28 


435 


Mas,  mos,  mis,  mos,  imis 


436 


ungeschaffener  dann  ilic  Wunden.'  Würz  1634.  .Alles 
voller  Wunden,  Masen,  Streichen,  Beulen.'  JMüllf.r 
1673.  ,Jene  Hofschranzen  Caesaris  schmeichelten  vor 
ihrem  Herrn  so  sehr,  dass  sie  auch  die  Masen  und 
Flecken  in  seinem  Angesicht  mit  den  leuchtenden 
Sternen  am  Firmament  verglichen.'  AKlingler  1688. 
,Die  Wunden  ohne  Maassen  wider  zu  heilen.'  a.  Receptb. 
, Weder  Makel  noch  Mäsen  an  der  Leiche  1750.  Ol 
Jahrb.  Vgl.  noch  An-Mäl  (Sp.  149/50).  Quetschung, 
Schaden  an  Pflanzen,  Früchten,  bes.  Baumfrüchten 
Ap;  ß;  Th;  Z.  Der  Baum  hat  e*  21/.,  wenn  seine 
Rinde  an  einer  Stelle  verletzt  ist.  ,Die  schlechtesten. 
ungesundesten  Erdäpfel  sind  diejenigen,  die  inwendig 
gelbe,  grüne  oder  blaue  Maasen  oder  Streifen  haben.' 
Steinm.  1804  (für  Ap).  —  c)  =  Fell  G  (Bd  I  771)  GG., 
Oberbüren.  Es  M.-G'sicht;  Syn.  Bufe*-G 'sieht.  - 
d)  ein  inneres  Leiden,  ,bald  Lungentuberkeln,  bald 
Lungengeschwüre,  bald  eine  entzündete,  verhärtete, 
skirrhöse  oder  kankröse  Stelle  des  Magens'  Ap  (Tobl.). 

—  e)  Beule  an  Blechgefässen  BAarh.;  Syn.  Bück,  In- 
tumpf.  —  f)  bildl.,  moralisches  Gebrechen,  Makel  Ap; 
Th;  U.  Zicei  Järli  Fegfir  sind  nit  z'  vil.  Me*  muess 
de**  g'wiss  nu  ordlich  heize*,  um  jede"  M.  rein  us- 
z'beize*.  Schwzd.  (U).  .[Christus]  der  allenthalb  voll- 
kummen  und  on  alle  masen  was,  mocht  all  unser 
masen  hinnemen.'  Zwingli.  ,Ein  eerliche  kilchen,  die 
da  weder  maklen,  "masen  noch  runzlen  hette,  und 
heilig  wäre  und  unbefleckt.'  ebd.  ,Sy  sind  nit  seine 
[Gottes]  kinder  von  wegen  irer  masen  und  macklen.' 
1531,  V.  Mos. ;  =  ,presten  und  macklen.'  1548;  Schand- 
flecken.' 1667.  ,Der  mag  seine  maasen  nimmer  ab- 
waschen.' 1531,  Sprüche;  =  .seinen  Kot.'  1882.  .Wel- 
ches ihm  an  seinen  ehrlichen  Leumden  eine  Maasen 
möchte  gebären.'  1544,  S  Wochenbl.  ,Wer  on  maasen 
wandlet.'  OWerum.  1552;  dafür:  ,wer  ohn  wandel  ein- 
her gehet.'  Herborn  1588.  ,1m  herzen  ist  sie  gar  be- 
fleckt, ein  wüste  masen  in  ir  steckt,  bemacklet  fast 
und  gar  unrein.'  GGotth.  1599.  ,Von  den  Maasen  und 
Flecken  unserer  Sünden.'  JMüller  1661.  .Christus 
ergriffen  mit  Glauben  stellt  den  Menschen  dar  für 
Gott  ohn  Mackel,  Masen  und  Runzlen.'  FWvss  1673. 
Vgl.  noch  Schand-M. 

Mhd.  «sn  f.  Das  Masc.  wühl  Dach  Analogie  von  Synn., 
z.  B.  Flüchen.  Aus  der  Verkürzung  des  Voc.  in  den  zwei- 
silbigen Formen  ergibt  sich  tw.  zw.  Sg.  und  PI.  ein  ähn- 
liches Verhältniss  wie  zw.  Wis  :  Wteen,  Glas  :  GUser,  wo  der 
Voc.  der  einsilbigen  Furm  sek.  Dehnung  erfahren  hat.  S.  noch 
Müssli,   Mütchen. 

Für-Mäs:  1.  feuerrotes  Muttermal,  nach  dem 
Volksglauben  davon  herrührend,  dass  die  Mutter  oft 
(bei  starkem  Feuer)  am  Herde  stehen  musste  oder  bei 
Feuersgefahr  erschrak  G;  ZO. ;  vgl.  Flamm  2  (Bd  I 
1196),  ferner  Wi)i-M.  .Dieses  Wasser  nimmt  die  roten 
Feuennasen  und  Schwinten  hinweg.'  JRLandenb.  1608. 

—  2.  Brandmal.  , Diese  Tafel  ist  (wie  unter  Anderm 
auch  etliche  Feuermosen  Kundschaft  geben)  mitten 
in  dieser  grausamen  Brunst  erhalten  worden.'  DHess 
1818. —  Freud-,  Chummer-:  (gelb)braune  Flecken 
an  Vorderarm  oder  Hand;  sind  sie.  wenn  man  sie  zum 
ersten  Mal  sieht,  trocken,  sollen  sie  auf  ein  freudiges 
Ereigniss  deuten  (Freud-M.),  sind  sie  noch  nass,  auf 
ein  trauriges,  z.  B.  Krankheit  oder  Tod  eines  Familien- 
gliedes L.  Vgl.  Be-FUcken  (Bd  1  1190).  —  ChiD1'- 
hof-:  blauer  Flecken  unter  der  Haut,  der  infolge 
Blutzersetzung    bei   alten    Leuten,    Todkranken    oder 


eben  Gestorbenen  (zuerst  am  Rückgrat,  dann  an  den 
Gliedern)  entsteht  L;  Syn.  Töten-M.  —  Chaste"-  = 
Kar-Fangel  3  (Bd  I  858)  Z.  —  Ligg-:  wunder  Flecken, 
den  Kranke  vom  langen  Liegen  am  Leibe  erhalten 
Gl;  ZO.  --  Plag-,  BI-:  Moder-,  Schimmelflecken, 
nam.  an  Stoffen,  die  lange  in  feuchter  Luft  gelegen 
haben  Aa;  VO;  „Gl."  —  Bläter-:  Blatternarbe  Gr; 
LE.;  Zg.  ,Pockenmasen.'  Sintem.  1759.  —  Bluet-: 
blutunterlaufene  Stelle.  ,Die  händ  von  ringen  bloss 
und  schwülen  drinn,  bluetmossen  rot.'  HBill.  1533. 
—  Rost-:  Rostflecken,  auch  auf  Pflanzenblättern.  wie 
z.  B.  auf  Weinlaub  Th;Z.  —  Schand-:  Schandfleck. 
, Macula,  nota,  die  schandmaasen,  böser  lümd(en), 
schand.  bös  g'schrei,  uneer.  Maculas  furtorum,  die 
seh.  der  diebstälen.'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  ,Und  sind 
der  kirchen  und  dem  vatterland  ein  schandmosen.' 
SHochii.  1591;  dafür  .Schandflecken.'  1693.  .Die  Trun- 
kenheit ist  ein  Seh.  des  Lebens,  ein  Verschreiung  der 
Ehrbarkeit,'  FWvss  1655.  —  Schmutz-:  Fettfleck, 
allg.  Bildl.:  .Alle  Seifen  sind  nicht  kapabel,  ein  einiges 
Schmutzmösslein  des  Fleisches  und  der  Sünden  aus- 
zuwaschen.' AKlingl.  1688.  .Eine  höllische  Schmutz- 
maass.  Die  Flecken,  die  Schmutzmasen  und  aller  Un- 
flat' ebd.  1702.  —  Streich-:  Streichmal.  ,Schnatten 
und  streiclima(a)sen  säubernd  aus  die  schalkheit.' 
1531/1667,  Sprüche.  ,Vibex.  schnatten,  streichmass.' 
Fris.;  Mal.  ,Er  zeigt  inen  die  Streichmasen,  die  sy 
im  geschlagen  haftend.'  JRüeger  1606.  S.  noch  költseh 
(Bd  III  246).  —  Töten-  =  Ghilchhof-Mäs  AABb.;  ZO., 
S.  .Traurige  Totenmasen  oder  Zeichen  und  Vorbotten 
unsers  endlichen  Verderbens.'  JMüll.  1666.  —  Wi"-: 
weinroter  Flecken  in  der  Haut  Gl.  —  Wund-:  Wund- 
mal. .Ich  hab  einen  mann  erschlagen,  mir  zur  wunden, 
und  einen  Jüngling,  mir  zur  wundmasen.'  1531/60, 
I.  Mosis;  =  .Beulen.'  1667.  ,Ir  wundmasen  will  ich  in 
heilen.'  Ruef  1550.  .Das  unschlit  über  die  wundmasen 
strichen.'  Tierb.  1563.  .Epuloticus,  das  W.  heilet.' 
Denzl.  1677;  1716.  .Durch  [Christi]  W.  werden  wir 
gesund.'  1707,  Jes. 

mäsechtig.  Schulze,  moslachtig  Z:  mit  Mäsen  be- 
haftet; Syn.  vermäset,  g'moslig.  M.  Opfel.  ,So  du  mit 
einem  Sucherlein  zu  erfahren  begehrst,  ob  es  Spreissen 
[in  der  Wunde]  habe,  so  machestu  das  Gebein  masecht.' 
FWürz  1634. 

mäse"  mose*:  Mäsen  machen,  bzw.  bekommen 
Sch;  Z. 

ver-  (in  G  -mo.me"):  1.  durch  Mäsen  verunstalten, 
besudeln  Aa;  Ap;  Bs;  B;VO;  Gl;  Sch;  Th;  Z;  Syn. 
ver-muslen.  Bes.  als  Ptc.  vermäset  (in  Bs  vermö'st). 
V.  dether  eho*.  En  vermäsetef  Opfel;  Syn.  verhütet. 
-  2.  Jmdn  durchprügeln  B;  Syn.  vermutsehen.  —  Der 
Voc.  ist  dem  von  Mas  entsprechend  gestaltet, 

g'mäset  (bzw. -o-)  Gl;  Gr;  GRh.;  Sch;  Z,  g'mosnet 
G,  (g')mäsig  (bzw.  -o-)  Bs;  B;  Sch;  Z,  g'moslig  Z: 
fleckig,-  von  Kleiderstoffen,  Obst  usw.  E*  g'masete* 
Rock  üsbürste*.  Gl  Volksgespr. 

m  äs  ige"  mosge;  nur  als  Ptc.  g'mosget  =  dem  Vor. 
Gr(  'hur. 

ver-mnsge"  =  ver-mäsen  Bs  (Spreng;  nach  ihm 
seit  100  Jahren  veraltet);  GRHe.  (als  Ptc.  vermosget). 
Sehr  häufig  in  der  ä.  Lit.,  in  eig.  und  bildl.  Bed.  .Das 
opfer,  da  sich  der  mensch  selhs  ufopfret,  ist  nit  so 
ganz  rein,  dass  es  nit  vermasget  sye  mit  der  makel  der 
Sünden.'  Zwingli.    .Etlich  bringend  ire  anfechtungen 


137 


Mas.  mos.  mis,  mos,  raus 


|::s 


in  die  g'schrift.  vermuasgeinl  und  felschend  sy  mit.' 
Z  Bib.  L581.  .Glycli  wie  syne  haidesche  vorfaren  irc 
händ  in  dem  bluet  der  frommen  diener  [Märtyrer] 
vermassigel  haben.'  Kessl.  ,l>ie  seelen,  so  vom  lyb 
nit  secr  vermassget  sind.'  OWbrdm.  1552;  =  .bedeckt.' 
Uerborn  1588.  .Macula*  facere,  verraass(i)gen,  maasen 
machen,  beflecken,  besudeln.-  Fkis.;  Mal.;  Denzl.  1  i > T T ; 
ITUi.  .In  einem  Spiegel  das  Angesicht  schawen  und, 
was  daran  vermaasget  ist,  reinigen.'  CMey.  1657.  ,Das 
Vatterland  ist  mit  schweren  Blutschulden  vermassget.' 
JMüLL.  166b'.  Übergehend  in  die  Bed.  tauschen,  be- 
trügen. .Sagt  er  [der  Prediger]  ein  einigen  periodum, 
d.  i.  ein  pünktly,  der  mir  das  volk  vermassgen  möcht, 
[so  muss  er]  offenlich  vor  der  selbigen  g'meind,  die 
er  vermassget  hat,  des  lugs  rechnung  und  ursach 
geben.'  Zwingli.  Vgl.  beschissen,  anschmieren.  — 
unvermasget:  unbefleckt;  unversehrt.  ,Ein  lechen- 
brief.  der  ganz  und  ungebresthaft  gewesen  ist  an  per- 
ment,  an  geschrift.  am  insigel  und  sust  unvermaseget.' 
1281,  B  Anz.  Sehr  häufig  vom  XIV./XV1I..  bes.  von 
der  .unbefleckten-  [immaculata]  Jungfrau  Maria,  dem 
.unbefleckten  Lamm'  Jesus  Christus. 

.Vermasgot.'    1336/1+46,    ZChr.;    1447.    1526,    Abscli. 
,TJnvermaschget.'  1536,  ebd. 

Mass  bzw.  -ös-,  -ö'-  (in  Bs;  GRh.  auch  Mos)  —  f.: 
1.  Mässfe"),  wie  nhd.  ,Mass(e)'  i.  S.  v. :  zu-,  abge- 
messene Menge  oder  Teil,  Ausdehnung  in  Raum,  Zeit 
usw.;  Art  und  Weise.  Nur  noch  in  bestimmten  Wen- 
dungen. Ein°m  i"  (us)  der  Masse'  tvol  (/'falle"  Z. 
's  Elend  i"  der  vollste*  M.  Schw;  ZO.  Über  alli  M 
In  ä.  Lit.  allg.  ,Nach  unserer  maas',  nach  dem  uns 
zugemessenen  Anteil.  Zwingli.  .Ein  yetlicher  wüsse 
zur  m.  und  rechtem  wüssen.  nach  dem  Gott  ausgeteilt 
hat  die  m.  des  glaubens.'  1530,  Römer.  Jmmoderatus, 
über  die  maass  ausbin,  unzüchtig.'  Fris.  ;  Mal.  ,In 
gastmäleren  braucht  man  nit  allwegen  die  m.  und 
b'scheidenheit.'  LLav.  1582.  Wir  können  dem  Herzog 
von  Mailand  keine  Vorschriften  machen  (,nit  Maas 
geben').  1603,  Absch.  ,Das  ander  aqua  vitae  behalt 
das  Mittel  zwischen  dem  nutzen,  gesunden  [und]  dem 
unnützen  und  ungesunden  und  in  Summa,  es  ist  (wie 
man  sagt)  zu  beder  M.  [ist  Beides  in  gleichem  Masse].' 
JR Landend.  1608.  ,Dass  die  römische  Kirch  die  guten 
Werk  misset  nach  ihrer  Maass  und  Gutdun ken,  nicht 
aber  nach  der  Schnur  und  Befelch  Gottes.-  JHHott. 
1666.  .Mein  Zorn  hat  keine  M.'  FJHerm.  1755.  Wenn 
d'  M.  voll  ist,  so  überlauft  si.  allg.  Wenn  d'  M.  voll 
ist,  so  lauft  si  nit  über:  es  muess  noch  es  Tropft i  derzue 
BBe.  Me"  giht  n-ol  (fern,  Das  weiss  ich  wol,  doch  nüd 
eisig,  d'  M.  wird  z'letst  voll.  Stütz.  .Man  spricht,  wenn 
die  m.  syge  voll,  so  louft  sy  über.'  Reef  1540.  ,Das 
ruch-  und  gottlose  Wesen  hat  seinen  Lauf  so  weit 
genommen,  dass  die  Sündenmass  bei  Nahem  erfüllt.' 
B  Mand.  1661.  In  formelhafter  Verbindung  a)  mit 
ZU.  Ke"  M.  und  ke*  ZU  ha;  kenne"  Th;  Z.  —  b)  mit 
.TJnmass',  zur  Bezeichnung  der  innert  den  Schranken 
von  Gesetz  und  Ordnung  sich  haltenden,  bzw.  darüber 
hinausgehenden  Ansprüche  von  Prozessgegnern.  Rspr. 
.Zu  gütlicher  Ausscheidung  mit  Berücksichtigung  von 
M.  und  IL'  Z  (noch  um  1820).  ,Man  soll  uf  den  span 
gan  und  m.  und  u.  b'sichtigen.'  1544/73,  UMey.,  Chr. 
und  ähnlich  1545,  Hotz,  Urk.  —  c)  mit  ,Mess.'  ,Die 
herrlichkeit  dis  gottshus,  zoll,  münz,  mess  und  m. 
[usw.].'  1340,  Z  Rq.  ,Dass  nun  fürohin  in  unseren 
landen  allenthalben  ain  mäss.  ain  gewicht  und  ain  m. 


syn  solle  und  soll  sölichs  alles  by  Churer  gewicht, 
raass  und  mäss  'geben  und  genommen  werden.-  1526, 
Absch.  .Der  hof  hat  auch  das  recht,  das  der  hofherr 
das  mess,  den  sester  und  die  m.  dem  dorf  geben  soll  • 
1532,  Bürckh.,  Dingh.  ,Die  Torkelmeister  sollen  Jedem 
dasjenige  Mäss  und  M.,  so  ihme  von  Rechts  wegen 
gehört,  zukommen  lassen.-  1653,  Ar  Jahrb.  .Aller 
Mäsen,  Massen  und  Gewichten  Preis.'  JBEsoher  1685. 
-  d)  mit  Präp.  (meist  ,in-)  oder  im  einfachen  Gen. 
in  adv.  Verwendung,  a)  .[Es]  ist  die  guete  frow  in 
der  massen  [in  dem  Zustande],  dass  sy  mit  einem 
kinde  gat.-  Ziely  1521.  .Ein  Wybsperson  soll  Nie- 
mand nützit  ordnen,  sy  sye  denn  noch  in  der  M. 
[im  Stande],  das  sy  für  die  Hustür  us  gähn  möge.' 
B  Gerichtssatz.  1615.  —  ß)  ,(zuo)  guoter  M.',  grössten- 
teils, so  ziemlich,  beinahe.  , Herden  ist  guoter  m.  ver- 
brunnen.-  1476,  Bs  Chr.  .[Die  Soldaten  des  Zuzugs] 
sind  guoter  m.  büchsen  und  handbogen.'  ebd.  ,Sidcr 
die  sachen  zuo  guoter  masse  alle  sich  by  mynen  zyten 
erloffen  band.-  Fründ.  Beinahe  (.guoter  m.')  einhellig 
wird  erklärt.  1521.  Abscu.  —  y)  .der  mass(en)',  derart. 
Etliche  schickend  sich  mit  iro  leben  der  maass,  das 
,sy  billicher  gehasset  dann  geliebet  werdend.-  HBull 
1540.  , Der  massen,  also,  taliter.  Adeo  exornatum  dabo, 
ich  will  im  der  massen  abkeeren  oder  bürsten.'  Fris.; 
.Mal.  Auch  abs..  d.  h.  mit  Unterdrückung  des  Folge- 
satzes :  Er  hat  halt  der  Masse*  a'g'halte*,  ausser- 
ordentlich dringlich  Z.  Häufig  in  unserer  ä.  Lit.  auch 
in  den  übrigen  bei  Gr.  WB.  VI  1732  ff.  belegten  Wen- 
dungen. —  2.  Hohlmass.  a)  Mäss  (in  PA1.  auch  n.: 
as  halbs  M.  Giordani),  Flüssigkeitsmass  (bzw.  das  ent- 
sprechende Gefäss),  vor  1848  in  den  einzelnen  Kan- 
tonen und  Landesgegenden  von  verschiedener  Grösse, 
seit  1848  für  die  ganze  Schweiz  einheitlich  normiert 
(=  IV2  dm3),  seit  1877  durch  den  , Liter'  abgelöst.  Eine 
M.  war  =  2  Flasche"  oder  Halbi,  =  4  Schoppe*.  allg. 
In  L  wurde  die  ,Milch-M.-  von  der  kleinem  ,Wein-M.' 
unterschieden  (vgl.  Helv.  Kai.  1864,  147);  in  AaB., 
Laufenb.,  Rheinf.,  Zof.;  Z  (seit  dem  XV.)  die  .Land-M.' 
(in  AaL.  auch  ,Grafschafts-M.')  von  der  kleinem  ,Stadt- 
M.-  (in  AAZof.  tw.;  Z  ,Schenk-M.').  .Nicht  bloss  eine 
Flasche  Wein,  sondern  eine  ganze  M.-  Gotth.  ,Man 
soll  ieglicher  frowen  ein  in.  wyns  gen.-  XV.,  Gfd.  ,Tu 
bei  dreien  Massen  Geiss-  oder  Eselsmilch  [dazu].' 
JRLandenb.  1608.  In  der  Landvogtei  AaB.  unterschied 
man  1642  eine  (erlaubte)  grosse  und  eine  (verbotene) 
kleine  M.;  vgl.  Absch.  V  2,  1669.  ,Für  ein  ganze  M. 
[dem  Drechsler].'  Bs  Taxordn.  1646.  .Eine  M.  =  '/a  Kopf 
oder  '/is  Viertel  trüb  oder  '/m  Viertel  lauter.'  JBEscher 
1685;  vgl.  Lüter-,  Trüeb-Mess.  ,Wirt,  welche  Wein 
bei  der  M.  ausschenken,  sollen  gefoehtene  Maassen 
haben.-  um  1700,  U  Rq.  —  b)  Mass  für  Butter.  ,Ein 
m.  an  ken  von  syner  hofstatt.'  XV.,  Gfd. 

Mhd.  maß(e)  f.  in  Beil.  1.  Das  in  einzelnen  Angaben 
erscheinende  Neutr.  scheint  moderne  Entlehnung  aus  dem 
schriftd.  .Mass'  n.,  dem  sonst  unser  Mens  (s.  d.)  entspricht. 
Wiut.  172  fuhrt  Fem.  und  Neutr.  als  gleichberechtigt  neben 
einander  au.  Die  RA.  von  der  .vollen  M.'  wird  vom  Volk 
als  zu  2  a  gehörig  empfanden.  In  der  Verbindung  ,M.  und 
Mess-  mag  Jenes  urspr.  ein  Flüssigkeitsmass  (oder  allgemeiner 
ein  Hohlmass),  Dieses  ein  Trockenmass  (oder  ein  Längen- 
mass)  bezeichnet  haben.  '2  b  ist  wohl  Neutr.  und  zu  mhd. 
maß  u.  (in  Bed.  2)  zu  stellen.  Unverständlich  ist  die  An- 
ilin ;    ,.l/,(«.  adinoduin.'    Id.  B. 

Über-:  1.  wie  nhd.  ,Der  ihm  diesen  Trank  öfters 
lässt   zu  Tische   tragen,    sehe,    dass   die  Ü.  nicht  be- 


•439 


Mas,  mos,  mis,  mos,  mus 


140 


lästigt  seinen  Magen.'  GHeid.  1732.  —  2.  in  der  Rspr., 
derjenige  Teil  der  Konkursmasse,  aus  welchem  die 
privilegierten  Forderungen  befriedigt  werden.  ,Die 
ü.  des  guots.'  um  1500,  Z  Konkursordn. 

Un-Mäss:  1.  Unmenge  Ndw.  En  U.  Bettler,  Obs. 
—  2.  Übermass,  Masslosigkeit  .Zuotrinken,  zeeren, 
zerhowenen  kleider  und  anderer  unmaassen  halb.'  Z 
Mand.  1532.  ,Dass  er  mit  [Holz-]hauwen  unmas  trybe.' 
1557,  Hotz,  Urk.  ,10  pfd  gab  der  wirt,  umb  dass  er  nach 
den  nünen  gewirtet  und  ein  u.  'triben.'  1579,  ZGrün. 
Amtsrechn.  Spec.  Unmässigkeit  (im  Genuss).  ,U.  in 
spys,  darzue  in  trank,  macht  lyb  und  seel  gar  sehwach 
und  krank.'  JFris.  1562.    Auch  sonst  bis  Ende  XVII. 

Bei  Vad.  I  34  einmal  .unrnäss',  was  mlid.  unmeß  n.  ent- 
spräche,  wenn  es  nicht  für   ,unmäss'   verlesen  ist. 

Vor-.  ,Vormaass  [Überschuss],  das  die  Weberin 
bei  dem  Dämmen  [dem  kräftigen  Anspannen]  des  Ge- 
webes erhält,  gehört  ihr  oder  wird  ihr  extra  bezahlt' 
Bertheau  1885.  —  Gotte"-,  Götti-:  ein  Mass  Weines, 
womit  ledige  Taufpaten  ihre  nächsten  Freunde  am 
Tauftage  zu  bewirten  pflegen  BHa.  E"  Gotte"-  (Götti-) 
M.  Vsalen. 

Glid-,  Lid-:  1.  Mass,  Bau,  spec.  Ebenmass  der 
Glieder,  bzw.  des  Körpers.  ,I)as  tuoch  [der  h.  Vero- 
nika] was  glich  als  sin  heilig  antlit  mit  aller  lidmäss 
[Aussehen]  an  farwe  und  an  allen  dingen.'  1478, 
Deutsche  Volksb.  ,Ir  näsli  [war]  in  rechter  1.'  Zielt 
1521.  ,Dein  lidmaass  ist  gleich  einem  dattelbaum.' 
1531,  Hohelied;  =  .glidmass.'  1548;  .Wuchs.'  1882. 
,Was  wunder  stättlin  ist  mir  das!  es  hat  freie  leut 
von  1.'  VBolz  1554.  ,Filum,  lineamentum,  die  strich 
und  lidma(a)ss  eines  (des)  angesichts  und  desselbigen 
strimen,  die  hauptstrich.  Concininis.  füegklich,  fein, 
hüpsch,  mit  guoten  lidmassen.'  Fris.  ;  Mal.  —  2.  Glie- 
der-, bzw.  Körperlänge.  ,Wer  ist  under  üch,  der  zu 
siner  gl.  ein  einige  elln  zuesetzen  möge?'  1531/1667, 
Matth.  ,G1.,  die  leibslenge,  die  grosse  des  leibs.  Ho- 
mines  paululi  et  graciles,  einer  kleinen  gl.'  Fris.; 
Mal.  .Nachdem  man  die  L.  der  Glideren  [eines  aus- 
gegrabenen Riesen]  abgeteilt,  hat  man  funden,  dass 
er  18  Schuo  lang  g'syn.'  RCys.  -  -  3.  übertr.,  Ge- 
bahren.  Gefallener  Engel:  ,Muess  ich  in  d'  hell  und 
darinn  blyben,  so  will  ich  's  tüfels  gl.  tryben  [mich 
nach  seiner  Art  gebärden],  ouch  disen  orden  nemmen 
an.'  Ruef  1550.  —  gelidmasset:  (ebenmässig)  ge- 
baut. .Die  meisten  Einwohner  sind  wohl  gelidmasset' 
Leu,  Lex.  —  glid-mässig  =  dem  Vor.  .Wann  ein 
Weibsbild  ein  lebendiges,  gl-es  Kindlein  geboren.' 
SMutach  1709. 

Kust-:  eine,  bes.  in  B  und  L  ehedem  übliche 
Abgabe;  eig.  ein  Mass  Weines,  das  man  von  jedem 
neu  angestochenen  Fasse  dem  Herrn  zum  Ghüsten 
(Bd  III  555)  schicken  musste;  vgl.  K.-  Win.  ,Es  soll 
ein  iegklieher  wirt  ald  wynschenk  von  einem  Ieg- 
klichen  fass  einem  herrn  Propst  ein  k.  und  dem 
weibel  ein  halb  maass,  das  er  den  wyn  usrüefe,  geben.' 
1552,  LBeromünster  Amtsr. ;  vgl.  Esterm.,  Neud.  250 
(,Gust-M.').  —  Lad-  =  Bandelier-Fläschen  (Bd  I  1220). 
,Die  L.  auftuet!'  1612.  ExERCiER-Regl.  (.die  Musqueten 
bei  reifend').  .Wie  er  die  L.  mit  dein  1  »a  innen  aussperren 
soll.  Wie  er  aus  den  L.-Massen  die  Musquet  laden  soll' 
Val. Frieder.  1619.  .Öffnet  euer  Massen!'  Kriegsb. 
1644.  Vgl.  Rüstow  1857,  I  233.  -  Nach-:  nach  Ver- 
rechnung der  Zeche  aufgetischte  .Mass'  Wein;  vgl. 
Näch-Ürten  (Bd  I  494).     ,Dass  einem  Gast  nit  mehr 


dann  ein  Mass  Wein  'geben,  auch  keine  Nachmassen 
aufgestellt  werden  sollen.'  B  Mand.  1667.  —  Iteic"-. 
,Nach  achtsylbigcr  R.'  ('Mi:v.  1657.  Vgl.  Tam-M.  (Gr. 
WB.  XI  129).  -  Schwätz-Mässli:  Mas.  Wein, 
bei  der  man  ein  Plauderstündchen  hält  ZNeftenb. 
,Das  unmässig  zeeren.  dessglychen  die  schupfürten 
und  schw.  sollen  hiemit  gänzlich  abgestellt  syn.'  Z 
Mand.  1530;  dafür  in  dem  gleichzeitigen  Tu  Mand. 
,Schmätz-M.'  (s.  Schupf-Ürten  Bd  I  194).  ,Es  sagt  etwaii 
ein  Anderer,  er  habe  lange  Weil,  er  müsse  die  X.'it 
also  vertreiben  und  ein  Schwätzmässlein  trinken.' 
JMey.  1694.  —  Spruch-Mäss:  Verstakt.  ,Ye  völliger 
yede  spr.  ist,  quo  quique  pedes  sunt  temporibus  ple- 
niores.'  Mal.  —  Stadt-  s.  Mass  •_>,<.  .Bei  vier  fallen- 
den Kegeln  ruft  der  Kegelbube:  Stirri  oder  St.-  SchwE. 
Kai.  1884.  —  Trotte"-:  (1  Mass  haltendes)  eylindri- 
sehes  Holzgefäss,  in  der  Weinkelter  gebraucht  ThIIw. 

müsse":  1.  abmessen ;  (nach  Etw.)  festsetzen,  be- 
stimmen. .Inderhalb  den  marken  des  Ryntals,  wie 
dieselben  von  der  Aidg'nossen  boten  gemasset  und 
uszilet  wärend.'  Vad.  ,Die  regel  [der  ersten  Mönche] 
was  mit  der  regel  Christi,  d.  i.  mit  der  leere  der  ge- 
schrift  gemasset.'  ebd.  ,Man  tindt,  dass  die  kaiser  all 
Ordnungen  der  hab  und  güetern  [der  Klöster]  mit 
iren  eigenen  gesatzen  gemasset,  gcbotten  und  ver- 
botten  habend.'  ebd.  ,Ob  unser  herren  söllich  masung 
und  artikel  annemen  wellten.'  Kessl.  —  2.  sieh  an 
Eim  m.,  sich  ihm  gleichstellen  „BO.  Das  .so// -sich 
nid  diu"  7ii.,  soll  damit  in  keine  Vergleichung  gesetzt 
werden."  —  :'•.  Mass  halten  mit  Etw.,  sich  massigen, 
enthalten.  ,Sy  sollend  sich  ein  wenig  mit  iren  un- 
flätigen Worten  und  schandlichen  Schweren  m.'  1606, 
Stockmann.  Sonst  (wie  mhd.)  intr.  und  rerl.  mit  Gen.  S. 

—  4.  zaudern,  unschlüssig  sein  PA1.    —   Zu  '2  vgl.  .las 

syn.    mhd.    (eich)    einem    gemalt'». 

ab-.  ,[Der  Abt]  Hess  ein  abgemasste  [wohl  er- 
wogene]  g'schrift   mit   vilen  artiklen  vorlesen.'    Vau. 

—  an-:  1.  nachbilden,  -ahmen.  ,Die  übrigen  [Städte- 
namen] habend  gar  keine  anmasung  des  tütschs.'  Äg. 
Tschi'Di  1538.  .Commentari  alqm  ,  einen  anbilden, 
-massen,  sich  gestalten  mit  weis  und  pärd  wie  ein 
anderer.  Der  leuten  gebärden  anteren,  a.,  nachtuen, 
affingere hominum  mores.  Assimulari,  dem  ich  gleich  tet 
oder  den  ich  anmasset  oder  für  den  ich  mich  ausgab. 
Pantomimus,  ein  gaugkler,  der  allerlei  weis  und  bärd 
a.  kann,  ein  gebärdgaugkleiv  Fris.;  Mal.  S.  noch  ab- 
konterfeien  (Bd  III  376).  —  2.  refl.,  sich  anpassen, 
richten  nach.  ,Do  man  sich  [der  Päpste]  Sitten  und 
ratschlegen  nachgestaltet  und  anmasset.-  Vad.  — 
3.  vorschreiben,  festsetzen.  ,Dass  unser  eidg'nossen 
von  den  fünf  orten  uns  (sam  wir  beherschet  wärend) 
uszylen  und  a.  wolltend.  in  was  g'stali  wir  ze  handien 
und  ze  faren  bettend.-  1532.  Strickl.  .Dannenhar  die 
fürsten  die  Verwaltung  der  kirchengüeter  mit  gesetzen 
und  Ordnungen  anmasstend.'  Vad.  ,Gott  hat  jedem 
reich  seinen  anfang,  sein  höche,  zueletzi  auch  seinen 
undergang  fürgesechen  und  angemasset'  ebd. 

mass(i)gen:  massigen,  einschränken.  ,Das'  er 
sein  zungen  und  red  ordne  und  massge.'  1581,  Sprüche, 
,Die  eelüt  sollend  sich  des  yfers  abtuen  «der  joch 
zum  wenigisten  in  massigen  und  undertrucken.'  HBull. 
1540.  ,Es  muesstend,  im  [Ludwig  XI.]  die  schläfer- 
keit  zue  massgen,  etlich  schaler  vor  synem  sal  tag 
und  nacht  sackpfyfen.'   Ansh.     ,Temperare,  moderare, 


III 


Mas,   nies,   mis.   mos,   nuis 


442 


ein  mass  setzen,  massgen,  der  seit  nach  schicken  and 
ordnen,  züchtigen,  zcmmen,  in  zacht  halten,  Apponere 
modum  vitiis.  die  lastei  zämmen  oder  demmen,  m., 
mass  halten.1  Fris.  ;  Mal.  Sonst  =  müssen  ■'!;  iraXVI, 
häufig.  ,Ir  sölltend  üch  roaassigen  mit  der  Hester.' 
HBdll.  1540.  .Die  ungesunde  milch  purgiert,  der- 
balben  soll  man  sich  der  milch  massgen  und  sich 
darvon  hüeten.'  Tierb.  1563.  .Reprimam  jam  nie.  ich 
will  mich  yetz  hucken  oder  massgen,  ich  will  mich 
aberheben  und  entziehen.  Parsimoniae  oratoris,  ab- 
brach, wenn  sich  der  redncr  etlicher  Worten  ze  brau- 
chen massget  oder  enthalt.'   Fris.;  Mal. 

an-:  sich  anmassen.  FWvss  1670;   1714,  Z  Urbar. 

ent-mässigen:  sieh  enthalten.  .Artikul.  so  ring 
zu  halten,  als  ring  Adam  und  Eva  sieh  der  ver- 
bottnen  Frucht  e.  können.'  FWyss  1673. 

g'mäss  (g'mes  GrPi'.):  1.  massig  (im  Essen  und 
Trinken),  enthaltsam  Ap;  Gr;  Z  f.  S.  g'fräss  (Bd  1 
1319).  ,Carl  ist  gemässes  trinkens  g'wesen.'  Yai>. 
.Ganz  an  [ein]  gemesser,  beschaidner  mann  und  der 
unrainigkeit  so  fygend,  dass  im  glych  ab  dem  frowen- 
bild  gruwet.'  Kessl.  .Der  Speismeister  halt  nüechter 
sich,  leb  fein  g.'  MüRER-Rord.  1022.  Von  der  Körper- 
länge; s.  Frid-Hag  (Bd  II  1069).  —  2.  angemessen. 
,Des  [Regimentes]  an  eren,  tugenden,  fromkeit  und 
wesen  gemess.'  XV.,  Nic.Rüsch. 

an-:  1.  unenthaltsam  Gr.  —  2.  nicht  gleich  kom- 
mend, nicht  gewachsen.  Einer  so  grossen  Macht  und 
so  vielem  Geschütz  wäre  man  ,u.'  1531,  Strickl.  ,In 
den  werken  werdend  vil  ding  funden,  die  Gott  ti.  und 
an  ihnen  selbs  unvollkommen  sind.'  IL  helv.  Conf. 
1566/1644.  —  3.  unpassend,  unziemlich.  ,Ob  mich 
glych  etlich  vil  ungemässer  dingen  und  unerberkeiten 
zyhen.'  Zwisgli.  ,Üwer  wysheit  verneme  diso  myn 
antwurt  im  besten  und  wo  ich  u.  gewesen,  soll  mich 
die  allweg  berichten.'  ebd. 

Gemässe  f.:  Gemässheit.  ,Dass  sü  dienste  tuont 
mit  sture  und  mit  wache  in  der  gemesi  als  ein  ander 
burger.'  1310.  Z  Urk.  (Staatsarch.). 

massig  (&):  l.=g'mäss  1.  wohl  allg.  —  2.  (massig 
bzw.  -<")--,  -Ö-;  in  AALeer.  massig  und  massig)  eine 
,Mass'  (i.  S.  v.  2  a)  haltend,  allg.  E*  m-er  Hufe";  e" 
m-i  Guttere*  (Syn.  Mäss-Guttere*).  .Einige  m-e  Fla- 
schen stunden  auf  dem  Tisch.'  Gotth.  Mit  fortge- 
lassenem Subst. :  m  Massiger  (sc.  Chrueg,  Mijel)  Sch. 
,Ein  (zwo-)mässige  kanten.'  1559,  SchwIiiv.  ;  1561,  F 
Inv.;  1000,  A.iWett.  Klosterarch.  .Einen  viermässigen 
Kolben  [Retorte].'  JELandenb.  1608.  ,Für  einen  mas- 
sigen Krueg.'  Bs  Taxordn.  1640.  ,Tu's  in  ein  mössig 
G'schirli.'  ZElgg  Arzneib.  um  1050.  ,Uen  Wein  nicht 
bloss  aus  massigen  und  gewohnlichen  Bechern,  sonder 
aus  grossen,  määssigen  Geschirren  trinken.'  JUlrich 
1733.  Wortspielend  mit  1:  m.  trinke;  lebe*,  mass- 
weise trinken  Aa;  Ap;  Bs;  Sch;  Z.  —  3.  das  gesetz- 
liche (Längen- (Mass  habend.  ,Es  war  vorgeschrieben, 
welches  Mass  jede  Fischart  erlangt  haben  musste,  um 
gefangen  werden  zu  dürfen;  unmässige  Fische  mussten 
wieder  ins  Wasser  geworfen  werden.'  III.  Kal.  1853 
(TüGottl.  Öffnung).  —  4.  als  zweiter  Teil  von  zsge- 
setzten  Adj.  und  Adv.  =  nach  Art  von,  gemäss,  wie. 
.Fürst-'  (,f.  lüt',  von  den  hl.  drei  Königen.  Fdnkelin 
1553);  flanggüse'-  (s.  Bd  I  1202)  ZGlattf.;  heilig-  (i1* 
han-en  eisster  für  ne*  h-e"  Her  g'halte*.  JBEgli); 
,held-'    (h-e    Taten.'    Spleiss   1607);     ,chorherre"-'    (s. 


dürrbiren-ässig  Bd  1  502);  ,christ-'  (,ein  getrüwer, 
chr-er  verkünder  des  evangelii.'  Zwingm);  meisler- 
GKSpl.;  süchel-m.  BHk.  Bes.  in  einer  Reihe  verstär- 
kender Adv.,  auch  Adj..  wie  füdlech-  (bes.  zur  Steige- 
rung von  warm,  heiss)  Bs;  galge*-  Bs;  Th;  l'wF..;  Z; 
hagel-  Z;  hellfe'J-  L;  Z;  cheibe*-  Aa;  Ap;  Bs;  IS;  G; 
Tu;  /.;  choge*-  Bs;  VO;  <i;  Tu;  /. ;  chetzer-  G;  '/,-, 
chrotte*-  Z;  mords-  (vgl.  Sp.  396)  Bs;  Sch;  Tu;  Z;  sie- 
che*- 1 ;  Tu  ;  Z  ;  Sünde"-  (bes.  vor  tfir)  Bs;  Tu  ;  Z ;  sterne*- 
(voll)  B;  straf-  ZO.;  sträl(s)-  Tu;  Z;  strälig-  (bes.  vor 
/i/>fr/cn,  tue")  Ap;  tüfel-  Bs;  B;  Z;  teuggelers-  (euphem. 
für  das  Vorige)  Bs ;  tunder(s)-  Tu;  Z;  wetter-m.  B; 
VO;  Z,  meist  übersetzbar  durch:  über  die  Massen, 
sehr  (gross),  und  syn.  mit  den  Adj.-  (bzw.  Adv.-)  Bil- 
dungen auf  -isch  (wie  galgisch,  cheibisch  usw.),  sowie 
mit  den  Zss.  mit  dem  Gen.  (wie  Hagels-,  Cheibe"-  usw.), 
doch  tw.  in  abschwächendem  S.  Spec.  zur  Steigerung 
des  Adj.  ,dumm'  dienen:  chüe-  VO;  Th;  Z;  chegel- 
UwE.;  chalber-m.  Ap;  VO;  Tu;  Z.  S.  noch  die  folg.  Zss. 

Mhd.  maeßec  in  Bed.  1.  Für  1  und  4  gilt  im  Allg.  der 
Voe.  a,  für  2  dagegen,  das  sich  au  Mäs»  8  "  anschliesst, 
oz  bzw.  S  in  dem  gleichen  Umfange,  wie  das  alte  ä  des 
Grundw.  zu  ö2  bzw.  u  geworden  ist.  Nur  tw.  iz.  I:.  Sch;  Th) 
ist  auch  in  Bed.  1  und  4  der  Voc.   dem   von  2   angeglichen. 

ebe"-:  1.  adj.=eöe«  4  (Bd  I  44).  Guler.  —  2.  Adv., 
gleicherweise,  ebenso  (sehr)  B.  ,Der  alte  Hans  ist 
e.  tief  darin  [in  Schulden].'  Gotth.  Häufig  in  der 
Lit.  des  XVII./XVIIL,  auch  übersetzbar  durch  , eben- 
falls.' ,E.  soll  es  beschechen  an  Lychpredigen.'  1638, 
JJ Breit.,  wechselnd  mit  ungleichen.'  .Der  halbige 
Teil  Weibergut  gaht  e.  denenjenigen  Schulden  vor.' 
SMutach  1709  (vom  .Vorgang  der  Gläubigeren').  .Bei 
dem  lotsten  und  zwölften  Gutjahr  soll  e.  [wie  bei  den 
übrigen]  mit  einem  halben  Gulden  abgeletzet  werden.' 
vMoos  1775.  —  alt-:  eine  alte  Mass  haltend.  .Ein 
Vla-en  kübel  [mit  Milch]  füllen.-  XIV./XV.,  üwE. 
Talrecht.  —  un-:  1.  Adj.  a)  das  Mass  überschreitend; 
sehr  gross,  schlimm  usw.  Nnw.  En  u-er  Mentsch.  - 
b)  s.  massig  3.  —  2.  Steigerungsadv.,  ausserordentlich, 
sehr  VO.  U.  gross,  schön.  U.  müesse*  lache".  .Was 
es  an  Kleidern  anlegte,  das  ist  ihm  u.  gut  angestan- 
den.' Ndw  Kai.  —  ise"-:  a)  Adj.,  sehr  stark,  fest, 
ausdauernd  Bs;  LE.;  Sohw;  S;  Z.  En  l-er  Klarinetler 
[Klarinettbläser]  LE.  —  b)  verstärkendes  Adv.,  bes. 
vor  hört,  starch  Z.  —  veh-:  grob,  ungeschlacht  wie 
ein  Vieh  Z.  V.  süfe",  von  einem  Trinker,  ebd.  — 
fr  id.-:  dem  Landfrieden  (von  1712)  gemäss.  .Knaben, 
welche  zwar  das  fr-e  Alter  erreicht  und  den  Landeid 
geschworen,  aber  noch  nie  das  h.  Abendmahl  genossen 
haben.'  1734,  Absch.  ,Eine  fr-e  und  rechtschaffene 
Huldigung.'  1741,  ebd.  —  glaub-.  .Empfelchend  das 
einem  jeden,  der  da  gl-en  verstand  hat.'  Zwingli  2  a 
134.  —  beide"-:  1.  Adj.,  äusserst  roh.  ungeschliffen 
unmenschlich  AaFi'i.  Überaus  gross  Bs;  Tu;  Z.  ,An 
welchem  der  Christeli  eine  h-e  Freude  hatte.'  Breitenst. 
—  2.  verstärkendes  Adv.,  wie  nhd.  allg.  Ei"'m  h.  wc 
tue";  h.  flueche*. 

halb-:  eine  halbe  .Mass'  fassend,  allg.  En  H-e'' 
(sc.  Chrueg,  Mijel)  Sch.  .[Dem  N.  N.  wird  aufgetragen! 
dem  Landvogt  zu  Kyburg  seinen  willig  Dienst  und 
Gruss  anzumelden  und  ihm  als  seinem  sonders  wohl- 
vertrauten Herrn  einen  H-en  uszebringen.'  1605,  Z 
Brief.  S.  noch  Friden  (Bd  I  1278/9).  —  Halbmässig 
m.  (PI.  unver.):  ein  Trinkglas,  das  eine  halbe  Mass 
fasst  G;  Th,  in  Ap  ein    hohes,  cylindrisches  Glas  mit 


443 


Mas,  nies,  niis,  mos,  mus 


MI 


einem  glockenförmigen  Fuss.  Aus  dem  Fuss  des  H. 
pflegen  die  Kinder  Glöcklein  zu  machen  und  sie  den 
hölzernen  Kühen  (ihrem  Spielzeug)  anzuhängen.  .Die 
Gläser  waren  sogenannte  iL.  aus  denen  man  sich 
grössere  Schlucke  erlauben  konnte,  als  aus  unsern 
Zwei-  und  Fünfdezilitergläsern.'  HÄBERLIN-Schaltegger. 
S.  noch  Gipf  1  (Bd  II  390). 

Nach  Tobl.  wären  in  Ap  Adj.  und  Subst.  auch  dadurch 
unterschieden,  dass  Jenes  den   Voc.  er.  Dieses  3  hätte. 

hunde"-mässig  ZO„  S..  hunds-  BsStdt;  ThHw.: 
verstärkendes  Adv.,  meist  in  der  RA.  sich  h.  schäme?; 
vgl.  Hund  (Bd  II  1421).  —  chäher-  AALeer.,  sonst 
ehäfer-:  1.  Adj.,  frisch  und  gesund,  kräftig,  an  Körper 
and  Geist  Aa;  Vü.  E"  ch-i  Natur,  G'sundheit.  — 
2.  Adj.  und  Adv.,  rührig,  emsig  Aa;  Schimpfr.  1651 
(unter  den  Tugenden  einer  Frau  aufgezählt).  Syn. 
ehäferig  (Bd  III  162).  —  lässer-:  den  Vorschriften 
gemäss,  die  man  den  Leuten  nach  einem  Aderlass  gibt 
Ap.  —  mittel-  (in  Sch;  Th  -massig):  im  Allg.  wie 
nlul.  Mittelgross,  von  Personen  Th;  Z.  ,Ein  Rock 
für  eine  mittelmässige  Person.'  Z  Nachr.  1787.  Von 
der  Stimme:  , [Der  Gesang  der  Nachtigall]  ist  etwann 
m.,  etwann  hoch  und  nider.'  Vogelb.  1557.  ,Üie  eines 
m-en  alters  sind',  dem  Mittelalter  angehören.  AHaffner 
1577.  —  nüechter-:  enthaltsam,  bes.  im  Trinken; 
ruhig  und  besonnen  Gl.  —  recht-:  gehörig,  wie 
sich's  gehört.  .Ofen  in  der  Stube  habe  ich  drei  an- 
gezeichnet: im  mittleren  kann  man  r.  heizen,  backen 
und  dörren.'  AHöpfner  1788.  ,Der  Schaft  enthält  r-e 
Ähren,  fast  nach  Art  des  Getreides  oder  Habers.-  ebd. 
Adv..  wirklich,  in  der  Tat  Ndw.  B.  gross,  Ms  [auf- 
gebracht], .Nicht  r.,  un-r.',  ausserordentlich,  über  die 
Massen  Ndw.  .Es  friere  ihn  unrechtmässig.'  Ndw  Kai. 
1894.  —  regiments-:  nach  Art  der  Herren  des  .Re- 
giments', d.  h.  der  Regierung  Scnw.  Si  trägi'd  jetzt 
bald  All  Hüetli  mit-eme"  Strüss  und  luegi'd  r.  üs. 

ritter-.  Dazu  ge-rittermässiget:  indenRitter- 
stand  erhoben.  .Vom  Kaiser  geadlet  und  g.'  RCys. 
,N.  N.,  obwohl  nie  g.,  dennoch  ein  grosser  und  ge- 
waltiger Mann.'  Gfd  20,  182. 

sü'v-,  sü"-,  söu-:  1.  unanständig,  unflätig,  ab- 
scheulich Bs;  G;  Th;  Z.  Syn.  süwisch.  S.  rede".  Das 
Chleid  ist  s.  //'umritt.  —  2.  verstärkendes  Adv.,  bes. 
vor  feiss  VI);  G;  Th;  Z.  —  g'satz-:  1.  gesetzmässig. 
,Da  das  unmündige  Kind  zu  seinen  g'satzmässigen 
Jahren  gelanget.'  SMütach  1709;  ähnlich  B  Abzugs- 
ordn.  1715.  G'setzm.,  fremder  oder  eigner  Vorschrift 
streng  nachlebend,  von  Personen  ZLunn.,  0.  Das  ist 
en  G-er!  —  2.  von  gesetztem  Alter.  2"*  muess  doch 
chli"  ne  b'standneri  [zur  Frau]  ne",  die  affig  c"  chli" 
g'satzm.  ist  und  nid  so  nes  Jungs  Gauggeli.  Zg  Kai. 
1867.  —  schritt-:  der  h.  Schrift  gemäss  Z  f.  ,Schr-e 
Waagschale',  Titel  einer  Streitschrift  von  ClSchoij. 
1695  gegen  einen  Kapuziner.  —  stech-,  in  AALeer. 
st'e'x1-'-  1-  zl"ii  Dreinstechen  geneigt.  ,Der  pfarrer  soll 
kein  st-er  marcialischer  brueder  syn.'  HBull.  1561.  — 
2.  starr,  vom  Blick  AALeer.  St.  dri"  biege".  Yg\.Auge" 
mache"  irie-n-e"  g'stochnc  Bock  (Bd  I  133).  —  3.  be- 
dächtig AALeer.  —  4.  sehr  ausdauernd  L.  —  stich-. 
Nur  in  der  Verbindung:  ,st.  werden',  zu  (Hieb  und) 
Stieb  kommen,  handgemein  weiden.  .Wann  zweii  st. 
windend,  ein  an. Iren  gesebantent.'  1518/28,  Gr  Kq. 
,Ob  sieh  begibt,  dass  zwen  ander  uns  pundsgenossen 
gegen  einander  st.  wurdent,  so  sollent  dieselbigen  frid 
geben  und  nemen.'   1524.  Absch.  —  stät-  GTa.,  sonst 


(g')stats-:  stattlich,  prächtig,  von  Menschen.  Tieren 
und  Sachen  Bs;  G;  Sch;  Z.  En  (g')st-er  Kärli,  ein 
Prachtskerl.  E"  (g')st-s  Chleid,  A'luegc:  —  gelts- 
tag-.  .Wann  Einer  in  Schulden  vertieft  befunden, 
dass  er  g.  wäre.'  1670,  B  Rq.  —  dege"-:  .heldenmässig' 
GiKleint.  D.  fehle".  Ausgezeichnet  Aa  (Rochh.).  — 
treu-:  aufrichtig  GG.  —  g'walts-:  1.  durch  Körper- 
bau und  -Kraft  imponierend,  von  Menschen  und  Tieren 
Bs;  Th;  Z.  —  2.  g'walt-m.,  gewalttätig  Z  (Dan.).  — 
zeig-.  ,HerN.,  Leutpriester,  hat  sich  um  Empfangung 
des  z-en  kleinen  Zehendens  angemeldet.'  1783,  L. 

mössle":  eine  Mass  nach  der  andern  trinken 
Ap;  L.     Vgl.  schöpplen. 

mösslig  =  massig  2    Z  (Dan.). 

Mass  Gr;  GO.,  Mas  GrD.,  L.,  Pr.,  Tamins  —  n.: 
I.  breiartiges  Futter  für  Hühner  (Hennt"-M.)  und 
Schweine  (Schin"  -  M.) ,  aus  gebrühten  .Blackteir 
(GrL.),  auch  zerhackten  Kartoffeln,  Mehl  oder  Kleie 
gemischt  Gr;  GO.  De"  Hunger  mit  Schwl»-M.  ivere" 
GPfäf.  (Übers,  von  Luc.  XV  16).  Verallgeni.  schlechte 
Kost,  schlechtes  Futter  (z.  B.  geringes  Heu)  Gr.  In  der 
ä.  Spr.  noch  im  edeln  Sinn.  ,Dass  es  ein  g'mein  mass 
oder  usserliche  oder  sakramentliche  spys  war.'  B  Disp. 
1528.    ,Der  sun  gibt  sym  vater  trank  und  m.'  UEckst. 

—  2.  Masse"  (lt  Spreng  m.),  Dim.  Mässeli  Bs,  Mäsli 
AaF.,  Ke.,  Bissen,  Bisschen  (Speise).  Ich  ha"  hut  noch 
kes  M.  g'ha"  Aa.  Kei"  Mässeli  lnut-irh  bi  sechs  Wuche" 
g'esse",  als  Doklerzüg  und  e"  Bitzli  lüteri  Brüeji  derzue. 
Breitenst.  Übertr.  (in  AALeer.  Mas,  Mäseli),  formel- 
haft zur  Verstärkung  der  Verneinung  Aa;  Bs.  Syn. 
Bitz(en),  Bitzeli.  Hänn  Si  noch  der  Hueste"?  Antw. 
Ganz  kai"  Masse"  me  Bs.  Es  tuet  (macht)  ekes  M. 
AALeer.  —  3.  Moss,  Geniüse-Gänsedistel,  Sonch.  ol. 
Aa  (lt  Rochh.). 

Hhd.  maß  n.,  Speise,  Mahl.  Kür  BsL.  ist  Mässeli  auch 
mit  ä  bezeugt.     Zu   3   vgl.   das  syn.  Säu-Düttm. 

Mit-Masse  m.:  Genosse.  ,Die  so  in  den  götzen- 
diensten  m-en  oder  gesellen  waren,  d.  i.  dass  sy  mit 
den  götzendiener,  die  die  opfer  irer  götzen  mit  ein- 
anderen essen,  ouch  assen.'  B  Disp.  1528.  —  Vgl.  mhd. 
maß-gensße,  -geseUe. 

Masse"  I  (in  Ndw;  Zg  auch  Müsse")  —  f.:  wie  nhd. 
allg.    Häufig  noch  vor  Stoffnamen:  e"  M.  Zug,    War. 

„Chäs-:  Gesammtheit  der  Anteilhaber  an  einer 
Sennte  Z." 

Massiön  f.:  grosse  Menge  Bs;  Tu.  Es  gi't  hiir 
e"  M.  Chirsi.    E"  M.  Lilt.  —  Der  Ausgang  nach  .Million' V 

Masse"  II  f.  ,Dass  die  friheitsbueben  (s.  Bd  1 
1267/8),  die  weder  na.,  messer  noch  tagen  tragent.  kein 
unzuchte  gegen  einander  beschulden  möchtind.'  1406. 
Bs  Rq.    —    Frz.   masse,  (Streit-)Kolben.     Vgl.   Matten. 

Maser  Aa  (PI.  Mäsere"  Leer.);  L  (in  Bed.  1);  Tu; 
U;  Z  (in  Zoll,  -ö-),  Maser  Ap;  BO.;  Gl;  GA.,  T.; 
Ndw;  U.  Mäi'er  I  BO.  (PI.  Mefre»  BSi.);  F;  Gr;  L 
(in  Bed.  5)  —  m.  (in  AALeer.  f.):  1.  knorriger  Aus- 
wuchs, bes.  an  Ahorn-,  Kirsch-  und  Nussbäumen,  der 
zu  Drechslerarbeiten  verwendet  wird;  maserige  Stelle 
im  Holz  Aa;  B;  Gl;  Gr;  G;  Th;  Ndw  ;  U;  Z.  Übertr.: 
harter,  unbelehrbarer  Mensch.  ,lch  will  ein  glychsner 
us  dir  drehen,  wenn  du  ein  sölicher  mäser  bist.' 
/.wingli.  —  2.  (in  GrPi\  n.)  Maserholz  Ap;  Gr;  Ndwj  Z. 

—  3.  geschwürartiger,  harter  Auswuchs  am  mensch- 


II-. 


Mas. 


mes,  uns.  mos,  tnus 


in; 


liclien  Körper  Aa:  Bü.  .Harte  Hunt,  die  sich  über 
einer  geheilten  Bruchstelle  bildet. -  Schulze.  Schwiele 
an  den  Händen  infolge  strenger  Arbeit  Bü.  Ent- 
stellende Narbe  GA.  .Weil  der  Maser  [Yerharschung 
nach  der  Seilang  einer  Wunde]  gleich  bleibt.'  FWürz 
1634.  .Ms  ich  ein  Kind  an  einem  Knoden.  darinnen 
ihnie  durch  Versaumnng  ein  M.  gewachsen  war,  arz- 
nete.'  ebd.  .Darum  man  auch  zu  sagen  pflegt,  es  werde 
Einer  stärker  an  dem  abgebrochenen  Hein  dann  an 
dem  andern  und  das  geschieht  von  wegen  des  Masers, 
dann  das  Fleisch  ist  ganz  zäch.'  ebd.  —  4.  „Quetsch- 
wunde, gequetschte  Stelle,  Fleck  UUrs."  —  5.  in 
seiner  Entwicklung  gestörtes,  verkümmertes,  verkrüp- 
peltes Wesen,  zunächst  von  Bäumen,  dann  auch  von 
Tieren  und  Menschen  AaF.,  Ke. ;  Ap;  „B;"  VO;  „GrA.;" 
G;  „S;u  ZW.  Das  ist  en  rechte''  M.  Wenn  ein  Kleiner 
in  eine  Gesellschaft  kommt,  wird  spöttisch  gerufen: 
Platt  für  Sibe",  's  chunnd  e"  M. !  L.  Auch  mit  Neben- 
bed.:  ungeschickter  Mensch,  der  seine  Sache  nur  halb 
verrichtet  L.  —  6.  kleines  Kissen,  Polsterkissen  Gr. 
Hauptete'-M.,  Kopfkissen  GrScIi. 

Mhd.  maser  in  Bed.  1.  Übergang  vou  a  zu  ä  vor  «  wie 
in  Gras  (Bii  II  792),  vor  i  wie  in  Äsche'  (Bd  I  565),  Flasche* 
(Bd  I  1219)  u.  a.  In  BBr.  gilt  Mascha-  in  Beil.  3  neben 
Ifatren,  Jlaserfleck  im  Holz;  Letzteres  dürfte  nach  Form  und 
Bed.  moderne  Entlehnung  sein,  so  gut  wie  Mauere*,  der  allg. 
Name  für  die  bekannte  Kinderkrankheit.  2  ist  aus  .Maser- 
holz' verk..  daher  auch  das  Neutr.  Zu  5  a  vgl.  die  Begritls- 
cntwicklung  von  Chnopf,  Chnorren,  ferner  die  Syun.  bei 
Ghn'uder  (Bd  III  737).  Das  G  Id.  1790  verzeichnet  ein  Adj. 
jiinurr,  hager,  mager,  nngedeihlich,  von  Kindern  und  jungen 
Tieren,  die  nicht  wachsen  oder  fett  werden  wollen';  doch 
ist  nach  einem  andern  Gewährsmann  für  die  selbe  Zeit  die 
Angabe    irrtümlich,    das  W.  vielmehr    als  Subst.   zu  fassen. 

Äugli-:  Holz  von  Massholder  (auch  Bergahom), 
mit  Maserbildung  in  Form  von  .Augen';  zu  feinen 
Tischlerarbeiten  verwendet  L. 

masere"  mäschere" :  1.  „verharschen,  von  Wunden 
B;  Gr;  L."  —  2.  „quetschen",  zerschmettern  GrScIi.; 
L;  „UUrs.;"  Zg.  Es  hed-e"  grad  g'mäscheret.  —  3.  „in- 
folge Gährung  zerfallen,  sich  auflösen,  von  festen  Kör- 
pern Gr."  —  2  und  3  gehören  vielleicht  nicht  in  diesen 
Zshang;  zu   2   vgl.   mlat.   mas(s)erare,  tundere. 

er-:  1.  im  Ptc,  von  Masern  durchwachsen.  .[Die 
Hörner  des  Elentiers]  sind  ganz  hart  und  ineinander 
ermasert.'  Tierb.  1563.  —  2.  er-mäsere",  auf  eine  harte 
Probe  stellen,  stark  hernehmen,  heftig  gelüsten  Scaw 
Muo.  Syn.  Eine"  hart  ha"  (Bd  II  1642).  Es  tued 
Ei"m  fri  artig  e.,  we""-me"  d's  erst  Mal  mness  i"  's  Für. 
Es  hed-e*  fri  artig  ermäseret,   das  Heime"  z'  chaufe". 

ver-  Aa;  Z,  sonst  -mäsere",  -inäschere":  1.  =  ma- 
seren  1,  von  Wunden  am  menschlichen  oder  tierischen 
Körper,  auch  an  Pflanzen,  von  denen  starke  Spuren, 
z.  B.  Wülste,  zurückbleiben  Aa;  B;  F;  Gr;  „L;"  G;  Z. 
Vermäseret,  maserig,  narbig  GA.  —  2.  von  Holz,  voller 
Masern,  d.h.  zäh  und  hart  werden  Aa;  Ap;  Z.  ,Der 
huof  ist  nicht  anders  denn  wülschlin  oder  ein  ver- 
mäseret, verwarzet  fleisch.'  Tierb.  1563.  —  3.  ver- 
krüppeln, verkommen,  hinsiechen;  zunächst  von  Pflan- 
zen, dann  auch  von  Menschen  und  Tieren  Aa;  ApH., 
M. ;  L.  „Vermtischert,  gliederlahm,  paralytisch  BHk." 
—  4.  =  maseren  2  L;  „UUrs.;"  Zu.  —  5.  =  maseren  3 
„Gr;"  L. 

g'maseret  g'mäseret  GA. ;  U,  g'mäscheret  B:  ma- 
serig, narbig  GA.  Bes.  von  Zeugen  mit  maserähn- 
lichen Zeichnungen  U;   gesprenkelt,  getüpfelt  B. 


maserig,  in  B  mäseherig:  1.  wie  nhd.  „allg."; 
-|iv.  i.  S.  v.  cermaseroi  2.  Bildl. :  ,Die  mäscherigen 
Hartköpfe,  denen  ein  Atom  Wissen  beizubringen  eine 
[schwere]  Arbeit  erfordert.'  Bauernkal.  1896.  —  2.  ver- 
krüppelt, verkümmert  AABb.,  F. 

Mäscherne"  f.:  Schaden,  Makel,  z.H.  an  Klei- 
dern GrD. 

Masser  m.:  1.  Alpgenosse.  .Das  alle  Masser  auf 
der  Alpen  sollen  dem  Rodenhirt  die  »leiss  einbändigen.' 
1747.  TB.  Statuten.  ,I)ass  ein  jedere  M.  mag  fremdes 
Vicht  treiben,  aber  nur  auf  die  Alpen.'  a-bd.  —  2.  (Chäs-, 
Milch-M.)  „Verschluss,  Verwahrungsort  für  Käse  und 
Milch  Ap;  GRh."  Milchkeller  in  einer  Alphütte  Ap. 
.Neben  der  Stube  und  der  Küche  liegt  der  M.,  der 
öfters  in  den  Boden  hinuntergegraben  ist.'  Steinm.  1804. 
.Jede  Sennhütte  teilt  sich  in  zwei  Teile;  der  erste 
enthält  das  Vorhaus,  worin  die  Küche  ist,  und  der 
letzte  besteht  aus  den  zwei  gleich  grossen  Käs-  und 
Milchmassern.'  ebd. 

1  zu  dem  syn.  räto-rom.  masser;  vgl.  it.  massaro,  Haus-, 
Gutsverwalter,  mlat.  massarius.  2  gehört  ohne  Zweifel  in 
den  selben  etym.   Zshang;  vgl.   mlat.  mas(s)eria,    Haus. 

Masera(n)  bzw.  -öfnj,  -ü(n)  Ap;  Gr;  G;  oTh,  Mass- 
Gr;  G,  in  Gntw.;  GSev.  mit  nasal.  Voc.  im  Ausl.  — 
m.:  1.  =  Maierän  (Sp.  11);  in  GT.  Garte"-,  Winter-M. 
-  2.  wilde  M.  a)  Wohlgemuth,  gem.  Dosten,  Or. 
vulg.  GRh.,  Sa.  —  b)  Feld-Thymian,  Thym.  serp.  G 
ulih.  —  c)  edler  Gamander,  Teuer,  cham.  GRSaas.  — 
Räto-rom.  masaron. 

Stei"-  =  Maser  an  2  b  GWe. 

Masi  m.:  Knabe,  in  der  Spr.  der  Wildleute  (,  Wald- 
fänggen') Gr;  s.  Vonbun  1862,  62. 

massiv:  1.  stark,  kräftig  gebaut  Ndw.  —  2.  grob, 
derb  Bs;  B;  Sch;  Th;  Z.  Das  ist  en  m-er  Kärli,  nimm- 
dich  in  Acht!  —  3.  m.  tue*,  sich  zusammennehmen, 
in  moral.  Bez.  einen  vorteilhaften  Eindruck  zu  machen 
suchen  (z.  B.  in  Gegenwart   eines  Geistlichen)    ZBül. 

Massigge"  GRSeewis,  Massegge"  GrA.,  Mazegge* 
GitPr.  —  f.:  isländisches  Moos,  Ceti',  isl.  .Wie  man 
masigel  brechen  soll.'  L  Rezeptbüchl.  (Lüt.,  Sagen 
379/80).  —  Käto-rom.  massiga;  vgl.  Vonbun  1862,  135. 
S.  auch  noch  Mos-Iyd  (Bd   I    150). 

MasTra  f.:  unförmliche  Mauer,  Steinhaufen  PA1. 
—    Piemout.   masera,   it.   maceria,   Steinmauer. 

Massle"  f.:  1.  „dreikantiger  Stab  Roheisen  L."  — 
2.  Eisenplatte;  spec.  die  Scheidewand  in  einer  Röhre, 
die  Bodenplatte  in  der  Ofenröhre  (auch  wenn  sie  nicht 
von  Eisen  ist)  Ap;  GRh.  —  3.  (auch  Chäs-M.)  würfel- 
förmiges Holzgefäss  ohne  Boden  und  Deckel,  in  dem 
die  frische  Käsemasse  (Bidderen)  oder  der  Zieger  (bes. 
der  Sürchäsziger)  gepresst  und  geformt  wird;  für 
den  Abfluss  des  Käsewassers  (Schotten)  sind  seitlich 
3 — 4  Löcher  angebracht  GRh.  —  Zu  1  vgl.  Massel  (Gr. 
WB.    VI    1710). 

G'mans  n. :  1.  das  Miauen  Z.  —  2.  leises,  undeut- 
liches Sprechen  Z.     Das  ist-mer  es  G.l 

Mauseli  n.:  die  (Baumwollflöckchen  ähnlichen) 
Samenhaare  des  Löwenzahns  und  anderer  Pflanzen 
GA.;  Syn.  Fauseli  (Bd  I  1066),  Mauweli;  vgl.  auch 
Büseli. 

Schatze"-:  Kosewort,  Schätzchen  Sch.  Bist  e" 
liebs  Sch.! 


117 


Mas,  mes,  mis,  mos.  iihis 


AAS 


mause":  1.  (kläglich)  miauen  Gl;  Sch;  „Schw;" 
Z.  —  2.  =  d'Red  vercheren  (Bd  III  439/40)  Aa;  Gl; 
i.A.;  Schw.  Ei"'m  m:,  ihm  mit  verstellter  Stimme 
Schimpf-  und  Spottwörter  zurufen,  ihn  so  heraus- 
fordern Gl;  Schw.  Leise,  undeutlich,  weinerlich  spre- 
chen, mit  dem  Nbbegr.  des  Unermüdlichen,  Lästigen, 
bes.  von  Frauenspersonen  Z.  I'h  ha*  nid  verstände", 
was  er  //'mauset  hat.  —  Aus  dem  syn.  mauwen  mittels  « 
weitergebildet.     S.   nocdi   muten,    müssen. 

ab-:  verächtlich  für  sterben,  von  Menschen  und 
Tieren  BO.;  Z.     Er  ist  abg'maust. 

Mause"  scheint  liier  Bezeichnung  des  letzten  Lauts  oder 
auch  der  letzten  Zuckungen  verendender  Tiere;  vgl.  Ghrä 
(Bd  111  778),  Mauw.  Die  Construction  würde  sich  aus  dem 
Einriuss  von  Synu.  wie  ab-faren,  -reisen,  -chratzen  erklären. 
Vgl.   noch  ab-müeeen. 

reck-mause n s.  Reclcmäusis  mache",  verenden 
AaSL     Reckmausis  (si'J,  verendet,  tot  (sein)  L. 

Recifc-  wohl  aus  ,verreck-'  verkürzt.  Zur  Bildung  vgl. 
Kramaurie  (Bd   III   818). 

Mauser,  Mausi  I.  Mäusi  I  —  m.:  1.  Name  der 
Katze  als  der  miauenden  Sch;  Schw;  Z.  Mauseri", 
Schelte  auf  eine  (weibliehe)  Katze,  die  durch  ihr 
Miauen  lästig  wird  Z.  —  2.  (in  Gl  Mauser  und  Mäusi, 
sonst  Mausi)  wer  mit  verstellter  Stimme  oder  un- 
deutlich redet  Gl;  Sch;  Schw;  Z. 

Bart-Mausli  m.:  Mann  mit  sehr  starkem  Bart- 
wuchs Ap;  Syn.  Bartli.   —   Vidi,  zu   Maust,   Moses. 

Mäusi  IL  nur  als  PL:  mutwillige  Sprünge,  tolle 
Gebärden,  Spässe,  Scherze  Aa;  ZWald.  Synn.  s.  bei 
Flausen  2b  (Bd  I  1210).  Ein  Füllen  macht  M.  Mach- 
vier (nur)  heim  M.'.  Xuil  lang  M.  mache",  nicht  viel 
Umstände  machen,  grob  dreinfahren  ZWald.  —  Vgl. 
Anni.   zu  ab-mauet  n. 

mansele"  L,  mauste*  „ScHwMa.;"  ZO.,  mäuselen, 
nahes-  BO.:  1.  ganz  gemächlich  arbeiten  BO.  Syn. 
müsen,  muslen.  —  2.  langsam,  ohne  rechten  Appetit 
essen  B  Ha.  Behaglich,  mit  sichtbarer  Bewegung 
kauen  ZO.  Syn.  mausch(el)en.  —  3.  „mit  einem  Kinde 
liebkosen  ScHwMa."  Die  Liebenswürdige  spielen,  von 
gefallsüchtigen   Weibern  L. 

Die  verschiedenen  Bedd.  sind  schwerlich  aus  einer  Quelle 
geflossen.  Bei  2  liegt  nahe,  an  eine  Weilerbildung  von 
mauwe*,  mäuwe*,  wiederkäuen,  zu  denken;  in  1  wäre  die 
Bed.  verallgemeinert.   3  mag  mit  der  vorigen  Gruppe  zshangen. 

„Kell-Mause"  f.:  Raupe  GRMai."  Syn.  Qogge*- 
Mauwe*. 

Mausi  II,  Mäusi  III  s.  Maurus  (Sp.  362).  Lt  einer 
Angabe  in  L  Mausi  =  Moses. 

„Mausi  III  m.:  Mensch,  der  wegen  eines  starken 
Ausschlages  im  Gesicht  oder  sonst  wegen  Unrats 
schmutzig  dreinschaut  Schw;  Zg."     Vgl.  Mauschi. 

Chausi-  (L),  Chrausi-  (Bs;  B)  Mausi,  Chäusi- 
Mäusi  ZF.  —  m.,  in  B  n.:  Durcheinander,  Miseli- 
masch,  z.B.  von  Speisen  Bs;  B;  ZF.  , Sonst  kommt 
ein  Krausi-Mausi  heraus,  aus  dem  kein  Verständiger 
klug  wird.'  Gotth.  Lueg  aass  Alles,  in,  nie  Chr.  im 
Lebe"  unter  enandere*  isch,  einist  wie  am  Schnüerli 
lauft.  Breitenst.  Mit  ,Chr.'  betitelt  JC'Ott  die  Ab- 
teilung , Vermischtes'  seiner  Gedichte.  Auch  von  Per- 
sonen: Im  ussere"  Bad  het  's  d's  sölbesch  gar  nüt  eso 
Chr.  g'ha".  Bari  Ins:;.  Auch  adv.,  bunt  durch  ein- 
ander  Bs;   B.     's  isch  ehr.  halt  Alls  bi  der  Land  im- 


g'si*.  Breitenst.  .Brocken,  krausi-mausi  durch  ein- 
ander, die  der  Lehrer  aufgeschnappt  hat.'  Gotth.  — 
Vgl.   die   Synu.    Choei-Mosi,    Chrüei-Müei. 

Mi;ss  I  f.:  1.  Messe  im  kirchlichen  Sinn.  allg. 
Me*  list  :'  II "in  all  Tag  c"  M.,  dass  'der  Gross  der 
Chh"  im!  fress.  Ineichen.  Zu-n-ere*  erste*  M.  [Primiz] 
sett-men  es  l'ar  neu  Sole"  durc*  laufe"  S.  .Als  myner 
herren  empter  [am  hübschen  zinstag]  in  d'  mäs  kon', 
prozessionsweise  nach  Luzern  zur  Messe  kamen.  1535, 
Salat.  .Die  andere  M.',  die  zweite,  die  während  eines 
Tages  an  einem  Altar  gelesen  wird.  Der  Convent  des 
Predigerklosters  urkundet:  ,Wir  loben  mit  disem  brief, 
alle  taur  die  andern  m.  ze  sprechen  in  unserni  konvent 
und  alle  wuchen  einen  brueder  dar  zue  schryben  an 
unser  kortafelen,  der  die  selben  m.  lese,  also  für 
swester  E.  soll  dirre  brueder  die  anders  [!]  rn.  lesen. 
Wir  versprechent  ouch  das.  dass  die  selb  anders  m. 
nienian  vor  verbunden  noch  vergeben  ist.'  1393,  Z 
Urk.  S.  noch  Opfer  (Bd  I  381).  —  2.  das  katholische 
Gebiet.  ,Mein  Bysorg  ist.  [die  Landesflüchtigen]  möch- 
tend  sich  in  der  M.  ufhalten.'  1646,  7.  Staatsarch. — 
:).  M.<s  L;  Z,  grosser  Jahrmarkt,  allg.  In  Z  gab  es 
zwei  Messen,  d'  Friieli'g-  und  d"  Herbst-M.  Über  die 
Basler  Messe  vgl.  Geering  1886,  4L5/9,  lerner  (in-) 
Uten  (Bd  III  1508/9).  in-gän  (Bd  II  22).  ,An  dem 
Zurzacher  niess  fangt  der  regierenden  orten  hoche  und 
nidere  geriehtsbarkeit  an  an  dem  marktabend.  so  man 
vesper  lütet  und  den  nächsten  tag  daruf,  da  der  markt 
ist,  und  morgendes,  bis  man  die  prym  lütet.'  1520,  AaB. 
Die  Zurzacher  Messe  war  weit  herum  bekannt;  sie 
wurde  auch  zur  Zeitbestimmung  benutzt:  ,Ohne  Sie 
lebe  ich  nicht  mehr  bis  zur  Zurzacher  Mess.'  Gotth. 
S.  noch  Loch  (Bd  111  1018). 

In  L;  Z  gilt  in  Bed.  1  .V. -"ss  gegenüber  U.  ~*  in  Bed.  3. 
Ähnliches  schon  bei  HBull.  1572:  ,In  den  kilchen  was  die 
mess  zur  niäss  worden.'  S.  noch  Ge-hügdt  (Bd  II  1089). 
Das  Nentr.  auch    14S2,   Z  OGlatt  (,Das  ewig  m.'). 

Engel- =  Orate-Amt  (Bd  I  211)  Vw.  -  Gaugel-: 
Bezeichnung  der  Messe  im  Munde  «1er  Reformierten. 
,Die  G.  war  vor  den  Zeiten  Manuelis  Comeni  bei  den 
Griechen  unbekannt.'  ClSchob.  1699.  —  Chrüz-:  am 

.Kreuzaltai"  gelesene  Messe  L. 

Liecht-  (in  L;  SchSL;  S;  Th;  Z  auch  -miss,  in 
GlH.;  LiTa.;  ZZoll.  -mes):  Lichtmesse,  allg.  ,Die 
liechmes  unserre  frouwun.'  1314/21,  Gra.  ,Vor  unser 
lieben  frowen  tag  der  1.'  G  Klosterarch..  und  so  meist 
in  der  ä.  Lit.  in  Zeitbestimmungen.  L.  ist  der  Tag 
der  Kerzenweihe.  ,Zur  1.  sollen  die  kerzen  gesegnet 
und  ausgeteilet  werden.'  XV.,  G  Milt.  Auf  L.  mussten 
daher  die  Wachszinse  entrichtet  werden.  .Ein  halb 
phunt  wachses  allre  jerlich  ze  gebenue  zer  liechmis.' 
1307,  Gfd.  ,Es  sollen  dieselben  leut  von  H.  järlichen 
zu  der  1.  gen  Ufnaw  an  die  kerzen  zu  steur  geben 
jede  feurstatt  einen  pfenning.'  1369,  SchwE.  Kloster- 
arch. S.  noch  Cherz  (Bd  III  493).  Noch  heute  ist  L. 
Zinstermin.  Muest  zise*  uf  L.,  wart  nid  bis  im  Mai, 
's  chunnd  under  der  Zit  nach  gar  Allerlei.  Nat.-Kal. 
1865.  L.  bezeichnet  das  Ende  des  Winters.  Am  ZS. 
wird  in  einigen  Dörfern  von  L.  an  um  1  Uhr  Vesper 
geläutet,  von  Martini  bis  L.  dagegen  um  3  Uhr.  ,Vom 
kürzesten  Tag  bis  zur  L.  ist  der  Tag  im  Ganzen  nur 
einen  Bahnenschritt  länger  geworden,  von  L.  an  da- 
gegen nimmt  die  Tageslänge  jeden  Tag  um  einen 
Hahnenschritt   zu'    Z;    man   ,schiekt  die  Lichter   den 


II!' 


Mas,  nies,  mis,  mos,  mtis 


450 


Bach  hinunter'  Sch  (vgl.  Bd  III  1051/2)  und  beginnt 
mit  den  ersten  landwirtschaftliches  Arbeiten.    L.  —  's 
Spinne'  vergess,  bei  Tag  (tf  Nacht)  ess!  Sch;  Z.    Nock 
Her  L.  fö*  il'  Vögel  a*ft*  pßfe*  S  (Schild);  ähnlich  Z. 
L.  ist  (neben  dem  ifargarethen-Tag)  Dienstbotenterniin. 
/   |  <ser  L)  L.  de*  Dienst   verlä*,  üstrete" ;  vgl.  Bündeli- 
Tag.    .Unser  1.  Frauwen  Liechtmess  (uf  wölichen  tag 
g'meinlich   die   nüwen   knecht   und   dienstgesellen    uf 
ire  nüwen  dienst  ynziehend)  war  auch  eben  der  tag, 
uf  wölichen  ich,  wie  man  spricht,  in  das  jähr  gan  sollt,1 
.T.Mai..  1593.     Wo  bisch  dt"  Winter  g's'i*?  fragen  Zwei 
einander,  die  sich  nach  L.  begegnen  (wobei  jedenfalls 
zunächst  Dienstboten  gemeint  sind)  S  (Schild);   ähn- 
lich G;  W.    L.  mache",  übh.:  den  Dienst  verlassen  L. 
L.  ist   auch   einer   der  wichtigsten  .Loostage'  für  die 
Witterung.    ,L.  ändert  das  Wetter:  War's  bisher  kalt, 
so  wird's  milder,  und  umgekehrt.-  Ineichen.    Au  Licht- 
mess  sieht  sich  der  Fuchs  vor  seiner  Höhle  nach  der 
Witterung   um;    ist   sie   rauh   und  kalt,    so  macht  er 
Freudensprünge  und  verweilt  längere  Zeit  draussen; 
ist  sie  aber  schön  und  gelinde,  so  verkriecht  er  sich 
tiefer  als  vorher  in  seine  Höhle,  ebd.     Wenn  's  an  der 
L.  Vüter  ist,  su  steid  der  Bär  üf  und  umsehd-sich  [sieht 
um  sich];  denn  leid-er-sich  ufd'andri  Site"  und  schläft 
no°*  su  lang,  das  [als]   er  afen  geschlafen  hed,    oder 
auch:    so  wärt   der    Winter   noch   sövel   lang,    wie-n-er 
afen  g'wärt  het   BBe.     Wenn   d'  Sunn  a*  der  L.  de* 
Her  (Ffaffj   hinder-dem  Altar   a'schint  (vertwütscht), 
uf-dem  Altar  i"  d'  Gherze*  schint,  se-n-isch-es  noch  lang 
Winter  (so  giH  's  en  grosse"  Sehne;  so  muess  de''  Fuchs 
noch  sechs  Wuche"  i"  d'  GruebJ  S  (Schild  1863,  112); 
Tu;  Zg;  Z;    am  ZS.  glaubt  man  in  diesem  Fall,  der 
See  könne  noch  gefrieren.     Wen n  der  Dachs  sieh  z'  L. 
sunnet   (.auf  L.   seinen   Schatten    sieht.-    Schweizerb. 
1822,  79  a),   so  göd-er  wider  sibe*   Wuche*  i"  d'  Höli 
UwE.     Wenn  z'  L.   d'  Chatz   a*   der  Sunne*   llt,   se 
sueeht-si    im    Merze"    wider   der    Oft"    Sch    (Sulger). 
Wenn  z'  L.  hei  isch  und  der  Bär  (Wolf  B)  über  de" 
Berg  (üsj  g'seht,  so  muess  der  Bär  (Wolf)  noeh  sechs 
Wuche*  i*  d'  Hüli  S.    ,Zu  L.  sieht  der  Bauer  lieber 
den  Wolf  im  Schafstall  als  die  Sonne.'  Sulger.     Wenn 
d'  L.  hell  ist,  gibd  's  vitz  gern  lär  Stall  Ap.    L.  lüter 
und   rei*:   Bür,   liest   zwei  Chile,   verchauf  die  ei*  — 
L.  dunkel  und  warm:   Bür,  liest  zwei  Chüe,  stell  drl 
a*  (de*)  Barm  GrPt.  ;    vgl.  dagegen  Chriesi-Chratten 
(Bd  III  874).     Wissi  L.,  grüeni  Östere"  Sch;  vgl.  Bdl 
580.     Wenn  's  a"  der  L.  sövel  schneit,  dass  nie"  's  uf- 
eme*  schwarzen   Ochs   ma>  g'seh,   so  gibt  's  e*  zitige" 
Früeli'g  S  (Schild).     Wenn  's  a"  der  L.  schnit,  so  ist 
der  Früeli'g   nümme*   ivit   GlH.     Nüchterner   lauten 
folgende  Sprww.    Z1  L.  ist  de"  Winter  g'wiss  Th.    Zu 
L.  soll  der  Chijer  noch  halbes  Heir  hä*   W.  ähnlich  B 
(z.  B.  bei  Gotth.,  Vehfr.  349);  Z.    Mit  L.  ist  erst  die 
halb  Stallfüeteri'g  Überstande"  Sch;    vgl.  Fr.,  Ztschr. 
III  338. 

Mhd.  luhl-mlsse,  -misse.  Letztere  Form  auch  1334/1446, 
Z  Jahrb. ;  1393,  Sch  Stdtb.,  ,L.-miss.'  1405,  Wegelin,  ,-mis.' 
1440,  Bs  Beitr. ;  Edlib.  (neben  .Lieehtnis').  Das  heutige 
L-miss  braucht  indessen  nicht  auf  diese  alte  Form  mit  i 
zurückzugehen,  sondern  ist  wahrsch.  aus  seeundärer  Erhöhung 
von  e  zu  i  vor  s  zu  erklären;  vgl.  Elsis  für  Elsass,  barfia 
für  barfuess  u.  ä.  Zu  den  Wettei  regeln  vgl.  noch  den  aus 
dem  Kloster  UwE.  stammenden  Reim:  ,In  festo  Hypapante 
[d.  i.  Lichtmess]  sole  micante,  nix  major  fit.  quam  ante.- 
•S.  auch  vMous  1775  (II  57/60);  Oberle  1883,  59/60,  ferner 
Mannhardt    1S75,  253.   436.   447.   473. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Röter-:  flüchtig  gelesene  Messe.  .Eine  Reuter-M. 
herunterklöpfen  [s.  IM  III  673].'  ClSchob.  1695.  — 
Sei-:  1.  wie  nhd.  ka  m.  Schweiz;  s.  Gelt  (Bd  II  239). 
—  2.  ,in  der  S.',  Name  einer  Häusergruppe  GlMoII. 
(Nüsch.,  Gottesh.  III  534). 

Spis-:  spöttisch-wortspielend,  Speise.  ,Als  aber 
die  barfuosser  mit  beschlossnen  türen  mess  hielten, 
hielt  inen  hergegen  die  stat  iren  betelsak  dermassen 
verstrickt,  wo  inen  ire  günstigen  nit  sp.  über  die 
muren  in  und  durch  heinilich  weg  hättid  gereicht, 
dass  si  bi  irer  mess  w-ärid  verdorben.'  Ansh.  —  ,Sp.', 
Speise  für  den  Leib,  wie  ,(Seel-)Mess'  Speise  für  die  Seele. 

Messach  er:  Messgewand,  Talar  AäF.,  Ke.  — 
Mlul.    ni'  '•"!'  hei. 

messe":  Messe  halten.  1523,  Z  Disp. 

Früe-Messer:  Priester,  der  die  Frühmesse  liest. 
kath.  Schweiz.    Familienn. :  ,Hans  Fr.'  1504,  Z. 

messisch:  1.  von  Personen,  der  Messe  anhangend, 
katholisch.  ,M.  ze  syn  und  ze  blyben.'  1598,  Absch. 
,Es  treffe  an  die  M-en,  die  Lutherischen.'  163S.  JJBreit. 
.Gefastet  viel  strenger  dann  kein  M-er.'  Kornhofer 
1679.  Insbes.  m.  si",  Priester  sein  W.  —  2.  ,Die 
m-en  Altar',  Messaltäre.  Z  Lit.  1644. 

Messung  m.:  Spottname  der  Katholiken.  ,Darab 
sind  die  mässling  dermassen  erschrocken,  das  sy  des- 
selben sonntags  kein  vesper  und  des  andern  tags  gar 
kein  inäss  gehept  band.'  1531,  Zellw.  Urk. 

Mess  II  (in  Aa;  Bs;  B;  Z  M*s)  n.:  1.  Mass,  bes. 
Längen-,  Hohlmass;  Messgerät,  allg.  's  M.  (a*  's  M. 
BBr.)  ne*,  gew.  mit  Dat.  P.  1)  das  Mass  nehmen,  vom 
Schneider,  Schuster,  Zimmermann  usw.  —  2)  Einen 
hernehmen,  prügeln,  abkanzeln,  überfordern,  -vorteilen 
Aa;  Bs;  S;  .punire.-  Id.  B.  Eine*  ander  's  31.  ne", 
dessen  Körperlänge  messen,  z.  B.  eines  Kekruten  Aa. 
Er  muess  under  's  JH.,  zur  Rekrutierung  AAJonen. 
'i  M.  ha"  1)  das  richtige  Mass  haben,  z.B.  zum  Sol- 
daten Th;  Z.  —  2)  emphat.,  das  gewöhnliche  Mass 
überschreiten  Bs;  Th;  Z.  Wol,  wol,  Der  hat 's  21.! 
von  einem  ungewöhnlich  langen  oder  auch  dicken 
Menschen;  auch  von  sauerm  Weine,  's  M.  ge",  die 
Waren  richtig  zumessen  Th;  Z.  En  Chromer,  wo 's 
M.  nie  giH.  E*  Mass  Milch  guets  M.  Ap;  Z.  lez 
gi''t-er-mer  's  M.  nüd!  sagt  man  mit  scherzh.  Wort- 
spiel von  einem  Verkäufer  und  meint  damit:  das  Mass 
wohl,  aber  das  Messgerät,  -Gefäss  nicht  Z.  M.  (>"  d's 
M.)  ge",  ergiebig  sein,  von  Körnerfrüchten  B;  FMu. 
Syn.  uol  üsge";  vgl.  be-schiessen.  .Mensuram  implere. 
de  fasciculis  frumentariis.  proficere,  juvare.'  Id.  B.  D's 
Chorn  gH  litir  nit  i"  d's  M.,  die  Körner  sind  klein, 
gering  ausgefallen  (so  dass  es  ihrer  mehr  braucht  als 
sonst,  um  ein  M.  zu  füllen).  Wenn  's  Abfall  giH, 
giH  's  M.,  wenn  die  Ähren  abfallen,  so  ist  das  Ge- 
treide wohl  geraten  FMu.  I"  's  31.  (ine*)  gä*  (möge*), 
luege",  g'seh,  das  (gewöhnliche,  erlaubte)  Mass  nicht 
überschreiten,  schicklich,  angemessen,  befriedigend 
sein,  Wohlgefallen  erregen  Bs;  B;  VO;  Sch;  Z.  Das 
gät  iez  nach  [noch]  t"  's  31.  i*e.  3Iach,  dass  es  i*  's 
M.  g'sehd  (göt),  übertreibe  nicht!  Bs  (Spreng);  Z. 
Mach-V*  Öppis,  das  auch  es  Bitzli  i*  's  M.  g'seht, 
in  ii:me*d-mer  's  mini  (r'sjiilen  e"weg.  Usteri.  .Der 
Pfarrer  werde  wol  wissen,  was  er  sage ;  so  ein  Herr 
wisse  am  besten,  was  recht  sei  und  was  in  's  M.  möge.- 
Gotth.  ,Käthi  weiss,  was  in's  M.  mag  und  öppe"  recht 
und   bräuchlich   ist;    Dem    inusst    folgen.'    ebd.     .Ihr 

29 


451 


Mas.  nies,  Ulis,  mos,  raus 


452 


glaubt  es  nicht,  es  mag  bald  in  kein  Mass  mehr,  er 
ist  manchmal  gar  nicht  mehr  ein  Mensch.'  ebd.  Was 
i"  's  M.  gut  (mag),  sehr  viel  Gr;  Z;  vgl.  Strich-M. 
Gang  nie  aber 's  M.,  halte  stets  Mass!  Bs  (Hinderm.). 
E"kei"s  M.  ha",  nicht  Mass  zu  halten  verstehen  A.\ ;  Z. 
Es  hed  Allfejs  si's  M.  L;  Z.  ,Dass  nieman  zwilchun 
noch  lynwat,  du  smelr  ist  danne  das  mes,  koufen  soll.' 
1304,  Z  RBr.  ,\Ver  der  ist,  der  by  mäss  verkouft  und 
usmisset,  es  syent  niassen,  als  die  wirt  und  wyn- 
schenken  bruchent  oder  die,  so  by  yme  oder  viertel 
usmessent,  der  oder  die  söllent  schweren  an  helgen, 
die  selben  mäss,  so  einer  brucht,  alle  jar  zwei  mal 
zu  fachten  by  des  lands  mäss.'  1501/44,  Scuw  LB. 
,Es  soll  auch  kein  flscher  keinen  jungen  hecht  noch 
karpfen  behalten,  er  hab  dann  das  mäss,  wie  in 
diser  Ordnung  vorgeschriben  ist.'  1544,  Fischerordn.  ; 
vgl.  Th  Beitr.  34,  103.  ,Mensura,  ein  mass  odei 
mäss.  Mensio,  mäss  oder  das  mässen.  Modulari,  (ab-) 
mässen,  ein  mäss  nemmen.  Modulus.  mäss  eines  Zim- 
mermanns, schreiners  oder  tischmachers,  als  ein 
schuoch.'  Fris.  ;  Mal.  .[Steinerne]  Dachblatten  wer- 
den bei  dem  Mess  verkauft.'  Güler  1625.  ,Es  soll 
ein  jeder  Wirt  und  Wynschenk  sine  Mässlin,  es  sige 
zum  Wyn  oder  Haber  oder  Milch,  gefochten  haben.' 
1630,  U;  vgl.  e.  ,Es  muss  nach  Gelegenheit  einem 
jeglichen  Ding  sein  Mäss  gegeben  werden.'  Kriersb. 
1644.  ,[In  Zinstragereien  sollen]  die  Güetere  derge- 
stalten  beladen  werden,  dass  der  Träger  zum  Mess 
kommen  möge.'  1654/1757,  Bs  Eq.  ,Des  Freises  halben 
muss  ein  Jeder  das  Mess  bei  sich  selbs  und  seinen 
Mittlen  nemmen.'  JHHott.  1666.  .Ein  Mess  von  dem 
Margstein  oben  bis  an  den  Marchstein  in  der  Wis  ist 
80  Ruoten.'  1689,  SchScIiI.  Urk.  ,10  Klftr  Tannen- 
holz, welche  in's  Mäss  gesetzt  [sind].'  1732.  Hotz. 
Urk.  und  ähnlich  noch  heute;  Syn.  in'n  Chlöben  setzen. 
.Damit  des  Mäs  halber  [beim  Verkauf  von  Torf]  kein 
Betruggebraucht  werde.'  1775,  ZGes.  Spec.  a)  Trocken- 
mass,  bes.  für  Getreide,  =  ein  Viertel  oder  ,Sestei"  Aa  ; 
Bs;  B;  F;  L;  S.  =  706.34  frz.  c"  LE.  (St.b).  Zehe« 
Mess  Chorn  ist  e"  Sack  F.  ,Eiu  Berner  Mäs  Weizen 
ist  =  2  Quartanen.  1  Quartane  =  12  Hemer  Pfund  ä 
32  Lot.'  Gr  Sammler  1779.  Es  Huen  hed  ender  es 
M.  Halter  g' fresse"  a's  es  Boss  LSurs.  E"  Ghopf  wie- 
n-es  M.  B;  S.  Am  Morge"  heig-er  c"  g'schwullne" 
Gring  g'ha"  wie  es  M.  Gottb.;  vgl.  ebb:  , Einen  Kopf 
wie  ein  doppelt  Bernmäss.'  Von  Einem  mit  dickem 
Kopfe  spottet  man:  Wenn  Der  in  die  chllne"  Kaiitu" 
chäm,  würd-er  g'sträft:  er  treit  's  alt  31.  umme"  L 
(die  alten  Masse  waren  grösser  als  die  neuen).  In  den 
Amtsrechnungen  von  Grandson  und  Murten  erscheinen 
die  Trockenmasse  in  der  Abstufung:  ,Mütt.  Kopf, 
Mass.'  XVI.,  Abscii.;  vgl.  z.  B.  IV  2,  1378.  1415.  .Ei- 
nem der  messen  drei  simmelmel.'  Haberer  1562.  ,Von 
einem  Mäss  Weizen,  Kernen,  Müllikorn  und  Roggen 
anderthalb  Mäss  rein  Mehl  und  ein  Imme  Krüsch  und 
von  einem  Mütt  Dinkel  sieben  Mäss  weisses  Mehl, 
nicht  minder,  aber  wohl  mehr,  so  es  der  Dinkel  geben 
mag.  und  Krüsch  zwei  Mass.'  B  Müllerordn.  1689/98, 
,Ein  Immelein,  deren  vier  ein  M.  geben,  möge  der 
Müller  zu  Lohn  nemmen.'  ebd.  , Jeder  Müller  soll  ein 
gefochten  Mäss  [.moltirolo'  im  it.  Text]  haben  und  soll 
keiner  mehr  nemen  für  sein  Lohn  als  von  26  Mässlein 
eins.'  um  1700,  U  Eq.  ,Das  Mäss  Kernen,  Roggen, 
Haber.'  Z  Nachr.  1756.  ,Man  soll  wohl  so  viel  Mehl 
am  Mäs  bekommen,  als  das  Korn  ungemahlen  mass.' 


AHöppner  1788.  ,Man  streuet  15  —  16  Mäs  Gips  auf 
eine  Juchart.  das  M.  wigt  ungefähr  20—22  Pfd  Wei- 
zen.' Gr  Samml.  1779.  .Kastanien,  das  Mäs  zu  2  Utzn.' 
S  Wochenbl.  1810.  Das  M.  wurde  früher  nach  dem 
Orte  benannt,  wo  es  zuerst  gesetzliche  Geltung  erlangt 
hatte;  z.  B.  Bern(er)-,  Choste"zer-M.  , Zehen  malter 
(viertel)  kornes,  lucennes.'  1313,  Gfd;  1502.  L  Propstei- 
rodel.  , Steiner  Mass.'  1534,  Abscii.  IV  1  c  430.  ,»/i  mütt 
kernen,  C'ostanzer  oder  Wylmäss.'  1575,  Th  Rq.  — 
b)  Mass  für  Salz,  nur  noch  in  der  RA.:  Es  Icenne'd 
Zicei  enand  nüd,  bis  s'  es  M.  Sah  mit  enand  g'esse" 
li'iiiä  Z.  ,Von  einem  mäss  salz  4pfenning  zoll.'  BThun 
Stadtsatz.  1539.  .Ein  Jüngling  nahm  ein  Mäss  mit 
Salz  ab  dem  Ross  und  hat  sein  Bein  gebrochen.'  Würz 
1634.  ,Von  1  Mäss  Salz  von  Luzern  15  ß  [Fuhrlohn].' 
1736,  UwE.  Eq.  Auch  dim. :  .Ein  Messlin  Salz.'  Bs 
Taxordn.  1046.  —  c)  Mass  für  Käse  und  Butter. 
.lnter  einem  Masse  Käse  werden  nur  30  Pfunde  ver- 
standen und  wird  solches  Mäss  in  vier  sogenannte 
Käse  ä  7*/2  Pfund  eingeteilt.  Ein  Mäss  Anken  aber 
besteht  aus  35  Pfunden  oder  10  Näpfen  ä  3'/2  Pfund.' 
JXSchnyder  1782.  ,Das  M.  Ziger  wird  für  40  luzer- 
nerisehe  Pfunden  gerechnet.'  ebd.  Dagegen  soll  nach 
dem  Kirchenrecht  von  LE.  ,ein  Mäss  Käs'  auch  = 
10  Napf  oder  35  Pfd'  gewesen  sein  (Liebenau).  ,Ein 
Mäss  Anken  um  4'/2  fl.'  1669,  Gfd.  ,Am  Heinzcnberg 
besteht  ein  Mess  Molken  aus  20  Krinnen  Butter,  20 
bis  30  Krinnen  Käs  und  9  bis  14  Krinnen  Zieger.'  Gr 
Sammler  1809.  —  d)  Mass  für  Milch,  auf  den  Alpen  ; 
es  fasst  4'/a  Liter  und  zerfällt  in  .Halbmess,  Panaier 
und  Löffel'  GRÜbS.;  vgl.  Mess-Stecken  und  B.  IV  79. 
Auf  ein  M.  Milch  wurden  durchschnittlich  zwei  Ster 
Butter,  zwei  Alpkäse  und  ein  Zieger  Molkenertrag  ge- 
rechnet, ebd.  ,Ein  Mäss  verhält  sieh  zu  der  Luzer- 
nerischen  Maasse  wie  5  zu  6  und  enthält  10  soge- 
nannte Napfli.  Ein  Mäss  gute  Milch  mag  4  Pfund 
wiegen,  Luzemergewicht  von  36  Loth;  8  oder  9  Masse 
Hingen  so  3  Pfund  Käse,  wenn  je  der  Butterteil  mit  dar- 
unter kömmt,  geben.'  JXSchnyder  1782.  ,Es  gibt  wohl 
Kühe,  die  bis  auf  acht  Masse  Milch  geben.'  ebd.  — 
e)  das  Dim.  in  eigentümlicher  Anwendung,  a)  Trocken- 
mass,  für  Getreide,  übst  und  andere  Früchte:  der  16. 
(nach  einer  G  Angabe  der  8.)  Teil  eines  , Viertels'  oder 
,Sesters',  also  der  vierte  Teil  eines  ,Vierlings'  (Bd  1 
925)  oder  einer  Quartane  Ap;  Gr;  G;  Sch;  Th;  Z ; 
vgl.  Lehmann  1798,  221.  Das  M.  zerfiel  in  zwei  halbi 
M.  Z,  in  vier  Chöpfli  Gr.  Z'  Meslene'-wis  (rer-) 
chaufe"  Z;  Syn.  vermeslen.  ,7»  M.  Saatgrosses  Hanf- 
land.'  Z  Ins.  Wenn  d'  cha""st  im  M.  wone",  gang  nid 
i"  's  Viertel!  Solger  (Mahnung,  sich  zu  beschränken). 
, Allerlei  G'mües,  4  Mäsli.'  1610.  Aarauer  Ratsbe- 
schluss.  .Sollen  keine  anderen  Mässli  zu  Ausmessung 
der  Früchten  des  ersten  Obs,  Gartengewächsen  usw. 
gebraucht  werden,  als  diejenige,  welche  in  der  Höhe 
und  Weite  nach  dem  Halt  unsers  hochoberkeitlich 
bestimmten  Kernenmässlis  von  unserem  Fechter  ver- 
fertiget sind.'  1770,  Z  Ges.  Immi  und  Mässli  haben 
bei  allen  Früchten  den  gleichen  Massstab.  1  M.  hat 
im  Durchmesser  67*",  in  der  Höhe  28/»".  Z  Ges.  1808. 
—  ß)  Flüssigkeitsmass,  für  Milch,  Sahne,  Öl  S;  Z 
(=  1  Schuppe",  d.  i.  '/*  Mass).  Het  der  M'elclier  echt 
mit  dem  M.  üsef  messe",  wn-n-es  Doppelböden  het  [d.  h. 
betrügerisch]?  Schild.  Holzgefäss  von  '/^ — 1'  Durch- 
messer, in  dem  Milch  aufgetragen  wird  Gr  ObS.  Syn. 
Ess-Gepsen  (Bd  II  394).  —  y)=Mässli-Chappen  (Bd  III 


453 


.Mas.  mos.  Ulis.  Hins,  ums 


451 


391)  Tu;  '/..    Festliche  schwarz  wollene  Kopfbedeckung 

der  Weiber,  von  der  Form  eines  nach  oben  sich  er- 
weitcrnden  Cylinders  (iRl'r.  —  8)  Flächenmass:   der 

16.  Teil  einer  Jnchart  /;  vgl.  AHöpfner  1788.  131.  — 

2.  Mas,  Tim.  Mäsfsßi,  (abgespaltenes)  Stück  Holz, 
„fünf  Schuh"  oder  zwei  Scheiter  lang  BO.;  Syn. 
Menni  4    (Sp.    299);     vgl.    auch    (Hoh-J  Spelten.    — 

3.  Milehmessung  auf  der  Alp;  sie  nimmt  gewöhnlich 
festliehen  Charakter  an.  da  alle  Alpgenossen  sieh  dazu 
einfinden  GrD.,  Pr.  S.  Mclchi  (Sp.  197)  und  vgl. 
vie<$en  1  b.  .Es  geht  Alles  in's  M.  Diese  sprüchwört- 
liche Redensart  dient  bei  den  Lustparteien,  welche  in 
Bünden  in  die  Alpen  zur  Zeit  des  Milchmessens  ge- 
macht werden,  zum  Schutzwort  des  ungezwungenen 
Verhaltens  oder  der  freieren  Scherze.'  Sprww.  1824; 
vgl.  Bahn,  Herbst.  —  4.  coli.,  Melkvieh  auf  genossen- 
schaftlich benutzten  Alpen.  .Wenn  mau  Kühe  zusam- 
men in  ein  gemein  Mass  tut,  soll  Dem,  so  ein  Kuh 
abgienge,  die  in's  M.  kommen,  von  dessentwegen  Nüt 
sonderbar  abgezogen  werden.'  1660,  BSa.  Bq. 

Mhd.  miß(-ßes)  n.,  in  Bed.  1.  Die  Schreibung  .Mas'  seit 
Sem  XIV.  .Das  Guot  ohne  Bestimmung  des  [Flächen-JMääses 
verkaufen.'  L  Stadtr.  1706/65.  .Bestimmung  der  Mäsen.' 
1770.  Z  lies.,  neben  durchgehendem  ,Mässli.'  In  ZZolI.  gilt 
MiTsdi  in  Bed.  1  e  a,  in  Bed.  1  e  ß  dagegen  Me~di.  Das 
Dim.  .Mässli'  in  der  ä.  Lit.  kann  auch  zu  Mate  gehören; 
vgl.;  ,\Yie  ich  bin  zum  keller  kon,  da  hand  wir  nun  zwei 
mässly  [zu  uns]  g'nou.'  Ruef  1540.  ,Do  hastu  zu-n-em 
Mass]  in  [sc.  Geld]!'  Gotth.  1619.  .'Will  g'scliwind  mit  ihm  ein 
Mässli  saufen.'  Myricans  1630.  Zu  3  gehört,  vorausgesetzt 
dass  im  laufe  der  Alpzeit  zwei  oder  mehrere  Messungen 
stattfanden,  wohl  die  Stelle:  ,A.  Ich  bin  uf  hochen  alpen 
g'syn.  B.  Sind  ir  allweg  an  eim  ort  bliben?  A.  Zum  andern 
mäss,  nach'm  brächet  glych,  cmpfalent  wir  dem  alper  's  rych.' 
HvKüte   1516. 

Ab-Mess:  (Ab-)Messung.  .Welches  nun  mit  Cae- 
saris  Julii  Abmäss  zutrifft.-  BC'vs.  .Wie  wohl  in  dem 
A.  der  Schritten  ein  grosser  Missverstand  ist.'  ebd. 

Über-:  im  Allg.  wie  nhd.  Übermass;  auch  vom 
Gewicht  GrL.  .Die  messer  sont  enhain  übermesse 
von  den  lüten  nemen,  weder  körn  noch  ander  ding.' 
XIV./XV..  Sch  Stadtb.  ,An  Liebe  und  guten  Werken 
haben  wir  kein  Ü.  für  Andere.'  Fasi  1696.  Häufig 
als  Dim.  ,I)ie  Pharisäer  meinen,  sie  können  Gott  ein 
Übermässlein  guter  Werken  zeigen.'  JMüll.  1666  (von 
den  sog.  opera  supererogationis).  .Es  sollen  die  Müllere 
nicht  mehr  jenige  Stumpen  oder  Übermässlein,  so 
etwan  arme  Leut  zur  Mülin  bringen,  ihre  Knecht 
eigens  Willens  mahlen  lassen.'  Bs  Mand.  1698/1712; 
Gegs.  .ganzes  Stuck.'  .Dem  Satan  die  60,  70  ersten 
Jahre,  Gott  aber  das  wenige  Übermässlein  derselbigen 
überlassen.'   JUlrich  1733. 

Die  EAA.  mit  dem  Dim.  erinnern  an  den  Brauch,  beim 
Zumessen  von  Getreide  usw.  ein  .Messli'  zuzugeben;  vgl. 
Uf-,   Zuc-M. 

Eich-:  Eichmass  Sch;  Z.  —  Uf-:  Zugabe  zum 
eig.  Mass;  gehäuftes  Mass;  Gegs.  Strich- M.  ,Bet  und 
Hundert  sint  in  ein  kommen,  dass  si  hinfür  wellent 
haben  ein  jagviertel,  das  unser  statt  mess  ist,  uffmes 
ze  allem  ops  und  zu  nussen.'  1437,  Seo.,  BG.  ,Uf  den 
tag  hand  MHHn  angesechen,  dass  man  allenthalb  in 
MHHn  gebiet  zu  dem  mess  luegen  soll  und  das  fechten 
lassen,  und  wo  uffmess  ist,  so  soll  man  strichmess 
darus  machen  und  die  alten  mess  hin  und  ab  tuen, 
damit  der  gemein  arm  mann  nit  betrogen  werde.'  1494, 
ebd.  —  Auge"-:  wesentlich  =  nhd.  Au^enmass.  allsr. 


Wen  man  in  den  April  schicken  will,  schickt  man 
nach  einem  Vierli'g  .1.  in  die  Apotheke  Z;  vgl.  Basen- 
Hundt  (Bd  II  1621).  .Im  hast  ein  grob  Augenmess, 
gravis  tibi  error  objeetus  est.'  Ilosnx.  1683.  .Das 
Augenmäss  nemmen,  ocnlo  alqd  metiri.'  Met.,  Hort. 
1692.  —  Immi-  =  Immi  (Bd  I  223).  S.  Eüs-Gelt 
(Bd  II  251).  —  I"-:  was  man  beim  Messen  .drein 
gibt',  Zugabe  zum  eigentlichen  Mass   L;  Syn.  Zuc-M. 

—  Flecht-:  ein  60  cm  langes,  dünnes  Brett  zum 
Messen  und  Aufspannen  des  Strohgeflechts  AaF.,  Ke.  — 
Krön-:  herrschaftlich  festgesetztes  Mass.  .Diss  körn 
[als  Abgabe]  ist  alles  fr.,  es  sy  kern[en]  oder  habeiv 
1296,  THEschenz.  —  G"-:  1.  Coll.-Bildung  zu  Mess  1. 
.Zehnten,  nach  Surseer  G.  gerechnet,  das  an  jedem 
Malter  um  3  Viertel  über  das  Luzerner  Hofgemäss  be- 
trug.' um  1596,  Arg.  ,Für  Wein  hatte  man  nicht  nur 
Stadtgemäss,  sondern  auch  ein  Landgemäss.'  Anf.  XIX., 
Aa  Gem.  , Zuger  Gemäss.'  ebd.  Von  Flächenmassen. 
.640  Jucharten  grosses  Gemäss.'  ebd.  —  2.  G'messft), 
eine  vollzogene  Messung  Ap  (Tobl.  317  a).  —  Ger-: 
Winkelmass  mit  verschiebbaren  Schenkeln,  womit  man 
einen  zu  erstellenden  Winkel  vorzeichnet,  spec.  =  Ge- 
ring 2  (Bd  II  403)  Aa;  L;  Z;  vgl.  Ger  2  (Bd  II  400). 
Syn.  Schräg-,  Winkel-M.  —  Glocken-.  .Einern  Krä- 
mer für  zwei  Glockenmess  8  Kr.'  1690,  Tageb.  Zuber. 

—  Glatt-.  .Dem  Schmid  zu  M.  ein  nussbaume  Viertel, 
halb  Viertel  und  ein  buchenen  Vierling  Eauchmess 
und  nussbaume  halb  Vierling,  Mässli,  halb  Mässli  Gl. 
sauber  zu  beschlagen  verdinget  um  3  fl.'  1690,  Tageb. 
Zuber.  Vgl.  glatt  II  (Bd  II  652).  —  Hof-:  Mass 
des  Stiftes  ,im  Hof'  zu  Luzern.  ,Hofmess,  das  über- 
trifft Züricher  mess  im  17.  teil.'  1326,  LBerom.  Urk. 
.[Es]  machen  die  8  malter  Luzerner  masses  12  malter 
hofmes.'  L  Urb.  ,10  mütt  hofmes.'  1368,  Seg..  EG. 
.Dass  man  an  disem  hofsoll  dem  gottshus  von  Luzern 
dryssig  malter  gemeins  kornes  hofmes;  ouch  soll  man 
snnderlich  dem  probst  zwei  malter  haber  hofmes.' 
1561,  Schw  Rq.  S.  noch  Kommissen-Gelt  (Bd  II  252); 
Seg.,  BG.  II  249.  —  Hin  der-:  scherzh.  =  Binder 
(Bd  II  1418)  L.  Wenn  's  öppe*  eso-ne"  Bueb  uf's  H. 
itse"  g'leid  hed.  —  Haupt-.  Von  einem  aus  Haus, 
Acker  und  Garten  bestehenden  Erblehen  der  Abtei 
Zürich  werden  entrichtet:  .Vier  müt  und  diu  viertel 
kernen  und  vier  Schilling  gewonlicher  Züricher  Pfen- 
ningen und  zwelf  houbtmes  bender  und  zwei  fasnacht- 
hüener  jerlich.'  1406,  Z  Staatsarch.  —  Hüs-  s.  Lüter- 
M.  —  Heu"-:  das  Mass  des  Heustocks  nach  Länge, 
Breite   und  Höhe   Ndw.     Vgl.  Chläfter   (Bd  III  633). 

—  Korn-:  Ort,  wo  das  Getreide  von  Obrigkeitswegen 

ge en  wird?    .Uf  dem  obern  kornmesse  ze  Winter- 

thuiv  1310.  Gfd.  .Der,  der  des  obern  k-es  pfiiget.' 
ebd.  Vgl.  Korn-Amt  (Bd  I  245).  —  Chlobe--  = 
Chloben  1  s  (Bd  III  618).  .Sieben  Fuss  ist  das  Wald- 
mass,  sechs  Fuss  ist  das  Klobenmass  für  Klafterholz.' 
GRLandqu.  (Zeugenaussage).  —  Land-:  das  landes- 
übliche Eichmass  (vor  Einführung  des  gemeineidge- 
nössischen  Masses)  Ap;  „L;  Scuw;  Z."  —  Lüter-: 
Mass,  wie  es  bei  Wein  angewendet  wird,  der  die  Läu- 
terung bereits  durchgemacht  hat;  es  wird  dabei,  im 
Gegs.  zum  Triieb-M..  kein  Zumass  gegeben  Aa;  Z. 
,L.  oder  Hausmess.'  XVIII.,  G  Hdschr.  S.  noch  lüter  1  a 
(Bd  III  1513).  —  Müli-:  Name  einer  der  Stadt  Lu- 
zern gehörigen  Alp.  ,Har  ab  gen  mülimes;  ob  muli- 
mes  an  den  grat.'  1380,  Seg.,  BG.  —  Milch -Mess  (li). 
.Schwecherung   des   milchmess.     Klag   deren,   so    die 


I .-,.-, 


Mas.  nies,  mis,  mos.  nras 


450 


milch  usmessen,  wie  sy  nit  by  dem  mess  b'ston 
mögend.  Alle  sollend  uf  das  rathus  kommen  und  ir 
milchmessli  mit  inen  bringen.'  Kessl.  —  Mueter- 
Mess:  Eich-,  Grundmass  B;  Z.  , [Es  wird  beschlossen] 
ein  neues  Muttermass  für  Grandson  machen  zu  lassen.' 
1715,  Absch.  ,Der  Landvogt  wird  beauftragt,  einen 
eigenen  Fechter  zu  bestellen,  Muttergewichte  und 
Muttermasse  verfertigen  zu  lassen.'  1762,  ebd.  Vgl. 
Schläf-M.  —  Brugg- (Summer-):  Mass,  das  bei 
Entrichtung  des  ,Brugg-Summers',  eines  in  Getreide  zu 
entrichtenden  Brückenzolls,  verwendet  wurde;  .dop- 
peltes Mass  der  fixen  Zollabgabe'  (vMülinen).  Vgl. 
Brüggen-Mütt.  .Bruekmäss'  wechselnd  mit  ,Bruek- 
sommeiv  174-1,  Absch.  VII  2,  18.  Ebd.  werden  .Bruek- 
mässordnungen'  von  1497,  1546  und  1633  erwähnt. 
In  der  lebenden  MA.  nur  noch  in  der  Verbindung: 
en  [dicker,  grosser]  Grind  (CliopfJ  wie-n-es  Brügg- 
Summer-M.  B.  ,Ein  Milchträger  muss  einen  Grind 
haben  wie  ein  Brüggsummermäss,  um  alle  die  Ul- 
chridleten  im  Kopfe  zu  behalten.'  Alpexhorn  1871 
(BE.).  ,Er  konnte  das  Bänklein  nicht  sehen,  das  ob 
seinem  brüggsommermässigen  Haupte  schwebte.'  B 
Dorfkai.  1865.  —  Bitter-.  ,Er  zinst  [dem  Berenfels] 
jerlich  fünfthalb  viernzel  rittermass  [1.  ,-mäss']  und 
fünf  hüener.'  1530,  S  Wochenbl.  S.  noch  vArx  1819,  94. 

—  Soloturner-:  im  Kt  Solothurn  übliches  Getreide- 
niass.  ,Ein  Gäu-Malter  [Sp.  214]  fasste  4  Gäumütt 
zu  4  Gäuvierteln,  jedes  zu  2  Solothurner  Mass.'  S 
Gem.  —  Salz-  =  Mess  1  b.  ,Um  salzmess  in  das  salz- 
hus.'  1337,  VöG.-Nüsch.  —  Schlaf-:  deponiertes  Nor- 
maliuass.  Der  Vogt  soll  zur  Vorsorge  noch  ein  neues 
Exemplar  [eines  Getreidemasses]  verfertigen  lassen 
(.ein  schlofmäss').  1528,  Absch.  .Ein  neues  Mass,  in 
Tiefe  und  Weite  dem  Schlafmäss  vollkommen  gleich, 
machen  lassen.'  1713,  ebd.  Vgl.  Schi-Urbar  (Bd  I  432). 

Stecke"-:  1.  mit  dem  Messstab  (z.  B.  dem  Chläfler- 
Stechen)  festgestelltes  Mass  Gl.  Vgl.  Chlobe"-M.  lrh 
gibe"  St.,  von  Klafterholz.  Es  ist  St.  —  2.  (im  Hauptort 
Steche"-M.)  nur  präd.,  von  gleicher  Entfernung  zweier 
Schüsse  vom  Centrum.  Mer  sind  St.  Gleich  gross, 
„gleichförmig"  Gl. 

2  eig.  mit  dem  gleichen  Stab  gemessen.  Die  Form  Steche"- 
lehnt  siel)  an  die  syn.  Wendungen  Stich  et",  steche"  müesse"  an. 

Stell-  =  Mess-Chluppen  (Bd  III  667)  Aa;  Z.  — 
Stei"-:  Steinmass,  z.  B.  vom  Durchmesser  eines  Mühl- 
steins Aa;  L;  Z.  ,Zwei  Mahlsteine  (Läufer),  c.  8 — 10" 
St.'  L  Zeitungsins.  —  Standen-.  ,Ein  viertel  st.' 
1469,  Z  luv.  Vgl.  Stand-Fass  (Bd  1 1054).  —  Strich-: 
1.  gestrichenes  Mass  Gl;  Gr;  G;  Scb;  Tb;  Z.  ('s)  Str. 
ha"  1)  =  g'striche"  voll  si"  (Bd  I  783/4),  äusserst  knapp 
gemessen  sein.  —  2)  bildl. :  knapp  noch  reichen;  mit 
genauer  Not  noch  rechtzeitig  ans  Ziel  kommen,  fertig 
werden.  aaOO.    Ich  ha"  g'rad  's  Str.  g'ha".    S.  Uf-M. 

—  2.  Streichmodel  der  Schreiner  und  Böttcher  Aa;  S. 

—  Tuech-:  schmaler  Papierstreifen,  den  die  Weberin 
als  Mass  für  die  Breite  des  zu  webenden  Stoffes  mit- 
bekommt Z.  —  Viertel-:  ein  .Viertel'  haltende? 
Mass.  .Fechter  des  gewichts  und  viertelmess.'  ZWthur 
Stadtb. 

Dorf-Messli:  Schelte  auf  ein  Mädchen,  das  im 
ganzen  Dorf  herumstreicht  ZRafz. 

Wohl  eig.  ein  Itgseli  (als  Gerät),  das  zu  gemeinsamem 
Gebrauch  der  Dorfbewohner  dient;   vgl.    Dorf-Jfäpper, 

Trüeb-Mess:  Mass.  wie  es  bei  noch  .trübem' 
Wein  angewendet  wird;    es    besteht  in  einer  Zugabe 


zum  gewöhnlichen  Mass,  1 — i  ,Mass'  auf  den  .Eimer' 
Aa;  Th;  Z.  Vgl.  Lüter-M.  .12  Eimer  Tr.  meines 
besten  Gewächsfes].'  ZZoll.  Herbstrodel  1690.  — 
Wald-  s.  Chloben-M.  —  Winkel-:  1.  wie  nhd. 
Winkelmass  B;  Z;  Syn.  W.-Isen  1  (Bd  I  546).  Bildl.: 
.[Das  Wort  Gottes]  ist  das  recht  w.  und  richtsehyt, 
an  dem  alle  unebene  geebnet  und  geschlicht  würl.' 
Zwingli.  ,So  ist  alls  recht  und  wol  probiert,  in's  w. 
g'rad  ufgefüert.'  Rief  1550.  —  2.  eine  besondere  Form 
der  Eigentums-  (Haus-)marke.  die  dem  Weidevieh  in 
die  Ohren  geschnitten  wird  GWe. ;  vgl.  WSenn  1871, 
297.  —  S.  =  Dri- Angel  (Bd  1  329)  BBe.;  GisPr.  — 
Linwät-:  Mass,  das  bei  der  Leinwandschau  in  St 
Gallen  gebraucht  wurde.  .Zu  disen  Messern  sind  be- 
sondere Leute  verordnet,  die  das  Mess  probieren,  dess- 
gleichen  das  Mess  oder  Reif  (so  das  Leinwat-M.  ge- 
nennet wird)  anschlagen  sollen,  damit  Niemand  zu 
kurz  oder  zu  lang  geschehe.'  SuiMLER-Leu  1722.  — 
Zue-:  wie  nhd.  Zumass  Sch;  Z.  Z.  gibt  z.B.  der 
Verkäufer  von  .trübem'  Wein  (s.  Träeb-M.),  von  Milch  ; 
vgl.  das  syn.  Zue-Stupf.  ,Z.  [zur  gerichtlichen  Strafe] 
war  der  steifbleibende  Ellenbogen.'  Sch  Pilger  1885. 
S.  noch  FrgetzlicMeü  (Bd  II  575). 

niesen  (-*-).  , Zehen  Tage  nach  der  Alpfahrt  wird 
das  Määsen  [s.  Mess  3]  vorgenommen,  d.  h.  es  gehen 
alle  Bauren  auf  einen  Tag  in  die  Alp,  um  die  Milch 
ihrer  Kühe  nach  dem  Pfund  genau  abwägen  zu  lassen.' 
Steinm.  1804  (GRh.);  vgl.  Mess-Tag.   —   Abi.  von  .!/.-«,. 

messe"  —  Ind.  Präs.  misse",  -ist  (in  AaF.,  Ke..  Leer. 
mise",  mitist),  misst  —  Imp.  misfsj  —  Cond.  mäs  7,  f. 
messti  AALeer. :  1.  das  Mass  bestimmen,  aus-,  zumessen. 
allg.  Wol  (guet),  schlecht  m.  Es  ist  guet,  wenn-me" 
z'erst  wuel  misst,  eb  dbg 'schnitte'  ivird  Gl.  Titr  iß" 
ist  nüd  Sund,  aber  schlecht  m.  Z.  Guet  m.  ist  nid 
Sund,  aber  macht  nid  rieh.  Ineichen.  Dn"  in.,  ein 
Zumass  geben  Z;  vgl.  Bd  I  292.  G'tcoge"  und  g'messe" 
—  ist  halbe''  (bald)  g'esse"  L;  Z,  G'icegts  u"d  G'mi:sse"s 
ist  glich  g'esse"s  BSi.  (DGempeler),  gekaufte,  nach 
Mass  und  Gewicht  bezahlte  Nahrungsmittel  (im  Gegs. 
zu  selbst  erzeugten)  sind  bald  aufgezehrt.  U'g'm'essc* 
wird  auch  g'esse",  Vorräte,  die  nicht  sorglich  eingeteilt 
werden,  werden  dennoch  aufgezehrt  (von  einem  un- 
geregelten, verschwenderischen  Haushalt)  Sch;  '/,.  Svni 
Finger  m.,  ein  Spitzbube  sein  Aa  (Rochh.).  ,Ich  muess 
mein  eigen  guet  hinter  sich  m.  [darauf  zu  Verlust 
kommen].'  1555,  Brief.  Scherzh.  von  Streichen:  ,Er 
stat  mit  einer  guten  Ruten  über  sie  und  misst  ihnen 
wol.'  JJBkeit.  1629.  EsEi"mm.,  ihm  eine  tüchtige 
Strafe  zumessen  GrPi\  Eint  Ei'S  m.,  =  üf'-m.  'In. 
Spec.  a)  von  Wegstrecken.  Von  einer  unerwartet 
langen  Wegstrecke  sagt  man  ärgerlich,  sie  sei  mit 
•'cm  Güggelschritt  g'messe"  Z.  S.  noch  Harnt  { Bd  II 
1423),  Tüfel.  ,Den  beschwerlichen  Weg  durch  alle 
Wetter  in.',  zurücklegen.  Sintem.  1759.     7/  Stru^s  m. 

1)  mit  gemessenen  Schritten  darauf  hin  und  her  gehen. 

2)  platt  darauf  hinfallen  Z.  Von  Jmdm,  der  die  Treppe 
hinunterfällt,  spottet  mau:  Er  het  d'  Stege"  g'mSsse*, 
's  ist  nf  der  Ell  en  Grosehe"  SchSL  (Sulger).  —  b)  auf 
den  Alpen  (insbes.  kurz  nachdem  sie  bezogen  worden 
sind)  die  Milch  messen,  um  zu  bestimmen,  wie  gross  der 
Anteil  jedes  Alpgenossen  am  .Mulchen'  sei.  „oder,  wenn 
ein  Älpler  Kühe  von  einem  andern  in  Pacht  genommen 
hat,  um  zu  beurteilen,  ob  jede  einzelne  Lebenkuh 
den  verabredeten  Lehenzins  wert  sei  oder  nicht"  ör; 
W;    vgl.   ebnen    (Bd  I   46),    Miss  3.     .Drei    Mal    im 


45'i 


Mas,  mos,  inis,  mo 


(58 


Sommer  wird  [in  BTrub]  die  Milch  gemessen:  das 
erste  Mal  schon  10— 11  Tage  nach  dem  Auffahren,  das 
zweite  2.r>  30  Tage  später  und  zuletzt  noch  zu  Ende 
Angstmonats.'  JJSchweizer  1830.  Es  hei  sieh  :'  ncrc" 
i .'  vierthalbe",  s'  drüc")  (/'messe',  der  Anteilhaber  hat 
bei  der  Verteilung  des  Sninmerertrages  auf  eine  Mass 
Milch  4  (3'/a  oder  3)  Pfund  Butter  und  die  entspre- 
chende Anzahl  Käse  erhalten  GWc;  vgl.  WSenn  1871, 
303/4,  ferner  Her-Messerin.  —  c)  Elle"  m.  Bs;  Btw. ; 
Gßh.;  Th.  Titech  m.  B;  GW.;  Th;  W;  Z,  ein  Kinder- 
spiel. Die  mit  ausgebreiteten  Armen  in  einer  Reihe 
stehenden  Kinder  werden  von  dem  Eigentümer  des 
Tuches  (Tuchherr,  Bauer)  oder  von  einem  Angestellten 
desselben  mit  einem  .Stabe'  (Elle)  gemessen.  Nach- 
dem das  Tuch  in  einen  Ballen  aufgerollt,  der  Eigen- 
tümer spazieren  oder  schlafen  gegangen  ist,  werden 
(in  B  während  des  Messens  schon)  eine  oder  mehrere 
.Stäbe-  (Ellen)  von  einem  Dieb  gestohlen.  Der  zurück- 
gekehrte (von  seinem  Hunde  geweckte  Th)  Eigen- 
tümer wird  den  Diebstahl  gewahr,  macht  Jagd  auf 
den  Dieb  und  hält  über  ihn,  nachdem  er  (mit  Hilfe 
des  Hundes)  aufgespürt  worden,  Gericht  (schlägt  ihm 
den  Kopf  ab  B).  Vgl.  Eochh.  1857,  437/8;  Schweiz 
1864,  475;  Fr.,  Ztschr.  VI  128.  —  d)  über  d'  Flueh 
w.,  halsbrechendes  Wagniss  der  Uw  Älpler:  bloss  mit 
der  Ferse  des  einen  Fusses  am  äussersten  Rand  eines 
gähnenden  Abgrundes  haftend,  drehen  sie  sich,  den 
andern  Fuss  vorsetzend,  auf  dem  Absatz  herum;  vgl. 
N.  Alpenp.  VIII  1.  110.  —  e)  das  Ptc.  Perf.  in  bes. 
Verwendung,  a)  ,eingemessens  bringen',  zutrinken. 
.Welcher  burger  dem  andern  ein  g.  bringt,  soll  ein  ß 
ze  buoss  geben.'  Lind.,  ZWthur  Chr.  —  ß)  gelegen, 
meist  iron.  in  der  abfertigenden  RA.:  Jö,  du  chemsch- 
mer  g.!  daraus  wird  Nichts  Bs.  —  2.  auffassen,  aus- 
legen, anschlagen.  .Welches  alles  bewärt,  dass  die 
erschynung  Christi,  Paulo  beschechen,  nit  soll  ge- 
messen werden,  dass  Christi  lychnam  darum  meer 
dann  an  einem  ort  sye.'  Zwinoli.  ,So  es  uns  aber 
dahin  gemessen  werden  will,  als  ob  wir  (wie  sy  sa- 
gend), so  ein  fry  land  zuo  verderbung  richten  wellint.' 
1531,  Absch.  ,Ir  wöllend's  von  uns  im  besten  verstan, 
zu  keiner  Üppigkeit  noch  bosheit  messen."  Salat  1537. 
.Daher  hätte  Zürich  dieses  Anzugs  sieh  nicht  versehen 
und  gemeint,  dass  man  so  geringfügige  Sachen  nicht 
so  hoch  in.  würde.'  1547,  Absch.  ,Zu  argem  m.\  s.  öe- 
(fiben  (Bd  II  92);  Strickl.  II  515. 

ab-:  1.  a)  wie  nhd.  Beim  Spiel  mit  Schnellkügel- 
ehen  unter  Beibehaltung  der  Entfernung  von  der 
Grube  einen  günstigem  Platz  zum  Werfen  suchen 
Bs;  Z.  'hotte"  A.l  Ruf,  dass  dieses  Abmessen  nicht 
gestattet  sei  Bs.  —  b)  bildl.,  erwägen  Aa.  Es  ist  Alls 
yuet  abg' messe",  was  er  seit.  —  2.  verkürzen.  ,Ze  einem 
redlichen,  wärenden  pfand  an  a.  [ohne  Abzug]  40  mark 
lötig  silber.'  1378,  Z  Urk.  —  üf-:  zuteilen.  .[Statt 
Abhülfe]  sei  inen  nichts  anders  als  etliche  verweisende 
wort  aufgemessen  worden.'  1557,  Absch.  Sonst  wie 
nhd.  (auch  ohne  Acc.  S.),  Einem  Schläge  versetzen 
Aa;  Ar;  Bs;  B;  Scu;  S;  Th;  Z.  Ei"'m  guet,  g'lwrig  0. 
Ich  han-em  d'  Ballen  ufg'messe",  habe  ihn  mit  dem 
Ball  stark  getroffen  Bs.  —  eile"-:  1.  eine  bes.  Art 
des  Schwimmens,  darin  bestehend,  dass  man  mit  den 
Armen  abwechselnd  nach  vorn  ausgreift  Bs;  ZS.  — 
2.  ein  Pfänderspiel:  Herr  und  Dame  reichen  einander 
beide  Hände,  entfernen  sich  von  einander,  bis  die  Arme 
ausgestreckt  sind,  und  nähern  sich  wieder  zum  Kusse; 


dies  wird  so  oft  wiederholt,  als  Ellen  für  ihre  Pfänder 

verlangt  werden  Z.  —  3.  (in  Bs  auch  E.-Messerli's) 
s.  messen  1  c,  ferner  Güggel  In  (Bd  II  192),  Weggli- 
Bucb.  —  a"-:  im  Allg.  wie  nhd.  Wie  a'g'messe",  wie 
angegossen  GRh.;  Tu;  Z.  Ei"m  Händsche  (Händschli . 
L;  S;  Z  tw.)  «.,  Einem,  sei  es  zum  Scherz,  sei  es  zur 
Strafe  oder  um  ein  Geständniss  zu  erpressen,  die 
Knöchel  der  Handwurzel  heftig  zwischen  Mittel-  und 
Zeigefinger  klemmen  Aa;  Ap;  Bs;  B;  VO;  Git;  Sch; 
S;  Th;  Z.  Söll-der  Händsehen  a.Y  fragt  ein  Kind  das 
andere,  und  arglos  geht  Dieses,  wenn  es  den  Kniff 
nicht  kennt,  in  die  Falle.  Ei"em  Schuck  (in  ScHSchl, 
Schüehli)  a.,  so  dicht  hinter  ihm  hergehen,  dass  man 
mit  den  Fussspitzen  an  seine  Fersen  stösst,  und  ihn 
dadurch  zu  rascherm  Gehen  nötigen  Aa;  Ar;  Sch; 
Tu;  Z.  Gang  oder  ich  miss-der  Schuck  a" !  S.  noch 
Ghind  la  (Bd  III  336).  —  i"-:  1.  Etw.  messen  und 
zugleich  in  ein  Gefäss  tun  AaF.,  Ke.;  GrO.  Ganzi 
Süd;  Ghom  %.  Schwzd.  —  2.  reff,  sich  einprägen, 
merken  GrPi\  Ich  will  's  g'schlder  »"stellen  a's  das 
Mal,  das  ha'-mer  i"(f messe".  MKuoni  1886/7.  —  3.  ver- 
gelten; vgl.  das  syn.  in-tränken.  ,Ich  will  ihm  [dein 
Teil]  d'  Schmach  einm.',  sagt  Gessler.  JCWeissenb. 
1701/2.  ,Auch  Böses  nicht  mit  Bös  einm.'  ebd.  — 
er-:  1.  nachmessen.  .Schultheiss  und  rat  sollend  alle 
jar  e.  alle  mess,  viertel,  massen  [usw.].'  1384,  AaB. 
Stadtb.  —  2.  (eine  Wegstrecke)  durchmessen.  ,Ein 
halbe  myl  ermessen.'  1499,  Arg.  —  3.  erwägen,  da- 
durch ein  party  disem  und  die  andre  dem  andren  sich 
anhenkt,  unermessen  und  unerwegen  göttliche  warheit 
und  einfaltige  meinung  des  christenlichen  gloubens.' 
B  Disp.  1528.  S.  noch  Ermessenheit.  —  üs-.  B'  Sträss 
ü.,  scherzh.  von  Betrunkenen,  auf  der  Strasse  Kreuz- 
und  Querzüge  ausführen  Z.  —  ver-:  1.  durch  Messen 
Einbusse  erleiden  Z.  Vgl.  ver-wegen.  —  2.  ermessen, 
erkennen.  ,Das  war  mir,  als  mengklich  v.  mag,  zue 
hart  gewesen.'  1532,  Zellw.  Urk.  —  3.  (auch  refl.) 
annehmen,  vermuten.  .Der  da  nit  handlet  us  dem 
wort  und  befeleh  Gottes,  da  ist  ze  v.,  dass  er  den 
geist  Christi  nit  hab.'  Zwingli.  ,Wie  wol  ich  mich 
viler  scheltworten  venniss  [darauf  gefasst  mache].' 
ebd.  —  4.  falsch  urteilen.  ,Hab  dich  vermessen  [gib 
deinen  Irrtum  zu]!'  UEckst.  (oft  formelhaft  einge- 
schoben vor  einer  Widerlegung  gegnerischer  Ansich- 
ten). —  5.  Ptc,  verstärkendes  Adv.,  sehr,  überaus  BHk. 
—  z'ruck-.  ,I)o  hand  si  den  weg  über  d'  Birs  z'ruck 
g'messen.'  1499,  Arg.  —  zue-:  beimessen,  zuschreiben 
BBe.  Ei""m  hei"  Muet  [Lust  zu  Etw.]  z.  ,Ich  hab 
ouch  etwan  erzelt,  was  lastren  man  uns  zumesse,  und 
trüwlich  ermanet,  das  wir  uns  haltend,  das  man  uns 
die  nit  mit  der  warheit  z.  mög.'  Zwingli.  .Einem  ein 
laster  z.,  eines  lasters  anklagen  und  zyhen,  dare  cri- 
mini.'  Mal.  ,Und  g'nugsamlich  berichtet  gewesen, 
dass  unsere  Kilehendiener  solche  Zumessungen  und 
Anzug  nit  verdienet.'  Z  Täuferber.  1039.  ,1m  selbs 
vil  z.,  einbilden,  ostentare  se,  arrogare.'  Hospin.  1683. 

Ermessenheit:  Erwägung,  Anbetracht.  ,Wir 
bitten  üch.  ir  wellen  in  e.  des  landfridens  den  herrn 
im  besten  bedenken.'  1531,  Strickl. 

Messer  m.:  Beamter,  der  das  (Tuch-)Messen  von 
Amtswegen  besorgt;  Krämer,  der  Tuch  vermessen 
darf.  ,N.  N.  ist  zu  einem  M.  und  Feiltrager  erwehlt 
worden.'  1738,  ApTrogen  Ratsprot.  ,Die  Gesehirrfasser 
sollen  die  Blätter  vorerst  dem  M.  ihres  Bezirks  vor- 
weisen.' B  Mand.  1703. 


459 


Mas.  nies,  mis,  mos.  mus 


460 


Feisterli- Messer:  Spitzname  eines  Z  Bürgers 
Namens  Esslingen',  dem  man  nachsagte,  er  habe  einst 
in  seinen  auseinander/gehaltenen  Händen  das  Mass  von 
feilgebotenen  Fenstern  über  die  Strasse  nach  Hause 
gel  ragen,  um  zu  sehen,  ob  er  sie  für  sein  neues  Haus 
benutzen  könne;  auf  dem  Wege  habe  er  den  ihm  Be- 
gegnenden ängstlich  zugerufen:  Gönd  ns  Weg,  gönd 
us  Weg,  ich  han  es  3tes!  Darum  pflegt  man,  wenn 
Einer  ungenaues  Mass  nimmt,  spöttisch  zu  bemerken : 
Das  ist  Esslinger-Mes  ZStdt.  —  Grab-:  Angestellter, 
der  darüber  wachte,  dass  die  Gräber  nach  vorgeschrie- 
benen Massen  gemacht  wurden.  1616,  Sch  Eatsprot. 
—  Holz-.  ,Ist  ein  Lehen  vom  Rat.  Seine  Pflicht  ist, 
alle  Tag  der  Schifflände  abzuwarten  und  jedes  Klafter 
in  Treuen  dem  Käufer  in's  Mass  zu  setzen.'  Mem.  Tig. 
1742.  Auch  1637,  ZStdt.  —  Heuw-:  Beamter,  der 
die  Heustöcke  (nach  Kubik-Klaftem)  mass  Ap.  ,Heuw- 
messeren,  deren  geschworner  und  ordenlicher  Weis 
nit  mehr  dann  vier  sein  sollen,  [soll]  Jahrlohn  ge- 
folgen.  darinnen  ihr  Mäntel  inbegriffen,  8  fl.'  1625/56, 
U  Eq.  Auch  Gl  LB.  11  76.  -  Kolen-.  .Deren  sind 
zween,  werden  von  g'meiner  Zunft  zur  Schmiden  er- 
wehlt.  Ihre  Pflicht  vermag,  die  Kollen,  so  an  die 
Schifflände  kommen,  in  Treuen  bei  den  Körben  aus- 
zumessen.' Mem.  Tig.  1742.  ,Die  K.  haben  guten  Nutzen 
von  und  aus  den  Kollen  und  von  jedem  Malter  2  ß.' 
XVIII.,  Z  Pfrundenb.  (Mscr.).  —  Korn-.  Nur  als 
Familienn.:  .Büedi  K.'  1457,  Sch  Urk.  —  Mel"-.  ,Das 
Mehl  [wird]  durch  den  geschwornen  M.  gemessen.' 
Bs  Mand.  1698.  ,Die  bishero  gewesene  Mehl-Messere, 
nun  aber  Mehl-  oder  Waagknechte,  sollen  denen  Mehl- 
wägeren geflissen  abwarten.'  Bs  Müllerordn.  1740.  — 
Saffran-:  unter  den  besoldeten  Beamten  aufgezählt. 
1429/30,  Bs  Rechnungen.  —  Tuech-:  kantonaler  Be- 
amter, der  die  Baum  Wolltuche  kontrollierte,  mass  und 
bezeichnete.  1806/27,  Aa;  vgl.  Aa  Gem.I  485/6.  ,T.  auf 
dem  Helmhaus.  Sind  zween,  werden  von  lobl.  Zunft 
zur  Waag  genommen;  ihre  Pflicht  ist,  das  verkaufte 
Tuch  einem  Jeden  in  Treuen  zu  messen.'  Mem.  Tig. 
1742. 

Her-Messerin  f.:  diejenige  Kuh  einer  Alpherde, 
die  am  Messtage  (s.  messen  1  b)  am  meisten  Milch  gibt 
Gk;  vgl.  Tsch.  176  und  H.-Ghue  (Bd  III  93/4). 

ver-mSsle":  =  z'  Mlslene*-wis  verchaufe"  Z.  Ich 
will  die  /.eine"  voll  Chriesi  lieber  überhaupt-ine'  ge", 
als  si   V.    —    Direkte   Aid.   von   Mcs(s)ti  |s.    .1/t'ss   /  e). 

meser.  Jedes  Ort  erhält  u.  A.:  an  mittlem  (,me- 
sereir)  Dickpfennigen  13  Kronen,  an  guten  Dick- 
pfennigen 5  Kronen.  1521.  Absch.  (Einnahme  aus  den 
it.   Vogteien).    —   Zu  it.   mezzo,  mit  deutscher  Bildung. 

Messer  n.  (PI.  Messerer  GTa.):  1.  wie  nhd.,  doch 
tw.  in  beschränkterer  Verwendung,  da  das  Taschen- 
messer anders  benannt  wird;  vgl.  Hegel  (Bd  II  1080). 
Von  einem  stumpfen  M.  sagt  man:  es  haut,  tue"  chönnt 
druff'  ge"  Baden  abe"  (hindertsi'*  </<'"  Rom  I!)  rite"  Z. 
Das  M.  haut,  n-ie-n-t"  töte'  Hinig  bisst  BE. ;  S.  S.  noch 
huiiircn  :i  b  (Bd  II  1S05).  Das  ist  grad  's  31.  gewetzt, 
dadurch  wird  gerade  Das  hervorgerufen,  was  mau  ver- 
hüten will  '/,.  JEU" in  's  M.  im  Llb  umchere",  umdrehen 
(roh)  Z.  Brüele",  wie  iverm-nu"  tut  am  31.  stecke"  Aa; 
B;  1  ii;  /.,  wie  in n n -iiii-  es  31.  im  Jinis  hiitt  AaF.,  Ke.; 
vgl.  Geiss  (Bd  II  458).  's  M.  am  Hals  ha",  in  der 
äussersten  Not  sein  Z.  D's  31.  (x'  hert i  zueche"  ha" 
s.  Bd  II   925.     's  M.  i«  der  Hand  ha",  =  's  Hefti  i« 


ihr  Hund  ha"  (Bd  II  1064);  dementsprechend:  's  31.  i" 
d'  (as  der)  Hand  ge"  Bs;  Tu;  Z;  vgl.  auch  Löffel  (Bd  111 
1158).  D'  Frau  treid  's  länger  M.,  regiert  in  diesem 
Hause  L.  ,Ich  weiss  wol,  wo  das  in.  steckt',  wer  die 
Seele  des  Widerstandes  ist.'  Holzw.  1571.  Messer(li) 
ume"  ge"  (müesse"),  für  Etw.  (bes.  eine  Beleidigung) 
die  verdiente  Strafe  erleiden,  büssen  GTa.  Ieh  icill- 
der's  Messerli  wider  ge"!  Drohung.  Sprww.  1869.  ,Das 
heisset  nach  gemeinem  Sprüchwort:  Wurst  umb  Wurst 
oder  das  Messerlein  widergeben.'  FrHaffner  1666. 
,Er  muss  das  Messerlein  herum  geben,  dominio  ex- 
eidit.'  Hospin.  1683.  's  Tunder  und  's  M.!  Schwur 
ScaStdt.  Ehr-  und  Wehrlose  durften  nur  eine  abge- 
brochene Seitenwehr  tragen;  vgl.  (ge-)wer-lös  (Bd  III 
1435);  Z  Monatsschrift  1858,  324.  ,Er  soll  werlos  syn 
und  thein  wer  drägen  dann  ein  abbrochens  m.'  1577, 
Obw  Eatsprot.  ,Er  soll  werlos  syn  und  [Nichts]  dann 
ein  m.  ane  ein  spitz  dragen.'  1579,  ebd.  Über  die 
.langen  M.'  als  Seitenwehr  vgl.  üchs  II  a  422.  .Sprich- 
wort muoss  iez  war  an  mir  werden :  Kein  M.  ist,  das 
böser  schirt,  dann  wann  ein  Bettler  zum  Herren  wird.' 
Com.  Beati.  .Sobald  die  Hochzyt  fürüber,  legte  [die 
Neuvermählte]  hin  alle  ihre  vorige  Kleider  und  Klei- 
not, M.,  Gürtlen  usw.'  XVII.,  JWolp.  .Sie  haben  das 
blosse  M.  haben  wollen',  verlangten  keine  Schonung. 
ZEhein.  Beantw.  1747.  Glaube  und  Brauch.  Man 
soll  kein  M.  ins  Brot  stecken  (sonst  sticht  man  Christus 
ins  Herz  S),  Abends  ein  M.  nicht  auf  dem  Tische  liegen 
lassen,  sonst  kann  man  (das  Älteste  oder  das  Jüngste 
im  Hause  ZWäd.)  nicht  schlafen  L;  Scu;  S;  Z,  kein 
M.  mit  der  Schneide  nach  oben  legen  L;  Z  (es  ist 
Sünde  gegen  den  Himmel),  nicht  mit  dem  M.  in  die 
Milch  stechen,  um  Etw.  heraus  zu  nehmen  oder  darin 
zu  rühren  S;  Z  (sonst  spürt  es  die  Kuh  im  Euter). 
.Wann  man  ein  neu  M.  kauft  und  den  ersten  darmit 
geschnittenen  Bissen  einem  Hund  fürwirft,  könne  man 
das  M.  nicht  verlieren.' Anhorn  1674.  Spiele.  Messerli 
sueche",  Vexierspiel,  das  Hüterbuben  auf  der  Weide 
mit  Neulingen  treiben,  indem  sie  angeblich  unter 
einem  von  mehreren  gelösten  Kasenstücken  ein  Ta- 
schenmesser verstecken,  das  dem  Finder  zukommen 
solle.  Auf  ein  Zeichen  machen  sich  die  während  der 
Vorbereitungen  entfernt  gehaltenen  Jungen  ans  Suchen 
und  finden  unter  den  Basenschollen  eine  Hand  voll 
Mist  Z.  Messer(li)  vergrabe",  lege",  ein  M.  wird  von 
einem  Kinde  in  Abwesenheit  der  Mitspielenden  ver- 
graben (in  einem  Zimmer  versteckt).  Darauf  werden 
Diese  herbeigerufen,  um  das  M.  zu  suchen.  Mit  den 
Zurufen:  heiss,  warm.,  ehalt!  je  nachdem  sie  sich  dem 
Gesuchten  nähern  oder  davon  entfernen,  werden  sie 
auf  die  richtige  Spur  geleitet.  Der  Finder  darf  das 
M.  nieder  verstecken  B.  31.  verstecke",  die  in  einem 
Kreise  sitzenden  Spieler  lassen  durch  ihre  auf  dem 
Bücken  gehaltenen  Hände  ein  M.  rasch  in  der  Bunde 
herum  gehen;  ein  im  Kreise  stehendes  Kind  soll  es 
suchen.  Dasjenige  unter  den  Mitspielenden,  in  dessen 
Händen  das  M.  abgefangen  wird,  muss  das  nächste 
Mal  suchen,  ebd.  S.  noch  schmucken.  —  2.  Blatt  der 
Seggen  (s.  Spalt-Gras  Bd  II  796),  insofern  es  schneidet 
ZTurb.;  vgl.  Heiden-M. 

Der  Voc,  für  den  man  (als  primären  Und.  von  a)  e1  er- 
warten würde,  scheint  überall  ulfen  und  dem  Voc  des  Vbs 
mi/ese"  gleich   zu   sein.      Vgl.    Genn.    :'.  I,    264. 

Aai  au  er-:  kleines,  gewöhnliches  Taschenmesser 
Z.  —  Nach  dem  urspr.  Horstellungsort  benannt. 


161 


Müs,   mos.   Ulis.    mos.   ums 


402 


.  V  iiilU"'1'-:  roh  scherzend,  Degen  Aa;  B;  VO;  s.- 

—  Fäggete"-:  Taschenmesser  B(i.;  F.    S.  Bd  1  712. 
Furggete"-  =  dem  Vor.  BG.  —  /'.,  Hosen-,  Rock- 
tasche. 

G'fratt-:  Rasiermesser  BBe. 

Guggi-  =  Hegel  (Bd  II  1080)  BsLie.  -  Der  erste 
T.  aus  ami  |s.   i,„i,i  Bd    II   532)  entstellt. 

Gerher-:  im  Wappen  von  BZollik.  (vKodt  1834, 
II  267).  —  Gerte"-  =  Gertel  (Bd  II  143)  Bs.  ,Falcula, 
ein  reb-  oder  gertmesserle.'  Fris. ;  Mal.  —  Gnip-: 
l.  =  Gnip  1  (Bd  II  669)  BSi.  —  2.  =  Gnip  2.  ,Knyp- 
messer,  schöpfmesser,  scalprum  sutorium.'  Mal.  — 
Heide"-:  Pflanzenname.  1.  gem.  Schilfrohr,  Phrag. 
comm.  GWe.  —  2.  gem.  Schwerte!,  Glad.  comm.  GWe. 
Vgl.  Messer  2.  —  Hag-  =  Gerten-M.  Schj  Th  ;  ZO.,  S. 
,5  gertel  oder  h.'  1550,  SchwE.  Klosterinv.  .Arboria 
t'alx.  ein  h.  oder  gertel,  büuin  darmit  zuo  erhauwen.' 
Fris.;  Mal.  .Weil  Gott  mit  dem  H.,  mit  dem  Reb- 
niesser  seiner  rätterlichen  Heimsuchungen  Nichts  mehr 
bei  uns  ausrichtet,  also  dass  zu  fürchten,  er  werde 
bald  die  Axt  gebrauchen.'  JMüll.  1073.  Im  Zeughaus 
ZGrün.  fanden  sich  1786  u.  A.  zehn  H.  Z  Staatsarch. 
S.  auch  Bind-M.  —  Hegel-Messerli:  primitives 
M.  mit  hölzernem,  walzenförmigem  Griff  AaBIj.  Syn. 
Hegel  (Bd  II  1080).  Vexierrede:  Er  ist  gebore"  i"  dem 
grosse'  Winter,  wo  d'  Hegelimesser  verfrore"  sind  und 
der  Bach  über  de"  Hag  i"e  g'lampet  ist.  Sprww.  1809. 

—  Hägge"-,    in   Xhw  Häggi-:    Taschenmesser  mit 
hakenförmig  gekrümmter  Klinge  Bs;  B;  Vü;  Sch;  Z. 

Hack-:  1.  wie  nhd.  ,Da  du  ein  rollwagen  be- 
gerst,  bütend  sy  dir  ein  h.'  Zwingli.  —  2.  Frucht  des 
Bergahorns,  Acer  pseudo-plat.  GSa.  —  2  nach  der  Form; 
Tgl.  das  syn.  Schär(en). 

Hol-:  Messer  zum  Aushöhlen  Gr.  ,Du  sollt  die 
Schindeln  schneiden  mit  einem  H.'  FWürz  1634;  vgl. 
Gelten  (Bd  II  282),  ferner  Tügen-M.  —  Häschi-  = 
Haek-M.  8;  s.  haschen  (Bd  II  L753).  Miner  Mueter 
H.  haut  uf  bede"  Site".  Volksreim  (Tobl.,  Volksl.  II 
233).  Der  Metzger  mit  dem  H.  BWvss.  —  Hau"-: 
1.  a)  =  Hag-H.  Th;  Z.  —  h)  zweischneidiges  Beil  der 
Fleischer,  mit  kurzem  Stiel,  bes.  zum  Zerspalten  der 
Knochen  verwendet  Schw;  Zg;  Z.  ,1  h.'  1469,  Z  Inv. 
(zwischen  .Gertel'  und  .Zugmesser');  XVII..  1'nBürgl. 
(unter:  ,isin  G'schirr  in  der  Kuchin').  ,H.  zum  fleisch.' 
1551,  Z  Staatsarch.  .Mancher  Handwerksmann  wird 
sein  Fürfell,  sein  H.  [usw.]  beiseits  legen.'  AKlingl. 
1704.  —  2.  Name  eines  mit  scharfer  Kante  vorsprin- 
genden, den  Schiffern  gefährlichen  Felsens  zwischen 
Flüelen  und  Teilsplatte;  vgl.  das  .Hackmesser'  in 
Schillers  Teil.  —  3.  Hausname  ZStdt.  Wollish.  — 
B'hau"-:  M.  zum  Beschneiden  (s.  be-hauwen  1  c  Bd  II 
1811 )  der  Tresterniasse  auf  der  Kelter,  gewöhnlieh  von 
der  Form  einer  Breit-Ax  (Bd  I  620)  ZS.  —  Heuw- 
=  H,-Isen  (Bd  I  539)  GA.;  ZO.,  S.;  Syn.  H.-Sagen, 
-Spaten. 

Ch  egel-  =  Hegel-M.  AAMell.  —  Wohl  benannt  nach 
dem  kegelförmigen  Holzheft. 

Karren-:  degenlormiges  M.  ,Er  het  mit  einem 
karenmesser  mym  schwager  sälgon  mit  dem  krüz  ein 
loch  in  den  köpf  g'schlagen.  das  im  das  hirni  us  ist 
gToffen.'  1549,  UMey.,  Chr.;  vgl.  ZWthurNeuj.  1869.  3. 
,Der  fuermann  mit  synem  ufgezuckten  karrenmesser.' 
Jos.Maler  1593.  ,Sie  namen  ire  K.  (Degen)  zu  sich 
.und  legten  sich  darüber  schlafen.'  S  Kai.  1709.  — 
Eig.  das  M.,  wie  es  die  , Karrer'  ehedem  zu  tragen  pflegten. 


Charsti-  =  Hack-M.  1.  !><•>.  zum  Zerhacken  des 
Spinats  SThierst.  —  Chäs-:    1.  wie  nhd.  —  2,    \<  i 
ächtlich,  (kurzer)  Sähel,  Seitengewehr  1!;  Sin;  Tn;  Z. 

—  Chrüt-:  Hackmesser  für  .Kraut'  (Bd  III  884) 
GA.;  Z.  —  Lödel-:  schlechtes  Messer,  dessen  Klinge 
lödelel  (s.  IM  III  1101)  Aa.  -  Laug-:  unter  allerlei 
Waffen.  1155,  LInv.;  vgl.  .die  langen  Messer.'  XV., 
Z  Gem.  II  139.  —  Mass-.-  Speise-,  Tischmesser.  XVI., 
L  Vogtkinderrechn.  —  Müser-:  degenförmiges  Messer, 
das  der  Mäusefänger  aufs  Fehl  nimmt,  am  damit  Rasen- 
stücke auszustechen  und  die  Mäusegänge  bloss  zu 
legen  VO;  Z.  —  Metzger-:  Schlächtermesser,  allg. 
's  M.  füre"  lä",  barsch  und  grob  auftreten,  sich  ge- 
mein benehmen  Scu;  Syn.  's  räch  Teil  usefehere". 
Metzger  (Metzger),  u-etz-mer  's  M.  (das  ich  cha""  das 
Chälbli  steche'  ZS.)!  Zungenübung  Bs;  B;  Gl;  Th;  Z. 

-  Bi-:  Seiten-,  Dolchmesser,  meist  in  einer  mit  der 
Schwertscheide  verbundenen  Nebenscheide;  vgl.  Elggei 
1873,  94.  43o.  .Ein  äserly  und  zwei  oder  drü  stuck 
brot  und  ein  bös  bymesserly  darin.'  1497,  Z  Staats- 
arch. .Als  die  eidgenossen  mit  in  fachten  fast,  deten 
inen  ir  kurz  waffen  aller  bast,  als  b.  und  die  kurzen 
tegen.'  NSchradin  1499.  [Der  wegen  Verleumdung 
Verurteilte]  soll  auf  den  offenen  Markt  geführt,  seine 
Zunge  mit  einem  Nagel  ,an  den  Fischraarkt'  geheftet 
werden,  ihm  dann  ein  B.  gegeben  und  gestattet  werden, 
sich  die  Zunge  damit  abzuschneiden  oder  sie  wegzu- 
reissen.  1526,  Absch.  .Ob  einer  einen  mit  eini  b.  lyblos 
tat,  das  soll  im  für  ein  mort  gerechnet  werden.-  1540, 
U  Rq.  ,Ein  fridbrüchig  mann  soll  zwei  jar  kein  ander 
g'weer  noch  waafen  tragen  dann  ein  abbrochen  b.' 
1566,  Zg  Rq.;  vgl.  Messer  1,  ferner  Absch.  III  1,  292. 
,Sy  habent  zwei  kleine  Stumpen  [Holz],  so  mit  By- 
messern  abgehouwen  worden,  funden.'  1628,  Hotz,  Urk. 
.Ausserhalb  des  Füwrrohrs  änderst  nicht  bewehrt,  dann 
mit  einem  an  dem  Gürtel  hangenden  Beimesser.'  JLl  'vs. 
1661.  —  Bademer-,  .Ein  par  b.,  mit  silber  beschla- 
gen, für  8  H.'  1576,  Z  Ant.  Ges.  (Verzeichniss  der  aus 
dem  Glückshafen  gezogenen  Gewinne).  —  Bolle"-: 
Messer  zum  Schneiden  der  Zwiebeln  Sch;  Z.  Haue' 
wie-n-e"  B.,  scharf  schneiden.  Euser  Marter  11.  haut 
uf  bede"  Site";  und  wenn  's  gar  nümme"  haue"  udl. 
se  muess-vie" 's  ivider  schhf'e"  Z.  —  Baibier-:  Rasier- 
messer Ap;  Z  (selten).  —  Bei"-:  1.  =  Haww-M.  1  b  Z. 

—  2.  Falzbein  ZS.  —  Band-,  Bä-  (in  AiLeer.  Bän- 
der-): Messer  zum  Schneiden  von  Weidenruten  Th 
Bisch.;  zum  Zuschneiden  tanuener  Bänder  zu  Fass- 
reifen, dem  Schnitzmesser  der  Küfer  ähnlich,  doch 
grösser  Aa;  Zf.  —  Bind-.  ,Falces  arboriae,  sylvaticae, 
vineaticae,  schneid-,  bind-,  hagmesser,  gertel.-  Fris.; 
Mal.  ,B..  vietorius  culteiv  Denzl.  —  Broek(e°)-: 
grosses  Messer,  dessen  eines  Ende  auf  einem  Hack- 
brett befestigt  ist;  man  schneidet  damit  Brot  in  kleine, 
würfelförmige  Brocken  (vgl.  Chost-Möckli  Sp.  141) 
Sch;  Tu;  Z.  —  Bröt-=  dem  Vor.  ZZoll.;  sonst  wie 
nhd.  .Darf  einer  nit  ein  br.  in  der  scheid  am  gürtel 
an  im  tragen?'  HBüll.  1561.  .Ein  Br.,  ein  Brotkübel.' 
1609,  Z  Inv.  —  Rabe"-:  an  einem  langen  Stiel  be- 
festigtes, gewöhnlich  S-förmiges  Messer  zum  Zer- 
schneiden (Stampfe")  der  weissen  Rüben,  die  unter 
das  Mengefutter  des  Viehs   gemischt   werden    Th;  Z. 

-  Reb-,  in  Z  auch  Be"-:  1.  wie  nhd.  Aa;  Th;  Z. 
.Falx  putatoria,  Reb-,  Schneidmesser.'  Denzl.  Vgl. 
auch  B.-Gertel  (Bd  II  443)  und  s.  Gr.  WB.  VIII  337. 

—  2.  Dim.,    Name    von    Schotengewächsen    mit   reb- 


463 


Mas.  nies,  mis.  mos.  mus 


464 


messerälinlich  gekrümmten  Fruchthüllen.  a)  Wald- 
erbse, Ombus  Aa.  —  b)  gel"S  R.  a)  Wiesen-Platterbse. 
Lath.  prat.  Aa.  —  ß)  gem.  Hornklee.  Lotus  com.  Aa. 
—  Rig-Messer:  Messer  zum  Sehneiden  von  Weiden- 
ruten  zu  Garbenbändern  Z ;  Syn.   Wid-M. 

Rugg-:  in  einer  Scheide  auf  dem  Kücken  ge- 
tragenes Messer?  .Man  hatte  lange  Messer,  E.-  oder 
Beimesser.'  XV'.,  Z  Gem.  ,Ein  r.  mit  silbernem  ort- 
bant.'  1484,  L  luv.  Der  Angegriffene  habe  sieh  ge- 
wehrt und  sein  .ruggmesserli'  gezogen,  um  1530, 
Strickl.  —  Im  Z  Taschenb.  IST!),  83  wohl  irrtümlich 
,Bnggen-M.' 

Köm-:  messerähnliches,  hölzernes  Werkzeug,  wo- 
mit  der  verdickte  Kahm  von  den  Wänden  der  Milch- 
gefässe  (s.  Gepsen  Bd  II  393/4)  abgeschnitten  wird 
GcPr.  —  Eanke"-:  krummes  Messer  mit  zwei  Hand- 
haben (zum  Schneiden  von  Ranken)  S  (St.b).  —  Rör-: 
ziemlich  grosses,  sichelförmiges  Gerät  zum  Abschnei- 
den des  Schilfrohrs  im  See  ZS.  —  Schab-.  ,Das 
schaberle,  schabmesserle,  etwas,  damit  man  schabt, 
radula,  scalpellus.  strigilis,  strigilecula.'  Mal.  ,Sch.', 
unter  .Sennengeschirr'  aufgeführt.  1659.  ScuwE.  Klo- 
stcrarch.;  vgl.  Möm-M.  —  Schüehli-:  Messer  mit 
einem  Knopf  an  der  Spitze  zum  .Schürfen'  der  Ge- 
därme GStdt.  Vgl.  Schuck.  —  Schindle"-:  starkes 
Messer  mit  im  rechten  Winkel  eingesetztein  Stiel, 
zum  Spalten  der  Dachschindeln  Z.  —  Schöpf-  s. 
Gnip-M.  2.    Auch  1476  im  Beuterodel  von  Grandson. 

Scher- =  Balbier-M.  Aa;  Ap;  VO;  ZTu.  ,3  Seh. 
1  rl.  15  ß.'  XVII.,  Tageb.  Zuber.  In  allgemeinem  S. : 
Der  Landvogt  zu  Baden  soll  in  der  ,Stilli'  eine  scharf- 
schneidende Axt  und  ein  Seh.  halten,  damit  eintreten- 
den Falls  die  Seile  am  Fahr  abgeschnitten  werden 
können.  1655,  Absch.  —  ver-schermessere":  zer- 
fetzen, auch  mit  Worten  AALeer. 

Schoss-.  .Wann  man  [grosse  Steinobstbäume] 
zweigen  wollte,  ist  hierzu  gar  dienstlich  ein  Instru- 
ment, das  man  Seh.  nennet;  dann  durch  Mittel  des- 
selbigen,  wann  es  an  ein  lange  Stangen  gesteckt  wird, 
kann  man  die  besten  Schoss  ohne  Verletzung  des 
Baums  säuberlich  abschneiden.'  Khag.   1639. 

Schli-,  in  AAKlingn.  Schiig-:  nach  Art  eines 
,Gertels'  oder  einer  Sichel  gekrümmtes  Messer  zum 
Abschneiden  von  Weidenbändern,  Baumzweigen  und 
Eebschossen  AAKlingn.;  GRh.;  Th;  ZFlurl. ;  ein  klei- 
neres zum  Abschneiden  der  Trauben  ZFlurl. 

Entstellung  aus  dem  syn,  Schni(d)-M.  ist  nicht  durchaus 
abzuweisen;  der  gleiche  Übergang  von  n  zu  /  unter  dem 
Einfluss  eines  folgenden  m  läge  z.  B.  in  ahd.  sliumo  neben 
sntuino  vor,  und  eine  Analogie  zu  der  Form  Schlig-M.  hüte 
Wig-M.  für  Wid-M.  Doch  vgl.  das  syn.  koblenzische  .Schlini- 
iiietz,   Schlimmes',   und  dazu   Gr.   WB.   IX   721. 

Für- sch lache"-:  grosses  Taschenmesser  mit 
Feuerstahl.  .Ein  halbpfündiges  Feuerschlachenmesser, 
einen  halbpfündigen  Hegel  zog  er  heraus.'  N.  B  Kai. 
1842.  -  SchnSd-  =  Schli- M.  Tu;  '/,.  ,10  pfd  gab 
N.  N.,  um  das  er  [Einen]  in  synem  hus  mit  einem 
sehn,  verwunt  und  g'schlagen.'  1568.  ZGrün.  Aruts- 
rechn.  ,Das  Schneidm.,  falcula.'  Red.  1662.  .Um  2  Sehn. 
dem  Schmid  9  ß.'  1689,  Tageb.  Zuber.  —  B'sehnid-: 
Federmesser  PA1.  —  Schnätter-:  .Taschenmesser 
mit  einer  Feder,  die  Schneide  ein  und  aus  zu  schnellen' 
Th  (Pup.).  Vgl.  Schnäpper.  ~  Sehnet  z-:  Schnitz- 
messer. 1562,  F  luv.  Vgl.  Schneie.  —  Schrib-:  Ra- 
diermesser.  ,Um  2  sehr.  2  ß.'  1529,  Bs  Chr.    .Radierer, 


schreibmesserle,  scalprum  librarium,  radula.'  Mal. 
,Dass  ich  im  ein  Sehrybmesserlin  zerbrochen  hatt.' 
FPlatt.  1612.  --  Schrot-  =  Hemc-M.  Bs;  ZO.  — 
Schwert-:  unter  Waffen  aufgeführt.  XV.,  Z  Gem. 
Vgl.  Bi-M. 

Span-.  ,Swa  ein  burger  ein  sp.  oder  scheidmesser 
treit.  das  gefarlich  ist.'  1338,  Z  Ratserk. ;  vgl.  Z  Ta- 
schenbuch 1879,  83.  —  Eig.  Messer  zum  Schneiden  von 
(Licht-)  Spänen? 

Spitz-:  Gertel.  1868/76,  ZOss.  Prozessakten.  — 
Stolle"-,  in  W  Stoll-:  .Tisch-  oder  Fleischermesser 
ohne  Gelenk  [also  nicht  zum  Zusammenklappen]'  BHk. ; 
W.  Ein  unter  das  Kopfkissen  gelegtes  St.  soll  vor 
dem  Alp  schützen  W.  —  Tüge"-:  Messer  zum  Spalten 
der  Fassdauben,  dem  Schindlc-M.  ähnlich  ZO.  Es 
gibt  holt  [gebogene]  und  g'radi  T.  —  Doggel i-: 
.Messer  ohne  Feder  L.  Syn.  Hegel-M.  Zum  Schutze 
gegen  das  Doggeli  [Alpdrücken]  steckte  man  ein  D. 
in  die  Wand;  vgl.  Lüt.,  Sagen  512.  —  Tünkli-  = 
Brocken-M.,  doch  zum  Einschneiden  von  Brot  in  die 
Suppe  verwendet  Th;  Z.  —  Turbe"-:  Messer  zum 
Torfstechen  Th;  Z.  —  Trott-  =  B'haW-M.  ZW1.  — 
Wid(en)-  =  Rig-M.,'  sichelförmiges  Messer,  grösser 
als  das  Reb-M.,  doch  kleiner  als  der  , Gertel'  Z.  Auch 
Wig-M.,  kleiner  Gertel  zum  Schneiden  der  Reben 
ZDüb.  —  Wagel-  =  Hack-M.  1  ÄABremg.,  Fri.  — 
Wiege"-  =  dem  Vor.  ZS.  —  Wümmel-  Sch;  Th. 
Wümmer-  Th;  Z,  „  Wimmi-  GRh."  =  Wümmer-Gertel 
(Bd  II  443).  —  Wis-:  dem  Trott-M.  ähnliches,  an 
langem  Stiel  befestigtes  Messer  zur  Anlegung  von 
kleinen  Wassergräben  in  Wiesen  ZW1.  Syn.  Wis-A.r, 
Wisen-Biel.  —  Zug-:  Messer  mit  zwei  Handhaben 
und  gebogener  oder  auch  gerader  Klinge,  ein  Werk- 
zeug vornehmlich  der  Böttcher  und  Wagner  „LE.;" 
GWidnau.  ,Z.,  dolabra;  zugmesserlin,  dolabella.  Mit 
dein  z.  beschneiden,  ebnen,  (de)dolare.'  Mal.  Auch 
1  169,  Z  Inv.;  1572,  ZWthur.  —  Zug-  (in  ß;  F;  GrD.; 
S  ü,  in  GA.  ü),  „B'sug-  F"  =  dem  Vor.;  in  GrD.  auch 
in  der  Küehe  verwendet,  um  Späne  zu  schneiden.  — 
Zieh- =  dem  Vor.  Aa;  Bs;  Th;  Z.  ,  Ein  kästli.  darinnen 
näpper,  biel,  ziechmesser,  uf  der  louben.'  1571,  Z  Inv. 
,Für  ein  Z.  10  ß.'  1676,  Tageb.  Zuber. 

messere":  1.  bei  Raufereien  das  Messer  brauchen 
B;  G;  PAL;  Z.  —  2.  Name  eines  Spieles,  wobei  es 
sich  darum  handelt,  ein  Messer  so  in  weiches  Holz 
oder  in  den  Boden  zu  werfen,  dass  es  darin  stecken 
bleibt  B.  —  3.  „unpers.,  mit  Acc.  P..  Jmdn  wie  mit 
Messerstichen  quälen,  von  stechenden  Schmerzen  L." 

Messerete"  f.:  Streit,  der  mit  Messern  ausge- 
fochten  wird  B;  G;  Z.  Beim  ,Pöpperlen'  mit  Eiern 
entstand  Streit  und  nachher  eine  Messerte,  bei  welcher 
Einer  erstochen  wurde.  Zeitungsnachricht. 

messerle":  1.  =  messeren  IS.  —  2.  Name  von 
Spielen,  a)  =  messeren  2  Bs;  B.  —  b)  mit  beinernen 
Knöpfen  nach  einem  im  Boden  steckenden  Messer 
werfen,  wobei  der  Nächste  am  Ziel  Alles  gewinnt  Z 
Glatt  f. ;  Syn.  beinerhn.  —  c)  ein  hoch  in  der  Wand 
steckendes  Messer  mit  dem  Fuss  herabzustossen 
suchen  BO. 

messingele":  stinken  nach  einem  Furz  Bs.  —  Mo- 
derne Abi.  aus  dem   schriftd.  .Messing';    vgl.   dagegen  Möach. 

Messmer,  in  Ap;  GO.,  Ta.;  Sch;  Th;  ZW1.  Me'smer 
—  m. :  1.  Mesner,  Küster  Ar;  Gn;  GO.,  Ta.;  Seil;  Tu; 
ZW1.;  Syn.  Sigrist.  , Wahl  eines  M-s.'  7.  Amtsbl.  1868. 


165 


Mas,  ine«,  nii.-.  mos,  mu 


466 


Was  </<'  Pfarer  und  will,  ist  de*  M.  frö  '/,-,  wenn  der 
Pf'aff  imil  mag,  ist  der  M.  wol  so  frö  Ar.  Was  nid 
guet  ist  für  de'  /'/"//■  ist  guet  für  de"  31.  Sch.  .Was 
der  M.  nicht  nimmt,  nimmt  der  Pfaff  GrAv.  's  Ms 
Chue  darf  uf-dem  Chilchhof  grase".  Sulgeb.  ,Wann 
ainiiiann.  lichter  und  rat  ainon  mesmer  gesetzt  hand, 
sii  solle  dersclb  schuldig  syn,  das  mcsmerampt  von 
aineni  herrn  zue  empfachen.'  Vau.  Betr.  die  Obliegen- 
liciten  des  Messmers  vgl.  bes.  Pcstalutz  I  278/9  (ZElgg 
Herrschaftsr.).  —  2.  scherzh.,  wer  im  blossen  Hemde 
ist  GA.j  Syn.  Sigrist.  —  3.  der  hoch  31.,  volkstüm- 
licher Name  des  Säntis  Ar;  GT.;  vgl.  Leu,  Lex.  XIII 
84. 1.   Familienname   \<s  f-c'-);  Schj  Tu. 

Me'is  l'.s;  GW.,  Mass  B,  Jtf«siBsStdt,  3IeisliGW.: 
Jeremias.     Vgl.  3Ilas  (Sp.  15). 

Meiss,  Mets  m.:  „Einschlag  der  Axt  in  einen  Baum, 
den  man  fällen  will  BD.";  jeder  Einschnitt  in  Holz 
lillk.  Schnittfläche  eines  zersägten  Baumstammes  Bß. 
s.  Meiss-Hauw  (Bd  II  1803)  und  Totz.  —  Mhd.  mä£, 
Einschnitt.      Sieher  auch  der  Ortsu.    ß'meis  B. 

Gert-  =  Gertel  I  1  (Bd  II  443)  BoHa.,  Si. 

Wenn  die  Bcd.  richtig  angegeben  ist,  wäre  als  analoge 
Bildung  mini,  staael-meiße  zu  vergleichen,  G.  also  eig. :  Werk- 
zeug, womit  man  Stauden  udgl.  (s.  Gert  Bd  II  + + 0 )  ab- 
schneidet. Viel!,  liegt  aber  ein  Missverständniss  vor  und 
bezeichnet  das  W.  das  Hauen  voll  Gert  (mit.  dem  Gertel). 
Vgl.  noch  die  Stelle:  ,Es  soll  der  Gemeinde  ßüuigen  [BO.] 
lilnss  erlaubt  sein,  wie  es  das  Gertmeissrecht  mit  sich  bringt, 
|zur  Erleichterung  des  Weidgangs]  Gestrüpp  und  Weissholz 
zur   Säuberung  des  Waldes    wegzuhauen.'    1813,   B  Ratserk. 

Holz-  =  Holz-Hauw  (Bd  II  1803).  ,Die  Leute  von 
Binn  sind  befugt,  ihre  Alpen  und  Allmeinen  und  ihren 
II.  zu  besetzen.'  1434,  W  Utk.  .Fehlt  ihnen  Bauholz, 
so  mögen  sie  es  in  gemeinem  H.  nach  Schätzung  ihrer 
Güter  nehmen.'   ebd.    -    Vgl.   W  Blätter   1S90,   17C/7. 

Stock-:  wahrsch.  das  Hauen  von  .Stöcken',  bzw. 
das  Recht  dazu   „BO." 

meisse":  (Heu)  schroten  GrL.,  Pr.,  Sch.;  vgl. 
Mcistt-Iscii  (Bd  1  542).  Hauen:  .Ein  statt  Hess  den 
wald  teilen  undm.'  Vad.  —  Amhd.  meißen,  hauen,  schneiden. 

.Meisse:  Spalte,  Holzstück,  fissa  pars  ligni.'  Beo. 
1662. 

Meise"  „Ar;"  GnMal.,  Valz.,  Meisse"  Ap;  Gl;  GrPi\; 
GT.;  Schw  —  f.,  öfter  Dim.  Meissli  Gl;  GT.:  1.  (in 
ScnwNuol.,  W.  auch  Trag- Meiss (li),  in  GG.  Träg- 
Meisli),  hölzernes  Tragreff  der  Sennen  und  Bauern 
Gl;  GG.;  Schw,  nach  einer  Angabe  in  GlS.  verschieden 
vom  Räf.  Vgl.  Gablen  4  a  (Bd  II  57).  Brett  mit  drei 
Tragriemen,  um  die  darauf  festgebundenen  Käse  oder 
Näpfe  zu  tragen  Ap;  s.  Steinm.  1804,  187.  —  2.  Behälter 
für  Käse,  Butter,  Ziger,  bestehend  aus  zwei  länglichen. 
in  Rahmen  gelassten,  durch  Schnüre  zsgehaltenen 
Brettern,  wie  er  hauptsächlich  beim  Transport  von 
der  Alp  durch  die  Zusennen  auf  je  eine  Seite  des 
Saumtiers  gehängt  wird  Gr.  Geschirr  zur  Verpackung 
von  Käse  oder  Butter,  um  sie  beim  Transport  zu 
schonen   G  oT.    —    Mhd.    meiae,   ahd.   meitt(x)a,   Tragreff. 

„Meissete"  f.:  ein  Pack  mit  Butterballen,  wie  es 
auf  einer  Seite  des  Saumrosses  herabhängt  und  von 
der  Alp  den  Eigentümern  in  die  Dörfer  gebracht 
wird  Gr." 

Meis(s)e"  f.  BsStdt;  Tu,   Meisi  ÄASchinzn.;  Ndw, 
.  Maust  AaF.,  Leer.,  Zein. ;  BsL.;    B  (im  hE.  Müssi); 
FL;    L;   SchwE.;    S.    Mösi   F.    Mäus(ejli   AaF.,  Ke.; 
Schweiz.  Idiotikon.  IY. 


BoAa.;  SchwE.;  ZO.,  Möseli  ScHwIb.  (MLienert)  —  n. : 

1.  Name  des  Vogels,  zumeist  die  Pinkenmeise,  Parns 
maj.j  auch  die  kleine  Kohlmeise,  Blaumeise.  aaOO. 
Es  g'wunderfitzigs  Mäusi.  RMky.  1833.  .Ihr  habt's 
auf  dem  Lande  wie  die  Vögel  im  Hirse,  wie  die  Meusi 
in  einem  Wurmnest.'  Gotth.  Ihr  Ruf  tönt:  Zizi-pare! 
Z.-p.!  ZS.  Vgl.:  Wenn  d'  Mäuseli  r tiefe" :  d'  Zit  ist 
dö!  SLand.  1845.  S.  auch  HHerzog  1885,  29.  .Meisi  Ku- 
chens halb.'  L  Ansehenb.  Vgl.  auch  Aprüle"  (Bd  1  36  I ). 

—  2.  übertr.  a)  Kosename  für  ein  kleines,  lebhaftes 
Kind,  flinkes,  schlankes  Mädchen  L.  Möseli,  Kosename 
für  nette  Mädchen,  auch  für  schöne  Kinder  Scuw  um  F., 
Ib.  (MLienert).  —  b)  lockere  Weibsperson,  Dirnchen 
ÄASchinzn.;  L.  —  c)  Person  mit  geschwärztem  oder 
beschmutztem  Gesichte  AALeer.  —  3.  ,Meis\  Familien- 
name ZStdt,  seit  dem  XIII.  (,Meiso')  die  ,Meisenzunft' 
mit  einer  Meise  im  Wappen,  ebd. ;  s.  Vög.-Nüsch.  1 198. 

Mhd.  meine,  ahd.  meim.  Unsere  Formen,  abgesehen  von 
der  Stichform,  sind  Dim.  Auffällig  ist.  das  ö  neben  Su  SchwE. 
Die  Übertragung  von  '2  a  und  b  gellt  von  der  Lebhaftigkeit 
des  Vogels  aus  (vgl.  Fink  Bd  I  867,  zu  b  spec.  .lockerer 
Vogel,  Zeisig'),  c  beruht  auf  einer  Vergleichnng  mit  der 
Kohlmeise;  vgl.  flml-meinig.  Hieher  auch  der  Kuhname  Moei 
B  (Alpina  I    138)? 

„Holz-Meisli:    Kohlmeise.    Parus  ater   Ap;  G." 

—  Hupp-Meisi  BHa.,  Huppt -Mäusi  B:  Hauben- 
meise. Parus  crist.   Syn.  Wald-Huppeli  (Bd  II  1487). 

Chol -Mäusi:  Kohlmeise  B  oE.  Syn.  Chöllerli. 
, Parus  palustris,  ein  muermeiss  oder  rietmeiss,  bei 
uns  ein  kolmeiss  genennt.'  Vogelb.  1557.  —  chol- 
meisig:  wie  eine  Kohlmeise.  Chöle'mäusig  dcrh'er 
cho"  [gekleidet  sein]  B. 

Chöt-Mäse"  f.  Scu,  -Mäusli  ZBauma:  1.  Kot- 
meise, Parus  pal.  aaÜO.  —  2.  bildl.,  unreinliche  Per- 
son Sch.  Die  ärgste"  GUtzerli  [s.  Bd  II  658]  gänd  i" 
der  E  die  wüesteste"  Gh.  —  , Mucr -Meiss  oder  riet- 
meissle:  parus  palustris.'  Mal.  —  Blä-  (GA.;  ZS.), 
Bläh-  (Gl),  Bläu-  (B)  Meisli,  -Mäusli,  -3Iättsi:  Blau- 
meise. Auch  scherzh.  von  einem  blaugekleideten  Mäd- 
chen Z.  , Parus  coeruleus,  dis  ist  unsers  blawmeissle.' 
Vogelb.  1557. 

Bräm  Bröm-Mös  GMarb.,  Brumäsli  GStdt,  -mäsli 
GTa. :  1.  Schwanzmeise,  Parus  caud.  GMarb.  —  2.  Dom- 
pfaff. Loxia  pirrh.  GStdt,  Ta.  .Im  Jenner  bat  man 
jung  bronmeisen  in  den  vogelnesten  funden.'  Vad. 
S.  auch  Gümpel  (Bd  II  315).  —  Zur  Gestaltung  des  ersten 
T.   vgl.   Bräm-Ber. 

Spiegel-Meis  GW.,  -Mäs  Ar,  -3Iaus  Zu.,  rS.  — 
in.,  -Meisi  BHa.;  Ndw;  U.  -Meisli  AAKäst.;  GbD.,  Rh.; 
W,  -Mäsli  ThHw.,  -Mäusi  B  (in  Si.  Meisi);  VO,  -Mäusli 
AaF.,  Ke. ;  ZKn.,  0.,  rS.  —  n.:  Finkenmeise,  Parus 
maj.;  Syn.  Spiegeli.  Äugli  wie  en  Sp.,  fröhliche,  helle 
Augen  GW.     ,Ain  spicgelmassen.'  Kessl. 

.11«»  nach  Analogie  von  Formenpaaren  wie  Bäumli:  /•'.'".» 
von  Mäutli  abstrahiert,  das  männliche  Geschl.  wohl  nach 
Fink,  Spatz  in  Gegenden,  wo  das  weibliche  Simplex  (Meise) 
langst  nicht  mehr  gebräuchlich   war. 

Stock-Meisli  =  Spiegel-M.  W.  —  Tann-.  , Parus 
sylvaticus,  bei  uns  wirt  im  der  namm  waldmeissle, 
tannmeissle  gegeben.'  Vogelb.  1557;  ähnlich  bei  Mal. 

—  Wald-Meisi  Obw,  -Mäsli  Ap:  1.  Haubenmeise, 
Parus  crist.  Obw.  —  2.  Kohlmeise  Ap. 

meiste"  B  (auch  -ele"),  mäsle"  ScHNnk. :  langsam, 
mit  Widerwillen,  wählerisch  essen.  —  Zur  B  Form  vgl. 
iii<<it*>t< "   (Sp.  447). 

30 


167 


Mas.   mos    mis.   mos.   ums 


468 


meissle":  mit  eisenbeschlagenem  Alpstock  einen 
Berg  übersteigen    LE.     IcU  bin  mängist  da  itberfe'J 

g'meisslet.  —  Bildliche  Anwendung  von  .meisseln',  mit  Bez. 
auf  das  Handhaben  des  Bergstockes. 

Meisli  Mäusli,  nur  in  der  Zss.  Drä-M.:  Stelle  an 
einem  Spinnfaden,  wo  sich  dieser  wegen  zu  starken 
Drehens  zsgerollt  hat  ZW.  Syn.  Chrangel  1  a  (Bd  III 
831),    Trüdel.  -  Vgl.  das  syn.  bair.  Maisd  (Schm.  1»  1664). 

Misse  f.:  kirchliches  Fest.  Wer  Vieh  auf  die  All- 
uiend  treibt,  ,der  sol  ouch  ein  tag  [zur  Strafe]  swänten, 
und  als  zwüschent  missen  und  St  Johannstag.'  1471, 
Obw.  ,Welicher  in  unsern  weiden  zwüschent  missen 
ütz  etzt,  der  soll  ein  tag  swändten.'  ebd. 

Mlid.  misse  neben  messe.  Vgl.:  ,Ze  Sant  Andres  miss' 
(1400,   AaKöll.   Offn.),  ferner   Liteht-Mäu  (Sp.  448). 

Misel   111.:    Mehltau   B.    —    Mhd.   misel,   Aussatz. 

Misser:  Herr,  als  Titel.  ,M.  Peters  de  la  Turre 
von  Mendris.'  1531,  Strickl.  ,M.  Zeck  [aus  Calabrien].' 

An'SH.    —    lt.    miesere. 

miserabel  in  Bs;  Th;  Z  misserabel,  in  Bs;  BoSi.; 
Z  auch  miserabli'h,  -lig:  1.  elend,  erbärmlich,  allg. 
's  ist-mer  m.,  elend  zu  Mute.  Auch  als  Steigerungs- 
adv.: es  miserablig  es  böss,  gittig  Wib.  Schwzd.  (BSi.). 

—  2.  sehr  verdriesslich  BHk.  Ich  bin  aUer  miserable 
•tcorde"  da  drüber. 

Misere'li  GrPt.,  Misere'ri  Bs;  S;  Ndw  —  n.: 

1.  grosses  Elend  S;  Ndw.     Elend  und  31.  Hofst.  - 

2.  Krankheitsname,  das  Miserere,  Kotbrechen  Bs;  S; 
Ndw.     Magenschluss  GRPr. 

Misserich  m. :   Sauertopf,  mürrisches  Kind  SciiSt. 

Missi,  in  AaWoIiI.  Missgi  —  n. :  1.  Beschädigung, 
Fehler,  z.B.  an  einem  Kristall  U,  an  Geflecht  AaWoIiI. 

—  2.  Schaden,  Unheil  GrPi\  B'hüet-isch  Gutt  trüli°h, 
ist  Das  nid  c"  Zueversicht  [bedenkliche  Sache]  g'si' 
und  es  M.  [bei  einer  Überschwemmung]!  Schwzd. — 

3.  Fehler,  Vergehen  GrPi\  Dass  seh'  widerum  es  M. 
begangen  heind  g'han,  se  sind  seh'  due  für  d'  Obrigkeit 
b'schickt  worden.  Schwzd.  —  Mhd.  miue  f.,  Fehlen.  Mangel. 

misslich:  1.  (g')mislich  I,  zweifelhaft,  unsicher 
BB.;  Ndw.  Es  ist  m.,  eb  me"  hit  noch  chenn  Hein- 
üfmaehe*  Ndw.  Es  ist  g'mislichs,  tra  die  Sach  guet 
chömmi,  es  g'falld-mer  eimel  nüd  derfür  BR.  —  2.  be- 
denklich, gefährlich.  „Es  steit  m.  um-e"  BE.;  LE." 
,Das  Fahr  bei  Coblenz  sei  schlecht  und  m.  geworden. 
dass  oft  Niemand  fahren  könne.'  1539,  Absch. 

Misli.    .Ein  beschlagnes  vergülts  m.'  1488,  Z  luv. 

(g')niislich  JJ:  bequem,  „dienlich"  Bü.  E"  g'm-er 
Weg,  leicht,  und  angenehm  zu  begehen  BR.  E'  g-i 
Alp,  gut  gelegen,  nicht  steil,  ebd.  —  Zu  missen? 

misme":  tändelnd,  lässig,  mit  ungeschickter  Hand 
Etw.  verrichten  BR.  An  Eppis  umhe"  m.  Er  tued 
nummen  eso  m. 

Mies  AaF.,  Ke.,  Leer,  (neben  Miesch),  St.,  oWynent, 
Zein.;  Ap;  GrD.,  ÜbS.;  L;  P;  GSa.;  SStarrk.;  Tu; 
üwE.;  U;  ZO.,  Zoll.,  Miess  ZW.,  Miesch  AiSuhrent, 
uWynent.  (vorherrschend  neben  Mies);  BsL.;  B;  Gnl>.. 
ObS.,  Val.  (auch  Mieschi);  Lj  Scnw;  S;  W ;  ZMänn., 
Nies  AxSeet.  —  n.  (in  BO.  m..  in  S;  ZZoll.  in.  oder 
n.):  1.  Moos;  bisweilen  auch  von  einzelnen  Flechten- 
arten, allg.  En  Stei",  iro  gäng  trölet,  überehunnt  kei's 
M-  Hist.  Kal.  1883  (spriehw.);  vgl.  ivasmen.    Wo  M. 


wächst,  ist  es  schattig  und  feucht.  .In  einem  ver- 
lornen Ecken  unseres  Kantons,  wo  neun  Monat  Winter 
und  drei  Monat  Miesch  das  Jahr  ausfüllt.'  B  Kai.  1858. 
,Es  wollte  in  diesem  Mieschloch  nicht  Frühling  wer- 
den.' ebd.  .Muscus,  miesch.'  Ebinger  1438.  .Muscus, 
bryon,  miess  an  den  böumen,  an  alten  eichböumen.' 
Fris. ;  Mal.;  ähnlich  Denzl.  1677;  1716.  ,Miess  von 
eichen.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Das  Miess  in  den  Wisen 
vertreiben.'  Nägeli  1738.  ,Laub  und  Miesch.'  1752, 
AaB.  Holzordn.  ,l)u  hest  nur  Strau  und  Miesch  im 
Kopf.'  Eliata  und  Mahom.  lTiiJ.  M.  zum  Verstopfen 
von  Fugen.  ,l>er  Vater  hatte  mit  Miesch  die  Wände 
vermacht.'  Nat.-Kal.  1891.  ,l)ie  wend  mit  miess 
schoppen.'  G  Hdschr.  ,Zuo  Feldsperg  hat  sich  Einer 
erfallen,  so  Mies,  so  man  zue  den  gestrickten  Stuben 
brucht,  wellen  suechen.'  1601,  Ardüser.  Ein  Moos- 
polster zwischen  den  doppelten  Fenstern  dient  zu 
grösserm  Schutz  gegen  die  Winterkälte  ;  s.  Bautn-M.  2. 
M.  wird  auch  als  Streue  für  das  Vieh  gebraucht.  I'  's 
M.  gä",  im  Walde  Moos  sammeln.  Spec,  iclsses  M., 
isländisches  Moos  Th.   Auch  Ortsn. :  ,im  Mies' ZStäfa. 

—  2.  eingetrockneter  Schleim  in  den  Augenwinkeln 
niTii.     Syn.  Ziger. 

Mhd.  mies  n.  und  ni.  Die  nhd.  Form  ,Mös',  aber  als 
Masc,  bei  Spleiss  1667  und  ZAnl.  1761;  die  selbe  Form 
als  Neutr.  in  SchwMuo.  für  das  isländische  Moos,  wohl  aus 
der  Apothekersprache,  in  U  Wildmös.  Xics  für  M-  wie  Niet 
für  .)/-,  ausl.  -seh  für  -»  wie  in  Isek  (s.  Bd  I  534).  Zu  2 
vgl.  mhd.:  (einem)  das  niesch  von  den  ouyen  abe  blasen. 
Roseug.  D  118,  4  (Hdschr.  h). 

Ge-mies:  Coli,  zu  Mies.  ,L)öm,  laub  und  g.' 
Tierb.  1563. 

Korse-,  Kasse-Mies:  Wurmtang,  Muse,  hel- 
minth.;  ein  Gemenge  verschiedener  Seealgen,  das  in 
den  Apotheken  als  Wurmmittel  verkauft  wird  Z 
(Vogel).  —  Korse-  eig.  ,aus  Korsika  stammend',  Kasse-  viell. 
für  ,cassia.' 

Lang-:  sprossender  Bärlapp.  Lyc.  ann.  LW.j  Scmv. 

—  Lüse"-:  gemeine  und  wachholderblättrige  Filz- 
mütze, Widerthon,  Polytr.  comm.  und  juniperinum 
Scnwlb.  In  Wasser  gesotten  gegen  Viehläuse  ge- 
braucht. —  Milch-:  Keulenbärlapp,  Lyc.  clav.  GoT. 

—  Mer-  =  Korse-M.  Z  (Vogel). 

Baum-:  1.  Bartflechte,  ,Usnea  arborea.'  Bs  Apo- 
thekertax  1701.  ,Uas  b.,  muscus.'  Mal.  —  2.  Biiiimli- 
M.,  eine  Art  Waldmoos,  Thamnium,  bes.  im  Winter 
vor,  bzw.  zwischen  den  Fenstern  verwendet  Z  rS. 

1  nach  dem  Ort  seines  Vorkommens,  2  nach  dem  Aus- 
sehen benannt,  da  das   betr.   Moos  Bäumcheuform   hat. 

Bürste"-  =Lüsen-M.  BoE.  (Bürstli-);  LE.;  Sciiw; 
Ndw;  U;  Zg.  Zu  Weberbürsten  verwendet;  auch  zu 
medizinischen  Zwecken.  — ■  Brunne"-:  Moos-  oder 
Algenarten,  die  sich  an  den  Wänden  von  Brunnen- 
trögen bilden;  spec.  Brunnenfaden,  Crenothr.  Kühn.  Z. 
Letzterer  dient  zu  Heilzwecken,  spec.  gegen  Entzün- 
dungen. —  Ros-:  Schlafapfel,  Spongia  cynobasti  Aa 
(Rochh.).  Als  Schlafmittel  Kindern  unter  das  Kissen 
gelegt.  Vgl.  ScMaf-Epfd  (Bd  I  383).  —  Siene--  = 
Milch-M.  GoT.     Syn.  Follen-Chrüt. 

Toten- Schidelen-:  Dsnea  cranii  humani.  Bs 
Apothekertax  1701.  —  Moos,  das  in  oder  auf  Totenschädeln 
gewachsen  ist;  vgl.  Woydts  Schatzkammer19  600. 

Schlichen-.  ,Nimm  wyssSchl.,  süd  das  in  Essig, 
binds  über  die  Geschwulst'  ZElgg  Arzneibuch.  — 
Schlange"-  GWe.,  Strange"-  GTa.  =  Lüsen-M.  — 


Itö 


Mas,  mes,  mis,  mos,  mus 


(Tu 


Tiichli-:  aiedrige,  Polster  bildende  Moosart,  häufig 
an  Mauern  und  auf  alten  Dächern  wachsend  ZHerrl. 

— ■  Dölderli-:  Haarmoos,  Polytr.  G.  —  Tann- :  fleisch- 
farbige  Heule,  Erica  carn,  G  oRh.  —  Darm-:  Schirm- 
moos, Splachnum  Aa.  —  Ziger-:  weisses  Moos  BoE. 
Ks  hat  entfernte  Ähnlichkeit  mit  dem  Edelweiss. 

.miessecht:  lanuginosus.'  Denzl.  1716.  ,Der 
Blust  ist  miessicht.'  JMdralt  1715. 

Miesegger  in.:  Ostwind  Schw.  -  Weil  von  der 
Miesegg  her   kommend;   vgl.    Lopptr  (Bd   III    1353). 

miese"  AaF..  Ke.;  Bs;  GrD.;  L;  Tu;  Z,  miesse" 
GRPr.,  miesche"  B;  L;  S:  1.  „moosig  werden,  vom 
Land.  Es  mieset  allmählig.  allg. "  Syn.  vermiesen. 
—  2.  im  Walde  Moos  sammeln,  allg.  ,Zum  Holzen 
war  der  Schulmeister  nicht  geschickt  mit  seinen  dünnen 
Gliedlein  und  wir  brauchten  ihn  zum  Mieschen  und 
Rutenflechten.'  AHartm.  1852.  ,Das  Miesen  und  Laub- 
rechen im  Wald.'  Z  Forstordn.  1807.  S.  auch  Chris- 
Nädlen.  —  3.  mit  Moos  ausfüllen  GRPr.  ,Die  leicht- 
sinnige oder  wohlfeile  und  liederliche  Art  zu  bauen 
und  zu  miesen,  d.  i.  Moos  zwischen  die  Dielenbäume, 
Ecken  (Gwätten)  und  Strickhölzer  zu  stossen  und 
einzulegen.'  Gr  Sammler  1781.  —  4.  entmoosen  Bs 
(Spreng).  —  5.  scherzh.,  coire  BSi. 

über-  s.  Hauptelen  (Bd  II  1501). 

ver-:  1.  vermoosen  Th;  Z.  Die  Wise*  vermieset 
ganz,  das  Moos  verdrängt  den  Rasen.  Vermieset,  mit 
Moos  überwachsen  B;  UwE.;  Z.  ,Die  Bäume  sahen 
aus  strub  und  vermieschet.'  Gotth.  —  2.  mit  Moos 
verstopfen  Tu. 

Miesere"  f.:  Ort,  wo  reichlich  Moos  wächst;  als 
Ortsn.  in  B;  ScnwMuo.;  S. 

miesig:  bemoost  Aa;  B;  Uw;  Z. 

Miesli°g  m.:  1.  kurioser  Kauz  AaF.,  Ke.  Syn. 
Mies-Bäuel.  —  2.  (Mieschli'gJ  meist  mit  fül  ver- 
bunden, Faulenzer   liRSplüg. 

Mos  n.:  wegwerfende  Bezeichnung  einer  Frau  B 
(Schülerjargon).  Zucu  alti  M.  us  der  Stadt.  B  Sonn- 
tagsp.   1870.     Vgl.   Modi.    —    Auch   Gaunerdeutsch. 

Mos  Th,  Mos  AaF.,  Ke.,  Leer.;  Ap;  BSi.;  L;  P, 
Mäs  Z  —  PI.  Moser  —  n.:  M'oor,  feuchtes,  sumpfiges 
Land,  auf  dem  nur  kurzes  Streugras  wächst.  Syn. 
Biet.  ,Planlos  schoss  er  drein,  wie  ein  Blinder  ins 
Moos.'  Schwz.  Unterh.  18G0.  ,Die  2  obern  moss  sind 
2  maninad.'  1522,  Tu  Beitr.  ,In  den  roren  und  mösern.' 
1560,  Hiob.  ,Palus,  ein  pfütz  oder  mosslachen,  moss, 
güllen.-  Fris.  ,Ein  fuorman.  so  mit  dem  wagen  in 
einem  maass  besteckt  ist.'  LLav.  1584.  , Frosch,  die 
in  möseren  sind.'  ebd.  1587.  ,Der  Rhin  macht  etliche 
Pfützen,  Mooss  und  Wier.'  JRüeger  1606.  .Pfützen 
oder  Moser.'  ebd.  Die  von  Ulmiz  begehren  ein  Stück 
,Möösli'  einzuschlagen.  1624,  Absch.  ,Uligo,  Sumpf, 
Moos.'  Denzl.  1716.  ,Aus  Weidfarten  in  nutzbar  Matt 
oder  Moss  [Streuland]  verwandelt.'  1747,  BSi.  Rq. 
,Wo  Sümpf  und  Moser  sich  befinden.'  B  Forstmand. 
1753.  Im  Übergang  vom  Appellativ  zum  Eigennamen 
begriffen  in  sehr  zahlreichen  Orts-  und  Flurn.,  so  z.  B. 
,im  Mos'  Aa  (-ö*-J;  B;  GLBetschw.;  PGr.;  ThFi-.;  Z, 
.Mosen'  L;  G;  Z,  ,in'n  Möseren'  B;  ZZoll.  (auch  ,in 
der  M.',  entstellt  ,Mörsere"'),  ,im  Müsli'  BE.;  ZKn., 
Sth.,  ,im  Mösli' B  (auch  ,Mösi);  ZBenk.,  Dielst.  Bes. 
aber  in  Zss.  a)  als  erster  T.:  , Mos- Acher'  B  (häufig); 
Z,  ,-Egg'  B,  .-Graben'  B,  , -Halden'  Ap,  ,-Leerau'  Aa, 


,-Müli'  B,  ,Matt(en)' AAZof.;  B;  ZWäd.,  ,-Bach' B;  S, 
,-Rain'  B,  ,-Weid'  B;  ZF.,  ,-Wang'  (auch  .Mosnang', 
gespr.  Moslig)  G,  ,Mosen-Ried'  BSi.  ,Ein  Mannwerch 
Wiswachs,  gen.  Moswis.'  1673,  ZHerrl.  Kaufbr.;  auch 
1436,  Z  NHasli.  —  b)  als  zweiter  T..  bei  einsilbigem 
erstem  T.  oft  zu  ,-mis'  abgeschwächt.  Im  ersten  steckt 
t.  ein  Personenn.,  t.  drückt  er  Beschaffenheit,  Lage, 
Bez.  zur  Pflanzen-  und  Tierwelt  usw.  aus.  Das  Geschl. 
ist  ein  paar  Mal  f.  (nach  .Wiese,  Matte').  ,lben-' Aa; 
L,  , Eichen-'  Z,  ,Adlis-'  Z,  ,Egel-M8sli'  B,  .Allen-'  Z, 
.Elchen-'  AaF.,  ,Enet-'  Ndw,  .Anderets-'  Z.  ,Armis'  Z, 
.Uerechs-'  Z,  ,Urmis'  (auch  ,Or-')  ZMeil.,  ,Üri-'  (später 
,Öri-').  XV./XVIL,  ZZoll.,  , Erlen-'  S,  ,Eschen-Mosen' 
ZBül.  (.Eschimos.'  XIII.,  Z  Staatsarch.),  ,Üwlen-.'  XV., 
ScuwTugg.,  ,Az-'_G,  .Feile"-'  B,  , Folie"-'  Z,  ,Fül-'  Ap, 
,Feld-',  Felmis  B~  L  (Feld-Mäs);  G;  Z,  ,Forren-'  Z, 
,Fro-'  Z,  .Geemis'  ZIrg.,  ,Gei-'  ZStäfa,  .Gallmis'  S, 
,Hegi-'  Z,  .Hugen-.'  1293,  Z  Urk.,  ,Hangen-'  Z,  ,Hopz- 
ger-'  (f.)  G  (vgl.  Frosch-Güllen  Bd  II  223),  ,Hör-'  Th, 
,Käm-'  Z,  ,Känel-'  S,  ,<_'hrumm-'  (f.)  Z,  ,Lang(en)-' 
LW.;  Z,  .Längen-'  Z,  , Lanzen-'  Z,  .Letten-'  Z,  .Muren-' 
Z,  ,Nickets-'  Z,  , Bächen-'  Z.  ,Bären-'  AaF.,  .Breit-'  Z, 
.Reglets-'  Z,  ,Rühiltes-.'  1346,  Z  Urk.,  .Recken-'  Z, 
,Romis'  Z,  ,Röri-.'  1375,  AAWett.  Klosterarch.,  ,Ross-' 
Ap,  , Röten-'  BGr.,  ,Simmis-'  Z,  ,Schup-.'  1572,  SchwE., 
, Schär-'  Z.  .Schwarz-'  Th,  ,Schwerzen-'  Z,  ,Spil-'  Obw. 
,Tüfen-'  Z,  ,Teger-'  Aa;  um  1400,  ZZoll.,  .'fällen-'  LE.. 
.Türren-'  Z  (vgl.  Dürrenmosler  Bd  I  372),  ,Tisen-'  Z 
Grässl.  (,Tisis-.'  1282),  ,Tot-Mos.'  1345,  ZRüti,  ,Toten- 
Mösli'  ZMettm.,  ,Wyben-Mos.'  1625,  LHiltisr.,  ,Zaugs- 
M.'  B.  Dazu  die  Geschlechtsn.  ,Moos,  Moser,  Mos- 
mann,  Mosimann.'  , Heinin  und  Ruodin,  die  moser, 
gebrüder.'  1423,  Th  (Pup.). 

Anihd.  mos.  Die  sonst  spec.  zürcherische  Form  mit  « 
findet  sich  auffälliger  Weise  auch  in  Ap  und  L  Ortsn.  (.Maas'), 
in  der  ä.  Lit.  noch  bei  Kessl.;  Tierb.  1563;  1715,  Absch. 
Ein  Z  Geschlecht  schrieb  sich  im  XVII.  ,vou  Moos'  und  ,von 
Maas.'     Vgl.  auch  Mos-Wth. 

Girize"-  Aa;  Ap;  L;  ScHwMa.;  ZKn..  Girizi-  Aa 
Wohl.;  B;  S,  Gritzi-  B;  aScHW;  Uw;  ü,  Grütze"-  L: 
1.  als  Flur-  und  Ortsn.  LSemp. ;  SBib.  ,Ein  Morast 
[bei  ÄAMuri],  das  G.  genannt.'  vRodt  1834.  —  2.  nach 
dem  Volksglauben  Aufenthaltsort  alter  Jungfern,  sel- 
tener Junggesellen,  die  zur  Strafe  für  ihre  Ehelosig- 
keit in  Kibitze  (s.  Giriz  Bd  II  408)  verwandelt  worden 
sind.  In  Soh;  Z  tw.  dafür  Girize'-Riet.  Das  G.  ist 
eine  kahle  Heide,  hie  und  da  mit  Disteln,  verkrüppel- 
ten Bäumen  und  Stauden  besetzt  G;  ZW1.  Wer  ledigen 
Standes  stirbt,  kommt  als  verdorrte  Jungfrau  oder 
ständdürrer  Jüngling  aufs  G.,  wo  es  nur  rotes  Flosch- 
irasser,  statt  Blumen  Binsen,  als  Obst  nur  Näspli  und 
Bramberi,  als  plagendes  Ungeziefer  Bremen  gibt  aScuw. 
Vgl.  Erzähler  1855,  S.  414.  Der  bekannte  Landvogt 
Sal.Landolt  malte  ein  G.,  worauf  die  alten  Jungfern 
Zürichs  herumspazierten.  Vgl.  G'wunderchratte  1865, 
48.  Uf  's  G.  cho"  Cgä"  Ndw),  keinen  Mann  bekommen 
B;  „VO;u  Sch;  S;  Z.  Si  g'hört  uf's  G.,  von  einer 
über  40  Jahre  alten  Jungfer  L;  Z.  , Jedes  Abendläuten 
schien  ihr  von  dem  Glöcklein  auf  dem  G.  herzukom- 
men, welches  die  alten  Töchter  auf  der  ganzen  Welt 
zusammenklingelt,'  Gotth.  Alle  Mädchen  denken:  's 
trürigst  Lös  slg  doch  's  G.  Hengeler  1836.  Ein  Mäd- 
chen klagt:  Ich  fürchte"  's  G.  Ineichen.  Vgl.:  Ich 
schlichen  eine"  [Vogel],  der  Giritz  isch-es,  wo-n-ich 
meine*!  1!  (Kuhn).    Si  ist  es  Meitli  volle"  Witz,  drum 


471 


Mas,  nies,  mis.  mos.  mus 


472 


will  si  zur  Fruit  ha"  Ott**  der  Giriz.  L  Spruch  zu  einer 
Girizenmosfahrt.  ,Ihr  [alte  Jungfern]  müsst  allzeit 
einsam  leben,  mit  den  Gritzen  schweben.'  L  Fast- 
nachtsp.  .Schon  will  ein  Teil  Leute  prophezeien, 
Salomeli  gebe  ein  altes  Maidli,  denn  es  sei  ja  schon 
zwanzig  Jahre  alt  und  noch  ledig.  Es  werde  wohl 
aufs  Wangener  Riet  [grosses  Moor  bei  Z Wangen] 
aben  kommen  und  alte  Hosen  platzen  müssen.'  Stutz. 
Sonst  müssen  die  Bewohner  des  G.  Sagmel  ehnüpfe* 
L;  Uw  (s.  Sp.  222),  Hose'lade"  chöje",  Linsi  spalte" 
und  Wulke"  blge"  S,  Hodlatz  chnätsche"  AaB.  Zu 
zahnlosen  alten  Mädchen  sagte  man:  Du  cha**st  ja 
nümme"  uf  's  Girize'riet  ge"  (alt)  Hosläte  cheue"  Z. 
S.  noch  Hosf-Latz  (Bd  III  1547).  Uf  's  G.  fuere" 
(daher  Girizenmosfart),  eine  Fastnachtsbelustigung, 
wobei  mit  den  alten  Jungfern  allerlei  Schabernack 
getrieben  wird  Aa;  L;  U.  Sie  werden  in  eine  Rendel 
geworfen  und  vom  Winde  wieder  als  junge  heraus- 
geblasen. Ineichen.  Vgl.  auch  Altuiber-Relle".  In  Aa 
Fri.  wurden  zum  Schluss  der  Fastnacht  die  ledigen, 
über  24  Jahre  alten  Mädchen  von  den  Burschen  auf 
Wagen  geladen,  auf  die  Allmende  hinaus  gefahren  und 
dort  beim  ersten  Graben  sachte  umgeworfen;  nachher 
folgte  Trunk  und  Tanz  im  Wirtshaus.  In  AaWoIiI. 
nannte  man  Girizimos  (oder  Götti-Balt)  einen  in  der 
Mitte  der  Fastenzeit  gefeierten  Maskenball  der  sog. 
alten  Chnaben,  wobei  u.  a.  alternde  (nicht  anwesende) 
Jungfrauen  zum  Spass  ausgerufen  und  versteigert 
wurden.  Am  Fastnacht-Montag  oder  -Dienstag  wird 
in  einigen  Aa  Gegenden  das  sog.  ,G.-Gerieht'  abge- 
halten, an  dem  auch  angesehene  Männer  Teil  nehmen. 
Eine  Maske,  welche  die  älteste  Jungfer  der  Gemeinde 
vorstellt,  erscheint  als  Verwalterin  des  Girizenmoses 
vor  einem  improvisierten  Gericht  auf  dem  Markt  und 
klagt  den  ältesten  Junggesellen  an,  weil  er  noch  immer 
im  Dorfe  lebe,  statt  unter  ihre  Obhut  gekommen  zu  sein. 
Der  Angeklagte,  ebenfalls  maskiert,  verteidigt  sich,  aber 
su  schlecht,  dass  man  ihm  den  Schlüssel  zum  G.,  den 
man  dem  Weibel  desselben  abgenommen  hat,  anhängt 
und  ihn  auch  in  die  Kosten  verfällt.  Daran  schliesst 
sich  die  G.-Fart.  In  L  leitet  der  Girizen-Vater  (Bd  I 
1129)  den  Maskenzug,  der  eine  Fahrt  auf  das  G.-M. 
darstellt,  und  treibt  seine  Untergebenen  auf  die ,  Weide', 
wobei  allerlei  witzige  Sprüche  gewechselt  werden,  die 
sich  auf  den  Stand  der  Ehelosen  beziehen.  In  U  und 
L  sammeln  die  Bursche  in  einem  Henkelkorbe,  der 
von  zwei  Girizreitern  (als  hässliche  alte  Weiber  ver- 
kleideten Burschen)  getragen  wird,  vorjähriges  Moos 
und  ziehen  mit  den  Dorfspielleuten  von  Haus  zu  Haus. 
Wo  sie  eine  ,Giritze'  wissen,  bestreuen  sie  die  Tür- 
schwellen mit  Sand,  nageln  vor  das  Haustor  einen 
Strohmann  und  beschenken  die  alte  Jungfer  mit  Gi- 
ritzenmoos.  Manchmal  aber  bringen  sie  ihr  statt 
dessen  einen  Bräutigam.  In  LRottal  fuhr  am  Fast- 
nachtdienstag ein  mit  grosser  .Blache'  überzogener 
Wagen  langsam  durchs  Dorf.  Darauf  sass,  als  eine 
in  weisse  Tücher  gehüllte,  mit  Mehl  gepuderte  Ge- 
stalt, der  ,Tod',  begleitet  von  seinen  Helfern  und 
Knechten.  Bursche,  als  Weiber  verkleidet,  verbargen 
sich  in  den  Häusern,  wo  alte  Jungfern  wohnten.  Nun 
schickte  der  .Tod'  seine  Helfer  aus,  um  die  Verklei- 
deten zu  fangen;  sie  wurden  unter  Weinen  und  Jam- 
mern in  den  Wagen  gebracht  und  dein  ,Tod'  über- 
antwortet. Der  gefüllte  Wagen  fuhr  vurs  Dorf  hinaus 
aufs  G.,  wn  er  sich  entleerte.    Bisweilen  bot  der  .Tod' 


auch  vorher  auf  dem  Platze  seine  Gefangenen  öffent- 
lich unter  allgemeinem  Jubel  feil.  Ein  Mädchen  u/'\s 
G.  tue",  ihm  eine  Katzenmusik  bringen,  wenn  es  mit 
einem  auswärtigen  Burschen  ein  Verhältniss  ange- 
knüpft hat.  Besinnt  es  sieh  aber  eines  Andern,  so 
wird  es  wieder  hei"  'tä",  d.  h.  bei  der  Burschenschaft 
der  Gemeinde  rehabilitiert  ZKn.  Vgl.  noch  Mos-Fart 
(Bd  1   1035)  und  N.  Z  Ztg  1890  Nr.  277. 

Über  das  G.  und  deu  sich  daran  knöpfenden  Glauben 
handelt  LTobler,  Kleine  Schriften  13'2  ff.  Vgl.  auch  noch 
.Flederwisch'    bei    Gr.  WB.  III  1747. 

Henne" -Mos  =  Girizen-M.  2  Ap.  I" 's  H.  eho; 
unverheiratet  bleiben.  —  Lische"-:  mit  .Lischgras' 
bewachsene  nasse  Wiese  BSi.  —  Biet-:  Sumpf  Ap. 
—  Streui-Mäs:  Sumpfwiese,  worauf  Streue  wächst 
Ap;  Syn. Streui-Riet.  —  Waggeli-Mos:  Sumpf,  worin 
nur  hie  und  da  sicherer  Stand  zu  gewinnen    ist   BR. 

Möseli  n.:  =  Btich-Gläsli  (Bd  II  (345)  GSa. 

„Mosere"  f.:  versumpfte  Stelle."  Dial.  —  Vgl. 
den   Fluni,    i"  der  Monere*  (unter   Mos). 

Moseri"  f.:  Kuliname  ApI.  (Kulireihen).  —  Eig. 
Kuh,  die  gern  seitab   ins   Mos  geht? 

Moserli  n.:  =  Welt-Fisch  (Bd  I  1105)  während 
der  Zeit,  da  er  sich  in  Sümpfen  aufhält;  vorher  heisst 
er  Schlängli,  nachher  Trüsch  G;  TüBodensee.  .Die 
treusch  oder  triesch  und  das  moserlein  sind  einerlei 
fisch,  verenderend  aber  den  namen  nach  den  jaren, 
auch  ire  weid  und  Iägerstatt;  dann  dieweil  er  jung 
ist,  hat  er  seine  wonung  im  mies;  daher  sy  von  et- 
lichen muscones  a  musco,  von  mies  her,  genennt  wer- 
den.' Mangolt. 

m os  ig  Aa  (-Ö-);  BSi.  f-u-J,  mösig  Scu ;  moorig, 
sumpfig. 

In  der  ä.  Spr.  ,mosecht'  (1531,  Striekl.;  Vogelb.  1557; 
LLav.  1582),  ,-echtig'  (LLav.  1587),  . -achtig'  (JRüeger  1606; 
JRLandenb.    1608). 

M6sing  f.:  kollektive  Bezeichnung  von  Mooren  ApI. 

Ge-mös  n. :  Sumpfland.  Moor.  .See.  die  etwan 
grösser  g'wesen  und  nachmals  mit  gemöss  eingezogen 
[verengert]  und  kleineret  sind.'  Vai>.  .In  g'möss  und 
lättigem  boden.'  Tierb.  1503.  ,1m  Morast  oder  Ge- 
möss.' Kriegsb.  1644.  S.  noch  von  (Bd  I  840).  — 
Mhd.  gemüite,  -mose. 

mösele":  nach  Moor,  Sumpfwasser  riechen  oder 
schmecken,  „z.B.  von  Fischen"  Aa;  Gl;  Seil.  .Hie 
schlyen  möselcnd  oder  schmöckend  nach  dein  kat  und 
lätt,  dann  sy  an  solchen  orten  allein  wonend.'  Fischb. 
1563. 

Mosa:  Maria  Josepha  W.    Vgl.  Murin  1  (Sp.  355), 

Mosarde"  f.:  aus  gesottenen  Birnen,  Zimmet  und 
Senfkörnern  bereiteter,  dicker  Brei,  der  an  der  Kirch- 
weih und  ähnlichen  Festen  mit  frischer  Butter  ge- 
gessen wird  FJ.  —  Vgl.  pat,  moustarde,  frz.  moutprde,   Senf. 

Mflsbmggerli:  eine  Art  Konfekt  von  der  Form 
eines  Chräbeli  (s.  Chräbet  9  a  VA  III  779)  BSMt.  Ehe- 
dem galt  dafür  die  Bezeichnung  Nunnen-Fürzli;  s. 
Bd  I  1040.  —  Benannt  nach  einem  Zuckerbäcker  ,MoSr 
brugger'   iu   FStdt. 

„iiios(e)len:  zu  einem  Brei  quetschen  L.  —  ver-: 
verquetschen,  von  Obst,  ebd."  —  Wohl  identisch  mit 
1 1 ,  r-)mush  *. 

Moses:  der  alttestamentliche  Gesetzgeber.  'Eine' 
M.  (auch  Mösi  Z)  lere",  zur  Ordnung  weisen,  die 
Leviten   lesen   AaSI.;   /,.  Syn.  Mores  (Sp.  :'„-!ü).     MöStS 


473 


Mas,  mes,  niis,  mos,  mus 


171 


(ZWyla),  Mos*  (ZZoll.)  erfare;  schwer. ■  Erfahrungen 
machen,  (vom  Schicksal)  gezüchtigt  werden.  S.  noch 
CAoJft  Mösi  (Bd  111  217). 

In  der  Form  .1/..*/  werden  auch  <iie  Bücher  filo&is  an- 
geführt:   im  .r.i.»   Bveck   .)/.    Z;    Tgl.    Ltai   (Bd   Iil    1570). 

Mosi  n.:  Puppe  PJ.  —  Vgl.  moza,  junges  Mädchen, 
im   Patois  der  frz.   Westschweiz. 

Chosi- Mösi  Bl!. ;  VO.  K-  BSi..  Chusi-Mösi  I ! i.N;it'.. 
Kösi-Mösi  Schw  —  n.:  =  Chausi-Mausi  (Sp.  447).  Ge- 
misch ungleichartiger,  z.B.  flüssiger  und  fester  Speisen 
BR.j  „VO."  's  ist  ('■<  rec/irs  Ca.  [wirres  Gedränge]  am 
Märt  g'si"  L.  .Ausschank  von  Wein,  der  eher  das 
miserabelste  K.  ist  als  Rebensaft.'  Marchbote  1877. 
,Es  ist  in  manchen  Lehrbüchern  Alles  kosimosilogisch 
unter  einander  geworfen.'  Egli,  Bienenzucht  (L). 

Mus  1.  PI.  31üs  (in  GnPr.  31üsch,  in  P  Müso), 
Hiin.  Müsli  (in  GrAv..  D„  Pr.,  Rh.,  Seh.  Müschii, 
Müschi),  in  der  Kdspr.  auch  Müseli  —  f.:  Maus.  1.  im 
eig.  S.  in  zahlreichen  RAA.  a)  mit  Bez.  auf  die  Klein- 
heit, Zartheit  des  Tieres.  E"  Müsli  chient-en  rer- 
schrecke".  Sulger;  vgl.:  's  Müsli  chunnt!  RA.,  womit 
man  Kinder  schreckt  ScHwMa. ;  ZU.  .Sie  habe  einen 
so  leisen  Schlaf,  dass  sie  es  höre,  wenn  ein  Mäuslein 
gähne.'  Gotth.  Die  fünf  Müsli  hiess  man  1872  in  Bs 
die  neuen  Artikel  im  Entwurf  der  Bundesverfassung, 
um  sie  als  Kleinigkeiten,  die  nicht  genügen,  zu  be- 
zeichnen. Der  ist  nid  te'ege"  'n  Muse"  [nicht  um  blosser 
Lappalien  willen]  cho"  ZEls.  S.  auch  Iiät-Hüs  (Bd  II 
1725).  Es  ist  noch  kei"  M.  unter  dem  Heustock  gi- 
blibu"  (erstickt  Gl),  Entschuldigung  einer  kleinen  Frau, 
die  einen  grossen  Mann  heiratet  Gl.;  W.  Von  Muse" 
giH  's  Müsli  ZEgg,  Müsli  händ  (gid  L)  Müsli  AiSt.. 
kleine  Eltern  haben  kleine  Kinder.  .Junge  Lüt  be- 
gebend sich  ehezit  in  den  h.  Ehestand  und  erfüllend 
hiemit  das  gmeine  Sprichwort:  Müsle  machend  M.' 
Rüeger  1G0G.  Es  ist  bös  Mus  melke",  si  hand  korz 
Strich  GBern.  ,Mit  Mäusen  zu  Acker  fahren,  hircum 
innigere.'  Met.,  Hort.  1G92.  .Mäuse  sind  keine  Bären; 
es  sagt's  ein  Sprüchwort.'  AGrob.  Es  Esse",  Fresse" 
nie  jung  Mus,  ein  zartes,  delikates  Gericht  Aa;  Si  nSt.: 
Z,  auch  übertr.  auf  einen  Glücksfall  ZPfäff.  S.  noch 
üs-wegen.  —  b)  Schwanz.  Und  wenn  's  alle"  Musen 
in'n  Schwänze"  we  tat,  es  mag  Folgen  haben,  welche 
es  will,  um  jeden  Preis  Z.  ,Und  wenn's  der  Maus 
im  Schwanz  weh  tat.'  UBrägger  1780.  ,So  miendt 
mier's  [wir  es]  tuo",  und  sett's  [sollte  es]  darzuo  z'hin- 
derist  der  Maus  im  Schwanz  we  tuoD.'  Com.  Beati.  — 
c)  Aufenthaltsort.  Lebensweise,  Treiben.  Verstecki's 
mache"  wie-n-e"  M.  im  Schnitztrog.  Schilp.  D'  Müs 
in'n  Wände"  höred  auch.  Sülger.  V  Müs  vertribe*, 
übertrieben  stark  und  falsch  singen  Z  (scherzh.).  De" 
Mfisc"  dojiple"  s.  dopplen.  De"  Muse"  heize",  unnütz, 
bes.  vor  Nacht,  den  Ofen  heizen  Z.  Zu  einem  spät 
Aufgestandenen  sagt  man  spottend:  Du  vertrittst  all- 
ueg  uümmc"  eil  Müs'.  Th;  die  Mäuse  suchen  mit 
Tagesanbruch  ihr  Versteck  auf.  .Hüte  früh,  in  aller 
Hansen  Stilligkeit.  hat  er  den  Rissaus  genommen.' 
UBrägger  1782.  ,Jetz  lig  ich  inn  glych  wie  ein  mus, 
den  ganzen  winter  kumm  ich  nit  us.'  JBinder  1535. 
S.  noch  Gü.r  (Bd  II  572)  und  h.  Die  Maus  und  ihr 
Loch.  Es  jindt  jedi  M.  ires  Löchli,  jedes  Ding  seinen 
Platz  L.  D'  M.  wird  wol  es  Loch  finde",  es  gibt  wohl 
noch  einen  Ausweg  OrPt.  Der  Verlogene  findig' schwin- 
der e"  Lugi  a's  d'  M.  es  Loch  Gr.    .Ein  armes  niüslin 


war  es  doch,  das  nuiniiieu  hätt  ein  einzigs  loch.'  VBolz 
1554.  Bis  dann  schlüfi  noe*  mängi  M.  in  en  anders 
Loch,  von  einer  fernen  Zukunft  Aa;  L;  Z;  Tgl.  Müs- 
Loch  (Bd  III  1035).  's  erst  Müsli  darf  in, Irr  £■  's 
Hüsli,  Willkommgruss  ScHSt.  (Sulger).  Müsli  schlüfe" 
=  Chettene"  schl.  (s.  Tobl.  '.'Tai  /..  —  .1)  (diebischer) 
Frass,  Ernährung,  's  Müsli  hat  's  g'holet,  es  ist  heini- 
lich verschwunden.  Sülger.  Luege".  wie  d'  M.  .um 
Bröd  üs,  1)  freundlich  drein  schauen  A\Ehr.  2)  ein 
verlegenes  Gesicht  machen  AaF.,  Ke.  Dafür:  Dil" 
lue, ie"  (stii".  AGysi  1881)  wie  d'  M.  am  Brot  ÄALeer. 
Mir  wend  gö",  süst  verträgen-is  noch  d'  Müs.  ebd.  Ei- 
lst vor  de"  Muse"  sicher,  er  hat  gründlich  ausgewivt- 
schaftet.  Sulger.  Dert  wurdi'd  d'  Müs  i"  der  Ernd 
verhungere",  von  einem  Ort,  wo  Nichts  zu  verdienen 
ist  Z.  .Fortgehen  wie  d'  Müs  us-ere"  Chillc",  leer 
fortgehen.  Gotth.  S.  noch  Äser  (Bd  I  500).  Güeli 
(Bd  II  556),  Schlotter-Milch  (Sp.  205).  F'<  In"  fast  de" 
Muse"  g'si",  war  beinahe  des  Todes  AALeer.  Dem 
wei"  mir  einist  ivinke".  De'  ist  üse*  u'"'  de"  Muse". 
HNid.  1878.  Dass  dich  's  Müsli  biss!  Ausdruck  des 
Unwillens,  gelinder  Verwünschung  B;  ScitSt.  Mit  de" 
Muse"  bürste"  [sich  raufen],  dem  Tod  entgegengehen, 
am  Sterben  sein  AALindenb.;  L;  Zg.  Vgl.  Müs-Loch 
(Bd  III  1035)  und  Scherr-Müs.  —  ef  Entleerung. 
D' 31.  seit :  Wenn  d'  nüd  teilt,  was  i<*  beiss,  se  friss, 
was  i'h  scheiss!  ZErl.;  vgl.  Müs-Ghät  (Bd  III  559). 
Die  tötne"  Müs  schissi'd  nümme",  Zurückweisung  der 
Drohung  eines  ohnmächtigen  Gegners  L.  Wider  e" 
M.  in'n  Ghaste"  g'schisse",  RA.,  wenn  eine  Hausfrau 
ein  neues  Stück  Wäsche  in  den  Kasten  legt  und  damit 
ihren  Vorrat  vermehrt  ZYV'yt.  —  f)  Fang.  Vertilgung. 
Mit  dem  Rufe:  Müs!  M.!  lockt  der  Bauer  die  Katze 
zum  Mäuseloche;  vgl.  Müsi.  Er  zapplet  wie  d'  M. 
i"  der  Falle",  im  Pech.  Sulger.  Ume'schüsse"  wie  d' 
M.  am  Fade",  ebd.;  vgl.  Sprww.  18Ö9,  76.  De"  Müsc" 
.:'  richte"  tvüsse",  es  listig  anzustellen  wissen  ZEls.,  S. 
D'ene"  Muse"  ist  scho"  noch  z'  richte",  Drohung.  Sprww. 
1869.  Alt  Müs  gönd  awh  i"  d'  Falle".  Ineichen.  Es 
gi'i  die  alte"  Müs  och  B  oE..  Alter  schützt  vor  Torheit 
nicht.  Me"  chönnt  mit-em  Müs  foh",  von  einem  Dum- 
men. Roohh.  ,Sie  könnten  seinetwegen  ga"  Müs  fall"'. 
erklärt  ein  König  seinen  Ministern,  indem  er  ihnen 
den  Abschied  gibt.  B  Dorf  kal.  1894.  Er  meint,  er  heb 
es  Müsli  g  fange",  einen  Fang  gemacht  Z  ;  vgl.  Vögelt. 
Hast  wellen  es  Müsli  fange"?  Bs;  Gr;  ZS.,  hast  e" 
Müs  ('s  Müsli)  g'fange"?  Bs;  Gr;  L  (mit  dem  Zusatz 
wo  ist  d'  M.  ?);  ZO.,  wo  liest  d'  M. ?  AALeer.;  B,  scherzh. 
zu  Kindern,  die  nach  vorn  zur  Erde  fallen;  vgl.  das 
syn.  rätorom.  clapper  üna  mürina.  ,So  facht  man  d' 
müs  mit  kleinem  speckli  in  der  fallen.'  Aal  1549. 
De"  Speck  ro"  de"  Muse"  choufe",  von  verfehlter  Spe- 
kulation, einem  Kauf  aus  zweiter  Hand  B.  D'  M. 
jage"  (auch  Chatz  und  31.),  ein  dem  unter  Garten 
(Bd  II  132)  verwandtes  Spiel:  Kinder  bilden  einen 
Kreis,  die  Maus  sitzt  drin,  die  Katze  schleicht  aussen 
herum  und  sucht  sie  zu  erhaschen.  Gelingt  es  nicht, 
so  verlässt  schliesslich  die  Maus  den  schützenden 
Bing,  und  nun  beginnt  die  Jagd  ausserhalb  und  inner- 
halb des  Ringes,  wobei  die  Katze  stets  durch  das  gleiche 
.Loch'  im  Ringe  hindurch  muss  B.  S.  noch  Chats 
(Bd  III  584);  chesslen  5  (Bd  III  521).  —  g)  Frucht- 
barkeit. Si  hat  z'  tue"  wie  e"  31.  i"  der  Kindbett  GWe., 
im  Küder  Gl.  Si  hat  's  nötiger  a's  d'  Müs  in  der 
Kindbett  Gr.  —  h)  Vermischtes.     ,So   ein   Halbherr, 


47:, 


Mas,  nies,  mis,  mos,  nms 


■17c 


so  halb  Maus  und  halb  Vogel  [wie  die  Fledermaus?].' 
Nnw  Kai.  18G8.  Verseil  Das  de'  3Iüse"!  Abweisung 
einer  Forderung  LRottal.  Das  ist  (heisst)  nw  (nummc") 
de'  Muse'  'pfiffe",  Das  ist  (wie)  d.  M.  pf.,  ist  ganz  un- 
zulänglich, von  Bemühungen,  Massregeln,  Leistungen 
irgend  welcher  Art  Aa  ;  Ap;  B;  L;  Sch;  S;  Th;  U;  Z. 
Das  Ist  nid  de"  Muse"  'pfiffe*,  ist  keine  leichte  Aufgabe, 
will  Etwas  heissen  Scu.  Er  cha"*  de"  Muse'  pfiffe*. 
Sprww.  1869.  S.  noch  Chetten  (Bd  III  568).  —  i)  in  Be- 
teuerungen. ,Botz  m.!'  Aal  1549.  ,Bei  meiner  Treu, 
hetz  [vgl.  he  1 2  Bd  II  850]  M.,  es  wird  gen  ein  bösen 
Struss.'  MyricXüs  1630.  —  k)  verstärkend  in  den  Ver- 
bindungen: nass  ivie-n-e"  M.  Aa;  L;  Z,  still(e')  wie- 
n-e*  M.  L;  vgl.  m.-nass,  müsfeßi-still.  S.  auch  noch 
all-einig  (Bd  I  275).  —  Volksglaube.  ,Die  Mäuse 
fressen,  was  man  am  Samstag  beginnt.'  Wenn  d'  Mus 
(hungeri'd)  's  Bröd  üfessi'd,  so  gibt  's  e'  Türi'g  Ap 
(Tobler).  Wenn  d'  Miis  d'  Löcher  ganz  uf  der  Ober- 
flächi  machi'd,  so  mos  Volk  fort  [droht  Krieg],  ebd. 
Stossen  sie  unter  dem  Vordach  des  Hauses,  so  stirbt 
im  gleichen  Jahr  Jemand  im  Hause  LReid.,  und  zwar 
der  Eigentümer  Aa;  wühlen  sie  unter  dem  Ofen  her- 
vor, so  stirbt  noch  in  der  selben  Stunde  ein  Familien- 
glied, ebd.  D'  Müs  hend  oss-em  Häs  use'  g'stösse",  es 
mos  Es  [Eines]  sterbe";  ä"  Müs  hend  oss-ere*  Schronde" 
nse"  g'stösse",  es  mos  Es  fort  oss-em  Hüs  Ap  (Tobler). 
Tod  verkünden  die  Mäuse  ferner,  wenn  sie  an  Bett- 
statt und  Laubsack  (7X1.),  am  Kopfkissen  (Gl),  an 
den  Kleidern  im  Kasten  (S)  nagen.  .Wann  Einem  die 
Maus  die  Kleider  nagen,  bedeute  es,  dass  er  bald 
sterben  werde.'  Zauberei  1704.  Die  selbe  Bed.  haben 
Träume  von  toten  Mäusen  Gl.  Weisse  Mäuse  zu 
fangen,  gilt  als  Vorzeichen  des  Todes.  We"-mer  bim 
Muse"  so  lang  furtfart,  bis  die  zvisse"  chönnd,  so  sell- 
mer  höre"  Zu.  Als  Todesbotschaft  gilt  übh.  auch 
das  Erscheinen  von  weissen  Mäusen.  Es  chunnt  e" 
schnechride'-wissi  M.  und  bisst  dem  Buebli  's  Büch- 
näbeli  üs,  sagt  man  mit  scherzh.  Drohung  zu  kleinen 
Knaben,  indem  man  eine  Fingerspitze  zwischen  zwei 
Fingern  hervorstreckt  Z.  .Etliche  stehen  an  Nicasii- 
tag  i'rü  auf  und  schreiben  für  der  Sonnen  Aufgang 
über  die  Türen  aller  Gmächen  in  dem  Haus:  Heut 
ist  Nicasiustag,  der  Maus  und  Hatten  vertreiben  mag. 
Under  der  abergläubigen  Beredung,  es  könne  dasselbe 
ganze  Jahr  weder  Maus  noch  Ratt  in  demselbigen 
Haus  bleiben.'  Anhorn  1674.  Brot  essen,  das  von 
Mäusen  angenagt  ist,  verhütet  Zahnweh  B;  Z.  Mäuse 
werden  auch  von  Kindern  um  Ersatz  ausgefallener 
Milchzähne  angerufen,  wobei  sie  dieselben  hinter  den 
Ofen  oder  in  eine  Ecke  werfen  oder  auch  in  ein  Maus- 
loch legen  mit  den  Worten :  M.,  M.  (Müsli,  M.),  da 
hast  (nimm,  sä)  de"  (en)  Za(nd),  gib-mer  (derfür)  en 
andere"  (schönere")  d'ra"  B;  Z  (en  andere"  Za"  und  e" 
goldi's  Chetteli  d'ra"  ZReg.),  en  andere"  silberne"  d'ra" 
mTu,  en  schöne"  güldene"  (guldige")  d'ra"  Aa  (gi''-mer 
e"  schöne"  wisse",  dass  ich  wider  wol  cha""  bisse");  Th 
(fein  en  schöne"  wisse",  das  ich  's  Brot  cha"  bisse"); 
ZZoll.,  e"  guldige"  Zand  Schw,  en  andere"  Chäs-  und 
Brödzand.  Dan.,  gib-mer  en  Za"  und  e"  goldi"  Ketti 
d'ra",  dass  er  niimme*  ab  cha"".  oO.  —  2.  übertr. 
a)  concr.  a)  Dim.,  Kosename  kleiner  Kinder  Bs;  Seil; 
Z.  Mi"  Müsili !  Scu.  Müseli  mi's,  Schätzeli  mi's!  Zg. 
Blutti  Müs,  blutts  Müsli,  scherzh.  Benennung  eines 
nackten  Kindes  Bs;  B.  —  ß)  Neckname  der  Bewohner 
von  ApSpeicher.   —  y)  Name   einer   Kuli    von    maus- 


grauer Farbe  Gl  (Dim.  Müsi);  GoT.;  W  (Müsi). 
Müsli,  kleine  Kuh  Uw.  ,Post  sequitur  Müsli,  Blessi, 
Fuchs  [usw.].'  XVIII. ,  Uw  (makar.  Ged.).  —  8)  Müsi, 
Kosename  der  Katze  F;  übw.  —  e)  Müsi,  eunnus  BE. 

—  Q  Dim.,  längliehe  Kartoffelsorte  Bs;  B;  Z.  S.  noch 
Müsli  -  Herdepfel  (Bd  I  381)  und  vgl.  3tüsler.  — 
t,)  Kätzchen  des  Haselnussstrauches  GRh.  —  9-)  Müsli, 
Pfianzenn.,  Gartensalbei,  Salv.  oft'.  Aa;  Ap;  Bs;  „VO; 
Gl;"  L  (auch  Müs);  G;  Sch;  Th;  Uw;  Z.  Die  aus 
einzelnen  Blättern  dieser  Pflanze  bereiteten  Müsli- 
Chüechli  (Bd  III  138).  aaOO.  Sie  gelten  für  gesund, 
werden  bes.  im  Heuet  für  die  Mähder  (Z),  an  der 
.Sichellösi'  (AAZein.)  gebacken.  Nach  Spreng  in  Bs 
Stdt  =  Müs-Or  2  (Bd  I  416).  Wildi  M.,  Wiesensalbei, 
Salv.  prat.  Aa;  Ap;  GG.;  Z.  —  i)  Spielzeug,  bestehend 
aus  einem  zsgewickelten  Taschentuch,  welches  eine 
Maus  vorstellen  soll,  die  man  unvermutet  gegen  An- 
dere schnellt  Ap;  Bs;  Z.  —  x)  Muskel.  1)  an  der 
Vorderfläche  des  Oberarms,  Muse,  bieeps  Ap;  Bs;  Gl; 
G;  Z.  Es  Par  Müs  ha",  muskelstarke  Oberarme.  Es 
brächt  Müs,  es  ist  viel  Kraftaufwand  nötig,  eine 
schwierige  Arbeit  Ap;  GStdt.  In  der  ä.  Spr.  auch  in 
allgemeinerm  S.  , Durch  die  müsli  und  nerven  zum 
hirn.'  Ruef  1554.  ,Nüt  ist  dann  müs  und  adren  er.' 
Goliath  1555.  ,Bei  abwechslender  Auf-  und  Absteigung 
kommen  alle  Glieder  des  Leibs  in  Bewegung,  nicht 
aber  zugleich,  sondern  also,  dass,  wann  die  einten 
Mäuslein  arbeiten,  andere  ruhen  können.'  JJScheuchz. 
1706.  S.  noch  Leben  1  (Bd  III  967).  —  2)  Muskel- 
stück, bes.  am  Vorder-  und  Hinterschenkel  des  Rindes 
(Metzgerspr.)  Bs;  L;  G;  Z.  S.  noch  M.-Fleisch  (Bd  1 
1222).  —  X)  Dim.,  die  empfindliche  Stelle  am  Ell- 
bogenknochen Aa  (auch  am  Knie);  B;  L;  G;  Z.  Syn. 
's  törechtig  Aderli,  Narre'-Beinli.  's  Müsli  a'schla", 
sich  an  jener  Stelle  durch  Anstossen  wehe  tun.  An- 
stossen,  dass-mer  's  Müsli  g' spürt  L.  —  u.)  der  die 
Müs  (i.  S.  v.  x  1  oder  X)  bedeckende  Teil  des  Panzers. 
,Ein  brustblech,  zwei  stössli.  ein  armzüg  und  zwei 
müsli.'  1443,  L  luv.  —  v)  Schinuckgegenstand.  .Ver- 
güldte Gürtlen,  vergüldte  Nadelbendlin  oder  Meüsslin, 
vergüldte  Taschenb'schlecht  und  Seckelzierden  sollen 
allein  die  tragen,  so  ein  guldin  Ketten  zu  tragen  ge- 
no.ss  sind.'  G  Mand.  1611.  —  o)  ein  Feuerwerkkörper. 
.Schwärmer  und  Müsli  verfertigen.'  1694,  Z  Feuer- 
werkerges.  Vgl.  Frosch  (Bd  I  1333).  —  ti)  Dim.,  Puls 
GW.  ,Crotaphitae.  Schlafadern,  die  Mäusslein  der 
Schläfen.'  Denzl.  1677;  1716.  Vgl.  M.-Äderen  (Bd  I 
87).  —  p)  Dim.,  das  hinfallende  Weh  beim  Vieh  GrL. 

—  b)  abstr.  Müs  a)  Schwierigkeiten  (Syn.  Muggen  7  c 
Sp.  129);  meist  in  der  unpers.  RA.:  M.  ha",  schwer 
halten  Bs;  B;  „VO;"  Sch;  S;  Th;  vgl.  müsen  6.  ,Bis 
er  die  [Frau]  gehabt,  heig  's  M.  g'ha".'  Gotth.  's  wirt 
M.  ha",  janis  Gott,  's  wirt  's  ha'!  Rapieri  1700. 
S.  auch  Leu,  Lex.  19,  391  o.  Auch  pers. :  D'  Lüt  hei' 
Müs,  die  Dütsche'  z'  verstä".  Bari  1885.  —  ß)  Um- 
schweife, Ausreden.  Mach-mer  nid  (hei")  M.!  L;  Schw. 
Und  miech-er  öppe"  Schlich  und  M.  Scuw.  Mach-mer 
kei'  M.  öni  Schivänz,  versuche  nicht,  mir  Etwas  weis 
zu  machen  AaF.  Mach  (auch  lüg  Aa;  B)-mer  nid 
(kei')  M.,  ich  ha*  d'  (e")  Chats  im  Ermel  [ich  verstehe 
keinen  Spass]  Aa;  B;  L;  S.  —  y)  Grillen,  Tücken; 
Syn.  Muggen  7  a,  Ratzen.  Er  hat  M.  im  Ghopf. 
Sprww.  1869.  ,Und  sunst  hat  er  [ein  Despot |  der 
müsen  vil;  einsmals  er's  aus  umbringen  will.'  Mauhit. 
1581.     .Was  lachst  du,  Walch,  hast  Maus  im  Kopf?' 


177 


Mas,  mes,  mis,  mos,  ums 


478 


II.Maiilek  1620.  .I't'iii  soll  ob  keinem  Aufsatz  grausen 
der  Herren  Grafen  in  dem  Land,  welche  sonst  vil 
der  Musen  band.'  Myricüs  1630.  —  3.  ,im  Müsli-, 
Ortsn.  BInterl.;  ZWäd.  Auch  in  Zss.  ,Müs-Aeker'  Th; 
.M.-Pluelr  ß;  ,M.-Halden'  Ap;  ,M.-Hüttli'  B;  .Müsli- 
Bach'  ZHerrl.j  ,Mösi-Boden'  B;  ,Müsen-Triechtei" 
[kleine  Seebucht]  LW. 

Zu  2  aß  vgl.  deu  B  Faniilienu.  ,Müsli'  (seit  dem  XV.). 
nun.  Hccius  Mus,  gr.  MSg.  2  a  V  auch  bei  Lexer  I  2192. 
2  a  7i  uach  der  zuckenden  Bewegung,  wie  denn  die  Maus 
auch   als  Bild    des    Blitz-,    Licht-  oder  Lebensfunkens   galt. 

Fleder-Müs:  1.  (in  G  oT.  Nacht- Fl.)  wie  nhd. 
allg.  So  dürr  a's  ne*  Fl.,  spindeldürr.  Rochh.  Volks- 
glaube: Wenn  die  Fl.  ihren  Harn  auf  den  unbedeckten 
Kopf  fallen  lässt,  soll  man  einen  Ausschlag  oder  Zitter- 
mäler  bekommen,  räudig  werden  Aa;  Bs;  Z.  Wem 
sie  im  Schlaf  aufs  Herz  kommt,  der  wird  blind  ZS. 
Um  sich  unsichtbar  zu  machen,  trage  man  das  rechte 
Auge  einer  Fl.  bei  sich  S.  Wenn  Einer  das  Herz 
einer  Fl.  mit  einem  Seidenfaden  an  (unter  S)  den 
rechten  Arm  (an  das  rechte  Ohr  L)  bindet,  so  hat  er 
Glück  beim  Spielen,  Kegelschieben,  Schiessen  L;  Sch; 
S.  Tuet-men  es  Fl.-Herz  bim  Chugle'giesse"  unger  's 
Blei,  so  het-me"  bim  Schiesse'  Glück.  Schild.  In  Gl 
nahm  der  Schütze  eine  geköpfte  Fl.  in  der  linken 
Hosentasche  mit.  GHeer  1887,  12.  Fledermäuse  sind 
Seelen  Abgestorbener,  entweder  alter  Frauen  oder 
alter  Junggesellen.  Vgl.:  Aide,  a.,  a.!  De"  Hägni 
(Müsli,  Jösli,  Heiri)  und  si*  Vre,  si  fare'd  über  de" 
Sc.  Der  Hägni  zieht  de"  Dege*  (Säbel)  üs  und  macht-si 
:u-n-ere"  Fl.  Aide,  a.,  «..'  ZS.  (Spottreim).  Du  und 
diner  Gatti'g  alti  Chnabe",  ir  glH  de"  wüesti  Fleder- 
müs,  die  z'  Nacht  umenangere"  fhlge".  B  Hist.  Kai.  1866. 
,Die    Fledermäuse    sind    Gespenster.'    ebd.    1837.    — 

2.  a)  Schmetterling  G  oT.  —  b)  Schwertlilie,  Iris 
germ.,  bes.  deren  Blüten  BBurgd.;  GRorsch.,  Wyl; 
Th.  —  c)  =  Wind-Haspel  1  a  (Bd  II  1762)  GSev.  — 

3.  beim  Kegelspiel,  das  Fallen  von  fünf  Kegeln  auf 
einen  Wurf.  SchwE.  Kai.  1884.  —  4.  ,in  der  Fl.',  Hof- 
naine  ZMettm.,  Wied.  -  Zu  2  a  vgl.  Gr.  WB.  III  1746. 

„fleder-müsle":  doppelsinnig  reden  und  han- 
deln, politisch  und  religiös,  sich  lichtscheu  benehmen 
SruwMa."  —  Fleder-müsler  m.:  doppelzüngiger, 
charakterloser  Mensch  SchwNuoI. 

Freud-Müs.  .Etlich  meüss  sind  heinisch,  etlich 
wild,  hauss-,  feld-,  wasser-,  bergmeüss,  fröudmeüss, 
haselmeüss  [usw.].'  Tierb.  1563. 

Gugel-Musi  n.:  reatino,  scricciolo  PA1. 

Eig.  Hauben-Mäuschen;  zum  zweiten  T.  ist  zu  bemerken, 
dass  die  betr.  Vögel  zu  den  allerkleinsten  gehören;  vgl. 
Müs   1  a. 

Gugg-Müs:  Name  der  Feldmaus.  B  Hink.  Bote 
1843.  —  Guggen-Müseli  n.:  eig.  Guckmäuschen. 
Machst-mer's  G.?  sagt  die  Mutter  kosend  zum  kleinen 
Kinde,  wenn  es  ein  wenig  unter  der  Decke  hervor- 
guckt SchwNuoI.  Vgl.  Müs 2 a <x.  —  Hegge"-Müsli: 
Kosename  kleiner  Kinder  ZW.  —  G'hält-Müs: 
Hausmaus  BSi.;  vgl.  Ge-halt  (Bd  II  1218).  .Farren- 
kraut,  um  die  G'hältmäusc  zu  töten,  denen  [der  Mauser] 
mit  seinen  Fallen  nicht  beikommen  konnte.'  Schweiz 
1858.  —  Herd-:  Feldmaus  UwE.  ,Erdmauss,  nite- 
dula.'  Mal.  —  Hasel-:  Siebenschläfer,  Myoxus  nit. 
ApHeid.,  wo  die  eig.  Haselmaus  nicht  vorkommt.  - 
Ker-:  Kellerassel  GMarb. 


t'hutzi-:  a)  auch  Ch.-Müserli,  Blindekuhspiel  G. 
Vgl.  111.  Kai.  1851,  158.  —  b)  Ch.  (auch  Chutzimilsa/ts) 
tue*,  Versteckens  spielen  G  (lt  T obl.).  —  Chutze"- 
Müsech  GLNäf.,  -Müser  AaFh.  (Chutzi-),  Leer.;  L;  S, 
-Müserli  L;  GRh.;  ZBuchs,  -Müslecher  SThierst.: 
Apfelsorte;  in  L;  SThierst.  süss  und  klein,  in  AiFri. 
sauer,  rot  gestreift;  in  G  syn.  mit  Chlansen-Kjifcl 
(Bd  I  371),  in  GLNäf.  mit  Win-Rötech  (Bd  1  375). 
Vgl.  Kurzen-Müser(-Epfel)  Bd  I  372.  —  chutze"- 
nuise"  ZAnd.  (churze*-),  0.,  -müsle"  GoT.;  ZGlattf. : 
Blindekuh  spielen.  In  ZGlattf.  wird  Eines  mit  ver- 
bundenen Augen  zur  Türklinke  geführt  und  gefragt: 
Was  hast  in'n  Hände"?    Es  antwortet:   IT  Türfalle". 

—  Was  hättst  gern?  Antw.:  En  Sack  voll  China.  — 
Se  spring  umme*  und  suech  all  Müsdreck  üf.  Darauf 
sucht  es  die  davonlaufenden  Kinder  zu  haschen.  [Die 
Sonne]  gugget  uff'-em  se'be"  Bort  dür'h  d'  Tanne"  düre", 
a's  wenn  si  k.  wött.  J.TRütl.  1823. 

Chleder-:  1.  Fledermaus  AALeer.  —  2.  vulva. 
ebd.  —  Leb-:  1.  Pulsader  Zg.  Firn  d'  L.  versteche", 
verhaue".  ,Er  ward  in  ein  bein  gestochen,  in  die  1.,  das 
er  in  zwei  stunden  starb.'  Äg.Tscbudt.  —  2.  Muskel- 
oder Nervenzucken,  bes.  das  unwillkürliche  Zucken 
des  Oberarms,  der  Augenlider  und  des  Mundes  Gl; 
GA.,  Ta. ;  SchwMuo.  Ich  ha"  d'  L.  i*  den  Auge".  — 
Lang-,  Läng-:  Schlusstanz  bei  einem  Tanzvergnügen, 
mit  stets  wachsendem  Tempo  und  bis  zur  Erschöpfung 
der  Tanzenden  ausgedehnt  B;  Zg.  Syn.  L.-üs  1  (Bd  I 
557).  ,Neumödische  Tänze,  denen  man  Längmüs  sage.' 
Gotth.  ,Es  schien  der  Mutter  manchmal,  die  Tannen 
höben  die  Füsse  und  tanzten  Längmüs  um  sie  herum.' 
ebd.  —  Muggeli-:  unlauteres  Geschäft  Bs.  31.  mache". 
S.  auch  lisch  J(Bd  III  1459).  —Nu el-:  Wühl-.  Wasser- 
maus,  Hypud.  ainphib.  ScHSt.;  Th;  ZW1.  .Auss  den 
wilden  meüsen,  so  im  fäld,  wisen  oder  gärten  wonend. 
furinen  aufnüelend  und  werfend,  werdend  auf  teütsch 
genannt  nüelmaus,  fäldm.,  erdm.,  schorrm.,  schörm., 
stoekm.,  luckm.  und  von  dem  ort  ackern).'  Tierb.  1563. 

—  Bleich- Müseli,  -Müseli:  bleiches  Kindchen  B;  S. 
Blind-  (W),  Blinder-  (PAL),  Blindi-  (Bs;  B;  F;  S), 

Blinzi-  (AASt.;  SThierst.),  Blinzgi-  (Bs)Müs,  Plinzli- 
Musli  Z  (Dan.):  Blindekuh.  Bl.  mache;  fäll  (B;  S), 
jage"  (B),  81"  (PAL).  S.  auch  Staub,  Kinderbüchl. 
VII  22.  —  Nach  Rochh.  1857,  404  auch  das  Fangspiel 
Am8chlagi*8.     Vgl.   das  syn.   frz.   cUgne-musttte. 

blind-  (BHerz.;  ZWasterk.),  blinde"-  (Ap;  GS.; 
THSteckb.),  blindi-  (BR.),  blinze"-  (THTäg.),  blinzi- 
(AALeer.;  L),  blinzle"-  (ScHSt;  ZSth.),  blinzli-  (Z), 
blinzlige"-  (L)  müse"  AALeer.;  BHerz.,  R.;  Ltw.,  sonst 
-müsle":  Blindekuh  spielen.  Syn.  finster-güxlen  (Bd  II 
571),  giri-ginggelen  (ebd.  365).  .Blinzenmausen,  caecus 
musculus.'  Red.  1662.  Auch  bildl.:  mid  Eppem  bl., 
Jmdn  zum  Besten  halten  BR. 

Blutt-Müs,  Dim.  -31üseli,  -Müs(e)li:  nacktes 
kleines  Kind  AALeer.,  St.;  B;  S.  Bl.  mache",  ein  Kind 
ausziehen  AaSL 

Eig.  junge,  noch  unbehaarte  Maus.  Nach  Rochh.  1857, 
337  bezeichnet  das  W.  auch  die  blosse  Herzgrube  eines 
Kindes. 

Ratt-  AARued.,  St.;  BU.;  S,  Ratz-  AaF.,  Ke.,  Leer.; 
Uw;  U,  Ratzu-  PAL:  Ratte.  Sorcio  grosso  da  condotta 
PAL  ,I!azmüs  wotten  im  alls  fressen.'  Salat.  ,Ein 
grosse  Ratzmaus.'  GKönig  1696.  —  R  it-:  nach  HSchinz 
1842,  160  (neben  .Springmaus')  Name  der  langschwän- 
zigen  und  der  kleinen  Feldmaus,  irrtümlicher  Weise 


■179 


Mas,  mos,  mis,  mos,  mns 


4sn 


auch  der  roten  Waldmaus.  —  Salbine"-  (Gl;  Ndw), 
S&bli;  „Sälvli-"  lAi')  Müsli  =  Müs  2  a  6-. 

Scher-:  1.  =  Nuel-Müs  A.\.  —  2.  Maulwurf.  Talpa 
europ.  AALeer.;  Ap;  Bs;  B;  GrD.,  Mal.;  L  (schwärzt 
Sek.);  S;  Tu;  üw;  Z.  Syn.  Sc7ser.  .Die  Schärhäufen 
sollen  fleissig  Verstössen  und  die  Schärmäuse  ausge- 
reutet  worden.'  Z  Gos.  1779.  Vgl.  noch  schermüse*- 
glati  (Bd  II  654).  Ein  um  den  Hals  gehängtes  Tätz- 
chen  einer  Seh.  erleichtert  den  Kindern  das  Zahnen  Z. 
Stösst  e"  Seh.  bim-ene*  Hüs,  se  heuscht  st  Öpper  drüs. 
Sulger.  jy  Seh.- Müs  müesse"  gä*  hüete*,  sterben  müs- 
sen Gr.  Mit  de"  Sch.-Müse'  tanze"  (ZStb.),  borze' 
müesse"  (AlZein.),  sterben  müssen.  ,Far  hin!  Mit  den 
Schermäusen  ring!'  höhnisch  zu  einem  Getöteten. 
JMahl.  1620.  Vgl.  Müsl.  —  scher-müse":  scherzh. 
=  sterben  AA.St..  Zein.     Seh.  müesse". 

Schorr-:  1.  =  Scher- 31.  1  BsLäuf.  —  2.  =  Scher- 
M.  2  STbierst,  —  Über  die  Verwechslung  beider  Arten 
s.   Tschudi,  Tierleben  5  116.   l'JS  (,Scharrmans'). 

Schlaf-.  .Ut't  machen  sie  [Zahnschmerzen]  Gichte 
in  der  Schlafmauss.'  Muralt  1697.     Vgl.  Mus  2  a  x. 

—  Schluck-:  Popanz,  mit  dem  man  die  Kinder  vom 
Wasser  wegscheucht  U.  D'  Schi,  chunnt  dieh  cho" 
iunc"  zerre".  —  Staub-  =  Mimer 3  (Sp.  227)  B  (Dan  ). 

—  St. iss-:  1.  =  Scher-M.  1  Ar;  S.  .Die  Wiesenmaus 
(Hypud.  terr.)  heisst  auch  St.  oder  fälschlich  Schär- 
maus  und  Wühlmaus.'  HSchinz  1842.  —  2.  =  Scher-M.  z> 
I!;  S.  .Seine  Taten  verraten  unreine  Natur,  gleich 
die  Stossmäuss  sich  verraten  mit  irem  Doch.'  AKlingl. 
1688.  -■  Tapp-:  Muskelzucken  Gl.  —  Drotzel-. 
Nur  im  Kinderreim:  's  Bücbli  ist  e"  Dr.,  stilt  eus 's 
Fleisch  zum  Häfeli  üs.  Rochh. 

Zis-:  Spitzmaus,  Sor.  vulg.  ,[Die  Spitzmaus]  hat 
ein  scherpfere  stimm  dann  die  anderen  mens,  von 
welcher  stimm  her  sy  auch  zissmauss  genennt  wirf, 
wiewol  dasselbig  ein  besonder  geschlecht  der  meusen 
ist.'  Tierb.  1563. 

Z  isi  -  Müs(e)li:  Kosename  der  Katze  Uw.  — 
zisi-müse",  auch  zuri-müse",  ziri-müsle* :  ein  der 
Blindekuh  verwandtes  Spiel:  ein  Kind  sitzt  mit  ver- 
bundenen Augen,  ein  Stäbchen  in  der  Hand,  auf 
einem  Stuhl  unter  den  Spielgenossen,  die  es  im 
Kreis  umziehen,  bis  es  Halt  gebietet,  worauf  es  im 
Kreise  herumgebt,  mit  dem  Stäbchen  eines  der  Kinder 
berührt  und  dieses  durch  die  Aufforderung:  Zisi- 
Müseli,  mach  mau!  veranlasst,  ihm  mit  mau  zu  ant- 
worten. An  der  Stimme  und  durch  Befühlen  sucht 
es  dasselbe  zu  erkennen.  Gelingt  ihm  Dies,  wird  es 
abgelöst,  im  andern  Fall  muss  es  sich  wieder  zu  seinem 
Stuhl  zurück  tasten  und  von  vorn  anfangen  UwE. 

„Zitze-Müs",  Zizi-Müsi,  auch  -Müsi  Ol: 
1.  Dockruf  für  die  Katze  Gl.  —  2.  =  Zisi-3lüscli  „Ap;" 
Gl;  „Z." 

Müsecher:  Apfelsorte  Tu. 

Spitz  -  Musechor  :  saure  Apfelsorte  STbierst. 
Vgl.  Kurzen-,  Katzen-Müser  (Bd  I  372),  Spitz-Wiss- 
echer  (ebd.  378). 

um  be"-m  üsele":  mit  Kleinigkeiten,  Spielen  und 
Tändeln  die  Zeit  vergeuden,  sieh  müssig  herumtreiben 
BHk,  Tue-mer  de""  uil  it.!  ruft  eine  Mutter  ihrem 
Kinde  nach,  das  sie  mit  einem  Auftrag  weggeschickt 
hat.     Vgl.  müsen  5. 

müse"  I:  1.  Mäuse  fangen,  allg.  An  .bannen  fyr- 
tageir    war  das  ,m.'    nicht    erlaubt.    XVI..    ObW;    vgl. 


Müser.  Müsen  isch  nit  31.,  gut  haushalten  ist  keine 
leichte  Sache  BHk.  G'hüsel  isch  nit  g'müset,  süsch 
clitmnt  's  auch  mengi  Chatz  SRech,  Bildl.,  go"  in., 
spöttisch  vom  Steuerkommissär,  der  über  Steuerpflich- 
tige heimliche  Erkundigungen  einzieht  Z;  vgl.  Blci- 
trlsli-Mann  (Sp.  287).  —  2.  (verstohlen)  in  Etw.,  bes. 
fremdem  Eigentum,  herumstöbern,  -wühlen,  eifrig  nach 
Etw.  suchen  Gl;  GrD.,  Val.;  W.  —  3.  stibitzen  AaFH. 
(-ou-J;  Bs  (öfter  -OW-);  B;  Gr;  D;  G;  Th  ;  Zu;  Z.  — 
4.  unpors.,  mit  Acc.  1'.,  wegraffen  BE.  Syn.  nemen. 
Es  chi)itnl-ticn  m.  Es  hät-mer  's  [mein  Kind]  icelle*  in. 
—  5.  ein  Geschäft  langsam  verrichten  GrD.  —  6.  refl. 
Es  ivird-sich  (noch,  g'adj  müse"  AaB.,  Deer. ;  GrPi\, 
müse"  AaF.;  Gl;  D;  Zg;  Z.  auch  welle"  m.  AaWodI.; 
D,  a)  es  wird  Schwierigkeiten  verursachen,  schwer 
halten  ÄADeer.,  Wohl.;  Gl;  D.  --  b)  es  ist  (sehr) 
fraglieh,  ungewiss,  wird  sich  zeigen  AaK.  ;  (u.U.;  Gr; 
D;  Zg;  Z.  Es  wird  sich  m.,  ob  er 's  tuet,  ob  öjijiis 
Rechts  derbi  use"  chömm.  Vgl.  noch  Ratzen- Mann 
(Sp.  277).  —  7.  der  Gen.  des  Inf.  in  der  Verbindung: 
es  brücht  Müsis,  macht  Schwierigkeiten  Ap.  71/.  hat  's 
'bracht,  bes-mer  jo  g'sät  hund.  AHaloer  1839. 

Ahd.  'müson,  -en  (worauf  unsere  Formen  mileet,  t/'mümt 
schliesscn  lassen);  mhd.  müsen,  Mäuse  fangen;  (stehlend, 
suchend)  schleichen.  Zu  li  vgl.  .1/««  s  h  a.  Über  Berührung 
oder   Mischung  mit   müsen   //  s.   die   Amn.  zu   müssen, 

ab-:  1.  dem  Verenden,  Sterben  nahe  sein ;  sterben 
BBielersee,  Hk.  (derb).  Am  A.  si".  De'  macht  's  nit 
bis  im  Früeli'g,  De1'  müset  vorher  ab.  —  2.  durch- 
prügeln Ar.  —  3.  i'utuere.  ebd.  —  Zu  2  und  3  vgl.  06- 
),.,,,„;„    s  "    und   h  (Bd    II    1807). 

üs-:  suchend  durchstöbern,  z.  B.  einen  Schrank, 
eine  Tasche  GrCIuu,  Pr. 

doggi-,  duggi-  (Uw),  dugge*-  (AaB.)  müse",  tokel- 
tititsne"  SchSD  (Sulger):  ein  Duckmäuser  sein.  — 
ver-toggi-,    -togge"-  (B  oE.),    -toggel-  (BO.)  müsle": 

1.  ver-toggimüslet  (auch  -müsleret)  si",  ganz  zum  Duck- 
mäuser geworden  sein  DoE.  —  2.  tr.,  verheimlichen, 
vertuschen  BoE..  0.  —  Tugge"- (Zg).  Duggel-  (Bs), 
Tuggeli-  (Bs;  S;  ZDunn.),  Tüggeli-  (BBrisl.),  Duggi- 
(S).  Tuckli-  (Scuw)  Müser  (li),  Doggi-Müser  UwE.. 
Tacke"-,  Tugge'-Müsli  Tu  tw.,  Toggi-  (B),  Tugge"-  (Aa; 
B;  ScHSt.;  ZO.).  Tücke*-  (Gr;  G;  ThHw.),  Tuggel- 
(Bs;  B),  Duggi-  (Bs)  Müsler  (in  AaHL,  Holderb..  Ku., 
D.  -MüselerJ  —  m. :  Duckmäuser.  Syn.  Mugge"-Tüssler. 
,Es  will  gemeinlich  mer  büebery  g'funden  werden  by 
den  duggelmüseren,  dann  by  denen,  die  offen  oder 
ufgeton,  frölich  und  fromm  sind.'  HBi'll.  1561.  ,Homo 
abstrusus,  der  sein  ding  wol  kann  verbergen  und 
heimlich  halten,  tugkemnüssleiv  Fris. ;  Mal.  und  ähn- 
lich Denzl.  1077;  1716  (.Tuckenmäussler').  .Ein  arg- 
listiger Tukniäussleiv  Scleiss  1667.  .Duckenmäussler.' 
UBrägger  1788.  —  doggi-müserig  UwE.,  dugge*- 
mäserisch  S:  duckmäuserisch  UwE.,  finster  S. 

Die  Angaben  über  den  Aul.  schwanken  unter  dem  Ein- 
fluss  des  nhd.  Schriftbildes.  Abgesehen  von  dm  MAA.,  die 
an).  Bbh.   keine   Fortis  kennen,   scheint   t-  zu   gelten. 

tunkel-  (GW.;  ScHwMa.),  tunkel-  (ApL,  K.)  müse*, 
tunkel-  (Gl;   GsUVatz),   tunke-  (ApM.;  Gl),   tunkle*- 

(Ap;  GLNäf.)  müsle*:     1.  im   Dunkeln    tappen    Gl.   - 

2.  Blindekuh  spielen  Ap;  Gl;  GW.  —  3.  heimtückisch, 
ein   Duckmäuser  sein  GW.;  ScHwMa. 

T  u  n  kel- (in  Ar  auch  Tunke*-)  Müser  Gr  l'Vatz, 
-Müser  G  oT.,  -Müsler  Ar:  Duckmäuser. 


481 


Mas,  nies,  niis,  mos,  mns 


482 


durcl'-mti  sc":  durchstöbern  Gl.  ,Den  Keller,  die 
Schütten,  die  Küsten  durchmausen  und  bestehlen.' 
AKlingl.  1702.  —  t röche"-:  ohne  Taschengeld  ar- 
beiten Z  Buchs.  —  zer-  =  dur^-m.  Gl. 

Muse"  f.  =  3Iüs  2  a  y  GRCastiel,  L. 

Muser  1  (in  GrV.  Mischer)  —  m. :  1.  Mäuse-, 
Maulwurfsfänger,  allg.  Er  wird  z.  T.  jetzt  noch  (z.  B. 
in  B;  Th;  Z)  wie  der  Wächter  und  früher  auch  der 
Hirt  von  der  Gemeinde  gewählt  und  der  Zahl  der 
gefangenen  Tiere  entsprechend  entschädigt.  Das  weiss 
de'  M.  und  der  Wächter  nüd,  Niemand  ZW.  Der  M. 
und  der  Wächter  sind  nüd  schuld  drü",  die  Schuld 
ist  anderswo  (weiter  oben?)  zu  suchen,  ebd.  Euphem. 
für  .Teufel':  Der  M.  soll  's  hole;  üshalte"!  Ap.  ,Man 
hat  dem  [Landes-] muser  erlaubt  zu  hausieren,  doch 
soll  er  musen.'  1596,  Obw.  ,Dem  M.  [der  Kloster- 
wiesen] ein  Brot  und  Halbmass  Wein  zum  Gueten- 
jahr.'  XVII.,  AaMuh  Gesindeordn.  ,5  Pfd  dem  Mauser 
per  Jahrgelt.'  1789,  ZGrün.  Aiutsrechn.  —  2.  lang- 
samer Arbeiter  GrL. 

Gift-:  wer  berufsmässig  Mäuse  durch  Legen  von 
Gift  vertilgt  Z.  —  Gross-:  geschätzte  Apfelsorte 
GW.  (lt  Steinm.  1804);  Syn.  Schiclzer  -  Breitech.  — 
Kerli-:  gewöhnlich  in  der  Verbindung  e"  rechte'  K. 
a)  hinterlistiger  Mensch  GRPr.  —  b)  iron.  von  einem 
unbedeutenden  Menschen,  der  sich  wichtig  macht:  Ja, 
du  bist  e"  rechte'  K.,  ein  Hauptkerl,  Prachtbursche! 
GrHc  —  C h atz e"-  s.  Ch.-Epfel  (Bd  I  372).  —  C  h  li°- : 
Apfelsorte  GW.  (lt  Steinm.  1804).  —  Scher-  =  Müser  1, 
spec.  Maulwurfsfänger  B;  Th;  Z.  .Sebastian  der  Seh.' 
nennt  sich  die  Sonntagsbeilage  der  B  Volkszeitung.  — 
Tu  f eis-:  Hexenmeister,  Tausendsasa  ApI. 

Chante"-Müsere":  scherzh.,  Musikanten  SchwE. 

—  Weil  sie  der  Kanne  gerne  zusprechen. 

Müseri  f.  ,Auf  die  M.  ausgehen,  aller  en  maraude.' 
De  Lacoür  1736. 

Müseri»  I  f.:  1.  =  Müs-Chatz  (Bd  III  593)  Aa; 
Ap;  Bs;  B;  GrD. ;  Th;  Z.  E"  gueti  M.  Göde"  Chats 
fürt,  se  chunnd  e'  M.  hei'",  Art  lässt  nicht  von  Art 
AABb.  —  2.  =  Musen  GrRIi. 

Müseri i:  1.  kleines,  unansehnliches  Geschöpf- 
chen, Kind  S.  —  2.  Zaunkönig,  ebd.  Syn.  Gugel-Müsi. 

müsig  I:  still.  Wie  ist  Alls  so  still  und  m.! 
AHalder  1839.  , Alles  ist  so  mäusig  und  still.'  UBrägg. 
1787.     Vgl.  müsli-still ;  doch  auch  müssig  3. 

müsle":  1.  euphem.  für  stehlen,  stibitzen  BSi.  — 
2.  (auch  müsle")  unpers.,  mit  Acc.  P.  =  müsen  4  BHk. 

—  3.  ganz  gemächlich  arbeiten  BO. 

M ü  s n er  =  Müs  2  a  u,;  s.  Beckel- Hüben  (Bd  II  953). 

—  Mhd.   müaenier. 

müscle":  nach  Mäusen  riechen  oder  schmecken 
Bs;  Z.  Wein  müselet,  wenn  er  mit  dem  Alter  einen 
sonderbaren  Geschmack  bekommt  Bs  (Spreng).  ,L)as 
meuselen,  ein  besunderbarer  geschmack  an  etlichen 
alten  weinen,  caries  vini.'  Fris.  ;  Mal. 

Müser  m.  =  Müsner.  ,2  Paar  Armzüge,  2  Paar 
Knieling,  1  Paar  M.'  1455,  L  Inv. 

Stock -Muser:  Mäusebussard  Gr  ObS.  —  Der 
2.  Teil   eig.  =  miuse-ar,   Mäuseadler;   s.   Lexer   I   2256. 

Kutzen-Müserin.  Narr  erblickt  eine  geputzte 
Dirne:  ,Das  kann  mir  ein  k.  syn.  0  Veitin,  wie  ein 
ougenschyn!  Ich  mein,  die  sei  fyn  suber  g'strelt!' 
RScHMII)    1579.    -    Vgl.   Gr.    WB.    V   2100.   2102. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


cr-m&serle":  auf  versteckte  Weise  erwerben, 
gelegentlich  mit  dem  Nbbegriff  der  Unredlichkeit  B. 
Ob  er  's  erlieh  und  redlich  verdient,  oder  6b  er  's  er- 
u-uecheret,  ermäserlet  oder  g'erbt  heigi.  Bari  1885. 
Alles  erlistle"  und  e.  ebd. 

ab-müsle°:  (durch  Schmeichelworte)  abgewinnen 
AaP.,  Fri.;  SchwE.    Syn.  ab-lüslen  (Bd  III  1455). 

finster-,  fister-:  1.  im  Finstern  beisammen  sitzen 
AaoF.,  L. ;  BBr. ;  L.  Tüend-er  f.?  Frage  des  in  der 
Dämmerung  in  eine  Stube  Tretenden.  —  2.  (in  ZKafz 
auch  f.-nüsle"J  =  tunkel-müsen  2  Aa;  L;  Sch;  UwE. ; 
ZHorg.,Rafz;  Syn.  finster-güxlen,  -bützlen.  Vgl.  Bochh. 
1857,  431.  —  pater-:  mit  Patermüs-Chügeli  (Bd  III 
190)  spielen  SThierst.  —  bre1-  =  finster-m.  2  Ap. 
.Bremmäuslen.'  Ap  Monatsbl.  1825. 

Bremüsler:  Name  einer  Sekte,  einer  Art  Tenn- 
hardianer  in  ApSchwellbr.  um  1740.  ,Ich  kann  die 
Bremäussler  nicht  ausstehen.'  UBrägger  1777. 

,I>ie  Br.  pflegten  im  dunkeln  Zimmer  herum  zu  taumeln 
und  allerhand  Narrenteidungen  zu  treiben.'   Tobl. 

schmal-müsle":  sparsam  leben  Sch. 

Müsler:  1.  Kartoffelsorte  SOlt.  —  2.  Birnsorte  Th. 

Cholle"-,  C'hli"-,  Spitz-:  Apfelsorten  Tu.  — 
Schlich-:  Duckmäuser  THSteckb. 

Mfiss  Müs  II  —  Dim.  Mfisi  Gr  —  f.:  1.  Mause, 
allg.  I"  der  M.  si'  G;  Z,  d's  Müsi  ha;  sich  mau- 
sern Gr.  Scherzh.  vom  Menschen:  [Im  Alter]  fend 
d'  Hör  a"  z'  schimmlen  und  z'  rerreise",  nie'  kunnt  auch 
bald  in  ä"  M.  wie  ä"  Meise"  Bs  (Hinderm.).  ,Von  der 
mauss  und  wendung  der  raubvöglen.'  Vogelb.  1557. 
—  2.  übertr.,  verdriessliche,  düstere  Stimmung,  Me- 
lancholie Sch;  „Schw;  Z."     I"  der  M.  si"  Sch. 

müsse"  BR.,  Si.,  sonst  müse"  II:  1.  meist  refl., 
sich  mausern,  allg.  Wenn  si'h  's  G'flügel  früe  müset, 
se  giH  's  gern  en  früene"  Winter  ScHSt.  Auch  von 
einer  Traube,  von  der  die  Beeren  fast  alle  abgegessen 
sind,  dann  mit  Bez.  auf  andere  beinahe  verbrauchte 
Dinge:  es  häd-sich  g'müset  AaB.  —  2.  (häufig  ume"-m.) 
sich  unwohl  fühlen  (ohne  eig.  krank  zu  sein),  in  ge- 
drückter Stimmung  sein,  still  und  in  sich  gekehrt, 
schmollend  da  stehen  oder  sitzen  GStdt,  T.;  Sch; 
SchwE.,  Ma. ;  UwE.;  Z.  Syn.  muschen.  ,Lise  mausete 
verdrüsslich  herum.'  Stutz.  Auch  refl.:  Der  Müller 
hat  der  Sturri  und  Surri  g'macht  und  sich  g'müset  und 
umme"  g' studiert.  MLienert.  —  3.  mit  der  Sprache 
nicht  heraus  wollen;  undeutlich  reden  Z.  ,Er  mausset, 
die  Reformierten  müssen  nicht  abbüssen  und  beichten 
wie  die  Papisten.'  Fäsi  1696.  —  4.  das  behagliche  Ge- 
fühl des  Überganges  vom  Schlaf  zu  völligem  Wach- 
sein durch  Recken  der  Glieder  ausdrücken  ZW.;  vgl. 
müderen  (Sp.  88). 

Mild,  müßen,  ahd.  mü&ön,  nilat.  mutare.  Zu  der  Form 
»ia«e"  vgl.  Anm.  zu  Ass  (Bd  I  499).  Mit  der  Sippe  von 
Müs  I  berührt  sich  unsere  Gruppe  mehrfach  auch  begrifflich 
derart,  dass  es  nicht,  immer  möglich  ist,  Beide  reinlich  zu 
scheiden.  Bed.  2  z.  B.  könnte  auch  ausgehen  von  der  wie 
melancholisch  vor  dem  Mausloch  sitzenden  Katze.  Die  Ver- 
bindung beider  Begriffe  ist  übrigens  schon  alt:  ,So  man  auch 
den  habich  mit  meüssfleisch  speiset,  so  mausset  er  sich  gar 
schnell.'   Vogelb.  1557. 

ver-:  die  Mauserung  vollenden  L;  Z.  ,Sich  ver- 
maussen.'  Vogelb.  1557.  Auch  bildl.  von  einem  Wieder- 
genesenen: Er  hed-sich  vermüset  L. 

Müser  II  m.:  Mauserung  L;  G.  —  Betr.  die  Bildung 
vgl.    Anm.   zu    Ettiken   (Bd    1    601). 


483 


Mas.  nies,  mis,  mos.  nins 


484 


Müser  III  m.,  Müseri"  II  f.:  1.  finstere,  melan- 
cholische Person  Sch.  —  2.  heimtückischer  Mensch, 
Duckmäuser  Ap;  G;  „Schw;  Z."     Syn.  Müsi. 

musere":  undeutlich  reden,  munkeln  Gl.  Syn. 
liseren  (Bd  III  1423).  —  Das  W.  gehurt  viell.  mit  dem 
syn.   müseren  (s.  (1.)  iu  einen  andern  Zshang. 

Museri  in.:  Duckmäuser  ZS. 

müserig:  karg,  armselig  B;  vgl.  , schäbig.'  So  ne" 
m-i  Hochzit  hätt-mich  bis  zum  letzte"  Ate'"zug  g'irurmt. 
B  Bauernkai.  1889. 

Müsi  GT.;  ZO.,  S.,  Müsli  Ap;  Gl  —  m.:  verschla- 
gener Mensch,  der  mit  der  Sprache  nicht  heraus  will. 

müssig  AALeer.;  B  tw.,  sonst  müsig  II  (in  Aa; 
Z  auch</'m.):  1.  in  der  Mauserung  begriffen  Z.  Zer- 
fetzt wie  musige  Hühner  einhergehen.'  Stütz.  — 
2.  kränkelnd,  bes.  von  dem  Zustand,  wie  er  Krank- 
heiten voranzugehen  pflegt  AALeer.;  B.  —  3.  gedrückt, 
mutlos,  niedergeschlagen,  in  sich  gekehrt  B;  GaPr. ; 
GT. ;  Sch;  Z.  Sich  m.  mache',  den  Kopf  hängen  GrPt. 
En  m-er  Bueb  GT.  —  4.  jurgiosus.'  Id.  B. 

Die  nhd.  Bed.  seheint  unser  W.  an  der  Stelle:  ,Bist  so 
mussig,  stolz  und   kög'  (ESchmid   1579)  zu   haben. 

g1  müsig:  filzig,  kärglich.  Dan. 

h  o  p  p  e  ™  -  m  u  s  i g :  eigensinnig  SchwE.  Was  will-i°h 
strüssig  werde",  tcas  h.  st"?  Kei"s  Übel  ist  uf  Erde", 
's  ist  öppe"  Guets  derbl  Schw.  Vgl.  hoppen-hüssig 
(Bd  II  1753). 

chuppel-müsig:  trotzköpfig  AAZein. 

musle"  I:  die  Lippen  bewegen  [bei  lautlosem 
Sprechen]  SchwE.     Vgl.  museren. 

Muss  Bs;  B  (Id.  B);  Gr;  L;  „GG.;"  Sch;  S,  Mussi 

S,    Müssi  AaF.,  L.;   Bs;    S;   Z  (Dan.),    derb    „Mussei 

LW.\    Müssel  L  —  Dim.  Mussli  L;  Schw,  Müssfeßi 

BsStdt;    L:    1.  Hieronymus.    aaOO.     Syn.  llonifmus). 

-  2.  Müssel,  Anseimus.  Ineichen. 

Mnsel  I  m.  BSi.  (-u1-);  W,  „Muschel,  Muschele"  f. 
Gr":  Vorrichtung,  womit  das  Kalb  auf  der  Weide 
verhindert  wird,   an    der  Kuh   zu   saugen,    bestehend 

a)  in  einem  Maulkorb.  aaOO.  —  b)  in  einem  mit 
Eisenspitzen  besetzten  ledernen  Riemen,  der  dem  Kalbe 
vor  die  Nase  gebunden  wird  W.  —  Frz.  museiüre,  zu 
viuftcau,   älter   musel,   Schnauze. 

Muse"  GrD.,  Pr.,  Masche"  Schw  (-üi'-J;  W  —  f.: 
1.  Schnauze  der  Kuh  Gr.  —  2.  a)  =  Musel  a   W.  — 

b)  =  Musel  b  Schw  (Kyd). 

Musle"  I  f.  =  Musel  a;  auch  für  Zicklein  und 
Lämmer  verwendet  GrD. 

musle"  II:  (einem  Kalbe)  den  Maulkorb  anlegen 
BSi.;   W.    —    Vgl.   das  syn.   frz.   museter. 

Musli  I:  Name  für  eine  Kuh  mit  weissem  Maul  W. 

Miisel  m. :  beschmutzter  Mensch.  Syn.  Schmusei. 
E"  M.  im  Herbst,  von  Einem,  der  sich  beim  Trauben- 
essen  das  Gesicht  beschmutzt  hat  Bs  (Spreng),  dann 
übh.  spöttische  Bezeichnung  eines  unreinlichen,  un- 
ordentlichen Menschen,  bes.  eines  Kindes  AAZein. 
Dim.  Museli  1)  Kind  mit  verschmiertem  Mund  und 
Antlitz;  garstiger,  unreinlicher  Mensch  übh.  Z (Spillm.). 
Syn.  M.-Süidi.  —  2)  in  moral.  S.  als  leichte  Schelte, 
meist  in  iron.  Verbindung  mit  süber,  auch  schön:  e" 
sübers  (schöns)  M.,  ein  sauberes  Bürschchen  /.•».,  S. 
Prägn.  Dabist  es  M.!  ZZoll.  Launischer,  eigensinniger, 
widerwärtiger  Mensch,  auch  von  Mädchen  ZO.  Sit 
das  vergiftig  M,  fürt  ist.  Stütz.  —  :'•)  Kosename  für 


ein  nettes  kleines  Kind  SchwE.;  SBalst. ;  auch  für 
Rinder  SchwE.  Sini  M.,  uie-n-er  albets  a°  xiiir"  Bind- 
lene"  g'seit  hed.  MLienert  1892. 

G'-niusel  n.:  Geschmier  BHk. 

ge-musel  BSi.,  muselig  Bs  tw.,  sonst  muslig,  in 
AABb.  auch  g'm.:  beschmiert,  fleckig,  nicht  mehr  ganz 
rein,  z.B.  von  weisser  Wäsche  AaFh.;  Bs;  BBrisl.; 
ThHw.  D'  Sungigstrümpf,  die  u-iss  und  röte",  niemals 
m.  oder  g  flickt.  Hagröschen.  Von  Trauben,  die  sich 
zu  färben  anfangen  BsL.  ,In  den  Reben  sieht  man 
schon  m-e  Trauben.'  BsL.  Ztg  1876.  Von  Früchten, 
an  denen  durch  Betasten  der  Duft  stellenweise  ge- 
wichen ist  AABb.  M.  und  schmuselig,  von  Äpfeln,  die 
fleckig  und  weich  werden  Bs.  Auch  von  Menschen. 
0  icie  bist  du  aber  g' musle'!  sagt  eine  Mutter  ver- 
weisend zu  ihrem  Knaben  BSi.  ,Sie  sieht  das  ganz 
Jor  so  m.,  als  wenn  si  us-eme°  schmutzige"  Herbst 
kam.'  Spreng. 

Musi:  1.  Kuh  mit  russfarbenem  Haupt  BO.  (lt 
JRWyss  181G).  —  2.  n.,  Name  für  (weibliche)  Pferde 
von  dunkler  Farbe,  tw.  mit  dem  Nbbegriff  der  Lang- 
samkeit und  Gutmütigkeit;  ganz  selten  auch  von  an- 
dern Haustieren,  z.  B.  Zuchtstieren,  gebraucht  S.  — 
3.  schlampige,  sittlich  anrüchige  Weibsperson  SBb. 
—  4.  kleines,  anspruchsloses,  gutmütiges  Geschöpf; 
Kosename  für  kleine  Kinder  S;  Z. 

Chusi-M.  n.:  Liebchen  SchwE. 

musle"  III,  in  Gr  tw.;  Sch  (lt  Kirchh.)  mussle": 
schmieren;  beschmieren,  beschmutzen  B;  Gr;  Scn. 
.Conspurcare  faciem  vel  manus.'  Id.  B.  Syn.  schmuslen. 
Bes.  im  Ptc.  g'muslet  GoT.,  W. ;  Sch.  g'musslet  Gl). 
(in  Fläsch  auch :  neblig).  Schmieren  i.  S.  v.  schlecht 
schreiben  Gr.  —  Vgl.  nihd.  bem'üseln,  beflecken,  beschmie- 
ren;  ferner  ,mnscheln'   2  bei   Gr.   WB.   VI  '2734. 

ver-:  verstärktes  musle",  doch  nur  tr.  Bs  (Ochs); 
BHk.,  S.;  GoT.;  Sch;  Th.  ,Wo  die  warheit  möchte 
vertrochen  [verdeckt]  oder  vermuslet  werden.'  1530, 
Strickl. 

Musle"  II  f.:  Kosewort  für  Mädchen  SchSL 
(Sulger).  Koch  zur  Köchin:  ,Ä,  biss  nit  hön,  mein 
schöne  Druslen ;  tue  hüpschlich;  hör,  mein  feine 
Muslen.' Stettler  1606.  —  Wohl  Femininbildnng  zu  Musel; 
doch  vgl.  auch  Mueslen. 

Musler  m.:  1.  Einer,  der  sich  besudelt  Sch.  — 
2.  in  SchSL  ;  Th  auch  Herbst-M.  a)  in  Z  tw.  Mosler, 
eine  Art  spät  reifender,  sehr  süsser  Trauben  von  ge- 
mischter, vorherrschend  rötlicher  Farbe  Sch;  Th;  Z. 
,I)ie  Mussler  sind  an  der  Färb  weder  den  Muscatellern 
noch  den  Clevener  geleich,  dann  sie  schier  leibfarb 
sind.'  Rhag.  1639.  ,Miscella  uva,  schwarzlechter  Trau- 
ben, Mussler.'  Df.nzl.  1677;  1716.  , Mussler  quasi  ma- 
culata,  leviter  colore  tineta  dicitur,  nisi  velis  a  Mo- 
seila derivare.'  Oenol.  1707.  Vgl.  auch  Th  Gem.  87. 
Unreife,  grüne  Traube  Sch  (Kirchh.).  —  b)  weisse 
Tafeltraube  mit  grossen,  dünn  stehenden  Beeren,  die 
bei  hohem  Reifegrad  sich  bräunlich  färben  SchSL  ; 
THEschenz.  Syn.  Muskateller.  Wortspielend  mit  1 
sagt  man,  wenn  es  zur  Zeit  der  Weinlese  regnet:  Iez 
gibt  's  brav  M.,  oder  wenn  die  Winzer  vom  Regen 
überrascht  worden  sind:  Das  hat  schS"  M.  g'ge"!  ScnSt. 

Hass  2  eig.  eine  von  der  Mosel  stammende  Tranbensorte 
bezeichne  (vgl.  , Mosler'  bei  Gr.  WB.  VI  2596  mal  zu  Müder 
die  ältere  Form  des  Flussnamens  .Musel'  bei  Vad. ;  Ilaiiuousk. 
1531;  Tierb.  1568),  ist  sehr  wohl  glich.    Doch  hatjeden- 


185 


Sias,  nies,  mis,  mos,  ums 


486 


falls  Anlehnung  an  unsere  Gruppe,  veranlass!  durch  das  Aus- 
sehen der  Beeren,  stattgefunden;  Moder  lehnt  sich  an  Ms« 
uud  seine  Sippe  an. 

Muslote"  f.:  Geschmier;  Geschreibsel  Gnl'r.  Vor 
Gä*  erliek-i"*  a"-rc"  Stalltür  noch  aswas  Risblimuslete". 
MKiosi  1886. 

Musli  II:  Schaf  mit  dunkeln  Flecken  am  Kopf 
GuMai. 

ver-musse",  ( ver-)mussle°:  (er)würgen ,  er- 
drosseln  ÄAFri.    —   Vgl.   ver-m tischen. 

Musser  m.:  1.  Herr.  Es  chunnd  eso  ne"  M.  [frem- 
der Herr]  her.  Häfl.  1813.  , Musser  Andres  del  Burgo.' 
1514,  ß.  .Der  bischof  Eiedux  und  m.  Roquebertz.' 
Väd.  —  2.  a)  in  U  Kerli-M,;  in  „L;"  Schw;  „Zg" 
auch  Musserli,  Bursche.  Kerl,  meist  iron.  oder  gering- 
schätzig VO;  Th.  Si  haui'd  ä"  'Römer  z'  Schande"  und 
fari'd  mit  di'ne"  Mussere".  Schw  Fastnachtsp.  1883.  Mit 
dem  Kerli-M.  isch  nü  güet  Cliriesi  z'  esse".  Schweizer- 
mi'xd  1891.  —  b)  Müsser,  PI.  unver.  oder  Milssere", 
grosser,  beleibter,  plumper  Mensch  SchwMuo.  Der  ist 
auch  e"  M.!  Muess-der  ich  der  M.  drdje",  soll  ich 
dich  durchprügeln?  —  3.  oft  dim.  Musserli,  Musserli, 
leichter  Bausch  AaF.;  L;  SchwG.;  Uw.  Syn.  Her  1 4 
(Bd  II  1527). 

Aus  frz.  monsieur,  das  als  Fremdw.  iu  der  Form  Mueeiö,  -e 
iu  abschätziger  Bed.  ebenfalls  im   Gebrauche  ist. 

Mussi  m.  =  dem  Vor.  in  Bed.  2a  Ap;  BR.  (PI. 
Musscge");  Gl;  Z.  E"  schüne"  M.,  sauberer  Geselle 
Gl.     E"  rüche"  M.,  Grobian,  ebd. 

Chrusi-Musi  (AaF.;  Bs;  BK.,  Lenk;  L;  ZElgg), 
Chrüsi-  (BE.;  ScHSt.;  Tu;  Z),  Kxüsi-  (SchwE.)  Müsi, 
Ghrisi-Misi Sch  —  n.,  in  ScnSt. ;  Th;  ZO.  m.:  l.  =  Chosi- 
Mosi  (Sp.  473).  .Die  Mutter  will  das  Krusimusi 
(allerlei  krauses  Zeug)  um  den  Kopf  und  an  den  Klei- 
dern ihrer  Tochter  nicht  leiden.'  Spreng.  E"  Chrüsi- 
müsi-Oberkeit,  verworrenes  Regiment.  Stütz.  Gang- 
vier mit  dim  Chr.  [dummen  Geschwätz]!  Z.  ,Das 
krüsimüsi.  krisimüsi,  vermischleten,  mixtura.'  Mal. 
Auch  adv. :  Alls  ehr.  dur'henand  Z.  Spec.  a)  aus  Hafer- 
mehl und  Nusskernen  gemischtes  Gericht  ZO.  — 
b)  eine  Art  Kuchen  Bs;  vgl.  Schwzd.  XXIII  3.  — 
2.  Gekritzel  ScaSt.  (Sulger). 

Chussi-Mussi :  Name  eines  Eidmännchens  Uw 
Seel.  Säg  dem  Churre-Murri,  's  Ch.  sei  g'storbe",  sagt 
ein  Erdmännchen  zu  einem  Knechte,  um  das  Weg- 
ziehen der  Erdmännchen  aus  der  Gegend  anzukün- 
digen. Lüt.  Sagen  496. 

Hosik  Th;  ZEls.,  0.,  Stdt,  Zoll.,  Müsich  ScaSchl., 
Mnsig  AABb.,  F.,  Ke. ;  GrL.;  P;  aScHW;  Ndw.  Musig 
ÄASt.;  Ap;  B;  GlK.;  S;  oTh;  ZHombr.,  Mann.,  Mussi 
GRapp.  (Dan.)  —  f.:  Musik;  Musikinstrument,  bes. 
Zieh-,  Mundharmonika.  Die  still  M.,  ein  bes.  an 
Herbst-  oder  Winterabenden  geübtes  Spiel:  jedem  der 
um  den  Tisch  sitzenden  Teilnehmer  wird  von  einem 
Dirigenten  ein  bestimmtes,  fiktives  Musikinstrument 
zugeteilt,  das  er.  allerdings  nur  mit  den  Geberden, 
auf  das  Vormachen  des  Dirigenten,  der  plötzlich  von 
einem  Instrument  zum  andern  überspringt,  lautlos  nach- 
zuahmen hat.  Lässige  haben  ein  Pfand  zu  geben  B; 
ZS.  Stilli  M.  mache",  sich  schweigend  verhalten  ZEls. 
Xud  ro"  der  M.  [von  der  Sache]  verstü*  Th;  Z.  Nüd 
us  der  M.  cho",  aus  einer  Sache  nicht  klug  werden 
Zn..  S.,  W.  Scherzh.  für  Zahnweh  Th;  Z;  Syn.  Giger  2 
(Bd  II  152).   Worom  hast  's  G'sicht  verbünde":'  Hast  M.? 


Karfritigs-:  traurige  Musik  aSciiw. 

Blech-:  scherzhaft,  die  Gesamtheit  der  Passiv- 
mitglieder eines  Gesangvereins,  die  nicht  mitsingen, 
sondern  bloss  ihren  Beitrag  bezahlen  (blechen)  B;  Z. 
Ein  einzelnes  Passivmitglied  heisst  Blechmttsikant. 

Schnorre"-:  1.  Mundharmonika  ZKn.—  2.mitdcm 
Munde  nachgeahmte  musikalische  Weisen,  Märsche  L. 

Musikant  m.:  1.  wie  nhd.  allg.  E"  nüechterc  M. 
und  e"  b'soffner  Bichtvater  si"  kei"  Düfel  irert  S. 
Wenn  en  M.  umg'heit,  so  stöt  en  Bettler  uf.  Sulger. 
Wenn  Jmd  über  einen  Stein  strauchelt,  so  pflegt  man 
zu  sagen:  Lö-n-en  lige",  's  lit  en  M.  d' runder,  ebd. 
G'schid  Lüt,  aber  schlecht  M-e",  d.  h.  sie  wissen  den 
Ton  oder  Takt  nicht  zu  treffen.  Ineichen.  Scherzh. 
d'  M-e"  uf  der  Stör,  ne"  M.  ha",  Zahnschmerzen  ha- 
ben L.  —  2.  PL,  eine  Art  Bohnen,  deren  Genuss  Blä- 
hungen in  den  Gedärmen  und  das  Abgehen  von  Winden 
verursacht  BStdt  (von  den  Se-Bönli);  G  um  Wyl. 

Win-:  Weinreisender.  Republikaner  1877. 

müsike"  ZZoll.,  musige"  BHa.,  müsege"  GrPi-.: 
musizieren.  Wenn  min,  der  Jung,  epp  umhe"  en  Haml- 
orgelle"  z'  erwitschen  weiss,  so  tüed-er  d's  ganz  ZU  Nid 
wann  m.  BHa. 

Miis  ScHSt.  (Sulger),  Mass  THErm.,  Tag.  —  n.:  auf 
dem  Grund  des  Bodensees  und  Rheins  massenhaft 
wachsende  und  als  Düngstoff  benutzte  Pflanze,  horn- 
blättriger  Armleuchter,  C'hara  ceratophylla;  vgl.  Frank- 
Leunis  3,  127.  .Der  Hasel  zieht  sich,  um  seine  Brut 
abzulegen,  auf  die  Muss,  das  hochaufgehende  Wasser- 
moos.' III.  Kal.  1853. 

Das  Fem.  ,Muss'  mag  auf  gelehrter  Anlehnung  an  frz. 
nwusse  beruhen.  Freilich  ist  das  Fem.  einmal  auch  für  diu 
Form  Müs*  bezeugt. 

Musel  m.  GT.;  SchwMuo.,  sonst  Musele",  bzw.  -A-, 
-6-  (in  GRf'hurw.,  D..  L.,  Pr.,  Scb.,  Sertig  Müs'ele"); 
Müsle"  GT.  (auch  -el-);  ZO.,  Mürsle"  ZDürst.  —  f., 
Dim.  Müseli,  auch  Müsli,  in  ZHittnau  Mürseli:  1.  ab- 
gesägtes, gespaltenes  Stück  eines  Wald-,  bes.  Nadel- 
holzbaumes, a)  Abschnitt  von  6 — 7'  Länge,  z.  B.  zu 
Rebstickeln  bestimmt  ZO.  Syn.  Trämel.  Sägebaum  G. 
—  b)  in  BO.;  Schw;  ZO.  oft  dim..  Rundholz  von  2—6', 
gew.  3—4'  Länge,  insbes.  aber  das  durch  Spalten  des- 
selben (je  nach  der  Dicke  in  zwei,  vier,  sechs  oder 
auch  acht  Teile)  gewonnene  Stück,  Spalte,  Scheit,  als 
Brennholz  verwendet  B;  F;  Gl;  Gr;  GA.,  Rh.,  oT.;  S 
Bib.,Stdt;  TuTäg.;  Vw;  W;  ZO.  XglBlütschi;  Chläfter- 
Schit;  ferner  M.-Chläfter  (Bd  III  633).  ,Man  verkauft 
das  Klafter  Tannenes  ungefähr  um  30  Batzen,  wobei  es 
bereits  in  grosse  Scheiter  oder  Müselen  zerspalten  ist, 
deren  eins  den  Viertel  eines  runden  sog.  Totzens  aus- 
macht.' JRW'yss  1817.  Ürispiegel  hed  noch  es  Pilscheli 
und  zwei  Miischele"  ing'schoppet,  dass  's  gebraschlet 
hed,  a's  ob  ma"  bachi.  GFient  1896.  —  c)  1 — 3'  langer 
Abschnitt  eines  (Nadelholz-)Stammes,  zu  Dachschin- 
deln bestimmt  BO.;  Gl;  „Gr;  LG.;"  G  (im  T.  auch 
zu  Fassdauben);  „Schw;"  U;  „Zg."  ,Den  Bedarf  der 
Schindeln  lieferten  grösstenteils  die  beim  St  Alban- 
kloster  wohnenden  Schindler,  welche  die  Holzklötze 
oder  Müselin  auf  dem  Teiche  in  die  Stadt  flössten.' 
Bs  XIV.  .Sie  zerhawten  und  brannten  da  das  Holz  und 
die  Müsellen.  die  mein  Herr,  der  Abt,  hatte  geheissen 
hawen,  sein  Münster  und  sein  Gottshaus  zu  besseren 
und  zu  tecken.'  1311.  SchwE.  Klosterarch.  .Werdern 
andern  syn  holz  nimmt,    es  sient  müsilla  oder  ander 


487 


Mas,  nies,  mis,  mos 


488 


holz,  wirt  gephent.'  1368/76,  GitChar.  —  2.  Klötzchen 
als  Absätze  an  den  Schuhen:  ,I>is  sind  recht  S.  Mar- 
tinis Schuo  und  kleine  Miseli  unde  dran,  fy"  wie's  ein 
Junker  iez  muoss  han.'  Com.  Beati.  —  3.  untersetzter 
Mensch.  —  Jlhd.  musel,  mü*el  f.  Vgl.  auch  Gr.  WB.  VI 
2737   und  rätorom.   miseigl. 

raiisele0,  in  Gr  müschele":  1.  Holzblöcke  zu  Mit- 
seien zersägen,  bzw.  zerspalten  BO.;  „Gl;"  Gr;  „LE., 
G.;  Schw;"  Uw;  „Zg;u  Z;  klein  spalten,  z.  B.  zu  Dach- 
schindeln F.  —  2.  a)  zermalmen  GrD.  Syn.  mürsen 
(Sp.  423).  —  b)  bildl.,  aufreiben,  zu  Grunde  richten; 
überwältigen  GrL.  ;  L;  UwE.;  U.  Er  tuet  sins  Veh 
fast  m.,  lässt  es  fast  verhungern  GrL.  Unpers.,  es 
hed-e"  g'müselet,  (roh)  er  ist  gestorben  L,  Kummer, 
Verdruss  usw.  haben  ihn  aufgerieben  UwE.  Syn. 
butzen.  —  c)  durchwalken.  Schi  heinä  g'fürcht,  er 
ehönnti  etten  e'mal  Eine"  täfle"  und  müschele"  GRPeist. 

—  3.  sich's  bei  Essen  und  Trinken  wohl  sein  lassen 
Gl.    Syn.  brüselen. 

üf-:  1.  Holz  zu  Müselen  verarbeiten  GA.  —  2.  bildl. 
a)  vernichten,  aufreiben  GlH.  —  b)  durchprügeln, 
ebd.    Uch  sütt-me"  gad  ü.l  zu  ungehorsamen  Kindern. 

—  c)  aufbrauchen,  das  Seine  durch  Schlemmerei  auf- 
zehren GLÜbst. ;  GRPr.  S%"  Sach  u.  —  d)  aufessen 
Gl;  GA.  —  e)  in  Aufregung  bringen,  zum  Zorn  reizen 
GG.   —   2  e  wohl  eig. :  (fast)  aufreiben. 

ver-:  1.  intr.,  in  Stücke  zerspringen,  vom  Holz 
beim  Fällen  L.  —  2.  tr.  (in  Gr  zer-m.),  zerquetschen, 
zermalmen  Gr;  L.  —  3.  bildl.,  aufreiben;  überwinden, 
kampfunfähig  machen  L.  's  het-e"  rermüselet  1)  er  ist 
gestorben.  —  2)  überwältigt  worden. 

G*-miisel  n. :  1.  Gemengsei  von  Spänen,  Abfällen 
übh.  Bs  (Spreng).  Syn.  G'-müder.  ,Den  Speck  mit 
G.  räuchern.'  ,Eruderare  solum,  ein  ort  räumen,  von 
allem  unrat  seüberen,  als  von  steinen,  schärben,  zer- 
lällnem  gemür  und  geinüsel  und  dergleichen.'  Fris.  ; 
Mal.  —  2.  Gewimmel  kleiner  Kinder  Bs  (Spreng). 

Stein-:  Gemenge  kleiner  Steine.  ,Rudus,  kalch- 
schärben  und  dergleichen  st.'  Fris.;  Mal.  ,Signinum 
opus,  ein  werk  von  st.  und  scherben  mit  pflaster  ge- 
macht.' ebd.    ,B'setze  von  st.  gemacht,  ruderatio.'  Mal. 

G'müser  ÄABrugg,  Wynent. ;  B  oAa.,  G'müier  Aa 
Leer,  (auch  MiUer),  Suhrent.  —  n. :  1.  Durcheinander 
B  oAa.  Mischung  von  Moos,  Epheu  und  Stechpalmen 
zum  Flechten  von  Kränzen  Aa.  —  2.  kurzes,  wirres, 
dürres  Gras,    Stroh  usw.    Aa.     Es  isch  numen  es  ff. 

—  3.  dünner  Bart  Aa.     Er  häd  nc"  G.-Bart. 

Stein-M  üsere"  f.:  Steinhaufen  S,  auch  als  Flur- 
name, ebd. 

mtisere":  (ins  Ohr)  flüstern  GlK.  TFcr  müseret 
und  süseret,  der  lügt  GlMüIiI.  —   Vgl.  muaerm  (Sp.  is:i). 

Müssi  n.:  1.  Hitzblase,  leichter  Ausschlag  (an  den 
Lippen)  L.  Syn.  Nüssi,  Brenn-Bläteren.  —  2.  leichte 
Quetschung,  Beule  am  Leibe  B;  S.  Es  31.  erlange", 
z.  B.  durch  einen  Streich.  Kleine  Beschädigung,  z.  B. 
durch  Anstossen,  an  Möbeln,  Wänden,  Geschirren  B 
(auch-«-);  S;  Syn.  Blätz-ab  (Bd  I  92).  Flecken,  z.B. 
Fingerspuren  an  frischlackierten  Gegenständen,  an 
Obst  B.  Syn.  Mos  (Sp.  434),  dessen  Dim.  unser  W. 
in  B  vertritt.  —  3.  bildl.,  Schlappe  B;  S.  Syn.  Nilssi. 
Er  het  e"  chlei"  es  31,  übercho",  sein  Ruf  hat  einigen 
Schaden  gelitten  B. 


Mups  —  Tl.  Müeser  (selten)  —  Dim.  Müesli  —  n.: 
1.  „Speise  aus  dem  Gewächsreiche  L";  vgl.  Ge-Mites. 
.Ist  das  nit  g'schrift,  so  ist  gerst  nit  m.'  NMan.  ,Das 
M.,  Kraut,  olus.'  Red.  1662.  Heute  insbes.  breiartige 
Speise  zumeist  aus  pflanzlichen  Stoffen,  z.  B.  aus  Mehl, 
Hülsenfrüchten,  aber  auch  Obst  (s.  die  Zss.);  meist 
im  Gegs.  zur  dünnern  Brüefje"),  Suppe",  allg.  Syn. 
Bappen,  Sturm,  Tribel,  Zunnen.  RAA.:  Zucke*  zur 
Suppe",  süst  giH's  31.,  sonst  verdickt  sie  sich  B;  wohl 
s.  v.  a. :  man  muss  das  Eisen  schmieden,  so  lange  es 
wann  ist.  Vgl.  geben  (Bd  II  75).  Er  verdienet  nid 
's  Salz  i*  's  31.  Ineichen,  's  31.  ist  noeh  nid  lind.  ebd. 
Um  d's  31.  umtne*  gü",  ,um  den  Brei  herum'  Gl.  ,Der 
stellt  das  Beckeli  auch  nicht  verkehrt  unter,  wenn  es 
M.  regnet',  er  versteht  sich  auf  seinen  Vorteil.  Z  Frei- 
tagsztg  1890.  In  's  31.  g'heit,  pockennarbig  Bs.  ,Die 
Christen  kilch  isst  hie  weder  m.  noch  milch.'  UEckst.  ; 
vgl.  Milch-Häs  2  (Bd  II  1718).  ,Dann  wir  so  dick 
[oft]  umb  den  bryg  gefüert,  dass  uns  dises  muoss  nit 
ine  gelust.'  1529,  Abscii.  Man  habe  deutsch  mit  ihnen 
geredet,  ,das  muos  harus  geschütt.'  1530,  Strickl. 
,Heisst  das  nit  dem  rappen  muos  ing'strichen  V  von 
schwächlicher  Nachgiebigkeit  gegenüber  dem  Gegner. 
1532,  Strickl.;  ähnlich  1558/70,  LPfäff.  ,Du  liebst 
Eine,  die  will  dich  nüt,  das  M.  hast  du  bei  iren  ver- 
schütt.'  Wahrsager  1675.  31.  im  Wortspiel  mit  mues, 
muss  (vgl.  Muess  II),  um  die  zwingende,  harte  Not- 
wendigkeit auszudrücken:  's  M.  ist  e*  herti  Spis  und 
's  Sterbe"  ist  e"  herts  31.  AaE1h\  Da  isch  31.  a"  der 
Pfanne",  z.  B.  von  einer  Heirat,  die  wegen  Schwanger- 
schaft des  Mädchens  eingegangen  oder  beschleunigt 
werden  muss  S;  vgl.  31ues-Höchzlt.  Wott  öppe"  Äner 
[Einer]  Hochzit  ha"  und  ist  me  31.  a's  Suppe"  dra", 
passt  Jungfrau  bim  Verchönde"  schlecht,  doch  Fräulein, 
merksch,  das  passt  gad  recht.  ApLied.  ,Dass  der  Herr 
gesprochen:  Musst  nit  Christus  solches  leiden?  sollen 
wir  wüssen,  dass  dises  Muess  übergetan  und  gekochet 
sei  auch  uns.'  FWyss  1650.  31.  gut,  ist  über  Suppe" 
Ap;  B;  F;  GBern.,  G.;  Th;  Z,  31.  ist  nit  Suppe"  Bl!.; 
GA.;  U;  W,  nit  3Iilch  AALeer.,  kei"  Bappe"  ZGlattf., 
hei*  Chost  ZO.,  Not  kennt  keine  Wahl,  kein  Gebot. 
Ähnlich :  Wo  's  31.  a"gät,  hört  de  Bappen  üf  Z 
(Spillm.).  ,Ein  gels  müessli  von  milch  oder  wyss  von 
einem  göttiprot  oder  sunst  brot  gemacht.'  1495,  G 
Küchenordn.  ,Ein  geinües  von  haberkern  oder  grütz- 
mel  oder  brötis  müesli  wyss  oder  gel.'  ebd.  ,1m  spital 
soll  all  tag  einmal  ein  guot  m.  oder  gersten  gekochet 
und  ietlichem  inwonenden  husarinen  menschen  zwü- 
schen  der  nünden  und  zehenden  stund  vor  mittag  ein 
löffel  voll  (wie  der  sonderlich  darzue  gemacht  ist) 
gegeben  werden.'  Seil  Bettlerordn.  1524.  ,Ich  han  [den 
Rebleuten]  gen  in  die  reben  zu  essen  am  morgen  ein 
m.  und  ein  suppen  und  zimbis  Hasch  und  ein  suppen 
und  krut  und  wyn.'  1528,  HsStockar.  ,Man  mag  inen 
[den  jungen  Pfauen]  auch  müeser  machen  aus  allerlei 
getreit.'  Vogelb.  1557.  ,Jura,  brüejen,  das  ist  m., 
suppen  oder  derglychen  spys.'  Fris.  Wenn  die  Ge- 
meinde Böttstein  dem  Müller  half  den  Bach  einmachen, 
musste  er  ihr  ,ein  m.  gen  und  einen  hirs  kochen  und 
milch  zuesamen  tragen  im  dorf.'  1585,  ÄAßöttst.  Offn. 
,Wann  die  Eierdotter  zu  einem  Müesslin  oder  Brei 
kochet  werden.'  JJNI'isch.  1608.  ,Zu  heisse  Müsslein 
oder  Päplein.'  FWürz  1634.  ,Los  Müssle  anrichten 
und  bring  üss  [uns]  ein  Trünkle  Wyn  dazue.'  Kunkel- 
stuben    1655.     .Warm  M.  und   Erbskost.'    1687,  SPTBl 


I-'.' 


Mus.  mos.  inis.  mos,  ums 


190 


Waisenhaus;  s.  Chost  (Bd  111  547),  Vgl.  noch  in- 
giesscn  (Bd  LI  469),  Hafen  (ebd.  1007),  Ghübd  (Bd  111 
112),  chnöpfkcht  (ebd.  754),  CArw«  2  (ebd.  885/6). 
flfues  in  Verbindung  mit  2?ro(  erscheint  als  einfachste 
Kost  des  Armen  oder  Gefangenen:  .Der  spitalknecht 
mag  ganz  presthaftigen  und  alten  Inten  ein  müesli 
und  für  2  Schill,  brot  geben  und  alsdann  wider  fort- 
schicken.- 1447/88,  LMünster  Spitalordn.  .Der  kileh- 
her  soll  dem  hirten  den  winter  geben  zue  dem  brot 
m.'  1483,  ZDüb.  Offn.  .Wenn  unsre  Bürger  Einen  um 
Schulden  einlegen  tun,  dass  man  einem  solchen  nichts 
weiter  schuldig  sein  solle  als  M.  und  Brod  und  ein 
Stück  Fleisch  zu  jedem  Mahl  und  keinen  Wein,  son- 
dern Wasser.'  1495,  Bs  (Ochs).  .Die  frömden,  uss- 
lendischen  bettler  mögen  zur  eilenden  herberg  inkeren 
und  welicher  kumpt  vor  mittag,  dem  soll  zum  imbis 
m.  und  brot  und  ein  vierden  teil  einer  mass  wins, 
darzue  ein  crüzer  gegeben  werden,  darmit  soll  er 
demnach  fürbas  strychen  und  nit  übernacht  blyben.' 
Sch  Bettlerordn.  1524.  Unter  Androhung  von  Ge- 
fangenschaft ,by  m.,  brot  und  wasser'  wird  1542  in  Z 
das  Reislaufen  verboten  ;  vgl.  dazu  :  ,In  gfenknuss  ge- 
legt und  mit  wasser,  m.  und  brot  gespyst  werden.' 
Z  Mand.  1585.  ,[Für  Geldschulden]  zu  Wasser,  M. 
und  Brot  in  Gefängniss  enthalten  werden.'  1623,  Aa  Rq. 
,Die  Geltstraf  mit  Gefangenschaft  zu  Wasser,  M.  und 
Br.  abbüssen.'  B  Chorger.  1667.  ,Ein  armer,  der  nun 
zue  blosser  notturft  hat,  m.  und  brot,  was  im  Gott 
git,  und  darzue  täglich  übelzyt.'  Funkelin  1553.  ,Der 
Spitaler  soll  die  Bilger  mit  der  Speis  halten  also:  den 
gemeinen  Bruederen  geben  ein  Schüssel  mit  M.,  doch 
kein  Brot,  und  was  aber  gar  alte  oder  kranke  Brueder 
oder  Priester  seind,  denen  soll  er  zue  dem  M.  jedem 
ein  Stuck  Brot  geben.'  1674,  SchwE.  Klosterarch. 
Vgl.  noch  Mues-Hafen  (Bd  II  1014).  M.  und  Brot 
formelhaft  für  Beköstigung,  Lebensunterhalt  übh.  An 
(B),  i*  (Th;  Z)  M.  und  Br.  bi  Eim  si",  an  seinem 
Tische  leben.  Under  cm  M.  und  Br.  stä"  von  Ei"em, 
als  Knecht,  Magd  in  seinem  Dienste  stehen  S ;  Z. 
,Under  sim  31.  und  Br.  si",  suae  spontis,  sui  juris 
esse.'  Id.  B.  Söttig,  wo  Nut  hei",  müesse"  lere"  werche", 
dass  si  öppe"  einist  chönne"  ires  31.  und  Bröd  ver- 
diene". B  Dorfkai.  1868.  So  alt  icie  (als)  31.  und  Br., 
uralt  Aa;  Ap;  Sch;  Z.  .Antiquius  quam  chaos,  uralt, 
älter  als  M.  und  Brot.'  Denzl.  1716.  Kinder  erziehen 
,unz  dass  si  ir  in.  und  br.  selbs  mögend  gewiinnen.' 
XV.,  Aa  Offn.;  ähnlich  LLav.  1582;  1637,  AaB.  Erb- 
recht; 1747,  BSi.  Rq.  ,Wo  der  vatter  und  der  sun  in 
eim  hus  by  einandren  sind,  eins  in.  und  brots  unver- 
teilt,  die  gent  nit  nie.  dann  für  einen.'  1514,  S  Urk.; 
ähnlich  1530,  Absch.  IV  1  b  777.  ,Gib  uns  dyn  bene- 
dyung,  dass  wir  unser  m.  und  br.  mit  frid  und  ruew 
niessen  mögind.'  UWerdm.  1552  (Gebet).  ,Ich  nam 
Fürgschriften  von  fürnemmen  Herren  an  die  Herren 
von  Zürich,  dass  sy  mir  M.  und  Br.  im  Augustiner- 
kloster netten  gen,  als  sy  mit  vilen  frömden  Studenten 
ton  hant.'  Ardüser  1614.  .Kinder,  wann  sie  nicht 
mehr  under  der  Eiteren  Händen  und  Gewalt  und  von 
ihrem  M.  und  Br.  gescheiden  sind.'  SMutach  1709. 
,So  lange  als  der  Sohn  an  des  Vaters  M.  und  Br.  seie.' 
1768,  B.  ,Er  führt  einen  eignen  Rauch  und  ist  nicht 
an  seines  Vatters  M.  und  Br.'  ZWthur  Stadtb.  ,Die 
im  Spital  auf  M.  und  Br.  leibdingsweise  Angenom- 
mene.' Z  Ges.  1779.  ,Sein  Bedienter,  welcher  an 
seinem  M.  und  Br.  steht.'  S  Jagdverordn.  1808.     ,An 


ihrer  Meisterlenten  M.  und  Br.  stehen.'  1*09,  B  Dien- 
stenordn.  .Der  Altem  M.  und  Hr.  verlassen.'  Schweizer- 
bote  1824.  S.  noch  ledigen  (Bd  111  1079).  Spec. 
a)  =  Hdber-M.  1  Ar;  G;  Th.  Auch  =  Habtr-M.  2  GF.; 
THEgn.  Syn.  Mues-Melw.  ,Mehl-,  Mues-  und  Gesöd- 
handlung'  G.  Vgl.  den  Fluni.  Mues-Acker  TiiEgn. 
—  b)  =  Erbs-M.  Bs;  BoAa.  E"  herlig  31.  mit  kleine" 
Wirstli.  Bs  Fastnachtbl.  1896.  Auch  übertr.:  Erbsen 
und  Erbsenpflanze,  Bohnen  Bs;  SThierst.  Müesli  (IM.), 
grüne  Erbsen  Bs.  E"  h'ussbiff  mit  Miesli,  Biebli, 
Bluemkel  rings  umher.  Bs  Fastnachtbl.  1896.  .[Leute 
von  Reigoldswyl  haben  sich  geweigert]  den  Zehnten 
von  dem  auf  ihren  Feldern  und  Einschlägen  gepflanz- 
ten M.  zu  entrichten.'  1791,  Bs  Rq.  ,In  der  Mühle 
gibt  es  besondere  Muesmahlgänge.'  1817,  AAAar.  Zei- 
tungsins.  S.  noch  M.-Hüs  (Bd  II  1718),  Fast-M.  und 
M.-Zehend.  —  c)  =  Chost  II  3  (Bd  III  547)  „Aa;" 
BBe.,  Kirchb.;  VÜ;  „S."  —  d)  Mehlsuppe,  meist  mit 
Zusatz  von  Kartoffeln  L.  Vgl.  Schabi-M.  —  e)  Müesli, 
jedes  zarte,  mit  besonderm  Raffinement  zubereitete 
Gemüse;  Eingemachtes  Bs.  —  2. , Der  jährlichen  Haupt- 
mahlzeit der  Schusterzunft  in  Bern  gieng  in  der  Regel 
ein  Frühstück  oder  M.  voraus,  bestehend  aus  Suppe, 
Fleisch,  Eiern  und  einem  Trunk  Wein.'  B  Taschenb. 
1878.  —  3.  jede  breiartige  Masse,  z.  B.  von  Strassen- 
kot.  allg.  's  ist  Alls  ei"s  M.,  die  Wege  sind  ganz  mit 
Kot  bedeckt  Z.  Vgl.  noch  Fetz  (Bd  I  1148)  und  mues- 
lind,  breiweich.  .Die  Dewung  im  Magen,  die  alle 
Speisen  zu  einem  M.  machet.'  JRLandenb.  1608.  ,Dass 
alle  Berge,  Steine,  Erde,  Sand,  die  Tiere  usw.  zer- 
malmet und  so  zu  reden  in  ein  M.  verwandelt  werden.' 
JJSchedchz.  1708.  —  4.  übertr.,  träge  Person  Ap;  vgl. 
Pflaster,  Pläder. 

Amhd.  »mos,  (breiartige)  Speise,  Essen;  vgl.  ,muos-gadem, 
caenaculum.'  UwE.  Gloss.  Der  PI.  ,Müaer'  noch  Z  Ges.  1779. 
Zu  2  ist  daran  zu  erinnern,  dass  das  Frühstück  vor  der 
Einführung  des  Kaffees  allg.  aus  M.  und  zwar  nieist  aus 
Haber-M.  bestand.  Au  dieses  ist  wohl  auch  in  den  übrigen 
Belegen  aus  ä.  Spr.,  wo  M.  ohne  nähere  Bestimmung  er- 
seheint, in  erster   Linie  zu   denken.     Vgl.   Haber-M.    1. 

Eier-.  ,Man  machet  küechle,  eiermüeser,  jüssel, 
eierziger,  gebratne  milch  und  anders  dergleichen  ans 
den  eieren.'  Vogelb.  1557.  S.  auch  giggis-gaggis  (Bd  II 
167)  und  Geiss  (Bd  II  461).  —  Enimer-  =  i«werl 
(Bd  1  218).  ,Ein  brüey  von  e.  oder  ammelkorn  ge- 
kochet, sorbitio  alicae.  Kornmues,  brüeyen  von  ge- 
sottnem  körn  oder  derglychen,  als  von  e.  oder  von 
ammelkorn,  crenior  alicae.'  Mal. 

Öpfel-:  Apfelbrei  Aa;  L;  G;  Schw;  S;  Th;  Z. 
Ö.  und  Weie"  löt  sich  guet  z'sämme"  dreie"  [wickeln] 
AAZein.  Hinder-em  Ofe"  bin  ich  g'sesse",  bi-me"  sürc" 
(ehalte")  Ö.;  cha"*  (will)  mi"s  Schätzeli  nüd  vergesse", 
bis  ich  von-em  scheide"  mues.  Volksl.  Im  jüngsten 
Gericht',  einem  L  Drama  aus  d.  J.  1468,  werden  die 
Gerechten  im  Himmel  mit  Ä.  [einer  in  L  beliebten 
Speise]  belohnt.  ,Ain  geprätes  und  ain  öpfelmüesli 
oder  haberkernen  darzue.'  1495,  G  Küchenordn.  S.  noch 
Narr.  —  Öpfel- mues  er  m. :  Apfelsorte,  die  sich 
vorzüglich  zu  ü.  eignet  Th.  —  öpfel-müesig:  bloss 
mit  Ö.  [d.  b.  schlecht]  genährt.  Ne"  strauiger  Stier 
und  e"  ö-er  Ma"  zieh"  im  Hustage"  [Frühling]  kc" 
Strick  me  a"  S.     Vgl.  ep/len  (Bd  I  384). 

Herdöpfel-:  Kartoffelbrei  L;  Tu;  ZO.,  S.  Mit 
Milch  gekocht  oft  einziges  Gericht  auf  dem  Tisch 
ärmerer  Leute.  —  Erbs-:  Brei  aus  (dürren)  Erbsen 


•101 


Mas,  mes,  niis,  mos,  ums 


402 


Bs;  B  oAa.  —  Feiss-Mues.  in  aScHW  Feist-  = 
Fem  /(Bei  I  877)  GT.;  Schw;  ZO.f  In  GA.  feisses  M. 
Betr.  die  Zubereitung  s.  MLienert,  Mirli  7/8. 

Fast-,  Fasmis  =  Mues  1  c  SchwE.  „ Fastmiss  m., 
Gemengsei  von  Erbsen  und  Gerste  Schw;  Zg."  In 
ä.  Spr.  Fastenspeise,  bestehend  zumeist  aus  Hülsen- 
früchten. .2  mod.  ordei,  1  mod.  milii,  1  mod.  fabaruni 
aliisqne  omnibus  leguminibus.  quod  vulgo  sonat  vast- 
muose.'  1290,  L  Urk.  ,Das  vassmess  ze  Kriens  sond 
syn  11  .juart  bonen.'  XIV.,  L  Propsteirodel.  .Swenne 
die  bruoder  die  vrytage  dur  dz  jar  vastent.  su  sullen 
sü  vastmuose  essen.'  1314/21,  Orhensregel.  .Weizen, 
bonen,  birse,  fench.  erbsen  und  alles  fassmues  zelintet 
man  mit  dem  immi.'  1334,  L  Urk.  Ein  Malter  .fass- 
mues' besteht  aus:  ,1  mütt  erbsen.  1  in.  bonen,  1  m. 
hirs  und  1  m.  gersten.'  1405,  LSurs.  Urk.  ,Die  zeigen 
wider  Zofingen  und  wider  Rüteten  band  das  recht, 
wann  si  da  uf  der  brach  fassmuos  wend  buwen,  das" 
zwo  jucharten  die  tritten  inlegen,  so  zwüschen  inn 
lit.'  1472,  LReid.  Urk.  .Wäre  sach,  das  N.  N.  uf  der 
brachen  fassmuess  seygen  wollten,  sond  sy  ein  offen 
brachweg  lassen  usshingan  bis  in  das  holz.'  1494.  L 
Uiekenb.  Urk.  ,Die  summergersten  gehört  auch  in 
den  vasmuesszenden  (item  der  summer-eicher).'  1512, 
LPfäff.  Urk.  50  Mütt  .Vassmis'  in  die  Küche.  1528, 
Absch.  (unter  den  Ausgaben  des  Klosters  Muri).  ,Von 
Erbsen,  Linsen  und  anderem  Fassmuess  beziehen  die 
Saekträger  pr.  Sack  1  Kr.  Lidlohn.'  1079,  Aarauer 
Stadtordn.  ,Von  1  Becher  Mehl,  Salz,  Schnitz,  Kriesi, 
Xuss.  Kestenen,  Hanfsamen,  Fassmiss  und  was  man 
bei  dem  Becher  kauft  3  Angster  [Fuhrlohn].'  1736, 
UwE.  Vgl.  noch  Hirs  (Bd  II  1033),  Mttes-Korn 
(Bd  III  472). 

Mlid.  ix«»««»«»,  .Vasniis'  auch  noch  in  Urkunden  von 
MIC,  1465,  1480  und  bei  Edlib.,  .Väsmus.'  XVII.,  AaMuri 
Gesindeordn.  Fa>-  aus  ,Fast-'  wie  in  ,Fas-Naclit'  aus  ,Fast-N.'; 
doch  s.   Auui.   zu  diesem   W. 

Geier-  Gi-Schwaiiden;  GEh.,  Gere"-  GMarb., 
Geiss-  GlH.:  st.  Eier-M.  im  Kinderreim  Giggfijs 
gagg(i)s  G.  —  Gigeli-:  fingiertes  Gericht,  das  die 
Lachlust  weckt  L.  Syn.  G.-Suppen.  Do  hend  Alli 
säme"  (flachet,  a's  wi  wenn  si  G.  g'gesse"  fg'ha") 
hätti'd  LBerom.  —  Genfer-:  Gericht  aus  Mehl, 
Eiern,  Rahm,  Mandeln,  Citronen  usw.  Bs  Kochb.  1790. 
-  Grützen-Müesli.  .Ain  sülzli  von  vischen,  dar- 
zue  ain  gr.'  1495,  G  Küchenordn. 

Haber -Mues:  1.  Haferbrei,  früher  allgemein, 
bes.  als  Morgen-  und  Abendmahlzeit  genossen  (vgl. 
Haber  Bd  II  930),  in  neuerer  Zeit  mehr  und  mehr 
durch  den  Kaffee  verdrängt.  S.  noch  zügen.  Es  H. 
[so  dick],  das'  de  Löffel  drin  ufrecht  städ,  das'  me" 
•  hm ml  druff  tanze*  Z.  ,H.  und  Haberbrei  sind  gegen- 
wärtig auf  einem  reichen  Bauerntisch,  was  Kutteln 
und  Kri'is  auf  einem  Herrentisch  [d.  h.  etwas  Ver- 
achtetes]  und  mit  Unrecht,  Haberspeisen  sind  sicher 
nahrhafter  als  dünne  Kaffeebrühe  und  blosse  Kar- 
toffel.' Gotth.  ,[H.]  das  man  in  Dorf  und  Städten  ass, 
bevor  wir  schickten  Millionen  zum  Land  hinaus  für 
Kaffeebohnen.'  HSulzer.  E"  fridlechs  IL  im  ägne* 
Uns  ist  besser  als  Brüte"  im  Schenkhüs  TeTäg.  Du 
muest  na''1  [noch]  mängs  H.-Müesli  esse"  (■/,.  B.  bis  de* 
Stei"  g'lupfe"  magst),  zu  einem  Jungen,  der  einer  Lei- 
stung noch  nicht  gewachsen  ist  Z.  Als  Fastenspeise: 
i"  's  H.  liite",  vom  Läuten  um  ll1/*  Uhr  während  der 
Fasten  vor  Ostern  Schw.    Vgl.  Fast-Mues.   ,Nun  [nur] 


die  ein  stinket  h.  fressen  [d.  i.  arme,  geringe  Leute], 
die  triben  in  [den  Dekan  zu  ZSth.]  gern  dannen;  so 
habe  er  gsottes  und  brates  und  sy  müessen  in  den- 
nocht  han.'  1524,  Strickl.  .Das  erst  und  letst  [ist] 
allweg  h..  als  die  Allgöwer,  Sehwaben  und  Thurgöwer; 
da  machen  sy  zwerch  stopferbrei,  rörenbrei,  dünnen 
und  mancherlei  gekocht  von  h.,  etlich  als  dick,  das' 
ein  wolbeschlagner  gaul  darüber  lief  und  nit  hinein 
fiel.'  LFries  1546.  ,Ein  h.  sollt  eim  bass  tuon  in 
synem  hus.  dann  ein  rebhuen  an  eines  grossen  herren 
disch.'  Aal  1549.  .Alles  zu  beschreiben  machet  un- 
lustig und  stosset  ihm  [dem  Leser]  auf,  wie  man 
spricht,  wie  ein  übernächtig  H.'  JRLanhenb.  1008. 
S.  noch  H.-Krieg  (Bd  III  795).  Brummel-Brocken.  Ein 
H.-Hof  bei  AaKöII.  —  2.  Hafermehl,  -grütze  „AP; 
GT.;"  ZSchlatt.  Vgl.  Mues  1  a.  —  3.  gelinder  Rausch 
ÄALindenb.  —  haber-inuese":  Hafermehl  bereiten 
ZSchlatt. 

Hof-:  Gericht  aus  allerlei  Bestandteilen,  z.  B.  aus 
klein  geschnittenen  Kartoffeln  und  Rüben  gemischt 
GStdt  f.  —  Holder-:  aus  Holunderbeeren  gekochter 
Brei  Gi.Näf. ;  Z.  Er  gilt  als  heilkräftig  und  wird 
deshalb  als  Hausmittel  in  Form  von  Syrup  oder  Lat- 
werge aufbewahrt.  ,Das  H.  hilft  in  dem  Bauchwehe, 
wie  auch  den  Wassersüchtigen.'  JMuralt  1715.  Vgl. 
Holder-Bl liest.  —  Hirs-  s.  hirzen  (Bd  II  1664  l  und 
Hirs  (Bd  II  1633).  —  Chachel-,  meist  -Müesli  = 
'brätni  Milch  (Sp.  199);  auch  mit  Zusatz  von  Mehl 
und  frischer  Butter  AAZein.;  Bs.  Bes.  als  leichtver- 
dauliche Speise  für  Kranke.  —  Chuchi-:  die  im 
Kloster  bei  Tische  übrig  gebliebenen  Speisen,  die  in 
der  Küche  den  Armen  ausgeteilt  werden  UwE.  — 
Käfe°-,  Käfer-:  Zuckererbsen,  und  zwar  die  Spezies, 
die  mit  den  Schoten  gegessen  wird  Bs.  Syn.  Chäfen 
1  a  es  (Bd  III  159).  —  Choller-:  1.  ein  Wlss-M. 
(s.  d.)  mit  starkem  Butterzusatz,  mit  Vorliebe  von 
Köhlern  und  Holzfällern  zubereitet  ZO.  —  2.  eine 
Älplerspeise,  wesentlich  =  Chratzeten  4  (Bd  III  931), 
doch  auch  in  Butter  geröstet  statt  gebacken  VO;  W. 
In  Uw  unterschieden  als  Eier-  und  Mper-Ch.,  je  nach- 
dem Eier  zugegeben  werden  oder  nicht.  In  L;  aScuw 
tw.  mit  Zusatz  von  Essig,  damit  der  Teig  besser  auf- 
gehe.' ,Wir  wollen  beim  Besuch  auf  der  Alp  ein  K., 
Kidlen  und  Scheidziger  drin  haben;  ich  weiss  schon, 
dass  du  für  Fusterli  zu  hauslich  bist.'  Obw  Brief  auf 
die  Alp.  Ein  baumstarker  Mann  soll  jeweilen  zu 
einem  Ch.  '/z  Viertel  Mehl  gebraucht,  dann  aber  eine 
ganze  Woche  lang  nicht  mehr  gegessen  haben,  um 
1676,  AKüciil.  1886.  ,1  Kollermuespfanne.'  1693,  Obw. 
—  ('binde"- Gr,  Chinds-Mues,  -  Müesli  Ap;  GA.: 
Milchbrei  für  kleine  Kinder.  Syn.  Wiss-Mues.  .Dass 
dich  Gotts  Joseph  als  kindliniüeslimachers  schänd!' 
1520,  Egli,  Akt.  —  Chürbse"-:  Kürbisbrei,  etwa 
als  Nahrung  ärmerer  Leute  Z. 

Chirsi-,  Ghriesi-:  1.  Kirschbrei  Hl;  Schw;  Tu;  Z. 
Syn.  Chirsi-Brägel.  .Ankebröt  mit  Hung  und  Chr., 
ohne  welche  [in  Gl]  keine  Kilbi  gefeiert  werden  kann.' 
II Her/..  18*1.  Streit  .von  wegen  eines  rossysens  und 
kriesimuos.-  1528,  Egli,  Akt.  ,Botz  kr.!'  1579,  Bi- 
gandcs.  .Siedet  man  wie  ein  Kriesi-  oder  Holdermuss.' 
JJBreit.  1629.  —  2.  Kirschlatwerge,  -syrup  B;  L; 
Schw.  In  BSi.  besteht  das  (dort  sehr  beliebte)  Chr. 
uns  dem  über  schwachem  Feuer  mit  einem  Zusatz 
von  fettem  Rahm  eingekochten  Saft  der  kleinen  wilden 


193 


Mas.  mos.  mis.  mos.  nins 


191 


Bergkirsche.  —  3.  Durcheinander   SchwE.  —  3  wohl 

scherzh.   Entstellung  aus   Chni>ii-Mu«i. 

chirsch-muese":  Kirschmus  bereiten  BSi. 
Chls-:  1.  =  Ghäs-Vogd  (Bd  I  694)  B  nSi.  — 
2.  Haferbrei,  mit  Käse  gemischt  ApSt.  —  Chlei"- 
s.  Chleimis  (Bd  III  (346).  —  Lunge"-,  in  Ndw 
Lungge"-:  breiartig  gekochte  Lunge.  ,Tucetum,  ein 
gehäck  von  fleisch  wie  ein  1.'  Fris.  ;  Mal.  .Zu  dem 
nachtmal  [bei  einer  Festlichkeit]  gehept  voressen, 
lunggenm.,  demnach  snppen  usw.'  1551,  Ölhafen.  — 
Linsen-:  Linsengericht.  ,Die  evangelische  Wahrheit 
um  das  L.  der  Welt  vertauschen.'  SLütz  1756.  — 
Maie"-:  ein  zu  Anfang  Mai  übliches  Gericht,  das 
nach  dem  B  Kochbuch!  1756  (Nr  245)  aus  Eiern, 
Milchziger,  Butter  mit  Zucker  bestand.  .Zinstags 
nechst  vor  dem  meyentag  hat  man  [bei  Anlass  eines 
Jugendfestes  zu  Aarau]  einen  abendtrunk  uf  der 
stuben  getan  und  küechli  und  meyenmuss,  anken  und 
ziger  gehept.'  1551,  Ölhafen.  ,M.'  unter  den  Speisen  der 
Schauspieler  aufgezählt.  1571,  L  Osterspiel  (RBrand- 
stetter  1886,  33).  —  Usmach-:  grüne  Erbsen  BsStdt; 
, Brockelerbsen,    die  man  ohne  Schoten  isst.'    Spreng. 

Milch-:  1.  Brei,  aus  Milch  und  Mehl  (Hafermehl 
ZWald)  gekocht  Aa;  Gr;  GA.;  ZS.;  „Milchsuppe,  mit 
etwas  Wasser  verdünnt  und  mit  Butter  gewürzt  VO." 
,Zu  Milchmüsern  (Kinderpapp)  nehmen  die  Älpler 
ausser  dem  Mehl  halb  Milch  und  halb  Nidel.'  Steinm. 
1802  (für  Gl).  ,In  palmis  [Palmsonntag]  staupa  vini, 
m.  sint  uni  canonico.'  1293,  Z  Propsteiurk.  Wie  3t., 
ohne  Kraft  GW.  S.  noch  chotzen  (Bd  III  599).  — 
2.  charakterloser,  feiger  (GrEIi.),  unbehülflicher  (Gr 
Spl.)  Mensch.  —  Milch- Muesle"  f.,  -Muesli  m.: 
Person  mit  blasser  Gesichtsfarbe  GRHe. 

MSlw-:  (meist  dünner)  Brei  aus  gerüstetem  Mehl 
„VO;"  Seil;  Z.  —  mel-muese":  undeutlich  reden 
(wie  wenn  man  Mehlbrei  im  Munde  hätte)  ScnSt. 

Bri-melw-,  Brimel-:  Haferbrei  SciiStdt.  Viell. 
hieher  auch:  ,Anno  1596  hat  herr  kammerer  N.  N. 
den  zehnt  verliehen  zu  Nieli  dem  Jak.  Suter  um 
35  malter  hofmäs,  zwei  teil  körn  und  ein  teil  haber, 
2  mütt  roggen,  1jt  viertel  erbs,  '/»  v.  honen,  '/*  v. 
brümmelmuos  und  100  wellen  strauw.'  1596,  LHochd. 
Pfrundrod.  —  Nidel-:  Schlagsahne,  oft  mit  einge- 
brockten Brotwürfelchen,  eine  Speise  der  Sennen 
GRHe.;  GO.  —  Böne°-  =  Muesle  B.  Brei  aus  Bohnen 
AALeer.  Drei  Böne"  gend  es  B.  Vgl.:  , Die  Menschen 
geniessen  dürre  Bohnen   in  Müseren.'   AHöpfn.  1788. 

—  Buttle"-:  Brei,  Eingemachtes  aus  Hagebutten  B. 

—  P luder-:  „Gemengsei,  verwirrte,  hässliche  Sache 
Z."  ,Die  Tochter  wird  durch  dieses  Bl.  [das  bezüg- 
liche Falliment  des  Vaters]  umb  Sack  und  Pack  ge- 
bracht.' 1724,  Z  Gerichtsweisung.  Vgl.  .Blodermus' 
bei  Gr.  WB.  II  141.  —  Plump-i"'s-Mues  m.:  Tölpel 

SCHSt. 

Blaset-,  Bläst-:  (Brei  aus)  Hafergrütze,  die  so 
zubereitet  wird,  dass  man  den  Hafer  in  einem  dazu 
besonders  eingerichteten  Ofen  zwischen  zwei  Feuern 
röstet  und  erst  nachher  schrotet  m  und  oTh. 

Eig.  .geblästes'  M.;  vgl.  das  entsprechende  'blaset  Brot 
unter  Wüten. 

Platte"- Müesli=  Chachel-M.,  doch  in  der  Regel 
ohne  Mehlzusatz  AaWto1ü.;  Bs;B.  —  Brueder-Mues: 
1.  „Bettlersuppe. "  Bei  R.  und  CMeyer  1650  will  der 
Tod  den  Bettler  ,zum  grossen  Br.'  führen.  —  2.  „ekel- 


haftes Gemengsei  von  übriggebliebenen  Speisen."  Vgl. 
Ghuehi-M.  —  Brants-:  in  viel  Butter  braun  ge- 
rüsteter Mehlbrei  Gl.  Jeder  will  wüsse",  wie  's  g'sin 
ist,  eb  er  schw  selber  heig  g' atmet  und  Hr.  g' gissen 
und  Büerum.  An  der  Linth  1852. 

Brut-:  ,Brei  von  feinem  Mehl  und  Milch,  wor- 
unter, wenn  er  bald  ausgekocht  ist,  Zucker  und  Saffran 
gerührt  wird'  Bs  (Spreng);  Näheres  über  die  Zube- 
reitung s.  Bs  Kochb.  1790,  58.  Syn.  gel'"!  Bappe";  vgl. 
Spüsen-M.  ,Br.,  das  man  [am  zweiten  Hochzeitstage] 
schon  anstatt  des  Weinwarms  darstellt.'  FPlatt.  1612. 
,Reis  oder  Brautmus  in  zweien  Blättlen.'  1628,  BsStdt 
(obrigkeitl.  Speisezettel  für  Hochzeiten).  —  Vgl.  ,Buch 
von  guter  Speise'  S.    17. 

Rabe"-:  Brei  aus  weissen  Rüben  Z. 

Side"-Müesli:  Brei  aus  Maizena  (B),  Milch 
(Rahm).  Eiern  und  Zucker  Bs  (Spreng);  B;  ZHettl. ; 
in  B  mit  Zusatz  von  etwas  Vanille  oder  Kirschwasser. 
Syn.  Chachel-M.  A:  Mach  doch  z'  Mittag ;  aber  viach 
nit  so-n-es  G'schlargg  [Geschmiere]  wie  gester.  B:  E 
du  Meisterlos'.  Das  isch  ja  S.  g'si".  MWalden  1884. 
In  BsStdt  jetzt  =  Mues  1  e.  —  Sfde*  bezeichnet  das  Feine, 
Köstliche;  vgl.  Side'-Beri. 

Süre-Mues  s.  Suremus.  —  Süess-  =  Chäfen-M. 
Bs;  SThierst.  Wenn  S.  und  Usmach-M.  einander 
blühen  sehen,  d.  h.  zu  nahe  beisammen  stehen,  so 
artet  Jenes  aus,  wird  zähe  Bs.  —  Schabi-:  Suppe 
aus  frisch  geröstetem  Mehl  und  roh  geschabten  Kar- 
toffeln L.  —  Schmalz-:  breidicke  Mehlsuppe  mit 
starkem  Butterzusatz,  beliebteste  Speise  für  Säug- 
linge Gr;  GSa. 

Schröter-:  sehr  nahrhafter  Brei  aus  feinem  Mehl, 
mit  Ei  oder  Rahm  GrAv. 

So  benannt,  weil  die  Tiroler  Holzfäller  (.Schröter')  den 
Brei  zu  bereiten  pflegen;  vgl.   Choller-M. 

Spüse"-:  Brei  aus  geröstetem  Mehl  und  Milch 
Gr  (Vassali);  vgl.  Brüt-M.  —  Spittel-:  ältere  Be- 
zeichnung einer  aus  den  Einkünften  des  .Spittels'  zu 
UwStans  während  der  vier  Wintermonate  verabreich- 
ten Spende  an  die  Armen,  bestehend  aus  einem  Erbsen- 
mus; jetzt  ein  Gericht  aus  Mehl,  Reis,  Erbsen,  Kar- 
toffeln, Käse,  Butter  und  Sp.-Suppe"  genannt.  S.  auch 
Uw  Gem.  97.  —  Hagstecke"-:  scherzh.  Bezeichnung 
eines  schnell  gekochten,  groben  Mehlbreies  ScnSt. 
-  Talp-i°'s-Mues  Bs  (Spreng);  BBe.,  Tamp-  GW., 
Tapp-  G;  ScHSt. ;  THSteckb. :  schwerfälliger,  unbe- 
holfener Mensch,  Tölpel.  .Tölpisch,  talpissmuoss,  un- 
geschickt, der  niener  zue  kein  gnad  hat.'  Mal.  ,Ein 
Dapp  ins  Muss;  es  steht  ihm  übel  an,  camelus  saltat.' 
Mey.,  Hort.  1692.  —  Türgge"-:  Maisbrei  Gr;  GSa.; 
ZO.  E"  Pfanne",  wo  e*  feissts  T.  zittertet,  heiss  üf- 
blöterlet  und  da  %md  dort  e"  Gülleli  Schmäh  jiirc"- 
sütterlet.  G  Kai.  1886.  S.  auch  z'sämme'-chlepfe"  (Bd  III 
677).  —  Trübe"-,  Trubel-.  ,Treubelmuoss  oder  trau- 
benlatwery,  defrutum.'  Mal.  ,Nimm  tribelmuss.  einer 
nuss  gross.'  Bs  Kochb.  1592.  , Eingesottener  Wein, 
ein  Traubenmuss.'   Önol.  1707. 

Wiss-  Zg;  ZO.,  Wis-  Ap;G;  Z:  nahrhafter  Brei 
aus  Milch  und  feinem  Mehl,  bes.  für  kleine  Kinder. 
Auch  „Mehlklösschen"  Ap.  ,Dantur  fercula  et  wis- 
muose.'  1360,  Zellw.  Urk.  Jtern  am  Mittwochen  zu 
Morgen  ein  wysses  Muoss.'  1612,  L  Sondersiechenordn. 
,Die  Zuchteltern  schickten  der  Tochter  namentlich 
alle  Montage  Weissmns.'  um  1696,  ZWthurNeuj.  1871 


495 


Mas,  nies,  mis,  mos,  mils 


496 


,Die  Kinder  essen  mit  der  dünnen  Milchspeiss  gemein- 
lich  des  Tages  auch  noch  zwei  Weissmüsslein.  Diese 
Müsslein  werden  aus  Milch  und  Mehl  oder  gerieben 
Brot  gemacht'  Müralt  1697.  .Weissmuss  oder  Brei, 
in  Milch  gekocht.'  Z  Anl.  1771.  —  .Grossvatter- W. 
Man  macht  ein  gemeines  Weismuess,  tut  Zucker, 
Zimmet  und  Citronen  hinein.'  1820,  ZZoll.  Kochb. 

Zeiger-:  den  Zeigern  am  Schluss  eines  Schiessens 
verabreichtes  Mahl  Z  (Dan.).  —  Zucker-:  \.  =  Chä- 
fen-M.  BsStdt.  —  2.  (grau,  gel"  Z.)  gemeine  Erbsen 
SThierst. 

muesen:  1.  Mues  werden  oder  sein,  z.B.  von 
Äpfeln,  Gerste,  Reis,  die  sich  leicht  zu  Brei  zerkochen 
lassen  ScHSt.;  Z;  in  Bs  (lt  Spreng)  auch  von  Erbsen. 
Die  Öpfel  muese'd  gern.  D'  Bire"  muese'd,  wenn  sie 
,teig'  sind  Z.  Es  gibd  Bröd,  wo  mueset,  und  anders, 
wo  bappelet  [sich  zu  Klümpchen  ballt],  bei  der  Ver- 
wendung zu  Suppe  ÄAEhr.  Unpers. :  es  mueset,  es  ist 
kotiges  Wetter  Z.  —  2.  Mues  kochen  Ap;  GrD.,  statt 
Milch  oder  Suppe  BHk.  —  3.  essen,  die  Mahlzeit  ein- 
nehmen Ap;  BKirchb.     Ge"  m.l   Ruf  zum  Essen  Ap. 

—  4.  Brei,  Kataplasmen  auf  eine  Geschwulst  legen 
Gl;  GrD.;  GSa. 

abend-:  zu  Abend  essen.  XV.,  AvBonstetten.  — 
üf-  =  muesen  4  GrD.,  Pr.;   GSa.;   SchwE.   —    ver-: 

1.  intr.,  zu  Brei,  breiweich  werden  Ap;  Sch;  Z.  Die 
Türe'  vermuese'd  ganz,  ine"  mues-e-s'  moste",  von  ,teigen' 
Birnen  Z.  ,Lass  die  Äpfel  kochen,  bis  sie  vermuesst 
sind.'  1820,  ZZoll.  Kochb.  ,Sie  haben  öpfel  geschnitzlet, 
in  einem  kessel  gesotten,  dass  man  sie  in  einen  teig 
knetten  köndte,  doch  nicht  gar  zermuesen  lassen.' 
Wurstisen  1580.  —  2.  tr.,    zu  Brei   zerdrücken    oder 

^erkochen  Ap;  Sch;  Th;  Z.  ,Mit  dem  kallen  gab  er 
"so  ein  grossen   streich   uf  Feragus   hopt,   dass   er  im 

den  ganzen  köpf  zermuosset.'  Morgant  1530. 

Mueser  m.;    1.  Müller,    der    Hafermehl   bereitet 

jiiTii.     Als  Geschlechtsn.    ,Peter  M.'  1491,  U  Urk.  - 

2.  Dim.,  Mueserli  =  Mues-Ueli  2  (Bd  I  185)  ApH. 

Muesete"  f.:  1.  breiartiges  Gemenge,  Geschmier  Z. 

—  2.  unverständliches  Reden  GRPr.  (Kuoni). 
Muesi  f.:  Hafermühle  iuTh. 
(ge-)muesig:  breiig  G;  Z. 

Muesle"  Btw.;  L,  Wiesle"  BoAa.,  oE.,  Stdt  —  f.: 

1.  meist  e"  rechti,  dicki  M.,  korpulente  Frauensperson, 
bisweilen  mit  der  Nbvorstellung  des  Unbehülflichen, 
auch  Unreinlichen.  Syn.  Schmutteren,  Duntlen.  ,Sein 
[des  Pfarrers]  Weibchen,  welche  unter  die  Klasse  der 
freundlichen  M.  gehörte.'  Gotth.  —  2.  Muesle",  Kuh- 
name  Ap  (Merz  1836). 

muesle":  1.  tr.  oder  intr.,  weiche,  saftige  Früchte, 
z.  B.  Kirschen,  mit  den  Händen  oder  (beim  Essen)  mit 
dem  Munde  unordentlich  zerdrücken  und  sich  dabei 
beschmieren;  mit  dicker  Flüssigkeit  unachtsam  um- 
gehen, „schmudeln"  Ap;  „L;u  G;  Nnw.  Syn.  mosten. 
Er  mueslet  Alles  under  enand  G.  Du  mueslist  die 
Ghriesi  wiest,  du  m.  sehen  mit  dene"  Chriesene"  Ndw.  — 

2.  undeutlich  (als  ob  man  Brei  im  Munde  hätte)  reden, 
auch:  Alles  unter  einander  reden  Gl;  GA.,  W. 

ver-  =  rer-muesen,  intr.  und  tr.  Ap;  „L;"  GA.,  G. 
Zu  weiches  Obst  vermueslet  Ap.  Bes.  häufig  im  Ptc. 
ter-mueslet,  breiig,  „schmudelig",  z.  B.  von  Beeren. 

Mueslete"  f.:  1.  Geschmier,  unsauberes  Durch- 
einander  Ap;  GW.  —  2.  unverständliche  oder  unge- 
ordnete Rede  GW. 


Muesli  m.:  1.  unordentlicher  Esser,  bes.  von 
Kindern  G.  —  2.  Einer,  der  aus  Unbeholfenheit  un- 
deutlich oder  sinnlos  durcheinander  spricht  G;THEgn. 
Dicker  und  zugleich  etwas  einfältiger  Mensch  Tu; 
langsamer,  träger  Mensch  ApK.,  M.;  energieloser,  auch 
niederträchtiger  Mensch  GStdt.  Auch  abgeschwächt: 
en  alter  M.,  alter  Kerl  G.  —  3.  Geiferläppchen  für 
Kinder  ApH.,  M.;  Gl  (St.b). 

mueslig:  1.  breiartig  GF.,  G.  —  2.  von  Menschen, 
trag,  energielos  G. 

G*-mües  n.:  Koll.  zu  Mues.  1.  Hülsenfrüchte, 
Grütze.  ,Dass  man  die  ding  bestell  mit  hering  und 
grüenen  und  tignen  fischen,  och  darzuo  gmuos,  das 
allweg  in  trogen  syg.'  1495,  G  Küchenordn.  .Käs, 
ziger,  schmalz,  muesmel  und  ander  gemües.'  G  Mscr. 
,Die  Ausfuhr  des  gedörrten  Übses  und  Gemüsern.'  Bs 
Mand.  1770.  Spoc.  Ackerbohne,  Vicia  faba  Bs.  Vgl. 
Mues  Ib.  —  2.  wie  nhd.,  allerlei  grüne  Zukost  zum 
Fleische,  allg.  Suppe",  Fleisch  und  G.,  Bezeichnung 
guten,  bürgerlichen  Mittagstisches.  S.  auch  Fleisch 
(Bd  I  1221).  —  3.  Brei.  ,Das  fleisch  diser  schneggen 
gesotten  gibt  ein  rot  g.,  als  ob  es  gefärbt  wäre.'  Fiscbb. 
1563.  ,So  ist  der  gemein  Brauch,  dass  man  ein  Ge- 
müse, Terbant  genennt,  von  Bruchstein,  Wallwurzen 
oder  andern  Sachen  gemacht,  umb  den  Bruch  schlegt.' 
Würz  1634.  —  4.  bildl.,  Gemengsei,  Durcheinander, 
Gewühl  Bs.  's  schittled  d'  Bletter,  und  das  G'mies  am 
Boden  alles,  reo  verdorrt,  hängt  in  de"  Kleidli  do  und 
dert.  MEYER-Mer.  G'sehsch,  durch  all  das  G.  laufen 
und  drucke" -si  durche".  Breitf.nst.  Abschätzig  von 
einem  Häuflein  kleiner  Kinder:  ,Was  die  Kinder  trie- 
ben, das  bekümmerte  sie  [die  Eltern]  nicht;  sie  waren 
froh,  wenn  das  G.  draussen  herum  hudelte.'  Breitenst. 
Syn.  Ge-schmüder. 

Suppen-Hafen-:  Kohl,  Rüben,  Kartotfeln,  zs.  mit 
dem  Fleisch  gekocht  BsStdt.  —  Kaffe-:  verächtlich 
für  Kaffee  mit  Brocken.  ,Wie  die  N.  N.  [beim  Früh- 
stück] ihr  K.  ausbrocket.'  Sintem.  1759.  —  Zue-: 
1.  =  Gemües  1.  ,Dem,  der  Z.  ins  Haus  einkaufen  will, 
sollen  die  Schift'meister  ein  Röhrlein  [kleine  Tonne] 
führen.'  1541,  Absch.  , Neben  dem  Wein  hat  dis  Länd- 
lein auch  allerlei  Getreid  und  Z.  als  Weizen,  Habern, 
Erbis,  Bohnen,  Linsen,  Fenchel,  Heiden.'  Gbler  1625. 
—  2.  wie  nhd.  allg.  Speck  und  Rippli  zum  Z.  Z 
(scherzh.).  Bildl.,  Beigabe,  Anhängsel,  z.  B.  scherzh. 
von  den  vom  Metzger  auf  die  Wage  geworfenen  Zu- 
taten Ndw.  De"  llose*chranz  mit  Z.  hei"  si  'bettet. 
JRoos  1892.  Er  glaubt  au'*  nid  a"  's  Z.,  hält  nicht 
viel  auf  Zeremonien.  Sprww.  1824. 

Ge-müesel  n.:  durch  einander  geworfene  Dinge, 
Abfälle  Bs.  Am  Waldsaum  lit  e"  Hufe"  G.  z'sämme"- 
'treu.  Hinuerm.  1866.  ,Uen  Speck  mit  G'müesel  räu- 
chern, mit  Geniste,  einem  Gemisch  von  Spänen,  Staub 
und  anderm  Kehricht.'  Spreng.  —  Vgl.  auch  ,Gemüsel' 
hei    Gr.    WB.    IV    1,   3293. 

müesele":  1.  „nach  Brei  riechen,  schmecken  Sch; 
Z."  —  2.  betrügen  Bs  (Spreng). 

Nach  Spreng  bedeutete  2  eig.  ,im  Kleinen  oder  nach  und 
naeh,  gleichsam  hei  Milslein  oder  erbsenweise  betrügen  |vgl. 
Muet  I  l>  | . ' 

Mueser  m. ;  Kochschäufelchen,  um  Speisen  in  der 
Pfanne  zu  rühren  oder  zu  wenden  BHa. 

G"-müeset  =  Gemües  1.  ,Cicercula,  phaselum,  ein 
g.'    KdGessner  1512.     .Allerlei   samen   und   gemüeset 


497 


Mas,   liirs.    inis.   mos,   Hills 


!!>■-■ 


kreüter  durch  einanderen  gesäyet .  farrago.'  Fitis. 
,Fisch,  Obs.  Gemüeset  und  andere  essige  Spysen.'  Z 
Mand.  1650. 

e  i  "-in  ü  es  1  e° :  (spöttisch)  allein  haushalten,  ab- 
gesondert leben  Übw.  —  Ei"müesler:  Person  (nieist 
Junggeselle),  die  ei'müeslet ;  oft  mit  dem  Nebenbegr. 
lies  Sonderlings  Ow;  Zu.     Syn.  Eigen-Brötler. 

Müesler:  spöttisch  von  Einem,  der  mit  Vorliebe 
oder  nur  Mues  isst  Sch  (Eirchh.).  Entsprechend 
Habcr-M.  Scn,  Müch-M.,  neben  M.-Muesler  GRPr. 
(auch  als  Spottn.  der  Serneuser). 

Ge-müesler:  wahrsch.  Verkäufer  von  Hülsen- 
früchten. .Pfister.  Pastetenbeck.  Müller.  Schiffleut 
und  G.'  bilden  die  Gesellschaft  der  , Pfister'  zu  Luzern. 
SiMML.-Leu  1722. 

Muess  I  f.:  1.  Mues,  Spielraum,  spec.  der  Raum 
auf  der  Wippe,  den  spielende  Kinder  einander  ge- 
währen, um  sich  das  Gleichgewicht  zu  halten  AaBö.; 
Ap;  BO.;  L;  GA.,  Sa.;  ScHSt. ;  Th;  UwE.;  Z.  Syn. 
Spazifg).  So  sagt  das  eine,  das  leichter  ist  oder  zu 
weit  nach  der  Mitte  hin  sitzt,  zum  andern:  Du  hast 
me  M.  oder  z'vil  M.  [das  Übergewicht];  ich  mues  nie 
M.  ha";  du  nutest  mir  ml  M.  ge".  Ahnlich  gibt  der 
Fuhrmann  dem  schwächern  Zugtier  me  M.,  d.  h.  einen 
längern  Teil  des  Arms  der  Wage.  Dlx.  —  2.  Müsse, 
freie  Zeit  PAL  Mid  scheni  Muessu',  a  bell'  agio.  „Bi 
Mitessern,  gemächlich,  gleichs.  mit  aller  Müsse  W." 
,Er  habe  im  etwa  gelt  geben  und  dann  etwa  nüt; 
dann  er  nüt  allweg  der  m.  gehept.'  1526,  Egli,  Akt. 
.Nulluni  habeo  docendi  locura,  ich  hab  kein  wyl,  noch 
statt,  noch  m.'  Fms.  .Alles  mit  genügsamer  Mues 
und  nach  fiyssigem  Erwägen.'  1600,  L  Rq. 

Amhd.  muoße  nur  in  Bed.  2.  Zu  1  vgl.  Gr.  WB.  VI 
2771.  litis  Volk  lehnt  das  W.  in  dieser  Bed.  nach  Laut- 
f'irin  und  Geschlecht  (so  weit  Dieses  übh.  bezeichnet  wird) 
an  Mues  an;  vgl.  G'mües,  ferner  Suppe".  —  Zu  der  W  adv. 
Formel   unter   2   vgl.   nihd.   mit  muoäen. 

Un-,  bzw.  U"-,  0"-  (in  Bs  auch  Unne'-,  in  BBrisl. 
Ue-jMuess  Bs;  B;  GRPr.;  L;  GG.,  W.;  SchwE.;  S;  Z, 
-Mues  Aä;  Ap;  Bs;  GA.;  Sch;  Th;  Uw;  Z,  Önues  BsL. 
-  f.  B;  Gr;  L;  S;  Z,  n.  ÄP;  Bs ;  GA. ;  Sch;  UwE.: 
1.  Mangel  an  Müsse,  infolge  Überhäufung  mit  (andern) 
Geschäften.  .U.  halb  ich  es  kümmerlich  zuewegen  ge- 
brocht hab.'  1475,  Bs  Chron.  ,Ich  hab  vor  u.  das 
büechlin  nit  mögen  wider  lesen;  es  mögend  noch  vil 
nie  Feier  [als  angegeben]  darin  syn.'  Zwingli.  ,Die 
bischof  und  äbt  könnend  Gottes  wort  von  u.  nit  ver- 
kündigen, sy  müessend  grösserem  obligen,  nämlich 
hoche  schlösser  buwen  [usw.].'  Kessl.  —  2.  Geschälte. 
Mühe,  Plage,  allg.  , Occupatio,  negotium.'  Id.  B;  vgl. 
Gang  1  b  «.  (Bd  II  338).  Er  ist  gar  i"  der  U.,  er  ist 
sehr  beschäftigt  BG.  D'  Lüt  si"  cho"  wandle"  durch 
d'  Gärte"  und  d'  Felder  uss-im  Stadtgragöl  und  uss-im 
tägligen  U.  Breitenst.  ,Wenn  der  Mann  ins  Wirtshaus 
gehe  und  die  Frau  daheim  im  U.  lasse.'  ebd.  Das  ist 
en  U.!  eine  mühselige  Arbeit,  Sache  GG.  Muess  und 
U.  ist  wider  enand.  Sülger.  's  ist  nid  Alls  Profit 
[z.B.  beim  Handel],  me"  hat  au'"h  vil  U.  Th;  Z.  ,Sie 
hätten  keine  Kinder  haben  wollen  von  wegen  der 
Kosten  und  der  U.,  die  solche  verursachen.'  Schwz. 
Unterhältdngsbl.  1853.  Bes.  von  den  Bemühungen 
bei  Empfang  und  Bewirtung  von  Gästen  B;  Z.  Ich 
han-i  iez  vil  V.  ane'g'macht,  sagt  ein  Gast  zum  Wirte 
Z.  0  heid  nid  U.,  ne  vous  derangez  pas!  BHa.  ,Ein 
ieglich  rat  soll  täglich  klag  hören,  swenne  er  sitzet, 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


swa  cr's  von  u-en  getuen  mag.'  1324,  Z  Ratserk.  ,Zue- 
dem  es  ouch  in  aller  u.  ist  der  ern  halb,  und  es 
mengklichem  nit  w-ol  kumpt  zue  reisen.'  Eulib.  .Ihu- 
durch  mengerlei  Schadens  und  u.  entsprunge.'  1511, 
AAWett.  Klosterarch.  (häufige  Formel).  .Vadianus  hetti 
üch  gern  geschriben,  wo  er  nit  mit  so  vil  u.  beladen.' 
1526,  Absch.  , Geschäft,  händel,  u-en  sument  und  irrent.' 
1539,  B  Rq.  ,Die  u.,  unruow,  negotium,  occupatio,  im- 
peditio,  difficultas,  obstaculum.'  Mal.  .Nachdem  ein 
vogt  arbeit  und  u.  mit  synen  vogtkinden  g'hept  hat.' 
1572,  Scaw  Rq.  ,Mein  Vatter  hatt  Dischgänger  und 
allerlei  U.  im  Haus.'  FPlatt.  1612.  .In  U.  und  Un- 
glegenheit  kommen.'  Kunkelst.  1655.  .Wegen  der  [bei 
einem  Prozess]  verursachten  Kosten  und  U.'  1711,  B 
Ordnung.  ,Für  Schmutz,  Kocherlohn  und  U.  6  fl.' 
1718,  Zg  Rechn.  ,Es  ist  mir  leid,  Ihnen  so  viel  Un- 
musse  zu  verursachen.'  Sinteh.  1759.  In  einer  Z  Urk. 
Ende  XIV.  gibt  U.  lat.  onus  (i.  S.  v.  Servitut)  wieder. 
—  3.  „Begattungstrieb  der  Kühe  GrA."  —  4.  un- 
ruhiger. Andern  lästig  fallender  Mensch,  bes.  von 
Kindern  Ap;  G;  Sch.  Syn.  Un-Buew.  De  bist  e"  recht 
U.  ScHNnk.  —  5.  Geschlechtsn.  ,Hans  U.'  1412,  Z. 
JIhd.  unmuoße  in  Bed.  1  und  2,  die  sich  übrigens  in 
den  ä.  Belegen  schwer  aus  einander  halten  lassen.  Das  säch- 
liche Geschl.  ist  viel),  durch  Anlehnung  au  Mues  oder  an 
Synn.  wie  G'seherCei),  G'schäft  hervorgerufen.  Nach  einer  An- 
gabe wäre  das  W.  in  Bslsch  auch  m.  Entstellungen  wie 
<;„„,.  bi.'w>'isi.Mi  für  die  Isoliertheit  des  W.  im  Sprachbewusst- 
seiu  des  Volkes.  3  von  dem  unruhigen  Wesen  der  Rinder 
in  der  Brunstzeit. 

Chatze"-:  =  Muess  1  ZHorg. 

muesse°  I:  der  Müsse  pflegen,  von  der  Arbeit 
ruhen.  ,Do  man  die  mäder  sach  iezt  m.  in  dem 
touwe.'  1386,  Sempacherlied. 

u"-:  1.  sich  mit  Etwas  abplagen,  z.B.  mit  Bitten 
BO.  Mir  müessen  dem  Bueb  e"  nüu-i  Chappe"  choufen, 
er  hed  nitre"  lang  um  eini  g'ummuessed  BR.  —  2.  mit 
Geburtswehen  kämpfen,  dabei  unruhig  sein,  stampfen, 
von  Kühen  BHa.  Auch  von  Menschen:  Si  het  selii:li,!' 
g'ummuesset,  es  war  eine  schwere  Geburt.  —  Dir.  Abi. 
von    Un-mue88. 

ent-:  refl.,  sich  enthalten,  aufgeben.  ,Sich  vom 
Studieren  e.,  nicht  aus  Unwillen  gegen  den  studiis, 
sonder  Mangel  der  Hilf.'  1722,  Mise.  Tig. 

ver-:  refl.,  sich  verweilen  W. 

G'-miies  n. :  =  Muess  1  Z. 

müessig  (in  GRSpl.  -s'-),  in  BE..  0. ;  WLötsch. 
muessig:  1.  wie  nhd.  allg.  .Giselschaft  leisten  mit 
einem  gueten  m-en  [unbeschäftigten,  freien]  pferd.' 
1543,  L  Urk.  ,Die  muosigen  Ross  gen  Melchsee  tuen.' 
1629,  Obw  Rq.  —  2.  m.  gä",  mit  Gen.  (Acc.)  S.  oder  P., 
sich  von  Etw.  fern  halten,  sich  nicht  auf  Etw.  (mit 
Einem)  einlassen  Aa;  B;  Gr.  Mit  den  Worten:  Muest 
desse"  m.  gä"!  sucht  ein  Vater  seinen  Knaben  von 
Ungehörigkeiten  abzumahnen  BE.  [Er  möge]  d'ere" 
Zug  m.  gä",  es  heig  im  Niemer  Nüt  druf.  Gotth.  ,Es 
wäre  besser,  du  giengest  des  Meitli  m.'  JMüller  1860 
(AASuhr.).  Sehr  häufig  bes.  in  den  Geschichtsquellen 
des  XVI.:  .Fremder  herren  m.  gan',  sich  mit  aus- 
wärtigen Fürsten  und  ihren  Händeln  nicht  abgeben, 
spec.  nicht  Kriegsdienste  bei  ihnen  nehmen.  —  3.  in 
räumlichem  S.,  leer;  vgl.  Muess  1.  ,Wenn  er  kumpt, 
so  findet  er's   [das  Haus]   in.'    1531/1707,  Matth.  12. 

all-:  Adv.,  „gemächlich,  gleichs.  mit  aller  Müsse. 
(iiiiid  tiunime"  a.!  GSa.;  Schw;  U."    ,Es  [das  gefesselte 


499 


Mas,  nies,  mis.  mos,  ums 


: 


Gespenst]  gieng  a.,  als  ob  es  die  band  kum  tragen 
möchte.'  LLav.  1569;  dafür  1670:  .gemach.1 

u"-müessig:  1.  a)  von  Personen,  rastlos  (tätig). 
geschäftig,  unruhig  B.  ,Hans  von  Rechberg  was  gar 
u.  in  disen  geschaffen.'  Edlib.  ,Du  bist  unmüessiger 
dann  Käterli  Küngli,  die  sass  nun  jar  an  einer  bad- 
stuben  ze  hus  und  hatt  nie  wyl,  das  sy  sich  einest 
erwuosch.'  Gyrenr.  1523;  vgl.  Sprww.  1824,  138.  ,Dann 
da  der  bös  [Satan]  gar  u.  ist.'  LLav.  l.r>69.  —  b)  von 
Geschäften,  mühevoll,  lästig  UwE.  —  c)  von  der  Zeit. 
L'-i  /Zu,  da  man  Arbeit  vollauf  hat  B;  W.  ,Wo  einen 
anderen  Karrer  und  Melcher  her  nehmen  gerade  in 
dieser  u-en  Zeit'?'  Gotth.  .In  der  unmüssigsten  Zeit 
das  Bett  hüten  müssen.'  Schwz.  Unterhaltungsbl.  1860. 
,In  disen  selzamen  loufen  und  u-en  [unruhigen]  zyten.' 
1585,  S  Verordn.  ,Kein  Aarauer  Markt  fiel  in  eine 
u-e  Zeit,  Heuet,  Ernte,    Herbst  usw.'    1701,  Aa  Gem. 

—  2.  aufgeregt,  unwillig  BO.  Es  cha""-mich  (üben  eso 
u.  machen,  wenn  denn  en  Ding  niene*  ist,  toe"-mu  's 
brüchti  BB.  —  3.  „vom  Rindvieh,  brünstig  GrA."; 
vgl.   Un-muess  3. 

müessige"  I  müessege"  GF.,  G.,  miessge"  Ni>w: 
mit  Acc.  („auch  Gen.")  P.  oder  S.,  meiden,  sich  ent- 
halten. Er  cha""  d's  Sjtile"  nüd  m.  GF.,  G.  Si  viU-e" 
nüd  m.,  sie  will  den  Umgang  mit  ihm  nicht  aufgeben, 
ebd.  's  Wirtshüs  m.  Nnw.  Auch  „refl.  mit  Gen. :  Du 
musst  dich  dessen  m."  So  häufig  in  unserer  ä.  Spr. ; 
s.  gotisieren  (Bd  II  217). 

u0-:  viel  geschäftig  sein,  sich  eifrig  bemühen,  oft 
ohne  entsprechenden  Erfolg  UwE. 

e"t-:  refl.  =  sich  ent-muessen  BM.,  Si.;  „Sch." 
,Beid  Parteigen  sollen  sich  diser  schädlichen  Händlen 
e.'  1674,  ZMeil.  Urk. 

ver-ent  vert-:  =  dem  Vor.  Ap  (selten). 

be-:  tr.,  =  dem  Vor.  Ap.  Mit  Gen.:  ,Menigklich 
solle  gewarnet  sein,  dis  Lasters  zu  bemuessigen.'  G 
Mand.  1057. 

Müessigi  f.:  Müssigkeit.  ,Die  zwytracht,  die 
swäche,  die  müessige,  die  armut.'  Ansh.  —  ,Miiessig' 
(1498,  Ap  Erbauungsb.)    ist  viel],  als  .Mnessing'  zu  fassen. 

müesslich:  gemächlich  (z.B.  gehen)  W. 

all-:    allmählich  U.     Si  chemeH  a. 

ge-:  mit  Müsse,  langsam.  ,Lass  es  g.  kochen.' 
Vogelb.  1557.  —  all-.  .Das  gricht  Gottes  hueb  an 
uns  allgemüesslieh  heimsuechen.-  HBull.  1557. 

Muess  11,  Mues  n.:  das  Muss,  die  Notwendigkeit 
Aa;  Bs;  L;  Sch;  Th;  Z.  Es  ist  es  M.  derbi,  ein  zwin- 
gender Umstand  Aa;  L;  Z.  Es  ist  kes  M.,  es  steht 
frei  Th;  Z.  's  ist-mer  e"  M.,  ich  tue  es  wider  Willen 
Bs.    Vgl.  auch  Mues  1.   —   Big.   1.  und  3.  Sg.  Präs.  von 

in  Henne". 

mu  esse"  II  Gr  ObS.,  müesse"  I  AaF.,  Ke. ;  B;  F; 
GRpr.;  L;  PRima;  Ni>w;  W;  ZS.f,  miiese"  Bs;  Gl;  Gr 
Pr. ;  GA.,  Ta. ;  Th;  Z,  mose"  Th,  müene"  TnEgn.,  möne* 
ScHRams.  —  Präs.  Ind.  1.  3.  Sg.  muess  BM.;  GRPr.;  P, 
mues  AaF.,  Ke.;  Bs;  BE.;  GRPr.;  GA.,  Ta.  (mues-er 
GA.,  mue-n-er  GTa.);  UwE.;  W;  Z,  mos  Ap;  Th, 
mue(n)  TuEgn.,  Hw.  (unbetont  mö);  ZW1.,  mu  Sch,  mö 
SchScIiI.,  mö  ScHNnk.,  Rams.  (vor  Voc.  meist  mit  -n) 

—  2.  Sg.  muest  B;  GRChur,  D.;  GA.,  Ta.;  P;  Tu;  W; 
'/,,  möst  Ar;  Tu.  muesch  Bs  —  PI.  müessend  GrI'i., 
müesse(n)  B;  P;  W,  müese"  Bs,  mucnd  GTa.,  mund 
TnAltnau,  möd  TnEgn.  (mö-mer),  mücnt  L,  müend 
(müeim)  mer)  Aa;  BsStdt;   Gl.  (neben  muend,    müed): 


HA.:  Schw;  Th;  Z.  mund  ScnSchl..  nmuil  Ap  (auch 
mand.  mimt);  Tu;  ZStall.  -  < * •  > nj .  1.  3.  Sg.  mües  Aa;  Bs; 
B;  TnHw.  (selten);  Z.  »lös  Ap;  TuHw.  —  2.  Sg.  müesist 
B;  Tu;  Z,  mösist  Ap;  Tu.  mieseh  BsStdt  —  l'l.  müesid 
Tn;  '/,,  mosid  Ap;  Tu,  müesse"  B,  miese'  BsStdt  — 
Prät.  Conj.  müesst  Aa;  BsStdt:  B;  S;  Z.  miessti  BsStdt; 
\V.  mösst  TnHw.  —  Ptc.  g'miesst  Gu  ObS..  g'mäesse" 
FS.,  sonst  meist  wie  der  Inf.:  1.  wie  nhd.  .müssen' 
zur  Bezeichnung  äusserer  oder  innerer  Nötigung.  Wer 
muess,  hed  Jce*  B  cUi.  Ineichen.  Wenn  's  muess  si",  si> 
schick  dich  drl".  ebd.  Miiese'  macht  müge*  GBern.;  vgl. 
Sp.  28.  Müesen  tue'-mer  no'h  nit,  wir  haben  noch  freie 
Wahl  Gr.  Mer  müend,  mer  m.,  mer  m.  fürt!  spricht 
die  Trommel  bei  einem  Truppenaufgebot  ZZoll.  (Ja) 
ich  wett  auch,  das  ich  müesst  [sc.  Das  tun],  warum 
nicht  gar!  Tu;  Z.  D'ra"  m.,  d'ra"  glaube"  m.,  sich  etwas 
Bitterem  (bes.  dem  Sterben)  unterziehen  müssen  Z. 
Muess-es  derdürehab  (-dürchüf)  si" ?  Grussfrage  an  bergab 
(bergauf)  Gehende  BM.;  Z.  Mues 's  wider  heim  si"? 
Bs,  mues-es  fscho"  wider)  si"?  Bs;  B;  Tu;  Z,  formel- 
haft zu  einem  Gast,  der  sich  zum  Aufbruche  anschickt. 
Er  mues  allewil  g'chi/let  ha",  er  kann  nicht  anders 
als  immer  zanken  B;  Th;  Z.  Die  händ  wider  e'mol 
m.  zfisle"!  heisst  es  etwa,  wenn  es  irgendwo  brennt 
Th.  ,'s  wird  müssen  sein',  das  Verhängniss  wird  kom- 
men müssen.  GGotth.  1599.  , Welche  sich  alle  Tag 
füllen  und  sprechen:  Wir  wüssen  nit,  wann  wir  daran 
müssen,  wollen  uns  deshalben  lassen  wol  sein.'  JJBkeit. 
1629.  ■ —  2.  wie  nhd.  .sollen'  zur  Bezeichnung  einer 
(sittlichen)  Verpflichtung  u.  ä.  Du  muest  Das  (nüd) 
tue",  ge",  sah"  usw.  Ir  müend  aurh  folge"!  zu  Kindern 
Bs;  B;  Th;  Z.  Er  mues  Nut  hä",  soll  Nichts  bekommen 
B;  Th;  Z;  vgl.  3.  Muest  ha",  wenn  d'schwigst,  ironische 
Abweisung  einer  Bitte  oder  Aufforderung  BsStdt;  B; 
GrD.;  ähnlich:  muest-denn  g'ha*  ha*!  ZZoll.  Mues-iih 
(dir  Eini  haue")?  droht  man  Einem,  indem  man  gegen 
ihn  zum  Schlage  ausholt  (meist  scherzh.)  Bs;  Tu;  Z. 
ähnlich  zu  Kindern:  Mues-dich  nc"?  Bs;  B;  Th;  Z.  »irt- 
n-irh  bös?  wobei  man  eine  rasche  Bewegung  gegen  sie 
ausführt  Th.  ,Wo  müend  wir  hin?'  Aal  1549.  .Svn 
schwätzen  kümbert  mich  nit  vil,  syn  danten  muess 
mich  noch  nit  zwingen.'  ebd.  .Das  Haubt  muess  [beim 
Reden]  nicht  immerzue  gnappen.'  HKei.ler  1729.  — 
3.  wie  nhd.  .sollen'  i.  S.  des  lat.  dicitur;  meist  im 
Conj.  Z.  Er  mues  g'seit  hä".  Er  mues  (mües)  Nüd 
ha",  er  soll  Nichts  besitzen.  Du  muest  (müesist >-<lr'' 
schandbar  üfg'füert  hü".  —  4.  wie  nhd.  .mögen'  in 
Wunschsätzen.  ,So  müesse  es  Gott  trüwlich  erbarmen  !  • 
Rdep  1550.  .Davor  du  mich  behüten  müssist.-  St 
Meinrad. 

Die  Formen  zeigen  ähnliche  Verkürzungen  wie  bei  den 
Übrigen  Hülfszeitwörtern ;  vgl.  die  Aum.  zu  mögen  (Sp.  II11!. 
Die  Schwächung  des  m  zu  «  kann  auf  der  Stellung  hinter 
langem  Voc.  (vgl.  Anm.  zu  ässi'c/  Bd  I  500)  oder  auf  der 
vorwiegenden  Unbetontheit  des  W.  im  Satze  beruhen;  auf 
Letztere  muss  jedenfalls  die  Reduktion  des  m  zu  o  urspr. 
zurückgeführt  werden.  Zum  Schwund  des  »  vgl.  Beitr.  'J'2,  220, 
wo  auch  der  Fall  von  lassen  >  tan  anzuführen  gewesen  wäre. 
Aus  ä.  Lit.  seien  noch  angeführt  die  Formen:  ,muond(t).' 
1479,  AaWett.  Klosterarch.;  JMahl.  1G74,  ,mnnd.'  1545,  L; 
s.  auch  grimmen  (Bd  II  733).  Ptc.  .g'müessen.'  ThFrickart 
1170;  GGotth.  1619.  Betr.  die  Bedeutungsübergange  vgl. 
die    Anm.    zu   .■/,,,„,„„    (IM    III    :','H). 

muesse"  III,  „auch  müesse"  II":  (Eine"  oder  O« 
F.im)  .Imdn  zwingen,  nötigen,  bes.  mit  Bitten  quälen  Aa 
Leer.;  Gl;  „LE.;  Si  hw;  Zo."    Syn.  nuten.    .Nit  wychen 


501 


Mas    ums.    Mass— musg.    Maxell-  musch 


502 


dann  geniuosst.'  1522,  Strickl.  ,X.  N.  sprach  zu  brneder 
Hansen,  dem  kuchenraeister :  ir  muest  mir  fleisch  ko- 
clicn.  Antwort  brneder  Hans:  ir  sollt  mich  nit  muessen, 
ich  kann  nit  fleisch  kochen.'  1529,  Bs  Chr.  .Welcher 
den  andern  wyter  [zum  Trinken]  m.  oder  nöten  wurde.' 
1560,  Zg  Rq.  .Nicht,  wie  vil  vermeinen,  dass  almosen 
genennet  werde  vom  muessen.  das  einer  darzue  ge- 
muesset  oder  gezwungen  werde.'  SHochh.  1591.  ,M., 
zwingen,  nötigen.'  Red.  16(32.  .Ein  freiwillig  Gelübd, 
darzue  ihn  Niemand  muesset.  Niemand  nötet.'  FWtss 
1(17';.  .Zu  einer  unbillicheu  Sach  gemusset  und  ge- 
zwungen.' JJUlr.  1727.  ,So  der  Fronde  die  Buess 
auszurichten  nit  im  .Stand,  solle  Solcher  von  einem 
der  Räten  gemuesset  werden .  bei  seinem  Eid  zu 
schweren  usw.'  1756,  Sch  Rq. 

üf-muese":  aufnötigen  Ap. 

an-muesse":  Einen  um  Etw.  angehen,  ersuchen 
BBrisl. 

muessge"  AiLeer.,  St.,  Z.  1815  (bes.  an-m.),  miies- 
sige"  II  Gl;  L;  UwE.  (auch  miessge")  =  muessen  III. 
.Mit  Herzog  Maximilians  gernussgetem  [erzwungenem] 
willen.'  Ansh. 

be-muessigen:  veranlassen.  , Die  von  S  und  wir 
haben  einen  friden  bemussget  für  uns.'   1383,  Absch. 


mausge:  essen,  schmausen  B. 


Masch  -  musch. 

Mäscli2  Z,   Marsch  ZO.,  Wl.  tw.  (Dim.  Märschli), 

Masche'  Aa;  Bs;  Gr;  L  (in  Berom.  -*'-) ;  G,  Marsche" 
AAFri..  Masche"  BBrisl.  —  f. :  Masche.  1.  beim  Stricken, 
allg.  E"  M.  In"  falle".  Bildl.  Da  isch  e"  M.  g'falle", 
etwas  Ungeschicktes  vorgefallen  Gr.  Es  ist-em  e"  bösi 
M.  g' falle',  schlimm  ergangen  G.  —  2.  aus  Bändern 
geschürzte  Schleife,  als  Zierde  weiblicher  Kleidung 
Aa;  BBrisl.;  L;  Z.  Sie  wird  meist  hinten  getragen; 
daher:  uf  a"  M.  (je",  Streiche  auf  den  Hintern  G.  — 
3.  Masche  im  Fischer-,  Jägernetz,  bzw.  dieses  selbst 
L;  Z.  .Fallen-  oder  Mascheniegen  ist  verboten.'  Aa 
Jagdges.  1838.  ,Die  meschen  sont  sy  [die  Fischer] 
füeren.  als  ir  gesatzt  und  gewonheit  ist.'  1421,  L  Ratsb. 
.Man  soll  nit  bretten,  dann  anderthalb  hundert  mä- 
schen  in  einen  Spaltung  und  einen  riemen,  der  zwanzig- 
mäschig  seie,  und  sollen  der  Spaltung  vier  auf  ein- 
andern  sein  zu  einer  wand  oben  und  der  ander  unden 
und  soll  die  wand  haben  30  klafter.'  1512,  Fischer- 
einung  auf  dem  ZSee  (SchwE.  Klosterarch.);  s.  auch 
Summer-Garn  (Bd  II  423).  ,Rara  retia,  die  gross  mä- 
schen   habend.-    Fris.  —  4.  faule  Schwätzerin    GWe. 

Mhd.  manche  iu  Bed.  3.  Vgl.  auch  das  syD.  Lälick  (Bd  III 
1530).  Über  die  weitere  Verbreitung  der  Forin  mit  ä  s.  Gr. 
WB.  VI  1694,  wo  aus  Mal.  auch  ein  Neutr.  ,Mäsch'  belegt 
ist.    Das  ä  erklärt  sich  wie  in  jachen,  Flaschen,  Tünchen  usw. 

Fächtli-  Z,  Fädeli-  GrHc.;  Z:  =  Fädi-Lätsch 
(Bd  III  1531). 

Mäschel  I  m. :  Masche  am  Fischergarn.  ,Die 
Maschen  (der  Mäschel)  der  Netze  und  Garne  sollen 
genau  nach  dem  Masse  der  Meyengedinge  sein.'  B 
Fischerordn.  1537.  .Die  M.  von  allen  Garnen,  so  die 
Fischer  zum  Fischfang  gebrauchen,  sollen  sie  nach 
der  bestimmten  Grösse  verfertigen  lassen.'  ebd.  1765. 
S.  noch  HTürler  1895,  10. 


Mäscher  1  m.:  Teil  eines  Fischernetzes.  B  Fi- 
scherordn.  1510/48;   s.   Maien-Garn  (Bd  II  422). 

Etwas  Anderes,  nämlich  der  PI.  des  in  der  Aiini.  zu 
MiUch  erwähnten  Neutr,   MtUck,   scheint  vorzuliegen   in  der 

Stelle:  .In  allen  rinnenden  Gewässern  sind  abgestellt  alle 
Bärren,  deren  Ring  oder  Mäscher  kleiner  sind  als  dieser 
King  [folgt  in  Linien  gezeichnet  ein  Quadrat].'  1546,  B 
Fischerordn. 

Maschelen  BsL.,  Mdsch,  „Mesch  Sch;"  ScHwMa., 
Mäusch  ZNiederwen.,  Muschel  II  Aa  (in  Fri.  neben 
Meschel);  Bs;  B;  „L;"  S,  Mischel  B  oSi..  Mäschele", 
Meschele"  I  BsL.;  B;  „W  (f.)",  Masche"  I  ScHNnk.. 
Schi.:  ZGlattf.,  Ner.,  Rafz  (-&-),  W.,  Maschgel  GW.; 
Scu  Kl..  Maschgelt  GSa.,  We.  —  m.:  1.  weiblicher 
Hanf,  im  Gegs.  zum  Fimmel  (Bd  I  826)  die  groben, 
starken  Hanfstengel,  allg.  Syn.  Samen-Hanf  (Bd  II 
1439).  Bast  von  weiblichem  Hanf  SStarrk.  —  2.  männ- 
licher Hanf  BsSchönenbuch  (Seil.). 

Zur  Etymologie  und  zum  Sachlichen  vgl.  die  Anm.  zu 
Fimmel.  Der  inlautende  Spirant  ist  überwiegend  *-;  nur  in 
B  herrscht  s1  vor.  Die  Form  Muusch  ist  wohl  vom  homon. 
Ailj.  mansch  beeinflusst.  Nach  einer  (allerdings  nicht  un- 
verdächtigen) Angabe  wäre  Bed.  2  auch  für  GSa.  anzusetzen. 

Mäschelte":  gem.  Kratzdistel,  Cirsium  olerac.  L 
Knutw.     Syn.  Matt-Scharten. 

ver-niasclie".  dim.  -mdschle":  durch  einander  men- 
gen, z.  B.  Erdbeeren  mit  Zucker  und  Wein  GRChur. 

Mascliigge"  f. :  verächtlich  für  Maschine,  Einrich- 
tung übh.,  Machenschaft  Bs. 

Das  W.  wird  vom  Volk  als  Entstellung  aus  Maschine" 
empfunden ;  doch  dürfte  es  eher  mit  dem  2.  Teil  der  folg. 
Zss.  identisch   sein. 

Laternen-Maschigge11:  lanterne magique BsStd t. 

maschi'n(e)le° :  mit  der  (Näh-) Maschine  arbeiten 
Bs;  B;  Z.  Auch  tr.  Bs;  B;  Z.  E"  Schöss,  e"  Nase"- 
lumpe"  m. 

Maschi'ne"  f.:  1.  Maschine,  mechanische  Ein- 
richtung übh.  allg.  —  2.  spec,  mechanische  Baum- 
wollspinnerei oder  -Weberei  Gl;  GA.;  ZO. ;  Syn. 
Fabrik.  Was  ist  das  do  unne"?  Hä!  Das  ist  e"  M., 
do  cha""-mer  Bauele"  spinne".  KMey.  1844.  's  Löters 
Annebab  ist  hei"'  cho"  us  der  M.  Stutz.  —  3.  Stick- 
rahmen Ap.  —  4.  gemalter  Hanswurst  aus  Pappe,  der 
bei  einem  guten  Schusse  hinter  der  Scheibe  aufhüpft 
Ap.  Vgl.  Gauggler  3  (Bd  II  172).  —  5.  beleibte, 
schwerfällige  Person  BsStdt;  Sch;  Z  (Dan.). 

Der  inlautende  Spirant  ist  im  Allg.  s-,  nur  für  Bs  und 
B  ist  s'  bezeugt.  Dem  letztern  Orte  eigentümlich  ist  auch 
die  Rückziehuug  des  Acc.  auf  die   1.  Silbe. 

Röse°chranz-:  spöttische  Bezeichnung  einer  Bet- 
schwester L. 

Pröbli-:  Haspel  zum  Abwinden  der  zu  ,pröbeln- 
den'  Seide  (Probeseide)  Z. 

Send-  B,  Absend-  Z:  Vorrichtung,  womit  die 
Entfernung  der  Schüsse  vom  Zweck  gemessen  wird. 
Vgl.  Gotth.,  Erz.  und  B.  I  326. 

Tünkli-:  =  Bröt-Mülli  (Sp.  190)  Z. 

Maschinler:  Arbeiter  in  einer  Fabrik,  bes. 
Spinnerei  ZO.     Vgl.  Fabrikler. 

Mäsch2el  III  ÄAZein.  f-ä-J,  MäscWe'  II  ZW.,  Mä- 
sch2er  II  Aa  oF.;  L  —  m.  (in  ZNer.  f.),  Mäschle"  „Bs;" 
S  (tw.  -«-),  Wäsch'le"  S,  Märsche"  AABrugg,  Mär- 
sch(e)le"  Aa;  S  —  f.,  Marsch  AALeugg.,  Märschli  (Dim.) 


503 


Hasch,  inescli,  misch,  mosch,  musch 


504 


AaBL.:  Name  verschiedener  im  Wasser  oder  an  feuch- 
ten Orten  lebender  krebsartiger  Tierchen,  a)  Floh- 
krebs,  Wasserfioh,  Gammanis  pul.  Aa  (auch  Bach-M.): 
Sj  ZW.  —  b)  gem.  Wasserassel,  On.  (Asellus)  aqu. 
AAZein.;  Bs;  S.  S.  auch  Gipsen  (Bd  II  395).  Syn. 
llniiDien-Chalb.  —  c)  gem.  Mauerassel,  On.  mar.  Aa 
oF.;  „LG.;"  S.     Vgl.  auch  Maser. 

Das  W.  hängt  viell.  mit  .Masche'  zusammen,  mit  Bez.  auf 
die  maschenartig  sich  schlingenden  Tiere. 

Mäschel  IV  BO.;  „LE.;  S;"  WRaron,  Mäscher  III 
„in  >.;"  L;  .8-  —  m.,  „Meissel  n.  Uw",  Mäschle"  WV„ 
„Meschele"  II  W"  —  f..  Mäschi  n.  Obw:  Name  einer 
Krankheit.  1.  Kolik,  Bauchgrimmen  „BO.;  L;  S;" 
Uw;  W,  insbes.  bei  Mannspersonen  (im  Gegs.  zur 
Muelerigi)  BHk.;  W.  Syn.  3täschel-We.  Auch  vom 
Rindvieh  W.  Diarrhöe  Obw.  ,Mir  gieng  der  bitter 
schweiss  us  und  der  meschel  stiess  mich  der  stund 
an.'  um  1520,  B  (Gfo.).  ,Du  findst  oueh  hilf  für  mä- 
schel, rotschaden,  krimen  im  buch.'  HvRüte  1532. 
, Mäschel  oder  Mutterweh.  Für  den  M.'  XV11..  li 
Arzneib.  (Birl.).  —  2.  Asthma  L.  Er  häd  de"  M.  uber- 
cho",  z.  B.  vom  Essen  frischgebackenen  Brotes.  Vgl. 
Blatt. 

mäschlig:  1.  mit  der  Kolik  behaftet  BO.;  „LE.; 
S."  —  2.  Bauchweh  (Mäschel-Büchwe)  verursachend, 
von  schlechtem  Trinkwasser,  seltener  von  Speisen  BR. 

Bed.  2  lässt  einen  Zusammenhang  zwischen  Mäschel  III 
und  IV  vermuten.  Verschluckte  Wassertierchen  (bes.  As. 
aqu.)  hauen  nach  dem  Volksglauben  schlimme  Folgen  für 
den    Unterleib. 

Mansch  m. :  Teil  der  Eingeweide  beim  Rindvieh 
SchwE. 

Mansche"  f.:  1.  sauertöpfisches  Gesicht  LG.  — 
2.  grosser  Kopf.  ebd.  —  Vgl.  das  Syn.  Munschen  (Sp.  340) 
und   Fr.   Ztschr.   VII   357. 

mausche":  1.  mit  vollen  Backen  kauen  AALeugg.; 
LG.;  ThHw.  (-i--).  Syn.  manschen  (Sp.  336).  Üim. 
„mäuschfeße",  zum  Schein,  ohne  Appetit  essen  Schw." 
—  2.  undeutlich  reden  TuHw.  —  3.  heimlich  naschen 
(in  ObS.     Syn.  manischen. 

Mauschi  I  m. :  wer  mit  vollen  Backen  kaut  ThHw. 
En  Brut-,  Öpfel-M. 

mauschle":  1.  =  mausehen  1.  ,Nebend  aussen 
stehen  und  zusehen,  wie  die  Andern  mauscheln.' 
UBrägg.  1780.  —  2.  =  mauschen  3  Gl  (mit  dem  Nbbegr. 
des  Gewohnheitsmässigen);  „G;  Vw." 

Mäusch  I  m. :  Einer,  der  sich  (heimlich)  den 
Mund  mit  (genaschtem)  Brot  voll  gestopft   hat    GW. 

Mansch!  II:  1.  in.  a)  Spottname  der  Juden;  Scha- 
cherei  übh.  ScHSt.;  S  (-i'-J.  Falschspieler  S.  —  b)  un- 
beholfener, nachlässig  und  verkehrt  angezogener 
Mensch  S.  -  2.  n.,  träge,  unreinliche  (S),  einfältige 
(GMels;  S)  Weibsperson;  übh.  verächtliche  Bezeich- 
nung einer  Weibsperson  SchwE.  ,Das  Einsiedler  M. 
[gieng]  mit  einem  Gulden  zur  Kartenlegerin.'  AHartm. 
1855.  —  In  Bed.  1  a  kommt  auch  bei  uns  (Aa;  B;  Gr;  S; 
Tb.)  ,Mauschel(i)'  vor. 

Öpfel-Mausch'i:  =  Chrauschi  (Bd  111  8(35)  SBib. 

ChrauschM-:  verstärktes  Chrusi-Musi  BBrisl.;  S. 

Zibele"-:  Speise  aus  zerschnittenen  Zwiebeln,  ilie 
in  Butter  geröstet  und  mit  Brot  vermischt  werden  SBib. 

mansch2  AaEIh-.;  ScHSt.;  Tu;  ZAuss.,  Dättl.,  Rafz, 
Wl.,  möusch  ZLunn.,  Stdt,  maisch  ZElgg,  Wtliur.  mösch 


Ar;  BR.;  Gl;  Gr;  GT.;  „W;"  Zu.,  mäschem  BG.,  wiü- 
schig  I  BHa.,  möschg  Ar;  GStdt(auch  möschgi?),  „aschig 

L":  1.  a)  trockenfaul,  von  Übst.  bes.  Äpfeln  „L;"  G; 
Tu;  Z.  De'  Öpfel  ist  müschg(i')  GStdt.  .Murb.  morw, 
teig,  mäusch,  mitis,  mollis,  fraeidus.'  Red.  1002.  — 
b)  =  gefosen  (Bd  I  1083),  von  Rüben.  Rettigen  BG.; 
Th.  —  c)  morsch,  schwammig,  rotfaul,  von  Holz  Aa 
Ehr.;  Ap  (mösch);  BO.;  Gl;  Gr;  GT.;  Sch;  Tu;  Z. 
Bei  Weinstöcken,  die  man  im  Frühjahr  zu  spät  von 
ihrer  Winterdecke  befreit,  werden  die  Keckhaut  der 
Schosse  und  die  Augen  .mäusch.'  Sch  Weinbau  1880,  20. 
,An  einem  feuchten  Ort  meusch  oder  faul  werden.' 
JBOtt  1736.  —  d)  „alt  und  mit  einem  scharfen  Ge- 
schmack und  hochgelbem  Aussehen,  von  Käse  BO." 
-  e)  möschg,  durch  Feuchtigkeit  verdorben,  stockig, 
von  Leinwand  ArM.  ,Möschgi's  (sc.  Zug),  ehedem  ein 
Wollentuch,  dessen  Farbe  zwischen  Grün  und  Gelb- 
braun die  Mitte  hielt'  ArL,  H.,  K.  (Tobl.).  —  2.  „übertr. 
vom  Menschen  im  phys.  und  mor.  S.  Sch;  Th." 

Vgl.  (g')mauch  (Sp.  57),  mSUch  (Sp.  213).  Über'  die 
Qual,  des  Voc.  geben  unsere  Angaben  nicht  durchweg  sichere 
Auskunft.  Maisch  entspricht  dem  ä.  Lautstand  der  betr. 
Gegenden,  wornach  urspr.  äu  durch  ai  vertreten  wurde.  Zu 
möschem  vgl.  das  syn.  wesem.  Bei  mösch(ig)  scheint  z.  T. 
Anlehnung  an  das  homon.  Mösch,  Messing,  stattgefunden  zu 
haben. 

.Mansch  II  m.:   Faulenzer  SchSL     Du  füler  M.I 

niesch*ünt,    in    Z    auch    meschant:    unverschämt, 

schändlich  Bs;  Gr;  Th;  Z.  En  m-er  Kerli,  Knute". 
En  m-er  Garte",  voll  Unkraut.  Die  m-i  Kaffitasse*, 
e"  iväre"  Kibel.  Schwzii.  (Bs).  —  Frz.  michant.  Die  ab- 
weichende Bed.   bewirkt  durch   Anlehnung  an  Schand. 

G'meisch:  halb  verbranntes  Stroh,  Heu  u.  ä.  BsL. 

Mischet  m.:  1.  „Mischgetreide  L;  Scu ;  Zg;  Z." 
Vgl.  M.-Ghorn  (Bd  III  -172)!"—  2.  mischfarbiges  Tuch. 
Ende  XVHI.  wurde  in  B  auch  beim  Personal  des  Me- 
dizinalwesens eine  unterscheidende  Kleidung  einge- 
führt: .heiter  grauer  M.  mit  schwarzem  Aufschlage 
und  gelben  Knöpfen.'  vRodt  1834. 

ver- mischen:  reff,  gemeinsame  Sache  machen. 
,TJass  sich  Zürich  mit  denen  von  Waldshut  vermischt 
habe  und  denselben  Beistand  leiste.'  1524,  Absch. 

mischle"  AaF.,  Ke.;  Ar;  Bs;  B;  GF.,  G. ;  Ndw  ;  Z, 
mäschle"  BsL.;  Sch,  möschle"  F,  mischtle"  L;  S;  Uw, 
mischgle"  GnMai.,  Pr.;  GMels:  mischen,  in  allen  An- 
wendungen des  schriftd.  W.  D'  [Spiel-]  Charte"  m. 
allg.  .Das  ist  deine  Sache,  darein  mischle  ich  mich 
nicht.'  Gotth.  Aso  c"  Mischgli'g  ca"  GröM  und  Witz. 
GFient  1896.  S.  üs-geben  (Bd  II  85),  götschen  (ebd. 
562).  Häufig  auch  in  der  ä.  Lit.  vom  XIV.  bis  Ende 
XVII. 

Mild,  mischeln.  Zu  müschle*  vgh./rüscA,  doch  auch  mwchle*; 
zu  mischgle"  it.  mcmJarc.  In  mittle"  hat  sich  dentaler  Ver- 
schlusslaut entfaltet  wie  in  Tröstle*,  Drossel.  Kuef  1550  hat 
einmal  den  Inf.  .vermisten  [:  zuerüsten]',  worin  man  wahrsch. 
eine  Rückbildung  vom  Prät.  .miste'  [d.  i.  mischte]  aus  zu 
erblicken   hat. 

in-.  .Admiscere.  inmistlen.'  (.'ollin.  .In  die  vorigen 
geschichten  hin  und  bar  eingeniüschlet.'  Vad. 

ver-:  1.  vermischen  Bs;  B;  S;  Uw;  W.  .Iren  ver- 
mischleten  glouben.'  OWerdm.  1552.  .Permiscere,  v.' 
Fius. ;  Mal.  —  2.  „sieh  vermisch ele",  sich  mengen, 
bes.  in  fremde  Händel,  an  ihnen  unbefugter  Weise 
Teil  nehmen  B;  LE." 

Mischler  m.     , Peter  der  in.'   1289,  Bs  Urk. 


505 


Hasch,  mesch,  misch,  mosch,  musch 


506 


M  i  seil  lote"  f. :  I.  Gemenge  übh.,  abstr.  und  ooncr. 
Ar;  Bs;  Bj  Uw  (Mistlete'J.  ,Mistura,  vermischlung,  m. 
ICiscellanea,  ein  in.  oder  zusammenlesung  mancherlei 
dingen.  Acervus  caecus.  ein  verwirrter  häuf,  da  ein 
m.  durch  einanderen  ist.'  Fris.  ;  Mal.  —  2.  spec. 
a)  unter  einander  gesätes  Getreide,  gewöhnlich  Kog- 
gen und  Dinkel  (Korn,  Spelt),  seltener  Weizen  AaEIii'. 
f-ü-J,  F.,  Ke.;  Z.  ,1m  2.  Jahre  [der  Dreifelderwirt- 
schaft] folgte  Roggen  oder  M.  oder  Wintergerste.'  Aa 
Gem.  .Fand  an  Gersten,  Weizen,  Korn  und  Mistleten 
bi  65  Jurten."  1027.  L.  ,Von  dem  Gemenge  oder  der 
M.,  d.  i.  unter  einander  gesäeten  Getreidegattungen.' 
AHöpfn.  1787.  ,Für  das  Schneiden  der  M.  soll  ge- 
mehret werden.'  1788,  Zübergl.  —  b)  Mischung  von 
je  einer  Hälfte  Koggen  und  einer  Hälfte  Dinkel  oder 
Weizen  an  Körnern,  bzw.  Mehl  AaF..  Ke.;  Z.  Syn. 
HalbuudhaTb.  Dem  Müller  31.  üf'leggc".  31.  gid  's  best 
l'üre'bröd  Z.  , Mischelatta.'  1330.  L.  .ßigermen,  misch- 
lat  s.  von  zweiger  hand  körn.'  Ebinger  1438.  ,An 
mischlotten  uss  der  schür  kommen  in  das  kornhus 
13  fiertel  mischlott,  summa  an  mischlott . . .'  1456, 
ÄAKönigsf.  Arch.  ,Das  wort  fuoter  magst  ouch  m. 
teutschen,  wie  wir's  nennend.'  LLav.  1582.  .Farrago, 
M..  Mühlekom.'  Dexzl.  1677;  1716.  ,8  MüttM.,  1  Mütt 
Weizen,  21/«  Mütt  Fasen.'  1822,  Z  (Brandsteuer). 
Ver-mischleten  s.  Chrusi-Musi. 

vei-mische"  BBe.,  Ha.,  -mischte"  BBe.,  Hk.,  Sa., 
Si. ;  W:  vermissen.  Si  vermischtet  ire"  Ma"  noch  gärig, 
wo  cor  5  Jare"  g'storben  ist. 

Miscb'i:  Geld  BBr. 


Mischlig  m. :    Kittel  mit  weiten  Taschen  S. 


Zu 


Mlsrlt'  ! .' 

„mischne":  unverständlich  sprechen  W."         Wohl 

W  Ausspr.   für  müschne*.   s.   die  Gruppe  musch. 

Mösch2,  in  F  -»'-,  in  UwE.;  W  Mosch  —  n.  (in 
BsL.;  ZBauma  auch  m.):  Messing,  allg.  De'  heig  e" 
Ohopf  herter  als  M.  B  Dorf  kai.  1887.  M.  rede",  1)  aus 
einem  Dialekt  in  den  andern,  aus  städtisch  vornehmer 
in  ländlich  gemeine  Sprechweise  fallen  B.  —  2)  aus 
dem  ,Du'  in  das  ,Ihr'  und  vom  ,Ihr'  in  das  .Sie'  fallen. 
ebd.  Eim  's  M.  butze",  iron.,  den  Text  lesen,  ihn  aus- 
schelten Aa;  B;  Z.  eig.  das  Messingzeug  der  Uniform 
und  des  Stutzens  blank  reiben;  vgl.  Leder-Züg.  En- 
angere"  's  M.  putze"  und  alti  Sünde"  corha".  Postiieiri 
1887.  M.  im  Gegs.  zum  Gold  als  wertlos,  gering;  vgl.: 
Neutral  si"  isch  nit  Fisch,  nit  Frosch,  nit  hüst,  nit 
hott,  nit  Gold,  nit  M.  B  Narrenztg  1863.  Selb  ist  M., 
eitles  Gerede,  dummes  Geschwätz,  erfunden  BK.;  Z 
(Abweisung).  Mach-mer  ke"  (nit  U)  31,  gib  dir  keine 
Mühe,  mich  zu  überreden,  zu  täuschen  U;  Z.  Eim 
31.  mache",  Unannehmlichkeiten,  Verlegenheiten  be- 
reiten L.  Mach-mer  nid  31. !  Der  Lappi  ist  cho"  und 
hed-em  31.  i"  d'  Sach  g'macht.  ,Aus  Holz  machend  sy 
kein  Silber,  aus  Leder  kein  Gold,  aus  Samraat  kein 
M.'  JJBreit.  1642.  ,Sein  Sächlein  muss  ein  Sach, 
seine  Zwerge  lauter  Biesen,  sein  M.  klares  Gold,  seine 
W  ärzen  schöne  Perlen  und  sein  Mist  Bisem  sein.' 
Fäsi  1696. 

Mhd.  messe;  s.  auch  Gr.  WB.  VI  2114.  Aus  der  ä.  Lit. 
seien  noch  erwähnt:  ,Möss.'  1470,  Seh  Stadtb.;  1531/48, 
Sirach;  1550,  SchwE.  Invent. ;  Kriegsbüchl.  1644.  ,Ori- 
cbalcum,  knpfer,  in.,  messin.'  Fris.  .Ein  Möscharbeiter.' 
1637,  ZStdt.  .Messing,  M.,  Möss,  Mössig.'  Deuzl.  1677:  171c. 
.Mosqueten,  mit  Müsching  beschlagen.'    1771,  Ndw. 


möschigll  Aa1'..K.'.;  Bb;  B;  Fj  UwE.;  W,  möschi" 
Ai';  PAL;  G  ;  Tu  ;  Z  :  messingen.  ,Möschi(n)  pfannen.' 
XIV..  B.  ,kerz(en)stöck.'  1525,  Z  luv.;  1551,  B  Staats- 
arch.;  1561.  F  Inv.;  1597,  L  Stiftsrechn.,  .gätzi,  be- 
cherli.'  1561/2,  F  Inv.  .Verprent  ein  costlich  ufzug, 
der  in  dem  buw  gestanden  ist,  mit  vil  costlich  möschinen 
schiben  und  hölzinen  schiben  und  vil  costlicher  sail, 
damit  man  die  stain  ufzogen  hat.'  1489,  Zellw.,  Urk. 
Den  goldenen  ,old  möschinen'  Sessel  [aus  der  Bur- 
ganderbeute] Unsrer  1.  Frau  zu  Einsiedeln  schenken. 
1489,  Absch.  ,1  möschi(s)  kesseli.'  1489,  Zlnv.;  1564, 
F  Inv.  .Gloggen  und  mösche  kilchezierd.'  Kessl.  .Zwo 
möschin  sprützen.'  1590,  Z  Feuerordn.  .Zum  Zeichen 
des  Feuers  ein  gross  möschin  Hörn  zu  kaufen.'  1607, 
Aarauer  Katsman.  ,Für  ein  möschi  Sackührli  7  ti. 
6  ß.'  1683,  Tageb.  Zuber.  .Möscherne  Gewind  an  den 
Schläuchen.'  B  Feuerordn.  1723.  ,Mössin':  ,ein  m. 
kleines  särklein.'  1550,  SchwE.  Inv.,  ,ein  m-er  Tischring 
mit  drei  Füesslinen.'  1627,  THBürgl.  Inv.,  ,m-e  Massiv- 
knöpfe.' Krieosr.  1704.  .Auf  dem  Bocke  mössingene 
Knöpfe.'  Z  Mand.  1766.  ,Mösserne  viereckigte  Schuh- 
schnallen.' Bs  Sign.  1773.  .Eine  mössingeme  Platte.' 
Z  Merkw.  XVH1.  .Messin':  .Etlich  zinni  und  messi 
g'schirr.'  1530,  Z  Stadtarch.  , Gelbe,  messene  Knöpf.' 
Bs  Taxordn.  1646.  ,32  messene  und  eiserne  Doppel- 
haken [Musketen].'  1653,  Bs.  ,Die  Seiten  [des  Buches] 
mit  Clausuren  (mässenen  Schlösslinen)  beschlaget.' 
Spleiss  1667.     ,Eine  messene  Siene.'    1837,  Z  Rechn. 

musch:  Interj.  , Unsere  jähre  endend  wir,  ee  man 
m.  spricht.'  1531/48,  Ps.  90;  dafür  1560:  .Wir  bringen 
unsere  jähre  zu  wie  ein  geschwätzt  —  Vgl.  das  syn. 
husch  und  Gr.   WB.   VI   '_'7::h. 

Musch  m.  GA.,  Eh.,  f.  GoT.,  3tusche"  Aa  (Eochh.), 
Musch(eße"  I GA.  ft'J,  W. ;  TiiTäg.  —  f. :  derber  Schlag, 
Ohrfeige.  Maulschelle.  Eim  3Iüsch  g'e".  Syn.  Husch  (Bd 
II  1759).  Wortspielend:  31uschle"  fange",  Maulschellen 
geben    THTäg.   —  Vgl.  mhd.  wüschen,  stossen,  quetschen. 

Berner-Muschel  m.:  spöttische  Bezeichnung 
eines  Berners.  UBragg.  1782.     Vgl.  Muschi. 

muschele"  Ap;  Gl;  Sch  (-ie-);  S  nj.,  „muschte" 
Sch":  1.  „dumpfe,  undeutliche  Töne  hören  lassen 
Sch";  leise,  unverständlich  (Ap;  Sch),  heimlich  (Hl) 
reden.  Schmollen  S.  —  2.  müsch'ele"  U.  muschele" 
Ndw,  die  Köpfe  zsstecken,  verliebt  tun  U,  an  Etw. 
sich  wie  schlafend  anschmiegen  Uw.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
VI   2733/4. 

g'musch(e)let  I  L;  Uw;  Zg,  (g')m  tisch' (e)l  ig  I 
AABb.;  L  (auch  -M-);  Uw,  g'müsch'ig  LG.:  vollbackig, 
fleischig.     Syn.  g'munschelig  (Sp.  340). 

muscli'e":  1.  schmollen,  übel  gelaunt  sein  ;  brum- 
men AAFri.;  Bs  fu'J ;  trotzig,  eigensinnig  sein  (von 
Kindern)  SThierst.  Das  isch  sehen,  dass-er  [ihr] 
nimme"  mit-mer  musche"  Bs  (Schwzd.).  .Wenn  Meine 
nur  schwatzte,  aber  das  M.,  wie  sie  tut,  kann  ich 
nicht  leiden.'  Breitenst.  —  2.  (m fische")  niederge- 
schlagen sein,  den  Kopf  hängen,  traurig  einhergehen 
AAFri.;  BBrisl. 

ver-muscli2e°:  1.  eine  Sache  an  einen  unge- 
hörigen Ort  verbergen,  so  dass  sie  nachher  schwer 
zu  Hnden  ist  AAZein.  —  2.  krümmen,  zerknittern, 
z.  B.  Papier,  geplättete  Wäsche  AAFri. 

musch'ene":  murren  GlK. 

Musch'i  m. :  1.  Schmoller  Bs,  Murrkopf  AAFri. 
Auch :    mürrische    Laune    AAFri.  —  2.  schwerfällige. 


507 


Masch — niusch.    Maseng — Hinsehe.     Mask — lnusk 


508 


plumpe,  bes.  dickköpfige  .Mannsperson,  meist  mit  tlem 
Nbbegriff  des  Einfältigen  BHa. ;  L  (neben  -«'-).  Syn. 
Mutsch.  —  3.  1  > im.  Müsch'eli,  etwas  Volles,  Randes 
und  zugleich  Weiches  Uw.  Vollbackige  Weibsperson 
LG.     Dickes  Kind  Uw.     Kropf  am  Brotlaib  Uw. 

müsch'ig:  1.  zum  Schmollen  geneigt,  schlecht 
gelaunt  Bs.  —  2.  niedergeschlagen,  in  sich  gekehrt 
ÄAFri; 

„Muschlete"  f.:  Geschmoll,  Unzufriedenheit,  die 
sich  durch  mürrische  Laute  zu  erkennen   gibt    Sch." 

„Muschli  m.:  Murrkopf  Sch." 

muschlig:  „schmollend  Sch",  mürrisch,  übelge- 
launt AABb.  (müsch'ligj. 

MüschM  m.:  einfältiger  Mensch,  der  nicht  gut 
reden  kann  GMels. 

Gras-Miiseh:  Grasmücke.  ,Die  gr.  oder  grasmuck.' 
Vogelb.  1557.  —  Mhd.  musche,  kleiner  Sperling,  von  frz. 
mouche. 

Guri-,  Dur(l)i-Musch  m. :  Durcheinander,  Ge- 
misch Sch.  Vgl.  das  Syn.  Giirmiss  (Bd  II  419),  ferner 
G.  -Mutsch. 

muschlc":  mischen  Gr  (mit  übler  Nbbed.);  ThHw. 
(spec.  vom  Mischen  der  Spielkarten).  —  Vgl.  Gr.  WB. 
VI   2734. 

Glöggli-Mü'scll^e  n.:  Name  eines  Spieles  und  (als 
m.)  derjenigen  Person,  welche  dabei  die  Hauptrolle 
spielt.  Kinder  verstecken  sich  in  finstrer  Stube.  Der 
GL,  in  ein  weisses  Tuch  gehüllt,  ein  glühendes  Hölz- 
chen im  Mund  und  ein  Glöckchen  in  der  Hand,  sucht 
mit  dem  zwischen  den  Zahnen  hervorgezischten  Ruf 
Gl. !  die  Kinder  in  ihrem  Versteck  zu  erschrecken  und 
zu  erhaschen  BsStdt.   —   Zu  frz.  moucher,  erhaschen. 

Mnsch2(e)le"  II  (in  Btw. MuschHe"),  auch  Muschgle". 
Dan.  (Bauernspr.)  —  f.:  1.  Muschel,  allg.  —  2.  ein 
Backwerk.  ,Hasenöhrli,  Muschelen,  Bretzeli,  Tirggeli.' 
B  Hist.  Kai.  1889.  —  3.  a)  MuscWel  m.,  Ohrendrüsen- 
entzündung, Mumps  AaF.;  LBerom.  —  b)  Muschsele" 
(PI.),  eine  Art  Hautausschlag,  Flechten,  Krätze,  bes. 
bei  Kälbern  und  jungen  Rindern,  seltener  bei  Men- 
schen Gl.  Vgl.  Steinm.  1802,  83  f.  —  4.  „Kürbis- 
flasche VO." 

3  nach  einer  gewissen  Ähnlichkeit  der  Form ;  zu  3  a 
spec.  vgl.  Gr.  WB.  VI  2782.  Ol.  4  in  diesen  Zshang  ge- 
bflre,   i*t   zweifelhaft. 

Vogel-:  angeblich  von  einem  Fische  stammender 
kreidenähnlicher  Körper,  woran  die  Zimmervögel  den 
Schnabel  wetzen  ZStdt  (Dan.). 

Jakobs-:  „Triboliten  von  1"  Breite,  kammartig 
gestreift,  mit  gezähneltem  Rande,  in  der  Sprache  der 
Sennen  Ap."  ,Pectines,  S.  Jacobsmusehelen,  kleine 
raeermuscheln  mit  strimen.'  Fris.  ;  Mal.  S.  noch  Fisch- 
Müeltli  (Sp.  210). 

Mies-.  ,Mosculus  aquae  dulcis,  kleine  11'.,  so  in 
süessen   Wasseren  gefunden  werden.'  LCys.  1061. 

Enten-Mies-.  ,In  unsern  Gewässern  finden  sich 
vorzüglich  zwei  Arten  Muscheln:  die  E.  und  die  Maler- 
muschel.  Beide  sind  unter  dem  Namen  der  Austern 
oder  Wassermuscheln  bekannt.-  HSchinz  1842.  Vgl. 
Auster  (Bd  1  578). 

g'm  uschelet,  (g'Jmusch2elig  II:  muschelförmig 
L;   ../..;.- 

Masche0  f.:  arger  Schmutzfleck  GitPr. 


Ge- Hinsehe  m. :  Genosse  BSi.  .Betr.  Weiden  und 
Bergen,  die  mit  einander  gemischet  Bergsgenossen 
sind,  so  einer  oder  mehr  derselben  Gemischen  einem 
Anderen,  der  kein  gemischer  Bergsgenoss  noch  Ge- 
meinder wäre,  seine  Bergrechtsame  verlieren  wurde.' 
1623,  BSa.  Rq.  .Die  Gemischen  sollend  gemeinlich  ab 
den  Bergen  fahren.'   1048,  ebd.  —  Viel!,  zu  miachm. 

„Müsclier  in.:  1.  Höcker  I.E.  —  2.  Person  von 
kleiner,  höckeriger  Gestalt  L."     Vgl.  Muschi  3. 


Maschg  —  muschg. 

Maschge"  ScnwMa.,  Maschgere"  I  AaF.;  Ap;  GO.; 
Schw;  Th;  U;  ZHombr.  (Dim.  Mäschgerli).  Maschgele" 
GrCIiih-,  D.,  Pr.,  Val.  —  I'.,  Maschger  n.  Uw:  (Gesichts-) 
Maske;  Vermummter,  bes.  an  der  Fastnacht.  Syn. 
Larven  (Bd  III  1381),  Bugg,  Butz.  Am  Fas>iacht- 
sundig  Na^mittag  chunnt  öppen  es  Mäschgerli  und 
seit  Oppis  iif  ZHombr.  ,Es  müsse  Einer  dümmer  sein 
als  der  Wildma""- Maschger  am  AlplerMlwi-morndes, 
wenn  er  so  etwas  Dumms  glauben  wolle.'  Obw  Volksfr. 
1893. 

Aus  frz.  masq-ae  m.,  bzw.  it.  maachera  f.  ,Maschge'  auch 
hei  Fl'latt,  1612,  20'2.  Das  Neutr.  nach  deu  syn.  Zss.  mit 
Antlit  (Bd  I   350),   Geeicht. 

Masch geräd  Schw;  Ndw,  Maschgfejrät  S  —  m. : 
=  Maschgen.  M-e* chömme',  Harligingge:  Schild.  Sonst 

im  nhd.  S. :  Maschgeräte"  AaF.,  Ke.,  Maschgcrädfe") 
Bs;  Th.  M.  mache",  laufe"  AaF.,  Ke.  , Maschgerada 
oder  Buzen  gähn.'  GrD.  LB. 

maschgere".  in  ZGrün.  auch  masgere":  maskiert 
herumlaufen  AaF.;  Ap;  L;  G;  Z. 

ver-:  rerl.,  sich  maskieren,  verkleiden  Ap;  GG.;  Z. 

Bei  AKlingl.  1688  begegnet  einmal  eine  Weiterbildung 
auf  ,-iereu' :  .Gleich  dem  Esel  im  sinnreichen  Gedicht,  der 
sich  in   die  Löwenhaut  verkleidet  und   vermascuriert.' 

Maschgere"  II  f.,  Dira.  Mäschgerli:  =  Masch  2 
AaF.,  Ke. 

Meschgi  n. :  kleine,  unscheinbare  Weibsperson  L. 

Zu   it.  mosca,   Mücke,   Fliege?    Vgl.  Flieg  S  (Bd  I  11781. 

Doch  wäre  auch  Zugehörigkeit  zu  frz.  meequin,  it.   meachino 

zu   erwägen. 

Muscligel  GRVal..    Muschgle"  Bs;  Ndw;   Z  —  f.: 

Muskel. 

MÖSCbget  m. :  Muskat,  als  Gewürz  Z.  ,Muskert.' 
1469,  Troll.  .Muschget.'  1522,  Egli,  Akt. 

Die  Form  mit  eingeschobenem  /•  Hudet  sich  uoch  heute  m 
Zss.;  vgl.  bes.  M.-fluee.  ,Mussgtfarw  |niuskatfarben|.'  1690, 
Tageb.  Zuber.     S.  auch    Muechgexiner-Lückerli  (Bd  II]   1248). 

Muschgeteller  m.  (in  B;  Z  auch  Mutschgi-): 
1.  Muskateller  Bs;  Schj  Z.  .Knatuin  est  proTerbium: 
Muscateller  kommt  selten  in  Keller.'  Önol.  1707. 
Mit  scherzh.  Anlehnung  an  .Muskete':  .Bring  mir  ein 
Mass  Mustgetten  Teller;  sy  sägent,  selb  syg  guoten 
Wyn.'  Com.  Beati.  —  2.  eine  Art  feinerer  Pfirsiche 
Bs.     S.  noch  M.-Bir. 


Mask  —  nuisk. 

Muskai.     ,Kin    eingefasst    m.    mit 
SchwE.   Klosterarch.    S.  M.-Nuss. 


silher.'     1550, 


509 


Mask— miisk.    Masp— mnsp.    Mast-  must 


510 


muskatisch.  In  einem  Spieltest  wird  zum  bren- 
aenden  Schwefelhölzchen  gesagt:  ,Ich  wünsche  den 
Herrn  ein  goldene  Tür  und  einen  ni-cn  Bigel  dafür'  ZW. 

Muskete"  f.  Man  unterschied  .Reis-'  von  ,Zil-M.'; 
vgl.  Fehl-,  Stand-Stutzer.  Eine  .Reismusketen-Gesell- 
schaft'  bestand  bis  in  die  neueste  Zeit  in  BStdt;  vgl. 
B  Tasehenb.  VII  85;  LTohler,  Kl.  Sehr.  76.  .Hieby 
eines  Jeden  Rohr  [soll]  also  beschatten  syn,  dass  ein 
zweenlädiger  Kolben  in  dasselbige  gange,  änderst  es 
kein  Mnssqueten,  sonder  ein  Handrohr  solle  genannt 
werden.'  Z  Mand.  1638.  .Es  war  ein  Sehiessend  mit 
schweren  Zihlmusqueten  in  dem  Feld  gehalten.'  Bossu.- 
Goldschm. 


Masp  —  musp. 

Misple"  GrS.,  Tschapp. ;  Sch;  S,  MSsple*.  Denn., 
Mischgelt  GrScuoIhis,  N'espel  G;  U,  Nespele"  PAL, 
Ncsple"  Aa;  Bs;  B;  GrPi\;  L;  G;  Sch;  S;  Z,  Nistel 
ZWäd.,  Esp(e)le"  Aa;  L  —  f.,  Dim.  Nespli  Vw,  Espeli 
BsBirs. ;  BBrisl.:  Frucht  der  Mispel,  Mesp.  germ.; 
Syn.  Nefflen.  Sie  ist  die  späteste  Frucht  des  Jahres, 
daher:  D'  N.  sind  erst  guet,  wenn  es  pur  Riffe"  drüber 
g' gange"  sind  ZZoll.  Neben  Äpfeln,  Birnen  und  Nüssen 
gab  man  sie  früher  den  Kindern  zum  Chlaus.  ebd.; 
sie  wurden  auch  häufig  zu  Markte  gebracht  und  sind 
jetzt  noch,  wenn  auch  seltener,  dort  zu  finden  Bs; 
G;  Z.  Bueh,  wo  hest  dini  Nisple"  Nesple"  g'no"?  Dert 
unten  a"  dene"  Eirhe" ;  trenn  er  teend,  chönnt-er  auch 
go"  rei'he"  [holen]  L ;  vgl.  die  Variante  bei  Lüt,  Sagen 
373.  Vorne"  Nuss  und  hinde"  N.,  jedes  Ding  hat  seine 
zwei  Seiten  BsDiepfl.  ,Es  soll  der  keller  dem  huober 
und  synen  akkerlüten  pyr  ze  trinken  geben  und  nesp- 
lan  genuog  ze  essen.'  1385,  ScHSt.  Stadtr.  ,Näsplen, 
die  frucht  vom  näspelbaum,  mespilum.  Tricoecum, 
ein  gattung  näschplen.'  Fris.;  Mal.  .Mespel,  Mispel, 
Nespel,  mespilum.'  Ked.  1662.  .Einmachen,  als  Mespeln, 
condire.  Epimelis,  eine  Gattung  Mespelbaums.'  Denzl. 
1677;  1716.  ,Mit  der  Zeit  auf  dem  Stroh  werden  die 
Nesplen  reif.'  Mey.,  Hort.  1692.    S.  noch  Girize"-Mos. 

Mild,  nieSpel,  mispel.  Mischgelt  Analogie  nach  Mangelt 
(s.  Sp.  328/9)?  Der  Abfall  des  n  im  Anl.  (vgl.  Idel  für 
Nidel)  ist  ein  Gegenstück  zum  Antritt  des  selben  Lautes  in 
Fällen  wie  A'ast  für  Ait  (Bd  I  574)  u.  ä.  Über  die  weitere 
Verbreitung  der  voc.  anl.  Form  vgl.  Schm.-Fr.  I  1GS,  ferner 
Schmid,  Schwab.  WB.  29.  In  unserer  ä.  Lit.  ist  .Nespel, 
Nesplen'  auch  sonst  häufig.  JCSulzer  1772  hat  .Misplen' 
neben  .Nesplen.'  , Mespeln.'  GHeid.  1732.  Über  die  Mischung 
unseres  W.  mit  Mistel  s.  Gr.  WB.  VI  2258.  2269.  Hieher 
wohl  auch  die  Flurn.  .Misplenguet.'  SBeinw.,  Nesplen  Aa;  Z, 
wozu  viel],  der  Familienname  .Nespler.'  1504,  Z  Glücks- 
hafenrodel. 

musper:  munter,  gut  aufgelegt  GrL.,  ObS.;  GWe.; 
ScHwMa. 

Nhf.  von  husper,  viell.  unter  dem  Einfluss  von  Synn.  wie 
mucker  (Sp.  143),  musterig.  Über  das  sonstige  Vorkommen 
unserer  Form  s.  Gr.  WB.  VI  2765;  vgl.  auch  Kuhns  Ztschr. 
XV    203. 

niuspcre":  ,zur  Fröhlichkeit  aufgelegt  sein  bei 
verborgenem  Grund'  Gr  ObS.  (Bühler). 


Mast  —  must. 

Fasel-Mast  f.:  ,magere  Fütterung'  AALeer.  (H.). 

Tann-  Tammast:  Dammerde  aus  vermoderten 
Reisignadeln  usw.  in  Tannenwäldern  liSi. 

Masti  Gl,  Mästi  W  —  f.:  1.  Mast,  von  Schweinen 
usf.  Gl;  W.  A"  d'  M.  tue",  ge".  .Wenn  Einer  ein 
Vieh,  welches  man  isset,  abschlachtet  und  nil  gesund 
erfunden  wird,  so  soll  Der  das  Vieh  erkauft  bat,,  die 
Mesti  und  der  Verkäufer  das  Vieh  verlieren.'  GnElost. 
LB.  —  2.  „Kuh,  Stier,  der  auf  der  Mast  ist  Gl." 

mastig:  1.  das  Fettwerden,  Wachstum  in  hohem 
Masse  fördernd,  sehr  nahrhaft  Aa;  Bs;  B;  „L;"  Sch;  Z. 
E"  m-s  Esse",  ein  schwer  verdauliches  Scu.  Ms  Wetter 
Z;  auch  1785,  ZZoll.  Tageb.;  Syn.  wachs-münderig 
(Sp.  324).  —  2.  sehr  fett,  vollsaftig,  (zu)  üppig  und 
rasch  gewachsen  (auf  Kosten  der  Festigkeit),  von 
Menschen,  Tieren  und  bes.  Pflanzen  (Holz)  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  „VO;  Gl;"  Gr;  G;  Sch;  Th  (auch  g'm.j;  Z. 
En  m-e''  Man";  ms  Gras,  Eueter.  ,So  des  buehs  under- 
teil  zu  feisst  und  m.  ist.'  Ruef  1554.  ,Die  m-en  bei 
den  Teutschen  g'meinlich  sprüchwortsweise  angeredt 
werden:  Er  ist  als  feisst  als  ein  dachs.'  Tierb.  1563. 
.Grasreiche  Alpen,  da  das  Vieh  am  mastigsten  und 
feisstesten  ist.'  Gdler  1625.  .Obesus,  m.,  feisst.'  Denzl. 
1677;  1716.  Vom  Boden,  fruchtbar,  aaüü.  E"  m-i 
Wise".  ,In  Amerika  weiss  man  vom  Mist  Nichts,  weil 
der  Boden  sonst  m.  genug  ist.'  Hartm.  ,Lot  besach 
die  ganz  gegne  am  Jordan,  das  es  ein  m.  Iand  was.' 
1531,  I.  Moses;  dafür  ,fücht  m.  Iand.'  1548,  .sehr 
wasserreiches.'  1667.  —  Bei  Spreng  kommt  in  Bed.  2  auch 
.masthaft'  vor,  von  einem  sehr  fetten  Weibe. 

Masti"g  f.:  \.  =  Masti  1  Bs;  „L;"  Z.  „Auf  der 
M.  sein,  von  Kühen,  Stieren."  A"  d'  M.  ge".  Dem 
krepierend  d'  Söu  a"  der  M.  ZW.  1"  der  M.  verderbe; 
in  seinem  Fette  beinah  ersticken,  zu  gut  leben  B. 
,M.,  delectatio.'  Id.  B.  ,Wann  Einer  ein  Hopt  Rind- 
vieh verkaufte  und  dann  gemetzget  wird,  so  soll  der. 
der  das  Rind  kauft  hat,  an  die  Mästung,  so  er  ge- 
niest hätte,  das  Unschlitt  haben.'  Gr  VDörfer  LB.  — 
2.  Mast-,  spee.  Schweinefutter  Gr. 

mäste"  me'ste"  —  Ptc.  g'mest  P;  Tu;  Z,  g' niestet  B: 

1.  tr.,  wie  nhd.  allg.  Es  cha"  nüd  en  iederi  Purin 
Söu  m.,  es  mues  verstände'  si"  ZZoll.  Das  hat  's  Übel 
wider  g' niestet,  ihm  (z.  B.  einem  Leiden)  mächtig  Vor- 
schub geleistet  B.  ,Es  werdend  die  böum  gemostet.' 
1531/60,  Psalm;  dafür  1882:  ,die  Bäume  werden  voll 
Saft.'  Spec.  (auch  abs.)  düngen,  insbes.  =  Mist  a*- 
legge"  (Bd  III  1180)  Bs;  Gr;  Syn.  misten,  büwen.  Do 
hei"  si  g'setzt,  dort  g'säit  oder  g'mästet.  Brf.itenst.  — 

2.  abs.,  zur  Mast,  Düngung  sehr  dienlich  sein  Bs;  Gr; 
Syn.  büwen.     Der  Dünger  niestet  guet  GrS. 

üs-:  tr.,  völlig,  zu  Ende  mästen  Z.  Es  Sind  u. 
Refl.  .[Die  Weltmenschen]  mästen  sich  aus  auf  den 
Tag  der  grossen  Schlachtung  zum  neidlichen  Bissen 
dem  Satan.'  AKlingl.  1691. 

nache"-:  tr.  1.  noch  vollends  mästen  S.  Söu  zum 
N.  Joacb.  —  2.  Söun.,  zum  Ersatz  für  geschlachtete  B. 

Kapüne"-Mesteri"  f.  .Der  k.-mesteren  28  pfd 
10  ß.-  1594,  B  (Gfo.). 

Mastig  m.:  aus  den  Nadeln  im  Innern  von  Ameisen- 
haufen in  Form  weisser  Kügelchen  ausgeschwitztes 
Harz,  (oft  mit  den  Nadeln  zusammen)  als  Räucher- 
mittel verwendet  GrPi\    , Mastig  zum  Räucheren.'  Gl 


511 


Mast,  mest,  mist.  most,  must 


512 


LB.   —   .Mastich'   bei  Fris.:   Hai.   (s.  ZanrGrübel  Bd  II  691) 

bezieht  sich  auf  Jie   Mastix-Pistacie,  Pist    lent 

meist  Bs;  BO.;  Gr;  Tu;  üw;  Z,  mest  AaF..  Ke.; 
Z  (neben  mcnst).  merst  BsL.;  B;  Sch;  S;  Z,  memsi 
Schw:  Sup.  zu  mer  (Sp.  362).  1.  als  (attrib.)  A.lj. 
.Hat  6  fl.  an  der  mittlem,  30  fl.  an  der  aller  meisten 
gloggen  geschenkt. •  vor  1491,  Gfd.    ,Der  Undertanen 

iste  Nahrung  [hauptsächlichster  Erwerb]  besteht  in 

Holzführen  auf  Chur.'  Sererh.  1742.  In  Verbindung 
mit  bestimmten  Subst.  Berm.  Teil,  die  Meisten  Seil;  Z. 
Bie  ('s)  m.  ZU  (in  AALeer.;  Z  auch  ohne  Art..  in 
UwE.;  Z  tw.  mit  fortgelassenem  Subst),  die  meiste 
Zeit  (über),  meist  Aa;  Bs;  Th;  UwE.;  Z.  Er  ist  's  m. 
(ZU)  fürt,  abwesend.  Die  mersti  ZU,  wo-n-er  bi  de" 
Bure"  'dient  het  Bs.  Als  Zahlbegriff,  wie  nlnl.  In 
formelhafter  Verbindung  mit  .minst'  zur  Bezeichnung 
der  Gesamtheit:  ,\Vo  dann  sölich  werch  den  kilch- 
genossen,  den  minsten  als  den  meisten,  nit  gefiel.' 
1517,  Z  Anz.  —  2.  subst.  a)  von  Personen.  Welcher 
ist  der  M.  von-ech,  der  GrössteV  BBr.  Er  ist  der 
Meiste,  der  Erste  GrL.  's  Bäbi  ist  's  Mest  g'sr  von- 
ene",  das  Tüchtigste  unter  den  Geschwistern  ZZoll. 
,Wie  grosse  Freundschaft  N.  N.  ihnen  bewiesen,  dem 
Geringsten  (mindsten)  wie  dem  Grössten  (meisten).' 
1521,  Aesch.  —  b)  als  Neutr.  's  M.,  das  ich  weiss 
Aa;  Z.  Bas  ist  ja  eus  's  M.  [das  Wichtigste].  Stdtz. 
Er  hed  d's  M.  mögen  esse",  mehr  als  die  Andern  Gr. 
.Darnach  haisst  der  Rychsvogt  den  Burgermeister  sein 
Urtel  offnen  und  meeret  die  ab.  Und  nach  dem  es 
also  ein  maists  worden  [das  Urteil  die  Mehrheit  er- 
langt hatte],  nimmt  der  Rychsvogt  den  Stab.'  G  Mand. 
1600.  ,Und  welches  das  Meste  [Hauptsächlichste]  ist.' 
FWyss  1650.  ,Wir  danken,  das  noch  das  Mehrste  ist, 
um  das  h.  Evangelium.-  ebd.  1672.  —  3.  adv.  a)  am 
meiste",  me(r)ste",  wie  nhd.  ,Am  mensten.'  Val.Tschudi  ; 
,am  mesten.'  1594,  ARvff.  Was  mich  der  meirst  tuot 
uiondre*.  Mkrz  1836.  .Geistlich  und  g'lerten  bin  ich 
lieb,  den  meisten  mich  bin  inen  ieb  [übe].'  VBoltz 
1550.  —  b)  ,zum  meisten',  höchstens.  .Hilf  tuen  mit 
6000  fuessknechten  zue  dem  m.'  1512.  Absch.  — 
c)  z'meist  (merst)  Gr  (auch  _-' meiste");  L,  de"  merst  Ap; 
Z,  mimst  Schw,  meistigs  BBe.,  zumeist,  meistens,  ge- 
meiniglich. Mmist  ;/<ir  hat  de"  Mensch  e"  selber- 
g'machtigs  Chrüe.  Schwzd.  Der  Rintier  Most  ist  halt 
a  [d.  i.  de"]  merst  Sauschöttlig  [  Schweinetränke].  Steinm. 
1804  (Ar).  S.  noch  flutterig  (Bd  I  1233).  —  4.  conj., 
,so  meist',  so  viel,  sehr  als.  ,Und  züge  sich  damit,  so 
meist  er  mocht,  von  der  weit.'  1488,  UwSachseln 
Kirchenb.  .Denselben  tag  schiessen,  so  maist  man 
schütz  tuon  mag.'  G  Schiessen  1495. 

Für  die  nach  dem  Comp.  me(r)  anal,  umgebildeten  Formen 
seien  aus  ä.  Lit.  noch  folgende  Belege  angeführt:  ,nf  das 
merest.'  1544/73,  UMey.,  Chr.,  sonst  gew.  ,merst.'  .Am 
me(e)steu.'  OWerdm.  1552;  Fl'latt.  1612.  .Die  Meinsteu.' 
Beut.  1658.  ,Ain  mehisten.'  XVII.,  Z  Mandd.  —  Viell.  liegt 
auch  an  der  Stelle:  .Reddunt  30  caseos  dictos  meysteu.'  (um 
1300,  Abgabenverzeichniss  des  Hauses  Hahsb.)  unser  W.  in 
spec.  Verwendung  vor,  da  als  Zinsstürke  auch  sonst  mehr- 
fach die  grössten  vorgeschrieben  werden;  vgl.  noch:  , Einen 
meisten,  der   3  ß  gelten  sollen.'   Hahsb. -östr.  Urbar. 

aller-:  1.  subst.  ,Allermest  der  leeren  und  pred- 
ginen.'  Z  Bib.  1560.  —  2.  aller-i-meist,  am  allermeisten 
GRPr. 

Heister  m.,  PI.  auch  Meistere'  S:  im  Allg.  wie 
nhd.    1.  in  der  ä.  Spr.  titelhafte  Bezeichnung  für  An- 


gehörige verschiedener  gelehrter  Berufsarten,  zunächst 
entsprechend  dem  lat.  magister.    In  U  noch  jetzt  spec. 
=  Arzt.     Früher   auch  als  Titel  der  Ingenieure;   vgl. 
vRodt  1831,   II  129.    —    2.  Handwerksmeister,    allg.; 
bes.  noch  in  gewissen  Zss.    Ein'n  zu-mene"  31.  tue", 
in  die  Lehre  geben  B;  Tu;  U;  '/..    ,3Ie"  darf's  nir  31. 
h"1  CseUe"  1a"  g'schouwe",   speeimen   artis.   opus  ab- 
solutissimum  est.'  Id.  B.     Von  den  Zeiten  des  Zunft- 
regiments in  den  Städten  her  erhielt  sich  das  W.  als 
Ehrentitel  für  Handwerker  manchenorts  (so  in  B;  Tu: 
Z)  bis  auf  den  heutigen  Tag,   oft  an  Stelle   des  mo- 
dernern   .Herr.'     Vgl.  DHess  1818,   217.     In   iron.  S. 
auch    von    männlichen    Erwachsenen    übh.     und    mit 
schwächerer  Ironie  in  vertraulicher  Rede   selbst  von 
Knaben    Tu;    Z.     Ber  Meister  X.  hat  Bas   a'g'stellt, 
sagt   man    z.  B.,    wenn   Einer  aus  Ungeschicklichkeit 
einen  dummen  Streich  verübt  hat.  Vgl.  auch  31.  Häm- 
merii  (Bd  II  1273).  ferner  9.  —  3.  Titel  des  Scharf- 
richters, auch  des  .Wasenmeisters'  Bs;    vgl.  Osenbr., 
W.  V  215  f.    Sehr  häufig  in  den  von  FEWelti  heraus- 
gegebenen B  Stadtrechn.  aus  den  Jahren  1375/84;  z.  B. : 
.Dein   nüwen   m.  Hans   umb   ein  rock    und    umb    den 
maclilon    und   umb    kugelhuot   und    umb  hosen.'     ,M. 
Uelrichs,   des  nachrichters  hus.'    1408,   B  Arch.;   das 
Haus  befand  sich  im  alten  Bern  am  ,M.-Gässli.'    .Als 
[dem    Delinquenten]    der    M.    den    Streich    gegeben.' 
Schimpfr.  1651.    ,1'f.  [vom  Abt  von  St  Gallen]:  Er  ist 
eines  M-s  Sohn    von  Luzern.     M.:    Ha,   jetz    nimbt 's 
mi  grad    eba   nüma  wunder,    dass  er  asa  wol  g'lehrt 
häd   schinda.    wil    er   des  Henkers  Sohn  vo"  Lutzära 
ist,  das  tuot's  mi.     Pf.:    Ei  du  Närrin,    ich  säg  nüd: 
des   Henkers    Sohn,    sonder:    eines   M-s   Sohn,    so    ei 
Schuhmacher   g'sin   ist.'    Gespräcu  1712.     .Sollte   die 
Tochter  des  M-s  auf  dem  Berg  [der  Bs  Scharfrichter 
hatte  seine  Wohnung  auf  dem  Kohlenberg,  im  .Henker- 
gässli']   ehrlich    erklärt   werden,    so  musste  die  Bitte 
durch  den  Oberstknecht  an  den  Rat  gelangen.'  1723, 
Bs  Rq.  I  1026.  —  4.  Titel  gewisser  Beamter;  Aufseher. 
Leiter  (eines  Geschäftes)  L.  M.  Pfleger.  .Aus  den  Schrei- 
bern sind  [in  der  neuern  Zeit]  Sekretäre,  aus  den  Mei- 
stern Direktoren  geworden.'  Becker.  Hebel.  Titel  eines 
Gutsverwalters  oder  Pächters  BsL.    .Des  spitals  grös- 
sere ämter  als :  m.,  schryber.  kom-,  buw-,  siechmeister 
[usw.].'  1528,  Egli,  Akt,    ,Meister(in)',  Titel  von  Klo- 
stervorstehern,  bzw.  -Vorsteherinnen;  s.  ror-gän  (Bd  II 
28  u.).  ,I)ie  Vorsteherin  [des  Klosters  AAHermetschwyl] 
durfte   nicht  Äbtissin,    sondern   musste  Priorin,   Mei- 
sterin  heissen,    zum  Zeichen,   dass   sie  nur  unterge- 
ordnete Gewalt  habe.'  Aa  Gem.  II  326;   s.  auch  377. 
Spec.  =  Schiff -31.  ScnSt.    —  5.  Dienstherr,  Arbeitgeber 
übh..    Vorsteher  eines  Haushalts  Aa;  Ap;  B;  Gr;  P; 
Sch;  Th;  U;  W;  Z.     Meistert;  Dienstherrin  Aa;  B; 
Sch;  S  (Meisternd);  Th;  Z.    Zu-me"  M.  cho"  (in  Gr 
z'  M.  ga",    in  P   sich  z'  31.   legen),    als  Knecht   oder 
Magd  in  einen  Dienst  treten;  z'  31.  sin  P.    Vgl.  Dial. 
325.     ,Wend  ir.  so  will  ich  üwer  syn,  wann  ich  hab 
kein  m.;  ich  will  üch  trüwlich  dienen.'  Morgant  1530. 
S.  noch  Stübli.    Auch  mit  Bez.  auf  die  Haustiere.    De' 
Hund  hat  Jcen  31.  Tu;  Z.   Bie  Ohne  war  nid  so  mager, 
wenn  si  en  andere"  31.  hett.  ebd.  —  6.=  Imben-Vater 
(Bd  I  1127)  Z.  —  7.  Königin  im  Bienenstock  Aa;  L    Z; 
Syn.  W'iscl.  —  8.  wer  Etw.  ganz  in  seiner  Gewalt  hat. 
allg.    Wer  regiert,  ist  31.,  hed  e"mol  e"  Landvogt  n'seid. 
lliw.  Bad.  Kai.  1852.     /  '•  wott  31.  si",    will    zu    be- 
fehlen haben  Us;  li;  Tu;  Z.      Wenn  ich  M.  war,   so 


513 


Mast,  inest,  mist,  most,  musl 


51  I 


gieng  's  änderst,  ebd.    De'  wird  wol  >ioch  si"  AI.  finde*, 

ebd.  Dos  Cltind  sott  cn  31.  hu",  sollte  in  strenge 
Zuelit  genommen  werden  B;  Tu;  Z;  vgl.  m.-los  (Bd  III 
1  L31/2).  .Im  Toggenburg  würden  die  Streitigkeiten 
Dicht  aufhören,  es  sei  denn,  dass  sie  einen  M.  hätten.' 
1715,  Absch.  De"  31.  spile'.  Eim  de"  31.  zeige",  ihn 
seine  Überlegenheit  fühlen  lassen,  zurecht  weisen  Aa; 
Bs;  B;  VO;  G;  Sj  Tu;  Z.  31.  (in  Z  auch  G'meister) 
werde"  (möge",  gä"  Gr;  GSa..  cho"  W),  =  (g'Jher  werde" 
usw.;(Bd  II  1520).  allg.,  oft  mit  Dat.  Y.  Mer  möge'd 
diene*  Böne"  im  Garte"  nüd  31.,  können  sie  nicht  alle 
selbst  aufessen  Z.  Magst  (G')3I.?  fragt  man  scher- 
zend ein  Kind,  das  eine  grosse  Portion  vor  sich  hat. 
ebd.  ,Er  konnte  denen  Trauben  allein  nicht  St.  wer- 
den.' Hist.  Kal.  1802.  .Männer,  von  denen  ich  ge- 
glaubt hätte,  sie  möchten  Rossnägel  verdauen,  sind 
aber  durch  unordentliches  Essen  und  Trinken,  Sprin- 
gen und  Laufen  der  Gesundheit  frühzeitig  M.  ge- 
worden.' LKInderbitzi  1820.  ,Si"'m  G'lust  31.  werde". 
cupiditates  suas  compescere,  refrenare.'  Id.  B.  Über 
d'  Held  göt  auch  der  Stärchst  im  Land  nit  31.  GSa. 
Der  Pfö"  gaid  M.  MKconi  1886/7.  Diejenige  Kuh, 
die  im  Kampf  mit  den  übrigen  31.  'gangen  ist,  wird 
Her-Cliue  (Bd  III  93)  GrL.;  vgl.  B  Taschenb.  1862, 
188.  Er  ist  dem  Tod  31.  cho",  hat  eine  tödliche 
Krankheit  glücklich  überwunden  W.  .Eines  Guots 
einsmals  M.  zu  werden',  es  in  seinen  Besitz  zu  be- 
kommen. L  Stadtr.  1706/65.  ,\Ver  ihn  nur  mit  einer 
Lüge  angehen  darf,  der  ist  seiner  M.  [hat  ihn  in  der 
Hand].'  Sintem.  1759.  Verbunden  mit  dem  syn.  Herr 
Bs;  Th;  Z.  Hcr(r)  und  31.  si°  über  Etw.  .Her  und  m. 
der  «tat  und  des  lands  syn.'  Morgant  1530.  .Darum 
mach  ich  üch  frow  und  meisterin  über  mich  und  über 
all  min  vermügen.'  ebd.  ,Der  fürst  ward  von  iro  der- 
massen  Überrungen,  dass  er  ir  nützit  abzeschlaehen 
g'wann  und  (wie  man  spricht)  er  der  herre  und  si 
der  m.  was.'  Vad.  —  9.  wer  Etw.  vollkommen,  meister- 
haft versteht,  darin  Andern  überlegen  ist.  allg.  Er  ist 
en  31.  i"  dem  Bs;  B;  Th;  Z.  En  M.  ha"  in  Oppis,  darin 
von  Jmdin  übertroffen  werden,  ebd.  Er  suecht  si" 
(de")  31.,  z.  B.  im  Häggle",  sucht  darin  Seinesgleichen 
B;  (iL.  D'  Bonigerchnabe"  sind  denn  eister  31-e"  g'si" 
mit  Springe".  BWvss.  31it  Föppele"  hext -er  kei"  M. 
Joach.  Er  ist -mer  wit  31.,  kann  es  weitaus  besser 
als  ich  Ndw.  Erfare"  macht  31.  Z.  ,Ich  glaube  nicht, 
dass  [die  Jesuiten]  unsern  Geistlichen  M.  seien  im 
Predigen.'  JJSimmler  1760.  —  10.  Hauptsache,  das 
Beste  B.  Mist,  we""-mu"  seil  pflanze",  ist  31.  BSi. 
.Immer  gut  Freund  sein,  ist  M.'  HPest.  1790;  vgl. 
gerad-ushin  (Bd  II  1342).  .Den  hammer  an  den  köpf 
geben,  wäre  m.  g'syn.'  Randglosse  des  XVI.  zu  der 
Geschichte  von  Graf  Rudolfs  Galanterien  gegen  die 
Frau  eines  Schmiedes  in  Zürich  und  der  charakter- 
losen Höflichkeit  des  Mannes.  .Das  ist  M..  belle  hoc 
factum.'  Mey.,  Hort.  1692.  —  11.  Familienn.  Z.  ,Joh. 
Meisterli.'  1852.  BsReig. 

Aih-h  da,  wo  sonst  altes  ei  durch  a  vertreten  wird,  greift 
Meister  mehr  und  mehr  um  sich  und  hat  tw.  die  alt  ein- 
heimische Form  bereits  verdrängt.  In  Ap  gilt  nach  Tobl. 
316  b  in  Bed.  9  gegenüber  sonstigem  Me2*ter  nur  die  schrift- 
sprachliche Form.  Zu  II  vgl.:  .Ruodolfus  dictus  Meisterli.' 
1237/52,  BsUrk.  ,I)e  bonis  dicli  Meisteriis.' XIV.,  LPropstei- 
rndel.  .IjJi  Maisterli.'  XIV.,  Ap.  .Meisteriis  buob  von  Ober- 
glatt ist  ein  töufer.'  1529,  Egli,  Akt.  Das  W.  begegnet 
.mehrfach  auch  in  Ortsn. :  ,Meisters-Husen'  Th,  ,-Rüti'  Ap, 
,MeisterschwyP  Zg,   ,Meisterschwauden'  Aa  (.Meisterswanch.' 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


1257,  Kopp,  Urli..  ,-wang.'  1260,  ßcschfo.  Ges.).  Zu  ihn 
folgenden  Zss.  vgl.  man  diejenigen  mit  -Vogt  I  Od  I  704  ff.), 
-Herr   (Bd   II    1528  ff.). 

O  brist-:  Mitglied  einer  dreiköpfigen  Behörde,  die 
unter  Waldmanns  Regierung  eine  Art  von  Staatsinqui- 
sition bildete;  vgl.  JMüller.  Schwz.-G.  V  274.  .Oberste 
Meister'  Messen  früher  die  Vorstände  der  drei  nach 
Art  der  Zünfte  organisierten  Gesellschaften  Klcin- 
Basels;  vgl.  Mit-M.  —  Acker-:  mehrfach  als  Berufs- 
name.  Bs  Chr.  1779.  —  üfe"-:  Aufseher  über  einen 
(öffentlichen)  Backofen.  ,l)as  Ofenrecht  ist,  dass  der 
O.  von  jedem  Gebäck  zwei  Brote  bekommen  soll.1  1) 
Thun  Handf.  1779.  —  Eigen-:  Familienname.  .Hans 
E.'  1504,  Z.  —  All-:  Vorsteher  einer  öffentlichen 
Wage,  zugleich  Zollaufseher.  FArchiv.  Syn.  Wäg-31. 
—  Allmend-:  Aufseher  über  die  Allmende.  .Ein 
besondrer  Wald-  oder  A.-meister.'  RCvs.  —  Alp-: 
wesentlich  =  A.-Vogt  (Bd  I  705),  -Leider  (Bd  III  1087) 
Ap;  GRh.,  T.;  vgl.  Blumer,  RG.  H  373.  Vorsitzender 
der  Alpkorporation  GSev.  Er  wird  jedes  Frühjahr 
vor  der  Alpfahrt  von  sämtlichen  Hirten  in  freier  Wahl 
ernannt  Ap.  .Zur  Handhabung  der  Gesetze  [im  ,Alp- 
büchli']  wird  ein^A.  bestellt,  welcher  alle  drei  Jahre 
Rechnung  ablegt,  Ausgabe  und  Einnahme  besorgt, 
den  Überschuss  den  Besitzern  ausweiset  und  dafür 
von  ihnen  eine  gewisse  Besoldung  bezieht.'  Kronfels 
1820;  vgl.  Franz  1819,  67;  Steinm.  1804,  24.  In  GRMai. 
gibt  es  neben  dem  A.-Vogt,  der  ausgedehntere  Be- 
fugnisse und  die  Oberaufsicht  über  alle  vier  Gemeiu- 
alpen  hat,  für  jede  Alp  noch  einen  besondern  A.;  vgl. 
Tsch.  411.  ,A.  der  gemeinen  alpen  der  oberen  Sämptis- 
und  Wideralp.'  1504,  Zellw.,  Urk.  ,Die  Küh  und  das 
Vieh  solle  von  Denen,  so  es  zugehört,  am  Tag  der 
Alpfahrt  dem  A.  und  Verordneten  erzeigt  werden.' 
1773,  GT.  Alpordn.  —  Amm-:  1.  nach  dem  Vorgange 
Strassburgs  eingesetzter  hoher  Beamter,  der  nächste 
nach  dem  Bürgermeister  und  Oberstzunftmeister. 
1385/1415,  Bs;  vgl.  Ochs  II  a  286.  313;  AHeusl.  1888, 
279.  286.  —  2.  Einzieher  des  .Kronengeldes'  (Bd  II 
253),  eines  der  niedern  Gemeindeämter.  Z  bis  1798. 
,Der  A.  oder  Kroneneinzieher.'  JRDenzl.  1858.  Über 
einen  A.  wurde  bestimmt,  wenn  er  seinen  Sitz  bei  den 
Vorgesetzten  haben  wolle,  müsse  er  der  Gemeinde 
10  Pfd  und  dem  Kirchen-  und  Schulgute  10  Pfd  be- 
zahlen. XVIIL.  ebd.  —  .Imben-:  hungbereiter,  mel- 
larius.'  Fris.;  Mal.  Vgl.  Meister  6.  —  Einungs-: 
vom  Schultheissen  eingesetzter  Dorfgeschworner,  der 
die  Aufsicht  über  den  Gemeindebaun  hatte;  Richter 
über  Frevel  und  Beschädigungen  innerhalb  der  Dorf- 
mark. Der  E.  waren  meist  vier,  die  unter  dem  Vor- 
sitz eines  , Obmanns'  Recht  sprachen.  Ihre  Befugnisse 
berührten  sich  mit  denjenigen  des  .Gescheids';  vgl. 
darüber  Bs  Rq.  I  205  ff.;  Brückner  1087.  1113;  AHeusl. 
1888,  223;  Buser  1865,  72;  ferner  unvergriffen  (Bd  II 
717);  Scheid-Lüt  (Bd  III  1524).  Im  XIV.  hatten  sie 
,über  die  Richtigkeit  der  Masse  und  die  Sinn  zu  wa- 
chen und  darauf  zu  sehen,  dass  jeder  Bauersmann 
seine  Zäune  in  Ordnung  habe;  sie  hielten  einen  Zucht- 
stier und  wählten  den  Bannwart,  welcher  des  Wein- 
segens warten  sollte;  sie  beschlossen  auch  mit  der 
Gemeinde,  wann  die  Weinlese  beginnen  sollte.'  Bs 
XIV  104;  vgl.  auch  Bd  I  281.  —  Inner-:  interner 
Vorsteher  des  Spitals  in  St  Gallen,  im  Gegs.  zum  ,Usser- 
M.'  Zu  den  I-n  gehörten  der  Spitalmeister  und  Sp.- 
Schreiber;    vgl.  Simml.-Leu  1722,   600.    --    Engel-: 

33 


515 


Mast,  niest,  mist,  most.  niii.st 


516 


dasjenige  Mitglied  der  L  Schneiderzunft,   das  an  der 

Prozession  die  Engelkerze  (Bd  II  494)  trug  und  die 
liussengeldev  bezog,  die  zur  Beleuchtung  und  Unter- 
haltung des  Schutzengelaltars  verwendet  wurden;  vgl. 
[Jebenau  1881,215/6. —  Eugi-Meister:  städtischer 
Beamter  im  alten  Bern,  der  die  Aufsieht  über  die 
Weiden  und  Pachtgüter  in  der  .Engi'  hatte.  —  Insel-: 
Verwalter  der  Einkünfte  des  Inselspitals  und  der  Elen- 
denherberge.  1534/1723,  BStdt;  vgl.  Leu,  Lex.  III  104/5. 
—  Ur-.  ,Joh.  Peter  Imboden,  U.'  1797,  Rüppens  Fa- 
milienstatistik (W).  —  Artillerie-:  Aufseher  über 
die  Artillerie,  früher  ,Stück-M.'  genannt.  .Besoldung 
eines  A-s  0  Mütt.1  XVIII.,  Sch  Ämterb.  —  Ürten-: 
unter  dem  Oberstubenmeister  stehender  Zunftbeamter, 
der  allabendlich  die  Zeche  machte  und  einzog,  übh. 
die  Kasse  verwaltete,  sowie  über  die  Handhabung  der 
Stubenordnung  wachte;  er  pflegte  nach  Ablauf  seines 
Amtsjahrs  der  Zunft  irgend  ein  mit  Namen  und  Wap- 
pen verziertes  Tafelstück  zu  stiften  Bs;  Syn.  Stuben-M. 
,Sy  sollent  unter  inen  selbs  alle  Jore  Ü.  machen.'  Bs 
Chr.  1779.  Vgl.  noch  Geering  1886,  86.  —  Wind- 
Isen-.  ,3  üb.  3  ß  von  statschribers  fenster  ze  ma- 
chen Hans  Werny  maller.  Item  8  ß  umb  w.  zu  den 
selben  fenstren.'  1464,  L  Umgeldbuch;  vgl.  Z  Anz. 
1885,  150.  —  Usser-:  externer  Vorsteher  des  Spitals 
in  St  Gallen;  solche  waren  die  drei  Burgermeister 
und  der  Amts-Unterburgermeister.  Vgl.  Inner-M.  — 
Fabrik-:  =  Büw-Herr  (Bd  II  1538).  ,Dem  f.  oder 
dem  buwherrn  der  stift  [in  AAZof.].'  1514,  Z  Anz.  — 
Fach-:  Fischereiaufseher  Z.  —  Vieh-.  , Arnos,  der 
einer  aus  den  vychmeistern  von  Thekoa  was.'  1531/48, 
A.nos;  dafür  ,Vieh(e)hirten.'  1667/1882.  —  Fecht-: 
Eichmeister  Bs;  Z.  ,Der  Veechtm.  darf  Keinen  strafen 
wegen  Mass  und  Gewicht'  1653,  L.  —  Feld-:  ehe- 
dem Angestellter  beim  Bleichen  der  Leinwand  GStdt. 
,Es  sind  besondere  Leute,  die  gemeinlich  des  Rats 
sind,  die  sollen  sehen  bei  den  Feld-  und  Bauchymei- 
stern,  dass  es  ordenlich  und  recht  zugehe.'  SiMML.-Leu 
1722,  597.  —  Fünfer-:  Obmann  der  , Fünfer'  (Bd  I 
854).  ,Dem  f.  3  pfd;  den  andern  fünfern  4  pfd.'  1430, 
Bs  Stadtrechn. —  Für-:  Derjenige,  der  mit  zwei  (bzw. 
vier)  Gehülfen  die  Feuerspritze  der  Gesellschaften  von 
Kaufleuten  und  zum  Distelzwang  zu  bedienen  hatte, 
seit  1714,  BStdt;  vgl.  B  Taschenb.  1862,  47;  1865,  194. 

G'vatter-:  1.  =  G'vatter  (Bd  1  1128)  AABb.;S;  '/.. 
-  2.  (in  Z  G.-Mcister)  Bezeichnung  des  (gew.  am 
Donnerstag  vor  dem  Taufsonntag)  zu  Gevatter  Bitten- 
den; Vater  des  Täuflings  im  Munde  der  Paten  BsL. ; 
S;  Z.  Du  hast  schint 's  en  G.  äbercho",  bist  zu  Ge- 
vatter gebeten  worden  ZZoll.  Der  Götti  isch  mit-im 
Nebe'götti,  der  Gotte*  und  im  G.  spaziere*  g'fare". 
Breitenst.  .Lieber  g.!'  1523,  PFüessli.  Vgl.  G.-Mann 
(Sp.  255).  —  G'vattcrmeisteri":  1.  =  Gevatterin 
(Bd  I  1128)  Zf;  s.  HPest.  1785,  365.  —  2.  die  Mutter 
des  Täuflings  BsL.  (auch  G'vatter- Mueter);  S.  — 
3.  G'vatter- Meisterne",  die  Mutter  der  Taufzeugen 
im  Munde  der  Eltern  des  Täuflings  S;  Ant.  G'ratter- 
Mann  (welche  Bed.  Sp.  255   fehlt). 

Gade'"-:  Aufseher  über  eine  oder  mehrere  Senn- 
hütten Ap;  GRh.  —  Galgen-.  Justingek  (ed.  Studer) 
187.  —  Gant-:  =  Käufler  2  (Bd  III  174)  Z.  ,I)er 
Gemeindrat  überträgt  die  Gantgeschäfte  entw.  an  den 
Präsidenten  oder  an  ein  einzelnes  Mitglied  des  Ge- 
meindrats  als  G.'  Z  Ges.  1843.  ,Ein  oberkeit  soll  g. 
setzen,  die  alles  j alle  Pfänder]  verwaltind  und  so  es 


die  gelten  begerend,  alle  ding  verkaufend.'  Aa  Rq. 
.Herr  G.  Schneider,  Gerwer  in  Zürich.'  1740,  Z  Ge- 
schlechterbuch.  ,Es  sind  der  Herren  G-en  zwei,  von 
und  aus  dein  Gr.  Rat,  und  wann  ein  Auffahl  auf  Einen 
kommt,  dass  man  das  erlöste  Gelt  dem  oder  denen 
übergeben  solle;  da  gehört  jedem  G.  vom  Pfd  ein  Kr.' 
Z  Pfrundenb.  17">7.  .Wann  ein  G.  für  sich  Selbsten 
bietet,  soll  er  Solches  sagen  und  ehender  nicht  ab- 
fahren, bis  er  von  dem  Verganter  die  Erlaubnuss 
darzu  erhalten  hat.'  Bs  Rq.  1757.  S.  noch  Bs  Rq.  II 
344.  36111.  -  Gred-,  „Grad-,  Grett--:  Aufseher 
über  das  Gred-Hüs  (Bd  II  1710)  „G"  (vgl.  Simml.-Leu 
594);  ScHSt.f;  THDiess.  ,Es  wird  beschlossen,  an  die 
von  Stein  zu  schreiben,  sie  möchten  ihren  Grädm. 
anweisen,  dass  er  in  seinen  Briefen  angebe,  was  für 
Waaren  und  Güter  in  den  Ballen  und  Fässern  sich 
befinden.'  1568,  Abscii.  .Agoranomos,  Mark(t)meistei\ 
Grehtm.'  Denzl.  1677;  1716.  —  Grand-:  =  Grameter 
(Bd  II  733).  ,Gran-,  grand-,  grant-m.'  1510/22,  Absch. 
,Der  gran  maister  von  Mailand.'  SicnEK  1531.  - 
Grendel-:  Aufseher  über  den  Grendel  (Bd  II  757/8). 
.Gr.  im  Platz.  Ob  dem  Schützenhaus  unter  den  neuen 
Bruggen  bei  der  Papiermülli  sammt  den  zwei  [Gren- 
deln], wo  die  Sihl  darnebst  fliesst  und  den  Grendel 
bei  dem  kleinen  Schutz,  ist  ein  Lehen  des  Statthaubt- 
manns.  Dessen  Pflicht  ist,  alle  Morgen  und  Abend 
durch  die  Wochen  die  Grendel  an  Ketten  aufzuziehen 
und  herunterzulassen;  hat  jährlich  an  Kernen  5  Mütt.' 
Z  Pfrundenb.  1757.  —  Hof-:  1.  Hausverwalter.  .Nimm 
hin  den  sack,  gib  für  mich  us;  du  bist  h.  in  mym  hus.' 
JMurer  1560,  wofür  ebd.  der  Ausdruck  .Schaffner.' 
S.  auch  Keller  (Bd  III  205).  —  2.  Aufseher  des  Waren- 
hofs in  Sch;  s.  Hof  (Bd  11  1022),  Salz-H.  (Bd  II  1030); 
vgl.  auch  Hof-Chnecht  (Bd  III  723),  ferner  Leu,  Lex. 
XVI  169.  237.  —  3.  ehemals  von  der  Berner  Obrigkeit 
eingesetzter  Oberaufseher  in  dem  Hospital  zu  Königs- 
felden;  vgl.  Aa  Gem.  II  82.  ,[Die  Erben  sollen  das 
Gut]  von  einem  h.  [von  Königsfelden]  empfahen  und 
sich  lassen  in  das  zinsbuoche  schriben.'  um  1322,  Aa 
Weist.  Vor  einiger  Zeit  hat  der  H.  von  K.,  angeblich 
auf  Befehl  seiner  Obern  von  Bern,  den  Messpriester  von 
Birmenstorf  verabschiedet.  1536,  Absch.  —  4.  aus  den 
nächsten  Verwandten  des  Hochzeitspaares  gewählter 
Ceremonienmeister,  der  die  Reihenfolge  der  Paare  ver- 
liest, die  Trinkgelder  verteilt,  für  die  zur  Ausfahrt 
nötigen  Wagen  sorgt  usw..  und  übungsgemäss  den 
ersten  Trinkspruch  (auf  die  Neuvermählten)  ausbringt 
BsStdt.  ,Die  Irten  für  einen  Hochzeitgast  solle  mässig- 
lich  eingerichtet,  dabei  wegen  H-n  aller  Pracht  und 
Kostbarkeit  vermieden  werden.'  Bs  Mand.  1758.  ,Bei 
Gastierung  eines  Bräutigams,  eines  U-s.'  ebd.;  vgl.: 
.Haltung  kostbarer  H.-  und  anderer  Mahlzeiten.'  Bs 
Mand.  1715.  —  5.  Familienn.  Senf;  Z.  —  Lands- 
Hof-:  ehedem  weltlicher  Beamter  des  Abtes  von  St 
Gallen,  .welcher  seinen  Sitz  in  dem  Schloss  Burg  in 
der  Gemeind  Straubenzell  hat,  geheimer  Rat  ist,  das 
von  ihme  genannte  L.-Amt  verwaltet  und  den  Sitz  in 
dem  Pfalzrat  zu  St  Gallen  hat.'  Leu,  Lex.  VIII  123. 
-  ,Halb-M.  hiess  bei  unsern  Alten  ein  Baccalaureus.' 
SlNTBM.  1759.  —  Holz-:  1.  Tischler  PAL,  Po.  - 
2.  früherer  obrigkeitlicher  Beamter,  Waldhüter,  zu- 
gleich Unterrichter  über  Waldfrevel.  ,l>er  H.  hatte 
bisher  das  Recht,  Solche,  welche  den  Kaufleuten  an- 
gezeichnetes Holz  nehmen,  zu  bestrafen;  es  wird  ver- 
ordnet, dass  bei  Holzdiebstählen  über  50  Pfd  an  Wert 


517 


Mast,  niest,  mist,  most,  must 


518 


der  H.  nicht  zu  urteilen  habe,  sondern  dass  er  an  den 
Landvogt  Anzeige  machen  soll,  damit  dieser  richte.' 
1572,  Absch.  —  Hin  der-:  Faniilienn.  Z;  schon  1525, 
Boli,  Akt.;  1502,  Hotz,  Urk.  —  Hirten-.  .Die  soge- 
nannte H.  haben  Aufsicht  über  die  Alimenten,  Weid- 
gang und  Feldbrünnen  und  sind  derselben  sieben  des 
kleinen  und  einer  des  grossen  Rats.'  Leo,  Lex.  XVI 
232  (für  Sch).  —  Hüs-:  1.  Hausherr,  allg.  Mit  ,H.' 
redet  die  Hausfrau  ihren  Mann  an.  HPest.  1781.  .Es 
soll  ein  undervogt  zuo  dem  gericht  gebieten  ieder- 
mann.  nämlich  ietlichem  h.1  1489,  ZNer.  Offn.  Hüs- 
Meistenie".  Hausfrau  Bs.  Hausbesitzer  in  seinem  Ver- 
hältniss  zum  Mieter  Th;  Z.  's  ist  kei"  Ornig,  wo  de' 
11.  nid  im  Hüs  mont.  —  2.  a)  ehedem  Titel  der  all- 
jährlich von  den  Genossen  bestätigten  vier  Verwalter 
der  Einkünfte  und  Ausgaben  des  Gesellenhauses,  deren 
einer  auch  die  Rechnungen  der  Gesamtgemeinde  be- 
sorgte ZHorg.,  Thalw.;  vgl.  Strickl.  1882,  194.  208  f.; 
Sprüngli  1845,  29.  —  b)  Pächter  und  Aufseher  des 
der  Gemeinde  gehörenden  Kaufhauses,  das  als  Waren- 
niederlagshaus  diente  GnMai.  Ein  ,Kaufhaus-M.'  frü- 
her auch  in  L;  vgl.  Seg.,  EG.  III  163.  Das  Selbe  was 
Sust-Herr  (Bd  II  1543):  ,Wenn  in  Zukunft  den  Schiff- 
meistern der  drei  Orte  von  den  Kaufleuten  aus  den 
drei  Bünden  ihre  Waaren  eingezählt  worden,  so  sind 
die  Schiffmeister  verpflichtet,  diese  ihnen  übergebenen 
Waaren  nach  Wallenstadt  zu  führen  und  daselbst  dem 
H.  vorzuzählen.'  1577,  Absch.  —  c)  (in  L  ,Kornhaus- 
M.')  Kornhausverwalter.  ,H.  vor  dem  Kornhaus.  Seine 
Pflicht  ist,  das  Kornhaus  auf-  und  zuzuschliessen  und 
zu  dem  eingestellten  Korn  in  Säcken  Sorg  zu  haben, 
auch  den  Zins  von  den  Schüttinen  einzuziehen  und 
einem  Herrn  Seckelmeister  einzuliferen.'  Mem.  Tig. 
1742.  ,Zum  H.  wird  gewählt  N.  N.,  Chirurgus.'  Z 
Nachr.  1756.  —  d)  Aufseher  des  Salzhauses  L  (auch 
.Salzhaus-M.').  —  3.  Einzieher  des  ,Immi'  (Bd  I  223). 
,Zu  einem  H.  oder  Immeeinzieher  wurde  erwehlt  N.  N.' 
Z  Nachr.  1756  (für  Sch).  —  4.  ehemals  Titel  der  Vor- 
steher der  drei  Gesellschaften  Kleinbasels. —  Hütte"-: 
1.  Vorsitzender  der  Käsereigenossenschaft  B;  aus 
ihrer  Mitte  gewählter  Geschäftsführer,  Verwalter, 
der  bes.  das  Rechnungswesen  besorgt  B;  Z;  vgl. 
Alpen w.  III  46/7.  .Steckt  der  Senn  mit  Kassier  oder 
Sekretär  unter  der  Hecke  oder  gar  mit  dem  H.'  (Jotth. 
—  2.  von  den  Dorfvorstehern  ernannter  Verwalter  der 
Wäschehütte  einer  Gemeinde  Ap;  vgl.  ApTrogen  Wo- 
chenbl.  1829,  196.  —  Huet-:  Anführer  einer  ,Huet' 
bei  Treibjagden;  s.  Bd  II  1793.  ,Es  sollend  [die]  H. 
mit  allem  Ernst  das  Volk  zur  Stille  vermahnen,  zu 
guoter  Sorg,  flyssiger  Ufsicht  und  dass  die  Huoten  in 
guotcr  Ordnung  bleiben.'  GrD.  LB.  Vgl.  das  Folg.  — 
Hetz-:  Anführer  der  ,Hetzi'  (Bd  II  1832)  bei  Treib- 
jagden. ,Die  ordentlichen  Huot-  und  Hetzmeister.' 
GrD.  LB.  ,Es  sollen  auch  allwegen  in  jetwederem 
Schnitz  dry  H.  verordnet  werden.'  ebd.  —  Ober- 
Jäger-.  .Daselbst  [zu  Sch]  hat  es  einen  eignen  0. 
aus  dem  kleinen  Rat.'  SiMML.-Leu  486.  ,Ein  oberster 
J.  ist  allezeit  des  kl.  Rats,  hat  die  Aufsicht  zu  den 
Hirschen  im  Stadtgraben,  -hat  zu  strafen  die,  so  zu 
verbotener  Zeit  das  Gewild  schiessen.'  Z  Pfrundenb. 
1757.  —  ,Kue-:  Aufseher  des  Weidgangs,  zeigt  dem 
Kuhhirten,  wohin  er  treiben  soll,  wenn  es  gur  [y]  ist.' 
TüFr.  Stadtordn.  (Pup.). 

Kuchi-:  Küchenmeister  (in  einem  Kloster),  z.B.  G 
Küchenordn.  1495;  1688,  Tageb.  Zuber  (betr.  ZRhein.). 


Familienn.  G  (z.H.  eines  bekannten  Chronisten  im 
XIV.).  —  Kuchemeisteri  f.  ,2  büechli  vom  kochen 
und  k.'  15112.  HsSalats  Nachlass.  .Mancherlei  gat- 
tungen,  den  hasen  zue  kochen,  sind  nit  not  zue  er- 
zellen,  dieweil  hie  allein  die  natnr  des  tiers  beschriben 
werden  soll,  nit  die  kuchimeisterei.'  Tierh.  1563.  wo 
daneben:  .die  so  von  der  kuchekunst  gescliriben.' 
.Kunst  ze  kochen,  kuchemeisterei,  coquina.'  Mal. 

Kolen-:  ehedem  Angestellter  der  Z  Schmiede- 
zunft. .Kollenmeister.  Ist  ein  Lehen  von  g'meiner 
Zunft  zur  Schmiden.  Seine  Pflicht  ist,  der  Zunft,  wie 
auch  gemeiner  Burgerschaft,  gute  Kollen  zu  verschaffen 
in  ehrlichem  Preis.'  Mem.  Tig.  1742.  ,An  Kohlmeister, 
N.'  1799,  Z  Rechnung.  —  K i  1  c  h  - :  =  Küchen-  Vogt  (Bd  I 
706).  .Den  k-n  und  pflegern  der  lütkilchen  ze  M.' 
1340,  Sch  Urk.  —  Korn-:  unter  der  .Kornkammer' 
(Bd  III  250)  stehender  Verwalter  der  städtischen  Ge- 
treidevorräte Z  f;  vgl.  DWyss  1796,  321.  .Damit  das 
Dingskaufen  nicht  missbraucht  werde,  sollen  die  K. 
oder  Marktvorsteher  bei  Ausmessung  dieser  Dingskäufe 
das  Korn  besichtigen.'  1534,  Absch.  ,Ein  K.  wird  aus 
dem  kl.  Rat  erwehlt,  der  soll  alle  in  das  Seekelamt 
gehörende  Frucht  einsammlen.'  Z  Pfrundenb.  1757. 
Einen  K.  gab  es  auch  am  Spital  in  Z  (s.  Meister  4), 
in  G  (vgl.  Simml.-Leu  594).  S.  noch  Immeler  (Bd  I  224). 
-  Kerzen-:  Bezüger  des  , Kerzengeldes'  bei  den 
mittelalterlichen  Bruderschaften;  vgl.  Bd  II  253.  ,Es 
sollen  alle  Jahr  Zween  als  Buchs-  und  Kerzennleister 
erwöhlt  werden.'  1620,  SchwE.  Klosterarch.  Rech- 
nungs-  und  Kassenführer  einer  Zunft;  vgl.  Geering 
1886,  98.  —  Kasten-.  .Arcarius,  k.,  dem  das  gelt  ze 
verhüeten  empfolhen  ist.'  Fris.;  Mal.  —  Chost-: 
Kostherr  Z.  —  Kotten-:  Pfleger  des  Siechenhauses 
,irn  Kotten'  (s.  Bd  III  569)  bei  LSursee.  —  Ketzer-. 
,Wie  mancher  herrlicher,  reicher  mann  hat  zuo  un- 
seren zeiten  von  allem,  das  er  g'hept,  als  aus  einer 
brunst  müessen  laufen,  damit  er  den  k-n  (wie  man 
sy  nennt)  zuo  erbarmen  wurde.'  LLav.  1582.  Über 
den  K.  in  Luzern  vgl.  Seg.,  RG.  II  795.  —  Knaben-: 
Vorgesetzter  bei  den  .Stachelschützen'  [Armbrust- 
schützen]  Bsf;  vgl.  Bs  Jahrb.  1886,  130.  —  Läubi-: 
Einer,  der  das  grosse  Wort  führt,  Schwätzer  Aa  ;  vgl. 
Läubi  (Bd  III  966).  —  Lade"-:  der  vom  Stadtrat 
bestellte  Verwalter  der  allgemeinen  Gesellenkranken- 
kasse GnChur. 

Ler-:  1.  Lehrer;  vgl.  Bs  XIV.  96.  .Fremd  arzet, 
rechen-  oder  lermeister,  so  g'meinem  nutz  dienstlich 
syn,  mögent  beherberget  werden.'  1539.  B  Rq.  ,Lcr- 
und  zuchtmeister  sollend  guot  sorg  zun  kinden  tragen. 
Dann  es  hette  einer  sorg,  wenn  man  silber  und  gold 
hinder  in  legte.'  LLav.  1582.  S.  noch  fressen  (Bd  I 
1322).  —  2.  der  zweite  Teil  des  Z  Katechismus,  mit 
schwierigem  Fragen  als  im  ersten  Teil,  dem  sog.  ,Frag- 
buech'  (s.  Bd  I  1289)  Z  f;  vgl.  Zügnuss;  Z  Taschenb. 
1879,  99;  Z  Neuj.  Wais.  1884,  4.  In'n  L.  cho:  Ka- 
techismus Gl.  —  Ler-M  ei  stier  m.:  Schüler,  der  den 
, Lehrmeister'  durchzuarbeiten  hat  Z;  vgl.  Namen- 
Büechler,  Testamentler. 

Inlässer-:  Bezüger  des  , Ungeltes',  ein  Ange- 
stellter der  ,Ungeltkammei"  im  alten  Bern;  vgl.  Bd  III 
1414.  —  Les-:  Lektor  in  den  Klöstern;  vgl.  Vög.- 
Nüsch.  I  436.  .Bruoder  Marchwart,  1.  der  bredier 
Zürich.'  1320,  Gfd.  ,lch  weiss  gar  wol,  was  die  an- 
dächtigen münchspredikanten  oder  1.  ergutzlet  habend.' 
Zwingli.    .Der  lässmeister  fleug  an  darvon  öffentlich 


519 


Mast,  niest,  mist.  most,  mttst 


520 


predigen.'  LLav.  1509.  —  M  üli-Meister:  Mühlen- 
aufseher. ,Allzyt  fragen  an  dein  in.,  ob  vil  itzit  in 
der  niüli  syg.'  1495,  G  Küchenordn.  .Für  die  Sehiff- 
mülile  '[im  Rhein  bei  ZEglis.]  bestanden  zwei  M., 
denen  insinuiert  und  heiter  eingeknüpft  wird,  dass 
sie  keinem  Bürger  Frucht  aasmessen  dürfen,  bis  der 
Rat  dies  bestimmt.-  1702,  AWild  1883.  —  Münz-: 
wie  nhd.  .Ruodolf  Goldschmid,  genannt  m.'  1408,  Sch 
Urk.  —  Müli-Mess-:  aufgezählt  unter  den  gefreiten 
Ämtern  des  grossen  Rats.  1741,  L.  —  Most-:  Auf- 
seher beim'Keltern  (des  Weins).  ,Acht  mal  den  m-n. 
den  wyn  in  keller  ze  tragen.-  1530/1,  AABiberst. 
Arch.;  vgl.  Torggel-,  Trott-M.  —  Mit-.  Von  den  zwöli 
Vertretern,  welche  jede  der  drei  Gesellschaften  Klein- 
basels in  den  grossen  Rat  entsandte,  hiessen  drei 
.oberste  Meister',  die  andern  neun  aber  ,M.'  Simml.- 
Leu  459.  ,Den  22.  Weinmonat  wurde  auf  E.  E.  Gesell- 
schaft des  Rebhauses  zu  einem  M.  erwehrt  N.  N.-  Z 
Nachr.  1756.  —  Matzen-:  Rädelsführer;  Syn.  Bickel- 
M.  .Dass  dieselben  abgetretenen  m.  ein  ganze  statt 
und  landschaft  Bern  ze  nüt  ze  bringen  und  erstanden 
haben.'  1528,  B  Instruktion.  ,Die  rechten  ufweibler, 
m.  und  anfänger  diser  verräterischen  sach.'  1528, 
HBüll.;  vgl.  Bädlings-Füerer  (ßd  I  985).  —  Nasen-: 
Aufseher  über  den  Nasentang.  Jeder  Fischfänger  be- 
kam 8 — 9  Fische,  die  beiden  N.  das  Doppelte.  XVII. 
und  XVIII.,  AWilu  1883.  —  Nau'en-:  Schiffmeister 
Vwsee.  Der  N.  auf  dem  Zugersee  bekam  jährlich  1  Pfd 
zum  Lohn.  Stadlin  1824.  —  Bach-:  Aufseher  über 
den  Stadtbach.  ,Dem  b.  umb  zwo  stival.'  1375,  B 
Stadtrechn.  .Unser  b.  soll  in  drei  wuchen  einist  durch 
unser  statt  heimlich  greben  gon,  all  muren  darin 
eigenlich  besichtigen.'  1539,  B  Rq.  ,Wer  den  statt- 
bach  us  synein  rechten  runs  wyst,  der  soll  dem  b. 
5ß  ze  einung  geben.'  ebd.  —  Büchi-:  ehemals  Auf- 
seher beim  Waschen  der  Leinwand  GStdt;  vgl.  Feld-M. 
—  Büchsen-:  unter  dem  ,Züg-M.'  stehender  städ- 
tischer Angestellter,  der  in  Friedens-  und  Kriegszeiten 
die  Aufsicht  über  die  Büchsen  hatte;  vgl.  vRodt  1831, 
I  92;  JAmiet  1868,  19  ff.  ,Es  schwören  die  b.  sannnt 
iren  handreichern  oder  g'sellen,  zum  grossen  g'schütz 
und  büchsen  verordnet,  der  stadt  Bern  trüw.'  1589, 
1!  (vRodt).  Als  Familienn.:  .Johann  B.,  Kaplan  der 
hohen  Stift  zu  Basel.-  1488,  Ztschr.  f.  schwz.   R. 

Bickel-:  1.  „Aufseher  über  das  Gassenpflaster  und 
die  Pflasterer  Z."  Maurer  B  f  (Zyro).  ,B.  Wird  ge- 
nommen vor  Rat  und  bleibt  's  sein  Lebtag.  Seine 
Pflicht  ist,  Sorg  zu  haben  zu  dem  oberkeitlichen  Kalch. 
Blatten  und  Zieglen,  darum  er  einem  Herrn  Bauherren 
Rechnung  zu  geben  hat.'  Mem.  Tig.  1742.  ,B.  Dieser 
Dienst  hat  jährlich  an  Kernen  4  Mütt  usw.;  alle  vier 
Jahr  einen  neuwen  Mantel;  item  ein  Herberig  an  der 
Ütenbacher  Gass.'  Z  Pfrundenb.  1757.  .Zum  Bauhaus 
sollen  sich  [bei  Feuerausbruch]  begeben  der  Stein- 
Werkmeister,  Bickel-  und  Gassenb'setzermeister.'  1778, 
Z  Ges.  Noch  1800,  Z  Aul. ;  vgl.  Z  Ges.  IV  179.  —  2.  An- 
zettler, Rädelsführer.  ,Die  Disputation  zu  Baden  ist 
mit  Eggen  und  Fabren  als  obersten  B-n  verwalten 
und  versehen  worden.-  1529,  Absch.  ,Der  torecht 
mensch  zeigt  den  rechten  b-n  allen  handel  an.-  LLav. 
1569;  dafür  1670:  ,den  rechten  Urhebern.-  .Wie  nun 
doktor  Egg  ein  fürus  frevler  mensch  und  gueter  So- 
phist was,  gefiel  den  b-n  diser  sach,  das  er  den  handel 
antragen  sollte  gegen  den  eidg'nossen.'  HBull.  1572. 
,Bapst  Gregor,   ein   rechter   redlinfüerer    und   b.  und 


ein  fürneme  ursach  der  unrueh  in  Italien.'  LLav.  1587. 
Stifter,  ursächer.  redlifücrer  und  recht  b.  alles  bösen.' 
ebd.    —    Oihd.  bickdmeüter,    Aufseher   beim   Bickelspie). 

Ballen-:  Aufseher  im  .Ballenhause- (Bd  II  1719/20) 
B  bis  1798.  —  Beile"-:  Vorsteher  einer  der  zehn 
(früher  elf)  .Beilen-  im  Walde  von  ZZoll. ;  vgl.  Oer- 
ter  III  (Bd  II  444),  B.-MAU  (Sp.  161).  Die  B.  standen 
unter  den  .Holzgeschwornen-,  jetzt  .Vorstehern-  der 
Holzgenossenschaft.  —  Panner-:  =  P.-Herr  (Bd  II 
1538).  , Jeder,  so  Landammann  g'syn,  ein  Statthalter, 
P.,  Landsfendrich,  Zügmeister  und  Seckelmeister,  soll 
des  Rats  syn.'  XVII. .  U  Rq.  .Wann  ein  neuer  P.  [von 
Livinen]  zu  erwählen  sein  wird.-  ebd.;  wofür  im  it. 
Text  .banderale.'  „Beamter  von  der  Landschaft,  der 
ein  dem  Hauptmänner  untergeordnetes  Panner  trug  L 
(bes.  in  den  Vogteien  Entlebuch  und  Rotenburg)."  — 
Berg-:  Aufseher  über  die  ganze  Alp  und  die  Be- 
reitung der  Milchprodukte  BO. ;  vgl.  Alpina  III  129. 
Syn.  Chäser  (Bd  III  513). 

Burger-,  in  Bs  (B.- Meister);  G;  Sch;  Tu;  Z  tw. 
Bürge-:  1.  Bürgermeister  (veraltet).  In  Z.  wo  die 
Würde  seit  Bruns  Zeiten  bestanden  hatte,  wurde  sie 
1850  abgeschafft.  Vgl.  Bluntschli,  RG.  I  333  ff. ;  ferner 
Siiuml.-Leu  1722,  588;  Leu,  Lex.  IV  514  f.  Mit  ,B.- 
wird  das  römische  .Consul-  verdeutscht,  so  bei  HBull. 
1533.  ,Zu  den  Zeiten  Julii  Caesaris,  welcher  eine  Zeit 
lang  römischer  Diktator  oder  oberster  B.  gewesen.' 
RCys.  .Des  verrühmten  römischen  B-s,  des  Ciceronis." 
JMüller  1665.  Die  einstige  Machtfülle  des  B.  klingt 
noch  in  einzelnen  RAA.  nach :  Und  u-enn  's  de''  B. 
ivär,  fast  wie  anderwärts:  .und  wenn  's  der  König 
wäre'  Z.  's  wS/rd  Einer  meine",  de  wdrist  de  B.  (so 
eingebildet  und  stolz  gebärdest  du  dich)  Z.  Die  Suppen 
ist  recht,  nie"  törft  si  dem  B.  ufstelle*  Z.  Der  B.  het 
hüt  (ab-)g'schüm(eß,  sagt  man.  wenn  das  Abschäumen 
der  Fleischbrühe  unterlassen  oder  zu  spät  vorgenom- 
men wird  Bs;  Z.  —  2.  Name  des  Feuerschauers  ApI. 

—  3.  Burgemeisterli,  ein  von  Bürgermeister  Burck- 
liardt  (f  1816)  erfundener  Likör  BsStdt.  .Berühmtes 
echtes  ß.'  Zeitungsins.  —  4.  Familienn.  ß;  1523,  Z 
Turb.  (Egli,  Akt.);  1750/60,  ZFlunt.  (Denzl.). 

2  erklärt  sich  daraus,  dass  die  Feuersclnui  in  ApI.  die 
Stelle  der  mangelnden  Gemeindeorganisation  vertreten  muss; 
vgl.   ApI.   Ztg   1871,  Nr.  41,  S.  1  b. 

Under-B.  ,Dry  von  dem  rat,  under  denen  ein  u. 
obman  sin  soll.'  Sch  Bettlerordn.  1524.  Der  Vertreter 
der  Zünfte  in  der  Regierung:  ,An  St  Stephanstag  kom- 
men [in  GStdt]  die  Zunftmeister  und  eilf  auf  dem 
Rathaus  zusammen  und  erwehlen  da  einen  obersten 
Meister,  welchen  sie  einen  U.  nennen,  dessen  Amt  ist. 
ein  Aufsehen  zu  haben  auf  der  Stadt  Wachten,  den 
Wittwen  und  Waisen  Vormünder  und  Vogt  zu  geben 
und  dann  derselben  Rechnungen  zu  besichtigen.' 
SiMML.-Leu  1722,  590  (s.  auch  die  Anm.  zu  der  Stelle). 
Schon  bei  Vad.  III  204.  —  Standes-B.:  der  Bürger- 
meister der  Stadt  Zürich,  der  zugleich  erster  Beamter 
des  Standes  Zürich  war  Z  (von   1815 — 30). 

Birs-:  Vorsteher  des  Siechenhauses  zu  St  Jakob 
an  der  Birs;    vgl.  Bs  XIV.  73/4;    Bs  Nenj.   L843,   16. 

—  Bars-:  1.  öffentlicher  Lehrer  der  Wissenschaften, 
prof.  publ.  ord.  Bs  (Spreng).  —  2.  Anführer  einer 
Rotte,  bei  Arbeiten  BR.  Syn.  Rott(en)-M.  Buess-: 
\"iii  Rate  zu  AALaufenb.  bestellter  Bussenbezüger, 
der  bes.  über  die  Beobachtung  der  Fahrordnung-  durch 
die    Fuhrleute   zu    wachen    hatte;    vgl.  JVctter  1864, 


521 


Mast,  niest,  mist,  most,  must 


.r)22 


117.  ,Es  soll  jeglicher  karrer  den  andern  melden 
and  an  die  1>.  bringen.'  1401,  AALaufenb.  Arch.  — 
Post-:  Aufseher  über  das  kantonale  Postwesen  (bis 
lv">n)-  iEr  sye  des  königs  postenmeister  und  ver- 
richte alle  sachen  und  brief,  so  vom  könig  kom- 
men.'  1589,  Seg.,  Pfyffer.  .Herrn  Postm.  N.  [in  Scn] 
bezahlt  ich  für  die  dissjährige  Zeitung  24  Btzn.'  1(570, 
Taheb.  Zuber.  ,P.  Sind  zween,  werden  gesetzt  von 
den  Direktoren  der  Kaufmannschaft.  Ihre  Pflicht  ist, 
alle  zugebrachte  Schreiben  zu  spedieren.  Bleiben's 
allzeit'  Mek.  Tig.  1742.  -  Batterie-.  .Von  1724/68 
hatte  die  Stadtstückcompagnie  [ausser  drei  andern 
Offizieren]  noch  einen  Bombardierlieutenant,  unter 
den  Corporalen  einen  B.'  vRoht  1834,  396.  —  Bet-: 
Vorbeter.  ,In  dem  in  das  Dominikanerkloster  ver- 
legten Spital  besuchten  dessen  Bewohner  den  Gottes- 
dienst in  der  anstossenden  Kirche,  und  für  die  Gebete 
war  ein  eigener  B.  bestellt.'  Messm.  1831.  —  Bott-: 
1.  Vorsteher  eines  Handwerks,  Zunftmeister,  insofern 
er  das  ,Bott'  [die  Einladung  zu  den  Zunftversamm- 
lungen] erlässt  Bs  f  ;  früher  auch  in  B;  Z.  ,Das 
Meisterbott  wurde  versammelt  und  geleitet  durch  einen 
oder  zwei  B.'  B  Taschenb.  1878,  76.  ,Es  solle  auch 
jeder  Meister  auf  den  Sonntag  vor  der  Fronfasten, 
auf  welche  Stund  man  ihm  ansagen  wirt,  fleissig  er- 
scheinen und  so  er  nicht  erscheinen  könnt,  sich  durch 
den  Umbschlager,  B.  oder  durch  einen  Andern  ent- 
schuldigen lassen.'  1620,  SchwE.  Klosterarch.  S.  auch 
Böt-Gelt  (Bd  II  259).  —  2.  Handwerker,  der  bei  den 
Zunftversammlungen  die  Auflagen  einzieht.  L  Zunft- 
ordn.  (lt  Liebenau).  —  3.  Anführer,  Befehlshaber  übh. 
,Du  bist  nicht  nur  ein  Gesell  solcher  böser,  unnützer 
Leuten,  sondern  noch  ein  Vatter,  ein  Hirt,  ein  B.,  ein 
Beförderer.'  JMev.  1694.  —  Büt-:  Aufseher  über  die 
Verteilung  der  Beute  im  Felde;  zum  ersten  Mal  be- 
stellt in  den  Burgunder  Kriegen;  vgl.  vEodt  1831, 
159/61.  ,Es  solle  auch  ein  Beutm.  gemachet  werden, 
der  die  Anzahl  der  gefangenen  Ross,  Vieh  usw..  so 
sie  bekommen,  fleissig  austeile.'  Kriegsb.  1644.  - 
Bü  w-:  1.  wesentlich  =  B.-Herr  3  (Bd  II  1537).  ,Wel- 
lichen  unser  landlüt  zu  einem  b.  nemmend,  der  soll 
die  Strassen  in  unserm  land  besichtigen,  das  dieselben 
in  eeren  gehalten  werdent.'  um  1500,  Gl  Rq.  ,Ein 
bauwm.  soll  schweren,  syn  best  und  wägest  ze  tuen 
büw  und  heuser  in  ehren  z'  halten,  ouch  die  Strassen, 
wo  es  von  nöten,  besseren.'  XVI.,  Obw  Rq.  ,Er  ist 
gewesen  erichter,  b.  [usw.].'  1580,  Ardüser.  Einen 
,Bau-M.'  gab  es  früher  auch  in  L;  vgl.  Seg.,  RG.  III 
163.  In  geistlichen  Stiften:  ,Den  vier  Ämteren.  Cu- 
story,  Camery,  Allmus-  und  B.'  RC'vs.  S.  auch  Strässen- 
Macherißf.  54) ;  Meister 4 ;  Edlib.  277.  —  2.  =  B.-Herr  1. 
.Bede  [Maurer-]  Meister  sollen  muren  nach  Gutachten 
der  Baumeistern.  Es  sollend  die  B.  schuldig  sein, 
ihnen,  den  Meistern,  alle  notwendige  Matery  an  die 
Hand  zu  liefern.'  1651,  ApHeiden  Monatsbl.  —  3.  Auf- 
seher über  das  Gemeinland,  eine  Art  Dorfvorsteher; 
vgl.  .Bauenneister'  bei  Sanders.  .Die  von  Aadorf 
setzend  jerlich  drei  b.,  und  wenn  ein  g'meind  ze  Aadorf 
ze  rat  wirt,  einen  houw  uszegeben,  dann  sönd  die 
selben  drei  b.  usgeben.'  1469,  THAad.  Offn.  ,Es  sönd 
die  drei  b.  gebieten  ze  zünen  und  ze  graben.'  ebd. 
.Welcher  eigne  oder  g'meine  Alp  einem  Fremden  um 
Zins  lasset,  der  soll  dem  Baum.  10  Btzn  geben.'  UwE. 
Rq.  —  4.  Aufseher  über  die  Arbeit  im  Weinberg. 
Rüef  1539,  Vers  719  ff.    Vgl.  Bii-Mmm  (Sp.  270).  — 


„Päz-:  Lehrmeister,  Hauslehrer  BsStdt"  (St.2).  — 
Blei-.  ,B1.  am  Platz.  Wird  von  der  Schützengesell- 
schaft genommen.  Soll  das  verschossene  Blei  bei  den 
Scheiben  fleissig  auflesen  und  den  Schützen  um  ein 
gebührend  Gelt  wiederum  zu  kaufen  geben.'  Mem.  Tig. 
1742.  —  Bliden-:  Aufseher  über  die  .Blideir  [Stein- 
schleudern] bei  Belagerungen.  .Meister  Heinrich,  der 
bl.',  als  Zeuge  aufgeführt.  1309,  Z  Urk.  —  Bleik-: 
Aufseher  beim  Bleichen  der  Leinwand  GStdtf;  vgl. 
Feld-M.  und  Simml.-Leu  1722,  597.  —  Platz-:  einer 
der  Beamten  der  .Knabengesellsehaft'  (s.  Clinab  Bd  III 
710)  zu  Gr  ObS.  Es  sind  deren  vier;  sie  beziehen 
insbes.  die  Gebühren  z.  B.  von  den  Fremden,  welche 
ein  Mädchen  aus  der  Gemeinde  heiraten  (vgl.  Schall- 
Win),  und  schenken  bei  gemeinschaftlichen  Trink- 
gelagen den  Wein  aus.  Bühler  IV  38.  Im  XVII./XVI11. 
auch  in  GRTomils;  s.  Arch.  f.  Volksk.  I  147.  —  Brüe-: 
Angestellter  im  städtischen  Schlachthaus,  der  das  Brüh- 
wasser  zu  besorgen  hat  ZStdt.  —  „Prob-:  Hand- 
werksmeister, welcher  das  Probestück  des  Gesellen 
prüft,   der  Meister  werden  will   Z";    vgl.  Schauiv-M. 

—  Bruch-:  Aufseher  über  die  dem  Kanton  Zürich 
gehörenden  Steinbrüche  zu  Bach  am  Zürichsee  Z.  - 
Brueder-:  Aufseher  über  die  Verpflegung  der  Kran- 
ken und  Bettler  im  Spital  B  (bis  um  1642);  vgl.  Mess- 
mer  1831,  132.  .Bettehveibel  oder  Br..  soll  den  kranken 
Armen  flyssig  ufsechen,  den  starken  Bettlern,  Jakobs- 
brüedern  und  Andern,  so  sich  im  Spital  herbergen, 
kein  Wyn  uftragen.'  1604,  S  Stadtr.  —  Proviant-: 
Angestellter,  der  für  die  Verpflegung  des  Heeres  zu 
sorgen  hatte;  über  ihm  stand  ein  ,Ober-Pr.'  B  seit 
1589;  vgl.  vRodt  1831  II  181.  206;  ferner  Pr.-Herr 
(Bd  II  1540).  —  Brugg-:  1.  Aufseher  über  den  Bau 
einer  Brücke;  vgl.  Bs  XIV.  132.  —  2.  Familienn.  XV.. 
ApHeris.  —  Schiff-Brugge"-.  Dem  Seh.  wurde  auf- 
gegeben, ,die  Schiffbrücke  auf  Ordre  Ihr  Gn.  Offiziers 
über  eint  oder  andere  Wasser  zu  schlagen  und  die 
dazu  benötigte  Mannschaft  von  den  Amtleuten  zu  for- 
dern, welche  solche  auf  Anmelden  dem  Brückenmeister 
verabfolgen  lassen  sollten.'  Der  Seh.  gehörte  mit  seinen 
Gehilfen   zum   Trainpersonal.    vRom  1834,    167.  396. 

—  Brunne"-:  1.  =  Br.-Vogt  (Bd  I  708)  GitChurw.. 
Hald.;  Th;  Z;  er  wurde  von  den  Brunnengenossen  je 
auf  ein  Jahr  gewählt  ZZoll.  Brunn-M.,  derjenige, 
der  die  Arbeiten  an  den  auf  Staatsdomänen  gelegenen 
Brunnen  besorgt  B.  , Brunn-M.'  als  städtischer  An- 
gestellter. Bs  XIV.  76;  1782/94,  AaZoC  .Der  br.  soll 
und  ist  schuldig,  die  brunnenstuben  zu  rumen,  uftuen 
und  decken,  der  düchlen  und  drucken  sorg  haben  und 
die  brunnen  ferggen  und  die  im  jar  einest  allenthalben 
durchziehen.'  1535,  ZElgg  Herrschaftsr.  ,Br.  Wird 
vor  Rat  verliehen  und  ist  seine  Pflicht,  fleissig  Sorg 
zu  tragen  zu  der  Stadt  Brünnen  und  alle  Tag  zu 
schauen,  ob  keine  Tüchel  gesprungen  und  ob  den 
Brunnenstuben  Nichts  mangle,  dessgleichen  die  Brun- 
nentrüg zu  säubern  und  rein  zu  behalten.  Bleibt  's 
Einer  sein  Lebtag.'  Mem.  Tig.  1742.  —  2.  Familien- 
name Th.  ,Jekli  Brunnm.'  1412,  L.  —  Brand-:  1.  Vor- 
steher des  Feuerlöschwesens  einer  Gemeinde  Aa;  B. 
.Jeder  Gemeinderat  wird  einen  Feuerinspektor  oder 
Br.  erwählen.'  Aa  Feuerordn.  1806.  —  2.  Oberfeuer- 
werker bei  den  Truppen   (im  Felde).    Kriegsb.  1644. 

—  Presenz-:  mit  der  Ausrichtung  der  sog.  Presenz 
beauftragter  Klostergeistlicher.  1518,  Gfd  27,  339.  — 
Brett-:  Zahlmeister.  Finanzvorsteher  eines  Gemein- 


523 


Mast.  mest.  mist.  most.  mnst 


524 


wesens  oder  einer  Gesellschaft.  ,Der  Br.  wird  [mit 
der  Neuordnung  der  Dinge  nach  179s]  zum  Finanz- 
minister.'  Bs  Nachr.;  vgl.  Brett-Herr  (Bd  II  1540).    In 

Zunft-  und  andern  Gesellschalten  s.  v.  a.  Stuben-Knecht 
(Bd  III  730/1).  ,Zum  Br.  [der  Schützengesellschaft  in 
Luzern]  konnte  nur  ein  angesehener  Bürger  gewählt 
werden.'  1747,  Gfd  XIII  132/3.  Am  Zunftbaus  der 
Gerwer  in  Luzern  war  ein  Weih  mit  einem  Schlüssel- 
hund abgebildet,  die  Br-in,  die  Frau  des  Stubenknechts 
oder  Stubenwirts  der  Gesellschaft;  vgl.  Gfd  27,  218. 
,Er  ist  Br.,  ad  arculas  sedet.'  Mey..  Hort.  1692.  Vgl. 
Brett.  —  Brot-Meister:  Beamter  im  alten  Basel, 
der  die  specielle  Aufsicht  über  den  Brotverkauf  führte, 
zugleich  unmittelbarer  Vorsteher  der  Bäcker-  und 
.Müllerinnung  war;  er  wurde  bis  1404,  wo  das  Amt 
an  den  Rat  übergieng,  vom  Vicedom  des  Bischofs  be- 
lehnt. Vgl.  Bs  XIV.  84  f.;  AHeusl.  1888,  84  ff.  ,Rü- 
degerus,  dictus  br.'  1241,  Bs  XIV.  ,Dignum  duximus 
jura  que  vicedominus  magister  panifleum  ipsique  pani- 
fices  nostre  civitatis  adinvicem  habent,  literali  memorie 
eommendare.'  1256,  Bs  Rq.  .Idein  magister  ter  in  eb- 
domada  videat  et  consideret  forum  panis.'  ebd.  .Johans 
der  br.'  1274,  Geschfo.  Ges.  ,Dass  ein  br.  ze  Basel 
über  niüller  noch  brotbecken  in  der  vorstat  nützit  ze 
richtende  hette.'  1398,  Bs  Rq.  Im  alten  Luzern  wählte 
die  Gesellschaft  zu  Pfistern  einen  Br.:  ,Was  vor  einem 
offenen  gebott  das  mer  wirt,  das  man  ieman  in  der 
gesellen  namen  etwas  ze  tuende  befilchet  und  von  der 
stuben  wegen,  es  sye  stubenmeister  oder  br.  ze  sind... 
Doch  das  keiner  verbunden  sin  sol,  stubenmeister  oder 
br.  ze  sind  zweijaran  einander.'  1469,  Gfd.  .Berschi 
Br.'  1357,  Z.  —  Bratsche"-  (in  GS.;  Schw  Britschi-): 
als  Hanswurst  verkleideter,  mit  einer  Pritsche  be- 
waffneter Profos,  bes.  an  Schützenfesten.  Er  diente 
als  Platzmacher  oder  übte  die  Polizei  auf  den  Schiess- 
plätzen; Schützen,  die  Nichts  getroffen  oder  sich  gegen 
die  Schiessordnung  vergangen  hatten,  legte  er  wohl 
auf  die  Narrenbank  und  Hess  seine  Pritsche  nach  dem 
Takte  eines  bekannten  Liedes  auf  ihrem  Rücken  tan- 
zen; er  spielte  übh.  den  Spassmacher,  gelegentlich 
auch  den  Festdichter  L;  Schw;  Uw;  Zg;  Z.  Syn. 
Platz-Narr.  .Obrister  Prütscheniuaister  in  Ostreich' 
unterzeichnet  sich  1568  der  Dichter  Wirri  in  seinem 
Lied  auf  die  Hochzeit  des  Pfalzgrafen.  Aa  Gem.  II  32. 
1595  beschloss  der  Rat  von  übw,  ,dem  Br.  ein  Paar 
Hosen  zu  verehren,  mit  dem  Vorbehalt,  dass  er  den 
Schützen  Kurzweil  mache.'  .Ich  stund  da  wie  ein 
voller  zapf;  der  zeiger  wollt  sich  gar  nit  regen,  der 
pr.  kam  entgegen,  hinder  mir  her  mit  seinem  g'sellen 
und  tet  sich  eben  lätz  gestellen,  macht  mir  da  nit  lang 
verdank  und  legt  mich  auf  den  narrenbank,  hauwt 
mich  gar  sehr  mit  seiner  brütsehen,  ich  meint,  er 
woll  mir  's  g'sess  zerknütschen;  so  gut  g'schir  hat 
er  mir  gemacht,  das  volk  auch  meiner  g'nug  hat 
g'lacht.'  JGrob  1599;  die  Scene  ist  im  Titelbild  dar- 
gestellt (der  Pr.  trägt  die  Z  Farben),  ähnlich  im 
Schützenhause  in  Schwyz.  .Brütschenmeister  am  Platz. 
Wird  auch  erwählt  von  der  Schützengesellschaft.  Soll 
einem  Herrn  Schützenmeister  abwarten  und  fleissige 
Achtung  geben  auf  die,  welche  unordenlich  die  Kugel 
vor  dem  Pulver  laden  oder  brennend  Feuer  in's 
Schützenhaus  tragen.  Er  wird  auch  gebraucht  auf 
der  Allment,  so  man  mit  Stucken  oder  Bolleren  exer- 
cieret.'  Mem.  Tig.  1742.  Ähnlich  Z  Pfrundenb.  1757. 
mit  dem  Zusatz:  ,Hat  jedes  Tags  oder  Mahls,  neben 


gastfrei  Ürten,  16  ß  Taglohn.'  .Während  dieses  Marens 
machte  ein  Pr.,  so  eine  Narrenkappen  von  des  Stands 
Diessenhofen  Ehrenfarb  trüge,  sowol  wie  in  die 
Kirche  als  auch  da  wir  wieder  daraus  giengen.  Platz.' 
1762,  Z  Taschenb.  Profos  beim  Soldatenspiel  der 
Knaben  GS.  Lustigmacher  bei  der  Weinlese?  .Für 
acht  Bückiträger,  dem  Rebmann  und  Br.  3  fl.-  1725. 
Schloss  Rued.  —  Quart-:  Bezüger  der  (dem  Bischof 
zufallenden)  Zehntenquart.  ,4  Jucharten  acher,  ist  das 
kilchenzechendli.  gehörd  myns  herren  von  Costenz  qu." 
1531,  ZStadel  Urk.  —  Quartier-:  militärischer  Be- 
amter, dem  die  Verwaltung  je  eines  der  12  .Quartiere' 
des  Kantons  Z  zufiel;  vgl.  Z  Ges.  1838,  346.  354/7. 
Sonst  wie  nhd.;  vgl.  auch  vRodt  1831,  II  180  f.  — 
Rahünzli-:  Tausendkünstler,  Einer,  der  in  kurzer 
Zeit  viel  erlernt  hat  B.  —  Rod-:  Gruppenaufseher 
bei  den  Frohnarbeiten.  ,Ain  apt  sol  auch  daselbend 
r.  setzen,  und  warzu  der  oder  ammann  von  desgottshus 
und  des  abtes  und  des  landes  wegen  bedarf,  darinne 
sond  die  r.  dem  ammann  gehorsam  und  hilflich  sin.' 
1378/9.  Ap  Urk.  Vgl.  JCZellweger,  Gesch.  des  Ap 
Volkes  I  539.  207.  —  , Rumor-:  der  Frieden  gebietet, 
irenarches.  latruneulator  in  hello.'  Denzl.  1677;  1716. 

—  Rinder-:  Angestellter  im  Kloster  Muri,  wohl  Auf- 
seher über  den  Rinderstall;    s.  Karrer   (Bd  III  427). 

—  Reis-:  Verwalter  der  Reisgeldbüchse;  vgl.  Reis- 
Gelt  (Bd  II  261).  ,Wir  [von  Freiburg]  gebietent  allen 
r-n  der  reisgesellschaft,  dass  si  schaffent  gelt  zu  haben 
für  die  soldner,  so  uf  die  Schlösser  im  sold  sint,  und 
dass  si  solich  geld  gen  Friburg  dem  seckelmeister 
hringent.'  1473.  B  Anz.  —  Russ-:  von  der  Gemeinde 
bestellter  Aufseher  über  die  Sicherungsarbeiten  an 
der  Reuss.  Ende  XVIL,  ZOttenb.  —  Rüst-.  ,R.  ist 
derjenige,  welcher  den  Soldaten  zu  den  Wehren  sichet. 
die  Munition  ander  sy  austeilt  und  darzu  Sorg  hat, 
ouch  darum  Bescheid  und  Antwort  geben  muss,  damit 
die  nit  veruntrüwet  noch  verwahrloset  werde.'  1629, 
Absch.  ,Capitain  des  armes,  Rüst-  oder  Gewehrmeister.' 
Kriegsb.  1644.  —  Umme"riti-:  Spielordner,  -Führer 
GT.  ,Die  jungen  Leute  fast  jeder  Gemeinde  treffen 
sich  allsonntäglich  an  der  sog.  UmmeTiti  (Stuhelen), 
die  unter  Vorsitz  des  selbstgewählten  U-s  stattfindet.' 
WSenn  1870.  —  Rott-.  ,Rotten-M.',  Anführer  einer 
der  vier  Rotten,  in  welche  die  Mannschaft  des  Tales 
von  ZGÄgeri  bes.  zu  militärischen  Zwecken  eingeteilt 
war.  ZGÄgeri  Jahrzeitb.  1.  Befehlshaber  über  eine 
militärische  Rotte  „Gl."  Die  Anzahl  der  von  einem 
K.  befehligten  Mannschaft  wechselte  mit  der  Entwick- 
lung der  Heereseinrichtungen.  ,Die  kriegsleut  [er-] 
nennen  einen  r.,  der  einer  anzal  kriegsleuten  obmann 
ist.'  Vad.  ,Rät,  burger,  r„  samt  der  zuogewandten 
houptlüten.'  1531,  Strickl.  ,R.  sammt  der  gwardi.' 
Wagner  1581.  .Corporal,  R.'  Kriegsb.  1644;  1687,  L. 
.Jedes  Fähnlein  hatte  neben  3  Corporalen  20  R.'  1638, 
B  (vRodt).  ,Alle  Mannschaft  von  15 — 55  Jahren  soll 
in  Rotten  eingeteilt  und  je  für  16 — 20  Personen  ein 
R.  bestellt  werden.'  1650,  B  (ebd.).  ,Den  Amtleuten 
wird  vorgeschrieben,  die  Abteilung  des  Landes  in 
Trüllbezirke  so  zu  veranstalten,  dass  jedes  Dorf  seinen 
Corporal  oder  II.  und  Exerzierplatz  erhalte.'  1665,  B 
(ebd.).  In  Ndw  befehligte  der  R.  im  XVIL  Rotten 
von  100  Mann;  vgl.  Gfd  XVI  82.  -  2.  Führer  einer 
aufrührerischen  Menge.  Der  Landvogt  berichtet,  dass 
einige  Bauern  im  Tanneggeramt  sich  unruhig  zeigen 
und  dass  sich  ein  Prediger  zu  ihrem  H.  aufgeworfen 


525 


Mast,  mest,  mist,  rnost,  musl 


526 


habe.'  L534,  Abscb.  —  3.  wesentlich  =  Mod-M.  Z.  Die 
zum  Gemeindedienst  (nach  , Wachten'  oder  Dorfteilen 

ZS.)  aufgebotene  Mannschaft  wurde  von  K-n  geführt. 
.her  I>.  Dieser  hat  [beim  Kirchenbau]  die  Frohndienste 
der  Handarbeiter  zu  leiten;  er  bietet  sie  auf.  ordnet 
sie  usw.'  JRWaser  1829,  17.  ,Zur  Vornahme  von  All- 
mendsarbeiten.  Zäunen,  Schwanden,  Reuten  soll  in 
jedem  Dorf  ein  R.  geordnet  werden.'  1650,  Hagenb.. 
Sigr.  —  Sei-:  =  Sei- Vogt  (Bd  1  708)  B.  .Eine  herr- 
lichere Aussicht  auf  Erden  kannten  sie  nicht,  als  die 
Aussicht,  Spendvögtin,  Seimeisterin,  Seckelmeisterin 
oder  gar  Frau  Ratsherrin  zu  werden.'  Gotth.  — 
Siech-  s.  Meister  4.  Die  ,S-in'  des  Klosters  Königs- 
felden  hatte  die  Kranken  im  ,Siechhus'  zu  pflegen, 
wofür  ihr  von  der  Konigin  Agnes  besondere  Einkünfte 
zugewiesen  waren;  vgl.  Arg.  1865,  48;  Gfd  XXI  220. 
—  Seck-.  Bauer  klagt  über  die  bösen  Zeiten:  .Man 
undertruckt  den  g'meinen  Mann;  syd  dass  der  Teufel 
in  das  Land  die  Pänzyseck  hed  geben  z'  Hand,  so 
kann  man  die  S.  nie  mit  Recht  und  Ehren  z'  Fründen 
zie.'  JMahler  1674. 

Seckel-:  1.  Verwalter  einer  öffentlichen  Kasse, 
bes.  der  Gemeinde-  und  Staatskasse;  daher  G'meinds-, 
LandfesJ-S.  (wofür  auch  etwa  ,Kantons-S.',  dem  jetzigen 
Finanzdirektor  entsprechend),  allg.,  doch  vielerorts  be- 
reits veraltet.  Wüsset-der  de"  Spruch  vo"  TJrke"  [Dorf 
im  Aa]?  De'  Beck  cha°"  de"  Teig  nid.  würke",  der 
Müller  cha""  nid  male",  der  S.  cha""  nid  zale",  de" 
Schn'meister  cha""  nid  lese"  und  der  Pfarer,  der  macht 
Bese*  (Spottreim).  Das  Amt  war,  auch  in  den  Ge- 
meinden, sehr  einflussreich;  vgl.  Vogt  (Bd  I  704), 
wozu  noch  die  RA.:  Im  Dorf  ist  Niemcr  Meister  a's 
der  Pfarrer,  Vogt  und  S.  AABb.  Als  ein  Knabe  im 
Religionsunterricht  nach  den  drei  höchsten  Namen 
gefragt  wurde,  soll  er  geantwortet  haben :  Pfarrer, 
Vogt  und  S.  AaF.;  Z.  Es  händ  e"möl  Ziel  welle" 
haitiie"  und  händ  g'said:  Gott  Vatter,  So"  und  S.  — 
aber  es  häd  's  nüd  welle"  ge"  [d.  h.  die  Beschwörung 
war  erfolglos].  Antistrausseneier  1839.  Als  kantonaler 
Beamter  war  der  S.  Mitglied  der  Regierung;  er  folgte 
als  dritter  oder  vierter  nach  dem  Landammann  Ap; 
Vü;  Gl  (seit  1448).  In  ApA.  gab  es  zwei  ,S.',  einen 
vor  und  einen  hinter  der  Sitter,  in  Gl  seit  der  Re- 
formation einen  für  die  Reformierten  auf  sechs  Jahre, 
einen  für  die  Katholiken  auf  drei  Jahre;  vgl.  Gl  fiem. 
482.  ,Der  Säckelmeister  des  Lands  solle  zu  Gott  und 
den  Heiligen  schwören:  Des  Lands  und  UGHrn  ge- 
treuer Amtsverwalter  zu  sein  im  Einnehmen  und  Aus- 
geben und  Alles  gehörig  einzuziehen  und  zu  ver- 
rechnen.' U  Ges.  1823.  De''  hölzig  S.,  Verwalter  der 
Klosterwaldungen  LBerom.  Neben  , Ammann  und  Ge- 
schwornen'  ein  Beamter  beim  .Knabengericht'  GRUbS. ; 
vgl.  Bühl.  IV  38.  , Christus  hatt  selbs  ein  seckel  und 
gelt  gehept.  Dann  ye  so  was  Judas  s.'  HBdll.  1531; 
vgl.  Job.  12.  ,E>ie  so  gemeiner  statt  schätz,  barschaft 
und  einkommen  verwalten,  welliche  bei  uns  die  s. 
genennet  werden.'  Simml.  1579  (für  Bs;  Sch;  Z).  ,Wenn 
die  Gemeindsgenossen  einen  Inzieher  oder  S.  ihres  ge- 
meinen Inkommens  ernamsen.'  1666,  Aa  Rq.  ,Der  S. 
(Caneparo)  der  Landschaft  Lifenen.'  um  1700,  U  Rq. 
,Es  sind  auch  allenthalben  in  den  Städten  der  Eid- 
genossschaft in  grossem  Ansehen  die  S.,  die  haben 
keine  gesetzte  Jahr,  sonder  bleiben  so  lang  am  Amt. 
.  als  es  den  Räten  gefallt.  In  Bern  hat  es  zwei  S., 
einen   teutschen   [der   seinen  Rang  gleich   nach    dem 


Schultheissen  hatte  und  die  Finanzen  der  deutschen 
Kantonsteile  verwaltete]  und  einen  welschen  [der  Vor- 
sitzender der  Venner-  oder  Finanzkammer  war,  wenn 
es  sich  um  die  Finanzverwaltung  der  Waadt  handelte].' 
Simml. -Leu  515/6.  ,Der  Welsch-S.  oder  S.  welscher 
Landen.'  Leu,  Lex.  III  180;  vgl.  EFr.v Fischer  1868,  22. 
S.  noch  GrD.  LB.  101;  Blumer,  RG.  I  284;  Simml.- 
Lcu  1722,  550  ff..  Dreier-Herr  (Bd  II  1547).  In  Bs 
und  B  heissen  S.  noch  heute  die  Schatzmeister  der 
Zünfte;  in  BStdt  sind  sie  seit  dem  XVI.  bezeugt.  Seit 
1729  waren  sie  bei  der  Gesellschaft  von  Kaufleuten 
zugleich  .Almosner';  1837  wurden  ihnen  die  finan- 
ziellen Verrichtungen  des  aufgehobenen  Amtes  der 
.Stubenmeister'  übertragen;  vgl.  B  Taschenb.  1862, 
93  f.  —  2.  scherzh.,  Zuchtstier  B;  Z.  Mann  Z.  — 
3.  =  Schlegel-Ghrüt  (Bd  III  910)  B  (lt  Durh.);  Z  (lt 
Schinz  1842,  58).  Vgl.  die  synn.  Maien-Seckel,  Frauen- 
Seckeli,  Kapuziner  -  Schellen.  —  A  r  m  e  n  -  L  u  t  e n  -  S. : 
Verwalter  der  Landesarmenkasse,  der  dem  Range  nach 
dem  Landesfähndrich  folgte  Ap;  s.  auch  Simml.-Leu 
1722,  552  u.  —  Land-Lute"-S.  .Neben  andern  Be- 
amten war  auch  noch  ein  L.,  der  [zum  Unterschied 
vom  ,Landes-S.']  kein  Glied  des  Landrates  war.  Er 
verteilte  auf  die  Köpfe  [der  Stimmberechtigten]  die- 
jenigen Summen,  welche  für  die  Übertragung  öffent- 
licher Beamtungen  von  ihren  Inhabern  erlegt  wurden.' 
Schw  Gem.  190.  Vgl.  Üf-Läg  (Bd  III  1163);  Blumer. 
RG.  IIa  121.  —  Weinzoll-S.:  Verwalter  der  (Wein-) 
Zollkasse.  ,Ist  a.  1753  Landvogt  und  W.  worden.'  Z 
Nachr.  1756  (für  L). 

Sei-:  1.  Vorsteher,  Verwalter  eines  ,Sel-Hüses- 
(ßd  II  1726).  ,So  etlich  sonder  personell  in  das  selhus 
keminil,  sollt  der  s.  von  stund  an- melden.'  Vad.  .Be- 
soldung eines  S-s.'  XVIII. ,  Sch  Pfrundenb.  —  2.  Ver- 
walter der  Stiftungen  zu  Seelmessen  (.Seelgeräten', 
daher  urkundlich  auch  .Selg'rät-Meister')  G  t-  .Jedes 
Handwerk  hat  dafür  zu  sorgen,  dass  die  wöchentliche 
Anlage  von  2  Kr.  zu  Gunsten  des  Seelamtes  von  den 
Gesellen  genau  und  richtig  bezogen  werde,  damit  die- 
selbe von  Viertel-  zu  Vierteljahr  durch  den  S.  abge- 
holt werden  könne.'  G  Polizeiverordn.  1820.  ,Si  band 
geordnet  um  ein  jarzyt  32  ß  d.,  mit  dem  geding,  dass 
ein  seilmeisterin  soll  das  gelt  ynziechen  und  davon 
geben  6  ß.'  THDän.  Jahrzeitb.  ,Uf  denselben  tag  soll 
ein  s.,  der  solich  seigerät  ynnimmt,  einem  jeklichen 
priester,  der  mess  hat,  geben  3  ß  hlr.'  1439,  Z  Urk. 
—  Solde n er-:  Verwalter  einer  besondern  Kasse,  aus 
der  die  Söldner  unterhalten  und  andere  Kriegsaus- 
gaben bestritten  wurden.  1446,  Schönberg.  —  Salz-: 
den  , Salzherren'  (Bd  II 1542)  untergeordneter  Beamter, 
der  ihnen  alle  Vierteljahre  über  den  Salzverkauf  Rech- 
nung abzulegen  und  der  die  Arbeiten  im  Salzhaus  zu 
beaufsichtigen  hatte  Bs;  später  S.-Schriber  genannt; 
vgl.  Ochs  II  a  411.  —  Senti-:  =  Senti-Herr  (Bd  II 
1543);  s.  noch  Liebenau  1881,  17.  —  Sust-:  =  S.-Herr 
(Bd  II  1543).  .Die  schiffmeister  söllent  ein  schiff  an 
der  Ziegelbrucken  hau  und  soll  deren  von  tllarus  guot 
dem  zustm.  überantwurt  werden.'  1532,  Absch.  ,S.  zu 
Horgen.  Ist  ein  Lehen  der  Rechenherren.  Seine  Pflicht 
ist,  auf  dem  Wasser  die  Waareir  zu  spedieren,  die 
von  Luzern.  Zug  usw.  nach  Zürich  in  das  Kaufhaus 
gellen.  Bleibt  's  allzeit.'  Mem.  Tig.  1742.  .Unsers  zu 
Horgen  bestellten  S-s  Pflicht  ist,  unserer  gemeinen 
Stadt  Nutzen  zu  fördern  und  Schaden  zu  wenden,  die 
ihme  übergebene  Haus  und  Sust  zu  vergaumen.  über 


527 


Hast,  niest,  mist,  most,  must 


52fi 


den  Ein-  und  Ausgang  der  Waaren  ordentliche  Bücher 
zu  führen  usw.'  Z  Sust-  und  Faktoreiordn.  1777.  Vgl. 
noch  Strickl.  18S2,  SS.  —  Süter-Meister.  Nur  noch 
als  Familienn.  Aa.  —  Gasse°b'setzer-:  ehedem 
städtischer  Beamter,  Aufseher  üher  die  Pflasterer  Z. 
—  Gescheid-:  Vorsitzender  des  ,6escheids'  von 
Gross-Basel  [während  der  Vorsitzende  des  Gescheids 
von  Klein-Basel  von  Amts  wegen  der  Schultheiss  war]; 
vgl.  Gescheid- Herr  (Bd  II  1543),  ferner  Simml.-Leu 
1722,  485.  ,Der  G.,  auch  ein  Jeder  des  Gescheids, 
soll  bei  seinem  Eid  das  Feldrecht  helfen  förderen  und 
einem  Jeden,  der  dessen  begehrt,  daryn  helfen,  woryn 
er  Recht  hat.'  XVIII.,  Bs  Bq.  II  398/9.  —  Schiff-: 
Führer  der  Last-  (auch  Pilger-)schiffe  auf  der  Strecke 
Zürich- Wallenstadt,  zugleich  mit  gewissen  amtlichen 
Befugnissen  ausgerüstet.  .Ordnung  der  oberwässeren 
halb,  so  die  Lint  uf  farend,  wie  sich  die  drü  ort  [Gl; 
Schw;  Z]  vereinbart  hand.  Des  ersten,  so  soll  jetlichs 
ort  ein  seh.  geben,  und  die  sond  vertrösten,  damit, 
ob  sy  etwas  biderben  lüten  verwarlosetind,  die  guoten 
lüt,  denen  schaden  geschieht,  wissint,  wo  sy  ires  Scha- 
dens wider  in-  und  zuokommen  mögent...  und  sond  die- 
selben dryg  erweiten  seh.  teil  und  gemein  haben,  was 
sy  füerend  von  Zürich  unz  gen  Walestad,  dessglychen 
von  Walestad  unz  gan  Zürich.'  1532,  Absch.,  abwech- 
selnd mit  ,Schifflüt.'  Wer  zum  Seh.  erwählt  wird, 
soll  nicht  allein  für  Das,  was  bei  der  Schiffahrt  zu 
Grunde  geht,  sondern  für  Alles,  was  bei  Wirten,  Sei- 
lern, bei  den  Schiffen  als  Knechtelohn  usw.  unbezahlt 
aussteht,  Bürgschaft  zu  leisten  verbunden  sein.  1573, 
ebd.  IV  2,  525;  s.  noch  Sah-Herr  3  (Bd  II  1542/3); 
Absch.  IV  2,  544  ff.  ,Sch.'  gab  es  auch  in  L;  vgl. 
Seg.,  RG.  III  103.  —  Umschick-:  Name  des  jüng- 
sten Heisters  beim  Handwerk  der  Hafner,  insofern 
ihm  obliegt,  nach  Weisung  des  Obmanns  die  übrigen 
Meister  zu  den  zwei  jährlichen  , Geboten'  einzuladen. 
XVIII.,  ZWthur.  —  Schallen-:  Aufseher  der  Straf- 
anstalt Ff;  vgl.  Sch.-Hüs  (Bd  II  1728);  Schweizerb. 
1818,  211. 

Schuel-  (in  AASt.;  B;  FJ.;  Z  tw.  Schue-,  Schüs-, 
in  Ta  auch  Schöl-):  1.  Schullehrer,  allg.,  doch  in 
neuerer  Zeit  meistenorts  durch  (Schuel-)Lerer  (Bd  III 
1309)  verdrängt  oder  doch  nur  noch  mit  spöttischer 
oder  verächtlicher  Nbbed.  gebraucht;  in  diesem  Sinn 
in  1!  (wo  jedoch  auf  dem  Lande  Seh.  vielfach  noch 
als  gew.  Bezeichnung  gilt)  auch  etwa  Schueli.  Noch 
1799  in  Erlassen  des  helv.  Ministeriums  der  Künste 
und  Wissenschaften  erscheint  Seh.  als  offizieller  Titel. 
Buebe',  stand  uf  d'  Bank,  der  Seh.  chunnt!  ScHSt. 
(Sulger).  99  Seh.  ge°  100  Narre"  BoAa.  Der  Jo- 
hannesll  ist  af'en  e"  Geschickter,  der  Schuemeister  cha"*- 
ne"  wäger  bald  Nüt  mt?  lere*.  Gotth.  ,[Des  Sch-s] 
Lohn  war  gering,  und  um  sich  mehr  Geld  zu  ver- 
schaffen, trieb  er  das  Küferhandwerk  und  hatte  im 
Winter  den  Zügstuhl  in  der  Schulstube.'  ebd.  Als 
die  Lehrer  noch  den  Schulkindern  eigenhändig  die 
Kielfedern  schnitten,  ertönte  alle  Augenblicke  der 
Huf:  Seh.,  d'  Federe-  giH 's  nüd!  Z.  An  die  Zeiten, 
da  der  Seh.  im  Dorfe  die  einzige  Person  war,  an  die 
man  sich  wandte,  um  Briefe  lesen  und  schreiben,  Heu- 
stöcke oder  Landstücke  vermessen  zu  lassen  usw., 
erinnert  die  RA.:  Etw.  chönne"  wie  en  Seh.,  darin  eine 
grosse  Fertigkeit  haben  B,  an  gelegentlichen  Miss- 
brauch dieser  Vertrauensstellung:  d'  Sch.  brücke'  nid 
Alls  s'  wüsse*,  brücke*  d'  Nase*  nid  in  alli  Hilfen  wie" 


z'  stecke*  B.  S.  noch  üs-fräglen  (Bd  1  1292);  Stutz  1 
94  ff.  D'  Schuefljmeisteri*,  die  Frau  des  Lehrers,  allg. 
.Rudolf  der  seh.  voll  Diessenhofen.-  1305,  Z  Drk.  ,Mai- 

ster  Beringer.  der  seh.'  XIV.,  Gfd  (Jahrzeitb.  TiiDän.). 
.Adrian,  ein  seh.  kaiserlicher  Majestät,  sei  zum  Papst 
erwählt.'  1522,  Absch.  .Ein  schuel-  oder  zuehtmeister 
[auch  .Studentenmeister']  soll  seine  wonung,  spys  und 
ufenthalt  by  den  jungen  [im  Zuchthof]  ynneramen.' 
1538,  Z.  ,Ob  nicht  einem  ehrs.  Stillstand  und  Pfarrern 
so  viel  G'walt  möchte  erteilt  werden,  dass  sy  ihre 
halsstarrigen  Buben  und  Meitli,  etwan  auch  Erwach- 
sene, die  nur  umeinander  schweifen  und  nit  werken 
wollen,  durch  den  Seh.  in  dem  Gemeindhans  mit  Puten 
schwingen  lassen.'  1692,  ZUster.  ,Es  soll  Einer  viel 
lieber  durch  den  Seh.  der  Weisen,  d.  i.  ander  Leut 
Exempel,  weder  durch  den  Seh.  der  Toren,  dass  er  es 
durch  seinen  eigenen  Schaden  erfahren  wolle,  [sieh] 
lehren  lassen.'  Lindinner.  1733.  .Die  Hau)>tleut  und 
Hat  [in  Ar]  setzen  den  Seh.'  SiMML.-Leu  1722,  552. 
S.  noch  halb  (Bd  II  1163),  Anlag  (Bd  UI  1164),  Wild 
1883,  170.  174.  Auch  als  Fami'lienu.  .Niklaus  Seh., 
Stadtschreiber  zu  Luzern.'  1386,  Geschpo.  Ges.  ,Hans 
Seh.,  der  Scherer,  Burger  zu  Zürich.'  1470,  ebd.  .Hans 
Seh.,  caplon  ze  Wintcrthur.'  1533,  Egli,  Akt.  Hieher 
wohl  auch:  .Adelheid  Schuolmeisterin'  von  Esslingen 
vermacht  der  Wasserkirche  50  Pfd.'  1401,  ANüsch.  — 
2.  Dim.,  Name  einer  Kirschensorte  AAFri.  —  Landes - 
Seh.:  Name  des  von  der  Landsgemeinde  für  die 
deutsche  und  Lateinschule  in  OßwSarnen  gewählten 
Lehrers;  vgl.  AKüchler  1895,  305.  —  Neben-Sch. 
,1760  wird  bei  der  Kirchenvisitation  geklagt,  es  wollen 
sich  ein  oder  zwei  N.  einschleichen,  denen  aber  durch 
obrigkeitliche  Gewalt  werde  Einhalt  getan  werden.' 
Wild  1883. 

Schar-.  .Die  seh.,  die  von  inen  [den  Römern] 
tribuni  genannt  wurdend.'  Vad.  —  Geschirr-.  .Be- 
soldung eines  Underbau-  oder  Gesehirrmeisters.'  X  VIII.. 
Sch  Pfrundenb.  Ein  G.  gehörte  seit  1768  im  B  Heer 
zum  Trainpersonal.  vRodt  1834,  396.  —  Schirm-. 
,Von  der  glasfenster  und  schilten  wegen,  die  man 
etwann  pfyfern,  sch-n  und  Sprechern  'geben  hat.'  1490, 
Z  Anz.  (für  S).  —  (G')schauw-:  1.  =  Schau-Herr  1 
(Bd  II  1543).  Z  Ges.  1757/69.  —  2.  derjenige  Meister 
bei  den  Handwerker-Innungen,  dem  bes.  die  Prüfung 
der  Probestücke  (Gesellen-  und  Meisterstücke)  oblag. 
Anf.  XIX.,  Z;  vgl.  Prob-M.  Er  hatte  auch  mit  dem 
Grossgesellen  auf  der  Herberge  des  Handwerks  nach- 
zusehen, ob  ein  Gesell  Hülfe  brauche,  sodann  musste 
er  den  Gesellen  die  Arbeitsgelegenheiten  nennen  Z. 
,Es  sollen  bei  Vornahme  der  Prüfung  der  Schiffer. 
Flözer,  Knechte  und  Meister,  zur  Aufnahme  in  den 
Kehrgenuss,  jeweilen  zwei  Sch.  aus  den  Ortschaften 
bezeichnet  werden,  wo  der  zu  Prüfende  nicht  wohnt.' 
1855,  JVetter  1864,  67  f.  .Ehemals  wurden  die  Tü- 
cher alle  auf  den  sog.  Lein  Wandbänken  in  St  Gallen 
usw.  verkauft,  bei  welchen  besondere  G.  angestellt 
waren.  Die  Stücke  werden  von  dem  G.  nach  drei 
Qualitäten  gut,  mittel  und  schlecht  mit  einem,  zwei 
oder  drei  Zeichen  an  einem  Ende  bezeichnet.'  Alp. 
1827.  Verordnete  zur  Viehschan  Bs  f-  -Die  Sch.  sind 
Schmiede  oder  unwissende  Rossärzte,  die  sich  beeidigen 
lassen  und  dadurch  bei  Gericht  den  Glauben  erhalten. 
recht  und  unfehlbar  zu  urteilen.'  Schweizer«.  1805. 
—  Schütze"-:  1.  Obmann  einer  Schützengesellschaft 
Tu;    Z;    in    ZZoll.    z.B.  noch   bis   um  1850   von    der 


529 


Mast,  niest,  mist,  most,  mttsi 


530 


Gemeinds  Versammlung  gewählt.  —  2.  älterer  Name 
für  den  Büchsenschützen-Hauptmann  (Sp.  262)  vor 
Einführung  des  Feuergewehrs.  —  3.  Verwalter  der 
Schützenkasse.  ,120  Ib.  gab  mir  N.  N.  ze  buess,  als 
er  vom  schützengelt  genommen,  und  im  verheissen, 
die  such  gegem  Hern  und  den  sch-n  abwäg  ze  tuend 
[zu  erledigen],  und  aber  nit  beschächen,  sunder  in 
also  umb  das  syn  beschissen.'  1541,  ZGrün.  Amts- 
rechn.  ,(Der  Seh.]  habe  einer  gesellschaft  [der  Bogen- 
schützen] der  niassen  hus  ze  halten,  das  nützit  hinder 
noch  ime  eine  gesellschaft  usshin  schuldig  blybe.' 
1078,  Z  Bogenschützen  15;  s.  auch  Stuben-M.  - 
Schlichter-:  Aufseher  über  das  .Schlichten'  in  me- 
chanischen Baumwollwebereien,  allg.  —  Schmück-. 
Wer  het-dich  g'heisse"  [das  Kraut  abfressen]?  fragt 
der  Wächter  in  dem  Bd  II  1666  o.  erwähnten  Spiele 
den  Hasen,  worauf  Dieser  antwortet:  der  Schm.  Schild 
18(34,  39.  —  Schnitt(er)-:  Anführer  eines  aus  3 — 5 
(Z),  20—30  (LE.,  H.)  Frauen  und  Kindern  bestehenden 
,Geschnitts',  dgl.  früher  ins  Z  Bauernland  oder  ins 
Schwabenland  in  die  Ernte  zogen.  —  Schrib-:  Schreib- 
lehrer. 1778,  BBiel  Sehulordn.  —  Schweig-:  Auf- 
seher über  einen  .Schweighof'  (Bd  II  1032/3).  ,Lei- 
brueder  und  schw.'  1394,  Z  Kq.  —  Schwell!-:  Auf- 
seher über  die  Schutzbauten  an  Gewässern  B.  ,Den 
für  jeden  Bezirk  bestellten  Schw.'  B  Schwellenordn. 
1766.  S.  auch  vRodt  1834,  165.  168.  —  Schwemm-: 
Beamter,  der  Dohlen,  .Ablässe'  und  Schwellen  an 
Strassen  und  Bergwegen  in  Ordnung  zu  halten  hatte, 
um  Schwemmungen  zu  verhüten  Zg  oÄgeri  bis  1830. 
S.  noch  Arch.  f.  Volksk.  I  118.  —  Schwend-:  Auf- 
seher über  die  Erdarbeiten  auf  den  Alpen,  zugleich 
Verwalter  des  ,Schwend-Gelts'  (Bd  II  267).  .Wellicher 
vogt  den  schw-n  flyssig  ufsechen  soll,  dass  das,  so  zuo 
sehwenden  verordnet,  wol  angelegt  und  suber  ge- 
schwendet werde.'  1572,  Schw  Eq.  ,Dass  die  Schw. 
alle  Jahr  einem  Vogt  von  ihrer  Amtsverwaltung  Rech- 
nung geben.'  ebd.  .Schwendmeister  setzend  [die  Wald- 
leute] in  ietlichem  viertel  under  inen  selbs.'  ebd.  ,Man 
soll  järlichen  zwen  Schw.  verordnen,  die  sollen  das 
volch  anfüeren  und  verschaffen,  dass  die  Schwändtagen 
[1.  -tagwen]  ordenlich  verrieht  werden.'  1616,  Obw  Eq. 
—  Spil-:  von  einer  Anzahl  Jungburschen  in  der 
Fastnachtszeit  ernannter  Anführer,  der  die  Vorbe- 
reitungen für  die  Lustbarkeiten  traf  und  (beim  Tanz 
usw.)  als  Festordner  amtete  GO.  ,Chorodidascalus, 
Chormeister,  Sp.'  Denzl.  1716.  —  Spinn-.  ,Der  Zucht- 
oder Spinnmeister.  Sein  Dienst  besteht,  wie  es  schon 
die  Benennung  mitgibt,  in  der  Beaufsichtigung  der  in 
der  Correktionsanstalt  [.Spinnstube']  Enthaltenen  und 
in  Leitung  und  Controllierung  ihrer  Arbeiten.-  Will. 
und  XIX.,  B  (Messmer  1831,  133). 

Spend-:  =  Sp.-Vogt  (Bd  I  709);  s.  auch  Sp.-Guet 
(Bd  II  552).  Er  wurde  im  XVI.  in  ZWthur  (s.  ZWthur 
Neuj.  1870,  21)  vom  Kate,  in  L  (s.  Seg.,  KG.  II  814) 
von  den  Kirchgenossen  ernannt.  .Üb  jemand  umb 
Gottes  und  bruederlicher  lieb  willen  gern  körn,  wyn, 
tuoch  oder  anders  [dem  Spital]  geben  wellt,  der  mag 
sölichs  überantwurten  dem  sp.,  der  wirt  mit  sinen 
zuogeordneten  das  ussteilen.'  Sch  Bettlerordn.  1524. 
,Üer  Landschreiber  klagt,  dass  die  Speng  zu  Sargans 
nicht  gut  administriert  werde  und  dass  der  Speng- 
meister  die  Bodenzinse  nicht  in  natura  beziehe.'  1733, 
Absch.   —    .Spen-M.'    1639,  Sch   Ratsprot. 

Spittel-:  =  ^.-ife)T  (Bd  II  1545)  B;  Gl;  L;  G; 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


1410,  Seg.,  EG.;  1580,  Absch.;  1782/94,  AaZoi.  — 
Sprütze"-:  Chef  der  Spritzenmannschaft  Aa;  B;  Tu. 

—  Stube"-:  Beamter  der  Zünfte  und  Gesellschaften, 
dem  im  Gegs.  zum  Zunftmeister  die  innere  Verwaltung 
und  Polizei  zustand;  Aufseher  des  Zunft-  oder  Gesell- 
schaftshauses.  Das  Amt  wurde  auch  bei  der  Neu- 
ordnung der  Zünfte  (nach  1S02)  beibehalten,  mit  der 
Hauptobliegenheit,  das  Inventar  der  Gesellschaft  zu 
verwalten  ZStdt.  ,Wir  sullent  jerlich  st.  setzen,  und 
welchen  wir  setzend,  die  sond  es  tuen . . .  und  söllent 
die  alten  st.  jeden  nüwen  jerlich  rechnung  geben.' 
1451,  L  Verkommniss.  ,Die  st.  sollent  die  frevel  un- 
serm  g'richtschryber  anzeigen.'  1539,  B  Eq.  ,Der 
Schützen-  und  Stubenmeister  sollen  zwei  gleich  Eödel 
über  das  Silbergeschirr  und  Husrat  inachen.'  Z  Bogen- 
schützen 15  (s.  auch  16).  Unter  der  unmittelbaren 
Aufsicht  des  St-s  stand  der  ,St.-Knecht'  (Bd  III  730/1). 
In  prägn.  Sinn:  Oberstubenmeister,  mit  ausgedehnten, 
bes.  richterlichen  Befugnissen.  .Weller  ie  st.  ist,  der- 
selb  und  syn  vier  sönt  aller  stücken  gewaltig  syn, 
was  wir  ie  ze  schaffen  habent,  es  syg  klein  oder  gross, 
ze  erkennent,  ze  richtent.'  1372,  Stubenverf.  der  Bs 
Krämer.  Bei  der  Neuordnung  der  Zunft  im  Jahr  1401 
wurde  die  Gerichtsbarkeit  dem  politischen  Vorstand, 
dem  , Sechserbott',  übertragen,  und  der  .Oberstuben- 
meister' hatte  nur  mehr  über  den  Bezug  der  Strafen 
,von  Stubenrechts  wegen',  die  Instandhaltung  des 
Zunfthauses  usw.  zu  wachen,  während  seinen  vier 
Gehülfen,  den  ,St-n'  im  engern  Sinn,  die  Verpflich- 
tungen der  ,Ürten-M.'  (wie  sie  später  auch  genannt 
wurden)  verblieben.  In  B  übten  die  beiden  St.  lange 
Zeit  z.  T.  die  Funktionen  der  politischen  Zunftvor- 
stände aus,  indem  der  ältere  (der  .regierende')  St.  die 
,Botte'  [Versammlungen  der  Zunftgenossen]  leitete, 
bis  um  1650  , Zunft-Obmänner'  die  Oberleitung  über- 
nahmen (vgl.  auch  Bott-M.)  und  die  St.  auf  die  poli- 
zeilichen Funktionen  und  auf  das  Amt  der  Stimmen- 
zähler an  den  .Zunftbotteir  eingeschränkt  wurden. 
S.  noch  Seckd-M.  1.  Von  den  Hausmeistern  gewählte 
Angestellte,  welche  die  direkte  Aufsicht  im  Gemeinde- 
haus hatten,  den  , Stubenknecht'  bei  seinen  täglichen 
Verrichtungen  unterstützten,  nötigenfalls  als  Schieds- 
richter amteten,  Bussen  verhängten  usw.  ZHorgenf; 
vgl.  Strickl.  1882,  56.  Verwalter  des  Gemeindegutes 
BsLiest. ;  s.  Bröt-Beck  und  vgl.  Stuben-Guet  (Bd  II  552). 

Steckli-:  Derjenige,  der  über  Kühe  und  Ordnung 
während  des  Jugendgottesdienstes  wacht  AALeuggern. 

Er  hat  seinen  Namen  von  dem  langen  Stecken,  den  er 
bei  Ausübung  seines  Amtes  braucht. 

Stock-:  1.  Verwalter  des  bürgerlichen  Armen- 
gutes G;  vgl.  St.- Amt  (Bd  I  246).  ,Die  spengmeister, 
seelmeister,  st.  und  andere,  so  man  der  armen  anlägen 
an  allen  enden  einer  stat  zue  erfaren  verorndt  hat.' 
Vau.  ,1612  wird  den  Feiltragern,  Leinwandmessern 
anbefohlen,  am  Sonntag  Morgen  dem  St.  5  ß  d  zu  er- 
legen.' G  Chr.  (Scherer).  —  2.  neben  .Steckenknechten' 
und  ,Scharpfrichter'  unter  den  Exekutionsbeamten  des 
Heeres  aufgeführt.  Kriegsb.  1644.  —  (Mark-)Stall-: 
Angestellter  für  den  obrigkeitlichen  Marstall  Z  f.  .Die 
Stallherren  [s.  Bd  II  1545]  haben  unter  sich  einen  St.' 
SiMML.-Leu  1722.  .Einer,  der  den  oberkeitlichen  Pfer- 
den abwartet  und  M.  genennet  wird;  dieser  hat  noch 
zwei  Knechte  unter  sich.'  AWerdm.  1780.  —  St  ei"-: 
Vorsteher   des   Handwerks   der  Tuchscherer    ZStdt  f, 

—  Stand-:  Aufseher  über  den  Schützenstand.  1767, 

34 


531 


Mast,  mest,  mist,  most,  must 


532 


SchHI.  —  Standen  -  Meister:  Titel  eines  Ange- 
stellten des  Standes  Zug.  1512  lieferte  der  St.  11  Pfd 
ab  an  die  städtische  Kasse.  —  Stör-:  Handwerks- 
meister der  im  Taglohn  arbeitenden  Werkgesellen. 
.Mit  den  St-n  ist  die  Meinig:  nächsten  Feh'-  oder 
Sonntag,  so  über  die  halbe  Wochen  gearbeitet  worden, 
[erhalten  sie]  ein  Mittagessen,  sonsten  Nichts.'  XVII., 
ÄAMuri  Gesindeordn.  —  Stur-:  Steuereinnehmer. 
1449,  JRüeger;  1525,  GScherer;  Vad.;  1701,  ZWast. 
Proz.  , Freitag  vor  Bartholomei  wird  [vom  Grossen 
Rat  zu  G]  ein  St.  gesetzt,  auch  von  der  Steur  wegen 
gehandlet.'  SiiiiiL.-Leu  1722.  —  Vorstadt-:  Polizei- 
richter in  den  Vorstädten,  den  ,Unzüchtern'  in  der 
eigentlichen  Stadt  entsprechend;  vgl.  Simml.-Leu  1722, 
485.  ,üie  Frembde,  wenn  sie  in  Vorstädten  sich  mit 
Schwören  vergangen,  denen  V-n,  im  Fahl  sie  aber 
in  beiden  Städten  [sich]  verfehlet  hätten,  denen  nächst- 
gelegenen Reformationsherren  verzeigen.'  Bs  Refor- 
mationsordn.  1727.  —  Strasse"-:  Strassenaufseher 
Ap;  Th.  Syn.  Str.-Chnecht  (Bd  III  732).  ,Die  be- 
sondere Aufsicht  über  die  Strassen  erster  und  zweiter 
Klasse  wird  übertragen:  den  Str-n,  die  auf  den  Vor- 
schlag der  betreffenden  Vorsteherschaft  für  jede  Ge- 
meinde von  der  Landesstrassenkommission  ernannt 
werden.'  1843,  Ap  Ges.  ,Strass-M.',  unter  den  gefreiten 
Ämtern  des  Grossen  Rates  aufgezählt.  1741,  L.  Auch 
1782/94.  ÄAZof.  —  Teil-:  =  Stür-H.  .Dieser  üdel 
[Bd  I  98]  oder  Bürgerrächts-Erkäntniss  ward  darum 
aufgelegt,  damit,  wenn  die  Bürger  bei  Steueraufnahm 
oder  Teilanlegung  saumselig  wären,  die  Stallt  sich  ob 
einem  solchen  Grundstück  dafür  könnte  bezahlt  ma- 
chen. Der  über  die  Udelbücher  gesetzte  T.  musste 
solches  Haus  verkaufen  und  vertreiben.'  BThun  Hand- 
feste 1779.  —  Teil-  s.  T.-Frau  (Bd  I  1253)  und  Bs 
XIV.  74.  —  Tolen-  (auch  T.-Herr):  Aufseher  über 
die  Abzugsgräben  der  Stadt,  auch  Richter  über  darauf 
bezügliche  Anstände  BsStdt  f.  ,Es  sollen  die  geordnete 
Tholen-M.  jährlich  alle  Fronfasten  die  Tholen  be- 
schliessen  lassen  durch  die  Totengräber.'  1741,  Bs  Rq. 
I  975  (.Tolenordnung').  —  Tanz-:  1.  wie  nhd.  .Von 
Tanzböden  und  T-en.'  Bs  Reformationsordn.  1765/8. 
—  2.  scherzh.,  Name  eines  Zirkels  mit  ganz  geraden 
Schenkeln,  die  in  ein  fussähnliches  Ende  auslaufen; 
von  Mechanikern,  Ingenieuren  usf.  zum  Messen  ver- 
wendet Z  f.  —  Dorf-:  -Cavig  (Bdlll  1591  GßChurw., 
Tara.  ,Den  Dorfvierern  des  ebenen  Landes  entspre- 
chend finden  wir  in  den  bündnerischen  Gemeinden  an 
der  Spitze  der  Polizei  und  Verwaltung  der  Ökonomie 
Vorsteher  unter  verschiedenen  Namen,  so  D.,  Cavigen, 
(Juvics  (caput  vici).'  Ztschr.  f.  schwz.  R.  S.  noch  Absch. 
IV  2,  1365.  —  Torggel-:  Aufseher  über  eine  der  Ge- 
meinde oder  einer  Genossenschaft  gehörende  Kelter, 
der  auch  beim  Keltern  mitwirkt  Gr;  Syn.  Trott-M. 
,Die  T.  sollen  verpflichtet  werden ,  einen  Eid  zu 
schwören,  dass  sie  ein  tapferes  Aufseilen  halten  und 
Diejenigen,  welche  aus  dem  Zehnten  Wein  trinken 
oder  nehmen,  dem  Vogt  anzeigen  wollen.  Die  T. 
möchten  verpflichtet  werden,  auf  Verlangen  des  Zehnt- 
herren anzugeben,  wie  viel  Jeder  als  Zehnter  von 
seinem  Gut  entrichtet  habe.'  1544,  Auscu.  ,Ap  hatte 
im  XVII,  58  T.,  welche  alle  Herbst  durch  den  Land- 
weibel  und  Einen  des  Rats  beeidigt  werden,  dass  sie 
einem  Jeden,  was  ihm  gehört,  zustellen  wollen.  Die 
T.  sollen  keine  zerstossenen  oder  zerdrückten  Trau- 
ber,, die  etwa  zuvor  in  die  Häuser  möchten  getragen 


worden  sein  oder  sonst  ab  verdächtigen  Orten  kämen. 
in  ihre  Törkel  aufnehmen.'  1653,  Ap  Jahrb.  ,N.  N.. 
Torgelmeister.'  (Aufschrift  auf  einem  Kelterbaum). 
1741,  G  StMargr.  .Es  soll  Niemand  sich  unterstehen, 
die  bevorstehende  Weinlese  anzufangen,  ehe  der  Eid 
von  den  Torkelmeistern  beschworen  ist.'  G  Wochenbl. 
1798. 

Tatsch-,  in  der  RA.:  T.  si',  der  Erste  sein  (z.  B. 
unter  den  Bewerbern  um  die  Hand  eines  jungen  Mad- 
chens, in  einem  Geschäfte),  die  Gewalt  in  Händen 
haben,  den  Ausschlag  geben  Z.  Wer  's  Gelt  hat,  ist  1 . 
Als  man  die  Bauart  eines  unschönen  Hauses  kritisierte, 
warf  Jmd  dazwischen:  Ich  weiss  nüd,  uc'dert  T.  g'si" 
ist.     .Den  T.  und  Regenten  spielen.' 

Urspr.  wohl:  Meisterschütze  hei  eiueui  Schiessen  in  den 
, Tatsch'  oder  Vorsteher  einer  Armbrustschützengesellschaft. 

Trüll-  (in  AALeer.  auch  Tröl-)-  1.  Drillmeister 
(bei  den  Soldaten)  Aa;  Ap;  B;  VO;  Z.  Jedes  Ba- 
taillon hat  noch  seinen  besondern  Tr.,  der  an  den 
kleinen  Exerzier-  oder  Trülltägen  die  Mannschaft  in 
Watten  üben  soll  und  sonst  dem  Major  als  Aide  de 
camp  dient.'  FXSchnyder  1782.  .Tacticus,  campidoctor, 
Tr.'  Denzl.  1677;  1716.  ,1m  XVII.  finden  wir  einen 
vom  Staate  besoldeten  Tr.  für  die  Knaben,  der  ein 
Einkommen  von  29l/a  fl.  hatte.'  Liebenau.  ,Wie  viel 
Tr.  ein  Quartierhaubtmann  in  seinem  underhabenden 
Quartier,  um  das  Volk  in  Exercitio  annorum  recht 
und  wol  zu  dressieren,  nötig  haben  möchte.'  1714,  Z 
Mscr.  ,Tr.  Seine  Pflicht  ist,  aus  Befehl  eines  Herren 
Stadthauptmanns,  so  er  Musterungen  ausschreibt,  sich 
auf  dem  Musterplatz  einzufinden  und  dann  nach  seinem 
Befehl  zu  exercieren.  Er  solle  auch  im  Sommer  die 
jungen  Knaben  zum  Exercieren  anführen  und  bei  den 
Schiesstagen  auf  dem  Platz  abwarten.  Er  hat  auch 
einen  Adjutanten  oder  Vice-Tr.,  auch  vom  Rat  gesetzt, 
der  ihm  Beihülf  leistet.'  Mem.  Tig.  1742.  ,Tr.  ist  ein 
Lehen  vom  Rat  und  hat  einer  jährlich  an  Kernen 
10  Mütt;  der  jüngere  hat  an  Kernen  4  Mütt.'  Z  Pfrun- 
denb.  1757.  ,1767  waren  zu  Abrichtung  der  Tr.  [in  B] 
eigene  Trüllmajoren  eingesetzt  worden,  einer  für  das 
teutsche  und  einer  für  das  welsche  Gebiet.'  vRodt 
1834,  289;  s.  auch  194.  .Tr..  Schützenmeister  und 
Dreyer  [haben  die  Schiessübungen  zu  leiten].'  Z  Aland. 
1782.  —  2.  ehedem  der  Angestellte,  der  die  Bestrafung 
von  Dieben  usw.  mit  der  ,Trülle'  vorzunehmen  hatte 
ScnwE. ;  Z ;  vgl.  Näf  1863,  26.  —  T  rott-:  =  Torggel-M. 
AaBK;  Th;  Z.  Syn.  Tr.-Mann  (Sp.  282).  ,Etlich  per- 
sonell haben  iren  wyn  selbs  verzehendot,  nit  in  bisyn 
der  tr-n.'  1526,  Egli,  Akten.  .Factor,  ein  tr.  [.Trotten- 
M.'  Denzl.  1677;  1716],  der  wein  oder  öl  truckt.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Hans  Güller,  genannt  Tr.'  1653.  ÄAWett.  Kloster- 
arch.  ,Den  25.  Oktobris  13  Leseren  ä  10  Kr.,  2  Tr-en 
und  dem  Rebhans  ä  7l/a  Btzn,  2  Trägeren  ä  5  Btzn.' 
Scni.oss  Kued  1731.  .[Der  Amtmann  von  ZEinbraeh 
erhält]  wegen  Beeidigung  der  Tr.  zu  Flaach  3  Pfd 
13  ß.'  XYI1L,  Z.  —  Weiler-:  1.  Aufseher  in  einer 
mechanischen  Weberei  Z.  —  2.  =  Fergger  1  a  (Bd  1 
lull).  HDoldkr  1851.  —  3.  =  Fabrikant  (Bd  I  636)  Ap. 

Wacht-,  Wach-:  1.  Anführer  einer  Wachtab- 
teilung. ,W.,  stell  ein  trüwe  Wachtrott  an.-  JMahl. 
1674.  .[»argegen  ist  angesehen,  so  es  windig  ist,  dass 
zwei  W.,  so  mit  andern  Ämtern  gesetzt  werden,  aus 
jeder  Zunft  zwei  Mann  zu  ihnen  nehmen;  dise  sollen 
mit  ihren  Waaffen  samt  den  Wachtbietern  herum- 
gehen und  Sorg  tragen,    dass  des  Feurs  halben  kein 


533 


Mast,  niest,  mist,  raost,  must 


53 1 


Nachteil  oder  Schaden  geschehe.'  Simml.-Lou  1722  (für 
GStdt).  ,\V.  Dieser  Dienst  ist  ein  Lehen  vom  Rat; 
deren  .sin«]  drei;  kommt  an  einen  die  dritte  Nacht  zum 
Wachen  auf-  and  abführen;  ein  W.  hat  von  der  Bürger- 
schaft monatlich  8  ß  und  Herberig.'  Z  Pfründen b.  1T.">7; 
s.  auch  Mem.  Tig.  1712.  (lt.ii >.  Wachtmeister  beim 
Heere,  wie  nhd.  allg.  S.  vKodt  1831,  I  124.  II  180. 
Von  Jmdm,  der  seinen  Bettelstolz  zur  Schau  trägt, 
spottet  man:  Zwei  Mal  Lump  und  doch  W.  Z.  ,Uol- 
rich  der  w.'  1293,  Bs  Urk.  —  2.  =  Bettel-Vogt  1  (Bd  I 
707/8)    Schw.     Vgl.  Schw  Fastnaehtspiel  1883,  13  ff. 

—  Oberst-W.:  neben  .Panner-,  Zügherr'  einer  der 
obersten  militärischen  Würdenträger,  zugleich  eines 
der  .Standeshäupter  (s.  Band  II  1496)'  Schw  (bis  1798); 
vgl.  Blumer.  EG.  II  a  194.  —  Landes-W.:  politisch- 
militärischer  Würdenträger  im  Th;  vgl.  Simml.-Leu 
1722.  679.  .Nach  der  thurgauischen  Quartierhaupt- 
leute Vorschlag  [werden]  zwei  obriste  L.,  dessgleichen 
zwei  Proviant-  und  Munition.sherren  bestellt.'  1628, 
Absch.  V  2,  543. 

Wäg-:  Aufseher  über  eine  öffentliche  Wage  Tu;  Z. 
.Libripens.  waagm.,  der  etwas  wigt.'  Fris.  ,Kauf-  und 
Waaghauses  Ordnungen.  Die  Waagen  belangend,  sollen 
in  dem  Haus,  allwo  der  W.  seine  Wohnung  hat,  der- 
selben drei  sein.  Der  W.  soll  ihm  ernstlich  angelegen 
sein  lassen,  alle  Waaren,  so  ihm  eingeantwortet  wer- 
den, zum  Besten  zu  besorgen  und  fleissig  aufzu- 
zeichnen.' 1711,  Z  Ges.  S.  noch  Absch.  IV  2,  545  (für 
ZStdt);  Simml.-Leu  1722,  594  (für  GStdt).  In  ZStdt 
gab  es,  z.  T.  bis  1830,  besondere  W.  ,in  der  grossen 
und  in  der  kleinen  Ankenwag',  in  dem  Kaufhaus, 
unter  dem  Helmhaus,  zur  .Fischwag',  zur  .Werchwag', 
endlich  einen  ,Baumwullen-W.';  vgl.  Mem.  Tig.  1742, 
655.  665;  Z  Pfrundenb.  1757,  136/9.  ,Sust- und  Riss- 
W.',  aufgezählt  1741  unter  den  gefreiten  Amtern  des 
L  grossen  Rats.  —  Wage11-:  bei  der  Infanterie  Auf- 
seher über  den  Trosswagen  Z.  .Als  Vorsteher  des 
zum  Gepäcke  und  zum  Proviant  gehörenden  Fuhr- 
wesens kömmt  statt  des  vormaligen  Trossenhaupt- 
mauns  1683  ein  W.  vor,  1712  ein  Oberwagenmeister, 
der  zwei  Unterwagenmeister  unter  sich  hatte  und  zu- 
folge Dekretes  von  1782  den  Titel  eines  General- 
wagenmeisters  führte.'  vRodt  1834,  390.  —  Weg-: 
=  Strässen-M.  B.  In  Ap  davon  unterschieden:  ,Die 
Wahl  der  W..  bzw.  Wegmacher,  stand  dem  Strassen- 
meister  zu.'  1851.  Ap  Strassenges.  Neben  dem  ,Stras- 
sen-M.'  unter  den  städtischen  Angestellten  genannt, 
1782/94,  AAZof.  .Von  der  Strassen  und  sus  wegen 
wägen  darzu  hat  man  w.  und  soll  man  die  geben  in 
ietlicher  kilchhöry;  dieselben  sullent  die  weg  und 
Strassen  besächen.'  ScnwMa.  aLB.  ,[Die  Waldleute] 
setzend  die  W.  in  jeglichem  Viertel  unter  inen  selbs.' 
SchwE.  Klosterarch.  ,Die  W.  sollen  fleissig  den  Kehr 
den  Strassen  nach  machen.-  B  Mand.  1744.  .Die  Schetzer 
und  W.  sollen  Ordnung  tun,  das  gute  Landstrassen 
[gebaut],  die  Löcher  in  den  Landstrassen  usgebesseret 
und  die  grossen  Stein  hinweg  getan  werden  sollen.' 
1759,  Hofmahn  1854.  —  Wall-  Wal-:  Aufseher  über 
die  Schanzen  ZStdtf.  Vgl.  Schanzen-Herr  (Bd  II  1544). 

—  Wald-:  Aufseher  über  den  Wald  der  gemeinen 
Mark  oder  Dorfmark.  RCvs.;  s.  Allmend-M.  —  Win-, 
,W.  zum  Elsasser',  Titel  des  Wirtes  im  städtischen 
Weinbaus  ,zum  Elsasser.'  1511/1645,  ZStdt;  vgl.  Vög.- 

.  Nüsch.  I  396.  —   Winden-Meisterin:    Titel   Der- 
jenigen,   welche    im    Kloster    die   Aufsicht    über    die 


.Winde'  führt.  .Die  W.  war  schon  am  Gitter.'  ,11'Wkis- 
senb.  1785.  —  Weri-Meister:  Aufseher  über  die 
Schutzbauten  an  Flüssen  Ndw.  .Wir  bannent  mit 
disem  gegenwärtigen  briefe  die  studen  und  das  holz 
in  dem  schachen  under  der  wery.  Wer  darinue  thei- 
nerlei  holzes  hüwy,  rüty  oder  fallty  ane  der  w-n,  so 
darüber  gesetzet  sind,  gunst  und  erlouben.  .  .  .  Die 
selben  w.  söllent  denn  der  buess  nachgan.'  1493,  Schw 
LB.  —  Wuer-:  wesentlich  =  dem  Vor.  G;  von  der 
Gemeinde  gewählter  Beamter,  der  die  öffentlichen  Ar- 
beiten an  Gewässern,  auf  Strassen  usw.  leitet,  wobei 
ihm  der  G'mein-Chnecht  (Bd  III  726)  zur  Seite  steht 
Gr.  Vorsitzender  der  ,Wuhrkommission',  welche  die 
Schutzbauten  an  der  Tamina  überwachte.  G  Flösser- 
ordn.  1839.  Übh.  Leiter  von  Wuhrarbeiten  Gr;  Th. 
,Wueren-M.',  Aufseher  über  die  Wasserleitungen  (s. 
Channel  Bd  III  310)  W;  vgl.  N.  Z  Ztg  1896,  314. 

Werch-:  1.  ,Bauw-  oder  Werkmeister,  antistitor, 
architectus,  opifex.'  Mal.  Spec.  als  öffentlicher  Be- 
amter. Angestellter  im  .Lohnamt'  (Bd  I  245),  Ober- 
meister und  Aufseher  über  die  Maurer  und  den  obrig- 
keitlichen, zu  deren  Beruf  gehörenden  Vorrat  Bs 
(Spreng).  Ein  ,W.'  als  städtischer  Beamter  auch  1756, 
G;  1782/94,  AAZof.  In  Z  unterschied  man  den  ,W. 
in  Stein'  (auch  .steinin  W.'),  der  bes.  die  Aufsicht 
in  der  Steinmetzhütte  hatte,  vom  ,W.  im,  in  Holz' 
(auch  ,hölzin  W.';  vgl.  höhig  SecJcelmeister  und  Bd  II 
1266/7),  der  die  im  städtischen  Dienst  stehenden  Zim- 
merleute und  Schreiner  beaufsichtigte ;  vgl.  Z  Pfrun- 
denb. 1757,  149/50;  Mem.  Tig.  1742,  668,  ferner  Werch- 
Hof  (Bd  II  1036).  Ein  ,hölzin'  und  , steinin  W.'  auch 
1653,  L  Stiftsprot.  In  ZWthur  unterschied  man  im 
XVI.  ,den  zimmerwerch-,  steinmetzenwerch-,  schlosser- 
werch-'  und  ,underwerchmeister.'  ,So  schickend  wir 
unsern  w.  zuo  dem  wasser,  dahin  ir  üwern  ouch 
schicken  wellen,  [durch]  dieselbigen  ein  brugg  über 
das  wasser  ze  machen.'  1531,  Strickl.  (Z  an  B).  .Denen 
von  Orbach,  die  um  Rat  bitten,  wie  sie  ihren  Schwelle- 
bau bewerkstelligen  sollen,  wird  angezeigt,  dass  man 
ihnen  einen  W.  schicken  werde,  mit  dem  sie  sich  dann 
verständigen  können.'  1571,  Absch.  ,W.  Wann  er 
Herrn  Pfarrherren  zu  N.  die  Frucht  rollet,  hat  er 
täglich  1  Brot.'  XVIL,  AaMuH  Gesindeordn.  Den  ,W-n' 
beim  Heere  (frz.  ingenieur  entsprechend)  lagen  Bau 
und  Bedienung  der  Kriegsmaschinen  oh;  vgl.  vRodt 
1831  I  79.  —  2.  Titel  des  ersten,  von  der  Gemeinde 
selbst  gewählten  Beamten  bes.  städtischer  Gemein- 
wesen, dem  Bürgermeister'  anderer  Orte  entsprechend 
Gr  f.  ,Als  ich  [als  Schulmeister]  von  stattvogt,  w. 
und  ganzem  rat  [zu  Maienfeld]  urlob  erlanget,  sammt 
brief  und  sigel.'  1572/1614,  Ardüser.  ,Da  hat  mich 
ein  ersami  Nachpurschaft  [Gemeinde],  als  der  W.  um- 
fraget, einhellig  im  Amt  bestet[et].'  1600,  ebd. 

Zu  2.  Dem  .magister  operis,  W.'  (1270  zum  ersten  Mal 
genannt)  kam  urspr.  die  Handhabung  der  Bauordnung,  dann 
auch  die  Verwaltung  des  bürgerlichen  Genosseuschaftsgutes 
zu  (Planta  1881.  38);  er  verdankte  sein  steigendes  Ansehen 
wohl  bes.  dem  Umstand,  dass  er,  im  Gegs.  zu  den  übrigen, 
von  der  Herrschaft  gesetzten  Beamten,  als  Vertreter  der 
spec.  Interessen  der  Bürgerschaft  erschien;  so  z.  B.  in  Cliur 
im   Kampf  gegen  den  Bischof. 

„Schellenw6rch-:  Aufseher  an  der  Zwangs- 
arbeitsanstalt L." 

Wase"-:  =  Meister  3,  bes.  in  der  Kanzleispr.  Aa; 
Bs;  B;  VO;  Gl;  Gr;  G;  Syn.  Chalt- Metzger,   Wasmer. 


535 


Mast,  niest,  mist,  most,  must 


536 


,Der  Feldmeister  oder  Kacker  auf  der  Landschaft.' 
Spreng.  .Dera  w.,  von  N.  N.  an  das  folterseil  zue 
scillachen.'  1579,  ZGrün.  Aintsrechn.  .Henker  und  W.' 
Schimpfr.  1651.  .('arnifex,  Scharfrichter,  W.'  Denzl. 
IiITT;  1710.  .Dieweilen  in  der  Eidgnossschaft  fast 
allenthalben  bräuchig'  ist,  dass  von  Nachrichtereil  und 
W-en  Gut,  wann  es  an  andere  W.  erblich  fallt,  kein 
Abzug  genommen  wird.'  Z  Ordn.  1699.  ,Ein  ohne 
Maulkorb  laufender  s.  v.  Hund  soll  von  dem  W. 
niedergeschlagen  werden.'  Z  Verordn.  177-1.  ,Ein  Jeder, 
der  Hunde  hält,  [lasse]  dieselben  unserm  geordneten 
VV.  zuführen,  um  mit  Beschreibung.  Art  und  Farbe 
in  einem  Rodel  eingetragen  zu  werden.'  1733,  Z  Ges. 
S.  noch  Chafler  (Bd  III  157);  G  Wasenordn.  1849.  — 
Wasenmeisterei  f.:  Wohnung  des  W-s  Bs. 

N  id  er  w  asser-  Meist  er:  Schiffmeister  auf  der 
Limmat.  .Die  n.  und  knecht  söllent  kein  koufman- 
schaft  tryben.'  1532,  Absch.  —  Wät-:  Klosteramt. 
ECys. ;  wohl  Hüter  der  Gewänder.  —  Zuber-:  Auf- 
seher über  die  Feuereimer.  .Zimberlüte  und  murer 
sollent  ordnen  vier  z.,  die  ir  züber  und  schüefen  allz vt 
bereit  habind.'  XIV.,  Bauracis  1828. 

Zeichen-:  1.  Beamter,  der  die  Schauzeichen  an- 
bringt. ,Es  soll  von  den  Goldschmiden  von  den  ältesten 
Meisteren  einer  zu  einem  Schaw-  oder  Zeichen-M.  ge- 
ordnet werden,  deine  der  Statt  Ehrenzeichen  vertraut 
und  dessen  Amt  sein  solle,  alle  ausgemachte  Arbeit 
zu  besichtigen,  zu  streichen  und  zu  bestechen,  als- 
dann dieselbige  mit  der  Statt  Zeichen  zu  bezeichnen.' 
Bs  Mand.  1646.  —  2.  Innungsmeister,  der  die  Controlle 
über  zugereiste  Handwerksgesellen  führte  und  ihnen 
Controllmarken,  z.  B.  zur  Benutzung  der  Gesellen- 
herberge, aushändigte.  ,Gibt  ein  Meister  einem  Gesell 
Arbeit,  so  solle  er  es  dem  Z.  anzeigen ;  tut  er  das 
nicht,  so  solle  er  das  Frenidengelt  für  vier  Wochen 
bezahlen.'  Z  Sattlerordn.  1805.  ,Wann  ein  Meister 
ein  Gesell  verlangt,  solle  er  es  dem  Z.  anzeigen,  der 
wird  denselben,  wann  ein  fremder  Gesell  kommt,  ihm 
zuschicken;  will  der  Fremde  nicht  arbeiten,  gibt  der 
Meister  ihm  ein  Billet  an  den  Z.,  der  dem  Fremden 
kein  Zeichen  gibt,  weil  er  nicht  arbeiten  will.'   ebd. 

—  Zum   Ganzeu  vgl.  Scliauw-M.  S. 

Zucht-:  1.  =  E-üanmer  (Bd  II  304).  .Die  vier 
verordneten  zu  diserem  buw,  kilchmeiger  und  z.  ge- 
nannt.' 1578,  Sprüngli.  .Nach  dem  Beispil  der  Apostlen 
setzt  man  noch  heutigs  Tags  in  allen  Gemeinden  Z., 
die  man  an  vilen  Orten  Elteste  heisst,  bei  uns  aber 
Ehegaumer  nennet.'  FWyss  1670.  —  2.  Aufseher  im 
Zuchthaus   Aa  (s.  Aa  Gem.  I  140);    B  (s.  Spinn-M.). 

—  Zug-:  militärischer  Beamter,  der  die  Aufsicht 
über  das  grobe  Geschütz  hatte  B;  vgl.  Büchsen-M., 
ferner  vRodt  1831,  I  120.  Seit  Ende  XVI.  erscheint 
in  Ndw  ein  Z.  als  Aufseher  über  den  dem  Lande  zu- 
ständigen Waffenvorrat.  Gfd  16,  65/6.  ,Ammann,  Statt- 
halter, Seckelmeister,  Z.,  Landsfendrich  und  Sechziger', 
die  Behörden  und  Würden  des  Landes  Uli.  lf'.oT.  0 
l:.|.  -  Zoll-:  Zöllner.  1175,  Volksb.  144,  8.  — 
Zelt-.  .Kuodolf  Z..  caplan  zuo  Meyerskappel.'  vor 
1491,  Gfd. 

Zunft-:  Vorsitzender  einer  Zunft  Bs;  früher  allg. 
in  den  Städten  mit  Zunftverfassung.  —  Obrist-Z.: 
Beamter  im  alten  Basel,  seit  ungefähr  1286,  durch 
den  Bischof  aus  den  Achtbürgern  oder  den  Zünften 
gewählt;  er  war  Vorsitzender  des  Collegiuma  der 
Zunftmeister,   seit  1382   zweites  Haupt  im  Rat;   vgl. 


Ochs  II  349  ff.;  AHeusler  1S8S,  :',7:'.  II'.  In  Z  wählte  die 
beiden  O.  der  grosse  Rat  aus  den  24  Zunftmeistern  auf 
drei  Jahre ;  vgl.  Bluntschli.  RG.  I  368.  —  W  e  c  h  s  e  1  -  Z. 
v.   W.-Obherr  (Bd  II  1528). 

Zins-:  Verwalter  der  städtischen  Schuld  (seit 
1455)  Bs;  vgl.  Schönberg  1879,  45.  48;  AHeusler  1888, 
243  f.  —  Jär-Zit-:  Verwalter  der  Jahrzeitstiftungen. 
,Von  den  j-n  beider  kilchen.'  1532,  Strickl. 

meistere0:  1.  tr.,  bewältigen,  beherrschen,  zu- 
rechtweisen, mit  dem  Xbbegriff  des  Unbefugten,  Lä- 
stigen Aa;  Ap;  Bs;  B;  VO;  Sch;  Tu;  Z.  .Dominari. 
districte  imperare.'  Id.  B.  „Etw.  eigenmächtig,  mit  Ge- 
walt durchsetzen  Aa;  B;VO;  S."  Er  mag  's  nid  ifm. 
Sprww.  1869;  Syn.  baschgen.  Alles  m.  welle'.  ,Die 
kilchen,  die  uns  meisteret.'  Zwingli.  .Wie  die  ber- 
nerischen  Hauptleute  ihre  eigene  Mannschaft  nicht  zu 
gem.  vermöchten.'  1530,  vRodt.  ,Doch  will  ich  [sagt 
Kain  von  Abel]  mich  nit  m.  lön.'  Ruef  1550.  .Frenare, 
m.  oder  zämiuen.'  Fris.  1562.  Auch  reH.  B:  Z.  Si  heb 
sieh  ni'td  in.  [bezwingen]  möge*  um!  sei  inne*  g' gange*. 
Usteri.  —  2.  intr.  a)  Meister  sein,  regieren  Sohw;  Z. 
Das  göt  in  k  Nüd  a",  ich  m.  iez.  MLienert.  Meisten, 
teer  in.  will;  wenn  nW  guet  g'meisteret  ward,  het  der 
Zürichbieter  g'seit  Sch.  ,Es  soll  ein  bischoff  synem 
hus  wol  und  erlich  vor  syn  und  m.'  Zwingli.  —  b)  den 
Meister  spielen,  befehlshaberisch  auftreten  „Aa;  B;" 
VO;  Sch;  „S;"  Z.  En  Meisten,  Einer,  der  Alles  mei- 
stern will  Z;  vgl.  Meister-Chats  (Bd  III  593).  — 
c)  =  heren  3  (IM  II  1551)  ZHed.  —  d)  einen  Meister 
(Zunftmeister,  Vorsteher  übh.)  wählen.  .Wenn  sy  in 
ir  zunft  meisterent.'  1463,  Z  Satzung.  ,A.  1528,  wie 
man  zu  Zürich  m.  wollt,  hat  sich  klein  und  gross 
rät  erkennt,  man  sollt  niemand  weder  in  g'richt.  rät. 
noch  zun  ämteren  nemen,  er  gienge  dann  vor  und  ehe 
zue  des  Herrn  tisch  und  macht  sich  im  glauben  inen 
in  allweg  glychfönnig.-  WSteiner,  Chr.  .Dass  alle 
halb  Jahr  an  dem  Tag.  so  man  meisteret,  die  Ordnung 
von  den  Baumeistern  auf  der  Zimmerleutenstuben  vor- 
gelesen werden  solle.'  1640,  Z  Ratsverordn.  .Dann 
man  hat  auf  solche  Tag  mehr  (wie  man  spricht)  ge- 
meisteret  als  heutigs  Tags ;  man  hat  die  Achtzechner 
und  Zwölfer  erwehrt,  an  Statt  der  abgestorbenen 
Zunftmeistern  neue  gesetzt,  welches  heutigs  Tags 
nicht  mehr  beschicht.'  FWyss  1673.  ,Zu  St  Johannis- 
Tag  im  Sommer  auf  Constafel  und  Zünften,  wann  man 
meisteret.'  1711/50,  Z  Ges. 

über-:  1.  überwältigen  B;  Z;  vgl.  das  syn.  ü.-hi  ren 
(Bd  II  1551).  ,Eine*  «.,  dominari  alicui.  I'1'  In*  mirh 
nit  it.!  quis  tibi  mei  potestatem  dedit?'  Id.  B.  .Da  der 
rat  sach,  das  er  ubermeistert  was.'  1529,  Bs  Chr. 
,Von  keinem  König  lesen  wir,  der  ü.  mögen  Jeder- 
mann.' JBreit.,  VU.  —  2.  refl.,  sich  zu  viel  zutrauen 
(in  Arbeit,  Essen,  Trinken),  es  übertreiben  ZZoll.  — 
ine"-:  Etw.  meisterhaft  verstehen  Ap;  s.  inhin  (bd  11 
1335).  —  er-:  =  meisteren  1  Bs  (auch  erg'meistere*) ; 
Sch.  Si  mag  iri  Ghind  nitnnn  erg'm.  —  ver-:  „ver- 
künsteln"  (St.1);  durch  verständnissloses  Hineinregie- 
ren oder  durch  übergrossen  Eifer  Etwas  verderben 
„Aa;"  B;  VO;  G;  „S."  .Das  seien  die  Rechten,  so 
Vogt  [klagt  eine  Wittwe],  die  verineistere"  Alles.' 
Schwz.  Unterhaltungsbl.  1853.  „Liederlich  durchbrin- 
gen, vernachlässigen  Aa;  B;  VO;  S."  —  g'-:  bemei- 
stern  B.  ,Sich  g.,  refrenare  cupidines;  er  eha**  sieh  g-, 
sibi  imperiosns  est.'  Id.  B.  .So  welltend  sy  ire  nf- 
ruereschen    wol  gem.'    Kessl.     ,lras    fraenare,   seinen 


537 


Mast,  lnesl.  in  ist .  most,  inust 


538 


zorn  dämmen  and  gem.'  Fris. ;  Mal.  —  bc-:  1.  über- 
wältigen, .sie  haben  das  Freiamt  wieder  bemeistert, 
die  das  Kloster  St  TJrban  bemeistert.'  Gesch.  1712. 
'-'.  beweisen.  ,Er  beruft  sich,  seine  Aussag  zu  b.  und 
uns  solcher  Verleumdungen  zu  überweisen.'  Flsi  1696. 
—  verschiss-:  Etwas  (durch  Starrköpfigkeit)  ver- 
derben, versäumen,  verscherzen  BHk.  Syn.  verfüdelen  3 
(Bd  111   1030). 

g'meisteret  (>A.,  Ta..  sonst  (g')meisterig :  zum 
Meistern  geneigt;  herrschsüchtig,  befehlshaberisch, 
eigensinnig  Ar;  1! ;  „VO;"  G;  Z.  .Ungeniertest  warf 
er  jetzt  Werkzeuge  und  Werkstücke  durch  einander, 
so  g'm.,  wie  nur  Einer  tun  dürfte,  der  alle  Geschick- 
lichkeit g'fressen  hätte,  und  der  auf  Vorzügen  und 
Vorrechten  einhergienge.  wie  eine  Kuh  über  den 
Kabis.'  JSenn.  .Bisweilen  sprang  ich  dann  auch,  sehr 
g'nieistrig,  als  ob  ich  Herr  im  Hause  wäre,  in  unser 
Schlafzimmer  hinauf.'  JStutz. 

ungemeisteret.  .Animus  impotens,  ein  u..  on- 
mäehtig,  hochtragen  und  unbetragen  gemüet.'  Fris. 
.Welcher  in  unserm  Tal  ungeringete  Schwein  Hesse 
laufen  und  auch  u-e  [ohne  Hüter,  Aufsicht],  der  ist 
20  ß  ze  buoss  verfallen.'  um  1600,  UUrs.  Rq.  .Du 
ungemeisterte  [zuchtlose]  Jugend!'   JMüller  1065. 

meisterhaft:  1.  =  g'meisteret  Aa  (in  Leer.  bes. 
von  herrschsüchtigen  Weibern);  B;  VO;  spec.  von 
Kindern,  die  sich  gebärden,  als  ob  sie  schon  Alles 
könnten  und  verstünden  Gr.  Syn.  meisterlich,  meister- 
geschäftig. Anne  Bäbi  ist  geng  öppe"  e"  wenig  es  M-s 
g'si',  aber  mi"  het  's  la"  mache".  Gotth.  ,Dahar  so 
wirt  die  ung'horsame  so  m.  [übermächtig],  dass  si 
ouch  ire  meister  g'horsam  macht.'  Ansh.  (vom  Reis- 
laufen, zu  dem  sich  nach  anfänglichem  Widerstand 
auch  die  Obrigkeiten  mit  fortreissen  Hessen).  ,Die 
Jungen  sollen  nit  m.  sein,  sondern  die  Alten  fragen.' 
FWvss  1650.  —  2.  wählerisch,  heikel,  im  Essen  BLenk; 
Syn.  meister-lös  (Bd  III   1431). 

meisterhaftig.  .Darum  were  er  m.  [faisoit  du 
maistre]  und  kestgete  sy.'  Morgant  1530.  S.  noch  Gr. 
WB.  unter  .meisterhaft.' 

liieisteriere":  1.  =  meisteren  1,  z.B.  eine  Speise, 
sie  aufessen  Z.  —  2.  =  meisteren  2  a  und  h  Bs;  B; 
VO;  Z.  Der  Miller  sig  Büicmeister  g'sin;  de' selb  het 
spater  (lue  bi  der  katholische"  Ghilcke'  [d.  h.  bei  deren 
Bau]  g'meisteriert  BGr.  Er  hed  welle  zeige",  dass  er 
au'11  noch  chönnt  m.,  wenn's  müesst  si"  L.  Über  Eine" 
m.,  über  ihn  (als  .Meister')  zu  befehlen  haben  Z. 
Insbes.,  ein  Handwerk  als  Meister,  d.  h.  selbständig, 
mit  Gesellen  betreiben,  einem  Geschäft  vorstehen  Aa; 
Bs;   B;   VO;   G;   Z. 

futtor-meisterle"  mästerle":  wahrsagen  Scu. 

meisterli(ch),  -Kg:  1.  als  oder  wie  ein  Meister, 
meisterhaft  Aa;  Bs;  Th.  ,Das  Bäbi  wusste  sich  m. 
herauszubeissen.'  Breitenst.  .Schreien  und  jauchzen 
konnte  er  m.'  ebd.  Und  der  Joggeli  het  auch  g'hulfe" 
lösche"  und  het  sirh  recht  vi.  g'wert.  Schwzd.  .Eine 
Obrigkeit,  die  Macht  und  Gewalt  hätte,  m.  [mit  Au- 
torität] und  richterlich  darüber  zu  sprechen.'  1522, 
Füssli,  Beitr.  .Sich  m.  stellen,  tuen  und  ordnen  nach 
seinem  willen  und  wolgefallen,  arbitrium  alieujus  rei 
agere.'  Fris.  .M.,  pössisch,  artig,  dextere,  Industrie.' 
RCys.,  Voc.  Schulgerecht  (lat.  inagistralis):  , Bei  die- 
sem Spruche  saget  die  ordenliche  oder  m-e  Auslegung, 
dass. .  .•    1522,    Füssli,  Beitr.  —  2.  anspruchsvoll  ge- 


schäftig, naseweis,  bes.  TOD  Kindern  Gr.;  Syn.  meister- 
haft. En  m-er  Kult.  Stolz,  hochmütig  GaPr.  — 
."..  adv..  gewaltig,  sehr  Bs;  Z.  E"  m.  langt,  höchi  und 
breiti  Schäre".  Breitenst. 

Meisterschaft  f:  Dienstherrschaft  Aa;  B;   '/.. 

Misl  m.:  1.  a)  fester  Stalldünger,  allg.   Syn.  Büw. 
Scherzi),  sagt  man  zu  einem  Trägen:  Schaff,  me"  hat- 
dt"*  nöd  um  de"  M.!   etwa   wie   ein  Stück  Vieh,    das 
keinen  andern  Nutzen  mehr  bringt  G.      .Darvor  kein 
Ruoh  zuo  hoffen  ist.    bis   d'  Kuo    [die   eidgenössische 
Besatzung   in    Grandson]    vergrabt    wird    in    ihr    M.' 
JMahl.  1674.  M.  gut  über  List  B;  VO;  Th;  Z;  8.  Wan- 
der III    671.     Ein   Geistlicher,   der   einen   Acker    be- 
segnen sollte,  sagte:  Da  nützt 's  Bette"  Nüt,  da  mue" 
M.  ane"  TuHw.;  ZSth.    Im  Herbst  der  M.,  im  Früelt'g 
d'  Gülle",  tuet  mit  Heu  all  Schüre"  fülle"  Z.     Wer  de" 
M.  verchauft    und    de"  Pfaffe"  glaubt,    ist   gW>   rieh 
(iron.)   S.     Er  het  's  wie-n-e"  Bär,   wo  kei"  M.  het. 
Schild.     D'  Berner  hei"  de"  Französe"  a.  98  de"  M. 
füre  '/'machet,  ihnen  gehörig  zu  schaffen  gemacht  FS. 
Wer  mit  schlechte"  Mönschere"  z' tue"  het,  dem  schwindt 
der  Mist   i"  der  Gruebe"   S;    vgl.  Mist-Grueb   (Bd   II 
694).    Unter  den  Naturalleistungen  der  Boden  zinsigen 
erscheinen  u.  A.  auch  Mistfuder,  z.  B.  in  die  Weinberge; 
vgl.  Absch.  IV  1  b  458.    .Beglückter  doch  der  Baurs- 
mann  ist,  aus  M.  auch  Gold  tut  bringen.'  JCWeissenu. 
1681.    ,M.  machen'  s.  Land-  Vogt  (Bd  I  707).    In  der 
ä.  Spr. :    .kurzen,   langen  M.  [Umstände]  machen';    so 
bei  Euef  1540;   Aal  1549;    JMurer  1556;    vgl.  noch 
kurz  (Bd  III  496)  und  Gr.  WB.  VI  2266.  —  b)  Dünger- 
haufe, .Miststock'  (im  Hofe),  allg.;  vgl.  Güggcl  (Bd  II 
192).    ferner  M.-Hüfen  1   (Bd  II  1048).     Hilrät  über 
r'e"  M.  [in  der  nächsten  Nachbarschaft],  so  iceiss-mer 
(weist  dann),    im-  si  ist!   L;    Z.     Da  sitzt -si  uf  <>em 
M. ;  nimm-si,  wie  si  ist.  Sprww.  1869  (viell.  eine  Pa- 
rodie des  vor.  Sprw.).    Aus  der  Wichtigkeit  des  Mist- 
stockes für  den  Bauern  erklärt  sich  die  Übertragung 
des  W.   auf  dessen    gesamten   Grundbesitz.     Blib  uf 
di"'in  M.,   auf  deinem  Grund  und  Boden  ScnSt.     I<* 
steine"  uf  mi""m  eigne"  M.  Hafl.  1813.  ,Ihr  fürnemmen 
war,  widerumb  in  das  Suntgow  zu  ziehen  und  die  feind 
auf  ihrem   m.  zu  suchen.'    Wdrstisen  1580.     Als  die 
Besatzung    von   Grandson    gegen   Zusicherung   freien 
Abzugs  die  Ergebung  anbietet,  antwortet  Herzog  Karl 
höhnisch:    ,Ja   woll    uf  Gnad   und  Lebens  Frist!    So 
kam   d'  Kuo    [d.  h.  die  Schweizer]    wider   uf  ihr    M.' 
JMahl.  1074.     ,In  sua  versari  arena,   auf  seinem  M. 
sein,    in    seinem   Beruf   bleiben.'    Denzl.  1677;   1716. 
,I)er  Predikant  will  wissen,  mit  wie  vil  Predikanten 
der  Lützenburger  schon  disputiert  und  dieselben  auf 
seinen    M.    gebracht   hette.'    Chlostergiiggü   1687.  - 
2.  in  Fäulniss  übergegangene  Stoffe,  Wust,  Unrat,  eig. 
und    Midi.     .Die  hund   schlecktend   frische    syn    [des 
armen  Lazarus]    wunden   von    dem  m-e.'   1592,   Lieh. 
Mit  dem  syn.  Dreck  wechselnd  oder  damit  verbunden. 
'S  ist  Alles  M.   und  Dreck,  z.  B.  von  Heu  nach  langem 
Regenwetter  BHk.;  Z.     Bes.  in  RAA.     Ja,   wenn  M. 
Anke"  war!  Abfertigung  Bs.    Mit  (bei)  Etw.  in'n  31. 
ie"  gheie",   in  eine  hülf  lose  Lage  geraten  Z.     lch  bi' 
mit  mim  G'werb  in'n  M.  ie"  g'heit.    Stutz.     Eim  M. 
mache"  (in  Öppis  ie"),  Einem  eine  Freude,  das  Spiel 
verderben,  Unannehmlichkeiten  bereiten  Th;  Z;  vgl. 
Milch  (Sp.  199).     In    Schwüren:    .Sammer   botz   in.!' 
Aal  1549;  Ruef  1550.    Typ.  für  etwas  Geringfügiges, 


539 


Mast,  niest,  mist,  most,  must 


540 


Wertloses  Bs;  I?:  Th;  Z;  vgl.:  Das  g'hört  uf  de*  M., 
taugt  Nichts  Tu;  Z.  il/.  schtoätze",  Unsinn.  ,Goti 
dich  lychter  dann  kein  in.  mehr  schetzt.'  RSchmid  1579. 

3.  füler  M.,  Schelte  für  eine  träge  Person  Z;  Syn. 
M.-Hüfen  2  (Bd  II  1048).  Vgl.  /mZ  icie  .1/..  hos//'»? 
(Bd  I  788/9).  —  1.  typ.  für  Menge,  viel  Sch;  Syn. 
Hufen.     Eh  M.  Gelt,  Suche: 

Galler-Mist:  M.,  den  die  Bauern  aus  der  Stadt 
St  Hallen  holen  GTa.;  vgl.  G.-B'schütti.  —  Gänse"-, 
in  der  RA.:  Eine*  über  ae*  ff.  füere*,  zum  Besten  halten, 
verderben  S  (Schild);  vgl.  Gitzi-M.  —  Geiss(e")-, 
in  B  Geis-.  Fül  wie  ff.,  sehr  träge  Z.  Wenn  's  Mül 
inid  war,  so  tcäre*d  d'  Lüt  so  fül  wie  ff.  —  Güsel-: 
als  Dünger  verwendeter  Kehricht(haufe)  AaF.  ;  Z. 
So-n-es  Bürschtli  (Meitli),  wie  du  bist,  findt-men  uf 
(»/  ff,  (G'hüder-M.  B);  Bäggli  hest  wie  Laub  und 
Grus  und  e*  förmi  Schnudernas  ZStall.  —  Gitzi-. 
Fül  wie  ff.  B.  Sonst  typisch  für  etw.  Geringes.  Ge- 
meines, Verächtliches,  Einfältiges  B;  Gr;  S;  U;  Z. 
Ihi^  ist  nit  (vo*J  ff.,  ist  Etw.  wert,  darf  sich  sehen 
lassen  ;  in  B  auch  mit  Bez.  auf  eine  reiche  Erbtochter. 
Ja,jeU  ist  's  nimme"  ff..'  B  bist.  Kai.  1823.  ,Ein  junger 
Herr,  jetzt  einmal  ganz  selbständig  draussen  im  Leben 
und  noch  dazu  nicht  etwa  als  Nichts,  so  ganz  nur  G., 
sondern  als  Einer,  der  was  vorstellen  sollte.'  Gotth. 
De'  meint,  er  sä  aucH  nid  ff.  Gk,  De'  ist  nit  vo*  G. 
U.  sagt  man  von  Jmdni,  der  eine  grosse  Meinung  von 
sich  hat.  Hut  bin-ic*  nid  uif  ff.,  au?h  e"  Bitz  Geiss- 
gägeli  derzue  Gr.  Über  de"  ff.  üse*schlä*,  zu  Grunde 
richten  S.  Wenn  Ei's  d'  Flasche'  lärt  und  's  Ander 
iV  Channe*,  dö  brücht-me*  sich  nit  z' verwundere*,  dass 
es  hütigs  Tags  so  mängi  Hüshalti'g  über  rfe"  ff.  üse" 
schlöt.  BWvss.  —  G'hüder-:  =  Güsel-M.  (s.  d.)  B. 
—  Hof-:  M..  der  im  .Misthofe'  (Bd  II  1030)  gewonnen 
wird,  Mengedünger  Ai>.  —  Hüener-.  Dashan-ie"  us-em 
II.  g'chauft  (g'lost),  pflegten  die  Weiber  zu  sagen, 
wenn  sie  aus  dem  Geld  für  verkaufte  Eier  oder  Hühner 
Etw.  erworben  hatten  LH.  —  Chue-  Bs;  Z  tw.,  sonst 
ineist  Cime-:  Kuhkot.  -Dünger.  Er  wird  vielfach 
zu  Heilzwecken  (zu  Kataplasmen)  verwendet  B;  ZO, 
O/i/'f  i*  de*  löig  Gh.  ine*  legge*  ZWindlach.  H'o  Cli. 
isch,  isch  Brot,  der  Bauernstand  leidet  nie  Not  Bs;S; 
s.  noch  Ghüe-Dreck.  —  Chris-:  aus  Tannreisern,  die 
als  Streue  verwendet  werden,  gewonnener  M.  B;  Gr;  Z. 
-  Ross-.  Früher  legte  man  vom  Schnaps  Betrunkene, 
wann  ihnen  der  Schnaps  angeblich  aus  dem  Munde 
brannte,  unter  warmen  R.,  um  sie  zu  retten  Z.  Er 
fingt  [findet]  der  B.  t/im  Monschin,  von  einem  Glücks- 
pilz S  (Schild).  —  Söu-,  De'  S.  tribt.  aber  er  leid 
nüd  «",  trägt  Nichts  zur  Verbesserung  des  Bodens 
bei  ZS.  —  Schaf-.  Aprille*  (Merze*)-schne  ist  besser 
weder  Sch.  B.  Typisch  für  Unsinn  B.  Es  isch  ml 
Sch.  g'redt  wurde".  —  Schorr-:  zsgescharrter,  zu- 
meist aus  Knie,  Kehricht  und  allerlei  Abfällen  be- 
itehender  (Wiesen-)Dünger,  auch  die  betr.  Dünger- 
statte Aa:  '/.;  vgl.  .Schipp-,  Schurmist'  bei  Weber,  ök. 
Lexicon  II  514,  ferner  Sch.-Grueb  (Bd  11  695)  und  die 
Synn.  Seh  -Büw,  Schorreten.  .Seh.,  was  man  an  den 
Gassen  und  Strassen  aufmacht.'  Rhag."  1650.  ,Den 
Sch.  aus  dem  Hof  zu  führen  2fl.'  17hl'.  Sch  Rebbüchli. 
.Fuhrlohn  vom  Sch.  aus  .lern  Haus  per  10  Fehrt  1  H. 
30  Kr.-  ebd.  —  Sträl-:  der  zwischen  den  Zähnen 
eines  Kamms  sich  ansetzende  Unrat,  der  als  Haus- 
arznei verwendet  wird  Ar;  ZO.  (selten).  —  Tube"-. 
Bes.  als  Gartendünger  geschätzt.    Es  Hämpfeli  T.  ist 


so    vil    wrrt   wie-n-e*  Gable"   roll  Ohüemist    ZZoll.   — 
Zett-:  Bauernname.   UEcKST.  Rychst. 

mistele":  nach  Mist  riechen.  ,Wie  mistetet  und 
brüetelet  nicht  das  Gebätt  Jenes,  der  geprahlet:  <» 
Gott,  ich  danke  dir,  dass  ich  nicht  bin  wie  die  übrigen 
Menschen.'  JUlricii  1727;  vgl.  .stinkender  Hochmut.' 

miste"  (lt  St.h  auch  mistne*):  1.  Kot  lassen,  vom 
Vieh  Aa;  Bs;  B;  VO;  Gl  (bes.  von  Pferden);  S. 
2.  den  Mist  aus  dem  Stalle  schaffen;  übh.  den  Unrat 
irgendwo  wegschaffen,  allg.  Mit  Dat..  de"  Ghüene*,  Säue* 
m.  Bs;  B;  Tu;  Z.  Auch  tr..  de"  Stall  m.  Bs;  B;  Th;  Z. 
,Es  solle  kein  Stall,  mit  Ehren  zu  melden,  gemistet 
werden.'  Anhorn  167-1.  Mit  derbem  Scherze,  vom  Rei- 
nigen der  Nase  Th.  —  3.  Mist  auf  das  Feld  führen 
Bs;  VO;  Gl;  G;  Z.  Mit  Mist  düngen  Aa;  Bs;  B; 
Th;  Z.  Briir  g' mistet  ist  halb  'büret  B.  ,Dass  man 
inen  vergunnen  wellte,  jeder  huob  noch  zwei  haubt 
veech  auf  die  weid  zuo  schlachen.  damit  sy  deste  mee 
veech  hinbringen  und  bas  m.  möchtind.'  1561,  Hotz, 
Urk.  .Der  lehenmann  soll  nit  mer  sayen,  als  was 
er  g'misten  mag.'  1622,  LRusw.  Amtsr.  Auch  tr. :  en 
Acher,  d'  Bebe*  m.  Bs;  B;  Tu;  Z.  .Wann  Einer  eines 
Andern  Gut  mit  seiner  eigenen  Besserung  mistet,  soll 
[ihm  der  Andere]  die  Kosten  der  Düngung  verguten.' 
1770,  Bs  Rq. 

abe"-:  mit  Dat.  P.,  Jmdn  derb  ausschelten  Aa; 
Bs;  Sch;  Th;  Z.  Syn.  aben-putzen.  —  über-:  un- 
trennbar. 1.  ein  Grundstück  mit  Mist  überlegen  B;  Z; 
vgl.  an-leggen  (Bd  III  1180).  ,1768  ist  übermistet 
worden  das  ober  Fach  Reben.'  ZZoll.  Mscr.  —  2.  zu 
stark  düngen  ZS.  Syn.  über-bünen.  Me"  cha**  d'  Beben 
auch  ü.,  irä""-me"-ne"  alli  Jär  gihd.  —  a°-:  =  übcr-ni.  I 
Gl.  —  use"-:  1.  =misten  2  B;  VO;  S;  Th;  Z.  De" 
Söu(n)e*  u.  —  2.  (in  GWe.  üs-m.)  mit  Dat.  P.  =  abcn-m. 
Aa;  G;  S;  Th;Z.  —  ver-:  1.  als  Dünger  verwenden 
ZS.  Mer  händ  de*  letst  Früeli'g  de*  ganz  Stock  i* 
d'  Hebe"  vermistet.  —  2.  , drauf  gehen  lassen'  L  (bl- 
eichen). —  ,be-:  stercorare,  tüngen,  d.  i.  mit  mist 
wol  (cr-)bauwen.'  Fitis. ;  Mal. 

„Miste"  f.:  in  ihrem  Tun  und  Wesen  sudelige 
Weibsperson  LE." 

Ställ-Mister  m.  .Aber  wir  torechten  tütsehen 
müessen  lyden,  das  man  uns  st.  und  eseltryber  von 
des  bapsts  hof  tuet  schicken.'  Zwingli. 

Mistere"  f.:  „Miststätte,  wie  auch  eine  Stätte, 
z.  B.  auf  einer  Wiese,  wo  Mist  gelegen  hat"  BHa. ; 
vgl.  Dial.  221.  Syn.  Mist-Würfi.  .Misthaufen  Bßr. 
I  Schild). 

Misterin  f.  .Ich  sehe  nicht,  was  man  zwischen 
einem,  da  man  vor  dem  Unflat  nicht  schreiten  kann,  und 
einem  Hause,  da  man  vor  den  Misterinnen  nicht  sicher 
ist,  für  einen  Unterschied  setzen  sollte.'  Sinteh.  1750. 

Misti  f.:  1.  =  Misteren  VO.  —  2.  Schelte  aul  eine 
unreinliche  oder  (mit  dem  Zusatz  fül)  sehr  träge 
Person  U. 

mistig;  schmutzig  von  Mist  (sporco  di  letame) 
PA1.  (Giord.). 

Unmistler:  Kartoffelsorte;  s.  Bd  1  381. 

Mistel  AaF.  (in.):  Sch;  Th;  U;  Ztw.  -  f..  Mistete 
B  (vorherrschend);  U,  Mistle*  Aa;  Bs;  B;  Sch;  '/.. 
Nistel  AAWür.j  B  (Durh.);  ZO.,  Nistle*  Aa;  Ztw., 
Misple'U  AAl.eer. ;  B  (Durh.),  Mischgelt  GRh.,  We., 
Misehgle*  GSa.  -  f.:  =  Chleb  2  a  (Bd  III  611).    Mies 


54! 


Mast,  mos),  tu i st .  iikisI.  must 


542 


und  Mischgle"  müend  e'wegg  [von  den  Bäumen]  GSa. 
.Eichener  .Mistel,  dryoshyphear,  viscum.'  Denzl.  1G77; 
1716.  Glaube  und  Brauch.  Bäume,  auf  denen 
.Misteln  wachsen,  werden  nie  vom  Blitz  getroffen  L;  Z. 
Unter  Haselstauden,  auf  denen  Misteln  gefunden  wer- 
den, liegen  Alraunen  verbargen  L;  vgl.  Lüt..  Sagen 
194.  Uie  Mistel,  bes.  die  auf  Eichen  wachsende,  gilt 
als  heilig;  man  darf  sie  nicht  schneiden,  sondern  muss 
sie,  wenn  die  Sonne  im  Schützen  steht,  1 — 4  Tage 
vcr  dein  Neumond,  mit  einem  Pfeil  hcrunterschiessen 
und  im  Fallen  mit  der  linken  Hand  auffangen;  dann 
dient  sie  als  Heilmittel  bei  allen  Kinderkrankheiten 
Aa.  , Eichin'  und  ,birböumin  M.'  mehrfach  als  Zusatz 
zu  Arzneimitteln.  Zg  Arzneib.  1588.  Ein  Büschel  M-n. 
über  oder  neben  der  Tür  aufgesteckt,  bedeutet  eine 
Weinschenke  W;  vgl.  Maien  (Sp.  6).  —  mistlen. 
,Domit  die  Weld  [Wälder]  fürohin  nit  mehr  mit  dem 
Mistlen  und  groben  Abhauwen  gescheut,  sonder  bass 
geschirmt  werden,  soll  Menigklicher,  der  mistlen  will, 
den  Mistel  nach  altem  Bruch  mit  dem  Messer  ab- 
hauwen und  anders  nit.'  L  Ansehenb. 

Zu  den  Formen  vgl.  Anm,  zu  Misplen,  feruer  Tiatel.  Betr. 
die  Mispel  im  Volksglauben  vgl.  Germ.  XII  101;  Kulm. 
Uerubkuuft  '204/7.      Vgl,   auch   ffexen-B&en. 

Mistler  (in  B;  S  auch  Misteler,  in  AiWür.  Nistler) 
m. :  Misteldrossel,  Turdus  visc.  B;  Gl;  L;  S;  Ndw;  U; 
vgl.  Meisner  und  Schinz  1815,  88;  HSchinz  1842,  215. 
,Ringamseli]  und  Mistler  [sind]  als  schädliche  Tiere 
zu  allen  Zeiten  zu  schiessen  erlaubt.'  Gl  LB.  1835. 
,Von  dem  m.;  von  den  unseren  vom  mistel  här  ein 
m.  genennt.'  Vogelb.  1557.  ,Ein  M.  umb  ein  Vierer.' 
FrHaffner  106(3.  , Turdus  visc,  M.  [an  anderer  Stelle 
.Mistel'],  ein  Vogel.'  Denzl.   1677;  1716. 

Most,  in  Aa;  B;  L;  G;  SchwE.;  S;  ZKn.,  W.  n., 
sonst  m.:  1.  wie  nhd.,  ungegorener  Traubensaft  Bs; 
Z  (auch  Trübe*- M.) ;  Syn.  Brüe.  ,üerselb  [aus  ge- 
frornen  Trauben  gemachte]  wyn  wollt  nie  vergesen 
[ausgären];  man  trank  den  ganzen  winter  m.,  der  was 
süess  alse  honig  und  in  dem  sumer  ward  er  sur.' 
1336/1446,  Z  Chr.  ,Dennocht  ist  der  saft  nit  grad  der 
ersten  zyt  wyn,  sunder  zum  ersten  m.,  darnach  suser, 
zeletst  erst  wyn.'  HBull.  1540.  ,Die  ackerfrücht,  dar- 
zue  das  m.  an  räben  sind  7  jar  geraten  wol.'  Gletting. 
Narr  zum  König:  ,lch  mein,  der  narr  steck  dir  im 
köpf;  ich  gloub,  du  syest  vollen  m.-  Aal  1549.  .Süsses 
M.'  HMahl.  1620/45.  ,Ein  M.  schäme  sich  nicht,  einen 
sauren  Wein  abzugeben.'  Önol.  1707.  --  2.  Obstwein, 
unterschieden  als  Öpfel-,  Bire"-M.,  vor  (süesse''  M.), 
während  (s.  g'rdzt)  und  nach  der  Gärung  oder  Klärung, 
allg.  Vgl.  noch  G'lör  (Bd  III  1375),  Brüefje'J,  Saft, 
ferner  Steinm.  1804,  315  ff.;  s.  auch  tu-machen  (Sp.  43), 
Teckel.  Während  der  M.  in  manchen  Obstbau  treiben- 
den oder  weinarmen  Gegenden  allgemeines  und  be- 
liebtes Getränk  ist  (vgl.  die  durch  MDisteli  aufge- 
brachte scherzw.  Bezeichnung  des  Th  als  .Mostindien' 
und  der  Ostschweiz  als  , Mostschweiz'),  heisst  es  wie- 
der: M.,  i<*  säg-der 's  under  's  G'sicht,  dass  der  Wi* 
vil  besser  ist  ZW.  Der  Wi"  wärmt,  der  M.  chelt  Z. 
£•  nassne1'  Herbst,  e"  schlechter  Trost:  nass  Häppre* 
[Kartoffeln]  und  noch  nessners  [wässerigerer]  M.l  L 
Kai.  Si  tuend  under  's  M.  Wasser  und  dann  tuend 
8*  brav  [tüchtig]  Salz  dri*.  Wolf,  Gespr.  Sin  So"  hat 
sieh  besseret  wie  's  Cholers  M.,  d.  h.  er  ist  schlimmer 
.  geworden  G;  Th.  Es  nid  ab  wie  's  Cholersch  M.,  ond 
Der  ist  Essig  uorde"  Ap.    Muest  M.  ha"!  Abfertigung 


(1.  .Holla,  Bauer,  M.!'  Sdlqbb,  mit  der  Erklärung: 
,So  ist's  nicht  gemeint,  so  fängst  du  mich  nicht,  ich 
lasse  mir  nicht  M.  st.  Wein  einschwärzen.'  Er  will 
i"  d'  Ghuehi  inne",  aber  oha  M.  —  die  ist  verriglet. 
MLienert.  ,Es  soll  auch  kein  Wirt  weder  Öpfel-  noch 
Biren-Most  nit  ausschenken  noch  feil  haben.'  1599, 
SchwE.  Klosterarch.  ,[N.  N.  wird  zur  Strafe]  ver- 
botten,  Wyn  und  M.  im  Land  und  darvor  zu  trinken.' 
1606,  ApA.  Batsprot.;  vgl.  T'i'obl.  324.  .llle  vero 
liquor  ex  piris  ac  poinis  expressis,  Francis  scriptoribus 
Sidra,  corrupte  pro  sicera,  vulgo  Alamannorum  ST., 
propter  ejus  dulcedinem,  qua  ad  mustum  accedit.' 
Goldast  1606.  .Dass  das  M.  nicht  teurer  ausgewirtet 
werden  solle  als  die  Mass  für  einen  guten  Batzen.' 
1665,  Schw  Eatserk.  ,Das  Singen  geistlicher  Gesängen 
beim  Wein  und  M.  soll  hiemit  abgestellt  sein.'  B 
Mand.  1728.  ,Wol  bekomm  der  süsse  M.  und  die 
Leckerbissen.'  Z  Neuj.  D.  (Bechteltagslied).  Mit  dem 
unbest.  Art.  zur  Bezeichnung  eines  mehr  oder  weniger 
unbestimmten  Masses  Most  (eines  Glases,  einer  Halben 
usw.)  L;  Schw;  S;  ZKn.,  rS.  (selten).  Chönnd,  nend 
noch  es  M.,  seb  er  gönd,  Einladung  an  einen  Besucher 
ZKn.  Clttimm,  mer  wei*  i"  der  Alte"  gon  es  M.  heusehe" 
S  (Schild).  Der  letst  Batze",  u-o-n-ich  noch  für-n-es  M. 
g'rüstet  g'ha"  ha".  L  Nachr.  1865.  Spilt-men  eis  mit 
Wih  und  Ghinde",  macht  men  um  es  Möstli.  Häfl.  — 
3.  ii.,  Conserve,  Marmelade  aus  dem  eingekochten 
Saft  oder  Fleisch  von  Früchten;  man  unterscheidet 
Ghüttene*-,  Butte"-,  Zwetschge"- M.  Bs.  Syn.  Laticäri 
(Bd  III  1486).  Lt  Spreng  auch:  gesottener  Wein,  ge- 
sottene Äpfel,  Birnen  usw.  Bes.  beliebt  ist  das  Butte"- 
M.  (daher  auch  schlechtweg  M.  genannt),  das  Bauern- 
weiber in  die  Stadt  zum  Verkaufe  bringen.  Das  ist 
M.  für  in,  kommt  ihm  gelegen  Bs  (Spreng);  Syn. 
Schleck.  —  4.  m.,  eine  Traubenart,  Gutedel  Bs.  Und 
oben  ufim  Korb,  bi  Gost,  sind  Trubel  auch  com  schönste" 
M.  MEY.-Mer.  1860.  Bezeichnung  einer  Traube  mit 
locker  stehenden  Beeren  im  Gegs.  zu  den  Elbelen 
(Bd  I  187)  SSchwa.  .Das  sog.  weisse  M.,  eine  nicht 
stark  beerichte  Traube,  die  am  häufigsten  gebaut 
wird;  eine  Abart  davon  ist  das  Krachmost,  mit  etw. 
harter  Rinde;  das  rote  M.  ist  eine  grossbeerichte,  hell- 
rote Traube,  welche  den  sog.  Schielerwein  liefert.' 
S  Gem.  —  5.  in  Schwüren,  zunächst  verk.  aus  den 
scherzh.  euphem.  Entstellungen  Bucker-,  Sacker-moxt 
(s.  Bocker-,  Sackerment)  Ar;  Bs;  Gl;  Gr;  Sch;  S;  Tu; 
Ndw;  U;  Z;  s.  auch  hackernuitt  (Bd  II  1114).  l'ot~ 
M.!  Ausruf  der  Verwunderung  GT.  (UBrägger);  ZO. 
,Z'  M.  binden  ich  iez  schwygen  muoss!'  JMaiil.  1674. 
Das  Geschlecht  ist  z.  T.  schwankend,  so  bei  MLienert; 
Fris. ;  Mal.  Das  Neutr.  auch  bei  JCWeisseub.  1678.  In  Bs 
gilt  das  Neutr.  für  Bed.  3,  soust  das  .Mas,;.  Das  W.  auch 
in  Fluni.:  .Mostacker'  BsStdt,  .Mostbach1  SBeinvr.  Vgl.  noch 
Barthotomäue ;  Weinhold,  Frauen  II  65;  Haupts  Zeitschr.  VI 
268  ff. 

G ä  u e  r - :  Thurgauer  Most  Ap.  —  K räch-  s.  Most.  4. 
—  Kriese-:  eingekochter  Kirschsaft.  Z  Mand.  1649/76; 
s.  Chirsen  (Bd  III  479).  —  Chrüegli-:  in  süssem  Zu- 
stand auf  Krüge  abgezogener  Obstwein  Schw.  .Aus- 
gezeichnet guter,  süsser  Most,  sehr  geeignet  für  Kr., 
zum  Abziehen  zu  verkaufen.'  Bote  der  Urschweiz. 
.Guten  Kr.  schenkt  aus  und  verkauft  N.  X.'  ebd.  — 
Lörli-:  =  Ge-lür  (Bd  III  1375)  ScnSt.  —  Musel-: 
in  der  Verbindung  mit  Elbelen  Bs;  s.  Bd  1  1*7  und 
vgl.  Most  4. 


543 


Mast,  niest,  mist.  most.  nmst 


544 


Berli-Most:  eine  vorzügliche  Sorte  Birnmost, 
die  früher  in  Wirtschaften  gleich  Wein  ausgeschenkt 
und  bezahlt,  auch  gesotten  ins  Ausland  verschickt 
wurde  THÜntersee  (PStaub).  .Er  musste  wol  so  tu 
wasser  und  berlimost  als  wyn  trinken.'  Jos.Mal.  1593. 
,Das  best  Trank  im  Turgöw  nennend  si  Berlim.  Diser 
B.  ist  von  einer  sonderen  Art  der  Biren  g'macht.' 
JRüEGER  1606.  ,Den  besten  M.  nennen  die  Thurgauer 
Belli-  oder  Bergbireumost;  den  führet  man  auch  in 
andere  Land  und  schenket  ihn  aus  vor  [als]  einen 
frömden,  süssen  Wein.-  JJScbeocbz.   1 7' »7. 

Viel].  M.  aus  ,BärK-Birueu',  den  man  poch  heute  als  den 
besten  rühmt.  Die  Beziehung  auf  .Bergbirnen'  hat  zuerst 
Stumpf  (, Berlimost,  oder  mit  ganzem  wort  bergbirenm.') ;  vgl. 
Steinm.  1S04,  316.  Auch  Fischart  rühmt  den  ,B.'  als  Be- 
sonderheit des   Th;   vgl.    Gr.    WB.   I    152«. 

Bäbe"-:  Scherzwort.  Einen  Bauern,  der  wohl 
(weisse)  Rüben,  aber  weder  Obst  noch  Wein  pflanzt, 
neckt  man  etwa  mit  der  Bemerkung,  er  gewinne  wenig- 
stens viel  E.  (auch  Eüehli-M.)  'L.  Ähnlieh  wirft  den 
Bewohnern  von  AaBosw.  udE.,  wo  die  weissen  Rüben 
bes.  gut  gedeihen,  der  Nachbarspott  vor,  sie  hatten 
nur  E.  zu  trinken.  —  Scheid-:  der  herbe  Most  aus 
den  .Margel-Birneir,  der  dazu  dient,  den  trüben  Most 
aus  süssen  Birnen  zu  klären  (.scheiden')  L.  — 
Schnitzli-:  Most,  der  gewonnen  wird,  indem  man 
dürre  ,Holzäpfelschnitze'  in  einem  Fass  mit  heissem 
Wasser  übergiesst  und  das  Fass  verspundet,  worauf 
die  Masse  in  Gärung  übergeht.   Steinm.  1804  (GRh.). 

—  Stückli-:  =  dem  Vor.  ZO.  —  Wiber-:  scherzh. 
Bezeichnung  des  jungen,  süssen  Mostes  Ap;  ZU.  — 
Wi"-:  scherzh.  Bezeichnung  des  Weines  Z. 

moste11:  1.  abs.  oder  tr.,  Obstwein  bereiten,  allg. 
Epfel  ond  Birc*  an-enand  [d.  h.  Beide  gemischt]  m. 
Ap.  Zu  jungen  Leuten,  die  sich  schon  im  Frühjahr, 
wenn  die  Obstbäume  Knospen  treiben,  auf  einen  rei- 
chen  Mostertrag  freuen,  sagt  etwa  ein  alter  Bauer: 
Wänn-er  nur  nüd  öppe*  scho*  d' Boüe"  wend  in.!  ZS. 
Iez  isch  's  g'mostet,  heisst  es,  wenn  infolge  eines  Nacht- 
frostes im  Frühjahr  die  Blüten  erfroren  sind  Th.  Hut 
Nacht  mostet  's,  sagt  der  Bauer  in  Vorahnung  eines 
Frostes  TaWag.  Auch  vom  Keltern  der  Trauben: 
,Dem  Missbrauch  der  Rebleute,  welche  beim  Lesen 
der  Trauben  unmässig  viel  in  den  Reben  abschneiden 
und  ihre  Häuser  damit  anfüllen  und  dieselben,  wenn 
der  Herbst  vorbei  ist,  m.,  soll  dadurch  gesteuert  wer- 
den, dass  Niemand  in  den  Häusern,  sondern  Jeder- 
mann vor  seinem  Hause  m,  soll.'  1624,  Absch.  (für 
FMu.).  —  2.  etw.  Weiches,  Saftiges  (z.B.  Obst)  mit 
den  Zähnen  oder  Händen  zerdrücken,  zerquetschen, 
so  dass  der  Saft  dabei  herausläuft;  gierig  essen  Aa; 
Bs;  B;  VO;  G;  Th;  Z.  Syn.  chnötschen  (Bd  III  771). 
Oppis  ine*-m.,  gierig  hineinschlingen  G;  Z.  Verächt- 
lich oder  scherzh.  für  essen  übh.  Bs.  Ich  iss  und  ic" 
most  druff  lös,  bis  der  Deller  lär  isch.  Schwzd.  Böne* 
m.  ebd.  Auch  zerdrücken,  zerquetschen  übh.  Th;  Z. 
Mer  sind  [im  Gedränge]  schier  (/'mostet  worde*.  — 
3.  Traubensaft   und  Übst   einkochen    (s.  ü/os(  3)   Bs. 

—  4.  Most  trinken,   z.  T.   mit  dem  Nbbegriff  des   I'n- 

mässigen  L;  Schw;  UwE.  Bi  de"  schöne*  Tage*  sind 
die  Zwe  mit-enand  uf 's  Land  yo*  m.,  wi  iez  nock  de* 
Bruch  ist  L  (Schwzd.). 

£*-:  als  Mostobsf  verwenden  G ;  '/,.  Alles  Obs  i 
Vgl.  in-clielleren  (Bd  III  205).  --  ver-:  1.  zu  MosI 
machen    Ap;    B;    Th;    Z.     .Man    hat    das    meiste    ( 'bs 


vermostet  "der  gebrennet.'  Z  Mand.  1739.  —  2.  ver- 
stärktes moste*  2  B;  Sch;  Th;  UwE.;  Z.  Er  feit 
[fängt]  a*  chafU*  wie-n-e*  Birre*mulli  und  vermostet 
sin  Klaffikeröpfel.  JSenn. 

Most  er  m.:  Mosttrinker  Bs;  Scow;  Syn.  Möstler. 
En  M.  und  en  Hamsterer,  ein  starker  Trinker  und 
Esser  Bs;  vgl.  Bd  II  1305. 

Erdöpfel-:  =  Herd-Öpfel-MüUi  (Sp.  1S9)  BBe. 
(Dan.). 

Mostete"  f.:  1.  so  viel  Obst,  als  auf  einmal  ge- 
keltert wird  Th;  ZLunnern.  S.  —  2.  a)  diehtes  Ge- 
dränge von  Mens.hen  UwE.;  ZO.  —  b)  von  Sachen, 
wirre  Masse,  Mischmasch  Ap;  GitVal. 

Mosti  m.:  1.  Schelte  auf  einen  viel  und  gierig 
essenden  Menschen;  bes.  zu  Kindern  Bs.  —  2.  auf- 
gedunsener, dicker  Mensch  Z;  vgl.  Most-Chopf 
(IM  III    Hl). 

Mosti  f.:  z.  T.  bloss  fam.,  Vorrichtung  zum  Mo- 
sten Aa;  G;  S;  Th ;  ZO.;  Syn.  Most-Btiri.  .Bei  der 
neueingerichteten  Moste  können  täglich  bis  20  Saum 
Most  gemacht  werden.'  Zeitungsanzeige. 

möstle":  behaglich  essen  Bs. 

Most ler  GTa.;  TuHw.;  Z  tw..  sonst  Möstler: 
Name  einer  sehr  saftreichen,  zur  Mostbereitung  bes. 
geeigneten  Spätbirne  G;  Schw;  Th;  Z;  Syn.  Most-Bir. 
Die  einzelne  Birne  heisst  Mostleri*,  Möstleri*  Th;  Z. 
In  ZEgg  Turgauer  M.;  im  Tu  werden  Qrüe*-M.  und 
G'el-M.  unterschieden,  letztere  Benennung  auch  in  G 
und  Z.  .Grüner  und  gelber  Möstler-  Schw  (Bote  der 
Urschweiz). 

in  ö  s  t  ( e )  1  e  " :  1.  müstele",  in  L  (1t  Ineiche  n)  möstle*, 
nach  .Most  riechen  oder  schmecken  Ap;  L;  Tu;  Z.  , Re- 
dire in  musteum  saporem.  möstelen.  süessgen  wie 
most.'  Fris.;  Mal.  —  2.  möstele*  L;  UwE..  sonst  möstle*, 
sich  beim  Most  gütlich  tun,  (zu)  gern  und  oft  Most 
trinken  Ap;  L;  G;  ScnSt.;  UwE.;  U;  Z.  ,Die  Übrigen 
zahlen  jeder  3  Pfd  [Busse],  damit  sie  alle  wissen, 
dass  sie  doppelt  gefehlt  haben,  an  Mariaheimsuchung 
so  spät  noch  zu  mösteln  und  zu  bränzeln.'  1791,  Aue. 
Abi.  Möstfeßer  m. 

möstelig:  Verlangen  nach  Most  habend  ApK.  M. 
Es  ist-mer  m. 

Muster  (in  Now  auch  Mister)  n.:  1.  wie  nhd.  allg. 
Es  M.  stecke*,  an  der  sog.  Matzen-Fällen  (Bd  I  748), 
indem  man   Nägelchen  in  die  Löcher  steckt  Z.    Spec. 

a)  die  erste  Frucht  eines  jungen  Bäumchens  Z  rS.  — 

b)  iron.,  häufig  mit  vorgesetztem  recht,  süber,  schön 
und  als  Dim.,  von  Personen:  schlechter,  liederlicher 
Mensch,  sauberes  Früchtchen,  bes.  aber:  unordent- 
liches, gemeines  Weibsbild,  Dirne  Aa;  Ap;  Bs;  Slj 
L;  Sch;  S;  Th;  W;  Z.  Du  bist  e"  schöns  M.,  siehst 
sonderbar  aus  GRh.  Der  Edi,  das  iberzwerch  M.  Bs. 
E*  bös*  3L,  eine  böse  Weibsperson  BR.  Las  Dim. 
auch  als  leichte  Schelte,  bes.  gegenüber  Kindern  Bs 
(vgl.  M.-Lisi  Bd  III  1423),  lt  St.  geradezu  Kosename 
für  Kinder.  Seltener  auch  von  Tieren:  Die  Chat:  ist 
e"  rechts  M.  Ar.  —  c)  ebf.  iron.  und  vorwiegend  dim.. 
charakterisierendes  Beispiel;  saubere  Geschichte  Bs; 
B;  Tb;  Z.  Er  hiit-mer  e*  >tetts  (schöns,  subers)  Müsterli 
ra'-dir  verzellt.  Posse,  Schwank  AaF..  Ke..  Leer.  - 
2.  militärische  Musterung.  ,Uf  dieselbe  zyt  Hesse  der 
herzog  ein  m.  machen.'  1476,  Bs  Chr.  .Wie  der  bur- 
gundsch  herzog  teglich  syn  m.  tüege.'  ebd.;  dafür  an 


545 


Mast,  iin'st .  mist,  most,  niiisl 


546 


anderer   Stelle   .mustre.'    —   8.  .im  M.',    Name    eines 
Rebstückes  /.Zoll. 

I ';is  W.  auch  als  F. in.:  Jus  |<lii>  Erdrosselung  der  Gal- 
swinilial  was  die  erste  m.,  so  die  Fredgund  bei  büng  Hilf- 
reichen erworben  hatt.'  Vad.  Fem.  ist  sehr  wabrsch.  auch  2; 
Tgl.  it.  moatra.     Zur  ironischen  Anwendung  vgl.  auch  Süberli. 

mustere":  1.  wie  nh.l..  beschauend  prüfen,  allg. 
Spec.,  Truppenschau  halten  Ap;  B;  Soh;  Z.  ,Der 
keiser  Hess  ussrüefen.  das  alle  die,  so  hämisch  tragen 
möchtend,  mornendes  uf  den  grossen  platz  kommend, 
da  wott  er  m.'  Morcant.  .Und  David  must(e)re1  das 
volk,  das  bei  im  was.-  1531/48,  [I.  Sah.  ,Ad  nomina 
respondere,  erscheinen,  wenn  man  musteret.'  Fris. 
Ausheben,  einreihen;  vgl.  Muster-Rodel.  ,Der  König 
beschwert  sieh  über  Missbräuche  in  den  Musterungen, 
indem  Einige  sich  unter  2 — 3  Hauptleuten  m.  lassen, 
Andere  noch  Unerwachsene  (buoben)  in.  lassen  wollen.' 
1523,  Absch.  Exercieren,  sich  in  den  Waffen  üben  B; 
vgl.  Muster-Mann  (Sp.  269),  -Platz.  ,Wenn  sie  in 
Grauchen  in.,  so  hört  man  das  Schiessen  akurat  gleich.' 
üotth.  .Aus  jeder  Gemeinde  sollen  2 — 3  Mann  erkiest 
werden,  welche  das  M.  wol  erlernen  sollen,  damit  sy 
hernach  Andere  in  Waaffen  abrichten  köndind.'  XVII.. 
Sch  (Stocker).  ,Ein  wahrer  Patriot  tut  sich  auf's  M. 
freuen.'  1787.  ApHer.  Auch  tr.,  eindrillen  B.  — 
2.  Jmdn  mit  derben  Worten  zurechtweisen,  ausschel- 
ten, zur  Erfüllung  einer  Pflicht  oder  zur  Eile  an- 
treiben, mit  wohlgemeinter  Derbheit  zu  Etw.  bestim- 
men AA;  Bs;  B;  L;  G;  „Sch;  S;"  Z.  I<*  will  di°h 
scho"  m.!  dir  zeigen,  was  du  zu  tun  hast.  Jo  mei", 
Der  u-urd-e"  g'mustcret  ha",  und  wie!  L.  Da  het-me" 
lang  chönne"  m.  [zum  Lernen  anhalten].  Das  het  g'rad 
use"  hell  Nüt  abtreit.  B  Hist.  Kai.  Er  musteret  sini 
Lit,  dass  si-n-en  umme'sunst  eso  vergeisteret  haige". 
Hetzel  1885.  Jmdn  a"  d'  (zur)  Arhet  m.  B.  ,Vreneli 
tat  etwas  zimperlig,  die  Wirtin  aber  musterte  es,  bis 
es  sass.'  Gottii.  Auch  mit  Sach-Obj.,  energisch  an 
ilie  Hand  nehmen  ZO.  Mir  mustere'd  d'  Sach,  dass 's 
e"  Gatti'g  hat.  Stütz.  Mit  lokalen  Bestimmungen. 
Eine"  i"  's  Hüs  ine"  m.,  energisch,  auch  mit  Gewalt 
hineinweisen  Z.  D's  Chinde'meitli  het  üs  i"  d's  Bett 
(/'musteret  B  (Dr  Bari).  ,Also  findt  man,  dass  sy  alle 
müessiggänger  aus  iren  stetten  gemustert.'  SHochh. 
1591.  .Die  Bilder  aus  den  Kirchen  m.'  Hott,  1666. 
Jmdn.  Etw.  use"  (Aa;  Ap;  BSi.;  Tu;  Z),  fürt  (Aa;  Bs; 
B;  VO;  Scu;  „S;"  Th;  Z)  m.,  in  Aa;  Bs;  Tu;  Z  auch 
ohne  Adv.,  den  Laufpass  geben,  hinaus-,  wegweisen, 
fortschaffen.  ,Bäume  herausm.  [mit  dem  Wurzelstock 
von  ihrem  Standort  entfernen].'  JSenn.  ,Vor  Fliegen 
sollten  sie  sich  nicht  fürchten,  sie  hätte  dieselben  so 
viel  wie  möglich  hinausgemustert.'  Gotth.  ,Die  bettler 
nicht  in  das  dorf  lassen,  anders  dann,  welcher  es  be- 
gehrt, in  die  kirchen,  doch  den  nicht  bettlen  lassen, 
sondern  widerum  hinausm.'  1586,  SchwE.  Klosterarch. 

uf-:  aufmahnen,  aufbieten.  ,Man  sollte  alles  volk 
u.  und  z'samen  lageren.'  HBull.  1572.  ,Der  Herr 
schickt  den  seinen  das  kreuz,  dass  er  die  liederlichen 
aufmustere.'  LLav.  15*7.  ,Si  Hess  einen  gar  starken 
Zug  wider  Brunhilden  u.'  JRceger  1606.  .Durch  die 
Porcht  der  Pestilenz  werden  die  Lauwen  aufgemustert. 
die  Trägen  erweckt,  die  Faulen  munter  gemacht' 
JJBreit.  1629. 

üs-:  wie  nhd.  B;  Th;  Z;  häufig  auch  in  der  ä.  Lit., 

•  zunächst  als  militärischer  Ausdr.    .Aere  dirutus  miles, 

ein  kriegsmann,    dem   der   sohl    ist  abgeschlagen  und 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


ausgemustert.  Exanthorare  legiones,  kriegsleut  ausm. 

oder  Urlauben.'  Fris.;  Mal. 

ver-:  1.  für  militärische  Übungen  verwenden  B. 
,I)em  Staat  Gebühren  zahlen,  welche  derselbe  ver- 
mustere,  oder  mit  Strassen  verblitzge.'  Gottii.  — 
2.  verzehren  ÄARued.  Mi"s  Würstli  und  drü  Eier. 
u-a-n-ich  mit  g'no"  ha",  han-ich  sein)"  In  Friburg  inne" 
vermusteret  g'lia". 

durc"-:  verstärktes  musteren  2  ZO.  Ausschelten  Bs. 

Musteri  f.:  1.  Vorbild.  ,[ln  der  Wüste  hatte  Gott 
den  Juden]  ein  m.  furgeschnidten,  derselben  nach  iren 
gottsdienst  ze  abconterfieren,  damit  sy  nit  nach  der 
umbligeiiden  hayden  bruch  von  im  in  abfall  trottend.' 
Kessl.  Bauplan.  .Sölichen  buw  [sollen]  die  buw- 
maister  nach  anzeignng  und  visierung  und  mustri 
darüber  gemacht,  bi  iren  aiden  machen.'  Vai>.  (nach 
einer  Urk.  von  1485).  —  2.  =  Muster  2  Ai-tw.  ,Etlich 
houptlüt  [haben]  am  herzogen  den  faltsch  begangen, 
als  si  vil  lüten,  die  nit  an  zal  gewesen  sind,  gemuschtret 
und  ir  etlicher  in  umb  500  gl.  in  einer  mustri  be- 
trogen.' 1501,  Absch.  ,Clar  und  überflussig  als  by 
ainer  musteri  warnemmen.'  Kessl. 

musterig:  1.  =  fruetig  1  a  (Bd  I  1340)  GRFläsch; 
GW.  ,Gott,  solliche  hinlässigkeit  hinzelegen  und  m. 
ze  machen,  schickt  sine  truwe  diener  und  knecht.' 
Kessl.  ,Impigra  militia,  ein  unverdrossner,  lustiger 
krieg,  darinn  die  knächt  muetig  und  m.  sind.'  Fris.; 
Mal.  ,Wie  ein  herrlich  pfärdt  sinen  g'wüssen  gang 
hat,  noch  so  man  nun  ein  rüetlin  erschwingt,  für  sich 
sieht  und  musteriger  darab  wirdt'  LLav.  1569/78; 
dafür:  ,so  wird  es  noch  mutiger.'  1670.  .Frölich  und 
m.'  ebd.  —  2.  =  fruetig  2.  , Animos  tollent  sata,  der 
saamen  wird  küen  und  m.  werden.'  Fris.;  Mal.  - 
Zur   Etym.  vgl.   Gr.   WB.   VI  2765. 

Musteri"g:  1.  =  Musteri  2;  auch  (damit  verbun- 
dene) Waffenübung,  spec.  die  frühem  (alljährlichen) 
Wiederholungskurse  der  Milizsoldaten  Aa;  Ap;  B;  Tu; 
LT;  Z.  Er  mucs"  no'h  5  Mustcri"ge"  mache",  bevor 
er  militärfrei  wird  Th;  Z.  Die  .Musterungen'  ge- 
stalteten sieh  früher  zu  eigentlichen  Volksfesten;  vgl. 
Ap  Gem.  1835,  111.  A:  Die  ander  Wuehe"  wird  dünn 
au<:h  e"  M.  si".  B:  Das  Tu f eis  Musteren  all! will  Me" 
chönnt  glich  chriege",  neun  's  miiesst  si".  Stdtz.  .Tanz- 
sonntage,  M-en,  Jahrmärkte,  Bergdorfe  usw.  wechseln 
mit  einander  ab.'  N.  B  Kai.  1838.  .Eröffnen,  warum  wir 
diese  mannschauw  und  g'mein  m.  ang'sechcn  haben, 
nemlich  fürnemmlich.  damit  [die  Leute]  hiedurch  zur 
reiss  angeleitet  und  üebiger  gemacht,  ihre  wehr  und 
hämisch  beschuwet  und  sie  ermahnt  werden.'  1585, 
B  Verordn.  (vßodt  1831,  II  80  f.).  ,Ein  Gesuch  von 
Riesbach,  ihre  jährlich  erwachsende  eigne  Gemeinds- 
früchte bei  den  Neuwjahrs-  und  Musterungs-Abend- 
trünken  in  dem  Genieindhaus  verbrauchen  zu  mögen.' 
1709,  Z  Ratserk.  ,An  etlichen  Orten  mustert  die  Obrig- 
keit ihr  Volk  jährlich  oder  zu  gewüssen  Jahren  um 
und  besihet  ihre  Gewehre  und  Waaffen  im  Friden 
nicht  minder,  als  wann  der  Feind  gleich  verbanden 
wäre.  Es  geschehen  aber  solche  M-en  et  wann  an  den 
Kirchweihenen  oder  Jahrmärkten,  auch  meistenteils, 
wann  die  Untertanen  auf  dem  Land  ihren  neuen  Vögten 
schweeren.'  SiMML.-Leu  1722.  .[Verboten  wird  das  Tra- 
gen] alles  und  jedes  gold-  und  silberfädenen  Zeuges 
bei  allen  und  jeden  Anläsen,  einig  ausbedingt  die  bor- 
dierten Hut  auf  den  M-en.'  Z  Aland.  1735.  Die  Offiziere 


547 


Mast — mnst.    Matt-  mutt 


548 


unserer  Landmiliz  sollen  sicli  an  die  Verordnung 
halten.  ,nach  welcher  z wahren  nur  die  gar  beschei- 
dentlicb  galonierte  oder  in  den  Ecken  leicht  gestickte 
Equipages  aufzusehen  hin  allein  bei  den  M-s-  und  sonst 
keinen  andern  Anlässen  gestattet  sind.'  Z  Mand.  1772. 
S.  noch  Vergliching  (Bd  II  601).  In  allgemeinem]  S., 
mit  dem  Nhbegriff  des  Ausraerzens  U;  '/..  Der  Car- 
dinal habe  , etwas  M.'  unter  den  Knaben  im  eidge- 
nössischen Collegium  zu  Mailand  vorgenommen.  1583, 
Absch.  —  2.  ironisch,  saubere  Ordnung.  Geschichte 
B;  L;  Z.  Das  ist  wider  e*mal  e"  schont  M.!  Das  g'seht 
üs!  ,Das  gäbte  ihr  en  suferi  M.  [wenn  die  Mutter 
das  Kind  nicht  länger  säugte];  es  brüll  Eim  da  Wäg 
fast  d'r  Gring  ab.'  Gotth.  Vgl.  die  ironische  Anwen- 
dung von  Ordning  (Bd  I  441).  —  3.  =  Muster  1.  .[1  >cr 
Papst]  hatt  allweg  in  siner  maiestat  messhaltende  das 
buoch  des  nuwen  testaments  under  sin  fuoss  legen 
lassen,  damit  er  über  Gottes  wort  erhepten  g'walt  und 
ain  guot  antchristen  m.  tet  bewissen.'  Kessl.  ■ — 
4.  Flurn.  ZSchlieren. 

Vor-Musteri"g:  unter  Aufsicht  der  ,Trüll-Maj  ore- 
(Sp.  13ii)  im  Frühjahr  abgehaltene,  der  ,Haupt-M.' 
vorangehende  M.,  an  der  je  ein  halbes  Bataillon  teil- 
nahm.' 2.  Hälfte  XVIII.,  B;  vgl.  vRodt  1834,  289  f.  — 
Für-:  Übung  der  Feuerwehr  UwE.;  Z.  —  Haupt-: 
Bataillons-Musterung,  bzw.  -Übung.  2.  Hälfte  XVIII., 
B;  vgl.  vKodt  1834,  290.  —  Major-:  militärische 
Musterung  unter  dem  Commando  eines  Majors.  1702 
ordnet  Bern  für  Abhaltung  der  Musterungen  in  seinen 
Landen  vier  Landmajore.  Diese  Musterungen  heissen 
M-en.'  Müller,  Lenzb.  —  Trüllmeister-:  zur  In- 
struktion der  .Trüllmeister'  eingerichtete  M.  XVIIL, 
B;  vgl.  vRodt  1834,  289.  —  Burger-:  militärische 
Musterung  über  die  städtische  Bürgerschaft.  .Auf  den 
Donnerstag  nach  dem  Herbstmarkt  ist  bis  dahin  ge- 
wonlich  die  letzte,  so  geheissene  B.  gehalten  worden.' 
vMoos  1775.  —  Quartier-:  Musterung  in  einem  der 
20  sog.  .Quartiere'  [Militärbezirke]  des  Standes  Zürich; 
vgl.  Mein.  Tig.  1742,  329  f.;  DHess  1818,249.  - 
Schiess-.  ,Den  Beschluss  der  jährliehen  Übungen 
machten  halbbataillonsweise,  unter  der  Leitung  des 
Landmajors,  die  Sch-en,  dazu  bestimmt,  die  Mann- 
schaft im  Scharfschiessen  nach  dem  Ziele  (Scheibe) 
zu  üben.'  vRodt  1834,  290.  —  Steckli-:  spöttische 
Bezeichnung  der  sog.  Depot-Musterung  zum  Messen 
der  Körperlänge.  Hheinschnaken  1881. 

T  üppel-:  =  dem  Vor.  ebd.  —  Derbe  Entstellung  aus 
,Depot-M.';  s.  Tüppel. 

Dorf-:  unter  der  Leitung  eines  (Dorf-)TrüIlmeisters 
dorfweise  abgehaltene  Watfenübung,  spec.  zur  Ein- 
drillung  der  Rekruten.  Ende  XVIIL,  Z;  vgl.  DWyss 
1796,  232.  —  Trüll-:  wesentlich  =  dem  Vor.  B;  Z 
(Will.).  .Jährlich  waren  12  Sonntage  zu  den  sog. 
Tr-en  bestimmt,  welche  die  Trüllmeister,  jeder  in 
seinem  Bezirke,  nach  beendigtem  Gottesdienste  vor- 
zunehmen hatten.'  vRodt  1834,  290.  S.  auch  DWyss 
1796,  233.  Eine  Schilderung  (nach  einem  Aquarell 
von  NKönig  1797)  s.  in  den  Alpenrosen  1868.  5  f.; 
Schweizerbauer  1807,  95  f. 

musterli c1':  musterhaft  BO.  S.  noch  für-hin 
(Bd  II  1345).  Kunstgerecht?  .Ein  m-es  Schloss  von 
Holzwerk  und  grünen  Laubästen.1  1586,  Lauff..  Beitr. 
.In  welchem  ritterlichen  Spiel  und  Kriegsübung  N. N. 
sich  so  weidlich  gebraucht  hat.  mit  abwechslenden 
Rotten  ni.'  ebd. 


müsterle":  1.  Dim.  von  musteren  1 .-  das  Soldaten- 
spiel machen,  von  Knaben  ii.  Er  mösterlet  gern,  sagt 
man  von  Einem,  der  lieber  in  Uniform  exerciert  als 
arbeitet  GStdt.  —  2.  en  I'satz  m.,  einen  .Einsatz-  in 
verschiedenen  Dessins  sticken,  zum  Versand  an  die 
Kaufleute  Ap. 

Müsterler  m.:  (spöttische)  Bezeichnung  der 
Musterreisenden  B  (bes.  in  .Kurz-  und  Colonialwaren.' 
vi;  Litte  i.  , IS I i t  der  Bildung  und  Angewöhnung  eines 
M-s,  sei  es  von  welcher  Sorte  es  wolle  und  habe  er  in 
Baumwolle,  Käs  oder  Wein  gemacht.'  Gotth.  .Nebenbei 
dachte  [der  gewesene  Bauernknecht],  er  könnte  Ta- 
baksfabrikant oder  M.  werden.-  ebd.  S.  noch  Gummi  II 
(IM  II  309). 

Gmüster  n.:  =  G 'huder  2  (Bd  U  999)  BSi.;  FJ. 
Abfälle  von  Heu,  Stroh  usw.  GrV.  —  Vgl.  die  Synn. 
Günter  (Bd   11   494),   Gemüder  (Sp.  90),    Gemüter  (Sp.    IST). 


Mat,  inet,  mit,  mot,  mnt,  bzw.  matt  usw. 

Matt  I  n.:=  Mad  I3b  (s.  Sp.  72)  GrD..  Obs..  V. 
E*  Blitz  M.  Im  M.  sl",  auf  der  Wiese  arbeiten.  Es 
ist  es  bläws  M.,  e*  Schuppe*  [Herde]  guldeni  Schaf 
und  e"  silberende*  Hirt  GrD.  (Rätsel  vom  Firmament). 

Vgl.  die  Fluni,  .im  Deltschen-M.'  ZOberw.,  ,Tnrggen-M.' 
ZZull.,  ,ZindeI-M.'  ZHerrlib.  (schon   1G86). 

Matt  II  (PI.  Matte')  AaF..  Ke.,  sonst  Matte*  I 
(PI.  unver.)  —  f.  —  Dim.  Mattli,  Mätt(eßi:  ebene 
Grasfläche,  Wiese,  bes.  im  Talgrunde,  die  das  Heu  fin- 
den Winter  liefert,  daher  dem  Viehtrieb  nicht  geöffnet 
wird:  im  Flachland  Wiese  übh.  AaF..  Ke..  Leer.;  Ai'L; 
Bs;  B  (im  Si.  Gegs.  Maien,  Berg);  GrS.;  P;  Scnw; 
Ndwj  U;  ZKn.,  IS.  Ebe*  irie-ii-e"  M.  B.  S.  auch  Hunz. 
178.  Bergwiese  Gr  ObS.  [Das  Vieh]  i"  d'  31.  In". 
S.  auch  mäijen  (Sp.  135).  .Die  matti  sollt  ein  etzweid 
syn  unz  ze  mitten  meien.'  1419,  Gfd.  .Kin  acker  oder 
ein  matten.'  Zwingli.  Die  V  Orte  werden  bald  aus- 
ziehen und  ,ein  landschaft  verbrennen,  dass  nit  ein 
stützen  ufrecht  plipt.  und  inen  die  kind  uf  die  m. 
stellen.'  1531,  Zg  Verhörakt.  .Ligende  pfand.  als  acher 
und  m.'  1535,  B  Bq.  ,Wann  Einer  aus  Weid  M.  und 
Mattland  gemacht,  soll  derselb  nüt  desto  minder  zwei 
Jar  langzunen.'  1075.  ebd.  ,Ein  grosse  M.  oder  Wisen.' 
1680,  Z  Kaufbr.  .Man  kann  nicht  umbhin  gehen,  etwas 
Wenigs  zu  reden  von  der  so  genannten  M.,  welche 
vor  Zeiten  Weide-M.  geheissen  hat.  Dieser  Platz  be- 
findet sich  an  der  Limmat  und  ist  ein  gemeiner  Sammel- 
platz aller  in  der  Cur  begriffenen  Badergästen.-  SHott. 
1702.     S.  noch  Rochh.  1857,  248. 

Mhd.  »»id.  Zur  Verbreitung  des  W.  vgl.  Hr.  \VR.  VI 
1761;  ABirl.  1890,  75;  Kulms  Ztschr.  XV  207.  XVIII  42; 
ASocin  1889,  324.  .Matte"'  scheint  bei  uns  früher  allg. 
bekannt  gewesen  und  erst  im  Laufe  der  Zeit  durch  ,Wisen" 
tw.  verdrängt  worden  zu  sein.  Das  W.  kommt  nämlich  in 
Flur-  und  Ortsnamen  auch  da  vor,  wo  es  in  appcl).  Bod. 
heute  nicht  mehr  bekannt  ist  Aus  der  Fülle  hieher  ge 
höriger  Namen  können  wir  nur  eine  Auswahl  geben.  1)  .Matt' 
A.i;  ap;  H:  61;  L;  G;  Th :  Ndw;  Z,  .Matte"'  B;  GrD., 
Furna.  I'r. ;  CT.:  Zg;  Z,  .Mathon'  GrSchams,  .Mattli'  ApFIe.; 
ZRegensb.,  .auf  der  Matten-  F.  .ander  Mitti.nl'  BGr.,  Intcrl., 
I..;  CW.;  1.  ,in  der  Matt(en)'  BBe.,  Hk.;  PM.;  ZStäm,  .im 
.Mattli-  ZWttdensw.,  .Zermattf  W.  2)  ,Matt(en)'  in  Zss. 
ai  .Aa-Mattle-  Ndw  i.An  einer  gmeindt,  die  was  bj  den  eiden 


549 


Mal,  niot,  mit,  in. -I.   null 


550 


zuhiupotten,  im  imattle  gomerot.'  1562,  Ndw  LB.),  ,Ei-Matt' 
IM,.;  B;  I.;  Obw  i.F.iumall.'  Ufa),  .Hb--  GIBotschwanden, 
,Obei  Matt(li)'  B;  Gl;  1670,  l'w  :  Zg,  /,  .Oberst-Matt'  ZOtlk., 
.Eich-'  Bs;  B;  S,  .Ochse"-.'  um  1540,  UwE.,  ,Ämets-'  Z 
(s.  I,..,.  /  IM  I  213),  .Under-'  ZSternenbg,  ,Erbs-'  B,  ,Fuchs-' 
ZHaasen  (Streueland),  .F--1.1--  B,  ,Far-Mattli'  NdwStans,  ,Fla-' 
(auch  .Flach-')  F.  .Flach-,  Flüeh-'  B;  S,  ,Fr8sch-'  AaJonen 
(neben  .Fröschgüll-'),  .ßngger-.'  1567,  AaWctt.  Klostei  irch., 
.Gans'  Oaui-  B;  F;  S,  .Geiss-'  L,  ,6rien-'  AaJonen  (vgl.: 
,sito  an  krieninatten.'  XIV.,  L  Propsteirodel),  ,Hor-Mattli' 
AaJonen  (sumpfige  Wiese),  , Hasel-'  ZgoÄgeri,  .Coloten-.' 
I  376,  B  Stadtrechn.,  ,Känel-' 'S,  .Kriegs-Mätteli'  Gr,  .Chrumm-' 
AaJonen  (au  einer  Krümmung  des  Talbaches),  .Lei1"-'  B;  G; 
Z,  ,L6-'  P(ir. :  Z.  .Luchs-'  B,  ,Lugi-'  B,  .Lempen-.'  13S9, 
B  Tellenbuch,  .Lang--  (gespr.  Lammet)  Z.  .Mugge"-'  B.  ,Man- 
sele"-'  AaF.,  ,Meise"-'  ZStdt  (1444,  Frtind),  .Mos-'  AaZnf. ; 
B:  Z.  .Mues-'  B,  .Neu-'  B;  F;  S:  ZHorgen,  .Kider-'  Bs;  B, 
,Nass-'  ZWein.  (,zu  der  nassen  Matten.'  1604,  Aa  Wstt.), 
,Bad-Mättli'  AaJonen,  , Boden-'  AaJonen;  ZHorgen,  ,Becke°- 
Mattli'  ZWäd..  .Bock-'  Gl,  ,Pfaffe°-'  S  (,ze  Meggen  in  des 
platten  matten.'  1302,  Urk.l.  .Brüel-.'  1756,  L  Kantonsbl., 
.Ronen-Mattli'  NdwStans,  .Boss-'  G,  .Reiti-'  Gl,  .Sack-'  Gl, 
.Seel-'  G;  Z,  ,Sulz-'  B;  Zg,  .Schachen-'  ZDiet..  .Schaf-'  Bs 
(lt  Seil.  262  b  auch  .Schach-'),  .Schalch-'  AaJonen,  .Schür-' 
I.NVu.1.;  ZgHiinenb. ;  ZWädensw.,  ,Schwelle"-Mätteli'  B.  .Sta- 
del-.' 1531,  Absch.,  .Stempfel-.'  1420.  Seg.,  RG.,  ,Stei=-' 
PGress.,  .Stett-.'  1653,  AaWett.  Klosterarch.,  ,Hostet(s)-'  L, 
.Tier-'  B,  .Büren-.'  1585,  AaJonen,  .Tislis-'  Z,  .Weier-'  Bs; 
B;  S,  .Walen-.'  lii-Mi.  AaWett.  Klosterarch.,  .Wannen-'  S; 
1323,  Gfd,  .Wesen-'  ZHausen.  Noch  getrennt:  .Quaedam 
Frncteta,  altlis  matte  dieta.'  1210,  Z  Urk.  —  ß)  , M. -Acher' 
ZWetzik.,  ,-Hof  BG. ;  SL.,  ,-Mülli'  ApHeid.,  ,-Bach'  ZWthur, 
,-Brunnen'  G1S.,  .-Sand'  WV.,  , -Schür'  ZBäretschwil,  ,-Stall' 
BSumiswald,  ,-Stalden'  BnSi.,  ,-Stetten'  BFraubr.;  1365,  S; 
1386,  BBurgd.,  ,-Tal.'  1529,  Egli,  Akt..  ,Matt-Wil'  ThWeinf. 
Dazu  die  Familienn.  ,Mat.'  13S5,  L,  .Odermatt.'  1594/1639, 
Ndw  (.Kunrad  ader  Matte,  villicus  in  [U]  Silennou.'  1290, 
Kopp,  Urk.),  .au  der  Matt,  Matte(u).'  1275/1309,  U;  1386, 
DE.;  1402,  Aa;  1523/6,  Schw;  1566,  Zg;  1672,  Obw,  .in 
der  Matt.'  1377;  1521/5,  Schw,  .von  Matt(e).'  1381,  L; 
1512/26,  UwStans,  ,ze  Matten.'  1312,  ZOtteuhach,  ,zur 
Mallen.'  XV..  S,  .Matter.'  1360,  Aa;  1486,  B;  1645,  UwE., 
.Kilchmatter.'  1462,  Gr  Sammler,  .Suinmcrmatter.'  ebd.  (noch 
bei  ThPlatt.  157-J:  .Hiess  Simon  zu  der  Summermatten.'), 
.Mattstctter.'  1432/1529,  B  (,TJol.  de  Mat(i)stetin.'  1241, 
Kopp,  Urk.).  —  Im  Gegs.  zu  heute  mögen  früher  .Matte"' 
und  .\Visem  neben  einander  gegolten  haben,  da  die  beiden 
Begriffe  sich  nicht  deckten:  , Matte'  scheint  dem  allgemeinem 
,Wise"'  gegenüber  spec.  die  mähbare  Wiese  bezeichnet  zu 
haben;   vgl.   Kluge,  etyni.    WB. 

Alche"-:  „Wiese,  die  ein  Futter  hervorbringt, 
wie  es  in  alten,  mit  wenig  Dammerde  liedeckten  Fluss- 
betten wächst  1!;  Th."  , Wiese,  die  weder  gedüngt. 
noch  gepflügt  und  des  Jahres  nur  ein  Mal  gemäht 
wird'  B  (Zyro).  —  Ew-:  alte,  ehhafte  Matte.  Spruch 
über  das  Wasserrecht  .der  eematten  und  neuen  matten.' 
1469,  BLangenthal.  —  Uffuer-:  Matte,  die  mit  Üf- 
fuer  (Bd  I  971)  gedüngt  wird  B.  Vgl.  Nydegger  1885, 
47.  —  Gras-:  Matte  zu  Grünfutter  BsL.;  s.  grasen 
(Bd  II  797).  .Jedes  Dorf  hat  auch  sog.  Grasmatten.' 
JKettiger  1857. 

Chienholz-.    Sicher  wie  d'  Gh.,  ganz  sicher  BHa. 

Die  Matten  bei  BKienholz  galten  früher  als  gesichert  vor 
Überschwemmungen   und  Bergstürzen. 

Hunger-.  In  der  RA.:  Uf  der  IL  Kapital  ha', 
Nichts  besitzen,  Hunger  leiden  müssen  UwE.  Als 
Flurname  B.  .Anderhalb  Mannwerch,  die  Hungermat.' 
1653,  \A\Vett.  Klosterarch.;  vgl.  ebd.  den  Flurnamen 
,die  Thürmatt.'  S.  Hunger  1 3  (Bd  II  1448).  —  Hüs-: 
Matte  beim  Hause    11.     In  der  Schilderung  des  Trei- 


bens eines  Wucherers  heisst  es:  .Daran  hievor  zehen 
hatten,  macht  er  zun  einer  h-en.'  Badenfart.  Als 
Flurname:  Hüsmatt  ZWädensw.,  Hüslimati  BsL.  — 
Heu™-.  , Auf  beiden  Alpen  sind  Heumattli  abgezäunt.' 
OßwVolksfr.  Vgl.  Matt  1. —  Le-:  Name  eines  grossen 
Handlehens  des  Klosters  Kappel.  1662,  Z  Lehenbr.  — 
Leger-:  „Wiese,  die  nie  umgepflügt  wird,  sondern 
liegen  bleibt  B."  Wässerwiese  B  (St.b).  , Läger-  »der 
Wässermatten.'  Glcr  1835.  .Den  Zehnten  betreffend 
gehört  dem  Prädicanten  der  von  Neubrüchen;  der 
Zehnten  von  Lägermatten  aber  gehört  zum  grossen 
Zehnten.'  1534,  Absch.  —  Lüs-:  Schädel,  Schopf.  ,i  > 
liett  ich  iez  ken  Wein,  ich  wellt  dir  g'schwind  auf  d' 
Läusmatt  sein  (lauft  iez  zu  mit  der  Flaschen,  will  ihn 
schlagen).'  HMähler  1620/45.  —  Mäder-.  ,Er  habe  zu 
seinem  Gut  etliche  M-en,  darin  er  Nutzung  habe  mit 
Höuw  und  Embd.'  1509,  B  Rq.  ,Die  under  ihnen  M. 
habend,  sollend  mit  dem  Häuw  und  Ambd  und  dem  1,'ä- 
chen  abfahren  wie  von  Alter  her.'  ebd.  Vgl.  Mad  2  ha. 
(Sp.  72).  —  Muni-:  die  dem  Zuchtstierhalter  von  der 
Gemeinde  zur  Nutzung  angewiesene  Matte  AAJonen; 
Bs;  S.  Vgl.  den  .Munimattweg'  Bs.  —  Muri-.  ,Es  ist 
Sprachgebrauch  des  B  Landvolkes,  Fundorte  von  Alter- 
tümern M.  zu  nennen.'  Arg.  1861,  7.  Ortsname  B. 
,Mure°-Matt(li)',  Fluni.  SThierst;  ZHorg.  —  Berg-: 
=  B'erg-Guet  (Bd  II  550),  Voralp  Obw  (urkundlich);  vgl. 
AKüchl.  1887,  154.  —  Pfarr-Mattli:  Pfrundwiese. 
,So  lange  in  Kirchdorf  ein  Pfarrer  war  und  ein  Pf.,  eben 
so  lange  waren  unsere  edlen  Vorväter  auch  die  Lehen- 
trager  dieses  Pf-s.  Es  hielt  12  Jucharten.'  XHerzog 
1862.  —  Pfarren-Matt:  =  Muni-M.  .Quoddam  pra- 
tum  dictum  pharrematten.'  1278,  BsL.  Urk. 

Prattele"-:  Matte  bei  BsPrattelen,  wo  nach  der 
Sage  die  Hexen  ihren  Sabbath  feierten.  .So  kumpt 
von  felsen  ein  grusam  schar  gfaren  von  des  steines 
wand  uf  ross  und  tieren  menger  band  gformiert  und 
g'stalt  so  grusamlicb  ...  es  ist  das  volk  ab  brattelen- 
matten.'  Salat.  .Euer  muoter  und  euer  an  liatt  [man] 
verbrennt,  diew}'l  sy  waren  hexen,  unholden  by  im 
jaren  und  man  sy  hat  einmal  erschnappt  dort  oben 
uf  pr.'  Holzwakt  1571.  ,Sie  seie  auf  einem  Stöckli 
in  die  Pr.  gefahren.'  1661,  LSursee  (Aussage  einer 
Hexe).  Scherzw.  wurde  gefragt:  ,Bist  du  auch  schon 
auf  der  Pr.  gewesen?'  Vgl.  noch  Gfd  23,  359  f.;  Lie- 
benau  1881,  280.  Nach  Liebenau  auch  ohne  Bez.  auf 
das  Bs  Dorf  für  den  Galgenplatz  als  Versammlungsort 
der  Hexen  übh. 

In  Bs  He.veuprozessen  des  XVI.  bekannten  Hexen,  in  der 
Nähe  von  Prattelu  auf  einer  Wiese  sich  versammelt  und 
Wetter  gemacht  zn   haben. 

Ritt-.  ,Ouch  ist  recht  und  harkommen,  welicher 
genoss  ze  meien  oder  ze  herbst  in  das  geding  ritet, 
der  mag  sin  pferd  schlagen  in  die  r.,  mit  sattel  und 
sporen  und  es  darin  lassen  gan,  diewil  das  geding 
wäret.'  1424,  AAHolderb.  Hofrodel.  —  Schiss-,  nur 
in  der  RA. :  es  gut  d'  Seh.,  's  Sch.-MäUli  ab,  es  geht 
(physisch  und  ökonomisch)  dem  Ende  entgegen  lls; 
vgl.  Sch.-Gass  (Bd  II  452).  —  Schweig-:  zu  einem 
Schweighof  (Bd  II  1032)  gehörende  Matte.  ,Da  ligend 
zwo  matten,  dera  heisst  eine  schw.  und  die  ander  gelt- 
matte.'  1309,  iiabsb.-üstr.  Urbar.  .Stosst  an  der  herren 
matt  und  an  die  schw.'  1530,  Aa  Rq.  , Schweig-  (auch 
Schweid-) Matte"',  Flurname  ZThalw.  —  Spil-:  nur 
noch  in  Flur-  und  Ortsnamen;  vgl.  Spil-Huf  (Bd  II 
1033).    ,Zu  Staus  unter  der  Linden  an  der  Spilmattcn' 


551 


Hat.  inet,  mit,  nint,  Unit 


552 


wurden  bis  ins  XVI.  Landtage  abgehalten;   vgl.  Gfd 

28.  180.  ,Sp.',  Vorstadt  von  BUnterseen,  auf  einer 
Aareinsel.  Die  .Spillmatten'  zu  ZKappel.  1662,  /. 
Lehenbr.  ,Spielmättli' BGr.  —  Streui-:  Matte,  wor- 
auf Streue  wächst  AaF.,  Ke.  —  Strieli-Mattli:  mit 
groben  Stengolpflanzen  (Disteln,  Ampfern  usw.)  be- 
wachsene Matte  UwE.  —  Wässer-Matte":  Wiese, 
die  bewässert  wird  Aa;  Bs;  B.  Vgl.  Leger-M.  — 
Wis-.  ,Ein  grosser  Brunnquell  in  einer  Wiessmatt.' 
Wcrstisen.  ,Ein  Wiessmatt,  auf  welcher  järlich  bei 
hundert  Kardien  Höw  wechst.-  ebd.  —  Ufzug-: 
.eine  durch  Wässerung  gedüngte  Wiese,  so  genannt, 
weil  das  Heu  und  der  damit  erzielte  Dünger  zur  Ver- 
besserung höher  gelegener  Güter  benutzt  wird  BE." 
S.  auch  Alpenrosen  XXII  37. 

„  verchalbemiatte":  tr.,  aus  Plumpheit  ver- 
lieren, verscherzen  B." 

Chalber-Matter:  1.  Familienn.  W.  —  2.  „Schelt- 
wort, sehr  dummer  Mensch   B."     Syn.  Chalber-Narr. 

„  ehalber-mattere":    sich  plump   betragen    B." 

Leue°-Mätteler :  Spottname  der  konservativen 
Partei  B  (seit  1850). 

Auf  einer  Matte,  hinter  dem  Gasthaus  zum  Löwen  in 
BMüns.  fand  1S50  eine  Parteiversammlung  der  Konservativen 
statt,  um  über  den  Sturz  des  radikalen  Regimentes  zu  beraten. 

matt,  in  Aa  (Rochh.);  GlS.;  L;  GMels;  Schw;  Uw 
(neben  matt);  „U"  matt:  1.  wie  nhd.  Aa;  Bs;  B;  Th; 
Uw;  Z.  Fade,  kraftlos,  von  Speisen,  Getränken  Bs; 
GlS.;  Scbw;  Uw.  Mi  Gummeli.  Auch  bildl.  UwE. 
E"  m-i  Bed.  —  2.  kraftlos,  weich,  von  Äpfeln,  Kar- 
toffeln, Kuben,  die  lang  im  Keller  gelegen  haben  B; 
Syn.  wintsch.  Mett,  rostig,  zu  faulen  beginnend,  vom 
Fleisch  der  Äpfel  Aa  (Rochh.).  ,Teig,  faul.'  Ebel. 
Teigartig,  (zu)  weich,  von  Speisen,  z.  B.  Fleisch,  Brot 
GMels;  Schw.  .Bring  uns  ein  alt  stuck  käs,  guot  ful 
und  matt.'  JMurer  1560.  ,Pisces  molles,  zart  fisch, 
teig  oder  matt  tisch.'  Fris.  ,Dise  Fisch  [Rötelen] 
seiend  sehr  gesund,  gut,  lind  und  matt.'  JHEscher 
1692.  Auch  von  unausgebackenem  und  darum  schwer 
verdaulichem  Brot,  Backwerk  übh.  L;  Syn.  chäsig  2 
(Bd  III  514).  Nahrhaft,  ebd.  —  3.  von  Personen,  a)  ein- 
silbig, verstimmt  UwE.  Syn.  massleidig  (Bd  III  1084). 
—  b)  „schlecht,  niederträchtig  U." 

IMe  Form  matt  mag  ihren  Um],  (wie  gemach  Sp.  lti)  aus 
den  Steigerungsformen  bezogen  haben.  Zur  Bod. -Entwicklung 
vgl.  frz.  mal.  Die  Bedd.  2  und  3  a  vereinigt  auch  mönig 
(Sp.   238/9).  S.  noch  matter-äosig  (Bd  I   501),  .teilig. 

schach-matt:  missmutig  ZLunnern. 

.mattächtig:  halbfaul,  fraeidus.'  Fris.;  Mal. 

„Matte""  II,  Matte"  m.:  Krankheit  des  Viehs, 
bei  der  sich  zwischen  den  Klauen  Fäulnis  und  Eite- 
rung entwickelt,  Klauenseuche  Uw. 

Matte"  III  f.:  (durch  Schlag  oder  Stoss  verur- 
sachte) matte  Stelle  an  Blech,  Messing  udgl.  Tn. 

Matthäus  Malta  Sohwj  Z,  Matte  Aa;  L;  GA.;  W: 
1.  Personenname.  S.  noch  Tl(i),  Teus,  Täs,  Tis,  Teives. 
Name  für  den  Kalenderheiligen,  bzw.  dessen  Gedenk- 
tag (21.  Sept.).  Dieser  gilt  als  einer  der  ,Lostage', 
bes.  für  den  Wein.  Ineichen;  Sulger.  St  Matte  —  sett 
de"  Söme"  g'seh,  die  hervorgesprosste  Saat  L.  Über- 
gehend in  appellative  Bed.:  ,Das  ist  für  uns  ein  Rätsel 
und  zwar  dem  gescheidtsten  Mathä  wie  für  den  blö- 
desten Nätzel.'  Erzähler  1855  (Scuw).  —  2.  das  Evan- 


gelium nach  Matthäus,  in  der  RA.:  es  ist  Mattäi  (in 
AALeer. ;  CA.  Matte)  am  Letzte*  (in  I!  auch  am  Litze") 
mit  Eint,  Öppis,  geht  zu  Ende  Bs;  B;  G;  Tu;  Z;  vgl. 

da<  syn.  Lukas  (Bd  III  1255).  ,Es  gebe  Leute,  die 
es  sonst  nie  erführen,  wie  gut  sie  es  einmal  gehabt 
hätten,  und  solchen  geschehe  volles  Recht,  wenn  es 
ihnen  einmal  ung'sinnet  Matthäi  am  Letzten  läute.' 
Gotth. 

Für  AaLeer.  ist  die  Betonung  der  ersten  Silbe  bezeugt. 
Unsicher  ist,  ob  der  B  Persouenn.  Mattli  und  der  KSi.  Fa- 
milienn. Watti  hieher  oder  zu  Matthias  gehSren,  wie  denn 
übh.  die  beiden  Namen  auch  sonst  nur  schwer  aus  einander 
zu  halten  sind,  ,Der  Schwytzer  Cardinal,  Mafthe  von  Sitten.' 
1521,  HBull.  Betr.  die  appellative  Verwendung  des  Namens 
vgl.    VYWaek.,   kl.   Sehr.   111    169. 

Mätä'ngeli  Sch;  U,  Matengck"  GnRh.  (Wartm.), 
Matänneli  AABöttst.,  Leuggern;  ThHw.;  U;  ZNeft, 
Sth.,  Wthur.  Zoll..  Matäneli  AiBb.;  ZW..  Madänneli 
Aa,  Maddneli  AaF.,  Leer.;  GT.;  SNA.,  MadänecMi 
GnPr.;  GT.,  Matte»- Tängeli,  B-  AAHeitersb.;  Sch, 
-Tänn(e)K,  B-  AABb.;  Gr  (lt  Durh.);  SchKL;  ZRegenst., 
-Tänfeßi,  B-  AABb.,  Bözb.,  F.,  Fri.,  Ke.,  Ki.,  Z.  1815, 
-Bärneli  AAZein.  (Kdspr.),  -Dändcli  Aa  (lt  Mülilb.), 
-Toneli  Sch,  Matti-Tänneli  B  (Durh.);  ZBenk.,  Mage"- 
Dängili  SchKL,  -Bänneli  Sch  (lt  Schenk),  Mutengeh 
GoRh.  (lt  Wartin.),  Mugge'-Tenne"  G  oRh.  ( Wartm.). 
-Däneli  GWe.  —  n.:  Pflanzenname.  1.  Primel,  a)  in 
G  uRh.  mit  dem  Zusatz  wildi,  Arznei-Pr.,  Pr.  off.  Aa; 
Gr  (lt  Durh.);  G;  Sch;  Th;  U;  Z.  —  b)  hohe  Primel, 
Pr.  el.  Aa  (lt  Mühlb.);  B;  GoRh.,  T.;  Th.  —  c)  's  mm 
31.,  die  in  Gärten  gezogene  Aurikel,  Pr.  aur.  AxLeng- 
gern;  Tu.  —  d)  Berg-Mugge*-Tängeli,  die  wildwach- 
sende Aurikel,  Pr.  aur.  G.  —  2.  Acker-Schotenklee, 
Lot.  arv.  ZRegenst.  (Frei). 

Die  F'ormeu  Matüngeli  usw.  können  (bei  dem  nicht  sel- 
tenen  Wechsel  von  b:m  im  Aul.)  als  Spielformen  dir  svuu. 
Batängel  usw.  betrachtet  werden.  Ihr  älteste  Beleg  begegnet 
in  einem  B  Arzneib.  ans  dem  XVII. :  ,Zame  Schlüsselblumen, 
sonst  Mathänneli  genemmt.'  MatW-T.  beruht  auf  Dmd.,  als 
läge  eine  Zss.  mit  .1/e/t. "  und  Änneli,  bzw.  Engdi,  Tännli 
vor;  vgl.  Engdi  (Bd  1  333),  Änggeli  3  (lid  1  340),  ferne] 
auch  Hängeli  (Bd  II  1448).  Muggen-Tennen  würde  eher  auf 
die  .Mückenblunu".  Ophrys  uiyodes  (aueb  Sammetengeli)  passen. 
Rochh.  1857,  174  will  noch  die  Bod.  .mittlerer  Weg.  rieh. 
Plant,  media'  kennen,  die  aber  nur  auf  die  dort  angeführte 
Form  .Matten-Tätsch'  passt. 

G'mate  n. :  mietitnra,  falciatura  PA1.  (Giordani). 
—    Zu   m&ijen. 

Materi  (-e'ri  ThHw..  -e'ri  AaF.,  Ke.,  Leer.;  B;  Gs 
He.;  Schw;  THEgn.;  Ni>w,  -e'ri  Z),  Madiri  AAZein. 
(n.);  Bs  (-e'ri)  —  f.:  Materie,  Stoff,  doch  mir  in  be- 
schränkter Anwendung,  a)  Kleiderstoff.  .[Der  Kaiser] 
Hesse  sich  köstlich  und  von  silber  gewäbner  m.  be- 
kleiden.' Joh.Wetzel  1583.  —  b)  Baumaterial  Ar.  .Der 
M.  und  Buwzügs  halb  |  bei  Ausbesserung  einer  Mauer].- 
RCvs.  —  c)  Brennstoff  S.  Bas  Für  mit  früscher  31. 
bediene".  BWyss.  ,[Der  Komet]  brünnt,  so  lang  der 
dick  Dunst  wärt,  als  der  im  die  M.  bschärt.'  JMaul. 
1674.  —  il)  Schutt.  Unrat,  Schlamm  Ndw;  Z;  Mist, 
Moder  „Gr;"  W.  Ber  "Bach  bringt  mängist  31.  ufd's 
Land  use",  wenn  er  Uhuifhid  Ndw.  .Verorduung,  dass 
künftig  der  ausgeworfene  Berd  nichl  aufgehäuft,  son- 
dern weggeführt  und  durch  Tieferlegung  der  Stadt- 
gräben die  M.  besser  abgeleitet  werden  soll.-  L73S, 
Absch.;  vgl.  ebd.  VII  l.  L15S  und  Grusel  (Bd  II  810). 
,Auftrag,  bei  einem  Wirtshaus,  einem  Stalle  usw.  die 


i 


Mal.  Hill.   inil.  mot,   inul 


55  I 


Materie    wegzuschaffen.'    177'.',   Abscu.  e)   eitrige 

Flüssigkeit,  Eiter,  in  Geschwüren,  Wunden  Aä;  Bs; 
15;  Gl;  (iullc;  Lj  G;  Schw;  Th;  /.  Vorbunden  mit 
dem  Syn.  Zug  Z.    Es  Hehl  M .:  es  ehunni  M.  Kse». 

,\\  o  die  Augen  so  verderbt  sind,  da  sammelt  das  Herz 
nach  und  nach  M.,  und  wo  solche  M.  liegt,  greifen 
die  Hände  Kot  für  Honig  an.'  LKInherbitzi  1826.  ,I>ie 
Matery  ist  mehrenteils  nur  Wasser  und  wird  kümmer- 
lichen zu  Eiter.'  Würz  1634.  .Weil  kein  anderer 
Unterscheid  zwüschen  beiden  ist,  als  dass  die  M.  in 
den  Brandblateren  scherfer  dann  in  den  Schwenten.' 
JHLav.  1068.  ,Der  Patient  soll  die  Materi  lassen  aus- 
führen.' JMuralt  1712.  .Viele  speien  M.,  mit  Blut 
vermengt.'  1757.  Guggenb.  —  f)  Stoff,  Gegenstand  für 
sprachliche  Darstellung  Aa;  Schw.  Eine"  ab  der  M. 
bringe",  vom  Gegenstände  ab.  aus  der  Fassung  bringen 
AaF.,  Ke.  Ab  der  M.  cho",  vom  Thema  abkommen, 
auch:  das  Delirium  bekommen;  Syn.  ab  der  Histori 
cho*.  S.  noch  vergüeten  (Bd  II  556);  Hepf  (ebd.  1490); 
Büic-Meister  2  (Sp.  521);  Gr.  WB.  VI  1751  ff. 

Unsicher  ist  die  Bcd.  unseres  W.  an  folgender  Stflle: 
Zu  Rheinegg  waren  vier  dem  berüchtigten  N.  zugehörige 
Fässer  arretiert  und  untersucht  worden  (sie  enthielten  Tabak, 
schwarze  Tiegel   und  37  Stock   ,M.').    1726,  Absch. 

Materialist  m. :  Händler,  Hausierer  mit  sog. 
Materialwaren,  Droguist  Z.  Syn.  Venediger,  Triaxer. 
,M.:  in  Saipfen,  Coffe,  Öl  und  Saft,  auch  Andrem 
b'stet  sein  Handelsehaft.'  Auf.  XVIII.,  üfeninschr.  im 
Zunflhaus  zur  Saffran  ZStdt.  .Diese  Zunft  [zur  Saffran] 
und  das  Haus  selbst  tragt  diesen  Namen  vielleicht 
wegen  eines  Materialisten  Laden.'  vMoos  1775.  ,Es 
solle  Niemandem  als  den  Apothekern  und  M-en  er- 
laubt sein,  Giftwaren  zu  verkaufen.'  1777,  Z  Ges. 

materiere"  Ap  (auch  verk.  teriere');  Tu,  materi- 
siere"  Sch:  eitern. 

Matthias  Mattis  Aa;  Bs;  Gl;  Gr;  G;  Sch;  Th;  Uw; 
'Ar.-.  '/,,  Matebis  Sch:  1.  Personenname;  Kalenderge- 
denktag (21.  Febr.).  allg.  Der  Mattis  ist  de-  Chilbi- 
feller  GLMühlehorn;  vgl.  Bd  I  761.  Mattis  bricht  ('s) 
Is  —  findt  (hat)  er  l:ei"s,  so  macht  (bringt)  er  ei's. 
Bauernregel.  .Friert's  an  St  Mattis  (Sam-Mattis),  so 
friert's  vier  Wochen.'  Ineichen.  .Die  Matthise"nacht 
wird  in  SchwWoII.  wie  die  Andreasnacht  mit  Ver- 
kleidungen und  Hochfeuern  gefeiert.  Matthise"nacht 
fällt  im  alten  Kalender  acht  Tage  nach  dem  Perchttag 
oder  Hirschzistag  und  wurde  von  jeher  durch  Gelage 
gefeiert,  von  den  Jungfern  zur  Erforschung  ihres 
künftigen  Frauenstandes  benutzt  usf.'  Püp.  .Sonder- 
bar ist  gross  die  Gottlosigkeit,  da  man  an  Mathias- 
tand Andreasnacht  vil  gottlos  Gaugel-  und  Affenspiel 
braucht,  zu  erfahren,  was  man  für  Heurat  bekommen 
werde.'  Zauberei  1704.  Appellativ:  Lugi-Mattis, 
Lügner  Bs.  .Matthyasslein,  so  nennt  man  alle  An- 
wälte, welche  bei  Eiden  die  angedeutete  schlechte 
Rolle  spielen  [indem  sie  Leute  durch  Anwendung  von 
allerlei  Kniffen  zur  Ablegung  eines  Eides  drängen].' 
Gotth.  Statt  .Matthäus'  in  der  RA.:  ,Es  ist  Mathys 
am  Letzten  für  sie.'  Gotth.  .Mathys  der  Letze',  fin- 
gierter Gewährsmann  für  Verkehrtheiten  B.  ,So  an 
halbleinenen  Kutten  sei  wenig  gelegen,  meinte  er  mit 
M.  dem  Lätzen.'  Gotth.  —  2.  Mattisli,  Blume  des 
Klatschmohns,  Pap.  Rlioeas  AaZoL 

Her  Acc.  scheint  meist  auf  der  ersten  Silbe  zu  liegen; 
.ausdrucklich  bezeugt  ist  dies  fUr  AaLeer. ;  Bs;  B;  Th;  Z.  Die 
Angabe  Matebü  beruht  wahrsch.  auf  einer  Verwechslung  mit 


.Matthäus',  wofür  es  auch  sonst  nicht  an  Beispielen  gebricht ; 
vgl.  Tu.  .Mattis',  Familienn.  \Mw;  auch  L503,  IM..:  1509, 
H;  L525/9,  Gl;  1528/31,  Z.  ,Der  Matthyssli,  klosterknächl 
zu  Cappel.'  HBull.  1572.  .Mathisen',  Ortsn.  ZF.  Betr.  die 
Gebräuche  au  M.-Tag  ist  zu  beachten,  dass  der  Tag  in  die 
Fastnacht   fällt. 

Galli-Matteies:  Gallimathias,  verworrenes  Ge- 
schwätz GStdt. 

Matill(d)li,  Mad-  neben  Matintli  n.:  Handtuch. 
Serviette  IT  (bes.  Urs.).  —  Aus  it.  mantino,  dem  das  aus 
GrKh.  bezeugte   MantinU  noch  näher  steht. 

muttis-mattis:  Entstellung  des  lat.  mutatis  nui- 
tandis  AaZ.  1815. 

„Mätterich  m.:  Schmerbauch  BO."  —  Viel!,  zu  madlcn 
(Sp.    76). 

Maut  in. :  Zoll  ApH.  Der  M.  ist  droff  g' schlage*, 
von  einer  sehr  teuren  Ware.  Wenn  in  Zeiten  der 
Teurung  der  Brotpreis  ungewöhnlich  hoch  gestiegen 
ist,  heisst  es:  .Jetzt  haben  wir  den  M.,  der  M.  ist  da.' 

Aus  dem  Bair.  entlehnt.  Das  Masc.  viel!,  nach  ,Zoll.' 
Vgl.   Gr.   WB.   VI    1835. 

Met  „«  m.  (auch  n.):  Met,  ehedem  auch  bei  uns  ein 
beliebtes  Getränk.  Jetzt  nur  noch  in  der  RA.:  Das 
ist  wie  M.,  süess  wie  31.,  von  Getränken  ZZolL;  vgl. 
m.-süess.  In  Bs  sagte  man  früher:  ,Der  hat  den  M. 
gesotten',  den  Plan  geschmiedet.  Noch  im  XIV.  bildete 
die  Metsiederei  eine  besondere  Berufsart  (s.  Meter) 
und  zugleich  einen  Zweig  der  Staatseinkünfte;  mit 
der  Verbesserung  der  Weinkultur  aber  nahm  der  Ver- 
brauch des  Mets  ab;  vgl.  Z  Gem.  1  264;  Bs  \1Y.  44. 
,Swenne  ietnan  wyn  ald  mett  uftuet  und  schenken 
wil,  der  soll  an  enhain  fasse  stössen,  er  lass  es  vor 
gesehen  unser  sinner.'  XIV.,  Sch  Stdtb.  .Zwei  Mass 
M.  erhält  1491  N.  N.  als  Neujahrsgeschenk,  ebenso 
ein  Lid  von  einem  Kalb,  eine  Buchs  mit  Latwerg.' 
S  Wochenbl.  1845.  .Matt  und  bier  bringt  schaden  dir.' 
XVI.,  Z  Kai.  .Proniulsis.  ein  trank,  von  honig  ge- 
macht, matt.  Hydroineli,  matt  von  honig;  apomeli, 
matt  von  waaben.'  Fris.  ;  Mal.  .Etliche  sein  gewont, 
das  Aqua  vitae  mit  Mett  oder  Honigwasser  zu  ver- 
mischen, welches  gemeinlich  unsere  Bauwren  im  teut- 
schen  Lande  aus  den  Honigwaaben  machen.'  JRLan- 
denb.  1608.  ,In  dieser  Zeit  Honig  und  Medt,  auch 
guter  Wein  dein  Trank  sei  stät.'  XVIL,  Bs  Hink.  Bott 
(zum  Wintermonat).  .Starke  Getränke,  als  das  Mett 
und  übsmost.'  Spleiss  1667.  ,So  häd  er  anch  weder 
Malvasier  usw.,  weder  Mett  nooU  Bier  trunche1",  wird 
vom  toten  Bantli  gerühmt.  Kornhoper  1679.  ,Hüte 
dich  vor  Bier  und  Mett,  iss  saure  Speis.'  S  Kai.  1749 
(zum  Hornung).  -  Mhd.  mite.  S.  auch  firn  (Bd  I  1020) 
und  vgl.   WWack.,   kl.   Sehr.    I   86   ff. 

Essich-:  mit  Essig  gemischter  Met.  Vogelb.  1557, 
82  a;  vgl.  ebd.  246  a.  —  Milch-:  mit  Milch  gemischter 
Met.  Vogelb.  1557,  58  b.  —  ,Most-:  melitites.'  Fris.; 
Mal.  —  Win-.  Den  zu  mästenden  Gänsen  soll  man 
ua.  ,weinmät'  geben.  Vogelb.  1557.  .Mulsum,  wein- 
mätt,  -met.'  Fris.;  Mal.  —  Wasser-.  ,Den  anderen 
tag  sol  mau  inen  [den  Fasanen]  wassermät  oder  wein 
geben.'  Vogelb.  1557,  52  a;  vgl.  auch  43  b. 

Meter  m.:  Metsieder.  XIII./XIV.,  Bs.  ,Filia  Con- 
rad i  dicti  M.'    1258,  Bs  Urk.     Vgl.  noch  Bs  XIV.  44. 

Metschaft  f.:  Metsiederei,  bzw.  das  Recht,  Met 
zu  sieden  und  zu  verkaufen.  Der  Rat  von  Z  muss 
einen  Streit  um  die  gewissen  Burgern  zustehende  ,m.' 


Mat,  lud.  mit,  mot,  mut 


556 


entscheiden;  danach  soll,  wer  zu  Zürich  Met  zum  Ver- 
kaufe siedet,  «Ion  genannten  Burgern  eine  gewisse  Ge- 
bühr bezahlen.  1295,  /  (Jrk.  Die  .metteschaft'  als  ein 
[..■hon  von   Freienstein  bezeichnet  1314,  Z   Urk. 

nii:tt:  mittler  Sch  (Kirchh.).  Mittelgross.  .Eins 
metten  mans  spang  wit,  dass  ein  man  mit  einem  metten 
schuo  thin  treten  mag.'  UwBuochs  Hot'r.  ,Den  metten 
graben  ab.-  Offx.  Jestettcn.  Vgl.  noch  Metten-Nauwen. 

Zu  ahJ.  mitemo.  Die  einsilbige  Form  ist  wahrsch.  eine 
irrtümliche  Al.stnikti.in  Kirchhofers  aus  mitte*.  Das  W.  be- 
gegnet sonst  nur  noch  als  erster  T.  zsgesetzter  Ortsn.,  und 
/.war  11  als  ,MSttme°-'  (gespr.  Neppe"-  Schw;  Z):  ,M.-Alp' 
Schw,  ,-Egg'  (in  dem  Familienu.  , Metmanegger.'  1407,  We- 
gcliu),  ,-Hasli'  (zw.  ,Ober-'  und  ,Nider-H.')  Z,  ,-Luek.'  1729, 
Aa  (wofür  in  andern  Quellen  ,Äppe°-I,.'i.  ,-Schongau'  L, 
,-Stetteu'  Z,  .-Teufen'  (zw.  .Ober-'  «ud  ,Hiuter-T.'l  Z.  - 
•2)  als  .Metten--:  ,M.-Acker'  B,  .-Egg'  Ap,  ,-Feld'  B,  ,-Hof1 
B;  S.  ,-flöri'  Z,  ,-Bach'  B;  1309,  L,  .-Bühl'  B,  ,-BSrg'  Bs; 
B;  F;  S,  ,-Dorf  GGossau  Hieben  ,0ber-'  nie!  .Xi.ler-lt.-); 
Tn  (gespr.  Mede'-D.),  ,-Weg'  Ndw,  ,-Wyl'  Aa;  L.  ,-Wang'  U, 
,Mert(en)-Schlatt'   (zw.   ,0ber-'   und  ,ünder-Schl.')   Th. 

mettel:  mittler;  mittelmassig  GrPi-.  M.-gröss, 
mittelgross.  ebd.  ,So  das  körn  getröschen  wirt,  so 
sol  man  's  durch  ein  metlon  ritteren  [Sieb]  slahen.' 
LEmnten  Hofr.  Meist  nur  noch  in  Orts-  und  Fluni.: 
's  m.  Wäschchrüd  GrPi\  (Schwzd.  29,  42).  M.-Ganda. 
ebd.  Mettil-Horn,  Bergname  PA1.  S.  noch  Graben 
(Bd  11  679).    —   Ahd.   mettd. 

Metall  (-äl  AaF.,  Ke.)  n.:  1.  wie  nhd.,  doch  meist 
eingeschränkt  auf  Legierungen,  wie  Nickel,  Neusilber, 
Messing  udgl.  —  2.  Lumpen  (zu  Papier).  ,Das  zum 
Papiermachen  gebrauchende  M.  oder  Lumpen.'  1783, 
Z  Ges.  ,In  Erkaufung  angedeuteten  Lumpenmetalls.' 
ebd.  .So  Jemand  erfunden  wurde,  der  an  irgend  einem 
Ort  unserer  Gerichten  und  Gebiets  Lumpen  aufzu- 
kaufen und  solche  äussert  Lands  zu  verführen  sieh 
unterstehen  täte,  ihme  solches  zu  Beeilten  nieder- 
gelegt, das  M.  oder  Lumpen  weggenommen  usf.-  ebd. 
,Der  Druckerherr  N.  begehrt  die  Freiheit,  das  M.  zu 
bestellen  an  den  Passen.-  1660,  Simmler,  Urk.  ,Das 
Sammeln  von  Papeir-M.  wird  als  eine  Beschäftigung 
der  Bewohner  von  ZMaschwanden  genannt.'  1692, 
Pfarrbericht. 

Mette!  AaBd.,  Degerf. ;  BsL.;  VO;  Gl;  S;  ZRafz, 
W.,  Mertel  Aa;  B;  L;  SG..  NA.;  Zu  —  PI.  Mettle* 
ZRafz,  Mertle*  L,  Mettele*  A.\Zein..  sonst  meist  unver. 
—  m.,  Mcltle"  f.  BE.:  1.  gem.  Regenwurm,  Lumbr. 
teir..  auch  Wurm  übh.  Aa;  Bs;  Bj  VO;  Gl:  S;  ZN. 
De*  Chäs  mit  Hut  und  Hure'  esse*,  wie  ei  Hüener  d' 
Mertel.  Zg  Kai.  (Eis.).  Si  usenand  lä"  vie-n-e*  M., 
wie  ein  kriechender  Wurm  Gl.  Hei  üf  si*  wie-n-e* 
71/..  gut  gelaunt,  etw.  angeheitert  sein  (scherzh.)  Aa 
Leer.;  L.  De*  Mertle*  zünde*,  nach  Einbruch  der 
Xaeht  mit  einem  Lieht  im  Garten  die  Regenwürmer 
bervorlocken,  um  sie  zu  fangen  L.  Bald  müesse*  go* 
M.  stieche*,  go*  d'  M.  hirte;  euphem.  =  sterben  müssen 
L.  Regenwürmer  dienen  in  der  Volksmedizin  u.  A.  als 
Mittel  gegen  Verstopfung;  vgl.  die  Besegnung  bei 
Wolf-Mannh.  IV  111  (aus  dem  Aa).  ,[Es]  soll  Nie 
Hiand  mehr  [mit]  Apotekerei,  sonders  mit  Mettlen 
...ler  Kerdlen  hegenen.'  1601,  Senil  E.  Klosterarch.  .Pas 
Öl  von  Mettlen  bereit,  welche  man  aus  der  Erden 
grabet,  welches  dann  sehr  gelobt  wir!  zum  Milien  n 
der  Schmerzen,  so  den  Gelenken,  Nerven  und  Adereu 

;egnen.'  JRLandenb.  1608.   ,Regen- oder  Erdwürme, 


auch  Mettel  genannt.'  JJNüscu.  1608.  .Sic  geleben 
der  Metlcu  und  Wasserspinnen.'  JLCvs.  1661.  .I.um- 
bricus,  Regenwurm,  Mettel.'  Cappeler  lTdT.  s.  auch 
Gr.  WB.  VI  2148.  —  2.  Engerling  AaBd.;  Zl.immat- 
tal.  Bat'z.  Schwerzenb.,  W.  —  3.  hochgewachsener, 
schlanker  .Mensch  Uw.     De  hist  nur  e*  M. 

i  usere  Angaben  lassen  für  Jen  Voc.  •.',  d.  h.  primären 
t'ml.  von  a,  erschliessen,  so  dass  Zng.-liorigkcit  zu  .Made' 
sehr  wahrs. li.  ist  Nur  einmal  begegnet  die  Form  ,Mitel': 
,Schynt  die  Sohn  an  Pouly  Bekerung,  so  wirt  ein  gut  Jahr; 
regnet  es  oder  schneit  es.  so  gibt's  Mitein.'  ZElgg  Arzuoib. 
Das  Fem.  erklärt  sich  wie  su  oft  aus  dem  als  Sg.  missvi  r- 
standenen  Fl.  des  Masc.     Bd.  1  u.  '2  vereinigt  auch  M.-Wurm. 

Ore"-:  s.  Mitheim  (Bd  II  1290). 

Vgl.  .Obren-Mückel-  bei  Gr.  WH.  VII  1257,  mit  dein 
unser  W.  der  Bed.   nach   wohl   identisch  ist. 

Ch-is- Mertel  „GWallenst. ;"  Zg,  -Motte!  L,  sonst 
-Mettel:  =  Gh.-Fisch  (Bd  I  1102)  L;  „GWallenst.  ;- 
Schw;  Uw;  U;  Zg.  —  R§ge"-:  =  Mettel  1  Ndw.  ,[Der 
Weih]  Iahet  fliegen,  schnacken  und  ragen  mettel.' 
Vogelb.  1557.     S.  noch  Gr.  WB.  VIII  526  7. 

mette"  I:   Regenwürmer  fangen  Ndw. 

Mettelin:  eine  Goldmünze.  1431.  Seg.,  KG.  II  ::i!'. 
—   Vgl.   meteali»,  Manie  einer   Goldmünze   bei   Hu  Cauge. 

niette"  II:  viel  Wesens  machen,  im  Reden  AaIIoKI. 

mettene":  1.  „Mette  halten,  katii.  Schweiz."  — 
2.  Wortwechsel  haben  U.  —  3.  beim  Kinderspiel  ab- 
zählen  BHa. 

Metti  f.:  1.  Frühmesse  OwE.j  W;  Zg.  S.  Metti- 
lüten  (Bd  III  1506).  Abendandacht  am  Mittwoch. 
Donnerstag  und  Freitag  in  der  Charwoche,  in  der 
Hauptsache  bestehend  ans  dem  Vortrag  mehrerer  psal- 
menartiger Gesänge,  die  für  jeden  der  drei  Tage  be- 
stimmt sind  Aa;  BsBirs.;  Schw;  S.  [Es]  si"  Gotts- 
dienst g'halte*  norde",  Miss,  M.  und  Vesper  S  (Joach.). 
Seele  zum  Leib:  ,L>u  soltest  früe  ufstan  und  soltesl 
zuo  der  kilehen  gan  ze  m.  und  zuo  der  mess,  man 
sing  oder  man  less.'  Krieg  zw.  Leib  und  Seele.  .Am 
abend  ist  guot  m.  singen.'  1522/40,  A.OIell.  Arch. 
,Uu  sollt  vatterunser  [usw.]  betten,  nit  ein  nünpsalmig 
m.  schryen.'  Gyrenr.  1523.  .Lass  .1er  messmer  m.. 
mittag  [usw.]  lüt.'  1535,  ZElgg  Herrschaftsr.  .Nach 
mittnacht  umb  drei  uhr  stuenden  sie  zur  m.  wider 
auf,  betteten  bis  umb  fünfe.  da  sie  mess  hielten.' 
Wcrstisen.  .Vesper  und  M.  singen.-  XVII.,  Lud. 
.Wusstest  dann  nicht,  dass  das  Fest  endlich  auf  die 
M.  nahe.'  Epigramm  1712;  viell.  mit  Bez.  darauf,  dass 
der  frühe  Morgen  der  Lustbarkeit  ein  Ende  macht. 
S.  noch  Arg.  1861,  213''.  —  2.  übertr..  meist  in  ver- 
ächtlichem S.  a)  umständliches,  ermüdendes,  lautes 
Geschwätz,  lärmendes  Treiben,  geräuschvolle  Lustbar- 
keit, von  Menschen,  auch  Tieren  Aa:  Bs;  B;  ..Gl;" 
Uw;  1':  W;  /.;  Syn.  Fuer  5  (Bd 1 970),  Leben-Lang  2a 
(Bd  111  1325),  LSb-Tag.  Er  hat  du  e*  ganzi  M 
eine  umständliche  und  langweilige  Geschichte  erzählt 
W.  lr  maehi'd  aw*  e*  M.!  ein  Langes  und  Breites 
Aa.  Die  händ  e*  M.!  /'.'■•  ist  e*  M  g'si*!  Was  die 
Buebe*  für-ne*  M.  verfüeri  hei*!  BKirchb.  Dcr  Hund 
hol  luit  scho*  früe  c  M.  ifha".  Mir  händ  unser  M. 
g'ha*,  haben  uns  recht  lustig  gemacht  Bs  (Ochs).  [Die 
Frau]  het-ech  e*  G'schrei  und  e*  Wese*  in  dem  Garte* 
verfüeri  und  e"  .!/.  g'macht,  afs  wie  wenn  si  halber 
verrückt  nur  Bs.  ..'s  ist  e*  uolli  M.,  sagt  man  vom 
Gelärm  der  Säuler  B;  VO;  /.."  [An  Tanzbelustigungen] 


557 


Mat,  inet,  mit,  mot,  imit 


558 


gi't  's  ordinciri  gysoffni  M-.  Lärme"  und  Schlägerie*  U. 
,Es  were  der  schlemmer  bad  and  wurde  hie  die  volle 
mettc  gesungen.'  1578,  HPant.  .Kein  gottseliger  Vatter 

gestattet  in  seiner  Haushaltung  seinem  Gesind  ein 
solches  unordentliches  Lüejen,  eine  solche  volle  und 
dolle  Metti.-  JWirz  1650.  ,Dass  den  h.  Apostlen  ihr 
wundertätiges  ßeden  von  etlichen  spöttischen  Leuten 
übel  sei  ausgedeutet  worden,  mit  Nammen,  dass  es 
ein  volle  Mette  sei.'  Wvss  1650  (nach  Apostelgesch. 
11  13).  .Bei  hitziger,  toller  und  voller  Metti.'  JHHott. 
1666.  .Crepalocorrras,  eine  volle  Mette.'  Denzl.  1677; 
1716.  .Schämet  ihr  euch  nit.  nach  diser  heiligen  Tafel 
zu  laufen,  als  wäre  es  etwan  eine  gemeine  Zeche  und 
volle  Mette  oder  gar  teufelische  und  höllische  Pras- 
serei?' AKlingl.  108S.  .Christlicher  Leser,  verwundere 
dich  nicht,  dass  ich  dem  Pater  in  Beantwortung  seiner 
Ratschlägen  nicht  allezeit  von  Wort  zu  Wort  grad 
auf  den  Fuss  nachgefolget,  dann  Solches  geschehen, 
damit  ich  nicht  eine  Sach  zum  öfteren  müsste  wider- 
hollen,  als  welcher  von  Anfang  an  bis  zum  Ende  die 
alte  Metti  und  Nachtgesang  widerhollet.'  ClSchob. 
1695.  —  b)  viel  Aufhebens,  Umstände,  Plage;  (ver- 
driessliche)  Geschichte  Aä;  Bs;  B;  Gr;  S;  Uw;  Z. 
Syn.  Ge-hij  (Bd  II  1100).  Die  hünd  e"  31.!  Wie  cha""st 
du  doch  so  glich  e"  31.  han!  dich  gleich  so  ereifern 
BSi.  Das  ist  auch  e"  31.!  sagt  eine  Hausfrau  ärger- 
lich, die  sich  vergeblich  bemüht,  die  Hausgenossen 
zum  Essen  zusammen  zu  rufen  B.  Si  het  e"  grüslichi 
31..  du:  China  :'  hüete".  ebd.  Wenn  [meine  Tochter] 
numme"  buhl  e"  31a""  fand  und  er  sl"  M.  müesst  mit 
ire"  hu"  anstatt  ig.'  B  Taschenb.  Was  het-me"  doch 
für-ne"  31.  mit-der,  Ins  </'  numme"  a'fange"  e"  Latsch 
lisme"  clia**sch!  B.  Das  isch  c"  schoni  31.,  Ins  nie" 
De"  im  Bill  het:  er  wird  ammc"  gar  nidig,  wenn-er 
uf  der  Cliuust  g'schlöfe"  het  Bs.  Verst.:  's  isch  en 
Erz-  (e"  Mords-)  31.  mit  dem  Hurst,  er  fragt  Ei"rm 
uw1'  gar  Nüt  näch  Bs;  B.  Das  'seh  e"  bösi  31..  eine 
schlimme  Geschichte  S.  117c  g'erc"  hett-ich  jetzen  es 
Schnäfeli  Brüte"  zer  Herzstärki'g  in  de>  grüsege"  31.! 
MKuoni  (von  einem  im  Schnee  stecken  Gebliebenen). 
S.  noch  Fi»  II  (Bd  1  10T8),    Fretteten  (Bd  I   1339). 

—  c)  ,d'  M.  spilen  mit  Einem-,  umspringen.  .Muessl 
ausbin  kon  zue  uns  auf's  Land;  da  wurdest  g'hören, 
wie  dir  [ihr]  in  den  Steffen  mit  armen  Bauren  spielet 
iV  .Metten.'  Stettler  1000.  —  d)  Schmausgesellschaft 
Bs  (Spreng);  vgl.  Süf-3f.  —  e)  im  Abzählvers  beim 
Kinderspiel:  Epfel,  Bi/ren,  Nuss!  Dubistduss!  Eini 
31.,  cierti  tiletti,  die  da  ist  Hindermist ;  druff,  bnff, 
usi  dünnt",  du  BHa.  —  f)  Menge  ZLunnern. 

Ahd.  mettina,  aus  lat.  matutirui  (hora).  Bed.  'Ja  auch 
batr.  und  Schwab. 

Hunds-:  Hundelärm,  in  eigentlichem  und  übertr. 
S.  ZGlattf.  ,Die  hundsmett  hebt  sich  denn  erst  an. 
Sobald  der  Schlaftrunk  wirt  getan;  da  ist  dann  kein 
Vernunft  nit  me;  er  macht  den  menschen  glich  dem 
ve.'  HsRMan.  —  ('ha bis-:  Angelegenheit,  bzw.  Ver- 
sammlung betr.  die  Ordnung  für  den  Gemüsemarkt. 
Bbckkasten  1843,  40  (für  BStdt).  —  Klöster-.  ,Es 
sol  nieman  für  inzünden  in  dehainem  bachoven  vor 
kl.'  XIV.,  TiiUiess.  —  Leder-:  Ledermesse  ÄALeer. 

—  Boll-  W,  Poppel-  SBib.:  die  sog.  Pumpermette 
in  der  Charwoche. 

Rumpel-:  l.  =  dem  Vor.  L;  Zo;  vgl.  MEstermann, 
.Rick.  45;  AI.  II  203.  Spcc.  die  .Poltermesse'  am  Grün- 
donnerstag-Abend  Scnw.     .Sic    schlagen   dergestalten 


zu.  dass  es  ein  solches  erbärmliches  Getöse  abgibt,  wie 
hei  den  Rnmpelmettencn  in  der  Karwochen.'  ClSchOB. 
1699.  Personificiert:  .Den  gürtel  zue  der  alben  ver- 
ordnen ich  der  rumpelmettin,  dass  sie  ir  plünderli  damit 
zesamen  bind,  dann  ich  versieh  mich  wo],  sie  werd 
auch  müessen  wandlen.'  NMan.  —  2.  Lärm,  Getöse, 
geräuschvolle  Arbeit  VO.  Streitsache,  Handel  U. 
Weiss  Gull,  wie  d'  R.  [zwischen  .Mann  und  Frau] 
ende"  tuet!  Aus  allen  Gauen.  Lange  Scheltrede  <in 
ObS. ;  Syn.  R.-Suppen.  —  3.  etw.  Veraltetes  L;  Syn. 
Gerumpel. —  „ruiupel-mettene":  laut  lärmen  VO." 
,Oa  man  aber  Solchen  den  Himmelsweg  rauch  g'nug 
machen  tut,  in  dar  Fasten  mit  Äschenstreuen  auf 
den  Kopf,  mit  K.,  mit  Geislen  und  hölzenen  Kreuz 
schleifen.'  ClSchob.  1695. 

Süf-:  lärmendes  Saufgelage  L;  Uw.  —  Doppel-: 
Messe  am  Allerheiligentag,  die  mit  der  für  den  Aller- 
seelentag zugleich  gelesen  wird  S.  In  bildl.  Ver- 
wendung: Strafrede,  die  Zweien  zugleich  gilt  und 
darum  auch  doppelt  derb  ausfällt  S.  Jetz  isch  halt 
d'  1).  li'isg'giinge",  dass  mir  Zivi  eusi  Stippe"  gar  gi:rn 
wider  füre"  g'ge"  hätte",  nenn  si  [die  erboste  Haus- 
frau] denn  Ruchi  g'ha"  hätt.  BWvss  1803. 

Metti  II  n. :   Handwerk   ZO.   —   Aus  frz.   mitier, 

Mettle"  f.:  kleineres,  urbar  gemachtes,  auf  zwei 
oder  drei  Seiten  von  Wald  umgebenes  und  darum 
meist  schattiges,  feuchtes  und  wenig  ertragfähiges 
Stück  Land  BE.;  LE.  (vRütte).  Name  einer  Abteilung 
der  Allmend  der  mittelsten  Bürt,  die  den  armem  Ein- 
wohnern zur  Anpflanzung  von  Kartoll'eln  angewiesen 
wird  BHk.  Als  Flur-  und  Ortsn.  Ap;  B;  F;  Gl;  L; 
G;  S.  uw;  Th;  Uw;  U;  YV ;  Zg;  Z.  .In  Metteion  tria 
feoda.'  1256,  Bs  LTrk.  .[Sie  sollen]  sy  in  ir  weiden. 
mettlen,  atzungen  und  krüteren  unbeschwert  und  un- 
belästiget  lassen.'  1551,  o»w  Volksfr.  .Zwei  Mann- 
werch,  die  Metlen  genannt.'  1653,  A.iWett.  Kloster- 
arch.  Häufig  auch  in  Zss. :  ,M.-Gass'  B,  ,-Hof  B, 
,-Matt-  II;  S.  ,-Brunnen'  Z.  .-Hain-  B.  ,-Wis'  Z.  .Jeder 
soll  im  Frühling  14  Tage  an  die  Horn-Mettlcn  fahren.' 
1650,  BSigr.  Allmendordnung.  .Hersch-'  Z,  .Bar-'  B, 
.Schueh-M.',  Flum.  UwE.    S.  noch  Garns  (Bd  II  321). 

Es  läge  nahe,  Zugehörigkeit  zu  m.u.i  anzunehmen,  woranf 
auch  die  zahlreichen  altern  Schreibungen  mit  i  weisen  (vgl. 
/  Ortsn.  85);  doch  macht  die  herrschende  Ausspr.  mit  e' 
Schwierigkeiten  und  lässt  eher  an  Zshang  mit  Matt  denken, 
der  aber  aus  sachlichen  Gründen  unwahrsch.  ist.  Hiehcr 
auch  der  Familienn.  .Mettlei"  Ap  (seit  dem  XIV. i:  Uw  (XV.); 
Z   (schon   im   XVI.). 

mit:  1.  (in  Gutw.;  P;  Ndw  mid,  bzw.  me'd,  in 
BAI.  auch  mi)  Präp.,  im  Allg.  dem  nhd.  .mit'  ent- 
sprechend, im  Einzelnen  mehrfach  abweichend.  Es 
bezeichnet  a)  Begleitung,  Gemeinschaft;  Zustand.  Art 
und  Weise.  Es  clmnnd  m.  liege",  es  gibt  R.  BO.  Es 
ehunnd  m.  schwarzem  Nebel,  ebd.  Du  best  allzu  med 
mir  PRim.  (Ubers.  von  Lukas  XV  31).  D's  3Iül  m. 
im  ha",  gut  schwatzen  können  W;  vgl.  Sp.  177.  Ich 
ha"  m.  mir  selber  'deicht  BoHa.  , Spricht  leise  m.  sich.' 
U  (Der  bek.  Unbarmh.).  .[Die  zehn  Gebote]  sprich  m. 
dir  selbst.'  1553,  Mise.  Tig.  ,Er  sät  [sagt]  m.  im  selbs.' 
KiNKELSTüBEN  1655.  ,M.  hüse  sin',  wohnen.  ,Die  vvisun 
vor  der  stat,  da  die  predier  e  m.  liuse  waren.'  1293, 
Gu  Urk.  (Kind).  ,Ein  Mann,  der  nicht  unfehr  von 
dannen  m.  Haus  war.'  RGwerb  1010.  Eine"  m.  Ruch 
In",   in    Ruhe   lassen   GrA\.;   \Y.     .Was   lost  denn  Ei"s 


559 


Mat,  met,  mit.  raot,  mnt 


560 


nit  z'erst  m.  Euch?'  HMahler  1620/45.  ,Man  seie 
nicht  um  Disputierens  willen  kommen,  sollte  dess- 
wegen  ihne  m.  Kühen  lassen.'  JHott.  1666.  .Die  Enten 
m.  Kuew  ze  lassen  und  auf  sie  nicht  zu  schiessen.' 
1696,  RB.1ANDST.  Vgl.  m.  Frid  län  (Bd  1 1276).  .Man 
findt  etwan  lüt,  denen  wo]  m.  Unglück  ist;  wo  sy 
könnend  lüt  wider  einanderen  hetzen,  so  sparend  sy  's 
nit.'  LLav.  1584;  vgl.  un-glieh  (Bd  II  599).  ,Es  was 
niit  müglich.  dass  er  lange  zyt  regieren  kond  m.  dem 
Iahen  [veu  la  vie],  so  er  fuort.'  Morgant  1530.  ,M. 
dem  cid  von  unsern  stett  und  landen  ze  verwysen.' 
BMand.  1563.  ,Schwümmend  m.  grosser  schar  dahär.' 
Fischb.  1563.  , Meine  Herren  lassen  Brod  m.  der  Viele 
backen.'  1586,  Laupfer,  Beitr.;  vgl.  Hafen  (Bd  11  1046). 
.Ist  im  desshalben  ergangen  m.  den  fünf  torechtigen 
jungkfrauwen.'  LLav.  1569;  dafür  ,wie.'  1578.  Vgl. 
noch  haben  (Bd  II  872/3.  877.  881),  inachen  (Sp.  31). 
—  h)  Beziehung,  Richtung.  Es  ist  Xnl  mit-em,  er 
taugt  Nichts  Bs;  B;  Th;  Z.  Er  ist  im  Bändel  in.  si"'m 
Htis,  unterhandelt  über  dessen  Verkauf  Z.  Wenn-me" 
miW'evi  Heustock  scho"  guet  dürehe"  g'sehi  [schon  voraus 
sehe,  dass  er  ein  Ende  nehme],  so  seU-ieh  bim  Fuetere" 
Abbruch  tue".  Schild.  Ich  hei  g'fild  frei  med  God  der 
Her  und  med  ou  FEim.  (Übers,  von  Lucas  XV  18.  21). 
Freud  m.  Eim  ha",  an  Einem  Bs ;  GRPr. ;  Th  ;  Z.  .Darum 
mag  einer  nüt  grosse  liebe  m.  dem  andren  han.'  Mor- 
gant 1530.  ,Liebe  nimmt  denen  ir  sinn  und  Vernunft, 
an  die  sy  sich  leit,  als  ir  hie  hörend  in.  Regnolden.' 
ebd.  .Knecht  und  mägd,  die  g'nueg  mit  den  Sachen 
können  und  geschickt  seien.'  LLav.  1587.  Lue'-me" 
mid  es,  im,  ire",  schi,  le  (la,  les)  voilä!  GrD.  S.  noch 
üs-kommen  (Bd  III  276).  —  c)  ein  attrib.  Verhältniss. 
E"  Glas  in.  II  i",  e"  Zeine"  m.  Opfle',  e"  Beulte"  m. 
Sand  Bs;  Sch;  Th.  En  Baum  m.  Chriesi,  m.  Nuss  Sch. 
Buebe",  sind  still,  oder  ieh  gib-i  en  Buggel  in.  Schlag. 
ebd.  E"  Hüstür  m.  Schweri,  von  grossem  Gewicht 
(IrIIc.  ,Ein  hufen  m.  verretter.'  Morgant  153h.  .Ein 
gros  her  m.  krysten.'  Haimonsk.  1531.  —  d)  Gleich- 
zeitigkeit. M.  Stän  i"schlufe"  GrL.;  Syn.  ständlingen. 
Christe"  hed  m.  Aperfare"  [im  Hinunterfahren  mit 
einem  Schlitten]  Grcte"  gebocket  [kopfüber  geworfen] 
(inValz.  M.  Hone"  [während  der  Bestellung  der  Äcker] 
so"ti  der  Bluest  in  d'  Füre"  falle"  [sollten  die  Bäume 
blühen]  GhHc.  M.  dem,  zur  gleichen  Zeit,  damit  Tu; 
Z.  Laufe"  chönne"  m.  dem  feine")  Jär,  mit  zurück- 
gelegtem erstem  Jahr  Tu;  Z.  M.  /Ate",  bei  Zeiten 
BHa.  ,Der  ryss  tuekt  den  köpf  m.  dem  streich.'  Mor- 
gant 1530.  ,Mit  allem  wee,  so  ich  hab,  hab  ich  so 
grosse  forcht.'  ebd.  ,Mit  Diesem  [hiemit]  sind  die 
Berner  aus  den  Schiffen  gestigen.'  Gespr.  1712.  — 
e)  Gemässheit.  M.  ininer  Meini'g  ZLeimb.  ,M.  mim  rat 
sond  ir  üwer  tochter  mit  einem  grossen  züg  schicken.' 
Morgant  1530.  —  f)  Folge.  ,Nun  hat  er  Rengnolden 
gsächen  m.  sinem  grossen  Unglück.'  Morgant  1530. 
,Uas  er  den  friden  also  g'macht  hat  m.  der  Krysten  nutz 
und  eer.'  ebd.  —  g)  Mittel.  ,Domit  sy  einander  m. 
den  boren  genommen  haben.'  1475,  Bs  Chr.  Der  Gu- 
bernator  soll  die  Festung  verteidigen,  ,bis  er  mit  Ge- 
walt m.  den  Haaren  herausgezogen  wird.'  Kriegsb. 
1644.  .So  bette  er  all  ryter  m.  mannheit  fürtroffen.' 
Morgant  1530.  .Der  kaiser  Hess  sich  ganz  m.  sinem 
rat  regieren.'  ebd.  —  h)  Ursache.  Alls  rät  vi.  Uni. 
ganz  mit  Erdbeeren  bedeckt  GrIIo.  .0  trostloser 
vatter,  der  sin  sun  verloren  hat  mit  faltschem  Un- 
glück!' Morgant  1580.    ,Das  Mer  m,  Wällen  gar  wyss 


was.-  Stockmann  1606.  —  i)  Stoff.  ,Und  sind  die  innren 
und  turn  m.  kridenstein  gewesen.'  1475.  Bs  Chr.  .Das 
wachse  bild,  das  was  m.  reinem  wachs  gemacht.'  Mor- 
gant 1530.  —  k)  das  logische  Subj.  .Der  küng  ward 
m.  grosser  menge  des  volks  in  das  schloss  beleit  [be- 
gleitet].' 1475,  Bs  Chr.  .Zwingli,  als  er  m.  pestilenz 
ang'griffen  ward.'  Zwingm.  S.  noch  Yili  (IM  I  77^  i. 
—  2.  Ädv.,  damit  Bs;  Bj  Tu;  Z.  User,  durc".  füre'  m.! 
Chunnsch-mer  heim  und  channsch-mer  's  nit,  nimm-i''1 

d'  liuctcn  und  jitr.-di'1'  mit.  ElNDERSPRUGH  (lis;  B).    Das 

Chrömli  muess  es  Vhalte",  mi*s  Chindli  »nuss  recht 
Sorg  in.  ha".  Usteri.  Fh  bi"  m.  :'friile"  B;  L;  Z.  ,Das 
opfer  wäret  in  ewigkeit.  wiewol  man  dich  noch  all 
tag  feil  treit  und  leider  ganz  lätz  handlet  m.'  B  Fast- 
nachtspiel. .Hand  ir  s'  [die  Kleider]  treit?  Bettler: 
Was  eben  grad  noch  vor  m.  'kleit.'  Com.  Beati.  .Gol- 
dene Ring  entlehnt  und  m.  durchgegangen.'  162(1. 
vMoos.  .Kaum  eine  Seiten  [Saite]  istdarbei.  doch  macht 
er  m.  ein  gross  Geschrei.'  JHAmmann  1657.  .Und  packt 
die  schönste  Jungfrau  sich  und  gallopiert  m.  weiter." 
Hüber  1787.  ,M.  und  ganz1,  vollständig.  .Er  kond 
den  graf  dermassen  bestreichen  [bestechen],  dass  der 
keiser  m.  und  g.  seiner  part  ward.'  Vad.  —  3.  Conj. 
,Der  dritt  [Bettler]  lehnt  d'  Kinder  Einem  ab,  in.  er 
ein  grossen  Hufen  hab.'  Com.  Beati.  ,Ich  will  mich 
auf  ein  Schloss  begeben,  so  von  der  Statt  nit  fein- 
gelegen,  m.  ich  das  Feur  mög  wacker  sechen.'  ebd. 
,0  beiger  Geist,  die  Gnad  mier  leist,  m.  ich  erlang 
und  auch  empfang  den  beigen  Tauf  in  Gottes  Nam.'  ebd. 

ienar-:  mit  irgend  Etw.,  irgendwie.  .[<>b]  ir  i. 
wider  billichs  belästiget  wärent.'   1530,  Absch. 

et  war-:  =  dem  Vor.  ,So  iedlicher  um  ein  iede  not 
ein  b'sunderen  heiligen  anrüeft  und  in  e.  eeret.'  Zwingli. 

niener-:  mit  Nichts,  in  keiner  Weise.  .Dass  sy 
sich  dem  friden  n.  näheren,  noch  der  schidlüten  er- 
kanntnissen  geleben  wellent.'  1529.  Absch.  ,lch  mag 
üch  nienertmit  gehälfen.'  Haimonsk.  1531.  ,Dise  h. 
g'schrift  soll  n.,  dann  mit  ir  selbs,  usg'leit  und  erklär! 
werden.'  1536,  Absch.  ,Wenn  aber  einer  sin  eeg'machel 
im  eebruch  begryffet,  so  lasst  er  sich  n.  begüetigen.' 
HBull.  1540.     S.  noch  hüsen  (Bd   II  1740). 

mitt:  Adj.,  in  der  Mitte  befindlich,  örtlich  und 
bes.  zeitlich  B;  Gr;  Ndw;  Z.  Uf  mitteilt  Se,  mitten 
auf  dem  See  BBr.  2?  mittem  Brächet,  Mitte  Juni  B; 
Ndw.  Nöch  mittem  Winter  GrI'i'.  S.  noch  die  Zss. 
Mitte-Fasten  (Bd  I  1114),  Mitti-Nacht.  .Lnter  unz 
an  mittes  fas".'  1300/15,  ä.  L  Ratsb.  .Der  weg  soll 
durch  N.'s  reben  gegen  mittem  teile  ab  gan.'  1324,  Z 
Staatsarch.  ,Vor  mittem  maien.'  1409,  Ap  LB.  .Der 
fridbag  gat  an  N.'s  mitten  guot.'  1416,  Seg.,  RG.  ,Uf, 
umb  (den)  mitten  tag.'  St  Mlinradsi.eg.  1  hü  ;  KHualth. 
1559;  LLav.  1569;  1670.  ,Vor  (nach,  bei,  zuo)  mit- 
tem tag.'  1521,  Strickl.;  DSchilling;  Fris. ;  1637, 
JJBreit.;  Z  Umgeldordn.  1648;  JMOller  1665.  ,1'nz 
in  mitt  aruns  [Wasserrinne, -fluss].'  Scinv  Rq.,  neben 
,in  mitter  aruns,  in  den  mitten  alten  aruns.'  ebd.  .Zuo 
mitter  predig  zit.'  Ki:ssi..  .Medium  amplecti,  an  mittem 
leib  umbfahen.'  Fris.;  .Mal.  ,Zuo  mitten  april.'  Ar- 
düser  1572/1614.  .Die  Schlacht  währet  von  Abend 
des  einen  bis  zur  mitten  Stund  des  anderen  Tags.' 
Kl'vs.  .Es  solle  weder  im  Land-,  noch  im  Seewasser 
Niemand  über  mittes  Wasser  hinein  fachen.'  GrD.  LB. 

Im  der  Stelle:  ,\or  mittgom  Tag  umb  ilie  Ntloe'  (um 
1617,  '/,)   schein!    eine   Weiterbildung   auf  ,-ig'  vorzuliegen; 


561 


Mai.  met,  mit.  mot,  mut 


i    ! 


mittel:  in  der  r\I itt «■  befindlich,  initiier.  .Das  man 
durch  einen  Wendelstein  hinaufgieng  auf  den  mittlen 
Sans.-  1531/1667,  1.  Könige.  .Das  Geläut  von  acht 
grossen,  mittein  und  kleinen  Gloggen.'  FrHakfner 
1666.  In  Flurnamen:  ,M.-Berg'  G;  Z,  ,-Bühl'  B,  .-Hot'- 
Tu;  Zllinw.  (schon  1379,  neben:  .von  dem  mittlen 
hof ;  er  lag  zwischen  dem  .über-'  und  dem  .Nider-hof'). 
Spec,  in  der  Mitte  /wischen  Gut  und  Böse  befindlich, 
an  sieb  weder  das  Eine  noch  das  Andere;  vgl.  .Mittel- 
ding' 1  (Gr.  WB.  VI  2395).  .Dinge,  die  m.  sind  wie 
fleisch  essen.'  Zwingli.  Mittelmässig:  ,m.  lassen.'  Z 
Kai.  1552,  als  Notiz  zu  gewissen  Tagen  i.  S.  v. :  mittel- 
mässig geeignet  zum  Aderlass.  In  der  heutigen  Spr. 
herrscht  wie  im  Nhd.  der  Comp,  mittler,  viel  seltener 
ist  der  Sup.  mittlist  G;  ZO.,  mutierst  Th.  .Heinrieb 
der  Lindmager  von  Höngge,  der  mitlost.'  1336,  Z  Urk. 
.Das  mitlist  loch.'  HsSohürpf  1497.  ,Zum  mittlisten 
weg.'  Ende  XV.,  LRickenb.  ,Der  underst  gang  und 
der  mitlest(e).'  1531/1667,  I.  Könige.  .Von  einem  Leid- 
fass  im  weitesten,  im  mittelsten  [aus  mittlerer  Ent- 
fernung], im  nächsten  auf  die  Trotten  zu  führen.'  Bs 
Taxordn.  1646.  Adv.,  mittlerweile.  , Mittelst  bis  Sol- 
ches geschieht.'  1770,  Sptri. 

en-mittel.  .Dry  [Kriegs-]buifen,  der  ein  an  dem 
berg,  der  ander  in  der  wyte  e.  [mitten  inne],  und  der 
dritte  wider  den  see.'  147G,  Bs  Chr. 

Mittel  n.:  1.  Mitte  Aa;  B;  Th;  Z.  I"  's  M.  teile", 
in  zwei  Hälften  Z;  im  gleichen  S. :  's  M.  von  Oppis 
ne"  Th;  ZS.  Im  M.,  durchschnittlich  Th;  Z.  's  Mi 
Eim  [bei  einer  Geldverteilung]  im  M.  5  Franke"  'tröffe". 
Im  M.  vom  Mottet  Z  (Dan.).  In  der  ä.  Spr.  in  allge- 
meinerer Verwendung.  .In  dem  Vorzug,  am  m.  und 
in  der  nochhuet  [des  Heeres].'  1476,  Bs  Chr.  ,Do 
klimmt  Jesus,  do  die  türen  verschlossen  warend.  und 
tritt  ins  m.'  1531/48,  Jon.;  dafür:  ,und  stund  in  die 
Mitte.'  1667.  .Ihnie  soll  Einer  us  unsers  Rats  M.  zu- 
geben werden.'  Z  Kircbenordn.  1628  und  ähnlich  noch 
vMoos  1778.  .Liebe  Herren,  was  ich  da  reden,  dess 
sind  us  unser  Herren  M.  zugegen  lebendige  Zügen.' 
1631,  JJBreit.  .Sechs  Persohnen  uss  dem  Mittel  der 
kleinen  und  grossen  Räten.'  1655,  Hilty.  ,Die  Be- 
kehrung soll  sein  der  Anfang,  das  M.  und  das  End.' 
JMüller  1665.  ,[Gott]  wolle  verleihen  einen  guten, 
glückbaftigen  Anfang,  ein  guts  M.  und  auch  ein  seligs 
End.'  JKeller  1679.  ,üas  M.  der  Zeit.'  1707,  Weish] 
,Um  das  M.  des  Monats.'  S  Kai.  1717.  Spec.  in  ver- 
schiedenen formelhaften  Verbindungen,  a)  .Beschei- 
denlicb  etwas  tuon,  m.  brauchen,  modice  facere.'  Mal. 
,In  äiner  jeden  Sach  dem  M.  nach  gehen',  den  Mittel- 
weg einschlagen.  OMkt.  1657;  dafür:  ,in  das  M.  gehen.' 
JHLav.  1668.  .Damit  wir  weder  ze  vil  noch  zu  wenig 
an  die  Sach  fügen,  sondern  das  M.  treffen.'  JMiller 
1673.  ,Das  rechte  M.  treffen,  media  via  consilium 
capere.'    Hosp.  1683.     S.  noch    Gr.  WB.  VI   2384.  — 

b)  si'h  »•  's  M.  legge",  wie  nhd.  Bs;  Th;  Uw;  Z;  syn. 
mittlen.     I"  's  M.  rede",   zu  vermitteln  suchen   Z.  — 

c)  ,Dass  Christus  sol  vergeben  gestorben  sin  und  gar 
us  dem  m.  geworfen  ist',  (als  Mittler)  beseitigt  ist. 
Zwingli.  —  d)  ,ane  (alles,  alle)  M.'.  unmittelbar,  be- 
dingungslos, unbedingt.  , Ergabend  sich  den  vier  orten 
an  alls  m.'  Edlib.  Eine  Zumutung,  die  direkt  (,ane 
alles  m.')  dem  Bund  zuwider  sei.'  1521,  Absch.  Befehlen, 
bei  dem  beschwornen  Eid  ,on  alles  m.'  zu  bleiben,  ebd. 
,Der,  so  brief  und  sigel  darum  hat,  sol  on  alle  m. 
darby  geschirmt  werden.'  1553,  Ap  LB.  ,Syn  Beruf  war 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


nit  nur  rechtmässig,  sonder  gar  ohne  M.  vom  Herren 
selbst.'    1619,   JJBreit.     .Hamast  und  Gwöhr  sollenl 
ohne  M.  den  Söhnen  zugehören.1   LStadtr.  1706/65. 
2.  Vermittlung,  bzw.  Vermittlungsvorschlag,  Vertrags- 
bedingung.   .Das  ward  durch  m.  vertragen  [geschlich- 
tet].'   XVI.,  Z  Anz.     .Der  herzog  erbott  sieb  zue  vil 
gar  lidliehen  und  traglichen  mittlen.'  Vad.    ,Dass  der 
küng  die  vogtei  an  sich  natu,  mit  angedingten  mittlen.' 
ebd.    ,In  disem  jar  verbündend  sich  Costenz,  Zürich, 
St  Gallen  und  Schafhusen   und  tatend  das  mit  gunst 
küng  Hainrichs  mit  gar  hübschen  mittlen  und  kapitlen.' 
ebd.    .Antwort,  ob  sie  die  auf  letztem  Tag  gestellten 
M.  annehmen  wollen  oder  nicht.'    1561,  Absch.     .Die 
schidlüt  stalltend  m.  zum  friden  und  brachtend  dann 
sömliche    m.    beiden   teilen    für.'    HBüll.  1572.     ,Bis 
Gott  syn  m.  sendte  dryn  [sich  ins  M.  legte],  das  dise 
[gefangenen  Christen]  möchtend  ledig  werden.'  Wagn. 
1581.     .Ist   sollich   unser  gestellt  m.  zu  allen  teilen 
tugendlich  bekannt  und  angenommen  worden.'    1583, 
Rechte  v.  GKappel.     ,Ein  m.  will  ich  tragen  für,  ob 
doch  vereinbart  wurden  wir.'  GGotth.  1599.    .Dafern 
ein    christliche   Oberkeit   durch   M.   hochverständiger 
Herren  dahin  persuadiert,   das .  .  .'    1635,  Sptri.     ,Icb 
hah   das    durch   dein   M.   und   Zutun   erlangt.'   Hosp. 
1683.   —  3.  Mittel    zu   irgend   einem   Zweck,     a)  oft 
Dim.,  Arzneimittel  Bs;  B;  Z.     Zur  selbe"  ZU  han-ich 
giert  M.  rüste*  und  dökterle*.   Schwzd.    Ni-met  das 
Mitteli  alli  zwo  Stund.  Bari.  —  b)  äsigi  M.,  Lebens- 
mittel BO.;  W;  vgl.  Bd  I  500.  —  c)  fast  nur  PL  (in 
Ap;  Bs;  B  als  Dim.),  Existenzmittel,  Vermögen,  Reich- 
tum,   Besitz    Aa;  Ap;   Bs;   B;   „VO;u    Gl;    S;    Th;    Z; 
spec.   Barmittel    Bs;    B.     Zitliehi   M.,   irdisches    Gut 
BHk.     M.   mache",   schöni  Mitteli  z'säme'tue".     Eini 
hürätc"  mit  grosse"  Mittle"   Gl.     Het-si  M.?   häufige 
Frage    bei   Verheiratungen,    Verlöbnissen.     Wenn   e" 
Chnab  meint,  das  Maitli  chömm  einisch  brav  M.  über, 
dö  müess-me"  sich  bi  Zlte"  i'nesle".  BWvss.    ,Du  wirst 
Mitteli  haben  oder  noch  zu  erwarten,  meinte  endlich 
Kätbi.    Das  Mädchen  ward  sehr  rot  und  sagte  endlich: 
Etwas  Wenigs,  aber  nicht  viel.'  Gotth.    Me"  rechnet 
wem   Vater   eisig   auch   en   Ouldi    in     15    M.    Stütz. 
Hopsassa  Büseli!    Mi"s  Schätzen  hed  Chrüseli.     IIa" 
g'nieint,   es  heig  Mitteli,    ies  hed  's  es  kes  Bitzeli   L. 
Die  ßoldplangg  und  die  Silberne"  |zwei  Alpen]   sind 
üsi  beste"  M.  Schw  Fastnachtspiel.   Besser  M.  als  Titel. 
Ineichen.     Häufig  auch  in  der  ä.  Lit.  seit  dein  XVII. 
.Mannspersonen  von  geringem  Stand  und   schlechten 
Mittlen.'    Z  Mand.  1680/1710.     .In   zimlichen  Mitteln 
sitzen.'  Mise.  Tig.  1724.    ,Als  sein  Schwager  gestorben, 
seien  4000  fl.  M.  übrig  geblieben.'  1763,  Z  Staatsarch. 
Kapital-,  Pfandbriefe  VO.  M.  chaufe",  verchaufe"  UwE. 
In  der  Stelle:   .Cellerario  datur   1  buperippe  et  2  Dritteln 
et  1  fareimen'  (XIV.,  Pflichturdn.  des  Cellerarius  der  Propstei 
Z)  scheint  M.  ein  bestimmtes  Stück  eines  Schweines  zu  be- 
zeichnen.     Zu    1  c  Tgl.   lat.  e  mediu  tollere,    ferner   Gr.  WB. 
VI   2389/90. 

Ere"-:  =  Mittel,  in  ehrerbietiger  Rede;  vgl.  Bd  I 
390.  1.  Mitte.  .Demjenigen  Herren  aus  dem  E.  UGnHrn 
der  Räten.'  1776,  vMoos.  Tur.  —  2.  Vermittler,  Un- 
parteiischer, Ehrengesandter.  ,Die  Beratung  wird  ver- 
schoben, weil  die  damit  am  besten  bekannten  E.  von 
Uri  nicht  anwesend  sind.'  1652,  Absch.  ,Glarus,  wel- 
ches die  Besalzung  der  Landschaft  einigen  ihrer  E. 
übergeben  hatte.'  1725,  ebd.  ,Es  soll  eine  Mehlprobe 
durch    unsere    eigens    hierzu    ernennte    E.    gemacht 


563 


Mat.  met,  mit,  nicit.  mut 


564 


•werden.'  Z  Müllerordn.  1770.  —  Hüs-Mittel:  1.  wie 
nhd.  Übertr. :  Die  stich-i**  mit  H.-Mittlc",  sagt  etwa 
ein  Spieler,  wenn  er  ohne  Anwendung  eines  Trumpfes 
stechen  kann  ZRuss.  —  2.  PL,  Schuldbriefe,  die  auf 
Häuser  verschrieben  sind  UwE.  --  Bürs-:  Haus- 
mittel GrA.  —  Rats-.  .Einer  aus  unserem  R.',  aus 
der  Mitte  des  Rates.  Z  Mand.  1711.  —  Wiber-:  Ver- 
mögen, das  die  Ehefrau  dem  Manne  zubringt  L.  Bes. 
in  dem  Sprw.:  W.  sind  e*  Line"  am  Steg,  findet  sich 
eine,  so  hält  man  sich  daran,  fehlt  sie,  so  kommt  man 
doch  hinüber.  Ineichen;  s.  Inderbitzi  1S24,  31. 

mittelhaft:  wohlhabend?  ,Zur  Sicherheit  der 
Strasse  drei  ehrliche,  herzhafte  und  m-e  Männer  zur 
Wache  aufstellen.'  1750,  Absch. 

mitte":  Adv.  ,Wie  dem  seie,  wollend  wir  das 
urteil  m.  [zwischen  ja  und  nein]  gestellt  haben.' 
Fisciib.  1563.  Auch  verk. :  ,Mitt  im  Staub  und  G'stank 
der  Schulstube.'  JSenn.  ,Dort  mit  in  d'  strass  ihn 
tragen  tiend.'  GGotth.  1599.  In  der  neuern  Spr.  sonst 
nur  in  Verbindung  mit  Präp.  und  Adv.  a)  i*-,  f-mitte" 
Gr.  Einen  i.  in  d'  Stime"  treffe"  GrRIi.  E'mitte*  in 
der  DHU  GRSeew.  E'mitten  ab  enandren  Gr.  ,An- 
mitten.'  Haimonsk.  1531  (auch  .amitten');  Kessl.  ,Sy 
fallend  ann  myden  in  bach.'    1556/02,    ZDielsd.  Offn. 

—  b)  inne*  mitte",  mitten  inne.  Zwei  Löcher  zum 
Verwalte",  i.  m.  g'spalte*  GrD.  (Rätsel  von  der  Schere). 

—  c)  de  mitte"  Ap;  G;  Tu;  ZRafz,  Wl.  De  m.  im  Dorf. 
De  m.  dre,  mitten  hinein  Ap.  De  m.  (drin)  ine",  mitten 
drin.  Es  ist  so  de  m.  durche",  von  etw.  Mittelmässigem 
Th;  Z.  —  d)  z'  mitte"  GrPi\;  G;  Sch;  oTh;  ZBül., 
«'  mitte't  GGrabs.  1"  mängi  Chammer  z'  mitten  ie. 
KdMeyer.  Z'  mittel  in  der  Alp  dinne"  GGrabs.  Woher 
ehunnst  iez  z'  m.  unter  Tagen?  GrPi'.  Z'  m.  i"  der 
Nacht  G;  Sch. 

£>l  mitte*  ist  viell.  aus  ,da  mitten'  zu  erklären;  vgl.: 
,N.  ligt  fast  dainitteii  im  Kleckgöw.'  RUeger  1606.  ,Floss- 
federen  d.  am  Bauch.'  JLCys.  1661.  Die  Abschwächung  des 
ersten  T.  vergliche  sich  der  in  devo*,  dgdur"*.  Doch  ist 
nicht  unmöglich,  dass  >n»'itt<"  zu  Grunde  liegt,  und  dass  d 
ans  satzphonetischeii  Gründen  angetreten  ist.  Das  schliessende 
t  in  z'mitle"!   wie   in   nSbe't   und  zahlreiclien  ähnlichen  Fällen. 

mittes  mitts  Aa;  Bs;  B;  G;  S;  Th;  Uw;  Z,  mittsch 
PAger,  AI.;  W,  nützt  AaF.;  Bstw.;  Gl;  L;  Z,  mittscht 
lln  ObS.;  l'Al.:  1.  Adv.,  mitten  „Aa;"  Bs;B;VO;Gr 
ObS.;  S;  W;  Z.  M.  im  Dorf,  im  Winter.  M.  über  de" 
Chopf  Gr  ObS.  M.  derdir1'  W.  S.  noch  Äug  (Bd  I 
134).  ,Mytzen  in  Zollikomer  allmend.'  1503,  ZZoll.  Urk. 
.Ich  bin  mitzen  under  euch.'  Vau.  ,Er  wandlet  wie 
ein  lamm  mitz  under  den  Wolfen.'  HvRüte  1546;  sonst 
,in  mitz.'  .Man  macht  ein  weiten  ring,  legt  die  jungen 
mitzen.'  Tierb.  1563.  ,I)er  löuw  hat  zwo  dutten  mitzen 
um  bauch.'  ebd.  , Seine  stachlen  fachen  an  mitz  auf 
dem  rugken.'  ebd.  Wie  .mitten'  in  Verbindung  mit 
Präp.  a)  i(n)  m.  B;  PAL;  Z,  s(n)  m.  BR,;  Uw;  /Stall. 
/''■  trage*  ml"  Euter  i'mitz  i"  Strit.  Ott.  Du  mücsstist- 
dich  denn  i'mitz  henke",  zwischen  zwei  Andere.  Wolf, 
Gespr.  S.  noch  Chrite  (Bd  III  935).  ,Syn  baner  was 
rot  bluotfarb,  in  mitzen  dardurch  ein  wissen  Strassen.' 
Lenz  1499.  ,Die  schaf  inmitz  der  wollen.'  Zwingli. 
.lnmitts  der  tage  min.'  ebd.  ,ln  mitz  die  töchteren.' 
1531/60,  Psalm.  , Sitzen  in  syn  herz  in  mitzen.'  JMurek 
L559.  .In  mitts  im  wähl.'  Tierb.  1563.  ,Adultus  au- 
tumnus,  in  mitz  im  herbst.  Mediam  locavit,  in  mitzen. 
Illam  mediam  diruptam  velim,  ich  wellt,  dass  sy  in 
mitz  zersprungen  wäre.'  Pris. ;  Mal.         Ii)  <l,  m.  Aa; 


BsL.;  L;  GWe.;  S;  Z,  der  m.  B;  Z.  De  m.  lif-'em  Ofe; 
Wage".  De  m.  im  Melsaok.  BWvss.  De  tu.  dedurch, 
mittelmässig,  im  Durchschnitt  GWe.  De  m.  inne*, 
durche*  Aa;  Z.  —  c)  z'  m.  Aa;  Bs;  B;  Gl;  L;  „S;" 
Tu;  Z,  z'  mitze(n)  BsStdt  tw..  e'  mitze't  Aa  tw. ;  V.O. 
's  isch  im-e"  Dorf  vor  Zite"  schier  z'  m.  e"  Hüsli  y'.si". 
Volkslied.  Z' m.  im  Dorf,  uf  der  Sträss,  uf  de"  Tisch. 
.Z' mitts  in  den  Leuten.'  Gotth.  Z?  mitzen  im  Winter. 
Breitenst.  Z'  m.  im  Tag.  i"  der  Wache".  S.  noch 
unden-für  (Bd  I  903).  Z'  m.  inne"  stä*.  Z"  m.  ane* 
s.  Bd  II  1334.  Z'  m.  darche",  in  W  z'  m.  derdir'1' . 
Z'  m.  durhe"  isch  am  beste*.  Hist.  Kal.  1808.  .Er 
solle  nur  gut  z'  Mitts  gehen  und  nicht  links,  nicht 
rechts  sehen.'  Gotth.  S.  noch  Gr.  WB.  VI  2427.  — 
2.  Adj.,  =  mittel  PAL  In  Flurnamen:  ,Mitzenegglen' 
(zwischen  .Vor-'  und  .Hinteregglen')  LWill.  Subst., 
der  Mittschtu,  quello  che  sta  in  mezzo  PAL  ,Die 
mitzen  [Eier]  sind  die  grössten,  die  aussersten  die 
kleinsten.'  Fischb.  1563.  ,Medius,  der  mittlest,  mitz.' 
Fris. ;  Mal.  —  Mitzi  f.:  Mitte.  ,Die  breite  [des 
Schwanzes]  bei  der  mitze  [ist]  drei  spang.'  Tierb.  1503. 
,Bei  uns  werdend  etlich  küe  gar  nach  mitzen  apprellens 
den  küehirten  verdinget.'  ebd. 

Mhd.  wittes,  adv.  Gen.  zu  tnitt.  t  ist  angetreten  wie  im 
wzl.  Die  Form  auf  cn  ist  Analogie  Dach  andern  Adv.  gleichen 
Ausgangs,  wie  vorne*,  hinde*  usw. 

Mitti  f.:  Mitte,  allg. 

Mittledy  f.:  Mitte.  ,En  m.  inn  ligen  [halbwegs 
zwischen  Dorf  und  Schloss  Rorschaeh].'  XV.,  G  Hdsehr. 
—    Mhd.   mittelöde. 

mittle":  1.  in  zwei  Hälften  teilen.  .Hütet  eueh, 
werteste  Richter,  vor  dem  unseligen  M.j  ich  meine 
nicht  das  M.,  wenn  man  uneinige  Parteien  versöhnen 
kann,  sondern  ich  meine:  wenn  eine  Partei  die  andere 
vervorteilt,  so  lasset  dem  Beschädigten  ganz  Gerechtig- 
keit widerfahren  und  dem  Beschädiger  gebet  nie  halb 
Recht,  zum  Nachteil  des  Beschädigten.  Kurz,  dem 
Rechthabenden  gebet  ganz  Recht  und  nicht  nur  halb.' 
1810,  Z.  Durch  Vermittlung  mindern?  ,Es  wäre 
domals  der  spruch,  das  unser  GuIIHii  zu  Luzern  eim 
fridbrüchigen  nützit  an  der  buoss  nochliessend,  aber 
ein  propst  damals  nam  sich  der  Sachen  gewalts  an 
und  mittleti  demselbigen  die  buoss.'  1520,  Esterm., 
Rick.  — ■  2.  .ins  Mittel  treten',  vermitteln  B;  L  ;  ScnSt. ; 
Uw;  ZO.  ,Dass  sich  die  Beiden  in  die  Haare  gefahren 
wären,  wenn  der  ältere  Bruder  nicht  gemittelt  hätte.' 
Gotth.  ,[ln  Heiratsangelegenheiten]  dekein  geverd  oder 
mittlung  triben',  keine  Kuppelei  treiben.  1414/1514, 
Schw  LB.  ,Ist  durch  unsre  [der  Eidgenossen]  mittlung 
erfunden,  das  das  verbot  ab  syn  soll.'  1489,  Wun- 
mannscher  Spruch.  ,Die  sach  verrichten  und  m.'  1560, 
Gpd.  ,Da  schickend  sy  ein  Schryben  zuo,  begerend 
z'  m.  ohne  Blut'  JMahler  1674.  ,Bei  schnell  herein- 
brechender Not  [des  Vaterlandes],  da  keine  Zeit  zu 
manen  und  zu  m.  wäre.'  Sintem.  1759. 

Mittler  m.:  1.  Bezeichnung  einer  Rangstufe  der 
Angestellten  am  Inselspital  in  Bern.  .Für  die  erforder- 
liche Hülfe  an  Feldschärern  war  jetzt  hinlänglich  ge- 
sorgt, nebstdem  dass  zu  solchem  Behufe  noch  das  snge- 
nannte  Collegium  insulanum  Befehl  erhielt,  zwei  gute 
Chirurgen,  vier  Gesellen,  vier  M.  und  vier  Jungen 
zu  bestellen  und  parat  zu  halten.'  1712,  vltonr.  — 
2.  „Äsche,  Salmo  thym..  im  :!.  Jahr  Sch";  vgl.  Bd  I 
564/5;  JLCys,  L661,  48. 


565 


Mat,  nni.  mit,  mot,  mul 


566 


Vor-:  Titel  des  Friedensrichters,  eines  Vermitt- 
lungsbeamten  Gl;  Gb;  »i;  Ndw.     Vgl.   Vermittling. 

Mittli  f.:  Mitte.  ,Die  schoss  am  stammen  /.wirken 
sy   in  der  mittle  ab.'   Tiekb.  1563. 

mittlig:  neutral.  .Welich  burger  .sich  in.  hieltind 
and  der  sach  nützit  annämind.'  Vau.  .Der  kastvogt 
bielt  sieb  gegen  dem  abt  gar  in.  und  redt  gar  nit  in 
sein  ton  [Tun]  und  lassen.'  ebd. 

\'eiinittling  f.:  Friedensrichteramt  Ndw.  [Die 
Parteien]  sind  vor  der   V. 

Mite"  Mute*  B.  Mitle"  AaL.  —  f.,  Dim.  Mitli  AaF., 
Zof. ;  FMu.,  Mittli  B;  Obw;  Z:  bauschig  gehäkelter, 
schwarzseidener,  auch  -baumwollener  (nach  einer  An- 
gabe gestrickter  oder  tuchener)  Ärmel  für  den  Vorder- 
arm, auch  mit  Spitzenbesatz,  ein  Bestandteil  der  som- 
merlichen Frauentracht  (im  Gegs.  zur  Manschette"  für 
den  Winter)  B;  FMu.  Vgl.  Handelen  2  b  (Bd  II  1400). 
Bes.  als  Dim.,  Pulswärmer  AaF.,  Zof.;  B.  Halbhand- 
schuh Z;  Handschuh  ohue  F'inger  AaL.;  B;  Syn.  Han- 
delt 2  c.    .Handschuhe  und  Mittli  (Hanteli).'  ÖBwSarn. 

Frz.  mitee  f.  pl.,  Handstauche;  vgl.  frz.  miton,  Stutahand- 
schuh,  Pulswärmer,  milaine,  Dnmenhandschuh  ohne  Finger 
(darnach   Mitänli  BsStdt). 

Miet:  1.  (in  AALeer. ;  L  auch  Niet  I)  f.,  Gabe, 
spec.  zum  Zwecke  der  Bestechung  von  Behörden, 
Wählern.  N.  macht  de"  Vattcr  ruh  und  de"  San  arm. 
Ineichen.  Die  Richter  .süllent  sweren  ze  sprechende 
uinb  alle  Sachen  nieman  ze  liebe  noch  ze  leide  noch 
dur  m.  noch  mietwan  an  alle  geverde.'  1360/1520,  B 
Kq.  .Keinen  M.  von  keiner  Wahl  zu  nemnien.'  1713, 
Z  Saffian  Gebet  und  Wahlordn.  In  der  Verbindung  M. 
und  (ruh  nach  den  alten  Eidesformeln  und  Gesetzen 
als  veraltet  noch  hie  und  da  im  Volksmund  Aa;  Ap; 
Gr:  Z.  .Wer  als  öffentlicher  Beamter  oder  Angestellter 
M.  nnd  Gaben  annimmt  oder  sich  versprechen  lässt, 
wird  bestraft,'  Gr  Strafgesetzb.  1851.  Vgl.  Gab  (Bd  II 
52).  ,Sy  naniend  schenke,  m.  und  gab.'  Ecef.  ,Miet(en) 
uii'l  gaben  [jevta  xai  5<öpa]  verblendend  die  äugen  der 
weisen.-  1531/1707,  Sirach.  Sie  sollen  ,das  schloss 
Piaperschwil  verhüeten  und  durch  theiner  hand  sach 
weder  durch  m..  mietwan,  gaben  oder  schenken  über- 
geben.' 1532,  Strickl.  ,Der  syn  hand  erschüttlet,  dass 
er  weder  m.  noch  gaben  anrüert.'  OWerdm.  1552; 
dafür:  .nit  geschenk  neme.'  Herborn  1588.  .Die  land- 
leüt  sollen  schweren,  dass  sie  von  keinem  fürsten 
noch  herren  kein  besondere  pension,  schenkinen,  miet 
oder  gaben  nemmen  wollen,  dann  in  der  landleüt 
seckel.'  Ar  LB.  1585/1828.  Seckelmeister  Mock  wird 
als  .Miet-  und  Gabenfresser'  verschrien.  1738,  LZellw.  ; 
vgl.  Gäben- Freier  (Bd  I  1325).  S.  noch  Gnad-Gelt 
(Bd  II  249).  Geradezu  i.  S.  v.  Bestechung  erscheint 
M.  an  folgender  Stelle:  .Man  wüss  nit,  was  für  Pratik- 
spyl.  was  Eidbruch,  Mieten,  Unbill  ihr  üebend.'  JMaul. 
1674.  ._  2.  m.,  Vorspann  Bs;  S.  Vgl.  mieten  2,  auch 
yiet-Ross.  —  3.  f.  GTa.,  T.;  ZElgg  (auch  n.),  n.  Ap; 
TuTag.;  ZBauma,  m.  GrHc.  =  Leck  2  (Bd  III  1244); 
hauptsächlich  gemischt  mit  Kleie,  Häcksel,  Hafer, 
(»erste,  Küchenabfällen.  aaOO.  (auch  GRh.,  We.).  „Ab- 
gang beim  .Mahlen  des  Kornes,  oft  mit  Sand  von  Mühl- 
steinen verunreinigt. "  Spec.  gekochte  Gerste  oder 
Kleie  für  das  Rindvieh  in  Fällen  von  Entzündung 
ZElgg.  .Unter  M.  verstellt  man  [in  G  uRh.]  allerlei 
Feldfrüchte  oder  einzelne  weniger  brauchbare  Teile 
derselben,  Kleien,  Mehl,  weisse  Rüben,  Erdäpfel,  Obst- 


trester  odgl.  mit  Salz  vermischt,  womit  man  alle  Winter 
ziemlich  viel  Schlachtvieh  mästet.'  Steinh.  1804.  ,Ich 
[Acolastus]  acht,  wenn  ich  der  suwen  hüet,  man  geh 
mir  etwan  ouch  ein  in.,  dass  ich  den  hunger  mit  ver- 
trvb.'  JBinder  1535.  —  4.  Gemengsei  von  Lehm  und 
Häcksel,  wie  es  namentlich  zum  Auskitten  der  Ofen 
gebraucht  wird  Z  (Hafnerspr.).  —  5.  m.  AABb.;  Tu; 
ZHinw.,  N.,  Wang.,  Niet  m.  „Aa;  B;  LG.";  ZS.,  n.  Aa 
Leer.;  Bs;  L:  Lehm,  Thonerde.  Spec.  a)  der  feste, 
bläuliche  oder  dunkelfarbige  fettige  Thon  unter  der 
Ackerkrume,  wie  er  z.  B.  für  Tennen  und  zur  Abdäm- 
mung von  Wasser  verwendet  wird  Th;  Z.  S.  Schwell- 
Chett  (Bd  III  563).  ,Das  Tenn  zu  verfertigen:  acht 
Fuder  M.  zu  graben  vier  Taglöhne.'  1771,  ZSchwam. 
.Fünf  Fueder  M.  zum  Springbrunnen,  welcher  sorg- 
fältig mit  Wasser  müsste  angemacht  werden.'  1781. 
ZWipk.  —  b)  Mergel,  eine  schwärzliche  Erdart,  die 
bes.  am  Nordabhang  der  Lägern  gewonnen  (gegraben) 
und  zum  Düngen  von  Feldern  und  Weinbergen  ver- 
wendet wird  Aa;  Bs;  B;  L;  Z.  .Mergel-  oder  Niet- 
gruben.' SÄbi  1819. 

Mhd.  miete  f.  in  Bed.  1.  Aul.  n  für  m  auch  sonst  nicht 
sollen;  vgl.  z.B.  müechtele*  (Sp.  71),  Mit«  (Sp.  467);  doch 
ist,  bes.  für  Bed.  5,  Anlehnung  au  Niet  II  nicht  ausge- 
schlossen. Das  wechselnde  Geschl.  wird  sich  aus  dem  Ein- 
ltuss  vun  Synn.  erklären.  1  und  3  vereinigen  sich  in  der 
Bed.  Gabe  (als  Lock-  und  Beschwichtigungsniittcl) ;  zu  3  vgl. 
noch  Gr.  WB.  VI  2177  und  churw.  miet  m.,  Kleie.  Bed.  5 
lässt  sich  durch   4   mit  3  vermitteln. 

Under-Niet  n.:  Mischung  von  Häcksel  mit  allerlei 
Ingredienzien  GoT.;  vgl.  under- mieten.  —  Fund- 
Miet  ApK.,  Pfo-  Gf  —  n.:  Finderlohn.  —  Ge-:  = 
Miet  3  GF.  —  Gras-:  Entschädigung,  die  für  die 
Weide  eines  Stückes  Vieh  auf  einer  fremden  Alp  be- 
zahlt wird  GiiPr.  Eine  Kuh  für  di  Gr.  z'  Alp  stelle". 
—  Milch-:  Entschädigung  für  die  Weide  einer  Kuh 
auf  fremder  Alp,  insofern  sie  durch  den  Milchertrag 
der  Kuh  geleistet  wird  Ap  f.  ,Ouch  soll  der  alpraeister 
erfordern,  wie  vil  m.  iegklicher  vom  land  hab.'  1546, 
Zellw.  Urk.  .Welcher  mehr  denn  zwei  Kühe  z'  M. 
empfaht,  soll  gar  kein  Gemeinmerk  dasselbig  Jahr 
nutzen  und  brauchen.'  1611,  Ap  Verordn.  ,Weil  einige 
sich  understehen,  ussert  dem  Land  Hab  allhero  zu 
führen  in  die  gmeine  Alpen  oder  gmein  Merk  unter 
dem  Pretext  zu  sommeren,  ob  betten  sie  solche  em- 
pfangen zu  M.,  als  ist  erkennt,  dass  bei  10  Pfd  Buess 
Frömd  und  Heimbsehen  verboten  seie,  Niemand  der- 
gleichen Sömmerig  zuzusagen.'  1701,  Ap  LB.  S.  auch 
Milch-Mieter.  —  Rind(er)-:  Zins,  den  bei  dem 
Rechtsbrauch  der  Viehverstellung  der  eine  der  beiden 
Contrahenten  dem  andern  zu  entrichten  hat.  Vgl. 
Halb-Vich  1  (Bd  I  649).  Oft  in  Prioritätsordnungen 
bei  Konkursen  erwähnt,  ,Was  rindermiet  im  [dem 
Einsteller]  by  halbvych  unbezalt  usstat,  soll  einer  ze 
glycher  wyse  och  uf  dem  vych,  so  die  rindermiet  ver- 
dient hat,  haben  und  das  daruf  [in  Konkursfällen]  vor 
ineniglichem  nemmen.'  XIV. /XV.,  ZDürnt.  Offn.  ,Von 
ieglichem  zinshof  oder  guot  soll  man  zeerst  ussrichten 
schnitterlon  und  rindmiet.'  GGebhardschw.  Offn.;  vgl. 
auch  üs-gän  (Bd  II  24  u.).  ,Der  gemeinder  soll  das 
kalb  nemen  oder  die  rindmiet.  weders  er  will,  und 
nimpt  er  das  kalb,  so  sind  damit  die  küe  gemietet.' 
GMagden.  Offn.  .Enhein  ross  soll  nieman  heften,  das 
deheinem  unserm  burger  ald  burgerin  zins  ahl  rintmiet 
herbringet.'    1369,   Scu  Stadtb.     ,Fü>-  das  R ip.de rmiet. 


567 


Mat.  inet,  mit,  mot,  mut 


568 


soll  .syn  vom  llaubt.  so  mnb  20  H.  oder  darüber  an- 
geschlagen Worden,  järlich  '/a  IMütt  Kernen;  ist  aber 
ein  Eanpt  vil  minder  dann  20  fl.  angeschlagen,  mögen 
si  beid  des  Rindermiets  sieh  mit  einamleren  verglichen 
nach  Billichkeit.'  ZGrün.  Amtsrecht  1068.  Vgl.  noch 
Absch.  II  392.  —  Koss-:  Kurzfntter  für  Pferde  Ap. 
,K.  besteht  aus  Grüsch  und  Korn-  oiler  Haferstreu 
mit  kleinverschnittenem  Heu  und  Salz  vermischt.' 
Steinm.  1804.  —  Stall-:  Gebühr  für  Stallung  von 
Pferden.  ,Git  er  [der  Obervogt  der  thurgauischen 
Klöster]  fueter  und  stallmüet,  das  weisst  er  den  klö- 
stern  in  der  gemeinen  rechnung  ouch  wol  zue  ver- 
rechnen.' 1531,  Z  Vorschlag.  ,Als  ich  us  wott  richten 
Heini  Umedum  st.'  1532,  Z  Staatsarch.  (Rechnung). 
.Für  1  Ross  für  die  Stallmiete  über  Nacht  3  Schill.' 
1575,  Absch.  ,Da  man  durch  Steigerung  der  St.  über 
den  Gotthard  sehr  beschwert  wird,  ersucht  man  Uri, 
hierin  Milderung  zu  verschaffen.'  1618,  Absch. 

Miete  1  BG.  (PI.  Mittle"),  „Miertel  F",  Mürtel  (PI. 
Mürtle")  FSs.,  Müeter  FStdt  —  m. :  Ledertasche,  worin 
die  Hirten  das  Salz  (s.  Miet  3)  für  die  Kühe,  bes. 
beim  Melken,  tragen.     Syn.  Leck-Täschen. 

miete":  1.  beschenken,  insbes.  zur  Erreichung 
unrechtmässigen  Vorteils;  bestechen.  ,Dass  sy  nit 
gemietet  noch  underschoben,  sonder  allein  zue  guetein 
der  warheit  schryben  wellen.'  B  Disput.  1528.  .Dass 
man  einen  landvogt  [im  Tu]  mit  einer  zimlichen  be- 
soldung  versechen  solle,  damit  er  eerlich  sin  ufenthalt 
lian  [könne]  und  nit  also  wie  bishar  (als  zue  besorgen) 
gemietet  werden  müesse.'  1530,  Absch.  , Kunden  mit 
Verehrungen  m.'  1599,  Z  Eatsverordn.  ,Das  deheiner 
under  den  Feileren  weder  Stubenfrouwen,  Wirt,  noch 
deroglychen  Personen,  so  Feilerbrot  in  iren  Hüseren 
bruchend,  uf  das  End  hin,  Kunden  an  sich  zuo  brin- 
gen, weder  zuo  Gast  halten  noch  andere  [1.  mit  an- 
dern?] Verehrungen  m.  sollend.'  1617,  Erkenntn.  der 
Z  Phsterzunft.  ,Du  solst  der  Armen  Bitt,  angmietet, 
lieber  hören,  als  deren,  die  mit  Gschenk  dich  suechen 
zu  betören.'  Simler,  Reg.  1652.  Vgl.  auch  Bind-Miet. 
—  2.  miete''  Bs,  sonst  niete"  a)  tr.,  es  Boss  n.,  ein 
Pferd  zu  Vorspann  mieten  AALeer. ;  S.  —  b)  intr.,  Vor- 
spann anwenden  oder  leisten  Bs;  BE.,  M.  (auch  vor-n.), 
Si.;  FMu.;  L;  S.  Bergüf  muest  de""  n.  , Steifen  hatte 
ein  Rüsschen,  manchmal  zwei,  er  hatte  viel  zu  führen, 
zu  holen,  zu  n.'  Gotth.  Dass  eusi  Bure"  n.  müend, 
tvenn  fröndi  Eerre"  b'stecke'  tuend.  L  polit.  Gedichte 
1845.  Mit  Dat.  P.:  Ick  will-der  dur^nf  denn  scho"  n. 
Kr  hät-em  mit  zwei  Bosse"  g'nietet.  Übertr. :  Einem 
aushelfen,  beistehen  BE.,  M.,  Si.  —  3.  (miete")  tr., 
darreichen  tiid'r.  Gras  m.,  Weide  gewähren.  Auch 
mit  verschwiegenem  Obj.,  dem  Vieh  Miet  (i.  S.  v.  3) 
geben  Apj  „(iR;*  GRh.,  T.  ,Wer  etwas  Anders  m. 
würde,  als  pures  Salz,  der  soll  abgestraft  und  mit 
seinem  Vieh  aus  der  Alp  gejagt  werden;  man  soll 
daher  nichts  Anders  m.  als  mit  rechtem  Salz  und  zwar, 
wenn  man  die  Kühe  in  Stall  bindt,  unter  der  Tür.' 
Steinm.  1804.  ..Alan  solle  nichts  anders  als  blosses 
Salz  m.'  Rechte  d.  Guide  GKappel  1817.  —  4.  miete" 
AaI'.Il.  niete'  AALeer.;  Bsj  L:  mit  Mergel  düngen. 

über-:  ein  Stück  Land  mit   Mergel  bedecken,  be- 

äen    \\l'.b.        under-:  das  Salz  oder  Kurzfutter  mit 

Ingredienzien    (Knoblauch,    Hühnermist    u.  a.)    ver- 

mischen,    um   in   eigennütziger  Absicht  anderes  Vieh 

durch  den  Geruch  von  der  Weide  zu  vertreiben  GoT. 


Vgl.  Steinm.  1804,  1*  und  mieten  o.  —  ver-:  durch 
Bestechung  gewinnen,  bestechen.  .Ich  sye  von  forsten 
und  herren  mit  pensionen  vermietet.'  Zwingli.  ,I)ie 
pensioner  und  vermieten  [=  vermieteten].-  ebd.  .Der 
vermiet  oder  verpensioniert  oder  mit  gaben  verhalt.' 
Axsh. 

Miete":  1.  f.,  Gabe,  Portion  GnPr.  E"  M.  Sulz, 
eine  Handvoll  (für  das  Vieh).  Spec.  eine  Portion 
Kleienfutter  Ar.  M.  ge",  Häcksel  mit  zerstampften 
Rüben  und  Mehl  Th.  —  2.  Niete"  m.,  Mergel  AaBözIj. 
(St.b);  Bs. 

Milch-Mieteri"  f.:  fremde  Kuh,  die  man  zur 
Atzung  (Milch- Miet)  in  Pacht  nimmt.  ,Der  Milch- 
mieteren halben  soll  niemand  mehr  denn  zwei  Kühe 
äussert  dem  Land  her  in  die  g'meinen  Alpen  und 
G'meinmerker  empfahen  und  überall  kein  Geltviech 
[1.  Galtv.].'  1611,  Ap  Verordn.  ,Anno  1773  hat  ein 
S.  Gallen  Rat  wiederum  wegen  besseren  Zeiten  er- 
kennt, dass  hinfüran  nit  mehr  als  zwei  fre-mbde  Milch  - 
mietern  sollen  gstattet  sein  und  gar  kein  fremdes 
Galtvieh.'  Schatzm.  1870,  54. 

M  ieti  f.:  =  3Iict  3  oTh.  Warme  Tränke  für  krankes 
Vieh,  ein  Gemengsei  von  Kraut,  Rüben.  Treber,  Kleie, 
schleimig  abgekocht  Th. 

Gras-:  =  Gr.-Miet  „Gr." 

Mietling  in.:  Lohnarbeiter.  .Wucher  und  Betrug 
an  armen  und  dürftigen  M-en.'  AKlingl.  1688.  In 
eigentümlicher  Anwendung:  ,[Der  Papst]  der  alles 
unfridens  ein  fürnemer  in.  was',  gleichsam  im  Dienst 
des  Unfriedens  arbeitete.  Vad. 

Die  Stelle:  ,wie  ein  anner  Muthling  arbeiten'  (1811, 
Z  Brief)   scheint   eher  zu    Müedling  (Sp.   9'2)  zu   gehören. 

Hott  m.  AaWoIiI.  (Mört);  Bs,  n.  TuTäg.:  1.  die 
Stoffe,  aus  denen  ein  Mott-Hüfcn  (i.  S.  v.  1 ;  s.  Bd  II 
1048)  besteht.  aaOO.  Syn.  Mutt.  ,Soll  kein  M.  ver- 
brannt werden.'  Bs  Waldordn.  1814.  —  2.  was  beim 
Brennen  eines  .Motthaufens'  entsteht,  Branderde  mit 
Asche  Bs;  TBTäg. 

Mhd.  mot  n.,  Torfeide,  Morast.  Üher  die  weitere  Ver- 
breitung und  Etym.  des  W.  vgl.   Gr.   WB.   VI  2600/1. 

motte"  I,  in  AaWoIü.;  Zg  märte":  1.  intr.,  schwe- 
len, (unter  der  Asche)  glimmen,  von  einem  Schmauch- 
feuer Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  GrPt.  ;  L;  G;  Seil;  Scnw  ; 
„S;"  Th;  Uw;  „U;  Zg;"  Z.  Vgl.  KoJ-IInfcn  3  (Bd  II 
1047).  W'e""-me"  Sagspö"  heizt,  so  mottet  's  nw  Z.  Es 
exagts  Fräuli  ist  d's  Näni;  es  gaid  in  d'  Chuchi  ge" 
närhluege",  ob  's  im  Ghochöfeli  ette"  fW*  m.  tue  Gr 
Schiers  (Schwzd.).  Es  Glüetli  fallt  öppen  in  es  Xitelli, 
still  mottet  's  fürt  und  z'  Nacht  bricht,  's  einist  us, 
wenn  's  windet.  Hafl.  1813.  Es  motte'd  Stock  im 
Ofc"!  es  sind  unberufene  Hörer  da  Z;  s.  noch  Ofen 
(Bd  1  110).  Wenn  der  Stock  mal  brennt,  so  mottet-er', 
von  heimlicher  Bosheit,  Tücke  Ap;  Gl.  Es  hat  cn 
ledere''  cn  (sin)  Stock,  brünnt-er  nid,  so  mottet-er  doch, 
Jeder  hat  eine  Eigenheit,  böse  Eigenschaft,  wenn  nicht 
'•Heu.  so  doch  versteckt  Aa;  Z;  in  /.Stall. :  jede  Ma" 
häd  cn  Stock;  moltct-cr  nüd,  so  brünnt-er.  Es  sind  All 
|alle  Männer]  Stock;  orennfd-s'  nüd,  sc  motted-s'  Z. 
D' Manne"  sind  wie  Beckholdere'stüde" :  wenn  si  nid 
brennend,  so  motte"d-si  dach.  Sulger.  Vgl.  noch  l-'ml- 
Luch  (Bd  III  1028).  Auch  unpers.  Es  mottet,  gärt 
im  Geheimen  Ar;  B;  G;  Tu;  Vw;  Z.  Wo 's  mottet, 
chönnt's  noeh  brünne*,  oder:  wenn  's  nid  liriiniit,  sä 
mottet 's  doch  L.    Es  mottet  allinil  me>>  mein  ninie"). 


169 


5I-.it,  inet,  mit,  niiit,  null 


570 


hi-ii-nii,  von  geheimem  Groll,  Rache  Aa;  G;  Tu;  Z. 
Ea  heil  scho"  lang  hi-on  inn(e*J  g' mottet,  von  einer 
Krankheit  Aa;  Tu;  lt.  ,Je  lenger  ein  blast  und  un- 
w i IL  heimlich  mottet,  ie  böser  die  Uneinigkeit  wirt.' 
BBdll.  1S40.  , 1 11  welchen  tagen  der  anwill,  so  zwü- 
schel  den  Eidgnossen  und  der  herschaft  Östcrrich 
mottet,  ussbraeh.'  Vad.  ,Nun  bat  dis  lang  gemottet 
für  [die  Spannung  zwischen  Katholischen  und  Refor- 
mierten] einen  brennenden  flammen  empfangen.'  Kessl. 
..Man  hatt  ein  argwöhn  gefasset,  es  möchte  ein  fewr- 
funk  old  gleist  in  das  tach  sich  gesetzt  und  mithin  ge- 
mottet haben,  bis  das  es  angegangen  seie.'  1588,  SchwE. 
Klosterarch.  .Wenig  jar  vor  dem  Cappelerkrieg,  der 
aber  scholl  anfieng  zu  in.'  1593,  JMaler.  ,In  wem 
der  Glaub,  wo  nit  brünnt,  doch  mottet.'  FWyss  1650. 
.Solcher  Zeug  kann  etwan  lang  in  der  Aschen  ligen 
und  in.'  ebd.  1070.  ,Gott  hat  uns  heimgesucht  von 
Staffel  zu  Staffel.  Erstlich  mit  mottenden  Aufruhren, 
darnach  mit  ausgebrochener  Empörung.'  JMüli..  1673. 
,Von  Solothurn  lauft  Bericht  ein,  dass  daselbst  ein 
Morast  motte.'  JJScheuchz.  1708.  S.  auch  choilen  (Bd  III 
•Jus).  Von  faulender  Gärung:  .Demnach  so  lassen  sie 
dieselbige  Kreuter  etlich  Tag  also  stehn,  mit  dem 
Fürsatz,  dass  sie  meinen,  sie  wollen  mehr  Wasser 
empfahen,  so  sie  es  etliche  Tag  lassen  auf  einandern 
m.  und  putrificieren.'  JRLandenb.  1608.  —  2.  akt.  und 
tr.,  auf  dem  Felde  (zur  Reinigung  und  Düngung  des- 
selben) .Motthaufen'  anlegen  und  verbrennen  Aa;  Bs; 
L;  Sciiw;  Tu;  Z.  Vgl.  Kasth.  1822,  S.  221.  21/.,  grabe; 
Mist  a'legge*.  Im  Heumonet  tnet-me"  's  Lewatstrau  m: 
aScHw.  's  ist  xi>  fürchterlichi  Tröchni  überall,  <'ass  d' 
Matten  üsg'sehnd  wie  g' mottet.  L  Nachr.  1865.  ,A.  und 
B.  haben  bei  Urbarmachung  eines  Stückes  Land  in 
der  Gemeindswaldung  zum  M.  zwei  Förrli  abgehauen.' 
1838,  Z  Rechtspfl.  —  3.  unpers.,  nach  Brand  riechen 
UwE.  „Dumpfig  riechen,  bzw.  schmecken,  z.  B.  von 
einem  Hause.  Keller,  feuchtem,  verdorbenem  Mehl 
UUrs." 

Bei  FWyss  1673  erscheint  das  W.  auch  einmal  refl. 
gebraucht:  ,Wo  der  Zweitracht  auch  sieh  immer  motte  und 
erzeige';  doch  gehört  das  Reit,  wahrseh.  mir  zum  zweiten 
Vli.  Vgl.  noch  Gr.  WB.  VI  2602;  feiner  modere*,  modle* 
(Sp.    87). 

mottere":  glimmen  SchScIiI. 

„lnottne":  =  motten  ,2." 

mottele":  leicht  bewegen  W. 

motte"  II:  1.  bewegen,  aus  der  Ruhe  bringen  \V. 
Syn.  roden.  Mu"  mitoss  das  Etat,  du"  Choeh  in  ''er 
Pfannu;  du*  Chds  uf-um  '/'abtat  oft  m.  So  hei 
d'  He.e  du"  mächtige*  Stei*  miessu*  la*  fallu*  und 
hei-nu*  nimme*  mögu*  g'm.  W.  —  2.  refl.,  sich  regen 
„U;"  W.  Er  mottot-sclvich  nit,  cha""-schich  nit  m.,  er 
ist  langsam  in  der  Arbeit,  ebd.  Sellti-schich  Eim  darum 
[wegen  scharfen  Zuspruchs]  di  Galle'1  appe*  m.  ebd. 
.Motte  dich  nicht!  U."  —  er-:  =  dem  Vor.  in  ver- 
stärkter Bed.  W.  Kein  Finger  e.  Iez  hat  er  schick 
ermottot. 

Gegen  Zugehörigkeit  zu  lat.  motu*,  it.  meto,  erhöben  sich 
lautliche  Bedenken.  Nicht  unmöglich  wäre  etym.  Identität 
mit  motte«  I.  insofern  dieses  unter  Umständen  der  Bed.  ,sicli 
regen,   Zeichen  von   Leben  gehen',  sieh    nahem    kann. 

Miitteli.  in  ZRafz,  Stb.,  Zoll.  Me'tteli:  1.  Familien- 
name Ar;  Tu.  —  2.  Typus  des  Reichtums,  ein  Krösus, 
.    Rothschild  Ar;  G;  Seil;  Tu;  Z.    So  rieh  wie  ne*  (der 
Ar)  M.  GRorsch.    Es  nimmt  Alles  en  End,  sogar  M-s 


liiehiitin.  ebd;  's  ward  Eine'  meine",  de''  hett  's  M*8 
Guet,  von  Einem,  der  grosse  Ausgaben  macht  Sch; 
Tu;  Z.  /•''  ward 's  chaufe*,  wenn  i'1'  's  'M-s  Guet  hett 
G;  Z.  Wenn  Eine''  's  M-s  Guet  hett,  er  mäessi  j bei 
solcher  Verschwendung]  z'  Lumpen -üs  chu".  Sulger. 
.[Geiz  ist]  die  Quell,  könnt  man  auch  Metteiis  Gut 
erwerben,  von  vielem  Übel  und  Verderben.'  HSülzer. 
.Hos  tantos  sumtus  sustinere  nemo  queat,  ne  si  Pac- 
tolus  Uli  donii  fluat,  er  mag  solchen  Unkosten  nicht 
ausstehen  und  wenn  er  Metteiis  Guet  hätte.'  Den/l. 
1677;  1716.  ,Der  Geizige  denkt:  des  Metteiis  Gut  ist 
verzehret  worden,  geschweige  ein  so  kleines  als  das 
ineinige  ist.'  J.IUlr.  1727.  —  3.  en  muede  M.,  eine 
langweilige,  lästige  Person  ApM. 

Zu  2.  Die  Form  Metüli  ist  eine  der  Entstellungen,  wie 
sie  bei  Eigenuameu  häufig  sind;  vgl.  noch  Martin  (S]>.  126). 
flas  Geschlecht  der  Edeln  vom  Rappenstein  bei  St  Gallen 
mit  dem  Zunamen  .Mötteli'  war  in  der  2.  Hälfte  des  XV. 
in  der  Ostsehweiz  wegen  seines  Reichtums  sprichwörtlich 
geworden.  Das  Sehloss  Sulzherg  im  Bezirk  Rorschach,  in  dem 
nach  der  Sage  ein  grosser  Schatz  verborgen  sein  soll,  heisst 
heim  Volk  noch  heute  das  Motteli-Schlots.  Vgl.  EGötzinger, 
Von  dem  uralten  Möttelischloss  ob  Rorschach  (1870),  und 
bes.  RDurrer,  Die  Familie  vom  Rappenstein  gen.  Mötteli  (Gfd, 
Bd  48/9). 

niiit  mäd  PAL,  müde  (selten)  BG.,  Schw. :  (taub-) 
stumm.  —  lt.  muio. 

Mut  BK.,  „O.-,  Mild  BSa..  Si.,  Müde  (auch  -«'-) 
BG.,  Schw.,  3Iudo  F  —  in.,  Mud'a  f.  F:  taubstumme 
Person.  aaüÜ.  Der  Müde  hocket  uf  der  l'ari  [Pflaster] 
nssen  it"'  channet  Furgge*  BG.,  Schw.  (oft  als  Sprach- 
probe zum  Beweis  für  den  starken  Einfluss  des  be- 
iiachbarten  F  Patois).  Diin.  Mudli,  taubstummes  Mäd- 
chen BSchw. 

„Mtrtast:  =  Mut  BO."    —    Vieli:   nach   Ftmtatt: 

.Müde  1  I  -ii1-  in.:  1.  Taubstummer  F.  Er  het  zwe 
Buebe*,  aber  %ner  dena"  ist  c*  M.  FSs.  —  2.  Blöd- 
sinniger WLeuk.  —  3.  (auch  Dim.,  Mudeli)  schwer- 
fälliges Kind  BO.   —    It.  mutolo. 

mute":  aus  Verstimmung,  übler  Laune  nicht  reden, 
mit  gesenktem  Kopfe  still  oder  vor  sich  hinbruminend 
dasitzen  LG.;   „Schw;  Zg." 

umme"-:  trübsinnig  sich  herumtreiben,  z.B.  von 
einem  Kränklichen  L. 

er- müde":  verstummen  PA1. 

Müti  m.:  1.  Mudi  a)  Stummer  BG.  —  b)  Blöd- 
sinniger WLeuk.  —  2.  ungesprächiger,  mürrischer, 
uiissmutiger  Mensch  AaF.;  „VO;"  LG.  Bes.  in  der 
RA.  de*  M.  mache"  oder  ha",  missvergnügt  sein,  mür- 
risches Schweigen  beobachten,  den  Beleidigten  spielen. 

Mudi  f.:  Sprachlosigkeit,  Stummheit  PA1. 

Mütich  I,  -ech  m.:  Schmollgesicht,  Schmollender 
\aF.,  Fri.,  Ke.  Mach  e"  rechte"  M.!  Er  ist  en  (rechte') 
M.  —  Nach  einer  Angabe  in  AaWehl.  auch  Muttick.  Vgl. 
Mutti   n. 

„mutig",  g' mutig:  Nichts  redend,  „nur  muckend", 
mürrisch  „VO;"  L;  Zg.  G'm.  und  ieioiderlvh  si*  L. 
Frau  zu  ihrem  Manne,  der  aus  Ärger  tagelang  kein 
Wort  zu  ihr  gesprochen:  Warum  bist  so  g'm.  geg-mer? 
JBEgli  1871. 

muff,  „muttig  I":  1.  ungehörnt,  bes.  von  Ziegen, 
Schafen  BK.,  Si. ;  GiiD.;  L.  Die  mutte"  [Ziegen]  gelte" 
uf-em  Miirit  geug  nie  a!s  die  g'hürne".  SWlEDMER.  Der 
lieb  Gott  het  tvol  g'iviisse",  wclcher  Geissen  er  soll  muttu" 


571 


Mat,  met.  mit,  mot,  niut 


572 


lasse",  welchen  Menschen  er  Armut  (und  welchen  er 
Reichtum)  geben  solle  BoSi.  En  m-c  Tüfel!  Ausruf 
des  Zweifels  BR.  -  2.  abgestumpft,  stumpf  in;..  Si.; 
P  (Comp,  mit  üml.).  D's  Messer  ist  mutts  BR.  F" 
motti  Set/esse"  F.  —  3.  „grob  und  dick  Aa;  13>;  B; 
VO;  Sj  '/..- 

Churw.  m(u)ott,  comask.  mot,  der  Spitze  beraubt,  abge- 
stumpft, zu  lat.  mutilus;  vgl.  Diez  *  '1  H>  (unter  montane), 
ferner  mutuch.  Hieher  auch  .Mutthorn',  Berg  mit  abgerun- 
detem  Gipfel    UUrs.,   womit  ßburw.    Muotta  zu   vgl.   ist. 

Muffel  Mudel  II  Gr  ObS.,  V.,  Müttel  BG.  -  m.: 
Ziege  ohne  Sörnor,  in  Gr  ÜbS.  auch  von  Kindern. 
Dim.  Mutteli,  Ziegenname  BGr. 

M  utte°  I:  1.  a)  f.  (von  Natur)  ungehörnte  Ziege 
AaWoIiI. ;  BG.,  0.;  F;  Gr  (auch  Geiss-M.);  W;  ZHed. 
Syn.  Mutsehen.  S.  gehudlet  (Bd  II  1005).  Ünse*  Her 
hol  esie  [ehemals]  spitzi  lloru"  (/hebet,  iez  ist-er  e" 
vöüigi  M.   norde"  [hat  an  Strenge    nachgelassen]    W. 

—  b)  in.  Ziegenbock  Bs  (Spreng).  —  2.  Schlitten  BGr. 
(St.b),  Ha.  (Ebel).     Vgl.  Geiss  3  a  (Bd  II  400). 

Mutti  1  m.:  1.  Ziegenbock  ohne  Hörner  AiLeer., 
Wohl.;Bs;L.  Syn.  M.-Bock.  Verhüllend  für  , Teufel': 
Der  M.  soll-dich  ne"!  SBib.  Sonst  =  Mutte.n  1  a  AaF., 
111..  Hold..  St.,  Wohl,  (im  Gegs.  zu  Geiss);  Bs;  BO. ; 
Lj  SThierst.;  W;  „Z."  Syn.  Muttel-Geiss  (Bd  II  103). 
Auch  von  Schafen.  Kühen  AaHI.,  St.;  Bs;  „B;"  L;  „Z." 

—  2.  Huhn  ohne  Schwanz  Bs.  Syn.  M.-Huen  (Bd  II 
1375).  Dim.  Mutteli.  —  3.  Hundename  Bs;  Pferde- 
name  S.  Mutti  n.,  Maultier.  Rigi.  Mutteli,  scherzh. 
übh.  von  kleinen  Haustieren  AAZein.  —  4.  Dickkopf 
AaWuIiI.;  Bs;  B  (auch  von  Tieren).  Kurzer,  dicker, 
Otter  .Mann  BBr.,  bes.  auch  Knabe  Aa;  Bs;  „B;  Gr; 
LE.;"  SchwE.  Fn  dicke'',  fcisser  M.  Stinker  Bs  (An. 
ad  St.).  Spitzname  AASt.,  Schimpfname  für  Männer 
SB.,  NA.  Familienname  B.  —  5.  Vermummter  BBurgd. 
Spec.  Bezeichnung  des  Gauklers,  der  beim  Ausschlösset 
(Grümpelschiessen)  die  Jugend  unterhält,  damit  sie 
nicht  in  die  Nähe  des  Schiessplatzes  gehe.  ebd.  — 
0.  (dicker)  Bauch,  bzw.  Dickbauch  AAFri.;  BsStdt. 
De''  Schnider  nimmt  's  Miss  über  de"  M.  Wenn  Kim 
der  Metzger  chann  e"  Bei"  uf  d'  Wäg  glieie"  anstatt 
tun"  Stuck  Fleisch,  so  duet's-em  noch  im  M.  [in  der 
Seele]  wol  BsStdt.  —  7.  kurzer,  dicker  Gegenstand 
übh.  AaHI.  Spec,  Dim.  a)  „Muttli  =  Mutsch-Chäs 
(Bd  III  508)  BSa."  —  b)  Mutt(e)li,  um  Aarau  Mutteli, 
kurzer  Backstein  AaE1ii\,  Zein.;  vgl.  Chröttli  (Bd  III 
880).  Auch  Substantiven  vorgesetzt,  um  das  Kurze. 
Dicke  zu  bezeichnen:  Mutteli-Händli,  -Fass,  -Rüebli 
SOlt.     Vgl.  noch   Mutti-Gersten  (Bd  II  431). 

Iläli-:  1.  Schafbock,  auch  Schaf  übh.  S  (Kdspr.). 

—  2.  Gebäck  aus  Lebkuchenteig  in  Form  eines  Schafes, 
dem  an  Stelle  des  Schwanzes  ein  Pfeifchen  aus  ge- 
branntem Ton  eingebacken  ist  Aa  (auch  H.-Mutteli) ; 
S.  Syn.  l'ßfen-Scliii/li.  In  Aa  zu  Ostern  als  Geschenk 
für  die  Kinder,  in  S  etwa  von  Paten  am  S.  Nikiaustag 
geschenkt.  —  3.  dreibeiniger,  beinahe  kugelrunder, 
mit  Henkel  versehener  Kochtopf  SGrench. 

:!  könnte  nach  ihr  Ähnlichkeit  mit  2  benannt  sein,  doch 
liegt  'lii'  Annahme  einer  Zss.  mit  Uäli  (Bd  II  1133)  eben 
sm  nahe. 

Neujär-:  meist  im  PI.  -Mittlem",  schreckhaft  ver- 
mummte Gestalten,  die  ums  Neujahr  unter  Lärm  and 
Gepolter  dir  Häuser  besuchen,  um  sich  mich  dem  Be- 
tragen der  Kinder  zu  erkundigen  und  im  Anschluss 
daran    die  Neujahrsgeschenke   auszuteilen    BE.     Vgl. 


Chlaus  (Bd  III  687).  —  Chas-,  Suppe»-:  spöttische 
Bezeichnung  eines  Liebhabers  von  Käse.  Suppe  Bs;  s. 
-  Dreck-:  Mensch  mit  beschmutztem  Anzug  Iistdt. 
.Mutti  n.:  1.  Es  M.  fs  Mutterli  LSemp.)  mache", 
ein  Hängemaul  L.  —  2.  Firn  d's  M.  legge",  den  Mei- 
ster zeigen   BSi.     Du  faulst  schon   Im"  |  Einen],    der 

il'f  d's  M.  liH.  SCHWZD.  15,  37.  —  Zu  1  Vgl.  das  syn. 
rfe*  Bock   mach*  ". 

Muttig  m.:  kurzer  und  dicker  Mensch  S. 

Wahrsch.  aus  Mutti.  I,  ■  zur  Bildung  vgl.  Mörieh  (Sp.  376). 
Hiehor  wohl  auch  mit  ungenauer  Schreibang  die  Angabe  von 
Rochh. :   Mntech,   Otter   Mensch   Aa. 

Muttle"  I  f.:  1.  (in  Gr  lt  ('amenisch  auch  Mudle") 
=  Mutten  IIa  AABb.;  GrD.,  Pr.;  PAL;  Sch;  W;  /. 
Auss.,  O.  Ziege  übh.  Gr;  GWe.;  ZRümL;  langhaarige 
Ziege  GRUVatz.  —  2.  (dicke)  Kuh  Gl;  Sch  (Kirchh.). 

0.  dicke,  fette  Weibsperson  Gl  (St.b);  GiiMai.; 
GT.;  Sch  (Kirchh.);  Th  ;  Z  (Spillm.).  E"  ticki  M .  — 
I.  Kaminstein,  fast  so  breit  als  dick  A.vBb.  Vgl. 
Mutti  7  b.  —  :J  wäre  vielleicht  für  einzelne  Orte  ehe)  an 
Miitil.it  in  anzuknüpfen. 

Gras-:  Grasmücke  GrD.  —  Entstellt  ans  Gr.-Mugglen! 

Gros-:  die  grossen  Carabusarten,  bes.  der  Gold- 
laufkäfer, Carabus  aur.  Fabr.  SchKI.  —  Vgl.  ffros- 
Muggelen  (Sp.  131). 

Schutz-  GuChur,  Mal.,  -Mudle"  GuSpl. :  =  Sehute- 
Gatter  3  (Bd  II  498),  von  Weibspersonen. 

„  muttle"  I:  mit  geschlossenen  Lippen  kauen  oder 
essen   wie  zahnlose  alte  Leute  Gl." 

muttle"  II:  „die  Haare  schlecht  und  zu  nahe  am 
Kopfe  scheren  W."     Vgl.  mutz. 

„Muttier  m.:   Widder  ohne  Hörner  W." 

g'muttlet  GrD.,  L.,  g'mudlct  GRObS.:  abge- 
stumpft. Syn.  tfnitttschet.  In  GrD.  spec.  </-("'  Bock, 
g-i  Geiss,  Tiere,  die  durch  irgend  einen  Zufall  ihre 
Hörner  verloren  haben,  im  Gegs.  zu  Muttle'-Geiss, 
-Bock,  die  von  Natur  hornlos  sind. 

Muttli  m. :  1.  „Tier  ohne  Hörner,  als  Kuh.  Schaf, 
Ziege  B;  L;  Z."  —  2.  Mudli,  Stier,  auch  bildl.  Gr 
(Vassali).  —  3.  „kurze,  dicke  Mannsperson  B;  Gr;  1.." 

Schutz-:  =  Schutz-Gatter  3,  von  Mannspersonen 
GrPi\ 

Mütti  in.:  grosser  und  fetter  Mann  aSciiw.  Du 
mangletist  nümme"  z'  drüeje",  de  bisch  iez  scho*  e*  M. 
tce-ti-e"  Kumisari. 

Mutt  I:  =  Molt  B.  M.  füre",  Branderde  machen. 
Mit  Selltye"  [Schelmen]  sött-me"  M.  füre"  im  Hüs- 
tage",   wenn-me"  Brönnherd  macht  für  Kabisplätze*. 

Gotth. 

M  utte"  II,  bzw.  Motte",  in  AaWoIiI.  Mörte"  —  f., 
Dim.  Müttfejli  B:  1.  mit  Hacke  oder  Pflug  ausge- 
stochenes, bzw.  abgeschürftes  Rasenstück  (zum  Itchuf 
des  ,Mottens'  auf  einem  Grundstück)  AaEIh'..  Leer..  St.. 
\V..hl.;  Bs;  B;  „VO;"  L;  S.  Syn.  Wasen-Pöschen. 
j  Der  Geizhals  |  denkt  im  stille"  dra",  wie-u-er  mit  List 
com  Nöehhersstück  e"  M.  chratee*  cha""  S  (Schild); 
vgl.  M.-Chratzer  (Bd  111  931).  Mutteli  lasse",  ein 
Knabenspiel:  mit  der  Linken  das  linke  Ohrläppchen 
lässend,  ein  offenes  Taschenmesser  in  der  durch  die 
Biegung  des  linken  Arms  geschobenen  Rechten,  sucht 
Einer  das  Messer  so  zu  schleudern,  dass  die  Klinge 
aufrecht  im  Duden  stecken  bleibt.  Gelingt  ihm  dies 
Kunststück  fünf  oder  zehn  Mal  hinter  einander,  und 


57:: 


Mat.   mot.  mit.   Unit,   nun 


.",7  1 


vermag  er  schliesslich  ein  etwa  V2'  langes  in  den 
[lasen  gestocktes  Stäbchen  mit  den  Zähnen  heraus- 
zuziehen, so  hat  er  das  Spiel  gewonnen  BKirehb.  Vgl. 
Steck-Meck  (Sp.  140).     Im  Anzählspruch  der  Kinder, 

ob  Himmel  oder  Holle:  Was  uitt  lieber,  Stei"  oder 
Matte":'  —  Stei'!  Gang  sunt  liebe"  Gott  hei'"!  — 
Matte"!  Gang  eum  Tüfel  i*  d'  Hotte"  [=  Hatten]!  Aa. 
In  dem  darauf  folgenden  Ballspiele  bilden  die  in  wei- 
tem Yiereek  stehenden  Kinder  den  Himmel,  die  in  der 
Mitte  stehende  Gruppe  die  Hölle.  Eochh.  1857,  429. 
439.  .Ligotter  les  vignes,  die  Reben  von  Steinen,  M. 
und  Kräutern  säuberen.'  Rhag.  1650.  (Grosse)  Erd- 
seholle übh.  AaEIit.,  Leer.,  Zein.;  Bs;  B  (in  G.  auch 
Mutti)-  Gl;  S.  Syn.  Sehübel.  E"  31.  Herd  S.  Grössi 
M.,  grössi  Stucki  Bröd  Aa;  S,  wohl  mit  Bez.  darauf, 
dass  grosse  Schollen  Zeichen  eines  trockenen  Herbstes 
sind,  der  ein  gutes  Gedeihen  der  Saat  verspricht;  vgl. 
Scholle"  und  das  homer.  £p((äcoX.os  als  Epith.  ornans 
eines  fruchtbaren  Geländes.  M.  stüpfe",  eig.  auf  um- 
geackertem Boden  die  grossen  Schollen  mit  den  Schuh- 
spitzen zerkleinern,  dann  auch  :  darauf  herum  stolpern; 
mit  scherzh.  Ubertr.  1)  ein  Bauer  sein  B.  —  2)  mar- 
schieren lernen,  vom  Rekruten,  ebd.  Muest  ga"  M. 
stapfe"?  So  neu  üsendige"  Dag  müesse"  M.  stüpfe", 
Das  will  Öppis  heisse".  Vgl.  noch  M.-Plüt scher,  -Stü- 
pfer.  ,Der  Boden  soll  anfgehacket,  aber  nit  grob, 
sondern  es  sollen  auch  die  M.  klein  zerschlagen  wer- 
den.' Uhag.  1G50.  —  2.  =  Mott-Hüfen  1  (Bd  II  1048) 
Bs  (Seil.).  —  3.  grosses  Stück  B.  Ies  zieht  die  Frau 
so  ne"  rechti  M.  vo"-mene*  Bröd  use*  [aus  dem  Ofen]. 
B  Dorf  kai.  1870. 

Zum  syn.  frz.  motte  verhält  sich  unser  W.  wie  Butten 
zu  huiu  :  beide  Mal  ist  das  frz.  W.  aus  dem  Deutschen  ent- 
lehnt. S.  Audi,  zu  Motl,  ferner  Diez  *  218.  Zu  erwägen 
wäre  immerhin,  oh  und  inwieweit  auch  der  Stamm  mutt, 
stumpf,  kurz  und  iliik,  bereinspiele.  Das  W.  kommt  auch 
als  Ortsn.  vor  li ;  Gr  (Mutta) ;  S;  vgl.  dazu  die  frz.  Ortsn. 
fa  Motte,  le»  Motten,  it.  Motto  lir;  T,  Cimtdmotto,  .Sehiiiimcl- 
mutt'   PPo. 

G ras-:  =  Mntten  II 1  Bs;  B;  L.  -  Hgrd-:  =  Mut- 
ten  II 1  B  oAa.,  L.,  Si. ;  F J.  (-Mutti).  —  Sa n d - :  gevierte 
Stücke  Sandstein  zum  Einmauern  LG.  ,Die  Fundamente 

des  Gebäudes  von  S.  und  Kieselsteinen.-  .Seit  Manns- 
denken wurden  hier  S.  gegraben;  zuerst  am  Geiss- 
rüggen, wo  eine  festere  Steinart  gefunden,  die  zu  den 
Fasen  der  Kirche  gebraucht  worden.'  Glur  1835.  ,S. 
zu  graben  zahlt  man  1  Btz.  per  Stück.'  ebd.  — 
Sehne"-:  Schneeball  BSi.  —  Wase»-:  =  Mutten  II 1 
B.  .Gleich  nach  dem  Emdet  ist  der  Boden  zu  schälen 
und  sind  die  W.  mit  tiefeingreifender  Eichte  mehr- 
mals zu  eggen.'  B  Ztg  1857. 

mutte"I:  1.  =  motten  1 1  Bs;  B;  L;  S.  Es  mutt  et 
Keumis  [Etwas]  L.  Wenn  's  nit  brünnt,  SO  muttet  's 
doch  S  (Sprichw.).  , Weiter  sagte  sie  mir  Nichts  und 
Hess  nun  Alles,  was  sie  mir  an  den  Kopf  geworfen, 
ordentlich  m.  in  demselben.'  Gotth.  —  2.  =  motten  12 
AAZein.;  L,  —  3.  Erdschollen  zerkleinern  SRechersw. 
Syn.  schollen.  —  4.  mit  Acc.  P.,  mit  Erdschollen  be- 
werfen. Id.  B. 

muttig  II:  (gross-)schollig  AAZein.;  S. 

muffige"  I  BBrisl..  muttikc"  AAZein.:  intr..  unter 
der  Asche  glimmen.  Auch  bildl.  von  kochendem  Zorn 
AAZein. 

ver-nuittike":  verglimmen  AAZein. 

Muttle"  II  f.:  =  Mutten  II  1  BO. 


Sand-:  vereinzelte  Stücke  Sandstein,  wie  sie  etwa 
beim  Graben  im  Weinberg  zum  Vorschein  kommen 
ZRafz. 

muttle"  III:  den  Rasen  einer  Wiese  abschürfen 
zum  Behufe  des  ,Mottens'  (s.  motten  I  :>)  B. 

muttne":  1.  „=  mottnen."  —  2.  tr.,  mit  Erd- 
schollen,   bes.  aber   mit  Schneebällen   bewerfen    HSi. 

—  3.  intr.,  die  Strassen  zum  Zweck  der  Reinigung 
schürfen  BSchangn. 

muttle":    1.  den  Rasen  eines   unaufgebrochenen 

Landstückes,  das  nachher  bepflanzt  werden  soll,  in 
kleinen  Stücken  abschälen,  tw.  um  ihn  nachher  zu 
verbrennen  und  mit  der  Asche  das  Land  zu  düngen 
BE.,  0.;  L  (St.b).  Der  Bits  Land  muess-mer  hür 
g'müttlet  si"  B  nSi.  —  2.  Erdschollen  auf  dem  Felde 
zerkleinern  BE.  Für  s'  chärstle"  w'  s'  m.  wäre*  si 
[meine  Töchter]  guet  g'nue^.  Spinnet  1896. 

Mutt  II  Aa  (Judenspr.);  Gr;  SchScIiI.,  sonst  Mütt 

—  ni.:  1.  altes  Hohlmass.  a)  für  Getreide,  auch 
Hülsenfrüchte,  der  4.  Teil  eines  Malters,  haltend 
4  Viertel  zu  4  Vierling  zu  4  Mässli  Zg;  Z.  In  B 
(noch  bis  in  die  60er  Jahre  lebendig)  =  12  alte  Berner 
Mass  (während  das  Malter  deren  10  fasste,  wornach 
die  Angabe  Sp.  214  für  B  zu  berichtigen  ist),  in  AaF., 
Ke.;  Sch  =  6  Sester,  =  60  Liter;  in  ScuwE.  =  80  Pfd. 
In  Gr  1  Remüser  Mutt  =  2  neue  Schweizer  Viertel. 
.Ich  gebe  einen  Mütt  Kernen  dem  Müller  zu  malen, 
selbiger  wäge  mir  190  Pfund.  Er  solle  so  genialen 
werden,  dass  es  20  Pfd  Krüsch  gebe.'  AHöpfk.  1787. 
,Das  Bremgarter  Mass  fordert  auf  unsern  [Zürcher] 
Mütt  einen  Vierling.'  1820,  Z  Brief.  Der  M.  füllte 
einen  gewöhnlichen  Getreidesack,  daher:  ,in  den  Boden 
ausen  geheit  wie  ein  M.  Mehl.'  Stutz.  E"  M.  ü/'iie". 
Spiel:  Einer  legt  sich  auf  den  Boden  und  soll  von 
einem  Andern  auf  die  Schulter  gehoben  werden,  was 
der  Erstere  möglichst  zu  erschweren  sucht  B.  Das 
Girren  eines  Turteltaubenpaares  wird  in  B  folgender- 
massen  nachgeahmt:  Hans  llucdi.  wo  u-ost  [willst] 
hi"?    ,Gu"  Thuii:     Was  mache"?    ,Ga"  Erbs  chaufe".' 

Wie  vil?  ,E"  Mütt.'  S.  noch  ewig  (Bd  I  610),  gän 
(Bd  II  7).  fründ-gäb  (Bd  II  61).  Gik  (Bd  II  238)  und 
vgl.  Absch.  IV  2^  1115;  Planta  1872,  293;  Seg.,  RG. 
II  249!  —  b)  für  Obst.  ,Ze  Betzikon  ein  müt  öpflen 
geltes.'  1379,  Z  Urk.  —  c)  für  Wein.  ,Ein  Lehen  Reb- 
land um  den  jährlichen  Zins  von  6  Mütt  Wein.'  1523, 
Absch.  .5  M.  Wrein.'  1571.  ebd.  —  d)  typ.  für  Haufe, 
grosse  Menge.  , Heftest  schon  gehl  ein  ganzen  mütt, 
noch  möchst  den  lali  zahlen  nit.'  GGotth.  1599.  — 
2.  ideelles  Waldmass,  Waldanteil  ZRüml..  Wipk. 
,8  Mütt  Holzgerechtigkeiten  im  Käferwald.'  1877,  Z 
Gantanz.  Ein  Bauer  von  ZWipk.  verkauft  einen  ewigen 
Gültzins  ab  seinem  Hause  nebst  Baumgarten  und  .sinen 
zwen  müt  holzmarch  im  Keferberg  gelegen.'  1  139,  /. 
Urk.  —  3.  „Mitt  n.,  Mass  von  zwölf  Fischen  W." 

Ahd.  mutti,  mhd.  mutte,  mütte,  von  lat.  modius.  .Mutt' 
auch  1592,  Foffa;  Scbimpfr.  1051.  Zu  2  vgl.  Immi  2  (Bd  I 
223),  Wim  I  <•  8  (Sp.  453);  zu  unserm  W.  spec.  ist  daran 
zu  erinnern,  dass  das  Stift  Fraumünster  in  Zürich  den  Höfen 
der  Gemeinde  Rttmlang  die  Waldung  gegen  Entrichtung  eines 
jalirlirhen  Grundzinses  (in  Mutten  Kernen)  überlassen  hatte, 
daher  wohl  der  Name;  vgl.  Z  Rechtspfl.  '2,  401)  f.  und  die 
Anm.   zu    Mutten    III. 

(lau-  s.  Gäu-Malter  (Sp.  211). 

Brügge"-:  .doppelter  Mütt  der  fixen  Zollabgabe.' 


575 


Mat,  met,  mit,  niot,  niut 


576 


B  (vMiilinen).  -  Vgl.  Brugg-Baber  (Bd  II  934),  Brvgg- 
i  Summer-)  1/8««  (Sp.    155),    ferner    B  Tellbüchor   1896,    169. 

Mütter  in.  Die  ,M.'  massen  im  Salzhaus  den 
Fremden  das  Salz  in  Sestern  zu.  Bs  XIV.  88.  Der 
[früher  bischöfliche,  jetzt  städtische!  .Zoller'  hatte  die 
Aufsicht  über  die  Masse  und  ,11.'  ebd.  59.  —  Vgl.  Gr. 
KR.    VI    2804. 

muttig:  1.  einen  Mütt  fassend.  En  m-C  Sack. 
ein  grosser  Getreide-  oder  Mehlsack  B;  Z.  ,M.,  das  ein 
mütt  haltet,  modialis.'  Mal.  —  2.  auf  Ackerland  be- 
zogen: so  gross,  dass  ein  Mütt  Same  zur  Aussaat 
erforderlich  ist.  ,Die  hanfpünt  ungever  mutiger  saat- 
gross.'  ZWthur  Stadtb.  ,Ein  müttige  Hanfpünt.'  1Ö9G. 
Z  NGlatt  Urk.  -  Vgl.  mt-gröm  (Bd  II  80(1),  wo  die  Aum. 
iu   Bez.  auf  Mütt  zu  berichtigen  ist. 

zwei-:  zwei  Mütt  fassend.  ,Uer  müliweg  ob  der 
mülin  und  under  der  mülin  soll  also  weit  sein,  dass 
ein  jeglicher  mit  einem  zw-en  sack  wol  durchaus  mag 
faren.'  IWellh.  Offn. 

Muteeh  II,  -ich  AAEhr.,  F.,  Ke.,  Leer.,  Zof.;  BO.; 
Gl;  L;  ScHHa..  Nnk.;  S;  TiiTäg.;  Z,  Ütich  SchScIiL. 
Muttech,  -ich  AABb.,  Wohl.,  Zein.,  Z.;  Bs  (Seil.);  ~&(ul); 
Sen;  TiiWagenh.,  Muttig  Ms (u'J ;  BBrisl.,  Mudil;  ZW1.. 
Wthur  —  in.,  in  Bs  (lt  einer  Angabe  nur  bei  der  Jün- 
gern Generation);  BBrisl.  f.  —  PI.  Mutechc"  S  (Hofst.), 
Mütech  Bit.:  1.  heimlicher  Vorrat,  Mauke,  auch  der 
Yerwahrungsort.  a)  von  Obst,  bes.  Äpfeln,  Birnen. 
Mispeln,  auch  Nüssen,  welche  Kinder  zum  Behufe 
weitem  Ausreitens  oder  Mürbewerdens  gewöhnlich  im 
Heu,  in  Aa;  S  auch  etwa  in  einem  in  der  Wiese  ge- 
grabenen Loche  verstecken  Aa;  Bs;  B;  Gl;  L;  Seil;  S. 
Syn.  Mundäeher  (Sp.  322).  En  M.  mache",  «"lege". 
Wie  mengi  schöni,  Channe'b Ire",  wie  menge  fürzünt- 
röte"  Santichlaus-  und  Chlefeliöpfel  hesch-mer  in  mi's 
Chuttli  g'gchoppet,  wie  mengisch  han-i'''  mini.  Müteche* 
mime*  mit  dlne"  Gr'schenjce'  enzig  chonne"  a'fülle* .' 
JHofst.  1865.  ,Das  meitli  hett  ein  mütticli  uf  dem 
heuw  gban  mit  biren  oder  ppfel.'  1540/73,  UMky.  ,Der 
Mautich,  Obstgehalter,  poraarium,  absconilitus  the- 
saurus.1  Red.  1662.  —  b)  an  Geld,  Gut,  Erspartem 
übh.  Aa;  B;  Gl;  L;  Seil;  Tu;  Z;  z.  B,  der  .Sparhafon- 
im  Kasten  der  Mutter,  der  den  Töchtern  nach  deren 
Tode  im  Voraus  zufällt  Z.  De''  hed  e"  rechte  fstifc") 
M.  B;  L;  Syn.  ist  hcimlih  feiss.  Wa  der  N.  ist  g'storben 
g'stu,  kein  du  [da]  meincn-i'h  siner  Erben  c"  tolle"  M. 
Gilt  chünnen  üsnen  BR.  .Jetzt  chneulet  bald  die  ganze 
Bundesversammlung  auf  dem  eidgenössischen  Kriegs- 
muttech  [Kriegsschatz]  und  will  nicht  mehr,  dass  mit 
der  grossen  Kelle  daraus  angerichtet  werde.'  B  Dorf- 
kal.  1894.  ,[Die  Frauen  fürchteten]  Anken-  und  Eier- 
geld, die  Quellen,  welche  in  den  geheimen  Muttech 
der  Weiber  fliessen,  möchten  vertrocknen.'  Gotth. 
,Mit  allen  Gütern,  der  Baarschaft,  dem  Muttich  und 
Schatz  des  Klosters  S.  Gallen.'  1529,  Absch.  , Sehend 
nichts  uf  die  so  unbegründete  Gassenreden,  samb  [als 
ob]  unser  Ehmann  und  Vatter  äld  wir  an  zytlichen 
Mittlen  etwas  hinderschlagen,  ein  Muttich  gemacht 
oder  derglychen  verübt.'  1647,  Z  (Bittschrift  der  Fa- 
milie eines  Konkursiten).  ,Der  Schatz,  Mautich,  the- 
saurus,  fiscus,  gaza.'  Rf.d.  1002.  ,Ein  anderer  machet 
einen  Muttich  zusammen,  will  eintweders  ausreissen 
oder  hat  sonst  nichts  Guets  im  Sinn.'  PWjfiS  li>7'_'. 
-  2.  übh.  Vorrat,  Haufe,  Menge,  bes.  von  Speisen, 
Geld  Aa;  Seil;  S;  Tu.     En  (ganzer)  M.,   eine  Masse, 


sehr  viel  Scn;  S;  Th.  En  M.  [sehr  viel]  Geld  Soh. 
Du  hest  en  rechte"  M.  [einen  Haufen  Speise]  uf  ''em 
Teller  AASt.  .Stäts  by  einanderen  essen  und  an  ein 
mutich  ze  huf  geschütt  syn.'  HBull.  1531,  vom  Korn- 
munismus der  Wiedertäufer.  —  3.  unordentlich,'  An- 
häufung von  allerlei  Sachen.  Durcheinander  AaBI>.. 
Leer.,  '/,.;  BsStdt;  Soh;  S.  Du  hesch  e"  M.  in  dinn- 
Stube",  rüm  doch  e'  Bitr.eli  uff!  Bs.  lch  bin  im  wäget 
nit  z'  g'ring  g'si",  dass  er  cho"  g'si*  ixch  in  eusi  Mutig 
| gemeint  ist  ein  ärmliches  Zimmer].  Breitenst.  Sotten 
und  Chrotten  und  G'möl  und  ander!  grüsligi  Tierer 
hei"  ire"  Muttig  dö  g'ha"  Bs  (WSenn).  Er  längt  in 
e"  Mütech  voll  Hornüsser  ine".  BWvss  1885.  .Geniste 
von  allerlei  Unrat,  Wust'  Bs  (Spreng);  Kehrichthaufen 
AALeer. ;  Gerumpel  BsStdt;  abgetragene  Kleider,  die 
man  in  eine  Ecke  zusammenwirft  AABb.  Übertr.  auf 
Menschen:  viele  eng  zswohnende  arme  Leute  AABb.; 
vgl.  Miggis.  E"  gruliehe''  M.  vo"  Hindere"  Bs  (Spreng). 
Me*  het  wider  e"  verfluechte"  M.  üsg'no",  die  Stadt- 
knechte  haben  wieder  ein  rechtes  Nest  von  Dieben 
und  Lumpengesindel  ausgehoben,  ebd. 

Zur  Etyni.  um]  Verbreitung  des  W.  vgl.  ,Maute'  (ßr, 
WH.  VI  18:3.0  und  .Mutti,),'  |, -1..1.  '_'s:;m.  An.li  in  unsern 
MAA.  haben  sich,  so  weit  die  Angaben  ein  sicheres  Vit.il 
gestatten,  zwei  Stämme  mit  urspr.  «  und  «  gemischt,  von 
denen  der  letztere  mit  dem  Stamm  von  Matt  1  identisch 
sein    könnte. 

Öpfel-Mütig  BsL.,  -Muttech,  -Muttig  S:  =  Mü- 
tech 1  a. 

Mutti  II:  1.  =  Muteeh  1  6.  .Ghört  er  [der  Figen- 
nützige]  etwan  von  eim  muti  sagen,  und  sig  vorhanden 
etwas  in  teil,  da  ist  im  seel  und  leben  feil,  wie  er 
sin  band  zum  erst  drin  wasch.'  Salat.  —  2.  f.  =  Mu- 
teeh 2.  Das  ist  die  ganz  M.,  Alles  was  erhältlich 
ist  U.  —  3.  in.,  altes,  abgetragenes  Kleidungsstück 
Bs;  vgl.  Mütech  3. 

muttig  III:  unordentlich  Bs. 

M  litis  m. :  =  Mütech  3  AALeer.  Zur  Bildung  vgl. 
Müggis  (Sp.  135),  Minggis  (Sp.  332). 

Mu  tt  oche  te"  f.:  Durcheinander,  z.B.  in  einer 
Schublade   TnStettf. 

niilttel:  feucht  und  weich  Bs  (Spreng).  .Das  Papier 
ist  vom  Wetter  ganz  m.  worden.  Das  [frischgebackene] 
Brot  ist  noch  ganz  rn.' 

muttele"  I:  1.  feucht,  dumpfig  riechen,  wie  z.B. 
ein  ungelüftetes  Schulzimmer  nach  der  Stunde,  feuchte 
oder  alte  Wäsche  Bs  (u'J;  B  oAa.,  Be.  's  Schile  isch 
all  inirdc",  es  het  a'fange"  m.  Bs  Volksfrd.  Ott  ge- 
paart mit  dem  syn.  bruttelen:  es  bruttelet  und  mutteht 
Bs.  —  2.  feucht  auf  einander  legen,  z.  B.  Wäsche  zum 
Plätten  Bs.  Das  l'apir  zum  Druck  ist  noch  nit  g'nueg 
g'mutlet.  Spreng.  —  3.  faul  auf  einander  liegen.  .Ein 
Knüppel!  Kinder,  die  auf  einander  mutteln.'   Spreng. 

A mli  hier  scheinen  sich  zwei  Stämme  mit  it  und  »  ge- 
mischt zu  haben:  arspr.  »  ist  für  Bs  bezeugt,  U  für  BBe. 
Hie  Farm  mit  «  könnte  zu  Mutti  I  gehören;  jedenfalls  hat 
tw.  Anlehnung  daran  stattgefunden,  auch  Zshnng  mit  .!/■.», 
Muii  I  wäre  zu  erwägen;  vgl.  bes.  motten  /  ::.  Der  Stamm 
mit   «    ist   violl.    'Irr   selbe    wie    iu    Mütech. 

I»-muttele°  Bs  (Spreng),  -mutte*  BsSi.lt  f-u'-J: 
Wäsche  einsprengen,  Dinge  feucht  auf  einander  liegen 
lassen,    bis  Alles    durchgeweicht   ist.     Syn.  in-beizenl 

1  "-m  utte  re"  f.:    Wäscherin,  wekhe  die  Wasch« 

einsprengt   BsStdt. 


-.:: 


Mat,  iiiot.  mit,  mot,  niiit 


578 


(in-)muttige"  II:  =  i"-muttele"  Bs  (Spreng). 

m  uttlig;  =  muttel  Bs. 

Mütele":  (PI.)  fingiertes  Gericht.  Auf  die  neu- 
gierige Präge  des  Kindes:  Was  häm-mer  s'  Tiribig? 
antwortet  die  .Mutter  ausweichend  oder  abfertigend: 
Jung  M.l  ZZoll.  Vgl.  jung  Mus.  ferner  Ghrebs- 
Chuttlen. 

liiiittele"  11:  mit  einer  Art  Roulette  um  Geld  spielen. 
In  einem  runden  Gefäss  von  3 — 4'  Durchmesser  (Mut- 
tcni,  in  dessen  Boden  bis  auf  500  numerierte  Ver- 
tiefungen concentrisch  angebracht  sind,  wird  eine 
Kugel  durch  Wurf  in  Bewegung  gesetzt;  gewonnen 
hat  der.  dessen  Kugel  in  die  mittlere  Vertiefung  fällt; 
sonst  gewinnt  die  nächst  höchste  Nummer  Schw;  Obw; 
Zu.  Vgl.  Rölli.  , Die  Ruhestunden  des  Sonntags  werden 
mit  M.,  Nigglen  und  K  ugelndrölen  ausgefüllt.'  Stadlin 
1819  (für  ZgHüu.). 

vor-:  durch  Muttelen  verlieren.  aaOO. 
Mutte"  III  VO,  Muttle"  GMels,  Sa.,  oT.,  W.,  Wsst. 
—  f.,  Dim.  Mutteli  Ap;  GSa.,  oT.,  Wsst.;  SchwMuo.; 
Uw,    Mutteli  Ap;   Gl,    Muttli  BoHa.;   aSciiw;    Obw: 
1.  =  Gepsen  1  a  (Bd  II  393),  ungefähr  15  Liter  fassend 
VO;   GMels,  Sa.,  oT.,  W.,  Wsst.     Vexiervers:    .Satten 
sind  Mutten,  M.  sind  Gepsen,  G.  sind  Satten,  S.  sind 
M.'  und  so  in  infinitum.  Schweiz.  Milohb.    ,Das  Vieh 
war  so  wohl  daran,    dass   man  ihm   auf  den  Rücken 
hätte  M.  stellen  können.'  Ndw  Kai.  1884.  Iez  muess-ich 
trotz  allem  Erwerbe'  bi  M.  voll  Gold  doch  Hungers 
nu'h  sterbe"  U  (Schwzd.).    ,So  hat  vogt  Apro  geordnet 
uf  sin  hus  und  hofstatt  zue  Altorf  den  schueleren  uf 
gemelten   tag   am    morgen,    wan   das  jarzyt  gehalten 
wurd,   zue  geben   zwo  m.  mit  suppen  und  vier  mass 
wyn.'   1555,  Gfd.     ,Uf  ein  zyt  [1529]  namind  vil  da- 
pferer  gsellen  uss  den  V  orten  ein  grosse  m.  mit  milch 
und  stalltend  s'  uf  die  march   in   mitten,    schruwend 
den  Zürichern  zue,  sy  habend  da  wol  ein  guete  milch- 
prochen,  aber  nüt  darin  ze  prochen  [usw.].'  HBcll.  157'2 
(Kappeier  Milchsuppe).     ,Die   Milch    man    in    ein   M. 
schitt  und   lät  stän,   bis  es  Nidlen   git.'    Com.  Beati. 
Das  Quantum  Milch,  das  die  M.  fasst  Schw.  —  2.  höl- 
zerne  Käseform ;    vgl.   Chäs-Järb   (Bd  III   68).     ,üer 
Senn  fasset  den  Käse  in  die  M.,  welche  abhaldig  auf 
das  Muttenholz  geleget  wird,  damit  die  überflüssige  wäs- 
serichte  Feuchtigkeit  den  Ablauf  habe.'   JJScheuchz. 
1746.  —  3.  »Roulette    Schw;"  Uw;  „Zg."     M.  (auch 
Mutteli)   tröle",   das    unter    muttelen  II  beschriebene 
Glücksspiel  machen  Uw.    ,1813  beschloss  der  Kirchen- 
rat,  dem  Wirt  anzuzeigen,   dass  er  das  Kugelitrölen 
oder  Muttenspiel  in  seinem  Hause  nicht  mehr  gedulde.' 
AKdchler  1880.  —  4.  Dim.,    kleines  Essgeschirr  aus 
Holz  SchwMuo.     Napf,  worin  Milch  oder  Speise  auf- 
getragen wird.    ,Die  frische  Ziegenmilch  wird  uns  aus 
dem  runden,  hölzernen  Napf  der  Sennen,  dem  Muttli. 
gerne  gereicht.'  HCHrist  1869  (Obw).    Wo  a"  Mueter 
d'  Opfelchüechli  im-ene"  Muttli   i*  d'  Stuben  i"  dreid 
hed  aScHw.    Gang,  lös-mer  [leere  mir]  das  M.  üs  BHa. 
Holznapf,   aus   dem   die  Älpler   essen   Ap;   Gl;   GSa., 
oT.,  Wsst.    ,Ein  vom  Kubier  gemachtes  Mutteli  oder 
eine   Muttelen    zur  Schotten   für   den    Senn.'   Steinm. 
1804  (für  Ap).    ,Dem  kupferschmid  von  einem  nüwen 
fischkessi    und    nüwen    kupfernen    muttli.'    1596,    Z 
Schneckenzunft.    -    Wohl  Abi.  von  Mutt  II. 

Fress  -  Mutteli    BSchangn.,  Si.,    -Mutteli  BHa. 
(in  BEriz,  G.,  Trüb  scherzh.  auch  -Müeteli);  Gl;  GG., 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Sa.;  Uw:  =  Ess-Gepsen  (Bd  11  394).     S.  auch  Frcss- 
Muelteli  (Sp.  216). 

Bei  Rochli.,  Gl.  11  1 1 S  ist  ein  sonst  nicht  bezeugtes   ( 
Mutteh  belegt:  .Zuweilen  sieht  mau  in  der  Mitte  des  Tisches 
noch   das   E.   oder   Erdäpfelloch ;    in   dies.;   Grube   werden   dir 
Kartoffeln  aus  dem   Hafen    heraus    angerichtet   und   zugleich 
die  Knochen   und   Schalen  tlberm  Essen  geworfen.' 

Halb-Muttli:  halbgrosse,  71/«  Liter  haltende 
Mutte",  bisweilen  von  Blech  Schw;  Uw. 

Mel-Mutteli:  Mehlfässchen  in  der  Küche,  in 
Form  eines  kleinen  Kübels  GlS. 

Ei"reif-Muttili:  kleiner  Napf,  dessen  Dauben 
nur  von  einem,  die  ganze  Höhe  des  Gefässes  einnehmen- 
den Reif  umspannt  werden  Ndw. 

Süff-Mutte"  BMeir.,  Süffi-Vw.  kleiner  hölzerner 
Napf,  aus  dem  man  (Käsemilch)  trinkt.  Syn.  S.- 
Xujiffli).  .Wasserkesseli  und  Sutimuttli.'  Obw  Ztg 
1871.  ,Es  gepürt  denen  priestern  nüt,  dass  sy  stets 
die  suffmutten  am  mul  haben',  d.  h.  genötigt  sind, 
Süffi  zu  trinken.  1594,  Obw  (Eingabe  gegen  Minde- 
rung des  Pfrundeinkommens). 

Süw-:  =  S.-Gelten  (Bd  II  284)  Ndw. 

G'schirr-:  =  G.-Gelten  (Bd  U  284)  Schw;  Zg. 
Syn.  G.-Züber. 

Mutte"  IV  (Dim.  Mutteli  G  oT.),  Muttene*  Gr,  .1/»/ 
tere'  B;  F;  Gr;  Vw,  Mutteri  Ap  (auch  Motterig  H.); 
Gl;  GrD.;  ScHwMa.,  Mutterne*  BSi. ;  GrL.,  Pr. ;  PPo. ; 

GSa.;  W,  Mueteme"  Gr,  Mutirene"  BHa.,  Si.,  Mutt- 
nere*  BBe..  Munterne"  Gr  (Durh.)  —  f.  (für  Gl  n.) : 
Pflanzenname.  1.  Alpenbärenwurz,  Meum  mutell.  (Phel- 
landrium  mut.),  das  geschätzteste  und  milchreichste 
Futterkraut  der  Alpenwiesen.  aaOO.  Syn.  Nidel-Bröt, 
Räm-Bluem.  D'  Mutterne"  und  der  Iiit~  sind  uss- 
nemendi  Milchchrfiter  Gr  (Tsch.).  ,Da  grünte  ein  noch 
besser  Kraut  als  Mutternen  und  Ritz.'  Jecklin  1876. 
Die  Mutterne  sagt:  I'h  wachse"  in  der  Ritzen  und 
gibe"  den  besten  Bitzen  Gr  (Serardi).  ,Um  vil  z'melken, 
brucht  nie"  Muttern  und  Nadelgras,  um  guet  z'  käsen, 
Wegerich  und  Löwenzahn.'  Küenlin  1834  (für  F). 
S.  noch  Adel-Gras  2  (Bd  II  793)  und  HAnderegg  1897, 
55.  Eine  Alp,  wo  die  herrlichen  Milchkräuter  Cyprian, 
M.  und  Kitz  im  Überfluss  wuchsen  und  die  Kühe  des- 
halb drei  Mal  des  Tages  gemolken  werden  mussten, 
verwünschten  drei  der  Molkenwirtschaft  überdrüssige 
und  mehr  des  Tanzens  begierige  Weiber  mit  den 
Worten:  ,Ritz,  M.  und  Gyprian  sollen  ewig  stille  stän, 
dass  wir  können  tanzen  gän',  oder  nach  andern  Ver- 
sionen :  ,  Verfluocht  sei  Gyprian,  M.  und  Ritz  van  z' 
underst  bis  zum  höchste"  Spitz!'  ,Nemm  der  Tüfel 
über  Gred  und  Spitz  Cyprian,  M.  und  Ritz!'  Der 
gottlose  Wunsch  wurde  erfüllt  und  die  Alp  starb 
sofort  ab.  Doch  soll  ein  Bettler  (alter  Mann)  in  der 
Nähe  den  Fluch  in  den  wirksamen  Wunsch  verwandelt 
haben:  Nur  der  Cyprian  [Cetraria  isl.]  solle  verflucht 
sein  [daher  rätorom.  erva  smaledida],  weshalb  denn  der 
Ritz  [Plantago  alp.]  und  die  M.  noch  grünen;  nach 
anderer  Angabe:  ,G'sege"-mer  Gott  M.  und  Ritz  über 
all  Gred  und  Spitz."  Vgl.  Tsch.  408;  Fient  1896,  204. 
.Mutten,  Muttern  oder  Mutteri,  Phellandr.  mut.,  zählen 
die  Schweizersennen  unter  die  butterreiehsten  Alpen- 
kräuter.' Alpina  1806.  Vgl.  auch  Kasthofer  1822, 
236  f.;  Ulrich  1897,  27  und  s.  Fideri  (Bd  I  681). 
, Muttelina  vulgo  dieta,  qua  recoetam  [den  Ziger]  con- 
diunt,  Muttri,  est  autem  dauci  aut  cari  montanigenus.' 

37 


579 


Mat,  met,  mit.  mot,  nint 


580 


KGesner  1555  (Besehreibung  des  Pilatus).  ,Meuin 
alpinum  unibella  purpurascente,  Mutellina  et  Mutrina 
in  alpibus,  Ges[ner]  Muttri.'  Wagner  1680.  ,Sie  [die 
Kühe]  irren  langsam  um,  wo  Klee  und  Muttern  blühen, 
und  mahn  das  zarte  Gras  mit  scharfer  Zunge  weg.' 
AvHaller  (Alpen).  — 2.  Mittlere"  (Durh.),  ^Mucterne"". 
Sumpfdotterblume,  Caltha  pal.  Gr.  Syn.  Anken-Ballen, 
■Bluem.  —  3.  .Muttern  oder  Mutena',  moschusartige 
Sehafgarbe,  Achill,  mosch.  Gr  (Sammler  1782). 

Bed.  2  null  3  sind  von  1  übertragen,  wegen  Ähnlichkeit 
der  Geseilt  oder  der  Eigenschaften.  Für  Bed.  1  scheint  als 
Etymon  Hütten  III  zu  Grunde  zu  liegen:  vgl.  Rhiner  1866, 
S.  26:  .Weil  dieses  nahrhafte  Älplerkraut  seine  Blätter  und 
Holden  flach  ausbreitet,  so  rührt  sein  Name  wohl  vom  weiten, 
niedern  Sennengefäss  Mutte  her';  ferner  den  Pflanzennauien 
Schtae- Gelte*.  Muttere*, -erne*  (durch  Umstellung  -rene")  und 
Muttnere*  sind  Weiterbildungen  nach  Analogie  von  Pflanzen- 
namen  wie  Ocrmere",  Chlebere*,  Mattere*,  Sügere*  u.a.;  zu 
Muttene*  vgl.  Qemene*,  Chestene*,  Chüttene*.  Der  lat.  Name 
muteUina,  früher  auch  mutrina,  ist  aus  dem  Deutscheu  ent- 
lehnt und  zwar  zuerst  bei  KGesner  (s.  o.).  ,In  den  schwei- 
zerischen Gebirgen  wächst  ein  Kraut,  dem  gemeinen  Meo 
nicht  ungleich.  Die  Einwohner  nennen  es  Muttelinam  und 
Jlutri.'  Matthioli  ed.  Camerarius.  Auf  romanischem  Sprach- 
gebiet entspricht  tess.  motarina,  churw.  muclina,  waadtl.  man- 
terena,  F  pat.  maouterena.  Die  auffällige  Form  Mueterne*  (vgl. 
auch  das  Syn.  Müeten-Wun  in  Bed.  1)  scheint  aus  der  Apo- 
thekersprache zu  stammen,  indem  die  deutschen  Botaniker 
unser  W.  auf  , Mutter'  deuteten  und  der  Pflanze  Heilwirkung 
gegen  Mutterbeschwerden  zuschrieben:  ,Sie  heilet  alle  Ge- 
bresten der  [Gebär-]  Mutter.'   Matthioli. 

„mutte"  II:  refl.,  =  motten  II  B;  L.  Mutte  dich 
llieht!"    —    Vgl.   m.   /  neben  motten   1. 

Muter  Mutter  n.:  Gestalt  am  Weiberrock  PSal. 
S.  Mueder  (Sp.  90). 

Ge-mntter  S;  ZLunn.,   G'mütter  GSev.;  Schw;  Z 
-   n.:    1.  heimliches  Gerede,  Gemunkel  Schw;  S;  Z. 

—  2.  unzufriedenes  Gemurmel,  Murren  GSev. 
muttere"  Aa;  Bs;  BBrisl.,  R.;  Gl;  L;  GSev.,  Wa., 

We.;  Sch;  Schw;  Sj  Th;  Uw;  ZO.,  muttere"  Gl;  L 
Semp.;  G;  Schw;  ZS.:  1.  (wiederholt)  heimlieh  reden, 
munkeln  Bs;  Gl;  SchwE.;  S;  Th.  Er  hat  scho"  lang 
devo"  g'mutteret,  er  well  's  Hits  verchaufe*  Th.  Bes. 
unpers.  Es  mutteret  (mutteret),  es  geht  das  Gerücht 
Gl;  Schw.  ,Es  muttere  d'ra"  umnie",  wer  den  Stimm- 
zeddel  zu  viel  eingelegt  habe.'  ThFi\  184b'  (Kriminal- 
prozedur). Es  muttered  wider  Öppis  im  Volch,  nie" 
hört  dann  und  wann  Öppis  bruttle"  dervo"  Bs  (Seiler). 

—  2.  (aus  Unzufriedenheit)  heimlich  murren,  brum- 
men, in  unverständlichen  Lauten  vor  sich  her  reden, 
murmeln  ÄABb.,  F.,  Ke.,  St.;  Bs;  BBrisl.,  R.;  Lj  GWe.; 
Sch;  Schw;  S;  Uw;  „Zg;"  Z.  Er  mutteret  Öppis,  brummt 
Etwas  in  den  Bart,  's  ist  auch  gar  immer  es  G'schlerg 
mit  der  Bassglge",  hed  der  Direkter  irelle"  m.  L.  Nur 
wo  si  am  Nussbaum  verbi  cho"  sind,  hed-er  [der  Hund] 
neime"  Öppis  z'  m.  g'ha".  KBrandst.  1881.  Hed  der 
ganz  Tag  z'  futtere"  und  eister  Öppis  umme"  z'  m. 
Schw.  M.  und  trbusse"  ZS.  Vgl.  noch  futteren  (Bd  I 
1135)  und  chutteren  (Bd  III  572).  Auch:  beinahe 
weinen,  weinerlich  tun  G  (Zahner);  verdriesslich  kla- 
gen, sich  beschweren  G;  UwE.,  räsonnieren,  keifen 
AaFH.;  GSev.,  Wa.  , Das  Gemüt  eines  zornigen  Men- 
schen fanget  an  gegen  seinen  Nächsten  zu  m.,  d.  i. 
ihne  unfreundlich  und  mit  rauhen  Worten  anzufahren.' 
Ulrich  1727.  —  3.  in  der  Ferne  dumpf  und  anhaltend 
donnern  AaBIj.;  L;  Schw;  S;  vgl.  nhd.  , grollen.'    Es 


mutteret  (afe"),  es  wird  ein  Gewitter  geben  I.;  Schw;  S. 
Mi"  g'lmrt  der  Donner  tu.  Joach.  1885.  .Eine  solche 
mit  schwarzen  Stotzwolken  überzogene  Luft  fanget 
bald  an  m.  und  endlich  Donnerkläpfe  zu  schiessen.' 
Ulrich  1727.  —  -1.  ungewiss  sein  ZJIönch.  —  5.  es 
mittteret-em,  ahnt  ihm  SchwE.  Nüä  löte  aitf*  hat  's-re* 
[der  Frau]  g'mutteret.  Vgl.  totteren.  —  0.  meckern  Bs. 

Das  W.  könnte  zs.  mit  der  Nbf.  'mUdere*  |s.  Mi 
zu  der  es  sich  verhält  wie  Kotiere' :  hadere*,  lüttere*  :  laden*, 
flattere*  :fladeren,  dem  lat.  mutirr  wurzelvwdt  sein;  doch  vgl. 
auch  engl,  mutter.  Die  Abi.  -ere*  drückt  bei  den  siunlichen 
Bedd.  die  Wiederholung  des  selben  Lautes,  bei  4  das  Anf- 
und   Abwogen   der  Gedanken  aus.      Zu   6  vgl.   mvMlen. 

ver-m  utteret:  mit  unterdrückter  Stimme,  halb- 
laut, 's  Biisi  [die  Katze]  hei  [den  Fuchs]  g'merkt  und 
gemt   c.  a'g'fange*  rar  Taibi  z'  rurre".  Aa  Leseb.  1892. 

Mutteri  m. :  Murrkopf  L;  ZO. 

muttle":  1.  heimlich  murren  GWe.  —  2.  eigen- 
tümlich abgebrochen  meckern  (von  Ziegen)  GWe. 

2  lässt  an  Zshang  mit  Muttle",  Ziege,  und  seiner  Gruppe 
denken;  doch  ist  die  Berührung  damit  wahrsch.  erst  se- 
eundär,  indem  die  urspr.  allgemeinere  Bed.  des  W.  (viel!, 
unter  dem  Einfluss  jener  Gruppe)  auf  das  Gemecker  der 
Ziege  eingeschränkt  wurde.     Vgl.  ahd.  mntilön,  mhd.  mutein. 

müttele":  leise  meckern  ScnHa.,  Schi.  Auch  von 
leisem,  dem  Gemecker  ähnlichem  Lachen  ScHrla. 

mütterle0:  1.  leise  in  den  Bart  brummen,  murren 
SchwMuo.  (Wiederholt)  Laute  des  Unbehagens,  der 
Unzufriedenheit  von  sich  geben,  z.  B.  von  kleinen 
Kindern,  die  Etwas  verlangen  AaF.;  ZAuss.,  0.  — 
2.  vom  Föhn,  wenn  er  in  vereinzelten  Stössen  zu 
blasen  anfängt  Schw.  —  3.  unpers.,  halblaut  bespro- 
chen, ruchbar  werden  ZKn. 

Müderli  ü  m. :  Murrkopf  AaSL 

Eig.  Nom.  ag.  zu  'muderte*,  das  seinerseits  Dim. -Bildung 
zu    müdere*   ist;   s.   Anm.   zu   muttere*. 

Muttin:  Dirne.  ,Sye  hab  ihren  nit  Huor,  wohl  aber 
M.  gsagt;  was  aber  M.  sye,  das  wüsse  sye  selbs  nit; 
wan  nun  bekant,  das  dieses  ein  Huor  sagen  will,  so 
ist  erkent . . .'  XVII.,  L  Kundschaft. 

Mutinierer  m. :  Meuterer.  ,Uf  gestern  sind  etlich 
glückstöuber,  widerwertiger  und  m.  zuosamen  getreten, 
haben  on  rat,  wüssen  und  willen  der  houptlüten  zuo 
einer  ganzen  gemeind  geschlagen  [getrommelt].'  1500, 
Urk.  (F).  ,Bie  Meutinierer  in  Niderland.'  FrHaffner 
ltiiiti.  —  Von  einem  Vb.  .mutiuiereu'  aus  frz.  muriner,  meu- 
tern.    Vgl.   ,meutenieren'  bei   Gr.   WB.   VI    21(14. 

„Mute"  f.:    Koppel  Hunde  B;  L  (Jägerspr.)."   - 
Frz.   meute,  afrz.   mute. 

Müteri  f.:  Meuterei.  .Muteryen  und  heimlich  an- 
schleg.'  1530,  Strickl.  .Müteryen  anstiften.'  ebd. 
.Machet   ein   meüterei   wider   Cadmum.'    Tierb.  1563. 

nuitis,  Adv.:  1.  vollständig,  bis  auf  den  letzten 
Tropfen,  Rest  (austrinken,  aufessen)  AaF.;  L.  Der 
Nazi  trinkt  si's  Most  m.  üs.  JRoos  1892.  Iez  schen- 
ktet i",  dass  d' Gläser  überlauß'd,  und  trinki'd  m.  üsl 
HXfl.  1801.  .Hierzwüschen  habe  der  capplan  ein  glas 
wins  in  die  hend  genommen  und  iro  denselbigen  m.. 
wie  man  spricht,  ussgebracht.'  1588,  RBranust.  1891. 
—  2.  „plötzlich."  Mit  den  Worten:  m.  üf!  m.  üs! 
[auf  der  Stelle  eingehalten,  aufgehört!]  gebietet  z.B. 
der  Wirt  zwei  Raufern  Frieden.  —  Zur  Bildung  vgl. 
ilfltw   und   ruiw,      S.   auch   die  SynD.    nni.r.    mutz. 


5s  l 


Mal.   nn't,   mit,   in. »t,   111  m i 


582 


Ore"-M6ttel:  l.  =  Ören-Müggd  1  (Sp.  132)  GG. 
.Scolopendra,  ein  langer  orenmittel  mit  gar  vil  füessen.' 
Fris. :  Mal.  .Scolopendra  secunda  ,  Ohren- Muttel. 
Ncsselwnrm.'   Cappeler  1767.  —  2.  =  Ören-Müggel  2 

(s.  d.).     .Für  den  Ohrenmüttel.'    ZElgg.  Arzneib.  um 
1650.     ,0.   vertryben.'   ebd.    -    S.   Anm.  zu   Oren-Müggel 

Mnet  I  in.:  1.  Gemüt.  Gefühl.  Stimmung.  Wer  u-ett 
<i»c*  sü's  Muets  Herr  Mibe',  irenn-me"  de'  Muetwille" 
sieht '^  Sch  (APletscher  1880).  .Mundbett  [Gebet  mit 
den  Lippen]  ist  oft  wyt  vom  m.'  UEckst.  .Kein  Ehren- 
stell verändere  deinen  M.'  JWSimler  1652.  ,Nit  nur 
an  Lyb  und  Gut,  sonder  auch  an  Sei  und  M.  ver- 
dorben.' Schimpfr.  1652.  Mit  Adj.:  .Mit  schwären  m., 
mit  trurigkeit.'  OWerdm.  1552;  dafür:  .schwemmt.' 
Herb.  1588.  .Guter  M.\  fröhliche,  zufriedene  Stim- 
mung, Fröhlichkeit:  Du  sehest  aber  lostegs  st"  ond 
guets  Mueä  hä"  PGr.  (I,uk.  15).  .[Ludwig  XII.]  gab 
für,  er  wölt  ein  gueten  m.  mit  inen  [den  Eidgenossen] 
haben',  mit  ihnen  der  Freundschaft,  fröhlichen  Zu- 
sammenseins pflegen.  Edlib.  .So  wir  mit  gottlosen 
leuten  ein  gueten  m.  haben  wollend.'  LLav.  1582. 
.Der  krank  soll  oft  masicam  hören  und  alle  ding,  die 
ein  gueten  in.  bringen.'  Zg  Arzneib.  1588.  Wie  Sei 
in  Beteurungen:  Bi  mim  M.  '.  Aa;  Gl  (auch  potz  mim: 
M.).  —  2.  wie  nhd.  .Sinn',  doch  vom  Folgenden  nicht 
scharf  zu  trennen,  's  ist  Keine''  so  guet,  er  hat  zweierlei 
Muet.  Sulger.  .Die  eidgnossen  namend  in  ir  m.', 
fassten  den  Plan.  1468,  Tobl.,  VL.  .Hett  ich  min 
kind  erschossen,  so  hatt  ich  das  in  minem  m.,  ich 
wölt  dich  han  erschossen.'  um  1500,  ebd.;  Rief  1538. 
.Der  weisst,  was  des  geists  m.  sei.'  1530,  Rom.  .Dann 
im  nie  zuo  sinn  noch  m.  kon  were  inen  zuezureden.' 
Kessl.  .Ich  weis  nit,  was  er  hab  im  M.,  er  gibt  hin- 
weg sein  Hab  und  Guet.'  Com.  Beati.  ,Er  warf  synen 
M.  uf  die  drü  Rychslender.'  Rceger  1606.  .Es  ligt 
mir  geng  in  meinem  M.'  Myruads  1630.  Besinnung? 
.Trink  wenig  wyn,  das  ist  dir  guet,  von  vil  trinken 
verlürst  din  m.'  Fris.  1562.  Mit  Adj.:  ,Wir  künden 
offenlich  mit  disem  briet,  das  wir  mit  wolbedachtem 
in.,  gesund  libes  und  der  sinnen  [usw.].'  1414,  Gl  Urk. 
,Wir  habend  nach  wolbedachtem  m.  uns  einhelligklich 
erkennt.'  1418,  ebd.  .Welcher  nicht  aus  Zorn,  son- 
dern mit  bedachtem  M.  einem  andern  ehrverletzlich 
zuredt-  SMütach  1709.  —  3.  Lust,  Absicht,  Wille 
Bs;  B.  ,Er  sagte,  er  hätte  M.  zu  einem  Teller  Suppe.' 
Gotth.  .Nun  hätte  er  grossen  M.  und  sein  Herz  ver- 
lange sehr  darnach.'  ebd.  Der  Ätti  het  g'ßueehet  und 
leitest  tu"  utr1  hätt  M.  g'ha",  mit  de"  Fitste"  hinger-is 
[uns].  B  Hist.  Kai.  1883.  ,Und  sol  dem  rate  sin  mei- 
nung  fürlegen,  was  er  m.  habe  zu  tuonne  gegen  sinem 
wibe.'  Z  Richtebr.  .Und  habent  m.  fürbas  ze  zwy- 
genne  sölich  böme.'  1386,  G  Hdschr.  ,Si  wistend  wol, 
was  sy  haftend  m.  [was  sie  beabsichtigten].'  Ap  Reim- 
chron.  um  1400;  ähnlich  1465,  B  Schreiben.  .Da  kam 
ein  gemeine  red,  wie  gemein  eignossen  m.  heftend, 
sich  für  Zürich  zu  legen.'  Edlib.  .[Die  Armagnaken] 
heftend  m.  hinuf  gan  Zürich.'  ebd.  .Den  ufbruch  be- 
treffend, so  Herzog  Uolrich  ze  tuon  m.  haben  soll.' 
1525,  Absch.  .Quo  hinc  te  agis?  Wo  hast  du  m.  von 
hinnen V-  Fris.  Vgl.  noch  Muet-Eining  (Bd  I  282), 
Giülen  (Bd  II  222).  für-Ugen  (Bd  III  1189).  -  4.  üim. 
(Müelli).  a)  übergrosses  Selbstgefühl,  anmassendes 
.Wesen  B.  De'  het  es  M.!  Eim  si's  M.  chiiele"  (auch 
kuriere"),  den  Hochmut  austreiben  B;  sonst  wie  nhd. 


Bs;  Z.  —  b)  ,Er  macht  si€h  e'  damasten  31.,  er  tut 
sich  etwas  zu  gut'  Bs  (Anon.  ad  St.).  —  c)  fröhliches 
Gelage.  ,So  wellind  wir  ein  müetlin  han.'  JMurer  1556. 

Über-:  wie  nhd.  Auch  pers. :  Der  ist  en  Ü.!  Th;  Z. 
.Nach  vil  übermüeten  [übermütigen  Handlungen],  so 
unser  widerpart  gegen  uns  gebrucht  hat.'  1475,  ßs 
Chron.  —  über-müetig:  lebensfroh  ScHwMorsch., 
mutwillig  Bs;  Z. 

An-:  1.  „dunkel  gefühltes  Verlangen  nach  Etwas 
B."  Innerer  Trieb,  Lust,  Zuneigung.  Liebe.  .Nach 
irem  a.  und  lust  faren  und  handien  [die  Wiedertäufer].' 
1527,  Absch.  ,Si  haben  einen  grossen  a.  zur  vile  des 
vichs.'  Äg.Tschudi.  .Ein  wunderbaren  a.  sollend  die 
hirzen  haben  gegen  dem  ort,  da  si  erzogen  sind.' 
Tierb.  1563.  ,Uss  väterlicher  trüw  und  a.'  Z  Mand. 
1571;  ähnlich  Murer  red.  1641.  ,Ob  es  [Magdalena] 
ouch  etzwas  liebe  und  a.  zu  dier  bette.'  ThPlatter, 
Br.  .Natürlicher  a.  zum  vatterland',  Vaterlandsliebe. 
Wi'rstisen.  .Damit  er  bezeuge  synen  grossen  A.  gegen 
allen  denen,  die  Christum  bekennen.'  JJBreit.  1616. 
,R. Walter  hatte  sonderlichen  A.  zur  Poeterei.'  Bedenken 
1624.  .Der  Hass  der  Religion  tilget  aus  allen  natür- 
lichen A.'  FWtss  1655.  .Gegen  mir  zu  erneuern  den 
alten  A.  und  Liebe.'  ebd.  1672.  ,A.,  Lust  zu  etwas 
haben,  desiderare ,  vehementius  expetere  aliquid.' 
Hospin.  1683.  ,Ein  Seelsorger  soll  wol  in  Obacht 
nemmen,  dass  er  dem  Maleflkanten  seine  Liebe  und 
Wolmeinung  bezeuge  und  also  von  demselben  eine  A. 
zu  wegen  bringe.'  Meter  1694.  .Sollte  die  A.  eines 
Vaters  auf  Erden  übertreffen  die  Liebe  des  Vaters  in 
den  Himmeln?'  JJUlr.  1727.  ,Biel,  dessen  Bürger 
mehr  Schweizersinn,  mehr  A.  gegen  uns  haben,  als 
viele  Helvetier.'  Z  Neuj.  H.  1802.  Natürliche  Art,  Cha- 
rakter. ,Von  dises  vogels  natur  und  a.'  Vogelb.  1557. 
,Von  natürlicher  a.  dises  tiers.'  Tierb.  1563;  stehende 
Kapitelüberschrift  bei  den  Tierbeschreibungen.  — 
2.  pers.,  sympathischer  Mensch  BsStdt.  —  ge-an- 
muetet:  geartet.  Syn.  ge-natürt.  .Derowegen  es  dero 
beider  [des  Pferdes  und  Esels]  arten  nachschlecht  und 
jedes  teils  geamuetet  ist',  vom  Maultier.  Tierb.  1563. 

an-müet  -miet  UwE..  -mietig  Ndw:  sanft  anstei- 
gend. Ne"  a-i  Hatte".  —  Vgl.  nhd.  .sanfte  Steigung, 
Anhöhe.' 

a"-müetig:  1.  angenehm  Bs;  B.  Er  isch  en  a-er 
[sympathischer]  Mensch  Bs.  ,üas  uns  von  ganzem 
herzen  a.  ist  und  fröid  darab  tragen.'  1527,  Absch. 
,Uns  fast  a.  und  gefellig.'  1529,  Strickl.  ,Ob  es  üch 
a.  und  nit  beschwärlich  sin  wellte.'  1531,  ebd.  ,So 
oft  inen  ire  küng  nit  angnem  und  a.  waren.'  Ansh. 
.Wenn  er  denen  von  Bern  a.  und  gefällig  ist,  so  mag 
er...'  1548,  Absch.  ,Gespire  an  mir,  das  alles  gesang 
mir  anmietig,  lieb  und  angenem  ist.'  Ryff  1592.  je- 
manden, welcher  ihnen  am  bekanntisten  und  anrnüe- 
tigisten  seie,  ernarasen.'  Z  Täuferber.  1639.  ,Die  an- 
mutige Einteilung  der  Capitlen.'  Z  Bib.  1067  (Vorrede). 
—  2.  Erbarmen  erregend  Ndw.  Es  hed-mich  a.  a"- 
g'luegt.  —  3.  (subj.)  geneigt,  willig.  ,Das  syen  wir 
ze  tuond  mit  geneigtem,  unverdrossenem  willen  ganz 
anmuetig.'  1476,  B  Anz.  —  un-a"-müetig,  in  Bs 
gew.  unnrtnietig :  nicht  anmutend,  unangenehm,  widrig, 
von  Sachen  für  die  Sinne,  auch  von  Personen  Bs;  B. 
Vencechsli'ge"  sunt  alleioilen  u.  Schwzd.  (Bs).  ,Er  ist 
gar  unnemütig,  nicht  liebenswürdig'  BsStdt.  ,Wo  aber 
üch  sölichs  unanm.'  1528,  Absch.  (S).    ,Die  latinischen 


Mat,  inet,  mit,  mot,  mnt 


584 


den  lutschen  nit  verständig  und  u.'  Äg.Tschudi. 
,Priden  ist  inen  u.  und  widrig.'  ebd.  —  Anmüetig- 
keit:  Affekt.  Wohlgefallen ;  vgl.Anmuet.  .Das  concilia 
nit  allweg  durch  den  h.  geist  gehandlet,  sunder  nach 
menschlicher  a.  und  guetgedunken.'  Zwingli. 

U"-muet:  Mutlosigkeit,  Traurigkeit  L;  Zg  (St."). 
Vgl.  ginnen  (Bd  II  329).  —  u"-rauetig:  mutlos, 
traurig  L;  Zg  (St.b).  ,I)o  [bei  der  Nachricht  vom 
Tode  des  Bruders]  war  ich  ganz  unmuet  und  was  mir 
schier  geschwund8".'  Stockar  1519. 

Fransch-,  Franst- Muet  m.,  -Müeti  f.:  Über- 
mut. Keckheit.  .Dann  unsern  fygenden  ir  fransch- 
müete  wol  halb  vergangen.'  1531,  Strickl.  ,Lass  nit 
zue,  dass  unsers  Frolocken  von  dynem  Heil  betleckt 
werde  mit  Franstmuet.'  Z  Lit.  1644.  .Wollte  Gott, 
dass  wir  aufhörten,  Gottes  Güte  zur  Sorglose  und 
Sicherheit,  zum  Franstmut  und  Unmass  missbrauchen!' 
.IMi'LLER    1665. 

Vgl.  nihd.  vmai-miint,  -mrtndi  f.,  Kühnheit,  Mut,  woraus 
unser  W.  (durch  Anlehnung  an  ,Muet'  im  zweiten  T.l  ent- 
stellt zu  sein  scheint.  Das  lautlich  am  nächsten  stehende 
mhd.  frans-muot  ist  nach  Lcxcr  III  4811  aus  /nun-»/, not  ver- 
derbt, das  in  der  Bed.  von  unserm  W.  weit  absteht.  S.  noch 
Gr.   WB.  IV   1  a  64. 

fransch-,  franst-,  franz  -  müet(ig) :  über- 
mütig, frech.  Die  V  Orte  werden  nur  .franschmüetiger.' 
1530,  Absch.  (Z).  .Diewyl  unser  Eidgnossen  von  den 
V  Orten  so  fräfel  und  franschmuot  [.franzmuot.'  Var. 
bei  HBull.  1572]  gegen  uns  werind.'  1531,  Strickl.  (B). 
,Was  üppigen  und  vermochten  rauetwillens  dieselbigen 
hochprächtigen,  franschmüeten  lüt  usstossend.'  1548, 
Absch.  .Franschmüetigklich,  generöse.'  Fris.  ;  Mal. 
.Wie  franschmuet  unser  widerwärtigen  hierab  wurden.' 
HBull.  1572.  ,Was  ungebürlicher.  franzruüetiger  hand- 
lung  etliche  üwcre  bürgere  an  N.  N.,  an  synem  lyb 
und  guete  begangen.'  1582,  Z  Staatsarch.  ,Ninus  war 
franschmüetig  und  jung.'  Murer  1589.  ,ühn  Beschei- 
denheit, franstinüetiger  [Var.  franschm.].  unruemlicher 
Wys.'  JJBreit.  1638.  .Nicht  stolz,  nicht  frech  und 
franstmüetig  werden,  sonder  ganz  demüetig  verbleiben.' 
JWirz  1650.  ,Wir  werden  bald  hochtragen,  fransch- 
müetig, verwohnt.'  FWvss  1650.  ,0  wann  deine  de- 
mütige Voreltern  ire  franstmüetige  Kinder  ansehen 
solten! '  JJUlr.  1733.  —  Fransch-,  Franst-müetig- 
keit:  1.  Übermut.  Frechheit.  .Franstm.  und  Frech- 
heit.' JWirz  1650.  —  2.  Herzhaftigkeit,  Mut.  ,Ir  sond 
nit  üwer  aignen  kraft  und  franstm.  [Übers,  von  virtus] 
ze  vil  vertrüwen.'  1477,  AvBonstetten.  ,Robur,  stark- 
müetigkeit,  franschm.,  alles  Unglück  zue  erleiden.' 
Fris.;  Mal. 

Wol-ge-muet  in.,  in  BGt.  Wol-gemüet  n.:  Pflan- 
zenname, Krausemünze,  Mentha  crispa  „BO.;"  G  (auch 
chrüsi  \V.);  Tu;  ZO.;  in  B;  ZO.  auch  wilder  Dosten. 
ürigan.  vulg.  Wolgimuet  macht  Alles  falli  Suppe*  Tb) 
guei  ZO.,  wo  man  ihn  dem  Mangold(kuchen)  beimischt. 
.Wilder  wolgemuot,  origanum,  cunilago,  Gruonsolen.' 
.Mai..  .Gäl  har  zuo  ziechen.  Nimm  wuldemuotstengel 
oben  mit  den  bluomen  [usw.].'  Zg  Arzneib.  1588. 
,Menta  herba,  krause  Münz,  Wolgemut.'  Denzl.  1677; 
1716.     S.  auch  Chost  I  (Bd  III  546). 

Guet-Muet  in.:  gutmütiger  Mensch  BsStdt.  — 
guet-raüet:  gutmütig,  wohlwollend  GRSchiers.  E* 
sötte'  g-ef  Ma"  und  trü"ef  Votter.  Schwzd.  —  guet- 
müetig:  gutwillig,  freiwillig.  ,G-e  Willfahr  [Con- 
cession].'  1717.  Abscu. 


Gröss-muet:  1.  in..  Hochmut,  Stolz  Sc».  User 
jung  Volk  hat  efange*  e"  unmenschliche*  Gr.  Schwzd. 
—  2.  f..  Sündhaftigkeit,  ,1m  Leiden  war  er  gedultig 
und  erzeigte  mehr  Gr..  als  man  von  einem  Manu 
seines  Standes  erwarten  konnte.'  Z  Nachr.  1756.  ,Der 
Schmerz  ist  nichts;  man  muss  sich  über  denselbigen 
erheben  und  darmit  seine  Gr.  beweisen.'  ebd.  — 
Gröss-müetigkeit  (.:  =  Grössmuet  :.'.  .Und  hat  er 
[Bullinger]  die  Schmerzen  alle  mit  einer  recht  un- 
vergleichlichen Gr.  überwunden.'  1576.  Mise.  Tig.  .Ir 
Gr.  oder  unverzagter  Mut.'  KCys. 

Höch-Muet  m.:  1.  Gewalt,  Unbill.  .Was  hoch- 
muets  einem  gardikneeht  von  Bologna  zu  Mailand  mit 
Aufbrechung  der  Briefe,  so  er  bei  sich  gehabt,  be- 
sehenen sei.'  1557,  Abscu.  —  2.  Pfianzenn..  azurblaue 
Sternblume.  Aster  amellus  Aa.  Syn.  Herbst-,  Chilbi- 
Bluem.  Vgl.  Hoffert  2  (Bd  I  1033).  —  höch-muete": 
1.  Hochmut  hegen  und  zeigen.  Dial.  —  2.  tr.,  Jmdn 
übermütig,  gewalttätig  behandeln.  Knechte,  welche 
den  österreichischen  Boten  auf  seiner  Heimkehr  vom 
Tag  zu  Zürich  .gehochmuetet  und  gesmachet'  haben. 
1488,  Absch.  , Gehochmuetet  und  beleidiget.'  Wdrstisen 
1580.  —  höch-mueterlich:  übermütig,  gewalttätig. 
,N.  hat  des  Fankhusers  sei.  habe  und  vidi  von  dem 
rechten,  darinn  si  gestanden  sind.  h.  getriben  und  das 
an  sin  gewarsame  gebracht.'  1462.  B  Schreiben.  — 
„höch-raüetelen:  sich  (in  seinem  Äussern)  etwas 
hochmütig  betragen;  auch  zsgesetzt  üs-,  rer-h.  L.° 
Abi.  „Höchmitetler."  —  h öch-müetige  n :  mit  Über- 
mut behandeln.  ,Sy  wollend  sich  nit  tratzen  noch 
hochmüetigen  lassen.'   1529,  Strickl. 

hirn-muets  hirmuets:  adv.  Gen.,  zur  Verstärkung 
dienend  Schw.  Er  ist  h.  e*  grösser,  sehr  gross.  Es 
hat  mieh  h.  g'freut.  Es  h.  wilds  Wasser.  MLienkrt. 
//.  schöns  Hur.  ebd.  —  h i r n-müetig:  toll,  wütend 
Ap;  Bs;  Z.  Syn.  h.-vmetig.  Tue*  wie  lt.,  rasen,  toben  Z. 
E*  h-e'  [wahnwitziger]  Kärli  ßs.  E*  h-C  Hond  Ar. 
.Da  wäre  ich  ja  ein  verdammteres  Geschöpf  als  ein 
h-er  Hund.'  G  Wochenbl.  1798.  Von  Pferden  und  bes. 
vom  Rindvieh  als  sog.  Hauptmangel:  .Binder  oder 
ross,  so  erbliche  mängel  an  sich  hette  als  s.  v.  faul, 
finnig,  wassersüchtig,  strenglig,  kretzig.  bauchstössig, 
hauptmürdig,  krämpfig,  h.'  1545,  LHitzkirch.  .So  ein 
ross  h.  erfunden  wurde,  soll  je  einer  dem  andren  sö- 
lich  ouch  ahnen  in  eim  halben  jare.'  1556,  LKriens 
Amtsrecht.  .Tauber  ochs  oder  h.,  eerebrosus  bos.' 
Mal.,  wechselnd  mit  ,hirn-wüetig.'  .Glich  wie  ein  h-er 
stier.'  1540/73,  UMet.,  Chr.  S.  noch  Eäl-Vich  lud  1 
648),  ful  (ebd.  787). 

Lichter-Muet,  nur  als  Dim.  in  pers.  S.:  .Leichter- 
müetle,  der  nüt  sorget  oder  ein  rüewigen.  sicheren 
muot  hat.  dem  nichts  ze  schallen  gibt,  der  ein  ding 
ring  gan  lasst,  animi  securi  homo.'  Mal.  —  Sanft-. 
E*  Sanßmüetli,  eine  sanfte  Person  Soh. 

Duld-:  Geduld,  Langmut.  ,D.  ist  ein  zeichen  der 
Weisheit,  gächzornige  aber  erhebt  die  torheil.'  1560, 
Sprüche  und  öfter  in  der  Z  Bibel  1530/60.  ,Gott,  der 
zuoletzt  nach  langer  d.  das  bös  nit  angestraft  lasst.- 
Kessl.  ,Nach  langer  d.,  wann  sich  d'  mass  gl'iillt.' 
Haberer  1562.  .Mit  höchster  liiindtligkeit  und  duldt- 
muot.'  Z  Mand.  1598.  —  duld-müetig:  geduldig, 
langmütig.  .Barmherzig  und  gnädig  und  d.'  1531/48, 
II  Mos.;  dafür:  .langsam  zum  Zorn.'  1667.  .Barm- 
herzig, gnädig,  dultm.  und  grosser  trüw.'  OWerdb, 
1552;   dafür:    .gedultig.'  Herborn  1588.    ,Die  Armen 


585 


Mat,  met,  mit,  mot,  um! 


r.sii 


vermanend  zur  Gedult  und  sind  [seid]  dultm.  gegen 
inen.'  JJ Breit.  1628.  .Wie  sanft-  und  dultm.  ist  doch 
Gott!'  JBHopmstr  1045.  .Dultm.  mit  einem.'  1707, 
Sirach.  —  Duldniüetigkeit:  =  .DKM-J7»c(.  .Brüeder- 
liche  lieb  und  d.'  Kessl.  ,Das  stund  nun  geistlicher 
dultm.  und  der  liebe  friedens  wol  zun.-  Yai>. 

Dien-Muet:  Demut.  ,Er  hat  allen  glöubigen  die 
d.  vngebildet  und  geleert  die  stolze  hinlegen.-  HBull. 
15(31  (mehrfach).    —    l'nuk-iitung  aus  nihil.  dirmu,,i. 

dienst-müetig:  demütig.  .Wäre  ir  dienstmüetigt 
pittcn  an  uns.-  Künzli,  Wthurer   Chr. 

We-Muet:  Name  eines  Blümchens  mit  krausem 
Kraut  Z   (Dan.).   —   Wahrsch.  =  Wolgemuet. 

wS-müet:  wehmütig.  Mid  w-er  Stimm  d's  Töte"- 
lied  singe"  GrPi\ 

Wider-Muet:  Unmut;  Schwermut.  ,ln  eira  w. 
[über  einen  widrigen  Traum]  ich  entschlief.'  Edef 
1540.  ,Us  w.  und  massleidige  flucht  David  zue  den 
Philisteren.'  OWerdm.  1552;  dafür:  .aus  kleinmut  und 
misstrawen.'  Herborn  1588.  .Als  Abt  N.  von  der  apty 
Verstössen  ward,  kam  er  in  w.  und  erhankt  sich  selbs.' 
HBcll.  157:?.  .Er  seie  in  einen  solchen  W.  gefallen, 
dass  er  allerdingen  verwirrt  worden.-  1640,  B  Aren.; 
dafür  an  anderer  Stelle:  .Schwemmet.'  —  wider- 
uiüetig:  unmutig;  schwermütig.  .Solch  niderlag 
macht  in  so  bekümmeret  und  w.,  das  er  in  krankheit 
fiel  und  abstarb.'  HBüll.  1572.  ,Das  erlöst  gelt  ver- 
spilt  und  dessen  vast  w.  worden.-  RC'vs. 

muete":  1.  Einem  zumuten,  von  Einem  wünschen, 
verlangen  „B;"  GrPi\;  „Sch;*  Uw.  Er  mueted-mer 
vil  Ndw.  Eim  Öppis  nid  m.  (chönne'J  Obw.  ,Ouch 
sun  die  vier  einunger,  so  ir  zil  usgat,  dem  rate  kün- 
den, das  ir  zil  us  si.  und  m.  und  vorderen,  das  si  aber 
hier  über  einunger  nemen.'  1304,  Z  Richtebr.  ,Der 
vogt  sol  von  inen  nüt  vorderen  noch  m.,  denn  von 
iedeni  wirf  ein  vasnachthuen.-  XIX.,  LMalt.  .Wenn 
das  an  sy  gemuotet.  gevordert  und  begert  wird.'  143(3, 
Urk.  .Wo  wittwen  oder  weisen  vögten  notturftig  sind, 
die  sollend  sich  für  ein  gericht  verfliegen  und  allda 
einen  vogt  m.'  1530,  Aa  Weist.  .Als  man  inen  muetet. 
sich  des  entscheids  zuo  undergeben.'  Wurstisen  1580. 
.Wenn  man  das  an  in  muetet.-  1609,  ZKlot.  OfFn.  — 
2.  andeuten,  zu  verstehen  geben  GrPi-.  D's  Demi 
hat  bim  Asse"  g'muetet  g'ha",  d'  Taglünerne"  chönntend 
noch  vorm  Haimgüm  im  Ställhof  die  par  Bläckteli 
eemme'rupfe'.  Schwzu.  —  3.  schmeichelnd  (mit  oder 
ohne  Worte)  betteln,  auf  verblümte,  feine  Weise  zu 
verstehen  geben,  dass  man  Etwas  wünscht,  z.  B.  von 
Kindern,  wenn  es  Etwas  zu  schmausen  gibt  BBe.,  Ha.. 
Si.;  GrL.,  Pr.  Syn.  guenen  1  (Bd  II  335).  Eim  Heu- 
gehende* irürd  mer,  a's  sehe"  Muoten.de" ,  Einem,  der 
wirklich  bittet,  wird  mehr  zu  Teil,  als  Zehnen,  die 
ihr  Begehren  nur  verblümt  anbringen,  mit  der  Sprache 
nicht  herausrücken  GrD.,  Sch.  Mier  wein  ei"s  über 
iV  Aljii  und  denn  eppumha*  ga*  Zirjer  und  Milch  m. 
BHa.  —  4.  vermuten  UwE.  I'h  muete",  es  gib  schleckts 
Wetter.  .Dann  es  ist  wol  ze  in.,  was  zuoletst  darus 
folgete.-  1530,  Absch.  —  5.  müete"  (Ptc.  g'müet),  Einen 
an  Etw.,  Jmdn  gemahnen,  erinnern  GrPi-.  —  6.  mit 
enand  m.,  sich  mutwillig  herumbalgen;  von  Menschen, 
auch  von  Hunden  und  Katzen  GWidnau.  Syn.  göpen  1 
(Bd  II  388).   —   Zu    6   vgl.   muetig. 

üf-:    aufmuntern    GAltst.     D' Lät  zur  Tuge't  u. 
Alpenr.  1824. 


a"-:  1.  zumuten  BBe.,  Hk.,  Ha.  l'h  chermt-ech  das 
nid  a.  Vergeli  's  Gott,  Bis»,  we**  d'  mit-mer  chunnsch, 
i'*  hüll-, In-  's  nit  dörfe'  a.  B  Hink.  Bote  1886.  .Muotel 
uns  heftenklichen  an,  das  alles  wider  zuo  buwen.' 
1340/1444,  Z  dir.  ,lr  wolten  uns  nit  begeren  noch 
a.  anderlich  zuo  tuond.-  1177,  Bs  Chr.  ,Myn  gänzlich 
liotl'nung  und  will  war,  in  [den  Empfohlenen]  by 
üwerer  person  zue  halten,  wo  das  nit  zue  vil  gean- 
rnuetet  war.-  1519,  U  Schreiben.  .Das  magstu  im  wol 
a.'  Zwingli.  .Wellen  also  warten,  wiewol  uns  die  in- 
nen) angemuotet.  wir  sollen  abziechen.'  1531,  Strickl. 
.Inen  keinerlei  dienst  a.'  RCts.  —  2.  =  mueten  .-;  W. 
—  An-muetung  f.:  1.  Zumutung,  Ansinnen,  Be- 
gehren. ,Dem  andern  teil  sin  a.  har  inn  ze  willen 
stan.'  1428,  Gl  Urk.  ,Es  ist  durch  die  stette  am  Ryn 
ein  a.  und  begerung  getan,  sy  allhie  durchziehen  zu 
lassen.-  1477,  Bs  Chr.  .Nach  verhören  beider  teilen 
anligen.  beschwerden,  klegten  und  anmuotungen.'  1525, 
Absch.  .|  Sind]  alle  die  nit  unglückhaftige,  toube,  un- 
sinnige lyt.  die  sich  diser  früntlichen  und  heilsamen 
a.  Gottes  beschwärend  und  widerend'?'  RGualth.  1559. 
.Eerlicher  antrag.  a.  oder  geding,  conditio  luculenta.' 
Mal.  ,Es  hat  mich  hoch  bedurt.  dass  ich  euch  uf 
eüwere  a.  nit  hab  mögen  antworten.'  RC'vs.  ,Bei  An- 
stellung von  Gülten  ist  die  A.  [Skontierung]  der  drei 
vom  Hundert  unzulässig.'  1653,  L.  —  2.  =  An-muet  1. 
,Ein  mächtig  begird,  a.  und  liebe  tragend  die  pferdt 
gegen  iren  jungen.'  Tierb.  1563.  .Habitus,  weis  und 
bärd,  a.,  gestalt.'  Fris.  .Da  ist  schon  kein  rechte  a. 
mehr,  den  armen  und  dürftigen  brüederen  zue  helfen.' 
SHochh.  1591.  .Ein  herzliche  a.  trage  [die  Mutter] 
gegen  dem  kinde.-  JHaller  1597.  ,So  man  noch  ein 
Zyt  lang  den  [Paten-]  Kinden  umb  mehrer  A.  und  Ge- 
dechtnuss  willen  etwas  verehren  wiilte.'  Z  Mand.  1627. 
.Es  bestehet  diso  Erblichkeit  in  einer  Sympathie  oder 
A..  wie  der  Magnet  eine  A.  zum  Eisen  hat.-  FZiegler 
1047.  ,Zu  dem  Pflanzwesen  guten  Lust  und  A.  haben.' 
Rhag.  1650.  ,Aus  besonderer  A.  zu  meinem  hochwer- 
testen Vatterland  vergäbe  ich...'  1715,  Z  Fideicomm. 
,Er  hat  zu  den  Litteratis  grosse  A.  getragen  und  vielen 
Umgang  mit  selbigen  gepflogen.'  Z  Nachr.  1756. 

er-müeten:  gemahnen,  erinnern  GrD.,  Glaris,  L., 
Pani,  Schud.,  Tschiertsch.;  sembrare  PAL  Syn.  meinen 
(Sp.  293).  Er  het  mi'h  an  Den  ermüet.  Vgl.  cr-müeken  2 
(Sp.  143). 

ver-mueten:  vorhaben.  ,Sy  zogend  im  mit  irer 
Macht  hinach  biss  in  Italien  des  Vermuetens,  nit  ab- 
zelassen  [usw.].-  Rüeger  1606.  —  ver-muetlich.  In 
Antworten  i.  S.  v. :  ganz  gewiss,  wie  kann  man  nur 
fragen?  GrD.,  Pr.  Verst.  v.  wol,  ei  v.!  —  un-ver- 
muetlich:  wider  Vermuten.  AKlingler  1691. 

zue-:  Einem  (ungerechtfertigter  Weise)  Etwas  zu- 
trauen B.    Er  het-mer  zueg'muetet,  ich  heig  Das  g'seit. 

muetig:  sehr  munter,  (allzu)  lebhaft,  spec.  von 
Pferden  Th;  ZrS.;  s.  freidig  (Bd  I  1274).  .Gaudia 
mutua  nectere  inter  se,  mit  einanderen  fröud  haben 
oder  frölich  uud  m.  sein.'  Fris. 

muetlig:  mit  Bedacht,  Überlegung;  vgl.  Muet  2. 
,Das  burgrächt  hab  er  aber  in.  selps  ufgän.'  1527, 
Strickl. 

muet  selig:  betrübend  BBe.  (Dan.). 

Muetung  f.:  Begehren,  Forderung.  ,Ir  m.,  die 
sy  tatend  an  die  stett.'  Ap  Reimchr.  um  1400.  .Also 
schluog  der  künigden  Venedigerfn]  ab  ir  m.'  Sicher  1531. 


587 


Mat,  met,  mit,  mot,  miit 


588 


Ge-müet  n.:  1.  Gesinnung;  Ab.siulit.Willo.  .Wir 
sind  des  ganzen  g-s,  üch  meiner  zu  verlassen.'  1  IT.'i. 
Bs  Chr.  ,Dass  ir  uns  wöllind  berichten,  was  üwers 
g-s  desshalb  syg.'  1521,  Absch.  ,Das  ist  ganz  min  g. 
und  anschlag,  zu  kriegen  und  fechten.'  NMan.  ,lr 
band  gehört,  uss  was  gm.  dise  sach  anghept  ist.' 
Zwingli.  ,Mit  solichem  gm.  von  mir  ufnemen,  in  dem 
es  von  mir  geschehen  ist.'  ebd.  , Ist's  euwer  gem.,  so 
sol  niemants  entrünnen.'  1531.  II.  Kon.;  dafür  1667: 
.Will.'  ,So  wir  uss  herzen  und  fründliehem  gmiet 
bcscheen  sin  wissen.'  1531,  Strickl.  ,T)ann  wir  un- 
verruckten  gemüets  und  willens  gesin  zue  belyben.' 
B  Mand.  1547.  —  2.  Ditn.  ,Der  gerechte  Gott  will 
an  dir  sich  ergetzen,  sein  Gemütlein  erkühlen  und 
sich  rächen.'  Klingler  1688. 

Frauen-:  Teil  am  Werke  einer  Turmuhr,  Hem- 
mung? ,Als  du  das  urlei  (s.  Orlei)  wit  richten  und 
das  nider  gewefge]  ufziehen  oder  ablan,  so  tue  das 
frowengemuete  von  dem  rade  oder  us  dem  rade,  do 
es  inne  gat,  und  behab  das  kamprat  sicher  in  der 
haut,  oder  das  gewege  verlieffe  sich  alsbalde.'  1385, 
L  Burgerbuch.  ,Und  so  das  fr.  ze  balde  gat,  so  henke 
die  bliklötzli  vaste  hinus  an  das  redelin,  und  so  es 
ze  trege  gat,  so  henke  si  hinin  an  das  redelin.'  ebd. 

—    Vgl.    Un-rue"'. 

gc-müetelen:  gemütlich  plaudern,  bei  Besuchen  B. 
ge-müetet:  gesinnt.  ,Ein  pfarrer  sol  sein  ein 
guoter  man,  recht  gemüetet  oder  recht  verstendig.' 
1531,  Tit.   —  Vgl.  lat.  bene  animatut. 

„ge-müetlich:  lüstern;  g.  sein,  nach  Etwas 
lüsten,  es  heimlich  verlangen  Soh." 

ein-müetig:  einsam.  .Gott,  der  die  e-en  ze  haus 
setzt.'  1531,  Psalm;  dafür  1667:  .Einsamen',  1868: 
, Verlassenen.' 

in-:  innig,  inbrünstig.  ,[Die  Kranke]  bewegte  die 
umbstehnden  Ehrenlüt  mehr  als  einmal  zum  ynmüe- 
tigen  Weinen.'  XVII.,  Mise.  Tig.  .[Die  sterbende 
Mutter]  hat  ihren  Kindern  ganz  einm.  gegnadet.'  Im- 
thürn,  Memoriale.  Sinnig:  ,Ein  tugendhaft,  lieblichs 
und  einmütiges  Kind.'  ebd.  —  Vgl.  das  syn.  tn-griindig 
IBd   II   778). 

f ri- :  freiwillig;  freigebig.  .Teile  auch  von  dem 
Wenigen  mit,  wo  nicht  reichlich,  doch  freimütiglich.' 
Spleiss  1667.  ,50  Pfd  Pfenning,  mit  welchen  künftig- 
hin diese  unsere  Bürger  uns  jährlich  zu  dienen  frei- 
mütig (liberaliter)  verheissen  haben.'  BThun  Hand- 
feste 1779. 

frö-:  (von  einer  Wohnung,  einem  Zimmer)  durch 
Licht  und  freie  Aussicht  angenehm,  freundlich  ScHSt.; 
Th;  Z.  S.  noch  Gr.  WB.  IV  1  a  230.  .Jucundus,  fr., 
das  fröud  und  lust  bringt.'   Fris. 

Fressinüetigkeit.  .Frässmüetikeit  [Habsucht, 
Ländergier]   der   grossmächtigen   fürsten.'    G  Hdschr. 

„gäch-müetig:  jähzornig." 

grund-:  von  Grund  (des  Herzens)  aus.  ,Gr.  wün- 
schen.' L  Stadtarch. 

Hartmüetigkeit:  Hartnäckigkeit.  , Deren  von 
Rotwyl  h.  und  freche.'  Ansii.  .Ermessen,  was  ver- 
incssne  h.  im  menschen  vermög.'  ebd. 

herz-müetig:  herzhaft.  .Fürsichtige  wysheit  be- 
trachtet ehr  und  nutz,  welche  h-e  stärke  gewinnt  und 
schirmt.'  Ansh. 

kalt-:  kaltsinnig.  Der  König  von  Frankreich  als 
,k-ei"  Freund  und  Bundesgenosse.   1611,  Absch. 


kfien-:  kühn.  ,N.  N.  ein  dapferer  und  k-er  eids- 
genoss.'  1586,  Lauffer.  Beitr.  S.  noch  (ir.  WB.  V  2580. 

K  üenmüetigkeit:  Kühnheit.  G  Hdschr. 

krank-müetig:  gebrechlich,  krank.  .Aber  noch 
vi]  eilender  und  erbendseliger  und  lydenhaftiger  und 
krankmudiger  wart  dises  volk.'  1528.  Bs  Chr.  ,Wann 
ein  solche  tochter  oder  wittfrow  kr.  were.-  1579,  L 
Knutw.  Amtsrecht.  , Sobald  einer,  der  unter  ein  Zei- 
chen gestellt,  gestorben,  hinweggezogen  oder  sonst 
lahm  und  kr.  geworden,  musst  ein  Anderer  an  seine 
Stelle  in  die  Kriegsrödel  eingeschrieben  werden.' 
XVII./XVIIL.  Obw.  .1702  ist  der  Eateinschulmeister 
kr.,  wesshalb  N.  N.  für  ein  Jahr  zum  Inspektor  be- 
stellt wird.'  Müll.,  Lenzb.  .Der  Vogteien  [Vormund- 
schaftsstellen] werden  überhept  kr-e,  schwache  Per- 
sonen.' SMutach  1709.  Der  ,kr-en  und  elenden'  Jeanne 
D.  wird  ein  Sack  Weizen  gegeben.  1713,  Absch.  .Von 
zwei  oder  mehr  Jahren  her  sehr  kr.'  1725,  Z  Stiftsprot. 

lind-müet(ig):  1.  weich,  zart,  von  Menschen 
BHk.  ,Ein  wasserbad,  uf  dass  der  lyb  lindmüetiger 
gemachet  werde  zum  widerbringen  der  bärmueter  an 
ir  gebürliche  statt.'  Buef  1554.  —  2.  feucht  und  weich, 
wasserreich,  vom  Erdboden  BO. ;  „LE."  Syn.  nass- 
luem  (Bd  III  1270).  —  Lindm  üetigkeit:  Weich- 
heit. ,So  wurde  sin  lindmüetekeit  bekeret.'  G  Hdschr. 
—    Mlid.   lini-müetic,  weich,  sauft. 

lang-tnüetig:  lang,  weitläufig.  Das  alte  fran- 
zösische Exerzitium,  welches  ziemlich  ,1.'  sei,  soll 
verkürzt  werden.  1756,  Absch.  (Schw). 

blug-:  schüchtern,  blöde.  ,Der  verjagten  plug- 
müetigen  scheflin.'  Zitglögglein  1512. 

ring-:  leichtfertig.  Je  r-er  einer  nach  vichescher 
ard  sich  stellet,  ie  ftissiger  er  das  [Fastnacht-] fest  be- 
gangen hat.'  Kessl.  —  Kingmüetigkeit.  .Nach  den 
tagen  diser  fleischlichen  fryheit  und  r.'  ebd. 

schwin-:  schwindsüchtig,  dahinsiechend.  .Bilis 
atra.  melancholei,  schwarz  geblüet,  das  den  menschen 
schweinm.  machet.'  Fris. 

schwer-:  1.  wie  nhd.,  melancholisch,  allg.  Von 
Gegenden:  .Tiefenkasten,  ein  schw-er  Ort.'  Sererii. 
1742.  ,Süss,  ein  Dorf,  ringsum  mit  ganz  nache  anliegen- 
den, gächen,  rauchen  Bergen  umgeben.  Darnachen  ist 
dieser  Ort  um  etwas  schw.'  ebd.  —  2.  schwierig,  viel 
Körperkraft  erfordernd  BsL.  Das  ist  e"  schw-i  Arbet. 
—  3.  vom  Boden,  von  schwerer  Beschaffenheit,  lehmig, 
ebd.  —  4.  schwer  von  Gewicht,  schwerfällig.  So  ist 
mi"  Bantli  en  alter  (feisserJ,  schir-er  Ma""  g'si"  tuid 
het  uimme"  wohl  möge"  laufe",  der  alte  Zumpel  selig. 
Gespräch  1700/12. 

stolz-:  stolz,  hochmütig.  ,Sin  hoch  st.  fürnemmen.' 
1475.  Bs  Chron.  —  Stolzm  üetigkeit.  ,So  uns  jemand 
st.  oder  unchristenlichen  sinns  schelten  (wellt),  soll 
derselb  gedenken,  dass  es  (als)  hochmüetig  möchte 
verdacht  werden,  so  wir  nit  allweg  zuo  vorderist  ge- 
wesen und  aber  uns  erst  jetz  fürschieben  wölltind.' 
1529,  Absch.  (Z). 

stark-müetig:  tapfer.  1776,  Bs  (lt  Andrea),  ,1'a- 
hero  die  Eidgnossen,  obschon  sie  st.  gewesen  und  in 
den  Feind  gesetzt,  demselbigen  eine  grosse  Anzahl 
erschlagen,  waren  sie  doch  an  Volk  zu  schwach.' 
JGross  1624  (Bs). 

de-:  1.  wie  nhd.  allg.  —  2.  still,  eingezogen,  bes. 
von  Kindern,  die  nicht  lebhaft  sind,  an  den  Spiele" 
nicht  gern  teilnehmen.  Solche  Kinder  sterben  nach 
dem  Volksglauben  früh  ZKic 


-.>:> 


Mat,  inet,  mit,  mot,  iniit 


r.itii 


d£müetigen,  -cre":    demütig(er)  worden.    Dial. 

verdäch t  -  m üet ig:    absichtlich.    ,[Die    Herren 

von  L  sollen  verzeihen]  in  ansächen  miner  kleinfüegen 

Vernunft    und   nit   v-s  verdruss  oder  bosheit.'    Salat. 

Mut't  II  in.  De  31.  mit  dem  breite"  Huet  het  mer 
Gast  Heiler  de''  Wald  Tannäst,  Rätsel  vom  Sternen- 
himmel Aa  (Rochh.).  —  M.  für  Wmi.  J.  i.  Wuotan.  Vgl. 
die  A ii  111 .   zu    Wuetis-äer  (Bd   II    1558). 

Mueta  f.:  Fluss  in  Schw.  So  im  Schw  LB.  seit 
1452;  hingegen  in  der  Zss.  .Muotacli':  .Muotaehtal.' 
1378.  Absch.     .Muotochtal.'  1409/1544.  Schw  LB. 

Zss.  aus  Muct  und  Ach  (Bd  I  63);  Afuel  in  urspr.  Bed. 
=  heftige  Erregung  (got.  möds,  Zorn).  Der  Fluss  wäre  also 
nach  seinem  reissenden  Laufe  benannt.  Vgl.  deu  syu.  Fluss- 
nanien   .Wuetach.' 

Muetataler    Mueti-,   Muete-,    in  Zg  Mueter-  in.: 

1.  Bewohner  des  Muotatales.  .Das  fast  vergessene 
Sprüchwort   vom  M. -Durst.'    Erzähler  1855,  343.  - 

2.  ein  aus  dem  Muotatal  stammender,  dem  gäuerle* 
(Bd  II  41)  nah  verwandter  Tanz,  wobei  ein  Paar  in 
verschiedenen  Wendungen  bald  getrennt,  bald  ver- 
einigt, zuweilen  unter  den  aufgehobenen  Armen  sich 
durchschlingend,  das  Wechselspiel  der  Liebe  darstellt 
Schw;  Zg.  Dazu  muet italere;  den  M.-Tanz  tanzen. 
—  3.  Kartotfelsorte  U;  s.  Erd-Epfel  (Bd  I  381).  — 
4.  31.(-Chnüttel),  Keule  als  Waffe;  vgl.  Entlibuecher- 
Chnüttel  (Bd  III  708).  Mer  rasiere"d-ech  die  Züttel 
[Kerle]  mit-eme"  M.-Knütlel.  Schw  Fastnachtsp.  1803. 

Mueter  f.,  PI.  Miieter  GrD.,  Pr.,  Muetri  BBr.,  Muet- 
reni  BHa.,  Müeterne"  GrV.,  sonst  Müetere" :  Mutter. 
allg.  1.  a)  im  eig.  S.  Über  die  Verdrängung  des  W. 
durch  Mamme"  s.  Sp.  225.  Die  verlasse"  31.,  Name  einer 
kleinen  Wallfahrtskapelle  zw.  Gurtnellen  und  Wassen 
in  U  zu  Ehren  der  ihres  hl.  Gemahles  und  Sohnes  be- 
raubten Gottesmutter.  RAA.  Was  der  M.  a"  's  Herz 
gud,  göd  dem  Vatter  nur  a"'s  Chneu.  Ineichen.  E"  M. 
clia"'-me"  rerlure",  aber  nie  zeider  finde",  ebd.  Freini 
M.,  bösi  Chind.  ebd.  Der  M.  a"  der  Schöss,  Sclteube", 
am  Bock,  Fürtech,  Chittel  hange",  von  einem  Mutter- 
söhnchen Bs;  B;  Th;  Z.  Gang  (hei'"  und)  säg's  der  31. 
(dem  31üeii)  1)  höhnisch  zu  Einem,  der  sich  weich- 
lich gebärdet,  jede  kleinste  Unbill  sich  zu  Herzen 
nimmt  B;  L;  Tu;  Z.  —  2)  Abweisung  einer  schwer 
glaublichen  Behauptung.  Ineichen.  Bist  du  von  einer 
31.  so  g'schld  ivorde"?  Abfertigung  eines  Naseweisen  Z. 
Es  ist  ärger  a's  d'  31.  a'zänne",  allzu  arg  Ap.  Ich  ha" 
au'h  e"  31.  g'chä"  [gehabt]  wie  ir,  ich  wage  es,  neben 
euch  zu  stehen  GlMoII.  Hei"'  go"  d'  31.  luege",  chere", 
seherzh.  Entschuldigung  des  Fortgehens  BE.  S.  noch 
Chuchi-Frau  (Bd  1  1250),  Chüechli  (Bd  III  133)  und 
Fülli-Bein.  Über  die  Verbindung  mit  Vater  s.  Bd  1 
1120.  .Welcher  [Kriegsmann]  heim  begert,  es  syend 
dann  ir  vil  ald  ein,  die  all  schick  man  zur  m.  hein, 
damit  sy  nit  werdind  entwendt  und  etwan  an  eim 
finger  gschendt.'  J  Murer  1559.  —  Dim.  Mueterli 
AaK..  Ke.,  Leer.;  B;  Z,  Mueterli  Aa;  Bs;  L;  Th;  Uw; 
Z,  Mueti  BO.,  S.;  W,  Müeti  Bs;  BoAa.,  E.,  M.;  Sj 
Uw;  „Zg;  Z",  „Muetschi  Bü.,  31üetschi  LE.U,  Mütter- 
chen, zunächst  als  Koseform  im  Munde  der  Kinder 
oder  des  Ehemanns,  allg.;  dann  bäurisch  für  Mutter 
übh.  (wie  Ätti  für  Vater)  B;  S;  „Zg;  Z.u  Mueterli 
nannten  in  BsStdt  im  Anfang  des  XVIII.  vornehme 
Kinder  ihre  Mütter  (Spreng);  ebenso  Frau  31üeterli 
in  LStdt  vom  XVI./XVLTI.  (RBrandst.  1890,  53).    Ach, 


i"  rf'.s-  Heimet  möcht-i"*  wider,  mächt  sum  Ätti,  mächt 
.um  Müeti  B  (Schwzd.).  Kind:  Herr  Predikant !  D's 
Ätti  und  d's  31ueti  län-ech  g'  tüsi'male*  grüesse".  B 
Hist.  Kai.  1805.  ,Er  [der  Sohn]  wolle  seinem  Muetri 
keinen  Verdruss  mit  einem  Söhniswyb  machen.'  Gottii. 
Du  [da]  wirst  du  es  bravs  31.  [Hausfrau  |  übercho* 
ha",  ebd.  Die  int  [von  zwei  Schwestern]  grüsem  e" 
rihi,  di  ander  hingegen  vun  de"  g' ringlocht  igsten  i"s, 
wo  's  nadist  nummen  oeh  Mueteni  gi''t,  het  e'kes  gotzigs 
Dingeli  g'hiiben  B  oSi.  (Schwzd.).  ,Von  meines  Vaters 
und  Müetterlis  säligen  tötlichen  Abgang...  Myn  liebs 
Müetterli  sälig  Dorothea  Haller.'  um  1600,  ZStdt 
(Mise.  Tig.).  S.  noch  Chlaus  (Bd  III  094).  —  b)  bildl. 
M.  nennt  das  Kind  die  zur  Heimkehr  mahnende  Abend- 
glocke :  d'  31.  ennen  am  Bach  [jenseits  des  Talbaches] 
rüeft:  BsL.  Alle"  Witze"  (d')  M.  s%"  welle",  super- 
klug sein,  sich  für  sehr  gescheit  halten  Z.  ,Du  bist 
gar  z'  grob,  dass  d'  also  mit  allen  Vieren  deiner  M. 
[der  Mutter  Erde]  in  d'  Schoss  fällst.  (Zu  dem,  der 
ungferd  niderfallt).'  Schimpfr.  1651.  S.  noch  Esel  (Bd  I 
515).  —  2.  in  weiterem  S.  a)  von  Personen  welt- 
lichen Standes :  trauliche  Benennung  der  Gattin  im 
Munde  des  Mannes  Bs;  Z,  so  auch  in  der  Sprache  der 
Wildmannli.  Mit  M.  wird  in  gemütlicher  Sprache 
auch  die  Haus-  und  Gastwirtin  von  Fremden  ange- 
redet Schw;  Z.  Als  Ehrenname  Höherstehender  (vgl. 
auch  die  Zss.):  Verzieht,  M.  Chörrichtere" !  B  Hink. 
Bote  1867.  D'  Dokter-M.,  von  der  Witwe  eines  Arztes 
B.  Verstärkt  durch  vorgesetztes  Frau:  die  Schwieger- 
mutter BsStdt,  die  Stiefmutter  im  Munde  des  erwach- 
senen Sohnes  ZStdt,  die  Waisenmutter  im  Munde  der 
Zöglinge  im  Waisenhaus  B;  GStdt;  ZStdt  f.  .Claus 
Narr:  Ätte  küng,  du  hast  myn  sinn,  es  ligt  mir  ouch 
kein  schlaf  nit  inn.  M.  [.Künigin'],  bist  fül,  so  magst 
wol  gan.'  JMurer  1575.  .Ich  muosst  in  posten  wys 
laufen  zu  der  stadthebammen,  m.  Anna  genannt.' 
JMaler  1593.  ,M.  Dichtlin'  wird  eine  bejahrte  Frau 
angeredet.  Stettler  1606.  —  b)  in  geistlichem  S. 
.Geistliche  M.',  Frau,  welche  bei  der  Einkleidung 
einer  Nonne  oder  bei  der  ersten  Messe  (Primiz)  die 
Stelle  einer  Mutter  vertritt  AABb. ;  S.  (Frau)  31., 
die  Äbtissin  eines  Klosters  AABb.;  Schw;  Zg.  .Bei 
der  Kilbe  des  Frauenklosters  in  Schwyz  musste  die 
Frau  M.  den  Vortanz  führen.'  Tobl.,  Kl.  Sehr.  54. 
,1838  lebten  in  Baden  unter  ihrer  würdigen  M.  17 
Klosterfrauen.'  Aa  Gem.  ,Im  Kloster  St  Anna  ward 
auf  drei  Jahr  zu  einer  Frau-Mutter  erwehlt  Frau 
N.  N.'  Z  Nachr.  1756.  —  3.  Gebärmutter  (und  deren 
Krankheit).  D'  31.  luege"  la",  die  Gebärmutter  zeigen, 
einen  Gebärmuttervorfall  haben,  von  Kühen  GRObS. ; 
vgl.  Lib  2  b  (Bd  III  977).  ,üie  m.  und  das  krimmen 
im  bauch.'  Seb. Münster  1546;  dafür  1628:  .Bärmutter.' 
,Die  husväteren  sagend,  sy  habind  die  m.  im  houpt 
und  im  buch  mit  grossem  herzenwee.'  Rdef  1554 
(spöttisch).  .Hirzenhorn  sol  köstlich  sein  für  die  m. 
der  weiber,  das  ist  für  das  würgen,  so  die  weiber 
meinend,  sy  müessind  ersticken.'  Tierb.  1563.  .Weiber, 
denen  die  m.  das  hauptwee  machet.'  ebd.  ,Affici  tor- 
minibus,  das  grimmen  oder  m.  im  bauch  haben.-  Fris. 
.Für  die  m. :  grundreben  und  rogi  brosmen,  gersten, 
kütnen  [usw.].'  Zg  Arzneib.  1588.  Vgl.  noch  Darm- 
Gicht  (Bd  II  114)  und  Gr.  WB.  VI  2811/2.  —  4.  ver- 
schnittenes, junges  weibliches  Schwein,  im  Gegs.  zu 
Lös  1  (Bd  III  1425)  GRh.  (Steinm.  1804,  281).  — 
5.    übertr.   auf   Sachen,     a)   Wurzelstock;    vgl.  Hag- 


591 


Mat,  met.  mit,  mot,  mnt 


592 


Minier.  ,Man  soll  den  [Reb-]  Stöcken  und  ihrer  Mutter 
[beim  Hacken]  so  weit  müglich  verschonen.'  Rhag. 
1650.  ,Es  soll  ein  jeder  Rebstecken  oben  an  .seinem 
Stock  eingeschlagen  und  alle  Zeit  der  M.  so  weit 
müglich  verschonet  werden.'  ebd.  —  b)  Muetere*  Aa; 
Bs;  B;  Th;  Z,  PI.  Muetere"  (in  BHa.  Müetri),  Schrau- 
benmutter.  allg.  ,Musquetenarbeit:  ein  Wischer,  ein 
Zündloch  zu  verschrauben,  ein  Müeterlin.  ein  Hanen- 
schrauben  [usw.].'  Bs  Taxordn.  1646.  .Weilen  das  Müe- 
terli  in  der  Öltrotten  entzweit,  die  beiden  Stüd  im 
Boden  angesteckt,  wird  Solches  zu  machen  notwendig 
angesehen.'  1709,  Z  Staatsarch.  , Für  einen  Trottbaum, 
Strauben  und  Müetterlin  Holz  gekauft.'  1728,  Aa 
Schloss  Rued;  vgl.  Trott-M.  ,Da  schiesst  ihm  N.  X. 
das  Müeterli  vom  Ladstecken  durch  das  Ärmli.'  1753, 
ZOGlatt;  vgl.  .die  Putzstockmutter'  am  Putzstock 
[Ladstock]  des  Vetterligewehres.  VETTERLi-Sang  1878. 

—  c)  Mueter  Z,  sonst  Muetere",  auch  Essech-M., 
Essigmutter  Aa;  Bs;  Gl;  Th;  Z.  Hefe.  ,Was  si  [die 
Böspfenniger]  also  sibensoumiger  vassen  und  darüber 
schetzent,  lige  der  selbe  win  noch  uf  der  m.,  so  söllent 
si  den  bis  uff  ein  soum  schetzen.'  1400,  B  Tellb.  In 
trübe,  gebrannte  Wasser  ,musst  du  6  oder  8  Tropfen 
Essig  tröufen,  so  zeucht  derselbig  die  trüb  und  un- 
lauter Materi  und  Wolken  oder  Muter,  so  über  sich 
schwimmt,  zu  Boden  und  wirt  das  Wasser  klar.' 
JRLandenb.  1608. 

Eiu  Gen.  Sg.  's  Mueter»  (nach  '»  Vaters)  findet  sich  in 
L;  Tli;  Z.  Zu  den  PI. -Formen  vgl.  die  gleich  gebildeten 
von  Tochter.  Der  schw.  PI.  ,Müetem'  ist  in  unserer  Lit 
vertreten  bis  Ende  des  XVIII.  Zu  Bed.  3  vgl.  das  umge- 
kehrte Verhältnis»  bei  Grind  |Bil  11  763),  zu  .j  b  Mann  ,'  <  ß 
(Sp.  2H).  5  c  könnte  aus  der  Tatsache  erklärt  werden, 
<1;lns  das  Legen  der  Gallerte  in  Wein  oder  .Most'  das  all- 
gemein übliche  Verfahren  der  Hausfrauen  ist,  Essig  zu  er- 
zeugen; doch  vgl.  Gr.  WB.  VI  2812.  Der  Weiterbildung 
Muetere"  vergleicht  sich  gr.  u-Tripa  in  Bed.  3  neben  u.^Tir)p  in 
Bed.  1 ;  auch  auf  lat.  matrix  in  Bed.  3  und  5  a  kann  ver- 
wiesen werden.  Der  Fluru.  .Mueter-Acher'  (16!lt;,  Z  NGlatt 
Urk.)  lusst  sich  als  Leibgeding  einer  Mutter  (Witwe)  erklären. 

Äli-Mueter:  Mutter,  die  gegen  ihre  Kinder  zu 
nachgiebig,  schwach  ist  Sch.  —  Alp-:  mythisches 
Wesen,  das  als  altes,  buckliges  Weibchen,  nachdem 
die  Sennen  die  Alp  verlassen,  in  den  Alphütten  haust. 
Ein  Jäger  erblickte  es  einmal  am  Herde  stehend  mit 
Kochen  beschäftigt,  von  Kobolden  in  Gestalt  kleiner 
Tiere  umtanzt,  zu  deren  einem  es  sprach:  Du,  Hans- 
Ghäsperli,  chotz-mer  Schmalz!  worauf  derselbe  Butter 
in  Hülle  und  Fülle  erbrach  GßPr.  S.  KARutishauser 
1880,  93;  Vonbun  18U2,  30.  —  Amm-:  Nährmutter. 
S.  Ämm-Vater  (Bd  1  1127).  In  der  Z  Bib.  noch  1707; 
dafür  1868:  ,Amme.'  —  Äni-:  Urgrossmutter  L;  Ndw. 

—  Er-:  Brautführerin.  Der  unkeuschen  .Hochzeiteriir 
droht  das  Sittenmandat  des  Abtes  von  St  Gallen  1657. 
anstatt  der  E.  zum  Altar  eine  Hebamme  an  die  Seiten 
zu  geben,  wie  ,dem  Hochzeiter  den  Weibel.'  —  Ar- 
me"-:   Frau   des  Vorstehers   eines  Armenhauses    Ar. 

—  Färli-Mueter  GrD.,  -Mueter.  Jäklin  1878  (öfter): 
Mutterschwein. 

Fraufaste°-Müeterli:  mythisches  Wesen,  das 
in  der  Fronfastenzeit  an  gewissen  Orten  (z.  B.  bei 
Schwyz  und  bei  Brunnen)  auf  oder  an  Brücken  fleissig 
seine  Fäden  spinnt.  Was  es  spinnt,  können  nur  Fron- 
fastenkinder sehen  Scnw.  Vgl.  Lütolf,  Sag.  77.  Mit 
ihm  schreckt  man  auch  die  Kinder:  's  Fr.  chunnt 
ScHWlb.    -     Vgl.    Fron-Fasten   (Bd    I    1  1  1  1 1. 


6'va  tter-M  ueter:  1.  Patin,  bes.  wenn  es  eine 
ältere  Person,  wie  z.  B.  die  Grossmutter  des  Kindes 
isi  Ndw.  —  2.  =  G'vatter- Meisterin  2  (Sp.  515)  BsL. 
//  Frau  <}.  hrt-si'1'  b'hüttct  und  V segnet  iiinl  im  diene* 
bede"  Gotte*  g'seit.  das  [Geschenkte]  sig  oü  :'  eil. 
Hausfrd  1886.  399.  —  Gege"-:  Benennung  der  beiden 
Mütter  der  Ehegatten  gegen  einander  BBe.;  vgl. 
Gegen-Att  (Bd  I  586).  —  Girize"-:  Frau  des  .<;.- 
Vaters-  (s.  Bd  I  1129)  LH.  .Vom  auf  dem  Wagen- 
sitze sassen  in  altertümlicher  Tracht  der  Girizenvater 
und  die  G.,  die  Beide  aus  der  Burschenschaft  erwählt 
waren.'  N.  Z  Ztg  1896.  —  Grab-:  Leichenbitterin. 
Will..  LStdt.  .Von  der  Gr.  wurde  Name  und  Stand 
des  Verstorbenen,  sowie  Tag  und  Ort  der  Beerdigung 
durch  die  ganze  Stadt  mittelst  Ausrufen  bekannt  ge- 
macht.' Gfd  10,  243. 

Gross-  Gros-  Aa;  Bs  (ö);  B;  L;  ThHw.;  Ndw 
C-Mieti);  Z  (in  O.  auch  u-'):  Grossmutter.  1.  im  eig.  S. 
Syn.  Grösse))  (Bd  II  806).  D'  Grosmüetere"  händ  de" 
Chinde"  [Enkelkindern]  eisster  Hand  uf.  nehmen  sie 
in  Schutz  Z.  Wie  Mueter  in  den  RAA.:  Er  meint, 
er  sig  alle"  Witze"  Gr.  S,  er  will  alle"  Witze"  Gr.  st" 
L  (Ineichen).  Säg  das  der  Gr.,  Abweisung  einer  Über- 
treibung. Ineichen.  Die  Gr.  als  fleissige  Spinnerin: 
Wer  e'kei"  Gr.  hed,  seil  e'Tcei's  Werch  pflanze*.  JRoos 
1892.  Tue"  rcie-n-e"  Grusm.,  sich  übertrieben  ängst- 
lich gebärden  ZHiirnli.  Er  will  d'  Gr.  lere"  Hüener 
griffe".  Ineichen;  vgl.  engl.:  don't  teach  your  grand- 
mother  to  suck  eggs.  Er  denkt  a"  d'  Gr.,  heis~t  es, 
wenn  Einem  von  heisser  Suppe  die  Augen  überlaufen. 
Dan.  Der  Gr.  Wasser  zueträge",  rückwärts  schreiten. 
mit  dem  Rücken  dem  Ziele  zugewendet;  meist  zu 
Kindern  ZStdt.  Kindern  d'  Gr.  zeige",  sie  an  den 
Schläfen  anfassen  und  emporheben,  ein  sehr  gefähr- 
licher Scherz  Bs;  B;  S;  vgl.  Halberli  (Bd  II  1170) 
und  Tafel.  —  2.  alte  Frau  übh.  Bs;  Th;  Z.  —  3.  Dim., 
Falte,  die  beim  Plätten  der  Wäsche  aus  Mangel  an 
Sorgfalt  entsteht  Tu ;  ZWthur.  —  I.  Dim.,  Prlanzcnn., 
Gamander-Ehrenpreis,  Veron.  cliam.  GNT.  Syn.  J.isi- 
betli.  —  5.  Dim.,  letzte  Garbe,  falls  sie  kleiner  aus- 
fällt als  die  übrigen  ZBül.  Syn.  Rätsch-Vogel  (Bd  I 
696).  —  6.  die  alt  Gr.,  Benennung  einer  alten,  dicken 
Tanne,  der  grössten  einer  Gruppe  LEigental.  —  7.  Gr. 
der  Alpen  heisst  seit  undenklichen  Zeiten  bei  den 
Sennen  der  oberste  Staffel  der  Alp  Grossimberg  (zwi- 
schen BSchangnau  und  LMarbach),  weil  je  näher  die 
Weiden  sich  an  die  Fluh  anlehnen,  der  Boden  desto 
besser,  die  Weide  desto  fetter  und  milchreicher  ist. 
Alcknw.  V  10.  —  Die  zwei  letzten  Belege  unter  1  geben  wohl 
auf  des  Teufels  Gr.    Zu  5  vgl.  Mannhardt,  Korndäm.  21.  31, 

gros-muetere":  reden  wie  eine  Grossmutter  Aa. 

Äni-Gr.:  Urgrossmutter  Bs  (-Müeterli);  BBe.  — 
Ur-Äni-Gr.:  1.  =  dem  Vor.  BsStdt.  —  2.  Mutter  der 
Urgrossmutter.  ebd.  —  Ur-ur-Gr. :  Mutter  des  lTr- 
grossvaters  oder  der  Urgrossmutter  Ar;  B;  Tb;  Z. — 
T  ü  fels-G  r. :  1.  grosser,  schwarzer  Mistkäfer,  Geotrup. 
sterc.  L;  SchwE.  —  2.  braune  Bärenraupe,  Bären- 
spinner.   Euprepia   caja    ÄABb.;    jede    schwarz let 

braune,  haarige  Raupe  ZZoll.  Syn.  Tüfels-ChatB.  — 
:'..  Wasserlibelle,  Libellula  L;  Zg;  ZBrl.  Syn.  Tüfels- 
Nädlen.  Ihre  Larven  dienen  als  Fischköder  /. Krl. 
Vgl.  Gr.   Myth.  '  577. 

Hübe"-Müe ter  1  i:  haubentragende  Fee.  die  mit 
silberner  Spindel    spinnend    am   Kreuzweg    im   Walde 


593 


Mat,  inet,  mit,  mot,  innf 


594 


auf  einem    Steine    sitzt    unii    in  Adventsnächten    den 
Mädchen  ihre  Zukunft  prophezeit  S;    vgl.  Urs.  Kai. 
1891,  47.  —  Häftli-Mueter:    Öse   heim  Häßli   (s. 
Sp.  244  o.)  GrD.  Syn.  Wibli.  —  Hag-,  PI.  -Mueteve* : 
(alter)  Wurzelstock  in  einem  Grünhag,  der  meist  zu- 
gleich die  Bed.  einer  Grenzmarke  hat  Lj  Tu;  Z  (auch 
-Muetere*).    Um  Parzellen  der  Allmend  zu  Kulturland 
einzuzäunen,  benutzten  die  Bewohner  von  ÄAWohlen 
lb'27  aus  dem  Fronwalde  .Dorne  und  dergleichen  un- 
nützes G'stüd.'    Diese  ersten  Setzlinge  werden  in  der 
betr.  Urkunde  ,Hagmuettenr   genannt   mit   dem   Bei- 
fügen, dass  sie  von  keinem  Anstösser  beschädigt  oder 
entfernt  werden  dürfen.    Vgl.   Hag-Recht.     Künstlich 
gezogener,    knorriger   Waldbaum,    der    im    Wald    als 
Grenzzeichen  dient  und  Hunderte  von  Jahren  stehen 
kann  ZSth.  —  Helf-:  1.  Hebamme.    In  ZsCham  gab 
es  zu  Ende  des  XVIII.  ,3  Doktores,  3  Chirurgus,  1  H. 
usw.'   Stahlin  1*19.  —  2.  zweite  Vorsteherin  in  einem 
Frauenkloster  Uw.    ,1m  Kloster  St  Anna  im  Bruch  [L] 
ward  auf  drei  Jahr  zu  einer  Frau-Mutter  erwehlt  Frau 
Maria    N.     Hat   im    Orden   Profess   getan    1722,   bis- 
herige H.'  Z  Nachr.  1756.  —  Holz-:  1.  Keller-Assel 
GlH.  -  2.  H.-Müetere*  BR.,  -MueterU  GiiLüen,  -Müe- 
terli  W,  mythisches  Wesen,  Waldweiblein.    Syn.  H.- 
Mützen,   a)  Name  eines  Gespenstes,  mit  dem  man  die 
Kinder  schreckt  BR.  Syn.  Nacht-Schniggelen.  —  b)  ver- 
ächtlicher  Name    eines    .Erdfränleins.'     Ein    solches, 
welches   die    Ehe    mit   einem  Walliser    eingieng,    be- 
dingte sich  aus,  dass  er  sie  nie  mit  diesem  Schimpf- 
namen benennen  dürfe  W.    Frau  eines  Wildmannlis, 
weiblicher  Fiingg.     Ein  H.    wurde   von   einem    Holz- 
hacker im  Walde  gefangen,  indem  er  mit  List  dessen 
Hände  in  einen  zu  spaltenden  Klotz  einklemmte    Gk 
Lüen  (Jecklin  187b',  127).  —  Hüener-  B,  Hüender- 
G  oRh.,    Hüenli-   Th:    Bäurin,    welche    viele   Hühner 
hält  B  (bei  Gotth.  auch  die  Magd,  welche  die  Hühner 
zu  besorgen  hat);  G  oRh.    In  dem  Spiel  .Hüenlischwan- 
zen'  dasjenige  Kind,   welches   an    der  Spitze  der  von 
dem    Fuchs    angegriffenen    Reihe    steht    und    sie    zu 
schützen  hat  Th.  —  Here"-:  die  älteste  Confirman- 
din,  die  auf  dem  Gang  zur  Kirche  und  zum  Taufstein 
vorangeht,  auch  in  der  letzten  Unterrichtsstunde  vor 
Neujahr  im  Namen  Aller  dem  Pfarrer  den  Neujahrs- 
wunsch  sammt  einem  Geschenk   überbringt   SchScIiI. 
Bei    den    Knaben    entspricht    der    Heren-  Vater.    — 
Hüre°-:=  Hüren-Fähens  (Bd  I  723)  ZWetzikon.  - 
Huere"-:    Bordellhalterin    Z.    —   Hüs-:    1.  -Mueti, 
Hausmutter,    lobende  Bezeichnung   einer   Bäurin   aus 
dem  niedern  Mittelstand  B;  vgl.  M annli  unter  Mann  7  c 
(Sp.  243).  —  2.  -Müeterli,  Apfelname,  der  sog.  ,Uster- 
Apfel'  ZWeissl.,  der  .Royal  d'Angleterre',  süsser  Wirt- 
schaftsapfel, der  bis  Januar  bleibt  ZHerrl.    Auch  eine 
Reinettenart  Z. 

Heu  "-Müeterli:  meist  mit  Jüppe  oder  Unter- 
rock bekleidete,  an  Beinen  und  Armen  mit  Heu  und 
Stroh  (auch  Werg  und  Hanf)  eingebundene,  im  Ge- 
sicht geschwärzte  junge  Bursche,  die  am  .grossen  und 
kleinen  Heumüeterlitag'  (d.  i.  am  sog.  schmutzigen 
Donnerstag  und  am  Montag  nach  der  Herrenfastnacht) 
mit  wüstem  Lärm  und  Gebrumme,  auch  wohl  mit 
Stecken,  Peitsche  oder^Besen  bewaffnet,  auf  den 
Strassen  und  Plätzen  namentlich  im  Mittelpunkt  der 
Ortschaft  scharenweise  und  einzeln  herumlaufen. 
Schliesslich  stürmen  sie  gegen  eine  höhere  Stellung 
(die  Kirchentreppe  und  den  Vorhof;  an,   welche  von 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


kleinem  Knaben  und  Mädchen  besetzt  ist,  die,  mit 
langen  Peitschen  verseilen,  durch  heftiges  Knallen 
die  H.  zurückzuweisen  suchen.  Diese  haben  russige 
Hände,  mit  denen  sie  im  (iesichte  schwärzen,  wen 
immer  sie  erwischen  können  AaWoIiI.  udE.  Im  Jahr 
1830  bildete  sich  in  AaWoIiI.  eine  Kastnachtsgesell- 
sehaft  unter  dem  Namen  Heumüeterli-Chammer,  welche 
durch  komische  Strassenproduktionen,  später  mehr 
durch  theatralische  Aufführungen  das  Publikum  unter- 
hielt, schliesslich  aber  mit  vier  jährlichen  Ausflügen 
sich  begnügte.  —  heuw-müeterle":  den  oben  be- 
schriebenen Kampf  ausführen  AaWoIiI. 

Eine  der  vielen  Formen,  in  denen  der  Kampf  des  Früh- 
lings mit  dem  Winter  vom  Volksbrauch  dargestellt  wird. 

Chuchi-:  Küchenvorsteherin,  Name  einer  Ange- 
stellten im  Spital  Bs. 

Chüechli-:  1.  volkstümlicher  Name  einer  Milch- 
und  Kaffeewirtin,  die  zugleich  Kuchen  bäckt  L, 
Bäurin,  welche  Kuchen  bäckt  B.  Wenn  e*  Ch.  Hun- 
gers stirbt,  söll-me'  si  wider  d'  Fürblatte'  vergrabe". 
Ineichen;  vgl.  Chöchin  (Bd  III  128).  Backe*  ha*  wie- 
n-e*  Ch.,  von  einer  dicken,  rotwangigen  Frau  B.  - 
2.  Hebamme  ZO.,  S.f,  W.  's  cha**  sl",  muest  hüt  noch 
d'  Ch.  hole*.  Stutz.  In  ZHongg  erwähnt  um  1650. 
.Einige  Jahrzehende  lang  (1610 — 1650V)  gab  es  [in 
ZHorg.]  eine  K..  die  für  ihre  Dienste  bei  gewissen 
Gemeindefesten  ein  Jahrgehalt  empfieng';  nach  dem 
Zsliang  scheint  es  die  Hebamme  gewesen  zu  sein. 

Zu  2.  Da  die  Taufe  früher  der  Geburt  rasch  zu  folgen 
pflegte,  half  die  Hebamme  mit  bei  der  Bereitung  des  Tauf- 
mahls, spec.  beim  .Kücheln';  vgl.  Chüechleten  (Bd  III  145). 
Chüder-:  nur  in  dem  Spiel  Ch.  ha*;  s.  haben 
(Bd  H  876)  und  vgl.  TTobler  123b.  —  Kafi-Müeti: 
1.  Kaffeeschwester,  auch  von  Männern  B.  —  2.  scherzh., 
Kaffeekanne  B.  —  Kirche°-Mueter:  eine  Art  Haus- 
meisterin, spec.  zur  Besorgung  der  Spitalkirche  Bs  f. 
Kalt-.  ,Die  sog.  K.  wartete  der  armen,  dürftigen 
Kinder  Tag  und  Nacht  und  wurde  von  der  Frau  des 
Spitalineisters  unterstützt.-  Bs  XIV.  —  ,Kalt'  für  ,G'halt-' 
(s.  Bd   II   1218/9JV 

Chumra  er-Müeti:  Frau,  die  sich  häufig  und 
unnötig  Kummer  macht  B.  —  Chinden-Mueter: 
1.  Pflegemutter,  Kinderwärterin  (in  vorgerücktem 
Jahren)  B.  ,Am  gleichen  Tage,  wo  du  deine  letzten 
Eier  an  ein  kreuzerig  Weggli  tauschtest,  aus  welchem 
dir  deine  Kindermatter  den  letzten  Milchbrocken 
machte.'  Gotth.  Kinderpflegerin  in  einer  Anstalt  B. 
Unter  dem  Personal  des  Spitals  wird  eine  ,Kind-M.' 
aufgeführt.  Bs  XIV.  ,A.  1690  ward  Jac.  St.,  Knöpf- 
macher, zum  ersten  Kindenvatter  erwählt;  zuvor  warend 
es  nur  Kindenmütter.'  BossH.-Goldschm.  —  2.  Chindli- 
M.,  Hebamme  Aa;  Z;  1696,  B  (Taschenb.  1879,  228). 

—  Chorn-:  weiblicher  Korndämon,  mit  dem  man  die 
Kinder  vom  Betreten  des  Getreideackers  abschreckt 
Aa;  Z.  Vgl.  Hard- Joggeli  (Bd  III  27),  Gröss-M.  ,Der 
Schnitter  wirft  die  drei  ersten  Ähren  in  das  Getreide- 
feld hinein,  um  die  K.  zu  befriedigen  und  das  Getreide 
ergiebiger  zu  machen.'  HHerzog  1884.  —  Chnabe"-: 
Aufseherin  über  die  Knabendes  Waisenhauses.  1771,  Z. 

—  Chranke"-:  Hausmutter  eines  Spitals  BBe.  — 
Lugi-:  Erzlügnerin  W.  —  Zand-Lücken-Mue- 
ter  li:  Jmd,  dem  Zähne  ausgefallen  sind  LBerom. ;  Schw 
(auch  von  Kindern   nach  Verlust  der   ersten  Zähne). 

—  Maidlin-M  ueter:  Aufseherin  über  die  Mädchen 
des    Waisenhauses.     1771,    Z    (.Mägdleinmutter').    — 

38 


595 


Mat,  inet,  mit,  niot.  niut 


596 


Märkt-Mueterli:  scherzh.  Benennung  der  Frauen 
uihl  Mädchen,  welche  Gemüse  auf  den  Markt  bringen  L. 
-  Mit-Mueter:  ,Gegensch wieger  Gl;  vgl.  Mit- Vater 
(Bd  I  1130).  —  Bachtale"  Bachtele"  -  Mueterli: 
eine  Art  Wassernixe.  Sie  packt  die  Kinder,  die  dein 
Wasser  zu  nahe  kommen.  Doch  belohnt  sie  auch  die 
frommen  Kinder  mit  guten  Sachen  L ;  vgl.  Häggen- 
Mann  (Sp.  259).  Du  chunnst  a's  wie-n-es  B.,  gekleidet 
wie  eine  Wetterhexe.  —  Bad-Mueter:  Inhaberin 
eines  öffentlichen  Bades  B  (Gotth.). 

Bär-:  1.  Gebärmutter  AALeer.  ,Ist  dem  ingweid 
gsund,  ouch  der  bärenmueter.'  Zg  Arzneibuch  1588. 
S.  noch  Üs-Gang  (Bd  II  345).  —  2.  Krankheitsname. 
a)  Mutterkrankheit,  malum  hystericum  Ap;  L.  Die 
üfstige*d  B.,  Art  Hysterie,  wobei  die  Leidende  im 
Halse  eine  Kugel  fühlt,  welche  die  B.  sein  soll  Ap. 
Bei  wundertätigen  Gnadenbildern  sieht  man  unter  den 
aufgehängten  wächsenen  Votivgliedern  hie  und  da  eine 
krebs-  oder  froschartige  Figur,  welche  obige  Krank- 
heit vorstellen  soll  L  (Ineichen).  Ebenso  Kröten  aus 
Blech  oder  Holz  in  der  Kapelle  LSempach- Wartensee, 
wobei  die  Inschrift:  Mi"  B.,  das  bös  Tier,  hed-mich 
ti I )/  f risse"  seiner.  Lüt.,  Sag.  351.  —  b)  Kolik,  Bauch- 
weh (auch  beim  männlichen  Geschlecht)  GA.,  G. ; 
.allg."  ,Sölt  er  [Dr  Eck]  gen  Zürich,  es  war  im  z'  wit. 
denn  b.  in  übel  sehnit.'  UEckst.  ,Das  grimmen,  das 
man  die  b.  nennet.'  Tierb.  1563.  Vgl.  noch  Darm- 
Gicht  (Bd  II  114).  —  c)  Magenbeschwerden,  krampf- 
haftes Aufstossen  Uw;  ZHombr.  Er  henel  eV  B.,  zu 
Jindin,  der  rülpst  oder  dem  es  sauer  aufstösst  Nnw. 
Vgl. :  ,Für  b.  des  haupts,  das  oft  von  colcra  oder 
flegma  kumpt,  uss  dem  magen  in  das  haupt  rücht.' 
Zg  Arzneib.  1588.  —  3.  (auch  Bärc"-M.)  Gartenkamille 
(als  Heilmittel  gegen  die  Krankheiten  unter  2  a  und  b) 
ZNer.,  Stadel.  —  bär-mueterc":  sich  über  Leib- 
schmerzen,   Schmerzen  übh.  beklagen;   jammern  GG. 

—  bär-müeterig:  „mit  der  Bärmueter  behaftet  L." 
Er  sind  b.-mieterig,  zu  Jmdm,  der  rülpst  Ndw. 

Bettel-Mueti:  alte  Bettlerin  B.  —  Süw-  ZSth., 
Sou-,  <S'ö«-Mueter  B:  Pflegerin  des  Muttersehweins 
und  seiner  Jungen;  Bäurin,  die  sich  auf  die  Schweine- 
zucht gut  versteht.  ,Wie  es  Schweine  mästen  könne 
trotz  einer  Luzerner  S.'  Gotth.  ,Eine  S.  ist  sie,  es 
mag  ihr  keine  Luzernerin  nach.'  ebd.  ,Musste  nicht 
dem  einfältigsten  Saumutterli  einfallen,  dass  . . .'  B 
Kai.  1844.  —  Sele"-:  Frau,  die  den  Kirchhof  von 
Unkraut  reinigt;  Frau  des  Selen-Vaters  (Bd  I  1130) 
UwE.  Schwyz  macht  Anzug  in  Betreff  einer  Frau  zu 
Küsnacht,  Seelenm.  genannt,  welche  seit  einiger  Zeit 
mit  .unchristlichen  Phantasien,  fast  der  Hexerei  ähn- 
lich', umgehe,  mancherlei  über  Tote  und  Lebendige 
gemeldet  habe,  wovon  das  Gegenteil  eingetreten  sei. 
1573,  Absch.  —  Sorge°-Mueterli,  -Mueti:  stets  be- 
sorgte Hausmutter,  ,die  Alles  auf  dem  Herzen  trägt'  B. 

—  Schuel-Müeterli.  Der  Schuelmeister  het  dem 
Seit,  e/rüeft,  wie  's  in  ieder  Schuel  zum  Wüschen  und 
Heizen  öppen  ei*s  g'ha"  het,  bim  Schlumpstuel  oder  bim 
Spinnrad  <!'  Ching  s' hüete".  Schild  (S).  —  Schliss- 
Mueter  B.  So  wird  eine  Bürgergemeinde  genannt, 
die  Nichts  mehr  leistet,  nur  geniesst;  vgl.  Schliss- 
Vater  (Bd  I  1130).  —  Spüse"-,  gew.  PI.  Mueteme": 
zwei  (im  Gegs.  zu  den  jungfräulichen  Spüsen-Gäu- 
mernen  Bd  II  305)  verheiratete  Frauen,  welche  die 
Braut  auf  dem  Gang  zur  Trauung  begleiteten;  meist 
wurden  dazu  die  verheirateten  Gatten  gewählt  GrD., 


Pr.f  —  Stief-  BsStdt,  Stuf-  AABb..  F.;  LK.;  GSa.; 
Sch;  Schw;  Th;  ÜW;  L" ;  Z.;;  Z.  Steuf-  AASt. ;  BE. ; 
LG.,  Steif-  Aa  (Rochh.);  BBr.;  S;  UwGisw.,  Stif-  Sch: 
Stiefmutter.  1.  im  eig.  S.  RAA.  Er  ist  slm  Lib  ke" 
Steu f-M.,  hält  sich  nicht  karg  L  (Ineichen).  D'  Mueter 
gihd,  d'  St.  fragt:  wend-cr?  ebd.  Me"  sait  nüd  um- 
sunst:  St.  —  Tüfelsmueter.  Stutz.  D'  St.  's  Tüfels 
i'nderfneter  Aa;  GSa.  —  2.  St.-MüeterK,  Pfianzenn. 
Dreifarbiges  Veilchen,  Viola  tric.  auch  Ackerveilehen, 
Viola  arv.  Aa  (in  Fisib.  Acker-St.);  Bs;  B;  VÜ;  G; 
Sch;  S;  Th;  Z;  vgl.  Jesesli  (Bd  HI  73).  Syn.  Schwi- 
gerli-Schwögerli ;  Jungfere"-G'sichtli.  —  3.  Apfelsorte, 
pomme  menagere  Tu;  Syn.  Risen-Opfel. 

Stock-.  .Collabismus,  St.,  ein  Kinderspiel.'  Denzl. 
1677;  1716. 

Der  ocoXXaßiopdj  der  Griechen  bestand  darin,  dass  Einer 
dem  Andern  die  Augen  zuhielt,  ein  Dritter  ihm  eiue  Ohr- 
feige gab  und  ihn  raten  liess,  mit  welcher  Hand  er  gesehlagen 
worden  sei. 

Tilli-:  vexierend  für  dini  Mueter,  als  Kinder- 
scherz: D'  T.  ist  e"  Hex  (=  die  Spinne)  Ap.  D'  T.  ist 
en  Cherne'dieb  (=  die  Maus).  Sprww.  1869. 

Tilli.  Decke,  Dachboden,  wo  sich  Spinne  und  .Maus  mit 
Vorliebe  aufhalten. 

Trott-Muetere":  Schraubenmutter  an  der  Kelter, 
auf  der  Gabel  des  .Trottbaumes'  liegender  Holzklotz, 
in  den  die  Trottspille*  eingesehraubt  ist  ZS.  —  Wald- 
Mueter:  =  Hob-Mueter  i'  b  GnPr.  (PI.  -Mueteme"). 
S.  Vonbun  1862,  46.  —  Zucht-:  Vorsteherin  eines 
Waisenhauses  ZWthurf.  ,Wir  fandind  auch  an  einem 
bestimpten  ort  [in  Paris]  ein  grosse  anzal  der  armen 
fündelin  mit  sampt  den  zugebnen  pflegerin  und  zucht- 
mütter.'  JMaler  1593.    Vgl.  Zucht-Vater  (Bd  I  1130). 

muetere":  1.  Mutter  spielen,  wobei  ein  Kind  die 
Mutter  vorstellt,  die  andern  die  Kinder  AALeer.;  dafür 
Mueteri's  mache"  Z.  Vgl.  g'riitterlen  (Bd  I  1131).  — 
2.  vom  Essig:  Mueter  (in  Bed.  5  c)  bilden  Z.  Der 
Essech  mueteret. 

muetereze",  auch  Muetereze*  mache*  =  mueteren  1 
Seil.    —    Vgl.    Fangezen   unter   Fakau  (Bd   1   723). 

mueterig:  1.  muetrig,  der  Mutter  anhängend 
(z.  B.  von  einem  Kinde,  das  aufschreit,  sobald  die 
Mutter  sich  entfernt)  BSi.  —  2.  kreissend'?  .Purpur- 
schnäcken  geröukt  sollend  den  müeterigen  Weibern 
zuo  hilf  kommen  und  die  nachburt  bewegen.'  Fischb. 
1563.  —  8.  müebrig,  an  Blähungen,  Kolik  leidend,  von 
Frauen   Scnw. 

Mueterigi  f.:  Kolik,  nur  von  Frauen  BHk. 

mueterin:  von  einem  Mutterschwein  stammend. 
,Dass  man  pinniges  noch  mueteris  fleisch  nüt  sol  under 
das  bergin  henken.'  um  1300,  ä.  LRatsb.  ,Die  mezzier 
sunt  hau  vor  li.  Symons  hus  und  dahin  uswert  das 
pfinnig  fleisch  und  das  muotri,  das  doch  schön  ist, 
ouch  enhain  muetrin  flaisch  niemer  under  die  metzi 
bringen.'  1390,  TnDiess.  Stadtr.  —  Solches  Fleisch  'galt 
für  schwerverdaulich   und   gesundheitsschädlich. 

Müeteri"  f.:  weibliches  Schwein  Gr. 

müeterle":  1.  der  Mutter  nacharten,  in  Gesichts- 
zügen oder  Charakter  der  Mutter  ähnlich  sein  Ap; 
„Gr;  L;u  Sciiw;  „Zg;  Z."  —  2.  wie  eine  Mutter  aus- 
sehen und  handeln  Ap.  „iiiich  so  einfältig  wie  ein 
altes  Mütterchen  betragen  AaF."  —  3.  =  mueteren  1 
AALeer.;  dafür  Müeterli's  mache*  Z.  Me"  wend  frau- 
müe.terle*,  sagten  die  Kinder,  wenn  sie  mit  den  Puppen 
spielen  wollten  LStdt  f. 


597 


Mat — miit.    Matscb    mutscl 


598 


Schmal  z-Müete"  f.:  Butterbroi  TuBerg. 
Viel!,  st.  Mi'tt*  zu  Witt  S   in   übertragener  Bed.;    vgl. 
auch    Mieten  i,  sowie   .",.<./  und   das  folg.   W. 

Miielne"  f.  ,Aus  den  Wurzeln  von  zwölf  Pflanzen : 
Gentiana,  Pimpinella,  Imperatoria,  Meum  mutell.,  Car- 
lina, Arnica  u.  A.  ist  die  M.  zusammengesetzt,  die  im 

Sommer  vielfach  an  sorgsame  Sennen  zu  50  Rp.  das 
Pfund  verkauft  wird,  um  dem  Rindvieh  bei  kaltem, 
nassem  Wetter  zur  Erwärmung  unter  dem  Salze  ge- 
geben zu  werden.'  ÄLPENW.  V  128.  —  Stimmt  im  Wesent- 
lichen  zu    Miet   ■')'.      Vgl.    Mieli. 


Matsch  —  mutsch. 
Vgl.  auch  die  Gruppe   mafz— mutz. 

matsch:  1.  als  Spielerausdruck  wie  nhd.  Bs;  B; 
G;  Th;  Z.  M.  si",  werde' ;  Ein'n  m.  mache''.  Im  Wort- 
spiel mit  2:  [Man]  schlout  etsche  d'  ZU  mit-eme' Jass 
z' ioud  und  wärt  hi  und  dou  in.;  aher  im-enc"  Chursäl 
macht  Eim  sou  e"  nüechters  G'schidheitsg' schwätz  vu" 
nouble"  Strauchöpfe*  nach  vil  matscher.  G  Kai.  1886 
(GSa.).  Verallgemeinert:  m.  si",  verloren,  vernichtet 
ScnSt. ;  Z.  —  2.  matt,  müde,  .zerschlagen'  Gr.  Wi.rt- 
spielend  mit  1:  ,0b  Pandur-,  Schmaus-  oder  Kreuzjass 
gespielt  wurde,  kann  Referent  nicht  mitteilen,  da  er 
selber  ganz  m.  war.'  N.  Alpenp.  1878.  —  3.  üppig, 
fett,  von  Pflanzen,  z.  B.  Gras  Gr  UVatz. 

Zu   Grunde  liegt   it.   marcio,  mürbe,    das  auch   schon  im 

S.  vun  1  gebraucht  wird.  Inwieweit,  bes.  bei  dem  folgenden 
Snbst.  und  Vli.  ein  deutscher  Stamm  hereinspiele  (vgl.  Gr. 
WB.  VI  1755/6),  lässt  sich  nicht  ausmachen;  nötig,  etwa 
aus  begrifflichen  Gründen,  ist  die  Annahme  einer  Mischung 
zweier  Stämme  keineswegs.  3  wird  von  der  Grundbed.  .(saftig) 
weich'   ausgehen.      Vgl.   auch   malz. 

Matsch  m.:  1.  als  Spielerausdruck  wie  nhd.  Aa; 
Bs;  B;  L;  Tb;  Z.  En  M.  mache".  S.  auch  üf-legen 
(Bd  111  117S).  Verallgemeinert:  geschäftlicher  Miss- 
erfolg. Schicksalsschlag  AaL.  Syn.  Watsch.  —  2.  (in 
Gl  auch  Matsch)  breiartige,  weiche  Masse,  „z.  B.  von 
Obst"  Gl;  fiRHe.,  Pr.  Syn.  Tatsch,  's  ist  Alles  ei" 
Bf.  g'si*.  Etw.  an  e"  M.  trucke",  zue-me"  M.  schla". 
E"  mächlege''  Stai"  [hätte],  wenn  si  sieh  nid  grad  z' 
bücke"  chu"  teerend,  si  ganz  :n-mc"  M.  zerschmätteret. 
Schwzd.  (GRPr.).     Vgl.  noch    matsch- fül  (Bd  I  789). 

matsche":  1.  einen  Matsch  (i.  S.  v.  1)  machen; 
auch  tr.  Bs;  B;  Th;  Z.  —  2.  (auch  matsche")  tr.,  zu 
einem  Matsch  (i.  S.  v.  2)  zerdrücken,  (zer)quetschen 
Gr.  —  3.  (unordentlich)  in  etwas  Flüssigem,  Weichem 
herumrühren  S.  —  4.  matsche",  in  Kot,  Wasser  herum- 
waten G;  Th.  —  5.  (in  der  Rede)  Alles  durcheinander 
mengen  Gl. 

ver-,  zer-matschc"  GW.,  -matsche"  Gr;  GRh. : 
verstärktes  matschen  2.  Syn.  ver-märtschen  (Sp.  428). 
En  Euess,  Einger  r.  Ieh  möcht-ne*  grad  o.l  vor  Zorn 
GRChur. 

z'sämmen-:  =  dein  Vor.  Gr.  Ousser  chunnd  [aus 
einem  Sacke,  der  vorher  auf  dem  Amboss  bearbeitet 
worden  ist]  en  arme'',  fast  z,säme"(jmätschcter  Töufel. 
Scbwzd.  (GRPeist). 

Matschlete"  f.:  wirres,  undeutliches  Durehein- 
. anderreden,  z.B.  von  Kindern  in  einer  Schule  GSev. 
Vgl.  matschen  5. 


matschiere":  marschieren  B.  [Die  Soldaten  auf 
dem  Übungsplatz]  stän-ech  g'rad  wie  d'  Türlistöck  u*d 
glüsslen  »"•'  matschiere*.  Scbwzd. 

Aus  it.  mareiare.  Her  Schwund  des  r  vergleicht  sich 
dem  in  maisch  aus  marcio,  ma  chiere"  für  marscAtere"  (Sp.  1"JI). 

manische":  .heimlich  naschen  Gl;  G;  Vw":  zwi- 
schen den  Mahlzeiten  (in  ungehöriger  Weise)  essen 
GG.  (St.h).     Syn.  mauschen  3  (Sp.  503). 

mautschle":  mit  vollen  Backen  kauen  G.  Syn. 
manschen  1.  ,Der  Prozess  ist.  nicht  den  Pfeffer  wert, 
den  sie  morn  z1  Nacht  an  den  Kuteln  mauzschein.' 
UBrägger  1780.     Abi.  Mautschier  m. 

Mitsclie"  f.:  für  eine  Hochzeit  oder  ein  anderes 
Familienfest  bes.  schmackhaft  zubereitete  Buejen  [fla- 
ches, rundliches  Gebäck]   WLö.     Syn.  Muetschefrcjn. 

—  Wahrsch.  eine   Weiterbildung  zu   Miggen   (Sp.    123). 

„Mitschi  n.:   ein  Stück  Brot  S." 

—  Viel],  alte  S  Aussprache  für  Mütechi;  s.  JlfufecA  3  b  und 
vgl.   chMerkn  (Bd   III   364). 

Motsch  m. :  1.  Brotlaibchen.  .Gutjahrbrot:  an 
Mötschen  98  Stuck.'  XVIII.,  Sch  Pfrundenb.  Insbes. 
als  Dim.  Mutschli:  kleines,  kugelförmiges  Brötchen 
Sch;  Laibchen  von  Schwarzbrot,  dgl.  man  früher  im 
Spital  zu  ScnStdt  buk  (lt  Kirchh.)  oder  im  Kloster 
zu  ZRheinau  von  Zeit  zu  Zeit  unter  die  Armen  aus- 
teilte. .Die  Züricher  hatten  Brots  gnueg  und  etwan 
Mötschlin  mit  inen  im  Buesen.'  Rüeger  1006.  Ein 
Soldat  erhält  als  Tagesration  ,ein  Mötschlin  Brotes 
nebst  einer  Mass  Wein.'  1638,  Sca  Ratsprot.  —  2.  (auch 
Motsch)  dicker  Kopf;  Person  mit  solchem  Kopfe  Bs. 
Starrkopf,  Eigensinn,  ebd.  Derhete"  M.l  Dem  lta'nsch 
NM  üsrede".  Vgl.  Motsch-Chopf '(Bd  III 414).  —  3.  Dim. 
,Stüetle,  mötschle,  equula.'  Mal.   —    Vgl.  Mutseh. 

motsche":  =  märtschen  1  (Sp.  428)  Schw.  D'  Buche" 
mötsche'd  in  den  Kirchstühlen.  Es  Volchicerch  hat  der 
Find  wie  Stei",  ei"  Fasel  matscht  im  andre"  nöch.  — 
ver-:  zerstossen,  zerstampfen  Scbw.  -  Zu  (ver)msgge" 
iSp.   124);   vgl.   auch    mufseAen. 

mutsch:  1.  ungehörnt  GrD.,  Rhw.  —  2.  stumpf  Gl 
M.  werde".  —  3.  „grob  und  dick."  —  4.  mürbe  Gl 
Syn.  mutsch.   —   Vgl.  muff  und  seine  Gruppe  (Sp.  570  ff.) 

Mutsch  m.:  1.  (PI.  Mutsche"  U,  Matschege"  BR 

—  Dim.  Mutschli  SchwE.,  Muo.)  Tier  ohne  Hörner 
B;  „Gl;"  Gr;  „Schw;"  Uw;  insbes.  von  Ziegen  Ap 
B  ;  Gl  (weiblichen,  lt  Steimn.  1802,  102);  Gr  ObS.,  V. 
GA.,  G.  (weissen),  Rh.,  T.;  ScawE.,  Muo.;  Uw;  U,  von 
Schafen  BO.,  auch  von  Kühen  und  Rindern,  deren 
Hörner  ganz  oder  zum  Teil  verloren,  bzw.  verstüm- 
melt sind  BO. ;  Gl;  GRVal.  Mier  hein  zwo  Geissen, 
ei"s  ist  en  homochti  und  d's  ander  ist  en  M.  BHa. 
Lüter  Mutsch,  hat  der  N.  g'seit,  wo  si"  Geiss  'pogget 
[Junge  geworfen]  hat  GlMoIüs.  Männliches  Schaf 
oder  Ziege  Gl.    Vgl.  noch  Römer  und  Schinz  1809,  481. 

—  2.  dicker  Kopf  LStdt;  S.  hwE.  (PI.  Mutsch).  Kind 
mit  vorstehender,  eckiger  Stirne  BHa.  Das  ist  en 
rechte  M.  Dickkopf;  dicker,  plumper  Mensch,  zu- 
meist mit  dem  stark  hervortretenden  Nebensinn  des 
Dummen,  Störrischen  „Aa;"  Apj  «Bs;"  BO.;  Gl:  I.; 
G;  Schw;  S;  „Zg;  Z."  Erle'-M.,  Spitzname  eines  dick- 
kopfigen,  in  der  Eric"  wohnenden  Menschen  SchwE. 
Vgl.  noch  Mutschli  (Sp.  604).  Derbgebaute,  dicke 
Person  AAZein.;  BSi. ;  Z  (Spillm.).  Dummer  Mensch, 
Tölpel  BSi.;  G.    Unartiges,  störrisches  Kind  G.    Spott-, 


599 


Matsch,  metsch,  mitsch.  motseh,  nnilsili 


,iM,, 


Schimpfname  AäF..  Fri.;  G;  S;  UwE.  Familienname 
aScHw.  Dim.  Mutschfeßi,  kleines,  dickes  Geschöpf 
Aa;  ZO.  (auch  von  Tieren);  Kosename  für  ein  kleines 
Kind  SchwE.,  auch  für  ein  Kälhchen  Aa  (Kochh. 
1857,  115).  —  3.  übh.  etwas  Kleines,  Rundliches  (Aa 
HL),  Gestutztes,  Stumpfes  SchwMuo.  (PL  Mütsch); 
UwE.;  z.B.  von  Bäumen,  Gesträuch,  Geräten.  Der 
Baum  ist  nur  e"  M.  Das  Biel  ist  e"  M.  Spec.  a)  seit- 
licher Felsvorsprung  BHaslib.  ,Der  M.  [ein  Felsen  ?] 
in  der  Oberalp.'  U  Gera.  120.  —  b)  PI.  Mütsch  Gl; 
GitMai.,  Mutsehe*  BR.;  Uw  —  Dim.  Mutschli  AaF., 
Leer.,  Menz.;  BGadm.,  Hk.,  R.,  Sigrisw. ;  Gl;  LG.;  GG.; 
SchwMuo.;  üw;  Zg;  Z,  Mutscheli  AkBremg.,  K..  Sins, 
Zof.;  LNeud.;  Uw  (Ali);  U;  Z,  Mutschi  SB.,  NA., 
Mutschli  AaL.,  Zein.;  Bs;  BAarb.,  Br.,  Brisl.,  E.,  G.,  SL. 
Stdt;  GRVaL;  GStdt,  W.j  Schw;  S;  ZWL,  Mutscheli 
BsL.;  U,  Mütschi  Aa  oF.,  Leer.;  BoAa. ;  L;  GSa. ;  S, 
Name  eines  Gebäckes,  a)  rundliches  Laibchen  aus 
gewöhnlichem  Mehl,  der  8.  Teil  eines  4 — 5pfündigen 
Laibes  Bs;  B;  Gl;  „S;"  Vw  (dim.);  in  Uw  für  einen 
noch  kleinern  Laib  Mutschili.  Syn.  Mügerli  (Sp.  111). 
Laibchen  von  '/ü  bis  2  Pfund,  bes.  wenn  je  zwei  zu- 
sammen gebacken  sind  L;  Zg  (St.1').  Rundliches  Laib- 
chen,  deren  zwei  ein  2'/2pfündiges  Halberli  (s.  Bd  LI 
1170)  ausmachen  Schw.  Dicker,  niedriger,  nicht  auf- 
gegangener Brotlaib;  (Mutscheli)  niedrige  Brötchen 
Z  (Spillm.).  Ich  überchäm  nw  kei's  Mutschli  Brot  me 
Dings.  Gl  Volksgespr.  In  SchwE.  pflegen  die  .lohte" 
(s.  Bd  III  32)  am  Güdel-Mdndig  oder  an  der  jungen 
Fastnacht'  Mutschli  auszuwerfen,  was  man  's  M.  rüere* 
nennt.  Daher:  Die  Becki  sind  zue  de"  1' feistere"  üs 
g'floge"  wie  M.  i"  der  Fasnacht.  MLienekt  1888.  S.  auch 
Lebchuechen-Mann  (Sp.  264).  —  ß)  dim.,  kleines,  rund- 
liches Brötchen,  t.  aus  gewöhnlichem  Mehl,  t.  aus 
Weissmehl,  Semmel  Aa;  Bs;  B  (von  länglicher  Form; 
Syn.  längs  Brötli);  L;  GG.  (Syn.  Bürli),  Sa.;  S;  UwE.; 
Zg;  ,globulus  panis.'  Id.  B.  In  AAZein.;  Bs;  B;  S 
werden  M.  aus  dem  im  Backtrog  zusammengescharrten 
Teigrest  gebacken  (Syn.  Muelt-Scherli),  t.  für  die  Kin- 
der, t.  (so  in  AAZein.)  für  ärmere  Leute,  die  dafür  in 
der  Kirche  für  die  Seelen  Abgeschiedener  beten  sollen  ; 
vgl.  Selen-Laibli  (Bd  III  954).  In  Zg  werden  M.  vom 
Bäcker  an  Brot  holende  Kinder  verschenkt.  In  Aa 
Bremg.  bekommt  am  SAgathentag  jeder  Einwohner 
in  Folge  einer  alten  Stiftung  sein  M.  Man  unter- 
schied batzigi  und  halbbatzigi  M.  Aa  ;  B;  S;  ,erstere 
wurden  aus  zwei  rundlichen  Stücken  zsgesetzt,  oft 
auch  die  halbbatzigen,  an  deren  Hälfte  ein  Schulbube 
genug  hatte'  B  (Zyro).  E"  Cime  [mit]  Bollen  am  Lib 
wie  Halbbatze'mütschli.  Schild  1866.  ,Aus  den  Händen 
des  Becks  geht  der  Teig  verschieden  hervor  als  Züpfli, 
als  M.,  als  Weggli,  als  Kuchli.'  Gotth.  S.  noch  Schwzd. 
VIII  1  ff.  (für  L),  wo  M.  syn.  mit  Weggli  gebraucht 
ist.  Weck  SB.,  NA.;  grosser  Weck  für  20—30  Rappen 
SG.  Semmel  aus  Butterteig  ZWL  Eierbrötchen  G; 
(Mütsch,  auch  Mutschli)  Eierbrötchen  von  ovaler  Form 
mit  einem  Längsschnitt  Gr;  Syn.  Murren  (Sp.  384). 
Wart,  ich  kauf-der  denn  e"m<>l  e"  Mutschli,  sagt  man 
zu  einem  Kinde,  um  es  zu  beruhigen  oder  zu  Etwas 
aufzumuntern  Gr.  Backwerk,  Biskottin  GrHc.  S.  noch 
Gueteli  (Bd  II  554).  —  f)  Mutsch(li),  Anschnitt  eines 
Brotes  G;  Syn.  Mundil  (Sp.  322).  Mutscheli,  Ende 
des  Brotlaibs  AAMenz.  Syn.  Bröt-Chäppli.  In  ä.Spr. 
wohl  meist  i.  S.  v.  a  als  Spende.  ,Do  hatt  der  kunig 
Zedekias  empfolhen,  das  man  im  täglich  ein  mütschly 


brots  gebe.'  1531,  Jerem.  =  .Laib  Brot.'  1667.  ,Ein 
mutschli  old  spendbrod.'  1562,  LBerom.  Wer  Fische 
zum  Verkauf  nach  LBerom.  bringt,  soll  sie  zuerst 
dem  Probst  anbieten  und  erst  nachher  andern  Leuten. 
, ('häuft  er  im  tisch  ab,  so  ist  er  im  kein  mutschlin 
zu  gen  schuldig;  chauft  er  aber  nit,  sol  er  im  ein 
mutschlin  gen.'  XVI.,  MEsterm.  1875.  ,So  aus  einem 
müt  kernen  160  mutschli  verbachen  werden.'  1578,  Z. 
,[Es]  findt  sich,  dass  domalen  das  verschinen  jar  1237 
mutschli  und  jetz  uf  dis  heurig  jar  853  mutschli  ins 
almosen  vennelten  gemeinden  wöchentlich  bestimmt 
und  geordnet  worden.'  ebd.;  s.  Almuesen-  Tafelen. 
, Miner  herren  werchlüten  haben  ein  mutschli  für  das 
abendbrot  und  zwei  für  das  nachtmal.'  ebd.  .Ordnung, 
wie  die  gesegneten  Mutschli  am  Hohen  Donnerstag 
sollen  usgedeilt  werden.'  1604,  L;  dafür  1611  von 
jüngerer  Hand:  .Kuechli'  (s.  Bd  III  132).  , Anstatt  der 
Müschlinen  [sollen]  zum  Kilchenbrod  zwei  Brod  an 
einem  Schilt,  da  Beide  mit  einandern  am  Gewicht 
2  Pfd  und  1  Vierling  haltend,  gebachen  und  ffirderhin 
zwei  dergleichen  Brod  für  ein  ganzes  und  ein  Brod 
für  ein  halbes  Vogezenbrod  in  die  Küchen  ausgeteilt 
werden.'  1624,  Z.  ,Decretura,  ut  parochi  contra  am- 
bitus  munera  vulgo  Mütschenen  totis  viribus  fulmi- 
nent.'  1625,  Zg  (Aufzeichnungen  des  Kaplans  JALand- 
twing).  N.  N.  vergabte  in  seinem  Testament  dem  obern 
Spital  in  BStdt  30  Kronen,  weil  er  oft  [als  armer 
Schüler]  ,das  Mutschli  davon  empfangen.'  XVII.,  B 
Taschenb.  1878.  ,[Der  Landvogt  soll  geben]  zu  Nacht 
dem  Tryber  eines  jeden  Zugs  [Gespanns]  allein  einen 
Mütschen  Brot.'  BSchw.  Urbar.  .Der  Landvogt  gibt 
von  jedem  geladenen  Ross  ein  Mütschi  Brot.'  ebd. 
,Dem  Pfarrer  in  AAGebenstorf  kam  im  XVIII.  das 
Recht  zu,  dem  Hause  Königsfelden  ein  taugliches  Sub- 
jekt als  Trottmeister  vorzuschlagen.  Derselbe  em- 
pfieng  bei  An-  und  Austritt  des  Herbstes  ein  Berner 
Pfund  und  ausserdem  alle  Tage  ein  Brötchen  (Mutschli) 
aus  dem  Kloster.'  Alpenpost  1873.  Vgl.  Chlöster-M. 
,üer  Sigrist  in  LGormund  bezog  um  1730  u.  A.  alle 
Wochen  8  Paar  Mutscheli  (Spendbrödli).'  MEsterm. 
1875.  ,[Es]  sollen  die  Becker  verbunden  sein,  alles 
auf  den  Verkauf  gebackene  Brot,  äussert  den  kreu- 
zerigen Mütschlenen,  in  Laiben  zu  ganzen  Pfunden 
weis  zu  verbacken  und  zu  verkaufen.'  BBäckerordn. 
1774.  ,Es  soll  ein  Kreuzer  wertes  Mutschli  wohl  aus- 
gebacken wägen  2 — 137a  Lod,  je  nachdem  ein  Mäs 
Kernen  40  Batzen  oder  nur  8  Batzen  kostet.'  ebd. 
S.  noch  Wthurer  Landbote  1896,  Nr  229.  —  c)  PL 
Mutsche"  BR.,  oft  als  Dim.  Mutschh :  =Vättere"-,3Iutsch- 
Chäs  (Bd  III  506.  508)  BO.  Syn.  Tommen.  ,[Die  M.] 
werden  in  gedrehten  hölzernen  Modeln  (s.  Vätteren 
Bd  I  1132)  in  den  Häusern  und  auf  den  Alpen  fabri- 
ziert und  kommen  gegenwärtig  nicht  mehr  in  den 
Handel,  sondern  dienen  nur  zum  Hausverbrauch.  1  >en 
Preisen  nach  zu  schliessen  wechselt  das  Gewicht 
von  2—20  Pfd.'  Alpenw.  III  10.  Sie  sind  rund  und 
im  Verhältnis  zum  Umfang  sehr  dick.  —  d)  Mütsch, 
Dim.  Mutschli,  (bes.  weibliche)  Kopfbedeckung,  deren 
Ausputz  seitlich  angebracht  ist,  so  dass  sie  oben  kahl 
erscheint,  gleichs.  ,nur  Ohren,  keine  Homer  hat'  GA. 
Vgl.  Mutz.  Auch  als  Bpöttische  Bezeichnung  einer 
Person    mit    zusainmengepresstein    Kopfputz,    ebd.  — 

e)  Mutschli.  kurzes   Wams  B  (Dan.).     Vgl.  Mute.  — 

f)  Mutscheli,  Sauerkirsche,  Prun.  aeida  U.  Syn.  Em- 
merli  (bd  I  211).  I.  (PL  Mütsch,    Dim.  Mutschli 


601 


Matsch,  metsch,  mitsch,  motsoli,  null  seh 


602 


LG.,  Mütschi  AäF.)  Stoss,  Puff  AaF.;  Ap;  LG.;  G;  ScHSt, 
Syn.  Musch  (Sp.  506),  G'nutsch.  ,Dvtmpf  tönender 
Faustschlag  auf  fette  und  dralle  Körper'  Aa  (Rochh.). 
Eim  Mütsch  und  Putsch  ge*  f><  nSt.  Es  Mütschi, 
3Iütsch  übercho"  AaF.  Der  eine  Frau  begehrende 
Adam  wird  gewarnt:  Seite*  liest  e*  e/iteti  Stund,  für 
Bröd  muest  Mutschii  ha*  [Wortspiel  mit  3  b].  Ineichen. 
Durch  <V  Mütsch  laufe*  (gä*J  1)  Spiessruten  laufen, 
ein  Spiel:  die  Teilnehmer,  von  denen  jeder  in  sein 
Taschentuch  einen  dicken  Knoten  gemacht  hat,  bilden 
eine  Gasse,  durch  die  Einer  hindurchlaufen  muss, 
wobei  von  links  und  rechts  auf  ihn  losgeschlagen 
wird  AaF.  Bes.  als  Strafe  im  Kinderspiel;  vgl.  Rochh. 
1857,  429.  439.  449.  —  2)  eine  Wahl,  Prüfung  be- 
stehen müssen  AaF.  Er  häd  müesse*  durih  d'  Mütsch(i) 
laufe*.  —  3)  von  bösen  Zungen  durchgehechelt  wer- 
den AaFh.     Vgl.  ge-chnupplet  2  (Bd  III  746). 

MM.  mutacke  Dl,  f.,  Dim.  müUchdin,  Namen  vou  Gebacken; 
vgl.  auch  Gr.  WB.  VI  2802/3.  Die  hier  aufgestellte  Ver- 
mutung, das  W.  sei  aus  frz.  muhe  entleliDt,  befriedigt  weder 
nach  der  lautlichen,  noch  nach  der  begrifflichen  Seite  bin. 
Ohne  Zweifel  haben  wir  es  mit  einer  Nbf.  zu  dein  grössten- 
teils syn.  Mutz  zu  tun  (s.  d.).  Zur  Bed. -Entwicklung  ist 
insbes.  Ifugel  (Sp.  113  ff.)  zu  vergleichen.  4  durfte  vom 
Vb  mutHchen,   mütschen  aus  gebildet  sein. 

Öpfel-Mütsch(  l)i:  faustgrosses  Brötchen  aus 
gewöhnlichem  Teig,  in  das  ein  Apfel  eingebacken  ist; 
für  Kinder  B oAa. ;  SL.  Syn.  Opfel-Weggen.  —  Ore°- 
Mutsch:  ein  Stück  Rindvieh,  dem  die  Ohren  fehlen 
oder  verstümmelt  sind  GrD.  —  Veh-:  Ziege,  die  mit 
den  Kühen  weidet.  Syn.  Chue-Geissli  (Bd  II  463). 
Vergiss  nüt  [bei  der  Alpfahrt],  der  V.  uss-em  Chrum- 
me"  use"  z'  lü*.  Gl  Volksgespr.  —  Fuer-Mutschli": 
Brötchen,  das  Demjenigen  verabreicht  wurde,  der  dem 
Kloster  Königsfelden  den  Zehntwein  zuführte.  .[Vor 
Mitte  XVIII.]  wurden  auch  die  Fuhrmutschlin  vom 
Zehntwein  aberkannt.'  Alpenp.  1873.    Vgl.  Chlöster-M. 

—  Guri-Mutsch:  =  G.-Musch  (Sp.  507)  ScHSt.  .Einen 
G.  von  Obst  zsstossen,  um  Most  daraus  zu  machen.' 
Vgl.  zämmen-mözen.  —  Geiss-:  1.  ungehörnte  Ziege 
B;  Gl  (lt  Steinm.  1802,  102  weibliche  Ziege);  „L;" 
BoewE.  (-Mutschii).  —  2.  Ziegenkäse  BHk.  Vgl. 
Mut  seh  3  c.  —  Hörn  Höre"-:  ein  Stück  Rindvieh,  dem 
die  Hörner  fehlen  oder  verstümmelt  sind  GrD.  — 
Hirte"- Mütschi:  halbgrosses  Hausbrot,  das  man 
den  Hirten  spendete  SL.  Iez  si*  noch  d'  H.  z'  mache"; 
mir  müesse*  feufi  ha*:  ei"s  für  de"  Ghüehirt,  ci"s  für  ''<■" 
Geisshirt,  ei*s  für  ae*  Schafhirt,  ei*s  für  ''e*  Söuhirt 
und  denn  erst  noch  ei*s  für  ''e*  Genshirt.  Schild  1885. 

—  lMiirt-Mutsch:  ungehörnte  Ziege,  die  im  Stalle 
(statt  auf  der  Alp)  mit  Gras  gefüttert  wird  Ol. 

„Hasli-:  Hadlerin  [1.  Haslerin,  d.i.  Frau  oder 
Mädchen  aus  dem  Haslital]  von  kurzer,  dicker  Gestalt 
B0."  —  „So  beuaunt  wegen  der  stumpfen  Muluchen  (Mützen), 
die  sie  tragen."      Vgl.  aber  Mutach  i'. 

Häsi-Mutscheli:  häufiger  Ziegenname  Sciiw; 
vgl.  WSenn  1871,  87.  —  Chachle°-M  utsch:  scherz- 
hafte Bezeichnung  einer  Kuh,  die  sich  ein  Hörn  ab- 
gestossen  hat  GiiSeewis.  —  Kafi  Gaffi-:  Kaffee- 
schwester  GnJemns.  —  Chäs-Mutsch(li):  kleiner 
Käse  BBr.;  vgl.  Mutsch  3  c.  .Ich  will  mir  meine 
Kundsame  mit  euern  Blasebälgen  und  Käsmutschen 
nicht  verderben',  sagt  ein  Käsehändler  zum  Käser. 
Gotth.  —  Chlöster-Mutschli:  Brötchen,  das  der 
, Trottmeister'  des  Klosters  Königsfelden  für  die  Dauer 


seiner  Anstellung  täglich  aus  dem  Kloster  erhielt. 
Alpenp.  1873.  Vgl.  Mutsch  3  b.  Es  wurde  vor  Mitte 
Will,  abgeschafft.  Chridi-Mutsch;  ungehörnte 
weisse  Ziege  GO.  —  Leren-:  Familienname.  1833, 
SGrench.  —  Bure"-:  Bauerntölpel  B.  Syn.  B.-Tutsch. 
—  (  A  r  m  i - )  S  e  1  e n -  M  u  t  s  c  h  (  e  )  1  i :  Brötchen,  die  frü- 
her am  Allerseelentag  von  dem  Stift  im  Hof  den  Armen 
ausgeteilt  wurden,  später  (noch  in  den  40er  Jahren) 
den  Schülern  der  Stiftsschule;  seither  wurde  diese 
Gabe  in  Geld  umgewandelt  LStdt.  Vgl.  Allerselen- 
Bröt.  -  Lieb-S.:  =  Selen-Laibli  (Bd  III  954)  L;  vgl. 
Lüt.,  Sagen  555.  S.  Mutsch  3  b.  —  San e"-M  utsch: 
ungehörnte  Ziecje,  in  BSa.  gezüchtet  und  wegen  ihrer 
vorzüglichen     Eigenschaften     berühmt.  Scher- 

Mütschli:  Brötchen,  das  aus  dem  im  Backtrog  zu- 
sammengescharrten Teigrest  gebacken  wird  BsL.  — 
Spend-Mütschi.  ,Bis  1798  teilte  das  Gottshaus  St 
Urban  wöchentlich  (jeden  Montag)  300  Pfd  Sp.  unter 
die  hiesigen  Armen  und  alle  hohe  Donnerstag  aus  dem 
Amt  Aarwangen  und  Bipp  jedem,  der  es  abholte,  ein 
schönes  Mütschi.  Letztere  Übung  ist  nun  abgegangen, 
werden  auch  nur  noch  15  Sp.  zu  2  Pfd  wöchentlich 
unter  die  hiesigen  Armen  verteilt.'  Glur  1835,  246. 
S.  noch  (Sp.-) Mütschen.  —  Trotte°-Mutschli:  = 
Chlöster-M.  .[Einer]  brachte  sein  Tr.  einmal  so  hoch, 
dass  er  an  dem  Bodenzins,  den  er  in  das  Kloster  zu 
liefern  hatte,  10  Mütt  dafür  abrechnete.'  Alpenp.  1873. 

Mutschel:  1.  =  Schcr-Mütschli  Bs.  —  2.  Familien- 
name.    , Jakob  M.'  1463,  L. 

mutschele":  mit  Schmeicheleien  sich  um  Etw. 
bewerben  SchwE.     Vgl.  mütschen  4. 

Mutscheler:  Sandfelchen  (s.  Bd  I  801),  der  ver- 
einzelt mit  den  Blaufelchen   gefangen   wird    TuErm. 

Mutsch  eile"  Mutsch  Air  f.:  1.  „Semmel  oder 
Eierbrötchen  für  Kinder  am  Neujahrstage  B;  Z." 
,Eine  besondre  Art  Eier-  oder  Milchbrot,  das  an  eini- 
gen Orten  den  Kindern  nach  dem  [Schul-]  Examen  zur 
Belohnung  gegeben  wird.'  Schulze.  Rundes  Brötchen, 
ungefähr  der  16.  Teil  eines  fünfpfündigen  Laibes  Schw 
(Glossar  zum  LB.).  Eierbrot  in  ziemlich  grossen  Lai- 
ben Zg.  Kreuzweis  aufgesprungenes  oder  eingeschnit- 
tenes, daher  vierteiliges,  mürbes  Bundbrot  Aa  (Rochh. 
1857,  93);  Zg.  Feines  Gebäck  aus  Butterteig  in  Kreuz- 
form mit  vier  schneckenförmigen  Ansätzen  ZO.,  auch 
bloss  in  S-Form  ZHinvv.  Wenn  die  Müllersglogge* 
schelle*,  heischen  alli  Chind  M.  Rochh.  1857,  83  (Kdld 
vom  Storch).  Im  ZO.  werden  für  den  .Klaus'  u.  a. 
M.  gekauft.  M.,  Chröpfe*,  Haselnuss  und  Eiert  ätsch 
im  Überfluss.  1784,  Tobl.,  VL.  ,16  pfd  10  ß  2  d  den 
jungen  knaben  umb  obs  und  mütschellen,  als  sy  dem 
nüwen  panner  entgegenzogen.'  1512,  Bs;  vgl.  HHerzog 
1884,  132.  ,1517  ward  ein  so  kalter  winter,  dass  der 
Bodensee  überfror,  und  uf  aninal  wettet  ainer  umb 
ain  mutsclieleii  überhin  zue  gon.  Do  er  wider  umbher 
kam,  sprang  er  von  fröiden  uf,  sprach:  Ich  han  die 
mutschela  gewunna!  Do  brach  das  is  und  er  ertrank.' 
XVI..  HMiles.  ,Item  so  ein  arm  mensch  für  hoch- 
gericht  gestellt  wird,  den  24  Urteilsprechern  jedem 
ein  costenzer  batzen,  und  sovil  kind  darzuo  kommen, 
ieklichem  ein  pfennigwert  brod  oder  mutschelen.'  1555, 
Absch.  ,Alle  tag  zum  abendtrunk  1  mass  win  und 
2  mutschelle  oder  aber  ein  guot  stuck  brot,  so  er 
mutschelle  nit  funden.'  1561,  MEsterm.  1876.  ,Die 
mütschellen,    crustulum.'    Mal.     ,1587    bei   der    Ein- 


603 


Matsch,  metsch,  mitscli,  motseh,  mntsfh 


604 


weihung  der  neuen  Schule  erhielt  jeder  Schüler  eine 
kreuzerwertige  M.'  Z  Gem.  ,Iui  heimgon  vom  publi- 
cum  examen  wird  jedes  vom  herren  Procurator  [zu 
ZWthur]  mit  einer  nüwhachnen  mutschällen  begaabet.' 
JMal.  1593.  .Die  Oning  mit  den  M-en  und  die  Jün- 
teler  mit  den  Hosen  [im  Wappen].'  JKüeger  1606. 
.Die  [katholischen]  Priester  lockend  die  Kinder  mit 
Geschänk,  Mutschällen,  Dirggelen,  Birnen  zelten  und 
derglychen.'  JJBreit.  1626.  ,M..  eine  Gattung  Kinder- 
brots, collyra,  crustulura.'  Dknzl.  1710.  .Der  Meister 
des  Siechenhauses  zu  St  Jakob  [musste]  den  Feld- 
knaben von  Muttenz  alle  Pfingsttage  8  M-en  Brods, 
I  Käs  und  1  ß  zahlen;  dagegen  durfte  er  mit  seinem 
grossen  roten  Vieh  in  den  ganzen  Muttenzer  Bann  zu 
Waid  fahren.'  Lutz  1805.  S.  noch  Leb-Ghttechen  (Bd  III 
138),  ferner  HWHarder,  Beitr.  III  (1870)  158.  - 
2.  (in  Sch  Mutschelleli)  =  Here'-Ghäppli  (Bd  III  390), 
bzw.  der  betr.  Strauch  Sch;  Z;  s.  auch  Purh.  33.  .M. 
nennt  man  bei  uns  (namentlich  in  der  Gegend  zw. 
Rhein  und  Thur)  auch  jetzt  noch  das  sog.  Pfaffen- 
käppliholz.'  HMeyer  1849.  —  3.  Mutschule,  Blätter 
und   Kapsel  von  Coleb,  autumn.  Hegktsohw. 

Viell.  mit  Acc- Versetzung  wie  in  Forelle'  (s.  Bd  I  985) 
aus  Mutachele",  viell.  aber  eine  verdunkelte  Zss.  ähnlich  wie 
1/iifM //,/,".  Doch  s.  auch  Butacheüen.  Die  Isoliertheit  des 
W.  im  Sprachbewusstsein  beweisen  Entstellungen  wie  Mit- 
S.h.llm  |s.  ,1.1.  .Mund-Schellen'  (Schm.-Fr.  1  1622).  2  und  3 
sind  nach  einer  gewissen  Ähnlichkeit  der  Form  benannt. 
Zu  2  gehören  wohl  die  Orten.  ,in  der  M-n1  ZWollish.,  Name 
des  Bergiibergaugs  von  AaRudolfstetten  nach  Bremgarten 
(nach  anderer  Angabe  dafür  ,der  Mutschäller' ;  s.  auch  Alpeu- 
post   1873   II   39). 

g'mutsche  lig  Z,  mutschüig  ZRafz,  mutschlig  Bs; 
Schw:  1.  vom  Brot,  nicht  aufgegangen,  feucht  und 
schwer  Bs;  Z;  unförmlich  ZRafz.  —  2.  von  Personen, 
unförmlich  dick  Z.     Bausbäckig  Scuw. 

Mutsche"  f.:  1.  =  Mutseh  1,  doch  wohl  nur  von 
weiblichen  Tieren  „B;u  Gr;  „L."  —  2.  „Weibsperson 
von  kurzer,  untersetzter  Gestalt  B;  Gr;  L";  vgl. 
Mutseh  2.  —  3.  das  Weiche  am  Brot  Aa;  Gegs.  Batift. 
Der  Hansli  het  aber  mit  U'liebers  (/'esse  als  der  llouft 
und  's  Betli  hui    U'liebers  als  d'  M.  ScHwzn. 

Stei"-:  verwittertes,  lockeres  Gestein  LV. 

mutsche",  mutsche":  1.  mutsehe",  stumpf  ma- 
chen, stutzen,  abrunden  SchwMuo.  (bes.  zsges.  ab-, 
ver-J;  Ndw.  Spec.  a)  mutseh  (i.  S.  v.  1)  machen  GrHc  ; 
s.  hörnen  2  (Bd  II  1625).  —  b)  „Einem  die  Haare 
hart  am  Kopfe  wegschneiden  BO."  —  2.  mutsche"  Tu, 
sonst  mutsche",  stossen,  puffen,  mit  der  Faust,  den 
Hörnern  AaF.,  Fri.,  Hold.,  Ke.,  Leer.;  Bs;  „Gl;"  L; 
G;  SchSI.  ;  Th;  „Zg."  Syn.ww.se/ien.  Chnütschc' und 
m.  Ineichen.  S.  noch  Chat)  (Bd  III  184).  —  3.  mutsche", 
trotzig  schweigen,  schmollen  BBr.;  W.  Brummen, 
murren  BBe.  Syn.  müggen  4  (Sp.  126).  —  1.  mutsche". 
„Geschenke,  Bestechungen  machen,  um  z.  B.  einen 
Rechtsstreit  zu  gewinnen  L;  Scuw;  Zg.  Einen  Be- 
amten durch  M.  umhin-nßmen."  Auch  mit  de"  grösste' 
Mittle'  Lauft  ä  keine'  eusi  Gunst,  's  M-n  ist  bei  eus 
iinisiiiist.  Häfl.  1801.  .[Die  Obrigkeit  soll  den  ent- 
setzen dürfen]  der  auf  dergleichen  Empter  ra.  wurde.' 
1653,  L.  .Es  stehet  misslich,  wo  man  nicht  nach  Tu- 
gend, Weisheit  usw.  Regenten  erwehlet,  sonder  nach 
blinden  Affecten,  Mutschungen,  Practicierung,  Miet 
und  (iahen.'  Klingl.  1688.  —  5.  (mitsehe")  Steine  zu 
Haufen   zslegen  Nuw. 


i  verhält  sieh  zu  Mutseh  wie  etwa  chnüsse'  zu  ChnBt 
(Bd  III  761/2).  Zu  3  vgl.  Mutscli  3  b,  zu  dein  unser  W.  im 
gleichen  Verhältniss  steht  wie  Wh«  (Sp.  212)  zu  Molchen. 

ab-:  1.  (db-mutsche')  verstärktes  mutsehen  1  GrL., 
l'r. ;  SchwMuo. ;  Ndw.  Ein  Gerät  a.  —  2.  (ab-mütsche'J 
durchprügeln  Aa. 

u  mm  e"-m  ü  tsch  e  ":  herunistossen  SciiSt. 

ver-:  1.  v.-mutsche",  durch  Mulschen  (i.  S.  v.  1) 
verderben,  zu  Grunde  richten  SchwMuo.;  Ndw.  — 
2.  v.-mütsche',  durchprügeln  BM. 

g'mutschet:  1.  abgestutzt,  stumpf,  z.B.  von  Ge- 
räten „Bs;"  Gr;  GO.,  oT.;  „S;"  Vw.  E'  g'm-e'-  Hegel, 
Taschenmesser  mit  stumpfer  Klinge  aScHW.  Auch  von 
hornlosen  Tieren  UwE.;  Syn.  g'muttlet.  .Vier  weiss- 
kopfige,  weissgemutschte  Gitze  mit  einem  Haarbick 
auf  dem  Kreuz.'  Ztschr.  f.  schwz.  R.  (Ap).  —  2.  zu  un- 
förmlicher Gestalt  zsgedrückt  GA.  E'  g'm-i  Chappe'; 
vgl.  Mutseh  3  d.  G'm.  g'rüst't,  mit  unordentlich  zsge- 
drückten  Kleidern  angetan.  —  3.  =  mutseh  3  „Bs;  Gr; 
S;  Vw";  dick,  vollbackig  Gl;  Zg. 

Mutschi  m.:  1.  Dickkopf,  dicker,  plumper,  dum- 
mer Mensch  S.  —  2.  Schlägelkopf  Ap. 

mutschig:  1.  =  g'mutschet  1  „Aa;  Bs;  B;  VU;  S; 
Z."  Kahl  BHa.  —  2.  =  g'mutschet  3;  vierschrötig, 
dumm  Aa;  „Bs;  B;  VO;"  S;  „Z."  E"  mutsehiger  Chopf. 
,Motschige,  dickköpfige  Dinger.'  Hofst.  Vollbackig 
AAFri.  (g'm,);  ZcMenzingen.  —  3.  erzürnt  BBe.  Vgl. 
mutschen  3.  —  4.  morsch,  mürbe  Gl.  Syn.  mansch 
(Sp.  503). 

g'nmtschlet:  =  g'muglet  1  (Sp.  115)  Schw.  Es 
g'm-s  Manndli. 

Mutschli  m.:  1.  Dickkopf;  dicker,  plumper, 
geistig  beschränkter  Mensch  Th.  —  2.  Familienname 
AaWoIiI.  ,M.'  hiess  der  Schultheiss  von  AABremg.  zu 
Zwingiis  Zeit.    .Ulrich  M.'  1528,  ÄAWett.  Klosterarch. 

mutschocht(ig):  1.  dickkoptig,  vollbackig  Illlk.. 
Si.  -  2.  schmollend,  (aus  Trotz,  böser  Laune)  wenig 
redend   Btlk.    Syn.  muggig  (Sp.  126).     Was  bist  so  m.? 

mutseh,  in  Schw;  Zg;  Z  auch  mötsch,  in  L;  Schw 
auch  „mutschig":  1.  a)  weich,  morsch,  mürbe  Gl; 
ScHW;ZrS.  Spec.  a)  =  mansch  1  a  (Sp.  504)  L;  „Schw;" 
Z  rS.  —  ß)  =  mansch  1  c  Gl;  L ;  Z.  —  b)  mürbe,  brü- 
chig, von  Backwerk  Gl;  Zg;  zerbrechlich,  spröde  VO. 
Hart  ZoÄgeri ;  Syn.  brütsch.  —  2.  von  Personen, 
schwach,  gebrechlich  L.  Ermattet,  zerschlagen,  vor 
Müdigkeit,  ebd.  Zwl  grüsM"*  mütschi  und  halb  ver- 
fmnii  Wältsch  sind  du  [und  begehren  Obdach].  Zg 
Kai.   1872  (Elsener). 

Mutseh  f.:  Kuh,  welche  die  Hörner  verloren  hat. 
Arch.  vet. 

Stadt-.  ,Pie  St.  geh  mir  nit  es  Hör  [für  die  Gans]', 
verächtlich  von  einem  Junker.  HMahler  1620/45. 

G'mütsch  n.:  ('oll.  zu  Mutschen  3  Ndw. 

Mütschel  m.:  1.  Brötchen.  .Einem  jeden  Knaben 
ist  under  dem  Richthaus  ein  Pfenning  und  M.  Brot 
zur  Besoldung  gegeben  worden.'  Gross  1624.  — 
2.  =  Mutschli  1,  als  starkes  Scheltwort  SchwMuo.  G'hi 
der  M.   uf  die    Mutsehe"  .' 

M  ütsche"  f.:  1.  kleiner  Laib  FSs.  (Dim.  Mötschli). 
Festbrötchen,  dgl.  der  Jugend  zu  A.\Znf.  am  Othmars- 
tage,  angeblich  zur  Erinnerung  an  die  Mordnacht, 
ausgeteilt  wurden.  Rochh.,  Sagen.  fSpend-jM.,  Doppel- 
brötchen, die  als  Armenspenden  von  Klöstern  verab- 
reicht wurden  B  (vMülinen).    Länglich  geschnittenes 


605 


Matsch — matsch.    Matschg- mntschg.    Maw 


606 


Brot,  gewöhnlich  aus  W'eissmehl  (doch  ohne  Zusatz 
von  Butter  oder  Eiern),  ein  Mittelding  zwischen  dein 
hinge"  Brot  und  dem  Laib,  in  Thun  ehemals  bei  ge- 
wissen Anlässen  für  die  Bürger  gebacken  und  (als 
Sjpend-M.)  ausgeteilt  B  (Zyro).  .Massa  panis.'  Id.  B. 
.Pie  M.  kann  in  B  ein  sehr  grosses  Brot  sein.'  Fkeu- 
denberger.  Die  Kranken  des  Seilerin-Spitals  in  BStdt 
bekamen  .an  Brot  jeder  täglich  zwei  M.,  jede  im  Teig 
1 1  Lot  wägend  (von  denen  man  aus  einem  gemeinen 
Mütt  218  machen  mag).'  11143,  Messm.  1825.  ,Ein 
Kübel  haltet  3  Mass  Mehl,  daraus  werdind  gemeinlich 
gebaeben  100  M.'  B  Bettlerordn.  1675.  ,M.'  unter  den 
Ausgaben  für  Waffenübungen  erwähnt.  1742/3,  B 
(vRodt).  —  2.  genus  turdorum.  Id.  B.  j —  3.  (auch 
Stei'M.  üw)  Haufe  von  unordentlich  zsgeworfenen 
Steinen,  z.  B.  auf  Weiden ;  „auch  von  einer  Brand- 
stätte, einem  verfallenen  Gebäude"  Schw;  Uw;  „U." 
S.  noch  grienen  2  (Bd  II  748).  —  4.  unordentlicher 
Haufe  übh.  Ndw.  E"  M.  Herdöpfel  im  Cheller;  e"  M. 
G'tvand.  —  5.  „Hügel,  mit  Busch  holz  und  Heidekraut 
bewachsen  UUrs.";  vgl.  Mutsch  3  a. 

Brot-.  ,I)ie  Spenden  bestanden  t.  in  Br.,  die  an 
gewissen  Tagen  der  Woche  meist  an  dafür  angeschrie- 
bene Dürftige  aus  der  Umgegend  verteilt  wurden,  t. 
in  Getreide  und  Mehl  an  Arme  und  Wöchnerinnen. 
Für  Frienisberg  [Kloster  in  BJ  betrugen  sie  nach 
einem  Bericht  von  1832:  800  Br.,  117  Mütt  Getreide 
und  9  Mass  Mehl.'  BFrieden  1872. 

Spend-  erwähnt  Gotth.  neben  Sp.- Würsten  als 
Geschenke  der  Eltern  an  den  Lehrer.  S.  auch  das 
einfache  W. 

Weibel-.  ,In  Beziehung  auf  die  W.,  welche  nach 
der  Murtnersatzung  der  Grossweibel  und  die  beiden 
Kleinweibel  von  jeder  Haushaltung  in  der  Herrschalt 
Murten  zu  beziehen  haben,  wird  verordnet,  dass  die- 
selben zwischen  5 — 6  Pfd  schwer  und  von  eben  dem- 
selben Mehl  gebacken  werden  sollen,  von  welchem 
für  die  Haushaltung  gebacken  wird.'  1761,  Absch. 
,Den  Anstand  zwischen  dem  Grossweibel  zu  Murten 
und  den  vier  Gemeinden  [des  untern  Wistenlach]  er- 
ledigt man  dabin,  dass  kraft  der  Murtnersatzung  die 
W.  den  Weibeln  zu  Murten  gehören;  dass  aber,  da 
diese  Mütschen  im  Wistenlach  niemals  in  natura  be- 
zahlt wurden,  es  hierbei  verbleiben  soll  und  statt  der- 
selben 2  Batzen  für  die  Haushaltung  zu  bezahlen 
seien.'  1779,  ebd. 

müt schiig:  so  gross  w ie  ein  Mütschli  (s.  Mutsch 3  l> ) 
SchwE.     Gross,  schier  m.  Stei".  MLienert. 

Mütschli-g  m.:  =  Mütschen  1  B  (vMülinen). 
Mutschi  n.:  Kuss  ThHw.  (Kdspr.).    Syn.  Mutz(i). 

Mnetsche",  -erc"  f.:  =  Mitschen  WGoms.  —  Ans 
Muelt-Sehere"  (s.   d.). 


matschge:    schwerfällig   und  mit  Geräusch  kauen 
Bs.     Syn.  schmatzgen.  —  Vgl.  maischen  s. 

Mntschg  (PI.  Mütschg)  m.:  ungehörnte  Ziege  Gl. 


Maw,  mew,  niiw,  mow,  liiuw. 

man":  „so  erschrocken,  dass  man  sich  nicht  ein- 
mal rühren  darf,  allg." 

Die  Bed. -Angabe  ist  kaum  zutreffend;  sie  scheint  sich 
vielmehr  auf  eine  RA.  wie  nit  m.  mache"  zu  beziehen,  die 
zunächst  .keinen  Laut  von  sich  geben'  bedeutet  hätte  und 
dann  auf  den  Zustand  der  Regungslosigkeit  übertragen  worden 
wäre.     Vgl.   insbes.   chrä  (Bd   111   778). 

Mauweli  n.:  1.  (Fruchtstand  vom)  breitblättrigen 
Wollgras,  Erioph.  latif.  GRh.;  iuTh.  —  2.  Fruchtstand 
des  gemeinen  Schilfes,  Phragm.  comm.  niTn.  Syn. 
Chüngeli.  —   Vgl.  Chatz  Saa  (Bd  111  589). 

mäu(w)en  I  Ap;  Bs;  B;  GrRIi.;  L;  G  oT.; 
Sch;  Th;  Obw;  U;  ZU.,  mnue"  (Ptc.  g'mäut)  GRVal.. 
maiin:",  maije"  (Dim.  -ele")  Ndw:  1.  miauen,  von 
der  Katze.  aaOO.  S.  auch  räulen.  ,Die  katzen  roau- 
wend  auf  mancherlei  weis,  änderst  so  sy  etwas  höu- 
schend,  anders  so  sy  liebkosend.'  Tierb.  1563.  .Felis 
etiam  trans  mare  vectus  vocem  non  mutat,  man 
führe  ein  Katz  über  Meer,  so  wird  sie  ma(u)wen.' 
Dexzl.  1677;  1716.  —  2.  die  Katzenstimme  nach- 
ahmen. Spec.  a)  =  mausen  2  (Sp.  447)  Th  (auch  mit 
Dat.  P.).  —  b)  von  armen  Kindern,  die  verkleidet 
und  mit  einem  Korbe  versehen  Nachts  vor  die  Häuser 
gehn,  in  denen  geschlachtet  worden  ist,  und  miauend 
um  eine  Gabe  sich  melden  GSev.;  Syn.  miauen  (Sp.  15). 
Betteln  GRVal.;  Syn.  räumen.  —  3.  („mäioien,  mewien 
W")  knurren,  murren,  brummen  B;  „W."  Räume" 
und  m.  —  4.  „(vor  Schüchternheit,  Trägheit)  den 
Mund  zum  Reden  kaum  auftun,  leise  oder  doch  un- 
verständlich sprechen  L;  G."    —   Mhd.  »iswo». 

„Mau(w)e°  f.:  Weibsperson,  die  mauwet  [im  S. 
von  4]  LE.;  G." 

Gogge"-:  Raupe  Gr  ObS.  Vgl.  Keil-Mausen 
(Sp.  447). 

Mau(w)i  n.:  1.  „(PI.  Mäuiceni)  die  Blüten  der 
Weidenarten  BO."  ,Der  Landmann  im  BO.  nennt  sie 
[die  Weidenblüten]  Maueni  und  die  Deutschen  Kätz- 
chen.' Kasth.  1828.  —  2.  Eim 's  M.  (d's  Mäji,  -jeli  B) 
singe",  den  Text  lesen,  den  Meister  zeigen  B;  S; 
, JinJn  durch  Worte  dem  Spott  und  der  Geringschätzung 
preisgeben,  ihm  in  der  allgemeinen  Achtung  den  Garaus 
machen'  B  (vRütte).  Wart,  du  Tasche",  rief  Düngi  im 
höchsten  Zorn,  ich  will-der  d's  M.  singe"!  MWalden 
1884.  Cham  je  e"  Find  i"  d's  Schwlzerland,  mer  wein- 
im  d's  M.  singe"!  JOOtt  1864.  Er  isch  noch  früe 
g'nueg  cho"  für  dene*  Ballungge"  's  M.  z'  singe".  BWyss 
1863.  ,Die  Blättere"  ist  nicht  einmal  auf,  dere"  will 
ich  z' Mayeli  singen.'  N.  B  Kai.  1843.  Auch:  Eim 
Ei*s  z'  M.  singe"  BR.  Gell,  gester  hed-der  der  AU 
Ei"s  z'  M.  g'sunge" ! 

Wenn  '_'  in  diesen  Zshang  gehört,  muss  die  B  Form  als 
sekundäre  Anlehnung  an  den  gleichlautenden  Personennamen 
(s.  Sp.  355  o.)  erklärt  werden.  Vielleicht  aber  ist  sie  die 
ursprüngliche  und  die  RA.  bedeutete  eig. :  .Einem  (am  Mai- 
tag) das  Mareieli-Lied  singen'  (vgl.  Maria  S  a  Sp.  350  o.). 
Oder  wir  haben  von  der  Form  Eim  z'  Maie"  ringe"  auszu- 
gehen; vgl.  bes.  Mai-Lied  (Bd  III  109G),  ferner  Mai  (Sp.  4/5). 
Im  einen  wie  im  andern  Fall  wäre  die  jetzige  Bedeutung  von 
häufiger  iron.   Anwendung  der  RA.  ausgegangen. 

Mäuleri",  auch  Möleri"  f.:  Kuh,  die  (in  Folge 
einer  Gebärmutterkrankheit)  an  Tobsuchtanfällen 
leidet,  wobei  sie  ein  dumpfes  Gebrüll  ausstösst  ThHw. 

Das  syn.  Brummleri"  weist  auf  ein  zu   Grunde  liegendes 


607 


Maw— liiiiw.    Max— mnx 


,',ir> 


Vb  "mäule",  brnmmeu,  Jas  eine  Weiterbildung  vnn  mauioen  3 
sein  könnte. 

Man(w)  GrOuS.;  ZW.,  Mäu(xu)  Gl;  GuTschapp.; 

Z  —  m.,  in  Z  f.:  1.  wiedergekäute  Masse  Gr  ObS. 
Es  ist  nur  M.,  nur  zum  Kauen,  nicht  nahrhaft  Gl. 
—  2.  das  Wiederkäuen  GiiTschapp.;  ZW.  Die  Ver- 
dauung bei  Wiederkäuern  Z.  Kei"  M.  ha",  an  ge- 
störter Verdauung  leiden,  ebd.  —  3.  Verdauungs- 
störung Gl.  ,Arnica  wird  gegen  den  M.  der  Kühe 
gebraucht.'  -  4.  Möuj  n.,  die  Eingeweide  eines  frisch 
geschlachteten  Tieres  ZStdt.  Es  soll  heilende  Wir- 
kung haben;  Kranke  stecken  leidende  Glieder  hinein. 

mau(w)e°  II  GiiObS.;  S,  mäue"  AaF.,  Fri.;  Bs; 
Gl;  GnRh.,  UVatz;  GSa.,  Sev.;  Schw;  Z.  meue"  Gr  (in 
Val.  mewe",  mewene");  GA.,  möuje",  möije"  AAHolderb., 
K.,  L.,  St.,  Wohl.;  BsBirs.:  1.  wiederkäuen.  aaOO. 
Syn.  täuwen.  ,Cibo  pasto  pasci,  widerurab  möuwen 
oder  keüwen,  wie  die  küe  tuond.'  Fris.  ;  Mal.  ,Zu 
einer  Zeit,  da  das  Vieh  nicht  mäuet.'  Z  Sanitätsniand. 
1751.  .Wiederkäut  oder  mäuet  nicht  recht.'  ebd.  1814. 
Scherzh.  oder  geringschätzig  für  kauen  übh.  AaF.; 
GaVal. ;  ScbwE.;  ZO.  (bes.  von  zahnlosen  alten  Leuten). 
Tuback  m.  Die  Speise  im  Munde  herumwälzen,  vor 
Verlegenheit,  Obersättigung  oder  aus  Feinschmeckerei 
Bs.  —  2.  sich  grämen  über  eine  Rede  Z. 

Aus  den  Schreibungen  der  Einsender  lässt  sich  über  die 
Ausspr.  des  W.  keine  Sicherheit  gewinnen;  der  erste  Vocal 
des  Stamnidiphtbongs  scheint  ziemlich  durchgehend  lang  zu 
sein  und  auf  altem  a,  bzw.  dessen  Uml.  zu  beruhen.  Wo 
dies  nicht  der  Fall,  wird  Einfluss  des  syn.  täuwen,  viell. 
auch  von  chüuen  vorliegen.  2  ist  wohl  im  selben  S.  zu  ver- 
stehen wie  chiwen  /iß  (Bd  III  581);  vgl.  auch  täuwen. 

üf-.  ,Omnivorae  boves,  küeyen,  die  frässig  sind, 
denen  kein  fuoter  ze  rauch  ist,  die  alles  auffrässend 
oder  aufmöuwend.'  Fris.;  Mal.  —  ver-.  ,Ganze  ba- 
ches  v.,  absorbere  totas  placentas.'   Mal. 

mäu(w)ele",  in  B  auch  mäjele",  in  GrPi'.  mäule": 
1.  =  mauwen  1  GrPi\  —  2.  die  Speisen  im  Munde 
herumwälzen,  langsam  und  ohne  Lust  essen  B  um 
Aarberg;  „Z";  ,praeparco  eibo  uti.'  Id.  B.  In  ganz 
kleinen  Schlucken  trinken  BAarb.  Es  muess  dem  Ghing 
fetter,  gester  u"d  hat  mäuelet  's  ume  so  BS. 

Mäu(w)er  m. :  Fresser.  ,Hab  gemeint,  ir  seigind 
Hau  wer  [Heuer],  so  sind  ihr  Schlucker  und  M.',  sagt 
ein  Bauer  zu  lästigen  Gästen.  Schimppr.   1651. 

Brot-.     Turgäuer,  Br.  Spottreim. 

Mäu(w)i,  Mätiji,  in  Z  (lt  Spillm.)  auch  Mäui'g 
—  f.:  \.  =  Mau(w)  2  ÄABb.,  Wohl.;  Z.  Es  falt-ere" 
i"  der  M.,  sagt  man  von  einer  Kuh,  die  an  Ver- 
dauungsstörungen leidet,  kein  gutes  Gebiss  mehr  hat 
AaWoIiI.  I)'  M.  verlüre"  AABb.  's  Veh  hat  ke"  M. 
g'ha",  keine  Ruhe  zum  Wiederkäuen  (wegen  ange- 
strengter Arbeit)  Z.  ,Dum  lente  ruminat  herbas,  die 
er  allgemach  widerumb  in  die  möuwe  genommen  hat.' 
Fris.  —  2.  (in  „Aa;  Gr  Mauwi"  n.)  =  MaufwJ  1  „Aa;" 
Gr;  Z.  —  3.  Maul    AaWoIiI. 

Mäu(w)i  m.:  Name  der  über  "><»  .Talire  alten  An- 
gehörigen der  Götti-G' Seilschaft  (s.  Gütti  1  Bd  II  527) 
AAWohl. 

Der  Einsender  schreibt  Mäue,  das  aber  wohl  als  Mäue1 
=  Mäui  zu  lesen  ist.  Das  W.  wäre  demnach  eig.  spöttische 
Bezeichnung  eines  Menschen,  der  (nach  Art  zahnloser  alter 
Leute)    bloss    noch    mauwen,    nicht  mehr   recht  kauen   kann. 

manwecht(ig).  S.  Zug-Äderen  (Bd  I  88),  ferner 
Gr.  WB.  VI  1781. 


fleisch-.  ,Von  den  Schultern  hangen  herab  die 
fleischmauichte  Arm.'  Spleiss  1667. 

Mauwe":  Muskel.  Mau,  Stück  Fleisch  ohne  Kno- 
ehen.  Ebel.  .Feisste  und  dicke  stuck  wie  mauwen  im 
fleisch.'  KdGessn.  1542.  .Lacertosus,  der  dick  und  guot 
mauwen  hat.  Pulpa,  in  einem  stotzen  fleisch  etlich 
mauwen  und  riemen.'  Fris.  ,[Des  Walfischs]  mouwen 
sind  an  einanderen.'  LLav.  1582.  , Wegen  unterschid- 
licher  Bewegung  der  Glider  [ist  das  Fleisch]  zerteilt 
gleichsam  in  Seiler  oder  Wurst,  welche  die  Leibzer- 
leger Fleischmäuslein  (Manen)  nennen.'  Spleiss  1667. 
.Pulpa,  das  Fleischechte  am  Leib  ohne  Bein,  Mawen.' 
Denzl.  1716.  S.  noch  Dick-Fleisch  (Bd  1  1223).  — 
Fleisch-:  =  dem  Vor.  Denzl.  Ui77;  1716.  S.  noch 
Gr.  WB.  III  1761;  V  1488. 

Mlol.  mimire  f.,  (weit  herabhängender)  Ärmel,  und  dann 
zunächst  auf  die  Armmuskeln  übertragen,  vorerst  in  der  Zss. 
Fleisch-M. 

mau w ig  mäwig.  „Jl/.  Fleisch,  zartes,  baares 
Fleisch  ohne  Fett  und  Knochen  GRCliur." 

Mü(w)el  VO.,  Möiel  AaF.;  L,  Möel  AaZ.  1815, 
Nöiel  LG.  —  m. :  1.  hässlich  verzogener  Mund;  ver- 
driessliches,  weinerliches,  finsteres  Gesicht.  aaOO. 
Bes.  in  der  RA.  de"  M.  hänke"  (lä"J,  ein  Hängemaul 
machen,  verdriesslich,  zornig,  trübe  dreinschauen  AaZ. 
1815;  VO;  auch:  sich  schämen  L.  Wer  numme"  list 
und  dankt,  nur  stünt,  si"  M.  hänkt,  wo  bringt  er  's 
hin?  Ineicben  1859.  S.  noch  Häfl.  1801,  42;  Hengeler 
1836,  177.  191.  Im  gleichen  S. :  „einen  (de".  Ineichen) 
M.  machen  VO",  ,den  M.  haben'  AaZ.  1815.  —  2.  „das 
Zeugungsglied  des  Hengstes  AaF." 

m  ü (  w  )  e  1  e "  moijele",  mottle" :  =  de"  Mü »'<'/  henke"  L. 


Max,  mex,  mix,  mox,  mux. 

S.   auch  die  Gruppe   matofg)  usw. 

Maux  m.     Nur  in  der  RA.:    Eim  der  M.  mache". 
ihn  körperlich  überwältigen  SchwE.  (MLienert). 
mauxle°:  =  marixlen  2  (Sp.  357). 

mixe°:  1.  einem  kleinen  Kinde  scherzend  mit  den 
Fingern  auf  den  Leib  stechen  (wobei  man  mix!  sagt) 
AaF.;  ZO.  Syn.  miggen  (Sp.  123).  bixen.  31uess-dich 
m.?  —  2.  Schweine  schlachten  AaF.  (Kdspr.). 

Mixi  n.:  Messer  (zum  Schweineschlachten)  AaF.| 
's  Messer  hat  [früher]  M.  g'heisse",  wil  mc"  dö  demit 
d' Sau  g' mixtet  [\.  g'mixlet?]  hat.  Joh. Meyer  1866. 

per-mixle":  anregen,  reizen  GrD.  (Bühl.). 

Mixtur,  in  BsStdt;  SchwE.  auch  Mextur  —  f.: 
Arznei  (das  kein  volkstümliches  W.  ist)  Aa;  Sch; 
SchwE.;  Th;  Z  (häutig  Dim.). 

Boss-:  sehr  starke,  grosse  Arznei  Sch.  Vgl.:  Das 
ist  e"  Mixtür,  me"  chönnt  e"  Eoss  mit  töde",  ferner 
,Ross-Kur.' 

nioxe":  den  Laut  mox  hervorbringen  GA. 

liiux,  bzw.  Mux  m.  (Dim.  Müxli),  in  Bs  Müx 
(M&xli):  1.  Interj.  und  Subst.,  Bezeichnung  eines 
kurzen,  halbunterdrückten  Lautes,  Muck.  E"  M.  üsläß 
L  (Ineichen).  ,Unsere  Nachbarn  könnten  dir  auf  dem 
Kopf  herumtrappen,    ohne    dass  du  den  M.  auslassen 


609 


Max—  miix.    Matz— mutz 


.,|i, 


würdest.'  Marienkal.  1896.  Mach  m.  (es  Murin!  rufen 
Kinder  beim  Versteckenspielen,  wenn  sie  die  Ver- 
borgenen nicht  finden  können  AaF.;  Bs;  '/,  (MUsteri). 
.Kr  hätte  nur  einen  M.  machen  dürfen,  so  wären  ihm 
Zehne  für  Eine  in  die  Arme  geeilt.'  Breitenst.  Mach- 
memo1*  m.!  Lueg  denn,  was'sgiH!  Th;  '/,.  Auf  die 
Drohung,  er  seil  numme*  noc"  einist  e"  M.  mache"! 
antwortet  der  unerschrockene  Knahe:  31.,  ge  [gehe 
es]  wi 's  gang!  AALeer.  Bes.  häufig  verneint:  iiüd  /»., 
flfi"  M.  (Müxli)  mache"  (tue"  AiLeer.).  allg.  Er  hat 
i'kri"  M.  »u  (/macht  (vo"  sich  g'ge'J,  z.  B.  von  einem 
Gestorbenen  Bs;  Th;  Z.  .Wenn  eine  solche  Schlä- 
gerei 20  bis  40  und  mehr  Kronen  gekostet,  er  [der 
Vater]  hätte  nicht  m.  gemacht.'  Gotth.  ,So  erhielt 
auch  ich  am  ersten  Tag  meine  Schläge,  ohne  m.  ge- 
macht zu  haben.'  ebd.  Lass-mär  hei"  M.  nie!  Balz 
17S1.  .Alles  dulden,  ohne  m.  zu  machen.'  UBkägger 
1788.  .Von  dem  er  in  seinem  Dörflein  noch  nicht  m. 
gehört.-  ADennler.  —  2.  adv.,  in  den  Verbindungen: 
jh.  üs (tränke"),  völlig,  auf  die  Hefe  aus(getrunken)  LG. 
M.  üf,  auf  der  Stelle,  plötzlich  SchwNuoI.  Syn.  mütis, 
mutz. 

niuxele":  tr.,  plagen  UwE. 

muxe"  (in  Bs  mü.ie"),  Ptc.  g'muxet  Gr;  ZDättl.. 
g'mii.rt  ZS. :  Leinen  kurzen,  halbunterdrückten  Laut 
hören  lassen;  sich  rühren,  mucksen,  a)  intr.  Bs;  B; 
LG.;  GG.;  Th;  Z.  Er  hat  nümme"  (jmu.c(e)t.  Einem, 
der  gemalt  werden  soll,  wird  empfohlen,  nit  :'  m.  u>id 
nit  z'  blinzle".  Schwzd.  (Bs).  Spec.  vom  Hunde,  durch 
die  Nase  pfeifen  SchSL  Der  Hund  muxet.  —  b)  refl. 
Bs;  Gk;  Th;  Uw;  Z.  —  2.  „Kleinigkeiten  auf  listige 
und  heimliche  Weise  stehlen  Gl."  —  Vgl.  mnggen, 
mugglen   (Sp.    133/4). 

ab-:  1.  kurz,  barsch  abfei'tigen.  ,Er  ärgerte  sieh, 
so  abgemuxt  worden  zu  sein.'  L  Nachr.  1865.  — 
2.  umbringen  BsStdt.  —  3.  betrügen  Z  (Spillm.). 

vor-.  Nur  in  der  Verbindung:  sieh  nid  r.  =  kei" 
M.  (Müxli)  mache"  ScHSt.;  Th;  Z. 

„be-:  berücken  L." 

rnuxle":  1.  =  miuen  2  BoSi.;  Gl.  —  2.  „derb 
mitnehmen,  prügeln  L."   —  3.  =  mau.vlen  BSi.;  U. 

er-:  =  mu.clen  3  aScHW  (FI>Kyd).    Syn.  metzlen. 

müxeli:  Adv.,  in  der  Verbindung:  si**  m.  still 
ha",  sich  ganz  ruhig  verhalten  S.     Vgl.  müsli-still. 


Matz,  metz,  mitz,  motz,  mutz. 

-niatz:    matt  LE."     Syn.  matsch  2. 

matze"  I:  1.  mit  den  Zähnen  zerdrücken;  ver- 
ächtlich für  essen.  .Ich  gloub.  dass  iezt  kum  einer 
si,  der  bass  ein  tuben  könn  zerlegen,  die  würfel  und 
karten  bewegen,  pasteten  und  kapunen  m.,  des  nachtes 
uf  der  luten  kratzen.'  NManuel.  —  2.  vernichten. 
.Also  muoss  man  d'  ketzer  m.  mit  allen  kreftcn.' 
HvKütte  1532. 

Zu  1  vgl.  maiechen  S,  mit  dem  unser  W.  viell.  etymol. 
identisch  ist,  und  matechgen;  zur  Bed. -Entwicklung  motten 
(Sp.  543).  2  erklärt  sich  daraus  durch  einfach";  Übertragung, 
weun  es  nicht  vielmehr  mit  malzen  II  zsgehört. 

mätze":  sich  mit  Etwas  abmühen,  angestrengt 
ziehen  GSev. 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


Zur  Entwickhing  unserer  Bed.  aus  der  von  (zs)drücki  n 
bieten  sieb  zahlreiche  Analogien;   vgl.  /.  B.  chnonten  (Bd  III 

7G0),  cliiK'i-li.  ii   ichil.    77  11. 

Matz  1:  männl.  Personenname.  .Der  Geist,  der 
sonst  belebt,  nahm  M.  dem  Saufgesell  das  Leben.' 
Hengeler  1836. 

Koseform  des  Namens  .Matthias.'  Über  die  reiche  appell. 
Verwendung  des  W.  s.   Gr.   WB.   VI    17«8ff. 

Essig-.  ,Der  hinterste  Mittelkegel  [im  Kegel- 
spiel] führt  an  einigen  Orten  den  Namen  E.1  N.  Ein- 
siedler Kai.  1884. 

Schiss-:  feiger,  erbärmlicher  Tropf  L;  S:  Zg. 
Syn.  Matz-Fud  (Bd  I  682).   -   Vgl.  Gr.  WB.  VIII  2471. 

Matz  II  m.,  Dim.  JMatzji:  Blumenstrauss  PAL  — 
It.   mazzo. 

Matzär  s.  Bd  I  373.  Dazu:  's  Matzärli,  Spitzname 
ZStäfa. 

Matzegge":  isländisches  Moos,  Cetr.  island.  GrPi". 

Matzela"    Obw.    Matzelöne*   GSa. :  =  Chür-Lönen 

(Bd  III  1282)  GSa. ;  selbstverfertigtes,  starkes  Tuch, 
zur  einen  Hälfte  aus  (Schaf-)Wolle,  zur  andern  aus 
Lein  oder  Baumwolle  Obw. 

Aus  rätorom.  mezza  taitna,  it.  mezzalana.  Vgl.  auch  Matze- 
löne'-Chrüt  (Bd   III   903),  -Rock,   ferner   Mätze*   II. 

(Juden-)Matzele°  Aitw.;  Tn.  (J.-) Matze"  Aa; 
Bs;  SchSL  (Sulger);  Z  —  f.:  ungesäuertes  Osterbrot 
der  Juden.     Syn.  Schabes-Bröt. 

Matze"  I  f.:  geflochtene  Decke,  Matte  ScHSt.  (Sul- 
ger). ,M-en,  daruf  man  ligt,  seind  us  binzen  gemacht 
oder  wydlein.'  1460,  Bs.  .Ein  m.  von  strow  gemacht.' 
HsSchörpf  1497;  dafür  an  anderer  Stelle:  ,ein  strow- 
matzen.'  ,[Die  Turteltauben]  habend  hänffene  mätzlin, 
das  ist  deckenen  aus  strauw.  binzen  oder  dergleichen 
geflochten.'  Vogelb.  1557.  .Stibadium,  ein  sässel  oder 
m-en.  Storea,  allerlei  decke  von  binz  gemacht,  ein 
m-en.'  Fris.,  darnach  bei  Denzl.  1677;  1716.  S.  noch 
Gr.  WB.  VI  1770.  —  2.  Stücke  von  Decken  udgl.,  womit 
beim  Verladen  Gegenstände  umwickelt  werden,  um  sie 
zu  schonen,  Packtuch  B;  LE.  Vgl.  Matzen- Stuck. 
Aus  lat.  matta.    ,Matz'  als  Übersetzung  davon.  XV.,  G  Hdschr. 

Matze"  II  f.:  1.  a)  eine  1 — l'/a'  lange,  an  einer  3—4' 
langen,  fingerdicken,  biegsamen  Gerte  befestigte  höl- 
zerne Keule,  mittels  deren  bei  dem  Spiel  M.  schlage" 
(laufe*)  eine  kleine  Kugel  von  Buchsbaumholz  (die 
nach  anderer  Angabe  selbst  M.  heisst)  in  hohem  Bogen 
durch  die  Luft  dem  Ziele  zugesehlagen  wird  Gr.  Vgl. 
über  dieses,  dem  Hornüssen  (Bd  II  1629)  nah  ver- 
wandte Spiel  Lehmann  179s,  288  f.;  Rochh.  1857,  453. 
-  b)  grosse  Holzkeule,  deren  man  sich  im  XV./XVI. 
im  W  bediente,  um  das  Volk  zum  Aufruhr  gegen  ver- 
hasste  Adelige,  sowie  politische  und  religiöse  Neue- 
rungen aufzurufen.  Sie  trug  die  entstellten  Züge  eines 
.Menschenantlitzes,  das  mit  Dornen  oder  Reisig  um- 
wunden war;  jeder,  der  an  der  Erhebung  teilnehmen 
wollte,  schlug  einen  Nagel  hinein,  und  wenn  die  Zahl 
der  Nägel  gross  genug  war,  wurde  die  M.  dem  zur  Em- 
pörung schreitenden  Volke  vom  .Matzenmeister'  voran- 
getragen. Besonders  bekannt  und  mit  sagenhaften 
Zügen  reich  ausgeschmückt  ist  die  Rolle,  welche  die 
31.  im  Jahr  1414  beim  Aufstand  der  Walliser  gegen 
den  Freiherrn  Witschard  von  Raron  gespielt  haben 
soll.  Vgl.  darüber  Siml.-Leu  1722,  632  Anm.;  Lauffer, 
Schweizergesch.  V  (1737),   20;    Mahler  der  Sitten  II 

39 


611 


Matz,  metz.  mitz,  motz,  mutz 


C12 


(1746),  249;  Müller,  Schweizergesch. 2 III  121  ff'.;  Mem. 
et  documents  38,  602/10  (B  Anz.  1895,  199);  SFurrer  I 
(1850),  166.  Das  Unternehmen  selbst  nannte  man  ,die 
M.  aufrichten,  gebrauchen,  Einem  die  11.  schicken, 
bringen.'  ,1m  W  hatte  Jörg  auf  der  Flüh,  lange  ge- 
ächtet und  in  Born  gefangen,  nun  wieder  heimgekehrt, 
wider  den  Kardinal  von  Sitten  die  M.  aufgerichtet.' 
1517,  Müller,  Schw.-Gesch.  V  2,  442.  Betreffend  die 
Unruhen  und  Zwieträchten  und  auch  einige  M-cn,  die 
|iiu  W]  vorhanden  sein  sollen,  geben  sie  [Bischof, 
Hauptmann  und  Landrat  von  W]  zu,  dass  dergleichen 
.geschwebt'  sei;  sie  haben  jedoch  Anstalt  getroffen, 
dass  die  Sache  gute  Wege  nehme  und  Friede  und 
Ruhe  erhalten  werden.  1536,  Absch.  .Ein  Gerwer,  der 
aus  dem  W  gekommen  sei,  habe  angezeigt,  wie  die 
fünf  obern  Zehnten  der  Landschaft  W  in  grosser 
Volkszahl  mit  einer  M.  aufgebrochen  und  das  Haus 
des  N.  N.  durchgelaufen  und  gegen  Sitten  vorgerückt 
seien.'  1550,  ebd.  [Untertanen  des  Grafen  von  Greyerz] 
haben  beschliessen  wollen,  wider  den  Grafen  die  M. 
aufzurichten;  das  zeige  an,  dass  man  seine  Person  und 
,staf  unterdrücken  wolle.  1551,  ebd.  Die  Obern  der 
[V]  Orte  wünschten,  dass  auch  hierin  [in  Sachen  des 
Glaubens  im  W]  , durch  Mittel  Rechtens'  gehandelt 
würde.  Wenn  aber  die  , Vorständer  der  Regierung' 
nicht  nach  Gebühr  und  Notdurft  dazu  täten  und  daher 
die  gutherzigen  gemeinen  Landleute  die  M.  zu  ge- 
brauchen veranlasst  würden,  so  würden  es  die  Obern 
der  Orte  in  diesem  Falle  nicht  hindern;  denn  wenn 
das  Recht  nicht  helfen  wolle  oder  möge,  glauben  sie, 
solle  die  Gewalt  nicht  gespart  werden ;  in  Betreff  aller 
andern  Sachen  solle  es  bei  der  getanen  Zusage,  die 
M.  nicht  mehr  zu  gebrauchen,  verbleiben.  1555,  ebd. 
In  den  obern  Zehnden  [seien]  schon  etliche  M-en  auf- 
gerichtet worden.  1560,  ebd.  Auf  höhere  Genehmi- 
gung hin  wird  beschlossen,  dass,  wenn  die  Altgläu- 
bigen im  W  mit  der  M.  gegen  die  Neugläubigen  auf- 
brechen und  wenn  B  sich  in  die  Sache  mischen  sollte, 
dann  jedes  der  V  Orte  200  Mann  nach  U  schicken 
soll,  um  ins  W  zu  ziehen.'  1562,  ebd.  —  2.  grosser 
Steinhammer  GiiNuf.   —   It.  nmzzn,  Keule. 

matze"  II:  tr.,  die  ,Matze'  gegen  Jmdn  anwenden. 
,[Der  Freiherr  von  Raron]  sobald  ihm  gesagt  wurde, 
man  werde  ihn  m.,  eingedenk,  was  den  von  Gestelenburg 
begegnet,  erschrak  nicht  wenig.'  Müller,  Schw.-Gesch. 

Mazis:  Name  eines  Gewürzes  B;  S;  ZZoll.  ,2  Lot 
Zimmet,  ein  Blättlein  M.,  4  Nägelein.'  ZZoll.  Kochb. 
1820.  ,Von  einem  zentner  m.  ein  guldin  [Zoll].'  1415, 
AaB.  ,An  gwürz:  maziss  13  pfd.'  1571,  Z  Inv.  — 
Frz.   macia,   Muskatblüte. 

Matzisli  n.:  Narzisse  ZO.,  Wäd.  Syn.  Marizisli 
(Sp.  358). 

Mätz  —  PI.  Mätze'  —  Dim.  Mätzli  —  f.:  1.  weih- 
licher Personenname.  XIV. /XV.  ,Metza.'  1406.  GRap- 
persw.;  Ansh.  ,Metzi.'  um  1330,  AAKe.  Zinsbach; 
1333,  AA.Ur.  Urk.  (fiekt.  ,Metzinen-);  1340/79,  Z  (flekt. 
.Metzen');  1389,  B;  1395,  AA\Vett.  Klosterarch.  (Hekt. 
,Metzinen')  XIV.,  L  Propsteirodel ;  XIV./XV.,  L Willis. 
Jahrzeitb.;  1486,  S;  lK'vs.  (neben  ,Metz').  —  2.  appell.. 
Bezeichnung  einer  weibl.  Person,  a)  Jungfrau.  Mäd- 
chen; zunächst  ohne  üble  Nebenbed.  .Wann  ein  lediger 
gsell  einer  ledigen  mätzen  ein  kind  macht,  derselbig 
soll  irne  die  kindpetti  abtragen  und  usrichten.'  1489,  L. 
,Söllend  sy  nit  finden  und  austeilen  den  raub,  einem 


yetlichen  man  ein  schöne  mätzen  oder  zwo  zur  aus- 
peut?-  1531/48,  Richter;  .Mägdlein.'  1667.  .Wir  ko- 
ment  hinder  das  buwen  wie  ain  metze  hinder  das 
tanzen.'  Sicher  1531.  .Dann  ye  kann  ein  mensch  ein 
creatur  lieben  als  ein  junger  gsell  ein  metzen.'  OWerhsi. 
1552;  .mägdlein.'  1588.  —  b)  „Metze.  Marketenderin; 
zwar  veraltet,  doch  in  den  Schweiz.  Chroniken  häutig"; 
z.B.  1512,  Gfo.  I  236.  247.  .Die  M-en  oder  Marke- 
denterinnen.'  vRodt  1831.  —  c)  liederliche  Weibs- 
person, Dirne  AaF.,  Ke.,  Zein.;  Bs;  L;  S.  ,Etlich 
pfaffen  kommen  schier  so  gestreift  und  beschleckt 
daher  wie  die  metzen.'  LLav.  1587.  .Von  christen- 
liehen  Oberkeiten  [sind]  abgestellt  worden  die  Mum- 
mereien, unsere  Mätzen  [in  Weibsbilder  Verkleidete] 
und  Fastnachtbutzen.'  Bedenken  1624.  .Die  gineinen 
farenden  Dirnen  und  offnen  Mätzen.'  Z  Mandd.  1627/s. 
Spec.  Konkubine,  Zuhälterin,  insbes.  von  Pfaffen.  ,Der 
pfaff  von  N.  und  sin  mätzen,  frow  N.  N.,  ein  ledige.' 
1524,  Absch.  ,Der  pfafheit  ire  källerin  und  mätzen.- 
ebd.  ,Die  pfaffen  bekleidend  damit  ire  mätzen  und 
kinder.'  1531/48,  Bib.  ;  ,Metzen.'  1667.  .[Die  Frau  des 
Landvogts]  und  all  ihr  Volk  haben  gesehen,  wie  der 
Vogt  ein  Mätzli  in  den  Stall  geführt.'  1539,  Absch. 
,Da  die  Landstreicher  mit  ihren  Metzen  dem  gemeinen 
Mann  beschwerlich  fallen.'  1600,  ebd.  Hieher  auch: 
.Villicht  mochts  och  die  infiuenz  oder  die  metz  im 
tobel  [vulva]  machen.'  Sicher  1531.  S.  noch  Gr.  WB. 
VI  2151.  —  3.  Bezeichnung  eines  weiblichen  Tieres. 
a)  Hündin  AALeer.  (dim.),  St.,  Zein.;  „Ap;"  Bs;  B;  LG. 
(oft  dim.);  „GRh.;"  S  (oft  dim.);  Z.  Syn.  Fäutsch 
(Bd  I  1141).  —  b)  weibl.  Katze  B;  S.  —  c)  weibl. 
Kaninchen  BE.;  Gegs.  Rüd.  —  4.  Geschützname,  und 
zwar  Bezeichnung  der  grüssten  Art  Kartaunen,  die 
210  Zentner  wog  und  100  Pfd  Eisen  schoss;  vgl.  über 
die  .Metz'  von  Bern  N.  Z  Ztg  1880,  Nr  121.  ,Alte  und 
schwerfällige,  nunmehr  aber  durchgängig  gegossene 
Steinbüchsen,  die  man  mit  dem  allgemeinen  Namen 
von  Metzen  belegte  und  ein-  oder  mehrzentrige  Stein- 
kugeln daraus  schoss.'  XV./XVL,  vRodt  1831.  ,Der 
Struss  tet  mengen  schalle,  Metz  und  Keterlin,  die  Rei- 
merin gar  balde  ging  alls  zen  muren  in.'  1475,  Tobl.  VL. 
,Dic  scharpfe  Metz  ist  das  gröste  Stuck  under  allen, 
schiesset  100  Pfd  Eisen,  die  halbscharpfe  Metz  95  Pfd.' 
FrIIafpner  1666.     S.  noch  Katarina  3  (Bd  III  561). 

—  5.  Glockenname.  ,Die  grosse  Metze'  nannten  die 
Hexen  die  grosse  Glocke  von  AARheinf.  Rochh.  1857.  59. 

Eig.  Koseform  des  Namens  Machthild,  Mechthild;  vgl. 
ßr.  WH.  VI  '2149  ff.;  in  einer  G  Hdsehr.  des  XV.  sicher  auch 
eiumal  für  Margaretha.  Dem  sekundären  Um),  im  1.  Teil 
entspricht  unsere  Ausspr.  ü;  die  Schreibungen  mit  c  bei  St. 
(für  Ap  :  GRh.;  Z)  und  Ineichcu  dürften  unter  dem  Einfluss 
des  nhd.  Schriftbildes  stehen.  Hieher  wahrsch.  auch  der 
Familienname  .Metziner.'    1531,   Zg;   vgl.  Ureter  (Bd  II  8215). 

Hader-:  streitsüchtiger  Mensch.  ,Ich  weiss  wol, 
wie  er  [Dr  Niessli,  ein  Gegner  der  Reformation]  ein 
hadermetz  ist.'  Zwingli;  , Hadermätze.'  FitsSLiN,  Beitr. 
S.  noch  hold  (Bd  II  1182).  —  Zur  Übertragung  dos  weibl. 
Namens   auf   mann].  Personen  vgl.   Grit  Saß  (Bd   II   S->4). 

Hell-:  Name  eines  Belagerungswerkzeuges,  einer 
Wurfmaschine.  ,Der  von  B  Werkmeister  warend  da 
[1303  vor  Wimmis]  mit  einem  werk  hiess  helmetza 
[Var.:  holmetza].'  Jcst.  1420.   —   Eig.  ,Höllen-M.' 

Kucbi-  s.  Gr.  WB.  VI  2150. 

Bader-:  Badedienerin;  s.  ÜS-hippen  (Bd  II  1480). 

—  Vgl.   , Badermagd'   hei    Luther. 


618 


Matz,  metz,  niitz,  motz,  mutz 


014 


Schlaf-:  Beischläferin.  .Unter  andern  schlaf- 
mätzen  und  kepsweibern.'  Vad. 

M  ä  t  z  e "  I  f. :   1 .  =  Mute  3  b  S.  —  2.  =  Matz  3  c  Bs. 
Mätzle»  (.:=Mäte3bB.  Syn.CÄätefe»(BdlII594). 

Mutzt"1  II  Gl,  MätsA  I  „Gl;"  GnChur;  GSa.,  W., 
We.  —  f.:  =  Matteten.  aaOO.,  in  Gl  (lt  MSchuler 
183Ö,  280)  seit  der  2.  Hälfte  des  XVII.  verfertigt.  ,Aus 
der  Schafwolle  wird  eine  Art  Tuch,  das  man  Metzi 
oder  Hetzen  nennt,  zubereitet.  [Es  wird]  aus  Lein- 
werch  mit  einem  wollenen  Einzug  gemacht  und  zur 
Kleidung  für  Männer  und  Weiber  benützt.'  Steinm. 
1804  (G  oßh.).  ,Ein  Teil  [der  Glarner]  machen  ein 
gewisses  wullenes  Tuch,  genannt  31.,  zu  dortiger  Klei- 
dung.' Leu,  Lex.  Vu"  finem  Tuech  es  Chhiil.  und 
war  's  au°*  z'  letzt  nur  M.;  's  giht  M-en  a's  nüd  leid. 
Becker  1870.  S.  noch  Mätzi-Chleid  (Bd  III  623), 
Mätzen-Tuech. 

mätzi":  aus  Mätze"  verfertigt  Gl;  GaChur;  G  oRh. 
.Landammann  N.  von  Gl  (um  1650)  trug  auf  der  Tag- 
satzung ein  einfaches  mäzzenes  Kleid.'  Gl  Jahrbuch. 
, Wollene  und  mäzzene  Gewebe.'  ebd. 

„Mätzi  II  m.:  abgenutzter  Hut  W." 

Mätzlin.:  ungleich  grosse,  zsgedrehte  Strähne  roh 
gezwirnter  Seide,  wie  sie,  in  Ballen  fest  verpackt,  in 
den  Handel  kommt  Z.  Syn.  Flotten  I  (Bd  I  1230). 
S.  noch  HDolder  1851,  3.  —  Ohue  Zweifel  zu  it.  moasto, 
BiinJ.   Büschel. 

Mauz  f..  Dim.  Mauzi:  1.  Katzenname  Schw.  Dim., 
Katze  L.  —  2.  Dim.,  verächtliche  Bezeichnung  einer 
kleinen,  unreinlichen,  sittlich  anrüchigen  Weibsperson 
LG.,  Stdt.  —  3.  Spottname  S. 

„mauze"  I:  schreien  wie  eine  Katze  L." 

Ans  'mauwezen,  einer  Weiterbilduug  von  mauircn  mit 
iterativer  oder  intensiver   Beil.     Vgl.   Gr.   WB.   VI   1836. 

ver-:  =  ver-mauglen  (Sp.  105).  oO.  -  Vgl.  (ab-)mauaen 
(Sp.  447). 

mauze"  II:  Einen  rasch  und  völlig  bewältigen,  zu 
Falle  bringen,  hinraffen  Nnw.     Vgl.  Maux. 

mänzle":  prahlerisch  zur  Schau  tragen  Gr  UVatz. 
Syn.  spienzlen. 

Stein-Metzel  m.:  Steinmetz.  ,X.  N.,  der  st.'  1470, 
Scn  Ratsprot. 

zer-metzen  s.  Gr.  WB.  VI  2154  (aus  Wurstisen). 

metzle":  ermorden,  umbringen  Schw. 

üs-:  ausschneiden.  ,Die  Hand  des  Wundarzts, 
welche  seine  Eiterbeulen  auftrucken,  mäisslen  und 
ansmetzlen  will.'  Ulrich  1727. 

Metz ler  m. :  Metzger,  Schlächter,  ,1m  ist  grad 
wie  ainer  saw  im  stall,  die  furcht,  das  sei  [sie]  der 
m.  ant'all.'  Aal  1549. 

Metzerle".  Nur  in  der  RA.:  Das  ist  u-ie's  Büebli 
co"  31.,  klug,  pfiffig  SMariastein.  -  M.,  Name  eines 
benachbarten   S  Dorfes. 

Gitzi-Mitzi:  Kätzchen  Bs. 

Miez  m.:  Eber  BSi. 

Mtiz  I  m.:  1.  verworrener  Haufe  ScHSt.  (Sulger). 
—  2.  lästiges,  verworrenes  Geschäft,  bei  dem  man  sich 
nicht  zurecht  zu  finden  vermag,  ebd.  Übh.  etwas  Un- 
angenehmes, Missliches,  ebd.  Du  käst  da  en  sübere" 
M.  abstellt!  etwas  Schönes  angerichtet.  —  3.  lautes, 
aufgeregtes,   Andere  belästigendes  Tun  und  Treiben, 


Lärm  Schj  ThHw.j  ZSth.  Syn.  Leben-lang  2  a  (Bd  111 
1325).  En  M.  mache"  Sch;  ZSth.  DU  händ  en  .1/., 
wä""-me"  zue-n-enc"  ehunnt!  Sch;  TuIIw.  Hast  du 
<twh  allein!  en  M.!  von  unaufhörlichem,  lästigem 
Bitten  TiiHw.  En  M.  ha"  mit  Öppisem,  viel  Auf- 
hebens davon  machen,  ebd. 

möze":  sich  (mit  unzureichenden  Kräften  und 
darum  ohne  rechten  Erfolg)  an  einer  Arbeit  abmühen 
Sch.  An  Eim  umme"-m.,  sich  viel  mit  ihm  zu  schatten 
machen,  z.  B.  ihm  mit  Bitten  anliegen  (ohne  Gehör 
zu  finden)  ScHNnk.  Spec.  von  einer  Wäscherin,  die 
sich  allein  mit  der  Wäsche  plagen  muss  und  daher 
Ungenügendes  leistet  ScnSt.  Me"  hät-mi'h  halt  de" 
ganz  Tag  elei"  m.  lo",  sagt  sie  zu  ihrer  Entschuldi- 
gung. Weisszeug  (auch  aus  Flüchtigkeit)  unordent- 
lich auswaschen,  ebd.  (auch  üs-m.).    Abi.  Mözeri". 

ver-:  durch  Mözen  verderben  ScHSt. 

z'sämme"-:  unordentlich  zusammendrücken;  Al- 
lerlei, was  nicht  zusammengehört,  zu  einem  Misch- 
masch zusammenquetschen,  z.  B.  unreifes  Obst,  Äpfel 
und  Birnen,  um  Most  daraus  zu  bereiten,  ebd.  Abi. 
Mözer. 

Mözete"  f. :  ungehöriges  Zusammendrücken,  -quet- 
schen; unordentliches  Waschen,  ebd. 

Vorstehende  Gruppe  berührt  sich  begrifflich  nahe  t.  mit 
der  Sippe  Murz  Sp.  43:!  (vgl.  insbes.  murzen  3),  t.  mit  mötuchi  «. 
Mit  letzterm  steht  sie  jedenfalls  auch  in  engem  etym.  Zshang, 
sie  verhält  sich  dazu  etwa  wie.chnözen  :  chnetschen  (BJ  111 
771),  die  auch  hinsichtlich  der  Bedeutungsentwickluug  zu 
vergleichen  sind. 

Möz  II  rn.:  elendes,  hässliches  Geschöpf,  von  Men- 
schen und  auch  von  Tieren  Bs  (Anon.  ad  St.).  Spöt- 
tisch sagt  man :  Das  ist  e"  rare"  M. 

mözig:  gering,  wertlos,  von  Kleidern,  Flitter- 
kram Bs. 

Möz,  in  B  Möze",  Dim.  Mözeli  —  f.:  unsittliche, 
auch  unreinliche  (L)  Weibsperson  AALeer.;  B;  L. 
Verächtliche  Bezeichnung  einer  Weibsperson  BsStdt; 
ZZoll.  (veraltend).  Spottname  S.  Auch  halb  kosend 
zu  Kindern  :  Du  Mini  M. !  Z Wyla.  —  Vgl.  Mauz.  Zshang 
mit  der  vorigen  Gruppe   ist  nicht  durchaus  abzuweisen. 

Mözel  m.:  (scherzh.)  kleine  Katze,  Hund  ScaNnk. 
(Kdspr.). 

Mutz,  PI.  Motz  BG.,  Dim.  Motzli  BSi.  —  m.:  1.  ver- 
schnittenes männliches  Schwein  BoE.,  O.;  F;  L  (lt 
Alp.  1827,  353).  Syn.  Mutz.  Motzeni.  männliche 
Ferkel  BSi.  —  2.  unreinliche  Weibsperson  BSi. 

„Motz:  1.  m.,  junges  männliches  Schwein  LE. 
—  2.  f.,  Metze.  ebd." 

mutz  1 :  1.  Interj.,  bzw.  Subst.  =  mux  1.  Wie  dieses 

in  den  Verbindungen  nit  m.  mache"  (BSi.;  U),  tue" 
(BR.;  Uw;  U;  W),  (e")kei"  31.  mache"  (Schw;  UwE.i. 
tue"  („L;"  Ndw;  „Z"),  lä"  (UwE.).  Er  hed  nüd  m. 
'tän,  wammit  [als  ihm]  der  Dokter  d's  Bein  umhi"- 
g'reised  hed  BR.  Mach-mer  kei"  M.l  S.  noch  Kaus 
(Bd  III  515).  -  2.  (in  B;  „Lj"  Ndw  auch  muteis) 
Adv.,  in  Verbindung  mit  andern  Adv.  a)  ganz  und  gar. 
völlig.  M.  üs  trinke"  B.  Wei"  's  enandre"  lustig 
bringe*;  m.  isch  's  üs!  schenk  wider  l"!  Kuhn  1819. 
Drum  leb  en  iedrff  brave  Ma"!  m.  üs,  mer  wei"  Xüt 
schone",  ebd.  (Alls)  m.  üf  esse"  Ndw.  Auch  in  den 
übrigen  Verbindungen,  in  denen  das  syn.  murz  (Sp.  433) 
erscheint  B.  —  b)  auf  der  Stelle,  plötzlich.   M.  üfhöre" 


615 


Matz,  metz,  mitz,  motz,  nmtz 


i.ilii 


UwE.     „Hör  m.  üf  e1  brieggen!"  —  3.  m.  tue*,   sich 
ganz  ruhig  verhalten  B  (Zyro). 

Nbf.  zu  mu.r,  mit  Ersetzung  des  gutturalen  Verschlusses 
durch  den  dentalen.  Zu  2  vgl.  das  syrj.  mui,«.  2  b  berBhrt 
sieh  sehr  nahe  mit  mute  II  S  ä  und  könnte  geradezu  damit 
identisch  sein  ;  vgl.  engl,  (o  efojj  short,  nlul.  .kurz  abbi  echen.' 
Auch  ■_' a  geht  möglicherweise  von  temporaler  Grundbed.  aus; 
.auf  einmal  austrinken'  konnte  leicht  in  die  Bcd.  .vollständig 
austrinken'   umschlagen. 

mutze"  I:  tapfer  trinken  B  (Zyro). 

mutz  II:  1.  räumlich,  abgestutzt,  stumpf,  kurz 
(und  dick)  Aa;  Bs;  B;  F;  L;  P;  S;  W.  Gegs.  .spitzig, 
lang.'  a)  von  Körperteilen.  M-e  Schwanz,  Stil  B. 
.Kine  dreifarbige  Katze  mit  m-em  Stiel.'  B  Hist.  Kai. 
1825.  M-e  Hund,  H.  ohne  Schwanz  PAL;  ebenso 
m-es  Hucn  B.  Vgl.  Mntz-Huen  (Bd  II  1375),  -Schwanz. 
Hieher  auch:  e"  m-er  Tüfel!  als  derbe  Abfertigung 
=  Unsinn!  auch  als  Ausdruck  des  Ärgers,  der  unan- 
genehmen Überraschung,  der  Verwunderung  B;  vgl. 
mutt  (Sp.  571).  Dafür  verhüllend:  m-e  Tüsig.  Ja, 
vi.  T.,  wie  wett  jiz  Herd  [in  den  Fingerhut]  cho'  si*? 
MWalden  1884.  Ja,  m.  f.,  das  hesch-mer  scho"  men- 
i/iscli  g'seit;  aber  mit  dem  blosse'  Verspreche"  wird  kei* 
Ghue  feiss.  ebd.  Als  Verstärkung  der  Verneinung: 
/•''  dank-ech  e'kei"  m-e"  Tüfel  der  für.  Bari  1885. 
S.  noch  Alpenh.  1871,  150.  M-i  Geiss,  hornlose  Ziege 
B;  s.  noch  Musch- Geiss  (Bd  II  463).  M-i  Houre" 
[Hörner],  Oure"  PA1.  M-e  Has  hat  m.  Öre'  FMu. 
Vgl.  M.-Ör  (Bd  I  416).  M-es  Här,  kurz  geschorenes 
Bs;  B.  M-i  Här  si"  gllch  'bürstet,  ebd.  (Sprw.);  vgl. 
Här  (Bd  II  1502).  Du  g'sehsch  auch  m.  üs.  ebd.  E" 
m-e"  Chopf,  mit  kurz  geschornem  Haar,  kahl  B;  S. 
8.  noch  M.-Grind  (Bd  II  767).  —  b)  von  Geräten  und 
andern  Gegenständen.  E"  m-i  Nadle",  Federe";  e"  m-e'' 
Nagel.  Hü  hest  newtven  en  m-en  Griffel;  choist-nen 
im!  ei's  spitzen?  BHa.  M.  Messer,  coltello  senza  punto 
l'Al.  M-er  Pflueg,  mit  stumpfer  Pflugschar  Bs;  L;  S; 
s.  Schild  1873,  10  und  vgl.  damit  Acher  (Bd  I  66).  E" 
m-e'  [abgenutzter]  Besen  B;  F;  S;  vgl.  M.-Besen.  M. 
Bürsten  und  m.  Bese",  dö  isch  es  sübers,  heimligs  Wese". 
L  Kai.  1887.  ,Er  sah,  wie  die  Magd  Erdäpfel  stunggete 
mit  dem  m-en  Besen.'  Gotth.  ,[Sie]  traf  die  Schweine 
beim  Ausputzen  ihres  Troges  mit  dem  m-en  Besen 
auf  ihre  Rüssel.'  ebd.  ,Die  Andern  sollte  man  [wenn 
sie  ins  Bad  kommen]  mit  m-en  Besen  heimjagen.'  ebd. 
E"  m-e  Turm,  T.  ohne  Helmdach  B;  vgl.  Chäs-Bissen. 
M-iis  Brot,  Brötchen  aus  Weizenvnehl  mit  Butter- 
zusatz W  (nach  der  Form  benannt;  vgl.  M.-Bröt). 
—  c)  von  Kleidungsstücken,  (zu)  kurz,  knapp,  auch: 
schmucklos,  kahl  Bs;  B.  Es  m-es  Ulileid.  ,Als  er  statt 
dem  fünfkläfterigen  Schleppmantel  die  m-e  Kloster- 
kutte anzog.'  ADennler.  ,Die  Hausfrau,  in  einer  m-en 
Haube,  einem  weiten  Tschopen  und  Unterrock,  sass 
am  Spinnrade.'  B  Hist.  Kai.  1844;  vgl.  M.-Hüben  (Bd  II 
952),  -Chappen  (Bd  III  392);  ferner  M.-Strumpf.  - 
d)  von  Gewächsen  udgl.  M-e  Stock,  von  der  nied- 
rigen Gerste  im  Gegs.  zum  Roggen,  üf,  üf,  in.  St.! 
rillt  der  Roggen  der  Gerste  zu,  worauf  diese  antwortet : 
Schwig,  längs  Stögelbei",  bin  eine"wcg  noch  vor -der 
hu-!  Alem.  Kinderbuch;  vgl.  Schild  1863,  29  und 
Gersten  (Bd  II  430).  Auch  von  der  gemähten  Wiese. 
Chrummi,  Längi,  wo  willst  du  hin?  fragt  die  Wiese 
den  an  ihr  vorbeifiiessenden  Bach  (Fluss).  ,M-i, 
B'sdhorni,  ich  sag  es  dir  nicht.'  Chrummi,  Längi, 
warum  nicht?  ,M.,  B'schorni,  darum  nicht.1  FWalther 


1852  (für  B);  vgl.  auch  Roehh.  1857,  248.  M-es  Heu 
PPo.;  TB.  M-es  Ftteter,  Häcksel  B.  S.  noch  M.-Ghorn 
(Bd  III  172).  —  2.  ühertr.  a)  ausgehend  von  der  Bed. 
.kurz'  mit  Bez.  auf  Körperlänge  (s.  lang  Bd  III  1322) 
übergehend  in  den  Begriff:  (zu  irgend  einem  Zwecke) 
mit  geringen  körperlichen  und  geistigen  Kräften  aus- 
gestattet. ,M.,  viribus  impar.'  Id.  B.  '/.'  m.  st",  mit 
l>at.  P.  oder  S.  (auch  ,für,  zu  Etw.'),  Einem,  einer 
Sache  nicht  gewachsen  sein  AALeer.;  B;  S.  De  isch- 
mer  z'  m-e!  Es  Bürschli  wie  du  ist  z'  m-es  für  so- 
n-e"  Alte".  Gotth.  .Wenn  da  nicht  ein  Andrer  [dem 
Stehlen  der  Dienstboten]  wehrt,  so  ist  Joggeli  z'  m-e* 
dazu.'  ebd.  .Er  sei  noch  z'  m-er.  sie  zu  stumpe"  [bän- 
digen, züchtigen].'  ebd.  Z'  m.  cho",  zu  kurz  kommen, 
den  Kürzern  ziehen  S.  —  b)  in  moral.  S.,  gering 
BBr.,  B.;  S.  Mit  Hein  :'  zanggen,  das  ini'-mer  z'  m. 
We"n  's-mer  nüd  z'  m.  wär  g'sin,  su  hätt-ich  zum  X. 
chönnen  ga"  tagwannen  [im  Taglohn  arbeiten],  , Pei- 
lst für  unser  Mädchen  viel  zu  m. ;  da  müsst  schon 
ein  Anderer  kommen  als  bloss  so  Einer.'  Joach.  1892. 
.Wegen  Denen  . . .  nicht,  die  sind  mir  z'  m.  dazu.'  Post- 
heim  1867  (S).  —  c)  karg,  knapp  B.  ,Da  geht  's  m. 
zu',  gibt's  spärlich  zu  essen  BS.  —  d)  zeitlich,  kurz. 
Ich  ha"  mit  m-e"  Worte"  Abschid  g'no".  Hofst.  Einem 
m-e"  B' scheid  g'e".  Schwzd.  (B) ;  auch:  Eim  m.  Bescheid 
g'e",  kurz,  barsch,  ebd.  .Etw.  m.  von  der  Hand  weisen.' 
B  Volkszeitg  1893.  Ost  Frau  het-is  m.  abg'spise: 
Sciiwzd.  M.  si",  tue"  (mit  Eim),  kurz  angebunden, 
barsch,  unfreundlich  sein  B.  Er  isch  alle  m-e  g'si". 
.Vreneli  schien  ihm  puckt  und  m.,  gab  ihm  kurzen 
Bescheid.'  Gotth.  ,Es  sei  grob  und  m.  mit  ihm  ge- 
wesen.' ebd.  ,Die  Weiber  taten  m.  mit  Babi.'  ebd. 
Dass  unser  W.  mit  it.  mozzo,  gestutzt,  Stück,  etym.  zsge- 
hört,  steht  ausser  Zweifel;    dagegen  ist  Dicht  auszumachen, 

ob  beide  auf  einem  in  lat.  mutilu*  vorliegenden  rem.  Sta 

mut-  beruhen  (vgl.  mutt  Sp.  571)  oder  vielmehr  germ.  Ur- 
sprungs sind.  Letzteres  ist  angesiilits  der  lautlichen  und 
begrifflichen  Entfaltung  unserer  Sippe  (vgl.  auch  Motsch  : 
Mutach)  wahrscheinlicher,  wenn  sieh  auch  in  den  altern  germ. 
Dialekten  nur  spärliche  und  unsichere  Anknüpfung  bietet; 
vgl.   Gr.    WB.    VI   2838    und   Aum.   zu    Mutz. 

Mutz  I  m.:  1.  (PI.  Mutze")  etw.  Kurzes,  Stumpfes, 
Abgenütztes,  von  Menschen,  Tieren  und  Sachen,  z.  B. 
von  Geräten  Ndw.  —  2.  spec.  von  Menschen,  a)  Kind 
mit  kurz  geschornem  Haare  B  (Zyro);  vgl.  Strubeli-M. 
—  b)  kleiner,  dicker  Mensch  L;  Ndw.  —  c)  e"  guete 
M.,  gutmütiger  Mensch,  z.  B.  von  einem  Manne,  der 
seiner  Frau  die  Herrschaft  überlässt  AASt. ;  Bs;  B, 
gutes  Weibchen  AiLeer.  [Mein  Mann]  ist  aar  e*  gueter 
M.  X.  B  Kai.  1844.,  ,Ich  war  ein  guter  M.  und  eben 
kein  übler  Bursche,  aber  nicht  abgerieben,  nicht 
schlau,  sondern  unbehülflich,  schüchtern,  fast  ver- 
schämt, kurz,  ich  war  just  so,  wie  man  einen  am 
liebsten  für  einen  Gauch  hält,  besonders  die  Mädchen.' 
Gotth.  —  d)  Familionn.  ,Ulr.  Hugw.  M.  von  TuBi- 
schofsz.,  f  1571  als  Prof.  zu  Basel.'  —  3.  von  Tieren, 
a)  von  verschnittenen:  Widder  B;  U  (Mutzli);  W. 
Stier  W.  Sich  gebärden  wie  c"  .1/.  um  Tiirli  [an  der 
verschlossenen  Stalltür],  durchaus  nicht  nachgeben 
wollen  W.  Schwein  B;  LG.  —  b)  ungehörnte  Ziege 
B;  „W."  Tüfel,  nimm  die  Geiss,  's  ist  iiummen  es 
Mutzt.  Sprww.  L869.  —  <i  Stumpfschwanz  Gl.  Spec 
a)  Huhn  ohne  Schwanz  B;  S.  —  ß)  Hund  mit  ge- 
stutztem Schwänze  AALeer..  Wohl.  Mittelgrosser,  derb 
gebauter  Hund  mit  grossem,  kurzem  Kopf  und  kurzem 


617 


Matz,  motz,   nütz,  motz,  mutz 


618 


Schwänze  B.  .Dann  gieng  er  von  Hause  weg,  hinter 
ihm  drein  sein  roter  -M.'  (iotth.  Mutzt,  Schmeichel- 
name für  ein  Hündchen  B.  —  f)  anglisiertes  Pferd 
A.iWohl.  —  d)  auch  dini.  Mutzli,  Bär  Aa;  Bs;  B;  Z. 

Insbes.  Honig-.  Lebkuchen  (s.  Bd  III  136)  mit  «lein 
Gepräge  oder  von  der  Form  eines  Bären,  Festgebäck 
für  die  Kinder  um  Weihnachten  und  Neujahr  Aa;  B. 
E"  Jedem  het  's  [das  Neujahrskindlein]  »es  Ghrömii 
g'leit.  es  henkt  an  's  an  es  Bäumli  hi*:  Lebchueche"-M. 
und  Bändelt  und  guldi-  Nuss  und  Zuckerbröd.  Minnich. 
Als  Name  des  B  Wappentieres  beliebte  Bezeichnung 
für  den  Staat  Bern  und  seine  einzelnen  Angehörigen. 
0  M.,  o  M.!  o  Bern,  o  Bern!  Gott  segni-dich  mit 
Freude"!  GJKühn.  S.  auch  Hinderm.  1866,  105.  Die 
kriegerische  Jugend  Berns  wird  mit  jungen  Bären  ver- 
glichen. ,0  Bern,  du  magst  wol  frölich  sin  in  dinem 
vaterlande:  Gott  bat  den  wenigen  mötzli  din  gross 
gnad  tan  und  bistande  [mit  Bez.  auf  das  Gefecht  der 
B  Freiwilligen  bei  Nyon  im  Okt.  1536].'  Tobl..  Volksl. 
Der  Bär  [B]  zum  Nachbar  Wolf  [Z],  um  ihn  für  eine 
Jagd  im  Welschland  zu  gewinnen:  .Ich  han  vil  junger 
motzlin  zuo  minon  beiden  siten.'  ebd.  ,Obschon  mein 
Motzlin  noch  ist  jung  und  eben  in  dem  ersten  Sprung.' 
HREebm.  1620.  Vgl.  auch  die  spasshafte  Bezeichnung 
der  Stadt  Bern  als  Mutzopolis.  —  e)  Katze  L  (In- 
eichen). Katzenname.  Chumm,  31.,  nimm-si!  sprichw. 
in  einer  gewissen  Gegend,  seitdem  eine  Frau  die  erste 
Taschenuhr,  die  sie  sab,  der  Katze  darstreckte,  weil 
sie  glaubte,  es  bewege  sich  eine  Maus  darin.  Z  Kai. 
1830.  —  4.  von  Dingen,  a)  von  Kleidungsstücken. 
a)  bes.  als  Dim.  Mutzli,  „eine  Art  kleiner  Kopfbe- 
deckung für  städtische  Weiber  VO;  Z";  Haube,  Kappe 
für  Frauen  und  Kinder  Ndw.  ,Die  Haare  [der  Bürgers- 
frauen] sind  nach  hinten  gekämmt,  zu  einem  Knäuel 
verbunden  und  bedeckt  mit  einem  steifen  Käppchen, 
Mutzli  genannt.'  JStaffelbach  1882.  Einen  Streit  um 
das  Tragen  der  .Mutzli'  (von  Damen)  im  alten  L  er- 
wähnt Liebenau  1881,  190.  .Dein  Frauenzimmer  [wird 
erlaubt]  das  Käpplein-Bödelein  und  Mutzlein  [zu  tra- 
gen].' 1766.  LStdt.  —  ß)  (in  Aa  vorw. ;  L  Mutze*  I, 
PL  Mutz  Bs;  BG.,  Dim.  Mutzli)  meist  Dim.,  kurze 
Jacke,  Wams  ohne  Schösse  für  Männer  und  Knaben, 
aus  Wolle  gestrickt  oder  aus  Tuch  gefertigt,  t.  als 
Oberkleid  statt  des  Bockes,  t.  unter  dem  Bocke  ge- 
tragen, Ärmelweste  Aa;  Bs;  B:  FMu.;  L;  S:  Ndw. 
Syn.  Kamisöl  (Bd  HI  256),  Büffel,  Tsehöpen.  Kittel, 
Jacke  für  beide  Geschlechter  AaKüIw.  Eine  Art  länd- 
lichen Frackes  mit  gestutzten  Schüssen  AALeer. :  BG. 
(Wollenes)  Unterleibchen  B.  Feuf  EU  bracht  's  bis 
a"  d'  Chneu  [sagt  der  das  Mass  nehmende  Schneider]. 
Fr  nimmt  das  Tueeh  und  bringt  —  es  Mutzli!  B  Hist. 
Kai.  1824.  Der  Fitt  het  es  churzis  Mutzli  a'g'ha"  und 
e"  Tsehäppel  uff;  der  Andres  e"  lange"  Zwilchrock  und 
e"  Huet  Bs.  Es  lederigs  Mutzli  und  es  wisses  Unger- 
lihli  unde"  dra'  S.  Es  röts  Scliile'  und  en  offne"  graue'' 
Mutze*  [veraltete  männl.  Tracht]  LW.  Grüeni  Mutz 
und  älbi  Hose"  g'seht-me"  jetze"  wenig  ml.  Hagröschen. 
.[Er]  trug  einen  landesüblichen  blauen  Burgunder  und 
einen  warmen  wollenen  M.  darunter,  Halbleinhosen 
[usw.].-  AHartm.  1879.  ,In  seiner  braunen  Halblein- 
weste mit  den  Messingknöpfen,  die  er  über  dem  ge- 
strickten  grauen  Mutz  trug.'  ebd.  Ich  uill  sider  mi" 
M.  a'lege*.  MWalden  1880;  dafür  au  anderer  Stelle 
.W  este.'  [Die  Mädchen]  händ-is  [den  Burschen]  grössi 
Meijen  a-  Mutzen  äne"  'büezt.  AASchulm.  1887.     Me" 


fröstelet  und  leit  gern  wider  de"  M.  a".  WSeNH.  .War  's 
kalt,  so  zog  man  von  des  Vaters  Mutzen  unter  dem 
Hemd  an.'  Gotth.  .Allweg  sei  es  besser  zu  weit  als 
zu  eng  [meinte  ein  Schneider];  wenn  man  im  Winter 
zwei  .Mutzen  über  einander  anlegen  wolle,  so  habe 
man  doch  Platz.'  ebd.  ,Der  Muz,  Muzen.  kurzer  Rock, 
brevior  toga,  thorax.'  Red.  1662.  .Wie  oft  steckt  unter 
dem  sammeten  Mutzen  eines  Comödianten  oder  sei- 
denen Kittel  eines  Quacksalbers  nichts  als  Elend  und 
Armut!'  Klingl.  1688.  ,So  vil  Kappen,  Kutten,  Mutzen, 
Schleier,  Gürtel  [usw.].'  Schob.  1699.  S.  noch  Tätsch- 
Chappen  (Bd  III  397).  —  y)  PI-  Mutze",  Überstrümpfe 
UwE.  —  b)  Mutzli,  Unterlage  der  Haarnadel  U.  — 
'..  Mutzji,  kleiner  Zank  W.  Wir  hei"  so  es  M.  mit 
enandre"  g'hebet.  —  6.  leichter  Bausch  LRottalf2futee»); 
W.    Der  hat  ß"  e"  M.,  ist  ziemlich  betrunken  W. 

Mhd.  mutze  in.,  kurzes  Oberkleid,  bes.  des  weibl.  Ge- 
schlechts; aisl.  motr  m.,  weihl.  Kopfbedeckung,  Haube.  Vgl. 
auch  Sehm.-Fr.   I    1706;  Schöpf  454.     Zu   5  vgl.  mutschen. 

Über-:  kurze,  aus  Wolle  gestrickte  Jacke,  die 
zur  Winterszeit  hei  Arbeiten  ums  Haus  herum  statt 
des  Bockes  getragen  wird  B  (auf  dem  Lande).  — 
Achsel-:  kurzer,  bauschiger  Ärmel  am  Küherwams. 
unter  den  beim  Melken  und  Käsen  der  Hemdärmel 
zurückgestreift  wird,  so  dass  auch  der  Oberarm  fast 
bis  zur  Schulter  entblösst  ist  B.  ,Sammetwams  mit 
Achselmutzen.'  HNyd.  1885.  —  Under-Mutz(e°): 
auf  dem  blossen  Leib  getragener  M.  aus  Flanell  oder 
Barchent  AaF.,  Ke.  Weste  Aa  (Rochh.).  —  Ermel- 
Mutz:  kurze,  aus  Wolle  gestrickte  Jacke  für  Männer, 
Ärmelweste  BM.  In  BSi.  rot  gerändert  und  zum 
Ausgehen  getragen.  S.  noch  B  Album  1858,  67.  — 
Gurrli-:  Rahm  LHa.  Der  G.  ist  am  Bude",  sagte 
eine  Frau,  ihren  Kaffeegast  zum  Einschenken  ermun- 
ternd —  da  kam  ein  Kinderstrumpf  zum  Vorschein. 
Syn.  TurrK-M. 

Hurrli-:  Nachtjacke,  Morgenanzug,  bequeme 
Haustracht  Aa  (Rochh.);  Bs;  ScHSt.  Noch  im  H.  si". 
Ir  sind  also  im  Neglige  zum  Kaffi  gangen  und  zum 
Thee?  Bi  uns  hätt  nie  Kei"s  derfe"  ko"  im  H.  R Kelter- 
born. (Ungeordneter,  schmutziger)  Arbeitsanzug  Bs. 
Noch  ganz  im  H.  cho".  Breitenst.  Übertr.  auf  die 
Person,  die  im  H.  erscheint  Bs. 

Unklar  ist  die  Bed.  unseres  W.  in  der  Stelle:  ,Ju,  H., 
das  wirt  's  angan!  Was  galt 's,  mir  wäud  hüt  Stockfisch  fahn, 
stönd  nun  fyn   wacker  an  den  Stryt!'    Joh.Mahler   1674. 

Hüs-:  1.  Kleid,  das  man  gewöhnlich  zu  Hause 
trägt  Aa;  B.  —  2.  „Person,  die  gerne  zu  Hause  bleibt 
Aa;"  Bs;  B.  D'  Frau  isch  e"  H.  g'si".  Schwzd.  (Bs). 
—  Chuchi-:  1.  Küchenanzug  Bs.  Die  andri  will  der 
Ruem  ron-erc"  hüslige",  ßssige"  Frau  ha"  und  Hess 
sich  am  liebsten  im  K..  ebbe  bim  Darte"bachen  abmöle". 
EHetzel  1885.  —  2.  Person,  die  alle  schmutzige  Ar- 
beit in  der  Küche  tun  muss,  Aschenbrödel  Bs;  B; 
ZoTö.;  Syn.  Ch.-Schmutz.  Kleine,  unansehnliche  Kö- 
chin L.  Spöttische  oder  verächtliche  Bezeichnung  der 
Köchin  oder  einer  andern  Person,  die  sich  oft  in  der 
Küche  aufhält  B.  .Den  K.  machen',  den  ganzen  Tag 
in  der  Küche  sein.  Gotth.  ,Ein  K.  nach  dem  andern 
streckte  mit  zurückgehaltenem  Kuchischurz  seine 
schwarz  angeloffeue  Nase  in  den  Saal.'  ebd.  .Man 
denke  sich  doch  so  recht  in  des  armen  Mädis  Herzen- 
leid hinein  und  meine  nicht  etwa,  so  ein  Mädi,  ein 
40j  ähriger  K„  sei  nicht  ebenso  empfänglich  für  Liebes- 
schnierz.'    ebd.     (Manns-)Person,   die   sich   ohne   Not 


(im 


Matz,  metz,  nütz,  motz,  mutz 


620 


immer    in    der    Küche    herumtreibt    ÄALeer. ;   Bs;   B; 

Syn.  Ch.-Schmecker.  —  t'hüejer-:  auch  dim.,  Jacke 
des  Sennen  B.  ,Er  war  ein  schmucker  Soldat,  dem 
die  Uniform  ebenso  gut  stand  als  K.  und  Lederkäpp- 
lein.-  HNyd.  1885.  —  Halb-Li"-.  .Beide  [Braut  und 
Bräutigam]  giengen  halb  g'sunntiget.  Jakob  gieng  in 
seinem  zweitbesten  Halbleinmutzen  einher.'  Schweiz. 
Unterhaltungsbl.  1853.  —  Melch-:  Wams,  das  der 
Senn  beim  Melken  trägt  BBe.  —  Beiz-:  Pelzwams? 
.Beizmutzen'  in  des  .Herrn  Statthalters  Gemach'  im 
Schlosse  zu  ScHwPfäff.   1059,  ScuwE.  Inv. 

Bär(e")-:  1.  Bär,  mit  Bez.  auf  seinen  stumpfen 
Schwanz  Bs;  B.  .Ursulus,  ein  bärle,  bärenmutzle.' 
Fris.;  Mal.  S.  noch  chnüsten  1  (Bd  III  764).  —  2.  feiner 
Lebkuchen  mit  einem  Zuckerguss  in  Gestalt  eines  Bären 
B;  vgl.  Mutz  3  d.   —  bäre°-mutzig:    bärbeissig  B. 

B e r n e r - :  =  Bären-M.  2  AAZof.  —  Surri-:  1.  mür- 
rischer Mensch,  Brummbär  Bs;  Z.  —  2.  Brummkreisel 
Z;  Syn.  Hurrli-Bueb.  —  Schorli-:  1.  Einer,  der  kurz 
geschorne  Haare  trägt  S.  Syn.  Schor(en)-Niggeli.  — 
2.  übertr.  auf  die  frisch  gemähte  Wiese  in  dem  Zwie- 
gespräch zwischen  der  Aare  und  .Weite'  (einer  Wiesen- 
fläche längs  der  Aare),  ebd.;  vgl.  Schild  1863,  28  und 
mutz  II  1  d.  In  L  dafür  Schori-M.  — •  Strubeli-, 
„Strübeli-" :  Krausköpfchen,  zumal  von  Kindern  und 
jungen,  holden  Mädchen  B.  „Str.,  was  han-der  'tän, 
dass  mich  nüd  wottseh  ine*  lä*?  Kilterlied." 

Tummel-:  Streit,  Scharmützel.  Mit  derselba 
[seiner  fünften  Frau]  häd  er  in  der  Wocha  nW  einmal 
ein  T.  g'ha".  Kornhofer  1679.  Ich  denk  wol,  mijn 
Bantle  seig  im  selben  T.  au°*  erwürgt  worden.  Gespräch 
1712.  D'  Bärner  heigind  zwo  Arschhörner  eo"  de" 
I  'nur  im  T.  überko*.  ebd. 

Viell.  eine  imper.  Bildung;  vgl.  die  RA.:  .Dtimmcl  dich 
Mutz'   bei   Gr.   WB.   VI   2S38. 

Dunner-:  Weibchen  des  Hirschkäfers  Bs;  vgl. 
D.-Gueg  (Bd  II  163).  —  Turrli-:  Rahmdecke,  die  sich 
über  erwärmter  Milch  oder  Milchkaffee  bildet  L.  Syn. 
Gurrli-M.  —  Winter-:  =  Über-M.  B.  Syn.  06er- 
Libli.  —  Wise"-:  rothalmiges  Mutz-Chorn  (s.  Bd  III 
472),  bes.  zur  Wiesensaat  geeignet  S.  ,Zu  haben: 
erste  Qualität  Samenkorn  (W.).'  S  Zeitungsinserat. 

mutze"  II,  in  Btw.;  ZO. mutze* I:  1.  stutzen,  ver- 
kürzen, zurückschneiden  AaWoIiI.;  Bs;  B.  G'mutzet  1 
=  mutz  II  1  „B;  VO;"  UwE.;  „Z."  Spec,  die  Haare 
ganz  kurz  schneiden  Bs;  B.  —  2.  den  Dinkel  m.,  die 
von  den  Halmen  abgeschlagenen  Ähren  nochmals  sorg- 
fältig dreschen,  um  die  einzelnen  Bestandteile  der- 
selben (s.  Fesen  1  a  Bd  I  1069)  von  einander  zu 
trennen  B;  S.  ,Das  Korn  war  schlecht  gemutzet,  es 
waren  noch  eine  Menge  halber  Ähren.'  Gottu.  ,Eine 
jede  der  23  Rütinen  zu  Unter-Erlinsbach,  so  vom 
Kloster  Königsfelden  zu  Lehen  geht,  hat  in  den  Meier- 
hof zu  Erlinsbach  an  Rütizins  zu  liefern  ein  halb 
Viertel  Korn  in  gutem,  sauberem,  währschaftem,  wohl- 
geputztem und  gemutztem  Getreid.'  AABiberst.  Schloss- 
urbar. —  3.  putzen,  schmücken,  schniegeln  Bs.  ,Uf 
mutzen  ir  [der  Weiber]  sinn  und  dank  stat.'  Ruef 
IMo.  ,Mangonizare,  auf  den  kauf  ausstreichen  oder 
mutzen,  zieren.'  Fris.  .Butzen,  mutzen,  sübern,  pur- 
gare.' K<\s.,  Vok.  .Ich  [der  Teufel]  mutz  die  Laster 
also  fyn,  dass  sei  antuend  der  'rügend  Schyn.'  JMahi.er 
1071.  ,( 'iilerc  corpus,  den  Leib  zieren,  mutzen.'  Denzl. 
1716.    Sonst  meist  refl.  AAÄarb.;  Bs.    Druf  holt  's  die 


schmiere»  Chleider  und  gut  sicl'  i*  's  Stübli  go*  mut:e*. 
WSenn.  Si  mutzt -si'*  ebe*  gar  nit  gern,  von  einer 
Hausfrau.  Hinderm.  Dö  hei*-siehulli  die  Munin*  g'mutzt 
und  hei'-si1*  in  tri  Muntüre*  g' steckt.  Breitenst.  Bes. 
häufig  im  Ptc.  E*  g'mutji  Brut  Bs.  Dax  [DitliJ 
isch  aber  e'möle*  g'mutzt!  Schwzd.  ,Was  ist  los,  Vetter 
Hansheiri.  dass  ihr  heute  gemutzt  seid  wie  an  einer 
Hochzeit;  ist  man  heute  zum  Nachtmahl  gegangen?' 
Breitenst.  S.  noch  Docketen-Chänsterli  (Bd  III  366). 
,Das  sind  doch  warlich  wild  fasnaehtbutzen,  die  sich 
doch  so  gar  seltzamlich  mutzen!-  B  Fastnachtsp.  1522. 
.Und  haben  sich  die  edlen  frowen  und  döchter  ge- 
mutzt und  köstlichen  angeleit.'  WZiely.  ,Dum  mo- 
liuntur,  dum  comuntur,  diewyl  sy  sich  understond  ze 
rüsten,  ze  tüchlen  oder  ze  mutzen.  Cui  intorti  sunt 
capilli,  mit  krumben  haarlocken  geziert  oder  gemutzt. 
Incomptus,  ungeziert,  unausgestrichen,  ungemützt;  im- 
pexus,  ungestrält,  ungemützt.'  Fris.;  Mal.  ,Sie  wissen 
nicht,  wie  sie  sich  gnug  mutzen  und  butzen  wollen.' 
Müller  1665.  .Aus  Hoffart  tust  dich  sauber  butzen, 
den  Jungfrauwen  zu  Gefallen  mutzen.'  Wahrsager  L675. 
, Drauf  mutzte  sich  fein  jüngferlich  das  holde  Klee- 
blatt wieder.'  Huber  1787.  Spec,  sich  putzen,  von 
der  Katze  ZO.  ,Ein  rein  tier  ist  die  katz,  mutzet  sich 
mit  der  reuche  der  zungen  und  vorderen  tapen.'  Tier«. 
1563.  S.  noch  Chatz  (Bd  III  588).  —  4.  Name  eines 
Kartenspiels  B  f.  ,Wenn  lauter  die  Rechten  beisam- 
men waren,  so  wurde  geländelt,  sonst  aber  g'mutzet 
und  'beetlet.'  Gotth.  ,M.,  ein  Wirtshausspiel,  wie 
l'amour,  ä  la  muette',  erwähnt  bei  Lehmann  1797/98 
II  287  (für  Gr).  —  5.  verspotten,  abfällig  beurteilen. 
[Ein  junges,  leichtsinniges  Mädchen]  het  nttmme"  g'gul- 
aff'et  und  Anderi  g'mutzt  und  het  ror-''em  Spiegel  der 
Äff  use*'putzt.  Alpenhorn  1838,  138.    Vgl.  schmutzen. 

ab-:  1.  verstärktes  mutzen  1  Aa;  Bs;  W.  (Kleider, 
Werkzeuge)  abnützen  AAZein. ;  BR.  (-mutzen);  W. 
Bes.  häufig  im  Ptc.  Das  Chind  hat  scharpf  es  ab- 
q'mutzots  Boekji'W.  Abg'mulzt,  kahl  Bs.  —  2.  Einen 
barsch  abfertigen,  abweisen  S.  Syn.  ab-butzen.  Einen 
a.,  dass  es  frei  e*  Gatti'g  het.  Schild  1876. 

üf-,  in  BO.;  ZO.,  um  Wthur  -mutze*:  1.  zurecht- 
stutzen, z.  B.  einen  Baum  B  (Zyro).  —  2.  verstärktes 
mutzen  3,  insbes.  mit  stärker  hervortretendem  üblem 
Nebensinn  Bs;  B;  SchSL;  Z.  Si  isch  alli  ufg'mützti 
vo*  heim  fürt,  z'  Märit  BO.  Häufig  in  der  Lit.  des 
XVI./XVHI.  ,Der  von  H.  mit  siner  in  siden  und  silber 
ufgemutzten  buolschaft.'  Ansh.  ,Ein  hüerli,  wol  us- 
gebutzt,  mit  siden,  samet  tri  ufgemutzt.'  NMan.  Lu- 
thers .schmucken'  gibt  APetris  Gloss.  1523  mit  .auf- 
mutzen, zieren'  wieder.  Wie  die  Katholiken  .den 
globen  mit  prachtlichen  ceremonien  ufmutzend  und 
schin barlich  zierend.'  Kessi..  .Mundus,  rüstung,  so  die 
weiber  brauchend,  wenn  sy  sich  aufmutzend.  Circum- 
vestire  dictis,  mit  Worten  blüeinen  und  verdecken,  der 
red  ein  färb  anstreichen,  ein  handel  schön  aufmutzen.' 
Fris.;  Mal.  .Muzen,  aufmüzen,  zieren,  mundarc. 
comere,  redimire.'  Red.  1602.  .Ich  möchte  doch  auch 
einmal  von  einem  Hoffärtigen  hören,  zu  was  End  hin 
er  sich  also  aufmutze.'  Müller  1673.  Demnach  euser 
Bantle  sälig,  der  tapfer  Ma",  a'sa  ischt  ufg'muzt  g'sg", 
als  er  vo*  heima*  ';ogan  ischt.  Kornhofer  107;».  .Mütze 
dich  auf.  o  Welt,  als  eine  geile  Hur  uns  zu  ver- 
stricken!' Klingler  1691.  .Ein  Jeder  [hat]  sich  aller 
Stolz  und  Köstlichkeit  in  Kleideren  und  dergleichen 
Ausschmückens    und    Aufmützens     zu    enthalten.'    B 


021 


Matz,  mutz.  mit/,  motz,  mutz 


622 


Sittenmand.  1716.  ,Es  solle  auch  Keiner  Feisste  ab 
anderem  Fleisch  nehmen  und  dieselbe  an  ander  ge- 
ring und  unwährschaftig  Fleisch  tun,  noch  es  damit 
aufmutzen  oder  scheinbar  machen.'  Z  Metzgerordn. 
1770.  S.  noch  /Vi  (Bd  I  1259).  —  3.  herausstreichen, 
aufbauschen,  übertreiben.  .Kleine  ding  kann  man  auf- 
mutzen, als  ob  es  gross  seie.'  LLav.  1582.  .Da  ein 
Mensch,  was  er  hat,  weder  zu  hoch  aufmutzt,  noch 
auch  zu  vil  vernichtiget.-  FWvss  1650.  ,Wir  haben 
nicht  Lust,  heiligen  Leuten  ihre  Felller  aufzumutzen 
und  auszustreichen,  aber  auch  gebürt  sich  nicht,  ihre 
offenbaren  Fehler  zu  verdüschen  und  zu  vernichtigen.' 
ebd.  1672.  ,Man  muss  dem  listigen  Aufmützen  Der- 
jenigen, so  ausgesprengt,  die  Schifte  seien  mit  Sol- 
daten beladen  gewesen,  nicht  so  leicht  Glauben  zu- 
messen.' 1672,  Aesch.  .Wie  kann  er  doch  ein  Ding 
aufmutzen,  ut  res  suas  exaggerat,  ex  musca  elephan- 
tum  facit.'  Hosp.  1683;  ähnlich  Denzl.  1716.  .Wann 
zu  dergleichen  Wasseren  kommet  eine  komuiliche  Si- 
tuation, eine  nahe  Schnabelweid,  eine  hochaufgemutzte 
Beschreibung,  so  lauft  Jedermann  zu.'  JJScheuchzer 
1708.  --  4.  Einem  Etw.  vorrücken,  vorwerfen,  ver- 
weisen Bs;  Sch;  Z.  Er  mutzt-mer 's  alleu-il  üf.  ,Noch 
dörfeud  iren  vil  darwider  kempfen,  fürwerfen  und 
hoch  aufmutzen  den  gemeinen  sprach.'  ÜWerdm.  1552; 
=  . aufmutzen.' Herborn  1588.  Das  [Vergehen]  häd-me" 
de"  Bademere"  ehe"  hoch  üfg' mutzt,  a's  tvenn-s'  der 
Atti  a'zännet  hetti'd.  Gespräch  1712. 

üs-:  1.  abnutzen;  erschöpfen.  ,Von  alter  ausge- 
mutzet  oder  verbraucht,  longa  senecta  confectus.  Aus- 
gemutzet  und  ersogen  acker,  eftoeti  agri.'  Mal.  — 
2.  ausschmücken.  ,Min  stolzer  lyb  ist  wol  gebutzt. 
min  kleider  gar  fln  ussgemutzt.-  VBolz   1550. 

,ver -mutzen:  kürzen,  verkürzen,  (de)eurtare, 
ruutilare.'  Red.  1662. 

vor-:  vorsprechen.  ,N.  N.  erzehlet,  dass  sein  eh- 
maliger  Praeceptor  ihm's  aus  der  Syntaxi  weiland  sehr 
oft  vorgemutzt:  crine  ruber  [usw.].'  GHeid.  1732. 

Entstellung  aus  dem  syn.  vor-munzm  (Sp.  347),  wenn 
nicht  geradezu   dafür  verschrieben. 

ge-:  =  mutzen3.  ,Ee  sy  [die  Weiber]  sich  ginützend, 
gläekend.  hoft'lich  zierend,  so  ist  die  beste  zyt  ver- 
zert,'  Aal  1549. 

Mutze"  f.:  1.  vulva  Ap.  ,Dem  weib  [einer  Affen- 
art] hanget  sein  m-en  stätigs  für  den  leib  aus.'  Tierb. 
1563.  ,Die  m-en  der  [Walfisch-]weiblinen  [sind]  gleich 
einer  frauwen  m-en.'  Fischb.  1563.  —  2.  Mutz,  plumpe, 
einfältige  Weibsperson  AaFH.  —  Zu  1  s.  noch  Lexer  I 
2260  (mit  einem  Beleg  aus  Wittenweilers  Ring). 

Mutzer  m.:  1.  (in  AiWürenl.;  „L  tw,"  Müteer  I) 
Jacke,  Wams  für  Männer,  „auch  ein  kurz  geschnit- 
tener Männerrock"  AAWürenl.;  L.  Syn.  Mutz  i  a  ß. 
-  2.  „Mützer,  kurzer  Haarzopf  L."  —  3.  „Mutzer", 
Mützer,  leichter  Bausch  LE.;   „W."    Syn.  Mutz  6. 

Brüt-Mutzeri":  eine  Frau,  die  um  Lohn  die 
Bräute  zum  Kirchgang  schmückt   Bs  (Spreng). 

ge-mutzet  IL  ,Der  stachelschnäck  hat  ein  zwei- 
facht g.  loch,  durch  welche  man  pflägt  disen  schnacken 
aufzeblasen.'   Fischb.  1563. 

Mutzete"  f.:  die  von  den  Halmen  abgeschlagenen 
Ähren,  die  noch  .gemutzet'  werden  müssen   B. 

mutzig,  in  L  auch  g'm. :  \.  =  mutz  1  ÄAZein.;  Bs; 
„B;"  FMu.;  „VO;  Z.u  Spec.  von  (zu)  kurzen  Haaren, 
Kleidern  AAZein.;  Bs.    '.•>•  kund  zwör  Mänger  gruslich 


ifm.  |  mit  kahlem  Kopf],  wü  em  's  Hör  nid  g'längef 
mag.  HIfl.  1801.  „Ein  g'ra-es  Köcklein."  Von  stum- 
pfem, abgenutztem  Werkzeug  AAZein.;  Bs.     Cbertr.: 

Je),   f,jn    ?>.,>,     ,y\jn   ,„ , 7  ,/,.,„  Qgl^    es    ]mt   nicht   gereicht 

FMu.  —  2.  trotzig,  muckerisch,  übel  gelaunt  Bs 
I  Spreng). 

üf-mütz(e)le" :  Dim.  zu  üf-mutzen  2  B.  Am 
Schuelexame"  muess-me"  d'  Chind  öppen  e"  chli"  üfm. 
Vgl.:  .Unterdessen  pützele  und  mützele  ich  am  Wälder- 
büblein  [einer  Dichtung].'  Hebel. 

mützerle":  tr.  und  reü.  =  üf-mützele"  Bs.  Syn. 
bützerlen.  Si  hei"  st"*  g'mützerlet.  Breitenst.  E" 
g'mützerlet  Kind. 

Mutz  II  m„  Dim.  Mutzt  BsStdt,  Mützili  AaF.,  Ke.: 
Kuss  (Kdspr.).     Syn.  Schmutz. 

Chorn-Milze"  f.:  schmaler,  aus  leichten  Brettern 
gefügter  Kasten,  der  unter  der  ,Rendel'  steht  und  das 
gereinigte  Korn  auffängt  LG.  —  Der  lange  Vocal  ver- 
bietet an   Zshang  mit  mutzen  2  zu   denken. 

muzle"  muizle":  aus  einem  Teller,  einer  Schüssel 
Suppe  trinken  (statt  sie  mit  dem  Löffel  zu  essen)  übw. 
Syn.  an-stützen. 

üs-:  das  Gefäss  auf  diese  Weise  leeren,  ebd. 

Orc-Miilzel  m.:  =  Ören-Müggel  J(Sp.  132).  Spleiss 
1667,  21. 

Ore°-Mützeler:  =  dem  Vor.  Sch. 

Holz -Mütze":  Wildweibchen  Gr.  Syn.  Holz-, 
Wald-Mueter.  ,I)ie  Weiber  nennten  sie  [in  Davos] 
die  Waldfänken  oder  auch  H.,  die  sollen  so  lange 
Brüst  gehabt  haben,  dass  sie  solche  über  die  Achslen 
hinwerfen  können.'  Sererh.  1742. 

Mütze"  f.:  hoher  Soldatenhut  aus  Filz,  bes.  der 
Knaben  B  (Zyro).     S.  noch  vRodt  1834,  247.  257. 

Pudel-.  .Gegenwärtig  werden  ca  100  Bienenstöcke 
gehalten,  alle  in  Strohkörben  oder  sog.  P-en.'  HDien. 
1863.  —  Polis(s)-:  Polizeimütze  AaF.  (-Ö-),  Leer. 
Soldatenmütze  Bs;  B;  Th;  Z  (-Ö-).  —  Zitz-.  .Evan- 
gelische Mädchen  tragen  eine  Z.  mit  einem  teller- 
förmigen, die  [Haar-]  Flechten  verhüllenden  Boden, 
ohne  Spitzen.'  Th  Gem. 

„mutze"  II,  mützere"  I:  wohlbehaglich  trinken; 
üs-mützere",  austrinken  B."     Vgl.  mutzen  I. 

Miitzer  H  AaF.,  Ke.,  Leer.,  St.,  Zof.;  Bs;  BG.,  O. 
(PI.  -ere");  Gl;  L;  Gtw.;  S;  Ndw;  Ztw.,  Mützert 
AABb.,  Mutzet  ZBül.,  Rafz,  Rüml.,  Mützger  I  Ap;  GA., 
G.,  Rh.,  T.;  SchwE.;  Th;  ZO.  —  m.,  Mützerfe")  i. 
übw:  1.  a)  Spitzmaus,  und  zwar  meist  die  Hausspitz- 
maus, Sor.  aran.,  auch  die  gem.  oder  Waldspitzmaus, 
Sor.  vulg.  Aa;  Bs;  BO.;  VO;  Gl;  G;  S;  Z.  Syn. 
Schmützer.  Kleine  Feldmaus  LStdt.  Kleine  Maus  übh. 
GRh.  Er  hed  e"  Buch  (Ranze")  tvie  ne"  (träge"ter, 
trächtiger)  M.,  scherzh.  von  einem  Dickbauch,  auch 
ironisch  von  einem  Magern  AaF.,  Ke. ;  S;  ZO.,  S.  Er 
g'sehd  firhe"  wie  en  g'stoehner  M.  BHa.  Nach  dem 
Volksglauben  ist  der  M.  giftig,  weshalb  ihn  die  Katzen 
nicht  fressen;  wenn  er  über  einen  von  Menschen  be- 
gangenen Weg  laufe,  soll  er  umfallen  und  zu  Grunde 
gehen  Gl.  S.  auch  Bluet-Süger.  , Mützer,  raus  ara- 
neus  . .  Galli  muserain  vel  muzeraigne  . .  Helvetii  a  vi- 
cinis  forte  Gallis  mutuati  nominant  in.'  KGessner. 
,Mus  araneus,  m.,  Spitzmaus.'  Tierb.  1563;  Denzl. 
1677;  1716.  ,Sorex,  ein  maus  oder  ein  ratz,  m.,  Spitz- 
maus.' Fris.  S.  noch  Hermeli  (Bd  II  1608).  —  b)  Maul- 


623 


Matz— mutz.    Matzg— mutzg 


624 


wurf,  Talpa  europ.  GRh.;  S.  —  2.  (in  G;  Th  auch 
Mutzger),  kleiner  Mensch,  Knirps,  spec.  von  Knaben 
Ar;  B  (Zyro)j  LG.;  G;  ScHwMa.;  Tu;  ZO.  Er  ist  nur 
en  M.,  en  Füsigs  M.  Motzger,  El.  Mötzger,  etwas 
Kleines,  Winziges  übh.  TnEgn.  's  hat  hin-  lüter  edire' 
Mötzger  g'ge*,  von  Äpfeln,  Kartoffeln.  —  3.  Dieb  im 
Kleinen  BSa.;  s.  Schwzd.  12.  26/8,  wo  das  W.  mehr- 
fach vorkommt.  —  4.  Familienn.  .Herr  M.,  der  Ge- 
schlechten eins,  so  von  Zürich  nach  Bern  gezogen.' 
MtricXus  1630. 

Spätuihd.  mützer,  mutzer  in  Beil.  1.  Das  W.  beruht  mög- 
licherweise auf  eiuer  Weiterbildung  von  der  Wurzel  'muk 
(s.  Sp.  142/3)  mittels  -z,  worauf  auch  die  Form  mit  </  hin- 
weist; vgl.  gatzgen  (Bd  II  585),  blitzgen  u.a.  m.  Doch  vgl. 
and.  mutzen,  dolose  agere.  Das  uuumgelautete  Mutzger  gilt 
nach    Tsehudi,   Tier].,  auch   in   Bed.    1. 

Stube"-:  scheltende  Bezeichnung  eines  Stuben- 
hockers L. 

mützere",  in  Schw  mützgere" :  1.  Mützer  fangen 
Ndw.  —  2.  pfeifen  wie  ein  Mützer,  insbes.  von  den 
Nachtbuben  Aa;  BHk.,  Si.;  GO.;  SchwE.;  Uw.  Auch 
=  d'  Red  verchere"  (Bd  IU  439)  BHa.;  SchwE.  — 
3.  leise  lächeln,  kichern,  aus  Spott,  Schadenfreude. 
vor  innerm  Behagen  Aa.  Syn.  chitzeren  1  (Bd  III 
598).  De''  het  g'mützcret,  wo-n-er  g'hört  het,  dass  er 
erbe"  cha"".'  Der  Korperal  het  e"  chli*  g'mützeret  und 
het  am  Schnauz  zwirblet.  Die  Ritter  mützere":  Dir 
isch  ab  de"  Schine"!  UGtsi  1883.  —  4.  anhaltend  leise 
hadern,  mit  und  ohne  Ursache  S  NA.  —  5.  im  Kleinen 
stehlen  BSa.  Syn.  milse"  3  (Sp.  480).  I"  d's  Bür  gan 
m.  und  bunjen.  Schwzd.  —  6.  refl.  =  müsen  6  AaZcüi. 
Es  ruird-sich  noch  m.,  bis  es  göt.  —  7.  unordentlich 
schneiden  BHa.  Syn.  ratzen.  Ich  län  ewch  nid  la" 
d'  Rlsti  risten,  ier  tied  nummen  eso  m.  —  Zu  3  vgl. 
nihd.  mutzen,  schmunzeln. 

a"-:  anlächeln,  von  einem  Säugling  gegenüber  der 
Mutter  BSi. 

Mutz  er  ich:  =  Mützer  1  ScHSt.  (Sulger). 

Mutzen"  f.:  kleines  Mädchen  GrV. 

„(Reb-)Müzi  n.:  Rebenmesser." 

„Miizli  n.:  schlechte  Birne  B."  —  Vgl.  Gr.  WB.  IV 
1,   1102;    VI  2838. 


Matzg  —  mutzg. 
Me'tZg  f.  Aa;  Bs;  B;  Gr;  G;  SCHW;  S;  Th;  Ndw;  Z. 

Mex  SchScIiL,  Stdt;  uTh  (neben  Metzg);  ZDynhard, 
Plaach,  Metz  (Fl.  -ene")  ApK.,  Metzi  ApH..  I.,  M.;  „G" : 
1.  Fleischbank,  Schlachthaus,  allg.  Gond-er  t*  fiif 
GRHe.)  d'  M.?  Grussfrage.  Us  der  M.,  wenn-er  nid 
wend  röts  Fleisch  übercho"!  Warnruf  beim  Schlitten- 
fahren ZHagenb.,  Schneit.  In  der  ä.  Zeit  war  die  M. 
durchaus  eine  obrigkeitliche  Einrichtung.  1337  ge- 
stattet Herzog  Albrecht  II.  von  Österreich  den  Aarauern, 
Brotbänke  und  eine  M.  zu  errichten.  Ölhafen.  ,I)as 
vleisch,  das  die  Juden  stechent,  sol  man  verkoufen 
usserthalb  der  metie  in  eim  sunder  gadme,  den  die 
Juden  cinsen  sun.'  Z  Richtebr.  ,I)as  leckergässli  an 
unser  statt  metzye.'  1420,  Z  Urk.  ,1476  wardt  [in  L] 
die  metz  an  d'  Bis  gemacht,  vor  der  sunnen  vor  man 
gemezet  hatt.'  B  Anz.  1897.  .Essend  alles,  das  in  der 
m.  verkouft  wirt,  nit  zwyflend  von  der  conscienz 
wegen.'  Zwingli,  ,Schmittinen,  metzinen  und  pfiste- 
rigen.'  1530,  Absch.  (Th).    ,[Es]  kam  darzuo,  dass  man 


[den  Dr  Balthasar  aus  Waldshut,  der  als  erster  die 
Reform  in  St  Gallen  predigte]  uf  der  metzi  lesen  Hess 
von  vile  des  volks.'  Sicher  1531.  ,Da  rast  man  ainen 
imbiss  zuo  uf  der  metze  und  sehankt  man  iedermaiv 
Vad.  ,N.  N.  verkauft  sein  Haus  an  mine  Herren, 
welche  eine  Metzig  darus  bauen.'  1546.  Aa  Ratsm. 
(Ölhafen).  Der  Aavogt  muss  u.  A.  Sorge  tragen,  dass 
Niemand  .unflätig  ding  us  der  metzg  [in  die  Aa  werfe].' 
um  1550,  Obw.  ,Die  vorderste  Sul  des  ersten  Bogens 
und  Gewölbs  des  nüwen  Buws  der  Metzig.'  RCys. 
.Laniarium,  Metzig,  Schol.  Schlachthaus.  Camarium. 
Fleisch  kammer,  Fleischbank,  M.'  Denzl.  1716;  =  . Metzg.' 
1677.  S.  noch  ßaden  (Bd  II  116/7);  Schind-Hüs  (ebd. 
1728);  Schlag-Hüs  (ebd.  1729),  mir  1  (Sp.  364);  mue- 
terin  (Sp.  596);  ferner  Vög.-Nüsch.  I  458/60;  Meier 
1881,  262  ff.  —  2.  a)  das  Schlachten  im  Hause,  auch 
das  damit  verbundene  Mahl  (s.  Metzgi- Mali  Sp.  Dil) 
B;  GRHe.;  Ndw.  Syn.  Metzgeten.  Machend-er  e"  gucti 
21.,  liefert  das  Schlachten  guten  Ertrag?  GRHe.  ,Hie 
und  da  gab's  wohl  grössern  Verdienst,  an  einer  M. 
z.  B.  oder  sonst  einem  häuslichen  Geschäft.-  Gotth. 
,Im  Kriechenloch  hat  man  gemetzget.  Am  Tag  nach 
der  M...'  B  Dorf kal.  1873.  ,An  der  Passnacht,  Sichel- 
ten, Flegelten  und  M.  wurde  Wein  und  Fleisch  und 
Küchli  aufgetischt.'  Glür  1835.  S.  noch  Gr.  WB.  VI 
2156.  —  b)  Niedermetzelung,  Gemetzel.  ,Do  ward  ein 
guoti  metz:  ir  wurdent  vier  erstochen.'  Ap  Reimchr. 
,I)er  Cristen  mätze.'  Ansh.  .Hätte  Gott  unser  sünd 
mit  unsrer  pyn  und  metzg  wellen  reinigen,  so  hätt  er 
sinem  sun  das  krüz  nit  lassen  uf  den  ruggen  wachsen.' 
Zwingli.  —  3.  Fleisch  eines  im  Hause  geschlachteten 
Tieres  (bes.  Schweines)  B;  GRHe.;  Nnw.  D'  M.  ma- 
che", das  Fleisch  zerlegen  und  verarbeiten  (z.  B.  zu 
Würsten)  GRMai.  Spec.  diejenigen  Stücke,  die  ver- 
schenkt werden  B;  Syn.  Metzgeten.  , Der  Pfarrer  nimmt 
verfluxt  gern  z'  M.'  Gwdnderchratten  1864.  ,üie  M. 
ins  Pfarrhaus  trage  ich  auch,  aber  dort  hat's  'böset. 
Die  vorige  Pfarrere"  hat  5  Batzen  gegeben,  wenn  eine 
Hamme  dabei  gewesen  ist;  die  gibt  nur  3'/2  Batzen 
auf  d's  Vielst.'  Gotth.  .Gott  grüss  euch,  Schulmeister. 
der  Ätti  und  das  Müetti  lassen  euch  ein  glückhaftiges 
neues  Jahr  wünschen  und  schicken  euch  da  etwas 
von  der  M.'  Alpenrosen  1872.  ,Die  Taglöhner  und 
Taglöhnerinnen  erhalten  noch  etwas  z'  M.  auf  den 
Heimweg:  Würste  [usw.].'  Baüernkal.  1883.  —  4.  .Die 
vorder  und  die  hinder  M.',  Name  von  Alpweiden  auf 
dem  Stoss  Schw.     ,M.',  Wiese  bei  ZNassenw. 

Mhd.  metzje,  metzige  in  Bed.  1.  Zu  Mex  vgl.  z.  B.  Iii.ecn 
(Bd  II  1S29).  Aus  der  ä.  Spr.  mögen  noch  folgende  Formen 
angeführt  werden:  ,Mezzia.'  1265,  Z.  ,Mecie,  metzie.'  1256/7, 
Z;  Z  Richtebr.  (auch  .mezzeie');  1385,  Seh  Stadtb.  ,Metzi.' 
1359,  G;  1360,  Z;  1489/90,  Zellw.  ürk.  , Metzig.'  1432,  Z; 
1475.  Bs  Chr.;  1540/73,  UMey.,  Chr. ;  1557,  Bs  Rq.;  1716, 
B.    , Metzg.'   1672,  SchSchl.    .Mutzgi.'   1359,  GrChur;  Kessl, 

Fleisch-.  ,Under  der  brotlouben  ze  Schafusen 
gegen  der  flaischmezie.'  1309,  Sch  Urk.  —  Chuttel-, 
,Was  in  der  K.-  oder  Vormetzg  feil  gehabt  worden, 
soll  man  zu  keinen  Zeiten  in  der  grossen  Metzg,  son- 
dern in  der  K.  feil  haben.'  Z  Metzgerordn.  1770.  — 
Dülp-.  ,Vallis  haec  non  appellabitur  porro  ut  hac- 
tenus  dilatationis  vel  tympani  vel  amoenitatis,  sed  vallis 
occisionis:  wirt  nit  nie  heissen  lust-  oder  schön-  oder 
trummental,  sunder  d.  oder  scblachttal.'  HBui.l.  1558. 

nietzge".  in  SoH;  uTutw.:  ZDynhard.  Flaach 
me.rc":  1.  tr.  oder  abs.    a)  schlachten,  vom  Vieh  Aa; 


625 


Matzg,  niefzg,  mitzg,  motzg,  mutzg 


626 


Ap;  Bs;  B;  Sch;  Th;  Z.  E*  Sü,  e*  Haupt  Veh  m. 
RA.:  Er  hat  e*  wüesti  Sü  g'metzget,  hat  sich  überall 
anbeliebt  gemacht  SoaSt.  (Sulger);  s.  in-metzgen.  I''s 
Bus  m.,  um  Fleisch  für  den  eigenen  Bedarf  zu  er- 
halten 1>;  Tu.  derb  von  Hagestolzen  und  alten  Ver- 
wandten, die  man  beerben  möchte  und  zu  diesem 
Ende  lebenslänglich  an  seinem  Tische  hält  oder  am 
Heiraten  hindert  Bs  (Spreng).  Wenn-i'h  metzge",  so 
iiuiest  au'*  e"  Bratwurst  ha*.  National-Kal.  lssii. 
B'langen  uf  Öppis,  nie  dtf  Bund  ufs  M.  Z  um  Wthur; 
vgl.  Bd  III  1334.  's  ist  nid  um  Tode",  bis-me*  metzget, 
es  ist  nicht  gefährlich,  bat  nichts  auf  sich  ZEgg.  Es 
gilt  uüd,  bis  me"  metzget,  und  dünn  gät  's  z'  erst  a* 
d'  Salt.  ,In  ApK.  ist  die  Sitte,  dass  der  Fleischer, 
welcher  bei  einem  Bauer  ein  Schwein  schlachtet,  in 
die  Oberlefze  des  abgeschnittenen  Kopfes  einen  Schnitt 
macht,  den  Finger  hineinsteckt,  den  Kopf  so  in  die 
Höhe  hebt,  sich  auf  einen  wohlgelegenen  Platz  be- 
gibt und  aus  voller  Kehle  ruft:  Wl'her!  Der  Bauer, 
welcher  Wein  besitzt,  holt  solchen  und  reicht  ihn 
dem  Fleischer.'  Toel.  ,Si  suln  es  metzyen  und  in  der 
nietzy  verkoufen.'  1360,  Z.  ,Was  fleischs  gemetziget 
oder  geschlagen  wirf  1475,  Bs  Chr.  ,Der  Luther 
metzget  sym  husgsind  all  jar  ein  suw  und  ein  rind.' 
UEckst.  .Süwisch  leben  ist  hie  kein  schand;  müesst 
man  hie  in.  alle  schwyn,  die  metzger  wurdend  gwüss 
tür  syn.'  Ruef  1540.  ,Vil  Gemetzgets,  Gesottens  und 
'Bratens.'  FWtss  1673.  Gmexget  und  Wurschtehilby 
gha".  Zeitvertreiber  1700.  .Es  sollend  die  Metzger 
die  Hodenstier  gar  drussen  lassen  und  keinen  m.  by 
iren  Liden.'  AKünzli,  Z Wthur  Chr.;  Z  Metzgerordn. 
1770.  Roh  von  Menschen.  Eine*  m.,  1)  erstechen 
Aa;  Tu.  —  2)  beerben,  bes.  von  lachenden  Erben 
ZZoll.  Abs.,  Blut  vergiessen,  z.  B.  in  einem  Kauf- 
handel AALeer.;  vgl.  Metzgeten  3.  Gelegentlich  auf 
Dinge  übertr.  .Der  kübel,  darob  wir  der  rychen  und 
armen  seckel  gemetzget  und  das  bluot  empfangen 
habend.'  Zwingli.  Speisen,  Getränke  (bes.  aufgesparte) 
aufzehren,  bzw.  austrinken  Z.  Syn.  toden.  En  Öpfel, 
e*  Fleische*  (Wi*)  m.  —  b)  zum  Opfer  schlachten. 
.[Abraham]  fasset  das  mässer,  das  er  seinen  sun  metz- 
gete.'  1531/48,  Gen.  .[Christus]  wirt  sin  das  osterlamb 
uf  erden,  das  gmetzget  für  die  sünd  soll  werden.'  Aal 
1549.  Spec.  vom  Messopfer;  vgl.  Gottes- Bletzger.  ,Dann 
es  mir  oft  miner  conscienz  einen  bsunderen  schmerzen 
geborn  hat  das  messen  und  das  m.'  bekennt  ein  Kaplan 
in  der  zweiten  Z  Disputation.  Zwingli.  ,Ein  grüwel 
ist  das  Gott  m.  und  verkoufen.'  ebd.  —  c)  nieder- 
metzeln, morden,  töten  übh.  , So  murmlet  die  gmeind: 
wenn  das  m.  [die  Hinrichtungen  nach  dem  Waldmann- 
Auflauf]  ein  end  hette?  Es  wäre  zit  ufzehören  und 
ruow  ze  haben.'  Ansh.  ,Über  die  verkündiger  des  gött- 
lichen worts  fallen  und  m.'  Zwingli.  ,Der  üch  allein 
schindt  und  schabt  und  die  sei  darzuo  metzget.'  ebd. 
,M.,  töden,  schlachen  drin.'  1539,  GScberer  1859. 
,[Es]  sind  vil  unschuldiger  mit  den  schuldigen  jämer- 
lich  gemetzget  worden.'  BossH.-Goldschm.  ,Der  leppard 
ist  ein  grausam,  grimm  tier  zuo  m.  und  bluot  ver- 
giessen.' Tierb.  1563.  , Kein  Ding  man  gar  nit  schonen 
soll  mit  Brännen,  M.  ohne  Gnad,  dann  das  dem  strän- 
gen Bächt  anstad.'  JMahl.  1674.  S.  noch  Eälsel  (Bd  II 
1211).  —  2.  abs.,  das  Gewerbe  eines  Metzgers  be- 
treiben Ap;  Th;  Z.  Syn.  metzgeren.  -  3.  refl.  a)  in 
eig.  S.  von  geschlachtetem  Vieh.  Sich  wiss  oder  gel'"  m., 
nach  dem  Schlachten  weisses  oder  gelbliches  Fleisch 
Schweiz.  Idiotikon  IV. 


haben  Ar.  Ein  Stück  Vieh  metzget -sieh  guet,  wenn 
es  geschlachtet  guten  Ertrag  liefert  Tu;  Z.  .Die  Kuh 
metzgete  sich  schlecht.'  Z  Prozessakten.  —  b)  übertr. 
Sich  guet  (schlecht)  m.  <x)  von  Verstorbenen,  viel  (wenig) 
Vermögen  hinterlassen  L;  Z.  Üsen  Ätti  hed-sich  guet 
g'metzget,  hed  de*  selb  Bueh  g'seid,  wo-u-em  der  Vatter 
schöni  Mittel  hinderlä"  hed.  Der  Nachbar  sei.  hed- 
sicn  nw  blau  g'metzget,  hat  weniger  hinterlassen,  als 
man  erwartet  hatte.  —  ß)  übh.  einen  Ausgang  neh- 
men; geraten,  ausfallen  AaF.,  Ke.;  Bs;  GTa.;  Th;  Z. 
Mi"  Mueter  metzget-sich  schlecht,  meinte  Einer,  dessen 
Mutter  sich  mit  einem  Vagabunden  in  ein  Verhältniss 
eingelassen  hatte  GTa.  Er  hät-sich  guet  g'metzget, 
hat  sich  wacker  gehalten,  sich  (in  irgend  einer  Stel- 
lung) bewährt;  dafür:  er  het-sich  g'metzget  BsStdt. 
Auch  von  Sachen,  z.B.  Geräten  Th.  Der  Maie"  metzget- 
sich  nüd  guet  ZBäretschw.  Unpers.  Gl;  Th;  Z.  Jus 
hät-sich  guet  g'metzget,  sagt  ein  Spieler  nach  einer 
Partie,  in  der  die  Karten  für  ihn  unerwartet  günstig 
fielen.  —  4.  quälen?  ,Ich  will  dich  m„  wo  ich  kann. 
Was  gelt's,  du  wirst  dann  denken  dran.'  JMahl.  1674. 
—    G'möxget.   Gespräch    1712. 

i"-:  1.  in  eig.  S.,  für  den  eigenen  Bedarf  schlachten 
B;  Gl;  Gr;  L;  Th;  Z.  Jeder  Bauer  mästet  sich,  je 
nach  Notdurft  und  Vermögen,  ein  oder  mehrere  Stücke 
Vieh,  namentlich  Schweine,  um  sie  im  Laufe  des  Win- 
ters i*z'm.  RA.:  E*  (wüesti)  Sü  bi  Eim  i*m.,  sich 
bei  ihm  unbeliebt  machen  ScHSt.  (Sulger).  Übel  i"m., 
durch  unverhohlene  Meinungsäusserung  Missfallen 
erregen  Ap.  ,Umb  zwei  Metzgschwyn  inzuometzgen 
zwei  Sunnen-Kronen.'  RCys.  ,Wann  [der  stössige  Ochs 
im  Stall]  feisst  genug  ist  einzumetzgen.'  Vollenw. 
1642.  ,Das  Einmetzgen  der  Schweine  wird  abgestellt, 
doch  so,  dass,  was  danahen  Ehren  halber  und  bis- 
heriger Übung  gemäss  mit  Fleisch  abgeherrschet  wor- 
den, künftig  auf  eine  ebenso  anständige  Art  mit  baarem 
Geld  unter  dem  Titel  eines  Gutjahrs  abgeherrschet 
und  von  einem  Verwalter  behörig  verrechnet  werden 
muss.'  Z  Waisenhausordn.  1771.  —  2.  einen  Verwand- 
ten zu  bleibendem  Aufenthalt  in  der  eigenen  Familie 
nötigen,  um  ihn  desto  sicherer  beerben  zu  können  B. 
,Es  wolle  sich  nicht  einmetzgen  lassen  wie  eine  feisse 
Sau.  Und  es  sei  schlecht  von  den  Eltern,  dass  sie 
meinten,  es  solle  ein  Kind  einzig  erben  und  das  an- 
dere ohne  Mann  verrebeln ,  nur  damit  Alles  auf 
einem  Haufen  bleibe.'  Gotth.  .Natürlich  ist,  dass 
ein  Meitschi  lieber  heiraten  will  als  eingemetzget 
werden.'  ebd.  —  3.  kleinere  Konkurrenzgeschäfte  er- 
werben, von  einem  Buchdrucker  Z.  —  Vgl.  das  syn. 
nhd.  .einschlachten.' 

ine"-:  1.  tr.,  Einen  beluchsen,  auf  den  Leim 
führen  BsStdt.  Er  kienzlet-em  jetz  nur  esö,  fir  en 
nöchen  ine'z'm.  —  2.  refl.  Er  metzget- sich  all  noeh 
witer  ini,  verstrickt  sich  in  immer  grössere  Schulden 
GBerneck.  —  üs-:  =  metzgen  3  b  ß  B.  Es  het  scho" 
menge''  Bändler  gross  'tä*,  er  het-sick  doch  am  End 
schlecht  üsg'metzget.  B  Dorfkai.  1866.  Du  liest  dich 
guet  üsg'metzget,  hast  dich  wacker  gehalten.  —  ver-: 
zum  Schlachten  verwenden  Th;  Z.  .Ein  Metzger  ver- 
metzgete  einen  milzkranken  Ochsen.'  Z  Freitagszeitg 
1883.  .Alles  das  vihe,  das  si  in  der  metzi  vermetzigen 
wend.'  1368/76,  Mohr.  .Wollt  ein  frow  nit  gern  das 
ir  mit  dem  mann  verwirten,  verbachen  und  v.,  die 
mag  ein  oberkeit  anruefen,  das  iren  der  mann  ir  guet 

40 


G27 


Matzg,  metzg,  mitzg,  motzg,  mutzg 


•  :*_>s 


setze,  daran  sy  habent  syge.'  Z  Kn.  Amtsr.  ,Von 
dem  vihe,  so  vermetzget  werde.'  Wurstisen  1580.  — 
winkel-metzge"  s.  haften  (Bd  III  150). 

Metzger  m.,  in  uTHtw.;  ZFlaach,  Sth.,  Wyl  Hexer, 
in  ScnSt.  (lt  Sulger)  Metzer:  1.  Fleischer.  Schlächter. 
allg.  Den  Unterschied  zwischen  dem  M.  und  Schinder 
kennzeichnet  man  mit  den  Worten:  der  Eint  fragt: 
wo  stät's?  der  Ander  fragt:  wo  UH's?  AALeer.  Es 
ist  besser,  me"  geb  's  dem  M.  ond  dem  Beche"  a's  dem 
Tohter  Ap;  Th;  Z.  Min  Schatz  ist  en  M.  ond  en 
Chalblistecher,  i'h  icött-e'  vil  lieber  das  [als]  en  Besen- 
brechcr.  Ar  Volksreim.  Es  ist  fertig  bis  a"  's  Wurste*, 
und  se'b  tued  der  M.  Z.  ,Die  M.  sagen:  es  ist  nicht 
mehr  mit  den  Bauern  zu  machen,  seitdem  sie  die  Bibel 
lesen  und  die  Kind  selbst  machen.'  Sprww.  1824.  ,Den 
Sch wyzer  Samen  us  der  Welt  will  ich  usrüten  wie 's 
mir  gfelt,  ich  will  der  iL  sein  zur  Kuo',  sagt  Herzog 
Karl  von  Burgund.  JMahl.  1074.  S.  noch  m.-farh 
(Bd  I  989),  M.-Chnecht  (Bd  III  727),  -Chnopf  (ebd. 
752),  -Messer  (Sp.  402),  mueterin.  Die  Zünfte  der  M. 
spielen  in  den  sagenhaft -geschichtlichen  Überliefe- 
rungen mehrerer  Schweizerstädte  eine  grosse  Rolle. 
In  Z  und  L  schrieb  man  ihnen  hervorragenden  Anteil 
an  dem  glücklichen  Ausgang  der  Mordnächte  zu,  die 
Berner  M.  sollen  sich  in  der  Laupenschlacht  besonders 
ausgezeichnet  haben.  In  Z  war  ihnen  dafür  vom  Rate 
die  Freiheit  gegeben  worden,  ,dass  sie  um  Matthiä  in 
der  Stadt  in  ihren  Ordnungen  umziehen  möchten  und 
tragen  der  Stadt  Zeichen  oder  Fähnli,  dazu  einen 
Leuen,  neben  dem  die  M.  mit  Schlachtbielen  ziehen 
sollen,  zur  ewigen  Gedächtnuss,  dass  sie  mit  ihren 
Schlachtbielen  und  Prügeln  wie  die  streitenden  und 
erzürnten  Leuen  in  die  Mörder  gefallen  und  für  die 
Stadt  ritterlich  gestritten  haben.'  vMoos,  Kai.  1775 
(nach  einem  Mscr.).  Vgl.  dazu  Isen-Grind  (Bd  II 
704  ff.),  M.-Brüt  und  JMüll.,  Altert.  XI  4  ff.;  s.  auch 
Liecht-Bräten,  Schaf-Donnerstag.  Über  einen  Umzug 
der  M.  in  L  s.  Liebenau  1881,  228/9.  Im  alten  B 
schlössen  sich  festliche  Aufzüge  der  M.  an  die  alle 
10  Jahre  zu  Ostern  stattfindende  Regimentsergänzung. 
, Täglich  ziehen  einige  M.,  einige  Wochen  hindurch, 
mit  einem  ungewöhnlich  grossen,  fetten  Ochsen  und 
Schaaf  mit  bekränzten  Hörnern  in  der  Stadt  herum, 
markten  miteinander  um  dieses  Vieh  und  ziehen  nach 
erhaltenem  Geschenk  vor  ein  anderes  Haus,  um  das 
Nemliche  wieder  anzufangen.'  Beschreibung  der  Stadt 
und  Republik  Bern  1794.  Statt  dessen  wurden  auch 
glänzende  Umzüge  abgehalten,  verbunden  mit  allerlei 
Lustbarkeiten;  vgl.  B  Hist.  Kai.  1790;  1823  (wo  die 
Umzüge  der  Jahre  1795  und  1822  ausführlich  be- 
schrieben sind);  EFFischer  1808,  25.  S.  auch  Büebli- 
Mal  (Sp.  102).  In  FStdt  zogen  die  M.  —  angeblich 
zur  Erinnerung  an  die  Verdienste,  die  sie  sich  1528 
um  die  Rettung  des  alten  Glaubens  erworben  —  all- 
jährlich am  Tage  des  hl.  Antonius  [17.  Jan.]  paarweise, 
brennende  weisse  Wachskerzen  in  den  Händen  tragend, 
an  ihrer  Spitze  eine  Feldmusik,  in  die  Stiftskirche  zu 
St  Nikolaus,  wo  sie  einem  Hochamt  zu  Ehren  des  hl. 
Antonius  beiwohnten;  bei  der  Rückkehr  erwartete  sie 
im  Saale  ihres  Zunfthauses  ein  köstliches  Mahl.  Bis 
zur  Revolution  hatten  auch  die  Metzgerknechte  am 
gleichen  Tag  einen  Umzug,  wobei  ein  zierlich  ge- 
schmückter Venner  seine  Kunst  im  Fahnenschwingen 
zeigte  und  eine  mit  Blumen  behangene  stattliche  Kuh 


mitgeführt  wurde;  am  Abend  folgten  Schmaus  und 
Tanz.  Scuweizeruote  1812,  51  f.  S.  noch  Cherzen  (Bdlll 
493).  Familienname  Sch;  XVL,  AaB.;  Ar;  GRh.;  Tu; 
Zg;  Z.  —  2.  =  Blau-Lutz  (Bd  III  1509)  SNA. 

Von  altern  Formen  unseres  W.  seien  angeführt:  ..Mctzier.' 
1300,  Bs;  Z  Kiehtebr.  (auch  .mezzeiei");  1331,  ThFr.  Stadtr.; 
1348/60,  Z;  1385,  Sch  Stadtb.  (neben  .nietzger');  um  1400, 
ThDiessenh.  Stadtr.  , Metziger.'  1285,  Bs;  1458.  Seh  Vrk. 
,Judeute  dicte  mezegerin.'  12S3,  SchSt.  .Mesger.'  1289,  Bs. 
.Mexger.'  Vad.  (,wexger');  1565,  Ndw  LB.  ,Mexer.'  1637, 
Hof  Kriessern.  Über  die  Rolle  der  M.  in  den  Mordnacht- 
sagen s.  Lütolf,  Sagen  434/5;   LTobler,   Kl.  Sehr.  93  f.   96  f. 

Fleisch  -  Metzger.  ,N.  N.,  der  fleischmecier.' 
1278,  Sch  Urk.  —  Gaggi-,  Ginggeli-:  M.,  der  nur 
geringes,  schlechtes  Vieh  schlachtet  L.  —  Gottes-: 
beschimpfende  Bezeichnung  der  katholischen  Priester 
mit  Bez.  auf  das  Messopfer.  Sie  wurde  u.  A.  den  aus 
dem  Ittinger  Sturm  bekannten  Prädikanten  Hans  und 
Adrian  Wirth  zur  Last  gelegt.  1524,  Absch.  —  Gross-: 
M.,  der  Grossvieh  schlachtet.  1815,  S;  Gegs.  ,Klein-M.' 
S.  auch  Liebenau  1881,  232.  —  Hof-:  Güterschläch- 
ter, allg. 

Chalt-:  M.,  der  totes  Vieh  schlachtet,  Schinder  Z. 
S.  auch  B  Hist.  Kai.  1791.  —  Vgl.  ,Kalt-Schlächter'  bei 
Gr.   WB.  V   H2. 

Chögli-:  M.,  welcher  allerlei  Tiere,  deren  Fleisch 
nicht  gegessen  zu  werden  pflegt  (z.  B.  zu  junge  Kälber. 
Pferde,  Katzen)  schlachtet,  auch  wohl  das  Fleisch  von 
unigestandenem  Vieh  zum  Verkauf  ausbietet  Th.  — 
Commiss-:  M.,  der  das  Fleisch  für  das  Heer  liefert. 
1050,  Z  Rechnung  über  Kriegskosten.  —  Chatze"-: 
verächtliche  Bezeichnung  Solcher,  die  Katzen  stehlen 
und  schlachten  Bs;  Z.  —  Chle-:  Schinder.  ,Der  Kei- 
benschinder  oder  Kl.  soll  keine  Keiben  innerhalb  der 
vier  Kreuze  [des  Stadtbannes]  schinden.'  1472,  ZWthur 
(Troll).  —  Nebent-:  M.,  der  ohne  obrigkeitliche  Be- 
willigung den  Metzgerberuf  ausübt.  1014,  Z  Ratsurteil. 

—  Pure"-:  M.,  der  den  Bauern  im  Winter  das  Vieh 
schlachtet,  Hausschlächter  Ap;  B;  Z.  —  Bratens-. 
,Auf  Beschwehren  der  Brotismezgern  (Kleinniezgern) 
haben  mine  Herren  ihnen  das  beste  Kalbfleisch  von 
Flössen-  und  Seunenkalberen  zu  1  Btz.  pr.  Pfund  ge- 
setzt.' 1717,  Ölh.  —  Sü™li-,  Süuli- :  =  Püren-M.  Tu;  Z. 

—  Winkel-  s.  Metzger-Brief.  —  ,Wasen-:  Schinder, 
exeoriator.'  Mal. 

metzgere0:  =  metzgen  2  Ap. 

Metzget  m.  S,  sonst  Metzgete'  f.:  1.  =  Metzg  2 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  S;  Tu;  Z.  Die  M.  war  früher  aller- 
orten zu  Stadt  und  Land  ein  eigentliches  Familienfest, 
woran  ausser  den  Hausgenossen  Nachbarn,  Freunde 
und  Verwandte,  wohl  auch  die  Honoratioren  des  Ortes 
Teil  nahmen  und  wobei  es  sehr  heiter  und  lustig  zu- 
zugehen pflegte;  auch  für  die  Armen  fiel  etwas  von 
der  Freude  ab;  vgl.  Chrummbei'-Lied  (Bd  III  1090), 
Wurst-Mal  (Sp.  105).  In  BsL.  wurden  Freunde  und 
Nachbarn  mit  ihren  Frauen,  Söhnen  und  Töchtern 
zur  M.  geladen;  jeder  Familienvater  brachte  unter 
dem  Arme  wenigstens  eine  Mass  guten  Weines  mit; 
vgl.  CSchneider  1808,  46  f.  Eine  sehr  anschauliche 
und  ausführliche  Schilderung  einer  ländlichen  M.  s. 
Ivinderfreund  V  (1884),  18/23;  ferner  Schweiz.  Unter- 
haltungsbl.  1800,  35  f.  Die  M.  erscheint  neben  Taufe, 
Fastnacht,  Flegleten  und  Neujahreten  unter  den  Fa- 
milienfesten der  Bauern.  Gotth.  ,Die  Lust  an  der 
Schule    vergieng    mir   durchaus,    besonders    seit   der 


629 


Matzg— mutzg.    Xa— nu 


630 


Schulmeister  bei  uns  an  der  M.  gewesen,  wo  man 
mich  bei  ihm  tüchtig  verklagt  hatte.-  ebd.  Sich  uf 
Öppis  freue",  uf  Oppis  b'lange"  wie  en  Hund  uf  d'  M. 
Bs  (Spreng);  Tu.  .Wie  Krähen  bei  einer  M.,  flatterten 
von  allen  Seiten  Leute  herbei.'  Gotth.  S.  noch  Wurst- 
Brief,  -Zedcl.  —  2.  =  Metzg  3 ;  Geschenk  von  Fleisch 
und  Würsten,  das  man  anlässlich  des  Schlachtens 
Nachbarn,  Freunden  und  Verwandten,  insbes.  auch 
dem  Pfarrer  und  Lehrer  macht  Aa;  Ap;  Bs;  G;  Th;  Z. 
Kim  d'  31.  schicke".  I"  d'  31.  träge"  AaF.,  Ke.  ,Man 
metzgete  [in  den  Bürgerhäusern  der  Stadt]  einen 
Vorrat  ins  Haus  und  schickte  dann  guten  Freunden 
eine  M.,  namentlich  auch  in  den  Pfarrhof.'  JCMöri- 
kofer.  ,Den  16.  Christmonat  Trinkgelt  für  M.  4  ß, 
den  22.  6  ß.'  1763,  Z  Haushaltungsb.  ,L)ie  sog.  M. 
wird  nicht  mehr  in  natura,  sondern  in  baarem  Geld 
ausgerichtet.'  Z  Waisenhausordn.  1823.  ,Das  Waisen- 
haus gab  dem  jeweiligen  Doktor  und  Chirurgen  1  Du- 
katen sub  titulo  M.'  Spyri,  Waisenh.  —  3.  blutige 
Rauferei  AALeer. ;  Bs  (Spreng).  Es  het  nachten  e" 
M.  g'ge". 

Metzgi  f.:  =  Metzgeten  2  BBe. 


mizge":  =  minzgen  (Sp.  349).  .Sich  selbst  meizgen, 
sibi  tribuere,  vendicare.'  Sclgkr.  ,Die  das  anvertraute 
Gut  an  sich  meitzgen,  ihren  Privatseckel  daraus 
spicken.'  AKlingler  1702. 

Aus  minzgen  durch  Schwund  des  n.  Dass  Sulgers  An- 
gabe nicht  aus  der  lebenden  MA.  stammt,  zeigt  der  Diph- 
thong ci  für  ».  Auch  in  der  unter  minzgen  ausgehobeuen 
Stelle  aus  JJBreit.  1 634  schreiben  die  Mem.  Tig.  III  4fil 
,gemeitzget.' 

i"-:  mitlaufen  lassen,  mit  einrechnen.  Ein  Sigrist 
z.B.  übernimmt  Arbeit  im  Taglohn;  die  durch  seine 
Amtspflicht,  z.B.  das  Läuten,  verursachte  Versäumniss 
mizget-er  no'*  i"  Z.  -  Wahrsch.  zum  Vor.;  vgl.  .mitlaufen 
lassen'  i.  S.  v.   sich  (rechtswidrig)  aneignen. 

mizgle":  umbringen,  töten  L.  —  Viel!,  aus  "mixte" 
unter  dem  Einfluss  von   metzge*. 

mntzge":  heimlich  brummen  AAMcrenschw.;  L 
(St.b).    -    Vgl.    Mutz  S. 

Jliitzger  II:  eine  Art  ungeformten  Käses,  von  den 
Bauern  aus  geronnener  Milch  bereitet,  mit  Salz  und 
etwa  Kümmel  als  Speise  genossen,  auch  beim  Kochen 
als  Zusatz  zu  Mehlspeisen  verwendet  Th  f. 


BT-. 

S.  auch  die  Gruppen   Gn-,  Kn-, 


Na,  lie,  ni,  im,  nu. 

^gl.   auch   die   Gruppen    Nach,   nah,   nnj,   nait,   naw. 

na  I:  Interj.  1.  der  Aufforderung,  Aufmunterung. 
•Na,  kömid  weidli,  lönd-is  dran,  beim  Frässen  bin  ich 
Erstliman.'  JMahl.  1674.  ,Na,  sena!'  ebd.  —  2.  der 
Warnung.  Na,  na,  Lisi!  droht  man  einem  Pferde  L. 
Syn.  nu! 

na  II  (ä  und  ä):  interjektionelles  verwundertes 
Nein  Ap;  GrD.,  L.;  „LE.;"  W.  Na,  g'wüss  nid!  Na, 
es  würd  doch  nid  sin !  Na,  so  si  's  -  mer  auch,  wär's 
möglich!  GrD. 

na-a!  nd-ä  GaChur,  L.,  Pr.;  GBh.;  Th,  nd-ä  GStdt, 
W.;  ScnStdt;  ZSth.,  nähä  Ap;  LE.,  nahä(-na)  W, 
«.e'-rf  AaHL;  GrD.;  Schw;  Z,  n<e-ä  SchwE.,  n«<?-*  UwE.; 
Zg,  ne2hei  ApI.,  M. :  verstärktes  Nein.  Er  het  g 'meint, 
er  chöng-mi'"  eneütsche";  aber  n.!  G.  Aber  n.  du! 
fehlgeschlagen!  Schweizermond  1891   (Zg). 

ürspr.  verdoppeltes  ,nein';  auch  das  mhd.  verstärkende 
»rinfl  kommt  in  Betracht,  Der  Voc.  stimmt  iudess  nicht 
durchweg  mit  dem  von  nein.  Wahrsch.  haben  wir  tw.  wie 
bei  zahlreichen  andern  Verneiuungs-  oder  Bejahuugspartikelu 
von  der  Artiknlierung  mit  geschlossenem  Munde  (n'n  oder 
Wm)  auszugehen:  da  diese  dem  Beweguugsgefühl  eine  ge- 
naue Feststellung  der  Kons,  und  Voc.  nicht  zulässt,  so  treten 
bei  der  Übertragung  auf  die  Aussprache  mit  offenem  Munde 
die  verschiedensten  Laute  zu  Tage;  vgl.  n-a  (Bd  I  2),  ä-ä 
(ebd.  4),  e-c  (ebd.  13),  ka-(h)a,  liä-hä  (s.  h«  IV  Bd  II  847), 
«agga,  nägge,  tna-a,  ferner  das  bejahende  ehe  (Bd  I  IG2| 
und  das  fragende  ha?  III  {Bd  II   847). 

nä!  )>,.f,  n,:  Interj.  des  Unwillens,  der  Abwehr  Bs 
Stdt;  Th;  ZS.    Nä,  lö"-mvh  in  litte!    Nä  (ne),  wird's 


bald!  Bs;  Th.     Nä,   wie  oft  noch!   Bs.     Häufig  auch 
verdoppelt.     Vgl.  nu  5. 

niaue"  niawwu:  =  miauen  (Sp.  15)  PAL 

nn  nä1  BO.;  GrL.  ;  Vw,  nüw  Gr  ObS.,  nuew  PRi- 
mella,  nüw  T,  sonst  nü-',  in  ThHw.  no- '.-  1.  rein  tem- 
poral, a)  jetzt.  Nur  noch  in  den  Verbindungen  bis 
nu,  bis  jetzt  PAL  und  noch  nüw,  noch  jetzt  T.  — 
b)  kürzlich,  unlängst  BO.;  GrA.,  ObS.;  Vw.  ,Nun  han 
ich's  gwüsst.'  Schimpfr.  1651.  Gerne  in  den  Verbin- 
dungen: nu  vergange*,  vor  kurzer  Zeit  BO.,  da  nu 
GRÜbS.,  L.,  j  nu  BSi.  —  c)  in  kurzer  Zeit,  bald 
„Obw."  Namentlich  aber  in  Verbindung  mit  de(nn) 
BöO.;  PAL;  Vw;  W.  Vgl.  iez  (denn)  (Bd  I  630). 
Denn  nü  han  ich  si  [mich]  denn  bald  g'nieted  [ich 
werde  nun  bald  überdrüssig]  länger  z'  warten  BHa.  Ir 
chönnet  denn  nu  cho",  ihr  könnt  nun  sofort  kommen, 
ebd.  Und  mit  Umstellung:  nu  denn,  nu  denn  denn, 
in  Kurzem,  im  Augenblick  PAL  —  2.  Partikel,  mit 
welcher  der  Übergang  zu  einer  neuen  Gedankenreihe 
eingeleitet  wird  Th;  Z.  Nu,  so  wit  war  das  Ding 
guet.  —  3.  konzessionell.  allg.  Nu,  wenn  's  halt  ab- 
soluti  mues1  si",  so  sei  's-  Mit  Vorliebe  in  den  Ver- 
bindungen: e2  nu  B,  ä  nu  U,  ja  nu  Bs,  he2  nu  Aa;  Th, 
he*  nu  denn  Bs,  nu  denn  Bs;  Uw;  Z,  bo  [pah]  so  nu 
W,  nö'-so,  -se  Th,  nussa,  nossa  GrCIiui-,  Landq.,  S., 
Thusis,  VaL,  nuse  Aa;  LG.;  GA.,  G.;  Zg;  Z,  sonüse  Aa 
Wohl.,  (so)  nüsede  AaWoIiL;  UwE.,  he  m'tsode  BGr.;  U, 
he  so  ntiso  de  AaWoIiL ;  Schw,  je  nun;  meinetwegen. 
Vgl.  ä  V  (Bd  I  4).  Ja  nu,  Das  losst  sich  jetz  emöl 
nid  ändere".  Ja  nu,  i"  Gotts  Name",  es  lit  halt  jeder 
Möntsch,  wie-n-er-em  bettet.  He  nu,  es  cha""  sich  neunte* 
dert  umenand  Niemer  gross  veri're*.  Darf-ich?  —  Nuse! 


631 


Na— nn.    Nah — nub 


632 


—  4.  interj.  beim  Beginn  von  Ausrufen,  wie  nhil.  nun 
Bs;  Gr;  Th;  Z.  Verdoppelt  zum  Ausdr.  der  mit  Miss- 
billigunggemischten  Verwunderung,  Überraschung  Tu; 
Z;  Syn.  ivol-wol.  Nu,  nu,  De''  giH 's  aber  g'schwidle"! 
Nu,  nu,  Das  hätt-ich  nie  Henkt!  —  5.  imper.  zur  An- 
spornung, Aufforderung,  Abwehr,  allg.  Nu,  Jungs 
Volchji,  müasst-er-nis  [uns]  singe"  as  Liadji  PA1.  Nu, 
wird 's  bald!  Nu,  chunnsch  nanig  [noch  nicht]?  Nu 
da!  -weg  da!  allg.  Nu,  lä"  mich  ie;  %mäl  si*,  lass 
mich  in  Ruhe!  Nu  so,  sr!  Th;  U;  Zg.  In  der  Verdopp- 
lung nu,  nu  hat  es  warnenden,  mahnenden  und  be- 
schwichtigenden Sinn.  Nu,  nu,  lueg,  was  dr  saisch, 
sieh  zu,  was  du  sagst!  Nu,  nu,  heb  au'''  Sorg,  vor- 
sichtig, nur  nicht  so  ungestüm !  Nu,  nu,  d'  Sach  stät 
noeh  nid  so  schlimm,  wie  ib-  meinseh. 

Amhd.  nu,  nhd.  ,nu(u).'  Die  Doppelheit  in  der  Quant. 
ist  schou  alt  und  beruht  auf  der  verschiedenen  Stellung  unter 
dem  Accent.  Die  Form  mit  a  ist  auf  Bed.  1  beschrankt. 
Dass  das  interj.  und  imper.  nu  Kürze  hat,  ist  um  so  be- 
greiflicher, als  auch  sonst  uuter  starker  Emphase  Yocalkürze 
sich  erhält;  vgl.  AHeusler  1888,  19/20.  Der  voc.  Vorschlag 
in  r  nu  muss  einstweilen  die  Zahl  der  unter  e  7  (Bd  I  12) 
gesammelten  Fälle  vermehren.  Bed.  1  b  setzt  viell.  Ver- 
bindungen   wie    nu  vergange*    als  das   Ursprüngliche    voraus. 

nünig  B;  „U",  nüwig  GrA.,  nündig  VO;  Gl;  Gr 
tw.;  G;  S,  nündig  Gr  tw.,  nuntiig  GGrabs:  neulich, 
kürzlich.  Er  ist  n.  erst  da  g'si"  GlH.  Ich  und  der 
Mändl  händ  n.  z'sämme"  g'seid. . .  Obw.  Die,  wo  ne* 
[ihn]  ersch  n.  noch  üsg'soge"  hei".  Hofst.  Ebenso 
(d)enundig  Gr.  E.  annen  [anno]  ölfi,  spöttische  Ab- 
weisung für:  niemals  GRHe.  Lorenz  het-mer  d.  lo" 
säge"...  Diebolds  Bad.  Kai.  1827. 

Wohl  Abi.  vom  Vor.  mittels  -ig.  Zur  Form  mit  einge- 
schobenem n  vgl.  vo-n-ig,  wic-n-ig.  Nündig  macht  wegen 
seines  d  Schwierigkeiten,  die  von  Weinhold,  Alem.  Gr.  293 
nicht  gehoben  werden.  Liegt  etwa  im  den  tag  zu  Grunde? 
Docil   vgl.  auch  neimtig. 


Nab,  neb,  nib,  uob,  nub. 

Näb  AaWoIiI.,  Nabe"  AaF.;  ThHw.;  ZZoll.  —  f., 
in  ZZoll.  m.  (PI.  Nabe"):  Nabe.  D'  Beder  sind  [in 
weichem  Boden]  bis  uf  de"  Nabe"  i"g'hockt  ZZoll. 

Nabel,  in  PA1.  Nobul  —  m.:  1.  (auch  Buch-) 
wie  nhd.,  umbilicus.  S.  noch  Buch-Schnabel.  Spec. 
Schweinsnabel  zum  Schmieren  Th.  —  2.  =  Nab  GaVal. 

Gerten-Näbeli:  =  iYa&d-Gcrten  (Bd  II  442).  ,Die 
Hebammen  sollen,  so  eine  Frau  genisst,  das  G.  nicht 
abscheiden,  sie  haben  es  dann  zuvor  gehefft.'  Mi-ralt 
1697. 

Nebel,  in  PA1.  -ul  (Dim.  Nebulti),  in  Schw;  U  Nefel 

—  in.:  1.  wie  nhd.  Trochni  N.,  solche,  die  schönes 
Wetter  bringen.  Wetterregeln:  So  vil  N.  im  Merze', 
so  vil  Wetter  [Gewitter]  im  Summer  S;  Z.  En  N.  im 
Summer  muess  i"  drei  Tage"  wider  abe"  Tu;  Z.  Vgl. 
auch  Trüben-Choch  (Bd  III  125).  Hyperbolisch:  's  het 
en  N.,  me"  chient  [könnte]  d'  Nase"  drin  abbreche" 
Seil,  d'  Bei"  drin  breche"  AaBK  Der  N.  isch  so  dick, 
mc"  chönnt-en  mit  de"  Löfflen  absteche*  S,  mit-em 
Messer    rerhauc*   B.     S.  noch  Chratten  (Bd  III  870). 

—  2.  ,die  weniger  durchsichtigen  Teile  des  einzelnen 
Kristalls  oder  der  ganzen  Kristallgarbe.'  Altmann  1  751. 

—  3.  übertr.  a)  der  N.  als  das  Nichtige,  das  viel  scheint, 


aber  wenig  ist:  Das  ist  N.,  es  ist  Nichts,  Schwindel; 
dann  auch  abweisend  =  da  wird  Nichts  draus.  Das  sei 
dann  X.,  das  ich  im  gong  gö"  Bürg  si"  Th;  Z.  —  b)  als 
das  Verschleiernde,  a)  d'  N.  abe"  lä",  ein  finsteres 
Gesicht  machen,  finster  die  Brauen  senken  LB.  — 
ß)  leichter  Rausch  Ap;  B;  L.  .Menschen,  welche  regel- 
mässig des  Abends  mit  einem  kleinen  N.  zu  Bette 
gehen.'  Gotth.  's  hat  X.  am  Berg  [nämlich  oben  im 
Kopf]    Z. 

Under-:  Nebel,  der  sich  tiefer  an  den  Bergen 
lagert,  abgetrennt  vom  Hauptnebel  Ndw.  —  under- 
neble":  von  Nebeln,  die  aus  der  Tiefe  aufsteigen 
und  sich  am  Berge  sammeln.  1.  im  eig.  S.  Es  hed 
itnderne/let.  Erzähler  1856.  .Wenn  es  unterneblet 
ist.'  Obw  Volksfr.  1872.    Es  linderneblet  sich  BHa.,  Si. 

-  2.  übertr.    a)  verdriesslich  drein  sehen  BHk.,  Ha. 

—  b)  sich  ein  Räuschchen  antrinken  BR. 

Fror-:  leichter,  dünner,  kalter,  über  die  Erde 
hinstreichender  N.  GT. 

Hei-  bzw.  Ha-  Sch;  ThHw.;  ZStli.  (in  ZKafz  Ha-). 
Hau-  LE.;  Schw;  S;  Zg;  ZS.,  W.:  =  G'hei  1 1  (Bd  II 
851).  Syn.  Hei-Dampf.  .Solcher  trockene  Heunebel 
oder  Höhenrauch  erscheint  nur  im  Sommer,  nur  hei 
trockenem  Wetter  und  pflegt  viele  Länder  zugleich 
zu  bedecken.'  Schweizerbote  1821.  —  hei -neble". 
Unpers. :  's  häneblet  Sch;  ThHw.  —  hei -neblig 
ThHw.;  ZSth.     's  ist  h. 

G"-hick-,  Chick-:  gefrorner  N.,  der  G'-hick 
(s.  Bd  II  1120)  absetzt  Zu.  In  der  Form  G'h.  auch 
bei  UBragger  1781.  —  Hol-:  Nebel,  der  sieh  halb 
über  die  Talsohle  erhebt  Schw.  Vgl.  hol  (Bd  II 
1155  u.).  —  Hitz-:  =  Hei-N.  ,Der  himmel  was  tunkel 
von  itel  h.'  Salat.  —  Nacht-:  Schwächung  der  Seh- 
kraft bei  eintretender  Dunkelheit  SchScIiI.  Do  lauft 
en  alt  Müeterli,  wo  de"  N.  g'ha"  hat,  uf  de"  Platz. 
ScnwEiz  1858.  Syn.  Nacht-Schatten.  —  Bode"-:  im 
Tale  liegender  N.  Nnw.  —  Bis-  BBe. ;  LG.,  auch 
„Bise"-',  Biswind-  ZO.,  S. :  „dichter,  kalter  N.,  den  die 
Bise"  [Ost-  oder  Nordwind]  herweht. "  Vom  Biswind 
bewirktes,  den  Himmel  und  die  Höhen  der  Voralpen 
verhüllendes  Wolkengebilde,  oft  Tage  lang  andauernd 
ZS.  's  gibd  kei"  Rege",  's  ist  nw  B.  Dazu  das  Verb 
„bisneble*."  —  Schön-:  leichte  Wölkchen  um  die 
Bergkuppen,  Anzeichen  schönen  Wetters  U.  —  Stock-: 
Haufenwolke  GrPi\  —  Heuwetter-.  ,Sind  die  Nebel 
zerteilt,  dünn,  weiss,  leicht,  so  dass  sie  leicht  in  die 
Höhe  fahren,  so  werden  sie  genennet  H..  weilen  sie 
schönes  Wetter  anzeigen.'  JScheuchz.  1706.  ,H.  oder 
trockene  Nebel  nennen  unsre  Landleute  die  dünnen 
weissen  Wolken,  die  im  Sommer  leicht  auffahren  und 
schönes  Wetter  anzeigen.'  Spreng. 

neble",  in  Schw  nef'lc",  in  U  nef'lc":  1.  unpers., 
von  nebligem  Wetter.  .Hatten  fast  bes  weg  und  ain 
grossen  nebel  und  neblet  bis  zur  liechtmess.'  1.V27, 
Stockar.  .Den  2.  Nov.,  als  sie  das  Feurwerk  ab- 
spielen wollten,  nebelte  es  ein  wenig.'  /Zoll.  Herbst- 
rodel 1793.  -2.  pers.,  (Tabak)  rauchen,  qualmen 
AaF.,  Ke.;  B;  L;  S;  Nnw;  U;  Z.  Sihei*  [in  der  Stube] 
r/neblet,  dass  si  enandere"  niimme"  g'seh  hei"  B.  Er 
stricht  's  Zündholzli  am-ene*  Trämel  a*  und  f'oht  a* 
ii.  Schwzd.  (Zg). 

er-:  entschlummern   W. 

ver-:  tr..  mit  Bauchen  verbrauchen.  Er  hed  all 
Tag  es  Bündli  Zigare*  rcrnehlct.  Zo  Kai.  1886. 


, 




Nah  — itub.     Nach     mich 


634 


Nebli  in.:  der  Nebel  als  dämonisches  Wesen  ge- 
dacht ZKn. 

Vgl.  das  .Nebelfräulein'  bei  Rochh.  1862,  18  und  die 
mannigfachen  Nebelgestalten  in  der  german.  Mythologie. 

g"-neblig  AaF.,  Ke.,  St.;  S;  Th;  Z.  nebelich  PAL: 
neblig. 

nebe"  Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  S.  nebunt  W,  nebet  Aa; 
GRÜhur,  Pr.;  Th;  UwE.;  Z,  nebed  Sch;  Tu,  ««6  ÄASt.; 
L:  1.  Präp.,  wie  nhd.  Spec:  .neben  Etwas  vorbei.' 
N.  Öppis  cho;  Etwas  verpassen,  versäumen  B;  Th;  Z. 
De  bisch  wider  emäl  z'  spät,  iez  chunnsch  halt  n.  d's 
Esse"  B.  N.  d'  Schnei  laufe",  die  Schule  umgehen, 
schwänzen  BsStdt.  ,Das  Elendeste  ist.  dass  ihr  sammt 
eueren  Kindern  neben  dem  Himmel  hingehen.'  Mey. 
1694.  —  2.  in  Verbindung  mit  .schlagen'  udgl.,  mit 
Acc,  an  die  Seite  von  Etw.  ÄASt.  Wenn  d'  nit  schwigst, 
so  hau -der  Ei"',*  neb  rfe"  Grind.  —  3.  ausser,  abge- 
rechnet. V.  dem  Heiri  bin  i'h  mit  alle"  mjne"  ('hin- 
dere" z'fride"  Z.     Vgl.  nebst. 

,Nebent'  auch  1475,  Bs  Chr.:  Morgant  1530,  , nebet.' 
Ardüser  1605;  Wyss  1650.  Vgl.  noch  nSben-ussen  (Bd  I  561), 
-mn»i  (Bd  II   1337),  -uthin  (ebd.   1342). 

e-:  1.  auf  der  (die)  Seite  B  öO.;  Gr.  E.  tuon,  aus 
den  Händen  tun  BB.  —  2.  e.  tuon  (mit  Dat.),  einem 
Umstand  Rechnung  tragen.  Es  ist  iez  Einer  me  zum 
Tisch,  wann  ordinäri,  und  ich  han  Dem  nüd  e.  tan  BR. 

Ohne  Zweifel  identisch  mit  dem  Bd  I  46  behandelten 
en-Sbent;  vgl.  auch  e4   (Bd   1    12). 

dar-  Gr;  W,  sonst  de(r)-:  1.  wie  nhd.  daneben. 
Spec:  D.  cho",  Etw.  verfehlen,  allg. ;  vgl.  neben  1. 
Dri"  und  d.  gät  vil  B  Sch;  Th;  Z,  oder  d.  ist  auch  es 
Ort,  spöttische  RA.,  wenn  man  ein  Gefäss  überfüllt 
oder  das  Ziel  verfehlt  hat.  D.  si",  sich  irren.  Da 
bist  doch  d. ;  d'  Lüt  si"  wäger  besser,  als  du  meinseh. 
Gottu.  —  2.  übrigens,  nebenbei  gesagt  B.  D.  geit  's 
mieh  Ntit  a",  mach,  icas  d'  witt.  .Vielleicht,  dass  es 
wiederkommt,  wenn  sie  abgereiset  ist,  daneben  weiss 
ich  es  nicht.'  Gottb.  .Kenne  dich  nicht;  d.  red.  wenn 
du  was  zu  reden  hast.'  ebd.  —  3.  subst.  En  Ornig 
wie-n-im  cbige"  [ewigen]  D.,  d.  h.  wie  in  dem  Raum 
neben  dem  Himmel  Z. 

nebst:  1.  wie  nhd.,  doch  selten  gebraucht;  vgl. 
mit-sammt.  —  2.  ausser  Ap;  GRh.;  Z.  N.  dem  Hueste* 
ane"  [den  H.  abgerechnet]  göd's  guet.  N.  mir  sind 
All  g'gange".  Mer  sind  g'sund  n.  dem  Chind,  Das 
chlagt  sich  naeh  eisster.     N.  irem  Bei"  war  si  g'sund. 

dar-  d$r-:  daneben,  dabei  ZTö.  Schaffe"  müess- 
me",  s&b  sei  wör;  aber  d.  sei  Örnig.  JEgli  1S95. 

NTbel,  in  ScHStdt  auch  Xifel  —  m. :  1.  umwölkte 
-Miene,  finsteres  Gesicht,  Hängemaul  Ap;  Gl;  G;  Scb; 
Th;  ZO.  (meist  dim.).  En  N.  (an  Eine"  ane")  mache". 
.Das  Mäulchen  Liselis  ward  zu  einem  allerliebsten 
Nibeli.'  JReith.  —  2.  mürrische  Laune  ZO.  De"  N.  ha". 

Das  W.  Iässt  sich  nicht  von  , Nebel'  treuuen;  vgl.  ,Ge- 
hibeltes  angesicht,  nebulosa  facies.'  Schm.  I  1713.  S.  noch 
ühland,  Sehr.   I    160. 

G«-:  Gewölke.  Nebelwetter  GRPr.;   W. 

Sür-:  1.  =  Nibel  1  B.  —  2.  sauertöpfischer  Mensch 
B;  F.  —  3.  saurer  Wein   BBe. 

sür-nible":  mürrisch  drein  sehen  BBurgd.  Syn. 
lürtnummlen.  —  sür-niblig:  unfreundlich  (vom 
Wetter)  Bs.  —  sür-nib lisch:  übelgelaunt  B. 

Auffallend  ist  die  geographische  Verbreitung  der  Zss.  iui 
^  ergleiche  mit  dem  einfacheu  W.,  beachtenswert  ferner  die 


Berührung  mit  Sür  .  Surr-Ribel,  und  namentlich  schwierig 
die  Entscheidung,  ob  aus  der  häufig  auftauchenden  Schreibung 
Svribel  eine  (von  Pupikofer  ausdrücklich  bezeugte),  wohl 
durch  Aphärese  des  n   entstandene  Nbf.  Ibel  heraus  geschält 

werden  dürfe,  oder  ob  dieselbe  bloss  durch  die  in  solcher 
Lage  gewöhnliche  Reduktion  des  Doppelcons.  ZU  erklären 
sei.  Vgl.  auch  Surr-Mummlen,  Schmeissfliege,  neben  sür- 
mummlen,  sauertöpfisch   dreinsefaen. 

nib lacht:  neblig,  trübe.  ,Nit  ein  heiterer  tag, 
sonder  ein  n-er  und  regentag.'  LLav.  1582.  .Nüblicht 
Wetter.'  Kriegsb.  1644. 

nible":  1.  a)  unpers.,  neblig,  dunkel  werden. 
,Wem  vor  den  Augen  niblet.'  XVII.,  B  Arzneib.  .Für 
niblete  und  finstere  ougen.'  Zg  Arzneib.  1588.  — 
b)  pers.,  mit  den  Augen  zwinkern,  wie  wenn  man 
Nebel  davor  hätte  Z.  —  2.  schmollen  Sch.  ,Torvus, 
scheuzlich  anzusehen,  schälb,  niblend,  grausam,  stolz 
und  hön.'  Fris.  ;  Mal. 

ge-niblct:  umnebelt.  ,Die  sonn  schein,  die  vor- 
mals dunkel  und  g.   was.'   1531,  II.  Macc. 

niblig:  1.  neblig.  .Ein  wolketer,  nibliger  tag.' 
1531/48,   Joel.     .N-er  hiinmel,   voll  nebeis.'    Mal.  — 

—  2.  finster  dreinschauend  Sch. 

nobel,  in  Z  auch  nöblech,  noblig:  zumeist  von  dem 
äussern  Gebahren  und  der  Erscheinung,  weniger  volks- 
tümlich auch  vom  Charakter,  allg.  De''  gibt  's  n.,  von 
Jmdui,  der  den  Grossen  (spec.  Freigebigen.  Verschwen- 
derischen) spielt.  Xumme"  [nur]  n.l  lieber  kei"  Band 
am  Huet,  RA.  von  Einem,  der  den  Vornehmen  spielt, 
ohne  die  Mittel  zu  haben  BsStdt. 

Schilt-Nohel  m.:  Name  einer  (wohl  urspr.  eng- 
lischen) Münze.  ,Ein  sch.  für  5  pf.'  1504,  Absch.  — 
Vgl.   , (Rosen-,  Schiff-)Nobel-  bei   Gr.  WB. 

nohis:  1.  futsch,  aus  und  fertig.  N.  si"  mit  Etw., 
es  aufgezehrt  haben  GrPi\  ,Es  ist  n.  mit  ihm',  aus 
mit  ihm  AaBL    .Wahrlich,  ich  sage  euch,  dico  vobis 

—  wenn  ihr  euch  nicht  bessert,  seid  ihr  n.'  Postheiri 
1867.  Vgl.  N.-Hüs  (Bd  II  1718).  —  2.  (burschikos) 
verstärktes  Nein  BStdt. 

Xubel  m. :  üppiger  Haarwuchs,  Schopf  BR.  Syn. 
Tsehüp. 

nuble":  tüchtig  bei  den  Haaren  zausen  BR. 

Nuble"  f.:  kleine,  unansehnliche  Weibsperson 
BR.     Syn.  Säggel. 

Zshang  mit  Nubel  wird  durch  die  Parallelen  Tsehüp, 
Wusch,  Haarschopf:  Tschüpeli,  Wüschli,  schwächliches  ße- 
scheipfchen,  gestützt. 


Nach,  liech,  liich,  noch,  nach. 

nach:  1.  Adv.  und  Adj.  =  nhd.  nahe.  Positiv: 
nach  BM.,  Sa.,  Stdt;  Gl;  P;  Z,  nö"'ch  Ar;  Th,  nö'ch 
AALeer..  Schinzn.,  Zof.;  Bs;  P;  GrOdS.,  Pr.,  Val.j  L; 
SchwE.;  S;  Nnw;  U;  ZO.,  nä  BL.,  »ö2PPo.;  Seil.  nöl 
BBr.,  G.;  GrV.;  W,  umgelautet:  nesch  Aa  uF.;  ZÄugst, 
(i..  S..  i,„ -eh  ApI.;  GR..  nö'ch  GTa.;  SOberd.;  THArb., 
Comp.:  n.eher  BsStdt f;  BL.;  G.  ne-eher  AauF.  ;  B; 
G;  Z.  ne'her  Gr  ObS.,  VaL,  ne'cher  BsStdt;  Nnw,  im-- 
cher  Ap;  PPo.;  Gl,'.;  Tu;  Z  (Stdt,  Wthur)  f.  nö'eher 
AaBosw.  (Positiv  ne^ch),  Zof.;  BsL.;  L;  SOlt;  ZO., 
näher   BG.,    Sup.:    nächst   Ap;    BsStdtf;   GrPt.;    G, 


\acli.  nech,  nich,  noch,  mich 


636 


I zeitlich)  und  ne'kst  (räumlich)  BsStdt,  ne'chst 
G;  '/.,  ne-st  BL. ;  GitSchiers,  nöst  IiHk..  nö'chstGR;  Tu: 
ZStdtf.  nö'chst  BsL.;  L;  801t.,  ne'chst  W:  1.  räum- 
lich, a)  Ajv.  a)  wie  nhd.,  in  der.  die  Nähe.  Sind-er 
auch  so  n.?  scherzh.  Frage  an  Leute,  denen  man  un- 
vermutet begegnet  Tu.  Vu"  ivitem  näher  weder  sclmner 
<;.  vo*  witem  neeher  als  vo"  schönem  ZW.,  scherzh. 
Verdrehung;  Ähnl.  s.  bei  hoch  (IM  11  972).  Es  ist-em 
n.  g' stände*,  es  hätte  nicht  viel  gefehlt,  so  wäre  er... 
allg.  Z'nächst,  zuvörderst:  Du  hescli  <l'  Nasen  immer 
z'n.  ÄALeer. :  Tu.  Nöcher  [eher]  Zwei  als  Eine"  GT. 
Nöeh  'gange"  si  's  dra  [ihr]  denn  afa  unverschämt,  es 
sei  ihr  beinahe  ans  Leben  gegangen.  W  Sag.  Übertr. 
Ei*"m  (:')  n.  cho",  sich  Jmdm  in  bedrohlicher  Weise 
nähern,  allg.  Einerfe")  z'n.  cho",  in  sinnlicher  Ab- 
sicht, allg.  Ähnlich:  , Der  Baumwollenherr  versuchte 
Privatgeschäfte  bei  Vreneli  und  Hess  sich  wohl  [zu] 
nahe  zu  ihm  heran.'  Gotth.  Eim  -'  n.  rede"  (cho" 
ZS.),  Jmdm  zu  nahe  treten  Z.  Bei  Vergleichen:  Es 
chunnt-em  n.,  beinahe  gleich  B;  Gl;  Z.  Du  bist  auch 
i"  Ei"'in  z'  n.  g'laufe",  Einem  (Dämon  oder  Gespenst) 
zu  nahe  gekommen,  von  Einem  mit  geschwollenem 
Kopf  LH.;  vgl.  EHMeyer.  Mythol.  S.  238.  Ei"m  z'  n. 
esse"  (vgl.  z'  heiss  esse"  Bd  I  523),  Jmdn  beleidigen, 
erzürnen  G;  Z.  Z'nächst,  nahezu.  ,Wenn  wir  uns 
vorstellen  einen  Würzligraber,  der  die  Schichten 
durchstöbert  hat  bis  z'n.  ungerus.'  Gotth.  —  ß)  enge, 
knapp;  vgl.  g'-nauw.  N.  z'sämme"  gä",  sich  enge 
zsdrängen  lassen,  in  engem  Räume  Platz  finden  Tu;  Z. 
'*■  gut  hur  n.  z'sämme",  die  Ernte  fällt  mager  aus. 
,Und  han  mich  in  alweg  dester  nöcher  zogen  [desto 
mehr  eingeschränkt]  an  lnynem  lyb  mit  kleideren  und 
andren  dingen.'  Stolz  1519.  .Nach  eingeschlossen.' 
JHHott.  1066.  ,Bei  einer  so  nach  zusammengezogenen 
[in  engem  Rahmen  gehaltenen]  Instruktion.'  ebd.  — 
b)  Adj..  wie  nhd.  .Ein  Naher',  Naheschuss,  Treffer. 
.Wer  den  zirkel  liieren  wirt,  der  gibt  ein  nahen.' 
1465,  S.  ,Und  wem  der  zirkel  den  bolz  brüert,  der  be- 
halt einen  nahen.'  Z  Schiessplan  1504.  ,Den  nächsten' 
1)  auf  dem  nächsten,  kürzesten  Wege,  mit  stark  her- 
vortretendem zeitlichem  Nbbegr.  ,Den  n.  gen  Munta- 
bunt  zuo.'  Morgant  1530.  ,Der  herr  füert  sy  in  das 
verheissen  land  nit  den  n.,  sunder  durch  die  wüeste.' 
Z  Bib.  1531.  ,Iter  ad  praetorem  intendere.  den  n.  zum 
lichter  gon.'  Fris.  ,Der  soldan  gehet  den  nechsten 
in  der  keiserin  kammern.'  Joh.Wetzel  1583.  Dafür 
,zum  nächsten':  ,Darumb  füertent  sy  in  zum  n.,  denn 
durch  die  stat  hinin  wärent  sy  mit  dem  Herrn  kom- 
men zu  Pilatus  huss.'  HsSciu'rpf  1197.  Hieher  wohl: 
der  nächsten  i"e",  obenhin,  oberflächlich  L;  vgl.  Nächi. 
Gr'wäsche"  werdi'd-si  selten  oder  nie  oder  doch  mir  ./. 
n.  ie.  L  Nachr.  1865.  —  2)  de"  nächste"  Ai\  de"  m  >/, » 
GrPi\,  de"  nöste"  GrAv.,  nächstens,  bald.  Es  järet 
de"  n.,  es  jährt  sich  nächstens  GitPr.  Dafür  In 
Nächstem  Z  rS.  Vo*,  bi  Nächpn,  aus  der  Nähe,  z.  B. 
beschauen,  allg.  S.  noch  1.  —  2.  verwandtschaftlich 
"der  freundschaftlich  nahe,  wie  nhd.  Die  Nächste; 
die  nächsten  Verwandten  Tu;  Z.  In  GT.  hiess  ehedem 
die  erste  llrautführerin  nächste  Dechter  [Tochter. 
Jungfrau],  was  dann  später  scherzweise  in  nasche 
[närrische]  D.  umgeändert  wurde.  Was  gilt  's!  es 
gi  i  am  Ena  noch  e"  flotts  Pärli;  £'*  wül  denn  mischt 
Dechter  si*.  EPeurer.  .Der  zum  dritten  oder  nächer 
ist-,  der  im  dritten  Grade  oder  näher  verwandt  ist. 
1650,    GrD.  LB.   —   3.  zeitlich,     a)  nahe   vor    einem 


Zeitpunkte.  Zeh"  Minute"  n.  Zwölfi,  Di  Minuten  vor 
12  Uhr  Z.  Sup.  a)  nächst  vorausgehend  in  der  Reihe, 
von  bestimmten  kalendaren  Zeitabschnitten.  Daten, 
Amtszeiten  u.  A.  ,Bs  \\  i rt  die  kilehwiehi  desselben 
altars  uf  sunntag  neehst  [am  letzten  Sonntag]  vor 
Sant  Vitus  tag  gehalten.'  1494,  LWillis.  Jahrzeitb. 
,Am  frytag  nöehst  vor  mitter  fasten.'  1424/1544.  Scaw 
LB.  .Der  nächste  [zuletzt  dagewesene]  Landvogt.' 
1521.  Aasen.  ,Uf  nächsten  tag  vor  dato  diss  briefs', 
d.  i.  gestern.  1526,  ebd.  ,1610  wurde  Einer  im  Pate 
gerechtfertiget  [zur  Rede  gestellt],  dass  er  nächster 
[letzte]  Nacht  auf  'm  .Münsterplatz  gejauchzet.'  Ochs. 

—  ß)  kürzlich,  letzthin.  ,Nü  nest'.  kürzlich  vergangen. 
1457,  Obw.  ,Üwer  anbringen  [Gesuch],  nächst  durch 
botschaft  an  uns  getan.-  1521,  Absch.  ,Sid  wir  üch 
am  nächsten  [das  letzte  Mal]  geschriben  habend,  ist 
uns  nüt  sonders  begegnet.'  1529,  Z.  Hieher  auch  die 
Verbindungen  .nächst  verschinen,  verruckt,  jährig' 
usw.  —  b)  kurz  nach  einem  Zeitpunkte.  ,Uf  samstag 
noch  nach  des  helgen  krüzes  tag.'  1523/44,  Schw  LB. 
Sup.  a)  nächstfolgend  in  der  Reihe,  wie  nhd.  Ich  will 
die  Arbeit  bis  d's  nöst  [auf  das  nächste  Jahr]  spare" 
BHk.  In  der  ä.  Spr.  auch  nach  bestimmten  Daten. 
,Uff  mittwoch  neehst  noch  dem  sonnentag.'  1477,  lis 
Chr.  ,Es  soll  von  nun  an  die  jarrechnung  jedes  jar 
auf  den  nächsten  sonntag  im  Mai  [Sonntag  nach  dem 
1.  Mai]  gehalten  werden.'  1521,  Absch.  —  ß)  in  sehr 
naher  Zukunft,  wie  nhd.  .Doch  hat  er's  [Angelus, 
der  den  Beat  vom  Satan  abwendig  gemacht  hat]  nit 
vergebens  [ungestraft]  tan,  will  im  noch  z'nechst  [bei 
der  nächsten  Gelegenheit]  wol  denken  dran.'  Com. 
Beati.  Besonderer  Gebrauch:  ,84  Bäume,  die  schön 
am  nächsten  Nutzen  stehen  [die  demnächst  Nutzen 
bringen].'  um  1820,  ZHed.  Brief.  Vgl.  auch  die  Verbin- 
dungen ,nächst  künftig,  n.  folgend.'  —  c)  adverbieller 
Comp.,  in  kürzerer  Zeit.  Naher  wan  in  vier  Stunden 
BL.  ,Neher  dann  in  einer  glockenstund.-  1478,  Bs 
Chr.  ,Der  himmel  und  erd  geschaffen  hat  neher  dann 
in  einer  wochen.'  Gletting.  ,Es  were  ein  geist,  der 
in  neeher  dann  in  dry  tagen  an  Rontzefal  tragen  wett.' 
Morgant  1530.  —  4.  annähernd,  beinahe.  X  de"  drei 
Wuche*  Z.  Es  ist  n.  z'u-'eg,  der  Handel  ist  beinahe 
richtig  Ndw.  N.  z'  Tod  gern  Ap.  In  der  ä.  Lit.  ,vil  n.', 
,gar  n.'  und  ,bi  n.'  .Und  verbrann  die  stat  inrent 
der  ringmure  vilnahe  allensament.'  XIV.,  Bs  Chr. 
,Sy  frässend  gar  nach  als  vil  als  die  adler.'  Vogelb. 
1557.  .Ein  Feur.  welches  gar  nahe  die  Statt  verzehrt.' 
JGross  1021.  ,Vil  nah  gar.'  1570,  ÄG.TscBüm.  Hieraus 
entstellt  (und  nicht  =  , vil  an  gar')  viligär;  s.  Bd  II  396. 
In  der  heutigen  Spr.  sonst  nur  in  der  präpos.  Ver- 
bindung: bi  nahem fsj  B,  -ch-  Z,  bi  nöchem  Aa;  L;  S. 
D'  Mei  war  [vor  Lachen]  b.  uersprütet  [geplatzt]. 
Schwzd.  (L).  [Sie  haben]  /;.  die  ganzi  t'rli  mucsse" 
zale".  Joach.  1885.  De  Tornister  wird  b.  wüche*tK°" 
runder.  Usteri.  .Calcinieren,  bis  dass  er  b.  zu  einem 
Pulver  wirt.'  JJNüsch.  1608.  .B.,  schier,  fere,  penc, 
prope  nioduin.'  Deszl.  1677;  1716.  ,Noch  b.  bei  Manns 
Gedenken.'  Sererh  1712.  -  5.  .näherer  Kauf'  s.  Nä- 
cher-Kauf  (Bd  III  106).  .[Sie  haben]  die  freiheit  er- 
langt, dass  sie  zu  den  käuffeil  umb  guter,  so  ihnen 
zinsbar  um!  lächig,  den  midieren  kauf  haben.'  Pl'vs. 

—  0.  billig.  .So  sol  man  es  [das  Stück  Vieh]  den 
erben  des  dritten  tciles  neher  [um  ein  Drittel  bil- 
liger] ze  lösen  geben,  denn  es  geschetzet  ist.'  1322, 
Aa  Bq.    .Wenn  min  herren  fisch  wend,  so  sond  | sollen] 


G37 


Nach,  nech.  nich,  noch,  nnch 


G38 


si  [die  Fischer  am  Hallwiler  See]  inen  lisch  geben 
des  dritten  pfennings  necher  denn  einem  fischkoifer.' 
1419.  Aa  ßq.  .Schankt  Elsessei  us  1  oder  2  angster 
neher  dann  die  winschenken.'  Salat.  .Minoris  ven- 
dere,  näher  oder  wolfeiler  verkauften.'  Fris.  , Dieses 
Werk  wird  samenthaft  nächsten  Preises  um  300  fl. 
entlassen.-  1753,  Z  Ariction.  .Ettlieh  von  raten  habend 
mit  im  geässen  und,  wider  bruch,  geschenkt;  doch 
alles  bim  nächsten  biyben  [beim  Notwendigsten  be- 
wenden] lassen.'  154*3,  Z.  —  7.  formelhaft  hoch  oder 
tilr  gegenübergestellt.  Weder  hoch  norh  noch,  Nie- 
mand, nirgends  U;  vgl.  Bd  11  973.  .Was  in  die  denn 
heissen  hoch  oder  na,  vil  oder  wenig  tuon,  dem 
wolt  er  nach  gan.'  1449.  UwSa.  ,Item  zuo  Rotentiuo 
hab  ich  zuo  gebieten  und  zuo  verbieten  hoch  und  n.\ 
hohe  und  niedere  Gerichtsbarkeit  auszuüben,  um  1500, 
Bs  Bq.  ,Es  soll  ouch  niemant  kein  spill  tuon,  den  in 
eins  offen  wirtshus,  weder  tür  nach  [so!]  nach  [weder 
mit  hohem  noch  mit  niedrigem  Einsatz].'  um  1500, 
Schw  Bq.  ,Was  sie  aber  verkaufen,  davon  sollen  sie 
holzhaber  geben  wie  ander  lüt,  weder  zum  nächsten 
noch  zum  höchsten.'  1524,  B  Bq.  —  LI.  Präp.  und 
Adv.  =  nhd.  nach.  Nach,  nach  (nur  als  Präp.)  BL.; 
GlMoIL;  Gr,  nä,  nä  BBr.,  Ha.,  U. ;  Gl;  GrPt.;  Schw; 
S;  Ndw;  Z,  nö-ch  (nur  als  Präp.)  AaF.,  Ke.;  BsStdt f; 
L;  Th;  ZF.,  wo2,  nö*  als  Adv.  in  Aa;  L;  Sch;  ZBül., 
als  Präp.  u.  Adv.  in  AiZof.;  Ap;  Gr;  PAL;  ScHHa.; 
SOlt.;  Th;  Zg,  no1,  nö1  BsStdt:  1.  Präp.,  im  Allg. 
wie  nhd.  a)  Annäherung  an  ein  (concretes  oder  ab- 
straktes) Ziel.  Ieh  mues  no  Liestel  [fare"  od.  laufte"] 
BsStdt,  sonst  uf  (Bd  I  117),  gan  (Bd  II  322).  In  BHa. 
mit  Acc.  Ich  mües  no'h  nach  nes  Brötli  fgä"],  ich  muss 
noch  einen  Laib  Brot  holen.  Ich  wollt  nach  ne"  Fla- 
schen Wasser.  Er  ist  gester  nach  d'  Ewigkeit,  ge- 
storben. Ig  trollt  nach  d's  Wib,  ich  will  dem  W.  ent- 
gegen gehen.  —  b)  entlang,  allg.  Dem  Bach,  de" 
unsere"  n. ;  dem  Weg  n.  laufe".  ,Hat  dem  Wasser 
nach  viel  schöner  Gebäw.'  Heot.  1658.  Dafür  auch 
z'  nä'h  GrD.  De"  Zilne"  (z'J  nä  sötte  me"  nid  z'  nä 
Bömm  pflanze".  Bühler.  —  e)  zeitlich.  Xach  der 
Lengi,  auf  die  Dauer  BTrub.  S.  noch  Hand  (Bd  II 
1390).  —  d)  modal.  Nöch  mier,  was  mich  betrifft, 
meinetwegen  PAL  Allem  na'h,  nach  Allem,  nach  den 
Umständen  zu  schliessen,  offenbar  Bs;  Z.  Syn.  (an) 
Allem  a"  (Bd  I  255).  Vgl.  nhd.  .demnach.'  —  2.  Adv. 
a)  vo'  —  n.,  von  —  her,  von  der  Herkunft,  Abstam- 
mung. Ursache  AaF.,  Ke. ;  Th.  Er  ist  vo"  's  Hanse" 
n.,  stammt  von  der  Familie  des  Hans  ab.  —  b)  dann, 
darnach  (in  völliger  Unbetontheit)  Bs.  Er  hed-mer 
e"  freehi  Antuort  g'g'e",  no  han-ich-em  halt  Eini  'butzt 
[heruntergehauen].  .Item  nach  koment  wir  zuo  dem 
hof.'  1497,  Schürpf.  .Nach  muss  ich  dran.'  R.  u.  CMev. 
1650.  —  c)  närl,-u»(d)-nä'h  Th  (ö-);  Z,  nöundnö  S, 
nahednä  Z,  nö$dnö'  Bs  (lt  Hindern).),  noenö  Schw, 
nätnä  B;  Z,  nötnö  S;  ZO.,  nötnähe  ZLunn.,  nötnöhe 
ZO.,  nädinä  B;  ZW.,  nätinä  B  oAa.,  nöd^nö  Aa,  nö- 
dinö  AaF.,  Ke.  (ö-J;  BsL.;  L;  ZLunn.,  nötinö  BsStdt, 
nottinö  L.  nödlinö  Aa  (lt  Schulmeister  1887),  nödisnö 
AABremg.,  Holderb.,  Wohl.,  nö'dischno2  AALeer.,  nö- 
tisnü  S,  nüdsnä  ZBauma,  nödigsnö  AaF.  (öz),  Seet., 
nädigs  ZWäd.  Berg;  ZaÄg. :  nach  und  nach,  mit  der 
Zeit.  Syn.  ädiä  Z.  Der  guldig  Glast  am  Himmel  ist 
n.  verbliche".  N.  Z  Ztg  1895  (Aa).  Was  die  Zitt  nit 
tergöt  und  nie  me"  doch  n.  alt  wird!  Hagenbach, 
Ged.  (Bs). 


Der  Bedoutnngsverschiedenheit  zw.  1  und  II  geht  eine 
Verschiedenheit  der  Komi  insofern  parallel,  als  bei  1  die 
volle  Form  meist  bewahrt,  l"'i  II  der  cons.  Ausl.  apokopiert 
oder  dann  der  Voc.  gekürzt  ist.  Von  ii.  Formen  ohne  Gut- 
tural ^eien  erwähnt:  .na.'  1711.  I.;  .nisten,  nesten.'  1292, 
Bs  Urk.;  1344/1446,  Z  Chr.;  1347,  BSigrisw.;  ,ze  nest.' 
1291,  Bs  Urk.:  .das  am  steinacher  nest  i>t.'  1  167,  Uw.  Der 
umgelautete  Positiv  bei  I  hat  seinen  üml.  wohl  aus  den  Stei- 
gerungsformen bezogen;  vgl.  hoch  (Bd  II  1)7-2).  Zu  II  2  ist 
durchweg  das  syn.  näch-Mn  (Bil  II  1351  ff.)  zu  vergleichen, 
das  au  vielen  Orten  (z.  B.  in  Th)  neben  n.  gebraucht  wird. 
Bei  näch-und-näch  fallt  die  Verstümmelung  des  verbindenden 
.und'  zu  de,  di  statt  zu  e(d)  auf;  vgl.  ein-ed-aciiz'g,  SteiP-e- 
Bei*,  angst-e^bang.  Ebenso  bei  dem  syn.  adiä  aus  an-nml-an 
(Bd  I  256).  Von  nä-di-nä  geht  die  Weiterbildung  midiO/ltnd 
aus;  vgl.  gärig*  (Bd  II   398),  nachigt.     S.  auch   nüch-bi». 

einander-näch  s.  Bd  I  304.  Dazu  noch:  nanner- 
W,  (djenand-  Tu.  imändre-n.  PAL  Machend  iez  e" 
chli"  (1.  [schnell,  hurtig]!  Th. 

enen-nä:  =  e.-«äAm  (Bd  II  1354)  W. 

hie-nä:  =  hie-nächhin  (Bd  II  1354)  W.  Als  Adj.: 
In  der  endern  [jenseitigen]  Stuben  schläft  Drau,  in 
der  hienächeren  schlafen  mier  BHa. 

hi"-näch:  =  nächhin  2  a  FJ.  In  ä.  Zeit  auch 
räumlich :  .Schickte  im  die  soldener  und  knecht  hin- 
nach.'  1476.  Bs  Chr. 

binde"-,  hinne"-:  =  h.-nächhin  (Bd  II  1355)  Bs; 
Th.  —  hinde,1-nächelen:  meist  unpers.  Eshinde"- 
nächelet,  es  geht  rückwärts,  zur  Neige,  von  materiellen 
Dingen,  wie  von  geistigen  Eigenschaften  Gl. 

hinder-n«<*:  hinten  W.  Er  heigi-mu"  alzi  h.  an- 
nw  Chorb  g'chlopfut.  W  Sagen. 

her-:  Adv.  1.  örtlich.  .Und  schranzt  ir  trummeter 
gengklich  [schmetterte  unablässig]  dran,  dran,  dran! 
und  schruwent  die  vigent  uf  der  brugg  h.!  h.!'  1115. 
AABb. ;  vgl.  das  syn.  näch-hin  (Bd  H  1351).  ,So  du 
dich  schlan  wirst,  biss  das  bluot  h.  gat.'  Bossn.- 
Goldschm.  —  2.  zeitlich.  ,Nu  oder  harna.'  1299,  L. 
,Anno  1536  bin  ich  geboren,  in  welchem  iar  Erasmus 
im  Julio  verscheiden  was,  und  ich  hernoch  in  dem 
monat  Oetobris  in  diss  liecht  kam.'  FPlatter  1612. 
Vgl.  auch  hemacher  (Bd  H  1564). 

Gang-mir-:  Liebesgift,  dessen  Genuss  bewirkt, 
dass  man  der  Person,  die  es  bereitet,  .nachlaufen' 
muss  Bs;  LG.  Ha"  g'schnupft,  ieh  g'späre"  's  ieze" 
noclt,  bi"  grad  [in  die  Geberin]  vernarret  g'si";  's  isch 
glaub  so  dere"  G.  vo"  Kunderband  derbl.  Ineichen  1x59. 
,Si  het  em  G.  i"'ge",  hat  ihn  mit  einem  Zauberluder 
angelockt.'  Spreng.  .Amatorium,  g..  ein  aass  oder 
trank,  das  holdschaft  bringt.'  Fris.;  Mal.  Vgl.  das 
Folg.  und  Lieb-Gift  (Bd  II  135). 

Lauf-mir-,  in  V  X\.  Lauf-er-mer-nöch  n.:  \.  =  Gang- 
mir-n.  GrD.;  PAL;  SchwE.;  Z.  —  2.  scherzh.  Bezeich- 
nung für  wohlriechende  Ingredienzien,  die  man  seinem 
Schnupftabak,  seinen  Kleidungsstücken  udgl.  beimengt 
Z.   —   Zu  1  vgl.  schwäb.  ,den  Nachlauf  [Liebeszauber]  antun.' 

be-:  Adv.,  nachher,  unten  (als  Verweisung  in 
einem  Schriftstück).  .Wie  dann  jeder  besonder  mit 
sinem  eigenen  namen  b.  geschrieen.'  1522,  Th. 

sid  sitnä  BSL,  sitne  BHk.,  sitnet  U:  Adv.,  seitdem, 
inzwischen.   —   Vgl.  Bd  II   1564. 

die  dieni  BsL.,  mit  deiktischem  dö  : düdinö  AASt. : 
Adv.,  letzthin.  —  Die-  analogisch  übertr.  von  Ausdrucken 
wie  di(c)-mäl  (Sp.  148);  vgl.  auch  die  Tag  =  dieser  Tage  u.  Ä. 

dem-:  1.  Adv.,  hierauf,  nachher.  .Diese  spys  ist 
bald  dahin,  d.  müessend  wir  bettlen  gan.'  Haberer  1562. 


639 


Nach,  necli,  nich,  noch,  nuch 


.;|i. 


.D.  [des  fernem]  weiss  ich  nit,  ob  ich  dier  geschriben 
han.'  ThPlatt.,  Br.  —  2.  dfmnä  (""),  Conj.,  je  nach- 
dem Gr  ObS.,  Pr.,  Seh.,  V.    D.  er  grad  <V  Lüne'  hed. 
dar  der-  C~)  AiLeer.,  St.;  ApK.,  M.;  Bs;  B;  Gr; 
L;  PAL;  Sch  (in  Schi,  auch  drö);  S;  Th;  Ndw;  „Zg;" 
Z,  de-  Ar;  Z:  imAllg.  wie  nhd.  1.  räumlich.  D.luege", 
lange'.    Elliptisch:  er  isch  elio'  gö'  d.,  ist  gekommen 
es    zu   holen    Gr  ObS.  —   2.  zeitlich,    dann,   hernach 
Bs;  B;  Gr;  L;  Sch;  S;  Zg;  ZO.    D.  ist-er  i"  's  Würts- 
1ms  'gange;    d.  hät-er  a'fange"  chärtle*  und  d.  ist-cr 
sitze'  'blibe;   bis  's  chidigi  Kocht   gr'st"   ist    Sch.     Ich 
kumm  d.,   wenn  ich  fertig  bi"  Bs.     Gehäuft:    I'h  vill- 
der  's   denn  d.  sägen   BHa.     Auch   verst.  durch    vor- 
gesetztes dö:   di-der-n.  Aa.  d„-  AASt;  S.     Der  [ihr] 
heit-mieh  recht  g' wunderig  [neugierig]  g'macht,  wie  's 
dudernö  cho'  isch.  Joach.     Spec.  in  der  interj.  Frage: 
und   dann?    was    weiters?    Bs.     A:     Wenn  's  numme" 
[nur]  nit  kunnt  go"  regne".    B:   Und  d.?   Was  war  das 
fir  e"  Schade'?   BsStdt.  —  3.  modal,    a)  Adv.,  (dem) 
entsprechend,  allg.    Zu  einem  Knaben,  der  sich  über 
erlittene    Züchtigung   beklagt,    sagt   der    Vater:    Bis 
still,   du  wirst   d.  'täm  ha"!     Wenn  's   Wetter   d.  ist, 
bllhe'd-mer  diheim.     Me"  mos -es  gad  d.  i"  d'  Hand 
nie.",  so  wird  der  Erfolg  nicht  ausbleiben  Ap.    Es  UH 
d.,  die  Umstände  bringen  es  mit  sich  L.    Er  tuet  nid 
d.,  das-men-e"  [ihn]  gern  ha"  cha"".    Mier  ist  d.  [ich 
habe  Lust]  z'  trinke"  PA1.    E"  Chlöstermönch,  wo  wen 
i'  Eälle'  d.  z'  Rät  'zöge"  het.    Schild.     In  attr.  Stel- 
lung.   A:  Er  ist  e"  verwarlöster  Kerli.    B:  Er  ist  au0* 
bi  d.  (auch  d.  bi)  Litten  ufg'tvachse",   hat  auch   eine 
entsprechende  Erziehung  genossen  Aa;  Th;  Z.    Bi  d. 
Wetter  blibe"d-mer  diheim.     ,Acrior  quam  eompositior 
pugna  fuit,  die  Ordnung  was  nit  darnach  wol  gestelt, 
als  aber  der  angriff  hitzig.'  Fris.   .Wärdend  die  Unecht 
fast  krank,  so  stärbend  doch  nit  darnach  vil.'  Salat. 
Spec.  in  Verbindung  mit  der  Negation:  nicht  wie  man 
erwarten  sollte,   nicht  sonderlich   Z.     Der  Barometer 
ist  nial  c'mät Id.  abe"  g'gange".    A:  Das  gi'd  mir  denn 
es  türs  Wirtshüs.    B:  Na  [noch]  nüd  d.!  Wolf,  Rel. 
Gespr.    , Habend  nit  darnach  vil  nutz  darmit  geschafft.' 
HBull.  1572.     Auch  in  Fragesätzen.    Was  ist  es  denn 
auch  d.,  was  ist  denn  Besonderes  dabei?   Z.  —  b)  d. 
(dem),  d.  (dem)  dass,  Conj.,  je  nachdem.  D.  dem  (dass) 
's  gät    Aa;   Ar;    Tu;    Z.     D.  a's  er  en  Meister  findt, 
wird  er  bi-n-em  blibe"  AaSi.    Sprichwörtlich:  Der  Beiz 
ist,  d.  men  e"  stricht  =  wie  man  sich  bettet,  so  liegt 
man  Z.    D.  er  sich  schickt,  so  icird  er  grech,  je  nach- 
dem er  sich  sputet,  wird  er  fertig  B.    Correl. :  D.  —ä., 
wie  —  so.   D.  Gelt,  d.  War,  wie  das  G.,  so  die  W.  Ap; 
LG.;  Z;    s.  auch  Sprww.   1824,  218.     Elliptisch:   D., 
d.,  wie  man  in  den  Wald  ruft,  so  ruft's  zurück  Aa;  L, 
man    handelt   den   Umständen   angemessen    Ap.     ,I)ie 
vier    dorfmeyer    und    die    zween    brunnenmeister    zu 
Hettlingen  hat  ein  gmeind  alda  zu  setzen  und  zu  ent- 
setzen, je  darnach  und  sie  guot  bedunkt.'  1538,  Z.    ,Leg 
auch  daryn  drü  oder  vier  eier,   darnach  die  pasteten 
gross  ist.'  Vogelb.  1557.    ,Er  vergütet  dem  Menschen, 
darnach  er  verdienet  hat.'  JMUller  1665.  —  -i.  =  dar- 
äne  (s.  lid  I  263)  S.     I'1'  ha"  numme"  chönne"  dernö 
Si*,  ich  konnte  es  nicht  mehr  entbehren.  Schild  1SS5. 
,Sie  könnten  nicht  mehr  darnach  [ohne  Schnapsgenuss] 
sein.'  Uksenkal.   1863. 

Zu  4.  Wahrsch.  war  die  verkürzte  Form  drö  (=  darnach), 
die  lautlich  mit  drö  (=  daräne)  zusammenfiel,  au  dieser  Umd. 
schuld;   doch   ist  die   Form  aus  S  nicht  belegt. 


durch-:  Adv.  =  dnrhiiühr"  '/.-.  s.  Bd  II  1355. 
näche"  nähn  W.  näche'  B,  nöche'  AiHolderb.; 
(iRMaienf.;  L;  Schw:  Uw;  Zg:  intr.  (mit  haben),  sich 
nähern.  Syn.  nächen.  Wo-n-er  dem  (geg-em.  Dial.  für 
Schw)  Hus  g'nächet  het  BM.;  Zg.  Im  Brächet,  wo 's 
Beri  giH  in  Wahl  und  Fehl  und  wo  der  Chrieset  nö- 
chet.  Schwzd.  (Gr).  ,Da  nun  solche  hilf  von  den  Eidt- 
gnossen  den  feyenden  Dachet.'  Val.Tschudi  1533.  .Zeigt 
im  an.  er  wurde  den  nahenden  freitag  wider  kommen.' 
LLav.  1569. 

nachent  nahend  GrPi\,  nacht  U:  1.  nahe.  Jen 
will  geschwygen  der  anstösser  nahend  unsern  landen 
gelegen.'  ZwiNGLl.  .Etliche,  die  im  nachend  und  gfründt 
warend.'  Vau.  ,Uass  ein  volk.  Zygantes  gheissen,  na- 
hend wone  bei  den  umschweiffenden  Völkern.'  Tierb. 
1563,  neben  , nahet.'  ,Gar  nachend',  beinahe.  Vau.  (so 
immer).  .Welich  beide  gar  n.  die  ganze  teutsche  nation 
inhieltend.-  —  2.  hernach  Gr.  N.  si  er  afe"  so  er- 
frechet. Schwzd.  Vgl.  nached-anhin  (Bd  II  1334).  - 
3.  nach  U.    —   Vgl.  ahd.   nähun(t),  mhd.  nähen(t). 

obe"-:  Präp.  mit  Dat.,  oberhalb  Ndw.  <>.  iem 
Gadc. 

en e"-nache't  Ndw,  -nochet  S:  \.=e.-näch.  E.  nie 
hienochet  und  hienochet  wie  e.,  wie  's  Joggis  Clntcchc", 
unterschiedslos;  bezieht  sich  auf  eine  Anekdote  von 
einem  Kuchen,  der  auf  der  obern  Seite  gerade  so 
wenig  belegt  war.  wie  auf  der  untern  S.  —  2.  Präp. 
mit  Dat.  Ndw.     E.  dem  Baim. 

in  neu-näche°t:  Präp.  mit  Dat.,  innerhalb  Ndw. 
I.  "em  Se. 

hi-nachent  übw,  hie-noche"t  S,  hir-nache'dig  U: 
=  hie-nmli. 

äer-nö'che>'t  BsStdttw.;  S,  -nö'd  BsStdt  (indivi- 
duell -nö'ded):  =  d.-näch.  Auch  verst.  durch  vorge- 
setztes dö :  dü-der-n.  Aa. 

nacher  AaF.,  Fri.;  Gl;  L;  GTa.;  Ndw;  ZO.,  S.f. 
noher  ScHRamsen:  Präp.,  nach  (Richtung).  N.  Huts 
[Haus],  n.  heim,  n.  Stans  usw.  Ndw;  sonst  ausschliess- 
lich in  der  Wendung  n.  Hus  (auch  nacherus).  .Wir 
ritten  n.  Basel.'  FPlatter  1612.  ,In  disem  Jahr  kam 
gemeldter  Keiser  n.  Basel.-  JGkoss  1624.  ,N.  Venedig 
auf  die  Galleen.'  Z  Mand.  1661.  ,N.  Haus  laufen.' 
1712,  BAnz.  ,Sich  n.  Zürich  zu  verfügen.'  Mbm.  1742. 
Nicht  zu  verwechseln  mit  nacher  aus  nach-her  (Bi  II  1563); 
wahrsch.  Analogiebildung  nach  öfter,  it««er,  hinder  usw.  hoch 
vgl.   Grimm   tir.    III   '20t,   Anm.   2. 

äer-nö2cher  L,  -nö-chert  BsStdt;  S,  -nähert  B  (lt 
Dorf kal.  1869):  =  d.-näch.  Wenn-me"  roriine"  [zuvor] 
muess  grase",  so  chunnt-me"  </.  g'wönlich  -'  spät  L. 

nähigs  «(«'17s  Schw;  Zg,  nöchigs  L:  nach  einiger 
Zeit,  hernach.  V.  sind  die  Inschinör  gägen  Abikel' 
zue.  Schwzd.  (L).  Auch  in  der  Verbindung  n.  ane" 
Scuw;  Zo. 

.  nächlige"  -Ö-:  (mit  haben)  nahen  L"  (St.a). 
Ge-nähede  f.:  Nähe,  Umgegend.  .Unser  kilchen, 
die  in  der  genehede  gelegen  sint.'  um  1330,  Z  StiftsurW 
näche":  sich  nähern  AaF.;  Z.  's  Welter  [Ge- 
witter] nächet.  In  ä.  Spr.  reti.  .Gangct  hin  und  pre- 
diget, sprechent:  das  rych  Gottes  nähet  sich.'  Zwincu. 
.So  wird  sich  dein  Glück  gwisslich  nechen.'  GGotmh 
1619.  —  ge-.  ,Ehe  der  herzog  sich  mit  sinem  huffen 
genehen  möeht.'  Kessl. 

nächeren:  intr..  näherkommen  Th  (-&-);  ZO.,  Sj 
,Mit  60  pferden,  die  im  nach  nechernt  [nachfolgten]., 


64] 


Nach,  nech,  nich,  noch,  nnch 


642 


1  176,    üs  Chr.     ,Das  gägen   dissen   Landen  nehernde 
Water  des  frömden  Kriegslast*. ■  Z  Mand.  1632. 
er-:  näher  machen.    Mer  hei"  's  ippes  ernöcheret, 

wir  haben  den  Weg  etwas  abgekürzt  PPo. 

D&cherle"  -.cell-  GrCIiui-,  -öä-  *tr.  -och-  G;  '/.-. 
int r.  Unit  haben).  1.  sich  nähern  Hk;  G.  Wo  denn 
dbir  der  Sehwöbe'krüg  immer  nie  g'nöherlei  het.  Schwei- 
zerbund (Gr).  —  2.  rechtswidrige  Handlung  beim  Stein- 
kugelspiel: heimlich  naher  treten  GRChnr;  die  obligate 
Handspanne  übermässig  gross  nehmen  /..  Syn.  näch- 
berlen. 

Näherung:  Annäherung.  .Das  der  herzog ...  in 
stäter  nächrnng  ist.'  1 4 7 ti ,  Bs  Chr. 

N  achi  -e8cÄ-  Gl;  Z,  -öfhj-  Ap;  B;  GrAv.,  Chnr,  V.. 
-üch-  Aa;  BsL.;  GnRh.;  Schw;  Th  (•&-);  ZO.,  -äh-  B, 
-eh-  BBr.;  GüObS.,  -e'ch-  BsStdt  —  f.:  Nähe.  Er  ist 
uit  Knie"  cho"  i"  der  X.  Tu;  Z,  er  ist  mt  i"  der  N. 
iime"  bekannt  Aa.  spöttisch  von  Einem,  der  nicht  weit 
herumgekommen.  Der  N.  näeh  gä",  den  nächsten  Weg 
einschlagen  Tb;  Z.  Oppis  der  N.  näa  ne",  oberfläch- 
lich tun  Th. 

nahig  Bs  (Spreng);  BR..  -eh-  Gl:  1.  nahe  ge- 
legen. ,I)wyl  üch  üwer  niitburger  von  Costanz  nöchig.' 
1528.  B.  .In  etlichen  seen  nähig  bei  den  Moscoviten.' 
Fischb.  1563.  —  2.  der  Niederkunft  nahe  Bs  (Spreng); 
B.  Meist  nur  noch  von  Kühen.  X-i  Binder  b.  Jli" 
Hägg  ist  n.  Gl  Volksgespr.  1836.  .Zuletzt  fand  ich  ein 
fronen,  die  was  n.,  das  sy  bald  gnäsen  solt.'  ThPlatt. 
1572.  .Venter  gravis  niaturo  pondere.  ein  schwan- 
gere frauen,  die  yetz  n.  ist  oder  bald  genäsen  wirf 
Fris.  .Wann  die  Schwangern  n.  auf  fünf  Wochen.' 
JJBreit.  1629.  ,Wann  eine  n-e  Frau  grosse  Blut- 
stürzung  bekommt.'  Muralt  1697.  .Seine  Frau,  die 
noch  kindete.  war  eben  jetzt  n.'  HPest.  1781. 

tod-nähig:  dem  Tode  nahe;  s.  fällig  1  (Bd  I  762). 

nächlich,  bzw. -Ö-:  Adv..  vermutlich,  möglicher- 
weise < OIs,  Sa.;  ZO.  Er  chitnnt  n.  nüd.  Er  chönnt 
n.  noch  recht  ha".  Das  dort  ist  n.  's  Schloss.  B  Hist. 
Kai.  1812. 

nächlilljs:  Adv.,  nahezu  ZF.  Was  si  für  Sehueh 
verströli  [verbrauche],  nechlis  iedes  Jör  es  Par.  JSens 
1864. 

nöchlig:  =  nähig  2  BsL. 

nächlinge":  Adv.,  in  der  Nähe  BSi. 

Nächsami,  -s^mi  B,  NÖchscini  L,  Nacht-,  Nöcht- 
Semi  B  —  f.:  Nähe.  Nachbarschaft. 

Nächschaft  f.:  1.  Recht  des  Näherkaufs.  .Nech- 
schaft.'  1444.  WSitten.  .Ich  beuten  euch  oder  dir 
Silber  und  Gold  für  ein  Nechschaft.'  GRKlost.  LB. 
.Es  soll  Keiner  kein  faltschen,  verdeckten  Marcht  tun 
einem  Andern  für  sein  Nechschaft.'  Gr  VDörf.  1692. 
—  2.  Verwandtschaft  GnPr. 

nächstig:  Adj.,  vorhergehend.  ,Sind  s' acht  all, 
wie  der  n.  was,  der  mit  dym  brueder  z'  morgen  ass.' 
JBixder  1535. 

noch  Aa;  BsStdt  f;  BSa.;  Gl;  GrA.;  PAL.  nach 
GSa„  mich  BSi.  llt  Gempeler);  GLSehwanden;  W,  no2 
AaK..  Ke.;  B;  FL;  LG.:  Th;  Z  (ltUsteri),  no'  BsStdt; 
ScHNnk.;  ZO.,  nu  GLNäf. ;  GTa.;  Schw;  Uw,  na  Gr 
Mai.;  Z:  I.  Adv.  1.  dennoch,  trotzdem.  .Dergrafmit 
den  reissigeu  und  die  von  Iferdon  band  das  best  ge- 
plündert hinweg  gefüert,  n.  band  die  von  Iferdon  gross 
guet  hinder  in  gelassen.'    1476.   Bs  Chr.     .Es  frassen 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


auch  die  Feldmäuse  amb  Basel  die  Früchl  ab,   dass 

kaum  der  dritte  Teil  zu  Nutz  kam.  N.  macht  es  Gott 
erschiesslich,  dass  kein  Teurung  entstanden.'  JGross 
1624.  .Erhöhet  den  Herrn.  aN  vi]  ihr  möget,  n.  wird 
er  weit,  weit  übertreffen.'  1707,  Sirach.  —  2.  in  festen 
Verbindungen,  a)  noeh  so,  noch  eins  so  (gross,  viel) 
Ap;  Z.  Hest  recht,  ma"  het  gad  nesä-n-e"  Freud  a" 
der  Sach.  Rüsch  1869.  Häufiger  in  allgemeinem)  S., 
zugleich  einen  Gegensatz  ausdrückend.  Mach  du  's. 
's  ist-mer  n.  so  lieh,  es  ist  mir  sogar  recht  lieb,  wenn 
du  es  machst  Bs;  Tu;  Z.  Jmdn.  der  zögert,  eine  Gabe 
anzunehmen,  ermuntert  man  mit  den  Worten  :  Kimm  's 
doch,  du  wirst  bald  n.  so  frö  si"  drüber  B;  Th;  Z.  du 
wirst  es  nicht  nur  nicht  zu  bereuen  haben,  sondern 
vielmehr  sehr  froh  sein  darüber,  's  ist-mer  n.  so  glich 
[eig.  sogar  lieber],  wenn  Nüt  drüs  wirt.  ebd.  S.  noch 
mär  (Sp.  358  f.).  Wie  nhd.  in  Goncessivsätzen.  Wo 
.Bit  und  arbeit'  's  Sprüchli  ist,  do  muess  es  gö",  nenn 
's  n.  so  ist,  wenn  die  Umstände  noch  so  sehr  dawider 
sind.  KuMey.  1844.  .Wer  es  gleich  nach  so  scheuch 
und  wild.'  R,  u.  CMey.  1650.  —  b)  n.  nidB;  PAL  (-Ö-J; 
Scuf-ö-J;  Tn,  nanid  ZWint..  nönig  Aa;  BsStdt  (tw.); 
PPo.;  Scbw;  ZO.  (auch -Ö-),  nanig  Z,  noni  AaP.,  Ke. ; 
BsStdt  (tw.);  LG.;  S;  TnStettf.,  nani  ZKn..  Liinm., 
noch  nicht.  —  c)  na  noch  =  dem  Vor.  PAL  —  d)  (ja) 
au'11  «./  Ausruf  leicht  zweifelnder  Verwunderung,  im 
S.  v.:  was  du  nicht  sagst!  allg.  (vgl.  Bd  I  71).  A:  Er 
het  gestert  der  erst  Bris  g'holt.  B:  Jo  au'h  ».'.  dar 
n.  (GrPi-.).  (ja)  n.  gar  (allg.)  =  au'h  n.;  vgl.  Bd  II  397. 

—  e)  scho"  n.,  wie  nhd.  Sprw.:  Der  Scho'-n.  ist  en 
füler  31a""  g'si"  THWeinf.  —  f)  erst  n.  s.  erst  (Bd  I 
471).  —  g)  iez  u.,  verstärktes  iez  (s.  Bd  I  630)  Tu;  Z. 
Das  ist  iez  n.  e"  schönt  Geschieht!    Das  ist  iez  n.  war! 

—  IL  Conj.  N.—n.,  weder  —  noch  L;  PAL  (-0-); 
Schw;  IT;  W.  N.  Eine-,  n.  der  Ändr,,  PAL  Mer 
[man]  hed-ne"  n.  's  Webe;  n.  's  Löndli  vergönnt  [miss- 
gönnt]. JBHäfl.  1813.  N.  Gix,  n.  Gax  in.  Giggi 
n.  Gaggis  W).  ganz  und  gar  Nichts  L;  vgl.  Bd  II  567. 
Schi  heint  n.  G.,  ».  G.  im  Hüs  g 'hebet  W.  N.  figg  's 
mieh,  n.  leck  's  mich  L.  .Ich  konnte  n.  hindersich,  n. 
fürsich.'  GKömg  1694.  .In  einem  unterirdschen  Gang, 
dohin  n.  Mensch,  n.  Sonne  drang.'  Ludw.Mei.  1767. 
N.  weder  — n.,  weder  —  noch.  Mier  hau  no1*  fin  en 
Hüs,r,  n.  weder  'bettets,  n.  g'wüsehts  BR.  Kei"  —  n. 
GrAv.;  s.  Linsen  (Bd  III  1343/4).  Vereinzelt  ,n.'  im 
ersten  Satzteil,  dem  eine  blosse  Neg.  im  zweiten  folgt. 
.Darf  sich  der  Galiot  n.  verrücken,  vil  minder  wider- 
stehen.' GKömg  1695. 

Die  Schreibung  .nach'  ist  vom  XV.  bis  Anf.  XVIII.  sehr 
häufig;  bei  JMahl.  1674  begegnet  die  Form  ,ua.'  Wo  der 
aus].  Spirant  geschwunden,  tritt  vor  unbetontem  Voc.  tw. 
hiatustilgendes  n  ein,  z.  B.  no-n-emcA  (dafür  in  S  no 
zum  Übergang  von  eh  zu  g  vgl.  auch,  ich  Bd  I  71.  74).  Der 
Form  iwni;/  für  «..«/,/  vergleicht  sich  iezig  neben  ieze't,  Cn- 
echlig  neben    Uiwchlit   usw.      S.   auch    noch-denn. 

denn-:    1.  damals  noch.     ,Wan  er   was  dennocht 

ain  kind.'  1336/1446.  Z  Chr.  —  2.  wie  nhd.  —  3.  denn 
doch.  .Sie  bettend  gmeint,  man  wurd  ihnen  dännocht 
auch  Einen  schicken,  der  einen  Bart  lieft.'  Schimpfr. 
1651.  .Zum  Geistlichen,  der  ihm  zugsprochen  [dem 
Dieb,  der  zum  Tode  verurteilt  ist],  sagt  er  uffm  Richt- 
platz: Ihr  sprächend  mir  dännocht  trostlich  zu,  ich 
wills  die  Tag  meines  Lebens  euch  z'  guotem  nit  ver- 
gessen.' ebd.  ,Es  ist  dännocht  ein  arbeitsälig  Ding, 
das  geistlich  Brot  austeilen.'  ebd. 

11 


643 


Nach — mich.    Nacht — nncht 


644 


noch-denn-noch:  1.  =  denn-noch  1.  .Ich  was 
nochtenecht  fast  juntr.'  1520,  B  (Gfd).  —  2.  (notteno) 
=  dennoch  2  tlRpr.  .Er  lag  in  einem  tiefen  hol,  man 
zog  im  zu,  das  wusst  er  wol,  noch  dennocht  wolt  er 
nit  fliehen.-  1177,  Volksl.  .Und  da  sy  gen  Seckingen 
kamend,  was  es  fast  spat,  nochtenocht  wotend  min 
heren  unz  gan  Mumpf.'   Edlib. 

Michel  Xü2ch-'el  m.:  1.  verdriessliches,  mürrisches 
Gesicht  Gl.  Er  macht  e"  N.  —  '_'.  von  der  entspre- 
chenden Stimmung,  ebd.  Er  ist  im  X.  —  3.  verdriess- 
licher  Mensch,  ebd.  Syn.  (Sür-JNibel.  —  4.  flegelhafter 
.Mensch.  Schlingel,  ebd.  Syn.  Ün-Adel,  Pfleget,  I 
Zolggen.   —   Bed.   1  —  3   meist  mir  auf  Kinder  angewandt. 

Schwi11-:  Schweinekerl  Gl.  Syn.  Sau  -  Michel, 
-Niggel. 

n  üch le"  nü'ch'le*:  sich  unartig,  nachlässig  und  teil- 
nahmlos  gebärden,  z.  ß.  in  einer  Gesellschaft  schläfrig, 
auch  wohl  schnarchend  dasitzen  Gl.     Abi.  Nüchli  m. 


Nacht  —  nucht. 

Nacht  f.  —  PI.  Nacht:  wie  nhd.  1.  Tag  und  Nacht. 
Tug  iiiii!  X.  wärt  ebig,  Klage  bei  harter  und  lang- 
wieriger Arbeit  Sri!  (Stilger);  Z.  Suechst  de'  Tag  oder 
ä"  N.?  scherzh.  Frage  an  einen  eifrig  Suchenden  Z. 
/.  ir tischet  Tag  ii ml  N.,  in  der  Abenddämmerung  B;  Z; 
auch  1531,  Strickl.  Dos  ist  wie  Tag  und  N.,  himmel- 
weit verschieden  Tu;  Z.  .Gar  nicht  übereinkommen. 
ja  zusammen  sehen  wie  Tag  und  N.'  Pontisella  1602. 
S.  noch  Tag.  —  2.  in  attrib.  Verbindungen.  Halbe 
A'..  Mitternacht  P.  S.  noch  alt  1  (Bd  I  203).  guldim 
(Bd  II  227).  heilig  II  (Bd  II  1149).  .Zuo  guoter  n. 
gan',  sich  zur  Ruhe  begeben.  Deutsche  Volksb.  Guet 
(got,  gt-t,  H)  N.!  1)  Abschiedsgruss  vom  Feierabend 
an;  in  AAZof.  auch  als  Willkomm  (Zof.  Kai.  18521. 
Erweitert:  Guet  N.  g'eb-i  Gott!  s.  Bd  II  511.  Guet 
X.  ne",  säge".  Subst.  Guet  nacht  m..  der  Gutenacht- 
grnss  Th;  Z.  ,Hase°-Guetnacht-,  Käme  einer  einsamen 
Berghöhe  ZsWalchw.;  s.  Fuchs  (Bd  1  657).  —  2)  meist 
in  Verbindung  mit  ja,  Formel  der  Ab-,  Zurückweisung 
i.  S.  v.:  weit  gefehlt!  Nichts  davon,  da  wird  Nichts 
draus!  Feuf  Franke*  meinsch  ?  JoguetN.!  sibe'hät's 
g'chost  B;  Th;  Z.  ,Ich  dachte,  nun  werde  er  doch  end- 
lich das  Suchen  bleiben  lassen  —  ja,  grossen  Dank 
(jo  guet  N.J.'-  Joh.Mev.  1866.  Erweitert:  Jo  guet  N. 
um/  hindenabe*!  (das  Bild  von  der  untergehenden 
Sonne?)  BsStdt.  Ja  guet  N.  am  vieri,  sechs! !  Tu;  Z. 
(Jo)  guet  X.!  (und)  morn  dernöch  wider!  oder:  (jö) 
guet  X.  um!  i/iirti  Besseri'g!  BsStdt.  Guet  X..  Glaser! 
's  Gelt  li'-'t  uf  ''cm  Simse"  GRh.  Mit  der  Neben- 
bed.  „das  Spiel  ist  verloren,  es  ist  Alles  aus":  Guet 
N.  Schnepf  (mit  den  Erweiterungen:  i**  hä"-de.r 's 
I-'uilli  g'sc",  Giger,  mach  üf  [spiele  auf]  Z.  <•'''  gö* 
i"  's  Tirol  LG.,  und  zürnet  nünt  Th)  Gl;  Z.  Ebenso: 
guet  N..  h'lsi !  z.B.:  me*  ha"  si'h  u*b'suwne*  verma- 
ledeit licht  verschnäpfe*  [unwillkürlich  ausplaudern] 
iiutl  denn  guet  N.,  Elsi!  für  d's  Wasser  und  d's  Brot 
brüchtisi  nümme"  -.'sorge"  (iuPr.  (Sehwzd.).  —  :'>.  in 
mehr  oder  weniger  festen  adv.  Verbindungen,  a)  d' N., 
Nachts  BO.;  GRPr.;  P;  W.  Ei*s  an-em  Alpsunntag 
si'-si  iV  X.  n  [auch]  sehn"   :'   Weg,  brachen  sie  Nachts 

sc! auf   BGr.  —  b)  .der,    einer  N.'     ,Was   im  die 

gotlich  stym  geseit  hatt  der  n.,  do  das  kind  empfangen 


ward.'  Deutsche  Volksb.  ,Do  er  einer  n.  vor  sim 
bet  knüwet.'  ebd.  —  c)  z'  .V..  Nachts,  allg. ;  dagegen 
um  Tag.  under  Tage*,  u.  Tags  Wenn-me*  :'  X.  noct 
in  Spiegel  lueget,  so  siht  An  der  J'üfcl  a:  KStkigek, 
Sprüche.  Z'  X.  schaffe",  iron.,  das  Diebshandwerk 
betreiben  Ap.  Anders:  .:'  N.  gö*,  die  Mädchen  Nachts 
besuchen.  Ebel;  Syn.  z'  Clnlt  gan.  ,Da  ze  n.  kam  und 
warb  da  stnrmptend  sy  an  die  stat.'  Deutsche  \  olksb. 
Z  X.  esse",  die  letzte  Mahlzeit  im  Tag  einnehmen, 
allg.  Vgl.:  ,Dass  im  seiner  das  essen  ze  imbis  unib 
die  ii üiii  bereit  syg  und  in  dem  winter  unib  die  zechni, 
und  ze  somerzit  zuo  nacht  unib  die  vieri  und  im 
winter  um  die  sechsi.'  1495,  G  Küchenordn.  WoJcei* 
Ordni'g  ist,  isst-me*  iwei  Mol  :'  X.  (inHe.  (Sprw.). 
I '":' im  cht  g' esse*,  ohne  das  Abendessen  eingenommen 
zu  haben  Grj  Z;  s.  noch  im-  (Bd  1  297).  (Fun  :'  X.. 
zum,  als  Abendessen,  allg.  Was  häm-mer  liiit  -'  N.? 
Mer  sind  hüt  Eine  mer  am  Tisch,  der  Heiri  chunnt 
:'  X.  BsL.  .Ein  feissten  Widder  Schlacht,  uf  dass 
wir  Etwas  haben  z'  N.'  GGotth.  1619.  Subst.  Z'iuicht 
a)  in  GlIC;  GrPt.;  GT.;  Th  m.,  sonst  n.,  Abendessen, 
allg.  D's  Z'n.  uf  de"  Tisch  tue*.  Schwzd.  Der  Z'n. 
ist  g' macht •  ir'>  schenken  i".  E Teurer.  Dim.  Z'niiciitli. 
Ii :  muess-i""  hei'",  sus  chumm-i'"  n'ebe'd  's  Z'n.  Proph. 
1855  (GSa.).  —  ßl  in.,  in  der  Verbindung:  arme'  Z'n., 
bemitleidenswerter  Mensch,  oft  mit  leisem  Anflug  von 
Ironie,  meist  gegenüber  Kindern  gebraucht  Aa;  Bs : 
B;  Sch;  Th;  Z.  Du  bist  en  arme''  Z'n.!  Fu  arme'' 
Z 'ii  .  wo  die  [zur  Frau]  nimmt!  Schwzd.  Erweitert: 
0  du  nriiii"  Z'n..  nur  's  aW*  Tag!  Z,  wärist  auch  de" 
Tag  [geboren]  icorde" !  ZStall.,  chunnst  erst  am  Morge* 
'her.  Rochh.).  Sulger,  wer  giH-der  i' Morge*?  Z.  - 
d)  ulicr  X..  wie  nhd.  .Darum,  dass  sy  über  n.  wüssti. 
wo  sy  herberg  hetti.-  1540/73,  l'Mi:v.,  Chr.  Über  X. 
si",  bllbe",  übernachten;  Eine*  über  X.  ha*,  Nachts 
beherbergen,  allg.  Subst.:  .Sie  baten  um  Übernacht.' 
Jaklin  1878.  Über  N.  bete",  das  Abendgebet  ver- 
richten  Z.  .Aber  da  es  mit  seinen  Geschwisterten 
über  N.  betete.'  HPest.  1785.  Dem  Vieh  über  X.  ge", 
von  der  letzten  Ration  Heu,  die  man  ihm  Abends  in 
die  Futterraufe  schiebt  Tu;  s.  noch  über  (Bd  1  58). 
Übertr..  in  iron.  S.  [Der  Bauer  müsste]  si«»'  Herd- 
Öpfel  unterm  Hüsdach  pflanze*  und  erst  no'*  :'  A'.  der 
Stutzer  :ur  Hand  ne*  und  dem  Schelm,  nenn  er  cluim, 
über  d'  X.  ge:  S  Revisionslied.  —  1.  in  Fristbestim- 
mungen, cc)  all  X.,  alle  Nächte  A-A;  Tu;  Z.  .Wer  vogfc 
stür  geben  soll,  der  soll  si  uen  uf  sant  .Martins  tag  oder 
darnach  in  acht  tagen.  Wer  si  dann  nit  gibt,  den 
soll  man  pfenden  bi  der  buoss.  das  sind  dry  Schilling 
all  nacht.'  1423,  Aa  Weist.  —  ß)  sieben  Nächte.  .In 
den  siben  nechten.'  1296,  Bs  Ork.;  1378,  G  Urk.  .Wann 
ein  urtal  geben  wirt,  und  einer  demselbigen  in  siben 
nachten  nit  naebgat . . .'  Ap  LB.  1409.  .Dieselben 
schulde  in  siben  nechten  ze  bezalende.'  1411,  Bs  Bq. 
.Die  varenden  pfand  sol  man  siben  necht  im  gericht 
ligen  lassen.-  1472,  GBurgau  Offn.  .Der  den  schaden 
getan  hat,  sol  die  pfand  in  siben  nachten  lösen.-  1  175, 
ZWetz.  ,Der  abt  hat  auch  das  recht,  dass  er  soll 
schenken  zu  den  drei  hochzeiten,  zu  wienachten,  zu 
osteren  und  zu  pfingsten  den  wein,  siben  nacht  vor- 
hin und  siben  nacht  nachhin.'  um  1515,  ZRheinau: 
.Ist  erkennt,  dass  deren  jeder  siben  nacht  und  so  vil 
tag  für  sin  buoss  im  turn  ligen  solle.-  HBüll.  1572. 
—  f)  acht  Nächte.  Hing. cht  (oder  gesterj  oor  acht 
Nächte*  ZO.     Hüt  acht  Nacht,  heute  vor  acht  Tagen 


645 


N'aclit.  necht,  nicht,  nocht,  nuchi 


646 


Aa.  ,l>t'iiii  hinachl  acht  necht  mussoten  wir  all  wai  aen.1 
L552,  L  Missiv.  .Samstag  acht  Nacht.'  Ochs.  —  8)  neun 
Nächte.  .Innert  acht  Tagen  and  neun  Nächten.'  1706, 
I.  Stadtrecht.  —  e)  vierzehn  Nachte.  Si  ist  wider  hei" 
eho"  rnr  viereShe"  Nächte"  ZMettm.  ,Inn  ernthalb  11 
nechten.'  1252,  L.  .Vierzehen  neht.'  1298,  Bs  Urk. 
,1'nde  sprichct  man  in  darnach  in  Jen  vierzen  nahten 
an.'  Wack.  DK.  .Und  wartet  der  frönde  us  vierzehen 
naht.'  1328,  Hs  l'rk.  ,Sü  son  [das  Brot]  inrend  vier- 
zehen nehten  ainest  usgenonienlich  von  allen  pfistern 
schowen.'  1331,  Tu  Rq.  S.  noch  Bluntschli,  EG.  I  35. 
—  5.  in  Vergleichen.  I.eid,  icücst  wie  d'  X.  BsStdt; 
W.  —  6.  in  Schwüren.  ,Dass  dich  Gotts  N. ! '  JMahl. 
1620.  ~  Zu  i  vgl.  Tac.  Germ.  11:  .[Germ&ni]  nee  dierum 
numeram,  at  aos,  seil  aoetium  conrputant' ;  ferner  Gr.  WB. 
VII    156. 

Andreas-:  Nacht  des  30.  Nov..  in  der  nament- 
lich Eheorakel  befragt  wurden.  .Andere  treiben  an 
Mattbeis-  oder  A.  viel  Gaukel-  und  Aftenspiel  mit 
Gurtlen,  Sehnen.  Aschen,  Besen,  Messeren,  Schab- 
ziegeren oder  grüenen  Käsen  und  anderen  Dingen, 
hiedureb  im  Traum  zu  erfahren  oder  durch  würkliche 
Erscheinung  zu  sehen,  was  sie  für  Heurat  bekommen.' 
Anhokn  1674.     Vgl.  Andres  (Bd  i  313/4). 

Und  e  r  w  ald(  n  )er- :  ausgelassene  nächtliche  Lust- 
barkeit der  Unterwaldner.  .Bekannt  waren  auch  vor- 
mals in  den  benachbarten  Kantonen  die  U.-Nächte, 
um  welchem  Ausdrucke  man  die  lustigen  Abende  bei 
Nydlen,  Kastanien,  Lebkuchen,  Ofenkrapfen,  Wein. 
Kirsch wasser,  Rosoli,  bei  Kartenspiel,  besonders  beim 
sog.  Kaisern,  und  bei  Tanz  bezeichnete,  die  noch 
heutigentags  keineswegs  ganz  abgekommen  sind.'  Uw 
Gem.  .Von  Lucern  giengen  wier  gan  Samen  in  Under- 
walden.  kamen  zu  einem  wirt  und  wirtin,  die  wurden 
bedi  so  voll,  dass  sy  einander  nit  tner  kanten.  Man 
gad  zu  Underwalden  oft  nit  nider,  wenn  man  zum 
win  kumpt;  drum  sagt  man :  wellend  wier  eine  Under- 
walder  nacht  han?'  ThPlatteu  1572. 

Feil-:  Abend,  an  dem  eine  öffentliche  Verstei- 
gerung stattfindet  Z. 

Fas-  BsStdt;  Tu.  sonst  meist  -n$cht  (-nicht  GrA., 
■n.j  GaPr.;  GoT.,  -nach  Ap),  Fachn$s(tj  L;  1\  (lt 
Stutz),  Fachmes  AaWoM.,  Fachmers  Aa Wohl.;  L  —  f.: 
Fastnacht.  1.  Bed.  und  Wortgebrauch.  F.  im  wei- 
tern Sinne  bezeichnet  die  Carnevalszeit  vom  Drei- 
königstag (ö.  Jan.)  bis  zum  Dienstag  vor  Aschermitt- 
woch. So  werden  im  Kanton  L  .Maskenbälle  von 
Dreikönigen  an  abgehalten.  Bei  Staffelbach  1882 
(LSursee)  findet  sich  ein  .Fassnachtslied'  auf  Pauli 
Bekehr  (25.  Jan.).  In  ScnwMa.  wird  nach  Dreikün. 
die  F.  durch  eine  Katzenmusik  angezeigt  (in  SchwE. 
lt  Lienert  1891,  230  am  Montag  vor  Aschermittwoch 
durch  Läuten  mit  Kuhglocken).  Meist  aber  versteht 
man  unter  F.  speciell  die  festlichen  Tage,  die  dem 
Eintritt  der  Fastenzeit  unmittelbar  vorausgehen.  Als 
Kalendertag  ist  die  F.  wie  allgemein  der  Dienstag  vor 
Aschermittwoch.  Von  einzelnen  Fastnachtstagen 
kommen  für  uns  in  Betracht:  a)  Montag  vor  Esto- 
niihi:  G-üdd-Mäntigs  Brüeder  ScHwMa.,  Güggis-M. 
AaWoIiI.  -  b)  Dienstag  vor  Estomihi:  alte  Märt  L 
(Feierab.  1843,  110).  —  c)  Donnerstag  vor  Estomihi: 
schmutzige*  Donstig  Aa;  L;  Schw;  S;  Uw;  Zg,  feisste 
U.  \\  Lenk,  dritte'  feisse"  D.  (im  Gegs.  zum  erste"  und 
zweite",  d.  i.  dritten  und  zweiten  Donnerstag  vor  Esto- 
mihi) AALauf..  SchüM-D.  GR.,  Bet-D.  Schw,  .unsin- 


niger [>.'  XVI.,  (1  (lt  Siml.  1576).  —  d)  Sonntag  Estom. 
(Quinquagesimae) :  Herre"-F.  allg..  Pfaffe*-F.  '/■  f. 
F.-Sunntig.  kath.  Schweiz,  fetter  (T),  feisste'  (/.  t) 
Sunntig.  —  e)  Montag  vor  Aschermittwoch:  F.-Mam 
tig.  allg.,  Güäis-M.  Aa;  L;  Zg,  Gh&del-M.  Gl;  Schw; 
Uw;  1'.  Gügel-M.  Ndw,  Güggis-M.  AaWoIiI.,  Spreng-M. 
Ze,  Zügeli-M.  ScnwMa.,  rhluic  Heumüeterli-Tag  AaF. 

—  f)  Dienstag  vor  Aschermittwoch  :  F.(-Z%stig).  allg., 
Hirsch- Zistig.  1719,  Bs.  Schübli"g-Z.  ZO.,  S.,  schmutzi- 
ger Z.  GR.,  fetter  Z.  T,  jungi  F.  allg.  .Uli' der  heilen, 
jungen  und  alten  fassnaehte.'  1545,  S  Wochenbl.  — 
g)  Aschermittwoch  (s.d.);  dafür:  B'schüri-Mittu>uch(e") 
oder  di  b'schüre"  M.  Gk.  —  h)  Donnerstag  nach 
Aschermittwoch:  schmutzige* D.  Aa;  Bs;  Gl;G;Sch; 
S,  Schäf-D.  Z  (lt  vMoos  Kai.  II  67).  Chliippere"-B.  Ar, 
schmutziger  Zündel-D.  GR..  grosse''  Heumüeterli-Tag 
AaWoIiI.  —  i)  Freitag  nach  Aschermittwoch  :  Chride"- 
Fritig  An.  Brdm-Fr.  GoT.,  Ziger-Fr.  Z,  ruessiger  Fr. 
S,  schmutziger  Fr.  ZZoll.,  Erl.  f  —  k)  Samstag  vor 
Invocavit:  F.-Samstig.  ref.  Kantt.,  Chüechli-S.  Ap; 
ZZoll.,  Erl.  —  1)  Sonntag  Invocavit:  Orli-Sunntig  Ap; 
G,  Föfe'-S.  F,  (F.-)Funke"-(Sunn-)Tag  Ap;  GRh.; 
T;  Tu,  Chüechli-(Sunn-)Tag,  Chiiechli-F.  GT.;  Z  f, 
Ghrapflime-S.  Zu.  Luggmilch-S.  Gr,  (Aller-)Manne"-F. 
G;  Z;  auch  in  der  ä.  Spr..  Büre"-F.  allg.,  grössi  F. 
Z  f.  alti  F.  allg.  .Vor  der  altun  vabstnaebt.'  1299, 
Gfd.  ,Die  alte  fasenacht.'  1337,  Seg.  RG.  S.  noch  alt 
(Bd  I  203).  —  m)  Montag  nach  Invoc:  F.-Mäntig  Bs; 
Th;  ZO.,  Hirs-M.  AaWoIiI.;  BsL.:  F;  LE.;  G;  Zg;  Z 
(im  O.  Hirsch-),  Bögge"-M.  Z,  Bogge"-Tag  ZWetz., 
Bloch- M.,  Blöchli-Tag  Ap.  Prügel-M.  S;  Z,  b'schissne* 
M.  Z.  —  n)  Dienstag  nach  Invoc. :  F-fsJ-Zlstig  BsStdt; 
Th.  —  o)  Mittwoch  nach  Invoc:  F-s-Mittwoch  BsStdt. 

—  }i)  .die  dri  fasnachten',  Herren-,  junge  und  alte  F. 
.Dass  nieinas  darüber  tanze,  dann  an  offnen  hoebziten 
und  zuo  den  dryen  fasnachten.'  Z  Mand.  1521.  ,Dass 
gar  niemans  uf  die  dryg  fasnachten  das  küechli  rei- 
chen soll.'  Z  Mand.  1529;  s.  Bd  III  139.  —  RAA. 
Das  passt  z'sämme"  ivie  Chilbi,  Fglisau  und  F.,  von 
etwas  Ungereimtem  Z  (Dan.).  Gho",  wenn  d'  F.  für 
[vorbei]  ist,  zu  spät  BRoggw.  Sim  Mül  e"  F.  gönne". 
gut  essen  und  trinken  L.  F.  ha",  sich  gütlich  tun 
LG.;  ZKn.  ,Bueb,  du  muesst  uns  nie  wyn  bar  brin- 
gen, wir  wend  recht  hüt  die  fassnacht  han,  die  fasten 
hebt  doch  fast  bald  an.'  Ruef  1540.  ,0  möcbt  mil- 
der küng  werden  z'  teil,  wie  wollt  ich  in  bhalten  bim 
seil  und  gwaltig  mit  im  fasnaeht  hau!'  RSchmid  1579. 
Wenn  en  Pfarrer  Hössig  [Hochzeit]  hat,  so  hat  de'' 
Tüfel  F.,  d.  h.  am  Hochzeitstage  des  Pfarrers  gibts 
keine  kirchliche  Aufsicht,  da  hat  der  T.  einen  Freu- 
dentag  ScHSt.  (Sulger).  Eazt  häat  der  Tüfil  F.!  jetzt 
geht  Alles  drunter  und  drüber  GBern.  Ke"  F.  öni 
Narre"  LG.  Wcidi.  e"  Cime  nie  stierig  ist,  s%  wird  si's 
's  Jörs  e"möl.  und  wenn  e"  rechte  Mensch  's  ganz  Jör 
g'schid  duet,  so  macht  er  a"  der  F.  der  Narr  AAZein. 
Wenn  Einen  a"  der  F.  ken  N.  ist,  se-n-ist  er  's  ganz 
Jär  eine  AiKaiserst.  's  göt  in  d'  F.  oder  's  isch  F. 
als  spöttische  Entschuldigung  für  eine  Torheit  Bs. 
Bisch  an  der  F.  gibore"?  höhnische  Frage  an  Einen, 
der  närrisch  tut  oder  spricht  BsStdt.  Ähnlich:  ,Ich 
war  wol  zuo  fassnacht  gmacht  [wäre  wohl  ein  Narr], 
dass  ich  sölt  arbeiten  tag  und  nacht.'  Salat  1537. 
Die  Reformierten  .sind  wol  in  der  F.  geboren,  soll 
sie  das  [die  Niederlage  am  Gubel]  nit  verdriessen.' 
Lied  v.  d.  Schlacht  bei  Kappel.     's  isch  nonig  F.  oder: 


647 


Nacht,  necht,  nicht,  nocht.  nucht 


648 


me'  wurd  meint",  's  nur  F..  wenn  Jmd  bunt  oder 
sonst  auffällig  gekleidet  ist  Bs;  Th;  Z.  Atti  F.: 
Hinde*  dri-  cho"  wie  di  alt(i)  F.  Bs;  B;  Sch  (auch 
ohne  oft);  S;  Tu:  Z;  s.  alt  iBd  I  204).  Ähnlich:  (Er 
bringt  's  e'rugg)  mit  der  alte-  F.  F;  GW.  Pers.:  ein 
alti  F.,  ein  Mensch,  der  immer  zu  spät  kommt  ZStli. 
■Iiiiini  F.:  Juniii Fiiclimi rsi\  Wortspiel  mit  fach-mer's!], 
<ilti  heb-mer's!  was  man  erhascht  hat,  soll  man  fest- 
halten L.  S.  noch  Fasten  (Bd  I  1113).  F.-Chüechli 
(Bd  111  138  ff.).  --  2.  Sitten  und  Gebräuche. 
Schon  in  alter  Zeit  gieng  der  langen  Fastenperiode 
eine  Zeit  allgemeiner  Ausgelassenheit  voraus.  ,Die 
F.  erneuerte  sich  mit  allerlei  Mutwillen  und  Kurz- 
weil, mit  unziemlicher  Weise  und  Geberde,  mit  Üppig- 
keit und  Völlerei,  so  dass  der  Bat  sich  veranlasst 
sah  zu  verkünden:  Ir  tribend  die  fröwd  gar  schalk- 
lieh und  wuostlich,  dass  wirdig  herren  und  frowen  uff 
ir  stnben  [Gesellschat'tsstuben]  nit  getanzen  mögent.' 
Bs  XIV.  .Bacchanalia,  tag,  dem  prassen,  schlemmen, 
demmen  und  voll  und  trunken  werden  geordnet,  die 
fassnacht.'  Fris.  ,So  werdend  in  disen  Tagen  allent- 
halben fast  üppige,  hürische  Tanz  uf  hohen  Plätzen, 
Gassen  und  in  Hausern  zu  Nacht  und  Tag  angesehen. 
Will  nicht  sagen  von  unmässigen  Gastmälern  und 
seuwischen  Zechen,  die  sich  etwas  bis  um  Mitnacht, 
ja  gar  bis  in  hellen  Morgen  hinein  erstrecken.'  Pre- 
digt 1601;  s.  auch  Bd  111  1247.  1333.  Vgl.  ferner 
die  drastische  Schilderung  bei  Stockar,  Tageb.  164  f. 
Spec.  a)  .Mummenschanz.  Im  A  11g.  lassen  sich  die 
Masken  in  einfach  Vermummte  und  wirklieh  Kostü- 
mierte scheiden.  Vgl.  Hirsutter  (Bd  I  60ö),  Otschi 
(Bd  I  631),  Fuäi  3  (Bd  I  683),  Hechel-Gaugglen  (Bd  11 
171),  F.-Gäuggel  (Bd  11  IT:'.).  Hutz-Gür  (Bd  II  411/2), 
Grit  Schell  (Bd  II  824;  ferner  Zg  Kai.  1875;  Osen- 
brüggen  1881,  407),  Hansli  und  Gretli  (ebd.).  Rudi 
(Bd  II  1001),  Hegel  6  (Bd  II  1081),  Jöhe  (Bd  III  32), 
F.-Chlummer  (Bd  III  6  IT  |,  -Chlungel,  -Ghlungler  (Bd  III 
659),  Bfrjögg,  Posterli,  Bitt;,  Ätti-Ruedi.  Die  Ver- 
mummung besteht  sehr  oft  nur  aus  einem  über  die 
Kleider  angezogenen  Hemde  oder  aus  einem  alten 
Weiberrock  (Hex  Scbw,  Fade"-He.v  Ar).  Die  Ge- 
sichter  sind  meist  maskiert,  seltener  geschwärzt  (F; 
ScHwMa.)  oder  mit  Taschentüchern  verhüllt  (Ndw). 
Vorwiegend  sind  es  Kinder,  die  in  dieser  Vermum- 
mung auf  den  Strassen  umher  laufen,  sich  mit  ein- 
ander oder  mit  Andern  balgen  oder  die  Vorübergehen- 
den anbetteln.  Die  sie  verfolgende  Jugend  ruft  ihnen 
Spottverse  nach;  s.  darüber  Hans  3  l>  (Bd  II  1470). 
Narrö,  BÖgg,  F.-Butz.  .Butzengwand  in  härubdern. 
ebhöw,  loub  und  derglich  [an  der  F.]  ist  verbotten.' 
11*7,  Z  Batsman.;  ähnlich  Z  Mand.  1508.  An  der  F. 
werden  die  Gesichter  .verbutzt,  die  kleider  verendert.' 
1562.  Hagenb.  Sigr.  .Im  findst,  dass  Gott  heiter  ver- 
botten, dass  ein  Wyh  nit  solle  Mannswehr  tragen  und 
ein  Mann  nit  solle  Wyberkleidung  anleggen.  Das 
ist  aber  zur  Zeit  der  Fassnacht  so  gmein,  dass  des- 
selben nun  Niemand  achtet,  dass  es  ein  Sund  sein 
sollte.'  Prediqt  1601.  16:13  klagt  der  Pfarrer  in  Ap 
Gais  über  die  Vertauschung  der  Geschlechtertracht. 
Ap  Jahrb.  1S61.  Neben  den  einfachen  Verkleidungen 
kommen  aber  auch  in  vielen  liegenden  (so  in  AaZ.; 
BsStdt;  L:  Schj  /.)  eigentliche  Kostüme  und  typische 
Masken  vor.  Zu  Letztem  gehört  der  Hanswurst,  der 
meist  mit  hoher,  kegelförmiger  i -.  Infeien  Bd  I  327) 
oder  kapuzenarf  iger  Mütze  angetan   und   mit  Schellen 


behangen  ist.  Zu  seiner  gewöhnlichen  Ausrüstung 
gehören  Schweinsblase  (Aa;  Bs;  Schw;  Zg;  ZO.,  S.) 
und  Bürste  (Schw;  ZO.,  S.).  womit  er  die  ihm  Be- 
gegnenden neckt.  In  Ap;  LG.  reitet  er  auf  einem 
Scheinpferd;  in  Ap  bettelt  er  vor  den  Häusern  und  sagt 
einen  Spruch  her;  s.  Tobl.  ITT  a.  In  LG.  erschienen 
ehedem  als  typische  Masken  neben  dem  Hanswurst 
der  Teufel,  der  Engel  und  der  Huttenmann.  Vor 
Zeiten  pflegten  die  Masken  sich  in  die  Häuser  zu 
schleichen  und  dort  Privatrache  zu  üben.  Ein  Verbot 
erfolgte  schon  1401.  In  ScHwMa.,  wo  Montag  und 
Donnerstag  vor,  sowie  Montag  und  Dienstag  nach 
Estomihi  die  Hauptmaskentage  sind,  unterscheidet  man 
zwischen  .(Lauf-)  Narren-  oder  .Butzi-  im  Lachner- 
oder  Bläteli-Chleid  (s.  Bd  III  623  f.  1006),  .Hexen-  in 
Altweibertracht,  .Heiden-  in  langen,  schwarzen  Ge- 
wändern, mit  berussten  Gesichtern  und  Händen,  mit 
denen  sie  Vorübergehende  zu  schwärzen  suchen,  und 
.Masken'  in  verschiedenen  Kostümen  (über  den  .Cor- 
lisan'  s.  Her  Feierabend  1860,  83  a).  In  BsStdt  zeigen 
sieh  Montag.  Dienstag  und  Mittwoch  nach  Invocavit 
Kinder  meist  in  darstellenden  Masken  auf  den  Strassen, 
Erwachsene  (Männer  und  Frauen)  nur  Montag  und 
Mittwoch  Morgens  4—7  Uhr  und  Nachmittags  von 
1  Uhr  an.  Typische  Masken  sind  hier:  Büre'-Joggi, 
(Blätzli-)Bajass,  dummer  Peter,  Waggis  [elsässischer 
Bauer],  Büchi-  Wiber  [Waschfrauen], ,  Debardeurs' ;  da- 
neben sieht  man  Soldaten.  Nationaltrachten.  Phantasie- 
kostüme, persiflierende  Masken  u.  A.  Die  Masken 
gehen  teils  zu  Fuss,  teils  fahren  sie  gruppenweise  auf 
Wagen,  Sträusschen  austeilend  oder  Bäppli  schleu- 
dernd. Oft  treten  sie  in  bekannte  Häuser  ein  und 
intrigieren-  oder  singen  in  den  Kaffeehäusern  eine 
satirische  .Schnitzelbank'  ab.  In  ZWetz.  laufen  am 
Dienstag  nach  Estomihi  die  .Langmanneir  und  die 
.Straumannen'  im  Dorf  umher,  erstere  in  einen  langen 
Sack  gehüllt,  dessen  oberes  Ende  sie  über  einen  auf 
einer  Stange  getragenen  Korb  gespannt  haben,  letztere 
stecken  in  einem  hohen,  oben  zugespitzten  Stabgerüst, 
das  mit  Stroh  umwickelt  ist.  So  ziehen  sie  vor  die 
Häuser,  machen  dort  ihre  Sprünge  und  werden  dafür 
bewirtet,  S.  noch  Leih  2  (Bd  III  1076),  Heu-Müeterli 
(Sp.  593/4),  Narr,  Bajass.  —  b)  alt  ist  die  Sitte,  sich 
selbst  oder  Andere  mit  Russ  usw.  zu  schwärzen.  Er- 
steres  kommt  noch  heute  in  F  und  Schw  vor.  .[Der 
Herzog  Sigismund]  luff  mit  den  frowen  beremet  durch 
die  stat  am  wuscheltag  [Aschermittwoch  !].'  1467,  Bs 
Chr.  Namentlich  aber  war  es  manchenorts  noch  in 
neuerer  Zeit  (bes.  bei  der  Jugend)  üblich,  sich  gegen- 
seitig mit  Kohle,  Russ  u.  A.  zu  besudeln;  so  in  Ap  (am 
Freitag  vor  Invoc.  auch  mit  Kreide,  daher  Chride"- 
Fritig),  in  BsStdt,  wo  am  Aschermittwoch  die  Knaben 
die  Mädchen  beschmierten,  ferner  in  G  (am  Bräm- 
Frltig  oT.,  am  Aschermittwoch  Sev.)  und  Gr,  wo 
Vorübergehende  mit  Asche  (in  GSa.  lt  Schweizerbot? 
1820  mit  Boss,  Harz  und  Kot)  beworfen  wurden;  auch 
am  ZS.  im  Anschluss  an  das  F. -Feuer.  Auf.  des  XIX. 
giengen  in  Gr  die  Schulknaben  mit  einem  fettigen, 
geschwärzten  Lappen  in  den  Häusern  herum  und 
schwärzten  den,  der  ihren  Betteleien  kein  Gehör 
schenkte.  Gr  Sammler  1809,  139.  In  Sch  berussten  im 
Will,  die  am  Aschermittwoch  herumziehenden  Narren 
die  Vorübergehenden.  Schweiz  1860.  —  c)  Umzüge. 
In  AaZ.  fand  an  der  F.  der  Umzug  mit  dem  Backofen 
statl   (s.  Bd  I  112),  wobei  die  den  Backofen   führenden 


649 


Nacht,  necht,  nicht,  nocht,  nullit 


650 


•Hegel'    von   der   mitziehenden   Jugend    mil    weissen 
Rüben  (Bäbe)   beworfen  wurden,    während  jene  die 
Buben  wegzufangen  und  im  Ofen  zu  schwärzen  suchten. 
In   Arll.;  G  oT.  wird  Montag   nach  Invocavit  (Bloch- 
Mäntig;  nach  Ar  Gem.  112  am  Donatustag.   17.  Febr.) 
das    .Blockfest'    gefeiert.     Ein    Baumstamm    wird    in 
feierlichem  Zuge,    dem   ein  Mann    und   eine  Krau   in 
aller    Schweizertracht    mit    Glocken    behängen   voran 
schreiten,    auf  bekränztem    Wagen    durchs    Dorf  ge- 
zogen.    Auch  sammeln  junge  Leute  Sägeblöcke   und 
führen  sie  auf  Schlitten  in  die  Sägemühle;  s.  Tobl.  59  a. 
Einen  nah   verwandten  Brauch  in  B  s.  unter  Tannen- 
Fiter  (Bd  I  974).  In  BsSiss.  wurde  noch  in  der  zweiten 
Hälfte  des  XIX.  nach  dem  Abbrennen  des  F.-Feuers 
.in   Sonntag  Invocavit  ein  Maskenumzug  mit  Fackeln 
gehalten.   In  BsStdt  finden  Montag  und  Mittwoch  nach 
Invocavit    Morgens    4 — 7    Uhr    (.Murgenstreich')    und 
Nachmittags   1 — 7  Uhr  von  Vereinen  oder  Quartieren 
arrangierte  Umzüge   durch    bestimmte  Strassen  statt. 
Fast  alle  persiflieren  ein  politisches  Ereigniss.     Den 
Zug    eröffnen  .Platzmacher    zu    Ross    oder   zu    Fuss, 
den  Kern  desselben  bilden  die  Trommler  (hie  und  da 
mit  Pfeifern).    Nicht  selten  gehören  auch  zum  Zuge 
eine  grosse,  bemalte  Transparentlaterne,  deren  Gestalt 
sich   meist   auf  den  persiflierten  Gegenstand  bezieht. 
und  geschmückte,  mit  Masken   besetzte  Wagen.    Laut 
einem  Protokoll    des    kleinen  Rats    v.  J.   175ti    zogen 
früher  auch  die  Wappenschildhalter  (.Ehrenzeichen') 
der  Kleinbasler  Gesellschaften:   der  Greif,  der  Löwe 
und  der  wilde  Mann  an  der  F.  um.    Bis  in  die  erste 
Hälfte  des  XIX.  (freilich  mit  langen  Unterbrechungen) 
wurde  in  BsStdt  vom  Aschermittwoch    bis  folgenden 
Dienstag  ein  Küferumzug  abgehalten.     Die  Küferge- 
sellen   zogen    festlich    geschmückt   mit   halbkreisför- 
migen Reifen  versehen  durch  die  Stadt;  unter  ihnen 
der  Reifschwinger,  der  einen  Fassreif  mit  drei  darin 
stehenden  gefüllten  Gläsern  trug.     Vor  den  Häusern 
vornehmer  Leute    oder  der  Meister   wurde   ein  Tanz 
mit  mannigfachen  Verschlingungen   aufgeführt.     Der 
Reifschwinger    schwang   unterdessen    seinen    Reif  in 
kunstvoller    Weise,    ohne    die    Gläser   auszuschütten. 
und  trank  schliesslich  auf  das  Wohl  des  Gefeierten. 
Ein  Hanswurst   äffte   seine  Bewegungen    nach.     Dem 
Zug  folgte  ein  Wagen    mit  drei  neuen  Fässern;    auf 
den    beiden    kleinem    sassen   Küferknechte,    auf  dem 
grossen    ein    Bacchus;    s.    Z  Nachr.  1754,    59.     Über 
einen  Umzug  der  Metzger  in  BStdt  s.  die  Stelle  aus 
Ansh.  unter  p.    In  GR.  zogen  ehemals  am  schmutzigen 
Donnerstag  die  Herren    und  Bürger  mit  Mantel   und 
Degen  um;  s.  HHerzog  1884.    In  L  findet  am  selben 
Tag  der  .Fritschiumzug'  statt    (s.  Bd  I  1342,    ferner 
Vaterl.  1S94.  Nr  20);    über  den  bis  1713  am  Gudis- 
mantig  abgehaltenen  Landsknechtenumzug   s.  Bd  III 
725;    Vaterl.  1894,   Nr  21.     In   ScHwMa.    bilden    Er- 
wachsene und  Kinder  einen  langen  Zug  (Florz) :  voran 
die   Mitwirkenden    beim   Fastnachtspiele,    dann    ver- 
schiedene Masken,    ferner   die   drei  Marien    aus   dem 
goldenen  Haus  (s.  Sp.  355),  die  Bergmännli,  die  Ve- 
nediger (s.  Bd  I  833),  der  wilde  Mann.  Schäfer,  Sennen, 
Jäger.  Einsiedler,  Jahreszeiten,  am  Schluss  die  .Butzi', 
.Heiden'.  .Hexen'  nebst  einer  Katzenmusik.  Feif.käbexu 
1860.   83  a.     Da    und    dort   geht   im   Zug    eine   Ver- 
jüngungsmühle   für  alte  Weiber   mit   (Wiber-Belle"). 
Schwzd.  35,  87.    In  THFr.  werden  am  F. -Dienstag  Um- 
züge humoristisch-satirischen  Charakters  veranstaltet; 


auch  hier  erschein!  die  Altweibermühle.  Ebenso  in 
liil.ig.  heim  Umzug  des  ,Proppen-Königs'  (Bd  111  330), 
Über  den  Umzug  des  ,Groppen-KBnigs'  in  TiiGottl.  s. 
Bd  III  329.  über  das  .Narren-Fest'  in  TüWeinf.  Bd  I 
IIU'.  In  Uwßuochs  bestand  die  Meitli-MellettP  bis 
linde  der  .riOer  Jahre.  S.  noch  Girizen-Mox  (Sp.  471 1. 
In  Z(i  hielt  im  XVIII.  dei  Grosse  Rat  am  schmutzigen 
Donnerstag  einen  feierlichen  Aufzug  mit  nachherigem 
Gottesdienst,  Festessen,  Tanz  und  Maskenspiele;  s.  Gfd 
14,  120.  In  ZElgg  veranstalten  die  Knaben  (angeb- 
lich zur  Feier  eines  im  Toggenburger  Krieg  errun- 
genen Sieges)  am  Aschermittwoch  militärische  Um- 
züge, ebenso  Montag,  Dienstag  und  Mittwoch  nach 
Invocavit  im  ZO. :  die  Teilnehmer  ziehen  in  mili- 
tärisch organisierten  Gruppen  von  Haus  zu  Haus;  vor 
jedem  wird  getrommelt,  die  Fahne  geschwenkt,  übh. 
ein  kriegerisches  Spiel  aufgeführt,  bis  die  erwünschte 
Gabe  gespendet  wird;  ähnlich  ZErl.  In  ZStdt  gehören 
F. -Umzüge  der  Vergangenheit  an;  an  ihre  Stelle  ist 
der  Sechseläutenumzug  (s.  Bd  III  1511)  getreten.  ,Ao 
17ii'.i  ward  das  [am  Aschermittwoch]  übliche  Herum- 
führen der  Bärenhaut  oder  eines  in  eine  Bärenhaut 
eingekleideten  Menschen,  wie  auch  die  auf  der  Schmie- 
denzunft gewöhnliche  Prozession  mit  dem  Rollenkorb, 
welche  am  Hirsmontag  vorzugehen  pflegte,  aus  guten 
Gründen  aberkennt.'  vMoos,  Kai.  1775.  .Dass  gar  nie- 
mans  [an  der  F.]  mit  trummen  und  pfvffen  umbzüchen 
solle.'  Z  Mand.  1527  (Mscr.).  Im  J.  1533  wird  das  Um- 
ziehen mit  Trottbaum.  Pflug  und  Egge  auf  den  Hirs- 
montag verboten.  S.  noch  Chrlden-Gladi  (Bd  II  604), 
Isen-Grind  3  (Bd  II  764/5),  ferner  Baechtold,  Lit.- 
Gesch.  248  f.  —  d)  seit  dem  XV.  sind  die  Fast- 
nachtspiele bezeugt.  Vgl.  für  die  ältere  Zeit  Baech- 
told, Lit.-Gesch.  209  f.  252.  255  f.  258.  332  ff.  464  ff. 
u.  An  mm.  57/66.  151.  Noch  heute  finden  allerorten  zur 
Fastnachtzeit  dramatische  Aufführungen  von  Lieb- 
habergesellschaften statt,  oft  unter  freiem  Himmel, 
wobei  mit  Vorliebe  vaterländische  Stücke  gespielt 
werden;  vgl.  z.  B.  N.  Alpenp.  XIII  96  a.  In  der  Regel 
fehlt  jede  satirische  Bez.  auf  Zeit-  oder  Lokalgeschichte. 
Eine  Ausnahme  bilden  die  Fastnachtspiele  in  Scbw; 
s.  auch  Bartli-Spil.  In  B  oAa.,  E.  fanden  noch  vor 
wenigen  Dezennien  am  Hirsmontag  Volksschauspiele 
(z.  B.  Teil,  Schlacht  bei  Sempach  usw.)  auf  offener 
Strasse  statt,  wobei  die  Spielenden  auch  in  benach- 
barten Ortschaften  auftraten.  In  G  führen  ärmere 
Kinder  an  der  jungen  F.  in  Wirtshäusern  biblische 
oder  schweizergeschichtliche  Scenen  auf.  G  u.  Umg. 
1859,  174.  In  LHildisr.  wurde  im  J.  1823  ein  Hirs- 
montagspiel abgehalten,  das  die  Inquisition  verspottete 
(Schweizerbote  1823,  69  f.);  in  SchwE.  behandelte  das 
Fastnachtspiel  vom  J.  1754  die  Frage,  ob  der  jungen 
oder  der  alten  F.  der  Vorrang  gebühre.  S.  noch  31os- 
Fart  (Bd  I  1035);  Girizen-Mos  (Sp.  471);  Schw  Gem. 
238/9;  Schweiz  1860,  83a.  —  e)  Fastnachtslite- 
ratur. Sie  besteht  in  Narrenzeitungen,  satirischen 
Flugblättern  udgl. ;  für  L  schon  im  XVI.  bezeugt.  In 
Bs  werden  in  den  Kaffeehäusern  .Schnitzelbanken'  ab- 
gesungen. S.  noch  greifflen  (Bd  II  708/9),  Hirsmäntig- 
Brief,  brfkjgen.  —  f)  seit  dem  XV.  sind  die  gegen- 
seitigen Fastnachtsbesuche  eidgenössischer  Orte 
nachzuweisen.  Sie  fanden  entweder  auf  Einladung 
hin  oder  aus  eigenem  Antrieb  statt.  Der  besuchende 
Teil,  der  zuweilen  kostümiert  erscheint  (Edlib.  238). 
wurde  dabei  von  dem  empfangenden  auf  Staatskosten 


051 


Nacht,  necht,  nicht,  nocht,  nucht 


652 


reich  bewirtet;  vgl.  vMoos,  Kai.  1775.  68;  N.  Alpen- 
post X1I1  95  b;  Vaterland  1894,  Nr  18;  Allg.  Schwz. 

Ztg  189ti,  Nr  47.  Auch  die  Bewohner  einzelner  Tal- 
schaften  statteten  sich  F. -Besuche  ab,  so  1583,  1599 
die  F  rutiger  und  Oberfaasler,  wobei  sie  Wettkämpfe 
im  Schiessen,  Springen,  Laufen.  Steinstossen  usw.  ver- 
anstalteten; vgl.  Rochh.,  Eidg.  Liederchron.  406/18. 
In  Bez.  zu  dieser  Sitte  steht  das  .torechte  Leben' 
vom  Jahr  1477;  s.  darüber  Dierauer,  Gesch.  d.  schwz. 
Eidg.  11  268/9.  —  g)  kleinere  Gastierungen  fanden 
ehemals  statt  im  Aa  Kloster  Muri  am  schmutzigen 
Donnerstag,  am  Sonntag  Estomihi  und  am  Montag 
darauf.  Am:.  1861,  100.  In  üwE.  wurden  im  XVIII. 
am  schmutzigen  Donnerstag  das  Gericht  sammt  den 
Weibeln,  am  Sonntag  Estom.  Ammann  und  Statthalter. 
am  Montag  nach  Estom.  Klosterschuhmacher  und  Bar- 
bier zu  Mittag  geladen.  Gfd  33.  87.  In  L  werden  noch 
heute  am  Sonntag  Invoc.  die  Schnitter,  in  F  am  Hirs- 
montag  die  aufs  Land  gehenden  Stadtleute  bewirtet. 
-  h)  offizielle  Zunftmäh ler,  wie  sie  schon  im  aus- 
gehenden Mittelalter  nachweisbar  sind,  finden  sich 
noch  in  Bs  (s.  Ascher-Mittwuchen-MäK  Sp.  1(14),  in 
Sch  und  in  L  (Pritschi-Essen  am  schmutzigen  Donners- 
tag; s.  Vaterland  1894,  Nr  20).  In  Z  wurden  ehedem 
am  Aschermittwoch  auf  allen  Zünften  Nachtmahlzeiten 
gehalten,  auf  der  Widderzunft  auch  am  darauffolgen- 
den Tag.  vMoos.  Kai.  1775.  S.  noch  Schäf-Donnerstag. 
1488  wird  in  Bs  ein  Verbot  erlassen  gegen  den  Zwang, 
am  Aschermittwoch  in  den  Zunfthäusern  zu  zehren. 
Ochs.  —  i)  beliebte  Festspeisen  sind  Kuchen,  meist 
auf  Invocavit  (in  Z  XVI. /Will.  tw.  auch  auf  Ksto- 
mihi)  gebacken;  s.  Örli  (Bd  I  413).  (F.-JChüechli 
(Bd  111  138  ff.),  F.-Chüssi  (Bd  III  530),  Ghruchtele' 
(Bd  III  786),  (F.-)Chräpfcn  (Bd  III  843).  Ferner  Eier, 
Butterschnitten.  Honig  Ap,  Reisbrei  F;  Sch,  Schlag- 
sahne (s.  Lugg-Müch  Sp.  202,  Nidel-Nacht,  Nidleten) 
VO;  Gk;  GRh.,  oT.,  Stockfisch,  Groppen  (s.  Groppen-, 
Proppen-Chüng  Bd  III  329  f.),  Speck,  Wurst  L;  ZO. 
(Dienstag  vor  Aschermittwoch),  Schinken  mit  dürren 
Bohnen  ZSth.  Früher  auch  das  Fastnachtshuhn  (s. 
Bd  II  1375)  als  Abgabe  und  als  typisches  Essen  auf 
den  Zunftstuben  Aa;  Bs;  Z.  —  k)  über  die  Verwen- 
dung der  F.-ChüecMi  als  Gabe  s.  Bd  III  139/40.  Noch 
heute  wird  ziemlich  allg.  von  herumziehenden  Mas- 
kierten oder  Armen  um  Ghüechli  gebettelt,  oft  auch  um 
Geld,  seltener  um  andere  Dinge,  z.B.  Wein  GWall.f; 
S;  T.  Dabei  wird  meist  ein  Spruch  hergesagt  oder 
ein  Lied  gesungen  Ap  (Tobl.  177);  BsLäuf.  (Bus.  1865, 
155);  GT.j  Scb  (s.  auch  Schweiz  1860,  146);  S  (Hänggi 
1893,  112);  Z  oGlatt  (s.  HDiener  1863,  368),  Stli..  Wl. ; 
dafür  auch  der  blosse  Ruf:  (h)fiseli,  ü(te)  bat,:  bat: 
(bätzj!  Ii<>  bätss!  hüte(li)  M  (TiäJ!  Z;  s.  Bd  1  24; 
Bd  II  847.  S.  auch  Hutz-Gür  (Bd  II  411/2),  Weibel- 
M'ib.  Im  Tu  wurde  das  Geld  in  einem  Schuh  ein- 
gesammelt, den  man  auf  eine  Stange  gesteckt  hatte. 
Im  ZO.  geben  die  Knaben  ihren  Dank  durch  Schiessen 
kund;  die  Zahl  der  Schüsse  richtet  sich  nach  der  Höhe 
der  (iahe.  In  der  altern  Zeit  begegnen  mehrfach  Ver- 
bote der  Fastnachtsbettelei.  ,[Es  wird  geboten]  sich 
des  küechlin  holens,  darumben  singens  zu  enthalten.' 
1599,  Bs  Mand.  ,üas  unehrbarc  Geläuf  und  Heuschen 
an  der  F.  [wird  abgeschafft].'  1693,  /.  I Ges.  .Demnach 
bei  den  Umbzügen  der  Knaben  durch  das  Schiessen 
ausser  der  Ordnung  nichts  anderes  als  eine  ananstän- 
dige und  ärgerliche  Bättelei  getrieben,  als  solle  dieses 


Schiessen  ausser  der  Ordnung  bei  den  Umbzügen  gänz- 
lich underlassen  werden,'  1773,  Bs  Mand.  S.  noch  Xiiii- 
Jär  (Bd  111  62).  Eine  Ausartung  des  Betteins  scheint 
der  Brauch,  Esswaren  (  Fleisch,  Speck.  Würste  usw.)  zu 
stehlen;  noch  jetzt  üblich  in  Ap;  Gl;  Schw;  WLeuk; 
ZO.,  ehedem  auch  in  L  (Lüt..  Sag.  566).  —  1)  zu  den 
allgemein  verbreiteten  Fastnachtsbelustigungen  gehört 
auch  der  Tanz.  Dabei  bewirtet  manchenorts  ent- 
gegen der  Gewohnheit  das  Mädchen  den  Burschen 
BsEtt.;  GrO.;  GRh.  In  AaB.  wird  auf  einem  öffent- 
lichen Platze  ein  grosser  'Tanzboden  aufgeschlagen 
und  das  Mädchen  vom  Burschen  nach  bestimmtes 
Formen  eingeladen;  s.  HHerzog  1884,  230  f.  In  aScHW 
«erden  aii  Sonntag  Invocavit  vorschriftsgemäss  nur 
drei  Rästli  | Serie  von  Tänzen]  getanzt;  das  Mädchen 
wird  hiezu  dem  Burschen  durch  den  Meitlivogt  (s.  Bd  I 
707)  geholt.  Schindler  u.  Kvd.  Eine  bildliche  Dar- 
stellung aus  dem  J.  1527  s.  Z  Anz.  1895,  Tat'.  XXXVIII. 
Über  Fastnachtstänze  in  GrO.  und  GR.  vgl.  HHerzog 
1884,  228.  232.  .Bei  uns  [sind]  aufkommen  der  schlaffer-, 
morisken-,  reif-,  schwärt-  and  nasentanz,  so  zuo  lass- 
naebt  und  anderen  übel  angelegter  zeit  gebraucht 
werden  in  unchristenlichen  mummereien.'  Tiekb.  1563, 
Von  Schwerttänzen  zur  Fastnachtzeit  hören  wir  seit 
dem  XVI.  auch  sonst;  s.  Baechtold,  Lit. -Gesch.  248  f., 
Anm.  64  f.  (wo  noch  Bs  1566.  1567  beizufügen  ist). 
Ebenso  werden  Turniere  erwähnt.  1376  war  Herzog 
Leopold  .mit  vil  grafen,  herren,  rittern  und  knechten 
um  haltung  einer  fassnacht  in  diese  seine  pfandschaft 
[Klein-Basel]  kommen,  desshalben  viel  furnier  und 
ritterspiel  da  geübt  wurden.'  Wurstises.  .An  der. 
vassnacht  stach  herzog  Sigmund  von  Osterrich  mit 
Jungherr  Walther  von  Hallwyl  uff  dem  münsterplatz 
mit  scharpfen  glänen  und  zugen  zu  der  Mucken  [hohe 
Stube],  do  ward  ein  grosser  tanz.'  1467,  Bs  Chr.  — 
m)  noch  heute  werden  wie  vor  Alters  manchenorts 
mit  Vorliebe  an  F.  Ehen  geschlossen.  ,l*f  die  zyte 
vor  der  vasenacht.  als  man  gewonliehen  zuo  der  hei- 
ligen e  grillet.'  1411,  BsLie.  Stadtr.;  vgl.  LTobl.,  Kl. 
Sehr.  152.  S.  auch  Hasel-Nuss.  —  n)  Feuer.  Zu 
der  Bd  I  947  gegebenen  Darstellung  möge  hier  Fol- 
gendes nachgetragen  werden.  Die  Sitte  der  F. -Feuer  ist 
bezeugt  für  Aa  (in  Zein.  am  Aschermittwoch;  s.  auch 
Rochh.,  Arbeitsentw.  II  13);  Ap;  Bs;  BSigr.  (XVI.), 
Roggw.  (XVII.);  F;  Gl;  (in;  L;  G;  S;  T  (an  ver- 
schiedenen Tagen);  Tu;  Z  (am  Montag  nach  Invocavit 
ZS.).  das  Scheibenwerfen  für  BsPfeft;  BSigr.  (XVI.) ; 
Gl;  Gr;  S.  . F. -Bühel'  hiess  eine  Anhöhe  in  ZWied., 
wo  das  F.-Feuer  (zuerst  1516  erwähnt)  angezündet 
zu  werden  pflegte;  s.  Vög.-Nüsch.  II  688.  Vgl.  auch 
Mise.  Tig.  I  14.  Der  Gebrauch  von  Fackeln  erscheint 
BsSiss.t,  Stdt  (XIV.);  Ff:  GSeT.;  SSchwa.;  /.  ..Glatt 
(s.  SDiener  1863,  368),  Stdt  (XVI.).  In  ZÖtw.  a/Limm. 
werden  Kienbüschel  in  ausgehöhlten  weissen  Rüben 
angezündet  und  diese  auf  Stangen  herumgetragen. 
Hie  und  da  gehen  dem  Anzünden  des  Feuers  religiöse 
Gebräuche  voraus;  es  wird  gebetet  ÄAFri.;  SSchwa.; 
ehedem  auch  in  Z  (Predigten  1601),  oder  es  werden 
geistliche  Lieder  gesungen  G  (kathol.).  In  A.vWirtn. 
wird  die  Anzündefackel  am  obem  Ende  durchlöchert 
und  so  mit  Kienspänen  besteckt,  dass  diese  den  Namen 
.Jesus'  bilden.  Betr.  den  im  F.-Feuer  verbrannten 
(oder  auch  ins  Wasser  geworfenen)  Popanz  vgl.  ult 
(Bd  I  204),  Chriden-Gladi  (Bd  II  604/5),  Grei  3  l> 
(Bd  11  824),   II,,   3  (Bd  II    1827),  Bögg,  Bat:.    Vers 


658 


Nacht,  Hecht,  nicht,  nocht,  nuchi 


.,,! 


böte  gegen  die  Feuei  begegnen  seit  dem  XV./XVL, 
bo  in  Bs  1  184.  1488;  Z  L530;  BSigr.  1562;  AaL.  I  64; 
I  L586.  15S9.  —  o)  Lichterschwemmen;  s.  Liecht 
(Bd  III  1051/2).  —  p)  Wassertaufe.  Der  .Hegel' 
in  AaZ.  pflegt  Verfolger,  <lie  ihm  zu  arg  zusetzen. 
mit  einer  Tracht  Schläge  oder  aher  einem  nassen 
Bade  zu  bestrafen.  HHerzog  1884,  217.  In  Bs  eitert 
der  Rat  MI-  gegen  ,vil  unkristenlicher  wisen  und 
geherden  [am  Aschermittwoch],  andere  zuo  berämen. 
unibziehen.  den  andern  uft'heben,  in  sin  hus  stigen 
und  die  lüt  uss  iren  hüsern  mit  gewalt  ze  nemmen 
und  in  brunnen  ze  tragen.'  Gebring  1886,  89.  1480 
wird  in  1!  abgestellt  .das  werfen  der  jnnkfrowen  in 
die  bäch,  der  mezger  unsinnig  umloufen  und  all  tanz 
in  der  ganzen  rasten.'  Ansh.  Vgl.  das  Ertränken  der 
F.-Puppe  unter  n.  —  q)  zumeist  am  Aschermittwoch, 
tw.  auch  am  Dienstag  oder  Mittwoch  nach  Invocavit 
wird  die  F.  in  Gestalt  einer  Strohpuppe  (Bantli  AaZ.. 
Gideon  Hose'stOss  ApHer..  der  lingg  Heiland  Bd  II 
1114)  begraben  AAl.aufenb..  Zein..  Z.  (s.  HHerzog 
1").  218  f.);  ApHer.,  H.:  BsBtt.,  Stdt  (Anf.  XIX.);  F 
1592  verboten);  Schw;  Th;  ZHombr..  Piicht.  Das  Be- 
gräbniss  wird  durch  einen  Leichenhitter  vorher  an- 
gesagt AaZ.;  ApH.  Den  daran  Teilnehmenden  wirft 
man  in  ApH.  aus  den  Fenstern  .Leckerli'  zu,  in  BsEtt. 
bekommen  die  Zuschauenden  aus  einem  mitgeführten 
Krug  zu  trinken.  Unter  Klagegeheul  (AAZein. ;  Th). 
oft  auch  von  ohrenzerreissender  Katzenmusik  begleitet 
(AAZein.:  ApH.).  bewegt  sich  der  Leichenzug  nach 
dem  Grabe,  wo  der  .Pfarrer-  eine  karrikierte  Leichen- 
predigt hält  AAZein..  Z.:  ApHer.  In  ZRicht.  wird  der 
Strohmann  erst  verbrannt  und  dann  seine  Asche  ,ver- 
locht.-  —  r)  Verschiedenes.  Im  J.  1580  wird  in 
F  verboten  ,de  baiser  le  fourneau,  de  parcourir  la 
ville  avec  une  charrue  le  mercredi  des  cendres,  sous 
peine  d'emprisonnement.'  Kienlix  1S32.  '282.  In  Sm 
Stdt  wird  seit  1815  am  Aschermittwoch  von  der  Kauf- 
leutenstube  ein  Jugendfest  veranstaltet.  Härder.  Kaufl. 
39  f.  In  Z  oGlatt  pflegten  in  der  Nacht  nach  dem 
Funkensonntag  erwachsene  Mädchen  auf  die  Gasse  zu 
gehen  und  die  Aufmerksamkeit  der  Bursche  auf  sich 
zu  lenken.  HDiener  1863,  368.  Ähnlich  in  ZW.,  wo 
in  der  Fastnachtzeit  die  Mädchen  statt  der  Bursche 
b"  Liecht  gehen.  Nach  JCSchäfer  1810,  35  schickte 
man  sich  in  Ar  an  der  F.  anonym  allerlei  spasshafte 
Dinge  mit  satirischen  Anspielungen  zu.  Vgl.  noch 
Kredit  (Bd  111  786/7),  Chlupper- Dunstig,  Prügel- 
Mäntig.  Über  die  .Bärenjagd-  in  B  s.  Bd  III  23;  der 
selbe  Brauch  wurde  lt  Schweizerbote  1809.  75  ff.  auch 
in  U  geübt.  S.  ferner  Wild-Mann  (Sp.  284).  — 
3.  Aberglauben.  In  G  feiern  noch  hie  und  da  die 
Familien  an  Aschermittwoch,  damit  das  Korn  vor 
Brand  gesichert  bleibe.  GLHartmaxn  1817.  Was  am 
schmutzige'  Dünstig  und  «■  der  junge'  F.  (was,  bis 
d'  F.  Oberen  isch  S)  (/'schaffet  wird,  das  fresse'd  Alles 
<l  Mus  L;  S.  Kinder,  die  in  der  F.  geboren  sind, 
sehen  Gespenster  B  (Eothenbach).  An  der  alten  F. 
schaut  der  Gäuer,  ob  sein  Korper  im  Schatten  des 
Mondes  auch  einen  Kopf  habe;  fehlt  der  Kopf,  so 
stirbt  der  Mensch  während  des  Jahres  S  (Schild). 
Zur  Fastnachtzeit  Hühnern  und  Tauben  zu  misten,  ist 
schädlich  1!  (Rothenbach).  Weiteres  s.  N.  Alpenp.  XIII 
95  a.  —  I.  Bauern-  und  Wetterregeln.  Wenn 
es  ins  F. -Feuer  schneit,  so  fällt  darnach  noch  22mal 
Schnee  ZOttenb.    So  mit  uehi"  dass  [am  F.-Samstag] 


grad  gt  ten  n  d'  Schiffli  bo"   Thun  ehöme", 

der  Wald  e'tschlage"  iseh  [ausgeschlagen  hat],  so  wit 
soll  denn  am  Maitag  Chrül  un* Laut  si"  BBe.  Scheint 
in  der  F.  die  Sonne,  -.i  geraten  gemeiniglich  Korn 
und  Weizen  (Kirschen  LG.)  wohl  ZO.;  ebenso  die 
Erbsen.  Lindinners  Z  Kai.  1721.  Wenn  's  a'  de*  Ilnre-- 
F.  de"  Bettlere'  g'rutet  [d.  h.  bekommen  sie  von  dem 
infolge  günstiger  Witterung  gut  gelaunten  Bauern 
Etwas],  so  (f  rötet  im  Summer  de"  Biire"  rf'  Em  S 
(Schild).  Wenn  in  der  F.  die  Sterne  hervorleuchten, 
so  weiden  im  Sommer  die  Schnitter  rar  ZTagelschw., 
so  legen  die  Hühner  viel  S.  So  viel  Sterne  an  der 
alten  F.,  so  viel  Schnitter  in  der  Ernte  LE.  Wenn 
an  der  jungen  F.  die  Frucht  aufschlägt,  so  schlägt 
sie  das  ganze  Jahr  auf  L.  .Am  Zinstag  der  rechten 
(jungen]  F.  soll  man  pflanzen  und  seyen,  so  blybts 
allzyt  grüen.'  ZElgg  Arzneib. 

Mini.  Ktstnaht,  iyivw  iii'iht  Unsere  ältesten  Belege  zeigen 
nur  ausnahmsweise  Formen  mit  I:  .vahstnacht.'  1299,  Aa 
l'rk.,  ,fastnacht.'  1574.  Bs  Chr.  ;  sonst  gilt  die  Form  ohne  J: 
,vasin.'  1283.  1285.  1293,  Bs  ürk.,  ,faseu.'  1337,  LRq.; 
1359,  ßr  ürk.;  1405,  G  l'rk.:  Ull.BsKq.,  ,vasn.'  128G. 
1298,  Bs  Urk.:  1456,  Ndw  Rq. ;  1490,  G  l'rk.;  1534,  Z 
Grün.,  .fasnaeh.'  Edlib.,  ,fassn.'  13S9,  Gl;  139S.  Th  Urk.; 
1419,  Ap  Urk.:  seit  dem  XVI.  vorherrschend.  Ob  Fait- 
oder  Fas-N.  «las  Urspr.  sei,  soll  hier  nicht  ausgemacht  wer- 
den. Am  wahrscheinlichsten  ist  aus  lautlichen  und  sach- 
lichen Gründen  noch  immer  das  Erstere:  zu  dem  Schwund 
von  i  bietet  Faet-Muet  (Sp.  491)  ein  Analogon;  vgl.  auch 
mhd.  prag-  neben  vrast-munt.  —  Die  oft  wiederholten  Anstren- 
gungen der  reformierten  Kirche,  die  F.  abzuschaffen,  hatten 
keinen  dauernden  Erfolg,  wenn  es  auch  gelang,  die  ärgsten 
Auswüchse  zu  beseitigen.  .Dieweil  man  aus  Gotteswort  die 
fiel  .'agigen  Fasten  abgestellt,  so  soll  man  auch  künftigs 
keine  Fassnacht  noch  Ascher  Mittwoch  mehr  haben,  und 
weder  auf  Zünften,  Gesellschaften  noch  Knechtenstuben  ko- 
chen lassen,  noch  zehren,  auch  ganz  keine  Fassnacht  Butzen, 
Pfeifen,  Trommeln  brauchen.  Doch  falls  gute  Herren  und 
Gesellen,  ohne  der  Zünfte  Kosten,  bei  einander  essen  wollen, 
in  Zucht  und  Ehren,  das  ist  Niemanden  verboten.'  1546, 
Bs  Verordn.  (Ochs).  ,Mattb.  VII  vom  breiten  Weg  gehet 
besser  auf  die  Papisten,  als  auf  die  Reformierten,  weil  nebet 
obigem  Danzen,  Spillen,  Fassnachtwesen  und  vil  anders  zwar 
bei  den  Papisten,  aber  nicht  bei  den  Reformierten  erlaubt 
ist.'  Fäsi  1696.  Vgl.  Ohüch-Wfh.  Eine  Änderung  trat  seit 
der  Reformation  auch  insofern  ein,  als  die  Reformierten  ihre 
F. -Feier  zumeist  erst  nach  dem  Aschermittwoch  begiengen. 
-    F.   auch   Familienn.    Z;    1607,   Jahn    1857. 

fas nachte":  die  Fastnacht  begehen  Ndw;  „W." 
.Ich  gebe  dir  da  5  Dublonen;  da  könnt  ihr  einmal  f.' 
Ndw  Kai.  1893.  .Jetzt  will  ich  aber  singen  und  will 
gän  zu  verstahn,  wie  d'  Hasler  und  die  Frutiger  vor- 
mals gfassnachtet  han.'  15S3.  Fasnachtslied;  s.  Fas- 
yacht 3  f.  In  der  Fastnachtszeit  grössere  Gesell- 
schaften abhalten,  wobei  Rahm,  Schinken,  Lebkuchen, 
Ofenkrapfen  usw.  aufgestellt  werden  Zg. 

vor-:  an  der  F.  verzehren.  .Etwas  gelts  uf  die 
zünft  und  stuben  geschenkt  für  guot  jar  und  ze  v.' 
1521,  Egli.  Akt.  .Die  empter  [die  Festbesucher  von 
der  Landschaft]  kouftend  zwei  ochsen,  brachtends  uf 
den  kindlin  tag  [nach  Luzern]  und  schanktends  minen 
herren  und  darzuo  20  fl.  den  wibern  in  der  stat  zuo  v.' 
Salat. 

fasnächtle":  =  fasnachte"  BsStdt. 

Pasnächtier:  Jmd,  der  sich  gerne  den  Fast- 
nachtsfreuden  hingibt  BsStdt. 

fasnächtlich.  .Fasnächtliches  Unwesen  und 
Missbrüch.-  Z  Mand.   1650. 


655 


Nacht,  necht,  nicht,  nocht,  nucht 


656 


Vor- F.:  Vergnügungen,  iiie  dein  Eintritt  der  F. 
vorangehen.  .In  ansehung  des  leidigen  empfangenen 
hageis,  teuren  zyt  und  fehljahren  [werden]  alle  mum- 
mereien  oder  butzen,  ringspringen,  vorfassnacht,  scheid- 
weggen  essen,  küchli  hollen,  gutjahr  singen  [verboten].' 
1580,  ZWint.  Mand.  ,üie  Herren  und  Frauen  zu  Solo- 
thurn  hielten  ein  Vorfassnacht.'  FHaffnkr  1000.  — 
Groppe°-F.:  Nachfeier  der  F.  mit  Musik  und  Tanz, 
wobei  Groppen  aufgetischt  werden  TnEnn.;  s.  X.  Z 
Ztg  1876,  Nr  248.  G'lachet  und  g'jublet  und  g'jölet, 
da'-me"  (/'glaubt  hett,  nier  wärind  mitten  i*  der  Gr. 
ÜNiGELI    1896. 

II  ■■  i  e  "-  F.  A.vEhr.;  L,  sonst  meist  Herre"- :  Sonn- 
tag Estomihi.  allg. 

Eig.  F.  der  Geistlichen  (äere'),  deren  Fasten  schon  mit 
Montag  vor  Aschermittwoch  beginut;  darum  in  ä.  Spr.  auch 
,Pfaffen-F.'  Die  Form  fferrem-F.  beruht  auf  jüngerer  Um- 
deutung;   s.    Pürem-F. 

H  e  r  b  s  t-  F. :  Herbstkirch  weihtage  (Mitte  September 
bis  Ende  Oktober)  VwSee.  —  Jungfere"-F.:  Tag 
um  die  Mittfasten,  an  dem  die  Mädchen  ihre  Bursche, 
die  sie  an  der  F.  zum  Tanze  aufgeführt  hatten,  zu 
Kaffee  und  Kuchen  einluden  und  ihnen  dabei  das  üb- 
liche Geschenk,  eine  geblümte  Sammetweste,  über- 
reichten Sf.  Vgl.  SWochenbl.  180(3,  Nr  11  (S.  53/4). 
.Versparen  bis  zur  J.,  wenn  der  Schnepfenstrich  wie- 
der anfängt.'  Postheirt  1869;  wohl  in  obsc.  Sinn.  — 
Chüechli-F.:  Sonntag  Invoc.  Ostschweiz.  S.  Fas- 
N.  2  i.  —  Mann(en)-F.:  Sonntag  Invocavit.  .Ent- 
zwüschen  Sant  Martis  tag  und  der  man  vassnacht.' 
1419,  Zellw.  Urk. 

Allermannen-F.:  =  dem  Vor.;  ,der  sechste  Sonn- 
tag vor  Ostern,  der  Sonntag  nach  der  Herrenfasnacht.' 
vMoos,  Kai.  ,An  S.  Mathis  abend,  was  aller  man  vas- 
nacht.'  Vad.;  dafür:  ,der  manen  fasnacht.'  1490,  G  Urk. 
—   So  benannt  im   Gegs.   zur   Here"-F. 

Narre"- F.:  letzter  Tag  der  F.  Ndw. 

Püren-F.:  Sonntag  Invoc.  allg.  —  Im  Gegs.  zur 
ll,rii"-F.  so  benannt. 

Wiber-F.  ,Ain  Montag  nach  dem  1.  Sonntag  nach 
Dreikönigen  1051  [d.  h.  am  18.  Jan.]  war  der  Weiber 
Fassnacht  und  ir  Jarzyt.'  Obw  Volksfr.  ,Es  soll  die 
Weiber-Fasnacht  bei  10  fl.  Buss  verboten  werden.' 
1628,  ebd.  —  Vgl.  Wtber-Ftrtig.  In  Köln  wird  der  Donners- 
tag vor   Estom.    ,W.'  genannt. 

Winter- F.:  die  eig.  F.  im  Gegs.  zur  Herbsl-F. 
VwSee.  Annemarilis  Houchsig  [Hochzeit],  ico  af  d'  W. 
äsg'maclit  g'si"  isch.  Schwzd.  (LW.);  vgl.  Fas-X.  2  m. 

Frönfaste°-Nacht:  Nacht  der  Quatemberfasten; 
s.  Frön-Fastcn  (Bd  I  1113).  In  den  F. -Nächten  fahren 
die  Hexen  durch  die  Rauchfänge  auf  den  Blocksberg. 
ApHeid.  Monatsbl.  1838.  ,Ich  hatte  von  einem  Kapu- 
ziner ein  Weihbeselchen  erhalten,  womit  ich  die  Kühe 
in  jeder  Fr.  bestreichen  musste,  damit  sie  keine  rote 
Milch  gäben.'  1793,  Th.  In  der  F.  soll  man  nicht  zu 
Eilt  gehen  S. 

IsCgrind-:  Nacht  im  Dezember,  in  welcher  der 
Ise'-Grind  (s.  Bd  11  764)  umgeht  AaF.;  ZHaus.,  Horg. 

Hunds-:  Nacht,  in  der  zwischen  den  streitenden 
Parteien  des  Rats  von  L  ein  blutiger  Strassenkampf 
stattgefunden  haben  soll,  wobei  14 — 16  Ratsherren 
tot  auf  dem  Platze  blieben;  vgl.  Schweizerbote  1827, 
268/9;  Feierabend  1870.  6;  Licbenau  1881,  188.  .Ge- 
walt gewinnt  Oberhand  über  Recht;  aber  ich  fürchte, 
wenn  es  so  fortgehen   muss.    es  werden  zuletzt  noch 


Hundsnäclite  entstehen  und  die  Wut  in  Blut  abge- 
kühlt werden.'  VMeter  1762. 

Das  Faktuni  selbst  ist  ebenso  unsicher,  wie  die  Deutung 
des  Namens.  Im  Schweizerboten  wird  vermutet,  dass  das 
Ereigniss  in  die  Hundstage  gefallen  sei.  S.  auch  Liebenau 
1881,   189   Anm. 

Haus-:  Gelage  der  jungen  Bursche,  an  welchem 
ein  Haus  (s.  Haus  II  2  c  Bd  II  1079)  verzecht  wird 
Zü.;  vgl.  Brüt-N.  2. 

Hüsli-.  H.  ha',  den  Sylvesterabend  im  Kreise  der 
KaHiilie,  auch  etwa  unter  Zuzug  von  Nachbarn  und 
Freunden  durch  ein  kleines  Mahl  begehen .  wobei 
neben  Fladen  und  Birnbrot  Nüsse  die  Hauptrolle 
spielen  GT.  Am  Sylvesterabend  tranken  in  Bräggers 
Stube  zwei  junge  Bursche  und  zwei  Mädchen  bis 
Mitternacht  unter  dem  Titel  der  sog.  Heusslinacht. 
UBrägger  1787. 

Der  Name  angeblich  mit  Bez.  auf  die  im  Viereck  ge- 
legten Nüsse  (s.  IIüs  S  l  Bd  II  1704),  die  bei  keiner  H. 
fehlen  dürfen. 

Und-:  =  ehldigi  X.  (s.  Bd  III  150)  BsL.  Wie 
mängist  isch  's  doch  bis  Chldnacht  uf-im  Pflanzplätz 
'blibe".  Breitenst. 

Chilt-:  Teil  der  N.,  den  man  bei  Licht,  arbeitend 
oder  überhaupt  wachend  zubringt  AALeer. ;  BHk. ;  S; 
s.  Chilt  2  (Bd  III  242).  I"  de'  Ghiltnächte"  im  Winter 
han-ich  müesse'  Werch  reite".  Joacii.  1881.  Her  Bauer 
Jost  von  BBrechershäuserii,  der  die  Begebenheiten  des 
Bürgerkrieges  vom  J.  1653  aufzeichnete,  erklärt,  dass 
er  Dies  ,in  langen  Kiltnächten  und  nur  der  Kurzweil 
wegen'  getan  habe.  Jahn  1857,  220. 

Chlungeli-  Z  Mönchalt..  Chlungere*-  ZWäd., 
Ohr  tingele"-  ZHittn.,  Hörnli,  Wetz.,  Chrungeli-  ZKn., 
(>.,  Rieht.:  Nacht  vor  dem  Christabend  (23.  Dez.)  Z 
Mönch.,  Rieht.,  Wäd.,  sonst  die  letzte  Nacht  vor  dem 
Sylvester,  in  der  Bursche  in  abenteuerlicher  Ver- 
mummung (als  Chlungeli  usw.;  s.  Bd  III  65S.  833)  von 
Haus  zu  Haus  ziehn  und  sich  bewirten  lassen,  auch 
wohl  allerlei  Unfug  treiben,  die  Vorübergehenden  be- 
lästigen, in  die  Häuser  eindringen  und  in  den  .Licht- 
stubeten'  den  Spinnerinnen  mit  Bällen  die  Spindeln 
abschlagen  oder  mit  russigen  Spindeln  die  Anwesenden 
bewerfen.  Hie  und  da  bringen  auch  die  Masken  selbst 
Spinnstöcke  mit  und  verwirren  den  Spinnenden  den 
Chüder  (s.  Bd  111  151)  ZO.  Eine  gereimte  Schilderung 
der  CM.  mit  Abbildung  s.  Müllers  Jugendschi'.  XVI  b 
(1895)  22. 

('hläus(e)li-:  der  Montag  Abend  nach  St  Nikiaus, 
wo  Vermummungen,  Besuche  in  .Lichtstubeteir.  Um- 
züge mit  lärmenden  Instrumenten  usw.  stattfanden 
ZO.     S.  auch  vor-chlausen  (Bd  111  097). 

Mitt-  TnHw.  ("*);  ZZoll.,  Mitti-  AaF.;  I:  (*"")!  I' 
(dagegen  z' Mitter-N.);  W,  sonst  Mitter-:  Mitternachts 
in  TnHw.  nur  von  der  Himmelsrichtung. 

In  der  ä.  Spr.  meist  ,Mitt-N.';  ,uf,  iimb  niitto-n.'  1177, 
Bs  Chr.;  l.I.av.  1569  (dafür  , um  Mittor-N.'  1670);  ThPlat« 
1572,  ,z'  Mitter-N.'  Com.  Bsati. 

mitt-nächtig  ThHw.j  ZZoll..  mitter-  ZSth.:  nach 
Norden  gelegen.  .Mittnächtische  Gestirn.'  HsRRebj 
mann  1620. 

Nidel-N.:  Abend,  an  dem  gesellschaftliche  Zusam- 
menkünfte bei  Schlagsahne  stattfinden  ZG.;  s.  Nidel  .'. 

Häggen-nase°-:  Abend  vor  Sylvester,  an  dem 
die  Häggen-Xasen  (s.  d.)  umgehen  ZHausen  a/Alba 
Rieht.,  Wäd.  In  Hausen  laufen  auch  kleine  Knaben 
mil   Schellen,  Peitschen,  Schaufeln  usw.  herum. 


65 


(facht,  necht,  nicht,  nocht,  Dacht1 


658 


St  ü]i  f-na  si'»-:  Abend  des  letzten  Freitags  im 
ii.lt «-u  Jahr,  an  dem  die  Stüpfnasm  (s.  d.)  umgehen 
/.  Bez.  All'.. Item. 

Bochsel-  Aa,  Bo.nl-  TnWeinf..  Buchsle"-  Z8.: 
eine  oder  mehrere  Nächte  in  der  Adventszeit  GiiNuf., 
Alien. 1  der  drei  letzten  Donnerstage  vor  Weihnachten 
AAKlingn.,  des  letzten  Donnerstags  vor  Weihnachten 
InWein!..  zweiter  Abend  vor  Weihnachten  und  Neu- 
jahr 7.S..  Vigilie  vor  Weihnachten  Bs  (ä.  Zeit).  Im 
Aa  werden  rasselnde  Gegenstände,  wie  Salz,  Erbsen, 
Traubenkerne  usw.  an  die  Fenster  geworfen  und  Säcke 
mit  Glasseherben  an  die  Haustür  geschlagen.  Früher 
war  der  Unfug  noch  grösser  und  allgemeiner.  J)ie 
B.,  wo  die  Schüler  und  Erwachsenen.  Männer  und 
Frauen  mit  wildem  Geschrei  umherstürmten,  die  Einen 
.böckenweise'  oder  mit  .Böckenantlittern',  Andere  mit 
Teufelshüten  oder  Jölershüten  (.gölersweise')  angetan, 
an  die  Häuser  posselten,  ehrbare  Leute  in  denselben 
überfielen,  allerhand  Mutwillen  trieben,  Fässer  und 
Karren  umwarfen  usw.'  Bs  im  XIV.  .Es  sol  ouch  nie- 
mand [in  der  B.]  dem  andern  an  siner  tür  klopfen.' 
1420,  Bs  Bufb.  .Als  denn  uf  rnorn  die  bosselnacht 
ist,  tuent  ouch  unser  herren  verbieten,  dass  niemand 
bosseln  sol,  wand  den  frömden  herren  [vom  Konzil] 
solichs  unkunt  ist.'  1436,  ebd. ;  ähnliche  Verbote  mehr- 
fach bis  1592.  ,Als  dann  mengklich  hishar  vor  dem 
heiligen  hochzyt  wiennechten  in  uebung  gewesen,  uf 
die  necht,  so  man  nempt  die  bochselnacht,  nachts  umb- 
gangen,  den  lüten  gelüt,  geklopfet  und  in  die  venster 
geworfen  haben.'  1520,  ebd.  ,N.  ist  in  fenknus  komen, 
von  wegen  er  uff  ain  bochselnacht  spat  uff  der  gassen 
gangen  und  ain  wöseh  im  wöschhus  abgelassen.'  1553, 
Scn  Ratsprot.  Über  die  Feier  der  B.  in  TiAVeinf.  s. 
B.-Abend  (Bd  I  37);  Tn  Volksz.  1880,  Nr  1/3.  In  Gr; 
Z  wird  an  der  B.  bis  tief  in  die  Nacht  hinein  ge- 
arbeitet, worauf  man  sich  bei  einem  Gläschen  Brannt- 
wein gütlich  tut. 

Bis-:  Nachmittag  ApK.;  GF.,  Ta.  (m.);  THWeinf. 
—    Vgl.    BU-Äbend  (Bd   I    38),  -Imbiss  (Bd   I   238),  -Mittag. 

Poster-.  Dazu  „poster-nächte"  BO.;  LE.tt, 
-niichtlc  „BO.;"  GrPi\ ;  L.E.:  a)  Freudenfeuer  ver- 
anstalten beim  Wegzug  von  einer  Alp  „BO. ;"  GRPr. 
„Schon  lange  vorher  sammeln  die  jungen  Älpler  Holz, 
das  sie  oft  Stunden  weit  vorn  an  den  Band  eines 
hohen  Felsens  tragen,  der  das  ganze  unten  liegende 
Tal  beherrscht,  richten  daselbst  einen  mächtigen  Holz- 
stoss  auf,  zünden  denselben  bei  anbrechender  Nacht 
an  und  endlich  lassen  sie  die  glühenden  Klötze  von 
der  Höhe  herunter  rollen.''  —  b)  „sich  mit  seinen 
Nachbarn  letzen,  eine  frohe  Nacht  in  Saus  und  Braus 
mit  ihnen  durchschwelgen,  ehe  man  vom  Berge  mit 
der  Herde  ins  Tal  zurückkehrt,  oder  ehe  man  im  Tale 
eine  andere  Wohnung  bezieht  LE."  —  Vgl.  Poataii-Jagd 
(Bd   III   23),  Posterli. 

Pfüsi-:  stürmische  N.  SchwE.  [Ich]  icett,  ich  war 
en  armi  Sei,  tat  den  ufe"  [zu  Liebchens  Fenster]  flügeP; 
brüchti  da"  kein  Pf,  keini  Schiterbige".  Lienert  1893. 

Brut-:  der  Abend  des  Tages,  an  dem  die  Ver- 
lobung von  der  Kanzel  verkündigt  wurde ;  er  wurde 
von  den  Angehörigen  des  Brautpaars  mit  einer  Mahl- 
zeit im  Hause  der  Braut,  von  der  Knabenschaft  des 
Dorfes  mit  einer  aus  dem  .Hausgeld'  (s.  Bd  n  1680) 
veranstalteten  Lustbarkeit  gefeiert  Z. 
■  Qnatember-:  eine  N.  in  den  Quatemberwochen; 
vgl.  Frön  fasten- X.    .Weil  er  in  der  Qu.  geboren  war. 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


konnte  er  alle  Zwerge,  Kobolde,  Polter-  und  Berg- 
geister  seilen.'   Klenhn    1884. 

Zue-säg-:  Abend,  an  dem  die  Zuesäg-Gant  statt- 
findet  '/,:  s.  zue-sägen.    -   Vgl.   Feil-N. 

Scheid-:  der  letzte  Abend,  den  man  am  Ende  des 
Winters  in  der  .Lichtstubeten'  verbringt;  er  wird  durch 
eine  besondere  Gasterei  gefeiert  TnStettf.  f  -  Vgl. 
\.  li,  id-  Weggen. 

(Boss-)Schel  rae"-:  N.  vom  25./26.  Dec.  L. 

Der  Name  soll  dalier  rühren,  dass  die  Leute,  welche  die 
vorhergehende  Nacht  wegen  des  Weihnachtsgottesdienstes  zum 
grossen  Teil  durchwacht  haben,  an  diesem  Abend  früh  zu 
Bette  gehen  und  dabei  vor  Schläfrigkeit  wohl  unterlassen, 
die  (Stall-)Tür  zu  schliessen,  so  dass  die  Diebe  leichtes 
Spiel   haben. 

Schleik-:  Vorabend  des  St  Nikiaustages  ZcÄg.; 
s.  Chlaus  3  (Bd  III  689);  Arch.  f.  Volksk.  I  64. 

Schmutzli-:  =  dem  Vor.   AAZuf. 

Spinn-.  Die  , letzte  Sp.'  ist  der  zweitletzte  Abend 
des  Jahres;  wer  noch  Werg  an  der  Kunkel  hat,  dem 
wird  es  verbrannt  ZAffoltern  b/H. 

D  u  r c  h  s  p  i  n  n  - ,  in  Z  Ottenb.  Urspinn- :  Nacht  (spec. 
zweitletzte  Nacht  oder  die  Nacht  des  Freitags  vor 
Weihnachten  und  Neujahr  SchKI.  ;  ZSth..  W.).  während 
deren,  oft  unter  allerlei  Lustbarkeit,  bis  zum  Tages- 
anbruch gesponnen  wird  SchKI.;  ZKn..  0.,  Sth.,  W. 
—    Vgl.    Durch-Sia. 

Stüpfele"-,  Stüpfer-:  letzte  Nacht  des  Jahres, 
in  welcher  der  u.  andreslen  2  (Bd  I  314)  erwähnte 
Brauch  geübt  wurde  Ocw  (Lüt.,  Sag.  104).  Nach  einer 
weitern  Angabe  soll  in  dieser  Nacht  eine  böse  Hexe 
herumlaufen  und  die  unfolgsamen  Kleinen  ,stüpfeln.' 
ebd.  126. 

Sträggele"-  AaoF.;  L;  ZAffoltern  a/A.,  Hed., 
Spräggele'-  ZKn.,  Maschw.,  Obf.,  Ottenb.:  Nacht  im 
Advent,  und  zwar  1.  Dec.  AaF.,  Fronfastenmittwoch 
LKick.,  14  Nächte  vor  Sylvester  ZOttenb.,  2  Nächte 
vor  Weihnachten  ZKn.,  30.  Dec.  ZHed..  Maschw.,  Obf. 
Nach  älterer  Überlieferung  geht  in  dieser  Nacht  die 
Sträggele",  ein  weiblicher  Dämon,  um  und  bestraft 
faule  Mädchen  L.  In  ZKn.  findet  ein  lärmender  Umzug 
der  Knabenschaft  statt;  s.  Schnabel-Geiss  (Bd  II  463), 
Sträggelen.  Man  unterscheidet  denselben  als  grössi  (alti 
ZMaschw.,  Biffersw.)  Spräggele*  von  der  chllne"  (jtiiirjr" 
ZMaschw.,  neue"  ZBiffersw.),  die  8  oder  auch  14  Tage 
früher   von   den  jungem  Knaben  veranstaltet  wurde. 

Tag-und-:  Pflanze,  deren  Blüte  oder  Frucht 
einen  grellen  Farbenkontrast  darstellt.  1.  Milchstern, 
Orn.  umb.  Aa;  LReid. ;  G;  ZZoll.  —  2.  Melisse,  Mel. 
mel.  Dürh.  —  3.  eine  scheckige  Varietät  der  Bohne 
ZMönch.    S.  T.-Bluem,  -Bon,  Grien-Chrüt  (Bd  III  894). 

T  un k e  1- :  =  tunMi  Nacht  Z.    's  ist  T.    Bis  z'  T. 

Durcb-:  Nacht,  die  man  bei  der  Arbeit,  bes.  aber 
in  fröhlichem  Kreise  bei  Spiel  und  Tanz  durchwacht 
G;  Z.     Dazu  dürchnächtle". 

T  w  e  r  -  s.  twer. 

Wih(e")-  Wienacht  BsStdt.  -nach  GlK..  sonst 
-necht  (in  Ar  Wenecht),  Wie-,  Wmächte*  Sch;  Th; 
ZAuss.,  Sth.:  1.  wie  nhd.  Z'  W.  S;  Ndw.  der  Wie- 
nächte*  Tu.  Z'  W.  z'  Nacht,  in  der  hl.  Nacht  S;  '/..  Am 
W.  heiig  Tag.  L  Hausfrd.  Am  W.  heiligen  Abe'd  GlK.; 
S  (BWyss).  .An  dem  heiligen  abend  ze  w.'  1459,  Z  Bq. 
,In  den  dryen  hochzyten,  nämlich  zu  w.,  zu  ostern 
und   zu  pfingsten.'  1493,  B.     RA.    .Zu  w.  in  der  ernd', 

4'_> 


659 


Nacht,  neclit.  nicht,  nocht,  nucht 


GfiO 


niemals.  Mal.  S.  noch  un-werd.  Sitten  und  Ge- 
bräuche. W.  mit  ihren  Tannenbäumen  und  Ge- 
schenken, d.  h.  als  eigentliches  Familienfest  (im  Gegs. 
zur  kirchlichen  Feier,  die  natürlich  auch  bei  uns  von 
jeher  begangen  wurde),  reicht  in  unsern  Gegenden 
kaum  übers  XIX.  zurück;  die  betr.  Gebräuche  Helen 
entweder  auf  den  Nikiaustag  (6.  Dez.)  oder  auf  die 
Jahreswende;  s.  Clilaus-Gratzen  (Bd  II  838),  Chlaus  3  e 
(Bd  III  090),  Ghlaus-Baum.  Der  ühristbaum  findet 
sich  auch  heute  noch  vorwiegend  nur  in  protestan- 
tischen Gegenden,  wenn  er  schon  (z.B.  in  L;  Schw) 
auch  in  katholische  Familien  einzudringen  beginnt. 
In  Th;  ZO.  werden  an  W.  Kirschbaumzweige  ins 
Wasser  gestellt,  deren  Aufblühen  am  Neujahr  als 
Fruehtbarkeitsorakel  für  das  kommende  Jahr  gedeutet 
wird.  Im  kath.  Aa  (lt  Kochholz);  GrPuscIiI. ;  LG.;  Z 
tritt  an  die  Stelle  des  Kirschbaumzweiges  die  Jericho- 
rose (s.  W.-Bluem,  -Bös),  die  man  am  Weihnachts- 
abend in  einem  mit  (Weih-) Wasser  gefüllten  Gefäss 
auf  den  Tisch  stellt.  Um  diesen  versammelt  sich  die 
Familie  und  das  Gesinde  zum  Gebet,  das  bis  Mitter- 
nacht fortgesetzt  wird.  Öffnet  sich  die  Rose  bis  zum 
folgenden  Morgen,  so  wird  das  als  Zeichen  eines  ge- 
segneten Jahres  gedeutet;  bleibt  sie  geschlossen,  so 
befürchtet  man  Unglück  oder  Misswachs.  Ineichen. 
Über  einen  Apfelbaum,  der  der  Sage  nach  in  der 
Christnacht  Blüten  und  Früchte  trug,  s.  Eochh.  1850 
1  81.  Wo  Weihnachtsgeschenke  (s.  Stur)  eingeführt 
sind,  werden  sie  teils  schon  am  heiligen  Abend,  teils 
am  Weihnachtstage,  teils  erst  nachher  durch  den 
Chlaus  (s.  Bd  III  688)  oder  das  Christ-,  bzw.  W-s- 
Clünd  (Bd  III  346/7)  gebracht.  Dieses  zündet  die 
Lichter  am  Weihnachtsbaum  an  Bs;  THAffeltr.  In  L 
wurden  an  VV.  Arme  mit  Geschenken  bedacht  oder 
zum  Essen  geladen  (Der  frohe  Schüler  1840).  auch 
die  Vögel  besonders  reichlich  gefüttert,  ebenso  (lt 
Volksnovellist  II  7)  das  Vieh.  ,Es  sol  ouch  miner 
herren  keiner  dem  banvvart  järlich  geben  an  dem  hei- 
ligen abend  ze  wiennacht  3  ß  4  den.  für  schwinin 
Heisch  und  vierthalben  stouff  rotes  wines.'  1459,  Z  Rq. 
Als  spec.  Weihnachtsspeisen  werden  genannt  Bire"- 
wegge"  oder  Hutzelhröt  L;  Sch,  Chüechli  (mit  Honig) 
Ar;  BoE.  S.  noch  Chräpfen  2  (Bd  III  843);  über 
Schlemmereien  an  Weihn.  Kessl.  I  100.  Mehrfach  be- 
zeugt ist  der  Brauch  des  Weihnachtsingens.  In  L  und 
UwE.  ziehen  auf  dem  Lande  die  , Weihnachtssänger' 
von  Haus  zu  Haus  und  erhalten  Gaben  (vgl.  Tobl. 
Volks].  II  223),  ebenso  in  Zg,  wo  die  Umziehenden 
t.  die  hl.  Familie,  t.  die  hl.  drei  Konige  (s.  Legören- 
Lied  Bd  III  1095)  darstellen.  In  Z  war  es  noch  im 
Anfang  der  Dreissiger  Jahre  üblich,  dass  Knaben 
(selbst  von  vermöglichen  Eltern)  zwischen  W.  und 
Neujahr  Abends  gruppenweise  vor  den  Häusern  san- 
gen, wofür  man  ihnen  eine  Geldgabe  in  brennendem 
Papier  herunterwarf.  S.  auch  Drei-Chüng  (Bd  III 
331  ff.).  An  Stelle  der  Sänger  tritt  in  L  auch  die 
Kirchenmusik  (vgl.  Schwzd.  31,  1  ff.);  Manche  glau- 
ben, es  geh  immer  es  guets  Jör,  wenn  d'  Chile'musig 
-'  II'.  umsingi.  In  ApI.  wurde  1747  ein  Verbot  er- 
lassen;  .An  der  W.  darf  Niemand  weder  spihlen  noch 
singen,  ausgenommen  die  Wächter.'  Ap  LB.  1585/1780. 
Über  weitere  Weihnachtsbräuche  s.  Bs  XIV.  71,  über 
den  Umgang  des  Weihnachtsesels  Esel  ä  (Bd  I  515). 
(liier  Weihnachtsspiele  s.  Baechtold,  Lit.-Gesch.  2ns, 
ninin.A  50.    Volksglaube,  a)  W.  als  , Lostag',  insbes. 


fürs  kommende  Jahr.  <x)  Witterung,  Fruchtbarkeit  usw. 
betr.  .Ist  's  um  W.  feucht  und  nass,  so  gibt  's  leere 
Speicher  und  Fass'  LG.;  Sch;  S.  1'or  W.  grössi 
Wasser,  ti<ir''  Sa>it  .fohannstag  chlltii  Brät  S  (Schild). 
Wenn's  in  der  .ganzen'  [d.  1).  feiertagslosen]  Woche 
vor  W.  regnet,  so  gefrieren  die  Seen  LG.  .Ist  die 
heilige  Nacht  hell  und  klar,  so  gibt  's  ein  segens- 
reiches Jahr.'  ebd.  .Sind  die  W. -Feiertage  kalt,  so 
gibt's  keinen  kalten  Winter  und  baldigen  Frühling.' 
ebd.  Finsteri  W.,  heiteri  Schüre"  [leere  Scheunen]  Aa 
Äugst.  S.  auch  Österen  (Bd  I  580).  In  S;  ThHw.;  ZO., 
S.  stellt  man  am  heiligen  Abend  aus  entzweigeschnit- 
tenen Zwiebeln  zwölf  Schälchen  her,  füllt  sie  mit 
Salz,  legt  sie  der  Reihe  nach  auf  den  Tisch  und  be- 
zeichnet sie  mit  den  zwölf  Monatsnamen.  Am  nächsten 
.Morgen  schliesst  man  aus  der  relativen  Feuchtigkeit 
des  Salzes  auf  die  Witterung  des  betreffenden  Monats; 
ähnlich  Anhorn  1674,  136.  An  Weihnachtfronfasten 
(erster  Mittwoch,  Freitag  und  Samstag  nach  dem 
13.  Dez.)  pflegte  ehemals  ein  Mann  Nachts  12  Uhr 
sich  auf  einem  Hügel  auf  den  Rücken  zu  legen,  um 
die  Beschaffenheit  des  künftigen  Jahres  zu  erforschen 
ZS.  .Andere  pflegen  auf  die  nächsten  zwölf  Tag  noch 
W.  Achtung  zu  geben,  welche  sie  Loosstag  heissen.' 
FWyss  1650.  Dabei  gelten  folgende  Beziehungen  zwi- 
schen Loostag  und  zukünftigem  Jahr:  die  6  Stunden 
von  Christabend  6  Uhr  bis  Mitternacht  werden  auf 
die  ersten  8  Tage  des  Januar,  die  18  Stunden  von 
Mitternacht  bis  Abends  0  Uhr  des  Weihnachtstages 
auf  die  übrigen  Tage  dieses  Monats,  die  24  Stunden  bis 
Abends  6  Uhr  des  folgenden  Tages  auf  den  Februar, 
die  folgenden  24  Stunden  auf  den  März  usf.  gedeutet. 
Am  Weihnachtsvorabend  (während  des  Läutens)  oder 
Morgens  früh  werden  die  Bäume  mit  einem  strohernen 
Garbenband  umwunden  (lt  Volksnovellist  gedüngt), 
was  schönes  und  reichliches  Obst  bewirkt  B;  Z.  An 
Weihnachten  soll  die  Hausfrau  vor  Tagesanbruch  mit 
den  Hausgeschäften  fertig,  das  Vieh  gefüttert  sein. 
Volksnovellist.  Nach  anderer  Angabe  soll  man  in 
den  Weihnachtstagen  das  Vieh  beim  Betglockenläuten 
tränken,  indem  man  es  dadurch  vor  Krankheit  schützt; 
am  Weihnachtsmorgen  als  Erster  bei  der  Tränke  zu 
sein,  verheisst  schönes  Vieh  und  gute  Milch  (.das 
Wasser  wird  zu  Rahm')  Z.  —  ß)  menschliches  Schicksal 
betr.  Wer  am  Weihnachtsmorgen  grünes  Obst  (spec. 
Äpfel)  isst,  bekommt  Pusteln  oder  Geschwüre  B;  S. 
Wer  beim  Weihnachtseinläuten  (am  frühen  Morgen 
des  25.  Dez.)  ein  zu  Häupten  gelegtes  Gesang-  oder 
Gebetbuch  aufschlägt,  erkennt  aus  dem  aufgeschla- 
genen Liede  oder  Spruch  sein  Schicksal  im  nächsten 
Jahre  ZO.,  S.  Wenn-me"  z'  W.  z'  Nacht  zwüsche"  13 
und  1  Blei  giesst,  cha""-men  us  de"  Figilre",  ivo  's  gibt, 
g'seh,  v-as-me"  dürch  's  Jör  z'  erlebe"  het  S  (Schild). 
Bes.  beliebt  sind  Eheorakel.  Wenn  Eini  will  u-üsse", 
gab  si  ne"  Ma""  überchunnt,  seil  si  z'  W.  z'  Nacht  am 
Zwölfi  rar  ne"  Schufstall  gö",  seil  a'chlopfe*.  l'lagge" 
[blocken]  d'  Schöf,  so  überchunnt  si  im  nächste"  Jör\ 
6"  Ma"  S.  Zieht  in  der  hl.  Nacht  ein  Mädchen  ein] 
Scheit  aus  einem  Holzstoss  und  hat  das  Scheit  Rinds 
so  bekommt  sie  einen  reichen  Mann  B  (Rothenb.);  ist! 
das  Scheit  krumm,  so  ist  es  auch  der  Mann  S.  Wenn 
Mädchen  an  W.  beim  Mondschein  in  den  Dorfweiher 
blicken,  so  sehen  sie  darin  ihren  Zukünftigen.  1!  Hink. 
Bott  1821.  Am  ersten  Weihnachtstage  wird  ein  Becken 
mit  Wasser  vor  das  Fenster  gestellt.  Aus  den  Figuren 


661 


Nacht,  aecht,  nicht,  nocht,  nacht 


662 


welche  die  Eisdecke  bildet,  schliessl  man  auf  das  Ge- 
werbe des  zukünftigen  Freiers  ZSchott.  Wenn  Eine' 
inll  wüsse*,  was  er  für  e*  Frau  überchunnt,  seil -er 
:'  W.  :'  Nacht  liim  Z'sämme'lüte"  zu  nun  Brunne" 
gö"  und  ab  niederem  Brunne'  drei  Schluck  Wasser 
trinke;  de""  g'seht  er  si'  Frau  vor  der  Chilchtür  stö" 
S  (Schild).  S.  noch  Tschuepen-Laden  (Bd  III  1070); 
Schild  1863,  121;  Schwzd.  3,  32.  —  b)  Verschiedenes. 
Kin  Mittel,  sich  .gefroren'  (s.  Bd  I  1314)  zu  machen: 
,An  der  h.  Wyhenacht  umb  Mitnacht  machen  sie  aus 
Jungfrawpergament  vil  kleine  Zädelein,  schreiben  in 
ein  jedes  die  vier  Buchstaben  I.  N.  R.  L,  überziehen 
dieselben  mit  aus  Weizeninel  angemachtem  Teig,  for- 
mieren daraus  runde  Kügelein,  legen  sie  heimlich 
under  ein  Altartuch,  lassen  zu  bestimmten,  aber  under- 
schidlichen  Zeiten  drei  Massen  darüber  läsen  und 
verschlucken  denn  derselbigen  eins  an  einem  Morgen-, 
und  das  alles  tun  sie  mit  gwüssen  Worten  und 
Zaubergebettlein.'  Gwekb  1646.  Ähnlich  muss  das 
Spis-Hölzli  (s.  Sprissen-Solz  Bd  II  1261)  in  der 
Christnacht  geschnitten  werden,  um  wirksam  zu  sein. 
Wenn -inen  a*  der  heilige"  Nacht  e"  schwärzt  Chatz, 
wo  kei's  wisses  Hörli  het,  üschochet,  iri  Chnochen  im 
Spiegel  luegt  und  de"  Chnoche",  bi  dem-me"-sich  im 
Spiegel  nit  g'seht,  nöchhe"  treit,  so  cha""-me"  sich  u"- 
sichtber  mache"  S.  Vgl.  noch  Chunklen  (Bd  III  365) 
und  zum  ganzen  Abschnitt  heilig  (Bd  II  1149).  — 
2.  bildliche  Darstellung  der  Geburt  Christi  L;  GG.; 
s.  Chripfenl  (Bd  III  845).  Uf-em  Chopf  e"  Chröne", 
grad  nie  die  heilige"  Dreikönige''  uf-ere"  so  ne"  recht 
e"  schöne"  W.  alle  [gewöhnlich]  abg'mölet  sind. 
Schwzd.  (L). 

MIkI.  diu  tcilie  mihi;  (ze)  wihe(n)nahten,  iei(n)nahten.  Die 
diplith.  Form  Wie-  erklärt  sich  wohl  durch  Ausfall  des  h 
aus  Wthe(n)-,  ähulich  wie  Biet  aus  Biliel.  Doch  vgl.  Zss.  wie 
Wie-Cheeeel  ( lid  III  517),  -Wadel,  -Wasser,  wo  i'e  eher  auf 
Diphthongierung  vou  i  vor  h  (ch)  zu  beruhen  scheint,  wie 
in  lieckt  aus  lu-ht,  Ticchxel  aus  Ttchael.  Su  könnte  Wienecht 
aus  'ictchnachl  entstanden  sein.  Von  ä.  Formen  seien  noch 
erwähnt:  ,ze  winnaht.'  1286,  Bs,  ,ze  wiennacht.'  1292.  1297, 
Bs;  1375,  B,  ,ze  wiuuächt.'  1295,  Bs,  ,ze  wienecht.'  1493, 
B,  ,wieuächt.'  1563,  Z,  .zu  wienacht.'  Mal.,  ,Wiehuacht.' 
1639.  1650.  1665,  Z,  ,die  heilige  Wyhe-nacht.'  HiT:!,  Z. 
,Vom  winechte  tag.'  1475,  Bs.  ,Zuo  den  wihnachten.'  12'.I7. 
Bs,  ,nach,  Sit,  zuo  wihen,  wichen  nachten.'  XIV.,  Z;  1387, 
L;  1521,  Th,  ,vor  winnahten.'  1314,  Vw,  ,vor  wienachteu.' 
1377,  B,  ,nach  wiennechten.'  1476,  Bs,  ,auf  Weynäcliten.' 
1699,  Z.  Wrmch:  (in  Verbindung  mit  der  Präp.  «f  auch 
if-Fenecht),  Ortsn.  Ar.  —  Über  W.  als  Jahresanfang  s.  Gro- 
tefend,  Zeitrechnung2  205  a;  ATille.  Gesch.  d.  deutschen  W. 
B83.  Vgl.  auch  Hagenbach,  Weihnachtsgabe  1S45,  53  Ann). 
Zu  den  um  die  Weihnachtszeit  üblichen  Volksgebräuchen  vgl. 

Ir    Gräufleten    (Bd    II    708  f.),    Poeterli-Jagd    (Bd   III    23), 

nvni-chlinglen  (Bd  III  656),  ferner  mehrere  der  vorherge- 
gangenen Zss.  Zu  1  a:  .Die  alten  Christen  haben  dafür  ge- 
halten, Gott  habe  zugleich  mit  seinem  Sohn  den  Menschen 
Joch  viel  Anderes  geschenket,  darunter  sie  auch  die  Er- 
kenntniss  des  Gewitters  [Witterung],  der  Fruchtbarkeit  oder 
Unfruchtbarkeit  der  Erde,  des  Viehes  usw.  gezählet  haben.' 
vMn.is.   Kai. 

hinacht  hingeht  Aa;  Bs;  B;  GA.,  Sa.,  W.;  Schw; 
S;  Th;  Uw;  Z,  he2n<,cht  ZSth.,  hinicht  ZBafz,  henifiht 
GRtw.,  hiyrcht  ZO.,  hincht  GW.,  We.;  ZWald,  hinkt 
GnT.,  henig  GitPr.  tw.,  hinet  BHk.,  R.,  Sa.  (-atj;  Gr; 
Obw;  U,  hint  BSa.,  hin,,  PAL,  hin(n)e  BHk.,  Ha.,  Si.; 
FFang;  P;  W,  hienacht  KG.,  hienächt  Gl;  GrPi\;  U 
(neben  -u.t):  Adv.,  diese  Nacht;  zumeist  von  der  kom- 
menden  (=  heute  Nacht),    allg.,    aber    auch    von    der 


soeben  erst  vergangenen  AaF.,  Kc;  Bs;  B;  GStdt; 
Scn;  Tu;  Z.  Vgl.  nacht.  H.  wird  's  ehalt ;  aber  auch: 
h.  isch-es  ehalt  g'si".  H.  han- ich  schlicht  g'schläfe", 
klagt  man  am  folgenden  .Morgen.  ,\Vir  [haben]  den 
leger  uff  hinacht  in  einem  dort'  l>y  Rudere  [Boudry] 
genommen.'  1476,  Bs  Chr.  .Haben  uns  liinnacht  der 
zwölften  stund  geschriben.'  ebd. 

Mhd.  hfnaht,  alid.  hianaht.  Die  Formen  mit  Diphthong 
sind  viell.  nicht,  urspr.,  sondern  analogisch  nach  hie  gebildet. 
Iligrrlit  ist  Kompromissform  zwischen  hir/cht  und  hingeht. 
Zu  he'necht  vgl.  Che'  unter  Ohinni  (Bd  III  120),  Seh»  II,,, 
(Bd    II    1509)   u.  ä. 

liinachtig  Gr1'i\.  hinächtig  AaF.;  B;  Z,  hie-  L, 
hi»,ehtig  Th;  Z,  hinichtig  Ndw:  auf  heut  oder  gestern 
Abend  (Nacht)  sich  beziehend.  Syn.  hinnig  2  (Bd  II 
1363).     H-i  Milch.     De"  ganz  h.  Obig  L. 

nachte":  unpers.,  wie  nhd.  .Vesperaseit,  es 
spaatet,  es  facht  an  n.'  Fris.  Wo  's  taget,  so  nachtet  's, 
Ausdr.  der  Sorglosigkeit  gegenüber  der  Zukunft  LG. 
Vom  Abnehmen  des  Augenlichts:  's  nachtet  stark  bi 
mir.  Spreng.  Bei  Vad.  einmal  seherzh.  als  Gegs.  zu 
.tagen'  =  Verhandlungen  pflegen:  ,Was  unser  boten  zuo 
Wyl  tagetend,  das  nachtetend  wir  hie  zuo  S.  Gallen.' 

über-:  1.  intr.,  wie  nhd.  allg.  —  2.  tr.,  Jmdn 
über  Nacht  beherbergen  BsL.;  Th;  Z.  .Jemanden  zu 
behörbergen  und  zu  ü.'  Tu  Mand.  1789.  —  Über- 
nächter  Aa;  Z  tw.,  sonst  -nächtler:  1.  Übernachten- 
der, allg.;  spec.  von  Bettlern  und  Handwerksbursclien, 
denen  man  ein  Nachtquartier  gewährt.  .Einer  der  Ü. 
legte  sich  rechts  neben  den  Ofen.'  Jaklin  1878.  Seit 
der  Zeit  der  Helvetik:  „Soldat,  der  nur  eine  Nacht 
durch  im  Quartier  bleibt  B;  L;"  Z.  —  2.  schleimiges 
Residuum  im  Hals  beim  Erwachen  Z.    Syn.  Schlurpen. 

ane"-:  Nacht,  dunkel  werden  GRÜbS. 

i"-:  1.  unpers.:  =  dem  Vor.  Z.  Völlig  dunkel  wer- 
den Ndw.  —  2.  pers.,  in  die  Nacht  kommen,  von  der 
Nacht  überrascht  werden  „B;  L;"  Ndw. 

ine"-:  =  ane"-n.  AAWohlen. 

e°t-:  1.  unpers.,  allmählich  Nacht  werden  „B; 
Vw;  Zg."  —  2.  pers.  a)  =  tra-w.  2  B;  S;  „Vw;  Zg." 
Wä  bist  du  e'tnachtet?  BSi.  Am  cieri  welle"  si  absolut 
fürt,  für  nit  z'  e.  Hofst.  —  b)  auswärts  übernachten  B. 

er-:  =  In-n.  2.  ,Da  ich  nach  Hause  pressierte,  um 
nicht  zu  e.'  Gotth. 

ver-:  1.  unpers.  =  in-n.  1  B.  Ich  bin  grad  an- 
cho'"e",  iva  's  cernachtet  het  BSi.  —  2.  =  in-n.  2.  Sich 
beeilen,  dass-me"  nit  vernachtet  BsL.  Ich  bin  ver- 
nachtet W.  Auch  refl.  Ich  ha'  mirh  vernachtet  L.  Mc" 
rernachtet-sich  gllrh  BsL.  Tr. :  's  Wetter  häd  mich  cer- 
nachtet L.  .So  die  kränch  vernachtet  werdend,  setzend 
sy  sich  in  mitten  auf  einen  bühel.'  Vogelb.  1557. 

b"-:  1.  unpers.  =  in-n.  1  («RPr.  —  2.  =  in-n.  2  bO.; 
GlK.;  PAL;  Ndw.  ,Und  bynachtend  [wir]  uff  dem 
Arlberg.'  Sxockar  1519.  ,Also  einem  menschen,  der 
einkert,  wo  er  benachtet.'  1530,  Sir.;  dafür:  .wo  ihn 
der  Abend  überfallet.'  1667.  ,Der  ist  bnachtet,  der 
ander  krank,  der  dritt  gert  z'  liggen  uf  eim  bank.' 
Ruep  1540.  ,Utf  dem  see,  als  sy  bnachtet  warend.' 
LLav.  1569.  .Einer,  der  über  fehl  zeucht  und  be- 
nachtet wird,  singt  etwan.'  ebd.  1582.  —  3.  a)  =  über- 
nachten 1  PPo.;  W.  ,Soll  nicht  b.  noch  weiden  unter 
Karenbach.'  XVIII.,  PPo.  ,Als  si  daselbs  als  fründ 
bi  fründen  meinten  zu  b.'  1475,  B  Urk.  ,Er  benachtet 
unter  heiterem  lünimel.' Salat.  —  b)  =  über-nachten  .'. 


Xaclit,  n.-cht.  nicht,  nocht,  nucht 


664 


nur  in  dem  Sprw.:  .Benachtei  Rat  ist  der  best.' 
Sciiwzd.  (Scu).     Vgl.  über-nächtig. 

z0-:  cenare  PA1.  Nu*  das -wer  hain  g'znachtttd, 
welli-wer-nis  gö*  legge'.  Giord. 

zue-:=  in-n.  1  Ap;  Bs;  Gr;  L;  G;  'J'h:  Ndw;  /. 
Vorwiegend  in  den  Verbindungen  :  am.  bim,  um  's  '/.., 
bei  Einbruch  der  Nacht.  ,Uf  hüt  mentags,  als  es 
zuogenachtet  was.'  1531.  Strickl. 

Nacht  er  m.:  ein  Kübel,  der.  als  Ersatz  für  den 
fehlenden  Abort,    im  Hausgang   aufgestellt  wird    (in. 

nacht  AaF.,  Ee.,  Leer.;  Ap;  BsBubend. ;  GLtw.;  G; 
"In;  /.  nächti  A.vLeer.,  St.;  B;  FS.;  GrL.;  LG.;  Sciiw 
(».;  SB.;  TU.;  ÜSil.,  nächti  Gr  ObS. ;  PAL,  nächtig  1 
Gl  tw.;  (iitHe.;  LSemp.;  P;  GO.;  Scnwtw.;  UwE.;  U; 
Zg.  nachte  Bs:  Adv.,  gestern  Abend,  letzte  Nacht. 
allg.  Gegs.  hi-nacht.  Anneli,  wo  bisch  n.  g'si"?  Bs. 
Mit  verdeutlichendem  Zusatz:  n.  s' Äbe*d.  allg.,  n.  :' 
Nacht  Bs;  BSi.  's  ist  schiizlich  [sehr]  spät  erst  hem 
clw'"e"  n.  z'  Nacht  BSi.  Gelegentlich  (einem  hinecht 
i.  S.  v.  letzte  Nacht  gegenübergestellt)  auch  =  vorletzte 
Nacht  Z.  Ich  ha"  hinecht  mir  g'schläfe"  als  n.,  sagt 
eine  Kranke. 

Mhd.  nähte,  ruh.  Dat.  von  Nacht  (ahd.  nahti).  Die  ein- 
silbige Form  überwiegt  auch  in  der  ä.  Lit. ;  daneben  begegnet 
nachte.'  rhPlatter  1572;  1585,  B;  GGotth.  lern  (neben 
,nächt');  ,uächti'  (wohl  nach  Anal,  von  Adv.  wie  vori  Bd  I 
1343)  erscheint  nur  einmal  bei  Myricäus  1630  (,im  Wald 
hali  ich  ihn  n.  gsehn'l.  IläutiiriT  isl  wieder  .Duchten*  (woraus 
unser  nachte*;  mhd.  ruhten,  ahd.  nahtim,  hat.  PI.),  su  1423, 
Bs;  Wagner  1579;  ARyff;  .ueehtin.'  1530,  Strickl.  Daran 
reiht,  sich  mit  epithetischem  /.•  ,nechti"t.'  1468,  Absch. ;  in 
.iiüchtest'  (1528,  B  Disp.)  liegt  Analogiebildung  nach  andern 
Zeitadv.  gleichen  Ausgangs  vor. 

vor-  AaF.,  Ke.;  Ap;  BsL. ;  GA.;  Sch;  Th;  Z,  -nächti 
W,  -nächtig  <ui  (Tschump.);  GA.,  G.,  Rh.:  Adv.,  vor- 
gestern Abend,  vorletzte  Nacht. 

vorder-:  =  ror-n.  AiRuedert. 

nächtig  II:  1.  Adj. -Bildung  zu  nacht  AaF.,  Ke., 
Leer.;  Ap;  B;  Sch;  Th;  Z.  N-i  Milch,  gestern  Abend 
gemolkene.  De''  n.  Schrecke  lißt-mer  no"*  in  allne* 
Glidere*.  .Die  sach  der  nechtigen  rumor."  1475,  Bs 
Chr.  ,X-s  abents  unt  hüt.'  1529,  Strickl.  ,Sie  sind 
wider  zusammenkommen,  sich  zu  vergleichen,  wie  die 
n-e  Urtel  ins  Werk  zu  setzen.'  FWvss  1650.  .Den 
gestrigen  Tag  und  die  nächtige  Nachtwachten.'  .TJUlr. 
1733/4.  —  2.  ,neehtige  albellin'.  =  Nacht-Fisch  (Bd  1 
1102).  L304,  ä.  LRatsb.     Syn.  Nöchtling. 

über-:  1.  was  eine  Nacht  über  dauert,  worüber 
eine  Nacht  vergangen  ist.  a)  von  Speisen  B.  ,Ü.,  de 
hesterna  nocte  asservatum.'  Id.  B.  ,Hesternus  panis, 
ü-s  brot,  ein  tag  darvor  gebachen.'  Fris.  .Nichts  Ü-es 
behalten',  keine  Vorräte  (für  den  folgenden  Tag)  sam- 
meln, nicht  für  den  folgenden  Tag  sorgen.  ,Bei  diser 
Gelegenheit  will  ich  den  Zweifel  erörtern,  ob  nämlich 
die  Capuziner  nichts  Ü-es  behalten;  da  berichte  ich 
einfältig,  dass  in  der  Schweizer  Provinz,  welche  auch 
die  feisste  Provinz  genennet  wird,  solches  ganz  und 
gar  nicht  mehr  üblich,  dann  in  derselbigen,  absonder- 
lich in  den  Weinländern,  sind  vil  Keller  voll  Fässer 
mit  Wein,  die  Speisskanmier  voll  dürrer  Fischen, 
Fleisch  und  Speck,  ganze  Ki^h-n  und  Fässer  voll 
allerhand  Gemäss  [usw.].'  ClScbob.  1699.  Vgl.  SBrant. 
Narrensch.  I.XX  6.  —  b)  ü-i  ßidarike*  B.  Ü-e*  Eöi  ist 
guet  Scu;  vgl.  benachten 3  b.  ,u-er  ra1  war  golds  wert' 
1525,  Absch.    ,Ü-er  Verdank  [Bedenkzeit].'  1632,  ebd. 


—  2.  was  nur  eine  Nacht  dauert,  über  Nacht  ver- 
gehen kann,  vergänglich,  hinfällig  Aa  ;  Ap;  BsL.;  B; 
GF.;  Scn;  Nnw;  Z.  Mer  wand  's  lieber  schriftü*  ma- 
che*, vier  sind  (halt)  it.  ZDättl.,  S.  's  iseh  besser,  i'h  stell 
e*  (Schuld-) Schin  üs,  nie*  cha**  it.  werte*,  über  Nacht 
sterben  BsL.  Ich  wett  nit  :'  lang  warte*  mit  mau  Te- 
stament, vo*  wege*  du  bist  efangen  ü.  B.  Here*diensi  isl 
ü.,  unzuverlässig  Scu;  Aal  1549;  FWvss  1650;  Denzl. 
lb'77;  1716.  ,\Vier  sind  ü.  und  erkennend  nit,  dass 
unsere  tag  sind  wie  der  schat  uf  erden.'  Ansh.  ,[Gott 
ist]  nit  wie  wir  ü.,  regiert  in  d'  ewigkeit.'  Gletting. 
,Dass  du  des  künftigen  Tags  nit  gesicheret,  sonder  u. 
seiest.-  JRHoffmstr  1645.  .Breve  vitae  spatium,  unser 
Leben  ist  kurz,  wir  sind  ü."  Denzl.  1677;  1716. 
.Schönheit  ist  ü.  und  wie  das  Aprellen  Wetter.-  .TJUlr. 
1727.  —  3.  wie  nhd.,  vom  Aussehen,  Empfinden  Aa; 
Bs;  B;  G;  S;  Th;  Z.  Du  g'siehsch  e'möl  ü.  dri"!  — 
's  isch-mer  au'h  ü.  z'  Muet  Bs-^t  lt. 

.durch-:  pernpz,  durch  die  ganz  nacht  wärende.' 
Fris. 

über-nächtlich:  =  it. -nächtig  2  BE. 
Nächtling  in.:  =  Nacht-Fisch  (Bd  I  1102).  RCys. 

durch-nechtig:  Adj.,  vollkommen,  gediegen.  ,Ir 
heiliger  wandel  und  d.  leben.'  Auf.  XV.,  G  Udschr. 
,Sine  sünd  mit  beschwerd  der  gewüssne  d-lich  er- 
zellen.'   HBcll.   1557.   —    Mhd.    durnehtec. 

nüeclltele"  II:  eine  unangenehme  Leere  (Nüchtern- 
heit) im  .Magen  empfinden  Arl.,  M.  Dazu  das  Adj. 
niiechtelig. 

Wohl  eig.  Identisch  mit  nüechtelen  1  (Sp.  71),  aber  an 
nüechter  angelehnt  und  darnach  in  der  Bed.  modificiert.  S.  auch 
nüechtt  rinn. 

nüechter:  1.  wie  nhd.  nüchtern.  Verst.  katze*-n. 
BsStdt.  stei*stocl;-n.  UwE..  troche*-n.  U.  A'se  n.,  im 
Zustande  der  Nüchternheit;  vgl.  also  2  c  :'  (Bd  1  200). 
Öppis  z' n.  (BSi.).  :'  nit  echtere"  (Gr),  z'  niechterif*  (W), 
für  n.  (LG.).  für-r-n.  (BsL.;  Gl;  Z),  für  de*  n.  (GG.)  ne*. 
Etw.  vor  dem  eig.  Frühstück  geniessen.  Daraus  subst. 
Fürfi  unechter  (Ver-  und  Vornüechter  ApH.,  I.)  „m.",  n., 
das  Erste,  was  man  Morgens  nach  dem  Aufstehen  ge- 
niesst  Ap;  Gl.  „Das  F.  essen  Gl",  z'  F.  ne";  vgl. 
.'  Nwni,  '  Nacht,  t?  Imbiss  ne*.  Sprichwörtlich:  En 
n-c  Ma**  hat  koa*  Glück  GBh.  Aberglaube:  Wer 
um  Marge*  n.  g'nüsst  [niest],  dem  chunnt  was  e*  oer- 
drüsst  Sch.  Wänn-me"  zum  erste"  Mal  im  Jör  de* 
Gnggu  g'hort  und  wänn-me*  n.  ist,  se  hitngcrct-mc"  's 
ganz  Jör  ZF.  --  2.  früh  am  Morgen.  Es  ist  wol  »., 
es  ist  allzufrüh  am  Tage  AxLeer.  .Der  jung  schwalm 
schreiet  seer  nüechter  und  bei  der  nacht.-  Yogelu.  1557, 

—  3.  es  ist-mer  n.  (dass  ><'•  die  Sach  due*  mächt),  es  fällt 
mir  nicht  ein  AiuFri.;  Bs  (Ochs).  —  I.  nichtssagend; 
langweilig  BG.  —  5.  mager,  von  Speisen.  E"  n-i  Suppe* 
GT.  (Dan.).  —  6.  geizig  UwE.  —  Mhd.  nüehter(n). 

raorge"-:  Morgens  in  nüchternem  Zustande  Z. 
Er  hat  m.  Ziger  g'esse*.  —  Wühl  aus  am  Worgt* 
[Morgens]  «. 

Nüechter  in.:  1.  (leibliche)  Nüchternheit  GrD. 
De*  N.  breche*,  einen  Morgentrunk  nehmen.  S.  auch 
nüechter  1.  —  2.  „Schmarotzer  L."  —  Zu  2  vgl.  .Hunger* 
leider.' 

Lang-:  1.  Geizhals  Ap;  Sch;Z.  So  en  o'schübere' 
L.  muess-der  nöd  dri*  schwätze*,  venu  's  redli**  gb% 
soll.  AHalder.  Ch.  LT.  ,Ein  I...  ein  Profitier.'  Sch 
l'ilg.    .Der  L.  Hesse  sich  für  einen  Kreuzer  alle  Zähne 


665 


Nach!     11  licht .     Nachz  — nucliz.     \ad — nud 


666 


ausreissoii.'  ebd.  —  '_'.  ein  Siebenschläfer  ÄABremg.  — 
:'..  langweiliger  Mensch  AiWohl.  —  4.  magerer,  hoch 
aufgeschossener  .Mensch  AaF.,  Ee.;  ScHStdt;  Z  (Spillm.). 

Nomine*-:  wer  nicht  mehr  nüchtern  ist,  Betrun- 
kener. Trunkenbold  Sch  (Pilger  1896,  07). 

nüeehtere":  1.  frühmorgens  Btw.  zu  sieh  nehmen 
linl'r.  —  2.  „schmarotzen,  hungrig  tun   L." 

e°t-:  abs.  u.  refl.  1.  =  unechteren  1  VO;  Grj  PPo.j 
W.  Z'  e.  ne;  dass.  Gr;  TJ;  W.  Subst.  *'  £.  n.,  der 
erste  Imbiss  PPo.;  W.  Morgant  1530  übersetzt  mit 
.sieh  e.'  das  frz.  desjeuner.  Tr.:  .Herr,  als  wir  in  deinem 
Namen  unser  Netz  ausgeworfen,  etwas  zu  fahen,  da- 
mit wir  E.  L.  an  disem  Fasttag  e.  möchten.'  FWvss 
1672.  —  2.  e'tniechtered  si",  satt  sein  BHa. 

er-:  1.  a)  intr.,  hungrig  und  dadurch  erschöpft 
werden  B  (Gotth.).  —  b)  tr.,  hungrig,  erschöpft  ma- 
chen „B;  L."  Auch  übertr. :  .Alle  waren  auf  einmal 
so  geldnötig,  so  ganz  ernüchtert.'  Gotth.  .Eisten  und 
Kasten  ernüchtert,  dass  der  guten  Mutter  das  Herz 
blutete.'  ebd.  —  2. = ent-n.  1  LG.  Subst. Ernüechtere" 
n.,  das  erste  Frühstück  Gr  ObS. 

üs-:  1.  tr.,  aushungern  Gl;  GaChur;  L.  .Mit  aus- 
genücbtertem  Magen.'  Mev.  1604.  —  2.  intr.,  vom 
Rausche  wieder  völlig  nüchtern  werden  »Vw;  Zg. 
Der  Vollzapf  hat  ausgenüchtert."  —  Us-nüech- 
teri"g  f.:   Ernüchterung  UrPi\ 

Nüeehtere"  f.:  Flurname  Aa;  B.  Wortspielend: 
ich  bi"  uf  der  X.  (dcheime"),  auf  dem  Trockenen  (mit 
dem  Gelde)  B.  —  Wohl  zu  Oeeht  (s.  Bd  I  Sl),  aber  mit 
sekundärer  Anlehnung  au  unsere  Sippe. 

Nüechteri  f.:  nüchterner  Zustand  des  Magens  Bs. 

nüechterle":  nach  einem  leeren  Magen  riechen 
GrCIiui'.    —   S.   Anm.  zu   nüechtelen. 

n üech te rling(en):  Adv..  in  nüchternem  Zu- 
stand. .Honig  n.  genossen.'  Tiere.  1563.  ,N.  6  lot 
einnemmen.'  JJNüsch.  1608.  .Rettich  n.  gessen  be- 
wart für  Gift.'  ZZoll.  Arzneib.  1710. 

G  -nüerliti  f.:  Fülle.  .Wie  sy  aber  aus  gcnüechte 
und  volle  des  lands  muotwillig  wurdend.'  Z  Bib.  1531. 

Scheint  eiue  Contamination  aus  den  syno.  inbd.  genuhi 
und  genüege. 

ge-nüechtig.  .Dieweil  Gott  dem  Abrahamen  ver- 
heisst  sein  geschlächt  ze  vilen  und  ze  meeren  und  im 
ein  g.,  guot  land  einzegeben.'  Z  Bib.   1531. 


Gc-niieclizeli  n.:  weinerliches   Kind  S. 


Nad,  ned,  nid,  »od,  nud. 

„nadem  nadum:  Flickwörtchen,  am  Ende,  halt 
usw.  BO." 

nädisch  BE.,  G..  M.,  Schw..  U.;  F;  „W",  „nadest", 
maischt  BE.,  Id.  B,  O.,  Schw.,  Si.,  näisch  BG..  uns,-!, 
BG.,  Schw.,  nascht  BG.,  Hk..  Schw.,  Si.,  naschte"  BK., 
oSi.,  »arisch  BSchw.  (ä);  F  (ä),  närischt  FHolzschrot, 
S.,  nagisch  F  (Eichh.):  Adv.  der  Bekräftigung  i.  S.  v. 
fürwahr,  traun;  denn  doch,  .equidem,  alias'  (Id.  B); 
es  gibt  der  Rede  subjektive  Färbung  und  ist  eine  Art 
Schiboleth  der  B  Mundart.     Vgl.  {In   (Bd  I  836)   als 


Adv.,  wo  den  angeführten  Synn.  Doch  für-sich,  nüsti, 
notti  beizufügen  wären.  Es  ist  «.  gr&selieh,  es  ist 
doch  schrecklich!  Das  ist  n.  afc"  böss  Wetter!  Mc- 
ini"  de"  n.  «o°*  luege",  nah  das  de"  Weg  gäm  sali. 
La"- nir'1'  ii.  [doch  einmal]  ruöhig!  .Nein  n.,  s.ivli 
schlecht  sind  wir  doch  nicht.'  Gotth.  Ne  nädisch, 
egctlicker  Massen  rät.  Wohltat.  Jüngl.  1780  (B).  oft 
in  Sätzen  mit  neg.  8.:  Es  i&t-mer  n.  nid  Er'st  g'si; 
es  war  mir  denn  doch  nicht  Ernst  BSchw.;  FS.  Aber 
a'lrrii  «■"'  b'schueleti  sl"  s'  n.  nit  g'sin  —  nin  er  g'wüss! 
Schwzd.  (BLenk).  E"  söttige"  Burscht  brückt  <U"n  n. 
aii  emene*  Chorrichter  ga"  Schlämperli'ge"  a'z'henke", 
bim  Tilder!  ScHwzn.  (BM.).  Ieh  ha"  gegugget,  cb  v'1 
n.  [doch]  H"s  Stüeli  g'sehji  FS.  Wess  naisch  nid, 
aber  me"  cha""  ja  probiere".  Sonntagsp.  1869  (BG.). 
,I)as  brauche  dann  n.  kein  so  grosses  Haus.'  Gotth. 
Ga"  der  Ofe'wüsch  [Aschenbrödel]  si",  so  ~»  wunder- 
lige"  Lütlene",  selb  de""  n.  noch  nit,  für  selb  hiu-rh 
de""  n.  noch  listig  g'nue».  ebd.  In  Verbindung  mit 
doch:  Du  bisch  n.  doch  de""  ne"  guetc,  dass  de  Dem 
Das  nid  nä'Hreisch  BU.  Ir  ertriblet  mich  doch  n. 
och,  ihr  quält  mich  doch  auch,  sagt  die  Mutter  zu 
den  sie  beunruhigenden  Kindern  BSi.  ,So  Hudelleute 
seien  sie  doch  n.  nicht.'  Gotth.  ,Das  hätte  doch  n. 
kei"  Gatti°g.'  ebd.  Vgl.  noch  meinen  1  a  2  (Sp.  310), 
Mör  (8p.  377). 

Ob  dir  Stichform  richtig  augesetzt  ist,  lässt  sich  bei 
dem  etym.  ganz  undurchsichtigen  W.  nicht  entscheiden. 
Jedenfalls  lassen  sich  aus  Kiulisch  die  übrigen  Formen  cdine 
Schwierigkeit  herleiten;  zum  Wechsel  von  inl.  d  mit  r  vgl. 
.'.  B.  Färli  (Bd  I  '.»'Jl).  Nur  einmal  bezeugt  ist  nadig:  Me" 
nmes*  d'  Chind  it.  vergumpe*  lu".  Nationalkai.  1884.  Zur 
Bed.   vgl.  ja  |Bd  III    1). 

Nadle-,  bzw.  -ö!-,  -ö'-  (in  GrAv.,  Eh.;  GSa.  Nätle") 
f.  —  PI.  unver.  —  Dim.  Nädeli:    1.  Nähnadel.    Böndli 

wie  Nödeli,  ganz  junge  Böhnchen,  bald  nach  dem  Ver- 
blühen Z.  D'  Böndli  sind  no'h  icie  Nadle*.  MUsteri. 
E"  chllni  N.  chann  e"  Schinder  erhalle"  L.  Wie  uf 
N.  stö"  (G  oT.),  st'tee"  (Th;  Z),  si"  (BsStdt),  in  grösster 
Verlegenheit,  Ungeduld;  vgl.  Glufe"  (Bd  II  608).  Of 
d'  Nödle"  setze",  in  die  Enge  treiben  Ap.  S.  noch 
Frau  2  (Bd  1  1243).  Gimpesbe"  ond  'bröte"  Nödle" 
ond  'dege"  Bockfüess,  Scherzantwort  auf  die  neugierige 
Frage:  Was  händ-mer  z'  Imbiss?  Sprww.  1869  (Ap); 
vgl.  Frag  1  (Bd  I  1289),  Ghrebs-Chutilen  (Bd  III  575). 
Volksglaube:  Wenn-me"  bim  Näje*  vo"-me"  neue" 
Häss  vel  Nudle"  brecht,  so  werd-me"  dren  e"  Brüd 
Ap.  Jmd  eine  Nadel  schenken  heisst  die  Freundschaft 
.verstecheir  (wenn  die  N.  dann  verloren  geht)  Z.  N: 
fädme"  als  Spiel  s.  fädemen  (Bd  I  675).  .Gaukelei  ist 
gemein  bei  demjenigen  Gesind,  welches  mit  dem  Gaukel- 
sack, Taschenspiel,  Kunzengejägd,  Reifspringen,  im 
Ring  laufend  Nadlen  fädmen,  Stirnstossen  im  Land 
herumb  auf  die  Messen,  Jahrmärkten  und  Kirchweihen 
ziehet,  den  wundergernen,  fürwitzigen  Leuten  das 
Gelt  abzuzwacken.'  Anhorn  1674.  —  2.  (Dim.,  in  BBr. 
Xailu  ganz  kleines,  erst  kürzlich  dem  Ei  entschlüpftes 
Fischchen  BBr.;  Z,  spec.  die  Vorstufe  zu  Hürling  II 1 
(s.  Bd  II  1585)  ZS.  —  3.  längliches  Holzstück,  a)  an 
der  Kelter,  a)  dünnes  Rundholz,  welches,  durch  das 
hintere  Ende  des  .Trottbaunies'  gehend,  diesen  zwi- 
schen den  beiden  .Hinterstüden'  in  der  Lage  erhält  Z  rS. 
—  ß)  zwei  hölzerne  Stangen,  welche  durch  die  drei 
Balken  des  .Krebses'  unter  dem  .Trottbette'  durch- 
gehen,   um    diese   in    der   Lage    zu    erhalten    ZWäd. 


667 


N'ail.  ned,  nid.  nod,  und 


668 


,Nadlen  und  rigelholz  z'  fücron  von  Schwabending.' 
IM  1.  Hotz,  Urk.  ,32  ß  zwei  zimmermannen  die  nadlen 
z'  machen.'  ebd.  ,7  ß  eini  kneclit,  im  wald  nadlen  und 
rigel  z'  howen.'  ebd.  ,6  ß  kosten  2  pfd  schnier,  band 
die  zimberlüt  brucht.  als  sy  die  nadlen  und  spülen 
[an  der  Trotte]  wider  ing'schlagen  band.'  1558,  ZGrün. 
Amtsrechn.  —  b)  an  einem  Schiffe,  die  über  die 
Bretter  des  Bodens  eines  Lastschiffes  gelegten  und 
dieselben  zusammenhaltenden  Querlatten  VwSee;  ZS. 
Vgl.  Gürben  1  (Bd  II  415).  ,Es  sond  9  nadlen  darinn 
[in  den  ,ledinawen']  sin  und  sol  die  fünft  in  der  mitte 
ligen.  Item  der  boden  soll  ouch  eben  ligen,  dass 
I  nadeln  im  ebenen  boden  ligen.'  1409,  L  Ratsverordn. 
S.  noch  Joch  3  a  a  (Bd  III  7).  —  4.  Name  einer 
Pelsenbank  am  T schingelgletscher  BO.  ,Das  Finster- 
aarborn erscheint  als  der  spitzeste  Gipfel  der  Berner 
Hochalpen  und  biess  desshalb  ehedem  der  Nadelberg 
oder  die  Nadel  (schon  bei  Schöpf  1577).'  Jahn  1857. 

Zu  der  Form  Natle'  vgl.  Weitling  neben  Weidling.  Die 
Dim.-Form  Nädi  (PI.  -eni)  mit  Schwund  des  l  wie  Gägi  von 
Gaglen,   Chrugi  von    Ohrugten. 

Fass-Nädlen:  etwa  fingerlanges  Holzblättehen, 
auf  welches  der  Geschirrfaden  (Bd  I  675)  gespult 
wird  Z.  —  Gufe"-Nödeli:  =  Nadlen  2  Zg. 

Här-Nädle":  wie  nhd.  allg.  Der  silberne  Pfeil, 
den  die  ledigen  Mädchen  durch  das  Haar  stecken 
(MaitH-H.J,  auch  das  zweiteilige  Blech  oder  Schild 
der  verheirateten  Frauen  (Wiher-H.)  Uw.  S.  noch 
Hüben  (Bd  II  950).  ,Die  gewöhnliche  Haarnadel,  die 
übrigens  den  Namen  Nadel  nicht  verdient,  denn  sie 
ist  eine  etwa  2"  breite  und  3"  lange,  in  der  Mitte 
ausgeschweifte  Silberplatte  und  nimmt  gegen  beide 
Enden  hin  eine  breitere,  ovale  Blattform  an,  darf 
keiner  Frau  fehlen  und  ziert  an  Werktagen  wie  am 
Sonntag  die  Haare.'  Ar  Geschichten  63.  —  Röse"-H.: 
degenförmige  Haarnadel,  die  am  breitern  Teile  auf 
einer  Goldplatte  eine  silberne  Rosette  trägt.  Sie  darf 
von  keiner  Frau,  auch  von  keiner  Gefallenen,  sondern 
nur  von  Jungfrauen  getragen  werden  und  heisst  darum 
auch  scherzh.  .Keuschheitswächter' Ap.  —  Tüfels-H.: 
Wasserjungfer,  Libellula  AaF.,  Ke.;  „L."  Syn.  T.- 
Grössmueter  3  (Sp.  592). 

St.  schreibt  „Harrnadel",  was  auf  eine  Kürzung  des  Vue. 
im  ersten  Comp. -Glied  ähnlich  wie  in  Hitr-Schnuer  u.  a.  deutet. 

Hos- Nadle»:  Stricknadel  P  (Schott).  —  Chris- 
B;  Gi.;  GrD.;  GT.;  Th;  Z,  Chris-  B;  G,  Chrds-  GStdt, 
Chräss-  GWe.:  meist  PI.,  Nadeln  von  Nadelhölzern, 
bes.  Tannen.  ,Mit  Staatsgeldern  umgehen,  als  ob  alle 
Tannen  im  Kanton  Bern  statt  Krisnadeln  Dublonen 
trügen.'  Gotth.  ,Das  Grissnadeln-Schaben  und  Gmies- 
sen  in  Tannwäldern  ist  bei  5  fl.  Busse  verboten.'  1710, 
U  Holzordn.  ,Die  Streue,  die  sie  [im  Engadin]  dem 
Viech  linderstreuen,  bestehet  gemeinlich  in  Griss- 
nadlen,  die  sie  aus  den  Tann-  und  Leichwäldern  nem- 
inem' Sererh.  1712.  ,l)as  den  Waldungen  höchst 
schädliche  Krissnadlensamraeln  ist  gänzlich  verboten.' 
1824,  Obw  Rq.  —  Lüeder-  Schwj  Uw;  Z.  Bueder-  L, 
Rüeder-  Z :  =  Lüedcr-Gluf  (Bd  II  608).  Vgl.  biederen  2 
(Bd  111  1105).  —  Lismer-  B;  GSa.;  ScH;  Sriiw;  Tu; 
Uw;  Zg;  Z.  Lisme-  Aa;G;  ZFehr.:  Stricknadel.  ,Das 
llausbrünnchen  hatte  in  trocknen  Jahren  einen  Wasser- 
strahl kaum  wie  eine  L.'  Gotth.  .Bacillus.  Lissmer- 
nadel.'  Denzl.  1677;  1716.  —  Bris-:  Schnürnadel, 
grosse  (messingene)  Nadel,  mittelst  deren  Schnür- 
leibchen,    Schuhe   eingeschnürt    werden   Aa;  B.     Vgl. 


Glimpf  3  (Bd  II  626).  --  B§r-:  =  Lüeder-N.  Tu; 
ZWint.  .Die  Flinten,  Bandeliere  mitsammt  dem  Kapsel- 
täschli  und  der  R.  dran.'  TiiErm.  —  Ross-:=  Tüfels- 
Eärnädlen  AALengn.  Syn.  Boss-Chopf  2  b  (Bd  III  415). 
-  l"-sehnüer-:  =  Bris-N.  Bs.  —  Ver-stech-: 
Stopfnadel  Bs.  —  Stick-:  lange,  mit  einem  Hefte  ver- 
sehene Xadel.  die  in  einer  eigenen  Auskerbung  des 
Fingerhutes  läuft  und  mit  der  man  erhabene  Figuren 
auf  ein  Gewebe  näht  (.stickt')  Ap  (Tobl.).  —  Tufcls-: 
=  T.-Hürnndlen  Aa;  „B;"  L;  S;  Z  (HSehinz  1842). 
Syn.  Augen-Schiesser.  Umme*schüsse*  wie  nen  T.  Rochii. 
Ihr  Hin-  und  Herschiessen  stellte  man  sieh  als  ein 
Nähen  vor  L.  Sie  näht  schwatzhaften  Kindern  das 
Maul  zu.  Rochh.  —  Wier-  „Weier-:  =  dem  Vor." 
—  Wulle"-:  Stopfnadel  B;  Tu;  Z. 

nadle"  GrD.,  nadele"  W,  nadle",  nedle"  GRGlar., 
Luz.,  Pani,  Schud..  Val.:  =  fädelen  1  (Bd  I  675). 

in-nldlen  GRNuf,  -nedle"  GüTschiertsch.,  -no'dle" 
GkHc.:  einfädeln. 

nadele":  1.  beim  Stricken  die  Nadeln,  die  man 
vollstrickt,  zählen,  z.B.  wenn  zwei  Mädchen  im 
Stricken  mit  einander  wetteifern  ZUbw.  —  2.  über- 
trieben sparsam,  karg  sein  BO.  —  3.  sehr  unschlüssig 
sein  BBe.  —  4.  „unpers.,  mit  Acc.  P..  prickeln  wie 
ein  Nädelchen,  sehr  gelüsten.  Es  hat  mich  genadelt, 
z.  B.  vor  Kauflust,  oder  wenn  man  Stichelreden  aus- 
halten muss,  die  man  nicht  erwidern  kann  BO." 

Nadli"g,  bzw.  -ö~-,  -ö'-  Aa;  Ap  (auch  -li);  Gl.; 
GrD.,  Pr.;  Sch  (-mg);  S;  Th;  Z,  Nätli'g  BsStdt;  B; 
Gi.Schwand. ;  ScHHa.  (-big);  Sciiw;  Uw;  W  (Nätji'g), 
Nctli'g  ÄASt. ;  BsL.;  GSa.,  Näli'g  GuHe.  —  m.:  so 
viel  Faden,  als  man  auf  einmal  in  die  Nadel  nimmt, 
eingefädeltes  Stück  Zwirn,  allg.  Füli  Ndjerc"  neme'd 
lang  N.  ,Als  endlich  die  Bettmacherin  den  Knopf  an 
den  letzten  Nähtlig  machte.'  Gotth.  Doch  will -der 
noch  g 'schwind  's  End  vo"  der  G' Schicht  cerzelle":  am- 
ene"  Netli'g  Fade"  isch  der  Chnopf  z'  usserist  immer 
d'  Hauptsach.  BWyss  1863.  .Nimm  ein  nadlen,  daran 
ein  nädling  fäden  sy.'  XVI.,  Schw  Arzneib.  Früher  und 
auch  jetzt  noch  werden  N.  gewonnen  durch  Entzwei- 
sehneiden von  Garnsträhnen,  so  dass  der  N.  die  Länge 
eines  Haspelumgangs  hat.  Daher  j\r.  als  Bezeichnung 
eines  ungefähren  Masses.  En  N.  spinne"  Obw.  Säg, 
um  wie  ril  X.  het-dieh  's  Lencli  möge"  [beim  Wett- 
spinnen]? S  (Schild). 

Betr.  t  für  d  vor  /  vgl.  die  Anm.  zu  Nadlen;  zum  Sehn  und 
des  -/  (in  Xali"y)  trritdjlirh,  wenn  nicht  eller  Abi.  von  nä(j)en 
anzunehmen   ist. 

Fül-Nfijere"-  Sch,  Fül-Närin-  ZHinw.:  zu  langer 
N.,  womit  sieh  nur  langsam  arbeiten  lässt. 

Side"-:  aus  Seide  gezwirnter  N.  Z.  Früher  von 
den  Hausfrauen  selber  auf  dem  Spulrade  gezwirnt: 
Mer  händ  morn  d'Selmider;  ir''  miits"  lue1'  [noch]  S. 
umritt"  ZZoll.     Vgl.  Nädling-Siden. 

nadi'ingge:    ungefähr,    vor  Zahlww.    TuBcil.  f. 
Aus  nfl"*    litt,,'.,",   nach   Bedünken,   wie  es  (mir)  scheint? 

iiaiidere":     1.  schlummern,    nicht    recht    schlafen 
SchwE.     Syn.    milderen  1  c    (Sp.  88),    nauweren.    - 
2.  beim  Erwachen  sich  strecken  und  dehnen    Gi-Näf. 
Syn.  ranggen.    -    Nbf.   von  manderen  |s.  Sp.  s:;.| 

Nauders,  nur  in  der  RA.  s'  N.  gu",  Si"  (s.  Aialrrs 
Bd  I  Ol)  BE.,  M. 

Xld  in.:  1.  Neid.  Name  eines  Teufels.  1510.  I.: 
s.  GU  (Bd  II  506).  —  •>.  Groll  AALeer.    (En)  N.  uf 


669 


Nad,  ned,  nid.  nod,  nud 


670 


Eine"  ha",  ihn  hassen.  ,Und  lagend  [die  beiden  Par- 
teien] einandren  stäts  im  liar  und  battend  grüssen  d. 
zu  beden  .-.yten  zesammen.'  Edlib.  Oft  gepaart  mit 
Boss;   s.  fründen  (Bd  1  1806);  ergrifen  (Bd  II  715). 

"..  Empfindlichkeit,  Reizbarkeit,  Ungeduld  BR.  Es 
ehömen  dem  China  ic:  g'rad  die  ersten  Zänä  u"'  da 
isch  in-em  X.  irihi",  es  ist  fast  nüd  mer  bie-n-im  z'  s%n. 
—   Mini.  nU(-den)  bes.  in   Bed.  •_'. 

nidele"  B.  nidle"  I  AAFri.:  reizbar,  ungeduldig 
sein  (von  kleinen  Kindern)  AAFri.;  B;  auch  keifen. 
hadern  ÄAFri.  —  Null  im.:  mürrischer,  misslauniger 
Mensch  AAZein. 

bi-nide"  —  Ptc.  bi-nhlc"  selten  st.  bi-nidet:  be- 
neiden Z. 

nidig:  1.  neidisch  Aa;  L;  Z.  Ich  bin-der's  nid  n., 
beneide  dich  nicht  darum  L.  Das'-ne*  [ihnen]  nid 
schlecht  g'gangen  isch,  hed-mer  a"  Dem  chönne"  ahne", 
das'-ne"  d'  Litt  iri  Sach  n.  g'si"  sind.  Schwzd.  (L). 
Sonst:  n.  si"  uf  Eine"  Tu;  Z.  —  2.  begierig,  erpicht  Z. 
Er  ist  n.  uf  's  Fleisch  bim  Esse".  —  3.  gehässig,  voll 
Groll.  ,Nacb  vil  nydigen,  ungestalten  worten.'  Zwingli. 
.Wenn  wir  das  [unsere  Nichtigkeit]  etwan  bass  be- 
däclitind.  wurdend  wir  nit  so  neidig  und  hässig  sein.' 
LLav.  1582.  S.  hässig  (Bd  II  1Ö72).  —  4.  ungeduldig, 
ärgerlich,  ungehalten,  übellaunig  AARued.,  Zein.;  Bs; 
B  (auch  g'n.);  „L;  Z."  Syn.  hässig.  's  Warte"  het-en 
sehe'  a'fangef  m  :'  mache".  Schwzd.  (Bs).  I"*  wirde* 
a'n.  über  das  Meitschi,  es  langweilt,  verdriesst  mich 
B  (K W.Müller  1850).  Was  machsch  wider  fir  e"  u. 
G'sicht?  Bän-er  wider  d'  Bilanz,  fälen-ich  wider  zwei 
Santim?  Bs.  Eim  es  schröckeli'*  n-s  G'sicht  ane" 
mache"  AARued. 

fueter-:  1.  von  Vieh,  das  sich  das  Futter  in  der 
Krippe  oder  in  der  Raufe  zu  entreissen  sucht  Z.  — 
2.  von  Menschen,  brotneidisch  Bs;  ThHw. 

fress-:  =  dem  Vor.  1  AAFri. 

Nidikus  m. :  neidischer  Mensch  S  (Hofst).  Syn. 
Nidi-Butz. 

nid:  1.  Präp.  mit  Dat.,  unter(halb);  Gegs.  ob  (Bd  I 
48).  Erhalten  in  nid-si'*  (s.  d.)  und  in  Ortsnn.:  ,Nid- 
walden'  =  Unterwaiden  .nid  dem  (Kern-) Wald' ;  vgl. 
,unser  länder  ob  dem  kemwald  und  darnid.'  1366,  Uw 
Urk.  .Xid-Au,  -Egg.  -Fluh'  B,  .Nidfnrn'  Gl;  Zg,  ,Nid- 
berg'  G.  ,Nidstalden'  Gl.  Das  Kirchspiel  Schwyz 
zerfiel  einst  in  ,den  Nidwässer-'  und  ,den  Obwässer- 
Viertel.'  , Heinrieh  nid  wege  von  Geschinen.'  1346,  W. 
,Den  schachen  zuo  altenmatt  n.  der  stockern  weg.' 
1484,  Scinv  LB.  —  2.  Adv.  .Dieselben  Schiffleut  von 
Laufenberg  mögen  Isen,  Tugen,  Bäum  und  anders. 
das  von  den  vier  Wassern  [Rhein,  Aare,  Limmat, 
Reuss]  nit  [herunter]  dar  kommen  ist,  zu  uns  her  gen 
Basel  füeren.'  1438,  Fischerordn. 

MIiJ.  nide.  You  einem  Orten.  ,Nitfurt'  abgeleitet  ist  der 
Familienn.   ,Nitfurter.'  XV.,  Z. 

nide":  Adv..  unten  AALeer.  (selten);  Bs;  B;  GA., 
Kels,  T.;  S.  Syn.  unden  (Bd  I  323).  Im  Tal  n.  Aa 
Leer.;  im  Dorf,  Cheller  n.  BE.;  SBalsth.  Z'  Bern  n., 
sagt  der  BOberländer;  z'  Soloturn  n.  Schild.  Z  un- 
gerist  n.,  teufer  nützt  Nut.  Gotth.  Bas  n.,  weiter 
unten:  .Heitere  Augen,  blondes  Haar,  bas  n.  eine 
schöne  Nase  und  darunter  weisse  Zähne.'  ebd.  .Man- 
cher weiss  nicht,  was  er  lieber  wollte,  seinen  Gring 
[Kopf]  oder  was  bas  n.  ist',  von  einem  eingebildeten 
Dummkopf,  ebd.    ,Die  Freude  brodelte  und  rumpelte 


in  seinem  lleiv.cn  noch  viel  ärger  als  bas  n.  eine  La- 
xieri"g  zu  brodeln  und  zu  rumpeln  pflegt.'  ebd.  In 
Verbindung  mit  andern  Ortsadv.:  da  ».,  da  unten  Gl; 
(t.\.;Xdw.  Bort  ii.  Bs;  D:  S;  Nnw  (dl ii  n.J.  D'Siinnc" 
will  denk  dort  n.  go"  schlafe"  Bs(WSenn).  Dff'i  drüber 
».  BBe.  ,Ze  dien  ziten,  so  der  Win  beginnet  linden, 
so  sol  man  oben  und  n.  den  weg  [durch  die  Reben] 
verslan,  unz  man  den  win  abnimet.'  1295,  Z  Urk. 
,Der  bongarten,  der  n.  dran  stosset.'  XIV..  L  Urk. 
S.  noch  Chunst  3  b  (Bd  III  368).  Seltener  zur  Be- 
zeichnung der  Richtung,  hin-,  herunter  B;  GA.;  Syn. 
ab-hin  (Bd  III  1319).  Gang  an  Se  n.l  B.  Es  macht 
öbe*  n.,  es  regnet  BG. 

über-,  über- :  =  über-unden  (Bd  I  324)  B.  .Einer 
ist  über  ein  Stägen  ab  z'  Tod  gfallen.  Von  dem  sagt 
Einer:  der  Tod  ist  ihm  also  uferlegt  gsyn.  Dem 
antwort  ein  Anderer:  der  Tod  ist  ihm  nit  uferlegt, 
sonder  abhin  glegtgsyn;  überoben  hat  er  nach  glebt, 
erst  ü.  ist  er  gstorben.'  Schimppr.  1652. 

hie-:  =  hie-imden  (Bd  I  324)  BHa. 

da-  dr  BHa.;  GA.,  Sa.,  Wildh.;  S;  Ndw.  di-  BBr.: 
drunten.  Syn.  da-unden  (Bd  I  324).  Im  Dorf  d.  Er 
ist  ganz  d.,  ökonomisch  heruntergekommen  GA.  S.  auch 
Fauz  (Bd  I  1147).  .Hat  uf  dein  gwelb  anfachen  ruinp- 
len,  das  man  es  daniden  hören  niocht.'  LLav.  1569. 
Als  Familienn.:  .Bertschi  Daniden.'  1435,  Zg  Bürgerb  ; 
vgl.  .Dahinden'  (Bd  II  1412). 

nidene"  nidna:  unten  BSi.  ,Die  hüser  ligent 
nidnan  an  Johans  huse  von  Hunwil.-  1337,  LStdt  Urk. 
.In  den  hölzern  ob  Manegg  der  bürg  nidnan  und  obnan 
allenthalben.'  1375.  Z  Urk.  .Der  acher,  der  nidnen 
daran  stosset'  um  1380,  Aa  Weist.  ,Und  noment  sj 
[die  h.  Elisabeth  von  Ungern]  getursteklich  by  den 
armen  und  nidnen  by  den  fuessen.'  G  Hdschr.  , Hagen- 
bach, der  do  n.  [in  den  Niederlanden]  nit  anders  ge- 
nennt werd  denn  Hackenmack.'  1475.  Bs  Chr.  Als 
Familienn.:  , Ulrich  da  nidenan.'  1294,  ZBül.  —  MM. 
nidenan.     Vgl.   die   Aum.   zu   ohenen   (Bd   I   51). 

nider:  1.  Adv.  Üf  und  n.  s.  Bd  I  119.  Als  Flur- 
name: ,Ein  Jucherten,  auf  und  n.  genannt.'  1653,  Aa 
Wett.  Klosterarch.  Dasselbe  wohl  entstellt:  Büffe- 
nider,  Name  eines  wellenförmigen  Ackers  ZTurb. 
Sonst  meist  nur  noch  in  trennbarer  Zss.  mit  Verben, 
doch  seltener  als  die  syn.  ab-hin,  umlerf-hin).  N.  gä" 
s.  Bd  II  32.  Oft  mit  Weglassung  des  Verbums,  bes. 
nach  modalen  Hilfsverben.  Iez  sött-ich  n.  Gotth.  Am 
Abe"1  niit  n.  und  am  Marge"  nüt  üf,  ist  aller  füle" 
Lide"  Bruch  B.  Früe  üf,  Guld  drüf  —  zitig  n., 
g'sundi  Glider.  B  Hist.  Kai.  1875.  S.  noch  früe  (Bd  I 
1293).  ,Gienge  der  man  ab,  sol  die  frouw  erben  das 
bettgewand,  daran  sy  zesamen  n.  solten.'  1427,  Scinv 
Pf  äff.  Offn.  ,Das  sy  [die  Eheleute]  mit  ein  andren  n. 
wölkend.'  ScHwMa.  LR.  Ich  denke"  grad  da,  ich  mecht 
e'kei"  Ma"";  de""  denk-i'h  grad  wider,  meg  nid  elei"  n. 
Balz  1781.  N.-haben  (Bd  II  916);  -g'hlje".  nieder- 
fallen Aa;  Ar;  BSi.;  -chon  (Bd  III  281);  -lassen  (Bd  III 
1411).  N.-bete",  beten  beim  Schlafengehen  L.  Se 
beti'd  z'erst  n.  und  denki'd  a"  Gott;  wer  iceis',  öb-er 
morn  wider  lebig  üf-stöd.  Hafl.  1813.  X?.  si",  zu  Bette 
sein  B.  ,Wenn  der  Krämer  schon  n.  war.'  Gotth. 
Auch :  untergegangen  sein  (von  der  Sonne).  Morgant 
1530.  X.  denke",  ans  Schlafengehen  denken  L.  X.- 
sivge",  s.  singen.  .XT.  schaffen-,  ins  Bett  befördern: 
.Würt.  schafft  die  Gast  n.'  Kunkelst.  1655.    .Die  bäum, 


071 


Nad,  ned,  niil.  ood,  nud 


C72 


so  das  wasser  n.  knmmen  sind.'  1 544/7:1.  UMet.  Chr. 
.Zu  n.  [tief]  schiessen  ich  dort  oben.'  JHGrob  1603. 
,Den  Sprung  n.  bis  zum  Kaufhaus  ziehen.'  Grasser 
1625.  Sup.  mit  .zu',  zu  unterst.  ,De  area  ze  nidrost' 
neben  ,de  bono  ze  obrost.'  XIV.,  L  Propsteirod.  , Bur- 
chart ze  nidrost  und  Walther  ze  obrost.'  1336,  1  » 
Kerns;  vgl.  das  jetzige  Ndw  Geschlecht  Znidrist  neben 
dem  Aa  Geschl.  Zobrist.    .Zue  niderst.'  Fischb.  1563. 

—  2.  Präp.  mit  Dat.  .Mit  den  erbaren  lüten  ob  und 
n.  dem  see.'  1437,  Z  Instrukt.  In  Plurnn.  ,Nider- 
hofen',    unterhalb   der  Höfe   gelegene  Wiesen    ZZoll. 

—  3.  Adj.,  wie  nhd.  (die  adj.  Weiterbildung  .niedrig' 
ist  der  Volksspr.  fremd),  a)  in  Bez.  auf  Lage.  Syn. 
under;  Gegs.  ober.  Häufig  in  Ortsnn.,  z.  B.  ,Nider- 
Bipp'  neben  ,Ober-B.'  B,  ,Nider-Glatt'  neben  ,Ober-Gl.' 
Z,  ,N. -Baden',  Baden  im  Aargau  B,  ,N.-'  und  , Ober- 
Dorf',  Stadtteile  von  Zürich  (auf  dem  Lande  gilt  dafür 
jetzt  gewöhnlich  .Under-'  und  .Ober-Dorf).  ,Gant  in 
der  n-n  Wirtschaft  in  Beinwyl'  S.  .Der  untere  oder 
niedere  Frittenbachgraben.'  Jahn  1857.  Die  ,nidere' 
Brücke  in  ZStdt  (.an  nidrun  brugge.'  1272,  Urk., 
.ze  Xidebrugge.'  1281/7).  seit  dem  XVI.  ,undere'  Br. ; 
vgl.  Vög.-Nüsch.  I  168.  Das  .nidere  hüttli'  in  ZStdt 
=  die  untere  Fischhütte.  XIV.,  Gerichtsordn.  Das  ,n-e 
Amt'  heissen  1302  Gaster  und  Wesen  neben  Glarus. 
dem  .obern  A.';  vgl.  das  S  .Nideramt.'  Der  ,nidre' 
und  der  ,obre'  Hirt.  1375,  B  Stdt  (wohl  von  der  Lage 
ihrer  Wohnungen  oder  des  Quartiers,  das  sie  be- 
sorgen). .Nidere  Orte'  =  Städte  am  Rhein  unterhalb 
Basel.  1502,  Absch.  ;  sie  bildeten  die  sog.  , niedere  Ver- 
einigung', die  mit  den  Eidgenossen  zusammen  Karl 
den  Kühnen  bekriegte.  —  b)  im  Gegs.  zu  hoch  1  a 
(Bd  II  972).  allg.  's  Nider,  in  Badanstalten  die  Ab- 
teilung mit  niedrigem  Wasserstand  Z;  Gegs.  's  Tüf. 
.Laufen  (als  man  spricht)  wo  am  nidersten  ist  der 
zun',  eine  schwierige  Sache  an  ihrer  leichtesten  Stelle 
angreifen.  Salat  1537.  .An  wölehem  ort  der  zun  ist 
n.,  da  stigt  man  drüber  hin  und  wider.'  HvEüte  1540. 
,Die  tyrannen  steigend  anfangs  die  n-en  zeun,  sy 
trachtend,  wie  sy  schlechter  leuten  hab  und  guet  mit 
recht  und  unrecht  in  ir  band  bringen  mögind.'  LLav. 
1582.  .Wenn  es  arm  tropfen  sind  [die  sich  verfehlen], 
wurdind  sy  villicht  gestraft  werden,  dann  man  sagt: 
n-e  zeun  sind  guet  zu  steigen.'  ebd.  Vgl.  die  eben- 
falls sprichw.  RA.:  ,Man  bstygt  den  boum  am  nid- 
resten.'  1555,  Sch  Schreiben.  —  c)  in  Bez.  auf  den 
Rang;  s.  hoch  (Bd  II  975).  —  d)  in  Bez.  auf  Töne, 
tief,  leise;  vgl.  hoch  (Bd  II  976).  ,So  der  ton  ze  vil  n. 
und  schwach  oder  ze  vil  hoch  und  stark  ist.'  Zwingli. 
,Der  bass,  die  aller  niderist  stimm,  die  man  haben 
mag.  Bemisse  loquutus,  mit  n-er  stimm  und  sittlich. 
Submissa  oratione,  linss  und  n.  reden.'  Fris.  ;  Mal. 
,Ein  trurig  kläglich  n.  gsang.'  1597,  L  Ostersp.  .Kin 
trurige,  klägliche  music  von  nidern  Instrumenten.' 
ebd.  .Der  Redner  muss  seine  Stimme  niemals  bis  auf 
die  höchsten  Töne  erheben,  noch  auch  bis  auf  die 
niedersten  erniedern.'  HKeller  1729.  ,So  schwach  und 
nieder  zu  reden,    dass   man  ihn  hören  können.'    ebd. 

Mlid.  nider,  Ailv.  und  Adj.  In  Ap  hintut  nach  Tobler 
d:is  Adj.  nider,  das  Adv.  neder.  Soweit  verbale  Zss.  mit 
nider  and  o5e"  nebeneinander  vorkommen,  bezeichne!  «.  zu- 
meist Isn  in  Aa;  A|>l  nur  eine  Veränderung  der  vertikalen 
Lage  «Mier  Ausdehnung  ohne  Veränderung  des  Standortes,  die 
bei  ab* n  wesentlich  ist;  vgl.  Ap  neder-gön,  zurückgehen  (von 
einer  Geschwulst),  ale'-gö",  untergehen  (von  der  Sonne). 


für-nider:  weiter  abwärts.  , Under  Schwanden 
herab  und  f.'  1560,  Äe. Tschodi.  Vgl.  für-abhin 
(Bd  II  1322). 

berg-:  bergab.  .Schlösser  undergraben,  feilen, 
abhinstürzen,  ins  tal  werfen,  b.  richten,  subruere 
arcem.'   Mal. 

durch-:  abwärts,  hinab;  vgl.  durch-ab  (Bd  I  32). 
Der-dür-n.  gä*,  ins  Tal  gehen  UwE.  Die  March  geht 
,von  dem  letsten  stein  da  d.  bis  in  die  kännel.'  1482, 
Obw.  .Man  fand  sin  huot  in  den  fischerfachen,  aber 
sin  lib  fand  man  nit  und  meint  man,  er  wäre  d.  ver- 
runnen.'  1534,  Äg.Tschddi.  ,Wie  ein  pursman,  der 
ein  alten  boum  stücken  oder  erhauwen  will,  an  den 
oberisten  esten  im  tolder  anfallet  und  in  d.  schneitlet, 
biss  dass  er  den  stammen  uss  der  würzen  hinweg 
niinmet.-  RGüaltb.  1584.  .Den  Rynstrom  d.  in  Bra- 
bant.' JMal.  1593.  .Das  Rüsstal  d.' RCvs.  .Dem  Rhyn 
nach  d.  uf  die  vier  Mil  Wegs  wyt.'  Rüeger  1600.  .Sie 
sollen  verbunden  sein,  solchen  [Bach]  d.  auf  S.  ,\1. 
Abent  järlich  aufzutun.'   1044,  LXebik. 

nidere":  1.  intr.,  niedrig(er)  werden,  abnehmen 
Ap  (z.B.  von  Geschwulsten);  Z.  —  2.  tr.,  niedrig(er) 
machen,  erniedrigen.  ,Die  Tiere  stehen  im  Mist,  «el- 
cher seit  1 1  Tagen  nicht  geniedert  worden.'  Stutz. 
,Item  messer  oder  swert  züchen,  spiess  oder  ander 
warfen,  es  sye  waz  es  will,  nidret  [senkt]  oder  ufhebt 
ze  slahen.'  1427,  Foffa.  ,Lueg,  dass  du  alle  stolze 
niderist.'  1560,  Hiob.  Ren.,  sich  erniedrigen,  demü- 
tigen. XVI. 

Nideri  f.:  1.  Abstr.  zu  nider;  tiefe  Lage,  Nie- 
derung Ap;  SchSL  ;  Th;  Z.  J"  der  N.  unne*,  im  Tal 
unten  SchSI  .Dieser  Erdbidem  ist  auf  der  Höbe  mehr 
als  in  der  Niedere  gespürt  worden.'  1755,  Z.  Auch 
Name  einer  Gegend  in  ApTrog. ;  vgl.  den  Ap  Ge- 
schlechtsn.  .Niderer.'  —  2.  in  mor.  S.  ,Vor  der  zer- 
brechung  gat  erhöhung  und  vor  der  er  nidere.'  1548, 
Sprüche;  dafür  1560:  ,demut.' 

Nidel  AaF.,  Ke..  L..  St.:  oBs;  Ciul'r.;  L;  1';  »iSa., 
T..  W.;  Seil;  SCBW;  SB.;  Z.  Idei  ScHJ  ZXeer..  Bafz, 
W.  —  m.,  in  GrPi-.;  L  auch  1'.,  Nidh"  AaLcci. ;  B 
(imSi.  auch  Nidelm.);  F;  Gl;  Gr;  L;  PAL;  Sj  I'w; 
U;  W;  ZLunii.  —  f.:  1.  Fettdecke,  vorzugsweise  auf 
ung'esottcner  Milch,  Sahne,  Rahm.  aaOO.  Syn.  Raum. 
Die  Cime  giH  vi!  (wenig)  N.,  d.  h.  ihre  Milch  bildet 
viel  (wenig)  Rahm;  vgl.  Güdel  (Bd  II  125).  E"  fganei) 
Nidle",  aller  Rahm  von  einer  Mutte"  (Sp.  577);  e* 
halbi  N.,  die  Hälfte  davon  Ndw.  Es  Flömli  N.,  ein 
Anflug  von  Rahm  ZZoll.;  Gegs.  en  Beh.  Der  zum 
Buttern  bestimmte  XT.  wird  jeden  Morgen  und  Abend 
von  den  Milchbecken  .abgenommen'  (gewöhnlich  durch 
Abblasen)  und  in  dem  Nidelhafen  (Bd  II  1015)  ge- 
sammelt Z.  Anders  bei  den  Sennen;  vgl.  Nidel-Gön 
(Bd  II  332).  Man  unterscheidet  süesse"  und  süre' 
[sauer  gewordenen]  N.  Jungt  Ni<llen,  dünne  Rahm« 
decke  auf  der  Oberfläche  der  Milch  GrD.  ;  .junger 
Nidel,  Rahm,  der  nach  24  Stunden  abgenommen  wird' 
Gl  (Steinm.  1802).  ,l)ie  zweite  [d.h.  am  Morgen  ge- 
molkene] Milch  wird,  nachdem  sie  gewogen  ist.  gleich 
ins  Kessi  gegossen,  die  Abendmilch  wird  bis  auf  'lie 
Nidle.  welche  man  zum  Vorbrachanken  braucht,  dazu 
gegossen,  wenn  man  ganz  fett  käsen  will.'  Gotth. 
, Statt  so  viel  Kleider  wollte  sie  lieber  eine  frisch* 
melchige  Kuh  mitnehmen  von  wegen  der  N.'  ebd. 
Der  Älti   sil!  aem   Müeti  säge",   es   seil  si's   Chübeh 


.;;:; 


Nad,  ned,  nid,  nod.  nud 


i;;i 


besser  t'i-iic  s)isrh  tiicni-em  d'  Nidle'  sü/re"  S  (Schild). 
,Die  guteGrossnmttcr  wird  mich  wahrscheinlich  schon 
von  Anfang  an  mit  lauter  N.  getränkt  und  diese  mein 
Magen  nicht  vertragen  haben.'  (Sotth.  ,Üer  Küher, 
der  das  ganze  Jahr  hindurch  einer  Haushaltung  die 
Milch  gegen  Baar  liefert,  verehrt  am  Neujahr  seinen 
Kunden  einen  Topf  voll  guter  Nidle.'  Alpenh.  1869. 
.Welchem  die  nydel  nit  anken  geben  weit.'  1500,  L 
Hexenprozess.  ,N.  oder  gestanden  milchroum.'  JRcef 
1554.  .Der  Kam.  Neidel,  Saane,  Schment  (Saan,  Rom), 
cremor.  Üos  lactis.'  Bed.  1662.  ,Cremor,  Milchrahm. 
Nudel.'  Denzl.  1677.  .Nidel,  Milchraum.'  ebd.  1716. 
,Der  N.  oder  Raum,  so  oben  auf  schwimmet  und  die 
Materi  abgibt  zum  Butter.'  JJScheuchz.  1707.  Vgl. 
Vili  (Bd  I  778).  ,Unsern  Niedeln,  unserro  Anken,  un- 
sern  Käsen  ist  keine  Waare  dieses  Namens  auf  dem 
Erdboden  vorzuziehen.'  Sintem.  1759.  .Nur  klare  Milch 
[zum  Kaffee]  macht  gar  zu  öde  um  das  Herz.  Frische 
Niedeln  müssen  bei  dem  Kaffee  sein  und  gebähete 
Schnitten  von  neugebackenem  Milchbrote  oder  er 
führet  nicht'  ebd.  ,Ist  es  so  weit  gekommen,  dass 
eine  mittelmässige  Dienstmagd  bei  Dingung  des  Lohns 
sich  den  Katfee  mit  Nydlen  über  den  Lohn  ausdingt.' 
AHüpfn.  1787/9.  Bildl.  Ei"m  i'  Nidel  i"e"  länge", 
zu  nahe  treten,  widersprechen  AaWoIiI.  Me"  darf  dem 
Her  [Pfarrer]  nid  i"  N.  i'e"  länge".  De"  N.  obenab 
(d'rab  S)  ne",  das  Beste  vorweg  nehmen  B;  S;  W;  Z. 
Wenn  die  Bezahlungen  erfolgen  werden,  soll  den 
evangelischen  Städten  das  Beste  und  der  , Nidel'  davon 
vor  andern  gegeben  werden.  1630,  Absch.  ,Du  hast 
den  Neidel,  Rahm,  das  Best  für  dich  behalten.'  Mey., 
Hort.  1692.  ,Der  Geizige  schenkt  dem  Golde  das 
Edelste  und  so  zu  reden  den  Neidel  seiner  Liebe.' 
JJUlr.  1727.  .Dem  Schöpfer  die  abgenommene  Milch 
vorstellen,  nachdem  die  Welt  und  der  Teufel  den 
Neidel  oben  abgefressen.'  ebd.  1733.  .Diejenigen,  die 
von  ihrer  zarten  Jugend  an  Jesu  den  N.  ihrer  Liebe, 
den  Blust  ihres  Alters,  den  edelsten  Teil  ihres  Lebens 
geschenket.'  ebd.  —  2.  (g'schivungner  N.  B;  GüPr. ; 
GW.;  Z,  g'stössni  N.  B,  'bläeti,  'bldetc  N.  L;  Schw;  Uw; 
W  :  ZU.,  üf'bläsni  N.  BBe.,  Hribeni  N.  GiiVal.)  Schlag- 
sahne, oft  mit  Zusatz  von  geröstetem  Hafermehl,  Bro- 
samen genossen  ZU.,  ein  beliebter  Leckerbissen.  Vgl. 
Lugg-Milch  (Sp.  202);  früsen  (Bd  1 1331).  N.  schwinge' 
mit  dem  B'ese"  B;  ZZoll.  (Volksl.).  ,Ich  wollte  [an 
•  •steril]  die  Küchli  zweimal  backen  und  Nidle"  stosse", 
aber  es  musste  nicht  sein.'  Gotth.  Der  Portner  wott- 
mer  Nidle"  bläje",  N.  bläje",  neupache's  Bröd  dri" 
drdje",  dri"  dräje"!  Parodie  des  Kloster-Mettegesanges 
L.  Schlagsahne  bildet  in  den  Alpengegenden,  zumal 
bei  geselligen  Zusammenkünften,  z.  B.  (Liecht-JStu- 
beten,  das  Haupttraktament.  Daher:  en  N.  ha",  eine 
derartige  Lustbarkeit  abhalten  ZU.  ,An  Anken,  Nidlen, 
Nascheid,  Ziger  war  kein  Mangel  an  der  Alpenkilbi 
auf  dem  Gipfel  der  Berra.'  Kuenlin  1834.  Als  Fest- 
speise erscheint  sie  bei  den  Lustbarbeiten  an  Sylvester 
und  Neujahr  L;  ZG.,  bes.  aber  an  der  Fastnacht  (s. 
Fas-Nacht  2  i)  Gl;  L;  GT.  Hiebei  wird  nach  altem 
Brauch  am  Schluss  des  Gelages  der  letzte  (nach  einigen 
Angaben  in  GT.,  W.  der  erste)  Löffel  voll  Bahra  an 
die  Zimmerdecke  geworfen,  wo  er  hängen  bleibt  und 
der  Fleck  noch  lange  sichtbar  ist.  Als  Ausartung 
dieser  Sitte  ist  zu  betrachten,  wenn  der  Rest  des  Ge- 
richtes in  mutwilliger  Weise  durch  gegenseitiges  Be- 
werfen   ins    Gesicht  usw.    vergeudet   wird   Gl;    GT.; 

Schweiz.  Idiotikon  IV 


ZO.,  Wiid.  Berg.  In  Gl  wird  zuweilen  absichtlich  ein 
Löffel  zu  wenig  auf  den  Tisch  gebracht  und  wer  dann 
ohne  Löffel  bleibt  (meist  ein  Unkundiger),  mit  N.  be- 
worfen. In  VU;  ZO.  ist  es  Sitte,  um  den  aufgetischten 
>V.  zu  spielen.  Darauf  beziehen  sich  folgende  Be- 
stimmungen :  ,Das  nieman  spilen  soll  türer  dann  um 
ein  nidlen  oder  um  nuss  und  um  thein  ander  ding 
noch  gelt.'  1518/44,  Schw  LB.  ,Diser  artikel  ist  ge- 
endert,  das  man  mög  spilen  um  ein  n.  oder  5  Schilling.' 
ebd.  —  3.  übertr.,  leichte  Decke,  Schicht  auf  andern 
Gegenständen,  bes.  Flüssigkeiten.  Schimmeldecke  auf 
dem  Wein  Z  (Dim.),  auf  Sauerkraut  ZNer.  Häutchen 
auf  dem  Wasser  eines  Mineralbades  (z.  B.  am  Morgen, 
nachdem  am  Abend  vorher  das  Bassin  gefüllt  wurde) 
AaB.  ;  Z.  Am  Weihnachtsmorgen  beeilte  sich  jeder 
Bauer,  sein  Vieh  vor  den  Andern  zum  Brunnen  zu 
führen,  weil  dann  auf  der  Oberfläche  des  Wassers  ein 
dünner  N.  (es  Flomli  N.J  liegt,  was  auf  die  Güte  der 
Milch  im  künftigen  Jahr  Einfluss  haben  soll  ZZoll.f 
Zarte  Schicht  über  dem  Wasser,  wenn  es  gefrieren 
will  Z.  Es  giH  blös  es  Nideli  Emd  d'ruf-ue"  [auf 
die  Heustöcke].  Z  Volksbl.  vom  Bachtel  1863.  —  4.  in 
Ortsn.  .In  der  Nidlen',  Hof  in  BSumisw.  ,Nidel-loch' 
1)  Hof  in  BErisw.  2)  Höhle  mit  Stalaktiten  am  Weissen- 
stein  S;  ,Nidel-bach'  nebst  ,N.-Tobel',  Bach  und 
Schlucht  in  ZBauma;  ,N.-Bad',  Mineralbad  in  ZRüschl., 
angeblich  so  benannt  nach  dem  mit  einer  rahmartigen 
Schicht  bedeckten  Wasser. 

S.  noch  Gr.  WB.  VII  141/2.  Das  W.  ist  fast  nur  schwei- 
zerisch, wenn  auch  nicht  durchgehend  (vgl.  Raum),  im  Ainhil. 
nnbelegt.  Der  Stammvoc.  ist  urspr.  lang  (noch  jetzt  in  AaF. , 
Ke.,  Leer.,  St.;  oBs;  B;  Gr;  L;  Schw;  S;  Uw;  W;  ZDattl.. 
Er!.);  wo  t  gilt  (wie  in  GT.;  WLeuk;  ZO.,  Stdt,  Wint.,  Zoll.), 
liegt  seeund.  Kürzung  vor.  Ganz  entsprechend  sind  die  Ver- 
hältnisse bei  Chride",  Side"  u.  a.  Zu  der  Form  Idel  vgl. 
z.  B.  Auren  (Bd  I  588).  Wo  m.  und  f.  neben  einander  vor- 
kommen, gilt  Letzteres  für  Bed.  2. 

Heiligen-Abend-Nidlen:  Schlagsahne,  die  am 
Abend  vor  Weihnachten,  oft  mit  gedörrten  Birnen, 
gegessen  wird  BBe. 

Halb-:  Rahm  von  einer  halben  Mutte'  aScuw. 
Vgl.  Nidel  1. 

Chessi-Nidel.  .Die  Nidel  der  längere  Zeit  in 
küpfernen  Kesseln  gestandenen  Milch  heisset  man  K. 
und  viele  lieben  ihren  starken  Geschmack;  sie  ist 
aber  ungesund.'  Wöch.  Beitr.  1785. 

Schueler-Nidle11  f.:  ein  Kinderfest  in  GrD. 
Unterschnitt,  wobei  die  Schulkinder  paarweise  (je  ein 
Nidle" -Bueb  und  ein  Nidle" -Maitjq")  auf  kleinen 
Schlitten  hinter  einander  einen  steilen  Rain  hinunter- 
fahren und  nachher  gemeinsam  eine  Nidle"  mit  Weiss- 
brot oder  Kuchen  essen,  wobei  die  Buben  die  N.  be- 
zahlen, während  die  Mädchen  das  Brot  beisteuern. 
Vgl.  Schueler-Schlitt-Fart  (Bd  I  1036). 

Schleg-  (-¥-):  =  Nidel  2  GitVal. 

Stöss-:  =  dem  Vor.  B. 

Nideler  m.:  (auch  der  ebig  N.)  Spitzname  eines 
Milchmanns,    der  die  Milch  stark   abrahmte    ZStdt  f. 

nidle"  LT:  1.  Rahm  ansetzen,  bilden  AaF.,  Ke. ; 
GSa.;  Z.  D'  Milch  hed  schon  g'nidlet.  D'  Biemstmilch 
nullet  eil  mer  als  die  ander  ZZoll.  Auch  von  be- 
ginnender Eisbildung  auf  einer  Wasserfläche.  Es 
nidlet  ZS.  —  2.  abrahmen  BSi.;  F;  Gr;  PAL;  W.  Di 
Mülch  ist  zicore  [zweimal]   g'nidlet  i  F.     Es  g'nidlots 

13 


675 


Nad,  ned,  nid.  nod.  nml 


676 


Chäsji,  Käschen  von  abgerahmter  Milch,  Magerkäse  W. 
S.  noch  chäs-luppen  (Bd  III  997). 

ab-nidle°:  =  nidlen  2  Gl;  NdW;  Z.  —  an-:  an- 
fangen Rahm  zu  bilden  Ndw.  —  üs-:  1.  tr.,  völlig 
abrahmen  ZS.  —  2.  d'  Milch  la"  ü.,  allen  Rahm  aus- 
scheiden lassen   ZO. 

Nidlei  m. :  1.  Milchkammer,  kaltes,  über  .Wetter- 
löchern' (s.  Bd  III  1041)  errichtetes  Hüttchen,  worin 
Milch  und  Ruhm  frisch  erhalten  werden  USchäch. 
Vgl.  Milch-Hüs  (Bd  II  1717).  —  2.  a)  hölzerne  Kelle, 
mit  welcher  der  Senn  in  einem  einzigen  Schwünge 
den  Rahm  einer  ganzen  Gepsen  (Bd  11  393)  abschöpft 
GT.  Syn.  Nidel-Gön  (Bd  II  332),  -Chellen  (Bd  III  201). 
—  b)  silberne  oder  goldene  Nachbildung  von  a,  die 
der  Senn  im  Sonntagsstaat  an  einem  Kettelchen  und 
Schlangenring  am  rechten  Ohre  trägt,  ebd.;  s.  die  Ab- 
bildung in  Alpenrosen  1807,  207. 

Nid  lere"  f.:  =  Nidler  1  GiiFlims;  L  (z.B.  am  Pi- 
latus).    S.  auch  AFeierabend  1873,  95. 

Nidlete"  f.:  1.  Gericht  von  geschwungenem  Rahm 
ZMänn.  —  2.  die  unter  Nidel  2  beschriebene  Lust- 
barkeit B;  G;  Zg;  ZO.  E"  N.  ha".  In  Zg  ein  Pick- 
nick, wobei  jeder  Teilnehmer  Backwerk  mitbringt, 
die  Nidle"  aber  von  demjenigen  gespendet  wird,  in 
dessen  Hause  die  Zskunft  stattfindet.  Syn.  Zämme'- 
Trägete".  .Junge  Knaben  und  Mädchen  trafen  sich  in 
Schneider  N.'s  Haus  und  hatten  eine  N..  d.  h.  dieser 
und  jener  brachte  Nidel  mit;  der  wurde  zusammen 
in  ein  Kessi  geschüttet  und  geschwungen.  Man  trank 
Most  und  Schnaps  dazu,  sang,  tanzte  zur  Mundhar- 
monika und  machte  sich  lustig.'  1875,  ZSternenberg 
(Prozessakten). 

Fraue"-,  Jumpfere"-:  alljährlich  vor  Fastnacht 
stattfindende  Lustbarkeit  gewisser  Vereine  (von  Frauen 
oder  Jungfrauen)  ZoGuggit. 

g'nidlig:  sahnig  Z.  Übertr.,  ganz  dünn  bewölkt. 
Es  ist  g.  hinnen  ine",  der  Himmel  ist  gegen  Nord- 
westen mit  fetzenartigem,  dünnem  Gewölk  bedeckt, 
ein  Vorzeichen   von  Regen    ZZoll.     Syn.  a"g' 'striche". 

Xied  n.:  Zicklein  B  oAa. 

„llied:  Adj.  und  Adv.,  angenehm  B." 
Eig.  identisch  mit  dem  ahd.  Subst.  niot,  tiiet  m.,  desi- 
derium,  und  (wie  z.  B.  nhd.  .schade')  wegen  überwiegenden 
prad.  Gebrauchs  für  das  Sprachgefühl  zum  Adj.  geworden. 
Vgl.  Gr.  WB.  VII  741.  D  für  i  nach  langem  Voc.  wie  in 
Ried  für   Riet   usw. ;   doch   schreibt  St.b  niel. 

niedlich:  angenehm,  bes.  von  Speisen.  „Der  Vor- 
bruch ist  als  eine  überaus  niedliche  Speise  bekannt." 
,Wo  der  Arme  ein  ungleich  minder  kostliches,  noch 
gesünderes,  eben  so  nahrhaftes,  nur  wenig  minder 
niedliches  Mues  aus  puren  Erdäpfeln  sich  bereiten 
kann.4  AHöpfn.  ,Mit  vil  köstlicheren  Speisen  und 
köstlichem  starken  Getränk  den  Bauch  weidlich  und 
n.  anfüllen.'  ClSchob.  1695. 

„g'no(lele°:  wimmeln,  fourmiller  Bs." 
Zu  ahd.  hnutten,  mhd.  motten,  bair.  notteln,  nütleln,  sich 
(rasch)  hin  und  her  bewegen,  in  welcheD  Zshang  auch  das 
folgende  W.  gehört.  Zum  Wechsel  von  d  :  t  wäre  z.B.  lodcln: 
httele"  zu  vergleichen.  Doch  ist  das  W.  viell.  von  St.  für 
grodelen   (s.   Bd   II    706)  verlesen. 

nf'derc"  I,  in  ZO.  widere",  in  GrHc,  Mal.  wittere": 
1.  wühlen,  stochern,  stöbern,  eig.  und  bildl.  AaF.,  Ke.; 
Ap;  VO;  „Gl;"  G;  Scu;  SB.;  Tu;  ZAuss.,  O.,  S.,  Stdt. 
Synii.  linderen,  niielen,  w'iusen,  noschen.    If  Sü  noderet 


im  Trog.  In  (an)  Öppis  ume"  n.  Si  hönd  z'erst  Nüts 
g'ha"  ond  jetz  sönd  s'  dere"  riche"  Pesti,  si  ehönnd  in 
de"  Talere"  n.  wie  der  Bötschölt.  Sciiwzd.  (ApI.).  Liess- 
er  a"  Sach  nw  gö"  icie  si  göt  und  würd-er  nüd  alliwil 
welle"  drl"  rede";  aber  wenn  er  nüd  cha"*  eisig  e"  chll" 
n.  [alte  Geschichten  aufwühlen],  se  isch-em  nüd  weil 
ZO.  .Dem  Vater  grübelte  und  nodderte  es  fort  und 
fort  im  Herzen.'  Stütz.  Auch  von  Vögeln,  mit  dem 
Schnabel  hacken  L  (Ineichen).  .Die  wilden  enten  ha- 
bend einen  breiten,  ziemlich  langen  Schnabel,  damit 
im  kaat  ze  n.'  Vogelr.  1557.  .Krazen,  scharren,  n., 
ruspari,  fodicare.'  Red.  1062.  .Ich  noderte  nur  so 
an  den  Wurzeln  und  der  Baum  steht  deshalb  noch 
100  Jahre.'  HPest.  1790.    S.  noch  Gr.  WB.  VII  878. 

—  2.  an  Etw.  herum  rütteln,  z.  B.  an  einem  Schloss, 
um  zu  öffnen  Gülle.,  Mal..  Pr.  —  3.  .einer  Sache  nach- 
suchen, aufspüren;  korrigieren;  widersprechen,  mit 
einem  Vorgange  nicht  zufrieden  sein.'  G  Id.  1790  (Dr 
Wartm.).  —  4.  mit  äusserster  Anstrengung  arbeiten, 
tüchtig  drein  schlagen,  Alles  bemeistern  wollen  G  oT. 

S.  Anm.  zum  Vor.  Zu  der  Form  mit  f  vgl.  flad»  ren  : 
flattern,  ßuderen  : ßutteren,   federen  :  letteren, 

üf-:  aufwühlen,  eig.  und  bildl.  Ap;  Th;  Z.  's  ist 
wider  en  alti  Geschieht  [Streitsache]  üfg'nikleret  worde" 
ZO.  —  er-:  durchstöbern,  erlesen  ZO.  —  ver-:  zer- 
wühlen, z.  B.  von  Mäusen  AAZein.;  Ap;  Z.  's  Für  v., 
darin  herum  stochern  und  es  dadurch  auslöschen 
Sch;  S;  Z. 

Noderer  GStdt;  Z.  Xoderi  S;  Z,  Nöderi  ZO.  - 
m.:  Wühler,  Grübler. 

Noderete11  Ap;  Th;  ZS.,  Nöderete"  ZO.,  Notterete" 
GiiHe.  —  f.:  Abstr.  1.  zu  noderen  1  Ap;  Th;  Z.  — 
2.  zu  noderen  2  GrHc. 

nöderle":  Dim.  zu  nodere",  (im  Feuer  oder  in 
glühenden  Kohlen)  herumstochern  AaHI. 

_]ioderen  II:  1.  knarren,  von   Türen,  Laden  GrA. 

—  2.  albern  plaudern  BG."    -    Vgl.  nuoUen. 

Nudel  m. :  im  Rückstand  von  ausgelassener  Butter 
gebackene  Mehlnudeln  GrS.,  Splüg.,  Tschapp. 

Nudle"  f.  ü  Ap;  G;  Sch;  Th;  Z,  Nudle"  AaF.,  Ke., 
Leer.;  Bs;  B  —  Dim.  Nüdeli  AaB.  (ü);  GSa. ;  Z  (&): 
1.  (gew.  PI.)  wie  nhd.,  Teignudeln  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr; 
G;  Th;  Z.  .Gefüllte  Nudeln:  Nudelnteig  fingerslang 
gewählt,  Fülle  darauf  getan  und  überlegt  wie  ein  Brat- 
würstlein, alsdann  in  Butter  gebacken  wie  ein  Küch- 
lein.' Bs  Kochb.  —  2.  eine  Art  länglicher  Kartoffeln 
Ap  (lt  Steinm.  1804).  Vgl.  Nuttler.—  3.  kleiner  Schwa- 
den von  halbdürreni  Gras  GWe.  Syn.  Mädli  (s.  Mad  II 
Sp.  74).  —  4.  fette  Person  Ap.  —  5.  Dim.,  Fadennudel 
AaB.    Syn.  Fidelett  (Bd  I  081). 

Schnegge"-:  schneckenförmiges  Hefengebäck  mit 
Zuekerguss  BsStdt;  ZStdt.  Vgl.  Schneggen-ChüecMi 
(Bd  III  142). 

nudele"  Gl,  nudle"  AaWoIiI.;  Bs;  GWe.,  nudle" 
GRChur;  L;  S,  nudle"  Ap;  GoT.,  We.;  Tu,  mittle" 
GSa.,  Dim.  nudele"  GBern.:  1.  (Gänse,  Hühner)  mit 
Nudeln  füttern,  stopfen  GRChur.  —  2.  a)  meist  mit 
pers.  Obj.,  .walgern',  pressen,  drücken  AaWoIiI.;  Ap; 
Bs;  L;  GSa.;  Th;  ZO.  „Ze*  han-c"  g'nudlet,  habe  ihn 
hin  und  her  gestossen,  gleichs.  geknetet  L."  Wart, 
ich  will-dich  n.l  zu  einem  Kinde  AaWoIiI.;  Tu.  ,Die 
Ohrenläppchen  freundlich  n.'  Henne  1807.  —  b)  intr., 
masturbari  BsStdt.  —  c)  stuprare  Bs;  L.  —  d)  prü- 
geln, durchwalken  AaWoIiI.;  Bs;  SL.,  Schw.  —  e)  Einen 


67  i 


Nad     iiud.    Naf — mit' 


678 


ausbeuten  I..  —  f)  Jradn  plagen,  hernehmen  ubh.    J^s 

hiit-e"  ifnudlct  (i  oT.,  g'nödelei  GBern.,  die  Krankheit 
liat  ihn  hart  mitgenommen.  Chan"  niimme"  schon  sinn,". 
In"  g'chropfet  im  Hais,  's  chunni  nümme"  schon  use', 
es  nudlet  mi°h  Alls  I.  (Volksliedchen).  —  3.  auf  der 
Geige  spielen,  fiedeln  (verächtlich)  L,  Wülkumm,  ir 
Nudler  hi-n-cnaml.  was  hend-er  für-n-csG'heie"  [Lärm]? 
Anrede  an  Musikanten.  Häfl.  1801.  ll'er  nur  esBitzli 
midie"  eha**,  kunnd  mängist  su-me*  Q'spässli,  au'h 
s]iinnl-sic''  icol  e"  Lieht  a"  durch  's  Glge"  wie  durch  's 
Bässli.  ebd.  —  4.  kleine  Schwaden  (s.  Nudlen  3)  zu- 
sammenrechen GWe.  Syn.  mädlen  (Sp.  75).  —  5.  nu- 
dele' lu"  =  griese"  Zu"  Gl;  s.  Bd  II  802.  -  Vgl.  .nudeln' 
1    und   2   bei  Gr.   WB.   VII  976. 

ab-:  1.  durchprügeln  LG.  —  2.  ablullen,  absaugen, 
auspressen,  abnutzen  Bs  (Spreng). 

umme"-:  1.  intr.,  an  Etwas  herum  hantieren. 
.Die  Strickerin  nudelte  so  eifrig  an  ihrer  Socke  herum, 
dass  sie  wirklich  ein  Par  Gänge  vollendete.4  Sintem. 
1759.  —  2.  tr.,  (im  Scherze)  herumdrücken  Ap.  Eini 
[auf  unanständige  Weise]  im  Boden   u.  ZW1. 

er-:  heftig  drücken,  traktieren  „L;"  GS. 

ver-:  1.  „zsdrücken,  zerknittern.  z.B.  ein  Kleid  L." 
—  2.  verst.  nudlen  2  a  Ap.  —  3.  =  nudlen  2  c  AaF.  — 
■i.  =  ab-n.l  AaF.,  Ke.;   LG.;  ScHwWagg.;  ZO. 

Dreck-Nudi  n. :  schmutzige  Person  Bs. 

Niltleli  ZW1.  (auch  -«-),  Nüderli  PPo.,  Nüderli 
ZAuss.  —  n.:  1.  =  Müderli  (Sp.  89)  Z.  —  2.  Kopf- 
tuch der  Frauen  PPo. 

Nudi:  Taschentuch.  Eochh. 

Nasen-Nüderli:  Nastuch  PPo. 

nüderle":  mit  einem  Nastüchlein  sich  verweilen, 
von  kleinen  Kindern  ZAuss. 

nndi:  dahin,  kaput  Gl.     Das  Halstuech  ist  n. 

Nitdocli:  alte  Bezeichnung  für  die  oberste  Gallerie 
im  Theater  Bs.     Syn.  ^»7«=  3  (Bd  II  849). 

G' nuder  n.:  =  G'müder  (Sp.  90)  .UBb.;  ThHw.; 
ZB„  Eis.,  Dättl.     Auch  Abfälle  von  Fleisch  Z. 

lindere0  I:  =  noderen  I  BU.  (auch  dim.  nüderle"); 
S;  Z  (Dr  Fahrner).  ,Je  mehr  man  im  Licht  nüdere, 
desto  schlechter  brenne  es.'  N.  B  Kai.  1840. 

ver-:  =  ver-noderen  AaF..  Ke.     's  Für  v. 

fürt-:  wejjbugsieren  B.  —  Wohl  zunächst  von  im 
Kot  wühlenden  Schweinen. 

nüdere"  II:  undeutlich,  leise  reden.  , Mussare,  nü- 
selen  oder  n..  durch  die  zän  reden  wie  ein  stumm. 
Mussitare,  nüselen.  n.,  linss  reden,  schweigen;  ver- 
nüselen,  als  wenn  einer  furcht,  man  höre  in  reden.' 
Fkis.  ;   Mal.    —    Vgl.    noderen   IL 


Naf,  nef,  nif,  not',  nuf,  bzw.  naff  usw. 

NfeTin.:  Enkel.  .Abdon  hatt  40  sün  und  30  näfen.' 
1531/48,  Piichter;  dafür:  , Sohnssöhne.'  1667.  ,Dises 
mannes  kinder   und   neffen   beider  geschlecht.'    Ansh. 

Mhd.  ne~ve,  Neffe,  Verwandter :  ags.  nsfa,  Neffe,  Enkel ;  diese 
beiden  Bedd.  vereinigt  auch  frz.  neveu.  Heute  nur  noch  im  Ge- 
sehlcchtsn.",Näf  Ap;  Gl;  G;  Z;  vgl.  .Vetter' als  Geschleehtsu. 

„Neffel  m.",  ,Nefel.'  Hartm.  1808,  .Nefflen'  (PI.?). 
ebd.  1S27:  Fischname,  Hasel,  „Döbel,  Leuc.  (cypr.) 
dobula,  in  seinem  ersten  Jahre."  Bodensee.  Syn. 
Hasel-  Schoss. 


Xcvi  n.:  .Frau,  die  Giferbskraut  pflanzt  und  die 
Ihrigen  damit  bedient'  Aa. 

Die  Def.  will  ohne  Zweifel  den  Begriff  „zänkisches  Weih 
umschreiben  (vgl.  Chi/el  Bd  III  175/6);  das  W.  ist  identisch 
mit  dem  Bd  1  los  erwähnten  Scheit-  und  Spottnamen  Evi, 
das  anl.   n  stammt  vom   anliest.   Art.   her. 

Nevli:  scherzhafte,  gutmütige  Schelte  für  ein 
kleines,  noch  unreifes  Bürschchen   ZO. 

nt'H'le":  keifen  AaL.     Syn.  nifflen. 

Neffli  m.:  Kleinigkeitskrämer,  ebd.  —  Zur  lied. 
vgl.   Chofer  (Bd   III    177). 

-Neffle"  f.:  Mispel,  Mesp.  germ.  Gr."  --  Vgl.  das 
syn.   frz.   nefle. 

Niff  m.:  1.  Stoss,  bes.  mit  den  Hörnern  Ap.  — 
2.  Krankheitsanfall  L.  E"  N.  übercho",  plötzlich  krank 
werden,  aus  unbekannter,  unheimlicher  Ursache;  auch 
übh.  von  etwas  Widrigem  betroffen  werden.  Der  hed 
au"*  de"  N.,  ist  von  schwerer  Krankheit  überfallen 
worden.  Auch  von  Ansteckung.  Vererbung  in  phys.  und 
mor.  S.  D's  Chind  hed  der  N.  auch  vo"  der  Muetcr,  den 
selben  lasterhaften  Hang.  —  Vgl.  das  zu  1  u.  2  syn.  Stich. 

niffe"  I:  stechen,  stossen.  z.B.  mit  den  Hörnern 
Ap;  „LE.;  Schw."     Auch  als  Dim.  „niffele"." 

Nifferi"  f.:  stössige  Kuh  Ap. 

Nif f i ,  Niffi  I  n.:  Schlappe.  z.B.  im  Geschäfts- 
leben L.     Er  hed  es  N.  übercho". 

ii  i  ff  ig  Ap,  „nifflig  LE.;  Schw":   stössig. 

G'-niffn.:  1.  Nebel  WV.,  Stalden.  —  2.  Rauhreif, 
durch  Nebel  angesetzter  Duft  an  den  Bäumen   \V. 

Ge-nifel  n.,  „m.":  beissender  Hautausschlag  am 
Kopf  oder  Leibe  BHk.   —   Zu  niffen   II  i;  vgl.  .Krätze.' 

nifele"  i  AASeet.;  GA.;  Z,  nifle"  I  AaF.,  Fri.  (V), 
<Ke„  Moosleer.,  Seet.,  St.;  B  oAa.,  Be.,  E„  Hk.,  IIa..  SL, 
Stdt;  Gl;  L;  G  oT. ;  Uw,  niffele"  AaHI.:  UM.:  „Gl; 
L;  Schw",  niff'le"  AAHolderb.,Leer.;  Bs;  BAarb., Brisl., 
M.,  S.;  „Gl;"  L>  S;  „Zg":  1.  (zwecklos)  an.  in  Etwas 
herumklauben,  -fingern,  -kratzen,  -zerren,  wie  z.  B. 
beim  Lösen  eines  Knotens,  beim  Ausklauben  eines 
Kerns  aus  der  Schale  AaFH.,  Hold.,  Wohl.;  Bs;  BoAa., 
M.,  O.;  „Gl;"  L;  „Schw;"  S.  Syn.  näggelen,  niggfejlen, 
nopperen,  wüsteren,  riflen.  Er  nifffßet  's  ganz  ZU  i" 
de"  Höre"  Aa;  B;  S.  Was  nifflisch  da?  zu  einem 
Kinde,  das  Einem  im  Scherz  in  die  Haare  oder  ins 
Gesicht  greift  BAarb.  Am  Buech  n.,  statt  Acht  z'  ge", 
von  unaufmerksamen,  mit  ihrem  Buche  spielenden 
Schulkindern  B.  Am  Brot  n.,  herumklauben  AaHoI- 
derb.  Der  Ödi  niflet  a"  sim  Stinkpßffli  ume".  JPioos 
1892.  Nummen  Einer  sitzt  do  und  mag  Kitt  mache" 
und  schwätze",  nifflet  am  Sieche"  and  stünt  vorabe". 
Breitenst.  Auch  mit  der  Zunge  in  hohlen  Zähnen 
herumstören  Bs.  —  2.  kleinliche  Arbeit  mit  Mühe 
und  übertriebener  Genauigkeit,  ohne  sichtlichen  Zweck 
oder  Erfolg  verrichten  BsL.;  BAarb.,  E.,  M.,  S. ;  L; 
„Zg."  Was  nifflisch  du  da?  Da  bringseh  das  nit 
z'u-'cij  mit  dlne"  Chlöpe"  und  versümseh  mime"  <li"  Zu 
BAarb.  Langsam  arbeiten  BE. ;  GlH.  —  3.  eng,  fein 
und  darum  unleserlich  schreiben  Gl  (St.b);  Z.  Syn. 
fiserlen  (Bd  I  1077).  —  4.  kleinlich  zanken,  nörgeln 
AaF.,  Fri.,  Holderb.,  Ke.,  Leer.,  Seet.,  St.;  BBrisl.;  GA., 
oT.;  S.  Syn.  chiflen  (Bd  111  177 1.  nigg(eßen,  würben. 
Me"  het  wider  mit-mer  g'nifflet  und  g'ehäret:  d'  Chüt 
seile"  mer  Milch  ge*.  Schild.  Der  Durs  und  der  Jud 
nifflc"    noc,'-n-es  Zitli   lang,    z'lclst   gi''t   der  Jud  si" 


679 


Naf,  nof,  nif,  oof.  nnf 


OSO 


Wille?  d'ri".  ebd.  —  5.  schwatzen  (von  Schulkindern) 
ÄAMoosleer.  —  6.  „knausern  B;  Gl;  L;  Schw." 

zer-nifle":  durch  Betasten  und  Fingern  ver- 
derben BSi. 

Niffeler  AiSeet.;  L,  Nifeler  GA.;  ZKn.,  Nifli 
AaL.  —  m.:  zänkischer  Mensch  AASeet.;  GA.  Kleinig- 
keitskrämer; Knicker  AaL.;  GA.;  ZKn.  Syn.  Nisseier. 
-  Nifflere"  f.:  zänkisches  Weib,  Keifcrin  S. 

Nil'eli  n. :  1.  etwas  Winziges,  Verkümmertes,  bes. 
verkümmerte,  klein  gebliebene  Frucht  (z.  B.  Apfel, 
Bohne,  Kohl)  ZS..  Stdt.  ,Kes  minuta.'  Schulze.  Auch 
=  Häpeli  (Bd  II  1479)  Gl;  ZS.,  Stdt.  Si  ist  nW  eso 
es  N,  eine  schmächtige,  kleine  Person.  Es  N.,  ein 
klein  wenig  GA. 

(g')nifelig:  1.  klein,  winzig,  verkümmert,  z.B. 
von  der  Schrift,  von  einem  kleinen  Gesicht  ZS.,  Stdt. 
Syn.  ver-niffen.  —  2.  niflig  Aa,  niffelig  B,  fein,  subtil, 
von  einer  Arbeit,  die  viel  Geduld  und  geschickte  Fin- 
ger erfordert. 

niffe"  II  BBe.,  E.;  „Gl;  L;"  GSev.;  „Schw", 
(puffe"  ZRafz,  nife*  B  oSi.:  1.  klauben,  mit  den  Finger- 
spitzen fassen  BBe.,  R.  E"  Lüs  aha-n.,  vom  Kopf 
herunterklauben.  Am  Bücken,  im  Haare  kratzen  G 
Sev.;  ZBafz.  —  2.  „(raffen)  fingern;  mit  zu  weit  ge- 
triebener Pünktlichkeit  arbeiten  B;  Gl;  L;  Schw." 
—  3.  keifen,  nörgeln  B  oSi. ;  ZRafz.  We**-me*  scho" 
mint,  nie"  hig-is  richtigs  mit  im,  so  het-er  doch  hinden- 
ndhe*  ging  öppis  z'  n.  B  oSi.  Vgl.  auch  gnirben  (Bd  II 
073).  —  4.  „(niffen)  knausern  B;  Gl;  L;  Schw." 

Vgl.  bair.  niffen,  niff'eln,  reiben,  wetzen,  tirol.  nejfen, 
dass. ;  kleinlich  unJ  fruchtlos  arbeiten.  S.  auch  gniffen 
(Bd  II   664). 

Niffe"  f.:  kleinlich  arbeitende,  knickerige  Person 
B.  ,Es  wollte  mich  bcdünken,  Mädeli  sei  nur  so  eine 
N.'  Gottii. 

Niffi  AALeer.,  Gniffi  ZRafz  —  m. :  1.  Einer,  der 
im  Haare  kratzt  ZRafz.  —  2.  kleinlicher  Zänker, 
Nörgler  AALeer.;  ZRafz. 

n  i  ff  ig :  \.=nifelig  2  BM.,  S.,  „überaus  exakt  B; 
Gl;  L;  Schw."  —  2.  keifsüchtig,  zänkisch  Bs.  — 
3.  „filzig  B;  Gl;  L;  Schw." 

g"nifig:  klein,  eng,  undeutlich,  schwer  leslich 
Z  (Dan.). 

NifliDg  m.:  kleines  Geschöpf  ZLunn. 

niffe",  „g'niffe*"  —  Ptc.  g'niffet:  1.  (unwillkürlich) 
die  Gesichtsmuskeln  zsziehen,  das  Gesicht  verzerren, 
verziehen ,  (vor  Schmerz  oder  zum  Weinen),  einen 
Schmerz  oder  Zornausbruch  verbeissen;  auch:  ver- 
ächtlich die  Nase  rümpfen  AaF.,  Hl.,  Ke.,  Leer.,  L., 
St.;  „Gii;"  L;  „Schw;  Zg;  Z."  Syn.  grannen  (Bd  II 
742).  Schalkhaft  lächeln  Aa  (Rochh.).  Der  hei  g'niffet. 
wo-n-en  der  Kolter  verbimde*  liet!  AaL.  Der  hed  schon 
g'mffet,  wo-n-er  hätt  seile  die  licchni'g  sah"!  LG.  So 
lang  er  hed  müese"  lose"  [den  Verweis  anhören],  hed-er 
g'niffet,  den  Zornausbruch  unterdrückt  LSemp.  Er 
inffet  ( imicht  es  Nif/t  Zu)  iei-ne"  holzige"  Fuchs  AaF.. 
Ke.,  Ku. ;  s.  holzig  (Bd  11  1267),  —  2.  jammern,  win- 
seln LG.,  Stdt.  —  3.  mit  verzogenen  Gesichtsmuskeln, 
halbzugekniffenen  Augen  nach  Etwas  hinsehen,  aus- 
spähen AaWoIiI.;  L  (z.B.  beim  .Zielen').  Einist  hed 
neime"  au"*  g'rad  d'  Set  zum  Vfeister  üs  g'niffet  und. 
g'mülegglet.  RBrandst.  Wer  's  Mül  nur  brüchi  zum 
Pfiff1"  und  </'  Auge*  nur  zum  N.  und  d'  Zunge"  nur 
.um  Schwere,   wird  frilich  nid   vü  lere*,   ebd.     Die 


Ingenieure  beim  Abstecken  der  Eisenbahn  hünd  Schwir- 
re" i*g' schlage",  Zale"  d'rüf  g'mölet,  g'messe",  g'seiddet, 
g'visidiert,  g'nägget  und  [beim  Visieren  |  g'niffet.  Schwzd. 
(L).  —  1.  keifen,  kleinlich  zanken,  Widerreden  oBs; 
BSa.  —  5.  in  lästiger  Weise  anhaltend  bitten  BSa, 
Es  treit-der  Nut  für  z' n.,  du  uberchuiut.it-cs  glich  nit. 

—  6.  intr.  und  tr.,  eine  weibliche  Handarbeit  mühsam, 
ohne  rechtes  Verständniss  und  ohne  rechtes  Gelingen 
verrichten  B.     Abi.  G'niff  n.  —  7.  „hinken  L." 

Das  W.  steht  zur  vorigen  Gruppe  im  Abl.-Verhältuiss. 
Es  gehört  etym.  zu  aisl.  hnfpa.  beklommen  sein.  nl.  nijpm$ 
vgl.  auch  engl.  nip.  Auf  ein  st.  Vb  'hnipan  weist  das  aisl. 
st.  Ptc.  hnipenn  und  unser  ver-niffe*.  Das  von  Stalder  Über- 
lieferte gniffen  ist  sehr  wahrsch.  nicht  als  Zss.  mit  ge-  auf- 
zufassen, sondern  verhält  sich  zu  nijfen  und  nln!.  Tcneifen  wie 
z.  R.  gnagen  :  nagen  :  hnagen  (Gr.  AVB.  VI  1333).  Zu  Bed.  7 
vgl.  die  Sippe  von  näggen. 

an-:  höhnisch  anblicken,  fixieren  L.  Der  Avikat 
nimmt  si"  Brülle"  dopplet  und  niffet  de"  Frans  eso 
durch-durchen  a*.  Schwzd. 

er-nife":  1.  in  Zorn  geraten  WV.  —  2.  ent- 
schlafen   W.    Syn.  er-nepsen.   —    Zu  2   vgl.  gnipen  s 

|Bd   II    CTO). 

üs-niffen:  tr.,  mit  Grimassen  verhöhnen  AaF., 
Ke.     Syn.  üs-grännen. 

ver-.     Nur  als  Ptc. 

ver-niffe"  Gl;  GW.;  ZDättl.,  S.,  Stdt,  ver-ui/ft 
ZO.  (neben  -niffe"),  W.:  1.  zsgeschrumpft,  nicht  aus- 
gewachsen, verkümmert  (von  Baum-  und  Feldfrüchten) 
Gl;  Z.  Auch  von  der  Schrift:  zsgedrückt,  eng  Z. 
Von  Menschen:  verkümmert  in  Wuchs  und  Wachs- 
tum, klein,  unansehnlich  Z.  E"  verniffe's  G'sicht, 
kleines,  mageres  Gesicht.  —  2.  vom  Charakter,  ver- 
schlagen, tückisch  GW.;  ZO.  E"  verniffe's  G'sicht, 
scheuer  Blick  GW.  En  verniffner  Chopf,  voll  Tücke 
ZF.  Das  ist  e*  verniffe's  Zug  vo"  dir,  ein  tückisches 
Wesen,   ebd.    —    Vgl.   die  Anin.   zu   usffen. 

spa-nifen  SG.,  spä-nifle*  B:  die  Ohren  spitzen, 
aufmerken  SG.  Auf  Etw.  erpicht  sein  B.  ,l)er  kranke 
Mann  in  Konstantinopel  denkt  noch  lange  nicht  ans 
Sterben,  so  Viele  auch  auf  sein  Erbli  spanifeln.'  B 
Volksztg  1897. 

Niffi  m. :  1.  Grimassenschneider  AaF.,  Ke.  Einer, 
in  dessen  Physiognomie  etwas  Gedrücktes  um  Mund 
und  Nase  ausgeprägt  ist  L  (von  Weibspersonen  auch  n.). 

—  2.  lästiger  Bittsteller,  auch  widerwärtiger,  übel- 
launiger Mensch  BSa.    Syn.  Gresti. 

Niffi  II  n.:  (zum  Weinen)  verzogenes  Gesicht, 
Grimasse  AaF.,  Ke.;  L;  Zg.  Syn.  Grannen.  Der  vom 
Lehrer  gezauste  Schüler  macht  es  N.  L.  Vgl.  auch 
Nifi-Här  (Bd  II  1508).;  Schnufeli. 

„niflig:  1.  die  Nase  rümpfend  Gr.  —  2.  hinkend  L." 

Xiffe"  m.  GnRh.,  Nife»  GitSpl.;  W  (f.):  Schnupfen. 

D'  N  ha: 

nifig:  mit  dem  Schnupfen  behaftet  W. 

luhV  II  Gl,  niffle"  GSev.:  1.  durch  die  Nasa 
reden  GSev.  Syn.  nüselen.  —  2.  unverständlich  reden 
Gl.    Ieh  nifle"  nüd,  ich  säge*  's  use".  —  Bed.  1  auch  bair. 

niiff,  nöff:  Laut,  womit  man  das  Grunzen  der 
Schweine  nachahmt  BStdt. 

Null' m.:  1.  Sunt  N.,  St  Nepomnk?  Eine'  wie  Si  A'., 
ein  einfältiger  Kerl  ZZoll.  f  Du  stä*  wie  Sunt  N., 
steif  und  einfältig  dastehen,  ebd. ;  Syn.  wie-n-en  Öl- 
Götz  (Bd  II  580).    Vgl.:  ,l)a  stellen  wie  St  Näff  mit 


681 


N;if—  inif.     Nafzg — nufzff.    Nag— nug 


(1S2 


dem  steinigen  Hoslatz'  L  (Ineichen).  Hn  luege;  wü 
iler  heilig  Nöf,  wo  siner  Mueter  d' Püppli  verfrore* 
,/'.i»  si"  BsL.  —  2.  Narr  GO. 

v"gl.   .(Sankt)  Neff'   bei  Schm.-Fr.   [*  1730;   Birl.  1864, 

SSO.    "  aus  •    vor  Labial   wie  in  Lö  "     Bei  1  wird 

an  eine  Bildsäule  des  h.  Nepomuk,  die  früher  auf  vielen 
Brücken  stand,  zu   denken  sein. 

G'-nöff:  =  Ginöff  (IM  II  330)  AaF..  Ke. 
Nöffel:  Schach-,  Damenspiel.  1471  (rMülinen). 

Milti  n.:  scherzh.  für  Gesicht  L.  Die  wo  mic*  nid 
könni'd  [kennen],  g'sehnd  de'"  [aus  der  Photographie]. 
was  eso-n-e'  Dorfpoet  für  nes  N.  macht.  .TRoos  1892. 

Viell.  Nbf.  zu  MBffi  =  Müffi  [s.  Sp.  DG).  Vgl.  auch  gi- 
nBfflen   (Bd   II   3:301. 

Nüfelerin. :  kleinlicher  Zänker;  Kleinigkeitskrämer 
B.  —  Syn.  Nifeler,  wovon  es  Nbf.  zu  sein  scheint;  doch  vgl. 
auch   »chnüf>t>  n. 

nnefer  Aa;  „Ap;"  Bs;  B  oAa.,  E.f;  Gl;  L;  G; 
ScHSt.;  SchwE.;  S;  Th;  Zg;  Z.  nüefer  BO.;  SchwMuo.; 
Ndw;  U;  Zg:  1.  munter,  frisch,  lebhaft,  wohlauf, 
körperlich  und  geistig,  bes.  von  Kindern  (auch  jungen 
Tieren).  Genesenden  (die  wieder  Esslust  zeigen).  aaOO. 
Syn.  chech  1  (Bd  III  120).  Es  hat  'besseret  mit-em, 
er  ist  wider  ganz  n.  Z.  Er  het  glaitb-ic*  e*  Säbel 
[Rausch]  g'ha*,  aber  er  isch  selbe"  Öbe"d  wider  n.  worde* 
Bs.  Es  niefers  Chind;  es  tued  es  [als]  icie-n-es  Gitzi 
Ndw.  Niefer  firbe"  g'sehn  BHa.  E"  nieferi  G'sicht. 
ebd.  E"  n.  und  knufflig  Maitli  von  eppis  vier  ah 
tausig  Wache".  Schwzd.  (Bs).  Sust  isch-er  [ein  alter 
Herr]  noch  busper  und  alert  g'si"  und  het  ganz  nueferi 
Äuge*  g'ha"  Bs  (Wick).  Gar  e"  n-s  und  chech s  und 
äifigs  Jüppe'wibli.  Breitenst.  Bisdar  hat  si  üsg'ruebet 
und  cha""  nueferer  B'scheid  gi"  Z  (Corrodi).  Froh 
und  n.  sl°  cha**-mer  nie  bim  Wi*.  Künk.Mey.  1844. 
Auch  von  Pflanzen  (Gegs.  zu  welk):  Das  g'lampig 
Chrilt  ist  wider  n.,  nach  einem  Gewitterregen,  ebd. 
Bisweilen  auch  scherzh.  von  Frauen:  amoris  appetens 
LMalters.  ,Da  er  [der  Kranke]  erwachet,  redte  er 
ein  Weil  gar  n.,  wie  ein  Gesunder.'  1619,  Mise.  Tig. 
,Muess  ämol  sehn,  ob  noch  n.  bist.'  Kunkelstuben  1655. 

—  2.  stark,  derb  gebaut  BHk.;  Schw.  Syn.  check  3  a. 
Die  nüefre"  Wiber  fast  wie  Manne*.  Schwzd.  (Scnw). 

—  3.  nett,  hübsch  BKirchb.  E*  nuefere"  Barsch.  — 
4.  tätig,  emsig.    Fris. ;   Mal.;    s.  fruetig  (Bd  1  1340). 

—  5.  Familienn.  BHa.;  SchSL  (auch  Nüeferli);  ThEscIi. 
S.  Gr.  IVB.  VII  977/S,  w<>  auch  über  das  weitere  Vor- 
kommen unseres  \V.  auf  deutschem  Boden  gehandelt  ist. 
Dasselbe  gehört  zu  aisl.  noefr,  klug,  gewandt,  ags.  nefre, 
tätig,  fleissig.  womit  viell.  griech.  VT^pü),  vxrw,  nüchtern 
sein,  verglichen  werden  darf.  Zur  Bed. -Entwicklung  vgl. 
fruetig,   check. 

nuefere"  „Ap;  Bs-,"  B oAa.,  IL;  „VO;  Gl;"  Z, 
iiiiefrrc  AaWoIiI.  ;  BI!.;  SchwMuo.;  UwE.:  1.  munter, 
lebhaft  werden;  sich  erholen,  wieder  zu  Kräften  kom- 
men, zunehmen.  aaOO.  Er  naeferet  stif,  nimmt  sicht- 
lich an  Kräften  zu  BU.  Es  bessred  iez  toll,  er  hed 
r'd  g'nüefered  sider  das"  ich-n-en  d's  lest  Mal  g'sehn 
hart  BR.  —  2.  sättigen  AaWoIiI. 

er-nuefere"Bs;rB;"  ZDüb.,rS..  Wäd.  (anch-üe-), 
•nüefert*  AaWoIiI.;  BHk.;  L;  Z:  1.  refl.  a)  sich  er- 
muntern; aus  Trägheit.  Schläfrigkeit.  Schwermut  sich 

i    erwecken  lassen  Bs  (Spreng).  —  b)  sich  erlaben,  er- 
Instigen,    z.  B.   an  Speise,    durch    einen    Spaziergang. 

j   aaOO.     [Der  Wirt]    lad  's   a"  gueter  Spis   und  Traut 


niid  feie":  Me"  g'sehd  's  00*  Witem  niederem  Chindli 
ii".  wie-n-es  ingründig  sieh  ernuefere*  cha".  Kuller, 
Jugendschr.  —  2.  abs.,  den  Hunger  stillen,  sich  satt 
essen  A AWohl. ;  L  (Ineich.).  E»Brötü  sunt  E.  AAWohl. 

ver-nuefere"  AALeer.  (auch-üe-);  Bs,  -nuefere* 
AaF.,  Fri.  (auch  -ue-),  Schinzn.,  UEntf.;  SchwE.:  refl., 
im  Allg.  =  sich  er-n.  Sich  erlaben,  z.B.  an  Lieblings- 
speisen oder  -Getränken,  an  einer  Arbeit  usw.  aaOO. 
Er  hed  sic*  chönne*  dra*  r.  Iron.:  Do  hesch  noch  en 
Arbet,  de  chausch-di'h  t\.  bis  fertig  bisch  AAZein.  V. 
clia"*-mic,i  du  mit  [Berg-]Stige*.  Schwzd.  (Schw).  Sich 
im  Stillen  amüsieren,  in  Gedanken  freudig  bei  Etw. 
verweilen  AASchinzn.  Auch  von  spielenden  oder  bei 
Fressen  und  Saufen  sich  erholenden  Tieren   Aa;  Bs. 

Nüeferi  f.:  Munterkeit,  Lebhaftigkeit  UwE.;  Z. 
,Die  nuefferei.  fleiss,  navitas.'   Mal. 

Nueferkeit  f. :  =  dem  Vor.  Z.  Stimme'd  a*  mit 
N.!  Konr.Mey.  1844. 


niifzge":  nach  Verwesung  riechen  Bs. 

Nbf.  zu  einem  gleichbed.  m'äfzge*,  das  mit  dem  Sp.  96 
angeführten  etym.  identisch,  also  wie  Dieses  von  muffe* 
(Sp.  9tl  weitergebildet  ist. 


Nag,  lieg,  uig,  nog,  nug. 

S.   auch  die   Gruppe  ifogg  usw. 

„uag".  nagn  W,  nägä  Zg,  nägg,  nägä  SchwE.:  ver- 
stärktes Nein.  Syn.  na-a  (Sp.  029).  Aber  Scbmützli. 
n.l  deregi  [solche]  hat  er  keini  verdient.  MLienekt 
1888.     Vgl.  nagga. 

Nagel  m..  PL  meist  -e'-,  in  BBr.  -ä-,  Dim.  -e'- 
(gegenüber  Nägeli,  Nelke):  1.  Nagel  an  Finger  oder 
Zehe.  In  zahlreichen  festen  Verbindungen  und  RAA. 
's  Bittet  ander  de*  Kegle"  füre"  iverche",  schaffe*  ZS.. 
schaffe",  bis  Eim  's  Bluet  under  de"  Negle"  füre" 
ehunnt  Z,  sich  bis  aufs  Äusserste  abmühen.  Eim  's 
Bluet  under  de*  Xegle*  füre"  trucke",  ihn  bis  aufs 
Blut  quälen,  das  Letzte  von  ihm  erpressen  Aa;  S; 
Th;  Z.  Eh  chönnt  so  arm  Litt  nit  g'seh  hungeren  und 
chönnt  ne"  nit  noch  's  Herzbluet  imger  de"  Xegle"  füre" 
drücke*.  Schild.  .Der  Vogt  droht:  Ich  bin  jetzt  Mei- 
ster; ich  will  dir  und  deinem  Vatter  das  Blut  under 
den  Näglen  herfür  trocken.'  1703,  Z  Staatsarch.  Es 
schwitzt-mer  under  de"  Xegle"  füre",  vor  Angst  ZWI. 
D'  Xegcl  dervor  ha*,  kampfbereit  sein  B.  Äff"  muess 
se  's  nie  lä*  merke*  und  d'  Negel  geng  halbers  devorne* 
ha:  Gotth.  Vgl.  Ghräuwel  (Bd  III  921).  Uf  de*  Negel 
ha;  zur  Verfügung,  in  Bereitschaft  haben  GitPr.  Der 
Haus,  der  alti  G'schichte*  und  Sage"  uf  de"  Xegel 
hat.  Schwzd.  Eim  ufdem  Negeli  ehratze",  schmeicheln 
Bs.  Am  Xegeli  usse*  si",  am  Sterben,  am  Ruin  Aa;  Z. 
Bis  uf's  Negeli  use"  warte*,  bis  zum  letzten  Termin  Z. 
Es  bis  uf  's  Xegeli  use"  la*  cho",  uf  's  üsserst  Xegeli 
1a*  a'cho",  es  zum  Aussersten  kommen  lassen  Z.  ,Sie 
erhalten  sich  mit  genauer  Not  noch  zu  äusserst  auf 
dem  Nagel.'  Stutz,  Zeitschr.  1851.  (Bis)  uf's,  zum 
Xegeli  (use")  AALind.;  Schw;  Z.  (bis)  uf  de"  X.  Sch, 
uf  dem  Xegeli  Bs,    ,beim  N.',    vollkommen,    bis    aufs 


i;>:; 


Nag,  neg,  nig,  nog,  nug 


684 


Letzte;  bis  aufs  Kleinste  genau;  vgl.  lat.  ad  unguem. 
/'/'  de*  N.  üstrmke',  bis  zum  letzten  Tropfen  Sch. 
üfdem  Negeli  hersage',  genau,  fliessend  Bs.  Sohed-er 
wng'fär  'prediget,  doch  toeis'^t'"  nid  Alls  so  schön  of's 
Negeli  use",  wie  's  er  hed  chönne*.  Erzähler  1S5G 
(aScHw).  .Was  Gott  versprochen  hat,  Das  haltet  er 
aufs  Negeli  usä.'  Inderbitzi  1826.  .Vollkoramenlieli. 
mit  ganzem  fleiss,  auf  dem  nagele,  wie  man  spricht.' 
Mal.  ,Kond  doch  den  Donat  uf  dem  nägelein  uss- 
wendig.'  ThPlatt.  1572.  ,Sie  durchlieffen  und  durch- 
nisterten  alle  örter  beim  n.'  1586,  Lauff.  Beitr.  .Diese 
Weissagung  hat  alle  ding  bei  einem  nägeli  troffen.' 
LLav.  1587.  ,Die  Kerz  ist  bis  auf  den  N.  verbrennt.' 
Mev.,  Hort.  1692.  ,Bis  aufs  Nägelein  ausgesoffen.' 
GHeid.  1732.  über  's  Negeli  use",  übers  (gesetzlich) 
Zulassige  hinaus  ZLunn.  Über  (de")  N,  plötzlich, 
über  Kopf  und  Hals  Gl;  Gr.  über  N.  verreise"  müesse", 
Ettes  a'schaffe"  GrD.  Di  hübsch,  zier,  gremmig  [gut 
gebaute]  Hiidi  ist-mer  über  N.  druf  kit  [drauf  ge- 
gangen]. Schwzd.  (GRPr.).  's  Schwarz  uf  dem  N,  das 
Kleinste,  Geringste.  Eim  nüd  's  Schwarz  ab  dem  (vom) 
N.  ge"  Z,  auch:  nid  sovel,  wie-men  uf  dem  N.  obe" 
hat  Th.  Nit,  was  schwarz  uff  dem  N.  isch,  het-er-mer 
g'ge"  8.  Nüt  Schwarzsch  für  dem  N  ha"  GrPi\  ,Es 
ist  zuo  vil,  dass  ich  dir  lan  das  schwarz  vor  dynen 
neglen  stan.'  JBinder  1535.  Nüd  ('s)  Nagels  (Gr; 
ZO.,  S.),  kei"(s)  Nagels  (Aa;  S;  ZKn.,  0.)  gross,  sehr 
wenig,  gar  Nichts.  Ich  ha*  kei's  N-s  gross  Hut  a" 
mim  Lib  g'ha".  Wolf,  Gespr.  Nüt  z'  esse"  ha",  g'wüss 
kei's  N-s  gross.  .Keines  N-s  breit.'  ,Dass  ich  den 
Wahrheits-Feinden,  deren  Alles  voll  ist,  nicht  eines 
N-s  breit  gewichen.'  JJÜLRicH-Haug  1731.  ,Er  sei 
ungeachtet  der  Drohungen  keinen  N-s  breit  gewichen.' 
VMey.  1762.  Glaube  und  Brauch.  Am  Karfreitag 
soll  man  vor  Sonnenaufgang  übers  Kreuz  die  Nägei 
an  Händen  und  Füssen  schneiden.  Diese  Nägel  soll 
man  in  einen  leinenen  Lappen  wickeln,  mit  einem 
Bohrer  in  einen  weissrindigen  Weidenstock  ein  Loch 
bohren  und  die  abgeschnittenen  Nägel  hineinlegen, 
dann  aus  gleichem  Holz  einen  Zapfen  machen  und  in 
den  drei  höchsten  Namen  hineinschlagen;  dann  be- 
kommt mau  kein  Zahnweh  mehr  im  gleichen  Jahr 
BoE.  ,Am  Freitag  die  Nägel  an  Händen  und  Füssen 
abschneiden,  sei  ein  bewährt  Mittel  wider  das  Zahn- 
wehe.' Anhorn  1674.  S.  noch  Fri-Tag.  ,Da  man  eines 
Febricitanten  abgeschnitten  Nägel  ab  Händen  und 
Füssen  in  einem  Stückle  Fleisch  verborgen  einem  Hund 
zu  frässen  darleget  für  das  Febeiv  RGwerb  1646.  — 
2.  Kralle.  ,Es  ist  kein  Kätzlein  so  glatt,  sie  hat  scharfe 
Nägel.'  Met.,  Hort.  1692.  -  3.  (künstlicher)  Nagel  aus 
Holz  oder  Metall.  Vgl.  auch  Niet.  Wortspiel  mit  1 :  Er 
hiil  in  einer  Kitz  zwänzg  Negel  g'macht,  hat  ein  un- 
ehliches Kind  erzeugt.  Sprww.  1869.  ,Den  N.  spitzen.' 
.[Leute]  so  dienstbar  und  willig,  dass  si  inen  Hessen 
einen  n.  uf  dem  köpf  spitzen.'  1528,  Strickl.  Er  hei 
e"  Gring,  me"  chünnt  druff'  Negel  grede;  von  einem 
Starrkopf  B.  N  im  Loch  s.  liden  1  d  (Bd  III  1090). 
Spec.  a)  N.  zum  Befestigen.  Als  zu  Beginn  der  Dreis- 
siger Jahre  ein  Mitglied  der  L  Kegierung  sich  er- 
kundigte, von  wem  die  Gesetze  im  Entlebuch  gehalten 
würden,  erhielt  er  zur  Antwort:  Von  den  vier  Nägeln, 
mit  denen  sie  am  Brett  angenagelt  sind.  Jahrb.  für 
schwz.  Gesch.  1895.  a)  ,Was  Nuet  und  N.  begreift-, 
was  im  Hanse  festgemacht  ist,  im  Gegs.  zu  den  Mo-  I 
Lilien.  XY1./XVI11.,  Rspr.    ,Zuo  einem  verkauften  lius 


gehört,  was  n.  und  n.  begriff.'  1553,  Z  Gerichtsb.    ,Die 
Behausung   samt   was   X.  und  N.   begreift.'    ZWthur 
Stadtb.     .Dasselbe   hus   mit  dem  hofe   und  der  hofe- 
statt,  mit  grund  mit  grät,  mit  n.  mit  nuot,    mit  gros 
mit  klein.-   1421,  S  Urk.    .Allhier  hat  sich  das  vorder 
Gesimse    einer    halben  Hand    hoch    aus  Nutt   und  N. 
geliebt,  wie  wir  zu  sagen  pflegen.'  JJScheuciiz.  IThv 
.Haus  und  Scheune   mit    dem,    was  im  Hause  Wand. 
Band,  Mauer,  Nied  und  N.  hält'    Büel  1795.     Nägel 
dienen  insbes.  zur  Befestigung  der  Dachlatten,  früher 
auch  der  Dachschindeln.    .[Man]  sol  das  hus  mit  na- 
geln  tecken    und    nit   mit   stain    [d.  h.  die  Schindeln 
festnageln,  das  Dach  nicht  mit  Steinen  beschweren].' 
1342,    Sch  Stadtb.     Vgl.  Tach-N,    ferner   N.-Scherm, 
-Tach.     N.  an   (in)  der  Wand,   als  Bezeichnung   des 
kleinsten  Teiles  im  Hause,    's  fält  nit  's  Negeli  an  der 
Wand,  nicht  das  Geringste  Bs.    ,Es  ist  [der  Mönch- 
stand] ein  ryeher,  rüewiger  stand,  da  prist  nit  ein  n. 
in  einer  wand.'  NMan.    .Das  gottshus  sollte  die  sust 
usbuwen  bis  uf  den  hindristen  nagel.'    1550,  Uw,  — 
ß)  ,N.  und  Isen',  Alles  was  das  Pferd  betrifft;  s.  Isen  2  g 
(Bd  I  537).     Ein    vom    Hufbeschlag   hergenommenes 
Bild  enthält  wohl  folgende  Stelle:  .[Die  aufständischen 
Bauern]  wendeten  für,  inen  wurde  der  n.  zuo  hart  ge- 
schlagen   und    zuo  ser  beschweret.'    Wurstisen  1580. 
—  y)  e"  N.  i"  d'  Sehueh  schlä",  eine  kleine  Stärkung 
zu  sich  nehmen  Scuw.  —  S)  ,[Die  Sehiffleute  hatten] 
kian  überig  ruoder  und  kian  n.  und  wyden  und  warend 
übel  gerüst  mit  alem.'    1528,    HsStockar.     ,Wie  die 
ross  band  wellen  den  bäum  us  der  Döss  zücben,   do 
ist  an  der  einen  siten  am  trottbaum  der  n.  oder  Sparren 
prochen    im   anzüchen,    das   der   spar  oder  n.  an  das 
karrenross  gangen.'    1572,  UMev.  Chr.  —  b)  N.  zum 
Dranhängen.    Von  einer  Frauensperson,  die  am  Leibe 
schmächtig  sich    durch  Kleider   stattlich    zu  machen 
sucht,  heisst  es  etwa,  wenn  sie  heiratet:  Da  chunnd 
Alls  an'n  N.  und  Nüd  i"  's  Bett  Z.    a)  , Pfand  am  X.'. 
Pfand,  das  der  Gläubiger  in  seiner  Gewalt  hat,  Faust- 
pfand.   ,Ich  hatte  das  underpfand  an  mim  n.'  ThPlatt. 
1572.    ,Diewyl  die  schuldforderer  die  pfand,  so  ihnen 
von  ihren  schuldneren  vor  dem  uffahl  genamset  wor- 
den,   nit   zuo   ihren    banden   genommen   und  also  die 
pfand  nit  an  ihrem  n.  (wie  man  spricht)  habend,  son- 
dern   in  des  Schuldners   gwalt  gelassen,    so   könnend 
wir  die  schuldforderer  by  ihren  pfänden  nit  schirmen.' 
1586,  Z  Eq.     ,Wann  einer  umb  sein  laufende  schuld 
die  ihme  versetzten  frücht,  vor  und  ehe  einem  zins- 
herrn  die  underpfand  heimgefallen  ald  der  uffall  gat, 
mit   gebührender   Ordnung   zu    seinen  handen  bringt, 
demselben    sollen    solche    frücht,    als    der,    wie   man 
spricht,    das   pfand   an   seinen   n.  gebracht  hat,    ohne 
intrag  an  sein  ansprach   gehören.'    1592,    Z  Verordn. 
.Alsdann  gabt  der,  so  diss  Pfand  an  sein  N.  und  Gwalt 
bracht  hat,  dem  Ersten  vor  und  bleibt  ihm  das  Pfand.' 
1675,  ZKyb.  Herrschaftsr.    ,\Vann  auch  sonsten  Einer 
rechtmässiger  Weise  ein  solches  Pfand  an  XT.  bekäme.' 
'/.  Satzungen  1715.   —  ß)  Alls  a"  sin  N.  züche",  zum 
eigenen  Vorteil  wenden  Ar.    (j/ijiis  a"  sin  N.  henke", 
sieh  aneignen  Z  Wettseh  w.  ,Das  sy  ouch  die  pursamma 
anklagend,   sy  hänkind  der  gemeind  guot  an   iren   n.' 
1560,  AAVVett.  Klosterarch.    .Ponere  in  lucro  aliquidj 
seinen  nutz  schaffen,  etwas  an  sein  n.  henken.'  Fkis. 
,So  trachtend  sy   daruff,   das   sy  diso  Statt   selbs  an 
ihren  XT.  henken  möchten.'  RCys.   ,Die  Stett  in  Italien. 
so   der   Babst   an    synen    X.   ghenkt.'    JKüeger  1606. 


685 


Nag,  neg,  nig,  nog,  mig 


r,s,; 


.Alles  an  sein  X.  henken,   omnia   in   rem   suain  con- 
vertere.'  Hospin.  1683.    .Man  meinte,  <1  i t-  Pfaffen  wnr- 

iliml  sollich  Gut  an  irn  X.  henken.'  BossH.-Goldschm. 
,Andere  Dieben  hängen  ein  guten  Teil  [der  Ver- 
gabungen] an  ihren  X.'  Lindinner  1733.  —  y)  -A-lls 
im  ein  X.  heule'.  Alles  auf  einen  Treffer  setzen;  sein 
Vermögen  nur  an  einem  Orte  deponieren  Ap;  B.  .Hängt 
man  sich  an  einen  einzigen  X.  und  der  bricht,  riskiert 
man.  die  Beine  oder  gar  den  Rückgrat  zu  brechen.' 
Gotth.  —  S)  Von  eim  X.  (Xegeli)  a"  der  ander  (an 
en  andere')  henke",  eine  schlimme  Sache  durch  allerlei 
Versuche  noch  verschlimmern,  insbes.  neue  Schulden 
machen,  um  alte  zu  decken  Aa;  Bs;  B;  Z.  Vo"  eim 
X.  an  andere"  henke",  bis  d'  Naglete"  äfhört,  d.  h.  die 
Katastrophe  unabwendbar  geworden  ist  AALeer.  .Es 
müsse  beim  Glücksschmied  doeh  nicht  Alles  richtig 
sein,  er  fange  an.  seine  Sache  von  einem  Xagelein  an 
das  andere  zu  hängen.'  Breitenst.  —  s)  .sich  an  einen 
andern  X.  hängen',  sich  einen  andern  Beistand  wählen. 
.Wann  einer  frowen  ihr  ehelichermann  stirbt,  der  wyb 
und  kind  hinter  ihm  hat,  so  soll  der  kindeu  negsten 
vatermag  das  erst  jar  vogt  sin  der  frowen  und  der 
kindern ;  danethin  so  mag  sich  die  frow  henken  an 
ein  andern  n.'  THTannegg  Offn.  —  Q  an'n  X.  henke", 
wie  nhd.  Er  hed  's  GPwüsse*  an'n  X.  (f  henkt,  ist  ein 
gewissenloser  Mensch  L.  .Die  Streitigkeit  an  ein  N. 
aufgehenkt  worden.'  Hedtelia  1662.  S.  noch  Hag 
(Bd  II  1066).  diellen  (Bd  III  200).  Spec.  's  Mal  an'n 
X.  henke"  1)  aufhören  zu  essen  (scherzh.  oder  spöt- 
tisch i ;  hungern,  darben  ApSchönengr. ;  GrHc.  ;  Xdw  ;  U. 
Me"  sölli  d's  Mül  an  en  X.  henke",  sagt  ein  Dienst- 
bote, dem  man  die  nötige  Xahrung  nicht  gönnt.  Vgl. 
Bd  II  1456.  —  2)  aufhören  zu  sprechen.  Heieh  du 
d's  Mül  an  e"  X.  und  sclnclg  GRFid.,  Jenatz.  —  c)  X. 
als  Messzeichen.  De"  X.  trinke"  hl",  den  Wein  beim 
Messen  bis  an  den  Eichnagel  hinaufgehen  lassen  Z. 
Der  X.  mi/es  'teekt  sl",  alte  Vorschrift  beim  Zumessen 
jungen  Weines  Tb;  so  sagen  übh.  Bauern,  die  darauf 
halten,  gutes  Mass  zu  geben  ZErl.,  Zoll.  —  d)  X.  im 
Schiesswesen,  a)  Pflock,  der  in  das  durch  den  Schuss 
verursachte  Loch  gesteckt  wird.  .Welcher  schüsset 
und  schürft,  das  man  den  n.  nit  stecken  mag,  so  ist 
es  kein  schuz.'  1466.  Bs  Schützenordn.  ,Item  es  soll 
ouch  ein  yeglicher  schütz  synen  geschribnen  n.  han, 
das  ein  yeglicher  möge  seen,  was  der  n.  sye.'  ebd. 
Vgl.  auch  irren  2  (Bd  I  409),  Ast  2  (Bd  I  573).  — 
ß)  Pflock  im  Centrum  der  Scheibe.  Syn.  Zweck.  Rei- 
cher dem  Centrum  oder  X'.  am  nächsten  ist.  gewinnt 
einen  Zürichtaler.'  vMoos.  Kai.  —  e)  X.  als  Hem- 
mungsmittel. De"  X.  stecke",  den  Riegel  vorschieben, 
stossen  B;  S.  ,Ich  wusste,  dass  er  Schulden  machte 
und  steckte  den  X".  doch  nicht.'  Gotth.  ,Wenn  du  ein 
Vater  wärest,  wie  es  sich  gehörte,  stecktest  du  ihm 
den  X.'  ebd.  Vom  Dubakchane",  wie  das  i"  der  Pest 
der  X.  steckt.  BWvss  1863.  Glaube  und  Brauch. 
Eim  en  X.  schlä",  stecke",  durch  Einschlagen  eines 
verhexten  X'agels  in  einen  Baum  oder  auch  anderes 
Besitztum  eines  X'ebenmeuschen  Diesen  verderben, 
bzw.  schädigen  Z;  vgl.  ab-,  ver-naglen.  De"  Eüer- 
chübel  mit  Xegle"  rerschlä",  unter  Zauberformeln  X'ägel 
in  das  Butterfass  schlagen,  um  die  Ausscheidung  der 
Butter  zu  befördern  und  sich  so  die  Arbeit  abzu- 
kürzen. Dorfzauberer  wandten  früher  dieses  Mittel 
an.  wenn  die  Frauen  lang  keine  Butter  gewinnen 
konnten  und  meinten,  die  Milch  sei  verhext  ZO.,  um 


Wint.  Um  Gestohlenes  wieder  zu  erhalten,  soll  man 
.in  einem  Ring  ein  Aug  mit  einer  Kreiden  anmahlen 
und  einen  dreieketen,  ehernen  oder  kupfernen  N., 
mit  einem  bezauberten  Schlegel  von  Cypressenhol/ 
gemacht,  und  sonderbaren  aus  einem  Psalmen  Davids 
gesprochenen  Worten,  in  das  gemahlte  Aug  schlagen, 
warüber  der  Dieb  ein  Aug  verlieren  und  also  erkannt 
werden  müsse.'  Anhorn  1674.  Wenn  es,  nachdem  ein 
Haus  gebaut  ist,  beim  Einschlagen  des  letzten  X-s 
im  Dach  Feuer  gibt,  so  verbrennt  das  Haus  über 
Kurz  oder  Lang  ZZoll.  —  Spiel.  D's  Negeli  ziehe", 
Strafe  z.  B.  beim  Pfänderlösen,  wobei  der  Betreffende 
einen  irgendwo  (ausgenommen  in  Holz  oder  Stein) 
eingeschlagenen  Pflock  mit  den  Zähnen  herausziehen 
muss;  s.  Bühler  I  335.  —  4.  übertr.  auf  andere  Gegen- 
stände, die  einem  N.  ähnlich  sind,  a)  PI.,  kleine 
Äste  in  den  Baumstämmen,  die  deren  Wert  als  Bau- 
holz vermindern  GrPt.;  Z.  —  b)  Dim.,  kurze  Sprossen 
an  den  Knechten  (in  Bed.  6;  s.  Bd  III  722)  bei  den 
Weinreben  Z.  .An  den  Stefzgen  sollen  je  nach  Alter 
der  Rebe  1 — 2  Negeli  und  je  2 — 3  Augen  an  jedem 
Teile  stehen  bleiben'  ZW1.  —  c)  penis  AaF..  Ke.. 
Leer.;  Tn:Fr.  —  5.  XTame  von  Krankheiten,  a)  am 
Auge,  eiterige  Entzündung  der  Bindehaut  (Conjuncti- 
vitis purulenta),  hauptsächlich  bei  Ziegen  und  Scha- 
fen B.  ,Der  n.  oder  flecken  im  aug.'  Vogelb.  1557. 
.Rechgallen  zerstört  die  ttäcken  und  n.  im  oug  und 
alle  andern  prästen.'  Tierb.  1563.  .Allerlei  gebrächen 
der  äugen:  röte,  fläcken.  fäler.  dunkle,  nagel.'  Fis.hb. 
1563.  ,N.  in  ougen.  Nim  ympar  [Ingwer],  winstein, 
ziinet;  mach  es  rein  zuo  bulfer,  blass  den  ross  in  die 
ougen.  es  nimpt  den  n.'  Z«  Arzneib.  1588.  ,Wie  dem 
Aug  können  widerfahren  underschidliche  Zufähl  als 
der  Starr,  Fläcken.  Fahl,  N.,  Röthe.'  Gwerb  1646. 
,Nim  ein  Pfriend  [Pfriemen]  und  stich  im  [dem  Pferd] 
ein  Loch  durch  das  Ür,  an  der  Syten,  da  der  N.  im 
Aug  ist,  so  wird  das  Aug  genäsen.'  ZZoll.  Arzneib. 
1710.  —  b)  am  Euter.  ,Der  sog.  N.  entsteht  weitaus 
in  den  meisten  Fällen  aus  unbeachteten  Schrunden, 
wie  sie  am  Ausflusse  des  Milchganges  so  häufig  vor- 
kommen. Der  Viertel  und  andere  ähnliche  Euter- 
entzündungen beruhen  auf  ähnlichen  Ursachen.'  übw 
Volksfr.  ,Die  Küh  verwarfen  [beim  KalbenJ  und  gaben 
Dreck  und  jetzt  haben  zwei  schon  wider  der  N.'  ebd. 

—  c)  Dim.  , Entzündungsgeschwulst  des  Zungenbandes 
bei  den  Schweinen.'  Arch.  Vet. ;  Syn.  Xagen,  Zäpfli; 
vgl.  Xägg.  —  6.  Dünkel,  Hochmut.  ,Die  Herren  Wirte 
usw.,  ja  alles,  was  sich  durch  aushängende  Schilde 
dem  Publikum  zu  gehorsamster  Aufwartung  anzubieten 
pflegt,  hat  doch  wirklich  einen  tiefen  Wurm  oder  X. 
im  Kopfe.  Kömmt  ihnen  etwa  der  Adelstolz  bei  der 
Taufe  der  Schilde  aus  der  Einbildung  her  usw.  Oder 
haben  die  Reisenden  Xägel  in  den  Köpfen,  dass  sie 
hohe  Xamen  haben  wollen.  Da  hatte  ich  den  X.,  in  den 
allerhöchsten  einzutreten.'  Unsichtb.  1793.  —  7.  Xegeli. 
junge,  weibliche  Ziege  „Ap;"Gl;  „GRh.";  vg\.NägeM3. 

—  8.  Xegeli,  Alpenrose,  Rhodod.  Ap;  LWill.  (Dan.). 
Die  u.  1  aufgeführten  EAA.  könnten  tw.  auch  zu  3  ge- 
hören (vgl.  z.B.  Nöt-N.  Sl;  die  Anschauung,  die  ihnen  zu 
Grunde  liegt,  ist  oft  nicht  mehr  sicher  zu  erkennen.  Das 
Einschlagen  des  Nagels  in  einen  Baum  bringt  diesen  zum 
Absterben,  was  Siechtum  und  Tod  auch  für  den  Besitzer 
zur  Folge  hat.     Zu  Bed.   6  vgl.   Gr.   WB.   VII   263. 

Ebis-Nagel    SDorn.,  Schwa..    Eppis-    ZKappel 
(Dan.),   Ebnis-  SThierst,    Ebli-,  Sebli-  S,    Hebis-  Aa 


687 


Nag.  neg,  nig,  nog,  nug 


Ö88 


(Roehh.);  ZoStdt,  Heblis-  B  hE.,  Hü/Iis-  SL.:  1.  langer 
eiserner  Nagel,  der  durch  die  Ebni  (s.  Ebni  3  Bd  I  46) 
und  die  Vorderachse  hinabgeht.  —  2.  die  der  Mitte 
zunächst  liegende  Vertiefung  in  der  unter  muttele"  II 
(Sp.  577)  beschriebenen  Roulette;  wessen  Kugel  in 
sie  hineinfällt,  hat  verloren  ZoAg. 

Nach  einer  Angabe  soll  die  betr.  Vertiefung  durch  einen 
gemalten   HebU-N.  gekennzeichnet  gewesen  sein. 

Achs-:  N.,  der  den  Wagen  mit  der  Achse  ver- 
bindet, allg.  —  Ofe"-:  =  O.-Chnopf  (Bd  III  750)  Z. 
D'  O.-Negel  und  sust  alles  Mösch  fege".  —  Egte"-: 
Spitzpflock,  Zahn  an  der  Egge  Gr.  —  U°-:  prickeln- 
der Frost  an  den  Fingerspitzen  G;  Syn.  Hör-,  Chue-N.; 
vgl.  uniglen  (Bd  I  151).  —  Finger-:  1.  wie  nhd.  — 
2.  Art  Geschwür;  vgl.  frz.  clou.  ,Die  spitzigen  Blä- 
terlein  und  harte  Bülen,  die  man  sonst  Fingernegel  und 
Furunkel  nempt."  ZZoll.  Arzneib.  1710.  —  Fuess- 
(meist  PL):  Zapfen  am  Zettelrahmen,  an  denen  der 
Fuess  (s.  Fuess  3  b  Bd  I  1089)  des  Gewebes  befestigt 
ist;  Yg\.Bispi-N.  —  Galge"-:  1.  s.  Eich  I  (Bd  1  72). 
—  2.  scherzh.  oder  verächtlich  für  die  gelbe  Rübe 
Bs;  S;  Th;  Z  (als  Gericht  in  Stengel  geschnitten).  - 
Seh  neggen-G.-:  eig.  Pflock,  welcher  am  Schnegge'- 
Galge"  [Vorrichtung  am  Halbschlitten  zur  Befestigung 
des  Bindbaums]  angebracht  ist  L.  In  der  Zungen- 
übung: Schwitzet  a"  sine"  Schnegge"galge*neglen  umme*. 
L  Hauskai.  1891.  —  Gips-:  Nagel  zum  Befestigen  der 
den  Gipsbelag  haltenden  Lättchen.  ,Leist-,  Latt-,  Bin- 
den-, Boden-,  Gips-  und  Dätl'elnägel.'  1779,  Gfd.  , G.- 
Nägel P/s  Zoll  1000  Stück  3  Pfd  1  fl.  6  ß'  Z  Ges. 
1793.  —  Git-:  Geizhals  B;  Z.  Syn.  G.-Xäpper.  - 
Grindel-:  oben  hakenförmiger  eiserner  Pflock,  der 
am  alten  Pflug  in  den  Grendel  eingesteckt  wurde  und 
in  den  der  ,Zaum'  des  Geschirrs  eingehängt  wurde 
ZZoll.  Syn.  Zaum-Häggcn.  —  Grättel-  ZFehralt, 
Zoll.,  Grotte"-  SSchwa.,  Grätti-  Aa  (lt  Rochh.);  SBb., 
L.:  N.,  der  den  Grättel  (Bd  II  823)  und  die  Lang- 
wiede  am  Wagen  zshält.  —  Hägge"-:  N.  am  Sohlen- 
rande der  sog.  ,Peehschuhe',  der  nach  oben  umge- 
schlagen wird  Z.  —  Hemm-:  Holzpfiock,  der  in  das 
,Henimloeh'  am  obern  Bande  der  Schiffswände  gesteckt 
wird,  und  an  dem  die  Segelseile  befestigt  werden  Th 
Born.  —  Haupt-:  Migraine.  ,Hemecrania,  Hauptweh 
auf  einer  Seiten.  Hirnschalenwehe,  H.'  Denzl.  1677; 
1716.  Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  623.  —  Hör-  ZUhw.,  Hur- 
ZAuss. :  =  Un-X.  —  Heiters-:=  Cher-X.  AAZein. 

Chue-  BBr.;  Zg;  Z,  Chu-  AaWoIiI.;  ZPfäff.:=  Un-X. 
Als  Bätsei:  ,I)ie  Erste  suche  im  Revier,  es  ist  ein  stark- 
gehörntes  Tier.  In  manches  Löchleins  Mitte  zwingt 
man  die  Zweit-  und  Dritte.  Wenn  kalt  der  Winter, 
schmerzet  mich  gar  oft  das  Ganze  fürchterlich.'  HBran- 
iienis.  (Z).  Es  ist  so  lieiss  g'si":  wenn  Einen  e*  warms 
Glettise"  a'g'rüert  hält,  so  hätt-er  de"  Ch.  übercho*. 
Schwzd.  (Z).  —  chue-nagle°  AiFri. ;  ZRüml.,  chue- 
(gu-  BHk.,  R.;  „G\  gur-  BBe.,  bu-  „BO.",  pur-  BO.) 
nagle"  AAÄar.,  Bb.,  F.,  St.,  Z.;  LG.;  SB.;  Z,  chue-negle" 
Vü;  Gl;  „Z",  chue-nigle"  AaFiL ;  BSi.;  L :  =  un-iglen 
(Bd  I  151).  's  chucnäi/let  Eim  fnlich  sc  früe  i"  der 
Schär.  JBHäfl.  181:1.  ' 

Da  das  Gefühl  sich  vorzugsweise  in  den  Nägeln  bemerkbar 
macht,  so  lag  Anlehnung  an  Nagel  nahe.  Zur  Form  -nagle9 
vgl.   ägele*  (Bd   I   129). 

Chalber-:  das  durchbohrte  längliche  Stück  Holz, 
durch  welches  das  Kalb  aus  dem  Kübel  die  Milch 
aufsaugt    BSign.     Vgl.  Ch.-Gunggen    (Bd  II  369). 


Ghamm-:  Pflock  an  einem  Karamrad  Z.  ,Hat  etliche 
Hagenbüechli  gehouwen  und  450  Kammnegel  darus 
gemachet.'  1647,  Hotz,  Urk.  —  Chappe"-:  =  Hüg- 
gen-N.  GrD.;  GSa.  —  Chopf-:  =  Müs-Chopf  2  (Bd  111 
414)  GrCIiui-w.,  Hald.  —  Cher-:  mit  Griff  versehener 
eiserner  N.,  der  in  die  .Kehrlöcher'  des  Pfluges  (s. 
Bd  III  1033)  gesteckt  wird  Aa;  BsL.;  S;  Th;  Z.  .Der 
Vorderpflug  bestehet  aus  der  Axe,  den  Bädern,  dem 
Gezüng,  dem  Lagbrettlein,  der  Diechsel,  dem  K.  und 
dem  Zaum.'  JRCramer  1774;  vgl.  cheren  2  a  a  (Bd  111 
435).  —  Ab-cher-:  =  dem  Vor.  ZFehralt.;  vgl.  ab- 
cheren  2  (Bd  III  456).  —  Kett-:  starker  eiserner  N., 
dgl.  bei  Wuhr-  und  Mühlwerken  verwendet  werden  Z; 
vgl.  Chett  (Bd  III  562).  —  Chrümm-:  =  Cher-X.  Tu 
(Pup.). 

Chris-:  Tannnadel  GrPi\  —  chris  -  negle": 
Tannnadeln  sammeln,  ebd.   —   Vgl.  Agnen  3  (Bd  I  128). 

Lib-Negeli:  ,das  kleine  Zäpfchen  neben  dem 
Spund  am  Fasse  oder  Drehbutterfasse'  Ap  (Tobl.).  — 
Ober-Gadem-Laden-Nagel.  Schleich  de"  O.  abe", 
Sprechscherz,  als  Nachahmung  eines  bestimmten 
Dreschtaktes  B.  —  Web -Gatter- Lade0-.  Vater, 
lass  de"  W.  abe",  Sprechscherz  TuFr.  —  (Weber-) 
Lade0-:  einer  der  beiden  Nägel  am  Webstuhl,  mittels 
deren  die  Weberlade  erhöht  und  herabgelassen  werden 
kann  ZO.,  Zoll.  —  Lon-:  =  Ii«iii  1  (Bd  III  1296)  LG. 
(Ineichen).  —  Lire"-  AaFu.;  Ap;  ZO.,  Uri-  AaL.;  B 
Sigr.,Id.B:  1.  =  Cher-N.  aaOO. ;  vgl.  L.-Ghetteli  (Bd  111 
566).  —  2.  Schminkbohne,  Phas.  vulg.  ApH.  —  3.  lang- 
samer Mensch  AaL.;  BSigr.,  Id.  B.  —  Leist-:  N.  zum 
Befestigen  von  (Zaun-) Latten,  Dachsparren  usw.  Aa 
Leer. ;  Z.  Man  unterscheidet  .ganze'  und  .halbe',  d.  h. 
längere  und  kürzere  L.-Nägel.  ,Den  Schwamendinger 
Wald  zu  vermachen,  Stegen-  und  Leistnegel.'  1652, 
Hotz,  Urk.  —  Liste"-:  N.  zum  Befestigen  von  Listen 
(Bd  III  1473).  ,Ganz  Schloss-  und  Listennägel  1000 
Stück  5  Pfd,  2  Zoll.  2  fl.'  Z  Ges.  1793.  —  Latt(e-)-: 
=  Leist-X.  AaF.,  Ke.;  S;  Th;  Z.  ,Latt-  oder  Band-N.' 
Bs  Taxordn.  1646.  —  Nuschg-:  N.,  mit  dem  die 
Kiene"  (Bd  II  1363)  am  Eimer  befestigt  ist  GRMastr. 

Not-:  1.  Einer,  der  in  der  Not  zu  helfen  weiss 
Zg.  —  2.  ein  von  Armut  und  Not  geplagter  Mensch 
Zg;  vgl.  hiezu  Vonbun  1862,  10.  —  3.  =  NagelfsJ-Xnt, 
äusserste  Not  Z.  Er  ist  uf-em  X.  usse".  Warte*\ 
srugghalte"  bis  uf  's  letst  Xöt-Xegeli  use".  —  Vgl.  Gr. 
WB.   VII   948,  zu  3  die  RAA.   nuter  Nagd   1. 

Bode"-:  N.  zum  Befestigen  der  Fussbodenbrettei 
Aa;  Th;  Z  (seit  1646).  Man  unterscheidet  .halbe' und 
.ganze'  B. 

Päli-:  N.  in  den  Absätzen  der  Bergschuhe,  der 
im  Gegs.  zum  Guspen  (s.  Bd  II  483)  keilförmig  in 
eine  Kante  ausläuft  Gr.  —  Bolz-:  eiserner  N.,  der 
vor  und  hinter  dem  Joch  in  die  Deichsel  gesteckt 
wird  SThierst.  —  Baum-:  1.  N.  zum  Festhalten  der 
Tuech-Steckli  (s.  d.)  am  Weberbaum  Z.  —  2.  N..  der 
in  eine  Tuchwelle  eingesteckt  wird,  um  sie  drehen 
zu  können  Z.  -  Band-.  .Contibula,  ein  blat-n.  oder  b.' 
Pris.;  Mal.;  Denzl.  1677;  1716.  , Latt- oder  Band-N.' 
Bs  Taxordn.   1646. 

Bind-  SchScIiL;  ThHw.;  Z  tw.,  Bi-  ZDübend.,  Sj, 
\X .:  Pflock,  der  zum  Binden  der  Garben  dient.  Wie  der 
Chasper  dert  de"  B.  gleitig  cha""  träe".  KMev.  1844. 
Finger,  se  dick  wie  B.-Xegel  Z.  —  Im  Th  nach  ver- 
einzelter Angabe  auch   Ih-X. 

bi-nagle",  binegle*:  mulierem  obstnprare  Z. 


689 


Nag,  neg,  nig,  nog,  nug 


690 


Binde"-  s.  Oips-N.  —  Blech-:  aus  dickem  Blech 
fabrikmässif?  verfertigter  Nagel,  ein  Mitteilung  zwi- 
schen Schmid-N.  und  Drahtstift  Z.  —  Bloch-:  Balken- 
nagel. Er  ist  mit  Bloch/negle*  vernietet,  ist  sehr  dumm 
Seil  (Salger).  .Sehliess-  oder  1>1..  damit  man  die  grossen 
tröm  an  einanderen  helft,  trabalis  clavus.'  Mal.  — 
Blatt-  s.  Band-N.  —  „Broffe"-:  stumpfer  hölzerner 
X.,  dergleichen  auf  den  obern  Leiterbäumen  eines 
Heuwagens  angebracht  sind,  um  z.B.  das  Heu,  Garben 
fester  zu  halten  B."  Syn.  Steek-Nagel.  —  Propsch-: 
Kaulquappe  PPo.;  syn.  Boss-N.  —  Buch-:  =  Guspen  2 
(Bd  11  483)  GaL.,  Pani,  Schud.,  Tschiertsch.,  V.  — 
1!  a  Fe"-:  starker  eiserner  X.  zum  Befestigen  der  Dach- 
sparren Th;  Z.  Syn.  Leist-N.  —  Reif-:  N.  mit  dickem 
Kopf  zum  Vernieten  der  Bindereifen  am  Fass  Z.  Syn. 
Nieten.  —  Ri"-  s.  R.-Egti  (Bd  I  144).  —  Eoss-: 
1.  N.  am  Hufeisen,  allg.  leh  macht  (vor  Hanger)  R.- 
Negel  fresse'  Bs;  Z.  Das  göt  wie  's  Rossnegil  fresse", 
bietet  unüberwindliche  Schwierigkeiten  GBern.  Ross- 
negel  verdaue",  einen  guten  Magen  haben  Bs;  B;  Gl;  Z. 
Vgl.  Schueh-N.  —  2.  Kaulquappe  B;  Gl;  GrD.;  „L;" 
GSa.,  W.;  Z.  Syn.  Ross-Chopf  (Bd  III  415).  ,So  die 
eier  [der  Frösche]  geschlöuft,  werdend  die  r.-negel 
oder  hauptbrüchel  daraus.'  Tierb.  1563.  Spitzname 
der  Schüler  des  untern  Gymnasiums,  während  die  des 
obern  .Frösche'  heissen  Z.  —  Rispi-:  Zapfen  am 
Zettelrahmen,  mit  dem  die  Kreuzungsstelle  der  Zettel- 
fäden (Rispi)  fixiert  wird  Z.  —  Riester-:  gekrümmter 
eiserner  Stab  am  Streichbrett  des  Pfluges,  der  beim 
Einhängen  desselben  in  die  Stürze  eingesteckt  wird 
SWasseramt:  Th.  Syn.  R.- Stecken.  —  Seile"-:  = 
Schwellen-N.  ZO.  —  Sür-.  Nur  in  dem  Kinderreim: 
Hans  Peter  S.  sllgt  üf  und  g'Itlt  aher  GrD.  (Bühler). 

—  Absatz-:  =  Chopf-N.  GRHaldenst.  —  Schueb-: 
1.  wie  nhd.  allg.  Sch.-Negel  fresse"  chönne"  (Th),  ver- 
daue" (ZLunn.)  =  Ross-N.  verdaue".  Sch.-Kegel  uf  sich 
Spitze"  lö",  Alles  mit  sich  geschehen  lassen  S;  vgl. 
Nagel  3.    's  gi't  ehalt  ffrürt-mieh  a"  d'  B)  Sch.-Negel  Z. 

—  2.  übertr.  von  scharfem  Getränk:  Krätzer  TuErm. 
Branntwein  ÄALindenb.  —  3.  a)  -Negeli,  ganz  kleine 
Holzbirne  ZO.  —  b)  , dünne,  in  Semmelmehl  gewandte 
und  in  Butter  gebackene  Schnitze  von  grossen  Winter- 
birnen.' Spreng. 

Schin-:  X.  zur  Befestigung  von  Badschienen  Aa 
Leer.;  S.  —  schin-negle":  sich  abmühen  S.  Er 
heig  slni  Chnechten  uf-em  Feld  lo"  sch-n  und  schaffe". 
Schild.    —    Auch  Gaunerspr. 

Schinder-.  .Ungulatus,  der  grosse  Sch.-Xägel 
hat.'  Denzl.  1677;  1716.  —  Sehliess-  s.  Bloch-N.  — 
Schloss-  s.  Listen-N.  —  Schmid-:  geschmiedeter 
'S.  (im  Gegs.  zum  Blech-,  Drat-N.)  Z.  —  Schnorre"-: 
Nägel  mit  zwei  breiten  Widerhaken,  die  für  grobe 
Schuhe  als  Besatz  dienen  GA. ;  vgl.  Chappen-N.  — 
Schwelle"-:  hölzerner  X.  zur  Verbindung  der  Grund- 
schwellen bei  Holzhäusern  SL.f-  Wenn-me"  bim  Uf- 
richte"  vo"-me"  Hüs  der  erst  Schw.  sclüöt  und  der 
Nagel  rächt,  so  verbrannt  das  Hüs  glVh.  Schild;  der 
X.  wurde,  unter  Anrufung  der  drei  höchsten  Namen, 
vom  Meistergesellen  oder  Meister  selbst  geschlagen. 
-  Schwingen-:  =  Sc7»w.-/sew(Bd  1545)  Z.  —  Spi- 
cher-.  ,Umbe  spichernagel  8  ß.'  1382,  B  Stadtrechn. 
,Dem  Xagler  zu  Sch  für  100  Sp.-Xägel  mit  breiten 
Köpfen  8  ß;  aber  für  100  Sp.-Nägel  mit  spitzigen 
Köpfen  und  100  Xietli  bezahlt  9  ß.'  1679,  Tagebuch 
Zuber.    ,Umb  450  Sp.-  und  30  Lattnägel.'  1689,  ebd. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


—  Spige"-:  langer  Spundzapfen  am  Waschzuber 
BBe.  (Dan.).  Syn.  Strümpfel.  —  Spann-:  =  Sp.-Holz 
(Bd  II  1261).  Als  Eigenname:  ,Ruedi  Sp.'  1352,  Aa 
Wett.  Klosterarch.    ,Hans  Sp/   XIV.,  L  l'robsteirodel. 

—  Stege"-:  langer  N.  zum  Vernageln  von  Holz- 
treppen Z  f-  ,100  Stück  St.-Nägel,  5'/4  Pfd,  7  Zoll.' 
Z  Ges.  1793;  s.  Leist-N.  —  Steck-:  1.  (bes.  Stube"-St.) 
hölzerner  N.  als  primitivster  Verschluss  (statt  eines 
Schlosses)  an  Türen  ZO.  —  2.  =  Baum-N.  2  ZO.  — 
3.  =  Broffen-N.  ,4  Stecknägel  in  Leiterbäume.'  Bühl 
1795.  —  Vorsteck-.  ,Der  V.,  durch  welchen  der 
Hinterpflug  an  den  Vorderpflug  kann  angehängt  wer- 
den.' JKCramer  1774.  Syn.  Stöss-N.  —  Stange"-. 
,40  st.-nägel,  so  man  hinden  in  die  schütten  braucht, 
namblich  der  grossen.'  1550,  SchwE.  Klosterarch.  — 
Stink-:  schlechte  Zigarre  B.  —  Stöss-:  =  Grindel-N. 
Aa.  —  Strich-:  einer  der  drei  Xägel,  die  auf  dem 
Kolben  des  Mühleisens  (s.  Bd  I  542)  aufsitzen  und 
den  .Streichstecken'  bewegen  Z  f-  —  Streck-:  N., 
mittels  dessen  der  Zettel  gestreckt  wird  Z.  —  Dü- 
bel-: hölzerner  N.,  wie  sie  an  den  in  Zwischenräumen 
über  einander  liegenden  Balken  angebracht  werden, 
um  das  Krummwerden  der  Hölzer  zu  verhindern  Zg. 

—  Dach-:  1.  X.  zum  Befestigen  der  Dachschindeln. 
.[Man  musste  nach  einem  Hagelwetter]  gan  Konstanz 
und  gan  Lindow  und  gan  Bregetz  um  schindlen  und 
ziegel  und  d.-negel  schicken  und  die  dür  bezalen.' 
1524,  HsStockar,  Tageb.  ,Für  Latt-  und  Tachnägel 
1  fl.  3  btz.'  Schloss  Rdei.  1739.  —  2.  zentnerigi  D.- 
Negel,  flache  Steine,  mit  denen  man  die  Dachschindeln 
beschwert  BO.  —  3.  eine  Art  langgestielter,  kleiner, 
frühreifer  Birnen  ArK.  —  Tiechsel-:  X.  auf  der 
Wagendeichsel    zum  Anhängen   der  Wage   AaF.,  Ke. 

—  Tafel-:  X.  zum  Befestigen  des  Getäfels?  ,500  halbe 
T.-Xägel.'  1656,  UwKerns  (Küchler  1886).  —  Täfer-: 
1.  =  dem  Vor.  Th.  —  2.  X.  mit  rundem  (Messing-) 
Kopf,  zur  Zierde  am  Getäfel  angebracht.  ,200  ganz 
t.-nägel.'  1524,  Z.  .Täffernagel  oder  trugnagel,  bulla.' 
Mal.  —  Teil-:  2—3  Zoll  dicker,  fein  polierter  Arm 
am  Teilstock  (s.d.)  Z.  —  Fuess-Tili-:  =  Boden-N. 
,Umb  125  f.,  sind  zur  sprnrkammer  prucht.'  1569,  Z 
Grün.  Amtsrechn.  —  Dämm-:  6—8  Zoll  langer  höl- 
zerner oder  eiserner  X.  oder  Zapfen,  mit  welchem 
durch  Hebelkraft  der  Tuchbaura  umgedreht  wird,  um 
das  Gewebe  nachzuziehen  Z.  —  Tenn-:  1.  in  Scheu- 
nen, ein  hölzerner  X.  an  den  Balken,  welche  den 
Giebelbaum  tragen,  um  an  denselben  hinaufzuklettern. 
Von  der  Porscheune  an  bis  zum  Dachgiebel  gibt  es, 
wenigstens  in  sehr  alten  Scheunen,  mehrere  solche 
Xägel  Ap  (Tobl.).  —  2.  N.  zum  Spannen  des  Well- 
baums am  Webstuhl  Ap;  ZZoll.  Syn.  Streck-N.  — 
Tür-:  (hölzerner)  X.,  der,  durch  die  Türe  in  den 
Seitenpfosten  gesteckt,  zum  Verschliessen  der  Türe 
dient;  noch  heute  in  alten  Häusern  etwa  zu  finden 
ZO.  Türklinke  Ap.  De"  T.  i"  d'  Hand  ne",  sich  zum 
Aufbruch  anschicken  SchSL  (spec,  im  Zorn  das  Zim- 
mer verlassen);  ZO.  ,Der  Winter  bleibt  gern  im 
Sternenberg,  und  wenn  man  meint,  jetzt  nimmt  er  den 
T.  in  die  Hand  und  wird  verreisen,  kehrt  er  nur 
wieder  um.'  Stutz  1847.  .Worauf  der  Vogt,  als  der 
schon  den  Türennagel  in  die  Hand  genommen,  ihn 
nochmals  geforderet.'  1763,  Z.  De"  T.  fege",  sich 
durch  Aufräumen  und  Scheuern  auf  einen  Besuch  vor- 
bereiten (wobei  sogar  der  T.  nicht  vergessen  wird) 
Ap.    In  der  ä.  Rechtspr.  als  symbolische  Bezeichnung 

44 


691 


Nag,  neg,  nig,  nog,  nug 


092 


der  Hausgrenze.  ,Das  allenthalben  in  unserm  landt 
einer  den  andern  soll  lassen  trenken  vom  t.  über  und 
zu  dem  komlichosten  nächsten  stäten  wasser;  es  syg 
über  das  sin  oder  eines  andern.'  1500/44,  Schw  LB. 
,Es  sol  Einer  drenken  von  dem  Dürnagel  zum  neeh- 
sten  Wasser,  das  er  han  mag,  da  er  Lybes  und  Guotes 
sicher  mag  sin.'  1605,  SchwG.  LR.;  s.  Blumer,  RG.  I 
448  Note  78.  —  Trug-Nagel  s.  Täfer-N.  —  Tret- 
s.  Tret-fsen  1  (Bd  I  546).  —  Wäg-:  =  Tiechsel-N. 
SBb.;  Th;  Z.  ,1  W.  samt  Schliessen.'  Bühl  1795.  - 
Welle"-:  1.  =  Tenn-N.  2  Z.  —  2.  N,  der  in  die 
.Wellen'  am  Brücken-  oder  Leiterwagen  gesteckt  wird, 
um  dieselben  drehen  und  dadurch  die  über  die  Last 
(Heu,  Garben)  gespannten  Seile,  bzw.  den  .Wisbaunr 
anziehen  zu  können  Th.  Syn.  W.-Bengel.  —  Stotz- 
wand-:  starker  N.,  womit  man  früher  die  Bretter  an 
der  Firstwand  befestigte  ZO.  —  Winde"-.  ,Axiculus. 
der  w.,  daran  die  wallen  umblauft.'  Fris.  —  Wer-: 
Hilfs-,  Einnahmsquelle  Ndw;  syn.  Wert.  —  Wett-:  N. 
zur  Verbindung  der  Balken  am  Blockhau.  ,Ein  kleines 
Eichli  zu  Wättneglen.'  1648,  Hotz,  Urk.  —  Zug-: 
hölzerner  Pflock  vor  und  hinter  der  Amläzen  (Bd  1 
219)  GiiChur,  Malans.  -  Zaum-  Zon-  S  tw.,  Zorn- 
SBb.:=  Grindel-N.  —  Zimmer-:  =  Bloeh-N.  SchSL 
(Sulger).  —  Zan'1-:  N.  am  Pflug,  der  durch  die  Achse 
geht  Aa  (Rochh.).  —  Züric1'-.  Zu  dem  Ansuchen  der 
Pfister  um  Vorrechte  auf  dem  Kornmarkt  und  Ta- 
xation des  Brotes  nach  den  höchsten  Käufen  bemerkt 
der  Aufzeichner:  .hängt  am  langen  Z.',  d.  h.  ist  auf 
die  lange  Bank  geschoben,  wie  das  in  Zürich  Gewohn- 
heit ist.  1751,  Hofmeister  Weggenzunft.  —  Zirke"-: 
(gewöhnlich  mit  einem  Stifte  bezeichneter)  Mittel- 
punkt der  Schiessscheibe  Schw;  Zg.    Syn.  Nagel 3 d ß. 

—  Zwing-:  Jmd,  der  durch  unaufhörliche  Quengelei 
lästig  fällt  Scuw;  Syn.  Ztväng-Grind  (Bd  H  769).  — 
Z  wä  n  zger-:  grosser,  schwerer  Schuhnagel  B.  ,Leder- 
schuhe,  die  nur  mit  Zw.-Nägeln  beschlagen  seien.' 
ABitter. 

nagle"  I:  1.  Nägel  verfertigen  B;  Dial.  Das  beim 
N.  entstehende  Geräusch  nachahmen,  indem  man  mit 
Ellbogen  und  Fäusten  abwechselnd  auf  den  Tisch 
klopft,  in  lustigen  Abendgesellschaften  üblich  BE.  — 
2.  mit  Nägeln  befestigen,  versehen,  allg.    D'  Schueh  n. 

—  3.  mulierem  comprimere  Z  (Spillm.). 

Unklar  ist  der  Ausdr.  .genagelt'  in  der  Stelle:  ,Es  wird 
beschlossen,  dass  die  gemeine  Reichsmünze,  die  ßlutzger  und 
die  genagelten  Goldsorten  ausser  Circulation  gesetzt  werden 
sollen.'    1671,  Ahsch.   VI  1,   821. 

ab-.  Eim  's  Leben  a.,  Jmd  durch  Einschlagen 
eines  verhexten  Nagels  in  einen  Baum  ums  Leben 
bringen  G;  vgl.  Nagel  3.  —  ent-:  von  den  bindenden 
Zapfen  befreien.  .Bericht,  dass  die  Stadt  Baden  ihre 
Brücke  entnagelt  habe,  ungewöhnliche  Wachen  aus- 
stelle, die  Zugänge  in  die  aufgeworfenen  Graben  ver- 
wehre.' 1655,  Absch. 

ver-:  1.  wie  nhd.  allg.  Zum  Schutze  gegen  Zauber 
pflegte  man  früher  Türen  an  der  Aussenseite  zu  v., 
indem  man  fünf  Holzptiöcke  in  der  Weise  einschlug, 
dass  sie  die  Form  eines  Kreuzes  bildeten  ZZoll. 
Übertr.  ,E"  Such  v.,  rem  aliquant  in  tuto  collocare.' 
Id.  B.  Das  ist  (wie)  vernaglet,  da  ist  Nichts  mehr  zu 
machen  B;  Z.  E"  vernagleter  Ghojif,  aus  dem  absolut 
Nichts  herauszubringen  ist  B.  (Wie)  vernaglet  si",  ver- 
stockt, stockdumm  sein  Bs;  B;  G;  S;  Tb;  Z.  Ich  bi" 
wie  vernaglet,  sagt  man  ärgerlich,  wenn  man  sich  z.  B. 


auf  ein  Wort  nicht  besinnen  kann.  —  2.  verbrauchen. 
,Dass  er  in  einem  Prozesse  wegen  einer  Hotzdecke 
2000  Pfund  vernagelt  habe.'  W-StNikl.  (Familien- 
aufz.).  —  3.  beim  Beschlagen  der  Hufe  den  Nagel  zu 
tief  einschlagen  AAFri.;  B;  Z.  ,Ich  wollte,  dein  Ross 
wäre  heute  vernagelt  gewesen,  damit  du  daheim  ge- 
blieben wärest.'  HPest.  1783.  Nägel,  mit  denen  man 
Zugtiere  vernagelt  hat,  werfe  man  in  den  Abtritt  Aa 
Fri.,  oder  schlage  sie  ins  Holz  Z.  ,Die  Sprüche  braucht 
er  zum  Heilen  der  getruckten  oder  vernagleten  Pfer- 
den.' Anhorn  1674.  —  4.  mit  Acc.  P.,  Jmdn  durch 
Einschlagen  eines  Nagels  in  einen  Baum  an  Leib  und 
Leben  schädigen  Gl;  GW.;  Sch;  Z;  vgl.  Sch  Pilger 
1897,  55.  56;  Z  Kai.  1808,  C  3. 

2  eig.  durch  V.  einer  Sache  sich  der  Möglichkeit,  darüber 
zu   verfugen,  berauben. 

Nagler:  wie  nhd.  Aa;  B;  ZO.,  S.;  UBrägger  1788. 
Zuname  einer  Familie  in  AAjonen. 

Schwarz-:  Verfertiger  von  (schwarzen)  eisernen 
Nägeln.  Bs  Taxordn.  1646  (im  Gegs.  zu  dem  ,Weiss- 
nagelschmid').  —  Tach-:  Dachdecker  (soweit  die 
Dächer  noch  mit  Schindeln  gedeckt  werden)  B.  Auch 
1375/81,  B  Stadtrechn.  —  Wiss-:  Verfertiger  von 
(weissen)  Drahtstiften.  1679,  Bs  Schmiedenbuch. 

„naglere":  das  Naglerhandwerk  treiben  VO." 

Naglete"  f.:  1.  das  Nageln;  auch  die  dazu  ver- 
wendeten Nägel  Aa.  Geb  wie  d'  Ammerei  dem  Schueh- 
machet  die  gröbst  N.  befole"  het.  MLenz.  —  2.  Auf- 
hängevorrichtung, bestehend  in  einer  Reihe  von  Holz- 
pflöcken, spec.  in  Metzgereien  zum  Aufhängen  von 
Fleischstücken  Aa;  BsL.;  S.  Syn.  Nagel-Holz  2  (Bd  II 
1255);  Rechen.  ,So  sölten  dieselben  schäf  dannethin 
ze  Baden  an  der  nagelten  under  der  schal  verkouft 
werden.'    1456,  AADätw.  Offn.     S.  noch  Nagel  3  b  8. 

Nägeli  n.:  1.  a)  Nelke,  Dianthus  mit  seinen  Va- 
rietäten, spec.  D.  caryophyllus.  allg.  Drä  N.  und  c" 
Rosmeri",  macht  auch  gern  bim  Holdi  si'  L.  Von 
einem  mit  Blüten  bedeckten  (mit  Früchten  beladenen) 
Baume  heisst  es:  er  ist  voll  wi-n-es  N.  AaF.,  Ke.  Si 
blüeit  (hed  es  Chbpfli)  wi-n-es  N.,  von  einem  schönen, 
gesunden  Weibe  Aa;  Z.  Schmücke"  ivie-n-es  N.,  auch 
iron.  für  stinken  Z  rS.  Wer  auf  der  Strasse  ein 
N.  aufhebt,  wird  räudig  ZHorg.  ,Der  Gilgen  viler 
Gstalten,  das  Nägelin  so  weit  vernambt,  all  umb  die 
Cron  anhalten.'  JCWeissenb.  1678.  Man  unterscheidet 
dicht  (B;  ZHörnli,  S.)  oder  g'füllti  und  dünnt  N.  (B; 
GRh.;  ZHörnli);  g'spregleti,  g'spredleti  [gesprenkelte] 
N.  (B;  ZO.,  S.);  solche  sollen  entstehen,  wenn  man 
während  eines  Regenbogens  N.  versetzt  ZO.,  S.  M'ihli 
N.  1)  Pracht-Federnelke,  Dianth.  sup.  B;  LW.;  Scnw 
Kü.  —  2)  wilde  Nelke,  Dianth.  silv.  LE.;  Sciiwlb., 
Ma. ;  Ndw;  U.  —  3)  Kuckuckslichtnelke.  Lychn.  flos 
cuc.  G.  —  b)  blaui  N.,  Frühlingsenzian,  Gent,  verna 
GrRIi.  —  c)  gel'H  N.,  Goldlack,  Cheir.  cheiri  Aa 
(Mühlb.).  Syn.  Violen  2  (Bd  I  634).  .Straassburger 
nägelin,  gäle  nägelin,  braun  und  weiss,  leueoion.'  Mal. 
,Gelbe  Nägelein,  gelbe  Violen,  Theri  oder  guldener 
Lack  (Leucojum,  Luteum),  sind  einfach  und  gefüllt.' 
JCSulz.  1772.  —  2.  Gewürznelke,  Caryoph.  arom.  allg. 
Spec.  gueti  N.  ZHörnli,  Zoll.,  zum  Unterschied  vmii 
Nelkenpfeffer  (s.  N.-Chopf  2  Bd  III  414).  Langt  N., 
Gewürznelken  mit  den  Stielen  AaKöII.  (Dan.).  .Iniber, 
malwasi,  nägelein.'  Zwingli.  , Nägelin  in  apotheken, 
caryophyllon.'     KpGf.ssnf.r    1542;     vgl.    auch    Caplet 


693 


Nag,  neg,  nig,  nog,  nug 


694 


(Bd  III  401).  .Nimm  hin  dis  nägely  in  dyn  muiid, 
küw.s  will,  ilass  es  dich  stärk.'  Haberkr  1562.  ,Dass 
sie  |ilie  Neuvermählte]  dem  Herren  bring  Kraft,  wie 
ein  guts  Nagelein.'  Stettlek  1600.  .Caryophylluin, 
Nägelein,  Nelke.'  Vestib.  1692.  —  3.  Kuhname  AaF. 
(Kuh  oder  Ochse  der  braunen  Sehwyzerrasse);  BO. 
(lt  JRWyss  1817,  563  Kuh  mit  nelkenförmigera  weis- 
sem Fleck  auf  der  Stirn);  S;  in  Aa  lt  Hürbin  auch 
Pferdename.  Der  Antoni  het  de"  Cliüene"  g'chratzet, 
im  [dem]  N.  und  i"  der  Brüne".  BWyss  1863.  — 
4.  Familienname  B;  Th;  Z.  X'uono  Negilli.'  1253, 
Kt'EGER    1606. 

Mhd.  negel(l)in,  Diin.  zu  nagel,  wie  das  entsprechende 
nid.-ud.  negelHn,  woraus  uhd.  , Nelke.'  Das  W.  hat  sich  von 
seinem  Stammwort  isoliert  und  darum  auch  den  dem  Dim. 
zukommenden  sekundären  Um).  (&)  bewahrt,  während  das 
Dim.  in  eig.  Bed.  seinen  Voc.  (e1)  demjenigen  im  PI.  des 
Stammwortes  (vgl.  ahd.  PI.  negili)  augeglichen  hat.  Zu  3 
vgl.   Nagel   ?   und   Naggel. 

Alp-,  in  GT.  Alpe"-:  Alpenrose,  Rhod.  ferr.  GSa., 
W.,  We.,  Weisst.  ,Dort  ist  eine  Alpenrose.  Die  Sennen 
der  Berge  nennen  sie  gewöhnlich  A.'  PScheitlin  1837. 

—  Imber-,  in  GlS.  -p- :  1.  Semen  amomi  Z  (Vogel). 

—  2.  Gewürznelke  GlS. 

Ti\iess-Er\en-:  =  Alp-N  SchwMuo.  —  S.  Bd  1451. 

Ess-:  1.  Gewürznelke  GrCIiui-w.,  D.,  L.,  Peist,  Val.; 
iuTh.  —  2.  spanischer  Flieder,  Syr.  vulg.  Ap;  GRh.,  T. 
Syn.  Nägeli- Bluest.  —  Feld-:  Pracht- Federnelke, 
Bianth.3up.DnnH.  —  Felse"-:  wilde  Nelke,  Dianth. 
caryoph.  BO.  —  Für-:  Karthäuser-Nelke,  Dianth. 
Carth.  Aa;  Sch;  Tb.  —  Vexier-:  Kranz-,  Lichtnelke, 
Lychnis  cor.  GWe.  (Wartra.).  —  Fotzel-:  1.  Tag- 
lichtnelke, Lychn.  diurn.  Aa;  S.  —  2.  Kuckuckslicht- 
nelke,  Lychn.  flos  cuc.  ÄAÜött.,  F.,  Klingn.  —  Flu  eh-, 
in  BE.  Flüeh-:  1.  wilde  Nelke,  Dianth.  silv.  BE.,  Ha.; 
LE.  —  2.  Seidelbast,  Daphne  Bs  (Seiler).  —  Fleisch- : 
1.  Bartnelke,  Dianth.  barb.  Ap.  —  2.  =  Fotzel-N.  2  GG., 
Sa.,  oT.;  Zu.  Syn.  Herrgotten-Fleisch  2  (Bd  I  1222), 
Fleisch-Blüemli.  —  Flatter-:  =  Feld-N.  GWe. 

Fries-:  1.  Pfingstnelke,  Dianth.  caes.  Bs  (Dan.). 

—  2.  Friese"-N.,  Federnelke,  Dianth.  plum.  Hegetsohw. 

—  ,Friesi-n.'   Zg  Arzneib.    1588. 

Gige"-:  1.  Person  von  weichlichem  Charakter, 
zimpferlichem  Getue  L.  Die  Jumpfere"  ist  auch  gar 
es  Cr.  De''  [ihr]  müend  nid  meine",  ieh  mög  Nüd  ver- 
lide",  ich  bi"  kes  G.  Auch  zierlich  aufgeputztes  Mäd- 
chen LSemp. ;  Syn.  Gegli.  —  2.  ,Man  hat  ihnen  [dem 
reichen  Ehepaar]  allerlei  Gesätzlein  und  G.  zu  Solo- 
thurn  anhänken  wollen.'  1679,  St  Ursenkal.  1891.  — 
Gugger-:  =  Fotzel-N.  2  L.  —  Geisse"-:  Busch- 
Windröschen,  Anem.  nem.  G  uT.  Syn.  Geiss-Gloggen 2  a 
(Bd  II  613).  —  Grab-:  =  Fries-N  2  GG.,  Sa.  — 
ürabser-:  =  Nägeli  1  b  G  oKh. 

Gras-:  1.  .Nägelinbluomen,  grassbluomen;  die  wil- 
den nennt  man  friesenäuglin  [1. -nägelin '?]  und  grass- 
nägelin:  bettonicum  vulgo  fiores  tunici,  aut  caryo- 
phylli.'  KiiÜessn.  1542.  a)  =  Fries-N.  2  U;  ZO.  - 
b)  =  Fries-N. 2  G;  Z.  —  c)  =  Für-N.  ZW.  —  2.  =  Fotzel- 
N.2  AARieth.;  ZW.  —  3.  gem.  Flockenblume,  Cent. 
Jacea  G.  —  4.  Strandnelke,  Stat.  elong.  Sch;  Syn. 
spanische'  Wase".   —   .Grasuäglin.'  JJNüsch.  1608. 

Heu-:  =  Fotzel-N.  1  und  2  GW.  —  Fridhof-: 
=  Fnes-N.2  GWe.;  Schw.  —  Chilchh  of-:  =  dem 
•Vor.  AAEhrend.;  ScuwMa.  Bildl.  von  grauen  Haaren 
als  Vorboten  des  Todes   ScHwMa.   —  Holz-:    grosse 


Sterndolde,  Astr.  major  GWe.  —  Hangi-:  gefüllte 
Nelke,  die  zur  Zierde  vor  den  Fenstern  in  Kistchen 
gezogen  wird;  sie  hat  ihren  Namen  davon,  dass  die 
Stengel  über  das  Fenstergesimse  hinunterhängen  BO. 

—  H;irz-:  =  Alp- N.  Ap;  G  oT.  —  Chilbi-:  Levkoje, 
Matth.  ine.  SchSL  —  Chomme"-:  Gewürznelken  GSev. 
Vgl.  Chrämer-N  1.  —  Chineser-:  =  Chineserli  (Bd  III 
320)  U;  ZO.  —  Chapuziner-:  =  Fleisch-N.  1  GlM., 
Netst. ;  GG.  —  Chorn-:  1.  Kornrade,  Agrost.  Gith. 
G  oRh.,  Sa.,  We.;  ZZoll.  —  2.  blaue  Kornblume,  Cent. 
cyan.  Bs;  Sch.  —  3.  Mutterkorn,   Scler.  vulg.  ZZoll. 

—  Kartüser-:  =  Chapuziner  -  N.  U.  —  Chleb-: 
Pech-Lichtnelke,  Lychn.  visc.  Ap;  ScnSt.  (Sulger); 
ZHombr.,  0.  —  Chrämer-:  1.  (in  GWe.  auch  Chrom- 
me"-N.J  =  Ess-N.  1  GrLuz.,  Trimm.,  UVatz;  GWe. 
.Kramernägelein.'  Hadptweh  1690.  —  2.  =  Ess-N.  2 
GRHe.,  Schiers.  —  C  h  r  o  p  f - :  =  Fotzel-N.  1  ÄALeer. 
(Hunz.).  —  Chrüt-:  1.  =  Nägeli  1  c  Aa;  BsL.;  B  oAa. ; 
L;  S  NA.;  Z.  —  2.  =  Pfingst-Veieli  2  (Bd  I  635)  AAßb. 

—  Chrüz-:  =  Fleisch-N.  1  GRorsch.  —  Laube"-: 
Nelke,  die  auf  den  Laubengängen  der  Häuser  in  Kist- 
chen gezogen  wird  BBe.  (Dan.).  —  Chorn-Liecht- 
=  Chom-N.  1  B.  —  Maie"-:  1.  =  Chrüt-N  1  Aa;  L; 
Sch;  Th;  Z.  .Leucoion,  Violen,  gelbe  Nägelein,  Meyen- 
nägelein.'  Denzl.  1677;  1716.  —  2.  wissi,  g'füllti  M. 
=  Chrüt-N.  2  Sch.  —  3.  wohlriechendes  Veilchen, 
Viola  od.  Ap  (Durh.).  —  Matte0-:  1.  =  Fotzel-N.  1 
ZoÄg.  —  2.  =  Fotzel-N.  2  AaVüI.  —  ,Mutter-Ne- 
gelein':  Mutternelken,  Anthophylli.  Bs  Apotheker- 
taxe 1701.  —  Nonne"  -  Nägeli:  Schwarzkümmel, 
Nig.  arv.  und  dam.  ,Nunne  Nägelein,  Zitwan,  Galgan 
und  Imber.'  S  Kai.  1749.  ,Schabab,  Nonnen-Nägelein, 
Spinnmucken.'  JCSulzer  1772.  —  Berg-:  =  Alp-N. 
GT.  —  Bürste"-:  Büschelnelke,  Dianth.  arm.  ZZoll. 

—  Basler-,  in  L;  S  auch  Basel-,  in  AAWohlenschw. 
Basmer-:  1.  =  Cliilbi-N.  AABb.;  L;  SchwE.;  S;  Zg. 
Das  het  duftet  wie-n-es  B.  Joach.  1885.  ,B.  und  Re- 
seda, welche  es  vor  seiner  Abreise  nach  der  Stadt 
gesät.'  AHartm.  1852.  ,Leucojen,  Strassburger  Nä- 
gelein, Basel-Nägelein.'  JCSulzer  1772.  —  2.  =  Chrüt- 
N  1  AaoFH.,  Wohlenschw.;  U.  —  Busch- BsL.;  Gr; 
GRh.;  Z,  Busch-  AABb.,  Widen,  Busche"-  GSa.,  We., 
Buschle"-  Gr,  Büscheli-  B;  ZO.,  Butsch-  AASchneis. ; 
iiiTh;  ZW.:  =  Fleisch-N.  1.  —  Pfaffe"-:  =  Kapu- 
ziner-N  GlM.  —  Pfingst-  Bs;  B;  S,  P f eist- Aa;  Z: 
1.  =  Chrüt-N.  1  AABb.;  Bs.  —  2.  =  Chrüt-N.  2  AABb.; 
B.  —  3.  =  Fleisch-N.  2  S.  -  4.  =  Fries-N.  1  B  (Durh.); 
Sch;  Z.  Nach  Wolf-Mannh.  IV  170  (für  Sch)  gehört 
das  Pf.  zu  den  heiligen  Blumen,  welche  man  sich 
ziehen,  aber  nicht  abpflücken  und  nicht  beschädigen 
soll.  —  Pfister-:  =  Nadel-Körfel  (Bd  III  460)  Aa 
(Mühlberg).  —  Platte"-:  =  Flueh-N.  1  BO.  - 
Brach-:  =  Fleisch-N.  1  AAKaiserst.  —  Rogge"-: 
1.  =  Chorn-N.  1  G  oRh.,  Sa.,  We.  —  2.  =  Chorn-N.  3  Z. 

—  Rhi"-:  =  Rhln-Egli  (Bd  I  144)  ZBül.  ,Der  Täter, 
welcher  immer  rh. -gesund  gewesen,  wollte  durch  den 
kampflustigen  Schneider  geschlagen  worden  sein.'  Z 
Dielsd.  Wochenbl.  Als  Typus  der  Fülle:  Der  Baum 
ist  so  voll  [Blüten,  Obst]  wi-n-es  B.  (neben  B.-Negeli) 
AaF.,  Ke.  —  Ross-:  1.  =  Fotzel-N  1  GRh.,  'f.,  We.; 
ZZoll.  —  2.  =  Grabser-N.  GWe.  —  3.  bestäubte 
Schlüsselblume,  Prim.  far.  GSev.  —  Riet-:  l.  =  Boss- 
N.  3  GSa.,  We.;  ZEbmat.  —  2.  =  Feld-N.  G  oT.,  We. 

—  Saffert-:  Narcisse,  Narc.  poet.  GWe.  —  S a in- 
nre t-:    1.  Sammtblume,    Tagetes  pat.    AAEhr. ;  G.  — 


695 


Nag,  nug,  nig,  nog,  nug 


696 


2.  =  Nägeli  1  a  Ar.  —  Schabe"-:  Schwarzständel, 
Nigr.  ang.  GWe.;  Syn.  Schabe  n-Ch  rät  b  (Bd  III  909). 

—  Schibe"-:    grosse   gefüllte  Nelke    Seil  (Kirchh.). 

—  Schlänz-:  =  Basler-N.  1  ScHSt.;  Z Benken.  — 
Schlitz-:  =  Fotzel-N.  2  B. 

Schränz-:    reich  gefüllte  Nelke   AABb. ;  ZEüml. 

—  So  genannt,  weil  die  Blütenblätter  den  Kelch  zersprengen. 
Stech-:  1.  =  Fleisch-N.  1  GWe.  —  2.  =  Vexier-N. 

ebd. 

Stamme»-:    1.  =  Basler-N.  1  GWe.,  T.;  diTb.  - 

2.  =  Chrüt-N.  1  Ap  (Tobl.);  BsL.  (Seiler);  GG.,  T.  — 

3.  Frühlings -Knotenblume,    Leuc.  vern.    Ap  (Durh.). 

—  .Stamennägele.'    UBrägg.    1782. 

Stei--:  \.  =  Flueh-N.l  AAEhr.  (Frei);  BO.;  Gr; 
LE.;  GSa.,We.;  SchwE.,  Ib.,Ma.;  Uw;U.  —  2.  =  Für-N. 
AASchinzn.,  Tromsb.;  ZO.,  W.  —  3.  =  Fleisch-N.  1  Aa 
Wett.  (Frei),  Widen.  —  4.  =  Feld-N.  LWegg.;  Schw 
Küsn.  —  5.  schwarzrote  Nelke,  Dianth.  atrorub.  UUrs. 

—  6.  =  Chrüt-N.  2  Aa;  B;  Z  (Hürl.).  -  7.  stengel- 
loser Enzian,  Gent.  ac.  SchwE.;  Syn.  St.-Gloggen  2 
(Bd  II  618).  —  8.  =  Grabser-N.  GLKengelb.;  SchwE. 
(Lienert).  —  Strässburger-:  =  Basler-N.  1  Z  (Dan.). 
S.  noch  Nägeli  1  c.  —  Firtag  Flrtig-:  reich  geputztes 
Mädchen  AaWoM.  ;  vgl.  Gigen-N.  1.  —  Dolde"-: 
1.  =  Chrüt-N.  2  Sch  (Sulger).  —  2.  ,D.,  weisse  Buseh- 
nägelein,  auch  Schneeballen  genannt.'  Sulger.  — 
Dolder-:  =  dem  Vor.  1.  ,Winterveyel,  Nachtviolen 
(Viola  Matronalis);  die  Landsleute  nennen  sie  insge- 
mein weisse  D.-Nägelein.'  JCSülz.  1772.  —  Donner-: 
=  Für-N  AaFH.  (Rochh.).  —  T  i e r - :  =  Bürsten-N. 
Dürh.  —  Töte"-:  =  Fries-N  2  GWyl.  —  Trös-  Gr, 
Brues-  Scnwlb. :  =  Alp-N.  —  Tschugge"-:  =  Bür- 
sten-N. BL.  —  Tschupp-  GSa.,  oT.,  We.,  Tschuppe"- 
G  oT.,  We.,  Tschupper-  GWeisst.,  Schuppe"-  GSa. : 
=  Fleisch-N.  1.  —  Wald-:  =  Fotzel-N.  1  BO.;  L.  — 
,Wurz-Nägelin':  Gewürznelke.  JJNüsch.  lb'08.  — 
Wise°-Nägeli:  1.  =  Fotzel-N.  1  GnHe.  —  2.  =  Fotzel- 
N.  2  AaDoM.  —  Zimmet-:  Gewürznelke.  ,Und  gul- 
tend  6  zimetnägely  blumen  6  ß.'  Edlib.  —  Zapfe"-: 
=  C/u-««-iv'.5AABb.;ZNer.,W.  —  Zotter-:  \.  =  Fotzel- 
N.  1  SSchöuenw.  —  2.  =  Saffert-N.  SNA.  —  Zotzel-: 
=  Fotzel-N.  1  AALeer.  (Hunz.). 

Ge-negel.  ,Ir  sond  im  heissen  das  g.  ab  henden 
und  fuessen  zeren.'  Volksb.  ;  dafür  gleich  nachher, 
wohl  durch  Schreibfehler,  .genigel.' 

negele":  =  naglen  1  S.  G'negelet,  mit  Nägeln 
versehen  B. 

ver-:  Midi.,  unzugänglich  machen,  verschliessen. 
,Wir  Melchtaler  hatten  vernommen,  Herr  Landammann 
W.  habe  uns  die  Älplerkilwi  wollen  v.'  Obw  Volksfr. 
1890. 

N egeler  I  m.:  Nagler  ScuwE. 

Schueh-Negler:  =  Sch.-Nagel  3  a  ZKn. 

üf-nage":  auffressen.  ,Nun  wirt  diser  hauff  aufn., 
was  umb  uns  ist,  wie  ein  ochs  kraut  auf  dem  fäld 
aufnaget.'  1531,  IV.  Mos.;  =  ,abetzen.'  1548.  , Würdet 
ihr  nicht  euer  Herz  und  Fleisch  verzehren  und  aufn.' 
AKlingl.  1688. 

gc-:  1.  nagen  im  eig.  S.  Aa;  Ap;  B;  VO;  Gl;  GrD.; 
G;  Sch;  Z.  (Nut)  z'  bisse"  und  z%  g.  ha"  B;  S;  Th;  Z. 
Wer  in  /.iinii  will  g.,  mues  d's  G'wild  nüd  jage",  wer 
behaglich  leben  will,  darf  sich  nicht  abhetzen  BK. 
,So  nun  si  [das  Eichhornweibchen]  sieht,  das  er  [das 
Männchen]   si  niena  wil  lassen   beliben,   so  grept  si 


unden  uff  gegen  den  nussen  und  loset,  wenn  er  obnen 
genaget,  daz  si  unden  ouch  genage,  das  er  ir  nit  inne 
werde.'  XIV.,  Obw.  ,[Bei  Tische]  schleck  d'  finger 
nit,  gnag  nit  die  beim'  Fris.  1562.  ,In  einer  hölzinen 
wand  gnagend  etwan  die  holzwürm.'  LLav.  1569. 
S.  noch  Nienerlis-Graben  (Bd  II  682).  —  2.  übertr. 
a)  ,Was  sy  [die  untreue  Geliebte]  yetzt  ziert,  mich 
ganz  nüt  irrt;  nach  andern  will  ich  jagen,  mit  vilen 
mag  ich  nit  nagen  [gleichs.  mich  in  die  Beute  teilen].' 
Liliencron  (Z).  —  b)  ,Item  er  wolle  sinen  hinder- 
redern  antwurten,  so  in  mit  hundszenden  gnagend.' 
Salat.  —  c)  von  Schmerzempfindungen.  ,Also  law 
genützt  ist  [das  Hühnerei]  guot  dem  g.  der  blasen.' 
Vogelb.  1557.  ,Ein  quartli  eselmilch  den  kindern 
nüchtern  gegeben,  wenn  sy  am  stuolgang  des  g-s  be- 
finden.' Tierb.  1563.  Vgl.  näggelen.  —  d)  von  geistigen 
Vorgängen  SchwE.;  Z.  Hätt-er  nüd  Anders  z'  biräte", 
als  was  er  jetzt  well  mache",  er  hätt  bis  i"  d'  Stadt 
ine"  z'  gn.  MUsteri.  , Damit  macht  er  im  gross  un- 
ruew,  gnagt  im  syn  eigen  herz  darmit.'  JBinder  1535. 
.Den  gnage  die  gwüssne,  welcher  die  oberkeit  veracht.' 
HBull.  1561.  ,Iras  in  pectore  volvere,  in  im  selbs 
träffenlich  gn.  oder  entrüst  und  erzürnt  sein.  Angere 
sese  animi,  sich  selbs  bekümmern,  gn.  und  frässen.' 
Fris.  Vgl.  auch  iglen  II  (Bd  I  151).  —  e)  langwierige 
Arbeit  haben  ZLunn. 

Sehr  wahrsch.  ist  <j-  nicht  als  Prüf.,  sondern  als  Stamm- 
anl.  aufzufassen;  s.   Gr.   WB.   IV   1  b,  3344. 

abg°-:  abnagen.  Wer  gern  d'  Fleischbei"  abgnagt, 
ist  hüslich  (gitig)  ZS.  ,A.,  derodere,  abrodere.'  Mal. 
,Wir  [Teufel]  wend  sy  [die  Köpfe]  in  der  hell  a.' 
RSchmid  1579.  .Käferlein,  welche  die  jungen  Schoss 
a.'  Rhag.  1637.  E"  Wis,  en  Alp  a.,  kahl  abweiden 
Gl;  Th;  Z. 

um-ge-.  ,Das  ich  yetz  schon  lange  zeit  u.,  inuoss 
ich  yedoch  zuo  letst  gar  fressen.  Prov.,  ist  als  vil 
geredt:  Ob  ich  schon  lang  darzuo  schwyg,  so  muoss 
ich  dennocht  hinden  nachhin  sagen,  woran  es  gelägen 
ist,   dudum   circumrodo   quod  devorandum  est.'    Mal. 

umme"-g0-:  mühsam  auf  magerer  Wiese  weiden, 
mähen  GrS.,  Scuolms,  Tschapp. 

Nage"m.:  1.  nagendes  Gefühl.  ,üass  solche  Men- 
schen einen  N.  im  Gewüssen  bekommen.'  Zauberei 
1704.  —  2.  =  Nagel  5  c.  Arch.  Vet.  1827. 

Ge-nage°  ZLimm.,  Mönch.,  Rüml.,  S.,  W.,  Gnäge* 
ZAff.  b.  Höngg,  Brütt,  W.  —  m.:  1.  (meist  mit  Fleisch 
bekleideter)  Knochen.  Er  hät-sich  bis  uf  de"  Gn.  i"e* 
g'haue",  hat  sich  ins  Fleisch  geschnitten  bis  auf  den 
Knochen  ZDättl.,  S.  Der  Metzger  hät-mer  fast  nüt 
als  Gn.  g'ge"  ZDättl.  Diin.,  Knochensplitter.  Es  ist 
es  Gnägli  use"  cho",  es  ist-em  es  Gnägli  im  Hals  stecke" 
'Mibe"  ZDättl.  —  2.  bis  zum  Skelett  abgemagerter 
Mensch  ZLimm. 

Ettig-G°nägeli:  Schwertknorpel,  dessen  Ge- 
schwulst man  die  Krankheit  Ettig  (s.  Ettiken  Bd  1 
599)  zuschreibt  Ap. 

„Nager:  Scarab.  hortic.  Schw;  Zg." 

Genager  m.:  1.  ,Der  gn.  für  gewüssen,  conscientia. 
Morderi  conscientia,  in  seiner  gewüssne  gefrässen  oder 
geengstiget  werden,  ein  g.  oder  klopfer  in  der  con- 
scienz  oder  gewüssne  haben.'  Fris.;  Mal.  —  2.  Geiz- 
hals ApH.;  UwE.;  vgl.  Gc-nägger. 

nagerhaft:  zu  Spässen  und  Witzen  aufgelegt 
GRjenatz.   —  Vgl.  näggelen. 


697 


Nag,  lieg,  oig,  nog,  im,!! 


698 


G'nagete11  f.:  1.  das  Nagen,  allg.  Nagendes  Ge- 
rausch.  .Kr  wusste  nicht,  was  für  ein  X.  an  dem 
Schloss  der  hinderen  Kammertür  gewesen  immerfort' 
1695,  BossH.-Goldschm.  —  2.  Kargheit,  (ieiz  UwK. 

G"nagi  B;  Gii;  W;  Z,  Gnagis  BXid..  Qnägi  Ap; 
Gl;  GRh.;  Sch;  Uw;  I';  ZWyl  —  n.:  1.  Knochen 
zum  Abnagen  Ap;  B  (in  BU.  spec.  vom  Schwein);  Gl; 
Sch;  S;  Xnw;  Dj  W;  Z.  Es  abgnagts  Gn.  Bäki  1885. 
Mer  hiind  Chalbsgn.  ;'  Immis  g'ha";  's  ist  «oc*  vil 
Fleuch  dra"  g'si"  Sch.  Knochen  übh.  Ap;  BBr..  Ha.; 
GRh.;  Sch.  /"*  ha'-si'''  [mich]  Ms  nf  d's  Gn.  g'hunren 
[geschnitten]  BHa.  Passe"d  üf,  China,  es  sin*  Gnägel- 
leni  in  der  Suppen,  ebd.  Grad  Hut  und  Gn.  ha",  sehr 
mager  sein  Ap.  Er  hat  's  Gn.  'brache"  GRh.  —  2.  äus- 
serst magerer  Mensch  Ap;  BBr.,  R.;  Gl.  —  3.  harter 
Brocken,  bes.  vom  Käse  Uw.  —  Gnagis  dürfte  sein  a  von 
S'h>rini"s  u.  ä.  bezogen  haben. 

Achsle"-:  Schlüsselbein  ApK. 

Ha m nie"-:  Schinkenknochen  BBe.  (Dan.). 

(ge)naglen  II:  1.  äusserst  kurzes  Gras  mit  Mühe 
abweiden  BSi.  (ImObersteg).  —  2.  mit  Bitten  anhalten 
GrL.  Er  hed  albig  dran  g'nagled.  bis  £■*  'm  es  gen 
Hern.  —  3.  mühsam  eine  Arbeit  verrichten  B  um  Burgd. 

Xagli  n.:  haushälterischer  Mensch,  Geizhals  W. 
Syn.  Schabi.     Es  scharpfs  N. 

g'nägele"  S,  g'nägle"  Aa;  Z:  Dini.  zu  g'nage". 
,Gnägle",  ossa  penitus  came  denudare.'  Id.  B.  Chindli 
trägen  ist  nild  Hüendli  g.  Z  (Dan.).  ,Tüfel  zum  an- 
dern: [Ich  will]  dir  guete  kiieehle  bachen,  guet  alt 
hexen  im  arsloch  bräglen,  dass  du  sy  adenlich  magst 
gnäglen.'  RSchmid  1579.  Etwas  Weniges  essen  S. 
[Gib]  d'ene"  Fraue"  dö  Öppis  z'  g.  Joach.  Mit  Unlust 
essen  AaHoM.,  L. 

Genäg(e)ler  m.:  1.  (G'nägler)  wer  gern  nagt 
ScaSt.  (Sulger).  —  2.  =  G'nager  2  ApI. 

Xäger  m. :  =  G'nägeler  2  S. 

nä  geile":  behaglich  und  in  kleinen  Bissen  an 
Etwas  herum  nagen  Bs. 

Nagle":  =  Agnen  1  (Bd  I  127)  ScuNnk.;  ZRafz. 

finster-  /isfer-nägele":  1.  blinde  Kuh  spielen  Scu. 
Syn.  f.-müslen  (Sp.  482).  ,Das  Verbergeten  machen 
(blinde  Kuh,  f.).'  Spleiss  1  i '> i i 7 .  —  2.  im  Pinstern 
herumtappen  Scu.  —  3.  im  Finstern  vor  sich  hin 
träumen  Scu. 

Negeler  II  m.:  kleiner,  naseweiser  Mensch  SStarrk. 
—   Dürfte  wohl  =  A'tyefer  und  eine  Xbf.  zu  Niggeler  (s.  d.)  sein. 

Neger  m.:  Schwarzer  ThHw.  ;  ZSth.  Syn.  Mar  (das 
aaOO.  abgekommen  ist).  Spitzname  eines  Menschen, 
der  durch  dunkle  Hautfarbe,  auch  durch  Unreinlich- 
keit  auffiel  ZSth. 

Xegerli  n.:    tiefblaue  Zwergbohne  B;  Z  (Dan.). 

Kaper-:  Mönchsgrasmücke,  Schwarzkopf,  Silvia 
atricap.  Gr  (Jahresber.  8,  125). 

Negi:  =  Egi  (Bd  I  143).  's  Geld  allei"  haltet  hei" 
F  in  Band  und  N.  Schweiz.  Familienztg  1889.  — 
Üas  n-  stammt  aus  der   Verbindung   in   Egi. 

Xeigeli  Aa,  G'n-  B,  (G'-)Neiggili  Xdw,  (Ge-JNes- 
gerli  Sch  —  n.:  Verbeugung;  Knix.  's  N.  mache". 
Gysi  1881. 

neigen  neigge":  refl.,  Knixe  machen  Xuw. 
99  aus  gj  Ivorahd.  '  iwigjuni  mit  Bewahrung  des  gedehnten 
Cons.  auch   Dach   dem   Diphth.   wie  z.  B.   in  schwngge". 


g"-,  in  I!  (lt  Zyro)  auch  -gg-:  eine  Verbeugung 
machen  GMs,  die  Knie  beugen  B.  Meist  reih,  sich 
verneigen  AaB.  ;  GT.;  Scu  KL;  ZO.  UV""-)/»'"  maje- 
stete"  [als  Taufzeuge  auftreten]  mness,  so  ifnaijet-nic" 
sirl\  wenn  im  Gibit  der  Name*  Jesus  vorchunnt  Scu  Kl. 
Si  g'neigt-sich  geg'"-em  i"e".  Stutz. 

Nögerech  m.:  englierziger  Mensch  GO. 
nögere":  tadeln  GO. 

ge-nneg,  in  AALeer.,  St.,  Z.;  Bs;  B;  F;  GrPi.;  Lj 
ScflSt. ;  S;  Uw;  Zu.  g'nue,  in  ScHwIIfn.  g'mue —  Comp. 
g'nüeger,  bei  Gotth.  auch  g'nueger:  1.  genug;  oft  iron. 
auch  als  Bezeichnung  des  Übermasses.  Verst.:  stei"- 
(erde"-)g.  Z,  hüfe*(s)-g.  Bs;  SchwE.;  Z,  hunds-g.  B, 
stei"-hert-g.  Schw,  bode"-g.  GrPt.  a)  als  nnflect.  Adj. 
bzw.  subst.  G.  ist  g.,  was  genug  ist.  ist  genug,  Ab- 
wehr gegenüber  Masslosigkeit  Th;  Z.  Nei",  iezt  müesst- 
[ich]  mer  's  verbette",  g.  ist  g.  MUsteri.  S.  noch  glgen 
(Bd  II  150).  Wo  g.  ist,  chann  e"  Sou  hüse"  Th;  ZS., 
Wl.  G.  ist  nur  im  Möttun;  g.  geit  du"  Bach,  Rotten 
ab,  fliesst  den  Bach,  die  Rhone  abwärts  W.  Bis  g., 
bis  zur  Genüge,  bzw.  bis  zum  Übermass  Bs;  B;  Gr; 
Th;  Z.  Trinke",  esse",  wüest  tue"  bis  g.  Es  geit  au'h 
Alles  bis  g.  Schwzd.  (B).  (Bis)  ei"s  und  g.,  vollauf 
genug,  im  Übermass  Gl;  GRHe.;  GSa.  Se  hin -mer 
ämmel  z'  essen  ei"s  und  g.  G  Kai.  188ö.  Chäs  und 
Brout  und  Nuss  hät-me"  umme"  süss  derzue  g'ha"  bis 
ei"s  und  g.  GSa.  (Prophet  1855).  Gotte'g.  s.  Bd  II  520. 
Für  (u"d)  g.,  übrig  genug  B;  s.  noch  Bd  I  959.  [Diese 
Unterrichtszeit]  war  für  ä"  Chind  für  g.  und  für  de" 
Schnellerer  nit  z'  vil.  Bari  1885.  Im  gleichen  S.:  satt 
e  [und]  g.  BBe.  ,Numme"  z'  g.,  plus  satis.'  Id.  B.  A's 
g.  a's  s.  Bd  I  197.  Gelt  ha"  §8  g.  js  Wasser,  Stei", 
Geld  wie  Heu  Schw.  Es  g.,  nie  nützti  Nüd;  es  g.,  es 
g'nüeger  Nüd  nützti,  mehr  wäre  Überfluss.  ebd.  [Der 
Pfarrer  in  Gr  habe  zur  Sommerszeit]  Nüt  g'nüeger 
a's  ZU.  Ie  besser  ie  gnüeger,  je  besser  eine  Speise, 
desto  mehr  sättigt  sie  Z  (Spilliu.).  Er  hat  so  g.  das 
Öppis,  vollauf  g.  B;  Th;  Z.  ,Gnug  haben,  bis  dass  die 
Stadt  Bern  bezahlt',  d.  h.  auf  lange  hinaus.  Sprww. 
1824,  60:  Cr.  ha"  1)  betrunken  sein  Bs;  B;  L;  S;  Tu;  Z. 
—  2)  verendet  sein,  von  Tieren,  roh  auch  von  Men- 
schen Z.  ,Es  het  g.,  actum  est,  de  animali  exspirante 
dicituiv  Id.  ß.  G.  übercho"  1)  es  satt  bekommen  B; 
Tb;  Z.  —  2)  hart  gezüchtigt,  mitgenommen  werden, 
ebd.  —  3)  sterben  müssen,  ebd.  Es  chunnt  Alls  (e*mäl) 
g.  über,  Jeder  bekommt  (einmal)  das  Schatten  und 
Raffen  satt  Z.  G.  ge";  s.  Bd  II  72.  74.  .Sich  g.  tuen', 
genügen.  .Üiss  [Tuch]  tuot  sich  g.,  ich  beger  's  [doch] 
nit  zuo  zahlen.'  Schimppr.  1651.  .[Der  Müller]  müesse 
seinen  Sack  nit  an  den  Vortanz  stellen,  tüeg  sich  ihm 
g.,  soll  ihn  mit  anderen  hindennahen  rollen  lassen.' 
ebd.  .Vor  allen  Dingen  sollen  sie  zusehen,  dass  sie 
der  Kirchen  Gottes  nicht  auftringen  untaugenliche 
Personen,  dass  es  nicht  etwan  heisse:  Der  tut  sich 
Deneu  g.'  RVVirz  1680.  Es  tuet-em-sich  (guet  Ap)  g., 
es  geschieht  ihm  recht,  nach  Verdienen,  er  hat  es 
sich  selbst  eingebrockt  Ap;  Gl;  L;  Schw.  So  heisst 
es  z.  B.  von  Einem,  der  auf  dem  Markte  ein  gutes 
Angebot  nach  dem  andern  ablehnt  und  schliesslich 
seine  Ware  nicht  verkaufen  kann  Ap.  [Gottes]  Hand 
ist  für  ne"  Trämmel  [Faulpelz]  lär,  und  's  tued-em 
sich  auch  g.  Hafl.  18-13.  Mit  abhängigem  Gen.;  nur 
noch  in  einigen  bestimmten  Verbindungen.  Da  ist  Zugs 
g.  B;  Tu;  Z.    Gelts,  Lüts,  Sache's,  Glesers  g.  LBerom, 


699 


X;ilt.  neg,  nig,  nog,  nn£ 


?00 


Mit  irrtümlicher  Schreibung:  's  ganz  Jör  Bröd  z'  g. 
i"  's  Hüs.  Joach.  1883.  Mir  hei"  jo  Sache"  z'  g.  ebd. 
,üie  täufer  wand,  es  seig  nit  wassers  g.'  1530,  Z  Lied. 
,Ich  hett  nicht  tages  gnueg,  sollt  ich  erzehlen  die  allsant. 
die  ich  erschluog.'  GGotth.  1599.  Hunds,  Schminggels 
g.  si"  für  Das  z'  mache"  B.  S.  noch  Mann  (Sp.  241), 
Blieb.  —  b)  Adv.,  vor  Adj.  und  Adv.  wie  nhd.  Noch 
im  XVI.  häufig  dem  bestimmten  W.  vorangestellt. 
,Bieweil  er  [der  Fischotter]  nit  wider  heraus  kommen 
mag  und  die  reuschen  oder  garn  nit  g.  zeitlich  zer- 
brechen.- T ierb.  1563.  .Solcher  sentenz  bedunkte  den 
rat  g.  grimin   und   grausam   sein.'    Joh.Wetzel  1583. 

—  c)  mit  vorausgehendem  Adj.  zu  einem  Begriff  ver- 
bunden in  attr.  Stellung  und  flect.  Bs;  Th;  Z.  E" 
hoch  g-C  Huet,  e"  gross  g-i  Scharia,  e"  lang  g-s  Seil. 

—  d)  Subst.  m.  Der  G.  überchö",  es  satt  bekommen 
SchwE.;  ZO.  —  2.  gar,  von  Speisen  Bs;  Th;  Z.  — 
3.  übergehend  (auch  abgesehen  von  iron.  Ausdrucks- 
weise) in  den  Begriff  viel,  (zu)  sehr,  im  Überfluss. 
[Wir]  mechten  isi  Fischli  gern  um  billigs  Geld  ver- 
chaufe",  de""  märchtet  ir  so  g.  mit  is!  Schwzd.  (Uw). 
Wie  het-er  so  g.  üsg'spöchtet,  ob  's  Vreneli  niene"  um 
aen  Weg  si"  macht!  Breitenst.  Dass  die  beiden  Lager 
einander  so  nahe  seien,  ,dass  nu  gnuog  ze  spat,  witer 
on  schlachen  ze  mittlen.'  1551,  Absoh.  ,Zyt  was  gnueg 
kurz,  ein  sölichs  zleeren.'  JMurer  1507.  .[Die  Braut 
war  dem  Bräutigam]  gnuo  nachend  gfründt.'  Vad. 
,Und  als  sich  der  König  merken  liess,  dass  er  [der 
Abt]  zu  sölichem  ampt  gnuo  jung  wäre.'  ebd.  ,Er 
schlug  sie  gnug.'  Schimpfr.  1651.  —  4.  passend,  ange- 
nehm; gern.  Wenn  Zwei  weniger  mitfahren,  ganges 
der  Märe"  [dem  Pferde]  um  so  g'nüeger.  Gotth.  ,Er 
ist-mer  gn.t  aptus,  par  ad  negotium.'  Id.  B.  ,Wenn  er 
zwo  seien  hätt,  wellte  er  gnuog  die  eine  an  guot 
gsellen  gewagt  hon.'  Ansh.  , Vermeint  iderman,  min 
frow  zuge  mich  wider  uss  dem  land;  man  datt  iren 
aber  unrecht,  dan  sy  weri  gnueg  im  land  bliben,  aber 
die  pfaffen  mochten  mich  wol  lassen  faren.'  ThPlatt. 
1572.  —  5.  nahe.  Z'  gn.  si",  seinem  Ziele  zu  nahe 
sein,  vom  Schützen  oder  Jäger  FJ.  —  6.  knapp,  müh- 
sam, mühselig  B;  L;  Ndw;  .difriculter.'  Id.  B.  0  wie 
g.  muess-me"  hiltigs  Tags  si"s  Bröd  verdiene" !  Post- 
heiri.  [Wenn  du  sähest]  wie  g.  ich  schribe"  B.  .Er 
hüset  g.,  angusta  utitur  fortuna,  est  ipsi  res  angusta 
domi.'  Id.  B.  Er  ziehd  g.,  hat  ein  schweres  Dasein 
Ndw.  G.  müesse"  ätnc"  B.  Mi"  soll  doch  öppe"  ne" 
Stabelle"  übercho"  und  darstelle",  so  müess-me"  nit  so 
g.  borze",  wenn  me"  ufe"  well.  N.  B  Kai.  1842.  Wenn 
ril  Staub  nf  de"  Strasse",  get-me"  g.  BSi.  [Die  Kuh] 
chalbret  g.,  mit  Beschwerden  BBe.,  Si.  „Ich  glaube" 
's  g.,  ich  habe  Mühe,  es  zu  glauben  B;  L.  Der  Kranke 
ist  g.,  in  einem  beschwerlichen,  misslichen  Zustande 
ISO."  S.  noch  leben  (Bd  III  970).  Namentlich  in  den 
Verbindungen:  a)  g.  tue"  (auch  mache"  BL.),  knapp 
leben,  schwere  Arbeit  haben,  sich  abrackern  B;  L;  S. 
,Er  tuet  g.,  caret  omnibus  commodis.'  Id.  B.  De  bist 
schuldig,  dass  mer  's  ieze"  müend  eso  bös  ha"  und  s<> 
g.  tue"  und  früren  und  schaffe"  wie  d'  Schelle'wcrchler. 
1!  Dorfkai.  1870.  Es  guets  Mandli,  er  tüot  o  geng 
griselli  g.  BHa.  Wege"  dem  ewige"  Chopfwe  chann-ich 
weneli  verdiene"  u"d  muess  e"  chli"  g.  tue"  mit  dem 
Esse".  MWalden  1884.  G'schou,  das  Fuoder  kein 
üseren  'Lwen  dürch  de"  Stutz  uohg  g' 'schleppt;  aber  da 
hein-mer  g.  'tän  BR.,  oSi.  Eso  en  arme''  Familien- 
vater  mid  enem  Tschupli  [Häuflein J  Chinden  chann  g. 


titou  für  d's  täglich  Bröd.  ebd.  Euscrein  muess  schaffen 
und  pelzen  und  so  g.  tue"  bi  Frost  und  Mite  L.  ,A: 
Sie  hat  einen  witen  Weg  gemacht  V  —  B:  Der  [ihr] 
het  recht;  g.  han-ich  de""  '(«",  u"d  müeds  bin  ich  wor- 
den.' Regimentsküher  1781.  —  b)  es  geit  g.  (zue)  B. 
Scho"  letste"  Winter  isch  's  g.  g' gange",  mir  hei"  scho" 
g'rad  nach  d°m  Neujär  Icener  Herdöpfel  me  g'ha".  B 
Hist.  Kai.  1883.  ,Wenn  es  dem  Reichern  schon  etwas 
g'nüger  geht,  er  leidet  doch  nicht  Pein  an  seinem 
Leibe.'  Gotth.  Und  es  het  o  [auch]  noch  Bröd  g'ge", 
umme"  isch  's  nie  öppis  g'nüeger  g'gange".  ebd.  ,Das 
Arbeiten  ging  ihm  [dem  Marieli]  oft  so  genug,  er 
[Jakobli]  sagte  nie :  maust  nit,  lä  's  doch  si".'  ebd. 
.Wer  einmal  mit  dem  Wasser  gekämpft  hat  und  ihm 
Land  abringen  wollte  mit  schwellen  und  dämmen, 
und  erfahren  hat,  wie  gnug  das  geht,  der  begreift . . .' 
ebd.  ,Sie  hatten  wohl  etwas  vorgespart,  allein  es  gieng 
genug  zu,  es  harzete.'  ebd.  ,Es  geit  g.  zue,  magnis 
difficultatibus  res  peragitur.'  Id.  B.  Die  Ching  hei" 
q.  [haben  Mühe],  lere*  z'  lese"  FMu.  —  7.  subst.. 
Spielausdruck  beim  .Trentnen'  (s.  d.)  Schw. 

Zum  Abfall  des  y  vgl.  deu  Irap.  lue(y),  ferner  ma(tj) ; 
s.  auch  AHeus].  1888,  68.  Belege  dafür  aus  ä.  Spr.  bieteu: 
Z  Riehtcbr.  1304;  1338,  HWeber  1869;  Ap  Krieg  1405; 
Vad.     Zu   3   vgl.    Gr.  WB.  IV  1,   2,   3493. 

Früe-gBnueg  m. :  ein  Langsamer,  der  überall 
noch  .früh  genug'  zu  kommen  glaubt  ScHSt.  (Sulger). 
Der  Hans  Heiri  Fr.  und  der  Hans  Heiri  Guetg'nueg 
sind  ztee  Brüeder  g'si".  Sprww.  1869. 

Guet-  ru.:  1.  Jmd,  dem  Alles  ,gut  genug'  ist,  der 
sich  mit  Allem  gleich  zufrieden  gibt.  Der  G.  ist  si" 
Lebtig  e"  Pfuscher  g'si".  Ineichen.  —  2.  a)  Jmd,  der 
zu  Diensten  gebraucht  wird,  bzw.  sich  gebrauchen 
lässt,  zu  denen  sich  kein  Anderer  hergibt  Ap;  GitChur; 
LG.;  GA.,  W.;  ScHSt.;  ThHw.;  Z.  (Eim)  der  G.  ma- 
che", si"  Gr;  Th;  Z.  —  b)  dasjenige  Stück  am  Frauen- 
kleide, das  von  der  Schürze  bedeckt  wird  und  darum 
aus  geringerem  Stoffe  sein  darf  Z. 

Nie-  m.:  Nimmersatt  AaF.,  Ke.;  Bs;  B;  S;  ÜUrs.;  Z. 

ge-nuege":  1.  meist  unpers.,  genug  werden  Aa; 
Th;  Z.  G'nueget  's  bald?  seid  ihr  bald  satt?  Schen- 
ki"d  i*  bis  's  g.  wott!  Schwzd.  (L).  „Es  g'nueget  bi- 
n-em  L."  Es  g'nueget-mer,  ich  bekomme  (nachgerade) 
genug,  ich  werde  es  satt,  müde  B;  GrL.,  Mai.;  L; 
Schw;  Th;  Ndw;  Z.  Si  sind  schier  dö  g'sesse"  a's  wie 
g'fullti  Xusssäck,  's  hed  ine"  halt  aueh  afe"  g'nueged  L. 
Es  g'nueget-em  doch  e'mal,  er  wird  noch  einmal  genug, 
den  verdienten  Lohn  bekommen  Z  (Spillm.).  „'s  Geld 
g'nueget-em,  er  hat  genug  an  seinem  Gelde  L."  - 
2.  gar  werden,  von  Speisen  GrPi".  ;  Th. 

gB-nuegsam:  genug(sam)  AaL.;  ZO.  's  nimmt 
mich  glich  Wunder,  ob  ieh  noch g.  [Erbsen]  heig.  FO.scu- 
wald  1897.  Das  ist-mer  no'h  niid  g.  bekannt.  Stutz.J 
.Gnuosam.'  Vad. 

un-genuegsam.    .Der  keiner  hat  ze  richten  übci1 
pfister   von    des   ungnuogsamen    brotes    wegen.'    XV. 
LBerom.    ,Wo  ich  u.  wäre  gsyn.  verzüch  mirs,  Herri; 
myn!'    Aal  1549.     .Ein    wyser  rat   [von  B]    hat   dis 
miegsame  arbeit  mir  ungnuogsamen  vertrüwt.'    Ansh, 

Genue(g)same  f.:  Genüge.  Fülle.  .Ich  bin  de 
Gott  Schadai,  das  ist  ein  vollmächtiger,  und  ein  über 
flüssige  g.  und  volle  alles  guoten.'  Z  Bib.  1531/48 
Haberer  1562.  ,Alle  unsere  geschicklichkeit  und  ; 
ist  aus  Gott.'    ebd.     ,[Abt  Konrad   sei   kein   Kloste 


701 


Nag— nng.    Nagg-nugg 


702 


mann  gewesen]  dan  so  vi)  zu  eroberung  zeitlicher  g-n 
dient.'  Vad. 

g"nüegelen  Ap;  B;  Gl;  GF. ;  Tu;  Z,  g'nuegele" 
AALeer. ;  GW.:  Dira.  zu  g'nuege".    Es  g'nüegelet-mer, 

ich  fange  an  satt  zu  werden,  es  satt  zu  bekommen. 
Wo  's  efange*  vil  Wuche*  g'gange"  g'si*  ist,  Sj  hat 
's-em  doch  auf*  g'nüegekt.  JSenn  1864. 

ver-nüege°:  1.  a)  zufriedenstellen  ZO.  [Ich] 
bin  au°*  g'wüss  mit  Wenigem  vernüegt.  Stutz.  ,Er 
sol  den  murer,  umb  das  er  die  trottmur  gepuwen  hatt, 
in  achtagen  v.'  1535,  Sch  Ralsprot.  ,Soll  sich  dar- 
nach versehen,  dass  er  uns  und  unsere  nachkommen 
und  unsere  gerechtigkeit  auch  vernüege.'  1550,  AaZ. 
,Das  will  ich  nun  gern  tuon,  so  wirdt  din  her  für  die 
zyt  verniegt,  so  du  by  im  bysshar  [in  Pension]  bis 
gsin.'  1553,  ThPlatt.,  Br.  .Diewyl  Gott  von  sinem 
Sun  ist  unserthalben  vernüegt  worden.'  Gualth.  1559. 
.Sol  er  von  irem  anken  nemmen,  bis  die  unsern  huslüt 
unclagbar  und  vernügt  sind.'  1572,  SchwE.  Waldstatt- 
buch. ,Die  unvernügten  und  unversehampten  bättler.' 
SHochh.  1591.  .Der  ist  allein  ein  reicher  Mann,  der 
sein  Gemüt  v.  kan.'  CMet.  1657.  ,Herr  Ulrich  werde 
gleiche  vernügende  Tröstungen  empfinden.'  JZimmer- 
MANN-Haug  1731.  Vergelten.  ,Das  guot  mit  bösem  v.' 
Ruep  1538.  —  b)  Ptc.  vernüegt,  vergnügt  Bs.  — 
2.  refl.,  sich  begnügen  Gl.  ,Sich  v.  (lassen)',  meist 
mit  Gen.  S.  oder  Präp.  ,an.'  ä.  Spr.  —  Ver-nüege": 
Vergnügen  Bs  f.  In  ä.  Spr.  ,ein  V.  han  an',  sich  be- 
gnügen, zufrieden  sein  mit. 

vernüegig.  ,V.  sin',  zufrieden  sein,  sich  be- 
gnügen. ,So  wollen  wir  üch  zuo  gfallen  mit  Mümpel- 
gart  v.  sin.'  1525,  Absch.  .Er  ist  v.  mit  der  straaff  des 
unreinen  huorers.'  1548,  II.  Cor.  .Antwort,  deren  sie 
v.  sein  köndten.'  Wurstisen  1580. 

Un-Vern  üegige  f.  .Mach  sy  [die  Kinder]  mit 
ruhe  [Strenge]  und  u.  nit  verdrossen.'    HBull.  1540. 

Vernüegigkeit  f.  , Suche  das  Gute,  die  V.;  nicht 
das  Böse,  den  Geiz.'  FWvss  1672. 

vernüeglich:  zufrieden,  vergnügt  Bs  (Spreng); 
B  (Zyro).      V.  zämme"  lebe".  Ztro. 

un-ver-.  Jntuitus  avarus,  ein  unersetliche,  u-e 
begird.'  Fris. 

ver-nüeglichen:  refl.,  sich  finanziell  erholen. 
1530,  ApI.  Urk. 

Vernüeglich keit  f.:  Genügsamkeit.  ,Dass  wir 
uns  der  V.  befleissen.'  JCNSgeli  1738. 

ver-g"-nüege":  1.  =  ver-n.  1  a  (ä.  Spr.).  Ver- 
g'nüegt  si*,  zufriedengestellt,  befriedigt  sein  BE.  — 
2.  refl.  =  ver-n.  2  Gl;  Ndw.  Sehr  oft  auch  in  der  ä.  Spr. 
—  unverg'nüegt:  ungenügsam  Z;  vergnügungs- 
süchtig ZA  ff.  a/A.  So  en  u-C  Mensch,  wo  alle'wM  i"  's 
Wirtshüs  lauft,  chann  ja  Nüt  erhüse";  da  bringt  's 
doch  en  verg'nüegsamer  witer. 

b'-nüege":  refl.,  sich  begnügen  Gl. 

benüeglich.  ,B.  sin',  sich  begnügen.  1521,  Absch. 

G'nüegif.:  Fülle  B;  GlK.;  LG. ;  ZO.,  S.,  W.  Alli 
ff.  ha;  von  Etw.  ZO.,  S.  D'  ff.  (B),  in  der  (ZW.),  bi 
der  G.  (TG.),  zur  Genüge.  Es  Bürschli,  wie  ich,  findet 
Meister  d'  ff.  Gotth.  Herdöpfel  Juimmer  b%  der  ff. 
Ineichen.  ,[Die  Teurung]  wirt  dermassen  messen,  dass 
man  ganz  und  gar  wirt  vergessen  aller  gnüege,  die 
man  hat  ghan.'  Ruep  1540.  ,Holz  wird  durch  den 
Bitherbach  dargeflözt  alle  G.'  Guler  1625.  .[Ein  Jahr] 
la  für  I.eut  und  Viehe  alle  G.  gewachsen.'  FWvss  1672. 


gcnüegig:  1.  genügsam  UwE.  —  2.  .Überein- 
kommen, wie  und  was  si  für  ainen  [jenen]  tisch  wol- 
tend  g.  sin',  mit  welcher  Summe  sie  sich  wollten  be- 
gnügen. Sicher  1531. 

Vergcnüeging  f.  .Acceptilatio,  ein  quitanz,  wenn 
einer  bekennt,  das  er  um  ein  verheissen  ding  zefriden 
sei.  ein  bekanntliche  vergnüegung.'  Fris.  .Vergnügung 
einer  Schuld,  acceptilatio.'  Freuler,  Jurid.  Vocab.  1752. 

g"nüeglicl1  Z  (Spillm.),  -Kg  S:  genugsam.  G.Geld 
ha".  Spillm.  D'  Mueter  hei  derwile"  'bachet  und  g. 
Sache"  ine"  tö".  Schild.  Wil  er  scho"  g.  Chlb  und 
Täubi  z'  schlucke"  het.  ebd. 

ver-ge-:  tauglich,  den  Ansprüchen  genügend? 
.Sollen  100  wolvergn.  mannen  uszogen  werden,  die 
für  ander  lüt  ohn  verzug  sollen  dem  für  zue  laufen.' 
1501,  JKTroll  1843. 

Vergenüeglichkeit  f.:  Genügsamkeit,  Zufrie- 
denheit. ,Die  Tugend  der  V.'  JCAmm.  1657.  ,V.  ver- 
wandelt dem  Armen  seine  Freisen  und  Nördlinger  in 
Seiden  und  Sammet.'  JUlrich  1727. 

Miss-nüege":  Abneigung,  Misstrauen.  , Warum 
aller  Abkehr  von  seinen  [Gottes]  Geborten,  alles  M. 
in  ihne?'  Klingler  1688. 


Nagg,  negg,  liigg,  nogg,  nngg. 

nagg:  nein    WG. 

nagga  BsL.  (Spreng),  nägge  Z  f:  verstärktes  Nein, 
doch  nur  in  gemütlich  burlesker  Rede.  —  Vgl.  naga 
(Sp.  682). 

niiggebü  Z,  -bürli  Scu;  Z,  -büsle"  Z  f:  Erwei- 
terungen des  Vor.  im  gleichen  Sinne.  —  Zum  2.  Teil 
vgl.   bnw  und   -Burrti. 

Nagge"  -ö'-  in.:  Dummkopf  ZO. 

gc-näggig  -ö'-:  einfältig  ZO. 

Näggis  m. :  Tor,  Närrchen  S.  —  Zur  Bildung  ist, 
viel  1.    Tüggis,   Teufel,  zu   vergleichen. 

pumper-näggisch,  /;-:  1.  buntscheckig,  närrisch, 
komisch,  bes.  vom  Anzug  ZGrün.,  Stdt.  Syn.  p.-jäggisch 
(Bd  III  25).  —  2.  unbeholfen,  ungeschickt  ZA.,  Stdt, 
W.     Oppis  p.  i"  d'  Hand  ne",  mache". 

Xägg  I  m. :  1.  Schnecke  BS.  —  2.  langsames,  alters- 
schwaches Pferd,  ebd.  (gemütlich  spottend).  Hü  N.! 
muesch  de""  Haber  ha". 

Xägg  II  m. :  eine  meist  bei  Ziegen  vorkommende 
Krankheit,  wobei  sich  Eiter  und  wilde  Haut  zwischen 
den  Hufen  bildet,  was  einen  hinkenden  Gang  bewirkt 
Scnw.     Syn.  Mäggi  (Sp.  120),  Niggel. 

Näggel  m.:  1.  (häufig  dim.)  Fruchtansatz,  noch 
unentwickelte  Frucht,  bes.  von  Kirschen  und  Erd- 
beeren SchwWoII.;  Z;  auch  von  Äpfeln  und  Birnen  Z. 
—  2.  verächtlich  für  Kopf  Z.  Hau-em  Ei"s  uf  de"  N. ! 
Er  hat  en  härte"  N.  Z.  Öppis  im  N.  ha",  es  durch- 
setzen wollen.  RBaur.  Wenn  Eine''  weisst,  das' -er 
e"  g'rechti  Sach  hed,  so  ist-er  en  Hund,  wenn  er  nüd  mit 
Freude"  im  lad  de"  N.  ne".  Wolf,  Rel.  Gespr.  Dim., 
Kindsköpfchen  ZGlattf.  —  3.  mageres,  unscheinbares 
Geschöpfchen  G  oT.  —  4.  Saugzapfen  B.  —  5.  Draht, 
in  dem  der  Perpendikel  hängt  ÄABb.  —  Vgl.  das  durch- 
weg syn.   Wigget  II. 


703 


Nagg,  negg,  nigg,  nogg,  nugg 


704 


Epperi-Näggel:  Fruchtansatz  der  Erdbeere  Z. 
Syn.  Müller-Chnecht  2  (Bd  III  72G). 

S  C  h  u  e  h  - :  =  Nägye  1  1  ZBül.,  0.  —  Umbildung  des 
Folg.;   vgl.   Schueh-Nagel  Sa. 

Schor(r)-Näggeli  Tu.  -g-  Ap;  GF.  (Schiter-J, 
Rh.,  T.:  =  Näggel  1. 

Steck-Näggel:  =  St.-Grind  (Bd  II  768)  Z. 

Genäggel  m.:  1.  langsamer,  wenig  energischer 
Mensch  L.     Syn.  Niggeler.  —  2.  Hinkender  L. 

näggele"  I:  1.  a)  tändelnd,  ohne  bestimmten 
Zweck  sich  mit  Etw.  beschäftigen,  an  Etw.  herum- 
fingern,  leicht  rütteln  (bes.  an  Türen,  Schlössern), 
z.  T.  mit  der  Nebenvorstellung  eines  knisternden,  leise 
klopfenden  Geräusches  Aa;  GlH. ;  GWidnau;  Sch;  Tb; 
ZF.,  S.,  Sth.  Syn.  nifelen  (Sp.  678),  niggelen.  An  Oppis 
fumme'Jn.  Es  näggelet  ()ppis  a"  der  Tür.  ,Es  näggelet 
mit  dem  Schlüssel  an  dem  Sehloss  ein  Wyl,  stosst 
endlichen  den  Schlüssel  hinein.'  1664,  Z  Syn.  Auch 
aufs  Geistige  übertr. :  Das  Wörtli  ist-mer  tüf  g' gange", 
ich  ha"  stunde'wis  dra"  umme"-z'n.  g'ha"  Sch.  Spec, 
mit  langer  Stange  durch  Rütteln  an  den  Zweigen  der 
Bäume  vereinzelte  Früchte  zum  Fallen  bringen  Zu. 
Syn.  aben-guslen  (Bd  II  474),  -stupfen.  —  b)  in  BsStdt 
näggle",  schnitzeln,  meist  ohne  Zweck  und  stümper- 
haft AAZein.,  Z.;  Ap;  Bs.  Syn.  gäggelen  II,  backen. 
Und  wenn  ich  kei"s  [SchätzeliJ  weiss,  so  nimm  ich  der 
Gertcl  [Hippe]  und  näggelen  ei"s  vom-ene"  Schwarz- 
dorn Aa.  —  c)  sich  abmühen  mit  Etw.  Ap.  —  2.  klap- 
pern a)  vom  Storch  ScHSt.  (nagele";  lt  Sulger);  Z. 
,Rostro  crepitare,  mit  dem  schnabel  n.  als  die  storken.' 
Fris.;  Mal.  ,Ciconia  gloterat.  der  Stork  klappert 
(nägkelt).'  Nov.  Vest.  1692.  —  b)  von  der  Uhr,  wenn 
der  Perpendikel  ausgehängt  wird  AaB'o.  —  c)  von 
der  Mühle  Z.  —  3.  kritteln  Ap;  ZO.  Dem  Alte"  ist 
uf  der  ganze"  Welt  Nilt  recht;  an  Allem,  was  bigegne" 
cha"",   weiss  der  alt  Griggi  z'  n.  dra".   Ap  Kai.  1877. 

-  4.  plagen,  necken,  schlagen  Ap.  —  5.  unpers.  mit 
Acc.  P„  heftig  an  die  Fingerspitzen  frieren  L'Urs. ; 
syn.  neglen,  uniglen. 

1  a  auch  bair. ;  zu  1  b  vgl.  Knotho,  NordbShm.  WB. 
18ss.  l  lc.  Bed.  4  erscheint  in  dein  altdev.  ,naggeu.'  Bed. 
4  u.  5  vereinigt  auch  hurniglm  (Bd  I  151).  Nhd.  .necken' 
ist  möglicher  Weise  nahe  verwandt. 

ver-  (in  BsStdt  -näggle"):  durch  ungeschicktes, 
stümperhaftes  Schneiden  verunstalten,  verderben  Aa 
Fri.;  Bs.  's  Brot  v.  Ein  Fingernagel,  auf  dem  viele 
Gänsfedern  zugeschnitten  worden  sind,  ist  vernägglet. 

g°-,   in  Bs;  BO.  -näggle":    1.  =  näggelen  1  a  Sch. 

-  2.  =  n.  1  b  Bs;  BO.;  L;  SRech.  —  3.  ticken,  von 
der  Uhr  Aa.     Vgl.  Näggel. 

ver-ge-,  in  Bs  -näggle" :  =  ver-n.  Der  Baum  ist- 
mer  verg'näggelet  worde"  BInt. 

Näggeler  m.:  1.  Nom.  ag.  zu  näggelen  1  a.  — 
2.  an  der  Obstmühle  der  durch  die  Drehung  eines 
der  Mahlsteine  in  beständiger  auf  und  zu  klappender 
Bewegung  gehaltene  Verschluss  am  Mund  des  Trich- 
ters, durch  den  das  Obst  auf  die  Mahlsteine  fällt  Z 
Mönch.,  0.,  Zoll. 

Näggeli  m.:    Nom.  ag.  zu  näggelen  1  b  AAZein. 

nägge":  1.  an  Etw.  herumhantieren  L.  S.  niffen. 
—  2.  leicht  hinken,  beim  Gehen  etwas  einknicken ; 
spec.  vom  Vieh,  infolge  der  unter  Nägg  II  beschrie- 
benen  Krankheit  Scnw;  Zr;  Z.     Syn.  niggen. 


genägge°:  =  näggelen  1  b  B;  .cultro  lignum  arro- 
dere.'  Id.  B.  —  ab-:  mühsam  (mit  schlechtem  Messer) 
abschneiden  B.  —  vor-:  durch  schlechtes  Schneiden 
verderben  B.  E*  verg'näggetC  Bock,  schlecht  ge- 
schnittener Rock  B;  Syn.  rerschnäjlet. 

„.näggene":  ein  Kinderspiel,  wobei  ein  Kind  dem 
andern  nachhüpft  und  ihm  ein  Schlägchen  zu  ver- 
setzen sucht  Uw." 

Näggi  B;  SRech.;  Ndw,  Näggis  B;  L  —  n.: 
1.  („leichter")  Schlag.  Stoss  und  die  dadurch  bewirkte 
Verletzung  B;  LG.;  Ndw.  Eim  es  N.  rersetze".  Schweiz. 
Dorfkal.  1878"  (B).  X'humm,  hilf  mir  der  Karrer  auf- 
stellen, der  hat  ein  N-s  erwütscht  [er  hatte  mit  einem 
Holzscheit  einen  wuchtigen  Hieb  erhalten].'  Gotth. 
N.  mache",  Haschens  spielen  NnwBeckenr. ;  vgl.  näg- 
genen.  Bildl.  We""-me"  mues  Litt  um-sich  ume"  ha", 
wo-me"  fürchte"  mues,  der  lieb  Gott  tüej  es  Zeiche" 
an-ne"  u"d  zeig-ne"  selber,  was  Glaube"  u"''  U'glaube? 
isch,  u"d  mi"  chönnt  selber  o  [auch]  es  N-s  derro"  über- 
cho".  Gotth.  In  mor.  S.,  Schaden  an  der  Ehre,  Schimpf 
B;  LG.  —  2.  a)  die  von  einer  Verletzung  zurückblei- 
bende Narbe  BE.  —  b)  bleibender  Schaden,  Nachteil; 
Rest  einer  Krankheit,  fortwährend  vexierende  Krank- 
heitserscheinung B;  S.  Erst  gege"  d's  Neujär  über- 
chömme"  si  Strumpf;  es  het  scho"  Menge  es  N-s  nf- 
g'lese"  fürst"  Lebe'lang.  N.  B  Kai.  1844.  ,Sie  erzählte 
von  den  Gefahren  des  Kindbettens,  wie  hie  und  dort 
Eine  für  ihr  Lebtag  ein  N-s  davon  getragen.'  Gotth. 
Bildl.:  ,Gäll,  wie  leicht  hat  es  etwas  Ungeschicktes 
gegeben,  wo  man  ein  N-s  hat  für  sein  Lebtag.'  ebd. 
—  3.  vexierendes  Hinderniss  Ndw.  Es  hed-em  es  N. 
dri"  g'ge".  —  4.  neckende  Interjektion  in  der  Ver- 
bindung Niggi  N.  a)  N.  N.  mache",  ein  kleines  Kind 
unversehens  kitzeln  AALeer.  —  b)  s.  Chlaus  (Bd  111 
692  u.).    —    Zu    1    u.   2   vgl.    Hipp  (Bd    II    1480). 

Haber-,  in  dem  Neckspruch:  Ziggi-Zäggi,  H., 
bei  einem  Fangspiel,  wobei  man  einen  gegenüber- 
liegenden Baum  zu  gewinnen  sucht,  ehe  man  erhascht 
wird  BsStdt.    —    Vgl.   Ifäggi   machen  (unter  A'.  I). 

(ge-)näggig:  mit  der  Klauenkrankheit  behaftet 
Schw. 

Naggel  -o'!-  m.:    wer  schlecht  malt,  schmiert  S.u. 

näggle"  -ö8-:  schlecht  malen,  schmieren  Sch.  — 
Nlif.  zu  mb'gglen  (s.  Sp.    120). 

näggele"  II:  =  mäggelen  2  (Sp.  119)  Tu. 

nägge":  =  gnaggen  1  (Bd  II  665)  BsStdt. 

H  u  n d  e °- Nagger  -ö*-:  Spitzbube,  Gaudieb  SciiSt. 
(Sulger). 

nangge":  1.  „einnicken,  sitzend  oder  stehend 
schlummern''  B  (auch  g'n. );  „U."  —  2.  am  Saug- 
zapfen ziehn  B.     Syn.  nuggen. 

Nanggi  n.:  Weibsperson,  die  zum  Klagen  und  Jam- 
mern geneigt  ist  L.  —  Nbf,  zu  'Mauggi;  vgl.  «">»;/,'/•» 
(Sp.   121)  und  seine  Sippe. 

nauggle":  einfältig  tun  L. 

Nängg  SchwE.,  Näuggel  LE..  Nänggi  AaF.,  Ke., 
Tegerf.;  LG.  —  m.:  Einäugiger;  wer  mit  einem  AugJ 
blickt.     Unter  de"  Blinde"  ist  der  N.  Chünig  LG. 

Viell.  so  zu  erklären,  dass  aus  Zss.  wie  Eintiugg(i),  B/teifr 
äuggi  (Bä  I  139)  ein  zweiter  Teil  mit  anl.  »-  abstrahlen 
wurde;  doch  liegen  wahrsch.  blosse  Nbff.  zu  der  Sippe 
mttuggen   [Sp.    122)   vor. 


705 


Nngg.  negg,  "'SK'  »"gg.  nugg 


7lM! 


näuggo"  I:  schielen;  mit  zsgekniffenen  Augen 
blicken;  mit  einem  Aage  blicken,  z.B.  beim  Zielen 
AaF.,  Ke..  Tegerf. 

niiiigge"  II:  naschen  GW,    Syn.  schnäuggen. 

„Negga,  Neggo:  Niklaus  F." 

\igg  I:  1.  Nigg  G  oT.,  JVtj/.tfi  I  Bs;  B;  SBb., 
Niggel  I  li;  SBb.j  Z,  Niggeli  I  B;  L.  Niggli  GuLandq., 
Personenname.  Niklaus.  Die  drei  Formen  Niggi,  Nig- 
geli and  Niggel  unterscheiden  sich  in  B  durch  ihren 
Gefühlswert:  die  erste  ist  familiär,  die  zweite  hat 
mitleidigen,  die  dritte  verächtlichen  Nbsinn;  als  vor- 
nehmste Bezeichnungen  gelten  Chlaus  und  bes.  Chläis. 
Der  Sämc'-Nigg,  Niklaus,  Sohn  des  Samuel  G  oT. 
Auch  mit  Bez.  auf  den  Heiligen  N.  Sami-Niggel  = 
Sami- Chlaus  A.iFri.  SamicMaus  Niggeli,  schleik-mcr 
aw*  nes  Ditteli,  Bitte  der  Kinder  an  den  St  Niklaus. 
Lüt.,  Sagen.  De  gross  und  der  chli"  Niggel,  Name 
zweier  Untiefen  im  See  bei  ZWollish.;  vgl.  Chlaus  3  m  f 
(Bd  III  694).  —  2.  Niggel,  schmutziger,  widerwärtiger 
(lt  Sprww.  1869  aucli  unkeuscher)  Kerl  B.  —  3.  .Nig- 
gel'. Name  des  Narren  bei  GGotth.  1619.  ,Ei  du  Nickel 
[Närrchen]!'  UBrägo.  1780.  Vgl.  Chlaus  2  a.  c  (Bd  III 
687).  —  4.  Nigg  =  Häggen-Mann  1  (Sp.  259)  Gl.  's  ist- 
mer  (so  wuelj  wie  dem  N.  nach  de'  Zwölfe"  GlMoII. 
—  5.  Niggel(iJ,  Name  eines  Gespenstes  bei  einer  Mühle 
in  ÄARuedert.  Rochh.  1856,  I  294.  362.  —  6.  Niggi  L; 
SThierst.,  Niggel  AiLeer. ;  ZO.,  Pferdename.  S.  auch 
Rochh.  1856,  I  294.  —  Zu  1  wohl:  ,Nig  von  Brandis.' 
1499,  Tob!.,  Volks!.      Nigg,   Familienname  GrHo. 

Lüs-Niggi,  -Niggel:  Einer,  der  Läuse  hat;  Laus- 
bube BsStdt. 

Mode"-Niggel:  von  einer  putzsüchtigen  Haus- 
frau. Der  lustige  Schweizer  1789. 

Höchinuets-Niggeli:  Hochmutsnarr.  ,Auch  be- 
trübe man  ihn  jetzt  minder  mit  dem  Namen  H.,  der 
ihm  sonst  von  Alt  und  Jung  zugerufen  worden  sei.' 
Reith.   1845. 

Sü"'-  (Sou-,  Sil-,  Söu-jNiggel:  1.  Schweinekerl,  in 
phys.  und  bes.  mor.  S.,  aber  auch  scherzhaft  von 
schmutzigen  Kindern  Bs;  B;  G;  S;  Tu;  Z.  Syn.  S.- 
Michel (Sp.  61).  —  2.  (Dim.)  junges  Schwein  Th;  ZA. 
-  3.  midi  Süniggeli,  Blüten  von  An.  puls.  Sch  am 
Randen.   —   Zu    1    vgl.   Sü(n)igel  (Bd   I    150). 

Schmier-:  Schmierfink  B. 

Dümen-Niggel,  -Niggli:  kleiner  Junge,  Däum- 
ling Bs. 

Dreck-Niggel:  =  Shm'-A'.  Bs;  B.  Syn.  Dr.-Miehel 
(Sp.  61). 

Zorn  Zore"-:  zornmütiger,  eigensinniger  Mensch 
GRLandq.  Syn.  Z.-Igel  (Bd  I  151).  Auch  in  dem  Reim: 
Z.,  Pumperniggel,  hocket  uf  der  Platte",  frisset  dlli 
Gratte"  Gr  (Tsch.). 

Niggel  11  m. :  1.  kleiner,  kurzer  Holzklotz,  Scheit- 
chen   AaF.;    Syn.  Tötzli.     Spec.  =  Gül   (Bd   II   222) 
,AaF.;"  Gl;  Sch  (lt  Sulger);   Ndw;    Zu  f.     Eine  Be- 
schreibung des  betr.  Spieles  s.  u.  hurn-iglen  4  a  (Bd  I 
151)  und  gälen;  vgl.  auch  Lüt.,  Sagen  511.  —  2.  „Hohl- 
kreisel LG.;  Scnw."     Auch  bei  Mal.  —  3.  Riegel  an 
der   Tür    SchwE.     Der  N.   stecke",    den    Riegel    vor- 
schieben, eig.  und  bildl.    Trä,  N.,  trä,  d'  Frau  schloht 
,  de"  Ma"",  Anfang  eines  Spottliedchens.   Lüt.,  Sagen; 
l  vgl.  ä,  Rigeli,  ä  usw.  (unter  ä  Bd  I  1).  —  4.  der  an- 
;  gebrannte  Ring,   den  man  an  die  Spindel  steckt,    um 
Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


sich  vor  Alpdrücken  zn  schützen  LG.  —  5.  (häufig 
dim.)  =  Naggel  1,  spec.  von  Kirschen  Aa;  BK.;  L; 
GG.,  Sa.;  Schw;  Tu;  Uw;  U;  Zg ;  Z,  auch  von  Birnen 
L,  von  Obst  übh.  TiiSteckb.;  Z.  —  6.  =  Igel  5  (Bd  I 
1  l'.'t  1'wE.  —  7.  derbe  Bezeichnung  für  Kopf  Z.  Was 
du  iiitil  Alls  im  N.  hast!  Schwzd.  —  8.  (Dim.)  kleines. 
unscheinbares  Kind  Sch;  S (mitleidig) ;  ZO.  —  9.  Knau- 
ser, Knicker  Gl;  L.  —  10.  Kuh  mit  verstümmelten 
oder  auch  abwärts  gekrümmten  Hörnern  SemvMuo. 
—  11.  „Krankheit  der  Ziegen,  wenn  sie  zwischen  den 
Klauen  Spreisscn  bekommen  Gl."  Syn.  N'ägg  II.  - 
12.  e"  N.  werde,  in  eine  Unpässlichkeit  fallen  LG. 
(Ineichen).  --  13.  Dir  hed  au'h  de*  X.,  von  einem 
Schwerkranken  L.  's  ist  mich  e"  N.  a"c'io",  sagte  Einer, 
der  plötzlich  von  Unwohlsein  befallen  worden  war. 
ebd.  —  14.  Häklein,  verdriessliches,  neckendes  Hinder- 
niss,  unerwartete  Schwierigkeit  Gl;  „LG.;"  SchwE.; 
Uw;  U.  7>'  Sach  het  en  N.  Gl,  es  ist  c"  N.  dein  Gl, 
derhinder  UwE.;  U.  „dazwischen  LG. ;  U."  Es  het-em 
e"  N.  dri"  g'ge"  Uw.  Ähä  '.  's  ist  dö  en  andre''  X.  drl" 
Schw.  —  15.  das  Wesentliche,  die  Hauptsache  Schw;  Z. 
Das  ist  der  N.  Z.  ,Auch  diese  [die  Nonnen]  haben 
ihre  Regeln,  die  beschwerlich  sind;  und  dabei  keinen 
Mann;  da  steckt  der  N.,  nicht  wahr?'  Indkrbitzi  1824. 

Die  offenbare  Stammverwandtschaft  mit  der  Sippe  nägg- 
(vgl.  insbes.  Nägg  II.  Näggel,  Näggi)  verbietet,  die  Bedd. 
unseres  W.  ohne  Weiteres  aus  appell.  Verwendung  des  Per- 
sonennamens Niggel  zu   erklären. 

Ore"-:  ApM.  ;  Gr,  -Nigil  ApK.,  -Niggeli  LG. ;  Uw, 
-Niggeler  Th;  ZB.,  0.,  S.,  -Naggel  ArH..  L,  -Nüggeler 
THÜttenb.,  -Nigger  ThDozw.  :  1.  =  Ö.-Müggel  1  (Sp. 
132)  ApK.;  GkD.;  Th;  Z.  ,Nimm  sallamuniak  us  der 
aptek  und  zerlass  es  in  frischem  brunnenwasser  und 
tu  ein  tröpflin  in  die  obren,  hast  du  würm  oder  ein 
ohrennickel  darin,  er  stirbt  behend.'  Gr  Tagebuch 
1599.  —  2.  =  Ö.-Müggel  2  Ap;  LG.;  Tu;  Uw;  ZO.,  S. 
Syn.  Örcn-Näjiper.  .Bärensehmalz  heilet  das  ornickele 
oder  die  gschwär  hinder  den  oren.'  Tierb.  1563. 

Es  lässt  sich  nicht  ausmachen,  wie  weit  unsere  Formen 
blosse  Spielformeu  zu  O.-Müggel  usw.  unter  Anlehnung  au 
nigg(e)len  sind,  wie  weit  Abi.  von  dem  Stamm  dieses  Verbs 
vorliegt.  An  nrspr.  pers.  Beil.  des  zweiten  Teils  (vgl.  das 
analoge  , Thomas  im  Ohre.'  Fr..  Ztsehr.  III  37;!)  ist  kaum 
zu   denken. 

Forch-Niggeli:  Zäpfchen  der  Kiefer  Z.  Vgl. 
Forch-Igeli  (Bd  I  150). 

Gül  Gü-:  =  GAl  (Bd  II  222)  Gl.  Gihdggelfsjwis, 
Adv. :  g.  fiilge" ;  g.  falle"  1)  kopfüber,  z.  B.  von  einem 
bergab  rollenden  Stein.  —  2)  hageldicht,  z.  B.  von 
fallenden  Äpfeln.  -  güniggle":  =  gulen  (Bd  II 
222)  Gl. 

Grüen-Niggeli:  kränkliches  kleines  Kind  ZMaur. 
Vgl.  Niggel  S. 

Holz-:  1.  H.-Niggeli,  Fruchtzäpfchen  der  Tanne 
und  Kiefer,  Buchnüsschen  Z.  —  2.  H.-Nigeli,  die 
kleinsten  Früchte  am  Birnbaum  LHitzk. 

Hor-Niggel,  in  Schw  Hur-:  1.  (auch  -Niggeli) 
unentwickelte  Kernobstfrucht  AaWoIiI.  --  2.  =  G ül- 
Niggcl  Schw;  Nnw.  —  hör-,  hur-niggle"  s.  Bd  I 
151  ff. 

Chriesi-Niggeli:  =  Niggel  II  5  AaoF. 

Pumper-,  Bumper-:  1.  =  Gül-Niggel  Zg.  Ein  aus 
mehreren  kleinen  Hölzchen  künstlich  zusammenge- 
setztes Spielzeug  UwE.  —  2.  Dim.  a)  Pimpernüsschen 
BsStdt.  —  b)  Fruchtknötchen   der   Linde   BsStdt.  — 

4.3 


707 


Nagg.  negg,  nigg.  nogg,  ntigg 


708 


3.  winziges  Personellen  GRLandq.;  in  Aa;  B  nur  in 
dem  Kinderrein] :  P''  bin  c*  chleinc  P.,  ieh  bin  e" 
chleine''  Bär,  und  ivie  mich  Gott  erschaffe"  het,  so 
waggle"  ich  ilrher;  vgl.  Rochli.  1X57,  310.  Lt  Rochh. 
1856,  I  302  auch  Zwergname.  —  4.  Hanswurst,  Ko- 
bold (?).  ,T)ie  Alten  ziehn  ins  Schauspielhaus,  sehn 
drin  Hanswurst  und  Hurlibaus,  Wetzwetz  und  P.' 
Kölner,  Raur.  Lieder  128.  S.  noch  Zorn-N.  —  5.  de" 
P.  singe"  (schlä*  SchwE.).  Wo  's  der  Bruch  (Mode") 
ist  (leid-me*  d'  Chue  i"  's  Bett  und)  singt-me*  der  P. 
i*  der  Chüche"  AaB.,  Wohl.;  L;  Sch;  Uw;  Zg.  Das 
ist  o  [auch]  dihäme",  wo  me"  de"  P.  i"  der  ChiV'e" 
singt,  eine  dumme  Person  Tu.  Säg-mer  aueh,  wo  singt 
me"  de"  P.?  Min  Grössätti  und  d'  Grössmueter  händ 
aminig  g'seid:  Wo  's  der  Bruch  ist  und  me"  nüd  An- 
ders cha""  ZWettschw.  Von  etwas  Wertlosem:  Ich 
wettf-der)  nit  de"  P.  drum  singe"  Sch  (Kirchh.);  S; 
ZKn..  gäbe  dir  Nichts  darum.  Ei"m  der  (in  B  oAa. 
e")  P.  singe",  heftig  tadeln  LSemp.,  den  Meister  zeigen, 
züchtigen  BoAa. ;  S.  —  6.  Schläge  Bs.  Syn.  Bumpis. 
—  7.  Roggen-,    Schwarzbrot   Bs;    Gl;   ZKn.  (-Nigel). 

3  auch  bair.  Zu  .">.  tu  AaBb.  wollen  alte  Leute  Doch 
Bruchstücke  des  P. -Liedes  gekannt  haben.  Vgl.  noch  Schöpf 
520.  Zum  ganzen  W.  Gr.  WB.  II  23fi.  VII  2231;  Wackern., 
Kl.  Sehr.  III  171;   Staub,  Brot  119  fF.    Vgl.  aueh  Peter-Mann. 

pumpcr-niggle":  schlagen  Bs;  B.  Bumpernigglis 
ge*  Bs.  In  dem  Rätselspruch :  I'h  will-di'h  p.,  ich  will- 
dirh  pumperneile",  bis  ''ass-der  der  Buch  tuet  g'schtoelle* 
(Spinnerin  und  Spuhle)  B. 

Schor(r)-Niggel(i)  Aa;  BsL.  (auch  -Nigeli); 
BoAa.,  O.;  Gl;  GSa.,  Stdt,  We.;  SchSL;  Schw;  S;  Th; 
Ndw;  U;  Zg;  Z,  Tschor-  GA.,  Sclwre"-  AALeer.,  Z.; 
Bs;  BoAa.;  GRHe.;  GO.,  Stdt,  Wo.;  Sch,  Scho3-  ThHw., 
Steckb.;  ZSth.,  Schur(r)-  AaKu.  ;  ScuwMuo.;  Th, 
Schuer-  GF.,  Schuc-  ZW.:  1.  kleiner,  rundlicher 
Fruchtansatz  BoAa.;  GO.;  Schw;  SThierst.;  Zg;  spec. 
=  Niggel  II  5  Aa;  BsL.;  BoAa.;  Gl;  G;  Sch;  Schw; 
S;  Tu;  U;  Z.  Sprichw. :  Si  het  g' meint,  Sch.  sige* 
Chirsi,  d.  h.  sie  hat  Wertlosem  einen  hohen  Wert  bei- 
gelegt. BWyss.  Auch  von  verkümmerten  Bohnen- 
früchten Tu.  —  2.  (scherzh.)  Kind  mit  kurzgeschnit- 
tenen Haaren  AABb.;  BsStdt;  GrHc;  „L;"  S.  - 
3.  kleines,  unscheinbares  Kind  ScHwMa. 

Langer  Voc.  ist  bezeugt:  Schot-  für  AaF.;  BsL.;  S;  Ndw, 
Schäre'-   HsStut;    GSa. ;    Sch,    Schür-  für   BsL.;    (il  ;    ThTSg. 

Niggele"  f.:  1.  kurzes,  zum  Küchengebrauch 
hergerichtetes  Holzstück  AaF.  —  2.  =  Gül  (Bd  II  222) 
Ap.  N.  schlö",  das  betr.  Spiel.  —  3.  zugespitzter  Pflock 
zum  Festhalten  von  , Setzlatten'  ZBcnk.  —  4.  Weibs- 
person, die  gerne  stichelt  und  zänkelt  AaHoM. 

nigg(e)len:  1.  niggele"  Aa;  BsStdt;  B  (in  0.  auch 
-g-);  FSs.;  VO;  SB.,  Rech.;  Th;  „Z",  niggle"  AaWoIiI.; 
BM.;  GrCIiui-,  V. ;  L  (Ineichen);  Schw,  nigle"  ÄAMenz.; 
BE.;  GlH.  ;  GrD.,  L.,  =  näggelen  1  a.  Syn.  riglen. 
An  Öppis  ume"  n.  Das  ist  nit  g'wer'het  [gearbeitet], 
das  ist  numme"  g'niggelet  BG.  War  g'schider,  du 
giengist  go"  schaffe",  statt  a"  dem  nüntige*  Zug  ome" 
z'  n.  Tu.  D'  Frauenzimmer  hend  [in  der  Kirche]  zum 
Scliin  i"-me"  Buech  g'niggelet  LG.  Die  Kuh  nigglet 
an  einem  Zaun  Schw.  ,Sie  kam  zu  meinem  Haber- 
sack, nigelte  an  ihm/  Goitb.  (Unbedeutende)  Arbeiten 
mit  ängstlicher  Genauigkeit  und  Sorgfalt  verrichten 
„Aa;  B;  VO;  S;  Z",  insbes.  vom  Mähen  GrL.  Spec. 
Früchte,  z.  B.  Nüsse,  zum  Fallen  bringen,  indem  man 
mit  einer  Stange  an  den  Zweigen  rüttelt  AaMoiz.  — 


2.  niggele",  knausern,  feilschen  Gl;  „L;"  GG..  W.; 
ZHombr.  —  3.  a)  niggele"  AaHoM.,  Schinzn.;  Ap;  Bs; 
Gl;  GG..  Eh.,  T..  We.;  ZGrün.  (neben  -g-).  Hombr..  0., 
niggle*  Ap;  Bs;  Gl;  GWidn.,  nörgeln,  kritteln,  zänkeln, 
sticheln,  necken.  Si"  Frau  isch  di  reinsti  llätze'bällc" 
[Schimpfmaul]  und  meint,  wenn  si  nit  der  ganz  Dag 
Eppis  z'  n.  und  z'  ziggle"  [necken  |  heig,  so  gieng  Alles 
litt:.  Schwzd.  (Bs).  —  b)  niggele",  nachgrübeln  AaFil, 
Hl.  —  c)  niggele"  AALeer..  St..  Zein.;  Bs;  „L;"  ZO., 
W.,  niggle"  Bs;  S,  nigle"  ZLunn.,  unpers.  mit  Acc.  P. 
a)  es  ärgert,  wurmt  mich  AASt.,  Zein.;  Bs;  „L;"  Z 
Lunn.,  0..  W.  's  het-en  doch  e"  Bitzeli  g'nigglet,  dass 
men.-en  In  de"  letste"   Wale"  nit    vorg'schlage"  het   Bs. 

-  ß)  es  juckt,  reizt  mich  (Etw.  zu  tun)  AALeer.;  S. 
l'h  ha"-äcr  jö  nächti.  scho"  g'seit,  was  mich  nigglet  der 
ufz'säge*.  Schild.  —  4.  niggle",  von  dem  kribbelnden, 
prickelnden  Gefühl  (z.  B.  in  den  Fingern)  bei  Kälte, 
bei  mangelnder  Blutzirkulation  GRHe.  fncggle");  GG.; 
„Si'iiwTuggen."  —  5.  „niggele"",  niggle"  L;  „GRh.;" 
SchwE.;  „S",  nigle"  LG.;  Uw,  tüchtig  hernehmen,  hart 
mitnehmen,  plagen,  prügeln;  (scherzh.)  den  Garaus 
machen.  D'  Wespi  hend-e"  g'nigled  Ndw.  Er  hed-e* 
wiest  g'nigled,  im  Ringen  bezwungen,  ebd.  Dich  will- 
ich  scho"  n.,  wie-se-sich  hört!  MLienert.  „Die  Krank- 
heit hat  ihn  geniggelt  L;"  auch  unpers.  Ndw.  — 
6.  niggele"  a)  (häufig)  nicken  BHa. ;  ZS.,  Wald.  Die 
nieste",  so  dunkt  's-mich,  niggeli'd  sja'  mit  de"  Ühöpfe". 
Müller,  Jugendschr.  Das  Särelli  niggeled  d's  ganz 
ZU  mit  dem  Hoiht  BHa.  —  b)  bedenklich,  zweifelnd 
oder  verneinend  den  Kopf  schütteln  Z.  Er  gut  i"  der 
Stuben  ufen  und  abe"  und  niggelet  g'waltig.  MUsteri. 
IX  Zuger,  wie  s'  de"  Fride"  g'lese"  händ,  händ  nw 
droh  g'niggelet  und  de"  Grind  drüber  erschütt.  Gespräch 
1712.  „Mit  dem  Kopfe  wackeln  '/,."  —  c)  beim  Haare 
schütteln  BBr.  —  7.  niggele"  a)  =  näggelen  2  a  AAAugst. 
Vgl.  Niggel- Schnabel.  —  b)  =  näggelen  2  b  AABb.  - 
8.  niggele",  das  Niggelspiel  (s.  Niggel  II  1)  machen 
Ap;  G;  SchwE.;  Uw;  Zg  f.  Syn.  tötzlrn.  .Niggelen, 
stelzen  und  guggu  machen  [auf  den  Kirchhöfen]'  ist 
den  Knaben  verboten.  Z  Mand.  1548.  ,Klucken,  do- 
pfen  oder  glotzen,  niggelen,  rebhölzlen,  mit  Nüssen 
höcklen  oder  häuflen,  krönten,  ballen  [usw.].'  Anhorn 
1071.  .Murice  ludere,  lusus  puerilis,  niggelen.'  Denzl. 
1716.  —  9.  niggle",  Holz  zu  ,Niggeln'  (s.  Niggel  II 1) 
zerkleinern  AaF..  Ke.  —  geniggelet  TuSteckb.. 
g'nigglet  (iRChur,  Landq.,  g'niglet  GrD.:  1.  wimmelnd, 
in  der  Verbindung  g.  roll;  s.  Bd  I  782.  Syn.  ge-riglet. 
Es  Tscluijijili  Iludertschistfulleni  [ein  Büschel  Preissei- 
beeren]  hed  sch'  erlickt  mid  g.  volle"  Berri.  Schwzd. 

Wie  das  hübschist  Gärtli  mid  g.  rolle"  Blucme".  ebd. 
Nur  in  GrD.  auch  alleinstehend:  es  ist  grad  g'niglet 
g'sin,  es  wimmelte  (z.  B.  von  Ungeziefer).  —  2.  g'striylet 
und  </.,  bis  aufs  Kleinste  herausgeputzt,  a  quatre 
Öpingles  LG.  —  über  die  Berührungen  mit  der  Sippe  igten  II 
s.   Bd   I    152/3. 

ab-niggle":  durchprügeln  GRh.  (St.b).  —  über-: 
bezwingen,  überwinden  SchwE.  —  an-niggele".  Es 
hat -inic''  a'g'niggelet,  es  hat  mich  geärgert,  innerlich 
fortwährend  beschäftigt  AAFri.  —  un-:  =  un-iglen 
(Bd  I  151)  BO.,  Si.  —  er-nigle":  verstärktes  nig- 
gelen ö  UwE.  Der  Wald  ist  erniglet,  zu  stark  ge- 
lichtet. —  üs-niggele":  übertrieben  auszieren,  aus- 
schnörkeln  Ap.  —  ver-:  1.  (-niggele*)  Etwas  durch 
niggele*  (in  Bed.  1)  verderben  B.  —  2.  D'  Finger 
si*-mcr    nrniglcd,   vor  Frost   BsL.;    s.  niggelen  4.  — 


709 


Nagg,  negg    nigg,  nogg,  nugg 


710 


:'•.  (-niggle*)  =  niggelen  S  AaF.,  Ke.     -  g°-niggleB: 
=  niggelen  3  a  ArK. 

„haber-:  sich  mit  einer  Weibsperson  leichtfertig 
benehmen.    Er  hat  mit  dem  Mädchen  gehabernigglet. 

-  er-:   dass.  verstärkt  Scuw." 

Niggeler  id.:  1.  Einer,  der  langsam,  tändelnd 
arbeitet  Aa;  Bs;  B;  F;  G;  Z.  —  2.  kleinlicher  Krittler. 
Bankier  Aa;  Ap;   1!s;  G.  —  3.  Knauser  Ap;  G;  Schw. 

-  4.  Verdruss  Bs  (Spreng).  —  5.  „das  Prickeln  des 
Frustes    in   den  Fingerspitzen    Gr;  SGHwTnggen."  - 
ii.  Familienname  B;  S  f- 

Nigglerin:  .Kopfschflttlerin',  Name  einer  Hexe. 
Eeith.  1S45,  33. 

Niggeli  II  m.:  =  Niggeler  1  AASurbtal;  B  oE.,  M. 

niggelig:  1.  knauserig  Ap;  Gl;  G.  —  2.  ärger- 
lich AxZein. 

Nigge":  nur  im  PI.,  hinterlistige  Launen  ZStdt. 
Wart.  /•''  will- der  d'  X.  scho"  üstribe"!  -  Vgl.  Nück 
bei   Gr.   WB.    VII   U73. 

nigge":  1.  „fingern  Aa;  B;  VO;  S;  Z."  —  2.  =  nig- 
gelen 5  Gl  (Schuler).  —  3.  =  näygen  3  aScuw.  -  Vgl. 
zu   diesem   und  den   folgenden   WW.   Bd   I[   665. 

„Nigger  m.:  Knauser  L." 

„niggere":  knausern  L." 

.niggerig:  knauserig  L." 

„  (ge-)niggerlen:  tändeln,  scherzen   VO." 

,.  ver-g.:  verseherzen,  unnütz  verschwenden,  z.B. 
Zeit.  Reichtum  VO." 

„Niggi  II  in.:  Knauser  L." 

Niggi  III  n.:  =  Näggi  1  S.    Es  N.  erlange*. 

Schor(r)-:  1.  =  Sch.-Niggel(i)  1  S.  —  2.  =  Sch.- 
Niggel(i)  2  BsStdt. 

„nigg ig:  knauserig  L." 

Niggi s  I  m.:    1.  =  Xäggi(s)  1  LG.  (Ineichen).  - 
2.  (auch  Lüs-)  Kopfgrind,  Läusekrankheit  AaF.,  Fri. 
X.  und  Bachi's,  zsgebackenes  Haar. 

nigglig:  1.  gereizt  Bs.  —  2.  starr  vor  Frost  GrPi\ 

Niggis  II  in.:  Durcheinander  AaF..  Fri.  —  Nbf.  zu 
Miggü  (Sp.    123)    "der    identisch   mit  Niggis  I;    s.    Benhi*». 

niegge":  zanken  G  1799.     Abi.  Nieggi  m. 

ge-:  schwankend,  hinkend,  den  Oberkörper  hin 
und  her  bewegend  gehen  Gl;  GWe.  Abi.  Gnieggi  in. 
GrCIiui-.  —  Vgl.  Jas  Bd  III  738  angeführte  l-nieken,  das 
ohne  Zweifel   mit  unserm   W.   identisch   ist. 

Nogg:  1.  (Nogg  GT.fi  ZKn.,  0.,  Nögg  ZO..  Xöggel  I 
/>>..  Noggil  ZEicht.,  Nöggi  I  ZBauma.  Nöggli  ZO.) 
Personenn.,  Jakob,  's  Peter  Nöggels,  Beiname  einer 
Familie  ZO.  —  2.  beschränkter  Mensch,  Blödsinniger 
(jk.  Syn.  Dübel.  —  3.  wer  langsam  arbeitet  Schw. 
—  4.  Bausch  aScHW.     E"  X.  ha*. 

Zu  1  viell.:  ,Nogge  (de  Endingen).'  1094,  Seh  Urk., 
KSgg.'  1524,  Z  Urk.,  ,Nög(g)i.'  1523/4,  ebd.  Zu  2  vgl. 
Jogg  3   (Bd    III    26). 

Noggel  AaHL;  BBr.,  E.,  R.;  GlH.;  Thj  Vw;  W, 
Xiigr/d  II  LBerom.  —  m.,  meist  Dim.  Noggeli  B;  Sch, 
Noggeli  (seltener),  Nöggi  II  B:  1.  gutmütiger,  be- 
schränkter Mensch  AaHL  ;  Sca;  Tu;  Vw.  -  2.  „Mensch, 
knotig  an  Gestalt  (B)  wie  an  Betragen  (Scuw;  Obw)." 
Tölpelhafter  Mensch  W.  —  3.  a)  kleiner,  dicker  Mensch 
BBr.;  Ndw.  —  b)  körperlich  wenig  entwickelte  Weihs- 
person B;  .femina  parvae  staturae.'  Id.  B.  —  c)  drol- 
liges,  herziges    Kind    BAarb.,  E.      Was  für  Meitschi 


hei*-mer?  Ja.  aas  das  für  stiffi  [hübsche]  Noggeli 
si"!  Dr  Bäui  1882.    Kosend  zu  einem  Pferde.  Gotih. 

I.  Xöggel,  Saugzapfen  SchKI.     Syn.  Nüggel. 

Appetit-Noggeli,  auch  -Noggeli:  etwas  zum 
Fressen  Niedliches  B.  Zierpüppchen:  ,\Var  etwa  ein 
patziges  Dämchen  mit  Schleier  und  Sonnenschirm  hei 
der  Wandergesellschaft,  dann  lachte  der  Eine  oder 
der  Andere  [von  den  Dorfbubeu]  über  den  Gesichts- 
lumpen des  Appetitnoggeli.-  Voi.kskal.  Iron.:  ekel- 
hafter Kerl  BBurgd.  (lt  Dan.). 

SchüfM-Nöggel:  dummer  Kerl.  oü. 

Nogge"  f.:  „(Nooke*)  Frauenzimmer  von  einem 
tölpischen  Äussern  und  einem  schwachen  Verstände 
B";  einfältige,  blödsinnige  Weibsperson  Gr. 

Blätz-:    läppische,    dumme    Weihsperson    GsMai. 

nogge":  1.  an  Etwas  herum  zerren,  rütteln,  grü- 
beln Aa.  —  2.  Etwas  langsam  ausführen  Scuw;  U. 
Grad  fri  g'schuinder  süttist  si*  und  nid  gar  so  grüslich 
n.    ElCHH.    1885.    —    Zur    Bed.   vgl.   niggelen   1,    Niggeler    1. 

Noggerli  n.:  =  Xöggel  3  c  AaKöII.    Syn.  Nuggerli. 

Noggi  II    n.:    1.  (auch  „Nogi")  =  Xoggen   „Vw." 

—  2.  Kuh   mit  wedelndem  Gange    W  (lt  Tscheinen). 

—  Zu   2   vgl.   nogglen. 
„G°-:  Krüppel  W." 

noggig,  in  BM.  auch  nöggig:  1.  sehr  beschränkt, 
blödsinnig  GRl'hur.  —  2.  niedlich,  zierlich,  schmuck, 
von  Menschen  und  Gegenständen  BM. 

noggisch  AaKöIL,  nöggisch  BBe.,  IL:  =  noggig  2. 
Syn.  nuggiseh. 

Noggle°I  f.:  1.  kleine,  körperlich  unentwickelte 
weibliche  Person  BR.  --  2.  gutmütiges,  einfältiges 
Mädchen  Th.     Syn.  Tschautlen. 

Chue-:  dummes  Weib  TiiBerl. 

noggle":  I.  sich  hin  und  her  bewegen,  wackeln 
Aa.  Vgl.  joggten  2  c  (Bd  III  28).  —  2.  Kleiderrisse 
oberflächlich  zsnähen  Tu. 

nöggele":  1.  langsam,  ungeschickt  an  Etwas  ar- 
beiten LG.  —  2.  sich  kleinlich  gebahren  (St.2).  Syn. 
nisselen.  —  3.  liebeln  BM. 

Nöggeler:  Zuname  eines  Mannes  in  ZHerrlih. 
(um  1830),  dessen  Vater  Jakob  geheissen  hatte. 

nöggelig:  niedlich,  reizend,  zierlich  AAÄarb.; 
BBe.,  M.     Syn.  nuggelig. 

n  öggerle":  =  nöggclen  1  AABremg. 

Nöggi  II  n.:  1.  =  Xöggel  3  c  B;  Z.  —  2.  kleines 
Kind  übh.  G'rad  chunnt  es  X.  zueche*  [herzu]  g'sprun- 
ge*.  Schwzii.  (BStdt).  —  3.  kleine  Ziege  Ap. 

Noggele".  „Noggle*"  f.:  1.  kurzes,  dickes  Holzstück 
SchScIiI.  I"  d'  N.  gä*,  im  Walde  solche  Holzstücke 
zusammenlesen.  —  2.  Beule  Sch.  Stille,  stille,  Bobele* ! 
ä'  Ghatz  Ixet  e*  X.,  sagt  man  zu  Kindern,  um  sie  zu 
beschwichtigen,  wenn  sie  sich  wo  gestossen  haben 
Sch.  Syn.  Oggelen  (Bd  I  160).  -  Vgl.  Noch,  kleiner 
Hügel;   Kloss,  bei   Gr.   WB.   VII   877. 

no'gg(e)le":  an  Etw.  saugen,  lutschen  Sch.  Syn. 
nuggfeßen. 

Noggli  m.:  Lutschbeutel  Sch. 

nögge":  =  noggen  1  AaWoIiI.  —  Nbf.  zu  norggen  |s.  d.). 

nögge":  1.  wundernäsig  tun  GO.  —  2.  coitum  exer- 
cere  Z  (Spillm.).    Mit  Einere"  n.    —   Zu   1   vgl.  näuggen. 


711 


Nagg 


Nah — null.     Xaj  — llllj.     Xaek  — nuck 


712 


Xiiggen  m. :  eine  Zehntenart.  ,\Vie  man  die  zechen- 
den emufacht.  Da  gibt  man  den  n..  das  ist  von  acht 
stucken  ein  stack.1  1562,  Z  Rechtspfl.  , Was  aber  den 
buw  der  kilehen  belange,  da  sye  ein  alter  rodel  ver- 
handerj  gewesen,  dos  inhalts,  dass  ein  gotshuss  Sanct 
Blässi  von  wegen  der  collatur  den  chor,  sodenne  das 
stift  zum  grossen  münster  Zürich  von  wegen  des  n-s 
den  achtenden  rafen  und  das  übrig  die  gineinen  kilch- 
gnossen  ze  buwen  und  machen  ze  lassen  pflichtig 
syen.'  1599,  ZStall.  Urk.     Vgl.  N.-Zehend. 

niiggen:  den  Nöggenzehnten  leisten.  ,Und  sind 
nämlich  das  die  flecken,  so  nöggend:  Bonstetten, 
Wettischwyl  [usw.].'  1562,  Z  Rechtspfl. 

nugg  nugg  nugg!  Lockruf  für  Schweine  ThHw. 
Syn.  sugg  sugg! 

Nuggeli  n.:  Schweinchen  ThHw.  (Kdspr.).  Syn. 
Suggeli.    —    Wahrsch.   mit  der  folgenden  Gruppe  zsgebörig. 

Xnggede'te"  pl.:  niedliche  Dinge,  z.B.  Kinderspiel- 
zeug BsStdt  (selten). 

n  uggedetisc  h ,  nuggi-:  herzig,  wunderhübsch, 
allerliebst  BsStdt.     Syn.  nuggisch. 

Nuggel  ÄAFri. ;  Gl;  LBerom.  (-0-);  Sch;  SchwE.; 
ThHw.."  Tag.;  Zg,  Nuggeli  (Dim.)  Bs;  GStdt,  Nuggel 
Aa;  B;  LG.;  ScHStdt;  S;  THUntersee;  ZFlurl.,  0.  — 
m. :  1.  Saugzapfen,  Lutschbeutel.  aaOO.  —  2.  weibl. 
Brust  LG.  (Ineichen).  —  3.  Nuggeli  n.  =  Mues-Ueli  G 
(vereinzelte  Angabe). 

Pfeffer-Nüggeli:  kleines  Pfeffersäckchen.  das 
zum  Schutz  gegen  die  Motten  dient  ZWetz. 

nuggele"  Gl;  G;  ScHHa.;  Th.  nuggle"  Gr;  GT., 
nüggele"  I  AaF.;  B;  „GT. ;  Schw;"  Th;  „Z",  nüggle" 
AaSL ;  LG.:  lutschen  (am  Saugbeutel,  an  der  Pfeife, 
an  den  Fingern,  an  Süssigkeiten  usw.).  aaOO.  Auch: 
(ohne  Saugbeutel)  die  Bewegung  des  Saugens  machen 
AaF.,  Ke.;  BBe.     Scherzh.,  gern  und  oft  trinken  Th. 

nuggel  ig:    reizend,    niedlich,    allerliebst   BsStdt. 

nugge"  I  B;  Z,  nitgi/e"  I  AaL.;  B;  „GT.;  Schw;" 
ZS. :  =  nuggelen.     Zss.  ab-,  rer-n.  Z. 

Nugg  er  ni. :  1.  =  Nuggel  1  S.  —  2.  (Nuggerli)  = 
Noggerli  S. 

nuggerle":  =  nuggelen  Bs  (Seiler). 

Nuggi  BsStdt;  B;  GRh.,  Stdt,  T.,  W.,  Nüggi  Aa 
Schinzn.;  Gr;  LSemp.,  Stdt;  Z  —  ni.:  1.  =  Nuggel  1 
Aa;  B;  Gr:  L;  G;  Z.  Bis  frö,  dass  s'  [die  Eltern]  dir 
leen  N.  gend  und  Nüd  »o*  Sehleelwar  wüsse'  wend. 
HNäg.  1842.  —  2.  liebreizende  Person  BsStdt. 

nuggisch:  =  nuggelig  BsStdt.  Nie  isch-si  heim 
fco"  cm  herzigi  Dittiblättli  [Puppentellerchen]  und  n-i 
Milchhäfeli.  Schwzd.     E"  n.,  herzig  Kind.   ebd. 


nclioi":   verstärktes  Nein  ApL,  M.  (Tobler). 


Naj,  nej,  ni j,  hoj,  iiuj. 

näjc"  Aa;  Ap;  B;  G;  S;  Tu,  iiuje"  BsStdt.  neije" 
Ulle..  ni-'c"  Z:  nähen;  doch  im  Allg.  seltener  als  das 
syn.  büeee',  tw.  ganz  dadurch  verdrängt.  Becht  g'ndt 
Z,    (/»)'''  g'ndii    SThierst.,    von  einem  Schuh,    dessen 


Oberleder  auf  die  Brandsohle  aufgenäht  wird  Z;  vgl. 
Pech-Schueh.  Dreiifndit,  von  einem  mit  starkem  Draht 
genähten  Schuh  Aa  (Rochh.).  Mit  doppletem  Fade"  it. 
1)  doppelten  Erwerb  haben.  z.B.  wenn  Mann  und 
Frau  einen  Beruf  betreiben  B.  —  2)  doppelte  Küsten 
haben  AaB.  ;  B.  Die  Merre*  vw  Bade"  n.  mit  dopp- 
letem  Fade".  Ig  han  noch  Fade",  wo  ndit,  sagt  man, 
wenn  man  noch  gute  Karten  in  Händen  hat  BSchangn. 
,Zwo  genehete  Tapeten.'  Z  Donnerstagsbl.  1787.  — 
eng-g'näit:  eigensinnig,  wunderlich  G   1790. 

Mhd.  nagen,  ahd.  näjan.  .Neygen.'  1529,  Bossh.-Gold- 
schm.,  .geuoydt.'  1550,  SchwE.;  Bs  Mund.  Ifi4ü,  ,näyen.' 
157-t,   Mise.  Tig.,   .gneigt.'   XVII..  L,  ,neicn.'  Stettier  L606. 

ab-.  Abg'neiti  Finger,  durch  Nähen  abgenutzte  AaL. 

über-:  den  geschnittenen  oder  gerissenen  Rand 
des  Zeuges  durch  flüchtiges  Umnähen  vor  dem  Aus- 
fasern schützen   Z. 

under-:  Etw.  (z.  B.  eine  Schlinge)  in  der  Mitte 
zsnähen  BBe. 

ver-:  zunähen  Bs;  B;  S;  Th.  Eätt-me"-der  's  Mal 
vernäit,  so  hättisch-es  hinger  äs  'blase".   B  Dorfkai. 

durch-  s.  näjen. 

Näjcr.  ,Dass  Neyer  und  Kürssner  [im  Auf.  des 
XIV.]  einerlei  waren,  ist  erwiesen.  Die  Ursache  aber, 
warum  die  Kürssner  ehender  Näher  genannt  wurden, 
als  die  Schneider,  ist  unbekannt.  Doch  lassen  die 
Streitigkeiten  zwischen  den  Kaufieuten  und  den  Kürss- 
nern  wegen  dem  Pelzhandel  vermuten,  dass  die  ersten 
Kürssner  den  Pelzhandel  nicht  trieben  und  nur  das 
Pelzwerk  näheten,  so  die  Kunden  sich  selbst  von  den 
Kaufleuten  anschafften.'  Ochs.  Vgl.  auch  Vög.-Nüsch. 
I  490.     ,Neher',  Familienn.  Sch. 

Siden-.  ,N. N.,  der  s.-näyer  von  Zürich.'  1502, Absch. 

Näjeri"  Tu.  Näjere*  BE.,  Najere"  Bs,  Nejeri" 
AaL.,  -ere"  AaSL.  Nd(e)ri  Schw;  Z,  Ne-rc"  AaF.,  Ke. 
—  f.,  Näjerli  (wohl  scherzh.)  GrV.  —  n.:  Nähterin. 
Wie  mache"  's  denn  die  Näjerne"  ?  Nesi  waclie"  's  si: 
si  näje"  mit  ''ein  grobe"  Fade"  und  tuend  der  rein  i"  's 
Brusttuech  abe",  nesö  mache"  's  si  AAZein.  (Volksl.). 

.Xiviien'  (Nflm.  PI.).  Riief  1538,  ,nüyeren'  (Geu.  Sg.). 
Sicher  1531,  ,neigereu'  |Num.  PI.).  Kessl.,  ,Xfllieni'  (Hat. 
Sg.).    1658,  Gr,   .Näheren'   |Nom.  PL).   Z  Hand.    1703. 

Hu  et-:  Modistin  ZO. 

Schinder-:  Damenschneiderin  AaL.;  Gl;  Th;  Z. 

Näjete"  f. :  Näharbeit  BsStdt;  B;  SchILi.  „Näh- 
zeug, sowohl  der  Apparat,  als  die  Materialien  dazu." 

nije":   verstärktes,  entschiedenes  Nein  (ni2)  BHk. 

niieje":  einschneiden,  kerben.  Nur  in  der  Verbin- 
dung .ginüiter  marchstein'.  Markstein  mit  Grenzkerbe, 
1259,  Z  Urk.  Dafür:  ,den  gnöten  markstein.'  l.'US, 
Aa  Weist.,  ,genötten  in/  1 108,  ebd..  .am  genö(te)ten 
M.'  1653/94,  AAWett.  Klosterarch.   -  Mhd.  nüejm. 

Nüejer.     ,Emi  N.  zu  Alpnach.1   1498. 


Nack,  neck,  nick,  nock,  nuck. 

Nackber,  Unackber  in.:  närrischer  .Mensch  Aa 
Wohl.;  ungeschliffener  Mensch  AAÜott.,  Wohl.  -  Eig. 
das   Adj.    unachtbar;  s.   Bd   I    SI. 

Nacke"  I:  =  Ael;  (Bd  I  163).  Kei-  .V,  keine  Spur; 
gar  nicht  U.    G' folget  hesch  kei"  Jiit:,  kei'  N.  Scuwzd. 


\aek.  neck.  nick.  nnck.  nuck 


711 


Hacke"  11  PAL,  Nacket  GaPr.  —  m.:  =  Äcken  1 
(Bd  I   164).     V-W/i  :'  Surf; f.  liberraschen  PA1. 

nacket  AaP.,  Ke.,  Leer. ;    BsL.j    Bj  GiiPr.;  Ndw; 

U;  ZKn. /-/(/'.  itdtittl  B  (It  Bärentalpen),  g'näcket  G 
(vereinzelt),  nackedig  Bs;  1!;  oTh,  nacktig  Ap;  GRh., 
■>'!'.;  ZBauma,  S.,  nächtig  GT.j  ScnSt.;  u'I'n;  Z. 
gtiäcktig  G;  ThHw.j  ZRafz,  Sth.,  nachtig  Gl;  GA.. 
nächtig  ScnXnk.,  nackig  GüMai.;  GSa. ;  ScuwE.;  Z. 
nackig  Seil  (Kirchh.):  nackt.  Nacketi  Brätlu-ürst,  ge- 
schmorter Bratwurstteig  in  Barrenform  GrD.  Nächtig 
J)üss  ScaNnk.,  näcktig  Chegili  ZRafz,  g'näcktige' 
Bitte  ThHw..  Scherzname  für  ein  nacktes  Kind;  s.  auch 
£>i(ss.  ,Mit  dem  nackigen  Mann  ins  Bett  gehen'  sagt 
man,  wenn  eine  Spinnerin  eine  Kunkel  Abends  leer 
gesponnen  hat  GkMiu. 

Mlid.  ihi.L-rtnii,  ahd.  nac&vt.  ,Nackwendig.'  i486,  W 
ürk.,  .nackendig.'  Ziely  1521:  Vad.;  JJRüeger  1606;  1610, 
Ardiiser.  Der  Umlaut  scheint  durch  das  sekundär  ange- 
tretene -ig  bewirkt.  Die  Formen  mit  Spirans  können  ahd. 
ivthlmi   fortsetzen. 

Verstärkende  Zss. :  fade"-  Bs;  Sch.  .F.  und  biss 
auf  die  haut  ausgezogen.'  15.86,  Lauffer,  Beitr.  Bildl. : 
,So  f.,  wie  es  [mein  Geschreibe]  war,  überliess  ich  es 
seiner  Willkür.'  UBragger  1789.  Noch  mehr  ver- 
stärkt: mueter-f.  ScnSt..  blutts-f.  G,  splitter-f.  SchSI 
—  blutt-fasel-  ScuwE.  —  herrgotte"-  ZZoll.  — 
mueter-  Sch.  .Mutternackendig  on  ein  niderkleid.' 
Jos. Mal.  1593.  ,Dass  Alle  ganz  muternackend  die 
faule  Bruk  gesprungen  [ein  Spiel].'  Sereru.  1742. 
Murz-mueter-n.  GRPr.  —  bar-  U.  —  pluder-  ZStdt, 
bfotter-  THEgn.  —  blutt-  Ndw;  ZSth.,  Zoll.,  blutts- 
GlK.  —  bluet-  Ap;  Gi.H.;  LG.  (Ineichen);  GSa.. 
blucts-  Ap;  TiiBodensee.  Jou  wolle,  schimend-i  [schämt 
euch]  i" 's  bluotnaggig  Herz!  GSa.  —  mueter-sele11- 
Seii  (Sulger),  ..-selig-',  blutt-sel-  ZBauma,  Zoll.,  -sels- 
Scu  (Kirchh.),  bluet-sele"-  ZO.  --  bluet  -  sterne"- 
Ap;  GoT. 

Nackeudi,  Näekti  —  f.:  Nacktheit.  ,Sin  schäm 
der    nackende.'    Zwingli.     .Eure   Näkte    und    Blosse.' 

BlNGGLI     1730. 

näoke" :  wohl  nur  im  Ablautspiel  mit  .nicken.' 
Wädele'  linggs  und  wädele"  rechts  und  nicke"  und  n. 
Schwzd.  (AAÄar.). 

necke".    Es  neckt-mi'*,  ärgert  mich  BBe. 

Neckerlin  n.:  kleine  Trommel.  Die  Berner  eilten 
(in  der  Schlacht  am  Dornbühl)  den  zurückweichenden 
Feinden  nach  .mit  einem  geschrei  und  mit  böggen 
und  neckerlinslachen.'  Just.  ,N.  N.,  der  die  negkerli 
Hat.'  138:!,  B  Stadtrechn.  S.  noch  vBodt  1831,  71; 
183-1,  271  Anm.;  Elgger,  Kriegsw.  112;  ferner  N- 
Schlaher.  —  Vgl.  afrz.  nacaire,  it.  naechera,  Perlmuschel, 
Pauke,  aus  dem   kurdischen  nakara,  Perlmuschel. 

Genick  m.:  =  Knicks  (Bd  III  738)  Sch.  Syn.  Best. 
Eim  de"  G.  ge".    —   Aus  der  Jägerspr. 

nicke":  eig.  den  Nickfang  geben;  den  Garaus 
machen.  .Man  lauret  auf  sie  und  nicket  sie  [die  Ar- 
magnaken],  wo  sie  mochten  ergriffen  werden.'  Wurst- 
isen  1580.  .Wurden  die  von  der  [protestantischen] 
Religion  genicket  und  erwürget.'  ebd.  .Er  habe  mit 
seiner  Hand  einen  Griff  uf  den  teckten  Tisch  getan 
und  darzu  grett,  wenn  man  Einen  n.  welle,  so  müsse 
man  also  mit  ihme  machen.'   1039.  B  Aren. 

e°t-:  einnicken,  entschlummern.    Syn.  ent-nucken. 


,Kr  kann  nicht  schlafen;  und  wann  er  ein  wenig  ent- 
nicket, so  weckt  ihn  das  Zucken  und  Klopfen  in  der 
Wunden/  FWübz  1634.  ,Vor  Kummer  bin  ich  wie 
entnickt;  mir  hat  träumt...-  GGotth.  1619. 

g°-:  nicken  Ndw. 

g'nickig:   mit  starkem  Genick   N'nw. 

g8nick:  dick,  sättigend,  z.B.  von  der  Suppe  Bf 
(M  Waiden). 

Nickart  s.  Katrin  (Bd  III  502). 

Nikede:  Nikodemus  AaF.,  Ke.  's  Nikedfy',  Fa- 
milie des  N. 

Nikiaus  NikleS  Bs.  Puder-Nikles,  Spitzname  eines 
ehemaligen  Coiffeurs  Namens  Nikolaus  BsStdt. 

Nock  ApH.,  I.,  M.,  Noch  ArH. :  Personenn.,  Jakob. 

Nooke"  m.:  =  Mocken  (Sp.  140)  Ap. 

Nuck  ApH..  L.  M.;  B;  GlH.;  GrHc.;  „LE.;"  PAL; 
SL„  Nück  AAZof.,  Nugg  BBr.,  E.  —  m.,  PI.  Nach 
Ap,  häufig  Dim.  Niickli  AAZof;  ApH.;  BoAa.j  G;  Z, 
Nuckji  PAL:  kurzes,  leichtes  Schläfchen,  spec.  Mit- 
tagsschläfchen. En  Nuck,  es  Nückli  mache"  Z,  tue" 
Ap;  BBr.;  Z,  ha'  SL.,  ne'  B  oAa.,  E.;  SL. 

G"-nückli:  =  Nuck  BsL.;  S.  Es  G.  ha",  ne"  S 
(Schild). 

Spinner-Nuck.  En  Sp.  tue",  eig.  am  Spinnrad 
einnicken  Z  (Dan.). 

n  uck(e)  le"  nuckle"  BsStdt.  nüggele"  II BE.,  nuckle" 
GRÜhur:  einschlummern,  bes.  von  kleinen  Kindern. 
Mach  ntt  Lärme",  lue",  's  Ching  nüggelet!  B. 

Das  inl.  </;/  ist  hier  und  öbh.  in  dieser  Gruppe  für  B  (und 
Ali  auffällig,  da  in  den  betr.  MAA.  germ.  kk  durch  k%  ver- 
treten wird.  Wahrsch.  ist  Mischung  mit  nüggele'  I.  nugge'  I 
anzunehmen,  die  sich  aus  der  Rolle  erklären  würde,  die  der 
Lutschboute]   heim    Einschlafen   der   Kinder  spielt. 

i"-nuck(e)le":    einnicken,  -schlummern    BsStdt. 

nucke"  AaF..  Ke.;  Ap;  Bs;  Gj  TuTäg.;  Z.  nücke' 
AALecr.;  BsL.;  B;  Gl;  L,  nugge"  II  Aa  (Bochh.);  BE. 
nugge"  II  Aa  (Rochh.):  1.  (nickend)  einschlummern. 
aaOO.  —  2.  nicken  Bs;  L.  Er  lüpft  's  Hüetli  und 
nackt  mit-*im  Chopf.  Breitenst.  1804.  D'  Kie  [Kühe] 
nugge"  mit  de"  Kepfe'.  Hetzel  1885.  —  Mhd.  (ent-j 
intrki-H,   -nicken.     Zur   Etymologie  vgl.  Heusler    1888,  S.  67. 

i"-nucke"  Bs;  B;  GW. ;  TaErm. ;  ZO.,  S.,  -nücke' 
AAZof.;  GlH.:  =  m-nuckelen.  D'  Mariann  hoggt  uf 
der  Ofe'bangg  und  nuggt  nötinö  i".  Schwzd.  (Bs). 

e°t-nucke°  Bs;  GRKüblis;  Z,  -nücke"  AaL.,  Zof. ; 
GlH.;  GuArosa,  D.:  =  dem  Vor.  (vollendete  Handlung). 
Lig  du  chli"  ab,  n/licht,  dass  d'  dünn  e.  cha""st.  Stutz. 
,Sihe,  der  hüeter  Israels  schlaaffet  noch  entnucket  nit.' 
1531/1707,  Psalm.  ,Ein  wenig  schlafen,  ein  wenig  ent- 
nueken.'  1500/1707,  Sprüche.  .Redormitio,  entschla- 
fung, das  wider  e.'  Fris.;  Mal.  ,10ö9  wurde  in  der 
Badstube  zu  ZWthur  ein  Mann,  der  in  einem  Wyn- 
rüschlein  entnuckt,  so  versotten,  dass  er  noch  selbigen 
Abend  den  Hinscheid  aus  der  Welt  ergriffen.'  Troll. 

er-e"t-nucke"  Ap;  BsL.;  GWe.;  ZSth.,  -nücke" 
AAHolderb.;  BsL.;  S.  ver-eat-wucfce*  BsL.;  „Scaw;" 
Th  (Pup.);  Z:  =  ent-n.  's  Bäbi,  wo  ob  dem  Lese"  es 
Bitzeli  ertnückt  g'si"  isch,  -fart  üf  und  luegt-en  a". 
BWyss  1863. 

g' '-:  =  ent-n.  Seit. 

er-gu-nucke"  GO.,  -nucke"  AAHolderb.;  ii:  =  eut-n. 

v  er-ge-nucke":  =  ent-n.  G;  ThFi'. 


715 


Nack — nuck.    Nal — nul 


716 


Nucker  m.  AiK.  Diro.  Nuckerli  ApLj  Bs  (aucli 
-ü-):  =  Nuek.  E"  N.  mache'  Bs,  tue"  Ap.  Scherzh.:  E" 
Sibe"sehläfers  N.,  langer,  fester  Schlaf.  Spreng. 

G'-nücker  in.:  1.  Schlafsucht.  Gang  i" 's  Bett, 
der  hesch  der  Gn.  SL.  —  2.  kurzer,  trockener  Husten, 
ebd.  —  2  wegen  der  das  Ilustcn  begleitenden  nickenden 
Bi  ii   gung  des   Kopfes. 


Nal,  nel,  »il,  boI,  nnl. 

Xauli  I:  Koseform  für  Nikiaus  GisHe. 

Neil  I.  in  BsStdt  Neil  —  n.  (lt  einer  Angabe  auch 
m.):  die  Trumpfneune  in  dem  Kartenspiel  Jass,  nach 
dem  Piir  [Trumpf buhen]  der  höchste  Trumpf,  allg. 
Der  Pur  sticht  's  N.,  und  's  N.  sticht  's  Ass,  wo  's 
(/tut  und  schnell  hergöt  im  Jass. 

Mit  Jam  (ßd  III  69)  aus  dem  ndl.  nd  f.,  Trumpfneune, 
entlehnt.  Im  Viamischen,  wo  das  W.  auch  als  m.  vorkommt, 
wird  das  N.  in  den  Spielon  tmtisjas  und  sniouejas  (nnserni 
Chrüz-  and  Schmaua-Jasa  entsprechend)  verwendet:  die  Karte 
gilt  wie  bei  uns  14  Punkte.  Zu  Gruude  liegt  sehr  wahrsch. 
iiiiiiiille  (NM',  mumllc),  die  zweithöchste  Trumpfkarte  im 
LHombre. 

Neil  II   m.:    Dickkopf,    Dummkopf    U  (lt  Rochh.). 

Wohl  zu  ahd.  hnei  m.,  ntlla  f.,  mini,  neide)  in.,  Spitze, 
Scheitel,  Kopf;  im  Ablautsverhältuiss  steht  NM  Is.  d.i.  Das 
W.  begegnet,  wahrsch.  in  der  Bed.  .rundliche  Erhöhung', 
auch  in  Fluni. :  .Nällmatt.'  1625,  LHiltisr.  .Ein  Weid,  ge- 
nambt  der  Näll.'  ebd.  »NcTle11'  f.,  ansteigender  Teil  des 
Dorfes  SHägand.  Auch  der  Familieun.  Neil  (U;  Z  f|  dürfte 
hieher  gehören. 

Nulle"  GitChur,  L.,  Pr.,  Nelle"  GSa.,  Nüle*  GW. 
—  f.:   einfältige,  ungeschickte  Weibsperson. 

Pas  Voc-Verhältniss  ist  unklar.  Vgl.  nordböhm,  Nellen 
f..   weiblicher   Tunichtgut. 

Nelli  ra.:  blödsinniger  Mensch  GrHc.    Syn.  Nölli. 

nelle":  durch  Reibung  abnutzen  BSi.  Die  Ringe 
einer  Kette  z.  B.  nelle"  einander. 

üs-.  Üsij' iiellt,  von  Kettenringen  und  andern  me- 
tallenen Gegenständen,  die  durch  Reibung  abgenutzt 
und  unbrauchbar  geworden  sind  BSi. 

Neli:  Koseform  für  Daniel  Z.  ,N.  der  Kaiincn- 
giessei",  Titel  einer  Schrift  von  JHBremi  1822. 

Willis,  Koseform  Nel(l)i:  Cornelius  G. 

Niele"  I  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl  (tw.);  Gr;  G;  S;  Thj 
U;  Z.  Iele"  BsL.;  B;  SStarrk.;  Tiillw.,  Wiele"  Gl  (tw.) 
-f.:  1.=  Lielen  (Bd  111  1216).  aaOO.  Aus  N.  werden 
Körbe  geflochten  („Niel-Chorb,  -Zeme""J,  Hecken  ver- 
fertigt (vgl.  das  syn.  Hagseil-Beb),  Holzbündel  udgl. 
gebunden;  im  Tu  ;  Z  bindet  man  damit  reifendes  Korn 
in  die  Höhe.  Knaben  bedienen  sich  der  dürren  Sten- 
gel zu  ihren  ersten  Rauchversuchen.  ,Tanbennäster 
aus  n.  oder  gälen  banden  geflochten.'  Vogel».  1557. 
.Viburnum,  n.  oder  faulbaum,  wie  etlich  urteilend. 
Salicastrum,  ein  nielen  art  oder  wildräben  brennende.' 
Fris.;  Mal.  ,l»ie  Fladei  wieden  und  die  N.'  '/.  Aul. 
177:1.  2.  Schlinggewächs  jeder  Art  in  Hecken  und 
Wäldern,  insbes.  die  Epheuranken  an  den  Tannen  Tu. 

Ahd.  liela,  mini,  lieh,  woraus  durch  Dissimilation  Niele"; 
vgl.  nullen.  Auf  Niele"  beruht  die  voo,  anl.  Form,  indem 
man  das  n  zum  (unbest.)  Art.  zog.  Zu  Wiele"  vgl.  Wiel-Eeeh 
in  dm    Viel  E    (Bd    1    568). 


Galt-:  =  dem  Vor.  1  GSa.  -  Angeblich  so  gonannt, 
weil  ihr   Laub   nicht   .milchig'    ist. 

Viele1'  II  f.:  Lehne  ZAffolt.  a/A.  -  Umstellung  aus 
Lienen   III   |Bd   III    1286). 

nieliger:  ein  jeder  Gr  (Klotz).  —  Aus  <■«  idigf  (vgl. 
tn!,,,l,   Bd   II    598)    wie  niedere9'  aus   ,  n   iedere*". 

Xoll  I  m.  (PI.  mit  UmL)  ZFehr.,  Nöl  ZAffolt.  a/A., 

0.  :  =  Lunn  1   (Bd   III    1290).    —    Umstellung  aus   Lm>(n). 

Xoll  II  m.  GO.;  Ndw,  Nöl  Aa  (Rochh.);  BHa.;  PA1. 
(Dim.  Nölti);  ScuwE.;  Obw;  W:  dicker,  plumper,  ver- 
wachsener Mensch,  mit  dem  Nbbegriff  des  Dummen, 
Tölpelhaften;  einfältiger,  blödsinniger  Kerl,  Narr. 
Machu"  (hin  N.,  sich  dumm  stellen  PA1.  Die  Nolen 
gern  in  Rhu  W  (Narrenspruch).    ' 

Ahd.  hnol,  mild,  nol,  (rundliche)  Erhöhung,  Gipfel,  engl. 
nol,  Kopf.  Zur  Bed. -Entwicklung  vgl.  .Döbel'  bei  Gr.  WB. 
II  1198.  Das  W.  begegnet  auch  als  Flurn.  .Den  grossen 
jungen  schacheu  ob  des  N.  N.  noll.'  14S4,  Schw  LB.  ,liff 
den  blatten  ob  dem  u.'  1524,  ebd.  Hieher  wohl  auch  die 
Familiennamen:  ,NSl.'  um  1450,  Schw.  ,Noll.'  1525/8,  B; 
1531,   G.      .Nol.'    1530     Z.      Vgl.   auch  die   Gruppe   Lol. 

Ge-:  rundliche  Erhöhung  BO.  (Gatschet). 

„Guet-Nöl:  einfältiger,  aber  mit  Gütern  (d.i. 
Grundbesitz)  gesegneter  Mann  W."    Vgl.  G. -Dampen. 

Chropf-:  verächtliche  Benennung  einer  Person  W. 

Chropf-  wird  in  W  oft  nur  als  Verstärkung  verächtlicher 
Benennungen  gebraucht;  vgl.  Chropf-Gaueh  (Bd  11  106), 
-Dampe". 

Nolle"  I  in.:  1.  rundlicher  Berggipfel,  Fels,  Berg- 
vorsprung Aa  (Rochh.);  BO.;  GRPr.;  Uw;  U;  „W;  '/..' 
,Also  wollt  ich  früh  Morgens  mich  hinaufschleicheu 
auf  einen  sichern  Stand  hinter  einem  Felsnollen,  um 
den  Tieren  aufzupassen.'  JKWvss  1822.  Häufig  als 
Bergname  Aa;  BHa.;  LHerg.,  Horw;  Tu;  Obw.  Vorder- 
und  Hinder-N.,  Name  zweier  Alpen  BHk.  Birgle"-, 
Hoiri-,  Zwergli-N.  BHa.  .Ein  Felsenstück,  unter  dem 
Namen  des  Reben-N.'  JRWyss  1817.  —  2.  Dickkopf 
W  (lt  Rochh.). 

Ahd.  /,«..//..,  nächst  vwdt  mit  ChnoOe"  (s.  Bd  III  740), 
wenn  auch  die  Verschiedenheit  des  Aul.  noch  nicht  erklärt 
ist.  Das  Id.  B  verzeichnet  die  Bed.  .caverna',  die  viell.  auf 
einem   Irrtum  beruht. 

Hage"-:  =  Muni-Hoden  (Bd  II  991).  Z  Anl.  1775. 

Nolle"  II  f.:  kropfige,  verwachsene,  blödsinnige 
Weibsperson  GSa.  Syn.  Nellen.  Mit  Noll  Bezeichnung 
der  im  Gebirge  von  GO.  früher  nicht  seltenen,  jetzt 
verschwindenden  Cretins. 

nolle":  1.  futuere.  Tikhb.  1563;  s.  Gr.  WB.  VII 
879.  —  2.  mit  gekrümmten,  eingebogenen  Knieen 
gellen  SL.  ,Luog  doch,  wie  sy  [die  Mönche]  dort 
ynlier  trollen,  schauw,  wie  s'  einandren  nach  n.l' 
VBoltz  1550.  --  3.  ungeschickt  zu  Werke  gehen. 
Etwas  plump  angreifen  Bs  (Spreng).  Abi.  Noller. 
-1.  (ummi"-) nöle",  gaukeln,  tändeln,  sich  närrisch, 
dumm  gebärden  Uw.  Syn.  gölen  (Bd  II  214),  ummen- 
narren. 

er-:  1.  .sich  gütlich  tun,  sichs  wohl  schmecken 
lassen,  sich  mit  Essen  und  Trinken  anfüllen  B."  — 
'_!.   ,.<r-iuile",  zu  einem  Tölpel,  Gauch  werden." 

Nolli  Bsf;  BO.;  SchwE.;  Ndw,  NöU  Uw,  Nötti  I 
GRHe. ;  Schw  —  m.:  1.  kurzer,  dicker  Mensch  BO. ; 
ScuwE.;  Ndw.  Grober,  ungeschliffener  Mensch,  Tölpel 
Schw.  Einfältiger  Mensch,  Tropf  GkHo.;  Uw.  ,Wie 
die  Nöllenen  [Novizen  vom  Kapuzinerorden]  geweinet, 


"IT 


X;ll.    ncl,    lli.   Hill.    Hill 


TIS 


da  sie  zum  Tor  hinaus  gejagt  worden.'  Schweizerboti 
L798  (Zg).  2.  wer  Etwas  ungeschickt,  plump  an- 
greift Bs  (Spreng).  —  .Xölli'.  Familienname  L  (Liebenau 
1881,  279). 

11  u  t  z  e "  -  N  8 1  i :  Schreckgespenst  GO.  De"  B.  hole", 
als  Drohung. 

„Nolipang:   blödsinniger  Mensch  W." 

unimen-nöllene":  in  roher  Weise  umherschwin- 
gen Schw. 

nolis:  beinahe,  nahezu  BGadmen.  Es  isch  n.  es 
CMäfter.  —  F.iu'.  'unehliches,  adv.  Gen.  Vgl.  n&chlicht 
(Sp.   641). 

N'iil  in.:  Nordwind  THßodensee,  Untersee. 

Nulle»  Tn;  .Vw,  Nolle-  II  BsL.;  GnPr..  Seh.;  L; 
Hw,  Noü  II  AaF.,  Ke.:  ZÖ.,  S.  -  f.,  OK  B  oHa.  -  n.: 
Null.  allg.  .Macht  mit  der  Kriden  darzu  einen  Nollen.' 
Schimpfr.  1652.  .Wer  under  uns  kan  es  gern  leiden, 
wann  man  seinen  so  viel  achtet,  als  einer  Nollen?' 
Müller  1665.  .Ist  nicht  bei  Vilen  der  Eid  wegen 
seines  vilfaltigen  Gebrauchs  gleichsam  zu  einer  Nullen 
worden?'  ebd.  1673.  Spec:  „Niete,  z.B.  in  einer  Lot- 
terie Vw. "  —  Die  Form  mit  -<>-  ist  auch  rhätorom.  .Xulla.' 
AKlingler  1GS8;  Schob.   1G99. 

a°-nullen;  mit  einer  Null  versehen  Tu. 

nöllele":  =  dem  Vor.  L.  Xölleler,  Übername  eines 
Betrügers  in  LKriens,  der  in  einem  Schuldschein  aus 
einer  10  eine  100  machte. 

er-nnlle":  1.  ,er-nollen,  nancisci.'  Id.  B.  De'' het 's 
iez  ernullet,  hat  einen  Treffer  gemacht.  Glück  gehabt 
AAÜuedert.  —  2.  herausbringen,  ermitteln,  ebd.  oh 
d'  Minier  uoch  g'lebt  hei,  ehann-ich  nümmen  e.  AGysi 
1883. 

nnlle"  „L;"  SonNnk. ;  „Z",  -«-  Sch:  lutschen, 
schnullen. 

Über  die  Verbreitung  des  W.  s.  Gr.  WR.  VII  980.  Diese 
macht  die  sonst  nahe  liegende  Annahme,  dass  n.  durch  Dissi- 
milation aus  dem  syn.  Iull>"  entstanden  sei.  unwahrscheinlich. 
Vielmehr   wird   nollen   nahe  stehen. 

Nulli.  Nülli,  Nolli,  „Nölli"  II  m.:  1.  a)  Lutsch- 
beutel Sch.  —  b)  lutschendes  Kind  Sch.  Nullizapfe*, 
ßigenapfe*,  gut  i"  's  Hlre"  Gärtli,  höh  e"  Hämpfeli 
Schwärtli,  g&l  •'cm  X.  nie1'  deroo',  haut-em  mit  der 
Mußte*  noch.  —  2.  Nülli,  Kopf,  etwas  weniger  ver- 
ächtlich als  Grind  B.  La  g'seh,  häb  dl"  N.  zuelie", 
so  cha*"-di'h  sträle". 

Für  2  steht  natürlich  Bez.  zur  Gruppe  N6U  11  ausser 
Zweifel.      Vgl.  auch   den   Beignamen    Gugge'-Nülli  B. 

Nul,  Null  m.:  einfältiger  Mensch;  spec.  Einer,  der 
mit  dummen,  unnützen  Dingen  seine  Zeit  vertrödelt  B. 

nüle":  1.  mit  dummen  oder  unnützen  Dingen 
seine  Zeit  vertreiben  oder  sich  durch  solche  Dinge 
an  der  Arbeit  hindern  lassen  B.  —  2.  sanft  schlum- 
mern, schläfrig  sein  LG.  —  Viel),  identisch  mit  nullen, 
nnll<  n. 

Xuele"  Bs;  Gl,  Küele"  AALeer.;  „Gl;  Gr"  —  f.: 
1.  muldenartige  Vertiefung  (im  Boden,  im  Bette)  Bs; 
Rinne.  Furche  AAl.eer. ;  Bs.  's  werd  bald  g1 friere',  er 
säeh  's  gar  teol  an  de"  X.  im  Rhi'sand.  Hagenbai'h. 
Lauft  und  lauft  und  achtet  's  nit,  dass  si  in  e"  X. 
tritt.  BBeber.  —  2.  „Pfütze  Bs."  —  3.  unordentliche, 
unreinliche  Weibsperson  Gl;  „Gr." 

Zu  1  viell.  der  Ortsname  Nutten  SchwMa.  Bed.  1  und  2 
vereinigt  auch    Lotschen   (Bd   III    1537). 


nuele"  AaI-'h.;  I.;  (i\V..  W'e.;  Sm Margen,  Ha., 
Nnk.;  SL..  Starrk.,  Thierst.;  TiiMerL.  Hw.,  nüele"  I 
\aF..  Ke..  I..;  Ar;  Ms;  B;  Gl;  Gr;  G ;  Sch tw. ;  ScBW J 
Tn;  Uw;  Ul'rs.;  Zg;  /. :  1.  wühlen,  von  Tieren  (insbes. 
Schweinen)  und  Menschen.  aaOO.  Die  Müs,  wo  so 
im  G'hmiie"  stupfe'd  und  Alls  vernage*d  und  rer- 
iupfe*d,  dö  nöderle'd  und  dörte"  näele*d  und  alli  Pläti 
und  Weg  venoüele'd  Sch  (Neher).  Vgl.  Nuel-Müs 
(Sp.  478).  N.  wie-n-e*  Sou,  (in'n  Eichle*).  liest  mit 
de*  Söune* g'nüelet?  fragt  man  ein  Kind,  das  beschmutzt 
nach  Hause  kommt  Aa.  Es  ist  im  a"'tö*  (a'gebore") 
nie  de"  Säue"  's  X.,  von  Übeln  Gewohnheiten  S;  ZPfäff. 
So  lang  e"  Sou  lebt,  nuelet-si  S  (Schild).  Wenn  si'* 
e"  Sou  z'  n.  g'uunt  ist,  se  muess  si  halt  g'nüelet  ha" 
AaB..  so  isch's-ere*  nit  Hecht  abz'tue"  S  (Schild). 
Wann  d'  Schlei"  nüele'd,  so  hei'd-si  immer  nass,  so 
nützt  aus  Streue"  Xüt  Gl.  E"  Sou  häd  glich  eil  g'miehi 
ZW.  Am  Samstig  händ  alli  Sou  z'  n.,  auch  unordent- 
liche Leute  wollen  am  Samstag  noch  aufräumen  Z. 
Wenn-me"  im  Dreck  nielt,  so  stinkt-er,  wenn  man  un- 
saubere Geschichten  aufrührt,  so  erregt  Das  Ärger- 
niss,  Streit  usw.  UwE.  Gummel(i)  n.,  mit  den  Händen 
in  der  Erde  nach  Kartoffeln  suchen  Schw.  ,Und  nüel- 
lest  sam  ein  swin.'  Boner.  ,Nuolen  und  schoren.' 
157ii,  Z.  ,Den  Schnee  zum  ersten  durehzunüelen.' 
Schimpfr.  1651.  .Wüelen,  wuelteren,  nüelen,  volutare, 
suffodere.'  Red.  1602.  .Der  Lew  fieng  an  zu  prüelen, 
das  Schwein  umbwerfend  nüelen.'  JCWeissenb.  1078. 
.Nülen.  rostro  suffodicare  cespites.'  Denzl.  1716. 
Bildl.,  eine  Sache  nicht  ruhen  lassen,  stets  wieder 
in  Erinnerung  bringen  UwE.  —  2.  nüele",  wohllüstig, 
sinnlich  sein  AAZein.  —  3.  „trändeln.  langsam  arbeiten 
Uürs." 

Bair.  nüelen,  mit  dem  .Xueteisen'  oder  Fughobel  aus- 
le'ililen;  vgl.  auch  Leser  II  119.  Unser  W.  scheint  eine 
Weiterbildung    von    der    in  niiejeu   (s.   d.)    vorliegenden   Wz. 

üf-:  aufwühlen,  allg.  De"  Berd,  Boden  ü.  'schlim- 
me" uildi  Bach  von  alle"  Siten  und  Ende",  nüele"  der 
Boden  üf  und  der  Weg.  Schwzd.  (BsL.).  ,E"  liiili  u., 
ein  wildes  Feld  aufbrechen.'  Spreng.  ,Meus,  so  im 
väld  wonend,  furinen  [Furchen]  aufnüelend  und  wer- 
fend.' Tierb.  1503.  .Caespites  excitare  dicitur  sus,  die 
erdschollen  aufnüelen.'  Fris.  ;  Mal.  ,Wie  ein  Sau  den 
Herd  aufnüelen.'  Lied  1712. 

ver-:  zerwühlen,  durch  Wühlen  in  Unordnung 
bringen,  allg.,  spec.  vom  Bette  Bs  (Spreng);  B;  Sch;  Th. 
.Wie  bald  wurden  die  Sectierer  den  Weinberg  unserer 
Kirchen  v. !'  Müller  1665. 

durch-:  durchwühlen,  unordentlich  durchsuchen, 
durchstöbern  AAZein.  f-ue-);  Bs;  B;  GRPr.;  G;  Th;  Z. 
Schnfte",  wo  i"*  vor  Jöre*  dick  und  eil  d ü rrh n üstere" 
und  d.  ha"  müese".  Schwzd.  (Gr).  ,Die  äcker  und 
gärten   durchnüelen    und    durchgraben.'    Tierb.  1503. 

zer-:  =  ver-n.  .Damit  der  wald  nit  allenthalben 
zernüelt  wurde.'  1544,  Z  Urk.  ,Emotum  solum,  umb- 
keert,  ausgegraben,  zernüelt.  Sues  ruunt  herbas,  die 
seüw  zernüelend  die  kreuter.'  Fris.;  Mal.  ,Die 
Schwein,  welche  [im  Walde]  Alles  zernüelet,  umkert 
und  verderbt  den  jungen  Schutz.'  1635,  ÄAWett.  Klo- 
sterarchiv. 

Ge-nüel  n.:  das  Wühlen;  die  dadurch  verursachte 
Unordnung.  Durcheinander  Aa;  B;  Gl;  Z.  ,Deva- 
statio.'  Id.  B. 

Nüeler  m.:  1.  Wühler  UwE.  —  2.  ein  Käfer,  der 
durch  Wühlen  Schaden  anrichtet  Ap.    Syn.  U'pflueg. 


719 


Nal— nnl.    Nold.    N'ulf.    Nalg— nnlg.    Nalp— nolp.    Nneltscli.    N'nlx.    Nam- 


r-20 


Xueli  AAZein.;  GLNäf.;  SchwE.,  Nüeli  1'wE.  — 
in.:  1.  =  NüeUr  1  üwE.  —  2.  Tier,  das  aus  dem  ihm 
vorgesetzten  Futter  nur  das  Gute  heraussucht;  auch 
von  Menschen  GLXäf.  —  3.  unsittlicher  Mensch  Ai 
Zein.  —  4.  unreinlicher  Mensch  SchwE. 

I   wahrsch.  =  Ueli  [a.   Bd   I    1^41   nnd   an   oi 
angelehnt.     Vgl.   die  folgenden   Zss. 

Geifer-:  =  Geifer- Ueli  (Bd  I   184)  THSteckb. 
Scliwi"-:  Schweinekerl  GLNäf.  —  Wahrsch.  Schmfn- 
Ueli  zn   lesen. 

Dreck-:  =  dem  Vor.  S. 

.niiele"  U:  =  muelen  2  a  (Sp.  191)  üürs." 


Nald  — nuld. 

Niilili  AaL.,SLj  Bs;  B  (wegwerfend);  ZS.,     Nöldi 

i;   ZS.:   Arnold. 


Nalf  —  nulf. 
niill'e":  unverständlich,  unartikuliert  reden  GO. 


Nalg—  nulg.  bzw.   nalgg      nulgg. 

[folg  B,  Nölg  SB.,  Nölgg  A.\St..  Nolgi  B  —  m.: 
kurzer,  dicker  Mensch,  Dickkopf  Aa;  B.  Dummkopf 
AASt.;  SB.   —   Vgl.  gnolgge»   (Bd    II    666). 

Nölggli,  auch  Nacht-N.  Feuerkröte,  Bombin. 
ign.  ZRafz  (auch  Gn-).    Kleine  Kröte,  Unke  Tul'ivn. 

„nolge":  stümpern,  von   Handarbeitern   Sch." 

„Nolgete",  Nolggete"  —  f.:  etwas  Übelgc- 
ratenes,  verdorbene  Arbeit,  von  Nähen,  Flicken  (Scn) 
"der  von  Teigwerk  (Gr)." 

Süf-Nolgi  m.:  Säufer  Scn. 

Nölgger:  eine  kleine,  leichte  Kuhrasse  SchwE.  — 
Ans  *  h   Elgger  (Ckue);  ■  1  i + -   Kasse  stammt   von   ZElgg, 

ver-nülgge":    (ein  Gewand)  verderben    B  (Dan.). 


Nalp      nulp. 

(g)linlpig:  plump  Z   (Dan.).     N-i  Hand. 
Vgl.   Chndpen  (Bd   III   742),   zu  dem  Meli  anser  Stamm 
verhält   wie   Wollen  zu   Chnollm. 

niiljie":  sich  ungeschickt  bewegen,  Etwas  unge- 
schickt angreifen;  lange  an  einer  Sache  herum  ar- 
beiten, indem  man  seine  Zeit  auf  Nebendinge  ver- 
wendet BBurgd.,  M.;  S.  Syn.  gnirben  3  (Bd  11  673). 
„über-:  überlisten,  übervorteilen  B." 
Nülpe"  f..  Nülpi  m. :  Nomen  ag.  zu  nülperi  B. 
„Läppischer,  leicht  zu  betörender  Gesell  B." 


. ii iiflt sehe" :  unnütz,  albern  plappern  Bii. 


N'iilx:  widriger,  ungefälliger  Mensch  SchwE 


Nani.  nein.  niin.  uoni.  nuiii. 

Xamf. :  I.  Wegnahme,  Raub.  Vielfach  in  unserer 
a.  Lit.  vom  XIV.  bis  Aul.  XVII.,  bes.  in  der  Verbin- 
dung ,N.  und  Brand.'  —  2.  Gabe,  die  man  empfängt  ? 
Alan  wirt  schiessen  in  ein  unverserte  nüwe  ribende 
/ilstatt.  in  ein  zirkel  die  wyte  wie  ir  die  ouch  by 
end  der  geschrift  gedruckt  sehent  und  wer  den  zirkel 
rüeret,  der  behept  ein  nahm,  und  werdent  zuo  sölichem 
schiessen  36  schütz  beschechen.'  G  Gesellenschiessen 
1485. 

Ober-:   Übervorteilung  Schw;  Zg;  s.  über-nemoi. 

Vi-  m.:  Gedeihen,  Emporblühen.  .Was  zu  dero 
[Schützengeselisehaft]  Unterhaltung  und  fernerem  Auf- 
nahm möchte  dienen.'  1718,  Sch.  .Auch  dieses  zweckete 
zum  Aufnahm  der  Bürgerschaft.'  BThun  Handf.  1779. 

An-:  Aufnahme  (in  eine  Gesellschaft).  .Ausgegeben 
bei  A.  des  Zeughauses',  d.  i.  beim  Eintritt  ins  Artillerie- 
kollegium.   1788.  Z;   vgl.  An-näms-Gelt  (Bd  II  256). 

Us-:  Adv.  i.  S.  v.  ausnehmend.  En  U.  guete*  M'Z" 
Th.  Üsnäms  tapfer  ond  hantli'*  dre*  haue".  >8chweizer- 
mi:m.  IS'.ii  (,\p).     A'gl.   Üs-Bund. 

Miet-:  Annahme  von  Geschenken.  Die  A'orge- 
setzten  sollen  .schweren  iren  emptern  gnneg  ze  tuen, 
niemand  ze  lieb  noch  ze  leid,  durch  fründschaft  noch 
durch  fygendschaft,  miel  noch  durch  m.  [usw.].'  1562, 
Esterm.,  Rickenb.     A'gl.  Miet-Wan. 

vor-näm  -«-  AaF.,  Ke.;  BsStdt;  B;  Gl;  Z.  für- 
Bs;  B;  Gl;  Gr;  PAL;  S;  Tu;  U;  Z:  1.  vmnehm.  auch 
stolz,  hochmütig.  Bis  »ml  .so  »..'  Gl.  Was  said  ies 
euseri  /'.  Gotte*?  Müller,  Jugendschr.  l'h  cha"  's 
denn  auch  naeh  f.  ge*.  ebd.  D' Luise"  ihn"  doch  uw'' 
recht  V.  lue"  Zu.  He,  du  muest  nid  SO  f-S  tue".  B 
Hist.  Kai.  1849.  .Regenten,  bei  denen  Niemand  nichts 
giltet,  als  was  hoch  und  f.  ist.'  FW'vss  1073.  —  2.  statt- 
lich, gediegen.  ,Nicht  hoffartig,  aber  solid  und  rein- 
lich, so  was  man  sagt.,  v.  angezogen,  d.  h.  wie  man 
es  in  einem  Hause  pflegt,  wo  man  das  Währschafte 
vermag  und  den  wohlfeilen  Flitter  verschmäht.'  Gotth. 
—  3.  vorzüglich,  ausgezeichnet  in  seiner  Art,  von 
Personen  und  Sachen.  E"  f-cr  Dotter,  ein  sehr  ge- 
schickter Arzt  BBe. ;  Z  f.  .Einen  f-ern  Posamenter 
gebe  es  nicht  weit  und  breit.'  Breitenst.  Du  hiisi  en 
f-e*  Meister  ZSth.  E"  f-i  Cime  Tu;  ZS.  E"  schwere' 
Tschuppe*  Vch  u"'  de"  rum  f-sten,  wo  du  etioast  g'sien. 
Schwzd.  (BoSi.).  Das  firnembst  (Meid  PA1.  (Schott). 
D'  Renette"  sind  en  f-e  Öpfel  B;  Th;  Z.  Das  ist  e> 
f-s  Esse"  S;  Tu;  Z.  Da'  ist  f.  Wetter  Tu;  ZSth.  Das 
ist  ja  f.,  so  ist  es  ja  ganz  gut  Gl.  Eine  ,f-e'  [an- 
sehnliche] Gesandtschaft  abordnen.  1522,  Abscu.  .Syn- 
eedoche,  die  art  der  red,  die  allein  den  f-en  teil  nennet 
und  den  schlechteren  nit.'  Zwinoli.  ,Wie  der  Schilling 
beschrybt,  der  ein  f.  ufsehen  [vornehmliches  Augen- 
merk] zur  frankrychischen  und  österryehisehen  praktik 
hat  gehebt.'  Ansh.  Die  Münsterkirche  [in  GStdt]  sei 
eine  Hauptkirche,  ,f-e  kilch.'  1529,  Absoh.  .Das  f., 
das  von  Gott  in  allen  saerainenten  angebotten  wird 
und  darauf  alle  gläubigen  aller  Zeiten  ein  aufsehen 
habend,  ist  Christus  unser  Heiland  selbs.'  1566/1644, 
Hei.v.  Conf.  .Der  apt  verliess  Santgallen,  rumpt  uf 
die  schätz,  kleinot,  barschaft,  die  brief  und  was  f. 
(wertvoll]  was.'  BBull.  1Ö72.  ,AVo  ist  die  grosse 
iniltigkeit,  die  also  f.  bei  euch  war?  Ist  sie  dann  jetzt 
erloschen  gar?'  G Gotth.  1599.    ,Dass  Lucern  ein  v-s 


721 


Kam,   nein.   Mm,   noui,   Tiiliil 


722 


Orl  gewesen.'  BCys.  ,Des  Abgelybeten  f-ste  Fahrhab 
verpütschieren.1  B  Gerichtssatz.  1615.  Zu  Baden  sei  das 
,v-ste'  Siechenhaas,  es  unterstütze  Arme  von  beiden 
Religionen.  1728,  Absch.  .Kein  Metzger  hat  seine 
drei  v-ste  Pinger  [die  Schwörfinger]  so  manchmal  als 
er  zugewogen.-  Sinteh.  1759.  ,Da  man  in  dieses  Tal- 
gelände  eine  v-e  Aussicht  hat.'  PXSchnider  1782.  — 
t.  adv.  F.  h'nirlit,  gut  getroffen  U.  Er  het  >>n  's  /. 
g'seit,  bat  es  ihm  trefflich  gesagt,  erklärt  Gl.  F.  guet 
soll  's  st"  für  Friese!,  Büzlc"  und  für  d's  Schmirze'. 
Schwzd.  (GRPr.). 

Mhd.  nur-,  vornaeme.  In  uusern  MAA.  scheint  der  Stamm- 
Tocal  fast  durchweg  kurz,  was  aber  doch  wohl  auf  Sek.  Kür- 
zung, nicht  auf  urspr.  Stammverschiedenheit  beruht.  Die 
Form  cvr-n.,  die  hauptsächlich  nur  für  Bed.  1  gilt,  ist  wohl 
ans  der  Schriftspr.  eingedrungen ;  dafür  spricht  auch,  dass 
tw.  (z.B.  in  Gl;  Z)  die  Form  ßir-n.  in  Bed.  3  daneben 
vorkommt. 

Für-nänii  -ä-  f.:  Vornehmheit;  hervorragender 
Stand,  Würde  Ap;  Z.  .Priester  soll  man  absetzen, 
wenn  sy  ir  fürneme  missbrnchend.'  Zwingli.  ,Zu  sö- 
licher  f.  [zur  Papstwürde]  kommen.-  ebd. 

Vor-  nämite't  -ä-  f.:  Vornehmheit  (spöttisch)  B; 
Z  (selten). 

für-nämlich:  vornehmlich,  hauptsächlich.  ,l)och 
han  ich  firnämlich  dich  dorurab  do  gelassen,  domit 
ich  säch...'  ThPlatt.  Briefe.  S.  noch  Land-Friden  2 
(Bd  I  1282). 

ge-nam:  genehm.  1.  von  Geld,  Münzen,  kurs- 
fähig. X1V./XVII.  ,200  pfund  pfenning  gueter  ge- 
nemer  und  unverrüefter  Züricher  werschaft.-  1487,  7. 
Kaufbr.  S.  gab  (Bd  II  63),  gäng  (ebd.  355).  —  2.  an- 
genehm. ,Sechent,  nu  ist  diu  genäme  zit  hie.'  1344/1446, 
Z  Jahrb. 

a'-g1-,  in  AaB.,  F.,  Ke.  -g'näm:  angenehm,  allg. 
Wenn  Einer  etwas  ,angnems'  hereingebracht  habe,  so 
haben  das  Mehrere  gekauft.  1543,  Absch. 

un-ge-:  ungenehm.  ,Der  jetzig  landammann  ist 
dem  landvolk  ganz  widerig  und  ungnäm.'  1530,  Abscu. 

ge-namen:  genehm  finden,  genehmigen.  ,Dass  er 
[das  Grundstück]  einem  semlichen  mann  ze  koufen 
gebe,  den  die  herren  genement  und  dem  sy  geruhent 
ze  liehen.'  1457,  AAWett.  Weist.  ,An  iren  wüssen, 
willen,  gnemen  und  erlouben.'  Edlib.  —  Mhd.  genannten, 
genehm  machen. 

Ge-nam  m.,  in  der  Anrede  G'namu:  wer  den  glei- 
chen Taufnamen  hat,  Namensbruder  BHk.  (Anon.),  Si., 
„0.";  Syn.  G'namt.  Der  G'nam  soll  gä"!  Chumm, 
G'namu!    Auch  bei  DGemp.  1884. 

Ahd.  ginamno,  ginammo,  ginanno,  mhd.  gewinne,  gnanne, 
auch  gename,  Namensbruder;  vgl.  auch  ,Knau'  bei  Gr.  WB. 
V    1337.     Zu  dem  angefügten  vocat.  -u   vgl.   Bd  I   22/3. 

Name"  -ä-,  in  Bs  Xamme"  —  PL  mit  Uml.  —  m. : 
im  Allg.  wie  nhd.  1.  Benennung,  a)  von  Personen 
gewöhnlich  der  Taufname,  im  Gegs.  zum  Familienn. 
(G'schlächtJ.  Fs  ist-mer  mV,  das'  i'h  din  N.  nüd  ver- 
gesst, als  scherzh.  Entschuldigung  zu  Einem,  den  man 
aus  blosser  Neckerei  bei  seinem  Namen  gerufen  hat 
Th;  Z.  Ähnlich :  Dass  d'  din  N.  nid  vergessist,  scherzh. 
zn  einem  in  gedankenloses  Staunen  Versunkenen,  den 
man  bei  seinem  Namen  ruft  B;  ScHSt;  Z.  .Seinen 
N.  verschenken-,  an  seinem  Namenstage  einen  Abend- 
trunk  geben.  1771,  L  Schreiner-Ordn.  Aberglaube: 
Hört  Jemand,  der  sich  allein  in  einem  Zimmer  auf- 
hält,   von    aussen    dreimal   seinen    Namen    rufen,    so 

Schweiz.  Idiotikon  IV 


lenkt  in  dem  Augenblick  ein  Sterbender  an  ihn  Sch. 
In  weiterem  S.  auch  Familien-,  Kose-.  Scheltname, 
Titel  usw.  S.  noch  ggbt  n  (Bd  11  73).  Ie"  bin  irli  usse* 
g'si;  icM  ha'  g'mint,  ic''  müess  der  N.  <<";/<",  ich  war 
schwer  krank,  ich  meinte,  es  müsse  gestorben  sein 
BbE.,  eig.  dem  himmlischen  Richter  Bede  stehen. 
Liebe'  Chinde*  giH-me*  vü  Name;  Kose-,  Schmeichel- 
namen Seiist.  Firn  wüesti  Name"  säge*,  Schimpfnamen 
zurufen  ÄALeer.  Si  häm-mich  üszänslet  und  häm-mer 
Name"  a'g'henkt  und  Sache"  g'seit.  S<  hwzd.  (Z).  — 
b)  von  Sachen.  .Alles,  die  geringste  Sache,  sogar  die 
Schuhlöffel,  der  Ellstecken,  kurz  was  N.  hat,  wird 
aufgezeichnet  [bei  einer  Inventarisation].'  Stutz.  Das 
chann  ig  uch  dem  N.  näch  angen  BGr.  Ich  chann-em 
ke'  N.  ge*,  ich  weiss  es  (ihn)  nicht  zu  benennen  Aa  ; 
B;  Th;  Z.  Es  het  e*kei"  N.,  es  ist  unsäglich  ÄALeer.; 
BsStdt;  ZO.;  vgl.  .namenlos.'  , Was  aber  sy  ime  [dem 
Ehemann]  an  hab  und  guet  zuegebracht.  ouch  so  iren 
ein  morgengab  versprochen  were.  welliches  by  leb- 
zyten  des  mannes  schon  synen  gwüssen  nammen  ge- 
hept  hatt  [in  rechtskräftiger  Form  festgesetzt  worden 
ist],  soll  iren  desglychen  das  eerecht  unverabzuget 
gefolgen.'  1579,  Z;  vgl.:  So  soll  er  ihm  Pfänder  ,mit 
dem  Nammen'  [benannte  Pf.]  nehmen.  1569,  ZEglis. 
—  c)  in  einigen  weitern  formelhaften  Verbindungen, 
a)  de"  N.  ha",  im  Rufe  stehen,  dafür  gelten  Bs;  B; 
Gl;  S;  Obw  ;  Z.  ,Villeicht,  dass  sie  gerne  den  N. 
haben,  sie  treiben  noch  Übersatz  auf  die  Melchvieh- 
alpen.'  Obw  Volksfr.  1890.  Es  ist  nur,  dass  's  au'h 
der  N.  het,  Abwehr  dos  Dankes  für  ein  Geschenk  Gl. 
.München  und  pfaffen,  die  allwäg  den  n.  gehebt,  dass 
sy  gytig  seiend.'  LLav.  1569;  =  .immerdar  einen  bösen 
Leumden  gehabt'  1670.  ,Das  Wirtshaus  hatte  den- 
selbigen  N.,  als  ob  man  des  Gespänsts  halber  zu  Nacht 
darinn  nicht  sicher  wäre.'  S  Kai.  1709.  Bes.  nüd  de" 
N.  ha*  welle",  nicht  dafür  angesehen  sein  wollen  B; 
Gr;  ScHSt. ;  Z.  Syn.  nüd  a"  der  Bed  ha"  welle".  Das 
Chind  mues  g'nueg  lia";  ich  uett  nüd  de"  N.  ha*,  das' 
s'«»  's  lies  Innigere"  Z.  .Beide  dachten  das  Gleiche  und 
Keins  wollte  den  N.  haben.'  Gotth.  ,Bei  diesem  Glau- 
ben blieben  Alle,  gab  wie  Jakobli  widerredete.  Das 
sei  eben  schön  an  ihm,  dass  er  nicht  einmal  den  N. 
haben  wolle.'  ebd.  ,Tiberius  wolt  dess  nit  n.  haben, 
dass  er  in  das  gheissen.'  Vau.  ,Es  will  Keiner  den 
N.  haben,  dass  es  an  ihm  fehle.'  FWyss  1672.  — 
ß)  Das  hat  en  N.,  will  Etwas  heissen,  hat  Etwas  auf 
sich  ÄALeer.;  Th;  Z.  So  vil  Chind  ha",  das  hat  en 
N.  Z.  Dass  's  en  N.  hat,  Ausdruck  der  Steigerung: 
dass  es  eine  Art  hat,  nach  Noten,  tüchtig,  nachdrück- 
lich, gewaltig  (z.B.  regnen,  schneien,  Einen  züchtigen, 
prügeln)  ScHSt. ;  Th;  Z.  Der  Napolion  ist  anno  70i 
g'chlopfet  worde*,  dass  's  en  N.  g'ha"  häd.  Er  het-sieh 
g'halte;  dass  's  en  N.  het,  sehr  wacker  ScHSt.  — 
y)  .mit  N.-,  namentlich,  besonders,  ausdrücklich. 
XIV./XVIL;  vgl.  Gr.  WB.  VII  337,  10.  —  2.  Absicht. 
In  der  Verbindung:  i*  dem  N.,  in  der  Absicht  BHk., 
Ha.;  GitChur,  D.,  Pr.  I'h  bi"  i*  dem  X.  da,  dort  g'sln 
BHk.;  GitChur,  D.  Si  hei'-ne*  imene*  schöne*  N.  [unter 
schmeichelhaftem  Vorgeben]  la*  i*  d's  Schloss  diu"  B. 
I"  dem  N.  bin-i1*  nid  chon,  sagt  der  Gast,  dem  gleich 
beim  Kommen  Essen  und  Trinken  angeboten  wird 
GrD.  Wenn  ette*  en  Purst  in  e"  fröndi  G'meind  in- 
g' schmeckt  hed,  im  X.  z'  Rengert  z' gän,  seheind-sch'-en 
im/  Schiter  e*weg  g'speukt  und  g'seid:  Unsch  Meidje* 
sind   mische".   GFient.     Chommend  es  par  Nachb 

40 


72:: 


Nam.  nein.  nini.  nom.  mim 


721 


in  d'  Hütte"  im  N.  va*  Sengere".  Schwzd.  (Gnl'r.i. 
In  Werhe*sch  X.  |  um  zu  arbeiten]  kei*  Fintier  üs- 
strecke*.  ebd.  Im  N.  dessen,  in  dieser  Absicht,  zu 
diesem  Zweck  BHa.  Im  N.  dessen  si*  s'  hihi"  an 
Engstlen,  fir  dem  Veli  [Vieh]  Eppes  anz'grächen,  we** 
's  scl/ti  schulen.  .Si  band  bisshar  das  inertail  im  gotts- 
buss  verwalten,  als  in  n.,  dass  si  wellend  zue  siner 
zit  rechensehaft  ton.'  Sicher  1531.  .Zogend  die  von 
Schwyz  mit  irem  panner  gen  Pfäffikon  in  n.,  über 
see  zu  ziehen.'  Val.Tschüdi  1533.  ,Der  ander  zilg  zog 
inen  nach  im  n..  mit  inen  zue  schlagen.-  ebd.  ,\  il 
wort  ietz  z'  tryben  hat  nit  n.'.  hat  keinen  Zweck. 
sagt  Delsazar  in  seiner  Angst  zu  Daniel  JMurkk  1559. 
.Ich  bin  nüd  im  Namen  kon,  mi"s  Madleni,  mit  dir  zu 
disputieren.-  Göldi  1712.  —  4.  Wort,  Buchstabe  Th; 
Ndw;  '/..  Vgl.  Namen-Büechli,  -Blälz.  1)'  Name'  sind- 
mer  z'  chli;  ich  cha**  nüd  lese"  öni  en  Spiegel  [Brille], 
sagt  ein  Weitsichtiger  ZS.  Er  cliaiin  noch  kein  A 
lese",  von  einem  Abc-Schützen  Z.  Er  betet  's  ganz 
Jär  ken  N.  [im  Gebetbuch],  ebd.  Ich  darf  [sagt  eine 
vom  Arzt  zum  Stillschweigen  verurteilte  Kranke]  ni(d 
rede"  weder  starch  no'"  schwach,  kei*  N.  beten  us-em 
Beb,  Nät  dischgerieren  us  der  G'schrift.  Stütz.  1790 
berichtet  Prof.  Durrer  in  Kerns:  ,Ieh  schreibe  abc 
oder  Namen,  d.  i.  Wörter,  vor  und  die  Kinder  malen 
selbe  nach.'  Obw  Volksfr.  1883. 

Die  Schreibung  .namineu-  noch  in  Z  Kirehenordn.  1628; 
Müller    1673,  .vier  Näninien.'   Goliath    1741. 

A-Xarne":  Spitz-,  Spottname  BBe.,  Hk.r  K, ;  FJ. 
Zwingli  habe  die  Kirchenlehrer  .vernütet  und  ver- 
spottet und  inen  selzen  annamen  gegeben.-  1521.  Esli, 
Akt.  —  (ver-)ä-nameD:  mit  einem  Ä.  belegen,  be- 
schimpfen BHk. 

Mini,  s-nami  .  weitere  Beispiele  von  Zss.  mit  dein  selben 
Prüf.  s.  unter  a  77  (Bd  I  1/2).  Die  Schreibung  .aiiname' 
erklärt  sich  viell.  aus  Umil.  auf  ,an-n.-;  vgl.  A-Laster  (Bd  III 
l  166). 

Über-:  Spott-,  Neck-,  Zuname  Aa;  Ap;  Bs;  PAL 
f  I  bernomy);  G;  Soh;  S;  Th;  Nüw;  Z.  Eim  Übernamen 
a'henke*  G;  Th;  Z.  Die  Bundesgenossen  vom  grauen 
Bund  haben  sich  beklagt,  ,wie  man  sy  veracht  und 
etlich  Übernamen  geb.'  1507,  Absch.  ,Ein  Bartli  von 
Zug.  dessen  Übername  nicht  bekannt  sei.'  1546,  ebd. 
.Herrn  Schultheiss  Tullikers  Ü.  habe  er  von  N.  N. 
gehört.-  1651,  L  Verhör. 

Eig.  Name,  der  über  den  eigentlichen  Namen  hinaus  ge- 
geben wird;  vgl.  it.  sopranome,  frz.  aurnom.  Vom  Schimpf- 
namen (wie  Lügner,  Schelm  u.  ä.)  unterscheidet  sich  der  Ü. 
dadurch,  dass  er,  von  Körper-  oder  Charaktereigenschaften, 
POD  fehlerhaften  "der  lächerlichen  Handlungen,  vom  Beruf, 
vom  Aufenthaltsort,  usw.  hergenommen,  an  dem  betr.  Indivi- 
duum und  nieist  seiner  Familie  und  Nachkommenschaft  haften 
bleibt,  also  die  Natur  des  Eigennamens  annimmt.  Audi  die 
Bewohne)  fasf  aller  Land-,  Ort-  und  Dorfschaften  haben  oder 
hatten  im  Munde  ihrer  Nachbarn  ihre  besondern  ('.;  s.  z.  B. 
Seiler  79/81.  Ü.  heissen  auch  die  zum  Behufe  der  Unter- 
scheidung geschaffenen  Beinamen  einzelner  Zweige  gleich- 
namiger Familien  in  ein  und  der  seihen  Ortschaft,  wozu  auch 
der  häutige  Fall  gerechnet  werden  mnss,  dass  statt  des  Fa- 
miliennamens der  Taiifnanie  des  Vaters  oder  Almen  gebraucht 
«iid.  Hier  tritt  dann  in  der  Umgangssprache  des  betr. 
Ortes  der  Ü.  durchaus  an  die  Stelle  des  Familiennamens. 
In  dem  seil  alter  /.eil  in  ZZoll.  durch  seine  Zahl  dominie- 
renden Geschlechte  .Bleuler'  sind  beispielsweise  folgende  Ü. 
bezeugt:  Blntr-Or;  Fässler:  Fridli;  (iögel:  (iugger:  Öölli ; 
Gipser;   Gross;  Chüe-Hirt;    Harzer;    Hötti ;    in  der  Hütten; 

Heiz;  Chnder;  Cbiipli :  Chi. ms;  l her;  Lenz;  Schueh-Machor; 

Moleliu;  Müller;  Meri;  Muser;  Metzger;  Belli;  Beui ;  Berner; 


Basler;  Profös;  Pfifer;  Rämi;  Schüber;  Schörrli;  Schlämmer: 
Schulder;  Neu-Schnlder;  SchrJber;  Trüeb;  Weber:  Zeiger. 
S.  auch  Tobl.  328  ff. ;  CSchneider  18SC,  50.  Die  Sitte  war 
früher  allgemein,  heute  kommt  sie,  aus  verschiedenen  Grün- 
den, mehr  und  mehr  ab.  Aus  Ü.  sind  ein  grosser  Teil  der 
jetzigen  Familiennamen  entstanden.  Hiezu  mag  verglichen 
werden  der  Gebrauch  der  coguemina  bei  den  Römern,  welche 
das  nomen  gentile  näher  bestimmen,  wie  Crassus,  Niger. 
.Naso,  Scipio  usw. 

über-namen:  mit  einem  .Übernamen-  belegen, 
beschimpfen.  ,Es  sollend  die  eiteren  den  kinden  wee- 
ren,  das  sy  einanderen  nit  übernamind.  welches  under 
inen  gmein  ist.'  LLav.  1584.  ,Ist  es  recht  gsyn,  das 
ein  dingeter  knecht  synen  herren  übernammet,  in  ein 
mann  Belial,  ein  tüfelskopf  nennt?-  ebd.  ,Dass  sy 
[die  Wiedertäufer]  unsere  Lehr  verwerfend,  über- 
namend  und  scheltend.'  Z  Mand.  1639.  ,Die  Knaben, 
die  den  alten  Mann  Eliseum  übernammet:  Kahlkopf, 
Kahlkopf!-  FWtss  1672.  ,Da  gibt  es  deren  [Schüler], 
welche  sich  nicht  scheuen,  den  Lehrmeister  öffentlich 
zu  ü.  und  ihme  den  Hegel  zu  boren.'  DTomann  1708. 
,Von  Menschen  schimpflich  tractiert,  übernaiuet  und 
an  Ehren  angegriffen.'  JJUlr.  1727. 

Un-Namen:  übler  Name,  Schimpfname.  .[Die 
Eidgenossenschaft]  von  ihren  liebsten  pensionierherren 
mit  groben  u.  ist  befleckt  und  in  unachtung  verfüert 
worden.'  Ansh.  —  un-name".  ,[Die  Wiedertäufer 
klagen]  dass  unser  etlich  sy  öffentlich  geunnammet 
und  uf  der  kanzel  ussgerieft  als  säktenvolk  und  ver- 
fierisch.'  1525,  Bs. 

Hüs-:  Zuname,  cognome  PAL 

Nach-:  1.  Nö-N.,  Familienname  im  Gegs.  zum 
Vor-,  Taufnamen  BsStdt.  .Der  soll  sich  mit  sinem 
eignen  touf-  und  n.  benemen  und  ufschriben  lassen. ' 
1526,  Absch.  ,Hab  ich  den  Nachnamnien  dem  Tauff- 
nammen  in  disem  Register  vorgesetzt.'   JGross  1G24. 

—  2.  Bei-,  Spottname.  .Cuonrat  und  sin  bruoder,  den 
man  sprichet  ze  nanamen  die  Giler.'  1283.  Bs  Urk. 
.Maximianus,  der  zuo  näehnamen  hiess  Hercules. ' 
1344/1446,  Z  Jahrb.  —  3.  Nachruhm.  .Das  wirt  üch 
ein  ewigen  guoten  n.  geberen  und  unserm  bluotstam- 
nien  ein  grosser  rum  und  eer  sin.'  1565,  Äg.Tschcdi. 

Bar-:  nur  in  der  Beteurungsformel  i"  's  T&fels  /•'..' 
L  (-&-);  S  f-ä-J.  —  Wahrsch.  Umstellung  aus:  i"  '»  bare* 
Tüfelt  N. 

Sunntig-  Z.  Sunntigs-  Bs:  iron.  für  Schimpf- 
name. Eim  d'  Sunntigsnämme'  sage*  Bs.  Als  Einer 
einen  Andern  Chalb  titulierte,  meinte  Dieser:  Das 
hat  Nüd  z'  säge",  dann  seist  du   mir  nW  diu  S.   Z. 

Dorf-:  1.  Zuname  von  Personen,  der  statt  des 
Familiennamens  im  Dorfverkehr  gebraucht  wird    Bs. 

—  2.  Spottname,  den  die  Bewohner  verschiedener 
Dörfer  einander  geben,  ebd. 

Zue-:  Familienname  TB. 

namentlith:  1.  Adv.,  wie  nhd.,  besonders  Bs; 
Th;  Z.  ,Unser  boten  beklagten  sich,  und  das  nantlich 
von  des  spitals  wegen.'  Vad.  —  2.  Adj.  a)  ausdrück- 
lich.   ,Kein  nantliche  noch  lutere  meldung  tuen.'  Vad. 

—  b)  namhaft,  bedeutend.  ,Welicher  platz  der  na- 
mentlichen mciigi  volks.  so  zue  der  predig  kompt.  \il 
zue  eng  sin  wil."  1528,  Absch.  (G).  ,In  gewaltigem 
und  nantlichem  ansechen.'  Vau.  —  Zu  der  contrahierten 
Form   nantlich   vgl,   benanntlich    unter   benemmm. 

na  in  igen:  nennen   BG. 


Nu  in.  nein,  nim,  nom,  mim 


726 


nanili''''  '/.f.  namblich  F.  mhnlifcli  i.  -lig  Bs;  Th; 
'/.-.  1.  A.lv.  a)  wie nhd.,  nämlich,  allg.  —  b)  nament- 
lich, besonders;  vgl.  .mit  Namen.'  ,Die  stück  und 
unnützen  böum  und  oueh  nämlich  die  kriesböum 
abliouwen.'  1129.  Hotz.  Urk.  .Der  rectoi  hat  die  zue 
banden  genommen  und  nämlichen  Gilgen  als  den 
rechten  tater  gefenklich  behalten.-  147b',  Bs  Chr.  ,Ir 
söllent  üch  alles  guots  und  nemlich  des  versechen, 
dass  wir  üch  das  best  tuon  werdint.'  1530,  Absch.  — 
c)  ,Es  sei  zu  stetten,  in  klöstern.  in  kilchen,  in  schlos- 
sern, in  dörfern  und  nämlich  [um  es  mit  einem  Wort 
zu  sagen]  allenthalben.'  1510,  Z  Urk.  —  2.  Adj.  a)  mit 
best.  Art..  wie  nhd.  Bs;  Z.  's  isch  der  nämlig  Vatter,  er 
sieht  seinem  Vater  ganz  gleich  Bs;  Z.  —  b)  namhaft, 
bedeutend.  ,Es  sind  etlich  nämlich  houptlüt  und  edler 
tod  hüben.1  147b',  Bs  Chr.  .Nemmlich  personen  der  Bur- 
gundischen.' ebd.  ,Hat  ein  nämliche  pension  sin  leben 
lang  ze  geben  verordnet.'  Axsh.  —  c)  ausdrücklich, 
bestimmt.  .Uf  einen  nämlichen  tag  beschicken.'  1476, 
Bs  Chr.  ,Uf  nemlich  zil',  auf  einen  bestimmten  Ter- 
min, ebd.  .Die  nämlichen  zins.  die  sy  gäben  sollend.' 
1563,  Hotz,  Urk.  ,Mit  nämlichen  Worten  und  heiterem 
Lr'-'diii;.v    1596,    Z  Urk.    •-    Mhd.    nenne-,    nemdich(en). 

un-nämlich:  unnennbar.  .Mit  vil  unnehmlichen 
lästeren  und  Schmachworten  verspottet.'  Ansh.  —  Mhd. 

un-jiamilirli. 

be-:  namentlich,  ausdrücklich.  ,Dass  benamlich 
harin  wol  zuo  betrachten,  dass...'  1529,  Absch.  (öfter); 
vgl.  ,bi  Namen.' 

namne":  Namen  (in  Holz)  einschneiden  BHa. 

ni'iiic"'  -mm-  Bs,  neu  BBr. ;  GRChur,  ne*  Aa;  Bs;  B; 
GrL.;  LStdt;  GTa.;  Soa  (aber  z'neme*d) ;  Th;  Uw;  Z, 

ni-  Gl;  GWe.,  Präs.  Ind.  Sg.  1.  nim  Bs;  THSulg.,  nime* 
Aa;  Ap;  B;  Gl;  Th;  Z,  nüme*  GitPr.,  2.nimst  Aa;  Bs;  B; 
Th;  Z,  k2«scGl;oTh;  ZO.f,  nünst  GaPr.,  ni'st  Schw, 
nest  Ap  (auch  nenst),  3.  nimt  Aa;  Bs;  B;  uTh;  Z, 
nümt  GW.,  nünt  GRChur,  Pr.,  nint  Gl;  G;  oTh;  Z 
Maschw.,  0..  nent  Ap  (auch  ned),  neäd  GMarb.,  ni't 
Schw,  PI.  neme'd  uTh;  ZDättl.,  S.,  neme*  Bs  (nenne,* 
oBs);  GrD.,  nend  AaI'.,  Ke.  (auch  nemi'd),  L. ;  Ap;  Gl; 
L;GG.;  aScBwjNnw;  Zg;  ZO.,  nendke,  ni*  B,  2.Pers. 
nemed  BsL..  nemet  BSi.;  GrD.,  net  B,  nait  LE.,  Conj. 
Präs.  nein  usw.,  Conj.  Prät.  näm  Aa;  Ap;  Bs  (auch 
nämt);  B  (Si.  nieme);  GrPi\ ;  Th;  Z,  nämti  (selten) 
Bs;  B;  Z,  nimti  PPo.,  nu'm  BHa.;  S;  Uw.  nuem  Ap 
(auch  niem),  Ptc.  g'num$*  FJ..  g'nomr*  BSi.,  g'nun  Gr 
vPr.,  g'nü2"  Gl;  GRChur,  Pr.;  G;  Sch;  Uw;  W,  g'nö" 
Ap;  Bs;  B;  GBern..  Stdt;  SchwE.j  ZO.,  g'nä*  ZDättl., 
S.,  Stdt,  g'nö2"  ThHw.:  im  Allg.  wie  nhd.  1.  mit  Vor- 
wiegen des  Begriffes  ,Ln  Besitz,  auf  Seite  des  Sub- 
jektes bringen."  a)  sich  aneignen,  woher  nehmen,  in 
Empfang  nehmen;  oft  im  Gegs.  zu  geben  (s.  Bd  II  72). 
Wo  nie"  will  n.  [ernten],  muess-me"  ge"  [nämlich 
Dünger]  ZZoll.  Bauernregel.  Die  Arme*  gend  und  die 
Eiche*  nend.  Dietscbi  1S44.  Wo  n.  und  nüd  siele"? 
sagt  Einer,  von  dem  verlangt  wird,  was  er  nicht  hat 
B;  Th;  Z  (Sprw.).  Nimm  's.  nenn  d's  hesch!  BsL.; 
Th.  X  wa  ist  inr'  tun"  wa  brist  [nötig  ist]  GrL. 
(Sprw.).  Me"  nimmt,  wo  ine"  's  findt,  Maxime  der'De- 
mokraten  für  die  Steuererhebung.  1868,  Z.  Nimm  's 
g' schwind,  de  muesch-es  denn  ha*,  iron.  zur  Bezeich- 
nung der  Aussichtslosigkeit  L.  —  b)  mit  Dat.  P.  und 
Acc.  S.,  für  einen  Andern  in  Empfang  riehmen  Bs;  B; 
Tu;   Z.     Nnn-mer  aw'<  d' Milch;  ie*  clm""  nüd  warte", 


bis  der  Milchma**  chunnt,  sagt  eine  Hausfrau  zur 
andern.  .Der  Meister  sagte:  Uli,  du  musst  noch  einen 
Heimatschein  holen  beim  Pfarrer;  gehe  morgen,  damit 
man  Zeit  hat.  ihn  ausfertigen  zu  lassen.    Heister,  das 

ist  mir  z'wider,  sagte  l'li.  Du  könntest  mir  ihn 
nehmen,  Meister;  du  kommst  wohl  öppe  zum  Pfarrer.' 
Gotth.  ,Ich  hatt  mit  dem  hofschnyder  gredt,  ob  er 
dir  ein  kleid  nemmen  wett.  Er  sprach  ja  und  hat's 
asgnommen,  das  wirt  hütt  also  gemachet  kommen.' 
Ruee  1540.  —  c)  für  kaufen  Bs;  Sch ;  Th;  Z;  vgl.  lat. 
emere.  Wend-er  's  n.  um  de*  Bris?  Frage  des  Ver- 
käufers, um  loszuschlagen  Tu;  Z.  Si',  in  med  das 
Tuech!  rief  ein  Krämer  auf  dem  Jahrmarkt  einem 
Vorübergehenden  zu,  worauf  Dieser,  ein  Spassvogel,  es 
ohne  Bezahlung  wegnahm  Z.  Es  ist  s' ge"  und  :'  ne*, 
der  angemessene  Preis  Z.  Er  clia""  nüd  ni"  und  nml 
gi*,  ist  zähe  bei  Kauf  und  Verkauf  G.  .Wann  das 
ganze  Fass,  das  14  Saum  hält,  zusammen  genommen 
würde,  so  wird  der  Wein  noch  um  etwas  wohlfeiler 
erlassen.'  Z  Nachr.  1787.  S.  noch  geben  (Bd  II  72). 
—  d)  für  wählen.  .Swanne  man  ein  rat  n.  sol.  das 
menlich  da  sin  sol.'  Z  Richtebr.  1304.  .Swenne  der 
rat  genommen  wird  und  er  gesworen.'  ebd.  .Wenn 
Malefizgrieht  ghalten  würt.  so  nümt  man  aus  allen 
vier  Gmeinden  Grichtschirmer.'  Gr  VDörf.  1692.  — 
e)  (einen  Weg)  einschlagen  Bs;  B;  vgl.  frz.  prendre. 
Net  der  cldi"  Fitessweg,  venn-der  im  e'tgege*  ganget ;  er 
nimmt  och  gäng  de*.  —  f)  zum  Mann,  zur  Frau  nehmen 
Bs;  B;  Th;  Z.  Ich  glaube*  nit,  das'-er  si  nimmt.  Wand 
ir  das  Mensch  ne"?  Bs  (Spreng),  's  ist  e*  g'förligi 
ZU  [die  Fastnacht];  d'  Lilt  nend  enand  L;  Wortspiel 
mit  3  a.  .Sterbe  die  Mutter,  so  nehme  der  Vater  eine 
andere;  so  lange  Gott  nehme,  so  nehme  er  auch.' 
Gotth.  ,Anna  Reinhartin  hat  weder  sydengwand  noch 
ring  nimmerme  getragen,  für  das  [seit]  sy  mich  ge- 
nommen hat.'  Zwingli.  ,Sy  wurden  ze  rat.  dass  Ross- 
mund den  fürst  Ballant  n.  müesste.'  Morgant  1530. 
.Wenn  zwei  einandern  nemmend,  so  soll  das  meitlin 
über  14  und  der  knab  über  16  jar  alt  syn.'  Z  Mand. 
1539.  —  g)  zu  sich  nehmen,  von  Essen.  Trinken. 
Mahlzeiten;  auch  vom  Vieh,  wohl  allg.  D'  Boss  ne- 
med de"  Haber  gern.  D'  Geisse"  händ  de"  alt  Ghle  nml 
welle"  n.  Öppis  (zue-n-em)  n.,  essen,  trinken  Bs;  B;  L; 
Th;  Z.  Weit-er  Öppis  n.?  Id.  B.  Z'  Äbig,  z'  Marge»,  z' 
Nüni  n.,  die  betr.  Mahlzeiten  einnehmen  Bs;  B;  Th;  Z  ; 
s.  auch  fünf  2  b  4  (Bd  I  852).  Von  alle*  Dusse"icerche" 
ist  mir's  z"  NuninS*  d's  liebste  BKirchb.  (scherzh.).  Ei*s 
(Bs;  B;  Th;  Z),  Eine"  (B)  n.,  einen  Trunk  nehmen. 
E*  Stötzli,  en  Schuppe*  n.,  einen  Trunk  im  Wirtshaus 
G;  Th;  Z.  Der  Gaffe,  's  Gaffeli  n.,  den  Kaffee  trin- 
ken B;  vgl.  frz.  prendre  1c  cafe.  Er  chönnt  devor  si-, 
ieenn-er  c"  wenißminger  mim  [tränke].  Gotth.;  vgl.  für 
(Bd  I  '.»55 1.  Niiml  e*  Mümpfeli  Bröd,  ir  Erwürde*' 
Göloi  1712.  Auch  von  Arzneien:  Die  Chue  häd  •••<- 
Trank  nml  g'no"  Bs;  Tb;  Z.  Obsich,  nidsi'*  n.,  Brech-, 
Abführmittel  brauchen  Z.  Ebf.  mit  verschwiegenem 
Obj.:  Milch.  Nahrung  zu  sich  nehmen,  von  jungen 
(saugenden)  Tieren.  Er  redt  oo*  sine"  Bosse*,  Chilene" 
oder  Stiere",  oder  welehes  Chalb  ''ns'  schön  mim,  Joai  ii. 
1881.  Wi'chaiif  mitess  doch  [beim  Kaufen  junger 
Schweine]  si",  sust  täte*  d'  Siiu  nit  guet,  si  nume*  gar 
nit  schon,  ebd.  1883.  —  h)  abholen,  eine  Person  unter- 
wegs B;  vgl.  frz.  prendre  qlqn.  —  i)  annehmen.  Gelt 
n.,  sich  bestechen  lassen;  s.  Gelt  (Bd  II  239)  und 
Lön  (Bd  III   1286).     Auch  abs.:    ,Er  nimmt,    se  cor- 


727 


Nam.  nein.  nim.  nom.  nmn 


7-> 


rumpi  patituiv  Id.  B.  —  k)  Nend-er  guet?  nehmt  un- 
günstige Karten  auf?  Grussfrage  an  Kartenspieler 
aScaw.  —  1)  bekommen.  I'h  ha»  en  Dort".  en  Schine* 
g'nun,  es  ist  mir  ein  Dorn.  Splitter  ins  Fleisch  ge- 
drungen   Gr  vPr. ;    vgl.   frz.  prendre   un    rhume.    — 

2.  mit  Vorwiegen  des  Begriffes  , wegnehmen',  mit  Bez. 
auf  ein  (z.  T.  bloss  gedachtes)  Dat.-Obj.  im  S.  des 
Beraubens,  Entziehens,  Befreiens.  a)  wegnehmen  (zu- 
meist widerrechtlich,  mit  Gewalt).  <x)  mit  persönlichem 
oder  pers.  gedachtem  Subj.  allg.  (Eitm  's  Wassern., 
unbefugter  Weise  das  Wasser  aus  den  Wässerungs- 
gräben auf  das  eigene  Land  leiten  Aa;  S.  Er  nimm I 
de'  Litte"  Nüt,  er  nimmt  's  im  [für  sieh]  Z.  Wortspiel 
mit  Bed.  1.  S.  auch  Äugst  (Bd  1  154).  März  (Sp.  432). 
.Vmii  Alp  n.  [TitelJ.  Weiher  alp  n.  wil  oder  einem 
abzien,  der  unser  landman  nüt  ist,  der  sol  es  tuon 
vor  der  fart  zue  Netfels.-  um  1470,  Gl  Rq.;  vgl.  Alp  2 
(Bd  I  19t)  und  legen  (Bd  III  1175  o.).  S.  noch  lmb 
(Bd  I  234).  Dervo*  n.,  entwenden  Bs.  Si  [die  Feinde] 
nänd-is,  was  mir  hiintl;  schlö*d-is  z'  Tod.  Bantle  1712. 
Geradezu:  stehlen  Bs;  Tu;  W;  Z.  D's  Mannli  si  u"- 
verschämt  i*  Beuuru*  [Reue]  g'faUu;  dass  's  die  Epfju* 
[Äpfel]  g'nu*  hei  WStalden.  Hed  g'loge"  und  bitroge", 
hed  'bettlet  und  hed  g'na".  RBadr.  Obertr.,  sich  's  [eine 
Überzeugung]  nüd  lei*  it.,  wie  nhd.  Bs;  B;  Gr;  Th;  '/,. 
—  ß)  mit  säcbl.  Subj.,  wegnehmen  i.  S.  v.  benehmen, 
entziehen,  Abbruch  tun  Bs;  B;  Gl;  Tu;  Z.  's  Eerdöpfel- 
chrüt  nimmt  de"  Chilene"  d'  Milch,  's  Nägeliöl  häd- 
mer  's  Za'we  uf  der  Stell  g'na".  Was  es  bringt, 
muess-es  ni*,  was  ein  Übel  verursacht,  muss  zugleich 
Heilmittel  dagegen  sein;  so  wenn  man  gegen  die 
Schneeblindheit  und  das  Hautschälen  im  Gebirge  das 
Gesicht  mit  Schnee  reibt  Gl.  Es  ist  der  Sach  mich 
Nüt  g'nw,  Nichts  geschadet,  ebd.;  vgl.  noch  unken 
(Bd  I  344).  .Die  4  malter  zenden  sol  weder  regen 
noch  wind  nen  [zu  geben  verhindern].-  1420,  L  Urk. 
,Ich  begert  mynen  irrsals  berieht  zu  werden  und  das 
recht  darum  zu  erlyden.  was  das  gäbe  ald  näiue.' 
WSieiner  1530.  .Du  muest  im  turn  erfulen  dinnen, 
d_as  wirt  dir  bald  dyn  schwetzen  neu.-  Aal  1549. 
.Übrigens  aber  dass  disere  Weggeldsverordnung  der 
obrigkeitlichen  Zollgerechtsame  weder  was  geben  noch 
nehmen  solle.'  G  Zoll  der  Gotteshaus!  1833.  S.  noch 
geben  (Bd  II  74).  —  b)  in  Anspruch  nehmen,  brau- 
chen; vgl.  frz.  prendre  und  lat.  absumere  in  gleicher 
Bed.  Es  het  's  gretd  g'no",  es  ist  genau  aufgebraucht 
worden  BHk.  ,Es  nemme  lange  wyl,  zu  erzellen  die 
schädlichen  missbräueb.'  B  Disp.  1528.  .Carmina  ope- 
rosa,    die    vil    arbeit   genommen    habend.'    Fris.   — 

3.  a)  anfassen,  packen,  a)  mit  einfachem  Acc.  P. 
Eint-  n.,  angreifen,  packen  (um  ihn  durchzuprügeln) 
Ap;  li,  G;  In;  /,.  Mer  teend-e"  gad  n.'.  Enand  n., 
handgemein  werden,  sich  raufen  B;  Tu;  Z.  Nimm-e*! 
Hetzruf  zum  Hunde:  pack  an!  Bs;  B;  G;  Th;  Z. 
Nimm-si  mache",  ein  Fangspiel  Bs  (Breitenst.).  ,Ich 
hab  gmeint,  ich  hau  dir  gnug  gen,  so  dörft  ich  dich 
11  oi -li  einsl  zu  n.  (nimmt  sie  beim  Kopf).'  Myr.ii  Xus 
1630,  Bildl.  Eine*  n.  (für  Öppis),  rechtlich  belangen. 
/..  D  für  eine  Beschimpfung  „VO;"  Th;  Z.  —  ß)  durch 
lokale  Bestimmungen  erweitert.  Eine"  bi  den  Öre", 
bim  Frack,  Gauder,  Chrips  usw.  ne";  s.  Bd  I  412. 
1294;  II  122;  III  850.  ,N.bi  Öppis,  vincere  aliquem 
qua  parte  facile  flectitur.'  Id.  1).  Einen  oben-i"  n., 
umhalsen  B.  Es  nimmt  der  Papa  und  d'  Mamma 
obe"  ine"  und  chüschelet:  Ich  danlcen-ech  herzlich.  Bari 


1886.  Einen  nnden-üs  »..-  s.  linden  (Bd  I  323).  — 
y)  (eine  Arbeit)  in  Angriff  nehmen,  anpacken.  Mer 
tri  tut  's  (wider)  «.,  sagen  Solche,  die  sich  nach  einer 
Ruhepause,  nach  dem  Essen  wieder  an  die  Arbeit  be- 
geben Tu;  Z.  Weit -der 's  (au*)  it.?  Grussfrage  im 
Heuet,  in  der  Ernte  BsL.;  Z;  doch  s.  4.  —  b)  (er- 
greifen und)  mit  sich  nehmen,  wegtragen,  allg.  Flug 
oder  ' ■''  nimm-di'"!  GrPi\  (Kuoni).  Gang  e'nrgg  tuler 
ich  nimm-dich!  ÄALeer.  Kinder  sehreckt  man  mit  den 
Worten:  's  Nachtfräuli,  de Bölima** usw.  nimmt-dich! 
.Alle  hatten  vernommen,  der  Vetter  nehme  alle  Tage 
ab  und  es  werde  ihm  gehen,  wie  es  im  Sprichwort 
heisse:  Was  der  .März  nicht  will,  das  nimmt  der  April.' 
Gotth.  In  Beteurungen;  s.  Gugger  (Bd  II  186).  Gott 
(Bd  II  512),  Tafel.  Sott-mi*  au'h  eler  Chueni  n.!  AaZo£ 
Kai.  1852.  —  c)  mit  unbestimmtem  Ubj.,  von  schnei- 
denden Werkzeugen.  Die  Sage",  Segisse*  nimmt  's  (wie 
Gift),  sehneidet  sehr  gut  Bs;  B;  Tu;  Z.  —  4.  (Früchte) 
einheimsen.  D' Frucht  ist  rif,  merwend-si  n.  B;  Th;  Z. 
Mer  neme'd  s'  [die  Trauben],  so  lang  's  noc*  schön 
Wetter  ist.  ebd.  —  5.  arg  mitnehmen,  überwältigen, 
hinraffen,  verderben  Aa;  Bs;  B;  Gr;  G;  Th;  Z.  Syn. 
butzen.  a)  mit  Acc.  P.  Er  het-en  g'nu*,  beim  Ringen 
besiegt  GG.  Der  Dulder  hät-em  e"  scharf  Guttere'  'ge", 
si  hät-e"  undtfschi  und  tibe'schi  g'no",  nach  unten  und 
oben  purgiert  GBern.  In  geistigem  S.:  Eine'  n.,  über- 
listen GTa.  —  b)  mit  Acc.  S.  D'  Sclierhüfe"  neme'd 
eV  Segisse"  [Sensen]  heillös.  's  Gift  nimmt  d'  Müs. 
Der  gäcli  Rei"  nimmt  Eim  eV  Bei".  Stickelspitl  »/- 
lese"  und  derigs  Werch,  wo-n-Eim  de*  Bugge*  nimmt. 
ESchöNENB.  1894.  Schlechtes  Pflaster  nimmt  d'  Schneit. 
's  biästig  Wetter  nimmt  d'  Milch,  macht  sie  gerinnen. 
—  c)  bes.  häufig  unpers.  1)  mit  Acc.  P.  Eis  het-e"  g'no*, 
auf  den  Boden  hingestreckt  B;  Th;  Z,  aufs  Kranken- 
bett geworfen  GStdt;  Z.  hingerafft  (roh)  Aa;  Bs;  B; 
G;  Th;  Z.  Es  nimmt-en  schier,  er  ärgert  sich  fast 
zu  Tode  GW.j  Tu;  ZF.  's  war  guet,  es  wora-di°*  n. 
und  chämtist  nümme*  hei"'.  Stütz.  ,Dort  regiere  ein 
grusam  Fieber;  die  wo  nit  chech  syge",  die  näm  's 
wie  d'  Fleuge".  Der  Vater,  der  hätte  es  nit  möge" 
erlyde";  nit  mänge"  Tag  syg 's 'gange",  su  heig's-ne" 
g'noV  Gotth.  Es  wird~dic*  nüd  ne",  du  brauchst  dich 
nicht  zu  fürchten  (derb)  GG.;  Tu;  Z.  Von  Brechen 
oder  Diarrhöe :  obsich,  nidsi"''  n.  G;  Z.  Es  hät-e"  zwei, 
drit  Mal  g'no*.  Von  Betrunkenheit  Z.  Wenn  st  vo" 
dem  ll'j"  en  Schoppe*  trunk,  so  näm  's-e-si.  Stutz. 
Von  Gefühlen  übermannt  werden  GaChur;  dt-mitts 
[mitten]  ».,  verdriessen  GWe.  Von  ökonomischen  Ver- 
lusten arg  mitgenommen  werden  Z,  fallit  werden  Gr; 
Lj  Tu;  Z.  Es  ist  heilt  gar,  wie 's  eus  nimmt  uf  "II 
Site"  bald  zwei  Jör.  Stütz.  ,Es  hat  da  und  dort  einen 
Senn  genommen,  er  konnte  nicht  bezahlen.'  Herzog 
1863.  -  2)  mit  Acc.  S.  23s  nimmt  d'  Milch,  sie  gerinnt 
GRfle.;  Th;  Z,  de*  Sc,  er  gefriert  Th;  ZS..  d'  Eibe*,  sie 
erfrieren,  ebd.  Wenn  's  dort  brennt,  chönnt  's  's  ganz 
Dorf  n.  Bs;  B;  Th;  Z.  Es  het-cm  d'  Fitcss  Knne'-üs 
g'nu'"e",  er  ist  (im  Schnee)  ausgeglitten  FJ.  —  <>.  in 
geistigem  S.  a)  auffassen,  eig.  anfassen.  ,J**  mag  's 
«.,  welc*e*  Weg  ic''  will,  quaeunque  parte  rem  con- 
sidero,  aggredior.'  Id.  B;  Bs;  Tu;  Z.  —  b)  entnehmen, 
schliessen  Ar.  Ab  Näbes  n.,  aus  Etwas  entnehmen. 
!•''  ha*  d'rab  g'nö;  dass...  ,Wir  müessend  darob  n., 
dass  etwas  an  dem,  des  sy  geschuldiget  werdend,  sye.' 
1530,  Absch.  —  c)  annehmen,  glauben.  .Mag  sieh  des 
einer  entschlachen    zu    den    heiligen    [sich  mit  einem 


:■_•" 


Na 


in.  nein.  nun.   n<>in.  nuni 


78n 


Eide  reinigen],  so  sol  man  es  von  im  n.'  1 164,  /Rhein. 
Offn.  —  d)  denken,  bedenken.    Nimm,  wie  lang  es  geit! 
Id.  B.    Nimm,  wie  mitesst  's  -der  werte'!  Hebel.    Nend 
aitch!  prägn.:   denkt   euch  doch!    hört    [das  Erstaun- 
liche]! Gl;  SchwE.  —  e)  mit  folg.  Inf.:  unternehmen. 
.Lueg.  lueg,  wie  [der  Jagdspiess]  so  rostig  ist.  Nimmst 
darmit  z'  stechen  einen  Baren,  du  möchst  dich  kaum 
einer    Maus    erwehren.-    Myricäus    1030.    —    f)  meist 
unpers.  mit  Acc.  F.,   bedünken.     JSs  nemt-mv*  sehe*, 
es  kommt  mir  wunderlich  vor,  ich  zweifle  daran  GRh. 
, Es  (das)  nimmt  mich  unbillich.'   1437,  Lacff..  Beitr. ; 
1459,  S  Schreib.;  149Ö,  Ndw  Urk.;  Edlib.,  ,frömd  und 
unbillich.'    1580,  Ndw;    1531,   Absch.     ,Das   si   solich 
clegt  unzitlich   nein.'    1441,   ZGrün.  Schiedspr.     Vgl. 
,es  nimmt  mich  wunder'  und  s.  noch  fremd  (Bd  I  1299). 
—  7.  in  mehr  oder  weniger  abgeblasster  Bed.  in  zahl- 
reichen formelhaften  Verbindungen,   a)  mit  einfachem 
Acc,  z.  T.  als  blosse  Umschreibung  eines  Verbalbegriffs. 
Acht  n.,  Acht  geben,  achten,    's  Seppeli  hat  kei"  Acht 
druf  g'no".  Lienert  1888.    Adie  n.,  Abschied  nehmen 
BBe.  (d's  A.);  Gl.     ,A1s  Konrad   bei   dem   von  Isen- 
ringen  b'hüet-dieh  Gott  genommen,  machte  ihm  Dieser 
das  Kreuz  und  sagte:  Geh,  Konrad,  in  Gottes  Namen!' 
Ndw  Kai.  1884.    Giiet  Nacht  ne"  Ap;  Gl;  GG.;  SchwE. 
.Einen  Eid  n.',  abnehmen.     , Lognet  aber  der,  der  da 
beklagt  wirf,  und  sprächet  er  unschuldig,  so  soll  der 
kleger  n.  sinen  eit,  alder  er  welle  in  lieber  bewerren 
[durch  Zeugen  überführen].'  1339,  Schw  LB.;  s.  auch 
ge-  (Bd  II  49).     .Access    n.',    in   den  Bat  der   neuge- 
wählten Rats-  oder  Schrankenherren  aufnehmen,  wobei 
der  oberste  oder  älteste  das  Wort  führt  für  sich  und 
die  übrigen  Gl.    ,I)en  atem  wider  n.\  Atem  schöpfen. 
Haimonsk.  1531.     .Einen  Fall   n.\    fallen.     ,Er    hätte 
den  todfal  uf  dem  felsen,  der  haldecht  ist,  genommen.' 
1535,  Ag.Tschcdi.  En  Gump  n.,  einen  Sprung  nehmen, 
tun  Bs;  B;  Th;  Z.    ,Den  louf  n.-,  den  Anlauf  nehmen. 
Morgant  1530.    .[Bayard]  nam  sin  louf  so  stark,  das 
es  tuocht,    das  ertrich   zittrete   under  im.'    Haimonsk. 
1531.     .Verlust  n.',  verlieren.  Volksr.  ;  vgl.  .Schaden 
n.'    ,Müe  und  arbeit  n.'  Morgant  1530.    ßrössi  Made' 
ti.,   breit  mähen  B;  Z.     .Recht  n.  (von  Einem)',    zur 
Rechenschaft  ziehen.  ,Wäre,  dass  dekeiner  den  andern 
von  geltschuld  wegen  anzesprechende   hette,    der  sol 
ein  recht  von  im  n.  vor  dein  richter  an  den  stetten, 
da  [usw.].'  1350,  Absch.    ,Were  aber,  das  er  den  weg 
nit  machte,  als  er  sollte,  so  soll  man  von  im  recht  n.' 
1525,    Schw   LB.      .Bericht    n.',    Bericht    empfangen. 
Zwingli.    Noch  en  Bung  n.,  bei  einer  Arbeit  noch  ein 
Stück  in  Angriff  nehmen  und  bewältigen  ZWakl.    De" 
Bank  ne",   abschwenken,    eine  Kurve  beschreiben  B; 
Th;  Z,  eig.  und  bildlich.    .Bescheid  n.'    .Frauen,  die 
zänkist    sein    und    h'schnateren    Alls,    die    stand    vil 
under  der  Tür,  nend  Bscheid  von  Allen,  die  gan  für 
[vorbei],  stets  ir  Maul  mit  den  Leuten  wetzen.'  Stett- 
ler  1606.     En  Schutz  n.  üf,   sich  losstürzen  auf  Z. 
,Einen  Schrecken  n.',   erschrecken.     ,Hie  nament  wir 
aber  einen  Schrecken  und  meinten,  es  weit  uns  übel 
gan.'  HsSchürpp  1497.    Gross,  chli"  Stich  n..  machen 
(beim  Nähen)    AaF.,  Ke.     Starz  n.,   sich   im   Wider- 
stand bestärken  lassen  B;  WLeuk.    .Einen  streich  n.' 
Morgant  1530;  Haimonsk.  1531.   Tag n.,  einen  (Rechts-) 
Tag  ansetzen  Z.    Einen  Tanz  n.,  tanzen.    Der  ander 
Tanz  hät-er  g'no".  Lienert  1888.    Soli  [solche  Musik- 
stücke]   hätte -nie"  asie  [ehemals]   g'nu",   um  darnach 
zu   tanzen.    GFient  1880.     .Wollust   n.    (ab    Etwas).' 


Haimonsk.  1581.    ,Uszng  n.',  eine  Einwendung  machen. 
Zwingli.  —  b)  mit   präpositionalen   oder  adverbialen 
Bestimmungen.  Obenab  ».;  s.  oben-ab  (Bd  1  31).    Dazu: 
(cV  Webe",  JRebschoss)  o.  n.,  abbrechen,  verkürzen  Schj 
Tiillw.  (meist  mit  weggelassenem  Obj.);  Z;  Syn.  oben- 
ab  blitzen.     S.  auch  Nidel  (Sp.  673).    Vorab  »..  (sorg- 
fältig)   abheben,    wie    beim    Auspacken;    bes.    Midi.: 
D'  Birner  tue"  Alles  (  bi  ihn  htlt'' *  v.  n  .  /.  11.  von  Neue- 
rungen B.     Es  ist  doch  es  Bitzili  i' grob  'gange";  es 
ist  war,    wir  ui"  's  nit  eso  mache",    nur   wi"  's  eppe* 
hubscheli  r.  n.  F.    Hindernd)  n. ;  s.  hinden-db  (Bd  I  31). 
,So  schlecht  seien  die  Leute  doch  noch  nicht,  dass  ein 
Bauer  gegen  einen  Knecht  hintenab    nehmen  sollte.' 
Gotth.    .Daneben  konnte  es  es  nicht  verwerchen,  dass 
es  hintenab  n.  müsse,  nach  der  Andern  Gring  es  gehen 
solle.'  ebd.     Er  mäess  hingerät)  n.  gege"  die  Angere". 
MWalden  1884.  Ab  Satz  n.,  den  Meister  zeigen,  heim- 
schicken ZStdt.    De"  häd-er  aber  ab  S.  g'na"!    .Über 
sich  n.',    übernehmen.     ,Der  künig   Hess    XX  tussend 
man  samlen,    die  nam  Lutziana   über  sich.'   Morgant 
1530.     .Er   soll   die    Vogty   ein    Jar   lang   über   sich 
nemmen.'  B  Gerichtssatz,  lb'15.    ,Uf  sich  n.',  auf  sich 
nehmen,  eig.  und  bildl.     Das  will-ich  uf-mich  n.,  das 
will  ich  verantworten  Bs;  B;  Th;  Z.    ,Sid  wir  sölich 
spenn,    zwöytracht   und    Zuspruch    uf  uns    [zur   Ent- 
scheidung] haben  genommen.'  1425,  Gl  Urk.    ,I)arumb 
namen  die  Kirchgenossen  uf  sich,  den  Carfrytag  ewig 
zu  fyren.'   RCys.     ,Soll  ich  die  Worte    auf  mich   n.', 
auf  mich  beziehen  ?  Sintem.  1759.    .Ich  nimm's  uf  myn 
letstes  end  [nehme  es  gleichs.  beim  Sterben  auf  mein 
Gewissen],    dass   ich  myn  grauet  nie   zue  im  wendt.' 
HBull.  1533.     ,I>a  nam  er  uf  sin  letst  end,    er   war 
unschuldig.'  Salat.    A"  (üf)  d'  Chride"  n.;  s.  Chriden 
(Bd  III  787).     I"  's  Aug  n.,    sich   genau    merken    B. 
Xttii-mer  de"  nit  öppe"  derco",  hiess  es,  ich  ha"  de"" 
guet  i"  's  Aug  g'no",  wie  vil  der  g'gc"  ha".  MWalden 
1879.    .In  Empfang  n.',  mieten,  pachten.  Henne  1867. 
,In  frid  n.',  zwei  Streitenden  Frieden  auflegen.  Edlib. 
,In  Sinn  n.',  sich  einfallen  lassen.    .Sölichs  z'  under- 
stan,  das  er  süss  nie  hett  in  sinn  gnau.'   Kuef  1540. 
Us-enandere"  n.,   zum  Wachstum.    Gedeihen  bringen 
GrPt.    Me"  mues  de"  Chile"  Buch  mache",  d'  Chüe  us- 
enandere"  n.    D'  Chüe  ra"  Milch  n.,  den  Milchertrag 
schmälern  GaPr.     Alls  Hauends  und  Slechends,   was 
vom  ise"  si",  fori  de"  Chüe  in  d'  Üter  und  nemme-sche 
ra-  Milch,  hend  die  Alte*  behauptet.  Schwzd.    Anders: 
.lMsjungere  agnos  a  mamma,  von  der  milch  nemmen, 
entwennen.'  Fris.  ;  vgl.  ab-nemen.     Vor-sich  (Ap),  für- 
schieh  (GrD.,  Pr.)  n.,  sich  vornehmen.    We""-me"  aswas 
fürsehieh  mint,  so  sött-me"  's  fertig  mache"  GrPi\    ,L>er 
sig  ist  nit  des,    der    in    für   sich   nimmt,    snnder  des, 
dem  in  Gott  gibt.'    Zwingli.     .So  wett   ich  nüt  alles 
daz  tuon,  so  ich  für  mich  genommen  hab.'    Morgant 
1530.     Auch  =  betrachten.     ,Ir    wellent   diser   loift'en 
sach  wislichen  für  üch  nemmen  und  betrachten.'  1443, 
B  Schreib.    ,Zu  sich  n.',  auf  seine  Rechnung  nehmen. 
,Der  leman  sol  das  hus  in  guetem   tach   und   gmach 
halten,   die  venster  und  die  isenwerk  sol  Michel  zue 
im  n.'  1550.  Estern..  Riekenb.    Z'  Bode"  n.,  zu  Boden 
strecken.     Es  hat- e"   z' B.  g'no"   Tu;  Z.     ,Zu  Recht 
n.'.  rechtlich  belangen,    ,1m  J.  1020  wurden  die  Juden 
T.    und   M.   wegen  Wucherzinsen   zu   R.   genommen.' 
Aa  Gem.    ,Zu  Wort  n.',  vorwenden.    .Der  Zins  ist  ze 
antwurten,  ze  richten  und  ze  wären  uf  S.  Martinstag 
für  alles   [ohne  alles]   ze   wort  nemen   brünst,    stur, 


731 


Nam,  nein,  iiini.  liom.  num 


732 


brach,  krieg,  abgang.  infäl,  irmng,  inträg,  mängel  und 
gebresten.'  1580,  /.  Kaufbr.  —  8.  refl.,  sich  begeben 
,Wie  abt  Franciseus  sich  uf  sin  schloss  zue  Rorschach 
genommen.'  Kessler. 

Die  Formen  neu,  »>>nl,  nint  lassen  sieh  in  unserer  ä.  Lit. 
Ms  in  die  nihil.  Zeit  zurückverfolgen;  virl.  dazu  die  ent- 
iprechenden  Verhältnisse  bei  kommen  (Bd  111  262),  das  auch 
zum  übertritt  in  andere  Ablauts-,  bzw.  Flexionsklassen  [Conj. 
l'rät.  niu-iii.  iiiw,  nntiitit  trenaue  Analn^i.ai  t-u-U-t  l'te.  .^rnan.' 
HSalat;   Baberer   1562;   ,gnu.'  XV..  Schw  Kq. 

ab -li  eine":  1.  tr.  A)  mit  ausgedrücktem  oder 
bloss  gelegentlich  verschwiegenem  Obj.  1.  mit  Acc.  S. 
a)  wegnehmen,  entfernen,  abheben,  bes.  in  gewissen 
stehenden  Verbindungen.  D'  Wasch  a.,  die  Wäsche 
vom  Seil  nehmen  Aa;  Bs;  B;  Tu;  /..  Er  milcnd  a., 
es  chunnd  en  Schutz  [Regenschauer].  D'  Chappe",  de" 
Huet  a.,  zum  Grüssen  G;  Tb:  Z.  De"  Schlüssel  a., 
aus  dem  Schlosse  ziehen,  nachdem  man  geschlossen 
hat  B;  Th;  Z;  hingegen:  's  Schloss  «.,  von  der  Türe 
losmachen,  abschrauben.  Obs  (Biren,  Opfel)  a., 
pflücken  B;  Gl.  Es  Bei",  en  Arm  a.,  amputieren  Bs; 
B;  G;  Th;  Z.  (D'  Pfanne")  a.,  die  Pfanne,  bzw.  die 
gekochten,  gesottenen  Speisen  vom  Feuerherde  heben 
G;  S;  Syn.  ab-lupfen.  Das  Junge  von  der  Mutter  a., 
entwöhnen.  ,Depulsi  agni  a  raatribus,  entwennt  oder 
abgenommen.'  Fris.  In  ä.  Spr. :  wegnehmen,  rauben. 
.Alles  unrecht,  frevel,  totschleg,  alles  a.,  alle  angriffe, 
beschwernusse  an  guet  und  an  personen,  roub  und 
ieglich  ander  schaden.'  1426,  Absch.  ,Kein  herr,  wie 
mächtig  joch  er  wäre,  möcht  uns  die  hilf  a.',  ab- 
schneiden. 1529,  ebd.  Mit  Verschiebung  des  Objektes; 
Obj.  ist  der  Gegenstand,  von  welchem  weggenommen 
wird,  a)  D'  Milch  a.,  abrahmen  Aa;  Bs;  B;  VO;  Sch; 
Th;  Z.  Abg'nomeni,  bzw.  -g'näni,  -g'nüni  (in  Bs;  B 
auch  -gnönigi,  in  L;  ZLunn.  -g'nüni)  M.  allg.  ,Er 
schenkte  ihm  manche  Flasche  Milch,  die  aber  immer 
halb  abgenommen  war.'  Gotth.  .Saure  Milch,  abgenom- 
mene Schottenmilch  oder  Schotten.'  JBOtt  1736.  's  ist 
Nüd  über  abg'nöni  Milch,  iron.  RA.  —  ß)  (de"  Tisch) 
a.,  die  Speisen  abtragen  Z.  —  y)  kürzer  machen, 
verkürzen  Bs;  B;  Th;  Z;  auch  mit  hinzugefügtem 
Aee.  des  Masses  Th;  Z.  De''  Bese'stil  ist  z'  lang;  de 
muest-en  (ziee  Zoll)  a.  (D'  Rebschoss,  d'  Bebe")  a.,  oben 
abbrechen  AABb.;  Sch;  Z.  ,Dass  jedermann  dem  andren 
sin  heg  sol  a.  am  dritten  jar;  duot  er  das  nit.  (lei- 
den hag  gesetzt  hat,  so  mag  einer  den  hag  a.,  dem 
er  seliaden  tuot.'  1427,  ScewPfäff.  Offn.  .Mine  Herren 
haben  12  Gewehre  aus  dem  Zeughaus  für  junge  Knaben 
a.  und  zurecht  machen  lassen.'  1789.  Aarauer  Ratsprot. 
—  8)  vermindern,  schwinden  machen,  schwächen.  .Wa- 
rben verzert  oder  merglet  den  leib  aus,  nimmt  den 
leib  ab.'  Mal.  —  b)  beim  Stricken:  (so  und  so  viel 
Maschen)  a.,  ihre  Zahl  vermindern,  dadurch  dass 
man  je  zwei  zu  einer  zsfasst  Aa;  Bs;  B;  Gr;  G;  Th ; 
Z;  sehr  häufig  mit  verschwiegenem  Obj.  Auch  mit 
Verschiebung  des  Obj.:  de"  Strumpf  a.  B;  Tu;  Z.  — 
c)  etwas  Angebotenes,  etwas  Geschuldetes  in  Empfang 
nehmen,  annehmen,  nicht  zurückweisen  Bs;  Bj  Gl;  (t; 
Th;  Z.  De  Chrämer  häd-mer  de*  Franke*  und  ab- 
!l'ua",  er  seil)  falsch.  Wer  hiid  's  <:<>ld  abg'na*  a"  der 
Kasse?  G'hörst,  de  nimmst-mer  den/n  Sud  [kein  Trink- 
geld! ab,  wenn  s1  der  öppen  Oppis  wend  gS*,  sagt  die 
Mutter  zum  Kinde,  das  .Imdin  ein  (lescbenk  über- 
bringen  soll.  Bim-e*  Fäljär  häd-er  [der  humane  Zins- 
herrj  nur  de"  halb  Zeis  abg'na*.    Er  hiid  den  Arme" 


nie  Xi'td  [kein  Honorar]  abg'no*,  von  einem  Arzte  Bs; 
Tu;  '/,.  .Dem  Ungehorsamen  soll  man  ein  Pfund  Busse 
i.'  1548,  Aa  Gem.  .Von  den  houbtlalen  und  erschätz 
haben  wir  us  genaden  lang  nie  nüt  gehöuschet  noch 
abgenommen.-  1562,  Hotz.  Urk.  Spec.  1)  e*  Bechni*g 
«..  den  Rech nungsstel Ier  entlasten  Tu:  /..  —  2)  (Eim) 
's  Zu  a..  den  Gruss  erwiedern  Aa:  Ap;  Bs:  G;  Sch; 
Schw;  S;  Tu;  '/..  Er  hät-mer  nii  e*mol  's  Zit  abg'no*, 
demonstratives  Zeichen  des  Grolles,  der  Feindschaft. 
Si  mönd  Kim  bloss  so  lislich  's  Z.  «.,  grüssen  kaum. 
Stutz.  (I  ><■•>>  guete*  Tag  a.,  den  Morgengruss  erwie- 
dern Ap;  Gr.  V  Leid  a.,  die  Beileidsbezeugung  ent- 
gegennehmen;  s.  Leid  i  Bd  III  1082).  —  d)  abkaufen  Bs; 
B;  Gl;  Tu;  /,.  Neme*d-mer  Öppis  ah!  bittet  ein  Krä- 
mer. —  e)  meist  mit  Dat.  1'..  Einem  eine  Last,  etwas 
Unangenehmes  abnehmen,  ihn  davon  befreien,  allg. 
Du  cha""st-em  de"  Ghorb  a.,  wenn-er  müed  ist.  Nimm- 
em  dir''  de"  Hund  ab,  befreie  ihn  von  dem  ihn  an- 
bellenden Hunde!  Z.  Der  Uhder  nuies"  dem  Obere* 
's  Wasser  a.  ZZoll.  (Rechtsgrundsatz).  Enand  (Dat.) 
a.,  beim  Tragen,  Rudern  usw.  abwechseln,  einander 
ablösen  Th;  Z.  Der  Mueter  d'  Hüs-Cher  (Bd  III  4::4) 
a.  SeiiSt. ;  Tu.  .Diewil  und  die  von  Humbrechtikon  im 
den  kilchherr  von  Dürfen  nit  abnamint  und  im  gegen 
in  hiltiich  sygen.'  1500,  ZGrün.  ,Grobe,  wüeste  oder 
pürsche  wysen  im  reden,  stan,  gan  und  alle  gebärd 
sollend  die  fürgesetzten  der  sehuel  flyssig  achten  und 
den  knaben  uf  das  flyssigest  a.'  1532,  Egli,  Akt.  — 
f)  entnehmen,  ermessen,  schliessen,  folgern;  „Kanzlei- 
stil L;  Z."  De  cha""sch-es  us  Dem  a.,  das'...  B;  G; 
Th;  Z;  ich  cha""'sa"  mir a.  ScHSt.;  Th ;  Z.  .Was  meiner 
wartete,  nahm  ich  aus  dem  ab,  was  ich  früher  erlebt.' 
Gotth.  ,In  welchen  Worten  ewer  lieb  a.  mag,  dass  [usw.].' 
Zwingli.  .So  wöllends  by  üch  selbs  a.'  Aal  1549. 
,Darby  magst  a.  unser  müy.'  JMcrer  1565.  ,In  diser 
Nacht  und  umb  die  Stund,  wie  die  Xaehburen  bi  sinem 
Liecht  abgenommen.'  JRüeger  1606.  ,Dass  disem  also 
seye,  magst  du  klärlieh  a.  bei  dem  Pfeffer.'  JRLandenb. 
1608.  .Der  Bach  kommt  ab  Gold,  wie  aus  dem  Sand, 
so  er  führt,  mag  abgenommen  werden.'  Güler  1625. 
.Conjecturam  de  se  domi  facere,  bei  sich  selbs  a.' 
Denzl.  1677;  1716.  ,So  vil  ich  aus  deinen  Schriften 
abnehme,  bist  du...'  Sintem.  1759.  —  2.  mit  Acc.  S. 
oder  P.  a)  ein  Bild  von  Jmdm  oder  Etwas  machen, 
photographieren  B;  Tu;  Z.  Fr  hed  si's  Hüs  la*  a.  Ich 
ha"-mie''  la"  a.  —  b)  kleinere  Tiere  (z.B.  Kaninchen) 
abtun,  töten.  AaZ.  1815.  ,Swele  metziger  eins  ve 
todet,  ald  swie  manges  er  abiiiniet,  diu  sol  er  ouch 
sanicnt  in  die  schale  tragen.'  um  1300,  ä.L  Ratsb.  ,Er 
hiess  einen  wider  a.  und  ein  mal  zuerüsten.'  1530. 
Tob.;  dafür  1667:  .schlachten.'  .Liess  auch  a.  zwo 
feisster  küy.'  ebd.  .Ich  sölt  guet  kappunen  abnen. 
ouch  ein  guet  kalb  gestochen  han.'  Rief  1540.  Auch 
von  Menschen:  .Ertödt  ich  wird  und  abgenun  von 
iedein,  es  sei  wyb  und  mann',  sagt  Kain.  ebd.  — 
:!.  mit  Acc.  P.  a)  zu  Boden  werfen,  namentlich  beim 
Ringkampfe  Ap;  GRb.  Der  hed-mir''  abg'no*.  Mer 
haud  enand  abg'no*,  auch  bloss:  wir  haben  mit  ein- 
ander gerungen  oder  gerauft.  —  b)  Jmdn  von  Etwas 
abbringen,  abhalten,  z.  B.  von  allzu  eifrigem  Arbeiten 
Z.  Ximm-eu  aue*  vo*  dem  Gidanken  ab  ZSth.  .Du 
bist  allein,  der  mich  abnimmt  von  allem  dem,  das 
sieh  nit  ziinnit.-  JBlNDER  1535.  .Kinen  ab  einer  lätzen 
meinung  a.-  Mai,.  ,Mi1  solchen  vermanungen  hat  sie 
die  Jungfrau W  von  ihrem  ersehröckeulielieu  füniemmen 


733 


Xani.  liom.  nim.  iKini.  num 


734 


abgenommen  und  widcrnmb  ein  wenig  getrost.'    Job. 
Wetzel  15S3.    ,A.,  abhalten  von  der  arbeit,  ab  opere 

revocare.'  Dexzl.  1677  j  171i>.    .Welche  Bodmern  i 

Zute   abnehmen    wollten.'    JCMörikofer.     Mit   ein- 
fachem Acc.   spec,    einen  Aufgebrachten    (von   einem 
Racheakt)  abhalten,   ilin  besänftigen,   beschwichtigen 
\v:  Scii;  /.  i  Syn.  abstellen.     De  N.  hät-si"*  ganz  m 
e"  Jasi   i"hc"  g'lftrct,   so   da"   ic''  en    ha-   müesse"  a. 
Schwzd.  (Sch).    Doch  auch    in   allgemeinerm  S.     Ich 
ha"  Minn  gan:  chönne"  a.,  ich  konnte  meinen  Mann 
ganz  von  seiner  Meinung  abbringen  Ap.    ,Si  hattend 
gnueg   an    mir    zu    drüsten    [bei    der   Nachricht    vom 
Tode  meines  Bruders]  und  nomend  mich  heftig  drab.' 
Stockab  1519.     .Daruf  hette  er  in  [den  aufbegehren- 
den Bauern]  abgenommen  und  gesprochen,  si  sölltind 
minen  herren  gehorsam  sin.'  1523,  Egli.  Akt.    .Da  half 
weder  stöuben,  a.  noch  frid  begoren.'    1524,  Strickl. 
.Sollte  es  nit  guet  sin,  so  ich  arm  bin,  dass  der  rieh 
sin  gab  mir  geb,  oder  so  ich  ein  sünder  bin,  dass  mich 
der  gelert  abneme  [vom  Bösen]'?'  Zwingli.    ,Coercere, 
zämnien,  einen  hindersich  halten,  abnemmen.  Ein  ver- 
wirrten oder  tauben  a.  und  underston  zerecht  z'bringen, 
componere  meutern.    Cum  placo  et  deterreo,  wenn  ich 
in    schon   will  a.  und   versüenen.'    Fris.;   Mal.     .Du 
hörst  auch   nit,    dass   in  die  sinen  abgenommen  oder 
das  best  darzuo  gredt  habind.'  LLav.  1584.    .Wie  ein 
Unsinniger  Den,  der  ihm  [so!]  in  seinem  Toben  und 
Wüten  abnimmt,  anfeindet.'  JWirz  1650.     .A.  einen, 
hinderhalten,  coercere,  reponiere.'  Denzl.  1677;  1716. 
—  c)  weg-  und  gefangen  nehmen?    ,Si  [die  Bündner] 
wurden  bericht,  wie  die  Spanier  der  Püntneren  schilt 
verhöft  [beschlagnahmt],  die  irigen  abgnommen.'  1585, 
Ardüser.  —  B)  mit   regelmässig   weggelassenem  Obj. 
1.  den  Zettel  von  der  Rahme  abnehmen  und  zu  einem 
Knäuel  (Werpf)  zswinden    Z.  —  2.  ein  Spiel:    einen 
Bindfaden,  den  ein  Kind  über  die  ausgespreizten  Fin- 
ger beider  Hände  gespannt  vor  sich  hin  hält,  auf  die 
eigenen  nehmen,  wobei  mit  dem  Faden  allerlei  stereo- 
type Figuren  (Galge",  Gitter,  Spiegel,  Wiege")  gebildet 
werden  Bs;  Z.  —  3.  das  Zugvieh  von  Wagen,  Pflug. 
Egge  spannen  und  heimführen  AABb.;  B.    Nimm  doch 
recht  ab,  i'h  mächt  i"  d'  Stube".  Gotth.  —  4.  aufpacken 
und  heimgehen,  von  Handwerkern  B.  ,Am  Abend  müsse 
der  Zimmermann  Geld  haben,   und  rücke  Bartli  nicht 
aus,  nehme  er  ab  und  B.  sehe  ihn  einstweilen  nicht 
wieder.'   Gotth.     ,Stüdi  nahm  mitten  im  halben  Tag 
von   der  Stör  ab   und   gieng    heim.'    ebd.     Auch  von 
Jägern:  die  Jagd  für  den  betreffenden  Tag  aufgeben 
und  nach  Hause  gehen  B.    .Abends  nehmen  wir  früh 
ab,  gehen  über  die  Säublume  heim.'  Gotth.  —  5.  die 
Entfernung  des  Kugelloches  vom  Zentrum  der  Scheibe 
abmessen  Gl.  Syn.  absenden,  -stechen.  —  C)  erweitert 
durch  ein  Dat.-Obj.;    das  Ace.-Obj.  ist  häufig  wegge- 
lassen.    1.   wegnehmen,    abziehen,    vermindern    (ma- 
teriell und  numerisch);  vgl.  I  A  1  a.    De''  Bese'stil  ist 
z'  lang,  de  muest-em  (zwe  Zoll)  a.   Z.     ,By  den  alten 
Christen  ward  dheiner  priester,  bis  dass  er  über  30  jar 
kam.    Demnach  aber  hat  man  dem  alter  abgenommen 
und  24  jar  gemacht.'  Zwingli.    ,Dass  man  den  Stössen 
[Zahl  der  Weidetiere]  a.  und  einer  nit  mehr  dann  10 
oder  8  Stöss    uftreiben    sollte.'    1655.    GKappel,   Be- 
schwerde. Vgl.:  Wie  frühere  Taxationen  der  Alpweiden 
zu  hoch  befunden  wurden,   zeigt  die   im  Urbar  1547 
häutig  vorkommende  Bemerkung,    es    sei   '/*  "der  '/3 
der  Stösse  .abgenommen'  worden.  Blümer,  KG.  II  371 


(für  Gi. I.  —  2.  Abbruch  tun.  schaden.  Das  nimmt 
dir  Nüi  ab,  schadet  dir  Nichts  Bs.  ,Niemants  llickt 
ein  alt  kleid  mit  einem  Beck  vom  rauwen  tuech;  dann 
der  fleck  [.Blätz.'  1667]  niint  dem  kleid  ah  und  wirt 
das  loch  böser.'  1530/1667,  Matth.  -  3.  erwiedern, 
Bescheid  tun.  a)  beim  Trinken.  .Wenn  Bich  gefuogti, 
dass  dieselben,  so  denn  cinandreii  frid  gegehen  h.ind, 
mit  einandren  verriebt  werdent  oder  mit  einandren 
frid  abtrinchkent  und  den  wyn  einandren  ahnemant 
und  einandren  in  früntschaft  bittend  den  friden  ab- 
zetrinchken.'  1484.  Scaw  Bq.  ,Nolit  forte  sumere, 
villieht  nit  gern  welle  dir  abnemmen  oder  dir  nach- 
trinken.' Fris.  —  b)  den  Zuruf  eines  Andern  (ver- 
nehmen und)  erwiedern.  z.  B.  von  Hüterbuben  ZSth. 
Der  Melk  heig  de"  Frön:  ic'bnirlet :  du  röter  Cheib! 
und  Der  heig-em  abg'nö":  du  schwarzer  Hund!  Schwzd. 
(L).  —  c)  responsoriseh  beim  Beten  des  Rosenkranzes 
oder  der  Litanei,  's  göt  schier  zue  wie  bi  der  Vesper 
oder  Letenei,  wo  me" 'nötigeren  abnimmt.  JSchild  1889. 
Der  Vogelmarti  het  d'  Pelzchappen  abzöge"  und  der 
Rose"chrana  arg' fange*,  die  bede"  Chüter  heim -im 
g'hulfe"  und  's  Bäbi  und  Dursli,  der  Verdingbueb,  hei' 
)ie"  flissig  abg'no:  BWvss  1863.  Ieh  sage"  zum  Chlausi: 
Ximm  au'''  du  fur-mi'h  ab ;  ich  muess  e"  chli"  ncbetsich  L. 

—  II.  abs..  wie  nhd.  allg.  Syn.  schuincn.  's  Wasser 
nimmt  ab,  fällt,  z.  B.  bei  einer  Überschwemmung.  Ich 
ha"  sehröckeli  abg'nö";  's  hätt  Niem  g' glaubt,  äass  ich 
's  prästierti.  Schwzd.  (BsL.).  .Ich  nahm,  wie  man  zu 
sagen  pflegt,  ab  wie  ein  Licht.'  Stutz.  Er  nimmt  ab 
wie  de  Mö"  im  letste"  Viertel  oder  wie  de''  Tag  um 
Martini  SciiSt.  (Sulger).  .Er  [der  Kranke]  namm  ab 
an  der  red  allgmach.'  XVI.,  Z.  .Woferr  einer  mut- 
williger Weise  zu  Verderben  und  in  Abnemmen  ge- 
raten und  bei  400  fl.  oder  darüber  nicht  bezahlen 
kann.'  1637.  Bs  Eq.  ,üer  Wein  nimmt  von  Alte  ab', 
verliert  Geschmack  und  Kraft.  Hospin.  1683.  Refl.: 
.Unserm  land  und  den  unsern  usserthalb  daraus  grosser 
naehteil  erwachst  und  sich  davon  die  landschafteil  und 
dero  guter  abnemeii.'  1519/44.  Schw  LB.  —  Au-ne" 
GrS..  Tschapp.,  Ab-nemend(e)  GrPi\,  Scuolms.  Tschapp. 

—  n.:  Schwindsucht.  Syn.  Üs-ztren&(e)  n.  Dürch  das 
Bad  ist-er  vom  Abnemmende"  kuriert  morde"  GsSchiers 
(Kuoni  1886).  .Das  abnemmen  oder  der  ettiken.' 
Rcef  1554. 

Ab-uemer  m.:  Nachfolger.  .Ein  a.  küng  Ale- 
xanders].' 1479,  Bs  Chr.  —  Übersetzung  von  diadochuä; 
zu   ab-nVmen  I  A  1  e. 

ab-nemerisch:  gut  zur  Hand  liegend  U. 

über-neme":  1.  tr.  a)  wie  nhd.  allg.  En  Arbet, 
en  Cfgab  it.  —  h)  =  ali-uniien  I  A  1  c  1.  .Weilen  un- 
sere gn.  Herren  erkannt,  dass  die  Vogtreehnung  all- 
wegen  auf  eine  gewisse  Zeit  des  Jahrs  übernommen 
werden  solle,  als  bat  es  dabei  sein  Verbleibens.  Wa- 
fern  aber  Einer  die  gemeine  Übernemmung  der  Waisen- 
rechnnngen  nicht  erwarten  könnte,  sondern  etwan 
«regen  getroffenen  Heurats  oder  anderer  Ursachen  umh 
absonderliche  Übernemmung  seiner  Vogteirecbnung 
bei  dem  obristen  Waisenrichter  Bewilligung  ausge- 
bracht, mag  der  Stattschreiber  deine  willfahren.'  1683, 
Bs  Rq.  —  c)  überfordern,  übervorteilen ;  überlisten, 
betrügen  Aa;  Ap;  B;  G;  Sch;  Schw;  Th:  Uw;  Zg;  '/.. 
Er  hät-mic*  wüest  überno"  mit  siner  Eeehni"g  Tu.  Ei- 
ltet so  schön  chönne"  rede",  iL'h  ha"-mich  ämel  du  Ja" 
ü.  B.  .Weiln  von  [über]  den  allhiesigen  Apotekern 
allerhand  Klegten  geführt  werden  wollen,  wie  sie  die 


735 


Nam,  nein,  nim,  nom.  nmn 


7.-,; 


Leut  fast  ü.'  Bs  Taxordn.  1040.  .Ü.  und  vervorteilen.' 
Z  Mand.  1650.  ,Der,  der  bissher  die  Leut  mit  Wucher 
getruckt,  übernommen,  beschissen  und  betrogen.' 
FWyss  1670.  .Damit  der  arm  Mann  nicht  übernom- 
men, sonder  ihme  das  billich  Gebührende  aus  der 
Mülli  abgefolget  werde.-  Z  Mand.  1700.  .Diejenigen, 
so  ihre  Nebenmenschen  im  Kaufen  und  Verkaufen  und 
allerlei  Handtierungen  betrieglicher  und  gefährlicher 
Weise  ü.'  B  Polizeiordn.  1715.  .Die  Oberkeit  soll  ver- 
schaffen, dass  die  Durchreisenden  nicht  durch  eigen- 
nützige Wirt  übernommen  werden.'  Lindinner  1733. 
,Dass  die  Fuhrleute  über  den  bestimmten  Tax  auf 
allerlei  Weise  übernommen  werden.'  Bs  Mand.  1779. 

—  d)  überreden,  verleiten  AaF.,  Ke.;  B;  Z.  Si  hend-en 
chönne"  ü.  (mit-ene*  z'  gö"J.  —  e)  überfallen,  an- 
greifen Z.  —  f)  überraschen,  verwirren,  aus  der  Fas- 
sung bringen  B;  Gr;  „L."  Es  hät-mich  eso  ubernü*, 
dass  i<*  Wümme*  g'tcüsst  ha",  was  i'h  tue"  GRChur.  — 
g)  überwältigen,  a)  bes.  unpers.,  übermannen,  von 
Gemütsbewegungen,  Ohnmacht  usw.,  auch  vom  Schlaf 
Aa;  Bs;  B;  Gr;  G;  Uw;  Z.  V  Schtoechi  übernünnt- 
ne"  GRChur.  D'  Täubi  überninnt-mich  Z.  Es  über- 
nimmt-mich,  ich  muss  den  Tränen,  dem  Zorn  udgl. 
freien  Lauf  lassen  Z.  ,Die  Mutter  übernahm  es  auch, 
es  traten  ihr  die  Tränen  in  die  Augen.'  Meter-Mut. 
.Der  Geruch  Manchen  fast  übernimmt.'  Stutz.  ,Dcr 
Mann  liess  sich  die  Ungeduld  nach  einem  Erben  der- 
massen  übernehmen,  dass  er  sich  gegen  seiner  Frauen 
allmählich  ganz  widrig  bezeigte.'  Sintem.  1759.  ,Du 
gute  Frau!  es  übernimmt  dich  auch  gar,  ich  hätte 
dir's  nicht  so  einsmals  fürbringen  sollen.'  HPest.  1782. 

—  ß)  Es  fd'  Ritz)  het  's  Gras,  's  Brot  [im  Ofen]  über- 
wo",  welk,  bzw.  hart  gemacht  GSev.  Übernu*,  frühreif 
in  Folge  übermässiger  Hitze  GW.  —  h)  überwuchern 
GaPr. ;  ScnSt.  's  Gras  het  dö  Alles  übernumme*.  Siti.ger. 
Dass-mer  die  Tüggere"  [gemeint  sind  Gcriuere"]  nid 
das  ander  Gras  übernemmend.  SeHWzn.  (GrPi\).  Un- 
kraut häufig  tut  fürkommen,  übernimbt  den  Garten 
ganz.'  JCWeissenb.  1701.  ,Das  Unkraut  übernimmt 
die  Blumenbetter.'  JCSolz.  1772.  .Die  schnell  wach- 
sende Holzart  wird  bald  die  langsam  wachsende  so 
sehr  ü.,  dass  diese  verderben  muss.'  Kasth.  1829. 
Bildl. :  , Eine  Art  hochmütigen  Trotzes  übernahm  das 
Gefühl  reiner  Jugendliebe.'  HsNyd.  1885.  —  2.  refl., 
es  übertreiben  in  Etw.,  sich  zu  viel  zumuten,  a)  in 
Bez.  auf  Arbeiten,  Lasten  BR.;  GrD.  ;  Xdw;  Z.  Junker: 
Ililf-mer  ufsta";  ich  ha"  vil  z'  tue".  Diener:  Über- 
neme*d-i  nid,  Junker!  Jetzt  war 's  letz,  trenn  ir  würdi'd 
sterbe*.  CBiederm.  1889.  ,So  in  die  ze  schwere  bürde 
nidertruckt,  spricht  er  nit:  ich  hab  zu  vil  uf  mich 
genommen,  sunder  ich  bin  geschlipft  oder  ich  hab  sy 
nit  recht  uf  mich  genommen  oder  nit  recht  zemmen 
gebunden,  und  ist  doch  die  schuld  niemans  dann  des, 
der  sich  übernommen  hat.'  Zwingli.  —  b)  in  Bez.  auf 
Essen  und  Trinken  Aa;  Bs;  B;  Z.  ,So  hat  der  Zehend 
sich  übernommen  mit  zu  vil  Weins.'  JHGrob  1003. 
,Diejenigen,  welche  mit  unmässigem  Essen  und  Trin- 
ken sich  solcher  Gestalten  ü.,  dass  sie  zu  Geschäften 
ganz  untugenlich  sind.'  JJMüller  1666.  ,Sich  mit 
S|iriss  und  Trank  ü.'  B  Chorger.-Satz.  1667.  .Welcher 
sich  übememme  mit  überflüssigem  Essen  und  Trinken, 
dermassen,  dass  er  wieder  von  ihm  müsste  lohn  mit 
reyerenter  kotzen.'  GRKlost.  LB.  —  c)  (in  Übermut. 
Mutwillen)  sich  überheben.  .Also  tuest  du  mit  on 
mich,  was  übernimmst  da  dann  dich?'  UEokbt.    .Wie 


sich  Pipin  seines  glucks  übernam  und  in  Schlemmerei 
und  schalatzen  begab.'  Vau.  .Doch  werden  sich  die 
Chaldeer  ü.  und  zevil  muetwills  brauchen.'  1560,  Z 
Iiib.  Vorr.  —  3.  ohne  Obj.  .Dadurch  möcht  ursach 
geben  sin,  dass  zu  beiden  syten  übernommen  [zu  weit 
gegangen]  wäre.-   HBcll.  1572. 

üf-neme":  I.  tr..  auch  mit  weggelassenem  Obj. 
1.  a)  aufnehmen,  aufheben,  allg.  En  Stei"  ».,  um 
ihn  zu  werfen  Z.  .Nimmt  ein  stein  uf  und  tröuwt 
im.'  Haberer  1562.  E"  Burdi  it.,  eine  Bürde  auf  die 
Schultern,  den  Kopf  heben  B;  Th;  Z.  Wer  :'  ril  uf- 
nimnit,  mag  's  iiiil  g'lujife".  Sclger.  Bildl.,  auf  sich 
nehmen,  übernehmen,  ,1m  selben  Dorf  han  ich  ein 
Fändli  ufgnommen  zue  malen.'  1602,  Ardüser.  Spec. 
a)  meist  abs.,  von  den  auf  dem  Spieltisch  liegen  ge- 
lassenen, nicht  ausgeteilten  Karten  oder  Dominosteinen 
einzelne  nach  den  Regeln  des  Spieles  abheben  und  an 
sich  nehmen  Bs;  Th;  Z.  ('s  SpilJ  «.,  die  ausgeteilten 
Karten  zum  Spielen  in  die  Hand  nehmen  B;  Tb;  Z. 
—  ß)  meist  abs.,  abgeschnittenes  Getreide,  Heu,  Hanf 
vom  Boden  aufnehmen  und  einheimsen,  als  letzter  Akt 
der  Ernte  Bs;  B;  G;  Sch;  Th;  Z;  in  ThHw.;  ZS.  nur 
vom  Getreide.  Mer  liiit  nw  miiese"  schulde"  und  [aus 
Eile]  grud  wider  n.,  's  häd  und  etnöl  chönne*  trockne" 
Z.  Werch  «.,  den  vor  dem  Brechen  auf  dem  Felde 
ausgebreiteten  Hanf  (Flachs)  wegnehmen  B.  .10  pfd 
[Busse]  gab  N.  N.  für  das  er  am  sunntag  vor  und 
nach  der  predig  bonen  ufgnommen,  ufgebunden  und 
ingefüert.'  1570.  ZGrün.  ,Das  Aufnemen  von  Heu 
und  Emd  bei  drohendem  Unwetter  [wird  an  Sonn- 
tagen gestattet].'  1756,  Absch.  .Auslagen  für  Flachs- 
anpflanzung, Taglohne  für  Aufnehmen.  Reiben,  Risten, 
Sonnen.'  Alp.  1821.  —  y)  aucn  abs.,  beim  Stricken: 
mehr  Maschen  auf  die  Nadel  nehmen,  um  die  Strickerei 
zu  erweitern  Bs;  Th;  Z.  Gegs.  ab-nemen.  De  nutest 
ztvö  Maschen  ü.  —  6)  kleine  Kinder  (bes.  bei  Nacht) 
aus  dem  Bette  heben  Bs;  B;  Sch;  Th;  Z;  vgl.  kommen 
(Bd  III  264).  Mine''  [mein  Mann]  nimmt  z'  Nacht 
d'  China  üf.  —  e)  beim  Schwingen  den  Gegner  vom 
Boden  in  die  Höhe  heben;  ,ein  Kraftstück  von  ganz 
eigener  Art  und  von  gewaltiger  Wirkung  für  den  Zu- 
schauer' BO.  —  b)  mit  Verschiebung  des  Obj.  De* 
Bode"  (füccht)  u.,  den  Zimmerboden  (mit  feuchten 
Lappen)  vom  Staube,  Unrat  reinigen  B;  Z.  De*  Tisch 
u.,  die  Speisen  abtragen  ScnSt. ;  vgl.  ,die  Tafel  auf- 
heben.' ,In  begonde  belangen,  wenne  man  den  tisch 
uf  neme.'  Schachzabelb.  ,Heiss  sy  [die  Kinder]  tisch 
richten  und  den  tisch  u.'  HBull.  1540.  .Mensam  re- 
movere,  auferre,  convivium  sustollere,  tisch  aufnemmen 
oder  aufheben.'  Fris.;  Mal.  Ähnlich  Denzl.  1677; 
1710.  —  2.  erhöhen,  auf  ein  höheres  Niveau  bringen, 
z.  B.  einen  Weg,  sumpfiges  Land  (durch  Aufschüttung 
von  Schutt,  Erde),  ein  Gebäude  B;  Th;  Z.  Mer  ha  ml 
dt "  Stube*bode*  en  halbe"  Schuck  üfg'na*  ZS.  Es  Hüs 
ü.,  um  ein  Stockwerk  höber  machen,  ebd.  —  3.  (Geld) 
einziehen  SG.  Scherzh.,  Gelt  u.  mit  Eim,  ihn  (z.B. 
wegen  ausgesuchter  Hässlichkeit)  als  Merkwürdigkeit 
ausstellen  und  dafür  Geld  einsammeln,  ebd.  .Als  der 
brügsumer  ze  samnende  und  ufzenemende  hat  ge- 
kostet.' 1380,  B  Stadtreehn.  .Collectam  a  convivis 
exigere,  die  ürten  forderen  und  aufnemmen.'  Fris.; 
Mal.  ,Der  Abendteürer  lasst  ausrufen,  es  seie  ein 
wunderlich  Tier  angelanget;  nam  Gelt  uf.'  SCHIMPFR. 
1651.  Geld  (auf  Unterpfand)  entlehnen,  wie  nhd.  allg. 
Er  hätl  bi  der  Kantonalbank  lOOO  Fr.  u/'-cne"  Wise* 


::;: 


N'atn.  nein,  nim,  nom.  mim 


738 


itftfii.i".  .Von  egemechten  [Eheleuten]  wegen,  die  von 
mengerlei  Inten  band  ufgenommen  und  geborget,  dass 
da  ein  wibe  nach  eins  maus  tode  solich  nferstandene 
schulden  schuldig  sin  sol  helfen  zue  bezalen.'  1457, 
Bs  Bq.  —  1.  wegnehmen.  ,Wa  einer  dem  andern 
ichtes  ze  koffene  git.  das  von  dem  gottshus  leiien  ist, 
das  soll  der  abt  von  dem  einen  u.  und  soll  es  dorn 
andern  lihen.'  1385,  ScnSt.  .Dass  er  den  lehenherren 
bieten  sollte,  dass  er  denselben  zehenden  ufnemi  und 
in  lihe  den  obgenempten.'  1391,  Zellw..  Urk.  ,Als  die 
Berner  us  Frankryeh  heimwert  zugent,  habent  inen 
die  Guisischen  vorzüchen  und  den  pass  u.  wellen.' 
1587,  Ardüser.  ,Si  wurden  bericht,  wie  die  Spanier 
den  pass  ufgenommen.'  ebd.  —  5.  aufheben,  gefangen 
nehmen.  ,üa  lag  ein  wacht,  die  selb  man  bald  ufnam.' 
Salat.  .Schicktend  die  V  Ort  ein  vorhuet  uf  den 
Horger  berg.  den  zuesatz  [die  zürcherische  Besatzung] 
ufzenemen.'  WSteixer  1532.  .So  doch  uns  vil  War- 
nung fürkomm,  das  die  nüwglöubigen  uns  nachts  wel- 
lind  u.'  1560,  Gpd.  —  6.  annehmen.  .Wir  haut  üch 
ernstlich  gebetten,  dass  ir  den  fridbrief  ufnement  und 
sigelent.'  1394,  Gl  Urk.  ,Was  unsers  herren  von 
Tokkenburg  meinung  sy,  disen  ingang  ufzenemen  oder 
usszeschlahen.'  1419,  ebd.  ,Wie  der  fürst  dise  rich- 
tung  [Vertrag]  mit  den  eignossen  u.  [eingehen]  soll.' 
Edlib.  Einen  ,zuo  künig  u.'  Morgant  1530.  ,Thu- 
ring  het  vil  ee  den  tod  ufgenommen  [esleu],  dann  das 
er  sinem  heren  ein  untrüw  erzeigt  het.'  ebd.  .Welcher 
etwan  wollte  vor  anderen  Herren  und  Nachbauren  in- 
sitzen  und  Ämter  aufnehmen.'  GRKlost.  LB.  .[Es]  ist 
unser  lants  recht,  das  ein  eny  oder  an  ir  eny  wol 
mag  nemen  uff  für  ein  erb  und  an  kinds,  vatters  oder 
suns  statt,'  ScnwMa.  LB.  Verstärkend  mit  ,annemen' 
verbunden:  Oppis  üf-  und  a.,  Etwas  beschliessen, 
mit  allen  Konsequenzen  auf  sich  nehmen  ÄALeer. ; 
ZO.  In  der  ä.  Bechtsspr.,  zum  Beschluss  erheben. 
,Es  ist  damalen  [1409]  auf-  und  angenommen  gsyn, 
dass...'  1512,  Ap  LB.  .Deswegen  haben  wir  einhellig 
uf-  und  angenommen...'  1590,  Ap  Edikt.  —  7.  an- 
werben, ausheben;  vgl.  frz.  lever.  .Kriegsknecht  u. 
und  bezalen.'  1529,  Absch.  —  8.  (gastfreundlich]  auf- 
nehmen. Auch:  als  Familienglied  annehmen  Z;  in  B 
in  letzterem  S.:  Eine'  üf-  und  an-n.  —  9.  auffassen, 
deuten,  wie  nhd.  Öppis  übel,  bös  u.  Bs;  B;  L;  Th;  Z. 
—  10.  formelhaft  mit  abstr.  Obj.  für  gewisse  Vor- 
gänge des  Rechtslebens.  ,Frid  u.'  s.  Frid  (Bd  I  1278). 
.Gehorsami  u.':  ,Dass  ein  ieklicher,  so  rat  und  meister 
ist,  einen  jeden  burger,  so  einen  andern  burger  oder 
frömden  liblos  täte,  in  gehorsame  [Sicherstellung] 
neminen  möge  und  dass  sust  niemand  anders  solich 
gehorsami  von  jemanden  u.  noch  solich  u.  jemanden 
fryen  solle  in  kein  wege.'  1489,  Bs  Rq.  Chundscheft 
ü.,  bei  einem  Vorfalle  Anwesende  als  künftige  Zeugen 
vor  Gericht  anrufen  und  behaften  Z.  's  Mir  ü.,  ab- 
stimmen lassen ;  s.  Mir  4  (Sp.  370).  .Täding  u.\  Ver- 
handlung anknüpfen:  ,Kein  ort  soll  teding  [mit  dem 
König]  u.  ane  der  andern  wüssen.'  1442,  Absch.  — 
11.  mit  unbest.  Obj.:  es  mit  Eim  it.,  wie  nhd.  allg. 
Ich  weit  's  noch  mit -der  u.  im  Häggle",  Stei'stösse", 
Rechne"  usw.  —  II.  abs.  1.  trächtig  werden  Aa;  Bs; 
B;  Gl;  Gr;  Sch ;  Th;  U;  Z.  Die  Chue  nimmt  [vor 
Alter]  nümmen  üf.  —  2.  nach  der  Kinderlehre  in  der 
Kirche  beim  Taufstein  das  auf  nächsten  Sonntag  zu 
lernende  Pensum  (Lied,  Katechismusfrage,  Bibel- 
sprüche)    vom    Geistlichen     entgegennehmen     GRh.; 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


ScnSt.;  zs..  st.lt.  Syn.  fiir-n.  Vgl.:  .Welche  Kinder 
[der  Pfarrer]  auf  den  künftigen  Sonntag  öffentlich 
will  verhören,  dieselben  soll  er  jederweilen  am  näch- 
sten Sonntag  darvor  dessen  öffentlich  vor  Beschluss 
der  Nachpredig  berichten,  damit  sie  dasjenige,  was 
ihnen  zu  der  Zeit,  da  man  sie  zuvor  das  letztere  Mal 
verhört,  zu  lernen  befohlen  worden,  desto  besser 
lernen  mögen.'  Z  Eirchenordn.  1721.  —  3.  zunehmen, 
wachsen  B;  Schw;  S  (vom  Monde).  Der  Ooggelüsche' 
[Keuchhusten]  nimmt  vier  Wachen  üf,  hUbt  vier  II'»- 
che"  glich  und  nimmt  vier  Wuchen  ab  B.  Dass  das 
[Heim-]  Wese"  'ender  üfnem  a's  ab  gong  ScHwBrunnen. 
.Eidgenössisches  Contrafeit  der  auf-  und  abnehmenden 
Jungfrau  Helvetia.'  Titel  eines  Dramas  von  JCWeissen- 
bach  (Zug  lb'73).  ,Der  Kinderlehren  Ordnung  und 
Aufnemmen  [Florieren].'  Müller  1673.  ,Das  Land  in 
gutes  Aufnemmen  bringen.'  Carolina  1734.  —  Uf- 
n ferner  m.:  „Verwalter  des  Kirchengutes  in  LWill. 
Deswegen,  weil  er  in  der  Kirche  das  sog.  Betgeld, 
d.  i.  die  freiwillige  Beisteuer  zum  Besten  der  Kirche 
aufnehmen  muss."  ,N.  N.  hat  gesetzt  1  ß  dem  sigristen 
und  1  ß  dem  u.'  um  1420,  LWill.  Jahrzeitb.  .[Bei  der 
Prozession]  sond  syn  von  jetlichem  hus  im  kilchspel 
ein  verwarter  und  vernünftiger  mönsch.  der  die  ämter 
und  krüzgang  helf  zum  end  verbringen.  Wer  das  über- 
säch,  ist  verfallen  ein  pfd  wachs,  das  soll  ein  u.  yn- 
züchen  zue  unsers  gottshus  banden.'  um  1510,  ebd. 
,N.  N.,  der  zyt  u.  des  gottshus  Willisau  im  1585.  jar.' 
ebd.  ,Dass  die  Schuel  zu  Zeiten  von  den  Herrn  Leut- 
priestern,  Helfer  und  Herrn  U-n  solle  visitiert  wer- 
den.' 1696,  LWill.  Schulordn.  —  Silber-üf-nemer: 
amtlicher  Stempler  von  Silber-  und  Goldwaren.  ,Soll 
jeder  Gold-  und  Silberarbeiter  auf  hiesiger  Landschaft 
verpflichtet  sein,  alle  seine  verfertigten  Waaren  dem 
Zeichenmeister  und  Silberaufnehmer  des  Ortes,  in 
dessen  Handwerksgesellschaft  er  einverleiht  ist,  zur 
Probe  und  Stempelung  einzusenden.'  Z  Regierungs- 
verordn.  1812. 

um-:  umwehen  Bs;  Scn;  Th;  Z.  Der  Wind  hat 
nacht  eil  Bäum  umg'no*.  Es  windet,  es  nimmt  schier 
's  Hüs  um. 

ume"-:  1.  Etwas  zurücknehmen  B;  Th;  Uw;  Z. 
's  Buech  häd  e"  Mos,  de''  Buechhändler  nimmt  's  nüm- 
men ume".  Wenn  ich  's  [Geschehenes]  nur  wider  chönnt 
H-.  wenn  ich  es  nur  ungeschehen  machen  könnte. 
Auch:  (Worte,  Aussagen)  widerrufen.  —  2.  umbiegen, 
bes.  einen  Rand  Aa;  Th;  Z,  in  B  vorume"-n.  Syn. 
ummen-litzen  (Bd  III  1566).  Die  Segisse",  Achs  ist 
z'  weich,  es  nimmt-si  ume"  Z.  Den  Saum  eines  Kleides 
umbiegen  (und  annähen)  Aa;  Th;  Z.  —  3.  Jmdn  von 
seiner  Ansicht.  Überzeugung  abbringen  und  für  die 
eigene  gewinnen  Aa;  Th;  Uw;  Z,  in  B  vorume"-n.  Ich 
hitn-e"  chönnen  u. 

a'-:  1.  tr..  im  Allg.  wie  nhd.,  doch  im  Einzelnen 
mannigfach  abweichend,  a)  von  Sachen,  mit  Acc.  S. 
D'  Erde"  nimmt  's  Wasser  nit  a',  saugt  es  nicht  auf 
Bs;  GRChur;  Z.  Der  Stoff  nimmt  d'  Färb  nit  a"  Bs; 
B;  Th;  Z.  's  Bapir  nimmt  Alls  a",  ist  geduldig  Bs; 
B;  Gl;  Th;  Z.  Wasser  und  Öl,  Wl"  und  Most  nimmt 
(nimc'd)  enand  nüd  a"  Ap;  Bs;  Z.  —  b)  von  Sachen, 
seltener  Personen,  mit  Acc.  P.,  anziehen,  anmuten, 
zusagen,  gefallen,  munden,  bekommen  Bs;  Gl;  „L;" 
ScHSt.;  Schw;  Th;  Obw;  Z;  vgl.  an  II 3  (Bd  I  255). 
Der  Wi"  will-mich  nit  a.,  mir  nicht  schmecken  Bs 
(Spreng),     's  nimmt-mich  Nünt  mer  a",  es  schmecken 

47 


739 


Kam.  nein.  nim.  nom.  mini 


740 


mir  keine  Speisen  mehr  Th.  Die  Spis  nimmt  -  mich 
nid  a",  bekommt  mir  nicht  wohl,  's  Lere"  nimmt-en 
nid  a"  1)  das  Lernen  geht  ihm  nicht  von  statten.  — 
2)  es  bekommt  ihm  übel.  Sulger.  Da'  Hüs  nimmt-en 
iml  «",  er  gewöhnt  sich  schwer  daran.  De'  Ma"  nimmt- 
micH  gär  nid  a",  ist  mir  gar  nicht  sympathisch  ThHw. 
Enand  a.,  sich  gut  vertragen,  an  einander  gewöhnen 
Ap;  Bs;  ScBSt. ;  von  Tieren  auch:  sich  begatten,  ebd. 
Ich  will-ne"  [den  Kleinen]  trage'.  G'sehseh,  er  het-mich 
scho"  a'g'no".  BHist.  Kai.  1866.  Oftunpers.:  „Es  nimmt 
ihn  gut  an,  es  geht  ihm  wohl;  es  nimmt  ihn  übel  an. 
z.B.  der  neue  Dienst  gefällt  ihm  nicht."  Es  nit-mich 
wol  a",  ich  fühle  mich  (an  einem  gewissen  Orte)  wohl, 
behaglich,  es  gefällt  mir  da  Schw.  Es  het-mich  übel 
a'g'no",  mutete  mich  übel  an  Obw.  Es  nimmt-nnch 
diheime"  nümmen  a",  die  Heimat  ist  mir  fremd  ge- 
worden Z.  .Wie  es  dich  anneme',  wie  es  dir  in  der 
Fremde  gefalle.  1810,  Z  Brief.  Es  näm-mieh  Hecht  a", 
ich  gäb-der  Ei's,  ich  hätte  beinahe  Lust,  dir  Eins  zu 
versetzen  ZO.  ,Wie  wil  es  dich  a.,  ut  se  dant  initia? 
ut  tibi  placet,  quod  ingressus  es?'  Hospin.  1683.  — 
c)  von  Personen,  a)  mit  Acc.  S.  En  Rät  a.,  sich 
raten  lassen  Bs;  B;  Z.  E"  Partei  a.,  sie  ergreifen  B; 
S  (Joach.  1883).  Öppis  a.,  sich  belehren  lassen  Th;  Z, 
fassen,  begreifen  GrPt.  Xtlt  a.,  sich  Nichts  sagen 
lassen  Bs;  B;  GRChur;  Th;  Z.  A"g'no"s  Zug,  üble  An- 
gewöhnung, affektierte  Geberden,  Manieren  Bs;  Th;  Z. 
.Eine  angenommene  und  gezwungene  Red,  affeetata 
oratio.'  Hospin.  1683.  .Eine  angenommene  Weise,  as- 
eiti  mores,  assumptus  modus.'  ebd.;  auch  bei  Sulger. 
,Was  an  sei  z'  nen  oder  ze  Ion.'  JMurer  1559.  Alles 
a.,  sich  Alles  gefallen  lassen  B;  L.  Er  nimmt  Alls 
a"  wie  en  Wäschlumpe*  L.  Wenn  man  die  Acht  [von 
Seite  des  Kaisers]  .anneme',  werde  er  bald  auch  wegen 
anderer  Sachen  und  Personen  also  mit  der  Acht  kom- 
men. 1548,  Absoh.  Mit  fehlendem  Obj.  Er  nimmt  a* 
wie  Holland,  hat  nie  genug  AiLeer.  Wer  [anzügliche 
Witze]  üsgiht,  muess  oich  a.  [einstecken]  WV.  A  zum 
Abreisenden:  Mit  Glück!  B:  Guet!  A"ne"!  Z.  Spec. 
1)  es  Band  a.,  ein  Strohband  zurechtlegen,  beim 
Garbenbinden  AALeer. ;  in  BE.  vom  Garbenbinder,  das 
entfernt  von  ihm  liegende  Ende  des  Garbenbandes  aus 
den  Händen  einer  .Anträgerin'  empfangen.  —  2)  's  Ortli 
a.;  s.  Bd  I  482  u.  —  3)  .das  Winterlager  a.\  beziehen. 
1521,  Abscii.  —  4)  übernehmen.  .Die  Regierung  an- 
genommen.' RCvs.  Käuflich  übernehmen  B;  Z.  ,[In 
Frankreich]  angenommen,  kostet  die  Flasche  geringsten 
[Champagner]  zwei  Gulden.'  Gotth.  —  ß)  mit  Acc.  S. 
oder  P.  und  adv.  Bestimmung  mit  ,ze.'  Öppis  z'  Leid 
«.;  s.  Bd  III  1082.  Etwas  ,zue  wenig  kummer  a.',  es 
sich  nicht  sehr  zu  Herzen  gehen  lassen.  Kessl.  Eine" 
z'  Lib  und  Guet  a. ;  s.  Lib  (Bd  III  979).  Eine"  z'  Hass 
a.,  ihm  feind  werden,  Feindschaft  schwören  Ap;  GTa.; 
ScnSt.;  Tu;  ZO.  Etsehwer  z'  Leid  a.  =  dem  Vor.  GW. 
—  Y)  m**  -^cc-  P-  1)  aufnehmen  (in  einen  Verband). 
,Civem  facere.'  Id.  B.  Er  ist  a'g'no"  worde",  bei  der 
Rekrutierung  als  tauglich  erklärt  Bs;  B;  Th;  Z.  En 
Schüeler  a.,  durch  eine  Aufnahmsprüfung  in  die  Schule 
aufnehmen  Z.  Ang'non,  in  den  Konfirmationsunter- 
richt aufgenommen ;  formelhaft  als  Altersbestimmung 
BL.  —  2)  in  Dienst  nehmen  Th;  Z.  (Söldner)  an- 
werben. 1521,  ABscn.;  Salat.  .Spillüt  [Musikanten]  a.' 
1546,  Aarau.  —  3)  .Einen  (fänklich,  ge-f.)  a.',  gericht- 
lich verhaften,  bzw.  belangen.  XV./XVIL,  Chronik- 
und  Rechtsspr. ;  noch  Z  Mand.  1650.    ,Umh  eine  buoss 


a.'  1368,  THFr.  Stadtr.;  1545,  Xi.w  LB.  Job  sagt, 
wenn  seine  dienst  etwas  an  in  zu  sprechen  gehept 
und  in  mit  recht  angenommen,  seie  er  inen  nit  dar- 
wider  gewesen.'  LLav.  1582.  —  S)  sich  vorstellen, 
denken,  bedenken,  bes.  in  adhort.  oder  imper.  Sätzen 
Aa;  B;  G;  Sch;  Schw;  S;  Th;  Z.  Xemct  efnal  die  Höehi 
a"!  Nimm  aw**  (e'mal)  a"!  denke  dir  einmal,  z.  B.  was 
das  für  Folgen  hätte  B;  Sch;  Th;  Z.  Nätid  auch  a" ! 
bedenkt  doch!  AaL.  Wenn-men  a'nimmt,  wie  's  hett 
chönne"  gä",  so  schüderet  's  Eim  iez  no'h  G;  Th;  Z. 
Mer  miiessen  a'föh"  —  näm-mer  a",  so  mänggi  Platte" 
roll  Schnitte"  :'  mache"  !  Joach.  1881.  Ph  cha""  's  män- 
gist  noch  fast  nit  a.  (dass  meine  Schwester  gestorben 
sei).  MWalden  1880.  Es  a"  sich,  a"  sine"  Bircn  <;., 
von  seinen  eigenen  Fehlern  darauf  schliessen.  dass 
Andere  sie  haben  Z.  —  2.  abs.,  das  Recht  der  ersten 
Wahl  haben,  wählen  können  B;  Uw;  Z;  vgl.  an  (Bd  I 
250  Anm.).  So  bei  der  Teilung  eines  väterlichen  Erbes 
Uw;  Z.  De"  Jünger  dörf  a.  ZZoll.  (Rechtssprich w.). 
Du  cha""st  a.,  du  darfst  wählen  B.  Wer  a.  cha"", 
nimmt  nie  d's  Schlechtiste  B.  Üser  Herrgott  het  d' 
G'walt  und  brücht-se,  und  wer  a.  cha"",  nimmt  nie 
d's  Schlechtiste.  Gotth.  (mit  Bez.  auf  einen  Todesfall). 
Spec.  von  den  beiden  Spielführern  beim  Knabenspiel, 
die  Angehörigen  der  eigenen  Partei  als  Erster  aus- 
wählen GRHe.;  Z.  —  3.  refl.  a)  mit  Gen.,  Dat.,  auch 
Acc.  oder  Präp.  (um  S;  Th),  sich  einer  Sache  an- 
nehmen, sich  darauf  einlassen,  damit  befassen,  darum 
kümmern.  Ich  nimm-mich  desse"  (dem)  Nüd  a"  B;  Th;  Z. 
,Was  dich  nicht  geht  an,  das  nimm  dich  nicht  an.' 
Sprww.  1824.  In  der  ä.  Spr.  in  weiterer  Anwendung: 
.Swer  sich  des  hoves  ald  des  graben,  der  darzuo  höret, 
annimmt  ald  underwindet  [sie  für  seinen  Privatgebrauch 
in  Anspruch  zu  nehmen  wagt],  der  git  ze  buosse  5  pfd.' 
1304,  Z  Richtebr.  ,So  haben  wir  uns  angenomen  und 
vereint  diser  hienach  genampten  ding.'  1480,  Absch. 
,So  nement  ir  üch  desselben  zue  Unwillen  an',  nehmt 
es  übel  auf.  1521,  ebd.  .Unser  sei.  Zwinglins,  wann 
er  etwann  ernstlich  predigte,  pflegte  hinzuzutun  dise 
Wort:  Frommer  Mann,  nimm  dich  nichts  an.'  Mise. 
Tig.  1722,  mit  dem  Zusatz:  ,So  mag  es  bei  allen  diesen 
Synodalsermonen  heissen :  Frommer  Mit-Brueder.  nimm 
dich's  nicht  an  ;  dieses,  so  dich  stossen  möchte,  ist  ge- 
meinet nicht  auf  dich.'  ,Und  do  sy  [sich]  das  volk 
eines  leids  und  schmerzens  anuam.'  1548,  III.  Mos. ; 
dafür  1561:  .sich  ungedultig  machet.'  ,Die,  so  sich 
trölens,  merktens,  kaufens  und  vertuonigen  lebens 
annemend,  aber  nit  zu  zalen  hand,  sond  gestraft  wer- 
den.' L  Ansehenb.  .Ein  alter  Mann  sich  in  diser  Gegne 
herumb  enthalten  und  sich  des  Goldwäschens  uss  der 
Enimen  angenommen.'  RCys.  .Stauffacher  nam  sieh 
eines  Kummers  an,  solches  sin  Frouw  an  ime  gespürt.' 
um  1633,  Stockmann.  ,Sich  nicht  nur  nicht  fröwen, 
sonder  sich  des  noch  zu  Müh  und  Verdruss  annemen.' 
JWirz  1650.  ,Ae,  nimm  dich  grad  eis  Kibes  an;  weist 
nit,  dass  ich  gvexiert  muoss  han.'  JMahl.  1674.  ,Sich 
eines  Kummers  a.,  dedere  se  totum  aegritudini,  dolori 
se  permittere.'  Hospin.  1683.  Mit  abhängigem  Inf., 
sich  unterstehen,  wagen,  sich  einfallen  lassen.  ,Was 
sache  vor  gericht  ze  clegde  und  zue  antworte  kommet 
umbe  friden  und  frevel,  do  sol  niemand  sich  a.  die 
sache  ze  berichtende,  bitze  dass  vom  gericht  bekennt 
wird.'  1111,  Bs  ltij.  .Was  neminem!  aber  wir  klein- 
fuogen  uns  an,  ein  sölich  weit  und  tief  meer  ze  über- 
schiffen?'  Z  Bibel  1531.    ,Ein  wyser  und  dapfer  mann 


711 


Nam,  «oni,  nim,  nom,  mim 


742 


□impt  sich  nit  zuo  venlriessen  an,  wenn  er  glych  von 
einem  kind  geschwächt  wirf  LLav.  1584.  —  b)  der- 
gleiclien  tun,  sieh  stellen,  simulieren.  ,Er  hätte  sich 
einer  krankheit  angenommen.'  Zwinoli.  ,Er  hat  sich 
angenommen,  als  ob  . .  .•  1529,  Absch.  ,Amnon  hatt 
angst  und  kumber,  also  das  er  sich  einer  krankheit 
annam  urab  Thamar  seiner  Schwester  willen.'  1531; 
1667,  II.  Sam.  .Sich  eines  namens  a.',  einen  falschen 
Namen  annehmen.  Vad.  .Er  nam  sich  an,  er  sähe  die 
seelen  zu  im  kommen.'  Bossn.-Goldschm.  ,Er  sitzt 
drein  [in  einen  Sessel],  nimmt  sich  Schlafens  an.' 
Myricaus  1030.  —  c)  sich  anlassen.  Er  ninnt  sich 
guet  a",  lässt  sich  gut  an,  passt  für  seine  Stelle  GG. 
—  d)  unpers.  Es  het-sich  wider  a'g'no*  zicüsche"  zwo 
Parteie",  zwei  Parteien,  die  lange  durch  Feindschaft 
getrennt  waren,  haben  sich  einander  wieder  zu  fried- 
lichem Verkehr  genähert  S  (Schild). 

Die  Grussformel  unter  1  c  viel),  im  S.  des  lat.  accipio 
omen;  doch  kaun  auch  an  eine  Ellipse  für  ich  will 's  a. 
(glauben)  gedacht  werden. 

i"-neme":  1.  mit  Acc.  S.  a)  in  Besitz,  Beschlag 
nehmen,  a)  Unbewegliches.  Die  Verkäufer  eines  Hofes 
verzichten  auf  .alle  gerechtikeit,  tordrung  und  an- 
sprach, och  besitzung,  innämung  [Besitzergreifung] 
und  gewer,  so  sy  an  dem  hof  ie  gehept  habent.'  1487, 
Z  Urk.  .Wann  ein  solcher  herr  ingnimpt  das  land.' 
Salat.  ,Do  wollten  sy  herberg  i.'  1521.  Strickl.  ,Ein 
schloss  zuo  sinen  handen  i.'  Morgant  1530.  —  ß)  Be- 
wegliches. Gelt  %.,  wie  nhd.  allg.  ,Und  so  si  die 
buosse  ingenement,  so  sun  si  si  teilen.'  Z  Batsprot. 
,Der  pfleger  des  S.  Johans  altars  soll  ierlich  die  ge- 
nanten drü  malter  i.,  haben,  nutzen  und  messen  rüe- 
wenklich.'  1425,  Gpd.  Bildl.  von  Spott,  Widerspruch; 
vgl.  ushin-geben  (Bd  II  $6).  —  b)  Kenntnis»  nehmen. 
,Und  als  ouch  unser  vrowe  du  küniginn  [Agnes]  dar- 
nach innam  und  verhörte  genzlich  mit  brieven  und 
mit  rede  ietweder  schidlüten  spruch  und  erkanntnuss.' 
1351,  Absch.  —  c)  entgegennehmen,  abnehmen.  ,Eine 
Bechnung  i.'  Die  Boten  der  VIII  Orte  sollen  die  Bech- 
nung  des  Abtes  von  Wettingen  ,einn.'  1524,  Absch. 
.Bechnung  einn.,  rationes  aeeipere.'  Hospin.  1083.  Der 
jeweilige  Landvogt  soll  alle  zwei  Jahre  die  Bechnung 
dortiger  Verwaltung  ,einn.'  1720,  Absch.  .Einen  Eid  i.' 
1381,  B  Stadtrechn.;  1524,  Strickl.  ,Die  Huldigung 
einn.,  clientem  sacramento  solenni  adigere.'  Hospin. 
1683;  1712,  Hess,  Badenf.  Bei  geheimer  Abstimmung 
die  Stimmen  sammeln :  Nach  der  Wahl  des  Schult- 
heissen  sollen  2 — 4  Mann  aus  dem  kleinen  und  grossen 
Bat  ,die  run  einn.'  1530,  Absch.  .Mit  dem  heimlichen 
gerün,  das  der  vogt  und  ein  ratsman  innimpt.'  1585, 
Z  Elgg.  Herrschaftsr.  —  d)  .den  Augenschein  ein- 
nemmen',    in  Augenschein  nehmen.    Sererh.  1742.  — 

e)  empfangen,  erleiden.  .Einen  Schrecken  einn.',  er- 
sehrecken ScHSt.  (Sulger).  Er  hat  en  ringe"  Tod  i"- 
g'nu",  er  ist  leicht  gestorben,  ebd.  ,Was  Schadens 
sy  beidenthalb  von  enander  ingenomen  und  enphangen 
hand.'  1402,  Gl  Urk.  ,Wie  wir  dann  in  der  ersten 
Wochen  underschidenliche  Feurschrecken  einn.  müssen, 
es  seien  wahre  Feursnoten  oder  aber  nur  schreckende 
Gassengschrei  gewesen.'  JMüller  1665.  .Jonas  hat 
gleichsam   drei    Tod    einn.  müssen.'    FWvss  1672.  — 

f)  meist  abs.,  Arznei  nehmen  Aa;  Bs;  B;  Gl;  „Gr; 
L;  Sch;"  Schw;  Tu;  »Zg;"  Z.  S.  gautschlen  (Bd  II 
560)  und  vgl.  m-geben  (Bd  II  82).  Wo  d'  Schwyzer 
und  d"  Zürcher  e"  I'fall  i"  d's  Glarnerländli  (/'machet 


heid,  du  het  der  Walther  Stadion,  wo  z'  Näfels  uf  der 

Burg  als  Vogt  deheimet  g'si"  ist,  e"  trüregi  Galle" 
iiiticsr"  l.  Gl  (Selnvei/eruiund  1^01).  .Arznei  einn., 
medico  vel  medicamentis  uti.-  Hospin.  1683.  —  g)  an- 
nehmen. ,Wiser  lüt  rat  mit  üiss  pflegen,  suochen  und  i.' 
1475.  Bs  Chr.  —  h)  einbegreifen.  ,Syne  erbland,  darein 
eingnon  die  Stadt  Zürich  und  den  schirm  oder  die 
landvogty  Burgun  zu  lehen  behalten.'  Ansh.  —  i)  Ptc. 
i'g'no"  1)  eingeschlossen  und  darum  verdorben,  von 
der  Luft  in  einem  Zimmer  B  (Dan.).  —  2)  benommen. 
En  i"g'noner  Chopf  Bs;  Th;  Z.  —  2.  mit  Acc.  P.  a)  in 
sein  Interesse  ziehen,  mit  Worten  gewinnen,  bestim- 
men. Ich  han  g'meint,  ir  hebet-e"  [meinen  Sohn]  »■- 
g'no",  zur  Heirat  mit  eurer  Tochter  angelockt.  Schwzd. 
(Tu);  Syn.  in-ziehen.  Er  het-sich  ro"  Hans  lä"  i"ui", 
um  e"  Schuldschi»  :'  iinterschribe",  u"d  so  si"  mir  iz 
dniDie"  BE.  (Alpenhorn  1871).  .Einen  einn.,  auf  seine 
Seite  bringen,  blando  sermone  delinire,  expugnare, 
vincere  alqm.'  Hospin.  1683.  ,Da  holet  si  [die  Frau] 
mich  aus,  da  nimmt  si  mich  ein,  da  ligt  si  mir  an 
mit  Fragen.'  Sintem.  1759.  —  b)  von  Einem  Besitz 
nehmen.  .Man  hat  Exempel,  dass  diejenigen,  welche 
verordnet  waren,  in  einer  Comödie  zu  presentieren  ein 
oder  andere  lasterhafte  Person,  hernach  grad  eben 
von  disen  Lasteren  eingenommen.'  Bedenken  1624.  — 
c)  aufnehmen  (in  einen  Dorfverband).  ,Die  yngenom- 
inen  [Ansässigen]  ze  Aadorf  sönd  gegen  ein  anderen 
allweg  ze  14  tagen  gricht  haben.'  1469,  Th  Bq.  — 
Schneller-in-nemer  m.  ,üie  Fabrikanten  hiessen 
damals  Schnellereinnehmer.'  Stütz  1852. 

under-:  1.  zähen  Speichel,  Schleim  auswerfen  W. 

2.  verhindern,  verwehren.  ,So  soll  mir  diser  ruem  in 
den  hindern  Achaja  nit  undernommen  werden.'  1531/48, 
II.  Cor.;  dafür  1667:  .verstopft';  1868:  .gewehrt.'  .Da- 
mit unrueb,  zerwürfnuss,  uflüuf  undernomen  wurdend.' 
Vad.     .Welcher  anschlag  undernomen  ward.'   ebd.  — 

3.  refl.,  meist  mit  Gen.  S.,  sich  einer  Sache  annehmen, 
damit  abgeben ;  sich  unterfangen,  unterstehen.  .Darum 
ich  mich  hie  nit  undernim,  von  allen  sinen  velschungen 
Gottes  worts  ze  reden.'  Zwinoli.  Die  Städte,  die  sich 
,des  Evangelions  unternommen.'  1532,  Absch.  .Zau- 
berer, die  sich  segnens  u.'  1534,  Z  Synodalakt.  ,Als 
Eva  sich  hoffart  undernam,  do  die  schlang  zue  ir  kam.' 
Salat.  ,üie  histori  von  keiser  Constantino  biss  auf 
keiser  Fridrichen  den  andern  bezeugt,  dass  kein  papst 
sich  seiner  gwaltsamen  nien  hat  frevenlich  u.  gdören, 
sonder  der  verwilgung  eines  keisers  darin  erwarten 
muosst.'  Vad.  ,Die  keiserlich  krön  was  Heinrichen 
übersendt  worden,  damit  er  sich  des  keisertuembs 
underneme.'  ebd.  ,Si  undernoraend  sich  der  richtung', 
beschäftigten  sich  mit  der  Vermittlung,  ebd.  , Hatte 
sich  derselbigen  [Leute  und  Güter]  undernommen.' 
Würstisen  1580.  .Denen,  die  sich  söllichen  Winkel- 
wirtens  u.  täten.'  Z  Mand.  1650. 

ent-:  weg-,  benehmen.  ,AUe  hoffnung  e.'  1586, 
Absch.  ,Dic  gehorsamen  Undertanen  mit  Entnemung 
des  Obses,  Trüben  und  anderra  ungeschedigt  lassen.' 
1616.  Z  Mscr.  ,Ich  will  dem  Evangelium  nichts  e.'. 
es  nicht  schmälern.  AKlingl.  1691. 

üs-:  1.  (aus  einem  Versteck,  Verwahrungsort) 
heraus-  und  zu  sich  nehmen,  a)  Eier,  Junge  aus 
einem  Neste,  allg.  Ir  mixend  kei"  chlini  Vögeli  «.,  sagt 
man  den  Knaben,  's  Herz  het-mer  g'chlopfet  wic-mene" 
junge"  Binderstaler  [Star],  wo  noch  nit  g'federet  isch, 
Ihm    Usne".    Joach.  1885.     Si   heid   en   Hals   wie-n-en 


743 


Xam.  nein,  nim,  nom,  mim 


711 


üsg'nani  Ch/rd  ZHoiubr.  ,Von  ussgenommenen  wölfen 
wegen.'  1500,  B  Ausgabeposten.  Übertr.  1)  auf  Per- 
sonen. ,1785  am  Liestaler  Herbstmarkte  wurden  25 
junge  Burschen  im  Rössli  zu  Bubendorf  ausgenommen.' 
Bs  Ztg  1875;  vgl.  Mütech  11  3  (Sp.  576).  ".Wenn  ich 
[als  Kilter]  im  Gaden  war,  stellten  sie  [die  jungen 
Bursche]  sich  als  Feinde,  die  mich  ausnehmen  wollten.' 
Gotth.  An  der  Fastnacht  gehen  in  ZTö.  die  Mädchen 
mit  Laternen,  um  .Knaben',  welche  da  und  dort  zur 
Kilt  sind,  .auszunehmen';  diese  müssen  dann  die  Mäd- 
chen zum  Weine  führen.  ,Und  soll  sy  [die  in  die 
Freistatt  Geflohenen]  nieman  dort  ausnemmen  als  mit 
sicherem  gleit.'  1479,  AiWett.  Klosterarch.  .König 
Ferdinand  wurde  ziehen  uf  Zürich,  das  [=  damit]  man 
allenthalben  die  kätzer  ussnäme.'  HBull.  1572.  .Her- 
zog Lüpolt  war  für  Sempach  zogen,  Vorhabens  die 
Eiilgnossen,  so  daselbst  in  besatzung  lagen,  auszu- 
nemmen.'  Wcrstisen  1580.  ,Ich  hab  ihn  ausgenommen, 
deprehendi  vulpem  vestigiis  suis,  erui  cum  ex  latebris.' 
Hospin.  1683.  De"  Samichlaus  f's  Christchindli)  ü., 
sich  beschenken  lassen,  die  Schüssel,  in  welche  die 
Geschenke  von  den  Eltern  gelegt  worden  sind,  leeren  U. 
—  2)  auf  Sachen,  z.  B.  von  einem  Erbe,  das  man  er- 
heben kann.  Denk,  cbrissigtüse'd  Frauke"  het  ire" 
Neveu  chörme"  ü.  [erben]!  MWalden  1884;  s.  noch 
Mütech  II  1  b  (Sp.  575).  Do  hau  -  i<*  's  aber  denn 
einist  schön  üsg'no",  einen  schönen  Fang  gemacht 
(iron.).  Breitenst.  Mit  Verschiebung  des  Obj.  Es 
Nest  i'i.,  wie  nhd.;  übertr.:  an  einem  verdächtigen 
Orte  Leute  bei  ihrem  Treiben  überraschen  und  auf- 
greifen, allg.  Eine"  ü.,  ausplündern.  Die  [Hiebe] 
müesse*  nit  glaube",  dass  si  mich  so  hurtif  üsnemi**; 
i"  de"  Säcke"  hei*-si-mer  umme"  1  Frauke",  3  Blitze", 
2  Kappe"  g  fände".  B  Dorfkai.  1863.  Unpers.:  .Es 
hat  mich  mit  den  Bienen  ausgenommen',  ich  bin  um 
alle  meine  Bienen  gekommen  BHk.  —  b)  den  Bienen 
den  Honig  wegnehmen;  auch  abs.  B;  GrPi\;  W;  Z. 
Hiiiui  ü.  —  c)  (Kartoffeln)  ausgraben  Ap;  Gl.  — 
d)  Rabe",  Büebli  it.,  aus  der  Wintergrube  für  den 
momentanen  Gebrauch  entheben  ZS.;  ähnlich:  Sür- 
l'linii  fi.,  aus  der  Bütte  entheben,  ebd.  ,Fleisch,  das 
die  soldner  usnament,  do  si  vor  der  vesti  lagent.'  1407, 
Wegelin  1844.  —  2.  (ein  geschlachtetes  Tier)  aus- 
weiden Bs;  B;  „VO  (vom  Geflügel);"  Tu;  Z.  .Ein 
stork  ausgenommen  und  gerupft  soll  gekochet  werden.' 
Vogelb.  1557.  .Exenterare,  ausnemmen.'  Fris.  ,üas 
schwein  fein  geschahen  und  ausgenommen.'  GGottu. 
1599.  .Geschunden  und  ausgenommen  Schlangen.' 
.1 1;  Landenb.  1608.  .Weiden,  ausweiden,  ausnemen, 
eviscerare,  exenterare.'  Red.  1662.  , Fisch  ausn..  exos- 
sare  pisces.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Man  kann  sie  [kleine 
Forellen]  essen  ohne  Ausn.;  denn  dazu  sind  sie  zu 
klein.'  Sererh.  1742.  —  3.  Jmdn  ausholen,  ausforschen 
Aa;  Ap;  G;  Seil;  Tu;  Uw;  Z.  Er  hiit-mi'h  nW  welle" 
li.,   alier  ich  ha"  's  wol  g'merkt.     ,leii    hab   ihn   ausge- 

men,  ejus  artes  detexi.'  Hospin.  1683.  —  4.  Einem 

Etwas  ausreden,  rauben  im  geist.  S.  .Hierzwüschend 
will  ich  auch  offenbaren,  was  ich  zu  glauben  ge- 
zwungen wird,  mir  auch  dasselbige  Niemands  wird 
ausn.'  J,J Breit.  1623.  ,Man  soll  die  in  Sünden  ent- 
schlafene Welt  nicht  erst  noch  wiegen  und  ihnen  allen 
Schrecken  des  Cometen  ausn.'  JMüller  1665.  Auch 
bei  Hospin.  1683.  —  5.  (zu  einem  bestimmten  Zwecke) 
auswählen,  ausliehen,  a)  mit  Aee.  P.  a)  zu  einer  be- 
- lern  Verrichtung,  einem  Amt.    Syn.  üsziehen.    .Las 


sy  dorum  söllent  leiden  durch  alles  land  dien  zweien 
klegern .  die  man  ouch  dorum  ussgenommen  hat.' 
1357/1544.  Schw  LB.  ,L'nd  also  sint  wir  von  den  ob- 
genanten  unsern  stetten  und  lendern  usgenomen,  ge- 
wist und  geseilt  mit  vollem  gewalt  gen  Beggenriet 
uf  den  tag.'  1404,  Gl  Urk.  ,Das  wir  [die  Landleute] 
ussgenommen  haben  unsern  landammann  und  die  alten 
sechzig  und  die  nüwen  sechzig.'  1409,  Schw  LB.  ,Wenn 
ein  rat  in  der  statt  sachen  hotten  usnimpt  ienathin 
ze  schicken.'  1421,  L  ßatsb.  ,Man  hat  H.  Verren  und 
1'.  Fankhuser  usgenomen,  die  sollen  in  alle  ämpter 
riten  [usw.]'  1191,  ebd.  ,Dass  man  botten  usneme 
zuo  den  vordrigen  ze  schicken.-  1529,  Absch.  .Nun 
haltend  sy  [die  Belagerten  zu  Greifensee]  das  tor  so 
wol  vermacht,  das  die  eignossen  nüt  dadurch  inkommen 
möchtend,  noch  sy  im  schloss  heruss.  und  müestend 
die  eignossen  lüt  u.,  die  an  einer  leitren  hinuf  zu 
einer  beigen  hinin  zu  in  stigend.  die  denn  sy  fiengend 
und  buudent.'  Edlib.  —  ß)  Truppen  ausheben,  auf- 
bieten. ,Dis  soldner  sint  usgenon  . . .'  1440,  L  Reis- 
rodel.  ,Wenn  wir  lüt  ussnemend  in  die  reis  zu  zie- 
chen,  welcher  man  denn  in  ietlicher  kilchöri  ussnimpt, 
der  sol  die  reis  tuen  und  gan.'  um  1500.  Obw.  ,We- 
liches  ort  den  vogt  zu  Engelberg  hat  und  krieg  in- 
fallt, das  lat  die  tallüt  u.  und  züehend  under  dem 
ort.'  1524,  Schw  LB.  .Deshalb  gebietend  wir  üch  allen, 
ir  wellind  üeh  angents  rüsten  mit  schuech.  harnesch 
und  geweer,  ir  syend  ussgenommen  oder  nit.'  Z  Mand. 
1529.  1507  erhielt  zu  Uri  nur  Sold,  ,wer  usgnan  was. 
aber  sust  warend  wol  1500  man  da  friger  knechten, 
die  muossten  alle  wider  nein.'  Edlib.  ,Die  eidgnossen 
wurdent  rätig,  zu  iren  pannern  uszenemen,  und  nam 
die  stadt  Zürich  3000  man  uss.'  HBull.  1572.  ,Con- 
quisitores,  commissarii  oder  ausnemmer,  die  die  krieges- 
leüt  allenthalben  ausnemmend.'  Fris.  .Dass  jeder,  so 
zu  einer  Musqueten  ussgenommen,  nun  fürbass  järlich 
ufs  wenigst  sechs  Schiesstag  erfülle.'  Z  Mand.  1638. 
.Diejenigen  Personen,  sy  sygen  glych  under  die  Han.pt- 
lüt  yngeschriben  und  ussgenommen  oder  nit.'  ebd. 
.Jeder,  der  auf  das  Geschütz  ausgenommen,  soll  mit 
seiner  eigenen  Rüstig  schiessen.'  1696,  Obw  Volksfr. 
Si  hend  bin  üss  schö"  me  Soldaten  üssg'nö",  ich  mein 
der  Gorris  müess  auw  gö".  JCWeissenb.  1702.  .Hette 
einer  mehr  dann  ein  Harnast  und  Gewöhr,  darzu  er 
nit  ausgenommen',  mit  welchen  er  nicht  militärpflichtig. 
L  Stadtr.  1706/65.  Auch  abs.:  .Also  warend  die  eid- 
gnossen des  uflaufs  nüt  zufriden,  nammend  us,  woll- 
tend  sy  [die  ausgezogenen  Freischaren]  mit  gewalt 
reichen.'  XVI.,  Zg  Xeujahrsbl.  Darum  begehre  Zürich. 
dass  man  überall  , usneme'  und  sich  rüste.  1547,  Absch. 
—  b)  mit  Acc.  S.  a)  (Tuchwaren)  auswählen,  um  zu 
kaufen.  ,Als  ein  Burger  mit  einem  andern  Burger  zue 
einem  Kramladen  kommen,  demselben  geholfen  Waaren 
ussnemen  und  darumb  merkten.'  1604,  Z  Ratsverordn. 
.Da  etlich  Schnyder  einem  |  ihrer  Kunden]  von  Waat- 
lüten  Tuech  ussnemmend  und  das  Gelt  von  denen, 
die  das  Tuech  zue  nemen  bevollien,  empfahen  und  aber 
dasselb  den  Waatlüten  nit  übcr[ant]wurten.'  ebd.  lti-JO. 
,Der  Junker  sagt:  ich  beger  das  Tueh  dem  Tuchherren 
nit  zu  zalen.  Der  Schnyder  spricht  druf:  Herr,  wann's 
also  gmeint  ist.  so  nemmend  mir  grad  auch  zu  einem 
Kleid  uss.'  Schimpfe.  1651.  ,Tuch  ausnehmen,  pannum 
conducere,  emere  ab  institore.'  Denzl.  1677;  1716. 
S.  noch  Wät-Mann  (Sp.  287).  —  ß)  feinen  Rechts- 
tag) bestimmen,  festsetzen.    ,Item  wurde  euch  iemand 


745 


Nam,  nein,  nira,  nom,  nuin 


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vor  gericht  an  kuntsehaft  ziehen  [Zeugen  beibringen 
wollen]  und  darumb  sin  rechtlich  tag  nssnemen,  der 
sol  zue  ieglichem  zile  derselben  rechtlichen  tagen 
öffentlich  vor  gericht  erschinen.'  117"..  Bs  I!q.  — 
6.  refl..  sich  auszeichnen.  .Albisrieden  nimmt  sich 
durch  einen  reichen  Obswacbs  in  seinen  Kornfeldern 
aus.-  AHöpfn.  1787/9.  .Usgenommeir,  ausgezeichnet, 
ausserordentlich.  .Grosse  ussgenomni  liebi.'  XIV.,  Obw 
Predigt.  —  üs-neme(n)d:  1.  Adj..  vortrefflich  B; 
Gr.  Üsnemendi  Milchchrüter  Gr.  En  üsneme*di  Frau 
BBe.  .Ein  ausnemender  Grad  der  Herrlichkeit.'  Sintem. 
1759.  —  2.  Adv.  B;  Z.  En  ü.  guete"  Herr  BBe.  En 
ü.  guete''  WV  Z.  ■ —  3.  als  Subst.  n.,  Extrem.  ,Er  ist 
ein  unaufhörliches  Widerspiel  seiner  selbsten  und  fällt 
Ton  einem  Ausnehmenden  auf  das  andere.'  Sintem.  1759. 

use"-  s.  us-hin  (Bd  II  1339). 

herüs-neniig.  .Sobald  sechs  wuchen  und  dry  tag 
verschinen,  so  sye  er  harusnämig  [herauszunehmen] 
und  werde  an  gnad  mit  dem  swert  gericht/  1489. 
Waldm.  Aufl. 

ver-neme":  1.  wie  nhd.  allg.  Mit  Acc.  st.  ron 
Etwas:  Wo  d'  Metzger  Öppis  Feistes  verwind,  hend 
g'wüss  irer  zeche"  d'  Nasen  im  Stall  inne".  Zg  Kai. 
1882.  —  2.  Jmdn  einvernehmen,  verhören  AlBb.; 
Te;  Z.  —  3.  durch  Erfahrung  kennen  lernen.  ,Und 
wärend  s'  [die  Feinde]  zue  uns  uf  d'  wite  kan,  si  het- 
tind  wol  ungschaffen  menschen  [grobe  Leute  an  uns] 
vernan!'  14tiS.  Kriegslied.  —  4.  merken,  verstehen. 
Aber  d'  Herrn'  heigi"  oich  vernö",  was  dum  Stubwofw 
si  uis'iitädrot,  vorgiplugetsehot  und  zuogebischmot  wor- 
du".  W  Sagen  268.  ,Din  schalkheit  ich  gar  nit  ver- 
nam,  als  ich  erstmals  hie  zue  dir  kam',  sagt  der  ver- 
lorene Sohn  zum  Wirt.  Salat.  ,Glych,  wie  ich  nit 
könnt  v.  [begreifen]  die  antwurt.  die  d'  mim  knecht 
hast  gen,  glychs  ich  mag  sagen  ouch  hieby:  Ich  kann 
noch  nit  gnuegsam  verston,  wie  myn  brueder  werd 
uferston.'  Fcnkelin  1552.  —  5.  vom  Jagdhunde,  die 
Fährte  aufsuchen;  tr.,  dem  Jagdtiere  nachspüren  Z 
(Jägerspr.). —  6.  übervorteilen.  Syn.  über-nemen.  ,Die 
Wirt  sollen  die  Gest  der  Urtinen  und  Pfennwerten 
halben  nit  v.,  sonders  sich  gegen  denselben  aller  Be- 
scheidenheit halten.'  B  Mand.   1628. 

vor-:  seinen  Teil  (an  einem  Erbe)  vorausnehmen, 
vor  der  eigentlichen  Teilung.  Id.  B. 

für-:  1.  mit  Acc.  S.  oder  abh.  Satz,  a)  vornehmen, 
an  die  Hand  nehmen,  anfangen  B.  Me"  muess  d'  Sach 
[z.  B.  das  Kneten  des  Teiges]  vil  exakter  f.  B.  Wie 
ne"-si  [die  Bienen]  's  denn  och  fir,  wenn  si  usi  und 
inhi*  [durch  die  Fluglöcher]  gän?  CWälti  1848  (für 
BGr.).  .Das  ir  üwer  volmächtig  bottschaft  zu  Luzern 
haben  uf  S.  Bartholomey  tag,  mit  uns  und  andern  an- 
zusuchen und  fürzunemend,  wie  zu  tuend  sy.'  1474. 
Geschfo.  Ges.  1847.  .Mit  verwarung  statt  und  schloss 
so  tag  so  nacht  das  best  fürzenemmen.'  1475.  Bs  Chr. 
.Alls  mit  wol  erwegnem  rat  f.  und  handien.'  1531, 
Strickl.  —  b)  anfangen,  sich  zur  Gewohnheit  machen 
B;  S.  Er  het  fürg'no*  z"  tubacke",  z"  spüe*.  Ich  ha"  's 
auc''  fürg'no",  mit  de"  Nachtbuebe"  uf  der  Gass  ume" 
z'  striche".  BWyss  1863.  —  2.  mit  Acc.  F..  (für,  zu 
Etwas)  in  Aussicht  nehmen,  bereit  machen,  vorschla- 
gen, bestimmen.  ,500  knecht  wider  die  fynd  f.  [aufs 
Piket  stellen],  dass  der  küng  damit  raöcht  verstan, 
an  dem  friden,  so  er  villicht  meint  betädingt  werd, 
unser  allenthalb  nützit  syn.'  1476,  Ochsenb.  ,Nach 
abt  Uolrichs  tod   ward   einer   mit   gar   grossem    span 


zuo  abt  fürgenomen.'  Vad.  —  3.  anzeigen.  , Jesus 
spricht:  die  gsunden  dürfend  des  arzets  nit,  sunder  die 
kranken,  fürnemende,  dass  die  barmherzigkeit  Gottes 
bereit  sye,  die  sünder  zue  allen  zyten  begnaden.' 
Zwixgli.  —  4.  gerichtlich  belangen,  meist  mit  Zusatz: 
.mit  recht'  (1490,  LRotenb.  Amtsbuch;  1567,  Z  Urk.; 
Fris.  ;  Mal.),  .mit  dem  rechten'  (1444,  Absch.),  ,mit 
geischlichen,  ordenlichen  rechten'  (Edlib.  ;  L  Stadt- 
recht 1706/65),  ,am  rechten  f.'  (1539,  B  Rq.).  .Wäre 
dass  die  von  Zürich  die  von  Swyz  nüt  wöltind  klegt 
überheben,  mögend  si  die  von  Swiz  f.  an  den  enden, 
da  das  billig  ist.'  Edlib.  .Solche  vorzunemmen,  zu 
Red  zu  stellen.'  Bs  Polizeiordn.  1715.  Auch  mit  Acc.  S. 
Dass  der  Abt  seinen  Amtsleuten  einschärfe,  dass  sie 
.den  friden  [Bruch  des  Landfriedens]  und  andere  laster 
tapfer  f.'  und  jeden  nach  Verdienen  bestrafen  lassen. 
1541,  Absch.  —  5.  angreifen.  ,Das  der  Burgunsch 
Herzog  ganz  willen  und  fürgenomen  hab,  uf  zinstag 
schierst  körnend  herus  von  Losan  für  Fryburg  oder 
Murten  ze  rucken  und  da  fürzenemen.'  1476,  Ochsenb. 

—  6.  abs.,  =  üf-nemen  II  2  THSteckb.;  ZHirzel,  Kn.. 
Mönchalt..  0.  Hast  du  am  Sunntig  i"  der  Chille*  für- 
g'no"?   Vgl.  noch  für-geben  (Bd  II  89). 

Dem  schriftd.  .sich  vornehmen'  entspricht  in  der  Mundart 
ebenfalls:   sich  vor-ne".  allg. 

Für-nemen  n.:  Vornehmen,  Vorhaben,  Vorsatz, 
Absicht,  ä.  Lit.  (bis  ins  XVIII.). 

füre"-:  hervornehmen,  -holen,  allg.  Eim  sini 
Buebe'stückH  [Jugendstreiche]  f.  Ndw.  S.  noch  hinden- 
für-hni   (Bd  II  1346). 

bar-  Schw;  Uw;  Zg,  belur-  Ap;  GT.,  sonst  her-, 
in  BsStdt  tere"-:  her-,  mitnehmen  (z.  B.  von  Arzneien, 
Krankheiten  | ;  züchtigen.  S.  noch  giehlen  (Bd  II  108). 
Auch :  Jmdn  in  Misskredit  bringen  GT. 

näch(hin)-:  refl..  sich  nachmachen,  anstrengen. 
Er  muess-sich  e"  chli"  nache'ne"  Z  (Spillm.).  Im  Üb- 
rigen s.  näch-hin  (Bd  II   1352). 

z'sämme"-:  1.  zusammennehmen,  sammeln,  allg. 

—  2.  in  prägn.  S.,  schätzen,  hochhalten  Th;  Z.  Syn. 
z. -schlecken.  Im  Winter  wurdind-er  s'  z.,  sagt  man 
etwa  zu  Kindern,  die  im  Herbste  die  Trauben  ver- 
geuden. Bes.  auch  wenn  man  etwas  Besseres  mit 
etwas  Schlimmerem  vertauscht  hat:  Die  Tütsche"  wur- 
di"d  iez  de"  Bismark  wider  z. 

2  geht  von  der  durch  die  Nebenvorstellung  des  Acht- 
samen, Sorgsamen  bereicherten  Bed.    1   aus. 

z'weg-:  1.  Etwas  zur  Bearbeitung  zur  Hand 
nehmen  Bs;  Uw;  .aggredi  opus.'  Id.  B.  Wenn-mer-se 
[die  Verfassung]  dernöeh  in  nun  Jöre"  noch  einisch  e" 
chli"  z'wegneme",  so  giH  's  eso  nödinöck  e"  Stuck  drüs 
Bs  (Seiler).  —  2.  hernehmen,  hart  mitnehmen,  plagen, 
phys.  und  geistig  Bs;  B;  L;  G;  Sch;  Schw;  Th;  üw; 
Zg;  Z.  ,Defatigare,  de  morbis.'  Id.  B.  ,Derfür  :'u\, 
ad  satisfaciendum  cogere.'  ebd.  Die  nimm-ich  z'weg, 
das  Lumpe"pack!  Der  Schätztag  ist  uf  morn  a'g'seit. 
EFeurer.  's  hed  Hänge"  z'ueqii'nu".  oh  er  's  Mulidär- 
stoirg'setz  sott  a*ne"  oder  nid  UwB. 

zue-:  1.  intr.,  wie  nhd.  allg.  Spec,  körperlich 
gedeihen  Th;  Uw;  Z.  ,Das  kleine  Kind  nimmt  brav 
zu.'  1810,  Z  Brief.  —  2.  tr.,  hinzunehmen.  .Mit  so 
vil  riehs,  als  sy  gewintret  habent,  und  mit  keinem 
zuogenomnen.'  1394,  GRJen.  Archiv.  —  3.  zueche"-n., 
das  junge  Kind  zum  Stier  führen  Schw;  Syn.  zue-lassoi. 

zer-:  aus  einander  nehmen,  zerlegen,  zerstören; 
vgl.  :er-gänzen  (Bd  II  387).  .Dieselben  kirchen  [haben] 


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Natu.  ncm. 


nun.   iioin.   nuin 


748 


die  mönch  widerum  zernommen  und  getrennt  und 
demnach  die  heuser  samt  der  kirchen  zergon  lassen.' 
Vad.  ,Die  erüz  und  monstranzen  und  Zierden  [haben 
sie]  zernommen.'  Kessl.  Schlichten:  .Und  hattend  die 
von  Basel  1000  mannen  im  harnasch,  ob  sich  iendert 
zerwürfnuss  erhueb,  dass  man  die  z.  mocht'  Vad. 

dank-nemig:  dankbar.  ,Also  dass  wir  der  Über- 
lieferung [des  Vermächtnisses]  halber  d.  und  sonders 
wohl  vergnügt  sein.'  1667,  Sch.  .Disen  Vergleich  haben 
bemelte  Parteien  d.  angenommen.'  1725,  ZWang.  Urk. 
—  Dank-neniigi  f.:  Dankbarkeit.  ,Er  empfahet 
kleider  mit  danenemigi.'  1314/21.  Klosterregel. 

Vgl.  nihil,  danenaeme,  mit  Dank  angenommen ;  dankbar, 
dtiwnaemecheit,  Dankbarkeit. 

Neminge°  Bs,  Nemischdorf  Bs,  Nimike"  Z,  .W 
mis  GRChur;  GW.;  UwE.:  fingierter  Ortsn.;  s.  Gebigs 
(Bd  II  96). 

Nämis  wohl  als  .nähme  ich  es'  zu  deuten;  betr.  den  Aus- 
gang vgl.  die  Gr  Ortsnamen  Igis,  Mädris,  Thusis,  Disentis. 
S.  auch   Nämsi*geu. 

nenime",  Ptc.  g'nemmd,  g'nammter  PA1.  (nach  Schott 
1842,  322  nemben,  g'nembd),  in  GrPi'.  nur  im  Ptc. 
g'namt:  nennen.  In  unserer  ä.  Lit.  sehr  häufig,  so 
Z  Ricbtebr.  1304;  1338,  Z  Urk.;  1372,  Pdpik.;  1412, 
Z  Urk.;  Haimonsk.  1531;  bei  Zwingli;  NMan.  ;  Ansh.  ; 
Rüef;  RGcalth.  1553;  Tierb.  1503;  Mal.;  LLav.  1584; 
Com.  Beati  (Ptc.  ,gnembt'  und  ,gnambt').  ,Nemmen' 
und  .nennen'  neben  einander:  ,Dass  sy  das  bild  Christi 
neininend  Gott  und  das  bild  Marie  nennend  unsere  1. 
frow.'  Zwingli.  ,Den  sonntag  nennend  wir  in  grie- 
chischer sprach  des  herren  tag,  aber  in  tütsch  neminen 
wir  in  den  beiden  nach.'  Gyrenrupfen  1523.  —  ge- 
namt,  ,ge-nannt':  festgesetzt,  bestimmt,  a)  adj.  B. 
,An  ein  g'namtes  [verabredetes]  Ort  kommen.'  Gotth. 
,Der  kuster  git  dem  sigristen  in  dem  hove  jerlich  zuo 
lone  ein  genand  guot  an  phenningen.'  1311,  L  Urk. 
,Dem  kuster  ist  ouch  güseit,  das  ein  genandes  wingelt 
sülle  in  die  kustrie  von  guetern,  du  zu  Elsasse  ligent, 
an  den  opherwin,  der  er  git  in  dem  gotshuse  zu  Lu- 
cerron  zu  allen  messen.'  1312,  ebd.  ,Järlich  ein  ge- 
nant gelt  geben.'  142(3,  THDiess.  Stadtr.  ,Sy  versächen 
mit  eim  genanten  gelt.'  1525,  BossH.-Goldschm.  .Die 
Rhiufischenzen  verlihend  si  um  ein  gnambt  järlich 
Gelt  den  Fischeren.'  JRüeger  1000.  —  b)  subst.  Es 
G'namts,  festgesetzte,  bestimmte  (bes.  periodische) 
Leistung,  Summe,  Zahl  B.  Syn.  Genams.  Er  het-ere" 
[seiner  Schwiegermutter  zu  ihrem  Lebensunterhalt] 
müessen  es  G.  ge".  .Hühner  sollten  wir  keine  haben 
im  Stock;  Eier  wollte  es  [die  Solinsfrau]  uns  schon 
geben,  so  viel  wir  nötig  hätten.  Wegen  den  Hühnern 
habe  ich  Nichts  gesagt,  aber  wegen  den  Eiern  habe 
ich  gemeint,  es  sollte  ein  G'namts  sein.'  Gotth.  .Wenn 
die  Arbeiter  ein  Genanntes  vom  Verdienste  einlegen 
müssen,  so  sollte  auch  der  Herr  monatlich  ein  Ge- 
nanntes vom  Profit  einlegen.'  ebd.  ,Darzue  half  im 
der  pfleger  und  nam  ein  gnatnpts  vom  gottshus  dar- 
für.'  Sicher  1531.  .Dann  vor  versehn  han  ich  min 
ampt,  dass  ich  darvon  han  ghan  ein  gnampts.'  1539, 
GScherer  1859.  Die  von  Zürich  haben  ihrem  Amtmann 
befohlen,  ,ein  gnampts  wins  darzuo  gäben.'  1540/73, 
Mey.,  Wthur.  Chr.  ,Und  soll  man  am  Tag  ihres  Jahr- 
zits  jährlich  dem  Convent  ein  Genambts  Fisch  über 
Tisch  geben.'  RCys.  ,Auch  dem  Schreiber  ein  Ge- 
nampta  verehren.'  ebd.    ,An  besondern  Grebten  wird 


ihnen  [den  Chorschülern]  zu  Zeiten  ein  Genants.'  um 
1020,  U  Schulordn.  ,Der  Proviantmeister  gibt  auf  ein 
jegliche  Person  sein  Genannts.'  Eriegsb.  1044.  ,Sein 
Genannts  trinken,  bibere  ad  numerum.'  Denzl.  1677; 
1716.  —  un-ge-nan  nt :  was  man  nicht  (gern)  mit 
Namen  nennt,  a)  adj.  , Etliche  ungenannte  sünd  mit 
einem  knaben.'  Edlib.  —  b)  subst.  Ufnjgnamt  Bs;  Gr. 
U(n)g'nannt  Ar;  BBe.,  Hk.;  L;  GWe.;  SchwE.;  UwE.; 
U;  W;  „Zg;  Z"  —  m.  L;  SchwE.;  Ndw  ;  U,  n.  Ap;  B; 
GWe. ;  W  :  a)  Krankheitsname.  1)  =  Um-Iauf  2  f  (Bd  III 
1115)  ApL;  Bs;  ß;  Gk;  SchwE.;  Nl>w;  0  ;  W ;  „Zg;  Z." 
,Weil  der  Knecht  das  Ung'nannte  an  der  Hand  hätte.' 
Gotth.  .Paronychia,  vulgo  vermis  vel  morbus  sine 
nomine  sive  innominatus,  Germanis  quoque  der  wurm 
oder  ungnampt.'  Rüef  1556.  ,Für  den  wurm  oder 
ungnampt.'  Tierb.  1563.  ,Der  ungenannt,  ein  bös 
wee  an  den  fingeren,  phagodaena.'  Mal.  ,Glychs  be- 
schicht  vil  an  den  fingeren  mit  dem  wurm,  den  man 
von  wägen  sines  unsäglichen  schmerzens,  desse  arsach 
nieman  grundtlich  erduren  kau,  den  ungenampten 
nennet.'  RGualth.  1584.  ,Für  ungnampten.  Spalt  ein 
roten  schnäg,  salbe  in  mit  honig,  leg's  über,  es  zücht 
den  wurm  uss.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Er  hat  an  der 
einen  band  gar  grosse  not  vom  ungenanten  erlitten.' 
Mal.  1593.  ,Und  ist  auch  wol  der  Ungenambte;  dann 
man  nennet  ihn  ja  nit.  was  er  ist,  sonder  man  gibt 
ihm  den  Namen,  das  er  nit  ist,  darumb  ist  es  gewiss- 
lich  ein  ungenampter,  ja  unbekannter  Schade,  so  nie- 
mand weisst,  was  es  ist.  So  gib  du  ihm  den  recht 
warhaftigen  Namen  und  sprich:  Diser  Schaden  an 
einem  Finger  oder  das  Nageigeschwär  ist  nicht  Anders 
dann  ein  Klackbruch.'  Würz  1634.  ,Von  einem  Nagel- 
geschwär,  so  vom  Pöffel  der  schlafende  Wurm  oder 
Ungenannte  geheissen  wird.'  ebd.  S.  auch  Grippelen  2 
(Bd  II  788).  ,Für  den  Ungenampten.  Nimm  vinedisch 
Glas,  mach  es  zu  kleinem  Bulfer,  kernis  Mel,  ein  Seu- 
gal  und  Knoblich,  bind  das  darüber.'  ZZoll.  Arzneib. 
1710.  .Wenn  du  einem  Menschen  den  Ungenampten 
vertryben  willt,  so  leg  Spangrüeni  daruff.'  ebd.  ,Vor 
den  Ungnamten.  Ein  Krotten  in  ein  Trückli  getan 
und  in  ein  Bündelin  gemacht,  gefangen  vor  Sonnen- 
aufgang, angehänkt  und  am  9.  Tag  wider  abgetan.' 
ebd.  um  1750.  —  2)  Krebsgeschwür  (bes.  im  Gesicht) 
L;  „eine  Art  Seharbock,  der  zuweilen  krebsartig  wird 
L."  ,Ob  er  gleich  an  seinem  Leib  weder  den  Unge- 
nannten noch  andere  offene  Schäden,  Eiter-  und  Pest- 
beulen hat.'  JJUlr.  1727.  —  3)  Epilepsie  Ap  (selten). 

—  4)  eine  Viehkrankheit  GWe.  ,Ein  ross,  so  den 
wurm  oder  ungnampten  hat.'  1595,  Aa  Rq.  ,Wann  die 
Pferd  Geschwär,  welche  man  das  Ungenannt  nennet, 
haben.'  Gufer  1673.    Vgl.  auch  Gatting  (Bd  II  501). 

—  ß)  Name  des  Teufels  L  (selten). 

Ahd.    liiinniil,    nihil,    lutnutn.    nrniiiuii   Ulli]    in  nihil.       Xi/ii/mii 

gilt  als  spec.  alem.  Form.  Zu  den  Ptc.  vgl.  Schm.-Fr.  I  17  17. 
er-:  1.  mit  Acc.  P.,  wie  nhd.  .Kundschaften  und 
zeugen  ernennen',  bezeichnen.  1533,  Bs  Rq.  —  2.  nen- 
nen, erwähnen.  ,Ob  die  person  ernennte  güeter  des 
gemüets  habe.'  HBpll.  1540.  ,Umb  ernembte  waaiv 
1585/1828,  Ap  LB.  ,In  das  ernemte  land.'  ebd.  .Mehr 
wolernannt  unser  gnedig  Herren.'  Z  Umgeldsordn.  1643. 

—  3.  namentlich,  ausdrücklich  festsetzen,  bestimmen. 
.Eine  disputation  an  eine  gelegene  walstatt  ernemen." 
1525,  Abscb.  ,Dass  an  jedem  ort  die  bäch  usteilt  und 
einem  jeden  dort'  sin  soliderer  zirk  ernempt  werde.' 
1525,  ebd.    , Einen  lag  ernennen.'   1529,  ebd.;  auch  bei 


749 


Kam.  ii i'iii .  nun.  liiini.  mim 


750 


Kessl.  .Ein  ilenden  tag  allen  orten  gem.  eidgnoschaft 
ernemen  uml  beschriben.'  153s,  Zg  Schreiben.  ,Die 
hinderlegten  oder  ernanten  [angebotenen,  im  Besitz 
des  Schuldners  bleibenden]  pfander.'  1590/1687,  Bs  Kq. 

ver-:  1.  namentlich  anführen.  1(598,  Z  Weggenz. 
Urbar  (Ptc.  .vernammt').  —  2.  Ptc.  .vernamt' ,  nam- 
haft, rühmlich  bekannt,  berühmt.  .Die  vorgenanten 
unser  eidgnossen  von  Schwyz  sind  von  jewelten  ver- 
nampt  erlich  biderb  lüt  gewesen.'  1404,  Absch.  ,Ver- 
nempt  lüt.'  1531,  ebd.  .Der  küng,  by  welchem  meh 
vernämpter  [namhafte  Leute]  zuo  hof  waren.'  Ansh. 
.Hiltprecht,  der  weit  vernant  und  beschruwen  ist.' 
Vad.  .Augustudunum  ist  ein  alt  vernant  statt  in  Gal- 
lien.' ebd.  .Enitere,  verrüempt,  hochgeachtet  und  ver- 
nannt  sein.'  Fris.  ;  Mal.  .Ein  huefschmid,  der  hiess 
Appelles,  seie  in  Egypten  vernampt  gsyn.'  LLav.  1569; 
dafür  1670:  .berühmt'  Job,  der  so  mächtig  und  ver- 
nampt gewesen,  sitzt  ietz  im  kat.'  LLav.  1582.  .Be- 
schreibung etlicher  herrlicher  und  hochvernampter 
personen  in  alter  fryer  Rhetia.  Durch  Joh.  Ardüser 
1598.'  ,Vast  brimpt  und  vernampt.'  ECts.  ,Was 
grossen  und  vernambten  Gebirgs  der  Schwarzwald 
syge.'  JRüeger  1606.  .M.  ist  vernambt  worden  wegen 
des  Peldstreits,  so  sich  [in  der  Nähe]  zugetragen  hat.' 
Güler  1625.  ,N.  N.  hinterliess  6  Söhne,  von  welchen 
die  84  vernambter  Seelen  herkommen.'  Grasser  1625. 
.Herren  der  vernampten  adelichen  Schlösseren  Heideck 
und  Baldeck.'  LCvs.  1661.  .Splügen  ist  das  Haubtort 
im  Rheinwald,  eine  vernamt  ziemlich  grosse  Gemeiiul, 
eine  berühmte  Niderlag  viler  tausend  vorbei  Reisen- 
den.' NSererh.  1742.  —  3.  refl.  ver-nemme",  sich  ver- 
sprechen, sich  in  der  Benennung  irren  Ap;  GrPi\ 

Zu  2.  Bei  Vad.  auch  die  Form  .vernantlich':  .Die  grafen 
von  Montfort  seien  am  Bodensee  herum  v.  und  bei  forsten 
und  herren  ansechlich  gewesen.' 

be- :  1.  nennen,  erwähnen.  .Niemand,  so  hievor  be- 
nampt  sind,  bekümberen  noch  bekrenken.'  1404,  Absch. 
,Der  ebenempt  herr  von  Toggenburg.'  1428,  Gl  Urk. 
,Vor  benempt',  vorher  genannt.  1412,  Z  Urk.  ,Uf  vor 
benemten  St  Johannstag.'  1544,  Absch.  —  2.  ernennen. 
,Dry  von  den  fürsten  sind  benennt  und  verrednet 
[verordnet]  worden.-  Kessl.  ,Zu  einem  Ehrenamt  be- 
nennet.' SchwE.  Chr.  1752.  —  3.  Ptc.  .benannt',  fest- 
gesetzt, normiert.  ,Ich  wil  dir  järlich  zehen  silber- 
ling  und  benante  kleider  geben.'  1531/48.  Richter; 
dafür  1667:  .bestirnte.'  .Der  künig  in  Egypten  gab 
im  ein  haus  und  benante  speis.'  1531/48,  I.  Kön.  — 
be-nanntlich:  Adv.,  mit  Namen,  namentlich.  ,Die 
aus  dem  Pfand  verschleppten  Gegenstände,  b.  zwei 
aufgerüstete  Betten  [usw.].'  1875,  AARheinf.  ,Be- 
namptlich  einandem  by  der  religion  und  glouben 
schützen  und  schirmen.'  1532,  Absch.  .[Nirgendswohin] 
b.  weder  gen  Altstetten,  Höngg,  Hirslanden  [usw.].' 
1627,  Z  Ratserk.  .Uns  unser  Pflicht  erinneren,  b.  diser 
Pflicht,  dass  . . .'  JWirz  1650.  .Benantlichen.'  Sch 
Mand.  1686.  ,Zu  dieser  Zunft  gehören  Apotheker, 
Krämer  und  benanntliehen  Sekler  [usw.].'  vMoosl775. 

üs-be-:  festsetzen,  bezeichnen, ausstecken.  .Wurde 
guot  getriben  roublich  oder  dieblich  über  die  zil,  als 
si  uns  usbenemmet  sint.'  1318,  Absch. 

be-neimen:  1. bestimmen, verordnen.  .Diezwomarc 
silbers,  die  wir  bineimet  han  wuchelich  ze  gebenne 
unsirm  herren  bisehof.'  1272,  Bs  Urk.  .Ich  habe  min 
guot  benennet  mit  miner  erben  willen  und  wüssende.' 
1287,  L  Urk.    .Die  pheninge  ze  gebenne  an  die  stette, 


Ja  er  si  hin  beneimet.'  L'290,  l!s  l'rk.  ,Ich  han  be- 
neimet  und  geben  nach  iiiinein  tode  dem  N.  N.  ein 
wingarten.'  1290,  L  Urk.  —  2.  refl.,  sich  widmen. 
,Do  sich  R.  selig  beneinde  dem  gotshus  am  Ötenbach, 
do  Iopt  er  ein  hus  ze  buwen  uf  ir  hofstatt,  da  er 
inne  sollte  wesen,  die  wilc  er  lebte.'  1310,  Z  Urk. 

Xeimikon  Neimike" :  fingierter  Ortsn.;  Ort,  dessen 
Namen  man  nicht  angeben  will  oder  kann  Z.   —   Vou 

ueime   (s.    neisvwa)    abgeleitet. 

Ganoranien  m.:  Genosse,  Gesellschafter,  Freund 
BSi.  —  Wohl  zu  ahd.  -nomo,  captor,  also  gi-nomo,  Mit- 
nehmer,  Mitauteilhaber ;   vgl.   ahd.   erbi^nomo. 

numede"  AaFH. ;  LG.;  aScHw.  Muo.,  „numede,  -ig 
VO;  Z",  numedi  AALupfig,  numedig  AABeinw.,  Birrw., 
Dottik.,  Leer,  (auch  nomedig),  Rein.,  Ruppersw.,  St.; 
LG.;  ScHwBrunn.;  ZDättl.,  <.medig  SchwE.,  tmedigs 
aScHw,  „emede  Schw;  Zg",  medi(g)  U,  mede  LG.,  „me- 
den  ZF.":  1.  nur.  a)  einschränkend,  's  sind  numede 
drü  China  dert  L.  's  ist  n.  mich,  RA.  beim  Kommen, 
ebd.  Numedig  wenig  Verstand  zeige"  AARupp.  Vögel, 
die  asa  lange  Müler  händ,  ma"  sait-ene"  numede  Ried- 
schnepfe'. Kornhofer  1679.  Es  Ding  wie-n-e"  Bad- 
gelte";  es  nennt-sich  medi  e"  Drumme"Jtübel.  Gesprach 
1712.  Me"  häd-em  medi  g'seit  de"  Drammbuch  [Tam- 
bour], ebd.  —  b)  hervorhebend.  <x)  vor  zu  mit  Adj. 
Die  händ  nummedig  z'  warm.  Häfl.  1813.  —  ß)  mit 
Negationen:  Nid  emedig  SchwE..  numedig  nit  Schw, 
nicht  einmal.  Er  cha""  nid  emedigs  lese"  aScHw.  De" 
g'chenne"d-mer  numedig  nid  ScHwBrunn.  Verhext  so 
Mänger  schier  si"  Chopf,  verstünet,  denkt  und  list, 
weis  mede  nid,  was  's  Höchst  am  Chnopf  an  eusem 
Stiftsturn  ist.  Ineichen  1859.  Er  war  mede  nid  emol 
zue-n-is  cho"  L.  Er  hed  vor  Chlupf  numede  nümme" 
[nicht  einmal  mehr]  chönne"  rede"  SchwMuo.  Er  mag 
numedig  nümme"  lache".  Erzähler  1856.  —  y)  beim 
Verbum.  1)  in  Frage-,  Ausrufsätzen.  Was  wend-er 
numedi  säge"?  Gespräch  1712.  —  2)  in  Befehls-, 
Wunsch-,  auch  Bedingungssätzen;  „doch;  endlich  ein- 
mal Schw;  Zg."  Machet  numedig  (weidlich)!  sputet 
euch  doch!  Aa.  Chömme'd  n.  i"  d'  Stube"  i"e" !  ZDättl. 
Chumm  numedig,  ich  gib-der  Ei"s!  L.  Wart  numedig! 
drohend  oder  beschwichtigend  AARupp.  Esset  n.,  's 
ist  noch  e"  Blatte"  voll  dusse"!  ebd.  Du  muesst  n.  nüd 
glaube",  dass...  ebd.  Bring  numedi  z'  trinke"  mit- der 
ufa!  Gespräch  1712.  Wenn  sy  nummedi  bald  kämind! 
ebd.  He,  das  wäre  eba"  grad  ei"  guetar  Wunsch,  wenn 
er  numeda  bald  angiengte,  das  wäri  's.  Göldi  1712. 
D'  Zürrer  hette"d-em  fei  nüd  e"  Lcidli  Ha",  wenn  er 
numedi  vor-ene"  uf  d'  Knü  niderg' falle"  war.  Gespräch 
1712.  S.  noch  letz  (Bd  III  1554).  —  2.  sogar  Schw. 
Numede  die  Eiche"  müend  die  tür  ZU  eHg'elte"  Schw 
Muo.  N.  de"  Tschöpen  ist  vom  Schwitze"  trüffe"t  nasse 
g'si".  ebd.  Numeden  i"  der  Stuben  inne"  ist  d's  Wasser 
überschösse"  [leicht  überfroren],  ebd.  Du  magst  nu- 
mede" sauft  g'cho",  du  kannst  sogar  ohne  Eile  dein 
Ziel  erreichen  aScHw.  —  3.  nunmehr  AaDoU.,  Leer., 
Lupfig;  „ZF.";  bereits  U.  —  4.  scheinbar  bloss  ex- 
pletives  Adv.  Wer  händ  scho"  noch  ZU  numedig,  wir 
haben  jetzt  schon  noch  Zeit  AABeinw..  Rein.  Mer 
wend  noch-n-es  Fläschli  ne"  ».,  wir  wollen  schnell 
noch  eine  Flasche  nehmen,  ebd. 

So  weit  über  die  Betouuug  ausdrückliche  Angaben  vor- 
liegen (für  AaBeinw.,  Fri.,  Rein.;  LG.;  Schw;  ZDättl.),  ruht 
der  Hauptton  auf  dem   mittlem  e;  nur  für  AaLeer.  sind  die 


7.M 


Xam.   nein,  nim,  nom.  mim 


752 


Betonungen  "  und  "  bezeugt.  Ohne  Zweifel  liegt  die 
formelhafte  Verbindung  niht  fnit,  ruutj  mi  denne,  uichtls) 
nit-h r  als,  uur  noch  (s.  Sp.  365)  zu  Grunde.  Zum  Schwund 
des  l  vor  m  vgl.  Nü(m)  me  |Sp.  3115).  Der  Voc.  der  ersten 
Silbe  verrät  den  Einfluss  des  syn.  »ume"  /  .•  tw.  ist  dieselbe, 
weil  nnbetont,  zu  •  geschwächt  oder  ganz  geschwunden.  iVu- 
medig  stellt  eine  der  sehr  häufigen  adv.  Weiterbildungen  auf 
-ig  dar;   vgl.   amig,   bigig  usw.      S.   noch   das   folg.    W. 

numend  Sch;  ZA.,  Thalh.,  Obenvthur.  numends 
SchSI;  ZDättl.,  nomend  ZBenk..  Sth.,  Wl.,  noment 
Si  ii.  „nomends  Sch",  nupmend  ZRafz,  nupment  SchKI., 
Stdt;  ZWyl  (alt  nupmedig),  nupments  ScHStdt,  »o*jp- 
mend  SchBucIi.  Eams. ;  ThHw.;  ZMarth.,  Oss.,  Sth., 
Wiesend.,  no'pment  ScnNnk.,  nopmedem  ZTrüll.,  „wid- 
mends,  nudmends  Sch":  nur  so.  einfach,  mir  nichts 
dir  nichts,  ohne  weiteres,  kurzweg,  „geschwind"; 
auch:  plötzlich,  auf  einmal.  aaOü.  Mo*  mir  [müssen 
wir]  üs  noment  dri*  erge"  wie  d'  Sil  in'n  Sack? 
APletscher  1880  (Sch).  Er  hät-en  numends  g'nu* 
und  ane'g'heit.  Er  ist  nopmend  [einfach]  furt'gange", 
abg'sesse*.  's  ist  ame*  Eritig  am  Morge*  früe  g'sl", 
do  chunnt  der  Heiri  zue-mer  i*  d'  Schur  mal  seit  nu- 
mänd  zue-mer:...  CBiederm.  1888.  |l>as  Übel]  ist 
nopmend  [wie  von  selbst]  cho*.  Hii  nutmend  auch! 
man  weiss  eben  den  Grund  nicht,  beschwichtigend 
zu  Einem,  der  nach  der  Ursache  fragt  ZRafz.  Wo- 
n-i'h  z'  Öbi"d  heim  chu"  bi*,  isch-mer  numend  ase* 
u'irol  icorde"  und  Im"  amel  grad  mitese"  i"  's  Bett. 
Joh.Mey.  1860.  Er  hät-mer  nupment  [ohne  Ursache] 
Ei*s  g'haue".  Es  iscli  n.  [ohne  Vorzeichen]  chu"  regne". 
Tue's  n.i"'s  Ghästli  i*e* !  es  ist  gleichgültig  wohin. 
Mancher  Wirt  cha""  's  Würtshüs  notment  b'schlüsse*. 
Rheinschn.  1885.  Ich  ha"  da  nnnidnd  [eben,  halt]  Ei"s 
[einen  Trunk]  g'no"  ZA.  Büeft  's  und  ist  noment  [auf 
einmal]  verschwun.de*  Sch  (Altes  und  Neues  1880). 
Si  ist  nodmend  [ohne  Weiteres,  plötzlich]  umg'heit. 
's  ist-mer  nopmend  [auf  einmal]  z'  Sinn  cho"  ZSth., 
Trüll.  (nopmedem).  Verstärkend  vor  z'  Mal,  auf  ein- 
mal Sch.  's  ganz  Schiff'  roll  hat  numend  z'  mol  üs- 
g'lärt.  Joh.Mev.  1S66.  Der  Kaiser  Nero  Mt  </'  Stadt 
Rom  numend  z'  mal  a'zünde*  lu".  ebd. 

Der  Hauptton  liegt  t.  auf  der  zweiten,  t.  auf  der  ersten 
Silbe,  während  die  erste,  bzw.  zweite  einen  starken  Nebenton 
trägt;  erstere  Betonung  ist  ausdrücklich  bezeugt  für  ZSth., 
ebenso  für  SchBuch,  wo  sie  wenigstens  in  der  Pause  herr- 
schend ist.  Seinem  Ursprung  nach  ist  das  W.  identisch  mit 
dem  Vorhergehenden.  Das  inlautende  I  ist  t.  wie  dort  ge- 
schwunden, t.  setzt  es  sich  in  dem  (vou  uus  mit  p  bezeich- 
neten) labiofaucalen  Verschlusslaut  fort.  Auch  hier  hat  sich 
der  Voc.  der  ersten  Silbe  an  den  des  nebenher  gebenden 
syn.  nume"  I,  nu(n)  angelehnt.  Im  zweiten  T.  ist  zunächst 
Schwund  des  iutervocalischen  d  eingetreten  (vgl.  :<■  Jen  zu 
zen  u.  ä.l,  worauf  </.  t  an  das  auslautende  n  autrat  (vgl. 
.Niemand');  daran  schloss  sich  tw.  eine  Weiterbildung  mittels 
adv.  -«.  Möglicherweise  ist  auch  Anlehnung  an  End  oder  an 
die  Adv.   auf  -ment(s)   mit  im   Spiele. 

Nnmmele",  Nummere*  I  f.:  =  Lammelen  1  (Bd  III 

1266)  SchwE. 

nurae(n)  I  AaF.,  Ke.  (selten),  Leer.,  St.,  Zein.;  Bs 
(-mm-);  B;  FJ.;  LG.;  1';  Seil;  S;  ÜBW;  UR.;  W  ;  V.e. ; 
„Z",  ume"  AAZein.;  Bs;  BE.;  LE.;  S,  nome"  AASchaflsh.; 
PGr. :  Adv.,  im  Allg.  dem  nhd.  ,nur'  entsprechend. 
1.  einschränkend  AALeer.,  St.;  Bs;  B;  FJ.;  LE.j  S; 
Obw;  U;  W;  „Z."  Syn.  nun.  D'  Bicke'bacher  hei* 
ume*  ei*  hübsch  i  Frau.  EIWtss  1863.  Gang  (njumme" 
drum  umme",  brenn-dieh  aber  (n)it'.   RA.,  befasse  dich 


damit,  aber  hüte  dich  vor  ökon.  oder  moralischem 
Schaden  AAZein.  Numme*  hie  und  da  es  Hämpfeli 
am-ene*  Port.  dorm.  Nimm  es  Schlückli,  aber  ume* 
es  kli's.  ebd.  .Wenn  es  sich  nicht  schäme,  ume"  so 
mit  einem  Knecht  zu  trinken.'  ebd.  Mach-mich  nummu* 
wie  cinu*  ntn  dina"  Tagiceincrun  Wliar.  (nach  Luc. 
15.  19).  Doch  isch-er  uit  unimen  im  Eide*  z'  bräche* 
g'sl";  nei"  tcdrlig,  er  liet  auch  d'  Büecher  meistc.rlig 
g'füert.  Breitenst.  Er  isch  z'  Witts  uf-em  Weg  StM 
g'stande*,  liet  ume*  [nichts  als]  si"  gross  Chittelchnopf 
üs'tö*.  BWvss  1803.  Eh  will-mi'*  still  ha",  ume*  'oss 
's  d'  Lüt  >iit  merke"  S.  .Kunt  ouch  numen  ein  huon 
uss  dem  selben  hus.'  1413,  Gfd.  .Xummend  [,numnien.' 
1443]  ein  dritteil.'  1435,  Obw  Rq.  ,Hette  mir  der  rat 
nummen  ein  wort  zuegsprochen.'  1439,  Bs  Schreiben. 
.Nument  einist.'  Zielt  1521.  ,Er  ist  nomen  selb  vierd 
da.'  ebd.  ,Es  ist  numuiet  umb  3  oder  4  schritt  ze  ton.' 
1529,  Bs  Chr.  .Nit  numen  einmal'  =  vielmal.  1529, 
Strickl.  ,Nit  nummen  ein,  sunder  zue  vil  malen.' 
1531,  Absch.  ,Vil  sind  von  iren  sinnen  kummen  von 
frowen    liebe   wegen    nummen    [einzig  von  . . .].'    Aal 

1549.  .Mich  fröwt  nit  mer  besunder,  in  disem  zyt  ze 
leben  nummen  [auch  nur].'  Rüep  1550  [:  .kummen']. 
, Jeder   in  unserem   land   sol    num   ein  gweer  tragen.' 

1550,  Gl  Rq.  .Ich  wollt  dir  numen  z'  trinken  gati.' 
Com.  Bf.ati.  .Nit  nummen  gmeine  Leut,  sondern  auch 
vil  vom  Adel.'  Mvric.  1630.  —  2.  hervorhebend,  a)  vor 
Nom.  Ieh  bi*  nume*  gottsfrö,  dass...  B.  's  isch  (n)umc* 
War,  nur  allzuwahr  Bs.  Es  ist  nummu*  ehalt,  sehr  kalt 
WZerm.  Auch  mit, zu':  Doch  iisi  Freud  isch  numme" 
z'  gross.  Schwzd.  (S).  Er  het  u.  [eig.  halt  nur]  Becht 
LE.  Es  nimmt-mi'*  nume"  Wunger,  wie-n-er  's  mache* 
[sein  Leben  fristen]  chönn  B.  —  b)  mit  Adv.  Gang 
ume*,  immer  nur,  stetsfort  B.  Es  nimmt-mi'11  Wunger, 
was  De*  geng  bim  Pfarrer  will,  er  ist  geng  ume*  bi- 
n-im.  Gotth.  .Bist  flissig?  fragte  Jakobli.  Es  war 
si-1'  nötig,  ue""  geng  ume*  Alles  rerheit  ist,  antwortete 
das  Mannli.'  ebd.  Nid  im  Artist!  Du  scisch  Das  albe* 
nume*  so.  OvGreverz  1897.  ,Er  wöll  uns  nen  die  beste 
Kueh,  die  wir  heigen  in  unserm  Stal,  damit  er  uns  num 
wol  [nur  recht]  bezal.1  .Mvric.  1630.  —  c)  mit  einer 
Neg.  N.  Nut,  rein  Nichts  Bs;  B;  S.  Er  cha**  hüt 
n.  Nüt.  Han-ich  um  d'  Tochter  a"g'holte*,  der  Meister 
het  n.  Nüt  elericider  g'Iia"  S  (Joachim).  Er  ist  a*-mer 
rerbl  u"'!  het  nume"  Nüt  dergliche"  'tä*  [dass  er  mich 
bemerke]  B.  Er  wird  all  Tag  wie  leider,  und  's  weiss 
ume*  Niemcr,  wo  's-em  eige'tlig  awh  feit,  nit  e'mol 
der  Dokter!  ebd.  ,So  vil  eren  und  guets  uns  allen 
band  bewisen,  dass  wir  es  numan  nie  verdienen  kön- 
nend.' 1531,  Strickl.  .Ein  grosser  Krieg  syg  für  der 
Tür,  da  könne  numme  niemands  für.'  MlRiciUS  1630. 
,Nume"  nit,  nicht  einmal.'  Id.  B.  ,Der  keiser  lasst  die 
gemeinen  stand  nit  numen  ein  wort  verneinen.'  1530, 
Absch.  ,Was  wott  ich  tuen,  könnt  numme  da  [in  der 
Stadt  Bern]  nit  hau  ein  Huen.'  Mvricäds  1630.  — 
d)  beim  Verbum.  We**'s  ume"  nit  das  Biiebli  b'reiehli. 
de"  angere*  möcht  's- es  ume"  gönne*.  Gotth.  ,Wend  's 
unsrem  Völkli  sagen  nummen,  was  sy  diewyl  ver- 
richten sollen.'  GGotth.  1619.  Spec.  1)  in  Frage-  und 
Ausrufssätzen.  ,\Ver  hat  ihn  gnon  [zur  Ehe],  wer  hat 
ihn  n.  überkon?'  Stehler  1606.  .Wehe,  wehe,  wie 
ist  mir  gschechen  nummen I'  GGotth.  1619.  ,Wo 
kommen  sie  doch  nummen  bar?'  ebd.  1630.  .Wie 
gand  sie  n.  mit  uns  umb,  es  ist  ein  Schand,  sag  ich 
kurzumb.'    ebd.  —  2)  bes.  in    Befehls-  und  Wunsch- 


753 


Naiii    hem,  niiii.  nom,  mim 


754 


(auch  Bedingungs-)Sätzen,  mit  oder  ohne  Ncg.  Gang 
mimt".'  troli  nur  Bs;  B;  Suh.  Cliiiiiiin  n.!  (neben 
chttmin  nör!)  AaF..  Ke.j  Bs:  IS.  Nomme*  chinim!  so 
komm  doch  PGr.  Nummen  ine"!  herein,  entrez  B>. 
Jjüpf-di'*  ii..'  erhebe  dich  B.  (lallet  nume*,  ich  d' 
Ghinder  hützutag  meisterlös  werde*!  OvGreyerz  1897. 
.Wart  n..  Dem  will  ich  sagen ! '  Gottb.  Bis  «.  rüejig ! 
ebd.  Deal'  u.  o"ch!  ebd.  ,BI)b  u.  da!  ne  verearis, 
mane.'  Id.  B.  Bi  im  selber  het-er  'dcnht:  b'richt  du  n., 
U'ihernilch !  Hofst.  Gang-mer  n.  wegg!  ebd.  (Nju. 
ml  sn  hos!  Bs;  B;  LE.;  S.  Hc  u.  uil  g'rad  si>  iirüstisfli  ,' 
Gotth.  N.  nit  ;'  flissig!  Zuruf  an  Arbeitende  Bs;  B. 
Numine*  nid  g'sprengt!  nur  sachte,  eile  mit  Weile, 
Maxime  des  Berners;  als  entlehnte  sprw.  RA.  auch  in 
Bsj  S;  Tu;  Z  gebräuchlich,  's  Dötschli  war  guet,  wenn 
nomine"  's  Pfännli  grösser  g'si"  war.  B  Dorf  kai.  1887. 
,Wenn-er  n.  da  war,  utinam  adesset.'  Id.  B.  .Meinend. 
wärend  nnmen  ir  mit  üwer  paner  hy  innen,  sy  wärend 
mit  der  hilf  Gotts  mächtig-  dem  herzigen  gnueg.'  1  176, 
Ochsend.  ,Der  burgermeister  enbot  mir.  ich  sott  num- 
men haim  gon.'  Stockar  1519.  .Wenn  wir  nummen 
selber  wettend,  so  sind  wir  herren  der  ganzen  weit.' 
XMan.  1522.  .Nun  schwyg  nummen.  hafa  kein  unmuet, 
bis  gueter  dingen!-  Aal  1549.  ,Ei,  lad  mir 's  [das 
Holz]  n.  redlich  uf!'  Habeker  1562.  .0  dass  ich  konnte 
sterben  nummen!-  Holzwart  1571.  .Sitz  nummen 
nider,  bsinn  dich  wol!'  Com.  Beati.  .War  das  Geld 
nummen  zeit!'  Stetiler  IijOG.  .Mach  n.  du  [Geiger], 
was  dich  gelust,  den  Hoppentanz  old  etwas  sust.'  ebd. 
.Tue  ihm  anzeigen  nommen  [rkommen],  dass...'  GGotth. 
1619.  , Kennt  ich  's  umb  euch  verdienen  nommen.'  ebd. 
,Fund  ich  ihn  nur  daheimen  nominell.'  ebd.  .Möchten 
das  nummen  wir  vermeiden.'  Myricäls  1630.  , Glaub 
mir  numme  gar.'  ebd.  ,Wött  Gott,  dass  es  n.  wahr 
war.'  ebd.  .Ä,  tue  num  gmach!'  ebd.  ,He,  wären 
wir  nummen  daheimen!'  1703,  Volksl.  —  3.  adver- 
sativ. Aber  numme"  [doch]  isch's  war!  Zg  Kai.  1882. 
Mhd.  niium,  niuwan,  ntnceniti,  auch  schon  numen(t). 
Formen  mit  inl.  w  begegnen  in  unserer  ä.  Lit.  bis  in^  XIV. 
und  XV.:  ,niwan.'  1280,  BsUrk.;  1344/1446,  Z  Chr.,  ,uü- 
wen.'  KvAmmenh.,  ,nuwen.'  1478.  UwE.  Hdschr.,  .nuwant.' 
1290,  Bs  Urk.,  ,nuwent.'  Niol.  v.  Basel.  Zur  Aphärcse  des  n 
vgl.  (n)it,  (Aiidel  u.  a.  In  L  soll  ume*  als  Charakteristikum 
der   Kntlibucher  Sprache  gelten.     S.   noch  nun. 

nume"  II  Ap;  GSev.,  Ta.,  „T.,"  We.;  ScHStdt;  Tu 
(in  Egn.  -os-).  nüme",  bzw.  nime"  AkAar.,  Brugg.  F.. 
Fri.,  Ke.;  Bs  (auch  itimmi);  ti;  GRt'hur,  Pr.,  ObS. ;  L; 
PA1.;GA.,  T.;  ScHHa.;  ScHW;  S;  Th;  ÜW;  W;  Z, 
üme"  ZLimm.,  711(111,  bzw.  nim  AAKued.;  Bs;  B;  S: 
nicht  mehr  (zeitlich).  Sitdem  de''  Tod  üfelw"  ist,  ist 
n.  z'  lebe"  Z  (Volkswitz).  Es  ist-mer  leid  (defür),  i'h 
will  's  n.  tue",  allg.  Formel,  womit  Kinder  Abbitte 
leisten.  .Nun  ist's  dir  leid,  wilt 's  nummen  tuen.' 
JBinder  1535.  Käme"  tue"  ist  die  best  Buess  L;  Seil;  Z. 
,Jag  in  [den  verlornen  Sohn]  nit  mit  hunden  us;  num- 
men tuen  ist  ein  herte  buess.'  JBinder  1535.  Ie.: 
uird's-mer  (bald)  nümm(e")  besser!  Bs;  Tu;  Z.  Aus- 
druck des  höchsten  Erstaunens.  Er  ist  su  arm,  's  Für 
ged  [gibt]  110*  nomine"  [nicht  einmal  mehr]  irarm,  so 
arm,  dass  ihm  kaum  mehr  zu  helfen  ist  Ap.  Das  ist 
Hümme"  Niit  (Das  ist  Öppis)!  halb  ironisch  i.  S.  v. 
Das  lässt  sich  sehen;  z.  B.  von  einer  über  ihren  Stand 
gekleideten  Person  Bs;  Th.  Das  ist  numme"  schufnj! 
Das  ist  denn  doch  zu  arg  B;  Tu;  Z.  Es  Inid  g'rSgni  1. 
er  häd  g'fluecltet,  dass 's  nümme"  schön  g'si"  ist  Bs-,  Li; 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


Tu;  '/..  /'''  weil,  ict  chönni  nümtn  nun  Platz,  wenn's  nid 
nur  isch!  Beteurung  Aa.  lez  bin-i0"  glilcklich  g'si"  und 
nümme"  [bin  es  nicht  mehr  |!  Joh.Mey.  1866.  Vo' der 
Stund  a"  hät-me"  si  g'sehe*  und  nuntme".  S<  bwzd.  (Schi. 
Bonapart  ist  nomine"  stolz,  er  handlet  mit  Schw&bel- 
liolz,  Spottvers  auf  Napoleon  I.  Apf;  ähnlich  Bj  '/.; 
vgl.  Schteebcl-Holz  (Lid  II  1200).  Zue-der  bin-i'h 
".  zue-der  het  's  mr1'  g  freut,  zue-der  gön-ieh 
numme",  der  Weg  isch-mer  z'  weit  Ap  Volksl.  Wider 
es  Liedli  g'sunge",  wider  ch  Batze"  g'ivunne* ;  sing-ich 
eil,  so  haii-i'''  eil,  vergebe*  sing-ich  numme*.  Volksl. 
(Dan.).  .Von  deshin  soll  man  si  [die  Allmend]  mimen 
[spätere  Var.  ,nümeir]  etzen.'  1339/1544,  Scuw  LB. 
,Er  soll  die  selb  vogtei  genzlich  noch  ein  teil  keinem 
menschen  numer  verleihen.'  1394/1420,  Foffa.  ,Die 
Zürcher  zue  den  herren  rennen,  eidgnossen  numme 
kennen.'  1443,  Lied.  , Wir  nummen  in  das  Land!'  Aus- 
ruf bei  der  Rückkehr  aus  einer  Gegend,  in  der  man 
kein  Glück  hatte.  1527,  Stockar.  ,So  bald  die  sonn 
nit  lüchtet,  so  ist  der  tag  nummen.'  B  Disp.  1528. 
.Lhiss  sy  nümen  äsen  übel  gestraft  wurden  als  be- 
sehenen.' 1529.  Strickl.  .Den  alten  lüten  sag  darvon. 
die  nimmen  mögen  nahen  kon.'  VBolz  1550.  .Es  ist 
nummen  lang  vor  Tag.'  1005.  ArdOser.  .Ob  einer  von 
Alter  nümen  möchte  werken.'  AaWcU.  Klosterarch. 
Pleonastiseh  verstärkt  durch  angehängtes  me.  Num- 
mc-me1  Ar;  „GT.;  Seil;  Th".  nümme*-mer  AxLeer.; 
Bs;  LS;  L;  ScHHa. ;  Tu  (in  Hw.  ii.-iur);  ZO.  Sels 
Blüemli  g'sehn-i'''  nümme"  mi ' .  GJKuhn.  T1'  mag's 
nitmme"-mer  üsg'stö".  Stutz.  T1'  miech  's  iez  nümme*- 
mer  esö.  L  Nachr.  1865.  ,Mir  nnmen  mer,  L)as  wider- 
fahre mir  nie  mehr!  (formelhaft).  .Mir  nummen  mer, 
das  ich  also  badin!'  nach  einem  zu  heissen  Bade. 
HsStookar  1521/9.  ,Mir  numen  me  ein  [ein  so  teurer 
Arbeiter].'  ebd.  ,Numer  mer  kein  ansprach  noch  nach- 
langen mer  haben.'  1529,  Senn.  L'ik.  ,Nu  gwinnt's 
kein  narr  nümmerme  guet.'  Gengenb.  ,Herr  bhüet, 
das  sind  mir  selzne  mer,  das  hett  ich  gsinnet  nünimer- 
mer. '  JBinder  1535.  .Darnach  lüt  man  numen  mehr 
biss  zu  osteren.'  1588,  Schw.  ,Er  soll  recht  tuen  und 
nomen  mehr  spillin.'  1598,  Ar. 

Mini.  iii>:  uniri.  mit  den  Nbff.  nimme,  numme,  nümme  usw. 
Doch  ist  auch  Herleitung  aus  der  Verbindung  nit-,  nul-, 
uüd-me  in  Betracht  zu  ziehen;  vgl.  Nüm(m)i  aus  N&t-nte 
(Sp.  365).  Geminierte  Ausspr.  des  m  ist  bezeugt  für  Bs; 
B;  Seh  (zum  Unterschied  von  nume"  II;  Schw.  Die  Formen 
mit  i  gehören  im  Allg.  MAA.  au,  die  ii  zu  i  entrundet  haben; 
doch  gilt  nimme*  auch  in  BM.,  S.  (gegenüber  nümme*  BE.). 
Bei  Gotth.  begegnet  abwechselnd  nimme"  und  nümme*,  ebenso 
bei  GJKuhn  1806  und  1819.  BVVyss  1863  hat  nümme", 
nümm  und  nimme",  Breitenst.  nimme"  und  nimm.  Ähnliches 
Schwanken  ist  in  der  ä.  Lit.  zu  belegen:  .uunuueu'  neben 
.nummen.'  1380,  L  Urk. ;  .nummen,  nüinmen,  nimme.'  Zwingli. 
Zu  üme*  vgl.  Anm.  zu  nume*  I.  Die  einsilbigen  Formen  er- 
klären sich  durch  Wegfall  der  unbetonten  Silbe  in  schneller 
Rede  (bes.  vor  folgendem  Voc);  vgl.  wig(eM),  Niem(er),  geet(e>  i 
nsw.  Ans  der  ä.  Lit.  seien  ic-li  folgende  Formen  angeführt: 
,nümer.'  Edlib.;  Enef  1540:  Tierb.  1568;  RBeger  1606, 
,nümert.'  1567,  Schw.  ,num(m)en.'  1502,  Z  Anz.;  1530, 
Jerem.;  Kessl. ;  Aal  1549;  Ruef  1550;  Haberer  1562;  1597, 
L  Osterspiel;  1601,  Ardüser.  .nünian.'  1535,  ZGriin.  Amts- 
rechn.,  .nümme.'  Gengenb.,  nimmen. '  GGotth.  1619,  ,nimme.' 
1523,  Bs  Schreiben;  Ansh.;  Myricäus  1630,  ,nim.'  Gengenb.; 
Bolz  1550,  .num(m)en.'  Stockar  1519;  Vad. ;  Rnef  1550; 
Fnnkelin  1552.  Über  Mischung  mit  niemer  (Sp.  369)  s.  d. 
Zu  der  dort  angeführteu  Form  .niemerg,  -arg'  vgl.  ,nüm- 
merg.'  ThPlatt.  1572.  Hie  pleonastische  Erweiterung  n  -mi 
wie  iu  nhd.   .nimmermehr'   und  in   A"5t-me-me  (Sp.  365). 

48 


755 


Nam    ninn.    Namp — 1111111p.    Nams— nums 


756 


Nummere"  II  f.:  Nummer.  1.  wie  nhd.,  z.  B.  Loos- 
uummer.  Mer  müend  ij<>"  X.  sieh*  AaF.,  Ke.  Beim 
Teilen  des  abgeschlagenen  Holzes   im  Walde    macht- 

me*  X  uf  Holzspä?  und  tuet  s'  in  en  Huet  in,"  .um 
Zieh"  ZZolI.  —  2.  übertr.  ('s)  Nummeren  Ei*s,  .las 
Erste,  Ausgezeichnetste  unter  Sachen  und  Personen, 
auch  das  Erste,  was  zu  tun  ist.  das  wichtigste  Ge- 
schäft Bs;  B;  Tu;  ZS.  Chäs  N.  Eis  B;  Z.  Da"  [die 
Kostenfrage]  ist  würklich  aueh  noch  e*  N.  für  cu  Ma", 
wo  5 — G  Ghind  hat  und  alle*  neui  G'sangbüecher  chaufe" 
mo  [muss].  Gespr.  183S  (Sch). 

Auch  in  der  (lat.  oder  it.)  Form  Num(m)ero;  s,.  in  ]!s;  1! 
(ausschliesslich)  und  zwar  n.:  ChrUteli,  lue'  doch  dtv  tiummero 
a*  I  B.  Er  ist  in  Numero  Sicrter.  ,Nnu  aber  heis>t  ,-^  Nu- 
mero lustig.'   Z  Kai.  1837. 

Für-:  Hausnummer  AaBrugg. 

Eig.  Assekuranznummer;  die  Häuser  wurden  im  Anfang 
dieses  Jahrb.  zuerst  für  die  Brandversichernng  nummeriert. 


ver-niemperet:  verzogen,  verschroben,  unleserlich 
(von  der  Schrift)    ZDietl.    —    Vgl.  chniempen  (l'.d  III  74l'). 

nuinpe":   schlummernd  mit  dem  Kopfe  nicken  Ar. 


<ie-nams  n.  (Dim.  G'nämsli  ZBenk.,  Fluid.):  zu- 
gemessener, bestimmter  Anteil,  Kation,  gewohnte 
(knappe)  Portion  AaF.,  Fri..  Ke.,  Leugg. ;  Bs;  BBrisl. j 
„VO;"  LSemp.;  ScnSt;  8;  ZWthur,  Rafz.  Syn.  Or- 
dinäri  ä  c  (Bd  I  442).  Si  hend  eister  nur  's  G.  L. 
I'"  ha*  all  Tag  mi's  G.  AaWoIiI.  Er  trinkt  si*  G. 
ScuSt.  Ein  Milchkunde  nimmt  nicht  mehr  als  's  G., 
immer  gleich  viel  LSemp.  Er  het  's  G.  g'nu*,  mit 
Bez.  auf  Speise  und  Trank  ZRafz.  Er  het  si"s  G. 
übercho",  den  ihm  gebührenden  Anteil  S.  Das  isch 
si*s  G.,  sust  het-er  Nüt  z'  heusche",  z.  B.  von  vorher 
bestimmtem  Lohne  Bs.  Em  Boss  si"s  G.  Heu  In"  gi". 
Schild  1885.  Kit  g'nau  icüsse*,  was  's  G.  ist  für  Winter- 
proviant bi  de*  junge*  Schwärme*  [Bienen].  BWvss 
1885.  ,Uf  die  zyt  machtend  min  herren  us  den  mün- 
chen  korherren  und  gabend  inen  ein  gnams  und  jet- 
lichem sin  ding  besunder,  wie  es  denn  geordnet  ward, 
von  körn  und  win  und  gelt  ein  guetin  summ  imer.' 
1525,  Stockar.  .Keiner  sol  für  den  andern  len-küe 
nen,  das  er  im  ein  genams  darvon  gab.'  um  1530, 
UUrs.  Rq.  Auch  als  Adj.  i.  S.  v.  abgemessen,  genau 
AaF.;  LSemp.  Das  Miss  ist  nur  g.,  wenn  kein  Tro- 
pfen Zumass  gegeben  wird  LSemp.  Ie"  cha"*  nur  es 
g'namses  Mes  ge*  oder:  Gib  's  Mes  g'nams!  sagt  die 
Bäurin,  wenn  ihr  Milchvorrat  nur  gering  ist  AABremg. 

Wahrseh.  aus  G'-namte  (s.  u.  nemmen),  viel],  unter  An- 
lehnung an  ,namsen.'  Die  vereinzelte  Angahe  O'nämli  aus 
/Mi. im  (es  isi-mir  am  wöUte*,  wenn-icn  mi*a  fi.  hu")  ist  ohne 
Zweifel  Schreibfehler  für   G'nämsli. 

namse"  Ar;  B;  Gr;  G;  Seil;  Tu;  U;  Zg;  Z,  nennst" 
Xnw:  1.  a)  (mit  Namen)  nennen,  erwähnen.  aaOO. 
Ich  chann-ne*  net  n.  BSi.  Sogar  im-ene*  Buech  [von 
Goethe]  ist  De''  g'namset  worde".  Scuwzu.  (ScnStdt). 
Worum  Cheste'baum  :'  Horb  himle"  so  g'namset  wird. 
Zg  Kai.  1872  (Eis.).  So  könnte  ein  Bote  von  Luzem 
in  den  Orten  anderer  Religion  bei  dem  Schwören  auch 
dir  Heiligen  .dazu  n.'  151:!,  Auscu.  ,Wir  wellend  nie- 
mand n.,  damit  niemand  antastet  werde.'  Vad.  , Welches 


[das  Lehen]  St  (Jrban  dein  h.  Pabst  als  einem  Patronen 
zugeeignet  und  nachgeuamset  worden.'  RCvs.  .Sich 
Gnad  Herr  nit  n.  lau.'  HRRebh.  1620.    .Wüsste  die  h. 

Schrift  eine  grössere  Pein  als  Feuerspein,  sie  namsete 
dieselbe  und  bildete  die  Pein  der  Höllen  damit  an.' 
l'W  iss  1672.  .Solchen  genamseten  [obgenannten]  Vogt 
in  das  Gelübt  nehmen.'  1722,  Bs  Vogtsordn.  .Pargell 
oder  aucli  Prejulien,  wie  es  einige  n.  wollen.'  Serkuh. 
1742.  S.  noch  Französ  (Bd  I  1312).  —  b)  refl.,  heiasen 
BE. ;  ZO.f  Der  Ort  namset-si"*  N.  .Gältgyt,  das  nams 
ich  Sparigkeit,  Hass  namset  sich  die  Grechtigkeit.'  Joh. 
Mahl.  1074.  -  2.  (zu  einem  Amt)  vorschlagen  bei 
einer  Wahl  Ap;  Th;  Zf;  „allg."  ,Wen  Gott  euch  in 
euren  Herzen  namset,  den  erwehlet.'  FWvss  1073. 
.Nach  Ausruf  des  Landschreibers,  ob  und  wer  andere 
n.  wollte,  wird  der  Landammann  durch  das  Mehr  er- 
wehlt.'  Leu,  Lex.  1763.  —  3.  ausdrücklich  bestimmen, 
festsetzen  G  (Zahner).  ,Er  möge  fordern  und  n.  [als 
Entschädigungssumme  nennen]  was  N.  X.  [der  Schä- 
diger] gen  solle  und  raüessi.'  1549,  ZWthur.  .Gelegen- 
heit und  geschickte  zyt  n.'  1581,  FPlatt.  Ptc.  ,ge- 
namset';  vgl.  ge-namt  (unter  nemmen).  ,Derhalben 
man  ein  genamset  galt  darauf  ausbeutet,  wer  der  tier 
eins  mit  der  büchsen  scheusst.'  Tierb.  1563.  ,Die  an- 
sprachen, so  von  väterlichem  erb  und  guet  haneichend 
und  darumb  keine  genampseten  underpfand  sind.'  1578, 
Z  Rq.  ,Ein  genamset  Heuratgut.'  —  4.  mit  Acc.  S., 
rügen,  tadelnd  vermerken,  hervorheben  ZBauma. 

über-:  verkehrt  benennen.  Von  einem  Mann,  der 
den  Familiennamen  .Gut'  führte,  aber  von  bösartigem 
Charakter  war,  wurde  gesagt,  er  sei  übernamset  Z. 

he-über-:  mit  einem  Übernamen  belegen.  WHu- 
ber  1787. 

er-:  1.  mit  Acc.  P.,  ernennen  Bs  (Spreng).  ,Der 
Kaiser  hat  aus  dem  Rat  zum  erstenmal  dise  adenliche 
Herren  zu  Schultheissen  ernambset  und  gesetzt.'  Fr 
Haffner  1066.  ,Es  solle  ein  tauglicher  Obmann  er- 
nambset werden.'  1685,  Obw  Rq.  ,Der  von  Gott  selber 
ernamsete  Cronerbe  Sauls.'  JJUlr.  1727.  .Zu  dem 
Haubtmann  der  zwoten  Compagnie  ward  Herr  0.  W. 
ernambst.'  Bs  Chr.  1779.  —  2.  mit  Acc.  S.,  nennen, 
angeben,  bestimmen.  , Alsdann  in  der  kornhusordnung 
ein  stund  gesetzt  und  emampset.'  1586,  Z  Ratserk. 
.Wo  ein  Pfarrer  besorgete,  dass  ein  Husvatter  die 
Synen  uf  den  ernamseten  Sonntag  nit  schicken  werde.' 
7,  Kirchenordn.  1628.  .Ich  Hess  sy  ersuchen,  mir  die 
Stund  zu  e.,  wann  ich  konnte  zu  ihr  kommen.'  1662,  Z. 
, Einen  Ort  [zur  Versammlung]  emambsen.'  1668,  Absch. 
.Handschriften,  welche  einsen  Hab  und  Gut  in  genere 
zu  Unterpfand  e.'  1070,  Z  Rq. 

üs-:  deutlich  mit  Namen  nennen.  Er  hat  frlli'1' 
üsen  Kanton  nit  so  dütsch  üsnamset,  hat  's  c*  wengili 
rerwelschet  Sch  (APletscher). 

ver-:  1.  mit  Namen  nennen,  namentlich  anfuhren, 
bezeichnen,  a)  mit  Acc.  P.  B.  Ieh  chann-ne*  net  v. 
BSi.  ,Es  wunderten  sich  Alle  darüber,  dass  der  Nägeli- 
bodenbauer  keinen  [Schmäh-]  Brief  bekommen,  da  er 
und  seine  Leute  in  andern  Briefen  so  stark  vernamset 
waren.'  Gotth.  —  b)  mit  Acc.  S.  .Für  den  Fall,  dass 
er  sterben  sollte,  solle  er  es  irgendwo  v.  (anzeigen], 
wem  das  [(unterlassene]  Geld  gehöre.'  Gotth.  ,Mit 
dem  Weibel  zu  des  Schuldners  Haus  gan  und  die 
Pfänder  vernambsen.'  1070,  BSi.  Rq.  .Obvernamsctc 
Gemeinden.'  1680,  B  Schiedspr.  .Diese  letzt  vernara- 
seten    fünf  Ort.'    B  Postentar.  1749/01.     ,Von    denen 


7.-.  7 


Naius — nums.     Naint     mimt.     Namz — m 


Vau     nun 


758 


ausländischen  Scheidmünzen  Jie  hiernach  vernamsete 

in  ihrem  bisharigen  Gang  lassen.'  B  Münzmand.  1756. 
—  2.  ernennen.  ,Zwen  durch  den  Castlanen  vernamb- 
sete  Obmänner.'  1670,  BSi.  Rij.  Den  Schultheiss  und 
den  Stadtpfarrer  .v.-  1781.  Absch.  —  3.  rett.,  heissen. 
Er  vernamsel  sich  N.  BSi. 

be-:  I.  mit  Acc.  P.  oder  S.,  (be)nennen  Ap;  Gl. 
.Der  hebräer  sprach  art  ist,  oft  die  kind  nit  b.,  sunder 
under  den  eiteren  vergryfen.'  Zwixgli.  .Wider  syn 
eigen  wort  tuen,  wirt  nit  für  ein  macht  benamset, 
sonder  für  ein  onmaeht.'  B  Disp.  1528.  ,Die  Ort  sollen 
sich  mit  ireru  namen  benampsen  und  underschriben.' 
1529,  Absch.  Herold  vor  dem  1.  Akt:  ,I>ie  kurz 
histori  will  ich  bnamsen  [die  Fabel  des  Stücks  an- 
geben].' Aal  1519.  ,Du  sollt  gheissen,  bnamset  syn 
ein  hund.'  Rcef  1550.  .[Die  Anwesenden]  mit  nammen 
benamsen.'  LLav.  1569;  dafür:  , nennen.'  1670.  .An- 
ziehen' (d.  h.:  in  einer  Rede  namentlich  anführen) 
Bs  (Spreng).  —  2.  (durch  Nennung  des  Namens)  zu 
Etwas  bezeichnen,  bestimmen.  .Ein  frömde  man  oder 
wip,  der  gen  Brattelen  zühet.  mag  einen  [Leib-]herren 
nemen,  welen  si  wellent,  und  sol  noch  mag  dannanthin 
deheinen  andern  benompzen  noch  dienen.'  Bs  Rq.  .Die 
kundschaft  b.\  Zeugen  mit  Namen  bezeichnen  nnd 
vorführen.  1529,  Absch.  .B..  bestimmen,  pronuntiare, 
nominare.'  Mal.  .Wäre  Sach,  dass  unter  Ehelüten 
kein  .Morgengab  benamset  [stipuliertj  wäre.'  1617,  Th 
Rq.  .Die  Contractus  werden  underscheiden  in  wahre 
und  benambsete  Contractus  und  in  unbenambsete.' 
SMitach  1709.  —  3.  ernennen,  .designare'  Bs  (Spreng). 
,Dass  er  uns  fyn  grüst  [zum  Kriege]  find,  drumb 
bnamsend  einen,  ders  versech.'  JMürer  1559.  ,Die 
Haubtlüt  in  den  gemeinen  Vogteien  sind  den  Land- 
vögten zue  b.  überlassen.'  1673,  Absch.  —  4.  .aus- 
stimmen', wahrsch.  durch  Abstimmung  auslesen,  er- 
wählen Bs  (Spreng). 

Iu  Bed.  3  auch  .benamsamen' :  ,Dass  die  pfarrer  durch 
die  gemeinden  beuamsamet  und  erweit  werden.'  1530,  Absch. 
,Zue  einem  diacon  fürgestellt  und  benamsamet.'  1533,  Egli. 
Akt.      ,Zue  predicanten   benamsamet  und  erwärt.'  ebd. 

Benamsing  f.:  Benennung,  Erwähnung  ZAnd. 
.Einige  bei  dem  Gartenbau  vorkommende  Benamsun- 
gen.'  JCSulzer  177_'. 

»Xe'msi°ge°:  fingierter  Ortsn.  in  der  RA.  vo*  N. 
si*,  lieber  nehmen  als  geben,  eigennützig  sein  L." 
Syn.  Xcmi'ge*. 

Xirams  n. :  eine  Glücksgabe,  z.B.  eine  Erbschaft, 
Heiratsgelegenheit  Uw;  Z.  Das  ist  (war)  es  N.  für 
in!  Auch  von  Missgeschick:  Die  Uberschwemmi'g 
ist  es  herts  X.  für  die  arme"  Loit  UwE.  —  Eig.  Im- 
perativisch: ,uimm  es!' 

G'nimms  n.  In  der  RA.:  's  G.  i*  bed  Hand,  ein 
delikates  Nehmen   SchwE. 

H  ind  er-Nim  ms.  Nur  in  der  RA.:  am,  im  H. 
si",  im  Nachteil  sein  Gl.  Mit  eine"  Verfassi'gsrät  nä°* 
der  Volkszal  tiäre'd  mir  ehli"  Kantu"  am  H.  Gl  Volks- 
gespr.  1834. 

nimse":  stibitzen  SBib.  , Die  [Geistlichen]  so  die 
pfruenden  verlichind  und  die  nutzungen  nimsetend.' 
Vad.    —   Bei  Vad.  ist  viell.  ,minsetend'  |s.  Sp.  335)  zu  lesen. 

„Nimsi:  =  Nemsi'ge*  Z." 


G'namt  Gl;  GrL.,  Pr.  (flecl  :  min  ß'namti,  Nö 
G'namte*),    G'nannte*  GaSpl.,    B'nannt   Gl        m  :  = 

G'nam,  meist  in  der  Verbindung:   min  G.    In  Gl  bes. 
der  gleichnamige  Taufpate. 

G'näinti  f.:    Frauensperson    mit   gleichem  Tauf- 

namen  Gl. 

Eig.  doch  wohl  identisch  mit  dem  syn.  G'nam  mit  an- 
getretenem participialem  t.  bzw.  Anlcl g  an  das  Ptc.  von 

nemmen.      Vgl.   ge/ründ  (Bd    I    1305/6). 

Neintig.  in  der  Verbindung  die  X.:  vor  einigen 
Tagen,  letzthin.  Syn.  die  Tag.  's  chönnt  d'  Faktörene* 
si",  si  isch  die  N.  go"  Basel.  Hebel.  Ussers  Joglis 
Schirigeri"  ist  ä  nembdig  <in-iiniiin  Opfel-Küechli  er- 
stickt. JCWeissesb.  1702;  dafür  1701:  ist  nembdig.  Es 
hin! -mer  die  nembdig  Eine''  erzeilt.  Gespräch  1712. 
Wie  die  Wi'länder  die  näindig  da  durchä"  'zöge"  uf 
Will  zue.  ebd. 

Eutstellung  aus  ncim(c*)  di<-  Tag  I-.  neismcan)  mit  Re- 
duktion  des  et  zu  c  vor  der  Doppelconsonanz  und  Abschwä- 
chung  des  zweiten   Teils   (vgl.    Sunntig  usw.)? 


ge-namzen:  gutheissen,  anerkennen.  ,Die  [beide 
Parteien]  sich  vor  uns  des  schiedes  erchanden  und 
in  genemzoton.'  1277,  Z  Urk.  .Und  genamzete  si  der 
vorgenante  Wernher  von  ime  also  ze  neinende.'  1292, 
Bs  Urk.  Die  zwei  streitenden  Parteien  werden  ge- 
fragt, ob  sie  den  Entscheid  des  Gerichtes  sich  wollen 
gefallen  lassen  ,ze  schaden  und  ze  verwinnen;  dez 
verjahen  und  genamzeten  beide  teil  offenbar.'  1307. 
Z  Urk.  Für  den  Verzicht  auf  ein  gewisses  Recht 
habe  der  Berechtigte  .willcklich  genämzet  und  em- 
pfangen 14  pfd.'  1331.  ebd. 

S.  noch  Ben.-Müllcr  II  1.  370  a,  Die  Bed.  macht  Zu- 
gehörigkeit zu  ge-näm  wahrsch.,  so  dass  eine  Grundform 
genümezen,  genaemezen   anzusetzen    wäre. 


Xan,  ueii,  niii,  liou,  nun,  bzw.  nanu  usw. 
Näni  I   n.:    Grossmutter    GnPr.  —  Dini.  zu  Nene" 

ls.    Am"   Bd   I   247). 

Näni  II,  Dira.  Näneli  Bs:  1.  Worte,  mit  denen  man 
Kinder  in  den  Schlaf  singt  Bs  (Spreng).  —  2.  n.,  Bett- 
chen Bs,  Wiege  GRVal. ;  G.  In's  Näneli,  ins  Bettchen 
Bs  (BMeyer).  Soli,  sali,  Popa,  roli,  dass  di'h  der  I  'ser- 
herrgott  holt,  uf-eme"  goldene"  Schlittli,  Vatter,  Mueter 
mit-ni",  Xini  Xani  obe"  drüf,  se  chunnt  das  Plunder 
us-em  Hüs  G. 

Vgl.  churw.  nanna,  Wiege,  ir  <<  narrna,  zu  Bette  gehen,  fer 
(Im  nannu,  (beim  Wiegen)  einschlummern,  schlafen.  S.  noch 
Ninä  11. 

Nänne"  f.  AaKu.,  L..  Schinzn.;  Bs  (auch  Nänn); 
BBrisl.;  F;  L;  S.  Bim.  Xiinm  AaF.;  Bs;  L;  SchwE.; 
S:  1.  a)  Mutter  (Kdspr.).  aaOO.  A:  I<*  muess-es  z''  rsch 
deheime"  mitten  Eitere"  säge:  B:  Ja  was,  dlm  Diidi 
und  dir  Nenne"  sage"!  Schild  1885.  .Xenni,  gP'-mer 
Öppis  :'  esse*,  rief  der  ältere  Bub  und  blickte  mit 
hungrigen  Augen  an  die  Mutter  hinauf."  AHartm.  1852. 
-  b)  Grossmutter  (Kdspr.)  SchwE.;  SL.  —  2.  eu  alti 
Nänne*,   altes  Pferd  (derb)  L;   S.    Sprw.:    Eu    alti 


7    ' 


Nim.  neu.  ii i  11.  non.  min 


760 


Nenne'  hilft  huse"  S  (Schild).  —  3.  Familienn.  Ap. 
..luh.  Nänni,  Pfarrherr  zum  Spycher.1  1652,  Robner. 
Für  Beil.  -J  kennte  wegen  des  Pferdonamens  Liai  auet 
an  .Vo'nwe"  =  Anna  Is.  Ed  1  2601  gedacht  werden,  doch  wird 
Letzt  res  für  S  zurückgewiesen.  Zur  Etymologie  diesi  Lall- 
wortes  vgl.   Gr.    WB.   V    1338. 

N'äni:  Lena  PAL 

Naimi  n. :  1.  einfältige  Weibsperson  AaHoIcL,  Leer., 
Schinzn.,  St.  (auch  Näuni);  „Kind,  Mädchen,  das  mit 
possierlichen  Gebärden,  zumal  nachlässig  wankend 
und  Einfalt  verratend,  sich  bewegt,  geht.  Du  bist 
es  X.  oder:  du  maclist  wie-n-es  X.  Aa."    Syn.  Nau""ri. 

—  2.  dummes  Gesicht.  Es  X.  mache",  den  Mund  ver- 
ziehen AALeer.  —  Wahrsch.  ist  bair.  nauneln,  (unter  Tags) 
halb  schlummern,  Naunler,  schläfriger  Mensch,  zu  vergleichen. 

ne2nnen:  unten  Ap.  Bö,  dei,  de3  n.,  dort  unten. 
Z'  änderst  n.,  ganz  zu  unterst. 

neiin).  bzw.  im",  in}",  ni2":  im  Allg.  wie  nhd.,  wobei 
das  zu  ja  (Bd  III  1)  Bemerkte  ebf.  gilt.  1.  Ausdr.  der 
Verneinung,  a)  alleinstehend.  Ks  ist  Ei"s  e"ke"  Ma*", 
wenn  er  nid  n.  säge"  cha"".  Ineichen.  Es  ist  nit  X.  Bs; 
B;  Gr;  L;  S,  es  soll  (de")  nid  X.  si",  heissc"  Gr.  es 
wird  eine  Bitte  nicht  abgeschlagen  (werden).  Wo-n-ech 
cha"  es  G'falle"  tue",  soll  's  nit  Nei"  si".  L  Nachr. 
1865.  Er  tut- mer  chönne"  heusche",  was-er  welle"  lut, 
es  ist  nie  n.  g'si"  B.  .Wenn  es  mir  Etwas  zu  Gelallen 
tun  kann,  so  ist  es  nie  N.'  Gottii.  .Wenn  du  was 
mangelst,  so  sprich  zu,  es  soll  nicht  Nein  sein,  wenn 
wirs  einmal  haben.'  ebd.  ,Ze  klagen,  wie  man  uns 
schinde,  ist  nit  nein.'  UEckst.  —  b)  verst.  a)  durch 
Verdoppelung,  Wiederholung,  allg.  Xeino  nein !  Ulla. 
Meist  mit  Verkürzung  des  schwächer  betonten  ersten 
nein  zu  nä,  nn,  n%  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Tn;  W;  Z.  Auch: 
nä-nä-nei"!  oder  na-na-na  nai"!  Bs;   vgl.  wo(l)-'wöl. 

—  ß)  durch  Zusätze.  Xein-e  GrKüdL,  nei"-ä  GP.h.  = 
mini,  ueinä  (vgl.  ä  III  Bd  I  2).  N.  nid  Gk;  n.  g'wüss 
nid  B;  Tb;  /. :  n.  auch  Tu;  Z;  n.  wäger  (nei")  Th;  Z; 
n.  ieiirli'h  AaK.,  Ke.;  n.  b'hüet-is  (nei")  Bs;  B;  Gr; 
Th;  Z;  n.  biwar-is  (nei")  Gr,  näbiwar  Bs;  Tu;  ZO., 
S.  (vgl.  Gott  Bd  II  514;  frilich  i  Bd  I  1269);  e  nei", 
abwehrend,  ablehnend  li;  iere"-nei"  B,  jere*-nei*. 
Gotth.;  o  we-na  Sc»  (Kirclih.);  ha-a  n.  Gr  (s.  ha  IV 
Bd  II  847).  —  y)  nach  mhd.  Art  durch  Setzung 
eines  auf  die  Frage  oder  Bitte  sich  beziehenden  Pro- 
nomens nach  .nein-:  .Gedacht  min  hiut  ieman?  nein 
es!-  Boxer.  ,Tuond  uns  die  Glarner  in  üeiloch  [einer 
Weide]  dekein  leid  oder  etzent  sy  da?  do  spreche  er: 
ncines.'  1421,  GbUrk.  .Wie  oft  [band]  ir  mich  betten, 
dass  ich  üch  gelt  lieh!  Üch  ward  zue  antwort:  nein 
ich.'  I' Kokst.  .Bedarf  er  [der  Geizige]  oueh  so  vil  zu 
siner  narung  und  ufenthaltungV  Antw. :  Nein  er  fry- 
lich.'  EGüalth.  1552.  .Wurdest  du  es  ouch  lyden 
mögen,  dass  er  dich  der  lugen  durfte  beschuldigen? 
Nein  du  frylich.'  ebd.  1553.  ,Ist  er  so  ergytig?  Neiner 
frylich.'  JWoi.f  1561.  Hieher  wohl  als  versteinerte 
Hoste:  nei"  du!  bündige  Abweisung  oder  Verneinung 
GT.;  Th;  '/AK.  Stdt,  Zoll.  Xeiui  (aus  nein-ich?)  in  den 
Verbindungen;  mini  nurlr'1  Ap,  neini  wäger.  Ebel. 
mm  g'wüss  BSi. :  niner  g'wüss  BSi.;  ninis g'ioüss  BGI 
Neinis  g'wüss,  ich  ma>  nit  wibe",  Anfang  eines  Liedes 
v rJKuhn.  S.  jedoch  Bd  1  198.  c)  in  Verbin- 
dung mit  ja;  s.  Bd  III  1.  —  2.  in  freier,  interj.  An- 
wendung als  Ausdruck  der  Überraschung,  Verwun- 
derung, des  Staunens,  auch  des  Unwillens  und  Zweifels, 


je  nach  der  Situation,  nach  Art  und  Stärke  des  Ge- 
fühls in  Betonung  und  Ausspr.  mannigfach  wechselnd. 
allg.  a)  alleinstehend  oder  verdoppelt.  Deich  au'1'! 
Jen  miiessc"  -schi  noch  in  ir  alte"  Tage"  ra"  Hiis  und 
Heimat  fort!  Antw.  Nei"!  Gr.  A.  's  Nächbers  Büebli 
sei  g'rad  im  Gullen/nch  vertrunke"!  B.  Xei".'  X.,  uns 
du  nid  seist!  oder:  X..  (eis  wird  nid  si" !  bei  einer 
überraschenden  Nachriebt  Aa;  Bs;  B;  Gr;  Th;  Z.  Ähn- 
lich: N.,  sc  si  's-mer!  Gk.  N.,  dir  düre"d-mi'h  aw* ! 
wirklich,  ihr  dauert  mich  Bs  (Breitenst.).  N.,  n.'.  welch 
in  schöne'  Summervogel!  ruft  das  Kind,  wenn  es  einen 
Schmetterling  entdeckt  Z.  X,  nie  ist  das  Gras 
g'wachse"  sit  der  letste"  Wuche"!  Ap;  B;  G;  Tu;  Z. 
Nä",  du  bisch-es!  Das  freut-mi''' !  TiiTäg.  Bei  Aus- 
rufen, lieteurungen:  N.,  der,  bim  Tüsig!  u.  bim  Saj>- 
perlot!  t.iit;  Z.  Xii-nei",  einen  möglichen  Zweifel 
zurückweisend  und  als  Einleitung  dienend  =  ganz  ge- 
wiss, sicherlich  ZO.  Xe  nei",  de''  Ma""  ist  brav  und 
recht.  Stutz.  Xe  nei",  es  wird-der  nüd  Ernst  si".  ebd. 
Nä  ndl.  !<''  kiinne"  's  G'sel;  besser  weder  nW  äso. 
JSenn  1864.  Xenei",  dura"  chenn-er-schich  eitnäl  gar 
nid  gen.  W  Sagen.  —  b)  mit  Zusätzen.  E  nei"!  Interj. 
des  Erstaunens  AALeer. ;  Bs  (auch  e  n.  au'1').  Aber 
«...'  Aa;  Bs;  B;  Gr;  Z;  aber  n.  aw'' !  AALeer.;  Gr; 
n.  aber  au1*!  Bs;  Tu;  Z;  eh  aber  ui"!  BE.  E  aber  ui", 
aber  ni",  tüsige  schiess,  Turk  abenangere"  wie  scliön  .' 
Gotth.  Nei"  aueh,  „nei"-auig"  Aa;  Ap;  Th;  Uw;  Z. 
N.  si!  Interj.  der  Verwunderung,  Entrüstung.  Unge- 
duld Gr;  alleinstehend  bzw.  vor  Sätzen:  X.  s»,  loa 
hau-iel'  aw''  der  Grind  g'ha"?  Schwzd.  (GrPi\).  Xei 
si.  was  leitet  dir  für  dins  Ummergallangere*  ?  g'wüsser 
nid  vil  Guetsch.  MKeoni  1886.  X.  si,  ist  er  doch 
Eine ■',•  ma"  sött-ene"  niid-eine"  Schwi'eimer  erschüsse"! 
GrHc.  Neisi-bott  (Zyro),  „neiss-pott",  Beteurungs- 
formel  B. 

Vgl.,  bes.  auch  hinsichtlich  der  verschiedenen  Zusätze, 
das  ant.  ja  (Bd  III  1).  Zu  nei"  «i  (unter  2  b)  vgl,  /<<  81 
(unter  Chrunnc"  Bd  III  831).  Für  .nicht'  scheint  ,n.'  zu 
stehen  in  der  .Stelle:  ,D:iss  die  zwei  höf  iuen  solch  stl'ass 
helfen  machen  und  besseren  solten;  dass  sich  aber  die  zwei 
höf  gesperrt  uud  gehoft  haben,  das  nein.'    1017,   Zellw.  Urk. 

Ver-nein;  Verneinung.  Leugnung.  ,Wie  wol  nun 
oberzehlte  Freiheiten  und  Gewonheiten  niemalen  in 
kein  Disputen  oder  V.  gezogen  worden  waren.'  Gr 
Handlungen  1632. 

Nina  1  Aa;  GnLandq..  Luz.,  Mai.;  L;  GSa.;  Z.  Nine 

GrHc;    GSev.   --    liim.  Nineli,    Nini:    Frauenname. 

1.  Katharina  ÄA;  GrHc.,  Landq.,  Luz.,  Mai.;  L;  GSa., 

Sev.;  Z.    Vgl.  Schwzd.  19,  32.  —  2.  Wilhelmina  GrHc 

—  3.  Christina  GuIIe.   —   Chnrw,  iVina   in  Bed.   1. 

Nina  II,  Dim.  Nineli:  1.  =  Näni  II  1  Bs  (Ammen- 
und  Kinderspr.).  N.  mache",  schlafen  Bs;  Z.  X.  gö", 
schlafen  gellen,  ebd.  Häutig  in  Wiegenliedern:  Nineh 
in  null  Wägeli  Strö!  's  Büsi  ist  g'storbe*,  's  Müsli  ist 
fru!  lllhu/.  1885.  Sinn  Wiegeli!  uf-em  Dach  sind 
Ziegeli.  ebd.  Ninä  Wi egelist öss !  iber  's  Jör  isch 's 
Maiteli  gross!  Bs;  ähnlich  B.  Nina,  Büebeli  schlaf, 
u f  der  Malte"  weide"  d'  Schöf,  in  der  Schüre"  d'  Läm- 
mili.  schlaf,  mi"  lieb  lieb  Engeli  '.  ebd.  Ninä,  nunneli 
im.  fart  e"  Schiffli  der  Ei"  ab;  was  iscli  wol  in  dun 
Schiffeli?  gross  undkleini  Vischeli;  ninä  [usw.]  IisStilt; 
s.  niiniii.  Xiiuiii.  Vgl.:  .Zue  der  motte  sing  ich: 
drute  ninne  [Herzchen  schlaf]!  ist 's  Gotts  will,  dass 
ich  kind  gewinne.-  NMan.  —  2.  n.,  auch  Dim.  Ni- 
uiiuili  =  Xuiii  II  2  Bs;  Z.    In  's  X.  gö".  —  Vgl.  chnrw. 


761 


Nan.  nun,  11  i ii .  non.  nun 


762 


niima-nanna,  Singforniel   beim  Einwiegen  der  Kinder;  ntnna, 
iiimr,  it.  ninnare,  singend    einwiegen.     S.  »ucli   Gr. 
WB.    MI    851;   Lexer  II   85. 

Ninive:  1.  die  aus  der  Bibel  bekannte  gottlose 
Stadt.  Daher  scherzh.  Bezeichnung  eines  Dorfteiles, 
der  durch  Vergnügungssucht  sich  hervortat  ZZoll. 
inin  1860).  Im  Ausruf:  Herrgott  (vo'J  N.!  Bs;  B;  L. 
Scbw;  Tu.  II.  X.  und  vierzig!  BsStdt.  Nei;  II.  N.! 
was  iseh   du  für-nen  Andri'g  g'scheh!   Schwzd.  (L). 

—  2.  ra.,  Name  eines  Vogels,  der  ,N.'  mit  und  da- 
durch Regen  ankündigt  Z  Tagelsw. ;  wahrsch.  der 
Regenpfeifer. 

Zu  1  vgl.  das  Syn.  Babel,  zu  der  RA.  ans  BsStdt  die 
Stelle  Jonas  3,  4:  ,N.  wird  in  vierzig  Tagen  umgekehrt 
wurden!' 

Nieneli  n.:  =  Hätteli-gern  (s.  Bd  II  427).  Es  goldigs 

X.  KoCHH.  —  Das  Bd  I  20  (unter  leneli)  angerührte  Syn. 
scheint   von   unserm   W.   etym.   verschieden  zu   sein. 

niener  (nur  noch  in  Verbindung  mit  folgenden 
Adv.  und  Präp. ;  s.  4),  nienert  Z  (Schauberg),  niendert 
Bf;  Ostschweiz  f  (Lindinner),  nienet  ZNer.,  Ktiinl.. 
niened  Z  (KMeyer),  niene"  Aa;  Ap;  Bs;  B;  „VO;" 
Gr;  G;  ScüStdt;  Schw;  Th;  Nnwj  ü;  W  ;  ZDättl..  S.. 
näne"  ApK.;  Sch  (Land),  ne'ne"  TtiEgn.:  Adv..  Neg. 
zu  ienen  (Bd  1 '_".>ti).  1.  örtlich,  nirgends.  aaOO.  Wer 
s»c*  all  [immer]  förcht,  ist  n.  sicher  Ap  (Sprw.).  ,Wie- 
wol  man  möeht  sprechen:  wer  ihm  fircht.  ist  nienen 
sicher. '  Stockm.  1006.  B'  Sich  ist  n.,  als  wo-me*  si 
z'sämme"  hat,  nur  Sparsamkeit  führt  zu  Wohlhaben- 
heit ZGutensw.  Niene"  nie  si"  1)  gestorben  sein  Schw 
Nuol.  —  2)  ausser  sieb  vor  Schmerz  sein  UI.  N.  dra* 
si",  sich  nicht  wohl  fühlen  GrPi\  Auf  die  neugierige 
Frage,  wohin  man  gehe,  antwortet  man  abweisend: 
öppe*-hi*  ga"  n.  si"  BE.  Häst-mer-e"  n.  t/seh!  in  die 
Kede  eingeschobener  scherzh.  Ausruf,  etwa  =  schnell 
wie  der  Blitz,  z.  B.  beim  plötzlichen  Verschwinden 
von  Jmd.  Etw.  Gr;  Z;  syn.  was  gibst,  was  hast.    Und 

—  häsch-mer-e'  n.  g'seh!  —  sind  s'  [die  spielenden 
Kätzchen]  wider  ire"  Schwänzlene"  näehe"pfurret.  Ju- 
gkkdschatz.  's  Besser  chunnd  nienet  s'letst  (weder  i"  det 
Zigersuppe'J  ZKüml.  (Sprw.).  Es  fall  niene"  a's  an  allen 
Orte",  allethalbe"  Ap;  Tu;  Z.  .Gesetzt,  es  fehle  Iliacos 
intra  muros  et  extra,  das  ist  nienen  als  allethalben.' 
1638,  J.TBreit.  Verbunden  mit  folgenden  Ortsadver- 
bien: Kienen  ume*  si",  s.  Bd  II  1327;  verst.  n.  umme* 
und  atme"  si"  Ap;  Z.  N.  ane",  ine",  use"  Bs;  Tu;  Z.  Irh 
weis'-es  niener  in  z'  tue"  Bs  (Spreng).  Icb  kann  niener 
iis  schlieft",  ebd.  ,Xiene"  dur'he",  per  nulluni  locuin.' 
Id.  B;  Z.  ,Niene"  zueche",  nullibi  prope.'  Id.  B.  S.  noch 
».  an  (Bd  1  258),  n.  hin  (Bd  II  1355),  n.  her  (Bd  II 
1564),  n.  hi.  ,Niena,  denn  in  siuer  herberg.'  XIV.. 
TnDiess.  Stadtr.  ,Nienaz  anderschwarhin.'  1317,  7, 
Birm.  Ott'n.  .Nienat  lassen  belyben.'  um  1381,  L.  ,Sy 
sachend  im  brueder  nienna  [Var. :  nienant].'  Voi.ksb. 
.Mit  sinem  vich  nienen  denn  uf  dem  sinen  varen.- 
1463,  AiKlingn.  Urk.  .Geschossen  durch  ein  bein. 
dass  er  nienand  mag  kommen.'  1475.  Bs  Chr.  .Der 
schützenhoubtnian  swert.  mit  den  schützen  niendrent 
zu  ziechen  noch  die  iendert  zu  ordnen,  dann  als  verr 
die  venner  das  beissen.'  1490,  B  Kriegsordn.  .Dass 
man  in  allen  orten  der  eidgnosschaft  in  krieg  ze 
loufen  niendert  und  niemand  ussgenommen  by  er  und 
eid  gestatten  solle.'  Ansh.  .Ein  prophet  gilt  nienen 
weniger  dann  daheim.'  1530.  Matth.  .Man  spürt  den 
fründ  niendert  dann  in  der  not.-  1531,  Strickl.    .Nie- 


nen fröuli  [Lustdirnen],  wo  n.  guet  [Geld].1  Salat 
15S7.  .Vermeint,  der  fyend  sye  vorhanden,  da  er  aber 
nienen  im  bind  gsyn  ist.'  I.I.av.  1569;  dafür  1670: 
.nirgend.'  ,Han  arbeit gsuecht  und  nienen  nüt  fanden.' 
1572/1614,  Anni  sF.it.  .Mit  anwilligen  Hunden  kommt 
man  im  Gjägt  y:ir  nienen  dar.'  Mviucäus  1630.  ,Die 
Geringern  müssten  alle  zugefügte  Unbild  gedultig 
übertragen,  weilen  sie  es  niendert  zu  klagen  wüssten.' 
FrHaffner  1006.  S.  noch  all  (Bd  I  169).  -  2.  zeit- 
lich, nie.  .Gedenken,  «las  sich  trüw  nienan  verligt 
und  untrüw  allwäg  iren  eignen  herren  trifft.'  HBull. 
1540.  .David:  nienen  ich  so  hurtig  bin.  als  wenn  ich 
[vom  Panzer]  frei  und  ledig  war.'  VBolz  1551.  .Er 
wendt  sein  gsicht  nienen  von  im  ab  =  er  hat  seine 
äugen  stäts  auf  im.'  Mal.  —  3.  verst.  Neg.,  durchaus. 
gar  nicht  Ap;  B;  Gr;  Schw;  Th;  Ndw  (selten).  „Peters- 
burg ist  n.  so  alt  als  Rom."  Bas  isch  nene"  wör  Tu 
Egn.  Es  ist  nienen  eso  lies  Ndw.  Es  ist  niene"  so  bös, 
ii  t,  nie"  tued,  es  steht  durchaus  nicht  so  schlimm,  wie 
man  sagt  Ap.  Hut  kunnt  's  niene"  ga"  regne"  GitPr. 
Es  ist  mir  n.  halb  so  ir'st  B.  [Das  Hauseben]  iseh 
es  chli's  Weseli  und  n.  icic  im  Pfarrhüs.  M  Waldes 
1880.  ,Noeh  «.,  nondum;  n.  dahi',  nun  eo  usque;  n. 
sövel,  multo  minori  copia;  n.  z'wegs,  supra  modum.' 
Id.  B.  Verst.:  irit  n.  „ApjVO;"  Schw;  Ndw.  .1  b'hüet- 
is,  ini  it..'  SchwMuo.  .Und  redtend  die  boten,  si  woll- 
tent  nienan  nüt  mit  den  von  Schwyz  und  von  Glarus 
ziehen.'  HFründ  14  10.  .Ich  schätz  das  gottswort  und 
messlesen  niena  glich.'  1524,  Strickl.  .Das  dienet 
gar  nienar  harzue.'  Zwingli.  .Dann  sein  [des  Maul- 
tiers] art  nienderts  dem  menschen  so  getreüw  und 
gfölgig  als  des  pferds.'  Tierb.  1563.  ,De  jurgio  sile- 
tur.  man  schweigt,  man  denkt  sy"  nienen.  Immobilis 
et  extentus  fidem  mortis  implevit,  er  hat  sich  der- 
massen  gestreckt  und  n.  gerodet,  das  [usw.].'  Fris. 
.Ist  auch  ein  guter  Wyn,  doch  dem  anderen  niendert 
gemäss.'  RCys.  ,Wie  sie  so  n.  darnach  lebind.'  JJBreit. 
1613.  ,Als  es  [der  Vortrag]  nach  n.  am  End  war.' 
Schimpfr.  1051.  .Er  ist  n.  die  Einfalt,  die  er  scheint.' 
B  Svlloge  1676.  ,Es  seie  noch  n.  Alles  ausgestudiert.' 
JCNägeli  1738.  —  4.  in  gewissen  Verbindungen,  bes. 
mit  angehängter  Präp.  =  Nichts.  Xiener-ab,  über,  von 
Nichts  Bs;  B.  Niener-ap  erschrecke".  Er  hett  niener-ap 
Xfit  rfno",  von  keinem  Dinge  Etwas.  Niener-üf,  auf 
Nichts  Bs;  B.  Niener-üf  lige".  Spreng.  ,So  verlassent 
wir  uns  niendert  uf.  dann  uf  uns  selbs.'  1512,  Schreiben. 
,Das  aug  des  glaubens  soll  nienarauf  sehen,  dann  auf 
himmlische  ding.'  Z  Bib.  1531  (Vorr.).  ,Wir  tringend 
nienaruf  dann  uf  Gottes  eer.'  HBull.  1572.  Niener- 
um  s.  Bd  I  229.  Niener-an,  an  Nichts  Bs;  BBr.;  s. 
Bd  I  258.  Ntener-in,  in  Nichts  Z  (Spillm.).  I<*  hä" 
niencr-in  g'fält.  .Diejenigen,  die  sich  nienar  in  mangel- 
haft sein  achtend.'  Vau.  Nicner-üs  Bs  (Spreng).  .So- 
lichs erlernt  man  nieneruss.  dann  uss  der  kunst  des 
redens.'  HBull.  1531.  Niener-von  Bs  (Spreng).  ,Die 
anderen  wüsstend  nienervon  nüt.'  Val.Tscuddi  1533. 
.Tätend  derglychen.  ob  sy  nienervon  nichts  wüsstend.' 
LLav.  1569.  Nienet  rj-  für  s.  Bd  I  966.  Niener- mit 
s.  Sp.  560.  .Nienermit  anders',  mit  nichts  Anderm. 
HBull.  1572.  Niene*-  (BSi.).  niener-  (Bs  Spreu;,';  „L;" 
\V ;  .Za')  zue.  Er  isch  niener-zue  nutz  Bs,  „n.  guet 
L;  Zg."  ,Wo  nun  das  salz  sein  rässi  verleurt,  es  ist 
nienent  zue  in  er  nutz.-  15:!0.  M.vrru.  ,Ir  frucht  ist 
unnütz  und  säur  zu  essen,  ja  nienert  zue  guet.'  1531/48, 
Weish.;   dafür:    .nirgend  zu.'   1667.     ,Das  die  götzen 


763 


Nan,  nen,  nin. 


764 


nur  holz  und  stein  syend  und  sunst  niendart  zue 
guet.'  Kessl.  .Wäre  mir  Diener  zu  nütz  gewesen.' 
1560,  Z  Bibel. 

Mini,  niencr,  niender.  Den  im  Text  bereits  angeführten 
Formen  seien  aus  unserer  a.  Lit.  noch  folgende  hinzugefügt: 
.uirihit.'  1526,  Z  Ratserk.,  .nieudar."  Kessl.,  .iiicinl.it.' 
1513,  GUrk.;  B  Disp.  1528;  1531/48,  Makk. ;  1535,  /.: 
Vad. ;  1607,  U,  .niemlart.'  l.'.T.'i,  Bs  Chr..  .niendret.'  1136, 
ZNHasli,  .nieudet.-  1568,  Äg.Tschudi,  .nienten.'  1537,  Sch 
Katsprot. ;  RCys.,  .niena.'  1440,  Bs;  1476,  Bs  Chr.;  1530/1, 
ZBib. ;  Ansh.;  Rünalth.  1559,  .nienen.'  XVI. /X  VII.  sehr 
häufig,  .nienan.'  1!  Disp.  1528;  1531,  Z  Bib.;  1567,  Z, 
.nienant,'  1430,  L.  In  den  Volksb.  steht  .niener'  neben 
.niendert',  am  häufigsten  ,niena(n)',  bei  Morgant  1530  ,nie- 
nerf  nelien  .nienen',  Thl'latter  hat  ,nienerf  neben  ,niene.' 
Eine  Form  .nieref  seheint  vorzuliegen  in:  ,Sin  silbergschir, 
das  er  [der  Kigeutümer]  umb  keinen  zins  nieret  lihet,  und 
sinen  harnaseh  [soll  er  nicht  versteuern].'  1384,  AaB.  Stadtr. 
Die  Bedd.  lassen  sich  in  den  ä.  Belegen  nicht  immer  sicher 
aus  einander  halteu ;  fraglich  erscheint,  ob  die  Ansetzung 
von  2  übh.  berechtigt  war.  Zu  3  vgl.  das  ähnlich  verwendete 
frz.  Jamals,  sowie  und.   ,nie'   i.   S.  eines  verst.   .nicht.' 

Nienerli  m.:  fingierter  Personenn.,  gleichs.  ein 
Nirgendsmann,  der  nirgends  ist  L;  Ndw.  Ich  gib -es 
dem  X.  Ndw.  Vgl.  Nieman  (Sp.  289  u.),  auch  Nie- 
nerlis-Tag.  .Manchmal  hörten  sie  's  [das  vom  Kinder- 
räuber Schmutzli  geraubte  Kind]  noch  im  nächsten 
Walde,  der  dem  N.  gehörte,  schreien:  Im  Nienerlis- 
graben...  [s.  ßd  II  682].'  Lüt.,  Sagen  39.  —  Das  W. 
gehört  wohl  nur  der   Kinderspr.  an. 

Niene":  =  Hienen  1  (Bd  II  1363)  AaHoKI. 

Nön  Grü.  (B.).  sonst  Nö*  f.:  1.  Zeit  zum  Melken 
der  Kühe  GrA.,  Pr.,  Seh.  Z'  N.  fare",  das  Weidevieh 
Abends  zwischen  3 — 4  Uhr  mit  Hoien  und  Pfeifen 
zum  Melken  nach  dem  Stafel  treiben  GrA.  Z'  N.  chon, 
von  den  Kühen,  Abends  4  Uhr  zum  Melken  kommen 
UrScIi.  D'  N.  breche",  bei  kürzer  gewordenen  Tagen 
das  Melken  verschieben  bis  zur  Dämmerung  und  das 
Vieh  gleich  im  Stalle  behalten  UrPt.  —  2.  Nacht- 
weide  GrD.  (B.).  Z'  N.  tribe*,  die  Herde  Abends  nach 
dem  Melken  auf  den  Säss  treiben  GrPj\  (B.).  —  3.  Zu- 
sammenkunft junger  Leute  unter  freiem  Himmel  zur 
Belustigung  Ar.  Syn.  Ummen-Riteten.  Of  d'  N.  gö', 
dieser  Zskunft  beiwohnen;  vgl.  Nön-Platz. 

Mhd.  iione,  eig.  die  neunte  Stunde  von  6  Uhr  Morgens 
au  gerechnet,  also  Nachmittags  3  Uhr;  vgl.  das  Syu.  Ottava 
(Bd  I  604)  nebst  Anm.;  auch  Vlsper  (Bd  I  1109).  , Wonne 
si  [die  Meierin]  dien  Schnittern  ze  essenno  bringet,  es  si  ze 
morgen,  ze  dem  imbiss  oder  ze  none.'  ZLuf.  Offn.  S.  noch 
Schm.-Fr.  I  174S;  Gr.  WB.  VII  880.  Bed.  3  wird  sich 
auf  Nen  als  die  Zeit  des  Feierabends  beziehen. 

Xonhalmisten :  solche  Mitglieder  des  Grossen  Rates, 
die  noch  kein  .äusseres  Amt'  bekleidet  haben.  1748,  B 
(vMülinen).  —  Abi.  vom  lat.  tum  habui,  ich  habe  nicht 
gehallt  [ein   Amt]. 

„N'oni  m. :  Grossvater  USa."  —  Vgl.  it,  »»«<»,■  kärnth. 
«oll«,  Grossmutter. 

linne":  wiegen  W. 

Nöni  n. :  Wiege  W. 

nöno:  Laute  zum  Einschläfern  der  Kinder  \V;  '/,. 
Wem-mer  go"  >i.  mache*,  schlafen  gehen?  Z.  JV.,  n., 
Puppili,  schla  fu"!  in  der  Mal  tu*  bi  de*  Schäfu;  die 
schwarzu*  und  toissu"  loellunl  d's  Puppili  bissu*, 
Schlummerliedchen  W. 

Nöno  n. :  Bettchen  Z.  Wem-mer  i*  's  N.?  —  Vgl. 
alUr  nöno,   schlafen  gehen  F,  ferner  nurmelen. 


nun  BG.;  GlK.  (nur  vor  Voc);  GrA..  (hur  (nun), 
Pr.,  nu  BHk.;  CiL;  CtRVal. :  Sobw;  Z.  nua  P.M..  no 
Ar;  Scb;  ThHw.  (nö'J;  Zühw.,  nur  AaF.;  L;  üw; 
U  (vor  Voc):  im  Allg.  =  nume»  I.  1.  einschränkend. 
a)  wie  nhd.  nur.  aaOO.  Es  TPatzeledli,  das  nun  g'rad 
um  de*  Hals  um  g'längt  GrCIiutw.  Es  isch  nun  um 's 
:'  säge*  GrCIiui'.  Ja,  me*  seit  (lachet,  bifiU)  denn  n. 
(als  ob's  damit  getan  wäre)!  Th;  Z.  Es  git  allerhand 
für  Lüt,  nun  e*le*  rund  GlK.  Nicht  selten  iron. 
A:  Der  Heiri  heb  nacht  im  Wirtshiis  ken  Tropfe* 
trunJce*.  B:  Nei*,  er  ist  nu*  [im  Bausch)  ab-em  Stuel 
abe"  tfheit  Th;  Z.  .Nun  dis  jar  und  nit  furo.'  um 
1400,  TüP/iess.  Stadtr.  ,Hans  S.  het  gerechnot  8  tag 
gen  Lindow,  so  ist  es  nu  7  tag.'  1405.  W egelin  1844. 
,Du  bist  doch  nun  ein  erdklotz.'  UEckst.  .Nit  mit 
wasser  gesotten,  sunder  nun  beim  feur  gebraten.- 
1531/48,  II.  Mos. ;  dafür:  .nur.'  1667.  ,Der^  triel  be- 
nimmt die  gelsucht,  wenn  er  nun  vom  kranken  ge- 
sehen wirt.'  Vogelb.  1557.  .Es  ist  nun  ein  Gott.' 
Gletting  um  1560.  ,Kind,  so  nun  von  der  einen  syten 
da  sind,  sollend  nun  ein  halben  teil  erben.-  1565,  G 
Peterz.  Landr.  .Monopodium,  tisch  oder  stuel  nun 
mit  einem  beim'  Fris.  ,Wenn  es  nun  Gut  antrifft.' 
GrKIosL  LB.  .Wenn  es  schon  nur  Gut  antrifft'  ebd. 
,Es  soll  ein  Bischof  nun  eins  Wybs  Mann  syn.-  B 
Syn.  1728;  dafür:  .nur.'  ebd.  1775.  .Nit  nun  —  sonder 
auch.'  XVI.  (Zwingli)  bis  M.  XVII.  S.  noch  heischen  ;' 
(Bd  II  1755).  —  b)  =  numend  Tu;  Z.  Er  ist  nu*  cho* 
und  wider  g'gange*,  nu*  wider  fürt.  Si  [undankbare 
Gäste]  händ  nu*  's  Mül  g' witscht  und  sind  g'gange". 
-  2.  hervorhebend,  verstärkend,  a)  mit  Adj.  oder 
Subst.  Es  ist  (halt)  nu*  war,  en  Pracht  G;  Tu;  Z. 
Er  ist  nur  [eben,  halt  nur]  e*  b'sessne''  Siwgleggler  U. 
IserC  Kaplan  well  scho*  wider  fort;  er  isch  nur  e" 
Figgi.  ebd.  ,Es  ist  nur  zum  Verwundern.'  Sch  Pilger 
1883.  ,l)er  trachten  sind  nun  z'  vil  von  fisch  und 
fleisch.'  HvRüte  154  6.  ,Was  Weisheit  und  kunst  sy 
in  irem  näst  ze  machen  brauchind.  ist  nun  ein  wunder 
zu  sagen.'  Vogelb.  1557.  ,Wenn  man  uns  ze  vil  iiach- 
lasst,  so  werdend  wir  nun  dester  böser.'  Fris.  —  b)  mit 
Adverbien.  Gar  n.;  s.  gar  4  (Bd  II  397)  nebst  Anm. 
Doch  nu",  ja  doch  Th;  Z.  Euserein  ist  doch  n.  Nüt. 
Stutz.  JV.  auch,  doch  nur  Sch;  Th.  He.  wa'  ist  non 
au'h  Da'?  Halt  n.  Sch;  Tb;  Z.  Er  bringt  's  halt  no* 
z'wcg,  selb  ist  g'uiiss.  APletscber.  Nu"  so  gern,  überaus 
gern  ZS.;  vgl.  noch  so  (Sp.  642).  Ich  helt-em  n.  se 
gern  g'hulfe",  wenn  er  nu"  Oiqiis  g'seid  hett  ZZoll. 
Er  ist  halt  unger"  g'gange*;  wo-n-er  aber  e'mäl  drin 
g'si"  ist  und  d'  Mundür  a"g'ha*  häd,  ist  er  nu*  se  gern 
g'gange"  ZHombr.  —  c)  mit  Neg.,  meist  in  der  Bed.: 
auch  (gar)  nicht,  nicht  einmal.  Me"  cha"*  's  nu"  nüd 
glaube*  G;  Th;  Z.  Er  chäm  nu*  nie  zue-n-is  Th;  Z. 
\s  wott  's  nu*  Niemer  g'seh  ha*.  N.  Xüd  Z,  n.  kein 
Ar;  Tu;  U;  Z;  s.  noch  Chüder  1  (Bd  111  152).  X. 
numme*  (niimme").  ebd.  Und  ror-em  Wind  und  vor-em 
Sehne  chann-er  st"  Chunde*  nu"  nüd  g'seh".  KMeyer 
1844.  ,Von  dem  gelt  hau  ich  keins  hällerli  nun  nit 
verstolen.'  Küicf  1510.  .Berge,  da  nun  kein  steüdlin 
wachsen  mag.'  Vogelb.  1557.  .Nemo  unus,  n.  nit  einer. 
Sacrosanctus.  den  niemant  darf  n.  nit  anrüeren.'  Fris. 
.Wie  wurden  wir  von  Sünden  abstehen,  so  wir  selbige 
nur  nicht  erkennen  wollten?'  .1  Miller  1665.  .  Er  mag 
den  Käs  nur  nicht  schmecken.'  Hey.,  Hort.  1692. 
.Meine  Gedanken  habe  niemal  eröffnet,  auch  nur  nit 
merken  lassen.'  Auf.  XVIII.,  Tageb.  Escher.    ,Pie  Pa- 


Kaii.  neu,  nin.  non,  nun 


764, 


radiesvögel,  welche  in  die  höchste  Lufl  hinauf  Biegen 
and  die  Knien  nur  niemals  berühron.'  lliu>.  17:i'_'. 
,Wie  andre  nur  nicht  schwatzen  können  und  auch 
dein  Zwitschern  dir  missgönnen.'  LMet.  1 7 1 : 7 .  .Kr 
konnte  die  Hand  nur  nicht  zur  Kappe  hinaufbringen, 
sie  abzuziehen.-  HPest.  1787.  ,Es  glückt  uns  nicht, 
sein  Grabmal  zu  entdecken;  in  dieser  Kapelle  ist  nur 
kein  Grabstein  zu  sehen.'  Helv.  Kai.  1795.  —  d)  mit 
Verben.  ,Gund  heim,  ir  sümen  uns  nun;  wir  hand 
anders  zu  schaffen,  den  non  mit  üeh  umb  zu  gon.' 
XVI..  G  Mscr.  Spec.  in  Befehls-,  Wunsch-,  Bedin- 
gungssätzen: chumm  n.!  drohend  Th;  Z.  Es  soll-mer 
n.  Einer  cho"  '.  herausfordernd  oder  abwehrend  Seuw; 
Th;  Z.  Beit  nun!  warte  nur!  beschwichtigend  Gr. 
Nu*  ine'!  herein!  wenn  an  der  Türe  geklopft  wird 
Th;  Z;  dem  nachgebildet  im  Scherze:  n.  dusse*!  ebd. 
,Hett  ich  nun  allzyt  vollen  hals,  die  naschen  voll.' 
HBill.  1533.  .Lueg nun !' JBinder  1535.  .Dernüwerung 
nun  nit  machend  z'  vil.'  Rcef  1538.  ,Heb  nun  Gott  trüw- 
lich  für  ougen!'  ThPlatt.,  Briefe.  ,0  Mensch!  du  laufst 
dem  Schatten  zu,  bedenk  es  nu!'  JJUlr.  1734.  Als  Ver- 
stärkung des  Fragewortes  gelt  (Bd  II  270):  g.  n.?  nicht 
wahr  Ap;  Zo;  ZStdt.  Du  blibst  doch  bis  z'  Obe'd,  gelt 
no"?  Ap  Kai.  1846.  —  e)  verallgemeinernd,  wie  nhd. 
nur.  So  guet  me"  sich  no*  denke"  cha"°  Ap  (Merz  1836). 
Er  häd  g'chauft,  icas-en  nu"  g'lust  häd  Z.  E"  Schelm 
nur  uo-ne*  d'  Hut  a'rüert  L.  ,Der  darf  in  unsern 
hüsem  tryben,  was  in  nun  glust.'  JAal  1549.  ,Was 
nun  ich  sinn,  das  will  ich  tuen  on  sorg.'  Rüef  1550. 
,Du  hest  nur,  was  d'  willt  auf  der  Welt.'  Com.  Beati. 
,Findens,  wie  mirs  nun  haben  wend.'  GGotth.  1619. 
,Wie  mans  non  wünschen  kann.'  1651,  ApHeid.  - 
f)  wenn  n.,  obsehon  Ap.  Wenn  no"  das  Ding  so  ist 
[obschon  sich  die  Sache  so  verhält],  so ...  Es  ist-mer 
eigelic''  Nüts  dra*  g'lege*,  wenn  d'  mich  du  no"  nommt" 
witt;  kannst-mer  ko"  am  Türli  fege",  uenn-der  en  An- 
derer lieber  ist.  Ap  Volksl.  —  3.  wie  nhd.  ja  (doch) 
ZO.,  S.,  Wl.  A:  Kennst  du  De"?  B:  Ja  allweg,  er 
ist  nu*  min  Nachher,  oder:  mer  tüze'd  enand  nu". 
Du  törfst-em  scho"  en  Schoppe"  zale",  er  ist  nu*  dln 
Brüeder.  —  1.  zeitlich,  eben,  erst  BHk. 

Mhd.  nun  aus  ni(ujwan;  unser  W.  ist  also  mit  tiuiiten  1 
etym.  identisch.  Die  fast  durchgehende  Verkürzung  des  Voc. 
erklärt  sich  aus  der  Unbetontheit  der  Partikel  im  Satze. 
.Nu'  auch  1474,  UwE. :  HBull.  1572.  Andern  Ursprungs 
ist  nur,  das  wohl  kaum  für  Entlehnung  aus  dem  Schrift- 
deutschen zu  halten  ist;  es  beruht  auf  mhd.  niwer,  newer, 
nuicer,  ahd.  niwäri,  wäre  es  nicht.  Bed.  3  geht  wahrsch. 
auf  iron.    Verwendung  von    1   zurück. 

Nunn  Bs;  ScHNnk.;  ZS.,  Nunne"  AaF.,  Fri. ;  ScuSt .; 
Tu;  ZWL,  Nonn  AAZein.;  BsBirs.  —  f.,  Dim.  Nünnli 
Bs;  ScuSt.,  Nündli  ThHw.:  1.  Nonne.  Ane'plappere* 
wie  d'  Nunne*  de"  Psalter  ScuSt.  ,Sacerdotissa,  pfäffin 
oder  nun,  klosterfrauw.'  Fris. ;  Mal.  —  2.  verschnit- 
tenes weibliches  Schwein,  bes.  Ferkel,  dann  meist 
dim.  AAZein.;  Bs;  ScHNnk.,  St.;  ThHw.;  ZWL;  vgl. 
Nunnen-  Macher  (Sp.  52).  ,Ein  junges  weibliches 
Schweinclien  heisst  in  Schaffhausen  die  Nonne.'  Al- 
pina  1827.  ,Sus  foemina  castrata,  ein  nun  oder  et- 
lichen galznünle.'  Tiere.  1563.  ,Nunn,  ein  verschnittne 
loss.'  Mal.  S.  noch  Gälze  (Bd  II  296)  und  vgl. 
Münch  2  b  (Sp.  318).  —  3.  Vogelname.  .Nonneli,  Eis- 
entli,  Rheinentli.  Seegänslein  (Bodensee).  Der  weisse 
Säger,  weisse  Tauchente,  weisse  Nonne,  mergus  al- 
bellus.'  Meisner  und  Schinz  1815.    , Etliche  teutschen 


nennend  das  rheinentle  ein  inerch,  die  anderen  ein 
nunnen  von  wegen  4er  teilten  färb,  fürauss  weiss  und 
schwarz.1  Vogelb.  1557. 

„Halb-Nonne:  weibliches  Schwein,  dem  beim 
Verschneiden  nur  der  eine  Eierstock  genommen  wurde 
Ap;  Gl;   Z." 

nunne":  ein  Schwein  verschneiden  GSa.;  vgl. 
manchen  (Sp.  319).  ,Es  sol  niemand  thein  ungenunots 
schwin  an  die  alp  tuen,  er  solls  vor  lassen  n.'  um 
1500,  Obw  Bq.  ,Wenn  die  ferli  10  wuchen  alt  werdent, 
so  sol  mans  n.,  die  losen  aber,  wenns  4  wuchen  ge- 
sougt  had,  sol  mans  n.  oder  dannen  tuen  oder  inhan.' 
ebd.  ,Schwy,  die  genunnet  oder  geringet  sind.'  1607, 
U  Rq.  ,Ob  einer  ungenunnete  Sehwyn  kaufte,  die  soll 
er  inbehalten,  bis  er  sy  genunnen  kann.'  ebd. 

Schw  iD-Nunner:  =  Nunnen-Macher  (Sp.  52)  GSa. 

nünnele-  Bs;  .LG.;"  Sch  (Kirchh.);  „S;u  Z  (Dan.), 
nonnele*  G  1790,  nünnele*  I  Bs;  L  (auch  „nünnerle*"): 
1.  mit  dem  Schlummertüchlein  (Nunneli)  spielen,  von 
kleinen  Kindern  (bes.  vor  dem  Einschlafen)  ZMünch. 
(Dan.).  Syn.  nüselen.  —  2.  ein  wenig  an  Etwas  sau- 
gen, lutschen,  von  Kindern  Bs;  L  (Ineichen);  Sch 
(Kirchh.).  —  3.  leicht  schlummern  „LG.;"  G  1799;  „S." 
—   Bed.   2  eig.  eine  Specialisierung  von    1. 

nnnnelig,  nunnig:  herzig  BsStdt.  Syn.  nuqgelig 
(Sp.  711). 

nunni  Aa;  B,  Dim.  nunneli  BsStdt;  B.  nunneli 
BUnterseen:  =  nöno.  Nuni,  nuni,  soli,  dass  dich  der 
lieb  Gott  hole!  uf-dem  goldige"  Schütte"  wem-mer  z' 
Himmel  rite";  sitzt  es  Muelerli  vorne"  zue,  sitzt  es 
Vatterli  hinten  ue;  bringt  es  liebe  Mueterli,  fare*-mer 
im  Schlitteli,  fare*-mer  in  Eeihe*,  butti,  butti,  heie"!  Aa 
(Schlummerlied).  N.  mache*,  schlafen  gehen,  schlafen, 
von  kleinen  Kindern  BM..  Unterseen.  Wotsch  go*  n. 
mache"?  N.  mache"  mit  einem  Kinde,  es  auf  den  Ar- 
men schaukeln  BSi. 

Nunni  AALeer.;  Bs;  B;  G  (-0-);  Sch;  „S;"  Z. 
Nunni  Bs;  L  —  in  AALeer.;  Bs;  BSi.  n.,  in  Bs  (Bed.  6); 
Sch  m.,  in  Z  m.  und  n.,  Dim.  Nunneli  AASchinzn.; 
Bs;  B;  G  1790  f-o-J;  Z,  Nunneli  L,  „Nünnerli  LG.": 
1.  Schlummertüchlein  kleiner  Kinder  Aa;  Bs;  BM.; 
U  1790;  Z.  Syn.  Hudilll  (Bd  II  1001).  —  2.  Lutsch- 
beutel  AALeer.;  Bs  (Becker);  L;  Sch  (Kirchh.).  — 
3.  Kuss,  von  kleinen  Kindern  Bs  (Ochs).  E*  Nunneli 
mache*.  —  4.  „leichter,  kurzer  Schlummer,  bes.  von 
Kindern  LG."  —  5.  Bettchen,  Wiege  B.  —  6.  herziges 
Geschöpf  BsStdt.     Syn.  Nuggi  (Sp.  711). 

,nunu:  vox  quae  infantibus  dormiturientibus  ac- 
clamatur.'  Id.  B. 

nu'ne»  BO.;  „Gr;"  ZBül.,  W.,  nunne"  Ap;  G  1790; 
Si  iiSt.,  nii2ne"  AAZein.,  Dim.  nünnele*  II  AASeeth.: 
1.  mit  geschlossenem  Munde,  durch  die  Zähne  singen 
AASeeth.  (auch  reden);  Ap;  BO.;  „Gr;"  G  1790;  Sch 
St.;  ZBül.,  W.  Mänge''  nunnet  lis  en  Psalm  ScnKl. 
(Pletscher).  [Der  katholische  Knecht]  het  im  Vueter- 
gang  g'nunet,  oll  's  Betti  trüllet,  oll  glese"  BO.  (Alpenr. 
1827).  —  2.  halblaut  muhen,  vom  Rindvieh,  bes.  wenn 
die  Fütterungszeit  nahe  ist  AAZein.;  vgl.  tnöggen, 
müggen  (Sp.  125).  —  3.  den  Kopf  hängen  lassen, 
„sauertöpfisch  sein  BO.,"  Si.  —   Lautnachahmend  wie  die 

syn.    iiiiimmteDe*    (Sp.    228/9),    mime*    (Sp.    316). 

„Nüneli  n.:  Sauertöpfchen  BO." 
Nn'ne"  (PI.)  ZRüiul.,  W.,  Nunni  (PL)  BumAarb.: 
gem.  Schilfrohr,    Pbragm.   comin.     Syn.  Nünen-Gras 


767 


Yiii  —  min.     N;inil     nuini 


768 


(Bd   II  795),  Stengel.  —  V lern  Geräusch  im  Röhricht, 

wenn  der  Wind  es  bewegt;   »gl.  das  syn.  gr.  oovaf  von  Sovsca 
und  dun  Mythus  von  der  Erfindung  der  Hirtenflöte  durch  l'an. 

nun,  in  Ar;  GiiMai.,  ObS.,  V.;  (iSt.lt;  TiiHw.;  Z 
Benken  nü*:  neun.  1.  adj.,  bei  einem  Subst.,  formel- 
haft die  Fülle  ausdrückend,  bisweilen,  wie  sibe*,  sym- 
bolisch. ,N.  Handwerk,  n.  Bettler',  viel  Handwerk, 
viel  Unglück  B  (Sprw.).  Er  g'sehd  jedum  Chrüzer 
durch  n.  Muren  nach,  von  einem  Geizhals  W.  Der 
Alt  g'seht  <lürch  n.  Zun  dür'H'  B  (Wohltat.  Jüngl. 
1780).  En  junge'  Ma"  eha"'  n.  Mol  :.'  Grwnd  gö" 
und  doch  wider  z'wig  clni"  ScnSt.  (Sulger).  .Wenn 
man  in  der  heil.  Nacht  zwischen  11  und  1-  Uhr  von 
neun  Brunnen,  die  alle  besondere  Quellen  haben, 
Wasser  trinkt,  so  kommt  beim  letzten  Wein.'  Rothen- 
bach;  s.  auch  Sp.  661  o.  In  SG.  macht  man  die  Pal- 
men für  die  Kirche  am  Palmsonntag  aus  folgenden 
neun  Arten  von  Zweigen:  Weisstanne,  Rottanne,  Eibe, 
Fichte.  Wachholder.  Seien,  Stechpalme,  Buchs  und 
Haselstrauch.  .Im  zweiten  Gang  wurde  das  Gehäcke 
aufgetragen,  welches  mit  neunerlei  Gewürzen  prä- 
pariert war.'  Bs  XIV.  ,Der  eigen  ald  erb  nüsset  ein 
rüewig  gewerd  unberueft,  unbeschruwen  mit  dem 
rechten  n.  lobrisen  oder  mer.'  1456.  Ndw  Landr.  ,Die 
wyngarten  sollend  als  guoten  friden  hau,  als  man 
spricht  n.  etter.'  1472,  Z  OWthur.  Offn.  ,Mit  Still- 
schweigen heimliche  Zauberei  treiben:  nemlich  die, 
welche  ungeredt  und  unbeschryen  aus  dreien  Häusern 
Salz  neminem  für  neun  Häuseren  mit  blossen  Ge- 
berden,  ohne  Reden  Pfenning  bettlen.'  Anhorn  1074. 
S.  noch  Boss-Äglen  (Bd  I  131),  Hafen  (Bd  II  1008), 
Nün-Hemdler  (ebd.  1300),  Glücks-Hämpfeli  (ebd.  1303). 
—  2.  alleinstehend,  a)  in  der  Form  des  Neutr.  PI. 
Nüni.  So  viel  zu  tun  haben  ivie  e"  Müs,  die  N. 
[nämlich  Junge]  häd  W;  s.  Müs.  D's  Nüni  zieh,  das 
Nüni-Mäl  (Sp.  151)  spielen  B.  ,Mir  vier  wend  spülen, 
zamen  hocken,  [es]  sei  kromme  neune  oder  bocken.' 
GGotth.  1619.  Von  der  Tageszeit:  (am)  Nüni,  nun) 
9  Uhr;  cor,  näch  de"  Nüne".  1)  am  Abend:  Nüni,  i" 's 
Bett  schlünifgj !  Mahnung  für  Erwachsene  B;  Z;  vgl. 
acht  (Bd  I  81).  In  ä.  Zeit  die  Polizeistunde:  ,Dass 
sich  niemand  der  heimischen  nachts  nach  den  nünen 
im  wirtshus  noch  nf  den  stubeii  mer  finden  lassen 
solle.'  XVI.,  Z  Mand.  .5  pfd  gab  N.  N.,  als  er  nach 
den  nünen  gewirtet.'  1570,  ZGrün.  —  2)  am  Vormittag. 
Morge'rege"  und  Wiberu-e  isch  am  N.  niene"  nie  Bs;  Z. 
Z'  N.  ne",  esse",  das  zweite  Frühstück  auf  dem  Lande, 
gewöhnlich  bestehend  aus  Brot  mit  Wein.  Most  (oder 
Schnaps  B;  S;  Ndw),  bei  strengern  Arbeiten  unter 
Zugabe  von  Käse,  Speck  u.a.  allg. ;  vgl.  frz.  prendre 
les  neuf  heures.  In  Tu;  ZElgg,  Limm.,  Uhwies.  ohne 
Rücksicht  auf  die  Tageszeit  übh.  s.  v.  a.  Wein  und 
Brot  gemessen,  zumal  als  letzte  Mahlzeit  des  Tages, 
in  ZW.  von  dem  Imbiss  am  Scbluss  der  .Lichtstubeten.' 
Z'  N.  bringe",  träge",  das  genannte  Frühstück  den 
Arbeitern  auf  das  Feld  hinaus  tragen  B;  Tu;  Z;  vgl. 
Z'nüni-Clmrb.  -Cliratte",  -Säekli.  Auch  subst.  's  (in 
Ai';  Th;  '/.  auch  de*)  Z' Nüni,  das  betr.  Frühstück 
selbst.  aaOO.  .1  'in  9  Uhr  wird  gebranntes  Wasser  mit 
Brod  gegeben,  was  man  z'  Nüni  nennt.'  S  Gem.  Er 
hat  z'  vil  z'  N.  g'ha",  von  Einem,  der  sich  schon 
vormittags  in  angeheitertem  Zustand  befindet  Tu;  Z. 
Wem-mer's  Z'nüni  überstände"  händ,  überUbe"d-mer  de" 
Vormittag  ZWangen  (Volkswitz).  Manche  Leute  be- 
haupten,   <"'  rechts  Z'nüni  sei  ihnen  am   liebsten,    sie 


.'-  en  'I.umi  um  so  weniger  zu  .Mittag  Z.  Daher  auch 
iron.:  's  Z'nüni  ist -mer  's  liebst,  wenn-ic*  z'  Mittag 
Kn,l  :'  Aliig  ha*.  DXs.  Als  Jahrzahl  in  der  RA.  's  göd 
ine  anno  N.  [d.  h.  1809]  =  man  lebt  herrlich  und  in 
Freuden  AaWoM.  (1809  stand  daselbst  die  Strohflech- 
terei  in  besonderer  Blüte,  in  Folge  dessen  Wohlleben 
und  Üppigkeit  einriss).  Als  Zahlzeichen:  Ghurzi  Nüni 
mache9,  d.  i.  rasch  handeln  Z  (im  XVII.  und  später 
noch  wurden  die  Schwänze  an  den  6  und  9  besonders 
lang  gemacht).  Es  Siehst  für  nes  N.  a"hiege",  Wucher- 
zinsen nehmen  B.  —  b)  ,l»ie  N.\  die  Mitglieder  eines 
sog.  Neunergerichts;  s.  Nüner.  In  L  seit  1421  (Seg., 
RG.  II  207),  in  Ol  im  XVI.  .Die  Stelle  des  Rats 
vertrat  in  minder  bedeutenden  Sachen  das  Gericht  der 
Neune,  in  welchem  gewöhnlich  die  gewesenen  Land- 
ammänner,  Landvögte  und  andere  in  den  Geschäften 
wohlbewanderte  Männer  sassen.'  Gl  Gemälde  484;  vgl. 
Blumer.  RG.  II  1,  185  und  198.  Auch  in  S.'nw:  ,Das 
Gericht  aber  solle  von  neun  der  Räten  bestehen.' 
1756,  Schw  ßq. 

Über  neun  als  heilige  Zahl  s.  Gr.  Myth.  '  236.  459.  633! 
817.848.  804;  Vonbnn  1862,  126;  Maunliar.lt,  Baumkult 
637,  a;   Germania  XVII   314;   Am  Urquell  V  1  ff. 

Hosen-Nüni  n.:  1.  Sitzfläche  der  Beinkleider; 
Hinterer  selbst  AaWoIiI.  —  2.  plumper,  einfältiger 
Kerl.  ebd.     Vgl.  Büren-Fünfi  (Bd  I  853). 

R  oss-Nüni  n.:  Maulwurfsgrille  GWe. ;  vgl.  Boss- 
iglen  (IUI  I  131). 

z'nlinelen:  das  Z'nüni  zu  sich  nehmen  Z  (scherz- 
haft). Ja  nei",  Das  ist  iez  z'  dick!  er  sötli*d-mer  e'  vil 
z'nünelet  ha".  Scnwzn.  14,  36. 

Nüner  m. :  1.  die  Neun  im  frz.  Kartenspiel  Bs;  B. 
-  2.  der  König  im  Kegelspiel  L.  —  3.  Wurf  im 
Kegelspiel,  bei  dem  alle  neun  fallen  Bs.  —  4.  Name 
einer  Münze.  , Weder  behemsch,  gross  blaphart,  Schil- 
linge, n..  fünfer  noch  die  alten  kleinen  münz  soll  man 
smelzen.'  1417,  Absch.  ,Man  sol  nemen  ein  crüzer  für 
nun  stebler  pfenning,  einen  alten  n.  für  nun  stebler 
Pfenning.'  1425,  Gl  Urk.  —  5.  Mitglied  einer  aus  neun 
Männern  bestehenden  Behörde,  a)  des  Neunergerichts; 
s.  nun  2  b.  .Der  auch  des  Chor-  und  Neunergerichts 
in  Glarus  war.'  JHTscHimi  1745.  ,Vor  dem  Stab  der 
Neuner  erscheinen.'  ebd.  —  b)  Vorstand  einer  Schützen- 
gesellschaft. .Zum  Zil  ich  schiessen  wollt  geschwind: 
drei  mal  gabs  Fewr,  wollt  doch  nit  lassen,  gar  bald 
die  N.  darbei  wassen,  heissen  mich  geschwind  gehn 
aus  dem  Stand.'  HHGrob  1602.  .Der  erste  Schutz,  der 
war  vollendt,    die  N.  waren    da   behendt.'    ebd.   1603. 

Nun  ig  n.:  der  Neuner  beim  Würfel-  oder  Karten- 
spiel LW.     Vgl.  Drünig,  Zweiig. 

„Nünist  n.:  das  Mühlenspiel. "    Syn.  Nüni- Stein. 

nünlen:  das  Mühlenspiel  machen  BHa.  Wei"-mer 
ei"s  ninlen? 

Nun  li"g  in.:  Haufe  von  neun  Garben  (fünf  unten 
und  vier  darauf),  neben  welchen  die  Zehntengarbe 
gelegt  wurde  Bs  f. 


Nand      nund. 

N'anili  A.\;   W,  Nanti  AaL.;  Bs;  BM.:    Ferdinand. 

g  Händig:    gesund,    lebhaft,    munter    Ar.    -    Mhd. 
genendec,    mutig,  eifrig. 


Kami— nniiil.    Nanft—  niiiifl.    Nangg— hungg.    Kant— Hunt,    \nnz-  Xmiz.    Niinzg.    Nap 


i70 


n ii ml:  nur  USch.  Nund  eso,  nur.  doch  so.  Aus 
nun  mit  angeschossenem  d. 

niindedie  Aa;  Bs;  GA.;  ZS.,  sacker-n.  Bs;  B;  Th; 
ZS.,  nündedies  BS.;  GA.:  Fluchformel;  Ausruf  der 
Verwunderung,  des  Unwillens:  l'ot:  n.!  Auch  attr.: 
E"  nündedies  Burselt,  ein  Tausendsassa  GA.  E"  N. 
1)  ein  Teufelskerl  Aa;  Bs;  S.  —  2)  ein  Sundgaaer  Bs. 

Frz.  au  (mcri)  hum  de  Hieu  ;  vgl.  die  Aniu.  zu  Krid 
(Bd  III  TST).  2  wohl  daher,  weil  die  Sundgauer  dieses 
W.   im   Munde  zu   führen   pflegen.     Vgl. fauch   mrkcr-die. 

nunderdi-fuderdi,  auch  mit  vorgesetztem  potz 
oder  sackerdi:  Fluchformel  wie  das  vorige  VV.  ZO.  - 
Frz.   num   de   Dien,  foudre  de   Dieu. 

Bündele":   am  Daumen  saugen  ZStäfa  (l>än.).  - 

Vgl,    iiiinnelen. 


Nanft  —  nunft. 

Ver-nunft  -numft,  in  Ap;  BsL.;  ZO.  f   Ver-nouft 

-  f.:  wie  iilul.  allg.  ,Vernul(f)t.'  Volksb.;  1529,  Bs 
Chr.;  .vernütrt.'  XVI.,  BsBrief.  S.  noch  Ätem(Bä  I  587). 

Un-  Um-  BsStdt,  U"-,  O'-vernumft  Th;  Z,  U'-ver- 
nouft  BsL.;  ZO. :  1.  wie  nhd.  Das  ist  en  U.,  das  zeugt 
von  U.  Bs;  B;  Th;  Z.  Unvernünftige  Handlung:  ,Um 
etlichen  u.,  so  er  begangen',  wird  Einer  im  Zunftrecht 
eingestellt.  XVI.,  Bs  (Geering).  --  2.  pers.,  unver- 
nünftiger Mensch  Bs.     Er  isch  en   U. 

ver-nünftig  -nümftig  Bs;  Gr;  L;  Th;  Z.  ver- 
nüftig  SchScIiI.:  1.  wie  nhd.  allg.  Me"  cha""  kci"  v-s 
Wort  mit-em  rede"  Bs;  B;  Th;  Z.  A'e/"  v-i  Suppe",  keine 
ordentliche,  schmackhafte  Suppe  Bs.  —  2.  das  Neutr. 
subst.,  der  Mensch  als  vernünftiges  Wesen  gegenüber 
dem  Tiere  Gi«Pr.  Wie  es  aspi's  Laub  hed  d's  Ver- 
nünftege  und  d's  Unvernünftege  g' schlotteret.  Schwzd. 

—  3.  in  Antworten  als  Ausdruck  der  Zustimmung: 
Ja,  ja,  v.,  richtig!  L  (Ineichen). 

u" -  remümftig  Bs;  B;  L;  Th  ;  Z,  -nüftig  LE.,  -nöuftig 
BsL.:  1.  wie  nhd.  allg.  Tue"  wie-n-es  u-s  Tier  Bs;  Th;  Z. 
Von  Sachen:  übertrieben  gross,  schwer.  E"  u-i  Bare" 
[Schubkarren]  roll  Gras  ZS.  E"  u-i  Blatte"  g'scliunmgni 
Nidle"  L.  —  2.  von  der  Todesart,  gewaltsam,  unge- 
wöhnlich B  f  (Zyro).  Vgl.  ,er  starb  vernünftigklich', 
bei    vollem    Bewusstsein.    1540/73,    ZWthur.  Ohr.  — 

3.  als  Subst.  n.,  das  Tier,  Vieh  im  Gegs.  zum  Men- 
schen B.  Tue"  wie  nes  U-s,  wie  's  U-i.  ,Es  ist  unser 
Lebtag  nicht  erhört  worden,  dass  man  Einen  so  da  liegen 
lässt,  wie  ein  Unvernünftiges.'  Gotth.  ,Sie  liegen 
under  einanderen,  wie  das  Unvernünftige;  es  niues 
einer  des  anderen  Haubtküsse  sein.'  GKönig  1695.  - 

4.  als  Steigerungsadv.,  überaus,  zu  sehr.  Er  ist  u. 
g'lert  L  (Ineichen).  En  u.  schöni  Predig  LE.  Auch 
wortspielend:  u.  g'schid  =  überstudiert  L. 


nangg      nungg. 

Xanggäng  m.:  Nanking,  ein  feiner,  gelber  Baum- 
wollstoff für  Männerkleider  ZStdtf.  .Gelbe,  angengige 
Beinkleider  ab  der  Waschstange  gestohlen.'  S  Wochen- 
blatt 180b'.  —  Die  Ausspr.  nach  dem  frz.  nampiin.  Zu  der 
Form   .angengig'   vgl.   (N)idel  (Sp.    672). 

Xänggeli  n.:  1.  =  Änggeli  1  (Bd  I  340)  ZStdt.  — 
2.  =  Änggeli  3   ZBül.     Müllerhl nemli ,    Xengeli,    Tuli- 

Sehweiz.  Idiotikon  IV. 


)><uie",  Nägeli,  clwmmemd  [im  Frühling]  <dliu-ile"ä  me. 
KMeyeh  1844. 

nengge":  mit  Bitten  anliegen  BoSi.    Syn.  gresten. 

Wohl  mit  eng(g)en  1  l>  (Bd  I  ::::i)  otym.  identisch,  d:is 
an],  n  wäre  also  prothetisch.    Hoch  vgl.  auch  n&gge*  (Sp.  Toll. 

Xiengg  m.:  ein  undeutlich  Sprechender  U. 

niengge":  undeutlich  sprechen,  zu  keinem  Re- 
sultate kommen  U.  —  Nbf.  zu  mienygm  (Sp.  332)  oder 
'gnienygen   (s.    Bd    II    66G);   vgl.   auch   nieggai   (Sp,  709). 


Nant  —  nunt. 

nullt,  in  TnHw.  mint  I:  neunt.  Wenn  's  Wasser 
über  de"  n.  Stei"  g'loffen  ist,  so  isch-es  süber  ZPfäff. 
Am  n-e"  Tag  tuend  -sieh  d'  Chranketen  e"tscheide"  Z. 
,Wann  der  Patient  den  5.,  7.  oder  neunden  Tag  über- 
streite und  erlebe,  so  komme  er  mit  dein  Leben  davon.' 
FWürz  1634.  Cha""st  auch  e"mol  erbe"?  —  Jo,  es 
triff't-mer  öppen  einisch-och  vo"  der  nünte"  Suppen  es 
Tünkli  AaF.,  Ke.;  vgl.  sibent.  ,Das  n-e  Gericht';  vgl. 
nun  2  b.  ,Ein  n.  geschwornes  Landgericht.'  1756, 
Schw  Rq.  ,Zu  einem  Richter  des  neunten  Gerichts.'  ebd. 


Nanz      nunz. 

„Nänzi:  Vcnantius  U." 

niinzig:    häufig  als  Eingangswort  der  Rede,   etwa 
i.  S.  v.  nun  denn  ZoBaar.    N.,  wo  sind-er  g'si"?    N., 


gan  tez 


—   Von  anderer  Seite  bestritten. 


Nanzg      nunzg. 

nün-e-nünzg:  99  als  geheimnissvolle  Zahl.  Vom 
, Tschingelweg'  [Weg  des  .Totenvolks-]  glaubt  man, 
er  führe  durch  99  Alpstafel.  W  Sagen.  ,Ein  zurück- 
gebliebener Toter  kann  erst  auf  dem  99steu  Fried- 
hof die  Vorausgegangenen  wieder  einholen.'  ebd. 
.Eine  in  ein  Pferd  verwandelte  Tochter  wird  nur  frei, 
wenn  sie  über  99  Friedhöfe  setzen  kann.'  ebd.  Ein 
Scharfrichter  durfte  mit  einein  Schwerte  nur  99  Ver- 
urteilte richten,  der  Hundertste  war  frei  und  das 
Schwort  wurde  aufgehoben  Z  f. 

Nün-e-nünzger :  Kartoffelsorte  mit  kleinen, 
länglichen  Knollen,  deren  ungewöhnlich  viele  an 
einer  Staude  hangen  S. 

acht-e-nünzgerle":  nach  der  Revolution  von 
1798  riechen,  radikale  Gesinnung  verraten.  I"  dem 
G'richt  sitzt  en  Schärer,  de'  achteniinzgerlet  g' waltig. 
MUsteri. 


Na]),  uep,  nip,  110p,  nup,  bzw.  napp  usw. 

Xapel:  Neapel  Schw;  S.  Ga"  N.  ine"  z'  Chrieg 
dinge".  Postheiri  1864. 

Napolitäner  Z,  N&pelidäner  B  —  m.:  Einer,  der 
in  neapolitanischen  Diensten  gestanden  hat.  ,Ein  alter 
Neapolitaner  besorgte  das  [Schulhalten  in  der  alten 
Zeit]  eben  so  gut  [wie  ein  Studierter].'  Schweizer- 
baher-Kal.  1898. 

49 


771 


Nap,  nep,  nlp,  nop,  nttp" 


1 1  _' 


Nnpo'liun  B;  Tu;  '/..  Napöliöfn)  AaF..  Ke.,  St., 
Napgliän  B;  FMu.,  Napeliön  AaF.,  Ke.;  U  (Ndp-), 
Napoliung.  B  Volksztg  1897,  Napeliung.  B  Hink.  Bote 
1869,  Dim.  NapeliÖndli  AaF..  Ke.,  Napüiünli  GSa. 
(Proph.  1855)  —  in.:  1.  (in  U  f.)  Napoleon  d'or, 
Zwanzigfrankenstück,  allg.  —  2.  Napoleon,  Name  einer 
Turnübung  am  Beck,  Absprung  aus  dem  Kniehang  in 
den  Stand  Bs. 

Näppel  L;  Zg,  Näppeler  B  (scherzh.),  Näppli 
AaF.,  Kc. :  meist  PL,  =  Napoleon  1.  Seck  roll  Näppel 
heä-er  g'ha".  L  Vaterland   1892. 

Näppi:  1.  verächtl.  für  Napoleon  1.  oder  III.  Bs; 
Bj  S;  Z.  Mängs  Stückli  ueis-cr  voch  so"  Näppis  Zite". 
JCOtt  1864.  —  2.  =  Napolion  1  S.  —  3.  Dreispalter, 
Dreispitz  Z  (Jucker).  —  4.  =  Napolion  2  Z;  in  Bs 
auch  der  Klei*  N.  im  Gegs.  zum  grosse"  N.,  dem  Knie- 
absprung  direkt  aus  der  sitzenden  Stellung  auf  dem 
Beck.    —   Zu   3   vgl.  aber  auch   Dn-Näpper. 

Näpper  (*e  bzw.  e*)  Aa;  Ar;  BE.  (neben  Gnäpper), 
IIa..  S.;   Gl;   GrHc;   L;    GÜ.,  oT. ;    ScilHa.;    Schw;   S; 

Tu;  Uw;Z,  Neber  BSa..;  FJ.,  Ni*ber  BSi.,  Are«-er  FS., 
Niibmer  GO.,  Nobmar  Gn  ObS.,  Nägmer  BBe.;  Gr 
Arosa,  Churw.,  Luz.,  Nuf. ;  PAL;  GSev.,  W.,  Nägu-er 
GRÜberw.;  „W",  Nagicer  „BO.;"  GrD.  (neben  Näg-), 
Näggwer  GrV.,  Neuer  BG..  „Näu(w)er  B;  LE.\  iVaier 
BE.;  S,  JViyer  BE.,  S.,  IL;  FMu.;  SSchwa.  —  m.: 
1.  Bohrer,  in  ThHw.  nur  noch:  kleiner  Nagelbohrer, 
wofür  sonst  allerwärts  die  dim.  Formen  gebräuchlich 
sind.  In  BE.  ist  die  Bezeichnung  (G)näpper  auf  den 
grossen  Bohrer  mit  flacher,  halbmondförmiger  Schneide 
beschränkt,  während  für  Bohrer  übh.  Näjer  gilt.  Von 
Steinarbeit:  ,[Der  Steinsprenger]  schlägt  ein  tiefes 
Loch  mit  einem  dicken  Meissel  oder  Neper  in  die 
Fluh.'  JRWyss  1814.  S.  Stein-N.  Bildl.  in  Scherz 
und  Ernst:  Ich  säg  Dank  (dank-der)  für  's  NäpperU. 
('s  Löchli  ist  '/'macht  ZStall.)  =  ich  lasse  mich  nicht 
anführen!  GBern.;  ZStall.  ,Ysne  nepper.'  G  Hdschr. 
.Negber.'  ZEmbr.  Üffn.  ,1  nepper.'  1469,  Z  Inv.  ,2  näp- 
perli.'  1562,  F  luv.  .Nepper'  oder  , Borer.'  Kriegsb. 
1644.  ,Ein  Näper,  ist  grösser  als  ein  Achsnagel-Näper.' 
1650/1700,  ZGlattf.  Inv.  .Der  Neper,  Nefiger,  Borer, 
terebra.'  Bed.  1662.  .Terebra,  Borrer,  Nepper;  tere- 
bellum,  Nepperlein.'  Denzl.  1677;  1716.  , Spitzung  der 
Nepper.'  1770,  Absch.  , Einem  ehrlichen  Mann  ward 
mit  einem  grossen  Näpper  oder  Borer  in  sein  Speicher 
geboret  und  ihme  durch  solches  Mittel  vil  Getraid 
entragen.'  S  Kai.  1708.  S.  noch  Zieh-Messer  (Sp.  464). 
—  2.  „Frauenzimmer,  das  in  Allem  die  äusserste  Ge- 
nauigkeit fordert  G";  vgl.  Git-N.  Negmer,  langsamer 
Mensch  GW.;  vgl.  näpperen.  —  3.  penis  BS.;  Z.  — 
4.  Name  eines  Hauses  BsStdt;  ZStdt.  —  5.  Näpper, 
Familienname.   1525,  ZHinw. 

Ahd.  naba-,  nabu-ger,  mhd.  nähr.-,  nrtbi-,  nebi-,  nebeger, 
umgestellt  wye-,  „.</./,,,.  imjhrr,  neper:  urspr.  spitzes  Werk- 
zeug (dir)  zum  Bohren  von  Naben;  vgl.  Lexer  II  1/2;  Gr. 
WB.   VII   8. 

Öri- :  Bohrer,  mit  dem  der  Küfer  ein  Öhr  (s.  Bd  I 
418)  macht  Z;  auch  1659,  SchwE.  Klosterarch.  — 
Geiss-:  Fluni,  in  ZEmbr.  —  Git-  AaHI.;  Id.  B,  Glz- 
Aa;  Bs;  „B;  VO;  S;  Z":  =  G.-Gnäpper  (Bd  II  668).  — 
Hol-:  Hohlbohrer,  Bohrer  ohne  eigentliches  Gewinde, 
mit  flacher  Kehle  ZO.  ,Ein  Hohlnäbeiv  1590,  Zßär.Inv. 

Holz-.  ,Item  etliche  grosse  und  kleine  H.'  um 
1600,  Z  Inv.   —   //.  im  Gegs.  zum  Steinbohrer. 


Hand-:  gewöhnlicher  Bohrer,  ohne  Winde  (wie 
beim  Windelbohrer)  Z.  —  Chäber-,  Chäbs-  AaHIi.. 
i'häf-  Z:  =  Hol-N.  Vgl.  Ghäfen  2  (Bd  111  160). 
Chäs-:  Bohrer,  womit  der  Käse  angestochen  wird. 
um  Proben  davon  zu  nehmen,  ihn  zu  kosten,  eine 
Art  Messer  mit  Hohlkehle  li;  I.;  7.6;  Z.  Rauch- 
loch-:  fiktives  Werkzeug.  Feinen  schicken,  den  B. 
zu  holen  (Aprilscherz)  AaNüiii..  Wohl.  —  Latte"-: 
kleinerer  Bohrer,  mit  dem  mau  Löcher  in  Latten 
macht  ZO. 

Nabe"-  ZZolL,  Rad-Nabe"-  AaF.:  grosser  Bohrer, 
mit  dem  die  Wagner  das  Loch  für  die  Wagenaehse  in 
die  Naben  bohren.     Syn.  Achs-Borer. 

Eig.  tautol.  Zss.,  die  natürlich  erst  möglich  wurde,  als 
die   urspr.  Bed.  von  Näjjper  vergessen  war.    Vgl.  Btli-Bfcher. 

Xagel-Näp  perli:  Nagelbohrer  Aa;  Gl;  Tb;  Z. 
Achs-nagel-Näpper:  =  Naben-N.  AABb.  —  Bund- 
Nepper.  1659,  SchwE.  Klosterarch.  —  Pflanz-:  fik- 
tives Werkzeug  ZS.  Die  im  Frühling  junge  Tännchcn 
setzenden  Bauern  schicken  etwa,  zumal  am  1.  April, 
einen  unerfahrenen  jungen  Burschen  ins  Dorf,  den 
Pfl.  zu  holen.  V 'gl.  Schaub-Schär.  —  Rören-Neber: 
Teuchelbohrer.  1500,  B  Staatsarch.  —  Süw  Sou-,  Söu- 
Näpper:  Pfropfen,  den  man  in  die  Stichwunde  des 
geschlachteten  Schweines  steckt,  um  das  Ausrinnen 
des  Blutes  zu  verhindern  ZO.  Fiktives  Werkzeug, 
in  scherzh.  Drohungen  gegenüber  Kindern:  Muess-di'* 
zum  e"  Saldi  mache"?  Ich  ha"  de"  S.  bei-mer.  Hol-mer 
de"  S.,   ieh  will-di*"   usw.  —  Schind-:    Geizhals   L. 

—  Ge-schirr-:  der  Bohrer,  mit  dem  die  Geschirr- 
flicker  durch  Quirlen  Löcher  in  gebranntes  Geschirr, 
machen  L;  Z.  —  Holz-  schlegel-:  grosser  Bohrer 
womit  man  in  die  Holzschlägel  das  Loch  für  den  Stiel 
bohrt  ZS.  —  Speck-:  scherzh.  Benennung  für  schlim- 
mes Bürschchen  Z  (Schulthess).  —  Spitz-:  gewöhn- 
licher, (im  Gegs.  zum  Chäber-N.)  in  eine  Spitze  aus- 
laufenderBohrer  AABb.  —  An-st  ech-Nepper.  ,A. 
zu  den  kleinen  Fassen',  unter  den  Werkzeugen  eines 
Küfers.  1659,  SchwE.  Klosterarch.  —  Stei"-:  Stein- 
bohrer; Werkzeug,  womit  man  beim  Steinsprengen 
die  Schusslöcher  in  den  Stein  bohrt  S;  üw;  Z.  — 
Stell-stange"- Näpper  li:  Bohrer,  womit  man  die 
Stangen  des  Schlittengestells  durchbohrt  Ndw.  — 
Stro  w -Näpper.  ,Hense  Str.',  Bauernname.  UEckst. 
Rychst.  -  „Tü-Näuer:  Lochbohrer  BG."  —  Tubel- 
Näpper:  Bohrer  für  Löcher  in  einer  Wand,  in  welche 
ein  Tubel  [Pflock,  Zapfen]  eingefügt  werden  soll  BSi., 
U.;  GWeisst.;  SchwE.;  Ndw;  ZO.  .Dubelnepper.'  1659, 
SchwE.  Klosterarch.  Dim.,  kleiner  Bohrer,  womit  man 
die  Löcher  für  die  Tübel  in  die  Fassdauben  macht  ZO. 

—  Tü'chel-  Ar;  Gr;  Ndw;  ZO.,  TM-  ZO.,  S„  Tünkeh 
AABb.:  Teuchelbohrer.  .Tüchelnepper.'  1492/1508,  Z 
Inv.  ,Als  sy  battend,  dass  man  inen  erlaubte,  holz 
zu  verkaufen,  damit  sy  ein  eigenen  t.  haben  mögind; 
ist  inen  erlaubt  worden.'  1558,  Hotz,  Urk.  ,Ein  tüchel- 
näber.'  1590,  ZBär.  .Matthis  soll  das  Wasser  durch 
einen  dunkel,  der  mit  dem  grössten  dünkelneper  zu 
Münster  gebohrt  ist,  dem  rechten  russ  [Runs]  nach 
in  den  weier  leiten.'  1596,  MEsterm.,  Rickenb.  .In 
den  Rechnungen  von  1733/41  kommen  Ausgaben  vor 
für  Tüchelnepper.'  Studer  1870.  —  T  ürli-Nepper: 
Bohrer,  womit  Löcher  in  die  .Fasstürli'  gebohrt  wer- 
den. 1659,  SchwE.  Klosterarch.  (unter  den  Werkzeugen 
eines  Küfers).  —  Dorf-Näpper:  1.  ein  zu  allg.  Ge- 
brauch   des    Dorfes   bestimmter    Tüchel-N.    ZZoll,  — 


77.'! 


N'np     nnp.     Napf-  -nupf 


771 


2.  bildl..  grobes  Bauemmädchen.  .Wann  [weil]  ich 
schlecht  [einfach]  glaube,  dass  also  wenig  für  mich 
seie  ein  Gretli  and  <l..  ein  päurin,  also  wenig  seie  für 
ilich    ein    rauher    handwerksmann    oder    paur.'    1527, 

HBiu...  Werbungssehr.  —  D  ri-:  1.  ein  zur  Ausrüstung 
des  Soldaten  gehörendes  Werkzeug  mit  drei  .Sehenkeln. 
von  denen  der  eine  aus  einem  Kaminschlüssel,  die 
zwei  andern  aus  Schraubenziehern   bestehen    Z  f.  — 

2.  dreieckiger  Hut  UwE.;  Zg.  Syn.  Drirören-  Huet 
(Bd  II  1790).  —  3.  Bezeichnung  gewisser  Örtlichkeiten 
(z.B.  einer  solchen  in  ZHorgen).  wo  drei  Strassen  aus 
einander  laufen,  und  wo  es  nicht  geheuer  sein  sollte. 
Eine  Wiese  ,im  Dr.'  ZMänn.;  dreieckige  Wiese  in 
ZZoll.;  vgl. auch  Akt-Wis  (Bd  I  66Anm.).  —  Trüll-: 
Windelbohrer  Ap;  Gl;  Gr;  Scuw;  Nnw;  ZO.  .Troll- 
nepper.'  1059,  SchwE.  Klosterarch.  —  Wagen-Naer: 
wohl  =  Naben-N.  FMu. 

n äpper e"  Aa;  Gl;  GRrle. ;  Schw;  Th,  gnäppere* 
Bs;  B,  ni'bere*  BoSi.,  näbmere"  GO.,  näguere"  GkNuI'., 
Spl.,  näggteere*  GnHe.:  1.  mit  dem  Näpper  hantieren, 
bohren  AAWohl.;  GRHe.  (näggw-);  GO. ;  ThHw..  lt  St.'1 
auch  in  Ap;  Gl;  GRli..  T. ;  Z.  [Das  Saatkörnchen 
unter  der  Erde]  chaitft  en  Nepper  bim  Chrämer  und 
bort  e*  Loch  dur**  de"  Bude":  nepperet  Tag  und  Nacht 
und  glirh  glich  güxlet  's  denn  ose*.  KMey.  1844.  Bildl.: 
Der  W%*  nepperet-mer  schd*  im  Cliopf.  Stutz.  —  2.  an 
Etwas  herumstochern  (z.  B.  an  einem  Türschloss  mit 
dem  Schlüssel,  um  es  zu  öffnen);  erfolglos  mit  mehr 
oder  weniger  Geräusch  an  Etwas  arbeiten,  sich  mit 
Etwas  zu  schaffen  machen  Aa;  B;  Gl;  GaChur,  He. 
(wipp-),  Nuf. ;  GO. ;  Sohw;  ThHw.;  Z.  An  Öppis  ume* 
n.  Er  het  geng  Öppis  z'  gn.  „Was  näpperst  mit  den 
Fingern V  allg."  Stümperhaft  Holz  hacken,  schneiden 
AAZein.  Bildl.,  einer  Sache  nachgrübeln  GnSpl. ; 
ScnwE.  —  3.  sich  hinzu   und   hinein   drängen   B  oSi. 

—  4.  knausern,  filzig  sein  „Aa;"  Bs;  „B;  VO;  S;  Z." 
(g)näpperig    Aa;    „B;    VO;    S;    Z":     knauserig. 

geizig. 

schind-näpperig:  erzknauserig  L.  ,Sch.  und 
raxig.'  Zg  Kai.  1S72. 

näpperle"  AaF.,  Ke.;  Bs;  GrCIiut;  S;  Z,  gnäp- 
perle* II  AiWohl.;  Z  (vgl.  Bd  II  669),  nägmerle*  GW. : 
Dim.  zu  näpperen.  1.  =  näpperen  1  GW.  —  2.  =  näp- 
peren  2.  (Geräuschvoll)  stochern  AaF.,  Ke.;  S;  Z. 
Du  niipperlist  a"  deren  Ür  ume",  bis  si  nüme*  gät. 
Mit  einer  Arbeit  spielen,  tändeln  AaWoIiI. 

N'epüt  GrAv.,  L>.,  Val.;  aScuw;  WG.,  V.,  Nipöi 
PAg.,  Po.;  TB.:  1.  m.;  Neffe.  aaOO.  Auch  Enkel  PAg. 

—  2.   f.,    Nichte    PPo.;   TB.    -   It.   nipote,    Neffe,  Eukel. 
Nepötin  GRLandq.,   Nepöti"  GrD.,    Nipote  PAg. 

-  f.:  Nichte.     Auch  Enkelin  PAg. 

Nipperi  m.:   Geizhals  S.  —  Vgl.  gnippm  I  (Bd  II  670). 

Noppeli'"  f.:  einfältige  Weibsperson  TnUntersee. 
-    Vgl.   AToggUn  (Sp.   710). 

Bet-Nopple":   Betschwester  ScaSt. 

Noppeli  ÄAHold.;  ZPfäff.  f,  Noppi  A\Leer.;  Bs, 
Nöppi.  HPest.  1781,  Nöppel  ÄALeer.;  ZBül.f:  1.  Jakub. 
t.  dim.,  t.  pejor.  aaOO.  Hut  ist  mi"s  Noppeiis  Her:  so 
schwer.  Sciiwzd.  (Z).  De'  Noppi,  si"  Bueb.  Wolf, 
Gcspr.    —    2.   (Noppeli)    Johann    Jakob    AAHold.    — 

3.  (Noppi)  Gottlieb  Bs.  —  Vgl.  das  syn.  Nogg  (Sp.  709), 
zu  dem   Wechsel  im   Ausl.   Hanogg,   -nopp  (Bd   II    1311). 


Gülle°-Nöppi  m.:  Schelte  auf  einen  schmutzigen 
Burschen  Bs. 

Hoppe":  1.  an  Etwas  zupfen,  rupfen,  zerren.  /.  B. 
an  der  Angelschnur,  von  Fischen  GRh.  An  Öppis 
ume*  n.,  z.  B.  an  einem  Kucke,  ihn  mühsam  zuknöpfen 
Z.  Nopp  nüd  all  [immer]  a'-mer  ume"!  zu  einein 
Kinde.  —  2.  unbeholfen,  stümperhaft  arbeiten  ZMünch.; 
spec,  schlecht  und  knotig  nähen  Ap.  —  3.  coire  Ar. 

Vgl.  noggen,  nogghn  (Sp.  7101.  S.  auch  Anm.  zu  morsen 
(Sp.   352). 

ver-:  tr.,  schlecht,  stümperhaft  nähen   Ap. 

noppere"  I:  1.  a)  wesentlich  =  näpperen  2  ZKn., 
Tö.;  an  Etwas  zupfen,  rupfen;  sich  mit  kleinen  Din- 
gen, unbedeutender  Arbeit  umständlich  zu  schaffen 
machen,  an  Etwas  langsam  herumarbeiten  (mit  dem 
Nbbegriff  des  Ungeschickten,  Unbeholfenen)  AALeer.; 
Bs;  B;  L;  S;  Zg.  Syn.  noschen.  „Ein  Schloss  ohne 
Schlüssel  zu  öffnen  suchen  B."  .Haerere  in  solvendo 
nodo.'  Id.  B.  A"  der  Türe"  n.,  wiederholt  die  Klinke 
drücken  ZTurb.;  vgl.  nopperen  IL  .Der  verlegene 
Freier  noppert  an  seinem  Hute.'  Zg  Kai.  18S9  (Eis.). 
Er  nopperet  lang  um  Zwick,  me*  cha*"  's  nit  erlebe*, 
bis  er  fertig  isch  Bs  (Breitenst.).  Spec,  zwecklos,  un- 
geschickt nähen,  Kleider  flicken  BsStdt.  Blatten  und 
n.  D'  Frau  N.  isch  am  Naidischli  g'sesse"  und  het 
g'nopperet.  Hetzel  1885.  —  b)  bildl.  ,Wenn  ein  braver 
und  allgemein  geschätzter  Mann  gestorben  ist,  so 
braucht  der  Schulmeister  [der  die  Leichenrede  hält] 
nicht  mühselig  an  den  Herzen  [der  die  Leiche  Be- 
gleitenden] zu  n.;  die  rinnen  von  selbst.'  Gottu. 
Einer  unbedeutenden  Sache  lange  nachgrübeln  LG. 
—  2.  unpers.,  hapern  Bs  (Spreng).  Es  nopperet  mit 
der  Huröt,  wenn  z.  B.  die  Braut  Schwierigkeiten 
macht.  ,Es  n.  mit  dem  Kaufmann-,  er  steht  ökonomisch 
schlecht.  —  3.  einen  unangenehmen  Beigeschmack 
haben,  vom  Kaffee  Bs. 

ver-:  verpfuschen,  verderben  Bs  (Spreng);  stüm- 
perhaft zunähen  Bs  (Seiler);  „vernähen,  verwickeln, 
dass  mans  kaum  aus  einander  lösen  kann   B;  S;  Z." 

n  opperig:  von  üblem  Beigeschmack,  vomKaffee  Bs. 

nöpperle":  \.  =  möpperlcn  (Sp.  350)  Bs.  Das  Spiel- 
klötzchen heisst  entsprechend  auch  Nopperli.  Vgl. 
auch  Läffi-Att  (Bd  I  586).  —  2.  coire  Aa. 

Nöpere"  f.:  =  Operen  (Bd  I  366)  Zu. 

noppere"  II:    pochen    LStdt.    Syn.  bopperen. 

Yiell.  identisch   mit  nopperen  1  1  it. 

„tschopper-nopplen:  gängeln,  gleichsam  an  der 
Nase  herum  führen  S." 

„Nüpeli  m.:  Tor-,  Turmwächter  AaZoI"  —  Vidi. 
auf  appell.  Anwendung  des  Personennamens  Jakob  beruhend. 

N'iipe"  PI.:  spasshafte  Einfälle,  Possen  „Aa  uF.," 
Z.  1815.    -    Vgl.   ,Naupe'   bei   Gr.   WB.   VII   474. 

nuppere":  stochern,  z.B.  in  den  Zähnen;  übh.  mit 
Stechen  oder  Drücken  Etwas  zurecht  zu  machen  suchen 
Gl.    —    Vgl.    nopperen  l  J  ». 


Napf      nupf. 

Napfm.  —  PLNäpf —  Dim.  Napfli,  Näpfli:  1.  Name 

eines  Gefässes.     a)  rundes  Gefäss   für   Flüssigkeiten, 
meist  Milch;  „kleine  hölzerne  Schüssel  B;  L;  Schw; 


775 


Napf — n  u  |> f.    Napfz — nupfz.    Naps   -nups.    Napt— nupt.    Mar 


776 


Zs  ;  Z."  a)  aus  Holz  gedrechselte,  ziemlich  tiefe  Milch- 
schnssel,  hauptsächlich  auf  den  Alpen  gebräuchlich 
GrPi\,  Val. ;  LE.  (wenigstens  eine  Mass  fassend);  GA.; 
Nnw  (bis  2  Mass  fassend).  D'  Chatz  het  ab  rier  de'' 
gröste*  Näpf  de"  Nidel  'blitzt  GEbn.  —  ß)  irdenes 
Milchgefäss  in  Form  eines  umgekehrten  stumpfen 
Kegels  GTa. ;  Th.  Syn.  Milch- BecH.  — -  y)  kleine 
Gelte  ohne  Handhaben  BSa.  —  8)  Kübel  mit  hoher 
Daube  BBe.,  R.j  I'Ag.  Napfli,  auch  vom  grössten 
Milchkübel  BBe.  (Dan.).  —  b)  Gefäss  für  Butter. 
,6  nepphe  mit  anken.'  Habsb.  Urb.  —  c)  „Käseform  mit 
durchlöchertem  Boden  B."  —  d)  =  Gön  a  (Bdll  331) 
mit  hakenförmigem  Griff  Sciiw;  U;  Zn.  ohne  Griff 
BHa.  (Napfli).  —  e)  rundes  hölzernes  Trinkgeschirr 
ohne  Handhabe  Uw.  —  f)  Gefäss  für  Mehl,  's  ist  Alls 
di",  's  Napfli  und 's  MB,  sagte  der  , Gaber'  (s.  gaben  II 
Bd  II  55)  zu  der  Braut,  welche  ihm  das  Gefäss  wieder 
zurückgeben  wollte  TiiBerg  (sprw.).  —  g)  auch  me- 
tallenes, grösseres  oder  kleineres  rundes  Gefäss  übh. 
,Polt  Stutzers  husfrow  hat  uns  ein  silbrin  nepflin 
gen.'  1440,  UwE.  Jahrzeitb.  .5  kupferi  näpf.'  1599, 
Z  Inv.  ,Von  dem  N.  zu  verzinnen  und  ein  küpfere 
Schlänggli  daran  5  ß.'  1689,  Zubers  Tageb.  ,Gar  zu 
grosse  Näpfe  mit  Muess.'  1689,  Spyri,  Waisenh.  ,Die 
Messpfaffen  und  Mönchen  pflegen  ordinari  under  Mess 
mit  der  Paten  oder  Stol  oder  Napfli  das  Opfergelt 
einzuziehen.'  Cl Schob.  1699.  —  2.  als  Massbestim- 
mung a)  für  Milch,  2  Mass  BSigr.,  „2  Mass  oder 
10  Pfd  BSa.",  3  vierpiündige  Mass  BSi.  Dieser  Käse- 
kessel het  30,  40,  100  Näpf  [100x3  Mass].  - 
h)  „Buttermass,  von  achthalb  Pfd  an  Gewicht,  doch  nur 
beim  Pfrundeinkommen  gebräuchlich  LE."  ,Das  stat 
by  einem  n.  anken  ze  buoss  an  das  gotshus.'  1488, 
Urk.  ,Ein  halber  n.  anken.'  1584,  LRomoos.  Auch 
Käsemass;  s.  Miss  II  1  c  (Sp.  452).  —  c)  „Frucht- 
mass,  das  den  16.  Teil  eines  Viertels  ausmacht,  allg." 
Vgl.  Becher.  ,Ein  nepfli  kernen,  drü  nepfli  habern  an 
den  kelnhof  Zurzach.'  1376,  AALeugg.  Arch.  —  3.  in 
Beteurungen.  ,Botz  N.,  ergib  dich  nit  so  gschwind!' 
JMahl.  1674.  .Ich  mag,  getz  N.,  bald  nümmen  nie.' 
ebd.  —  4.  Hausname  ZStdt.  —  5.  Bergname  BE.  (von 
der  kuppigen  Form;  vgl.  den  ,Piz  Padella'  im  Ober- 
engadin).  —  6.  Napfli,  Familienname  Ndw.  —  Mhd. 
napf,  Becher,  Schale. 

Anken-Napf:  fingierter  Name  eines  Bauern.  B 
Fastnachtsp.  1522.  —  Öri-:  mit  einem  Öhr  versehener 
Topf  TbHw.  —  Gigen-.  ,Botz  spillenkorb  und  g.! 
da  wirt  mir  [dem  Teufel]  aber  ein  vollen  zapf.' 
ESchmid  1579.  Vgl.  den  Kinderreim  unter  Nulli  (Sp. 
717).  --  Hägge--  s.  Gön  (Bd  II  331).  —  Herr- 
schaft-Napfli:  Ziegenname  BGr.  -  Kücchel- 
Napf.  ,Kneu  wie  Küchelnäpf.-  B  Nachtspruch.  — 
Lülli-:  grosses  Kind,  das  immer  noch  den  Lülli  im 
Munde  hat  und  doch  schon  aus  dem  Napf  isst  ScuSt. 
(Sulger).  —  Milch-:  1.  =  Napf  1  d  Schw;  Zg.  - 
2.  Kübel  PAg.  —  Mess-:  Milchnapf  mit  Messzeichen 
BO.  —  Mues-:  Hafermehlschüssel  TuSteckborn.  - 
Miet-:  Kästchen  für  das  Kleienfutter  Ar.  Syn.  Miet- 
Trucken.  —  Brot-:  hölzerne  Schüssel,  worin  das  an- 
geschnittene Brot  aufgetischt  und  aufbewahrt  wird 
Ar;  GRh.  —  Süf-Napf  BHk.,  -Napfli  EBe.:  =  Süf- 
Mutten  (Sp.  578).  —  Si'g-  TuHw.,  Steckb.,  Si2g-  ZW., 
St'g-  ZNeer.,  Si'h-  TnStckl...  Tag.,  Si-  TuFr.:'  Milch- 
seiher, meist  kupfernes  Gefäss  mit  eingesetztem  Zeug- 
lappen statt  des  Bodens.    Syn.  Sigen.  —  Schw  cid-: 


=  Napf  1  d  Ndw.  ,Der  Vorbruch,  ein  sehaumichtes 
oben  auf  schwimmendes,  sehr  niedliches  Wesen,  wel- 
ches der  Senn  mit  dem  Schw.  weg  nimmet.'  JJScheitchz. 
1706.  —  Stupf-:  1.  der  Napf,  aus  welchem  man  die 
Kälber  säugt  BSa.,  Si.    Syn.  Gelten  2  a  (Bd  II  282). 

-  2.  Gelte,  Wasserzuber  BSa.  —  Tritt-in-:  Tölpel, 
Tolpatsch.  ,Du  [Satan]  bist  ein  armer  Tr.,  erschrickst 
grad  ab  eim  Duuderklapf.'  Com.  Beati.  Vgl.  Talpins- 
M,i,s  (Sp.    194).   -   Wasser-:  Kübel  PAg. 

Napfer  m.:  Verfertiger  von  Näpfen ;  erhalten  als 
Familienn.  XV.,  ZZoll.  Urk.     Vgl.  Schüssin-. 

näpfig,  mit  vorgesetzter  Zahl:  so  und  so  viele 
Napf  (Bed.  2  a)  haltend  BSi.  En  30-,  40-näpfige 
Ghessel. 

napfe":  1.  „sich  auf  und  nieder  bewegen  •,  schlum- 
mern LE."  —  2.  in  Holzschuhen  gehen  B  um  Burgd. 

-  3.  (aus  grosser  Pfeife)  Tabak  schmauchen,  paffen 
BumAarb.  (näpfle*),  Burgd.;  „LE." 

Zu  1  vgl.  gnepfen  4  (Bd  II  672),  zu  2  gnepfen  8,  gnepßen. 
Bei  3  denkt  das  Volk  an  dio  napffürmige  Pfeife,  doch  ist 
das  wähl  sekundäre  Anlehnung,  und  geht  die  Bezeichnung 
urspr.  auf  die  mit  dem  Rauchen  verbundenen  Bewegungen 
dos  Mundes  und  Kopfes.  Auch  die  Bed. -Angabe  bei  2  verrät 
Anlehnung  an  ,Napf:  die  Holzschuhe  werden  mit  einem 
Napfe   verglichen. 

tiiipfe":    übervorteilen    AAZein.     Syn.  über-lupfen. 

er-e"t-,  auch  ver-,nt-:  refl.,  sich  im  Aussehen 
verändern,  ein  übles  Aussehen  bekommen  Ar.  Er 
hed-si"''  ertnäpft,  sein  Aussehen  hat  sich  auf  einmal 
verschlimmert.  Si  hät-sich  rernäpft,  von  einem  Mäd- 
chen, sie  hat  abgeblüht,  sieht  aus  wie  verheiratet  Ae 
(lt  Pup.).  —  Vgl.  gnepfen,  dem  unser  W.  ohne  Zweifel  sehr 
nahe  steht;  die  Bedd.  vermittelt  nhd.   .umschlagen.' 

nipfe":  einnicken  TuHw.   Syn.  gnipfen  (Bd  II  674$). 

Nüpft  n. :  kurzes  Schläfchen  BBe. 


„napfze":    einschlummern,    schläfrig  tun  LE." 
Jlhd.   »tifzrn,  ahd.  naffizen,  schlummern. 


Xäps  m.  GitNuf.,  Dim.   Nepsji  W:  Schläfchen. 

näpse":  sitzend  einnicken  GrD.,  ObS.,  schlammern 
GRHeinz.,  Nuf.     Syn.  gnäpsen  (Bd  II  673). 

er-:  (auf  Augenblicke)  einschlummern  W.  Ptc. 
er-nepst. 

Näpser  m.:  =  Näps  Gn.  E"  N.  ne",  ein  wenig 
schlafen. 

Nops  m.  —  PI.  Nojise":  Mops  Nnw.  —  Vgl.  .v,./r  r 
(unter   Mapper  Sp.    35U). 


Neptissin  f.:  Nichte;  Enkelin  WG.,  V.    Vgl.  Nepöt. 


Nar,  licr,  nir,  nor,  mir. 

nar:  Adv.,  gegen  Abend  \V;  z.B.  hinnc"  [s.  hinaclil 
Sj..  661]  ii. 

Narr  (meist    mit  jüngerer  Dehnung  .Wir)   m..    IM. 
Narre",    Nure",   Dim.  Narrli   B  um  Aarb. ;    L,    Närli 


777 


Xar.  ner.  nir,  nor 


77< 


AaF.,  Ke.  (auch  -eh);  B.  sonst  meist  Närrli,  Närli: 
1.  geistig  gestörte  Person,  Irr-,  Blödsinniger  Ndw; 
Tu:  /.:  v lt  1 .  Narren-Hüs  (Bd  II  1719).  Syn.  rören- 
Bue'<.  ,Man  soll  nieman  berogten  wan  kind  and 
narrL'ii.'  um  1500,  Uw  Rq.  .2  pfd  [Busse]  gab  ein 
Erömdei  kessler.  hatt  ein  narren  gehouwen.'  1546,  Z 
Grün.  Amtsrechn.  .Item  «lorecht,  nennt  man  s'  schon 
narren  oder  tfippcl,  irer  veriiunit  beraubet.'  Zu  Arzneib. 
1588.  .Man  fluchet:  dass  ich  zum  Narren  werd!  Allbie 
verstehe  mau  nicht  die  schalkhaftigen  Narren  an  Für- 
stenhöfen, sondern  Leut.  die  in  dem  Hirn  verruckt 
sind.'  GAlbrecht  1679.  ,Sie  ist  so  vil  als  ein  völliger 
N.'  1782,  Z  Brief.  Von  dieser  Bed.  scheinen  auch 
folgende  EAA.  auszugehen:  ilie"  chönnt  schier  e"  X. 
ge*,  's  macht  Eine  e*  X.  werde",  's  ist  zum  X.  werde", 
Ausruf  des  Argers.  Unwillens,  z.  B.  wenn  die  Lösung 
einer  Aufgabe  trotz  aller  Mühe  nicht  glücken,  ein 
Wirrwarr  sich  nicht  entwirren  lassen  will  Bs;  B;  Th. 
,Die  täten,  als  ob  sie  z' Narren  g'raten  wollten.'  Gotth. 
Ich  bi*  scho"  am  hctlbi  Xilni  z'  Bern  g'si",  aber  ich 
ha'-mie''  fast  zu-me"  X.  müesse"  warte".  B  Dorfkai. 
1868.  Sich  schier  z'  Xarre*  lose"  (biege")  B;  Gr;  L;  Z. 
—  2.  einlältige.  törichte  (männliche  oder  weibliche) 
Person;  übh.  ein  Mensch,  dessen  Reden  und  Handeln 
gegen  den  gesunden  Menschenverstand  verstösst.  allg. 
Syn.  Tören-Bueb.  Oft  verst..  z.  B.  en  Chetzers-,  Schin- 
ders-. Tu f eis-,  Hagels-,  Tunders-X.:  en  He.ce"-X..  zor- 
nige Schelte  z.  B.  auf  ein  trotziges  Kind  Nnw.  .Herr- 
gotts X.'  Joh.Mahl.  1674.  .Tonders  Hagels  N.'  ebd. 
.Der  Donders  Herrgotts  Himmels  N.'  ebd.  Hieher 
zahlreiche  RAA.  Wenn  e*  X.  :'  Märt  göd,  so  chonnd 
wider  e"  X.  hei'"  Aa;  vgl.  Gans  (Bd  II  371).  Ein  X. 
macht  der  ander  a"  G;  Th,  macht  vil  Xarre"  G;  Z. 
's  träumt  de"  Xarre"  nüd  G'schids.  Sprww.  1869,  nie 
öjipis  Witzigs  S.  D'  Xarre"  säge",  wie  s'  es  icelle"  ha", 
aber  nid,  wie  s'  es  welle"  mache".  Ineichen,  's  ist  mit 
Xarre"  hei"  China  z'  taufe*.  Sprww.  1869.  Ente*  X. 
muess-me*  mit  der  Wanne"  winke*.  Xä'h  der  Tut  gond 
d'  Xarre"  z'  Bat,  band  d'  Xarrc"  Bat  G;  Z.  IX  Xarrc" 
meine'd  Bs;  B;  Sch;  Th;  Z;  s.  noch  Sp.  309.  Es  ist 
jedem  X.  t"  Frag  erlaubt  Ap;  Sch.  's  ist  e*  herti 
Buess,  we""-me"  de"  Xarre"  singe"  muess  AaFii.  D' 
Xarre*  boue*  d'  Hüscr  und  die  G'schide"  luege*  zum 
Pfeister  üs.  Ineichen;  «"  Xarre*  boue",  die  G'schide" 
choufe*  B.  Zwe"  Xarre*  mache"  Gottswill  LG.,  chönni'd 
auch  G.  mache*  AaF.  Uf  der  Welt  göt  's  wundcrli''' 
zue,  und  mir  sind  d'  Xarrc"  und  hclfe'd  derzue  ZO. 
,Wo  die  Narren  kein  Brod  essen,  wird  der  Roggen 
wohlfeil  zu  haben  sein.'  S  Bauernkal.  Lache"  wie-n-e" 
X.  Aa;  Th;  Z;  Syn.  wie  nüd  g'sehid.  I"''  ha"  nun  sse* 
luege"  (lose*)  wie-n-en  X.  B;  Th;  Z.  Er  ist  g'sehid  cum 
Mül,  aber  en  X.  im  C'hopf,  ein  dummer  Prahlhans 
Aa;  Z.  Er  het  's  Xars  X.  der  halb  Esel  abg'chauft, 
ist  stockdumm  S  (Schild).  Ich  will  cn  X.  sl",  nenn..., 
Beteurung  Tu;  Z.  Zur  rechte*  Zlt  X.  sl*  ist  au'* 
e"  Chunst.  Ineichen ;  dagegen:  E"  g'schide'  Ma""  sett 
lc"  X.  sl".  ebd.  En  X.  i"  sin  Sack  si",  sich  verspotten 
und  misshandeln  lassen,  ohne  sich  zu  wehren  Th 
(Pup.).  Wenn  d'  mer  's  ume"  gibst  [den  Schlag  bei 
gewissen  Spielen,  beim  Abendabschied  auf  der  Gasse], 
SO  bist  cn  X.  für  's  ganz  Jär  Z.  Der  Tüfel  ist  en  X. 
gege*  dir  (dich),  kann  es  nicht  mit  dir  aufnehmen  B;  Z. 
Doch  ist  de''  Tüfel  nw  e*  X.,  wenn  's  Wiberrolch  an- 
föhd.  Ineichen.  Eine*  für  e*  (ver  S),  /'.  de*  (G),  z'  (BO.) 
Xarrc*  ha",  zum  Besten  halten,  übertölpeln,  allg.    En 


ticke*,  ticke*  Bere*stil ;  irh  cha**-dirl'  für  c*  Xarrc*  ha", 
wie  i°"  will  Ar;  Tgl.  Apriüen-N.  .Kur  ein  Narren 
halten',  verspotten.  1656,  Srni.Ariiii.iKh.  .Man  bed  ihn 
nur  für  ein  N.'  JMahl.  1674.  .Du  liest  mich  nur  für 
ein  Narren.'  JCWeissenb.  1701.  Men  isch  nnr  's  Gelds 
X.,  das  Geld  narrt  Einen  nur  ZZoll.  Der  Esel  treid  's 
ond  weiss  's  ned,  er  ist  e"  X.  und  seid  's  nid,  rufen 
Kinder,  wenn  sie  beim  Spielen  unbemerkt  einem  -Mit- 
spielenden einen  Gegenstand  haben  anhängen  können 
AaF.,  Ke.  I'h  bi"  gern  cn  X..  aber  nüd  <  's)  Nars  X.,  von 
einem  Narren  lasse  ich  mich  nicht  zum  Besten  halten 
Ap;  L;  G;  S;  Z.  Auch  sonst  in  zahlreichen  Formeln  der 
Abfertigung.  Meinseh,  ieh  irell  din  N.  si"?  '/..  Wenn 
d'  e*  X.  ha*  witt,  su  bis-en  selber,  mute  mir  nicht 
eine  solche  Torheit  zu.  Gotth.  Wenn  d'  en  X.  witt, 
so  mach  (häb,  chauf,  suech)-der  eine",  oft  mit  dem 
Zusatz  en  isene*  (s.  Bd  I  547),  hölzene*.  bleiene*  B; 
S;  Tb;  Z.  , Stell  einen  hölzernen  an.  wenn  du  einen 
Narren  haben  willst.-  Gotth.  Das  cha""st  du  eme* 
X.  a'g'e*  (und  mira"  g'sehid  blibe")  Aa;  Th.  Ja,  ic* 
icett  cn  X.  si*  [ich  sollte  so  dumm  sein]  und  Das 
glaube*'  Aa;  B;  Th;  Z.  Du  bist  kein  X.!  oder:  es  gab 
nor'4  eil  dere"  X'arre",  Zurückweisung  eines  naiven  Ge- 
suches oder  Wunsches  Th;  Z.  Ähnlieh:  Dere"  Xarrc" 
gab  's  noeh  mc  bis  gi  Ghoste'e  abi  und  dört  gä/ng  's 
e'st  a"  GBern.  Es  gi!'t  noch  mänge*  X.  bis  go"  Basel 
abe"  [ausser  dir],  verhüllend  für:  du  bist  ein  Narr  Th. 
De"  Xarrc"  seit-me"  's  zwei  Mal  (und  in-ere"  Midi 
drü  Mal  ZZoll.),  Abfertigung  eines  Fragers,  der  Etw. 
nicht  verstanden  hat  B;  Th;  Z;  s.  noch  Malier,  Muli 
(Sp.  186. 187).  Das  seit-me"  nüd  (i")  jedem  X.,  zu  einem 
neugierigen  Frager  SchSI. ;  Th;  Z.  (Ja)  du  X.!  wie 
kannst  du  nur  so  reden,  fragen  Aa;  Th;  Z.  Warum 
bist  nid  cho"?  Du  X.,  ich  bi"  noch  im  Bett  g'lege*. 
Hettdocht  en  Xarre"!  warum  nicht  gar,  tolles  Zeug! 
Ap.  He  z'  gad  Xarre*!  wie  einfältig!  ebd.  Ei  a* 
Xnrra"  (ist  er rerfulet) !  eibewahre!  Göldi  1712.  Öppis 
Xarrs,  etwas  Einfältiges,  Dummes.  Närrisches  B;  Z. 
Öjijns  Xarrs  eso!  dummes  Zeug  das.  Gotth.  Il'as 
hast  denn  aueh  Xärs  g'seh,  dass  d"  eso  redst?  Stitz. 
Wenn  d'  nw  nüd  Xars  abstellst!  keinen  dummen 
Streich  machst  ZZoll.  ,1m  Glarnerland  wird  ein  Wyb 
gfragt,  ob  nit  ihr  Mann  ein  Ratsherr  seig.  Sie  ant- 
wort:  Ja,  er  sollt  etwas  Narren  syn.'  Schimpfr.  1652. 
X.  als  Personifikation  der  Narrheit.  Er  hed  Xarre* 
g'fange*,  siben  an  einer  Stange",  von  einem  Dummen 
Aa  (Rochh.).  De"  X.  ha",  gleichs.  von  einem  Narren 
besessen  sein,  sich  närrisch,  toll  gebärden.  Wenn 
d'  Chatze"  de"  X.  händ,  so  wird  's  ehalt  oder  gibd 
Sturm  ScHwMa.  ,Ich  mein,  du  syest  völler  narren 
dann  der  summer  [voll]  inugken!'  NMan.  ,Do  ich  iez 
vil  naren  seyen,  wil  ich  fyr  ein  diggen  [Dickpfennig] 
meyen',  Legende  zu  dem  Bilde  eines  Narren,  der  wie 
ein  Säemann  aus  einem  umgehängten  Leintuche  Närr- 
chen  in  die  Furchen  sät  OßwSarnen  (Salzherrenhaus). 
.Ir  band  gfressen  ein  narren  rouw.'  Haberer  1562. 
De"  Xarr(e')  g' fresse"  ha"  an  Eint;  s.  Bd  I  1321; 
dafür  auch:  en  X.  si"  a°  Eim  G;  ZO. ;  z.  B.  de'  Vatter 
ist  cn  X.  a"  sine*  Chinde*.  Bes.  in  der  Anrede  oft 
nur  Ausdruck  gelinden  Tadels,  aueh  des  Mitleidens 
Aa;  GrPt.:  Th;  Z.  Luegend  eso.  i<*  arme''  X.,  rer- 
egsehgüsiert  [entschuldigt]  schich  Dietege*.  Schw/.d.  (Gr 
Pr.).  Als  Dim..  häufig  von  entsprechenden  Adjj.  be- 
gleitet, kosend  oder  scherzend  zu  kleinen  Kindern, 
auch   von  Sachen   Aa;   B;   Sch;  Th;  Z.     En  ordli^'s, 


779 


Nar.  ner,  nir,  nor,  nur 


780 


an/is,  herzigs,  chlises,  netts  Narrli  (Narrli)!  Syn. 
Dingli.  Narli  nennt  der  Bursche  liebkosend  sein 
Mädchen  AiLeer.  Auch  als  1.  Teil  von  Zss.,  z.  B. 
Närli-Züg;  Sjn.  Gänggcli-Zug.  S.  noch  Ei  (Bd  1  14), 
ah  (Bd  1  198),  frissen  (lid  [1321),  ab-guggen  (Bd  II 
183),  Guggu  (Bd  II  188),  Hirs  (Bd  II  1633),  Chuglen 
(Bd  III  188),  Wittimg;  ferner  «rac/ira  /  4  (Sp.  21). 
wo  aber  viell.  eher  an  übertr.  Verwendung  von  7  zu 
denken  ist.  —  3.  Schalksnarr,  verkleideter  Narr,  be- 
rufsmässiger Possenreissor.  Der  N.  bildete  ehedem 
(namentlich  im  XV. /.Will.)  eine  typische  Figur  des 
Volkslebens;  er  besass  eigne  Tracht  und  besondre  Ab- 
zeichen; vgl.  Cholben  2  (Bd  III  225).  (Narren-)  Chappen 
(ebd.  384.  392),  Schellen;  ferner  CMeyer  1650.  No  51; 
NJlan.,  Totentanz.  Eine  Erinnerung  daran  bewahrt 
viell.  die  RA.:  D'  Narre"  müend  'zeichnet  si*  B;  L; 
G;  S;  Th;  Z.  Ähnlich:  En  N.  muess  es  Zeichen  tuen  ; 
tued-er  's  nüd  vor  Mittag,  su  tued-er  's  näch  Mittag 
BR.  Der  N.  durfte  bei  keiner  Volksbelustigung  fehlen. 
bes.  bedeutsam  war  seine  Rolle  in  den  Schauspielen 
des  Mittelalters;  er  wurde  auch  von  Städten  (vgl.  Bs 
XIV.  119)  und  vornehmen  Familien  förmlich  in  Dienst 
genommen;  vgl.  Staffelb.  1882,  15,  ferner:  , Fürsten. 
Äbt  und  andere  grosse  Herren  erhaltend  die  Schalks- 
narren, damit  sie  ihnen  den  Weg  zur  Höllen  kurz- 
wylig  machind.'  Schimpfr.  1651.  Er  ist  e*  N.  um  's 
Geld.  Ineichen.  .Hansen,  dem  narren,  um  füetry  und 
macherlon  zum  rock.'  1500,  B  Ausgabeposten;  vgl.  B 
Taschenb.  1871,  222  ff.  .Zweien  narren  um  tuech  zu 
rocken.'  1522,  ebd.  ,2  pfd  dem  naren  von  Zug.'  1549, 
Absch.  (aus  einer  Rechnung  des  Landvogts  zu  AaB.. 
wo  die  Tagsatzung  sich  oft  versammelte).  ,[Der  Haupt- 
mann Zopyrus  schor  sich]  zue  ring  wie  ein  narren.' 
Tierb.  1563.  ,Die  trummeter  blasend  uf  vor  des  kaisers 
zeit  und  der  narr  [spielt]  mit  sinem  gigli.'  Wagner 
1581  (Bühnenanweisung;  vgl.  die  RA.  bei  gigen  Bd  II 
150).  Der  Narr  galt  geradezu  als  ein  Emblem  der 
Vornehmen,  so  in  BStdt  (vgl.  B  Taschenb.  1866,  175); 
GR.  Vom  berufsmässigen  Narren  unterscheidet  sich 
der  N.,  der  nur  gelegentlieh,  mehr  zum  eigenen  Ver- 
gnügen als  zu  dem  Anderer,  das  Narrenkleid  anzieht. 
Hieher  gehört  insbes.  der  Fasnacht(s)-N.,  Maskierter 
an  der  Fastnacht  Aa;  Bs;  Sch;  Th;  Zg,  verkleideter 
Knabe  am  Aschermittwoch  Z ;  vgl.  Sp.  647/8.  Üsg'seh 
ive-n-en  Fasnachts-N.  Sch.  Syn.  Leg-Ör  (Bd  I  415). 
Löli  (Bd  III  1260),  Butzi-Mummel  (Sp.  227),  Bögg, 
Butz.  1608  Hess  der  Stadtrat  von  Aarau  den  Umzug 
der  Schulkinder  vor  den  Neckereien  der  sog.  Narren 
durch  Wächter,  Weibel  und  Stadtboten  beschützen. 
Aa  Gem.  ,1713  wird  in  Aarau  in  Betrachtung  der 
trübseligen  Zeiten  alles  Masquieren  und  Vermummen 
der  sog.  Narrengesellschaft  verboten.  Jedem  Bürger 
soll  15  Pfd  zur  Rekompens  werden,  der  einen  Narren 
fangt  und  einliefert.  Ein  solcher  soll  HlO  Pfd  Buess 
verfallen  sein.'  Ölhafen.  Auch  anderswoher  hören 
wir  vnii  eig.  Narrengesellschaften,  Gesellschaften  oder 
Bruderschaften  .zum  Narren',  und  der  Name  gieng 
tw.  auch  auf  die  Versammlungshäuser  über.  In  einem 
Kaufbriefe  von  1479  wird  ,der  1.  Frauen  Bruderschaft 
zum  Narren'  gedacht,  in  einem  Vergabungsbriefe  von 
1486  des  .Narrenknabengartens',  in  einer  Vergabung 
vnn  1480  der  .Narrengesellschaft.'  AAZof.  (Chronik 
Frickhardts).  .Den  halben  garten  hend  die  brüeder- 
schaft  zum  narren.'  1499,  AaZoC  (Jahrzeitb.).  .Gesell- 
schaft der  Herren  zum  Narren  und  Distelzwang.1  1439, 


B  Mund.  .Ein  jeder  stubengesell  soll  an  den  buw  zum 
narren  geben  ein  guldin.'  1 175,  ebd.  .Zum  narren  um 
zerung.  als  fremden  lüten  daselbs  geschenkt  und  uf- 
geschlagen  ist  worden.'  1500,  B  Ausgabeposten.  ,Zu 
Bern  habe  man  die  Zürcher  Gesandten  sehr  gut  em- 
pfangen; man  habe  sie  auch  zum  N.  geführt  und  dort 
ehrlich  beschenkt.'  1530,  Absch.  Zum  Näre*,  Haus- 
name  BsStdt.  S.  noch  Narren-Fest  (Bd  I  1116),  -Ge- 
meind  (Sp.  306),  -Gericht,  -Rät.  De(r)  N.  (Narre" 
Ap;  Th)  mache",  spassen,  scherzen  Ap;  G;  S;  Th;  Z. 
Es  ist-em  nid  Ernst,  er  macht  nw  de*  Narre".  Hand- 
herum  machet-er  ivider  's  Narrli,  wenn  nie"  [doch]  so 
ril  ''schaffe*  het.  Joach.  Mach-mer  nüd  de"  Narre" .' 
Tu.  Mit  Eim  de"  N.  mache",  trihe*,  ihn  zum  Besten 
halten  Bs;  B;  Th.  ,Vor  dem  tisch  was  ein  heid,  der 
treib  den  narren  (faisoit  du  fol).'  Morgant  1530.  Eim 
de*  N.  mache*,  ihm  in  Allem  seinen  Willen  tun,  um- 
sonst Dienste  leisten  Aa  ;  Bs;  Th;  Z.  De*  N.  uhlä",  sich 
närrisch,  toll  gebärden;  vgl.  Bd  III  1400.  ferner  ab- 
chammen  (Bd  III  270).  S.  noch  Gauch  (Bd  II  101), 
er-gäuchen  (ebd.  107),  Gauggler  (ebd.  171/2),  Gfd  (ebd. 
219),  Gulli  (ebd.  221),  Lappen  3  (Bd  III  1349).  — 
4.  Spitzname  der  Bewohner  von  ZZell-Langenhard. 
Auch  Familienn.  Z.  —  5.  =  Cholder  3  (s.  Bd  III  237). 
Steinm.  1804.  —  6.  starrkrampfähnlicher  Zustand  in 
den  Gliedern  (z.  B.  im  Arm,  im  Handgelenke,  in  den 
Fingern)  infolge  Übermüdung,  auch  nach  langer  Ruhe 
Ap;  BHa.;  L;  GRh.;  Th;  W.  De"  Narr(e')  ha",  über- 
cho*.  Mir  chunnt  der  N.  am  Finger  W.  —  7.  miss- 
ratenes  pflanzliches  Gebilde,  bes.  Feld-  oder  Baum- 
frucht.  a)  Gemüsepflanze,  die  bloss  ins  Kraut  schiesst. 
hohe,  harte,  sich  verästelnde  Stengel  treibt  (und  hier- 
durch ihre  Kraft  erschöpft),  z.  B.  von  Rüben  (deren 
Spindelwurzel  sich  verholzt  und  verästelt),  Kohl  (Kopf- 
kohl, der  keinen  .Kopf',  Blumenkohl,  der  keine  , Blume' 
bildet),  Spinat,  Salat,  Lauch,  Zwiebeln,  Rettigen  Aa  ; 
Ap;  Bs;  „Gl;"  Gr;  L;  GRh.;  „ScH;"  ScHW;  S;  Th  ; 
Zg;  Z.  Wortspielend  mit  2:  D'  Näre*  ivachse'd,  me* 
brücht  s'  nüd  z'  b'schütte"  L;  Z.  Bi  de*  Chabüchöpfe* 
zerl-me"  d'  Nären  üs,  bi  de*  Rätsherre"  lut-me"  si  (la*) 
stä"  (tuet  wer  si  dri")  Aa.  Es  isch  niene*  kei"s  süfers 
G'richt  a!s  i*me*  Chabisplätz:  We**-me"  g'seht,  dass 
Narre"  drinn  si",  zieht-me*  se-n-üs  und  g'heit-se  weg 
S  (Schild).  Kohlpflänzlinge,  die  nicht  bald  nach  St 
Verenatag  einen  Ansatz  zu  einem  Kohlkopf  haben, 
bleiben  Näre"  L;  vgl.  Haupt  (Bd  II  1497).  ,Ich 
glaube,  dass  statt  Rüben  lauter  Narren  wachsen,  wenn 
man  den  Samen  im  übsigend  säet.'  Zg  Kai.  1867. 
,Dann  so  bleiben  sie  [die  Zwiebeln]  gern,  gibt  auch 
nicht  gern  Narren.'  JGSulzer  1772.  .Bastarde  von 
Kohlarten  nennt  man  bei  uns  Narren.'  Schinz  1842 
(für  Z).  —  b)  =  Fimmel  1  (s.  Bd  I  826)   „Aa;"  Lj  Zg. 

—  c)  missbildete,  unfruchtbare  Blüte  Gr.  —  d)=  Nar- 
ren-Ast 2  (s.  Bd  1  574)  GWe.  (n.).  Verkrüppelter 
Baumast  Th.  —  e)  „gestutzter  Weidenstamm    BSis." 

—  f)  durch  einen  Pilz  (Exoascus  pruni)  missgestaltete, 
blasenartig  aufgedunsene  Zwetschge  ohne  Stein,  die 
vor  der  Reife  gelb  oder  blau  wird  und  abfällt,  ander- 
wärts .Tasche,  Schlauch'  genannt  Aa;  Ap;  „<!l;"  Sch; 
S;  Tu;  Ndw;  Z.  D'  Näre"  wachse'd  am  g'schwindste*, 
sait-me"  co"  d'ene*  Zwetschge*näggle*,  wo  -'  gli*"  blö 
irer'cd  und  alu'g'heifd.  JSenn.  Kleine  Frucht,  bes. 
von  Zwetschgen  BBr.  —  g)  Nuss  ohne  Kern  Z.  -  • 
8.  Mehlknollen  im  Äpfelmus  aScuw.  Er  stät  wie  en 
N.  im  Öpfelmues,    befindet   sich    immer   dort,    wo   er 


?Ö1 


sar.  ner,  mr,  nur.  nur 


782 


nicht  hingehört.  ,Der  N.  im  Öpfelmues  sein',  den 
Narren  spielen.  Schw  Fastnachtspiel  1*63.  9.  ilio 
untern  Balken  an  einem  Wohnhause  liul'r. ;  Syn. 
Under-Pirstli.  Vgl.  Narrm-Chopf  2  (Bd  111  Uli  und 
('Sehröter  1895.  165.  —  10.  Narli,  ein  /.«gedrückter, 
mit  einer  .Schnur  umwickelter  Papierwisch,  ein  Spiel- 
zeug für  Katzen  B;  Syn.  Chatzen-Rölli.  —  11.  Närrli, 
Bläschen  im  Bier  THStettf.  —  12.  Tag-Lichtnelke. 
Lychnis  diurna  AABcrgöschingen. 

Ufad.  narre.  Der  Sing,  wird  gewöhnlich  stark  flektiert; 
nur  in  einigen  formelhaften  Verbindungen  hat  sich  der  zwei- 
silbige sw.  Acc.  erhalten,  so  in  de"  Narre"  mache",  g'/rütie" 
Im"  an  Kim,  ziemlich  allg.  auch  in  fttr  e"  Narre"  ha".  Hier 
ist  das  Bewusstsein  für  die  urspr.  Form  so  sehr  erloschen, 
dass  sie  auch  auf  einen  PI.  bezogen  wird:  Bänd-ie  [uns]  nüd 
für  e"  Narre"!  Das  W.  bezeichnet  in  ilbertr.  Bed.  das  Abnorme, 
Wunderliche  auch  im  physischen  Zustande:  Tgl.  6  u.  7,  zu  6 
spec.  er-gauchen  (Bd  II  187),  zu  7  das  syn.  LSU  4  (Bd  III  1260), 
ferner  Zwerg,  blind;  es  ist  somit  nicht  nötig  (z.B.  mit  Stalder) 
zwei  WW.  anzunehmen.  Zu  7  Tgl.  auch  Roggen-Nsr,  die 
brandigen  harten  Körner  des  Roggens  (badische  Grenzdörfer 
gegen  die  Schweiz),  zu  7  f  niederösterr.  .Narenzwetschge.' 
Das  W.  ist  auch  in  die  tessinische  MA.  übergegangen,  wo  es 
einen  Cretin  bezeichnet.  Vgl.  auch  das  ablautende  syn.  Nurr 
(Fem.). 

Appels-Narr:  am  Berehtoldstag  herumgehender 
Vermummter  Tu;  vgl.  Appelen  II  (Bd  I  361/2).  — 
Aprille"-,  Abfejrelle"- :  Aprilsnarr  Aa;  G;  Th;  Ndw; 
Z.  Man  ruft  demselben  zu  :  A.  —  's  ganz  Jär  (en  N.j! 
auch  mit  dem  Zusatz:  Abrelle"ehuc  —  's  ganz  Jär  e" 
Chue  Z,  oder:  Apritte'närrli,  Löffelstil,  ich  ha"-dich 
für  e"  Narre",  wenn-ich  will  GrDoiuI.  A.  —  's  ist  doch 
war,  ruft  man  Demjenigen  zu,  der  aus  überkluger 
Vorsicht  aui  1.  April  sogar  wahre  Behauptungen  nicht 
glauben  will  Z.  —  , Opfer-:  ein  ringsinniger  Mensch, 
der  den  Altaren  nachschleicht  und  nach  verrichteten 
Opferen  das  Volk  belustiget  mit  lächerlichen  Gebär- 
den, bomologus.'  Denzl.  1716. 

Faden-Närri  n. :  auf  Füssen  stehender  Rahmen, 
worin  eine  oder  mehrere  Spulen  befestigt  sind,  eine 
Vorrichtung  zum  Zwirnen  des  Garns  (bes.  der  Schu- 
ster) GkL.,  Pr. ;  Syn.  Garn-Stüeli. 

Ähnliche  Namen  für  Werkzeuge  auch  sonst;  Tgl.  Esel  S  e 
(Bd   I   ölS),   ferner    Garn-Narri,   Zwiri-Närri. 

Rochfärts  Hofferts-^&xx:  =  H.-Güggel  (Bd  II 
194)  B  (Zyro);  ScHSt.;  UwE.;  Z.  -  Fridlin-:  spöt- 
tisch für  Einen,  der  auf  das  Friedenstiften  versessen 
ist.  ,Der  Fr.  gehört  nit  zum  Stryt,  weis^  woll,  dass 
er  kein  Bluot  kann  gseen.'  Joh.Mahl.  1674,  mit  Bez. 
auf  Bruder  Klaus,  der  ebd.  auch  , Claus  Fridlinmacher' 
genannt  wird  (s.  Sp.  50).  —  Fress-:  Schelte  auf  einen 
Feinschmecker  Sch;  Z.  —  Göfe"-:  Kindernarr  Ap;  vgl. 
G.-Nurr.  —  Garn-Narri  n.:  =  Spuelen- Heber  (Bd  II 
939)  Gk;  vgl.  Faden-Närri.  —  Haber-Narr:  Hans- 
wurst, Lustigmacher  B.  —  Hof-:  1.  wie  nhd.  Auf 
den  H.  des  ehemaligen  Fürstabts  von  AaMuh  bezieht 
sich  die  RA.:  Es  göd  halt  bi  Allem,  so  lang  ass  mag, 
hed  der  H.  vo"  Muri  g'seit.  Klosterkräpflein  1841. 
—  2.  verächtliche  Bezeichnung  eines  Landraanns,  der 
noch  in  den  engherzigen  Ansichten  eines  Hofbauern 
(vgl.  Hof  3  Bd  II  1021)   befangen   ist   Z  eA.,  Illnau. 

Hans-:  närrischer  Mensch  Aa;  L;  Th.  Der  H. 
häd  wolle"  e"  Form  ha",  sogar  der  Narr  hat  gewisse 
Grenzen  des  Anstands  beobachtet  wissen  wollen  Tu 
(Pup.).  ,Dass  ich  nicht  euer  Hansnarr  sei.'  B  Hist. 
Kai.  1810.  V 'gl.  Hans-  Dampf,  -Wurst.  —   ver-hans- 


n  aii":  sich  närrisch,  dumm  gebärden,  z.B.  von  Ver- 
liebten L. 

H  i  rs- :  am  ,Hirsmontag'  herumziehender  Vermumm- 
ter L;  vgl.  Lüt.,  Sagen  381. 

Huts-:  vollkommener  Narr  GRpr.  DOre"  H.-Narre" 
gebi  's  nu>h  me  va"  da  bin  ga"  Basel.  Schwzd.  -  y,n  aer 

RA.:    Er   ist  en  Narr,    too-nc"  d'  Ihn  anr'dert   (s.  Dil  I]    177t). 

Chinde"-:  Kindernarr  GkD.,  Pr.;  GT.;  Tu;  W;  Z. 
Vgl.  Ch.-Esel  (Bd  1  51(i).  .Babeli  war  von  Jugend  auf 
immer  ein  grosser  Kleinkindernarr  gewesen'  GT.  (111. 
Kai.).  Abi.  chinder-närrsch  W.  -  Ch  lause"-:  mit 
einem  Blätzli-Chleid  (s.  Bd  III  624)  angetaner  Narr, 
der  den  ganzen  Tag  auf  dem  Nikiausmarkt  herum- 
gieng,  um  die  Kinder  nach  Hause  zu  scheuchen,  weil 
sie  nicht  sehen  sollten,  wie  die  Eltern  den  Chlaus 
einkauften;  dafür  bekam  er  von  den  Krämern  eine 
kleine  Entschädigung  (1  ß),  oft  auch  von  den  Markt- 
besuchern; Mittags  bewirtete  man  ihn  im  Kapuziner- 
kloster, wofür  er  den  Vätern  seine  Spässe  vormachte 
Schw  (bis  um  1820);  Syn.  Chl.-Bölli.  —  Lach-:  = 
Giclüer  (Bd  II  108).  Dexzi..  1677;  1716.  —  „Lauf-: 
Fastnachtsnarr  mit  einer  Maske  SciiwMa  "  —  Mess-. 
.Claus  M.'  nennt  der  Teufel  den  Bruder  Klaus.  JMahl. 
1674.  —  Maitli-:  wer  allen  Mädchen  nachläuft  (in 
harmlosem  S.)  BsStdt.  —  Buebe"-:  =  Gägi-Maidli 
(Sp.  79)  B;  Ndw;  Z.  —  Platz-:  =  Bratschen- Meister 
(Sp.  523).  Z  Pfrundenb.  1757.  ,0  PI.,  o  PL,  du  gäbest 
ihm  Prügel,  wärst  du  mit  der  Schelle  und  Pritsche 
noch  da.'  Z  Neuj.  M.  1794,  mit  der  Anm.:  .Mit  dem 
letztverstorbenen  Pl-en  ist,  zum  Tröste  der  Fehl- 
schiessenden,  das  Amt  aufgehoben  worden.' 

Brügi-:  Hanswurst,  Spassmacher  Ap.  „Markt- 
schreier, Quacksalber  G;  Hanswurst,  der  den  Markt- 
sehreier begleitet  VO;  Z";  Sulger.  Tue"  wie-n-en  Br., 
sich  sehr  ungebunden,  närrisch  lustig  gebärden  ZZoll. 

Eig.  der  in  den  Volksschauspielen  auf  der  Buhne  (Brügi) 
auftretende   Hanswurst;   vgl.    Br.-Spü. 

Rolle"-:  mit  Schellen  behangener  Fastnachtsnarr 
LSemp.;  Syn.  Bölleli-Bogg.  —  Schueler-:  verächt- 
lich, Schuljunge.  JMahl.  1620;  s.  Kuchi-Hans  (Bd  II 
1172).  —  Schoppen-:  Name  eines,  den  , Schoppen- 
bischof' bei  einer  Mummerei  begleitenden  Narren. 
1474,  Z  RRB.  --  Stock-:  1.  Hofnarr  (mit  einem 
Narrenstock).  ,Die  Abschilderung  [Abbild]  von  einem 
St-en  aus  den  mittleren  Zeiten.'  Bs  Chr.  1779.  — 
2.  Erznarr  Th  (Pup.);  Fris.;  Mal.;  Denzl.  1677;  1716, 
S.  Öl- Götz  (Bd  II  581),  Lappen  (Bd  III  1349).  — 
Toppel-.  ,Die  buren  sind  gross  toppelnarren  [Var. : 
,düppel  und  narren'].'  B  Fastnachtsp.  1522.  —  Trib-: 
Schelte  auf  einen  Menschen,  der  Alles  mit  Gewalt 
erzwingen  will  Sch.  —  Wiber-:  Weiberfreund  Z; 
allzuzärtlicher  Ehegatte  GTa.  —  Zwölf-:  zwölffacher 
Narr.  .Ein  voller  zw.  du  ouch  bist.'  HsKMan.  — 
Zwiri-  (in  GRt'onters  Zwürre"-)N:arri  n.:  1.  Faden- 
haspel GRHe.  (Amst.);  ein  dem  Faden-Närri  ähnliches 
Gerät  zum  Zwirnen  des  Garnes  GRConters.  Syn.  Spuel- 
Bämli,  Zwürner-Stüeli.  —  2.  Fadenseele  GrD. 

Narragung:  Narragonien,  Narrenland.  .Pur: 
Fragt  ihr,  wo  ich  daheimen  bin?  Zuo  N.,  söndt  ihr 
vernän.  Narcissus  :  Jetz  hest  ein  rechte  Antwort  gän, 
dass  dises  sig  din  Vatterland;  us  deiner  Red  ichs  wol 
Verstand.'    Com.  Beati.    —    Vgl.    frz.   Aragon. 

narrecht(ig),  när-  AaFh.;  Bs;  B;  S;  Th;  Z, 
■ocht(ig)  AASt;  B;  L;  Th;  UwE.;  Zo;    Z  f,    närchtig 


:-■; 


Nar.  ner.  nir,  nor,  nur 


784 


Schw;  ZSt.lt.  nächtig  AaF.,  Seeth.,  St.;  Ap;  LG.;  Zo 
Äg.;  Z:  1.  a)  Adj.  und  Adv.,  närrisch,  albern.  aaOO. ; 
in  AAZein.  im  Gegs.  zu  nüt-rechtsig  bes.  von  weib- 
lichen Personen.  E"  narochter  Metisch  UwE.;  ne" 
narechtig  Maitli  AAZein.  Das  ist  mirauch  e"  narochtigs 
Tu  [Tnn]!  Tu.  Bis  (tue)  doch  aw*  und  so  n.!  Wie 
nächtig  stand  s'  ane*,  d'  Stadtjonker  und  d'  Ihre'1.  Ap 
Kai.  1860.  .Alter  schützt  vor  Torheit  nicht  und  die 
Ältesten  tun  am  narechtigsten.'  Gotth.  ,Wie  die  altern- 
den Leute  sich  nachträppeleten,  wie  zwei  norrochtige 
Eheleute  am  Tage  nach  der  Hochzeit.'  ebd.  ,Ungatt- 
licha  und  Narrochtigs.'  ebd.  Der  Heister  het  sich  fast 
hintersinnet,  isch  fast  narrächtig  worde*.  Joacii.  S.  noch 
Ginggel  (Bd  II  365).  ,Bis  nicht  so  narrecht  und  un- 
besinnt.'  HBill.  1527;  daneben  .ein  narracht  fürneru- 
men.'  .Narrichte  lugen.'  Kessl.  ,Lascivc  loqui.  iniiet- 
willig  und  narrächtig  reden.  Vix  pucris  dignae  am- 
bages,  narrächtig  geschwätzt  Fris.  ;  Mal.  S.  noch 
gelw  i  Bd  II  292).  —  b)  Subst.,  Narrchtig,  Kar-  Aa; 
ScßSt.;  UwE.,  Nächtig  AaF.;  LG.;  Z,  euphem.  oder 
scherzh.  für  Narr.  He  jo,  du  N!  Antwort  auf  eine 
einfältige  Frage  Aa;  Z.  —  2.  narrocht(ig),  .Steigerungs- 
adv, zu  guten  und  schlimmen  Begriffen  Uw. 

Mlul.  narr'iht,  bes.  aus  obd.  Quellen.  Der  Voc.  ist  kurz 
geblieben  in  B  tw. :  Th;  ZW1.  Aus  der  ä.  Lit.  seien  noch  er- 
wähnt: ,Narracht',  .narrechter.'  Zwingli,  ,uarrachtig,  -echtig.' 
Morgaut  1530,  ,uarrechtig.'  NMan.,  ,narrechl.'  HBulI.  1572; 
Schimpft.  1651.  Die  Formen  nächtig  (Schwz.  Unterhaltungs- 
blatt;  für  Aal,  norrochtig  (Gotth.)  sind  viel].  Druckfehler; 
doch    Vgl.    Surr. 

Narrachtigi,  -ochtigi,  -echtigi  —  f.:  närrisches 
Wesen,  Treiben,  närrischer  Übermut  B.  .Es  seien 
Viele,  die  nicht  wüssten,  wie  sie  gehen  oder  stehen 
sollten  vor  Narrochtigi;  die  würden  sich  gibeligelbe 
Röcke  und  rote  Hosen  machen  lassen.'  Gotth.  ,Für 
die  Narrechtige  sei  kein  Kraut  gut  als  einmal  der 
Tod.'  ebd.  .Vreneli  sah  mit  Bedauren  der  Verwandten 
Narrochtigi  und  Meisterlosigkeit.'  ebd. 

verna(r)chten:  närrisch  werden  Ar. 

Na(r)chtling  m.:  Närrchen,  bes.  als  gelinde 
Schelte  in  der  Anrede  Z. 

narre",  näre":  1.  intr.,  sich  närrisch  benehmen. 
allg.  Die  Bischöfe  usw.  .narren  [treiben  die  Narrheit] 
etwann  so  wyt,  das  sy  andern  lüten  ouch  damit  helfen 
wellen,  nemen  darumb  gelt,  als  da  sind  ablass  ver- 
koufen  [usw.].-  1522,  Sihl.,  Urk.  (Mit  Kim)  n.,  spielen, 
scherzen,  tändeln,  bes.  von  Kindern,  jungen  Leuten, 
Verliebten,  „liebeln"  Aa;  Ap;  Bs;  B;  „Gl;  L;"  Schw; 
Z.  Me"  näret  nüd  alliwil!  Zuruf  an  närrisch  sich 
gebärdende  oder  redende,  mutwillige  Kinder  ZS.  In 
(jril'r.  sich  narre":  Der  Chünig  mag  g'tvüsst  hau.  dass 
schich  der  Purst  mit  schi"'r  Töchter,  mit  der  Prinzessi; 
ättes  narrt  und  verstolcner  Wisch  <!'  Hnldschaft  mid- 
ere"  hed.  GFient.  Insbes.  auch  von  jungen  Tieren, 
nain.  Hunden  und  Katzen  BSi.;  „Gl;"  GnChur;  „L;° 
Tu;  /..  Syn.  gaugglen  1  h  (Bd  II  170/1).  galpen  (Bd  II 
234).  Von  leblosen  Dingen:  Doch  l;iim  sind-si  [Teil 
mit  Gessler]  e"  Streekli  g'fare",  fangt  's  Wasser  mit-em 
Schiff  u"  n.  Hinderm.  (Bs).  Zsges.  mit  Ortsadv.,  z.  B. 
ume(r)-n.,  töricht,  zwecklos  herumlaufen  Gk;  Xr>\v. 
Vgl.  auch  z'  Chilchen  n.  (Bd  III  230).  Spec,  an  der 
.Narrengemeinde'  Teil  nehmen  Ap:  .Aujourdhui  c'est 
Narreng'meind.  Je  m'en  vais  naren  comme  les  autres. 
en  buvant  en  bonne  compagnie  un  verre  de  vin  dans 
ijuelque  cabaret.'  173^.  Brief  von  F.Zellweger.  S.  noch 


heilig  (Bd  II  11  19).  —  2.  tr.,  Jmdn  zum  Narren  halten, 
mit  leeren  Hoffnungen  täuschen  Aa;  Ls ;  I!;  „L;"  Sei! ; 
W;  „Z".  heute  in  Z  gegenüber  für  e"  Narre?  ha"  ver- 
altet. Mich  narret  's  Gritli  numme".  Sohwzd.  (Sch). 
In   der   ä.  Lit.  (ausgenommen    bei   Zwingli)   mit  Uml. 

a"-:  Jmdn  zum  Narren.  Besten  halten  Ndw.  — 
ine-:  Jmdn  in  ein  Haus  hineinlocken  S.  —  ns-:  mit 
Acc.  I'..  Jmdn  ausspotten,  verhöhnen  „AaF.;1-  B; 
„VO;  Z."  , Ausnarren  lasse  man  sich  nicht."  Gotth. 
—  ver-:  1.  zum  völligen  Narren  werden  G;  Sch.  Si 
will  mir  nöd  's  Rauche?  /erlaube"  und  ton  ich  's  ver- 
stoli's  [verstohlen],  so  i<-i!I-si  r.  Sch  (B  Dorf  kai.  1893). 
-  2.  refl.  a)  wie  nhd.  Aa;  Ap;  Bs;  G;  Sch;  Th;  Z. 
Vernarret  si"  a"  Ein  Ap.  sonst  nieist  i"  Ein  (ine").  — 
b)  die  Zeit  mit  Narreteien  hinbringen  (und  sich  dar- 
über vergessen)  Aa;  L;  PPo. ;  Z.  Vgl.  ccr-torlen. 
Worum  häst-dich  sette"  lang  cernarrd?  Es  sind  scho" 
dri  und  halbs  PA1.  (Giord.). 

g'narret:  1.  närrisch,  einfältig,  abgeschmackt  Ap; 
GTa. ;  ScHSt.  Si  händ-der  en  Lärme"  ond  e"  G'schrä 
a's  wie  g.  A Halder.  G.  tue",  sich  wie  toll  gebärden 
GTa.  —  2.  von  Gliedern,  steif  (z.  B.  vor  Kälte)  und 
daher  untüchtig  zur  Arbeit  BBe.,  S. ;  s.  Narr  ti.  — 
3.  arg,  übertrieben,  sehr  gross  GTa.;  Th.  Es  ist  g., 
wie  scho"  die  chline"  Buehe"  ftueche'd  TnFr.  Es  ist 
doch  auch  g.  mit  dene"  Muse"!  E"  g-s  Glück.  —  I.  Stei- 
gorungsadv.  Ap;  GTa.;  THWag.  G.  vil  (z.B.  Obst), 
scho",  lustig. 

Narreti.  -ei,  in  AiBb..  F.,  Fri. ;  Bs;  GF.,  G. ;  Scbw 
Narredi,  -ei  —  f.:  Narrheit,  närrisches,  dummes  Zeug, 
Possen  Aa;  Bs;  B;  G;  Schw;  Th;  Z.  Das  ist  hei*  N., 
keine  Kleinigkeit,  kein  Spass.  So  Lüt  mit  Bart  und 
Schnäuze"  —  das  ist  hei"  N.  Hinderm.  Es  ist  !;ei"  N, 
Luz'erner  Pürli  z'  si".  Volkslied.  Auch  als  Abferti- 
gung; vgl.  Heng.   1830,  164. 

Narrheit:  =  dem  Vor.  Narrheit)",  Herr  Baupt- 
me"!  Formel  der  Abfertigung  ThHw. 

Narri  f.  :  =  dem  Vor.  .Deren  wyssheit  sol  geschendt 
und  zur  wüesten  n.  werden.'  HBull.  1561.  ,Intem- 
peries  amici,  die  töube  und  narrei  eines  fründs.  Stul- 
titia,  deliratio,  fatuitas,  narrei,  torheit.'  Fris.;  Mal. 
.Ein  won  und  narry.'  LLav.  1569;  dafür:  ,eiu  torachte 
Einbildung.'  1070.   -   Vgl.   Gr.  WB.  VII  365. 

narriere":  1.  =  narren  1.  G'schid  Lüt  narriere'd 
au'h.  Sprww.   1869.  —  2.  =  narren  2  B. 

narrig:  närrisch  B.  Si  tüen-ech  All  so  i».  Tänt 
und  Sprung  wie  üser  Choli.  Schwzd. 

Narrkel  m.:  leichte  Schelte,  Närrchen  Ndw 
(Matth.). 

Narrket  Nor-  f.:  1.  Narrheit  UwE.  —  2.  auch 
m.,  leichte  Schelte,  euphem.  für  Narr.  ebd.  —  Zur 
Bildung  vgl.    Anni.   zu   Fulha  (Bd   1    791). 

narrle",  nur-  B;  FMu..  narrcle"  ScHSt.,  sonst 
närric/le".  nur-:  1.  Dim.  von  narren  1,  bes.  von  Ver- 
liebten, dann  auch  von  jungen  Hunden  und  Katzen 
Ar;  Bs;  B;  FMu.;  „Gl;"  Gr;  „L;"  GF.;  ScnSt. ;  Z. 
.Wie  könnt  ihr  mich  artig  finden  und  warum  närrlet 
ihr  so  mit  mir?'  Sintem.  1759.  Spielend,  tändelnd 
arbeiten  ZS.  —  2.  „viel  Geld  für  Kleinigkeiten  aus- 
geben G."  —  3.  Dim.  von  narren  ?  Gr;  vgl.  Tsch.  224. 

ver-:  1.  Dim.  zu  rer-narren  2  Sch;  Z.  Sieh  a" 
oder  mit  Öppis  r.  Si  uSt.  Er  cha"  si'*  g'rad  amenen 
iedere"  Bit:eli  r.  '/..  Wir  me"  sie>>  doch  clia""  r.  ante" 
so  e"  Pfifii  da!  Stctz.  —  2.  durch  närrisches  Tun,  auf 
törichte  Weise  verderben,  vergeuden  Gr;  SniSt.  (Sulg.  i. 


78S 


Mar,  ner,  nir,  nur.  nur 


780 


Närrlete"  f.:  allerlei  Kleinkram  '/■-.  Syn.  Siinli- 

y.<Ki. 

Narr6:  1.  (Narrö',  Narri,  Narri  TuFr..  Narrt 
Zu)  Ruf,  mit  dem  die  Gassenjugend  die  Fastnachts- 
narren »erfolgt  AaF.:  L;  'I'nKr.;  '/.<;:  vgl.  ö  (Bd  I  23). 
Der  Ruf  wird  in  allerlei  Reimformeis  gekleidet:  (H)egö, 
NärS,  wfes  und  röt,jö!  AABromg.  Narrö,  chride'uiss, 
hei  die  Chappe*  voller  Lüs  AiiLanfenb.  Narrö,  Narrö, 
(Iji/chotje" '.  Was  du  saist,  ist  Alls  erlöge'  TuFr. 
S.  noch  Grit  3  b  (Bd  II  8-24).  —  2.  Narrö!  d'  Cime 
sehadö!  ruft  der  Viehhüter,  wenn  eine  Kuh  die  Grenze 
der  Weide  überschreitet  Ai\  —  8.  Narrö,  typische 
Maske,  die  sich  in  der  Zeit  vom  Berchtoldstag  bis 
zur  Fasten,  während  deren  es  wöchentlich  an  drei 
Tagen  gestattet  ist,  maskiert  herumzulaufen,  auf  der 
Gasse  zeigt;  sie  trägt  eine  Karbatsche,  dagegen  keine 
Schellen  THFr.  Narre,  am  Tag  herumlaufende  Fast- 
nachtsmaske Zg. 

narröle":  =  narrten  1  ScnSt. ;  uTii;  ZSth.  Nar- 
riiU's   mache',   von   närrischem  Treiben    TnBodensee. 

ver-:  =  rer-narrlen  ScHSt. 

Narröli,  meist  -Ali —  m.:  närrischer  Mensch, 
Spassmacher,  Possenreisser  Si'HSt.;  TnBodensee,  Hw. 
Di"  N.  mache'.  Scn  Kai.  1884. 

narrölig:   närrisch  ScHSt.  (Sulger). 

närrisch  AALeer.,  närrsch,  närsch  Bs;  VO;  Gr; 
Sch;  Th;  Nüw;  Z,  nasch  GoT.;  ZO.:  1.  a)  wie  nhd. 
aaüO.  Bis  doch  au'h  nüd  so  n.  und  t/laub  Das!  Dass 
d'  Litt  doch  auch  so  nasch  chönnd  st"  und  b'haupte" 
[usw.].  EFecrer.  We"-wen  afe"  alt  und  n.  ist,  vergisst- 
me"-schich.  Schwzd.  (GrPi'.).  Scho"  so  alt  wie  du  un'1 
noch  so  närst  derbi!  Allem.  1843  (Bs).  (Wie)  n.  tue' 
Bs;  Tu;  Z.  Es  freut-mi'''  n.  Tu.  —  b)  subst.,  (du) 
Närrsch,  gelindeste,  fast  kosende  Abfertigung  oder  auch 
Schelte,  bes.  wenn  man  Jmdn  auf  einen  Irrtum  auf- 
merksam machen  will,  Närrchen  „AaF.;u  Bs;  VO; 
Sch;  Th;  Z;  Syn.  (Narren-) Baschi,  Narchtig.  Hä, 
N.!  's  ist  so  sit  uralte"  Zlte".  PFisTER-Kirchh.  1833. 
N. .'  ich  ha" -der  Nüt  me!  zu  einem  Kinde,  das  z.B. 
nach  mehr  Süssigkeiten  verlangt.  Du  N.,  lis  selber, 
du  stät  's  ja.  Usteri.  —  2.  winzig  klein,  gering  an 
Wert  Z.  jV-es  Zug.  —  3.  überlegen  (an  List  und 
Stärke)  Ndw.  Stand-em  nit  Vegili  (s.  Bd  I  691),  er 
wär-der  z'  närrsche''! 

Zur  Synkope  des  Suffixvo«.  vgl.  hünduch  (Bd  II  1436). 
Die  synk.  Form  begegnet  mehrfach  auch  in  der  ä.  Lit. :  ,Von 
einem  närschen  richter  schnelle  urteil.'  Morgant  (neben :  ,dass 
er  iich  uss  diser  närrischen  yrtumli  tet').  .Ist  närrsch  zu 
ergründen  und  nachzefragen.'  Vogelb.  1557.  ,l)auu  so  führts 
Gott  nicht  desto  miuder  aus,  und  wäre  es  so  uärrsch  uud 
unmöglich   anzusehen/  FWyss    1672. 

chalber-  L;  G;  ThHw.;  UwE.;  U;  W;  ZO.,  chälber- 
ApK. ;  „B;  L;  Schw;  Zg",  chälbli -närrsch  Z:  Steige- 
rung des  Vor.  in  Bed.  1  a;  bes.  in  gehäufter  Ver- 
bindung mit  hunds-jung  (s.  Bd  II  1428)  Ai>K.;  L;  G; 
W;  Z,  chüe-dumm  UwE.;  jung  und  tumm  und  eh. 
ThHw.  „Äusserst  drollig  und  mutwillig  B;  L;  Schw; 
Zg";  Z. 

närrschele":  närrisch  sein,  kindisch  tändeln, 
bes.  von  Verliebten  AiFri.;  Scn. 

Nari°g  f.:  1.  wie  nhd.  allg.  Ab  der  N.  cho",  in- 
folge eines  Leidens  die  Ernährungsfähigkeit  verlieren 
und  langsam  absterben;  bes.  auch  von  der  Leibes- 
frucht bei  Menschen  und  Vieh  B;  Tu;  Z.    En  ieders 

Schweiz.  Idiotikon   IV. 


Tierli  */"'  s*""»,e"  N.  nahe*,  ttbertr.  auf  Menschen  als 
Entschuldigung  für  die  Befriedigung  unerlaubter 
Triebe  Z.  —  2.  kei"  N„  nicht  das  Geringste  GrD., 
He.,  l'r.  Kei"  N.  Im",  g'seh.  Verst.:  Uf  das  chann- 
er-schic*  Jcei's  einzigs  Gottsnäregli  oerlä:  Schwzd. 
(GRPr.).    S.  noch  assig  (Bd  I  500). 

näre"  ne're*  Aa;  Th;  Z:  wie  nhd.  Abs.  Die  Spis 
nert,  ist  nahrhaft  Tu;  Z.  D'  Bube"  nere'd  nüd.  Im 
XVI./XV1I.  auch  noch  =  heilen,  retten  (so  bei  UEckst. ; 
Vogelb.  1557;  Fris.;  Mal.;  RGwerb  1646),  durchgängig 
in  der  Form  ,neeren,  nehren.'  , Marti,  dem  sighaften 
herren,  der  's  römisch  rych   allzyt  ist  neeren.'    Mau- 

RITIANA    1581. 

er-:  heilen,  erretten.  XVI./XVII.  ,Der  tod  ist  der 
ernerer  [Erlöser]  der  armen.'  Morgant  1530. 

ge-ne're"  GrV.,  g'ne'm  GrA.,  Luz.,  g'ne're"  GrD.: 
1.  tr.,  heilen  GrD.  .Gott  genert  inn  all  siner  wunden.- 
Morgant  1530.  ,Ein  arzat  wil  den  bischoff  generen 
an  dem  bodengran.'  XVI.,  Bs  (ARechburgerin).  ,Sein 
mist  gneert  die  beissend  raud.  Mit  gleichen  arzneien 
gneeren  und  heilen.'  Vogelb.  1557.  .Emendare,  heilen, 
geneeren,  gsund  machen.  Medicabilis,  das  zu  gneeren 
ist,  dem  ze  helfen  ist.  Sanabilis,  leicht  ze  heilen  oder 
ze  gneren.  Deplorata  vulnera,  die  nit  ze  gneeren  oder 
ze  heilen  sind.'  Fris.;  Mal.  —  2.  intr.  a)  „anfangen 
zu  heilen  Gr."  Ohne  Eiterung  rasch  und  leicht  heilen 
GrA.,  Luz.,  V.;  Gegs.  vergüeten  (Bd  II  556).  —  b)  ge- 
nesen GrD.  (B.). 

nerhaft:  1.  als  Nahrung  dienend.  ,Das  Kraut  ist 
eintweders  nehrhaft  oder  dienet  zur  Arznei.'  Spleiss 
1667.  —  2.  Nahrung  suchend,  auf  Erwerb  ausgehend. 
.[Die  Bürger]  seind  auch  nehrhaft,  wicwolen  darunder 
etliche  junge  Schnauzhanen  mehr  zum  Schlenzen  und 
Müssiggang  dann  zur  Haus-  oder  Standsarbeit  geneigt 
sich  erzeigen.'  FrHaffner  1666. 

g'ne'rig,  -e-  GrD.,  Val.:  1.  leicht  heilbar,  von 
Wunden  Grü.,  V.,  Val.  —  2.  leicht  von  Wunden  ge- 
nesend, von  Personen  GrD..  Pr.,  Val.  Icl,hane"  Schinne" 
[Splitter]  im  Tumme" ;  Materi  hed  's  afe"  g'muclirt; 
daseid  [dass  es  sich]  aber  nid  cerböscheri,  Wü-i°*  notte*, 
ich  bi*  süss  e*  G'neregi.  Schwzd.     Vgl.  g'niriij. 

,g'neerlich:  das  zue  gneeren  ist  oder  wol  ze  arz- 
nen,  dem  ze  helfen  ist,  medicabilis.'  Fris.;  Mal. 

g'üirig:  =  g'nerig  1  und  2  GrD.  —  Wird  promiscue 
mit  dem   syn.  g'nislig  gebraucht.      Vgl.  auch  g'nSsig. 

Niere»  I  f.,  in  GStdt;  ZStdt  (1t  MUsteri)  m.:  1.  wie 
nhd.  Es  Nierli,  geschnitzelte  und  gebratene  Schweins- 
niere. S.  noch  Lüs  (Bd  III  1450).  —  2.  e"  dummi  N., 
Schelte  auf  einen  einfältigen  Menschen,  bes.  auf  Weibs- 
personen Bs.  Lami  N.  =  Lam-Loch  (Bd  III  1034)  Bs 
(Spreng).  —  Das  Masc.  ist  urspr. ;  es  findet  sich  auch  noch 
XVIII.,    Z  Kochb. 

noren  I:  wühlen,  von  Schweinen  BBr.  Syn.  nuelen. 
,So  bist  du  in  dem  hüfen  din  und  norest  [Var.  ,nüe- 
rest-]  reht  alsam  ein  swin.'  Boner. 

Xnrr,  bzw.  JVi>rr  Ar;  G;  Th,  Nurre"  GRorsch.  —  f. 
—  Dim.  Nürrli,  bzw.  Nörrli :  1.  Fem.  zu  Narr.  Syn. 
Appelen  II 2  (Bd  I  361/2).  a)  geisteskranke  Frauens- 
person GTa.  —  b)  einfältige  Frauensperson,  Närrin 
Ar;  G;  oTh.  Von  einem  Ehepaar  sagt  man:  Er  ist 
en  Narr  und  si  e"  Norr  Ar;  G.  D'  Norren  ond  d' 
Narre'  sönd  z'  tür,  wie  me"  s'  chauft,  mit  Narren  ist 
Nichts   anzufangen    Ar.     En  Esel  grübet  [wird  grau] 

50 


787 


Nar— nnr.    Narb    nurli.    Nard— nurd.    Nari'-mni 


,-- 


im  Mueterlib,  e*  X.  ond  en  Narr  gär  niid.  ebd.  Häufig 
als  leichte,  gutmütige  Schelte  auch  auf  närrisch  lustige 
oder  kokette  Frauenspersonen  G;  Tu.  Du  Tonders 
N.!  Tu.  ,Du  Nörli!'  UBraggek  17*o  (zu  einem  Mäd- 
chen). Du  itlti  N.!  zu  einer  Katze,  die  in  ihren  alten 
Tagen  noch  zu  spielen  anfängt  Th.  —  2.  Norre*,  ver- 
kümmertes Pflänzchen  BSa.  (selten).  Vgl.  Narr  "i  u. 
—   Faniilieun.     .Frau   [da  Nurrin.'    1895,   ZEIgg. 

Eier-Nurr,  in  der  RA.:  Dether  cho*  wie-n-e*  E., 
sich  sehr  bunt  und  grell  kleiden  Ar.  —  G6fen-:   Fem. 
zu  G.-Narr  Ap.  —  Manne"-;    Männernärrin  Ap.  - 
Buebe"-:  Fem.  zu  B.-Narr  Ap;  Tu. 

„nur(r)ele°  Ap",  nürrele*,  nürrle*,  bzw.  nörrele*, 
nörrle*  Ap;  G:  sich  kindisch,  einfältig  benehmen,  von 
Frauenspersonen;  .Kindereien  machen.'  G  1799.  <ilur 
Luti  n.,  eine  ausgemachte  Närrin   sein  Ap. 

g'nörrelet:  eitel,  putzsüchtig,  kokett  GTa. 

Nurrin.,  PI.  -ini:  Narr,  blödsinniger  Mensch  W. 

g'nürrisch  g'nörrsch:  närrisch,  von  Frauens- 
personen Ar. 

Nüere"  „Niere  II  f.:    Mistpfütze,    Sumpf  UUrs." 

Einer  der  zahlreichen  Fälle  mit  anl.  n  statt  m  .•  unser 
W.  ist  etym.  identisch  mit  Müere*  (Sp.  387),  einer  Weiter- 
bildung  Voll    Murr. 

XiierC'berger  m.:  1.  Verkürzung  für  Nürnberger 
Trichter  Bs.  Es  Ei**m  mil-im  N.  i'schütte*.  —  2.  Dim. 
älterer  Name  der  Basier   Leckerli   Bs  (lt  Becker). 

nüere"  s.  norm. 

Nüeri"g  f.:  das  Wühlen,  Treiben   ApM. 


Narb  —  nurb. 

Narbe»  f.  (in  B  m.),  in  ZStdt.  Wäd.  Närb,  in  Z 
auch  Narbe"  m.:  unebene,  gleichsam  mit  Narben 
bedeckte  Oberfläche  eines  Dinges,  a)  Haarseite  des 
Leders  (Gegs.  Ass  5;  s.  Bd  I  498)  „B;  LE.;"  Z. 
b)  Oberhaut  (Epidermis)  des  .Menschen  an  der  Hand 
BSi.  —  c)  äusserste  Kruste  am  Käse  „B;  LE.",  in 
BSi.  nur  so  lange  sie  noch  nicht  hart  geworden  ist 
(vgl.  Iianft,  Schicarten).  —  d)  Kruste  am  Brot  B; 
„LE."  —  e)  „Oberfläche  des  Rasens  oder  Erdreichs", 
Grasnarbe  B;  „LE."     Syn.   Würzen. 

(g')närbe-  II:  =  arben  (Bd  I  421)  Tu. 

nirbe",  nirpe*  s.  Bil  II  073. 

Nurbe"  f.,  in  der  RA.:  under  der  N.  si',  .unter 
der  Kritik'  Bs. 

Sein  wahrseh.  =  Vrben  (Bd  I  4 3 "J I  mit  vorgesetztem  n, 
und  zwar  i.  S.  v. :  amtliche,  verbindliche  Aufzeichnung,  ,Norm.' 


Nard  —  nurd. 

Nord,  's  N.,  die  bewaldete,  schattige  Südseite  der 
Berggegend  von  GFreienbach;  das  Links-,  Vorder-N. 
ebd.  Nord  Ap;  G;  Th;  Z.  Nördli  Ar;  GRh.,  Flurname. 
N.-Holz,  Hindu- X.  ZWald.  ,Ebni  im  Norden'  ApBülil. 

,Nord(en)'  als  Bezeichnung  der  Himmelsgegend  ist  nicht 
(mehr)  volkstümlich,  dafür  Mittnackt  (Sp.  656);  s.  auch 
buen  .  schatten-halb  (Bd    II    II 69). 

nördig:  schattig  GPreienb. 

Nördli°ger  AaF.,  Hold..  Ördlinger  AaEIh-..  Nöd- 
li'ger  AaoF.;  L.  NMi'ger  L;  GRh.;  Uw  (Nerl$gtr); 


l  :  ZS.,  Örlinger  BsL.  (Erlger);  Tu;  ZBenk.,  NA.,  0., 
Oli'ger  Z  NA.,  Hin.,  Rüml.  —  m.:  grober  Wollenstoff 
von  verschiedener,  vorherrschend  weisser  Farbe,  eine 
Art  Lodentuch,  zu  Strümpfen,  Gamaschen,  Haus- 
schuhen (.Finken'),  auch  zu  Männer-  und  Weiber- 
kleidern (so  in  ZO.)  oder  als  Futter  für  die  Zwilch- 
röcke der  Bauern  verwendet,  aal  M  I.  Röte*  W\*  <j"t 
über  Ö.,  sagte  ein  Knecht,  «reicher  Held,  aus  dem  er 
X.  kaufen  sollte,  zum  Ankauf  von  Wein  verwendete 
ZNer.  E*  Färb  tot  dt  Nödli'ger  Strumpf.  Schwzd.  (L). 
.Strümpfe  aus  Nörliger.'  1511,  Müller,  AaL.  (Haus- 
buch eines  Schneiders).  ,Dingskanf  des  Nörlingers 
und  anderen  schlechten  Tücheren.'  B  Wuohermand. 
1613/28.  ,Der  Nörlinger,  wessen  sich  allein  der  ge- 
meine und  arme  Mann  gebrachen  tuet.'  /.  Zollordn. 
1640/1725.  .Es  wird  verordnet,  keinen  ungenausten 
und  ungeschorenen  Nördlingcr  verkaufen  zu  lassen, 
weil  dies  dem  gemeinen  Bauersmann  nachteilig  sei.' 
1666,  Absch.  ,Ein  wullen  Tuch,  wie  der  sogenannte 
Nördlingcr  ist.'  JJSoheuchz.  1707/46.  .Nörlinger,  gro- 
bes Tuch,  damit  man  die  Armeleut  kleidet,  de  la  bure.' 
DeLacour  1730.  .l'/a  Ell  Loden  oder  so  genannt  Nörd- 
linger.'  Z  Gemeinnütz.  Ges.  1787.  ,N.'  erscheint  oft 
als  Armenspende,  als  Teil  der  Naturalbesoldung  Be- 
amter; so  erhielten  die  Winterthurer  Tagwächter  jähr- 
lich u.A.  10  Ellen  ,N.'  für  Rock  und  Hosen  (1522, 
Troll);  im  Kloster  zu  AAMuri  gab  man  den  zwei 
.Kuehiknaben'  jährlieh  14  Ellen  N.  (Arg.  1861,  7.8). 
,L)en  19.  Nov.  1091  im  Almosen  Closter  Winterkleider 
empfangen;  10  Par  Schub.  5  Par  Schüeli,  11  Ell  Nör- 
linger, 4  Par  Strumpf,  1  Testament.  1  Psalmbuch, 
4  Lermeister.'  ZZoll.  Pfarrbuch.  In  einer  Stiftung  für 
Hausanne  verlangte  der  Geber,  dass  das  Geld  u.  A. 
auch  verwendet  werde,  um  für  den  kalten  Winter  von 
gemeinem  Tuch,  sonderlich  von  Nördliger,  Materie  an 
den  Leib  zu  kaufen.  1713,  Obw.  .Den  Armen  [zu 
GSax]  wird  der  Nördlinger.  der  sich  ohngefehr  auf 
300  Ell  belauft,  ausgeteilt.'  1741,  CTommann.  S.  noch 
Schuster,  Hombr.  14.  Tw.  als  Adj.  verstanden  und 
wie  ein  Adj.  auf  -itj  flectiert  Th  (lt  Pup.).  Es  netts 
Wibli  i"si"rm  nerlige*  Chleidli.  Obw  WiUmannsspruch 
1840. 

her  Name  nach  dem  Hcrstellungsort  NQrdlingen  (,Nör- 
liugen'  bei  KeSsl.  L525)  im  heutigen  Bayern.  Doch  wurde 
der  Stoff  später  auch  bei  uns  selbst  verfertigt;  vgl.  Z  Neuj. 
W.    1819,   7. 


Narf  —  nurf. 

Nerv  Z  tw.  (im  O.  Nev),  sonst  Nerve*  —  f.  (in  BE.,  Si. ; 
GA.;  ZO.  m.):  1.  Gefühlsnerv  Ar;  GrVuI.;  ö;  Z.  Us 
de"  Xene"  zan(d)e",  langsam,  unter  vielen  Schmerzen 
zahnen  Ap;  Gr  (Serardi);  Z;  vgl.  N.-Zand,  -Zandwe. 
S.  noch  geben  (Bd  II  74),  schwinen.  —  '2.  „Spannader", 
Sehne,  Flechse.  Muskel,  doch  nur  im  menschlichen 
Körper  Aa;  Bs;  B;  G;  U;  Z.  Vgl.  Schnuer.  Die  .Ner- 
ven- gelten  als  Sitz  der  Kraft:  Der  ist  starch,  Der 
Imi  Nerve* !  Z.  E"  Xene"  erstrecke",  üf -sprenggen, 
entsetzen, -stremmen,  lähmen  B.  Er  het  sich  e*  N.  ver- 
streckt Aa;  Bs.  , Daher  essent  die  kinder  Israels  kein 
Heilen  auf  dem  gleich  der  hilft,  darum  das  der  nerf 
an  dem  gleich  der  buft  Jacob  gerüeret  ward.'  1531/48, 
[.Moses;  dafür  .Spannader.'  seit  1667.  ,Man  spannet 
auch  [beim  Vogelfang]  die  leiigst.cn  nerven  von  ochsen.' 
VoQELB.  1557.   .Hie  Nerven  sind  ihme  abgehauen,  vires 


789 


Narf —  nurf.     Narg    nnrg.     Nargg— nurgg.     Nar] 


Marsch    nursch 


700 


ejus  sunt  evorsae.'  Mey.,  Hort.  1692.  S.  noch  Geäder 
(Bd  I  B8).  —  :'•.  Blutader.  ,Es  ist  um  ein  einiges  letz 
bestelltes  Tröpflein  Bluts,  um  die  Verstopfung  einer 

Nerven  zu  tun.  so  ist  ilie  Weisheit  dabin.'  .JUlkich 
1738.  —  I.  wesentlichstes  Erforderniss,  nervns  verum. 
.Geld,  als  welches  die  rechten  Xerfen  des  Kriegs  ist.' 
Z  Stand.  1628. 

g'nBrvet:  nervig,  sehnig,  muskulös  GitPr.,  Val. 
Dass  i°*  sötH  Ghraft  g'ham  hn".  nümmt-mi'h  eige*tlic" 
gär  niil  Wunder;  vc'-me"  guet  g'neroei  ist,  cha"- 
me"  's  xchö"  ;eme"  Herögschi  bringe".  Schwzd.  (GnPr.). 

nervös:  kräftig,  gehaltvoll.  ,Die  n-en,  ökonomi- 
schen oder  moralischen  Sprüche  gelten  dem  Land- 
niann  als  Hauptbeweise.'  Kirchh.  .Aus  der  1.  Cor. 
probiert  [beweist,  stützt]  Gassert  das  Fegfeur  sehr 
nervös.'  ClSchob.   1699. 

NirPeli  n.:  Schelte  auf  eine  zank-  und  streit- 
süchtige Person  ÄASuhrenthal.  —  Wahrsch.  =  Niffeli 
(s.   Sp.   679)   mit  eingeschobenem   r. 


Narg  —  nurg. 

nergle"  Us;  L,  nörgle"  Ap;  L;  Tu;  '/,:  1.  Öppis 
füre'  n.,  hervorklauben  L.  —  2.  kleinlich  handeln, 
kritteln,  nergeln  Aa;  Bs;  L;  Tu;  Z;  hadern  Ap  (St.b). 
An  Eim  •«.  Bs.  Wie  si  räkkelet  an  dem  arme"  Kind 
und  an-em  n.  duet.  RKelterhorn. 


Nargg  —  nurgg. 

Nerggel :  =  Erggel  (Bd  I  448/9)  15.  ,Nörggel,  ge- 
drehte Hausfassade'  BAlchenrlüh     (lt  Hunz.). 

nerggele".  in  AALeer.  -e'-:  sich  mit  Kleinigkeiten, 
Nebensachen  abgeben  AALeer.  Nergeln  AaF.,  Ke.  — 
Vgl.  nörggelen. 

G'nirgg  n.:  langsames,  undeutliches  Reden  ScHwMa. 

nirgge":  1.  (in  „VO.:"  U  auch  nirggele",  lt  St.* 
in  I, ;  Zg  nirggle')  =  niffen  II  2  AAZein.;  „VO;"  L; 
Zg.  Gleichs.  spielend,  ohne  rechten  Eifer  arbeiten  U. 
„Trendein.  bei  einem  Geschäfte  unschlüssig  sein  VO." 

—  2.  den  Überkörper  winden  und  drehen,  die  Achseln 
zucken,  insbes.  dadurch,  auch  durch  Murren,  halb- 
lautes Reden  seine  Unzufriedenheit  ausdrücken  AAFri.; 
SchwE.  ;  Now.  —  3.  =  niffen  II  4  Ndw. 

Das  W.  auch,  ohne  Bedeutungsangabe,  im  G  Id.  Abi. 
Xii-'H/i.    Hieher  viel!.:  .in  der  Nirggen',  Name  eines  Hofes  BGr. 

Noi'gg:  1.  langsam,  ungeschickt  arbeitender,  kör- 
perlich und  geistig  zurückgebliebener  Mensch  BGerz. 

—  2.  in  seiner  Entwicklung  zurückgebliebenes,  ver- 
kümmertes Tier  BBelpberg. 

Norggel  m.:  1.  Nörggel,  kleiner,  verwachsener 
Mensch  (auch  mit  mangelhafter  Aussprache)  L.  Dim. 
Norgelti,  im  Wachstum  zurückgebliebenes,  verküm- 
mertes Geschöpf  W.  ..Norggeli,  ein  kleines  Ring,  doch 
gewöhnlich  mit  dem  Beisatze  artig,  lustig.  Das  isch 
notti  es  lustigs  N.,  ein  allerliebstes  Kindchen,  Kätz- 
chen B."    Nörggel,  Nörgg(e)li,  junges  Schweinchen  L. 

—  2.  Nörggel,  Nörggli,  unordentlicher  Mensch  L. 
norgge"  AaF.,  Fri.,  Ke.,  Leer.;  Bs;  B  um  Burgd.. 

Gerz.,  Rohrb..  Seft.;  VO.;  GlH.  (in  K.  nögge"):  GO., 
W.;  S,  norge"  GiiSpl.,  „nörgge"  L",  nurgge*  AAFri.; 
Schw;    U;    Zg,    nü/rgge"    BRohrb.:     1.   „herumfühlen, 


-greifen  Bsj  B;  Vw";  anordentlich  in  Etwas  herum- 
wühlen, -stochern   AaF..  Ke.;  GW.    llur  einist  n.  det 

im  Für!  AaF..  Ke.  Spec.  im  Teige,  z.  B,  bei  der  Be- 
reitung von  Teigwaren  AAFri.  Syn.  tärggen.  Auch 
tr.  gewendet:  ,lch  will  Eppis  vo"  Teig  u„  Nudeln. 
Knödel,  Kuchen  oder  Etw.  dgl.  machen'   Us  (Spreng). 

—  2.  a)  in  ScuLand  g'nörgge*,  undeutlich  reden,  sei 
es  infolge  eines  organischen  Fehlers  oder  schlechter 
Angewöhnung  (z.  B.  wenn  man  das  r  nicht  recht 
articuliert),  sei  es  weil  man  mit  der  Sprache  nicht 
heraus  will  Bs;  GW.;  Sch;  Schw;  UwE.;  U;  „stottern 
Schw;  U."  Ein  ungeschickter,  befangener  Redner 
.norket  und  worget'  Bs  (Spreng).  ,Wenn  Ärzte  den 
Patienten  verhandeln,  nurggen  sie  nur  so'  Schw.  — 
b)  =  nirggen  2  Ndw.  —  3.  zwecklos  und  (auch  infolge 
von  Ungeschick,  Trägheit,  Nachlässigkeit  oder  allzu 
grosser  Genauigkeit  oder  Umständlichkeit)  ohne  Er- 
folg arbeiten;  sich  (z.B.  mit  einer  schweren  Last) 
erfolglos  abmühen  Aa;  Bs;  B;  Gl;  GüSpl. ;  L;  GO. ; 
U;  „Vw;"  Zg;  , rebus  exilibus  inhaerere.'  Id.  B.  (An 
Öppis)  ume"-n.  (in  GüSpl.  umfe"-n.).  Dir  [ihr]  norgget, 
nirgget  und  mänggelet  am  Esse*  umme*,  der  müsset 
nit,  ob  der  weit  oder  g'ha"  heil  AAZein.  —  4.  nergeln, 
kleinlich  kritisieren  AaF.,  Ke.  liest  allen-il  Üjijns 
z' n. '.   —  5.  frieren  U  (bestritten). 

Kürze  des  Voe.  ist  mir  für  AaF.,  Ke.  angegeben.  Zum 
stanimausl.  Gutt.  vgl.  das  zu  Murgg  (Sp.  106)  Bemerkte; 
ausdrücklich  bezeugt  ist  die  Lcnis  für  GrSpl.,  geschrieben 
wird  sie  auch  von  unsern  Einsendern  aus  AaFri.;  BsWensl.; 
BBrisl.,  Rohrb.  Neben  unserm  W.  her  gehen  Syun.  ohne  r 
(s.  Sp.  710)  oder  mit  anl.  m  (s.  Sp.  406).  Vgl.  auch  g'nürxen, 
norzen. 

„ver-:  zerwühlen,  in  Unordnung  bringen  Bs; 
B;   VO." 

Norggete",  in  Bs  Norgede"  —  f.:  1.  langsames, 
träges,  nachlässiges,  stümperhaftes  Arbeiten,  auch  die 
daraus  hervorgegangene  Arbeit;  spec.  von  Näh-  und 
Strickarbeiten  Bs.  —  2.  undeutliches,  unbestimmtes 
Reden  UwE. 

Norggi,  in  L  auch  Nörggi  —  m.:  =  Norgg  1  B 
Gerz.;  langsamer,  träger,  ungeschickter  Arbeiter  Aa 
Fri.;  Bs;  B;  L;  GO.  Halb  blödsinniger  Mensch  Aa 
Oberfiachs. 

Norggis  m.:  verknotete  Stelle  in  einer  Näh-  oder 
Strickarbeit  Bs. 

G'nörggel  n.:  allerlei   Krimskrams  Aa. 

nörggele"  AaF.,  Ke.;  Bs;  GW.;  SL.,  Starrk., 
Zuchw.;  Zg,  nörggle"  AaF.,  Leer,  (b);  L;  Zg:  \.=norg- 
gen  3  Aa;  L;  GW.;  S;  Zg.     Wer  isch  de""  der  Schriller 

—  me*  seit-em  numme"  der  Nörggeier?  He,  ne  dumme 
Düppel,  ne  Mensch,  der  schlecht  cha""  rede",  schlecht 
schritt  usw.  Hofst.  S.  noch  Nörggel-  Werch.  —  2.  un- 
deutlich reden  GW.  Auch:  zwecklos  über  Etwas  hin 
und  her  reden,  ebd.  —  S.  =  nerggelen  AaF.,  Leer.;  Bs. 
An  Ei"'m  ume"  n..  ihn  in  schlechter  Laune  grundlos, 
kleinlieh  tadeln.     Kleinlich   handeln  L. 


„nil'le":  =  nirggen  1  Vw."   —  Vgl.  Zirli-Mirli (Sp.  118). 


Narsch  —  nursch. 

Närsch  n.:  verhüllend  für  Ars  (Bd  I  466)  SchwE. 
Blös-mer  i"  's  N.! 


791 


Narsch— nursch.    Nartsch— nurtsch.    Narx     nui'x.    Narz— nurz.    Xas— nus 


792 


nürrscli:    sparsam,    knickerig.     .Yetzund    sind    ir 
gägen  den  trüweii  dienern  des  Evangelii  so  D.'  HBull. 

1531.     —    Vgl.    inir*>  n. 


Nartsch      nurtsch. 

„  ver-närrtselit:  contract,  von  zsgezogenen  Glie- 
ilern,  fürab  wegen  schlechtgeheilter  Beinbrüche  oder 
Quetschungen  BGr. ;  GRh."  —  St.  denkt  an  Zshang  mit 
Xarr  (s.  d.  in  Bed.  6).     Duch   vgl.  auch    mürttvhat  (Sp.  428). 

„niirtsche",  Dim.  nörtschele" :  saugen:  nörtschle*, 
wiederholt  saugen  LG." 

Vgl.  das  syn.  lurtechen  3  (Bd  III  13S8).  Möglicherweise 
ist    ntirtschle'    durch   Dissimilation    aus  liirtechle*   entstanden. 


Narx  —  nurx. 

nii'xe":  =  gnirben  3  (Bd  II  073)  B  um  Aarb. 

ge-nnrxe°:  zaudern,  zaudernd  sich  an  eine  Arbeit 
machen  B.  ,Dä  wei-mer  nit  lang  g'nürgse*,  sagte  Uli, 
lüpfte  die  Türfalle  [usw.].'  B  Dorfkai.  1863.  Vgl. 
nürggen,  nützen. 

Narz      nurz. 

Narzisi  ZHorgen,  -nisli  ZO.:  1.  Narzisse  und  zwar 
die  gem.  Narzisse.  Narc.  pseudo-narc.  Z,  lt  Hegetschw. 
und  Scliinz  1842  auch  die  rotrandige  N.,  Narc.  poet. 
Syn.  Marizisli  (Sp.  358).  —  2.  Narzisse",  orientalische 
Hyacinthe,  Hyac.  or.  Smw.  —  .Narzisli',  Z  Familienn. 
1522,  Absch. 

norze":  =  norggen  3  Bs  (Ochs). 

nuTze":  an  Allem  Etw.  auszusetzen  haben,  klein- 
lich zanken  AaFH.;  BBrisl. ;  S.  Abi.  G'nürz,  Gezänk  S. 
Vgl.  gnürzen  (Bd  II  074),  chnürzen  (Bd  111  760). 

Xürzi  m. :  mürrischer,  unzufriedener  Mensch, 
Ncrgler  AaFiL;  S. 


Nas,  lies,  liis,  nos,  nus,  bzw.  nass  usw. 

nass  (in  UwE.  näs)  —  Comp,  ne'sser:  1.  im  Allg. 
wie  nhd.  Weder  Troche*s  noch  Nasses,  weder  Speise 
noch  Trank  BR.  Ein  Bettler  klagt:  i"*  han  Mit  no'h 
weder  Troehff's  noch  Nasses  im  Med  g'häben.  N.  hinder 
den  Örc" ;  s.  gruen  (Bd  II  751);  Syn.  auch  facht.  .[Die 
Magd  ist]  under  der  nas  frat  und  n.'  Haberer  1562. 
N.  ha"  Th;  Z,  n.  si",  im  Nasse"  lige"  Bs;  B,  von 
Wickelkinden!,  's  macht  it.,  das  Wetter  ist  regnerisch, 
die  Wege  sind  kotig  Aa;  Th;  Z.  Wenn  's  lang  regnet, 
werdend  z'letst  All  n.,  auch  Midi.  i.  S.  v.:  verläum- 
derische  Zungen  geben  zuletzt  Jedem  sein  Teil  Z. 
,Zwei  N-e  können  einander  nicht  trocknen.'  Schweiz 
1858  (Sprw.).  Morge'röt,  n-es  Z'nünibröt  Aa;  vgl. 
Äbend-Chät  (Bd  III  559).  S.  noch  Aprillen  (Bd  I  364), 
Jär-Gang  (Bd  II  317).  IIA.:  ,Es  regnet  gemeinlich 
gern,  wo  es  vorhin  n.  ist.'  Mey.,  Hort.  1692.  ,Es  hat 
bald  zum  N-en  geregnet,  malus  nialuin  reperit.'  Sulger. 
,So  ist  ein  alt  gesprochen  wort:  N-em  ist  bald  ge- 
regnat.'  Fründ  (mit  Bez.  auf  Schwyz  und  Zürich,  im 
S.  v.:  wo  schon  Feindschaft  vorhanden  ist,  genügt  ein 
geringfügiger  Anlass,  um  sie  zum  Ausbruch  zu  brin- 
gen).   ,Lem  dich  vor  gottl<>  er  Worten  hüeten,  auch 


vor  denen,  die  sömlich  reden  treibend.  Es  hat,  sagt 
man,  bald  zuo  n-em  geregnet.'  LLav.  1582.  ,Zuo  n-em, 
sagt  man,  ist  bald  geregnet;  wenn  einer  sonst  ein 
diebische  art  hat  und  der  anlass  darzuo  kommt,  so 
schafft  der  bös  fyend  vil.'  ebd.  .Der  goldschmid  be- 
dorfte  der  vermanung  seines  weibs  nicht,  denn  man 
spricht,  zu  n-em  hab  es  bald  geregnet,  er  was  ohne 
das  willens  [das  ihm  Angeratene  zu  tun].'  Joh.Wetzei, 
15s3.  .Wann  ein  Mensch  im  Zweifel  stehen  und  han- 
gen soll,  ob  Gott  ihm  gnädig  seie  oder  nicht,  ob  er 
werde  heil  und  selig  werden  —  wie  bald  hat  es  zu 
N-em  geregnet!  Wie  bald  ist  vorhanden  die  Ver- 
zweiflung!' JWirz  1650.  JSim  zum  N-e"  rigne",  übel 
ausschlagen,  bes.  mit  Bez.  auf  gewagte  Unternehmun- 
gen Scn;  Tu;  Z.  Niinm-dich  in  Acht,  es  chönnt-der 
(liechti  «um  N-e"  regne'!  ,A:  Helfet  mir!  B:  Es 
könnte  mir  selbst  zum  N-en  regnen,  mag  das  nicht!' 
Unsichtb.  1793.  N.  in  ausdrücklichem  Gegensatz  zu 
.trocken.'  .Die  Lungensucht  teilet  man  ein  in  die 
dürre  oder  trockene  und  in  die  weisse  oder  n-e;  bei 
der  letzteren  ist  die  Lunge  mit  einem  zähen  Schleime 
umgeben.'  Alpina  1806,  143.  , Nasser  Zehnten',  Wein- 
zehnten, im  Gegs.  zum  .trockenen',  Getreidezehnten 
Tu;  Z;  s.  auch  KHauser  1895,  692/3.  Lt  Arg.  1861, 
217;  1876,  12  hätte  Ersterer  vielmehr,  der  Unter- 
scheidung .nasser  und  trockener  Früchte'  entsprechend, 
Obst,  Gartengewächse  usw.  unifasst.  wäre  also  syn.  mit 
dem  sog.  .kleinen  Zehnten'  gewesen;  s.  auch  Absch. 
IV  2,  1602.  .Nasse  Pfänder';  s.  Z  Rechtspfl.  III  303 
(»Min.  ZBassersd.).  .Nasser  Streich.'  Das  Stift  StBla- 
sien  hatte  (lt  Verkommniss  von  1617)  an  einigen  Orten 
der  Grafschaft  Baden  das  Recht,  den  .trocknen  und 
n-en  Fuststreich'  abzustrafen.  1686  klagt  der  Land- 
vogt, der  Vertrag  werde  umgangen;  früher  habe  man 
unter  n-em  Fauststreich  einen  solchen  verstandeK, 
bei  dem  Blut  geflossen,  jetzt  wollen  die  Beamten  von 
Si  Blasien  auch  darunter  verstehen.  ,was  nit  mit  In- 
strumenten und  gewehrter  Hand  bluotruns  gemachet 
werde.'  vLiebenau.  ,Sy  sind  erschlagen  und  erstochen, 
wir  band  inen  gschoren  n.  und  trochen.'  Madritiana 
1581.  —  2.  (leicht)  betrunken  Bs;  Z.  S.  noch  laufen 
(Bd  HI  1122).  .Nasser  Bruder',  Trunkenbold,  lieder- 
licher Mensch.  JMey.  1694.  —  3.  .nasser  Knabe',  ge- 
riebener Bursche.  .Kr  ist  gar  ein  n-er  knab.  mit 
spilen  gwünnt  im  keiner  mit  ab.'  JBinuer  15:!.r>.  .X. 
N.,  ein  n-er,  leichtfertiger  und  verwegener  vogel',  von 
einem  Diebe.  1586,  Laufp.,  Beitr.  S.  auch  VBolz 
1550,  Vers  778. 

Zu  '2  vgl.  auch  (irtn-i/iuhi  (lid  I  669),  ferner  frz.  mouitli, 
lat.  »du»;  zu  3  (ir.  WB.  VII  422/3.  Pas  W.  mehrfach  auch 
in  Flur-  and  Ortsnamen.  .Zo  nassen  Ackeren',  AaVill.  ./,,.• 
linden  ze  dem  tor  uss  n ml  af  au  den  nassen  stig."  1538, 
/.  K'|.  .Nass-BUti'  (iilossau,  ,-Wies.'  ebd.  ,Nassenberg'  Ap 
Her.:  B,  ,-Wil-  Z  (.Nassenwila.'  1836,  Z  l;rk.).  .Nasalen' 
ZMaur.  S.  noch  Malt  II  (Sp.  549).  Rige'-n.,  Familien- 
name BsL. 

Verstärkende  Zss.: 

fläder-  B;  /..  flotter-,  fietter-  AASt.,  Wohlen;  BE., 
.Vi.,  „O.",  pflätter-,  pfletter-  Bs;  Sch;  Tu;  s.  Bd  I  1170. 
1228/9.  ,War  fletter-n.,  dachte  schon  ans  Ertrinken.' 
Gotth.  —  flätsch-,  fleisch-  Aa;  Ar;  B;  »iL;  Ga; 
LG.;  Sch;  Uw;  W;  Z.  g'f latsch-  GaS.,  Scuolms,  Spl., 
pflät8ch-,  pfletsch-  AaI'.I...  Z.j  Aptw.;  l«s;  GaChur; 
Scn;  Th,  pßätschet-  AaZ.j  s.  IM  I  1233/4.  —  flotsch- 

B;  L;    „S;"   Uw,  fleischet-  LSemp..  pflotsch-  8;  s.  Bd  I 


703 


Nas.  nrs,  nis,  dos,  nus 


794 


1237.    Noch  mehr  yerst.  bach-flotsch-n.  Obw.  —  müs- 

AaBL.,  F.;  Th;  Z;  s.  Sp.  I7.r>.  Noch  mein-  verst.  fläder- 
Scbw;  Zg,  (dreck-J flotter-  GaL.,  fletsch-  AiZein., 
pflätsch-  SoHSchl.,  dreck-  A.\Leer. ;  Ap;  G;  Tu,  trnpf- 
müs-(erde"-J  GTa.,  miis-lnlii'-n.  Aa  (s.  Lielinam  Bd  III 
1015).—  bach-  Bsj  BjSoh;  Z  f  /wd'-  ZZoll.) ;  s.  Bocfe. 
,Der  Sturm  war  so  gross,  dass  man  auf  dorn  Schiff' 
b.  wurde.'  1600,  Obw  Volksfr.  .Permadere,  durchaus, 
b.  sein.-  Denzl.  1077;  1710.  Auch  bei  Fris.;  Mal.; 
ThPlatt.  1572,  s.  auch  iuhii,  (Bd  II  1338).  Noch  mehr 
verst.  tropf -budel -bach -n.  Bs.  —  „bade-:  so  nass. 
wie  wenn  man  aus  einem  Bade  käme."  —  budel-  Bs. 
Noch  mehr  verst.  dreck-,  wätsch-b.-n.  Bs.  —  p Hatte r- 
busel-  Bs.  —  patsch- GiiChur,  patsch-,  bätsch- Ap ; 
Bs;  G  1799;  Tu.  —  pfütz-  Bs.  .Mein  Auge  ist  pf.' 
Stutz  (aus  einer  Travestie).  —  pläder-  Aa  (lt  Dan.), 
blöder-  ZO.,  blätter-  AaFH.  —  platsch-,  blätsch-  Gl; 
GRh.;  Sch;  hiTu,  pletsch-  ScnSt.,  platschet-  AaF.,  Ke. 

—  seich-,  bzw.  säch-  ScHSt.;  Th;  ZO.,  Sth.,  seih-  B. 

—  secht-  ThHw.  —  sig(e°)-  GRHe.,  Pr.  Noch  mehr 
verst.  trauf-dreck-sige*-n.  GRHe.,  sie)-  und  trauf- 
(dr'cck-)n.  GRlvüblis.  —  tropfet-selig-  AAZein.  — 
„speck-:  schmutzignass."  —  traut-  GaChur,  D., 
He.,  trüf-  Gl,  triife'd-,  trüfcH-  Z,  träfig-  ScHSt.  Subst., 
Einfaltspinsel,  Dummkopf  ZW.  Verst.  flätsch-  Z.  bach- 
Z,  (platsch-)  tropf -tr.-n.  Scu;  Z.  —  dreck-  Ap;  B; 
„VO;"  GL;  Gr;  HA.;  Seil;  S;  Th;  Uw ;  Z.  Noch  mehr 
verst.  sige"-  GitMastrils,  bach-  Gl,  trauf-  GrPi.,  tropf- 
dr.-n.  Th.  —  tropf-  Bsj  Th;  Z,  tropfcd-,  tropfe*l- 
AaF.,  Ke.;  ScuwE.  Wie  d'  /lederist!  wirdist  jo  lr..' 
Lienert  1891.  Verst.  flätsch-,  bach-  Z,  blätter-  AaF., 
dreck-tropfet-n.  B.  —  „frisch-  (St.3),  frischet-,  tri- 
schig-  (St.1)  Gl;  L",  frischet-  ScHHa.  —  „traut- L"; 
s.  trauen.  —  wasch3-  SciiNnk.,  St.;  ZO.,  watsch-  Gr 
He.;  W,  watsch-,  wetseh-  Bs;  Gr;  „L;u  GW.;  ScuSt.; 
S;  Th;  Uw,  „wätschg-  L." 

nasse":  (nach  und  nach)  nass  werden  Aa;  B;  Z. 
Es  nässet,  der  Boden,  die  Witterung  wird  feucht. 

er-:  Verstärkung  des  Vor.  BO.;  Gl;  GrCIiui';  PAL; 
U;  infolge  von  Nässe  sich  erkälten  B.  I"  junge"  Jure" 
z'  eil  iniesse"  e.  und  erfriere".  Scuweizermund  (U).  IT« 
si  g'sie  hin,  das-er  alle1'  ernassetc  und  erbluttete''  chunnt. 
Schwzd.  (BLenk).  ,Als  aber  ein  grosser  ryff  gefallen 
und  das  gras  in  den  matten  lang  was,  ernasset  das 
volk  unden  uf.'  HBull.  1572.  —  ver-:  auf  einmal 
nass  werden  BHa.  —  be-:  bestärken?  ,L)ie  Beham 
[Hussiten],  wie  sie  aller  handlung  und  der  freflen 
taten  des  concili  aigenlich  bericht,  wurdend  erst  be- 
nasset  in  irem  verstand  [Glaubensansicht].'  Vad.  I  532. 

nasshaft:  feucht,  vom  Erdboden  GrA.  .Diese 
Pflanze,  die  einen  fetten  und  n-en  Boden  liebt.' 
CSchröter  1895. 

nasslacht  ZZoll.,  -lacht  Ap;  B,  -hcht(ig)  B:  etwas 
nass,  feucht;  Syn.  nass-lüem  (Bd  III  1270). 

„nässele"",  nessele":  nach  Nässe  riechen  B;  „VO; 
Z";  sich  nass  anfühlen  BSi.  Als  man  einem  Hand- 
werksburschen, der  sein  Hemd  in  Jauche  gewaschen 
hatte,  entgegenhielt,  dass  es  so  nicht  sauber  werde, 
meinte  er:  's  macht  Nut,  wenn  's  nW  e"  chli"  frisch 
nässeiet  ZWang. 

-   nässe"   nesse".     's  Chorn   nesst,    wird   (durch  Gä- 
rung)  nass  AALeer.    —    Vgl.   netzen. 

Nässi  Nessi  (in  PA1.  Nassi)  —  f.:  1.  Nasse. 
Feuchtigkeit  Aa;    Bs;    Tu;    Z.     Nässeperiode    in   der 


Witterung  Tu;  /..  E*  Tröehni  häd-me'  lieber  als  e" 
.V..  Bauernregel.  ,So  es  schon  lieft  angesetzt  ze  räg- 
nen,  das  man  gmeint  hett,  es  wett  ein  nessi  kummen, 
so  ist  dannocht  mangel  an  wasser  gwäsen.'  1548, 
LIMev..  Chr.  Nasse  Stelle,  z.  B.  auf  dem  Fussboden 
Th.  Flurname  G;  Z.  , Acker  in  der  N.'  ZHettl.  - 
2.  bes.  als  Dim.  Nässeli  Füchti  1  b  (Bd  I  670)  UUrs. 
Er  hat  mir  kei"  Nässi  'ge",  gab  mir  keinen  Tropfen 
zu  trinken. 

Bangad  u-Nas  si:   brodo  di  minestra  PA1. 

Nassauer  m.;  1.  Spitzname,  mit  dem  in  den  10er 
Jahren  Ochsenbein  als  Führer  der  Conservativen  die 
radikale  Partei  belegte  mit  Bez.  darauf,  dass  der 
Rechtslehrer  Snell  aus  Nassau  darin  eine  massgebende 
Rolle  spielte  B.  —  2.  scherzh.  Bezeichnung  des  Was- 
sers, bes.  im  Munde  eines  Weintrinkers  ZZoll.  Syn. 
Lüterbacher.  —  3.  Regenschauer  BsStdt.  Ieh  glaub, 
mer  bikemme"  bald  e"  N. 

Nase"  f.,  PI.  unver.,  Dim.  Näsli,  Näseli,  in  der 
Kdspr.  auch  Nasi  Z,  Näsi  AaF.,  Ke.;  B;  Z:  1.  im 
gew.  S.  a)  Form,  Grösse,  Länge,  Aussehen.  Leute  mit 
spitziger  N.  gelten  als  bösartig  oder  geizig  Bs;  Z.  E* 
N.  wie-n-e"  Pföl  Bs.  Er  hed  e"  N.,  es  gönd  im  Land 
chiineri  Chind  go"  bettle",  von  einem  Menschen  mit 
sehr  grosser  Nase  Aa  (Rochh.).  Spöttische  Bezeich- 
nungen der  Nase  s.  u.  Erggel  (Bd  I  449),  Lösch- Hörn 
(Bd  II  1622),  Chämin  (Bd  HI  259),  Schueh-Leist  (ebd. 
1469),  Zolggen,  Zinggen.  Der  N.  lang,  eig. :  eine 
Nasenlänge,  d.  h.  sehr  wenig  weit;  zeitlich  gewendet: 
eine  ganz  kurze  Zeit  B.  ,Nit  iviters  gä",  als  si"cr  N. 
läng,  improvidum  esse,  id  solum  videre,  quod  ante 
pedes  est.'  Id.  B.  ,So  weit  dachte  ich  damals  nicht, 
sondern  wie  ein  junger  Schulmeister  nur  der  N.  lang.' 
Gotth.  ,Die  jetzt  nicht  einmal  mehr  z'  Nases  läng 
gehen  könnten.'  Amer.  Schwz.-Kal.  1888.  Ich  muess 
—  drum  chomm-ich  nit  vora"  —  all  Nase"  läng  ja 
leue"  [alle  Augenblicke  ausruhen]  BE.,  lt  Ap  Kai.  1873. 
Eint  e"  langi  N.  mache",  Gebärde  des  Spottes  Bs;  B;  Z. 
,E"  längi  N.  dereo"  trage",  cum  pudore  discedere, 
derisui  fieri  omnibus.'  Id.  B;  vgl.  nhd.  ,mit  langer 
Nase  abziehen  (müssen).'  S.  auch  Aprülen  (Bd  I  364). 
Kim  d'  N.  (L;  ScHwMa.),  e"  N.  trdje",  sein  Spiel  ver- 
derben, ihn  überlisten  Bs;  B;  L;  ScHwMa.;  Z,  auch: 
zum  Besten  halten  Bs.  ,Muoss  allwog  alls  syn  erlogen, 
als  hat  man  dir  d'  nasen  bogen.'  Haberer  1562.  Vgl. 
Gr.  WB.  I  1814.  's  Vaters  Wase"  [Grundbesitz,  Besitz 
übh.]  macht  de'1  Chinde"  e"  sehöni  N.  GrHc ;  GKh. 
.Eine  bleiche  N.  bekommen,  vor  Furcht  blass  werden.' 
Si  lüer.  .Die  Sehiffleut  förchten  ihnen  nicht  leicht- 
lich;  wann  es  aber  bei  ihnen  anfacht  bleiche  N.  geben, 
da  ist  gewüss  Gefahr!'  FWyss  1672.  S.  noch  Chnopf 
(Bd  HI  747),  Zopf.  —  b)  Lage  im  Gesicht.  Er  het. 
oich  d'  N.  mittsch  im  Chopf  wie  Anderi,  ist  ein  Mensch 
wie  andere  W.  A:  Wie  g' 'seht  ä  de''  Kaiser  üs?  B:  Er 
hat  d'  N  s'mitzt  im  O' sieht  wie  du  und  ich  Z.  Mues'- 
r''-der  d'  N  (z'mitzt)  in  's  G'sicht  ine"  setze"?  scherzh. 
Drohung  Bs.  Es  g'fallt-im  en  Iederi,  wenn  si  nume" 
d'  N-n  ob-em  Mal  het,  er  vergafft  sieh  in  jedes  auch 
nur  halbwegs  hübsche  Gesicht  B.  I'h  bi"  doch  öppen 
Knie' ,  wo  d'  N-n  och  ob-em  Mül  het,  kein  übler  Mensch. 
ebd.  Ganz  under  der  N.;  s.  Bd  II  385.  ,Man  müsse 
ja  auch  seine  Freude  haben  und  sei  nicht  ganz  unter 
der  N.'  MEYER-Mer.  Verschwer-dich  d'  N-n  abz'bisse"! 
auch    das    scheinbar    Unmögliche    kann    Wirklichkeit 


795 


\'as.  nes.  nis,  uns,  uns 


796 


werden  AaBI>.;  vgl.  dazu  ver-flüechen  (Bd  1  1164), 
ferner  Jos. Mal.  1503,  12.  Vor  Erstaunen  Mül  und  N. 
»fsperre*  Bs  (Breitenst.);  L;  Z  (nur  scherzh.:  vgl. 
Aug  Bil  I  134).  —  c)  die  N.  spec.  als  der  am  meisten 
hervortretende,  auffälligste,  sieh  gleichs.  vordrängende, 
daher  auch  zurückgewiesene,  gefährdete  Teil  des  Ge- 
sichtes, oft  geradezu  für  Gesicht  seihst.  B'  N.  (all) 
z'  vorder(i}st  ha*,  der  Erste  sein  wollen,  um  seine 
Neugier  zu  befriedigen,  die  erste  Rolle  spielen  wollen, 
vorlaut,  vorwitzig  sein  Aa:  Ar;  Bs;  B;  Scn;  S;  Th;  Z. 
,os  suum  populo  ostendere,  curiosum  |iercontatorem 
ubique  esse.'  Id.  B;  vgl.  Finger  (Bd  1  (181).  D'  N.  in 
Allem  ha",  in  Alles  stecke'  fstösse'  B),  in  Allem  ab- 
breche" wolle*  Ar,  sich  in  fremde  Angelegenheiten,  bes. 
Geheimnisse,  mischen,  allg.  Muesch  denn  dl"  N.  in 
Alles  stecke'!  ,Bu  liest  di'  X.  nüt  dri*  z'  stösse*,  sa- 
pientius  facies,  si  te  huic  negotio  non  imniisceas.'  Id.  B. 
Er  soll  doch  d'  X.  nit  i"  angeri  MüshaUi'ge*  stösse". 
MWalden.  B'  N.  gäng  (allhcil)  i"  de"  Büechere'  ha" 
Bs;  B;  Th;  Z.  ,D' X.  i"  d'  Büecher  stösse",  libros 
consultare,  evolvere.'  Id.  B.  Bu  chust  d'  X.  iez  dri* 
stecke,  kannst  jetzt  sehen,  was  du  angerichtet  hast 
GlMoII.  ("s  ist)  Mitticuche",  steck  (stöss)  d'  X.  i"  d' 
Tisch/rucke",  Volksreim  B;  Gl;  Th;  Z;  s.  auch  Rochh. 
1857,  47.  ,B'  X.  uf  de"  Tisch  stösse",  lautis  conviviis 
gratiain  alieujus  venari.'  Id.  B.  Wart  die  Tasche* 
[Scheltw.  auf  eine  Frauensperson]  mime",  bis  Steffels 
Alte  d'  X.  ungere*  hei!  eig.  die  Nase  unter  den  Rasen 
steckt,  d.  h.  gestorben  ist.  Gotth.  B'  N.  an  Alls  (ini- 
hebe", Alles  durchstöbern  Ar.  Mini  [Frau]  sott  auch 
so  ne"  Traf  [treffende  Bemerkung.  Abfertigung]  über- 
cho",  es  gdb-ere"  de""  d'  X.  z'rugg,  würde  sie  zahm 
machen.  Gwi:ni>erchratten  1864.  .Wenn  man  aber  für 
Alles  selbst  sorgen  müsse  und  noch  Kinder  habe,  so 
tue  Einem  das  die  N.  hintere"  [müsse  man  sieh  ein- 
schränken].' Gotth.  ,Ei"'m  d'  X.  hindere"  ha",  loeo 
pellere.  deturbare.'  B'  X.  hindere"  ha",  subtrahere. 
subducere  se.'  Id.  B.  .Hiermit  wurd  gliolfen  dem 
gmeinen  Mann  und  möcht  man  d'  Nasen  hinderhan 
denen,  die  also  Gwalt  tuend  treiben.'  Myricäcs  1630. 
Ei**m  d'  X.  drüs  ha",  ihn  zwingen,  von  Etw.  abzu- 
stehen BR.;  L;  S.  User  Ei"m  hed 's  d'  X.  drüs,  sevel 
türi  Sachen  z'  chaufen  BR.  Er  heil  g'mcind,  er  mög- 
mer  's  g'han,  aber  Bim  hed  's  d'  X.  drüsg'häben.  ebd. 
Wenn  's  überall  üsg'säch  nie  vor  mängem  Büre'hüs 
und  Schare",  es  uürd-ene'  scho"  d'  X.  drüs  ha",  iri 
Bock  sä  uf-dem  Bode"  nochz'schleipfc"  L.  Iez  hei  's-der 
d'  X.  drüs,  de"  halbzentrig  Stei"  rom  Bode"  z'  lüpfe"! 
Hänggi  1892.  ,B'  X.  usc"  tue",  antecedere,  superare 
alqm,  praevalere.  Mi"s  Hüs  tuet  di"m  d'  X.  use*, 
aedes  meae  commoditate  et  elegantia  Utas  longe  sn- 
perant.'  Id.  B.  B'  X.  derbi  ha'  (weUe'),  dabei  sein 
(wollen)  Bs;  Tu.  Muest  du  denn  d'  X.  alle'thalbe" 
dein  ha"?  I'1'  In"*  d'  X.  nit  liberal  ha",  als  Abwehr 
gegen  den  Vorwurf,  dass  man  Etwas  nicht  gemerkt 
habe  Bs.  .Das  ixt  >iil  für  di'  X..  noli  tibi  hoc  arro- 
gare.'  Id.  B.  E"  chlei"  für  d'  X.  use'  //'seit,  etwas 
weiter  blicken  als  bloss  auf  das  Allernächste  S;  nid 
iber  si"  X.  üse"  g'seh  Bs.  Vor  (a*  B)  der  X.  ligfgje',  si". 
allg.  ,Ei""m  a"  d'  X.  lege",  oculis  alieujus  subjicere.' 
Id.  B.  Ab  det\N.  tue",  aus  den  Augen  tun.  nam.  Kin- 
dern B.  ,Ei"m  u"  d'  X.  lache",  albis  dentibus  deri- 
dere  alqm.'  Id.  B.  Was  du  schöner  bisch  alsich,  heul, 
a"  <l'  X.  es  :e:i  dich  nit  et, min"  Aa  (Rochh.).  Ei"m 
Öppisa*  (uf)  ,1'  X.  In, i,l,"   Bs;   B;  S;   Tu;  Z,  u'd'X. 


schrilie"  U;  ZU.  Was  brüche*d-mer  's  dem  Hin"  auf* 
uf  ,V  X.  :'  lande"!  MCsteri.  Bas  bind -der  nid  uf 
d'  X.,  verrate  ich  dir  nicht.  Bu  brachst  -mer 's  nüd 
ii f  d'  X.  :'  binde",  brauchst  mich  nicht  erst  darauf 
aufmerksam  zu  machen  Z.  Mer  wend-ere"  nit  go"  uf 
d'  X.  binde",  woher  mer  sind,  was  mer  tribe".  Breitenst. 
.Er  wird-im  's  nit  uf  d'  X.  binde",  consiliorum  expertem 
habebit.'  Id.  B.  .Ein  Haderer  oder  Zänker,  deine  die 
Galle  an  die  N.  gebunden.'  JRWalpkirch  1710.  Mit 
der  X.  a*renne*  (-stösse*),  d'  X.  u'rennc",  sich  irren, 
übel  ankommen.  Misserfolg  haben  Bs;  Sch;  Th.  Er 
ist  mit  der  X.  a'g'schosse*.  Gli-r  1835  (sprw.).  Sich 
d'  X.  Verstösse",  auf  unerwartete  Hindernisse  stossen, 
schroff  abgewiesen  werden  ScHwMa.  Eine"  vor  d'  N. 
stösse",  .vor  den  Kopf  stossen'  Gl;  Z.  Ei"'m  i"  d'  N. 
Imune",  ihm  widersprechen  UwE.  Ei"m  (Ei's)  über 
(Id.  B;  GitChur,  Pr.),  uf  d'  X.  g'c",  länge*,  ihn  derb  in 
ilie  Schranken  zurück  weisen,  abtrumpfen,  bemeistern 
Aa;  Bs;  B  (.imponere  alicui,  os  sublinere  alieui.'  Id.  B) ; 
Gr;  G;  Z.  Spec.  von  Speisen,  rasch  sättigen  GRChur; 
GW.  Eenz  und  Eummites  ginn  [geben]  Ei*'m  uf 
d'  X.  (Ei"'s)  uf  d'  N.  übercho",  derb  zurück  gewiesen, 
abgefertigt  werden,  doch  auch  nur:  einen  derben  Ver- 
weis erhalten  Aa;  B;  Z.  Es  g'hnrt-cm  uf  d'  X., 
g'seheht-em  uf  d'  X.  (ufe*)  recht,  geschieht  ihm  ganz 
nach  Verdienen  Bs;  B;  GRChur;  Th;  Z.  Es  g'hört-em 
uf  d'  X.,  dass  's-em  schlecht  gnd.  warum  loset-er  und. 
,Es  geschieht  dir  auf  die  N.  recht,  musste  er  sich 
selber  vorwerfen.'  Breitenst.  ,Es  ist -im  uf  d'  X. 
norde",  merito  poenas  dedit.'  Id.  B.  .Unser  eidgnossen 
von  Bern  sind  als  frisch:  wurde  inen  eins  uf  (die) 
nasen,  inen  geschäch  recht.'  1521.  Egli.  Akt.  .Diser 
dichter  hat  ouch  sich  selbs  übel  an  die  nasen  troffen, 
indem  er  gewänt...'  1541.  Äg.Tschüdi.  En  Brück  uf 
d'  X.  übercho",  eine  wohlverdiente  Züchtigung,  derbe 
Abfertigung,  bes.  für  Unbesonnenheit,  unberufenes 
Dreinreden,  ein  Missgeschick  erfahren  Aa;  B;  Lj  G; 
W;  '/,.  Bern  g'hört  en  Brück  uf  d'  X..  worum  hiit- 
er-sicl>  dri"  tf  mischt'.  Wenn  Eim  en  Brück  uf  d' N. 
g'hört,  (se)  fallt  (g'hcit)-er  Ei" in  nüd  uf  d'  Schueh 
abe"  L.  uf  de"  Rugge*  (uf's  Füdlech)  GW.  .Wenn 
eine  Dirne  kommt  mit  grossem  Bauch  und  mir  sagt: 
Wenn  Einem  ein  Dreck  auf  die  N.  fallen  solle,  so 
falle  er  Einem  nicht  auf  die  Füsse.'  Gotth.  Wenn 
d'  tritt  prendre,  so  prendre,  su'st  chunnt  en  Emnie"- 
laler  paysan  und  biit  en  Bavantage,  denn  liest  en 
Brück  uf  ä"  Xas  BJura.  Mir  en  Biss  und  dir  en  Biss 
und  dir  en  Brück  (Spuck)  uf  d'  X.,  sagt  ein  Kind  mit 
dem  Finger  deutend  zu  seinen  Gespielen,  mit  denen 
es  eine  Frueht,  z.  B.  einen  Apfel  teilt  B;  Z.  /•."»•  hät- 
i  in  aue*  en  Wusch  uf  d'  X.  g'hört.  Stitz  (tob  An- 
spielungen in  einer  Predigt).  .Narr:  Das  glück  uf 
myner  syten  wirt  syn,  an  syn  [des  Königs]  statt  ich 
wird  künig  syn.  Gelt,  küng.  es  wäre  wo]  angleit,  als 
der  [wie  wenn  Einer]  ein  dreck  uf  d'  nasen  kleibt.' 
RSchmid  1579.  Ei" in  uf  d'  X.  schisse*,  ihn  verächtlich 
behandeln,  sich  Alles  mit  ihm  erlauben  L;  Tu;  '/.;  am 
häufigsten  in  der  Formel:  si'h  nüd  uf  ,1'  X.  schisse"  lu", 
sich  nicht  Alles  gefallen    lassen    Bs;B;Tll;Z.     G'irüss 

kenn  rh  Oppis,  ic>  lä'-mer  nüd  so  g'schivind  uf  d'  X. 
m'/nvm".  Etwas  weis  machen.  Wolf,  Gespr.  Er  liüt 
de"  Narre*  an-em  g'früsse",  i°*  glaub,  er  chönnt-em  uf 
d' N.  schisse*,  es  war  nock  recht  G;  Tu.  Er  meint,  im 
seile  Lei"  Flenje  uf  d'  X.  SchiSSW  W.  Kim  uf  der  X. 
uiiir*  tanze,  sich  Alles  mit   ihm  erlauben  Bs;   B;   Tu 


:•'', 


N'as,   lies.   nis.   iin\   ml  - 


79§ 


Syn.  i(/  Eim  ume*  guntpc".  Er  hat -im  en  Spö'  i" 
i/'  .V.  sprützc*  /<>".  hat  ihm  Eins  werden  lassen.  Sulgek. 
Er  nur1  -  im  [sich]  für  en  Chrüzer  d'  X.  flu")  ab- 
schnide"  (ebd.),  er  liess-sic*  um-ene*  Batze*  dure*  d'  N. 
dw"*e*  In"  sticht*  (L),  von  einem  Geizhals.  Ein"  a* 
der  X.  taiii'/ticrc,  ihn  zum  Besten  halten,  ihm  Etw. 
«eis  machen  Bs;  Bj  L;  Th;  Z.  Nimm  di**  selber  In 
der  N.,  du  chefst-di"*  selber  bi  der  X.  ne"  Aa;  Ar; 
Bs;  B;  Gl;  Th;  Z,  hast  selber  e"  X.  (um  dich  daran 
zu  fassen)  B,  das  Gesagte  gilt  dir  selbst,  der  von  dir 
Andern  gemachte  Vorwurf,  die  Schuld  trifft  dich  selbst; 
vgl.  Gr.  RA.  143.  fi^'1  selber  bi'r  X.  ne",  propriam 
eulpam  agnoscere.1  Id.  B.  ,\Yie  mancher  ist,  der  dieses 
hört,  wird,  mit  dem  Mund  ganz  krumb  gezehrt,  mich 
nemnien  bei  der  Nasen,  wird  lachen  wol.'  JCWsissenb. 
1iJ78.  Wer  sich  mit  der  Frage:  Wo  göt  '$  dure*,  ane"? 
nach  dem  Wege  erkundigt,  erhält  etwa  die  unhöfliche 
oder  seherzh.  Antwort;  Der  N.  näfhe")  Aa  ;  Bs;  B; 
Scuw;  Tu;  Z.  oder  derber:  Laufi'd  nur  der  X.  nöch, 
dass  's  Fädle0*  nid  rerl'ret  AaF..  Ke.  De  cha"*St  nW 
falls)  der  X.  näc*  gä',  der  Weg  ist  leicht  zu  finden 
Tu;  Z.  Du  weist  de"  Weg  jo  wol,  's  göt  Alls  der  X. 
nahe".  Stutz.  Wil  's  due  nu  keni  Landcharte"  hend 
g'ha*,  sind  s'  halt  'ytuiye"  der  X.  näch.  Scuw  Fastnacht 
L883.  Auf  die  zudringliche  {"rage:  Wo  gond-er  hi*? 
lautet  die  Abfertigung:  Der  X.  nöch  GBern.  Vgl.  hott 
(Bd  II  1772).  Anders:  ,Der  X.  näch  yü",  id  solum 
videre,  quod  ante  pedes  est.'  Id.  B.  Ei**m  Oppis  vor 
der  X.  e'uegfyj  ne",  vorweg  nehmen  Aa;  Bs;  B;  Th;  Z, 
under  der  X.  verrisse",  vor  den  Augen  Bs.  G-'liei-em's 
cor  d'  X.,  wenn- er -der  's  doch  allewil  rorhaltet,  wirf 
ihm  sein  Geschenk  wieder  vor  die  Füsse  Aa;  B;  Z. 
/'/'  d'  X.  falle",  y'hie",  (use'Jßüye",  aufs  Gesicht.  ,Uf 
d'  X.  falle",  exitii  sui  autorem  esse.  Er  ist  uf  d'  X. 
y' falle",  prolapsae  sunt  res  ejus.'  Id.  B.  Er  ist  nid  uf 
d' N.  g' falle",  nicht  , auf  den  Kopf  gefallen'  B.  Uf  der 
X.  ligfgje",  krank  darnieder  liegen  Th.  Scherzw.  sagt 
man  von  Jmdm,  der  Pate  sein  muss:  Er  ist  uf  der 
X.  y'legc"  AABb.  Das  isch  bi  der  X.  verbl,  das  hat 
man  nicht  erlangt  S.  Si  soll  doch  iimme"  d'  X.  üfha* 
[erheben],  we"  si  darf,  und  das  China  a'luege*.  Gotth. 
D'  X.  hoch  träyc",  wie  nhd.  Bs;  Th;  Z.  Wenn  iy  im  's 
scho*  sage",  su  ifheit  's-es  nume"  über  tl'  X.,  achtet 
nicht  darauf,  hält  sich  für  klüger  BS.  Die  sich 
vordrängende  Nase  gilt  als  Sitz  der  Neugier;  vgl. 
die  Zss.  Der  G' wunder  bisst-ere"  fast  d'  X.  ab  BBe. 
S.  auch  g.  Dirn.,  „Xäsi",  naseweises,  vorlautes  Ding 
„B."  —  d)  die  Nase  als  notwendiger,  charakteristischer 
Teil  des  Gesichtes.  D'  X.  zum  G'sicht  üs,  us-em  G. 
ge"  frerchaufe".  verschagyere"),  sogar  das  Nötigste  weg- 
geben, verschachern  AASt. ;  S.  ,Das  het  e"  X.,  prae- 
clare  est  ad  aspectum.  Das  yibt  der  Stich  e"  X.,  id 
rei  venustatem  adjungit,  rem  optime  exornat.'  Id.  B. 
Mer  wei"  lueye",  dass  d'  Such  e"  X.  iiberchunnt.  Gotth. 
Das  Ding  hat  iez  halt  ganz  en  anderi  X.  übercho", 
sieht  sich  jetzt  ganz  anders  an  B;  Z.  —  e)  Reinigung 
der  Nase.  Wisch- der  selbst  d'  X. !  kehre  vor  deiner 
Tür  W.  Der  seil  z' erst  d' X.butze",  Abfertigungeines 
vorlauten  Jungen  B;  L;  Th.  Nonig  troche"  si"  under 
der  X.  Z  ;  vgl.  Ör  (Bd  I  413).  Wusch  d'  X.  und  halt 
's  Mül!  Ap  (JMerz).  Du  bisch  au'*  vo"  dem  Adel,  wo 
d'  X.  am  Ermel  abwuscht  Aa  (Rochh.).  Mit  der  X. 
uf-''em  Ermel,  vorlaut,  vorwitzig  Gl  (Schindler).  Wenn 
d'  Zitigssehriber  vu*  üs  Oppis  dernä'*  wüssi"d,  so 
siud-si  mit  der  X.  g' schwind  uf-''em  Ermel,  bringen 


c~  schnell  unter  die  Leute.  Gl  Kantonsbl.  1821.  Ein 
Käufer  sagl  wohl,  bevor  er  einen  Kauf  abschließt; 
halb  seherzh.;  /■''  will  i'ersl  d'  X.  sclmüze;  das'-i"1' 
recht  ifsehue"  Z;  vgl.  Sprww.  1824,  327.  Schnüz  <i  X., 
dass  d' besser  g' sehst!  AaL.  Wenn-me*  d'  N.  :' stnreh, 
schnitzt,  so  blüetet-si  L  (Ineichen).  ,Man  spricht:  Wer 
L  fast  will  d'  nasen  blitzen,  der  macht,  dass  's  bluel 
heruacher  gat.'  Punkelin  1552.  .Wer  die  X.  gar  zu 
hart  schnüzt,  der  ziehet  Blut  hernach.-  Lindinner  173.;. 
Dem  Herr  Pfarrer  d'  X.  Inttze",  das  Kerzenlicht  schneu- 
zen Z.  Ei"m  d'  X.  wüsche",  Inttze".  ihn  derb  abfer- 
tigen B.  Wol,  Dem  han-ich  du  d'  N.  g' wuscht;  er  ist 
frö  y'si"  z' schwige".  Gotth.  , Sie  hätten  wohl  gemerkt, 
was  er  ihnen  damit  habe  sagen  wollen;  aber  wohl, 
sie  hätten  ihm  die  N.  geputzt!'  ebd.  .[Die  Katholiken] 
mögen  zuerst  ihre  eigene  Nasen  recht  schnüzen,  ehe 
sie  die  unsern  angreifen  wollen.'  Klostkrgdggu  1  i > ^ 7 . 
.Da  könnte  man  nicht  übel  tl'  X.  abbutze"',  nämlich 
beim  Straucheln  und  Fallen  Z;  vgl.  Huen  (Bd  II  1371). 
Se  lang  a's  ieh  noch  e"  wisse"  Zand  mache"  may  [nur 
noch  eine  Spur  von  Kraft  besitze],  heil  Joyy  d'  X. 
'putzet,  hat  er  keine  Aussichten.  Schwzd.  (GrPt.).  - 
f)  Eppem  d'  Wurm  us  der  N.  ziehn,  sich  ihm  gegen- 
über auffallend  freundlich  und  dienstfertig  benehmen 
BR.,  sonst  wie  nhd.  Bs;  B.  ,Exagitare.  einen  am- 
treiben und  kestigen,  unrüewig  machen,  vexieren, 
fatzen,  eini  das  würmle  in  die  nasen  bringen,  ent- 
setzen, -rüsten,  -richten.'  Fris.;  Mal.  .Uli  bilis  sedet 
in  naribus.  das  Würmlein  kriecht  ihm  bald  in  die  N.' 
Denzl.  1ü77;  171t>.  —  g)  die  Nase  als  empfindliches 
Glied,  spec.  als  Organ  des  Geruches,  im  eig.  und 
übertr.  S.,  wie  nhd.  D'  X.  bisst-mich,  ieh  schmucken 
e"  Brät  [es  muss  eine  Braut  in  der  Nähe  sein  |  ZStdt, 
min  Schatz  denkt  a"  mieh  Z,  ich  chumme"  neben  es 
guets  Mal  (um  f  yuets  Mali)  B,  es  chiinnt  en.  .lud 
uf  d'  Welt  Z,  es  stirbt  Xäber  Ap,  ich  y'hore"  hüt  noch 
öppis  Widrigs  Z.  ,Eine"  i"  d'  X.  steche",  offendi,  male 
urere  alqm.'  Id.  B.  Das,  es  het-en  i"  d'  X.  bisse" 
(ystoche"),  es  wurmte  ihn  Bs;  B;  Th.  's  het-en  aber 
doch  wetterlig  i"  d'  X.  'bisse",  dttss  en  's  Meili  eso  mir 
Xit  dir  Xil  het  lo"  abfare".  Schwzd.  (Ba).  E"  X-  voll 
ne",  seherzh.,  riechend  gleichs.  einen  vollen  Zutj  tun 
Bs;  Th  ;  Z.  Da  cha"*st  iez  e"  X.  voll  ne",  eine  gefallene 
anzügliche  Bemerkung  einstecken  B;  Z.  Eim  yuet  i" 
d'  X.  räche",  angenehm  duften,  bes.  von  Speisen  Z. 
.Wclieher  trutz  dem  könig  in  die  nasen  roch',  ihn 
reizte,  beleidigte.  Vad.  Eim  Öppis  um  tl'  X.  ume"  (B; 
Tu;  Z),  a"  der  X.  ume"  (Z),  vor  der  X.  ume"  (G;  Z), 
under  tl'  X.  (Bs)  ribe",  mit  heimlicher  Freude  und  Ge- 
nugtuung Einem  etwas  Unliebsames  vorhalten,  ihm 
einen  scharfen  Verweis  geben;  .opprobrare  alieujus 
beneficia,  objicere  facinus.'  Id.  B.  Syn.  Eim  Oppis 
s'  schmücke"  y'e".  Eim  si",  teie  wenn-men-em  Für  under 
d'  X.  htitt,  höchst  unbehaglich,  verdriesslich  zu  Mute 
sein  B;  S.  .[Nachdenken  zu  sollen]  war  ihm.  als  ob  man 
ihm  Feuer  unter  die  N.  hielte.'  Gotth.  .So  die  apostel 
wider  den  tüfel  oder  andere  böse  menschen  geredt, 
band  sy  gemeinlich  inen  die  geschrift,  als  ein  richterin 
aller  widerspänigen  rede,  under  die  n.  gestosseu  und 
darmit  überwunden.'  Zwingli.  ,Ich  sollt  euch  allen 
denen,  die  diu  buech  etwa  für  [vor  sich]  habend,  die 
nasen  über  die  Schlussreden  ziehen,  dass  sy  doch 
sähind,  ob  din  buech  darwider  vermocht  oder  nit.' 
ebd.  ,Den  flyss  hat  Gott  zue  diser  zyt  so  wol  ange- 
zündt,    dass  auch   alle   päpstler  mit  der  u.  über   die 


799 


Nas.  nes,  nis,  nos,  uns 


800 


gschrift  zogen  sind.'   ebd.     ,Die  Abgeordneten   sollen 
ihren  Herren    anzeigen,    sie    mögen   die   N.  bas   über 

die  Sprüche  und  Verträge  halten,  um  sie  richtiger  zu 
verstehen.'  1545.  Abscb.  .Opponebant  illi  nomen  Afri- 
cani,  sy  stiessend  im  in  die  n.,  dargegen  wandtend  sy 
im  für.  Epistolam  alicui  impingere,  ein  brief  in  die 
n.  stossen  und  verweisen.'  Fris.j  Mal.  .Er  strich 
ihnen  ihre  ganz  ungewöhnliche  Wehr,  die  mörderischen 
Prügel  in  die  N.\  hielt  sie  den  Aufständischen  vor. 
1646,  Hilty.  Geradezu  i.  S.  v.  Geruch:  Kci"  X.  ha" 
Bs.  E"  fini,  g'schidi  X.  ha",  einen  feinen  Spürsinn 
besitzen.  Kommendes  (spec.  Unheil)  vorauszusehen 
vermögen,  bei  der  Ausführung  eines  Vorhabens  gleich- 
sam unbewusst  den  richtigen,  am  raschesten  zum  Ziel 
führenden  Weg  einschlagen  Aa;  Ap:  Bs;  B;  Gr;  Sch; 
Tu;  Z.  ,Er  hat  e"  gueti  N.  g'ha",  dass  er  Das  'tu" 
het,  ita  se  gerens  naso  non  caruit.'  Id.  B.  .Wer  ein 
wenig  in  der  N.  hat,  was  Trumpf  ist  [worum  sichs 
handelt].'  Gottu.  Im  S.  v.  nhd.  Geschmack:  Es  sind 
der  X.  zwo;  was  eini  nit  will,  ist  die  ander  frö,  jedes 
Ding  rindet  Absatz  L.  —  h)  die  Nase  als  Atemweg. 
Er  hat  der  Ate"'  i"  der  N,  der  Tod  ist  ihm  nahe, 
er  ist  auf  dem  Äussersten  Z.  En  ledere"  hat  der  Ate"' 
i*  der  X.,  wir  Alle  sind  sterblich  Z.  —  2.  E*  X.  über- 
cho",  einen  Verweis  bekommen  Th.  Las'-der  Das  e" 
X.  si",  zur  Warnung  dienen  Tu.  —  3.  Das  hat  e"  X., 
hat  einen  Haken,  ist  mit  besondern  Schwierigkeiten 
verbunden,  will  Etwas  heissen  Aa;  Bs;  B;  Gl;  GrPi".  ; 
L;  G;  Schw;  S;  Tu ;  Z.  Es  het  e*  X.,  das  dure'z'sctze" 
GA.  In  eim  Jör  um  zwo  Chile  z'  cho",  hat  ml"  Sei 
e"  X.  Stutz.  Ja,  ja,  en  G'meindsvorsteher  z'  si"  hat 
hütigs  Tags  bim  Hachement  e"  X.  ebd.  's  hed  nef  X.. 
drüs  Anke"  z'  chaufe".  L  Nachr.  ,\Venn  man  es  einmal 
fort  hätte,  so  hätte  es  eine  N.,  bis  man  es  wieder  be- 
käme.' Gotth.  .Fortlaufen  könne  man  wohl,  aber  das 
Heimkommen  habe  eine  N.,  denn  der  Mann,  der  seine 
Frau  wieder  hole,  die  bloss  wegen  einer  Kleinigkeit 
fortgelaufen,  der  werde  sein  Lebtag  nie  viel  sein.' 
ebd.  ,Da  erzählte  er,  für  was  ihn  der  Amtsschreiber 
halte  und  wie  er  ihn  dahin  schicke,  wo  d'  Sach  e"  X. 
heig,  wo  nit  e  Niedere"  drüber  chöm.  ebd.  Deren  U"- 
g'felleni  [im  Stall]  lünd-schi"''  noch  ätten  astoie  ver- 
schmerze», aber  [Unglück]  im  Hüs,  da  hed  's  en  ändert 
X.,  das  ist  ein  Anderlei.  Schwzd.  (GrPt.).  —  4.  Name 
verschiedener  nasen-  oder  hakenförmiger  Ansätze,  na- 
mentlich an  Geräten,  a)  an  Dachziegeln  Aa;  Th;  Z. 
Wo  sind  's  am  tnerste"  Nase*  bi-n-enand?  Aa  (Rätsel- 
frage, mit  der  Antw.:  am  Ziegeldach).  —  b)  derjenige 
Teil  des  Pfluges,  an  dem  die  Pflugschar  befestigt  ist 
AALeer. ;  Bs.  De"  Pflueg  lauft  (gut)  uf  der  X.,  wenn 
er  sich  infolge  unrichtiger  Stellung  der  Pflugschar  zu 
tief  in  die  Erde  einbohrt  AALeer.;  Bs;  ZZoll.  - 
c)  Griff  am  Hobel  Aa;  Th.  —  d)  eiserner  Pflock  vorn 
auf  der  Deichsel  Aa.  —  e)  Ausgussschnabel  an  einem 
Gefäss  Z.  —  f)  Spitze  des  Schuhes  B;  L.  Us  dene" 
Buche",  wo-n-immer  ganz  Schuenase"  hettd,  gi''d  's  seile" 
öppis  Hechts.  —  g)  die  beiden  Spitzen  an  dem  einen 
Doppelkeil  vorstellenden  Brotlaib  L.  —  h)  die  beiden 
stählernen  Spitzen  am  Weberschiffchen  Aa.  —  i)  als 
Dim.,  Brustfalte  an  einem  Frauenkleide  ZUhw.  — 
k)  =  Chappen  5  c  (Bd  III  378)  BO.  —  1)  Kimme  an 
einem  Fasse.  Syn.  Chopf.  .Das  Fass  ligt  auf  der  N., 
ist  leer.'  Mev.,  Hort.  1692.  S.  noch  hinken  (Bd  II  1467). 
—  m)  an  einer  Axt.  ,Houwet  sich  der  mann  in  einer 
axt,    so   verbindt   er   ir  die  n.'    BGletting  (Lied  vom 


Versegnen).  —  5.  a)  Name  von  scharf  vorspringenden 
Berg-  "der  Felsgräten,  Landzungen  usw.;  vgl.  Hörn 
(Bd  II  1618/9).  .Die  obere  und  die  untere  \.\  die 
Ausläufer  des  Bigiberges  und  des  Bürgen  in  den  Vier- 
waldstättersee.  ,Von  nas  unz  an  den  kilchweg  an 
Bürgenstad.'  1460,  Uw  Bq.  .Von  der  Frutt  dannen 
bis  an  die  Naass.'  SchwG.  LB.  ,A.  1695  ist  der  Lu- 
zerner See  bis  über  die  untere  Nas  zugefroren.-  Gfd. 
Name  eines  Felsgrates  zwischen  zwei  Gletschern  im 
Lystale  P.  .Die  lange  N.',  Bergname  S.  .Nase"',  Flur- 
name Ap;  B;  ZWald  (bei  der  .Scheidegg').  ,N.\  eine 
in  den  Thunersee  vorspringende  Halbinsel;  .Buonas' 
(aus  ,Buech-nas'),  eine  solche  im  Zugersee.  —  b)  das 
unterste,  äusserste  Ende  eines  Gletschers  BGr.  Der 
Gletscher  het  d'  X.  im  Bode",  er  ist  im  Vorrücken 
begriffen,  wobei  sein  Ende  den  Boden  auffurcht  und 
den  vor  ihm  liegenden  Schuttwall  berührt  oder  durch- 
bricht; dagegen  heisst  es:  Der  Gl.  het  d'  X.  i"  der 
Luft,  wenn  er  zurückweicht  und  sich  somit  zwischen 
seinem  Ende  und  dem  Geröllwall  eine  mehr  oder 
weniger  ausgedehnte  Luftsäule  befindet;  vgl.  JRWyss 
1*17.  649/50.  —  6.  ein  Fisch,  die  Nase,  Chondrostoma 
(Cypr.,  Leuc.)  nasus  Aa;  Bs;  B;  Gl;  S;  Vw;  Z.  D' 
Ri"-X.  chömi'd,  heisst  es  im  Frühjahr,  wenn  die  Nasen 
aus  dem  Rhein  in  die  Reuss  kommen,  um  zu  laichen 
AAJonen.  Wenn  d'  Schwarztürn  blüei"d,  so  chömi"d 
d'  Ri"-X.  ebd.  Wenn  die  Nasen  (um  den  Rudolfstag, 
17.  April)  in  die  Birs  heraufkommen,  werden  von  dem 
Wirt  zu  St  Jakob  die  .Rudolfe'  und  andere  Gäste  zu 
einem  Nasenessen  eingeladen  (unter  .Nasen fest'  Bd  I 
1117  mit  dem  St  Jakobsfest  verwechselt).  Gröme"  Xas! 
.Marktruf  der  Verkäufer  Bs  (Gedicht  von  1823).  .Von 
den  nasen  in  der  Ergeizen  2'/*  pfd.'  1429/30,  Bs  Ein- 
nahmeposten. ,Die  nasen  sind  bekannte  fisch  bei  uns. 
In  seinem  bauch  hat  er  ein  seer  schwarzes  fäl,  von 
dannen  das  sprüchwort  kommt:  Ein  nasen  ist  ein 
Schreiber.'  Fischb.  1563;  vgl.  JLCys.  1661,  22.  — 
7.  Name  zweier  Öffnungen  am  Helm  des  Kirchturms 
unterhalb  des  Knaufes  ZZoll. 

In  einem  Z  Ratserk.  aus  dem  XIV.  wird  die  N.  unter 
denjenigen  Leibesteilen  Christi  aufgezählt,  bei  denen  nicht 
geschworen  werden  darf.  Zu  6.  Oer  Fisch  (auch  ,Nasen- 
fisch',  woher  sich  wohl  das  Masc.  hei  JLCys.  L661,  22.  87 
erklärt)  hat  seinen  Namen  von  dem  vorstehenden  Oberkiefer. 
Vgl.  noch  Steinm.  1S02.  227;  Alp.  1S27.  345;  GLHart- 
mann    1827,  212;  HsEEscher   1692,    129. 

Herd-öpfel-Nase":  knollig  aufgedunsene  Nase 
Bs.  —  Is-:  Nase,  die  im  Winter  gefangen  worden  ist 
(wo  die  N.  weit  besser  schmeckt  als  in  der  Laichzeit) 
Bs,  lt  GLHartm.  1827,  216.  —  Fratt-:  Trief-,  Rotz- 
nase; junger  Laffe  Bs  (Spreng).  —  Gummi-:  scherzh. 
für  Gymnasiast  ZStdt.  —  Gätsch-,  Getsch-  „Aa;" 
L;  GStdt.  Gäx-,  Ge.r-  Bs;  B  (-&•);  Gl;  Gr;  L;  SciiHa.; 
Scnw;  S;  Taf-ä-);  Zg;  Z  (-X-),  Gar-  AaF.;  ZO.,  Gi.r- 
«7St.lt;  Schj  I'  (-%-);  Ztw..  G.it:-  ZO.  (in  Aa;  BB.; 
L;  Schw;  Z  auch  verk.  -NasJ  —  Dim.  G.-Xäsi  AaF.; 
B;  S:  1.  Schelte  auf  ein  naseweises,  vorlautes  Mädchen 
(oder  Weibsbild  übh.  B).  Syn.  Witz-Chrinnen.  Halt 
di"s  Mül,  du  Cr..'  es  göl-dich  Xüt  a"!  ,Und  dann  hei- 
ratet er,  bevor  er  noch  ein  Rasiermesser  braucht,  so 
ein  Gecknäslein  von  einem  Weibchen.'  Breitenst.  .Will 
allenfalls  ein  leichtsinniger  Rotzbube  und  eine  dumme 
junge  Gexnase  [heiraten].'  LKInderbitzi  1824.  .Mutter, 
sagte  am  Morgen  die  kleine  Q,  und  schnellte  seit- 
wärts   das  Maul   in    die   Höhe.'    Gotth.  —  2.  Gix-NJ 


>"1 


Nas,  nes,  nis,  nos,  ntts 


B02 


schadenfrohe  Abfertigung  eines  Neugierigen  U.  Vgl. 
;ii.i'  4  (Bd  II  r> t ; : » > .  —  Gränni-Näsi:  mürrisch  ver- 
zogenes Gesicht  BBurgd.  —  Grüss-Nas  m.:  Mensch 
mit  grosser  Nase  Ndw. 

Hägg-,  Högg-  \  <>;  ScnHa.,  sonst  Hägge"-,  Hög- 
<7e"-Nase":  1.  Haken-,  Habichtsnase  Bs;  VO;  Gl;  G; 
Sch;  S;  Th;  Z.  .Nasenkönig,  ein  Vagant  aus  Öster- 
reich, hat  ein  lange  Hagnasen.'  Z  Mand.  1698.  —  2.  in 
der  ,Haggennasen-Nacht'  (Sp-  656)  umgehende  ver- 
mummte Gestalt  mit  langer  Nase  oder  einem  Vogel- 
schnabel ähnlicher  Maske  ZHausen,  Rieht.,  Wäd.  In 
ZRicht.  führen  die  ,H-en'  auch  einen  Haken  bei  sich, 
mit  dem  sie  unartige  Kinder  packen  und  fortschleppen. 

Zu  2.  Die  Gestalt  erinnert  au  ,Frau  Berchten  mit  der 
langen  Nas';  s.  Th  Beitr.  23,  38;  Vonbun  1862,  26.  Vgl. 
noch  Schnabel-Geiss  (Bd  II  463/4),  Häggerin  (ebd.  1096), 
Bäggelen  (ebd.    1097),   Chlungerin  (Bd  III   659). 

Hoger-:  Nase  mit  höckerartiger  Erhöhung  Z. 
,Mit  einer  H.'  1768,  Z  Kanzlei. 

Chalber-:  Pflanzenname,  Alpen-Leinkraut,  Lin. 
(Ant.)  alp.  Gr.  —  Benannt  nach  der  Form  des  Spornes; 
vgl.    Chalbi-Mül  (Sp.    ISO). 

„Bog-",  Böge"-:  Habichtsnase  Z.  —  Büggeli-: 
=  Hoger-N.  ZBenk.  —  Bolle"-:  rundlich-dicke  Nase 
BsStdt.  —  Dumm-Peter-:  Mensch  mit  aufgewor- 
fener Nase,  wie  sie  der  , Dumm-Peter',  eine  typische 
Fastnachtfigur,  hat  BsStdt.  —  Pfluntsch-:  dicke, 
unförmliche  Nase  Bs.  —  Blätz-:  Nase  mit  wunden 
Stellen  AaoF.  —  Bränz-:  rote  Nase  des  Branntwein- 
trinkers AaF.,  Ke.;  B;  Z.  —  Rufe"-:  mit  Schorf  be- 
deckte Nase  ThHw.  —  Rotz-:  Schimpfn.  auf  vorlaute 
Mädchen  Bs.  —  Schäf(s)-,  in  Bauch  Schaf e"-Näsi: 
eine  Sorte  spitzer  Äpfel  (s.  Bd  I  373)  B;  Th;  Z;  dafür 
Schaf-Naser  AaWoIiI.  —  Schuel-:  Entstellung  aus 
Sch.- Äser  (Bd  I  507)  Scnwlberg.  —  Sch  um  Schlimm-: 
Name  einer  Ziege  mit  weisser  Nase  Ap.  —  Schorr-, 
nur  in  der  Reimverbindung:  V  Frau  Bas  mit  der 
Schorrnas,  lt  Sulger  Bezeichnung  einer  vornehm  tuen- 
den Frau.  Auf  die  vorwitzige  Frage:  Wer  ist  bei 
euch?  folgt  die  Antwort:  I)'  Frau  B.  mit  der  Sch. 
Srttww.  1824.  —  Schiss-Näsi:  Schelte  auf  eine  vor- 
witzige, nichtsnutzige  Frauensperson  B.  ,l)a  ist  doch 
nichts  als  billig,  wenn  er  Eine  nehmen  will,  er  nehme 
mich  und  nicht  so  ein  meisterlosiges  Sch.,  wo  d1  Go- 
sche" i"  Allem  het,  d'  Nase"  über  Alles  rümpft.'  Gotth. 
—  Schlegel  -  Nase" :  =  Herdöpfel-N.  Ndw.  - 
Schleck-:  Schelte  auf  ein  leckerhaftes  Mädchen 
BsL. —  Schmöck-:  Schelte  auf  einen  Menschen,  der 
seine  Nase  in  Alles  stecken  will  B.  —  Schnuder- 
(in  AaF.  ;  GT.;  SchwMuo.;  Ztw.  -Nas):  Rotznase. 
allg.  We""'s  heisst:  Achtung!  da  mues'-me*  still  sta" 
wie  ne"  Stock,  u'd  we""-men  e"  Sehn,  hätt  bis  a"  Niesen 
ubere"  BTliun  (Kasernenhofblüte).  Butz  z'erst  dl* 
Sehn.,  vor  d'  dri"  redst!  zu  einem  Naseweisen  Te. 
Schelte  auf  eine  naseweise,  vorlaute  jugendliche  Person 
Aa;  Ap;  Bs;  GT.;  Sch;  ScHW;  S;  Th;  U;  Zg;  Z.  Isch 
die  Sehn.  auch  scho"  ne"  Brut?  Spreng.  E"  Sehn,  vo" 
18  Jör  ist  sehn"  so  en  verliebte''  Tor.  EFeurer.  — 
Schnäugg-:  Spürnase  Bs. 

Schnupf- Nas(e°):  Nase,  die  vom  langen  Schnu- 
pfen unsauber  und  hässlich  geworden  ist  B;  Ndw;  Z. 
Schelte  auf  den  Träger  einer  , Schnupfnase'  Ndw;  Z. 

In  Ndw  gilt  in  eig.  Bed.  Schn.-Naae'  f..  in  äbertr.  Sehn.- 
A'a»  m.,  in  ZO.,  S.   für  beide  Schn.-N<u. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Schnaps -Nase":  =  Brwns-N.  Bs;  Th;  Z.  - 
Stumpfe")-:  Stumpfnase  Ndw;  Z.  Stumpf-;  I.wie 
nbd.  AaF.,  Ke.  —  2.  =  CMunglerin  (Bd  III  660).  LLav. 
1670.  —  Stupf-:  1.  Stumpfnase  BsStdt.  2.  (Stüpf-N.) 
in  der  ,Stüpfnasen-Nacht'  umgebender  Vermummter  mit 
langer  Nase  oder  einem  Schnabel,  womit  er  Vorüber- 
gehende stüpft  ZAff.,  Bed.;  vgl.  Hägg-N  —  Stutz-: 
Stumpfnase,  aufgestülpte  Nase  Gl.  —  Strupf  Strojif-: 
Dim.,  .Stumpfnäschen'  Th  (Pup.);  Stulpnase  Ap.  — 
Tüback-  Aa:  Z.  Tuhicl;-  Th;  Z,  Back-  GStdt:  = 
Schnupf-N.,  eig.  und  übertr.  —  .Teller-:  kumpf-  oder 
fiachnass,  simus.'  Fris.;  Mal.  —  „Datsch-  ScHSt.", 
Tatsch-,  B-  Aa;  Bs;  ScnHa.,  St.;  Th;  Z,  Tatschi-  Ndw: 
1.  Flach-,  Plattnase  Aa;  Bs;  Sch;  Th;  Ndw;  Z.  .Breite 
Tetschnasen.'  Zg  Signalement  1771.  —  2.  Schwätzer(in) 

SCHSt. 

Wunder-  Bs;  BBe.;  Ndw;  Z,  G'wunder-  Bs;  B; 
S;  Th,  G'wunder-  GlH.  ;  GT.,  G'ivünner-  GBucbs, 
We. :  1.  neugierige  Nase  Bs;  B.  .Ausser  wenn  etwa 
das  Bäbi  seine  Wundernase  zum  Läuferli  hinaus- 
streckte.' Breitenst.  Si"  G.  fuetere",  seine  Neugier 
befriedigen  B.  S.  noch  Gefräss  (Bd  I  1318).  Neugier  B. 
.Müssen  doch  an  vielen  Orten  Knechte  ohne  Licht  ins 
Bett,  und  jetzt  gab  ihnen  Jobannes  eins  nur  so  für 
die  G.  [nämlich  um  im  Kalender  Nachts  lesen  zu 
können].'  Gotth.  ,Dass  mich  die  G.  in  den  Saal  ge- 
trieben.' ebd.  —  2.=  Wunder-Fitz  (Bd  I  1191)  Bs; 
B;  Gl;  G;  Ndw  (Wunder-Nas  m.);  Z;  ,nasutulus,  qui 
omnia  arcana  scire  vult.'  Id.  B.  ,Wenn  du  auch  nur 
den  geringsten  Mut  dazu  gehabt  hättest,  so  hättest 
du  dabei  sein  müssen,  e"  G.  wie  du.'  B  landw.  Wo- 
chenbl.  1847.  —  3.  Attrape  B.  Mit  Zuckerbackwerk 
gefüllte  Düte,  cornet  B.  —  g' wunder-nasig:  neu- 
gierig Bs.     ,Ein  g-es  Bei'  Breitenst. 

Wiss-Nas(e")  f.  Ap,  -Nasi  n.  W:  Name  von 
Kühen  mit  weisser  Nase.  —  Witz-Nase":  naseweise, 
vorwitzige  Person  Ap;  Gr.  —  Zappin-:  -  Hägg-N.  1 
BBr.  —  Zwetschge"-:  rotblaue  Nase  eines  Säufers  ZS. 

„nase":  mit  der  Nase  spürend  herumschnuppern 
Ap."  —  ver-:  refl.,  die  Nase  anstossen,  sich  ver- 
rechnen SchwE. 

Nasli  m. :  Mensch  mit  grosser  Nase  Gl;  SchwE. 
—    Vgl.    Chropfii,   Süchli. 

Schnuder-:   Rotznasiger  Ap. 

Ge-näs  n.:  Nase,  in  der  Reimformel:  E"  spitz  G., 
e"  bös  G'fräs.  Sprww.  1869. 

näsele":  durch  die  Nase  sprechen  AABremg.;  Bs; 
ScHSt.;  UwE. 

Näserich  m.:  naseweiser  Mensch  GStdt. 

Näsi  m. :  =  Nasli  Gn. 

dick-näsig:  aufgeblasen,  anmassend,  dicktuerisch 
Bs.     's  Käterli  het  e"  Bitseli   d.  dri"g'luegt.    Schwzd. 

näsle":  1.  die  Nasen  an  einander  reiben,  ein 
Kinderspiel  U.  —  2.  die  Nase  in  Alles  stecken,  vor- 
witzig, neugierig  schnüffeln,  schnuppern  Ap;  BBurgd. 
Syn.  nislen.  „Gleichs.  das  Naschen  aufwerfen,  vor- 
witzig, affektiert  tun." 

er-  (in  B  auch  -näsele"):  ausschnüffeln,  heraus- 
spüren, -difteln  B;  GlU.  Der  hat  's  ernäslet!  hat  es 
getroffen.  Es  nimmt-mich  Wunger,  ob  ich  nit  ernäsele", 
irer  der  grösst  Schelm  isch  ic'  wo  der  meist  B'schiss! 
Gotth.  .Meinst,  es  sehe  dich  Niemand;  aber  wart, 
Das  ernäsele  ich  doch.'  ebd.  Etwas  Unangenehmes 
erfahren  BLaup. 

51 


803 


Nas.  nes.  nis.  uns.  uns 


504 


Näslei  m.:  1.  flcr  5V.  <jfä<  (/i/r/cn  chire",  sagi  man, 
wenn  einem  Kinde  Rotz  ans  der  Nase  Siesst   Gl. 
2.  vorwitziger  Schnüffler  Ar. 

Spitz-:    Apfelsorte   STliierst.;    vgl.  Schäf-Nasen. 

Nause"  f.:  verächtliche  Bezeichnung  eines  (ver- 
zogenen, widerlichen)  Gesichts,  Fratze  LSernp.;  Syn. 
Gefräss  (Bd  I  1318).    E"  wäesti  N. 

nause"  I  AALeer.;  BBrisl. ;  S;  Nnw.  naui'e*  Gr; 
GMels,  näuse;  neuse"  Aa;  Bs;  B;  F  (-ei-);  Gj  Sch; 
Schw;  Tu;  Zg;  Z,  neiu'e"  GrV.j  GSev.,  tiäusle",  neusle" 
Ap;  GE.,  T.;  TuEgn.:  1.  unbefugter  Weise  (sei  es 
aus  Neugier,  aus  Naschhaftigkeit  oder  in  diebischer 
Absicht,  sich  das  Beste  anzueignen)  in  Etw.  herum- 
schnüffeln, -wühlen,  auch  mit  dem  Nbbegriff  des  Ober- 
flächlichen; „mit  dem  Gerüche  untersuchen,  stänkern" 
Aa;  Ap;  Bs;  ß;  Gr;  G;  Sch  :  SchwMuo.;  S;  Tu;  Zs;  Z. 
Syn.  nüsteren.  In  Oppis  umme"-n.  Was  hast  i"  dem 
Chaste"  alleuil  z'  n.!  sagt  eine  Mutter  zu  ihrem  Kinde. 
Verbunden  mit  dem  s}rn.  nosche"  ZS.  Name  eines  Ge- 
sellschaftsspiels: ein  Spiel  Karten  wird  verdeckt  auf- 
gelegt und  eine  Karte  als  verlierende  bestimmt;  jeder 
Teilnehmer  zieht  der  Reihe  nach  eine  Karte,  wobei 
er  natürlich,  um  nicht  die  verlierende  zu  erwischen, 
in  dem  Spiele  zögernd  herumsucht  ZO.  ,Was  hat  der 
bar  dir  geton,  als  er  dir  also  um  den  köpf  nöusen 
gangen?'  wird  in  der  Fabel  vom  Bären  und  den  zwei 
Wanderern  derjenige  gefragt,  der  sich  tot  gestellt 
hatte  und  von  dem  Tiere  von  allen  Seiten  beschnüffelt 
worden  war.  Tierb.  1563.  Spec,  unbefugter,  verstoh- 
lener Weise  nach  Esswaren  suchen;  wählerisch  von 
Etwas  naschen,  von  Menschen  und  Tieren  Aa;  „Ap;" 
Bs;  „Gl;"  Gr;  G;  Sch;  Th;  Z;  Syn.  näuseren.  Die 
Cime  ist  nid  g'fräss,  st  näuset  nW  eso  im  Fueter  ume". 
So  jungi  Jlaitli  vom  Land  sind  sehnäderfresig  wie 
d'  Gaisse;  si  naise"  gern  Bs  (EKron).  Ein  niesendes 
(Sprww.  1824)  oder  glucksendes  (Z)  Kind  wird  ge- 
fragt: Hast  g'neuset?  .Naschen,  neüsen,  möselen,  obli- 
gurire,  delibare  furtim.'  Red.  1(362.  ,Sie  habe  die 
Sau,  weil  sie  allezeit  um  ihr  Haus  geneusset,  mit 
einem  Rüetli  weggefitzt.'  1701,  ZWast.  Prozess.  Mit 
hervortretendem  Nbbegr.  des  Entwendens  Bs;  Th;  Z. 
iV.  und  stele".  Schwzd.  —  2.  zögern  GSev. 

Betr.  die  weitere  Verbreitung  des  W.  vgl.  Gr.  WB.  IV  1  b 
3391/92.  VII  687.  Beziehung  zu  nilul.  niusen,  niesen,  ver- 
suchen, liegt  sehr  nahe,  doch  bleibt  das  Yoc-Yerhältniss 
unklar:  abl.  au  kann  nicht  vorliegen,  da  dieses  vor  «  zu  (> 
hätte  werden  müssen.  Vgl.  auch  näuggen  II,  noggen  (Sp.  705. 
710),  wozu  unser  W.  sich  verhält  wie  die  synn.  achnausen, 
schnäuaen  zu  sehnüuggen,  schnogyen.  2  erklärt  sich  aus  der 
Verwandtschaft  der  Hegriffe  .wühlerisch'  und  .unentschlossen, 
zögernd." 

und  er-:  unter-,  durchsuchen,  z.  B.  den  Inhalt 
einer  Tasche  Tu;  Z.     Syn.  u. -lesen. 

er-:  verstärktes,  perfectives  nause",  (vollständig) 
durchsuchen,  -wühlen  Tu;  Vw;  Z.  Der  Schelm  lied  all 
Chäste"  ernäused.    Dem  wemmer  's  Plündert i  e"  chli"  e. 

Hieher  wohl:  .Praedico  tibi,  nisi  diligeuter  caves,  bo 
Wirt  er  [dein  Kamerad  in  der  Burse]  alles  erneissleii.  was 
du  hast.'  Tlil'LiHer,  Brief  an  seinen  Sohn.  Denn  es  ist 
wahrsch.   ,erneissleu'   zu    lesen. 

ÖS-:  =er-n.;  durch  Naschen  plündern  Hs;  Tu;  '/.. 
Kr  het-mer  alli  bed  Seek  üsg'neus(e)t.  ledes  Drüekli 
und  Häfeli  it. 

ver-:  1.  suchend  durchwühlen  (und  dadurch  in 
Unordnung  bringen)  BBrisl.;  S;  Th;  Syn.  verhwschen 


(Bd  II  1637).  l*o"  Orni'g  weisch  <i»r'  nit  vil,  und 
wenn  [d'J  Oppis  vernauset  lasch  vo*  dine"  Sibe'sache" 
und  G-'vätterlizüg,  so  sett  's  Fast  rein  'tö"  ha*.  Joach. 

_'.  für  Leckereien  verschwenden  Sch.  's  ist  e*ka* 
Wunder,  wenn  die  Lüi  zu  Nüni  chömme't,  si  verneuse't 
Mies  Sch. 

durch-  (untrennb.),  durehc"-  (trennh.):  durchstö- 
bern, stöbernd  ilurch  einander  werfen  Bs;  Th;  Z. 
Alle"  Chug  ist-mc  durchneuslet  worde*  Tu.  Neusist- 
nur  inder  alli  mini  Sache"  durel'e"'i  Seil.  Bäeeher  durCA- 
neuse"  [nach  Bildern,  interessanten  Stellen].  Usteri. 
,Wan  die  theologen  die  ding  durchgründen  und  by 
eim  nadelspitz  durchneusent.'  Karsteians. 

Nauser.  Näuser,  Näusler:  Noni.  ag.  zu  nattse" ; 
Näscher,  Leckermaul  Ap;  Th;  Z.  DieChueist  nW  so 
e"  Nänseri".  wählerisch  beim  Fressen  Th;  Z.  .Komm, 
Erdengast  und  -Last  und  fremder  Speise  Neuscher,  du 
wolgebättleter  und  ausgeübter  Heuseher:  Komm  her. 
ich  führe  dich  zum  grossen  Brudermuss  [zum  gemein- 
samen Essen].'  R.  u.  CMbt,  1650.  ,Die  N.  N.  sei  eine 
Neusserin  gewesen,  darum  habe  sy  ihr  ein  Küechli 
gegeben.'  1701,  ZWast.  Prozess. 

Nausi,  Näusi  m.:  =  Nauser  Aa;  SchwMuo.;  Z. 
Neusene",  Näscherinnen  AAZein. 

G'näus    n.:     1.   das    Durchstöbern,    Naschen. 
2.  Naschwerk    AAZein.,    auch    G.-Züg.   —    3.  Durch- 
einander, altes  Gerumpel,  ebd. 

„näusere":  wählerisch  sein  (im  Essen)  B;  Schw." 

näusig(in  Th;  ZDättl.,  0.,  S.  g'n.):  I.  schnüffelnd, 
neugierig  Sch;  Z.  D'  Sehnegge*  ziehnd  uf  aem  Holz- 
weg  g'n.  und  g'urunderig  iri  g'schlimrige"  Sehlichweg. 
Schwzd.  (Z).  Und  so  n.  hin-ic"  nit,  da"-n-ich  's  Neu 
ifnul  Alls  well  kenne".  Sch  Gespräch  1838.  Sich  mit 
Frauenspersonen  gern  zu  schaffen  machend  Z.  — 
2.  wählerisch,  leckerhaft  im  Essen,  von  Menschen  und 
Tieren  AAZein.;  F;  Sch;  Th;  Z.  Syn.  gräub-dssig 
(IM  1  501).  D'  Geisse"  sind  e"  n.  Volk  Sch.  N-i  Chind 
eherne"  [werden]  nid  alti  F. 

hof-näuschig  -nü'iig:  -  dem  Vor.  2  BG.  I'1' 
wöttti  dich  ömel  nit  a"  d'  Chost,  du  hist-mer  de""  norh 
z'h-er.    —    Ein   anderer    Einsender  schreibt   hof-noeig. 

nause"  II:    durch  die  Nase  reden,  näseln  G  oT. 

g'nause":  abnagen  BHa.  (lt  Zyro).  —  Vgl.  .knanen' 
bei   Gr.   WB.   V    1365. 

Nausi  n. :  dumme,  einfältige  Weibsperson  AaF., 
Ke. ;  Schelte  auf  eine  Weibsperson  AALeer.  —  Zur 
Bed.   vgl.   etwa    Mumm(el)i   Sp.    229. 

nes:  Füllw.,  allora  PE1.  (Schott).  N.  hed's  [der 
verlorne  Sohn]  g'seid.  Alach-ucr  n.  es  Imbiss.  N.  ist 
g'chommod  der  Atto.     Vgl.  uos. 

Nesa  GrD.,  Pr.,  Sch.  (auch  151:!,  Arch.  .Jenatz).  Ncse" 
GrHc.  ;  „Sch",  Nesi  Aa;  B;  Gl;  Gh;  L;  Schw,  Nesli  Bs 
(Spreng);  „Gr":  1.  Personenname,  Agnes  Bs;  Gn;  L; 
„Sch;"  Schw.  Den  Namen  N.  legt  sich  der  Teufel  als 
Bräutigam  an  der  Hochzeit  bei;  vgl.  Jäklin  1878,  205. 
—  2.  Nesi,  verächtliche  Bezeichnung  von  Frauens- 
personen, bes.  von  schwachmütigen,  furchtsamen  oder 
einfältigen,  viel  klagenden  AAWohlen;  L,  von  zank- 
süchtigen, eigenwilligen,  sich  unartig  gebärdenden  L, 
von  vorlauten,  schnippischen  Jüngferchen  B;  Wild- 
fang.   ZSCBOKKE  17'.i7.     Tue"  {schreie"  usw.)   o's  leu'-n-cs 

N.     Me*  sott  meine",  das  V.  war    Wunder  was!  Aa. 
Auch  etwa  von  männlichen  Personen  L  (Feierabend). 


805 


Nas,  lies.  nis.  nos,  nus 


806 


Zur  Form  »gl.  Ria(H)  aus  Andrea,  Aus  der  ä.  Lit.  sei 
Doch  angefahrt:  ,Nese  Mattmanin.'  1379,  Sog.,  R6.  .Julians, 
Poter  uuJ -Nrsc.  Ld^nistiTiri.'.'  i:'.'.mi,  L.  ,Frow  Nes.'  1395, 
Z  Urk.  (vou  einer  Frau  .Agnes  Pfister');  .Nessen  and  Vero- 
niken  von  Landenberg.'  1  152,  Urk.j  ,Nesa  sunhalderi.'  LWill. 
Jahrzeitb.  Dazu  die  metronymisohen  Familienn.:  ,Neseu' 
(.Kuodi  X.,  v..gt  zu  Vilmeringen.'  1  102,  Aa  Urk.)  und  ,Keser' 
Z  (,Der  Neser  von  Ottenbach.'  1532,  Absch.);  vgl.  ,Metziner' 
(Sp.   612).     S.  noch   Agnea  (Bd  I    128). 

^1  u 1 1 en-X e s li.  Zu  Einem,  der  sich  über  Unwohl- 
sein beklagt,  sagt  man  (wenn  man  nicht  recht  an  den 
Ernst  desselben  glaubt):  Du  häsch-cs  loie's  M.  [das 
sagte]:  I'h  mein,  ich  wird  chrank,  i'h  meine",  g'ad 
iee!  ZZoll.  f 

nescle":  „sich  einfältig,  unartig  benehmen  B; 
LG."  Winselnd  klagen  (und  dadurch  Etwas  erzwingen 
wollen)  LG. 

nese":  sich  wie  ein  Xi-si  (in  Bed.  2)  benehmen 
L  (Brandst.). 

g'-nese"  -ä-,  3.  Pers.  g'wst  Gr:  1.  intr.,  gesund, 
heil  werden  Gr.  Es  g'nist.  —  2.  tr.,  heilen.  AKlingl. 
1691. 

g'nesig:  =  g'nerig  1  und  :.'  (Sp.  786)  Gr  ObS. 

g'neslich.  .Gnässlich,  heilsam,  leicht  zu  heilen, 
sanabilis.  Gnässliehe  wunden,  vulnus  sanabile.'  .Mal. 
Syn.  genislich. 

un-:  unheilbar.  .Und  sei  des  Landvolks  Genius 
zu  Boltigen  arg-bös  und  der  zu  Vechigen  grob-bös, 
so  sei  nun  der  zu  Koppigen  stolz-bös,  alle  zusammen 
aber  mehrenteils  unverbesserlich  und  u.  bös.'  1736, 
DMüslin  (B  Taschenb.  1857). 

Neser,  in  der  Zss.  ,N.-GewerV:  Fabrikation  von 
Bologneser  Floren,  die  sich  im  XVIII.  in  Z  einbür- 
gerte; vgl.  GFinslcr  1884,  250. 

Nessle"  (Xessje"  PAL;  W),  in  BsBirs.;  GSa.;  TirTäg. 
Essle"  —  f.:  1.  Pflanzenname,  a)  Brennessel.  Urtica, 
sowohl  die  grosse,  Urt.  dioica  (Bs;  U;  Z).  als  auch 
die  kleine,  Urt.  urens  (B;  U;  Z).  Gekocht  oder  ab- 
gebrüht wird  sie  als  Schweine-  oder  Hühnerfutter 
verwendet  Gr;  G;  in  Zeiten  der  Teurung  musste  sie 
auch  zur  Nahrung  der  Menschen  dienen,  so  in  dem 
Hungerjahr  1817,  auch  1771  (lt  UBrägger).  .Hungers- 
not treib  sy  [arme  Leute],  dass  sy  kreuter  suochtend, 
dass  sy  nit  hunger  sturbind.  Etlich  verstond  nesslen, 
etlich  malvan  [usw.].'  LLav.  1582.  Der  Absud  der  N. 
heilt  den  Schorf  auf  dem  Kopfe,  derjenige  der  Wur- 
zeln oder  Samen  befördert  den  Haarwuchs  (Gr;  G) 
und  hilft  gegen  Urinnot  (B).  Mit  Nesseln  werden 
Gegenstände  aus  Metall  oder  Glas  gereinigt  B;  G;  Z. 
Nesselwurzeln,  die  an  Maria  Himmelfahrt,  im  Mai, 
am  ersten  Tage  des  Krebses  vor  Sonnenaufgang  unter 
der  Dachtraufe  ausgegraben  werden,  liefern,  mit 
Schneckenschalenmehl  und  zerstossenen  Stücken  von 
Menschenschädeln  gemischt,  ein  sicher  wirkendes 
Mittel  gegen  Hitze  und  Brand  bei  Menschen  und  Vieh 
GT..  ähnlich  ZO.  f  RAA.  He"  sett-ere"  's  Füdlech 
mit  X.  ribe",  von  einem  geilen  Weibe  SchwE.;  ZO. 
(Wüest)  i"  d'  X.  lange",  übel  anlaufen  AABb.;  Bs. 
Slni  Eier  i"  d'  X.  legge",  einen  dummen  Streich 
begehen  AAWohlen ;  vgl.  dazu  Bd  U  1372,  wozu 
die  Ergänzung:  ex  het  e*  g'scliidi  Gans  (es  g'schids 
Iluen)  i"  (V  N.  gleit  S.  Auch  mit  verschwiegenem 
übj.:  (wüest)  i"  d'  N.  legge-  Aa;  B.  Er  ist  i°  d'  N. 
cho",   gestorben   AaEiu.     .Die  dochter   hat  villicht  in 


die  n.  brünzlet'.  einen  Fehlt  ritt  begangen.  ThPlatt. 
1572.  Einer,  der  allerlei  Schmähreden  ausgestossen, 
musste  zur  Strato  im  Sirschengraben  vom  St  Lorenzen- 
tor  bis  zum  Stadtbach  alle  X.  ausreuten  und  in  Sumpf 
tragen.  1618,  Aakau  (Ölhafen).  —  b)  mit  Zusätzen, 
Name  von  nesselähnlichen  Pflanzen.  .Labeo,  vulgo 
Urtica  mortua,  archangelica  quibusdam,  taube  nesslen, 
tod  nessel.  Sind  in  vil  underscheiden :  etlich  heisst 
man  unser  frawen  schüelin,  etlich  mit  gelen  bluomen, 
etlich  weiss.  Braunwurz  ist  auch  ein  gschlecht  davon.' 
KkGesn.  1542,  wo  jedenfalls  Lamium  und  Galeob- 
dolon  gemeint  sind;  vgl.  Töten-X.  1)  gel(b)i  X.,  gelbe 
Goldnessel,  Gal.  lut.  BsL.;  U.  —  2)  röti  N.,  roter 
Bienensaug,  Lara.  purp.  U.  —  3)  taubi  N.,  weisser 
Bienensaug,  Lam.  alb.  Sch.  —  4)  töti  N.,  Sumpf-  und 
Alpen-Ziest,  Stachys  pal.  und  Stachys  alp.  Bü.  — 
5)  midi  N.,  gem.  Hohlzahn,  Gal.  tetr.  AAVogelsang 
(bei  Lengnau).  —  6)  wissi  N.  =  taubi  N.  Sch.  ,Wiss- 
nesslen- Wasser',  als  Bestandteil  eines  Heilmittels. 
XV1IL,  Z  Kochb.  —  7)  zami  N.  a)  Bienensaug,  Lam., 
und  zwar  weisser  Bienensaug.  Lam.  alb.  ÄABraunw., 
Winterschw. ;  GG.,  W.,  roter  B.,  Lam.  purp.  Aa,  ge- 
fleckter B.,  Lam.  mac.  AALeer. ;  LSurs.,  Will.;  GG., 
We.;  Syn.  Nesslen-Bluem.  —  $)  =  geliX.  LSurs.,  Will. 

—  2.  Taugenichts,  liederlicher  Mensch  Gl.  E"  X. 
abge",  der  Liederlichkeit  verfallen;  vgl.  Gl  Volks- 
gespräche 36. 

Her  Pflanzennamc  auch  in  Ortsnamen,  z.  B.  .Nessleren' 
B;  F.  .Nesslau'  GT.  (.Nesselauw.'  Wagner  1680),  .Nessel- 
Graben'   B,  ,-Halden'   G,   ,Nesslen-Bach'   Aa. 

Gruen-.     ,Dises  vogels   näst   hab   ich  einmal  am 
härd  in  den  gruennesslen  gesehen.'  Vogelb.  1557.  - 
Gross-:    zweihäusige  Nessel,  Urt.  dioica  B  (Durh.). 

—  Haber-,  .Urtica,  gross  nesslen  und  klein,  die 
auch  habernesslen  genennt  sind.'  KdGesn.  1542  und 
darnach  Fris.;  Mal.  —  Acker-Hanf-:  Aeker-Hohl- 
zahn,  Gal.  lad.  B  (Durh.).  —  Blüe-Nesseli:  1.  ge- 
fleckter Bienensaug,  Lam.  mac.  ScHwIb.  —  2.  =  Xess- 
len  1  b  1.  ebd.  —  Brue-Nesslen:=  Gröss-X.  Aa 
(Mühlb.).  Vgl.  Nesslen  1.  —  Brenn-  (in  AAtw.;  B 
Brown-):  1.  mit  den  Zusätzen  grössi  und  chlini,  = 
Xesslen  1  a  Aa;  B;  Th;  Z.  D'  Br.  brenne"d  de»  Honet 
niid  (wohl  aber  den.  der  sie  berührt),  Vexierrede  Bs; 
B;  Th;  Z.  —  2.  a)  =  Nesslen  lb  3  AAHettenschw.  - 
b)'geli  Br.  =  Xesslen  1  b  1  ZZoll.  —  c)  zami  Br.  = 
Xesslen  lb  7  G;Th;Z.  —  Brün-:  =  Xesslen  1  b  5  Aa 
(Mühlb.).  —  Süg-Essle":  weisser  Bienensaug,  Lam. 
album  Sch.    Syn.  Hummel-Chrüt  (Bd  III  895),  Sügeren. 

Söu" -X'essle":  grosse  Brennessel,  Urt.  dioica 
LSurs.,  Will.  —  Als  Schweinefutter  gebraucht;  vgl.  Söu- 
Didtlt  n. 

Stech-:  1.  =  dem  Vor.  LBeiden.  —  2.  =  Xesslen 
1  b  5  GT. 

Taub-  ZO.,  Tau-  GG.,  oRh.  (in  Marb.  Tö-),  We., 
oT. ;  SchwG.  :  1.  Bienensaug,  Lam.,  bes.  der  gefleckte, 
Lam.  mac,  und  der  rote,  Lam.  purp.  G;  SchwG.  ;  ZO., 
doch  wohl  auch  der  weisse  B.,  Lam.  album  GT.,  We. ; 
vgl.:  .Lamium,  weiss  nesslen  oder  taub  n.'  Fris.  - 
2.  =  Acker-Hanf-Xesslen  GMarb.  —  3.  =  Xesslen  lb  5 
GoT.  —4.  Wald-Ziest,  Stachys  silv.  GoRh.;  vgl. 
Nesslen  1  b  4.  —  Tau-X.  wohl  Anlehnung  an  Tau;  vgl. 
das   syn.    Taueren. 

Dom-:  =  Stech-X.  3  G  oRh. 

Tute"-:  1.  Bienensaug,  Lamium,  und  zwar  der 
weisse  B.,  Lam.  alb.  AALeer.,  der  gefleckte  und  der 


Nes,  lies,  n is.  nos,  nus 


mi. 


rote  B.,    I.am.  niac.  und  Lam.  purp.   B;  S.  —  2.  geli 
T.  =  Xesslen  1  b  1  B.    -    Wahrsch.  Unid.  aus  töti  -V. 

nessle"  fnessje*  W):  (sich)  mit  Nesseln  brennen 
Gull.:  GKh.;  W.    Ieh  hä'-mia  g'nessjot   W.    Er  ist 

(flofj'e"  une  g'nesslet  GSev. 

b'nessju:  =  dem  Vor.  PA1. 

neiss-:  I.  in  verallgemeinernder  Bed.  fragenden 
Pron.  und  Adv.  vorgesetzt.  A.  pronominale  Verbin- 
dungen. 1.  , neiss- weder',  irgend  einer  von  Zweien. 
.Do  jach  tapfer vogt  oder  switzer  Hans  nässweder.' 
1500,  Absch.  —  2.  ,neiss-welcl"  nei-wel  GoT.;  ZO., 
Seen,  nä-  Ap;  GJonen.  na-  GStdt;  Th.  irgend  welch. 
a|  adj.  Näwe&e'  Weg,  auf  irgend  eine  Art  Ap;  Syn. 
nctieedere"  Weg.  X.  IT.  mos-es  si".  A"  n.  [einigen] 
Orte'  tuend  s'  heue"  ZF.  .Die  Unzucht,  (so)  den  waal- 
fertern  bi  neisswelichem  unsenn  tor  von  zweigen  der 
unsern  begegnet.'  1533.  Stricki,.,  Akten.  —  b)  subst. 
a)  Neutr.  Sg.  Neweles,  Etwelches,  Einiges  Ap;  Th 
(Pup.);  ZO.  ,Ob  yeman  der  vorgemelten  stucken  neiss- 
welichs  nit  hielt.'  Schw  LB.  —  ß)  PI.  X-weli  Ar;  G 
Jonen,  Stdt;  Tu,  X-wel  Ap;  GT.;  ZO.  (auch  en-),  Einige. 
Etliche.  X.  —  X.,  Einige  —  Andere.  N.  sönd  fürt  ond 
N.  sönd  'hiebe"  Ap.  —  c)  adv.  X.  —  n.,  einmal  —  ein 
andermal,  bald  —  bald  ZTö.  Me"  chauft  's  Pfund  n. 
um  10  und  n.  um  65  Kappe".  X.  chunnt-er  e"mol  und 
n.  chunnt-er  nüd.  —  3.  ,neiss-wer'  neiswer  GWe., 
neiwer  (Gen.  neiicirsis,  Dat.  neiwerem)  Ndw;  U,  niewer 
BO.,  i  nuuirer  BG.,  nüuwer  BG.  (neben  neuer),  nöwer 
PSs.,  ui-'ir(w)er  BHa.,  newert  GRVal.,  neuer  Aa;  B 
(Dat.  neuerem);  GlK.;  GuObS.  (nauer  lt  Bühl.),  S., 
Scuolms,  Tschapp.,  V.;  L;  SchwMuo.  (Gen.,  jedoch 
selten,  neuersis,  Dat.  neucrem),  nöijer  A&Leer.;  Bs;  L, 
eneuer  BSi.,  nenert  GrS.,  Scuolms,  SpL,  Tschapp..  näher 
G;  Th  (Krapf),  nähert  „Ap;"  GStdt,  näber(t)  Ap  (auch 
nähet),  neimer,  bzw.  nämer  L;  uTh;  U;  Z,  neimert, 
bzw.  nämert  „Gl;  Gr;".G;  ScnBueh,  Nnk.,  Stdt;  Th 
(auch  -d);  ZSth.  (auch  -d),  neimet  Gr  (lt  Klotz),  nam.d 
TiiEgn..  im.iii.d  GRh.,  neunter  Aa;  BSchw.;  GlH.;  L 
(höimer,  lt  Brandst.  gebräuchlicher  als  nöijer,  neimer); 
ScnSt.,  niemer  BHk..  neumert  „Gl;"  GrUIiw.,  nämer 
GSa.,  Ta.,  Weisst.,  nwmer(t)  Sch,  nämwer  (Dat.  näm- 
wem)  GSa.,  (irgend)  Jemand;  zunächst  durch  die 
grössere  Unbestimmtheit  (=  lat.  aliquis)  unterschieden 
von  Etwer,  quisquam  (Bd  I  594/95),  dann  aber  mit 
Diesem  vermischt  und  heute  manchenorts  mehr  oder 
weniger  (so  Th;  Z)  davon  verdrängt.  Irh  bi"  a"  X. 
(Opper)  Anderem  g'si",  glaubte,  es  handle  sich  um 
Jmd  Anders  B;  Th;  Z.  N.  Alter,  Frönder  Aa;  B.  Si 
hut  mit  Xeberte"  'brächt  [geplaudert]  Ap.  Ist  nienet 
X.  limine'?  Isch  nid  X.  cho"?  Die  Bewohner  von 
LWohlhausen,  am  Eingang  des  Entlibuchs,  werden  ge- 
neckt:  1)'  Wollt  ftscr  sind  nid  Entlibuecher  und  nid 
Grauer,  weder  süst  Neuer.  ,Wenn  's  Neuere  gut  mit 
dir  meint.'  Gotth.  ,Wo  aber  sach  war,  das  naiswerm 
die  sach  ze  schwär  war.'  Ap  LB.  1409.  ,Ich  was  aber 
nit.  wie  es  hat  nasswar  gsagt.'  Sicher  1531.  .Sollt 
neissmar  mer  gfunden  werden.'  Funkelin  1552.  .Ecquis, 
oeisswär.'  Fris.  .Wollte  er  dann  neisswam  berächten.' 
HBull.  1572.  Im  XVI.  überwiegt  die  Form  ,neisswer' 
(l>at.  .neisswerem'  auch  Schw  LB.);  .neisswar'  (vgl. 
,etwar'  Bd  I  595)  findet  sich  noch  bei  Zwingli;  1527, 
Aa  Weist.;  1530,  Absch.;  Morgant  1530.  ,Neusswer, 
-w;ii.-  1529/32,  Steh  kl.;  1530,Absoh.  ,Näswer.-  Zellw., 
L'rk.;  1500,  Absch.  ,Nei\veiv  XVI.,  ZWäd.j  1524,  Absch.; 


1525,  Egli.  Akten  (neben  ,uäwer,  newer);  Vad.  (,nai- 
wer'  neben  .naiswer);  1549,  UjIev.,  Chr.  (.neiwar'). 
.Neuweiv  XVI. .  /..  —  4.  .neiss-was'  neiswas  GW., 
neiwes  W,  neiwis  (Dat.  i"  n.)  üw;  V.  neuues  GPfäff.. 
neu-es,  -vds  GRVal.,  niewes,  -wis  BO.,  neues  BG. ;  GrS., 
Scuolms,  Spl.,  neuis  AAtw.;  BsL.;  B;  FJ.;  GlK.;  I.; 
SchwMuo.;  SBb..  eneuis  BSi..  neujis  Aa  (Dat.  neujisem 
oder  neujem  AiLeer.);  L  (nöijis,  lt  Brandst.);  l'\\K. 
(naijis),  „näibis  U",  nichts  BHk.,  nahes  GStdt  f,  nabis 
G  (Prophet  1855);  Tu  (Krapf).  nahes  (nabis)  Ap;  GT., 
»aiin. ,s  GRÜhur,  neimis,  bzw.  nämis  Gl;  L;  SchBucIi. 
Ha.,  Stdt;  SchwE.,  K.;  oTh;  U;  Z,  niemcs  BHk.,  nam.s 
GfiMai.,  nämis  GStdt,  namisch  GftPr.,  nournis  AALeer., 
St.;  Bs  (Spreng);  B  (Freudenb.);  GlH.;  L  (gebräuch- 
licher als  neimis,  nöijis);  ScHwNuolen;  UwE.,  nämes 
(nämis)  GG.,  O.,  Sa.,  Ta..  T.,  nämwas  GSa..  naisis 
GSa.,  W.,  näsis  G„Rh.-.  T.,  (irgend)  etwas;  von  dem 
Verhältniss  zu  Etwas  (Oppis)  gilt  das  über  Xeissu-'er 
(:  Etwer)  Bemerkte.  Ist  's  Eneuis,  hat  es  irgend  einen 
Wert?  BSi.  GeH-mer  Xiebis,  sig's,  was 's  well.  Volks- 
kal.  1851.  X.  z'sämme"  ha",  entzweit  sein  B;  Syn. 
Oppis  mitenand  ha".  Hest  all  X.,  du  hast  immer 
Etwas  zu  klagen  usw.  Ap.  Xöijem  a",  nach  Etwas 
zu  urteilen  _  AALeer.  Allerlei  X.  händ-s'  üspackt. 
MLienert.  ,Er  hatte  nicht  bloss  gesagt:  N.  auf  einem 
Teller,  sondern  gesagt,  sie  wollten  z'  Mittag  essen, 
wie  üblich  und  bräuchlich.'  Gotth.  Me"  hat  nüd  X. 
und  hat  nüd  Xüt,  heisst  es,  wenn  man  von  Etwas 
nicht  befriedigt  ist  ApSchönengr.  I)f,!em  Wasser  ist 
der  Herrgott  Meister,  aber  of  Jcm  Land  lian-ir''  an"* 
noch  X.  derzue  z'  säge",  sagt  der  Appenzeller.  Choeh 
X.  ro"  X.,  weint  d'  XT.  nüd  liest  Ap  (Sprech-  und 
Vexiervers).  ,Gelt,  ich  weiss  auch  Näsiss.'  LTBr&qger 
1788.  ,Do  griffent  die  vigent  zu  der  von  Bern  pauer 
und  zerzarten  sy  ganz,  doch  beleih  neuwas  am  schaft.' 
MRüss.  ,Sind  aber  unsere  opfer  neisswas,  so  muess  sins 
[Christi]  unvollkommen  syn.'  Zwihgii.  .X'euwes-  (aber 
,neisswa').  UMev.,  (_'hr.  .Neisswas,  ein  wenig,  quidpiam.' 
Fris.  Ich  hau  auc''  iteuhis  darro"  g'hört.  Gesprach  1712. 
Mit  partitivem  Gen.  (bzw.  Apposition).  X.  Frinds 
Ndw;  n.  frömde"  Kerlis,  junge"  Meitschis  B.  Es  ist 
(sind)  n.  Fremde''  da;  n.  Cliindere"  Ndw.  Vor  Stoff- 
namen: X.  Wassers,  Anke's,  Milchs  Ndw.  Bed  auch 
n.  Hüsrüts  g'ha".  L  Nachr.  1805.  Er  het-em  [einem 
Verletzten]  neuwiss  Tropfe"  oder  Geists  i'g'ge".  1  >ek 
bek.  Unbarmherzige  1813.  JV.  Wüests,  Iiöts  AALeer. 
.Neiwes  [sonst  , neisswas']  guets,  grechts  oder  waars.' 
Zwingli.  ,Het  üch  neisswer  neisswas  unziinlichs  zue- 
gefüegt?-  1529,  Strickl. ;  HBull.  .Neiswas  anders.' 
HBüll.  1530.  ,Uss  naiwas  besunderen  grimens.'  Kessl. 
,Nescio  quod  ingens  malum,  neisswas  grosses  Übels. 
Fuit  quaedam  anus,  es  ist  neisswas  alten  weihs  lue 
gewesen.  As,  neisswas  münz,  gilt  zwen  kostanzer  Pfen- 
ning ungefarlich.'  Fris.  Kuabe  zum  Arzt:  ,Ich  em- 
pfinden wol  in  mir,  dass  es  sind  niessmas  wärm  ald 
tier.'  Mürer  1565.  ,Neisswas  gelds.'  1581,  Z  Archiv. 
.Neisswas  seltsains.'  ThPlatter,  Briefe.  ,Die  wvber 
han  küechlet  und  neuwes  fest  ghan.'  UMev.,  Chr. 
Adverbialer  Bed.  sich  nähernd.  Chumm,  los  n.!  hör 
einmal.  Gotth.  D'  Lüt  hend  e*  chli"  n.  a"fah"  lebe". 
MLienert  1891.  Oft  wie  neime"  (s.  B  1  c  ß)  als  Ausdr. 
der  Unbestimmtheit,  irgend,  etwa.  Het-er  eppe  eil  a" 
schlechte"  Lüte"  verlöre'  oder  söss  nahes  dSre*  O'g'feller 
g'ha":'  Ap  Kai.  1848.  's  muess  nabis  an  Jurist  g'si' 
si".    G   Prophet    1855.      [Es]    ist-enc"    es    Ilettclwihli 


SO!» 


Nas.  lies,  nis,  cos, 


810 


bigegnet,  e"  Zigyneri*  u.,  die  häd  es  Ahmtest"  g'heusche: 
MUsteri.  Er  hei  n.  lang  g'vmrtet  S.  's  ist -wer  n. 
itml  iriil  '/,.  ,Die  Zyt  ist  mir  nemes  grusele  lang.  Der 
Win  will  mir  n.  ze  tür  syn.'  Kunkklst.  1055.  Vor 
Zahlangaben,  so  ungefähr.  A:  Wie  vil  sim!  au°*  in" 
g'sy?  t>:  Neumis  [Var.  neutois]  mit  vier  oder  feitf 
hundert  ummen.  Gespräch  1712.  Selbst  in  die  loc.  Bed. 
von  neime"  hinüber  greifend:  n.  ane* gän,  n.  cfsi*  sin 
GT.;  Z.  Von  ä.  Formen  neben  dem  überwiegenden 
,neiss-,  neis-was'  (wofür  .nasswas.'  1408,  Wegelin, 
.neusswas.'  1529,  Absch.,  ,nässwas.'  1500,  Ap)  seien 
noch  angeführt:  .neiwas.'  1527,  Meier,  Wetz.;  AAZof. 
Jahrzeitb.;  1543,  Gßüti  Arch.,  ,neuwas.'  MStbttlbh 
1606,  .neiwes.'  Z  Bibel,  ,neuwis.'  JOWeissenb.  1701/2. 
,nöwes.'  Salat,  ,newes.'  RSchmid  1579.  —  B.  in  ad- 
verbialen Verbindungen.  1.  neiss-wä,  -wann,  -wie 
neitee"  BHaslib.;  Orw,  neuwe",  newwe*  GrV.;  Sch  (ver- 
einzelte Angabe);  Uw;  U;  WG.  Onemee"),  nitiee",  neive" 
BGr.,  Ha.  (-&-);  FSs.;  GRVal.;  USchäch.,  nieive"  BO., 
nöwa"  GrS.,  namee"  BG.  (neben  noue",  nöue"),  Si. 
(enauwe'J;  GRObS.,  neue"  Aa;  BsL. ;  BU. ;  GlK.  ;  Lj 
ScnHa. ;  SchwMuo.;  S.  neuene"  F.  noue*  Aa  (lt  Schwz. 
Unterhaltungsbl.);  B  oM.,  neuje"  AALeer.;  BsL.;  L 
{nöije".  lt  Brandst.);  UwE.  (naije"),  neibe"  (Postheiri), 
näbe"  GBh.;  Th  tw.,  näbe"  Ap;  GStdt,  T.,  neime",  bzw. 
nttme"  AAjonen;  Gl;  GrCIiui-;  L;  GaL.;  Sch;  uTh;  Z, 
neime't  Th;  7,  (auch  -e"d).  nämc  GrHc,  uVatz,  näme" 
GG.,  Eh.,  nttme"  GA.,  T.,  neunte"  AABb.,  F.,  Ke.,  Seeij 
BsStdt;  BoAa.,  Brisl.,  E„  Schw.;  FMu.;  Gl;  GrKIi.; 
L  fnöime",  lt  Brandst.  die  gebräuchlichste  Form) ;  Scuw ; 
S;  Uw;  U;  Zg,  neumeH  Aa  tw.,  neise"  Ap  (häse*,  lt 
St.b);  GnRh.,  uVatz;  GO.,  Sa.,  T.,  W.,  We.,  näse',  nese* 
ApI.,  M.;  GRh.,  näsi  GT.  (lt  UBrägger),  niii  ApK.: 
a)  lokal  (in  GSa.  näm/wö),  irgendwo,  allg.  (ohne  W). 
I1''  bi"  n.  tjsi",  ich  sägen  aber  nüd  wo.  Es  mues  doch 
n.  si",  ligge",  sagt  man  beim  Suchen  nach  etwas  Ver- 
lornem. Es  hei  n.  'brennt.  De"  Met""  mues-ich  scho" 
it.  g'seh  ha",  's  ist  n.  Öppis  lös,  ttme".  Hast  n.  Nämis 
g'nu*  [gestohlen]?  Sch.  Me"  seit  ante",  we""-men  an 
Esel  sinni,  so  streck-er  n.  sini  Ore"  füre"  Aa.  Der 
Atte"  isch  n.  'blibe",  g'gange"  F.  Mit  einschränkender 
Bestimmung.  Das  Ort  lit  n.  im  Turgi.  Er  wont  n. 
i"  de"  Der/je"  hinde".  Er  ist  n.  i"  der  Fröndi,  n.  fürt. 
Vor  andern  Ortsadverbien.  N.  abe",  ufe",  ane"  usw. 
Es  muess  n.  ane"  starch  g' macht  ha",  irgendwo  stark 
geregnet  haben  BsL.  N.hi"gä";  s.  hin  (Bd  II  1316). 
D'  Motte"  [Ziege]  isch  n.  M",  hat  sich  verlaufen  F. 
Du  muesch-cs  doch  n.  her  ha",  von  irgendwem  gehört 
haben.  Neww  umha",  irgendwo  BHa.  S.  noch  flarzen 
(Bd  I  1208).  Mit  hinzugefügtem  (eig.  pleonastischem) 
wo  wie  in  nhd.  .irgendwo'  Z.  N.-wö,  fingierter  Orts- 
name ZO.;  vgl.  JSenn  1864,  53.  N.  wanne",  irgend 
woher  Ap.  Es  lüt  n.  w.  ,Ob  sy  neimen  keinen  zuo 
entlehnen  wisse.'  XVI,  Bs  (Amerbach).  Jenen,  etwo, 
mi  innen,  alieubi.'  Red.  1662.  Sonst  in  der  ä.  Spr.  gew. 
.neiss-wa,  -wo.'  .Er  hofft,  man  solt  im  och  nässwo 
holz  laussen.'  1402.  GAltst.  Archiv.  ,[Der  Canon]  stet 
neisswo  im  buech,  ich  weiss  nit  an  welichem  ort.' 
Zwingli.  .Neisswa  daniden  umb  Strassburg.'  1529, 
Absch.  ,Sind  meine  füess  neisswo  zu  trug  gelaufen ?■ 
1531/60,  Z  Bibel.  .Zuo  besechen,  ob  doch  neisswa 
der  fygent  vorhanden  wäre.'  1531,  Strickl.  ,Wend 
sich  die  neisswa  gegen  uns  inhar  lassen.'  ebd.  ,N.  N. 
trueg  neiswahin  brief.'  1532,  ZGrün.  Amtsrechn. 
,lch    gloub    nit,     dass     neisswo    einöugig    menschen 


geboren  werdind.'  Vogelb.  15Ö7.  ,Et  si  qua  sunt, 
neisswo;  und  ob  ander  n.  sind.  Do  muost  es  n.  an- 
greifen, aliquo  pacto  efliciendum  tibi.'  Fkis.  Mit  Ver- 
blassung  der  localen  Bed. :  irgend,  etwa;  vgl.  c  ß.  ,[Der 
Kaiser]  will  der  artiklen  von  Verwerfung  der  mess 
und  sunst  noch  neisswa  eins  stucks  nun  glatt  mit 
hören  denken.'  1530,  Absch.  .Hab  ich  mich  neisswo 
widergstellt  dym  willen,  das  ist  mir  leid.'  JBinder 
1535.  ,Hast  du  vor  ouch  neisswa  mer  by  einem  sol- 
chen wirt  ynkert?'  ebd.  .Alsdann  sind,  so  den  stum- 
men bilderen  nachloufend,  welche  neisswa  sollend 
geredt  haben.'  RGualth.  1553.  ,Tres  aliqui  aut  qua- 
tuor,  neisswo  drei  oder  vier.  Ad  unum  aliquem,  n. 
zuo  einem.'  Fris.  ,Ist  dann  neisswo  ein  volk,  das  nit 
sine  gött  raats  frage?'  LLav.  1569.  ,Es  seig  neisswa 
ein  Sach  gsein  under  ihnen,  darum  er  sy  gestraft.' 
1621,  B  Arch.  —  b)  temporal  (in  GW.  neiswenn),  zu 
irgend  einer  Zeit,  irgend  einmal  Aa;  Ap;  B;  L;  G; 
Schw;  Z.  Er  chunnt  denn  n.  Es  werd -der  scho"  nebe" 
leider  z'  Si""  cho"  Ap.  Hest  n.  gehört,  dass  d'  Fleder- 
müs  im  Dunkle"  ttittnme"  WÜSsi,  wo  durche"?  Hengeler. 
Bist  afig  n.  bi-n-em  g'si"?  Er  sei  n.  zor  Spini  [Zskunft 
Liebender]  g'gange"  Ap.  Er  wärt  wol  n.  z'  Spini  cho". 
ebd.  (Schwzd.).  In  der  ä.  Spr.  gewöhnlieh  .neiss-wann, 
-wenn.'  ,Ob  bescheche,  dass  neisswan  arm  lüt  kämint.' 
1529,  Absch.  .Find  ich  in  neisswann,  so  will  ich  mich 
an  im  rächen.'  Morgant  1530.  ,Wo  [wenn]  es  neiwen 
zuo  eim  stand  sollte  komen,  so  müesstend  unser  amptlüt 
abzüchen  mit  schänden.'  1531,  Strickl.  ,Man  meret 
im  1533.  jar  nöwen  im  herbst  und  hieltend  ein 
gmeind  in  der  cappel.'  Salat.  ,Soll  dann  diss  n.  kom- 
men?' Funkelin  1552.  ,Hast  du  n.  befunden,  das 
mein  güete  an  dir  geendet  habe,  nuneubi  meam  beni- 
gnitatem  sensisti  in  te  claudier?'  Fris.;  Mal.  .Also 
betriegt  uns  oft  der  won  und  seind  neisswan  [zu- 
weilen] also  verblendet,  das . . .'  Wurstisen  1580.  Mit 
Verblassung  der  temporalen  Bed.:  irgend,  etwa; 
vgl.  c  ß.  ,Dass  der  brest  neiwann  von  einer  krank- 
heit  harkummen  muess.'  Zwingli.  Das  Wort  soll 
nicht  so  verstanden  werden,  ,dass  der  mensch  neiwan 
möchte  gnueg  wirdig  syn  zue  den  allerkleinsten  gaben 
Gottes.'  B  Disp.  1528.  .Kit  weiss  ich,  ob  er  dises  oder 
neisswan  ein  anders  meint.'  Vogelb.  1557.  ,Der  waar 
alt  gloub  [dass  der  Himmel  ein  bestimmt  umgrenzter 
Ort  sei],  von  dem  sich  rechtglöubige  lüt  nit  abfüeren 
lassend  neisswan  zu  einem  allenthalbigen  himinel.' 
HBull.  1571.  Bei  Advv.:  ,Er  wollt  in  hinwegk  füeren; 
und  da  er  neischwan  fer  kom...'  Volksb.  ,Dies  com- 
plusculos,  etliche  zeit  (tag),  neisswen  lang.  Neisswan 
lang  warend  sy  wol  eins,  bene  conveniebat  sane  inter 
eas.'  Fris.;  Mal.  .Bilde  dir  auch  nicht  ein,  dass  du  mit 
deinem  Leiden  neisswan  viel  ablegest.'  FWyss  1672  a. 
,N.  einer',  ein  gewisser.  .Neisswan  einer,  den  ich  wol 
weiss  und  wol  kenn,  etwan  einer,  neisswar,  quispiam, 
quidam.  unus  aliquis.  N.  ein  besunderer  mensch, 
aliquis  certus  homo.'  Fris.;  Mal.  ,Von  neisswan  einem 
parissischen  doctor  Brunone  von  Cöln  bürtig.'  HBull. 
1572.  Übergehend  in  loeale  Bed.;  vgl.  a.  ,Do  hab's 
N.  N.  naisswenn  funden  in  aim  rodel.'  1501,  Hof  Kriess. 
.Findt  man  neisswen  ander.'  Vogelb.  1557.  ,Wir  kom- 
mend nit  inn  himmel,  sonder  neisswan,  weiss  ich  wo 
hin.-  HBull.  1561.  , Alieubi,  neisswan.  Hie  alieubi. 
neisswen  hie.'  Fris.;  Mal.  ,Mein  Gspan  und  Gfert 
ist  newen  bei  den  Knechten  dort.'  GGotth.  1619.  — 
c)  modal,    a)  in  GSa.  nämwie,  irgendwie  AALeer.;  B; 


811 


Nas,  nes.  nis,  nos,  nus 


812 


FMu.j  GA..  Sa.;  Scu;  aScuw;  Th;  U;  Z.  ITemi  irf  ». 
cho.**,  wenn  es  mir  irgendwie  möglich  ist.  Wenn's-es 
n.  tuet,  so  chum-ieh,  wenn  es  sich  irgendwie  machen 
lässt.  11  it  hinzugefügtem  (eig.  pleonastischeml  wie: 
n.-we  ZFlaach.  S.  noch  gefründ  (Bd  I  1305).  —  ß)  als 
Ausdr.  der  Unbestimmtheit  übh.,  irgend,  etwa  Aa;  Ap; 
B;  L;  G;  Sch;  S;  Th;  U.  ,Syg  ein  Mann  im  Land, 
der  Vit  neuen  b'stand  [es  irgend  mit  ihm  aufnehmen 
wolle],  so  komm  er  her:  da  städ  der  Mann.'  JMahl. 
1674/1761.  Mit  scherzh.  Häufung:  Het  n.  Neufmjer 
Neu(m)ü  g'seid?  B;  L.  Eine  Zsstellung  der  entspre- 
chenden Verbindungen  in  verschiedenen  MAA.  bietet 
die  Stelle:  Hät-ni  etschen  Etschwer  Etschwas  tue"?  B: 
Ob-mer  öppen  Opper  Oppis  tue"  heig?  ()  nei*.  A:  Sus 
hen-ich  schier  gär  g'meint,  es  heig-i  nämme"  Nummer 
Kammes  tue".  C:  (aus  GWe.).  Dem  Laufen  ä"  helt-ich 
selber  auch  fast  'globt,  es  heb-i  neise"  Neiser  Neises 
tue".  G  Prophet  1855.  Vor  Zahlangaben:  etwa,  (so) 
ungefähr,  fast  Aa;  Ap;  B;  U;  Z.  Es  ist  n.  um  e  (oder 
di)  Zwölfi  ume"  g'si"  Aa;  Tu;  Z.  Nabe"  vor  zwei  Jure". 
A:  Ist  auch  Oper  von  cuwe"  Lüte"  umko"?  B:  Neube" 
eine"  oder  gehe".  Gespräch  1712.  Nabe"  fnäse",  näi) 
mänge'',  unbestimmt  viele,  etliche  Ap.  Aucn  muht« 
menge  schöne  Olock.  Gespräch  1712.  Ich  ha"  diel;  naht" 
[ziemlich  oft]  de"  Herr  Pfarrer  d'röber  g'fröget,  iro- 
n-ich  im  l'farrhüs  g'spcttet  ha".  Schwzd.  (Th).  N.  e"mal, 
irgend  einmal  Ap;  Th;  Z;  s.  unten.  Er  hat  (hei)  n. 
e'mal  e"  Frau  g'lta".  Er  wird  iez  dann  doch  auch 
n.  e"mal  oho"!  Wenn-er  onderwegs  en  Schoppc*  g'nu" 
het,  het  's  hönder-em  Uns  g'wartet,  ond  wenn-er-sich  n. 
e'mol  g'chert  hat,  het-sc-sich  wadlieh  'bückt.  N.  Ap  Kai. 
1880.  Es  sott  ie%  dann  n.  (e'mol)  vorwärts  gä"  ApK.; 
Th;  Z.  So,  chunnst  n.  e'mol!  endlich  einmal  ApK. 
Vor  Subst.  Ieh  ha"  n.  en  Stäfner  'tröffe"  (der  Name 
tut  Nichts  zur  Sache)  Z.  Ieh  ireiss  nit,  wer  's  erzellt 
hat.  ii.  e"  Glarner  GSa.  Neube"  e"  Capestiner  [Ka- 
puziner] oder  was  er  g'si"  ist.  Gespräch  1712.  Vor 
Pronomina.  N.  Öpper  =  Neissiver  Aa;  L;  G.  N.  Oppis 
(Etschis)  =  Neisswas  Aa;  GRHe. ;  G.  Wenn-er  n.  Oppis 
g'seit  hat,  isch-me*  'm  über  's  Mül  g'farc"  Th.  Übh. 
steht  n.  häufig  und  allg.  bei  unsicherer  oder  zögernder 
Aussage,  als  Einschränkung,  Abschwächung,  Mil- 
derung einer  Behauptung,  zum  Ausdruck  eines  Vor- 
behalts, unter  dem  man  seine  eigne  oder  eine  fremde 
Ansicht  wiedergibt,  etwa  i.  S.  v.  , meines  Bedünkens, 
wie  mir  scheint,  wie  ich  glaube,  wie  man  hört,  sieht' 
usw.,  oft  nhd.  ,so'  entsprechend  in  Verbindungen  wie 
,so  ziemlich,  nicht  so  ganz,  recht'  udgl.  's  ist  n. 
[wie  mich  dünkt]  Zwölfi  Th.  's  sind  n.  eil  Lüt  cho" 
Th;  Z;  's  sönd  n.  erber  Miiiige''  dö  g'si"  Ap;  s.  noch 
erbar  i  (Bd  I  305).  's  ist  (war)  n.  g'niieg  Th;  Z.  Dcr 
Ghratte"  ist  h.  rolle1,  's  gät  n.  nümme*  ml  ihi"  Ap; 
Th;  Z.  Hut  isch-es  n.  heiss,  ehalt,  ich  habe  so  die 
Empfindung  B;  Th;  Z.  ,Wenn  man  so  lauf,  so  werde 
man  n  hungrig.'  Gotth.  Hür  soll  's  n.  en  heissc" 
Summer  ge*  B.  's  ist  n.  schnell  g'gange"  Tu;  '/.. 
's  soll  iez  dann  n.  fürsi'*  gä".  ebd.  Er  seil  n.  fürt 
g'reist  st",  es  geht  das  unbestimmte  Gerücht  Z.  Er 
heig  ii.  Chopfwe  B;  Schw;  Th;  Z.  Es  higi  enauwe* 
schröcJclich  g'macht,  bei  einem  Ungewitter  BSi.  Es 
gange  im  en.  guet.  ebd.  Er  irelli  en.  in-nem  Manet 
cho".  ebd.  Er  voll  n.  erst  mor"e"  cho",  aus  seinen 
nicht  ganz  bestimmten  Äusserungen  zu  sehliessen 
Schw;  Th;  Z.  r*  sott  n.  [sagen  sie]  der  Götti  si*  vo" 
dem   Ching.   MWalden.     .Der   Karrer    wäre    n.  Sinns 


wieder  zu  kommen.'  Gotth.  ,Der  Melcher  sig  n.  an 
Allem  schuld.'  ebd.  A:  .Wisst  ihr,  dass  N.  schwer- 
mütig ist?'  B:  ,leh  weiss  es  n.\  habe  so  Etwas  ge- 
hört, ebd.  Er  ist  n.  au"*  sehn"  im  Chrieg  g'si",  ich 
glaube  es  gehört  zu  haben  Z.  's  ist  n.  etsster  glich 
[mit  dem  Kranken]  Z.  Es  ist-mer  ».,  meist  mit  ab- 
hängigem Satz  =  es  kommt  mir  so  vor.  will  mich  be- 
dünken ßs;  B;  Th;  Z.  Er  ist-mer  n.  nur  tcol  früntli''1  Z. 
Du  chunnst  n.  sjiät  hei"'  B;  Th;  Z.  Er  hat  n.  doch 
recht,  zögerndes  Eingeständniss  B;  Th;  Z.  Er  hat  's  it. 
esö  g'macht,  ungefähr,  so  weit  ich  mich  erinnere  Gl; 
Th;  Z.  ,Es  konnte  kein  Wort  sagen,  und  das  Wasser 
ist  ihm  n.  so  kurios  in  die  Augen  geschossen,  es  hat 
selbst  nicht  gewusst  wie.'  Ndw  Kai.  1884.  ,Das  [Kätlii] 
hat  mir  n.  so  zueche"  g'redt,  dass  es  scheint,  als  hiesse 
es  dort  nicht  nein,  wenn  ich  es  begehrte.'  Gotth.  I'1' 
ha"  Das  jitz  scho"  lang  geng  wolle"  u"a  ha"  's  doch 
n.  geng  la"  gä"  BG.  (Lied).  ,Was  ist  Das  für  es  Tier? 
Er  gwachsset  neimä  ässwie  d'  Frösche".'  Helv.  in  pace 
1694.  Ich  weiss  nüd,  si  were*d-sic*  neube  schlechtli''' . 
Gespräch  1712.  ,Sanditen,  es  deutet  sich  uaue"  zum 
nit  weiss  iclV  ebd.  Er  hat  n.  Öppis  derro"  g'seit.  aber 
ich  weiss  nit  recht  was.  Es  mues  n.  Oppis  g'gange" 
si",  Ausdruck  unbestimmten  Verdachtes.  Bes.  häutig 
in  negierten  Sätzen.  Er  hat  n.  nid  ivelle",  wollte 
nicht  so  recht  Bs;  B;  Th;  Z.  's  hat  n.  Niemer  Nüt 
ivelle"  devo"  wüsse",  es  wollte  Niemand  so  recht  darauf 
eintreten,  es  Wort  haben  Bs;  B;  Tu;  Z.  ,Er  sollte 
sagen,  wer  und  woher  er  sei,  aber  damit  pressierte  es 
ihm  n.  nüt.'  Jenzer  1809.  /•'''  weiss  n.  NM  vo"  Dem 
Aa;  Th;  Z.  Ich  weiss  n.  nüd  (recht),  was  ich  seil  säge", 
mache",  wie-n-cr  heisst  usw.  Bs;  B;  Gl;  Th;  Z.  Weiss 
n.  nid,  aberirU  meine",  Das  gib  hei"  guets  G'schäft.  Ünw 
Volksi'r.  .Ja,  ich  weiss  es  n.  nit  mit  der  Stube,  sagte 
Uli,  ob's  denn  Allen  recht  ist,  wenn  ich  da  drinnen 
hocke;  ich  habe  es  n.  einist  welle"  probiere",  und  da 
hat  es  mich  gedünkt,  als  wäre  ich  allen  Leuten  im 
Wege.'  Gotth.  3Ie"  hat  >i.  nid  vil  devo*  g'hört  Th;  Z. 
,Er  halte  n.  nicht  viel  auf  dem  Zeug.'  Schweiz.  Unteu- 
haltüngsbl.  Dö  g'seht-me"  n.  ase"  nüd  irit  ume".  Stutz. 
Et  ist  n.  nid  ganz  z'fride"  g'si".  Das  dunkt-mich  n. 
nüd  recht,  scheint  mir  nicht  so  ganz  billig  Ap;  B;  G; 
Th;  Z.  Ich  cha""-der  's  n.  nid  recht  säge",  ich  kann 
es  dir  nicht  so  ganz  bestimmt,  deutlich  sagen  Bs;  B; 
Th;  Z;  ich  cha""  's  n.  nümme"  säge",  weiss  es  nicht 
mehr  so  recht  G;  Tu;  Z.  's  mag's  n.  nüd  recht  g'gr", 
die  Mittel  reichen  anscheinend  nicht  aus  Ap;  Th;  Z. 
,Das  hat  sicli  mir  n.  nit  welle"  schicke".'  Gotth.  Es 
will  ii.  nid  recht,  nümme"  gä"  Bs;  Gr;  Th;  Z.  's  ist 
n.  nid  Alls  richtig,  nid  nrche"  Bs;  Th;  Z.  's  Wetter 
irult  n.  nid  recht,  will  sich  dem  Anschein  nach  nicht 
bessern  Bs;  Tu;  Z.  Er  sei  n.  nid  recht  z'weg,  es  ver- 
lautet so  Etwas  Bs;  B;  F;  Tu;  Z.  's  ist-mer  n.  nüd 
recht  wol,  niener  recht,  ich  habe  ein  unbestimmtes 
Gefühl  des  Unbehagens,  Unwohlseins  Bs:  Th;  Z.  In 
ähnlichem  S.;  Es  ist-mer  u.  und  n.  mal  GA.  's  ist-mer 
ii.  um}  (Nüt)  drum  Bs;  B;  Th;  Z.  Du  g'fallst-mer  n. 
nümme"  recht  Bs;  B;  S;  Tu;  Z.  D'  Lüt  sind  n.  nümme* 
wie  früener.  ebd.  Es  sott  iez  n.  nümme"  lang  gä", 
l's-iin  Schaffe"  wird  's  n.  nümme"  ril  ge*.  ebd.  's  ist 
ii.  nümme*  vil,  Nüt  im'  mit-em,  seine  Leistungsfähig- 
keit ist  nicht  mehr  so  ganz  auf  der  Höhe.  ebd.  Er 
hat  n.  Lei"  Freud  me  dra*  Bs;  G;  Th;  Z.  's  isi  n. 
Lein  grosse''  i'ndcrschiil  g'si"  nrüsche"  der  ölte"  und 
neue*  Meisterschaft.  BYVvss.     In  Fragesätzen  B.    Es 


81! 


Was,  lies.  nis.  n< 


-II 


/ic(,;  (//»■  neu  Chrankheit  g'ha"  —  wie  säge*-si-nere" 
doch  n.?  MWalden.  Wo  bin-i"*  n.  '6K6e"  [in  der  Er- 
zähtung  stehen  geblieben]  imleste*  Äbe"*sitz?  Alpen- 
rosen. Was  ist-er  n.  [doch  nur]?  —  y)  als  Ausdruck 
der  Bekräftigung,  wohl.  doch,  '.s  ist,  itas-v''  näsi  g'sät 
ha*:  wir  sind  anch  Lüt  und  näsi  nit  die  mindste'. 
LTBrXgqer  1788.  Mi"  Vater  selig  hct  's  näsi  mengs 
hundert  Mal  g'sät.  ebd.  Ist  näsi  woll  so!  ebd.  Ver- 
stärkend beim  Imp.,  doch.  .[Mutter:]  Der  Vatter  will 
hin  wäg.  mys  Kind.  [Kind:]  Ä  Vatter,  neime  bin  is 
sind,  der  Böliman  ist  uf  em  Wäg.'  JMähl.  lb'74.  - 
2.  .n ei ss war'  ncitfmjer,  eig.  irgendwohin,  nur  noch 
in  den  Zss.  n.-ab,  -ob,  -über,  -üf,  -um,  -a",  -l",  -üs, 
-mit,  -zue  A.iLeer. ;  Bs  (einzig  noch  n.-um,  -a",  in  den 
übrigen,  bei  Spreng  angeführten  Verbindungen  mit 
üf-,  -ine",  -üs  gilt  jetzt  neuine");  B.  ,Neuer-ob,  in  re 
quadam,  -üf,  in  rem  quamdam,  -a",  certam  quamdara 
ad  rem.  -i",  in  certam  aliquant  rem,  -mit,  certa  qua- 
dam re,  -zue,  in  quendam  usum.'  Id.  B.  l'h  ha"  's 
neumer-a"  g'merkt  Bs.  Worum?  Neumer-um.  ebd.  (Ab- 
fertigung). Chann-ieh  echt  das  Bröd  n.-l"  tue"  [ein- 
packen], i'"  darf's  wäger  so  nit  heimtrage"  B.  .Man 
muess  es  neisswormit  anfallen.'  Zwingli.  —  II.  .neiss- 
lich.'  al  irgend  einer.  .Wellind  aber  neisliche  nit 
an  die  gmeind  komen.'  1528,  Strickl.,  Akten.  ,Mir 
ist  nie  vorgeworfen  worden,  dass  ich  vor  neisslichem 
geflochen  sig.'  Morgänt  1530.  Dieselben  Boten  sollen 
nach  Verdienen  Strafen  erkennen,  wenn  Jemand  (,neis- 
lichei")  gefehlt  hätte.  1547,  Absch.  —  h)  irgendwie. 
,Dass  er  aber  sust  neisslich  mer,  dann  wie  vorstat, 
bekennt,  das  hab  er  nit.'  1529,  Strickl.,  Akten. 

Mhd.  neiß-'wSder,  *-welieh,  -w&r,  -waß,  -wa,  -wem,  -wie 
aus  (ich)  ne  oder  enweifi  weder  usw.  =  ich  weiss  nicht  welcher 
von  beijeu  usw.  Vgl.  Lexer  WB.  II  44;  Gr.  Gr.  III  73; 
Weinh.,  al.  Gr.  301;  Schm.-Fr.  I  1742/3;  Fr.,  Ztsehr.  HI 
•J17;  IV  3'29;  VI  256.  409;  Kehreiu,  Gr.  §  252.  Die  Ver- 
schiedenheit der  mundartlichen  Formen  beruht  zunächst  auf 
der  verschiedenen  Behandlung  der  iul.  Verbindung  s(8)w-; 
das  *  schwand  fast  überall,  w  (so  weit  es  sich  nicht  erhielt) 
verflüchtigte  sich  zum  blossen  Gleitlaut  oder  gieng  in  t,  und 
m  über.  Wo  (wie  in  einem  Teil  des  östlichen  Gebietes)  das  . 
blieb,  wurde  zumeist  das  folgende  m  preisgegeben.  Der  Diph- 
thong ei  wandelte  sich  tw.  lautgesetzlich  zu  fl,  ä  (woraus 
mit  Kürzung  ä,  a),  tw.  erfuhr  er  (unter  dem  Eiufluss  von 
«•.  h,  <„)  Labialisiernng  zu  e«.  Zu  der  Gestaltung  des  2.  T. 
vgl.  die  entsprechenden  Fälle  bei  der  Gruppe  et-  (P.d  I  590  ff.). 
In  näm-we'r,  -was  usw.  (.neibwer.'  Ruef  1538)  liegen  neue 
Zss.  mit  den  Pron.  bzw.  Adv.  vor,  wobei  näm-  (ähnlich  wie 
et-)  die  Rolle  einer  verallgemeinernden  Part,  zufällt;  vgl. 
auch  .neisslich'  :  ,etlich.'  Die  ApK.  Form  näi  dürfte  zunächst 
auf  näsi  beruhen.  Eneuer  dankt  viell.  seine  erste  Silbe  dem 
F.influss  von  en  iedere"  usw.;  an  ein  Überbleibsel  des  Pron. 
ich  (mhd.  i(ch)ne  weiß)  ist  kaum  zu  denken.  —  Wie  die 
Etym.  zeigt,  sind  unsere  WW.  urspr.  satzförmige  Einschal- 
tungen in  die  Rede  zum  Ausdruck  der  Unbestimmtheit,  in 
gleicher  Weise  wie  das  genau  entsprechende  jüngere  ieh  wein 
>iti<l  i,r>r,  ico  usw.);  vgl.  die  Häufung:  's  ist-mer  neime"  icl' 
weiss  uiiil  wie  uä.  Von  der  Reihe  etwer  usw.  unterschieden 
sie  sich  anfänglich  dadurch,  dass  sie  (wie  mhd.  ieman,  iht, 
iergen,  ic)  irgend  eine  beliebige  Person,  Sache,  Ortlichkeit 
usw.  bezeichnen.  Bei  den  mit  Adv.  zsgesetzten  Formen  ist 
schon  frühzeitig  durch  Abschwächung  des  2.  Teils  tw.  laut- 
licher Zsfall  eingetreten,  ebenso  begrifflicher  insofern,  als 
nach  dem  Schwinden  des  örtlichen,  zeitlichen,  modalen  Sinnes 
bei  allen  in  gleicher  Weise  nur  die  Vorstellung  der  Unbe- 
stimmtheit zurückblieb.  Dass  die  lautliche  Verschmelzung 
schon  alt  ist,  geht  ans  der  früh  bezeugten  Vermengung  von 
tieißwS,  -wann   usw.   hervor;   vgl.   unter   H  1  a  und  b. 


Neisele11:  =  Eiselen  (IM  I  532)  I.;  GA.,  T.;  Schwj 
ZP.  ,Gen  Neisidellen  zuo  dem  kloster.'  1352,  Gl  Pik. 
.Von  Neisidlen  gan  Zürich.'  1528,  Strickl.  ,Vom  Nei- 
selen  zun',  als  Grenze.  1532.  Sciiw  Itq.  .Wallfahrten 
gan  Neiselen  zuo  der  anbefleckten  jungkfrau.'  1554, 
Zu.  ,Zue  Neiselen  im  helgen  Ort.'  JMahler  1674. 
Das  anl.  n  aus  der  Verbindung  ze  <l>u   (zen)    Einsidelen. 

Neis(e)ler:    1.  Bewohner  von   Einsiedeln    Schw. 

—  2.  Wallfahrer  nach  Einsiedeln  GT. 

Hbber  auch  der  Familienname  :  ,Joh.  Neisideler,  Custos 
der  Chorherrenstift  in  Zürich.'   um    1404. 

nis:  =  üws  (Bd  I  346/7)  GrCIiui-;  PAL 

„G'niss  m.  AaF.",  G'nisst  B;  S,  „G'nist  B;  Gr; 
Z"  —  f.:  Niederkunft.  „Im  G.,  im  Moment  des  Ge- 
barens AaF."  ,üas  Geniss  bestellen'  =  das  .Geniss- 
verfahren'  oder  ,-Verhör'  (s.  Bd  I  899.  II  1572)  vor- 
nehmen; ,die  Aussage  der  Person  im  Geniss  gilt  als- 
dann.' Zschokke  1797  (für  B);  vgl.  .Genistzeugsanie" 
bei  Strickl.,  Horgen  170.  .[Eine  Weibsperson]  ist  einer 
heimlichen  Genisst  beklagt.'  1824.  B  Steckbrief.  .Eine 
schamlose  Hure,  die  wegen  verheimlichter  Genisst 
scharfe  Ahndung  verdient  hätte.'  Sciiweizerb.  1825 
(für  S). 

Mhd.  genist,  7.711s.  Genesung,  Entbindung.  Das  Masc.  bei 
St.  scheint  lediglich  aus  der  Verbindung  im  6.  abstrahiert; 
wahrscheinlicher  aber  liegt  hier  das  Neutr.  vor.  Das  W.  ist 
in  d.r  ä.  B  Kanzleispr.  mehrfach  bezeugt  in  der  Form  ,Ge- 
nis(s)t'  (XVI.;  1667;  1763;  17671;  in  einem  Maud.  v.  1712 
kommen  neben  einander  , Genist,  Geniss'  (in  anderm  Abdruck 
.Geniss,  Geniess')  vor.  ,Geniesst.'  Rhagor.  1639.  Vgl.  Gr. 
WB.   IV  1  b  3450. 

g'nis-lich:  1.  g'nislig  a)  =  g'ning  (Sp.  786)  GrD. 

—  b)   heilkräftig,    ebd.     's    ist   e"   recht   g.   Sali).  - 
2.  „g'nisslich,  g'uistlich,  leidentlich,   erträglich";    ge- 
linde,   mit  Nachsicht   B.     Es  isch  noch  g'nisslich  ab- 
g' gange"  BStdt.    Fröndi  Händel  —  mir  rede"  nit  d'ri" 

—  drum  gä"-si  für  üs  noch  g'nieslich  werft».  B  Dorf  kal. 
1882.  .Ein  andermal  könnte  es  vielleicht  weniger 
g'nislich  für  dich  ablaufen.'  Hacsfru.  —  3.  auf  das 
, Genissverhör'  sich  beziehend.  .Ein  genisstliches 
Zeugniss',  das  von  den  .Genisstmännerir  nach  der 
Befragung  der  Wöchnerin  ausgefertigte  Protokoll 
BHk.  .Dass  die  N.  N.  auf  ihrer  genisslich  bestätigten 
Klage  unabänderlich  beharret.'  1829,  Urteil  des  Z 
Ehegerichts. 

Niss,  in  BBr.  Nis  (PI.  Niss),  in  BR.  Nis  —  f.  (in 
„AaF.;"  GrD.  m.)  —  PI.  Nisse"  GoT.;  Z,  sonst  meist 
unver.  —  Nisse"  f.  GT.,  Nissi  n,  AaWoIiI.  (Plur.) ;  GlK; 
GSa. :  1.  Ei  der  Kopflaus,  allg.  Wo  N  sind,  het  's 
Las  TiiTäg.  (Sprw.).  Das  butst  IAs  und  N.,  zerstört 
Alles,  z.B.  von  den  Ausschweifungen  eines  Menschen 
THBerl.  Eim  d'  N  töde",  die  Grillen  vertreiben  S. 
Ei"em  d'  Nissen  abe"  tue",  derb  die  Wahrheit  sagen  Z; 
vgl.  die  synn.  RAA.  mit  Lüs.  Ei""m  uf  d'  Niss(e') 
ge",  ihn  auf  den  Kopf  schlagen  Aa;  Bs;  B;  F;  GkD.; 
L;  G;  S;  Th;  Z;  ihn  (mit  verblümten  Redensarten) 
tüchtig  abfertigen  B;  Th,  ihn  mit  triftigen  Gründen 
zum  Schweigen  bringen  GhPt.  Gib  Acht,  süst  gibt  's 
uf  d'  Niss!  Bs;  S;  Th.  Das  gV't  Ei"m  uf  d'  Niss, 
versetzt  Einem  einen  empfindlichen  Schlag,  bemeistert, 
demütigt  Einen  THBerl..  Hw.  (Syn.  Das  haut  Eim  uf). 
liegt  Einem  schwer  im  Magen  (von  einer  Speise) 
GuSpl.  lrh  hau-der  scho"  uf  <<'  N.,  sagt  ein  Jäger  im 
Begriff  loszudrücken,  Obw  Volksfr.  1880.    De  chunnst 


815 


Nas,  nes.  nis,  nos,  nns 


816 


iet  ddiii  »/'  d'  X.  über  AaF.;  S;  Tu.  Ei"m  uf  de" 
Nisse"  si",  ihn  scharf  beaufsichtigen,  streng  zur  Arbeit 
anhalten  Bs  (Spreng).  .Also  hat  ir  anschlag  gfelt, 
man  hat  in  d' nüss  unsuber  abgstrelt.'  Salat:  ähnlich 
beiHsKMan.  (Gr.  WD  VII  *iiii|.  .Ein  houpt  mit  lüs 
eins  fingers  dick,  dass  einer  gsech  nünzg  im  augen- 
blick:  von  niss  sich 's  haar  gen  lümmel  strackt.'  Ha- 
bkrf.r  1562.  .Ein  guote  salb  für  lüss  und  niss  uff 
dem  haupt.'  Zg  Arzneib.  1588.  .Dises  Wasser  tödet 
die  Niss  des  Haupts.'  JRLandenb.  1608;  ,die  Laus  und 
Nisse.'  JJNüsch.  1608.  ,Die  Laus,  Gebärerin  der 
Nissen.'  Spleiss  1667.  ,Lens,  Niss.'  Cappeler  1767. 
S.  noch  Unflat  (Bd  I  1226).  Auch  Flohei  BSi.,  Ei 
von  Ungeziefer  ubh.  Gl.  Kleine  junge  Laus  Aa;  L; 
Th.  Auch  übertr.  auf  den  Haarstaub,  aus  dem  Läuse 
entstehen  sollen  AaF.;  Th;  Z;  vgl.  Lüs-Sämen.  N.  als 
Typus  der  Kleinheit.  Es  ist  so  chli's  tvie-n-en  Nis 
u"'  chund  nf  oder  llerre"  Tisch  BR.  (Rätsel  vom  Salz). 
Er  will  all  Niss  fände",  alle  Kleinigkeiten  heraus- 
finden Ap.  Im  gleichen  Sinne:  Er  will  <dle"  Nisse" 
d'  Niere"  ni"  Gl.  Kei"  N,  (G),  lies  (enzigs)  N.  (LBerom. ; 
GA.).  nid  es  N.  (L),  nüd  ere*  N.  (ZS.)  gross,  gar 
Nichts.  —  2.  winziges  Ding  AAWohlen.  Ei"  N.  Bröd, 
ganz  kleines  Stück  GlS.  —  3.  schwarzes  Knötchen 
im  (rohen)  Baumwollgarn  und  -Gewebe  Z.  —  Amhd. 
(h)niß  f.  iu  Bed.  1.     Die  Form  Nieri  ist  natürlich   eig.  Hirn. 

nissele"  (in  Ap  nissle"):  sich  kleinlich  benehmen; 
insbes.  in  kleinlicher  Weise  seinen  Vorteil  wahr- 
nehmen, knausern,  necken,  kritteln  AABb. ;  Ar;  Gl; 
L;  G;  SchwE.;  Th;  UwE.;  Z;  „VO" ;  Syn.  niffen 
(Sp.  679). 

Niss(e)ler  m.:  Nom.  ag.  zum  Vor.  aaOO.  Syn. 
Nissi-Spaltcr,  Niffeler,  Hälsig-Schaber,  Vörtcler.  ,Sor- 
didus,  karg,  Nisseier.'   Denzl.  1677;  1716. 

g'nisselet  Gl;  G,  nisseliy  AABb.;  G.  g'nisselig 
L;  '/,:  1.  kleinlich,  bes.  kleinlich  eigennützig,  knau- 
serig, filzig.  aaOO.  Syn.  näch-süechig,  g'schmürzelig. 
Der  Nöchlier  isch  ehe"  so  g.  und  ehe"  so  schindig. 
Hapsfrd  (L).  —  2.  g'nisselig.  durch  Knötchen  (s.  Niss  3) 
verunreinigt,  von  Garn  oder  Tuch  Z. 

nisse":  1.  die  Nisse  herunterkämmen  BSL;  „VO; 
Gl;"  W.  ,Gott  geb  wie  inen  der  Türk  sträl  oder  nisse.' 
XMax.  ,Wir  wettend  im  grad  mit  dem  strel  n.'  ebd. 
—  2.  =  Eim  Kfd'  Niss  ge"  BSi.;  „GrA.;  L;  Zg."  Iez 
liönnel-er  denke",  n-ie-n-um  [einem  halb  tot  Geschla- 
genen] der  Eerli  g'nisset  hett.  Der  bek.  Unbarmh.  1813. 
„Jmdm  derbe  Vorwürfe  machen  L;  Zg."  —  3.  =  nis- 
selen;  kleinliche  Bedenken  haben  UwE.,  übertrieben 
eigennützig,  knauserig  sein  Nnw,  „an  allen,  auch  den 
geringsten,  niedrigkleinlichsten,  ekelhaftesten  Dingen 
Vorteil  suchen  VO;  Gl;  Z." 

umme°-:  seiner  Unzufriedenheit  durch  halblauten 
Widerspruch  gegenüber  Andern  Ausdruck  geben,  .im- 
mer heimlich  schimpfen'  SchwMuo. 

er-:  eig.  von  Nissen  reinigen.  .Mich  lust  als  wol, 
dir  den  grind  ze  e.'  Salat  1537.  Vgl.  erlüsen  (Bd  III 
1454). 

Nisser  m.:  1.  „Nisskamm  BO.;  L;  Zg."  —  2.  Käse- 
laib mit  vielen  kleinen  Löchern  (s.  Niss-Loeh  Bd  111 
1035);  solche  Laibe  kommen,  als  Ausschussware,  nicht 
in  den  Handel  15;  F.  Gegs.  Geldssler  (Bd  III  1416). 
-  3.  „Mensch,  der  sieh  keines  noch  so  verächtlichen 
Gewinns  schämt  VO;  Gl;  V. ,'   UwE.  (auch  G'nisscr). 

„nissere":  =  nissclcn  VO;  Gl;  Z"  (lt  St.2). 


Nisserich,  -ech  m.:  1.  Knicker,  Filz  G;  Th.  Syn. 
Schaber.  .Homo  sordidus,  nissiger  mensch,  nisserich.- 
Mal.  —  2.  „Murrkopf",  sauertöpfischer,  widerwärtiger 
Mensch  Sch. 

nisserig:    mürrisch,  unfreundlich  Sch  (Kirchh.). 

Nissi  m.:  =  Nisseier.  Insbes.  Knicker  AaF.;  Bs 
(Spreng);  Schw;  S;  UwE.;  =  „Nisser  3  VO;  Gl;  '/.-. 
Mensch,  der  kleinlieh  auf  seinen  Vorteil  bedacht  ist 
Nnw,  der  in  Allem  kleinliche  Bedenken  bat,  Kleinig- 
keitskrämer UwE.;  U.  Mensch,  dem  man  Nichts  recht 
machen  kann.  Krittler  SchwMuo.    JE7"  hün,!scher  N. 

nissig  (in  AaF.;  Z  auch  g'nissig):  1.  =  g'nisselet  1 
AaF.;  „VO;  Gl;"  Uw;  U;  „Z."  ,Wenn  er  muess  [Geld] 
gen,  kratzt  er  im  haar,  so  n.  ist  er  über  gelt,  als  ob 
er  dise  ganze  weit  wollt  überginen  mit  siner  hab.- 
Ruef  1510.  ,C'upido  sordidus,  der  unflätig  oder  n.  geit. 
Sordidus  homo,  schnöd,  n.,  karg,  ein  grosser  schmür- 
zeler,  der  allen  unflat  tuot,  allein  das  im  galt  werde.' 
Fris.  ;  Mal.  —  2.  g'nissig  =  g'nisselet  2  Z. 

Nisslete"  f.:  .Grübelei,  Kritzelei,  daher  bisweilen 
auch  Kujonade,  insofern  das  Grübeln  nach  kleinlichen 
Dingen  Andere  behelliget'  ApH.,  K.,  M.  (Tobl.). 

Nisi:  Personenname,  Dionysius  LH.;  GT.;  Schw; 
S  ( \);  „U";  auch  KlOSTERGDGGD  1687.  —  .Nisius  Wirt 
in  Stammheim.'    1532,  Strickl. 

nisle":     1.    a)  näseln    BsL.;    G;   Sch;    THTäg.  - 
b)  leise  reden,  flüstern,   mit  dem  Nbbegr.  der  Heim- 
lichkeit   G ;    Th.     Si   band  Allerlei   z'semmc*   g'nislet 
GRh.  —  2.   „niesle",  vorwitzig  sein,  schnuppern,  ohne 
ernstlich  zu  suchen  Th."   —  Vgl.  na«l,n,  nüslen. 

g'nislig:  =  g'nissig  GrD.     Vgl.  g'nirig. 

G'nFsse"  m.:  eine  Kleinigkeit,  ein  wenig  (von  einer 
Speise)  Ndw.  Gib-mer  ai  e"  G.  Chds!  Bes.  mit  Ver« 
neinung.     Er  isst  e'kei"  G.,  e"kei"s  Gnissili. 

Sehr  wahrseil,  eine  Nhf.  von  Qlisse*,  d.  i.  Glüsse?  (s. 
ßiumte*   Bd    II   629),  also  eig.   nicht  hieher  gehörig. 

Ge-niess  m. :  Einkommen,  Ertrag.  Nutzen,  Vorteil 
(wie  mhd.);  oft  in  den  Formeln  .Genuss  (oder  .Nutz') 
und  G.'  XIV. /.Will,  (häutig).  ,Umb  eines  geringen 
schnöden  Geniessleins  willen.'  Z  Mand.  1641. 

Nutz-niess  m.?:  Nutzniessung.  ,An  dem  Ge- 
meindguot  N.  und  Anteil  haben.'  1787,  JAHofm.  1854. 

niess(e)le":  oft  und  viel,  „bis  zur  Niederträchtig- 
keit" gemessen  „Z."     Abi.  Niesseler  ZAff.  a/A. 

niesse":  sich's  schmecken,  wohl  sein  lassen  l'Al. 
Du  hes-mer  nie  g'gen  es  Gaissi,  dass-ic,,-mer's  tdti  n. 
mid  mini  Kammeradu"  (Übersetzung  von  Lucas  XV 
29).  Sehr  häufig  in  der  ä.  Lit.  bis  ins  XVIII.  in  der 
mhd.  Bed.  .gemessen,  Nutzen,  Vorteil  haben,  benutzen.' 
Oft  in  der  Verbindung  .nutzen  und  n.'j  so  noch  in  L 
(lt  Ineichen).  , Niessender  Dienst',  besoldeter.  Bs  Po- 
lizeiordn.  1715. 

Von  ä.  Formen  mSgen  bemerkt  werden:  Inf.  ,nüssen.' 
1387,  Hagenb.,  Sigr.,  I.  Präs.  Ind.  .nüssen.'  1531.  1560, 
I.  Cor,  (dafür  ,niessen.'  1548,  .niesse.'  1667),  ,nüss.'  Zwingli, 
3.  .nüsst.'  Zwingli,  .neusst.'  Z  Bibel  1560  I wofür  .geneusst.' 
16G7);  Tierb.  1563,  Im]),  .nilss.' (iCictth.  KW.».  l'rat.Sg.  .noss.' 
Ansh.,   PI.  .missen!.'  Edlib.,  Conj.  .nussiud.'  1587,  Jerem. 

ab-:  durch  .Niessen'  abnutzen,  entwerten,  ver- 
ringern, aufbrauchen.  Ein  Gut  wird  versetzt  .zu  pfand 
äne  a.'  1343,  ZRhein.  Urk. ;  ähnlich  , ein  rechtes  (frem- 
des) pfand  äne  alles  a.  und  abschlahen.'  L!7:'..  .1  Vetter 
1864;    1365/7,   Gfd.     1868   gab  N.  NT.   .den    tüten   ze 


SIT 


Nas,  oes.  nis,  nos.  uns 


818 


Wetgis'  auf  12  .Talire  um  18u  tl.  die  Vogtsteuev  und 

andere  Gülten  und  Zinse,  die  er  da  als  Vogt  und  aus 
grundherrlichem  Titel  besass,  zu  kaufen.  Nach  Ver- 
onas der  12  Jahre  sollen  die  180  iL  .abgenossen1  sein 
und  Alles  in  den  ehevorigen  Stand  zurückkehren.  Seg., 
RG.  I  377.   —  S.  noch  Lexer  II  81. 

über-:  1.  Einen  auf  unrechtmässige  Weise  (z.B. 
durch  übermässige  Steuerforderung)  benachteiligen, 
ausbeuten,  übervorteilen.  ,Wo  zwei  güeter  an  ein 
andren  stossent,  enpfindet  sich  da,  dass  dewäderer  teil 
den  andren  [durch  Übergriffe  in  des  Andern  Eigentum 
beim  Einheimsen  des  sog.  .Jahresnutzcns']  übernossen 
hat.'  M'27,  Schw.  Vgl.  .Übernutz1  und  überfaren  (Bd  I 
893).  .[Niemand]  soll  in  sinem  todbett  me  enweg  gen 
dan  5  pfd  on  siner  erben  wüssen.  es  wäre  dan  daz 
einer  den  andern  übernossen  hätti  und  er  sich  des 
bckanti,  der  mag  im  wol  bekerung  tuon.'  1470,  Nnw; 
s.  auch  Bs  XIV.  313.  ,Dass  christenlich  kilch  sollte 
ein  herren  han,  der  sy  beschwere,  überniesse,  tyran- 
nischen gwalt  bruche.'  B  Disp.  1528.  .Wer  betrogen 
und  übernossen  hatt,  der  betriege  und  überniesse  nit 
mer.'  1531,  Ephes.  ,Er  übemoss  und  besehwart  des 
gottshus  undertanen  grösslich  mit  sturen  und  an- 
schlegen.'  Vad.  ,Sin  guot.  mit  wellichem  er  den  andern 
übernossen,  getruckt  und  zue  schaden  gebracht  hatte.' 
Z  Mand.  1580. 

er-  I:  genesen  BSi. 

ver-,  nur  im  Ptc.  vernosse*,  von  schwächlichem, 
ungesundem  Aussehen  ZHombr.,  „cachektisch,  als  be- 
zeichnend ein  gänzliches  ungesundes  Aussehen,  her- 
rührend von  innerer  Verdorbenheit,  meistens  von 
Kindern  gebräuchlich,  die  weder  wachsen  noch  ge- 
deihen Schw;  Zg."  Abi.  Vernössling.  —  Vgl.  ,vernossen', 
abgenutzt,  bei  Schm.-Fr.   I   1762. 

ge-  g'nüsse"  I,  in  GW.  g'nüse" :  wie  nhd.,  doch 
wenig  volkstümlich.  In  der  ä.  Spr.  vom  XV./XVIII. 
meist  mit  Gen.  (seltener  Acc.)  S..  auch  abs.  =  Genuss, 
Vorteil  von  Etw.  haben;  den  Lohn  für  Etw.  ernten; 
vgl.  ent-gelten  (Bd  II  279). 

(ge)n iesslich :  1.  geniessbar.  Bärenfleisch  sieden, 
,bis  es  nüsslich.'  Tierb.  1563.  —  2.  einen  Ertrag  ab- 
werfend, mit  einem  Einkommen  verbunden.  Gesandt- 
schaftsritte, ,sy  syent  gniesslich  old  nit.-  1370/1626, 
Schw  LB.  Prägn.,  einträglich.  ,Gniessliche  künst.' 
Mal.  Nach  der  Höhe  der  Competenz  unterschied  man 
die  vom  Stande  Zürich  zu  vergebenden  Pfarrstejlen  in 
,geniessliche'  und  ,vertriessliche'  (1t  JHKambli  1740). 

niese"  GüVal ,  messe'  Bs,  nässe"  AaP.,  Ke.,  Leer. ; 
Th;  ZS.,  Stdt,  g'nüsse"  II  Ap;  G  (in  W.  g'nüse");  Sch; 
Th  ;  ZO.,  nüze"  GStdt  (auch  G  Id.  1799)  -  Ptc.  g'nosse" : 
niesen,  allg.  (nur  in  B  tw.  dafür  pfipfe").  Er  nüsst 
sich  AALeer.  Die  Sitte  verlangt,  dass  man  dem  Niesen- 
den zurufe:  (Zur)  Gesundheit!  zum  Wolsi" !  oder  helf- 
der  Gott!  (vgl.  Bd  II  512),  worauf  die  Antwort:  Dank-i 
Gott!  Wenn  dem  Niesenden  Niemand  Gesundheit 
wünscht,  sagt  er:  Gesundheit  mi*'m  Mül!  die  Andre" 
sind  doch  z'  fül  Z.  Der  Wunsch  soll  nach  dem  Volks- 
glauben aus  der  Pestzeit  stammen,  wo  das  N.  als  Vor- 
bote der  Erkrankung  gegolten  habe;  s.  auch  geinen 
(Bd  II  327).  Der  Niesende  macht  auch  etwa  das  Zei- 
chen des  Kreuzes  L  (Ineichen).  ,Eine  Person  war 
verwünscht,  dem  Teufel  zu  gehören,  es  wäre  denn, 
dass  ihr  Jmd  beim  dreimaligen  N.  jedesmal  hilf Gott! 
sage:  das  geschah  aber  nicht  und  der  Böse  nahm  sie' 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Llierg.  (Lüt.).  Muss  man  mehrmals  nach  einander  n., 
ist's  ein  Zeichen,  dass  in  der  Familie  bald  etwas 
Ausserordentliches  geschehen  werde  L  (ebd.);  drei- 
maliges N.  beim  Erwachen  und  Aufstehen  (nach  An- 
dern vor  dem  Frühstiirk  i  bedeutet  Neuigkeiten  (B), 
etwas  Gutes  (Z.  B.  ein  Geschenk)  für  den  Tag  <J;  Sj 
Tn;  Z.  Es  wird-mer  (noch)  welle'  hüt,  welle"  wo!  gü", 
sagt  der  Niesende  Z.  Dagegen  heisst  es:  Wir  mu 
Morge"  nüechter  g'nüsst,  Dem  chunnt,  iras-en  rerträsst 
Sch  (Sulger);  Z  (in  O.  nur,  wenn  es  nicht  drei  Mal 
geschieht).  .Abergläubische  Leut  halten  für  ein  gross 
Glück,  wann  sie  Montag  morgens  dreimal  nach  ein- 
anderen  niessen.-  Anhorn  1674;  nach  Zauberei  1704, 
102  bedeutet  das  Selbe  Unglück.  Das  N.  stört  den 
Zauber;  vgl.  Becker,  Hebel  263. 

Mhd.  niesen.  Der  auf  einem  grossen  Teil  unsres  Gebietes 
eingetretene  Zsfall  mit  genitesen  bekundet  sieh  ausser  im 
wurzelausl.   Cous.   auch  im  Präf.   (je-. 

e"t-nüsen:  refl.,  niesen  GSa.  Ich  ha"-mich  e"t- 
nosse". 

er-niesse"II  Bs;  BHa.,  Si.,  Stdt;  F;  Gr;  S;  Ndw  ; 
W,  sonst  -nüsse*  (in  AaFh.  auch  -neusse") :  meist  refl., 
verstärktes  niesen,  allg.  Der  Jung  seil  nid  rede",  oder 
me"  tüe"-sich  e.,  de""  sell-er  säge":  H'elf  Gott!  L  (In- 
eichen). Wenn  me"  sich  am  Morge"  nüechter  drü  Mol 
muess  e.,  so  het  me"  der  Tag  über  Freud,  ermesst  me" 
sieh  aber  numme"  ziueu  Mal,  so  het  me"  Leid  S  (Schild). 

ver-,  auch  rer-'"t-:  refl.,  =  dem  Vor.  SchwE.  Er 
hät-sieh  vernosse":  hatschi,  hatschi!  MLiekert. 

Nöss  I  BO.;  Gr  tw.;  L;  Gü.,  sonst  Nös  —  n.,  PL 
Nasser,  Nöser  (in  Gr  auch  Nöser),  Dim.  Nösji  WO., 
Nössi  GnYal.,  Nösji  Gr,  sonst  Nössli,  Nösli:  1.  Stück 
Vieh  BO.;  Syn.  Haupt  (Bd  II  1496).  ,Wer  sach.  dass 
[der  Hirt]  eim  ein  noss  verlud.'  1460,  L  Rq.  ,Wer 
sach,  dass  ein  noss  under  der  herd  weri,  das  brüchig 
[=  .zaunbrüchig'],  bresthaftig  oder  schädlich  weri.' 
ebd.  ,Was  veeh  oder  ross  gesümmert  wirt  uf  der 
ahnend,  darvon  soll  man  geben  järlich  von  einem  nos 
4  angster  und  von  einem  ross  6  angster.'  1530,  Aa 
Rq.  ,Eins  fuls  oder  finnigs  noss.'  um  1550,  Obw  Rq. 
,[Der  betrunkene  Noah]  lyt  da  unverschämt,  gar  bloss, 
glych  wie  ein  nidergeschlagens  noss.'  HvRüte  1546. 
.Weder  Leut,  Noss,  Boss  auf  die  Weid  lassen.'  1619, 
Obw  Rq.  ,In  die  Emtwaid  soll  Niemand  schlachen 
vor  8  Tag  im  Herpst,  es  seie  Ross.  Nöser  oder  ander 
Vych.'  GrAv.  Landr.  1622.  In  der  lebenden  MA.  (und 
z.  T.  auch  in  der  ä.  Lit.)  sonst  nur  in  eingeschränkter 
Bed.  a)  junges,  noch  nicht  ausgewachsenes  (hübsches) 
Rind  BBe.,  Ha.,  Si.  Mier  hein  jitz  da  noch  es  galants 
Nessli  nahe"  'zogen  BHa.  Nösli,  Kalb  BHaslib.,  „O." 
Stück  Rindvieh,  das  keine  Milch  gibt  BSi.;  Syn.  Gusti 
(Bd  II  494).  Nösli,  geringes  Stück  Vieh  BSi.  ,Du 
hast  deine  nose  nit  mir  zue  brandopfren  aufgeopfret.' 
1531,  Jes„  mit  der  Randbem.:  ,Nose  ist  ein  reins, 
Jungs  fechly,  das  man  essen  und  niessen  mag';  dafür 
1882:  , Schafe.'  , Rindlein,  Zeitkalb,  Nössgen,  bubulcus, 
juveneus.'  Red.  1662.  —  b)  kastrierter  Ochse  WG.  — 
c)  ein  Stück  Schmalvieh,  d.  h.  Schaf  oder  Ziege,  häufig 
als  PL  im  coli.  S.  Gl;  GRChurw.,  D.,  Pr.,  uVatz;  W 
(auch  Kalb).  Nöser,  Schafe  und  Ziegen,  die  man  auf 
den  Alpen  ohne  Aufsicht  weiden  lässt,  bis  sie  fett 
genug  sind,  um  geschlachtet  zu  werden  GSev.  ,Ein 
jüngeres  oder  älteres  weibliches  Schaf  oder  Ziege 
heisst  im  Glarnerland   auch  ein  Nos  oder  ein  Nösli.' 

52 


819 


Nas,  nes,  nis.  nos.  nus 


820 


Steinm.  1802.  , Keinerlei  Nöser,  weder  Schaaf,  Geis 
noch  Gitzä.'  180d,  GrD.  LB.  Spec.  1)  oft  Dim.,  ein- 
bis  zweijährige  Ziege,  bevor  sie  trächtig  ist  oder  ge- 
worfen hat.  das  Mittelding  zwischen  Gitzi  und  Geiss 
GrD.,  He.,  L.,  Pr..  Rh.,  S.,  Schud.,  Val.;  GMels;  WG. 
Syn.  mit  Zit-Geiss  (Bd  II  464)  Gl;  GRChur,  L.,  Pr., 
Val.;  Gü.;  U;  WG.  Ziege  übh.  GrOIjS.;  tückische 
Ziege  GrV.  ,Kein  Talmann  soll  mehr  dann  31  Geiss 
oder  Nösser  kaufen  oder  von  jedem  Geissnoss  ver- 
fallen sein  1  fi.  ze  Buoss.-  um  1600,  UUrs.  Bq.  — 
2)  weibliches  Schaf  Gl,  Schaf  übh.  GW.  .Von  dem 
Bchlahen  oder  metzgen  des  niisslis,  lamms  oder  böck- 
lins.'  Zwingli.  —  2.  übertr.  auf  Mensehen,  a)  auch 
dttmms  N.,  dummer,  unverschämter  Kerl  BG.,  Ha.. 
Sa.;  SenSt.  (Sulger);  Syn.  Chalb.  S.  noch  gleichig 
(Bd  II  592).  —  b)  Schelte  auf  Weibspersonen  GrV.; 
vgl.  Geiss  2  a  (Bd  II  459).  —  c)  „Ehemann,  Ehefrau 
BSa.  (pöbelhaft).  Mi"s  N."  —  Mhd.  nüü  n.,  (Nutz-) 
Vieh;   wohl   zu   genü  /■:■  n 

Geiss-Nöss:  =  Nöss  1  c  1  Gr.  .Geissnöser,  ein 
Coll.-Name,  der  alle  Altersstufen  und  beide  Geschlech- 
ter der  Ziegen  umfasst.'  CSchröter  1895  (GrA.).  ,20 
geissnösser  mag  einer  kouffen.  nit  me,  by  der  buoss 
von  ietlichem  nos  5  gl.'   1490/1525,  UUrs.  Rq. 

Chilbi-:  Stück  Vieh,  das  auf  die  Kirchweih  ge- 
schlachtet wird  Gl. 

Ztt-:  =  Zil-Geiss  (Bd  II  464)  GkL.,  Val. 

Nöse":  weibl.  Schaf  Gl  (HsAnderegg  1897,   146). 

Nöse"  f.:  junge  weibliche  Ziege  GRHe. 

„Nösser",  Nöser  m. :  verschnittener  Schafbock  Gr. 

nüssere0  (in  GrL.,  Pr.  nösere'):  unpers.,  reizen, 
jucken,  gelüsten  GrU.  (von  Menschen  roh),  L.,  Pr. 
Chamm  nun,  wenn  's  dich  nöseret!  Fient  1886.  Es 
hed-ne"  bi  Gott  g'rad  g'nosseret  z'  lache"  GrD. 

„NöS  II  n.:  Aas  Obw." 

nos:  dann  PA1.  N.  hast  si"  um  lang,  allora  ne 
hai  per  lungo  tempo.  Giordani  1891,  102.  —  Vgl.  nee 
(Sp.  804). 

Ge-nöss  (in  UwE.  G'nös)  m.:  1.=  Ürtner  (Bd  1495) 
Uw.  Er  ist  »•  Stans  G.,  hat  an  dem  Stanser  Cor- 
porationsbesitz  Anteil  Ndw.  In  der  ä.  Spr.  i.  S.  v.  Hof- 
genosse (s.  Hof  2  Bd  II  1021),  übh.  Teilhaber  an  den 
Rechten  einer  Gemeinschaft.  ,Alle  die,  so  in  der 
vogty  sitzent:  ein  fryer  buesset  6ß  und  ein  gnosser 
3  ß.'  1414,  ZKn.  Offn.  .Wollte  auch  jemand  vogtbare 
güeter  verkaufen,  die  soll  er  des  ersten  feil  bieten 
den  getcileten;  wollten  die  es  nit  kaufen,  so  soll  man 
das  den  gnossen  bieten;  wollten  die  das  nit,  so  soll 
man  es  in  [die]  wytreite  bieten.'  1423,  AaSws  Offn.; 
ähnlich  in  andern  Offnungen.  ,Von  der  Gnossamme, 
wer  Gnoss  sye.  Gnoss  seind  Diejenigen,  welche  Gotts- 
husgüeter  besitzen,  sy  seint  dann  ererbt  oder  erkauft.' 
1600,  L  Rq.  ,Wer  Ungnoss  seie.  Ungnoss  sind  alle 
die,  welche  nit  Gottshusgüeter  band;  solche  Personen 
alle  sind  des  Erbs  oder  Kaufs  nit  fällig,  bis  sie  sich 
Gnoss  machen.  Wer  UKgenoss  ist,  der  solle  sich  Gnoss 
machen,  d.  i.,  er  gebe  dem  Herren,  in  dessen  Hand 
die  Güeter  stand,  den  10.  Teil  dessen,  so  er  geerbt  hat 
derselben  Güeteren.'  ebd.  ,Das  sich  Stryt  erhebt  in 
der  Gmeind  entzwüschend  daselbst  Gnossen  eins-, 
andersteils  der  irigen  By-  oder  Hindersässen.'  1641, 
Stadlin  I  254  ff.;  vgl.  ebd.  143.  186.  263  f.  Die  Entle- 
bucher  weigerten  sich,  diese  Beisassen  als  Landleute 


und  .Genossen  in  Holz  und  Feld-  anzunehmen.  1653,  L. 
S.  noch  Gfd  33,  143  ff.;  vorhin  (Bd  II  1343).  —  2.  in 
weiterer  Bed.  a)  ,G.  sin  ze',  (mit)  berechtigt  zu  Etw. 
,Sy  band  das  recht,  das  eins  ietlichen  burgers  wib 
und  kind,  wannen  er  gewibet  hat,  g.  ist  ze  erben, 
als  ob  sy  unser  werind.'  1483,  ZBül.  Stadtr.  .Knaben, 
SO  zu  dem  Verschiessen  UHIIn  Gabe  g.  sind.'  1756, 
Z  Ges.  —  b)  ,G.  sin',  mit  Gen.  S..  Teilhaber,  teilhaft 
sein.  ,Da  zog  sie  hochbeseligt  ein.  des  Bimmelreichs 
genoss  zu  sein.'  JRWvss,  Id.  .Verglyeht  sy  hiemit 
den  hunden,  die  der  heilsamen  gnad  Gottes  nit  g. 
noch  fähig  sygind.'  RGualth.  1559.  ,Da  ein  Mensch 
sich  stellet  und  vermeinet,  er  werde  der  Gnade  Gottes 
durch  den  Glauben  genoss  sein.'  Meyer  1694.  .Wenn 
ein  Knab  14  und  ein  Tochter  12  Jahr  Alters  erfüllt 
hat.  mögen  sie  aller  Rechten,  so  ihr  Geschlecht  be- 
rührend, genooss  sein.'  B  Ger.-Satz.  1721.  ,Sich  g. 
machen.'  .Wie  sy  sich  irer  leeren,  winkelpredigen  und 
heimlichen  Versammlungen  gnoss  and  teilbar  maehind.' 
Z  M.ind.  1530.  .G.  werden',  teilhaft  werden,  in  den 
Besitz  von  Etwas  gelangen.  ,G.  werde*,  frui.'  Id.  B. 
.Wauffen.  harnasch  und  anders  wurden  sy  g.'  1500, 
Gfd.  .Auf  solche  art  und  list  mögend  dise  tier  solcher 
speis  genoss  werden.'  Fischb.  1563.  ,Ob  er  des  Haupt- 
guts vollkommenlich  gnoss  worden.'  B  Wuchermand. 
1613/28.  ,Die,  welche  ihrer  eignen  Früchten  genoss 
werden  wollen,  müssen  selbige  vor  der  Zeit  einsam- 
meln.' 1629,  Z  Mand.  (gegen  Felddiebstahl).  .Man 
kann  des  Fleischs  nicht  genoss  werden,  man  schlachte 
dasselbe  zuvor.'  Rhag.  1639.  .Damit  wir  synes  Segens 
noch  wyters  rüehigklich  genoss  und  teilhaft  werden 
mögind.'  Z  Mand.  1650.  .Männlichen  .Mutes  genoss.' 
JRWvss,  Id.  Kundig:  .C'apito,  hesunders  hebräischer 
sprach  genoss.'  Kessl.  .Einer  kunst  [Wissenschaft] 
g.  oder  bericht.'  Fris.  ;  Mal.  —  c)  ,G.  sin',  mit  Gen.  P., 
ebenbürtig  sein.  XV./XVL 

Mhd.  genöß(c).  Zum  Übergang  ius  Ailj.  vgl.  Gr.  WB. 
IV  1  lj  3474.  Eigentümlich  ist  folgende  Stelle:  ,Dass  alle 
dero  Burger  und  Angehörige,  so  sich  inskünftig  an  römisch- 
katholische  Weiber  verheuratan  wurden,  ihr  Bürger-  und 
Landrecht,  zusammt  allem  daran  hangenden  Genoss  in  und 
äussert  Lands  verwürkt  haben.'  B  Sittenmaud.  1716.  Es  ist 
wohl   ,Genuss'  zu  lesen. 

Über-G.:  Mann  von  höherm  Stande,  wie  mhd. 
XV.  und  XVI.,  Offnungen. 

Eid-,  auch  (so  in  Bs)  Eids-Gciwss  m.:  1.  durch 
Eid  Verbündeter;  spec.  (schon  seit  dem  Bundesbrief 
von  1315)  als  ehrende  Bezeichnung  für  die  Ange- 
hörigen der  Schweiz.  Eidgenossenschaft.  Die  drei 
E-e",  von  irgend  einem  Consortium  dreier  Personen 
(meist  mit  scherzh.  oder  iron.  Nebensinn)  Bs;  Tu;  Z; 
selbst  von  Dingen:  Nimm-si  nwh,  die  drei  E-e"!  heisst 
es  etwa  beim  Kegeln,  wenn  nach  einem  Wurfe  noch 
drei  Kegel  stehen  geblieben  sind  Bs.  ,Die  Hügin 
stelle  sich  wie  ein  Eidgenoss',  trete  entschieden 
auf.  HPest.  1785.  .Zwang  wärt  nicht  lang,  hat  mir 
bei  seinem  Eid  ein  alter  Fidgnoss  gseit.'  Svlloge  B 
1076.  .Alter  Eidgnoss,  homo  antiqua  fide  et  virtute.' 
Denzl.  1677;  1716.  Auch  adj.:  ,Uf  disen  eid  ist  ge- 
folgt dis  wiser  und  frommer  eidgnossen  eidsgenosse 
Ordnung.'  Ansh.  .Müllhusen  ward  eidgnoss.'  Bossh.- 
Goldschm.  S.  noch  kaiserisch  (Bd  III  515).  —  2.  Be- 
zeichnung eines  der  Eidgenossenschaft  gehörigen  Mi- 
litärpferdes Th.  —  3.  Geschützname.  .Unter  dem  als 
unnütz    bezeichneten    Geschütz     1697     werden    zwei 


821 


Xas,  nes,  nis.  nos,  uns 


Feuermörser  angeführt,  die  Eidgenossen  genannt,  200 
Pf.  Eisen  und  95  Pf.  Stein  werfend.'  tKodt  1834. 

S.  anch  Gr.  WB.  IV  1  b  3477.  In  der  ä.  Spr.  auch  die 
Schreibang  .Eignoss'  (so  bei  Edlib.),  dem  gesprocheneu  ßt'j:- 
iumi  entsprechend.  Ein  Wortspiel  mit  einem  nach  mundart- 
licher Ausspr.  gleich  lautenden  .Kingennss'  lieirt  vor  in  drin 
Sprw. :  .Eidgenoss  baut's,  Zweitgenoss  zerstört's.'  Rochh.;  vgl. 
Sprww.  1S'J4.   73,   wo  geradezu   .Eingenoss'  geschrieben   ist. 

Eidgenossenschaft:  spec.  die  Schweiz.  Eidge- 
nossenschaft. In  der  ä.  Spr.  überwiegend  in  der  Form 
,Ei(d)gnoschaft'  (noch  bei  JMüller  10(35).  ,Man  sagte 
von  den  Vätern:  Wenn  Einer  an  einem  Stecken  Gold 
durch  ein  Eidgnoschaft  tragt,  so  geschehe  im  nüt.' 
Pre».   1601. 

Eidgenossi  f.:  eidliche  Verbündung.  ,Wir  sullen 
die  eidgenössi  und  die  gebündenische  volzien  und  vol- 
fiieren.-  1323,  Absch.  (nach  Äg.Tschudi).  .Weder  burg- 
recht noch  eitgenössi'  eingehen.  1349,  Geschfo.  Ges.  — 
eidgenössisch  s.  Gruess  (Bdll  812)  und  Tobl.  165  a. 

Egg-Genoss:  Teilhaber  an  dem  Ertrage  des 
Allmendlandes  .auf  der  Egg'  ZHorgen;  vgl.  Strickl. 
210  f.  —  Alp-:  Teilhaber  an  einer  .Genossenschafts- 
oder Kapitalisten-Alp'  Uw;  vgl.  Uw  Gem.  54.  Früher: 
Teilhaber  an  einer  Alp  als  Teil  der  Allmende.  ,Alp- 
gnossen  der  besagten  alpen.-  1503,  Zellw.,  Urk. 

In-:  Einbürger,  Einheimischer  (im  Gegs.  zum  Aus- 
bürger oder  Fremden;  s.  Gast  2  Bd  II  484).  .Der 
wirt  soll  ouch  sinen  ignosten  beiten,  unz  dass  er  das 
fas  usgeschenket.'  ZDiet.  Offn.  ,Wir  sond  och  einen 
knecht  haben  ze  D.,  der  stetiklich  da  gricht  hab  den 
gesten  und  den  ignosten,  so  si  sin  notturftig  sind.' 
ebd.  —  (  wie  oft  au  s  angetreten;  doch  wäre  auch  eine 
participiale  Bildung  (mhd.  'ingenoßet)  möglich. 

Un-:  meist  adj.  1.  einer  andern  Hofgenossenschaft 
oder  einem  andern  Herrn  (als  Leibeigener)  angehörig; 
vgl.  Seg.,  EG.  I  162;  Esterm.,  Neud.  240.  ,Es  werden 
zwei  Klassen  von  Ungenossen  unterschieden:  u-e  Erben 
und  u-e  Käufer.'  1574/1607,  Seg.,  KG.  Häufig  in  den 
Offn.  des  XI1I./XVI.  Selbst  adv.  ,Es  soll  enthain 
gottshusman  ungenoss  wiben.'  um  1464,  ZRhein.  Offn. 
Dazu  ein  Adj.  .ungenossen.'  .Wenn  ein  man  ein  un- 
genossen wib  hat.'  1464,  ZRhein.  Offn.  Mit  Bez.  auf 
die  Alpgenossenschaft.  ,Ob  einer  mit  ungenoss(e)nem 
guet  in  die  alp  füere.'  1464,  Schw  Rq.  —  2.  nicht 
teilhaftig.  ,üas  überus  grosse  Geschlecht  der  Ful- 
belzen  und  Fullenzen,  die  dann  nit  vom  Adel  und 
darum  adenlichen  Titels  u.  sind.'  JJRüeger  1606.  — 
.Ungenossen'   Abschwächung  aus   .ungenossam'   (s.   d.)? 

Holz-:  Teilhaber  an  der  Waldkorporation  ZZoll. 

—  Hüs-:  1.  dem  gleichen  Gotteshaus  gehöriger  Leib- 
eigener. .Die  husgenossen  ze  Rieden.'  1332,  ZRieden 
(ä.  Urbar  des  Grossmünsterstifts).  Betr.  die  ,H-en  von 
Stadelhofen',  die  an  die  Abtei  gehörten,  vgl.  Vög.- 
Nüsch.  I  248.  251,  ferner  Ztschr.  f.  schwz.  R.  IV  73  ff. 

—  2.  wer  in  das  gleiche  freie  Gericht  gehört.  .Die 
h-en  [der  Dingstatt  zu  Binzikon]  mögent  [zur  gericht- 
lichen Verhandlung]  einen  freien  darsetzen  ze  richten, 
oder  sie  mögent  einen  vogt  lassen  richten.'  1435,  Z  Rq. 
Dafür  in  der  (der  Offn.  ZBinz.  nachgebildeten)  Offn. 
des  ,Hofs  Dürnten' :  .Hofgenossen.'  —  3.  die  Zunft  der 
,H-en',  eine  der  vier  Basler  Herrenzünfte,  urspr.  die 
Münzer,  Wechsler,  Goldschmiede  usw.  umfassend;  vgl. 
Bs  XIV.  86;  Ochs  IIa  128.  V  537;  Heusler,  Verf.- 
Gesch.  83  ff.;  Geering  1886,  7  ff. 


Kolbens-:  Teilnehmer  an  dem  Beutezug,  der  im 
.1.  1177  nach  Genf  unternommen  wurde  (das  sog.  .tolle 
Leben');  vgl.  Leu,  Lex.  XI  177.  —  Dem  Zuge  wurde 
ein  .Kolben-Paoner'  (s.  d.)  vorangetragen. 

Chilch-:  Mitglied  einer  Kirch-  oder  Pfarrgemeinde 
Schw  (ChiUe'-G.J;  so  auch  in  der  ä.  Spr.  .Die  kileh- 
genossen  zuo  Hitzkilo ii.-  Gm  (Jahrzeitb.).  .Gemeine 
Kilchgnossen  zuo  Gerschouw.'  1005,  ScuwG.  LB.;  1751, 
ScawG.  Artikelb.  S.  noch  Seg.,  KG.  I  303.  Lt  Tobl. 
103  a  in  der  Ap  Kanzlei-  und  Urkundenspr.  auf  den 
Ortsbürger  eingeschränkt.  Getreui,  liebi  Kirche*-  und 
G'mdndsg'nosse",  Anrede  der  Vorgesetzten  an  die 
Gemeindeversammlung  ArSehwellbrunn.  —  chilech- 
(chiUe*-,  chierch-J g"nössig  Ar;  Th;  Z,  „kireh-genös- 
siscli.  allg.":  kirchgenössig.  —  Kirchgenössigi  f.: 
zu  einer  Pfarrei  gehöriges  Pfrundeinkommen.  .Die 
Frucht  dem  Herrn  Pfarrer  als  seine  Kirchgenössige 
zuführen.-  1709,  Z. 

G'meinds-:  Gemeinde-Einwohner,  spec.  -Bürger 
Ap;  vgl.  Tobl.  103  a.  —  Mass-:  Speise-,  Tischgenosse. 
1531/48,  Sir.  —  Porte"-:  PI.,  diejenigen  Dörfer  an 
dem  alten  Verkehrsweg  nach  Italien,  die  das  Recht 
besassen,  die  Kaufmannsgüter  von  einer  Station  zur 
andern  zu  befördern  Gr;  sie  bildeten  zusammen  die 
,P. -Genossenschaft'  —  Rods-:  Gemeindebürger  Ap. 
Getreui,  liebi  Rods-  und  G'mdndsg'nosse'',  Anrede  der 
Vorgesetzten  an  die  Gemeinde  Ap.  S.  noch  be-gräessen 
(Bd  II  813).  —  Schuel-:  Mitglied  einer  Schulge- 
meinde Z.  Dazu  Seh.-G'nosse"schaft,  sch.-g'nössig.  — 
Stafel-:  Teilhaber  an  einer  Alp  GRh.  (s.  Steinm. 
1804,  383).  .Die  Alp-  oder  Stafelgenosseu.'  1672,  U  Rq. 

Teil-:  Miteigentümer  an  sog.  .zusammengeteiltem' 
Gut.  ,Als  N.  N.  mit  etlichen  andern  sinen  t-en  ein 
erb  angevallen  ist  zuo  Baden  in  der  statt.'  1409,  AaL. 
L'rk.  —  teilgenössig.  ,Wo  Güter  t.  sind,  es  sei 
mit  Zins  oder  sonst,  und  einer  die  wollt  verkaufen, 
so  hat  allwegen  der  T-e  den  nächsten  Kauf  [das  Zug- 
recht].' 1509,  ZEgl.  Stadtr. 

Tret-:  wer  das  Mitbenutzungsrecht  an  Weiden 
(,Trib  und  Trat  oder  Tret')  hat.  ,Die  dörfer  [Reiden, 
Ulfikon  usw.]  sind  unser  tr.  daselbs.'  1316,  LDagmers. 
Herrschaftsr.  —  Trott-:  Teilhaber  an  einer  Genossen- 
schaftskelter. ,Es  muess  um  Alles  den  Tr-en  Rechnung 
geben  werden.'  1709,  Sch  Rebbüchli.  —  Twings-: 
Angehöriger  eines  grundherrlichen  Gerichtsbezirks. 
.Der  Twingherr  verkauft  seinen  Tw-en  oder  einer  ge- 
bursami,  gesessen  ze  Rickenbach,  dise  nachgeschribne 
stücke.'   1424,  MEsterm.,  Rick. 

Weid-  s.  Lexer  III  739.  —  weid-genössig.  ,In 
den  zeigen  von  L.,  dahin  die  meier  w.  gewesen.'  1549, 
AaB.  Urk. 

un-genossen:  refi.,  sich  mit  einer  Person  ver- 
heiraten, die  nicht  seinem  Stande  oder  seiner  Genossen- 
schaft angehört,  eine  Ungenossenehe  eingehen.  .Wo 
ein  gotzhusman  sinen  ungenossen  nimt  an  eins  probsts 
willen,  es  si  man  oder  frouwe,  den  oder  die,  so  sich 
ungenösset  hat,  mag  ein  probst  wol  straffen  umb  das 
unrecht.'  1420,  MEsterm.,  Neud. 

ent-g.:  =  dem  Vor.  .Streit  wegen  etlichen  gottes- 
huslüten,  die  sich  entgenossent  haben.'  14*0,  MEsterm., 
Neud.  —  Im  gleichen  S.  auch  .sich  ent-,  ver-ungenossen' 
(wie   nihd.). 

genoss-sam:  1. inländisch  Bs  (Spreng).  —  2.  subst. 
m.,  „Anteilhaber  an  einer  Genössame  Gl;  Z,  Ein- 
wohner einer  Genössame  Scnw;  U." 


-■_': 


Nas.  nes,  nis.  nos.  nus 


824 


un-gvnossa.m:  =  ungenoss.  .Nimmt  [Jie  Frau]  eil) 
mann  usserthalb,  der  u.  ist.  er  sig  fry,  eigen  oder  wer 
er  ist/  ZWaldOffn.;  s.  Blnntschli,  RG.  I*  195  ff.  .Die 
Verlassenschaft  Desjenigen,  der  eine  u-e  Ehe  ohne 
Erlaubniss  eingegangen  hatte,  erbte  der  Probst.'  1414. 
MEsterm.,  Neud.  .Alle  die,  so  in  der  herschaft  u. 
wibeten.'  1525,  Absch.  .Falls  eine  solche  Lehentochter 
u..  wie  man  hier  Lands  zu  reden  pflegt,  d.  i.  [wenn 
z.  B.]  eine  landvügtliche  Lehentochter  ]eine  blosse 
Untertanin  des  Landvogts  von  GSa.]  einen  dem  Gottes- 
haus Pfäfers  mit  der  Fallsgerechtigkeit  zugehörigen 
eigenen  Mann,  heiratet,'  1750,  Absch.  S.  noch  KHauser 
1895,  392.  408.  Ausländisch  Bs  (Spreng).  .Welcher 
Mann  weibet  und  eine  u-e  oder  ausländische  Weibs- 
persohn nimmt,  und  welche  Wittib  oder  Tochter  mannet 
und  einen  u-en  oder  ausländischen  Mann  nimmt.'  Bs 
Landesordn.  1757. 

ent-ungenössamen:  =  sich  ungenössen.  ,  Ent- 
ungenos.samete  lüte.'  1313,  Z.  .Das  des  genanten  huses 
eigen  lüte  sich  nicht  entungnossen  noch  ungnossam 
machen  Süllen,  und  ob  sich  einer  oder  mer  mit  wiben 
ze  nemen  entungnossarnetin.. .'  1482,  Zßub.  Hausr.  ,Ob 
Milderung  des  Lasses  erlangt  werden  möchte  für  die, 
die  sich  entungnossamend.'  1508,  Z  Ratsmanual.  Abi. 
.Entungenossami.'  1313,  Z  Staatsarch. 

Zu  dem  Beleg  von  1482  vgl.  die  lungere  Stelle  vom 
Jahr  1579  unter  £«»«  -J  (Bd  111  1389),  wo  alier  die  ein- 
geklammerte  Erklärung  zu  berichtigen  ist, 

ver-:  =  dem  Vor.   1347,  ZBirmensd.  Offn. 

G°n6ssami  f.:  1.  Genossenschaft  im  rechtliehen 
Sinn,  Gesanimtheit  der  in  rechtlicher  Gemeinschaft 
(in  Bezug  auf  Ehe,  Erbrecht,  Güterkauf,  Gerichts- 
hörigkeit,  Allmendgenuss  oder  -Besitz)  stehenden  Per- 
sonen. ,\Ver  an  liperben  stirbt,  dass  wir  den  erben 
sullen  und  sun  die  g.  lieplich  mit  uns  lassen  teg- 
dingen.'  UwE.  Hofrodel.  .Welle  ouch  in  die  g.  ge- 
hörend, die  soll  kein  herr  fallen  noch  erben.'  ZKloteu 
Offn.  ,G.,  heute  noch  in  Uri  üblich;  umfasst  die 
eigentlichen  Landleute  gegenüber  den  Ansässigen, 
früherhin  gegenüber  den  dortigen  Wettinger  Stifts- 
leuten oder  anderen  Unfreien.'  Kopp.  ,Es  wird  [in 
einem  Libell  von  1571/1007]  eine  zweifache  G.  unter- 
schieden, G.  des  Gotteshauses  und  G.  in  den  nutz- 
baren Rechten  jedes  einzelnen  Hofes  oder  Amtes.  Die 
letztere  schliesst  das  Libell  in  der  Behandlung  des 
Gegenstandes  aus,  indem  es  einfach  sagt,  diese  Hof- 
oder Amts-G.  werde  nach  den  Amtsrechten  durch  den 
Einzug  erlangt  und  die  Erwerbung  der  G.  des  Gottes- 
hauses schliesse  jenen  nicht  in  sich.'  Se«.,  RG.  I  161. 
Spec.  a)  Gemeindebezirk,  Kirchspiel  Sciiw;  U;  die 
Gesammtheit  der  Bürger  [im  Gegs.  zu  den  Nieder- 
gelassenen] einer  Gemeinde  oder  der  Bezirke  einer 
Gemeinde  UwE.;  Korporation  Ndw.  Der  Kanton  Uri 
zerfiel  in  10  .Genossamenen',  deren  jede  das  Recht 
hatte,  10  Landräte  zu  wählen;  einzelne  solcher  Be- 
zirke waren  jedoch  selbst  wieder  geteilt  und  es  gab 
halbe,  dritteis  und  sechsteis  G. ;  vgl.  Blumer,  RG.  11  a 
177;  Simler-Leu  1722,  546;  Leu,  Lex.  XV11I  707; 
Ztsehr.  f.  schwz.  It.  XI  96.  ,Die  genossamy  in  Silenon.' 
1308,  Kopp,  Urk.  ,Da  die  Landschaft  March  ursprüng- 
lich kein  geschlossenes  Gemeinwesen  war.  welches 
eine  allen  Einwohnern  gehörende  Allmend  besass. 
Sündern  aus  verschiedenen  Gemarkungen  in  eine  zu- 
sammenfloss,  so  gestalteten  sich  nach  und  nach  13 
verschiedene  Körperschaften,  Genossammen  genannt.' 


Steinauer  1801,  I  47.  —  b)  Gesammtheit  oder  Gebiet 
im  Cartell  stehender  Gotteshäuser  (Grossmünster  usw.). 
.Es  ist  ouch  ze  wissen,  das  wir  genossen  sind,  unsere 
kind  ze  geben  und  ze  nemen  zuo  disen  nachgeschri- 
benen  siben  gotzhüsern.  Und  ist  das  ein  frow  in  die 
g.  hinus  kunt,  dero  lib  noch  guot  hat  ein  her  ze  Grüe- 
uingen  nit  furo  nach  ze  fragen.'  1435,  ZBinz.  Offn. 
—  c)  Genossenschaft  in  mehr  privatrechtlichem  S., 
„eine  gewisse  Anzahl  Häuser,  die  im  Genüsse  gemein- 
schaftlicher Dinge,  z.  B.  Brunnen,  Weiden  usw.,  mit 
einander  verbunden  sind  Gl;  Z."  —  2.  genossenschaft- 
licher Besitz ;  .gemeinsame  Grundstücke,  Wälder,  Äcker 
usw.,  z.  B.  die  G.  der  Tuggenen.'  St.1'.  .Wenn  ein 
Ürtner  die  G.  nicht  recht  nutzet  und  lange  Finger 
hat  im  Wald.'  Ndw  Kai.  1870.  .Um  billig  zu  ver- 
fahren, verlangte  die  Obrigkeit  Auskunft  über  die  G. 
(Nutzungen)  der  Dorfleute.'  1687,  Strickl.,  Horgen 
187.  —  3.  Recht  der  Nutzniessung  an  Genossenschafts- 
gut, .das  Recht  des  Besitzers  oder  vielmehr  Niess- 
brauch  Gn;  L;  Zo'  (St.b);  UwE.  .Unser  Geschlecht 
gehört  zu  dem  Stipendigut...  mit  der  G.  des  Stipendii 
hat  es  seine  Richtigkeit.'  UBraggeu.  .Die  G.  be-,  er- 
wisen.'  1655,  Rechte  von  GKappel  (mehrfach).  Früher 
bes.  mit  Beziehung  auf  das  Ehe-  und  Erbrecht  der 
Hörigen.  ,Diss  sind  die  gottshüser,  mit  den  unser 
gottshus  [Fraumünster  in  Z]  und  si  mit  dem  unsern 
g.  band.'  1340,  Z  Rq.;  vgl.  Blnntschli,  RG.  I  194/5; 
Pest.,  Statute  1  170.  II  180.  .Im  1363.  jar  vereinbaret 
sich  das  kloster  W.  der  g.  halb  mit  den  klösteren 
Richenow,  Sant  Gallen  [usw.],  dass  nämlich  das  wih 
dem  mann  naehhengen  soll  [das  Weib  soll  Eigentum 
desjenigen  Gotteshauses  werden,  dem  der  Mann  an- 
gehört] und  wo  der  mann  ist,  da  soll  die  g.  hinfallen.' 
JJRüeger  1606.  —  4.  Nutzungsanteil  Ndw.  ,Der  Vater 
habe  eine  sehr  gute  Profession  und  eine  gute  G.'  Ndw 
Kai.  1869.  .Damit  diess  Gesetz  Heissig  beobachtet 
werde,  sollen  die  Gnossen-  old  Ürtevögt  ernstliches 
Einsechen  tuon  und  Denenjenigen,  so  hieran  erman- 
geln, die  Gnossambe  einbehalten.'  1739,  Gfd. 

In  der  Stelle:  .Die  16  haben  der  vyend  ■'>  zuo  ross 
und  7  zno  fuoss  erschlageu  und  [sind]  mit  genossamy  un- 
geletzt  von  inen  kommen'  (Bs  Chr.  III  327)  scheint  ,mit  g.' 
für  das  sonst  mehrfach  bezeugte  .mit  genossen),  genossenem' 
(vgl.  Deutsche  Volksb.  ßl,  35;  Scherz-Oberlin  I  524  f.)  ver- 
schrieben oder  verlesen  oder  daraus  entstellt  zu  sein. 

Un-:  1.  ,Was  die  U.  seie.  U.  ist  nüt  anders  dann 
ein  Mangel  der  Gerechtigkeit  Güter  beide  zu  erben 
und  zu  kaufen.'  RCys.  Abgabe,  die  Ungenössen  zu 
entrichten  hatten,  um  die  Rechte  von  Genossen  zu  er- 
werben. .Die  Ungenossaminen  und  Ehrschätz.'  RCts. ; 
vgl.  Seg.,  RG.  I  161/2.  —  2.  mit  Bez.  auf  die  Unge- 
nossenehe.  ,Wir  verbieten  ouch,  dass  ieman  sine 
tochter  ald  sine  schwöster  in  die  u.  gebe.'  1300.  Th 
Rq.  .Gefuegte  sich,  das  ein  gottshusman  in  die  u. 
wybti.'  SchwE.  Hofr.  .Der  u.  halb,  d.  i.  wann  ein 
eigner  mensch  wybet  oder  mannet  usserhalb  syns  hals- 
herrn  eignen  lüten,  so  understat  der  halsherr  in  darum 
ze  strafen.'  1525,  Gfd.  ,Von  der  Ungenossamme  oder 
von  der  Verehelichung  mit  ausländischen  Persohnen.' 
Bs  Landesordn.  1757.  Vgl.  noch  Blumer,  RG.  1  5  1/5; 
Bluntschli,  RG.  1  51/2.  190.  383;  Seg.,  RG.  I  48;  Seil. 
298/9;  Arg.  111  172.  201;  IV  294.  Busse  für  Ein- 
gehung einer  Ungenossenehe.  .Dass  niemen  iren  herren 
und  obren,  so  sy  wider  sy  wibent  oder  mannent,  kein 
strafgelt  und  u,  schuldig  zue  gehen  sin  söltent.'  um 


825 


Nas,  nes,  nis,  uns,  litis 


826 


1520,  Edlib.  ,  Wer  eine  fremde  Weibspersohn  beuratet, 
bezahlt  die  Dngenossamme.'  Bs  Landesordn.  17.">7. 
.Endlich  wollen  wir.  dass  das  alte  Wort  U.  und  der 
damit  verknüpft  gewesene  Sinn  desselben  hinkünftig 
toil  und  ab  sein  soll,  doch  aber  weil,  wenn  ein  Lands- 
kind eine  fremde  Weibsperson  heuratet,  das  Landrecht 
für  dieselbe  von  Wert  ist,  so  finden  wir  der  Billich- 
keit  geinäs,  dass  die  gleiche  Summe  von  solch  fremden 
Weibspersonen  als  Gebühr  fürs  Landrecht  abgeführt 
werde,  wo  ehdem  für  U.  bezahlt  worden.'  Bs  Rev. 
L798,  10. 

Weid-:  Mitbenutzungsrecht  an  einer  Weide.  ,Die 
husgenossen  und  die  usschidlinge  [Niedergelassenen], 
so  w.  unter  den  hirten  ze  Fluntren  zesammen  hand.' 
XV..  Z  Eq. 

Gen  össamschaft.  .Weiber  aber  der  vorbegritfen 
unsers  closters  lüt  zuo  der  ee  grifen  ussweml  ire 
gnosaraschaft.'  GPfäf.  Urb. 

Weid-Genössi  f.:  =  Weid-G'nössami.  ,Das  der 
hof  zu  H.  in  iren  hölzern  und  fehlen  nie  weidgnösy 
gehept  hab.-  1473.  Diener,  OGlatt. 

zugs-gen  össig:  berechtigt  zur  Ausübung  des 
.Zugs.'  ,Wenn  ein  landskind  von  einem  fröraden  im 
land  guet  kauft,  so  sol  um  denselbigen  kouf  niemants 
z.  syn.'  1598,  BSa.  Rq. 

p  u  n  ds  -ge  n  ö  s  s  i  s  e  h.  ,Nach  freund-,  cid-  und  p-em 
Begrüssen.'  Anhorn  1007. 

Nossel:  Ohrenwnrm.  Ebel.  —  Vgl.  Aulen  (Bd  I  508). 

\össe",  rNose"u  m.  (lt  einer  Angabe  in  USil.  auch  f.) 

—  PI.  unver.  U,  mit  Uml.  SchwMuo.  —  Dim.  Nössfeßi: 
Felszacke,  -Vorsprung.  -Kopf  ScnwE. ;  U;  niedrige 
Felswand  (kleiner  als  Flueh,  s.  Bd  I  1184)  SchwMuo. 
Felsen,  grösser  als  G'nöss  ÜSil.  Zinke,  Gipfel  („z.  B. 
eines  Felsens,  Baumes")  GSa. ;  „Schw."  Über  e"  N. 
appe"  g'hie*.  Wie-n-e"  Chätzel  am  N.  nache*  ehielt re*. 
MLiknert.  ,Von  diesen  Meeren  umflossen  leben  auf 
einem  N.  die  getreuen  1.  Eidgenossen.'  Schw  Fast- 
nacht 1863.  ,Die  selb  bachrunsen  uf  unz  an  nossen 
und  von  nossen  an  berg.'  1521,  Schw  LB.  ,Ein  Felsen 
oder  Nösslin.'  1700,  Gl  Urk.  S.  noch  Kum  (Bd  111 
290).  Als  Name  felsiger  Orte,  z.  B.  Hotte'-,  Schware- 
Nössli  U. 

Wenn  als  Grnndbed.  .rundliche  Hervorragung'  anzunehmen 
ist,  liisst  sich  nach  Analogie  etwa  vou  Chnolh*  :  cJmvlle*  Bd 
III  740/1  (vgl.  auch  die  Gruppe  Chnnaa  Bd  III  761/'2)  an 
Zugehörigkeit  zu  ahd.  nioüan,  ags.  hneölan,  stossen,  schlagen 
(vgl.  auch  ags.  hnoaajan,  tundere,  geknyaaan,  couterere),  denken. 
S.   uocli   Wues   7,   er-nuaaen,   Nüaai. 

G'nöss,  G'ncs(s),  nach  einer  Angabe  mit  Dehnung 

—  n.:  Coli,  des  Vor.,  felsiges  Gehänge,  wo  Felsköpfe 
aus  Wald  oder  Gras  hervorragen;  Felsbank  U;  „mit 
Strauchwerk  überwachsenes  Land  Schw."  Glieicschi 
G'nesse",  abscheuliche  Felsenhänge  UGurtn.  G'nöss, 
Name  der  Gegend  um  Lowerz  Schw. 

g'nösset:  voll  Felsköpfe  Schw. 

nflsere":  wühlen  AABremg.     Syn.  nüseren. 

Ver-nüssling  m.:  kränklicher,  verkrüppelter 
Mensch   ZKn.  —  Abi.  von  dem  Ptc.  vernoaaen  I*.  oernieaaen). 

Nuss,  in  P  Nusso  —  f.,  PL  wie  Sg.  AaF.,  Ke., 
Surbt;  Bs;  B;  Gl;  L;  Sch;  S;  Th;  Ndw,  NüSS  BsStdt; 
GrD.;  Th,  in  LBerom.  -u-  und  -ü-,  sonst  Nüsse': 
1.  Baumnuss.  a)  mit  Bez.  auf  Gedeihen.  Reife.  Ernte. 
Wenn  's  vil  Niisse"  giH,   wird  de''   Winter  ehalt  ZO., 


Wl.j  s.  auch  HaseUN.  .Wenn  die  nuss  reif  wird  und 
ginet,  so  fällt  si.'  LLav.  1587  (Sprw.),  1)'  N.  abem- 
chlöckle",  -bengle*.  -prügle;  -bretsehc",  -rigle*,  -schlage*, 

-schunnge*,    sie    mit   Stang ler   Bengel   (s.  d.)    vom 

Baum  herunterschlagen.  ,Es  soll  nieman  kein  n.  ab 
den  nussbäumen  uf  der  statt  graben  ab  benglen  oder 
schütten,  sonder  sol  man  die  ston  lassen  zu  der  Hei- 
ligen banden.'  1504,  Z  Verordn. ;  s.  auch  Anfall  (Bd  I 
738).  Mit  Eines  Chnoche*  (SciiSt.),  Krache*  (Bs)  nocn 
N.  abcbengle",  -schlage",  Einen  (z.  B.  einen  Erb- 
lustigen) überleben  (derb)  Bs;  ScHSt.  ,Er  schwatzt 
ein  n.  gwüss  ab  dem  boum',  von  einem  lästigen 
Schwätzer.  Rief  154h.  Eim  a*  d'  N.  gö",  Nüsse  vom 
Baume  stehlen  L;  Th;  Z,  übh.  sich  an  dessen  Eigen- 
tum vergreifen,  auch  mit  Bez.  auf  die  Werbung  zweier 
Burschen  um  ein  Mädchen  L.  Beim  Plündern  der 
Nussbäume  durch  junge  Bursche  werden  die  Mützen 
mit  Nüssen  gefüllt:  .Wann  er  aber  noch  einmal  sich 
gelüsten  liesse,  sein  Aufschneidmesser  mit  Prallen 
und  Grossspreeben  zu  brauchen,  so  werde  ich  ihm  die 
Nüssen  aus  der  Kappen  schüttlen,  wie  er  sie  mit 
seinem  groben  Bengel  ah  dem  Baum  haben  will.' 
Chlostergcggu  1(187.  Ich  mei",  eusser  Purscht  heige'd- 
em  nüd  e*  Dinrjeli  g' schenkt  g'loh;  ich  mei",  si  heige'd- 
em  d'  N.  uss  der  Kappe"  use"  g' Schutt.  Gesprach  1712. 
,Lasst  nicht  nach,  bis  ihm  einer  die  Nüssen  recht  aus 
der  Kappe  schüttelt  und  ihn  abwischt  wie  er's  ver- 
dient.' Museum  1793.  —  b)  die  N.  als  Abgabe.  .In 
UScha  Idorf  zinsten  9  Güter  14  Viertel  Nüsse.'  XIV., 
WÖchsli  1891.  S.  noch  Kilch-Meier  (Sp.  13).  —  c)  der 
Kern  wird  gewonnen  durch  (uf-J  dütsche"  (L),  tode" 
(Th;  Z)  der  Nüsse  mit  einem  Hammer,  eine  Arbeit  am 
Familientisch  im  Herbst,  namentlich  da,  wo  die  Nüsse 
zur  Ölbereitung  dienen.  N.  dütsche"  und  eherne".  Huw. 
Bad.  Kai.  1852.  S.  auch  chnütschen,  Nuss-Chnütschet 
(Bd  III  772.  773).  Trost  Gott  die  liebe"  Sek"  [der 
Verstorbenen],  wenn  ich  N.  hält,  so  welt-ich  öle"  L. 
Die  N.  als  Speise.  Nüssen  öni  Bröd  esse",  gill  Lüs. 
Dan.;  vgl.  Chäs  (Bd  III  502).  Mit  Nüssen  werden 
die  Gäste  bewirtet  G  (GLHartm.  1817).  .Secundae 
mensae,  nachtisch,  speisen,  die  man  darstellt,  wenn 
das  recht  mal  Überhin  ist,  als  käs,  nuss,  ops  usw.' 
Fkis. ;  s.  noch  Tag-Ürten  (Bd  I  495).  ,Und  aber,  so 
solle  zu  dein  Trunk  [in  Wirtshäusern]  anders  Nichts 
aufgestellt  werden  als  Brot,  Käss,  Ziger,  Schmalz, 
Nuss  und  andere  Obsfrücht,  und  sonst  keinerlei  andre 
gekochte,  gesotne,  gepratne  noch  gepachne  Speisen.' 
G  Mand.  1611.  üb  hieher  die  RA.:  zur  dritte"  Noss 
cho",  zu  spät  kommen  Ap?  Nüssen  im  Mal  ha",  mit 
der  Wahrheit  nicht  herausrücken  Z  (Dan.).  Bes.  be- 
liebt ist  die  N.  als  Festspeise  am  Nikiaustag  (s.  Bd  III 
689  ff.),  an  Weihnachten,  Neujahr  und  am  Berchtolds- 
tag;  vgl.  berchtelen  und  Oflate  2  (Bd  I  115).  ,N.  X. 
hat  geben  6  Plappart  ewiger  Gült:  darum  soll  man 
kaufen  ein  Viertel  Nüssen  und  die  an  der  Auffahrt 
Christi  herabschütten.'  1605,  ScHwSattel  Jahrzeitb. 
—  d)  die  N.  zum  Spielen;  s.  hücklen  3  (Bd  II  1126), 
nüsslen,  bocken.  —  e)  die  N.  im  Rätsel.  Es  sind  rier 
Brüederc"  in  eim  Hüs  und  keine""  cha""  zum  andere" 
üs  AALeer.  Es  ist  chlin  wie-n-e"  Mäs  u*'!  gross  n-ie- 
n-es  Hüs  u"d  bitter  wie  Galle"  u"d  süess  wie  Hung, 
Nuss  und  Nussbaum  B.  —  f)  die  N.  im  Volksglauben; 
s.  Herz  4  (Bd  II  1659).  Vgl.  auch  Glücks-N.  —  g)  die 
einzelne  Nuss  in  bildl.  Anwendung,  a)  mit  Bez.  auf 
ihre  Härte,  Festigkeit.    Das  isch  e"  herti  N.,  wie  nhd. 


Nas,  ncs.  nis,  nos,  mis 


-•_'- 


Enn  <"  herti  N.  üfe'bisse"  gc".  .Was  werden  deine 
Eltern  dazu  sagen.  Yreneli,  wenn  ich  um  dich  anhalte! 
Das  wird  noch  eine  harte  N.  absetzen.'  Breitenst. 
E"  bösi  N.,  grosse  Schwierigkeit.  Er  hat  e"  bösi  A. 
z'  bissen  g'hebet,  eine  schwere  Krankheit  durchgemacht 
W.  Er  ist  e'kei'  festi  N.,  hat  keine  feste  Gesund- 
heit Z  (Dan.).  .Biss  mir  das  nüssli  uf  und  sag  mil- 
den unterscheid.'  Vad.  —  ß)  den  festen  Verschluss. 
Verha'  irie-n-e"  N.,  hermetisch,  wasserdicht  sein,  von 
Fässern  Z;  b'schlä-sse*  tvie-n-e"  N.,  von  Türen.  Schrän- 
ken. /Hisse"  uie-u-i"  N.,  genau  auf  einander  passen, 
bes.  von  Tischler-  und  Zimmermannsarbeiten  Ap;  Z. 
So  troche*  wie-n-P  N.,  von  einem  Gemache  Z.  S.  be- 
halt 1  (Bd  II  870),  nuss-trochen.  —  y)  den  geringen 
Wert.  Mit  den  Worten:  I>'  Muts  W%"  um  e"  X.. 
(und)  vir  keini  liet,  chunnt  (ehömm)  süss!  wurde  in 
einem  sehr  ergiebigen  Weinjahr  (1729.  SriiSt.;  1811, 
Scb;  Ende  XVIIL,  Z)  der  Wein  vom  Weinrufer  feil- 
geboten. .Xit  ein  n.  geb  ich  dir,  schütt  ich  all  tag 
ein  bouin.'  Salat.  Die  wurmstichige,  hohle  N.  E" 
N.  mit-eme"  Lüchli,  eine  Sache  ohne  Wert,  leeres  Ge- 
schwätz L.  .Ich  wollte  nicht  eine  löcherte  X.  drum 
geben.'  Mey.,  Hort.  1692.  ,Es  ist  nit  tts-ere"  hole"  N., 
nicht  aus  dem  Leeren.'  Id.  B.  —  8)  als  ungefähre 
Massbestimmung.  Ere"  N.  gross,  z.  B.  von  Butter, 
einem  Stein  u.  ä.  B;  Z.  Ich  ha'  hüt  g'toüss  nüd  ere" 
N.  gross  g'esse",  sagt  ein  Kranker.  .Einer  halben  N. 
gross  [ArzneiJ  geben.'  JHLav.  1668.  , Einer  N.  gros 
Hebel  [zu  Anisbrot].'  XVIIL,  Z  Kochb.  —  2.  „runder 
Stein  in  der  Nagelfluh  und  andern  Steinarten  Schw; 
Zo."  —  3.  Spielzeug,  bestehend  aus  mehreren  Hölz- 
chen, die  schwer  in  einander  zu  fügen  sind  Ap.  — 
4.  rundliche  Vorrichtung,  a)  Bügel  mit  Scharnier  an 
der  Armbrust  zum  Festbalten  der  gespannten  Sehne  Z. 
,crena  arcus,  worin  die  Sehne  gespannt  und  der  Bolz 
gelegt  wird'  SctiSt.  (Sulger).  .Aptave  nervo  sagittas. 
auf  die  n.  legen,  auflegen  ze  schiessen.'  Fris.  — 
b)  rundliches  Stück  am  Flintenschloss,  welches  den 
gespannten  Hahn  hält  Z.  —  c)  rundliche  Verdickung 
aus  Hartholz  am  Pfosten  der  Drehhank,  in  welche 
die  Spille"  eingeschlitzt  ist  Aa.  —  5.  vulva  Tu.  — 
0.  scherzh.  für  Kopf  BsStdt.  's  isch  kalt,  's  friert-mi°h 
an  </'  N.  Wottst  Ei"s  uf  d'  N.Y  Drohung.  Sprww. 
1869.  —  7.  PI.,  Kopfnüsse  Z  (Schulth.).  „Prügel, 
Schläge."  —  8.  Nüssli,  Geschlechtsn.  Z.  ,Hansemann 
N.  von  Nussberg.'  1531,  HBill. 

Mlid.  iiul.'i,  PI.  niißßi',  daneben  nii/.i  und  >niM/.u-n  (so  auch 
XVI.,  Z).  Zu  dem  nuver.  PI.  vgl.  Erb,-,  (Bd  I  129).  6  ist 
viel],  scherzh.  Entstellung  aus  Nim  f.  (Sp.  814),  wobei  Doch 
zu  erinnern,  dass  der  PI.  unsers  W.  in  BsStdt  mit  Diesem 
gleich  lautet.  7  ist  viell.  ein  anderes  W.  und  gehört  in 
den  unter  Noikk  erörterten  Zshang.  Für  die  alte  Kultur 
der  Walnuss  sprechen  die  Ortsn.  .Nusshof*  Bs,  ,N.-Büel'  (il. 
,N.-Baum'  B,  ,N.-Baumen'   Aa;  Th;  Z,  ,N.-Berg'  Z. 

Augste"-Nuss:  frühe  Haselnuss  mTii.  Vgl.:  .ein 
äekerli  bi  dem  ougstnussbaum.'  1399,  ZWipk.  — 
Erd-:  Pflanzenn.  1.  .Omithogalum,  Tag-  und  Nacht- 
blümlein.'  JCSdlzer  1772.  —  2.  .('hamaebalanus,  ein 
Kraut.'  Denzl.  Ili77;  1716.  —  V  ogel-Nüssli:  kleine 
Baumnuss  mit  drei  Nähten ;  der  unversehrte  Kern  hat 
die  Form  eines  Täubchens  Z.  —  Vögeli-Xuss:  eine 
Art  Baumnuss  mit  sehr  weicher  Schale  (so  dass  kleine 
Vögel  sie  aufpicken  können)  ZStadel.  —  Glück(s)-, 
meist  Di  in. :  vollkommen  entwickelte,  aber  ganz  klein 
gebliebene    Nnss    ScnSt.;    Z.     Dreikantige,    statt    nur 


zweikantige  Xuss  GitVal.,  L.;  ZF.  Eine  Gl.,  in  der 
Tasche  getragen,  soll  Glück  bringen  Z;  vgl.  auch 
G-lücks-Epfel  (Bd  I  382).  —  G rubel-:  =  Grüblen  I 
(BdII692)  Aa;  Bs;  B;  „L;«  GA.;  Seil;  „S;°  ZgS  ZO. 
Vgl.  Hinderm.  II  28.  .Die  Lehre  von  der  Gnadenwahl 
hielt  sie  für  eine  Grübelnusse,  welche  aufzubeissen  sie 
keinen  Zahn  dran  wagen  wollte.'  Z  Merkw.  XVIIL  — 
Hag(en)-:  Haselnuss  Z.  —  Helgen-:  Xuss.  deren 
Öl  kirchlichen  Zwecken  dient.  .Wann  die  nussbäum 
ulf  der  almändt  nuss  tragend,  so  söndts,  die  helgen- 
nuss  sind,  samlen  und  lassen  ölen  und  das  öl  in  die 
kilchen  tun.'  Übw  Rq.     S.  noch  Xuss  1  a. 

Basel-,  in  Gr  tw.;  GA.;  mTu  Hase"-:  1.  wie  nhd. 
allg.  Waltschi  H.,  die  in  Gärten  gepflanzte  grössere 
Sorte  B;  Z.  .Geraten  die  Haselnüsse,  so  wird  der 
kommende  Winter  schneereich'  Bs;  Z;  s.  noch  Johannes 
(Bd  III  30).  Die  Haselnüsse  in  Busch  und  Wald,  an 
den  Hecken  waren  von  jeher  Gemeingut;  sie  gemein- 
sam zu  pflücken  (i"  d'  H.  gä")  bildete  ein  jährliches 
Hauptvergnügen  für  die  jungen  Leute.  Zum  Ringel- 
reihen  singen  die  Kinder:  Hinge,  ringe  licie",  d'  Meiili 
(Claude"/  gönd  i"  d'  Meic",  d'  Buebe"  giind  i"  d'  H., 
mache'd  Alli  husch,  lutsch,  husch!  Aa;  B;  Z;  ähnlich 
Th.  In  einem  andern  Kinderlied  heisst  es:  Anneli  mit 
der  röte"  Brust,  chumm.  Hier  icend  i"  d'  H.  [usw.]  '/,. 
Wenn  's  eil  H.  gi'i,  so  gi'i  's  a"  der  Easnecht  ril 
Uneinig  AaB.  Aber  auch:  venn  d,  Haselnuss  g'röti' "d, 
so  g'röti'd  d'  Huere"  L  (Ineichen).  ,Am  8.  Sept..  als 
am  Bettage,  giengs  [in  F]  tüchtig  drauf  los.  Ganze 
Säcke  voll  [Haselnüsse]  trug  man  heim,  vor  und  nach 
der  Vesper.  Und  da  alle  Tavernen  und  Pintenschenken 
geschlossen  waren,  so  musste  doch  die  Zeit  vertrieben 
sein.  Man  sagt,  das  Haselnusspflüeken  sei  sonst  in 
gewisser  Hinsicht  sehr  gefährlich.'  Schweizerbote  1819. 
.Unter  5  Fr.  Busse  wurde  1757  in  Freiburg  verboten, 
vor  dem  8.  Herbstm.  Haselnüsse  zu  essen,  weil  sie 
vor  diesem  Zeitpunkt  ungesund  sein  sollen.'  ebd.  Die 
H.  als  Sinnbild  geringen  Wertes:  ,Dry  h.  wert.'  XMan. 
Zumal  die  wurmstichige  oder  hohle  IL:  ,üyn  erb,  ein 
usgehölte  h.'  Haberer  1562.  ,Sie  [die  Gottlosen]  tau- 
schen nicht  [bloss]  ein  Eoss  an  eine  Pfeife,  sondern 
ganze  Millionen  an  eine  gelöcherte  H.'  JUlrich  1727. 
.Weniger  wert  als  eine  gelöchlete  H.'  Goliath  1741. 
.Ein  Löchlein  in  einer  H.  suchen',  Etwas  auszusetzen 
haben.  ,Denn  wenn  die  Berner  unser  ratschlag  ver- 
nemind.  werde  inen  die  sach  niena  recht  liggen.  und 
wäre  wäger,  man  Hesse  es  fry  zuo  tagen  komen,  dar- 
mit  sy  nit  aber  ein  lochiin  in  einer  h.  understüendint 
ze  suochen.'  1530,  Absch.  Als  ungefähre  Massbestim- 
mung: efrej"  H,  gross  B;  Tu;  Z.  .Dise  latwergen  geben 
einer  h.  gross.'  Rcef  1554.  .Einer  welschen  H.  gross.1 
JHLav.  1668.  —  2.  Familienn.:  .Xicli  H.'  1377,  BStdt, 
—  hase"-n  ussne":  Haselnüsse  suchen  GA.  —  Zu  1 
vgl.   Wuttke,  Volksäberg].    TS  r.    105.    193. 

Muschget-  Aa;Bs;GoT.,  WTe.;S;  Tu;  Z, Mutseh- 
get-  AaF.,  Ke. ;  B;  Z  (selten).  Muschkurit-  Gr.  Musch- 
gert-  Ap;  GW.;  ZO.,  Nuschget-  GlBL,  Urschget-  G oT. : 
.Muskatnuss;  s.  Muschget  (Sp.  508),  ferner  Chue  (Bd  III 
86.  SS).  Auch  als  ungefähre  Massbestimmung  Z.  Die 
M.  wurde  früher  auch  in  Silber  gelässt:  .2  mit  silber 
gefasste  muscatnuss  mit  silberin  luoss.  als  vergalt, 
dienet  auf  einander,  innerhalb  vergult.'  1550,  SchwE. 
Klosterarch.  (luv.);  s.  noch  Muskat  (Sp.  508).  Viell. 
auch  Xame  eines  Trinkgeschirrs;  vgl.  Liebenau  1881, 
S.  130.     S.  noch   "Pater- Noster.   —    Biber-Nüssli : 


829 


Nas,  nes 


iiiis 


-  10 


Piuvpemüsscheu,  Pracht  des  Pimpemussstraacbes, 
Staph.  pinn.;  von  lien  Kindern  t.  zum  Spielen  benutzt, 
t.  gegessen  B;  L;  Tu;  ZDättl.  />'.  paripa,  rät  wie 
nli  das*  »•*  ha".'  sagt  ein  Kind,  eine  Anzahl  solcher 
Nässchen  in  der  geschlossenen  Hand  einem  andern 
zum  Katen  hinhaltend  ZDättl.  Vgl.  auch  Biberli.  — 
Buech-Nüssli:  Buchecker  Bs;  B;  Zg;  Z.  /"  d'  IS. 
gö*  V.u.  ,Die  Befugniss  der  Gemeinde  Au,  in  ihrem 
Buchwalde  Buchnüssli  zu  schütteln.'  1759,  Abscii.  — 
BolLNuss:  Nuss  zum  Werfen  beim  Höcklen  (s.  Bd 
II   1126)  Tb. 

Polier-:  grosse  Walnuss  GitSchiers.  —  Viell.  mit 
dem   Vor.  identisch. 

Pimper-Nüssli  B;  L,  Pumper-  Bs;  VO;  Sch: 
1.  =  Biber-N.  ,Pimpernüsslin,  nux  vesicaria.'  Mal. 
S.  auch  Lüt.,  Sagen  367.  —  2.  Frucht  des  Linden- 
baums   Bs.   —    Vgl.    Pumper-Niggd   S   (Sp.    TOti).    -Schlegeli. 

Spick-Nuss:  =  Boll-N.  Tb  (Pup.).  —  Spitz-: 
Name  eines  Hofes  ZWetz.  —  Stachel-:  Stechapfel. 
Dat.  stram.    Heoetschweiler. 

Stock-:  Hirschtrüffel,  Elaphomyces  granul.  Ar; 
GGoss.,  Stdt,  Ta. 

Sie  hat  durchschnittlich  die  Grüsse  einer  Walnuss  und 
findet  sich  am   , Stock'   von   Waldbäumeu,  bes.   Tannen. 

Döl(i)-:  =  Boll-N.  SL.  Syn.  Doli  -  Tann-. 
, Conus,  Tannzapf  oder  tannuss,  tannkern.'  Fris.  — 
Bauele°-Nüssli:  Cocon  des  Baumwollstrauches  Z 
Üt,  a/A.  —  Walder-Nuss:  grosse,  welsche  Baum- 
nuss  ZXer. 

,  Wasser-Nüssle:  ein  kraut  in  dem  wasser,  tregt 
schwarze  nussen  mit  spitzen  wie  fuosseisen,  trihulus.' 
Mal.  —  Es  ist  der  Tribulns  aquaticus  der  Alten,  jetzt  Trapa 
uatans.     Vgl.   Z  Xeuj.  N.   1883. 

Zucke  r-Nüssli:  ein  zu  Nüsslein  geformtes  Ge- 
bäck. B  Kochbuch  1756,  Nr.  256;  1796,  Nr.  263.  - 
Zier-  GrPi\,  Zierm-  GrD.  (B.):  Zirbelnuss,  Frucht 
von  Pin.  cembra.  .Ihres  [der  Oberengadiner]  Par- 
tikularobstes ist  auch  nicht  zu  vergessen,  dessen  sie 
kein  anderes  haben  als  die  Ziernüsslein,  welche  sie 
im  Herbst  von  den  Arbenbäumen  sammeln  und  die 
sehr  kleinen  Nüsslein  aus  den  harzichten  Zapfen 
ausklauben,  solche  auch  an  andre  Ort  verkaufen,  im 
Land  aber  warten  sie  damit  Jen  Fremdlingen  auf  als 
mit  einer  Rarität  wie  an  andern  Orten  mit  Mandeln.' 
Sehers.  1742.  S.  auch  Gr  Gem.  330.  ,Zirlinnuss  von 
dem  bäum  in  Wallis  teutsch  genannt  arben.  nucleus 
pineus,  noix  de  pin.'  KdGessn.  1542.  .Zirlinnuss,  zirlin- 
baum,  aus  dem  geschlecht  der  forhen,  strobilus,  une 
pomme  ou  noix  de  pin.'  ebd.  ,Zirlinbaum  und  zirlin- 
nuss, zirnenbaum,  strobilus.'  Mal.  —  Z  wirbel-Nu ss: 
1.  ein  Spielzeug,  bestehend  aus  einer  durchbohrten 
Nuss,  durch  die  ein  Hölzchen  gesteckt  ist;  mit  den 
Fingern  gedreht,  .zwirbelt'  sie  auf  dem  Tische  herum 
B;  vgl.  Trüllen.  Bildl.,  lebhafter,  rühriger  Mensch, 
ebd.  —  2.  =  dem  Vor.  ,Zwirbelnüsslin,  das  sein  die 
süssen  Kömlin,  so  der  Zirnenbaum,  pinus  genannt,  in 
Zapfen  tregt.'  JJNüsch.  1608.  .Trüben  Wyn  kannstu 
widerum  zurechtbringen  mit  Zwirbelnussen  oder  Pfer- 
sichkernen.'  1710,  ZZoll.  Arzneib. 

nusse":  1.  Baum-  oder  Haselnüsse  sammeln, 
pflücken  B;  F;  GrPi\  f-s-J •  S;  Uw.  Chomm,  mer  wi 
[wollen]  gä"  n.,  ich  wi's'  es  ganzes  Stüdeli  volls  F. 
.Man  müsse  d'  G'lege"heit  profitiere"  und  n..  wenn 
Nuss  syge".'  Gotth.  —  2.  Nüsse  auskernen  und  die 
Kerne  essen  L  (Ineichen). 


„er-:  wacker  durchprügeln."  Vgl.  Aniu.  zu  iVu«  , 
ferner  Gr.  WB.  VII    nun. 

ver-.  Nur  in  der  Verbindung:  Do  hed's  vermisset, 
da  ist  jeder  Schritl    zur  Aussöhnung   vergeblich    Ar. 

n;il1'-:  Nüsse  nachlesen   \'i>w. 

nüssle":  1.  mit  Nüssen  oder  am  Nüsse  spielen 
Ap;  Bs;  B;  ZU.  .Jung  und  Alt  freute  sieh  auf  den 
Berchtoldstag  schon  wegen  dem  Nüsseln  und  Wegge"- 
abenbisse".'  B  Hist.  Kai.  1894.  In  Ap  =  hüllen  J,  2 
(bd  II  1051).  Im  YAK  um  Neujahr  und  Fastnacht  ein 
beliebtes  Gesellschaftsspiel.  Jeder  Teilnehmer  legt 
vor  sich  auf  den  Tisch  4  Nüsse  zur  linken  und  5  zur 
rechten  Hand  oder  auch  links  1,  rechts  3  und  mitten  2. 
Das  ist  sein  (An-)Satz.  Nun  teilt  Jeder  der  Reihe  nach 
das  eine  seiner  Häufchen  nach  rechts  hin  aus.  indem 
er,  so  weit  er  damit  reicht,  zu  jedem  Häufchen  eine 
Nuss  hinzulegt.  Entsteht  mit  dem  letzten  Stück  ein 
Häufchen  von  2  oder  4  Nüssen,  so  sackt  er  dieselben 
als  Gewinn  ein  und  dazu  alle  anstossenden  Häufchen, 
sofern  sie  ein  Parti  (zwei  Nüsse)  oJer  einen  Hock 
(vier  Nüsse)  bilden.  —  2.  als  Maske  herumgehen  und 
Nüsse,  Mandeln,  Konfekt  auswerfen,  so  an  der  Fast- 
nacht, am  St  Antonitag,  .schmutzigen'  Donnerstag  und 
Güdelmdndig  Schw.  ,Auf  den  Tanzböden  herrschte 
[an  der  Fastnacht]  zwar  ein  ziemlich  reges  Leben, 
aber  das  sonst  beliebte  Nüsseln  wollte  nicht  in  Fluss 
kommen.'  Bote  der  Urschweiz  1883.  —  3.  Nüssle' 
(s.  u.)  ausstechen  B. 

üs-:  tr.,  Einem  Alles  abgewinnen  SchwE. 

Nüssle"  BÜ.  (l)urh.),  Nüssler  m.  BBe.,  Merligen, 
U.,  Nüssli  BU.;  1.  =  Nüssli-ChrM  (Bd  III  903)  B 
(auch  Be.).  —  2.  Endivie,  Cich.  end.  BBe.  Syn. 
Sannen-  Wirbel. 

Über-Nuss  m.:  Wucher.  .Der  unversehampt  git 
und  ü.,  so  von  etlichen  gebrucht.'  1529,  Egli,  Akt. 
Sonst  Über-Nutz. 

G'  -  I,  Dim.  G'nüssi  B,  G'nüssli  Z:  kleiner  Nutzen. 

Bürger-G. :  =  Bürger-Chernen  (Bd  III  467).  ,Ein 
kleinerer  Teil  des  Stadtvermögens  von  Luzern  diente 
vor  1798  dazu,  um  unter  die  einzelnen  Bürger  jähr- 
lich ein  gewisses  Quantum  Getreide  zu  verteilen,  was 
den  sog.  B.  ausmachte.'  Z  Rechtspfl. 

genuss-sam:  ,Genuss',  Nutzen  bringend,  einträg- 
lich. ,Gute  Pfrüenden,  gnussame  Ämpter  und  Dienst.' 
JMüller  1665.  .Stellen,  wegen  ihrem  genussamen  Ein- 
kommen mit  höchster  Begird  gesucht.'  ebd.  1673. 

Genuss-sami  f.:  „Recht  des  Genusses,  Nutz- 
niessung  B;  Gr;  L."  ,Darbi  ein  gmeind  zu  Jenatz 
mit  frömden  lüten  fast  übersetzt,  mit  rüten  und  in 
weiden  und  ouch  in  allmeinen,  dass  vil  gnussami 
geben  möcht.'  1586,  ÜRJenatz  Arch.  .Wann  einer  sich 
dapfer  im  Krieg  gehalten,  ein  Panner  oder  Fahnen 
errettet,  den  hat  man  belohnet  eintweders  mit  einer 
Gnussame  oder  mit  dem  Burgerrecht  oder  mit  einem 
adelichen  Wapen.'  FWyss  1673.  .Stalla  und  Avers 
formieren  in  gemeinen  Genussamen  oder  Ausgaben  des 
Hochgerichts  drei  Teil.'  Sererh.  1742.  Vgl.  auch  Ge- 
nössami. 

Ge-nüssler  m. :  genussüchtiger  Mensch  ScuSt. 
(Sulger). 

G'nnss    II    in.:    das   Niesen.     Nur   in    den   RAA. 

Nüechterer  G'nuss  vil  Vertruss   ZW1.     Morge'g'nuss, 
z'  Abig  Vertruss  ZHortr.,   früe  en  Vertruss   Z  (Dan.), 


•Sil 


Nas     niK.    Nasch— nasch 


832 


ein  M.  [einmaliges  Niesen  am  Morgen]  bringt  vil  V. 
ZBub.  —  Die  Bildung  ist  eiu  weiterer  Beleg  für  den  Zsfall 
von    niesen   und   (ge')nieaaen. 

niiselen:  =  nunuelen  1  (Sp.  766)  Z  (Dan.). 

Nüsi  Z  (m.),  Nüsi  G  uT.,  Dim.  Nüsdi  ScHSt. 
(auch  -«-);  Tu;  Z  (Dan.),  Nüseli  GTa.:  1.  =  Nunni  1 
ScHSt;  Tu;  Z.  —  2.  =  Nunni  2  GTa.,  uT. 

Nu-Nusi:  =  Nüsi  1  Sch. 

Vgl.  dazu  andere  redupl.  Bildungen  in  der  Kinderspr., 
wie  gä-g&e,  Be-be,  Bu-bouis.  Den  Acceut  trägt  jedesmal  die 
erste  Silbe. 

nüsig:  =  nunnig  G.    E"  n-s  Ghindli. 

Xuseli  n.:  Nbf.  zu  Museli  (s.  Musel  Sp.  483)  ZStdt. 

nnsle"  ApH.;  LStdt;  GG.,  0.,  oT.,  W.,  nüsk*  AaF., 
Ke.,  Leer.,  Zein.;  Bs;  L;  SB.,  Thierst;  ZDättl.,  Bafz, 
S.,  Stdt,  näsele"  AABremg.;  LG.;  Schw;  SStarrk.;  Ndw; 
ZO.,  Wettschw.,  Zoll.,  niisere"  GrV.;  L;  SchwE.;  l'w 
(auch  g'nüsere"):  1.  a)  näseln,  undeutlich  reden  Aa; 
Ai>;  Bs;  L;  G;  SchwE.;  S;  Uwj  Z.  Syn.  chnüslen 
(Bd  HI  763);  pfnüslen.  Säg  denn  auch  recht  üf '  i"  der 
Chilehe",  tue  nüd  eso  n.!  L.  Red  recht,  nüsli  nüd  nur 
esol  ZS.  Er  het  e"  Bitzeli  g' näslet  und  gar  lang  und 
breit  si"  lied  verzogen  und  g'räret  noch  der  Basler  Art. 
Breitenst.  Schläfst,  Seibi!  hed-er  g'nüseret  i"  Bart 
ine".  MLienert  1892.  , So  nüselet  er  etwas  Unverständ- 
liches durch  die  Nasen  daher.'  DTomann  1708.  S.  noch 
güggen  (Bd  II  196).  —  b)  leise  (und  darum  unver- 
ständlich) reden,  flüstern  LSemp. ;  Schw;  Ndw.  Syn. 
liiselen  (Bd  III  1457),  mäseren  (Sp.  487).  Er  hed-em 
Oppis  i"  's  Ör  ine"  g'nüselet  Schw.  Er  [ihr]  hend 
doch  eister  Öppis  mit  enand  z'  näsele"  SchwMuo.  , Mu- 
tire, heimlich  oder  leiss  reden,  nüselen,  mit  ihm  selbs 
reden.'  Denzl.  1677;  1716.  —  2.  etwas  Kleines,  Schwie- 
riges arbeiten  Z  (Dan.).  Eine  Arbeit  langsam  ver- 
richten Z  (Stutz).    Syn.  füselen  (Bd  I  1084). 

Das  W.  stellt  zu  näelen  im  Ablautsverhältniss.  Über  seine 
weitere  Verbreitung  s.  Gr.  WB.  VII  10 10.  Vgl.  auch  die 
Gruppe  nusch-. 

,ver -nüselen :  als  wenn  einer  förcht,  man  höre 
in  reden,  mussitare.'  Mal. 

Nüseler  ZZoll.,  Nüster  Bs,  Nüseri  Schw;  UwE., 
Nüsi  „LG.;"  Z  —  m. :  Einer,  der  unverständlich  (durch 
die  Nase)  redet;   „Mensch  mit  einer  Hasenscharte." 

„nüse",  nässe"  LG.",  nüsc  Z  (vereinzelte  An- 
gabe): durch  die  Nase  reden,  „wie  Einer,  der  eine 
Hasenscharte  hat." 

Nüss:  Dionysius.  ,Für  je  10  Kuhschweren,  die 
man  in  die  Wälder  und  Weiden  der  Schwändi  trieb, 
musste  man  zwischen  Nüssen  und  St  Johann  einen 
Tag  swänten.'  XVII.,  OiswSarnen. 

nüssele0  I:  lauern  AaWoIiI. 

ab-:  auf  listige  Art  Einem  Etwas  ablocken,  ab- 
schwatzen AaL.,  Wohl.     Er  liäd  's  im  chönne"  a. 

Nusseler  m.:  wer  Andern  Etwas  abzulocken,  ab- 
zuschwatzen sucht  oder  versteht  AaWoIiI.  —  Wahrsch. 
blosse   Nbf.   zu    (al-)liusclen  (s.   Bd   III    1455). 

nüssele11  II:  an  etwas  Geringfügigem  herumdifteln 
AALeer. 

Das  syn.  chnüsnen  (Bd  III  762)  legt  Zshfing  mit  dem  Folg. 
nahe.  Hieher  auch  die  vereinzelte  Angabe  Spillmanns  für  Z: 
.mieele*,   an   Etwas   herumstudieren'? 

N'ussi  n.:  1.  „Nasenstüber."  —  2.  leichte  Wunde, 
Beule,    verursacht    durch    Schlag,    Fall  usw.    AaBIi., 


Hl.,  Leer.,  St.  —  3.  Hautausschlag,  Pustel,  bes.  an  den 
Lippen  „VO;"  L;  Uw.  Das  Übel  wird  nach  dem 
Volksglauben  oft  von  einem  bösen  Geiste  verursacht 
AaoE.;  L;  Uw;  vgl.  Lttt,  Sag.  128.  168.  —  4.  leichter 
Krankheitsanfall.  der  von  Einem  zum  Andern  im  Hause 
übergeht  Schw.  —  5.  bildl.  a)  „verstecktes  Hinder- 
niss.  Es  ist  es  N.derhinder  L."  —  b)  Nachteil,  Schlappe 
AaHL;  ZLunn.  —  c)  Verweis  ZLunn.  Es  N.  übercho", 
eine  Rüge  (z.  B.  von  einer  Behörde)  bekommen  ZLandik. 
Wohl  zu  dem  unter  Nottem  erwähnten  ahd.  nioßan.  Vgl. 
das  Syn.  Cnnmsi  (unter  Chnüsn  Bd  III  761),  ferner  Näggi 
(Sp.   704).     S.  auch   Müesi  (Sp.   487). 

ver-nuesle":  verschmieren  Gl.  —  Wohl  Nbf.  zu  wr- 
muesien  (Sp.  495);  vgl.  auch   das  syn.   ver-mxuUn  | Sp.  484). 

niiese0:  suchend  in  Etwas  herumwühlen  Th.    Vgl. 
nueschen. 


Nasch  —  nusch. 

nasche0:  oft  das  Nämliche  sagen,  lästig  wieder- 
holen GrL.  Syn.  natschen.    Er  nasched  albig  von  Dem. 

nasch  le°:  eilig  essen  TnTäg.  Vgl.  chnaschlen 
(Bd  III  762),  ferner  natschen. 

„G°-näsch  n.:  kleine  Erdäpfel,  die  man  den 
Schweinen  gibt  BSa."     Vgl.  G'-nätsch. 

naschen:  naschen;   s.  Fändet  (Bd  1  845). 

er-:  durchstöbern,  aussuchen.  ,Die  fryen  knecht 
und  harst  schweifen  wyt  um  und  also  alle  ungehor- 
same darus  folget,  zue  dem  dass  sy  alles  vor  dannen 
ernäschen,  ufrumen  und  plündern  und  vorab  die  spys.' 
1530,  B  Schreiben. 

naische":  zernagen,  mit  den  Zähnen  zerquetschen 
GRObS. 

„Näusclie0    m.:    Schnupfen    BSa."   —   Vgl.  tifäechen. 

Ne'sch'e0,  auch  Esche"  f.:  1.  Dim.  Neschli  BsL., 
Näschli  BsStdt,  Spitze,  als  Kleiderbesatz.  Vgl.:  ,Des 
Gehäubs  und  der  Kopftracht  halber  mögen  die  Weiber 
sich  der  Coiffette  bedienen,  sofehr  sie  mit  Spitzen, 
Neges  usw.  ausgezieret.'  B  Luxusmand.  1715.  —  2.  wol- 
lenes Tuch  um  den  Hals,  Bajadere,  Cachenez  S.  Die 
doppleti  N.  leist-mer  a"  und  machsch  d'  Kapuzen  a" 
BurnuSS.   BWvss  1863.    —    Frz.  neige»,   geringe  Spitzen. 

G'niscli  n.:  1.  kurzes,  dichtes,  in  einander  ver- 
schlungenes Gras,  „welches  hie  und  da  zumal  in  Berg- 
wiesen und  höhern  Triften  wächst  Bü.",  Hk.  — 
2.  dichtes,  in  einander  verschlungenes,  struppiges, 
verworrenes  Kopfhaar,  ebd.  J<*  mag  das  G.  nid  oer- 
zerre"  BHk. 

„Nische11  m.  (in  '  f.):  Schopf,  verworrenes  Haar 
auf  dem  Kopfe  Obw." 

nische":  kämmen  UwAlpn. 

g'nischig:  tilzig,  dicht  verwachsen,  vom  Gras 
BHk.,  „O." 

Nischel  m.:  Schaar,  Haufen  AABremg.  Er  het  c" 
ganze"  N.   Chind.   —   Viell.  zu  dem  syn.  frz.  nickte. 

niesehe":  zögern,  zaudern,  nie  fertig  werden  U. 
Syn.  noschen.  Nieschi  m. :  langsamer,  nie  fertig  wer- 
dender Mensch,  ebd.  —  Wahrsch.  U  Ausspr.  für  nüeeche"; 
vgl     nueeche",    niiese".      Die   Bedd.   vermittelt  z.H.    noecÄe*. 

Niesch'e11  f.:  das  aufgesperrte  Maul  ÄAZein.  Er 
macht  c"  schöni  N.     Vgl.  Nüschel. 


-:::: 


Nasch,  neseli,  nisch,  noscli,  nnscli 


s:;| 


Ge- llöscli-  n.:   1.  das  Herumwühlen  in  Etwas  ZS. 

—  2.  langsames,  umständliches,  ungeschicktes  Arbeiten 
ZStdt.  Gih-mer  de"  Hitet,  ieh  toill-e*  selber  garniere"; 
iv*  eha""  dint  G.  niime"  zueluege". 

nusc'h'e":  1.  suchend  in  Etwas  herumwühlen, 
-stöbern,  -kramen  (und  es  dadurch  in  Unordnung  brin- 
gen) Sch;  ZO.,  S.,  Stdt.  lrh  ha"  lang  müese"  n.,  bis 
i'k  mi"  Strumpf  im  Chaste"  g'funde"  ha"  ZS.  Hör  üf 
n.  (in  Wäsche,  Papieren,  Geräten) !  ZS..  Stdt.  Ge- 
legentlich auch  tr.,  durch  N.  verlegen.  Wo  luisi  de" 
Schlüssel  hi"  g'noschet?  ZKn..  Limm.  —  2.  langsam 
und  ungeschickt  an  Etw.  hcrumfingern,  herumarbeiten, 
sich  mit  kleinlicher  Arbeit  umständlich  und  ohne  Er- 
folg zu  schaffen  machen  AABb.;  ZMüneh.,  Stdt.  Er 
macht  en  Charsthalm,  naschet  aber  so  lang  d'ra"  übte", 
das"  er  näd  fertig  icird  AABb.  Du  noschist  au1*  lang 
a"  der  Högglete"  ume":  chunnst  nümme"  drüs?  ZStdt. 
's  Büseli  hat  am  Vogel  slm  Glashüsli  ume*  g'noschet,  bis 
de''  Vogel  ei'fach  use'pürzlet  ist.  Jcgendschatz.  Fasern 
am  Gewände  abklauben  Aa  (Rochh.).  —  Vgl.  mischen  I. 

ver-:  durch  Nosehe"  einen  Gegenstand  verlegen 
AAKulm,  L.,  St.;  ZS.,  W.  Syn.  ver-schuggelen.  Ich  ha" 
ml's  Halstuech  lang  nüd  chönne"  finde",  es  ist-mer 
vermischet  icorde". 

durcl1-:  suchend  durchwühlen.  Ieh  ha"  die  ganz 
Trucke"  durc''noschet  und  dach  Nüd  g'funde"  ZS. 

Noscherei  Z,  Noschete"  Sch;  Z  —  f. :  =  G'nosch  1, 
auch  die  dadurch  bewirkte  Unordnung. 

Noschi  m.:  1.  Einer,  der  unordentlich  in  Etwas 
herumwühlt  AaHoUI.;  ZS.  —  2.  langweiliger  Arbeiter 
AAHold.  —  3.  ii.,  gedankenlose,  vergessliche,  nach- 
lässige Person  AaL. 

„noschig:  verwirrt,  unordentlich  Sch." 

nö2sch2len  Ap;  GiiSpl.;  Th.  nu-schle"  Ap,  nöschele" 
GTa.,  nöschele"  AaF.:  1.  =  noschen  1  GTa. ;  Th.  Wa> 
noscheled-er  dei  ine"  [in  der  Truhe]?  —  2.  =  noschen  2 
AaF.;  Ap;  GTa.  Der  Alt  noschelet  noch  so  ume", 
verrichtet  noch  allerlei  kleine  Arbeit  GTa.  —  3.  ein- 
fädeln GRSpl. 

Dim.  zu  notchen.  3  scheint  eine  (vidi,  sogar  bloss  ge- 
legentliche) Spezialisierung  von  *2.  Vgl.  noch  .Nosehler.  Ge- 
schlechtsn.      .Burkart  X.'   G  Klosterarch. 

Nusch8  GO..  Eh.,  W.,  We.  (Dnbsch);  SchSI  (Sulger) ; 
TR-Boden-  u.  Untersee,  NÖsch2e"  ApK. ;  THEgn.  —  m. : 
=  Bosch  (Bd  II  1759).    S.  noch  Hätsch  (Bd  II  1800). 

—  Vgl.  das  Syn.  Nüschen. 
nösche":  =  haschen  (ebd.)  BSi. 

Nasch  I  m.:  Einer,  der  die  Tiere  kastriert  LE.  (St.b). 

NSsch'IIm.  GF.,Ta.;ScH;ZO.,  f.ZKüsn.:  1.  derber 
Stoss  (bes.  mit  den  Hörnern)  G;  ZO.  Syn.  Musch  (Sp. 
506),  Mutsch  (Sp.  600).  's  hat  [beim  Bauen  eines 
Hauses]  mänge"  Slöss  g'ge",  mänge"  Lupf  und  mänge" 
N.  und  mänge"  Stupf.  Stütz.  Heb  Sorg!  sust  chunnst 
[von  der  bösen  Kuh]  g'tcüss  noch  en  N.  über  ZO.  — 
2.  Schlag,  Streich  Sch;  Z.  ,lch  bekam  [mit  der  Mist- 
gabel] einen  X.  auf  den  Kopf.'  ZWildb.  (Prozessakten 
1875).  Di/r*  d'  Nüsch  laufe"  =  durch  d'  Mütsch  laufe" 
(Sp.  601)  SchwE.  —  3.  Beule  ZKüsn.  Syn.  In-Tumpf. 
nüsch2 eD  I  Uw,  nüsch-'e"  I  ZO. :  1.  (mit  den  Hör- 
nern) stossen,  puffen  ZO.  D'  Stiere"  nüsche'd  denand. 
Wenn  Ei"s  nochmöl  's  Ander  mischt,  so  stell-ich  's  für 
d'  Tür  use".  —  2.  (stossend)  wühlen  ZO.  D'  Sou 
mischet  im  Fressen  ume"  ZHittn.     Was  hast  auch  eso 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


im  Geld  ume"  z'  n.?  —  :!.  int r.  und  tr.,  schlagen,  bes. 
mit  der  Faust  ins  Gesicht,    Ohrfeigen  geben   Uw.  - 
4.  tr.,    Einen  beim  Schöpfe,   bei  den  Haaren  nehmen 
Obw.   —   Vgl.  nütechen,  zu  2  spec.  noBcken.    S.  auch  nüschen. 

er-:  verstärktes  mischen  3  UwE. 

nüsch2ele°:  =  noschen  1    GTa.     Vgl.  nüschen  2. 

g'nüseh2et:  gefleckt.  Nur  vom  Kopfe  des  Schales. 
E*  g'nüschets  Schaf,  mit  schwärzlichen  Flecken  im 
Gesicht,  wenn  es  sonst  weiss  ist,  mit  weissen  oder 
grauen,  wenn  es  schwarz  ist  GlS. 

Eine  merkwürdige  Analogie  zu  g'-chüttet  (Bd  111  213), 
welches  sich  zu   chüUen    verhält    wie   unser   W.  zu  nüsch  ■<>. 

nuschle":  1.  prügeln  S.  —  2.  übh.  seharf  her-, 
hart  mitnehmen,  z.  B.  beim  Spiel  verlieren  machen,  ebd. 

erg'nüschle":    Einen  recht  herumstossen  UwE. 

Nttsclie(li)  n.:  Agnes  Gr.  Vgl.  auch  TJrsele  1 
(Bd  I  468). 

nnsche"  II  AaFH.  f-f'-,  nach  anderer  Angabe  -*-'-); 
SStarrk. ;  U;  „W",  nü'sch'e"  B  (auch  nüssch'e")\  1.  nä- 
seln, undeutlich,  leise  reden  BU.,  derber  als  nüschelen. 
—  2.  =  noschen  1,  mit  der  Nebenvorstellung  eines 
raschelnden  Geräusches  AaFH.;  B;  U.  ,Er  nuschete 
wie  wütend  in  den  Hudlen  umher,  so  dass  der  Staub 
hoch  aufwirbelte.'  B  Dorf  kai.  1863.  ,Der  Präsident 
nuschete  in  einigen  Papieren.'  ebd.  1865.  I"  der  Münz 
mischet  (wühlt)  -me"  all  Tag,  aber  über  d'  Düble"  u"d 
über  rfe"  Sparhafe"  geit-me"  z'  Jars  nit  mängist,  u-e""- 
me"  emel  witzig  ist.  Gotth.  Auch  tr.  gewendet.  Wo 
hest  iez  die  Blätzli  hi'g'nuschet?  Etwas  umenangere" 
n.  B.  —  3.  =  noschen 2  AaF.;  SStarrk.;  U;  „über  Ver- 
richtung kleinlicher  Dinge  die  Hauptgeschäfte  ver- 
säumen U."  —  4.  „sieh  im  Geheimen  nach  Etwas  um- 
sehen, auf  Etwas  lauern  W." 

Nbf.  von  'nÜ8eM;  vgl.  mmten.  Die  Sippe  mit  der  begriff- 
lich tw.  nahe  stehenden  von  nti«eA*e"  /  in  Zshang  zu  bringen, 
verbietet  der  ausl.  Cous.,  der  hier  überall  i'  zu  sein  scheint. 

ver-:  =  rer-noschen  B;  „U."  Syn.  ver -muschen 
(Sp.  506). 

„nu schere"  LE.".  nusch'ere"  L:  1.  =  näselten  II 11,. 
!"'•  han-e"  nid  recht  verstände",  er  hed  nur  eso  g'uu- 
scheret.  —  2.  =  nüschen  II 2  L.  „In  Papier  nuschern 
oder  nüschern."  „Schnüffeln  LE."  —  3.  „unreeht- 
liche  Handgriffe  im  Verborgenen  tun,  heimlich  Etwas 
in  die  Tasche  stecken  LE."  —  4.  ganz  kleinliche  Ar- 
beit verrichten  L.  Er  hed  nid  aWh  g'schaffet,  nur  eso 
Öppis  g'nüscheret. 

Nusch1!  m.:  1.  =  Noschi  1  AaF.;  B  oAa.  — 
2.  =  Noschi  2  AaFH.;  B.  —  3.  n.  Verborge's  N, 
heimlicher  Mensch,  Schleieher  W. 

Nüschel  m.  Nä-sch'el,  in  BSi.  -«-;  Schnupfen 
BBr.,  G.,  Schw.,  Si.;  „F."    Syn.  Chniisel  (Bd  IH  762). 

G'nüsch'el  n. :  undeutliches  Reden  (durch  die 
Nase)  B.     Ich  cha""  doch  das  G.  nit  lide"! 

nüsch'ele"  LSemp.,  nü*sch'ele"  B  (in  Sis.  -ü--)-,  \V. 
nuschle"  BSi.;  F;  GRt'hurw.,  Pr.:  1.  &)  =  nuschen  II  1  B. 
lc''  glaube",  der  nuschelet  nume"  g'rad  express  für  mich 
daub  z'  mache".  „Den  Schnupfen  haben  F."  —  h)=nus- 
len  1  b  BRohrb.;  W.  —  2.  =  mischen  II  2  GiiChurw., 
Pr.  Um  d'  Pälggen  ummer  n.  GFient  1898.  —  3.  nach- 
grübeln, zu  genau  nach-,  untersuchen  LSemp. 

In  GrChurw.,  Pr.  wird  das  W.  mit  i1  und  is  gesprochen. 
Letzteres   würde   auf  Zugehörigkeit  zu  naschen  1  :'    weisen. 

Nüscheler,  Nüscheli  ru.:  Einer,  der  durch  die 
Nase,  undeutlich  redet  B;  L. 

53 


835 


Na  '  h — nnseli.    Nasg—  hnsg.    Nasp — nnsp.     \ast- 


-llUSt 


83ö 


Nu sclie"  Nische*  f.:  Schnupfen  FJ.,  Ss. 
Nüsch'er  in.:  1.  auch  Nüscheri,  =  Nuschi  lu.  i'  L. 
-  2.  Knirps  L  (Ineichen).     Syn.  Müscher  (Sp.  508). 
nü'sch'ig:    mit    dem    Schnupfen    behaftet    BG., 
„Längenb.",  Schw.,  oSi. 

nusCD*e°  III  BSa.  (seltener),  nü!sch'e*  II  BSa.,  Si.; 
F.  »ji'scÄe«,  bzw.  -»«.  BGadm.;  FJ. ;  „Z":  (Schuhe, 
Halstuch,  Rock,  Hosen)  binden,   knüpfen,  zuknöpfen. 

—  Mhd.  nütehen,  mit  einer  Spange  heften. 
Nuschle"  f.:  Masche,  Schleife  S  (Schild).    E"  N. 

uf  dem  Chopf  ha*,   geistig  begabt,    reich,    stolz  sein. 

—  Vgl.   frz.   toupet. 

N  ü2sch2el  I  (bzw.  -#>-)  m.  —  PI.  Nuschle*:  (leder- 
ner) Schuhnestel  BG.,  Schw.,  Si.;  F.  Albo  hei*  d'  Lüt 
silberig  Bingge*  uf  de*  Schuohno  g'häbe",  jetz  hei'-si 
numo  noch  ledrig  Nuschle*  FJ.  —  Amhd.  nusche,  mhd. 

nüachel,   ahd.   nusl-il,  mit.  nuneula,  Spange,  Schnalle. 

Pris-:  Schnur  zum  Befestigen  der  Schürze  BG. 
Bris-Nüstel,  , langer,  dicker  Bendel  zum  Zuschnüren' 
B  (Freudenb.);  Hosennestel  BK. 

S c h u e h - :  =Nüschel  I  BAdelb.;  FJ.  (auch- .Naschen). 

NÄscll'el  II,  in  Bs  Ni'i-el,  Ni'lgel  —  in.:  1.  Maul, 
Schnauze  (roh.  auch  wenn  vom  Vieh  gebraucht)  Schj 
THTäg.  (bes.  Tiermaul);  vgl.  Schnorren.  Auch:  ver- 
zogener Mund,  Hängemaul  Scn  (Kirehh.);  TiiBerl., 
Tag.  —  2.  Schopf,  Kopf  (roh)  Aa;  Bs;  ScHSt.;  ThHw., 
Untersee;  Z.  En  härte"  N.  ha*  Bs;  ScHSf. ;  Tu;  Z. 
,Liese  hat  auch  einen  gehörigen  N.',  einen  harten, 
eigenwilligen  Kopf.  Sch  Pilger  1892.  Eim  Ei"s  uf 
de*  N.  ge",  eine  derbe  Maulschelle,  Ohrfeige  geben 
Aa;  Bs;  Th;Z.  , Der  Büreaukratenzopf  ist  der  dickste 
und  längste;  der  sollte  zu  oberst  am  eidgenössischen 
und  kantonalen  N.  abgeschnitten  werden.'  Z  Stadt- 
bote 1897.  Er  het-ere"  [der  Kuh]  ne"  bar  uf  der 
Nischel  'ge*.  Schwzd.  (Bs).  Wenn  'trunkni  Hanterchs- 
burscht  enand  d'  N.  verhuschet  und  eZ'  Gosche"  ver- 
teschei  Inhal.  Schwzd.  (ScHStdt).  ,Wie  man  einem 
Maleticanten  die  Haare  in  dem  Kerker  abschneidet, 
welches  aber  Thomas  Morus  nicht  gestatten  wollen, 
da  er  doch  leiden  können,  dass  man  ihm  den  N.  ab- 
geschnitten.' GHeihegger   1732. 

Vgl.  (ir.  IVB.  VII  856.  1009.  Wenn  das  W.  eig.  .Schnauze, 
Maul'  bedeutet,  liegt  nahe,  es  zu  noeche*,  nu»eAe",  (stosseud) 
wühlen,  zu  ziehen;  vgl.  .Rüssel'  zu  ahd.  ruoßen,  wühlen. 
lias  syn.  Latsch  (Bd  111  1530)  lässt  auch  au  Zshang  mit 
Nutchlen  und  seiner  Sippe  denken.  Bed.  1  und  -2  können 
nicht  immer   streng  aus  einander  gehalten   werden. 

llüsch2e":  Jmdn  empfindlich  schütteln  BO.  Jitz 
folg,  sust  tcill-dr''  denn  ei"s  nische*  BHa.,  sust  dirl< 
vlni me ii -/'"''  denn  ei's  gern  n.  BK.  (Drohung).  Bes.  un- 
pers. :  es  nüschet-mi"*,  es  schüttelt  mich  (vor  Frost, 
Fieber,  Ekel,  Sehreck,  Schauder  ua.)  BBe.,  Hk..  R.,  Si. 
Das  ist  miserabel  schlechti  Dokterrusti'g,  es  hed-mi*" 
ß"  vellig  g'nisched  BHa.  Audi  intr.  Uli.  N.  wie-n-es 
asjiii/s  Laub. 

Wenn  die  Angabe,  dass  der  Vocal  8*  sei,  richtig  ist. 
also  seenndäre  Dehnung  vorliegt,  kann  das  W.  an  nuschm  I 
angeknüpft   werden;   vgl.  lies.  Bed.    1. 

niWh'-e"  II:  l.-nöschen  G.  —  2.  rülpsen,  ebd. 

Nüsch'e"  ArWalz.;  GStdt  (auch  -ü-),  Nüscher  I 
„Ar-;",  G:  1.  =  Nösch  Ap Walz.;  GStdt.  —  2.  „Rülpsen 
Ar."  Auffällig  nach  Laut  und  Med.  ist  die  vereinzelte 
Angabe  fftUchen  m.,  Katarrh  tiSt.it.  Hegen  Zshang  mit  der 
Gruppe  nuschen    II  spricht   der   Ort, 


n  o  esdi'e11 :  =  noschen  1  SntHall. 

Auch  bair.  Hieher  viell.  der  Geschlcchtsn.  Nuach,  ffimch 
ü  iiKIi.      .Ums   Xniiseh.'    1582,   GKriessern. 

Nüesch'  in.:  Rinne,  Kännel,  in  dein  man  in  den 
Alpen  den  Schafen  das  Salz  gibt  U;  W.  Vgl.  Niesch- 
Vlänggli,  Fluni.  ScHwIb. 

Ahd.   nuoak,   mhd,   nuoach,   Tränkrinne;  vgl.  auch  Schm.- 

Kr.   1    1766.     Betr.   die  Zugehörigkeit   zum  vor.  W.  s.  A 

zu  nuolen  (Sp.  718).  Für  frühere  weitere  Verbreitung  des 
\V.  spricht  auch  die  Stelle:  .Danncnhin  zwüschen  dem  nuesch 
nidei    hinder  der  zügmatten.'  XIV..  AaZnGk.  Offn. 


Nussge":  =  Bienen  1  (am  Eimer)  Bd  II  13ü3   Gr 

UVatz. 


Nasp  — nusp. 

ü'nisp  n.:  Gemenge  S.     Vgl.  G'nist  3. 

nispere":   berumsuchen   L.    —   Mit.   zu   nieteren. 

llisple":  in  der  RA.  (/'  Charte*  n..  die  Spielkarten 
mischen  ApI.  —  Wohl  Entstellung  ans  mwchyUn  is.  mischten 
Sp.   504);   doch   vgl.  auch   risplen. 

g'nisple":  flüstern,  auch  heimlich  tun.  mit  den 
Händen  Zeichen  geben  LReid.  -  Vgl.  .nispeln',  lispeln, 
bei   Gr.    WB.   VII    S56. 

nuspere":    halblaut,   murmelnd  beten  S  (St.1').  — 

Nbf.   zu    nosleren. 

nuspere",  in  Gl  auefi  -«-:  knistern,  rascheln  GlH.  ; 
S.  Syn.  fisperen.  ,Nusperte  mit  einem  Papier,  so  er 
in  seiner  Tasche  trug.-  Postheiri  1869.  Auch  vom 
Geräusch  beim  Zerbeissen  harter  Esswaren  Gl.  — 
Vgl.   chnotperen  (Bd   III    Tüll. 

v  er -nuspere":  =  ver-noschen  Aa.  —  Nbf.  zu  r,<- 
nueti  rt  ii. 

iiiisperle":  flüstern  GStdt.  Horchen  und  das  Er- 
horchte Andern  zuraunen,  ebd. 

Nbf.  zu  '  nüeterien  |s.  nüateren).  Zur  Red.  vgl.  flisperen 
(Bd   I    1225),  lütteren  (Bd   III    1480/1  I. 


Nast  —  nust. 

Hausiere",  -erle*:  jammernd  Etwas  suchen  LReid. 
Vgl.  nusteren. 

Nest,  in  nTii;  Z  eA.  Nc'st,  PI.  Nester,  in  B  auch 
wie  Sg.,  in  PL.  N&ti,  Dim.  Nestlf,  in  AaF..  Ke.  Nesti 
—  n.:  wie  nhd.  1.  im  eig.  S.,  Vogelnest,  doch  auch 
Lagerstätte  anderer  Tiere,  allg.  Formelhaft  mit  Hurst 
verbunden;  s.  Bd  II  16-10,  dazu:  Hursch  e  [und]  Nasch 
verchaufe*  AALeer.;  SStarrk.  (Hurst  e  N.J.  S.  auch 
Euchs  (Bd  I  657).  , Vogel  und  näst  [fomielh.]  hinwäg 
rninen.'  UEckst.  S.  noch  er-häschen  (Bd  II  1754). 
.Habend  ir  den  underscheid  der  hotten  und  der  evan- 
gelisten  nit  gewusst,  so  sind  ir  ze  früe  us  dem  n. 
geflogen  und  hat  üwer  geist  noch  nit  narung  gnueg 
in  den  aaser  geleit.'  ZwiNGLI.  .Revidvi  in  eandein 
vi  tarn,  wider  in  sein  alt  näst  kommen,  seinen  alten 
beiz  widerumb  anlegen.'  FttlS,  .Wie  wir  dann  dis- 
inolen  auch  den  alten  (wie  man  spricht)  im  n.  [eig. 
den  alten  Vogel  bei  den  Jungen,  bildl.   unerwarteten 


: 


s::T 


Nast,  liest,  nist,  nost,  aus! 


838 


Widerstand,  Schwierigkeit]  fundon  haben.'  1591,  AKyff; 
ygl.  d/f  ~>  (Bd  I  205).  Auch  von  Dingen.  .Der  Alte 
im    X.-.    der    Mittelkegel.    SchwE.   Kai.    1884.     ,Bndi 

wälzte  einen  sehr  grossen  Stein  mit  dem  Hebeisen 
aus  seinem  N.'  HPest.  1781.  Nesteli  grabe*,  im  Kote 
spielen  AiWett.  Hast  N.  g'grabe*?  tragt  die  Mutter 
ihr  Kind.  —  2.  von  Menschen,  a)  (scherzh.  oder  derb) 
Lagerstätte,  (schlechtes,  unordentliches)  Bett  Aa;  Bs; 
B;  Gr;  G;  Th;  U\v;  Z.  Unwillig  sagt  mau  von  Einem: 
Er  lit.  bocket  no**  im  N.  Marsch!  i* 's  X.!  zu  Kin- 
dern Aa;  Bs;  Th;  Z.  's  N.  mache*,  betten  B;  Th;  Z. 
Zwei  sind  es  Bett  voü  und  drü  es  N.  voll,  d.  i.  zu 
viel,  dann  ist  es  nicht  mehr  angenehm  zu  liegen    Z. 

—  b)  oft  Dim..  Heimstätte,  Wohnsitz,  gew.  mit  dem 
Nbbegr.  des  Behaglichen,  allg.  .[Die  Frau  soll  dem 
Manne  nicht  ein  Überniass  von  Arbeit  zumuten]  ent- 
weder wird  er  krank  oder  er  schlägt  dir  von  Arbeit 
und  X.  [verlässt  Arbeit  und  Häuslichkeit],  dann  hast's.' 
Gotth.  ,Das  kömmt  nicht  gut.  Wenn  du  so  wunder- 
lich tun  willst,  so  schlägt  dir  Uli  vom  N.'  ebd.  ,Die 
vordem  der  twingherren  band  uns  disers  n.  [die  Stadt 
Bern,  wo  wir  glchs.  warm  sitzen]  gemacht.'  TiiFrrkart 
1470.  .So  bald  die  Underwaldner  sich  entbören,  man 
inen  alsbald  ins  näst  ze  ziehen  gerüstet  sin  wollte.' 
1529,  Strickl.  .Helfend  uns  doch  nur  des  maus  [eines 
unbequemen  Predigers]  ab,  so  wend  wir  wol  ze  n. 
kon  [Ruhe  linden].-  Vad.  , Die  Zuger  haben  jeder  Zyt 
ir  N.  und  Hussitz  bewahrt  und  erhalten.'  KCvs. 
.Xachdem  die  Helvetier  von  diesem  Feldherrn  [Cäsar] 
überwunden,  werden  zweifelsfrei  die  Bademer  auch  in 
ihr  altes  N.,  gleich  wie  die  Tigurini  in  Zürich,  ein- 
gerucket  sein.-  JJScheochz.  1732.  —  c)  verächtlich, 
altes,  geringes  Gebäude,  Ortschaft,  allg.  1609  wurde 
beschlossen,  ,dise  alten  bösen  Xester  und  bölzene 
Hüsei"  wegen  Feuersgefahr  allmählich  zu  beseitigen. 
Liebenau  1881.  .Das  N.  [ein  Dorf  im  Engadin]  wäre 
in  allweg  gut,  wenn  eben  etwas  zahmere  Vögel  [Be- 
wohner] darinnen  nisteten.'  Sererh.  1742.  —  d)  Schlupf- 
winkel. Sammelort  von  Gesindel  Bs;  B;  GG.;  Th; 
Uw;  Z.  Es  N.  üsne*  s.  Sp.  743.  ,E*  wäest(s)  N, 
officina  nequitiae,  stabulum  flagitiorum.'  Id.  B.  - 
3.  Ort,  wo  bestimmte  Früchte  reichlich  gedeihen ;  z.  B. 
Ürdorf  ist  es  Zwetsehge'ncst  '/..  —  4.  etwas  Nestähn- 
liches, a)  verworrenes  Gebüsch  Ndw;  vgl.  Hexen-Nest. 

—  b)  weibliche  Kopfbedeckung  GG.;  vgl.  Vogel-Nest. 

—  c)  schadhafte  Stelle  im  Käse,  Schinken  uä.  Z.  — 
d)  Fehler  im  Gewebe  Aa;  Bs;  B;  G;  Z;  s.  Iniegg-, 
Weher-N.  Auch  in  einer  Strickarbeit  B;  Z.  .Er  mass 
die  Breite  der  Bänder  und  untersuchte,  ob  sie  gut 
geschafft,  ob  keine  Nester  und  Flecken  darin  seien.' 
Breitenst.  'sgibt-im  Schnürpf  und  Näster  i*  d'  Bändel, 
tlass-er  e'lialbe*  Tag  mit-im  fine"  Scherli  cha**  chratze*, 
bis -er  's  z 'recht  g' 'macht  het.  ebd.  Es  b'hanget  und 
haftet,  es  giH  noeh  e*  X.  X  Busen  1892.  ,Es  entstehen 
angesteckte  Schüsse,  kleine  Löcher  und  Nester,  krause 
Stellen,  schlechte  Ende  (uam.).-  HDolder  1851.  Auch 
=  Gitzi  ti  (Bd  II  578)  AaWoIiL  —  5.  Bauch,  gleichs. 
als  N.  der  Eingeweide.  ,Jy,  dass  dich  Stral  und  Pesti- 
lenz die  Kuttlen  bald  im  Xäst  zerschränz  !•  Jon. Mahl. 
1074.  ,Y,  dass  dir  d' Stral  das  N.  zerschränz!'  ebd. 
S.  noch  Boch.  —  0.  Busen,  Herz  L  (Ineichen).  — 
7.  pudemla  mul.  ZO.  —  8.  (scherzh.)  Hinterer  Aa;  B; 
Lj  ZS.  Gend  der  Brüden"  [dem  Schreihals]  Ei*s  uf 
'sN!  AaF.,  Ke.  Chafl'st  di"s  N.  niene*  still  ha":'  zu 
einem  unruhigen  Kinde,    das  nirgends  sitzen  bleiben 


will  ZS.  Es  iiiiml  's  doch  de"  notti  Wimger,  oh  si 
d's  X.  lüpfe*  [das  Bett  verlassen]  chönnte  oder  mit. 
Gotth.  ,\Venn  ich  ihn  wäre,  ich  kehrte  dir  das  N. 
und  sagte  dir:  blase  mir,  wo  ich  schön  bin!'  ebd. 
Mit  dem  N.  am  Zun  m",  an  die  Wand  gedrückt  sein 
(bildl.)  B.  Er  int  mit  dem  X.  am  Zun:  snlmld  im  dir 
('hur  och  noch  druf  grit,  denn  het-er  üsg'chüejeret.  — 
9.  a)  unruhiger  Mensch,  bes.  von  Kindern,  die  nie 
ruhig  sitzen  können  Bs;  Sch;  Th.  Bist  du  en  u"rue"igs 
N.!  Si  isch  e*  N.,  si  fuslet  der  ganz  Tag  im  Ilu.< 
umme".  Vgl.  Feg-Nest.  —  b)  gelinde  Schelte  auf  un- 
ordentliche Kinder  oder  Frauen  GG.,  Ta.;  ZO.  E* 
füh  N.,  faule  Weibsperson  ZHombr.  —  10.  Ortsn. 
.Vorder-  und  Hinder-N.'  BSchlosswyl.  .Waldung  im 
Dorfnest.'  ZKlot. 

Zu  der  Ausspr.  mit  «'  vgl.  Wilmauns,  Deutsche  Gramm. 
I2  256.  Analogien  zur  Bedeutungsentwkkliing  bieten  z.  T. 
Loch   (Bd  III    1016),   Bett. 

Ägerste"-:  Elsternnest  Z.  .Wenn  sy  [die  Ty- 
rannen] vermeinen  zu  oberist  in  Tolder  zum  Ä.  ge- 
stiegen sein,  dass  sy  denn  Gott  plötzlich  auf  die  Erden 
hinunder stürze.'  Wurstisen.  —  Arun-:  Adlerncst. 
Name  einer  Sennbütte  WEginental. 

Uwle"-:  Eulennest.  Als  Ortsn.:  .Aulenäst  (Huwle- 
näst,  Aulennest),  zwei  Höfe  [auf  dem  BKurzenberg].' 
Jahn  1857.  ,Cuonz  von  Uwlonnest.'  1389,  B  Tellen- 
buch.    —    Vgl.   das  syu.  gr.  Bu^dvxtov. 

Veg-:  1.  =  Nest  !)  a  Ap;  Bs;  B  (modern  auch  m.); 
Gl;  G;  Th;  U;  Z  ;  vgl.  Fiegyi  (Bd  I  710).  Syn.  U"-Rue<°. 
Du  bist  es  F.!  die  Mutter  zum  Kinde  (bald  unwillig, 
bald  zärtlich).  Bim-ene*  so  e"  G'hütti  dere"  Fegnester 
brächt  's  auch  ril  Schmäle's  SchwMuo.  —  2.  Person, 
die  überall  Ordnung  machen  will,  übertrieben  reinlich 
ist  BsStdt.  Denn  reinlig  ixch-er  [der  Samstag],  z'ril 
nur  fast,  e"  F..  oni  Rue  und  Bast.  Hiniierm.  —  feg- 
neste0:  sich  wie  ein  Fegnest  benehmen  Bs;  B;  Gl;  Z; 
spec.  im  Bett  herumkollern,  von  kleinen  Kindern  BSi. 
Abi.  „Fegnester  m.,  -eri*  f." 

Vogel-:  1.  im  eig.  S.  Öppis,  Alles  teil  und  g' mein 
hä*  wie  ä"  Bliebe"  d'  V-er  Z.  Si  händ  's  mit  enand 
wie  d'  Bliebe*  d'  V-er,  halten  zusammen  AaF.,  Ke. 
,Zäme"ha"  wie  Bliebe"  d'  V-er,  compacto  rem  gerere 
ut  fures  in  nundinis.'  Id.  B.  —  2.  übertr.  auf  ver- 
schiedene, einem  Vogelnest  ähnliche  Dinge,  a)  kleine 
Bürde  Leseholz,  Reisig,  die  Einer  aus  dem  Walde  trägt 
(spöttisch)  ZZoll.  (Nur)  es  V.  Vgl.  Chräjen-N.  — 
b)  weihliche  Haartracht;  die  Flechten  wurden  in  Form 
eines  Kranzes  oder  Nestes  auf  dem  Hinterkopf  be- 
festigt, um  1840,  Z.  V.-Nestli,  nestartig  zusammen- 
geringelte Zöpfe  B  (spöttisch);  ZMünch.  —  c)  wilde 
Möhre,  Dane.  Car.  GG.;  Z  (lt  Schiuz  1842).  .Wilde 
Rühli,  V..  Sauwurzen,  Dauc.  Car.'  Z  Anl.  1775.  — 
d)  Dim.,  Zuckerbackwerk,  mit  Vögelchen  von  Tragant 
verziert  Bs.  —  3.  Name  eines  Hofes  SchwWoII.  ,Den 
Zehenden  zu  Wolraw,  den  man  nämbt  im  V.'  1369, 
SchwE.  Klosterarch.  —  2c  vou  der  Form  der  Frucht- 
dolde.     Syn.   ist   ChBrhli. 

Fisper-:  =  Feg-N.  1  GW. 
Gugger-:  Kuckucksnest,  a)  Das  ist  es  G.,  Nichts  L. 
—  b)  Nest,  das  die  Kinder  aus  den  ersten  Frühlings- 
blumen machen,  damit  der  Kuckuck  seine  Eier  (in 
Wirklichkeit  die  Mutter  die  bunten  Ostereier)  für  sie 
hinein  lege  B;  L.  Vgl.  Gugger-Ei  (Bd  I  17),  Gugger 
(Bd  II  185).  —  Zu  a.  Der  Kuckuck  haut  kein  Nest  für 
Eier  und  Junge;  vgl.   Tschudi,  Tierl,  5  65  ff. 


839 


Nast,  nest,  nist,  nost,  nust 


340 


661-NSst:  Mädchen,  das  immer  zum  Scherzen 
aufgelegt  ist  GTa. 

Gitzi-:  abgelegener,  rauher  Ort,  wo  nur  Ziegen 
weideil  B.  ,Sie  hättens  schon  für  eine  Ehre  nehmen 
sollen,  dass  es  uns  nur  der  Wert  g'si"  ist,  ga°  z'  luege" 
da  in  ihr  G.  hinauf.'  Gotth.  —  Vgl.  Gitzi-Graben  (Bd  II 
681)  und  die  Anm.  zu   Gäeh  (ebd.   102). 

Humbel-:  Hummelnest  Z.  Wem-me*  l>im  Mäe* 
es  II.  fiwlt,  cha"-me"  Hung  drüs  süge"  ZS.  —  Hor- 
nüsse°-:  Hornissennest.  In  es  H.  stupfe",  bildl.,  ,in 
ein  Wespennest  greifen'  B;  Scn;  Scbw;  Z.  ,In  ein 
hurnussennäst  stächen,  d.  i.  ein  unrüewigen  menschen 
reizen.'  Mal.  ,Darzue  dann  auch  das  scharfe  schreiben 
der  7  katholischen  orte  vil  helfen  möchte,  mit  dem 
sie  ins  hornaussennest  gestochen.'  1599,  ApA.  ,lch 
mag  in  kein  Hornussennest  hineingreifen.'  HPest.  1790. 

Hursche"-:  Unordnung  S.  —  Eig.  =  Burtt  und  ff. 
(s.  Ifüt  1),  doch   mit  Anlehnung  an  harschen  (Bd   II    1637). 

Hase"-:  Ortsn.  BRohrb.,  Waltersw.;  Fluni.  ZBirm. 
—  Hexe»-:  Mistel,  Visc.alb.  AAHolderb.  Vgl.  Hexen- 
Bisen.  —  Chüngeli-:  Kaninchennest.  Ortsn.  Gr.  — 
Chetzer-.  .[Zürich]  das  schantlich,  ful  k.',  schimpft 
ein  Luzerner.  1531,  Absch.  •-  C  h  luppere"-:  Wald- 
ameisenhaufen GTa.  —  Chra(j)en-:  Krähennest. 
Übertr.  1.  a)  struppiger  Schopf  AaSuIh-.  Er  schüttlet 
's  Chr.  Vgl.:  Es  Här  tvie-n-cs  Chr.,  struppiges,  ver- 
worrenes Kopfhaar  Ap;  B;  Z.  —  b)  =  Vogel-N.  2  a 
AALeer. ;  ZZoll.  Zu  Dem,  der  das  Bündel  trägt,  sagt 
man  neckisch:  Los,  wie  der  Chruj  brüelet!  (weil  du 
ihm  das  Nest  genommen)  AALeer.  Vgl.  gwägg  (Bd  II 
843).  —  2.  Name  eines  Hofes.  ,Jak.  Schryber  im 
kräyennäst.'  XV.,  ScBwTugg.  —  I°-legg-:  Art  Weber- 
nest, das  entsteht,  wenn  vor  dem  .Geschirr'  Etwas 
sieb  einlegt,  ohne  dass  man  es  beim  Weben  gleich 
merkt,  so  dass  sich  ein  ganzes  Nest  von  grossen  .Uber- 
oder  Unterschüssen'  bildet  Z.  —  Mage"-:  was  vom 
Lab  ( Bd  III  952)  im  Kessel  sich  niedersetzt  und 
herausgenommen  wird,  bevor  man  den  Schluck  zer- 
kleinert GrS.,  Scuolms,  Tschapp.  —  Spinn  (Spill- 
ZW1.,  Spille*-  Tu,  Spim-  Ap;  GRh.;  ZO.,  S.)  -mugge"-: 
Spinngewebe.  ,Wann  Spinnwäbennester  auf  der  Weite 
sich  erzeigen,  das  siebet  man  ungern.'  1787,  Z  NGlatt 
Tageb.  —  Marwen-  GRh.,  Mar"i-  Gr,  3Iur'"e"-  G 
Buchs,  Murbi-  GSa. :  =  Munoeten  (Sp.  430).  Mir  Bliebe" 
liiml  die  g'fundne*  Öpfel  zuerst  in  e*  Murbinest  esö 
ärmst  üf  in  e"  Heustogg  i"hi"  g'schoppet  und  s'  heimhrh 
ka  [gehabt]  GSa.  (Albrecht).  —  Narre"-:  Raupen- 
nest an  Bäumen  GSa.;  ZO.  —  Böggen-:  Behausung 
von  Schreckgespenstern.  ,Üas  Burgstal  Scheideck  ist 
bei  Nacht  sehr  ungeheur.  Zunächst  dabei  prasslet  es 
oft  heiters  Tags  im  Gestrüpp,  als  wann  etliche  Kü- 
risser  daher  ritten.  Welche  dieses  bewohnet  oder  wie 
es  zu  einem  Bögkennest  worden,  ist  unbekannt.' 
Wikstisen.  —  Bummel-:  Hummelnest  GrCIiuiw., 
Glaris,  Schud.  —  Rappen-:  Rabennest.  Bildl.,  Raub- 
nest.  ,[Die  Burgen  des  Adels]  sind  worden  mit  der 
zyt  raubhüser  und  r-er.'  HBull..  Tig.  ,Uss  den  ve- 
stinen  ward  den  eidgnossen  grosser  schad  zuegefüegt, 
desshalben  sy  verursachet  wurdend,  dise  r-er  hinab- 
zulupfen  und  zu  zerstören.'  ebd.     Als  Ortsn.  BTrub. 

Katze"-:  Rattennest.    Name  eines  Hauses  ZStdt. 

Sau-:  Flurname  LE.  ,Der  Weier  im  S.  am  Weiss- 
guber.'  FXSchnydkr  1781.  —  Vgl.  das  syn.  Schwfn-Grucb 
(Bd  II   695). 


Schnepfe"-:  Name  eines  abgelegenen  Hauses 
BLützelfl.  —  Schwalbe"-,  Sehwalme*-:  Schwalben- 
nest, allg.  Schwalbennester  unter  dem  Lach  oder  in 
den  Kammern  bewahren  das  Haus  vor  Blitz  und  Brand 
Aa;  B;  Th;  ZO.,  S.,  sind  ein  Zeichen  des  Hausfrie- 
dens S;  daher  sagt  man  den  Kindern,  es  sei  Sünde, 
sie  zu  zerstören.  Ein  Schw.  in  Milch  gesotten  wird  als 
Heilmittel  auf  Geschwülste  gelegt  ZS.  —  Schwätz-: 
Schwätzerin  Scu. 

Stor(ch)en-,  in  BsStdt  Starke"-:  Storchennest. 
1.  im  eig.  S.  I)'  Stadt  Luzcrn  hed  jo  nur  's  holzig 
Store'-Nestli  /fheisse",  iril  d'  Hüser  alli  vo*  Hol:  g's%" 
sind  iiinl  ii  il  so  u'flatig  vil  Storch  uf  de*  Dächere* 
g'loschiert  hend.  Schweizermund  1891  (L).  .Botz  Stor- 
kennest!'  Schwur.  GGotth.  1619.  —  2.  bildl.,  ver- 
wirrtes Haar  ScuSt.  (Sulger);  vgl.  Chräjen-N.  Sonder- 
barer Kopfputz,  ebd.  —  Der  Fluni,  .im  Storre°-Ni;st' 
ZFäll.  gehört  viel!,  zu   ,Staar.' 

Trämpeli-:  Vexierwort  Gk  UVatz.  Um  einen 
arglosen  Knaben  zu  foppen,  führen  ihn  mutwillige 
Kameraden  unter  einen  Baum  und  fordern  ihn  mit 
den  Worten:  Ich  weiss  e"  Tr.  Witt  's  -wer  Bock  stün? 
auf,  sich  gebückt,  mit  auf  die  Knie  gestemmten  Armen 
hinzustellen,  worauf  ein  Anderer  auf  seinen  Rücken 
steigt  und  darauf  .herumtrampet',  bis  der  Gefoppte 
erkennt,  dass  es  keine  Vögel  gibt,  die  Trämpeli  heissen, 
und  die  Last  abwirft.  —  Weber-:  =  Nest  4  d,  „Werft- 
brueh"  Ap;  Bs;  BE.,  Si.;  Scu;  S;  Uw;  Z;  .Knäuel  von 
Fäden  im  Zettel'  Bs  (Spreng).  .Wenn  der  Vater  W-er 
sah  und  Faden  zerrissen  an  der  Zetti.  dann  gieng 
Donner  und  Prügelwetter  erst  an.'  Gotth.  —  Wän- 
tele"-:  Wanzennest  AaF.,  Ke.  —  Wurm-:  Wurm-, 
Raupennest.  ,W-er  an  Bäumen.'  Bs  Gescheidsordn. 
1770.  In  ä.  Spr.  oft  bildl.  ,Uf  die  zit  brau  ins  Uolin 
Kellers  hus  und  bhüet  uns  Gott  wol,  wau  es  im 
rechten  w.  [dicht  bevölkerten  Quartier]  was,  war  es 
nacht  gesin.'  1526,  HsStockar.  .Brutus:  Wir  wend 
schlechts  hie  kein  w.  [von  Verschwörern]  hau.'  HBull. 
1533.  .Frewe  dich,  Basel,  dass  die  Pfützen  und  Wurm- 
näst,  da  Alles  Bös  aus  entstanden  ist,  in  dir  soll  zer- 
strewet  werden.'  JGross  1624  (nach  einer  Quelle  von 
1400).  —  Wespi-  Aa;  Bs;  B;  Sch;  S;  Z,  Wespele*- 
ThHw.  :  Wespennest.  Syn.  Wesperen.  Wenn  's  vil 
W-erhäd,  giH  's guete*  Most  und  Wl*  Th;  ZS.  Bri" 
fare*  icie-ne*  Fliege"  in  e*  W.,  unbesonnen  Bs  (Brei- 
tenst.).  ,Ein  Baum,  darin  ein  Wespenest,  welches  er 
mit  einem  Fewrbrand  wollen  erstecken.'  1578,  ScawE. 
Klosterarch.  Bildl. :  In  es  W.  (ine*)  lange*,  stupfe" 
Bs;  Seil;  S;  Th;  Z;  vgl.  Hornüssen-N.  Er  hat  i>i  es 
schöns  W.  g'langet.  ,Da  hatte  aber  der  Vater  nun 
erst  im  rechten  W.  geguselt.'  AHartmann  1852. 

neste",  in  uTh;  Z  eA.  -e'-:  1.  nisten,  zumeist  von 
Vögeln  Aa;  B;  L;  S;  Th;  Uw;  Z.  D'  Hüener  häml 
g'nestet,  ein  Nest  zum  Eierlegen  gemacht.  Bildl.  .Damit 
die  Schwaben  und  böswilligen  nit  möchtind  in  unser 
land  n.'  BossH.-Goldsclim.  —  2.  scherzh.,  betten  Uw;  Z. 
—  3.  im  Bette  liegen  Aa  (PStaub).  Ich  ha*  ztvö  Stund 
g'nestet.  —  4.  sich  unruhig  auf  dem  Lager  herum- 
wälzen, beständig  die  Lage  wechseln  Ndw;  Z.  Übh. 
(bes.  in  der  Zss.  ume*-n.)  unruhig  hin  und  her  rutschen, 
keine  Ruhe  finden  AaF.,  Ke.;  Bs;  Th;  Z;  vgl.  Feg- 
Nist.  Was  händ-er  au°*  allewxl :'  n.?  Mutter  zu  Kin- 
dern, die  nicht  stille  sitzen  können,  alle  Augenblicke 
die  Plätze  wechseln  Aa;  Z.   Refi.,  hin  und  her  rutschen, 


841 


Xast.  liest,  nisl,   nost,  nust 


842 


um  sich  in  bequeme,  behagliche  Lage  zu  bringen'. 
.Man  sali  die  Bäurin  sich  hinter  dem  Spritzleder  ihres 
Schesleins  zurecht  nesten,  so  breit  sie  war.'  B  Hist.  Kai. 
1864.    —  5.  herumstöbern   (beim  Aufräumen)    BsStdt. 

in-:  reti.,  sich  einnisten  S;  Z;  vgl.  Mittel  3  e 
(Sp.  563). 

Nestere"  BBr.,  Ha.,  „Nesteri  W",  Nesterne'  W 
(Tscheinen)  —  f.:  geringes,  primitives  Bett,  Lager, 
bes.  Heulager  in  der  Alphütte.     Syn.  Dasteren. 

Nestete"  f.:  1.  Nora,  actionis  zu  nesten  4  Bs; 
Tu;  Z.  —  2.  Nest  voll  junger  Tiere  oder  Eier  BE.,  0. 

nestig  Bs,  g'nestig  Z:  unruhig. 

i"-nestle°:  refl.,  sich  einschmeicheln  ScnSt.(Sulg.). 

Blutt-Nestliug  m.:  1.  noch  nackter  Vogel  im 
Nest  Zo.  Syn.  Nest-Blüttling.  —  2.  jüngster  und 
zugleich  schwächster  Vogel  im  Nest,  Nesthocker  AaF., 
Seeth.;  L;  Zg,  auch  auf  andere  Tiere  übertr.  Zg.  — 
3.  jüngstes  Kind  in  einer  Familie  AaSI.  ;  L.  Syn. 
Nest-Hocker  (Bd  II  1125).  —  4.  nacktes  oder  bloss 
mit   dem  Hemdchen    bekleidetes    Kind   AaWoIiI. ;  Zg. 

Ne'stel  m.:  wie  nhd.,  Schnür-,  Knüpf  band  oder 
-riemen  Aa;  Ap;  P;  Sch;  Tu.  Syn.  Bändel.  Breite 
gewobene  Schnur  ZLunn.  1.  Schnürband  übh.  ,10 
dotzet  n.'  gehören  zur  Ausrüstung  eines  Pilgers  nach 
Jerusalem.  HsStockar  1519.  ,Und  muost  einer  [ein 
Pilger]  ein  roten  n.  gen  um  ein  trunk.'  Stulz  1519. 
,N.  und  brisriemen.1  1537,  ZWint.  Inv.  ,Es  wird  be- 
richtet, dass  wieder  einige  Brenner  [Brandstifter]  vor- 
handen seien,  die  man  daran  erkenne,  dass  sie  zsge- 
wiekelte  Nesteln  unter  den  Uechsen  an  den  Ärmeln 
tragen.'  1545,  Absch.  ,Wyss  n.  2  brief.'  1571,  ZInv. 
.Rote  N.'  zum  Unterbinden  bei  .Blutstellungen. '  XVII., 
B  Arzneib.  .Etlieh,  die  nit  wol  mit  Panzer  versorget, 
habind  damals  Bengel  gerüst  und  uf  die  Arm  für  Arm- 
schinen  mit  Nestlen  gebunden."  JJRüeger  1606.  ,Das 
Fahl  zu  Nutz  er  [der  Nestler]  schneiden  kann,  macht 
N.  draus  und  Glimpf  daran.'  Anf.  XVIII..  Z  Ofeninschr.; 
\g\.  X. -Glimpf  (Bd  11  621).  RAA.  , Es  hat  ihn  beim  N.\ 
er  ist  berauscht.  Z  Kai.  1804;  Syn.  bim  Bändel.  .Manns 
convietas  dare,  einem  gewunnis  geben,  einem  an  n. 
greiffen.  Herbam  porrigere,  an  n.  greiffen,  bekennen 
überwunden  sein.'  Fris.  S.  noch  ZObf.  1897,  90.  Oft 
typisch  für  etwas  Geringwertiges,  wobei  zumeist  der 
.Schuhnestel'  gemeint  sein  wird.  ,Ich  dörfte  mit  dir 
umb  ein  dutzet  nestlen  wetten,  wo  er  [Zwingli]  das 
sin  lebtagje  gedacht  hette.'  Gyrenrdppen  1523  (iron.). 
,Ein  münch,  der  in  ein  closter  gat,  tuet  glych  als 
wenn  einer  einen  n.  hinweg  würfe  und  griffe  aber 
nach  einem  ganzen  dotzet.'  EGualth.  1546.  ,Vor  Gott 
sind  sy  keins  n-s  wert.'  VBoltz  1550.  ,Wott  umb 
dich  nit  ein  n.  geben.'  ebd.  ,Ich  glaub,  dass  er  sich 
ehe  selb  henkt,  ehe  er  uns  einen  n.  schenkt.'  Holz- 
wart 1571.  ,Dracht  nach  der  fromkeit,  sunst  wolt 
ich  dir  nit  ein  n.  umb  dine  studia  gen.'  ThPlatt.,  Br. 
—  2.  spec.  a)  (lederner)  Kiemen  oder  Schnur  zum 
Binden  der  Schuhe  F;  Gr  ÜVatz,  Pr.;  Uw;  ZS.  (mit 
Glimpf  am  Ende  zum  Unterschied  von  Sehueh-Bändel). 
Syn.  (Schueh-)Nüschel.  Nesteli,  schmales,  schwarzes 
Band  zum  Einfassen  der  Schuhe  SThierst.  —  b)  zum 
Binden  der  Kniehosen.  Syn.  Hosen-Nestel;  vgl.  Hosen- 
Bändel.  In  ä.  Zeit  wurde  damit  oft  Luxus  getrieben. 
.Alt  und  junge  Mannspersonen  sollen  des  unanstän- 
digen  Nestelgehenks    und    -plampens    sowol    an    den 


Wamist  als  sonderlich  unden  an  den  Hosen  sich  gänz- 
lichen abtun.'  B  Mand.  1628.  .Insonderheit  tuend  wir 
verbieten  das  Tragen  so  gar  langer  Haren,  so  gar 
viler  Nestlen  unden  an  den  Hosen,  deren  Niemand 
mehr  als  sechs  ehrbar  N.  haben  soll.'  XVII.,  Z  Mand. 
Vgl.  noch  Gr.  \VB.  VII  627.  Hosenträger  GltKübliSi 
—  c)  zum  Schnüren  des  Mieders,  Leibchens  AaF.;  Bs; 
vgl.  Bris-,  Brust-N.  Bio  Jüppe",  selber  g'/robe"  sidi" 
N.  auch  derzue,  von  der  Kleidung  einer  reichen  Bauern- 
tochter. Stütz.  ,Das  Brusttuch  mit  Banden  fein  wohl 
geziert,  doch  fast  zu  klein  und  mit  dem  N.  aus- 
geziert.' Lieh  von  Kleidcrpracht.  —  d)  Seidenband, 
Zierband  (der  Frauentracht)  AABb.,  Holderb.  Was 
ledigi  si"  [unter  den  Markgräflorinnen],  hei"  türi  sidigi 
N.  i*  de-  prächtige"  Zupfe",  si  fliege" -ne"  bis  uf  der 
Bode"  Bs(Bi-eitenst).  Nestel-a  (Haarschnur).  Stimmet-, i 
(Sammetgoller),  Schinnischatte"  (Schattenhut),  Platte" 
(Kopfscheitel),  Enne'iveg  (jenseitiger  Abscheitel),  üs 
(Zopfende;;  gleichzeitig  bezupft  man  das  Mädchen 
von  der  einen  der  zwei  Haarflechten  über  den  Nacken 
hinauf  bis  zum  Ende  der  andern  herunter.  Rochh. 
1857,  111.  In  ä.  Zeit  auch  als  Luxus  gerügt:  .Wann 
man  uns  aus  dem  Evangelio  die  Hoffart  erleidet  und 
wir  nicht  das  mindeste  Nästelein  neben  sich  legen.' 
JMüller  1665.  .Spitze,  Schnüre,  Bändel,  N.,  Silber- 
und Goldgeschmeiss  [als  Kleiderluxus].'  ebd.  1673. 
.[Sich  enthalten]  der  halb  seidern-  und  Wienernen  Für- 
gürtliuen,  der  Nästlen  an  den  Halskrägen.'  1680/1703, 
Z  Mand.  —  e)  Nästeljene",  Halsperlen  auf  Schnüre 
gereiht  P  (Schott).  —  3.  eine  Art  Eingeweidewürmer 
bei  Fischen  und  Krebsen.  .Summers  zeits  wachsend 
n.  in  inen  [den  Lagenen,  Laugelen],  das  sind  weisse, 
lauge,  dünne,  zusammengewickelte  würmlin,  wie  in 
Haslen.'  Mangolt  1521.  ,In  den  kräbsen  werdend  zue 
Zeiten  weisse  riemle  gefunden,  unsere  nennend  es  n., 
werdend  alsdann  in  der  speis  verworfen.'  Fischb.  1563; 
ähnlich  bei  JLCysat  1661  und  bei  Spreng.  ,N.  wie 
man  sie  in  den  Hasslen  findet.'  JLCvs.  1661.  S.  noch 
Gr.  WB.  VII  628.  —  4.  Hautverlctzung,  die  Kühe 
einander  beim  Kämpfen  mit  den  Hörnern  beibringen 
GrLuz. 

Mhd.  nestel.  In  den  ersten  RAA.  unter  1  ist  wohl  an 
den  Hosennestel  zu  denken.  4  von  der  längliehen,  riemen- 
artigen Anschwellung.  Über  Nestel  in  Rechtsaltertümern, 
als  Preise  usw.  s.  KHauser  1895,  496;  Birl.,  Volkstüml.  II 
(1862)   186.   282. 

Genfer-.  ,100  stuck  G.'  1571,  Z  Inv.  —  Hof-, 
,Ein  gattnng  einer  tracht  [Speise]  wird  von  den 
teutschen  edelleuten  bereitet,  h.  genannt.  Sy  siedend 
die  haut  [des  Rehes]  und  enthärend  die  selbig  und 
schnidend  sy  zu  kleinen  riemen  und  machend  denn 
solche  an  mit  einer  sulzbrüejen.'  Tierb.  1563.  — 
Här-:  Haarband  AATegerf.  —  Hose"-:  wie  nhd. 
BHk.  De''  H.  war  ja  z'  schwach  und  's  Leder  chostet 
auch  st"  Such.  Z  Kai.  1811.  ,Dass  der  dem  richter 
geben  sol  ein  par  swarzer  hentschuoch  und  ein  totzent 
wysser  hossnöstlen.'  1438,  B.  S.  auch  zue-nestlen.  — 
Leder-:  dünne  lederne  Schnur  Nnw. 

Bris-:  1.=  Nestel  2  c  AaF.,  Ke„  Zein.;  Ap;  B 
(Freudenb..  neben  Br.-Nüschtel);  Sch;  S;  ZeA., Rüml.; 
vgl.  Brisnestel-Mueder  (Sp.  90).  Der  Vorblätz  und  der 
Br.  i"tue"  S  (Schild).  Die  Chellerhals-Meiteli  hei"  röti 
Brlsnesteli,  sehicarzi  Bandöffeli  und  Chrälleli  am  Hals 
A.iZein.  (Volksreim).  .Ein  kränier,  der  brysnestel  am 
'  hals  hat.'  li Eckst.    ,Ich  verehrte  ihro  [der  Geliebten] 


843 


Nast.  nest,  nist.  nost.  nust 


844 


ein  Kistli  samt  einem  Prysnestel.'  1662,  Z.  .Uieweil 
junge  Leute  mit  Zubringen  eines  Trunks,  mit  einem 
Rechenpfennig,  Preissn.  und  dergl.  nichtigen  Sachen, 
vilmal  auch  gar  ohne  einiges  Ehepfand  einander  die 
Ehe  versprechen.'  Z  Mand.  1668.  ,Und  solle  man  sich 
enthalten  der  seidenen  Pryssnästlen.'  ebd.  1680  92. 
,Und  solle  man  sich  enthalten  der  gülden,  silbern-  und 
vergülten  Kettenlein  anstatt  der  Preisnästlen,  Kini- 
schnüren  und  Fürgürtli-Bändlen.'  ebd.  1699/1703. 
2.  Schuhband  mit  Glimpf  AATegerf. ;  ThBci'1.  (Bris- 
Nestli).  —  3.  Name  eines  im  Eiegelbau  aufgeführten 
Hauses  im  Hof  Luzern.  —  3  nach  der  Ähnlichkeit  Jus 
Fachwerkes  mit  1. 

Brust-Nestel:  =  Bris-N.  1  AATegerf.;  Xnw. 
.Brustnesteli,  mit  welchen  im  Zickzack  Latz  und 
Mieder  eingeschnürt  werden.'  Zschokke  1797.  — 
Schueh-:  =  Bris-N.  :.'  Ap;  Nnw.  —  Zöpfe"-:  Zopf- 
schnur, womit  das  geflochtene  Haar  eingebunden  wird 
Aa  (Rochh.). 

nestle":  1.  (zusammen)schnüren,  binden  BBrisl. 
(-de');  „VO;  Gl;"  G;  Z.  Ne"  g'neslhte"  Meiern,  am 
Brusttuech.  Minnich  1836.  —  2.  übertr.  a)  plagen, 
hart  mitnehmen  BBrisl.;  „VO;  Gl;"  G;  Th;  Z.  Bes. 
unpers.  Das  nestlet-mich;  Syn.  trüllen.  Es  hät-mich 
g'nestlet,  sagt  Einer,  der  im  Kartenspiel  verloren  hat 
„VO;  Gl;  G;"  Tu;  „Z";  Syn.  butzen.  Das  lieisst  Eine' 
(/'nestlet,  wenn  man  z.  B.  Jmdn  bei  strenger  Arbeit 
Hunger  und  Durst  leiden  lässt  ZKn.  ,A11  tausig  List 
und  Allenfanz  müend  n.  disen  Firlifanz',  mögen  den 
Bruder  Klaus  ermüden,  mürbe  machen,  sagen  die 
Teufel.  Joh.Mahl.  1674.  —  b)  aufreiben,  töten  L.  Es 
hed-e*  if nestlet.    Syn.  butzen.  —  c)  durchprügeln  Bs. 

—  d)   stuprare  BsL.    —   Zu   2  c  vgl.  (n)e'stien  (Bd  I  577). 
üf-:   1.  (den  Nestel)  auflösen   „VO;"   Nnw.    .Bern- 

hardus  in  der  heilsamen  predig,  in  welcher  er  alles 
das  aufnestelt  [ans  Tageslicht  zieht],  desse  sich  der 
nnmässig  geit  der  gleichsnern  zu  behelfen  undernom- 
men  hat.'  Vad.  ,Der  Predikant  muss  den  Knopf  noch 
selber  aufnesteln.'  Fisi  1696.  —  2.  mit  Etwas  fertig 
werden,  Etwas  bewältigen,  a)  aufessen  Ndw.  Er  hed 
das  Brod  alls  üfg'nestled.  Syn.  üf-butzcn.  —  b)  auf- 
reiben. Er  nestled  sini  China  nuch  ganz  üf  [durch 
strenge  Behandlung]  Now.  „Die  Krankheit  hat  ihn 
aufgenestelt,  er  ist  daran  gestorben  VO."  —  c)  spec, 
im  Kriege  Feinde  (bes.  Nachzügler)  niedermachen. 
,Do  sind  von  stund  an  hinnen  an  ine  gsin  die  Fran- 
zosen mit  irein  reisigen  züg,  hand  sy  all  ufgenestlet, 
das  kum  einer  darvon  ist  komen.'  1540/73,  UMev., 
Chr.  ,Carpere  agmen,  die  sich  von  dem  häufen  ver- 
schiessend  aufreiben,  aufnestlen  oder  umbbringen. 
Carpitur  agmen,  wenn  die  feind  etliche  von  dem  häu- 
fen, ilie  sich  verschliefend  und  dahinden  säumend, 
aufnestlend,  fahend  und  uiubbringend.'  Fkis.  ;  Mal. 
,Vom  Bernischen  häufen  wurden  bei  20  mann,  die 
aus  begird  des  raubs  mit  dem  paner  nicht  hinweg 
gezogen,  aufgenestelt.-  Wurstisen  1580.  —  3.  Ptc. 
,Er  ist  bald  anfgenestlet,  zornmütig.'  Mey.,  Hort.  1692. 

—  i°-,  in  GrS.,  Tschapp.  -ö- :  einschnüren  AaF..  Ke.; 
GrS.,  Scuolms,  Tschapp.  .Zusanimenbreisen  und  ziehen, 
einbreisen,  einnestlen.'  Fkis.;  Mal.  —  be-.  ,Benest- 
lete  und  ohnbenestlete  Hosen.'  JCWeissenis.  1701.  — 
zue-:  zubinden,  -schnüren.  Ich  han-ene"  [den  Hosen- 
nestel]  'treit,  jetzt  träg-ne*  du  und  nestle  dich  gege" 
d'  Hin'  zue!  gürte  dich  zum  Kamp!  gegen  die  Herren, 
sagt  der  zur  Riehtstätte  geführte  Friedli  Bucher  von 


L  zu  seinem  jüngsten  Sohne,  ihn  zur  Rache  aufmun- 
ternd. Aa  Taschenb.  1861/2,  105/6. 

Nestler  in.:  Verfertiger  von  Nesteln.  .Kein  Säck- 
ler oder  N.  soll  Kramerei  feil  haben.'  1491,  Bs  (Ochs). 
.Jakob  Sattler,  der  n.,  burger  von  Zürich.'  1520,  Z 
Urk.  In  ZStdt  gab  es  1637  einen,  1671  zwei.  1836 
vier  N.  S.  noch  Leu.  Lex.  20.  395;  GSchönberg  1879, 
299;  TGeering  1886,  616  (Nr  17).  Als  Familienn. 
.Jakob  N.'   1523,  ZStdt. 

„Neiste"  m.:  =  Gneisten   1    (Bd  II  674)    Aa;    LG." 
n eiste":  =  gneisten  1  (Bd  II  675)  Aa;   „LG." 

Nist  n.;  1.  Nest.  .Hurst  und  N.',  der  ganze  Besitz 
Bs  (Spreng).  Vgl.  Nest  1.  —  2.  =  Nesteren  U.  . Mor- 
gens vier  Uhr  gewöhnlich  erheben  sich  die  Älpler 
aus  dem  flöhcvollen  N.'  U  Gem.   1834. 

il'  -nist  n.:  1.  (schlechte)  Lagerstätte.  Bett  UwE. 
Bild],  a)  ,Die  Eigenliebe  hat  bei  den  Scheinheiligen 
sonderbare  Herberig  und  Genist.'  JWinz  1650.  ,Wo 
diser  [böse]  Geist  herrschet  und  sein  G.  hat,  da  stehet 
es  übel.'  ebd.  --  b)  Ruhe.  Kei*  G.  me  hä*,  keine 
Ruhe  mehr  haben  Z  (Dan.).  Weder  G.  noch  G'nast 
ha",  ebd.  Niene"  ke'  G.  hä',  bei  keinem  Geschäft 
ausdauernd  sein  ZW1.  ,Er  hat  kein  Gniesst,  quiescere 
nescit.  inquietus  plane  est.-  Met.,  Hort.  1692.  — 
c)  Gunst,  urspr.  wohl  Unterkunft,  ruhiges  Bleiben. 
Er  häd  G.  int  Hüs,  hat  Gunst,  ist  begünstigt  AaWoIiI. 
Er  häd  e'ke*  G.  mer,  steht  nicht  mehr  in  Gunst,  ebd. 
Bi  Eim  kei'  G.  mer  ha*  ZBauma.  ,Er  hat  kein  Gniest 
bei  mir,  in  meorum  numero  non  est.-  Mey.,  Hort.  1692. 
—  2.  enger  Baum  Bs;  .Zimmer,  in  dem  Alles  ohne 
Ordnung  dick  unter  einander  verstellt  ist'  Bs  (An.  ad 
St.).  Syn.  Chrijif,  Ghripfeten  (Bd  III  846/7).  —  3.  auch 
„Nist"  a)  wirres  Durcheinander  von  allerlei  Gegen- 
ständen  (z.  B.  Abfällen).  Unordnung,  „unordentlich 
verschobene  Sachen"  AAFri.,  Leer.;  Bs;  B;  „VO;"  Gr 
UVatz;  L;  GF.,  G.;  SL.  ,Das  G.  [zerrissene  Körbe], 
wo  du  gebracht,  nimm  mit.'  Gotth.  .Der  Garten  gefiel 
ihm  nicht,  der  Buchs  war  nicht  geschoren,  ein  G. 
darin  [im  Garten].'  ebd.  Nüt  als  G.  und  G'hüder  in 
allen  Egge".  MWalden.  Vgl.  Mütech  II  (Sp.  570).  - 
b)  „Unrat,  auch  von  Menschen  B;  VO."  —  c)  „me- 
lierte Gesellschaft  B;  VO."  —  4.  .unruhiger  Mensch, 
der  nie  still  sitzen  oder  sein  kann  oder  mit  Kleinig- 
keiten zu  tun  hat'  Bs  (An.  ad  St.).  Da  bisch  en  Ers- 
g'nist!    —    Mini,   geniale,   Nest. 

niste",  in  BG.;  Nnw  g'niste*:  1.  wie  nhd.,  ein 
Nest  bauen  B;  G;  Ndw.  D'  Vögel  uiste'd  sehn"  GG. 
In  ä.  Spr.  auch  übertr.  von  Menschen,  sich  einnisten, 
oft  mit  adv.  Acc.  (wohin).  .Es  hett  dem  papst  nit 
geschmückt,  wenn  im  ein  keiser  wider  in  Italiam 
gnistet  bette.'  RGitALTii.  1546.  .Welche  klosterfrauen 
dahin  [in  ein  Klösterlein]  genistet.'  Wurstisen  1580. 
,Der  Römeren  Legerstetten  ennet  Rhins,  darin  ge- 
nistet der  Dütschen  Dörfer  Martalheim,  Uewiesen, 
Dachsheim.'  JJRüeger  1606.  ,Die  Einsidler  Augustiner 
Ordens  haben  von  Mülhausen  gen  Basel  genistet.' 
JGross  1624.  —  2.  Ruhe  gewinnen.  .Die  von  Rapers- 
wyl  staltent  und  zugent  die  schiff  einest  hin,  einest 
her  und  kondent  damit  nienan  genisten  by  ir  statt.' 
ELFrCnd;  vgl.  G'-nist  2  6.-3.  a)  in  Etwas  suchend 
wühlen,  herumkraraen  AALeer.,  Zein.;  Bs;  B;  SRech.; 
Ndw;  W;  ,perquirere  alqd  in  confusa  copia  rerum.' 
Id.  B.     „Wühlen,  stänkern  in  Etwas,  selbst  im  Unrat 


845 


Nast .  liest,  li ist .  nosl.  niisl 


B;  VC."  ,Si«  [die  Frauen]  wären  nicht  fertig  ge- 
worden mit  N.  and  Z'weglegen,  Hin-  und  Herrennen.' 
Gotth.  ,Nach  dem  Talmud  sollen  bei  70U0  Weiber 
in  Egypten  zurückgeblieben  sein,  bloss  wegen  N.  und 
Zögern.'  ebd.  Unterenand  n.  S.  „Umbin  n.,  anordent- 
lich durchsuchen,  nachsuchen,  wobei  viele  Sachen 
aufzuräumen  sind."  Füre"  n.,  beim  N.  zu  Tage  för- 
dern Bs.  's  hei"  für  e"  Jör  d'  Mwntüre"  und  <V  Waffe' 
giieti  Huri  im  Chaste"  g'ha",  trenn  Nietn  se  per  Ztiefal 
füre"g'nistet  het.  Breitenst.  Allerlei  kleine  Geschäfte 
verrichten,  wie  z.B.  die  Hausfrau  im  Hause  BBüren; 
SKechersw. ;  Ndw.  —  b)  „den  Unrat  wegschaffen  B; 
L;  Schw." 

1°-:  ahs.,  sich  einnisten.  Wenn  das  Ding  i"g' nistet 
hed,  hed  's  der  Tiefet  g'seh.  Wolf,  Gespr. 

ver-:  verlegen,  verschieben,  so  dass  man  einen 
Gegenstand  am  gewohnten  Orte  nicht  gleich  findet 
AiPri.j  Bs;  B;  „VO;"  S.  Syn.  ver-schuggelen.  Jet: 
ha-n-ich  mi"s  Fürzüg  vernistet  und  weiss  nit,  wo  's 
isch.  Schild  1885.  Wenn  si  Eint  d'  Hei  matschine"  r. 
uf  der  Polizei.  Gotth.  .Die  Andere  hatte  einen  ihrer 
Sonntagstrümpfe  vernistet  und  ais  sie  den  endlich 
fand  zwischen  dem  Strohsaek  und  der  Bettstatt...' 
ebd.  .Es  musste  jeder  Schüler  mit  einem  Schreib- 
truckli  versehen  sein ;  dies  gewährte  den  Vorteil,  dass 
viele  Gegenstände,  wenn  nicht  gerade  verloren,  so 
doch  nicht  vernistet  wurden.'  Zbinden  1862  (B). 

z'sämme"-:  zusammen  in  ein  Bett  legen.  Üs 
[Mägde]  nistet -mer  geng  nah  z'siime"  und  mängist 
sogar  mit-emene"  Kinde'meitschi,  pfy  tüsig!  Gotth. 

Nistere"  Schw,  Nistri'g  Zc,  —  f. :  =  Nesteren;  übh. 
der  Baum  unter  dem  Dach  (der  Sennhütte).  Vgl.  l'ril. 
Alls  ist  still  g'si",  au'h  dass  [nur  dass]  s'  g'charchlet 
hend  uf  der  N.  MLienert.  Es  Leitetii  ist  uf  d'  N. 
ufe"  g'gangc".  ebd. 

nistere":  ansstöbern,  wühlend  suchen,  Kästen 
und  Truhen  durchsuchen  BSi.;  THTäg.  ,N.  N.  tet 
wüester  mit  n.  und  suochen  denn  kein  anderer.'  Sicher 
1531.     S.  noch  Nagel  1  (Sp.  683). 

Nistete"  f.:  =  Nesteren  LVitzn. 

Nisti  m.:  wer  seine  Siebensachen  in  Kisten  und 
Kasten  zerstreut,  in  steter  Unordnung  hat  S. 

G"-nisti  f.:  =  G'nist  1  b.  „Nur  in  der  RA.:  er  hed 
neue"  kei"  G.,  kann  sich  nirgends  ruhig  erhalten,  von 
herumfechtenden  Personen  Z." 

ge-nistig:  wühlerisch,  unruhig;  s.  Nest-Höek 
(Bd  H  1125). 

Nistel  m.:  =  Nestel  2  a  ArK. 
nistle":  =  nestlen  2  ZRüml. 

Noster  BSa.;  F;  GTa.,  Nüster  Aa;  Ap  f-o'-J;  Bs; 
BSa.,  Si.;  „VO;"  GW.;  ThHw.;  ZO.,  Nüster  SB.  —  n., 
in  Bs  auch  m.  —  PI.  Nüsterer  Ar  f-ö'-J,  Dim.  Nösterli 

Aa;  Bs;  G,  Nüsterli  AaFvi.,  Nüsterli  Aa;  S;  TuMamm.; 
Z:  1.  oft  Dim.,  Rosenkranz,  Paternoster  AaBI>.,  Fri. ; 
Ar;  Bs;  F;  „VO;"  GTa.;  S;  ThHw..  Mamm.  Syn. 
Betti.  's  hölzig  Nüsterli.  BWyss  1863.  E"  silberigs 
Nüster  G  (Zahner).  E"  lustige  Kapiziner  hat  's  Nu- 
ster  üfg'henkt,  hat  's  Bette"  vergesse  und  ist  de"  Meit- 
lene"  nöchg'rennt  .<UZein.  —  2.  =  Chrallen  II 3  (Bd  III 
807)  Ar;  BSa.,  Si.;  G„Rh.,"  W. ;  ZBül.  In  BSa.,  Si. 
zur  weiblichen  Tracht  gehörend.  Nüsterli,  kleine 
Glasperlen  zu  Halsketten,  Stickereien,  weiblichen  Ar- 
beiten ZNer.,  Tagelsw.,  Rafz,  W.  —  3.  Pflanzenname. 


a)  =  Chralle"-,    Bett '(In-  Gras    (Bd    II    705)    Aa.    - 

b)  =  Chdsli  -  Chrüt  1  8  (Bd  III  898).  Durh. 

Verk.  aus  ,Patomöster.'  Nüster  scheint  eig.  l'l.-Konn. 
3  a  zunächst  von  den  Wurzelknöllcben,  b  von  den  Früchten 
der  betr.   Pflanzen. 

Hals-:  =  Noster  -3  Ap;  GTa.  Ein  Schmuckstück 
der  Ap  Tracht;    ein  II.  von  Silber  kostet  40     70  Fr. 

Pater-  Fotn-  ArH.,  Bode"-  ZU.,  Port,.-  ApK., 
l'imtn-N.  ApM.  —  in  Ap  iii.,  sonst  n.:  1.  Vaterunser. 
.Wenn  einem  Ross  das  Glidwasser  god  oder  einem 
Menschen,  so  nimm  Eppcrichrud  und  Gottsgnaden,  legs 
uf  die  Wunden  in  Gottes  Namen  und  bat  drei  Pater- 
nuster,  so  gestat  es  in  drei  Stunden.'  ZZoll.  Arzneib. 
17 10.  ,Es  sind  auch  die  Soldaten  gottsförchtig,  dann 
sie  beten  schier  täglich  das  welsche  P.  mit  den  grossen 
Corallen.'  S  Kai.  1713.  —  2.  Rosenkranz  als  Betschnur 
Ap.  ,Paternoster  mit  den  roten  korallen.-  1380,  B 
Inv.;  s.  auch  krallin  (Bd  III  809).  ,1  corallen  p., 
1  arksteinis  p.,  1  muskert  und  negelly  p.,  1  sunst  noch 
negelly  p.,  4  p.  mit  guldinen  knöpfen,  3  p.  korallin 
und  1  camiolin.'  1469,  Z  Inv.;  s.  Honen—  Feder  (Bd  I 
678).  —  3.  Korallenhalsband.  ,Um  die  Mitte  des  XVII. 
erhielt  eine  Tochter  aus  einem  angesehenen  Hause  zur 
Aussteuer  u.  a.  ein  rotes  P.'  Z  Gem.  —  4.  Familienn. 
.Ueli  P.'  1389,  B  (Teilenbuch). 

nostere"I  L;  Scuw;  S;  Uw,  nüstere'  I  SchwE. : 
1.  den  Rosenkranz  beten  Schw;  Ndw.  —  2.  verall- 
gemeinert a)  beten  übh.,  und  zwar  gemeinschaftlieh 
und  laut  UwE.,  halblaut,  murmelnd  L;  Schw;  S;  Ndw; 
Zg.  Auch  beständig  beten,  wie  eine  Betschwester  L. 
,'s  Marei  nosterte  ganz  geschwind:  Ehre  sei  Gott  usw.' 
AAZof.  Kai.  1852.  -  -  b)  Dim.,  nüsterle",  nösterle", 
leises  Geräusch  machen,  ähnlich  dem,  wenn  Viele  leise 
beten  Ap.  —  c)  .lateinisch  oder  halblaut  lesen-  L 
(Ineichen).  Halblaut,  undeutlich  reden,  wispern  L; 
SchwE.  's  Maitli  musteret  mid  zittriger  Stimm:  Galt 
tat",  Wände!  [usw.],  MDienert.  Mira"  ?  nustret  au'h 
der  Bäni.  ebd.  —  3.  Etwas  genau  zählen,  durchgehen, 
wie  es  beim  Rosenkranzbeten  mit  den  Kugeln  der 
Betschnur  geschieht  SchwE. 

Pas  Vb  hat  in  Bud.  1  und  -  a  verächtliche  Färbung. 
3   wohl   eig.  zu   nutterm  II  mit  Anlehnung  an   unsere  Sippe. 

abe"-.  Ei"s  a.,  ein  Paternoster  herunter  sagen  L 
(verächtlich). 

N  oster ete"  f.:  lautes,  wechselseitiges  Beten  UwE. 

nüstere"  I:=nosteren  2  c  L  (Ineichen). 

Auch  hier  mischt  sich  die  Gruppe  mit  der  folgenden; 
vgl.   Gr    WB.   VII    1011. 

(ume°-)nostle°:  in  Etwas  herumsuchen,  -stöbern 
GStdt;  TuBerl.  —  Viel],  blosse  Nbf.  zu  noacUen;  doch  vgl. 
das  Folg. 

nustere"  II  BSa.  (neben  -ü-) ;  Gr  (in  Churw.,  Pr.  -ü-) ; 
GW.,  nostere*  II  AaWoIiI.  ;  GStdt,  sonst  nüstere"  II: 
1.  stöbern,  wühlend  suchen  ÄALeer.,  St.,  Wohl.;  Ap; 
Hl;..  Sa.,  St.lt;  GROhurw.,  Pr.;  „L;"  GStdt,  W.;  Sch; 
ZO.;  „mit  den  Nüstern,  d.  h.  mit  der  Nase,  mit  dem 
Gerüche  untersuchen,  schnüffeln  Ar;  B;  Gl;  Gr;  GT. ; 
Sch;  Schw."  Syn.  noschen.  Oft  in  der  Zss.  ume(r)-, 
umenand-n.  Si  chrömet  und  nüsteret  in  Chäste"  und 
Schublade"  umenand  Sch  (ANeher  1893).  Was  hast 
dö't  all  :'  nüsteriä?  sagt  die  Mutter  zum  Kinde  GWidn. 
Er  heigi  numme"  z'  vil  u"a  z'  fest  i"  den  alte"  Strüdel- 
büechre"  g'rümet  u*a  g'nusteret.  Schwzd.  (BSa.).  Si 
[die  Elstern]   nüschtere"  in  Allem,    i"  jedem  G'hüder- 


847 


Käst— nnst.     N'at-nut 


-■is 


rhrtiHe".  KMev.  1833.  .Eisi  nusterte  in  allen  Ecken 
herum.'  Gottii.  .Hans  nusterte  aus  einem  Versteck 
der  Wand  ein  Weinglas  hervor.'  Dorfkal.  1878.  — 
2.  a)  an  Etwas  zupfen,  herumtasten,  sich  mit  Etwas 
zu  schaffen  machen,  in  tadelndem  S.  BSa.;  Sch;  Z 
Lunn.,  S.  .Als  der  Abt  immer  näher  kam.  nusterte 
sie  sorgsam  an  ihrem  Fazenctli.'  III.  Kai,.  1851.  lez 
ist-er  ,:'  oberst  obe*  fast  und  nüsteret  ame"  grossen  Ast. 
Müller,  Jugendschr.  Du  hast  all  Oppis  :'  n.  JMeter 
1866.  —  b)  sich  mit  Kleinigkeiten  abgeben,  unbe- 
deutende Arbeiten  machen  ScuSchl.  —  Weiterbildung 
zu   der  iu   den  Gruppen   »im-,   nueuft-  vorliegenden  Wurzel. 

er-n  üstere":  gänzlich  durchstöbern.  .Als  man 
die  pfallenz  rumt,  do  lufend  die  unsern  zue  und  er- 
nüstertend  all  winkel.'  Vad. 

üs-:  =  dem  Vor.    Alles  ü.  BSi. 

durcl'-:  durchsuchen  GftPr. ;  Sch;  Z.  's  Hüs  tl. 
vom  Esterieh  bis  in  Cherr  abe".  Schwzd.  (SniKargen). 
.Pogius  von  Florenz  durnüstert  die  liberi  und  mini 
hinweg,  was  im  gefiel.'  Vad. 

Nusteri  in.:  wer  neugierig  herumwühlt,  stets 
herum  fingert.     Du  bist  doch  e"  rechter  N.    BSa. 

Ge-nüster  n.:  Gewühl,  Unordnung,  z.B.  in  der 
Wäsche  B.     Vgl.  Ge-nist. 

nüsterle".  Dim.:  1.  grübeln  AaHI.  Unruhig 
herumsuchen,  herumfahren  GFlaw.,  einer  Sache  auf 
die  Spur  zu  kommen  suchen,  heimlich  ausforschen 
GT.;  7,0.  —  2.  a)  =  nusteren  II 2  a  AaHI.;  ScHSchl.; 
ZO.  An  Oppis  limine"  n.,  bis  's  z'iceg  (/macht  oder 
ganz  verheil  ist  ZWyla.  —  b)  =  nusteren  II 2  b  SchScuI. 

nüste":  schlagen,  klopfen  (von  Menschen  gegen 
Menschen)  BHk.   -    Vgl.   ehnüsten  (Bd   III   7(U). 

llüsle"  BHk.  (neben  nüsti).  Ha.;  F,  sonst  nüsti, 
Adv.:  1.  dennoch,  gleichwohl  B.  Syn.  notti.  Ich  bi" 
n.  g' gange",  wenn -er  's  scho"  verbotte"  g'ha"  het  B. 
Wenn-er  sehn"  ungattlig  tuet,  er  iscli-mer  n.  noch  lieb  B. 
Gell,  es  düecht-dieh  n.  guet,  we""  d'  scho"  nit  i"  ganze" 
Windle'  bisch?  sagt  eine  Mutter  zum  Säugling.  Gotth. 
So  mager  gelb  Granne"  u'"'  de""  n.  hoffärtig,  dass  me" 
fast  nit  luege"  darf.  ebd.  Dräi  [zögere  beim  Handel] 
grüslich,  aber  chauf  n.l  ebd.  U"'1  hei"  si 's  nit,  he  nu, 
su  Imi-v'1  nüsti  z'fride",  ich  brücken  iipiie"  nit  nie  vi! 
uf  diser  Welt.  MWalden.  Tulipan,  Steme'bluem  gi''t 
e"  schone"  Meie",  's  Mullers  Tochter  hin-ie''  nit.  sibeni 
Jiippe"  han-ich  nit,  cha""-mich  n.  meine"  B  oAa.  (Volks- 
reim). ,Wiewol  sy  nit  wol  auf  was,  nüsten  sy  über 
d'  Kunklen  sass.'  GGotth.  1619.  .Tobias  kam  in  Ar- 
mut, ward  blind  liierneben,  führt  nüsten  stets  ein 
heiligs  Leben.'  ebd.  ,Ist  er  fort  und  nit  mehr  do, 
komm  nünsten,  sag  uns  wie  und  wo.'  ebd.  ,Jung  To- 
bias: Ach,  war  ich  bliben  doch  bei  dir.  Alt  Tobias: 
's  war  nüsten  widerfahren  mir.'  ebd.  —  2.  in  abge- 
schwächter Bed.,  (denn)  doch,  immerhin  B;  F;  L;  S. 
Syn.  einen-weg.  Wenn  du  Nut  dergege"  liest  u"'  da-n- 
ieh  ja  nüsti  es  Mal  mues  a'fäh,  su  will  ichjetzen  der- 
hinder.  DGemp.  1884.  Der  Kerli  het  de""  nüsti  gar 
o"guttUch  tan  LE.  Mer  hei"  n.  gäng  noch  z'  eil  L 
(JBEgli  1871),  Es  ist  n.  grüselich  ehalt  B.  Irh  hau 
e"  Bitz  Hrod  g'no",  jetz  isch-mer  d's  Tau  n.  ah -ein 
Mage".  MWalden.  .Aber  fluchen  werden  sie  n.  doch 
dürfen.'  Gottii.  De'  het  doch  de""  n.  e"  Zug  vo"  sechs 
Bosse"  BE.  (Postheiri  1866).  Mer  wei"  v.  Ei"s  ne", 
Chasper,  tue  Bescheid!  S  (Joach.  1881).  Deich  n.l 
denke  doch!  denke  nur!  Schweiz. -Lied. 


Das  w.  trägt  in  Bed.  1  gew.  den  Satzaccent,  in  Bed.  2 
nicht.  Sein  Verhältnis;  zu  dem  syn.  notti  wird  illustriert 
durch  die  Tatsache,  dass  in  Ubescbi  hei  Thun  im  ohern  Teile 
des  Dorfes  nüsti,  im  untern  Dorfteil  notti  gesagt  wird,  so 
dass  uoch  vor  c.  30  Jahren  die  Sehulknaben  des  Dorfes  sich 
als   NiiHli-   und    Nottibuebe*   hänselten    (vRiittcl. 

Nü'ster  in.,  in  ScaSchl.  n.:  =  Nüni-Mäl  (Sp.  151) 
ScuSchl.;  ZBenk.,  Sth.  N.  ziehe".  -  -  nü'stere": 
1.  obiges  Spiel  machen,  ebd.  —  2.  nachdenklich,  mit 
sinnendem  Eifer  über  einer  Arbeit  sitzen  ScuSchl. 

Zunächst  anfiVuate"  laus  Nü'-Stei*)  beruhend  und  daraus 
durch   r-Suff.   erweitert. 

nneste":  jäten;  auch:  beim  Arbeiten  hastig  und 
unordentlich  zu  Werke  gehen  SB.   —   Vgl.  machen. 


Xat,  net,  nit,  not,  nut. 

Nät,  bzw.  -ös-,  -ö'-  f.,  PI.  mit  Uml.,  Bim.  Ndtli 
usw.:  1.  wie  nhd.  allg.  E"  z'sämme'g'stössni  N.  ent- 
steht, wenn  beide  Enden  der  Tuchstücke  .zusammen- 
gestossen'  und  (im  Gegs.  zur  Übervindlings-N.)  flach 
zsgenäht  werden  7,.  Ei,  was  han-i'''  för  Hempli  a" .' 
Ei.  ieas  han-i'h  för  Ndtli  dra" !  G  (Lied).  .Eine  Weiber- 
hauben, mit  vielen  Näten  durchlöchert,  als  die  ist.  so 
man  nennet  ein  englische  Naht.'  JJNisch.  1608;  s.  noch 
Bd  I  336.  RAA.  In  eng  Kdt  eho",  in  Verlegenheit, 
Not  geraten  BHk.  (Dial,  281).  In  enge"  Näte"  si",  in 
Bedrängniss  B;  vgl.  Bd  I  331.  Eint  uf  d'  Nut  gö", 
rücksichtslos  genau  bei  ihm  nachsehen  Ap;  Syn.  Eim 
uf  d'  Ise"  gtt".  Eim  d'  Nät  üschlopfe",  ihn  derb  prü- 
geln ScmSt. ;  Syn.  Eim  de"  Schulder  üschlopfe".  Eine" 
bi  de"  Note"  ne",  hernehmen,  in  die  Enge  treiben 
ScHSt.  (Sulger);  im  gleichen  S.:  Eine"  i"  d'  Nät  ne" 
SciiSt. ;  Tb.  Eim  d'  Nät  i'tue",  ihn  knapper,  strenger 
halten  B;  Sch;  Tb;  Z;  .vitae  dissolutae  terminum  po- 
nere,  coercere  alqm,  frenum  injicere,  tcmeritateni  alcjs 
compescere.'  Id.  B.  Syn.  Eim  d'  Isen  abbreche".  .Einem 
die  Nät  eintun,  Angst  machen.'  Met.,  Hort.  1692.  /Wenn 
den  Weibern  einmal  die  Nähte  eingetan  worden,  wer- 
den auch  ihre  Männer  nicht  vornemer  sein  wollen.' 
Sintem.  1759.  .Ich  wird  ilch  d'  nät  dermass  bestrichen, 
dass  üwer  keiner  sol  mir  berichen  [Meister  werden], 
bezwingen  mich  in  keinen  sachen.'  Rcef  1545,  V.  299; 
vgl.  auch  V.  374.  ,Ir  lollharten  land  den  esel  blyben, 
man  würt  üch  sonst  die  nät  beryben.'  1545,  EBrandst. 
.Wend  ihnen  [den  unbotmässigen  Bauern]  d'  Nät  noch 
strecken,  dass  keinen  mehr  soll  glüsten  das.'  Myricaus 
1630.  Ndtli  springe",  ein  Kinderspiel  BL.  —  2.  Dim., 
am  Strickstrumpf  B;  Th;  Z;  s.  Gang  (Bd  II  339).  - 
3.  Falz,  z.B.  an  Metallgeräten  SciiSt. ;  Z. 

Die  RAA.  unter  I  beziehen  sieh  viel],  z.  T.  auf  die  Naht 
als  Ziisaninienschnüiuugsstelle  der  (nach  älterni  Brauch  knopf- 
loseu)  Kleider.  Einen  i"  -/'  2VÜU  u<"  gebildet  nach  Einen  >n 
tl'  Finyer   n,"   uä. 

Cher-Nätli:  veraltet  für  .englische  Naht'  Z.  — 
Chitt-Nät:  aus  Maschen  (ähnlich  wie  beim  Stricken) 
bestehende  Naht  Nnw.  —  Lasst-:  Naht,  bei  der  ein 
Teil  des  Stoffes  über  den  andern  genäht  ist  Z.  — 
Blieben-.  .Vestis  acu  ornata,  vulgariter  buobennat.' 
Ebinger  1438.  .Ein  gutschetuech  mit  buebennat.' 
XV.,  L  Vogtkinderreehn.  —  Bariser-:  =  englischi 
Nät   Z  (Dan.).  --  Basler-N  ätli:    1.  eine   mit    dem 


649 


Mal.  net,  uit.  not,  mit 


850 


Stickli-Stieh  hergestellte  Naht  Z.  —  2.  vierteiliges  (oben 
durch  Kreuzschnitte  geteiltes)  Brötchen  '/..  Syn.  Teili- 
Bnilli.  —  Kügeli-Nät:  sogen.  Wallnäht;  wulstige 
Naht,  die  entsteht,  indem  man  die  vorstehenden,  zer- 
fasernden Bänder  der  zagenähten  Stücke  zsrollt  und 
einnäht  '/. :  Syn.  Troll-,  Wüch-N.  —  Sauni-Nätli: 
Naht,  die  beim  Einsäumen  durch  Anwendung  des 
Saumstichs  entsteht  ZNer.  -  Stich-Nät:  gewöhn- 
liche Naht  Ndw.  —  Troll-  „VO;  Z".  Trol-  B,  Trüll- 
B:  =  Iiügeli-X. ;  .eine  rundliche,  grobe  Naht  VO;  Z." 
—  Wilch-:  =  Bügeli-N.  Z.  —  Über windli"gs-: 
Oberhandnaht,  im  Gegs.  zur  Flachnaht  hergestellt 
durch  Obernähen  der  Fügestelle  GW.;  Z. 

Näter  m. :  Sehneider,  Kürschner.  .Der  rat  und 
die  burger  sint  überein  kommen,  dass  enkein  n..  der 
mit  nüwem  werke  umbe  gat,  niendert  änderst  ze  markte 
stau  sol  damite,  wan  in  dem  kürsenhuse.'  1335,  Laüff., 
Beitr.  ,N.  N..  dem  n.,  burger  Zürich.'  1343.  Z  Urk. 
Vgl.  auch  Viigelin.  aZürich  '  267.  Hieher  wohl  der 
Familienname  Nä'ter  TiiFr.,  sonst  auch  geschrieben 
.Natter'   (so   im    W). 

Nötecher  m.:  Apfelsorte,  .Nahtapfel'  S;  vgl.  hd. 
.Kantapfel',  ferner  Acher  I  (Bd  I  65). 

ver-natet:  von  Nähten  durchzogen  und  dadurch 
entstellt;  in  übertr.  S.  z.  B.  von  einem  pockennarbigen 
Gesicht  Bs  (Spreng).     Vgl.  g'schnurpft. 

ge-natet:  =  dem  Vor.  B  (Zyro);  .consutus.  de 
facie  variolis  deperdita  dicitur.'  Id.  B. 

g'nätlet.  G'nätled  Strimpf,  die  viele  Nähte 
haben  Ndw. 

Natere"  -0--  f.:  =  Äteren  (Bd  I  588/9)  AaF.,  Ke. 
,Ir  sind  ein  böse  notter  zucht.'  VBolz  1550.  .Von 
Noteren  und  vergiften  Schlangen.'  GGotth.  1619.  — 
Wasser-:  Wassernatter  AaF.,  Ke. 

Nätisser.  -ischer  ra. :  Bewohner  von  WNaters.    N. 

Stücldi,  drollig-einfältiger  Schildbürgerstreich  oder 
roher  Nachtbubenstreich   W. 

Natur  f.:  im  Allg.  wie  nhd.  1.  die  den  Dingen 
innewohnende  natürliche  Eigenschaft,  das  Wesen. 
,Nach  [seiner]  N.  würkt  diss  Für  gross  Tröchne  z'  Luft 
und  z'  Erdrich.'  JMahl.  1674.  Insbes.  vom  Menschen, 
(körperliche  und  geistige)  Naturanlage,  Naturtrieb, 
Naturell,  allg.  E"  starchi  N.  ha",  eine  starke  Con- 
stitution haben,  spec.  für  Abführmittel  nicht  leicht 
empfänglich  sein  Ap;  Bs;  B;  Z;  vgl.  lugg  (Bd  III  1234). 
D'  N.  ist  Meister.  Ineichen,  jy  N.  löd-sich  nid  zwinge" 
ScHSt.,  löd-sich  biege",  aber  nid  breche".  Ineichen.  N. 
lieht  stardur  als  sibe"  Stiere*  Bs;  L.  Me"  cha""  d'  N. 
nid  mit  Strau  hüete".  Sprww.  1869.  Mu  Sit  [sagt]  nit 
vergebe",  mu"  chenni  si"  N.  nit  esse"  u,d  drum  lässi 
d'  Chatz  uit  ro"  Musen  u*d  der  Hund  nit  co"  Schnüfe". 
Schwzd.  (B);  vgl.  Sprww.  1869,  143.  .Die  n.  lag  dem 
risen  im  geblüet,  das  er  siner  brüedern  tod  rächen 
wott.'  Morgant  1530.  .Die  n.  fordert  mich  darzuo, 
semlichs  ze  tuon.'  ebd.  ,Vergift  ist  all  syn  bluot, 
d'  n.,  syn  art  mit  sünd  umgeben.'  Bdef  1550.  Mit 
Beziehung  auf  die  vier  Temperamente:  ,Was  kalter 
n.  ist,  das  muoss  lenger  zuogan,  denn  die  hitziger  n. 
sind.'  Zo  Arzneib.  1588.  —  2.  a)  Geschlechtstrieb, 
Zeugungskraft  Aa;  B;  „VO;  S;"  Tu;  W ;  „Z."  Als 
eine  Frau,  die  ein  uneheliches  Kind  geboren  hatte, 
vom  Pfarrer  deswegen  zur  Bede  gestellt  wurde,  ent- 
schuldigte  sie   sich   mit  den  Worten:    Herr  Pfarrer, 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


i  ha"  halt  e"  s'  grössi  N.!  Tu.  .Ein  abprobiertes 
Stuck,  so  ein[em]  Mann  syn  N.  genommen.1  ZElgg 
Arzneib.  um  1650.  —  b)  Katamenien  Ulla.  c)  männ- 
licher (auch  weiblicher  B)  Zeugungsstoff  Ar;  Bs;  B;  Z. 
V  iV.  chunnt-em,  er  hat  Pollutionen.  Sicl'  selber  d'  N. 
abtribe",  Onanie  treiben  Ap.  —  d)  männliche  und  weib- 
liche Geschlechtsteile  Aa;  „B;VO;"  L;  „S;"  Z.  .Die 
Knäblein  seien  [bei  der  Beschneidung]  an  derjenigen 
N.  beschnitten  worden,  an  der  sie  haben  können  be- 
schnitten werden.'  Ringgli  1736.  —  3.  „Geschmack, 
besonders  von  Käsen  und  Getränken  AaF.;  L.  l>er 
Käs,  Wein  hat  eine  gute  N." 

Vieh-  Vi-:  unverwüstliche  Gesundheit  Aa;  Z.  K" 
V.  ha".  —  Boss-:  =  dem  Vor.  Aa;  Bs;  B;  Th;  Z. 

„natural,  natral",  nateräl  L  (Ineichen),  natural 
GMels,  nätfejral  BBrisl.;  „Gl;"  GrPi'.  (netaral);  „L;u 
S;  .Uw;  Z":  Adj.  und  Ailv.,  natürlich,  naturgetreu, 
genau,  ganz  ähnlich,  gleich  BBrisl.;  „Gl;"  L;  GMels; 
S;  „Uw;  Z."  „Natrals  Zug,  ganz  der  selbe  Zeug." 
Es  isch  n.  so!  Gotts  üf  und  ibe"  und  u.  so  is  's! 
MKdoni.     Aus  n.,  wie  's  im  Buech  stöt.  Joach. 

g'natürt  W,  g'natüret  B  (Zyro),  sonst  g'uatftrt 
(in  Bs  g'nadirt):  von  Natur  beanlagt,  geartet  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  G;  Sch;  S;  W;  Z.  Es  ist  e"  guel  g'natürti  Sei 
AAWohlen.  Hitzig  g'natürt  si",  ein  hitziges  Tempera- 
ment, einen  starken  Geschlechtstrieb  haben  Ap;  ZO. 
[Er  ist/  langsem  g-e'  und  od  [einsilbig].  Alpenr.  1827. 
Für  Ö/ipts  g.  si"  G;  Z.  leh  bi"  nit  g.  zum  Mause" 
wie  du.  Andersch  g.  a's  er  isch  scho"  si"  buschberi 
Frau  g'si".  Breitenst.  leh  bi"  nit  g.,  dass  ich  z'  Nacht 
am  Zwölfi  in  de"  Herdöpfle"  umme"'grupped  bi"!  Bs 
(Anspielung  auf  Jmdn,  den  man  unter  verdächtigen 
Umständen  in  einem  Kartoffelfeld  betroffen  hatte). 
,Wem  es  nicht  so  gienge,  der  müsste  wirklich  sehr 
leichtfertig,  neumodisch  genaturt  sein.'  Gotth.  .Und 
als  sy  für  und  für  zu  schalkheit  und  argem  genaturt 
sind.'  1531/48,  III.  Macc.  ,Ich  sich,  dass  kein  hund 
den  andren  lat,  in  not  und  angst  trüwlich  bystat.  von 
art  also  sind  genaturt.'  Kief  1540.  .Ob  sy  zuo  hand- 
werken  wöllind  genaturt  syn.'  HBüll.  1540.  .Darzue 
verordnet,  genaturt  und  geneigt.'  Ruef  1554.  ,Die 
hirzen  sind  mer  genaturt  zue  der  eben  dann  zue  dem 
gebirg.'  Tierb.  1563.  .Krank,  voll  kranklieit,  zue  krank- 
heit  genaturt.'  Mal.  .Zum  Kriegen,  zue  dem  die  Ei.l- 
gnossen  für  andere  Nationen  und  Völker  uss  geneigt 
und  gnatürt  sind.'  JJRüeger  1606.  ,Dass  Gott  zur 
Guttätigkeit  genatürter  sei  als  zur  Straf.'  FYVvss  1655. 
,0  Heiland,  wie  bist  du  wol  weit  änderst  genaturt. 
als  wir  arme  sündliche  Menschen!'  AKlingl.  1702. 

Natur ler  m.:  Name  der  Anhänger  Zwingiis  im 
Munde  der  Lutheraner  mit  Bez.  darauf,  dass  Jene 
,nach  dem  Lauf  der  Natur  redeten.'  Zwingli  1527,  F  2. 

natürli1'1':  wie  nhd.  Als  Ausdr.  der  Zustimmung, 
Bejahung  usw.,  oft  (namentlich  wenn  scherzh.  oder 
iron.  gemeint)  mit  allerlei  erweiternden,  z.  T.  reimen- 
den Zusätzen:  N.  — seit  (schisst)  de''  (das)  Bürli!  Z. 
N.  hämmer  uuch  Hebe*,  sibe"  Jurte"  an  eim  Stuek,  und 
d'  Mueter  trinkt  de"  ll't"  Z;  so  antwortet  z.B.  ein 
Hausierer  auf  die  Frage,  ob  er  eine  bestimmte  Ware 
zu  verkaufen  habe.  Entstellt  (wohl  zunächst  um  des 
Reimes  willen):  Natutcrli'''  —  hat  d'  (oder  äse)  Cime 
es  Üterli!  Bs;  L;  Schw;  Th;  Z.  In  eigentümlicher 
Anwendung:  Jetz  sehaff-mer'sch  guet,  min  liebe''  Ma", 
ornl  bis  auch  chh"  n.  dra",  d.  h.  sei  rleissig.  doch  ohne 

54 


851 


Nat,  nct,  nit.  not,  mit 


852 


dich  übermässig  anzustrengen.  Lenggfnh.  ,\Vie  man  n. 
spricht:  Glych  zue  glych  gesellet  sich  gern.'  OWerdm. 
1552;  dafür  1588:  ,Wie  man  im  sprüchwort  saget...' 

—  Zu   der   Form    nat6terlich    Tgl.    Latättere"    (Bd    III    1484). 

nänte"  nihtte"  BE.,  (g')neute'  BO.;  W,  nä-te"  BG., 
Si.  —  Ptc.  -et,  näitele"  UwE.  (ältere  Generation  nai- 
tele'J,  neutele"  BBe. :  den  Kopf  schütteln,  als  Zeichen 
der  Verneinung  BE.;  UwE.  Mit  dem  Kopfe  nicken. 
um  ein  Zeichen  zu  geben,  bes.  aber  unwillkürlich, 
wenn  man  stehend  oder  sitzend  einschlummert  B(). ;  W. 
Er  hed  g'neited  mid  dem  Hoit,  a's  ob  er  Newvies  wellti 
säge"  BHa.  (Stehend  oder  sitzend)  einnicken,  leicht 
schlummern  BO. ;  Wj  Syn.  schlünen. 

Vgl.  die  Synn.  gnauten  (Bd  II  67G),  naugijen  (Sp.  704). 
nauio(e)len,   namo(e)ren,   mitten, 

er-neite°:    auf  Augenblicke    einschlummern    W. 

nett,  in  Aa;Bs;B;  S-Je-,  in  Z-e'-:  1.  wie  nhd.,  hübsch, 
schmuck,  zunächst  vom  Äussern,  allg.  Verst.  hlrzig-, 
chcihc"-,  chogem-,  chrotte"-  (Tnlslikon;  Syn.  chrotten- 
artig),  tunners-,  tüsigs-,  u-etters-n.  Mit  Bez.  auf  Um- 
gangsform, Benehmen:  En  n-c  31a""  Ap;  Sch;  Th;  Z. 
Es  nctt(er)  ha",  in  behaglichen  (ökonomischen)  Ver- 
hältnissen leben  Ap;  Th;  Z.  Sehr  oft  iron. ;  vgl.  süber. 
En  n-er  Hösi,  Bümmi,  Brueder;  e"  n-i  Geschieht.  Es 
Eimn.  mache",  schlecht  an  ihm  handeln  Sch;  Th;  Z. 
Eim  n.  cho",  ihn  derb  anfahren  Th;  Z.  T)e  chunnst- 
mer  iez  n.,  wie-n-em  Bär  der  Hagel  i"  d'  Halm,  sehr 
ungelegen  ScnSt. ;  Th.  —  2.  , akkurat,  exakt  L;"  W. 
„Man  muss  nicht  so  n.  sein  L."  Genau  passend, 
von  Kleidern  „L;"  W.  —  3.  bestimmt  und  unzwei- 
deutig, genau.  ,N.  abschla",  rundweg,  rein.'  Id.  B. 
Der  wi'ss-es  grata  n.  (iron.)  Schwzd.  (BLenk).  —  4.  in 
der  Verbindung  Uf  und  n.,  genau,  ganz  (wie)  GSa..  W.; 
Vgl.  Bd  1  119.  —  Das  Id.  B  gibt  für  das  Wort  noch  die 
Bed.   pnrus,  nitidus  au. 

Nette"  Ap;  Z,  oft  Dim.  Netti,  Nettli:  1.  Personen- 
name, a)  Annette,  Anna  Ap;  B;  Gl;  Z.  —  b)  An- 
toinette  Bs.  —  2.  Netti  m.,  Hundename  Bs;  B;  L;  Zg. 

—  S.  noch  Anna  (Bd  I  200).    2  verk.  aus  Finetti  (Bd  I  837). 

Nietll,  in  B;  L;  GBuchs.We.;  Th;  ZZoll.  Niete*  — 
f.:  im  Allg.  wie  nhd.  ,Was  Niet  und  Nagel  hält'  =  ,was 
Nuet  und  Nagel  begreift'  (s.  Sp.  683/4)  Th;  vgl.  ,niet- 
und  nagelfest'  (Bd  I  1119),  Hüs  (Bd  II  1702).  Spec. 
a)  umgebogene  oder  abgezwickte  Spitze  des  Hufnagels 
AABb.;  L;  SRech.  Kleiner  Nagel,  dgl.  einem  neu  zu 
beschlagenden  Pferde  aus  den  Hufen  gezogen  werden  B. 

—  b)  Dim.,  eiserner  Nagel  mit  umgebogenem  (nicht 
breitem)  Kopfe  GA.  Dachnagel  ohne  Kopf  (weil  der 
obere  Teil  abgezwickt  wird)  Gr;  L;  Zg,  Schindelnägel- 
chen  „VO;  Gl;"  Z.  (Tröt-N.  GA.)  Drahtstift  GA.; 
Sciiw.  —  c)  ganz  kleiner  Schuhnagel  BHk.  (auch 
Parlser-N.J.    —    Vgl.  auch   das  syn.   Nuet. 

Dach-:  Schindelnagel  GiiHe.;  Z.  ,Tach-Nietli.' 
1782/8,  Z  Ges. 

niete"  II:  1.  .Nieten'  einschlagen  Z.  Durch  Ein- 
löten eines  Nagels  befestigen  ZHombr.  —  2.  die 
Spitzen  der  Hufnägel  umbiegen  oder  abzwicken  L  (St.b). 
-  3.  , etwas  umwärts  zusammennähen'  Sch  (Kirchh.). 

um-  GüHe.,  sonst  ume"-:  hervorstehende  Spitzen 
von  Nieten  und  Nägeln  umbiegen  und  zurückschlagen 
Aa;  Gr;  Z;  Syn.  umen-schlahen.  —  e°t-:  1.  mit  Ge- 
walt aus  einander,  aus  den  Fugen  reissen  BHa.  — 
2.  mit  Acc.  1'..  zur  Ordnung,  ins  rechte  Geleise  bringen 


BHa.  Den  han-ich  düe  ei"s  e"tnieted,  bis-er-mer  z'leschd 
hed  miesse"  recht  gen. 

ver-  I:  1.  durch  Nieten  verbinden,  allg.  Durch 
Umbiegen  eingeschlagener  Nägel  festmachen  .Schw 
Muo.;"  Z.  S.  noch  zerludleien  (Bd  III  1103),  Bloeh- 
Nagel  (Sp.  689).  —  2.  =  nieten  3  Sch  (Kirchh.).  — 
3.  übertr.  a)  vernietet  und  vernaglet  si".  festsitzen  (in 
einer  Falle).  B  Dorfkai.  1864,  61.  —  b)  festmachen, 
bestätigen.  .Dabei  hat  er  vorgesehen,  dass  es  möchte 
der  Leuten  geben,  denen  nit  zu  viel  sein  wurde,  sein 
Weissagung  in  Zweifel  zu  zeuhen.  Deshalb  vernietet 
ers  in  abgelesenen  Worten,  tut  Versicherung,  dass 
dem  Allem  also  sein  werde.'  FWtss  1655.  —  c)  mit 
Dat.  P.  und  Acc.  S.,  Jmdn  an  Etwas  verhindern  GW. 

—  d)  .oppessulare  heredium.'  Id.  B;  Syn.  ver-naglen, 
-bannigen.  —  3c  und  d  eig.  ,Kinem  den  Zutritt  zu  Etwas 
versperren';   vgl.   nihd.   vemlahen. 

wider-  I:  1.  =  um-nieten  GnHe.  —  2.  übertr., 
widerlegen.  ,Wiewol  andre  solch  sin  gschrift  ze  w. 
schon  vollendet  habend.'  Zwingli. 

ge-niet:  1.  kräftig,  nahrhaft  BE.  Fleisch  isch 
g'nieter  als  Bröd.    Herb  BO. ;  s.  Mbnen  (Bd  III  160). 

—  2.  erfahren,  geübt,  ä.  Spr.,  so  bei  Nic.Schradin 
1500;  1531,  Egli,  Akten. 

Ob  das  &7ta5  Xey<5u,£VOV  g'nick  (Sp.  71t)  nicht  für  unser 
W.   verschrieben  ist?   —   2  auch   uibd. 

Uli-:  unerfahren,  ungeübt  (wie  mhd.);  so  bei  Salat 
(mit  Gen.  S.).  ,Setz  den  Reichtum  und  die  u-e  Jugend 
an,  wo  und  wie  du  wilt,  so  ist  und  bleibt  si  ein 
Närrin,  die  weder  reiten,  reden,  gasen,  noch  Eier 
legen  kann.'  DTomann  1708.  ,Die  vollen,  feigen,  u-en, 
wollüstigen  Reichen.'  ebd.  ,Was  sollen  die  wüssen 
oder  wie  solten  sie  ohne  alle  Disziplin,  ungeübt  und 
u.  weis  sein?'  ebd. 

(ge-)niete°  III:  1.  mit  Gen.  S.,  streben  nach, 
sich  mühen  um  Etw.,  sieh  eifrig  mit  Etw.  abgeben. 
1488,  GHdschr. ;  Zwingli.  ,A1so  werdend  dir  die  sein, 
deren  du  dich  von  Jugend  auf  genietet  und  beworben 
hast.'  1531/48,  Jes.  ;  dafür  ,um  welche  ...  bemühet.' 
1667.  .Genietet  sin',  geübt,  bewandert,  kundig  sein; 
s.  ge-niet  2.  ,Er  ist  nit  so  vil  in  der  gschrift  genietet 
noch  in  griechischer  sprach.'  Zwingli.  ,Sy  söllent  rat 
han  dero,  so  der  brunnen  genietet  sind,  nit  der  irrig 
gelerten  by  den  forscheren  und  zanggeren,  sunder 
dero,  so  des  rechten  evangelischen  brunnens  bericht 
sind.'  ebd.  S.  auch  chlapperen  3  (Bd  III  663).  — 
2.  a)  refl.,  sich  an  Etwas  sättigen,  erlaben,  es  ge- 
niessen  PAL;  „W.  Er  hed-sicU  guet  g'nietet,  hat  sichs 
bei  Essen  und  Trinken  wohl  sein  lassen."  Wier  hain- 
nis  g'nietud  [saziato]  .-'  tanzu"  PA1.  .Damit  sy  sich 
gueter  fisch  n.'  Lenz  1499.  Iron.:  .Unser  kilbe  sönd 
sy  sich  g.,  keiner  kommt  inen  wider  heim,  wir  wend 
in ii  schenken  us  einem  fass  . . .'  ebd.  Vom  Liebes- 
genuss.  Ziely  1521;  Zwingli.  —  b)  refl.  (in  „BO. ;"  Z 
mit  Gen.  S.),  mit  der  Nhvorstellung  des  Übermasses: 
Etwas  satt  bekommen,  es  überdrüssig  werden  BE.,  O. ; 
S;  Obw;  ZLunn.  lch  ha"-mi'h  g'nieded  ziic  .'  lose"  Obw. 
I'h  han-mich  iez  denn  gh'h  g'nieted,  lenger  dran  :'  wa- 
schen BR.  Jemand  pflegte  zu  sagen:  Wenn-ich-mich 
alben  g'nieted  han  z'  arbeiten,  su  farcn-irh  denn  noch 
geng  e"  Mast  [eine  Weile]  fürt  BR.  ,Do  man  zalte 
L308  jar,  warent  die  von  Bern  und  von  Friburg  aber 
in  fride  sament  gesetzet,  wond  [sy]  sich  kriegs  fast 
genietet   hatten.'   Jcstinger  1420.     .Die  alten  habend 


853 


Nat,  not,  nil,  no(,  mit 


854 


sich  dis  lebens  gnietet,  sind  wol  mit  Gott  zuofriden 
gewesen,  wenn  er  sy  von  hinnen  hat  wollen  holen.' 
LLav.  1582.  ,Uoch  so  fiel  unser  Schiff  von  den  Grund- 
wellen uf  und  nider,  des  mier  uns  gar  wol  genietet 
haten.'  Stockmann  1606.  S.  auch  anfähends  (Bd  I  720). 
Intr.,  „satt  werden  GrA."  Hesch  si"  g'nieled?  BHa. 
Jiz  han-ich  si"  denn  nü  g'nieted  lenger  e1  betten,  ebd. 
Unpers.  BE.,  Ha.  Es  g'nietet  si'  BHa.  Es  chönnt  iez 
a'fange"  g.  BE.  —  c)  intr.,  „mit  Roden,  Bitten  usw. 
lästig  fallen  B;  LE."  Er  g'niete.t-mer,  wird  mir  lang- 
weilig BE.  —  d)  tr.,  sättigen  „GrA.;"  PAL;  „W." 
Obertr.,  „Jmdn  durch  eine  treffende  Antwort  zum 
Schweigen    bringen    W."     Syn.    Eim  g'nueg   ge".  — 

3.  refl.,  erdulden.  ,Es  sei  nicht  auszusprechen,  was 
eilends    sich    einer    g.   müsset'    Worstisen    1580.    — 

4.  „zaudern,  insofern  es  aus  Unentschlossenheit  her- 
rührt LE." 

Mhd.  rieh  nieten,  zu  ahd.  niot  m.,  lebhaftes  Verlangen, 
eifriges  Streben;  s.  nied  (Sp.  675).  Vgl.  noch  Gr.  WB.  VII 
S42  ff. 

ab-.    Äbg'nietet:  müde,  erschöpft,  gelangweilt  W. 

er-:  1.  =  nieten  2  b.  ,Der  glöubig  betracht  oft 
sin  end,  ernietet  sich  der  irdischen  dingen  und  fröwt 
sich  in  den  himmelischen.'  HBull.  1544.  ,Sicubi  eum 
satietas  hominum  ceperat,  wenn  er  ungern  bei'n  leuten 
was,  wenn  er  sich  der  leuten  ernietet,  wenn  er  der 
leuten  voll  worden  was.  E.,  seinen  glust  büessen  und 
ersettiget  werden,  satiari.'  Fris.  ;  Mai..  —  2.  refl.,  sich 
abquälen.  Saul  zu  David:  ,Was  wottst  dich  zychen 
und  e.,  dass  du  allweg  wottst  der  schaf  hüeten?' 
VBolz  1554.  —  Ptc.  Perf.  =  g'nietet.  ,So  derselb  unser 
burger  sölicher  buwen  und  werken  (als  er  sich  be- 
rüemt)  ernietet  und  brucht  ist.'  1503,  Z. 

„er-g0-:  ermüden  (phys.  und  mor.),  z.B.  durch 
viel  unnützes  Gerede,  durch  Beschwerlichkeit  einer 
Reise  usw.  B;  LE." 

ver-g'-nietet:  abgearbeitet  BBe.  (Dan.). 

nietig  B  (seltener);  Gr  (ohne  V.);  GW.;  S;  Ndw, 
sonst  g'nietig  (in  ScHwBrunn.  g'nüetig) :  1.  ,(?.,  tracta- 
bilis;  g.  werde",  docilem  fieri.'  Id.  B.  —  2.  „sättigend, 
als  von  einer  Speise,  von  der  man  bald  satt  ist  Gr." 
—  3.  a)  gesättigt,  befriedigt  BBe.  (Dan.).  —  b)  müde, 
z.  B.  von  einer  lästigen,  erfolglosen  Arbeit ;  einer 
Sache  überdrüssig;  verdrossen,  launenhaft  B;  GrA., 
D.,  V.;  S.  We""-mu"  schon  nummen  es  Hechts  Bürdeli 
üf nimmt,  d's  mit,"  meind,  es  seilt  Eine"  nüd  irren,  sn 
ivürd-mu"  z'lest  noch  g'n.,  we*n-mu*  wit  soll  BR.  Th 
wirden  a" fange"  g'n.,  so  lang  z'  warte"  B.  Mer  hei"-ne" 
n.  g'macht,  er  isch  n.  worde",  man  hat  es  ihm  ver- 
leidet SL.  Ich  ha"-mer  grüsam  Müej  g'g'e";  Hecht  en 
Angerer  war  g'n.  worde".  MWalden  1880.  Ungeduldig, 
z.  B.  von  einem  Patienten  B.  En  N-er,  ein  kurioser 
Kauz  GRChurw.  En  grüsam  N-er,  ein  entsetzlicher 
Sonderling,  ein  äusserst,  gereizter  oder  brutaler  Mensch 
GrD.  (B.).  —  c)  genau,  pünktlich.  oO.  (LTobl.).  — 
4.  a)  von  Personen,  ermüdend,  lästig  fallend,  Ver- 
druss  erregend,  z.  B.  durch  Wiederholungen  im  Er- 
zählen, unablässiges,  zudringliches  Bitten,  anspruchs- 
volles Wesen,  so  von  Kindern,  die  schwer  zu  befrie- 
digen sind  B;  GrA.,  D.,  L.;  ScHwBrunn.;  Uw;  U.  En 
g'n-er  Bettler,  Gränni  (s.  Sprww.  1869,  77).  Kind: 
Mueter,  Mueter,  ge",'-mer  jez  en  Anlce'brüt!  g'e"d-mer 
jez  eine",  Mueter!  Mutter:  De-n-überchüst  denn  eine", 
aber  de  muest  nü  so  g'n-er  si"  ScnwBr.  's  I'eggi  [Peter- 


chen]  ist  es  erschröcl;cJirh  es  n-s,  mer  eha""  's  fast  nid 
han  GrD.  ,Das  waren  die  [Gäste],  die  manchmal  so 
g'n.  wurden  nach  Mitternacht,  stürmten  usw.-  Gottii. 
IIa  iciirst  bin-der  selber  sinne",  G'nammit,  ich  sigi  em 
Bitz  en  g'n-er  B'richti,  gell  ja?  DGemp.  Nadisch  <■'• 
G'n-er  ist-er,  der  Atti,  mi  sott  gäng  uf  in  luege",  wie 
uf-enes  Ghind.  Gotth.  —  b)  von  Sachen,  mühsam, 
beschwerlich,  widerwärtig,  unangenehm  AaSL  ;  Bj 
Gr;  L;  GW.;  S;  Uw.  Es  n-s  Gän,  ein  mühsames 
Gehn,  ein  schlimmer  Weg  GrD.  Es  göt  fg'Jn-,  will 
nicht  rücken  B;  L;  Uw.  .Noch  vor  17  Jahren  wäre 
Vieles  glatt  gegangen,  was  jetzt  genietig  geht.'  B 
landw.  Wochenbl.  1847.  De"  Ma""  gäd,  arbeited  g'n. 
Uw.  An  de"  n-ste"  Orte"  de"  Tiere"  z'  Schutz  gän,  auf 
der  Gemsjagd  die  unwegsamsten  Orte  aufsuchen,  um 
zum  Schuss  zu  kommen.  Schwzd.  (GrD.).  E"  (g')n-i 
Sach,  G'schicht,  etwas  ärgerlich  Dummes  B;  Gr.  Mir 
is  's  n.  fürchon,  [als  Chronist]  di  verschinene"  Töten 
z1  b'schriben  GrD.  (B.,  Chrest.).  ,Es  ist  gar  es  g'n-s 
Dabeisein,  wenn  sie  so  lange  warten  müssen.'  Gotth. 
Es  g'n-s  Tamp,  langweiliges  Geschwätz  BSchw.  E" 
n-i  Chalberi'g  (Bd  III  224)  Gr.  S.  noch  Gudel  (Tsch. 
666).  —  5.  mir  ist  n.,  ich  habe  Angst,  Besorgniss  GrA. 

3  b  und  i  a  lassen  sich  oft  schwer  auseinander  halten. 
Zur  Bed.  vgl.  noch  müed  (Sp.  91)  und  die  Gruppe  genuetj 
(Sp.  698). 

Ge-nietigi  f.:  geistige  Ermüdung,  Überdruss  B. 
Vor  G.  han-ich  bald  nümmc"  g'wüsst,  was  a'fäh". 

Not  f.,  PI.  NÖt(e"J:  1.  Subst.  a)  Nötigung,  Zwang, 
Notwendigkeit,  Dringlichkeit,  a)  es  hat  leei"  N.  1)  eilt 
nicht  Z.  —  2)  ist  kaum  zu  befürchten,  unwahrschein- 
lich GRÜhur,  D.,  Valz.  A:  Sid  nid  z'  flissig!  B:  Ja, 
es  hed  hei"  N.  GRValz.;  vgl.  Bühl.  I  100.  —  3)  es  ist 
keine  Frage  GRMai.,  Pr.  —  ß)  van  Note"  si",  notwendig 
sein  PMac;  han  van  Noten,  Mangel  leiden  PRima 
(vgl.  Schott  1842,  147.  323).  .Darumb  uns  von  grossen 
nöten  ze  sin  bedunkt,  dass...'  1531,  Strickl.  ,So  bald 
man  die  bible  Hess  ligen,  muosst  von  nöten  [notwen- 
digerweise] die  finsternuss  einwachsen.'  Z  Bibel  1531. 
,So  müesst  von  nöten  schaf  und  hirt  des  tüfels  lyplich 
eigen  syn.'  UEckst.  Hieher  das  auch  in  unserer 
Lit.  des  XVII.  (so  bei  JJRüeger  1606;  1635,  Gfd; 
Sehimpfr.  1651 ;  AKlingl.  1688)  belegte  ,unvonnöten.'  — 
y)  ,von  Nöten  wegen',  notgedrungen.  ,Ob  wol  söliche 
Red  am  höchsten  ufbringet  unsere  Fyend,  die  wir 
also  von  N.  w.  müssen  anregen;  dann  hie  ist  die  Not.' 
B  Syn.  1728.  Dafür  ,dur  not.'  1282,  Bs  Urk.;  ,us  not': 
.Sittenmal  so  nun  klärlieh  gehört  ist  von  dem  bann, 
muess  us  n.  folgen  ein  gewalt.'  B  Disp.  Vgl.  auch 
das  syn.  .nothalb.'  JJRüeger  1606,  26.  —  8)  Einen 
.an  N.'  (an  N.  W,  a,  e  N.  AALeer.;  Id.  B;  LG.;  GT.; 
/.,  .,  :  N.  AAWohlen,  ,,nöd  W,  enöd  AaF.;  BR,;  L; 
SchwMuo.  ;  UwE.;  ZZoll.,  innöd  BBr.,  cnörd  Z)  In", 
unbehelligt,  ungeschoren  lassen.  aaOO. ;  .missum  fa- 
cere.'  Id.  B.  Syn.  mit  Frid  hin,  .ungenöt  1.'  Bes.  im 
Imp.,  z.  B. :  Lach-mich  einist  enöt!  AAWohlen.  Er 
löt-mich  nie  öni  N.  Gr  Kai.  1872.  ,Nun  gond  dennen, 
ir  wiber,  und  lond  mich  an  not!'  NMan.  Samuel: 
,Lass  mich  on  not!'  VBolz  1554.  Aus  Missverständ- 
niss  (indem  j  als  unbest.  Art.  gefasst  wurde)  die  gegen- 
sätzliche Formel:  Eim  hei"  N.  lä",  keine  Ruhe  lassen, 
mit  Bitten  anliegen  Aa;  Z  tw.  —  s)  in  der  Rspr. 
,Swer  darzue  loufet  [bei  Streitigkeiten],  als  der  rat 
gesetzt  hat,  und  den  [der  Streit  anfängt]  heben  wil 
durch  gerilltes  not,  tuot  der  denn  ainen  schaden,  der 


855 


Nat,  net,  nit.  not.  mit 


856 


ist  niht  dor  stat  schuldig  mit  der  buose,  sid  eis  tuot 
durch  gerilltes  not.'  1359,  GScherer  1859.  .Eehafte 
n.  [s.  Bd  17],  hon en  not,  gottsgewalt.'  1519/4-4,  Schw 
LB.  Gewöhnlich  formelhaft  .Herren-  oder  Lybs  X.'. 
zwingende  Pflicht  gegenüber  dem  Herrn  oder  Krank- 
heit. 1406/1562,  Arg.  IV  314;  B  Wiedertäufcrmand. 
1597;  Bs  Landesordn.  1757.  Mit  Bez.  auf  die  Folter: 
,Ein  gfangner,  der  diebstals  zigen,  der  aber  an  der  n. 
bharret,  nüt  schuldig  were.'  1551,  /Grün.  —  b)  Drang 
zur  Befriedigung  natürlicher  Bedürfnisse,  bes.  Stuhl- 
drang Bs;  B;  GRChur;  Tu;  Z.  l'h  ha*  N.  (uff ''en 
Äbtritt)  Bs;  B;  Z.  Lerer,  tarf-i'"  usse»,  fh  ha*  für'Hig 
N.  GRChur.  Hieher  wohl:  ,Er  verschwindet  [so 
schnell],  als  ob  ihn  eine  N.  anstiesse.'  Sintemal  1759. 

—  c)  dringendes  Bedürfniss  übh.  's  tuet  's  für  (V  N., 
zur  X.,  reicht  für  das  dringendste  Bedürfniss  aus  Tu; 
Z.  S.  noch  fechten  (Bd  I  604).  Abraham  nach  dem 
Mahle  zu  den  Gästen:  ,Ich  bitt,  ir  wöllind  verguet 
han  an  disem  gringen  abentbrot,  es  hat  üch  kum  Ver- 
stössen d'  n.'  Haberer  1502;  vgl.  ebd.:  .Verstossend 
üwer  hungers  n.  am  überblibnem  abendbrot.'  —  d)  Not- 
durft. Mangel,  allg.  .Ich  habe  müssen  N.  leiden  am 
Kaffee,  d.  h.  bin  daran  zu  kurz  gekommen'  Schw.  ,Und 
werdent  den  landlüten  10  ß  an  iro  not  [d.  h.  zur  Be- 
streitung   der   Landeskosten].'    1384/1544,    Schw  LB. 

—  e)  drangvolle  Lage,  Bedrängniss.  Eine"  i*  d'  Nute" 
bringe"  AALeer.  Es  ist  N.  am  Ma"  Aa  ;  Th;  Z.  Es 
ist  en  armi  X.  mit-em  Gh.  Sehwerfi)  X.!  Fluchformel 
AALeer.;  verst.  Tüfels-Schucr-X.  L.  .Ist  dass  er  wirt 
geslagen  tot,  so  hat  er  [der  Herzog]  dorumb  dhein  n.; 
denn  welicher  verlört  sin  leben,  dem  darf  er  nit  nie 
sold  geben  [braucht  er  keinen  Sold  mehr  zu  geben].' 
1474,  Bs  Ohr.  ,Wohar  sollt  mir  kon  diser  fund?  was 
gieng  mich  not  an,  so'snitwär?'  JMürer  1560.  .Was 
gehen  dich,  o  Mensch,  für  Nöl  an.  einen  so  freund- 
lichen, guttätigen  Gott  zu  beleidigen ?'  FWvss  1670. 
S.  auch  friden  (Bd  I  1284).  Spec.  von  der  Kampfesnot. 
.[Die  Soldaten  schwören,  nicht  zu  plündern]  bis  das 
feld  behept  und  die  n.  erobert  wirt.'  Ap  LB.  1409. 
,l)ie  grossen  bansen  hab  er  also  ghört  bochen,  und 
[als]  wettent  s'  alls  erschlachen;  do  es  aber  zuo  nöten 
kam,  fluchend  sy.'  1529,  Strickl,  ,Die  hohen  Nöten', 
die  au  das  hohe  Gericht  fallenden  Vergehen,  wie 
Mord.  Brand,  Baub,  Notzwang;  vgl.  Ztschr.  f.  schwz. 
E.  II  109.  —  f)  .Leibesnot';  Krankheit,  heftige  Schmer- 
zen Z.  N.  irin  Beine",  Herz-,  Chopf-N.  ha*  (in  diesen 
und  ähnlichen  Zss.  nach  Analogie  von  Wc  auch  Neutr.). 
Die  (g'Jscharrig  X.  1)  =  Schwülen-Fieber  (Bd  1  637); 
vgl.  Scharr-Boti.  —  2)  die  (g'Jsch.  N.  ha*,  übereho", 
vor  Neugier,  Ungeduld  sich  nicht  mehr  stille  halten 
können  SeiiSt. ;  Tb;  Z.  jY.  am  Wasser  Im",  Urinbe- 
schwerden,  von  Menschen  und  Tieren  Tu;  Z;  vgl. 
Wasser-N.  ,In  sterbenden  nöten.'  1524,  Seg.,  RG. 
.Wie  soll  die  hebanim  der  frowen  ab  der  n.  helfen  ?' 
Ruef  1554.  ,Der  mit  harnen  mag  und  ist  im  der  harn 
widerstanden  und  fast  n.  hat.'  Zu  Arzneib.  1588.  ,Die 
grösst  N.  hat  ich  zun  Ginächteii,  im  Buch  und  an 
heimlichen  Orten.'  1604,  Aruüser.  ,Wann  solche  Gich- 
ter lange  währen,  so  weiden  alle  Geister  in  Harnisch 
gebracht  und  brechen  dann  die  Kindenwehe  oder 
schwere  N.  aus.'  Muralt  1697.  —  g)  Schwierigkeit. 
Mühe  Aa;  B;  Th;  Z.  Es  het  N.,  geht  schwer  AALeer. 
's  wird  .V.  Im",  schwer  halten  AaF.,  Ke.  Er  wirt  X. 
Im",  es  wird  ihm  schwer  werden.  Bes.  in  präposi- 
tionalen  Verbindungen.    Z'  N.,  mit.  zur  Not  B.     ,Ea 


sprenge  sie  aus  der  Haut,  oder  's  heig  d'  Hut  no'1' 
z'  X.'  Gottu.  Z'  X.  heig  es-es  noch  chönne*  etoänge*, 
dass  si  Öjtjiis  g'esse"  heige*.  ebd.  ,Der  Handel  sei  so 
verdreht  und  verwickelt  worden,  dass  man  z'  X.  hätte 
merken  mögen,  warum  es  sich  eigentlich  handele.'  ebd. 
,Z'  N.  konnte  ich  einen  Kreuzer  abmärten.'  ebd.  Mit 
X.  Aa;  Gr;  Tu;  Z.  Er  ist  mit  X.  wider  us-dem  Wasser, 
(,7(o".  Bes.  vor  Mass-  und  Zahlangaben,  kaum,  knapp 
Th;  Z.  's  ist  mit  X.  en  Vierli'g.  .Dieser  Ort  ist  so  wehig 
bekannt,  dass  ich  ihn  mit  Angst  und  X.  [nur  mühsam] 
entdecken  konnte.-  JRWyss,  Skizze;  vgl.  Bd  I  837. 
.Ich  nioclit  weder  lesen  noch  schryben.  doch  die  schuol 
versach  ich  [als  Lehrer]  mit  grosser  n.'  1572/1614, 
Ardüser.  ,[Sie]  wurden  meistenteils  wehrlos  über- 
fallen und  ohne  N.  geftüchtiget  [mit  Leichtigkeit  in 
die  Flucht  geschlagen].'  HsEEschkr  1iS9'2.  S.  noch 
ver-fällen  (Bd  I  760).  —  h)  Flurname  Gl;  ZBub.;  an 
letzterem  Orte  eine  Stelle  in  der  Nähe  des  ehemaligen 
Galgens,  wo  die  Delinquenten  gesehoren  wurden  und 
beichteten;  vgl.  übrigens  Angst  2  (Bd  I  337).  — 
2.  als  Adj.,  Comp,  nöter,  Sup.  nötest,  mitist,  a)  in  den 
Verbindungen  ».  si",  tue",  a)  entsprechend  1  a,  not- 
wendig, dringlich  sein  AALeer.;  Ai>;  B;  G;  Scn;  Th; 
W;  Z.  ,Es  war  nocl'  vil  nöter.  alle  Patente  abzu- 
schaffen.' B  Hist.  Kai.  1844.  .Hilf  hie.  das  tut  jetz 
nöter.'  Gotth.  Der  Pfarrer  hat  rässi  Rede"  g'lmltc" ,- 
's  ist  ii.  g'si"  :'  Mostli'ge*.  Ap  Kai.  1888.  .So  ist  nöter 
weder  vormals,  das...'  Zwingli.  ,Je  da  zum  eisten 
retten,  da  es  zum  nötisten  tuot.'  1531,  Strickl.  .Das 
usalmenbueeh  hat  die  göttliche  Weisheit,  die  alle 
kunst,  so  vil  n.,  anrüert.1  Z  Bibel  1560.  S.  noch  ab- 
galt (Bd  II  10).  .Nit  n.  ze  melden-,  formelhaft  in  der 
Lit.  des  .Wl./XVIL,  um  längere  Ausführungen.  An- 
führung von  bereits  Bekanntem  abzuschneiden.  .Wie 
Gott  seine  Strafen  geschickt  habe,  zeugen  die  Histori- 
schreiber hin  und  wider,  nicht  n.,  dasselbe  hiehcr  zu 
setzen.'  Ziegler  1047.  S.  noch  gegnen  (Bd  II  115). 
Mit  pers.  Subj.:  ,Da  Anne  Bäbi  daran  gelegen  war. 
Jakobli  so  bald  als  möglich  auf  den  Beinen  zu  haben, 
so  tat  es  sehr  nötlich  und  machte  die  Sache  recht 
gross;  je  nöter  es  tue  (je  wichtiger  und  dringlicher 
es  die  Sache  darstelle],  desto  stärchere  Zug  gebe  der 
Doktor,  undje  stärchere  Zug  er  gebe,  desto  eher  sei  der 
Bub  wieder  z'weg.'  Gotth.  Mit  Dat.  P.,  auch  i.  S.  v. : 
es  eilig  haben.  E"  Tropf  Wi"  tät-ere"  [der  Mutter] 
noter  als  dem  Schnuderbueb  da.  Gotth.  Wem  z*  u.  ist, 
de''  irurt  nit  fertig  ScilSt.  (Sulger).  's  ist-mrr  nid  n.. 
ich  habe  keine  Lust.  ebd.  lch  e*mol  gieng  nit  ganz 
i'hi",  um  kei"  Gelt  nit,  das  tät-mer  n.!  iron.  Schwzd. 
(GnMai).  Jo,  jo,  tuet  nöd  it.,  ieh  mag  iraul  g'uarte". 
AHaloer.  .Wie  sie  von  einandren  ritten  und  giengeiid 
und  inen  nun  n.  umb  guot  was  und  jetlicher  gern  vil 
gewunnen  hetti.'  1388,  Gl  Urk.  ,Sy  sollend  in  nit  so 
n.  lassen  syn  oder  so  schnell  ylen.'  1478,  Gfu.  ,Dann 
sobald  [die  Franzosen]  des  geschützes  inne  wurden, 
was  inen  nüts  nöters,  dann  hinter  sieh  ze  wichen.' 
1511.  Müller,  SchwG.  ,Üeh  ist  so  nott  in  das  Basel 
gewesen  [nach  B.  zu  gehen].-  151"'.  Bs  Brief.  .(Mi  etwa 
einer  frowen  n.  wind,  etwas  in  einem  kessel  zu  er- 
sieden und  weschen,  das  mag  sy  woll  tuen.'  1519/44. 
Schw  LB.  .Daran  ist  schuldig  der  bapst  und  der  kaser 
und  der  küng  von  Frankrich;  den  was  so  n.  über 
ainanderen  [herzufallen],  das  sy  arm  1  ii t  maehlend.' 
1523,  HsStockar.  ,Uns  täte  klagen  nöter  weder  sust 
ieinan.-   1521.  Ausch.     .Etlich  sagtend,  er  schliefe,  so 


857 


Nat.  in'1,  nit.   not,  mit 


s.v< 


n.  was  im  zu  dem  kämpf  [irbn.];'  Zwingli.  ,Die  ursach 
1 1 1 . •  u  1 1 1  ich  wol  vernän,  wo  mir  nit  war  so  nol  gen 
hellen  [sagt  ein  Teufel].'  JMürjer  1559.  ,Ein  posi  qs 
israelitischem  heer  ist  bar  kon;  es  hat  gwüss  lang 
nie  so  n.  ton.'  RSohmid  1579.  .Eerbare  lüt  habend 
nit  vil  uti'  denen  wiberen.  die  inen  so  n.  lassend  sin. 
andere  mannen  zuo  nämmen.  das  sy  kum  warten  mö- 
gend, bis  ire  abgestorbenen  mann,  also  •/.'  reden,  recht 
vergraben.'  1,1, av,  1584.  ,Der  französischen  Ritter- 
schaft war  so  n.  zu  fliehen,  dass  ihrer  keiner  sein 
Lanzen  mit  sich  getragen.'  JLCvs.  1661.  ,1hm  n.  sein 
lassen,  eilen.'  Hosp.  1683.  ,Es  ist  uns  nöter  reich, 
dann  selig  zu  werden.'  JUlr.  1727.  Mit  pers.  Subj.. 
Einem  (mit  Worten  oder  Taten)  zusetzen.  .Herzog 
Liutpolt  tet  im  [künig  Ludwigen]  als  not  und  als  we 
mit  krieg,  dass . . .'  1334/1446,  Z  Chr.  ,Vor  mitternacht 
ted  man  her  Hansen  Waldman  so  not,  dass  er  uf 
Hess  blasen  und  zog  us  zu  Bern  vor  mitternacht.' 
Edlib.  Auch  mit  Dat.  S.,  spec.  auf  Reisen  tapfer  ein- 
hauen AABb. ;  GrD.  D'  Vögel  händ  de*  Trübe*berene* 
n.  tö*  AaBIj.  Dem  Chds  n.  tue"  GrD.  Einem  z'  nöd 
tue",  ihn  zu  scharf  züchtigen,  hernehmen  GrPi\  Z'  nöd 
tue*  brachst  de"  Henne"  [die  in  den  Garten  einge- 
brochen sind]  notte"  nid.  Schwzd.  Sich  nid  z"  n.  tue", 
sich  nicht  überanstrengen  GrPi\;  s.  Schwzd.  29,  114. 
—  ß)  entsprechend  1  b.  Es  tuet-mer  n.,  vom  Iirang 
zur  Stuhl-  oder  Harnentleerung  A.tLeer. ;  Ar;  B;  L; 
W;  Z.  ,Alvus  eum  cogit.  urget,  es  tut  ihm  n.  Caca- 
turio,  mir  ist  n.'  Denzl.  1677;  1716.  —  b)  „not,  ann- 
lich, dürftig."  —  3.  in  der  Verbindung  n.  und  gar, 
beinahe,  auf  ein  Haar  L.  Er  hed-e"  h.  und  gar  tröffe". 
Er  mär  n.  und  gar  ertrunke*.  .Als  ihn  dieser  Zwi- 
schenfall n.  und  gar  um  ihre  Gunst  gebracht  hätte.' 
Lüt.,  Sagen. 

Auf  Vermengung  von  äue  not  und  unnöt  beruht  die  Form 
.onunt.'  Z  Bibel  1560  (,Ist  uns  u.  hoch  ze  rüemen').  Der 
in  yir;ul.  Stellung  erfolgte  Übertritt  ins  Ail.j.  ist  schon  mhd.; 
vgl.  Gr.  Vv'B.  VII  918/9.  2  b  könnte  den  Um!,  aus  den 
Steigerungsformen  (nöter  bezeugt  St.  für  Aa;  B;  VO;  Gl; 
Seh)  bezogen  haben.  St.  lässt  es  übrigens  unentschieden, 
ob  Adj.  oder  Adv.  anzunehmen  ist;  im  letztern  Fall  könnte 
ein  adv.  Casus  von  Not  vorliegen  (mhd.  adv.  nöte,  twete)  wie 
bei   3,  wenn   Dieses  nicht  aus  g'nöt  (s.  d.)  entstellt   ist. 

Un-Not:  1.  Subst.  En  U'nöt,  etwas  Unnötiges 
Sch  (Kirchh.).  Vgl.  es  ist,  war  kei"  U.,  nicht  über- 
flüssig Aa  Jens.  Kaisers!  ,Von  unnöten  [unnötig]  ze 
melden,  erzellen',  formelhaft.  ,Mit  merern  Worten  hie 
v.  u.  ze  melden.'  1529,  Absch.  ,Wie  ir  von  ücli  selhs 
merken  und  üch  dess  zu  erinnern  habend,  dass  es  v. 
u.  ist,  üch  söllichs  wytlöufiger  zu  erzellen.'  1544,  ebd. 
Vgl.  auch  das  syn.  ,unvonnöten'  unter  Not  1  a  ß.  — 
2.  präd.  Adj.  .Martha,  du  bkümmerest  dich  um  gar 
vil  ding,  die  ytel  sind,  u.  und  ring  [geringwertig].' 
Fdnkelin  1552.  .[Die  Eltern]  klagend  sich  etwan,  sy 
habind  bei  iren  kinden  wenig  ansehens,  und  tuot  inen 
nit  u.  [sie  tun  es  nicht  ohne  Grund].'  LLav.  1582. 
,Es  ist  ihm  nicht  u.,  necessitate  urgetur.'  Denzl.  1716. 
,U.  ze  melden,  hievon  ze  reden.-  XVI./XVII. 

Eine  Contamination  der  Verbindungen  ,eunöt'  (d.  i.  o«e 
not;  s.  Not  1  ii  S)  und  ,vou  Uuuüt'  liegt  vor  iu  der  Stelle: 
.Von  ennot  [unnötigerweise]  in  unruow  sitzen.'  HBull.  löT'J. 
III  386.  Vgl.  noch  Unot  (Bd  I  299)  und  dazu  als  Nachtrag: 
.[Beim  Kau  der  kostspieligen  Schanzen]  ist  von  etlichen  spütt-. 
lieh  gesagt  worden:  sie  habind  gemeint,  die  Schaffhauser 
habind  nur  einen  Unnot,  aber  sie  gsechind,  dass  d'  Züricher 
einen  kostlicheren  U.  haben  wöllind.'   Schimpft.  1651.    Nach 


Tr.iii  hiess  in  ZWthur  ein  Baumagazin  U.,  weil  die  Bürger 
klagten,  man  habe  genug  Vorratshauser  und  dessen  Bau  wäre 
entbehrlich  gewesen. 

Eren-.  .Wer  an  der  Generalmusterung,  E.  vor- 
behalten, nicht  erscheint.'  1778,  üfd  (Ndw).  Vgl. 
.Herren  Not'  (unter  Not  las),  Er  1  (Bd  I  390).  - 
Nagel-,  in  Bs  's  Nagels-:  änsserste,  höchste  Not, 
allerletzter  Augenblick';  vgl.  Nöt-Chnopf  (Bd  111  752). 
Es  bis  uf  d'  N.  use"  cho*  In"  Tu.  A.üe*wil  warte*  bis 
uf  's  Nagels  Not  Bs.  Me"  muess  (sott)  Nünt  uf  d'  N. 
a"chu"  lö".  Sulger;  Kprww.  1869.  .Aber  es  war  so 
immerhin  deine  Manier,  Manches  auf  die  N.  ankom- 
men zu  lassen.'  1554,  HBull.  (Brief).  Mit  N.,  mit 
knapper  Not  Th.  Er  ist  noch  mit  N.  recht  [rechtzeitig] 
cho".  —  Brands-.  .Als  im  Jahr  1268  die  Statt  von 
Krieg  und  Br. -Nöten  ganz  unbehuset  war.'  RCys.  — 
Schwer-  Schwe-r-:  1.  interj.,  wie  nhd.  B;  Z.  I'otz 
Schw.t.  —  2.  m.,  PI.  Schw.-nöt,  leichtsinniger  oder 
boshafter  Mensch  ZO.  (Brunner).  —  Töd(e)s-.  .Da 
nun  Ruoland  also  lag  in  todsnöten.'  Volksb.  ,1519 
waren  grosse  Todesnöten  (Sterbet)  im  Lande  Uri.' 
Gfd.  ,Wann  der  mann  durch  todsnot  vor  syner  frauwen 
abgat.'  1521,  Aa  Rq.  S.  noch  Gr.  WB.  XI  568  (meist 
aus  Schweiz.  Quellen).  —  Tät-uns-  Tet-is-Nöd  m.: 
Schelte  auf  einen  lahmen  Arbeiter  und  Nichtsnutz 
GRPr.;  s.  Schwzd.  29,  12.  Dim.,  kleines,  schwaches 
Kind,  armes  Ding  GRHe.  —  Wasser-:  Harnverhal- 
tung Ar;  „Gl;  GRh.;"  Zu.  —  Za"-:  heftiger  Zahn- 
schmerz ZO.  (auch  n.).  ,Für  Z.  nimm  gelb  Gilgen- 
vvurzen  [usw.].'  Künzli,  Wthur.  Chr. 

g'nöt  AaF.,  Fri.,  Leer.;  Ar;  Bs;  B;  Gl;  GaUVatz; 
GT.,  W.  (auch  Id.  1799);  Sch;  S;  Zu;  Z,  g'nöd  Gl; 
GrCIiui',  L.;  GO.,  Sa.;  Z  tw.,  g'nöt  BO.,  g'nöd  SRech. 
—  Comp,  durchweg  mit  Uml. :  1.  Eim  g.  tuen,  zu  nahe 
treten,  .wehe  tun,  ihn  belästigen  oder  leicht  beschä- 
digen GrD.  —  2.  angelegentlich,  eifrig  Bs  (Spreng). 
Eim  Öppis  g.  a'chünde",  a'dinge",  eindringlich  ZNer., 
Zoll.  ,Üns  dahin  bewegen  lassen,  dass  wir  desto  gnöter 
in  allen  unseren  Nöten  dem  1.  Herren  Christo  zutrin- 
gend.'  Pontisella  1602.  ,Ein  fürsichtiger  Fürst,  der 
sich  ouch  die  Armen  gnoot  liess  angelegen  sin.'  JJRüe- 
rer  1606.  ,Du  hast  meinen  Sabbat  gehrochen,  den 
ich  dir  so  gnot  eingeknüpft  hab.-  FWvss  1672.  — 
3.  eilfertig,  rasch  Ap;  ÖRÜhur,  Pr.;  GRh.;  1'nTäg. 
G.  lauf  zum  Dokter!  Ar;  GRh.  Trinkend  üs  nu  g. 
und  g' schwind!  Gr.  Er  gang  koan  Schritt  g'nöter. 
wenn  's  Hagstecke*  rengeti  GBern.  Der  sei  e"  chli" 
waul  g.  ufg'jockt  zueme*  söttige"  elende"  Bä*.  AHalder. 
Gha**-me*  d'  Are*  numme*  zelle*,  isch  's  Gliom  i*  sibe" 
Wuche*  i"  de*  Kelle";  göt  's  aber  g.,  so  hät-me"  i" 
sechst"  Br öl  TuTäg.  ,D' eidgnossen  kommend  jetz  gar 
g.'  SEMrACHERLiEn.  Seltener  adj.  Ar;  GRh.  En  g-e* 
Gang,  Schritt.  De"  g-e*  Weg,  schnell,  ungesäumt  Ar; 
Gb;  oTh.  B'sonders  mues*-ich  an-ere*  rüeme*,  dass  si 
uitil  omme"  stöd  und  schwätzt,  dass  si  allemol  de"  g-e" 
Weg  wider  i"  's  Hüs  ie  z'rogg  chonnt.  Schlaffer. 
(Gang)  de"  g-e"  Weg!  packe  dich  auf  der  Stelle! 
Wenn-cr  wend  met  furc",  so  gönd  de*  g-c"  Weg  und 
holid  Biülete"  [Billets].  Ap  Kai.  1879.  Das  göd  de" 
g*c"  Weg,  schnellen  Schrittes.  Tobl.  De"  g-e"  go"  lo", 
sich  eilig  davon  machen,  ebd.  So  (se)  g.,  so  rasch, 
bald  (als)  Ar;  GRPr.,  UVatz;  GSa..  T.  Iez  pack-di''1 
fürt,  so  g.  's  cha""  si".  EFeurer.  Gang  iez,  so  g.  a's 
d'  ZU  hast,  auf  der  Stelle.  G  Kai.  Es  chunnt  ge" 
regne",  se  g'nöud-me"  d'ere"  [Regenblumen]   abrupft. 


• 


Xat,   net.  nit,  not,  mit 


-,;n 


G  Prophet  1855.     Se  g'nuiid   die    [geweihte    Glocke] 
a'föiit  lütte?,  müend  alli  Wetter  z'rugg  GSa.    S.  noch 
Äteren  (Bd  I  588),  Leder  (Bd  III  1072).  —  4.  in  kurzen 
Zwischenräumen  auf  einander  folgend,  oft  Ap;  G  (auch 
Id.  1709).     Z'  g.  ufenand  Tarn,   von   sich  drängenden 
Ereignissen,  z.  B.  von  rascher  Vermehrung  einer  Fa- 
milie  Gr.     Du,  chonnst-mer  z'  g.,    kommst  zu  oft  in 
mein  Haus.    Er  göd  nüd  g.  i"  d'  Ghileche".    So  g.,  so 
oft.     So  g.  ich  's  säg,   er  folget   [gehorcht]    doch    nüd 
GTa.    Von  einem  eingezogen  lebenden  Beamten  sagte 
Einer:  ,Er  ist  wie  eine  gute  Mauskatze,  immer  daheim, 
so  g.  men-e"  nötig  hat'   Ap.     Se  g'nöud  er  d'  Charte" 
z'  gi"  chu"  ist,   sind-em  Bür  und  Neil  nie  e'tgange" 
GSa.  —  5.  völlig,  gänzlich  PA1.    Der  Apfil  ist  g'notter 
führ.     Alli  g.,   alle    zusammen.     Mit  adv.  s:    G'nöds 
über   Dank,    gerade(zu)    erzwungen    Gr.     ,Vürslüege 
[verzäunte]  ieman  die  gemeinmerki  als  genote,  das  es 
nicht  offener  lücken  nette,  der  muesste  es  besseren.' 
1339,    Gfd.     ,Ist  dass  ein  herr   den   dritten   pfenning 
genot  von  einem  ungenossen  nimmt  und  schenket  im 
daran  nutzit.'   1412,  ZBors.  Offn.     ,Was  aber  nit  be- 
trifft die  leer,    sonder   usserlich  und  hierinn  nit  ver- 
griffen  ist,   sol   sich  Synodus   gnodt  entschlahen  und 
niitzit  beladen.'    XVI./XVII.,    Z  Mand.     .Wo  han  ich 
iez  mein  Wein  und  Brot?    Am  Bättelstab  bin  ich  iez 
g.'  JMahler  1674.    ,Wir  band  Niclausen  heiter  gsähen 
in  seiner  Gstalt,  als  labt  er  gnoot  [leibhaftig]  und  wer 
erstanden    von    dem  Todt.'    ebd.     Ganz,    sehr.     ,Dass 
ire  macht  gegen    üwer  g.  klein   und  nüt  ze  schetzen 
was.'  Salat.    ,G.  nüt',  gar,  durchaus  nicht(s).    ,Darby 
blybent  s'  und  anders  wellent  sy  uns  g.  nüt  raten.' 
1424,  Absch.    ,Parumb  du  g.  nüt  schaffist  mit  dinem 
unrüewigen,  bitteren  und  erdichtem  schriben.'  Salat. 
.Man  bedarf  dines  färwens  g.  nüt.'    ebd.     ,Der  bapst 
gebot  Ferdinando,    das   er  sich  g.  nüt  sölte  annemen 
der  krön  Siciliae.'  HBüll.,  Tig.     ,G.  und  gar-  1)  ganz 
und  gar.    ,Man  wurde  si  als  die  ungehorsamen  rotter 
je  nach  gstalt  der  sach  an  lyb  und  guot  strafen  oder 
g.  und  gar  verschicken.'  1532,  Egli,  Akten.    ,Er  hat 
wellen  sprechen  wie  ein  andrer  frigheitsbueb,  der  sich 
g.  und  gar  verschempt  hat.'   Salat.     ,So  oft  uns  der 
fyend  erzürnt,    im  g.  und  gar  verzyhen,  wie  wir  be- 
gerend,  dass  Gott  uns  verzyhe.'  OWerdm.  1552;  dafür 
,ganz  und  gar.'  Herborn  1588.    ,Sy  hettind  kein  fleisch 
nier,   sonder   wärind  g.  und  gar   zum  geist  worden.' 
HBull.  1561.    .Der  vicari  sprach,  das  gefiele  im  doch 
gar  und  g.  nüt.'  ebd.;  s.  noch  läpperisch  (Bd  III  1351). 
-  2)  beinahe  „Aa;"  B;  VO;  „S;Z;"  in  ScHwBrunn. 
S8  9-  %s  gar  (s$).    Hierher  wohl  auch:  us  g.  us  g.,  beim 
Haar  BE.    Us  g.  us  g.  leär-er  unger  de"  Wage"  cho". 
—  6.  genau,  peinlich.    .Alle-in  hat  man  des  wol  zu  ge- 
wahren, dass  man  g.  gedenke  [bedenke],  mit  wem  man 
zu    schaffen   habe.-    PWtss  167:!.     Es  g.  ne*   AaZoI'.; 
Srii;  '/..     Me*  nimmt  's  du  und  so  g.   '/..     En  Avikat 
nimmt  's  nid  se  g.,  verschluckt  e"  Boss  vor  -'em  Morge*- 
bröt.   Schwzd.  (Sch).     Uf  dem  ScMissmärH  giH  's    vil 
z'  g'schuue",  und  si  neme'd  's  simM'n  g.   JSenn.     Mein 
isch  dö  und  se  </..  wählerisch  in  der  Ausdrucksweise. 
ebd.    ,In  dem  treibe  es  der  Meister  dieser  Tage  noch 
gnöter  als   vorher,    ihm    alle  Handgriffli  und  Vörteli 
vorzufigürlen.'    ebd.     G.  luegc",    angestrengt,    scharf, 
unverwandt  auf  Etwas  blicken  Aa;  Bs:  Gl;  GF.,  T.; 
Zg;  Z.    Von  einem  Gegenstand,  auch  Menschen,  der 
bei  genauerer  Betrachtung   nicht  verliert,    sagt  man: 
's  G.-Luege"  tuet  Dem  nüd  we  Z.    Je  g'noter  ass-me" 


luegt,  je  röter  ass-es  n-ird  Aa  (Rätsel  von  der  Erd- 
beere). Er  het  g.  müesse"  luege",  er  hätt  in  [den  Weg 
bei  Nacht]  sust  nit  g'seh.  Breitexst.  Dem  Exame" 
gar  g.  [aufmerksam,  gespannt]  zueluege".  ebd.  ,Er 
packte  die  Bänder  aus,  welche  ein  älterer  Herr  auf 
die  Wage  legte  und  gar  g.  durch  seine  Brille  luegte, 
ob  das  Gewicht  richtig  sei.'  ebd.  Lang  und  g.  die 
Helge"  g'schaue",  bis-is  d'  Augen  überlaufe'd  Z  (Aus 
allen  Gauen).  ,So  gebüt  uns  ouch  der  wys  mann, 
dass  wir  die  töchteren  und  jungkfrouwen  nit  g.  be- 
schouwen  söllind.'  RGualth.  1559;  vgl.  Sprüche  IX. 
,Contemplari  intentis  oculis,  ein  ding  g.  beschauen, 
steif  und  stäts  anluegen.  Visus  dirigere  ad  alqm, 
einen  fast  g.  ansähen.'  Fris. ;  Mal.  .Stephanus  sach 
g.  hinuf  in  himmel.'  HBill.  1571.  ,Besach  mich  gar 
gnoot.'  Jos.Maler  1593.  ,Es  sol  £in  Vorstehnder  g. 
für  sich  sehen,  dass  er  Niemand  ärgere.'  FWvss  1670. 
,Wir  losen  zwar  genoht,  wann  ein  Mandat  gelesen 
wird,  aber  wir  lugen  vil  genöhter  auf  die.  so  es  ge- 
machet.' ebd.  1672.  Mit  dem  Nbbegr.  des  Gierigen, 
Hungrigen:  g.  ( ,rfri*" )  luege"  Aa;   „B;  VO;  S;  Z."  — 

7.  durch  ängstliches  Betragen  lästig  fallend  UUrs.  — 

8.  geizig  BHa.  —  9.  Not.  Mangel  leidend;  kümmer- 
lich, knapp  Aa;  Bs;  B;  „VO;  S;  Z."  En  g-er  Mansch, 
der  am  Nötigsten  Mangel  leidet.  Es  g-s  Jär,  Hunger- 
jahr; g-i  ZU,  Notzeit.  G.  werde*,  knapp  werden  BSi. 
D's  Chrüt  wird  g.,  es  gibt  wenig  Gras.  Es  ist  e" 
grössi  Türung  in  d's  Land  choe",  und  er  ist  schröcklich 
g-er  worden  BSi.  (Übersetzung  von  Lucas  XV  14).  Er 
ist  e"  richer  Ma"°,  aber  doch  e"  g-er  Ma"",  befindet 
sich  vorübergehend  in  Geldnöten.  „Er  muess  g.  lebe", 
sich  kümmerlich  durchschlagen.  Das  Jär  gut  's  g., 
fällt  die  Ernte  nur  spärlich  aus  TuTäg.  —  10.  zur 
Not,  kaum  genügend  (z.  B.  von  Massen,  Gewichten), 
knapp  AaF„  Fri.,  Leer.;  Bs;  B;  Gl;  GrD.;  GMels; 
Sca;  S;  Z.  E"  g-s  Mess.  's  isch  g.,  g-i  ZU,  hohe  Zeit  B. 
's  mag  's  noch  $so  g.  ge";  's  ist  g.  g' gange".  Eso  g. 
änc",  mit  genauer  Not  AALeer.  Mer  sind  g.  dure* 
cho".  Er  ist  g'rad  g.  noch  der  Laut  z'  entgän  chon 
GrD.  Es  ist-em  g.  dra"  dure"  g'gange",  er  ist  mit 
knapper  Not  der  Gefahr  entgangen  Gl;  Z.  „Ich  kann 
das  Kleid  g.  einknüpfen. " 

Mild,  genoete,  Adj . :  genöte,  Adv.;  einem  ;/.  tuun,  ihu  be- 
drängen. Vgl.  auch  Gr.  WB.  IV  1,  2,  3484/5,  zur  Be- 
deutungsentwicklung  vhüm  (Bd  III  2S8/9),  gewinn.  Die  Ver- 
bindung am  Schloss  von  5  scheint  aus  <oa  y.  e*  y.  (ea  aus 
ah)   entstellt. 

ie-g'not:  jetzt,  eben,  gerade.  .Alles  guet,  so  sü 
iegenote  haut,  ald  an  ir  tot  bringent.'  1305,  Z  Urk. 
(Vennächtniss).  ,Swer  das  uf  den  selben  tag  nit  getan 
hat  oder  ie  gnot  tuet'  1331,  TnFr.  Stadtordn.  .Da 
man  in  henken  sohle  und  man's  ie  gnöt  tuon  wolte.' 
KvAmmexuusen.  .Als  ir  ghört  haut  und  ist  iegnöt  ge- 
däht.'  ebd.    Als  Übers,  des  lat.  jam.  1425,  G  Hdschr. 

in-:  verstärktes  g'nöt  6  <!  i  fg.J ;  ZO.  Er  bieget- 
mich  i.  a".  Er  stöt  bim  Bach  zue  still  und  lueget 
i'gnöd  drinn  abe".   Stutz.   —   Vgl.  m-grüen  (Bd   II   752). 

geld-g'nöt.  G-i  ZU,  Zeit,  in  der  das  Geld  knapp 
ist  BHk. 

nöthaft.  .Man  inuotet  niemand  zuo,  das  in  sinem 
vermögen  nit  ist  oder  mit  n-en  zuofällen  [d.  s.  Fälle 
höherer  Gewalt]  mag  verhindert  werden.'  Yad. 

nötig  Schw  (Tryner);  Uw;  ZO.,  S.f,  sonst  nötig: 
1.  dringend,  angelegentlieh  B;  (iL;  L.  .Ein  blindes  Un- 
gefähr  gewöhnlich  entscheide,  wen  sie  heirateten;  wer 


s,;i 


Nat,  net.  nit,  nnt,  mit 


862 


am  nötigsten  fcne,   kriege  sie  gewöhnlich.'  Gotth.  — 

•_'.  viel  beschäftigt,  emsig,  eilig  GrD..  He.,  Nuf.,  l'r..  Seh., 
Spl.  (lt  Tsch.).   N.  arbeite"  GuNuf.    Eis  n.  (in  GitPr., 
Spl.  n-s)  ha",  es  eilig  haben  Gr;   Tu;  vgl.  Tsch.  695/6. 
l'h  würti  gere"  rerzühe",    aber  es  gaid  nid,    ich  ha"  's 
erschröcheli'''  nötigs,   Arbet  e'  bedc"  Site;   va'  hinne" 
und    vorne".    Schwzd.     Verst.:     Er  het  's   bode'nötigs 
GRSpl.    Auch  von  Geräten:  Der  Angge"hafe"  hat 's  n., 
wird  viel  in  Anspruch  genommen  GRHe.    S.  noch  Müs 
(Sp.  474)  und  Bühl.  I  264.  —  3.  notwendig,  nötig  Aa 
Leer.;  Bs;  B;  GRChur;PAl. ;  Ta;  Z.  Im hedang' fange" 
fdlje"  das  Netige  PA1.  (Übersetzung  von  Lucas  XV  14). 
Was  mir  dert  eso  netigs  vorchon  ist,  das  sin'1...  Alpen- 
rosen 1872  (BGr.).     ,üass   ein  Gott   lebt,    ist   n.    und 
muess  also  syn   und  kann  nit  anders  syn.'    OWbrdm. 
1552;  dafür  .notwendig.'  Herborn  1588.    S.  noch  Cher 
(Bd  III  432).     N.  si",  mit  urspr.  Gen.  (aber  als  Acc. 
bzw.  Refl.  verstanden),   bedürfen   ÄALeer.;  B;  Scnw; 
S;  Th.     Er  isch-es  n.   AALeer.     ,Bist  flissig?   fragte 
Jakobli.     Es  wär-si  n.,    wen"  geng  ume"  Alles  rerheit 
ist,   antwortete   das    Mannli.'    Gotth.     Es  schint,   du 
wärsch-mi  n.  g'si".  Schild.     Dir  sid  Öpper  n.,  wo-n- 
euch  ältere  Frau  a"  d'  Hang  göt.  ebd.    Wenn-der  tippe" 
Geld  n.  sid.  Joach.     ,Das  Vater-Unser  schliesst  Alles 
in    sich,    was   wir  n.  sind.'    LKInderbitzi   1826.     ,Er 
gieng  in  einen. nahen  Wald  und  fällte,  bei  Nacht,  was 
er  n.  war.'    B  Hist.  Kai.   1804.     ,Zur  zit,  do  man  des 
notig  was.'  1499,  Schlachtlied.    N.  ha".    Er  hat  's  n.. 
kanns  (z'.B.  Geld)  gut  brauchen  Aa;  Bs;  G;  Th;  Z.    Ver- 
stärkt bluet-n.    Er  ist  e"  Hüsleni  [von  einer  Sparsam- 
keit], me"  meinti,  wie  hl.  er  's  hett  GSa.    's  hätt  's  öppe' 
n.,  Erwiderung  auf  einen  Glückwunsch,  z.  B.  zur  Ge- 
nesung von  langwieriger  Krankheit  B.    Me  hat  si  nüd 
n.  Z.    's  hat  si  n.,  iron.,  das  fehlte  noch!  Th;  Z;  dafür 
das  war-m.tr  (auel>)  noch  n.  GnChur;  Th;  Z.    Ordni*g 
schaffe",  iro-se-si  n.  hed  ScHwBrunn.  —  4.  =  genöt  9  Aa; 
Bs;  B;  Gl;  GrD.  ;  L;  Sch;  Scuw;  S;  Obw,  wie  dieses 
(tw.  im  Gegs.  zu  g'nötig,  arm)  bes.  von  vorübergehen- 
der pekuniärer  Bedrängniss  Bs;  BoE.;  UwE.;  Z.    En 
n-er  Pur,  der  viele  Schulden  hat;  en  n-er  Hamperchs- 
burst,  der  .fechten'  muss  ZZoll.    ,Dass  er  reich  und  der 
andere  ein  arm,  n.  Lehenmannli  sei.'  B  Dorfkai.  1863. 
Der  n.  Mo*"  het  halt  ne"  stärkt  Hüshalti'g  g'ha".  Joach. 
Der  N.  und  de  Gizig  sind  glich  ei's,   weil   sich  der 
Bedrängte  vom  geizigen   Wucherer   alle  Bedingungen 
gefallen  lassen  muss  ZO.;  anders:  De'  Gitig  und  de'' 
N.  sind  nid  bald  handelsei"s.  Sülger,  neben:  Der  Gitig 
und  de''  N.  g'hnre'd  z'sämme",  hat  der  Wuecherer  g'seit. 
ebd.     E"  nötigs   Weser-,   ein   armseliges    AALeer.     ,In 
fruchtbaren  und  unfruchtbaren  Jahren,   in  n-en  oder 
heitern  Tagen.'  Gotth.    Er  isch  geng  n.,  mi"  ma'-n-im 
helfe",  wie-me"  will  B.    I'h  hi"  nüd  n-er,  habe  Nichts 
nötig,  keinen  Hunger  BHk.,  Ha.    .Auch  sind  die  mei- 
sten schon  recht  n.  und  arm.'  Stutz.    N.  si"  an  Üppis, 
daran  Mangel  leiden  B;  Z.    N.  werde",  in  Not  geraten. 
,Dem  geht  es  nicht  vorwärts,  der  Mann  wird  n.'  Gotth. 
,Je  nötiger  einer  wird,  desto  weniger  wird  ihm;    der 
ärmste  Bauer,    welcher  das  Geld  am  nötigsten  hätte, 
hat  zumeist  den  magersten  Hof,   der  Nichts  abträgt.' 
ebd.    ,I)er  Fötzel,  der  bald  sieben  Jahre  studiert,  der 
hat  meinen  Bruder  so  n.  gemacht,    dass   ihm    für  d's 
Bure"  d's  Geld  fehlt.'  ebd.     Si  tuend  n.,  stellen  sich 
bedürftig   AALeer.     Wie-n-ich  n.  lebe"  muess.    Trvner 
1840.    ,Dass  er  notig  und  arm  worden  was.'  1344/1446, 
Z  Chr.    ,Wer  aber  ieman  als  notig,  dass  er  die  buosse 


nicht  geben  vermöchte.'  1387,  Gl  Urk.  , Wer  och.  das 
etwer  also  notig  war,  das  er  der  markten  nicht  möcht 
gebeiten  von  siner  not  wegen.'  XV..  Scbw  Bq.  ,Der- 
selb  pfleger  was  allweg  nötig  an  gelt  und  die  frowen 
wurdent  gar  kum  von  im  bezalt '  1525,  Bosse.,  Chr. 
.Der  K.  sige  fast  notig  und  nit  so  wolhabig,  das  er 
vil  künni  gen.'  1549,  UMey.,  Chr.  .Dem  betrüebten  und 
nötigen  die  hand  darreichen,  afflicto  et  jacenti  dex- 
tram  porrigere.'  Mal.  .Wenn  einer  einem  reichen  das 
sein  nimmt,  ist  es  ouch  unrecht,  aber  noch  unrechter, 
wenn  einer  leut,  die  sonst  notig  sind,  beraubet.'  LLav. 
1582.  .Derglychen  nötigen  Hausvätteren  zu  bewilligen, 
von  ihrer  Ehewyberen  Gut  so  vil,  als  er  tunlich  syn 
erachtete,  anzegryfen.'  B  Gerichtssatz.  1615.  ,So  einer 
usserst  notig.'  1653,  AAWett.  Klosterarch.  S.  noch 
ver-gelten  (Bd  H  280).  —  5.  =  g'nöt  10  SchwE.  — 
6.  nötigs-gar  =  es  g'nöt  es  gar  (unter  g'nöt  5),  beinahe 
SchwE. 

Mhd.  nötec,  noetec  in  Bed.  4,  auch  1  —  3.  3  und  4  sind 
z.  T.  (so  in  ZO.)  lautlich  geschieden,  iadein  in  Bed.  3  die 
Form  mit  Ural.,  in  Bed.  4  die  ohne  Uml.  gilt.  S.  noch  Gr 
WB.   VII   940/1. 

un-:  1.  wie  nhd.  U-i  War  ist  um  en  Heller  z'  tür. 
Sdlger.  Mit  spec.  Anwendung  auf  lästige  Schwätzer 
und  deren  Geschwätz  Z.  Es  u-s  Mal  ha".  —  2.  nicht 
bedürftig.  , Missbrauch  in  Austeilung  der  Aluiosen- 
brötlenen  an  Ohnnotige.'  1750,  Z  Staatsarch. 

g'nötig  Schw;  UwE.;  Zg;  Z,  sonst  g' nötig:  1.  Er 
ist  g'nötig,  von  einem  Gläubiger,  der  seinen  Schuldner 
zur  Zahlung  drängt  Z.  —  2.  arm,  armselig  Schw; 
UwE.;  Zg;  ZO.;  es  bezeichnet  (so  in  UwE.)  zum 
Unterschied  von  nötig  4  den  dauernden  Zustand.  Es 
g-s  Mandli,  das  nie  aus  der  Bedrängniss  herauskommt. 
„Ü>  g-i  Zit,  Zeit  der  Geldknappheit,  der  Bedrängniss 
Aa;  B;  VO;  S;  Z."  —  3.  mit  knapper  Not,  kaum  B 
(St.b);  Schw.     ,Er  hat  g.  entkommen  können.' 

nötige"  nöd-  BHa.,  sonst  nötige":  1.  (mit  Heeres- 
macht) bedrängen.  XV./XVI.  —  2.  (er-)zwingen.  ,Auf 
das  dein  guetes  nit  wäre  genötiget,  sunder  selbswillig.' 
1531/48,  Philemon;  dafür  , gezwungen.'  1067.  —  3.  not- 
züchtigen. ,Vil  klösterliche  Wybspersohnen  in  Klö- 
steren  yngespörrt,  von  den  Kriegslüten  genötiget  und 
geschendt.'  RCvs.  —  4.  (dringend)  gemahnen  FGal- 
mitz.  Di«  nÖtigest-mi<!h  a"  de"  Vater.  —  5.  an  Etwas 
iimlte"  n.,  eine  Arbeit  langsam,  mit  Unwillen  und 
unter  Seufzen  verrichten  BHa.  Jitz,  Elseli,  mach 
g'schwind  d'  Üfgab,  tüon  nid  esö  dran  umher  n.,  sust 
wurst  el'einist  fertig. 

ungenötiget:  unvermischt,  rein.  .Weiss  u. 
wachs.'  Tierb.  1563,  Übersetzung  von:  ,C'era  Candida 
novi  examinis.'  KGesner  1551,  789.  Auch  in  Bs 
Hexenprozesseu  von  1407,  bei  Buxt.-Falk.  I  4.  ,Un- 
genötigets  oder  Jungfrauen-Honig.'  Würz  1634.  ,Un- 
genöttiget  Honig.'  XVII.,  B  Arzneib.  —  Vgl.:  ,den  Wein 
nötten',  mischen.   Lexer  II   109. 

über-nötigen:  überanstrengen.  .Conterere  boves, 
die  ochsen  gar  abmännen,  mit  arbeit  übereilen,  ü., 
ze  fast  brauchen.'  Fris.;  Mal.  Refl.  ,Das  ist  gut 
denen,  die  sich  mit  den  Wyberen  übernötiget  haben; 
die  sterkt  es.'  ZElgg.  Arzneib.  1650. 
er-:  drängen  Schw;  Zg. 

be-:  1.  =  nötigen  1.  , Indem  solich  statt  und  schloss 
mit  geschutz  und  sust  strengklichen  benottiget  worden 
sind.'  XV.,  Nic.Rüsch.  ,Ob  aber  die  stett  angriffen, 
benötiget,    bekrieget  oder  bekümbert  wurdint.'    1529, 


Xat.  lit-t.  n it.  nol.  mit 


Absch.  .Saladinus  hat  die  armen  Christen  mit  grosser 
tyrannei  benötiget.'  Wdrstisbn  1580.  Ängstigen:  ,Des- 
halb  der  brüeder.  [dnrch  eine  Geistererscheinung]  seer 
benetiget,  zu  im  sprach.'  um  1510,  Siml.,  Urk.  — 
2.  Ptc,  dürftig.  ,Du  sollt  nit  innhalten  den  Ion  des 
benötigeten  und  armen  ander  deinen  brüederen.' 
1531/48,  V.  Mosis. 

Nötigi  f.:  Dürftigkeit.  ,Er  darf  des  amts  nit 
notige  halb,  dann  er  hablich  and  böslich  ist.-  1568, 
ÄcTscnum. 

nötiglich:  eifrig.  ,Wir  haben  die  Äpfel  in  diesem 
Jahr  und  z'  danken  brauchst  nicht  so  n.;  ich  bin  froh, 
wenn  ich  die  frühen  los  werde  und  Platz  kriege  für 
die  spätem.'  Gotth. 

nötle":  in  Not  sein  GT.  's  ganz  Jär  plaget  si" 
und  n. 

nutli'1'.  -kch  GRChur;  GF.,  Stdt,  Ta.,  W.;  T n ;  Z. 
nötlig,  nödlig  (als  Adj.  auch  mW  lg)  Ar;  Gl!h.,  sonst 
nötlich:  1.  =  nötig  1  u.  2  Ap;  B;  GiiC'hur,  Nuf. ;  G;  Uw; 
Z;  „dringlich  L;  W."  En  n-er  Ma"",  eindrängender, 
hastender,  pünktlicher  Mann  G.  N.  arbeite",  schrlbe", 
emsig  GRNuf.;  Nnw.  Elm  n.  [angelegentlich]  a'dinge* 
Tu.  Eim  n.  [eindringlich]  zuerede",  z.  B.  bei  Tisch 
zuzugreifen  ZO.  N.  riefe"  Ndw.  ,Wenn  ich  das  ge- 
wusst  hätte,  ich  hätte  ihm  nötlicher  gedankt.'  Gotth. 
,Der  Mann  mochte  husten  und  berzen  [ächzen],  so  n. 
er  wollte,  sie  zeigte  ihm  kein  Mitleiden.'  ebd.  .Scopas 
habe  ein  gastung  gehalten;  in  allem  essen  habind 
iren  zwen  Simonidem  notlich  hinaus  berueft;  indem 
wie  er  gangen,  sye  das  haus  eingefallen.'  LLav.  1582. 
,Si  tluhend  so  notlieh,  dass  totne  Cörpel  von  rossen 
zertreten  funden  wurdend.'  JJRüeger  1606.  (Es)  n. 
ha"  (in  Ap  auch  de"  Nudllgc"  ha"),  vielgeschäftig  sein, 
es  eilig  haben,  sich  wichtigtuerisch  benehmen  Ap; 
GRChur;  G;  Tu;  Z.  Ich  ha"  's  g'rad  iez  n.  (z'  schaffe"  I. 
Hand-er  ('s)  n.?  Ap;  G.  Ein  Appenzeller  erzählte, 
er  habe  nie  notlicher  gehabt  als  in  der  Hochzeits- 
woche: am  Sonntag  die  Verkündung  und  Brautspine, 
am  Montag  den  Brautwagen  gebracht,  am  Dienstag 
Hochzeit,  am  Mittwoch  taufen,  am  Donnerstag  be- 
erdigen, am  Freitag  die  Kleider  ausbürsten,  am  Sams- 
tag mit  den  Geissen  in  die  Stadt;  vgl.  JMerz  1836.  8. 
S.  noch  Brut.  N.  (auch  ndlcli''''  B)  tue"  1)  =  es  n.  ha" 
GRChur.  —  2)  durch  Worte  und  Gebärden  ein  Anliegen 
dringlich  vorbringen,  dringend  bitten,  sich  eifrig  um 
Etwas  bemühen  B.  „Der  Nachbar  tut  so  n.,  ich  solle 
ihn  einmal  bezahlen  L;  W."  .Geschehen  tut  es  auch, 
dass,  wer  am  nötlichsten  tut,  ganz  hintenab  kömmt.' 
Gott».  .Was  frag  ich  einem  Knecht  nach  und  war 
er  noch  einmal  so  hübsch!  Du  kannst  ihn  jetzt  haben, 
du  hast  doch  schon  lange  um  ihn  n.  getan.'  ebd.  ,Gar 
zu  n.  darf  man  dem  Mädchen  doch  auch  nicht  tun; 
es  fasst  sonst  Verdacht  und  meint,  es  sei  was  Be- 
sonderes dahinter.'  ebd.  ,Die  Vornehmsten  [heirats- 
fähigen Bauerntöchter],  gerade  die  tun  manchmal  am 
nötlichsten,  dass  man  sich  fast  für  sie  schämen  möchte, 
ebd.  —  3)  seine  Not  klagen,  jammern,  heftigen  Schmerz 
äussern,  etwas  lebhaft  bedauern,  mit  dem  Nbbegriff 
des  Übertriebenen  B.  Es  hed  mieh  siner  ' / äred,  er  hed 
sevel  n.  'tun  BR.  .Gebe  es  auf  Kredit,  so  sei  es  nicht 
recht;  gebe  es  nicht,  so  sage  man  ihm.  das  sei  Nichts 
und  nötlig  getan  wegen  ein  paar  lumpiger  Franklin 
Alpenhorn  (BE.).  ,'I'u  nicht  so  n.;  sövli  bös  wird 
es   dir    nicht   gehen.'    Gotth.     .Aber    es  ärgerte  mich 


doch,  dass  die  Leute  nicht  nötlicher  taten,  dass  ich 
fortgehe,  dass  sie  mir  nicht  dringender  anhielten, 
wiei ler  zu  kommen  im  Herbst.'  ebd.  . l'u  hast  doch 
recht,  tust  [beim  Tode  des  Kindes]  nicht  so  wüst  und 
n.  wie  menger  Göl.'  ebd.  .Und  wie  man  [bei  Erkran- 
kungen eines  Familienangehörigen]  vor  den  Leuten  n. 
tut  und  noch  zu  einem  andern  Doktor  schickt.'  ebd. 
,Es  seien  die  meisten  Land  Vögte  gar  gute  Leute;  wenn 
man  recht  n.  tun  könne,  so  Hessen  sie  einen  nicht 
nur  wieder  gehen,  sondern  sie  schenkten  einem  noch 
das  Nachtquartier.'  ehd.  Heftig,  arg:  .Wenn  der 
Teufel  mit  seinen  schwarzen  Engeln  die  50  bis  60 
Männer  dieser  Weiber  sichtbarlich  durch  die  Lüfte 
davon  geführt,  es  hätte  sicherlich  nicht  so  n.  getoset.' 
Gotth.  Durch  aufdringliches  Bitten,  übertriebene  Höf- 
lichkeit lästig  fallend  Bs  (Spreng);  UwE.  —  2.  =  nötig3. 
En  n-er  Cher,  dringend  notwendiges  Geschäft  Ap; 
GRh.;  s.  Bd  111  432.  ,l.h  bin  von  der  herbeng  gangen 
und  hab  notlichs  vergessen.'  HBüll.  1531.  —  3.  rasch 
nach  einander  Nnw.  St  chemi'd  n.  Vgl.  g'nöt  4.  — 
4.  was  ,Not'  verursacht.  .Das  mächtig  und  nötlich 
geschütz  hat  den  eidgnossen  grossen  schaden  geton.' 
um  1520,  Gfo.  —  5.  mühsam.  .Zu  Zeiten  mag  [der 
Ochs]  nicht  fressen,  ziecht  den  atem  nötlich.'  Tiekb. 
1563.  —  6.  nötig  4  „Aa;"  Ap;  Bs  (Spreng);  B;  „VO;" 
Gl;  GoT.;  „Sch;"  S.  ,Ein n-er  Schmaljunker;  n.  leben; 
es  ist  n.  zug'gangen'  Bs  (Spreng).  .Bravi  Lüt,  ant- 
wortete der  Wirt,  aber  n-i.1  BWvss.  Wol  giH-er-mer 
so  nötlicU  z'  iisse"  B  (Schläpfer).  —  7.  (in  „B;  L  wil- 
lige*") =  nötig  ,r>  „B;"  GRChur;  L;  Sch.  F*  mag  's  n. 
tue-  Sch  (Kiichh.i.  /•''  nicke*  drob  so  hiibschli"*  i", 
verwache*  wider  a«c*  so  ndtli°K.  Schwzd.  (L). 

g'nutli"1'  GRChur;  ScnSt.  (Sulg.);  Th ;  ZRafz,  sonst 
mit  Uml. :  1.  =  genöt  H  ScnSt.  (Snlger);  Z.  Etwas  g. 
a'lncge*.  undersueche'.  D«  mume*  [muss  man]  g.  luege*, 
■/,.  B.  wenn  man  eine  kleine  Schrift  lesen  will  Z.  - 
2.  sachte,  behutsam  Tu;  Syn.  hofelieh  2  (Bd  II  1037). 
Si  hat  e*  grüslechs  Fieber  und  chan*  hebt  Lärme"  ver- 
trage" :  liitti,  gönd  ««•"'■  g.  zum  Gaden  üs.  Th  Zeitung. 
—  3.  bedrängt,  hungrig,  notleidend  AaF.;  GRChur;  L. 
Cr.  (Diui.  g'nötelig  AaF.,  Ke.;  L)  tue;  den  notleiden- 
den, Bedürftigen  spielen.  Sovel  g'notilig  het  's  aber 
el'tae"  bim  Ätti  nit  üsg'seh,  aber  Der  ist  gar  c"  grus- 
lige? BatzCchlemmer  g'si*.  JKoos.  -  l.  [„g'ndtlige* 
B;  L*)*=  nötlich  7  L;  W.  Sich  g.  bücken  W.  Es 
längt,  giH  's  so  g.  L.     .Er  kann's  g.  machen." 

Nötlichi  f.  .Ich  hab  uss  notliche  des  Hernien 
schribens  gefält.'  1570,  Äg.Tschudi. 

ver-nöt:   eilig  GuD. 

Ver-nöti  f.:  Eile,  Übereilung;  dadurch  ver- 
ursachte Verwirrung,  Verlegenheit  GRMastr.,  l'r.  Was 
tuet  und  denkt-me*  in-ers*  söttege*  grüsege"  V.l  Schwzd. 
Vor  lüter  V.  MIu'oni. 

n8te°  I  (in  BM.  auch  nii-tc"):  1.  tr.  a)  in  Not 
bringen,  bedrängen.  Beim  Hirt-trcisxcn  (s.  Bd  II  460) 
kommt  es  darauf  an,  den  Hirten  durch  Umstossen  der 
,Geiss'  möglichst  zu  n.  Eine  Festung.  Stadt  .n.'  [durch 
Belagerung  usw.]  1407.  Wec.f.lin;  Edlib.;  1521,  Strickl. 
.Ein  Spinnennetz,  das  grosser  Fliegen  keine  not,  der 
kleinen  Mückliu  vil  ertffdt.'  MüRER-Rord.  —  b)  not- 
züchtigen. ,Wo  si  die  nunnen  nit  ungnöt  liessid.' 
Ansh.  —  c)  auch  aus.,  nötigen,  drängen,  dringend  auf* 
fordern  (spec.  zum  Essen),  anhaltend  bitten  Aa;  Ap; 
B;    „VO;   Gl;«    Gli;    ScnSt,;    Tu;     Uw;    Z.      LaSS-ät* 


$65 


Nat.  net.  nit.  not.  mit 


866 


nit  n.  GrCIiui-.  let-ni  »it  »..'  (JiiPr.,  formelhaft  beim 
Essen.  An Eim  tone"  n.  Tu;  Z.  Du  hast  auch  es  N.! 
)<•''  mräe?  weil  cho*  Tu;  Z.  Bö  null",}  eusri  China:  Mir 
wend   voruse*,   me*  sefr  doch  awh  e"  chll"  verpfnüse" 

[verschnaufen].  Mtll..  Jugendsehr.  Hend-erdoch  scho' 
so  mängmöl  g'frogt  und  g'nötet  und  g'toundret.  .Schwzd. 

(AaKu.).  .Geldnot  nötete  sie.  sieh  nieht  lange  zu  be- 
denken.'  Gotth.  Unpers.  JBs  nötet-mirh  geng  z' schlafe", 
wenn  üse"  Däche"  umc"  d's  Chanzelstegli  üf  schläft. 
MWalden.  's  notd-mieh  nüt  [ich  fühle  keine  Lust],  i* 
de"  Berge"  umc"  :'  laufe"  BG.  .Wenn  ich  ald  min  erben 
verkoufen  wöltin  die  müli,  so  sol  ich  ald  min  erben 
den  dagwan  ze  Ennenda  [der  ein  Vorkaufsrecht  hat] 
gemeinlich  n.  [sein  Kecht  geltend  zu  machen].-  1417. 
Gl  Urk.  ,Wie  keiser  Friderich  und  ander  fürsten  ein 
punt  im  land  zuo  Schwoben  zusamen  genot  und  triben 
Land.'  1500.  NSchradin.  .Das  man  üch  für  kein  frömd 
gericht  n.  noch  laden  soll.'  15'28,  Absch.  Ein  Pferd  ,n.', 
zur  Eile  antreiben.  Morgant  1530.  ,Der  habich,  so  man 
in  zu  vil  nötet,  vergisst  des  Jagens.'  Vogelb.  1557.  .Es 
were  dann,  dass  die  unverschammte  und  ungestüme 
der  secteren  note,  dise  ding  aus  dem  wort  Gottes  zu 
erklären.'  II.  Helv.  Oonf.  1566/1644.  ,Wie  viel  muss 
man  in  die  Predigen  zwingen  und  n.  !■  JMüller  1665. 
.Man  hat  die  zu  Ninive  nicht  müssen  in  die  Sack  n.  und 
schinden;  sie  selbs  haben  s'  angezogen.'  FWyss  1672. 
Ptc.  ung'nötet.  Si  solle"  neue"  enangere"  cV  Sach  scho" 
mängisch  u.  g'seit  ha".  Gotih.  ,Dass  sy  ungezwungen 
und  ungenöt  sich  harzuo  verbunden  haftend.'  1526, 
Absch.  ,Wil  er  sich  aber  guots  willens  ungenötet  mit 
iren  vereelichen.'  Z  Mand.  1539.  ,Ach  Gott,  es  ist 
umb  myntwill  bschechen,  dass  ir  hand  gseit  nngnöt 
und  fry,  dass  noch  ein  bruoder  by  mir  sy.'  Ruef  1540. 
.Das  man  sy  daby  ongenot  bliben  lassen  soll.'  HBüll. 
1572.  S.  noch  fründlich  (Bd  I  1307).  —  d)  eine  Schuld 
einfordern,  eintreiben.  .Der  rat  sol  darunib  [um  die 
Busse]  n..  ob  er  mag;  und  ob  er  nit  genöten  mag,  so 
sol  man  im  [dem  Schuldigen]  die  stat  verbieten,  un- 
zint  er  der  stat  die  buosse  gerichtet'  1359,  G  Stadtb. 
,Und  mögend  darumb  unser  und  unser  erben  aller 
oder  yeklichs  besnnder  guot  angriffen  mit  pfenden. 
mit  verbieten,  mit  verheften,  mit  n.  und  uftriben.' 
1406,  Gl  Urk.  Der  Abt  erwidert,  er  rede  nichts  da- 
wider, dass  ein  Freund  dem  andern  auf  Ziel  leihe 
oder  um  Zins,  ,on  nötung  des  houptguots';  zudem 
gebe  es  Leute,  die  um  Zins  ausleihen,  aber  ,uf  ein 
zil  um  zins  und  houptguot  widerum  haben  ze  n.',  was 
ein  eigentlicher  Wucher  sei.  1525,  Absch.;  vgl.  ebd. 
IV  1  d  348.  —  e)  gerichtlich  belangen.  ,Das  der  pfaffe 
den  burger.  der  im  frevel  hat  getan,  den  der  rat  nit 
getwingen  mag,  beklagen  mag.  swa  er  in  genöten 
mag.  Wer  ouch,  das  debeinem  burger  umb  unfuoge, 
die  er  einem  pfaffen  hete  getan,  du  stat  wurde  ver- 
botten  und  in  der  rat  nit  getwingen  mohte.  den  sol 
der  pfaffe  noten,  swa  er  in  genöten  mag.'  1304,  Z  RBr. 
—  f )  =  nötige»  4  B.  Du  nötist-mir*  üf  und  nider  a" 
di"  Vater  selig.  S.  noch  chünftig  (Bd  III  361).  Auch 
mit  Sach-Obj.  BSi.  Ja,  du  nö!est-mich  dran.  Nöt-mi"* 
denn  dran!  —  2.  intr.,  drängen,  eilen  Ap;  ZO. ;  Syn. 
strütten.  —  3.  mit  Mühe  und  Not  zu  kämpfen  haben, 
sich  (mit  Etw.)  abmühen,  plagen,  kargen  müssen  Gr 
Chur;  Uw.  Wenn  si  's  ganz  Jär  g'schunde*  und 
g'nötet  hend.  Ndw  Kai.  ,[l)er  überschuldete  Bauer] 
hat  geschunden  und  genötet  und  muss  am  Ende  mit 
Weib    und  Kind  von  Haus   und  Heim.'   Obw  Volksfr. 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


Er  Intal  im  Underhali  Ndw,  neted  und  d<*  Sinegc, 
das'-er  nid  hinderschlaji.  ebd.  Spec,  sich  aus  l'nge- 
aebick  mit  einer  Arbeit  abquälen  BM..  B.;  Syn.  eäggen. 
Das  Live n  hed-mer  nüd '  g' fallen,  si  [dir  Schüler]  liein 
nummen  g'nöted  BR. 

ab-:  reff,  sich  durch  strenge  Arbeit,  kargen  Unter- 
halt schwächen  Ndw.  —  über-:  1.  über  Gebühr  be- 
drängen. .Ob  sach  were,  das  einer  den  andern  uber- 
nötte  oder  mit  fleiss  uf  in  satzte.  der  sol  in  der  bues 
sin.'  1529,  UwE.  Rq.  —  2.  notzüchtigen.  Jre  weiber 
werdend  übernötet.'  1531/48,  Jes.;  dafür  .gesellende!.' 
1007.  Vgl.  über-nötigen.  —  „üf-:  refl.,  sich  ungebeten 
aufdrängen,  zudringlich  sein  LE."  —  er-.  ,Ob  einer 
guet  verkaufty,  das  von  eim  anderen  teilt  wery,  so 
mag  ein  teil  den  anderen  hin  züchen;  ist  er  sin  vor 
nüt  ernöt,  so  mag  er  ens  woll  zu  sinen  banden  züchen 
[also  vom  Zugrecht  auch  unaufgefordert  Gebrauch 
machen].'  1536,  Schw  Rq.  Vgl.  nötenlc.  —  g'note11: 
=  noten  1  c  ZWthur.  .Der  der  lender  dekeins  mit  ge- 
walt  angrifen  oder  unrechter  dingen  g.  wolde.'  1315, 
Gfd.  —  be-:  =  noten  1  a.  ,Wer  den  andern  in  sinem 
hus  b.  will.'  1315,  AALauf.  Stadtr.  S.  noch  WÖchsli 
1891,  387. 

X"ter  m.:  1.  (in  ZWthur  G'nöter)  wer  unablässig 
einem  Andern  mit  Bitten  anliegt  Th;  Z;  vgl.  Stutz 
V  87.  —  2.  ökonomisch  bedrängter  Mensch;  übh.  von 
Einem,  dem  es  am  Nötigen  mangelt.  ■/..  B.  von  einem 
Bauern,  dem  die  nötigen  Gerätschaften,  Vieh  usw. 
fehlen  „Aa;  B;  VO;  Gl;  Seil;  S." 

Schwer-  (in  B;  Z  Schire'r-):  Schwerenöter,  ver- 
fluchter Kerl,  Nichtsnutz  Aa;  B;  G;  Th;  Z. 

Die  Kürzung  des  Voc.  in  der  ersten  Silbe  erklärt  sich 
wie  in   Grus-Mutter,   SehH-Lärer  ndgl. 

g'nöteren:  , öfter,  eiliger  werden'  Ap. 
Nöti  m.:    1.  (in  ZWth*r  G'noti)  =  Nöter  1  Z.  — 
2.  langsamer  Arbeiter  B. 

G'nöti  f.:  1.  (finanzielle)  Bedrängniss  „Aa;"  Ap; 
B;  „VO;"  Sch;  „S;"  Z.  I"  der  G.  si".  —  2.  Schnellig- 
keit Ap.  —  3.  .Oftnialigkeit.'  ebd. 

nö'tebeui:  1.  Adv.  zur  nachdrücklichen  Hervor- 
hebung einer  Behauptung,  oft  nhd.  ,denn'  entsprechend 
Bs;  Th;  Z.  Das  ist  n.  keins  Pfund. '  Si:!b  ist  denn  n. 
nid  war!  —  2.  subst.  Es  ist  es  N.  derbi,  ein  Häk- 
chen Aa;  Bs;  Th;  Z.     Syn.  appropö  (Bd  I  305). 

.Votel  in.:  rechtsverbindlicher  Aufsatz  zu  einem 
Vertrage,  als  Grundlage  der  eigentlichen  Vertrags- 
urkunde. Zürich  nimmt  den  Bischof  von  Chur  in  sein 
Burgrecht  auf,  ,nach  wisung  des  nottels,  der  darum 
uf  hütt  verlesen  und  geeinbert  ist.'  1419,  Absch.  ,Des 
walds  halb,  dass  es  by  der  Ordnung  blyben  soll,  wie 
abt  G.  mit  denen  von  B.  überkommen  hat.  darum  ber- 
mente  rödel  und  notel  ufgricht  und  jedem  teil  einer 
geben  ist.'  1525,  ebd.  ,Ee  wir  die  notel  des  fridens 
gehaben  mögind.'  1531,  Strickl.  Auch  in  Zss.  ,Es 
ist  derselb  brief  und  enottel  zwüschen  ira  und  irem 
gemachel  zu  Basel  beschehen  1489.'  Brandst.  ,Ver- 
mög  ihres  heuratnottels.'  Wurstisen  1580.  .Man  list 
darbei  in  der  librarei  einen  alten  urkuntsnottel,  der 
in  ein  gross  bibelbuech  gestelt  ist.'  Vao. 

Mhd.  notel,  aus  mlat.  notula.  Das  Geschlecht  schwankt 
wie  Jas  des  syn.  ,Urkund',  oft  in  der  selben  Quelle;  vgl. 
z.  B.    Absch.   II    143/4. 

ver-notelt:  (durch  einen  .Notel')  verbrieft.  ,Nottel 
von  K.,  die  ich,  vorgenanter  schriber,  mit  schritt  ver- 


Mm 


X'at.  net,  nit.  not,  mit 


868 


notelt.'  1410.  Abscb.  .Was  da  geschehe,  das  soltc  von 
baiden  tailen  gehalten,  verbrieft  und  vernotlet  werden.' 
Vad.  Auch  bei  Tschachtlan;  s.  Müller,  SchwG.  III 
652,  Note  285. 

Notteler  m.:    Kind,    das   sich    (lutschend?)    hinter 

der  Mutter  verbirgt  B.   —   Vgl.  Mittelen. 

Note"  f.:    1.  Musiknote.     Das  Totenofficium  ,nach 

N.-  abzusingen  [st.  auswendig]  war  eine  erhöhte  Ehre. 
1486,  W  (Monatsschr.  1863,  141).  Nach  (de-)  N.,  ge- 
hurig, tüchtig  Aa;  Bs;  B;  Th;  Z.  Eine"  nach  (de") 
X.  durche"haue",  erwamse*;  Eim  nach  N.  de*  Text 
lese".  ,Das  ist  die  rechte  Art,  nach  N.  zurückzuhausen.' 
Breitenst.  Er  isch  in  der  Schuel  nie  nöolie"  fco";  me" 
het-etn  eivör  Hüslerer  a'g'stellt  no'h  de"  N.,  aber  's  het 
Alles  nit  'hattet  Bs.  Na*  de"  N.  regne"  ZW1.  .Die 
Eggbäuerin  erklärte  Fritz  zum  Götti  nach  Noten.' 
K  Wartenstein  1866.  Si  mache"  doch  Ea.re"  uf  N.! 
Allem.  1843.  ,Über  die  N.  heulen',  übermässig,  sehr 
laut  ZO.  (JSenn).  D'  N.  am  Bode"  üflese",  sich  er- 
brechen BStdt.  —  2.  oft  Dim.,  Rechnung,  allg.  E" 
NÖtli  :uh".  Eim  's  Nötli  mache",  mit  ihm  abrechnen  B. 

Färb-:  .das  jeder  Farbsendung  mitzugebende  Ver- 
zeichnis sämmtlicher  einzelner  Posten'  Z  (techn.  Aus- 
druck in  der  Weberei).  —  Chostens-:  Rechnung  S; 
s.  liefst.  1865,  55. 

nute":  mit  Noten  versehen  B.  Es  g'nötets  Psalme'- 
buech.  Nit  (der-)dürchuse"  g'nötet  1)  im  eig.  S.  von 
den  Liedern  im  alten  Gesangbuch,  bei  denen  nur  der 
ersten  Strophe  die  Noten  beigedruckt  waren  B.  —  2)  von 
Personen,  etwas  beschränkt,  nicht  sehr  brauchbar  B. 

un-g'nötet:  eig.  wer  sich  an  keine  Noten  kehrt. 
, Sogenannte  gebildete  Mütter  kriegen  akurat  gleiche 
u-e  Schreihälse  wie  das  gröbste  Fischweib.'  Gotth. 
Adv.,  von  der  Leber  weg,  ohne  ein  Blatt  vor  den  Mund 
zu  nehmen,   derb  (reden,   seine  Meinung  sagen)    BE. 

Xu  tum  n.:  Notizbuch.  Si'h  i"  d's  N.  ne".  i"  d's 
N.  fasse;  sich  merken,  notieren  BHk. 

„niitlele":  (am  Sangbeutel)  saugen,  ein  wenig 
lutschen   L."    —    Vgl.   mittelen. 

„Nötteli  n.:  Saugbeutelchen  L  (Kdspr.)." 

nute"  II  ne'te",  Ptc.  g'nöt,  g'n'e;t:  =  nieten  1  PAL 
(Giord.). 

„Nütter  m.:  grosser,  dicker  Wanst,  bes.  schwan- 
gerer Frauen  LE." 

Wahrsch.  zu  mhd.  motten,  sich  hin  und  her  bewegen: 
S.  Ami),  zu  noderen  1  (Sp.  676),  ,notteln'  bei  Gr.  WB.  VII 
965.      Vgl.  noch   mitten,    zur  Bcd.   lodelen   S    (Bd   III    1100). 

Ge-nötscliaft  G'nödschaft  130.,  Ge-nÖschaft  BG., 
„0.,  Schw.;"  F,  G'-nöchschaft  BSa.  —  f.:  Genossen- 
schaft, Verwandtschaft  BG.,  Ü.  Der  alt  Joseph  Jaggi 
steil  noch  in  G.  mit  Lüten,  wa-n-öch  Allen  wol  bikannt 
sin.  Schwzd.  (BSa.).  Gesellschaft  Bü.,  Schw.;  F.  We**- 
m»"  di  schlechte  G.  nit  midet,  so  git-mu*  z'  Grund  F. 
„Heit-er  G.,  Besuch?  BO.,  Schw."  -  Vgl.  zu  dem  rätsel- 
haften  Worte  Gr.   WB.   IV    1,  2,   3482. 

Xutt:  Personenname,  Otto  GüSehams,  Zillis.  ,Nut 
Bedron.'  1510,  GRJen.  Arch.  ,Unsers  bruoders  nutlis 
eeliche  tochter.'  1531,  ebd.  Nitet,  Familienname  Gr. 
.Johann  Nuttli.'  1553,  Gr.  —   Kätorom.  Nutt,  Nnot. 

niittieilc":  =  nöttelen  AiZein.  Syn.  nugg(e)leu  (Sp. 
711).  —  üs-:  (aus  dem  Lutschbeutel)  saugen,  aus- 
saugen ÄAZein. 


Nütteli  m.:  =  Nötteli  AAZein. 

Xuttler  in.:   eine  Sorte  länglicher  Kartoffeln  GSa. 

Die  wisse",  g'melete"  X.     Vgl.  Nitdlen  2  (Sp.  676). 

nut  Aa;  BsL.;  B;  FMu.;  Gl;  GRChur;  G  oBür.,  G„ 
0.,  Rh.  (bis  hinunter  nach  Garns),  Seebez..  Stdt;  Sch 
Stdt;  S;  TnAad..  Fr..  Bandseil]..  Neun!'..  Xussb..  Rhein 
(bis  hinauf  nach  Eschenz).  Üssl.,  Wängi,  Wittenw.;  Z 
(auch  Sth.).  nit  AARheinf.  (jüngere  Generation  nit); 
lis  (  i'i:  BHa.;  U  (in  Isent. neuit);  \X .  nat  GT. (Bütschw., 
Gantersw.,  Kappel,  Lichtenst,  Nesslau),  nüd  AaF..  Ke.. 
Z.;  L;  GWall.;  L'wE.  (noid);  ZDättl..  Schonenb..  S„ 
Stdt,  nid  BHa.;  P;  l'w,  üd  Z  rLimm.,  nünt  ApHer.. 
K.,  Schönengr.,  Schwellbr.  (auch  sonst  neben  dem  als 
weniger  gewählt  geltenden  nüts);  GBütschw..  Flaw., 
F.,  Kirchb.,  aL.,  Rh.  (von  Sennwald  abwärts),  Stdt,  Ta., 
l'zw.,  Wyl;  ScHRamsen,  Stdt,  St.;  THBodensee,  Hw., 
Matz..  Schönholzersw..  Seerücken,  Stettf.,  Thurtal  (bis 
Müllheim),  Untersee  (bis  Mammern),  Wängi.  Wittenw., 
nünd  „Ap;  G;  Sch;  Th",  nüts  GLNäf.,  nüts  Ap;  GGrub. 
Rorsch.,  nunts  BsL.  (Spreng),  nütset  ApM.,  nütsig.  Sj.b 
(o.  0.):  1.  im  Wesentlichen  wie  nlid.  nichts,  a)  allein- 
stehend, a)  N.  ist  n.  Sch;  Th;  Z.  ,In  summa,  nüt 
ist  nüt.'  JMvrer  1560.  Wo  n.  ist,  b'hiiet  Gott  n.  Z. 
's  ist  n.,  ersonnen,  wertlos  Bs;  G;  Th;  Z.  N.  (isch)'. 
daraus  wird  nichts  Bs;  Th;  ZO.,  Wl.  Nei",  n.,  n.  der- 
mit!  mit  nichten  Ap;  vgl.  auch  Bergmann  1865,  82. 
Se'b  sei  (denn)  n.l  keine  Rede  davon  Th;  Z.  Zum 
Besucher,  der  sich  zum  Ofen  setzen  will:  Si'h  sei  n. 
Zum  Tisch,  zum  Tisch!  Stütz,  's  war  n.  g'si"  [nicht 
recht  gewesen],  wenn  d'  Das  nüd  'tu"  hettist  Th;  Z. 
Das  ist  n.  von-em,  er  hat  unehrenhaft,  nichtswürdig 
gehandelt  Tn;  Z.  's  ist  n.  (me)  mit-em,  er  ist  n.  (me), 
er  taugt  nichts  (mehr),  meist  in  phys.  S.  Aa;  Bs;  B; 
L;  G;  Tu;  Z;  s.  noch  Sach.  Wer  n.  sehint  und  n.  ist, 
ist  doch  auch  gar  n.  FMu.  JY.  si"  und  n.  schine'  ist 
gar  (fitz)  n.  Ap;  GBern.j  vgl.  meinen  (Sp.  311).  Auf 
die  Frage  nach  dem  Berufe  eines  aus  seinen  Zinsen 
lebenden  Mannes  antwortete  Einer:  N.  ist.  er,  en  Herr 
ist  er  Ar;  G.  Eim  n.  si"  möge",  ihm  nicht  gewogen 
sein  Gl.  ,Ire  taten  zuo  beschirmen,  sind  sy  gleert 
und  tapfer,  aber  die  eer  Gottes  ze  meeren,  sind  sy 
nüt.'  Zwinoli.  Beel  zu  dem  in  Höllenqualen  sich 
windenden  Belsazar:  ,Ei,  scbwyg!  Das  ist  nach  nüt, 
du  muosst  bas  dran ! '  JMdrer  1559.  S.  noch  essen  (Bd  1 
523).  Eine"  möge"  u-ie  n.  [wie  wenn  er  nichts  wäre], 
ihm  weit  überlegen  sein  Bs;  Gl;  G;  Th;  Z.  Oppis 
chönne",  möge*  wie  n.  ebd.  's  ist  (/gange"  wie  n.,  ohne 
irgend  welche  Schwierigkeit  B;  Th;  Z.  .Sein  rilug, 
mit  dem  er  vom  Morgen  bis  am  Abend  sein  Land  wie 
n.  umlegte.'  HPest.  1785.  Wer  n.  heil,  cha""  n.  ge". 
Gibst  n.,  se  hast  n.,  spec.  mit  Bez.  auf  die  Abhängig- 
keit des  Bodenertrags  von  der  Düngung  ZO. ;  als 
abstr.  Formel  Bd  II  72.  Me*  weis"  nid,  was-me*  hed, 
wenn-me*  nüd  hed  [gesund  ist].  N.  tue"  lert  übel  tm". 
Es  ist  g'rad  so,  a's  wenn  Eine  ehäm  und  n.  brung, 
N.  g'scit  ist  ja  g'seit.  N.  ist  auch  en  Antwurt.  (Lebe'd 
wol  und)  züme'd  n.l  Formel  beim  Abschied  B;  Tu;  '/,. 
.Mein  Herr,  zürn  nüt!-  Z  Bib.  1531/48;  .neut.'  1560. 
S.  noch  geben  (Bd  II  71).  (cer-)mögen  (Sp.  110.  112).  — 
ß)  mit  dem  Gegs.  .etwas'  zsgestellt.  Das  ist  i>i>i>is  und 
n.,  etwas  Halbes  Bs ;  B;  Th;  Z.  Nüd  nüts  und  nüd 
nebes  si"  Ap.  Lieber  n.  a's  schlecht  nebes.  ebd.  ,Weler 
wenet,  das  er  ütz  sig.  so  er  nütz  ist,  der  betrüget  sich.' 
1430,  G  Stiftsarch.     .Lieber  nützid  dann  ützid  geben.' 


860 


Nat,  net,  nit,  not,  mit 


870 


HBull.  1">7'_\  y)  »eben  der  Neg.  .nicht.'  Das  ist 
nüd  mit  (aber  Öppis),  ist  keine  Kleinigkeit,  will  etwas 
heissen,  meist  als  Ausdr.  iron.  Bewunderung  Bs;  B;  L; 
Tu;  Z;  s.  noch  e.  Der  mehrt  Ott"*  nit  n.,  spöttisch 
von  einem  eingebildeten  Menschen  GRChur,  Pr.;  GRh.; 
Tu;  Z.  .Dass  aber  diss  asser  Burgun  vil  bürgen  liab 
und  nid  nüt  oder  öd  land  sye.-  Ansb.  ,Nec  nihil,  est 
aliquid,  es  ist  nit  nüt,  es  ist  nit  ze  verachten.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Das  ist  nicht  nichts,  nicht  Narrenwerk.'  Mev., 
Hort.  1692.  .Wann  es  je  Wunder  sein  müssten,  so 
ist  wahrhaftig  das  Werk  der  Reformation  nicht  nichts, 
sondern  wundersam  genug.'  Fisi  1696.  —  8)  neben 
andern  neg.  Ausdrücken  =  etwas,  's  hät-der  ja  Niemert 
n.  'tä";  er  hat  nie  n.  'tä";  's  ist  niener  n.  g'si"  Bs; 
Th;  Z.  ,[Gott  und  die  Heiligen]  habent  niemant  nünz 
zue  helfen.'  um  1500,  Z.  ,I)ann  ich  mines  handwerks 
halb  nichts  nie  versumt.'  Kessl.  ,Es  wird  nit  hinein- 
gon  nützid  unreins.'  1560,  Apokalypse;  ,ützid  u.'  1531. 
,Es  sige  nie  nützits  geklagt  worden.'  1634,  Absch. 
,Dass  Niemand  bei  diesem  Bau  Nichts  geschehen.' 
FWvss  1670.  S.  noch  Gr.  WB.  VII  723/4.  —  b)  ver- 
stärkt, a)  durch  Adv.;  s.  ganz  (Bd  II  386),  hell  (ebd. 
1140),  siiber.  Kei"  gar  n.  Schw;  vgl.  Bd  H  397.  Se 
heti-er  kei"s  Spissli  Holz  bi-n-em  g'ha"  und  bei"  gar  n. 
MLienert.  —  ß)  durch  Wiederholung:  X.  und  aber 
(iciderj  n.  (si",  chönne")  Ap;  Th;  Z.  Für  n.  und  aber 
(wider)  n.  Aa;  Bs;  B;  Z.  —  y)  durch  andere  (genet.) 
Zusätze.  Nütes-nüt,  gar  nichts,  weniger  als  nichts 
ThHw.j  Z  oGlatttal,  Tö.  Allerlei,  allerhand  n.,  rein 
nichts  Th;  Z.  Das  ist  allerhand  n.  Th.  —  c)  mit 
andern  Bestimmungen,  's  ist  n.  eso  [nichts  so  heikel, 
schwierig  usw.]  tcie...  Th;  Z.  Das'  nüt  eso,  wie  es 
nichts  Ähnliches  gibt  B;  ähnlich  Z.  Das  ist  e"  g'sungi 
Tochter,  das  n.  eso  B.  S.  noch  ander  (Bd  I  304),  mir 
(Sp.  365).  N.  als  (a's,  in  Gl  iß),  nichts  als;  an  einem 
fort.  Er  het  n.  als  g'lachet,  Dummheite"  'tribe"  Bs; 
Tu;  Z.  Er  tuet  nütis  chlage"  Gl.  Er  häd  nütis  öppis 
welle",  ebd.  S.  noch  als  3  e  (Bd  I  199).  ,Das  punet 
nichtzit  änderst  ist  dann  ein  tüpflin.-  JKolross  1530. 
, Nüt  dann!'  formelhaft  =  nichts  weiter.  JMürer  1559; 
s.  kurz  (Bd  III  497)  und  vgl.  vier  (Sp.  365).  —  d)  be- 
stimmend vor  Adj.,  wie  nhd.  Er  ist  n.  wert;  dafür 
auch  nütes  wert  Z.  Auch  vor  andern  Adj.:  nütes 
schön,  nicht  sehr  schön  Z.  Bes.  vor  Comp,  zur  Be- 
zeichnung eines  Grad-  oder  Massunterschiedes.  Er 
ist  nüt  z'  guet  derzue,  dessen  wohl  fähig  Aa;  Bs;  Th  ;  Z. 
's  ist  n.  [um  nichts]  schneller  g 'gange"  Th;  Z.  Nüd- 
dess (Sch;  ZO.),  -diss (PAL)  minder,  nichtsdestoweniger. 
.Nütiss  minder.'  HBull.  1562;  1572.  S.  noch  nur  (Sp. 
365),  ferner  dest.  —  e)  in  präp.  Verbindungen,  z.  T. 
flektiert  (Dat.  nütem).  a.)  ,um.'  Um  n.,  umsonst  PAL 
Um  n.  giht-me"  n.  Z.  Um  n.  (z'  nüts  GLNäf.)  spile", 
nicht  auf  Gewinn.  Enandre*  um  (fer)  n.  plage",  sich 
um  Kleinigkeiten  streiten  W.  Es  ist  nid  um  n.,  das'- 
mun  ist  Jungs,  non  e  per  nulla  PAL  —  ß)  ,für.'  En 
Fürsprech  chosti  für  n.,  lasse  sich  für  jede  Kleinigkeit 
bezahlen  SchwE.  ;  Z.  Da  säge"-si-mer,  ieh  sölli  zue  der 
Schuclkommission ;  aber  b'hüet-is,  das  ist  für  n.  g'si" 
[nützte  nichts].  Helv.  1886  (B).  Es  ist  nid  für  nüt, 
dass...  Bs;  B.  8.  noch  gän  (Bd  II  4).  —  y)  über  (B;  S), 
uf  (L)  n.  cho",  uf  n.  usc"  cho"  (AALeer.),  z'  nit  (W), 
e'  nüts  (Ap),  z'  nute"  (AALeer. ;  L),  z'  niti  (Ndw)  cho", 
.Herr  über  nichts  werden',  an  den  Bettelstab  kommen, 
bankerott  werden.  So  ist  mit  aller  schöner  Sach  er 
hurtig  einist  ;'  mite"  cho"  L.    Es  ist  e"  Hoffart-Näri" ; 


es  gieng  nit  lang,  so  wär-ie*  mit  Eisin  ahn-  ».  B  Bist. 

Kai.  1804.  Hieher  die  Anekdote  von  einem  leicht- 
sinnigen Gaiser,  der  auf  die  Frage:  Ist  es  wahr,  dass 
du  abgefallen  bist?  mit  dem  Wortspiel  antwortete: 
Das  cha°"  nüd  se",  ieh  bi"  noch  of  nüt s  g' 'se*  Ap  (TTobL). 
Z'nüt,  bzw.  tut  (BSi.;  GRChur;  PAL;  W).  e' nüts  l  \ri. 
;'  nute",  bzw.  nünte«  (AaF.,  Ke.;  B;  L;  SoH;  S;  Tu;  '/■), 
z'  niti  (Uw)  gä",  z'  mite"  üf  gä"  (AALeer.;  s.  IM  II  11). 
-"'  mit  (nütem  BHk.)  werde"  1)  =  über  n.  cho"  AALeer.; 
W.  —  2)  zu  Grunde  gehen,  verderben,  bes.  von  Früch- 
ten, Speisen,  aaüü.  D'  Sach  la«  z'  mite"  g«".  Heb-mer 
doch  recht  Sorg,  das1  ja  nüd  .'  nute"  gäd!  Aa;  Z. 
Alli  Bitzli  z'sämme"  ha",  dass  doch  nüt  z'  nute*  göt. 
Stütz.  —  3)  zu  nichte  werden,  fehlschlagen,  scheitern 
AABremg. ;  Th;  Z.  D'  Verlobi'g  ist  s?  nute"  g'gange*, 
gelöst  worden.  —  4)  vergehen,  vor  Elend.  Schrecken, 
Ohnmacht  Bs  (Spreng).  .Dadurch  die  alp  zu  nüty 
werde.'  1494,  GKappel.  .Alle  ding  im  hus  und  sust 
lassen  zergan  und  zuo  nüti  werden.'  1520,  Egli,  Akten. 
,Es  wirt  ouch  ein  jeder  ze  nüt,  der  sich  an  den  felsen 
Christum  stosst.'  Zwingli.  ,So  zergadt  ee  himmel  und 
die  erd,  eb  's  herren  wort  zu  nüti  werd.'  Ruef  1538. 
.Der  merteil  [Truppen]  ab  der  landschaft  warend 
müed,  erlagend  am  berg  und  die  schon  herüber  geilten 
warend  ze  nüti  [kraftlos]  worden.-  Salat.  ,Wie  Hein- 
rich, küng  zuo  Engeland  und  Frankrich,  [im  Kerker] 
zue  nüt  ward.'  Ansr.  ,In  irritum  ceciderunt  omnia, 
alle  ding  werdend  ze  nute.'  Fris.  ,Die  frau  würde 
[vor  Kummer]  zu  nute  und  gienge  dahar  wie  der 
schatten  an  der  wand.'  1585,  B  Arch.  .Dass  körn,  heu 
und  ämt  von  dem  wind  möchte  hingeworfen  werden, 
z'  nünten  gienge.'  1585/1828,  Ap  LB.  Vergessenheit 
ist  weit  darvon,  wo  z'  nuten  got  Reputation.'  JCWeis- 
senb.  1701/2.  Einen  über  n.  bringe",  an  den  Bettel- 
stab S  (vgl.  Schild  1866,  9);  z'  nute",  bzw.  nünte"  (in 
Ndw  niti)  mache"  (in  ZO.  auch  richte"),  zu  Grunde 
richten  Sch;  Ndw;  Z.  ,Er  bette  understanden,  einen 
so  treffenlichen  rat  [Beschluss]  z'  nute  zue  machen.' 
ThFrickart  1470.  .Alle  irrungen  werdend  mit  disem 
wort  umgestossen  und  zu  nüt  gemacht.'  Zwingli.  ,Wo 
sy  ein  Eidgnoschaft  mit  dem  und  anderem  zuo  nüti 
machen,  ouch  zu  schand,  schmach  und  abgang  bringen 
möchtind.'  1526,  Absch.  ,üie  guote  nachburschaft  mit 
luginen  schwächern,  vertilgen  und  zuo  nüti  machen.' 
1528,  ebd.  ,Es  wäre  mir  lieber,  ich  stürbe,  dann  das 
mir  yemant  meinen  ruora  sollte  zuo  nute  machen.' 
1530/60,  I.  Cor.;  dafür  .zu  nichte  machen.'  1067. 
Teufel:  ,Ich  will  Gottes  ratschlag,  all  syn  sachen  yetz 
hindren  helfen,  z'  nute  machen.'  Ruef  1550.  .Daruuib 
hoff  nit  uf  sölich  Sachen,  du  wurdist  dich  selb  z'  nute 
machen.'  JMcrer  1559.  Jura  obterere,  underdrucken, 
ze  nute  machen.  Penitus  perimere  alqd,  ganz  und  gar 
abtuen,  ze  nute  machen.  Durchtilgken,  durchtuen,  zue 
nüti  machen,  vernütigen,  hinnemmen.  das  nur  kein 
gschmack  nit  darvon  überig  bleibt.'  Fris.;  Mal.;  s. 
noch  zer-gängen  (Bd  LI  358).  ,Die  Lutherani  machtend 
sich  hiemit  ze  nüti.'  1574,  Mise.  Tig.  ,Der  Welt  Pracht 
über  Nacht  der  Tod  zuo  nüti  macht.'  1600,  Ardpser. 
,In  disem  Landskrieg  sind  vil  Schlösser  und  Stättli  in 
Grund  zerstört  und  z'  nute  gmachet  worden.'  JRüeger 
1606.  ,Als  dardurch  den  Wynen  die  natürliche  Kraft 
enzogen.  ja  dieselben  etwann  gar  zu  r.üti  gericht  wer- 
den/ Z  Mand.  1650.  —  8)  .mit  n.';  vgl.  nhd.  ,mit 
nichten.'  ,Sy  wolt  sy  mit  nüty  erlon,  sy  muest  ir 
sagen...'  Auf.  XV.,  G  Hdschr.    .Der  vogt  sol  mit  nute 


S71 


Nat.  net.  nit,  not,  unt 


872 


zu  dem  hof  kommen,  es  sei  denn,  das...'  XV,  BsBub. 
Offn.    .Von  wegen  der  dicke  irer  haut,  so  mit  nüchtern 

durchstochen  mag  werden.'  Fiscdb.  1503.  —  s)  Dan 
ii ul  :'  nid,  nach  und  nach  PA1.  —  2.  als  verst.  .nicht.' 
I'h  ha"  hinacht  nüt  //'schlafe"  B.  Du  hättist  mit  beu- 
che* ga*  s?  säge' ,  ieh  keift . . .  B.  Mir  wein  denn  eppen 
iml  lang  nid  gän,  nicht  mehr  lange  bleiben  BHa. 
Me"  g'seht-ne*  nüt,  selten  oder  nie  B.  ,Es  gruset  mir 
nüt  darab,  gar  nüt.'  Zwihgli.  ,Tch  will  hierine  nutzit 
parteisch  sin.  sonder  die  ganze  warheit  anzeigen.1 
AHaffner  1577.  ,Sy  hatten  die  ganze  nacht  ein  sölich 
hauren  und  schryn,  dass  ich  nützit  schlafen  könnt.' 
1585,  B  Arch.  .By  uns  ist  grosser  Mangelan  Chirurgis. 
sind  schier  all  Kind,  nütz  gwandlet.'  FPlatt.  1612. 
,Uu  hast  dein  Nasen  nichts  darein  zu  stossen,  in  alieno 
choro  pedem  ponis.'  Hospin.  1683.  S.  noch  fürchten  3 
(Bd  I  994).  —  3.  als  Subst.  mit  Art.  a)  weg-eme*  N. 
Stunde*  lang  strite",  us-enanä  cho"  B;  Tb;  Z.  's  hätt 
es  N.  'brächt,  su  war  A's  Für  im  Dach  g'si".  Di  es 
N„  im  Nu  PA1. ;  Syn.  in  e*  Streich.  .Da  die  Land- 
vögte die  Löber  alle  beziehen,  so  glauben  sie  nicht, 
dass  darunter  ein  guldiges  Nüt  verstanden  sei.'  1715. 
Abscb.  Als  Flurname:  .Ab  anderthalben  Vieriig  Reben 
im  Nüdt.'  1653,  Aa  Wctt.  Klosterarch.    S.  noch  Nüt  II. 

—  L)  Dim.  Nüteli,  bzw.  Nünteli,  in  ScuwE.  Nüdeli 
1)  in  Z  auch  Nütsi,  Nichtschen.  allg.  Als  Geschenk 
(bes.  vom  Markte)  stellt  man  zumal  Kindern  in  Aus- 
sicht: am  Niemerlistag  es  guldi(g)s  N.  und  es  schöns 
längs  Beiteli  dra*  (es  X.  am  e*  lange*  Beiteli)  um!  es 
Mlfe*beinigs  Niene"ivägeli  L  (auch:  es  goldigs  Beiteli 
und  es  silberigs  X.  dra*);  e*  (juldi(g)s  N.  und  e"  sil- 
beri*s  Beit-e"-uili  GrI).,  und  e*  silberi's  Wart-e*-w%li 
dra"  Soh,  und  e"  lange"  Beit-mer-drüf  AaWoIiI.,  und 
es  längs  Warteli  B,  und  e"  lange",  lange"  Denl;-dra" 
AAZein.;  Bsj  S,  und  e"  (silberigs)  Niene'wägeli  Schw; 
Zg  ;  Z(  I.,  und  r"  silberi's  Hettgernli  ZHombr.,  es  Niene"- 
wägeli  (und  es  guldi's  und  es  silberi's  Nixeli  ZS.)  und 
es  silberi's  Dra*heimgängeli  Z;  e*  silberi's  X.  und  e* 
guldi's  Niene'wägeli  GSa. ;  e*  Niene'wägeli  (Hefte-, 
Setteli-gerneli  GRh.)  und  e"  (guldigs)  X.  druff  (dra") 
Aa;  G  (mit  dem  Zusatz:  und  e"  silberigs  Nixli  GW.. 
und  e"  Wart-e'-wlleli  GBern.);  e"  (giddi's)  Xiene"- 
wägeli  (und  e"  Hetteligern  und  e*  Wärtelilang  Ap)  und 
(e"  sclui's)  X.  druff  Ap;  oTh;  es  Nüteli,  es  Tüteli  und 
es  Liirhei,"gängeli.  Sprww.  1869.  Chumm-ich-nüd-ül>erli, 
Niene'wägeli  und  Garnüdeli  müend-er  ha"  bis  g'uueg. 
MLienert.  Vu"  Settige*  [Solchen]  hät-tne*  nüt  Anders 
z'  erwarte*  a's  nc"  goldig,  goldig  X.  und  e*  lange*, 
lange'  Denkdra*  AAZein.  Das  [die  Zeche]  kostet  nit 
a's  e"  guhlig  X.  und  e*  lange"  Denkdra".  Breitenst. 
Spielzeug   UwE.  (Kdspr.).     „Firlefanz   Ap;  G;   Sch." 

—  2)  Chiiiil,  hast  im  und  ;'  Abr"d  kä*?  Xu  gan. 
nüdeli,  so  viel  wie  nichts  GA. 

Zu  Grande  liegt  ahd.  niwiht,  neoutiht,  nihd.  niht.  niutoeht, 
iwet,  miii,  wozu  nnsere  vorherrschende  Form  ntU  die 
direkte  Fortsetzung  bildet;  dazu  n&t  mit  Kürzung  des  Voc, 
nüd  mit  Louis  Dach  langem  Voc;  nst,  ntd  da,  w<i  gesetz- 
mässig  ii  zu  i  entrnndet  ist.  Nünt  beruht  auf  niuwet  mit 
eingeschobenem  Nasal  Cniuwent);  vor  der  Doppelconsonanz 
ist  der  V.r.  gekürzt.  Nüu  i>t  wie  nhd,  .nichts'  urspr.  Gen 
/.um  Vor.,  dor,  /.  T.  uns  der  verstärkenden  Verbindung  nihtes- 
uihi,  niutemiui  abstrahiert,  /,.  T.  infolge  syntaktischer  Ver- 
schiebungen, auch  für  diu  Nom.-Acc.  niht  usw.  eingetreten 
ist.  Aus  der  eben  angeführten  Gen. -Verbindung  sind  nütset, 
nütrig  entwickelt,  Vgl.  dir  analogen  Verhältnisse  bei  <cA< 
(Bd   1   S3  f.),    ii'   (Bd   I    607).      .Mit    Diesem    kanu    unser   ild 


identisch   sein,   insofern   in   der  alten  Bpr.  unter   gewissen 
Umständen   dem   positiven    icht   negative  Bed.  zukam;   doch 
kann  anefa  Schwnnd  des  anl.  «  auf  Grund  mtssverständlichor 
Worttrennung  vorliegen.      Zu   den   Formen  der  ä.  Lit.   möge 
noch  bemerkt   werden:    1)   ,Nüt'   herrscht   vor   (.niut.'    1336 
bis  1446,   Z  Chr.);  dafür  mit  Diphthongierung  ,neut.'   1521, 
■s.-badr.  I'is,|u.;  1530/1,  Z  Bibel;  GrKlost.  LB.    -    2|  ,Nflnf 
erscheint  z.  T.   in  den  selben  Gegenden    wie  heutzutage,    so 
im  Sch  Stdtb.;    1384,  AaB.  Stdtb. ;   um  1580,  LHexenproc. ; 
1524,   ÜHarder  (,nuyut.'   HsStockar);    1527,  Aal;.,.;    1529, 
Strick],   (für  L);    1530,   Absoh.  (für  L,  einmal  neben   ,nüf); 
Kessl.   (auch   .mint');   Vad.    —    3)  I' io  Verbindung  nihtemikt 
begegnet  als:    .uiutsniut.'   Boner,    .niuhtesniht.'    1336/1446, 
Z  Chr.  (neben  .nichtesnicht,  uiutesninfl,   .nb-htsnit.'   GGotth. 
1599.     .Nichtz.it.'   1392,  Senn,  Urk.;   1445,  AaB.;    1477,  Bs 
Chr.;     1524,    Al.seh.;    1531/2,   Stri.-k). ;    1545,  AaLanfenb. 
Stdtr.;   Gulden  Bund  1586/1658,  .niebzig.'    1682,   Schw  LB. 
.Nützit.'  XIV./XVII.   (sehr  oft),  .nutzit'  XV./XVI.,  Bs  Chr. 
(neben  , nützit,  nitzit';  .nützt1  147(51,  .niitzid.-  1560,  Z  Bibel; 
Fris.;  Z  Kirchenordu.  10>2S,  .nützet.'  1572,  Schw  Bq.,  .uUtzed.' 
1728,  LRusw.,    .nützits.'    1034,  Absch.,    .uützig.'    1476,  Bs 
Chr.    (.nutzigs    arges    zuefuegen'):     1526/8,    Absch.;     1531, 
Strickl.;  1540/73,  UMey.,  Chr.;  Fris.;  RCys.;  XVII.,  AaMuri. 
.Xutschat'  lässt  Kessler  I  243   einen  Appenzeller  sagen.   — 
4)  .niutes.'    1336/1446,  Z  Chr.   (,sich  n.  keren  an.'),  ,nütes.' 
1309.    Bs  (,n.   können  denne';    im    gleichen  Satze   daneben: 
.anders  nützit.'),  ,mits,  nütz.'  XV./XVI.  (häufig  in  allen  Quellen), 
,nühtz.'    1467,  Zellw.,  Urk.,   ,nytz.'    Etterlin.   .nutz.'   XV.,  Bs 
Chr.;    1535,  Sch,    ,nüts'  (:  ,krüz'),   Mauritiana  1581,  ,ueuts.' 
Z  Bibel  1530.    —    5)    .uünts,  nünz.'    1449,  Aa:    1532.  1535. 
1544,  Sch;  Vad.,   ,nunts,  nuutz.'   Kessl.;  Vad.;  1542,  Absch., 
.nünzit.'    1457/78,  Bs.    —    6)  .nicht,    nichts'    vereinzelt  bei 
Kessl.;    Tierb.    1503:    Fris.;    156S,  Äg.Tschudi;    KGesners 
.nütz'  (1555)  wird  1610  durch  .nichts'  ersetzt.    In  den  selben 
Drucken    gehen    meist  verschiedene   Formen   neben  einander 
her;    so  hat  Kessl.  ,nunt,    nunts,    nichts',    Fris.   neben   fast 
durchgängigem   ,uüf   auch  .uützid,  nichts",  gauz  selten  ,uütz', 
die   Z  Bibel    .nützid,  nüt,  neut.'     .Weder   Miet  noch   Gaaben, 
noch  sonsten  iitzit  änderst  nichts.'  GrKlost.  LB.    ,Xüt  wissen 
ist  kein  Schand,    sondern    nichts    lernen   wollen.'    B  Sylloge 
1676.     So  weit   das  W.   flectiert   wird,    erhält   es    pronom. 
Endungen    (Dat.  nütem);    nur    in    den    formelhaften  Verbin- 
dungiii  nuter  1  e  finden  sieh  Beste  nomin.  Flexion,  die  Form 
niiii  scheint  den  alten  Instr.  nihliu  fortzusetzen.    Nute»  uuter 
1  b  Y  und   1  d    würde   sich    am  einfachsten  als  Fortsetzung 
des  Gen.   nihtes  erklären    (vgl.    nihd.    nihteeniht,    mliii*   loHrt), 
doch  macht  die  Zweisilbigkeit  Schwierigkeiten.  —  Der  Begriff 
.nichts'  wird  übrigens  in  der  HA.  sehr  häufig  umschrieben; 
vgl.    Formeli    (Bd    1     Uli:,),    Flauchen    (Bd    I     Ulli».    Boiler 
(Bd   II    11301.     Chabi»    (Bd   III   99),    ChlSben    (Bd    III   611), 
CAruzer  (Bd  III  944),   B-uttlen,   Batzen,    Bitzen,  Blntzger,  Brot- 
nun,  Rappen,   Biren-Stil.     S.  auch  noch  nix. 

Gib-is-nüt  s.  Bd  II  96. 

G°-hei-mioh-:  gleichgültiger  Mensch  Z;  s.  noch 
Bd  II  1106. 

Kann-nit(er)  m.:  Kannichts,  Dummkopf  Bs;  auch 
untüchtiger  Ehemann  Bs  (Spreng). 

Schäm-dich-  (auch  Schälll■siel^-  Z)nüt  —  IM.  -<".- 
schamloser  Mensch,  Unverschämter  AaP.,  Ke.;  Z.  E' 
sn  eii  Chetzers  Sch.! 

nutele":  nach  nichts,  fade  riechen  oder  schmecken 
AaLcci'.  Du  nütelet  's  fiirehtig,  von  hcrabgekommener, 
armseliger  Wirtschaft  Tu. 

ver-:  verkleinern,  durch  kleinliche  Kritik  her- 
untersetzen Scu  (Kirchh.). 

Gar  -  nüteler:  ganz  unbedeutender  Mensch  Z 
(Dan.). 

(g')nütelig:  nach  Nichts  aussehend,  schmeckend 
oder  riechend,  nichtig,  unbedeutend  Aa;  B;  Tu;  Z. 

ver-nüte"  (-nünte"  Ar;  GF.;  Tu.  -nütse"  Art«.; 


-7;: 


Nat,  uet,  nit.  not,  mit 


874 


Z  t\v..  -nügse*  ZWäd.,  -nütsge*  ZKn.,  „-nüntsge*."  oO.), 
ler-nitte'  äxVal.:  a)  vernichten,  zu  Gründe  richten 
Gnl'r..  V;il. ;  GSa.j  Z.  ,Dass  der  Mehrteil  [die  Mehr- 
heit] den  Brief  hin  totcnt  und  vernutetent.'  1398, 
Absch.  ,Das  [die  Kirchengebräuche]  ward  alles  ver- 
nüten  und  abtau.'  1524,  Anhang  zu  Edliis.  .Dann 
menklich  gebüren  will,  die  eer  Gottes  ze  fürdern  and 
was  solicher  widrig,  ze  zernüten  und  abzestellen.' 
1528,  Strickl.  ,In  dein  die  püntnuss  vernütet  ward.' 
HBcll.  1572.  ,Die  Strässler  [Strassenarbeiter]  ver- 
nütend  das  Holz.'  1043.  Hotz,  Urk.  ,Ein  Schwebtuch 
zu  den  vernüten  [kraftlos  gewordenen]  und  schwy- 
neten  Glideren.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  —  b)  als 
nichtig,  unbedeutend,  wertlos  hinstellen  (auch  mit 
Bez.  auf  etwas  Schlechtes,  es  beschönigen  Ap).  herab- 
würdigen, geringschätzen  Aa;  Bs;  L;  G;  Th;  UwE.;  Z. 
Wenn  ein  Stuhlsässe  übel  beleumdet  ist  oder  in  dem 
Rufe  eines  Unfreien  steht,  ,so  mag  ein  jegklicher  hof- 
jünger einen  solichen  wol  melden  und  den  heissen 
ufstan  und  vernichten  [unfähig  erklären,  auf  dem 
Bichterstuhl  Platz  zu  nehmen],  so  lang  und  als  vil. 
bis  das  sich  ein  solicher  besetzt,  dass  er  fryg  sige.' 
ZXoss.  Offn.  ,Also  tuend  sy  v.  den  künig  hochgeborn.' 
nin  1440,  Lied.  .Sich  understan,  die  heilig  mess  Gottes 
zuo  verachten,  zuo  verspotten,  zuo  v.'  1524,  Strickl. 
, Christus  wil  sie  hie  selbs  v.  und  spricht:  Was  hoch 
ist  bi  der  weit,  min  vater  das  für  ein  grüwel  hält.' 
NMan.  ,Zue  Schmähung  der  junkfrowen  Marie,  ouch 
zue  vernüntung  aller  heiligen.'  1526,  Scnw.  ,Ich  wölte 
lieber  sterben,  weder  das  yeman  minen  ruem  v.  sölte.' 
Zwingli  (nach  I.  Cor.).  .Paulus  vemüte  den  glouben 
on  die  liebe.'  B  Disp.  1528.  .Adillant  ward  fast  zornig 
ab  Eengnolden  red,  der  inn  so  gar  vernütet.'  Morgast. 
.Die  lasterlichen  mit  den  lastren  beschmähen  und  v.' 
Ansii.  ,Das  wöll  mir  Gott  der  herr  verhüten,  das  ich 
sein  bevelch  wott  v.'  VBolz  1554.  .Abjicere  se,  sich 
selbs  v.,  nüt  auf  im  selbs  haben.-  Fris.;  Mal.  ,Ver- 
lachts,  vernichtets,  schetzt  es  ring.'  Schertweg  1579. 
.Wir  sollen  die  fäler  nit  wollen  vernichten,  sonder 
die  bekennen.'  LLav.  1584.  ,Dieweil  wir  mit  Pharao 
ein  Teil  der  Wunderzeichen  Gottes  vernichten,  für 
keine  besonderbare  Bedeutungen  halten.'  JMüller 
1665.  Jmdes  Ansicht  als  unhaltbar  hinstellen,  be- 
streiten, verneinen  Bs;  Z  (Syn.  durch-tuen);  =  rerh'ijen 
(Bd  II  1102)  GRVal.  Selb  vernüten -ich,  so  seit  äruf 
wider  der  Bauma.  Breitenst. 

St.2  belegt  für  Bed.  b  ans  Sehn  und  Uw  eine  Form  m- 
nü/zen,  die  aber  sebr  wahrsch,  auf  eiuem  Versehen  (für  ver- 
nükzen)  beruht, 

Lang-Nuter  m. :  Hungerleider.  Strww.  1*09.  — 
Viel].   Fehler   für    L.-Niiechter   (Sp.    664). 

(g')niitig  „GrA.;~  Tu;  Z,  nüdig  GkU.,  (g'Jnüntig 
G;  Th,  nütsig  Ap:  1.  schmächtig,  unansehnlich, 
schwach;  unbedeutend,  wertlos,  nichtig  (von  Personen 
und  SacheD);  nichtswürdig,  kleinlich  (vom  mensch- 
lichen Charakter l^p;  Gr;  G;  Th;  ÜW;  Z.  Syn.  bering, 
räggelig.  E"  n-s  Männli,  n-s  Tuech.  Nebes  Nütsigs 
Ar.  Es  n-s,  n-s  Anke'bälleli.  Stutz.  .Dass  sie  nüts 
ist.  süber  nüts.  ein  nichtsiges  Mädli.'  Henne  1867.  leU 
bin  eso  n.,  kraftlos,  schwach ;  es  ist  mir  eso  n.,  schwach, 
leer,  elend  (im  Magen)  Z.  E"  n-s  [sehr  leichtes]  Lüftli. 
Ae  Kai.  1868.  E"  n-s  Hebe",  das  Halten  von  etwas 
Winzigem,  z.  B.  von  dünnen  Nadeln  Z.  —  2.  nüdigs, 
Adv.  der  Verneinung,  es  wird  nichts  daraus  SctiwE. 
—   '2  viell.   Entstellung  aus  dem  syn.   nüt  ist  '«' 


nichtigen:  ungültig  erklären.  .Söllich  niandat 
wellent  wir  gänzlich  widerrüeft  und  genichtiget  haben.' 
1531,  Strickl. 

ver-nütige":  =  vernüten  b  Bs;  B;  S.  Er  het-mer 
Alls  vernütiget,  leas-i"*  g'seit  ha"  B.  .(Der  Arzt]  zeigte 
viel  Teilnahme,  bedauerte  es  sehr,  vennitigte  keine 
seiner  Klagen,  bestätigte  sie  alle.'  Gotth.  .Als  der 
Teufel  es  bei  der  Eva  antieng,  Gottes  Gebot  ihr  ver- 
nütigte,  ihr  weiss  machte  . . .'  ebd.  ,Er  werde  Einer 
von  denen  sein,  welche  gross  seien  mit  Gschaue".  aber 
nicht  mit  Kaufen,  darum  die  Sache  vernütigten,  um 
wohlfeil  dazu  zu  kommen.'  ebd.  .Statt  dessen  war 
ich  vernütiget  und  ausgelächelt  worden.'  ebd.  , Kurios 
ist  es,  wie  der  Mensch  selbst  Dinge,  die  er  weiss,  sich 
ausreden  oder  besser  gesagt,  ganz  v.  kann.'  ebd.  ,1m- 
minuere  rnaiestatem,  ein  oberkeit  schmähen  und  ver- 
letzen oder  vernütigen.  Affligere  rem  vituperando,  ein 
ding  v.  und  nüt  daraus  lassen  gon,  gar  verachten.' 
Fris.;  Mal.  ,Weil  mir  alle  meine  Entschuldigungen 
ausgeredt   und    vernichtiget  worden.'    Stettler  1642. 

Daneben  vom  XV./XVI1I.  iu  der  (auch  mhd.)  Bed.  von 
vernüten  1.  in  deu  Formen  ,ver- (,zer-.'  JUlr.  1733)  -nütigen, 
-nichtigen.' 

Nutinge":  fingierter  Ortsname.  ,Der  Baumwollen- 
händler spielt  den  Herren  vortrefflich,  regiert  und 
befiehlt,  dass  die  Mutter  ganz  erstaunt  sagt,  dem  sehe 
man  es  an,  dass  er  nicht  z'  Nütige"  daheim  sei.'  Gotth. 

Nütsler,  Nütsli'g  m.:  Taugenichts  Ap;  Syn. 
Nüts-Kerli,  -Mann. 

nütslich.  E"  nitsliche'Bueb,  Taugenichts  WBrig, 
G.,  V. 

nüt  niid,  nü-d,  nö'd  AiWett.;  Ap;  Gl;  GnRh.; 
GBh.,  T.;  THAad..  Amrisw.  (neben  üd),  Bichelsee,  Bir- 
winken,  Bischofsz.,  Braunau,  Bussn.,  Mattw.,  Matz.. 
Eickenb.,  Scherz.,  Thund. ;  Z.  ad,  a-d,  ö'd  GTa.,  T.; 
TuBodensee  (bis  nach  Altnau  hinunter),  Egn.,  Lan- 
tersw.,  Toos;  Z  Bez.  Dielsd.,  Huri,  rLimni..  »it.  m'i. 
ne't  AAFri.,  Holderb.;  Bs;  BO.  (in  der  Emphase  auch 
sonst);  F;  GnLandq.,  Pr.  (auch  ni);  L  (im  Affekt); 
PPo.;  GSa.;  Seil  (Kirchh.);  S;  ü;  W,  it,  i:t,  e't  Aa 
uFri.,  Gansingent.,  Ki.,  Leibstadt;  Bs.  nid,  nVd,  ne'd 
Aa  (vorherrschend);  B;  GrD.;  L;  P  (Schott);  Sch; 
Schw;  uTh.  Egelsh..  Kurzrick.,  mSeerücken,  Thurt. 
(von  Weinfelden  abwärts).  Untersee;  Uw;  W;  nZ,  Vd 
Aa  inFri.  (Pause  \-t)  —  unbetont  auch  ni  PA1.  —  in 
der  Pause  mit  gedehntem  Voc.  Aa  (soweit  anl.  n-); 
Ap;  B  (in  Be.,  B.  nüt);  GlK.  (vgl.  Wint.  222);  L;  GT.; 
Sch;  TiiAad.,  Amris*-.,  Bichelsee,  Bischofsz.,  Bodensee 
(bis  nach  Altnau  hinunter),  Braunau,  Bussn.,  Egelsh., 
Egn.,  Lantersw.,  Rickenb..  Salenst.  (nid),  mSeerücken, 
mThurt.,  Toos,  Todtnacht  (nedj;  Z  (in  Sternenb.  öd): 
Verneinung,  nicht,  allg.  Es  ist  ja  n..  dass...,  nicht 
dass  Bs;  Th;  Z.  's  ist  Jan.,  dass  £"*  n.  wdl  od.  dass-mer 
eil  dra"  liggi.  Um  zwei  mögliche  Auffassungen,  Mög- 
lichkeiten übh.  als  gleichberechtigt  neben  einander  zu 
stellen,  heisst  es:  's  Fleisch  ist  g'nueg  [gar]  and  n., 
je  nachdem  man  es  nimmt  Bs;  Th;  Z.  's  eha"  si"  und 
(oder  wie)  n.  ebd.  's  hett  ehönne'  fdle*  wie  n.  ebd. 
Nid!  abwehrend  =  lass  doch!  Bs;  Th.  In  ähnlichem- S. 
nit  nit !  =  nicht  doch,  tu  doch  das  nicht!  Aa;  Bs;  L;  S. 
Nei"  ».,  mit  nichten  Ap.  ,Nit.  nit,  dann  dran,  mit 
ihm  bald  ab!'  Myricäos  1630.  .Mir  nit!'  Formel  der 
Abweisung  =  mir  komm  nicht  damit,  mache  mir  nichts 
weis.-  JMurer  1559.  S.  auch  e  (Bd  1  11),  ganz  (Bd  II 
386)    e'mal  (Sp.  146),  noch  (Sp.  642).    Auch  in  andern 


875 


Xut,  net,  nit,  not,  nut 


870 


ellipt.  Wendungen.  1)  n.  ob  (geb)-ic*  will  ("der  well), 
es  hängt  nicht  von  meinem  Willen  ab,  ich  mag  wollen 
oder  nicht  B;  Z.  I)cr  FriJli  muess-mer  gö",  n.  ob  er 
irill.  Stutz.  Wenn  ich  euch  so  g'höre*  [Äpfel]  einteile". 
se  mues"-ieh,  nüd  cb  ieh  well  [d.  h.  unwillkürlich],  o" 
die  Chinde"  denke",  wo  kefas  Öpfcli  z'  bisse"  händ. 
Jugendschatz  (Z).  —  2)  n.  icösse",  so  ieord-i'h  a"- 
luege"...,  ohne  zu  behaupten,  dass  ich  es  gerade  wüsste, 
möchte  ich  dafür  halten...  Ap.  —  3)  =  nit  drum  (lid  I 
231)  Bs;  Th;  Z.  Si  reut  mich:  nit,  es  göt  ire"  guet, 
wenn  si  sterbe"  cha".  Bkeitenst.  Er  verstät  's  lieb- 
werch:  it.,  er  chunnt  its-''em  Wi'land.  N.,  ich  säge" 
nüt  devo",  dass...  Ähnlich  auch  n.  GSa.  [Die  Wetter- 
glocke] hat  minge"  Dunder  [manches  Donnerwetter] 
gen  Azinös  tliiri  g'füert:  auch  nit,  mich  nünt  's  nit 
Wunder,  si  sind  döt  refermiert.  Lied.  lch  will  mache", 
se  chumm-ich  vorwärts:  auch  nit,  es  ruckt -em  awöur. 
Prophet  1855.  —  4)  se(ne)  nid!  lass  sehen,  ob  nicht; 
sicherlich  SchwE.  Gibt  's-es  hüt  nid,  se  giht  's-es  more", 
se  nid!  MLienert.  lch  mein,  si  lauß-der  wie-n-es  Geissli 
nache",  se  n.!  ebd.  's  wird-em  wöl  nit  änderst  cho", 
am  Alte",  sene  n.!  ebd.  Oft  pleonastisch.  1)  in  Aus- 
rufen. Los  auch  du  nid  —  die  cha""  wältsch !  MLienert. 
Was  du  n.  seist!  Bs;  B;  Tu;  Z.  Was  hüt  n.  für  Lüt 
da  dure"  sind!  ebd.  Übertr.  in  einen  abhängigen  Satz: 
Es  ist  e"  wäri  Pracht,  wie  Ein  di"s  Chleidli  nüd  a"- 
lacht.  KMeyer  1844.  —  2)  neben  einer  andern  Neg. 
Es  hät-e"  Nieme"  n.  g'chennt.  Allem.  1843  (Bs).  — 
3)  bis  n.  Gr.  Bis-er-mer  das  Schuldji  nid  bezalt,  heb 
ich  im.  an  dem  Posten.  VBübler.  ,Das  ganz  Lanser 
Anipt  ward  verbrent  bis  an  vier  Derfer  nit.'  XVI.,  Bs. 

Des  selben  Ursprungs  wie  nüt,  infolge  der  vorherrschen- 
den Unbetontheit  im  Satz  mit  frühzeitiger  Kürzung  des  Voc. 
Dafür  spricht  dessen  Qualität  in  den  heutigen  MAA.,  die 
auf  etyni.  Kürze  weist.  Die  zunächst  zu  Grunde  liegende 
Form  ist  nütj  daraus  erst  nit  usw.,  indem  unbetontes  u  in  t 
übergeht,  auch  wo  die  Entrundung  sonst  nicht  lautgesetzlich 
ist;  vgl.  das  enklitische  -in  neben  betontem  ««,  uns,  ferner 
die  pronominale  Endung  -t  aus  ä.  -in.  Die  Formen  mit  langem 
Yoc.  sind  überall  sekundär,  in  der  Pause  entwickelt.  Auf- 
fällig ist  i'  iu  Seh  und  ZW1.  Über  die  Form  mit  voc.  Anl. 
s.  Anm.  zu  »6t.  Auch  in  der  ä.  Lit.  sind  .nichts'  und  .nicht' 
formell  geschieden,  indem  die  weitaus  überwiegende  Form 
für  Letzteres  bis  ins  XVII.  ,nit'  ist,  gegenüber  den  mannig- 
faltigen Formen  für  , nichts.'  Vereinzelt  erscheint  ,nüt',  z.  B. 
1285/90,  Bs  (,nuf  neben  ,niet.'  1290);  1367,  Gl;  Edlib.; 
,üd.'  Euef  1540  (,Weisst  Ud,  wo  myne  brüeder  sind?').  Seit 
dem  XVII.  dringt  die  uhd.  Form  .nicht'  ein;  vgl.  dazu:  ,Wir 
verehren  nicht  die  Engel,  nit  die  Erzengel,  nicht  die  Che- 
rubim, nit  die  Seraphim,  wir  betten  nicht  an  einigen  Nam- 
men  weder  der  gegenwertigen  noch  der  zukünftigen  Welt.' 
CISchob.  1699.  Zum  Aufkommen  der  Neg.  ,nüt',  zunächst 
als  Verstärkung  der  ft.  Neg.  ne,  cn,  vgl.  noch  folgende  Belege: 
,Wenn  er  enist,  so  sol  das  selb  guot  ledig  sin',  neben  ,Wenn 
ei  mit  ist,  so  so!  ich...'  1343,  Gfd.  .Swonne  düselbe  swester 
niit  enwere.  Ob  si  zerganglichen  guotes  nüt  enhabe.'  1340,  Gl 
Urk.    ,  Wenn  si  nit  enist.'  1353,  ebd.   Zu  «efjiejnüd  Vgl. ae(ne)wie. 

Vergiss-ini-  (in  WV.  -mi"-)nüd,  -nit  Bs;  Schw; 
S;  WV.,  sonst  VergissmeifnJniclU:  1.  Pflanzenname. 
a)  =  Chatzen-Äugli  2  e  (Bd  I  137),  spee.  Sumpf-Mäuse- 
ohr, Myos.  pal.  Aa;  Bs;  G;  Sch;  min;  W;  Z.  Wilds 
V.,  Acker-Mäuseohr,  Myos.  annua  et  arv.  B  (Durli.) 
=  steifstengliges  M.,  Myos.  strieta  (Leunis).  —  b)  in 
AAKilchsp.;  G  wiläs  V.,  Gamander-Ehrenpreis,  Ver. 
cham.  AiBirm.,  Etzgen,  Gipping,  Sigl.,  Spreit.,  Wett. ; 
GG.,  Rh.,  uT.:  ZBachs.  Syn.  Chatssen-ÄugU  2  a.  — 
c)  in  Aa;  G  lettisches  V.,  Frühlings-Gedenkmein,  Omph. 


venia  (Cynogl.  omph.  et  off.,  lt  Durh.)  Aa;  S;  mTii; 
Ostschweiz  (lt  Hegetschw.).  —  2.  blauer  Fleck  im 
Gesicht  (von  einem  Schlag  herrührend),  .Denkzeichen' 
Tu.     Langer   V.;  s.  lang  (Bd  III  1322). 

Das  W.  ist,  wie  auch  seine  Lautform  zeigt,  nicht  recht 
volkstümlich,  namentlich  nicht  iu  Bcd.  1  a.  Vgl.  dazu  Gr. 
Myth.  2  923   Anm.      1  b  ähnelt   1  a,  bes.  in  den  Blüten. 

Blib-uit.  , Jakob  Blipnit,  Zunftmeister  [zu]  Zü- 
rich.' 1 4 5 tj ,  Urk. 

Nut  II:  weisses  Nichts,  ein  Augenheilmittel.  Wisse', 
graue''  N.,  vitriol.  alb.,  ung.  zinci  Z  (Vogel).  Name 
eines  Augenwassers  B.  Meist  nur  in  dem  Wortspiel 
mit  nüt  I:  Nüt  (Nix  GlK.  ;  ScnSt.)  ist  guet  für  d' 
Auge"  Aa;  Ap;  Bs;  „B;  8;"  Th;  Z,  auch  mit  den  Zu- 
sätzen: aber  nüd  für^e"  Mttge"  L  (Ineichen),  aber  nüd 
für-ae"  Hunger  Gl,  aber  bös  im  Mül  ScHSt.,  ,aber 
nicht  für  den  Mund.'  Mey.,  Hort.  1092,  oder  mit  Um- 
schreibung: Was  er  verschenkt,  ist  guet  für  d'  Auge". 
Ineichen;  Sulger.  ,Nüt  oder  Nichts,  sagt  man  im 
Sprüchwort,  ist  gut  für  die  Augen.'  JUlr.  1727.  Mit 
den  Worten:  N.  ist  [immerhin]  g.  für  d'  A.,  tröstet 
sich  Einer,  dem  eine  Bitte  abgeschlagen  worden  ist  B. 
,Ein  Lot  N.,  wyss  Galineyflug  genannt.'  XVII.,  B 
Arzneib.  .Pompholyx  sive  Nihil  album,  Nütpulver.' 
Bs  Apotekertax. 

Auge°-Nüt  ZStdt,  -Nüd  ZS.,  -Nichts  FJ.  —  n.: 
=  dem  Vor. 

Nüttel  m.:  penis?  Narr:  ,Ich  hau  ein  langen  n.' 
Ruef  1538. 

Wenn  die  vermutete  Bed.  richtig  ist,  wohl  zu  motten, 
sich  hin  und  her  bewegen;  vgl.  Ginggel  1  (Bd  II  365).  Doch 
s.   auch    Gr.    Wß.    VII   976  0. 

Ore°-Niittel  m.:  1.  =  Ören-Müttel  1  (Sp.  581)  GG. 
—  2.  =  Ören-M.  2  Gr.  0.,  loss  mieh  (lomnüj  si",  ic'' 
ritnjic"  [reibe]   nnr''  do  wie  e*  Schiel"  GitL. 

liiilte":  nicken,  z.  B.  als  Zeichen  der  Verneinung 
Grü.,  Mal.,  Pr.  Eim  n.,  zunicken  GrD.,  l'r.  Sa-n-is 
's  recht,  nütt-ere"  der  Atti.  Schwzd.  -  Vgl.  Anm.  zu 
Nötter. 

er-:  den  Kopf  schütteln,  z.B.  schluchzend,  nach 
starkein  Weinen,  beim  Niesen  GnChur,  D.  Auch  tr. 
Eim  de"  Chopf  e.  SchSL  (Sulger).  —  zue-:  zunicken 
GrPt. 

nüUere":  halblaut,  unverständlich  sprechen  aScHw. 
Syn.  mutieren  (Sp.  579). 

Nnet  f.,  PL  Nüet:  1.  a)  =  Wale  1  (Bd  I  823),  bes. 
Getäfelfuge  (in  die  der  Kamin  eingreift;  vgl.  cham- 
ben  4  Bd  III  298),  doch  auch  Fuge,  Kinne  übh.  Aa; 
Bs;  B;  Gl;  Gr;  Th;  Ndw;  Z.  ,Das  Bedecken  der 
Dächer  über  die  Nüete  [Zwischenfugen]  der  Ziegel, 
das  noch  hier  und  da  bei  flachen  Abdachungen  be- 
steht, ist  untersagt.'  1836.  Z  Rechtspfl.j  vgl.  ebd.: 
.Das  Dach,  auf  welchem,  entgegen  der  obigen  Ver- 
ordnung, Schindeln  über  die  Nüete  der  Ziegel  ange- 
bracht worden  seien.'  ,Fueg  oder  n.,  haft  oder  gewät, 
zcsamenfüegung,  commissura,  compago,  conglutinatio, 
junetura,  catenatio,  colligatio,  conjugatio,  connexio, 
nexus.'  Fris.;  Mal.  , An,  zu,  mit:  bedütet  ein  Fueg 
oder  N.'  Red.  1656.  Rinne  an  einem  Gewehr.  ,Der 
Verschluss  trägt  zwei  Nuten,  eine  angebracht,  den 
Auszieher  wohl  einzupassen,  die  andere,  um  durchzu- 
lassen vom  Kniehebel  den  kurzen  Arm.'  VETTERLI-Sang. 
-  b)  PL,  Tenne,  die  (im  Gegs.  zum  Gafernttl  Bd  III 


S77 


Nat— nnt.    Matsch—  niiiscli 


;-;-. 


159)  so  gebaut  ist,  dass  die  Kinne  in  der  , Tennlade', 
der  ,Kamm'  dagegen  in  der  Wand  angebracht  ist  Gr; 
vgl.  Tsch.  163.  —  2.  =  Niet  II 1  ZO.  Grosser  Eisen- 
nagel Ndw.  Küetli,  Dachnagel  aus  Schmiedeeisen  F. 
Anderwärts  nur  in  der  Verbindung:  nuet-  und  nagel- 
fest (s.  Bd  I  1119);  tcas  N.  und  Nagel  begrift  ffasst) 
Gl;  L;  G;  Ndw;  ZO.;  s.  HüS  (Bd  II  1702).  .Im  Tei- 
lingsbrief  städ:  Pen  Weg  und  Steg  oder  Alles,  was 
X.  und  Nagel  hat,  sollind  ir  gemein  haben.'  Wolf, 
Bauerngespr.  .Iiuta  caesa,  was  nit  n.  und  nagel  be- 
greift, farender  hansrat,  wie  wir  sagend,  stüel  und 
benk  [usw.].'  Fris.;  Mal.  S.  noch  Begriff  (Bd  II  712). 
In  der  Formel  unter  2  stand  .V.  wohl  urspr.  in  Bed.  1, 
erst  nachträglich  wurde  die  Verbindung  (wie  Niet  und  Kugel) 
als  tautologische  gefasst  und  demgeiuäss  für  A\  Bed.  2  abs- 
trahiert. 

Chütt-:  Fuge  am  Fensterrahmen,  in  welche  die 
Scheiben  eingekittet  werden  Uw. 

nuete":  1.  in  BSi. ;  SKech.,  Thierst.  nüete",  mit 
dem  Nuet-Hobel  oder  Muni  (Sp.  317)  Fugen  machen 
Aa;  B;  Gl;  GrD.,  Pr.;  L;  S;  Ndw;  Zg;  Z.  .In  Fugen 
bringen'  BSi.  —  2.  in  G  nüete",  =  nieten  II IG;  Ndw;  ZO. 
a'1-:  anheften.  Ebkl.  —  ver-:  durch  Nuten  (und 
Kämme)  verbinden.  Vad.;  s.  haben  (Bd  II  SS5). 

ver-n üet(e)le0:  =  vernieten  3  c,  Einem  Etwas 
verwehren,  anmöglich  machen  F.  Der  Alt  vernüetlet- 
mer  d"s  Chittgä*. 


Natsch    -nutsch. 

Niitsch:  Personenname,  Leonhard  GitTeiuia. 

Xätsch  I,  in  GüNuf. ;  Schw;  U  Nälsch  —  m.:  1.  stei- 
fes Borstengras,  Nardus  strieta  B;  Gr.;  LW.;  aScnw, 
G.,  Küsn. ;  Ndw;  U;  Zg;  vgl.  die  Synn.  Anni  (Bd  I  264), 
Fachs  1  (Bd  I  655),  Isen-Gras  (Bd  II  793),  Hunds- 
Här  3  (Bd  U  1507),  ferner  Alpina  III  2;  Alpenw.  V 
133.  Es  streng  [mühsam]  sV  esiee  N.  mäje"  SchwMuo. 
Dichter  Graspelz  UwE.  Abi.  g'nätschet  UwE.  — 
2.  trockener,  harter  Boden  (auf  dem  nur  iV.  gedeiht) 
GRNuf.  ,Am  N.',  Flurname  am  Pilatus.  —  3.  staub- 
artige Heuabfälle,  die  sich  an  die  Kleider  hängen  U. 

Betr.  die  Etymologie  vgl.  Grassmaun  1870,  Nr  736. 
Zu  3  ist  zu  bemerken,  dass  gerade  das  kurze  Borstengras 
oft  in   den   Heuabfiillen   zurückbleibt. 

nätschig:  hart,  schlecht  zu  mähen  GnNuf. 

„llätsch:  fertig,  zu  Ende,  in  der  RA.:  Es  ist  mit 
ihm  n.!  UUrs." 

Nütsch  II:  1.  m.,  leichter  Schlag  (den  man  Jmdm 
scherzw.  gibt)  B;  „Schw";  Syn.  Tätseh.  —  2.  m.  bzw. 
f.,  Schwätzer(in)  VO.  E"  liebi  N.,  von  einer  Elster 
ScHwNuolen  (Firmenich).  Nälsch(li),  witziges,  plau- 
derhaftes  kleines  Mädchen  ScawMa. 

G'nätsch  n.:  1.  Geplauder,  Gerede  BHa.;  L; 
ZLunn.  Was  heid  ir  aber  ei"s  z'sämmen  z'  nätschen? 
Tied  nid  no'h  es  Dorfg'nätsch  a'reisen  BHa.  —  2.  das 
Naschen  Bs.     Unaufhörliches  Essen  von  Obst  Bs. 

nätsch(e)len:  1.  „tätscheln  B;  streicheln;  ein 
Spiel,  bei  dem  ein  Kind  dem  andern  einen  leichten 
Schlag  versetzen  muss  B;  Schw."  —  2.  plaudern,  bes. 
von  den  ersten  Sprechversuchen  kleiner  Kinder  Lj 
SchwE.;  Ndw.  Syn.  pläuderlen.  ,Mit  dem  nätschle 
er  am  Abend   noch   bisweilen  ein  klein  wenig.'   Ndw 


Kai.   Dumm  schwatzen,  plappern  !,<{.  Aid.  Xütsfltrler. 

—  3.   naschen   Ark. 

Nätsche"  f.:  Plaudertasche  BHa.;  S. 

nätsche".  in  AxSeetal;  GlK.,  Mühlehorn;  Ndw 
(seltener)  nätsche":  \.  =  chnat sehen  1  b  (Bd  III  770), 
hörbar  kauen,  schmatzend  essen  A.i;  Ks;  1!;  „I,;-  S. 
Ich  cha""-di,h  nit  g'hore"  n.  bi-mer  zue.  Nagen,  von 
.Mäusen  Bs.  —  2.  =  nätsehelen  3  Bs.  —  3.  saugen,  von 
kleinen  Kindern  AxSeetal.  Syn.  latschen  (Bd  III  1529), 
notsehen.  —  4.  a)  =  chnatschen  2,  plaudern,  plappern, 
auch  von  den  ersten  Sprechversuchen  kleiner  Kinder 
B;  Gl;  L;  Schw;  S;  Uw;  U;  Zg;  ZLunn..  S.  Cliem- 
inid-er  einist  bim  Hittli  verbi,  se  chemmid  oich  zioche" 
[zu  uns  herein]  und  nätschid  e"  chli"  Uw.  Der  Lieni 
soll  e"  feZi"  dore"  fco"  mit-mer  Eppis  ko"  n.,  mer  wollet 
ei's  tubäMe".  Per  Unbarmherzige.  Ausplaudern  BO.; 
LG.;  Schw;  S;  Uw;  U;  ZLunn.,  S.  Hest  Alles  müesse" 
ge"  n.l  —  b)  Jmdm  Übles  nachreden  Bs;  BHa.  -- 
5.  an  Jmdm  seine  üble  Laune  auslassen,  ihm  Wider- 
reden, mit  ihm  zanken,  brummen  AAFri.,  Hold.;  BBr 
M.,  Sigr. 

Zu  chruxUche*,  chnätecne"  mit  Anlautwechscl  (germ.  Im-: 
Jen-)  wie  niitsrhe"  :  ehniituche"  u.  v.  a.  Zur  Bed.  vgl.  noch 
ratsche",    latsche".      S.   auch   Gr.   WB.   VII   426. 

„üs-:  ausplaudern." 

ver-:  1.  zernagen,  von  Mäusen  Bs.  —  2.  Jmdn 
anschwärzen,  verklatschen  BHa.;  ZS. 

Nätscheri"  f.:  Plaudertasche  UwE.;  ZS. 

Nätschi  I  m.:  1.  Schwätzer  UwE.  Langweiliger 
Zänker  AAZof.   Er  ist  e"  Donners  N.    Böse  Zunge  Bs. 

—  2.  naschhafter  Mensch  Bs. 

g'nätschig:  schwatzhaft,  plaudersüchtig  U.  's 
dunk-mich,  nit  nur  d's  Wibervolch,  d's  Mannaroich 
slg  auch  g.  Per  Unbarmherzige. 

Nätschi  II:  Personenname,  Ignaz  W. 

„notscli(l)c",  nutsch (T)en :  saugen,  bes.  an  etwas 
Saftigem  LE."  —  Vgl.  das  syn.  nuntiat,  ferner  ,nutsche(l)n' 
bei    Gr.    WB.    VII    1020. 

G'-nntsch  m.:  Stoss,  Puff  ThHw.  Syn.  Miitsch  4 
(Sp.  600/1). 

nütsche",  bzw.  nitsche" :  (zer-)stossen,  -schlagen, 
-klopfen,  -quetschen  BHa.;  Gr;  U;  W;  z.B.  Steine 
zur  Beschotterung,  Mistklumpen  auf  der  Wiese,  Leder, 
Garnsträhnen.  Nüsse  (üf-)n.,  aufklopfen  BGr. ;  U. 
Was  niischist  eso  mid  dein  Hammer?  Schi  heind  mit 
Eüstw  uf  anandre"  g'nitschot  W.  Einen  n.,  prügeln 
U;  W.  —  S.  Anm.  zu  näUchen.  Doch  vgl.  auch  müUclien 
(Sp.  603). 

ab-:  1.  abschlagen.  An-encm  Geisbergerstein  [Gra- 
nit] mag-men  noch  Eppes  a.,  aber  an  dir  nid  BHa.  — 
2.  „abprügeln  U;  W."  —  in-:  einbläuen.  3Ie"  mi/cxs- 
ne  's  recht  %.,  beim  Unterricht  W.  --  „er-:  aus-, 
durchklopfen  U;  W."  —  ge-:  Stösse,  Püffe  geben 
ThHw.  —  zer-:  zerquetschen,  zermalmen  W. 

Nütscher  m.:  1.  Holzhammer  GRNuf.  —  2.  ver- 
ächtlich, (dicker)  Kopf  GnEh.  —  3.  meist  mit  dem 
Zusatz  chech,  strammer  Bursche  Gr  ObS. 

Tuffstein-:  wer  (gewerbsmässig)  Tuffsteine  zu 
Pulver  zerschlägt  BHa. 

„G'-ifütscli  m.:  mageres,  höckriges,  steiniges  Land 
UUrs."  —  Wahrsch.  zur  vorigen  Gruppe;  vgl.  Mütschen 
(Sp.  605). 


879 


Naw.   new.   lliw,   DOW,   llllff 


SSM 


Naw,  uew,  niw,  now,  «nw. 

gur-,  bur-nauw,  -nättic:  Nachahmung  des  Katzen- 
geschreis  B. 

Gur-,  Bur-Nauweli,  -Näiiu-eli:  Bezeichnung 
der  Katze  BE..  Schw.  (Kdspr.). 

ge-nan(w).  bzw.  g'nai,  in  Z  f  g'nä  —  Comp,  und 
Sup.  mit  Uml.  B  tw..  rfnttccr,  g'newst  neben  g'ttaijer, 
-jist  und  ifnuiirer.  -trist  Ndw,  sonst  ohne  Uml.:  1.  nahe. 
JLknz  1500  (Gr.  WB.  IV  1,  2,  3350).  Spec,  dem  Ende 
nahe.  De  Drätti  [Vater]  ist  übel  ~'treg,  si"s  Leben 
isch  g.  g'si".  JJSchweizer  1830  (BE.).  Von  Dingen: 
,Das  Heu  wird  noch  genauer  aufgehen  [der  Vorrat  wird 
noch  mehr  erschöpft  werden],  als  die  Leute  meinen.' 
Obw  Volksfr.  —  2.  knapp.  ,Nun  zoch  sich  der  abt 
anfangs  so  gnauw  er  mocht  [schränkte  sich  nach  Ver- 
mögen ein]  und  lag  ain  guote  zyt  in  der  bürg,  die  man 
Martinstobel  nannt,  damit  er  dester  minder  bruchte.' 
Vau.  ,Das  Closter  hat  ein  zimlich  schlecht  und  ge- 
nauw  Ynkommen.'  RCys.  ,\Vann  den  Armen  tatest 
geben,  vermeint,  destgnäuer  müest  ich  leben.'  GGotth. 
1619.  .Also  dass  Meng klicher  die  Ladung  [zu  den  Tau- 
fen] uff  genäwist,  als  Pründtschaft  halber  immer  syn 
kann,  ynzühen  [auf  das  knappste  Mass  beschränken] 
solle.'  Z  Mand.  1G50.  ,Ein  harber  Winter,  ein  gnauer 
Frühling  und  magerer  Sommer.'  JKHofmeister  1744. 
.[Die  Kirchweihen  haben  ihren  Fortgang]  es  möchten 
noch  so  bedenkliche  Zeiten  oder  noch  so  genaue, 
elende  und  arme  Tag  sein.'  ebd.  Vor  Zahlangaben, 
kaum.  G'nai  dri  Schoppe"  Ndw.  —  3.  sorgfältig, 
exakt,  pünktlich,  allg.  Es  g.  we".  ,Ad  vivum  rese- 
care.  das  faul  bis  auf  das  frisch  dannen  schneiden  oder 
auf  das  gnüwist  und  beim  grund  dannen  hauwen.' 
Fris.  Oft  mit  der  Nehenvorstellung  des  Übertriebenen, 
spec.  in  Bez.  auf  Geldsachen:  karg,  geizig  Bs;  Tu. 
.Genau,  karg,  sordide,  avarus,  tenax.'  Fris.  Empfind- 
lich im  Ehrenpunkt  Th.  Nimm-di**  in  Acht,  wa'  </' 
so  Dem  seist:  er  ist  en  G-er. 

Mhd.  genou(we).  In  misein  MAA.  scheint,  so  weit  es  sieh 
feststehen  liess,  im  Voc.  Übereinstimmung  mit  ijräir,  Uaw 
hergestellt;  vgl.  iushes.  die  Form  g' na  (auch  Schimpfr.  1052). 

fade"-:  verstärktes  .genau'  G. 

nauwele"  nouwele*  BBe.,  noitftrjle"  BU.,  nöulc"  L, 
nöle",  nöle"  GO.:  1.  schlaftrunken  mit  dem  Kopfe 
nicken,  leicht  schlummern,  „ein  Zwischenschläfchen 
nehmen"  BU.;  L;  GO.  Syn.  nauggen  1  (Sp.  704).  Diir 
naulet,  schläft  u"d  liet  nit  g'sehn,  wie  Satati  <V  Fedre" 
fürhi"  zieht.  B  Dorf  kai.  1870.  —  2.  den  Kopf  schütteln 
BE.,  M.  Er  liet  aber  mit  ''em  Chopf  nummen  e"  cltli" 
g'noulet,  öni  es  Wort  z'  säge".  Alpenk.  1809.  „Mit 
dem  Kopfe  wanken  wie  ein  Blödsinniger  B."  (Dcsitttie") 
n.,  wiegend  gehen,  watscheln  (verächtlich)  B.  Sich 
dumm  gebärden  B.  Weinerlich  tun  LSemp.  —  3.  (den 
Kopf  unruhig  hin  und  her  bewegend)  mit  den  Lippen 
nach  Etwas  suchen,  (spielend)  an  Etwas  herum  lutschen, 
z.  B.  an  Speisen,  ohne  sie  zu  essen,  bes.  von  Kindern, 
jungen  Tieren  B.  's  Ching  rundet  am-ene"  Opfel.  Es 
noulet  numen  cso  dem.it,  dran  ume".  „Gierig  nach 
Etwas  schnappen,  schmarotzen  B."  ■ —  4.  mit  zahn- 
losem Munde  sprechen  B.  —  5.  hei  der  Arbeit  schläfrig 
tun,  ohne  Lust  arbeiten   B  um  Thun. 

in-nöulen:  einschlummern  L.  —  ver-ent-  eert- 
nöuele*:  einnicken,  einschlummern  GTa. 


Nou(w)eli  BBe.,  Nouli  B  —  m.:  1.  „Einer,  der 
gierig  nach  Etwas  schnappt,  schmarotzt  B."  — 
2.  .Mensch  von  wenig  Geist  B."  Unbeholfener,  träger 
Mensch  BThunersee.  Flatterhafter,  unzuverlässiger 
Mensch  B. 

Nöuwel  m.:  Narr,  Idiot  WG. 

nau(w)eren,  naure"  Scuw;  UwE.;  Zr,,  näncrle" 
GTa.,  nöre"  II  1  \\YjSchenz,H\x.  fg'nöre"),  nöre",  imrle" 
Ap;  G;  ScHSt.  fg'nöre");  TiiMüllh.:  1.  =  nauwelen  1, 
bes.  in  den  Zss.  %"-  SchwMuo.;  ThHw..  e"t-  Schw; 
UwE..  er"t-  Schw;  Ze,  oer"t-  Ap;  GF..G..  Rh.;  ScHStj 
Tu,  einnicken,  einschlummern.  Er  hed  die  ganz  Bredig 
üs  g'nouret  ScnwMuo.  lch  In"  bloss  e'tnauret  g'si",  sc 
hed  's  a"  d'  Türe"  g'chlopfet.  ebd.  —  2.  „mit  dem  Diin. 
naurele",  sich  kindisch,  einfältig  benehmen,  kindisch 
tändeln,   liebeln"   L;  „Schw;  Zg." 

ver-naure":  1.  in  leichten  Schlummer  verfallen  U. 
—  2.  „durch  kindisch  einfältiges  Tun  Zeit  und  Geld 
vertändeln  L;  Schw;  Zg;  sich  vernaurele",  sich  ver- 
lieben." ebd. 

Nauri,  in  S  auch  Nätiri  —  n.:  Schelte  auf  ein 
närrisches,  einfältiges,  ungeschicktes,  zimpferliches, 
auch  zänkisches,  unordentliches  oder  unüberlegt  drein- 
fahrendes  Frauenzimmer  L;  S.  Du  bist  es  rechts  X.! 
Du  X..  du  Mülaff,  du  Kosli!  Balz  1781.  Dim.  Nau- 
reli  L;  S;  „verliebtes  Närrchen.  kindlich  und  zugleich 
kindisch  einfältiges  Ding  L;  Schw;  Zg." 

Winter-Näu  wer  m.:  Faulpelz  (der  den  Winter 
über  schläft)?     .Faule  Tropf,  W.'  Stettler  1606. 

Nauwe"  Naiice"  Ndw,  Naue"  Aa  (Bochh.);  LStdt; 
ZStdt,  Notte"  AaFH..  Nöem  SchwE.  (MLien.),  Näwe* 
Schw;  Zg,  Näe"  ZS.  —  m.:  grösseres  Lastschiff  mit 
breitem  Boden.  Z'  Brunne"  he"-mer  übernachtet  und 
am  Marge"  drüf  's  Vi  rerhuU"  i"  Nur"  und  sind  a'sc 
über  ''e'Vierwaldstettcrst  ttf  l'ri  tue"  g'farc".  MLienert. 
,Und  sol  och  der  meyger  an  Sant  Martins  tag  einen 
nawen  senden.'  1291,  L  Btj.  ,Ein  ferr  [Fährmann  | 
soll  liaben  ein  weidling,  der  16  man  müg  getragen; 
er  sol  och  hau  ein  nawen,  aber  sol  er  hau  ein  tannen.' 
ScHwWangen  Offn.  .Wer  einen  Nauen  machet,  der 
soll  den  Nauen  henken  in  die  Stadt  ans  Vach  oder 
an  die  Schwirren.'  1323,  Z  Katsbeschl.  .Stalen  sich 
vil  knechten  in  ein  näwen  uff  den  see.'  138G,  LSurs. 
.Im  Pallatz  Arscinal  sachent  wier  ob  100  galleen  und 
kielen  oder  nauen.'  Stclz  1519.  ,Drei  schiff,  ain  grosen 
naven  und  zwug  [zwei]  galleyam.'  Stockar1519.  ,Und 
leitent  in  die  knecht  also  gebunden  in  einen  nauwen 
oder  schifflin  uf  das  hinder  gepiet.'  Etterlin.  .Dar- 
nach ist  der  Türk  gen  Rodis  in  den  canel  komen  mit 
200  schiffen  als  nauen  und  galleen.'  Kessl.  ,Ain  groser 
naw.'  ebd.  ,Actuariae  naves,  gross  nawen,  galeen.' 
Fris.;  Mal.  ,Die  gwelb  so  hoch,  dass  auch  gar  grosse 
n.,  wil  geschwygen  gemeine  kiel-  und  hagschiff  [1.  jag-?] 
mögind  hindurch  gefüert  werden.'  Mal.  1593.  Anno 
1007  bestimmt  ein  Pachtbrief  von  ZoBuonas,  dass  die 
grössern  N.  62' lang.  In'  breit  und  4'  hoch  sein  sollten, 
die  kleinen  55  :  9  :  4,  die  Jassen  33  :  7  :  3.  Gfd  33,  103. 
.Viel  Holz  wird  mit  grossen  Nawen  bis  gen  Wallen- 
stadt  geführt.'  Escher  1092.  ,Ein  Nahen  auf  dem 
Zürichsee  tragt  eine  unbewusste  [unbestimmte]  Last.' 
JHSchinz  1765.  .Sowohl  in  den  heimischen,  als  auch 
fremden  Nauen.'  1706,  Absch.  .Grosse  Barken,  in 
der   gemeinen    Sprache   Nau  (d.  h.  nave,   Schiff)   von 


381 


Naw,  ik'av.  ni».  now,  ninv 


882 


10—12,000  Pfänden    Last.1    T  Gem.    S.  noch  Josse« 
(Bd  III  70/1),  menschig  (Sp.  339). 

Lehnwort  ros  lafc  aavi».  In  BsStdt  vormals  Name  eines 
(Wirts-)Hause8:  ,zem  NoWen.'  1417,  Jte  Chr.;  1433.  Üs  XI V.. 
s.  60;  daher  Doch  heute  die  .Nauenstrasse.'  .Jackli  Nawen.' 
1380,  USeelisb.  Einigemal  begegnet  in  der  ä.  I.it.  die  Schrei- 
bung ,naf(f)en':  ,TJnd  runden  allda  zwei  gross  uaffeu.  die 
waren  der  Venudier,  und  dieselbe  hatten  da  vor  am  douners- 
tag  einen  raub-naffen  uf  die  Jenueser  nider  geworfen.'  1460, 
Gfo.  ,So  sachent  wir  ein  schöni  grossi  naffeu  gegen  ans 
l'aren.'  HSchürpf  1497.  .Indem  seind  wir  bald  worden  gwar 
unsäglich  vi]  schiff  oder  nafen.'  GGotth.  1599.  Das  scheint 
eine   jüngere   Entlehnung   aus    dem   Rom.;    vgl.   frz.   tief. 

Uri-:  das  grosse  Standesschüf  der  Urner,  das  vor 
dem  Betrieb  der  Dampfschiffahrt  wöchentlich  einmal 
zwischen  Flüelen  und  Luzern  neben  dem  Gütertrans- 
port auch  den  Personenverkehr,  nachher  aber  nur 
noch  den  erstem  vermittelte,  bis  es  vor  etwa  20  Jahren 
ganz  ausser  Dienst  gestellt  wurde;  s.  Z  Neuj.  Künstl. 
1882  (mit  Abbildung)  und  HHerz.   1884,  4. 

Veh-:  N.  zum  Viehtränsport  Ndw. 

Halb-  Vw;  Z  f.  Nach  Z  Gem.  1«  360  55 -00'  lang, 
6— 61/»'  breit;  Tragfähigkeit  250— 300  Zentner.  Vgl. 
H.-Ledi  (Bd  III  1070). 

Oh  nechte"-:  grösster  Nauen,  der  einer  festen 
Bemannung  von  geschulten  Schiffsgesellen,  Ruder- 
knechten (s.  Schiff-Knecht  Bd  III  729)  bedarf.  XVI. 
bis  XVIII.,  L.  .Haltet  in  der  Länge  05  Schlich,  ist 
breit  beim  hindern  Joch  11  Seh.  8  Zohl,  in  der  Mitte 
10  Seh.  11  Zohl,  beim  vordem  Joch  7  Schueh,  die 
Wandhöche  in  der  Mitte  ist  4  Schueh  1  Zohl,  hat 
Gürben  30  und  Nadlen  14  und  in  der  vierten  Nadlen 
der  Segelbank.'  L  Schiff  herrn-Libell  1745.  Syn.  Knech- 
ten-Schiff. 

Ledi-:  Lastschiff  Vw.  Die  L.  dürfen  nach  einer 
L  Verordnung  von  140!»  nicht  das  selbe  Mass  haben, 
wie  die  sog.  grossen  Nauen ;  .der  boden  soll  han  an 
der  lenge  6  klafter  und  dry  schuo.'  Dagegen  lt  L 
Schiff  herrn-Libell  von  1745:  .Haltet  in  der  Länge 
46  Schueh,  hinten  in  der  Breite  6  Schueh  9  Zohl.  in 
der  Mitte  0  Schueh  6  Zohl.  vornen  4  Schueh  0  Zohl. 
Die  Wendhöche  ist  3  Seh.  9  '/,..  hat  Gürben  20,  Nad- 
len 9,  in  der  dritten  Nadlen  den  Segelbank.'  Syn. 
Ledi  (Schiff). 

M  ärkt-:  Marktschiff.  .Die  schiffgsellen  im  mercht- 
nawen  ze  Uro.'  1532,  Strickl.  (für  L). 

Metten-:  Nauen  mittlerer  Grösse.  Anf.  XVI.,  L 
Schiffmeisterbuch.  —  Zum  erste»  Teil  der  Zss.  vgl,  mett 
(Sp.  555). 

Pfister-:  Nauen.  der  das  Luzernerbrot  nach  den 
am  YwSee  gelegenen  Ortschaften  brachte.  XVI.,  Vw. 
.Glycher  gstalt  syent  die  schiffgsellen  im  pf.  von  Lu- 
cern zuo  Ure  ouch.  gehalten.'  1532,  Strickl.  IV  534. 
Die  Schiffgesellen  dieses  Nauens  waren  in  der  Pfistern- 
und  Müllerzunft  zu  Luzern  zünftig.  L  Gem.  I  190. 

IIlii"-:  für  die  Rheinfahrt  bestimmter  Nauen  L. 
,Es  soll  nieman  enhein  rinnawen  an  die  Egge  [Schiff- 
lände in  LStdt]  stellen,  wan  an  dem  zistage  nach 
vesper  zyt  hin,  so  er  ouch  mornendc  dannen  varn 
soll.'  ä.  L  Ratsb. 

Spitz-:  Lastschiff  mit  spitz  zulaufendem  Vorder- 
teile. XVI.,  Vw;  vgl.  Grausen  (Bd  II  782). 

Stein-:  N.  zum  Steintransport  Vw  f.  ,St.  haltet 
in  der  Länge  57',  in  der  Breite  hinten  9'  4",  in  der 
Mitte  8'  8",  vornen  5'  7",  die  Wandhöche  4'  1",  hat 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Gürben  26,  Nadlen  12,  bei  der  vierten  den  Segelbank.' 
L  Schiffherrn-Libell  1745. 

Win-.  ,Der  Verkauf  des  von  den  Weinbauern  auf 
der  Achse  oder  auf  dem  Rheine  auf  den  Weinnaueu 
in  die  Stadt  gebrachten  Weines.'  Bs  XIV.  .Von  einem 
W.  4  ß  l'l'cnn.  Zoll;  von  einem  andern  Nanwen  2  Kreu- 
zer.' Gens. 

Nau"er:  Schiffbauer;  s.  Nauwen.  Syn.  Nauwen- 
Macher.     Auch  Geschlechtsn.   ZHinw. 

Xf'wn  Z.  X»-d  BsStdt,  Nöwö  BsL.j  HSt.lt.  Nuwo 
P  (Schott):  1.  Neffe  Bs;  B.  G'schimsterti,  Unklen  and 
Tanten  und  Güsäng,  Niessli  and  N.  Breitenst.  — 
2.  Enkel  P. 

ninv.  nüww  BBr.,  Ha.,  R.;  GRPr.;  1' AI.,  nun:  IM.; 
Gr  ObS.,  nü  ApH.,  K. ;  BSi.;  Gl;  UwE.  fnoij,  nöü  bzw. 
nei  Aa  :  All.,  M.;  Bs;  BBe.;  GRHe.;  Tu;  Z  :  1.  wesentlich 
wie  nhd.  neu.  N-er  Vfbroch,  Neubruch  Ap;  vgl.  Nü- 
Ägerten  Bd  I  130.  N-er  Anke-  s.  Bd  I  341.  X-s  Fleisch, 
im  Gegs.  zum  gedörrten  Gl;  U.  S.  noch  lind  (Bd  III 
1316).  Ungebraucht:  Si  hend  alle"  g'seid  ror  Zlte", 
wenn-me*  und  N-s  [kein  neues  Kleid]  a'heig  amene" 
[an  einem]  helge"  Tag,  so  furz-men  i'  d'  Chille"  LH. 
Neugewählt:  .Das  freie  Stadt-  und  Vogtgericht  soll 
bestehen  von  12  Richtern,  als  ß  stäten,  3  Mittel-  und 
3  neu  oder  jungen  Richtern ;  es  solle  auch  Keiner  zu 
einem  neu  oder  jungen  Richter  genohmen  werden,  er 
habe  dann  das  25.  Jahr  seines  Alters  angetreten.'  Z 
Mand.  1715.  Im  bes.  Gegs.  zu  .alt';  s.  Bd  I  203.  N-J 
Herdöpfel.  N-i  Wegge",  Wecken  von  neuem  Korn 
Z  (KMeyer).  N-i  Schuld,  erst  kürzlich  verfallene, 
wahrend  en  alti  Schuht  die  schon  vor  einem  Jahre 
verfallene  Schuld  bezeichnet  Nnw;  vgl.  laufen  (Bd  III 
11  ■_'.">).  Wortspielend  sagt  man:  Am  3.  Tag  Neumond 
soll  man  die  alten  Kleider  vors  Fenster  hängen,  so 
werden  sie  neu  Z.  ,Neu  und  alt  Rät.'  Ap  LB.  1747  = 
.zweifacher  Landrat',  die  oberste  Vollziehungsbehörde 
von  ApA.  Subst.  der  N.  1)  neuer  Wein  Bs;  B;  Th;  Z. 
—  2)  ein  neumodischer  Tanz,  spec.  Mazurka  Gi.H.; 
Th.  —  2. 'Neuerungen  (in  politischen  Dingen)  zugetan 
Ap.  En  neue  Chojif,  Jmd,  der  zu  Reformen  geneigt 
ist.  Spec.  so  mit  Bez.  auf  die  Frage  einer  Revision 
des  Landbuches  zu  Anfang  der  Dreissiger  Jahre;  s. 
Tobl.  332  a.  —  3.  in  der  Fortsetzung  oder  Wieder- 
holung neu.  Der  neu  Märt,  der  Jahrmarkt  zu  Unter- 
seen als  der  erste  der  Herbstjahrmärkte.  Der  n.  Sontig, 
der  erste  Sonntag  des  neuen  Jahres  Ap. 

Verstärkende  Zss.: 

nagel-funkel-  Ap,  fur-spön-nagel-funkel- 
ScHStdt.  —  funkel-nagel-  Aa;  Bs;  Tu;  Z.  —  „fiir- 
nagel-."  —  nigel-nagel-  Aa;  Ap;  B;  Gl;  Th;  Z.  E" 
n-s  Hüsli,  e"  n-s  Dach,  e*  n-s  Schätzeli,  wie  freut-mi"* 
doch  Das!  L.  S.  noch  Reinle  1894,  73.  —  späHe"- 
nagel-  ZB.  —  funkel-spälle"-  ZPfäff.  —  spd»- 
ScHStdt. 

fern-:  neu  vom  letzten  Jahr  her,  z.B.  von  Wein  B. 

Nü(w),  Nöü  n. :  meist  indeclinabel,  Neumond. 
allg.  .Das  newe.  interlunium.'  Dasyp.  Dem  N.  wird 
grosser  Einfluss  auf  das  Wetter  zugesehrieben.  Wenn 
es  am  dritten  Tag  nach  N.  (de"  dritt  Tag  N.)  auf- 
heitert, so  bleibt  das  Wetter  anhaltend  schön  Z.  Wenn 
's  Wetter  im  N.  uit  änderet,  so  hlibt  's  der  Wache"  so. 
Schild.  ,Wie  der  Wind  am  dritten,  besonders  aber 
am  vierten  und  fünften  Tag  nach  dem  Neue  weht, 
so    den    ganzen    Monat'    LG.    (Ineichen);    ähnlich    Z. 

56 


883 


Naw — nuw.    Nax — nux 


SS.j 


Wenn  's  im  Mai  im  N.  schneit,  so  schneit  's  de'  Sommer 
allemol  im  N.  Ap.  S.  noch  in-,  inhin-gän  (Bd  II  22). 
Aberglaube.  .Die  Waschen,  im  Neuen  gehalten,  er- 
zeugen Ungeziefer  ins  Gewand.'  Ineichen;  ähnlich  in 
Z  Tom  Sonnen  der  Betten.  Tue  Ghabis  und  Bäben 
im  Neuen  üs,  se  füle'd-si  LG.  (Ineichen).  Wä**-me* 
's  Brennholz  im  Neue'  schlät,  se  brennt  's  nüd  guet 
ZO.  .Wenn  Santihansdag  des  Düfters  uff  ain  nüw 
kunnt,  soll  ain  gut  jar  chon.'  1520/9,  Stockar.  ,[Gott] 
wirt  dich  noch  nit  Verlan...  bschow  weder  nüw  noch 
wädel  [Vollmond],  sonder  bitte  Gott  umb  bystand.' 
Lieh  gedruckt  157G  in  Bs.  ,Wer  wolle  gut  Reben 
züchten,  der  soll  den  Samen  im  Nüwen  ussäjen.'  Z 
Elgg  Arzneib.  RAA.  All  N  und  Wädel,  häufig  UwE. 
Nüt  wüsse"  ro"  N.  u.  Wädel,  gar  nichts  wissen  BSi. 
,Vom  N.  bis  zum  Wedel',  sehr  lange.  Gottii.  Im 
zehende"  N,  alle  zehe"  N.  BR.,  all  sibe"  N.  einisch 
[einmal]  L,   selten.     S.  noch  anstechen. 

Im  Th  gilt  für  unser  W.  Nu,  fürs  Adj.  neu.  Die  Ver- 
schiedenheit beruht  darauf,  dass  die  Diphthongierung  laut- 
gesetzlich  an  den  Hiatus  gebunden  war  und  beim  Subst.  die 
Auslautsfurm,  beim  Adj.  der  Yoc.  der  flottierten  Formen  zur 
Herrschaft  gelangte.  Vgl.  dazu  nü-bache*  Th;  Z,  Xü-Mnr't  Z 
neben  neu,  ferner  drissg  neben   drei,   fnli"h  neben  frei  usw. 

Maien-Nüw:  Neumond  im  Mai.  ,Nun  kumpt  das 
m.,  dem  monschein  nach.'  Tierb.  15G3. 

Mittwoche  n-Mons-:  auf  einen  Mittwoch  fallen- 
der Neumond.  ,Ein  M.  sei  so  gefährlich  zu  achten, 
dass  besser  wäre,  ein  kleines  Ländlein  gieng  unter.' 
Aniiorn  1674. 

Muni-:  scherzh.  verächtlich  für  Stieren-N.  ,Der 
Küfer  sagt,  ich  gehe  auf  kein  Zeichen,  auf  kein  M. 
und  Wedel:  ich  ziehe  den  Wein  ab,  wenn  ich  will.' 
Zg  Kai.  1883. 

Stier(e")-:  derjenige  Neumond,  welcher  eintritt, 
während  die  Sonne  im  Zeichen  des  Stiers  steht  (Ende 
April  oder  Anfangs  Mai),  eine  Constellation,  welche 
meteorologisch  namentlich  dann  für  gefährlich  gilt, 
wenn  der  neue  Mond  mit  dem  Beginn  des  Zeichens 
zusammentrifft  B;  L;  Scnw;  SB.;  Th;  Z.  Man  be- 
fürchtet infolge  dieses  Zusammentreffens  schädliche 
Kälte  oder  starke  Gewitter;  s.  Emmentaler  Joggeli 
1887,  Nr.  42.  We""  St.  icha  gi't,  so  mues  's  gäng  e" 
chli"  strüb  'tu*  st",  wenn  das  Stierzeichen  bei  zu- 
nehmendem Monde  eintritt,  so  muss  es  im  Wetter 
immer  etwas  wild  hergehen  B  oE.  Den  Glauben  an 
Einiluss  des  St.  auf  Gemüts-  und  Geisteszustand  ver- 
raten die  RAA.:  Es  ist  St.,  es  herrscht  üble  Laune. 
Im  St.  gibore"  si",  dumm  sein. 

Maie°-Stieren-:  , Stierneu',  das  in  den  Mai  fällt 
BBe.  We**  's  am  M.  schneit,  su  schneit  's  der  ganz 
Summer  alli  Neu. 

nüwele11  nimvilw  W,  nüele*  BG.,  neuele*  B;  L: 
den  Geschmack  und  Geruch  von  etwas  Neuem  an  sich 
haben,  so  von  der  Milch  einer  Kuh,  die  erst  gekalbt 
hat  L;  W,  auch  von  Wein,  von  Speisen,  die  in  neuen 
Holzgefässen  aufbewahrt  worden  sind,  von  Stoffen, 
die  noch  nach  der  Fabrik  riechen  B.    Vgl.  larelen. 

niiwen  B  öü.,  nöüa"  Ap,  noije"  UwE.:  neu  werden, 
spec.  vom  Mond,  's  nüwet,  der  Mond  erneuert  sich. 
Wenn  's  in  glanzne*  Himmel  ine"  neuet,  so  gibt  's  glich 

Itrge"    ZS. 

nfiwent  wäet  Ap,  neuet  Z,  neued  Scu;  Th;  ZO.:  in 
der  Verbindung  mit  ,von',  im  Anfang,  anfänglich  Ar. 
'«  Alt  hebet  omc"  nüd  alliwil,  ond  chost  's  vo*  n.  noa 


so  ril.  Merz.  Flektiert:  ro"  neuedem  Sch.  Vo*  n.  üf, 
von  Anfang  an  Tu;  Z.  Das  ist  vo*  n.  üf  scho"  schlecht 
g 'machet  g'si".  Vo*  n.  üf  isch-es  nüd  so  g'si*.  — 
Vo*  n.   üf  Analogiebildung  nach   vo*  Jugemd  üf. 

nüwere"  nöHefe*:  1.  erneuern.  .Den  eid  n.'  1396, 
Seg.,  RG.  —  2.  ins  Gedächtniss  rufen  TuWeinf.  Es 
het-mich  g'neueret,  ich  erinnerte  mich. 

er-  nüwre,*  BSi.,  -niu-uru"  I'Al.,  -iiii-Mi  GrL. : 
1.  wieder  neu  machen  PAL  —  2.  =  nüueren  2  GrL. 
Er  het  mer  's  ernüeret,  er  hat  mich  daran  erinnert. 
Das  tuet  mir  e.  —  3.  refl.  a)  von  Kühen,  die  nach 
dem  Kalben  wieder  anfangen  Milch  zu  geben  BSi. 
—  b)  das  Kalben  selbst  „BSa."  ,Wann  Einer  dem 
Anderen  ein  Kuh  verkauft  und  sich  die  später  er- 
neuwert, dann  der  Verkäufer  dem  Käufer  vorgeben.' 
1660,  BSa. 

ver-:  erneuern.  Der  Maler  soll  ,die  zwei  bilde 
v.  und  mit  frischer  ölyfarbe  fassen.'  1500,  Bs.  ,Die 
mur  v.  lassen.'   Kessl. 

Nüwi  Nöüi  —  f.:  1.  der  Zustand  der  Neuheit. 
,In  wellera  grossem  rliss  und  andacht  die  schwestren 
warent  in  der  nüwi  des  ordens.'  Anf.  XV.,  G  Hdschr. 
,Es  mag  ouch  ein  arzat  die  wunden  lassen  beschouwen, 
diewil  die  in  der  nüwe  sint.'  1432,  Z<;  Stadt-  u.  Amtsb. 
-  2.  Euterverhärtung  der  Kühe  nach  dem  Kalben, 
wo  sie  Neumelche"  heissen  Ap.     Syn.   Viertel-Luft. 

Zu  2  vgl.  nd.  nü(e)ren,  vom  Schwellen  des  Euters;  s. 
Woeste   187  b,    Schamb.    14Gb    und    vgl.   unser   er-nüweren, 

Nüw  lere"  f.:  Brache,  Acker,  den  man  zur  Wiese 
macht  BSi. 

Zur  Bildung  vgl.  Erbseren  (Hd  I  1311,  Farneren  (ebd. 
1019),  Hagleren  (Bd  II  KITT).  Sanieren;  zur  Bed.  lat.  novale, 
gr.   v£o£. 

nüwlich:  neuerdings;   s.  nnder-faren  (Bd  I  895). 

Nüwlingm.:  1 .  =  Nüieleren  „ B. "  , Neuligen',  Name 
eines  Landstrichs  im  untern  Wyssachengraben  B(.lahn 
1857).  —  2.  Nculi'g,  das  erste  Gras  auf  frülierm  Acker 
AALeer. 

Nüwlis  Neulis  n.:  a)  =  Nüulercn  BoE.  S.  auch 
Anderegg  1897,  115.  —  b)  Wiese,  die  in  Ackerland 
umgewandelt  wird  BHa..  U.  Im  N.  giH  's  die  schönste" 
Herdöpfel. 

nuwst:    neulich,  jüngst  L.     Doch  bin-i'h  mit  de" 
Wältsche"  n.  i*  d'  Sehiciz   ie  cho".    JBEgli  1871.  - 
Adv.  Suj).  oder  aber  Heu.   (mhd.  niuxoee)  mit  angetretenem   i. 

Nuwel:  1.  NeiteU  Üwel  (Bd  I  613)  Tu.  —  2.-  M„- 
icel  (Sp.  608).  Er  ist  en  Nühel,  Sauertopf.  Sprww. 
1869,  77. 


Nax,  nex,  nix,  nox,  nnx. 

G'naxer  in.:  Geizhals.  .In  einem  wohlhabenden 
Dorfe  wohnte  ein  reicher  G.'  Dorfkal.  18G0. 

Nex  f.  —  Dim.  Ne.reli:  zum  Kritteln  geneigte, 
kleinliehe  Weibsperson;  lästige  Drängerin  L. 

Weiterbildung  zum  Stamm  '";/.'/-,■  s.  gnäggen  (Bd  II  665); 
vgl.   auch  gnixten  (Bd   II    676), 

Ne  x  lere":  =  dem  Vor.  L. 

nix:  scherzh.  verstärkend  für  nichts  Apj  tii.K.; 
(iuVal.;  Tu;  W;  '/..  Meist  in  HAA.  N.  barix  ThHw.j 
Z,    oft  mit  dem  Zusatz  und  Bube*-  (Böne*-,  Bälle"-) 


885 


Nax— nur.    Xaz — nuz 


886 


Schnitz  niiid  geli  Hüebli  drunder)  Z.  .Soll  ich  mich 
Fangen  lassen?  Nixparix!  Da  klettere  ieh  lieber  auf 
diese  Tanne. •  Ukith.  1845.  Nix  Tabak  Ap;  Z,  Nix 
Tabaks  und  Habersacks  Bs.  S.  auch  fix  (Lid  1  1143), 
mit  3  (Sp.  871).  Nül  II  (Sp.  87li). 

Das  \V.  ist  fremden  Ursprungs  nnd  wird  vom  Volk  auch 
als  fremd  ompfundon. 

Gib i- :  Augentrost,  Euphr.  off.  Z;  s.  Bd  II  96. 
Syn.  Augen-,  Hungcr-Blüemli. 

HamiiieB-  m.:  seherzh.  Entstellung  für  Hamme"- 
Schnitt  ZZoll.  Ja,  de  muest  ha"  —  H.  und  Fleisch 
derzue!  spöttische  Alifertigung  ZGlattf.  S.  noch  Fen- 
ster (Bd  1  872). 


Naz,  iiez,  niz,  110z,  nuz. 

Xaz  „W",  Näzel  GüMalix;  Schw,  „Näzeli.  allg.". 
Nazi  Aa;  Bs;  GRMalix,  Pr.;  LG.,  Stdt;  Schw;  S; 
Th;  UwE.;  U,  Näzel  („grob")  LG.;  Schw;  UwE.; 
„Zg",  „Näzeli"  LStdt;  UwE.,  Nazi  LStdt;  SchwE.: 
1.  Personenname  =  Gnäzi  (Bd  IL  676).  aaOO.  ,1786 
wurde  dem  Rotzer  Nazi  vom  Gemeinderat  verboten, 
bei  Nebentänzen  zu  gygen.'  AKüchler  1886.  ,Ge- 
brüder  Ming,  Melknazis.'  1887,  Obw  Volksfr.  Näzi- 
Toni,  Ignaz  Anton  UwE.  —  2.  appell.  a)  Nazi,  Toller 
ZLunn.  —  b)  Nazi  n.,  wunderliche  Person  BHa.  Isers 
Lenis  Meisterfrow  ist  o  nid  en  garegi,  si  tüod  's  nid, 
va"  d's  ganz  ZU  kujonieren  und  frägd  doch  der  Sach  nid 
s'  grechtem  dernäeh ;  c"  selis  sin  Näzeni.  —  c)  ,Nätzel' 
s.  Mattäus  (Sp.  551).  —  3.  Nazi,  (seherzh.)  Bezeich- 
nung des  Liters  als  Mass.  N.  L  Hauskai.  1896. 

Zapfe°-Nazi  n.:  beschränkter  Mensch  BHa. 

Nazial:  Nation  Sch  (Kirchh.). 

Nazion:  verächtlich  für  Volk,  Bande,  Gesindel 
AaF.,  Ke.;  BsL.;  B;  Th;  Z.  Syn.  Cor  (Bd  III  446). 
Der  Guggi  und  Gaggi  macht  noch  Dukter  si"  bi  der  N.! 
ISreitenst.  De''  ist  ron-ere"  schöne"  N.  her.  Das  ist 
c"  N.  Lüt!  Aa;  ZS. 

Natzli  Natzji  n. :  =  Nässeli  (s.  Nässi  2  Sp.  794),  doch 
immer  iron.  gebraucht  GrPi\    Vgl.  Fient  1898,  23. 

Netz  n.:  1.  in  ZHorg.  f.,  in  ZErl.  Netze'  f.,  PI. 
Netze'  TiiErm.;  ZHorg.,  (Fischer-)Netz.  allg.  Über 
den  Unterschied  zw.  N,  und  Garn  vgl.  Garn  2  a 
(Bd  II  420).  In  THErm.  gilt  der  PI.  als  Bezeichnung 
eines  grössern  Netzes,  ein  kleineres  heisst  Netzli 
(ONägeli).  ,Mit  einer  netzen  ungevarlich  der  zyt' 
fischen.  1461/1642,  L  (Bericht  über  den  VwS.).  ,Man 
möge  die  netzen  widerum  setzen.'  1570,  Gl  Rq.  ,Von 
der  netzinen  wegen,  die  man  bisshar  in  der  Lint 
gsetzt.'  ebd.  ,Er  habe  ein  netze  oder  garn  für  ein 
tischtuoch  gespannen.'  LLav.  1582.  ,Er  wollt  100 
guldin  gen,  das  diser  handel  nie  angfangen  were,  von 
der  statt  nutz  wegen.  Er  gsehe,  das  man  der  statt 
mit  einem  guldinen  netze  wolle  fischen  [mit  kostspie- 
ligen Mitteln  etwas  wenig  Vorteilhaftes  erstreben].' 
ThFrickart.  —  2.  Netzi  I  n.  AALeer.;  B;  GlK.;  Ndw; 
ZU.,  Netze"  f.  GrD.;  PAL,  Netzhaut  um  die  Einge- 
weide. ,Das  netze.'  Tierb.  1563.  ,Wann  Einer  uss 
dein  Bad  gaht  und  noch  ussgschlagen  ist,  der  nein  ein 
Netzi  von  einem  Gitzi  und  ryb  die  Schlechte  darmit, 
es  geht  gar  bald  hin  yn.'  ZElgg.  Arzneib.  1650. 


Zur  Form  Netzi  »gl.  Hind  (Bd  II  1614);  sie  findet  sich 
in  der  ä.  Spr.  auch  für  Bed.  1,  so  auch  1531/48,  Jorem.;  1561, 
SchwE.  Klosterarch.  Das  Fem.  \>t~  erklärt  sich  als  miss- 
verstaudeuer  PI.;  dazu  als  neuer  PI.  Netze",  der  seinerseits 
wieder  als   Sg.    f.   gefesst   wurde. 

Forelle--:  eine  Art  Gruml-N.  (s.  d.)  ZErl.  - 
Fischer-.  ,Also  helfen  sie  [die  Patres]  auch  wacker 
darzu,  dass  diejenigen,  so  ihnen  spendieren  oder  sonst 
das  Fischernetz  flicken  [aushelfen],  in  aller  Unreinig- 
keit  dahinleben  können.'  Goliath  1741.  —  Gupfel-: 
ein  dem  Hasel-N.  ähnliches  Netz  Bodensee;  s.GLHartm. 
1808,  80.  —  Gert-:  aus  Gerten  geflochtenes  Netz? 
,Es  soll  ouch  niemand  mit  federschnüeren  fischen, 
gerdnetzen  ziehen  noch  nachtangel  setzen.'  1411,  Bs 
Rq.  —  Grund-,  in  ZErl.  Grun(dJ-Netze"  f.:  für  die 
Seetiefe  verwendetes  Netz  ZS.  ,Und  sollen  die  Gr. 
oder  Sehwähten-Neze.  so  bald  der  Blauling  im  Leich 
und  Bann,  aus  dem  See  getan  werden.'  Z  Fischerordn. 
1710/1856.  —  Gressling-.  1710/76,  Z  Fischerordn. 
Vgl.  Kressling  (Bd  III  852).  —  Hasel-.  .Hasel-  oder 
Lupf-  oder  Gupfelnetz,  mit  grossem  oder  kleinern 
Maschen,  je  nach  ihrer  Bestimmung  gegen  einzelne 
Fische.'  Th  Gem.  (für  den  Bodensee).  ,Von  dieser  Art 
Netz  [Boden-  oder  Treibnetz]  haben  die  Fischer  mehrere 
Abstufungen,  weitere  und  engere,  feinere  und  gröbere, 
für  grössere  und  kleinere  Fische;  z.  E.  ein  Laugelen- 
netz, ein  H.'  N.  Alpina  1827  (für  den  Walcnsee).  ,Diss 
ist  der  vischzüg:  acht  lauge  haselnetzi  und  ein  hasel- 
netzi,  wie  mans  in  die  thüne  [seichte  Stelle]  steckt.' 
Z  Fischenzbr.  1506.  —  Krüschli-:  ganz  kleines  Netz, 
mit  dem  man  die  Krüschli  [kleine,  zu  den  Barben  ge- 
hörige Fische]  fängt  L.  —  Laugeli-  ZS.,  Laugele"- 
Walensee:  Netz  zum  Fangder  Laugele"  (s.  Bd III 1172); 
auch  1710/1856,  Z  Fischerordn.  S.  noch  Hasel-N.  - 
Lupf-  s.  Hasel-N.  —  ,Nase"-.'  Z  Fischerordn.  1856. 
Vgl.  Nasen  (Sp.  800).  —  Bode"-:  langes,  schweres 
Netz,  das  im  Gegs.  zum  ,Schwebe-N.'  am  Grunde  liegt 
VwSee;  Walensee.  ,Ein  Boden-  oder  Treibnetz.  Es 
besteht  aus  Faden;  je  feiner,  je  besser;  aber  auch 
schneller  der  Fäulniss  unterworfen.  (Der  Höhe  nach 
befinden  sich  40  Maschen  daran.)  Es  hat  viel  mehr 
Blei  als  das  Spannetz,  damit  es  mehr  abwärts  ge- 
zogen wird  (10-15  Pfd).'  N.  Alpina  1827.  —  Bar- 
be"-: Netz  zum  Barbenfang.  GLHartm.  1808,  80.  — 
Blauling-  Bläli'g-:  Netz  für  den  Fang  des  ,Bläu- 
lings'  ZS.;  auch  Z  Fischerordn.  1856;  1659,  SchwE. 
Klosterarch.  (.Bläuling-N.').  —  Blüemli-.  , Der  Schrei- 
ber des  Gotteshauses  [Wettingen]  habe  auf  einen  Mann, 
der  mit  verbotenen  Bl-en  in  der  Limmat  zu  fischen 
sich  unterfieng,  geschossen.'  1650,  Absch.  Vgl.  Bl- 
Garn  (Bd  II  423).  —  Röteli-:  Netz  für  den  Fang 
des  ,Röteli.'  1710/1856,  Z  Fischerordn.  —  Sack-:  = 
Sack-Garn  (Bd  II  423)  ZS.  —  Schlag-  s.  Kimger 
(Bd  III  658).  —  Schweb-  „LG.;"  ZS.,  Schu-ebi-  L: 
„eine  Art  Fischerreuse,  von  Garn  gestrickt";  s.  Bo- 
den-N.  Syn.  War-Lef  (Bd  III  1149).  Nach  Hartm. 
1808,  80  zum  Feichenfang  gebraucht.  ,Es  ist  auch 
aller  Schwebet  verboten,  wann  mit  Schwebnetzen  und 
den  grossen  Trachten.'  1512,  Fischer-Einung  für  den 
ZS.  ,Zwick-dörn'  unter  die  ,Schwebe-netze'  zu  setzen, 
ist  verboten.  1537,  BTh.  Fischerordn.  (Türler  1895). 
Auch  bei  Escher  1692,  109;  Z  Fischerordn.  1710/76. 
S.  noch  Schiceb-Garn  (Bd  II  424).  —  Schweib-:  = 
dem  Vor.?  B  (Zyro).  Vgl.  Fr.,  Ztschr.  VU  113.  - 
Schwächte"-:     eine    Art   Grund-N.    (s.  d.)    ZS.  — 


887 


Naz.  ucz,  liiz.  lmz.  nuz 


^s 


Spiegel-:  doppelwandiges  Netz,  'la.s  vorn  und  hinten 
grosse  rautenförmige  Haschen  (.Spiegel1),  auf  beiden 
Seiten  des  Mittelnetzes  enge  Maschen  hat  LReuss; 
\\\S.;  Z  rS.  —  Spann-.  ,Ein  Sp.,  das  3  l'fd  Flachs 
erfordert,  aus  15— 1600 Maschen  bestellt.  11 — 15  Klafter 
misst.'  N.  Alpina  1827.  S.  auch  Bodeti-X.  —  Spis-, 
in  ZErl.  -Netge'  f.:  kleineres  Netz,  das  dazu  dient, 
Köder  (Spis)  zu  fangen  Z  rS.  —  Streit'-:  engma- 
schiges Netz  zum  Groppenfang  TuEnn.;  s.  ONägeli 
1898,  47.  —  Trib-:  =  Boden-N.  Walensee;  Z  rS.  — 
Tribene"-:  =  Tribinen-Garn  (Bd  II  425)  ZErl.  .An 
Tribnernetzen.'  1659,  SchwE.  Klosterarch.  —  Wolf-: 
Fluni.  .Ein  güetli,  gen.  das  W.,  anderthalb  lnanns- 
mad.'  i486,  GKriess.  —  .Zuger-.'  1537,  BTh.  Fischer- 
ordn.  (Türler  1895,  8).  —  Zwirn-:  =  Barben-N. 
GLHartm.  1808,  80. 

Netz  er  in.:  1.  Netzfischer.  .Beschwerden,  dass 
die  N.  zur  Zeit  des  Gangfischlaichs  ihre  engen  Netze 
zu  weit  an  oder  in  den  Rhein  hineinsetzen.'  1774,  Th 
Fischerordn.  —  2.  Name  eines  Fisches  TuEnn.;  s. 
ONägeli  1898,  43. 

netze":  wie  nhd.  allg.  De  Finger,  Fade"  n.,  beim 
Spinnen,  Weben,  Einfädeln  Th;  Z;  oft  abs.  Spec. 
a)  von  Kindern;  s.  underen -machen  (Sp.  44).  Kerl. 
's  Chindli  hed-si'*  sehn"  wider  g' netzt  ZS.  In  der  ä.Spr, 
auch  abs.  .Sein  notturft  tuon  mit  n.  oder  beschmeis- 
sen.'  Tierb.  15G3.  .Dass  er  alle  stund  netzet.'  ebd. 
-  b)  unpers.  's  netzt,  von  feinem,  nebelartigem  Regen 
AABb.;  Tu;  Z  (auch  Dim.:  es  netzelet  ZDielsd.).  - 
ungenetzt.  ,U.  scheren',  hart  mitnehmen,  rauh  be- 
handeln. NJIan.  411.  ,Ich  bsorg,  uns  werd  gschorn 
ongnetzt.'  UEckst..  Rychst.     Syn.  trocken  scheren. 

ab-netze":  das  zum  Sticken  bestimmte  Garn  in 
Seifenwasser  legen,  damit  es  geschmeidiger  werde  G; 
vgl.  Abnetz-Tisch. 

a"-;  wie  nhd.  allg.  De"  Faden  a.  B;  Th;  Z.  Refl., 
sieh  ((.,  beim  Baden,  ehe  man  ins  Wasser  taucht,  aus 
Vorsieht  sieh  Stirn  und  Brust  benetzen  ZS.  Unpers., 
vom  Regen  Ar;  Th;  Z.  Es  hat  (nie  e"  chli",  chüm) 
a'g'netzt. 

in-:  jimmergere'  PA1.  (Giord.). 

ver-:  durch  Nässe  verderben  Bs;  Th;  Z.  Iez  isch 
der  Bhteme'staub  vernetzt  [nach  einem  Gewitter]. 
Schwzd.  Vernetzti  Frucht,  Getreide,  das  nass  gewor- 
den, nachdem  es  schon  geschnitten  war  Bs;  Th;  Z. 
Obertr.  ,Tuet  man  aber,  wie  ir  tuend,  da  bschüsst 
nüt,  hett  schon  yeder  ein  pfruend:  also  vertrinkend 
ir  das  üwer,  sack  und  seil,  kern  und  sprüwer,  und  so 
iis  alls  in  wyn  vernetzend,  denn  ir  1ms  und  hof  ver- 
setzend.' LTEckst.,  Rychst.  Verderben,  zu  Grunde 
richten,  ,Die  pundbrief  sind  vernetzt.'  144:!,  Lied. 
.Sn  wind  der  schimpf  ins  end  vernetzt  [der  Spass  zu- 
letzt verdorben].'  1471.  Lied.  ,Ee  etwas  versehetzen, 
dann  den  ganzen  handel  v.'  1531,  Stkickl.  (B).  ,Er 
hat  ihm  noch  kein  spil  vernetzt.'  1558,  4'obl.  VL. 
.Sollte  man  noch  ein  spil  v.,  wurde  sömlichs  dienen 
zu  verderbung  statt  und  landts.'  HBi'LL.   1572. 

Netzete"  f.:  vorübergehender  Regenschauer  Z 
Kiil,.  w.  's  iseh-mer,  eschömm  e*  tüchtigi  N.  KMey.  1860. 

Netzi  II  f.  .lluinor  linguae  deficit,  die  zung  ist 
im  dürr  oder  hat  kein  netze  mer.'  Fris. 

net/.le":  =  et  Jen  (Bd  I  629)  Bs. 

g'Ilitz:    wassersüchtig,   von   Schalen    ZU. 


Niese"    NiaZO  f.:    Nichte  PAL  -    In  BsSI.lt;  ZJfieue\ 

Niezling  Niazjing  m. :  Neffe  l'Al. 

nutz  (gesteigert  nützer,  nützest  B):  nütze,  a)  attr. 
.Guote,  nütze  [leistungsfähige]  niitgülte'n  und  gisel.' 
1395,  Gl  Urk.  .Recht  nütz  und  getrüw  geweren.'  1452, 
G  Stiftsarch.  —  b)  präd.  's  ist-der  nützer!  du  tust 
wohl  daran  (wenn  du  das  tust]  BE.  .Es  sei  viel  nützer 
für  mich,  wenn  ich  mir  dieser  Sachen  enthalte.'  Gotth. 

—  c)  adv.  ,[Der  Schulmeister]  werde  selbst  b'hören 
[die  Aufgaben  abhören]  müssen,  wenn's  neuis  n.  gab 
soll.'  Gotth.  .Wie  aber  merteils  beschicht,  da--  mau 
in  der  hitz  vil  redt,  das  nutzer  erspart.'  LLav.  1582. 

—  d)  subst.  ,üas  Nützest  sei,  man  mache...'  Gotth. 
un-.  in  ScnSt.;  Th  ;  Z  -nütz:  1.  annütz,  unbrauch- 
bar, untauglich,  's  ist  en  u-er  Vogel,  wo-n-uf  den  Eiere" 
hocket  und  s'  nid  üsbruetet  ScnSt.  (Sulger).  l'-i  Ba- 
utet, Entstellung  aus  Municipalität,  zur  Zeit  der  Hel- 
vetik.  CBiederm.  1893;  vgl.  Gl  Volksgespr.  76.  .Und 
wenn  ein  angurte  abgat.  so  sol  man  ein  andern  uu- 
gemant  in  vierzechen  tagen  an  des  unnützen  statt 
geben.'  1390,  Gl  Urk.  ,U.  sin.'  ,Es  were  an  eim  ge- 
lochte oder  andern  angriffen,  oder  was  ime  beschehc, 
daz  er  unnütz  were,  sich  selber  zu  weren.'  1398,  Gl 
Urk.  ,U.  werden.'  ,Und  welcher  dannethin  je  abgat 
oder  u.  wurde..  .'  1372,  Gl  Urk.  .Das  pherit,  das  in 
der  burger  dienst  u.  wart.'  1380,  B  Stadtrechn.  .Wann 
ein  Kählhofcr  unnütz  wurde  oder  stürbe.'  1665,  Hotz, 
Urk.  ,U.  machen.'  .[Gott]  unnütz  machet  unsern  radt.' 
Ruef  1550.  .Alle  Verschanzungen  unnütz  machen', 
schleifen.  1656,  DH.ESS1818.  ,36  Mühlwerkor  [-werke] 
wurden  unnütz  gemacht.'  JJSchet/chz.  17  t< '..  .her  Ort, 
wo  dieser  Wunderbrunnen  eigentlich  gestanden,  ist 
nicht  mehr  bekannt,  weil  derselbe  1550  aus  oberkeit- 
lichem  Befehl  verschlossen  und  unnütz  gemacht  wur- 
den.' JMüll.,  Altert.  —  2.  pflichtvergessen,  liederlich, 
verschwenderisch.  ,Der  unnütz  probst  von  Eichen, 
den  man  den  roten  probst  nannt.'  Vau.  .Begab  sieh, 
dass  ein  man  in  sinein  guot  und  hushaltung  so  u. 
würde,  dass  ein  uffall  beschäche  und  die  gälten  uf  die 
güeter  tringen.'  1545,  Absch.  .Wann  aber  von  wegen 
seines  unerbaren  leichtfertigen  oder  vertuonlicheii  We- 
sens und  unordenlieher  haushaltung  er.  der  vatter, 
abgesetzt  und  vögt  geordnet  worden,  sollen  diss  laal- 
die  vögt  sollichem  üppigen  unnützen  vatter  von  der 
kinder  hab  ganz  und  gar  nichts  folgen  lassen.'  1590, 
Bs  Rq.  .Unnützer  haushalter  und  Verschwender.'  ebd. 
,Ob  ein  Fraw  dennasen  liederlich,  vertrunken  und 
unnütz  were.'  GitAv.  LR.  1622.  .Wann  Einer  unnütz 
oder  verschwendig  sein  möchte.'  1666,  Aa  Weist.  ,Söl- 
liche  unnütze  Personen,  die  irer  .hingen  minder  Rech- 
nung band,  dan  unvernünftige  Tier  der  iren.'  AKi  nzli, 
Wint.  Chr.  —  3.  übermütig,  trotzig,  frech,  frevelhaft. 
,I)er  von  Vvonand.  so  eines  bilds  halb  by  sant  Jacobs 
capell  unnütze  wort  gebracht,'  1538,  Strickl.  (F). 
.Ist  Einer  in  Buss  erkannt  worden,  weil  er  seinem 
Stiefvater  unnützen  Bscheid  geben.'  lliSl,  (Ilik  1  "-<::.">. 
,Baden  hat  sich  sehr  unnütz  verhalten  mit  Trotzen 
und  linsen  Worten  wider  Zürich.'  TOGGENB.  KRIEG  1712. 

Si'h  u.  mache",  sich  ausgelassen,  angehörig  benehmen  Z. 
Mach-di'*  und  it.!  sagt  der  Lehrer  zu  einem  Schüler. 
.Em  Reimschmied  hat  in  elenden  und  säuischen  Rei- 
men sich  über  diesen  Hirsbrei  und  die  Schweizer- 
knaben u.  gemacht.'  JMüll.,  Altert.  —  4.  Familien- 
name. ,Hugo  Unnuz.'  1248,  Bs  Urk,   ,Cuonrat  Unnüzze; 


vy. 


Naz.  Dez,  niz,  lioz.  nuz 


S'.MI 


Ooli  U.  ze  nidren  Berkon.'  1348,  Aa  Weist  —  un- 
nützlich:  verschwenderisch.  ,Dass  sy  das  ir  u.  ver- 
zeerend.'  /  Mand.  1580.  .Diejenigen,  so  u.  Huss  ge- 
halten.' BSittenmand.  L628.  ,U-es Vertun.'  1600,  BsChr. 

kei"-:  1.  =  unnütz  1.  .Spricht  der  leim  ouch  zum 
hafner:  dyn  werk  ist  kein  nutz?'  OWerdm.  1552.  ,Ar- 
nolf  ist  der  erst  tütsche  Kaiser,  so  von  den  Stenden 
erweH  worden,  nachdem  Carle  kein  nütz  mer  gewesen.' 
JJRüsgbr  1606.  Nichtsnutzig.  ,0  Satan,  du  keinnitzer 
Buob.  dir  selbs  liest  gtnacht  ein  tiefe  Gruob.'  Com. 
Beati.  —  2.  en  Kei'nutz,  Taugenichts  GSa.  —  kein- 
nützeud:  =  un-nutz  2.  .Haushaltungen,  deren  elende 
und  k-e  Hausvätter  diser  Schwälgerei  ergeben  sind.' 
1611,  G  Mand. 

nüt-,  nüts-,  nünt-nutz  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Scii; 
Thj  W;  Z:  1.  adj.  N.  si"  a)  zu  nichts  taugen  Ap;  Gr; 
Th;  Z.  Wer  Nieme'd  nüd  traut,  ist  selber  nüd  nutz 
GnMai.  —  b)  sich  übermütig,  ausgelassen  benehmen 
Ap.  —  2.  subst.  E(nJ  X.-nutz,  Taugenichts  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Sch;  Th;  Z.  S.  auch  ver-jäuken  (Bd  III  35). 
Oft  als  kosende  Schelte  auf  ausgelassene  Kinder.  Du 
bist  en  chliner  Nutnutz !  „Nitnutzji  n.,  kleines  Schaf. 
das  nicht  gedeihen  will  W.-  —  3.  adv.  's  ist-mer  ose* 
nüt  nutz,  ich  fühle  mich  nicht  recht  wohl  ZO.  Ich 
heig  die  letzt  Nacht  nüt  nutz  g'schlafe".  Gotth.  — 
nüt-,  nüts-,  nünt-nutzig:  nichtsnutzig  Bs;  B; 
Tb;  Z.  Zu  Schelmenstreichen  aufgelegt,  ausgelassen 
Ap;  Sch;  Th;  Z. 

Nutz  AaWoIiI.;  GrD.,  sonst  Nutze;  Dim.  Nutzli 
Uw,  Nützeii  ZO„  Zoll.  —  m.:  1.  (jährlicher)  Ertrag 
a)  an  land-  oder  alpwirtschaftlichen  Produkten  Ap; 
B;  Gl;  GrD.;  Th;  üw (Nutzli);  Zu.,  S.;  unterschieden 
als  Gras-,  Heu-,  Obs-N.  usw.  De"  N.  ab-em  Land 
nie*  Z.  E"  grosse*  Schutz  [Frühjahrstrieb],  e*  Mine* 
X.,  von  Obstbäumen  und  Weinreben  AaWoIiI.;  ZS. 
Er  hed  e"  Guet  [bewirtschaftet  es]  um  de"  N.  GrD.  ; 
ZO.  Eine  mit  samt  dem  N-en  hüröte",  ne%,  eine  von 
einem  Andern  Geschwängerte  Ap.  ,Dnd  sol  man  den 
ze  Aadorf  zuo  den  zweien  n-en  zuo  Käseren  [einem 
.beschlossnen'  Hof]  weg  lassen.'  1469,  TiiAad.  üffn. 
,Unz  es  aber  grass  gibt  und  mit  nanien  zwen  nütz.' 
1472,  GBurgau  Offn.  .Welcher  in  den  drigen  zeigen 
rüthölzer  hat,  der  mag  die  rüten  und  dann  die  zwen 
nütz  inn  haben  sonder  vesen  und  näheren.'  1493,  G 
Krin.  Offn.  .Soll  der  selbige  solliche  rüte  zwen  nutz 
uf  ein  anderen  bruchen  und  buwen.'  1536,  ZTöss  Offn. 
S.  auch  ferggen  11  (Bd  I  1007),  Lechen-Hand  (Bd  II 
1394).  ,Wan  noch  nutzen  oder  fruchten  vorhanden.' 
Arl.  LB.  1585/1828.  Formelhaft:  N-en  und  Schaden. 
In  Pachtverträgen  wird  der  Tag  festgesetzt,  an  dem 
N.  und  Sch.  beginnen  sollen  B.  Am  Zistig  wellten- 
tner  N-en  und  Schaden  Jan  angän  BBr.  Insbes.  vom 
Milchertrag  der  Kühe  (Milch-,  Vech-N.J;  vgl.  Nutzen- 
Vieh  (Bd  I  651),  -Cime  (Bd  III  95).  Eine  Kuh  giH 
noch  kei"  N.,  kei"  N.  me  Th;  Z.  .Diejenigen  Kühe,  die, 
wie  sie  sagen,  den  ganzen  N-en  geben,  d.  h.  tragend 
auf  die  Alp  kommen.'  Steinm.  1802;  vgl.  auch  ,zu  N. 
laufen'  (Bd  III  1123).  An'n  N.  cho'  Th.;  Z.  .Du  bist 
wie  ein  Kalb,  welches,  wenn  es  selbst  an  N.  kommen 
sollte,  dann  erst  noch  in  Graben  kalberet.'  Inderm  izi 
1826.  .Wenn  Einer  dem  Andern  ein  tragendes  Haupt 
Vieh  gibt  und  dasselbe  auf  angegebene  Zeit  nicht  an 
N.  geht.'  Gl  LB.  1835.  Nutzli,  Ertrag  an  Milchpro- 
dukten, bes.  Käse  Vw.    .Die  Bauern  hören  gern  von 


guten  alten  Zeiten  reden,  wie  da  Alles  so  geraten  sei 
und  das  Nutzli  schön  gegolten  habe.'  Obw  Bauernbl. 
1893.  Ertrag  an  Butter  und  Käse,  den  eine  Kuhherde 
während  des  Sommers  liefert  GrD.  Hut  heind-sch' 
de"  X-e"  g'ferget  [zu  Tal  befördert].  —  b)  „Nutzli, 
Zins  BG."  .Die  selben  guldin  alle  hat  ouch  der  selb 
N.  N.  nach  des  obgenanten  X.  verjicht  im  und  sinen 
brüedern  jetz  gar  und  genzlich  usgericht  und  bezalt 
und  sind  in  guoten  n.  kommen.'  1418,  Gl  Urk.  Ge- 
fälle. Einkünfte  übh.  .Der  herzöge  hete  wol  eteswaz 
rechtung  und  nutz  und  zins  in  ir  lande.'  XIV.,  Z 
Jabrbb.  .Das  die  pünd  stret  selten  beliben  ir  herren 
an  allen  rechten,  herlikait,  nützen  und  diensten  an 
gefährde.'  ebd.  .All  ir  n.,  zins  und  gült.'  1475,  Bs  Chr. 
.Mit  allen  nützen,  renten,  gülten  und  zuogehörungen.' 
ebd.  .Nütz  mit  erbtitel',  erbliche  Nutzniessung.  ebd. 
S.  auch  Gült  (Bd  II  286).  ,In  n.  und  (in)  gewei"; 
vgl.  Gr.  WB.  VII  1029.  .Wer  dem  andren  sini  kind 
zuo  der  e  beriet  und  verendert  an  sin  vatters  und 
muoter  willen,  der  soll  dem  herren  zehen  pfund  ver- 
fallen sin  und  sol  im  denn  sini  kind  wider  in  n.  und 
in  g.  setzen,  als  vorhin.'  ScHwWangeu  Hofrecht.  ,Und 
darauf  han  ich  egenannten  ampt  und  lehen  bischof 
Fridrichen  zu  seinem  und  seinen  gotzhauses  banden 
in  n.  und  g.  geantwurt.'  1374,  GitMünst.  (Foffa).  — 
2.  Gewinn,  Vorteil,  wie  nhd.  allg.  Es  Nützeii,  kleiner 
Gewinn,  Genuss  Z.  ,Er  lait  den  minsten  tail  an  sin 
selbes  nuz.'  1336/1446,  Z  Jahrb.  ,Wol  mögend  wir 
mit  grossen  nützen  in  der  statt  das  unser  besitzen.' 
Kdef  1550.  ,Um  ein  kleine  Widerwärtigkeit,  da  inen 
ein  klein  nutzli  abgat,  fallend  sy  gar  hin.'  ebd.  .Von 
seinem  Dienst  noch  etwan  ein  Nüzlein  in  seinem  Leben 
haben.'  JUlr.  1727.  ,Zuo  nutz  brauchen';  s.  Zein-Gold 
(Bd  II  226).  Z'  Nutz,  vorteilhaft.  Was-mcr  an  eim 
Ort  verdiene!  hed,  hed-mer  am  en  andere"  Ort  wider 
üsge",  mängisch  z'  N.  und  mängisch  äuch  z'  Unnütz. 
L  Nachr.  1865.  —  3.  ,im  Nutz',  Fluni.  ZBaltersw. 

Ab-NutzBtw.,  sonst  -Nutze":  Niessbrau'ch,  bzw. 
Ertrag  eines  Gutes,  Kapitals  „Aa;"  B;  L;  S;  „Zg;  Z." 
Keine  von  äse"  Bure"  hei  hur  de"  A.  zage",  wo-n-ich. 
Schild.  .Sie  heiratete  anders  [zum  zweiten  Mal]  und 
hat  jetzt  einen  schönen  A.,  so  lange  sie  lebt;  sie  hat 
ihn  kaum  ganz  gebraucht.'  Gotth.  ,Wenn  Jemand 
seine  Frau  haben  wolle  um  den  Abnutz  ihres  Ver- 
mögens, so  könne  er  sie  haben.'  ebd.  .Dass  seine 
Hinterlassenschaft  seinem  Adoptivsöhne  zufallen  und 
seine  Frau  bis  zu  ihrem  Tode  den  A.  davon  haben 
solle.'  Amer.  Schweizerkai..   1890. 

Über-:  1.  überschüssiger  Ertrag,  a)  „Nebenertrag 
eines  Landgutes*,  spec.  Obstertrag  LG.;  ScHwMa.; 
Zg;  Z.  D'  Bäum,  's  Obs  sind,  ist  en  Ü.,  über  den 
eig.  Nutzen  an  Gras  oder  Getreide  hinaus  Z.  .Mit 
Kecht  nennt  man  den  Obstnutzen  Ü.;  fehlt  das  Obst, 
so  hat  man  dabei  nur  wenig  Mühe  verloren;  gerät  es, 
so  gewährt  es  grosse  Vorteile.'  HSchinz  1842.  Das 
Heime"  hat  en  grosse"  Ü.,  grossen  Obstertrag  Z.  .Das 
Balzenhäbli  samint  Garten,  Boden  und  Ü.  in  Lachen.' 
1868,  ScHwWangen.  .In  Betrachtung,  dass  jeder  Ge- 
meindsgenoss  sowohl  in  Gemeinde-Obstgewächs,  als 
auch  in  Holz  und  anderm  Ü.  in  gleicher  Weise  nutzte 
und  genutzet  hatte.'  1805,  MEsterm.,  Iiickenb.  ,Dass 
der  Ü.  von  den  Achran  in  des  Gottshuses  Hölzeren 
zu  Boot  dem  Gottshus  heimdienen  [zufallen]  solle.' 
BL'vs.  —  b)  Ertrag,  den  ein  Vermögensstück  über  die 
darauf  haftenden  Lasten  hinaus  abwirft.    Ein  Privater 


891 


Naz,  nez,  niz,  noz,  nnz 


892 


verzichtet  auf  einen  von  ihm  als  Leibding  angespro- 
chenen Grundzins;  dagegen  erklärt  seine  Gegenpartei, 
keinerlei  Ansprüche  gegen  ihn  zu  erheben  ,umb  keinen 
ü-en  noch  schaden.'  1374,  Z  Urk.  X.  verkauft  ein  Gut 
und  ,den  ü.  der  vogtberen  göeter,  was  die  besser  sind, 
denn  die  zweinzig  pfund  pfennig,  so  das  gotshus  zu  Rüti 
darin  hat.'  1415,  Z  Urk.  Er  habe  von  der  Metzger- 
zunft .den  ü.  und  die  rechtung.  so  sy  gehept  band  an 
dem  hus,  um  ein  summ  gelts  kouft.'  1423,  Z  Urk.  ,Vil 
höf  ze  erblächen  um  ein  ringen  zins  verlihen,  dero 
ü.  jetz  vil  giltet.'  XV..  Hotz.  Urk.  .Die  Suter  ab 
Valzeinen  gend  ein  rinschen  guldi  für  10  käs;  bringt 
eim  vogt  ü.  b'  batzen.'  1531,  Strickl.  (GSa.).  ,Xach  Ab- 
zug der  uf  diserm  Hus  stahnden  180  fl.  [hat  der  Käufer] 
mich  um  den  Ü.  des  Kaufschillings  zu  bezalen  ver- 
sprochen.' 1606,  Z  Kaufbr.  —  2.  mit  dem  XbbegritT 
des  Übermässigen,  wucherischer  Zins.  Bischof  Ulrich  V. 
von  ('hur  verschreibt  1341  der  Familie  Planta  für  ein 
Darleihen  von  200  Mark  einen  Jahreszins  von  20  Mark 
und  verpflichtet  sich,  ,die  übernütz,  die  sie  von  den 
200  mark  innerr.mend,  nümen  anzusprechen,  noch  als 
Wucher  wieder  zu  fordern  an  kein  Gericht.'  Ztschr. 
f.  schwz.  E.  ,Wuocher  und  ü.'  1513,  Absch.  (S).  ,Der 
reichtag  mit  wuocher  und  ü.  zusammen  legt.'  Z  Bib. 
1548/1707.  ,Vyl  gschwindigkeit  bruchstu  im  gelt,  das 
dir  der  ü.  zuofellt.'  1551,  Schausi'I'.  .Foenus,  wuocher, 
ü.,  gewün.'  Fris.  .Unzimlichen  ü.  auf  die  armen.' 
1572,  Absch.  (B);  s.  auch  grob  (Bd  II  690).  ,Umb  die 
Verforteilung  und  wuocherischen  U.'  1628,  B.  .Weilen 
dardurch  viel  U.  und  Vorteil  getrieben  werden  kann.' 
1!  Weimnand.  1739.  —  .  über-nutzig:  wucherig  L; 
'/,<;■  Z.« 

Eigc"-Nutz:  eigennütziger  Mensch  Bs.  —  Eige"- 
Nützer:  =  dem  Vor.  JMahl.  1674;  JCWeissenb.  1681. 

A  llmend-Nutze11:  jährlicher  Ertrag  der  All- 
mende  ZZoll. 

Alp-:  (jährliches)  Erträgniss  einer  Alp  an  Milch- 
produkten B;  Gr;  vgl.  Bühler  S.  6. 

I'n-Xutz:  Nachteil,  Schaden.  ,Es  wurd  merk- 
licher u.  daraus  erwachsen.'  ZWthur  Stadtb.  .Mit 
köstlichen  Kleidungen,  die  folgends  niehrenteils  umb 
ein  ring  Gelt  auf  die  Gant  geschlagen  oder  sonst  mit 
U.  und  X'achzug  verkauft  werden.'  B  Chorgerichtssatz. 
1667.  Heute  nur  noch  in  der  Verbindung  z'  U.,  nutz- 
los, zwecklos,  unnötig  Aa;  B;  Gr;  Xdw;  Zg.  Z'  I'.  (in 
BIO.  ,:'  unnutzem)  verbräche',  vertue*,  üsge",  e'wigge*, 
verschwenden,  vergeuden  Aa;  B;  Xnw.  D' Lid  ver- 
tuen ie:  ril  im  :'  I'.,  n-n"  friieher  alben  BR.  Wenn-me* 
Ching  het,  su  nntess-mc"  geng  :'  erst  a"  die  sinne", 
gäb-me"  Neids  z'  U.  üsgit.  Gotth.  ,Die  Kühe  geben 
nicht  Milch,  wie  sie  sollten...  Diesen  Weg  füttere 
man  fast  ganz  z'  U.'  ebd.  ,Sich  z'  U.  plagen,  z'  U. 
klagen.'  ebd.  ,X.  soll  darzu  seilen,  das  meistcr  Vith 
das  holz  nit  zu  u.  bruche.'  1551,  Sc»  Ratsprot.  ,Das 
Holz,  so  er  in  die  Kuchi  braucht,  [soll  er]  suber  zuc- 
sammen  haben  und  dasselb  nit  zue  u.  verbrennen.' 
XVII.,  AAMuri.  .Zu  U.  gan',  verloren,  zu  Grunde 
gehen.  .Dormit  nit  hufen  holz  ze  u.  gang  und  ver- 
fule.'  1556,  LKriens  Amtsrechn.  ,Es  sei  schad,  dass 
er  nit  vermöge  etwas  einzumetzgen  und  im  Hauch  zu 
deeren :  sein  Haus  sei  immerdar  voll  Bauch,  der  gange 
eben  z' Grund  und  zu  1'.-  Sohihppr.  1051.  ,Die  Schneg- 
gen  zersprengen  sie  [die  Fässer]  und  gehen  zu  U.' 
HEEscher  1692.    ,'s  möcbt  uns  sust  etwas  z1  U.  gan.' 


Com.  Beati.  ,Zuo  u.  kommen.'  1565,  Landw.  Cur. 
Z'  U.  si",  nutzlos,  überflüssig  sein  GitPr.;  Xdw.    Das 

ist  Alls  z'  TT.  —  ver-un-nutzen:  nutzlos  machen, 
zu  Grunde  richten.  .Ich  meint,  ich  sollt  der  kuchi 
warten,  das  mir  die  unflät  nüt  umbkarten  oder  sunst 
anders  verunnutzt.-  JBinder  1535.  .Sin  wort  drü  mal 
ee  verunnutzet  wird,  ee  es  uf  den  rechten  boden  grat.' 
Kkssi.. 

Sui!imcr-Nutz(c»):  =  AIjj-N.  B;  Gr. 

Werchtig-Nutz.  .Nydhart:  Du  Wärchtigteufel, 
tuost  du  nüt?  —  Werchtigteufel:  Und  gwünend  ihr 
nur  d'  Fyrtigbüt,  so  ist  doch  mein  der  W.'  JMahl.  1674. 

nutze"  1:  1.  (den)  Xutzen  aus  Etw.  ziehen,  nutzen 
Aa;  Bs;  B;  Gl;  L;  S;  ZS.  ,Von  dem  Vermögen,  das 
er  Jahre  lang  in  Händen  gehabt  und  genutzet  hatte, 
gab  er  keine  Rechnung.'  Gotth.  .Der  Spital  nutzet 
den  besten  Teil  diser  Pfarr.'  JJRveger  160t;.  En 
Acher  n.,  ihn  bebauen  und  den  Ertrag  für  sich  ver- 
wenden Aa;  BsE.;  ZS.  Abs.  Wer  nutzt,  der  putzt 
LG.,  Rsprw. :  wer  die  Nutzung  hat,  hat  auch  die  Be- 
sorgung. Wer  will  nutze",  der  seil  putze*.  Schilp. 
Spec.  vom  Milchertrag  der  Kühe.  Wir  nutze"  vil, 
trenig,  unsere  Kühe  geben  viel,  wenig  Milch  BSi.  ,Die 
alpgenossen,  so  in  Suriner  alp  nutzen!'  1513,  Tausch- 
brief zw.  U  und  UwE.  —  2.  geniessen,  spec.  als  Arznei 
einnehmen.  ,Der  von  einem  wüetenden  hund  gebissen 
ist,  soll  junger  hüeneren  brüeyen  n.'  Vogelb.  1557. 
,üass  man  darzwüschend  keinen  wein  nutze.'  ebd. 
.Melissen  nüchteren  genützet,  erwärmet  den  kalten 
Magen.'  S  Kai.  1726.  .Knoblauch  gesotten  im  Wasser 
und  gemischet  mit  Zucker  und  Honig  und  das  genutzt, 
benimt  die  Heisere.'  ebd. 

ab-:  wie  nhd.  allg.  Durch  Abweiden  ausnutzen. 
.Xachgehnds  hat  man  angefangen,  die  Wälder  aus- 
stocken, die  Alpen  von  dem  Vieh  abnutzen.'  JJScheuchz. 
1708;  dafür  1746:  ,die  Alpen  vor  das  Vieh  zu  ge- 
brauchen.' --  Ab -Nutzung.  ,Von  der  A.  in  den 
Alpen  soll,  was  nit  zu  Erbesserung  derselben  ver- 
wandt wird,  den  Bergsässen  wie  den  Teileren  zukom- 
men, und  soll  unter  dem  Wort  A.  nichts  anders  als 
Heuw  und  Streue  gemeint  sein.'  1701.  Omv  Rq. 

über-nutze":  durch  Verschiebung  der  Grenze 
zweier  Grundstücke  den  Xachbar  schädigen  Z.  Einen 
mit  Wucher  übergreifen  oder  mit  Pflügen  und  Zäunen 
seinem  XTachbar  etliche  Furchen  oder  Fussbreit  Land 
abzwacken  Bs  (Spreng);  übervorteilen,  ausbeuten. 
Jeder  der  beiden  Teile  hat  , vermeint,  das  der  ander 
in  uberfüere  und  übernutzote.'  1502,  Z  l'rb.  ,Das 
alles  band  pfaffen  erdacht,  die  puren  umb  das  ir  ge- 
bracht und  übernutzt  den  gmeinen  mann.'  UEckst. 
.Wer  alhie  mit  sinen  anstössenden  nachpuren  in  ge- 
legnen güetern  spänig  ist  und  vermeinte,  sin  anstösser 
übernutzete  in,  der...'  1535,  ZKlgg  Herrschaftsr.  .lud 
wurden  hiemit  von  den  tagnouwern  und  anderen  gmei- 
nen höheren  merklich  übernutzet.'  1556,  Z.  ,Die  Ar- 
men hielten  darfür,  als  werden  sie  von  den  Riehen  in 
der  Allmendnutzung  wider  Recht  und  Billigkeit  über- 
nutzet.' 1651,  Obw  Rq.  .Der  Kechtstag  gegen  die 
Landvögte,  die  zu  strenge  Bussen  ausgesprochen,  und 
über  Diejenigen,  die  andere  übern utzt.'  1653,  L.  .Wer 
den  Anderen  auf  dem  Feld  um  drei  Furren  oder  mehr 
übernutzet.'  Bs  Landesordn.  1757.  .Die  Alpen  werden 
[durch  zu  viel  Weidvieh]  beschwert  und  ihre  Mitkilch- 
genossen  vernachteiliget  und  übernutzet.'   1791,  Obw 


sm:; 


Natz—  nutz.    Nafzsr— mitzj 


K'.l.l 


Rq.  —  Über-Nutzi"gl  f.  .Sich  der  ü-ungen  an  zins 
und  zechenden  wideren.'  Kessl. 

üf-nutze°:  =  nutzen  1.  .Als  solle  ein  Creditor 
seine  Pfandrecht  auf  Denjenigen,  so  die  Atzung  oder 
das  Heuw  aufnutzet,  ausüeben.'  1750,  Schw  Eq. 

„er-:  durch  Gebrauch  ab-  oder  auszehren,  z.  li. 
eine   Wiese  B;  VO;  Gl." 

üs-:  wie  nhd.  Bs ;  B;  Th;  Z;  „Etwas  so  lange 
gebrauchen,  bis  es  nichts  mehr  taugt,  z.  B.  von  einem 
Kleid  B;  VO;  Gl."  --  „Us-Nutzerli  n.:  Licht- 
knecht Z."     Syn.  Proßterli. 

Nutzi°g  f.:  wie  nhd.  Spec. :  .Darnach  nützung 
stat  von  dem  aekher  und  zu  der  brachung.'  1522,  Th 
Urk.  ,Wann  es  den  Hinderen  nutzlicher  were,  solche 
[Fahrhabe]  zu  verkaufen,  aus  dem  Erlösten  die  Schul- 
den bezahlen,  wo  aber  keine  [Schulden]  wären,  sol- 
ches au  die  Nutzung  stellen.'  SMutach  1709. 

.Über- II:  Geniess,  usura,  feenus,  was  das  Grund- 
stück über  den  gebührenden  Geldzins    noch  abwirft.' 

SULGF.R. 

Jars-:  Jahresertrag  BSi. 

nutzlich:  1.  nützlich,  nutzbringend  Bs;  Z.  's  isch 
e"  rerdriessligi  Sach,  wenn  e"  Möntsch  nie  recht  zue- 
n-im  selber  vor  G'schäfle'  chunnt,  und  doch  isch  's 
Mängem  aw*  n.  Breitenst.  Die  Tagleistungen  der 
VOrte  haben  die  von  Obwalden  zwei  Mal  nacheinander 
und  die  von  Nidwaiden  jeweilen  das  dritte  Mal  zu  be- 
suchen, ,sy  syent  dann  nutzlich  old  schedlich.'  1548, 
Absch.  Spec.  a)  ,n-e  Gewer'  =  .Nutz  und  Gewer.'  den- 
selben hof  er  lang  und  vil  zites  in  n-er  gewer  gehebt.' 
1387,  G  Klosterarch.  ,Und  setzend  mit  disem  brief 
in  all  guot,  rüwig,  nützlich  gewer  und  lipliche  be- 
sitzung  des  obgeschribenen  koufs.'  1450,  Gr  Urk.  - 
b)  .Die  Gesandten  sollen  nicht  schuldig  sein,  über  die 
sog.  zehen  nützlichen  Tage  zu  Bellenz  auf  ihre  Kosten 
zu  bleiben,  sondern  diejenigen,  welche  ihrer  weiter  j 
begehren,  sind  verbunden,  sie  auf  eigene  Kosten  zu 
erhalten.'  1644,  Absch.  Vgl.  die  .nützliche  Frist'  (tem- 
pus  utile)  der  heutigen  Espr.  —  2.  dauerhaft,  solid,  i 
von  Kleiderstoffen  Bs.  Het  g'wüsst  z'  säge*,  icelches  e" 
bessere'  Stoff  und  welc*es  e"  n-er  Tuech  slg.  Breitenst. 

nütze",  in  Bs  nutze"  II:  1.  wie  nhd.  Oft  mit 
Acc.  P.,  bes.  bei  unpers.  Gebrauch  Bs;  Gl;  GrD.; 
Th;  Z.  Was  nutzt  's  mi'h?  Bs.  Ei  muess-dic''  nüd  n..' 
das  wird  dich  teuer  zu  stehen  kommen  (Drohung) 
ZZoll.  So  stell  dieh  uf  de"  Grind,  du  dumme*  Choge"!  j 
Ja  inne"  muest,  das  nützt-dich  nu"  mit.  Alpenp.  1871 
(Gl).  Was  nützt-mi'h  das  Dängle"?  Bühler,  Chrest. 
,Ein  ryssle  aus   des  vogels   näst   under   den   pfulwen 


gelegt,  nützt  die  weetagen  des  haupts.'  Yogelb.  1557. 
,Den  bapst  möcht  ich  sunst  gar  nüt  nützen.'  B  Eas- 
nachtspiel  1558.  ,[Der  Prädikant]  nützt  grad  Die,  so 
nicht  lesen  können:  er  nützt  sie,  wann  sie  krank  sind, 
mit  hätten,  trösten.'  Fasi  1696.  .Was  nutzt  die  An- 
verwandtschaft den  StudiosumV'  Goliath  1741.  Häutig 
neg.  in  Verbindung  mit  einem  Comparativ,  um  den  höch- 
sten Grad  auszudrücken:  (besser,  schöner,  wüester  usw.) 
nüteti,  nützt  nüt  (Satzaccent  auf  nützt(ij)  Bs;  B;  S; 
Th;  U;  Z.  De"  WV  ist  guet,  besser  nützt  nüd.  En 
alt  Wib,  wüester  nützt  mit.  's  G'schäft  lauft,  schöner 
nützt  nüt.  Der  Mänz  und  's  Griteli  hei"  enanqere" 
gern  g'ha"  wie  recht,  besser  nützt  mit.  Schild.  Schöner 
nützt  nüt,  a's  der  Friden  unger  Chnechten  und  Meister- 
lüte".  ebd.  ,Das  hätte  sich  treffen  müssen,  dass  beide 
da  zusammen  gekommen,  schöner  nützte  nichts.'  Gottu. 
—  2.  (Oppis,  nüt)  n.,  leisten,  „arbeiten,  lernen,  bes. 
von  Kindern  Aa;"  B.  „Du  hast  heut  nichts  genützt." 
Ich  will  derwilen  Oppis  gä"  n.   Kosmopolit  1782. 

Nützi  f.:  =  Nutz.  ,Mit  aller  ehafti,  rechte  und 
nütze,  so  darzuo  höret.'  1337,  L  Urk.  —  Abstr.-Bildung 
zum   Adj.   nutz  (ahd.   nuzzi). 


Natzg      nutzg. 

nätzge":  1.  „sich  mit  Mühe  an  Etwas  zerarbeiten, 
fürab  mit  Holzarbeiten  ungeschickt  umgehen",  un- 
geschickt schneiden  ApK.;  GWidn.  Syn.  chaflen  3 
(Bd  111  156),  rätz(g)en,  —  2.  mit  Geräusch  nagen, 
essen  ApK.,  M.  Syn.  chaflen  1,  nätschen.  —  3.  „laut 
weinen  GSax." 

geneizge":  zanken,  mit  Worten  streiten  W. 
Vgl.   Nihil,   netzen,    bedrängen,    plagen,    beschädigen,   gnt. 
ganaitjan,  schmähen,  lästern. 

nutzge":  =  nutzen  I  1.  .Keiner  soll  gezwungen 
werden,  von  einicher  anderen  Mur  Schätzung  ze  geben, 
dann  allein  von  einer  sömlichen,  die  under  synem 
Tach  ist  und  die  er  nutzget.'  B  Gerichtssatz.  1015. 
,Was  ein  Jede  [Klosterfrau]  mit  ihr  in  das  Closter 
brocht,  hat  sei  noch  ihrem  Gefallen  genutzget  oder 
wider  verschenkt.'  XVII.,  LEathh.  (Hauschron.).  ,Der 
Verkäufer  wird  die  Bäum  zu  n.  haben.'  1768,  F  Kauf  br. 

er-:  =  er-nutzen  „B;  VO;  Gl." 

ver-un-:  =  rer-un-nutzen.  ,Das  Obs  werde  verun- 
nutzget  und  der  Most  mit  Unmass  getrunken.'  1695, 
Z  Synod. 

üs-:  =  üs-nutzen  BStdt;  ,exhaurire  fundum.'  Id.  B. 


89:, 


Ha.  be,  bi.  bo,  bu 


896 


B-,  P- 


I$a,  be,  bi,  bo,  bu. 

Ba,  Pä  m. :  Lallwort  für  .Papa'  Ar;  Ndw;  geziert 
st.  Vater  GjiChnr  (nach  einer  Angabe  mir  bei  der 
Bevölkerung  romanischen  Ursprungs). 

ba:  1.  (emphatisch  pa,  auch  wiederholt)  Interj. 
der  Abweisung,  oft  von  abwehrender  Gebärde,  Kopf- 
schütteln begleitet  AALeer. ;  B;  Gr;  LG.  Auch  der 
Geringschätzung,  Gleichgültigkeit  Gr;  Ndw.  Ba,  mag 
nüä  dem"  g'höre*  LG.  ,Bat,  ein  stimm,  wenn  wir 
einen  straaffend  oder  heissend  schweigen,  ey,  pa.' 
Fris.  ;  Mal.  —  2.  p'ha  a)  auchjp'Aä,  als  leichte,  auch 
geringschätzige  Ablehnung  einer  Frage  oder  Behaup- 
tung, oft  mit  Achselzucken  verbunden  Th;  Z.  Syn. 
p'hö.  Auf  die  Frage:  wie  geht's'?  erhält  man  z.  B.  die 
Antwort:  p'ha,  so  so  (ich  chönnt  's  nid  g'rad  meine"). 
A:  Er  hat  si"  Such  guet  <f  macht.  B:  P'ha,  's  macht- 
sirh!  P'ha  ja',  was  fällt  dir  ein,  das  fehlte  noch!  Z. 
Auch  zum  Ausdr.  der  Enttäuschung.  P'ha,  ich  ha" 
//weint,  was  il'  wellist  säge*!  Z.  —  b)  p'ha,  p'ha! 
sachte,  sachte!  ZZoll.  —   Zur  Aspiration  bei   -  vgl.  poto 

'ä-bä'  AALeer.;  Ar  (-bäj;  Bs;  1!  (auch  «-);  GnChur, 
ObS.,  UVatz  (-bä),  Val.;  Th;  W;  ZIrch.,  Lag.,  Stdt  (auch 
-bä),  äbu  Gr,  ajipii  AALeer.,  Zein.;  Ar  (-ä) ;  Bs;  B; 
GRChurw.;  Tri,  dpa  BSi..  'ä-ba  Ap;  W;  Zg;  Z  (auch 
verst.  äbäbä),  -ba  GltGlar.,  L.,  Luz.,  Trimm.;  Ndw;  U; 
Z,  'äppA  AAZein. ;  Bs;  UwE.;  Z,  äppa  GfiGlar.,  äppäss 
Bs;  Z.  äbdss,  äppäss  Z:  1.  wesentlich  =  6a  1;  Interj. 
der  Abweisung,  der  Ungläubigkeit,  des  Unwillens,  im 
S.  v.:  ach  was!  lass.  geh,  schweig  doch!  unmöglich! 
aaOO.  A.,  ich  mag  nüt  nie  g'höre"  (säge",  mit  Dem 
.'  tue"  ha").  A.,  gang-mer  e*weg  mit  dem  G' schwätz! 
Auch  etwa  als  Ausdr.  der  Entschuldigung  (eig.  des 
Unwillens  gegen  sich  selbst,  weil  man  einem  Andern 
weh  getan  hat)  Z.  —  2.  Interj.  des  Erstaunens,  der 
Verwunderung  i.  S.  v.  ei  was!  ist's  möglich?  Ap;  Bs; 
GRVal.;   U;  W;    Z. 

Vgl.  a  /  (Bd  I  2),  rt  IV  -J  (Bd  I  3.  4).  ä  V  (11,1  I  4). 
Unsere  Formen  erklären  sich  als  verstärkende  Verbindungen 
dieser  Interjektionen  mit  ba  (pa).  Doch  kommt  z.  T.  auch 
lautliche  Entwicklnng  ans  der  gleichbedeutenden  Verbindung 
ü-(ä-)wa(»)  in  Frage,  indem  intervoc.  w  sehr  oft  in  den  Ver- 
schlusslaut übergeht.  Vgl.  iusbes.  die  Formen  mit  auslauten- 
dem «,  die  freilich  auch  auf  blosser  Verquickung  beruhen 
können.     S.   noch   AHeusler   1888.   57. 

ha  I:  1.  Interj.,  Nachahmung  der  Stimme  des 
Schafes  A.i;  Bs;  B;  Z.  .Wenn  ein  Schaf  vorüber  lief. 
so  machte  er  bä.'  Gotth.  —  2.  subst,  Dim.  Bali,  Name 
des  Schafes  (Kdspr.)  Bs;  B. 

Häli-Bä:  =  Bä  2  AASchinzn. 

bä  II:  Ausruf  des  Spottes,  von  entsprechender  Ge- 
bärde begleitet  B.  —   Viel],  identisch  mit  dem  Vor. 

bä  III:  nur  in  dem  Ausruf  schöne  bä  bä '  womit  man 
Kinder  auf  etwas  Glänzendes  aufmerksam  macht  GTa. 

Haier  P-  m.:  1.  Volksname.  allg.  ,Gott  ist  kein 
peier  nit  [lässt  nicht  mit  sich  spotten]:  er  kummt  mit 
straf    zu    siner    zit.'    Lenz   1499.     .Bayer,    Schweizer. 


Schaffhauser  einfache  Örtlin  11  g.-  L  Münzordn.  1771. 
S.  noch  Hand  (Bd  II  1380).  —  2.  (verst.  Sau-B.) 
Schelte  auf  einen  schmutzigen  Menschen  GW.  — 
:!.  mageres,  ausgewachsenes,  zum  Mästen  taugliches 
Schwein  Bs  (Becker).  Rotweisses  Schwein,  angeblich 
bair.  Zucht.  Rocbb.  1857,  I  118.  S.  noch  Baier-Süu-. 
Hieber  wohl  der  Seh  und  Z  Familienname  ,feyer"  (,Jagle 
Schneider,  genannt  Peyer.'  1G53,  AaWett.  Klosterarch.l,  viell. 
auch  der  Ortsname  JBaierschen'  ZHittuau.  ,Der  acker  zum 
Paygerscher  bei   der   Schrenuen.'    1346,   /. Klir^r. 

ban :  1.  gew.  wiederholt  bau-bau!  Interj..  womit 
man  Kinder  schreckt,  z.  B.  wenn  man  ihnen  vermummt 
entgegen  tritt  Ap;  Gl;  Gr;  Ndw  (bai-bai).  Bau-bau 
mache",  Jmdm  Furcht  einjagen  Gl.  —  2.  in  der  RA.: 
Es  ist  nur  bau-bau,  von  Kindern  gebraucht,  um  eine 
vom  Verkäufer  angepriesene  Ware  herabzusetzen,  eine 
Behauptung  als  unwahr,  eine  Drohung  als  nichtig  hin- 
zustellen Gr.  —  3.  subst.  Bau  Gr;  Ndw  (Bai,  PI. 
unver.  oder  Baije*),  Bau-bau  Gl;  GuChurw.,  1».,  Glar., 
Luz.,  Schud.;  GSchännis;  ScHwReich. ;  Ouw  ;  U,  Bd-hau 
GSa.;  Schw  —  m.,  Sclireckmännchen,  „Poltergeist," 
Syn.  BÖli-Mann  (Sp.  271).  Ihr  B.  chunnt!  Der  B. 
mache".  MLienert.  Ld",l-mer  nüd  der  B.  ine",  's  Büe- 
beli  ist  jo  wider  fnne'    Scnw   (Wiegenlied). 

Vgl.  die  syn.  Gruppe  wau.  Wack.,  Voces  36  führt  .Bau- 
bau' neben  ,Wanwau'  als  Bezeichnung  des  Hundes  in  der 
Kdspr.  an. 

Bu  tzi-  m.:  1.  =  Bau-bau  Gl;  Gk  (selten  als  Interj.). 
Syn.  Bau-Butr.(i).  Vom  wilde*  Geissler  würd  das  Gedö" 
cho"  si*.  der  d'  Nacht  düre"  der  B.  machet  und  bi  Tai/ 
in  de*  Löcher  stechet.  Scuwzd.  (Gul'r.).  .Schweig,  sagen 
die  Eltern,  Kinderwärterinnen  usw.  zu  den  schreien- 
den Kindern,  oder  der  Bettler  nimmt  dich,  der  B. 
frisst  dich.'  Gr  Sammler  1782.  —  2.  vermummt,'  Ge- 
stalt in  der  Fastnacht  GitChur;  s.  Vonbnn  1862,  68. 
—  3.  euphem.,  der  Teufel  GrRIi. 

Bauel  m.:  1.  Hund  BBe.  (Kdspr.).  —  2.  Bunuel, 
P-,  Schreckgespenst  BR. 

Baui  (PI.  Bauen«*,  seltener  unver.)  m.  GA., 
„Bau(w)i  Vw",  Baiwi  Ndw,  „Bo(w)i  Vw  —  n.",  in 
Ndw  m.  und  n.:  Schreckgespenst.  Popanz,  \  ogel- 
scheuche. 

Länder-.  „Zur  Revolutionszeit  wurde  das  be- 
waffnete helvetische  Regierungsschiff  auf  dem  VwSee 
spottweise  das  Länderbauwi  oder  -bowi  genannt. - 

B  a  u  w  ö  z  i  Bounv- :  =  Baui  BR. 

Baiiele"  I  f.:  Name  eines  über  einem  Rundholz 
röhrenartig  geformten  Gebäcks  ;  s.  B  Kochb.  1830,  230. 
Mit  Mandelzusatz:  ,Mandel-B.'  ebd. 

( Z  ige r-)  Bauer  in.,  lt  einer  Angabe  in  GlS.  P-  n. : 
aus  Tannenrinde  verfertigter  Behälter,  worin  der  Zie- 
ger (zur  Gärung)  auf  den  Alpen  aufbewahrt  wird 
Gl;  vgl.  N.  Alpenp.  II  11  a.  .Das  Rindenschälen  zu 
Bauern  und  Burdenen  ist  den  Sentenbauern  gänzlich 
verboten.'  1820,  Gl  Ges.   ,Käse-  od.  Zigermagazin'  GlS. 

Aus  dem  syn.  Bür  n.  (Nbf.  von  Bür),  bzw.  aus  einem 
daraus  entwickelten  "/>'»-,,■  mit.  Eiatusdiphthongierung,  die 
freilich  Gl  sonst  nicht   kennt.     Ein  ganz  analoger  Fall   lieg! 


897 


Ba,  be.  l>i,  bo,  Im 


SM, 


aber  vor  in  dem  Sp.  :!7.j  unerklärt  gebliebenen  PI.  IHmren 
zu  einem  Sg.  'Mauer  aus  '  Mii-er,  mhd.  iniur(e),  Nbf.  von 
mür(e).      Das  Schwz.   Milchbuch    113   schreibt.  , Baier.' 

Bes.  Jos  II  (Bd  III  75). 

lie,  meist  hebe:  1.  Interj.  des  Schmerzes  in  der 
Kdspr.  B;  L;  G;  Th;  Ndw;  Z.  Es  macht  ßueV-mer  &..' 
Las*  das  [z.  B.  ein  schneidendes  Werkzeug]  si",  es 
macht-der  &..'  warnender  Zuruf.  —  2.  Befli)  Ap;  G; 
Tu;  ZO.,  gew.  Seif  (Dim.  Bebeli,  Bebecheli),  Schmerz- 
empfindung;  leichte  Wunde.  Verletzung  AaF.;  Ar;  B; 
L;  G;  Sch;  SchwE.;   Th;  Ndw;   Z.     (Es)  B.  ha". 

Aus  dem  syn.  (icenre.  Der  Acc.  ruht  in  der  redupli- 
cicrten  Form  in  der  Regel  auf  der  1.  Silbe,  nur  für  ZO.  ist 
VUbi  bezeugt.      Vgl.   noch    lli-bi  II,  Bii-bö. 

heli-be:  Schlittenruf GRag.  Vgl./ie7e«(BdII  1142). 

be-  p'-  bzw.  fei-,  be'-:  Prüf,  vor  Verben,  dann  auch 
vor  Nora.,  in  echt  mundartlichen  WW.  verhältniss- 
mässig  selten.  Es  zeigt  im  Allg.  die  seihen  Bedd.  wie 
in  der  Schriftspr. ;  von  Besonderheiten  mögen  etwa 
folgende  angeführt  werden:  1.  be-  steht  zuweilen  ohne 
besondere  Bed.,  so  dass  die  Zss.  keinen  andern  Sinn 
hat  als  das  einfache  W.  So  in:  bevogten  (Bd  I  710), 
sich  befinden  (ebd.  849),  sich  befreiten  (ebd.  1255),  be- 
kennen (Bd  III  314),  bekränken  (ebd.  835),  bescheiden, 
sich  beschämen,  beschläferen,  beschliessen,  sich  beschwä- 
chen  (Kessl.),  bedürfen,  bezüchtigen  ua.  —  2.  be-  steht 
i.  S.  v.  andern  Präf.,  so  in  befclchen  (Bd  I  799),  (sich) 
begeben  (Bd  II  91/2),  beheften  (ebd.  1063),  beholen  (ebd. 
1154),  behören  (ebd.  1576),  beiigen  (Bd  III  1214),  be- 
reichen,  erreichen,  beschlipf'en,  ausglitschen,  besengen, 
versengen,  betatschen  =  ertätschen,  sich  betragen,  sich 
vertragen,  bewenden,  ab-,  verwenden  ua.  —  3.  be-  wech- 
selt ziemlich  häufig  mit  ge-;  s.  darüber  Bd  II  50,  wozu 
noch:  bekomen  (Bd  III  282),  sich  beleben  (ebd.  972), 
(üf-,  in-Jbeleiten  (ebd.  1493).  beragen,  beschänden;  be- 
hüf(tjig  (Bd  II  1051),  behörig  (ebd.  1579),  bechäm 
(Bd  III  257),  berüerig;  Behick  (Bd  II  1120),  Behüs- 
mann  (Sp.  263).  —  4.  mit  ge-  berührt  sich  be-  auch 
darin,  dass  es  wie  jenes  (s.  Bd  II  47)  vor  Verben  das 
Eintreten  oder  Andauern  eines  Zustandes  bezeichnen 
kann;  vgl.  behocken  (Bd  II  1124),  behangen  (Bd  II 
1443),  bekalen  (Bd  III  193),  bekleben  (ebd.  612),  be- 
stecken, bestan.  —  5.  be-  steht  in  Verbindung  mit  an- 
dern Präf.,  insbes.  mit  ent-  und  er-;  vgl.  ent-,  er-behützt 
(Bd  I  403),  er-befinden  (ebd.  849),  ent-behan gen  (Bd  II 
1444),  er-bejäten  (Bd  III  84),  ent-,  er-bekimen  (ebd. 
262),  ent-,  er-bekomen  (ebd.  282).  —  6.  manche  Zss. 
mit  be-  sind  der  Schriftspr.  fremd;  z.  T.  gilt  dies  aller- 
dings schon  vom  einfachen  W.  So  z.B.:  beelenden 
(Bd  I  177),  bevilen  (ebd.  777),  beglimpfen  (Bd  II  628), 
behoben,  -heben  (ebd.  916),  behöben  (ebd.  977),  behofen 
(ebd.  1039),  behuckt  (ebd.  1128),  beheimen  (ebd.  1285), 
behüsen  (ebd.  1743),  bejagen  (Bd  III  18),  bejäten  (ebd. 
84),  bekiden  (ebd.  149),  bekimen  (ebd.  262),  benachten 
(Sp.  662),  bereichen,  beriehen,  berechten,  beräuken,  be- 
sachen,  besahen,  beschieben,  beschulden,  beschelken,  be- 
schützen, bestössen.  —  7.  ebenso  gross  ist  die  Zahl 
der  Zss.,  die  die  Volksspr.  mit  der  Schriftspr.  gemein 
hat,  aber  in  verschiedener  Bed.,  welche  z.  T.  eine 
mehrfache  ist.  Man  vgl.:  befrit  (Bd  I  1265;  in  Gl 
lautet  die  offizielle  Anrede  an  die  Landsgemeinde- 
bürger: .Befreite,  liebe  Herren  und  Landlüt'),  ferner 
begän  (Bd  II  32),  begeben  (ebd.  91),  begegnen  (ebd. 
146),    begrifen   (ebd.  717),   begrüessen  (ebd.  813),    be- 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


haften  (ebd.  1058),  behalten  (ebd.  1237),  behaupten 
(ebd.  1500),  beherz(ig)en  (ebd.  1662),  bekomen  (Bd  111 
281),  bekümberen  (ebd.  302),  bekantUeh  (ebd.  372),  be- 
lecken (ebd.  1246),  belangen  (ebd.  1334),  be-geleiten 
(ebd.  1492),  berechtigen,  berichten,  bereden,  bereiten, 
besüfen,  Besatzung,  besetzen,  besitzen,  beschissen,  be- 
schiessen,  beschriben,  bestellen,  bestan,  bestüren,  bedenk- 
lich, betrüeben,  betragen,  beziehen. 

Soweit  die  Zss.  mit  be-  echt  volkstümlich  sind,  erscheint 
das  Präf.  in  apokopierter  Gestalt  als  p-,  doch  nur  vor  Dauer- 
lauten:  allg.  vor  Vocalen,  dann  vor  r,  l,  e,  sch,  h,  tw.  auch 
vor  n,  vor  eh  (so  in  AaLeer. ;  B;  G1K.),  vor  /  (so  in  B.  in 
G1K.  nur  in  pfogte*;  vgl.  auch  bevilen  Bd  I  777)  und  vor  z 
(wobei  die  Verbindung  pz-  zu  /m-  erleichtert  wird:  pmh", 
flieh*);  b-  statt  p-  tritt  ein,  wenn  das  Bewusstsein  für  das 
Präf.  erloschen  ist,  so  in  bhbe*.  allg.,  bräuie*  (gegenüber 
p'räuke*  Sch).  Vor  andern  Lauten  erscheint  das  Präf.  mit 
erhaltenem  Vocal  als  bi-  (worin  man  nicht  etwa  eine  direkte 
Fortsetzung  der  ahd.  Präfixform,  sondern  eine  seeundäre  Er- 
höhung ans  bc-  zn  sehen  hat);  in  Sch;  uTh  als  bi'-.  Diese 
Form  bi-  bzw.  be-  hat  das  Präf.  auch  (gleichviel  was  für  ein 
Laut  folge)  in  den  zahlreichen  Jüngern  Entlehnungen  aus  der 
Schriftspr. 

lieära:  Personenn.,  Benjamin  LHerg.,  Stdt. 

Beiel  Beijel  m.:  Fortsetzung  des  schmalen  Tenn- 
bodens ungefähr  ein  1  m  weit  über  die  Wand  hinaus 
BInnertkirchen. 

Nach  einer  (nicht  bestätigten)  Angabe  bezeichnet  das  W. 
auch  eiue  über  den  Fenstern  der  Wohnstube  angebrachte 
Laube  BHa. 

Be2ienI,  Baie;  auch  P-  BG.;  Z  -  m.  BG.;  ZLimni., 
sonst  f.:  1.  kleine  Lichtöffnung  in  Holzwänden,  Mauern 
(z.  B.  an  Schuppen,  Scheunen,  im  Dachraum  der  Häu- 
ser), Fensterluke  „Gl;"  G;  „Sch;"  Z;  vgl.  Liecht  4 
(Bd  III  1052),  Heiter-Loch  (Bd  III  1032).  Guckloch 
im  Strohdach  AaBözö.  (Rochh.).  .Der  Weg  [des  Fest- 
zuges] gieng  um  die  ganze  Stadt;  man  sah  aus  allen 
Peien  zu.'  Scheitlin  1837.  In  BG.  noch  in  der  RA.: 
Zum  Peie"  üs  öni  z'  zale*,  beim  Weggehen  das  Zahlen 
vergessen.  ,Swer  usser  ainem  hus  tages  beschüttet 
ze  baien  ald  ze  laden  oder  ze  fenstern  us,  git  buesse.' 
1381,  Sch  Stadtb.  ,Unser  burger  luffen  uf  den  turn 
und  in  die  hüser  in  die  beigen  und  uf  die  tächer  und 
würfen  und  Schüssen.'  1445,  AaB.  (Mscr.).  .Wer  nahtes 
ze  dehainem  bayen  an  der  ringmur  us  ald  in  gad.'  G 
Stadtb.  (Mscr.).  ,Das  huss  innemen  und  die  botten 
zuo  den  beyen  uss  werfen.'  1530,  Absch.  ,[Der  Ge- 
fangene] knüpft  leinlachen  und  tischlachen  und  under- 
stuend  sich  zum  peien  aus  ab  dem  schloss  ze  lassen.' 
Vad.  ,15  ß  und  5  laden  sind  zun  beien  ufern  Landen- 
berg verbrucht.'  1539,  ZGrün.  Amtsrechn.  ,Es  sollen 
die,  so  kaine  ferggel  haben  und  bishar  das  wasser  zu 
den  bayen  herusgesehütt,  dasselbig  nit  raer  zn  den  b. 
herusschütten,  sondern  in  die  gassen  tragen.'  1547, 
Sch  Ratsprot.  .Als  sy  zu  irer  peyen  uss  glueget  und 
im  garten  etlich  trüben  gsah.'  XVI.,  Z  Gerichtsakten. 
.Alle  beyen  am  koufhus  [wurden]  vermuret  und  Hess 
man  allein  oben  in  den  beyen  kleine  fensterlöchli.' 
Äh.Tschudi.  , Etlich  wenn  sy  unghür  sähend,  zuckend 
sy  ire  Schwerter  und  wollend  an  sy  hin  oder  under- 
stond  sy  zue  einer  beyen  uss  zue  sprengen.'  LLav. 
1569;  dafür  1670:  ,Und  wollen  sie  ausjagen  oder  von 
den  Fenstern  herab  stürzen.'  ,Er  hat  etliche  siner 
geladnen  büchsen  [zur  Verteidigung]  hin  und  har  in 
sinem  huss  under  die  beyen  oder  fenster  gelegt.' 
HBdll.  1572.     ,Die  zwei  alten  beyen  oder  fenster  in 


899 


Ba.  Iip.  lii,  bo.  bu 


900 


der  kapeilen  nebent  der  kruft  schlissen.'  1588,  AAMuri 
Archiv.  1603  wird  zu  St  Gallen  Einer  vom  Rate  ge- 
büsst,  weil  er  einen  ,Payen'  in  der  Stadtmauer  an- 
gebracht hatte.  G  Ratsprot.  ,Er  gieng  zue  der  Beien 
oder  Fenster,  durch  das  in  die  Magt  herufgezogen 
hatt'  JJRüeger  1606.  ,Wir  hand  [den  gefangenen 
Luchs]  zu  der  Beyen  uss  ghenkt  an  ein  Stang.'  1607, 
Scn  Bericht.  ,Beye,  Fenster,  fenestra.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,Es  war  ein  oberster  Stadtknecht,  den  wollten 
etlich  Eidgenossen  auf  dem  Rathaus  an  dem  Fisch- 
markt zu  den  Beien  hinausgeworfen  haben.'  Rahn,  Z 
Chr.  (nach  Äg.Tschudi  II  518,  wo  ,Fenster-B.').  ,Dass 
auf  denen  untren  Böden  [des  Hauses]  keine  mehrere 
Liechter  nach  Peyen  ausbin  zu  brechen  nach  zu  setzen 
bewilliget  sein  solle.'  1728,  Z  Prozess.  ,Dass  die  Beyen 
ohnvergitteret  im  jetzigen  Wesen  verbleiben.'  ebd. 
.Grosse  Lauben  mit  Peyen.'  1757,  Avisblättlein  (für  G). 
S.  noch  Affen-Chräzen  (Bd  III  926),  iis-nemen  (Sp.  744). 
Spec.  (durch  Jalousien  verschliessbares)  Schallloch  im 
Glockenturm  Gl;  Syn.  Beier-Loch  (Bd  III  1036).  .[Es] 
haftend  ettliche  jung  gesellen  ein  ofenwüsch  uf  den 
kilchturn  zu  einer  beigen  hinuss  gestossen,  und  wan- 
dend  die  eignossen  nüt  änderst  denn  das  es  ein  fenly 
wer.'  Edlib.  ,Wie  [der  Maler]  sich  von  den  oberen 
bayen  [des  Turms]  uff  das  gerüst  herabgelassen.' 
Kessl.  ,Bei  uns  lasst  man  etwan  einen  an  einem  seil 
zuo  einer  grossen  beyen  an  einem  turn  hinab,  dass 
er  die  tulen  ausnemme.'  Vogelb.  1557.  —  2.  Laden  als 
Verschluss  der  unter  1  beschriebenen  Öffnung,  spec. 
Fensterladen  im  Dachraum  AABb.,  Brugg  (Schütti-B.J, 
F.,  Ke.,  Z.;  ZÄsch,  Limmattal.  ,Die  Kammern  haben 
statt  der  Glasfenster  nur  Holzladen  (Beien).'  Rocbh., 
GB.  ,Von  etlichen  beygen  brun  anzuestrychen.'  1568, 
ZGrün.  Amtsrechn.  Fensterladen  übh.  (Syn.  Beien- 
Laden  Bd  III  1068)  AABb.,  Bosw.;  spec.  =  Fall-Laden  1 
(Bd  III  1066)  AALeugg.  (lt  Rochh.),  in  ZDielsd.,  W. 
dagegen  von  dem  in  Angeln  hängenden  Laden.  Beieli, 
Fensterladen,   Jalousie   GlS.     Vgl.  Baichen,   G'rnnis. 

—  3.  Fensterbank  (Syn.  Beien-Stein)  Z  (lt  Schulthess, 
Usteri).  Nischenartiger  Sitz  am  Fenster  Z.  ,Ich  stieg 
auf  die  Beig  [vor  dem  Fenster],  wollt  das  Glas  auf 
die   Beyen    stellen,   aber  ich   war    zu    kurz.'    Usteri. 

—  4.  Beijo  m.,  Diele,  Dachraum  über  dem  Stall  einer 
Alphütte,  wo  der  Älpler  sein  Lager  hat  WRaron.  — 
5.  ,roti  Bayen',  Name  eines  sonst  auch  ,rot  Hus'  ge- 
nannten Hauses.  XIV./XVIL,  ZStdt;  vgl.  Vög.-Nüsch. 
I  351/2.  ,Der  alten  Göldlinen  hus,  so  man  nemmt 
zur  roten  beigen  under  zünen.'  1571,  Z  Kaufbr. 

Mhil.  hei?,  (vorspringendes)  Fenster;  aus  dem  Rom.  (vgl. 
frz.  baie).  Das  W.  scheint  spec.  alem.-schwäb. ;  vgl.  Kuhn, 
Ztschr.  XII  200;  Birl.  1890,  84;  AI.  XII  205;  s.  auch  Gr. 
WB.  I  1080.  1367.  Das  Masc.  gilt  jedenfalls  zunächst  in 
Bed.  2  und  ist  aus  dein  Einfluss  von  Syn.  wie  Laden,  /Sti- 
chen zu  erklären.  4  ist,  wenn  es  hieher  gehurt,  als  pars 
pro  toto  zu  verstehen ;  vgl.  Beien  II  ä. 

Fenster  FeHster-  Beie":  1.  =  Beien  1  Z.  ,Sie 
haben  ihn  under  ein  F.-Bäyen,  da  es  auf  ihn  ge- 
schneiet und  geregnet,  gesetzt.'  Mise.  Tig.  1723.  — 
2.  =  Beien  3.  ,(iestern  sass  er  [ein  Geisteskranker] 
auf  die  F.-Bayen,  die  Füsse  in  die  Strasse  herunter- 
hängend, so  dass  die  ganze  Nachbarschaft  zusammen- 
lief und  Sorge  tragen  musste,  dass  er  nicht  zum  Fen- 
ster hinausspringe.'  1784,  Absch.  —  Kruz-:  Fenster 
mit  Kreuzstöcken;  s.  Vög.-Nüsch.  I  180.  ,Er  kam 
under   die   kriizbeyen.'    Jos. Mal.  1593.   —   Liecht-. 


.In  der  Studierstube  neue  Brettli  auf  die  L.'  1753,  '/,. 
Vgl.  Liecht  5  (Bd  III  1052).  —  Nebend-.  ,Bauw- 
streit  betreffend  ein  N.,  so  Herr  N.  N.  auf  dem  oberen 
Boden   in  seiner  Behausung  setzen   lassen.'    1728,  Z. 

—  Brugg-:  Lichtöffnung  im  Oberbau  einer  .gedeckten 
Brücke-  ZWeiach.  —  Turn-Peyer.  .Zwei  Fenster 
und  T.  hauen  lassen.'  1651,  ApHeiden  Monatsbl. 

Beie"  II  in. :  1.  „ein  hölzernes  Band,  vorzüglich 
eine  hölzerne  Stange,  die  man  vor  die  Fenster  be- 
festiget, um  das  Eindringen  der  Diebe  zu  verwehren 
Gl;  ScHwMa."  Dem  selben  Zwecke  dienendes,  etwa 
einen  Fuss  weit  nach  der  Strasse  hin  vorspringendes 
dünneres  Eisengitter  an  altern  Häusern  GStdt.  Jedes 
Fenster  in  der  Stadtmauer  musste  mit  einem  Payen 
versehen  sein;  an  Sonntagen,  so  lange  man  nach  den 
Mandaten  nicht  spazieren  gehen  durfte,  setzte  man 
sich  auf  ein  mit  einem  Kissen  bedecktes  Brett  in 
diese  P.  hinein  G  (Wegelin).  —  2.  „Gemach,  vor 
dessen  Fenstern  solche  Gitter  angebracht  sind." 

Ohne  Zweifel  eig.  identisch  mit  dem  Tor. ;  vgl.  insbes. 
die  Angabe  Wegelins. 

„Beie"  III  f.:  Zapfen  an  wilden  Bäumen,  Wald- 
bäumen, z.  B.  Tannen  W."     Syn.  Bali. 

Beie"  IV  Baie',   bei   der   altern   Generation  Boie' 

—  f.:  ein  Büschel  Hanf,  wie  es  zum  Zweck  des  Rö- 
stens, Brechens  und  Schwingens  zsgebunden  wird 
(s.  Bd  II  1438)  GWidnau.  Syn.  Bossen.  —  Mhd.  boie, 
beie,  Band,  Fessel? 

beiere™  I,  p-:  1.  wie  nhd.,  bes.  vom  Anschlagen 
der  Feuerglocke  Zu.  .Jetzt  beiert  im  Dorf  die  Abend- 
glocke.' Helv.  Alm.  1803  (für  Z).  —  2.  e'  b.  ha'  an 
Öppis,  damit  (z.  B.  mit  einer  Arbeit,  einer  Wunde, 
einem  Leiden)  lange  zu  schaffen  haben  Z.  Ich  ha" 
14  Tag  z'  p.  g'ha*  mit  dere"  Verchelti'g.  .Ich  musste 
an  meinem  kranken  Fuss  noch  Jahre  lang  beiern.' 
UBrägger. 

2  scheint  ausgegangen  von  dem  Begriff  des  Langsamen, 
Langweiligen,  der  in  1  insofern  liegt,  als  die  Glockenschläge 
in  vei'hältnissmässig  langen  Zwischenräumen  auf  einander 
folgen.  Vgl.  auch  das  syn.  chläid-en  II  (Bd  III  660/1)  in 
Bed.   5. 

üs-:   ausschlafen  ZW. 

Der  allmähliche  Übergang  vom  Schlaf  zu  völligem  Er- 
wachen ist  mit  dem  langsamen  Austönen  der  Glocke  verglichen. 

Beies  G,  Dim.  Beieli  (verächtlich)  ApK.  :  Personen- 
name,   Tobias.   —   Aus  'Sias;  vgl.   Muts  (Sp.    15). 

bi :  I.  Adj.,  nur  in  der  adv.  Verbindung  hier  Malen, 
kürzlich  BL.  Vgl.  das  Syn.  , näher  Malen'  (Sp.  147), 
ferner  ,oftermalen'  bei  Gr.  WB.  VII  1195.  —  II.  Adv. 
1.  hie(n)  BBr.,  hij  BR.,  diphth.  hei  Gr  oHe.,  Jen.,  Seh., 
sonst  bi;  Comp,  hijer  W,  sonst  hier,  heier;  Sup.  bist, 
biist,  beijist:  a)  nahe,  eig.  und  bildl.  Bü. ;  GrD.,  oHe., 
Pr.,  Seh.;  W.  We"-mw  vom  Bär  redt,  su  ist-er  ei't- 
ireders  wit  61  hi  BR.  Das  ist-mer  weder  wit  noeh  bi 
das  z'  mache",  fällt  mir  gar  nicht  ein.  ebd.  Weder  bi 
noeh  noch,  weder  nah  noch  fern  W.  Kei"  Menschtest! 
noeh  nöch  noch  bi.  Aus  allen  Gauen.  Die  [Turmuhr] 
seit-ne"  [den  Leuten]:  Choitimet  noc*  noch  norh  hi  und 
heit-che  ß*  still,  de'"  luen-irU  nur  schlah",  wie  der  Si- 
gerst  will  W.  ,Die  Fächer  byer  oder  nächer  dann 
40  Klftr  weit  von  einandern  machen.'  GrD.  LB.  ,Nit 
nächer  oder  byer  als  40  Klftr.'  ebd.  Da  hed-er-mer 
wider  e'  bei  g'meit,  hat  er  beim  Mähen  die  Grenze 
verletzt  Gr  olle.    D'  Schaf  nSmenä  's  hi,  fressen  das 


901 


Ba,  bo,  bi,  bo.  bu 


OiiU 


Gras  knapp  vom  Botlen  weg  Gnl'r.  '/.'  Inst,  am  midi- 
sten GitGlar.  Am  Biste"  gdt  's  hier,  dies  ist  der  kür- 
zeste Weg  BL.  Ein  triwwc  Arbeiter  ist  bijst  Gott. 
PA1.  (Qiord-)i  vgl.  Chüchen  (Bd  111  230).  Er  ist  bi 
tf-mer,  mir  nahe  GrD.  Er  ist  mir  s'  bl,  zu  nahe  ver- 
wandt, ebd.  I°*  bi"-me  [ilmi]  6t  g'si"  GrLuz.  Es 
ist-em  bi  g'gange',  er  wäre  beinahe  getroffen,  verletzt 
worden,  ums  Leben  gekommen  GrD.,  Igis.  Bei  g'gange" 
ist's  dem  Gir  GRJen.  Es  geit-mu  süfer  bi,  es  ist 
höchst  wahrscheinlich  Buk.;  Syn.  es'  isch-mu  süfer 
zuehin;  vgl.  Bd  II  1361.  Die  ne"  [ihnen]  e-lenger-i 
bier  chommend.  Sghwzd.  (GrPi'.).  Dass  der  l'ßfholder, 
wenn-er  dem  Liecht  s1  bi  chunnt,  d'  Feckte"  verbrennt. 
ebd.  Er  ist-mer  mit  dem  Besme'stil  :'  bi  cho',  hat 
mich  damit  leicht  verletzt  GrD.  Er  muess-re  z'  bi 
cho"  sin,  wie  d'  Lät  säge",  sie  soll  von  ihm  schwanger 
gehen,  ebd.  Hut  hend-sch'  dem  Landamme"  afe"  bi 
g'redt,  fast  an  seine  Ehre  gerührt  GrScIi.  .Nun  ess 
ich  die  Suppe  [durch  die  ich  verhext  werden  soll] 
nicht;  die  Hexe  miiess  mir  nit  bi  möge"  [nicht  über 
mich  Gewalt  bekommen]  GRJen.  In  Verbindung  mit 
der  Präp.  bi:  Nach  etlich  Tage"  grabe"  s'  scho"  dem 
Gretli  bi  bi'r  Chilche"  es  Grab  BHa.  —  b)  bi  länger(s), 
längen  ime,  bas  usw.,  je  länger  je  mehr,  besser  usw. 
B;  L.  Iez  wird-er  bi  längers  i  hlter.  L  Hauskai.  's  Mi- 
nier geng  bi  länger  i  bas  B.    S.  noch  lang  (Bd  III  1323). 

—  2.  als  1.  Teil  in  Zss.  a)  in  Subst.,  meist  in  lokaler 
Bed.  oder  an  diese  unmittelbar  anknüpfend;  vgl.  z.  B. 
Bi-Uandel  (Bd  II  1399),  -Gehüs  (ebd.  1747),  -Kirnten 
(Bd  III  377),  -LigferJ  (ebd.  1204/14),  -Midi  (Sp.  190), 
-Messer  (Sp.  462),  -Bot,  -Bodel,  -Tag,  -Taschen,  -Urtel, 
-Wagen.  Sehr  häufig  verbindet  sich  damit  eine  un- 
günstige Nebenbed.:  die  Zss.  bezeichnet  etwas  Über- 
flüssiges, Schädliches,  Falsches;  vgl.  z.  B.  Bi-Aug 
(Bd  I  137),  -Ast  (ebd.  575),  -Gert  (Bd  II  442),  -Hiir- 
ling  (ebd.  1586),  -Chömer  (Bd  III  262),  -Gemeind  (Sp. 
306),  -Schoss,  -Schlag,  -Strich,  -Zand.  —  b)  selten  in 
Verben;  vgl.  bi-fallen  (Bd  I  757),  -fangen  (ebd.  857), 
■behalten  (Bd  II  1240),  -laufen  (Bd  III  1139),  -wonen. 

—  c)  in  Adverbien  =  beinahe;  vgl.  bi-anhin  (Bd  II 
1334),  -hin  (ebd.  1356),  -zuehin  (ebd.  1363).  —  III.  Präp. 
In  betonter  Stellung  (vor  enklitischen  Pron.)  bie(n) 
BBr.,  L.;  GrV.;  Uw,  bei(n)  GRChur  (auch  beij-),  Mai.; 
GMels,  W.;  ZO.,  bes(n)  ScuNnk.,  W(n)  GT.,  sonst 
bi(n)  —  schwach-  oder  nebentonig  bei  GRChur,  Mai., 
bes  GMels;  ScHNnk.;  ThHw.  (vereinzelt),  sonst  b\(n): 
im  Allg.  wie  nhd.  ,bei.'  1.  räumlich,  a)  zur  Bezeich- 
nung der  (unmittelbaren)  Nähe.  Er  ist  bi-n-em,  mit 
ihm  im  Gespräche  AALeer.  Er  ist  nit  bi-n-em  selber 
1)  arbeitet  auf  Taglohn  GW.  —  2)  ist  nicht  bei 
Sinnen,  allg.  ,Wann  der  Patient  nicht  recht  bei  ihm 
selbs  ist.'  FWürz  1634.  Er  het  es  Chind  bi-n-em,  in 
sein  Haus  aufgenommen  Aa;  Bs;  B;  Z.  Eine"  bi-n-em 
ha",  euphem.,  einen  Rausch  haben  Gr;  Z.  Er  het  mit 
bi-n-im  g'ha",  war  nüchtern  B.  Etw.  bi-n-em  selber 
säge",  tenke"  B;  Th;  Z.  Verbunden  mit  Ortsadv.:  bi- 
n-em  obe",  unde",  usse",  zue.  Vor  Hausnamen  zur  Be- 
zeichnung der  Wohnstätte:  ,Dr  Lavater  beim  Waldris.- 
1751,  Z  Nachr.  Auffällig  als  Richtungsbezeichnung: 
bi  der  Sarch  [f.!]  gä",  nahe  zum  Sarge  heran  W. 
,Pfeftinkon  bi  Zurichse.'  1352,  Absch.  ,Offenlich  by 
end  der  geschrift  in  den  brief  gedruckt.'  G  Kloster- 
arch.  ,Daa  kind,  das  ich  by  [unter]  minem  herzen 
trag.'  XV.,  Volksb.  ,Er  wil  by  der  kunigin  ligen  by 
miner  angesicht.'  ebd.    , Einest  gsach  mich  ein  bäsin,  ' 


die  gieng  zu  Vischp  by  myni  hus  [vorbei].'  ThPlatt. 
,Als  ich  by  N.  N.'s  hus  kommen,  bekommen  mir  N.  N. 
usw.'  1585,  B  Arch.  ,Ob  die  Obervögt  nit  by  der  Stell 
[auf  dem  Platze]  wären.'  Z  Mand.  1650;  vgl.:  ,Ein 
Wortzeichen  us  desselben  hus  by  stell  bringen.'  1413, 
Arg.  ,Er  hat  bei  einem  Fensterloch  hinein  in  Tempel 
mögen  sehen.'  GGotth.  1619,  wofür  an  anderer  Stelle 
.zu.'  .Dass  solche  Ansprecher  nit  bei  Land  [landes- 
anwesend] gewesen  weren.'  GrV  Dörfer  LB.  1692. 
.Baden  hiess  in  frühem  Zeiten:  Das  Bad  der  drei 
Küngen  in  Ober-Schwaben  bei  Schweiz.'  DHess  1818. 

—  b)  Berührung;  s.  nSmen  3  a  ß  (Sp.  727),  auch  Füd- 
Loch  (Bd  III  1024).  Schöner  chönn-si  's  jiz  nimme 
mache",  und  ivenn-me"-se  bi  de"  Beine"  tat  üf  henke". 
MWalden.  .Dann  ein  wolf  hat  glych  die  art:  will 
geiss  nit  gon,  er  füert  s'  bym  bart.'  UEckst.  ,Jetz 
erwütscht  sy  in  bim  rock.'  Ruef  1540.  ,[Die  jungen 
Bursche]  zeeren  d'  Meitlin  bei  den  Geeren.'  Pred. 
1601.  Viell.  von  hier  ausgegangen :  Eine"  bim  Name" 
rüefe".  allg.  —  2.  mit  Verblassung  der  räumlichen 
Bed.  a)  in  präd.  Zustandsbezeichnungen.  Bi  Gelt, 
Mittle",  Vermöge"  si";  bi  Trost,  bim  Verstand  si".  Bi 
Tage"  si",  betagt  sein;  s.  auch  Jär  (Bd  III  57).  ,üo 
si  ein  jar  by  der  e  waren  gesin.'  1474,  Volksb.  ,Dass 
er  uns  by  leben  bhalt.'  HvRüte  1546.  .Mein  Sohn 
villichter  ist  nit  mehr  bei  Leben.'  GGotth.  1619. 
.Nächst  an  der  Kirchhofmaar  stehet  noch  die  alte 
Kirch  bei  Tach  [in  Dach  und  Fach],  wiewohl  nun  über 
ein  Seculum  ungebraucht.'  Sererh.  1742.  , Weineck 
ist  noch  in  seinem  Wesen  bei  Tach  und  bewohnlich, 
ein  lustiges  Schlösslein.'  ebd.   S.  noch  Üter  (Bd  I  606). 

—  b)  in  adv.  Bestimmungen,  zum  Ausdr.  eines  (be- 
gleitenden) Umstandes,  oft  in  Zeitbestimmungen  über- 
gehend, allg.  Bi  Tag,  bi  Nacht  und  Nebel,  bi  dem 
Wetter,  bi  dene"  Zite".  Bi  Sonnu",  al  sole  PA1.  (Giord.). 
Bi  dem  Lö"  cha""-me"  fnüdj  existiere".  Bim  Heue", 
Holze"  usw.  [ist  Das  und  Das  geschehen].  ,Sy  dan- 
zend  weder  by  trummen  noch  luten.'  UEckst.  ,A1so 
lutet  das  usser  wort  Gottes  [gemeint  ist  der  Befehl 
zur  Opferung  Isaaks];  sölte  nun  by  dem  ussern  wort 
das  geschehen,  das  es  bedütet,  so  war  der  sun  Abra- 
hams uffgeopfert.'  B  Disp.  1528.  ,Von  Abraham  inge- 
füert,  sagt  der  text  Gen.  am  22.  cap.,  er  solle  nemmen 
sinen  sun  [usw.].  By  welchem  Abraham  den  bevelch 
hat  wellen  erstatten.'  ebd.  Doch  vgl.  auch  5  d  und  7. 
Rein  zeitbestimmend.  Bi  junge"  Järe"  L.  .Dass  uns 
by  disen  zyten  nützit  angenemers  mög  begegnen.' 
1510,  Absch.  ,Zuo  Leventina  wurden  by  disem  Früe- 
ling  vil  Hexen  hingericht.'  1601,  Ardüser.  ,Gott  hat 
mich  mynes  Leits  [wegen  Todesfalls]  wider  ergötzt, 
dann  ich  noch  bi  disem  Jar  Fröud  und  guot  Leben 
kan  [gehabt].'  1603,  ebd.  (Noch)  hüt  bi  Tag,  noch 
heutiges  Tages,  heutzutage  Sch;  Z.  ,Da  sy  noch  hütt 
by  tag  lit.'  XV.,  G  Hdschr.,  neben  ,hüt  by  tagen.' 
,Hüt  bin  tag.'  Edlib.  Oft  im  XVI./XVIL;  daneben 
,(noch)  bi  Tag'  (z.B.  Gulden  Bund  1585/1658).  ,By 
wylen',  zuweilen.  .Vermeinend,  die  seelen  der  guoten 
und  bösen  erzeigend  sich  by  wylen  den  menschen.' 
LLav.  1569;  dafür  .bisweilen.'  1670.  Bi  Zite",  wie 
nhd.  .Bei  Zeiten,  zuo  rechter  stund,  tempestive.'  Mal. 
,Bi  erst',  zuerst.  ,Das  silber,  des  er  in  bierst  weret.' 
1294,  Z  Urk.  —  3.  vor  Zahlangaben  i.  S.  v.  annähernd, 
beinahe,  ungefähr  Aa;  Bs;  B;  Sch;  Th;  Z.  's  isch 
bloss  so  bi  de"  halbe"  Nüne"  ume"  g'si".  MWalden. 
Er  ist  bi-n-ere"  Stund  lang  bi-mer  g'si"  B;  Sch;  Th;  Z 


903 


Ba,  be,  hi,  bo,  bu 


904 


Ig  ha"  bi  sibe'  Jöre'  der  Säbel  [das  Seitengewehr  des 
Nachtwächters]  'treit.  BWvss  1863.  Er  zeit  s'  bi  100 
Mole'  ZO.  Bi  20  Schritt,  bi  200  Franke";  auch  so, 
dass  die  Zahlgrenze  nach  oben  überschritten  scheint: 
über  AALeer.  ,Der  kung  hat  by  acht  wochen  ver- 
gangen [vor  ungefähr  acht  Wochen]  dem  Türken  ein 
gross  statt  abgewonnen.'  1470,  Bs  Chr.  ,So  wir  iez 
by  einem  jar  ein  Versammlung  gehebt.'  Zwingli.  ,By 
zwölfen  nachts.'  1532,  Strickl.  .Mir  band  hie  brief 
von  Venedig,  das  der  Türk  bin  60  gal.  uf  Rodes  ge- 
sant.'  1532,  GScberer.  ,Er  ist  by  zwölf  jaren  alt  ge- 
wäsen, annos  duos  addiderat  ad  duo  lustra.'  Mal.  ,Bin 
im  ougsten  gen  Cleven  yn  gwandlet  und  [habe  als 
Maler]  bi  12  fl  gwunnen.'  1572/1014,  Ardüser.  ,[Es]  ha- 
bind  gedachte  von  Überglatt  ungefar  by  einem  jar  zwen 
platz  yngehaget.'  1573,  Diener  1803.  ,Obwolen  aller- 
leig  Ordnungen  gemachet,  sonderlichen  aber  bey  zweyen 
Jahren  nechstverschinen  [vor  etwa  2  J.]  ein  Ratschlag 
gefasset  [worden].'  Z  Bettelordn.  1630.  ,Bey  einer 
Stund  Wegs  unter  Zürich.'  Mem.  Tig.  1742.  .Von  Mas- 
sans  kommt  man  bei  der  halben  Meil  fürbashin  gegen 
Malans  in  das  Hochgericht  Zizers.'  Sererh.  1742.  — 
4.  ohne  den  Begriff  der  Annäherung  a)  zur  Bezeichnung 
eines  Zeitumfangs,  i.  S.  v.  hinnen,  während,  in,  seit. 
Mer  wurdi'd  bi-n-ere*  Stund  nüd  fertig  Z.  D'  Hebe" 
händ  schröckli'1'  g'wachse"  bi  acht  Tage".  Wolf,  Gespr. 
Si  heb  bi  Nächte"  bi-n-ere"  g'uachet.  Usteri.  Es  gäi 
bi  Wachen  ine",  dauert  Wochen  lang  Z.  Er  ist  g'storbe" 
bi  [innerhalb]  wenige"  Wuche"  ZBauma.  Bi  ZU  vo- 
mene"  (oder  einfach  eine")  Jar  Tb;  Z.  Ieh  han-e"  bi 
Jure"  nie  'tröffe"  Sch;  Z.  ,Bei  vielen  Jahren  ist  keine 
Trockne  also  gewesen.'  1777,  Z  Tageb.  Bi  Manns 
Tenke",  seit  Menschengedenken  Z.  ,Es  ist  by  ment- 
schen  gedechtnuss  davon  nie  nüt  gefordert  worden.' 
1567,  Z  Zollb.  Bi  Langem  s.  Bd  III  1324.  -  b)  zur 
Bezeichnung  des  (zeitlichen  oder  auch  räumlichen)  Ab- 
standes,  der  Differenz.  Bi-n-erc"  Stund  oder  zivune" 
[vor  Ablauf  von  einer  oder  zwei  Stunden]  chunnt-er 
allweg  nüd  hei'"  AaL.  (MLenz).  .Rachel,  die  by  lan- 
gem [nach  langer  Zeit]  fruchtbar  ward.'  Zwingli. 
.Welliche  schon  by  langer  wyl  [lange  vor  dem  Beginn 
des  Gottesdienstes]  zum  gottswort  kommind,  [aber] 
hie  ussen  under  den  türen  und  uf  den  kilchhöfen 
stan.'  Z  Mand.  1530.  Bi  20  Schritten  üf  und  ab  (nider) 
Aa;  Z.  Bi  200  Franke"  hette"d-mer  da'  Boss  vorne" 
Händler  nid  eso  übercho",  wir  hätten  über  200  Franken 
mehr  bezahlen  müssen  ThHw.  Bi  Witem,  wie  nhd. 
Bi  wit  e  fer  (nid)  Aa;  B;  S;  s.  ferr  (Bd  I  912).  Bi- 
mefne)"  Här  s.  Bd  II  1506.  S.  auch  noch  nach  (Sp. 
635/6),  ferner  Bilichi.  —  5.  in  modalen  Bestimmungen, 
a)  (Alls)  bi  (bim,  bi-me")  Fetze"  Gr;  Z,  Bitz(e")  BHa.; 
Gr;  Scbw;  Z,  Brösme",  Tropfe"  Gr;  Z,  gehäuft:  bi 
Bitz  und  bi  Fetz(e")  (Brösme",  Sprät)  Gr,  Alles  sammt 
und  sonders,  völlig,  ganz  und  gar;  s.  auch  Bd  I  1148. 
.Schlecket  den  wyn  [aus  dem  Kelche]  by  eim  tropfen.' 
UEckst.  Er  cha""  's  bar  Gelt  ha"  bim  Mappe*.  Stutz. 
Bi  Heller  und  I'fenni'g.  Er  het-mer  's  bim  Batze" 
nachc"  g'rcchnct  B.  ,So  welle  syn  heiligkeit  die  by 
einem  pfennig  usrichten.'  1510,  Abscb.  ,Derselb  hat 
beim  Tag  gewüsst,  wann  Ninive  untergehen  werde.' 
FWvss  1672;  ähnlich  noch  heute.  (All)  bi  Eim,  Alle 
bis  auf  den  Letzten  B  (,ne  unico  quidem  exeepto.' 
Id.  B);  Z.  Verbrenn  die  U'flöt,  all  bi  eim!  Stutz.  Das 
Glockengeläute  von  ZÜt.  deutet  der  Volkswitz  bos- 
haft:  Sind  die  Schelmen  alli  da?    Sind  die  Schelme" 


alli  da?  Antwort:  Bi  eim!  bi  eim!  .Man  hankte 
alle  bin  eim.'  Edlib.  .All  mann  der  Sichemiter  sich 
by  eim  bschnyden  liessend.1  UEckst.  .Dass  sie  die 
Knechte  ohne  Ausnahme  (alle  by  eim)  wieder  abge- 
mahnt haben.'  1531,  Absch.  ,Sy  sind  all  im  glouben 
grecht  und  guet,  by  eim  erborn  von  mynem  bluet.' 
HvRöte  1546.  , All  bei  einem,  nit  einer  ausgenommen, 
all  mit  einanderen.'  Mal.  .Die  Comödien  sind  bei 
einer  alle  durchaus  gestellt  allein  von  ungläubigen 
Heiden.'  Bedenken  1021.  .Ein  wenig  Zerung,  jedoch 
nit  by  allem  [nicht  ganz  ausreichend].'  1633,  Gfd.  — 
b)  vor  Superlativen.  Er  hat  zwei  Hotels  bi  de"  greste", 
die  zu  den  grössten  gehören  W.  .Drei  häfen  by  den 
besten.'  1476,  Gfd.  ,Win,  nit  bym  besten  noch  bym 
pösten.'  G  Hdschr.  ,Die  houptlüt  des  kardinals  sind 
nit  all  bim  geschicktsten.'  1521,  Strickl.  ,Dass  er 
sollte  kaufen  yn  bim  besten,  so  das  möcht  gesyn.' 
JBinder  1535.  ,So  sind  gsin  vor  diser  jetzigen  zit 
(so  dann  bin  bösten)  ob  den  20  schweren  scismen 
und  zweiungen.'  Salat.  .Die  dry  küng  sond  kleit  syn 
bim  kostlichsten.'  1545/83,  L  Bühnenrodel.  ,Was  un- 
nütz ist  [vom  Getreide]  und  nit  bim  besten,  will  ich 
opferen,  wenn  ich  tröschen.'  Ruef  1550.  .Nun  habend 
wir  einen  pfarrherr  gehept,  der  nit  bei  den  giertesten 
gsyn  ist.'  1556,  Stadlin.  .Infirmitas  virium,  so  einer 
nit  beim  sterkisten  ist.  Male  est  Catullo,  Catullus 
ist  nit  beim  gesündesten.-  Fris.  .Was  wuochs,  war 
alles  bim  besten  und  guueg.'  1599,  Ardüser.  ,Er  ver- 
meint, die  Sach  beim  besten  usgericht  han.'  ROys. 
,Er  kehret  sich  beim  Mindsten  dran.'  JMabl.  1620/45. 
,Der  Wärt  stellt  Essen  und  Trinken  dar  bim  besten.' 
Scuimpfr.  1651.  .Der  soll  beim  stärkesten  und  schärf- 
sten ohne  Gnad  gestraft  werden.'  GRKlosters  LB.  .Ich 
zweifle  bei  dem  wenigesten  nicht.'  JHotz  1673.  .Beim 
geringsten  nichts  achten.'  AKlingl.  1691.  ,[l)ie  Ad- 
vokaten sollen]  sich  wol  darvor  hüten,  dass  sie  ihrer 
angenommenen  Partei  Recht  der  Gegenpart  bim  wenig- 
sten nicht  kundbahr  machen  oder  verraten  tügind.-  B 
Verordn.  1711.  —  c)  in  Quantitätsbestimmungen,  oft 
übersetzbar  durch  ein  Adv.  auf  ,-weise.'  Bi  der  Schwert, 
massenhaft,  in  Menge  GrPt.  ;  vgl.  Schwzd.  29,  110. 
Bi  der  G'nüegi;  s.  Sp.  701.  Si  händ  bi  Mässen-ine" 
tränke"  Z  Zoll.  Heu  bi  Fuederen-ine"  e'wiig  füere". 
ebd.  Bin  Hunderten  sind  inner  [in  die  Festhütte] 
getrampet  GrPi\  (GFient  1898).  ,Si  tragend  herzuo 
by  der  schwäre.'  B  Fastnachtspiel  1522.  .Fleisch  by 
der  ville  [a  grant  plante].'  Haimonsk.  1531.  .Brot  bim 
hufen  und  by'der  schwäry.'  JBinder  1535.  .Das  ir 
denen  in  ämtern  fürohin  nüzid  nie  bimm  überschwank, 
das  sy  verkoufen  möchtend,  sunder  allein  die  blos 
notturft  reichen  lassen  wöllind.'  HBbll.  1572.  .Siten- 
mal  ir  dann  den  armen  undertruckend  und  körn  bei 
den  burdinen  von  im  nemmend.'  SHochh.  1591.  .Frucht, 
so  zue  Wasser  hinweggefüert  werdend  und  das  bi 
grosser  Vile.'  JJRüeger  1600.  .Schuhflicker,  deren  es 
im  Engadin  sehr  viel  gibt,  die  im  Herbst  bei  ganzen 
Truppen  sich  in  Venezianer  Land  begeben.'  Sererh. 
1742.  ,Bei  Tausenden  wegzuwerfen  haben.'  Sintem. 
1759.  S.  noch  Gans  (Bd  II  371).  --  d)  in  Verbin- 
dungen, die  Mass(stab),  Norm,  Richtschnur  bezeichnen. 
Öppis  (rcr-)chaufe"  bim  G 'wicht  (Zentner  usw.),  Miss. 
allg.  S.  auch  Ell  (Bd  I  175).  .Dass  die  talliit  fander 
[s.  Pfund]  ze  Ure  genommen  betten  und  by  denen 
die  ziger  machten.'  1469,  Gfd.  .Gottes  wort  soll  unser 
schnuor  syn,  by  dero  hin  wir  richtind.'  Zwingli.    ,Dass 


3ii;. 


Ba,  be,  bi,  bo.  bu 


306 


im  Gott  den  geist  by  gheiner  maas,  snnder  nach  aller 
volle  gegeben  habe.1  ebd.  .liiin  Aug\  nach  blossem 
Angenmass.  ,Bym  Oug  bescliouwen  und  probiereu.' 
Z  Mand.  1001.  .Die  Sauglänimer  mögen  beim  Aug 
und  viertelweiss,  wie  von  Alters  hero,  aber  doch  in 
billiehem  Preiss  verkauft  werden.'  Bs  Metzgerordn. 
S.  noch  Bd  1  133.  Hieher  auch:  .Harumb  ich  diu 
edle  bitt,  sy  welle  nit  das  werkle,  so  geben  wirt, 
oder  des  wenige  oder  syn  unseltzne  by  [gemessen 
an,  verglichen  mit]  denen,  so  der  weit  ermessung 
beschriben  band,  sunder  den  schnellen  willen  des 
gebers  erwegen.'  CTürst  1489  (Widmungsschreiben 
an  RvErlach).  —  6.  zur  Bezeichnung  eines  Verwandt- 
schaftsverhältnisses. ,By  demselbigen  mann  bin  ich 
schwager.'  Zwingli.  —  7.  zur  Bezeichnung  des  Mittels, 
der  bewirkenden  Ursache,  a)  ,Es  sol  nieman  bi  dem 
gewäge  wägen,  e  das  es  ie  gevächtet  wirt.'  1385,  Sch 
Stadtb.  ,Dass  man  bi  enhainem  sölichem  geschirre 
schenken  soll,  es  sie  denn  vor  also  gevächtet.'  ebd. 
.Zinsen  mit  den  pfennigen  und  by  der  münze,  die 
man  in  dem  land  schlaf  1400,  Arg.  —  b)  Schi  häd 
en  Bueb  g'ha"  bim  erste'  Ma""  GrA.  ,Er  machet  einen 
sun  by  ir.'  XV.,  Volksb.  ,Der  sun,  den  si  bi  im  hat 
bracht.'  ebd.  .Wenn  ein  unelicher  ein  elich  wib  näme 
und  bi  derselbigen  eliche  kind  überkäme.'  1501,  Absch. 
.Das  war  ein  huor  und  macht  ein  kind  by  einem  mann.' 
B  Fastnachtspiel  1522.  ,Sy  habend  kinder  by  basen 
gemacht.'  Zwingli.  Ein  Priester  sagt  aus:  ,Wie  er 
uneliche  kinder  hab  by  syner  jungkfrowen  und  mögent 
inn  ouch  wol  mer  werden.'  1537,  Zg  Ratsprot.  , Dor- 
nach hett  [er]  ein  frouwen  ghept,  die  ist  gross  schwan- 
ger mit  einem  kind  by  im  gangen.'  1544/73,  UMky., 
Chr.  .Lamech  hat  zwei  wyber  gnun,  by  denen  beiden 
hat  er  kinder.'  Boef  1550.  ,Sy  seie  sein  weib  oder 
sein  buel,  so  tregt  sy  bei  im,  sive  ista  uxor,  sive 
amica  est,  gravida  e  Pamphilo  est.'  Mal.  —  c)  Ich 
mues'  bim  Fredjer  [Bd  I  13.39]  b'schicke"  GrPi\  allg. 
vom  XV./XV1I.  ,Ir  sönd  in  by  uns  lassen  wüssen.' 
XV.,  Volksb.  ,Üwer  schriben,  uns  bi  Marti  zuogesant.' 
1487,  Geschfo.  Ges.  ,Und  schickt  den  [Brief]  bin 
einem  botten  gan  Zürich.'  Edlir.  ,Ir  wollend  uns 
üwers  willens  by  disem  bringer  verständigen.'  1529, 
Absch.  ,Wir  haben  by  N.,  zeigern  diss  briefs,  ver- 
nomen.'  1531,  Strickl.  ,Das  gift,  das  ich  gschickt 
han  bym  botten,  der  disen  brief  treit.'  Buef  1540. 
,Bitt  üch,  mich  bi  disen  marktlüten  ze  berichten,  uf 
weders  zit  ir  erschinen  wellind.'  1568,  Äg.Tschüdi. 
,Nach  dem  er  solchs  bei  dem  könig  erhalten.'  Joh. 
Wetzel  1583.  ,Ich  schick  üch  hie  ein  guet  jor  bi  dem 
Friderich.'  XVI.,  Bs  Brief.  ,Ich  schickte  [der  Geliebten] 
by  unser  Magd  einen  schönen  Zwyfelstrick.'  1062,  Z 
Taschenb.,  neben:  ,Sy  hat  mir  durch  ihre  Schwester 
erboten.'  S.  noch  gärig  (Bd  II  355).  —  d)  ,Das  ich 
behalt  und  behalten  hab  by  ininem  lyblichen  ge- 
schwornen  eiJ.'  1523,  Absch.  ,By  den  genaden  des 
allmächtigen  ist  der  gemein  man  lustig,  dem  fyend 
zue  begegnen.'  1526,  ebd.  ,Das  gemein  volk  täglich 
spricht:  Die  arbeit  by  den  jungen  kind  nüt  anders 
denn  halb  gscblafen  sind.'  JBinder  1535.  .Die  pesti- 
lenz,  die  sich  by  unserer  Vernunft  lasst  ansehen,  als 
ob  sy  ungwüsser  wyss  hin  und  här  schiesse.'  RGcalth. 
1584.  ,Bei  ander  Leuten  Schaden  sol  man  witzig  wer- 
den.' JMöller  1665.  —  8.  zur  Bezeichnung  des  logi- 
schen Subj.  ,Büecher,  Silbergeschirr,  so  diser  zyt 
verhanden    und    by   der  abgestorbnen  frowen  Regula 


Zwinglinen  .seligen  gemachet  [vermacht]  worden.'  1566, 
Mise.  Tig.  —  9.  zur  Bezeichnung  des  Erkenntniss- 
grundes, nach  den  Vben  des  Erkennens  usw.  (=  engl. 
by)  B;  1';  ZO.  (selten).  Ich  nimme"  's  bi  Dem  ab. 
B  Hist.  Kai.  1815,  bi  mute"  Biren  ab  U  (der  bek.  Un- 
barmh.).  Häutig  vom  XV./XVII.  .Hie  wirt  allein  by 
dem  klar.'  UEckst.  .Ein  yetlich  gschirr  kennt  man 
am  klang,  den  vogel  bym  gfider  und  bym  gsang.' 
Aal  1549.  ,Die  guoten  sind  bim  kernen  verstanden 
[unter  der  Spreu  die  Schlechten].'  ebd.  Adain  zur 
Henne :  ,Byn  eiern  wirt  man  dich  erkennen.'  Ruef 
1550.  ,By  dem,  dass  Gott  himmel  und  erden  erschaffen, 
lernend  wir...'  OWerum.  1552;  dafür  Herborn  1588 
,aus.'  ,Conjecturam  de  odore  fäcere,  beim  geschmack 
abnemmen.  Vestigiis  odorari,  bei  den  tritten  schmöcken 
oder  gespüren.  Fient  in  illum  exempla,  das  ander  bei 
im  ein  beispil  nemmind.'  Fris.  ;  Mal.  ,Da  nemmen  sy 
das  mäss  bei  ihnen  selber;  wie  sy  den  büecheren  und 
schritten  der  unseren  tuen,  also  tuen  wir  den  ihrigen.' 
Evang.  Gegenber.  1588/1658.  ,Ich  heiss  und  bin  der 
alt  Nestor;  das  siehst  du  bei  meim  grauen  haar.' 
GGotth.  1599.  ,Bei  diser  Figur  z'  merken  ist  der  Ober- 
keit  oft  gübter  List.'  Emblemata  1622.  .Recht  Practik- 
Teufel  seiud  wir  bed.  welchs  man  bei  unsern  Werken 
gseht.'  Myricäds  1630.  ,Bei  denen  Kleidern  kann  man 
sehen,  dass  ich  reich  bin.'  JMüller  1673.  ,Man  kennt 
Einen  bei  seiner  Gesellschaft,  noscitur  ex  socio.'  Hospin. 
1683.  ,Bei  den  Gesellen  kennet  man  die  Gesellen.' 
Met.,  Hort.  1692.  S.  noch  ab-nemen  (Sp.  732).  - 
10.  zur  Bezeichnung  anderer  causaler  Verhältnisse. 
,N.  N.  gab  1  pfd  den.  by  flaisch.'  1407,  Wegelin.  ,Man 
sol  N.  N.  3  pfd  den.  by  dem  sohl  und  by  allen  dingen.' 
ebd.  N.  N.  bekennt,  dass  er  schuldig  geworden  sei 
28  Pfd  Den.  ,by  dem  hus,  hofstatt  und  den  zwein 
jucharten  ackers,  so  er  von  im  kouft  habe.'  1438,  Z 
Urk.  ,Wenn  ein  ort  würd  in  nöten  ston,  bi  dem  wur- 
den wir  's  leben  Ion.'  VBolz  1551.  —  11.  in  Schwüren, 
Beteuerungen.  Bi  Gott  (s.  Bd  II  519),  bim  Sakerment! 
Bi  Er!  L.  ,Er  solle  es  nicht  annehmen,  bi  Leben 
und  Sterben  nit.'  Gotth.  ,Also  beswuer  si  in,  das  er 
nut  seite  by  Gott,  was  si  im  seite.'  XV.,  Volksb.  ,Das 
wundert  mich  by  der  warheit.'  Ruef  1540.  ,Bei  glau- 
ben sagen,  warlich  und  gwüsslich  bestatten.'  Mal.; 
s.  noch  Glauben  (Bd  II  587).  Hieher  wohl  auch  (doch 
s.  7):  ,Er  gelobt  im  das  by  der  hand.'  1475,  Volksb. 
,Bei  der  Hand  angelobt  und  mit  Mund  versprochen.' 
Z  Mand.  1602.  —  12.  in  Strafandrohungen.  Bi  Buess, 
bi  Straf,  allg.  ,Ein  her  hat  alle,  die  in  dem  hof  ge- 
sessen sind,  ze  zwingen  zuo  dem  gericht  bin  dry  schil- 
ligen.' 1427,  Schw  Rq.  ,Straffen  bin  eim  lib.'  1488, 
L  Schneiderordn.  ,Bei  haupt  abhauwen,  bei  verlurst 
leibs  und  läbens.'  Mal. 

Jlhd.  bi,  Adv.  und  Präp.  Zu  der  Formel  noch  noch  noch 
hl  unter  II  vgl.  mild,  nahen  ode  bi  (in  Hartnmuns  Iweiu), 
,bei  und  nah'  (bei  Stilling)  als  Bezeichnung  der  engem  und 
weitem  Nachbarschaft.  Bi  länger  i  me  usw.  statt  i  l.  i  me 
(unter  II  1  b)  lehnt  sich  an  die  Verbindung  bi  langem  (unter 
III  1)  au.  Unter  den  nominalen  Zss.  mit  bi  nimmt  Bi-fnmj 
(s.  Bd  I  856)  insofern  eine  bes.  Stellung  ein,  als  das  Prüf, 
darin  z.  T.  seine  urspr.  Kürze  (ahd.  bi/ang)  bewahrt  hat. 
Zu  III.  Die  betonten  und  unbetonten  Formen  unterscheiden 
sich  im  Allg.  durch  die  Quant,  des  Voc,;  betontes  tot,  be2  ist 
Übertragung  aus  der  unbetonten  Stellung.  Bei  erklärt  sich 
durch  Hiatusdiphthougierung  in  Verbindungen  mit  voc.  anl. 
Enklitiken;  daraus  in  unbetonter  Stellung  b('J.  Bie  (so  schon 
durchgängig  Schimpfr.   1651/2)    ist  aus  den  selben  Verbin- 


907 


Ba,  be.  bi.  bo,   Im 


■„,, 


düngen  abstrahiert:  bie-ni  aus  6t-gm;  zum  Lautlichen  vgl. 
Biet  hus  fti-.V.  Das  hiatusfüllende  u  (statt  dessen  j  GrChnr) 
erscheint  zunächst,   wenn   die   Pr&p.   betont   ist;    /..  T.   ist  es 

auf  diese  Fälle  beschränkt,  so  (abgesehen  von  der  Verbindung 
mit  dem  unbest.  Art.)  in  Bs;  Tb;  i.  T.  tritt  es  fakultativ 
auch  an  die   unbetonte  Präp.,    so  iu  B  (aber  meist  bi  euch, 

1,  Int');  Z.  In  BHa.,  L.,  H.,  Si. ;  R1K.;  GrD.,  Pani,  Pr., 
Tschapp.  wird  das  n  auch  auf  die  Stellung  vor  Cons.  über- 
tragen, vorzugsweise  in  bfn-der,  bei  dir,  bei  der.  Auch  in 
'/.-•..:  s.  Btn-Aug  (Bd  I  137).  Im  Besondero  seien  noch 
folgende  Verbindungen  angeführt:  a)  mit  enklitischem  Prou.: 
bienUe)  BHk.:  GrV.;  friere  GrV.,  bim  BHk.:  biene  BHk.; 
GrV.,  hiiu  S.  binne  G1K.  —  10  mit  dem  best.  Art.:  bim. 
allg.:  bir  B;  S  (im  Kanzleistil  .bcici");  bin  neben  bi  de'.  — 
c)  mit  dem  unbest.  Art.:  bimene,  bim?,  in  Bs;  SchNnk.;  Z 
auch  bineme}  bittere,  in  B  auch  bire.  Aus  der  ä.  LH. :  ,bin 
einanderen.'  1475,  Volksb.,  ,bin  uns.'  1525,  HsStockar;  1527, 
Strickl.;  1544,  B  Anz.,  ,bin  im.'  152',',  GScherer.  .bin  üeh.' 
JMurer  1565,  nicht  selteu  auch  vor  Cons.:  ,bin  den  eideu.' 
Edlib.  Vgl.  die  tw.  aualogen  Verhältnisse  bei  zue.  III  3  und  4 
sind  bes.  für  die  ä.  Zeit  schwer  zu  scheiden,  da  nicht  immer 
auszumachen  ist,  wo  bi  den  Begriff  der  Annäherung  ausdrückt 
und  wo  nicht.  Auch  die  übrigen  Bedd.  greifen  mehrfach  in 
einander  über.     Zu  All  bi  Eim  vgl.   lat.  ad   unum  omnes. 

an-bi.    in  Ap  -bei:    1.  beinahe,   ungefähr  BO.  — 

2.  ilaneben,  zugleich,  ebenfalls  ApK.,  M. ;  B  (Zyro); 
ZZoll.f  Anbi  mues'-ich  bimerke*,  dass. . ,  Zyro.  .Anbei 
ist  verdeutet  worden,  ob...'  1716,  Ap  LB.  ,Da  sie 
anbei  wüssen,  dass  sie  sterben  müssen.'  JUlr.  1727. 
.Untersuchet  a.  eure  Herzen.'  ebd.  .Versähe  a.  auch 
die  l'farr  Weyach  mit  Predigen.'  vMoos,  Tur.  — 
:i.  indess,  jedoch  ApK.,  M. 

Zu  3.  St.1  gibt  ,ammey,  dennoch",  was  aber  buchst 
nahrsch.    für  ammeg  verdruckt  ist;   s.  all-wey. 

v  i  1  - :  nahezu.    Syn.  vil-näch  (Sp.  63ß).     Bei  wem 

ein  geringeres  Mass  gefunden  wird,  ,der  ist  dar  na 
v.  als  ein  dien  [Übers,  von:  tanquam  für].'  XIV.,  B 
Thun  Handfeste.     S.  auch  Bs  Chrou.  III  562. 

vor-,  für-  i\r-bi,  in  BsL. ;  Bü.  (lt  Rothenb.);  S 
(lt  Joach.);  ZO.  -bei:  1.  vorbei,  loe.  und  temp.  Das 
gut  (spaziert)  vor  der  Wäret  verbi  Z  (schonend  für: 
,ist  erlogen').  Bi  Eim  r.  gä",  im  Vorbeigehen  vorspre- 
chen Bs;  B;  Th;  Z.  ,Wiln  mit  denen  Hofflereten  grosse 
Missbrüch  vorbei  gegangen  [vorgekommen].'  GrD.  LB. ; 
s.  noch  Bd  II  33.  Er  ist  v.,  verloren,  gestorben  GA., 
sonst  wie  nhd. :  's  ist  v.  mit-em  Bs;  B;  Tu;  Z.  Verst.  iis 
und  v.  Bs;  B;  Schw;  Th;  Z;  s.  Bd  I  552.  —  2.  aus-,  ab- 
gemacht Aa  (Minnich);  B;  Sch;  Z.  's  ist  ».,  ich  chumm 
zu  nüt.  1851,  Stutz,  's  isch  v.,  ich  wott  nüt  nie  mit-im 
0*  tue*  ha;  mein  Entschluss  ist  unabänderlich  B(Zyro). 
Muess  ich  euch  duch,  es  ist  c,  es  lustigs  G'sätzli  singe". 
Ap  Kai.  1878  (Scu).  Auch  hier  verst.  üs  und  r.  Schw;  Th. 

gar-:  beinahe,  ungefähr.  ,Der  buochstaben  i,  so 
er  den  andren  stimmbuochstaben  fürgsetzt,  gar  by 
zuo  einem  g  würt.'  JKolross  1530.  ,Gar  bei  in  einer 
halben  acker  lenge.'    1531,  I.  Sam.  ;    ,gar  nach.'  1548. 

her-:  in  der  Verbindung  mit  gän,  zugehen  Schw. 
/"  der  Hütte"  inne"  isch  ['s]  unterdesse"  e"  chli"  lebiger 
hSrbi'gange*.  MLienert.  So  göt  's  dö  z'  Manche"  herbi 
bis  spät  i*  d'  Nacht  ine"  ScbwE. 

niene"-:  bei  weitem  nicht,  in  keiner  Weise  BÜ. 
Es  ist  n.  so  vit,  a's  ich  g'misnt  han  BSi.  Es  grosses 
Oberländer  Meitschi  —  i°h  mechti  dere*  n.  ander  d'  Uex 
g'recken.  Alpenr.  1872  (BGr.).  Ieh  ha"  n.  möge"  g'cho", 
mein  Geld,  meine  Kraft  reichte  hei  weitem  nicht  hin  BO. 

da-  (d.;-  ApL;  GltVal.,  de-  Ap;  GT.;  Scu;  Tu; 
Z,    der-   AALeer.;   BsStdt;    B;    GRl'r.,  S.,  Scuolras, 


Spl.;  LSemp.;  Z)  -bi,  in  GrS.,  Scuolms,  Spl.,  Val. 
(neben  -hie)  -bi?,  in  ApL;  GrPt. ;  ZO.  (neben  -bi)  -bei: 
Adv.,  dabei.  1.  entsprechend  bi  III  1.  allg.  Derbi 
and  dermit  si",  mitmachen  LSemp.  ,Er  ist  dabei  ge- 
wesen', euphein.  =  hat  einen  Rausch.  Z  Kai.  1804. 
Eigentümlich  in  B:  derbi  si",  es  aushalten,  existieren 
können  bei  Etwas.  We**-me*-ne*  der  Gring  lät,  su 
cha""-me*  noch  sanft  derbi  si".  Gotth.  .Wenn  er  nur 
recht  gesund  könnte  werden,  aber  nicht  wegem  Wer- 
chen,  das  mangle  er  nicht,  sondern  wegem  Derbisi"; 
es  sei  gar  grusam  längwilig,  wenn  man  nicht  gesund 
sein  könnte.'  ebd.  S.  noch  nietig  (Sp.  854).  —  2.  ent- 
sprechend bi  III  3.  .Wol  by  eime  vierteil  eines  jares 
oder  da  by.'  1407,  Bs  Archiv.  .Einen  Frieden  von 
14  Tagen  oder  da  bi.'  1415,  Absch.  ,N.  N.,  80  jar  alt 
oder  daby.'  1488,  OnwSachseln  Kirchenb.  ,Und  beleih 
daselbs  einlif  manot  oder  darby.'  1520,  Absch.  S.  noch 
Karreten  (Bd  III  427).  —  3.  entsprechend  bi  III  9. 
.Daby  wirt  uns  zue  verston  gegeben.'  Zwinoli.  .Ich 
mein,  man  künd  daby  abnen,  was  gloubens  man  im 
solle  gen.'  Fi'Nkf.lin  1552.  ,Das  weiss  ich  doby,  das...' 
TuPlatt.  1572. 

.Darbin  (:  In).'  1468,  Tob].,  Volks!.  II 46;  1532,  GScherer, 
.darbeyn  (:  sein).'  Bigandus  1579,  .dorbie.'  Schimpfr.  1651. 

bi(j)e»  BO.;  GrD.,  L.,  Luz.,  Pr.,  beie"  GKCast., 
Mal.,  beijon  PRima  (Schott)  —  Ptc.  (ge)bict,  (gejbeiet: 
intr.,  sich  nähern.  Der  Winter  biet  GrD.  Meist  mit 
Dat.  D'  Sänne"  biet  de"  Berge".  Wie  d'  Franzose* 
dem  Dorf  gebiet  sind.  Der  Tod  hed-ere"  gebiet.  We- 
rne" de"  Sibezgi  biet,  se  hed-me"  in  Allem  vil  Chünti. 
MKooni.  Welchi  Hirti  hem-mer?  ich  gloub,  es  bii  den 
Sibnen  BO.  (Alpenr.).  Wie-n-er  afe"  dem  Hüs  biet 
BHk.,  wi-er  is  bbaied  dem  Hüs  PRima,  wi-er  ist  g'bijed 
dem  Hüs  PAL,  Übersetzung  von  Lucas  XV  25.  Es 
biet  dem  End,  biet-me",  geht  dem  Ende  entgegen,  z.  B. 
von  einer  Arbeit,  von  einem  Sterbenden  Gr.  Refl. 
Er  hed-schi'h  so  stetlich  der  Hütte"  gebiet.  AWyss  (Gr). 
Auch  tr.  BR.  (lt  LTobl.). 

g'-biji:  =  dem  Vor.  PA1.  (Giord.). 

z'bie":  erreichen  GlS.  (lt  Gl  Gem.  353). 

bi(j)ere"  bejeron:  =  bifjjen  PIss.  Chouwi  [als]  er 
is  bejerud  dem  Hüs,  Übersetzung  von  Lucas  XV  25. 

Bi(j)i  BHk.;  GrA.,  t'hurw.,  D.,  Glar.,  L.,  Pr..  Beiji 
GRCast,  He.,  Mal.  —  f.:  Nähe.  Uf  d'  Witi  und  uf 
d'  B.  GrA.  Uf  di  B.  cho"  GfiGlar.  Uf  en  B.  non 
ette  5  Schritt  GrD.  In  (uf)  kein  B.,  nid  uf  di  B., 
nicht  annähernd,  bei  weitem  nicht  Gr.  Si  hend  im 
mid  Meje*  [im  Mähen]  in  kei*  B.  zue  möge"  GRlgis. 
Der  Jung  hed  dem  Alte"  in  de"  Benk  und  Witz  uf 
kein  B.  'gliche"  GnTrimmis. 

Schutz-:  Schussnähe  GrPt.  Schi  sind-nc"  nid 
uf  Seh.  zuehi"  chon. 

bilich:  1.  „beinahe  L.  's  isch  b.  Sovel."  —  2.  bi- 
lige"  (auch  bei-),  unlängst  BLenk. 

Bilichi,  -lihi  BSi.,  -lechi  Gl;  „Gr;"  L  (lt  St.b), 
-Hgi  B  —  f. :  =  Bi(j)i,  nur  in  adv.  Verbindungen. 
a)  „mi  der  B.,  in  der  Nähe  BO.;  Gr."  Kumme"  so 
in  der  B.,  nur  annähernd,  ungefähr  BHk.  —  b)  Du 
bist  bi  der  B.,  du  sagst  ungefähr  das  nichtige  BE. 
25s  wird-si""  scho"  zeige"  bi  der  B.,  man  wird  der  Sache 
nahezu  auf  die  Spur  kommen,  ebd.  I"*  weiss  bir  11. 
si's  Hüs,  kenne  so  ungefähr  dessen  Lage  BLenk.  — 
c)  Es  ist  uf-ene"  B.  [ungefähr]  i'  Mimet  sitter  Gl. 

Blschaft:  (gutes)  Beispiel,  Vorbild,  Muster. 
XIV./XV. 


90! | 


010 


Bf:  1.  Bi  f.  U,  Biji  n.  BSi.,  Bienenschwarm.  Syn. 
/»i/<  i  (Bd  1  234).  J5s  hct-mer  c"  7>t  f/Vye",  ein  Stock 
ist  ausgeschwärmt  U.  E"  Bi  reape*.  ebd.  —  2.  nur 
Dim.  B%(j)i  (PI.  Bijeni,  -ini  oder  unver.)  BO.;  Gl; 
GRÜbS.;  PAL;  S  (Hänggi);  Ndw;  U;  W,  Beifjji  (PI. 
meist  unver.,  seltener  Beijoii)  AiLeer.;  BE.,  M.;  L; 
GSa.;  S,  Bili  Ar;  GT.;  Sciiw;  Nnw;  Zo;  ZO.,  Belli 
AaF.,  Ke.;  L  (St.b);  UwE.;  ZoBaar;  ZKn.,  Zoll.  - 
BiQjeli  Gl;  SchwE.;  S;  Ndw  (-iE);  U,  Bei(j)cl)  Aa 
Leer.;  B;  L;  S  a)  =  Imb  2  (Bd  I  234/5).  aaOO.  Einem 
gleichen  tcie-n-es  B.  dem  andere",  zum  Verwechseln 
ähnlich  sein  BHk.,  Ha.  An-enand  hange"  wie  zwei 
Bili,  von  enger  Freundschaft  GT.  Ume'surre",  /läge" 
g'rad  tcie-n-es  B.  GT.;  Z.  Chlini  B.  stechen  auch  B;  S. 
Vollne'  wie-n-es  B.,  berauscht  U;  vgl.  bi-vott  (Bd  I 
782).  Wenn  d'  B.  a"  d'  Chirsi  go",  werde"  d'  Imme" 
nit  feiss  SThierst.  Feissi  W'espi  —  magert  B.  Z. 
.Gertrud,  Joseph  —  brave  Leut,  sie  machen  uns  die 
Bienen  frei',  d.  h.  nach  Mitte  März  beginnen  die 
Bienen  wieder  auszufliegen  ZBass.  Nutzen.  .Ein 
einiges  Bienlein  ist  besser  als  ein  Schwann  Fliegen.' 
Spkww.  1824.  ,Wenn  die  Herde  dir  gedeiht,  Friede 
hält  mit  dir  dein  Weib;  wenn  dir  deine  Bienen  schwär- 
men, brauchst  du  nimmer  dich  zu  härmen.'  Menzel. 
.Bienen,  Schafe  und  Fische  im  Teich  machen  dich 
sicher  bald  arm  und  bald  reich.'  ebd.  Den  Bijinu" 
üsne",  zeideln  W.  De"  Bilene"  r'espe".  Weitere  tech- 
nische Ausdrücke  s.  Bd  I  236;  vgl.  auch  noch  hecken 
(Bd  II  1116),  chotzen  2  (Bd  III  599).  ,Der  Beinen 
halber  ist  Rechtens,  dass  solche,  von  dem  sie  ausge- 
flogen, mögen  verfolget  werden;  ein  unverfolgter  Im- 
pen  aber  gehört  in  den  Statt-  und  Landgrichten  der 
Statt  Bern,  wie  das  Maulgut,  einem  regierenden  Ehren- 
haupt.' SMutach1709;  vgl.  Gr.,  RA.  596  ff.  Glaube 
und  Brauch.  Die  Bienen  werden  mit  einer  gewissen 
Ehrerbietung  behandelt  wie  kein  anderes  Tier.  Manche 
entblössen  das  Haupt,  wenn  sie  beobachtend  vor  dem 
Bienenstock  stehen;  selbst  rohe  Bauern  bedienen  sich, 
wenn  sie  mit  Bienen  umgehen,  keiner  rohen  Ausdrücke 
ZElgg,  0..  S.;  auf  sie  wendet  man  nur  edle  Bezeich- 
nungen an,  die  sonst  nicht  einmal  mit  Bez.  auf  Men- 
schen durchgängig  gebraucht  werden,  so  essen,  spisen, 
trinken,  sterben.  Wer  solche  Rücksichten  nicht  nimmt, 
bei  dem  bleiben  die  Bienen  nicht  Z;  vgl.  darüber 
noch  Lfit,  Sagen  358;  KSteiger  1839,  15.  Um  einen 
Bienenstock  oder  -Stand  soll  man  nicht  prozessieren, 
noch  beim  Kauf  eines  Stockes  markten  B;  vgl.  Alpenp. 
1874,  167  f.  Die  Pflege  der  Bienen  liegt  dem  Haus- 
vater ob,  daher  sein  Ehrenname  Bili-Vater;  vgl.  Bd  I 
1127.  1130.  Dessen  Tod  muss  einer  der  nächsten  An- 
verwandten den  Bienen  in  aller  Form  anzeigen,  sonst 
suchen  sie  sich  eine  andere  Heimat  Gr  f  (Vonbun 
1862,  114).  Anderwärts  geschieht  diese  Anzeige  durch 
Rütteln  an  den  Stöcken,  durch  Lüpfen  (L;  Uw;  Z) 
oder  Versetzen  derselben ;  unterbleibt  dies,  so  folgen 
die  Bienen  ihrem  Pfleger  in  den  Tod  B;  L;  S;  Z; 
vgl.  Meister-B.;  Lfit.,  Sagen  358;  Alpenp.  1874,  167  f. 
Stirbt  der  Hausvater,  so  sterben  (während  des  Trauer- 
jahres) alle  seine  Bienenvölker  Zg;  Z.  Nach  altem 
Brauch  wird  die  Ankunft  eines  neuen  Schwarms  dem 
Bienenhalter  von  dem,  der  denselben  zuerst  bemerkt 
hat,  angezeigt,  wofür  er  eine  Gebühr  (von  10  ß)  erhält, 
die  ihm  unter  Umständen  aufgedrungen  werden  soll 
Sch;  Th;  Z.  Den  Korb,  in  den  der  Schwärm  gefasst 
worden  ist,  schmückt  man  mit  einem  (wenn  möglich 


von  der  Tochter  des  Hauses  gewundenen)  Kränzchen 
oder  Strauss  aus  den  schönsten  Blumen  Z;  s.  noch 
Lüt.,  Sagen  358.  Während  man  einen  bevölkerten 
Bienenstock  über  die  Strasse  trägt,  soll  man  weder 
sich  umsehen,  noch  ein  Wort  sprechen,  noch  einen 
Gruss  erwidern,  sonst  fliegen  die  Bienen  fort  Z.  In 
legendenhafter  Weise  wird  erklärt,  warum  sich  die 
Bienen  nie  auf  roten  Klee  setzen:  Als  Gott  einst  die 
Bienen  fragte,  ob  sie  lieber  den  Sonntag  feiern  oder 
den  roten  Klee  meiden  wollten,  antworteten  sie: 
Lieber  den  beste"  Hungblueme"  mide",  weder  den  hüb- 
sche" Sunntig  nid  fire"  BO.  Die  Seele  nimmt  Bienen- 
gestalt an;  s.  Kohlrusch,  Sagenb.  245.  Wenn  sich  die 
Bienen  verfolgen  und  tot  beissen,  so  deutet  Das  auf 
Krieg;  wenn  es  im  Stocke  viele  tote  Bienen  gibt,  so 
folgt  darauf  ein  Sterben  unter  den  Leuten;  auf  un- 
vorhergesehene Ereignisse  deutet  es,  wenn  sich  ein 
Bienenschwarm  an  einem  aussergewöhnlichen  Orte 
(z.  B.  auf  einem  Schwerte)  niederlässt;  vgl.  Rochh., 
Arbeitsentw.  I  123  und  Lüt.,  Sagen  358.  Starke  Brut 
zeigt  ein  fruchtbares  Jahr  an  L.  Sind  die  Waben  in 
der  Mitte  nicht  verbunden,  so  erfolgt  ein  Todesfall 
im  Hause  des  Meisters  L.  Spruch,  Bienen  zu  bannen: 
,Die  Tierli  halten  ihre  Ängeli,  wie  die  Mutter  um- 
armt' Aa  (lt  Rochh.).  —  b)  übertr.  auf  Menschen, 
z.  B.  eine  geschäftige  Frau  S.  Em  Mänz  si*  Frau, 
das  chli",  g'schtcätzig  Beieli.  Schild.  Ein  lebhafter, 
junger  Mensch  wird  e"  rechts  Beiji  genannt  S.  Weib 
mit  spitzer  Zunge  BE. 

Mhd.  Ue  stu.,  Bienenschwarm,  hie  swf.,  Biene.  Das  Ver- 
hältniss  unseres  W.  zu  dem  syn.  Imb  erhellt  aus  einer  Ver- 
gleichung  mit  den  Bd  I  233  f.  gemachteu  Angaben.  Als  Be- 
zeichnung der  einzelnen  Biene  scheinen  beide  WW.  auf  dem 
grössten  Teil  unseres  Gebietes  durcheinander  vorzukommen, 
abgesehen  vom  Nordosten  und  Osten  (so  Sch;  Th;  GRh.), 
wo  in  dieser  Bed.  nur  Imb  gilt;  ans  Ap;  GSa.  wird  aus- 
drücklich angegeben,  dass  Bili,  bzw.  Beiji  seltener  als  Immli, 
bzw.  Immen  sei.  Zu  den  diphthongierten  Formen  vgl.  das 
unter  Nuw  (Sp.  882)  Bemerkte.  Die  zweisilbigen  Formen 
unter  2  sind  ausnahmslos  Dim.,  doch  nicht  mehr  als  solche 
empfunden  (vgl.  die  analogen  Verhältnisse  bei  Ameise  Bd  I 
217,  Imb,  Hummel  Bd  II  1295/6,  Wlapi) ;  dazu  stellen  die 
dreisilbigen  Formen  neue  Dim. -Bildungen  dar.  Ans  der 
ä.  Spr.  seien  angeführt:  ,Die,  den  byen.'  Hs  vRütte  1546; 
Tierb.  1563  (neben:  ,die  beyen';  einmal  die  Schreibung 
,byhe').  ,Ein  Schwärm  Bygen.'  RCys.  Dazu  die  Dim. -Formen 
(offenbar  schon  ohne  Dim. -Bed.):  ,Das  bige.'  XVI.,  B  Lied 
(dem  heutigen  Biji  entsprechend).  ,Den  bylenen  oder  imben.' 
KdGessn.  1542.  .Beile  oder  imben.'  Tierb.  1563.  ,Den  by- 
lineu.'  Fris. ;  Mal.  (neben  ,das  bynle,  des  byulins,  den 
bynen').  ,Die  Beylin.'  Jos.Mal.  1616  (neben  ,die  Binlin'). 
.Das  Peülli.'  GGotth.  1619.  .Nimm  Imlin  oder  Bylli.'  ZElgg 
Arzneib.  um  1650.  ,Das  Beilin.'  JCWeissenb.  1678.  Weitere 
«-Formen:  ,Des  byns  und  ambeisses  müy  und  arbeit.'  Vogelb. 
1557.  .Die  Bynlin.'  JJBreit.  1629.  .Bynen  (PI.).'  Ziegler 
1647.  ,Die  kleinen  Beinlein.'  Hott.  1666.  .Die  Binle.'  FWyss 
1673.  .Eine  Bine.'  DTomann  1708.  .Beinen-  oder  Spinnen- 
art.' Mise.  Tig.  1722/4  (ThPlatter).  .Die  Beinen  oder  Im- 
men.' Leu  1727/46.  Hieher  die  Flurnamen  .Beienberg'  Aa 
(s.  Bäbler  1889,  51),  ,Biji-Satz'  B,  viell.  auch  der  Familien- 
name ,Beili'  AaWohlen.  Zum  Sachlichen  vgl.  noch  Z  Neuj. 
N.    1865;   Fr.,  Ztschr.   VI   45  f. 

Gülle°-Bili:  zähe  Schlammfliege,  Erist.  ten.  ZO. 

Das  Tierchen  gleicht  ganz  einer  Biene  und  hält  sieb  gern 
auf  Misthaufen  und  in  Ställen  (s.  Stall-B.)  auf.  S.  noch 
G  .-Wurm . 

Hau  pt-Bij  i  f. :  Bienenkönigin  W  (neben  Ghünigi"). 
Hüs- Beiji:  im  Hause  emsig  tätige  Person  S.  Syn. 


911 


Ba,  be,  bi.  bo,  Im 


91-2 


H.-Mummeleit  (Sp.  228).    So  g' schlackt  wie  so-n-cs  II. 
bin-icn  de"  noch  gäng.  Joacii.  1881. 

Meister-Beiji:=i7aupt--B.  B;  S.  'Wenn  der  Hüs- 
meister  stirbt,  so  seil -ine"  go"  d'  Imbi  rücke*,  süsch 
stirbt  's  M.  drüs.  Schild. 

Bruet-Bili:  Drohne  Z.  —  Die  Drohnen  sollen  das 
Brntgesehäft  durch   Erzeugung  höherer   Wärme  fordern. 

Surr-Beiji.  ,Und  wenn  die  Wirtstochter  auch 
sonst  der  Gastig  gerne  das  Wort  gönnte  —  heute  fuhr 
sie  herum  wie  ein  S.  und  gab  links  und  rechts  mutzen 
B'scheid.'  B  Hist.  Kai.  18T2.  Vgl.  surr -mummlen 
(Sp.  228). 

Stall-  Stäl-Bili:=  Gülten-H.  ZO. 

Drfii-  ,Dreh-Bili':  Drohne.  Menzel. 

bijele»  GlK.,  bci(j)ele"  Bs;  B;  Gl;  L;  Seil  (lt  Joh. 
Mey.  1866  bejele");  Th;  Z,  beierle"  GRChur,  He.,  bäjele" 
AALeer.  (Hunz.),  „bäuele*"  I:  leicht  (in  dünnen,  klei- 
nen Flocken)  schneien  Bs;  Gl;  ThHw.j  Z;  .gelinde 
regnen'  AALeer.  (Hunz.);  Bs  (Seiler).  Schneit's  dusse"? 
Antwort:  NU  recht,  's  beijelet  nummen  e"  Bitsli  Bs. 
Sonst  (abgesehen  von  Bs;  Z)  nur  im  Kinderreim:  Es 
schnijelet  (schneielet,  in  GRChur,  He.  schneierlet ;  in  Aa 
Leer.;  Bs  auch  regelet),  es  bi(j)elet  (beielet,  beierletj,  es 
göt  (wäit  B)  en  chüeler  Wind,  es  friire"d  (tili  Vögeli 
(Stiideli)  und  alli  arme"  Chind,  oder :  es  schlöfe'd  alli 
Lütli  und  alli  Burgerschind  L ,  oder :  d'  Chinde* 
(Maitli)  legge'd  d'  Hämischen  a"  und  d'  Buebe"  laufe'd 
g' sehwind  GrHc;  ZO.,  S.  Vgl.  noch  Rochh.  1857,  121. 
191 ;  Sonntagsbl.  der  Th  Ztg  1897,  325.  Es  schneielet, 
es  beielet  durch  e"  holi  Tanne",  wenn  der  Büre'b' schisser 
malt,  was  der  Bür  het  cfwanne"  Aa  (Rätsel  vom  tanzen- 
den Mehlstaub  in  der  Mühle);  vgl.  Rochh.  1857,  262. 

Die  tanzenden  Schneeflocken  werden  mit  schwärmenden 
Bienen  verglichen.  Wo  das  W.  mir  noch  im  Kinderlied  leht, 
ist  seine  Bed.  im  Sprachbewusstsein  verdunkelt;  es  hauen 
volksetymologische  Umdeutungeu  stattgefunden,  die,  zumal 
wo  (wie  in  AaLeer. ;  Bs)  der  Reim  kein  Hinderniss  bildete, 
auch  seine  Lautgestalt  beeinflnssten.  So  erklärt  sich  einer- 
seits die  Bed. -Angabe  .gelinde  regnen',  ferner  , wehen'  bei 
Rochh.  und  Joh. Mey.  1866,  anderseits  die  Ausweichung  in 
bäjele*,  indem  das  W.  (wie  auch  Hunz.  und  Seil,  augeben) 
als  Dini.   zu   bäje*  gefasst  wurde. 

Bei(j)eler  m.:  Bienenzüchter;  nach  einer  An- 
gabe im  Gegs.  zum  Ileiji-Vater  Derjenige,  der  nur 
die  eigenen  Bienen  (nicht  auch  fremde)  besorgt  B;  S. 
Familienname  B. 

ge-bi(e)let:   in  der  Zss.  mit  -voll;    s.  Bd  I  782. 

Bije"  S;  Ndw,  Bei(j)e"  „AaF.;"  B;  UwE.  —  m. 
„AaF.;"  Uw,  f.  S:  Bienenstock  sammt  seiner  Bevöl- 
kerung, ein  „Bienenschwarm  AaF.;"  B  (lt  Menzel); 
S;  Uw.  Gelegentlich  übertragen  auf  die  menschliche 
Behausung  S.  Bricht  i"  der  Nächbcrschaft  Für  üs, 
so  ströme"  de""  d'  Ödiswiler  chriseldick  su  der  B.  üs 
zum  Sattlerhüttli,  wil-me*  vo"  dort  üs  am  beste"  g'seh 
cha"*,  i"  weleher  Gegni  as  es  brönni.  Hofst. 

lii:  1.  meist  mehrfach  wiederholt,  Lockruf  für 
Hühner  Aa;  Ai>;  Bs  (auch  bippeli-bi);  B;  Gr;  GRh., 
Sa.;  S;  Tu;  Ndw;  W;  Z,  auch  iür  Tauben  Z,  für  das 
Federvieh  Gr;  W,  für  Vögel  übh.  Sch  (Job.  Meyer 
1800).  Syn.  bili,  di(di).  —  2.  Bi  n..  Huhn,  Küchlein 
Ar;  SThierst. ;  Ndw.  Bippeli-bi,  Name  des  Huhns  im 
Kinderlied  vom  Haushalt. 

Bi-bi  I  n.  AAAar.  (-i1-).  Hb.,  Holderb,  (lt  einer  An- 
gabe Bibi),  Ku.,  Leer.  (Bibi  und  ltdii),  L.,  Zein.  f-i'-J; 
Bs;  hf-i'-J;  Gr  (Bibi  und  Hihi);  Sch;  S;  Tu;  Ndw; 


U  (Bibi);  '/,  (Bdn).  Dim.  Bibeli  AaHoH.  (Bibeli),  Leer.; 
AiK  ;  BsL.;  B;  Gr  (Bibeli  und  Bibeli):  UW.,  Widn.; 
Sch;  S;  Th;  Z  (auch  Bdiili),  Bippi,  Dim.  Bippeli 
Aa  Fri.  (nach  einer  Angabe  Bipeli);  Bs;  BBrisl. : 
1.  Huhn  (Kdspr.).  aaOÜ.  [Der  Fuchs]  het  fem  's 
Ruedis  Frau  so  schröckli'"  g'husäret  mit  Ire"  Bibene". 
Aa  Leseb.  1892.  ,Wir  sollten  essen  wie  sie  und  nicht 
[so  wenig]  wie  die  Bippeli.'  Breitenst.  ;  Syn.  wie-n-es 
Vögeli.  Auch  von  den  Tauben  Z,  von  Federvieh  übh. 
Th;  Z.  —  2.  scherzh.  von  andern  kleinen  Tieren, 
spec.  Läusen  Gr;  Z  (auch  von  Flöhen,  Käfern).  B. 
sueche",  töte"  Gr.  Hast  B.?  zu  einem  Kinde,  das  sich 
den  Kopf  kratzt  Z.  Schmetterling  Gr  ObS.  —  3.  übertr. 
auf  Menschen,  schwächliche,  verweichlichte  Person, 
insbes.  verhätscheltes  Kind  Bs.  De  bisch  e*  rechts 
Bijipi!  Frau  von  weichlicher,  empfindlicher  Gemüts- 
art B.  —  4.  von  Sachen,  kleiner,  niedlicher,  glänzen- 
der Gegenstand,  womit  kleine  Kinder  spielen  oder  ihre 
Aufmerksamkeit  gefesselt  wird  B  (städtisch).  Briegg 
nid,  lue>  da  das  schön  B!  zu  einem  weinenden  Kinde. 
-  5.  Bibeli,  Pflanzenname,  Lerchensporn,  Coryd.  cava 
Gr  UVatz.     Syn.  Guli  4  a  (Bd  II  221). 

Lautnachahmende  Bildung;  vgl.  .piep,  Piepchen,  -lein, 
piepen,  Pieper'  usw.  bei  Gr.  WB.  VII  1842/4,  denen  unsere 
Formen  mit  inl.  p  direkt  anzuschliesseu  sind.  Zu  3  vgl. 
eis.  Tippet,  1)  Huhu,  2)  kleines  Mädchen.  S.  noch  Bid(el)i, 
Did(el)i. 

bibele":  1.  im  Ablautspiel  mit  bäbele"  (s.  d.)  Obw. 
—  2.  bippele",  langsam  essen  Bs. 

ün-M,  üss-bi :  Ruf  der  Kinder  beim  Fangspiel, 
wenn  sie  sich  für  einen  Augenblick  Freiheit  ausbe- 
dingen, z.  B.  um  sich  die  Schuhe  zu  binden  ZStdt. 

Bi,  nur  als  Dim.  Bili  AaZ.,  sonst  Bi-bi  II  n. :  = 
Be-be  AAAar.,  Ku.,  L.,  Schinzn.,  Wohlen ;  VO  (Kdspr.). 
Vgl.  wi-wi. 

Pl:  Personenn.,  Pius  LNeuenk.;  Slfent.  Sant  Fi. 
Ineichen  1859. 

Biel  Biel  n.  AaF.,  Leer.;  B;  GlK.;  GrD.;  GSa.; 
Ndw;  Z,  Beiel  m.  AADeg.,  Fri.;  Ba;  Sch;  SSchwa. ; 
ThHw.,  Untersee;  ZBenk.,  Sth.  —  PI.  Bieter  Ndw;  Z: 
1.  Beil;  über  das  Verhältniss  zur  Ax  s.  Bd  I  617  f. 
Hohlbeil  AADeg.  ,lst  es  jetzt  am  Beyel,  so  muss 
noch  eine  Axt  daraus  werden.'  Sprww.  1824.  Das  B. 
ist  das  Abzeichen  des  Försters;  daher:  um  's  B.  cho", 
das  Försteramt  verlieren  ZZoll.  .Denen  Amtspflegeren, 
Holzbahnwarten  und  allen,  so  den  Beyel  führen.'  Ba 
Waldordn.  1781.  , Jedem  Unterbeamten ,  deine  der 
Beyel  anvertrauet  ist.'  ebd.  l)er  Forster  hät-em  [dem 
Holzfrevler]  de"  B.  g'nu"  ScnSt.  (Sulger) ;  übertr. 
Ki*em  de"  B.  ne",  die  Gewalt  nehmen,  ebd. ;  s.  Bd  I 
618.  Taub  tvie-n-es  B.,  sehr  zornig  B.  .Superlatio, 
überschwank  der  red,  da  einer  (wie  man  spricht)  das 
biel  ze  weit  wirft.'  Fris.  ,Ein  axt  oder  scharpf  bygel.' 
RGdalth.  1584.  ,Es  ist  verbotten  zu  tragen  alle  wurf- 
beyl  und  andere  beyhel.auch  kreuzbeuhel.'  1592.Foffa. 
,N.  N.  fieng  an,  durch  sein  Vestungsbaw  den  Türken 
ein  Beil  auf  die  Nasen  zu  setzen  und  dero  Ausstreifen 
in  der  Christen  Land  abzuwehren.'  Haffner  1666. 
,Die  Sieb-,  Zang-,  Axt-  oder  Beil-Zauberei  ist  under  den 
Christen  viel  gemeiner  als  gut  ist,  verborgener  Dingen, 
Diebstälen  und  dessen,  was  verloren  worden,  Offen- 
bahrung  zu  suchen;  da  man  ein  Zang  in  zween  Finger 
nimmt  oder  ein  Axt  oder  Biel  in  einen  runden  Pfal 
schlegt.'  Anhorn  1674,  519.  S.  noch  Gertcl  I  (Bd  II  443), 


913 


Ba,  be,  bi,  bn,  Im 


914 


hnl:in  (ebd.  1266).  —  2.  Bieli,  Schulausdruck  für  die 
beiden  Elementarstriche  der  deutschen  Handschrift, 
Aufstrich  und  schief  daran  angeschlossener  Ab-  oder 
Grundstrich;  auch  etwa  übertr.  auf  ähnlich  gestaltete 
Verzierungslinien  Z  f.  Syn.  Zichli.  —  3.  (Pfluegs-B. 
SSqhwa.)  =  Chlüpfel  d  (s.  Bd  III  684)  AiZein.;  SSchwa. 
—  4.  ,Beiel'  (früher  Bygel),  Familienname  Z. 

Aus  nihil.  bf(h)tl  n. ;  vgl.  Fielen  (Bd  I  779);  Wint.  128. 
Altere  Formen:  ,Bye],  biel.'  1469,  Zlnv.;  Zwingli;  1531/48, 
Baruch;  HBuIl.  1533  (neben  ,Byhel');  Fischb.  1563;  Denzl. 
1677/1716  (neben  .Beihel.'  1677,  ,Beyel.'  1716);  AKlingl. 
1691;  1764,  Z.  ,BeyeI.'  Kriegs!).  1644;  AKlingl.  1702; 
Bs  Hand.  1782,  Der  PI.  auf  -er  auch  schon  XV.,  Gl  Ro.. 
(,messer,  axen,  bieler  und  anderlei  waffeu').  Das  auf  die 
Form  Beul  beschränkte  Masc.  erklärt  sich  aus  dem  Einfluss 
der  zahlreichen  andern  Werkzengnamen  auf  -et.  2  nach  einer 
gewissen  Ähnlichkeit  der  Form.  Vgl.  dazu  die  von  Ochs  II  98 
angeführte  alte  Inschrift  am  Bs  Kaufhaus,  auf  der  in  römi- 
schen Ziffern  die  Jahrzahl  1356  und  die  erläuternden  Verse 
standen:  ,Ein  Rink  mit  seinem  Dorn,  drei  Hufeisen  aus- 
erkorn,  ein  Beihel,  der  sechs  Krügen  Zal,  da  verfiel  Basel 
überal'  (wobei  , Beihel'  auf  die  Ziffer  L  sich  bezog);  Tgl.  noch 
KRHagenbach  1863,   374.      Zu   4   vgl.   das  syn.   Blüwel. 

Amts-:  Beil  als  Abzeichen  eines  Amtes.  Bs  Wald- 
ordn.  1781,  5;  s.  Biel  1. 

Griess-,  PI.  -Bieler:  1.  lange  Holzstange  mit  eiser- 
nem, aus  einem  Haken  und  einer  gerade  auslaufenden 
Spitze  bestehenden  Ende,  beim  Flössen  verwendet  Schw 
Muo.  Haken  zur  Verbindung  der  Flossbalken  Schw 
(LTobl.).  —  2.  Gletscherbeil.  Die  Alpenwelt  1889,  211. 

Heide"-:  Name,  den  das  Volk  den  in  Pfahlbauten 
gefundeneu  Steinbeilen  gibt  Tn.Berg  (lt  Z  Anz.1870, 168). 

Hand-:  Handbeil  Aa;  B;  Th;  Z.  Mit  einer  Hand 
(statt  wie  die  Schlagaxt  mit  beiden  Händen)  geführtes 
Fleischerbeil  „LE."  ,Man  soll  dafür  besorgt  sein, 
dass  die  Halbartierer  und  Spiessknechte  mit  guten 
Gertlen  und  Handbüelen  versehen   sind.'    1096,   Obw. 

Hund-:  eines  der  Strafwerkzeuge  des  .grossen 
Rates'  in  Zug  (s.  Isen-grind  Bd  II  764).  Zg  Eis.  Kai. 
1868,  3.  .[Der  Nachtwächter  sagt  aus:]  es  begegnetint 
im  vier  gesellen,  deren  jetlicher  ein  hundbiel  under 
der  achslen  trüege,  und  als  er  si  begrüesste,  gebint 
si  im  kein  antwurt  und  hettint  die  antlitt  verbutzt.' 
1532,  Egli,  Akten  788. 

Hau™-:  1.  =  Stüden- Gerte!  (Bd  II  443),  doch  ohne 
hakenförmig  gekrümmte  Spitze  Aa  (Anon.  Habk.); 
„kleines  Handbeil  mit  einer  langen  Schneide,  um 
Reiser  usw.  zu  zerhacken  BO."  —  2.  von  dem  Richt- 
beil der  römischen  Lictoren.  ,Man  pflegte  den  Con- 
sulibus  vorzutragen  ein  Hawbiel  mit  einer  Buschlen 
Rueten.'  FWvss  1650.  ,Ein  Büschelein  Ruten  mit 
einem  in  mitten  steckenden  Hawbeyel.'  JMüllek  1665. 
—  3.  Schelte  auf  einen  groben  Menschen  Gl. 

Lenk-:  ein  der  Hellebarde  ähnliches  Werkzeug  der 
Küfer  zum  Behauen  der  grossen  Dauben  Zf  (Küferspr.). 

Mord-.  ,Der  ryss  schluog  inn  uf  sin  hälm  mit 
einem  mortpiell  ein  ungemessen  streich.'  Morgant 
1530.     Vgl.  .Mordaxt'  (Bd  I  620). 

Bau  in-  Böm-Bieli:  Beil,  das  zum  Ausästen  von 
Bäumen  verwendet  wird  TuArb. 

Breit-:  =  Br.-Ax  (Bd  I  620)  B;  Ndw;  Z.  ,Der 
[Zimmer-]  Meister  gibt  dem  Lehrjungen  eine  Wald- 
achs und  einen  Breitbeyel.'  Bs  Taxordn.  1646. 

Schnepfe11-:  Beil  des  Wagners  oder  Küfers  Aa; 
Syn.  Schnupf.  Fs  buechigs  Stöckli  Holz  mit  dem  Sehn, 
z'weghouive"  wi  d'  Wagner.  Aa  Schulmeister. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Spalt-:  =  Sp.-.lr   :>  (1!,1   I   (120)  AaF. 

Tügen-:  als  Walle.  XV.,  Z  Gem.  II  139.  —  Eig. 
Beil  des  Küfers  zum   Behauen  der   Fassdauben. 

Wide"-:  beim  Roden  verwendete  Harke  mit  Beil, 
das  zum  Abhauen  der  ,Widen'  dient   Z. 

Wald-.  ,Das  noch  gegenwärtig  im  Gebrauch  ste- 
hende alte  W.  ist  ein  gewöhnliches  Beil,  auf  dessen 
Öhr  sich  aber  ein  erhabenes  Kreuz  befindet  und  wel- 
ches dazu  dient,  Frevelstöcke  und  etwa  auch  Holz, 
das  der  Entwendung  ausgesetzt  ist,  mit  dem  Kreuz 
zu  bezeichnen.'  1856,  Hotz,  Urk. 

Wise°-:  =  Grab- Ax  (Bd  I  619)  TiiKreuzl.  Syn. 
WisrAx. 

biele":  1.  mit  einem  Beil  hantieren  L  (Ineichen). 
Spee.  einen  Baum  schälen,  wenn  kein  Saft  mehr  darin 
ist  (im  Gegs.  zum  maien)  B;  L.  —  2.  tr.,  prügeln 
BLangnau. 

abe"-:  tr.,  (mit  dem  Beil)  zu  Boden  schlagen 
GoT.;  ZO. 

l)ö,  pö:  Interj.  a)  auch  in  den  Verbindungen  ä  bö, 
o  bö,  als  Ausruf  der  Abweisung  =  das  ist  nicht  wahr! 
unmöglich!  W.  —  b)  in  Ausrufen  der  Verwunderung, 
des  Schreckens  W.  Bo  min  Gott!  Er  si  erchlipft, 
dass  er  üsg'ruefu"  hei:  Bo  Jesus  Maria! 

po:  Interj.  i.  S.  v.  wohlan,  nun  doch!  ScnSt. 
(Sulger);  Hegner,  Strassburger  Wörter. 

phö  AaF.,  Ke.;  Th  (auch  gedehnt);  ZB.,  O.  (in  der 
Emphase pho),  po  ZHed.,  pö  Ap;  Scu:  Interj.,  wesent- 
lich =  pha.  Phö  jö!  phö  nei"!  Zu.  Nu  phö  so!  so 
so!  Th.  Pö,  wenn 's  gad  Das  ist  [so  hat  es  nichts 
zu  sagen]!  Ap.  Vater  zum  Sohne:  Josep,  Josep,  stand 
auch  »/'.'  (?'  Ghappele'  hriinnt !  worauf  dieser  gelassen 
antwortet:  pho!  AAWohlen. 

Bö-bö  I  n.  Aa;  B  (in  R.  Popö),  Dim.  Boböli.  in 
BSi.  Bobi:  =  Be-be  (Kdspr.).  Heseh  B.,  heseh-der  B. 
g'macht?  Auch  als  Beschwichtigungswort  zu  einem 
kleinen  Kinde,  das  sich  verletzt  hat  BSi.  —  Vgl.  frz.  bobn. 

„bo-bö",  in  B  auch  bn-bn:  Ruf,  mit  dem  man  im 
Versteckspiel  Kindern  Furcht  einjagt.    Syn.  bau-bau. 

Bo-bü  II  m.:  Popanz  für  Kinder  ZGÄg.;  „allg." 
Der  B.  chunnt! 

Boi  m.:  scherzh.,  Bursche  B  (Zyro).     Syn.  Bojer. 

pii!  1.  („in  BBr.  bubu")  Zuruf  in  die  Ferne  Ap; 
BBr.  Abi.  bubuen  BBr.  --2.  Ruf  beim  Versteck- 
spiel Ap.  Syn.  püp.  —  3.  Interj.  zum  Ausdr.  verächt- 
licher Abweisung.  Puh!  Ganget-mer  e'iriig  damit! 
N.  B  Kai.  —  4.  Nachahmung  des  Knalls  beim  Schiessen 
B;  Z.  Hansi,  schiess!  es  gilt  dem  Fride"!  Puuh!  Dem 
Fride"  gilt  der  [Sehuss]  da!  GJKchn.  Auch  püdü:P.! 
G'hörste,  wie-n-es  chrachet  obe"  i"  der  gelbe"  Flueh !  ebd. 

büteli-bu!  Laute,  mit  denen  man  ein  Kind  ein- 
lullt B;  „L;  S";  vgl.  büt(el)i-he  (Bdll  849).  Büti,  büti, 
büteli-bü!  Liseli,  tue  dlner  Äugleni  zue!  Schwzd.  (B). 

biii!  Bui,  bui!  sagt  man  im  Scherze,  indem  man 
Kindern  auf  die  Stelle  bläst,  wo  es  ihnen  weh  tut 
GrRIi.  Das  macht  bui!  das  tut  weh!  Zuruf,  um  kleine 
Kinder  vor  etwas  zu  warnen,  mit  dem  sie  sich  ver- 
letzen könnten  Gr;  Syn.  bebe! 

bü:  1.  bü-bü!  Zuruf  an  Federvieh,  bes.  Hühner  L 
(Ineichen).  Vgl.  bi-bi.  —  2.  ä  bü  bü!  neckischer  Zuruf 
an  ein  kleines  Kind,  das  man  im  Hemdehen  trifft  GLNäf. 


915 


Ba — In.    Bah — bub 


916 


:'..  bü!  Schlnsswort  eines  Abzählspruches  (a.biggi- 
bäggi)  Tnj  ZO. 

jü-biii!    Ausruf  der   Freude    SciiwE.  (MLicnert). 


Bab,  beb,  bib,  bob,  bub. 

Vgl.  aach   die   Gruppe  bap(p)   usw. 

B;lb:  I.  Bäh  Aa;  B  (derb);  Z,  Hüb  Aa  (derb); 
ZLunn.,  Bähe"  Aa;  Ap;  F;  GRMai. ;  L;  Sch;  Z,  Bäbe' 
Aa;  Sca;  Th;  Z.  —  Dim.  Sä6t'  AaF.,  Ke.;  ApH.j  Bs; 
B  (veraltet);  VO;  SBb.;  Z,  Äifti  Aa;  Bs;  B  (Dat. 
Bäbin);  Gl;  S;  Vw;  Z,  Bäbeli  Aa;  Ap;  GliVal.;  L; 
Sch;  Schw;  Th;  UwE.;  Z,  Bä&eK  Aa;  ApM.;  Bs;  B; 
Sch;  S;  Th;  Vw;  Z  —  derb:  Babel  m.  LNeuenkirch; 
ZO.  (Stutz),  üreieZ  m.  ScbwE.;  Z  —  Babsche*  GrRIi., 
Babschi  GlH..  Bätsch  ZWyla.  weiblicher  Taufname, 
Barbara;  zumeist  nur  noch  auf  dem  Lande,  und  auch 
dort  mehr  und  mehr  durch  das  modernere  Babette 
verdrängt.  Do  si*-si  cho",  die  Liseli,  die  Anneli  und 
RÖseli,  die  Käteli  und  Mädeli,  die  Vreneli  und  Bäbeli 
(auf  den  B  Meitschi-Märit).  Schwz.  Dekl.  Ich  heisse" 
Bäbeli  wie  die  i  reine*  ZO.  ,Sie  sprach  von  dem  Bäbeli 
mit  Achtung  und  ohne  irgend  eine  Misstimmung.' 
Herzog  1803.  ,Bäbe'  nennen  Goethe  und  Lavater  in 
ihrem  Briefwechsel  ihre  Freundin  Barbara  Schult- 
hess;  s.  Z  Neuj.  St.  1888,  9  ff.  ,Von  dem  Babi  Leutin.' 
um  1700.  BE.  Zsgesetzt  mit  Familiennamen.  Bezeich- 
nungen des  Wohnortes  udgl. :  Escher-Bäbi  L  (Herzog 
1803),  Schlosser-Bäbeli,  Ehefrau  des  Schlosser-Haness 
(v Ahnen  1897),  Husare*-Bähi,  Tochter  eines  Mannes, 
der  als  Husar  in  fremden  Kriegsdiensten  gewesen  war 
BHa.,  Bäsi-Bäbeli  Z,  Flüeh-Bäbi  (Anderegg  1891), 
Bra/ndsite*-Bäbi  BE.,  Teufer- Bäbeli  aus  ApTeufen 
(Schläpf.  1839),  Häfeli-Bäbi  (Breitenst.),  , Schopf  baba.' 
1293,  Gfd.  Halb  appell.  als  Vertreter  eines  beliebigen 
(weiblichen)  Namens  Aa;  (Bubi)  erwachsene  Frauens- 
person übli.,  ohne  ungünstigen  Nbbegriff  L.  ,Anna- 
bäb,  Käterbäb,  jegliche  Tochter  und  Frau,  ohne  dass 
ihr  Vorname  etwa  Anna  oder  Katharina  wäre.  Bäbeli, 
der  Pelz  brünnt!  Achtung,  mein  Kind,  es  ist  nicht 
Alles  richtig.  G'sunket,  Bäbeli!  ei,  da  hat  man  ja  die 
Bescherung!'  Rochh.  1857.  Bäbi,  dcr  Vogel!  rufen 
Zotenreisser  und  Nachtbuben  mit  verstellter  Stimme, 
wenn  sie  sich  gewissen  Frauenzimmern  nähern  AaF., 
Ke.  Hü,  Bäbi,  de*  Boum  üf!  RA.,  womit  man  einen 
Zögernden  aufmuntert  i.  S.  v.  vorwärts  doch!  AALeer. 
Oft  wortspielend  mit  den  appell.  Verwendungen  des  W. 
!''•  will  Bäbi  heisse*,  wenn...  MWaldbn.  Du  heissisch 
Bäbi  und  bist  es  Bäbi  AaF.,  Ke.  ,Klug  genug  war 
die  Speisewirtin,  obgleich  sie  Bäbi  hiess.'  Gotth. 
,Man  kann  ja  aus  jedem  Lumpen  ein  Babi  machen; 
so  wollte  ich  nicht  heissen'  ZNer.  Bäbi  hiess  eine 
frevelhaft  nach  kirchlichem  Ritus  getaufte  Kuh  auf 
der  Blümlisalp.  Lüt.,  Sag.  —  II.  appell.  1.  Bäbe"  f. 
ApL;  Bs;  GRChur,  S.;  G;  Sch;  Th,  Bäbi  n.  Aa;  Bs;  B; 
F;  L;  Schw;  S;  Uw;  U;  Zg;  Z,  Dim.  Bäbeli  Ap;  B; 
Tu;  Z,  Bäbeli  „L;"  U,  von  Personen,  ausschliesslich 
oder  doch  zunächst  von  Weibspersonen.  Vgl.  Grit. 
,Babe"',  Schimpfname  für  eine  Weibsperson,  um  1400, 
L.  ,Swig,  babe!'  Aa  Pass. -Spiel  1498.  Als  verächt- 
liche Bezeichnung  einer  Weibsperson  übh.  erscheint 


das  W.  auch  in  dem  ApVolksrcim:  I°*  weit,  ieh  war 
im  Bäbe"bett,  und  d'  Bätie"  tüsig  Taler  hett,  und  üsert? 
Herrgott  d'  Bäbe"  wett.  und  i**  die  tüsig  Taler  hett. 
Insbes.  a)  kindische,  einfältige,  ungeschickte  Person. 
aaOO. ;  weichliches,  furchtsames,  energieloses  Geschöpf 
Bs;  „B;"  VO;  „Sch";  dumme  Schwätzerin  Aa;  B;  F; 
S;  Vw.  Auch  von  männlichen  Personen  Aa;  Ap; 
B;  F;  VO;  „Sch;"  S;  „Th;"  Z;  spec.  Betrunkenen 
Schw;  Ndw.  Tue"  u-ie-n-es  Bäbi.  Ich  bi"  nid  so-n-es 
Bäbi  und  tue"  das!  ,Sie  war  nicht  Babi  genug,  die 
Sache  ins  Werk  zu  setzen.'  Gotth.  ,Du  bist  doch 
immer  das  schrecklichste  Bäbeli  auf  dem  ganzen  Erd- 
boden, sagte  sie,  ein  Kind  so  einzumachen.'  ebd.  .Wenn 
mir  Einer  sagt,  immer  den  Dümmsten,  das  grösste 
Babi.  mache  man  zum  Ammann,  so  sage  ich  ihm:  du 
hast  recht!'  ebd.  ,Da  konnte  man  sehen,  wie  der 
Mensch  ein  gebornes  Babi  ist;  Babeni  glauben  be- 
kanntlich Alles,  was  ihnen  wohl  tut'  ebd.  .Hinten- 
drein  könne  dies  jedes  Babi  sagen.'  ebd.  TFas  hesch 
denn  auch  e'  lache;  du  Bäbe"?  G  Kai.  1890.  Dru  Bäbi 
maehi'd  (mit  eim  Bede")  c"  Chue  stierig  AaF.,  Ke. 
(sprw.).  S.  noch  möggen  I  (Sp.  124).  Weibischer 
Mensch:  ,Ich  wird  euch  kinder  zu  fürsten  geben  und 
baaben  werdend  euch  beherrschen.'  1531/48,  Jes.,  wozu 
die  Randbemerkung:  , baaben  sind  weibische,  närrische 
Jüngling.'  —  b)  altes  Weib  Ap;  GrV.  Tschädere*  a's 
wie  en  alti  Bäbe"  GrV.  Ärmlich  gekleidete  ältere 
Person  GRVal.  —  c)  träge,  plumpe  (Bs;  Th),  unförm- 
lich dicke,  übergrosse  (Gr  lt  Tschump.),  unordentliche 
(GROhur,  He.;  ThHw.;  Z)  Weibsperson,  in  ThHw. 
bes.  von  Kindern.   .Geschwächte  Person'  GrV.  (Bühl.). 

—  d)  närrisch,  phantastisch  gekleidetes  Weibsbild  Aa 
Zein.  Bäbi!  rufen  an  mehreren  Orten  im  SG.  die 
Kinder  den  Masken  nach.  —  2.  a)  Bäbi,  Vogelscheuche 
in  Mohn-  oder  Getreidefeldern  AAZein.  „Bebi,  Popanz 
BHk.  Bebeni machen,  Popanze  aufstellen."  —  b)  Bäbe" 
f.  Ap;  Sch;  Th;  Z,  Bäl>i  n.  AaF.,  Schinzn.;  Bs;  B; 
Z  (seltener),  Bäbi  n.  B;  Z,  Bäbeli  B;  GaChurw.; 
ZSth.,  Bäbeli  B;  Tu;  Z,  Spielpuppe.  Syn.  Titti.  Santi- 
ehlaus,  i'h  bitt-di**,  stür-mer  aueh  e"  Dilti,  aber  ei's, 
teo  Bäbeli  heisst,  sust  tci!l-ir''  gar  e'kei's  Bs.  Bueti, 
Bäbe"  böfe",  Mutter,  die  Puppe  schläft  Ar.  Wenn 
d'  Chend  e"  Bäbe"  ond  e"  tötne"  Vogel  rergrabi'd,  so 
sterbt  nebert  Ap;  ähnlich  B;  Z.  .Knollfink  zieht  an 
einer  Schnur,  das  Babi  tanzt  und  Knolltink  singt: 
Schwarzbraun  sind  d'  Haselnuss  [usw.].'  HPf.st.  1782. 
Übertr.  auf  Mädchen.  Zierpuppe  B.  Bist  halt  es  Bäbeli ! 

—  c)  Bäbe",  hölzernes  Spielzeug  der  Knaben  GrPi\ 
(vereinzelt).  —  3.  Bäbi,  von  Tieren,  a)  Kröte  Bs.  — 
b)  Name  eines  Fisches,  Barbe  S.  —  4.  Bäbeli,  Spiel- 
ausdruck, a)  die  Trumpfsieben  im  Kaiserspiel  L;  Syn. 
Sibillen.  —  b)  alle  Neune  im  Kegelspiel  Th;  Z.  's  B. 
mache*  Th.  Zwe  Chrän:  han-ich  g'ruert  und  es  Jl. 
LSteiner  1883.  —  5.  Bäbi,  Name  eines  Gerichtes  aus 
dünn  geschnittenen  Äpfeln  mit  Brotschnitten  und 
Zucker  in  Butter  gebacken  B  (Zyro).  Syn.  Upfel- 
Tschü.  Vgl.  Ufen-B.  —  6.  Bäbeli,  Apfelsorte;  s.  Bd  I 
373.  —  7.  Bäbi,  Rausch  Schw.  Es  B.  ha".  —  8.  Bäbi, 
als  leichtest  sprechbares  Wort.  Kit  me  chönne"  B. 
säge",  völlig  betrunken  sein  B.  ,Er  trank,  bis  er  kaum 
noch  B.  sagen,  geschweige  Geld  zählen  konnte.'  Gotth. 

—  9.  d's  dreiefüfzg  Bäbis  Name",  Beteurung  L. 

Aus  Barhe(li),  Bärbe(li),  Barbara,  durch  Verklingen  des  r 

hinter  dem  zuvor  (,'cdclmteii  Voc.  Hoch  ist  zweifelhaft,  OD 
alle  unsere  appell.  Bedd.  auf  deu  Eigennamen  zurückgehen; 


917 


Bilb,  beb.  bib.  bob.  bub 


018 


wahrsch.  spielt  (violl.  auch  in  die  Formen  des  Eigennamens) 
das  alte  weitverbreitete  Lallwort  bab  herein,  zu  dem  meng]. 
hui.,,  engl,  baby,  der  hanfige  altd.  Personenname  ßoio,  äiA« 
(FOrstemann  I  194  f.).  ferner  mhd.  babc,  altes  Weih,  gehären. 
Immerhin  bleibt  zu  bedenken,  dass  das  durchgehende  ä  un- 
seres \V.  nicht  für  alle  MAA.  als  lautgesetzliche  Eutwickelung 
weder  aus  altem  ä  noch  ä  erklärt  werden  kann:  jenes  hätte 
z.  T.  der  Dehnung  widerstreben  (vgl.  Chnüb,  Chnäbe"),  dieses 
z.  T.  zu  o-,  bzw.  B1  werden  müssen.  Bed.  2  b  auch  Schwab. 
(Bayerns  MAA.  I  L98);  zu  5  vgl.  Schm.-Fr.  I  190.  —  Der 
Personenname  Babo  erscheint  auch  in  schwz.  Ortsn. :  ,Babin- 
chova.'  744.  Urk.,  .Bebiukou.'  1220,  Urk.  (jetzt  .Benken' 
am  obern  Züricbsee),  .Babeutal.'  um  1450,  SchwTuggeu, 
.Babenwag'   Z  (HMey.  1S49,  28).    S.  noch  Lenthy  1846,  37. 

Ofen-Bäbi:  ein  im  Winter  zubereitetes  Gericht 
aus  zerstossenen  Kartoffeln  und  dünn  geschnittenen 
Äpfeln,  mit  Butter  im  Ofen  gebacken  Schw.  Kartoffel- 
kuchen Uw.  —  Anne-Bäb  Z,  -Bald  Aa,  -Bäbi  B; 
FSs.;  S,  -Babeli  Aa;  Ap;  Bs;  SceSt.;  Th;  Zg;  Z, 
-Bdbeli  Aa;  B:  1.  weibl.  Vorname,  Anna  Barbara. 
aaOO.  Halb  appell.  in  zahlreichen  Scherzieden  und 
-reimen  als  Bezeichnung  für  irgend  eine  weibliche 
Person,  oft  mit  dem  Nbbegriff  des  Gutmütigen,  Be- 
schränkten. Hand -er  's  Truttiker  Annebäbeli  niene" 
g'sch"  mit  der  lame"  Hand  (entsprechende  Bewegung, 
die  nachgeahmt  wird)  und  mit  der  andere"  aucH  no'h 
und  mit  dem  Chopf  so  zittere"  und  mit  dem  Fädle''' 
so gnappe"?  Scherzspiel  in  lustiger  Gesellschaft.  Sonn- 
tagsbl.  d.  Th  Ztg  1897.  Annebäbeli,  Doggeldene,  Side"- 
f'ade"  mummele  viele;  ich  ha"  ka"  Brot,  sieh  die  Not; 
himpf,  bampf,  bumpf!  Anzählreim.  ebd.  Annebäbeli 
Gumpistbire",  sclier-dich  hinder  <'em  Ofe"  füre"!  Hinder 
<'em  Ofe"  ist  e"  Chats,  i"  der  Wiege"  lit  min  Schatz 
(hinder  dem  Ofe"  ist  kei"  Platz,  hinder  dem  Schärli 
stöt  din  Schatz.  Sulger).  I"  df  Chileehe'  ist  en  Tritt, 
ico-me*  d'  Liebi  zäme"  giht.  ebd.  Anne  Bdbeli  bi-bi-bi, 
wo  bist  iiüt  aber  uider  g'si"?  hinder  ''ein  Hüs  im  Gärtli! 
ÄALeer.  Annebäbeli,  lüpf  der  Fuess,  wenn-i1*  mit-der 
tanze"  muess  (mit-der  tanze"  chann-ich  nit,  wenn  der 
Fuess  nit  lüpfe"  tritt  S,  tanze"  macht -ich  nid  elei", 
lupftist  du  nid  aW*  e"  Bei".  Sulger).  Tanze"  ma"-n-ich 
nid  mit  dir.  lieber  mit  aem  Bese'stil!  B,  »«*  tanze"  aber 
nöd  mit  dir,  i'h  tanze"  mit  dem  Gretli;  und  wenn-i'" 
drümol  ume"  bi",  so  git  's-mer  's  Fazenetli  oTh.  S.  noch 
lupfen.  Einfältige  Person  AALeer.  --  2.  A.-Bubeli, 
Marienkäferchen,  Cocc.  sept.  BBieL  —  Fitzen-Bäbi: 
Angestellte  im  Bs  Zuchthaus,  welche  die  weiblichen 
Sträflinge  fitze"  [mitEuten  streichen]  musste,  später  eine 
Art  Schreckgespenst:  Wart,  ichsag's  im  F.!  Drohung. 
Vgl.  Bs  Nachr.  1883,  Nr  212.  —  Grabe°-Bäbi.  ,Er 
war  so  abergläubisch  wie  das  dümmste  Gr.'  Gotth. 
Vgl.  Graben  II  (Bd  II  G78).  —  Hudi-Bäbi:  Land- 
streicherin, Dirne,  stärker  als  Hudi  (Bd  II  1001)  Aa 
Zein.  —  Hudle°-Bäbi:  Spielpuppe,  welche  Kinder 
in  der  Eile  aus  Lumpen  verfertigen  B.  —  Hammel- 
s.  Hammel  2  (Bd  II  1269).  —  Hosche°-Bäbi:  Spiel- 
puppe. oO.  —  Hutschen-Bäbe'':  verwahrloste,  zer- 
lumpte Weibsperson  GrCIiut,  Landq.,  Pr.  Abgefeimtes 
Weibsbild  GnPr.  —  Hotzle»-:  =  Hotzlen  2  (Bd  II 
1837)  Gr.  En  grüsigi  H.  —  Chue-  Ar,  -Bäbi  Z: 
erzdumme  Person  (auch  vom  männlichen  Geschlecht); 
in  Ar  .unschuldiges  Schimpfw.'  Bist  e"  ströligi  Gh., 
Eoner äd!  Ap.  —  Kaffe-  Gaffi-Bäbe":  Katfeeschwester 
Gr.  —  Kaffer-Bäbeli:  dumme  Person  Z  (ACorrodi). 
—  «-'hellen-Bäben:  erzdumme  Person  GTa.,  T.  Vgl. 
Chellen  6a  (Bd  III  200).  —  Chrage°-Bäbi:  stock- 


dummer Mensch  B.  In  verst.  Zss. :  chrage'bäbi-dumm, 
erzdumm;  -voll,  sinnlos  betrunken.  Es  heig's  scho" 
mängist  'duecht,  es  möeht-ne"  einist  o°*  so  recht  krage"- 
bäbirolle"  g'seh".  Gotth.  —  Chrotte"-Bäbe"  ZStli., 
-Bäbi  Bs :  Kröte.  --  Zandlucke"  (AALeer.),  -lücke" (B) 
-Bäbi:  Schelte  auf  ein  zahnloses  Weib  Aa.  Scherz- 
hafte Bezeichnung  eines  Kindes,  das  sich  im  Zahn- 
wechsel befindet  B.  —  Lumpe"-:  unordentliche  Per- 
son Z.  —  Mari-Bäb  AaF.,  Ke.,  -Bäb  S,  -Bäbe"  Ap, 
-Babeli.  1764,  ZZoll. :  Taufn..  Maria  Barbara.  .Mari- 
Bäb',  Name  einer  gutmütig-einfältigen  Person.  1743, 
L  Spiel;  vgl.  Ztschr.  f.  d.  Phil.  18,  461/4.  —  Nidel- 
Bäbi:  Spitzname  einer  Barbara,  die  sich  an  fremdem 
Nidel  vergriffen  hatte  Aa  Jonen.  —  Nocke"-Bäben: 
beschränkte  Weibsperson  Gr.  —  Büre"-Bäbi:  ein- 
fältige Person  B.  Si  ist  en  rechts  Büre'bäbi.  Spkww. 
1869.  —  „  Bütehe-Babeli:  lebensfrohes  Mädchen, 
das  immer  springt  und  tanzt  B;  L;  S."  —  B lad  er- 
Bäbe "  Gr,  Ploder-Bäbi  AaWoIiI. :  Plaudertasche, 
Schwatzbase.  —  Brieggi-Bäbi:  Puppe  mit  mecha- 
nischer Vorrichtung  zur  Erzeugung  eines  quiekenden 
Tons  B.  —  Sü-Bäbe"  Th,  Söu-Bäbi  Z :  unreinliches 
Mädchen.  —  Schmutz-  Th;  Z,  -Bäbi  B;  Z:  unrein- 
licher Mensch.  Syn.  Schmutz-Ursel.  .Es  ist  Pflicht, 
dass  du  reinlich  und  in  deinen  Kleidern  ordentlich 
seiest;  Schmutzbaben  und  Schmutzhansen  sind  nicht 
beliebt.'  Stütz.  —  Schnabel- Bäbi:  Schwätzerin  Bs. 

—  Schrei-Bäbi:  =  Brieggi-B.  Z.  —  Schwätz- 
Bi.b e°:  =  Bläder-B.  Gr;  Sch;  Th.  —  Storch-Bäbi: 
Störchin  Z  Kn.  Vgl.  Stör- Heini  (Bd  II  1314).  — 
Dege"-:  böses  Mädchen  Gl  (Schuler). 

Tocke--,  Togge°-Bäbe°  Ap;  G;  oTh;  ZO.,  S., 
-Bäbi  Aa,  -Bäbi  AaF.,  Ke.;  „Ap;"  Bs;  „Sch;"  Z,  -Babeli 
„Ap;  Sch;"  U;  Z,  -Bdbeli  Gr;  GW.;  ZO.,  S. :  1.  Spiel- 
puppe Aa;  Ap;  Bs;  GT. ;  Scn  ;  oTii;  U;  Z.  —  2.  Zucker- 
backwerk in  Form  eines  Wickelkindes,  beliebtes  Neu- 
jahrsgeschenk ZF.  —  3.  von  Menschen,  a)  niedlich 
herausgeputzte  weibl.  Person  „Ap;"  GrCIiui-;  „Sch;" 
Z.  Vgl.:  Si  ist  g'chlcidt  u-ic-n-e"  Tocke'bäbe"  ZS.  — 
b)  in  tadelndem  S. :  eitles,  geputztes,  auch  albernes 
Ding  AALeer.;  U;  Z;  „eine  Person  von  leichtsinnigem, 
flatterhaftem,  kindischem  Gemüt  Ap;  Sch;  Z."  Zimpfer- 
liche  Frauensperson  GT.  —  tocken-,  togge°-bäbe- 
len:  mit  der  Puppe  spielen  GnChur,  He.;  Z.  Syn.  töcklen. 

Tolgge°-Bäbi:  dumme  Person  Aa;  BM.  Syn. 
Tolgg.  —  Täsch»e°,  -ö2-  (GStdt;  Th;  ZWL),  TöHsche" 
(Th;  Z\Vein.)-Bäbe",  auch  -Babeli:  1.  Kröte;  Syn. 
Täsch-ChroU  1  (Bd  III  881).    Auch  Eidechse  ZWein. 

—  2.  Schelte  auf  einen  plumpen,  überaus  langsamen 
Menschen  TuHw.;  ZSth.  —  Titti-  (in  SchwE.  Titte-) 
Bäbi  Aa;  Bs;  Schw;  UwE.;  Zg,  -Bäbi  Bs;  B,  -Bdbeli 
B:  1.  Spielpuppe  Aa;  Bs;  B;  SchwE.;  Zg.  Si*s  [des 
kleinen  Mädchens]  T.,  es  Steckli  mit-eme"  Gummel 
dra"  und  eine"  alte"  Fazenltli  drum  ume".  MLienekt. 

—  2.  übertr.,  in  seine  Puppe  vernarrtes  Mädchen  Aa; 
Bs.  Kindisches,  zimpferlicb.es,  einfältiges  Ding  Bs; 
B;  UwE.;  auch  von  männlichen  Personen.  „Person 
von  wenig  Geist  und  Körperstärke."  —  3.  Wolfsmilch- 
Schwärmer,  Sphinx  euph.  Bs  (Seil.).  Syn.  Ditti-Maler 
(Sp.  169).  —  Dreck- Bäbi:    schmutzige  Person    Bs. 

—  Tschaute"-Bäben:  närrisches,  einfältiges  Ding 
Sch.  —  Biwe'gi-:  Gliederpuppe  ZWthur.  —  Zaug- 
ge°-:  unordentlich  gekleidete  Person  GR.Mai. 

Züricb-Bäbi.  Er  hed  es  Z.  heim  'brächt,  hat 
einen   Bausch    LSemp.   —  Als  Geschenk   vom  Z  Markt? 


919 


Bai),  Leb,  bib,  bob,  bub 


920 


bäbele":  1.  bäbele*  „L  (auch  bäble");u  Sch;  Tn 
Tag.;  Zg.  bäbele?  B;  ül;  ScHwMa.;  Th;  Z,  mit  der 
Puppe  spielen.  „Kindisches  Spielwerk  treiben  L." 
,Babeln,  tändeln'  Aa  (Rochh.).  —  2.  bäbele*  AALeugg. ; 
P;  L;  Ndw;  U.  bäbele*  L;  Uw,  sich  kindisch,  einfältig 
benehmen  AALeugg.;  L  (bäbele*  von  Kindern,  bäbele" 
von  Erwachsenen);  insbes.  wie  ein  Bäbi,  d.  h.  ein- 
fältig oder  auch  undeutlich,  lallend  schwatzen,  plap- 
pern. aaOü.  „Geschwind  und  viel  nach  einander 
schwatzen  L;  Zss.  üs-,  ver-b."  —  3.  bäbele*,  „kindisch 
schmeicheln,  hätscheln,  bes.  reden  und  tun,  was  Jedem, 
bes.  einem  Kinde,  angenehm  ist,  meist  von  Kindern, 
die  man  zu  weichlich  hält,  so  dass  sie  weder  eine 
rauhe  Luft  ertragen  noch  eine  harte  Speise  verdauen 
können  VO."  Bes.  in  der  Verbindung  Eim  bibele*  luul 
bäbele"  Obw. 

„bäbe":  kindisches  Spielwerk  treiben  L." 

ver-:  1.  „vertändeln  L."  —  2.  das  kindische  We- 
sen ablegen  Aa  (Rochh.);  „L.  Er  tuet  v."  —  3.  refl., 
„sich  kindisch  vergaffen,  sich  vernarren  L." 

„bäb(e)lig  L",  bäbig  AALeer.;  „L,  bäbisch  L": 
„kindisch,  tändelig",  einfältig  AALeer.;  „L."  ,Ir  wy- 
bisch  und  babisch  gemüet  (effoeminatte  mentis  aut 
tenerse).'  Zwingli  1526. 

Bäbidünggel  n.  (nach  einer  Angabe  m.):  1.  zärt- 
liche Benennung  eines  Kindes  BsStdt.  —  2.  einfältige 
Person,  dummer  Frager  BsStdt.  B.,  Epfelkind,  bist 
giboren  im  Begcwmd. 

„ ver-bäbele"":  1.  in  B  (lt  vBütte)  -bäpele", 
„verzärteln,  verhätscheln,  gleichsam  zu  einer  Puppe 
machen,  allg."  Sjn.  ver-täggelen.  —  2.  ver-bäpele", 
spielend  versäumen  B. 

bi-bäbele"  AaFiL,  Kais.,  Leugg.,  Wohl. ;  BGr., 
Si.;  L;  Schw;  SL. ;  W;  Zg;  Z,  bipäbele*  W,  -erle" 
BSi.,  bibapele*  W,  bibapele*  ÄALeer.;  BsBubendorf; 
BStdt;  FMu.,  -erle"  ÄAFri.;  Bü.;  W,  bipäpele"  A.\St.: 
Bs;  B;  L;  S  (auch  chi-);  Z  (auch  di-),  -erle*  BBe., 
R.,  Si.;  P;  W:  „Verstärkung  von  bäbelen" ;  s.  bä- 
belen c.  1.  meist  mit  Dat.  P.  (auch  S.)  oder  mit,  schön 
tun,  schmeicheln,  mit  übertriebener  Schonung  und 
Ängstlichkeit  behandeln,  allzu  viel  Umstände  machen; 
spec.  von  Eltern  gegenüber  den  Kindern:  sie  ver- 
hätscheln, verzärteln  Aa  ;  Bs;  B;  F;  L;  Schw;  S;  W; 
Zg;  Z  (lt  Dan.  auch  tr.).  Schi  heint-re*  gipipäperlot 
W.  Dene*  mues'-me*  der  Augenblick  noch  b.,  nur  brü- 
che'-se  noch  gäng.  AaZoi.  Kai.  1851.  Öni  dass  du-n-im 
lang  brückst  e'  b.  un''  uf  den  Esten  unihe''  s'  tanze*. 
Schwzd.  (BSi.).  Mit  dir  bibäbel-ich  nid  lang,  mache 
ich  nicht  viel  Federlesens  Zg.  .Barbeli  Rieder  er- 
schinen  [vor  dem  Chorgericht],  weil  sie  ihren  Buben 
zu  vast  bibäbelet  und  Glimpf  gibt.'  16138,  BGr.  S.  noch 
chüderlen  5  (Bd  III  153).  —  2.  abs.,  aus  Zimpferlich- 
keit  oder  Schwäche  zaudern,  spielend,  mit  übergrosser 
Umständlichkeit  arbeiten,  tändeln,  über  Nebendingen 
die  Hauptsache  vergessen  Bs;  B;  LG.  Wenn-mu*  tnid 
euer  Sach  an  es  End  will,  su  cham-mu"  nüd  numme* 
p.  BR. 

Die  Betonung  scheint  nicht  überall  die  seihe;  der  Hanpt- 
ton  ruht  zwar  vorherrschend  auf  der  ersteu  Silbe,  auf  der 
zweiten  ein  starker  Nebenton;  für  AaLeer. ;  BSi.  wird  aber 
auch  die  Accentfolgo  *"  angegeben.  Langes  i  der  ersten 
Si  Ibi'  ist  ausdrücklich  bezeugt  für  AaWohl.;  Bs;  B;  L;  \V;  Zg; 
Z,  kurzes  für  Aal.ecr.,  St. ;  FMu.  Der  Voc.  der  zweiten  Silbe 
ist  wohl  überall  laug,  nur  für  FMu.  liegt  eine  gegenteilige 
Angabe  vor,   wobei   wahrsch.  Anlehnung  an  Bappe*  im  Spiele 


ist;  vgl.  auch  das  syn.  eis.  pipdppelen,  ferner  nhd.  .päppeln.' 
Zur  Bildung  vgl.  Aum.  zu  gigampfen  (Bd  II  319),  ferner 
bi-bappen, 

ab-bibäbelen  AAFri.  (moderner  -bibäperle*);  L 
(auch  -bipäppele*):  mit  Dat.  P.  a)  mit  übertriebener 
Sorgfalt  pflegen,  verweichlichen,  verhätscheln.  aaOO. 
Me*  sett  de*  Chinde*  nit  so  a.,  si  möge*  sust  mit  ver- 
llde*  und  gend  irer  Lebtig  niit  AAFri.  Der  Nachher 
cha*"  wol  schön  Vi  ha*,  er  duet-em  ct.,  besser  a's  sine* 
eigne*  Eilte*,  ebd.  Auch  tr.  ,Wer  hat  dich  abbipäp- 
pelet?' d.  h.  wer  sind  deine  Eltern?  L.  —  b)  Einem 
Etwas  abschmeicheln  AAFri. 

In  dem  L  Beispiel  liegt  ohne  Zweifel  wieder  Anlehnung 
an  Bappe",  Brei,  vor;   s.  auch  das  Folg. 

üf-:  aufpäppeln,  's  isch  en  entsetzligs  Tschippeli 
g'si*,  me*  het  's  miese*  mit  Schlim  und  Ehciss  u.  BsStdt. 

ver-:  1.  verst.  rer-bäbelen  1  Aa;  Bs;  B;  FMu.;  L; 
Schw  ;  W.  Sl*  Mueter  het  's  iverl  g'halte*,  »erhätschelet, 
verdeuselet  und  eerbibäbelet  L.  Mieh  dankt  aber  geng, 
mir  sige*  zu  ml*'r  Buebe'zlt  vil  libiger  g'sl",  nid  so 
verbipäpelet.  Di'Bari.  ,Die  sind  nicht  verbybbäpelet, 
dass  sie  beim  ersten  sauren  Luft  am  Rücken  liegen.' 
Gottu.  —  2.  verst.  ver-bäbelen  2  B. 

Bipäpeler  S,  Pipäpel  B  —  m.:  Weichling  B; 
unentschlossener,  weibischer  Mann  S.  Syn.  Bläterli. 
Dim.  Bipäbeli,  -päpeli,  verzärtelte  Person  B,  spec. 
Kind  BsStdt. 

„bäbelig:  geschwätzig,  zunächst  vom  Frauen- 
zimmer L." 

LSbele"  L;  Uw;  Zg,  „babelen,  babbelen.  allg.", 
bäbele"  I  GG.;  ScnwMa.,  bappele*  I  ÄAZein.,  Z.;  Ap;  Bs; 
Sch;  Th;  Z,  bapple*  AALeer.;  BsStdt;  S;  W:  plappern, 
zunächst  von  kleinen  Kindern,  „die  kaum  ba  ba  lallen 
können",  dann  auch  von  Erwachsenen:  kindisch,  ge- 
dankenlos, unverständlich  schwatzen.  Bildl. :  Wie  d' 
Lüftli  hobelnd  uf  de*  Bäume*  und  eindersmolle*  da"* 
icider  schu-lge*d!  Schw  Ma.  (Der  Feierabend  1860). 
Stottern  Aa  (Rochh.).  —  Ein  wahrsch.  von  unserm  W. 
verschiedenes  bapp(e)ten  s.   unter   Bap/ie*,   Brei. 

er-bappelen:  herausstottern  Z  (Dan.). 

üs-babele"  Aa  (Rochh.);  „allg.",  -bappele*  Bs; 
Th;  Z,  -bapjile*  BsStdt:  ausplaudern. 

ver-  Aa  (Rochh.);  „allg.",  -bappele*  AaZ.,  -bapple* 
AALeer.:  1.  verplappern  AaZ.  Refl.,  sich  verschwatzen 
AALeer.  „(Einen  Vorteil  usw.)  durch  Plappern  ver- 
scherzen, allg."  —  2.  verklagen,  verdächtigen  Aa 
(Rochh.).  —  3.  „verbappele",  aufhören,  kindisch  zu 
plappern.     Der  Junge  hat  verbappelet." 

„Babeler",  Bappeler  Bs;  Sch;  Th,  Bappeli  Aa 
Zein.;  Bs;  S;  Tu;  Z,  „Babli",  Bappli  Aa;  S  —  m., 
Bappele*  Z,  Bapple"  B  —  f.:  Schwätzer(in). 

„bab(b)elig:  plapperhaft;  z.B.  einbabeligs  Müh 
allg." 

Bäbeler,  Bäbeli  m.:  1.  kleinlicher  Schwätzer 
GG.  —  2.  Bäbeler,  ein  Neidischer  mit  verbitterter 
Urteilsweise  Aa  (Rochh.). 

Bäbis:  Spielausdruck;  s.  Hans  3g  (Bd  II  1470). 

liäbiliö"  Gn-Seew.,  Bäbilö(n)  BBe.;  ThHw.;  Z(n.): 
Pavillon  GRSeew.;  Z.  Name  einer  Wirtschaft  BBe., 
eines  Hauses,  bei  dem  vor  Zeiten  ein  Pavillon  stund 
ThHw. 

Pabutzle":    Bocksbart,    Tragop.  prat.    FAuviertel. 

Bebe:  Taufn.,  Johann  Josef  SchwE. 


,,._>, 


Hab,  beb.  Mb,  bob,  bnb 


922 


hebele":  1.  bäbele"  II  Ndw,  be'belc"  Scuw;  U  (sel- 
ten), vor  Frost,  Furcht.  Zorn  (mit  den  Lippen)  zittern. 
B.  ioie-n-es  espi*s  Laub.  B.  und  zittere".  Scuwz.  Er- 
zaiilir  1856  |  lud).  —  2.  bäbele",  den  Schnabel  auf- 
und  zumachen,  von  hungernden  jungen  Neststörchen, 
ehe  sie  klappern  können  Aä  (Eochh.). 

er-bebele":  (vor  Kälte)  erschauern  Scnw.  Un- 
pers.:  es  het-mieh  f'ri  erleidet. 

bgbe"  I:  1.  (bäbe'J  =  bebelen  1  Ndw.  —  2.  von  der 
Fortbewegung  gewisser  Tiere.  .Etliche  Tierlein  rucken 
allein  fort  mit  beben  oder  kriechen  oder  schleichen.' 
Spleiss  1607.  .Der  Muskelfisch  bewegt  sich  allgemach 
(under  dem  Wasser)  mit  geringem  b.'  ebd. 

Erd-Be'be"  Bs;  B;  Scbw;  Tu;  Z,  -Bebme"  Gr 
ObS.  —  n.:  Erdbeben.  Syn.  Krd-Biben.  ,Ein  kleiner 
Erdbeben.'  1787,  Z  NGlatt.  —  erd-belbe"  GnRh., 
Tschapp.,  -bebne"  Aä;  Bs;  B;  GRHe.;  Z,  -bebme"  GrAv., 
Eh.:  nur  in  der  Verbindung  es  erdbebnet.  .Uli  hätte 
nicht  verblüffter  drein  schauen  können,  wenn  es  ge- 
erdbebnet  hätte.'  vAlmen  1897. 

Beber:  (Zähne-)  Klappern.  ,Mit  den  zänen  hat 
er  [Saul]  ein  beber  und  kiirrt  damit,  dass  es  eim  got 
durch  das  ganz  hirn  und  den  ruckgrot.'  Holzwart 
1571.   —   Vgl.   Bipper. 

bebere":  vor  Frost  mit  den  Zähnen  klappern 
THBerl. ;  ZRafz.     Vgl.  bepperen. 

bebe"  LT,  Ptc.  'bobe":  sterben  Ap  (Kdspr.). 

Beben:  Pfebe.  ,Pepo,  bebena.'  Ebinger  1438.  .Die 
peben.'  1531/48,  IV.  Mos.;  =  ,Pfeben.'  1667.  ,Bäbenen, 
pfäben,  pepon,  pompon.'  KdGessn.  1542.  —  Mhd.  haben, 

ahd.    hebano. 

bebere":  1.  wehklagen  Z  (Spillm.).  Syn.  weberen. 
—  2.  ängstlich  zaudern  GKappel. 

Bebi:  Taufn.,  Cleopbea  ZStdtf. 

„beibe":  kauen,  wiederkäuen  UUrs." 

„Beiber  m.:  das  Wiederkäuen  des  Bindviehs 
UUrs." 

Bibel  I  f.:  Wadenbein.  .[Es]  stiess  mich  der  präst 
an  in  mim  hus  ob  der  b.  am  linggen  bein.'  Salat. 

Lat.  ßbula,  im  anatomischen  Neulateiu  die  Bezeichnung 
für  Wadenbein. 

Bibel  II  f.  Bs;  BU.,  Bibele"  ZHed.  (Dan.),  Bibli 
BBr.,  E.,  Ha.;  Gl;  Gr;  L,  Bubli  L,  sonst  meist  Bible" : 
1.  die  hl.  Schrift.  Die  (Folio-)  B.  hat  in  der  Stube 
ihren  Ehrenplatz,  entweder  auf  einem  besondern  Brette 
oder  im  sog.  B.-Chästli,  welches  in  der  Wand  ober- 
halb der  Stelle  angebracht  war,  die  der  Hausvater  am 
Tische  einnahm  ZMeil.;  s.  auch  B.-Rüsli  (Bd  II  1719). 
Die  Autorität  der  B.  beim  protestantischen  Volke 
kennzeichnen  gelegentliche  Wendungen  wie:  's  stät 
(ja)  i"  der  B.,  ist  unumstössliche  Wahrheit.  IcH  wott 
mit  derro",  das  isch  gege"  d'  B.  Mueseh-mer  das  us 
der  B.  biicise"  B.  Pfarrer  auf  der  Kanzel:  ,0  ihr 
Schelmen,  ihr  Lügner,  ihr  Ehebrecher!  Galater  am 
achten!'  Worauf  die  Zuhörer:  Es  si  guet,  dass-er- 
ne"  's  us-der  B.  hei  beweise"  chünne",  sus  hättend  sch'-me 
de""  d'  Meini'g  g'seit  Gr  (Tsch.).  Betr.  den  Gebrauch 
der  B.  zur  Wahrsagung  s.  Anhorn  1674,  484.  —  2.  ein- 
geschränkt auf  das  alte  Testament.  ,Die  gschriften 
der  bibly  und  nüwen  testamentes.'   Zwingli. 

Mhd.  biblie  (wozu  nuser  Itili/i),  bibel.  , Bibly'  auch  bei 
Salat;  RGualtb.  1553  (neben  ,bible'),  ,bible.'  Ruef  1550. 
PI.   .Biblene.'  Breit.   1642. 


Hcrre"-:   B.,  deren  sich  der  Pfarrer  bedient  Ar. 

Berliburger-:  von  1726—39  auf  dem  Grafen- 
sitze Sahr-Witgenstein-Berleburg  (in  Westfalen)  von 
unbekannten,  wegen  Heterodoxie  vertriebenen  Geist- 
lichen bearbeitete  Bibelübersetzung.  Sie  steht  da  und 
dort  noch  heute  beim  Volke  in  Ansehen;  mit  einer 
gewissen  Ehrfurcht  sagte  man,  um  z.B.  Weissagungen, 
eschatologischen  Fragen  Autorität  zu  verleihen:  Es 
stät  i"  der  B.  Z.  S.  noch  Ap  Monatsbl.  1825,  241  ff.; 
Sehläpfer  1839,  94;  Arch.  f.  Volksk.  I  256. 

Tüfels-:  Name  einer  1666  gedruckten,  1714  neu 
aufgelegten,  angeblich  vom  Teufel  an  seine  Anhänger 
erlassenen  Schrift,  ,darin  er  ihnen  sein  Geheimniss 
der  Bosheit,  secreta  und  vornehmste  Kunststücke, 
womit  er  bisher  die  Welt  verführt,  entdeckt  und  zu- 
gleich unterrichtet,  wie  sie  es  ihm  nachmachen  und 
ihr  Amt  führen  sollen,  damit  sie  ihm  die  ganze  Welt 
gewinnen  und  zuführen  mögen.'  Über  ihre  Rolle  in 
den  sectiererischen  Bewegungen  in  ApA.  im  Anf.  des 
XVIII.  s.  Ap  Monatsbl.  1825,  239/40. 

Zürich-:  Name  der  verschiedenen  in  Z  entstan- 
denen Bibelausgaben. 

Bibel  III  f.  AALeugg.,  Bibele"  f.  AALengn.,  Studenl., 
Bippeli  AAZein.  (auch  Blpeli);  BsL.:  Fruchtzapfen  der 
Tanne,  Föhre,  Erle;  unterschieden  als  Forch(e")-B., 
Tann(e")-B. 

Das  syn.  (Erle"-.  Forch-,  Tann-)  Güggel  (Bd  II  193/5) 
lässt  an  Zugehörigkeit  zu  dem  lautlich  dazu  stimmenden 
Bibeli,   Hühnchen   (s.   Bi-bi  I)   denken. 

bibele"  -et-:  oft,  doch  nur  in  kleinen  Zügen,  trinken 
UwE.  Syn.  mämmelen  (Sp.  226).  Zss.  ver-b.  Abi. 
Bibeler  (in).  —  Scberzh.  Klosterwort,  zu  lat.  bibere,  bibviua. 

Erd-Bibe",  -Bibme":  Erdbeben  Ndw.  ,1621  ist 
ein  Erdbiben  zu  Stanz  gsyn,  welcher  6  ganze  Stund 
gewehrt  hat.'  Gfd. 

bibene"  „bibine":  ein  erschütterndes  Getöse  ma- 
chen W."    —   Wohl  identisch  mit  mhd.  bibenen,  beben. 

Bibenunge  f.:  das  Beben.  .Dienet  dem  Herren 
in  forchten  und  fröiwent  üch  ime  mit  b.'  XV.,  S  Stifts- 
bibl.  (Obers,  des  2.  Psalms). 

bibere"  I:  1.  beben  Ap.  Vgl.  beberen,  bipperen. 
—  2.  „geläufig  und  viel  nach  einander  schwatzen, 
plappern  AaF.",  Leer.     Zss.  „üs-,  ver-b." 

Biber  I  m. :  ungeschorenes,  dickes  Wollentuch, 
,eine  Art  Kalmuck'  Ap;  Tb;  Ndw;  Z. 

B.  als  Name  des  Tieres  lebt  nur  noch  in  zahlreichen 
Eigennamen  fort,  so  in  dem  Fluss-  bzw.  Ortsnamen  .Biberen' 
B  (nach  Jahn  1857,  193  früher  .Biberach');  LE.  (Schuider 
1782,  54;  vgl.  auch  76);  3ch  (.Bibcraha.'  1090);  S;  ferner 
in  ,B. -Acker'  ZDiirnten,  ,-Egg'  SchwRothenthnrm,  ,-Holz'  G, 
,-Brugg'  Schw,  ,-See'  Zg,  ,-Stein'  Aa.  , Biber,  Biberli',  Fa- 
milienname  Z. 

Biber  II:  1.  Biberli,  Same  verschiedener  Pflanzen, 
bzw.  diese  selbst,  a)  gem.  Pimpernuss,  Staph.  pinn. 
GG.  Syn.  Biber-Nüssli  (Sp.  828/9).  —  b)  Arve,  Pinus 
cembra  GG.,  S.  —  c)  Mauerpfeffer,  Sedum,  unter- 
schieden als  wissi  B.,  Sedum  album,  und  gel^i  B., 
Sedum  acre  GWe.  —  d)  Säulchen-Knabenkraut,  Herrn. 
Mon.  G  uT.  —  e)  kleine  Erbse  GA.  —  2.  Biber  m. 
GRSchiers,  Schuders,  Biberi  f.  GRHe.  (PI.  -erne",  Dim. 
-erli),  Bibeme"  f.  GRCont.,  D.,  Glar..  Küblis,  Luz., 
Pani,  Tschiertsch.,  kleine  Eiterpustel,  Gerstenkorn  am 
Augenlid.  Syn.  Grltli  (Bd  II  826),  Werren.  —  3.  Biber 
m.,  Dim.  Biberli,  „Butte,  d.  i.  ein  kleines  Ding,  Mensch 


923 


Bab,  beb,  bib,  bob,  bub 


924 


oder  Tier  BÜ."  Bipperli,  winziges,  zwergartiges  Ge- 
schöpf TaTäg.  —  4.  Biber  m.  Ap;  G;  oTh,  Biber  G; 
„Th",  Bi'be"  ScHwMa.,  Lebkuchen,  Honig-,  Pfeffer- 
kuchen. 8)n.  B. -Fladen  (Bd  I  1168).  -Zelten;  s.  auch 
B.-Frau  (Bd  I  1252),  -Chräpfli  (Bd  III  844),  -Mann 
(Sp.  270).  Lebkuchen  mit  Fülle  ScuwMa.;  vgl.  Hen- 
geler  161.  Insbes.  als  Dim.  Bibcrli  Ap;  G;  iiiTh,  Bibeli 
GA.,  T.;  Tu;  ZElgg.  kleiner  (den  Leckerli  ähnlicher, 
doch  dünnerer)  Lebkuchen,  der  Form  nach  ein  läng- 
liches Viereck  etwa  von  der  Grösse  einer  Spielkarte, 
mit  ausgezähntem  Bande.  Auch  für  Zuckerbackwerk 
übh.  oTh.  Man  unterschied  bruni  und  icissi  Biberli; 
sie  wurden  ehedem  in  jedem  Hause  von  der  Hausfrau 
selbst  (z.  T.  in  .Modeln')  bereitet,  was  immer  eine 
Art  von  Familienfest  bildete  G.  Tw.  tauchte  man  sie 
zuerst  in  Honig,  dann  in  Pfannkuchenteig  und  backte 
sie  in  Butter.  In  Ap;  G  spielten  sie  eine  Hauptrolle 
als  Weihnachts-  und  Neujahrsgebäck.  Vgl.  noch  TTobl. 
1830,  149.  Biberli  im  Spiel.  B.  fresse",  esse";  s.  B.- 
(iärtli  (Bd  II  43tf).  Beim  B.  omlegge"  nimmt  .lind  so 
viel  kleine  Pfefferkuchen,  als  er  mit  einer  Hand  zu 
fassen  vermag,  und  teilt  sie  der  Beihe  nach  unter  die 
Mitspielenden  aus;  wer  den  letzten  Kuchen  erhält, 
hat  verloren;  denn  er  muss  die  ganze  Hand  voll 
Pfefferkuchen  bezahlen  ApH.  In  GRh.  werden  die  B. 
gegen  eine  Wand  geworfen;  dieses  B.  werfe'  wird 
auch  am  Bruderlochfest  in  TaHag.  (s.  Sp.  3)  als  Lust- 
barkeit geübt. 

1  ist  viel],  blosse  Verkürzung  aus  Biber-Nütdi,  Bed.  a 
also  die  urspr. ;  1  b  —  e,  ebenso  2  und  3  wären  daraus  durch 
Übertragung  zu  erklären.  Für  2  bleibt  indessen  auch  das 
Verhältniss  zu  Bibi  II I  zu  erwägen.  Ähnlich  könnte  4  aus 
B.-Fladen,  -Zelten  verkürzt  sein.  Dabei  ist  zu  erinnern,  dass 
die  Pimpernüsschen  wegen  ihres  Wohlgeschmacks  nicht  nur 
von  Kindern  gegessen,  souderu  auch  zur  Würze  von  allerlei 
Kuckerbackwerk  verwendet  werden  (vgl.  dazu  Haushaltungslex. 
17  14.  II  267).  Zur  Form  Bibc"  vgl.  Biben-Zilten,  das  sich 
möglicherweise  aus  Bime"(t)-Z.  entwickelt  hat.  Das  Bibeiii 
voirfen  unter  4  erinnert  an  das  Werfen  der  .Pimpernüssel' 
iu  Schlesien  (Weinh.   1S55,  69). 

„bibere"  II:  eilig  trippeln  wie  die  jungen  Kinder. 
D'co"  b.  BÜ." 

biberle":  1.  mit  Biberli  (i.  S.  v.  Biber  1  a)  spielen 
GG.  —  2.  Biberli  (i.  S.  v.  4)  backen  G. 

Er d -Biberli,  -Bibberli:  Name  der  Erdmännclien  in 
AaFH.;  s.  Roehh.  Aa  Sagen  I  274,  Naturmythen  109  ff. 

Bibernell  ÄABözb.;  Gl;  GrPi\;  GSa.,  We.;  ZO.,  W. 
(Bibernill  m.),  -nille"  kk;  B;  Gr;  GWe.;  Vw,  Bibinell 
B,  Bimmeneil,  Bimbernell  BSa.,  Bimpernell.  Duru., 
I'impernelle"  B  —  f.:  Pflanzenname.  1.  Piinpinella, 
und  zwar  sowohl  P.  magna  als  P.  saxifr.  Gl;  Gr; 
Vw;  ZO.,  W.;  z.  T.  (so  in  ZO.)  auch  als  grössi  und 
chlini  11.  unterschieden.  .Bipinella,  Biberneil.'  Denzl. 
1677;  1716.  ,Tragoselinum,  Bockspeterlein,  B.'  ebd. 
Die  Pflanze  spielte  wegen  ihrer  als  Stomachicum  ge- 
schätzten Wurzel  eine  grosse  Rolle  in  der  Volks- 
medizin; vgl.  Rhiner  1866,  31;  Birkmeier  1885,  26. 
.Wcrmuothkraut,  schosskraut,  b.  in  wein  gesotten  mit 
der  würzen,  am  morgen  nüechter  getrunken,  wert  dem 
hauptwee.'  Zg  Arzneib.  1588.  .Nimm  Haselwurzen  und 
Bibernelen  würzen  in  der  Appendeck.  heisst  sigila  Sal- 
huiimonis,  und  therra  sigilata.'  ZElgg  Arzneib.  um 
1650.  Insbes.  galt  sie  als  Heilmittel  gegen  den  schwar- 
zen Tod.  .Nimm  Meisterwurzen,  Balderian,  Naterwur- 
zen,  Bibernellen,   Thormetil,    Enzian,   Diptam  [gegen 


die  Pest].'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  Ihre  Heilkraft 
wiiil  durch  höhere  Mächte  (Stimmen  von  oben,  Wild- 
leute, Erdmännchen)  den  ratlosen  Menschen  in  höch- 
ster Not  geoffenbart;  vgl.  darüber  Alpenp.  1872,  50/1; 
Liit.,  Sag.  127.  487;  DGemp.  1884,  89;  AUlrich  1896, 
30  f.;  GFient  1896,  205.  —  2.  auf  andere  Pflanzen 
übertr.  a)  Strenzel,  Astrantia  maj.  GSa.,  We.  — 
b)  gem.  Becherblume,  Pot.  sanguis.  (die  Pimpinella 
der  Alten)  Aa  (Mühlberg).  .Sperberkraut,  Blutkraut, 
Bluttröpfchen,  Pimpinell,  Biberneil,  Wiesenknöpf, 
Sanguisorba  offic'  Z  Anl.  1775.  —  c)  gem.  Wundklee, 
Anthrisc.  vuln.  ÄABötst.  —  Mhd.  bibe(r)neUe,  pimpmllU. 
bibernelle":  Bibernelle  sammeln  Ndw. 

Bibi  III  (PI.  Bibeni)  F;  L;  S;  W,  Dim.  Bibeli  Aa; 
Bs;  B;  VO;  S;  W;  Z,  Bibeli  B  (-V-J;  FMu.;  SRech.; 
Tu;  ZStdt  (neben  Bibeli),  Bü'beli  BG.,  Bippi  AAZein., 
Bi'ppeli  AAFri.  (auch  Bipeli);  Bs  —  n.,  Bi'bel  m. 
BSi. :  1.  beissender  Hautausschlag,  kleine  Eiterpustel 
(im  Gesicht);  Hitzblätterchen.  Syn.  Eiter-,  Hitz-GAgeli 
(Bd  II  157),  Suren.  Gib  de*  Buebc"  Rindfleisch,  der 
Speck  macht-ne*  Bibeli.  DrBari  1883.  Wärzchen  Aa 
Fri.  Scherzh.  für  Kropf  B;  F  (St.b);  L;  Zg  (St.b); 
s.  auch  Postheiri  1865,  50.  —  2.  Bibi  =  Bi-Bi  II 
AaZ.;   L.   —   Vgl.    Gr.    WB.    I    1806. 

Gift-:  kleine  Eiterpustel  S.  —  Hitz-:  Hitzblätter- 
chen AASt.;  Bs;  B.  —  Chratz-:  beissender  Hautaus- 
schlag BR.  —  Süff-:  Pustel  im  Gesicht,  die  reich- 
lichem Biergenuss  zugeschrieben  wird  BsStdt.  — 
Schweiss-:  =  Hitz-B.  Aa;  B. 

ver-bibelet  Bs;  B;  Z,  ge-b.  BR.:  mit  kleinen 
Pusteln  bedeckt,  vom  Gesicht. 

bob.  .Er  ist  b.',  dumm.  Sprww.  1869.  —  Wohl  uichts 
Anderes  als   präp.   verwendetes  Bob  =  Bneb. 

hobele":  bechern,  zechen  ZWthur  (FStaub).  — 
Vgl.   buebizen. 

Bobeli  n.:  Kuh  oder  Kalb  in  der  Kinderspr.  Ar. 
Lueg,  's  B.!  Bobeli- Mobeli,  jedes  jüngste  Stalltier 
Aa  (Rochh.  1857,  11);  S.  Sp.  15.  —  Kindische  Ansspr. 
für    Löbdi  (s.   Bd   111   996);   doch  vgl.   auch  Bueb  9  a. 

biiba.  B.  mache",  mit  den  Hörnern  stossen  wollen, 
von  Ziegen  ZW. 

Pöbel,  in  W  Bibil  —  m.:  das  Volk,  der  grosse 
Haufe,  allg. 

Die  W  Form  ist  auffallend  durch  ihr  (sonst  nirgends 
bezeugtes)   i  =  «.     ,Popel.'    1521,  Strickl.  (n.)j   HBull.  1572, 

.poppe!.'    1Ö8S,   Ap  Jahrb.      8.   noch    Bu/el. 

Ge-pöbel:  Coli,  zum  Vor.  (ohne  verächtliche 
Nbhed.)  GrPt.  D'  Herre"  und  d's  allg'mcin  Gepübel. 
GFient  1898. 

pöble":    lärmen,    Unfug  treiben    (Studentenspr.). 

hobele":  1.  eigentümlich  blöken,  gewisse  Töne 
hören  lassen,  von  Ziegen-  und  Schafböcken  (auch 
Hasen)  in  der  Brunstzeit,  wenn  sie  dem  weiblichen 
Tier  nachspringen  Scaw;  UwE.  --  2.  stottern  Uw 
(Dan.).  Syn.  boppelen.  —  .'!.  unnützes  Zeug  schwatzen, 
plappern  Ouw;  UwE.  (auch  p-).  Er  hobelet  ril.  — 
Vgl.   begden. 

Böbeler  Bebeler,    Bebeli  m.:  Schwätzer  Ouw. 

Geiss-  USil.,  -Bebiner  W  —  m.:  Nachtvogel  mit 
wüstem  Geschrei,  Uhu.  Syn.  Geiss-Biiebi,  -Begencr. 
Nach  dem  Volksglauben  ein  geisterhafter  weisser  Hase, 
der  mit  den  Pfoten  ein  Geräusch  macht  W. 


925 


Bali,  beb,  bib,  bob,  bull 


;»-'•; 


Hub,  bes.   Dim.   Ttübeli:  Kuss  Arl.  (Kdspr.). 

bfibele"  I:  durch  &u-&w-rufen  seine  Gegenwart  kund 
tun  BK.     Syn.  bu-büen. 

bübele"  II  Aa;  „LE.;"  S.  bü'bele*  B;  FMu.:  1.  mit 
Feuer  spielen,  „unvorsichtig  mit  Lieht  und  Feuer  um- 
gehen." Syn.  fürlen,  zünslen.  Spec.  von  Knaben,  die 
Schiesspulver  anzünden;  Syn.  fär-tüflen.  Auch:  irgend 
ein  Feuer  machen,  mit  dem  NbbegrirY  des  Unnützen. 
Spielerischen  B.  Di »s  schiessig  B.  im  Kamin.  MWalden 
1884.  IrHerre*!  ist  das  Vbübelet  oder  Vbuebelet?  rief 
ein  Professor  einigen  mutwilligen  Studenten  zu,  welche 
ihn  mit  Für-Tü/len  belästigten  B  (Zyro).  Auch  un- 
pers.,  aufpuffen.  Das  hed  recht  Vbübelet  BR.  —  2.  (meist 
üf-b.J  von  Zorn  entbrennen,  aufbrausen  B. 

Bübelete"  f.:  Brand  B.  Das  hätt  e*  rechti  B. 
chönne*  ge*,  we""-me"  nid  noch  zur  rechte"  Zu  derzue 
cho*  war. 

Bübeli,  Bubi,  bzw.  -«'-,  n.:  1.  Licht  (Kdspr.) 
AiLeer. ;  B;  L;  S.  D's  B.  entbrönnen,  das  Licht  an- 
stecken BE.  —  2.  Feuer  (Kdspr.)  B. 

Himmel-Bübeli  (PI.  -Bübeleni):  Stern  (Kdspr.) 
BO.  —  Man-:  der  Mond  (Kdspr.)  B  oHa. 

bübelig:  1.  bublig,  brennend,  feurig?  Z' Lause* 
ist  e"  grosses  Hits,  's  chunnt  e"  bubligi  Her  drus  üs 
BsL.  (Kinderspruch).  —  2.  „auffahrend,  zum  Zorn  ge- 
neigt, Feuer  fangend  B." 

Biiber  m.,  in  ApWalz.  BoL'berli:  Kreisel  ApK.   Syn. 

Tröler. 

pnblik:  offenkundig  Bs;  Th;  Z. 

Bneb,  in  ScnSt.  (lt  Joh.Meyer  1866);  WSimp.  Bue, 
in  der  Kdspr.  Bob  Aa;  Bs;  Th;  Z,  Bob  ZWyla  — 
Gen.  Buebs,  Bliebst  neben  Buebe"  GRVal.  —  m..  Dim.-, 
bzw.  Koseformen:  Biiebli  Aa  (m.);  Ap;  Bs;  GRChur, 
I)„  He.,  Pr.,  Seh.,  Tschapp.;  Schw  (m.);  Th;  Z  (auch 
m.),  Büebji  GrD..Vi..  Seh.;  WL.,  Buebli  Ap;  B;  GrRIi.; 
Th;  Z,  Buebji  GrD.,  Pr.,  Seh.;  W  StNikl.,  Turtm., 
Buebi  Bs;  GrAv.;  Zg;  Z,  Biiebeli  Bs;  B;  Scbw  (m.), 
Buebeli  B;  Th,  Büeberli  B,  Bueberli  Ap;  G,  Büebel  m.  B; 
F;  SchwE.;  Ndw;  ZO.,  in  der  Kdspr.:  Böbi  Aa;  ZZolI.f, 
Böbeli  GW.;  Sch;  Th;  Z  (auch  Böberli),  Bö'bi  BsStdt, 
Böbeli  Th,  Böbi,  Böbeli  ZWyla:  1.  Knabe,  gewöhn- 
lich bis  zur  Konfirmation,  allg. ;  Syn.  Chnab  1  (Bd  III 
709).  Nach  einem  Neugebornen  wird  gefragt:  Isch 
es  en  Bueb  oder  es  Chind  (Maitli,  MaitschiJ?  Von 
einem  schwer  Betrunkenen  sagt  man,  er  wisse  nicht, 
ob  er  Maitschi  oder  B.  sei  L;  vgl.  Huen  (Bd  II  1371). 
Us  de*  Tschilpe*  [Tännchen]  giH  's  Tanne*,  us  de* 
B-e*  giH  's  Manne"  Gl.  Er  ist  ja  noeh  cn  Bueb  fgad 
e*  Biiebli  Ap),  verächtl.  von  einem  unbärtigen  jungen 
Manne  Ap;  Th;  Z.  Buebe"  macht  (ged  Ap)  guet  Bliebe", 
Ruhe  macht  die  Knaben  stark,  sammelt  die  Kräfte 
Ap  (Tobl.);  Gr  (Tsch.).  Chrüt,  Chrüt  füllt  de"  Buebe" 
d'  Hut  Bs;  B;  vgl.  damit  Sonntagsbl.  der  Th  Ztg  1897, 
Nr  40.  S.  noeh  Haber-March  (Sp.  393),  Biiebli.  Hau- 
dich  nüd,  stich  dich  ni'td,  d'  Messer  sind  scharf;  d'  Buebe" 
sind  liederlich,  d'  Maitli  sind  brav  Th  (Reim  der  Mäd- 
chen, der  von  den  Knaben  durch  einen  entsprechenden 
Spottreim  erwidert  wird).  Volksglaube  und  -brauch. 
Beim  Taufen  haben  die  B-e"  den  Vorrang  vor  den 
Chinde"  Z.  In  GRorsch.  wurde  bis  1879  nur  zur 
Taufe  von  Knaben  geläutet.  Von  BAbläntschen,  das 
nur  eine  Kirchenglocke  hat,  geht  der  Volkswitz:  Wenn 
(vor  dem  Sonntagsgottesdienst)  ein  B.  zu  taufen  sei, 


läute  man  mit  allen,  wenn  ein  Mädchen  zu  taufen 
sei,  nur  mit  einer  Glocke.  Bi  Buebe*  giH  's  Zivi  Göt- 
tene",  nit  ume"  eine"  [wie  bei  Mädchen],  Gotth.  , Buben 
bedeuten  für  die  Patin  Glück  im  Heiraten,  nume"  so 
es  Mcitschi  het  nit  vil  z'  bediite*.'  ebd.  Bei  Beerdi- 
gungen von  Mädchen  wurde  das  Grabgeläute  zweimal 
unterbrochen,  bei  Knaben  dagegen  dreimal  TuAmr.. 
ähnlieh  ZO.  Morgens  früh  beim  Heraustreten  aus 
der  Haustüre  einem  B.  zu  begegnen,  gilt  für  ein 
gutes  Omen  ZSth.  GiH  's  am  unschuldige"  Chindlitag 
en  Obigröt,  dann  sterbe'd  d'  Maidli  und  händ  d'  B-e" 
es  guets  Jör  AABb.  Über  .Prämien  für  Knabenzwil- 
lingsgeburten' in  Gl  s.  Alpenp.  1873,  89.  Vgl.  eigen- 
lich  (Bd  I  147),  grüen  1  (Bd  II  750),  Chind  (Bd  III 
340),  Chat  (ebd.  557),  Freud-Maien  (Sp.  8),  Maid 
(Sp.  77).  ,0  mein  volk,  buoben  begwaltigend  dich.' 
1530,  Jes.  ;  dafür  1882:  , seine  Treiber  sind  Kinder.' 
,Es  sollend  keine  buoben  an  die  huoten  gestellt  wer- 
den, sondern  die  buoben  an  die  hetzi.'  GrD.  LB.  — 
2.  =  Chnab  2  a  (Bd  III  709)  AALeer.;  Ap;  B;  Gl;GrAv., 
D.;  L;  GWe.;  SchwE.;  S;  Ndw.  Oft  mit  dem  Zusatz 
ledig.  Vgl.  auch  Kerli  (Bd  IH  462),  Mann  3  (Sp.  242), 
sllf.  De"  B-e"  nä'Haufe",  von  jungen  Mädchen  B,  in 
Th;  Z  von  halbwüchsigen.  Alli  Vögeli  singi"d  schö" 
bis  am  Mittwoch  Übe'd;  alli  B-e"  hend-mieh  gern,  o 
wie  bin-ich  plaget!  Ap,  auch  von  kleinen  Mädchen  ge- 
sungen; ähnlich  Tn;  Z.  Hest  du  dim  B.  schon  ge- 
blätzet?  hast  du  deinem  Burschen,  der  dich  zur 
Schlittenpartie  einlud,  das  übliche  Geschenk  (Blätz) 
schon  gemacht?  fragt  etwa  ein  Mädchen  das  andere 
GrD.  Wend  ir,  dass  B-e"  chömmi"d  zue,  so  müend-er 
ordlich  ränggele"  tue",  sagt  der  Girizenmoosvater  zu  den 
alten  Jungfern.  XVIII.,  L  Spiel.  Vgl.  noch  Tobler  85; 
Tsch.  150.  E"  lustige  B.  brückt  mängs  Pär  Sehne; 
e"  traurige"  Kur  hed  lang  ame*  Bär  L  (Ineichen).  D' 
Manne"  im  Dorf  hei"  abg'redt,  si  ivelle*  de"  B-e"  z' 
Tratz  hiir  auch  en  Fassnacht  ha"  und  d'  Wiber  mit-ne" 
ne".  BWyss  1863.  Die  B-en  bilden  wie  anderwärts 
die  Chnaben  eine  besondere  Genossenschaft  Gr;  GO. 
De"  Bueb  (auch  de"  Kerli)  dromm  si",  zum  Worte 
stehen,  das  Manneswort  geben,  als  Beteurung  junger 
Bursche  Ap.  Buebs  g'nueg !  Ruf,  womit  junge  Bursche 
sieh  herausfordern  SchwE.  Chumm  nur,  [ich  bin] 
Buebs  g'nueg!  nehme  es  mit  dir  auf.  Die  Büre'buebe" 
mit  ire"  Schätze"  i"  schneivisse"  Hämplisermle"  und 
mit  Maie"  uf  de"  Hüete"  und  ire"  churze"  Hose"  . . . 
Muler  hend  all  g' macht  aswie  Chünge",  so  höchmüetigi 
Buebs  g'nueg!  MLienert  1891.  In  wohlwollend  ver- 
traulicher Anrede  wie  nhd.  ,Jungens.'  Der  Nauen- 
meister  zu  seinen  Ruderern :  Hellüf,  ir  B-e",  jetz 
gilt  's!  AFeierabf.nd  1872  (L).  Chömmed,  B-e*,  mer 
wend  's  ne*!  Th.  —  3.  Sohn  (auch  wenn  er  schon 
bejahrt  oder  verheiratet  ist,  und  zwar  oft  über  den 
Tod  des  Vaters  hinaus)  AALeer.;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  L; 
G;  Th;  Z;  doch  durch  das  modernere  Sun  tw.  ver- 
drängt. Vgl.  Chind  (Bd  III  340/1).  In  GrD.,  Pr.  der 
erwachsene,  unverheiratete  Sohn  des  Hauses;  vgl. 
Chnecht  (Bd  III  720).  Mi's  Buebs  Frau  ZDättl. 
's  B-e"  Wlb,  die  Sohnsfrau  Ap.  De'  gross  B.,  der 
älteste  Sohn  Z.  's  Her(r)e*  B.,  des  Pfarrers  Sohn 
Ap;  ZDättl.  Wo  's  Högerlis  B.  a"  sim  Hüs  e"  neui 
Stotzwand  hat  lo"  mache*.  JSenn  1864.  Der  Grete"  B. 
erschlöt  si"  Frau.  Stutz.  D's  Ezli  Ammanns  Buebli 
starb  90  Jahre  alt,  verheiratet  G  oT.  Gallme'-Büebli, 
ein    75jähriger    Viehhändler    ZÄugst.     Linde"- Bueb, 


927 


Bab,  beb,  bib,  bob,  bnb 


928 


TOjähriger  Mann,  wohnhaft  in  der  Linde  ZMettin. 
D'  Loch-  ZBauma,  Tolle'  -  Bliebe'  ZZoll.,  die  Söhne, 
die  Gebrüder  im  Hofe  ,Loch',  , Tollen.'  's  Bliebe" 
Bliebeis  Blieb  ZBauma  (Scherzformel).  In  Arl.  Zu- 
namen wie:  ,Paradislerbuebe°frau,  Gnazisjoke"buebes. 
Milpiskonerade°buebes ,  Nispliskonerade°buebenfrau, 
Göbsiziskabueb.'  .Ire  Buben  [Söhne].'  1006.  ApA. 
Ralsprot. ;  .sin  Bübli.'  1607,  ebd.  Spee.,  Böbi  m., 
jüngster  Sohn  als  Liebling  der  Familie  Z  Zoll.  f. 
Böbi,  jüngstes  Kind.  Bocbh.  Der  Böbi  oben  im  Dorf 
=  Hans  oben  im  D.  Z  rS.  —  4.  Bursehe  in  dienender 
Stellung.  Herr,  schenk  i",  B.,  süf  üs!  Anzählworte 
AALeer.  ,Er  sye  gewesen  ein  b.  oder  payen  [Page] 
eines,  der  sich  nempt  Hans  von  StäfHs,  Gubernator  in 
der  Vault  [Waadt].' 1530,  Absch.  Spee.  a)  Dienstknabe, 
Güterbube  auf  den  Bauernhöfen  B;  L;  Th;  gewöhn- 
lich ein  armer  Verdingknabe,  unter  den  Knechten 
stehend  und  daher  leicht  harter  Behandlung  aus- 
gesetzt B.  Unterknecht  ZHombr.  ,Nur  eines  ärgerte 
mich,  dass  man  mir  nie  den  Taufnamen  gab,  sondern 
nur  der  B.  hiess.  Später  merkte  ich,  dass  ein  auf 
ein  Gut  verdingtes  Kind  jeglichen  Namen  verliert, 
um  B.  oder  Güterbub  zu  beissen,  d.  h.  um  ein  Mensch 
zu  werden,  der  Niemandem  mehr  auf  der  ganzen  Welt 
angehört  als  dem  Gut,  auf  welchem  er  verpflegt  wird.' 
Gotth.  De''  Tüf'el  het  Alles  tcelle"  si",  nume"  nid  B.; 
ml 's  alluvil  heisst:  gang  B.,  lauf  B.,  der  B.  het 's 
g'macht.  Sprww.  1869  (L).  B.  bet!  Aufforderung  zum 
Tischgebet  BE.  —  b)  Handbube  des  Sennen  GrD.; 
GSev.,  W.;  Ndw.  Er  hat  während  der  Stafclzit  [wäh- 
rend gemolken  wird]  die  Kühe  zu  halten  GrD.  Auf 
einer  grössern  Alp  mit  einem  Sennen,  zwei  Zusennen, 
zwei  Buben,  einem  Hirten  und  einem  Schweiner  sind 
die  Buben  [erwachsene  Bursche]  den  Zusennen  unter- 
geordnet GWe.  —  c)  Handlanger  bei  Handwerkern 
Th;  Ndw;  Z.  ,1507  wurden  dem  Mstr  Jörien  den  Öl- 
berg  zu  Kerns  zu  malen  40  Gl.  und  1  Dickpfennig 
dem  Buebli  als  Trinkgeld  bezalt.'  AKüchler  1887. 
—  5.  Kriegsknecht,  -gesell;  dann  insbes.  mit  üblem 
Nbsinn:  Reisläufer,  Landstreicher.  Syn.  Friheits- 
Chnab  (Bd  III  711);  s.  auch  Fr.-Bneb.  ,Buoben,  die 
weder  messer  noch  tegen,  ouch  kein  hosen  tragent. 
mögent  kein  Unzucht  gegen  einander  beschulden,  so 
si  einander  mit  füsten  und  truckenen  streichen  sla- 
hent,  ob  si  joch  seheidmesser  trüegent  und  die  nit 
usszügent.'  1360,  Bs  Rq.  ,Frömd  lüt,  es  syen  bilgri, 
bettler,  buoben.  tagwaner  oder  ander.'  1445,  B.  ,Et- 
lich  buoben  des  burgunschen  heers  sind  herusgeloffen 
und  gon  Betterlingen  komen.'  1476,  Bs  Chr.  ,Also 
kam  der  herr  von  Rama  haruss  mit  vil  bueben  zu 
ross  und  ze  fuess.'  HsSchüre-f  1497.  .Wälsche  und 
deutsche  Bettler  und  starke  Buben,  die  wohl  arbeiten 
könnten.'  1540,  Absch.  , Solche  Bettler  und  Buben  an 
den  Grenzen  abweisen.'  ebd.  ,Man  sol  die  frommen 
deren  buoben,  die  im  land  umbhin  louffend,  nit  lassen 
entgälten.'  LLav.  1584.  Vgl.:  ,Das  ist  das  Volk  der 
Buben,  das  früh  dem  Haus  entfloh,  nur  Schlachten- 
handwerk lernte,  nur  kämpf-  und  beutefroh.'  AEFröh- 
lich  1840.  Verdeutlicht:  ,böse  B-en.'  .Flagriones,  bös 
buoben,  keiben  und  lotter,  die  man  redlich  streichen 
soll.'  Fkis.  ,Am  Bauernaufstand  1653  beteiligten  sich 
von  Frutigen  nur  einige  böse  B-en,  wie  sich  eine 
Frutiger  Chronik  ausdrückt.'  Jahn  1857.  S.  auch 
Chessler  (Bd  III  523).  Bös  B-e",  Zuchthaussträflinge 
Lf.  —  6.  charakterloser,  erbärmlicher  Mensch,  allg. 


als  Schimpfname.  Gegs.  Mann  2  (Sp.  241).  Sprech- 
übung: Wenn  din  B.  mim  B.  nö'hmal  seit  B.,  so 
ehtmnt  min  B.  und  haut  din  B.,  dass  din  B.  mim  B. 
niime"  seit  B.  G;  Th;  Z,  so  )iimm-ieh  di"  B.  und  hau 
di"  B.,  bis  di"  B.  mim  B.  nimeme  B.  seit  BsL.  's  het 
ein  B.  der  ander  g'fwule".  Süxger.  ,Es  soll  in  Zu- 
kunft nirgends  mehr  gestattet  werden,  dass  Einer  des 
Andern  Pfründe  anfalle,  und  wenn  solche  römische 
Buben  kämen,  sollen  sie  bestraft  werden.'  1525,  Mandat 
vom  Glauben.  Ein  .lutherischer  b.'  wird  ein  vorlauter 
.laischer'  Prädikant  gescholten.  1525,  Absch.  ,N.  N. 
[ein  Wiedertäufer]  hat  zuo  sinem  pfarrer  geredt,  er 
und  all  prädicanten  syen  b-en.'  1528.  Egli,  Akt.  Wer 
die  Freundlichkeit  seines  Herrn  nicht  durch  guten 
Dienst  vergölte,  ,der  war  gwüss  ein  b.  ob  allen.'  Ha- 
berer 1562.  .Adducere  ad  nequitiam,  verfüeren,  zuo 
einem  buoben  machen,  verderben.  Nebulo  certior 
nullus  illo,  es  ist  kein  gewüsserer  lotter  oder  b.  dann 
er.'  Fris.  ■ —  7.  =  Hiieren-B.  Bf;  sonst  nur  in  der 
Verbindung  Huere"  und  B-e".  Hueren  und  B-e"  ver- 
stund enand  bald  (icerdcd  bald  ei'sj.  Sclger.  , Trum- 
meten, pusaunen,  trummen,  pfyffen,  kartonen,  schlan- 
gen, huoren  und  buoben  und  was  zum  krieg  gehört.' 
1522,  B  Fasnachtsp.  ,Dann  es  sind  gar  nach  ungefor- 
lich  300  huoren  in  Luzern,  da  denk,  ob  buoben  och 
da  mügend  sin.'  1529,  Strickl.  N.  N.  habe  geredet, 
es  gehen  nur  leichtfertige  Leute  (,h-en  und  b-en')  zur 
Messe.  1532,  Absch.  (GSa.).  ,Es  ist  kundbar,  dass 
etwan  h-en  und  b-en  under  solchem  schyn  [von  Ge- 
spenstern] ir  laben  getriben.'  LLav.  1569.  ,Ao  1489 
halten  gemeine  Eidgnossen  beim  Bapste  an,  dass  man 
geistlich  genannte  H-en  und  B-en  mit  dem  Schwert 
möchte  hinrichten.'  Grasser  1625.  S.  noch  Lecker 
(Bd  III  1247)  und  vgl.  B.-Leben  (Bd  III  969).  — 
8.  das  Dini.  in  der  RA.  ,guet  Buebli  machen,  sin', 
sich  gütlich  tun.  .Acolast,  ein  Geschenk  machend : 
Kinimi  her,  du  kannst  guet  büebly  machen !'  JBinder 
1535.  ,Ich  will  dich  füeren  zue  dem  wyn,  da  wend 
wir  guete  buebli  syn.'  Wagner  1581.  Vgl.  guet  (Bd  II 
535/6),  Mann  (Sp.  240).  —  9.  .Einem  den  Buben 
butzen',  Einen  übel  empfangen.  ,Goliath,  welcher  sie 
stets  trutzt  und  in  den  buoben  dapfer  butzt.'  Holz- 
wart 1571.  ,St  Fridolin  habe  Landulfen  solcher  nn- 
trew  halb  den  b-en  gebutzet.'  Würstisen  1580.  ,Mein 
Fraw  wirt  mir  den  B-en  butzen.'  JHGrob  1603.  , Sollt 
der  Bär  uns  dismal  entrinnen  und  es  der  Herzog 
wurde  innen,  so  brächt  es  uns  gar  kleinen  Nutz,  er 
dörft  uns  wohl  den  B-en  butzen.'  Myricäüs  1630. 
.Einem  den  B-en  butzen,  male  accipere  alqm.'  Mey., 
Hort.  1692.  —  10.  als  Eigenn.  ,Buob  Schwengeler.' 
1521,  ZDynh.  .Büebli  Geiser.'  1523,  GGaiserwald. 
, Einer  genannt  Hans  oder  Buob  Kofel.'  1533,  Z  OGlatt. 
, Buebli'  als  Taufn.  1525/1600,  ZHinw.;  1576,  ArHer. 
Hanse"-B.  BSafn.  ,Hansenbueb  Schaltegger.'  1571, 
Tu.  ,Bueb',  Familienn.  1527,  Th;  1588,  LGettn.  ,Casp. 
Mundtweiler,  gen.  Bueb.'  1653,  AAWett.  Klosterarch. 
.Jagle  Hollenweger,  gen.  Jagle  Bueb.'  ebd.  .Jagle 
Zender,  gen.  Michele  Bueb.'  ebd.  , Marti  Zender,  der 
Büebel.'  1651,  ebd.  —  11.  gelegentlich  auf  Tiere  über- 
tragen, als  Zuruf  des  Fuhrmanns  an  seine  Pferde: 
Hü,  B-e"!  Bs;  B;  Th;  Z;  auch  etwa  scherzh.  zum 
Kindergespann,  selbst  wenn  es  aus  Kühen  besteht  Z. 
Gönd  ir  Fülenser,  gönd  ir  B-e"!  er  tuend  sc  lum  '/. 
Wettschw.  Vgl.  2  (am  Schluss).  —  12.  von  Pflanzen, 
a)  blutti  B-e",  die  weissen  Blumen  von   Crocus  vern. 


929 


Bali,  beb,  bib,  bob,  ltiili 


930 


Nnw.  Vgl.  blulii  Jumpferen  and  Jungfrau  6  |  IM  I  1248). 
—  b)  Chim/li  und  Büebli;  s.  China  (IM  III  342).  — 
13.  (schcrzh.)  Buebcli,  Bettwärmer  B  (Dein.).  Vgl. 
Ghriesi-Mann  (Sp.  266).  —  14.  =  First- Joggeli  (s. 
,/.-,/<;  4  Bd  111  26)  BBüetig.  —  15.  Dim..  Räuschchen 
Bs.  .Du  bringst  wieder  ein  scbönes  ßüblein  heim; 
wo  bist  du  wieder  gehockt?'  Breitenst.  —  lü.  im 
Kartenspiel,  wie  nhd.  Unterschieden  als  Eichle*-, 
Egg-,  Her;-,  Chrüz-B.  usw.;  s.  noch  die  Zssen.  Spec. 
a)  einer  der  drei  Hauptstecher  im  Troggen  (Tarok- 
spiel)  UwE.f  —  b)  h/äbschi  Bliebe",  eine  Combination 
im  Trentnen  ScuwE.,  Muo.  Syn.  Büsler.  Der  Profässer 
leit  sl"  Charte"  use":  G'spa"!  und  der  Wirt  jüchset: 
Flüss  und  Schälle"!  Die  hübsche"  Buebe" !  brüelet  der 
Hauptme;  vier  hend  's!  Küd,  rüeft  der  Bassierer, 
Flüsstanzträntne*  hat  üsereinef!  und  der  Vogt  gigelct 
giftig  und  leitslni  Charte*  use*  und  nüseret :  Flüsstanz- 
Träntne*-Schäü  und  G'nueg!  MLienert  18S8.  —  c)  der 
bös  B.,  der  Schellenbube  der  sog.  deutschen  Karten 
in  dem  bes.  von  Kindern  und  Dienstboten  auf  dem 
Lande  geübten  Gesellschaftsspiel  bös  B-e"  sueche*  oder 
bÖsbuebe*,  sonst  schnauz-  oder  schwarzpeterflje"  ge- 
nannt: Nachdem  die  Karten  ausgeteilt  sind,  entnimmt 
jeder  Teilnehmer  der  Reihe  nach  dem  verdeckt  hin- 
gehaltenen Spiele  des  Nachbars  eine  Karte.  Zwei  sich 
dabei  ergebende  gleiche  Karten  werden  entfernt,  nur 
der  Schellenbube  nicht,  auch  wenn  man  noch  einen 
zweiten  Buben  hat;  wem  dieser  zuletzt  in  der  Hand 
zurückbleibt,  hat  verloren  und  heisst  selbst  bös  B. 
Vw.  Vgl.  Schellen-B.  Ein  ähnliches  Spiel  heisst  in 
B  der  schwarz  B.  (valet  de  pique)  jage*. 

Mhd.  buobe,  Knabe,  Diener,  Trossknecht;  zuchtloser 
Mensch.  Zu  10  noch  (wenn  nicht  vielmehr  volkstümliche 
Entstellungen  des  Namens  , Jakob'  darin  zu  sehen  sind;  vgl. 
Boppi,  Böppli):  .JDursteler,  Bobeli.'  1832,  ZBär.  ,HWipf, 
gen.  Bäblis.'  ZSeuz.  Für  das  Alter  des  W.  spricht  sein 
häufiges  Vorkommen  in  Orts-  und  Flurnamen:  ,Buebeu-Au' 
ZKn.,  ,Boubin-ouwe.'  1194.  Bs,  .Bueben-Auw.'  1653,  Aa 
Wett.  Klosterarch.,  ,-Holz.'  1549,  ZOpfik.,  ,-Berg'  (frz.  ,Mont- 
bovon')  FGr.  (vgl.  ,Joh.  von  Buobenberg,  ritter.'  133(3,  L'rk,); 
GFlums,  ,-Ried'  BsHöllst.,  ,-Rüti'  ApTeufen,  ,-Seelein'  B 
(,im  sog.  Studeuten-  oder  Bubenseelein.'  Jahn  1S57),  ,-Stig' 
ApSchwellbr.,  ,-Tal'  GDegersh.;  ZRieden;  1502,  ZWied., 
,-Dorf  Bs;  B  (frz.  Boncourt),  .-Weg'  ZWieseud.,  ,Bue-Wil' 
ZElgg  (.Pnobinwilare.'  845,  .Buowile.'  1270),  ,Bueben-Wis' 
ZSchönenb.  (vgl.  JPres-Garcon'  im  BJura),  ,Buebes-Egg'  G 
Nessl.,  ,Buebikon'  Z  (.Puapiuchova.'  810),  ,Büeblikon'  AaB. 
(,Bublinchon'  1260),  i*  rhr  Büeblere"  BWahl.,  Buebere"  Ap. 
Das  W.  ist  auch  ins  Cluirw.  eingedrungen:  buob,  Knabe, 
ebenso  als  boube  ins  Patois  des  BJura.  Zu  den  Zssetzuugen 
vgl.   die  mit  -Chttab. 

A-be-ce-Bueb:  Abeceschütze  Nnw;  Z  (Dan.). 
Syn.  Häfeli-Bueb.  —  Obenaben-Bueben  s.  oben-ab- 
hin  (Bd  II  1321).  —  Ober-,  Under-Bueb:  Ober 
und  Unter  in  den  beim  Kaiserspiel  verwendeten  Karten 
Nnw;  U.  .Am  nüwen  jarstag  1533  hat  N.  N.,  ein  pfaff 
zu  Tal  bi  Rinegg,  sincn  schäilinen  ein  kartenspil  zum 
gueten  jar  uf  der  canzel  geben  und  das  ussglegt  also : 
der  küng  der  bedüte  Gott,  den  obristen;  der  o.  unser 
frowen,  der  u.  die  12  boten  [usw.].'  Vad.  ,Sämmt- 
liches  leichteres  Geschütz  machte  den  Benennungen 
nach  ein  Kartenspiel  aus  mit  einem  König,  O.  und  U., 
den  Eins,  Zwei,  Drei  usw.  von  Eichlen,  Schellen, 
Schiiten  und  Herzen.  Eine  nicht  unwitzige  Anspielung 
auf  das  ernste  Spiel  des  Krieges.'  um  1570,  B  (vRodt 
1831).  ,0.  und  U.  von  Eichlen,  von  Schällen'  je  mit 
drei  Pferden  bespannt.  1566,  B  Art-Etat.  —  Acher-: 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Bursche,  der  beim  Billigen  das  Zugvieh  treibt  AaZMii.. 
Z.;  B;  ZO.  Syn.  Menn-B.  ,Der  Meister  hatte  Uli 
Pflug  halten  lassen,  während  er  den  Aekerbub  machte.' 
Gotth.  —  Äki-:  in  lästiger  Weise  mit  Bitten  an- 
liegender Knabe  B.  Schicig  einisch  doch,  du  Ä.,  süst 
giben-i'h  dir  d'  Hand  i*  d's  Mal,  sagt  eine  Mutter. 
B  Hist.  Kai.  1844.  —  Alter-:  Altarknabe,  d.  h.  der 
dem  Priester  bei  seinen  Verrichtungen  am  Altar  zu- 
dienende Knabe,  Ministrant  L.  Dafür  , Altardiener- 
bub.' XHerzog  1863.  —  Under-s.  Ober-B.—  Ente"-. 
Als  Familienname:  ,Hans  Entenbüebli  von  Ruswyl.' 
Glückshafenrodel  1504.  —  St  U r s e " - B u e b e ° :  =  S t 
Ursus-Chnaben  (Bd  III  711)  S.  Wil  d'r  [ihr  Grän- 
chener]  treu  bim  [alten]  Glaube*  'blibe*  sid,  «<  seit- 
mer-ech  d'  S.  Schild.  —  Eseli-Bueb:  Eseltreiber. 
,Er  war  als  E.  in  die  Stadt  gekommen,  d.  h.  hatte 
säugende  Eselinnen  für  Milchkuren  aus  dem  Guggis- 
berg  in  die  Stadt  gebracht  alle  Sommer.'  Gotth.  — 
Vogel-  s.  Vogel  U  (Bd  I  693).  —  Fang-:  Bursche, 
der  beim  Spiel  des  Eierlesens  die  geworfenen  Eier  in 
einem  Netze  auffängt  GT.  Vgl.  Bd  III  1126  u.;  Senn, 
Charakterbilder  I  20 1  f.  —  Far-:  =  üm-fari  (Bd  I 
902).  Beschwerde  gegen  die  Mühlen  der  Zuger  Seite, 
die  durch  , Fahrbuben'  von  Haus  zu  Haus  Früchte 
zum  Mahlen  fordern  Hessen,  um  1680,  ZHorgen.  — 
Füsi-:  gewehrtragender  Soldat,  Infanterist  (verächt- 
lich). ,So  ein  schmucker  Dragoner  könne  besser  heu- 
raten als  ein  blosser  F.'  -  -  Pötzel-:  =  Fötzel  5 
(Bd  I  1155)  Bs;  B;  Z.  Du  F.,  du  hisige^!  Schwzd. 
(Bs).  ,Stini  warf  mit  ungschämten  Mönschern  um 
sich  und  Fotzelbuben  usw.'  Gotth. 

Friheits-,  Friharts-:  =  Friheits-Chnab  (Bd  III 
711).  ,Der  unverschämt  kopplier  und  friheitsbuob, 
der  schandlich  verlogen  schwebbogen'  wurde  Früh- 
messer zu  LSemp.  1523,  Gpd.  , Sprechen  wie  ein  frig- 
heits-  [Var.  frygharts-]  buob,  der  sich  gnot  und  gar 
verschämpt  hat.'  HBüll.  1532.  ,Item  so  ist  ein  grosser 
überlouf  mit  lichtfertigen  lüten,  si  sigend  pfaffen. 
mönch,  frihatsbuoben,  lichfertig  frouwen  und  toub 
lüt.'  Vad.  .Fryertsbuob,  lotter,  gaukler,  scurra,  Ven- 
tilator. Einem  freyetsbuoben  [.freiheitsbuoben.'  Fris.] 
gleich  tuon,  gleich  sehen,  scurrantis  speciein  praebere.' 
Mal.  ,Man  soll  auch  kein  Freighardsbuben  im  Zug 
leiden,  sondern  sie  umbbringen.'  Grasser  1625.  ,Frey- 
hartzbuob.'  Z  Laz.  1663.  S.  noch  Grunds-B.,  auch 
ge-nöt  (Sp.  859).  —  Vgl.  Fnheit  5  (Bd  I  1267/8),  Fn- 
HarH  (Bd  II    1639). 

Fratz-:  Wicht,  Schuft  W.  Vgl.  Fratzen- Meitli 
(Sp.  79).  —  Gaggi-:  unreinlicher  Knabe  Gr.  Du 
bist  e*  G.,  sagt  eine  Mutter  scherzend  oder  strafend. 

Galiote11-:  als  unbestimmte  Schelte  Sch  f.  — 
Wohl  eig.  =  Galeerensträfling;  s.   Bd  II   206. 

Galge"-:  Scheltwort  Ndw;  Z.  —  Gans-:  Junge 
als  Gänsehüter.  .Jahrlohn  für  den  Gensbueb:  Kleider 
und  täglich  ein  Brot.'  XVII.,  AaMuh.  —  Heimgart 
Hengert-  GRSchud.,  Hengertsch-  GrD.,  Glaris:  =  Chil- 
ter  b  (Bd  III  245).  —  Gasse"-:  1.  Gassenjunge  Bs; 
B;  GRHe.;  Th;  Z.  —  2.  konfirmierter  Bursche,  inso- 
fern er  als  solcher  das  Recht  hat,  sich  Nachts  auf 
der  Gasse  herumzutreiben  Gl;  GRHe. 

Geiss-:  1.  Ziegen  hütender  Junge.  Bergkantone. 
0  nüt-dis-minger  juzen-i'" ,  wenn-ich  scho*  nid  e*  Chüejer 
bi*  und  nume"  G.  heisse* :  Im  Täschli  han-ich  Chäs  ii"'1 
Brot,  mi"s  Här  isch  chrüs  u"d  d'  Backe*  rot  und  's 
Herz  roll  Lust  und  Freude"  B.    Ein  klassischer  Typus 

59 


931 


Bab,  beb,  bib,  bob,  Hill» 


Hil- 


des W  Geissbuben  ist  ThPlatter  in  seiner  Selbst- 
biographie.    Vgl.   noch    FJHugi    L830,    196;    ABittcr 

1865,  Bd  I  459  ff. ;  Sc»  Pilger  1865,  36;  AFeierabend 
1873,  119/27;  Tschudi,  Tierl.  "  555  ff.  —  2.  Geisse"-B., 
der  Hüter  im  Spiele  hirt-geissen  (s.  das  folg.  W.)  ZZoll. 

—  geiss-buebe".  Geisse"buebi"s  mache":  =  hirt- 
geissen  3  d  (Bd  II  460)  ZZoll.  —  Geiss-Büebi:  ein 
dem  Uhu  ähnlicher  gespenstischer  Vogel,  der  angeb- 
lich auf  einer  einzigen  Alp  im  Muotatal  des  Nachts 
sein  dem  Meckern  einer  Ziege  ähnliches  Geschrei 
hören  lässt  Schw.     Syn.  Geiss-Böbeler. 

Gösch -Bueb:  Herzensjunge  GStdt  (Dan.).  — 
Gatter-:  Knabe,  der  Reisenden  mit  Fuhrwerken 
gegen  ein  Trinkgeld  die  Gittertüre  in  Zäunen  öffnet. 
Schild  1885,  15.  —  Götti-:  =  Götti  3  (Bd  II  531)  Bs. 

—  Güeter-:=JS«e6  4  a  BE.,  IL;  vgl.  Güeter-,  Hof- 
China  (Bd  III  345).  Es  uneUr/s  Gröss-ching  vom  alte" 
Charrer  als  armer  G.  bim-ne"  wüeste"  Bär.  Schwzd. 
(MWalden).  ,Ich  vernahm  es  [dass  meine  Grossmutter 
gestorben]  nicht  einmal,  denn  einen  G-en  heisst  man 
nicht  z'  Gräbt  kommen.'  Gönn.  Vgl.  ,Der  G.,  eine 
Erzählung  aus  dem  Berner  Volksleben'  im  N.  Schweiz. 
Dnterhaltungsbl.  1860,  73  f.;  ferner:  ,Resli,  der  G. 
Geschichte  eines  Bernerjungen',  von  FSchlachter  1893 
(2.  Aufl.).  —  Gitzi-Bueb,  -Bacliji:  =  Gitzi-Hiisler 
(Bd  II  1694)  Grü.,  Pr„  Valz.  —  Grunds-.  .Ich 
schwig  der  machthanscn,  der  grundtsbuoben,  die  nichts 
redend,  es  muoss  das  bluot  Christi,  die  wunden  Christi 
[usw.]  daran  hangen;  vor  ziten  teten  das  allein  die 
krieger,  suffer,  friheitsbuoben,  jetzt  tuonds  burger, 
liantwerker  [usw.]  und  die  kinder,  die  erst  uss  der 
schalen  schlüffend.'  XVI.,  G  Handsehr.  —  Gross-: 
Enkel  ZF.  —  Hudel-:  Lumpenkerl  B;  S;  ZWettschw. 
7.'  Zlte"  bin-ich  liederlig  und  z'  Zlte"  hin-i''1  guet;  ich 
hau  es  böses  Müeterli,  es  seit-mer  H.  S  (Volksreim). 
.Der  Mann  begehrte  auf,  dass  ein  jeder  H.  lernen 
sollte,  was  ein  Bauernsohn.'  Gotth.  ,üass  im  ganzen 
Land  kein  schlechterer  Schulmeister  und  kein  ärgerer 
H.  sei  als  ich.'  ebd.  —  Häfeli-:  =  Abece-B.  Th;  Z. 
■ —  „Hegel-:  unbeleibter,  hagerer  Junge  UUrs."  — 
Hugli-:    Mensch,    der    sich  nicht  gewaschen  hat   B. 

—  Hell-:  Name  eines  abgefeimten  Verbrechers,  der 
im  Alter  von  34  Jahren  hingerichtet  wurde.  Ap  Jahrb. 
1862,  177.  —  Holz-.  .Bemeltes  Tags  hat  man  mit 
den  H-en  abgehandlot,  da  danne  Hans  N.  one  Erloubt- 
nus  Holz  gehouwen.'  1608,  Hotz,  Urk.  —  Hand-: 
=  Hand-Chnab  (Bd  III  712).  1.  Handlanger,  Unter- 
gebener übh.;  ,Creatur  eines  Andern'  Ap.  Den  Boten 
von  Glarus  habe  er  [der  Landvogt]  bloss  als  einen 
,H-en'  taxiert.  1530,  Absch.  .Werchtigteufel:  Muoss 
tragen,  lüpfen,  kräzen,  laufen,  jagen,  zeeren,  joüken, 
raupten,  dann  zletst  hofiert  man  noch  auf  mich,  kein 
solcher  Nothbeül  ist  wie  ich,  bin  's  Teufels  H.  in  der 
Qual,  sein  Hüslinfäger  überall,  syns  Kuchinbuoben 
Dieners  Knächt.'  JMahl.  1674.  .Ich  [Eitelkeit]  und 
mein  H.  Eigennutz.'  ebd.  —  2.  spec.  Gehülfe  des 
Sennen,  .dessen  Hauptgeschäft  das  Melken,  die  Hut, 
das  Abschroten  und  Aufrütteln  des  Heues,  übh.  die 
Besorgung  des  Viehs  ist.  Beim  Zuge  treibt  er  die 
Schellenkühe  und  trügt  eine  lederne  Mütze,  keinen 
Hut,  wie  der  Senn'  Ap;  GoT.;  Uw.  's  Handbuebe" 
Fräuli,  die  Frau  des  Unterhirten  Ap.  ,Le  landammann 
n'a  pas  plus  de  voix  decisive  qu'un  garcon  vacher  (H.). 
pourvu  que  celui-ci  ait  atteint  l'äge  de  16  ans.'  1737, 
LZellweger.    S.  auch  Ap  Monatsbl.  L825,  193.    Auch 


scherzh.  von  einem  Mädchen,  das  die  Geschäfte  eines 
H-en  besorgt  Ap.    Si  ist  emmel  für  en  H-c"  g' gange". 

Hunds-:  Hundejunge;  Jägerlehrling,  der  die 
Hunde  führen  muss.  Myricäis  1630.  Er  steht  auf 
der  untersten  Stufe,  seine  Stellung  gilt  als  gemein 
und  verächtlich.  ,Ich  wollt  gern  üwer  h.  syn  [wenn 
ihr  mich  leben  lasset].'  RSchktd  1579.  .Lieber  wollt 
ich  H.  sein!'  Brägger  1780.  Vgl.  Hunds- Fauler 
(IM   I   726).    -    S.   Gr.   WB.   IV  2,   1933. 

Henkers-:  Henkersknecht.  .Durch  die  H-en  Ma- 
ximiani,  des  Verwüsters  der  Kirchen  Gottes'  JGcler 
1616. 

Hupen-:  Junge,  der  auf  der  Gasse  Küpen  (Bd  II 
1  lvvi  zum  Verkaufe  ausruft.  ,Es  war  zu  diesen  Zeiten 
[1596]  üblich,  viele  Esswaaren  in  der  Stadt  herum- 
zutragen und  solche  auszurufen;  da  aber  das  Geschrei 
der  Pasteten-  und  Hippenbuben  allzustark  überhand 
nahm,  ward  ihnen  Einhalt  getan.'  Bs  Chr.  1765.  Häutig 
als  Schimpfname  =  Schurke,  Halunke.  .Wölltend  ir 
uns  also  hie  wie  hüppenbueben  gar  vernüten  und  nit 
zimlich  er  enbüten.'  UEckst.  Der  Tanngrotz  [ein 
Schmähgedicht  Salats]  sei  so  parteiisch,  unzüchtig 
und  unehrbar,  ,dass  es  einem  nassen  [s.  Sp.  792] 
hüppenbueben  zue  vil.'  Stumpf.  ,Diser  unverschampt 
hüppenbueb  und  lichtfertiger  scurra  und  verzwyfleter 
brueder  Rusch  der  Murnar.'  HBüll.  1572.  Eine  Heb- 
amme habe  vom  Landvogt  in  Regensberg  gesagt,  er 
sei  ein  rechter  ,Hüpisbueb.'  Sie  soll  getrüllt  und  vor 
den  öffentlichen  Stillstand  gestellt  werden.  1744.  ZW. 

Vgl.  Gr.  WB.  IV  2,  1553;  auch  die  Anm.  zu  hupen 
(Bd  II   1489),  ferner  Becken-B. 

Herre"-,  Here"-:  häufig  dim.  in  spöttischem  oder 
verächtlichem  Sinne:  Herrenknabe.  Knabe  reicher 
Leute,  bes.  im  Munde  des  Landvolks  von  den  Stadt- 
knaben Bs;  B;  Th;  Z.  Gegs.  Bürcn-B.  Here'-Biebh, 
H.,  riten  uf  de"  gclwe"  Ricbli,  auch  nur:  H.  —  'Gelle"- 
Riilili  Bs  (Spottreim).  Sohn  eines  Pfarrers  Ap.  Daher 
,es  Herre"bitcbe"-Lebe",  ein  angenehmes,  bequemes  Le- 
ben, weil  die  Söhne  eines  Pfarrers  gewöhnlich  nicht 
zu  strengerer  Arbeit  angehalten  werden.'  —  Be-h&r-: 
Konfirmand  Z.  —  Hurrli-:  1.  Brummkreisel,  meist 
nur  aus  einem  beinernen  Hosenknopf  mit  durchge- 
stecktem Hölzchen  bestehend  Aa;  Ap;  BE.;  Gl;  L; 
GSev.,  Ta.,  W.;  Schw;  Th;  Uw;  U;  Zfl;  Z;  in  SchwB. 
auch  beim  Roulette-Spiel  zum  Umwerfen  der  Spiel- 
kegelchen verwendet.  N.  Einsiedl.  Kai.  1884.  Syn. 
Hurrlt  2  a  (Bd  II  1584).  Synn.  Haber-Geüs,  Schnarch- 
Hans,  Schnurren- Heireh,  Hurrli-Püs,  Pf'urren,  Burri, 
Surri,  Torggen,  Trödel,  ( Trips-)  Trüllen.  .Wahrlich, 
der  kann  tanzen  wie  ein  H.'  DHilty-Kdnz  1877.  l'h 
mag  's  we  [wie]  Bu.r,  we  H.,  das  macht  mir  nicht  die 
geringste  Mühe  Schw.  —  2.  s.  hurrlen  3  (Bd  II  1584). 
—  3.  lebhafter,  unruhiger  Bursche,  Wildfang  AaWoIiI.; 
„LE.;"  U.  Her  H.,  der  H.,  er  hocket  uf  der  Tanne";  er 
list  die  gellie"  Birli  ah  und  tut  die  grüene"  hange"  UV. 
(Kinderreim).  Vgl.  Liri-Bueb.  —  h  urrli-buebe": 
mit  dem  Brummkreisel  spielen   Z. 

Huere"-:  Hurer  Ap;  Bs;  Gr;  Th;  Z.  Audi  allg. 
als  derbes  Schimpfw.  Tu.  —  Hirt-  L,  Hirti-  GA.: 
Junge,  der  das  Vieh  auf  der  Weide  und  im  Stall  be- 
sorgt L.  Der  kleinere  Gehilfe  des  Hirten  GA.  - 
Huri-:  =  Harzer  la  (Bd  II  1656).  ,A.  1537  erschla- 
gen zwei  Harzbuben  ob  Appenzell  in  einem  Walde 
einen  Wolf.'  G  Wochenbl.  1798.  —  Hose"-  Bs;  B;  '/,. 
Host-  BHk.,  Hnslcr-  W:  Knabe,  der  die  ersten  Husen 


988 


Bab,  beb,  bib,  bob,  buh 


934 


trägt.  -  Hü  et-  Ar,  Hüeter-  B;  L;  Th;  Z:  1.  Knabe, 
der  .las  Vieh  hütet  Ap;  B;  L;  Tu;  Z.  Der  hohe  Herr 
schimpfe  gewaltig  über  Elgg,  nenne  die  Vorsteher 
.Hüetbuben-  usw.  1738,  ZElgg.  ,1m  Sommer  war  ich 
Jlenn-  clor  Büterbub.'  1770,  Th.  Vgl.  Helv.  Kai.  1782, 
144.  —  2.  Untergebener  des  Aufsehers  über  ein  Senn- 
tum  BHk.  —  Jagd-:  Viehhüter  auf  den  Alpen  Gl. 
,l)ie  Bewirtschaftung  der  Alpen  wird  in  jedem  Senten 
in  der  Regel  von  vier  Männern,  einem  Senn,  Zusenn. 
Junger  und  J.  betrieben.  Der  J.  (Binderei',  Kühbub) 
hat  das  Vieh  auf  die  Weide  zu  treiben  und  zu  hüten.' 
Gl  Gem.  Vgl.  auch  Anderegg  1897.  491.  —  Chüe-: 
1.  =  dem  Vor.  Bü.;  Gl;  Ndw.  Bi-mene"  grosse"  Sennte" 
an-ere"  Alp  im  Summer,  da  ist  au'*  Einer  Zuesenn, 
en  Andere''  Ch.  Gl  Volksgespr.  1834.  .[Auf  einem 
Senntum]  ein  Kühbub  oder  zwei  zum  Treiben  des 
Viehs.'  JRWvss  1817.  Vgl.  noch  Gaiimcr  3  (Bd  II 
303),  Chüe-Gaumer  (ebd.  305),  Weid-Chnecht  (Bd  III 
732).  —  2.  verächtliche  Benennung  der  Schweizer. 
.Dass  die  Küebuoben  überall  den  Adel  schlagend  wie 
der  Stral.-  JMäbl.  1674.  Jetz  günd  d'  K-en,  pfui  der 
Sehand,  und  bawend  im  [dem  Bruder  Klaus]  ein  Haus 
im  Land.-  ebd.  Vgl.  Chüe- Melcher  (Sp.  197).  — 
Choch-.  ,Lixa,  Sudel-,  K.  im  Krieg.'  Denzl.  1716. 
Chuchi-:  1.  Küchenjunge  Bs  (Spreng);  B;  OßwSa. 
.Kuchenbuoben,  discipuli  coquorum.'  Mal.  .Culinarius, 
Kuchebub.  Focarius,  Koch  im  Schiff,  Kuchebub.' 
Denzl.  1677 ;  1716.  —  2.  Besen,  mit  dem  die  Asche 
zusammengekehrt  wird  L;  Obw.  0  Jere-Marie",  der 
Ch.  brünnt,  o  J.,  teer  hed-en  a'zündt?  0  J.,  er  ist  selber 
a"cho",  o  J.,  gand  lüsched-e"  g'schicind!  Volksreim. — 
Ch  uchi-Buebecher:  süsse  Apfelsorte  SThierst. 

Chegel-,  Cheigel-:  Kegeljunge  Bs;  B;  Th;  Z.  — 
C helle»-:  Bewohner  des  Chellen-Landes  (Bd  III 1302) 
ScaSt.  (Sulger).  Babe'buebe",  Chelle'buebe* !  höhnten 
im  J.  1799  die  Glarner  die  gegen  sie  aufgebotenen 
Z  Truppen.  —  Chili-:  =  Hengert-B.  B.  Die  Ch-e" 
schwärmen  des  Nachts  gew.  rottenweise  herum,  ,mit 
eigenem  Recht  und  Brauch,  der  oft  komisch  und  hu- 
moristisch, oft  despotisch  und  terroristisch  ist.'  Vgl. 
B  Album  1858,  54. 

Köpplis-,  Köpflis-,    ,We  üch,  ir  köpplisbueben!' 

UEckst.  .Barabas  und  Boos  crüzgent  die  zwei  Scha- 
cher; sond  kleit  syn  als  köpplisbuoben.'  1545/.83,  L 
Bühnenrodel.  .Köpplisbueben.  kupier,  riffian.'  Aal 
1549.     ,Du  Köpflisbueb!'  JMahl.  1020. 

Vgl.  .Köpnelsknabe'  bei  Gr.  WB.  V  17S9.  Dazu  noch: 
.Ich  weiss,  ich  kam  auch  ia  Jeu  Hat  uud  ward  ein  Herr 
gnenibt  frie  und  spat,  man  zug  deu  Huot  auch  vor  niier  ab, 
wan  ich  schon  wer  eiu  Köhliss  [1.  Köpliss]  Knab.'  Com.  Beati. 

Charr-  Chär-:  =  Far-B.  BsL.  —  Chäri-:  = 
Äki-B.  BU.  —  Kerli-:  als  gutmütige  Schelte 
SchwE.;  ZU.  Schäm- di"*  i"  Grundsbode"  ine",  du 
g'fdlter  K.l  MLienert.  Vgl.  K.-Pursch,  -Boss.  — 
Churrli-  mTii.  Korli-  GT.:  =  Hurrli-B.  Im  iiiTh 
früher  aus  einer  Walnuss  verfertigt.  —  Chas-,  jetzt 
gew.  Chäserei-  BE.:  Knabe,  der  Morgens  und  bes. 
Abends  die  Milch  in  die  Käserei  trägt  oder  fährt  B. 
Auf  dem  Heimweg  treiben  die  Ch-e"  oft  allerlei  Über- 
mut, zanken  und  raufen  sich;  daher:  .Wenn  nur  Ruhe 
und  Ordnung  im  Lande  ist,  wofür  man  die  Obrigkeit 
hat,  und  nicht  um  alle  Tage  dere°  Tüfels  Händel  an- 
zufangen, wie  es  die  Käsbuben  machen.'  Gotth.  Vgl. 
Milch-B.  —  Chäser-.    ,Der  Viehhüter  oder  K.  muss 


bei  grosser  Hitze  wie  bei  stürmischem  Unwetter  die 
Semiten  zusammenhalten  und  Acht  geben,  dass  keine 
Kuh  an  eine  gefährliche  Stelle  sich  wage.'  Pilat.  u.  O. 
Vgl.  Hüet-B.  2.  —  Chuebel-:  draller  Knabe  Gul'r.; 
ZZoll.  —  Chriegs-:  =  Bueb  .">.  .Kr-eu,  pettler  und 
frömde  kessler.'  1520,  Absch.  .Pompejus  ward  von 
unachtbaren  kr-en  erstochen.'  Vad.  .Frömbd  kr-en, 
betler,  kessler,  landfarer  und  zegeiner.'  ebd.  .Ale- 
xander Sevcrus  ist  durch  aufrührische  Kr-eu  erschla- 
gen.' JGcler  1616.  —  Chriesi-:  1.  Knabe,  der  sich 
aufs  Kirschenpflücken  versteht  (ohne  Furcht  auf  die 
höchsten  Bäume  und  die  schwankendsten  Aste  sich 
wagt)  Schw.  , Durch  das  Steigenlernen  habe  ich  so 
begehrte  Kr-en,  dass  ich  die  meinigen  [Kirschen]  mit 
den  Mädchen  gewinnen  muss,  weil  ich  die  Buben  um 
den  Taglohn  verstellt  [in  Dienst  gegeben]  habe.'  In- 
derbitzi  1826.  -  2.  Name  eines  berühmten,  durch 
mancherlei  sagenhafte  Anekdoten  z.  T.  noch  jetzt  im 
Volksmunde  lebenden  Räubers  etwa  aus  dem  Ende 
des  Will.,  des  .Schinderhannes-  der  Nordostschweiz 
Th;  Z.  In  Z  eingefangen  und  verurteilt,  schrieb  der 
Chr.  am  Morgen,  ehe  er  gehängt  werden  sollte,  an  die 
Wand  des  Gefängnisses :  D'  Zürichherre"  sind  iwtzig, 
der  Wellenberg  [Turm,  worin  das  Kriminalgefängniss 
sich  befand]  ist  spitzig;  und  teenn  d'  Zürichlierrc" 
hetti'd  Auge"  une  Rappe",  so  chönnti'd  s'  de"  Chr.  nüd 
ertappe"!  und  brach  aus.  Auf  der  Strasse  vor  der 
Stadt  fragte  er  die  zu  seiner  Hinrichtung  zuströmen- 
den Landleute,  wohin  sie  wollten.  Auf  die  Antwort, 
der  Chr.  werde  ja  gehängt,  meinte  er,  das  könne  nicht 
sein,  er  müsste  ja  auch  dabei  sein  ZZoll.  Aus  dem 
Wellenberg  ausgebrochen,  soll  er  nach  weitem  Raub- 
taten vierspännig  im  Kloster  Ittingen  vorgefahren  und 
glänzend  bewirtet  worden  sein;  dann  habe  er  sich  mit 
den  Worten  empfohlen:  Iez  händ-er  de"  Chr.  nocn-n- 
e"mol  g'seh"  TuHw.  f  S.  noch  Th  Ztg  1888,  277.  - 
Mist-kratten-:  abschätzige  Benennung  des  Bauern. 
,Auf  ein  Dutzend  Bauern  mehr  oder  weniger  komme 
es  nicht  an,  so  an  halbleinenen  Kutten  sei  wenig  ge- 
legen, [es]  seien  ja  nur  M-en!'  Gotth.  .Seine  Liebe 
vor  allen  Leuten  sonnen  oder  jedem  M.  davon  er- 
zählen.' ebd. —  Chriit-Buebe":  Neckname  der  Jung- 
mannschaft in  TuMettl. —  Chrfiz-Bueb:  der  Kreuz- 
bube im  frz.  Kartenspiel  Aa;  Bs;  B;  S.  Syn.  der  gross 
Baum.  Chr.  umsehiah",  Name  eines  Kartenspiels  S 
Thierst.  —  .Leichnams-:  nequam.'  Mal.  —  Li  ech- 
te r-:  =  Liechter  2  (Bd  III  1056)  GRorsch.  —  Lauf-: 
Laufbursche  Bs.  Syn.  Post-B.  —  Leckers-:  mut- 
williger, nichtsnutziger  Junge,  Schlingel,  auch  als 
scherzhafte  Schelte  Ar  (Leclcersch-);  Bs;  B;  Th;  Z. 
Syn.  Lecker  (Bd  III  1246).  In  ä.  Spr.  als  starkes 
Scheltwort  für  Erwachsene:  .Derselbe  pfaff  oder  bas 
zue  reden  1.'  1524.  Absch.  .Der  Murner,  der  1.'  1526, 
Strickler  (ein  Berner  an  Zwingli).  ,L-en',  welche 
Altäre  und  Bilder  zerschlagen.  1537,  Absch.  Simeon 
über  Joseph:  ,Es  war  ein  schand,  sollt  man  vertragen 
dem  1.  syn  übermuet.'  Rdep  1540.  ,Wie  wir  einen 
gottlosen,  sehantlichen  mörder,  kindsverderber  und 
lästerlichen,  nimmermehr  gehörten  Seelenmörder  und 
1-en  in  unsere  freiheit  aufgenommen.'  1590,  ScuwE. 
Klosterarch.  ,üer  1.  Paris.'  GGotth.  1599.  .Elsbeth 
Schnablery  bezügt  aller  dingen  wie  obgedachte,  dann 
allein  das  sy  das  wörtlin  leckersbüebli  nitt  gehört.' 
XVI.,  L  Zeugenverhör.  .Schwig,  du  Läker-Buob!' 
1692,  Ndw  Rq. 


935 


Bat,  beb,  bib,  bob,  bub 


936 


Lirn-Bueb.  Nur  in  der  RA.:  fliieche"  wie  en  L. 
B  oAa.  —   Entstellung  aus  Rin-B.  (s.  d.). 

Lämpi-:  =  Lämpi  (Bd  III  1277)  L.  D'  Abicamer, 
eso  L-e"  [müssen]  d'  Marke"  im  Schütze'hüs  ro"  de" 
Kiinkc"  üfchnüble"  LHa.  L.,  Spitzname  eines  Mannes 
von  Malters.  L  Ktsbl.  1845.  —  Lappi-:  l.  =  LappiU 
(Bd  III  1350)  BsStdt  (Lappis-);  L.  Fast  üsg'wachsnig 
L-e".  RBrandst.  1888.  —  2.  Schelte  auf  einen  nichts- 
nutzigen, groben  Menschen  BsL.,  Stdt.  —  Ler-: 
1.  Lehrjunge,  Lehrling  Ap;  Bs;  ß;  Gr;  S;  Th;  Z, 
wohl  allg.  Alls  Heber  sl"  a's  e"  L.,  hed  der  Tüfel 
g'seid  L.  Ähnlich  bei  Ineichen  und  Sulger  (ScHSt.). 
.Nemo  nascitur  artifex,  kein  Meister  ist  so  guet,  er 
ist  vorher  ein  L.'  Denzl.  1677;  1716.  —  2.  bildl., 
Mehlknollen  im  Teige  oder  Brote,  der  auf  lässige 
Arbeit  des  Bäckers  (, Lehrbubenarbeit')  deutet  S. 

Liri-.  Nur  im  Kinderreim:  Der  L.,  der  L.,  er 
hocket  uf  der  Tanne";  er  list  die  gruene"  Birli  ab  und 
lät  die  gel"'e"  hange",  Spott  auf  ein  verkehrtes  Be- 
ginnen B.  Vgl.  Hurrli-Bueb.  —  Wohl  eig.  Syn.  mit 
Liri  1   (Bd   III    137-2). 

Lüs-,  in  Z  auch  Lüs-:  Lausbube.  allg.  —  Laster-. 
,Was  für  ein  Spott  wäre  das  für  eine  christliche  Stadt, 
wenn  sie  solch  einen  L-en  duldete!'  1523,  Zwingli 
(Mörik.).  S.  noch  Gr.  WB.  VI  255.  —  Lust-:  .un- 
besonnener, mutwilliger  Bursche,  etourdi,  debauche, 
von  höherem  Stande'  Bs  (Spreng).  —  ,  La  tarnen-: 
ein  laternentrager,  laternarius.'  Fris. 

Lotter(s)-:  =  ZoKer(BdHI  1503).  ,Du  1.!'  HBull. 
1533.  .Landstreicher,  lotterbuoben.'  Tierb.  1563.  .Pla- 
nus, ein  1.,  speivogel,  betrieger.'  Fris.;  ähnlich  Denzl. 
1716.  Von  Daniel  heisst  es  auf  der  Inschrift  eines 
Glasgemäldes,  er  sei  wegen  seiner  Frömmigkeit  von 
den  .lotersbubeir  gehasst  worden.  XVI. 

Hie  Foim  ,Lotters-B.'  auch  bei  RCys. ;  CISchob.  1699; 
s.   noch   Gr.   WB.   VI    1212. 

Mai-:  Knabe,  der  beim  Fällen  und  Aufpflanzen 
der  Maitanne  (s.  Sp.  3)  mithilft  Scu  (Kirchh.).  — 
Mülli-:  =  Far-B.  AAEhr.  ,J.  Äpli,  Heinrichs,  genannt 
Mühlebuben.'  1771,  ZMaur  Schuldbrief.  —  Milch-: 
Einer,  der  Milch  zu  den  Kunden  oder  in  die  Käserei 
trägt  B;  Ndw.  Syn.  Chäs-B.  —  Malte"-:  Bursche, 
der  den  Maurern  Mörtel  zuträgt  Gr.  Syn.  Pflaster-B. 
-  Ma"-:  spöttische  Bezeichnung  eines  Mannes,  na- 
mentlich Ehemannes,  von  knabenhaftem  Aussehen  oder 
auch  Benehmen  AaF.,  Ke.;  Bs;  SciiSt.;  „Schw;"  ThHw.; 
„Uw;"  ZO.,  S.,  Sth.  ,So  reden  nicht  alle  Männer, 
aber  viele,  bes.  die  verzärtelten  sog.  Mabuebe,  welche 
in  ihrem  Leben  nichts  so  gern  taten  als  befehlen.' 
Stutz.  —  Menn-  AAZein.;  Ap  (im  H.  Meng-);  GrPi.; 
Th;  Z,  Menni-  AaEIu.;  „G":  =  Menner  II  (Sp.  298). 
M.  bin-ieh  wäger  g'si"  i"  de"  Juge'djäre",  bin  im  fri- 
sche" Morge'sclii"  lustig  z'  Acher  g'fare".  KuMeyer. 
Me"  muess  z'erst  M.  sl",  eb-me"  cha""  l'ftueg  hü" 
( l'/lucglieber  si")  Z;  auch  bildl.,  z.B.  von  einem  jungen 
Pfarrer,  Segnet  's  a"  Vrene'tag,  se  söll-me"  dem  M. 
's  Bröd  i"  d'  Hand  ge",  d.  h.  es  wird  ein  trockener 
September  folgen,  wo  man  so  rasch  die  Saat  bestellen 
soll,  dass  man  dem  31.  nicht  einmal  Zeit  lässt,  sein 
Z'nünibröd  sitzend  zu  essen  ZZoll.  .Agitator,  Trei- 
ber, Rosstreiber,  Karrer,  M.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
Mürer-:  Handlanger  des  Maurers.  Güler  1616.  — 
Mues'-  s.  Mues'-Chind  (Bd  III  347).  —  Muster-: 
Kadett,  Knabe  von  10 — 16  Jahren,  der  sich  in  den 
Waffen  übt  ZWald.  —  Mutti-:  Name  eines  Hausierers 


mit  Harnisch-Blätzen  aus  BsMuttenz,  der  vorher  30 
Jahre  im  Zuchthaus  gesessen  hatte  BsL.f  Bis  still, 
Susi  >iimint-dic''  der  M.!   zu  weinenden  Kindern. 

Nacht-:  =  Nacht- Chnab  (Bd  III  712)  Aa;  Bs;  B; 
GRHe.,  Pr.;  GT.;  Schw;  Th;  Uw;  W;  Zg;  Z.  Das 
Treiben  der  Nachtbuben  besteht  zumeist  in  gemein- 
samem VVirtshausbesuch,  wobei  mit  Karten  gespielt 
wird;  nachdem  der  Wirt  Feierabend  geboten,  geht 
man  auf  allerlei  (oft  bis  zum  frühen  Morgen  dauern- 
den) Unfug  aus,  vom  blossen  Schabernack  bis  zu 
Taten,  die  ins  strafrechtliche  Gebiet  fallen,  Angriffe 
auf  Personen  und  blutige  Raufereien.  Vgl.  bes.  Stutz 
1850,  45;  WSenn  1875,  47;  Schwz.  Hausfrd  1881/2  1. 
413;  Aa  Gem.  II  70;  sodann  hui-um  (Bd  I  228);  Gass 
(Bd  II  450);  Baus  2  (ebd.  1679);  Jager  (Bd  III  18); 
ledig  (ebd.  1077);  Nachtbueben-Stückli,  -Zug.  Da 'seh 
e"  Briele"s  und  Lärme's,  d'  N-e"  mache"  nit  en  erger 
G'sehrei.  Binz  1888.  ,Weil  der  Friedli  als  ein  leichter 
N.  im  Dorfe  bekannt  war,  der  am  Sonntagabend  am 
allermeisten  brüllte  auf  der  Strasse  herum.'  Breitenst. 
A"  d'  N-e"  hed  's  'denkt,  die  i"  der  letste"  ZU  um  's 
Hits  ume"  'pögget  [geschrien]  heigi'd,  wenn  es  [das 
Mädchen]  üppe"  gege"  Einen  e"  chli"  Öd  'tu"  heig. 
Schwzd.  (Zg).  Wenn  öppe"  d'  N-en  es  neus  Liedli 
bringe" d,  hat  es  [das  Mädchen]  kei"  Bue,  bis  's-es  cha"". 
Stütz.  ,Vor  N-en  ist  Niemand  sicher,  nicht  einmal 
Gespenster.'  Gotth.  ,Was  treibt  den  N.  aus  dein  Hause 
als  Reiz  zum  andern  Geschlecht  und  Mutwille  V'  1n- 
derbitzi  1826.  Kirche  und  Obrigkeiten  suchten  dem 
Unwesen,  das  früher  auch  in  Städten  herrschte,  immer 
und  immer  wieder  zu  steuern.  ,Das  grosse  Unwesen, 
so  man  oft  zu  Nacht  auf  den  Gassen  hören  muss:  da 
nicht  allein  durch  ein  wildes  Geschrei,  Wüten  und 
Toben,  Pochsslen  und  auf  die  Kästen  schlagen  die 
Nachtruhe  verstöret  und  viel  Leut,  sonderlich  Krankne 
heftig  erschreckt;  sondern  auch  gar  durch  Nieder- 
reissen  der  Bänken  und  Kästen,  oder  auch  durch  Hin- 
underwerfen  schwärer  Steinen,  Fässern,  Weinleiteren 
ab  der  Kilchmauren  auf  die  Häuser  an  der  Matten, 
viel  Leut  beschädiget  werden,  welches  zu  bedauren  in 
einer  wolpoliciertcn  Statt,  da  stille  Ruhe  und  sanftes 
Wesen  wohnen  soll.'  B  Ordn.  1686.  ,Mit  dem  Exempel 
der  N-en  zu  Sodom.'  Klingl.  1693.  .Unsere  Nacht- 
schwärmer oder  wie  sie  gern  heissen  mögen  unsere  N-en, 
das  ist  die  Kinder  der  Finsterniss,  sollten  bei  jedem 
Vorübergehen  [an  der  Kirche]  vom  Schrecken  Gottes 
gefasst  werden.'  1759,  ZHomhr.  (Predigt).  1779  be- 
schliesst  der  , Stillstand'  in  Z  OGlatt,  in  eigner  Person 
,an  den  Sonntagnächten  Ronde  im  Dorf  zu  machen, 
um  wenigstens  alles  lärmende  Gewühl  und  alle  nächt- 
lichen Unfugen  auf  der  Gasse  zu  verhüten  und  die 
jungen  Leute  mit  Ernst  anzuhalten,  dass  sie  zu  rechter 
Zeit  nach  Hause  gehen  und  nicht  halbe  Nächte  herum- 
schwärmen.'  Aber  1781  wird  wieder  geklagt,  ,dass  die 
jungen,  ledigen  Bursehe  an  den  Sonntagsnächten  allzu- 
lange auf  der  Gasse  bleiben  und  öfters  allerlei  Unfug 
treiben.'  Diener  1863.  ,Die  N-en  trieben  schandbare 
Bosheiten  und  richteten  Schaden  an,  wo  sie  hinkamen. 
Sie  zerstreuten  das  geschnittene  Korn  [usw.].'  HPest. 
1783.  ,Buben  machen  beim  Znnachten  auf  der  Gasse 
einen  grässlichen  Lärm,  um  auf  diese  Weise  einen 
ehrlichen  Bürger  zu  beschimpfen.  Da  heissts  denn: 
Es  ist  so  ein  alter  Brauch.  Ja,  die  Obrigkeit  hats 
verboten,  aber  den  Bürgern  kams  vor,  sie  beschnitte 
ihnen  ein  altes  Recht.     Die  Magd  verlässt  den  Herd 


937 


Bab.  beb,  bib,  bob,  bab 


93S 


oder  ihre  Kammer,  der  Knecht  den  Stall,  um  die  Pro- 
zession   [des  Gassenliinus]    entweder    zu    vergrössern 
oder  Zeuge  davon  zu  sein.     Wenn  Jemand   aus   dem 
Fenster   guckt,    wird    er    mit  Steinen    beworfen.'    Gr 
Sammler  1784.    ,Die  Nachtbuben  spielen,  tanzen,  sau- 
fen,   schwätzen    ungebührlich    in    den  Häusern.     Auf 
den  Gassen    verkehren   sie   die  Rede,    verstohlen  die 
Leute  im  Schlafe,  argem  Fremde  und  fangen  Händel 
an.'  Nachtlicht  1790.    ,Es  laufen  schon  der  15-,  16-, 
17jährigen  Buben  bei  der  Nacht  auf  den  Gassen  und 
zu    den   gefährlichen  Lichtstubenden   in  die  Häuser.' 
ebd.    ,Da  das  Herumschweifen  der  jungen  Knaben  an 
Sonntag-  und  Sanistagnächten  immer  mehr  überhand 
nehmen   will  und  dabei  dann  öfters  nebst  einem  ärger- 
lichen, empörenden  Gewühl  und  Lärm  die  boshaftesten 
und    dümmsten    Bubenstreiche   ausgeübt   werden,    so 
warne  ich  die  jungen  Leute  [usw.].'    1808,  Schreiben 
des  Statthalteramtes  ZRegensb.    .Die  Nachtbuberei  [in 
AiSuhr]  veranlasst  manchen  scherzhaften  Spuck,  hat 
aber    auch    bedenkliche    Folgen.'    Aa  Gem.   1844.  — 
Pasnecht-:  =  F.-Ghnab  (Bd  HI  712)  S.  —  Nidle"- 
s.  Schueler-Nidlen  (Sp.  674).    Vgl.  Nidlen-Maidli  (Sp. 
80).    —    Püffertli-:    mit    Sackpuffer    schiessender 
Knabe  THBisch.   Am  Gerste'tag  [jährliches  Jugendfest 
mit  Schiessen   am  Montag   nach  Jakobi]   hät-me'-sieh 
uf-em    Obertorplatz   versammlet   ond   ist   i"g' stände"; 
z'vorderst  d'  G'werlibuebe"  ond  hendedra"  d'  Pöffertli- 
buebe",  Alles  mit  Stechlaub  uf  de"  Chappe*.  D'  G'icerH- 
buebe" hand  alli  blaui  Fueterhempli  a'g'ha",  e"  Patrön- 
täsche"  ober  d'  Achsle"  ond  Ghäsbesse*,  da'  heisst  Polis- 
mötze"  uf-em  Chopf.  D'  P-e"  send  onder-em  Kommando 
vom  Bettel  vogt  g'stande". . .   Denn  ist  die  ganz  G'sell- 
scheft  d'  Stadt  ab  marschiert  i*  d'  Türau  abe".     Dört 
hand  d'  G'werlibuebe"  im  Für  e.riziert  ond  nochher  mü- 
eme"  Stotzer  i"  d'  Sehibe"  g'schosse".    Bald  send  denn 
o  [auch]  d'  Votier  dö'ther  che',  jeder  mit-cmc  Bolver- 
hornli  im  Sack  ond  hand  erne'  Sönlene",  de*  P-e",  d' 
Bistole"  g'lade"  ond  s'  g'lert  abdrogge".    Die  chlinere" 
Bliebe"   hünd   denn   mit   der  Armbrost    in    e"  ScMbe" 
g'schosse".  Schwzd. 

Becken-:  1.  =  Becken-Chnecht  (Bd  III  727).  .Der 
brothüetern  oder  beckenbuoben  Ordnung.  Hieneben 
das  sy  under  einandern  und  für  sich  selber  sich  aller 
unruowen,  muotwillens  und  Unzuchten,  es  seie  mit 
schlahen,  roufen,  kolenklepfen,  mit  schlahen  der  wü- 
schen an  den  benken,  pfyfen,  gygen,  danzen,  wüeten 
und  schreien,  sonderlichen  aller  üppigen  liedern  und 
thäding  mit  gemeinen  wybern  genzlich  muessigen  bei 
peen  fünf  Schillingen...  Were  es  aber  sach,  das  ein 
brothüeter  und  beckenbuob  iemanden,  der  brot  an  der 
louben  zuo  koufen  begerte  oder  sonst  dafür  wandlete, 
es  seie  frönibd  oder  heinisch,  mann,  wyber,  töchtern. 
megdt,  jung  oder  alt,  beleidigte  mit  Worten  oder  mit 
werken  oder  andere  Unzuchten  an  inen  begienge,  es 
seie  mit  greifen,  kleider  uffheben  oder  in  andere  der- 
gleichen weg  sich  vergienge,  der  soll  ein  pfundt  pfennig 
verfallen  sein.  Item  schlacht  ein  brothüeter  oder  b. 
iemanden  mit  der  fust,  der  soll  mit  fünf  Schillingen, 
schlacht  er  aber  mit  dem  wusch,  derselbig  soll  mit 
einem  pfundt  pfennig  gebüesst  werden.  Es  möchte 
sich  aber  ein  brothüeter  oder  b.  mit  schweren  und 
gottslesteren,  ouch  mit  unzucht  und  muotwillen  so 
grob  übersehen  und  misshandlen,  das  sein  verschul- 
digung  gegen  vorgeschribnen  buossen  nit  zuo  ver- 
kiesen,   oder   so  sich  einer  mit  üppigen  weibern  un- 


verschanipter  weiss  vermischen,  der  würdet  mit  ge- 
fangenschaft.  Vorweisung  gestroft  werden.'  1573,  Bs 
Eq.  S.  auch  Buxt.-Falkeisen  1868  III 1.  —  2.  =  Becken- 
Männli  (Sp.  271)  Bs  (Spreng).   -   Zu  1   vgl.  Gr.  WB.  I 

1216,    zu    2    Ler-Ii.  S. 

Büle"-:  Necknanie  eines  mit  Beulen  behafteten, 
missgestalteten  Knaben  GA. —  Bolz-.  .Zur  Bedienung 
hatte  die  [Z]  Bogenschützengesellschaft  den  Bogner, 
den  Zeiger  und  den  B.'  Erinn.  1878,  14.  —  Bumbel- 
Buebe":  verächtliche  Bezeichnung  des  fremden  Vol- 
kes, bes.  der  Franzosen  zur  Zeit  der  Invasion  von  1799 
ZZoll.f  —  Bönen-Bueb:  1.  B-e"  heissen  die  12  vier- 
jährigen Knäblein,  denen  zum  Andenken  an  die  Fuss- 
waschung  des  Heilands  am  grünen  Donnerstag  in  der 
Kirche  vom  Abte  die  Füsse  gewaschen  werden  und 
die  dann  neben  Brot,  Geld  und  andern  Geschenken 
auch  ein  Quantum  Bohnen  erhalten  UwE.  —  2.  Spitz- 
name eines  Burschen,  dessen  Mutter  (weil  sie  sehr 
klein  war)  die  Bön  hiess  SKappel.  —  Bengel-: 
1.  =  Chnebel-B.  Gr.  —  2.  Benennung  von  Vaganten. 
Im  J.  1490  befahl  der  B  Rat,  die  .strycher,  bettler, 
lotter,  b-en' zu  verfolgen.  —  Pure"-:  1.  Bauernjunge, 
allg.  Wenn-me"  d'  B-e"  zu  Haupthlte"  macht,  isch  der 
Chrieg  nümme"  wit  S  (Schild).  —  2.  B-e"  und  -Maitli, 
gekochte  Bimenschnitze  und  Knöpfli  Ap.  —  Bäsi- 
Biebli:  Knäblein  einer  Base  oder  Verwandten  Ndw. 

—  Besi-Bueb:    Entstellung   aus   Beizebub    ZWyla. 

—  Pastete11-  s.  Hüpen-B.  —  Post-:  Knabe  zum 
.Posten',  Laufbursche  Th;  Z.  Vgl.  Post-Chind  (Bd  III 
347),  Spreng-Bueb. 

Bettel-  Ap;  Bs;  B;  GRChur;  L;  Sch;  Th;  Uürs.; 
W;  Z,  Bettler-  Gr;  GA.;  SG.:  1.  Bettelknabe,  Bettler, 
allg.  's  ist  wie  wenn-men  en  B.  i"  d'  Hell  g'heiji,  es 
verschlägt  nichts  ScHSt.  ,Was  soll  man  ausrichten? 
Wenn  auch  alle  50  Pensionärs  [eines  Trinkerasyls] 
geheilt  werden,  so  ist  das  doch  [gegenüber  den  Trin- 
kern des  ganzen  Kantons  L]  was  ein  B.  in  d'  Höll.' 
XHerzog  18G3.  Ich  hä"  es  Mal,  wie  ivenn-ich  B-e" 
dri"  ubernacht  kä"  hett,  einen  pappigen  Mund  mit 
schlechtem  Geschmack  (am  Morgen)  [GA.  —  2.  PI., 
grosse  Schneeflocken,  wie  sie  bes.  etwa  im  April  fallen 
Gr;  GA.;  vgl.:  .Schneeflocken  so  gross  wie  B-en'  W. 
Es  wirft  gad  [geradezu]  B-en  abe"  GA.  Vgl.  Schmid- 
Chnecht  (Bd  III  730).  —  3.  Name  eines  Gerichtes 
a)  aus  kleinen  ganzen  Äpfeln  mit  Schale  und  Stiel 
und  Kartoffelschnitzen,  oft  ungeschmalzen,  in  Wasser 
gesotten,  eine  fade  Speise  der  Armen  SG.  Einisch  im 
Herbst  gibt  s'-mer  denn  auch  es  Chörbli  voll  Uflesöpfel; 
ich  sell-se  der  Mueter  bringe"  für  B-e"  drüs  z'  mache". 
BWvss  1863.  De  chausch  denn  uf  's  Jör  wider  all 
Wachen  21  Mol  B-e"  g'nage"  und  i"  's  Herre"  Wösch- 
hüsli  go"  Sparsuppen  und  Arme"sele" -Weggen  esse". 
ebd.  Im  Himmel  wartet-me"  den  Armen  üf  mit  Stieren- 
auge" und  Gugelhupfe";  die  Eichen  aber  müesse"  verlieb 
n'e"  mit  g'schwcllte"  Herdöpfle"  und  B-e".  ebd.  S.  noch 
Joach.  1883,  112.  —  b)  grosse  Weissbrotschnitte  in 
Butter  gebacken.  Bs  Kochb. 

Zu  3  a  vgl.  die  Anm.  zu  Chor-Herr  (Bd  II  1534),  zu  3  b 
armer  Mann   (Bd   I    455),   Bettel-,    Brueder-Munn   (8p.  273/5). 

Beter-:  =  B'hor-B.  Ap;  ZF.  —  Bauwelen-:  Ar- 
beiter in  einer  Baumwollspinnerei.  .Wenn  es  Krieg 
gibt,  so  können  die  Bauelebube  [in  Aa  und  G]  an  den 
leeren  Stühlen  sitzen  und  Rübli  schaben.'  N.  B  Kai. 
1841.  _  Pfüderi-:  verächtliche  Bezeichnung  eines 
noch  kleinen  Knaben  BStdt.  Syn.  Pfuder.  —  Pfann-: 


939 


Bab,  beb,  bib,  bob,  linh 


9-10 


der  Lustigmacher  beim  Eierlesen,  der  nachher  die 
Eier  zu  kochen  hat  GT.  Vgl.  Fang-Bueb  und  Senn 
1  201  f.  —  „Pfnrrli-Bueb:=ja«rrit-J8.  1  Obw."  — 
Pfli'rggi-:  sehr  fetter  Knabe  Z  Elgg  (Dan.).  — 
Pflaster-:  Junge  (oder  auch  Erwachsener),  der  den 
Mörtel  bereitet  und  den  Maurern  zuträgt  B;  Gr; 
Th;  Z.  Vgl.  Pflaster-Chnecht  (Bd  III  728).  —  Pläri-: 
Knabe,  der  bei  jedem,  auch  dem  geringfügigsten  Anlass 
weint,  Schreihals  B.  Vgl.  Dluri-Maidschi  (Sp.  81).  — 
Blaterli-:  Taugenichts  GlM.  —  Blätzli-:  Hans- 
wurst, Maskierter,  dessen  Kleid  aus  kleinen,  bunten 
Lappen  zsgestückt  ist  Bs;  vgl.  Bl.-Chleid  (Bd  III  02-1). 
Syn.  Blätzli-Bögg.  ,Sein  Bett,  das  aus  Lappen  zu- 
sammengefügt ist,  als  ob  der  PI.  sein  Gewand  dafür 
hergegeben  hätte.'  Breitenst.  —  Blutzger-:  Knirps 
SchwE.  (MLienert).  —  Brueder-:  Bettler  Z.  Vgl. 
Br.-Mann  (Sp.  274).  Mücke*  tcie  Br-e;  grosse  Brocken 
(in  Kaffee,  Milch  usw.)  ZZoll.  —  Brülle"-:  brillen- 
tragender Müssiggänger  ZS.  Spöttische  Benennung 
der  bebrillten  Studenten,  Seminaristen,  jungen  Lehrer 
udgl.  von  Seite  des  Landvolks.  Vgl.  St'celdi-B.,  -Sprin- 
ger.  —  Br  ügel-:  =  Bengel-B.  Gr.  —  Armbrust-: 
junger  Armbrustschütze  Sunw  (Schwzd.  35,  88).  - 
Rabe"-:    Rübenesser,    als    Spitzname;    s.  Chellen-B. 

—  Räuber-.  ,Ihr  Schelm,  ihr  Dieb,  ihr  R-en!'  JMahl. 
1674.  —  Rübeli-:  wegwerfende  Bezeichnung  eines 
Fabrikanten  von  Rübeli-Zäg;  s.  Mansester  (Sp.  335). 
So  ne*  Bauele'handler  bi  Aarberg  nide*  oder  gar  so 
ne*  R.  us  der  Morgete"   [BMurgental].    B  Kai.  1841. 

—  Galg-e-Rads- :  derbes  Scheltw.  B  (Zyro). — 
Ruedi-,  „Rüedi-:  Wildfang",  unbändiger  Knabe  LG. 
Syn.  Buedi.  Gegs.  „Rüedi-Maitsehi."  —  Hans-Rue- 
(leli-.  In  dem  Scherzreim  zu  einem  Knaben  Namens 
Rudolf:  Hans  Ruedeli-B.,  Hans  Ruedeli-B.,  wo  weidist 
(weide'd  ZW.)  dini  Sehäfli?  Z'  Hedi'gen  ene*,  .:'  H. 
ine*  (s'  Welligen  en,  z'  W.  en  ZW.)  uf-em  grüene" 
Birgit  (BrächliJ  ZS.,  W.,  Wein.;  ähnlich  B.  H.,  H., 
mach  mir  und  dir  es  Tänzli,  und  wenn  de''  Summer  wider 
chunnd  (im  Summer,  wenn  dcr  Tag  lang  ist  ZW.), 
se  strecke"d  d'  Chälbli  d'  Schwänzli  ZStall.,  W.  — 
Röckli-:  1.  kleiner  Knabe,  der  noch  ein  Röcklein, 
noch  keine  Hosen  trägt  B;  S.  ,Ich  hätte  greinen  mögen 
vor  lauter  Elend  und  Heimweh  wie  ein  R.'  AHaktm. 
1852.  Röcklibuebli  seit-men  Eim,  der  noch  briegget. 
GJKuun  1819.  —  2.  bei  kirchlichen  Umzügen  ein 
Knabe  in  weissem,  rotem  oder  goldfarbigem  Hemde 
oder  Mantel.  Der  weiss  bekleidete  mit  weissem 
Fähnlein  bedeutet  den  freudenreichen  Rosenkranz, 
der  mit  rotem  Gewand  und  Fähnlein  den  schmerz- 
haften und  der  mit  goldfarbigem  Gewand  und  Fähn- 
lein den  glorreichen  Rosenkranz  Schw.  —  Relli- 
Rölli-:  Bursche,  der  in  der  Mühle  das  .Rennein' 
besorgt  S  (Joachim  1881).  —  Rolli-:  unbändiger 
Knabe  ( j ;  Seil.     Syn.  Rolli. 

Ri(n)-:  nur  in  der  RA.  flueche",  schwere*,  süfe* 
wie-n-en  R.,  wie  d'  R-e*  B;  „LE.;"  S.  ,Es  war  nie 
bessern  Mutes,  als  wenn  es  einen  recht  guten  Vor- 
wand hatte,  wie  ein  Rheinbube  zu  fluchen  und  zu 
zanken.'  AHartm.  1852.  Dir  [ihr]  all  z'säme*  b'schisset 
[im   Kartenspiel]  wie  d'  R-e*.  B  Dorfkai.   1875. 

Bezieht  Bich  wohl  eig.  auf  die  Schiffer,  Flüsser  auf  dem 
Rhein;  die  Schiffleute  stehen  wiu  die  Fuhrleute  im  Ruf  von 
Flncheru   und    Trinkern;    vgl.  flvechm   (liil    I    1163). 

Rurri-:  =  lliirrli-i!.  I  S.  In  allen  Eggen  ume"- 
springe*  wie-n-e"  R.     Wie-n-e"  R.  d'  Stuben  üf  und  ab 


schiesse*.  Schilp  187b\  —  Ross-:  Pferdejunge,  -knecht 
Al";  Sch.  Ir  händ  jo  so  en  schlechte"  Wi",  dass  de* 
R-e"  tuet  d'rab  grase*  Sch.  Uneig.  als  scheltende  Be- 
zeichnung eines  rohen,  ungeschliffenen  Menschen  Apj 
SchSL  .Die  jungen  r-en  [ungezogenen  Jungen]  sind 
schantlicherer  worten  wan  die  alten.'  1529,  Egli,  Akt. 
(Klage  eines  Z  Dorfpfarrers).  .Kuppler,  r-er.,  esel  und 
curtisanen  [zu  Priestern]  anstellen.'  HBdll.  1531.  Die 
Basler  Gerber  sprächen  Recht  wie  die  ,r-en'.  schimpft 
1571  ein  Basler  Gerbergeselle  im  Ärger  über  die  Partei- 
lichkeit des  Zunftgerichts.  Geering  1886,  128;  vgl. 
Rossbueben-Gericht.  Wenn  Jemand  an  der  Gemeinde- 
versammlung etwas  frage,  so  heisse  es:  Man  ist  nicht 
schuldig,  jedem  R-en  alle  Heimlichkeiten  mitzuteilen. 
1711,  ZElgg. 

Chie"-r  uess-,  nur  in  der  RA.:  Kim  glich  (j seh" 
wie  der  Apostel  Paulus  dem  Che*ruess-B.  Sprww.  1824, 
em  Tmte'bueb.  Sprww.  1869,  das  ist:  gar  keine  Ähn- 
lichkeit haben.  —  Es  gab  wohl  früher  Hausierer  mit 
Kienruss. 

Ritzi-:  Personifikation  des  von  Ritzinen  her  stür- 
menden Hagelwetters  W  (W  Monatsschi'.  1862,  48).  — 
Rotz-:  junger  Latte;  frecher  Bursche  Gr;  L;  S;  U. 
Vgl.  Schnuder-B.  —  Se-:  derbe  Benennung  der  An- 
wohner des  Boden-  und  Untersees,  sowie  des  ZSees 
(zumal  im  Munde  der  Stadtzürcher).  Ihre  Art  gilt  als 
rauh  und  ungeschliffen.  Vgl.  Se-Gungelen  1  (Bd  II 
368),  -Püz,  ferner  Gäuggel 2 b  (Bd  II  173).  —  Seich-: 
Schimpfname  im  gleichen  S.  wie  Rotz-B.  Aa;  S;  Th. 
—  Sudel-:  Bursche,  dem  die  niedrigsten  Verrich- 
tungen, bes.  in  der  Küche,  obliegen;  vgl.  Sudel.  ,Me- 
diastinus,  Stall-,  Sudelb.'  Denzl.  1677;  1716.  S.  noch 
Choch-B.  —  Süffi-:  Junge,  der  Süffi  [Käsemilch] 
aus  der  Sennhütte  holt  Ndw.  —  Säl-Buebe":  Zög- 
linge der  Armenerziehungsanstalt  ,Säl'  bei  BSumisw. 
B  Hist.  Kai.  1840.  —  Sarr.mel-Bueb:  Knabe,  derauf 
der  Alp  das  Vieh  sammelt  und  zum  Melken  zstreibt 
BHa.  Syn.  Faser  (Bd  I  1058),  Statter-B.  —  Senn-  U, 
Senne"-  Ap:  1.  Sohn  eines  Herdenbesitzers  (Sennen) 
Ap.  —  2.  =  Hand-B.  2  U.  S.  üs-gän  (Bd  II 26).  Hirten- 
knabe Ap.  —  Sand-:  mit  Scheuersand  hausierender 
Knabe  Bs;  S.  Vgl.  Sand-Ghind  (Bd  III  348).  — 
Surrli-:  =  Hurrli-B.  1  und  3  ZO.  —  Obersäss-: 
13 — 15jähriger  Knabe,  der  (gew.  mit  einem  zweiten 
zusammen)  Butter  und  Käse  von  der  obern  Hütte 
(Obersäss)  in  die  untere  zu  tragen  hat.  Er  erhält 
ausser  der  Nahrung  noch  Ziger  zum  Lohn  GRHe.  — 
Süw-,  SA"'-,  Sou-,  Süu-:  Schelte  auf  einen  schmutzigen 
Th.  auf  einen  ungezogenen  Jungen.  Schlingel  Bs;  B;  Z. 
Säu-B.,  Mordiö-B.!  Unter-e"  Bade"  bringt  Eine*  De'. 
B  Dorf  kal.  1861.  Wenn-ich  mime*  irüsst,  n-as  das  für 
ne"  S.  war,  ico  mieh  so  in  Aberelle"  g'sprcngt  het.  ebd. 
1868.  Die  grüene*  S-e"!  werden  die  .grünen  Buben' 
(s.  grücn  1  Bd  II  750)  für  ihre  losen  Streiche  ge- 
scholten BStdt  (Schwzd.  I  13).  —  A°-setz-:  Knabe, 
der  in  einer  Baumwollspinnerei  den  Faden  an  den 
aufgesteckten  Spulen  befestigt  Z.  Syn.  Ansetze):  Vgl. 
Üfstedk-B.  —  Sch  uechter-:  Schusterlehrling  Gr 
oHe.,  Valz.  —  Schäl'-:  Schafhirte  Ap.  —  Schiff-: 
Matrose.  .Ein  Schiffrock,  als  die  Gallioten,  die  Sch-en 
[in  Venedig]  tragen.-  1460,  Bs.  —  Schifer-:  Schiefer-, 
Dachdeckergeselle.  ,Aus  diesen  Gemeinden  [Veitlins] 
zeucht  jährlich  ein  grosse  Anzal  Maurer-  und  Schiter- 
buben  ins  Deutschland  heraus.'  JGdler  1616. 

Schelle"-:    1.  Knabe,   dessen  Amt   ist   (bei   der 


941 


Bat),  beb,  bib,  bot,  huli 


942 


Messe)  zu  läuten  LT.  —  2.  Zuchthaussträfling  (der  am 
.Schellenwerk'  arbeitet)  L  f.  —  3.  der  Schellenunter 
im  deutschen,  Carreanbn.be  im  französischen  Karten- 
spiel. Syn.  Seh. -Gaggel  (Bil  11  166).  Seh.  sueche*, 
Name  eines  altern  Kartenspiels  L.  -  Zu  8  and  ::  vgl. 
bSe   /lii.h   unter  Jliuh   r,    und    m  ,-. 

Schnei-  B;  Gl;  Nnw,  Schwier-  Aa;  Ar;  Bs;  Gr; 
Th;Ndw;Z:  Sehulknabe.  Vgl.  Schueler-Chind  (Bdlll 
348).  Tl'/e  g' schwind  günd  auch  die  Jur  rerbi!  Mer 
sind  awh  bloss  Sch-e"  g'si*  und  händ  für  Schelmen- 
streich eum  Lü",  du  weist  ja,  Täpcn  überchu:  Schwzd. 
(Gl).  Sin'  Schnurrante*  [herumziehende  Musikanten] 
:'  Lucern,  oll  Seilitiinzer,  su-n-isch-er  d'  Gassen  üf  und 
ab  nen  nachhi"  g'lü/f'en  wie-n  Seh.  BO.  (Alpenr.  1827). 
.Jeder  Seh.  möge  ihn  [sei  ihm  überlegen].'  Gottii. 
.Er  butze  ine"  wie  Sehuelbuebcn  ab.'  MLTsteri.  .Cunr. 
Bischofberger,  genampt  schuelerbueb.'  1597,  ApA. 
Ratsprot.  Uneig..  Schelte  auf  einen  unreifen  Men- 
schen, Fant  Ap;  Tu.  —  schuel -b ueb en,  -buebele" : 
1.  sich  wie  ein  Schulknabe,  kindisch,  charakterlos 
benehmen  B.  —  2.  tr.,  Einen  wie  einen  Schulknaben 
behandeln  B. 

Schilt-Bueb:  Schildknappe.  ,Küng  Alb win  ward 
von  einem  seiner  sch-en  und  einem  edling  erstochen.' 
Vad.  —  Schorr-,  in  Ap  auch  Scharrt-:  Junge,  der 
den  Stall  auszukehren,  den  Dünger  wegzuscharren 
(aus  der  Schorr-Gruebe"  des  Kubstalles  in  die  Jauche 
zu  stossen  B)  hat  Ap;  GRh.;  Th.  Handlanger  des 
Melkers  B.  Übh.  Einer,  der  die  niedrigsten  Arbeiten 
und  Dienste  verrichten  muss  Ar.  Em  gad  der  Seh. 
se"  möse".  —  Schiss-:  (oft  halb  scherzh.)  Schelte  auf 
einen  ungezogenen,  mutwilligen  Jungen  B;  Th;  Z.  Syn. 
Schisser.  —  Seh  iitzli"g-:  schnell  aufgeschossener 
Jüngling  Bs.  Syn.  Schützling.  —  Schlotter-:  er- 
bärmlicher Wicht  B  (Zyro).  —  Seh  nuder-:  derbes 
Scheltw..  =  Rotz-B.  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  G;  Th  ;  U;Z. 
So-n-en  Sehn,  sott  's  Mal  halte".  ,Der  Sehn,  will  schon 
ein  Mann  sein.'  Gotth.  .Die  Leute  in  Frevligen  sind 
grenzenlos  einbildisch.  Sie  sprechen  über  himmlische 
und  irdische  Dinge  ab,  als  ob  die  7  Weisen  Sch-en 
gegen  sie  wären.'  ebd.  Gell,  du  dolders  Schnuderbuehli, 
dir  han-ich  's  zeigt,  ebd.  Ge"  z'  tanze",  wenn  Eine 
noch  gar  d'  Schueh  vertlene"  muess,  eso  ne"  ehätzers 
Schämdichnüt,  eso  ne"  Sehn.!  Stütz.  —  Schnurre"- 
Z  (Spillm.).  Schnurri-  Schw,  Schnurrli-  ZHombr. :  = 
Hurrli-B.  1  SchwE.;  Z.  —  Schnaus-:  Näscher,  nasch- 
hafter Junge  S.  Jede'  Sehn,  längt  dran  [an  den  Obst- 
baum] üfe"  und  risst  e"  pär  Schoss  ab.  BWtss  18G3. 
D'  Schn-e"  sl"  derhinger  cho"  g'si*  und  hei"  g'ärnet, 
wo  er  g'säit  g'ha*  het.  ebd.  1885. 

Schwarz-:  1.  böser  Berggeist,  der  in  den  Wal- 
liser Sagen  eine  Bolle  spielt.  W  Monatsschr.  18G2,  48. 
—  2.  der  Seine,  im  Herrgüttli,  scherzh.  Bezeichnung 
des  Branntweins  BsL.  (Tierarzt  Meier).  —  3.  ,Schw-en' 
oder  .schwarze  Buchen'  hiessen  in  Bs  um  1G50  ge- 
fährliche Bettler,  Landstreicher  und  Einbrecher.  Vgl.: 
,Herr  N.  N.  hat  angebracht,  wie  dass  durch  mutwillige 
Gesellen,  die  schwarzen  Buben  genannt,  bei  wenig 
Wochen  in  27  Gehält  seige  eingebrochen  worden.' 
1641,  Bs  Rq.  —  4.  Name  der  Bewohner  des  nördlichen, 
gebirgigen  Teils  des  Kts  S  (Bezirk  Domeek-Thierstein) 
Bs;  S.  .Die  Schw-en  unterschieden  sich  durch  ihre 
schwarz  oder  braun  gefärbten  Kittel;  auch  die  Sol- 
daten  dieser  Vogteien    hatten  eine   dunkle  Kleidung. 


was  ihnen  den  Namen  gab.'  S  Gem.  74;  s.  auch  BWyss 
1863,  211. 

Zu  4  vgl.  den  .schwarzen  Bund'  in  Gr  (Tsch.  TS),  ferner 
die  Graiibündner  (Grigioni,  Grisons)  .von  der  gewohnlichen 
in  dem  Land  getragenen  Kleidung  von  tucbgr&uer  Färb.' 
Leu,  Lex.   IX   117. 

Spil-:  Gewohnheitsspieler.  .Wie  gemein  ist  nichi 
das  Fluchen  bei  unsern  Spillbuben,  Fress-  und  Sauf- 
gesellen!' AKlingler  1702.  —  Spann-:  Hüterbube, 
der  das  weidende  Vieh  beaufsichtigen  und  nötigen- 
falls spannen  [am  einen  Vorderfuss  fesseln]  muss  B. 
,So  ein  Sp.  hat  es  noch  schlimmer  als  ein  gespanntes 
Schaf.  Dieses  kann  doch  noch  selber  fressen,  so  viel 
es  findet,  dem  S^  "ii  teilt  man  aber  seine  Portion  aus.' 
Gotth.  —  Span-  Spö2-:  armer  Knabe,  der  (bes.  auf 
den  Zimmerplätzen)  Späne  sammelt  ZStdt.  —  Spini- 
Ap;  GRh..  Spinni-  GT.;  TnRoggw.:  =  Hengert-Ji.  En 
Spinibuebe"  ha",  einen  Freier  haben,  von  ihm  Besuche 
erhalten  Ap.  Wissen  die  .Knaben'  des  Dorfes  den  aus 
einem  andern  Dorfe  kommenden  Gesellen  bei  seinem 
Mädchen,  postieren  sie  sich  in  der  Nähe  des  Hauses 
und  verraten  durch  Rufe  mit  verstellter  Stimme  ihre 
Anwesenheit.  Der  Verlobte  hat  durch  direkte  Be- 
wirtung oder  eine  Gabe  an  Baar  sich  mit  ihnen  ab- 
zufinden, worauf  er  fortan  in  seinem  neuen  Rechte 
nicht  nur  nicht  mehr  angefochten,  sondern  nötigen- 
falls sogar  geschützt  wird.  Versagt  er  aber  den  Tribut, 
so  muss  er  allerlei  Schabernacks  gewürtig  sein,  wie 
z.  B.  die  Haustüre  mit  der  Scheiterbeige  versperrt 
zu  finden  GT.  Den  Sp-en,  die  angetrunken  zu  ihren 
Geliebten  gehen,  fährt  das  ,Thurtier'  in  die  Beine  und 
grunzt  sie  an.  ebd.  Ieh  ha"  mi"  Freud  bim  Tag  noch 
g'ha",  der  Sp.  ist  übler  dra" ;  er  brecht  de"  Schlaf,  ond 
chonnt  de''  Tag,  so  streckt-er-sche  [sich]  was  's  lide* 
mag.  JLiLenggenhager  1830.     Vgl.  noch  Ris-Tag. 

Sperr-:  Träger,  schiefe  Stütze  (im  Balkenwerk)  U. 
—   Entstellt  aus  Sperr-Bueg. 

Spiess-:  spiesstragender  Soldat;  s.  Basteten- 
Ühnecht  (Bd  III  727);  Spiees-Chnecht  (ebd.  730).  Als 
Scheltwort:  , Sp-en,  Hollediho,  Lumpen,  Bürstendick.' 
MLienert  1891.   —  Vgl.  .Spiessgeselle.' 

Spüsi-:  spöttische  Bezeichnung  eines  Burschen, 
der  gerne  mit  Mädchen  Scherz  und  Neckereien  treibt 
ZW1. 

Spital-:  Zögling  des  Waisenhauses.  1822,  Sch.  — 
Spott-:  1.  unverschämter  Bursche  Th.  —  2.  Spötter  Gl 
(Gl  Volksgespr.  1835).  —  Spitz-:  wie  nhd.  Wer  mit 
Sp-e*  z'  Acher  fart,  mues'  mit  Sp-en  egge*  ZW.  Laufe", 
fare*  wie-n-en  [sich  aus  dem  Staube  machender]  Sp., 
rücksichtslos  schnell;  dann  auch:  lade"  [aufladen]  wie- 
n-en  Sp>.,  rücksichtslos  schwer  Bs;  B;  Tu;  Z.  De*  Sp. 
machen  an,  Eim.  Rüef  nit  z'  lüt  in  Wald  ie,  der  Sp. 
chonnt  omme"!  JJRahm  1883.  S.  noch  geben  (Bd  II  70). 
Die  , Sp-en'  scheinen  urspr.  eine  Spezies  des  fahrenden 
Volkes  gewesen  zu  sein:  ,Zu  den  gauggleren,  klotz- 
pfeifferen,  seilgängeren,  feürsprützeren,  cuenzenjage- 
ren,  sp-en  und  leirenfrauwen  und  anderem  unnützen 
gesind  habend  sy  gelts  gnug.'  SHochh.  1591/1693.  — 
Spreng-:  =  Post-B.  Schw.  ,Das  Schreiben  und  Lesen 
ist  dem  armen  Jungen  notwendig,  damit  er  nach  der 
Schule,  bis  er  grösser  ist.  z.  B.  bei  einem  Herrn  als 
Spr.  mit  den  Briefen  laut  der  Adresse  springen  kann.' 
Inderbitzi  1826.  —  Sprütz-:  Bursche,  dem  es  ob- 
liegt, den  Tanzboden  mit  Wasser  zu  bespritzen.  ,Ver- 
gass   der  Spr.  einmal    nach   einem  Tanze   den  Boden 


943 


Bab,  beb,  bib,  bob,  ball 


944 


mit  Wasser  zu  begiessen,  so  entstand  beim  nächsten 
ein  Staub.'  vonAlmen  1897.  --  Sprütz]ing-Bueb: 
=  Schützling-B.,  mit  dem  Xbbegr.  des  Unreifen,  Schwa- 
chen S.  —  Staub-:  Bursche,  der  in  der  Mühle  den 
Staub  absiebt,  Lehrjunge  S.  ,Weil  selbst  der  St.  in 
der  Mühle  damals  so  gelehrt  war.'  Dennler  1817.  - 
Stubeti-:  =  Hengert-B.  GSa.  Dwr°*  <l'  Stattergass, 
wou  in  alte"  Zite"  d'  Statter  und  d'  Meiser  Stubeti- 
buebe"  z'  Nacht  enand  abdreschägget  [geprügelt]  hind. 
Albrecht  1888.  —  Stade"-:  (scherzh.)  Bewohner  der 
zerstreuten,  auf  Anhöhen  liegenden  Weiler  Gulachen, 
Grod,  Hennenbühl,  Lischmatt  und  Kreiental  S  f  (S 
Gem.  213).  —  Ufsteck-:  Knabe,  der  in  einer  Baum- 
wollspinnerei die  Spulen  aufsteckt  Z ;  vgl.  Ansetz-B. 

—  Steckli-:  1.  (spöttisch)  Knabe,  junger  Mensch  mit 
Spazierstock  Z.  Am  schnellste"  gut  's  [mit  dem  Avan- 
cement] bi  der  Sanität.  Bö  ka""  hit  Eine"  noch  St. 
si*  und  in  e"  pär  Wuchen  isch-er  scho"  Oberlieutenant. 
LWelde  1897.  Insbes.  wie  Brüllen-B.  Necknarae  der 
Seminaristen,  jungen  Schullehrer  ZS. ;  vgl.  auch  St.- 
Mann  (Sp.  280).  ,N.  N.  entschloss  sich,  Lehrer  zu 
werden.  Ein  reicher,  hochmütiger  Bauer,  erzählte  er, 
habe  ihn  da  angeschnauzt:  So,  du  wottst  auch  so  en 
St.  werde",  so  en  Tagdieb!'  Evang.  Wocbenbl.  1897.  — 
2.  mit  einem  Stock  Bewaffneter,  Landsturmmann;  vgl. 
Bündel-  und  Steckli-Chrieg  (Bd  III  796).  .Des  Pfarrers 
Vater  war  auch  einer  von  den  sog.  St-en  gewesen  und 
A.  1802  unter'  dem  Oberst  Schmitter  nach  Bern  ge- 
zogen.' Ndw  Kai.  1891.  ,Die  Altgesinnten,  die  Rot- 
strümpfe  und  St-en,  wie  er  [der  Liberale]  sie  gewöhn- 
lich nannte.'  ebd.  ,Ich  will  meine  Rotte  holen,  die 
Steckenbuben  werden  euch  schon  den  Meister  zeigen', 
droht  1771  der  Führer  der  Bauernpartei  dem  Rate  zu 
ScHwGers.  —  Stöckli-Buebi:  Stubenhocker  B.  E" 
Schneeballe"  tuet  nitwe,  das"  me"  d'rab  müesst  gränne*; 
St.  seit-men  eim,  wenn  er  briegget;  blib  daheim,  we"" 
de  grad  witt  pflänne*.  JKuhn  1819.  —  Stall-Bueb: 
Stallknecht.  Als  Schelte:  , Ich  gehe  nicht  vor  Gericht. 
Diese  St-en  [die  Richter]  müssen  mir  nicht  in  die 
Kraft  [s.  Bd  III  788]  nein  gucken.'  Bragger  1780. 
Vgl.  Ross-B. 

Für-stei"-:  Rekrut  S.  —.Vom  Feuersteinschloss  der 
frühem   Fliuten. 

Wetz-stei"-:  Hausierer  mit  Wetzsteinen  Ap. 
, Jetzt  [zu  Anfang  Sommers]  kommen  Rechenflicker, 
Gabelnkrämer,  Glasträger,  Käsmannen  ins  Dorf  und 
vor  die  Bauernhöfe;  sie  verkündigen  das  Heuernte- 
fest wie  die  Schwalben  den  Frühling  und  selbst  die 
schmutzigen,  verlumpeten  W-en  sind  jetzt  willkom- 
mene Personen.'  Ap  Volksbl.  1831. 

Statt-:  1.  Stadtknabe,  allg.  Gegs.  Land-,  Büren-B. 

—  2.  kleine  Bremsenart,  die  zum  Unterschied  von  der 
grossen  Bremse  arg  sticht  S.  Syn.  Schwdbli.  —  2  an- 
geblich  so  genannt  nach  der  schmächtigen   Gestalt. 

Statter-:  =  Sammel-B.  BG.,  Si.  Syn.  Statter.  Der 
8t.  wird  bes.  vom  Weidknecht  tyrannisiert,  der  seine 
Obliegenheiten  (worunter  auch  das  Melken  des  Viehs) 
auf  ihn  abzuwälzen  sucht.  Er  ist  der  Untertan  Aller 
und  findet  etwa  nur  am  Käser,  wenns  gut  geht  auch 
am  Zusenn,  eine  Stütze.  D's  chlin  Lunseli,  d's  Stattcr- 
büebi,  hat  g'rad  d'  Chiieleni  wider  uf  d's  Läger  usi 
g'stattret  g'hclie"  BSa.  ,Zwei  Küherknechte  schlössen 
mit  dem  nachtreibenden  St-en  den  prunkenden  und 
lärmenden  Zug  [der  Alpfahrt].'  Nvdegger  1890.  ,Die 
Sennen  waren  mit  Melken  fertig,  und  der  St.  mochte 


fast  nicht  kommen  mit  Abtragen.  Immer  und  immer 
waren  die  Abtragmelchtorn,  in  welche  die  Milch  aus 
den  Melkeimern  zuerst  gegossen  wird,  bevor  sie  ins 
Gaden  und  durch  die  Folie  geseiht  in  die  Gebsen 
kommt,  zum  Überlaufen  voll.  Er  war  aber  ein  flinker 
Junge,  der  Seppli,  und  ein  vorsichtiger  dazu;  keinen 
Tropfen  Milch  verschüttete  er  bei  seinem  Geschäft, 
trotzdem  es  fast  immer   im  Galopp   gieng.'   ebd.  281. 

—  Strich-:  Knabe,  der  in  Kattundruckereien  die 
Farbe  aufstreicht  Z.  —  Verding-:=  V.-Chnab  (Bd  III 
712)  S;  Z.  —  Tinte"-:  1.  Kaufmannslehrling  (ver- 
ächtlich) Sch.  Vgl.  Tinten-Schlecker.  —  2.  wohl  =  hau- 
sierender Tintenverkäufer  in  dem  Sprichwort  unter 
Chienruess-B. 

Tore"-,  in  Ap  auch  Törli-:  Tor,  Narr  Ap;  Th;  Z, 
stärker  als  Tören-Joggel.  leh  bi"  doch  en  T.  g'si",  das 
ich  [die  und  die  Dummheit  begangen  habe].  .Apostel 
und  Prophet  macht  er  [DStrauss]  zu  T-en.'  AEFruh- 
lich  1850.  Vgl.  Letz-Chopf  (Bd  III  413).  Auch  In-, 
Blödsinniger,  ebd.  In  Z  im  XVIU.  amtliche  Benennung 
der  Idioten.  Syn.  Spitäler.  —  töre"-buebe":  aus 
Mutwillen  sich  närrisch  gebärden  ZZoll.  —  Töre"- 
bueberei  f.:   Narrheit,  ebd. 

Tisch-:  Junge,  der  den  Tisch  deckt.  .Der  t..  der 
koch,  der  keller,  der  fürtrager'  richten  die  Mahlzeit 
an.  JRdep  1539.  —  Ditti-:  verzärtelter,  furchtsamer 
Junge  L.  Die  Spiegelmeise  singt:  D.,  D.!  hed's-di'* 
g'ge",  hed's-dich  g'ge"!  —  Tatsch-:  beim  Armbrust- 
schiessen der  Junge,  welcher  den  Tatsch  [Lehmscheibe] 
anfeuchtet  und  die  Schusslöcher  verstreicht  ScHSt.  -- 
Trib-:  =  Menn-B.  AABb.  (auch  von  Mädchen  und 
Frauen);  Z.  ,Als  er  zu  Acker  fahren  wollen,  seie  der 
Treibbueb  geschwollen  worden.'  1701,  ZWasterk.  Proz. 

—  Trib  er-:  Treiber  bei  der  Gemsjagd  BSa.  D'  Nacht 
feuzt-nen  [den  Tag  beim  Zunachten]  über  Grind  u"1' 
Grat,  wie  Tr-en  d'  Gemacht  triben.  JRomang  1870.  — 
I°trag-:  ein  Gehülfe  des  Glasmachers  SThierst.  — 
Dreck-:  =  Süw-B.  B.  —  Trämel-:  bettelnder  Land- 
streicher, der  sich  ex  voto  mit  einem  Block  oder 
Balkenkreuz  schleppt  (Sonntagsp.  1869,  789).  Syn. 
Trämel.  , Wegen  der  tr-en,  lolhartbettleren  und  an- 
deren phlyglüten  und  brüeder.  die  den  lüten  allent- 
halben vil  kummers  und  überbracht  zuefiiegen.'  1470, 
B.  ,I)ie  Tr-en  und  Schörmen,  die  mit  ihren  Huren 
umherziehen',  soll  man  aus  der  ganzen  Eidgenossen- 
schaft vertreiben.  1474,  Absch.  .Allenthalben  in  der 
Eidgenossenschaft  soll  man  die  Tr-en,  Stirnenstössel 
und  andre  argwöhnige  Leute  austreiben.'  1475,  ebd.; 
ähnlich  1478,  ebd.  , Befehl,  alle  fremde  Bettler,  auch 
die  Tr-en,  die  sich  mit  gefährlicher  Bosheit  auf  die 
unsrigen  legen,  für  und  für  zu  weisen.'  1490,  B.  Vgl. 
Bengel-B.  2.  —  Tross-:  Schelte  für  einen  unge- 
schlachten, schlimmen  Knaben  N»w.  —  (Trubel-) 
Tretter-:  Junge,  der  in  der  Weinlese  in  einem  Zuber 
die  Trauben  tritt  BsL.  D'  Tr-e",  das  isch  doch  e" 
deuhenkers  Völehli.  Wenn  si  abeHrampt  hei"  und  abe*- 
g' schart  in  der  Bockte",  springe"  si  üfen  in  Wahl  und 
holen-eeh  Bengel  und  Bis  dort,  machen  e*  T'iirli  dervof 
und  rauche"  die  chöstlige"  Niele".  Z'  sorge"  hei*-si  ja 
mit;  denn  Tr&beli  chiinnc"-si  esse"  grad  eso  eil  a's  si 
wei".  Und  hei'-si  en  nrtlige"  Meister,  bringt-er  am 
Ölfi  und  Dril  ne"  Wampe*  Brot,  mllicht  Ghäs  nock, 
auch  ne*  Chrücgli  roll  Wi*.  Bas  isch  e*  Freud  und 
e"  G' 'schicht!  Si  jüchzge",  me"  g'hört-se  ro"  uitem. 
WSenn.  —  Wiber-:  Laufbursche  im  Mägdehaus  des 


915 


Bab,  beb,  bib,  bob,  1ml» 


946 


Elasters  Muri  Aa.  ,W.  soll  Teller  and  anders  Gschir 
vom  Hof  ins  Weiberhaus  und  widerunib  hinauf  tragen.' 
AaMuxi  Gesindeordn.  .Ues  Weiberbuoben  Jahrlohn: 
Kleider  und  täglich  1  Brot.'  ebd.  —  Wichsi-  Wi.ii-: 
öffentlicher  Schnhwichser  LStdt.  —  Weid-:  Hüter- 
bnbe  B.  Über  das  Treiben  der  W-en  vgl.  Gotth., 
Sehulm.  II  '241  f.  —  Weggli-:  Bäckerjunge,  der 
Semmelbrütchen  (und  anderes  Kleinbrot  Bs)  austrägt, 
bzw.  feil  bietet  BsStdt;  Tu;  ZStdt  (angeblich  1830/40 
aufgekommen,  1850/60  wieder  verschwunden).  Es  Mül 
ha"  vrie-n-en  TU,  ein  unverschämtes  Maul  haben  Z 
Stdt  f.  —  Chileh-wih-  Chilhi-:  1.  aufgeputzter 
Bursche,  der  an  der  Kirchweih  mit  seinem  Mädchen 
zum  Tanze  geht  L,  Jüzge"  wie-n-e"  Ch.  S.  auch  Ch.- 
Maien  (Sp.  10).  —  2.  Einer,  der  an  der  Kirchweih  beim 
Kegelspiel  ein  Schaf  gewonnen  hat  L.  —  3.  Bursche, 
der  an  der  Kirchweih  den  Tanz  der  jungen  Leute 
ordnet  L.  .Zwei  bis  vier  Ch-en  verdingten  den  Chilbi- 
tanz  auf  ihren  Risiko.  Sie  trugen  rote,  seidene  Hals- 
tücher und  Blumen,  Stricke  [Rosetten  aus  Seidenbän- 
dern] ringsum.'  L  (Mscr.). —  G'werli-:  Schiessgewehr 
tragender  Knabe;  s.  PüfferÜi-B.  I'h  ha"  mengsmol  de" 
Gerste'tag  mitifßret,  wo-n-ie*  norh  en  G'ir.  g'si"  bi". 
Schwzd.  (THßisch.).  —  Underwisi"gs-:  =  B'hör-B. 
B;  Z  (selten).     Syn.   Undervnsi'ger. 

Zue-:  jugendlicher  Gehilfe  des  Sennen  auf  der 
Alp  Gr  tw. ;  Ndw.  Syn.  Guggsch.  „Der  geringste 
und  letzte  Knecht  auf  einer  Alpweide  ohne  eigene 
feste  Bestimmung,  jedem  andern  Knechte  zu  Diensten 
stehend  UUrs."  Vgl.  Hand-B.  —  Zur  Bildung  rgl. 
Zue-Senn. 

Zers-:  Schimpfname,  Schelte.  .Wer  sellichs  redte, 
der  lüge  als  ein  z.'  1507,  Z  Urk.  —  Zottel-,  ,Arme 
Znttelbuben.'  W  Lied  1844.  —  Zweck-:  Ki?abe,  der 
in  der  Bleiche  die  Tücher  am  Pflocke  (Zweck)  zum 
Trocknen  befestigt  Ap. 

Ge-bueb.  -Hieb  n.:  verächtliche  Bezeichnung 
einer  Gesamtheit,  Schar  von  Knaben,  ledigen  Burschen 
GrA.,  Pr.     Das  ist  e"  rechts  Gcbüeb. 

buehele"  BsStdt;  B;  Gr  hPr.,  Valz.,  sonst  biie- 
bele":  1.  „sich  jugendlich,  d.  i.  leichtsinnig,  flatterhaft 
betragen,  mutwillige  Streiche  spielen,  allg."  Sich  wie 
ein  Knabe  benehmen  oder  aussehen,  das  knabenhafte 
Wesen  noch  nicht  abgelegt  haben,  von  erwachsenen 
Mannspersonen  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  GA.;  Sch;  Tb;  Z, 
auch  von  Mädchen  Ap.  Vgl.  Biieben-Schiieh.  ,Buben 
müssen  eben  einmal  bubeln.'  Sch  Pilger  1884.  Er 
büebelet  norh.  Der  Chreste*  [Christian],  wo  gestere" 
Hastig  An"  hed,  büebelet  iioch  räss  Ap.  's  Bebbeli  büe- 
belet öberlüte,  Betchen  spielt  ganz  den  Knaben,  ebd.; 
vgl.  noch  über-lüt  (Bd  III  1505).  Sehr  oft  unpers. ;  es 
büebelet  noch  bi-n-em,  er  beträgt  sich  noch  wie  ein 
Knabe  Bs;  Th;  Z.  Es  büebelet  uf  alli  Witi  Gn.  Da 
büebelet  's  noch  g'hörig.  Abi.  Büebelete"  f.,  knabenhaftes 
Benehmen,  bes.  von  altern  Mannspersonen  Ap.  —  2.  den 
,Buben'  nachhangen,  mannsüchtig  sein  B.  ,Los,  Röseli, 
wenn  du  mit  dem  Buebelen  anfangen  willst,  so  mag 
ich  dich  nicht  mehr;  geh,  wo  du  willst;  du  findest 
schon  einen  Platz,  wo  du  aus-chiltern  kannst  nach 
Herzenslust,  sagte  der  Vetter.'  vAlmen  1897. 

buebelig  B,  büebelig  Ap;  Bs;  Z,  ge-büebelig 
p-  Th;  ZZoll. :  1.  knabenhaft,  „noch  jugendlich  flatter- 
haft" Ap;  Bs;  Th;  Z.  —  2.  (von  Mädchen)  den  .Bu- 
ben', ledigen  Mannspersonen  nachlaufend  BE. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


buebe":  1.  intr.  a)  den  Dienst  eines  Blieben  (im 
S.  \ .  4  b)  versehen  GrSev. :  vgl.  einteilten.  —  b)  „=bue- 
beien" ;  sich  wie  ein  Blieb  (bes.  i.  S.  v.  G)  benehmen, 
„unredlich,  schlecht  handeln  AaF.;"  Z.  Me"  bliebet  du 
iiud,  man  treibt  da  (bei  einer  ernsten  Sache)  keinen 
Spass  ZS.  Das  ist  (heisst)  'bliebet,  z.  B.  von  einem 
Wortbruch,  ebd.  In  ä.  Spr.  spec.  i.  S.  v.  Blieb  7 :  Un- 
zucht treiben.  ,Den  zenden  mit  huoren  und  buoben 
unzimlich  verbruchen.'  1526,  Egli,  Akt.  ,Diewil  die 
jung  magt  buobens  offenlich  verargwonet  ist,  soll  er 
[der  Pfarrer]  si  von  im  tuon.'  1528,  ebd.  ,Wo  man 
nicht  morde,  hure,  'bube,  stehle  und  es  allzu  grob 
mache.'  JUlr.  1727.  ,Sie  suffen,  hurten  und  bubten.' 
ebd.  ,Da  eine  sorglose  Mutter  ihrem  ungeratenen 
Sohn  alles  nachgelassen,  ihne  lassen  keglen,  fressen, 
saufen,  Spillen,  danzen,  s.  v.  huren,  buben,  aus  der 
Killen  verschlagen.'  Herzbrech.  Pred.  1759.  —  2.  tr. 
a)  Jmdn  als  Blieben,  schnöde  behandeln  AaZ.  1815; 
ZKn.,  O.  Er  wird  doch  nüd  meine",  das  ich  mieh  lös  b. 
—  b)  Jmdn  einen  Blieben  schelten  THßisch.  Ime*  Soff 
hüt-er  de"  Bot  ond  's  G'richt  g'schelmet  ond  b'btiebet. 
Schwzd.  ,Ir  müessend  mich  frum  finden,  wiewol  etlich 
sind,  die  mich  im  rat  buobend.'  1523,  Strickl.  Er 
habe  den  Prädicanten  weder  .gebuobet,  geschelmet 
oder  geketzeret',  noch  Zürich  gescholten.  1535,  Absch. 
/Und  soll  sich  die  fraw  tugentlich  mit  irein  man  halten 
und  [ihn]  nit  Schelmen  und  b.,  wie  bisher  geschehen 
ist.'  1535,  Sch  Ratsprot.  ,Der  den  anderen  ketzeret, 
geschelmet  und  buobet  hat,  soll  2  pfund  [Busse]  uss- 
richten.'  Kessl.    S.  noch  üs-giessen  2  (Bd  II  469). 

ver-:  durch  unzüchtiges  Leben  verschwenden. 
.Ich  hab  verspilt,  verzert,  verbuobt  mer  dann  min 
pfluog  erert.'  Freiburger  Daniel.  ,Ob  Sach  wäre,  dass 
ein  Mann  das  Seinige  verspilte,  verbürgte,  verschlüege, 
verkneipte  oder  mit  Huerei  und  Ehebruch  verbuebte.' 
1692,  GRVDörfer. 

„Buebentum  n.:  Knabenalter  B;  L." 

Bueberi  Bueberei  Ap;  Bs;  Th,  Büeberei  Z  —  f.: 
1.  bubenhaftes  Handeln,  schändliches,  boshaftes  Trei- 
ben, Bubenstück  Tu;  Z.  ,Und  was  der  buoberie  mit 
roub,  mord  und  andrem  so  vil.'  1336/1446,  Z  Chr. 
.Mit  irer  sprach,  die  man  nempt  rot,  band  si  [die  Va- 
ganten] die  menschen  geblendet,  uf  das  man  nit  soll 
werden  gwar  ir  büebery,  die  si  duend  triben.'  Gengenb. 
.Schelmenwerk,  büeberei  und  wuest.'  RGualth.  1546. 
.Alle  büebery  und  bosheit.'  ebd.  ,Minder  occasion 
zuo  miessiggang,  zuo  biebery.'  ThPlatt.,  Briefe.  Die 
Naehtbuben  [von  AAReinach  1680]  verfolgten  den 
Schulmeister  mit  so  viel  .üppigen  Bübereien',  dass  er 
seinen  Schuldienst  aufgab.  Aa  Gem.  S.  noch  Glichsneri 
(Bd  II  604).  —  2.  ausgelassenes,  üppiges  Leben,  spec. 
Hurerei,  Unzucht.  ,Die  Kochwirte  durften  Niemanden 
beherbergen  ausser  die  herkommenden  üppigen  Wei- 
ber, doch  nur  eine  Nacht  und  so,  dass  sie  ihre  Bü- 
berei nicht  treiben  durften.'  1501,  BsStdt  (Ochs). 
,Und  an  dem  [Zurzacher-]  markt  han  ich  vil  wunder 
gesechen  und  grossi  bueberyg  und  ein  schantlich 
lasterlich  ding  mit  den  frowen,  der  unküschheit  und 
der  man  oftelichen  dags  da  kein  schäm  [hatte]  und 
mit  fülleryg  mit  essen  und  drinken  [usw.].'  1527,  Hs 
Stockar.  ,Das  ein  jüngling  ein  dochter,  die  im  zur 
büebery  kein  anreizung  gegeben,  verfüerischer  wyse 
hindergangen.'  1533,  Bs  Rq.  ,Wer  einem  eman  oder 
ewyh   etwar   zuefüeren.    zue  den  alleren   helfen  oder 

60 


Bab— linli.     Babsch — hübsch,     üaeli— buch 


948 


underschlouf  geben  oder  in  ander  wys  und  weg  zue 
solcher  buobery  helfen  wurd,  der  soll  urab  5  pfund 
Pfenning  zue  buess  verfallen  syn.'  1552,  TuWagenh. 
üffn.  .Hat  sich  diser  schandlich  pfaff  für  Saturnum 
ussgeben,  dass  er  ander  disem  schyn  sin  grosse  b.  mit 
eerenwyberen  vollbringen  möchte.'  LLav.  1569.  Pä- 
derastie Ap. 

bueberig:  (von  Mädchen)  „bubensüchtig",  hei- 
ratslustig, buhlerisch  „VO;"  S.  Mit  ''ein  Betli,  wo 
jung  und  b.  isch,  eha**  's  auch  en  Änderi'g  gl*.  Schild 
1876.  ,Der  übermütige,  b-e  Blick  [des  Mädchens].' 
Joach.  1892. 

l>ueb ig:  1.  burschikos  im  Benehmen  (von  einem 
Mädchen)  BsStdt.  —  2.  =  bueberig.  ,Kaum  aus  dein 
Ei,  sind  sie  [die  Madchen]  b.'  Gotth.  ,Es  nehme  ihns 
nur  Wunder,  dass  der  liebe  Gott  nicht  gleich  die  Eva 
abgeschafft,  als  er  gesehen,  wie  sie  geraten,  und  eine 
andere  gemacht.  Aber  nicht  aus  Mannefleisch,  da  sei 
es  kein  Wunder,  wenn  sie  b.  würden.'  ebd. 

Buebikon:  Dorf  in  Z.  Büeblikon,  Dorf  in  A.\. 
Dazu  mit  Anspielung  auf  Bueb  die  RA.  ro"  Buebike* 
si*,  ;'  Büeblike'  diheim  si",  ein  Grobian  sein.  Sprww. 
1869  (Z).  Dir  Herre"  vo*  JB.,  die  Gymnasiasten  ZStdt 
(Dan.). 

Bobuli  m.:  Einer,  der  kindisch  tut  TuSteckb.  — 
Zur  .Bildung  vgl.  Narröli  (Sp.   785). 

Büebin  f.:  1.  Dirne.  .Über  buoben  und  büebinen 
stat  kein  gerieht.'  1297,  GitChur  Urk.  ,B.,  adultera.' 
Mal,  —  2,  D'  Büebeni,  die  Frau  eines  Bauern,  den 
man  's  HögerKs  Bueb  (s.  Blieb  3)  nannte  ZBauina. 

büebisch.  An  der  Armenstiftung  durften  nur 
solche  Bürger  Anteil  nehmen,  die  nicht  durch  Spiel, 
Üppigkeit  oder  , bübische  Zchrung'  [Ausschweifung] 
um  Hab  und  Gut  gekommen.  1483,  LStdt. 

büebschis:  auf  bübische  Weise.  ,Er  hat  das 
salz   gstolen    und    b.  beiingfüert.'    Brandst.  1890,  68. 

Wohl  als  'büeb(i)8chen(n)es  zu  fassen,  d.  h.  als  adv.  Gen. 
des  Gerundiums  von  '  büeb(i)achen,  ,sich  wie  ein  Jlueh  be- 
nehmen.' Ks  lägo  eine  ähnliche  Abi.  von  einem  Adj.  auf 
•isch  vor  wie-  in  nlid.  ,neidschen,  deutschen,  welschen.'  Zum 
Ausgang  vgl.   die  Anm.  zu   Fahim  (Bd   1    723). 


bebschle":  Fangsteinspiel  der  Mädchen.  Neun 
Steinchen  werden  in  der  hohlen  Hand  geschüttelt,  in 
die  Höhe  geworfen  und  mit  der  umgekehrten  rechten 
Hand  aufzufangen  gesucht.  Die  auf  dem  Handrücken 
liegen  bleibenden  werden  durch  eine  schnellende  Be- 
wegung in  die  Hand  hinein  befördert.  Eines  davon 
wird  neuerdings  in  die  Höbe  geworfen;  die  Kunst 
besteht  nun  darin,  dieses  wieder  aufzufangen,  zuvor 
aber  ein  vorher  zu  Boden  geworfenes  Steinchen  rasch 
aufzuheben.  Das  Spiel  wird  fortgesetzt,  bis  alle  Stein- 
chen  aufgehoben  sind  BSi.    Syn.  barriflen,  bärbstelen. 


Bach,  bech,  bich,  buch,  buch. 

BSch*  I  m.  —  PI.  Bach,  in  LE.  Be'ch:  1.  wie  nhd. 
Vgl.  Graben  I  (Bd  II  07S).  An'nB.  gö*,  im  Auftrag 
der  Gemeinde  am  Dorfbache  arbeiten,   wie  baggern, 

die  Ufer  sichern  uä.  m'J'ii.    Eine  gewisse  zarte  Scheu 


hält  davon  ab,  das  klare  Wasser  des  Baches  zu  ver- 
unreinigen; daher  der  Glaube:  We**-me"  in  en  B. 
i"e"  seicht,  mues'-mer  i"  's  Bett  brünzle*  Zu.  Vgl.  auch 
Schw  LB.  S.  46.  Die  unter  Liecht  1  b  (Bd  III  1051/2) 
geschilderten  Gebräuche  hei.ssen  auch  ,den  B.  putzen' 
oder  ,anzünden.'  Füriö,  der  Buch  brennt!  D'  Gäch- 
Knger  hend-e"  a'zündt;  d'  Chefiker  tond-e"  wider  lösche* 
mit  Ch rotten  und  Frösche*,  singen  die  Knaben  von  Tu 
Isl.  am  Liechtli-Sunntig.  Sonntagsbl.  der  Th  Ztg  1897, 
Nr  12.  Das  Aufwärtsfliessen  des  Baches  als  Bild  des 
Unmöglichen,  niemals  Geschehenden:  Wenn  händ  echt 
mini  Liden  en  End?  Wenn  alli  Bächli  de*  Berg  uf 
ireiul!  ZS.  Der  ,Hans  am  (im)  B.'  im  Kinderlied  im 
S.  v.  Hans  1  (Bd  II  1468  n.)  gew.  um  einen  Träger 
des  Namens  ,Hans'  zu  necken;  eig.  aber  den  am  fisch- 
und  krebsreichen  B.  wohnenden  Burschen  bezeichnend 
(s.  unten  ,atn,  im  B.'  als  Familienn.):  Hansel  (Hunsli 
ZW.,  Zoll.,  Hans  Joggeli  B;  Zg)  am  Bach  (im  B.  B; 
Zg)  hat  lüter  guet  Sach  (s.  guet  B  3  Bd  II  537),  hat 
g' fischet  und  g'chrebset  und  amig  nünt  z' Nacht  ThHw„ 
het  Fischeli  e'  Morgen  und  Ghrebseli  z'  Nacht  B,  hat 
Fischli  g'fange*  und  Chrebsli  hei'"  'bracht  AAZein.,  häd 
reelle*  yo*  fische*,  häd  d'  Hose*  coli  g' schisse*  ('pfiffe*) 
ZW.,  Zoll.,  hat  g'chrebset  und  g' fischet  und  d'  Hose* 
cerschisse"  ZSth.,  häd  Chröjifii  (oder  der  Mueter  en 
Chräm)  hei"'  'brächt  ZW.;  s.  noch  groppen  (Bd  II  789) 
und  Gründet  (ebd.  776).  KAA. :  Ich  hätt  möge"  de"  B. 
(Brunnen)  üstrinke*,  ich  hatte  sehr  grossen  Durst 
inTn.  Ich  mag  g'wüss  nüd  mer  [essen],  und  wenn  's 
aueh  grad  der  B.  ferggeti  [auch  wenn  es  gleichs.  der 
Bach  im  Überfiuss  herzuschwemmte],  sagt  man  ab- 
wehrend bei  Tische  GrPi-.  's  Geld  in'n  B.  use*  rüere", 
g'heie",  unnütz  ausgeben  Tu;  ZLunn.;  vgl.  Sew.  's  isch 
in'n  B.  g'heit,  ,ins  Wasser  gefallen'  BsStdt.  Für  nen 
Andere*  de"  Fuess  in'n  B.  hebe*,  einstehen,  bes.  mit 
Geld  GRFläsch.  Ich  ha"  g'meint,  es  sei  noch  e'kei* 
Stei'li  i*  da"  Bächli  g' falle*,  noch  Nichts  habe  diesen 
Lebenslauf  getrübt  Th  (Dan.).  Wurst  in  B.  •  s.  Buchen. 
B'  Chatz,  de*  Hund  durch  de*  B.  schleipfe",  schleike", 
zieh"  (müesse*);  s.  Hund  (Bd  II  1425),  Chatz  (Bd  III 
589).  (De")  B.  ab,  fort,  verloren,  zunichte  geworden, 
allg.  ,üas  Vermögen  des  Hofbauern  gehe  bald  bachab.' 
Anderegg  1891.  's  ist  de*  B.  ab  (g'gange*),  es  ist 
nichts  daraus  geworden  Bs;  B;  Th;  Z.  Mit  Dem 
geit  's  (de*)  B.  ab,  abwärts  B.  De*  B.  ab  schwämme", 
verloren  gehen ,  prendre  le  chemin  de  la  riviere. 
Aberglaube:  's  erst  Risli  [beim  Spielen]  g'gunne",  alli 
de*  B.  ab  g'schwumme*  Z.  (De*)  B.  ab  schicke" 
1)  durchbringen,  verschwenden.  Er  schickt,  was  er 
verdienet,  de*  B.  ab  ZWettschw.  —  2)  abweisen,  ver- 
werfen (ein  Projekt,  eine  Gesetzesvorlage)  Bs;  B;  Schw  ; 
Th;  Z;  vgl.  Geflügelte  Worte  1896,  41.  B.  ab  mit  der 
niie*  Verfassi'g!  SiiiwE.  Anz.  1898.  Über  de"  B.  (übere") 
si*,  in  Sicherheit  sein,  eine  Gefahr,  Krisis  überstanden 
haben  L;  'In;  Zg;  Z;  vgl.  Graben,  Berg.  Freu- 
(ZiVJ  nid  z'  friie,  de  bist  noch  nid  über  de*  B.  's  het 
scho"  Mänger  g'ment,  er  sig  über  ''e*  B.  übere*,  er  isch 
de**  noch  drin  i*e*  'pletscht  LH.  Der  B.  als  Grenze 
der  (engern)  Heimat  in  der  Verbindung  ,enet  dem  B.' 
(vgl.  das  Comp.  Marc''-bach):  ,Bitt,  Herr  Landtainan, 
zürnend  nüt,  sind  äuert  dem  B.  auch  noch  Lütj  mau 
soll  verachten  keinen  Find,  dann  anderstwo  auch 
Kriegslüt  sind.'  Joh.Mahl.  1674.  Als  ,die  ennert  dem 
B.'  bezeichnet  1763  der  Z  Ratsherr  Leu  die  katho- 
lischen stände  oder  Frankreich.   In  scherzhafter  Über- 


!M!< 


l.ach,  bech,  bich  boch,  buch 


höh 


tragung  braucht  man  B.  auch  für  Strom,  ja  für  Meer, 
insofern  man  dieselben  zu  passieren  hat:  Wem-mer 
iber  der  B.?  d.  i.  den  Rhein  BsStdt.  Df  (gross/  B., 
der  atlantische  Ocean  Bs;  B;  Tu;  Z;  Syn.  die  grössi 

OliDitt".  Kr  ist  über  de"  (gross)  B.  Er  hei  v<  /  i  üi 
in"  der  neue*  Welt  inen  am  grosse*  B.  Bs.  Der  B. 
als  Sinnbild  gleichs.  reichlich  strömender  Falle,  zu- 
nächst von  Getränken,  in  der  Formel  wie  B.  Aa;  B; 
Gti  tiRi  S;  Z.  Most,  Milch  hat  's  g'iß"  wie  B.  aaOO. 
Die  Cime  gi''d  Milch  wie  B.  S;  ZS.  Er  saß  de*  11'/" 
wie  B.  Z.  Er  hed  z'  süfen  b'sult  wie  B.  GFient  1898 
(linPr.).  Dos  [irgend  ein  Getränk]  gät  abe*  wie  B.  Z. 
Er  häd  das  [z.  B.  Kirschwasser]  nüd  wie  B.,  nicht  in 
grossem  Quantum,  Vorrat,  ebd.  .Der  34er  floss  wie  B.' 
B  Dorfztg;  vgl.  nhd.  ,in  Strömen.'  Dann  auch  von 
andern  Flüssigkeiten:  Wil  seh'  mid  dem  Schösszipfel 
die  Trinen  abbutzet,  die  wie  B.  chommend.  Schwzd. 
(GrPi\).  Vgl.:  .Weinen,  das  es  ein  B.  gibt,  häftig 
weinen,  lachrymas  profundere.'  Mal.;  s.  auch  Lach 
(Bd  III  1002).  's  ist  grüsam  tüppig  g'si;  der  Schweiss 
ist  g'lanfc"  wie  B.  J.Senn  1864.  Endlich  übh.:  in 
Menge,  reichlich.  Gelt  ha"  wie  B.  AiSuhrent. ;  Gl. 
.Heute  gibts  Tiere  [Gemsen]  wie  B.,  dachte  ich.'  WSehs 
(Gl).  Jumpfere"  wie  B.  Gl.  Ich  chumme"  Platz  über 
wie  B.  ebd.  ,Benz  spielt  den  Generösen,  zahlt  wie  B.' 
Alpenrosen  1868  (B).  —  2.  fibertr.  a)  PL,  aus  der 
Ferne  wie  Bäche  aussehende,  langgezogene,  hellfarbige 
Streifen  auf  der  dunkeln  Oberfläche  des  Sees,  wie  sie 
sich  bes.  vor  Gewitter  oder  Regen  bilden  Vw-,  Walen-, 
ZSee.  Der  Sc  häd  Bach,  's  gid  ander  Wetter  ZS. 
Vgl.  ge-bächet.  —  b)  dim.,  (bei  schwülem  Wetter  sich 
bildender)  kleiner  Tümpel  flüssig  gewordener  Butter 
im  Buttertopf;  er  gilt  als  Vorbote  eines  Gewitters  Z. 
Es  häd  es  Bächli  im  Anke*  (Safe*),  's  Witter  halft 
nümme*  lang  ZZoll.  —  c)  meist  dim.,  nur  in  der  Ver- 
bindung: en  B.,  es  Bäch(e)li  mache",  pissen  (Edspr.) 
AxLeer. ;  Bs;  B;  GiiChur,  He.;  „S.1*  Syn.  Brunnen. 
Muest,  wettist  (e*)  B.  mache"?  Gr.  Vgl.  bäehelen  I. 
Das  W.  findet  sich  in  zahllosen  Eigennamen,  a)  zunächst 
als  einfaches  W.  als  Familienn.  z.B.  iuBSa.;  Th,  dann  (meist 
mit  Präp.)  in  Orts-  und  Flurnamen;  in  Bs;  G  je  einmal 
mit  Dehnung  Bach.  ,Am  B.'  Aa;  B;  Gr;  L;  G;  Z  (,Joh. 
der  Schübe!  am  B.'  1372,  Gl,  wechselnd  mit  ,Schüblenbach.' 
1385,  .Schüblibach.'  14-21).  .Über  B.'  GrPr.  ,Enent  B.'  B; 
Zg  (.Chuour.  enunt  baches.'  1284,  U;  .Ennetbachs'.  Fami- 
lienn. UErstf.).  ,Iin  B.'  B;  L  (auch  Familienn. ;  .Burkart 
im  B.'  1382,  LE.).  , Haus  vom  B.'  1386,  Schw;  ,die|Frau| 
vom  B.'  1389.  B.  ,Tor  im  B.'  B.  ,Hiuder  dem  B.'  B;  GT. 
.Bim  B.'  B  (,Heinr.  bi  dem  bache.'  um  1300,  Z;  ,Jenni  bim 
B.'  1386,  Obw).  ,Zum  B.'  B  (das  Bs  Geschlecht  ,zer  B.' 
schon  1193  bezeugt;  ,Jenui  zem  B.'  1394,  Aa;  .Jenni  ze  B.' 
1388,  Schw;  ,zuom  B.'  Familienn.  um  1400,  ZHombr. ;  , Ar- 
nold zum  B.'  1778,  Obw).  .Bächli'  B:  G;  Z,  ,im  Bächli'  B. 
,Bäch'  Gr;  L  (,ze  Bech  bi  Sempach.'  1387);  Schw;  Z.  .Bä- 
chen' Bs.  .Bachs'  Z  (gebildet  wie  ,Kciens,  Kerns'  uä.).  — 
b)  in  Zss.  oc)  als  erster  Bestandteil  1)  von  Personennamen, 
den  Anwohner  eines  Baches  bezeichnend.  .Bach-Hannesli' 
s.  Bd  II  1311.  ,Bach-Meier'  G  (,Conr.  B.  zu  Uznaeh.'  1361). 
.Bach-Mann'  (Bach'me"  Z),  Familienn.  Aa:  B;  Gl;  L;  Seh; 
Schw;  Tb;  Zg;  Z  (.der  B.  von  Zumingen.'  um  1320,  Z;  , Alt- 
heini B.  von  Wollerau.'  14S4.  Schw;  .Wilb.  B.  uss  Feldi.' 
1524,  Th);  damit  syn.  .Bacher'  (.Kour.  B.\  wechselnd  mit 
.Zumbach.'  1333,  U;  ,Uelin  B.  zu  Mannenbacb.'  1539,  Th) 
und  .Bacher'  (.Hans  B.  aus  Schwyz.'  1386;  ,W.  B.'  1529,  S) ; 
vgl.  Mann  /  il  ß  (Sp.  240).  ,Bach-Schmid'  Z.  —  2)  von  Orts- 
,und  Flurnamen,  eine  Örtlichkeit  bezeichnend,  an  der  vorbei 
oder  durch  die  ein  Bach  fliesst.  .Bach-Ki'  B.  ,-Acher'  B, 
-Egg'  B,    .-Alp'   BGr.,    ,-Gadeu'   Z,    ,-Grabeu'   B,    ,-Grät'  B, 


,-Hüs'  B,  ,-Laui' GQuart.,  ,-MtUK'  B;  G;  Seh,  ,Bacheb-Mos' 
/.  ,Bach  Matt1  B;  S,  .Bichli  Matt'  B,  ,Bach]is-Matt  B,  .Baobs- 
Bort'  ü.  ,Bach-Br0gg'  B,  ,-Schlatt'  ZHott  (jatzl  Btuahlig), 
.-Schwanden-  B,  ,-Stad'  (.Chuonr.  an  bachstade.'  1284,  0), 
,-Stalden'  B,  ,-St8g'  /..  ,-Tobel'  Th;  Z,  .-Tal'  Backtet  (s.  Tal), 
,-Weid'  B,  .-Wald-  B,  ,-Wll.'  1277.  B  (jetzt  Bagg-),  ,-Wasen' 
ZSth.,  ,-VVis'  G;  Z,  ,Bachen-Zelg'  ZHongg,  ,Bach-Zimmer' 
GKappcl.  —  ß)  als  zweiter  Bestandteil;  vgl.  auch  die  Zss. 
mit  Graben  (Bd  II  679)  und  mit  Brunnen.  1)  der  1.  Teil  ist 
Name,  Bezeichnung  einer  Person,  der  Bach  wäre  nach  einem 
frühem  Anwohner  benannt:  .Ebers-'  Th,  ,Ueli-'  ZO.,  ,Iren-.' 
1538,  GStdt  (jetzt  Liren-),  .Ursen-'  B;  Gl  (.Ursin-.1  1196), 
,Ursi-.'  um  1400,  LWillis.,  .Essen-.'  1360,  ZHirsl.  (.Nessi-.* 
1420,  jetzt  Emig-),  .Isen-'  ZDynh.,  Kn.,  ,Atten-'  Z,  ,Otten-' 
Z,  ,Öten-.'  1368,  SchwStein.;  Z  (,0tin-.'  1238),  .üetelen-.' 
1346,  ZMei].,  ,Etzli-'  U",  ,Otzen-'  B.  .Füglis-"  L,  .Filz-'  (ä. 
.Vilents-')  Gl,  .Yirneii-.'  1460,  ZFliint.  (.Viin.c,  Familienn. 
Zf),  .Fislis-'  (ä.  .Vissiiins-')  Aa,  .Fridli-'  Z,  .Fritzen-'  1!, 
jGnmpoIz-.'  1364,  Uw,  .Gonzen-'  G,  .Griten-'  BO.,  ,Haber- 
säten-'  ZSihltal,  , Hirten-'  B,  , Herzogen-'  Th;  ZOberstr., 
.Hitschis-'  Obw,  .Jaggis-'  B  (.Jakobs-.'  1279),  ,Jäs-'  (ä.  ,.Ians-') 
B,  ,Jösen-'  GT.,  .Cheller-'  ZRüml..  ,Chesslers-'  Th,  .Katha- 
rina-' S,  .Littis-'  B  (,Littens-.'  1459),  .Lütens-'  G,  ,Lozeu-' 
ZW1.,  .Michels-.'  1300,  Gl,  .Müeds-'  Z  (.Miieters-'  [d.  i.  ,Muo- 
tberis-'].  1407.  .Müedisbacher',  Familieun.),  .Mannen-'  Th, 
.Manessen-.'  1424,  ZWied.,  ,Manzen-'  Aa;  ZFlunt.,  ,Moris-.' 
um  14  20,  SchwTngg.  (.Morunges-.'  um  1200),  .Martis-'  GRh., 
.Narren-'  BO..  .Nazlis-'  GG.,  .Beaten-'  BBe.,  .Bnoben-.'  1577 
(jetzt  Burin-  B;  L),  , Böggen-'  GGommisw.,  .Baldis-.'  1533, 
ZUnterstr.,  .Bernhards-'  Ap;  SchwKü. ;  ZHorg.,  .Buosen-.' 
um  1210,  ZWied..  .Briten-.'  1337,  ZElgg,  .Riehen-'  B;  Schw, 
.Rüedis-'  B,  .Rüegger-'  ZO.,  .Rüegs-'  B,  , Remis-'  BSi..  Jiii- 
meliu-'  BsStdt.  .Rümlig-'  L,  .Katers-'  Obw,  .Ritzen-'  B,  ,Rue- 
zen-'  ZO.,  .Samiel-.'  um  1450,  SchwTngg.,  ,Schaffli-.'  13  11, 
ZOberstr.  (.Schaffli',  Familienn.  Z  f),  .Schwa-'  ZMeil.  (,Swä- 
ben-.'  1316),  .Stuffei-'  ZDiet.,  .Starken-'  G  bei  Burg  Starken- 
stein, .Diebolds-'  B,  , Tonis-'  B,  .Wiedlis-'  B  (.Wiechtlis-.' 
1348,  .Wietlis-.'  13S5),  .Walters-.'  1364,  Z,  ,Wangeus-.' 
1294,  ZKüsn.  (jetzt  Wampiech-),  .Wiuzeu-'  Zg,  , Wurms--  G 
(,Wurinheres-.'  870,  ,Wormes-.'  1304).  —  2)  nach  dem  Na- 
men einer  Örtlichkeit,  durch  die  oder  an  der  vorbei,  auch 
von  der  aus  ein  B.  Hiesst.  ,Au-'  GSchännis;  Ap  (auch  .Aner--), 
.Ei-'  B;  S,  ,Obis-'  ZO.,  ,Egg-'  ZO.,  ,Alp-'  B;  Gl;  LE. ;  ü, 
.Eltisen-'  ZMaur,  .Oltschi-'  BO.,  .Ammerten-'  BSi..  .Orflen-' 
ZO.,  ,Ergeteu-'  Ap,  ,Arni-'  Ndw,  .Erspel-'  ZFehralt.,  .Art-' 
Schw,  .Itel--  [Eibental-]  AaBozb. ;  ZLuf.,  .Faletschen-  G. 
.Feld-'  Th,  .Filderich-'  BSi.  (vgl.  Feldrich  Bd  I  808),  .Flir- 
ren-- BO.,  .Furun-.'  1191,  L,  .Forst-'  Ap.  .Flueh-,  Fluch-' 
B;  L,  ,Fliieli-'  Ndw,  ,Fluech-'  ZKn.,  .Gil.el-'  B.  ,Gubel-' 
ZWald,  .Gadmeu-'  B,  .Galgen-'  GrAv.,  ,Galtereu-'  F  |le  Got- 
U-runl,  .Gummen-'  BO..  .Gentel-  [Gen-tal-]'  BHa..  .Graben-' 
Tb,  .Griieb--  G,  .Giampeu-'  Uw.  .Grindel-'  Aa;  BO..  .Grund-' 
B;  ZO..  ,HS-'  Obw  (vgl.  Böh-Graben  Bd  II  679),  ,Hof-' 
SchwMuo.,  ,Hegi-'  Th;  Z.  ,HeII-'  B;  Gl;  Z.  .Hbli-'  ZObf., 
.Haldi-'  Ndw,  .Häldeli-'  ZFlunt..  .Nordbolz-'  Z,  .Himmel-' 
SchwMuo.:  Z  OGlatt,  .Humligen-'  L'w.  .Hangel-'  Z.  ,Har-' 
ZSeen,  ,Hor-'  B;  Th,  .Herberen-'  ZOtelf.,  .Horgon-'  Th, 
.Hörn-'  B;  L;  Z,  ,HUr(n)li-'  GT.,  ,IIütt-'  (Huppach)  B.  .Jucli-' 
ZKn.,  ,Jaun-'  FJ.,  .Chellen-.'  1315,  L:  Schw,  .Chülen-'  Schw; 
ZTurb.,  .Chimli-'  ZSchwerzeub.,  .Chalchen-'  Ndw,  .Chalcheri-.' 
1196,  Uw.  .Chilchen-'  G,  .Chamm-'  ZHegn..  .Chammen-'  G 
Terzen,  J'hämmi-'  ZTurb..  .Kommlen-.'  1379.  L,  .Chärstelen-' 
l',  .Chapf-'  ZHirsl.,  .Chlös-'  Z  (aus  der  Chltu  kommend), 
.Klüsen-'  BSi..  J'hripf-'  ZO.,  ,Chrüz-'  ZOberstr.,  .Chrilzen-'  S, 
.Li--  B,  J,u-'  ZKn.,  .Breitlö-'  ZAlbisr.,  .Laui-'  BO.;  Obw 
I.Louwi-,  Lawen-.'  XVI..  UwE.),  .Laueli-'  Gl,  .Laueaen-'  BSa., 
,Loch-'  B;  Gl;  G;  ZO.,  .Land-'  ZWyl.  .Loren--  L;  Z.  .Liitsch-' 
G.  .Letzi--  G;  Z,  .Murren-' BO.,  ,Mos-'  Ap;  B;  S;  Z  (,Mas-.' 
1560,  ZDielst.),  .G.-mis-'  ZPfaff.,  ,M6sen-'  SchwHbfe,  ,Müsli-' 
l-ü-l  ZHerrl.,  .Müsli-'  GT.,  .Matt-'  Ap;  Gl;  ZO.,  .Matten-'  Ap; 
Z.  .Matteli-'  BO.,  .Metrien-'  ZBerg.  ,Nord-'  Ap,  .Niissi-'  G, 
,BAchi-'  Gl,  .Bächleren-'  SchwMuo.,  .Bächlis-'  BO.  (am  .Bachli- 
Gletseher'),    , Boden-'  ZSihltal,    .Bangen-'   ZMeil.,    ,Boll-'  G, 


951 


Bach,  bech,  bich,  boch,  buch 


952 


.Büel-'  B;  G;  Z,  ,Büu-'  ZKu.,  ,B8rg--  B;  Z,  ,Bergli-'  Gl, 
,Burg-'  B,  ,Bütz-'  ZUrd.,  .Blatt-'  (lilappech)  B;  LE.,  .Blatten-' 
Ndw;  Z,  .Brücl-'  Ap;  Z,  .Brand-'  Ap;  Z,  .Brttatel-.'  1385, 
ZLeimb.  (jetzt  Rutschig),  WM.  (um  1490),  ,Kied-'  B;  Gr; 
G;  U;  ZBB1.,  ,Kieden-'  ZNiederwen.,  .Riedis-.'  X.  Jh.,  Z  (jetzt 
Ries-),  .Kiedli-'  ZPfung.,  .Rietli-'  GA.,  .Kicken-'  Aa;  Ap;  Bs; 
B;  L:  Schw;  S;  Th ;  Uw;  Z,  ,Rengg-'  LMalt.  (,Reing-.'  um 
1350),  .Kauti-'  Gl.  ,Keit-'  ZBub.,  .Reiten-'  ZFehralt,  ,Kötel-' 
G,  ,Röti-'  Gl,  ,Rüt-'  Th,  ,Rüti-'  B;  Schw;  Obw;  Th :  V.O., 
.Braudrüti-'  ZKyb.,  ,Se-'  B;  G;  S;  USil.;  Th;  Z,  ,SOd-'  F. 
.Sack-'  7,0.,  .Sulgen-'  B,  .Saum-'  ZWied.,  , Sumpf-'  B.  .Scbü- 
bel-'  Schw  (ä.  .Schiibli-');  ZEssl.  (.Schübeln-.'  um  1200), 
.Buechscbachen-'  Ap,  .Schächen-'  U,  .Schür-'  L;  Z,  .Schluh-' 
ZBauma,  .Schlatt-'  li.  .Schneit-'  Z,  .Schwandel-'  Z,  Schwan- 
den-' ZBirm.,  .Schwendi-'  Ap;  Z,  .Schwendlen-'  LE..  .Stafel-' 
Gl,  .Staffel-'  Aa,  .Staufen-'  B,  .Stoffel-'  GT.,  .Steig-'  Ap;  Z, 
.Stigel-'  BO.,  .Stocken-'  ZKu.,  ,Stöckcu-'  ZHirsl.,  .Stalden-' 
BO.;  Schw  ;  ZO.,  .G'stalden-'  Ap,  .Stett-'  ZDüb.,  Zoll.,  .Tablat-' 
Ap,  .Tobel-.'  allg.,  (.Eich-,  Eschen-,  Bach-)  Tobel-'  ZSihltal, 
.Mülltobel-'  G,  .Tall-'  Aa;  L;  G;  S,  .Tüllen-,  Teilen-'  Ap; 
B;  Gl;  LE.;  U,  ,TelIi-'  ZSiin.,  .Tüelen-'  L;  Z,  , Tungel-'  BO., 
,1'ungli-.'  um  1370,  Obw  (.Tüngli-.'  1467),  ,Tor-.'  1454,  L. 
.Türli-'  ZLeimb.,  Stall.,  .Kleindörfler-.'  154:1,  /.Zoll.,  .Tracht-' 
BBr.,  , Trift-'  BO.,  ,Tschingel-'  Gl,  ,Chalberweid-'  ZKn., 
.Nachtweid-'  ZOberstr.,  ,Rossweid-'  ZZoll.,  , Wegen-'  Seh, 
.Wile-.'  1254,  Aa,  .Wald-'  GT.,  ,Waldi-'  Gl,  .Wannen-'  Ap; 
B,  ,Wengi-'  G,  .Winkel-'  IS;  L;  STa.,  ,Werd-'  Th,  ,Wis-'  Z, 
,Wisen-'  Ap;  L;  Ndw,  ,Watt-'  Ap,  .G'watt-'  BO.,  ,Züguuss-' 
ZStalL,  ,ZeTg-'  B;  ZO.,  .Zapfen-'  ZO.,  ,Zäzi-'  B  (bei  .Zäziwyl'). 

—  3)  Himmelsgegend  oder  Lage  uud  Richtung  des  Laufes 
im  Verhältniss  zum  Standpunkt  des  uamengebenden  Subjektes 
oder  zu  einem  benachbarten  Orte.  .Ober-,  Uuder-'  Ap;  B; 
F;  G;  Zg;  Z,  .Under-Bäeh(en)"  Aa;  B;  L  (.an  Underboche.'  um 
1660,  LHorw);  W,  .Oster-Bach'  Ap,  .Feren-'  (.verren-.1  1396, 
ZKn.,  .ferien-.'  1450,  SchwTugg.,  ,Jürg  Verren-.'  1414,  Seh), 
, Vorder-,  Hiuder-'  B;  Th,  .Mettel-'  SchwMuo.,  .Metten-'  B, 
.Mitten-'  BSa.,  .Mitti-'  Aa,  ,Nider-'  B  (schon  1389),  , Sonder-' 
Ap,  ,Sund-'  BO.,  ,Siti-'  BO.,  .Tweren-'  B,  .Wyten-'  B  (.Ben. 
Wyttembach  von  Biel.'  1504);  L;  G,  .Zweren-'  Seh,  .Zwi- 
schen-' B  (vgl.  Zwlspachen  AaBremg.),  .Zwischen-Biich'  B; 
Schw;  Z,  .Zwischen-Bächeu'  B.  —  4)  Form,  Gestalt,  Aus- 
dehnung des  Bachlaufes  oder  -Bettes.  , Gabel-'  B,  ,Gröss(en)-' 
B;  SchwG.;  Z,  ,Holl-'  ZBirm.,  .Holen-'  ZRegensd.,  .Churzen-' 
LE.,  .Chleiu-,  Chlin-'  B;  Z,  .Chnie-'  B,  .Chruinm(en)-'  Ap; 
B;  L;  Th;  Z,  .Langen-'  Aa;  Z.Eglis.,  Hirsl.,  0.,  .Läng(en)-' 
li,  .Liitzel-'  Aa;  GRh.;  Schw  (,lüzelun-.'  1310),  ,im  Meren-.1 
um  1380,  LE.,  , Breiten-'  B;  S,  .Spreiten-'  Aa;  BO.;  G;  Schw, 
,Tüf-'  SchwMuo.,  ,Tüfeu-,  Tiefen-'  Ap;  B;  SchwG.;  Z,  .'le- 
ger-' Aa  (vgl.  Teger-Mos  Sp.  470).  Auf  den  tw.  verborgenen 
Lauf  beziehen    sich:    .der  verloren  B.'    BSi.,    .Blinden-'    B. 

—  5)  Bewegung  oder  Ruhe  des  Wassers.  ,Fül(en)-'  BHa.. 
Si.;  F;  L  (.Jenni  Fulbach.'  1387);  S;  Z  (Syn.  Fül-A.h  Seh), 
.Fall-'  Ap  (Fol-);  B,  .Fallen-'  B;  G;  Schw;  Ndw,  .Wasser- 
fallen-' LE.  (vgl.  auch  Bd  I  749),  .Fell(eu)-'  li ;  Ndw,  ,Felli-' 
ü,  .Fleder-'  B,  .Sei-'  Ap,  .Schön-'  LE.,  .Schicss-'  B,  .Schutz-' 
Ap,  .Schnerzen-'  B;  1522,  Th  (,Schnerza-'),  ,Sehrä(w)-'  Gr 
Pr. ;  GVilters  (mhd.  schraejtn,  spritzen),  , Schreien-'  Gl  (vgl. 
Schreien-Graben  Bd  II  679),  .Schreiten-'  BFrut.,  .Staub-' 
BO. ;  LE.  (vgl.  .Rued.  der  Stoupbacher  von  Schwyz.'  1309, 
Urk.),  .Staubi-'  Ndw;  U.  .g'stübt  B.'  SchwMuo.,  .Stillen-'  B, 
.Wägen-'  L  (.Jos.  W.'  1443,  GR.),  .Wall-'  Aa;  li;  Z,  .Wallen-' 
(oder  =  .Walchen-B.' ?)  B;   LE. ;  Z,   .Walli-'  W,   .Wellen-'   B. 

—  6)  zeitliche  Verhältnisse,  Wasserstand.  ,Alt(on)-'  BSi.; 
GRh.,  T.;  Schw;  Z,  .Voll-'  B,  .Füllen-'  li,  ,Mai(eu)-'  B;  ü 
(vgl.  M, ,;-/!,,, nu.n).  .Selten-'  B:  LE.;  SchNnk.;  ZEgl.  (vgl. 
Selten  Hast  und  s.  Bluntschli,  Mem.  Tig.  S.  218).  .Schwtni-1 
LEschenb.,  .Stäten-'  L,  .Dünnen-'  AaF.  (vgl.  .I'ol.  Tunibach.' 
1399,  Schw,  ,Welti  Tünbacher.'  1459,  GStdt),  .Uürr(en)-' 
B;  LE.;  Schw;    1196,   Vw  (.Turriu-');   Zg;   Z.   .Wasser-'   B. 

—  7)  Wirkung  des  Laufes.  .Übel-'  Gl  (.über  den  üblen  b.' 
1471/1807,  Gl  LB.),  .Leiden-'  W,  .Bösen-'  B,  der  ,StBös- 
liach'  S,  .hos  Bächi'  G1L.,  .Ribi-'  U,  .Rufi-'  GWe.;  Schw; 
Zg,    .Risi-'  SchwG.,    .Ri's.h2-'   [aus   Riss-]   ZKüsn.,    .Schub-, 


Schüppach'  (vom  Geschiebe?)  li  (fünfmal);  ZAndelf.,  .Wild-' 
li;  Z,  .Wilden-'  (auch  Willen-)  B,  .Wüesten-'  BSi.,  .Wild- 
wüesteu-'  Gl.  —  S)  Aussehen  des  Baches  im  Allgemeinen,  Be- 
schaffenheit des  Gewässers  in  Bez.  auf  Färbung,  Temperatur, 
Geschmack,  Reinheit  usw.  .Finster-'  Z,  .Gump-Bachli.' 
1315,  I.  ,Gonten-Bach'  B;  ZSihltal  (mit  vielen  Tümpeln), 
.Gunten-'  Aa;  ZSchwerzenb.,  .Grflen-'  BO. ;  G,  .Heiler-'  Z. 
,Chüel-'  B,  ,Chalt(en)-'  B;  L  (,Kalpach.'  1276);  G;  Schw;  S; 
Th;  Z,  ,Lüter-'  Aa;  B;  GT.;  S;  Ndw,  .MBlch-'  B;  Obw 
(Mal-;  vgl.  die  Mäeh-Aa),  .Milch-'  B  (Mit-);  U,  .Mues-'  B 
(vgl.  .Martin  Muospach.'  1463,  Bs),  .NSbel-'  Aa;  ZZoll. 
(,Näppel-.'  1438  u.  L516),  .Nidel-'  Z,  .Blauen-.'  XIV.,  Schw 
Tugg.,  ,R0t(en)-'  Ap;  B;  LE.  (auch  .Röti-');  G,  .IWtcu-'  B; 
Schw;  V.,  .Sfldel-'  LE.,  .Süllen-'  [aus  Sülchen-]  li;  Z,  .Sfilli-' 
ZO.,  ,Sulg-'  BO.,  ,S.,i-'  SchwLacb.;  Zg,  .Särcn-'  Z.Stall., 
,Sör-'  B,  ,Sür(en)-'  Aa;  B;  Z,  .Süess-'  AaBrugg,  .Schön-' 
SchwE.,  .Schonen-'  G,  .Schöni-1  L,  ,Schwarz(en)-'  B;  L;  G; 
Obw;  Z,  .Schwerzen-'  Z,  .Dunkel-'  Z,  .Trueb-'  B,  .Trüeb-' 
SchwTugg.  (,by  dem  trüeben  b.'  XIV.);  Z.  ,1'rüeben-'  li;  G, 
.Warm-'  AaSchiuzu.,  ,Wiss(en)-'  Aa;  Ap;  B;  F;  LE. ;  Zg;  Z. 
—  9)  Wirkung  aufs  Gehör.  .Färz-'  B,  .Görbs-'  GVättis. 
.Gringlen-'  ZEgg,  .Klingen-'  SchwMuo.,  .Chringel-'  ZO., 
.Fletsch-'  BO.,  .Rolli-'  Ulsent.,  .Rumpel-'  AaF.,  .Rüschen-' 
Seh  (,Ulr.  Russen-.'  1531,  Seh),  ,RUseh-'  BSa.,  .Tiimel-.' 
1417,  ZElgg,  .Diess-'  B;  Gl,  ,Düss-.'  1309,  UwE..  .Dosen-.' 
1350,  SchwE.,  , Tatsch-'  UwE.,  .Trümmel-'  (auch  .Trommel-'), 
,4'rümmleten-'  BO.,  ,Tschätteu-"  BE.  (hieher  wohl  auch  der 
.Tsehäppach'  B,  .Tscheppach'  S,  aus  ,Tschätt-B.').  —  10)  Mi- 
neralien, Gestein,  Erdarten  uä.,  durch  welche  der  Bach  fliesst 
oder  die  er  führt.  ,01-'  B ;  vgl.  Unschlit-Bnmnen,  .Fels-'  Z, 
.Felsen-'  Gr  .Gold-'  Aa;  Apt;  B;  ZKüsn.  (ßdpech),  ,Gand-' 
B;  U,  .Rotgaud-'  Gl,  ,Gries-'  B;  Seh,  .Herd-'  li.  ,Chis-'  Z 
Wald,  ,Krien-'  L,  ,Kries-'  ZVolkenschw.,  .Leim-'  Aa;  Ap 
i/.,., .,i-);  B  (Leu-);  Th;  Z  (.Lein-.'  um  1330).  .Leimi-'  Ndw, 
.Letten-'  ZO..  .Mueren-'  F,  .Sulz-'  Aa;  Ap;  Gl;  GT. ;  Uw  ;  Z. 
.Saud-'  Aa:  Ap;  Gl;  L;  Uw;  Z,  .Schlier-'  B;  L;  Schw;  Th. 
.Schlieren-'  Obw;  Z,  .Stein-'  B;  F;  L;  G;  SchwE.;  S;  Th;  U; 
Z,  .Steinen-'  B;  Z,  .Steini-'  B;  Gl;  L;  Ndw;  Zg,  ,Tuf-'  BGr. 
-  11)  Pflanzenwelt.  ,1"-'  Aa;  B;  GT.;  Schw;  S;  Z,  , Eich-' 
ZB.  (.Peter  Eich-.'  1530,  SchwKüsn.),  .Eichen-'  Aa,  , Eichel-' 
Ap  (.Eichi-.-  890),  ,Eichli-'  Th,  ,Emd-.'  1502,  Z  (bei  Emd- 
wiesen),  .Erlen-,  Erli-'  Ap;  B;  L;  Zg;  Z,  .AscIi-',  auch 
.Aspach'  d.  i.  ,Asp-'  ZMaur.  .Esch(en)-.  Eschi-',  auch  .Asch-. 
Osch(cn)-'  Aa;  B;  L;  G;  Schw;  S;  Zg,  hiezu  auch  .Mösch-' 
(aus  ,im  Ö.')  S,  doch  fällt  hier  z.  T.  auch  Eseh  II  (Bd  I  569) 
in  Betracht,  .Feld-'  Z  (.Velebach.'  873;  zu  mhd.  vekwe,  Weide), 
.Faren-'  ZElgg.  ,For-'  lä.  .Foren-')  ZZoll.  (Farptch),  .Gersten-' 
BO..  .Gictzen-'  S,  .Heu-'  li ;  Z,  , Hagen-'  Bs  (Geschlechts- 
name BsStdt.  schon  1528),  .Holder-'  Z,  .Holz-'  B,  ,Buoch- 
holz-'  Ndw,  , Hasel-'  L;  ZKn.,  .Haslen-'  B;  Z,  .Hesli-'  (ä.  ,He- 
silin-')  Z,  .Kien-'  BO.,  ,Laub-'  B;  G  (vgl.  .Loppach.'  um  1450 
L),  .Lieli-'  Uw,  .Lielis-'  B,  .Lind-'  (Limpech)  B;  L;  S,  .Lin- 
den-' Uw;  XIV.,  ZWipk.,  .Linsi-'  (Lisi-)  L  (vgl.  .Jos.  Lcisi- 
bach.'  L  Amtsbl.),  .Lies-'  B  (zu  mhd.  liesehc,  Sumpfgras), 
.Latt-'  SchwE.,  .Latten-'  G.  .Nessel-'  B  ll'rk.).  jetzt  tfcsselr 
bank,  .Nessleren-'  F,  .Nuss-'  Aa,  .Bucch--  Aa;Z,  .Buecheu-' 
Ap,  .Baum-'  (Born-,  Rum-)  II;  Zg;  Z,  .liiiinl.clcu-'  Z  Obf., 
.Biuz-'  ZOrlik..  ,Bir-'  B.  .Birli-'  Ap,  ,Birm(en)s-'  ZElgg  (vgl. 
Birmensdorf  aus  .Biriboumesdorf ),  .Böscheu-'  GMogelsb., 
.Iilackerli-'  SchwMuo.,  .Grindsblackeu-.'  ebd.,  .Bräm-'  B, 
.lirum-'  Gl,  , Roggen-'  (.Hans  R.'  152S,  S;  vgl.  .Weruh.  von 
Rochen-.'  1177,  Z  Urk.).  ,Ror-'  B;  F;  L;  V ;  Z.  .Rorcn-'. 
Familienn.  1531,  Zg.  .Sali-.'  um  1550.  LNeud.,  .Sillen-'  Z 
(Personeun.  .JörgS.'  1017,  Z),  .Sempach'  BSchangn.;  L,  ,Sem- 
bach'  AaF.  (mhd.  temde,  Binse),  ,Schanielen-'  |Hopfeu-]  Gr 
(Tsch.  36).  .Schellen-'  II.  .Scheiii-'  li ;  Th,  ,Scherlig-'  L, 
.Haselstüd-'  ZWetz.,  .Tann-'  1,  (Tampaeh) ;  Z,  .Tannen-'  Z, 
.Tännli-'  L,  .Widen-'  li ;  G;  Seh;  Z,  .Würzen-'  L  (vgl.  das 
Würzbrunnenbächli  ZKüsn.),  .Wasen-'  Z.  —  12)  Tierwelt. 
.Ägersten-'  Th  (.agelstnren-.'  11171.  .Enten-'  li;  SchwE., 
,Ur-'  Ulla,  (s.  M  I  HO).  .Otter-'  lis ;  li,  .Fuchs-'  ZF..  W., 
.Vogel-'  HG..  .Finken-'  II,  , Ferren-'  ZVYthur.  .Fisch-"  Aa; 
li;   L;    G    (vgl.   .Andres   Fischbacher.'    1531,   GT.);    Th ;    Z, 


U53 


Bach,  bech,  bich,  boch,  buch 


954 


.Guggers-'  liii  ,  ,Gans-'  l>.  Mas-'  GQuiot.,  .Geiss-'  Aa;  B, 
.Geissli-'  Th,  ,Gropp-'  B,  ,Han-.'  um  14.">u,  SchwTugg., 
.Hüeuer-'  15;  Z.  .Hirschen-'  ZKn.,  .Hasen-'  BO.j  LE.j  G, 
.Chiic-'  G;  Z,  ,Chatz(cn)-'  Bs;  B;  Z.  ,Chrä-'  Z,  .ChrSbs-'  / 
(öfter),  '.l'hrutteu-'  B;  SchwG.:  Z,  , Laich-'  B,  .Lämmer-,' 
.Lanier-.'  1607,  (J,  .Leutschen-'  ZÖrlik.  (s.  Bd  III  1535), 
.Marder-'  B,  .Meisou-.'  136S,  LE.,  .Bibereu-'  (alt  .Biberach') 
B;  L,  ,Bär-'  BO. ;  L,  , Bären-'  Ap:  BG.;  IwK.;  Z,  ,Keh-'  B, 
.Binder-'  B.  ,Ross-'  B  (Rmck-) ;  SchwMa.  f/Ä<w-;,  um  1400, 
SchwTugg.  (auch  ttus-a ck) .-  1407.  Uw;  ZHerrl.  (Röschpech, 
urk.  .rospach'),  z.  T.  bleibt  auch  (Hanf-,  Teuchel-)  Bons  zu 
erwägeu;  ,3ou-' GO..  .SeliMi-*  ZUrd.,  .Schär-Bächli'  Zllorg.. 
.Schwiu-'  B  (vgl.  Sehmfn-Grueb  Bd  II  696),  .Stieren-'  l'wK., 
.Wolf-'  Aa;  Z.  —  13)  menschliche  Kultur  und  Tätigkeit. 
.Er-'  11;  1407,  Z  (zu  cren  Bd  I  404),  .Färb-'  G,  .Furt-' 
(durch  den  eine  Furt  geht)  Aa;  Gl;  ZW.,  Zoll,  (schou  1330), 
.Gelten-'  BO.  (.Gelten-Bächli.'  1533,  ZHott),  .Gerben-'  Th, 
.Gerwer-'  SchStdt  (.der  Tanuer-  oder  G.,  so  durch  unser 
Stadt  flüsst,  by  den  Alten  aber  Durach.'  Rüeger),  .Gcrwi-' 
Ndw,  ,Gätzi-'  SchwLach.,  .Chol-'  (im  .Chollertobel')  Ndw, 
.Choller-'  ZO.,  .l'haleh-'  SchwE.,  .Chemie]-.'  1380,  GK. ;  1520, 
GT.,  ,Chäs-'  Th.  .Chäseren-'  ZDiirut.,  .Chessi-'  Schw  Höfe, 
.Chessel-'  GAltsfc,  .Lotter-'  Schw;  Z  (s.  Bd  III  1503),  ,Mäl-' 
Th,  .Mülli-.'  allg.,  ,Mür-.'  1510,  Seh,  .Bildli-'  GrD.  (wo 
früher  ein  ,Bild'),  .BEttler-'  Ndw  (Lagerstelle  von  Vaganten), 
.Bleichen-',  jetzt  Bleien- B,  .Bleikeu-.'  13S0,  L  (Var.  .Bleichi-'); 
G,  .Brueder-'  Ap  (vgl.  Bettler-),  ,Brugg-'  Aa;  GTa.,  T.;  ZHerrl. 
(Bruppech);  daher  Familienn.  .Bruppaeher',  früher  .Brugg- 
bach(er)',  .Briigg-'  (Brüppach)  B,  .Briiggi-'  Obw,  .Briiggel-, 
Brügglen-'  B  (Bäche  mit  Brücken  im  Mittelalter  nicht  ebeu 
häufig).  .Bruuu(eu)-'  Aa;  B;  Z,  .Neubruuuen-'  Z,  ,Nün- 
biuuneu-'  ZSün.  (entsprechend  dem  'Evvsdxfouvog  zu  Athen). 
.Brunni-'  U,  .Brunn-'  B,  ,Brünui-'  Z  (Bäche  als  Bronnen 
dienend  oder  Brunnen  speiseud),  ,Rüz-'  ZSün.  (wo  Hanf  ije- 
rözt  wird),  .Siechen-'  B;  S  t;  Zg  (au  dem  einst  .Feldsieche' 
wohnten),  ,Secht-'  ZBül.,  .Sagen-,  Sagi-'  Ap;  B;  Ndw;  U;  Z, 
.Senn-'  ZHütt..  .Schilfen-'  Z,  .Schllfi-'  GKh.,  .Schmid-'  G, 
.Schmitten-'  Aa;  B;  Z,  .Schwelli-'  F.  .Spüel-'  B,  , Stein- 
stegen-' ZSchleiü.,  .Stamp-,  Stampf-'  Aa;  B,  .Stampfen-'  Aa; 
Z  (.Stamffe-.'  946,  .Stampfi-.'  1283;  vgl.  Ofenhüs  Bd  II  1705), 
.Stampfi-'  Aa,  .Stempf-'  Ndw,  , Stempfei-'  Aa,  .Tanner-'  Seh 
St.lt.  .Tränki-'  B;  ZGrün..  .Weier-'  B;  Z,  .Wereu-'  ß;  Z 
I.Werreu-.'  1347),  .Weri-.'  1315.  ,WUeren-,  Wüeri-'  Z  (B. 
mit  Uferdäuimen),  .Wasch-'  B,  , Wusch-'  Th,  .Zuber-'  ZDorf, 
.Ziegel-'  Aa.  —  14)  Beziehung  auf  Rechtsverhältnisse.  ,End-' 
AaVilL,  .Ort-'  BO.,  ,Fri-'  B;  1300,  L;  G  (keinem  Grund- 
herrn gehörend),  ,Frien-'  Ap;  G;  Schw,  ,Frö°-'  Z  (dessen 
Fischertrag  einem  Grundherrn  angehörte).  .Herren-'  BO., 
,March-'  BO.  (scheidet  Adelb.  und  Frut.);  LE.;  GRh.  (.Marah-.' 
831,  ,Marh-pach.'  886,  .bis  an  den  b.,  den  man  Markbach 
heisst,  zwüschet  Wartensee  und  Stad.'  Vad.);  SchwKusn.; 
Z  zw.  Rüsehl.  und  Talw.  (vgl.  auch  Mitten-,  Mitti-B.  unter  3 
und  Mettel-Graben  Bd  II  679),  .Pfaffen-*  B,  .Scheid-'  B;  L 
(zw.  Greppen  und  SchwKüsn.l;  Th;  ZSihltal,  ,Zil-'  B;  G. 
—  15)  (Aber-)GIaube,  Sagenhaftes.  .Alarünen-' Gr  (Tsch.  16), 
.Heiden-'  ZGrün.,  .Heilen-'  SchwKusn.  (.Heilebächli.'  1561); 
ZHorg.  (.Heili-.'  1343;  vgl.  .Heilbrunn'),  .Jung-'  W;  vgl. 
Juiu/brunnen,  .Chindli-'  SchwMuo.,  .Erdmännli-'  ZElgg,  ,Toten- 
Bächli'  (auf  dem  Kirchhof  von  St  Stephan)  B  oSi.  (Sage  dar- 
über bei  Jahn  1857,  647).  —  16)  keltisches  Sprachgut. 
.Ar-'  BO.  (Quelle  der  Aare);  Zg;  ZKn.,  Meil.,  ,Arren-'  S, 
,111-'  S,  ,Tün-'  Th  (bei  Thundorf),  ,Tür-'  B;  um  1400,  Schw 
Tugg. ;  Zg.  —  Mehrfach  ist  B.  als  2.  Bestandteil  pleonastisch 
hinzugefügt:  ,A-'  L;  G;  Zg;  Z  (öfter),  .Altachen-'  B,  .Geret- 
ach-'  F,  .Kempt(-Bach)'  Z,  .Rön(-Bach)'  L.  In  andern  Fällen 
ist  B.  an  Stelle  von  älterem  Ach  (Bd  I  63)  getreten,  so  in 
,Röti'  (d.  i.  , Rotach')  Ap;  L  neben  , Rotbach';  vgl.  auch  die 
Schreibungen  .Vispach'  und  .Vispbach'  W.  Wenn  HBull. 
1572  .Ibach-  mehrfach  als  f.  braucht,  so  mag  der  Grund 
hiefür  ebenfalls  in  .Ach'  (Iw-ach)  zu  suchen  sein;  deuu  für 
das  sonst  auf  deutschem  Boden  gut  belegte  weibliche  Ge- 
schlecht fehlen  hei  uns  sichere  Belege;  vgl.  noch  den  Fa- 
milienn. ,zer  Bach'  Bs.    Auf  affektierter  Nachahmung  beruht 


wohl:  .Ich  fiil.ro  dem  sanften  Slmm  riner  klaren  ISache,  die 
ihr  Wasser  um  die  Wiesen  hör  umzingelt'    Discourse   1712. 

E-Bach:  Dorfbach.  .Item  si  haut  ein  langwatt 
in  dem  e.,  da  mügent  si  Tischen,  wie  urnl  wenn  si 
wentl.'  1393,  ZOberhausen  Oll'n.  Vgl.  .Betreffende  den 
Begraben,  so  man  die  Langwatt  nembt.'  1623,  ebd. 
(Lehenbrief).  — ■  Fontäne"-:  Bach,  in  dem  reines 
Quellwasser  fiiesst  LE.  (St.b).  —  Giess-  s.  Giessen  1 
(Bd  II  470).     Noch  als  Bachname  BO. 

Hunger-:  Name  von  Bächen,  die  nur  zu  gewissen 
Zeiten  (in  nassen  Jahrgängen)  fliessen,  was  dann  als 
Vorzeichen  einer  Teurung  gilt  Z  Hausen,  Wangen, 
Zoll.     Syn.  Seiten-Bach,  Hunger-Brunnen. 

S.  Mem.  Tig.  1742,  218  und  vgl.  den  'Ava7:a')6ü.sv9c; 
bei  liodona,  dessen  intermittierendes  Fliesseu  zu  Orakeln 
diente. 

Luge"-  BSumisw.,  Lugi-  BGr.,  Zimmer w.:  B.,  der 
.nicht  nur  im  Winter  gar  nicht  fiiesst,  sondern  auch 
im  Sommer  zuweilen  absteht  und  gleichsam  zu  lügen 
seheint,  da  er  doch  Wasser  verspricht.'  JRWvss  1817. 
.Nicht  weit  von  dein  untern  Gletscher  war  noch  vor 
wenigen  Jahren  ein  zu  Zeiten  laufender  Brunn,  der 
Lügibach  (d.  i.  Lügenbach)  genannt,  welcher  oft  plötz- 
lich mit  grosser  Gewalt  hervorsprang  und  sich  auch 
gleich  wieder  setzte.'  JJScheirhz.  174ö.  —  Vgl.  das 
Syn.   .Narenbach'   bei  Schöpf,  tir.   Id.   24. 

Neben-:  Seitenbach;  \g\.Tröl-Bacli.  .Denen  Land- 
wasseren  oder  Nebendbächen.'  B  Schwellenordn.  1766. 

Bann-:  einem  Grundherrn  gehöriger,  den  Andern 
für  den  Fischfang  verbotener  Bach,  ,1m  Sennwald 
hat  es  etliche  Bach,  darinnen  öfters  schöne  Forellen 
gefangen  werden.  Dieses  sind  Baunbäch  und  gehören 
in  das  Schloss.'  1741,  BTomann.  .Das  banbechli."  146U, 
LSemp.  —  Rege"-:  nur  bei  Regengüssen  flicssen- 
der  Bach.  .Der  Zilibach  nebst  andern  Regenbächen.- 
Uw  Gem. 

Sär-  LW.;  Ndw;  ZO.  (neben  -ä-),  in  ScHwKüsn.;  Zg 
auch  Ar-,  sonst  Sär-Bach  AaSL,  Wohl.;  Bs;  LW.;  S; 
Ndw;  U;  ZO.,  S.,  -Bach  ScHwGers.,  Küsn. ;  U,  -Bache" 
AABb.,  F.,  Ke.;  VO,  in  AaWoIiI.  auch  Scirc'-Bache" 
—  m.  Ndw,  sonst  f.:  1.  Sumpf bach,  Bach  mit  Ge- 
schiebe. Vgl.  Sar-Graben  (Bd  II  682).  .Walt.  ze  dem 
Sarbach.'  XIV..  L  Propsteirod.  ,An  den  langen  acker 
zuo  dem  sarbach.'  1363,  Aa  Urk.  ,1m  Sarbach.'  1653, 
AAWett.  Klosterarch.  ,7a  Mannwerch  Wisen  im  Saar- 
bächli.'  1696,  ZNiederwen.  —  2.  Sehwarzpappel.  Pop. 
nigra.  aaOO.  Syn.  Alber  (Bd  1 186),  Sar-Bollen,  -Baum, 
Saren,  Bach-Soren,  Särlen.  Auch:  Pop.  pyr.  (ital.) 
Aa;  SG.;  ZO.  .Zum  Verkauf:  Nussbaumladen,  Birn- 
baumladen, Sarbachladen.'  1863,  AaFH.  Zeitungsins. 
X'huonradus  ze  den  sarbaehon.'  1260,  ZKn.  Urk.  .Da 
er  [der  Vogt]  ze  Tottikon  under  dem  s.  ze  gericht 
sass.'  1421,  Aa  Urk.  .Tannen,  Sarbach,  Ahorn.'  1531; 
17o7.  Jesaj.;  =,C'ypressen,  Platanen  und  Buchsbäume.' 
1882.  .[Eine  Stange]  aus  massholteren  oder  sarbachen 
gemacht.'  Vogelis.  1557.  .Populus  Candida,  ein  s.  ge- 
schlächt.'  Fris.  .Ein  bogen  und  behalt  mit  zweien 
dicken  türen  von  sarpachenem  holz.'  1588,  SchwE. 
Klosterarch.  ,Die  Papel,  Pele,  S.,  populus  alba.'  Red. 
1662.  .Stock  und  S-en  us  dem  Furt  hinweg  zu  rumen.' 
1671,  AAWett.  Klosterarch.  ,Auf  Riedern  und  Mosern 
sollen  Wydstöcke  und  Sarbach  gesetzt  werden  für 
Brennholz.'  1717/1757,  Z  Ges.  .Diese  Seite  wird  durch 
Pflanzung  der  Saarbachen  (Alberen)  befestiget.'  Gr 
Sammler   1779.     .Von  den  Weidenholzarten,  bes.  der 


!•:,:, 


Bach,   bech,  lieh,  buch,  buch 


95(J 


S-en,  an  einigen  Orten  auch  Sehwarzpapeln  oder  Al- 
bern genannt.'  Z  Forstordn.  1807.  —  3.  Familienn. 
.Enzo  S.'  1389,  BStdt. 

Zu  2.  .Mlid.  mrhach'boum).  Als  analoge  P'älle,  wo  der 
Standort  zum  Kamen  der  Pflanze  wurde,  vgl.  Riet-Acher 
(Bd  I  (>7),  Stein-Acher  (ebd.  6S),  Buchteten,  sowie  auch  Binz 
u  nd    Riet. 

Schleif-Bach:  Bach,  wie  er  sich  bei  Regenwetter 
in  .Schleifen'  [Glitschbahnen  für  HolzJ  bildet  BO.  - 
Tommeli-:  euphem.  für  Donner.  Potz  T.l  Ar-Bühl. 
Sjn.  Tommeli.  —  Dumm-:  fingierter  Ortsn.  Er  ist 
iml  in"  D.,  kein  Dummkopf.  Scrww.  1869.  —  Dur- 
nagel-: Bach  im  Durnachtal  Gl.  ,Der  Durnagelbach, 
ein  ungestümmes  Wasser,  dessen  unrichtiger  Lauf 
denen  Anwohneren  vil  zu  schaffen  gibt,  dass  sie  bald 
hier  bald  dort  die  von  disem  Waldwasser  umgekehrte 
Bruken  oder  Stege  widerum  müssen  aufrichten.  Di- 
sem unbeständigen,  nicht  innert  seinem  Runs  bleiben- 
den Bach  vergleichen  die  Einwohnere  diejenigen  Men- 
schen, welche  in  ihren  Verrichtungen  unstät,  von 
einem  Ast  auf  den  anderen  springen,  bald  das,  bald 
diss  vornemmen;  von  disen  pflegen  sie  im  Sprüchwort 
zu  sagen:  sie  seien  wankelbar  wie  der  D.'  JJScheuchz. 
1708. —  ,Diess-:  torrens.'  Mal.  Noch  als  Bachname 
in  B;  Gl.  Auch  Familienn.  BStdt.  —  Tröl-:  „Bach, 
der  Steine  udgl.  mit  sich  wälzt  B."  ,Tröl-  und  Neben- 
bäche.' B  Hist.  Kai.  1765.  —  Wasch-.  ,Und  dacktend 
zue  alle  brunnen  und  wäschbäch  mitten  im  land.' 
1531/89,  II.  Chron. 

Lüter-bacher  Bs;  B;  Z,  -bächler  Z:  scherzh.  für 
Brunnenwasser  (im  Gegs.  zum  Wein).  ,Dem  Wein  ein 
wenig  L.  zufliessen  lassen,  um  ihm  die  überflüssige 
Hitze  zu  nehmen.'  Breitenst. 

Bachle"  f.:  bachreiche  Gegend,  als  Lokalname 
ZMaur.  —  Zur  Bildung  vgl.  Gründien  (Bd  II  779),  BeYglen, 
Bettlen. 

Bach  f.:  Ortlichkeit.  wo  mehrere  Bäche  fliessen, 
Name  der  Allmend  bei  Schwyz. 

bächele"  1:  1.  stark  rinnen,  von  Platzregen, 
Quellen,  Blut  aus  einer  Wunde  LHa.  ;Ndw;  ZO.  Bi" 
zum  Brünneli,  und  bin  's  Chesseli  voll  'bächelet  g'si" 
ist,  han-ich  g'stünet.  JRoos.  Vgl.  frz.  ruisseler.  — 
2.  Bächlein  bilden  (als  Kinderspiel)  B;  GRh.  (backte*); 
Ndw.  —  3.  pissen  (Kdspr.)  LG.;  „S;"  UUrs.  Syn. 
brünnelen. 

g"bächet:  von  Bächen  (i.  S.  v.  Bach  2  a)  durch- 
zogen Vw-,  Walen-,  ZSee.  Der  Sc  ist  'bächet(e'),  's 
Wetter  änderet  bald  Gi.Obst. ;  ScHwMorsch.;  ZZoll. 

Bächi:  =  Bach.  Häufiger  Flur-  und  Ortsn.  B  (s. 
auch  Jahn  1857,  91);  Gl  (,der  bechiruns,  die  bechi- 
wand.'  1560);  G;  Schw  Höfe  (,für  B.  bi  dem  sew.' 
Fründ;  ,zu  B.'  1527,  jetzt  Bach),  Morsch.  (,Beche  ob 
Morsach.'  1312;  .Andres  Z'bächi  uf  morsach.'  1505; 
,.Iarzyt  der  Bächeren  genannt  Z'bächy.'  Jahrzeitb.), 
Stein',  (f.);  Tu;  ZBauma  fi"  der  B.J,  Feuertal.,  Trutt. 
(Beben  im  B.J.  Auch  Familienn.  Z;  vgl.  ,dicta  de 
Beche.'  1293,  ZFlunt.  ,Hans  Bächi  von  Kimenhof.' 
1527,  Egli,  Akt. 

bächig  I:  triefend  nass  Gl;  GSa.  Syn.  bach-nass. 
I1'1'  bi*  b.  worde*  [vom  Regen].     B.  Uose*. 

Bächi e"  f.:  häufiger  Flur-  und  Ortsn..  =  Bacillen 
Ar;  II;  G;  Z.  ,Ein  acker  an  bechlon.'  um  1320,  Z 
Schwam.    .Inner-  und  Ausser-Bächlen  (urk.  Bechlinen 


1397,  Bechlen  1577,  ersteres  ehedem  auch  innert  dem 
Goldbach).'  Jahn  1857. 

Vgl.  Büchcl-Rüti.  von  einem  Bache  begrenzte  Waldwiese 
ZTurb.  (dagegen  Bächek-Rüti  ZGrün.,  mit  genet.  Personenn. 
als  erstem  Teil).  BäeheUAcher  ZEgg,  Wetz,  (.bechel-acker.' 
1433),  Über  Rachel  :  Buchten  vgl.  die  Anni.  zu  Grendel 
UM    II    75'JI. 

Gold-  f.:  längliche  Birnensorte,  die  nach  langem 
Liegen  zitronengelbe  Farbe  annimmt  Ap  ;  nach  Steinra. 
1804  auch  in  GRh.,  W.  (,-bäcklen').  Gold-Bächler  m., 
Name  des  Baumes  Ar.  —  Zur  Bildung  vgl.  Hänggelen 
(Bd  II    1453),    Längten  (Bd   III    1337). 

Bach ler  m. :  1.  Ort,  wo  ein  Bach  durch-  oder 
vorbeifliesst.  Fluni,  in  ZKilchb.  (urk.  ,bechler'),  Lunn., 
Sth.  ,Ein  acker,  den  man  nemmet  bechler.'  um  1320, 
ZHöngg.  —  2.  Apfelsorte  Tu;  s.  Bd  I  373.  —  3.  Fa- 
milienn. .Mansus  dicti  bechler.'  1293,  ZMeil.  ,Lü. 
bechler.'  ebd.  .Jenni  becheler.'  1389,  LRotenburg. 
,Hans  Bechler  gnempt  Guotwin.'  1443,  GRappersw.  - 
Hieher  auch  die  Weiterbildung:  Bächleren  f.  Aa  Mandacli ; 
BWohl. 

Fisch-  s.  Bd  I  1106.  —  Zu  dem  nicht  seltenen  Bach- 
namen  .Fischbach.' 

Hüs-.  Nur  in  der  RA.:  Strässenlächler,  U.  Z  Kai. 
1874,  von  Einem,  der  vor  der  Öffentlichkeit  freund- 
lich, zu  Hause  das  Gegenteil  ist  und  Tränen  ver- 
ursacht. Vgl.  Gassen-Engel  (Bd  I  333),  -Lächlet-  (Bd  III 
1004),  in  Bs  Strössenengcl —  llnsdeifel.  —  Sür-: 
Name  eines  ziemlich  grossen,  grünlichen  und  säuer- 
lich schmeckenden  Apfels  ZTurb. 

Tufe"-:  Name  einer  durch  ihre  Grösse  sich  aus- 
zeichnenden Kirschensorte  ZZoll.  f  —  , Tiefenbach',  Ortsn. 
ZKn.,  O. 

„Bäclilete"  f.:  Wiese,  durch  welche  ein  Bach 
sich  schlängelt  LG."     ,In  der  B.',  Ortsn.  LKoggliswyl. 

Bach2  II,  in  BE.  Buch1:  1.  m.,  so  viel  Mehl,  als 
auf  ein  Mal  verbacken  wird,  auch  das  daraus  ge- 
backene  Brot,  10—12  Laibe  BE.;  ZZoll.  Über  de* 
Wümmet  hä"d-mer  en  B.  Bröd  'brächt  ZZoll.  Um  in 
hyperbolischer  Weise  den  grossen  Reichtum  eines 
Bauern  anschaulich  zu  machen,  sagte  man,  er  brauche 
am  Mai-  oder  Martinstag  einen  B.  Brot  für  die  Be- 
wirtung seiner  Zinsleute.  Vgl.  Millli  2  (Sp.  188).  — 
2.  f.,  die  Arbeit  des  Backens  GRPeist.  —  Mhd.  im, .  -des 
im.   in   Bed.  1.     Zur  Bildung  vgl.   Chochll  (Bd    III    125). 

OfeD-  m.:  =  dem  Vor.  1  AaE1ii\,  Leugg. ;  Z  Glatt  f., 
O.,  W.  En  O.  i*  d'  MülU  träge*  ZDielst.  Der  Müller- 
chnevht  hät-is  allimäl  d'  Ofe*bäch  'brächt  ZGlattf.  .Der 
Herr  Pfarrer  drückte  mir  [dem  Müllorburschen]  einen 
Bock  als  Trinkgeld  in  die  Hand,  weil  ich  ihm  den 
letzten  O.  so  gut  gemahlen  habe.'  Stutz.  , Weiher 
pfister  das  übersehen  tete,  der  git  von  jedem  o-e 
5  schill.'  1345,  Z  Ratserk.  ,Wer  aber  jemands  ein  o. 
zu  schniden,  damit  er  der  ern  erwarten  möcht,  gar 
notwendig,  der  sol  umb  erlouptnus  zum  vogt  gan.' 
1535,  ZElgg  Herrschaftsr.  —  Miss-:  Backen,  bei  dem 
schlechtes  Gebäck  herauskommt.  ,Wann  ein  begk.  der 
sy  wysser  oder  schwarzer  pfister,  ein  m.  tuet,  so  sol- 
lend die  anderen  meister  all  sölchs  anzeigen.'  1585) 
Sch  Zunftbrief. 

bach2e°  —  3.  Ind.  Präs.  backet  Tu;  Z  —  Ptc.  Perf. 
packet  B  tw.;  L;  S;  Ndw  (neben  -e*);  W  (gibatkot 
neben  gibachu'J;  ZO.tw.,  sonst  packe*:  1.  backen,  a)  im 
cig.  S.    a)  vom  Brote  (im  Ofen).     Das  wenigstens  im 


957 


Bach,  be 


ich, 


>nch 


958 


Plachlande  früher  allgemeine,  je  ungefähr  alle  8—14 
Tage  wiederkehrende  Backen  des  Brotes  für  den  Haus- 
bedarf, seit  Beschränkung  des  Ackerbaus  durch  den 
Wiesenbau  z.  T.  nur  noch  im  Winter  geübt,  spielte 
von  jeher  eine  bedeutende  Bolle  im  hauslichen  Leben 
und  war,  weil  durchweg  verbunden  mit  dem  Be- 
reiten der  beliebten  Kuchen  (s.  Bd  III  131),  bes.  für 
die  Kinder  jedesmal  ein  frohes  Ereigniss.  Hut  tue"- 
wer  6,j  ;''  chummen  en  Opfelweggen  über!  oder  wer 
mache'd  Bälle"-,  Zwetschge'wdje"  usw..  rufen  etwa 
Kinder  auf  der  Gasse  einander  zu  Z.  Mindestens 
einmal  int  Jahr,  am  Silvester,  will  auch  der  Arme  b. ; 
vgl.  darüber  Stutz,  E.  u.  h.  B.  IV  11/16.  Si  band,  wi 
das  allig  noch  der  Bruch  g'sl"  ist,  selber  'backet.  JBoos 
1892.  Das  B.  am  Sonntag  gilt  auch  jetzt  noch  als 
Entweihung  dieses  Tages.  ,2  Pfd  10  ß  [Busse]  wegen 
Backens  am  Sonntag.'  1558,  ZObf. ;  ähnlich  1675,  ebd. 
,Am  Sabbath  den  Gottesdienst  underlassen,  Charten 
spielen,  Tanzen,  B.,  den  Judenspiess  brauchen,  sind 
Sünden  wider  das  4.  Gebott.'  RGwerb  1646.  ,Das 
Mandat  wegen  des  Mehlführens,  wie  auch  des  Haus- 
brot- und  Multenbachens  an  Sonntagen,  des  Beckens 
und  Weissbrotbackens  halber  verbleibt  in  seinem 
völligen  Vigor.'  B  Mand.  1728  (für  THÄrh.).  Auf- 
fallend ist  die  Bestimmung:  ,Es  sol  nieman  an  dem 
mäntag  bachen,  es  wäre  denne  so  verre  dass  die  ge- 
bieter  gebuttint.'  um  1380,  THÜiessenh.  Stadtr.  Das 
B.  geht  gewöhnlich  auch  grossen  .Werchen'  wie  dem 
Heuet,  der  Ernte,  der  Weinlese  voraus,  auch  der  Hoch- 
zeit. Ein  Erdmännchen  jubelt:  , Heute  wasche  ich, 
morgen  backe  ich  und  übermorgen  führ  ich  die  Braut 
heim!'  Lüt.,  Sag.  476.  Über  das  Backgeschäft  übh. 
vgl.  Volksbibliothek  VIH  38  (Bern  1843).  Die  ein- 
zelnen Verrichtungen  beim  Backen  sind  der  Reihe 
nach  hebten,  anteigen,  chneten,  üsbröten,  inschiessen, 
endlich  usen-nen;  s.  noch  FStaub,  das  Brot  22  ff.  Das 
B.  gilt  als  Kraft-  und  Geduldprobe:  Wer  guet  hacket, 
auch  guet  backet  L  (Ineich.).  Es  fällt  gew.  den  Frauen 
zur  Last.  Wenn  d'  Wlber  wüsche»  oder  b.,  so  müesse" 
sich  d'  Manne"  zum  Häs  üs  mache"  Aa.  .Die  Weiber 
sind  gemeiniglich  selzen  und  böse,  wann  sie  waschen 
und  backen.'  Jahrl.  Hausrat  1779.  Der  beim  Backen 
zu  Tage  tretende  Segen  und  Vorrat  regt  zur  Frei- 
gebigkeit an.  Kinder,  Nachbarn,  Bettler  usw.  em- 
pfangen ihren  Anteil,  bes.  von  den  Kuchen  Z.  Wenn 
i°*  b.,  muest  es  Weygeli  ha",  sagt  das  Kind  zu  dem  auf 
der  Hand  gehaltenen  Marienkäferchen  Aa.  ,An  vielen 
Orten  wird,  so  oft  gebacken  wird,  ein  Brödlein  für 
die  Armen  extra  bereitet.  Zudem  wird  auf  erinnerungs- 
reiche Tage  wie  Namenstag  des  Hausvaters  oder  der 
Hausmutter,  am  Jahrestag  der  ehelichen  Einsegnung. 
vor  oder  nach  der  Kindbette,  wenn  Jemand  im  Hause 
krank  oder  gestorben  oder  wieder  gesund  geworden, 
an  Jahrzeittagen  der  Voreltern,  in  der  Heu-  und  Korn- 
ernte, bei  Sichel-  und  Flegellösi,  an  den  Quatember- 
tagen,  an  der  alten  Fassnacht,  in  der  Fasten  usw.  für 
die  Armen  gebacken  oder  etwas  Besonderes  für  sie 
gegeben'  L  (Ineichen).  Vgl.  auch  Mutsch  (Sp.  599). 
Allgemeinem  S.  haben  die  RAA.:  Verlass-di'"  nw 
und  bach  nüd!  lueg  denn,  ob  (oder  wie  lang  dass)  d' 
Bröd  heigist!  Mahnung  zur  Vorsorge  Z.  Er  het  die 
best  I"richti"g,  nw  kei"  Mel  zum  B.,  die  Hauptsache 
fehlt  ihm  ScHSt.  Wohl  urspr.  auf  die  Zeit  vor  dem 
Herumgehen  des  St  Nikiaus  bezieht  sich  die  mytho- 
logische RA.:  der  Samichlaus  tuet  b.,  wenn  der  Abend- 


himmel  bellrot  gefärbt  ist  Aa;  S.  S.  noch  Ofen  (Bd  I 
llii),  choehen  (Bd  III  126),  ebneten  (ebd.  765),  malen 
(Sp.  168).  Dem  Backen  im  eigenen  Hause  steht  für 
gewisse  Gegenden  die  Einrichtung  gegenüber,  das 
Brot  der  Kehrordnung  nach  in  einem  gemeinsamen 
Backofen  (s.  Ofen-,  Bach-Hüs  Bd  II  1705.  1719)  zu 
backen,  so  in  BU.  für  ärmere  Leute.  Daher  die  RA.: 
's  gäi  um  nie  's  B.,  von  etwas,  das  die  Runde  macht, 
regelmässig  wiederkehrt  ScnSt.;  ZO.,  Wl.  S.  uber- 
hupfen  (Bd  II  1493).  Noch  verbreiteter  ist  das  Backen- 
lassen beim  Bäcker;  s.  darüber  Hüs-Fürer  (Bd  I  950). 
Chauf(BA  III  164),  Beck;  HBull.  1572  II  242.  .Wann 
ein  burger  in  synem  hus  nit  bachen  oder  dem  voggetzer 
nit  inschütten  wellte,  dass  er  es  wol  umb  einen  zim- 
lichen  Ion  in  des  pfisters  hus  ze  bachen  geben,  der 
pfister  es  im  auch  b.  mag,  unverhindert  siner  mei- 
steren der  pfisteren.'  1530,  Z  Weggenzunft.  Intr. : 
das  Brot  buchet  guet,  se  cuit  bien  B.  —  ß)  von  an- 
dern Gebacken,  Kuchen  (s.  Chnechen  2  a  Bd  III 
131  ff.)  u.  ä.,  meist  in  der  Pfanne.  ,Ich  kenne  Einen 
der  dich  liebt  wie  ein  Narr  und  der  sich  für  dich  im 
Anken  bachen  und  mit  Gabeln  fressen  liesse.'  MLie- 
nert.  Ml"  Mueter  ist  e"  Chüechlifrau,  und  wenn  si 
bacht,  so  gibt-s'-mer  auch  B;  Th;  Z  (Kinderreim).  Was 
icei"-mer  mache"?  Chatze"  b.,  Hüener  bröte",  Scherz- 
frage und  -Antwort,  wenn  Kinder  zusammen  kommen 
Bs;  B.  Auch  als  Abfertigung:  Was  wost  go"  mache"? 
Chatze"  b.  , Basteten,  fladen,  wie  man  sy  bacht.'  Rüef 
151il.  .Seind  die  Fisch  gesotten  besser,  'bachen  oder 
'broten?'  JCWeissenb.  1681.  ,Gebacknes  Brod.  Wciss- 
brodschnitten  usw.  backe  schön  gelb  im  Anken.'  B 
Kochbüchl.  1756.  S.  noch  Ei  (Bd  I  13).  Etwas  ,an 
die  Pfanne  b.  lassen'  1)  im  eig.  S.  W.  —  2)  übertr. 
mit  Xeg.,  eine  Sache,  einen  Handel  zur  Ruhe  kommen, 
einschlafen  lassen,  auf  die  lange  Bank  schieben  BE.; 
GT.  , Michel  liess  den  Handel  nicht  an  die  Pfanne 
backen;  er  hatte  keine  Ruhe.'  Gotth.  ,Nichts  an  die 
Pfanne  backen  zu  lassen'  riet  JGotth.  einem  jungem 
Kollegen,  der  sich  über  seine  Amtslast  beklagte.  Sonn- 
tagsbl.  des  Bund  1896,  172.  Gelt,  d'  Ann  seit-der  chlär, 
wo  Bartle  de"  Most  holt,  löt  Nut  a"  d'  Pf.  b.  EFeürer. 
.Unser  boten  habend  im  [dem  Abt]  vast  wenig  an  die 
pfannen  b.  lassen',  ihm  das  Unrecht  schonungslos  auf- 
gedeckt. Vad.  ,Die  [belagerten]  Züricher  griffend 
[1352]  stets  mit  scharmützen  uf  die  fyend  und  liessend 
dem  frechen  adel  nüt  an  die  pf.  h.,  stuendend  im 
dapfer  zum  zil.'  HBull.,  Tig.  —  f)  von  Töpferwaren, 
Backsteinen.  Von  einem  schlecht  gebauten  Hause 
heisst  es,  es  bestehe  nur  us  'bachenem  Dreck  BsStdt; 
auch  von  einem  Menschen :  er  sehe  aus  u-ie  ne" 
'bachenC  Dreck,  ebd.  ,Uss  bachnen  oder  gebrennten 
mursteinen  erbuwen.'  Jos.Mal.  1593.  , Alles  mit  ge- 
bachen  Steinen  und  Ziegelarbeit  verrichten  müssen.' 
RCys.  , Solche  Häfelein  werden  von  den  Hafnern  ge- 
backen.' Kriegsb.  1644.  Jrdine  Krüeg,  so  darüber 
gebaehen.'  ebd.  ,Sammt  den  bachenen  Steinen.'  Bs 
Taxordn.  1646.  —  b)  in  übertr.  S.  a)  mit  Bez.  auf 
Charakterbildung  oder  geistige  Reife  eines  Menschen. 
57  wird  ire"  Ma""  denn  scho"  anders  b.,  ihm  schon 
andere  Manieren  beibringen  B.  ,Me"  wird-ne"  scho" 
anders  b.,  cogetur  mutare  mores.'  Id.  B.  .Noch  einest 
b.  tat  dir  wol;  der  Teuften  Narr  bist;  dein  Batzen 
kaum  zwen  Rappen  gilt.'  JMaül.  1620.  ,Dem  Müller 
sagt  mans  oftermöl  [s.  Sp.  186],  darum  man  dich  mehr 
b.  soll.    Hasts  nit  gehört?'  ebd.    Vgl.  noch  Bach-Ofen 


959 


Bach,  becli.  lj ich .  hoch,  buch 


neo 


(Bd  I  112).  In  phys.  S.:  .Nun  ja,  du  warst  ein  derbes 
Bürschchen,  so  wohl  gebacken,  rund  und  frisch.' 
Dössekel.  —  ß)  Eim  Eini  b.,  einen  Schlag  versetzen  Bs. 
—  2.  ankleben,  verkrusten,  von  einer  Wunde,  einein 
Verbände  Ndw.  Vgl.  Bachis.  ,Sy  zugend  [Jesu]  syn 
Rock  ab,  der  was  im  aber  in  syne  Wunden  gebacken.' 
1G19,  gr.  Gebet.  Von  Einem,  der  allzu  ängstlich  die 
Zeichen  im  Kalender  befragt,  heisst  es,  er  sei  ,an 
den  Kalender  gebacben.'  Zg  Kai.  1763. 

Das  Schwanken  zwischen  starken  und  schwachen  Formen 
ist  schon  alt:  ,buech  kuechen.'  1531/60, 1. Sani.;  dafür  .backete.' 
1667.  ,Der  heck  hat  Dachen.'  UKckst.  ,I)ie  Kiechliu  siud 
frisch  gebacht.'  GGotth.  1619.  .Welches  wir  inen  jederzyt 
hachtend.'  1663,  Z  Weggenzunft.  .Ein  gebachens  Brot.'  JHott. 
1666.     .Gebachet.'  EEscher    1692;  .bachef  (3.  Sg.).   ebd. 

alt-bache":  1.  altbacken,  bes.  vom  Brot  Bs;  B; 
L  (im  E.  -et);  Th;  Z.  Wenn  's  Bröd  mues'  b'schüsse", 
mues"-es  e*  chli"  a.  si".  's  wott  Mängef  vom  altbachne' 
Bröd  rieh  werde".  JRoos  1892.  ,Denn  so  söllent  si 
ouch  von  disshin  dristend  [dreimal]  in  der  wuchen 
bachen  und  bestellen,  dass  man  taglichs  nüw  bacherj 
und  alt  bachen  brot  neben  einandren  vind.'  1406,  B. 
,Wir  haben  unsere  Land-  und  Obervögt  erinnert,  die 
überflüssige  Brotbecken  abzuschaffen  und  nur  die  ohn- 
entbehrlich  erforderende  von  solch  ehrlich  bemittleten 
Leuten  zu  bestellen,  welche  dem  armen  Mann  auch 
altbaehen  Brot  zu  desto  erklecklicher  Nahrung  borgen 
und  verkaufen  können.'  Z  Müller-  und  Beckenordn. 
1700.  ■ —  2.  übertr.  auf  andere  Dinge.  ,Von  Fleisch, 
das  nicht  mehr  frisch  ist,  riecht'  Bs  (Spreng).  ,A. 
Wasser  zum  Thee  nehmen.'  ebd.  Auch  von  einer  Er- 
zählung, einem  Witzwort:  abgenutzt,  des  Reizes  der 
Neuheit  entbehrend  Bs;  Z.  En  u-e"  Grues.  ebd.  .Lasset, 
Geliebte,  den  Hass  bei  euch  nit  a.  werden!'  FWvss 
1650.  ,Nicht  aus  altbaehenem  Zorn  werden  lassen 
einen  Hass.'  ebd.  1673.  Von  Personen:  ,Die  Langen- 
brucker  Sommergesellschaft  gilt  für  a.,  d.  h.  man  sieht 
keine  frische  Leute,  alles  bekannte  Gesichter'  Bs 
(Spreng).  En  Altbachne' ',  ein  Anhänger  des  Alten 
ZLunn. 

ver-altbachct:  veraltet  GT.  Du  bist  noch  nüd 
v.,  zu  einem  jungen  Burschen.  EFeürer. 

un-ge-bache"  umpacke*:  ungebacken.  1.  im  eig. 
S.  vom  Brot:  nicht  ausgebacken,  mangelhaft  gebacken 
Bs;  Z.  In  Vergleichungen:  .Welcher  nit  gewandlet 
ist,  ist  grad  wie  ein  unbachens  brot.'  15-18,  ThZwinger. 
.Ungcwandlet  leut  sind,  wie  man  gmeinlich  sagt,  wie 
ein  ungebacben  brot.'  LLav.  1582.  .Ein  Mensch  ohne 
Creuz  ist  vor  Gott  wie  ein  u.  Brot,  wie  ein  unge- 
salzne  Spciss.'  FWvss  1072.  .Jetzt  bist  du  noch  wie 
ein  ungebacknes  Brötlin',  sagt  der  Vater  zn  seinem 
in  die  Fremde  ziehenden  Sohne.    UBrägger  1789.  — 

2.  übertr.  a)  von  bleicher  Gesichtsfarbe,  unreifem 
Aussehen  BsStdt.  U.üsg'seh*.  We""-mer  de''  miseräblig 
Schnuderibueb  noch-n-e"möl  eso  kunnt,  so  butz-ich-cm 
Ei's  in  si"  u.  Käsg' sieht  ine".  —  b)  „ungeschliffen, 
roh  im  Betragen  L."  , Bereits  der  halbe  Teil  dieser 
unwilligen  und  unbachenen  Tropfen  [ungeübten  Re- 
kruten]  sollen  wider  nach  Haus  geschickt  werden.' 
1637,  Bs  (ileusl.  1854).  .Ein  Rekrut  geriet  mit  einem 
versuchten  Soldaten,  so  des  jungen,  ungebachenen 
Landsknechts  spottete,  in  Zank.'  S  Kai.  1712.  ,Man 
siehet  allmal  in  Frankreich  dem  Ungebachnen  also- 
gleich den  sog.  Deutschmichel  an.'  BSvlzek  1830.  — 

3.  in  akt.  S.     Fanden  die   Brotschätze»   die  Brote  zu 


klein  und  nicht  .währschaft',  so  zahlte  der  Pfister 
3  Schill,  und  musste  ,ein  monat  unbaken'  bleiben,  um 
1550,  LNeudorf.   —  Mhd.  ungebaehen,  in  Bed.  2  b  und  3. 

hüs-:  wer  fürs  Haus  passt  AABb. 

1  i  s  - :  1.  schwach  gebacken  Bs.  —  2.  übertr..  em- 
pfindlich, verzärtelt.  ,L.  nennen  die  Landleute  einen 
Zärtling.'  Spreng.  ,Ach,  es  were  ein  schönes  evan- 
gelium.  so  man  nieman  hierinn  erzürnte.  Wie  sind 
ir  gots  junkheren  all  so  lyss  bachen!'  Gyrenrupfen 
1523.  ,So  ein  linsbachen,  maisterlos  und  unlidig,  un- 
vertraglich glichsneri  ist  es  um  disen  gotlosen  vasel 
[die  Mönche]  gsin.'  Vau.  ,Luxui  dicatus,  delicatus, 
linsbachen,  Zärtling,  wollüstig,  schläckerhaftig,  ver- 
weilt, meisterlos.'  Fris.  ;  Mal.  ,Vile,  die  so  gar  leiss 
gebachen  sind,  dass  sie  nicht  die  minste  Anklag  oder 
Lesterung  mit  gebürender  Freundlichkeit  verantworten 
können.'  JWirz  1650. 

nü"- (in  BsStdt  nei-Jbache"  GlK.;  GoT.;  TuHw., 
-pache"  Bs;  Z:  1.  frisch  gebacken,  bes.  vom  Brot. 
aaOO.  's  n-e*  Bröd  ist  g'ässig  und  b'schüsst  kes  Bitieli 
Z.  ,Der  pfister  soll  allweg  mit  dem  keller  anschlachen, 
das  das  prot  nit  zue  nüwbachen  syge.'  XV.,  G  Küehen- 
ordn.  ,An  einem  Sambstag  ist  gut  nach  den  Bauren- 
höfen  zu  wandern,  dann  gewönlich  findt  man  an  selbigen 
Tagen  neugebachen  Küchlein.'  S  Kai.  1709.  —  2.  übertr. 
vom  Schweinefleisch,  wenn  es  noch  nicht  lange  ge- 
räuchert und  daher  am  schmackhaftesten  ist  ZZoll. 
Von  Nachrichten,  Neuigkeiten:  Eim  Öppis  n.  säge"  Z; 
Syn.  chüe-warm.  Von  Menschen:  ,Ein  neubachener 
Kerl,  ein  Neuling,  der  noch  nichts  von  der  Welt 
kennt.'  Spreng.  Mit  der  Bezeichnung  e"  Neibachene'', 
e"  neibachene''  Gipfel  begrüssen  die  Schuljungen  einen 
neu  in  die  Schule  Eintretenden  BsStdt.  —  Zu  nfi"-  vgl. 
Anm.  zu   Nüw  (Sp.  8S3).  zum   präfixlosen   Ptc.   Bd   II   41/2. 

a"-:  anbacken,  ankleben  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  L; 
S;  Tu;  W;  Z.  D'  Ebbire"  old  der  Tatsch  buchend  Ute 
i"-re"  Pfanne"  a"  GrGi'üscIi.  Der  Papp  ist-em  am 
Brusttuech  a*'bache"  GrHc.  D'  Auge" decket  (Oigw  W) 
sivt-mer  ganz  a"'bachc".  „'s  Hömmli  iseh-ew  a"'bache" 
Aa;  B;  L;  Z."  's  Herz  sei  schier  a"'bachet,  der  Wunder- 
ddkter  g'seht  's  scho"  im  [dem]  Wasser  a"  L  (Huw. 
Bad.  Kai.  1868).  RAA.  Er  steit  wie  a"'bachet,  unbe- 
weglich B;  S;  ähnlich  Ap.  Er  hockt  wie  a" pache"  7.O. ; 
Syn.  angehärzt.  Er  isch  am  Ofc"  wie  abbuchet,  vom 
warmen  Ofen  nicht  wegzubringen  B.  S.  noch  Spiss. 
Bildl.  Die  swe  Fründ  sind  an  enander  a"'bachc", 
halten  fest  zusammen  AaZ.;  „allg."  .Leget  hin  die 
Lugen,  die  euch  anerboren  und  angebachen  sind.' 
FWvss  1673.  ,Du  bist  in  unserem  Herzen  angebachen, 
lixus  apud  nos  est  animus  tuus.'   Denzl.  1677;  1716. 

in-:  einhacken,  einkleben,  z.  B.  gezupfte  Leinwand 
in  Wunden  Nnw.  ,ln  ingebachten  Dornen.'  ZitglöGG- 
lein  1512. 

»er-:  1.  intr.,  sich  verkleben,  hart  werden,  ver- 
harschen Ap;  Z.  D'  Wanden,  ist  verbuchet.  ,Lema, 
angenwasser  oder  augenziger,  die  weiss,  dick  feuchtig- 
keit,  ilie  sieh  in  äugen  samlet,  darvon  die  äugen  ver- 
bachend.'  Fris.;  Mal.  und  ähnlich  Denzl.  1677;  1716. 
,1m  [dem  Blatterkranken]  warend  ouch  die  äugen  uf 
etlicli  tag  verbachen.'  Jos.Mal.  1593.  —  2.  tr.,  backend 
verbrauchen  B;  Tn;  Z.  —  3.  refl.,  auf  ungeschickte 
Weise  backen,  durch  zu  vieles  Backen  sich  Schaden 
zuziehen.  .Vermeiiiind.  wann  sy  sich  uff  die  jars-  oder 
ander  tag  verbaehind  und  nit  verkoufen  mogind,  das 


961 


Bach,  bech,  bich,  hoch,  buch 


962 


dann  iler  obman  des  allmuossens  inen  söllich  brot 
abneimnen  solle.'  1547,  Z  Weggenzunft. 

miss-:  Brot  von  geringerer  Qualität,  als  vorge- 
schrieben ist,  backen.  Bussen  ,um  das  m.'  begegnen 
häutig  in  ä.  Pfisterordn.  neben  denen  für  angenügendes 
Gewicht  ,Wer  da  brot  misbachet,  der  sol  geben  dem 
schultheiss  3  ß  und  dem  raut  [Rat]  2  ß.'  um  1330,  L. 

z*sämmen-:  intr.,  zusammenkleben  (insbes.  von 
den  Augenlidern,  -Wimpern  bei  Entzündungen)  Ap; 
Bs;  B;  Gr;  Th;  Z;  auch  bei  Denzl.  1677;  1716.  Von 
zwei  Gespielen  heisst  es,  sie  seien  wie  z'sämme"'bache(t) 
Bs  (Hinderm.);  B.  Bildl. :  Bägge"  [Weinen]  und  Lache' 
ist  :'sämme"gebache°  GrD.,  He.  (Sprw.).  .Andere  sagen, 
dass  vor  Zeiten  sie  [die  Brücke]  in  mitten  von  ein- 
ander gespalten  seie,  und  weil  sie  [die  Bögen]  von 
ihnen  selbs  widerumb  zesammen  gebachen,  hat  man 
gesagt,  der  heilig  geist  habe  es  zewegen  bracht.'  Th 
Platter  1595. 

zue-:  intr.,  zukleben.  .[Einem  Blatterkranken] 
die  äugen  ufwirken  mit  milch,  [so  dass]  im  fürter  die 
äugen  nit  mer  z.'  Jos.Mal.  1593.  ,Es  bekommen  die 
Kinder  so  böse  Augen,  dass  sie  erschweren  und  zu- 
backen.' FWürz  1634. 

Feil-Bacher:  =  Feiler  (Bd  I  774).  ,Von  der  v. 
wegen  habent  wir  uns  erkennt,  dass  man  zwen  burger 
und  einen  pfister  darzuo  geben  solle,  die  zuo  den  hei- 
ligen schweren,  das  veilbrot  uf  allen  laden  zuo  jek- 
licher  wuchen  zwürend  oder  zuo  dem  mindsten  einest 
ze  schowen.'  1417,  Z  Pfisterordn. 

Flade"-:  unzuverlässiger  Mann  ApL,  M.  —  Vgl. 
Hupen-  und  Becken-Bueb. 

Chrapfli-Bacherin.  .Esther  Däniker,  Er.'  1800, 
ZStdt. 

Simlen-Bacher:  Semmelbäcker.  Syn.  Simler. 
,Ludw.  Hueber  der  s.  hat  vil  bauwen  an  dem  hns, 
das  ist  der  gstift  pfisterei.'  1570,  ZStdt. 

bacheren:  (ein  Kind)  sorgsam  wärmen  und  pfle- 
gen. ,Wo  uf  einer  der  hofstetten  [in  ZThalw.]  ein 
kint  wirt,  es  si  frömd  oder  heimsch,  dem  sol  des 
gottshus  amtman  holz  geben,  das  die  selb  frow  das 
selb  kind  erlich  ze  baden  und  gebachren  mug  die 
nacht.'  um  1400,  Z  Rq.  —  Hol),  botkenn,  fovere  iufantem 
ad    ignem.     Vgl.  auch   die  syn.   bächelen,  er-bäckeren. 

Bachete"  f.:  l.  =  Bach  II  1  Aa;  Ap;  Bs;  GRPr. 
(auch  Bacheti);  Sch;  Th;  Z.  E"  B.  Mel,  Brot.  Wenn 
's  Chore"  es  Tau  überchunnt,  so  giH  's  g'rad  e"  B.  mer 
Mel  GRPr.  E"  Bachetli  Brot  göt  in  der  Bupfeti,  ist 
bald  aufgebraucht  GrZiz.  ,Er  [der  Müller]  habe  vom 
Beck  die  ganze  B.  widrum  zuruckgeforderet.'  1786, 
ZMeil.  —  2.  =  Bach  113  L;  Z;  s.  Hebel  (Bd  II  942). 

Ofe"-:  =  Bacheten  1  Z. 

Bachi  f.:  1.  =  Bach  II  1  GRGlar.,  L.,  Luz.,  Rh., 
Splüg.;  W.  —  2.  (in  GRHe.,  Klost,  Luz.,  Tschapp., 
Valz.  Bachig)  =  Bach  II 2  GRSchiers.   Mer  heid  hat  B. 

Bachis  m.:  1.  irgend  ein  in  der  Pfanne  bes.  aus 
Obst,  Teig,  Rahm  gemischtes  und  bereitetes  Gebäck 
ZZoll.  Vgl.  Gunggis  (Bd  II  368).  ,Man  macht  ein 
Teiggli  in  der  Dicke  wie  zu  B.'  1820,  ZZoll.  Kochb. 
,Baches  in  einem  jussel.'  XV.,  Birl.,  Kochb.  ,Ein 
bachens.'  ebd.  ,Ein  suppen  mit  ayern  oder  ainen 
armen  man.  ain  gebaches.'  G  Küchenordn.  1495.  .Das 
bachens  oder  gebachens,  placenta.'  Mal.;  s.  noch  w- 
mäuwen  (Sp.  607).  .Baches  von  meertribel.'  1592,  Bs 
Kochb.  ,2  grosse  Bachis'  als  Badenschenke  an  den 
Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Z  Burgermeister  Waser  1065.  ,An  einem  andern  Ort 
heisst  mans  Gebachens.'  S  Kai.  1709.  —  2.  etwas  Zs- 
geklebtes,  Zsgebackenes,  wie  z.  B.  geronnenes  Blut 
einer  Wunde,  Augenschleim,  zerquetschte  Kirschen  in 
einer  Tasche  AAFri. ;  Bs,  Klebriges  am  Munde,  an 
den  Fingern  Ndw.  Spee.  Ausschlag  am  Kopf,  wobei 
die  Haare  zskleben,  bes.  bei  Kindern  ÄAFri. ;  Bs;  Ndw. 
Syn.  Brätis.  Vgl.  auch  grodlen  (Bd  II  706).  Auch 
für  B.-Chopf  (s.  Bd  III  414):  Wie  darf  der  B.  schon 
e"  Ma"  ne"?  wie  darf  der  (fast  noch  grindige)  Kinds- 
kopf schon  ans  Heiraten  denken?  Bs  (Spreng).  — 
3.  Durcheinander  übh.  AaFh. 

Über  die  Entstehung  aus  (Ge)bache(n)»  s.  ge-  (Bd  II  41). 
Das  m.  Geschl.  wohl  durch  Einfluss  von  Synonymen;  vgl. 
auch   Brätis. 

Opfel-:  Apfelkuchen,  -pudding  G  (-Pachis);  Z. 
.Apfelbachis:  saure  Äpfel  verkocht  mit  Semmelmehl, 
Zucker,  Zimmet,  Rosindli,  Eier,  im  Ofen  gebacken.' 
1820,  ZZoll.  Kochb.  Vgl.  .Gebaches  von  öpfelküechli 
ald  sunst.'  G  Küchenordn.  1495. 

Sunne"-:  Gebäck,  das  zu  schwach  (nur  wie  von 
der  Sonne)  gebacken  ist  BsStdt. 

Wi--.  ,Weinbachesli:  l/*  Pfund  Mehl,  4  Eigelb, 
4  Löffel  Zucker,  so  viel  Wein,  Vi  Anken,  ein  Teig 
gemacht  [usw.],  im  Ofen  langsam  gebacken.'  1820, 
ZZoll.  Kochb. 

Anke"-bachnigs  n.:  Buttergebäck  Aa.  Es  het 
i"  beide"  B'hüsi'ge"  inne"  gar  herrlich  no  [nach]  Anke"- 
bachnigem  g' schmückt. 

Ge-bäch  n. :  Gebäck.  .Welches  pfisters  brot  sie 
zu  ring  oder  am  g.  nit  recht  finden.'  XVI.,  ZWthur 
Stadtb.  ,Das  G.  für  das  Zuchthaus  lieferte  die  Pfisterei 
des  Waisenhauses.'  XVIII.,  Spvri,  Wais.  S.  noch  from- 
men 3  (Bd  I  1296). 

Safran-.  ,üass  das  S.,  d.  i.  dasjenige  Brotgebäch, 
welches  eine  1.  Zunft  zur  Safran  vor  dasige  Zünftere 
verfertigen  lasset,  unter  samtlicher  Meisterschaft  be- 
sagt E.  Handtwerk  der  Pfisteren  ohne  Ausnahm  wechsel- 
weis  umgehen  möchte.'  1749,  Z  Weggenzunft. 

bächele"  II:  Dim.  zu  backen.  1.  sachte,  behut- 
sam, mit  Behagen  hacken  (auch  kochen)  Gl;  Tu. 
D'  Mueter  bächelet-em  immer,  bäckt  oder  kocht  ihm 
etwas  Angenehmes  Gl.  Das  ist  g'gange"  mit  B.  und 
Brüsele",  mit  Backen  und  Braten,  z.  ß.  auf  ein  Fest- 
mahl hin.  ebd.  —  2.  intr.  a)  sich  sachte  ausbacken 
Tu  (von  Gebacken).  —  b)  wachend  noch  einige  Zeit 
behaglich  im  Bette  liegen  GTa.  Syn.  müderlen.  — 
3.  ein  schwächliches  Kind  mit  aller  erdenklichen 
Sorgfalt  pflegen   „G;"   Z  (auch  bächlen). 

Mhd.  in  Bed.  3  (auch  schwäb.);  refl. :  sich  wärmen, 
sonnen;  ahd.  paehilön,  refocilare.  S.  auch  bacheren.  Zur 
Bildung  vgl.   chüch(e)tcn  (Bd   III    127),  br&tlen. 

„  ü  f - :  =  bächelen  3  G. " 

er-:  einen  schwächlichen,  kränklichen  Menschen, 
bes.  ein  kleines  Kind  durch  bächelen  (i.  S.  v.  3)  am 
Leben  erhalten,  davon  bringen  Z.     Syn.  er-bdjen. 

ver-:  durch  überflüssiges,  zum  Wohlleben  dienen- 
des Backen  verbrauchen  Th,  übh.  liederlich  durch- 
bringen, auch  durch  Trinken  Ap.  Vgl.  ver-chüechlen 
(Bd  1H  144). 

bächig  II:  gut  backend,  von  einem  Ofen  ScHSt. 
(Sulger). 

Pächni  f.:  eine  Art  Kuchen,  feineres  Gebäck 
Gr  UVatz. 

61 


9G3 


Bach,  hcch,  bich.  boch,  buch 


964 


Bachant  m.:  fahrender  Schüler.  Oft  als  Typus 
der  Zuchtlosigkeit  und  Rohheit.  .Wenn  einer  gedenkt, 
wie  dise  bachanten  [fanatischen  Lutheraner]  sich  jetz 
haltend  gegen  erheben  lüten  und  ganzen  kirchen.' 
LLav.  1576.  .Bist  ouch  ein  bach  old  Student  gsin.' 
Com.  Beati.  .Der  schlimme  Bachand!'  vEuw  1708. 
.Dieser  alte,  verlogne  Barchant.'  ebd. 

Über  das  Leben  der  Bachanten  im  XVI.  s.  vor  Allem 
die  Autobiographie  TbPlatters. 

Bach2eli  m.:  1.  wohlbeleibter,  von  Gesundheit 
strotzender,  dabei  jovialer,  gutmütiger  Mensch  Ap; 
GRh.,  dickes,  rundliches  Kind  TnHorn.  --  2.  gut- 
mütiger Tölpel  GTa.,  auch  halbzärtliches  Scheltwort. 
ebd.  —  Auch  sebwäh.  Das  W.  ist  wohl  Diui.  zum  Folg.; 
Tgl.   Spiek-Mocken  (Sp.    142). 

BachV  ArL,  K.,  M.;  BO.;  „Sch",  Bagge"  I  AeH. 
—  in  Ap;  BSi.  tw.  in.,  sonst  f.:  eine  Seite  des  ge- 
schlachteten Schweines  BO.,  (geräucherte)  Speckseite 
BSi.;  „Sch  (auch  Schinken)";  ,tergum  suis.'  Id.  B;  vier- 
eckiges, grosses  Stück  (Speck)  Ap.  En  B.  Speck  Ap. 
Syn.  Speichen.  In  der  ä.  Spr.  auch  als  Bezeichnung 
des  (lebenden)  Mastschweins.  ,Ein  halben  b.  ze  höwot 
[als  Abgabe].'  Habsb.  ürb.  .Kein  Bürger  soll  einen 
gesalzenen  B.  anders  als  mit  den  Kinnbacken  zer- 
hauen.' 1264/1779,  BThun  Handfeste.  .Und  als  die 
vorgenannten  zinser  ir  tisch  in  den  kelnhof  bringent, 
so  soll  man  inen  ein  Wirtschaft  geben,  ein  roten  [d.  i. 
gedörrten]  bach,  und  bonen  vom  bällibonn  und  brot, 
so  es  schönste  werden  mag  an  dem  bütel;  und  wie 
man  inen  die  Wirtschaft  uit  git,  so  süllen  si  ir  fisch 
wider  heim  tragen.'  um  1300/1561,  SchwKüsii.;  vgl. 
bächin  und  Barg.  ,Umbe  einen  b.,  so  dien  von  Peter- 
lingen  genuinen  wart  und  man  inen  einen  andern 
koufte  18  ß.'  1383,  B  Stadtrechn.  ,Er  hatt  in  sinem 
hus  inen  gehalten  mengen  b.  [zum  Schmause].'  um 
1405,  Ap  Chr.  ,Wenn  hochzyte  kamen,  so  muost  man 
im  [dem  Vogt  zu  Samen]  schenken,  einer  ein  kalb, 
einer  ein  b.  [usw.].'  1468,  Weisses  Buch.  ,Von  vier 
schwinen  die  b.'  G  Stiftsarch.  ,Ob  jemand  klein  guet 
[d.  i.  Schweine],  so  er  in  sein  haus  metzget,  in  b. 
wider  verkaufen  wurde  [der  soll  Abgabe  zahlen].' 
1541,  B  Rq.;  s.  auch  Holz-Haber  (Bd  U  933).  ,Der 
küng  schickt  uns  ein  halbs  bachen  schwynis  fleisch.' 
1557,  Z  Gesandtschaftsber.  Auch  Seite  eines  grossen 
Fisches:  ,So  sol  er  [der  Fischer]  6  die  ersten  lächs, 
die  er  vahet,  einem  keller  gen  Louffen  antwurten  und 
sol  denn  der  keller  die  ingeäder  nemen  und  sol  die 
b.  salzen.'  ZLaufen  Offn.  Sprw.:  ,Die  Wurst  an  Ba- 
chen werfen.'  Sprww.  1824,  e"  Wurst  an  e"  Bake" 
werfe:  Id.  B,  mit  der  Wurst  den  Bachen  ahe'schlah" 
BLenk,  mit-ere"  Hamme"  e"  B.  abe'schlah*  BSi.,  die 
Wurst  nach  der  Speckseite  werfen;  entstellt:  ,Ich 
werfe  eine  Wurst  in  Bach,  dass  ich  kann  einen  flam- 
men herausziehen.'  Sprww.  1824.  .Warfen,  als  man 
sagt,  eine  wurst  in  einen  bach.'  ThFrickart  1470. 
,Der,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  eine  Wurst  nach  dem 
B.  wirft,  zu  versuchen,  obs  herunderfallen  will.'  Hebt. 
1658..  S.  noch  Hammen  (Bd  II  1269/70),  ferner  Gr. 
WB.  I   1061. 

Mini,  backe,  ahd.  bacho  m.  Die  Isolierung  des  W.  im 
Sprachgefühl  bekundet  sich  im  Schwanken  des  Geschlechts 
und  in  der  tw.  Anlehnung  an  Bach  I  und  an  Baggen;  unl 
l.etztcrm  berührt  es  sicli  indessen  auch  begrifflich.  Der 
Beleg  aus  SchwKüsn.  zeigt  Übergang  in  die  starke  Flexion, 
von  einem   Kom.   Bach  aus  mit  apok.  c. 


Schwin(s)-.  .Und  [soll]  sin  frow  bringen  ein 
vierten  teil  eines  schwynsbachen.'  1543.  ZMaur  Offn. 
.Bsengt  [geräuchert]    wie  d'  schwynbachen.'   UEckst. 

Bach  f.:  Mutterschwein  Gl. 

bächin:  von  einem  (gedörrten)  Schweinsrücken, 
.ßächins  fleisch.'  1371,  Z  Ratserk.  .Wer  in  den  hof 
schulterenzins  git,  der  sol  an  St  Steffanstag  mit  der 
schulteren  selbander  kommen  in  den  hof,  und  sol  man 
denen  geben  bächin  fleisch,  wäre  aber  dass  inen  das 
bächin  fleisch  gepreste,  so  sollent  sy  die  schulteren 
mit  der  wid  und  allem  in  den  kessel  werfen  und  da 
sieden  und  sollen  dann  die  schulteren  essen,  als  vil 
sy  mögent.'  1424,  ÄAÜolderb.  Offn. 

umen-baclie°,  Ptc.  -et:  herumschelten,  mit  unter- 
drückter Stimme  Gr  ObS.  (Bühler). 

Baches  m. :  fetter,  dicker  Kerl  SchwE. 

Aus  .Bacchus';  vgl.  Malchus  (Sp.  194).  Bildliche  Dar- 
stellungen dieses  Gottes,  iu  Gestalt  eines  übermässig  dicken, 
meist  auf  einem  Fasse  reitenden  Knaben,  kamen  dem  Volke 
bes.  bei  Umzügen  (z.  B.  bei  der  Moosfahrt  in  SchwMuo.) 
von  jeher  zu   Gesichte;  vgl.  Bächtold,   NMan.,  Einl.  217. 

Bach2le"f.:  kupferne  Viehschelle  ZW.  Syn.  Trink- 
len.    —   Viell.  mit  a  =  6  und  zu  lochten  (s.  d.)  gehörig. 

Panche"  m.:  Boje,  Zeichenholz,  Ankerzeichen 
Bodensee. 

Ahd.  bouhhan,  mhd.  bauchen  n.,  Zeichen.  Der  Gewährs- 
mann (TTobl.)  schreibt,  wohl  ungenau,  Bh~;  vgl.  Böchi «. 

panche":   gierig  essen  GRUVatz.     Syn.  batiken. 

bäuchere":  refl.,  sich  aufblähen  GA.  Er  bäucheret- 
sich  irie  ne"  Chreisamme",  er  wird  wohlbeleibt. 

Zu  Bri'h  (s.  Chreis-Ammann  Sp.  '24S1,  mit  eigentümlicher 
Diphthongierung,  sofern  nicht  alte  Ablautbildung  vorliegt. 
Vgl.   auch   bäugeren. 

Pi;ch2  Ap;  GoT.;  Th;  Ndw;  U,  BecW  Aa;  Bs;  B; 
F;  GkD.;  S;  UwE.;  W;  Z  —  n.  (in  Ndw  auch  m.): 
1.  a)  wie  nhd.,  schwarzes  oder  Schusterpech.  allg. 
Es  wird  auch  zu  Heilzwecken  (Bech-Vflaster)  ver- 
wendet, doch  seltener  als  Harz.  .Wachs,  schwarz  bach. 
colapbano,  stierunschlit,  loröl,  1  lod  cächsilber,  mache 
ein  salb.'  Zg  Arzneib.  1588.  .Griechisch  bech,  pix 
arida  vel  spissa,  vulgo  Graeca,  Colophonia  et  Hispana.1 
KdGesn.  1542.  .Heinrich  Meier,  gen.  Pechheiri,  Schu- 
sters Heinrichen  Sohn.'  Amtsbl.  1883  (ZHüntw.).  — 
b)  Harz  von  Rot-  und  Weisstannen  GS.  Vgl.  Pech- 
Hare  (Bd  II  1655).  —  c)  Gummiausschwitzung  eines 
Steinobstbaumes,  häufig  von  Kindern,  aber  auch  Er- 
wachsenen gesammelt  und  gekaut,  angeblich  zum  Rei- 
nigen der  Zähne  dienend  GrD.  B.  chiiice".  Vgl.  Kan- 
Harz  und  Chleb-Harz  (Bd  II  1654).  —  d)  der  Phosphor 
an  den  Zündhölzchen  ZNer.,  W.  —  2.  in  RAA.  a)  im 
lt.  s%;  wie  nhd.  Bs;  B;  Th;  U;  Z.  B.  ha"  Bs;  B; 
Th;  Z  (modern).  Einen  i"  's  B.  füere",  in  Verlegenheit 
bringen  B;  S.  S.  noch  Harz  (Bd  II  1654).  —  b)  ('s) 
B.  ge"  Ap;  Bs;  B;  F;  L;  Th;  Uw;  W;  Z,  chernfe* 
AaHI.  ;  Üs;  S,  >!(■•  Aa,  Reissaus  nehmen,  davon  rennen. 
Syn.  d'  Finke"  chhipfe",  sich  zapfe",  sich  drausse".  — 
Amlnl.   bich,  p-;  vgl.   betr.   den   Anl.   Bapst. 

Auge"-:  Schleim,  der  sich  in  den  Augenwinkeln 
sammelt  W.     Syn.  Ziger. 

Juden-.  .Ein  paar  kerzenstöck  mit  j.  und  ab- 
brechen.' XVI.,  L  Inv.  —  Für  bitumen  Judaicum  (eine 
Art  Asphalt)  auch  sonst  bekannt.  In  unseren  Fall  mochte 
es  zum  Befestigen  der   Kerzen  dienen. 


965 


Bach,  beeil,  bich,  boch,  buch 


966 


Menschen-:  euphem.  für  Menschenkot.  Einem 
Burger  wurde  Nachts  die  Haustüre  .mit  m.  beun- 
suberet.'   1491,  Z. 

Mneter-:  Kindspech.  .Gebt  dem  Kind  sogleich 
nach  der  Geburt  ein  Reinigungsmittel  ein,  damit  es 
von  dem  sogen.  Mutterpech  wohl  gesäubert  werde. 
Lasst  euch  ein  paar  Schillinge  nicht  reuen,  es  ans 
einer  guten  Apothek  anzuschaffen.  Es  baut  vielem 
Ungemach  vor.'  Hirtenbriefe  1777. 

Tran-.  .Pinea  resina,  tranbech  in  Wallis.'  KdGesn. 
1542.  Vgl.:  .Das  harz,  so  von  den  weissen  tannen 
tropft,  wird  tr.  im  land  [Wallis]  genannt.-  Skb.Münster, 
Cosiu.  1540/1(328.  —  Amlul.  tmh*n.  trän,  Thrine;  vgl.  nhd. 
,Zahr'  (Zähre)  =  Baumharz. 

Bechele»  f.:  =  Harzelen  (Bd  II  1655)  GrD. 

beche":  1.  mit  Pech  bestreichen.  .Carina  uneta. 
wolgebächt'  Fris.  —  2.  =  harzen  1  b  (Bd  II  1656) 
GRSplüg.  Spec.  als  Schreiner  schlecht  arbeiten  GrL., 
Splüg.  S.  noch  chleben  (Bd  III  612  o.).  —  3.  (auch 
derio"  6.)  =  Beck  ge"  (s.  Bech  2  b)  Bs;  BE.;  L.  Mer 
sind  (der co')  'buchet. 

üs-:  =  buchen  3  Bs.  —  ver-:  verpichen  AaF.,  Ke. ; 
ZS.  —  z'sämme"-:  zusammenkleben  B.  Z'sämme"- 
pechet,  von  Augen,  Wunden. 

Becher  I:  schlechter  Arbeiter  GrL.,  Splüg.  Vgl. 
Harzer  1  b  und  3  (Bd  II  1657). 

bechiere",  p-:  =  bechen  3  B;  Z  (auch  fürt-). 

bechig:  wie  Pech,  pechschwarz.  ,Die  sachent 
einen  rappen  von  varwe  bächig  [Übers,  von  ,avis 
nigra'].'  KSailer  1460. 

Bechi°g  f.:  Pfuscharbeit  GrL.,  Spl. 

Becher  II  m.:  1.  wie  nhd.  allg.  Gegenüber  dem 
täglich  gebrauchten  Glas  jetzt  mehr  nur  auf  feier- 
liche Anlässe  beschränkt.  In  BsStdt  ist  ein  silbernes 
Becherchen  ein  beliebtes,  fast  herkömmliches  Paten- 
geschenk; die  Kinder  brauchen  es  dann  als  Trink- 
gefäss  bei  den  täglichen  Mahlzeiten  bis  etwa  ins 
zehnte  Jahr.  Gang  und  gäbe  sind  Stiftungen  von 
Bechern  als  Ehrengeschenke,  insbes.  als  Preise  bei 
Schützenfesten  fSchütze'-B.J,  Turnfesten,  auch  Pferde- 
rennen (Benn-B.  Bs).  ,Kaum  vergeht  ein  Jahr,  da 
nicht  obrigkeitlichen  Personen  Schalen,  B.,  Kannen 
oder  andere  Kostbarkeiten  geschenkt  werden.'  ZObf. 
1897,  91.  Vgl.  auch  Lüt.,  Sag.  174.  Über  die  Stiftung 
silberner  B.  von  Seite  neugewählter  Zunftbeamter  s. 
Geering  1886,  105/6.  1549  besass  die  Schlüsselzunft 
Bs  82  silberne  Becher,  1568  deren  107.  ebd.  ,Ist  an- 
gesehen, das  fürhin  jeder,  so  au  kleinen  rat  gesetzt 
wirf,  ein  silbrinen  b.  ufs  rathus  geben  solle,  12  lot 
schwär,  mit  sinem  wappeu  bezeichnet.'  1572,  L  Rats- 
buch. .1591  Hess  der  Rat  [von  ZElgg]  12  silberne 
B.  auf  das  Rathaus  machen,  welche  66  fl.  kosteten. 
Wer  sich  in  der  Folge  beliebt  machen  wollte,  schenkte 
auf  die  Ratsstube  einen  silbernen  B.'  KHacser  1895. 
S.  noch  die  folgenden  Zssen  und  Becher-Gelt  (Bd  II 
256),  sowie  oer-schwellen.  B.  als  Abgabe:  ,Die  drei 
Höfe  in  UwSa.  hatten  im  XIII.  und  XIV.  dem  C'hor- 
herrenstift  LBeromünster  u.  a.  18  (hölzerne)  B.  zu 
Zinsen.'  WÖchsli  1891.  RA.:  ,Ben  B.  schwenken' 
spöttisch  vom  .altfränkischen  Gang  vornehmer  Töchter 
und  Weiber,  denen  man,  was  sie  sich  einbildeten, 
hinten  ansehen  musste.  wenn  sie  ihre  Scheiben  wie 
die  Schwingsenkel  an  den  Uhren  bei  jedem  Schritt 
hin    und    wider    gehen    Hessen'    Bs    (Spreng).      Syu. 


schmänzlen.  —  2.  kleineres  Hohlmass  AiLeer.,  spec. 
für  Getreide  =  '/io  Viertel  L  (s.  auch  Helv.  Alman. 
1804,  148),  V«  Viertel  Uw  (Gem.  68);  auch  für  Ka- 
stanien, Nüsse,  ungefähr  =  1  Immi  LV.  .Vier  Lucerner- 
viertel  machten  einen  Mütt,  vier  Mütt  ein  Malter. 
Abwärts  zerfiel  das  Viertel  in  zwei  Halbviertel;  auf 
ein  Halbviertel  giengen  zwei  Vierling  oder  fünf  Immi 
oder  acht  Becher.  Auf  offenem  Kornmarkt  wurde  beim 
Viertel  und  Halbviertel  gemessen;  für  kleinern  Ver- 
kauf, welcher  bei  Bechern,  Vierlingen  und  halben 
Vierlingen  gemessen  werden  wollte,  war  ein  eigenes 
Lokal  angewiesen.'  Seg.  RG.  II  249.  ,Das  Mass  für 
trockene  Körper  ist  der  B.  von  26  c"  Inhalt  und  das 
Viertel,  welches,  nach  dem  die  Waare  fein  oder  grob 
ist,  13  bis  16  B.  fasst'  U  Gem.  1834.  .Eine  Bündten 
zu8B.  Hanfsamen.-  1807,  BsWald.  En  B.  Büihung 
Z  (Dan.).  .Der  dem  gottshus  zigerzins  soll  [schuldet], 
der  soll  in  rinden  stossen  16  pfunt  zigern,  der  nüt 
sur  ist,  und  zwei  alt  b.  salz  und  soll  der  ziger  damit 
nüt  versalzen  syn.'  vor  1400.  UwBuochs  Hofrecht. 
,Und  sölti  16  fuud  ziger  in  einer  rinden  sin  und  zwei 
alt  b.  salzes,  da  wäre  ein  hant  vol  salzes  ein  b.'  1469, 
UwE.  Urk.  ,Der  grempler  zunftbrief  binde  die  metzger, 
dass  si  schmalz  und  unschlit  nit  sölltind  wider  ver- 
koufen  bi  stötzlinen,  die  drü  pfund  und  darob  schwer 
wärint,  dessglich  das  schmalz  nit  under  einem  halben 
b.'  1519,  Z.  .Das  selb  geschier,  das  ob  6  b.  schmalz 
ist,  sol  man  bezalen  und  nit  wider  geben.'  SchwE. 
Hofrodel.  ,Ein  b.  anken  [als  Abgabe].'  1596,  SchwE. 
Klosterarch.  S.  noch  Cliäfer  (Bd  III  161),  Chopf  (ebd. 
411),  Chüpfli  (ebd.  420),  läteren  (ebd.  1516).  —  3.  Be- 
cherli,  Hüllkelch  der  Haselnuss  GW.,  der  Eichel  B; 
ZU.  —  4.  becherförmige  Aushöhlung  im  Fels  neben 
dem  obersten  Wasserfall  des  vereinigten  Gerneren- 
und  Dürntenbaches  im  Kiental  BO. 

Amts-:  Becher,  den  ein  (abtretender)  Beamter  zu 
stiften  hatte  und  der  auf  eine  bestimmte  Anzahl  Lote 
Silbers  (beim  Landammann  z.  B.  37'/z  Lot)  geschätzt 
war.  Später  trat  an  dessen  Stelle  eine  entsprechende 
Geldleistung  Gl  (Blumer,  RG.  II,  1,  294).  Auch  für 
L  bezeugt;  s.  MEsterm.  187S,  45.  —  Ver-er-:  =  dem 
Vor.  .1629  wird  [in  AaL.]  verfügt,  es  soll  ein  Grossrat 
einen  ISlötigen,  ein  Kleinrat  einen  121ötigen,  ein 
Schultheiss  einen  ISlötigen  Becher  schenken.  17u:l 
wird  verordnet,  es  solle  der  Neugewählte  statt  des 
V-s  Geld  zahlen.'  Muller,  Lenzb.  —  Um-gelt-.  ,Ein 
grosser,  verdeckter  Umgeltb.'  XVI.,  L  luv. 

Jüz-,  Jüz-:  Nachttopf  (scherzh.)  B.  En  Stimm 
ha"  wie  ne"  g'spaltner  J.  —  Zu  ju(ch)zen  (Bd  III  10); 
vgl.    fhhpf-G eilen  (Bd  II   283). 

Kelch-.  Aufgeführt  in  alten  Rechnungen  der  Z 
Schneggenzunft.  —  Kanal-:  cannelierter  B.  .Ein  ver- 
güten C.  16  Lot.-  1658,  L  Inv.  —  Chlungele--  Aa 
St.;  B,  Knüle"-  BsStdt:  hölzerner  Becher  als  Behälter 
für  den  Garnknäuel.  —  Chrüs-.  .1  Kinssbecherlin.' 
um  1580,  LStUrban  Inv.  —  Gemeinds-:  der  Ge- 
meinde gehöriger  silberner  B.  ZZoll.f  Die  G.  wurden 
in  der  .Sigeten'  [Gemeindearchiv  im  Kirchturm]  auf- 
bewahrt und  nur  bei  feierlichen  Anlässen  gebraucht: 
in  der  Revolutionszeit  (1799)  kamen  sie  abhanden.  — 
Merze"-:  =  M.-Chübel  (Bd  III  114)  GWe.  —  Bire"-: 
wohl  birnförmiger  Becher.  ,3  vergölte  b.'  XVI.,  L  Inv. 
—  Richter-.  .Credenzbecher,  beschlagene  Löffel, 
Mutlibauch.  R.  [usw.].-  1659.  SchwE.  Klosterarch.  — 
, Rüttel-Bächerle:   darinn  man  die  Würfel  rüttlet. 


967 


Bach,  bech,  Meli,  boch,  buch 


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e  man  sy  in  die  brennten  oder  in  das  brättspil  wirft, 
pyrgus.'  Mal.  —  Sechser-Becher:  silberner  Becher, 
den  jeder  der  sechs  Beisitzer  einer  Zunft  bei  seiner 
Wahl  zu  stiften  hatte  BsStdt  f.  Die  Safranzunft  führte 
den  S.  1481  ein  und  zwar  so,  dass  der  neue  Sechser 
3  fl.  erlegte,  dafür  liess  dann  die  Zunft  ,ein  schalen 
oder  becher'  herstellen.  Geering  1886.  .Betreffend  die 
S.  wollen  unsere  Gn.  Herren  derenhalb  mennigliehen 
zu  gebührender  Moderation  und  dass  keiner  sich  selbs 
über  Vermögen  angreifen,  weniger  von  Seiten  der 
Zünften  Jemandem  etwas  dergleichen  zugemutet  wer- 
den solle,  erinnert  haben.'  Bs  Mand.  1658.  —  Süser-: 
Becher,  der  bei  der  Herbstmahlzeit  zum  Trinken  des 
.Sausers'  diente.  ,1  pfd  um  6  s.'  Z  Schneggenzunft 
Rechnung.  —  Sü"-:  der  grösste,  127  Lot  wiegende  B. 
der  ehemaligen  Knabenzunft  in  GR.  Osenbr.,  W.  V  248. 
Vgl.  Süic-Gericht,  auch  Süiv-Parwer.  —  Insatz-.  ,An 
silbergschir  ist  [in  LSurs.]  vorhanden  7  march  12  lot 
an  einem  dotzet  oder  i.'  1596,  AaMuiü  Inv.  —  Schog- 
goladen-.  ,752  Schoguladenbächer.'  1800,  ZBendlik. 
(Inv.  einer  Porzellanfabrik).  —  Spitz-.  .Kleine  Stäufli 
oder  Sp.'  unter  dem  vergoldeten  Silbergeschirr  auf- 
geführt. 1745,  Z  Saffran  Inv.  —  Sprütz-:  =  Sprütz- 
Hafen  (Bd  II  1017)  Bs.  —  Stunipe"-:  Schale  oder 
auch  Körbchen  für  Fadenabfälle,  Fetzen  BsStdt.  — 
Stauf-:  Kelchbecher.  ,1681  beschenkte  Oberst  Hirzel 
vor  seinem  Abzug  Elgg  mit  einem  prachtvollen,  ganz 
vergoldeten,  silbernen  St.'  KHauser  1895.  —  Stotz-. 
,2  grosse  und  4  kleinere  st.'  unter  dem  Silbergeschirr 
der  Gerwerzunft.  1592,  L  Inv.  —  Strässburger-. 
,4  Str.'  1592,  L  Inv.  —  Tigel-.  ,Die  4  hochen  d.' 
XVI.,  L  Inv.  ,6  glatt  D.'  1612,  L  Stiftsurb.  ,Ein  ge- 
schüepten  Tisch-  oder  D.  wigt  7  Lot  3  Quintli.'  ebd. 
,T.'  auch  1698  im  Inventar  der  Z  Weggenzunft.  — 
Doppel-.  .Ein  D.'  Z  Schneggenzunft  Rechnung.  — 
Tisch-.  ,20  silberin  t.'  1576;  1599,  Z  Inv.  ,1592  be- 
sassen  die  Wirte  und  Gerwer  in  LStdt  zusammen  45 
silberne  T.'  AWapf  1895.  ,1  grossen  T.  inwendig  ver- 
gült,-  um  1600,  ZHöngg  Inv.  .Für  2  Tischbecherli 
12  fl.'  1683,  Zubers  Tageb.  .[Nimm]  2  T.  voll  Honig.' 
XVIIL,  Z  Kochb.  —  Trüben-:  Becher,  der  (oder 
dessen  Deckel)  eine  Traube  vorstellt.  ,Dry  vergült 
verdeckt  tr.,  band  gewägen  113  lot.'  1598/9,  L  Inv. 
Der  Chorherr  N.  N.  und  der  Stiftsnotar  vergaben 
den  Bürgern  1604  den  sog.  , Trübelbecher.'  LBerom. 
(MEsterm.  1876,  203).  —  Trag-:  Becher  als  Entgelt 
für  den  Dienst  der  , Tragerei.'  ,Die  Entrichtung  des 
Bodenzinses  für  die  gesammte  Tragerei  soll  von  dem 
Träger  geleistet  werden.  Jeder  Träger  soll  da,  wo 
vormals  der  sog.  Tr.  oder  sonst  etwas  Bestimmtes  in 
Getreide  oder  Geld  üblich  gewesen,  dasselbe  noch 
fernerhin  zu  geniessen  haben.'  1801,  B  (Helvet.  Los- 
kaufgesetz). —  Weibel-:  ein  der  Gemeinde  gehören- 
der Becher,  aus  dem  bei  öffentlichen  Gelagen  der 
W  eibel  trank.  ,Der  W.  der  Gemeinde  ZWied.  hatte 
die  Form  eines  rohen  hölzernen  Büttenmännleins.'  Z 
Anz.  18S3. 

Bech  er  er  m. :  Verfertiger  von  (hölzernen  oder 
zinnernen)  Bechern.  Schon  um  1200  unter  den  Amt- 
handwerken  (officia)  des  alten  Basel  genannt.  Der 
untere  Teil  der  freien  Strasse  hiess  im  XIII.  .unter 
den  b-n.'  A.  1271  vereinigt  sich  mit  den  Bauleuten 
die  ,'J'rehsilzunft',  d.  h.  die  , Becherer'  von  1200.  Gee- 
ring  1886,  9.  28;  vgl.  auch  Bs  XIV.,  40.  .Breste  und 
missehelle   was  zwischent  Niclause  dem  giesser  und 


Fiviane  dem  becherer  umb  den  weg,  so  zer  priveten 
gat.'  1300,  Bs  ürk.     ,Peter  B-s  hus.'   1299,  Seil  Urk. 

becherig:  einen  .Becher'  fassend  Ndw.  Es  be- 
chirigs  Becki;  e"  bechirigi  Chappe". 

becherle":  mit  .Bechern'  messen  (beim  Klein- 
handel) Ndw. 

lit'1chere°:  sterben  (scherzh.)  Z  (Spillm.).  Er  muess 
b.    —    Vgl.  das  syn.  beckern,  begern  der  Gaunerspr. 

Tsche2ch'i-Bescbi  sagen  die  Kinder  zu  einander, 
wenn  sie  lachen  ZBub. 

Pich  f.:  Pein  S.  ,Ich  lig  hier,  wein  bitterlich; 
wenn  ich  dich  quittieren  müsste,  wärs  für  mi  die 
grösste  Pych.'  S  Volksl. 

pichen,  6-:  wie  nhd.  .Moab  ist  nie  von  einem  fass 
in  das  ander  gelassen  [worden].  Aber  ich  wirt  iren 
küefer  schicken,  die  sy  bichen  und  ire  fass  zuerüstind 
und  ablassind.'  1531,  Jerem.  .Picare,  p.,  mit  päch 
übergipsen.  Patella,  ein  gebicht  gsehirr.  Imbuere 
sapore,  ein  geschirr  bichen  und  wolgeschmackt  ma- 
chen.' Fris.  ;  Mal.  .Bichen,  bünen,  imbuere  vas.' 
Denzl.  1677;  1716.     S.  auch  bieken. 

ver-:  wie  nhd.  Th;  Z.  Auch  bei  Mal.;  s.  Gr. 
WB.  XII  95S.  Einmal  .verbichten':  ,Wie  hart  der 
Mensch  in  der  Dienstbarkeit  der  Sünden  verpflichtet 
und  verbichtet  seie.'  JJBreit.  1628. 

ver-picht:  erpicht  Sch;  ZZoll.  .Tief  in  die  Sund 
v.'  JWirz  1650.  ,Du  bist  v.  auf...'  Klingl.  1688. 
.Auf  das  Irdische  allzu  verpichet.'  JJUlr.  1727.  .Das 
römische  Jubeljahr  ist  ein  Fund  der  geltverpiehten 
Päbsten.'  ebd.  1733. 

Bicher  AaWoIiI.;  GT.;  Sch;  Th;  ZKn.,  Wäd.,  Be'i- 
eher  AaF.,  Leer.,  St.,  Z.;  ZB.,  Limm.,  O.,  rS.,  Bc'chcr 
Ar,  Bichter  Sch,  „Bechtcr  GRh.",  Binder  GWidn.;  Th, 
Bitikert  „B;"  Sch,  Binkter  ScHSt.;  ZMarth.  (neben 
Binker),  Sth.,  Binkte  ThHw.  —  in  ZFehralt,  Kn.,  rS., 
Wäd.  n.,  sonst  m.:  1.  Bienenkorb.  aaOO.  Syn.  Sumber. 
In  den  jungen  B.',  d.  i.  einen  solchen,  in  den  eben 
ein  junger  Schwann  eingetan  worden,  wird  oben  ein 
Maien  zum  Schmucke  gesteckt;  vgl.  Maien  (Sp.  6), 
Bi  (Sp.  909).  E'  Nase"  wie-n-e"  B.,  eine  dicke,  grosse 
Nase  ZB.  ,Binchar.'  1438,  Ebinger.  ,An  dem  Tag 
zuvor,  ehe  a.  1618  der  Flecken  Plurs  undergegangen, 
sind  alle  Bienen  aus  ihren  Bincheren  oder  Bienen- 
körben weggeflogen.'  Anhorn  1665.  —  2.  übertr.  a)  aus 
Stroh,  Weiden  oder  Wurzeln  nach  Art  und  in  der 
Form  eines  Bienenkorbs  geflochtener  Korb  ohne  Hand- 
habe oder  Bogen  AALeer.,  St.  —  b)  Strohkorb,  worin 
den  Pferden  Hafer  oder  Kurzfutter  gereicht  wird  Aa 
Wohl.;  „Z."  —  c)  Brustkorb,  Thorax,  bes.  beim  ge- 
schlachteten Vieh  GT.  —  d)  „Trinkgeschirr  für  Vögel, 
bes.  für  Tauben  GRh."   —  3.  .im  Beicher',  Ortsn.  ZP. 

Die  Formeu  ohne  n  entsprechen  gleichbed.  ahd.  ll-char, 
mhd.  bi-knr,  die  mit  n  ah<l.  btni-cAar,  mhd.  bine-kar,  bin-karj 
zum  zweiten  Teil  vgl.  Ghar  (Bd  III  420).  Der  Diphthong 
in  Be'icher  ist  wahrsch.  von  Be'iji  usw.  her  (s.  BD  über- 
tragen, zu  einer  Zeit,  da  das  Ganze  noch  als  Zss.  mit  Bi 
empfunden  wurde.  Doch  weist  die  Ap  Form  Becher  eher 
auf  Entstehung  aus  Bincher  durch  Voealisierung  des  n  (vgl. 
Zee  aus  Zins),  eine  Annahme,  die  auch  für  die  übrigen  For- 
meu ohne  n  nicht  vmi  vimiehi'reiu  abzuweisen  ist.  In  llinkcr 
ist  für  die  nach  der  Synkope  des  Mittclvocals  entstandene,  den 
betr.  MAA.  fremde  Verbindung  nch  durch  I.autsubstitutinn 
nk  eingetreten;  möglicherweise  aber  ist  der  Übergang  von 
ch  zu  /,■  gleich  zu   beurteilen  wie  der  von  g  zu  gg  in  mggt 


:n;:> 


Bach,  bech,  bicli,  bocli,  buch 


970 


(aus  tinago),  von  seh  zu  t*eh  iu  Mmtseh  (aus  menniaoo), 
Hülttehen  (ans  hulimi)  und  audere  analoge  Fälle,  wo  die  Ver- 
st&rknng  eines  Konsonanten  gleichsam  als  Ersatz  für  einen 
geschwundenen  Vocal  eingetreten  scheint.  Die  Abschwächung 
des  -2.  Teils  zu  -eher,  -ker  hatte  den  Anschhiss  an  die  vielen 
Masc.  auf  -er  (vgl.  insbes.  die  Gefassnamen  B&cher,  Eimer, 
Zuber)  und  die  tw.  Verdrängung  des  ursprünglichen  sächl. 
Geschlechts  zur  Folge.  Binkert  zeigt  (auch  sonst  belegten) 
Antritt  eines  (  an  -er;  daraus  entstand  Binkter  durch  Meta- 
thesis  des  (  und  daraus  endlich  Hinkte  durch  Schwund  des 
ausl.  -;-,  wobei  Wörter  wie  Bükte  eingewirkt  haben  mögen. 
Zu  3.    Der  betr.  Ort  liegt  in  einem  geschlossenen  Talkessel. 

Irab-  AaWoIiL;  ZS.  (auch  Imbe"-,  in  Sch;  Th;  Z 
Marth.,  Sth.  Imme'-,  in  Ap  Ime"-)  Bicher,  -Beicher,  in 
ZMarth.,  Sth.  -Binkter,  in  ThHw.  -Binkte"  —  m.,  in  Ap 
auch  n.:  =  Bicher  1.  ,Es  waren  bi  30  Immenbinkert 
vor  des  N.  N.  Hus.'  1610,  Ardüser.  Auch  spöttische 
Bezeichnung  für  einen  grossen  Hut,  für  den  Klumpen 
Tabak,  der  sich  etwa  beim  Schnupfen  unter  der  Nase 
bildet  ScHNnk.,  auch  für  eine  grosse  Nase  Th. 

G'leck-Beicherli:  =  Bicher  3  b  AaZ. 

Bili-Bicher:  =  Bicher  1  GoT.;  ZO.  -  S.  Anm. 
zu   Xaben-Xäpper  (Sp.    772). 

Wabe"-.  .Wer  in  der  Schwarmzeit  einen  offenen 
Wabenbecher  (einen  Bienenkorb,  in  dem  noch  Waben 
befindlich  sind)  auf  einem  Bienengestell  stehen  lässt, 
der  wird  um  4 — 10  Franken  gebüsst.'    Ap  Ges.  1854. 

bocli:  Interj.,  womit  man  die  Tätigkeit  des  Klo- 
pfens, Schiagens  begleitet.  , Pritschenmeister:  Der 
sieh  weite  weren,  dem  wurd  ich  das  nest  ufkeren, 
darzuo  singen  b.  über  b.  und  [d']  pritschen  schlaclien 
fürs  arsloch.'  Badenfahrt. 

Boch  m. :  Übermut;  Prahlerei.  ,Ich  will  den  trutz 
und  poch  in  diser  weit  tragen  frölich.'  Zwingli.  .Da 
der  frevleren  aufrüerischer  b.  gestillet  wird.'  1531; 
1560,  Z  Bibel.  .Demuet  ist  in  ein  p.  verkert.'  Vau 
Tschüdi  1533.  ,In  unserm  land  muetwill  und  b.'  Ruef 
1538.  ,'s  gschrei,  der  b.  schlacht  niemat  z'  tot.'  ebd. 
,Der  tirannisch  Tarquinius,  den  man  von  sines  bochs 
wegen  nit  mer  dulden  wolt.'  Vad.  ,Vil  bochs  und 
muetwillens  mit  armen  lüten  triben.'  ebd.  .Dise  ge- 
sellen hand  mit  sölliehem  trotz  und  b.  gehandlet,  das 
amma  und  rät  inen  entsitzen  muestend.'  Kessl.  ,Ab- 
solom:  So  ir  under  myns  vatters  joch  hand  glitten 
mit  vil  trutz  und  b.'  JMürer  1565. 

Pochel  Pochil,  Pöchil  m.:  Türklopfer  P  (Schott). 
—    Zur  Bildung  vgl.   Schlägel,   Stosnel. 

boch2en  ÄAEhr.;  Ap;  GT.;  SchwMuo.,  poche'  B; 
Schw;  Uw;  Z:  1.  a)  poltern,  sich  lärmend,  stürmisch, 
wütend  gebärden,  aufbegehren  GT.;  Ndw.  [Ich]  hett 
möge"  ivüele"  teie-n-e"  Tier  und  recht  ung'hürig  b.  G 
Ebnat.  In  es  pär  Woche'  ist  Chüwi  und  Tanz,  de" 
mochti'd  s'  [die  Sennen]  scho"  p.  bi  Wi",  Most  und 
Branz,  denn  kriegt  der  Sant  Wendel  [20.  Okt.]  nu 
[noch]  mängist  gar  g'schwind  es  Bitzeli  Händel  und 
Wätschli  zum  Grind.  Schwzd.  (Uw).  Henoch  zu  Kains 
Stamm:  ,Lond  von  üwera  b.,  touben.'  Rüef  1550. 
,Ein  anzal  trunkner,  wüester  puren,  die  mit  irem 
suffen  und  wuelen  und  b.  fürfuerend.'  HBdll.  1572. 
.Nachdem  sie  uns  vom  Morgen  bis  Nachmittag  sowol 
mit  langsamen  Deliberationen  als  Boldern  und  P.  auf- 
gehalten.' 1656,  Absch.  ,Die  trotzigen  Soldaten  wollten 
was  Bessers  [zu  essen]  haben  und  flengen  an  zu  p.' 
Sererh.  1742.  S.  noch  Strau-Halm  (Bd  II  1202),  heil- 
los (Bd  III  1429).  —  b)  bes.  mit  Eim  b.,  mit  Einem 


poltern,  ihn  ungestüm  anfahren,  schelten  Schw;  Nnw; 
,B;  F;  L;  Sch;  Za'  (St.1').  Syn.  holderen.  Wart  nur, 
der  Vatter  bochet  de"  mit -der!  Drohung  zu  tinem 
Kinde  SchwMuo.  Mutter  zum  Kind:  ,Wir  wollen 
nein,  dim  vater  z'  nacht  kochen,  er  wurde  sunst  mit 
uns  beiden  b.!'  NMan.  ,Man  hat  guet  mit  frowen  b. 
und  machen,  dann  si  hand  nid  manns  herz.'  1528,  G. 
,Er  kam  im  land  in  eine  statt,  darin  er  mer  ver- 
zechet hat,  dann  im  sein  seckel  geben  mochte:  kam 
der  wirf  und  mit  im  bochte.'  Schertweg  1579.  Mat- 
thäus, der  Zöllner:  ,Du  aber  würdst  erfaren,  wie  es 
dir  soll  erschiessen,  dass  du  mit  mir  bochet  hast  [bei 
der  Weigerung,  den  Zoll  zu  bezahlen].'  1616,  L  Spiel. 
S.  noch  geben  (Bd  II  72  o.).  —  c)  prahlerisch,  keck 
herausfordernd  sich  benehmen,  bes.  reden;  sich  brü- 
sten, abs.  und  mit  Präp.  Aa;  Ap;  B;  „F;  VO;"  GT.; 
„S;u  Z.  Syn.  bolderen;  prächten.  Er  hat  'pochet,  er 
mög  zwe  Zentner  träge",  iez  mag-er  bloss  anderhalbe"  Z. 
Poch  nw  nüd,  's  cha"-der  aueh  noch  so  ga*  Aa;  Z, 
Mahnung  zur  Bescheidenheit  bei  Missgeschick  Anderer. 
Umme"  b.,  freche  Antwort  geben,  aufbegehren  ÄAEhr. 
Alls  dort  b.,  durch  Aufbegehren  seinen  Willen  durch- 
setzen Ap.  ,Mit  b.,  schwören,  blärren  wend  ir  [Lands- 
knechte] all  weit  erschlan.'  NMan.  Die  Genfer  sollen 
auf  die  von  Bern  nicht  ,p.',  weil  man  ihnen  jetzt  nicht 
Hülfe  leisten  könne.  1534,  Absch.  ,[Die  Thurgauer] 
sind  die  ersten  im  hämisch,  ob  sie  gleich  bei  weilen 
die  letzten  in  der  besoldung  sind.  An  sölliehem  guoten 
willen,  den  sie  zuom  krieg  habend,  ist  das  sprüehwort 
erwachsen:  boch,  Turgöuw,  boch;  schaff  ich  nünt,  so 
zeer  ich  doch.'  Vad.  ,Drumb  wider  Gott  soll  niemand 
b.,  er  lasst  kein  sünd  nit  ungerochen.'  Aal  1549.  .Et- 
liche darwider  bocheten.'  Wurstisen  1580.  .Treibend 
auch  vil  Bochens  und  Tröwens.'  RCvs.  Karl  von  Bur- 
gund  zu  den  Eidgenossen:  ,Gwüss  ich  will  üch  lehren 
b.,  an  Galgen  üch  all  zamen  Jochen.'  JMahl.  1674. 
S.  noch  Gauch  (Bd  II  104);  Mrin-hir  (ebd.  1561), 
lorggen  (Bd  III  13S2).  Das  Ptc.  Perf.  in  starker  Form 
und  aktiver  Bed.  als  Adj.:  prahlerisch,  eingebildet, 
stolz  BBr.,  Ha.  Er  ist  pochner  BBr.  Potz,  Der  chunt 
p.  derhar  BHa.  Vgl.  das  Syn.  gebissen.  —  d)  tr., 
trotzen,  übermütig,  höhnisch  behandeln.  Wenter,  ieU 
lö"-mich  vo*  der  nüd  b.,  ich  cha"  mi"  Soppen  im  Ofe'- 
loch  choche",  sagt  der  Sommer  zum  Winter.  Ap  Lied. 
,Ir  [die  VOrte]  hand  die  unsren  by  üch  gebocht, 
tratzt,  umbstellt,  gereizt.'  1529,  Absch.  .Verachte  und 
boche  sy  [die  Dienstboten]  nit,  tränge  sy  nit.'  HBull. 
1540.  .Sprich  der  weit  fründtlich  zue,  schnauw  nit, 
boch  die  lüt  nit,  rluech  nit,  das  doch  einem  ambtman 
insonders  nit  zuestat.'  ebd.  1558.  ,Die  mit  unmensch- 
lichem tratz  und  grusaraer  gottslesterung  das  wort 
Gottes,  den  Herren  Christum,  den  waaren  glouben  und 
gottsdienst,  ja  ouch  Gott  selber  b.  und  schmähen 
dörffend,  sobald  sy  vermeinend,  sy  habind  den  wurff 
in  ire  händ  gebracht.'  RGpalth.  1559.  ,Er  will  alle 
weit  fressen  und  b.,  in  omnes  desrevit.'  Mal.  ,Der 
Zürcher  undertonen  des  glauhens  halb  gerechtfertiget, 
gebochet  und  verletzet  wurden.'  Wurstisen  1580.  ,At- 
tila,  welcher  den  himmel  zu  b.  vermeinet.'  ebd.  .Ich 
will  mich  nit  mer  b.  lan  wie  vor  und  so  vil  leidens 
han.'  Com.  Beati.  ,Gott,  der  sich  nit  trutzen  lost  noch 
b.'  GGotth.  1619.  .Den,  der  einfalt  ist,  bringen  durch 
List  zum  Fall,  den,  der  schwach  ist,  b.'  AStettler 
1642  (Übers,  von  .braver  le  faible').  .Appenzell  lasst 
sich  nicht  p.,  ob  es  glich  das  letste  Ort.'  1685,  ZBül 


71 


Bach.  bech.  bich,  boch.  lmeli 


972 


Ofcninschr.  .Helvetia,  die  Alles  wollt  b.,  die  ligt  jetzt 
krank.-  JCWeissknb.  1701.  —  2.  eine  Art  Kartenspiel 
machen  (s.  Bocher)  „Gr;  Sch;  Tb;"  ZWäd.  Vgl. 
,Poch-Spiel'  bei  Gr.  WB.  VII  1963.  -  lind,  lochen, 
packen,  pochen;   prahlen. 

ab-boche":  abtrotzen.  .Denkend,  der  Gott  lebt 
noch,  dem  man  mit  ebruch  nüt  abboch.'  UEckst. 

über-:  durch  Trotz  und  Gewalt  einschüchtern, 
überwinden.  Die  Herren  von  B  wollen  sich  nicht  von 
den  Ihren  [widerspenstigen  Untertanen]  ,ü.'  lassen. 
1528,  Absch.  .Dann  einr  uss  der  tryfaltigkeit  soll 
kon  on  sünd  uf  dise  erden,  der  wirt  den  tüfel  ü.,  im 
nemmen  allen  synen  gwalt.'  Riff  1550.  .Stett  und 
schlösser  band  wir  brochen  und  alle  weit  tuon  ü.' 
ebd.  .Die,  so  niemat  zwingen  mocht  [die  alten  Schwei- 
zer], der  eigennutz  hat  überbocht.'  ebd.  ,Es  soll  nie- 
mant  meinen,  dass  er  Gott  ü.  werde.-   LLav.  1582. 

üf-:  aufbegehren,  prahlen.  .Die  pfaffen  und  ander 
böbstler  vil  ufbochten  und  fast  tröuweten,  wie  sv 
die  evangelischen  wurten  durchechten.'  1528,  Bs  Chr. 

—  er-:  durch  Bochen  (i.  S.  v.  1  a  oder  c)  erzwingen  Ap. 

—  üs-:  ausschelten  AaEIit.  Du  brüehst-miek  nüd 
alleuil  üsz'b.  —  Ter-:  durch  Trotz,  Widersetzlichkeit 
verlieren,  einbüssen.  ,So  wir  uns  also  wider  Gott 
stellend,  sosetzt  uns  Gott  in  söllich  gfar,  das  wir 
verbuchend  hut  und  har.'  U Eckst.  —  ge-:  =  bochen  1  c. 
,Als  die  sach  in  ernstwys  ist  usgebrochen,  ist  minder 
worden  irs  g.'  NSchradin  1499. 

Bocher  m. :  1.  Lärmer,  Krakeeler,  Maulheld, 
Prahler.  ,Ein  ketzer  hat  mich  ein  jeder  b.  bald  ge- 
scholten.' Zwingli.  .Sölich  b.  und  tröwer  [gegen  Z] 
sind  von  inen  von  Schwyz  ungestraft  bliben.'  1529, 
Absch.  ,Die  ungestüemisten  b.  und  ufrüerer  [unter  den 
Bauern  1525].'  HBull.  1572.  .Declamator.  der  eine 
Oration  haltet.  P.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Ein  händel- 
süchtiger P.'  ÜBrägger  1788.  Als  Spitzname:  .Fei. 
Hottinger,  gen.  Böcherli.'  1590,  ZZoll.  —  2.  Kuhname 
=  Poch-Grind  1  (Bd  II  767)  Ap.  —  3.  das  beim  Poch- 
spiel (s.  bochen  2)  gebrauchte  Brett.  Es  ist  in  sechs 
Furchen  oder  Rinnen  eingeteilt,  die  mit  gewissen 
Kartenfiguren  bezeichnet  sind;  darein  werden  so  lange 
Geld  oder  Zahlpfennige  gelegt,  bis  Jmd  die  mit  dem 
Furchenzeichen  übereinstimmende  Karte  ausspielt, 
worauf  er  den  betr.  Einsatz  bezieht  Bs  (Spreng);  Z. 

Loch-:  ein  dem  unter  Bocher  3  beschriebenen 
ähnliches  Brettspiel  BsStdt. 

pochere":  =bochen  2  Z. 

Bochete"  f.:  Hammerwerk,  wo  Eisen  .gepocht' 
wird  SÄdermannsd. 

Bochi  m.:  Aufbegehrer,  Unzufriedener,  Griesgram 
ScuwMuo. 

bochi ir.  böchig:  zum  Bochen  (i.  S.  v.  1  a  und  c) 
geneigt,  aufbegehrisch,  trotzig  AaBIj.  's  ist  en  b-ff 
Kerli.  .Man  ist  unwillig,  bochig  und  trutzlich.'  HBull. 
1531.  ,N.  N.  sye  der  grobist  an  der  guiein  gsin,  der 
ruchist  und  bochigist.'  ebd.  1572.  ,Da  ist  manchem 
böchigen  Gemüet  der  Hochmut  vergangen.'  Lind., 
Wthurer  Chron. 

h6ch-böchig:  Verstärkung  des  Vor.  ,Siner  h-en 
berüemung  statt  und  nachkummung  ze  tuon.'  Zwingli. 
Grosse  Anschläge  von  den  trotzigen  Grossprechern 
(,h-eir)  als  Herr  Sittich,  Rischach  [usw.],  1530,  Absch. 

bochle":  1.  poltern,  klopfen,  lärmen  Bs;  I.;  S. 
Wo  eusc  Hhsi    uf  sin,"   massive*   Pechschuehne*  in 


Sal  ihe*  pochlet.  BWyss  1863.  —  2.  prahlen  Gl.  — 
3.  =  bochen  2  Bs. 

Bochli  m.:  Maulheld  Gl.  Als  Familienname: 
.Thomas  Bochlin.'  1525,  S  (Strickler). 

Ge-böch  n.:  Gepolter  in  bildl.  S.;  lärmendes, 
anniassendes.  prahlerisches,  trotziges  Reden,  Auftreten. 
,[Dr  Ecks]  unbescheidner  gschrift  hätte  ich  kein  ant- 
wurt  gegeben  um  ir  groben  pöchs  und  Unvernunft 
wegen.'  Zwingli.  ,Ein  vogt,  der  sich  mit  hochmüe- 
tigen  g.  merken  lassen  unsern  glouben  ze  durehächten.' 
1529,  Absch.  Dabei  werden  viel  grausame  Drohungen 
ausgesprochen,  wie  denn  der  Abt  von  Muri  zu  Lucern 
sei  und  ,vil  gepöchs  tribt.'  1529,  Strickl.  .Wiewol 
wir  es  [die  Kriegsdrohung  und  -Rüstung  der  VOrte] 
für  ein  gepöch  und  pnigery  haltend  und  nüt  daruf 
setzend.'  1530,  Z  Schreiben.  ,Du  demüetigest  das  g. 
der  gottlosen.'  1531,  Jes.;  dafür  1667:  .die  Ungestüme'; 
1882:  ,das  Toben.'  ,Ir  ding  ist  nüt  dann  gböch  und 
gbrecht.-  HBcll.  1533.  ,Ein  zwang  mit  g.,  mit  tröu- 
wung  grusamer  dingen.'  ebd.  1561. 

pöchele":  herausfordernd,  anzüglich  reden,  sti- 
cheln B;  SRech.  Nume*  nid  eso  'pöchelet,  han-ich 
selber  'denkt,  aber  g'seit  han-i'h  nüt  u"d  ha"  das  Zug 
abe'g'wörgt.  B  Dorfkai.  1883.  Auch:  den  Empfind- 
lichen spielen,  leicht  auffahren  SZuchw. 

pöchisch,  in  Z  auch  pöchersch :  =  bochig  B ;  „VO ;" 
Gl;  '/,.  Er  het-mer piiehische"  [trotzigen,  hinterhältigen] 
B' scheid  g'g'e"  B.  Nif  nüd  so  p.l  Abwehr  gegenüber 
Arroganz  Z.  Wer  nüd  chann  weerschant  und  p.  si", 
chunnt  das  Mol  eidli'''  niene"  hi".  Stutz.  .Solche  lang- 
same und  küele  [mattes  und  flaues  Handhaben  der 
Sittengesetze]  macht  die  lasterhaften  frevler  p.,  trotzig.' 
1534,  Z  Synodalakt.  .Ganz  bochische  hochmuot  triben.' 
1547,  Absch.  .Es  heisst  nit:  je  höher  du  bist,  je  bö- 
chischer  erzeige  dich,  sondern  demütige  dich.'  FWyss 
1650.  ,Das  pöchische,  schier  tyrannische  Verfaren 
etlicher  Landvögten.'  1653,  L.  .Trotzige,  böchischc, 
schnöde  Antwort  geben.'  AKlingl.  1702.  , Bissige, 
spitzige,  trutzige,  bochische,  gähschützige  Reden  füh- 
ren.' um  1740,  Obw.  ,Die  Zuchtmutter  erzeigte  sich 
ganz  p.,  wurde  jedoch  bald  kleinlaut.'  ZWtliur  Xeu- 
jahrsbl.    S.  noch  nider-lässen  3  (Bd  III  1411). 

Boche"  (auch  P-)  n.  TiiSteckb.,  Böchcl  m.  THErm.: 
1.  Boje,  schwimmendes  Holz  am  Ende  eines  in  den 
See  gesenkten  Netzes  oder  einer  .Setzschnur'  mit  ein- 
gekerbtem oder  eingebranntem  Eigentumszeichen  Th 
Untersee  (Fischerspr.).  —  2.  Merkzeichen  übh.  Th. 
Wenn  d'  Tube"  im  Brunne'bett  bade'd,  isch  e"  Eege"- 
pöche".  —  Betr.  die  Herkunft  vgl.  di«  Aum.  zu  Pouchen, 
Die  Contraktion  von  au  zu  ö  entspricht  den  Lautgesetzen  der 
betr.   Mundarten. 

böche":  die  Fischreusen  im  See  durch  Angel  auf- 
suchen, wobei  der  Fischer  nur  an  gewissen  Merk- 
zeichen am  Ufer  sich  orientieren  kann,  wo  er  vorher 
die  zsgebundenen  Reusen  ins  Wasser  gesenkt  hat 
TuSteckb. 

l'ueh  I  in..  PI.  -»-,  Diin.  Büchli.  Kdspr.  Bücheli: 
Bauch.  1.  im  eig.  S.  a)  als  äusserer  Körperteil  bei 
Menschen  und  Tieren,  allg.  B.  ha",  beleibt  sein  Ap; 
Th;  Z.  E"  schöns  Rindli  satt  e*  Mi"  B.  ha"  ZS.  /'/' 
de"  B.,  ab  dem  B.  fuetere",  auf  Zu-  oder  Abnahme  des 
Leibes  füttern,  je  nachdem  man  das  Vieh  verkaufen 
will  oder  nicht  Gr1>.  E"  B.  ha"  u-ie  Chrott,  einen 
aufgedunsenen   Hauch  haben  Gnlle.     S.  noch  Bäthüs- 


97:1 


Bach,  becli.  bich.  boch,  buch 


-♦T  I 


Ammann  (Sp.  248),  Chreis-Ammami  (ebd.).  Mützer 
(Sp.  B22),  Wäntelen.  Nüni  mir  dn.it  ha*,  wo  der  B. 
satt  st",  spindeldürr  sein  GBern.  Von  Frauen:  e* 
grosse?  B.  Iiii"  GuTschapp.,  de"  B.  roll  ha"  Ap,  gra- 
vidam  esse.  ,Wo  soll  ich  us,  ich  armes  wyb,  mit 
mynera  grossen  buch  und  Ivb V -  Haberer  1562.  Müese* 
de"  B.  i"  d' Hand  ng*  vor  Lache*  '/..  Muess  -der  's 
Bücheli  ne"?  seherzh.  Drohung  gegenüber  kleinen 
Kindern,  von  entsprechender  Gebärde  mit  den  aus- 
gestreckten Fingern  begleitet  Z.  ,\Vo  ihnen  [den  un- 
zufriedenen Bauern]  nit  gwillfaret  wurde,  wurdind  sy 
wollen  mit  dem  bauch  druf  fallen  [mit  aller  Macht 
es  zu  erzwingen  suchen].'  1040,  Z  Staatsarch.  In  A'er- 
bindung  oder  Gegenüberstellung  mit  dem  Bücken: 
De"  B.  Köcher  trüge"  als  de"  Bugge",  hochmütig  sein  Z. 
,[Dem  Feind]  die  buch  und  nit  die  rücken  keren.' 
1499,  Z  Missiv.  ,Luegend,  wie  mir  der  b.  am  rugken 
klebt.  An  mir  ist  nüt  dann  hut  und  bein.'  J  Binder 
1535.  ,Der  b.  mir  gar  am  ruggen  klebt  [so  schwach 
bin  ich].'  Rcef  1540.  .Hab  übel  in  der  gfängnuss 
glebt.  myn  büchly  mir  am  ruggen  klebt.'  JMurer  1575. 
Mit  Buggfen)  und  B.,  aus  Leibeskräften,  mit  aller 
Macht;  um  jeden  Preis  Bs;  L;  Sch;  Th;  Z.  Er  hat 
si'h  mit  Buggen  und  B.  g'spert  (g'u-ert)  dergege*  Bs; 
Th;  Z.  ,Sy  band  daran  gewagt  rugg  und  b.'  NMan. 
,Ich  setz  zue  im  mein  bauch  und  rücken.'  Holzwart 
1571.  ,Ich  will  die  Götter  helfen  rächen  und  sollte 
rugg  und  b.  zerbrechen!'  Macritiana  1581.  , Der  gott- 
los setzt  rugg  und  b.  doran.  wie  wir  sagend,  dass  er 
die  kirchen  Gottes  ausreute.'  LLav.  1582.  ,Gut  sein 
und  durchtringen  [von  Quacksalbereien]  und  würken, 
oder  Ruck  und  B.  gelten  [kosten],  wie  es  dann  leider 
gar  oft  beschicht.'  RCvs.  ,Zue  Sempach  gienge  es 
ruch,  am  Morengart  kosts  Bugg  und  B.'  JMahl.  1674. 
Auch  in  der  Verbindung  ,Ripp  und  B.'  Das  könne 
nicht  erlitten  werden,  , sonder  müeste  es  ripp  und  b. 
brechen.'  1529,  Absch.  —  b)  der  Bauch  als  empfind- 
liche Stelle  des  Leibes,  Sitz  von  Krankheiten.  Vgl. 
Büch-fVe.  En  Clielli'g  in  B.  gilt  als  roheste,  lebens- 
gefährliche Tätlichkeit  ZS.  ,N.  N.  gestraft,  dass  er 
rninen  herren  das  vallent  übel  in  b.  gefluechet  hat.' 
XV.,  L  Katsb.  ,So  ist  nit  not,  dass  man  sy  [die 
Beichte]  halt,  obschon  dem  bapst  der  b.  spalt.'  UEckst. 
Dem  Rat  wurde  gedroht,  ,man  well  inen  der  tagen 
eins  über  die  buch  loufen  und  an  die  köpf  schlachen.' 
Ansh.  Im  Bunde  des  Papstes  mit  dem  Kaiser  sei 
deutlich  genug  gesagt,  dass  er  ihnen  [den  Eidgenossen] 
,den  spiess  an  den  bauch  setzen'  wolle.  1546,  Absch. 
,Es  ist  gmein,  das  die  weit  sich  fröwt,  wenn  iren 
fyenden  ein  rad  über  den  bauch  gat.'  LLav.  1582. 
,Wenn  wir  krank  sind,  wenn  uns  ein  Rad  über  den 
Bauch  gegangen,  wenn  wir  in  dem  oder  disem  Creuz 
stecken.'  JJBreit.  1628.  ,Weil  den  Gottlosen  nie  kein 
Rad  über  den  Bauch  gangen,  so  sind  sie  in  irem 
gottlosen  Tuen  verbliben.'  JWirz  1650.  —  c)  der 
Bauch  als  Behälter  der  Speisen,  Magen,  Sitz  der  Ver- 
dauung, allg.  En  volle",  läre"  B.  ha".  E"  g'lismete'' 
B.,  seherzh.,  ein  dehnbarer,  vielfassender  Magen  L; 
s.  auch  lismen  (Bd  III  1424).  Es  ehunnt  in  ein  IS. 
[sc.  ob  die  Frau  oder  der  Mann  Etwas  esse]  Z.  Über 
's  Buchs  Wille"  Biren  esse"  müesse"  Bs.  ,Mit  lerem 
.b  ist  nit  guet  singen.'  Aal  1549.  .Der  Bauch  hat 
keine  Ohren.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Den  hungerigen 
Bauch  mit  Milch  und  Suffy  füllen.'  JJSchecchz.  1708. 
Auch  von  Tieren:  Me"  muess  den  Chilenen  B.  machen, 


den  H.  öffnen,  tüchtig  zu  fressen  geben,  damit  ihre 
Verdauuiiir^'i-gane  sich  betätigen.  D'  ('hm  wachem! 
B.  und  sind  nümme"  verzwängt  (iul'r.  D'FärUhent 
kei*  B.,  wenn  sch'  nit  süffe*  GrAv.  .Alvum  et  ventrem 
astringere,  den  bauch  oder  stuolgang  stellen  oder  den 
durchlauf  gesteilen.'  Kims.  RA.  über  Eppis  en  böse* 
B.  han,  kein  Vertrauen  dazu  haben  BR.;  vgl.  Magen  I 
(Sp.  99/100).  —  d)  ausgeweideter  Bauch,  unedlere 
Eingeweide  von  Schlachtvieh.  En  Chile-,  Söü-,  Schäf- 
B.  ZZoll.  Vgl.  Chuttlen-B.  ,Es  sol  nieman  deheinen 
ganzen  b.  wegen  anderswa  denne  ze  der  fronwag.  er 
sol  ouch  den  b.  noch  ander  fleisch  darumb  nicht  zer- 
howen.'  um  1400,  THÜiess.  Stadtr.  S.  noch  Un-Flät 
(Bd  I  1226).  —  2.  übertr.  a)  auf  den  ganzen  Men- 
schen; s.  fül  (Bd  I  787  u.),  ferner  die  Zssen.  — 
b)  Ausbauchung  an  Gegenständen,  bes.  Gelassen,  allg. 
En  B.  mache";  z.B.  vom  Segel,  wenn  es  vom  Winde 
geschwellt  wird  Nnw.  Die  Heizi-,  Schiterbig  häd 
en  B.,  si  chalberet  bald  [wird  bald  platzen]  ZS.  — 
3.  Ortsn.     Blutt  B.,  kahler  Hügel  ZHirsl. 

Söu-anke"-:  Schmerbauch.  Als  Schelte  ZO.  — 
Herd-üpfel-:  Bezeichnung  von  Kindern,  die  vor- 
zugsweise mit  Kartoffeln  genährt  werden  und  davon 
Hängebäuche  haben  B.  H.-Büch,  Neckname  der  Be- 
wohner von  AaF.,  auch  von  ZO.  —  Füll-:  1.  grosser, 
voller  Bauch,  Wanst.  .Etliche  puren  gedorstend  reden: 
sy  wöltind  nu  hinfür  ouch  ryten  und  müesstend  die 
herren  zue  fuess  gan.  Ja  sy  müesstind  denen  in  der 
Stadt   die  grossen    füllbüch    usslassen.'    HBull.   1572. 

—  2.  übertr.,  Fettwanst,  Schlemmer.  ,Ir  gend  den 
zenden  in  die  gottshüser  den  füllbüchen,  die  in  un- 
nützlich verbruchend.'  1526,  Egli.  Akt.  .Die  Kreter 
sind  allweg  lugner  gwesen,  böse  vich  und  füllbüch.' 
1531,  Tit.;  dafür  1548:  .faul  beuch.'  —  Fress-:  eine 
der  vier  Abteilungen  des  Rindviehmagens,  wahrsch. 
der  Pansen  GMels.  —  Geiss-.  Narr  zum  Beel:  ,Dass 
dich  der  tropf  [la  goutte]  in  g.  schüft !  Frissest  so 
vil  und  wirst  nit  feisst.'  JMcrer  1559.  —  Gross-: 
Knhname  B  (JRWyss  1826).  — -  Grüsch-:  Kleicn- 
bauch.  Spöttische  Bezeichnung  eines  Menschen  ,mit 
grossem  Bauch  ohne  Gedeihen'  Bs  (Spreng).  —  Hang- 
Ham-:  dicker  Mensch  G.  —  Hunger-,  in  Gl  Hungri-: 
Hungerleider,  Nimmersatt  Gl;  „L;  G."  —  Räts- 
herre"-:   Schmerbauch  Ap;  Z. 

Chüe-:  1.  Kuhbauch.  Name  eines  schreckhaften 
Ungetüms  in  Gestalt  eines  mit  glühenden  Augen  voll- 
besetzten Kuhbauches;  es  lagert  sich  zu  gewissen 
Zeiten  bei  Nacht  am  untern  Rand  einsamer  über  Ab- 
hänge führender  Wege  und  gerät  ins  Kollern,  wenn 
man  dran  vorbeigeht  GsPr.,  S.  An  letzterm  Orte  soll 
es  zur  Nachtzeit  auch  auf  den  Alpweiden  herumkugeln. 

—  2.  Kuhmagen  saramt  Gedärmen  ZZoll. 

Zu  der  gespenstischen  Erscheinung-  unter  1  vgl.  Tülhr- 
Hund  (Bd  II   1434),  ferner    Wuetis-Her  (ebd.    1556/7). 

Kaffi-:  nur  mit  Kaffee  genährter  und  darum 
schwächlicher  Mensch  GSa.  —  C'häs-:  Neckname 
der  (Milchwirtschaft  treibenden)  Bewohner  der  innern 
Kantone.  .Wie  man  bi  inen  [in  Z]  die  länder  käsbüch 
schelte  und  derglich.'  1528,  Absch.  ,Die  Käsbäucb 
[die  Luzerner].'  Gespr.  1712. 

Chat-:  mit  (Menschen-)  Kot  gefülltes  Fell?  ,Mit 
dem  mist  und  kaat  will  ich  euwere  angesicht  bewerfen, 
ja  mit  dem  kaat  euwerer  hochzeiten,  den  wirdt  man 
mit  den  kaatbüchen  in  euch  werfen.'    1531,    Malach. 

Es  war  mittelalterlicher  Kriegsbrauch,  mit  Menschenko 


975 


Bach,  bech,  bich,  hoch,  buch 


976 


angefüllte  Fässer  oder  Häute  in  Vielagerte  Plätze  hinein  zu 
schleudern;   vgl.   z.B.    vRodt    1S31,   75. 

Chuttle"-Büch:  sämmtliche  Kaidaunen,  inbe- 
griffen den  Magen,  Röhre  usw.  Gl;  Th.  Syn.  (Chutthn-i 
Stich.  —  Chrotte"-:  als  Schimpfn.  .Ihr  tausig  Teufels 
Krotenbüch,  y  schlach  die  Donders  Stralen  üch!' 
JMahl.  1674.  —  Chrüt-Büch:  Neckname  der  Sar- 
ganser im  Munde  der  Meiser  G  (Albr.  1888,  15).  — 
Mues-Büch:  verächtliche  Bezeichnung  eines  nur  mit 
,Mues'  genährten  Menschen;  s.  Gr.  \VB.  VII  2730. 
.Der  gross  beel  ist  von  hinnen,  syn  mnessbüch  sind 
ouch  darvon.'  BGletting.  —  Most-:  vom  Trinken 
von  Obstwein  aufgedunsener  Bauch;  auch  der  Träger 
eines    solchen    U  ;    Z.  —   Muttli-    s.  Richter-Becher. 

—  Böllen-Büch:  Neckname  der  Meiser  im  Munde 
der  Sarganser  G.  —  Mel-beri-Büch:  Neekname  der 
Bewohner  von  GLEnneda.  —  Quetsch-Büch.  .Der 
biber  mit  grossem  quätschbauch.'  Tierb.  1563.  Vgl. 
ebd.:  .Der  biber  hat  ein  langen  leib,  der  doch  vast 
allein  der  bauch  und  sunst  wenig  an  im  ist,  darumb 
in  etlich  das  bauchtier  nennen.'  —  Suppe0- s.  Knoll- 
Fink  (Bd  I  868).  —  Schaf-:  1.  grosse  Blutwurst, 
bestehend  aus  einem  mit  Blut  gefüllten  Schafmagen 
GRHe.  Vgl.  Magen  2  a  (Sp.  100).  —  2.  s.  Buch  1  d. 
,Ich  [Baalspriester]  friss  und  trink,  dass  ich  glych  wie 
ein  seh.  stink.'  JMdrer  1559.  —  Schotte"-:  Einer, 
der  viel  Schotte"  [Molken]  trinkt  Ap.  Neckname  der 
Bewohner  von  Gais  Ap,  der  Appenzeller  üO.,  der 
Toggenburger  GG.  D'  Appi  zeller  Schotte'büch  tanei'd 
bis  derBode"  stübt.  Volksreim  (L).  Die  hübsche"  Herre" 
Schotte'büch  vo"  Schwi/z.  Gespr.  1712.  —  Schmer"-: 
wienhd.  Th;  Zg;  Z.  —  Träsch-:  Dickbauch  ZDüb., 
S.  —  \V  iss-:  1.  Kuhname  Ap.  —  2.  unreife  Erdbeere  Z. 
Syn.  Muller-Chnecht. 

ge-büch  GaGlaris,  g'büche"  PA1. :  dickbauchig, 
wohlbeleibt. 

büchechtig.  ,Der,  die  bauchechtig,  ventricosus.' 
Mal. 

buche"  I:  1.  einen  .Bauch'  bekommen,  a)  dick, 
fett  werden,  von  Menschen  „L;u  Ndw.  —  b)  sich  aus- 
bauchen, von  einer  Scheiterbeige,  Mauer,  einem  Wuhr 
udgl.  GrCIiut;  Si'uwE.;  Th.  Sich  blähen,  von  Segeln, 
Kleiderstoffen  Tu;  Z.  De"  Segel  buchet  am  Mast. 
ONägeli  1898.  —  2.  a)  einen  , Bauch'  machen.  Gue' 
g'nueg  [ist  der  neue  Most],  icinn  's  nW  rüschet  [Rausch 
macht]  und  buchet,  hat  deT  sefb  Wisstanner  g'seit. 
Prophet  1855  (GSa.).  —  b)  die  Fassdauben  durch 
Feuer  und  Benetzen  wölben  Z.  —  3.  stark  atmen,  so 
dass  eine  sichtbare  Bewegung  des  Bauches  entsteht  Th. 

ent-.  Ptc.  „ent-büchet,  das  Gegenteil  von  bauchig." 
,Der  mit  entbauchten  Rippen  und  hageren  Gesichte 
nach  uns  greift.'  JJBodmer  1754.  , Allein  die  Ziegen 
waren  auch  solche,  die  sich  von  den  gewürzten  Kräu- 
tern der  Alpen  nähreten  und  nicht  von  den  entbauch- 
ten in  den  Städten,  wo  sie  selbst  nötig  hätten,  die 
Cur  von  Ziegenmilch   zu   machen.'    Helv.  Kal.   1780. 

-  In  anderm  S.  bei   AvHaller;   s.   Gr.   WB.   III   498. 
hipp-  UwE.,  chipp-  Bü.;  W,  chitt-  W :  =  hippme* 

(Bd  II  1480),  chitte"  (Bd  III  567/8),  z.  B.  von  einem 
Hunde  BSi.  Eso  z' chipühe"  wie-n-e"  tü'bi  Chrott! 
tadelnd  zu  Einem,  der  durch  einen  Schluck  Brannt- 
wein ausser  Atem  gekommen.  Schwzd. 

Vgl.  die  syn.  8cMag-bäuc%en  (Aleni.  V  150),  bair.  achltf- 
lauchen,   nd.   alagbüken   und   bäk-elagen.     S.  auch  ichlag-büchig. 


ge-büchet,  -buhet  GrPi\,  -bouhet  GRMalad.,  Ca- 
stiel.  'buchet  „B;  Vü;"  GrCIiui-.  He.  (auch  'büket);  G 
Mels,  ge-bücht  GRPr. :  (dick-)  bauchig,  von  Gelassen, 
auch  von  Menschen  und  Tieren.  En  'Büchetc,  Dick- 
bauch Gr  ObS. ;  GMels.  ,Wann  ein  haus  voll  Rissen 
ist,  gebauchet  und  haldachtig  ist.'  FWyss  1673.  ,Die 
Blumengeschirre  sollen  nicht  gebauchet  sein.-  JCSclz. 
1772.     S.  noch  Glas  (Bd  II  643). 

gross-büchet,  -büket:  grossbäuchig,  von  Krügen, 
Säcken  udgl.  GuChur,  He. 

Büchets  GrV.,  -etsch  GRScuolms,  Buchets  GnSpl., 
-etsch  GrD.,  Glaris,  Luz.,  Schud.  —  m. :  1.  Dickbauch, 
Wanst.  aaOÜ.  —  2.  Dim.  Büchotschji,  Kälblein  oder 
Schäflein,  das  nicht  gedeihen  will  \V. 

Mit  roman.  Suff.;  vgl.  das  syn.  churw.  bulatsch ;  it.  bot- 
taccio,  bauchige  Flasche.  Das  Niehtgedeihen  bei  jungen  Käl- 
bern ist  oft  mit  gedunsenem   Unterleib  verbunden. 

Röte-bühets  m.:  Wassermolch  (Rotbauch)  Gr 
Rh.  (Tsch.). 

Büchi  m. :  beleibter  Mensch  B.  Er  isch  gar  eso 
ne"  fisser  B.  g'si".  CWalti  1848. 

büchle":  einen  grossen  Bauch  haben,  den  Bauch 
hervor  drängen  Ndw. 

Büchli  m.:  dickbäuchiger,  wohlbeleibter  Mann 
GRHe.,  UVatz.  Tsehapp. ;  L;  GA.,  Sa.,  T.,  W.;  Schw; 
„S;"  Th;  üw;  Z.  E"  feisse-  B.  GT.  De  Pfarer  B. 
und  sin  Sigrist  Mül  trlbi't  und  liri"t  d'  Lüt  fast 
Alles,  was  s'  tuend,  redi't  und  chönnd  ZWettschw. 
S.  noch  Grind  (Bd  II  760).  Selten  von  fetten  Ochsen 
GRHe.,  Tsehapp.  —  Zur  Bildung  vgl.  Grindli  (Bd  II  770), 
Chopfli  (Bd   III   41S). 

büchli°g  BIseltw.,  büchli"ge"  BBr.,  büchli'ge"  B; 
„VO;"  L,  büchlege*  BG. :  1.  bäuchlings.  aaOO.  .Beheb- 
ungen, auf  dem  bauch  gelegen,  pronus  in  ventrem.' 
Mal.  —  2.  den  Bauch  vorstreckend,  sich  brüstend. 
Büchli"ge"  obe"-iche"  cho",  gross  tun  BoE.;  s.  lesen 
(Bd  III  1419  o.). 

Büchli"g  Bühli'g  Gr  ObS.,  Büchli'g  GRSav., 
Scuolms,  Vals  —  m.:  =  Büchli. 

Büchele"  f.:  1.  weites  Gefäss,  Weinlägel,  c.  30 
bis  45  Mass  haltend  GRPr.  —  2.  (in  GRSehud.  Büchle", 
in  GrLuz.  Büchje")  dicke  Kuh  GRGlaris,  Luz.,  Schud. 

buchig:  grossbäuchig,  von  Menschen  und  Tieren 
GRSpl.;   S. 

gross-.  ,Die  Heusehrecken  sind  hässliche,  unge- 
stalte  und  gr-e  Tier.'  Schobinger  1699. 

schlag-:  engbrüstig,  dämpfig,  als  Währschafts- 
mangel  des  Viehs.  Chorer  Schreibkai.  1712.  Syn. 
büch-schlächtig,  -schlägig,  -stössig. 

büchle":  1.  den  Bauch  vorstrecken,  bewegen  B 
(Zyro).  —  2.  auf  dem  Bauche  liegen,  ebd. 

Wiss-Büchler  m.,  meist  PI.:  hellfarbige  Kir- 
schenart AaF.,  Ke.,  Leer.;  S. 

Buch  II  n.,  in  W  auch  f.:  das  Waschen  in  Lauge, 
Wäsche  BSa.;  W.  Es  B.  mache",  ha'  BSa.  D's  B. 
üfsetzu",  üfschlah",  Anstalten  zur  Wäsche  treffen  W. 
D's  B.  üswäschu",  die  ausgelaugte  Leinwand  in  kaltem 
Wasser  auswinden  W.  ,Ze  b.  legen.'  G  Hdschr.  ,Mosen 
werden  [an  der  Leinwand]  von  faister  eschen,  von 
ross-  und  kuedreck,  von  dem  kat  unden  in  den  bü- 
tinen,  wan  man  nach  dem  b.  dieselben  nit  suber  rumpt, 
von  wygenschwenz-en  [Löwenzahn]  uf  der  blaichi.' 
Vad.  ,Ich  hab  31  '/a  Pfund  Garn  dem  Bucher  für  zu 
B.  geben.'  1756,  S  Aufzeichn.     Vgl.  auch  Büg. 


977 


Bach,  beeh,  bich,  boch,  bncll 


978 


G'büch  n.:=dem  Vor.  PAL  .Bist  ainigu  z'tcasche" 
dos    ganz  G.?    sei   sola  a  lavar  tutto   quel  bucato?' 

GlORDANI. 

Buche"  f.:  die  in  Lauge  eingeweichte  Wäsche 
Aa  (Rochh.). 

buche"  II  AAFri.;  Bs;  B;  P;Gl;  GrCIiui-.  D.,  He., 
L.,  ObS..  Pr.,  V.j  P;  GStdt,  W.;  S;  Tu  (auch  -«-);  W; 
Ze,  hfihe"  BsStdt  (ältere  Generation);  BBe.,  E.;  Gr 
tw.,  bouke'  GRCastiel,  bü'he"  AALeer. ;  L:  bauchen, 
d.  h.  Wäsche  (auch  frisch  gesponnenes  Garn)  in  heisser 
Aschenlauge  (s.  Ascher  Bd  I  566)  einweichen,  als  Vor- 
bereitung des  eigentlichen  Waschens.  Sjn.  sichten. 
Vgl.  Büch-Ofen  (Bd  I  112),  -Hüs  (Bd  II  1719),  Büchi- 
Chessel  (Bd  III  517),  -Loch  (ebd.  1036).  In  weiterm  S. 
übh.  (Haus-)Wäsche  halten.  aaOü.  Syn.  waschen.  ,Es 
gibt  Zeuge,  welche  man  nicht  waschen  darf  im  heissen 
Wasser,  andere  nicht  im  kalten,  andere  soll  man  nicht 
bauchen,  andere  wollen  keine  Seife.'  Gottu.  ,Der 
Mann  habe  selbst  eine  Wäsche  angestellt  und  selbst 
bauchen  müssen,  während  seine  Frau  im  Nest  ge- 
legen.- ebd.  ,AUe  Strängen  Garn,  gebauchetes  und 
ungebauchetes.'  ebd.  .Einen  durchs  Wasser  ziehen 
wie  gebauchtes  Garn.'  ebd.  's  will  's  e'möl  e'  Hüs- 
frau  wöge',  will  ir  grössi  Büchi  ha';  si  losst  z'erst  ir 
Büchere'  fröge",  z'  wisse',  wenn  si  b.  Ica"'.  Hinderm. 
,Es  soll  nieraan  in  synem  hus  garn  sieden,  b.  noch 
weschen  by  buess  5  ß  d.'  1491,  Gr  Bq.  , Etliche  von 
Sehwamendingen  trybend  gefar  mit  dem  holzbrennen, 
buchend  und  waschend  yon  Rieden  und  Dietlikon 
nachhin.'  1571,  Hotz,  Urk.  , Wirt  [das  Hemd]  das  man 
es  weschen  mues,  so  löns  uch  suffern  [reinigen],  man 
sol  es  nit  b.'  XVI.,  Bs  Brief.  , Bauchen,  wüschen, 
seechten,  decoquere,  lavare.'  Red.  1662.  S.  noch  felden 
(Bd  I  808),  Ofen-Hüs  (Bd  II  1705).  Übertr.  Haar- 
schneider, nach  getaner  Arbeit:  So,  mi's  Männli,  jez 
chönnd-er  denn  de"  Chopf  e"  WH  z'  wälchen  tuen  und, 
dernäch  ordelich  b.  und  mit  Sand  abriben.  GFient  1898 
(GRPr.).  Gebüchet,  durchnässt,  von  Regen,  Schweiss 
BHk.    —    Mlid.    bücken.      Vgl.   auch   bögen. 

er-:  1.  recht  gründlich  bauchen  BR.  —  2.  übertr. 
a)  (durch  Abführ-  oder  Brechmittel)  den  Korper  inner- 
lich gründlich  reinigen,  ebd.  —  b)  durch  Vorwürfe 
beschämen,  ebd. 

üs-:  1.  a)  zu  Ende  bauchen  B  (Zyro).  —  b)  =  er- 
büchen  1  BR.  —  2.  übertr.  a)  gründlich  ausspülen  S. 
Syn.  üs-sechten.  D'  Gaffelauge'  het  Eim  s'elbi  ZU  de" 
Mage'  noch  nit  üsbüchet.  BWyss  1863.  En  üsbüchete'' 
Mage',  von  dem  Magen  eines  Säufers  SL.  —  b)  auf- 
hören heftig  zu  regnen.  Gester  hed  's  e"  Beiss  [eine 
Zeit  lang]  g'schune",  es  chönnti  g'nueg  g' 'sudlet  und  ent- 
lich  üsbühet  ha'.  Schwzd.  (GrPi\).  —  c)  =  er-büchen  2  a 
BR.  —  d)  =  er-büchen  2  b.  ebd.     Syn.  üs-budlen. 

ver-:  1.  zu  stark  bauchen  B  (Zyro).  —  2.  intr., 
zu  Ende  bauchen.     Mir  hei"  verbuchet,  ebd. 

(Garn-)Büch  er  m.:  Garnwäscher,  Inhaber  einer 
(Garn-jBüchi  B;  S.  ,Der  Baucher  reiste  in  die  Kehr 
und  erteilte  dem  grauen  Garn  die  erste  Bleiche.'  B 
Volksztg  1889.  .Der  Baucher  habe  schon  manchmal 
gesagt,  er  treffe  in  keinem  Hause  so  vieles  und  so 
schönes  Garn  an.'  Gotth.  ,Wir  halten  uns  zum  Spin- 
nen, du  glaubst  es  nicht;  wir  hätten  längs  Stück  einen 
B.  für  uns  alleine  nötig.'  ebd.  ,Ein  Garnbaucher  war 
mit  seinem  Wägelchen  vorgefahren  und  redete:  man 
solle  ihn  klagen  lassen,  er  müsse  seine  Bauchi  teuer 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


verzinsen  und  bringe  fast  kein  Garn  zusammen,  und 
doch  habe  er  sich  über  den  langen  Winter  gefreut  in 
der  Meinung,  die  Weiber  würden  das  Stroh  ab  dein 
Dache  spinnen.'  ebd.  ,Die  Garnbaucher  würden  das 
zum  Bauchen  nötige  Holz  nicht  mehr  finden,  welches 
zum  grossen  Nachteil  des  Leinwandhandels  ausschla- 
gen könnte.'  1764,  B  Arch. 

Büchere"  Bs;  B,  sonst  Bücheri"  —  f. :  =  Büchi- 
Chnötscherin  (Bd  III  772)j  Wäscherin,  Waschfrau  Bs; 
B;  Gr;  LStdt;  G.  ,Die  Frau  des  neuen  Schulmeisters 
möge  nicht  einmal  selber  eine  Wäsche  halten.  Sie 
habe  ihr  Zeug  den  Bäuerinnen  zu  waschen  gesandt 
und  als  keine  mehr  ihre  Baucherin  sein  wollen,  es 
eingepackt,  um  dasselbe  in  Bern  waschen  zu  lassen.' 
Gotth.     S.  noch  Gerümpel-Gemach  (Sp.  19). 

Büchi  Bs;  B;GRChur,  Nuf.,  Pr.;  S,  Bühi  BsStdt f ; 
BE.;  Gr  (auch  Bouhi),  Bü'hi  AALeer.;  L.  Büji  AAFri. 
-  f.:  1.  Handlung  des  Bauchens,  (Haus-) Wäsche.  aaOO. 
Mer  händ  morn  d'  B.  Bs;  S.  Garn  i"  d'  B.  ge"  B;  L. 
Si  hän  deheim  so-n-e"  ver/li.iti  Büchi,  wo  me'  's  Lebe's 
nit  sicher  isch  dericege",  und  do  ka""  natlrlig  d'  Magd 
nit  go"  im  Her  e'  Kummission  mache".  Schwzp.  (Bs). 
,Ich  hatt  ein  sunder  Neigung  zu  der  Music,  sunder- 
lich  zu  den  Instrumenten,  dorumb  ich  dann,  als  ich 
noch  gar  jung,  anfieng  Seiten  uf  Schindlen  und  Dugen, 
die  man  zu  den  Buchenen  steckt,  zien,  ein  Steg  dor- 
under  machen  und  doruf  mit  den  Händen  und  Herig- 
bogen  retzgen.'  FPlatt.  1612.  ,An  den  Tagen  [der 
Anwesenheit  des  Erzherzogs]  keine  Hochzeit  noch 
Bauchenen  an  den  Brünnen  zu  halten.'  Wurstisen 
1765.  Auch  in  concr.  S.  aaOO.  Kei"  Wunder  macht 
unseri  Kue  Plunder:  si  het  der  Mueter  d'  B.  g' fresse" 
Bs;  s.  auch  machen  (Sp.  25  u.).  ,Nondum  abluta  sunt 
linea,  die  wösch  oder  bauche  ist  noch  nit  ausgewa- 
schen.' Fris.  ;  Mal.  .Niemand  soll  weder  Buchenen 
noch  anderen  Blunder  ob  den  Brunnen  waschen.'  Bs 
Mand.  1667.  ,Nicht  weniger  soll  während  der  Diens- 
tags-Busspredigten  mit  dem  Karren  und  Fahren  vor 
den  Kirchen  über,  wie  auch  mit  dem  Bauchin  waschen 
ob  den  Brunnen  inngehalten  werden.'  Bs  Polizeiordn. 
1715.  Übertr.  a)  So  heind-sch'  nfid  Anderist  g'wüsst, 
a's  müm-me"  zum  erste"  beste"  Brunnen  z'  gän  und  en 
abz'schtvemmen  wie  es  Ross.  Jetz  grad  wil-sch'-nen 
da  in  der  B.  heind  g'han,  so  chommend  zwei  Nacht- 
wächter. GFient  1898  (GrPi\).  —  b)  von  sehr  nassem 
Wetter  GrLuz.  Vgl.  Wösch.  —  2.  Raum,  Anstalt,  wo 
gebaucht  wird  B.  Syn.  Büch-Hüs  (Bd  H  1719).  Zug, 
Garn  i"  d'  B.  ge".  Auch  als  Ortsn.:  bi  der  B.  B 
(mehrfach). 

Garn-.  , Aarwangen  umfasst  ausser  dem  Pfarr- 
dorf... mehrere  Höfe  mit  einer  vielbeschäftigten  Garn- 
bauche.'   Jahn  1857.     .Langenegg,    Hof  und  G.'    ebd. 

Büchi"g  f.:  =  Büchi  1  GrD.,  Splüg. 

Bucliel  I,  auch  Hüs-B.  m.:  =  Hüs-Gitsch  (Bd  II 
562)  WV. 

buchle"  buchje":  =  gitschen  2.  ebd. 

Bnch2el  II  „VO;"  Uw  (auch  P-),  „Büchel  I  VO", 
Püchel  AaF.,  Ke. ;  L  —  m.:  1.  a)  kurzer,  überaus 
dicker,  verwachsener,  daher  auch  unbeholfener  Mensch. 
aaOO.  —  b)  Bucheli,  Bücheli ,  bzw.  P-,  „kleines, 
schmuckes  Ding  (von  Kindern)  VO ;"  Uw.  —  2.  ver- 
schnittener Zuchtstier  L.  —  3.  Buch'eli,  P-  a)  kleine, 
wilde  Taucherente  VwSee.  Blässhuhn,  Pul.  atra  L. 
Syn.  Mör  III  (Sp.  379).    ,Der  jüngste  Katsherr  führte 

62 


m 


Bach,  becli,  Lieh,  buch,  buch 


080 


[im  alten  Luzern]  u.  A.  die  Obsorge  über  die  Wasser- 
vögel: Schwanen  und  Bucheli.'  Liebenac  1881.  — 
b)  Möwe,  Podic.  min.  L  (Ineichen).  —  4.  „Dim.,  Fa- 
milienn.  L."  —  Vgl.  das  durchweg  syn.   Tüchel(i). 

püchle°I:  einen  Zuchtstier  verschneiden  L.  Syn. 
tublen,  tüchlen. 

Bach'el  III,  P-  Ndw  (PI.  mit  und  ohne  Uml.).  Bu- 
chel II  Gr;  GG.  (auch  Büechel)  —  in.,  Buchte"  Gi.H. 
(auch  Bucchle");  GA.  —  f.:  1.  hohler  Stengel  von 
Doldenpflanzen  Gl;  GA.;  Ni>w,  und  übertr.  auf  Diese 
selbst.  Spec.  a)  Bärenklau,  Heracl.  sphond.  GlH.  D's 
Heu  ist  voll  Buchte".  —  b)  Waldangelika,  Angel,  silv. 
Gl;  Gr;  GA.  ■ —  2.  Saugheber,  Schlauch,  der  zum 
Abziehen  des  Weines  dient  GG.     Syn.  Zügel. 

Zu  1  vgl.  das  Syn.  Buggelen,  ferner  Bungelen,  zu  1  b 
spec.   Gügen  2  (Bd   II    156/7).     2   wohl  eher  zu    Buchet  111 

Emd-Buchle":  =  Buchel  III  1  a  GG. 

Heu-Buchlen:  Waldkerbel,  Anthr.  silv.  GG.  Syn. 
Buechholteren  (s.  Bd  II  1187). 

Die  Pflanze  wird  bisweilen  mit  Heracl.  sphond.  (s.  Bu- 
chel 111  1  «)  verwechselt;  vgl.  Ross-Ckümmel  1  a.  2  (Bd  III  295). 

Streu-Buchle":  =  Buchel  III  1  b  GG. 

Bnch2ele"  f.:  =  Fachten  (Bd  I  642)  BR.  f  -  Mhd- 
buchet  f.,   Fackel.     S.  auch  Schm.-Fr.   I    190. 

pnclift".  .Durch  die  sog.  Waschwerke  wird  in  den 
Bergwerken  die  leichlere  steinichte  oder  lettichte  Ma- 
teri  des  gepuchten  oder  in  Pulver  zerstossenen  Erzes 
abgeschwemmt.'    JJScnEucnz.  1707.  —  Nbf.   zu   lochen. 

buchle".  Ummcr-buchjc",  herumpoltern,  lärmen, 
an  die  Türen  klopfen,  von  den  Nachtbuben  GrD. 
Wer  buchjet  aussen  ummer? 

Biicli'el  III  Gl;  GiiCast.,  Contcrs,  Chnrw.,  D.,  L., 
Luz.,  hl'r.,  Rh.;  L;  GA.,  G. ;  Schw  ;  UwSachs.  fl'-J;  U; 
ZGÄg.,  Stdt,  Bürchel  GrHc.,  Schud.,  A'alz.,  Sammler 
1782;  7.0. f.  Birchcl  Gr,  Brüch'el  GSa.  —  PI.  unver., 
in  Gr  auch  Büfrjchle"  —  m.  (in  L  nach  vereinzelter 
Angabe  auch  n.):  im  wesentlichen  =  Älp-Horn  (Bd  II 
1620),  doch  gew.  nicht  so  lang  wie  Dieses.  aaOO.  Vgl. 
zur  Ergänzung  Bühler  II  IG;  Tsch.  155.  De''  cha"" 
B.  blase"  Zg.  .[In  ScnwMa.]  kommen  am  Silvester- 
abend beim  Zunachten  2—3  junge  Leute  zusammen, 
um  das  Zuschellen  anzublasen.  Sie  haben  dazu  ein 
Blasinstrument  von  schrillem  Tone,  ein  Hörnchen, 
einen  B.,  d.  i.  ein  uraltes,  schalmeienartiges  Instru- 
ment, das  auf  dem  See  geblasen  wird.'  OSchade  1855. 
„Grosses  Kühhorn  Gr.*  Bockshorn,  womit  der  Ziegen- 
hirt. Signale  gibt  Gr  hPr.  Jägerhorn  Gl;  GA.;  Schw; 
Uw;  U;  ZO.  f     Eine  Art  Sprachrohr  Gr  (Serardi). 

Ahd.  'huhhil  (vgl.  puchila:  sambucas?  Diutisca  II  330), 
möglicherweise  entlehnt  aus  lat.  bitclna,  Kuhhorn,  Hirtcnhoru; 
zur  Umbildung  des  Suffixes  wäre  , Kümmel'  (aus  cuminum), 
.Kessel'  (aus  catinus)  zu  vergleichen,  das  Geschl.  hätte  sieh 
nach  den  Übrigen  Geratenamen  auf  -el  gerichtet.  Übrigons 
ist  für  bucina  einmal  auch  die  Form  luceula  belegt.  Es  liegt 
nahe,  anzunehmen,  dass  auch  Buchel  III  in  diesen  Zshang 
gehöre  (vgl.  bes,  Gügen  2  Bd  II  156),  und  dass  die  Bed. 
,hohler  Pflanzenstengel'  sekundär  aus  der  obigen  Bed.  ent- 
wickelt sei.  Zur  Form  liurrlu-l  mit  eingeschobenem  /■  vgl. 
die  Anm.   zu    Mag  (Sp.  97). 

Alp-:  Alphorn.  Der  Küer  hat  si"  der  gross  Alp- 
bürhel  <tn  d's  Mül  g'hebt   und   hing  gegt*  Majcfeld 

u'hi"  jilosc".    SOHWZD.    (GrPt.). 

Hirti-:  Hörn  des  Ziegenhirten,  womit  er  Morgens 
und  Abends  seine  Annäherung  im  Dorfe  kund  gibt  GA. 


Stock-:  eine  Art  Alphorn  SrHW;  U  (lt  N.  Alpenp. 
X  206). 

büch'lc"  II  Gl  (in  K.  ch');  GnCast.,  Churw.,  D., 
L.,  hl'r.;  L;  GA.,  G.;  Schw;  Uw  (auch  ;)-);  Zg,  büchele" 
GrD.;  L,  bürchle"  GRHe.,  Valz.;  ZO.f:  1.  den  Buche! 
blasen.  aaOO.  Syn.  gügen  (Bd  II  157).  .Abends  nach 
dem  Füttern,  wenn  der  Knecht  des  Nachbarn  Durcheile 
und  jodelte,  um  die  Zeit  sich  zu  vertreiben.'  Jaklin 
1878  (GnJenins).  ,Wir  [Unterwaldner]  haben  mit  ein- 
ander geredet,  dass  wir  allen  Zoüngern  jauchzen 
wollen  und  pichlen,  wenn  sie  einmal  über  die  Alpen 
kommen,  und  Suiti  müssen  sie  haben  bis  genug.'  Obw 
Volksfr.  1888.  Dert  obe"  bim  Seli,  wo  der  Diceriberg 
stöt,  dö  jüchset  's  und  buchtet  's,  bis  d'  Welt  untergöt; 
und  ischi  [ist  sie]  rerbrösmet,  verbrunne"  wie  Strö,  se 
buchtet  's  und  jüchset  's  im  Himmel  >tu  nöch :  Ebe*  eso! 
MLienert  1888.  In  einem  Beschluss  der  Nuw  Älpler- 
gesellschaft 1870  werden  als  Spiele,  welche  an  der 
Kilwi  gepflegt  werden  sollen,  genannt:  Jodeln,  Bü- 
cheln,  Alphornblasen,  Klettern.  Sackgumpen,  Zäunen. 
Vgl.  noch  Osenbr.  1864,  31.  An  verschiedene  Alpen 
in  Gr  knüpfen  sich  Sagen,  dass  Hirten  in  altern  Zeiten, 
um  ihre  Leute  gegen  eindringende  Feinde  zu  Hülfe  zu 
rufen,  schi'''  z'  Tod  biifrjchleten  (Tschump.  156).  Bürch- 
tetist  du  [ein  um  Hülfe  rufender  Senne],  bis  d's  Bör 
rolle'  g'stockets  Blued  wär,  es  g'hörti  dich  Niemat!  Gr 
Schiers.  Der  Küer  hat  [bei  einem  Einfall  der  Mon- 
tafuner]  'bürchlet,  bis-em  d's  Herz  rersprunge"  ist  Gr 
Maienf.  ,Vor  ihrem  Abzüge  Hessen  die  Montavoner 
dem  Küher  zur  Strafe  Diesem  die  Wahl,  in  die  heisse 
Milch  zu  springen,  oder  zu  Tode  sich  zu  bürchlen, 
bis  er  zerspringe.'  Jaklin  1878.  —  2.  heftig,  rasch 
trinken  Gr.   —   Zu  2  vgl.  güg(e)Un  (Bd  II   159). 

zue-:  mit  dem  Buchet  Jmdm  zublasen,  ein  Signal 
geben  GRPr.     Vgl.  Bühler  1  308. 

BüchMer  I,  bzw.  Bürchter  m.:  (Alp-)Hornbläsor 
Gr;  GA.;  Schw;  ZcÄg.  In  GA.  der  Geisshirt,  der  am 
Morgen  die  Abfahrt,  am  Abend  die  Rückkehr  durch 
Homsignale  ankündigt;  vgl.  Hüruer  2  (Bd  II  1G32). 
S.  noch  Hausfrd  14,  126  und  Schwzd.  35,  20. 

Bnccll  I  L  (auch  Bue);  Z,  Bucche"  Aa;  Bs;  B; 
Gr;  GSa.;  Tu,  Buche"  Aa  tw.;  BHk.;  Gr  —  f.,  Dim. 
BuechlL Bsj  B;  Gl;  GSa.;  Z,  Büech(e)li  BsStdt;  Gr; 
Tu:  Buche,  Fagus  silv.  allg.  Clxisper,  höh  üfg'schnssne'' 
wie  ne"  Buehe".  Deklam.  1898  (BHk.).  Ich  will-cch 
zalc",  trenn  alls  Laub  ab  de"  junge"  Buechlene*  ist, 
d.  i.  niemals  Gl.  D'  B.  spalte",  ein  Spiel:  zwischen 
zwei  Schulter  an  Schulter  knieende  Knaben  wird  ein 
dritter,  der  gebückt  hinter  ihnen  steht,  als  Keil  ge- 
trieben, wobei  ein  weiterer  Knabe  von  zwei  andern 
als  Schlägel  gehandhabt  wird  BFrut,;  ZO.;  Syn.  Holz, 
Stock  spalten.  Das  (Bd  I  72)  über  die  Bed.  der  Eiche 
in  Glaube  und  Brauch  des  Volkes  Gesagte  gilt  durch- 
weg auch  von  der  Buche,  die  ebenfalls  ein  .berendei" 
Baum  ist;  vgl.  auch  Linden  (Bd  111  1319).  Wenn  die 
Buchen  im  Frühjahr  zuerst  am  Wipfel  Laub  treiben 
(also  die  Laubentwicklung  abwärts  steigt),  wird  das 
Brot  in  jenem  Jahre  absehlagen,  im  umgekehrten 
Falle  dagegen  wird  der  Preis  steigen  ZAff.  b/H. ;  vgl. 
dagegen  Laub  (Bd  III  954).  S.  auch  Mai  (Sp.  1).  Bei 
Gewittern  unter  Buchen  Schutz  zu  suchen  (was  Maria 
auf  ihrer  Reise  zur  Elisabeth  getan  haben  soll)  sichert 
vor  Blitzschlag  AaF.;  LH.;  vgl.  übrigens  N.  Alpenp. 
V  185.  Über  sog.  .heilige  Buchen',  gewöhnlich  Standort 


981 


Bach,  becli,  bich,  bocli,  lmcli 


982 


eines  Heiligenbildes,  Bildstockes  (z.  B.  in  LAdligen- 
schwyl,  Meggen),  vgl.  Lüt.,  Sagen  362,  ferner  Heim- 
Gurt' (M  II  435),  heilig  (ebd.  1151).  Für  das  Rechts- 
leben kommt  die  B.  in  Betracht  1)  als  Grenzbaum; 
s.  Chrüz-,  Lach-,  March-B.  —  2)  als  Gerichtsbaum. 
,Ze  Willisow  uf  dem  frien  lantgericht  z'  buechen  an 
offener  frier  Strasse'  wird  Gericht  gehalten.  1382,  Urk. 
,Die  fryen  lüt,  so  da  gehörent  under  die  buech  gen 
Brünggen.'  1433,  Z  Rq.  ,Ze  meien  und  ze  herpst  zue 
dem  gericht  gebieten  under  die  b.  gen  Brünggen.'  ebd. 
,Zue  Bünzen  under  der  b.  in  den  gedingen  vor  des 
gottshus  amtmann  und  den  genossen.'  1586,  AaBühz. 
Offn.  Solche  Buchen  dienten  endlich,  gleich  den  Dorf- 
linden, auch  der  öffentlichen  Geselligkeit:  ,üas  Singen 
geistlicher  Gesängen  beim  Wein  und  Most,  bei  der 
Buech,  denen  Toren  und  anderen  Spielplätzen,  ist 
hiemit  abgestellt.'  B  Mand.   1728  (für  THArbon). 

Lehrreich  für  die  Verbreitung  der  Buche,  die  Natur 
ihres  Standortes  u.  ä.  ist  ihr  Vorkommen  in  den  Orts-  und 
Flurnamen;  vgl.  hierüber  auch  Buech  II.  a)  als  einfaches  W. 
a)  im  Sg.,  wohl  zumeist  eine  B.  hezeichuend,  die  durch 
Grösse,  Alter  oder  Form  bes.  auffiel.  ,In  der  B-en',  Weiler 
ZSchönenb.  ,Jeni  iu  der  B-en.'  1386,  AaFahrwang.  , Under, 
bi,  zu  der  B-en',  Hofu.  B.  ,Zur  B-en',  Ortsn.  Gr Jenatz;  Uw 
StA n ton.  ,N.  N.  von  der  b-en,  sessbaft  zur  b-en.'  GrJenatz 
Arch.  ,Zurbuchen',  Familienn.  B.  Oft  erwähnt  als  Sammel- 
punkt der  Zürcher  im  alten  Zürich-  und  im  Kappelerkrieg 
ist  die  Örtlichkeit  .zur  B-eu'  auf  dem  Albis.  .Zugeud  uf 
das  Albis  zur  b-en.'  1443,  Edlib.  ,Zwingli  und  das  paner 
kameud  uf  das  Albis  zur  b-en.'  HBull.  1 5 7 '2 .  ,Man  schickt 
ab  der  b-en  in  die  statt.'  ebd.  ,Uf  dem  Albis,  uf  b-en  ge- 
nampt,  um  das  wirtshus.'  ebd.  Die  ,krumb  b.'  1346,  L 
Dagmers.  Bi  der  dunkle"  (dühle")  Buche",  Ortsn.  GrBardisla. 
.Dick-B.'  (Ticke"-B.),  Höhe  bei  ZElgg  (,dichipohc.'  805).  — 
ß)  im  PI.  , Buechen'  häufiger  Ortsn.  in  Ap;  G,  auch  in  B; 
S;  Th.  Hieher  auch:  ,Buochs'  Uw  (,buochis.'  um  1200). 
—  b)  als  1.  Teil  in  Zsseu.  ,Buech-Acher'  Aa;  B,  ,-Acheren' 
Th,  ,-Agerten'  B,  ,-Egg'  S  (Buechi);  Th  (,de  buochegge.' 
1241,  Urk.),  ,Buechen-Egg'  (Buenigg)  ZStall.  (,Buochnneka.' 
1232,  ,Peter  Buechenegger.'  1489,  ZStdt),  ,Buech-Gass'  B, 
.Bueclieu-Graben'  B,  ,-Grindel'  Aa,  ,-Grund'  Aa,  .Buech- 
Hubel'  Aa;  B,  .-Hof  B;  S;  Th;  Z,  ,-Halden'  Aa;  ZGlattf., 
Uster  (,curtim  bunchlialdun.'  1282),  Stäfa,  ,-Holz'  B;  F;  Gl; 
L  (Bue-);  G;  S;  Th ;  U;  Z  (,Bnochholz(er)',  Familienname. 
1485/92,  LSemp.,  .Eucharius  Buocholz.'  1518,  Bs,  ,Heinr. 
Walder,  Buchhölzer.'  1750,  ZHombr.),  ,-Heim."  1090,  Seh, 
.Bueeben-Hurn'  GMosn.  (.Johans  Buochorn.'  um  1300,  ZStdt), 
,Buech(en)-Löh'  B;  ZWyl,  ,Buech(en)-Müli'  B;  G,  .Buech- 
Matt'  Aa;  B;  S,  ,Buecheu-Nas.'  um  1600,  Zg  (jetzt  Buenos), 
,Buech(en)-Bach'  Aa;  Ap;  ZElgg,  ,Buech(en)-Bcrg'  Ap;  G; 
Seh;  SehwMa. ;  S,  ,Buech(en)-Rain'  Aa;  B;  L  (Buere*  f, 
/lucri,  schon  1182:  ,Buorren');  S;  Z,  ,Buech-Riiti'  B;  G; 
Th,  ,-Schacheu'  Ap  (.buochschach.'  um  1319);  B,  , -Scheren' 
Ap;  Th,  ,-Schwändi'  Ap,  .-Stüd(en)'  Ap;  ZMeil.,  Zoll.,  ,Bue- 
cheu-Stcg'  BDiessb-,  ,Buech-Steig'  GRh.,  ,-Stock'  ZMettni., 
,Buechen-Steiu'  GRh.  (frühere  Burg),  ,-Stutz'  B,  ,Buech-Tobel' 
ZW.yt.,  .Buechen- Tal'  G.  ,Buech-Talen'  Seh,  ,-Weid'  B;  G;  Z, 
,-WSg'  Aa,  ,Buec,,-Wil'  Th,  ,Buech-Wald'  Ap;  G;  ZSteruenb., 
.-Wisen'  ZRorb.,  Wipk.  -  c)  Abi.  .Buecheren'  f.  ZElgg 
(schou  1278).  ,Buechlen' ZRichtersw.  ,Das  guet  ze  buechlen.' 
um  1400,  AaZufik.  .Bucchleren'  ZAltstett.  Vgl.  auch  die 
Familienn.  .Buechler'  (1526,  ZKlot.),  ,Büecheler'  (1531,  ebd.; 
1539,  Ap).  Dazu  die  Ortsn.:  ,im  obern  Buechler'  ZElgg. 
,1  juch.  acker  an  dem  buechler.'    1460,  LSemp. 

Fe'll-:  Buche,  die  eben  gefällt  wird  ZO.  —  Hag- 
(L;  aScHW,  Ma.),  Hagel-  (ScHwGalg. ;  S),  Hage"-  (Aa; 
Bs;  B;  Gr;  L;  G;  Sch;  Th ;  U;  Z),  Hagi-  (LBerom.) 
Buech  Bs;  LBerom.;  U;  Z,  sonst  -Bueche"  (PI.  auch 
-Buhe"  AALeer.) :  Hainbuche,  Carpin.  bet.  ,Holz- 
buessen:    N.  N.  hat   ein  grüenes  hagenbüechli  abge- 


howen.'  1597,  Hotz,  Urk.  ,Ornus,  ein  Hagbuch,  Hain- 
buch, Hagenbuch.'  Denzl.  1677;   1716. 

Chrüz-:  Name  einer  alten  Buche  bei  GMcls,  auch 
der  .heiligen'  Buche  bei  LMegg.  ,Von  dem  grawen 
stein  uf  an  die  krützbuech,  von  der  kr-en  uf  gan 
scharmos.'  1416,  LMalt.  (Markungsbrief).  Vgl.:  ,l>ie 
buoch  mit  dem  erütze'  als  Grenzzeichen.  1423,  LHa. 

Das  Kreuz  ist  entweder  ein  am  oder  im  Stamm  der 
Buche  angebrachtes  Crucifix  (wie  bei  der  Chr.  zu  LMegg.), 
häufiger  ein  eingeschnittenes  Kreuz  als  Grenzzcichen;  s.  Chrüz 
(Bd  III   941),   Lach  (998),  lachen  (ebd.    1001). 

Röt-laub-:  Blutbuche,  Fagus  silvat.  var.  pur- 
purea  s.  sanguinea  ZW1.  Nach  der  Volkssage  ent- 
sprosste  die  einzig  zu  ZBuch  a/I.  vorkommende  R., 
auch  nur  ,rote  Buche'  genannt,  aus  dem  Blute  dreier 
Brüder,  die  zur  Zeit  einer  schrecklichen  Hungersnot 
im  Streit  um  eine  Feldmaus  einander  erschlugen. 
Schon  Wagner  1680,  266  erwähnt  drei  Blutbuchen  zu 
ZBuch  a/I.  als  Merkwürdigkeit:  ,Fagetum  Buchense 
ad  Irchelium  montem,  der  Stammberg  vulgo  dictum, 
fagos  tres  foliis  rubris  praeditas  habet,  quibus  similes 
nullibi  alias  reperiuntur.'  JJScheuchzer  1706  widmet 
ihnen  einen  eigenen  Artikel:  .Von  denen  roten  Buchen 
zu  Buch.  Bei  Buch  auf  dem  sog.  Stammberg  stehen 
drei  Buchen,  welche  um  das  h.  Pfingstfest  ein  ver- 
wunderlich schöne  Röte  dem  Gesicht  vorstellen,  so 
dass  die  rund  in  die  zwei  Stund  umher  wohnende 
Bauren  dannzumal  häufig  sich  herbei  sammlen,  um 
von  diesen  blutroten  Bäumen  Blätter  und  Ästlein  ab- 
zubrechen und  auf  den  Hüten  nacher  Haus  zu  tragen 
[später  und  noch  jetzt  findet  der  Besuch  am  Himmel- 
fahrtstage statt].'  Er  erwähnt  auch  die  Sage,  spricht 
aber  von  fünf  (oder  vier)  Brüdern  und  von  einer  ent- 
sprechenden Zahl  Blutbuchen.  S.  noch  Alpenrosen 
1815,  39;  Schweiz  1859,  45;  Z  Gem.  II  422;  Botan. 
Centralblatt  1892,  Nr  22. 

Die  R.  scheint  iu  alter  Zeit  am  Irchel  weiter  verbreitet 
gewesen  zu  sein;  dafür  spricht  der  Name  ,im  Rotlaub',  den 
ein  Waldteil  auf  der  andern  Seite  des  Berges  führt.  Nach 
JJScheuchz.  1746   führt  das  Dorf  Buch  eine  R.  im  Wappen. 

Lach-:  Buche  als  Grenzbaum  THTäg.  ,Die  sog. 
Lachbuchen  und  Lachtannen  von  riesiger  Grossartig- 
keit, die  noch  vor  wenigen  Jahrzehnten  unsre  Wald- 
grenzen überall  so  schön  geziert  haben.'  JJMüller 
1867.  S.  auch  Lach  (Bd  III  999).  —  Maien-:  Buche, 
die  als  Maien  (in  Bed.  4,  s.  Sp.  5)  verwendet  wurde. 
,Es  soll  den  Bremgarteren  nit  gestattet  werden,  die 
M-en  in  Abwesen  des  Werchmeisters  ze  hauwen;  son- 
ders der  Werchmeister  soll  ihnen  sölliche  zeichnen.' 
B  Gerichtssatz.  1615.  —  March-:  =  Läch-B.  ,Vom 
schrak  an  die  m-en  den  grat  uf.'  1416,  L  (Marchbrief). 
S.  Lüt.,  Sagen  353.  —  Wih-nachts-,  , Ein  Richter, 
der  kein  eigenes  Holz  hätte,  kann  sich,  mit  Mass,  aus 
dem  Herrschaftswald  beholzen,  nämlich  in  den  Vor- 
hölzern zu  hauen  und  auch  eine  sog.  Weihnachts- 
buche  aus  dem  Kirchbergwald.'  1551,  ZGBuon.  (Hof- 
rodel). —  Stei"-:  Hainbuche,  Carpin.  bet.  (Durh.). 
—  Trür- Bueche":  Blutbuche  GRMaienf.  (Dan.). 
-  Wiss-:  =  Stein-B.  Sch;  Zu. 

Buech  II  n.:  Buchengehölz,  -Hain.  Jetzt  meist 
zum  Orts-  oder  Flurnamen  geworden,  so  in  Aa;  Ap; 
B;  L;  G;  Sch;  S;  Th;  Z.  Vgl.  Eich  II  (Bd  I  72). 
, Waldung  im  hintern  B.'  ZWeiach;  , Acker  im  Hinter- 
buech.'  1805,  ZHettl.  ,1m  bueche.'  1273,  ZBuch  a/I. 
,Unz  in  das  b.'    1433,   Scaiiüdl.     ,Und  das  b.  ist  ein 


983 


Bach,  bech,  bich,  boch,  buch 


984 


hof.'  XV.,  ZKn.  ,Bi  Jen  müllinen  das  b.  uf  gen  St 
Georgen.-  um  1530,  Kessler  und  schon  1405:  ,uf  das 
b.'  VVegelin  1 S 14.  .Ein  Jucherten  stosst  an  das  B.' 
1053,  ÄAWett.  Klosterarch.  Als  Dini.:  ,1m  Buechli' 
B;  Zg  (.buochili.'  1200),  ,Buechli-Holz'  B,  ,Büechli'  B 
(Jahn  185T,  677);  ZBrütt.  (,ira  büechlin.'  1406), 
,Buechli-Berg'  GS.  ,Bis  zum  stein,  der  uf  dem  buo- 
clieli  stat.'  1543,  Bs  Kq. 

Mhd.  buo'ch  a.  Das  W.  als  zweiter  T.  von  Zssen:  ,Xli-B.' 
SHolderb.,  ,Alt-'  Th,  .Andres-'  B,  ,Entli-'  L,  ,Arm-'  ThHw. 
(Arm-Biech),  , Hagen-'  ZBachs  (,im  Hagenb.'),  Elgg  (in  der 
Nahe  ,Hageu-Berg'  und  ,H. -Stall'.  Familienu.  ,H.-Buech'  Z, 
,-BöecbJer' Th.  ,Ira  Hagenbüechler',  Fluru.  1  653,  AaWett), 
.Langen-'  ZMeil.  (,im  L.'),  ,Neu-'  Th,  .Blitzi-'  AaBreuig. 
(.Blitzembuoch.'  11S4),  .Ragen-'  ZF.,  ,an  das  Reiti-.'  1602. 
L,  Schwanten-'  B,  .Wallen-'  F.  .Wildispuch'  Z  (.Willigises- 
puoh.'  858,  .Wilgispuch.'  XIV.),  ,Zitten-'  ZgÄg.  —  Buech, 
Familienn.  (viell.  aueh  zu  Buech  1)  Ap;  Seht;  S.  ,Fro 
Judenta  Bue.lün.'  um  1330,  Z.  ,Buech-Erni.'  1370,  ZElgg, 
,-Hans.'  1525.  GNiederbür.,  ,-Mann'  L  (schon  1386);  G;  Th 
Bischofsz.  (.Theodor  Bibliander',  Zwingiis  Freund  und  Ge- 
hülfe); Zg;  ZHorabr.  (um  1570),  Kn.  (um  1530),  Stdt  (um 
1500).  .Buechli.'  1388,  Gl;  1536,  G;  1566/86,  ZHombr.; 
1593,  GrS.  .Bücchli.'  1337,  ZElgg;  1528,  ebd.  (dafür  in 
anderer  Quelle  .Bücdii'l;  1530,  GFlums.  Hieher  auch  (wenn 
nicht  eher  zum  Ortsn.  ,Buechen')  .Bueeher',  Familienn.  Aa; 
B;  L;  Seh;  Uw;  Zg;  Z;  seit  dem  XIV.  bezeugt.  .Der  Bue- 
cherli  aus  Schwyz.'  um  1400,  Gl.  Auch  Fltirn.:  ,im  Bue- 
cher'   AaBö'zb. 

Gätti-:  Name  zweier  Höfe  AASchinzn.  Dazu  der 
Volksreim:  Ich  han  min  Schatz  im  G.,  hinger-m  Ofen 
im  Aschitueeh  Aa. 

Buech  III  f.:  Bezeichnung  eines  ideellen  Wahl- 
anteils, einer  .Gerechtigkeit',  bei  der  Holzkorporation 
ZThalw.  Die  B.  zerfällt  wieder  in  Unterabteilungen; 
es  kann  Einer  '/>.  V*i  V«  ß-  haben. 

Offenbar  ein  uralter  Ausdruck  der  Waldwirtschaft;  ur- 
sprünglich wohl  Bezeichnung  eines  Stabes  aus  Buchenholz, 
des  Kerbholzes,  auf  dem  zu  einer  Zeit,  als  noch  kein  Bauer 
schreiben  konnte,  die  Hausmarken  der  Genossenschafter  ein- 
geschnitten waren.  Die  Entwicklung  der  Bed.  aus  Buech  I 
verlief  sonach  derjenigen  von  Buech  V  eine  Strecke  weit 
analog.  Zur  Sache  vgl.  noch  Gartel  (Bd  II  432),  Beilen, 
Tauten,  sowie  auch  Runen,  Gerün,  zur  Bedeutnngsentwickluug 
Chrinnen   (Bd   III   827),   ferner  Schnitz. 

Buech  IV  n.:  1.  coli.,  Bucheckern  Aa;  B;  FMu.;  S. 
Go'  B.  üflese",  i"  d's  B.  gä",  in  den  Wald  gehen,  um 
Buchnüsse  zu  sammeln,  die  teils  zur  Schweinemast, 
teils  zur  Ölbereitung  dienen,  auch  von  Kindern  ge- 
gessen werden.  Wenn  's  vil  Eichten  und  B.  giH,  so 
giH  's  e'  strenge*  Winter  S.  Vil  B.,  vil  Fluech,  viele 
Buchnüsse,  viele  Mäuse  BBe.  Vil  B.  isch  der  Fluech, 
geraten  die  Bucheckern,  so  folgt  ein  unfruchtbares 
Jahr  S.  Vgl.  Ackeren  (Bd  I  70).  ,Wenn  Eicheln  oder 
Buoch  sein  sollten,  dann  mag  man  die  Schweine  früher 
darein  treiben.'  XVI.,  Obw.  ,Ein  Grundbesitzer  darf 
auf  die  Ahnend  treiben  zwei  geringete  Schweine  mit 
zwei  Jungen  und  zur  Zeit  des  Acherums,  wenn  das 
B.  und  die  Eicheln  geraten  sind,  noch  zwei  Schweine.' 
1650,  BSigrisw.  S.  noch  Ackeret  (Bd  I  71).  —  2.  Dim. 
Buechli  L,  Buechli  AaF.,  die  einzelne  Buchnuss.  1* 
</'  B.  gö*  L.  Im  Wäldli  de't,  wo  d'  Wiggle"  icissi'd 
und  d'  Eiker  iri  B.  bissi'd.  Schwzd.  (L).  ,Glans  fagea, 
büechle.'  Fris.  ;  Mal. 

Buechele11  „L;"  Srn81.lt;  ZSth.,  Büeckele"  ScHSt.; 
TuSteckb.,  Tag.,  Büeckel,  Büechle'  Bs  (Spreng)  —  f.: 
Buchnuss.  aaOO.    ,Die  Weld  machend  mit  iren  Fruch- 


ten, Eichelen  und  Büechelen  der  Burgeren  Schwill 
feiss.'  JJKüeger  1006.  ,Ab  dem  Bueehbaum  wirst  du 
nemmen  Büechelen.'  Spleiss  1667.  ,Büchele,  Buch- 
nuss, glans  fagea.'  Denzl.  1677;  .Büchle.'  1716.  — 
Mhd.   büechel  n.,   Buchnuss. 

Entli-buecher:  Bewohner  des  Entlibuehs  L. 
Es  giH  dere"  Nare',  si  höre'd  üf,  wenn  si  g'nueg  hend, 
aber  mir  nend,  so  lang  da  ist,  seid  der  E.  's  ist  e"l;ei' 
F..  so  guet,  er  ked  e"  Schelm  underm  Huet  L.  S.  noch 
E.-Stückli,  ferner  -Chnüttel  (Bd  III  768). 

Buechin.:  Buchengehölz.  Als  Ortsn.:  , im  B.' BSi. 

Aus  'buochach;  vgl.  EL-In  (Bd  I  72).  Viell.  identisch 
damit  ,im  Buechi'  ZWeiach.  .BUeohi',  Familienn.  B;  Th; 
ZElgg  (schon  um   1420). 

buech  ig  B;  L;  Schw,  buechi"  GSa. ;  Tu;  Zg;  Z: 
buchen.  1.  eig.  's  b-ig  Holz  trachtet  Eim  nach  aem 
Lebe",  bis  es  verbrannt  ist,  es  zu  fällen  und  zu  spalten 
ist  gefährlich  B.  J"*  fürchteti  der  Winter  nid,  wenn- 
ich  chonnt  buechegi  Schlter  schisse'  und  Öl  brünzle*  L; 
vgl.  ganz  (Bd  II  385).  Manne'  wie  buechig  Trämmel, 
stämmige  Männer.  Schwzd.  (Schw).  Was  die  Füre' 
Chöpf  händ!  Chönnti'd  Buechi's  [Holz]  verschite' 
d'ruff  obe",  si  g'spürti'd  's  nid.  Schwzd.  (Z).  Scherz- 
weise werden  für  einen  kleinen  Wildfang  buchene 
Hosen  empfohlen  Z.  —  2.  übertr.,  hart  Zg;  Z;  grob, 
rücksichtslos,  derb;  zornig,  aufs  höchste  aufgebracht  B. 
Syn.  buchsig.  Vgl.  härthölzin  (Bd  U  1268).  ,In  den 
Zg  Allmendstreiten  hiessen  die  zum  Austeilen  der  Ge- 
meindegüter Geneigten  die  Tannenen,  die  zum  Er- 
halten derselben  Entschlossenen  die  Buechenen.'  Arch. 
f.  Volksk.  I  126.  Er  ist  düe  büechigc  worden  und  hed 
a'g' fangen  dri"  z'  schlän  BHa.  ,In  Wildegg  kämpfte 
in  der  Sonntagsnacht  ein  angesauserter  Bürger  mit 
einem  Saarbaum.  Von  den  verabreichten  Streichen 
prallten  die  Äste  jedes  Mal  in  das  Gesicht  des  Helden 
zurück  und  machten  ihn  je  länger  je  buchiger.'  Schwei- 
zerbote 1870.  ,Der  Vater  antwortete  b.  und  barsch  : 
Jitz  halt  's  Mul,  Modi!'  B  Bauernkai.  1889.  Los, 
Meitschi,  jitz  liest -mich  erst  buechige",  jitz  erst  giH  's 
nüt  drüs!   ebd. 

hage"-  (in  S  auch  hagcl-)buechig  AaF.,  Ke.,  Leer, 
(auch  -biihig);  Bs;  B;  S,  -büechig  Ar,  -buechi"  Gl; 
ScaSt;  Th;  Z,  -buechi'  Gl;  Adj.  zu  Hagen-Buech. 
1.  eig.  En  hage'buechetW  Stock  Gl;  Th;  Z.  [Ich,  der 
Schulmeister,  träumte]  »«*  heb  es  Botze'  hagelbuechigi 
Tütschi  [Klötze]  um  mi'h  ume"  und  die  müess  ich  lere' 
lesen  und  schribe",  von  stöckischen  Schülern.  Joach. 
1885.  Hart  ivie-n-enhage'büechene'  Holzschlegel  ZZoll. 
,[Die  March  geht]  an  den  grossen  hagenbüechenen 
Stock.'  AAWett.  Klosterarch.  S.  noch  Voll-Män  (Sp. 
235),  ferner  Rumpf.  —  2.  übertr.  a)  hart,  zäh,  dauer- 
haft Aa;  Bs;  Sch;  Z.  ,Sag  dem  Vatter,  das  Ann- 
Gertrudli  hab  ir  hagebiechen  Buggel  von  im  selber 
g'erbt,  ehr  täts  hungern  und  bettlen  lauften  als  um 
pardon  anhalten.'  Verg.  Tage.  ,Wem  wollen  wir  disen 
groben  bauren  vergleichen'?  Taloni,  von  welchem  die 
fabula;  sagen,  dass  er  habe  aenea  intestina  gehabt, 
einen  hagenbuchenen  magen,  geschickt,  alles  zu  däuen 
und  zu  überwinden.'  1586,  Laüffer,  Beitr.;  vgl.: 
, Meinst,  e"  Bür  g'spür  's  nit  o,  wenn  im  Einer  [ein 
Tagelöhner]  frisst  wie  angerhalbe»  MetzgerhungV 
Meinst  du,  wir  seien  h-ig  g'fütteret?'  Gotth.  Er  ist 
en  Hage'bucchcnC,  von  eiserner  Gesundheit  Aa;  Z.  — 
b)  hartköpfig,  gefühllos,  roh  Ap;  Bs;  Sch;  Th;  Z.    E" 


985 


Bach,  bech,  bieh,  boch,  buch 


!!H(i 


Hagertmechigtr,  hagc'buechigv  Chopf,  harter,  unbän- 
diger Trotzkopf  Bs.  En  hage'buechener  Bengel,  grober, 
gefühlloser  Mensch  ScHSt. 

linech  V  —  PL  Büecher  —  n.:  Buch.  1.  gedrucktes 
Buch  übh.  allg.  Rede'  wie  es  B.,  gewandt  und  gut 
Bs;  B;  GrD.,  Pr.j  Ta;  Z.  ,Er  wusste  nichts  zu  sagen, 
geschweige  an  einem  fort  zu  reden  wie  B.'  MEYER-Mer. 
Tiie-mer  d's  B.  Site,  ich  will  nichts  mehr  davon  hören 
ÖW.  lee  tuen-ich  's  Büechli  zue,  es  wird  mir  zu  bunt, 
ich  will  nicht  mehr  von  der  Sache  reden,  ebd.  S.  noch 
fremd  2  (Bd  I  1298).  Vgl.  auch  büechli-laufen  (Bd  III 
1139).  In  spec.  Anwendung  a)  von  der  Bibel.  Der 
Pfarrer  redt,  ve  's  's  B.  bringt,  hält  sich  genau  an 
den  Wortlaut  der  Bibel  ThHw.  —  b)  vom  Kirehen- 
gesangbuch.  Mi'  Gotte"  häd-mer  uf  's  B'hören  es  B. 
g'helset  ZZoll.  —  c)  Dim.  cc)  fliegende  Blätter  mit 
Volksliedern.  XVI./XVIII.  S.  Anz.  f.  Schwz.  Gesch. 
1873,  276  f.  —  ß)  die  neue  helvetische  Constitution 
von  1798  im  Munde  des  Volkes.  Abgedruckt  Absch. 
VIII  299 ;  vgl.  auch  Aa  Gem.  I  87.  —  2.  geschriebenes 
Buch;  Protokoll,  Rechen-,  Zinsbuch  u.  ä.  E"  Gidächt- 
niss  ha"  wie  e"  B.  GRlgis.  's  fallt  NiU  dureh  's  B.  ab, 
was  notiert  ist,  wird  nicht  vergessen,  bes.  von  Steuern, 
Zinsen,  Gebühren  übh.  ZS.  I"  's  B.  zise',  der  Ge- 
meinde zinspflichtig  sein  GrPt.  ,Uf  unsern  buochen 
stat  verschriben,  dass  nieman  enkein  hus  Zürich  ma- 
chen sol  wan  uf  den  ehofstetten.'  XIV.,  Z.  ,Aueh 
sollen  die  Sieben  [vom  , Siebner-Amt'J  verhüten  der 
Stadt  Bücher,  Tabellen,  Panzer,  Armbrüste  und  allen 
Gezüg,  so  der  Stadt  zugehört.'  Mitte  XIV.,  Bs  (Ochs). 
S.  noch  Gersau  (Bd  II  429).  Das  wiss  B.,  im  Archiv 
zu  OßwSa.,  in  weisses  Leder  gebundener  Band  alter 
Abschriften  von  Dokumenten  des  XIV./XVI1.  Das 
silberi"  B.  heisst  das  Ap  Landbuch  von  1585,  aus  dem 
bei  der  Landsgemeinde  der  Eid  vorgelesen  wird;  seine 
Ecken  sind  mit  Silber  eingefasst.  Das  ,guldi"  B.': 
,Des  gotzhus  [Pfäfers]  g.  b.'  vermöge,  dass  Streitig- 
keiten über  dessen  Lehen  und  Güter  nur  vor  seinem 
Maigericht  zu  Ragatz  berechtigt  werden  dürfen.  1541, 
Absch.;  vgl.  guldin  1  (Bd  II  227).  Über  das  ,rote, 
weisse,  schwarze  und  blaue  B.'  in  Bs  vgl.  Ochs  I, 
S.  XVI  f.,  über  ein  , Weiss-,  Rot-  und  Schwarz-B.'  des 
Stiftes  LBerom.  s.  MEsterm.  1875,  S.  IV.  Spec.  Schuld- 
buch. ,Er  ist  mir  im  B.,  mihi  in  aere  est.'  Met.,  Hort. 
1692.  S.  auch  Muli  (Sp.  187).  Bes.  als  Dim.  Alle" 
Wirten  im  Büechli  stä",  bei  allen  Wirten  angekreidet, 
ein  Trinker  sein  Aa.  Uf's  Büechli  ne",  (beim  Krämer) 
auf  Borg  nehmen  B;  Z.  Jmdn  oder  Etwas  im  Büechli 
ha",  aufgeschrieben'  haben,  sich  wohl  gemerkt  haben 
B;  S.  (Bi)  Eim  im  Büechli  sl",  von  ihm  ,aufgescbrieben' 
sein  B;  im  prägn.  S.,  bei  ihm  gut  angeschrieben  sein 
B;  GW.;  S  (auch  stö") ;  Uw.  .Namentlich  bei  etlichen 
Frauen  war  sie  [die  alte  Martha]  im  B.,  da  ihnen 
Martha  die  Kinder  hütete.'  Sonntagsbl.  des  Bund  1897. 
,Er  wusste,  dass  er  dem  Vater  nicht  im  B.  war,  von 
Kindsbeinen  an  war  er  dagegen  der  Liebling  seiner 
Mutter  gewesen.'  Nnw  Kai.  1892.  ,Er  ist  mir  nicht  im 
Büechlein,  ipsi  non  faveo.'  Mey..  Hort.  1692.  Dafür: 
wol  im  B.  sl'  S.  Nit  guet  im  B.  stö",  nicht  gut  an- 
geschrieben sein  Ar-;  GW.  —  3.  als  techn.  Ausdr.  im 
Papierhandel,  wie  nhd.  Es  Büechli  Postpapir  Bs;  B; 
Th;  Z.  —  4.  Blättermagen  des  Rindviehs;  vgl.  Büechli- 
Chuttlen  (Bd  III  576).  .Der  dritte  oder  Blättermagen 
(welchen  man  sonst  auch  den  Mannigfalt,  das  B.  oder 


den  Psalter  nennt).'  Z  Aul.  1814.  —  5.  Dim.,  von 
Blättchen  edlen  Metalles.  ,Ein  Büechlein  Messer- 
scbmidsilber.'  Bs  Mand.   1616. 

1  c  ß  wegen  des  kleinen  Formates,  in  welchem  die  Con- 
stitution gedruckt  herumgeboten  wurde.  Zu  1  viel],  der 
Familifun.  .Maguubuoch.'  1389,  B.  Zu  den  folgenden  Zssen 
vgl.  auch   diejenigen   mit   Brief,   Rodel. 

A-be-cS-  (Bs;  B;  Tb;  Z),  Apeze-  (Ap;  Ndw) 
Büechli:  Fibel.  —  Acht-Buech:  Buch,  worin  die  in 
die  Acht  Erklärten  eingeschrieben  werden.  , Welcher 
usser  acht  kunt,  den  sol  man  us  dem  a.  schriben. 
Das  selb  a.  ist  empfolhen  zwen  den  richtem.'  1383, 
Z  Ratserk.  ,Wann  jemand  in  die  Acht  erkannt  und 
hernach  über  ihn  ein  Achtbrief  gemacht  wird,  soll 
derselbe  nicht  gleich  ins  A.,  sondern  nur  sonst  in 
einen  Rodel  verzeichnet  und  erst  hernach  in  das  A. 
geschrieben  werden,  wann  er  in  der  Acht  verlesen 
ist.'  1626,  Absch.  (für  Th).  S.  noch  Acht-Schilling.  — 
Eid-Büechli:  Pflichtenheft.  In  Betreff  der  Ordnung 
des  Landvogts  bleibt  es  bei  der  im  ,E.'  des  Schlosses 
Baden  enthaltenen  Bestimmungen  der  Schlossreben 
und  Mäntel  der  Untervögte  halber.  1713,  Absch.  — 
Uedel-Buech  s.  Uedel  (Bd  I  98).  —  Öffni-gs- 
Büecher:  (vom  XV.  bis  1533  geführte)  Verzeichnisse 
der  vom  Rat  behandelten  Geschäfte  Bs  (Ochs).  — 
Fri-  und  Eigen-Buech.  ,In  dem  Schloss  [Forsteck] 
ligt  ein  sogenanntes  Fr.,  in  welches  von  Zeit  zu  Zeit 
von  einem  H.  Landvogt  die  Ehen  aufgeschrieben  wer- 
den und  angezeichnet,  in  was  Stand  die  Ehegenossen 
seien,  ob  frei  oder  eigen.'  CTomann  1741.  —  Al- 
chemi-.  .Ein  alchamibüechli.'  1562,  F  Inv.  (von  Hs 
Salat).  —  Alp-:  1.  (meist  Dim.)  Büchlein  mit  den 
die  Benutzung  der  Alpen  betreffenden  Satzungen,  die 
alljährlich  vor  der  Alpfahrt  den  Sennen  vorgelesen 
werden  Ap;  B;  Gl;  Gr;  Ndw.  Syn.  Alp-Sei-,  Weid-B. 
Den  Inhalt  eines  solchen  s.  bei  Steinm.  1804,  16  f. 
Vgl.  auch' Blumer  II  372  f.  —  2.  Buch,  worin  der 
Senn  den  auf  jedes  Mitglied  der  Alpgenossenschaft 
fallenden  Ertrag  verzeichnet,  und  das  die  Grundlage 
der  vom  Alpmeister  angefertigten  Alprechnung  bildet 
GMels.  Syn.  Milch-B.  —  Stadt- und  -  Amt-  Stär,r 
ddnt-.  Es  stammt  aus  dem  Jahr  1432,  wurde  revidiert 
1566  und  enthält  die  dem  Lande  Zug^emeinen  Rechts- 
gewohnheiten. Renaüd  1847,  45.  Im  XVII.  schrieb 
Jmd  darauf:  ,Das  Staredantbuocb  hett  e  wächserne 
Nase.'  —  Amts-:  Buch,  in  welchem  die  alten  Rechte 
eines  Amtsbezirkes  aufgeschrieben  sind.  ,Die  Bauern 
vom  L  Amte  Rotenburg  beschweren  sich,  man  habe 
ihnen  ihr  A.  ohne  Siegel  zurückgeschickt.'  1570,  Absch. 
—  Ämter-:  geschriebenes  Verzeichniss  sämmtlicher 
weltlichen  Ämter  einer  Stadt  oder  eines  Landes  mit 
chronologischer  Aufführung  der  Personen,  die  sie  be- 
kleidet haben  Z  f.  Früher  oft  von  Freunden  der  hei- 
matlichen Geschichte  abgeschrieben.  Bisweilen  auch 
gedruckt:  .Tobinium  politicum  oder  weltliches  Ä.  der 
Stadt  Zofingen.  Umfassend  die  Jahre  1207  bis  1798.' 
Aa  Gem.  Vgl.  Pfruenden-,  Regiments-B.  —  Eining- 
s.  Lavd-Buech.  —  Urbar-:  =  Urbar  1  (Bd  I  432). 
,Die  herrschaft  Baden,  die  von  alter  har  und  in  den 
urberbüechern  genempt  ist  die  grafschaft  Habspurg.' 
1442,  Absch.  —  Ordning-.  ,Es  sollend  fürhin  alle 
bevogteten  Personen  in  allen  Küchen  im  Landt  ver- 
kündt  werden  und  durch  die  Landtschriber  umb  ein 
gebürende  Belonung  ins  Ordnungbüöchli  ingeschriben 
werden.'  1629,  Gl.  —  Arkelei-.    Vogels  A.  Z  f,  d.i. 


987 


Baeli.  beeh,  bieh,  boch,  buch 


.JHVogel,  Kurze  Anleitung  zu  der  Artillerie-Wüssen- 
schaft.  Zur.  1714'  (mehrfach  aufgelegt). 

Erni-Buech:    (bis    1498    reichende)    Urkundcn- 
sanimlung   des  Stiftes    LBerora.  (MEsterra.  1878).  - 
So  genannt  nach  dem  Schreiber. 

Artikel-:  Gesetzbuch  Ndw  (seit  dem  XV.).  Syn. 
Land-Buech.  —   Zu  Artikd  1  fBd  I    IT'.D. 

Euip-fähen-:  Verzeichniss  der  Einnahmen.  Kill 
bis  1Ö53,  Bs  (AHeusler  1854,  43.  45).  —  Uf-falls-: 
vom  Schreiber  des  Stadtgerichts  geführtes  Buch,  worin 
Aktiven  und  Passiven  und  die  Namen  der  Ureditoren 
eingetragen  wurden.  XVI./XVIIL,  ZStdt.  —  Fäler- 
Büechli:  Büchlein,  in  welches  die  von  den  Schülern 
falsch  geschriebenen  Wörter  zum  mehrmaligen  Co- 
pieren  eingeschrieben  werden  ZWied.  f  —  Feld- 
Buech.  ,Ein  f.  der  wundarzny.'  1562,  F  Inv.  (von 
HsSalat). 

Famos-:  Schmähschrift.  Zu  Genf  sei  ein  , Famos- 
oder Lasterbuch'  gegen  die  katholischen  Ürte  er- 
schienen. 1634,  Abscb.  Schwyz  spricht  gegen  Luzern 
den  Dank  aus  für  das  gegen  das  ,schandtliche  Famos- 
büechlin'  eingeschlagene  Verfahren.  1659,  ebd.  Vgl. 
auch  ebd.  VI  1,  457.   —   Vgl.  it.  libeUo  famoso. 

Fundament-.  ,Zwei  fundamentbüeehli  von  der 
ortography,  wie  man  ordenlich  soll  leren  schriben.' 
1562,  F  Inv.  (von  HsSalat).  —  Vierer-Büechli: 
Verzeichniss  der  Vorschriften  über  die  unter  Aufsicht 
der  , Vierer'  stehende  Bewirtschaftung  und  Benutzung 
der  sog. , Stadtfelder.'  XV1I./XVIII.,  BStdt.  —  Visier- 
Buech:  Protokoll  über  die  durch  Sachverständige 
vorgenommene  Prüfung  neu  gegossener  Kanonen. 
XVII./XVIII.,  B  (vßodt  1834,  92).  —  Alt-vätter-. 
,Uf  die  legenden-  und  exempelbüecher,  item  uf  das  a., 
darinnen  vil  von  erschynungen  der  geisten  glasen 
wirt,  kann  man  nit  vil  setzen.'  LLav.  1569.  —  Fre- 
vel-. ,Der  veldgerichtschryber  soll  [beim  Heere]  uf 
all  frävel  und  buessen  flyssig  ufsechen  haben,  die- 
selben one  ansehen  der  person  in  das  fr.  schryben 
und  verschaffen,  dureh  die  gerichtsweibel  ingezogen 
werden.'  1589,  B.  —  Frag-  GrS.,  Frage"-  Ap;  B; 
GrPi-.,  Ziz.:  oft  Dim.,  Katechismus.  aaOO.  f  In  B 
spec.  der  Heidelberger,  in  Ai'K.  das  Ulrichsche  , Frag- 
stücklein.' Vgl.  I,er-Meister  2  (Sp.  518).  ,Pie  Meitschi 
einzig  führen  sich  ordentlich  sittsam  auf  und  lernen 
fleissig  in  dem  Fragenbuch.'  Schwz.  Bauernkal.  1898. 
.Ich  bekam  ein  versudeltes  Fragenbuch  vom  Johanncsli, 
dein  dafür  ein  gar  schönes  mit  goldenen  Tieren  ge- 
kauft wurde.'  Gotth.  .Mancher  neumodische  Lehrer, 
der  sich  der  Bibel  schämt,  und  der  übers  Fragebuch 
numme  zäpflet  [spöttelt].'  ebd.  ,In  den  Psalmen  und 
in  dem  Frägibuch.  wie  ihr  den  Katechismus  nennt, 
steht  nichts  davon.'  Kasth.  1829.  .Die  h.  10  Gebott 
sollen,  wie  es  in  dem  Fragenbächlein  und  Catechismo 
stehet,  abgesprochen  werden.'  Ai'Trog.  (alte  Schul- 
ordn.).  —  Frägen-b  ü  echl  c  r:  Schüler  der  Abteilung, 
die  im  Frägmbüechli  zu  lernen  hat,  im  Gegs.  zu  den 
ABCschützen  Bf.     Vgl.  Ler-meistler  (Sp.  518). 

Vergicht-Buech:  Verhörprotokoll  in  Kriminal- 
sachen;  s.  Klag-  und  Antwort-S.  —  Gegen-,  ,Wir 
besitzen  Seckelamtsrechnungsbücher  [Staatsrechnun- 
gen] bis  zum  Jahr  1437  zurück;  erst  seit  1506  sind 
jedoch  auch  die  sog.  Gegenbücher,  worin  das  Detail 
enthalten,  noch  vorhanden,  daneben  specielle  Ein- 
nahme- und  Ausgabe-Bücher.'  Seo.,  KG.  III  2,  98. 
Galle"-Büech  li:    Benennung    des    Vocabularius  S. 


Galli  (Voc.  913)  in  der  G  Stiftsbibliothek.  TTobl.  — 
Gäuinler-:  Verzeichniss,  in  welches  die  Gäumler 
(Bd  II  306)  ihre  Rechnungen  einschrieben,  worauf 
dieselben  nach  St  Gallen  eingesandt  werden  mussten 
GRh.  —  Gast-.  ,Der  Vogt  zu  Bürgein  soll  ein  Gast- 
büeehlein  führen  und  darin  alle  Personen,  welche  von 
der  Herrschaft  Geschäften  wegen  oder  so  etwan  ein 
Bürger  [von  GStdt]  käme  und  die  Gelegenheit  des 
Schlosses  oder  der  Herrschaft  gern  sehen  wollte,  auf- 
schreiben und  wie  lang  sie  geblieben,  wie  viel  sie 
verzehrt,  angeben.'  G  Neujahrsbl.  1884.  —  Hagel- 
Buech.  Nur  in  der  RA.:  Eim  es  Kapitel  üfzeüe' 
us-em  H.,  Einem  tüchtig  den  Text  lesen  S  (Joachim). 
—  Ge-hugde-:  Gedenkbuch,  Chronik.  ,Das  Ines  der 
künig  schriben  an  sin  gehugtebuch.'  1474,  Volksb. 
(nach  Esther  II  23). 

Not-  und  Hülfs  -Büechli.  In  der  RA.:  Du  bist 
e"  rechts  N.,  zu  einer  allezeit  dienstfertigen,  zu  Rat 
und  Tat  bereiten  Person  Z. 

Sehr  verbreitet  war  am  Ende  des  XVIII.  das  1788  und 
fifter  in  Gotha  erschienene  ,Not-  und  Hülfshüchlcin  für 
Bauersleute'  von  EZBecker.  Ein  ,N.  für  vorsichtig  liberale 
Esser  und  Trinker'  erschien  1S44  in  Zürich  und  Winterthur. 

Helge"-Buech:  Bilderbuch  Bs;  B;  Tu;  Z.  - 
Hand-:  1.  irgend  ein  Gebetbuch  zum  täglichen  Ge- 
brauche Z  (JKMeyer  1844).  —  2.  Notizbuch.  ,Dcr 
Amtmann  soll,  wie  viel  ihm  des  Brots  angezeigt  wor- 
den, in  sein  H.  verzeichnen.'  1624,  Z  Staatsarch.  — 
Haupt-.  ,Es  soll  ouch  ein  ieder  punt  [Bund]  sinen 
schriber  haben  mit  einem  hoptbuoch,  der  uf  gehalten 
landstag  all  händel  anzeichne  und  flissig  beschritt.' 
1524,  Abscu.  (für  Gr). 

Här-:  zwischen  1300  und  1350  auf  Pergament 
geschriebene  Urkundensammlung  des  Stifts  LBerom. 
MEsterm.  1878,  74  f.  —  So  genannt  nach  dem  aus  be- 
haartem  Fell   bestehenden   Einband. 

Hard-.  ,Das  Hardbüechli  oder  Ordnung  in  Ab- 
sicht auf  den  Weidgang  im  Hard.'  AHöpfn.  1789. 
,Alle  auf  das  Hard  bezüglichen  Akten  sind  in  das 
sog.  Hardbüchlein  zusammengetragen  worden,  welches 
sowohl  dem  Hirten,  als  auch  insbesondere  dein  Hard- 
meyer  [s.  Sp.  12]  zur  Pflichtordnung  diente.'  1801, 
ZStdt.  —  Hüs-:  Haushaltungsbuch  B.  S.  auch  Su- 
del-B.  —  Neu-j  är-Büechli:  kleine  illustrierte  Ju- 
gcndschrift,  welche  zu  Neujahr  die  Lehrer  den  ihnen 
Geschenke  bringenden  Schulkindern  als  Gegengabe 
reichten  ZO.,  Zoll.f  Syn.  Silvester-Büechii.  ■ —  Ohei- 
ben-Buech.  ,Wer  zum  andren  redt:  du  stast  im 
schelnien-  older  keibenbuech,  wie  sy  dan  dasselb 
scheltend,  der  soll  zue  buess  verfallen  sin  3  pfd  5  ß.' 
1556,  Ap  LB.  Vgl.  Schehnen-B.  —  Chüch-Büechli: 
Spottn.  der  Fibel  BE.  Auch  bei  Gotth.  —  Chuchi- 
Buech:  Küchenbuch  einer  Zunft,  enthaltend  Koch- 
recepte,  Berichte  über  Gastmähler,  Rechnungen  u.  a. 
XV./XV1II.,  BsStdt.  —  Cheller-Büechli:  Controll- 
buch  der  obrigkeitlichen  Aufseher  über  die  Schenk- 
weino.  .Aus  den  von  den  Weinstichern  der  Stadt 
einzugebenden  Kellerbüchlein,  welche  alle  nach  einem 
vorgeschriebenen  Formular  geführt  werden  sollen,  ist 
die  Ohnigeldsrechnung  quartaliter  zu  verfertigen.'  Bs 
Ohmgeldsordn.  1826.  .Jeder  Wirt  soll  ein  eigenes 
K.  haben  und  in  dasselbe  die  Rechnung  von  den  Wein- 
stichern eingeschrieben  werden.'  ebd.  —  Chi]ohe11.- 
Buech:  Kirchengesangbuch  Z.  Dim.,  Gebetbuch  li 
Mels.   —   Kundschaft-    s.  Klag-und-Anlu-ort-B.  — 


f,*, 


ßach,  liei-li,  bich,  hoch,  buch 


990 


Knnst-Büechli:  Büchlein,  das  eine  geheime  Kunst 
lehrt.  Zauberbüchlein.  1562,  F  luv.  (von  HsSalat  i.  — 
Seh warzknnst-Bucch:  =  dem  Vor.  .Da  nam  er 
sine  schwarzknnstbüecher  und  studiert  in  siner  kunst, 
ze  vernemmen.  wo  sin  vetter  wäre.'  Mohgant  1530.  — 
Er-kanntniss-:  Protokoll  für  Ratserkenntnisse.  Die 
Commissarien  von  Echallens  wollen  den  Städten  B  und 
F  ihre  .Erkanntnissbücher'  übergeben.  1571,  Absch. 
S.  auch  Spruch-B.  —  Kapitel-:  Synodalprotokoll. 
.Wo  einer  mehr  als  fünf  Gefatterte  nemmen  wollte, 
ist  ein  Pfarherr  nit  schuldig,  das  Kindt  zu  taufen, 
nach  Ausweisung  des  K-s.'  GrD.  LB.  Vgl.  Kapitel  3 
(Bd  III  399).  —  Chetzer-:  von  einem  Ketzer  ge- 
schriebenes Buch.  Lüge"  chönne"  wie-n-es  Ch.  SchwE. 
(MLienert).  —  Chlag-:  Buch,  in  das  gerichtliche 
Klagen  eingeschrieben  werden.  ,Ein  ieklicher  kleger 
sol  alle  die,  so  er  für  lantgericht  geladet  hett,  zwei 
lantgericht  in  das  kl.  schriben  und  ieklichs  gerichts, 
die  wil  sich  der  ansprächig  mit  dem  cleger  nit  gericht 
hat,  geben  4  haller  von  ieklicher  person  in  das  clag- 
buech  ze  schribent,  und  das  man  dem  kleger  ze  dem 
dritten  lantgericht  einen  ussclagbrief  schriben  sol  über 
alle  die,  ger.  den  er  gewartot  und  si  vormals  zwen 
lantag  in  das  kl.  geschriben  hat.'  1406,  Th  Landge- 
richtsordn. 

Klär e  -  Büechli :  Erklärungsbüchlein.  ,üen 
Schulmeistern  liegt  ob,  die  Kinder  zuerst  in  dem 
kleinen  Fragstücklein,  fehrner  dann  in  dem  Kläre- 
büechlein  und  dann  in  dem  grossen  Catechismo  zu 
üben.'    ApTrogen    (alte    Schulordn.).   —   Vgl.   das   syn. 

Züf]HU88. 

Klasse"-:  Protokoll,  das  der  Lehrer  über  jede 
Schulstunde  führt,  worein  er  u.  A.  auch  Bemerkungen 
über  das  Betragen  der  Schüler  schreibt  BsStdt.  — 
Sträf-klasse"-  (od.  Strofi'tzge"-)  Büechli:  Büch- 
lein, in  dem  die  Nachmittagsarrestanten  notiert  werden 
BsStdt.  —  Chlütter-Buech:  Kleckbuch  BsStdt 
(Glitter-):  „B."  ,Adversaria,  klütterbuech,  papyr  oder 
täfele,  darin  man  etwas  on  Ordnung  aufzeichnet  und 
klütteret,  darnach  mit  fleiss  abzesehryben.  klütter- 
papyr.'  Fris.;  Mal.;  auch  bei  Denzl.  1716.  .[Die 
Frau]  mag  das  Klitterbuch  wie  du  das  Haubtbuch 
über  das  Hauswesen  sein.'  Sintem.  1759.  —  Chräuel- 
Büechli:  Zusammenstellung  der  Verordnungen  betr. 
den  Weidgang  im  .Chräuel'  bei  Zürich  f.  S.  AHopfn. 
III  (1788)  112.  —  Lich-Büechli:  Verzeichniss  der 
Lehengüter.  ,Wie  rödel  und  lichbüecher  wisent.' 
1469,  AAMuri  Arch.  —  Lieder-Büech  li:  Kirchen- 
gesangbuch BsStdt.  —  Läg(en)-Buech:  Grenzzei- 
chenbuch einer  Gemeinde,  worin  verzeichnet  steht, 
wo  (auf  welchem  Baum.  Stein)  und  wie  weit  ausein- 
ander die  einzelnen  Zeichen  (Lüchen  Bd  III  998)  ein- 
gehauen sind  Gl.  —  Eugene11-,  Lugi-:  Lügenbuch 
GrD.,  Pr..  Fabelbuch  GRValz.     Vgl.  Tsch.  153. 

Land-:  Gesetzbuch  eines  .Landes',  „Inbegriff  der 
Polizei-  und  Civilgesetze" ;  so  in  Apj  Gl;  GrD.,  Pr.; 
GSa.;  SchwG.,  Ma.;  Uw;  U.  .Das  alte  L.  auf  Perga- 
ment im  Kantonsarchiv.'  Gl  Urk.  .Die  15  und  die 
Siben  sollend  uf  das  L.  richten  by  iren  Eiden.'  1607, 
U  Bq.  , Einung-  oder  L.  des  loblichen  Lands  Under- 
walden  ob  dem  Kernwald'  (Titel).    1635.   Uw  Rq. 

Das  älteste  L.  ist  dasjenige  von  A]i  vom  Jahre  1409; 
vgl.   JBKusch    1869. 

Chinden-ler-Büech  li:  Katechismus  S;  UwE. 
—  Laster-Bucch  s.  Famos-B. 


Leisti-gs-:  Strafprotokoll  (bis  1173  geführt) 
BsStdt. 

.Dieser  Name  ist  ihm  im  is.  Jahrhundert  gegeben  wor- 
den, weil  die  Leistungsstrafe  beinahe  nur  jeder  Seite  darin 
vorkömmt.'   Ochs. 

Ver-lust-:  ,Buch,  in  welches  die  durch  Zahlungs- 
säumniss  verlorenen  oder  verwirkten  Bussen  einge- 
tragen wurden.'  X11I./XVI1.,  Z.  S.  cer-lieren  (Bd  111 
1373  u.).  —  Ge- mächt-:  Protokoll,  dessen  Haupt- 
inhalt .Gemachte'  (Sp.  69),  Käufe  und  Gülten  bilden. 
XIV./XV.,  Z.  —  Nacht-mäl-Büechli:  Büchlein  mit 
einer  Anleitung  zur  Vorbereitung  auf  das  h.  Abend- 
mahl Bs;  Z.  In  Bs  auch  der  Katechismus  der  Kon- 
firmanden; so  bei  Sintemal  1759  der  Heidelberger 
Katechismus.  —  Mäler-Buech:  Skizzenbuch  der 
Künstlergesellschaft  ZStdt,  in  das  jedes  Mitglied  von 
Zeit  zu  Zeit  eine  (selbst  oder  von  befreundeter  Künst- 
lerhand gefertigte)  Zeichnung  zu  liefern  hatte.  Vgl. 
Eeithard  1851,  XVI.  —  Mali-  B,  G'mäli-  GrCIiih-, 
L.,  ObS.:  Bilderbuch  (Kdspr.).  —  Milch-:  =  Alp-B.  ä 
GMels.  —  Mandaten-:  Sammlung  obrigkeitlicher 
Mandate.    XVII./XVI1L,    Aa;    B.    —    G'meind(s)-: 

1.  Buch,  in  das  die  Gemeinderechnungen  eingetragen 
werden  GnHe..  Pr.  —  2.  ,Gemeinbuoch',  Sammlung 
der  Dorfstatuten.  XVI./XV1IL,  GRUVatz;  s.  Gr  Mo- 
natsbl.  1897,  249.  Aufzeichnungen  verschiedener  Art 
enthielt  das  .Gemeinbuch'    von  LSetnp. ;   vgl.  Gfd  15, 

2,  Anm. 

Mentiris  -  Büechli  :  Lügenbuch.  ,Dass  der 
Lützenburger  da  über  das  M.  gegangen  seie  [gelogen 
habe],    kannst   du   selbs    leicht    erachten.'    Chloster- 

GUGGtJ.    —    Mentiris,    lat.  =  du    lügst. 

March-Buech.  ,M.,  darin  der  Plan  und  Grund- 
riss  der  hohen  Landmarchen  der  mächtigen  Republik 
und  Stand  von  Bern  (vom  Jahr  1701).'  JJScueuchz. 
1746.  —  Metti-:  1.  Messbuch,  um  1600,  Cvs.  - 
2.  Blättenuagen  S.  —  Mu  eter-Büechli:  .matricula 
ecclesiae',  die  Stiftsstataten  von  LBerom.  (seit  dem 
XVI.).  —  Nadle"-:  einem  Büchlein  ähnlicher  Be- 
hälter für  Nadeln   Bs;  Z. 

Name"-:  1.  das  erste  Abc-  und  Lesebüchlein  in 
der  altern  Volksschule  (oft  mit  Bildern)  Ar;  B;  Gr; 
L;  S;  Uw;  Z.  ,Das  Wenige,  was  ich  konnte,  hatte 
ich  grösstenteils  noch  bei  der  Grossmutter  gelernt; 
sie  hatte  eine  gar  grosse  Meinung  von  meiner  Ge- 
lehrsamkeit gehabt,  als  sie  mich  zum  Buchstabieren 
aus  dem  Namenbuch  ins  Fragenbuch  brachte.'  Gottu. 
D'  Schitelmeisterne"  isch  am  Spinnrad  g'hocket,  und 
wenn  dö  oder  dort  Ein  ab  cm  N.  g'hiegt  het,  so  het-si 
numme"  a"  Chunkle" stecke"  g'längt.  BWyss  1863.  Dö 
[Ende  des  XVI1L]  het-me"  's  N.  und  's  Chinge'ler- 
büechli  hingersich  und  färsi'*  wswendig  g'lert.  Schild 
1866.  RAA.  Er  ist  im  N.,  ein  Anfänger  GrPt.  Er 
macht  e"  G'sicht  wie  d'  Chat:  im  N.,  ein  saures  Ge- 
sicht ScuSt.  (Sulger).  Mager  u-ie-tt-e"  Name'büechli 
kr.  Die  Kue  ist  dünn  wie-n-e*  N.  GRChur.  Er  ist 
so  dünn  wie-n-e"  N.  Strww.  1824;  Sulgek.  Er  het 
Lende"  wie-ne"  N.  Sprww.  1869.  .Ein  n.'  1562,  FInv. 
(von  HsSalat).  ,In  der  understen  stube  zu  St  Peter  am 
Nüwmarkt  lerne  man  das  abc  lesen.  Darzue  werden 
kleine  täfelin  getruckt,  item  nammenbüechli,  daruss 
die  ersten  buchstaben,  silben  und  stimmen,  auch  nam- 
men  ze  lesen  und  ze  lernen  sind.'  1586,  ZStdt  (Archiv). 
.Bin  Schulmeister  soll  die  Schüler  lehren  buchstabie- 
ren nach  Anleitung  der  gedruckten  Nammcnbüchlein; 


991 


Bach,  bech,  bieh,  boch,  bnch 


992 


man  überlast  es  zwar  dem  Schulmeister,  die  Kinder 
in  den  gedruckten  oder  geschriebenen  Xammenbüch- 
lein  anzuführen,  doch  sollen  alle  geschriebne  Nam- 
menbüchlein  just  von  denen  gedruckten  abgeschrieben 
werden'  ApTrog.  (alte  Schulordn.).  —  2.  's  Tufels 
N.,  der  Bliittermagen  (angeblich  wegen  der  vielen 
Mühe,  die  seine  Reinigung  dem  Metzger  bereitet)  ZW. 

—  NameQ-büechler:  Elementarschüler  Z  f.  .Das 
Schulexamen  [vor  18.30]  begann  mit  den  Erstnamen- 
büechlern  [Abcschützen].  Nachher  kamen  die  zweiten 
N.  an  die  Reihe,  mit  denen  der  Schulmeister  lautierte 
und  einzelne  Wörter  las.  Die  Drittn.  lasen  einfache 
Sätze.  Auf  sie  folgten  als  4.  Klasse  die  Lehrmeistler' 
Z  Pia  ff. 

Nüner-Büecher:  Protokoll  des  .Neunergerichtes' 
L  (Brandst.  1891,  10).  —  Narren-Buech.  Us-em 
Näre"buech  schwätze",  unbesonnen  reden  Z.  ,Man 
muss  ihn  ins  N.  von  Stockach  schreiben,  von  einem 
Menschen,  der  eine  alberne  oder  unbesonnene  Sache 
beginnt,  auch  von  einer  Sache,  die  ins  N.  passe.' 
Spkww.  1824.  —  Nativitet-Büechli:  Büchlein,  das 
Anleitung  gibt,  die  Nativität  zu  stellen.  1562,  F  Inv. 
(von  HsSalat).  —  Erd-bebc"-Buech :  volkstümliche 
Benennung  des  1856  in  Bs  zur  Erinnerung  an  das 
grosse  Erdbeben  von  1356  herausgegebenen  Buches 
.Basel  im  XIV.   Jahrhundert'  Bs. 

Beile"-Büechli:  Büchlein,  worin  Bäcker,  Metzger 
usw.  den  Kunden  die  einzelnen  auf  Kredit  gegebenen 
Lieferungen  einschreiben  Z  f.  Vgl.  Schaub.,  Schweiz. 
Rq.  I  290;  Zeitschr.  f.  zürch.  Rechtspfl.  1856,  463; 
Ullnier,  Z  Civilproz.  203,  20.  —  Das  Büchlein  ist  an  die 
Stelle  des  frühern  Kerbholzes  (Beilen)  getreten. 

Burger-Buech:  amtliches  Bürgerverzeichniss. 
.Alle  die,  so  sich  in  unser  B.  inschriben  lassend  und 
dannethin  der  Ussburgeren  Recht  erfüllend,  sollend 
für  Burger  geachtet  werden.'  B  Gerichtssatz.  1615. 
.Das  älteste  vorhandene  B.  von  Luzern  geht  zurück 
bis  1357,  ruft  aber  einein  noch  altern,  das  verloren 
ist.'  Segess.,  RG.  —  Porträt-  Bod(e)retili- :  Photo- 
graphiealbum  ZW.  —  Ge-burt-Büechli:  wahrsch.= 
Nativitet-B.  1562,  F  Inv.  (von  HsSalat).  —  Buesse"- 
Buech:  Buch,  enthaltend  Bestimmungen  und  Rech- 
nungen in  Betreff  gerichtlicher  Bussen  GrD.,  Pr. 
(Tsch.).  —  Bischofzeller-Büechli  hicss  im  ZW1. 
das  von  Pfarrer  Fei.  Waser  in  Bischofszeil  verfasste 
.Schul-  und  Hausbüchlein,  enthaltend  Gebeter,  geistl. 
Lieder,  Psalmen,  schöne  Sprüche.  1769,  StGallen.'  Syn. 
Waser-Büechli.  —  Bet-Buech:  1.  Gebetbuch,  allg. 
Tue*  wie-n-es  B.,  sich  fromm  gebärden  Z.  Bisweilen 
dem  Aberglauben  dienend:  Ich  ha"  im  Hast  noch  es 
B.  g'no"  [nämlich  in  den  Stall,  um  dort  einen  Zauber 
zu  vertreiben].  MWalden  1880.  S.  noch  Her  1  c  (Bd  II 
1523).  Spec.  Gi-bet-Biiechli,  die  besonders  gedruckten 
Gebete  für  den  .Bettag'  Bs.  —  2.  übertr.  a)  oft  dim., 
frivole  Bezeichnung  des  Kartenspiels  B;  Th;  Z;  ver- 
deutlicht: 's  sechsedrissgblettrig  B.  Vgl.  Haber-Männli 
(Sp.  258).  —  b)  's  Tüfels  B.  =  's  Tüfels  Name"-B.  ZW\ 

—  Ver-bot-:  Verzeichniss  rechtlich  in  Beschlag  ge- 
nommener Gegenstände,  Pfänder.  ,Die  amptlüt  sollen 
ouch  sollichc  verbott  ze  stund  dem  schriber  angeben, 
das  in  das  v.  zue  verzeichen,  damit  der  Schultheis 
wissen  mog,  das  verbott  ze  rechtfertigen.'  um  1520. 
Bs  Rq.  —  Boti-:  Buch  des  Betreibungsbeamten  L. 
Rieh  hin-ieh  zwar  nid,  im  B.  aber  bin-ich  notte"  noch 
nie  gestände".  B  Dorfkai.  1870.  —  Pfatten-:   Servi- 


tutenbuch  einer  Gemeinde,  worin  die  an  einer  Gruppe 
von  Grundstücken  haftenden  Verpflichtungen  betr. 
den  Unterhalt  von  Strassen  und  Gräben  eingetragen 
sind  GWidn.  —  Pfleg-.  .[Die  Zünfte|  sollen  den 
hinderlassen en  Hinderen  einen  Vogt  aus  ihren  Zunft- 
und  Gesellschaftsbrüderen  bestimmen  und  in  ein  son- 
derbar darzu  haltendes  Pflegbuch  alles  innerthalb 
Monatsfrist  einschreiben.'  Bs  Mand.  1715.  —  Pfruen- 
den-:  Verzeichniss  der  Pfarrpfründen  und  ihres  Ein- 
kommens mit  vorangehendem  chronologischem  Ver- 
zeichniss der  Pfarrer  seit  der  Reformation;  hand- 
schriftlich in  4°  vom  XVII.  bis  Anfang  XIX.  vielfach 
verbreitet  Z,  auch  gedruckt  in  8°:  .Neues  geistliches 
Pfrundenbüchli  der  Stadt  und  Landschaft  Zürich,  mit 
Kupfern.'  o.  J.  Vgl.  auch  (für  Th)  JNater  1898,  480. 
Übertr.  auf  ein  Verzeichniss  der  weltlichen  Ämter: 
.Neues,  weltliches  Pfr.  der  Stadt  und  Landschaft  Zü- 
rich. Mit  Kupfern  und  Karte.'  o.  J.  Vgl.  Ämter-Biiech. 

—  Planeten-.  .Ein  pl.'  und  .ein  planetenbüechli.' 
1562.  F  Inv.  (von  HsSalat). 

Bruch-:  Sammlung  der  Gewohnheitsrechte  einer 
Herrschaft,  Statutenbuch.  .Das  Brauchbuch  oder  Frei- 
heiten, Recht  und  Gerechtigkeiten  des  Fleckens  Kadel- 
burg.'   1671,   Argov.    —   Vgl.  das  frz.   coutwnier. 

Presten-Büeehli.  .Ich  [Barth.  Bischof  berger] 
hab  ein  Pr.  zusammengeschoben.'  um  1690,  ApHeid. 

—  Brüt-Buech:  Psalmbuch,  das  der  Neuverlobte 
seiner  Braut  zur  Bestätigung  'des  Eheversprechens 
gab  Ap.  —  Psalme"-:  1.  Sammlung  gereimter  Psal- 
men und  anderer  Kirchenlieder  als  Kirchengesangbuch 
B;  Z  f.  ,Aus  dem  Almosenamt  empfangen  [für  die 
Armen  der  Gemeinde]  2  Lehrmeister,  2  Zeugnussen, 
2  Psalter,  2  Psalmenbücher.'  1705,  ZZoll.  Pfarrprot. 
,l)en  27.  Nov.  1704  empfangen  5  Lehrmeister,  2  Zeug- 
nussen, 2  Psalter,  2  Testament,  1  Psalmenbueeh.'  ebd. 

—  2.  (Dim.)  Blättermagen  beim  Rindvieh,  Psalter  Bs. 

—  Reb-Büechli:  Titel  eines  Büchleins,  worin  all- 
jährlich der  Ertrag  der  Weinreben,  die  Betriebskosten 
(Arbeiterlöhne  usw.)  eingetragen  wurden  ScnStdt 
(XVII./XV11L).  —  Reche"-Buech:  Buch  für  Soll 
und  Haben,  Schuldbuch.  .Ein  Schuldner  ins  r.  stellen.' 
Mal.  S.  noch  Gr.  WB.  VIII  342.  —  W  i  n  -  r  e  c  li  n  i  n  g- : 
Verzeichniss  der  jährlichen  Weinpreise.  .Dises  Wein- 
rechnunghüchli  hab  ich  N.  N.,  Schulmeister,  ange- 
fangen zu  schreiben,  als  man  gezelt  1701.'  ZElgg.  — 
Under-richt-:  Buch,  worin  amtliche  Berichte,  In- 
struktionen eingetragen  werden.  ,Es  sollend  unsere 
Amptlüt  alle  gemeine  Mandaten  in  das  Mandat-  und  U. 
ordenlich  inschriben.'  B  Mand.  1628.  —  Ver-richt-: 
Buch,  welches  sowohl  die  den  .Verrichtherren'  [Ab- 
geordneten des  Rates  nach  der  Herrschaft  Bürglen] 
mitgegebenen  Instruktionen,  als  auch  die  nachher  vom 
Rate  zur  endgiltigen  .Verrichtung-  der  verhandelten 
Fälle  gefassten  Beschlüsse  enthielt.  XVIL,  UStdt  (G 
Neuj.  1884,  11).  —  Ge-richts-.  ,Es  soll  ein  jeder 
Gerichtsvvürt  sein  eigen  G.  haben,  und  was  von  Ge- 
richtskostungaufgat,  vom  geschwornen  Gerichtsschrei- 
ber versehrieben  werden,  auch  mit  Vermeldung  des  Tags 
und  Jahrs.'  GrKIosL  LB.  —  Us-ric hter-,  .Objemants 
begerte  ein  usrichtung  [Ausrichtung  der  Gläubiger  im 
Konkurs]  uszeschriben,  demselben  söllent  [die  (Jant- 
meister]  uf  sinen  kosten  einen  schriber  bi  der  us- 
richtung haben,  der  die  ufschribt  in  das  u.,  das  sy 
darumb  insonder  haben  sollent.'  XV.,  Z  Gantordn.  — 
Häts-richter-Büechl  i.   .Ein  jeweiliger  Ratsrichter 


993 


Bach,  bech.  bich,  hoch,  Itnch 


994 


soll  bei  einer  jedweden  Katsversammlung  das  sog.  R. 
auf  das  Pult  legen,  nach  demselben  die  gewöhnliche 
Umfrage  halten  und  keinem  gestatten,  dass  er  den 
andern,  so  lange  er  redet,  unterbreche.'  1770,  L  Rats- 
verordn.  , Diese  Artikel  sollen  sowohl  dem  sog.  Rats- 
richter- als  Sehultheissenbüehlein  einverleibt  und  alle 
Halbjahre  vor  Rät  und  Hundert  abgelesen  werden.' 
ebd. —  Reformation-:  Reformationsmandat  [.wider 
allerhand  Wucher']  in  Form  eines  76  Seiten  starken 
Quartheftes.  ,Es  soll  sich  auch  ein  jeder  geschworner 
Bott,  wann  er  beeidet  wird,  mit  disem  R.,  darin  ihre 
Ordnung  und  Eidsform  zu  finden,  verfasst  machen.' 
GMand.  1628. —  .Rüef-Büecher:  Sammlungen  von 
kleineren  Verordnungen,  die  der  Rat  für  eine  kurze 
Zeit  in  Polizeisachen  ergehen  liess.  Man  nannte  sie 
so,  weil  diese  Verordnungen  bei  Marktstageu  von  der 
Stiege  oder  von  den  Fenstern  des  Rathauses  herab 
gerufen  oder  geschrieen  wurden.'  Ochs  (Bs).  —  Regi- 
ments-Buech:  1.  (auch  Dim.)  gedrucktes  Verzeich- 
niss  sämmtlicher  Behörden  eines  Landes,  einer  Stadt; 
so  früher  in  Ap;  Bs;  B;  GR.;  Sch;  Z.  ,R.  oder  Klein 
und  Grosse  Räte  Eidgenössischer  Stadt  Rapperschwyl. 
1787.'  Schweizerisches  R.,  nach  der  Verraittlungsakte 
usw.;  nebst  einem  Etat  der  vornehmsten  Geistlichen 
in  der  Schweiz.  Bern  1803.'  ,R.  der  22  Kantone  auf 
das  Jahr  1827.  Schaffh.  1827.'  S.  noch  Glid  (Bd  II 
606).  —  2.  (Dim.)  Büchlein  mit  diätetischen  Vor- 
schriften für  Kranke.  .Zwei  regimentbüechli  für  pe- 
stilenz.'  1502,  F  Inv.  (von  HsSalat).  —  Randing-  s. 
llanding.  —  Reis-:  Buch,  worin  Aufzeichnungen 
über  eine  Reise  gemacht  werden.  ,Schauw  dir  umb 
ein  r.  und  zeichne  das  usserlesneste  uf.'  HBoll.  1553 
(Reiseinstruktion  an  seinen  Sohn).  ,Uss  etlichen  Reis- 
büechlinen,  so  namhafte,  glaubwürdige  Persohnen  be- 
schriben  von  ihren  Pilgerfahrten  über  Mör  gen  Hieru- 
salem.'  RCvs.  —  Rüti-.  ,1573  wurde  in  UwKerns 
das  älteste  R.  begonnen.  Es  ist  darin  aufgezeichnet. 
wenn  von  einer  Allmend  ein  Stück  an  einen  Privaten 
verkauft  oder  Platz  zu  einem  Gaden  oder  Haus  ge- 
geben wurde,  ebenso  wenn  die  Kirchgenossen  ein  Stück 
zum  Ruten  gegeben.'  AKüchler  1887,  110. 

(Alp-)Sei-:  Grundbuch,  das  die  Rechte  und  La- 
sten der  grossen  Alpen  und  den  Anteil  jedes  Berech- 
tigten feststellt  BO.  ,M;t  dem  Zins,  den  die  Seibücher 
ertragen  [ergeben].'  1027,  BSi.  Rq.  ,Seibuch  der  Stadt 
Thun  1778'  (Titel). 

Hie  Seibücher  gehen  bis  ins  XV.  zurück  und  sind  tw. 
noch  auf  Pergament  geschrieben:  vgl.  Ztschr.  f.  schwz.  R. 
IV  c,  öl  f.;  JRWyss  1817,  621;  Auderegg  1S97,  49.  184. 
Vgl.   auch  Sei-Rodd. 

An-sechen-:  Protokoll  der  Ratsverordnungen. 
.In  dem  uralten  bergamentinen  Burger-  und  Ansechen- 
buch  des  1357ten  Jahrs,  so  mit  Spangen  beschlagen, 
wüsses  [weisses]  Inbunds.'  RCvs.  Unzufriedene  Bürger 
verlangten  Einsicht  in  die  Bücher,  in  denen  die  Be- 
schlüsse über  die  Bürger  enthalten  sein  müssen,  und 
in  die  ,Ansebenbücher.'  1653,  L.  Vgl.  Ansehen.  — 
Sudel-:  Brouillon.  ,Haus-  und  S.'  Sintem.  1759.  — 
Segneri-:  Buch,  das  Wundsegen,  Besprechungen 
enthält.  ,Die  Segnereibücher  sollend  durch  die  Chor- 
richter heruss  geforderet  und  uns  übergeben  werden.' 
BMand.  1628.  Vgl.  auch  Lüt,  Sag.  234.  —  Seckel-: 
Kassenbuch.  ,Das  im  16.  Jahrb.  errichtete  sog.  S.' 
Z  Memor.  1801.  —  Sei-:  Buch,  in  das  fromme  Stif- 
tungen (legata  pro  remedio  animae)  eingetragen  wer- 

Sebweiz.  Idiotikon  IV. 


den.  XVI..  Likd  (Schade  1803  I  10).  —  Silvgster- 
Büechli:  =  Neujar-B.  Z.  ,Die  altherkömmliche,  ge- 
genseitige Beschenkung  von  Lehrern  und  Schalem 
mit  S.  und  Geldgaben  soll  von  nun  an  unterbleiben.' 
1883,  ZHirsl.  (Beschluss  der  Schulpflege).  —  Sinn-: 
.öffentliches  Buch,  in  welches,  der  finanziellen  Be- 
stimmungen über  den  Weinhandel  und  Weinverbrauch 
wegen,  alle  Käufe  um  Wein  angemeldet  werden  muss- 
ten,  und  welches  dann  aber  auch  für  alle  solche  Käufe 
unter  gewissen  Bedingungen  Beweiskraft  hatte.'  Seg., 
RG.  II  510.  ,Wie  man  uf  das  s.  richten  soll.  Wann 
ein  kouf  umb  win  beschicht,  so  soll  der  sinner  das 
nit  inschriben,  der  köufer  und  verköufer  syen  dann 
under  ougen.'  L  Stadtrecht.  —  Suen-.  .Placuit  char- 
tam  pacationis  ex  utraque  parte  allevari,  quod  Tiutisce 
suonbuoch  nominamus.'  850,  Urk.  (bei  Vad.  I  101). 
—  Satzung-.  ,Dass  die  Emmentaler  die  Satzung  der 
unsern  zu  Hutwyl  samt  iren  alten  landsbräuchen  und 
rechten  für  sich  nemen  und  daruss  ein  s.  oder  lands- 
recht setzen,  stellen  und  schriben  süllend.'  1559,  B 
Rq.  —  Abscheid-:  (von  jedem  einzelnen  Ort  ge- 
führtes) Protokoll  der  in  den  Abschied  genommenen 
Verhandlungen.  ,Stät  erlütert  im  a.'  1534.  B.  - 
Schelmen-:  Verzeichniss  der  Übertreter  des  Reis- 
laufverbotes, um  1485,  L.  ,Die  sog.  Schelmenbücher 
wurden  angelegt.  Alle  die  ohne  Erlaubniss  der  Obrig- 
keit in  fremde  Kriege  giengen,  wurden  ehrlos  erklärt 
oder  mit  10  Wochen  Gefängniss  belegt.'  Seg.  1800,  55. 
,üie  Reiser  meinten,  diejenigen,  welche  Pensionen  be- 
zögen, gehörten  ebensowohl  in  die  Schelmenbücher 
als  sie.'  ebd.     Vgl.  Cheiben-Buech. 

Schilt-:  Büchlein  mit  allerlei  Gebeten  und  Sprü- 
chen zum  Schutz  gegen  Kugeln ;  ein  solches  brauchte 
im  Sonderbundskrieg  1847  ein  reformierter  Soldat. 
Tbellcng  1807.  —  Über  ein  Zauberbuch  gen.  der  .geist- 
liche Schild'  s.  Lüt.,  Sagen  547.     Vgl.  noch  Chvijh'>i-Al>}ri*iH,j. 

Schilte"-Büechli:  Bilderbüchlein  ZSchlatt.  - 
Haupt-sch  in-Buech.  .Keinem  [Ausländer]  soll  das 
Heuraten  allhier  verstattet  werden,  er  habe  denn  die 
Permission,  wie  auch  ein  Heimatrecht  und  die  Na- 
turalisation erworben,  damit  solche  in  das  gewohnte 
Hauptscheinbuch  möchte  einverleibet  werden.'  B  Mand. 
1711.  —  Schirm-  s.  Schirm -Vogt  (Bd  I  709).  - 
Sch  läf-Büecher:  „Tauf-,  Kommunion-,  Ehe-  und 
Totenregister  B";  vgl.  JRWyss  1817,  821.  ,1684  wird 
in  Bern  die  Verfertigung  zweier  grosser  Schlaf-  und 
Stammbücher  angeordnet.  In  eines  werden  die  regi- 
mentsfähigen Burger,  deren  Eltern  schon  früher  solche 
oder  vor  1600  zünftig  gewesen,  ins  andere  die  ewigen 
Einwohner  geschlechterweise  in  alphabetischer  Ord- 
nung eingetragen.'  B  Taschenb.  1862,  78.  Vgl.  Schlaf- 
Urbar  (Bd  1  432).  —  Schlag-:  für  den  Organisten 
eingerichtetes  Choralbuch,  in  welchem  entweder  nur 
die  Noten  des  Basses,  oder  nur  die  des  Basses  und 
der  ersten  Stimme  ausgeschrieben,  die  der  übrigen 
Stimmen  aber  durch  Zahlen  und  Striche  dargestellt 
sind  Gr  (Tsch.).  —  Rät-schlag-:  Buch,  in  welches 
die  Ratschläge  oder  Verhandlungen  eines  .Gerichtes- 
eingetragen  werden.  GrD.  LB.  —  Schloss-:  auf  dem 
Schloss  zu  Murten  liegendes  Buch,  worein  amtliche 
Verordnungen  eingetragen  wurden.  ,Das  Verbot,  im 
Galmgute  Wein  auszuschenken,  soll  in  das  Schi,  ein- 
geschrieben werden.'  1739,  Absch.  —  Schmäch- 
Büechli:  Schmähschrift.  .Esgond  schantliche  schm-n 
im  truck  uss,  da  man  uns  [die  Reformierten]  ketzer, 

63 


995 


Bach,  bech,  bich,  boch,  bncli 


996 


abgötterer  [usw.]  nempt.'  1585,  Absch.  —  Schwör- 
Buech:  Buch,  das  die  Eidesformeln  enthält.  G  Xeu|. 
1893,  24. 

Schwarz-:  1.  Buch,  in  dem  die  dubiosen  Schuldner 
aufgeführt  werden  ZWthur  (Kaufmannsspr.).  .Gut- 
haben im  sog.  Schw.  neben  solchen  im  Hauptbuch.' 
Z  Aintsbl.  1872  (für  ZWthur).  —  2.  in  moralischem  S. : 
.Im  Schwarzbüchlein  der  B  Schuhmacherzunft  wurden 
diejenigen  notiert,  welche  unredliche  Stücke  begiengen 
und  Strafe  verdienten.'  B  Taschenb.  1878.  —  Zu  -2  vgl. 
das  syn.   engl,   llack-book. 

S  p  e n d- :  für  die  Spend  (das  Armenwesen)  bestimm- 
tes Rechnungsbuch  Gr  hPr.  —  Spruch-Büechli. 
, Spruchbüchlein  und  Erkanntnüssbucb.  Protokolle  von 
Kommissionen,  die  über  gewisse  Geschäfte  sind  nieder- 
gesetzt worden.'  Ochs  I,  S.  XVIII.  —  Stuck-Buech: 
der  Heidelberger  Katechismus  B. —  Stall-Büechli: 
Ordnung  für  die  Fuhrleute  und  Lohnkutscher  (s.  Spett- 
rüttr),  in  den  Wirtschaften  aufgehängt.  XVI./XVIII., 
ZStdt  (Taschenb.  1885,  64  f.).  —  Stammen-Buech: 
amtliches  Geschlechter-  und  Bürgerregister  des  Kor- 
porationskreises Uri  zur  Feststellung  der  Nutzungs- 
berechtigten am  aPro'schen  Fideikommiss.  ,Die  Stam- 
menbücher,  die  Chronikbücher.'  Schobinger  1695.  — 
Stür-Büechli:  Büchlein,  worein  milde  Beisteuern 
eingetragen  werden.  .Was  ein  Ort  solchen  Leuten 
[brandbeschädigten,  bettelnden  Burgundern  und  Loth- 
ringern] als  Unterstützung  verabreicht,  soll  stäts  durch 
den  Stadt-  oder  Landschreiber  in  ihr  St.  eingeschrieben 
werden.'  1583,  Absch.  —  Wald-statt-Buech:  Ge- 
setzbuch der  Waldstatt  Einsiedeln  Schw.  Erneuert 
1572.  S.  Schw  Rq.  163  f.  und  vgl.  Steinauer  1861,  1  65. 
-  Strit-  nennt  UEckst.  das  2.  Buch  der  Makkabäer, 
an  anderer  Stelle  ,das  buoch  der  stryter.'  —  Tod-: 
Verzeichniss  der  bürgerlich  Toten.  ,Als  Meineidige 
gestrafte  Personen  sollen  von  allen  Ehren  und  Würdig- 
keiten verschalten,  sie  sollen  in  das  T.,  das  darum 
insonderheit  zu  ewiger  Gedächtnuss  derselben  gemacht 
ist,  eingeschrieben  werden.'  XV.,  Bs  (Ochs).  —  Tok- 
ter-:  altes,  geschriebenes  Arzneibuch,  das  aber  oft 
nicht  bloss  medizinische,  sondern  auch  auf  Sympathie 
und  Zauber  beruhende  Mittel  gegen  Krankheiten  von 
Menschen  und  Vieh  enthält  Ap;  B;  Gr;  Th;  Ndw;  Z. 
— ■  Tal-:  Gesetzbuch  einer  Talschaft,  so  dasjenige  von 
UwE.;  UUrs.  Vgl.  Ztschr.  f.  schwz.  R.  VIII  b  4.  - 
Teil-:  Steuerbuch  B.  ,Umbe  papir  in  die  teile  von 
dien  sturen  und  zuo  dien  telbüechern  1  pfd  15  ß.' 
1381,  B  Stadtrechn.  .Kosten,  do  man  die  tellbüecher 
segete  [untersuchte],  3  pfd.'  ebd.  ,T.  uf  dem  land  in 
allen  kilchspilen,  und  auch  von  ussburgern,  die  nit 
in  kilchspilen  sitzen.'  1395,  B  Staatsarch.  (Titel).  — 
Teil-:  amtliches  Schriftstück  als  Grundlage  für  Tei- 
lung eines  Erbes.  ,Ein  T.,  Kaufbrief,  Gantrodul  oder 
Verweisung,  darinnen  Erbs-  oder  Schatzungsgelder, 
Kaufschilling,  Gant-  und  Verweisungsgelder  in  ge- 
wissen Terminen  zu  bezahlen  verschrieben  [als  Pfän- 
der für  einen  Gläubiger].'  1757,  Bs  Rq.  — ■  Ur-teil- 
Vrtel-:  1.  Protokoll  für  gerichtliche  Urteile.  1642, 
ZStdt.  —  2.  =  Ratschlag- B.  GRKlost.  LB.  —  Denk-: 
Gedenkbuch,  Chronik.  ,In  den  alten  Denkbücheren 
der  Statt,  sowohl  in  Pergament  als  Papir.'  RCys. 
Dirrj.,  Notizbuch.  ,1211  pfd,  so  das  kloster  Rüti 
schuldig  was,  bi  bar  gelichnem  und  fronfastengelt, 
lut  des  denkbiiechlis.'   153."..  Egli,  Akt.  (Z). 

Tier-:  1.  Buch  mit  Tierbeschreibungen.  RA.  Das 


g'hört  i"'s  T.,  Das  ist  (Öppis)  us-em  T.,  zum  T.  us, 
grausam,  unerhört,  fabelhaft  Aa;  Bs;  B;  Z,  unver- 
nünftig, Blödsinn  AaWoIiI.;  BsStdt;  Sch  (Kirchh.);  Z. 
Das  g&t-me*  mir  nüd  an,  das  war  ja  us-em  T. !  LSteiner 
1883.  .Alle  Schlaghändel  gehören,  wie  das  Volk  sieh 
treffend  ausdrückt,  ins  T.  Wo  Dinge  vorfallen,  deren 
Anblick  dir  den  Gedanken:  Das  gehört  ins  T..  auf  die 
Zunge  legt,  da  ziehe  dich  zurück.'  HPest.  (Vater- 
lehren). —  2.  (scherzh.)  der  Bürgeretat  GStdt;  ZStdt. 
Ums  .Tierbuch'  Cour.  Gessners,  übersetzt  von  CForer, 
erschien  von  1555  — 1670  in  mehreren  Auflagen.  Mit  seinen 
zahlreichen  Abbildungen  uud  vielen  z.  T.  fabelhaften  Anek- 
doten aus  dem  Leben  der  Tiere  eroberte  es  sich  einen  Platz 
in   Phantasie  und  Sprache  des  Volkes. 

Titel-:  Schreibbueh  mit  Rubriken  für  Einnahmen 
und  Ausgaben.  .Besser  wäre  es,  wenn  jeder  Vogt 
jährlich  ein  T.,  aus  dem  er  Rechnung  gibt,  übergeben 
würde,  damit  noch  gründlicher  ersehen  werden  könnte, 
wie  und  warum  Kleines  und  Grosses  eingenommen  und 
ausgegeben  werde.'  1547,  Absch. —  Wuche"-:  Haus- 
haltungsbuch. ,Am  Sonntag  kam  die  Haushälterin  mit 
dem  Wochenbüchle,  las  Punkt  für  Punkt  alle  Aus- 
gaben dem  Pfarrer  vor.'  XHerzog  1863.  —  Weid-: 
(auch  Dim.)  Statuten,  Ordnung  über  die  Benutzungsart 
von  Genossenschafts-  und  Gemeinweiden;  Weidrech- 
nungs-  und  Kassenbüchlein    GrD.,  hPr.     Vgl.  Alp-B. 

Walder-Büechli:  Name  eines  beliebten  Gesang- 
buchs  mit  Chorälen   und   Figuralgesängen    ZWetzik. 

Benannt  nach  dem  Componisten  JJWalder  von  Unter- 
wetzikon   (1750 — 1817). 

Win-Buech:  Buch,  worin  der  ohmgehlpflichtige 
Wein  notiert  wurde.  ,Obwol  die  Zyt  haro  ein  Bau- 
herr das  W.  by  seinen  Händen  gehabt  und  Herbstzyt 
in  den  Kellern  umbhingangen,  so  soll  fürohin  das 
Buech  dem  Umgelteinzähler  überliefert  werden.'  1695, 
ZWthur  Verordn.  —  Wandel-Büecbli:  Reisebe- 
schreibung, Itinerarium.  .Der  statt  Chur  gedenkt  An- 
tonius in  sinem  w.'  1538,  Äg.Tschddi.  .In  Arabia 
findt  man  ganze  scharen  [wilder  Esel]  bei  einanderen, 
wie  in  wandelbüeehlinen  deren,  die  zue  St  Catharina- 
berg  gereiset,  zue  sehen  ist.'  LLav.  1582.  .Darvon 
etwas  wytläufiges  in  minem  latinischen  w.'  Jos. Mal. 
1593.  —  G°- wcr-Buech:  Buch,  in  das  aller  Grund- 
besitz einer  Gemeinde  eingetragen  war,  Kataster. 
,Dass  man  die  güeter,  so  man  die  verkouft  hat  oder 
[sie]  erbsweis  in  andere  hend  kommend,  in  mass  und 
gestalt.  wie  man  in  etlichen  stetten  gweerbüecher  hat, 
einschreibt  und  verzeichnet.'  Vad.  —  G°-werbs-: 
Titel  eines  handschriftlichen  Buches  über  Landwirt- 
schaft, enthaltend  allerlei  Wetterregeln,  Anleitungen 
für  Obst-  und  Weinbau,  Recepte  für  Menschen  und  Vieh. 
1725,  ZZoll.  —  Gemein- werch-:  in  der  Regel  vom 
G'meinds-Vogt  geführtes  Rechnungsbuch,  in  welchem 
verzeichnet  ist,  wie  viel  jeder  Bürger  und  Niederge- 
lassene zur  Ausführung  der  öffentlichen  Arbeiten  einer 
Gemeinde  beizutragen  schuldig  ist  und  beigetragen 
hat  B;  GrPi'.  —  Klag-und- Antwort-.  .Dem  Land- 
schreiber von  GSa.  wird  aufgetragen,  die  gehörigen 
Protokolle,  nämlich  Klag-  und  Antwortbuch.  Urteils- 
protokoll, Kundschaft-,  Vergicht-,  Maleiiz-  und  Ur- 
fehdehuch,  Gant-  und  Auffallsbuch  und  Concipierbuch 
anzuschaffen  und  dieselben  in  Ordnung  zu  halten.' 
1724,  Absch.  —  Waser-Büechli:  =  BischofisSUerS. 
ZS.,  Stdt;  Tgl.  Z  Neuj.  Waisenh.  1884,  5.  — A-wasser- 
Biechli:  amtliches  Verzeichniss  der  Wahrpflichtigen 


'.'•■T 


Bach — buch.  Bachs— buchs 


998 


am  Aawasser  Ndw.  —  Wetter-Büechli:  Büchlein 
mit  Wetterregeln  oder  -prognosen.  1502,  F  Inv.  (von 
BsSalat).  —  ,  Zueht-Büechle:  libellus  de  morum 
civilitate.'  Mal.  —  Zedel-Büechli:  Heft  mit  Schreib- 
vorlagen. ,Der  Schulmeister  soll  einem  jeden  Kind, 
das  schreibt,  seinen  besondern  Zedel  und  Z.  machen 
und  alle  Monat  neue  Zedel  fürschreiben.'  1719,  /. 
Landschulordn.  —  Zügnussen-:  der  grössere  Zür- 
cher Katechismus  mit  den  beweisenden  Schriftstellen 
ArK.  .Mit  den  Fähigeren  oder  freiwillig  Bleibenden 
kann  der  Lehrer  aus  dem  Zeugnissbuch  die  Haupt- 
stellen aus  dem  neuen  Testament  mit  kurzer  Anwen- 
dung, sowie  biblische  Erzählungen  durchnehmen.' 
1772,  Th  Schulordn.  —  Zal-:  Büchlein  mit  Reduk- 
tionstabellen. ,Z.  oder  Ausrechnung  gerichtet  auf  der 
Stadt  Zürich  Münz,  Gewicht  und  Mass.'  1677/1797. 
Zit-Buech:  1,  Chronik,  Geschichtsbuch.  ,[Vor] 
900  jaren,  bin  ich  recht  yndenk.  Hab  nit  wyl,  über 
die  zytbüecher  ze  loufen;  aber  es  feit  wenig.'  Zwingli. 

—  2.  Taschenkalender'?  .Ein  zytbüechlin  mit  sinem 
seckliir,  als  Vermächtniss.  1475,  Bs  Chr.  —  3.  kirch- 
liches Messbuch  zum  Lesen  der  , Jahrzeiten.'  Die 
Burgunder  haben  ,den  priestern  [im  Sundgau],  so  sy 
ab  alter  [Altar]  gangen  sint,  ire  zitbüecher  uss  den 
armen  genommen.'  1474.  Bs  Chr. 

Mhd.  in  Bed.  1.  Nach  dem  Jahrzeitbuch  von  LUross- 
dietwy]  wurde  im  XV.  der  Kirche  oft  ein  ,Zitbuech'  vergabt. 
Ob  dabei  aa  Kalender  zu  denken  ist? 

Jär-zit-:  1.  =  Zit-Buech  1,  , Chronik. jarzeitbuech, 
ein  buech,  daryn  man  Historien  oder  geschieht  ver- 
zeichnet von  einem  jar  zum  anderen,  annales,  chro- 
nica.' Mal.  ,Hypomnema,  J.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
2.  Buch,  worein  die  kirchlichen  Feste,  Feiern,  Ver- 
gabungen, bes.  auch  die  zum  Gedächtniss  der  Ver- 
storbeneu zu  lesenden  Seelenmessen  (Jahrzeiten)  naeh 
der  Reihenfolge  des  Kalenders  eingetragen  sind.  ,Und 
das  ein  priester  nüt  sol  schriben  in  ein  j.,  wann  mit 
der  kilchhöri  wüssent.'  1414,  Gl  Urk.  ,Dise  recht  des 
gotzhus  ze  Emrach  sind  in  dem  alten  j.  verschriben.' 
XVI.,  ZBerg  Offn.  ,Die  Landsfyrtag,  so  unser  Vor- 
deren habend  ufgenommen  ze  fyren  nach  Inhalt  der 
Jarzytbüecher.' um  1630,  U  Rq.  —  Z  wick-Büechli: 
Skizzenbüchlein  eines  Malers.  Z  Neuj.  Künstl.  1867,  2. 

—  Zwang-Buech:  Zauberbuch,  wohl  das  selbe  was 
Höllenzwang;  doch  s.  Lüt,  Sag.  547. 

lös-bueche":  wahrsagen,  z.B.  aus  den  Linien 
der  Hand,  „durch  Karten  legen"  Ap.  Häufig  ist  auch 
folgendes  Verfahren:  ein  Schlüssel  wird  mit  dem  Barte 
auf  einen  Bibelvers  gelegt,  das  Buch  zugebunden  und 
am  Schlüsselring  aufgehoben.  Aus  dem  Drehen  des 
Schlüssels  schliesst  man  dann  auf  das  Loos  (Pupik.), 
oder  man  zählt  von  1  an  bis  zum  Fallen  des  Ge- 
bindes und  bekommt  so  die  Zahl  der  Jahre,  die  man 
noch  zu  leben  hat  ZZoll.f  ,Item  was  allen  pfarrern 
eingebunden,  dass  si  iren  befolhnen  undertouen  den 
heideschen  aberglouben  weren  soltend,  nämlich  das 
lossen  oder  walsen,  das  ettlich  Franken  und  Almenner 
anfangs  einer  jeden  handlung  im  brauch  haftend,  das 
man  bei  unsern  Zeiten  noch  das  lossbuochen  oder 
buochlossen  heisst.'  Vad.  ,Klag,  dass  das  Tüfel- 
bschwören,  Segnerei,  Losbuchen  aus  den  Planeten- 
bücheren,  Wahrsagerei  hin  und  wider  getrieben.'  1607, 
Ap  Synodalprot. 

Abi.  von  ,Lös-Buech',  also  eig.  sich  eines  Losbuches 
(,L.,  Über  sortilegio  inserviens.'  Scherz)  bedienen. 


Lös-buecheri"  f.:  Wahrsagerin  Ap. 

Büecherei  f.:  Büchersanimlnng,  Bibliothek. 
.Freudiges  Angedenken  der  vor  100  Jahren  rahmlich 
gestifteten  Burger-B.  [Z  Stadtbibliothek].-  JMFüsslin 
1719  (Titel).     Öfter  in  J.  v.  Müllers  Schweizergesch. 

bueelie":  in  die  Ähren  schiessen.  .Frumenta  spi- 
cari  dieuntur,  ähem  gewännen  oder  überkommen,  in 
die  äre  gon,  b.  oder  spülen.'  Fris.;  Mal. 

Viell.  Abi.  viin  Buech  IV  und  auf  die  Bildung  der  gleich- 
falls stachligen  Ähren  übertragen.    S.  auch  Gr.  \VB.  II   171. 


Bachs  — buchs. 

(Hol-)Bechsel,  in  SSchwa.  Bichsel  —  m. :  Hohl- 
beil, Werkzeug  der  Zimmerleute,  Wagner,  Küfer  zum 
Aushöhlen  hölzerner  Rinnen,  Felgen  AALeer.,  Leugg. ; 
Bs;    „B;   VO;"    L;   S. 

Nbf.  zu  dem  syn.  Techsei  mit  Anlautwechsel  (germ.  th  ■.  f, 
woraus  b?)  wie  in  Buckel  II  :  Tuchd.  Doch  wäre  auch  Ywdt- 
schaft  mit  b&clan  zu  erwägen.  St.2  bietet  für  F  die  Form 
Bochscl,  „krumm  gebogenes  Eisen",  Abi.  höchsten;  sehr  wahr- 
scheinlich ein  Irrtum. 

bechsle":  1.  „mit  dem  Bechscl  arbeiten,  aus- 
höhlen B;  VO;"  L.  —  2.  Holz  (be)hauen.  mit  dem 
Xbbegriff  des  Langsamen,  Mühsamen  SHimmelried. 
Ich  ha"  's  Tu f eis  Lengi  müesse"  b.  —  Zu  2  vgl.  becJeen. 

Ge-bochsel  n.:  Gepolter.  ,Hatt  bestellet  by  tusend 
karren  und  wägen,  die  Hess  er  ledig  rollen,  damit  an 
[ein]  gross  ungstüem  bochsel  wurd.'  Kessl. 

hochse":  stark  pochen  AAÜött. 

bochsle":  1.  poltern,  rumpeln  AaB.;  „B;u  L; 
Ndw;  z.B.  von  herunterrollenden  Baumstämmen,  Stei- 
nen, Lawinen,  vom  Getöse  eines  Unwetters,  in  AaB. 
auch  vom  Klopfen  (statt  Läuten)  in  der  Passionszeit. 
[Der  Engbrüstige]  hed  fürchtig  müesse"  hipme".  und 
mängisch  hed  's  recht  'bochslet  und  g' soder  et  in-em  ine". 
Schwzd.  (L).  ,Als  er  harnasch  und  werinen  durch 
einander  hört  b.,  erschrak  er  vast  übel.'  DSchilling, 
Chr.  ,Dann  bochslent  tüfel  in  der  hell.'  L  Spiel  (vom 
jüngsten  Gericht).  ,Sy  hortend  ein  gross  grummel 
und  gross  tonnerkläpf;  nachdem  und  das  b.  hinweg 
was  [usw.].'  Morgant  1530.  ,By  der  Arenbrugg  ist 
es  mer  rüewiger  vom  b.  dann  oben  in  der  stat.'  um 
1540,  AABrugg.  ,Von  den  geistern,  so  zue  nacht  in 
den  hüsern  gepoldert  und  gebochslet  habend.'  Kessl. 
,[Die  gallischen  Kriegswagen]  fahren  mit  ungestüm- 
mein geräusch  und  b.  den  feinden  in  ire  Ordnung.- 
Tschudi,  Gallia.  ,Blybt  er  [der  Teufel]  schon  und 
bölderet  und  bochslet,  so  mag  er  doch  dir  nit  scha- 
den.' HBull.  1552.  ,Die  füess  oder  klawen  [der  Kuh] 
sollend  nit  breit  sein,  damit  sy  nit  bochsle  oder  zuc- 
samen  klaffe,  so  sy  herein  [einher]  tritt.'  Tierb.  1563. 
,Dic  wallfisch  werdend  erschreckt  mit  trummeten, 
trummen,  schryen,  klopfen,  b.  und  schlahen.'  Fischb. 
1563.  ,Displodere,  ein  gross  getöss  und  klepfen  ma- 
chen, b.,  klopfen.'  Fris.;  Mal.  .Gspänst  und  unghur, 
so  sich  in  den  hüseren  mit  b.,  werfen,  schlahen  hören 
lassend,  dass  vil  übel  darab  erschräcken.l.'  LLav.  1569; 
1670.  .Poldern,  bölen,  b.,  asseribus  strepere,  tuniul- 
tuari.'  Red.  1662;  ähnlich  Denzl.  1677;  1716.  ,ln 
währender  Predig  soll  die  Handarbeit  underlassen, 
weniger  einiches  Klopfen,  B.,  Hämmeren  getrieben 
werden.'  B  Mand.  1661/1716.    .[Beschwerde  über  den 


999 


Bachs,  bechs,  bichs,  boelis.  buchs 


1  Ol  in 


nächtlichen  Unfug]  als  wildes  Geschrei,  Wüeten  und 
Toben,  Pochsslen  und  auf  die  Kästen  schlagen.'  B 
Ordn.  1686.  S.  noch  Reis-Karren  (Bd  III  424),  chesskn 
(ebd.  521).  Spec.  (in  ÄARheinf.  boxle",  in  GnNuf. ;  Z 
tw.  buchsle"),  die  Bochsel-Nacht  feiern ;  s.  Sp.  657. 
,N.  N.,  urab  das  er  über  miner  herren  verbot  bochslet. 
umb  3  g  gestraft.'  1540,  Scn  Ratsprot.;  vgl.  ebd.  1546: 
,Es  soll  verkundt  werden,  das  niemand  an  den  hfisern 
bochsle  und  meniglich  uf  der  gassen  still  sige  und 
kein  ufruer  anfahe.'  ,Wie  hanget  unserem  Volk  in 
Stadt  und  Land  an  das  B.,  die  Fastnacht,  die  Kilben 
[usw.].'  JJBreit.  1617.  ,Wie  das  nit  allein  die  Zyt 
bar  die  jungen  Knaben  Nachts  under  dem  Liecht  an 
den  Hüseren  anlütind  und  bochslind  und  diejenigen 
Personen,  so  inen  Sölliches  abzewehren  under  die 
Türen  kommind,  mit  Tusseggen  [Holzdegen]  oder 
Stecken  schlachind  und  beschedigind  und  dann  dar- 
von  laufind  und  flüchind,  sonders  das  auch  die  er- 
wachsne  junge  Burger  und  Burst  die  Handtwerchs- 
gsellen  und  andere  Personen  uff  der  Gassen  angryfind, 
stossind  und  misshandlind,  so  [usw.].'  Z  Eatserk.  1623. 
—  2.  (umrne'-Jboxle;  tr.,  ,hin  und  wider  schupfen  und 
stossen,  aus  einem  Winkel  in  den  andern  schmeissen, 
z.  B.  Zinn-  und  Silbergeschirr,  so  dass  es  Beulen  be- 
kommt. Auch  vom  jungen  Dienstgesinde:  hart  und 
streng  halten,  unter  Stössen  und  Ohrfeigen  herum- 
jagen' Bs  (Spreng).  ,Ein  hafner  wirft  seine  geschirr 
nit  hin  und  wider,  dann  er  verstat,  dass  sy  nit  vil 
bochslens  und  bölens  erleiden  mögend.'   LLav.  1582. 

Intensivum  zu  bochen.  Vgl.  auch  noch  brochslen  und 
busn(c)Ien,  sowie  Hoch  sei- Arbeit  (Bd  I  423).  ,In  der  Bochslen', 
Ortsn.   ZHumbr. 

Bochsler  m.:  1.  Nom.  ag.  zum  Vor.  Nur  als  Zu- 
name: ,Chuonradus  dictus  Bohseler.'  1282,  L  Urk. 
,Casp.  Peyer,  gen.  B.'  1653,  AAKindhausen.  ,M.  Studer, 
Job.  des  Bochslers  gen.  sei.  Sohn.'  1813,  STrimbach. 
Faniilienn.  Zu  (seit  1400  bezeugt).  — ■  2.  ,eine  bei 
nassem  Wetter  sich  zeigende  Quelle,  welche  in  einer 
Wiese  nicht  selten  eine  Stelle  aufbläht  und  vernässt' 
ApH.  (Tobl.).  —  Auch  als  Flurn. :  ,Joh.Wägelin  in  Kriessern 
/um   II.'    1520,   GKriess. 

Bochslete"  f.:  Geklopfe,  lautes  Getöse  AAÜött. ; 
„B;  L."     ,B.,  tumultuatio.'  Mal. 

Bnchs  Aa;    Bs;    B;    Gl;    L;    GW.;    Si'HW;     S;    Th; 

Zoj  Z,  Bux  Ap;  BoSi.;  GrPi\,  Val.j  Scn;  U;  W  — 
in.:  1.  Buchs,  Buxus  serap.  allg.;  spec.  der  zur  Ein- 
fassung von  Gartenbeeten  verwendete  Zwergbuehs. 
Alli  ander  Jär  sott-me"  de"  B.  schere"  ZS.;  vgl.  Buchs- 
Schär.  D'  Meitje"  heind  de"  Chrans  drfif  [auf  den 
Sarg]  g'leid,  ira  seh'  me  [einem  ledig  Verstorbenen]  ns 
]'•.,  Mies  und  Blneme"  g'machet  heind  g'han.  GFient 
1898.  Geweihte  Palm-,  B.-  oder  Sevizweige  in  jeder 
Stallecke  schützen  das  Vieh  vor  Krankheit  und  Zau- 
ber Aa.  Wie  Buchs  B  tw.;  Gl;  GW.;  Z  tw.,  wie  Bux 
Ar;  BHa.;  GiiPr.;  ScuSt. ;  Th;  W;  Ztw.,  mit  der 
grössten  Leichtigkeit  und  Schnelligkeit,  bes.  in  den 
Verbindungen :  Ein  oder  Oppis  möge"  wie  B.,  es  gät 
wie  B.  ,Ich  webe  [im  Tag]  10  Halstüchlein  wie 
Bux.'  Ap  Kai.  1836.  Es  hed-rne  der  Hüot  g'nun  nie 
/.'.  BHa.  Das  Holz  des  Buchsbaums  gilt  als  das  här- 
teste; daher:  hört  wieB.  B;  Z.  Übertr.  a)  das  oft  von 
Küfern  zu  Fassreifen  verwendete  zähere  Tannenholz 
mit  starken  Fasern  und  von  rötlicher  Färbung  BSi.;  Gk 
Pr.,  Val.;  Sciiw;  Zg  ;  ZO.,  S.  „Das  Harte  eines  Baumes, 
bes.  einer  Tanne,  an  der  Nordseite  B;"  L  (It  Ineich,  n.); 


vgl.  Chitt  I  (Bd  III  567).  —  b)  wilde'  B.  a)  buchs- 
baumblättrige  Kreuzblume,  Polygala  chamseb.  LE.; 
ZO.,  S.  —  ß)  Preisseibeere,  Vaccin.  vit.  Id.  LHellbüel. 

—  f)  gebräuchliche  Bärentraube,  Arctostaph.  offic. 
BO.  —  2.  Büchse.  .Redichwürz,  hole  die  uss  ales  [als] 
ein  buchs,  darin  due  win,  salz  [usw.].'  Zg  Arzneib. 
1588.  Spec.  a)  PI.  Buchs  ThHw.,  Hülse,  eiserne 
Büchse,  worin  eine  Achse  oder  Spindel  sich  dreht, 
bes.  in  der  Wagennabe  Bs;  B;  S;  Th;  auch  in  einem 
Uhrwerk  ZW.  (Schulthess).  —  b)  hölzerner  Zapfen 
oder  Ring,  den  man  in  steinerne  Gegenstände,  Brunnen- 
stöcke u.  ä.  schlägt,  um  dann  einen  eisernen  Stab 
hineinzutreiben  oder  zu  schrauben  ZFehralt.  ,Die 
Stange  bewegt  sich  in  einem  in  dem  Bodensteine  [der 
Mühle]  befestigten  Stück  Holz,  welches  Buchs  genennt 
wird.'  Z  Techn.  1806.  ,Och  wirt  das  isin  [Var.  ,isny'] 
b.  schelle  [lottrig],  da  der  stein  uf  umbe  gat;  ob  es 
der  müller  slottren  lat,  so  riset  derdur  das  kom.' 
Sohachzabelb.  —  3.  Kuhname  B  (lt  Alpina  I  138).  — 
4.  Familienname  B  oSi. 

Zu  1.  Name  und  Sache  von  deu  Römern  entlehnt.  Für 
Alter  und  Verbreitung  der  Pflanze  zeugen  die  Orts-  und 
Flurnamen:  1)  .Buchs'  (in  mhd.  Zeit  meist  in  der  Form 
Buchea,  -t)  Aa;  L;  Z,  (.München-1  und  ,Herzogen-)Buchsee' 
(Buchsi),  das  erstere  mit  Buchsblättern  im  Wappen  B  (,Buchsa.' 
1261),  ,Buchsi'  BKöniz  (,Buchsa.'  1275),  dazu  .Bochsi-Stel- 
den'  BLaupersw.  Auf  welschem  Gebiet  entspricht  Buix  1! 
Pruntr.  (in  deutschem  Munde  Buch«).  Vgl.  den  Faniilienn. 
.Buchser'  B.  —  2)  ,Buchs-Acher.'  1653,  AaWett.  Kloster- 
arch.;  BKirchlind.,  ,B.-Gau'  S  (von  dem  vielen  B.  an  den 
Wänden  des  Jura),  ,B. -Halden'  BTierach.,  ,B.-BUel'  BStStepb. 

—  3)  ,Buchseren'  BBipp,  ,Buchsiten'  (Buchtete")  S  (buxi- 
tuni);  vgl.  auch  den  Familieun.  .Buchsiuger.'  1386,  AaB. 
.Puhsela.'  S70,  Z  (jetzt  ,Buchs').  Vgl.  den  Faniilienn.  ,Buch- 
seler.'  um  1400,  Ap.  Hie  RA.  tote  B.  scheint  von  der 
flinken,  schnellenden  Bewegung  beim  Buclisscliecren  herge- 
nommen. Vgl.  Back.  Übrigens  wird  die  Zugehörigkeit  der- 
selben zu  unserm  W.  nicht  mehr  allg.  empfunden,  wie  aus 
der  teilweisen   Differenzierung  der  Form   hervorgeht. 

„Flu eh-,  B6rg-:  Preisseibeere,  Vaccin.  vit.  Id. 
B;  L."  —  Wage"-:  =  Buchs  2  a  Bs. 

buchsigBs;B;L;  Ndw,  buxig  BSi.;  üuD.,Pr.,  Rh., 
buchsi"  Bs;  SchwMuo. ;  Tu;  Z:  1.  von  Buchsholz.  Es 
buchsi"s  Pßffli.   ,1  totzet  buchsi  löffel.'  1559,  Scnw  luv. 

—  2.  übertr.  a)  hart,  zähe,  von  Holz,  bes.  Tannen- 
holz, „das  sich  leicht  zieht  und  dem  Hobel  wider- 
steht", übh.  schwer  zu  bearbeiten  ist  „Aa;"  B;  „VO;" 
Gr;  „S;"  Ndw;  Z;  windschief  (Ant.  /lösch  Bd  I  1225) 
BSi.;  L;  ZS.  Eso  buchsi" s  Tannenholz  zieht -sich  hämi- 
scher teeder  anders  SchwMuo.  —  b)  hart  gefroren,  von 
Wegen,  Schnee  B.  —  c)  hart,  herzlos,  von  Menschen  B. 

Buchs  (in  ApK.;  Bs;  GrAv.,  Chur,  He.;  TuBerl.; 
D  Büx,  in  GrD.,  Pr.  Bügseh),  Büchse"  Bs  (Bixe");  Bj 

F,  Bügsche"  GnNuf.,  ObS.;  W  —  f.  -  Dini.  Büxji 
GrD.,  Bügschi  GrD.,  Pr.,  Bügschli  GnSav.,  Tschapp., 
sonst  Büchsli  (Büxli):  1.  (z.  T.  auch  jetzt  noch  aus 
Buchsbaumholz  gedrechselte)  Büchse  als  Behälter 
a)  für  Gewürze,  Medikamente  u.  ä.  im  Haushalt,  allg. 
Schachtel  GrNuC  Bügschi,  kleine  Tabaksdose  IJKl'r. 
Mer  kennen  enander  scho"  sit  anno  Tuba!;  und  d'  B. 
häm-mer  selber  gemacht  Aa  (Roehh.).  —  b)  für  Geld, 
spec.  Steuerbüchse  B;  Z.  Mit  der  B.  mnc'gä",  von 
Haus  zu  Haus  eine  Liebessteuer  einsammeln  Z.  ,Wel- 
lent  sy  [die  Schiffleuto]  ir  büchsen  zesamen  schütten 
und  ein  Gesellschaft  sin,  das  mugent  si  wol  tuon.' 
1131,  Z  Stadtbuch.    ,Buess  der  Zunft  in  ir  büchsen.' 


1001 


Bachs,  bechs,  bichs,  bochs,  buchs 


1002 


1 163,  /  Ratserk.  .Hinfür  [sollen]  beide  Herren  Schult- 
heiss  und  Vogt  in  allen  Strofen  und  Frävlen,  so  man 
die  Büchsen  teilt,  gleich  sowol  Teil  haben  als  übrige 
Herren.'  1605,  Bs  Rq.  .Rhcinzoll,  so  in  der  B-en 
bleibt.'  XVIII.,  Bs  Zollordn.  S.  noch  Absch.  IV  1  a. 
213.  —  c)  für  Briefschaften  ;  vgl.  Läufer-Buchs.  ,Dass 
ein  meiländischer  bott,  doch  mit  keiner  bichsen,  an- 
gefallen [worden  sei].'  1522.  Bs  Schreiben.  ,Den  von 
Jenf  ist  nachgelassen  ein  hotten  ze  ncmen  hinin,  aber 
den  stattrüter  an  die  färb  und  b-en.'  1526,  Absch. 
,Die  Eidgenossen  haben  [anno  1515]  von  keiner  sach 
mehr  hören  wollen,  sonder  dem  botten  [des  Königs 
von  Frankreich]  eilends  mit  verdeckung  seines  herrn 
büchs  das  land  zu  räumen  geboten.'  Wdkstisen  1580. 
,Als  nun  die  von  Zug  ihren  Läufer  mit  der  B.  [in 
den  Aargau,  um  zu  reklamieren]  hinabschickten,  namen 
etlich  Mutwille!  die  B.,  würfen  die  in  das  Kat.'  XVII., 
Zg  Staatsarch.  —  d)  das  Dirn.  in  formelhafter  Ver- 
wendung. <x)  einem  Andern  .übers  Büchslein  kommen, 
geraten',  ein  Plagiat  an  ihm  begehen,  von  ihm  ent- 
lehnen. , Pater  N.  N.  ist  den  Wallenburgisehen  Brüe- 
deren  über  das  Büchslein  kommen  und  pflüget  mit 
ihrem  Kalb.'  Chlosterguggu  1687.  ,Josephus  ist  dem 
Apostel  Paulus  oft  über  das  B.  geraten.'  JBOtt  1736. 
—  ß)  ,ins  B.  blasen'  1)  sich  schminken.  ,Jezabeel 
wollt  betriegen  Jehu,  da  sy  ins  büchslin  blies.'  Aal 
1549;  vgl.  IL  Kön.  9,  30.  ,Ficta,  cerussata  mnlier, 
die  sich  gefärbt  oder  angestrichen  hat,  die  ins  büchsle 
geblasen  hat.  Mentiri  colorem  fuco,  ein  erdichte  oder 
falsche  färb  haben,  als  wenn  man  ins  b.  blaast.'  Fris. 
,Er  hat  ins  Büchslein  blasen,  est  cerussatus.'  Denzl. 
1677;  1716.  —  2)  ein  Opfer  bringen,  gebüsst  werden 
ScnSt.  Der  het  müessen  i"  's  Büchsli  blase,  hat  tüchtig 
zahlen,  auch:  für  einen  Andern  herhalten  müssen, 
z.  B.  in  Matrimonialsachen.  ,Du  must  ihm  ins  Büchs- 
lcin  blasen,  peeunia  ipsum  placabis,  oppugnabis.'  Mey., 
Hort.  1692.  —  2.  =  Buchs  2  a  Aa;  Z.  —  3.  Flinte. 
Stutzen  Aa;  B;  Uw;  W;  auch  Geschütz,  ä.  Spr.  ,Die 
von  Bern  band  die  büchsen,  die  vor  Elekort  ward  ge- 
wonnen, mit  inen  [vor  Grandson];  aber  unser  b.  tuot 
vil  grossem  schaden.'  1475,  Bs  Chr.  ,Ein  büchsen, 
so  selb  für  schlecht,  im  lidrin  sack.'  1513,  L  Inv. 
.Ein  ledersack  zur  büchse.'  ebd.  ,Dass  dieselben 
[welche  Zwingli  erschiessen  wollten]  werden  kommen 
mit  bücbslinen  in  ermlen  und  in  bettlers  wys.'  1523, 
Strickl.  I1*  ha"  under  dem  Junker  Zuckerhuet  fünf 
Jär  Büxe"  'butzet  [rühmt  ein  Bauer].  Helv.  in  pace 
1694.  —  4.  ein  Folterwerkzeug.  ,Mit  dem  Dumeisen, 
dannethin  auch  mit  der  Folter  und  angehängter 
Büchsen  nit  bekanntlich  sein  wollen.'  Aa  Chr.  (zum 
J.  1583).  —  5.  Hinterer  des  Menschen  (derb)  BU. ; 
After,  Scheide  von  Tieren  BsL.  Heb  der  Chats  der 
Stil  [Schwanz]  üf  und  blös-ere"  i"  d'  Büchse"!  Ab- 
fertigung. Vulva  Ar.  —  6.  abschätzig-derbe  Bezeich- 
nung einer  Weibsperson.  Syn.  Flinten.  Die  Hexe" 
Büx,  Tonders  B.  GRHe.  Das  Meidji  ist  grad  ß"  e" 
Bigsche;  ein  schlaues  Weibsbild  W;  e"  nit  riehtigi 
B.,  ein  boshaftes  Weib.  ebd.  Auch  von  einer  sittlich 
anrüchigen  Weibsperson,  Dirne  B  (bes.  wenn  sie  dick 
und  gross  ist);  W.  —  Zu  der  RA.  unter  1  dß  vgl.  Gr. 
YVB.   II  477,  ferner  Bläs-B. 

Offlete»-:  Blechbüchse  für  Ojlaten  ä  a  (Bd  I  115) 
ZVVthur.  Auch  1815,  Z  Inv.  Vgl.  Hüpen-Trucken.  — 
Neu-amt(s)-:  Kasse  des  Verwaltungsbezirkes  ,Neu- 
Amf  (Bd  I  243)    Z  f.     ,200  fl.   Haubtgut   der  N.   zu 


Niederglatt.'  1696,  Z  Urk.  —  Ise"-.  ,3  I-en'  aufge- 
führt neben  ,29  Hand-,  15  Kammer-  und  5  Haken- 
büchsen.' 1471,  L  Zeughausinv.  Vgl. :  ,l)ie  gross  isin 
büchsen  auf  das  breitfeld  mit  10  rossen  zu  füeren 
3  pfd.'  1508,  B  Staatsrecht  —  Für-:  Feuergewehr, 
Flinte.  Ein  Zeuge  erzählt:  ,HSchünbrunner  füerte 
ein  f.  an  dem  Sattelbogen,  näme  die  f.  ab  dem  sattel 
und  stützte  si  uf  sin  knüw  [um  zu  schiessen].'  1528, 
Strickl.  Junker  X.  N.  im  Th  hab  einem  biderman 
ein  f-en  an  den  buch  gesetzt  und  in  durchschossen.' 
1529,  Absch.  ,So  lieblich  aussehen,  wie  ein  gspannete 
Feurbüchs:  von  einem,  der  mächtig  säur  ausgluget.' 
Schimpfr.  1651.  S.  noch  Füstling  (Bd  I  1125),  hand- 
ien 1  (Bd  II  1401). 

Fisi-.  , Fünf  Schartenbüchsen  mit  schrägem  Zug, 
zwei  Tyroler  oder  Radbüchsen,  Schnapper-,  Roll-  und 
Fisibüchsen',  unter  altern  Waffen  aufgezählt.  Obw 
Volksfr.  1882.   —   Wohl  =  Füsi-B. ;  vgl.  Bd  I   1085. 

Fisch enzen-:  Kasse  für  den  Erlös  verkaufter 
Fische.  ,Sollent  die  wagknecht  uf  allen  leben,  welche 
hüeten  oder  schapfen,  die  verordnete  flschenzenbüchsen 
öffentlichen  antragen  und  das  erlöst  handgelt  gleich 
von  stund  an  darein  stossen  und  fallen  lassen.'  1523, 
JVetter  1864.  —  Vexier-:  Attrappe  THFr.,  Hw.  — 
Gufen-Büchsli:  Stecknadelbuchschen  Bs;  B;  Z.  — 
Gisel-Büchs:  Kasse  für  Glselschaft  (Bd  II  467). 
, Jacob  Kallenberg  [dem  Maler]  g-en  ze  malen  1  pfd 
14  Schill.'  1536,  B  Staatsrechn.    Vgl.  Pfänder-Buchs. 

—  Griffel-:  blecherne  Büchse  für  die  Schiefergriffel 
der  Eleraentarschüler,  Federrohr  G;  Z. 

Huffindis-:  eine  Art  Geschütz,  Haubitze.  ,12 
gross  houbtbüchsen,  30  fierteilbüchsen,  107  h-en,  200 
tarrassb-en,  3000  hackenb-en,  2000  handb-en.'  1475, 
Bs  Chr.  (Bericht  über  die  Rüstungen  des  Königs  von 
Ungarn  gegen  die  Türken). 

,Hufh'ndis-'  entstellt  aus  .Haufnitz',  in  welcher  Form  das 
aus  dem  tschechischen  hau/niee  entlehnte  W.  zuerst  auf 
deutschem  Boden  erscheint;  vgl.  Schm.-Fr.   I    1056. 

Hagel-:  eine  Art  Mitrailleuse.  ,Der  Büchsen- 
meister von  Basel  stiesse  die  h-e  an,  welche  neun  ror 
auf  einer  achs  hat,  schoss  under  die  feind,  erlegt  ein 
fehnrich  selbs  fünft.'  Wurstisen  1580  (zum  Jahr  1445). 

—  Eine  ,haigelbüchs'  erscheint  in  einer  GHdschr.  um  1504. 
Häggen-:  =  Häggen  S  (Bd  II  1090).  ,Mit  tarrass- 
b-en, h-en  und  armbresten  schiessen.'  1444,  B.  ,Die 
eignossen  gewunnend  [bei  Nancy]  bin  65  slangenb-en 
und  dryg  gross  houptb-en  und  ob  100  hagenb-en.' 
Edlib.  Vgl.  noch  vRodt  1831  I,  90  f.  II,  60  und 
Bs  XIV.  S.  122  u.  —  Holdere»-:  Knallbüchse  der 
Knaben  aus  Holunderholz  mit  Wergpfropfen  B;  L; 
vgl.  Bueb-Ühlepfer  (Bd  III  679). 

Himmel-.  .Allerlei  schwär  und  arbeitsam  ge- 
schütz,  als  karthonen  und  notschlangen,  himmelb-en, 
daraus  in  die  weite  stein,  kuglen,  feüwr  und  kettinen 
ze  schiessen,  tormentum.'  Mal. 

Es  ist  daran  zu  erinnern,  dass  auf  alten  Zeichnungen 
schwere  Geschütze  auf  dem  Hinterteil  mit  einem  Schutzdach 
(Himmel)  überspannt  erscheinen. 

Hand-:  Handfeuerwaffe.  .Hacken-  und  hantb-en.' 
1475,  Absch.  ,8  h-en.'  1489,  Z  (Waldm.  Inv.).  S.  noch 
Isen-,  Huffindis-Büchs.  —  Hinder-.  ,N.  N.  12  ß,  fuort 
1  raiswagen  mit  h-en.'  1407,  G  Recbn.  —  Haupt-: 
Geschütz  schweren  Kalibers.  ,Er  [Herzog  Karl]  hat 
drei  h-en  und  drissig  ander  büchsen,  die  man  nempt 
curtan.'    1476,  Bs  Chr.     Zürich,   Bern,   Luzern,  Frei- 


1003 


Bachs,  Lechs,  bichs,  bochs,  lmclis 


Mi  il 


bürg  und  Solothurn  sollen  unsere  ,strit-  und  hoptb-en' 
in  Stand  setzen,  damit  sie  selbe  mitführen  können, 
wenn  man  mit  dem  Panner  zu  Feld  zieht.  1497,  Absch. 
S.  noch  Huffindis-,  Häggen-B.,  ferner  vEodt  1831 1,  90, 
wonach  die  H.  Eisenkugeln  von  25 — 85  Pfd  schoss. 
—  Chüder-:  =  Holder-B.  B.  ,Nach  dem  Stöcklen, 
Mannelen,  Spangelen  kamen  die  K-en  und  kleinen 
Armbrüste  an  die  Keihe.'  B  Dorfkai.  1890.  E*  eng- 
Uschi  Ch-e"  mit-eme*  stutzige*  Tori  [d.  i.  eine  Klistier- 
spritze] braucht  der  Wunderdoktor,  ebd.  1859.  S.  noch 
Schleh-B.  —  Chammer-  s.  Isen-B.  —  C harre"-: 
fahrbares  Geschütz,  Feldgeschütz.  ,Den  Zürchern  zug 
man  [1531]  zu  mit  400  mannen  und  mit  vil  hacken- 
und  k-en.'  Bs  Chr.  Mä"  hat  jetz  [als  Waffen]  lange 
Schmöeksehyter  und  grüsseli  grosse  K-en.  Helt.  in 
pace  1694.  Si  händ  mit  grossen  Charenbüchsen  inen 
g' schössen,  üespr.  1712.  K-e",  llei"  und  gross  Schilss- 
pastete'  und  aller  Gatti'g  Riestermente*  [Instrumente], 
ebd.  S.  noch  vRodt  1831  I,  90.  —  Chlepf-:  =  Hol- 
dcr-B.  GW.;  ZO.  (CMöpf-J.  —  Chlütter-:  =  Ghlüt- 
tcrcn  1  (ßd  111  705)  L.  —  Chlotz-:  Büchse,  welche, 
im  Gegs.  zur  Stein-Buchs,  .Bleiklötze'  (Bd  111  708) 
schleudert,  Vgl.  Bs  XIV.  123.  ,N.  N.  ist  [vor  Gryfen- 
see]  mit  einer  kl-en  erschossen.'  1444,  B  Schreib.  — 
Chnall-,   Chne'll-:  =  HoUer-B.   mTH.  —  Chride"-: 

1.  Dim.,  an  der  Wand  neben  dem  Familientisch  be- 
festigte kleine,  halbrunde,  offene  Kapsel  als  Behälter 
der  Kreide  (zum  Aufkreiden)  ZZoll.f  —  2.  Chr.-Büchs 
ZBachtel  (m.),  -Büchsli,  -Büchsler  ZHinw.,  Pfäif..  1  öS., 
Stäfa,  Apfelsorte;  s.  Bd  I  373.  —  Christier-:  Kly- 
stierspritze  BU.;  Fü. 

Leder-.  Nur  noch  in  der  euphem.  RA.:  Mit  der  L. 
scluesse",  farzen  LG.  —  Vgl.  Aum.  zu  laderig  (Bd  III  1074). 

Läufer-:  =  Buchs le.  Sie  hatte  als  Standeszeichen 
beinahe  das  Anseilen  eines  Panners.  ,Hans  Switzer 
dem  maier  von  den  1-en  zu  malen  16  Schill.'  1507.  B 
Staatsrechn.  .Jakob  dem  maier  von  einem  totzet  hol- 
ziner  1-en  zu  malen  32  ß.'  ebd.  Zürich  zeigt  an,  es 
habe  zu  Kappel  zwei  L-en  verloren,  und  bittet,  für 
deren  Rückerstattung  besorgt  zu  sein,  indem  es  ein 
Gegengeschenk  dafür  machen  wolle.  1531,  Absch. 
.Zwei  1-en  zu  vergülden  3  pfd.'  1536,  B  Staatsrechn. 
.Denen  von  Schw  und  F  wurden  [1512]  zwen  botten- 
läuffer  von  etlichen  Franzosen  bei  Lauis  aufgefangen 
und  frevenlich  ertrenkt.  Der  dritt  bott,  von  Bern, 
reiss  aus,  Hesse  sein  rock  und  läuffersbüchs  dahinden, 
mit  deren  sie  viel  spotts  und  ruems  trieben,  als  ob 
sie  den  eidgnossen  ihre  zeichen  abgewonnen.'  Würst- 
isen  1580.  Vgl.  auch  Botten-,  liüter-B.  —  .Löffel-.' 
Erwähnt  in  einer  L  Vogtkinderrechnung  um  1420.  — 
Lös-:  Stimmarne.  .[Bei  einer  Ratssitzung]  wollte 
der  Ratsrichter  schon  die  Pfenninge  hervorsuchen 
und  der  Grossweibel  die  L-en  zur  Hand  bringen  [zu 
einer  Abstimmung].'  VMeyer  1762.  —  Latwergen-: 
Büchse  für  Eingemachtes.  ,In  der  kammer  ob  der 
Stuben  11  l-en.'  1571,  Z  Inv.  S.  noch  Z  Taschenb. 
1879,  7o.  —  Ge-leits-:  1.  Büchse,  Kasse  für  das 
.Geleitsgeld',  Zollkasse.  S.  ver-ge-leiten  3  (B<1  111  1492). 
,Dcr  vogt  und  gleitslüte  von  Baden  sollend  im  jar  nit 
ine  über  die  gl-en  gon  noch  nützit  darus  nemen,  bis 
die  jarrechnung  kompt.'  1490,  AaB.  Urb.  Aus  der 
Geleitsbüchse  zu  Zurzach  2  Pfd  8  ß,  aus  der  G.  zu 
Baden  26  Kronen.  1524.  Absch.  (Jahrrechn.).  S.  noch 
ebd.  II  957.   IV  1  b,  1063.  IV  1  d.  38.  VI  1,  1732.  — 

2.  =  Läufer-B.    ,Die  Franzosen  ertrenkten  deren  von 


Schwyz  boten  und  verkauften  sein  gleitsb.,  deren  von 
Schwyz  schilt,  auf  der  gant.'  Simmler,  Reg.  ,Mstr 
Jacob  Tanner,  meiner  Gn.  Herren  Reuter,  mit  der  Ge- 
leitsbüehs  [auf  der  Reise  nach  Dordrecht  1619]. •  Mem. 
Tig.  1723.  —  Spil-lüt-:  Büchse,  ähnlich  dar  Läufer- 
Buchs,  mit  Standeswappen  und  -Farben,  als  Abzeichen 
eines  militärischen  Musikkorps.  ,Herr  Lux  Löuwen- 
sprung  von  zweien  nüwen  und  vergälten  silberin  sp-en 
nach  abzug  zweier  alten,  so  iine  dann  worden,  35  pfd 
8  ß.'  1537,  B  Staatsrechn.  ,Umb  allerlei  arbeit  an 
Läufer-  und  sp-büchsen  11  pfd  9  ß.'  ebd.  —  Muster-: 
„Flinte  für  die  Musterung  [s.  Sp.  546],  zum  Unter- 
schiede einer  Jagdflinte",  Infanteriegewehr  Bf.  ,Der 
Haberpeter  brauchte  ihm  nicht  aufzupassen  mit  seiner 
M-e.'  Nydegger  1885.  .Männer  mit  der  M-e,  vorne 
dran  das  Bajonnet.'  B  Hist.  Kai.  1843.  Dafür  auch 
Mustri"g-B.:  .Sobald  wir  gefrühstückt  hatten,  griff 
der  Vater  nach  seiner  M-en  und  wir  machten  uns  auf 
den  Weg.'  Schweizer  Bauer  1898  (.Eine  Musterung 
im  Emmental  vor  1798').  —  Neger-Büchsli:  Geld- 
büchse mit  der  Figur  eines  Negers  für  Sammlungen 
zu  Missionszwecken  Bs;  Z.  Syn.  Negerli.  E*  Neger- 
bichsli,  u-o-n-e*  hallibluttc  Neger  drüf  isch  mit-eme" 
Sparhäfeli  uf  der  Site".  Bs  Volksfr.  -  ■  Bollcr- 
Büchs:  Boller,  Mörser.  ,Man  flenge  an  Schüssen  mit 
der  von  Zürich  und  der  von  Bern  grossen  büchsen, 
die  zwen  gar  gross  stein  schussend,  man  warf  ouch 
[mit?]  der  b-en  an  underlass  hinin.'  Edlib.  —  ,Bul- 
ver-:  specerei  darin  zue  behalten,  arcula  aromatica 
loeulata.'  Mal.  —  Bai  sam-Büchsli:  Riechbuchs- 
eben,  darin  ein  in  Lavendelgeist  getränktes  Schwamm- 
(hen  Z  f.  —  Birs-Büehs:  Jagdgewehr.  Erst  im 
J.  1567  bewilligte  der  Rat  [von  Sch],  dass  auf  dem 
Schiesset  zu  Neunkirch,  wo  sich  auch  Seil  Schützen 
einfanden,  ,niit  den  pirsb-en  umb  des  obervogts  ehren- 
gab' geschossen  werden  dürfe.  FAStocker  1888.  - 
Biischli-  Büstli-:  Armbrust,  mit  der  Büstli  [d.  s.  mit 
einem  Borstenbüschel  versehene  Bolzen]  geschossen 
werden  AALeer.  --  Boten-:  =  Läufer-B.  ,Heliseus 
dein  maier  umb  zwöi  vennli,  auch  ein  bottenbüchsen 
zu  malen  3  pfd.'  1522,  B  Staatsrechn.  —  Betzger-: 
mit  Papierpfropfen  (Betzger)  geladene  Knallbüchse, 
ein  Spielzeug  der  Knaben  Ap.  —  Pfeffer-:  wie  nhJ., 
früher  zumeist  aus  Holz  gedrechselt  Zu.,  S.  —  Pfil-: 
eine  Art  Armbrust  S.  Es  [das  Mädchen]  het  sogar 
mit  der  Pf.  probiere"  z'  schiesse".  BVVtss  1885.  — 
Pfänder-:  wohl  =  Gisel-B.  ,Dem  Friessen  von  der 
pf-en  zu  malen  5  ß  8  d.'  1516.  B  Staatsrechnung.  -- 
Blas-:  Schminkbüchse.  ,Von  weibren  lehren  noch 
ein  kunst:  's  blasbüchslein  brauchen  zu  den  Sachen, 
das  angsicht  klar  und  lauter  z'  machen.'  GGottu.  1599. 
-  Brief-:  Briefkapsel;  vgl.  Buchs  1  c.  ,An  dem 
gürtcl  sin  [des  Dieners  des  Landvogts]  sol  hangen  ein 
briefbühselin;  wan  die  lantvögte  müessen  dike  hau 
solch  knapen.  die  in  briefe  tragen.'  Schachzabelb.  — 
Räb-:  =  Bueh-Chlepfer  (B&lll  679)  Aa.  —  Gerichts-. 
.[Die  Richter]  schwerent.  teglichs  an  das  gricht  ze 
gond  von  osteren  unzit  sant  Michelstag  im  herpst,  am 
morgen,  so  es  sybene  und  von  sant  Michelstag  bis 
osteren,  so  es  achte  schlacht,  by  der  peen  eins  plap- 
hai'ts,  so  von  denen,  so  an  der  stund  fälent,  gezogen 
und  in  die  g-en  gleit  sol  werden.'  1539,  B  Stadtsalz. 
,Zu  Behaltung  der  Buossen  (bis  auf  ein  Teilung) 
sollen  die  Chorrichter  auf  dem  Land  ihre  Grichts- 
büchsen  oder  Sparhafen  haben,  die  verfallenen  Buossen, 


1005 


Bachs,  be 


luchs,  bochs,  iiuclis 


Iimh; 


Kundschaftgelt  und  dergleichen  Gefell  darein  zu  saram- 
len,  and  den  Predicanten  oder  dem  Obmann  des  Chor- 
grichts  zu  behalten  übergeben,  oder  sonst  wohl  ver- 
wahrt in  einem  Gehalt  der  Kirchen  verhüeten,  ohn- 
aufgetan,  änderst  dann  in  Beisein  der  Amptleuten.' 
B  Chorgerichtssatz.  1007.  —  Bad-:  Flinte  mit  Rad- 
schloss.  .Der  Priester  zu  Luggarus  wird  angeklagt,  R-en 
und  Fünstlinge  [Bd  I  1125]  getragen  zu  haben.'  1621, 
Absch.  S.  noch  Fisi-B.  und  vRodt  1831,  II  02.  — 
Roll-:  =  Eoll-Flinten  (ßd  I  1204)  übw  f.  ,In  den 
Roll-  oder  Trolbüchsen  oder  Büchsen  mit  rollendem 
Stein  wurde  die  Kugel  durch  das  Rohr  hinunter  gerollt 
oder  getrolt.'  Obw  Volksfr.  1893.  S.  noch  Fisi-B.  — 
Renn-:  leichteres  Feldgeschütz,  ungefähr  was  Karren- 
Buchs.  ,In  der  Schweizergeschichte  werden  die  leich- 
teren oder  Feldstücke  auch  Renn-  oder  Streitbüchsen 
genannt,  deren  die  Basler  schon  1445  hatten.'  vRoht 
1831.  ,Die  von  Basel  hatten  bei  ihnen  vier  R-en.' 
JGross  1024.  —  Rör-  s.  Schneggen-B.  — ■  Reis-: 
1.  Kriegskasse;  s.  Reis-Gelt  (Bd  II  261).  , Waldmann 
legte  in  der  Stadt  und  ihren  Herrschaften  die  sog. 
R-en  an,  in  welche  die  steuerpflichtigen  Bewohner 
derselben  jährlich  einen  Beitrag  abgeben  und  man- 
cherlei Bussen  und  andere  Gebühren  fallen  sollten.' 
Bluntschli,  RG.  I,  361.  —  2.  Kriegsgewehr,  im  Gegs. 
zum  Scheiben-,  Zielgewehr.  ,Bei  gemeinen  schiessen 
ist  zugelassen,  jedem  seine  r.  mit  Zügen  [im  Laufe] 
nach  gefallen  uf  das  scherpfist  zu  rüsten  und  damit 
um  gaben  mit  andern  gleich  gerüsteten  zu  schiessen.' 
1503,  B  Schiessvorschr.  , Vorlangest  ist  an  die  Unter- 
tanen das  ansinnen  ergangen,  sich  mit  r-en  zu  ver- 
sehen.' 1588,  B  Verordn.  Die  krummen  Züge  wurden, 
als  für  den  Ernstfall  unnütz,  bei  den  R-en  wieder 
aberkannt.  1592.  Z  Verordn.  ,Ein  Jeder  soll  nebent 
der  Zilbüchs  sin  eigen  R.  ouch  haben.'  Z  Mand.  1601; 
vgl.  Strickl.,  Horgen  143.  ,So  ein  Vatter  in  einer 
Hushaltung  zwen,  drei  oder  mehr  Söhn  und  aber  nur 
ein  Musketen  hette,  [so  sollen]  sy  nebent  diser  irer 
gmeinen  Musketen  ire  uferlegten  R-en,  Harnist  oder 
ander  Gwehr  auch  haben.'  ebd.  1019.  —  Röter-:  = 
Buchs  1  c,  im  Gegs.  zu  Läufer-B.  für  reitende  Boten. 
,Dem  goldschmid  geben  von  etlichen  schüfen  und  läufer- 
ouch  r-büchsen  ze  besseren,  widerumb  ze  vergulden.' 
1555,  B  Staatsrecht  —  Süfzer-:  =  Jämer-Gret  (Bd  II 
825).  ,Es  sei  schade,  dass  er  eine  so  dumme  Seufzer- 
büchse zur  Frau  habe.'  Gotth.  —  Sigel-Büchsli: 
Siegelkapsel.  ,3  pfd  sigelgelt  und  umb  s.'  1568,  Z 
Grün.  Rechn.  —  Sa  lz-:  Salzbüchse  Bs;  B;  Gr;  Th;  Z. 
1536  gehörten  in  die  Ratsstube  ZElgg:  4  grosse  Kan- 
ten, 1  Handbeeki,  1  Giessfass,  1  Spüelkessel,  5  möschi 
Kerzenstöck,  7  zinnene  S.  KHauser  1895.  ,1  bar  zinner 
salzbüchsli.'  1557,  Z  Inv.  (Auge'  wie)  S.  ha",  mache", 
stark  hervortretende,  grosse  Augen  Bs;  Th.  Si  hand- 
elte" 'ge;  dass  [s']  Küllauge"  übercho"  hiind  icie  S. 
Gespr.  1712. —  Sand-Buchs:  Streusandbüchse.  ,Um 
ein  Sandbüchs  4  ß.'  1669,  Zubers  Tageb.  —  Senf-. 
,Zwei  salz-  und  ein  senfbüchsli.'  1576,  Z  luv.  — 
Seh  übel-:  Knallbüchse  mit  Papierpfropfen  (Schübe!) 
GUzn.  —  Scharten-  s.  Fisi-B.  —  Schiess-:  Hand- 
feuerwaffe; vgl.  Bs  XIV.  123.  ,Die  vigent  liessent 
[nach  abgeschlagenem  Sturme]  hinder  inen  zwo  sch-en, 
einen  swarzen  huot  [usw.].'  1145,  AaB.  (Mscr.).  — 
Scheite"-Bügsche":  aus  Schindelholz  verfertigte 
Schachtel  Gr  ObS. 

Seh  1  eh-Bttchs :  =  Holderen-B.  Bs ;  Sch ;  ThBciI. ; 


ZWyl  (Schle-J.    ,Der  woll  s'  [die  Feinde]  mit  schl 

büchsen  erschlossen.'  HvRüte  1540.  S.  noch  holdenn 
(Bd  II  1190). 

Die  Ladung  besteht  jetzt  aus  Wergpfropfen,   früher  aber 

wohl  aus  Schlehen:  vgl. :  „Braucht  i Schlehenbeeren,  kleine 

Ballen  von  Kader  (und  Papier),  dann  heisst  das  Rohr  Schlehen-, 
Kuderbüchse  B"   (St.2). 

Schlangen-:  Feldschlange.  ,Wir  liaben  milden 
schl-en  in  die  find  geschossen.4  1475,  B  Schreiben. 
,Die  eignossen  gewunnend  [bei  Nancy]  bin  65  sl-en.' 
Edlib. 

Schlüssel-:  1.  auf  einem  Holzklötzchen  befestig- 
ter alter  hohler  Schlüssel,  aus  dem  die  Knaben  (z.  B. 
an  der  Fastnacht)  schiessen  B;  Tu;  Ndw;  Z.  ,Mädi 
glich  einer  lebendigen  Schl-e,  pfupfte  [brannte  auf] 
den  ganzen  Tag.'  Gotth.  Ein  der  Brandstiftung  ver- 
dächtiger Bettelbub  sagt,  er  habe  Pulver  und  Lunten 
nur  ,zu  einer  Schi.'  gehabt,  das  er  dem  N.  N.  aus  der 
,Bandelirig' genommen.  1653,  LNeudorf.  , Krache,  dass 
es  wiederhall  läuter  als  der  Glocke  Schall,  Schi,  and 
Stücke.'  Z  Neuj.  M.  1787.  S.  noch  chlepfen  (Bd  III 
673).   —  2.  =  Holderen-B.  BsStdt. 

Zu  1  vgl.:  ,Als  daun  die  jungen  knaben  diser  zit  us 
schlussel,  ouch  winhanen,  büchsli  machent,  darus  schiessent, 
dardurch  inen  und  andern  lüten  sr.hadeu  erwachsen  und  zue- 
stau   möchte.'   Z  Verbot   1503,  erneuert   1525. 

G'schmack-  Ndw,  Schmeck-  Ap;  Gr;  U;  Z 
(Schmück-) :  meist  Dim.,  gew.  herzförmiges  silbernes 
(auch  goldenes)  Riechbüchschen.  —  Schmalz-:  = 
Hörn  3  c  GrPt.  —  Schmelz-.  ,Da  zuweilen  un- 
kenntliche oder  ungangbare  und  verrufene  Sorten  unter 
den  Allmosengeldem  sich  befinden,  so  sind  solche  bis- 
anhin  bei  Zählung  ausgeschossen  und  in  eine  Buchs, 
die  Schm.  genannt,  geworfen  und  am  Ende  eines 
Jahres  sammthaft  dem  Münzmeister  zum  Schmelzen 
gegeben  worden,  der  dann  den  Wert  vergütet  hat.' 
1784,  Z  Amtsordn.  für  das  Almosenamt.  —  G'schnä- 
der-:  geschwätziger  Mensch  GRVals.  .Welch  gerechte 
Richter  haben  wir  an  den  Zungen  dieser  Schnäter- 
büsen!'  von  Weibern.  UBrägcer  1780.  —  Schneg- 
gen-:  Büchse  mit  spiralförmig  gezogenem  Lauf.  ,Mine 
Herren  habend  den  büchsenschützen  vergunnen,  dass 
sy  allen  denen,  so  schwere,  gezogene  rorbüchsen  oder 
schnäckenb-en  uf  die  zilstatt  tragen,  das  schiessen 
hinderstellig  machen  mögen.'  1561,  S  Verordn.  An- 
trag, dass  man  allenthalben  die  .gestrubet'  Büchsen 
(Schneggbüchsen),  mit  denen  einige  Schützen  nicht 
mehr  schiessen  wollen,  abschatten  möchte,  damit  die 
[Schützen-] Gesellschaften  nicht  zertrennt  würden. 
1562,  Absch. 

Sehne1 11-:  Peitsche  im  Rätsel;  s.  Zottel- Männli 
(Sp.   288).    -    Eig.    Knallbüchse. 

Schnapper-  s.  Fisi-B.  Statt  dessen  auch :  , Büchse 
mit  Schnapper.'  Obw  Volksfr.  1893.  --  Schnupf- 
Büchsli:  Schnupftabaksdose  ZO.  ■ —  Spetzi-Büchs: 
Gewürz-,  spec.  Pfefferbüchse.  .[Auf  dem  Herrentisch 
im  Gasthof  steht  ein]  Salz-  und  Spetzebüchsli.'  Stutz 
1839.  —  Stifel-Büch  sli:  scherzh.  für  Pistole,  ['s 
Müllers  BuebJ  häd  s%"s  Alis  de*  gross  Hängst  g'no" 
und  häd-em  asa  zwen  chllne  St.  füre"  a"  's  Halsband 
g'hänkt;  es  sind  asa  zwei  chllne  Schussbastetli  g'sl" 
und  hiind  'klopft  wie  der  heiter  Dunder.  Gespr.  1712. 
Wie-me"  's  Müllers  Blieb  si"s  Ättis  Hengst  und  d'  St. 
g'na"  häd.  ebd.  —  Stuck-Büchs:  schweres  Ge- 
schütz.    ,Ein  getöss  und  klepfen,  als  ob  man  etliche 


1001 


Bachs— bnclis.     Rächt — bucht 


1008 


stuchbüchsen  wytnuss  abschüsse.'  LLav.  1578;  dafür 
1070:  ,von  fehrnen  grosse  Stucke  abschiesse.'  ,Jeder 
Büehsenmeister  soll  stets  bei  seiner  St-e  bleiben.'  um 
1600,  B  Verordn.  —  Stein-Buchs:  Geschütz,  womit 
grosse  Steinkugeln  geschleudert  werden.  .Mit  zweien 
guoten  st-en,  mit  acht  tarrasbüehsen,  mit  vil  hand- 
büchsen  [war  1443  das  Schloss  Grüningen  bewehrt].' 
Vad.  ,Wir  ligen  by  dem  selnow  und  schüsst  man 
mit  st-en  in  die  Stadt.'  1444,  ß  Schreiben.  .Wir  habend 
den  fyenden  [bei  Hericourt]  zwei  fenlin,  zwei  st-en 
und  etwo  vil  büchsenbulvers  und  spiswegen  abge- 
brochen [weggenommen].'  1474,  Bs  Chr.  —  Streu-: 
Büchse  für  gestossenen  Zucker,  Zuckerstreuer.  1815, 
Z  Inv.  —  Straf-:  Bussenkasse.  , Die  fallenden  Strafen 
[sollen]  in  gewisse  zu  diesem  Zweck  haltende  Str-en 
getan  werden.'  Bs  Mand.  1727.  —  Streif-:  Hand- 
feuerwaffe. .Das  fuessvolk  [der  Zürcher]  solte  [vor 
der  Schlacht  bei  St  Jakob  an  der  Sihl]  enend  dem 
wasser  ligen  mit  str-en  und  mit  anderer  rüstung.' 
Vad.  ,A1s  die  von  Schwiz  [1443]  woltend  heim  ziehen 
von  Zürch,  do  koment  die  von  Rapperschwil  an  si  und 
erschussent  iro  wol  tusent  zue  tod  mit  eitel  str-en.' 
Sicher.  —  Strit-  s.  Benn-B.  —  Tabak-  Dubai;-  Aa 
Fri.,  Back-  oTh:  Tabaksdose.  .Tabackbüxli.'  Schimppr. 
1651.  ,Eine  silberne  T-e.'  1712,  ZObf.  .Eine  Taback- 
büx  von  Agat  mit  einem  silbernen  Deckel,  nit  gar 
gross,  um  7  fl.  40  Kr.'  1755.  G  Avisbl.  —  Teller-: 
aufgezählt.  1098  im  Inventar  der  Z  Weggenzunft.  — 
Vier-teil-  s.  Huffindis-B.  —  Ge-duld-.  Jetzisch- 
mer  's  Geduldbüchsli  versprunge".  BWvss  1863. 

Tarrass-:  Geschütz  auf  Bädern,  das  hinter  einem 
Walle  aufgestellt  wurde  und  aus  dem  man,  im  Gegs. 
zur  Steinbüchse,  eiserne  , Klötze'  schoss;  Positions- 
geschütz. ,T.  heisst  bei  unsern  alten  Schriftstellern 
ein  Mauerbrecher  oder  eine  Kartaune,  womit  man  eine 
Sturmlücke  schiesst.'  Sprung.  ,4  gross  tarrisbüchsen' 
im  Schlosse  ZGrüningen.  1443,  Äg.Tschüdi;  s.  auch 
Stein-B.  ,N.  N.  ist  übel  geschossen  ander  dem  knü 
mit  einer  tarrasb-en.'  1475,  Bs  Chr.  ,Die  in  der  ve- 
stung  schössen  mitt-en  herab.'  Wurstisen  1580.  .Zwo 
Tartasb-en  [sie]  sampt  den  Wägen  [usw.].'  FrHappn. 
1660.  S.  noch  vRodt  1831  I  86.  —  fiirra«,  Bastei,  Wall; 
vgl.   frz.    tfrrasHe. 

Tier-:  einfache,  gezogene  Flinte  der  Gemsjäger, 
mit  sehr  leichtem  Schafte  und  dünnem  Kolben  Gl 
(Alpina  II  132).  —  T r o  1  - :  =  Boü-B.  Obw  f.  —  Wis- 
heits-:  superkluge,  naseweise  Weibsperson  ÄASt.; 
BsStdt.  —  Abzugs-:  Geldbüchse  für  freiwillige  Ab- 
züge (6 — 15  Kreuzer),  die  sich  beim  Verkauf  von 
jedem  Stück  Tuch  oder  Baumwolle  entweder  der  Ver- 
käufer allein  auferlegte  oder  in  die  er  sich  mit  dem 
Käufer  teilte.  Der  Ertrag  wurde  zum  gemeinen  Besten 
verwendet,  um  1680,  Ap;  GStdt.  S.  JCSchäfer  1813,  87. 
—  Zil-:  Büchse,  deren  man  sich  zum  Schiessen  Dach 
der  Scheibe,  auf  der  Zielstatt  bedient.  Gegs.  Beis-B. 
Vgl.  Stand-  und  Feld-Stutzer.  .Wellicher  umb  myner 
herren  gaben  schiessen  will,  soll  inen  gespannen  stan 
mit  syner  eignen  z.  zue  schimpf  und  ernst.'  1553,  Z 
Schützenordn.  Der  Landvogt  von  ZWädensweil  be- 
richtet, es  gebe  zweierlei  Schützen:  wohlhabende  oder 
berechnende,  die  kostbare  lange  Rohre  kauften,  welche 
zum  Feinschiessen  dienten  (.zilbüchsen'),  und  ärmere 
oder  sparsame,  die  sich  mit  der  üblichen  Feldwaffe 
(.reisbüchse')  begnügten,  um  1560,  Strickl.,  Horgen 
143.     ,Die  schützen  der  z-en  zuo  Stain  a/Rh.  an  die 


von  Wintertur  1576.'  ZWthur  Schützenfestblatt  1877, 
27.  ,Es  wird  erkannt,  dass  in  Zukunft  auch  mit  der 
Muskete  um  die  Ehrengaben  geschossen  werden  dürfe, 
während  die  Z-en  ausgeschlossen  seien.'  1608,  Sch 
(FAStoeker  1888,  116).  —  Zoll-:  Zollkasse.  ,Jakob 
dem  maler,  umb  etlich  baren  an  die  z-en  zue  malen 
13  ß.'  1512,  B  Staatsrecht  ,Wer  Z-en  haben  und  den 
Zoll  einziehen  soll.  Es  sollen  alle  Bürger  und  Ein- 
wohner allhier,  welche  mit  Kram  und  Kaufmannschaft 
umgehen,  verschlossene  Büchsen  haben  und  bei  ihrem 
hierum  geschwornen  Eid  von  allen  Waaren,  Kram  und 
Gütern  den  gebührlichen  Pfundzoll,  nemlich  von  jedem 
Pfund  2  hlr,  das  ist  von  jedem  Gulden  Wert  4  hlr 
erfordern  und  einnehmen.'  1757,  Z  Gesetze.  —  Z  lin- 
de 1-:  Büchse  für  Zündschwamm?  Ich  hätte  mich  jetza 
tilla  gär  bi  miner  alta'  Z.  rerschwnra",  Lunga"  wäre 
g'raä  hei'  Fleisch  g'si".  Gespr.  1712.  .Mich  soll  der 
Teufel  in  seine  schwarze  Zunderbüchse  holen!'  Jak. 
Schweizer  1802.  —  Höch-zit-:  Ordonnanzgewehr  oder 
Stutzen,  den  Jeder,  der  sich  verehlicht  oder  die  bürger- 
lichen Nutzungen  beansprucht,  besitzen  und  jährlich 
vorweisen  muss  B  f  (lt  Eidg.  Ztg  vom  15.  Jan.  1860). 

„Büchseler:  Büchsenschmid  L." 

büchse":  1.  mit  einer  Buchs  (in  Bed.  2)  versehen, 
ausfüttern,  z.  B.  eine  Wagennabe,  den  , Krebs'  am 
Spinnrad,  den  Laufeines  Schiessgewehrs  Aa;  B;  L;  Z. 
De''  Stutzer  ist  ftsg'schosse",  er  mues'  neu  'büchset  si" 
ZZoll.  —  2.  alie"-b.,  mit  der  Büchse  herunterschiessen 
Bs  (Spreng).  —  3.  viel  trinken,  saufen  Z  NGlatt.  Jetz 
händ-mer  wider  e'mäl  'buchst.  Zss.  ver-b.,  versaufen. 
ebd.  —  3  auch  nürnb.  (Schm.-Fr.  I  200).  Nach  LQt.  ist 
Buchs  in  der  Gaunerspr.  =  Most. 

Büchser:  Büchsenschmid  Aa;  Th;  Z.  Auch  Fa- 
milienname BsLie. 

Büchsle":  vortreffliche,  mittelfrühe  Bimsorte 
GW.,  We.;  vgl.  Chriden-Büchs(ler). 

(umenand-)büchsle":  mit  einer  Flinte  herum- 
ziehen  Zg. 

ver-:  eine  Röhre  mit  Buchsholz  oder  Metall 
füttern  B  (Zyro). 

buehse"  Zo  uÄgeri,  bu.ee"  üUrs.:  =  guxen  1  (Bd  11 
571).    —   Viel],  vwdt  mit  bochtlen. 

Ell-Bitcclis,  -Büechs.  o().  (LTobl.).  -Buchs  ZStdtt 
—  f.:  Ellbogen.  Si  setzt -em  d'  Ellbüchs  i"  d'  Site". 
MUsteri.  —  Verqnickung  ans  .Ellbogen'  und  Pech»  (Bd  I 
771;  -Buch»  Anlehnung  an  die  vorige  Gruppe. 


Bacht      bucht. 

Rächt  GRChurwalilen.  ObS.  (auch  Bucht,  l'ächt), 
Tschapp.;  W,  Bächt  GrCIiui-  (auch  Picht).  Landqu. 
(Pacht),  Maienf.,  Nuf.,  Rh.,  Seuolius  (Pacht),  V.,  l'Vatz 
(auch  Becht);  W,  „Bärcht  W,  Bächt,  Becht  BSa.", 
Be'cht  GSa.,  Wallenst.,  Biecht  I  BSa.;  S  —  n.,  in 
GRUVatz;  GSa.;  „W"  auch  m.:  1.  . Pfütze,  Pfuhl", 
Kot  W.  ,Die  natürliche  minne  zerget  unze  dass  si 
zuo  bohte  würt  und  under  die  erde  kommet.'  NvBasel. 
.Darnach  so  walgerent  si  [die  Epilepsie  simulieren] 
sich  in  dem  baehte,  glich  also  werent  si  von  des 
siechtagen  wegen  also  gefallen.'  1430/40,  Bs  Chr.  — 
2.  Stubenkot,  Kehricht  BSa.;  Gr;  G;  S;  W.  Schi 
hemd  B.  drüf  gitä",  dass  es  nit  ärger  stielte,  sie  haben 


[009 


Bacht,  becht,  liiclit.  boclit,  buch) 


loin 


Staub,  Ascbe  auf  den  Unrat  gestreut,  damit  es  nicht 
stinke,  auch  bildl.  von  der  Bemäntelung  einer  unan- 
genehmen Geschichte   \V. 

Mini,  halit.  Biecht  scheint  Anlehnung"  an  Biecht  11. 
„Blicht,  Bicht"  findet  sieh  bei  St*  nicht  mehr.  Die  Formen 
mit  nnl.  /.  sind   möglicherweise  aus   Oeh-  zu  erklären. 

Ge-bäeht  GaCalfr.,  D.,  L.,  Pani.  Pr.,  Seh.,  Schud., 
Tschiertsch.,  Ge-bächt  GRoHe.,  Seh.  —  n. :  1.  =  Bäckt <  2 
GRÜalfr.,  D.,  oHe..  L.,  Pr.,  Seh.  —  2.  unbedeutende 
Sachen,  Vieh  von  kleinem  Schlag  GrD.,  L..  Pani. 
Schud.,  Tschiertsch.    —    Vgl.  das  syn.  Güed  (Bd  II  476/7). 

Bachte"  f.:  Kehrichtgefäss  GrV. 

An- Bacht  in.:  1.  Anlass,  Ursache  zum  Streite, 
zu  Handeln  GRFurna,  Grüsch,  Jenaz,  Klost.  Syn.  An- 
Bcüg.  Er  hätti  Händel  g'stteckt,  icetm-e-me  A.  'gen 
ki'itti  GRFurna.  —  2.  Midi.,  durch  schwierige,  müh- 
same Arbeit  gegebener  Anlass  zur  Anstrengung.  aaOO. 
Me"  seid:  mer  heind  in  dem  Acker  A.,  vre"  's  Kim  6t 
der  Arbet  guet  entgege"  hebt  GRFurna. 

bachte":  zanken,  hadern  GrD.,  oHe.,  Pr.,  Seh. 
Mid  Eim  b.  Die  kan-ich  grimmig  uf  der  Mugg,  loa 
d's  Land  üs  pustend  und  pachtend  [anhaltend  übler 
Laune  sind],  me"  weiss  nid  für  was.  Schwzd.  (GuPr.). 

Bächtete"  f.:  Zänkerei  Gr  oHe.,  Peist,  Pr.  — 
Weiterbildung  zu   mhd.   bogen,  streiten,  zanken. 

Bächtele-  B  oAa.,  E„  Bächtele"  ÄALeer.;  B;  S  —  f., 
Dim.  Biichteli  B:  gelbe  Narzisse,  Narc.  pseudonarc. 
.Gegen  Ende  des  Alerzes  wurde  es  milde,  Merzen- 
glöcklein  blühten,  die  Bachteln  wuchsen  wunder- 
schnell empor.  Bai  1  kam  Ostern,  da  hoffte  ich  auf 
Eier,  hoffte  sie  schön  zu  sieden  mit  Brasilienholz. 
Bachtelnkraut  und  Zwiebelhülsen  darum.'  Gotth. 

Mit  Schwächung  des  zweiten  T.  aus  Bach-Titlcn  (s.  Bach), 
das  zunächst  den  Standort  der  Pflanze  bezeichnete  und  weiter- 
hin auf  diese  selbst  flbertr.  wurde.   Vgl.  die  Anni.  zu  Sar-Bach. 

Ge-bächt  n.:  das  Backen;  Gebäck.  .Erkantnusse 
wie  sich  feiler  und  vochenzer  mit  irem  gewerbe  und 
gebechte  gen  einandern  halten  söllent.'  1463.  Z  Weggen- 
zunft. , Ein  Gepächt  [Backwerk].'  G  Aland.  1611.  .Zwei 
Sprützen  zum  Pacht.'  1627,  THBürglen  (Inv.  eines 
Bäckers);  s.  noch  Fisck-Modelin  (Sp.  86).  .Meine 
Aleisteren  erkennten  sich  anno  1627,  dass  ein  jeder 
Aleister  nebent  seinem  anderen  Bächt  wol  hausfeuren 
möge.'  1631,  Z  Weggenzunft.  ,Pecht  und  Hippen, 
Kräpfii,  Alandeloffleten.'  1651,  G  (Musikmahl). 

Vogenzer-:  Backen,  Gebäck  eines  Vochenzers 
(Bd  I  654).  ,Ein  Alütt  des  mittelmässigen  kernens, 
so  uf  voggetzerbächt  genialen  worden,  hat  geben  sechs 
viertel  anderhalb  vierling  mel.'  Z  Aland.  1593. 

Sprützen-:  Name  eines  Backwerkes.  .Spanisch 
Brot,  Sprüzenpecht,  Schlaftrunkzeug.'  1657,  G  (Alusik- 
mahl). 

Bächtele"  f.:    zusammengewehter   Schnee    ZLunn. 
Nbf.  zu   Wächtelen;  Übergang  von  aul.  w  in  b  findet  sich 
auch  sonst. 

Lüsel-Blcht  f.:  verächtlich  für  Ohrenbeichte. 
,Päpstlich  gsatz:  gebot  der  glübden.  der  1.,  der  opfren 
[usw.].'  Zwixgli.  ,Das  falsch  vertrawen  in  die  1.'  ebd. 
—    Zum  ersten   T.  vgl.  tüteten  (Bd    III    1457). 

Nüsel-:=  dem  Vor.  .Und  empfiengend  vil  lüten 
das  h.  sakriment  ungebichtet  und  sprachend  etliche 
predicanten,  es  were  nun  ein  n.  und  ein  ieclich  mensch 
sölte  Gott  mit  ganzer  rüw  und  leid  sin  sünd  bichten 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


und    bedörfte    keiner   andren    biclit   nütz.'    Edith.  - 
Eig.   .Munnelbeichte1 ;   vgl.   nüeehsn  (Sp.   ^:!l). 

bichte":  1.  beichten,  im  kirchl.  S.  allg.  Zum  B. 
chann-mc  mich  gvringe*,  aber  nid  tum  wie  aScHw.  Es 
wird  Wglich  'bichtel  und  »"glich  Milch  //'messe",  ebd. 
B.  ist  Wglich  und  Milchen  ist  Wglich,  nicht  Jedem 
gerät  es  gleich  gut,  ebd.  Bekennen,  eingestehen  libh., 
dann  scherzh.  oder  verächtlich  für  das  Auskramen 
von  Geheimnissen  Bs;  B;  G;  Th;  Z.  Ich  wird  der  nüd 
müese'b.!  Abweisung  eines  zudringlichen  Fragers  ZS. 
.Familienangelegenheiten  auskramen,  falsch  sein,  ge- 
heim tun'  BE.  —  2.  tr.,  die  Beichte  abnehmen,  beich- 
ten lassen.  ,Wo  ist  nun  der  pfaffe,  der  uns  b.  sol?' 
1386,  Sempacherlied.  ,Dass  dich  derselbe  pfaffe  bichte 
dester  bass.'  ebd.  —  3.  Eim  b.,  Einem  Etwas  ein- 
prägen, einschärfen  Bs  (Seiler). 

Bichter  m.:  1.  Beichtvater  P  (Schott).  Alesse 
halten  ,in  aller  der  masse  als  ein  b.  ie  do  har  in  dem 
zite,  so  er  bi  inen  was.  gewonlich  getan  het.'  1404, 
L  Urk.  —  2.  Bekenner,  Übers,  des  lat.  confessor.  ,Von 
St  Gallen  aubent  [Abend]  des  heiligen  bichters.'  1412, 
GT.  Urk. 

Bicht i  m.:  Schmeichler  BBelpberg.  T)as  ist  c" 
rechte  B..' 

bichtige":  beichten.  .Wenig  lüt  hand  bichtiget.' 
1545/50,  G  Hdschr. 

Bichtiger  ra.:  =  Bichter  3.  ,Uf  St  Fridlis  tag 
des  heiligen  b-s.'  1521,  Aa. 

BTcht  AaF..  Ke.,  Leer.;  LG.,  V.;  S;  „Ze;"  ZKn., 
Picht  AaB.  :  SchwE.;  ZKn.,  Bircht  L  (Ineichen), 
Biecht  II  B  (allg.);  FAIu.;  L  (auch  Piecht);  S;  Zo 
-  m.  AALeer.;  B  (KWAIüller);  L;  S;  ZKn.,  n.  B; 
FAIu.;  L:  Rauhreif,  's  ist  Winter  irorde";  drum  ist 
Alls  roll  Sehne  und  Picht.  AILiexert  1893.  Nebel,  Blf 
und  Bieckt  L  (JBEgli  1871).  D'  Bäum  glissi-il  und 
d'  Stüden,  a's  glueti'd  s'  vo"  Piecht,  de"  Nebel  macht 
dusse"  se  feister  und  füecki.  Häfpl.  1813.  .Sobald  die 
Wärme  entwich  und  die  Kälte  eindrang,  setzte  sich 
an  den  Wänden  [des  neuen  Hauses]  Biecht  an.'  Gotth. 
.Schlafstätten,  in  welchen  oft  im  Winter  B.  an  das 
Dackbett  sich  ansetzt.'  ebd.  Volksglaube:  Wenn  's 
im  Advent  vil  B.  gil't,  so  giht  's  im  nächste"  Jör  vil 
Obs  B;  S.  B.  vor  Wienecht  [bedeutet]  Bröd,  nörh 
Wienecht  Tod  L  (Ineichen).  ,I)as  Duft,  Bicht,  Reif, 
pruina.'  Red.  1662.  —  Alerze"-.  In  der  Bauernregel: 
M.  und  Maie'sclme  L  (Ineichen).  Vgl.  Gc-hiek  (Bd  II 
1120).  —  Vgl.  die  Anm.  zu  Gicht  IV  (Bd  II  1121,  Be-hick 
(Bd   II   1120)  und  Jäch  (Bd  III   5). 

bichte"  „Aa;  B;"  L  (auch  birchte");  „S;  Zg;  Z-, 
biechte"  „Ai;"  B;  FAIu.;  L;  S;  „Zg;  Z":  =  jachen 
(Bd  III  5).  's  hat  'bichtet  L.  Wenn  's  vor  der  Wie- 
neckt nid  biecktet,  giH  's  kei"  Obs  FAIu.;  ähnlich  S. 
S.  noch  März  (Sp.  432).  —  a°-:  Rauhreif  ansetzen  L. 

bichtig,  biechtig:  =  ge-jächig  (Bd  III  5)  Aa;  „B; 
L;"  S;  „Zg;  Z."  So  Holz  isch  Winterszit  nass  und 
biechtig  S  (Schild). 

Buchte"  BSa.,  Si.;  FL;  GrNuI'..  Spl.,  V.;  W.  Buchte" 
„BSa.;"  GrAv.  —  f.,  Dim.  Bochtli  BSa.;  Gr.  Böchti  V. 
Bocktnti  W :  Bottich.  aaOO.  Grosser  hölzerner  Be- 
hälter für  Wasser  BSa.,  auch  für  Wein  GrV.  Wasch- 
zuber B„Sa.",Si.;  GrAv.,  Nuf.,  Spl.;  W.  In  die  Erde 
eingegrabene  Bütte  BSi.  —  Durch  Metathesis  aus  mhd. 
botecht    Hl.  f..  alul.   botacha   f.     Vgl.   auch   das   Syn.  Bälden. 

64 


1011 


ßacht — lmclit.    Bad — bud 


1012 


Bnchter  m. :  kurzer  und  dicker  Mensch,  Knirps. 
Sprww.  18Ö9.  Dim.  Buchterli  von  einem  Knaben. 
G  Id.  1799.  Syn.  Buder.  Als  Personenn.:  .Buchterli 
von  Lotstetten.'  1519,  Egli,  Akt.  ,Rud.  Buchterli,  der 
Schneider.'  1523,  ebd.  (ZStdt).  .Heinr.  Buchter,  pfarrer.' 
1528,  ZKilchb.  ,Des  sog.  B-li  Antoni  Kälins  sei.'  1749, 
SohwE. 

Buchte"  f.  Th,  Büchti  (Dim.  Büchteli)  n.  BG., 
Schw.,  Si.:  Bütte.  Spec.  a)  =  Charts  ä  b  ß  (Bd  III  456) 
Th.  ,Am  15.  Okt.  fangt  man  an  zu  wümmen.  Etliche 
Leut  machen  in  einem  Vierling  ein  Buchten  voll, 
etliche  2—3.'  1740,  ZElgg.  —  b)  (kleine)  Jauche- 
bütte B.  —  c)  übertr.,  sehr  grosses  Weib  BG.  (f.). 
Es  ist  e"  grüselehi  B.  —  B'schütt-,  Stöss-:  Bütte 
mit  Gestell  und  Rad  zum  Ausführen  der  Jauche  in 
Feld  und  Garten  BSchw.  —  Vgl.  die  Synn.  Bükten, 
Bücki.     Bücltti  ist  formell  Dim.    Zu  c  vgl.  das  syn.  Standen. 


Bad,  bed,  bid,  bod,  bud. 

S.  auch  die  Gruppe  Bai  usw. 

Bad  n.  —  PI.  Be'der  —  Dim.  Bc'dli:  wie  nhd. 
allg.  Spec,  meist  Dim.,  Schwitzstübchen  oberhalb 
des  Backofens  ZLangenhard,  Zell;  lt  Alpenpost  1871, 
38G  bis  vor  wenigen  Jahrzehnten  auch  in  Ap;  GLang- 
gasse;  THBaltersw.,  Tannegg,  Wiez.;  ZElgg.  D' Sunnc" 
schint,  's  Vügeli  grlnt,  's  höcklet  imder  aem  Lädli,  d' 
Mueter  gut  i"  's  Bädli,  Kinderreim  ZZell.  Eine  Ab- 
bildung eines  solchen  Schwitzstübchens  s.  Z  Ant.  Mitt. 
\V  240.  Das  B.  spielte  übh.  in  der  ä.  Zeit  eine  grös- 
sere Rolle  als  heutzutage.  ,In  jedem  Orte  befand  sich 
[1524]  mindestens  eine  Badstube,  für  welche  die  Ein- 
wohnerschaft grosse  Vorliebe  zeigte,  und  die  sie  gerne 
mit  gemeinen  Mitteln  unterstützte.'  KHauser  1895. 
.Öffentliche  Bäder  standen  unter  obrigkeitlicher  Auf- 
sieht und  wurden  zum  Teil  aus  den  Staatseinkünften 
unterhalten.  So  hatte  Solothurn  zwei  Bäder  inner  den 
Ringmauern  und  eines  gleich  ausser  derselben;  sehr 
viele  befanden  sich  auf  dem  Lande.'  JvMüller  1816. 
Vgl.  auch  JvArx  1811,  II  632.  Armen  ermöglichte 
man  Gratisbäder;  s.  Bad-Insatz.  Durch  Ruf  oder 
Hornstoss  wurde  den  Badelustigen  kund  getan,  dass 
der  Ofen  für  das  Bad  geheizt  sei.  Einen  solchen  Ruf 
s.  Bd  II  457;  dazu  die  Variante:  Giri  giri  Geiss,  's 
Bad  ist  heiss;  wer  will  schröpfen  und  z'  Oder  lö",  seil 
.Urin  runde*  'Iure"  [Turm]  i" 's  Badhüs  cho"  SchwE. 
S.  auch  gügen  II  1  (Bd  II  157).  ,Wir  wollend  auch 
das  unnötige  Badrüeffen  am  h.  Wienacht  Abend  ver- 
botten  haben.'  Z  Mand.  1636;  ähnlich  1650.  .[Ich] 
vermag  kum,  dass  ich  gang  ins  b.'  UEckst.  1526;  vgl. 
Bad-Gelt  (Bd  II  257).  ,Du  hast  kein  haller  in  ein  b.', 
hast  gar  nichts.  JBinder  1535.  Wenn  man  für  ge- 
leistete Dienste  Jmdm  ein  freiwilliges  Geschenk  ma- 
chen wollte,  so  gab  man  ihm  ,Geld  in  das  B.',  wie  man 
ihm  heutzutage  ein  Trinkgeld  gibt.  Bs  XIV.  , Einem 
in  das  B.  schenken,  verehren',  eine  Baden-Schenhi 
(s.  d.)  machen.  Die  Schlüsselzunft  [in  Basel]  hat  im 
XIV.  ihrem  neugewählten  Meister  und  Ratsherrn  .ins 
Bad  geschenkt.'  Geering  1886.  ,[Dio  Herzogin  von 
Württemberg]  badet  da  [in  AaB.]  wol  bin  sechs  ganzer 
wuclien  und  schanktend  ir  min  heren  von  Zürich  er- 
lichen  in  daz  b.'  Edlib.   .[Die  Regierang  verbot]  durch 


eine  Katserkanntnuss  vom  .1.  1595  bei  10  Pfd  Busse 
allen  Zunftgenossen,  ihren  Zunftmeistern  silberne  Be- 
cher ins  B.  zu  schenken.'  DHess  1818.  .1546:  eine 
kröne  und  drei  gitzi  der  frau  Beatrix  von  Hinwil 
ins  b.  geschenkt.'  KHauser  1895.  ,1548:  dem  Junker 
Felix  ein  kalb  ins  b.  geschenkt.'  ebd.  ,Den  15.  May 
haben  m.  hg.  Herren  dem  Schulthess  von  Bern,  der 
gegenwärtig  zu  Baden  badende,  ins  B.  verehrt  einen 
indianischen  Hahn,  ein  schwarzes  und  ein  weisses 
Lamm.'  1604,  Oelhafen.  S.  noch  Bader-Maien  (Sp.  HO- 
Für  die  grosse  Bed.  des  Bades  im  Volksleben  der  ä.  Zeit 
spricht  auch  die  Verwendung  des  W.  in  zahlreichen 
hon.  RAA.  Eim  's  B.  übertue",  etwas  Schlimmes  zu- 
bereiten AaF.,  Ke. ;  ZO.,  Rätersch.,  Zoll.;  vgl.  auch 
Sprww.  1824,  54.  ,Das  bad  sige  im  [dem  Delinquenten] 
dermass  übergeton,  kome  er  im  [•lern  Landvogt]  in 
die  hend,  so  müesse  er  im  rouch  zuo  himmel.'  1530, 
Strickl.  (Z).  .0  eidgnoschaft,  denk  dran,  's  bad  ist 
dir  übertan.'  HEMan.  1557.  ,Niemat  weisst,  wo  es 
usshin  will  oder  wem  das  bad  sige  über  tan.'  1544/73, 
UMever,  Chr.  ,Periculum  alicui  comparare,  eim  ein 
gfar  zuorüsten  oder  ein  bad  übertuon.'  Fris.  ;  Mal. 
,Das  Bad  war  den  Juden  übergetan,  das  Strafgericht 
über  sie  angeschlagen.'  JMüller  1666.  , Einem  ein 
Bad  übertun,  ins  Bad  klopfen,  miscere,  moliri  alicui 
malum.'  Denzl.  1677;  1716.  In  dem  selben  S. :  Eim 
es  B.  ob  ha"  GlH.,  ,ein  B.  anrichten'  (s.  Schwarten- 
Hals  Bd  II  1209).  '«  B.  heize"  S.  Würden  sich  die 
Luzerner  und  Schwyzer  auf  die  Verteidigung  ihres 
eigenen  Gebietes  beschränken,  so  wäre  ,das  bad  über 
sie  [die  übrigen  katholischen  Orte]  geheizt',  da  sie 
gegen  Zürich  und  Bern  zu  schwach  wären.  1531, 
Absch. ;  vgl.  auch  Bad-Stuben.  .Einem  das  B.  zu  heiss 
machen' :  ,üer  Feind,  der  schlicht  heimlich  us  dem 
Land,  dann  sei  [sie]  gar  mächtig  gförchtet  band,  ihr 
machid  ihnen  's  B.  zuo  heiss.'  Joh.Mahl.  1674;  vgl. 
,zu  heiss  baden.'  .Einem  das  B.  gesegnen';  s.  Sprww. 
1824,  54;  Gr.  WB.  IV  I  2,  4018.  ,Einen  ins  B.  schicken', 
töten.  .Es  ist  noch  iedem  einer  [für  jeden  Delinquenten 
ein  Henker]  grad:  so  schicken  wir  sy  dann  ins  b., 
nem  im  [sich]  ein  ieder  einen  für.'  Wagn.  1581.  .Einen 
ins  B.  setzen',  in  die  Tinte  bringen.  .Darum  er  [Her- 
zog Friedr.  v.  Toggenburg]  dann  Schwyz  angehezt, 
auch  Glaris  mit  ins  Baad  gesetzt.'  Joh.Mahl.  1671. 
,Im  B.  sitzen':  ,Wir  sitzen  nun  im  B.,  es  gehe,  wie 
es  wolle,  wir  schwitzen  oder  frieren,  jam  jaeta  est 
alea;  lupum  auribus  tenemus.'  Mev..  Hort.  1692.  .Im 
B.  stecken',  von  ökonomischer  ßedrängniss.  ,Du 
steckest  warlich  tief  im  b.'  HRMan.  1548.  .Einen  aus 
dem  B-e  ziehen',  aus  dem  Unglück  helfen,  retten;  s. 
Sprww.  1824,  54.  .Sich  trocken  aus  dem  B-e  ziehen', 
sich  heil  aus  einem  Handel  ziehen.  JSenn  (Schweiz. 
Unterhaltungsbl.  1854,  160).  (Eim)  's  B.  üsträge" 
(müesse"),  (für  Einen)  büssen  müssen  B.  ,Ich  will 
einen  bhan  us  der  zal,  die  andern  gon  lan  mit  dem 
gding,  dass  ir  sicherlich  üwren  brüeder  stellind  für 
mich;  dann  wo  irs  liessind  underwegen,  so  müesst  der 
gfangen  's  b.  usträgen.'  Rüef  1540.  .Johannis  jünger 
lühend.  Gwardiknecht  [zu  Johannes]:  Wolan,  so 
muestu  's  b.  usträgen.'  Aal  1549.  ,Ach  myn  Amnon, 
du  hast  allein  das  b.  usträgen.'  JMuker  1565.  ,Der 
vogt  ist  über  sy  [die  Christen]  ser  grätz  [ungehalten  |; 
ich  förcht,  sy  müessind  's  b.  usträgen.'  Wagx.  1581. 
.Gott  weisst  es  [dass  ich  unschuldig  bin],  obschon  ich 
jetzt  muss  das  Ladt   ussdrägen.'    1646,    ZWäd.    ,Ich 


1013 


Kall,  beil,  bid,  bod,  biul 


loii 


muss  jetzt  das  B.  austr.,  es  gebet  über  mich  aus,  in 
me  nulluni  recidit;  mihi  exedenduin,  quod  non  intri- 
veram.'  Mey.,  Hort.  1692.  Im  gleiclien  Sinne:  's  B. 
(elei"J  üsfresse"  fmüesse*J  B;  S;  Syn.  d'  Siqipe"  üsfr. 
Mit  anderer  Wendung:  .Scholz  woll,  zletzt  werd  ich 
niüessen  dran,  das  B.  werd  aus  ob  mir  ussgan.'  Joh.Mahl. 
1074.  .Einen  im  B.  ausschütten',  ihn  wegwerfend  be- 
handeln, Verstössen.  ,Die  Zöllner  und  andere  Sünder 
waren  von  den  Pharisäern  verschetzt  und,  wie  man 
sagt,  im  B.  ausgeschütt  worden.'  JWirz  1650.  ,Hiemit 
hat  ihn  Gott  um  seiner  Ungehorsame  willen  nicht  im 
B.  ausgeschüttet,  ihn  nicht  Verstössen.'  FWvss  1672. 
.Einen  im  ß.  ausschütten,  rejicere,  repudiare."  Denzl. 
1716.  B.  in  Wetterregeln,  mit  Bez.  auf  das  , Regen- 
bad':  Scherzh.  hei.sst  es  von  der  Krähe,  wenn  sie 
heftig  schreit,  sie  rufe  zum  Bade.  d.  h.  sie  verkünde 
Regenwetter  Z.  De  Nebel  gät  i*  's  B.,  wenn  er  sich 
eine  Zeit  lang  von  den  Anhöhen  herunter  auf  den 
See  legt,  woraus  man  auf  Regen  schliesst  Z.  Wann 
am  Marge"  d'  Nebel  derdurchi"  gönd,  so  chömme"d  s' 
z'  Obig  nass  us  dem  B.  AaBK  B.  im  Rätsel  vom 
Ghüechli:  's  göt  üppis  iviss  i° 's  B.  und  chunnt  brü" 
use"  ZO.;  s.  ßd  III  133. 

Zum  Sachlichen  vgl.  noch  DHess  1818;  111.  Schweiz 
1873,  333  ff.;  vLiebenau  1891,  287  ff.;  Mem.  Tig.  1742, 
31  ff.  17S0,  28  ff.  1845,  40  ff.,  ferner  Brat.  B.  als  Orts- 
name in   Ap;   G;    Obw;   Z;   s.  auch  Baden. 

Edel-:  Bad  von  edlen  Eigenschaften.  Guler  1616 
(Tsch.).  -  Alet-:  Alaunbad;  s.  Alet  II  (Bd  I  173). 

—  Enten-:  Fluni.  ZDietik.  —  Fässli-:  Sehwitzbad 
in  einem  Salzfass,  dessen  Luft  durch  ein  mit  Wach- 
holder- oder  Rebholz  unterhaltenes  Feuer  oder  durch 
heisse  Kiesel  (bes.  ,Ädersteine')  erhitzt  worden  ist. 
Zuweilen  werden  die  erhitzten  Steine  auch  in  einen 
eisernen  Topf  mit  einem  Absud  von  Wachholder- 
und Föhrenzweigen  gelegt  und  über  diesem  das  F. 
genommen  Z.  ,Bei  uns  im  Kanton  Zürich  sollen 
an  einigen  Orten  die  Fässlibäder  (in  Salzfässern) 
jetzt  noch  üblich  sein.'  III.  Schweiz  1873.  S.  Schtceiss- 
Bad  und  Fässli-Schwitzen.  —  Fuess-:  wie  nhd.  allg. 
Scherzh.  von  der  Flüssigkeit  (Kaffee.  Milch),  die  aus 
einer  übervollen  Tasse  in  die  Untertasse  geflossen  ist 
Bs;  B;  Z;  vgl.  frz.  bain  de  pied.  Name  einer  Quelle 
in  WLeuk-Bad;  s.  JJLeuthy  1846,  40 ».  —  Frei-: 
Bad  in  AaB.,  in  dem  die  Armen  unentgeltlich  baden 
konnten.     Weiteres   darüber    bei   DHess  1818,    38  ff. 

—  Fress-Bedli:  Bad,  das  mehr  des  guten  Essens 
wegen,  als  zum  Kurgebrauch  besucht  wird  BsStdt; 
B;  G;  Z.  —  Güggi-Bad  s.  Güggi  3  (Bd  II  181). 

Gans-:  spöttisch  für  das  Taufbad  der  Wieder- 
täufer, Wiedertaufe.  Zwingli  (2  a  367);  HBull.  1531. 
Vgl.  Gans  1  (Bd  II  370).  —  gäns-baden.  ,Üwer 
tauften,  ja  g.'  HBdll.  1531. 

Haber-:  Schwitzbad  über  einem  Backofen,  wobei 
statt  des  ßrotteiges  Hafer  in  den  Backofen  kommt;  s. 
Alpenp.  1871,386.  Vgl.  auch  Brot-Bad.  —  Herren-: 
Badeeinrichtung  in  AaB.  (s.  DHess  1818,  154);  WLeuk 
(s.  JJLeuthy  1846,  40).  —  Herbst-:  Besoldungs- 
posten höherer  Beamter  in  Scu.  .Besoldung  eines 
Herrn  Diakoni  im  Münster.  H.  aus  dem  Kloster  36 
Kreuzer,  H.  aus  dem  Spital  36  Kreuzer.'  XVIII.,  Sch 
Ämterb.  Vgl.:  .Dem  Antistes  Herbstbaadgelt  36  Kreu- 
zer.' ebd.  —  Hirze"-:  Name  eines  kleinen  Sees  Gr 
Pr.  (Schwzd.  29.  55).  —  Junkere"-:  Name  eines 
Baderaumes  in  WLeuk-Bad  f  (JJLeuthy  1846,  40).  — 


Kessel-:  Name  derjenigen  Bäder,  die  unmittelbar 
mit  dem  .Kessel',  d.  i.  mit  dem  die  Quellen  (, Kessel- 
Quellen')  zuführenden  Sehachte  verbunden  waren  AaB. 
(bis  vor  etwa  40  Jahren).  S.  DHess  1818,  51.  — 
Chuttle"-.  ,K.,  auch  Hudelbädlein,  Haus  und  ärm- 
liches Bad  (es  liegt  in  einer  Kluft  am  Abhang  des 
Vorder-Arnibergs,  und  wird  von  Bauersleuten,  selbst 
aus  dem  Oberaargau,  besucht;  man  badet  hier  in  einem 
gemeinschaftlichen  Schöpfe).'  Jahn  1857.  —  Krüt-: 
mit  Heilkräutern  bereitetes  Bad;  jetzt  Chrutcr-B. 
,Das  die  rete  [von  AARheinfelden]  Kuchiman  ein 
dein  kr-e  gegönnet  hetten  ze  machende  durch  kranker 
luten  willen.'  1430,  AaOIsK  Arch.;  vgl.  Chrätbad- 
Stuben.  —  Maie"-:  1.  ,Meyenbedlin\"  Name  eines 
Bades  in  AaB.  (DHess  1818,  162);  vgl.  Gr.  WB.  VI 
1476.  —  2.  M.-Bedli,  Regen  im  Mai  ScHSt.  —  Ma- 
ger-: Schwefelquelle  mit  einem  kleinen  Badehaus, 
am  nördlichen  Abhang  des  untern  Scheidwalds  [BG.]. 
Jahn  1857. 

Marien-.  ,Nimm  die  Balsamöpfel  in  ein  Gschir, 
schütte  alt  Baumöl  dorüber,  stell  es  an  die  Sonnen 
oder  in  ein  M.'  ZZoll.  Arzneib.  1710.  Vgl.  ebd.:  .Stelle 
das  Pfändli  in  balneum  Marie,  das  ist  in  heiss  siedend 
Wasser.'   —   Vgl.   Gr.   WB.   VI    1626     und    frz.  laiiwnarie. 

Burger-.  ,Das  freie  bad,  so  auch  das  b.  genennet.' 
Pantaleon  1578  (für  AaB.).  —  Brot-:  Schwitzbad 
über  dem  Backofen  ZElgg;  vgl.  Haber-B.  S.  Alpenp. 
1871,  386;  111.  Schweiz  1873,  2,  429.  —  Süw  Söu-: 
1.  Ortsn.  ZSchönenb.  —  2.  Schlemmerei.  .Leider  ist 
das  Auffahrtsfest  zu  einem  S.  gemacht  worden,  indem 
man  diesen  Tag  mit  Fressen  und  Saufen,  Spielen  und 
Tanzen  und  Unfugen  zubringt.'  ZW1.  (Mscr.  Anf.  XIX.). 
—  Schelle"-.  ,Der  h.  drei  könig  bad  oder  das  schel- 
lenbedlin.'  Pantaleon  1578  (für  AaB.).  —  Schräpi'-: 
Bad,  mit  Schröpfen  verbunden.  .[Der  Hofscherer]  soll 
die  Schweiss-  und  Schräpfbäder  ordentlicher  Zeit 
halten.'  XVII.,  AaMuh. 

Schweiss-:  wie  nhd.;  s.  Schräpf-B.  Dim.,  spec. 
=  Fässli-B.  Z.  Uneig.,  Widerwärtigkeit,  Unannehm- 
lichkeit. ,AIso  dass  er  nit  weiss,  ob  ehrliche  oder 
unehrliche  Leut,  seine  Freund  oder  Feind  ihme  ein 
solch  Schw.  zugerichtet.'  Inform.  1713.  —  sc  h  weis  s- 
bade":  ein  Schweissbad  nehmen,  dann  übh.  stark 
schwitzen  GRÜhur,  He.  .Acten,  rufen,  gesotten  mit 
wyden,  getrunken,  und  ab  den  krüteren  geschweiss- 
badet.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Wann  du  das  Trank  aus- 
getrunken hast,  so  schweissbade  dann.'  XVH./XVIIL, 
Arzneib. 

Tropf-.  ,Eine  Douche  oder  Tr.'  1791/3,  Absch. 
(für  AaB.).  —  Wiber-:  Bad  für  Frauenkrankheiten; 
scherzh.  Bezeichnung  des  Bades  zu  ScuwSeew.,  früher 
auch  zu  AaB.  (DHess  1818,  82).  —  Wallis-:  wohl 
das  W  Bad  Leuk.  In  dem  Sprw.:  Bai"  üf  gä"  und 
Tanze"  vergeit  öni  's  W.,  d.  h.  Bergaufgehen  und 
Tanzen  sind  Krankheiten,  zu  deren  Heilung  keine 
Bäder  nötig  sind  BGümmenen. 

Wasser-.  Dazu  wasser-bade":  Wasserbäder 
nehmen.  ,Uff  dye  zitt  hain  ich  33  dag  wasser  badet 
in  mim  hus  und  schluog  heffdig  us.'  1528,  HsStoikar. 
,Sie  [die  Frau]  soll  w.  in  einem  Zuber,  wie  man 
pflegt.'  XVII./XVI1L,  Arzneib. 

Baden:  Ortsn.,  Baden  im  Aa.  ,Und  darumb  wölt 
ich  Faberum  in  trüwen  geradten  haben,  nach  ge- 
meinem sprüchwort,  was  zuo  B.  beschehen  wäre,  er 
bette  es  zuo  B.  lassen  blyben.'  Zwingli;  vgl.  Wander 


1015 


Bad,  bed,  bid,  bod,  bud 


1016 


I  220.  Auch  in  dein  Einderlied  von  den  ,drei  Mareien'; 
s.  Tobler  VI..  II  239. 

1  rspr.  Dat.  PI.  von  Bad;  vgl.  ,zuo  dien  B.'  1382,  B  Stadt- 
rechnung. Das  betr.  Bad  galt  ehedem  als  Vergnttgungshad 
v.ax'  izoyyft;  s.  Baden-Fart  (Bd  1  1035).  B.  hiess  früher 
auch   das  Bad  zu   WLeuk. 

bade"  —  Ptc.  'bade"  LE.:  1.  eine  Badeeinrichtung 

halten  LE.  —  2.  wie  nhd.  .Mir  wand  den  Haubtman 
drüber  laden  [zum  Verschmausen  einer  Gemse],  er  git 
darzuo  die  Lallen  z'  b.  [zu  trinken].'  Joh.Mahl.  1674. 
—  3.  uneig.  , Ein  jeder  muoss  syn  last  selbs  tragen, 
nach  dem  er  gsündet,  selber  b.  [dafür  büssen].'  RSchmid 
1579.     ,Zu  heiss  b.'  s.  heiss  1  (Bd  II  1(586). 

üs-:  1.  zu  Ende  baden,  die  Badekur  vollenden. 
,I)iser  hat  ussgebadet  und  ist  schon  ussgeschlagen.' 
HBcll.  1540.  ,Zuo  letst,  so  man  ussbadet,  soll  man 
ein  schweisbad  machen.'  Zo  Arzneib.  1588.  —  2.  Etwas 
büssen,  die  Folgen  von  Etwas  tragen,  etwas  Wider- 
wärtiges durchmachen  müssen  AALeer. ;  B;  Gl;  L. 
Das  muess-er  selber  ü.  L.  .Er  vermag  sich  der  ganzen 
Sache  nichts  und  muss  doch  Alles  ausbaden.'  Gotth. 

Ter-:  Geld  für  Badekuren  ausgeben.  .Hand  wir 
so  vil  verbadet,  so  land  uns  recht  den  kosten  [einer 
vorgeschlagenen  weitem  Kur]  ouch  dran  wagen.' 
.NM  an.   1528. 

use"-.  En  l'sschlag  u.,  so  lange  baden,  bis  ein 
Ausschlag  zum  Vorschein  kommt  Ap;  Bs;  Z. 

Bader  m.:  1.  Badeknecht,  der  das  Bad  zubereitet 
und  die  Badegäste  bedient;  auch  der  Inhaber  einer 
Badstube.  Gewöhnlich  verbindet  er  damit  das  Ge- 
werbe des  Barbiers  und  Chirurgen ;  vgl.  Ochs  II  1, 
161;  JNater  1898,  501.  Nicht  selten  greift  er  auch 
in  das  Gebiet  der  niedern  Medicin  hinüber.  Löchli-B. 
hiess  um  die  Mitte  des  XIX.  ein  Quacksalber  aus  B 
Trubschachen.  S.  noch  Scherer.  Bischof  oder  B., 
sprw.  einander  gegenüber  gestellt  i.  S.  v.  Alles  oder 
Nichts,  entweder  —  oder.  Meist  in  der  Verbindung 
.Bischof  oder  B.  werden  (mit  Einem).'  ,Wa  sy  [die 
Miteidgenossen  im  feindlichen  Heere]  nit  wärend, 
wärend  wir  schon  bisehof  oder  b.  worden.'  1521,  Absch. 
.Wir  wem!  denen  von  Zürich  under  die  nasen  stau  und 
eintweders  bisehof  oder  b.  werden.'  1530,  Strickl. 
,Wir  wend  noch  einmal  eintweders  bisehof  oder  b.  mit 
inen  [den  Zürchern]  werden.'  ebd.  Sie  [die  Schwyzer] 
wollen  jenen  [den  St  Gallern]  mit  Leib  und  Gut  zu- 
ziehen, ihnen  treulich  Hilfe  leisten  und  ein  Mal  .bi- 
sehof oder  b.  werden.'  1543,  Abscu.  ,Ire  in  dubiam 
servitii  imperiique  aleam,  herr  oder  knecht,  b.  oder 
bisehof.'  Ems.  ,Sich  wagen  oder  in  gfaar  geben,  herr 
oder  knecht  ze  werden,  b.  oder  bisehof.'  Mal.  .Wir 
können  nicht  alle  Bisehof  werden,  es  müssen  auch  B. 
sein,  non  cuivis  licet  adire  Corinthum.  Entweder 
Bischof  oder  B.,  aut  Cucurbita'  florem,  aut  cueur- 
bitam.'  JMey.,  Hort.  1692.  D'  Herre"  vo"  Bade"  hei- 
ge'd  dem  Abt.  vo"  Samt  Galle"  i"  </'  Hemd  i"he"  oer- 
heüse",  einffart  mit- cm  Bischof  oder  B.  z'  werde*. 
Gespr.  1712.  S.  noch  Boclcs- Born  1  (Bd  II  1622). 
Einmal  für  , Teufel'?  ,Der  tausig  B.  walti  's  bald,  jetzt 
gad  vor  allem  Rächt  all  Gwalt.'  Joh.Mahl.  1674.  Auch 
als  Zuname:  ..lakob  Eamer,  gen.  B.'  1579,  ZSth.  Fa- 
milienname Z.  —  2.  Badender,  Badegast  Zu.  Der 
Badewirt  freue  sich,  wenn  er  bald  's  ganz  Uns  voll 
B.hei.  Stutz.  .Erzehlt  ihm  [dem  Konr.  Baumgarten], 
was  sie  vor  einen  b.  hätt  [nämlii  li  den  im  Bade  sitzen- 
den  Vogt].'    Text    zu    Chr  Murers    Darstellung   der 


Schweizergesch.  1580.  Spee.  Bezeichnung  der  jungen 
Bursche,  die  Abends  mit  einander  in  einem  Wagen  an 
die  Lorze  fahren,  um  zu  baden,  und  meist  auf  dem 
Heimweg  im  Wirtshaus  einkehren  ZKn.  —  3.  Ba- 
derli,  Pflanzenn.  a)  in  AAZein.  chlini  B.,  Gänseblüm- 
chen, Bell,  perenn.  Aa  (Mühlberg);  Bs;  ZoAllenw., 
Baar;  ZKüsn.,  Weissl.  —  b)  grössi  B.,  gem.  Wucher- 
blume. Chrysanth.  leucanth.  AAZein.  Blütenblätter 
und  Kelchblüten  werden  von  Kindern  zu  allerlei 
Orakeln  benutzt. 

Narren-:  Schimpfwort,  eig.  wer  die  Narren  badet 
und  pflegt.  Bigandus  1579;   s.  Filz  4  (Bd  I  823). 

Vgl.  , Narren-Bad'  bei  Gr.  WB.  VII  369.  Unsicher  ist, 
oh  in  der  Stelle:  2  1'1'd  [Lohn  dem]  .Naren  Bader'  (Absch. 
IV  1  e,  520)  unsere  Zss.   vorliegt. 

Bade'r  Bs  (Becker);  GStdt;  ZStdt,  Badere"  AaB., 
Leer.,  Z.;  „B;  L;"  ScHStdt;  SchwE.;  ZZell,  Zoll.,  JJa- 
diere*  Ap  —  f.:  1.  Badehemd,  Badetuch,  bes.  weib- 
lieber Personen.  aaOO.  (ohne  AALeer.);  in  ä.  Zeit 
Badeschürze.  .Die  B-en  beider  Geschlechter  waren 
mit  Spitzen  besetzt  und  wurden  nach  dem  Bade,  um 
zu  trocknen,  auf  den  Stangen  vor  den  Zimmerfenstern 
hoffärtig  zur  Schau  ausgebreitet.'  DHess  1818.  ,In 
ihre  B-e  (ein  langes  Hemd  von  feiner  Wolle)  gekleidet, 
lässt  sie  [die  junge  Frau]  sich  zum  Verenaloch  [in 
AaB.]  führen.'  Aa  Gem.  ,Ein  bad  eer.'  UEckst..  Dial. 
,Castula,  ein  bad  ehr  oder  fürtuoch  der  weiber.  B., 
badtuoch,  perizonium.'  Dasyp.  1537.  ,Die  b.,  castula, 
perizonium.'  Mal.  , Castula,  B.,  Badschurz.'  Denzl. 
1677;  1716.  .Perizonium,  Fürschurz,  B.  der  Weiberen 
im  Bad.'  ebd.  ,Die  zur  Aufsicht  über  das  Armenbad 
an  der  Spannweid  Verordneten  sollen  in  Austeilung 
der  B-en  und  Brüchen  alle  mögliche  Sparsamkeit  ge- 
brauchen.' Z  Ges.  1757.  —  2.  Cache-nez  AALeer. 

Die  Betonung  des  W.  schwankt:  nach  uusern  Angaben 
trägt  in  GStdt;  ZStdt,  Zoll,  die  erste  Silbe,  in  AaLoer. ; 
An;  Seh;  ZZell  die  zweite  Silbe  den  Acc.  Gr.  WB.  III  55 
deutet  das  W.  als  Zusammensetzung  aus  Bad-Er,  gestützt 
auf  eine  Stelle  bei  Kaisersberg,  wornach  ,Ehr'  auch  Be- 
nennung eines  Kleidungsstückes  gewesen  zu  sein  scheint,  mit 
dem  man  gewisse  Teile  des  Leibes  schamhaft  verhüllte;  vgl. 
auch  Er  .;  (Bd  I  392)  und  die  Aogabe  St.'s  (II  41)2)  aus 
dem  WB.  des  HDecimator  v.  J.  15S2,  dass  ,Ehr'  Schürze 
bedeutet  habe.  Allerdings  ist  die  Möglichkeit  zuzugehen, 
dass  in  diesen  Verwendungen  und  Angaben  sekundäre  Ab- 
stractionen  aus  Badtr  vorliegen,  nachdem  der  zweite  Teil 
des  W.  auf  .Ehre'  umgedeutet  worden  war.  Doch  spricht 
für  Grimms  Erklärung  die  Erwägung,  dass  .Ein"  in  der  alten 
Spr.  auch  verhüllende  Bezeichnung  der  Schamteile  war  (s. 
Gr.  WB.  aaO.),  und  dass  Kleidungsstücke  häufig  nach  dem 
Kr.i). erteil  benannt  werden,  den  sie  bedecken;  vgl.  z.  11.  L\h  J 
(Bd  III  979).  .Mieder'  u.  a.  Ernstliche  formelle  Bedenken 
sind  nicht  vorhanden:  die  dreisilbige  Form  lässt  sich  als 
urspr.  PI.  verstehen,  und  dio  tw.  Verschiebung  des  Acc 
hat  ein  Analogon  au  Guggere",  das  z.  T.  ebf.  (was  Bd  II  lol 
nachzutragen)  auf  der  2.  Silbe  betont  wird;  vgl.  auch  .Fo- 
relle' uä.  Jedenfalls  stehen  der  Herleitung  des  W.  voll  frz. 
baderne,  Span, -it.  baderna,  Geflecht,  womit  Schiffsgeräte  zum 
Schutz  vor  Reibung  und  auch  Tiere  zum  Schutz  vor  dem 
Schaukeln  des  Schiffes  überzogen  werden  —  der  zulirlu  das 
W.  nicht  unter  die  Zssen  mit  Er  aulgenommen  wurde  — 
grössere  lautliche  und  begriffliche  Schwierigkeiten  im  Woge, 
lautliche  insofern,  als  wir  Badere'  erwarten  würden;  vgl. 
Tafl'n'   aus   taberna.      Zu   2   vgl.   das   syn.    Bajndlre?. 

bäd(e)le°:  1.  bädle",  sichs  im  Bade  wohl  sein 
lassen  Seil.  —  2.  ,Fovere  vulnus  aqua  et  oleo,  mit 
warmem  wasser  oder  öl  bädlen;  seuberen,  b.,  raat- 
sameu.'    Ems.    —    3.  bädele",    auch  p-   (mit  Dat.   1'.), 


im; 


Bad,  bed,  bid,  bud,  bud 


1018 


Einem  schön  tun,  in  allerlei  kleinen  Angelegenheiten 
sorglich  zuvorkommen  B.  Etwas  mit  übertriebener. 
kleinlicher  Sorgfalt  und  Umständlichkeit  angreifen, 
verrichten,  zurechtlegen  BU.    An  Öppis  ume  b.,  Öppis 

z'tceg  b.  So  p.  cha»n-ich  nit,  ic''  mache"  mi"  Saeh 
abweg.  MWalden  1880. 

Bädele"  f.,    Baader  m.:    Nom.  ag.    zum  Vor.   B. 

Anne-Badadi,  -Badaddi:  =  Adelbat add  (Bd  I  85) 
Aa;  s.  Eoehh.  1857,  215  und  Hunz.  b'8. 

Badautle°  f.:  dumme  Person  Sch  (Kirchii.).  Syn. 
Tschautlen. 

Badi  I:  einfältiger  Mensch  GRh. 

Badidi-Badä'di   in.:    einfältiger  Schwätzer    GA. 

Badülich  m. :  dummer  Kerl  GStdt. 

Baduntle"  f.:  plumpe,  fette  Weibsperson  AALeer. ; 
auch  bei  St. 

Bad üte"  f. :  =  Baduntlen  L. 

Zur  ganzen  Gruppe  vgl.  frz.  badaud,  llaulaffe,  it.-rätorom. 
baderla,  einfältiges  Ding,  Schwätzerin,  rätorom.  baderlunza, 
Plaudertasche;   it.   badalona,   plumpes,   eiufältiges   Weib. 

ltadi  II:  Hundename  S;  Z. 

Badigeli  n.:  ,ein  kleines,  auf  der  Seite  zusammen- 
gedrücktes Fässchen,  worin  die  Packpferdetreiber  für 
sich  Getränke  mitnehmen'  ApK.  (Tobl.).  --  Zu  it.  bot- 
tiglia.     Vgl.   auch  das  syn.   Batilti. 

ver-badischiere":  zerteilen,  zerreissen,  aufessen 
AlFri.    -    Zu  frz.  par tager. 

padle":  laut  durch  einander  schwatzen  B  oSi.  — 
Wühl  onomatopoetische  Bildung.     Vgl.  haderen. 

Badiisch  BBelpb.,Sehw.,S.,Stdt;  GStdt,  Padosch  B, 
Batöseh  SGr.,  Battosch.  Id.  B,  BadÖs  G,  Badiisch.  G 
1799:  Schläge,  Prügel.  Itz,  Bueb,  ioe""-te  nit  folgist, 
Sit  giH  's  B.  BBelpb. 

Der  Ton  liegt  vorwiegend  auf  der  2.  Silbe,  Betonung 
der  ersten  wird  für  BBelpb.,  Stdt  angegeben.  Das  W.  ist 
ohne  Zweifel  rom.  Ursprungs,  eine  Abi.  zu  buttere,  schlagen. 
Zum  Suff.  vgl.  etwa  rätorom.  battäz,  das  gleichzeitige  Deugeln 
mehrerer  Sensen.  Der  Übergang  von  t  zu  d  in  vortoniger 
Silbe  ist  dem  in  Badint,  Bidlst  u.a.  analog;  s.  auch  Anm. 
zu   Katarina   (Bd   III    561). 

ßädere":  die  Stelle,  wo  das  Wasser  über  das 
Mühlrad  hinunter  fällt  GRh. 

bädere":  1.  platschen,  klatschen,  von  starkem 
Regen  ApII.,  Schönengr. ;  G  oT.  Das  haderet  auch! 
Syn.  hläderen.  —  2.  klatschen,  schwatzen  GO.  E" 
strölege''  Bädericheib,  eine  verfluchte  Klatschbase.  — 
3.  ein  gewisses  Kartenspiel  machen  ApI.  (Tobler). 

Zu  1.  Onomatopoetische  Bildung;  vgl.  etwa  das  syn. 
engl,   to  patter.     Zu   3  vgl.   das  syn.  bauen. 

üs-:  1.  , sauber  aufessen,  bis  auf  den  letzten  Tro- 
pfen' GO.  —  2.  Einen  verklatschen  GVilters,  W..  We. 
Syn.  üs-richten. 

1  wohl  spec.  vom  Essen  der  Suppe  mit  Bez.  auf  das 
durch  gieriges  Schlürfen   verursachte   Geräusch. 

„bände":  sich  in  Worten  und  Handlungen  einfältig 
benehmen  Bs"  (St.2).  —  Vgl.  zu  dieser  ganzen  Gruppe  die 
Sippe  Menden   (Sp.  83  f.). 

baudene".  ünpers.,  es  baudenet,  macht  Unwetter 
GlK.  (Wint.).    -   Vgl.  bu,li.„  i. 

Bauder  m.:   1.  Kater  SStarrk.  —  2.  Familienn.  B. 

.baudere":  =  banden  in  verst.  S.   Bs." 

Zizi-Baudere"  f.:  eunnus  Z  (Spillm.).  Syn.  Biisi. 


zizi-baudere":  coitum  exercere.  ebd. 

Baudi  m.:  1.  Kosename  der  Katze  Ar.    Kater  S. 

—  2.  a)  Spitz-  oder  Scheltname  eines  rohen,  will  n 
Menschen  SeuwE.  —  b)  .ungeschickter,  abgeschmack- 
ter Kerl- (Spreng);  närrischer  Mensch,  „Einfaltspinsel", 
Tölpel  Ap;  Bs.  —  c)  vertrauliche  Bezeichnung  einer 
dicken,  unbehilflichen  Person  Ap.  E"  fider  B.  Bs 
(Wackern.).  —  d)  bauschige  Figur,  von  Personen  und 
Sachen  GTa.  —  3.  Bauch,  Magen  Bs.  Syn.  Budel  IL 
Der  B.  fülle",  sich  voll  essen.  —  1.  (auch  Baudeli) 
Taufn.,  Pantaleon  BsSeltisb.  (lt  Becker).  —  Vgl.  Bantli. 

Chäs-:  wer  gern  Käse  isst  G  (Götzinger). 

raudi-bandi:  1.  durchweg  Z  (Dan.).  —  2.  r.  gä", 
Bankrott  machen  Z  (Spillm.). 

Lautlich  am  nächsten  steht  bair.  raudi-maudi,  Alles  bunt 
durch  einander  (s.  Schm.-Fr.  II  53).    Zu   2  vgl.  auch   bttdi. 

Erd-Be'dem  n.:  Erdbeben  ZZoll.  Syn. Erä-Bidem. 

er-hedmen:  erbeben.  ,£rbedmet,  donnert  und 
erzittert  das  ganze  Tal.'  Tschüdi,  Gallia.  —  Scheint 
Kompromissbilduug  zwischen  er-bidmen   und   er-beben. 

Bedi:  weibl.  Taufn.,  Elisabeth  S  oBuchsiten. 

Bediak  m.:  ziemlieh  kurze  Frauenjacke;  „der  obere 
Teil  einer  weiblichen  Kleidung,  z.  B.  Ärmel  und  Klei- 
der ohne  den  Rock"  Sch;  Syn.  G'stalt. 

Wi(n)-Bedli:    Rauschbeere.    Empetr.  nigr.    GkA. 

Ohne  Zweifel  aus  Wi(n)-Berti,  der  in  Gr  sonst  allg.  Be- 
zeichnung der  Rosine;  die  Übertragung  auf  die  Rauschbecrc 
erklärt  sich  aus  der  auffallenden  Ähnlichkeit.  Zum  Über- 
gang von  r  in  c\  vor  I  fehlt  es  uns  aus  GrA.  allerdings  au 
weitern  Belegen;  als  lantgesetzlich  erscheint  er  in  Tiroler 
MAA.;  vgl.  JSchatz,  MA.   von  Imst,  S.   94. 

beid(i).  Masc.  -e-  AALeer.,  Zein.  f-ö-J;  BsL.,  Stdtf; 
B  (neben  -ei-);  GrD.,  He.,  Pr.,  Eh.,  Sch.,  Tschapp.;  P 
AI.;  GEbn.;  ThFi-.;  UwE.;  Z,  sonst  -ei-  (bzw.  -a-,  -&-), 
Fem.  -ö-  BsL.,  Stdtf;  GRh.;  THFr.,  -e-  AALeer.;  B 
(neben  -et'-);  PAL;  TuFr.;  Z,  sonst  -ei-,  Neutr.  -e- 
AALeer.;  B  (neben  -ei'-);  GRPr.;  PAL;  Z,  sonst  -ei-.  — 
Starke  Endungen:  Masc.  -i  AAZein.;  Bs;  SchBucIi, 
Stdt,  endungslos  AALeer.;  BsL.;  B  (Zyro);  Gr;  PAL; 
G;  Th;  UwE.;  Z,  Fem.  -u  PAL,  -i  BsStdt,  endungslos 
AALeer.;  Bs;  G;  Th;  Z,  Neutr.  -i  AALeer.;  Ap;  BsStdt;  B 
(Zyro);  PAL;  GSa.,  Stdt;  Tu;  Z,  endungslos  GA.,  Ebn., 
Dat.  beidne",  bzw.  bedne"  B  (häufiger  als  beide",  bede"); 
GRPr.:  beide,  a)  attr.  B.  Weg,  adv.,  so  oder  so  Bs 
Stdt;  B;  G;  Th;  Z.  's  cha""  b.  Weg  gä",  z.B.  von  einem 
Kranken:  er  kann  genesen  oder  sterben.  aaOO.  Ob 
er  jetz  Gelt  certlent  oder  göt  go"  bettle",  er  g'heit  heidi 
Weg  der  Bach  ab  Bs.  S.  noch  geben  4  b  (Bd  II  75).  B-er 
Gatti'g,  beiderlei  B;  Gr;  Th;  Z.  ,B-er  Natur':  .Ein 
bäum  beider  natur,  der  Weinreben  und  des  Ölbaums.' 
KGessn.  1542.  Auch  sonst  vor  dem  Sing.:  ,Als  von 
beiden)  teil  gestritten  ward.'  1524,  JJHottingek  1842. 
S.  noch  Guetli  (Bd  II  547),  Ghorn  2  (Bd  III  4(59). 
In  der  Stellung  vor  dem  deiktischen  Pron.,  in  der 
ä.  Spr.  allg.     .Nach  beiden  disen  teilen.'  LLav.  1571. 

—  b)  subst.  Bedi,  Mann  und  Frau  ZZoll.  All  Drei 
Bid,  scherzt!,  für  alle  Beide  Z.    Es  sind  all  Drei  B. 


glich, 


cett  nüd  d'  Hand  umchere".    Onder  Beide", 


bald  so,  bald  anders  Ap.  Es  o.  B.  ha",  bald  besser, 
bald  schlimmer  sich  befinden.  Der  PL  n.  wie  mhd. 
als  Zsfassung  zweier  oder  auch  mehrerer  coordinierter 
Begriffe.  .Bede  durch  die  universitet  und  uns.'  1476, 
Bs  Chr.    ,Bede  zuo  Zürich,  Louffenberg  und  an  andern 


1019 


Bad,  bed,  lad,  bod,  bud 


1020 


enden.-  1476,  ebd.  ,Und  er  heilet  in  also,  das  der 
blind  und  stumm  beide  redt  und  sach.'  1530,  Z  13ib. 
.Bedy  Christen  und  Juden  unj  Heiden.'  Volksb.  Auch 
im  Sing.   .Beides,  mit  öffentlichen  Gebeten  und  Opfern.' 

SlNTEM.    1759. 

Mlid.  beide  m.  f.,  beidiu  n. ;  auf  Ersterem  beruht  unser 
leid,  auf  Letzterem  beidi.  Die  Doppelheit  -ei-  und  -,-  ziehl 
sich  auch  durch  unsere  ä.  Lit.  hindurch  und  ist  schon  im  Alid. 
belegt.  Die  Dreiheit  e,  ö,  ei  entspricht  der  in  zwe,  zwo, 
zwei;  über  ihre  mundartliche  Verbreitung  s.  Gr.  WB.  1  1361. 
DieFem.-Form  ,bode'  findet  sich  mehrfach  bei  Bruckn.,Merkw. 

Bidele"  f.:  1.  Huhn  GMarb.  —  2.  übertr.,  kleine 
Person,  auch  Sache  GMarb. 

Bideli  Ap;  GMarb.,  Bidli  GStdt  —  n.:  1.  Huhn, 
spec.  Küchlein  in  der  Kdspr.  ApH.,  K.,  M. ;  G;  „Zuruf 
an  das  Federvieh."  Syn.  Bibeli  (Sp.  911/2),  Dideli. 
—  2.  kleines,  schwächliches  Kind  GMarb.  Auch  klein- 
licher Mensch,  ebd. 

Statt-Bideli:  Dämchen,  Jüngferchen  ApH.;  G. 
Syn.  Statt-Häneli. 

Erd-Bidem  ApK.;  BsStdt  (Hagenbach);  B(Zyro); 
GrD.,  He.  f,  Eh.;  „L"  (St.*);  SchwE.;  „Zg"  (St.b), 
■Bide"  WV.,  in  Ap;  Bs;  B  n.,  sonst  m.:  Erdbeben. 
Syn.  Erd-Biben  (Sp.  922). 

Mhd.  ertbidem  m.  n.  In  der  ä.  Spr.,  wo  das  W.  Tom 
XIV./XVII1.  häufig  belegt  ist,  gilt  das  Masc.  mit  einer  Aus- 
nahme (.Kam  diu  gross  c.'  Z  Jahrb.).  Plur.  .Erdbidem.' 
Kessl.,  ,erdbid(e)men.'Bossh.-Goldschm.;  Müller  1661;  1665. 

erd-bidme"  GrD.;  „L;  Zg"  (St.b),  -büdme"  Gr 
Peist,  Pr.,  -bübme"  GrA.,  Churw.,  He.,  Valzeina:  un- 
pers.,  erbeben,  von  der  Erde.  aaOü.  "Der  Gaden  hed 
gezitteret,  a's  ob  's  erdbüdmi.  GFient  1898. 

Der  zweifachen  Schreibung  der  Gr  Formen  liegt,  kaum 
verschiedene  Ausspr.  zu  Grunde,  da  d  und  b  vor  m  in  den 
meisten  MAA.  gleicherweise  als  labiofaucaler  Verschlusslaut 
gesprochen   wird. 

bidnie":  1.  intr.,  beben,  zittern  BSi.,  spec.  von 
der  Erde  GrD.  ,Do  fieng  die  erde  an  zuo  b.  und  zuo 
zittern.'  1596,  Psalm.  ,B.,  bewegt  werden,  moveri, 
commoveri.'  Denzl.  1677;  1716.  Übertr.  auf  psychische 
Erregung.  ,Mein  Herz  gross  Zorn  und  B.  tragt  an  das 
knollrinkisch  grobe  Gsind.'  Joh.Mahl.  1674.  —  2.  tr., 
„in  schwingende  Bewegung  setzen,  zittern  machen 
Uw;   Zg"   (St.a).    -    Mhd.   bidemen. 

er-  Bs  (schon  von  Spreng  als  veraltet  bezeichnet), 
-büdme'  GrPi.  :  1.  intr.,  erzittern  Bs,  spec.  =  erdbidme" 
GkPi\  ,Die  erd  hat  sich  bewegt  und  ist  erbidmet.' 
L531/48,  II.  Sah.  ,Das  maultier  erstaune  und  erbidme 
ab  yeder  ungewonen  sach.'  Tierb.  1563.  ,E.,  erzitteren, 
also  dass  sich  der  boden  rodt,  commoveri.'  Mal.;  ähn- 
lich Denzl.  1677;  1716.  ,Die  Erden  erbidmet  vor 
Freuden,  hupfet  gleichsam.'  FWyss  1650.  —  2.  tr., 
erbeben,  erzittern  machen.  ,Musst  das  Glied  nicht  e.' 
Würz  1634.  S.  noch  er-grämmen  (Bd  II  732).  —  Er- 
bidmung  f.  ,I>ie  entzündung  [des  Pulvers]  zer- 
sprenget ihn  [den  Turm]  augenblicklich,  mit  e.  der 
ganzen  statt.'  Wprstisen  1580. 

Bidere":  hintere  breite  Holzwand  am  Einbaum  L, 
Syn.    Bieten.   —   Nicht   bestätigt. 

Bidi  1  m.:  genitalia  Ap  (Tobl.),  „namentlich  membr. 
vir."  (St.2).  —  Bidi-beidi:  genitalia  utriusque  seius 
Ap.  B.  ha",  hermaphroditum  esse.  .Zwitter.  Herma- 
phrodit Ap"  (St.*).  Übertr.:  De  Bidibcidi  mache'1, 
auf  beiden  Schultern  tragen   Z  (Dan.). 


Das  einfache  Bidi  dürfte  aus  der  Zss.  abstrahiert  sein, 
die  ihrerseits  eine  Verstärkung  von  Beidi  durch  Redupli- 
kation darstellen  kann;  vgl.  etwa  biri-bitzcli.  St.1  schreibt 
irrtümlich    Bidibiedi. 

Bidi  11  m.:  Kosen,  für  Gottfried  Z. 

Bidist  Bs;  GStdt,  Bedist  Bs,  Depist,  Diebist  BsL. 
m.:    Pietist,  Frömmler,   in  Bs  auch  Beschränkter. 
Schuel-:  scheinheiliger  Schüler  Bs  (Sieber). 
Bidung  Bildung  n.:  Blechkanne  FSs.  -  Frz.  bidm. 

Podagra  Bödegrä  Z,  Poüigramm  GrPi-.,  Bodegrän 
AALeer.  —  n. :  Podagra. 

A.  Formen:  ,Podagram.'  JGross  1624,  .podagran.1  Fris.j 
KGualth.  1584,  .podegran.' RCys.,  ,potegran.'  NMau..  ,boden- 
gramm.'  XVI.,  AKechburgerin  (Bs),  ,podengran.'  Tb  Platter, 
,bodengran.'  JMurer   1565. 

podegränisch  Nnw,  bodegränig  AALeer.  C-nn-J; 
SenKl.;  ZBenken:   mit  Podagra  behaftet. 

,Podagrämisch.'  Schimpfr.  1651,  ,-gräuisch.'  Lind.,  Wthur 
Chr.,   .podengränisch.'   LLav.    1582;   HRRebmann   1680. 

Bödängsse"  f.:  Runkelrübe,  Beta  vulg.  B  wM. ;  öF. 

Morel- Fatio  verzeichnet  in  seinem  hdschriftl.  Wörter- 
buch der  MAA.  der  frz.  Schweiz:  abondanne  =  bette  cham- 
petre,  racine  de  disette.  Zu  Grunde  liegt  frz.  Vaboitdance, 
das  als  la   bondance  aufgefasst  wurde. 

Bodel  I  m. ;  .ein  Weibsbild,  das  durch  allen  Kot 
läuft'  Bs  (Spreng).    —   Vgl.   Budel  I,  budlen. 

Bodel  II  m.:  Rindsblutwurst  Bs  (Spreng). 

Mhd.  bodeler  m.,  Mastdarm,  amhd.  budeming,  Banch(höhle), 
Eingeweide,  nilat.  boteUus,  budtilus,  Bauch,  Darm,  Wurst,  it. 
budello,    Darm.      Vgl.  auch   Budel   11. 

Bodler  m. :  grosser  Darm  des  Schlachtochsen; 
Wurst,  die  aus  den  Gedärmen  und  dem  Blute  von 
Ochsen,    Rindern  oder  Schafen  bereitet  wird   BsStdt. 

Bodmer  I  „BO.;"  GRÜastiel  (PI.  mit  Uml),  Böd- 
mer GMels  —  m.:  1.  „Blinddarm,  intestinum  rectum 
BO."  ,Darm,  den  man  mit  zerhackten  Därmen,  Fleisch, 
Gewürz  füllt,  Einfassung  der  Darmwurst'  GnCastiel 
(Tsch.).  Syn.  Boden-Darm.  Kurze,  dicke  Blutwurst 
GMels.  —  2.  übertr.,    kurzer,  dicker  Mensch   GMels. 

Bodem  m.  Gr  (lt  Tsch.  seit  den  60er  Jahren  ver- 
altet), sonst  Bode"  (in  P;  W  Bodu)  —  PI.  Boudma* 
PAL,  Bödme",  Büdme"  GrD.,  Pr.,  Seh.,  Bödem  GrNuI'., 
Spl.,  Bodne",  Bodne"  BO.  (Zyro),  sonst  Böde"  —  Dim. 
Bödemli  GrD.,  Pr.,  Sch.f,  Bödemji  PGr.;  W,  Büdemli 
(s.  d.),  Bidli  WG.,  V.  (PI.  Bidlini),  sonst  Bödeli: 
im  Wesentlichen  wie  nhd.  Boden.  1.  der  natürliche 
Boden.  Vgl.  die  synn.  Grund  (Bd  II  770),  Herd  11 
(ebd.  1597).  ferner  Land  (Bd  III  1297).  a)  im  All-, 
eig.  und  bildl.  Du  bist  nid  wert,  dass-dic''  der  B. 
treit!  G;  Th;  Z.  .Pfuch,  schämend  üch,  ir  eselsoren! 
Schad  ists,  dass  üch  der  b.  treit.'  JMurer  1559.  ,Bsehnd 
die  sterke  diser  statt,  wie  sy  so  hoch  muren  hat,  der- 
gleich  der  b.  keine  treit.'  ebd.  B.  ha"  1)  im  eig.  S., 
testen  Boden  unter  den  Füssen  haben  AALeer.,  bes. 
in  Gewässern  Bs;  B  (Zyro);  Th.  —  2)  übertr.,  wohl 
begründet  sein,  von  Ansichten.  Anträgen  udgl.  Tu. 
Die  Sach  hat  B.  Kci"  B.  ha"  amen  Ort,  dort  nicht 
Wurzel  fassen,  heimisch  werden  können  G;  Tu;  Z. 
B.  finde",  auf  festen  Grund  kommen,  bes.  in  Gewässern 
Th.  Laufe",  wa'  (oder  so  eil,  so  mit)  me"  11.  findt, 
was  das  Zeug  hält  Tu.  Es  würzt  und  gratet  Alls, 
was  B.  finde"  cha"".  Eis.  Zg  Kai.  1S72  (für  L).  .Einer 
Last  den  B.   nehmen',  sie  aufheben.    Due  sl-sch'  [sie, 


10-21 


Bad,  bed,  bid,  bod,  bud 


1022 


nämlich  die  Last]  -mu  so  schwäri  eho",  dass  er  ra  kei" 
Bodu"   hei    mogu"  g'n'e*.   W  Sagen.     B.  verlüre*,   an 
Einfluss  und  Ansehen   einbüssen    B.     B.  gc*  mües'e*. 
weichen,  nachgeben  müssen,  unterliegen   Z.    Er  mucs* 
einisch  wie  anderseh  [au ('jeden  Fall]  B.  gc*.    Dem  B. 
nid    troutoe*    törfe',    vorsichtig   auftreten    B    (Zyro). 
Flueche*,  dass  der  B.  gitteret  B;  ZZoll.    Chumm  num- 
me",  du  Tonner,  irh  will  dieh  nider  g'heie*,  dass  der  B. 
ehrachet  B.    .Ettlich  geschütz,  darzu  von  Franzossen 
reissig,  den  eidgenossen  zu  hilft',  dass  der  b.  solti  kra- 
chen.' NSchradin  1499.    , Dienen,  dass  der  b.  kracht.' 
B  Fastnachtsspiel  1522.   Eine'  ung' spitzt  (stötzli'ge*  B) 
i*  (oder  durch)  de'  B.  (ine'  oder  ab)  schlah"  Aa  ;  Bs ; 
B;  GrD.;  L;  GSa.;  S;  Th;    Z,    in  B.  g'heie"  Bs,    als 
Drohung  gegenüber  Einem,  dem  man  sich  weit  über- 
legen fühlt;    s.  noch  Bd  II  771.     Von   einer  grossen 
Last,  auch  von  einem  schweren  Kummer,   sagt  man: 
Das  t  ruckt  Ein  ja  in  B.  ine"    Z.     Was  mir  da  mit 
enand  redi'd,  schlaft  in  B.,  muss  verschwiegen  blei- 
ben. Woi.f,  Bauerngespr.     In  B.  (ine*)  schlafe*,  sich 
im  B.  oder  in  B.  ine*  verschliefe*,  vor  Scham  (Bs;  B; 
Th;  Z),  vor  Verdruss  (B  lt  Zyro),  vor  Trauer  (GW.). 
's  göd  im  B.  zue,   dem  Grabe  zu  AaF.;  B.     Ich  alte* 
neue*  afe*   u"d  ma"  nimmer  laufe*;   es  ist-mer  neue* 
uf-em  Herz,  dass  es  mich  zite'icis  duecht,  es  well  mit- 
mer  dur'h  de*  B.   ab.  Gotth.     Denand  so  g'hass  si", 
dass  mer  [man]  denand  in  B.  i"e"  wöüschti  ZO.    Ein 
in  B.  i(n)e*  oder  wider  de*  B.  bringe*,  zu  Tode  pla- 
gen, ärgern   Bs;  B;  (i;  Th;  Z;  wohl  allg.    Die  [Frau] 
brächt -mich  ganz   und  gar  in  B.   i*e*.    Stutz.     Ein 
ander  de*  B.  tue*,   beerdigen    B.     Under  dem  B.  si", 
gestorben    sein    Bs;    B;   G;    Th;    Z.     Under   ''em  B. 
(noch)  fällit  werde"  oder  F.  g'e*,  noch  nach  dem  Tode 
Bankrott  machen  Z.     Üsg'seh",  irie  under  ''em  B.  füre", 
totenblass  aussehen  B;  GoT.;  ZO.    Sich  im  B.  inne" 
umchere*,  sich  im  Grabe  umdrehen  Th;  ZO.    ,Den  B. 
küssen',  als  Rechtsbrauch;  s.  Bd  III  529  o.    Heb-dich 
am  B.!  scherzh.  zu  einem  Fallenden  Bs;  LWillis.;  Z. 
,Du  must  nit  gar  niderfallen,  must  dich  am  B.  lieben.' 
Schimpfr.  1651.    Ich  wett  nüd  an  B.  abe*  lange",  Aus- 
druck der  Gleichgültigkeit   Th;   Z.     Nüd  den  B.  a"- 
rüere*,   a'griffe",   ganz    ausser    Frage   sein    BR.     Üsi 
Parti  hed  's  an  der  lesten   Wali'g  g'wunnen,  das  hed 
nadist  nüd  den  B.  a'g'rüerd.     D'  Bei"  wachse*  (oder 
göndj  bis  an  B.,  scherzh.,  die  Beine  sind  zum  Gehen 
da  Z.    A :  Es  tuet-mer  g'ivüss  leid,  dass-Ene*  ä"  Schdse" 
[Chaise]  nüd  chann  offeriere*  zum  Hei'"fare*.    B:  Ja 
b'hüet-is!  's  ist  ä"ch  nüd  nötig,  mini  Bei*  sind  gottlob 
bis  an  B.  g' wachse*  Z.    D'  Bei*  sind  Eim  früener  bis 
an   B.   g'gange*,    d.  h.    früher    gieng    man    zu    Fuss, 
während   man  jetzt  mit  der  Eisenbahn   fährt   ZStall. 
Auch:  Dem  wachsi'd  d'  Füess  (d'  Bei")  auch  na  [noch] 
uf  de*  B.,  prophezeit  man  Einem,  der  reitet  oder  fährt 
trotz   ungenügenden  Geldmitteln   B;   S;  ZStall.     Auf 
die  Frage  wie  stöd's?  erhält,  man  etwa  zur  Antwort: 
Im  [dem]  B.  nöcn,  so  leidlich  LRottal.    Am  B.  ine", 
ebe's  B-s  wone",    zu   ebener  Erde   Ndw.     Am  B.  si*, 
überwunden,  mit  seinen  Kräften  zu  Ende  sein  G;  Z, 
ökonomisch  ruiniert  sein  GrD.    Von  einem  Händler: 
Wenn  ich  Ettes  erhüset  g'han  han,   hed  's-mich  albig 
nach   Grosserem  g'lüst,   bis   ich   widriim   am  B.   g'sin 
bin.   Schwzd.  (GrD.).     Z'  Bode*    a)  in  tr.  Fügungen. 
Ein  z'  B.  schlah",   werfe".     E"  Höp   Veh  zum  z'  B. 
sehloh*  [schlachten]  rerchaufe"  GMels.  (Es  Stuck  Wald) 
z'  B.  haue*,  roden    Gr  (Tsch.).     Es  [z.  B.  der  Wind] 


hät-en   z'  B.  g'no*   Ap;  Th;  Z.     Z'  B.  büeze",   beim 
Zsnähen  zweier  Stofl'teile  den  vorstehenden  Rand  des 
einen  über  die  Naht  legen  und  festnähen  GaLandqn.; 
Syn.  büdmen.    ,Zu  li.  bringen.'    168G  klagt  der  Land- 
vogt von  AaB.,  die  Gerichtsherren  im  Aa  suchen  den 
Begriff  .Herdfall'  (s.  Bd  I  741)  zu  ändern:  .wenn  Zwei 
einander    in    einem  Schlaghandel  zu  B.  bringen,   mit 
einander    fallen,    blutruns    oder    sonsten    geschädigt 
werden,  dass  Solches  kein  rechter  Herdfall  sei.'  Lie- 
benau.    Z'  B.  rite*,  zu  Schanden  reiten;  (durch  Miss- 
brauch der  Leistungsfähigkeit,  dann  übh.)  zu  Grunde 
richten,  ruinieren  B;  GrPt.;  G;  Th;  Zg;  entsprechend 
z'  B.  charre*  B;    Th.     ,Hoffart   reitet  manche    Haus- 
haltung zu  B.'  FWvss  1073.    S.  noch  Hinderung  (Bd  II 
1420).     Auch:    mit    roher   Gewalt    niederwerfen    ZO. 
,Und    wenn   Saloineiggel   [Salome]    dir    wieder   etwas 
Leides  tut,  so  reit  sie  z'  B.'    Stutz.     ,Zu  B.  richten', 
zu  Grunde  r.    .Warlich  ist  es  das  verzeereud  für,  das 
alle  kluogheit  der  weltkluogen  zuo  b.  richtet.'  Zwingli. 
.Sind   gwüss,   dass   der  Herr   kommen  wirt   und    üch 
ze  boden  r„  zerschmätteren  und  üweren  Ion  geben  mit 
den  ungläubigen.'  BDisp.  1528.    .Burgund  ist  auf,  der 
stolze  Fürst,  der  will  uns  z'  B.  r.'  JCWeissenb.  1701. 
Z'  B.    mache",    niederlegen,    -werfen,    überwältigen; 
übertr.,  zu  Grunde  richten,  vernichten  Aa  oEnd. ;  BsL. ; 
B;  Ndw;  W;  s.  machen  I B  4  (Sp.  29).    ,In  den  Ebenen 
müssen  die  Rebstöcke  über  den  Winter,    wie  es  hie- 
zuland   lieisst,    z'  Boden  gemacht  werden.'    JKettiger 
1857.    De*  [meinen  Gegner]  will-ich  noch  ring  z'  B.  m. 
.Wenn  der  Ludi  so  Etwas  vorpredigen  wolle,  so  möcht 
er  ihn  denn  doch  z'  B.  m.,   dass  er  ihm  nicht  so  ge- 
schwind wieder  aufstund.'  Ndw  Kai.  1868.    ,Uli  macht 
eine   gewagte    Sache.     Ein    einziges   Fehljahr   macht 
ihn  zu  B.'  Gotth.    .Mitleid  mit  den  armen  Schulden- 
bäuerleins,  welche  so  ein  Hausbau  fast  z'  B.  macht.' 
ebd.    Auch :  (ein  Vermögen)  durchbringen.    Der  Benz 
macht  in  es  halb  Totze"1  Järe"  Alles  [das  ganze  Erbe] 
z'  B.    B  Hist.  Kai.  1803.     In    ähnlichem  Sinne   z'  B. 
hudle*  B.    .Tage,  wo  so  recht  vaterländisch  (s.  Bd  III 
1301)    z'  B.  gehudelt  wurde.'    Gotth.     .Zu  B.  legen', 
zu  Grunde  richten,    vernichten.     , Die  arm,   verlassen 
rott,   die    du   hast   usgerüt    und   z'  b.  gleit.'    JMurer 
1559.     Sich  z'  B.  legge*,   wirtschaftlich    ruiniert    sein 
Ndw.    Z'  B.  schetze",  das  gesammte  Vermögen  Jmdes 
amtlich  taxieren  und  mit  Beschlag  belegen  Ndw.    .Der 
merteil  burger  wart  gefangen    und   über  alle   ir  hab 
ze  b.  geschetzt.'  1445,  AaB.    Z'  B.  hebe",  niederhalten 
(Midi.).     Die  Witwe    vermag   ihre  Buben  nicht  z'  B. 
z' hebe*   GMels.     Dafür   ,im   B.   halten'    (im   eig.  S.): 
.Als  der  Eine  den  Andern  [beim  Handgemenge]  im  B. 
hielt.'  Schimpfr.  1651.    Sich  z'  B.  lä",  auf  den  Grund 
gehen,  von  Fischen;    sich  auf  die  Erde  niederlassen, 
von    Menschen,    Nebeln    usw.    Gl;    Z;    übertr.,    sich 
ducken  B.    Bed  nume"  check  mit  im,  er  wird-sieh  de"" 
scho*  z'  B.  lä*.    Einem  Etwas  z'  B.  lä",  zu  Recht  an- 
erkennen, gewonnenes  Spiel  lassen  BHk.   Er  het-mer  's 
nit    welle"  z'  B.  lä".   —    ß)  in    intr.  Fügungen;    z.  T. 
übergehend    in    modale    Bed.:    bis    auf   den    Grund, 
gründlich,  völlig.    Z'  B.  gä;  unpers.,  zur  Neige,  ab- 
wärts gehen,   von  Flüssigkeiten,  Vorräten,    bes.  aber 
von  Personen  in  gesundheitlicher  oder  ökonomischer 
Bez.    B.     ,Da   war  es  auch  nicht  bloss   z'  B.  gange", 
sondern   noch  einige  Klafter  bas  abe".'   Gotth.     Nic- 
mere"  ha"  u"'1  doch  geng  gross  tue",  so  muess-es  z'letst 
z'  B.  gä".  ebd.    Er  chönn  vo"  dem  Suffe"  nimmC  lä" 


1023 


Bad,  bed,  bid,  »od,  bud 


1024 


und  es  gang  z'  B.  mit-im.  B  Hink.  Bote  1886.  Fers., 
zu  Grunde  gehen  B;  PA1.  (gö*  z"  B.J.  Es  wird  Alls 
z'  B.  miiesse"  B.  ,Wo  recht  ufhört,  so  muoss  not- 
halben  jedes  regiment  in  die  harr  z'  boden  gan.'  Tn 
Fkickart  1470.  ,L)as  uff  denselben  morgen  ein  statt 
und  regiment  von  Bern  zuo  boden  gan  würde.'  ebd. 
,Dass  die  wisheit  siner  kluogen  zuo  grund  t'aren  und 
der  verstand  siner  verständigen  zuo  boden  gon  wirf 
B  Disp.  1528.  ,Bis  das  schifflein  letstlich  gar  zu 
grund  und  zu  boden  geht.'  Joh.Wetzel  1583.  ,Dass 
alle  grosse  stedt  und  länder  zuo  grundt  und  boden 
gangen  sindt.'  1586/1020.  Schw  LB.  Dafür:  in  den 
B.  gän  BSi.  ,[Dera  N.  N.]  war  der  Schimmel  in  den 
B.  gegangen.'  EWartenst.  1806.  Z'  11.  hocke1,  unter- 
gehen, von  einem  Schiffe  B.  Z'  B.  cho"  1)  umgestossen 
werden,  fallen  GSev.  —  2)  nachlassen,  sich  legen,  von 
Gemütswallungen,  ebd.  —  3)  ökonomisch  zu  Grunde 
gehen  B;  Ndw.  .Vergebens  ist  diu  spaaren,  wenn  du 
an  b.  kummst.'  HBill.  1540.  .Ich  hab  hüpsche  gülten 
und  güeter.  umb  das  wirden  ich  z'  b.  kon  und  darzuo 
ouch  myn  leben  lan.'  RSchmid  1579.  S.  noch  unter  4  a. 
Z'  B.  s%",  von  Personen,  (ökonomisch)  ruiniert  sein, 
von  Sachen,  völlig  aufgezehrt,  erschöpft  sein  Npw. 
Wo  s%"  Sach  alli  z'  B.  ist,  chunnd  e"  grüsser  Hunger 
i"  's  Land.  Dial.  Z'  B.  brenne",  bis  auf  den  Grund 
niederbrennen  B;  S.  Z'  B.  tunnere",  dröhnendes  Don- 
nern, wobei  der  Boden  erzittert,  ein  Vorzeichen  von 
Regenwetter  ZS.  Z  B.  stelle",  energisch  auftreten; 
(mit  Kim)  Einem  den  Standpunkt  klar  machen,  scharf 
und  energisch  mit  ihm  sprechen  B;  FMu.  Syn.  äs- 
cheren (Bd  III  430).  I'h  ha"  fast  [energisch]  miiesse" 
z' B.  stelle",  dass...  FMu.  .Aber  was  machen?  '/.'  B. 
stellen,  dass  man  einmal  weiss,  wer  Meister  ist.'  Gotth. 
Gib  nit  lugg,  stell  z'  B.  u"d  tue,  u-e""  d'  cham*st,  wie  wenn- 
sc  Alli  fresse"  wettisch.  ebd.  .So  stellte  das  Meitschi 
z'  B.,  dass  Anne  Bäbi  grossen  Respekt  kriegte.'  ebd. 
.Es  war  mir  manchmal,  als  müsse  ich  zu  dir  kommen 
und  mit  dir  auskehren  und  z' B.  stellen,  bis  du  wieder 
anders  werdest.'  ebd.  Me  und  me  het-er  die  G'ieonhcit 
übercho",  ganzi  Tage"  so  ume'z'höclle",  und  endliche" 
het-ne"  der  Tüfel  chönne"  a'dnijc",  dass  er  het  a"fä" 
trinke".  A'fangs  het  iis  [seine  Frau]  no'"  welle"  z'  B. 
stelle"  mit -im,  aber  es  het  bald  ufg'hört.  MWalden 
1884.  /:  B.  stelle«  uf  Öppis,  an  Etwas  festhalten,  auf 
Etwas  beharren  11.  Uf  Das  stell-ich  z' B.,  dass  du  hü- 
rötist.  Schwz.  Volksztg  1889.  (Fest)  z'  B.  stä",  Energie 
zeigen,  bestimmt  auftreten  GT.  Jo,  amc"  andre"  Mol 
stand  denn  nur  fester  z'  B.!  EFeurek.  Z'  IS.  ha",  eig. 
(kräftig)  auf  den  Boden  zu  halten,  z.  B.  beim  Dreschen 
bis  auf  den  Grund  schlagen,  bei  Reinigungsarbeiten 
Besen  oder  Wischlappen  fest  andrücken  usw.;  übh. 
bei  einer  Arbeit  auf  den  Grund  gehen,  sie  gründlich 
verrichten  B;  Z;  s.  haben  B  2  e  (Bd  II  888).  ,Es 
tauchte  mir  beim  Nachdenken  so  viel  aus  meiner 
Kindheit  auf  im  Gedäehtniss,  das  ich  niederschrieb, 
weil  Wehrdi  gesagt  hatte,  ich  sollte  z'  B.  ha"  [Alles 
gründlich  aufschreiben].'  Gotth.  Mit  spec.  Verben: 
z'  11.  trösche"  B;  :'!',.  üfrüme"  BSi.;  z'  B.  reche", 
vnije"  B;  Gl;  ZS.;  s'  /;.  mäche",  das  Euter  gründlich 
ausmelken  U;  z' 11.  esse",  völlig  aufessen  S;  z'  11. 
griffe",  gründlich  züchtigen  BHa.  Z'  B.  rechne"  (mit 
Kinn,  gründlich  aus-,  abrechnen  AaZ.;  B;  E.  Ichha" 
endlich  chönne"  z'  11.  rechne"  mit  im.  ,Er  erlaubte 
keinem  Wirt  etc.,  irgend  ein  Anfoderung  an  Jemand 
über  11  Tage  in   seinem   Buch  Izul  haben,    ohne  mit 


dem  Schuldner  zu  B.  zu  rechnen.'  HPest.  1787.  (Vo" 
Öppis,  auch  Öppis)  z'  B.  rede",  Etwas  gründlich  und 
endgültig  erörtern  AaL.;  Bs;  B;  FMu.;  LG.;  Th;  Z. 
Du  muesch  e*mäl  mit-em  z'  B.  r.  Z.  Einisch  miiesse"- 
mer  nlier  doch  z'  B.  r.  eo"  der  Sach.  B  Landw.  Wo- 
chenbl.  1847.  Z'  B.  (dünne"  Blie.)  mache''  (mit  Emu. 
.ein  Geschäft  vollenden",  gründlich  verhandeln,  ab- 
machen, einen  Handel  abschliessen  Bs;  B;  FMu.;  Nnw. 
.So  kann  man  noch  darüber  reden  und  d'  Sach  z'  B. 
machen,  dass  man  weiss,  woran  man  ist.'  Gotth.  Er 
het 's  mit-ere"  z' B.  g'macht,  hat  ihr  die  Ehe  ver- 
sprochen, ist  mit  ihr  im  Reinen  Bs  (scherzh.);  B.  ,Uf 
den  B.',  bis  auf  den  Grund,  völlig.  ,Da  die  Schlösser, 
so  dess  von  Misy  sind,  uff  den  b.  zerbrochen  und  zer- 
schossen werden.'  1531,  Bs  Chr.  ,1m  1515.  jar  ward 
die  schuol  uf  den  b.  nidergeschlissen.'  1533,  ÄABrugg. 
,Domos  solo  a'quäre,  niderbrächen,  auf  den  grund-b. 
schleizen.'  Fris.;  Mai..  .Die  Festung  uf  den  B.  schlys- 
sen.'  1603,  Ardüser.  ,Die  Costanzer  habent  das  Closter 
uff  den  B.  verbrennt.'  1033,  Zg.  Vo"  B.  üf,  von  Grund 
aus.  Vom  B.  üf  luge"  BHk.  Dann  tvill  ich  üch  er- 
zelle"  ganz  wnrheitslrü  eo"  B.  üf .  .  .  Zc;  Xeuj.  1894. 
Im  gleichen  Sinne:  va*  B.  dünne"  GrPi\  S.  auch  He.e 
(Bd  II  1820).  En  Schelm  os  dem  B.  use",  ein  abge- 
feimter Schurke  Ap.  .Dieses  Wasser  heilet  aus  dem 
Grund-Boden  gewaltigklich  die  bösen  Fistlen.'  JRLan- 
henberg  1608.  In  B.  (ine"  oder  ache"),  ,im  B.'  Über 
die  Verbindung  bzw.  Zss.  mit  Grund  s.  Bd  II  771.  Stc* 
(bis)  i(n)  B.  ine"  oder  ache"  schäme*  Bs;  B;  G;  Tu;  Z. 
Pfitüsig,  schämst -dich  nit  i"  di*s  bluetig  Herz  iche" 
und  teuf  i"  B.  ache"?  Gotth.  Aon  den  Finnischen 
gar  und  ganz  in  b.  zerstört.'  1533,  AABrugg.  ,Morn 
stürzt  es  in  [das  Glück  den  Menschen]  mit  grosser 
gfor  und  rütet  in  im  b.  us.'  Holzwart  1571.  .Rütend 
sy  in  b.  us.'  RSchmid  1570.  Vor  der  Neg.  .Man 
sieht,  dass  es  im  b.  gar  nüt  sol.'  NMan.  1525.  .Mas 
gfallt  mir  gar  in  b.  nüt.'  .'bd.  1530.  .Ich  soll  gar  im 
b.  nüt.'  JMürer  1559.  ,Drum.  das  er  im  b.  innen 
nüt  soll.'  ThI'latter,  Br.  .Das  sol  in  b.  nüt.'  1582, 
Voi.ksl.  Vor  Adv.  und  Adj.  I'h  wünschen  im  gratl 
mit  Jlos's,  aber  's  g'schäch-im  i*  B.  ache"  recht, 
we""  's  nor''  einisch  a"  Schatte"  chäm.  MWaldeh  L879. 
's  isch-mer  i"  B.  schlecht,  steinübe]  B.  Daran  schliesst 
sich  B.  als  verstärkender  erster  Teil  in  Zss.  mit  Adv. 
und  Adj.;  in  Gr  jedoch  nur  i.  S.  v.  ziemlich.  So 
h.-angst  (Bd  1  338),  -ril  (ebd.  770),  -fast  (ebd.  1119), 
■gern  liiiD.,  -gross,  ebd.,  -hübsch  (Bd  II  904).  -heiss  \V, 
-ehalt,  ebd.,  -chlein  Grü.,-  -lebhaft,  ebd.,  -lang.  ebd.. 
-lustig  (Bd  III  1478;  in  B  tw.  «'  B.-l).  -lüteel  AAÜött.; 
Ap;  Gr,  -bös  (in  Btw.  z' B.-b.),  -rieh,  -sjn'it.  -tüf,  -tick, 
-«•o/,  -wolüf,  -wüest,  -zimlich.  Ich  bin  früejer  aucn  no'h 
bodenättes  d'  Nacht  u mm erg" narret  und  ham-mich  denn 
ätte  mid  D'cre"  old  Dischere"  g'niirrt.  GFient  1898. 
.Ich  fand,  dass  Bodeneinfältige  näher  bei  Gott  sind.' 
LKInderbitzi  1820.  ,l>er  Sachen  sind  wir  bodenvoll.' 
Aal  1549.  ,Das  Schaf  ist  gut.  ist  hodenfeisst.'  Stettler 
1000.  Auch  als  alleinstehendes  Adv.:  Das  isch  B.  es 
schöns  Schnüebläteü  UrV.  B.  en  Hüfun  Liit,  eine 
gewaltige  Menge  W.  B.  in  Beteurungs-  und  Fluch- 
formeln: Uf  der  ganze"  Himmels-B.-Welt.  Prophet 
1855.  Potz  B.  (Wille").'  Aa;  Z.  ,Hei,  das  dich  joch 
botz  b.  sehend!'  Hliii.i..  15::::.  S.  noch  Loch  lu  MM  111 
1021).  —  b)  in  Hinsicht  auf  Beschaffenheit  und  Frucht- 
barkeit Bs;  li;  L;  G;  Tu;  Z.  Steinige,  nasse'',  feiss(t)C, 
magererl   guetc   II.     ,Dass  die   Ihnen  das  Land  wider 


1025 


Bad,  bed,  bid,  bod,  Imd 


1026 


änderst  gearen  and  gesäyt,  fürnenilich  wo  es  in  nassen 
Bödnec  gsin.'  RCys.  Hieher  auch  die  Zssen:  Chis-, 
G'rädel-  (S),  Lichs-  (Bd  III  1046),  Turin--;  Acker-, 
Wis-,  Was-  (GitHc.),  Höh-,  Seci-,  Burst-,  Riet-, 
Streu(i)-B.  usw.  —  c)  in  Hinsicht  auf  die  politische 
Zugehörigkeit,  allg.  Uf  Schulzer,  Zureiter  B.  .Nun 
sind  wir  <Ioch  nun  die  uweren,  iiwers  geblüets  und 
bodcns.1  Zwingli.  —  d)  als  Eigentum,  Grandbesitz  B ; 
Gr;  G.  Er  hat  cd  B.  GMels.  Mer  häud  B.  in  Grüsch 
GitSeew.  .Johannes  hatte  die  Hälfte  Haus  mit  etwas 
B.  übernommen.'  Hausfrd  1S81/2.  ,Sämmtlichc  Güter, 
bis  an  eine  kleine  Hauswiese  und  einen  Platz  B.  zu 
Gartenland.'  III.  Käl.  1851.  Grundstück  G.  .Und 
kaufte  einen  B.  um  100  Thaler.'  UBragger  1789. 
.Verpachtung  von  Gemeindsböden.'  G  Zeitungsins.1865. 
,B.,  ein  gelägen  guot  ausserhalb  einer  statt  oder  fläcken  ; 
man  nempt  auch  gemeinlich  alle  güeter  auf  ebnen 
väld  ein  b.,  fundus.'  Mal.  —  2.  a)  im  Gegs.  zu  Berg, 
Anhöhe  das  tiefer  gelegene,  ebene  Land,  Talgrund. 
Niederung  Ar;  B;  Gl;  Gr;  GA. ;  Schw;  Uw;  U;  W. 
Vgl.  Boden-Güeter  (Bd  II  550),  -Bat.  Z'  B.  nide",  im 
Tal  unten.  GStuder  1859.  Im  B.  lid  der  Nebel  UwE. 
[Von  der  Alp  aus]  g'  B.  g'seh"  UGösch.  Mer  wend 
i*  B.  ga"  ivone"  Nuw.  .Eines  schönen  Morgens  sind 
wir  Älpler  einmal  zu  Boden  gegangen.'  Obw  Volksfr. 
1893.  En  grössi  Fletsche  Liggends  [s.  Bd  III  1207] 
hem-mer,  und  zeglich  am  B.  aaeh  d'  Ägerte".  Schwzd. 
(GnSchiers).  Was  giH's  NiVs  im  B.?  Erzähler  1850. 
Z'  B.  schule",  zu  Tal  schneien  BHa.;  Gl;  GA.;  Syn. 
abhin-schnlen.  .Die  Schwaben  kamen  den  berg  nider 
ins  tal;  die  eidgenossen,  so  im  b.  waren...'  Lenz  1199. 
.[Die  trenki]  soll  angan  im  b.  am  herbst  zu  aller 
hellgen  tag.'  Schw  LB.  ,Es  soll  ouch  ein  ietlicher, 
so  holz  von  wählen  uss  den  bergen  vertigen  will, 
faren  uf  den  nächsten  und  gelegnosten  holzzug  und 
nit  darüber  noch  daruss  mennen,  sunder  strags  dem 
selben  zug  nach  zu  b.  farn.'  ebd.  .Es  schnyt  unz  gar 
in  b.'  Salat.  .Sich  herab  zuo  uns  in  b.  z'  lan.'  ebd. 
.Die  Rauber  wohnen  mehrteils  auf  hohen,  angepflanz- 
ten, unfruchtbaren  Giblen  der  Gebürgen,  da  sie  von 
wegen  der  Gelegenheit  und  auch  von  der  Bäuche  und 
Wilde  wegen  des  Erdreichs  desto  sicherer  seind,  die- 
weil  sie  aber  allda  an  Nahrung  mangelbar,  verschonen 
sie  zu  Zeiten  denen,  so  in  Bödmen  wohnen.'  Tschuui, 
Gallia.  ,[Ein  starker  Reif]  der  in  den  böden  den 
winräben  grossen  schaden  tan.-  1544/73,  UMey.,  Chr. 
.Gott  hat  es  geordnet,  dass  die  ungestüemsten  flüss, 
die  im  alpgebirg  entspringend,  e  sy  in  die  ebnen 
land  kommend,  vorhin  in  grosse  se  fallend,  dorinnen 
zam  werdend,  dass  sy  den  fruchtbaren  bödmen  und 
talgeländen  nit  unversechlingen  schaden  zuofüegind.' 
LLav.  1582.  ,Im  B.  unden  liebend  dem  Garsperg.' 
JJRüeger  1006.  .Damit  wir  uns  aber  ab  dem  Berg 
wider  in  B.  herunter  lassen.'  Guler  1616.  .Ein  B. 
ist  den  Reben  nimmer  also  dienstlich  wie  aber  ein 
Rein,  obschon  die  Böden  zun  Zeiten  mehr  abtragen.' 
Rhag.  1639.  ,Die  ander  ist  Furklen,  allda  im  B.  unden 
ligt  die  Kirchen  St  Gregori.'  FSprecher  1672.  .Der 
Find  hat  sich  in  B.  glan,  ist  z'  Huffen  ab  dem  Etzel 
kon.'  Jon. Mahl.  1674.  ,Die  Hintersassen  sollen  in  der 
Wilde  14  Tag  nach  den  Landleuten,  im  B.  aber  gar 
nicht  heuen  dürfen.'  1678,  U.  ,1685  den  5.  Brach- 
monat hat  es  zu  B.  geschneit.'  XVII.,  L.  ,Von  dannen 
passierten  wir  einen  zweistündigen  B.  des  Obern 
Bunds.-  NSekekh.  1742.    In  ausdrücklichem  Gegs.  zu 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


,Berg';  vgl.  .Grund  und  Grat'  (IM  II  77:;).  I'B.imä 
Berg  Uw.  Die  Schamser  erscheinen  1  170  als  die  Freien 
am  Berg,    im  GegS.  zu    den   Leuten    im  B.    PLANTA   1881. 

,In  berg  und  b.'  1578.  L  Wildmannsspruch.  ,Zum  Teil 
im  B„  zum  Teil  uff  einem  Berg  gelegen.'  RCys.  ,ln 
dem  Berg  als  dem  Ii.'  TB.  Statut  1747.  S.  noch 
chnellen  (Bd  III  739).  —  b)  kleinere  Ebene  zwischen, 
an  oder  auf  Abhängen ;  Wiesengrand,  Bergterrasse, 
baumfreie,  kleine  Ebene  in  Bergwäldern,  kleinere 
Hochfläche  B;  Gr;  GMels,  T.;  SL.;  Ndw;  W;  Zu.  Var- 
denn  ist  en  B.,  Guffjun  ist  en  Chogcn  [usw.].  GFient 
1896,  MO.  Hieher  auch  die  scherzh.  RA.:  Uf  Saaser 
B.  könnt  en  Köttihammer  erfülle'  [so  steil  ist  er] 
GrPi'.  .Diser  Sässhöfen,  Alpen  und  Sentinen  hat  es 
auch  gar  vil  in  aller  Höche  der  Bergen,  da  es  dann 
fruchtbare  Briden  und  lustige  Täler  hat.'  RCys.  ,An 
der  andern  Seiten  der  Adden  im  Berg,  auf  einem  II., 
lässt  sieh  das  Dorf  Ogen  sehen.'  Guler  1625.  ,Wann 
man  auf  dessen  [des  Berges]  Gipfel  kommt,  findet 
man  ein  ziemlich  weites  Bödelein.'  NSererh.  1712. 
,Dass  er  [der  Bär]  von  diesem  Streich  ein  Stücklein 
hinab  getrohlet  auf  ein  unden  ligendes  Bödelein.'  ebd. 
,Die  äussere  Gestalt  der  Alpen  ist  unendlich  ver- 
schieden, kleine  Ebenen,  sogenannte  Böden,  Hügel, 
Tälchen  etc.'  Gr  Sammler  1784.  Vgl.  auch  Alpenp. 
1874,  258.  —  c)  Dim.,  .jede  kleine,  rundliche  Ein- 
senkung  oder  Ebene  des  Erdbodens'  AALeer.  (Hunz.). 
—  3.  künstlicher  Boden  in  Gebäuden,  allg.,  doch  gilt 
tw.  Tili  als  der  volkstümlichere  Ausdr.  Uf  Hm  (auch 
im)  erste",  zweite"  B.  icone",  im  ersten,  zweiten  Stock 
B;  Tu;  Z.  Spec.  Dachboden,  Dachraum  BsL.;  Ndw. 
,Bäbi  fiel  fast  durch  den  Boden  ab  [vor  Schreck].' 
Gotth.  Dur'''  all  (oder  sibe",  hundert)  Bödc  (durc", 
auch  abe"  SchSL)  Seil;  Tu;  Z,  über  all  (oder  sibe") 
Böde"  (ine")  Z,  hartnäckig,  durchaus,  aufs  Ausserste 
(behaupten,  leugnen).  Er  b'hauptet  über  sibe"  Bude", 
es  sei  e"  Verlümdi'g.  Usterl  Durch  sibe"  Böde"  durc" 
ccrfluecht-er-sic''  [schwört  er],  da"  er  de"  ebig  Jegcr 
scho"  g'sehe"  heig.  Schwzh.  (SciiBargen).  Der  Chile- 
Uechel  hat  Bäckt,  und  das  bim  Eid  dar0''  sibe"  Böde" 
durch.  Stütz.  Ein  riieme"  durch  (über)  all  Böde"  dure", 
unbedingt,  über  alle  Grenzen  hinaus  Th;  Z.  Er  het- 
en  dureh  sibe"  Böden  abe"  tüzct  ScHSt.  (Sulger).  E" 
Rechni'g  durch  all  Böde"  dure";  s.  Boden-BMchning. 
.Einen  neuen  B.  legen  einem  Ding,  de  integro  repe- 
tere,  instaurare.'  Denzl.  1677;  1716.  B.  mache"  (Bs; 
B;  S),  e"  oder  de"  B.  leg(g)e",  durch  feste  Nahrung 
im  Magen  einen  Grund  legen,  um  ohne  Schaden  darauf 
zu  trinken  AALeer.;  Bs;  S;  Th;  durch  eine  einfache 
Speise  (Brot,  Suppe  udgl.)  den  Grund  legen  für  nach- 
folgende feinere  oder  schwerere  Gerichte  Z.  Er  macht 
z'  erst  B.,  geb-er  trinkt.  Schild.  Auch:  mit  Speise 
auf  längere  Zeit  hinaus  (z.  B.  für  eine  Fusstour)  sich 
stärken  B;  Z.  Ml"  Mueter  gi''d-mer  auch  en  halbe" 
Wegge"  und  said:  Du  mnest  uf  d'  Beis  de"  B.  legge". 
Müller,  Jugendschr.  E*se"d,  se  mönd-er  [mögt  ihr] 
aWh  brav  g'laufe",  lege"d  de"  B.  recht!  Stütz.  Si  händ 
tankt,  si  chemme'd  eil  wölfner  [wohlfeiler]  a",  wann 
s'  mit  Chi'tcehlene"  ro"  Heime"  de"  B.  legge'd,  weder 
wann  s' i"  d'  Wirtshüser  i"e"  gö"  ivor''e"d.  JSenn  1864. 
-  4.  Grund-,  Standfläche  von  Gegenständen,  a)  von 
Gelassen  uä.  Z'  B.  riiere",  bis  auf  den  Grund  um- 
rühren B.  Mucst  z'  B.  rüere"  [z.  B.  bei  der  Bereitung 
von  Milchbrei],  säst  brenntet  's  a".  .Dann  wurde  z'  B. 
gerührt,  der  Brecher  [Quirl  zum  Umrühren  der  Käse- 

65 


1027 


Bad,  bed,  bid.  liotl.  bud 


1028 


masse]  heraus  gezogen.'  Ntdegqer  1890.  Z'  B.  zigcre", 
durch  Eingiessen  kühler  Sirte  in  die  nach  dem  Heraus- 
heben des  Käses  iiu  Kessel  zurückbleibende  Käsemilch 
bewirken,  dass  sich  der  Zieger  zu  Boden  sehlägt  Z. 
De"  B.  biege"  lö",  ein  Glas  bis  auf  den  Grund  aus- 
trinken, auch  übertr.,  die  Wahrheit  heraussagen,  Jmdm 
die  Meinung  sagen  G  oT.  Gern  uf  de"  B.  biege;  ins 
Gläschen  gucken  Z.  J'*  ireiss  scho",  nie  's  üsg'sehd 
am  B-n  une",  was  das  Ende  vom  Liede  Z  (Dan.). 
il/e"  g'seht  der  Sach  afe'  z'  (oder  uf  de")  B.,  sieht  ein 
Ende  ab,  es  lichtet  B.  ,So  man  noch  der  sach  [den 
schlechten  Zeiten]  kein  b.  sieht.'  Salat.  Einer  Sache 
z'  B.  cho"  1)  Etw.  aufzehren,  erschöpfen,  damit  fertig 
werden  Z.  Sim  Gelt,  Vermöge"  s'  B.  cho".  ,Wo  genug 
sei,  könne  eine  Sau  hausen;  aber  am  Ende  komme 
man  Allem  z'  B.'  Stutz.  .Der  verlorne  Sohn  ist  mit 
seinem  Dominieren  und  Schwelgen  seinem  Guet  an 
B.  kommen.'  JWirz  1(550.  , Seinem  Gut  an  B.  kom- 
men, opes  proluere,  eluere.'  Denzl.  1677.  Im  gleichen 
Sinne:  Emene"  Vermöge"  z'  B.möge"  B  (Gotth.).  Auch 
ohne  Dat. :  So  tvirt  -  er  u-ol  z'  B.  möge",  mit  seinem 
Vermögen  fertig  werden  ZO.  Für  einist  z'  B.  z'  cho", 
um  die  Sache  einmal  zum  Abschluss  zu  bringen  B. 
—  2)  einer  Sache  auf  den  Grund  kommen  Ap;  B  (auch 
uf  ae"  B.  cho");  „L;"  Ndw.  S.  noch  Chnoden  2  (Bd  III 
735).  Dem  Fass  de"  B.  üsschlah"  Bs;  B;  G;  Tu;  Z,  üs- 
stösse"  B  (Zyro),  %"-,  üstrucke"  Gl;  ZO.  (Stutz);  s.  Bd  I 
1048.  Das  hat  "em  Fass  de"  B.  üsg' schlage".  BStell 
1888.  Das  truggt  dem  Fass  der  B.  nild  i",  das  wird 
wohl  noch  auszuhalten  sein  Gl.  Die  neu  Lertruckt  dem 
Vaterland  de"  B-n  üs.  Stutz.  ,Da  wolltend  [sie]  dem 
schimpf  den  b.  ussmachen.'  Sicher  1531.  Die  Gegner 
dürften  durch  ihr  rücksichtsloses  Vorgehen  .leichtlich 
dem  Schimpf  den  B.  austrucken.'  1637,  S  Wochenbl. 
,Ein  Sund,  welche  allein  dem  Schifflein  eines  Lands 
den  B.  austrucken  kann.'  Müller  1665.  ,Der  Meineid 
werde  unserem  Schifflein  noch  den  B.  austrucken.' 
ebd.  1666.  ,Dem  Schiff  den  B.  ausstossen,  navem  pro- 
fundo  haurire,  demergere.'  Denzl.  1716.  Ähnlich: 
.Der  B.  geht  aus,  ist  aus.'  ,Da  gieng  dem  Kratten 
der  B.  aus.'  Gotth.  .[Simeon,  zürnend  über  Rubens 
Parteinahme:]  Du  bist  eben  als  guot  als  er.  Nun  bring 
uns  nit  vil  diser  mär,  dem  schimpf  gieng  süss  der  b. 
us.'  Ruef  1540.  ,Wenn  ich  nit  grössre  sorg  tat  tragen 
zue  unsrer  hab,  dem  schimpf  war  längst  der  b.  us.' 
Funkelin  1552.  ,Ein  wyl  hand  sy  gelebt  im  sus,  yetz 
ist  dem  schimpf  der  b.  us.'  Hadeker  1562.  .Concidit 
bellum,  dem  krieg  ist  der  b.  aus,  ist  Überhin.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Nun  ist  dem  frid  der  b.  aus.'  GGotth.  1509. 
Der  B-n  üs  ha"  =  l;ei"  Gatli'g  ha"  (s.  Bd  II  500) 
GrIIc.  (Tsch.).  Kei"  B.  i"  ha"  GrPi-.,  sonst  kei"  B. 
ha",  unersättlich  sein  B;  GrPi\;  U;  Z.  Hut  hed  's  kei" 
B.  i"  und  lütschel  fält,  dass-ich  angste"  muess,  eschönnti 
der  Eltig  [s.  Bd  I  599]  7t«".  Schwzd.  (GnPr.).  Der  isst, 
als  hätt-er  teeder  B.  nu  [noch]  Teckel  U.  ,Er  hat 
keinen  B.,  es  mag  ihm  nicht  genug  werden,  inexple- 
bile  dolium.-  Mey.,  Hort.  1692.  Ich  wett  [wollte]  /» 
Dem  lieher  vil  ge"  weder  g'nueg:  er  hed  ke"  B.,  er 
vermag  nichts  zusammen  zu  halten  AaoF.;  B.  Auch 
unpers.:  Fs  hed  (Alles)  kei"  B.  bi-n-im  B.  Bes.  in 
der  RA. :  (Der  oder  en)  l'faffe'sack  het  (e'Jkei"  B.,  die 
Kirche  ist  unersättlich  AALeer.;  Ar;  B;  Gl;  S;  W;  Z. 
Meist  in  Vergleichungen,  von  Gefässen  udgl.,  dann 
auch  von  Menschen :  en  B.  ha"  oder  kei"  B.  ha",  öni 
B.  si"  ivie-n-e"  (oder  de'')  Vf.,  nicht  zu  füllen,  uner- 


sättlich sein.  .Avaritia  1 1 < > u  habet  fuudum,  Pfaffensack 
hat  kein  Boden.'  Denzl.  1677;  1716.  Wie  das  Sprüch- 
wort seil :  PfaffasacJc  hin!  lcei*  B.  Gölhi  1712.  S.  auch 
Git  (Bd  II  505).  ,Dem  pütel  [Beutel]  am  b.  kratzen', 
mit  den  Geldmitteln  am  Ende  sein.  NMan.  S.  400; 
s.  fatzen  5  (Bd  I  1147).  ,Swas  wines  verkonffet  wirt 
ze  Basil  in  hiusern  oder  in  kelren,  das  zwene  bodeme 
hat  [in  Fässern  ist,  d.h.  fremder  Wein?],  das  git 
dem  bischove  ein  halp  flerteil  wins.  Abir  swas  tuom- 
herren,  pfaffen,  gotshus  dienestman  unde  burgern  uf 
ir  eigene  wasset,  davon  git  man  niht.'  XIII.,  Bs  Bi- 
schofs- und  Dienstmannenrecht;  vgl.  Bs  im  XIV.  43. 
Übertr.,  Waren-,  Salzfass?  ,Von  einem  b.  zwen  pfen- 
nig  [Abgabe].'  1490,  AaB.  Urb.  Vgl.  Schra.-Fr.  I  211. 
-  b)  vom  Backofen.  Z'  B.  heize",  den  Backofen  so 
heizen,  dass  auch  der  Boden,  nicht  nur  die  Wölbung 
erhitzt  wird  AAFri.;  BsL. ;  Z.  —  c)  untere  Fläche 
eines  Brotlaibes,  Kuchens  Bs;  Gl;  G;  Th;  Z.  ,Macfa 
ein  deiglin,  dann  würks  woll,  dann  wal  ein  b.  druss  wie 
zu  eim  eierkuchen.'  1592,  Bs  Recept.  —  d)  Schuh- 
sohle B;  L.  .Schuhe  mit  währschaften  Böden.'  Gotth. 
Marschiere'd  im  Sturmschritt  über  Stock  und  Stei", 
•'iiss  's  füret  ander  de"  Bödc".  Schwzd.  (L).  Vgl.  Holz- 
Boden.  —  e)  unterste  Karte  eines  gedeckten  Spiel- 
kartentalons Z.  —  5.  a)  flache  Hinterwand  an  der 
sog.  B.-Chappen  (Bd  III  392)  B;  Th;  Z.  Ich  hörn 
e"möl  so  e"  Chujipe"  g'ha",  en  grüene"  B.,  denn  so 
Blüemli  druff,  gel,  rot  und  iciss.  Stutz.  —  b)  obere 
Fläche  einer  Mütze;  s.  Loch  r  (Bd  III  1020).  - 
6.  Dim.,  kleine  Glatze  Z.  Vgl.  Tanz-Bödeli.  —  7.  Dim.. 
kleiner  Eindruck  in  weichen  Gegenständen  SL.  — 
8.  Hin).,  Anschnitt  des  (länglichen)  Brotlaibes  B;  Gl; 
GMels;  ZGrün.  Kropfartiger  Auswuchs  am  Brotlaib 
ArWalzenh. ;  GA.  —  9.  in  der  Weberei,  Grund,  Zettel 
eines  Gewebes  mit  Bez.  auf  die  Dichtigkeit  und  Be- 
schaffenheit der  Fäden  AALeer.;  Ap;  Bs;  B;  LG.; 
Ndw;  Z.  , Mit  dem  B.  bezeichnet  man  eine  bestimmte 
Anzahl  Stahlzähne,  die  sich  in  der  Länge  eines  fran- 
zösischen Zolles  in  dem  Weberblatte  (dem  Kamme) 
befinden.'  HDolher  1851.  .Der  Stich  des  Blattes  (Zahl 
der  Zähne  auf  einen  Zoll)  war  sowohl  für  den  Boden 
als  für  die  Enden  des  Wuppes  genau  vorgeschrieben.' 
ABürkli  1877.  En  stnrche'',  schöne  B.;  en  dicke'', 
dünne''  B.,  wobei  zu  unterscheiden,  ob  von  dickem, 
dünnem  Boden  in  Bez.  auf  das  , Blatt'  allein  oder  auf 
den  Zettel  die  Rede  ist;  im  erstem  Falle  ist  die  An- 
zahl der  .Rohre',  im  letztern  die  Anzahl  der  Fäden  per 
Zoll  massgebend  Ap;  B;  LG.;  Ndw;  Z.  ,Es  gibt  Böden, 
sagt  man,  wenn  durch  mangelhafte  Anrüstung  der 
Zettel  vor  dem  Geschirr  nicht  gleichmässig  sich  öffnet, 
so  dass  das  Schlussloch  ungleich  weit  ist  oder  je  die 
obere  und  untere  Zettellage  verteilt  erscheinen'  Z. 

and.  bodam,  nihil,  lodern.  Zur  Behandlung  des  Auslauts 
vgl.  die  analogen  Verhältnisse  bei  Fadem  (Bd  1  07'.'),  Gadem 
(Bd  II  111).  Oie  l'l.-Fonn  Bödme*,  Bodne"  usw.  kommt 
eig.  nur  dem  Hat.  zu;  aus  dein  Ins.  häufigen  Vm keniincii 
dieses  ('usus  erklärt  sich  die  Ausdehnung  der  Komi  auf  den 
ganzen  PI.  In  GrNuf.,  Sjil iilt.  gill  der  PI.  Böden  nur  in 
Med.  •!  b,  sonst  Böde*.  Von  ä.  Formen  seien  noch  angefahrt; 
Hut.  PI.  .bödmen.'  /.Bil..  1">:!1/4S.  Dim.  .Büdcmlein.'  1669, 
AaWett.,  Jiödenili.'  XVIII..  Z  Kochb.  Hie  oben  durchge- 
führte Verteilung  der  Midi,  KAA.  auf  die  verschiedenen  Bedd. 
hat  insofern  etwas  Missliches,  als  die  zu  Grunde  liegende 
>  mietete  Anschauung  nl't  nicht  mehr  sicher  zu  erkennen  ist; 
auch  hat  sie  den  Nachteil,  dass  nun  mehrfach  die  selben 
Wendungen  au   verschiedenen  Orteu    wiederkehren.  —  Das 


1029 


Bad,  bed,  bid,  lind,  bnd 


1030 


W.  findet  -i i l-  1 1  überaus  häufig  in  Orts-  und  Flurnamen,  wohl 
immer  in  Bed.  2  :i  oder  b;  welches  »on  beiden  im  einzelnen 

Falle  zutrifft,  liesse  sich  nur  auf  Grund  genauer  Kenutniss 
der  topographischen  Verhaltnisse  entscheiden;  im  Allg.  wird 
in  prap.  Verbindungen  die  Präp.  .in'  auf  Bed.  2  a,  ,uf  da- 
gegen  auf  -  b  hindeuten.  1)  als  einfaches  W.  mit  oder  ohne 
Prap.  Bede»  Ap;  B;  Gr;  G;  Seh;  Th;  Zg;  '/,.  Im  /.'.  B; 
Gr;  GMels;  W;  Z:  1380,  ZEIgg;  1694,  AaWett.  ,Das  kleine, 
von  der  Aar  durchströmte  Tal  im  Grund,  auch  Hasle  im 
Grund  oder  Hasle  im  B.  genannt.'  Jahn  1S.">7.  ,üie  von 
Schwitz  und  Glariss  lagend  zu  Hottingen  im  B.'  Edlih.  Uf 
'',ni  II.  Gr.  .Ein  pletzli  genanut  binden  am  b.'  1553,  ZHinw. 
Budeli,  Talgrund  um  BInterl.  Ufern  Bödeli  GrValz.;  Schw 
Muo.  (Bödemli).  Bude*  GSa..  oT.  Uf  de"  schone'  Böde',  Teil 
einer  Alp  GMels.  Bödme'  Ap:  B;  GMosn.;  W  (auch  ,in 
den,  dem  B.');  7.  (.in  der,  im  B.').  .Von  der  laugen  wis, 
stosst  an  die  bödmen.'  XV..  SchwTuggen.  .Ein  matten  in 
euen  bödmen.'  1437,  UwSa.  , Genamt  das  guot  ze  bödmen.' 
1488,  LRusw.  .Walthram  von  bödmen.'  Vad.  Bödme'  GrA., 
Partn.  d'  de'  B.) ;  Obw;  ZWeiach  (im  B.).  —  2)  als  erster 
Teil  von  Zssen:  ,Boden-Acker'  Bs;  B;  G;  Z,  ,-Gaden'  Ap, 
,-Holz'  B;  G;  Z,  ,-Matf  B;  ZHorg..  ,-Berg'  Gl;  L,  ,-Büti'  Aa, 
,-See'  G;  Th,  ,-Weid'  Z.  —  3)  als  zweiter  Teil:  , Eber-Boden' 
GWildhaus,  .Ober-'  U  Ander  matt  (der  ober  II.  GrGrüsch), 
, Ochsen-'  Gr,  ,Adel-'  B;  L;  Schw,  ,Edel-'  P,  .Egglis-'  G, 
,Albis-'  G,  .Elster-'  Aa,  , Ampfern-'  Ap,  .Unteraar-'  B,  , Ar- 
gen-' Gl,  , Erlen-'  Gr,  ,Uruer-'  U,  .Aschen-'  Gl,  ,Au-'  G, 
, Vogel-'  Gr,  , Felder-'  Schw,  .Finster-'  S,  ,Feissten-'  B  (,Qnod- 
dam  nemus  mixtum  pratis,  Feisstenbodeu  noniinatnm.'  1253, 
Urk.),  .Frisal-'  B,  ,Gold-'  UwE.  (schon  1472;  1513;  .gol- 
dener B.'  GYVvli.  .Galgen-'  Gr,  , Geist-'  Gl,  ,Geiss-'  Gr;  Zg, 
.Grüsel-'  Schw.  .Hohl-'  Z.  .Hürlis-'  F,  .Hirz-'  Bs;  B,  .Heu-' 
Gl,  .Hexen-'  Gr  (Tsch.  102.  199.  730),  Jüz-BödeU  Gr,  ,Küh- 
Boden'  Gl;  Gr,  Kafig-Bödeli  Gr,  ,Kellen-Bod«n.'  AaWett. 
Urk..  Chol-  Z.  .Kalten-'  Z,  .Kennel-'  Gl,  .Kiienis-'  Gr.  , Köpf- 
ler-' Gr.  .Ketzer-'  SchwE.  (I.iit..  Sagen  232),  .Krotteu-.' 
1537,  ZEIgg,  .I.uegin-'  B,  .I.immern-'  B,  .Liud(en)-'  GT., 
.Lang-'  Z,  .Lenzen-'  Gr,  ,Maien-'  Gl,  ,Meicrs-'  Gr;  Z,  ,Mu- 
chets-'  ZoHasli,  .Miilli-'  G  (.im  M.'  GMels),  .Meissen-'  B; 
Gl,  .Meisi-'  B,  .Mutternen-  Gr,  .Nessligen-'  B,  .Nasten-'  S, 
.Nestel-'  S,  ,Biiggeu-'  Aa.  .Bären-'  B;  Gl;  ZZell,  .Baarer-' 
Zg,  ,Büren-'  feine  Terrasse]  ZO.,  .Pfaffen-'  B,  .Pfingst-' 
GoT.,  .Brenn-'  GrA.,  ,Ruoh-'  Gr,  ,Ross-',  alter  Waffenplatz 
bei  GrChur  (28  Fahnchen  sammelten  sich  ,uf  Curer  R.'  1607, 
Ardiisor);  UAnderm..  .Rischi-'  L,  ,Snnni-'  Gl,  .Säten-,  Sätli-' 
Gl.  ,Slti-'  Schw,  .Süters-'  Gr,  .Sewelen-'  BSi.,  .Saxers-'  Gr, 
.Schün(en)-'  F:  GT. ;  Schw,  .Schindel-'  Gr,  .Scher-'  GrLugnez, 
.Scheiten-'  Gr,  ,S.  hützer-Bödeli'  Gr.  , Schlacht-Boden'  <;,  .in 
d<  n  Schwannn-Böde11'  GMels.  .Schwin-Boden'  Gr.  .Gschwend-' 
Z,  ,in  de"  Stöcker-Böde"'  GMels.  .Stein-Boden'  I! :  Gl,  .Stur- 
nen-'  Gr,  .Tüchel-'  L,  .Tiefen-'  Gl,  .Teilen-'  Aa,  ,D61tscbi-'  Z. 
,Toten-'  L  (,der  tod  B.'  GrValz.),  .Wilden-'  Gr,  .Wannen-' 
Aa;  Z,  .Wasser-'  Gr,  .Wiss-'  U.  .Wisigen-'  Gr,  .Wetter-'  Gr. 
Vgl.  (JRietmann  ISIS,  41  f.;  Die  Ortsch.  des  eidg.  Frei- 
staates Bern  1838,  32  ff. ;  U.M.  y«  r  1849,  14;  OHenue-Am 
Rbyn  1868,  34  f.;  Alpenp.  1S74,  258;  Anderegg  1897,  125. 
—  Als  Familienname  erscheint  Boden  BDiemt.,  sehr  oft  Im- 
boden  BGt.;  U;  W;  .Bodenmüller'  SchwE.,  .Bodenmann'  Ap 
Urnäsch  (seit   1513). 

Oren-Bode°:  hinteres  Ende  eines  Langbrotes, 
das  im  Ofen  nicht  wie  gewöhnlich  an  einen  andern 
Laib  angeschossen  wurde  und  daher  eine  durchweg 
ausgebackene  Binde  zeigt  Gl.  S.  Bodem  S.  —  Erd-, 
auch  Erds-  Soh;  ZO.:  Verstärkung  von  Bodem  1.  De 
stierist  jo,  wie  wenn  d'  uiittst  Löcher  bore'  mit  den 
Augen  in  E.  i'e".  Stutz.  .Jeden  10  Klafter  tief  in 
den  E.  hinein  donnern.'  ebd.  Eim  alli  E.-Schand 
sage"  BsStdt.  Noch  mehr  verstärkt:  In  Grund-E. 
verderbt  Sch.  Namentlich  auch  in  der  Verbindung: 
uf  Gottes  E.  Bs;  B;  Tu;  Z.  Du  bist  doch  der  trürigst 
Kerli,    wo  uf  Gottes  E.  ume'lauft!   --    Estrich-:  = 


Estrich  3  (Bd  1  579)  ZBauma,  Mönchalt.  —  Feld-: 
(ebenes)  Feld.  .Lag  Kaiser  Constantiua  mit  dem  Volk 
in  den  obgemelten  grawen  Fäldbödmen,  welches  nir- 
gend anderstwo  sein  kau,  dann  in  der  Gelägenheit, 
da  jetzund  Chur  die  Statt  liegt.'  Guler  1616.  ,1m 
Fäldboden  zwüschen  der  Aar  und  Reuss  bei  der  Statt 
Windisch.'  ebd.  .Denn  jhenseit  derselbigen  [Donau] 
habe  man  keinen  Fäldb.  austeilen  können.'  ebd.  — 
Vis-.  .Verbrennt  [beim  Rorschacher  Klostersturm] 
ain  stainhütten  mit  sampt  dem  visboden  daruff;  ist 
costlich  gewesen  und  mengerlai  zierd,  so  die  maister 
brachen,  daruff  gelegen  ist.'  1489/90.  Zellw.,  Urk.  II, 
2,  81.  —  Fuess-:  Fusssohle  ApI.  —  Flöh-:  spöt- 
tische Bezeichnung  des  Dachbodens  der  alten  Kaserne 
in  ZStdt  im  Munde  der  Soldaten.  Mer  händ  müesen 
im  El-n  oben  übernachte".  —  Flör-Bödeli:  der  mit 
schwarzem  Flor  besetzte  Boden  der  Kappe  alter  Frauen 
GrD.,  Pr.  ,[Sie  setzten  der  Puppe]  auf  den  Kopf  ein 
Fl.  mit  Chrüseli.'  Jäklin  1878.  —  „Flösch-Bodc": 
Boden  mit  einer  Unterlage  von  Lehm,  der  bei  reg- 
nerischer Witterung,  von  den  Klauen  des  Viehs 
durchstochen,  schlüpfrig  wird,  so  dass  das  Vieh  oft 
nicht  ohne  Gefahr  des  Herunterstürzens  weiden  kann 
BSi."  —  Griess-.  ,Hier  grasiehte  (mit  Gras  be- 
wachsene) Wasen  (Büschen),  dort  dürre  Griessflecken 
(Griessböden,  Ägerten,  dürre  Heiden).'  Spleiss  1667. 
—  Hübe"-:  gestickte  Hinterwand  der  Zug- Hüben 
(Bd  II  954)  Gl  (Schüler).  -  Holz-:  PI.  (Dat.  -Bödne" 
BHk.),  Lederschuhe  mit  Holzsohlen,  Holzschuhe  Aa 
Leer.,  L.,  Zof. ;  Bs;  B;  S.  ,Der  Schuhmacher  hätte 
seine  Sonntagsschuhe;  in  den  Holzböden  könne  es 
nicht  wohl  zum  Pfarrer  gehen,  das  Hochzeit  anzu- 
geben.' Gotth.  ,Zu  Kilt  läuft  man  nicht  in  den  Holz- 
böden.' ebd.  ,Die  nur  am  Sonntag  Lederschuhe  tragen, 
an  andern  Tagen  Holzböden.'  ebd.  Es  pur  warmi 
Holzbödeli  für  es  arms  China.  Dr  Bari  1886.  Wenn 
der  Mist  dämpft  und  Eim  dürch  d'  Hohböde"  dürfen 
a"  d'  Füess  'brönnt  het.  Schild.  —  holz-bodne", 
-bödele":  Jlolzschuhe  verfertigen  B.  —  Holz-Bö- 
deler:  Verfertiger  von  Holzscliuhen  B. 

Hunds-:  1.  schlechter  Bietboden  Z.  —  2.  Um- 
bildung von  Hunds- Hoden  (Bd  II  994)  ZTö.  - 
Hängli-:  nach  unten  sich  ziehender,  sackartiger  Teil 
einer  Alp  Onw;  Syn.  Schwand.  —  Hepf-:  dünne 
Schicht  sehr  zäher  Erde  zwischen  den  Steinschichten 
AeK.  (im  Munde  der  Steinbrecher).  —  Herd-:  Acker- 
boden. .Mit  reben,  h..  hüsern'  usw.  1500,  Bs  Urk. 
, Sunderlich  aber  h.,  besitzungen  und  ander  güctere.' 
ebd.  —  Hasel-:  trockenes,  unfruchtbares  (GTa.),  mit 
kleinen  Kieselsteinen  (,rotem  Eisenocker.'  Boom.) 
durchsetztes  Erdreich  AALeer.  —  Heu"'-:  Boden  der 
Heubühne,  bzw.  die  Heubühne  selbst  B;  ScnwArth. 
Syn.  H.-Tili.  Me"  muess  der  H.  blatte",  er  het  afe" 
Löcher.  —  Kübel-.  .Lützenburger  will  für  einen  sehr 
spitzfündigen  Mann  (ja  wie  ein  K.)  gehalten  werden.' 
Cblosterguggu  1687.  ,Er  ist  spitzfindig  wie  ein  K., 
homo  plumbeus.'  Met.,  Hort.  1692.  Vgl.  Gr.  WB.  V 
2489.  —  Chappe"-:  1.  =  Bodem  5  b  ZS.  Von  einer 
kleinen  Fläche  sagt  man  etwa,  man  könne  sie  mit 
einem  Ch.  decken.  —  2.  =  Bodem  ö  a.  .Kappenböden, 
mit  Gold  und  Silber  gestickt  [werden  verboten].'  Zg 
Mand.  1723.  .Alles  Silber  und  Gold  soll  verboten 
sein,  ausgenommen  dem  Frauenzimmer  von  leichtem 
Gold-  oder  Silber-Brocard  das  Käpplein-Bödelein  und 
Muzlein.'  1766,  LStdt.  —  Cher-:  Treppenahsatz  (wo 


1031 


Bad,  bed,  bid,  bod,  bnd 


lrtP.2 


die  Treppe  eitert)  ScnwE.,  Rothenthunn.  —  Chleb- 
Bode":  ans  Deckengebälk  eines  Gemaches  festge- 
nagelte Bretterdiele  UwStans;  Z.  Syn.  ChUb-Tili.  — 
Mist-:  Boden  des  Düngerwagens  SThierstein.  — 
Blöcker-:  aus  aneinander  gereihten  rohen  Balken 
bestehender  Boden  (namentlich  der  Heubühne  in  pri- 
mitiven Ställen)  GMels.  —  Blind-:  unmittelbar  auf 
den  Balken  ruhender  Zwischenboden  unter  dem  eig. 
Fussboden  Bs;  B;  G;  SL.;  Z.  —  Blatt li-:  mit  ge- 
brannten Thonfliesen  belegter  Boden  AALeer.,  Schöftl.; 
Bs;  B;  Tu  (Ble'ttli-);  Z.  Vgl.  Bl.-Ghammer  (Bd  III 
252).  —  Brügi-:    Bretterboden,    bes.    im  Stall    BBr. 

—  Näch-brett-:  oberster  Dachboden,  unmittelbar 
unter  der  Dachfirst  AAAllisehwil.    Vgl.  Näch-Bretten. 

—  Reche0-:  =  dem  Vor.  AAFri.;  BsL.;  ScnwE.,  Ro- 
thenthurm;  S;  ZBauma.  Rafz,  Niederurd.,  Zumik.  — 
Richs-:  öffentlicher  Grund  Z.  ,[N.  N.  zahlen]  7  Pfd 
Busse,  weil  sie  ihre  neue  Scheune  zu  einem  geringen 
Teil  auf  R.  setzten.'  1665,  ZObf.  1740  trat  die  Ge- 
meinde AAAbtwil  ein  Stück  E.  einem  dortigen  Haus- 
besitzer ab,  jedoch  nur  unter  den  Pflichten,  wie  ihn 
die  Gemeinde  bisanhin  besessen  habe,  ,dass  dieser 
Boden  nicht  angepflanzt,  auf  ihm  Nichts  abgelagert 
und  auch  kein  Gebäude  errichtet  werden  dürfe,  damit 
er  zu  jeder  Zeit  zur  Verfügung  stehe.'  Z  Anz.  1886'. 
Land,  welches  ausser  den  Privatmarken  an  die  Land- 
strassen stosse  (sei  als  R.  qualifiziert).  1784.  Abscb. 
VIII  444.  Uf  "cm  B.  laufe1',  in  schadhaften  Schuhen 
gehen  ZB. 

Run-:  Waldstelle,  auf  der  Holz  verfault  FSs.  — 
Vgl.   Ron-Holz  (Bd   II    1258). 

Riss-:  Entwurf,  Riss.  ,Wann  Einer  begert,  Mei- 
ster ze  werden,  was  dann  ein  ganz  Handtwerch  ime 
für  ein  Meisterstück  ufgibt,  solle  er  zum  ersten  alle 
Ryssböden  machen  und  dieselbigen  vor  einem  ganzen 
Handtwerch  zeigen.  Wover  dann  dieselbigen  recht 
gerissen,  solle  ime  vergundt  syn,  mit  dem  Meister- 
stück fortzefaren.'  Z  Ratserk.  1005.  —  Ruess-:  Dach- 
boden in  Häusern,  die  keinen  Schornstein  besitzen. 
1849,  L  Kantonsbl.  (für  Rotenb.).  Syn.  Ruess-Gadtm 
(Bd  II  119).  —  Reiti-:  =  Bechen-B.  B;  S.  Syn.  Beiti- 
Tili.  —  Rüt-:  Rodung  Ap;  B.  —  Such-:  sumpfiger 
Boden,   Rietboden,   sumpfige  Stelle  in  Wiesen  GrHc. 

—  Sal-.  ,Auf  dem  Sahlboden  einen  2-schuwigen 
Ergel,  auf  den  übrigen  zweien  Böden  3  Schuw  breite 
Ergel  zu  bauwen.'  Z  Vergleich  1728.  —  Seile"-: 
auf  den  Grundschwellen  liegender  Boden  Z.  —  Sar-: 
Moorboden  mit  stagnierendem  Wasser  Z.  Vgl.  Sar- 
Bach  (Sp.  954).  —  Schieb-:  =  Blind-B.  B;  L;  SL. 

-  Schutt-  AALeer.,  Schütti-  ZWelzikon:=  Bechen-B. 
,Der  ober  Schüttiboden  im  Spycher  bei  der  Mülli.' 
L696,  Z  NGlatt  Urk.  —  Sehlim-:  mit  Sand  und  Thon 
gemischtes  Erdreich  ÄABb.  ,Ob  es  Lättengrund, 
Grienboden,  leichter  Schieinboden,  guter  schwarzer 
Grund.'  Kurze  Instruction  1709.  Vgl.  Schli-Sand.  — 
Schräg-:  =  Blind-B.  Aa  (Rochh.);  Tu  (Schre'g-J;  Z. 
Syn.  Schräg-Tili.  —  Teil-:  Gesamtheit  der  Grund- 
stücke, die  Einem  einzeln  bei  einer  Erbteilung  zufallen 
GrPi.  —  Tili-:  1.  Boden  eines  Zimmers,  Stockwerkes, 
meist  aber  Zimmerdecke  GrD.,  He.,  Pr.,  Seh.  (Tsch. 
101).  —  2.  Heuboden  BBr.  --  Tanz-:  1.  wie  nhd. 
allg.  Spöttische  Bezeichnung  einer  Räumlichkeit  im 
Bs  Bathaus  (lt  Volksbotenkai.  1894).  E"  Stube"  wie- 
n-en  T.,  eine  sehr  geräumige  Stube  Z.  E*  Nase"  ha" 
wie-n-e"  7'.,  eine  grosse  Nase  Bs.    Ebe"  wie-n-en  T.,  von 


Grundstücken  B;  Tu;  Z.    Flurname  BGt.    Name  einer 

Anhöhe,  auf  der  alljährlich  eine  Setine'-Chilbi  ab- 
gehalten wird  GT..  einer  Örtlichkeit  oberhalb  Gu 
Mastrils,  wo  die  Hexen  ihre  jährliche  Zskunft  abhalten 
sollen.  —  2.  Dini..  Glatze  Z.  —  Träm-:  1.=  Blind- 
B.  Z.  —  2.  Balkendiele  in  Wohnhäusern,  spec.  Dach- 
boden AAFri.;  L;  S;  UwHerg.  .Oberer  Tr.',  Raum 
über  der  Scheune  zur  Aufbewahrung  der  Getreide- 
garben AaFh.  (Rochh.).  —  R  eche"-träm-:  oberster 
Boden  eines  Hauses,  der  die  Basis  des  Firstdreikants 
bildet  /..  —  Tschuep-:=  Träm-B.l  B  (Rothenbach). 

Weid-:  Weidegrund.  .Vil  schöner  Matten  und 
mechtig  grosse  und  weite  Weidböden  ligen  in  discra 
Land.'  Giilf.r  1025.  —  Won-:  Stockwerk  als  Wohn- 
raum Z.  —  Zins  Zis-:    Zinsgut  GrD.,  He.,  Pr.,  Seh. 

bode":  durch  Ziehen  an  einer  Schnur  eine  me- 
chanische Vorrichtung  in  Bewegung  setzen,  vermit- 
telst deren  gewisse  Flügel  des  Webergeschirrs  zeit- 
weilig ausser  Tätigkeit  oder  wieder  in  Tätigkeit  ge- 
setzt werden   Z. 

Bode"heimer(li):   Kartoffelbranntwein  BM. ;  S. 

Eig.  der  Name  des  Begründers  der  ersten  staatlichen 
Branntweinbrennerei    im    Kt.   Bern. 

bodige",  in  BBe.  (lt  Dan.)  auch  -ö-:  zu  Boden 
werfen,  überwältigen  ;  dann  übh.  bemeistern,  mit  etwas 
fertig  werden,  zu  Grunde  richten  Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr; 
L;  G;  S;  Tu;  Uw;  Z;  in  AARuedert.  in  der  Formel 
übertue"  und  b„  übertreffen,  hinter  sich  lassen.  .Stark 
und  gewaltig,  wie  er  war.  zeigte  er  dem  Hansheiri. 
dass  er  auch  noch  einen  Müller  b.  könne.'  Breitenst. 
,Die  Erdöpfelkofer  hielten  den  Brönzwylern  vor,  wie 
oft  sie  dieselben  gejagt,  gescheitert,  gebodiget  hätten.' 
Gotth.  Die  seit  nie,  wie  menge"  Schoppe",  wie  mengs 
Würstli  oder  wie  mengi  Portion  Bratis  irh  'boäigel 
ha".  B  Dorfkai.  1808.  S.  auch  herd-fällig  (Bd  I  764) 
und  Hör  2  (Bd  II  1505). 

bodmeeht:  eben  gelegen.  ,[Strabo  sagt]  das  die 
Rhetier  bloss  an  den  Bodensee  angestossen,  ouch  nun 
die  obersten  höhinen  der  Alpen  bewonet,  und  die 
b-en  land  in  den  bergen  und  bim  Bodensee  der  Hel- 
vetiern  und  Vindeliciern  gewesen.'  Tscbudi  1538.  .Die 
Helvetii  und  Vindelici  wohnen  vast  in  denen  b-en 
landen  der  gebürgen.'  TscHum,  Gallia. 

bödme"  bodne"  BE.,  S.;  GRHe.,  bödme"  „B;"  Gl; 
GRObS.,  S.,  V.;  „LE.;"  Schw;Uw;  „Zg",  bndnc"  Bli.: 
1.  einen  Boden  legen,  anbringen,  in  Hausräumen,  Ge- 
fässen  usw.  Gl;  Gr;  „LE.;"  Uw;  „Zg."  De"  Mist- 
platz b.,  den  Boden  für  den  Düngerstock  legen  Obw. 
,[Die  Häuser  der  Gallier]  haben  innwendig  viele  bü- 
ninen  oder  gebodmeter  estrichen.'  Tscuuni,  Gallia. 
.Viel  leut  konnten  nit  gnuog  fässer  bekommen,  muoss- 
ten  standen  bödmen.'  1552,  HWeber  1809.  ,Die  Trora- 
men,  so  ins  Zeughaus  gehören,  zu  bödmen.'  1008. 
Ndw.  Beim  Laden  von  Heu  usw.  die  unterste  Schicht 
legen,  durch  die  der  Aufbau  des  Fuders  bestimmt 
wird  GRHe.  Im  Magen  einen  Grund  legen,  ebd.;  s. 
Bodcm  3.  Übertr..  den  Grund  legen  zu  Etwas,  den 
Anfang  machen  UwE.  —  2.  =  bodigen  BE.,  G.,  S.; 
ScuwMuo. 

Ter-.  .Tabulare,  vertäfeln,  mit  laden  verbodmen.' 
Fris.  .Ja,  man  musste  aus  Mangel  der  Fässeren  viel 
Trottstanden   und  Zuber  verbodmen.'  JEEscuer  1092. 

Bodmer  II:  1.  (PI.  Bödmer  UwE.)  Bewohner  eines 
.Bodens'  (i.  S.  v.  Bödem  2 »)  BHa.;  Uw.  Gegs.  BergfUer. 


1083 


Bail,  bed,  bid,  1m.i1.  l.nil 


[034 


IV  11.  hein  düo  <!'  Berger  verjeikt  BHa.  D'  Bödmer 
hend  hutt  Chilbi  UwE.  —  '-'.  Familionn.  in  B;  /.  (vgl. 
Egli,  Z  Wappenb.);  früher  auch  in  AaB.;  Ar:  GR.; 
Seil;  Scnw.  .Domus  diss  Bodimers.'  1253,  Scb  (JJRüeg. 
1606).  —  3.  im  B..  Name  eines  Schlosses  in  GRMalans. 
.Nächst  ob  Malans  ligt  der  B.,  eines  edlen  Herrn  von 
Salis  Wohnung.'  XSererii.  1742.  .Ein  garten  zuo 
|  Tu  |  Arbeu  hei'sst  der  B.'   1378,  Z. 

Bodmi  f.:  Name  einer  Alp  am  Fusse  des  Augst- 
matthorns  BHk.     Vgl.  Büdmi. 

büdele":  1.  tr.,  Jmd  zu  Boden  werfen  GRFläsch; 
„LE.;"  GW.  —  2.  nach  landesüblichem  Brauch  beim 
Tanzen  mit  den  Schuhen  im  Takte  auf  den  Boden 
trommeln;  tanzen  übh.  Gl;  Schwj  Zu;  ZU.  l'ml  bö- 
delet  und  gäuerlet  ei's,  dass  's  Hüsli  zitteret.  MLienert. 
Kr  cha""  nie  rüchig  stö" ;  er  bödlet  und  (f  wirbt,  cha"  's 
Keine  esö.  ebd.  —  3.  „gerne  zechen,  d.  h.  die  vollen 
Weingläser  bis  auf  den  Boden  leeren  LE.;"  SciiSt. 
(Sulger). 

iise"-:  tr..  zu  Boden  strecken  ScnwE.  Kitte"  um 
ae"  Andre"  hät-er  use"'bödelct.  MLienert. 

Bodeler  BO.,  Büdlcr  Brei;  GT.:  =  Bödmet-  II  1. 
.Mitten  auf  dem  von  einem  Kranze  von  Sennen  und 
Bödlern  umgrenzten  Platze  beginnen  jetzt  die  Spiele.' 
Mäher  1871.  Im  BO.  spec.  die  Bewohner  des  Bödcli 
um  Interlaken. 

ge-bödelet  p-:  von  einem  Gefässe,  dessen  Inhalt 
gerade  den  Boden  deckt  AALeer.;  ApK.;  G;  „Schw;" 
Tu;  „Zo;"  Z.  Dcr  Ghratte"  ist  (bloss)  'b.  Ph  ha" 
(erst)  'b.,  sagt  z.  B.  ein  Erdbeersuchender. 

über-,  in  G  oT.  über-bödtnelet:  =  dem  Vor.  Ap; 
Gl;  G  oT.,  W.;  Z.  De  Täller  ist  chüm  aueh  ühcrbödelet 
g^si".  Gib-mer  nüd  voll,  tiW  eso  überbödelet.  Auch  mit 
Bez.  auf  den  Erdboden:  Das  sind  ril  Ghriesi  g'tege* 
[unterm  Baum],  Alles  überbödelet! 

ver-:  =  dem  Vor.  AALeer.,  St.;  GMels,  Rh.;  S;  Z. 
A:  Wie  ril  hast  (im  Chratteti  ine")?  B:  Verbödelet 
ZO.     S.  auch  manggen  I  (Sp.  330). 

bödig,  nur  in  der  Verbindung:  I'1'  bi"  lt.,  nehme 
das  Spiel  oder  den  Kampf  auf  (eig.  fühle  festen  Boden 
unter  mir)  Gl. 

Bödmere":  1.  (PI.)  Ort  mit  mehreren  Grasflächen 
zwischen  Hügeln  UwE.  ,Und  von  dannen  richtig  durch 
biss  anfangs  des  bands  ander  den  krützbödmeren.' 
1513,  Tauschbrief  zw.  U  und  UwE.  —  2.  (f.)  Name 
einer  grasreichen  Alp  SchwMuo. 

Bodesch  Bödäsch  n. :  Mauernische  beim  Feuer- 
herd, woriri  die  Plätteisensteine  erhitzt  werden  S. 

Wohl  =  nhd.  , Podest',  Treppeuabstufung.  In  diesem  S. 
einmal   ,Bodess'   f.  XIX.,  ZMönchalt. 

Podestat  Budistät:  Titel  der  von  den  rätischen 
Bünden  von  1512/1795  für  die  Veltliner  mandamenti 
eingesetzten  Ammänner  Gr  f- 

ßii'iTiiser  m.:  kleiner  und  dicker  Mann  oder  Knabe 
TiiBerlingen. 

Bndel  I,  Pudel  (-ü'-,  bzw.  -ui-,  -öü-  AaFH.  ;  BsStdt; 
Gl;  Schw;  Uw,  sonst  -ü-  und  zwar  -ü'-,  soweit  zw. 
ü'  und  ü*  unterschieden  wird)  m.  —  PI.  Büdcl  Ap; 
GMels,  Budle"  BBe.,  Si.;  S;  Ndw  tw.  —  Dim.  Bttdeii: 
1.  =  Pudel-Hund  (Bd  II  1432).  allg.  Si*  schäme"  wie- 
n-e"  (nasse)  B.  Bs;  B;  Z.  B.  schere",  häufig  Schnaps 
.trinken  (Wortspiel  mit  Bude!  II 1)  GrRIi.  —  2.  übertr. 
a)  Kalb,  das  mit  struppigen,  langen  Haaren  vom  ersten 


Ufenthall  anfdet  Alp  heimkehrt  GMels.  -  b)  Mensch 
mit  langen,  krausen  Ilaaren  Ndw.  Ihti  bist  es  rechts 
Puidili!  —  c)  Staubwischer  mit  langen  Fäden  B 
Langent  —  d)  aus  lang  hervorstehenden  Tuchenden 
zsgesetztes  Fnsskissen.  ebd.  —  .'!.  langes,  wolliges 
Haar  GG.  Er  hat  e"  II.  Langes,  ungekämmtes  Haar 
Aa.  Spec,  Pudeli,  crines  genitalium  feinime,  pubes 
Ar.  —  4.  Pelz,  Pelzware  LG.  (Ineichen).  Vgl.  Pudel- 
Kappen  (Bd  III  392),  -Mützen  (Sp.  622).  5.  (in 
Bs  auch  Bitdeli)  untergeordnete,  die  niedrigsten, 
schmutzigsten  Dienste  verrichtende  Person  Bs ;  (i; 
Th;  Zg;  Z.  Vgl.  P.-Magd  (Sp.  117).  Gew.  in  der 
RA.:  De''  P.  si",  (Kim)  de"  P.  mache",  für  jeden 
Dienst  gut  genug  sein,  sich  zu  Allem  hergeben.  .Das 
habe  es  jetzt  dafür,  dass  es  immer  den  P.  gemacht 
und  Alles  gelitten  habe.'  Breitenst.  —  b\  Mensch  von 
niedrigem  Charakter,  Schmarotzer,  Schamloser  AaHL, 
Leer.,  Z.;  „G;"  Th;  UwE.;  W.  .Mettler  habe  den  M. 
einen  Buddel  geheissen.'  1781,  Z  OGlatt.  Liederlicher 
Mensch,  Lump  AARotrist;  S;  s.  Hudel  (Bd  11  995). 
Liederliches  Weibsbild,  Dirne  BsStdt  (Anon.  ad  St.). 

—  7.  burschikose  Bezeichnung  des  Pedellen.  Stoden- 
tenspr.  —  8.  Fehlschuss  beim  Kegelschiehen  GStdt. 
Eti  B.  mache".  —  9.  ein  mit  Speck  gespickter  Kalbs- 
braten G.  —   Dl.  erster  Mörtelbewurf  Ap. 

Äsche"-:  =  Äschen-Gredel  (Bd  II  704)  Bs  (Seiler). 

—  Chuchi-:  Person  in  niedrigster  Stellung  Z.  S.  auch 
Huper-Ghleid  (Bd  III  023).  —  Rainpar-:  liederliche 
Dirne,  die  auf  den  Bollwerken  (frz.  remparts)  herum- 
streicht, Soldatenhure  BsStdt  f.  Vgl.  Hag-Laster 
(Bd  III  14üö).  -  -  Sü"  Sou-:  Einer,  der  unflätig 
redet  AaZ. 

pudelig:  zottig,  von  der  Ziege  Obw. 

Budi  I  Aa  (Pü'di);  „Gl;  L;  Scii",  Büdi  Scn 
(Kirchh.):  1.  m.,  kosende  Bezeichnung  a)  eines  (klei- 
nen, dicken)  Hundes.  aaOO.  —  b)  eines  kleinen,  dicken 
Knaben  Aa.  Syn.  Pfudi.  —  2.  (auch  B-)  n.,  Gcsäss 
der  Kinder  AaF.,  Ke.     Syn.  Fudi. 

Das  W.  berührt  sich  begrifflich  mit  der  unter  Budel  1 11 
behandelten  Sippe;  doch  sprechen  die  Vocalverhältnisse  gegen 
etym.   Zsgehürigkeit. 

budle"  I,  pudle"  (in  BsStdt;  Scnw;  Uw  -ü'-,  bzw. 
-ui-,  -öü-,  sonst-«'-):  1.  intr.  Kim  p.,  wie  ein  Pudel 
dienen,  sich  von  ihm  zu  den  niedrigsten  Diensten  ge- 
brauchen lassen  B  (Zyro).  —  2.  (in  GW.,  We.  battle", 
in  GrScuoIius  ptittle")  tr.  (bes.  in  der  Verbindung 
ume*-b.),  Einen  wie  einen  Pudel,  d.  h.  grob  oder  ge- 
ringschätzig behandeln,  unsanft  mit  Einem  oder  Etwas 
umgehen,  tüchtig  hernehmen  (auch  mit  Worten)  AaBd., 
Z.;  Bs;  B;  LG.;  G;  Scb;  Scnw;  Tu;  UwE.;  Z.  herum- 
jagen, -zerren  G,  schütteln,  zausen  AABb.,  Z.;  Obw, 
drücken,  knutschen  (von  Kindern)  Ap;  G.  Er  losst 
sic''  b.,  er  lässt  auf  sich  herum  treten  BsL.  ,So  ein 
armer  Teufel,  ein  Waschlumpen  der  ganzen  Welt,  den 
Alles  hudelte,  pudelte.'  Gottii.  Ume'püdlet  werde; 
vom  Schicksal  herumgeworfen  werden  Scbw.  —  3.  un- 
pers.  =  hudlen  II  9  (Bd  II  1003)  Ae;  GT.;  ZO.  Syn. 
ruhten.  ,Es  hudlet  unguet,  es  schneit  gar  krause.' 
TTobl.  ,Es  muss  im  Hornung  noch  pudeln,  sagen  die 
alten  Leute.'  Z  Post  1892.  —  4.  (in  den  Verbindungen 
mite"-,  devo"-b.)  durch  Schnee  und  Regen  laufen  GF.; 
ZWyla.  G' sehst  de*  se^b  Ma""  det,  me-n-er  devo* 
hudlet  ? 

ab-:  tüchtig  ausschelten  AALeer. ;  B  (Zyro). 


[035 


Bad.  beil.  bid,  bod,  lnnl 


1036 


er-budle":  1.  hernmzerren  (z.  B.  Mädchen)  AaZ. 
Tüchtig  hernehmen,  schlagen  Z.  —  2.  nach  viel  Mühe 
und  Umtrieben  Etwas  erreichen  B  (Zyro). 

üs-:  =  pudlen  :.'.  spec.  mit  Worten  AaB!>.,  F.,  Ke., 
Z.;Bs;B;LG.;UwE.;Z.  Syn.  üs-hudlen.  DasU.söll-si 
de"  für-a"  [fürderhin]  umgerwege*  lä*,  süsch  hin-icU 
de""  di  längsti  ZU  i"  dem  Hüs  u'si";  jnte*  de""  wegen- 
eren  iedere"  Lumperei  läm  ».,  das  isch  de"  nit  ml" 
Meini*g  B  (vEütte). 

?er-:  tr..  Einen  herumdrücken,  -zerren,  so  dass 
Ilaare  und  Kleider  in  Unordnung  geraten  An;  GWe. 
Du  hest-mi'*  ganz  verbudlet.  Du  siehst  ganz  rer- 
budlet  üs. 

d  D  ro" -:  =   its-b.  AaF..  Ke. 

ge-budlet  7»-:  mit  zottigem,  wolligem  Haar  Ar; 
<ll'\.  Mels;  Z.  Man  sieht  es  gern,  wenn  Kälber  von 
ihrer  ersten  Alpfahrt  p.  heimkehren  GMels.  1'.  üs- 
i/'seh"  G.     Pudlets  Här  Gj  Z. 

I'nilel  II,  Pudel  m.:  1.  BtideJ  GRPr.  (nach  einer 
Angabe  Pudel  n.),  UVatz,  Büdel  GSa.,  T.,  Büdel  Gl; 
GWe.;  SchwE.,  sonst  meist  Dim.  Budeli  Ar;  Bs;  GrD., 
Mai..  Pr., UVatz;  Zg,  Bw'deMAABrngg,F.,St.;  B;  GMels, 
Stdt.  T.;  Tu;  Z,  Budeli  Glj  GWe.;  Schw;  S;  UwE., 
Bideli  TJSil.,  Butteli  BsL.,  Pudelti  Gr  ObS.,  kleines 
.Mass,  meist  V4-  seltener  '/s  Schoppen,  Fläschchen, 
Gläschen  Branntwein  (auch  Schnaps-B.).  .Die  Einheit 
der  Hohlmasse  für  Flüssigkeiten  war  die  Mass,  ein- 
geteilt in  Halbmass,  Schoppen.  Halbschoppen,  Budeli.' 
GMkyer  1 895  ( Ar).  .Wenn  du  mir  einen  Budel  Schnaps 
zahlst,  sag  ich  dirs!'  MLienert.  .Seine  Stimmung  ist 
durch  2 — ?>  Budeli  Trester  bereits  eine  weinerliche 
geworden.'  Gr  Kai.  1855.  Selten  für  Wein:  Es  Budeli 
Win,  das  ist  für  mic"  z'  lütsehel,  mier  sötted-er  en 
Quart  ferggen.  GPient  1898.  —  2.  Budel,  P-  BO.. 
Bidel,  P-  U  (nach  einer  Angabe  -1-);  W,  Bauch  an 
Gelassen  BO.,  derbe  Bezeichnung  für  (namentlich  einen 
dicken,  mit  Speise  vollgestopften)  Bauch.  Wanst,  von 
Tieren  und  Menschen.  Sieh  den  B.  füllen.  Wie  hesch 
du-n-e*  1'.!  hesch  brav  Vpaekt?  (lchJ  hu"  g'gessen,  's 
würt-mer  schiergar  g' schmuecht,  u"'!  hau  en  Pudel  wie- 
n-es  Würze" fessli.  Scuwzd.  (BSi.).  's  isch-mer  arig  im 
B.,  ieh  habe  Bauchgrimmen.  S.  noch  Gefräss  (Bd  1 
1318).  Magen  BO.  Hieher  wohl  die  Stelle:  .Her  b. 
des  allen  sei  zum  teil  wie  im  menschen,  zum  teil  wie 
im  hund  gelegen.'  Tierh.  1563.  —  3.  Budel,  grosse. 
dicke  Wurst,  bes.  Blutwurst  Sc«.     Syn.  Bodel  II. 

1  auch  Schwab,  und  tir.;  churw.  pudd,  Branntweinglas. 
Zu  -2  und  '■'•  vgl.  die  Anni.  zu  Bodel  II.  Vgl.  auch  die 
Gruppe   Butt-, 

Milch-:  Milchtrinker  (derb)  BHk. 
Most-Bidel:    Mostbauch.     So   nennt   der   Urner 
spöttisch    die   Bewohner   der   äusseren    Kantone,    an- 
geblich  um   sich    für  die  Bezeichnung  Stieren- Urner 
zu  rächen. 

„budelocht"  (St.2),  budloeht  (Zyro):  bauchig, 
von   einer   Flasche    BO. 

budere"  1:  refi..  „sich  mit  Speisen  voll  an- 
füllen W." 

„  Bude  rieh,-  ech",  Büderich,  -ech,  bzw.  /'-  AiSt.; 
BG.,  M.  —  in.:  1.  scherzh.  Bezeichnung  eines  (dicken) 
Bauches  AaSL;  UM.  —  2.  kleiner,  dicker  Mensch, 
Knirps    Bti..  M.  :'..  unechter   Bärenklau,    Heracl. 

sphond.  l!<i.  Syn.  Iberich  (Bd  I  48).  Mannen,  8/7 
mer  ui'  [wollen]  ga"  meje":  lueget,  nie  der  P.  g'Mt! 
UDürrenm.  1884. 


Budi  II.  1'-  m.:  1.  „grossbäuchiger  Krug.  Flasche 
LG.;"  UwE.f  Ar  seil  ihrä  J!..  dies  ischt  d'  Fraufostä- 
Fläschä,  mit  guetäm  dytschä  Weg  fittä,  ür  haltet  fiff- 
zächä  Maas.  Balz  1781.  —  2.  (Bü'diJ  Wanst  ZZoll. 
De'  B.  fidle",  voll  fresse". 

budle"  II.  auch  p-  BO.:  1.  gierig  und  unmässig 
trinken,  saufen,  von  Tieren  and  (derb)  von  Menschen 
Bd.;  „F;*  GrD.;  Obw;  W  (hudje").  Milch,  XidU'p. 
BHa.,  Si.  —  2.  ,das  Wasser  lösen'  BBe.  (Dan.). 

inhi"-:  gierig  hineintrinken  Ulla.  UVi-wr  i.  nie 
en  Chüo. 

er-  (ir-  BBr.):  ertrinken  BO. 

äs-:  austrinken   BSa. 

P.mlel  III:  1.  kleiner,  rundlicher  Mensch  B  (Zyro), 
-  2.  PI.  Bü'dlc",  wildes  Kindervolk,  Bangen  BO. 
S.  auch  Hudel  (Bd  II  995). 

Der  Sippe  scheint  die  Bed.  .kurz  und  dick,  unentwickelt1 
zu  Grunde  zu  liegen,  wodurch  Zugehörigkeit  zu  '.»■/. «.  schla- 
gen, stossen  (s.  Büdcr)  nahe  gelegt  wird;  zur  Bed.-Eutwick- 
lung  vgl.  dinoUc",  Chniilli  :  chnidle*  (Bd  III  740/1),  Clinü*  : 
,■(»».„■  (,  l.il.  761/2)  na.  Betr.  die  weitere  Vwdtsch.  »gl. 
butt-,  ferner  Schm.-Fr.  I  310.  312;  Gr.  WB.   II   578/9. 

Butler  m.:  1.  Bu-'der,  P-  Aa;  B;  Gl;  Gr  (PI.  -cm, 
-ere'J;  LG.;  ScnwE.;  Uw;  W;  Zc.  Bilder  AaFiu.  f-ü'-i: 
BoAa. ;  GrHc..  Puder  BG.,  bei  Gotth.  einmal  Bilder; 
SG.;  W.  Dim.  Büderli,  P-,  auch  Büderli,  kleines  und 
dickes  oder  im  Wachstum  zurückgebliebenes,  unan- 
sehnliches Geschöpf,  von  Mensehen  und  Tieren,  auch 
Pflanzen,  t.  in  spöttisch  verächtlichem  Sinne,  t.  (bes. 
dim.)  als  Kosewort.  Syn.  Chnopf  12  a  (Bd  III  750), 
Bummer,  Pfuder.  Kr  hed  seho"  ßn  es  Alterli,  aber 
er  ist  iiummeu  c"  1'.  BR.  Das  Güfji  oder  Chalbji 
oder  Tauui  ist  hüh  c»  B.  oder  es  B-li  Gr.  Bi*  nur 
es  chli's.  chll's  B-li;  bi*  doch  scho*  sihe"  Jör  alt, 
Nachahmung  des  Finkengesangs  L.  Du  ]'..  du  Öe! 
verächtliche  Schelte  W.  Bim  Locherli,  dem  Büder. 
Gotth.  —  2.  Puder.  Kuhname  WG.  (Amllerd  1879). 
Der  Fuchs  und  der  B.,  der  Luchs  und  der  linder 
(find  nümme"  eil  [Milch].  Kürreihen.  -  3.  von  Pflanzen 
a)  Budcr,  die  kürzesten  Stengel  beim  Hanf  BBelpb. 
Heit-er  der  B.  o'h  g'spreitet?  —  b)  Bilder,  PI.  -ere" 
a.)  Preiselbeere,  Vaccin.  vitis  idffia  GuLuz.  -  ß)  Rausch- 
beere, Vaccin.  ulig,  Gu.Ienaz.  —  4.  (Berner,  Bern-) 
Püderli,  in  BStdt  gebackenes  rundliches  Semmelbröt- 
chen (zu  5  Rappen)  BLandschaft. 

budere"  II:  1.  „klein  und  unansehnlich  bleiben 
Aa;  B;  VO;  Gr;  S."  —  2.  (budre")  ein  Tier  durch 
nachlässige  Behandlung  verkommen  lassen  Gr  ObS. 
üf-:  künstlich,  ohne  Muttermilch  aufziehen  Gr 
Pani,  Schuders.  Tschiertschen.  Zwei  Tschüttli  [Lämm- 
chen] ü.  MKuoni. 

er-bud(e)re":  1.  (intr.)  nicht  gedeihen,  unan- 
sehnlich bleiben,  verkümmern  (von  Pflanzen,  Tieren 
und  Menschen)  Gr.  Näcl  der  Säuggi  [Entwöhnen] 
erbuderend  die  Arme*lüte*-Chelbli  gere*  Gitlgis.  D's 
t'lioni   ist    nin  Triivhni  und  d's  Heu  [Gras]    van  t'hilti 

wegen  erbuderet  Gu  Klosters.  Syn.  verzwerggen.  -- 
2.  (tr.)  =  buderen  2  UkD.,  Obs..  Pani,  Schuders,  Tschier- 
tschen, V.,  Valz.  Bes.  im  Ptc.  erbuderet,  schlecht  ge- 
nährt, abgemagert,  verkümmert.  D's  Cliulhji  ist  er- 
budereis. 

vor-:  =  er-buderen  1,  bes.  im  Ptc.  „Aa;"  B;  „VO;" 
Gr;  „S."  Der  hed  alle  esn  rerhiidereti  Chind  BHa.; 
Syn.  rerserlitt. 


103 


id-bud.    Baf    buf 


1088 


Buderi:  1.  in.  a)  kurzer,  dicker  Mensch  Aa  (Dan.). 

—  b)  unansehnlicher,  in  der  körperlichen  und  gei- 
stigen Entwicklung  zurück  gebliebener  Mensch  li 
(vRütte).    D>'  isch-der  vo"  Jcei"r  Hülf,  das  iscli  iiinu- 

ine"  so  ue"  B.  —  2.  Jliiiliiiri  a)  Heidelbeere,  Vaccin. 
myrtillus  „UUrs."  —  b)  =  Buder 3 b ß.  ebd.  (U  Rhiner). 

pud(e)rig:  von  kurzem,  gedrungenen  Körperbau 
WMörel. 

Budertschi  n.:  1.  =  Buder  1  (in  Klosters.  — 
2.  a)  =  linder  3  b  a  GitPr.,  Seh.  —  b)  in  (iitSchiers 
Budätschli,  =  Buder  3  b  ß  GbD.,  Pr.,  Seh.  Vgl.  7,7«- 
dertschi. 

Hudeli-Budi  n.:  armes  Geschöpflein  BsL. ;  s. 
gläubig  1  (Bd  II  589).     Syn.  Hudeli  II  (Bd  II  998). 

Budle11  f.,    IM.  unver.:  =  Buder  3  5ß  OnKIosters. 

lioss-:  Exkremente  des  Pferdes  \\V..  Ke.  .Syn. 
Boss-Bollen,  -Buslen. 

li  u  d  1  e  r ,  Butter  in.,  PI.  unver. :  =  Buder  3  b  ß  GrA., 
D.,  Furna.  Luz..  Schud.    Vgl.  B.-Gri/len  (Bd  II  722). 

Spreng-:  blaue  Heckenkirsche,  Lonic.  eser.  Gr 
IL,  Pr. 

Bude"  f.:  wie  nhd.  Lt  einer  Angabe  ist  in  BsStdt 
die  B.  (auch  Meas-B.)  ganz  verschliessbar  im  Gegs. 
zum  vorn  offenen  Hüsli  und  zum  rings  offenen  Stund. 

—  Doch   wohl   modernes   Lehnwort 

bilde11:  ins  Hörn  stossen  ZKn.  Syn.  puten.  Vgl. 
Budi-Hum  (Bd  II  1622). 

Möglicherweise  identisch  mit  dem,  wie  es  scheint,  gleich- 
bedeutenden nihil,  huden  im  Kenner  5914:  ,1'rleiige  wil  toben 
und  schrien,  b.,  schwegeln  und  schalinten.' 

linder  in.:  1.  (V-)  heftiger  Stoss  ZDättl.  Die 
('haute"  hat  e"  Büle",  ai  wirt  halt  en  P.  überclw"  ha". 
.Das  jucken  soll  dir  syn  vergangen,  so  mängen  pauder 
hast  emiifangen. •  Wagn.  1581.  —  2.  (Büder,  bzw.  -ü'-, 
PL  unver.  GT.,  mit  Uml.  Ap,  Dim.  Büderli  Ap)  Buttcr- 
fass  Ap;  GitMai. ;  GO.,  Rh.,  T.;  unterschieden  als  Rüer- 
(GRh.,  T.)  oder  Trüll-B.  (Ap)  und  Stöss-B.  (Ap;  GaMai. ; 
GRh.,  T.),  je  nachdem  es  mit  einer  Kurbel  oder  mit 
einem  Stössel  versehen  ist.  Syn.  Anken-Büttel.  ,Ein  B. 
und  zwar  nach  der  gewöhnlichen  Art,  rund,  4  Schuh 
hoch,  überall  etwas  mehr  als  einen  halben  Schuh  weit, 
mit  Keifen  gebunden  und  mit  einem  Stösser  versehen, 
der  zu  unterst  in  eine  runde  Scheibe  eingezapft  ist.' 
Steinm.  1804  (Ap).  .Nur  in  Innerrhoden  bedient  man 
sieh  an  einigen  Orten  eines  cylindriselien  Butterfasses, 
das  man  ein  Trüll-B.  nennt.'  ebd.  ,Der  Senn  wascht 
seinen  B.  aus,  damit  die  zurückbleibende  Milch  nicht 
sauer  werde.'  Tobler  1830.  ,Ein  B.  in  der  Pflsterei.' 
1627,  GBürglen  Invent.  Be'"  wie  Bilder  ha",  sehr 
angesehwollene  Beine  haben  Ap;  vgl.  Büer-Chübel 
(Bd  III  115),  Büder-Sül. 

Schwab.  Bauder,  Schlag,  Stoss,  Beule,  zu  mild,  lüden, 
schlagen,  stossen.   Vgl.  Schm.-Fr.  1  209;  Gr.  WD.  I  1169/70. 

büdere"  II  Ar,  bu'dere"  Ap;  GT.,  Dim.  büderle" 
Arl.:  1.  (mit  dem  Büder)  Butter  bereiten.  aaOO. 
Fässt  chäsen  ond  büderle".  Firmenich.  —  2.  .einen 
Körper  in  oder  um  einen  andern  hinauf-  oder  herunter- 
bewegen,  bes.  pumpen'  Ap  (Tobl.).  —  3.  .beim  Atmen 
einen  ähnlichen  Laut  von  sich  geben,  der  beim  Pum- 
pen des  Rahms  gehört  wird,  schnarchen,  röcheln.' 
Ap  (Tobl.).     Es  büderet  i"  der  Brust  inne". 

büderig  ApH.,  M.;  „GT.",  büderig  ApH.,  K.:  von 
der  Milch,  leicht  zu  buttern,  „Butter  gebend."  Gegs. 
un-b.  Ap. 


Bölleu-Bttder,  /'-  ZAltikon,  Einbr.,  Erl.  C-ü'-J,  O., 
Tö.,  Zoll.  (-&•-),  -Büdel,  /'-  ZEmbr.,  Kn.,  >».:  zer- 
schnittene, in  Butter  geröstete  Zwiebeln,  z.T.  mit  Zu- 
satz von  Brotschnitten,  auch  etwa  gehacktem  fleisch. 
Syn.  Böllen-Tünkli.  -  Die  Nif.  -/;»./.'  beruht  jedenfalls 
auf  junger  volksetym.   Unideutnug. 

Puder  m. :  bildl.,  Rauhreif.  .Grauer  Nebel  macht 
Alles  pauderweiss.'  UBraggek  1788.  ,1'ie  Sonnen- 
strahlen vermögen  nicht,  den  Pauder  von  den  Bäumen 
zu   stäuben.'  ebd. 

pudriere":  pudern  BStdt.  , Wir  wollen,  dass  alle 
und  jede  Knaben  und  Mannspersonen  sich  aller  un- 
anständigen langen  Haaren  und  Poudrierens  dcrsel- 
bigen  enthalten  sollen.'  Z  Mand,  1680/1703. 

pudere"  Z  (Spillm.), pü'dere"  ZO.:  refl.,  sich  schüt- 
teln, aufplustern,  von  Hühnern. 

Nürnberg.  ,auf-butteln'  im  gleichen  Sinne.  Vgl.  damit 
buttern,   Imtteln,    rütteln,   bei  Schill. -Fr.   1    311. 

budere"  III,  p-:  coire  Bs  (Becker).    -  Vgl.  .las  syn. 

österr.  hudeln  (Castelli  98). 

bndi:  kaput  Gl.  —  Viell.  Kontamination  von  fudi 
(s.  j'u(\'i  Bd    I    1130)    und  hiput. 

bndig:  verschämt,  schüchtern  W.  E*budigs  Pure' 
meiteli.  —  It.  pudico  (?). 

ab-biuligcggle":  abkonterfeien  Tu.  Syn.  ab-fudi- 
gegglen. 

„Bndris",  Büderis  (Zyro)  u.:  „aufgewärmte  Reste 
von  Fleisch  (von  einer  gebratenen  Gans.  Zyro)  an 
einer  Brühe"  B. 

Büdemli  BHa.;  GrNuL,  ObS.,  Büdemji  GrD.,  Luzein, 
Pr.  t,  Seh.  f,  Valz.;  PAL;  W,  Büdcli  GrAv.,  1».,  Pr., 
Rh.,  S.,  V.:  =  Bodem  2  b. 

büdme":  1.  =  bödmen  1  BHa.,  Si.;  Grü.,  Pr.,  Seh. 
E"  Cluimmere",  c"  Stal  b.  —  2.  en  Anzug  '».,  den 
untern  Teil  des  Überzuges  von  einem  Bette,  einem 
Kissen  an  den  obern  nähen  Gr  (Tsch.). 

Büdmi  f.:  1.  „Fussboden  in  einem  Stalle  BSa.;" 
F;  vgl.  B.-Laden  (Bd  111  1068).  —  2.=  Büdemli  Ulla. 
Fluni.  BGadm. 

Äderi-Büderi  m.:  penis  Z  (Spillm.). 
Vgl.    Bidi   l    und    Zizi-Bauderen.      Anklingende    Formen, 
doch    mit  anderer   Bed.,    s.   bei    Adclbatadcl  (Bd    I    85). 

Budi,  bzw.  -a>-,  Dim.  Büdcli  —  n.:  Kosew.  für 
Huhn  BE. 


Baf,  bei;  bif,  boi",  buf,  bzw.  baff-buff. 

Bai'  Bö'f*  ii.,  Dim.  Böfi,  Böß:  Name  des  Schales 
in    der    Kdspr.    ZU.   —    /-'  der  leichtest  sprechbare  Cons. 

Hälle"-BÖf2li:  =  dem  Vor.  GT.;  ZU.  t  Vgl. 
Hälli  (Bd  II  1135). 

half!  paff:  1.  Interj.  wie  nhd.  wohl  allg.  Paff! 
er  (fi'd-em  Ei"s  [einen  Schlag]  Nnw.  Paff!  g'hld-cr 
appc".  ebd.  P.  um  P.,  Schuss  auf  Schuss,  Schlag  auf 
Schlag  BSi.  St  hi'n  p.  um  p.  g'schosse';  er  ist  j>.  um 
p.  umtrulet.  Wuttisch  P.?  Drohfrage  an  kleine  Kin- 
der BStdt.  In  Ablautformeln:  1)  Piff  (oder  puffj- 
paff!    von    rasch    auf    einander    folgenden    Schlägen, 


1  >:;;! 


Baf,  l>ef,  bif.  bot',  bnf 


l'Gn 


Schüssen  („plänkern*)  Aa;  B.  Jitzl  piff-paff  drüfl 
rasch  zugegriffen  BSi.  Einem  puff -paff  ge",  links  und 
rechts  Ohrfeigen  versetzen  AaZ.  .Geschossen  ward 
ganz  grusani.  biff,  baff.'  NScbradin  1499.  —  2)  Piff- 
paff-puff!  im  gleichen  Sinne,  allg.  Name  eines  be- 
liebten Kartenspiels,  wobei  je  drei  auf  einander  fol- 
gende Karten  mit  dem  Rufe  piff!  paff!  puff!  ausge- 
spielt werden  Tu.  —  '2.  Adj.  und  Adv.,  ausser  Passung, 
bestürzt  Bs;  B;  Z.  I,u  bi"  emel  im  Auge'blick  ganz 
p.  g'si".   -  -    Vgl.  die  synn.  bauf!  pufft 

baffe",  j>- :  1.  (auf  einander)  stossen.  ,Die  Schiffe 
hatten  einander  zerschlagen  und  also  an  einander  ge- 
baffet,  und  hat  sie  der  Wind  an  das  Land  geworfen.' 
1460,  HvEpting.  —  2.  wie  nhd.,  von  Tabakrauchern  Gn. 

Baffle"  f.:  Ohrfeige  Ar.     Syn.    Wafflen. 

baffere":  1.  knallen  Bs.  Mei",  das  (Biffertli) 
bäfferet!  —  2.  schiessen  Bs. 

Bäf'el  1  m.:   Schwätzer  AALeer. 
G°-bafel  l'afel  n.:    Geschwätz    AALeer.;  B.     Es 
V.  a"stelle",  a'richte*. 

„  baffe":  tr.  und  intr.,  ungereimtes  Zeug  schwatzen 
LE."    —   Mhd.  baffen,  schelten,  zanken,  bellen. 

baf(f)le°  baffle"  Ap;  BBüren,  Ha.,  Si.  ([<-);  L„E.". 
G.  (Ineichen);  SL.,  bafle"  Aa;  BM.,  0.  (auch  p-)\  L 
(Schünnann):  1.  plappern  (z.B.  von  kleinen  Kindern). 
unverständlich,  sinnlos,  unnütz  oder  zur  Unzeit  (z.B. 
von  Ohrenträgern  BBüren)  schwatzen;  Syn.  wafflen. 
Si  bafle"  und  hubete*  so  vil  vom  Vaterland.  Ad.Fret 
(Aa).  Off  höehdütseh  Näbes  b.  —  cha"  's  nüd  verstö", 
off  Kr.  I'kkl.  (Ap).  Abi.  Bafffßer,  BafCfjU  in.  — 
2.  unbefugt  drein  reden  BSi.    Du  hast  mit  dri"  z'  p. 

Dio  Angaben  mit /'und/*  kreuzen  sich  dermassen,  dass 
eine  reinliche  Scheidung  unmöglich  ist;  vgl.  die  ähnlichen 
Verhältnisse  in  den  Gruppen  chlaff-  (Ibl  III  625/32),  niff- 
(Sp.  678/9),  ferner  beffden.  In  wie  weit  die  Verschiedenhl  it 
des  ansl.  Cous.  auf  urspr.  etym.  Verschiedenheit  oder  auf 
sekundärer  lautlicher  Entwicklung  beruht,  vermögen  wir 
nicht  zu  beurteilen.  I > i •  r  Stamm  baff-  (wahrsch.  identisch 
mit  dem  Schallw.  baff)  steht  im  Ablautsverhältniss  zu  '»-/-.■ 
in  (..//'■  ii  könnte  mit  bekanntem  Lautwechsel  eine  Nbf.  zu 
babeku  (Sp.  'Jini  stecken  oder  aber  eine  Abi.  von  Bafel  II  1  4 
vorliegen. 

„üs-:  1.  aufhören  zu  .baffeln.'  —  2.  ausplaudern 
LE."  ver-:    1.  „=  üs-b.  1    LE."  —  2.  =  üs-b.  2 

„LE.;"  SL.  —  3.  durch  Bafflen  verlieren,  verscherzen 
BSi.;  „LE." 

„bafflig:  dumm  plauderhaft  LE." 

Bäf'el  II  (in  B  P-)  m.:  1.  coli.,  „Auswürfling, 
Bettel,  von  Personen  and  Sachen  Sch;  Z."  a)  ge- 
meines Volk.  Gesindel,  Pack  Bs  (Spreng);  GitChur; 
G;  Seil;  ZWthur.  ,|l>iese  Leute]  behandeln  sie  als 
Pavel.'  Seil  Pilger  1884;  vgl.  ebd.:  .Die  Andern  sind 
Spreu  und  Güsel.'  —  b)  altes,  verlegenes,  wertloses 
Zeug,  bes.  von  Waren;  Ausschuss.  Schund  AaZ.  1815; 
Bs;  Gl;  G;  Scu ;  Tu;  ZWthur.  Iczt  hat  -  er  iif  der 
Gant  für  schö"  Geld  mint  als  so  alte"  11.  g'chauft  Sch. 
.Wind  eingeladen  an  die  Tafel;  hier  gab  es  aber 
keinen  B. :  es  gab  Rostbeeff  und  auch  l'oudin.'  Heu 
Sulzer  1830.  Von  schadhaftem,  geringem  Obst  ZBenk. 
-  c)  wirre  Menge,  Haute,  Gedränge  von  Menschen, 
Tieren  und  Sachen  BTJ.  Du  ehiimii  e"  ganze*  /'.  daher. 
/•'•  ha"  Mari  g'ha"  dürch  d<"  /'.  dürche"  :'  cho".  Er 
het-ere-  der  tian:  /'.  [Plunder]  rar  </'  Füess  g'htit. 
Mischmasch,  Durcheinander  Z.  —  d)  Unsinn,  dummes 


Zeug  Aa;  Tb.  B.  schwätze".  —  2.  sitzen  gebliebene 
alte  Jungfer  Bs  (Spreng). 

Das  W,  berührt  sich  begrifflich  aufs  engste  not  Bafel  lt. 
Im  Schwab.  (Schmid  37)  stellen  in  Bed.  I  b  Bafel  und  Pofet 
neben  einander,  das  Bair.-östr.  (Schm.-Fr.  1  .".-- 1 1  kennt  nur 
/'.././.  Bofcl  für  unser  Bafel  und  /''■;/■/.  (legen  die  llerleitung 
aus  Bafel,  Pöbel  (s.  Gr.  WB.  VII  1952)  lasst,  sich  von  Seiten 
der  Bed.  nicht  viel  einwenden,  aber  der  Voc.  it  bleibt  dabei 
unerklärt.  Es  scheinen  derb  zwei  urspr.  verschiedene  WW. 
vorzuliegen.  Merkwürdig  ist.  dass  auch  im  Judendeutscheu 
in  Bed.  1  h  lUihil  und  Bofel  neben  einander  her  geben. 
•_'  knüpft  wohl  au  1  b  an;  zum  Übergang  in  die  individuelle 
Bed.    vgl.   etwa   Manne"-,    Wtber-Voleh. 

bäf'el:  präd.  Adj.  und  Adv.,  unansehnlich,  ver- 
unstaltet, verderbt.  .[Es]  mag  einem  menschen,  wenn 
er  gleich  von  leib  und  gestalt  schon  und  stark  ist, 
leichtlich  begegnen,  dass  er  sich  nit  nun  orfalt,  bafel 
wirt  und  den  schein  verleurt,  sonder  von  stund  an 
dahin  stirbt.'  LLav.  1582.  .Die  silberne  krön  wirt 
vom  dampf  der  liechteren  und  ampelen,  so  tag  und 
nacht  brünnend,  dermassen  bafel  und  schwarz,  dass 
man  sie  nit  für  silber  ansehen  kann.'  Jos.Malkr  1593. 
Armselig  SchSL  ,Es  sieht  b.  bei  ihm  aus.-  Sulqer. 
-    Vgl.   ,Bofel'   Gr.   WB.   II   218. 

ver-baflen:  herabbringen,  verderben.  .Dem 
papst  ist  furgetragen,  wie  sin  gewerb  [der  Ablass- 
handel] in  tutschen  landen  anhebe  nidergelegt  und 
verhaftet  werden.'  Kkssl. 

baf2c",  bzw.  -0-,  Dim.  bdf'ele":  schlafen  Gl;  Sch; 
Z  (Kdspr.). 

,Pafennen  f.:  ein  glotz  oder  dotz,  so  nit  beschlagen. 
trochus.'  Mal. 

I'flf'i    BG.,  Schw.   (PI.   Päf'ene");    F,     l'affi    I' 
in.  LG..  Schw..    f.  BG.,  Schw.;    F.   n.  BSchw.  (Zyro); 

FSs. :  gepflasterter  Platz  auf  dem  Hofe  vor  Haus  oder 
Scheune.  aaOO.  „Gepflasterte  Strasse  BSchw."  S.  auch 
Mal    (Sp.    570).    -    Frz.  pavi  in. 

Paffier  m.:  Pflasterer.  Demi'.,  der  den  Schloss- 
hof von  Murten  .besetzt-  [gepflastert]  hat,  wird  ein 
Stück   Tuch  geschenkt.   1541,  Absch.    —    Frz.  paveur. 

Päviole":  =  Fasölen  (Bd  I  1003)  FS.  -  Vgl.  zunächst 
das   syn.    Pfafflölen. 

l'iif'er  in.:  klebrige  Kruste,  wie  sie  sich  z.B.  beim 
Schälen  gesottener  Kartoffeln  an  den  Fingern,  beim 
Essen  derselben  um  den  Mund  ansetzt  (Herdöpfel-P.) 
BSi.     Syn.  Barnen. 

päfere":  pers.  oder  unpers.,  ankleben  BSi.  Dem 
Kartoffeln  Schälenden  päferen  si  (oder  päferet  es)  an 
den   Fingern.    -    Viell.  zu   Pafi;  vgl.    Pflanta: 

häuf,  pauf:  Interj.  =  baff!  B;  S.  B.,  b.!  Das  hei 
doch  tüflisch  (fchraehi.  Schild  (Wildsaujagd).  Pauf! 
mit-,!em  Hammer  druff  [draufgeschlagen],  BWvss. 

häufele":  für  Idafeie"  ( Bd  111  IUI)  in  der  Kdspr. 
„S;"  Z.  Es  cha""  seho"  b..  macht  die  ersten  Geh- 
versuche. 

häufe":  gerne  trinken,  dem  Trunk  ergeben  sein 
ZLmbr. 

he  hVllr".  beffelle"  (bäffele«  BS.  (-$.-);  SL..  baffle" 
GuChur.  I»..  He..  Pr.,  UVatz;  GSa..  Sev..  T..  \V„  We„ 
bäfele"  BHa.,  I'.,  bäfle"  Ar;  GrD.,  7  Gerichte,  He.;  Gtt., 
Rh.,  oT.):  1.  plappern,  schwatzen  Bj  GitValz.:  GT.; 
SL.  (von  geschwätzigen   Weibern   und  alten   Leuten)- 


10-1 1 


ßaf,  bef,  liif.  bof,  buf 


1Ö42 


Leise  roden  Gr.  —  2.  =  bafflen  2;  maulen,  widerbellen, 
zänkeln,  giftig  reden  Apj  B;  Gr;  G.  Dri"  b.  B;  GMels. 
Si  lud  'bäfellet  und  g'chäfeUet,  dass  's  en  Grits  ist 
g'sin  Ulla.  Su  chlini  Bitze"  seit  nii  hmte'dri*  h.,  we""- 
ine"-ium  Öppis  seit  BS.  Chiinnl  aber  er  zur  Selte'heit 
ennol  und  hei"1,  wie  er  het  g'seit,  so  giht  's  e"  Bredig 
hin''e"dri".  Du  Trust  [du  meine  Güte]!  wie  ratscht 
und  befflet-si!  EFeurer.  ,So  gottlos  sollte  man  die 
Kinder  nicht  befein  und  widerbeteln,  d.  i.  belfern  und 
widerbelfern  lassen.'   TTobl.  1830.  —  Abi.  Bef(f)ler, 

Befffßi  m.  —  Bair.  beffen,  beffdn  in  Beil.  -2.  Vgl.  <lu 
Anui.  zu  bafflen,   ferner  bi/elen,   bifflm. 

a"-:  tr.,  anbelfern,  von  zänkischen  Personen  Ap; 
Gr.  —  wider-:  widerbellen,  widersprechen  Ap;  Gr. 
/'i  ist  würd-sch'-mer  wol  w.  und  anstatt  des  ja,  des 
nei"  säge'.  Sciiwzd.  (GrPi\).  Es  brückt  nüd  all  Weder- 
lie/li's,  man  soll  nicht  immer  widersprechen  Ap. 

Befelc-  f.:  verächtlich  für  Mund  BBe.  D's 
Zandwe  tuet  Eim  d'  B.  zue. 

beffe":  1.  „schwach  bellen,  kläffen,  von  kleinen 
Hunden."  ,Nictere,  baffen,  ballen  oder  schnupfen,  als 
wenn  ein  hund  auf  dem  gespor  des  gwilds  innen 
wirf  Fris.  ;  Mal.  —  2.  von  Menschen.  Dri"  b.,  un- 
befugt drein  reden  ThHw.  Zänkeln,  stets  das  letzte 
Wort  haben  wollen  TiiTäg.  —  umen-:  widerbellen, 
maulen  THEschenz. 

befere":  =  beffelen  2  AALeer. 

Beflete"  f.:  1.  gedankenloses  Geschwätz  GRValz. 

—  2.  das  Widerbellen,  Widersprechen  Ap;  GRHe.,Klost. 
befer:  vorzugsweise  von  Kindern  und  weibl.  Per- 
sonen, a)  anschlägig,  angriffig.  flink;  lebhaft,  munter 
BHa.,  „0." ;  Obw.  B.  derhar  cho",  unerschrocken  auf- 
treten Obw.  —  b)  artig,  hübsch  BHa.,  „0." 

Zur  Bed.  vgl.  ««./er  (Sp.  681).  Unser  W.  dürfte  mit 
dem  syn.  bifer  etyui.  identisch  sein  und  weiterhin  auch  zu 
biff  und  seiner  Gruppe  in  nächster  Bez.  stehen  (wegen  der 
Verschiedenheit  des  Ausl.  vgl.  beffelen).  Doch  ist  das  Vocal- 
verhältniss  insofern  nicht  ganz  klar,  als  wir  nicht  wissen, 
ob  e  fürs  ganze  in  Betracht  kommende  Gebiet  (wie  für  L 
z.  B.)  als  Dehnung  aus  urspr.  t  aufgefasst  werden  kann.  Ein 
analoges  Verhältniss  besteht  zwischen  nifelen  und  Nevi  (Sp. 
C78),  wodurch  die  Etym.  des  letztein  W.  in  andere  Be- 
leuchtung tritt. 

Befer  m.:  tüchtiger  Rausch  L. 

befere"  I:  1.  tüchtig  drauf  los  schlagen,  prügeln, 
schiessen  usw.  SchwE.  Spec,  tüchtig  drauf  los  trin- 
ken, zechen  LG.;  SchwE.;  „TL"   „Er  lud  brav  'beferet." 

—  2.  „meistern,   bezähmen    LG.;    U."   —   3.  belfern, 
zanken,  streiten  L. 

ver-:  recipr.,  einander  tüchtig  hernehmen.  Chönnd, 
mer  wend  enand  v.  [mit  Schneebällen]  und  biege",  wer  's 
am  beste"  b'reich  SchwE. 

befere"  II:  wehe  rufen,  seufzen  Z  (Dan.).  —  Syn. 
weferen, 

biff!  piff:  Losungszeichen  („zu  einem  Buben- 
stück") AAKais.;  „Z." 

Biff,  P-  m. :  in  der  RA.  „Der  versteht  den  P., 
weiss,  wie  mans  anstellen  muss,  Jmdn  zu  betriegen  Z." 
Syn.   Pfiff.    -    Vgl.   frz.   biffe! 

biffeli01'.  B.  druff  si",  schnell  bei  der  Hand 
(um  Etwas  zu  erhaschen)  ZO. 

BIffel  I,  P-  (im  Th  nach  einer  Angabe  auch  Pifel), 
Dim.   Biffeli  —  m.:    Schelte    auf   eine    zanksüchtige, 
.  eigensinnige,    widerwärtige  Person,    spec.   vom   weib- 
lichen Geschlecht   und   Kindern    Sch;   Tu,    hämische, 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


streitsüchtige  Tadlerin  Sch.  Du  bist  en  richte''  B.! 
Wa;  du  wottst  de"  B.  hlröte"?  —  Bair.  /;.;/./,  Biffd  in., 
zsgedrückte,  vorstehende   Lippen,  verächtlich   Für  Bland. 

bifele":  gedankenlos  schwatzen   B  um  Thun. 

Betr.  das  laut],  und  begriff!.  Verhältniss  zum  folgenden 
W.   vgl.   btffden.      Vgl.   auch   das  syn.   biberen    I  S   (Sp.  922). 

biffle":  zänkeln,  keifen  Soh.  Si  hend  rieht  'pifflel 
mit-enand.  Die  Chind  händ  en  ewigi  Bifjlcte"  undt  r 
enand.  , Seine  Frau  war  eine  Übelhauserin  und  eine 
Bifflerin  dazu.'  Sch  Pilger  1884.  —  Nbf.  zu  befflen. 

pifflig:  zänkisch,  giftig  Scn.     Nif  nid,  so  p.< 

Biffel  II  in..  Dim.  Biffeli:  1.  a)  in  ZSth.  P-,  Ärmel- 
weste, Kamisol,  Wams,  für  Männer  und  Knaben  SchSI  ; 
Tu;  ZSth.  —  b)  kurze  Frauenjacke  TnBerl.  —  2.  „ein 
durch  Kunst  erhöhter  weiblicher  Busen  Th."  —  Vgl. 
Biiffd   III. 

Bif'er,  P-  (in  BSi.  -V-)  m.,  in  BInt.,  R.  n.:  1.  dünne, 
rahmartige  Decke,  die  sich  beim  zweiten  Kochen  der 
Käsemilch  (Sirte'J  oder  auch  dann  bildet,  wenn  die 
Milch  von  selbst  sauer  zu  werden  beginnt  BG.,  „0.," 
Si.;  F.  Syn.  Gugger  III  (ßd  II  189);  vgl.  Bifer-Anken 
(Bd  I  343).  ,Nach  der  neuen  Mode  müssten  wir  jetzt 
noch  2-  -3  Schüefe  voll  Echis  beimengen,  um  den 
Vorbruch  oder  B.  heraufzujagen.'  HsNtdegger  1890. 
Geronnene  Milch  BO.  —  2.  ein  gewisser  Wind,  der 
nach  dem  Volksglauben  die  Blähung  der  jungen  Käse 
verursacht  BO.  Vgl.  Bifer- Mannli  (Sp.  270);  Anderegg 
1897,  479.  —  3.  dünne  Schneedecke  B„0.",  R.  Syn. 
Geifer,  Gifer  (Bd  II  129.  130).  Es  B.  Sehne.  Es  hed 
es  Bifer(li)  [ein  wenig]  g'schnit  BO. 

bif(e)re°,  p-:  1.  pifren  a)  beim  .Blattenschiessen', 
wenn  der  erste  Schuss  nicht  geglückt  ist,  gegen  Ent- 
richtung einer  bestimmten  Gebühr  weitere  Schüsse 
tun,   um  in  einen  günstigem  Rang   zu   kommen   BR. 

—  b)  beim  Knabenspiel  Stockten  zum  zweiten  Mal 
werfen ,  um  näher  zum  Ziel  zu  kommen  BBr.  — 
2.  a)  Bifer  1  machen  BG.  ,Wo  gebyfert  wird,  muss 
nun  vorher  [vor  dem  , Ziegern']  noch  der  Vorbruch 
abgeschöpft  werden.'  HsNydegger  1890.  —  b)  sauer 
werden,  von  der  Milch  zur  Sommerszeit;  infolge  dessen 
geht  bei  der  Käse-  und  Ziegerbereitung  die  .Schei- 
dung' [Gerinnung]  nicht  recht  von  Statten  BG.  — 
c)  „act.,  schlechte  Käse  machen  BO."  —  d)  „vom 
Käsekochen,  wenn  sich  die  Käse  blähen  BO."  — 
e)  „von  Rahm,    wenn   er  beim  Buttern    spritzt    BO." 

—  3.  pifre",  kränkeln  BSi. 

Viel],  zu  rom.  bifari  (Pallioppi  106),  lat.  bifarius,  zwie- 
fach, doppelt,  also  eine  der  sehr  zahlreichen  aus  dem  Lat. 
stammenden  alpwirtschaftlichen  Bezeichnungen.  Sie  gienge 
zuuächst  auf  das  zweite  Kochen  der  Käsemilch,  wäre  dann 
aber  auch  von  andern  zum  zweiten  Mal  ausgeführten  Tätig- 
keiten gebraucht  worden;  vgl.  Bed.  1.  Bifer  ist  wohl  vom 
Vb  aus  gebildet,  zunächst  in  Bed.  1.  In  2  ist  das  W.  als 
Noni.  ag.  gefasst,  gleichsam  Personifikation  dessen,  der  das 
Eiferen  (2  b)  mit  seiuen  weitern  Folgen  (Blähung  des  Käses) 
verursacht.  Bifer  3  ist  von  1  übertr.  Eiferen  S  steht  biferet 
am  nächsten,  das  sich  seinerseits  an  den  in  Bifer  7  und  3 
entwickelten  Begriff  des  Dünnen  anschliesst;  vgl.  insbes. 
Bifcrli,  ein  wenig  (Schnee)  und  das  syn.  Eitzeli.  Das  Ver- 
hältniss zu  Gifer  (Bd  II  130)  ist  unklar;  betr.  den  Wechsel 
von  anl.  b  und  g  vgl.  die  Anm.  zu  Eüfel. 

nahi"-:  nachbieten,  bei  einem  Kaufe  BR. 

biferet:  schlank,  schmächtig  und  dabei  schwäch- 
lich, von  Kindern   B. 

biferle":  unpers.,  ein  wenig,  dünn  schneien,  bes. 
bei   kaltem  Winde   BO.     Syn.  fiser(l)en  (Bd  I   1077). 

66 


1043 


Baf,  bef,  liif,  bof.  buf 


10-14 


bifer  p- 


mntcr,  lebhaft  Bßr.  —  s.  i„i. 


Bofel  I  (in  GRGlar.,  oHe.,  L.,  Mai.;  GSa.,  W.  -ö-), 
PI.  Böfel,  Dim.  Böfeli  —  m.  (in  GrL.  nach  einer  An- 
gabe n.):  1.  a)  Weide.  .[Die  von  N.]  sont  irü  ross 
han  an  dem  boval  unz  an  den  dritten  tag,  ob  sis  be- 
durfent.'  1368/70,  Mohr,  Urk.  ,Der  metziger  ze  Cur 
recht  ist,  daz  alles  daz  vihe,  daz  si  in  der  metzi  ver- 
metzigen  wend,  das  sol  in  dem  bovel  ze  Cur  gan, 
aber  fürstdes  [ehe]  daz  es  in  den  b.  kunt,  so  sol  man 
wissen,  daz...'  ebd.  ,Die  von  Ragaz  dürfen  mit  Vieh 
nicht  weiters  als  für  den  Fallgatter  und  den  Boval 
hinaus  fahren.'  1481,  Egger.  ,Ain  banwart  ensol  kain 
frömbde  noch  haimschen  persouen  ir  vech  türer  pfen- 
den  in  böfeln  dann  ain  ross  hy  der  nacht  18  ,&.'  1491, 
GitThusis  Rq.  ,Dem  artikel  von  der  pofel  wegen  un- 
schedlich.'  ebd.  Die  von  Ragaz  anerbieten  für  das 
Bofel,  worin  der  Landvogt  vier  Ochsen  halten  darf, 
100  fl.  1541,  Absch.  Berggut  GW.  Name  gewisser 
an  Ochsenweiden  angrenzender  Güter  mit  Ställen  Gr 
Igis,  Ziz.  (Tsch.),  „des  grossen  Ochsenfeldes  des  Klo- 
sters Pfäfers  unter  Ragaz."  Flurname  GMels.  ,Bofel- 
gass'  GRMai.  —  b)  Baumgarten  „Gr;"  GW.  —  2.  der 
dritte  Graswuchs  im  Jahre  GrD.,  Glar.,  L.  Syn.  Herbst- 
Gras,  B.-Weid.  ,Es  ist  g'rad  noch  en  ordc"licher  B. 
(/'sin,  nach  dem  Ämten  ist  noch  ordentlich  Gras  nach- 
gewachsen'  GrD.  (Bühl.). 

Vgl.  rom.  Bovel,  Boval,  Name  von  Viehweiden;  buet,  Imal, 
Herbstatzung,  bualer,   weiden,  ätzen.      Bed.   2   auch   tirol. 

böflc":  ,das  Vieh  der  einzelnen  Particiliaren,  zu 
einer  Gesamtherde  vereinigt,  im  Spätherbst  [zur  Zeit 
der  Bofel- Weid]  auf  den  Privatwiesen  als  gemein- 
samer Weide  weiden  lassen',  ein  Überrest  der  alten 
Allmendwirtschaft  GuChurw. 

Bofel  II,  P-,  „Bof}el"  m.  (auch  n.):  l.  =  BafelIIlcB. 
Mier  wein  afen  grad  d's  gröst  P.  voruberlän  BR. 
Spec.  a)  vom  Hausrat  B.  Mer  hei"  e"  grüslege"  P., 
z.  B.  beim  Umziehen  aus  einer  Wohnung  in  die  andere. 
Wo-n-ich  hei'"  cho"  tri",  han-ich  nen  grüsliche"  B.  a*- 
'trofj'c",  fand  ich  Alles  drunter  und  drüber.  —  b)  grosse 
Herde  Vieh  B;  „LE.";  Senntum  BHk.  Es  rechts  B., 
viel  Vieh  aller  Arten  durch  einander  BHk.  —  c)  das 
Gesinde  auf  einem  Bauernhöfe  nach  seinem  derben, 
ungeschlachten  Auftreten  und  Gebahren  liSi.  — 
2.  (allzu)  weitschichtiger  landwirtschaftlicher  Betrieb, 
zu  dem  viel  Vieh  und  Gesinde  gehört  BO.  ,Cura; 
prolixse  circa  agrorum  eultum  ob  eorum  copiam.'  Id.  B. 
Auch  von  einem  grossen  Hauswesen  mit  Bez.  auf  die 
Menge  von  (nam.  groben)  Arbeiten,  die  seine  Besorgung 
mit  sich  bringt  B.  So  sagt  man  von  einer  Bäurin :  Si 
ma"  niene"  g'cho",  si  het  gar  e"  grosse"  B.  Si  chunnt 
der  ganz  Tag  nie  us-em  P.  use".  Übh.  geschäftiges, 
aufgeregtes,  lärmendes  Treiben  (wenn  man  alle  Hände 
voll  zu  tun  hat,  vor  der  Menge  von  Arbeiten,  Wirt- 
schaftssorgen nicht  weiss,  wo  Einem  der  Kopf  steht). 
E"  Lärm  und  es  P.  [bei  Bauten],  B  Hist.  Umzüge 
1882.  Was  machisch  doch  ferne"  B.?  Si  isch  i*  ne" 
grosse"  B.  cho",  tvo  's  nit  het  welle"  rücke"  mit  der 
Wasch.  Si  isch  ämcl  o  imene"  B.  g'sl",  war  wahrlich 
in  grosser  Aufregung. 

S.  Anni.  zu  Bafel  II.  Uns  Neutr.  Pofel  kann  auch  als 
O'bofel,   d.  h.   als   Abi.   von  boflen  gefasst   werden. 

Herbst-:  die  sich  drängenden  landwirtschaft- 
lichen Arbeiten  im  Spätjahr  B.  —  Land-:  1.  concr., 
was  zum  landwirtschaftlichen  Betrieh  gehört,  das  Ge- 


sinde,  die  Feldgerätschaften  usw.  B.  —  2.  die  Feld- 
arbeit, die  Besorgung  des  Viehs,  des  Fuhrwesens  usw.  B. 

bofle",  p-,  Jtoff'le"" :  1.  „eine  (zu)  weit  ausge- 
dehnte Haus-  oder  Landwirtschaft  führen  (ohne  die- 
selbe gehörig  besorgen  zu  können)"  B;  „LE.  Er 
bofflet,  treibt  Landbau  im  Grossen,  hält  viel  Vieh  1!; 
LE."  Da  poflet  's  recht,  da  wirdß  im  Grossen  be- 
trieben, von  Bauernhöfen,  wo  es  zugleich  etwas  un- 
geschlacht zugebt  BSi.  Es  poflet,  wo  auf  einem  Bauern- 
gut die  vielen  ungeschlachten  Dienstboten  in  ihren 
schweren  Schuhen  aus-  und  eingehen,  ebd.  Schwer- 
fällig, mit  Gepolter  gehen  BLenk.  Im  Hause  herum- 
rumoren,-hantieren,  von  der  Hausfrau  B.  D'  Mamma 
het  de""  scho*  lang  rorher  im  Häs  ume"  'poflet,  Dienste* 
üfg'jagt.  Dk  Bari.  Mier  hei*  sust  schon  um  rieri  fürt 
wellen,  hein  du  aber  erst  um  füfi  g'wüsst  z'weg  z'  p., 
d.  h.  all  die  Arbeit  im  Hause  hastig  zu  erledigen,  so  dass 
wir  uns  auf  den  Weg  machen  konnten  BR.  Mit  Eifer 
die  Hausgesehäfte  besorgen  B;  F.  's  Dächets  Jung- 
frau [die  Magd  des  Dekans]  poflet  guet.  Auch  tr.  ge- 
wendet: Etwas  (in  der  Wirtschaft)  zurüsten  B.  D' 
Mamma  ist  i"  d'  Chuchi  use"  Öppis  ga*  p.  —  2.  ver- 
allgemeinert, sich  mit  viel  und  mühseliger  Arbeit 
plagen  (ohne  sich  darin  zurechtzufinden,  damit  zu 
Stande  zu  kommen)  B.  I<*  muess  Wäger  absitze",  ich 
ha"  der  ganz  Tag  'boflet.  Si  poflet  der  ganz  Tag  «"'' 
's  isch  doch  am  Abc"'2,  wie  we""  si  mit  verrichtet  hält. 
Auch  mit  dem  Nbbegriff:  sparsam,  geizig  leben  BSigr. 
,Sie  hatte  ob  ihrem  Hausen  und  Boflen  und  Fegen 
und  Futzen  den  armen  Mann  vor  der  Zeit  unter  den 
Boden  gebracht.'  B  Hist.  Kai.  1857.  Abgeblasst:  sich 
mit  Etwas  (ohne  Erfolg)  zu  schaffen  machen  B.  De'' 
Vehtolier  het  afe"  so  lang  a"  mi"'r  Cime  ume"  'pitsch- 
geret  u"d  'poflet  u"''  bringt-se  doch  nid  z'weg. 

Bofel  III,  Pofel  (1531,  Strickl. ;  Kessl.).  sonst  fast 
durchweg  ,Böfel,  P-'  (XVI./XVIIL):  =  Pöbel  (Sp.  924). 
Vereinzelt  als  ,Büfel':  ,Wie  des  untrüwen  püfels  ard 
ist.'  Vau.  ,Wiber  und  mannspersonen,  büfel  und  hab- 
lichs  volk.'  Ende  XVL,  Gfd. 

Die  Schreibungen  mit  li-  und  P-  gehen  regellos  durch 
einander.  Das  W.  ist  vorwiegend  m.;  n.  1540,  Absch.; 
HBull.  1572;  Lind.,  Wthurer  Chr.,  Schwanken  herrscht  bei 
Kessl.;  Wurstisen  15SO/17fiö.  In  der  Stelle  bei  Vad.  I  533: 
,In  einem  so  verwierten  bäfel  [wie  das  Concil  von  Constanz], 
in  welchem  vom  houpt  biss  uf  den  miusten  jederman  prest- 
haft  und  gotlos  ist'   muss  wohl  .büfel'  gelesen  werden. 

Ge-pöfel  s.  meister-llchtlich  (Bd  III  1050). 

Büffele"  f.:  unfreundliches,  hässliches  Gesicht  Bs. 
Syn.  B.-Gefräss  (Bd  I  1319).  E"  B.  mache:  -  Vgl. 
dio  Gruppe  Moff  (Sp.  93/4). 

hoffe",  p-  Gr;  W,  „bo/f'e",  bofe",  böfe"  Schj  \V": 
1.  sich  zum  Hörnerkampf  rüsten,  vom  Bindvieh,  das 
dabei  den  Kopf  senkt,  finster  von  unten  herauf  schaut 
und  durch  die  Nase  bläst  GrAv.  —  2.  schmollen, 
aus  Zorn  oder  böser  Laune  nicht  reden  Gr  ObS.  (bes. 
von  bestraften  Kindern);  W;  „maulen  W."  Syn. 
mutschen  (Sp.  603).  —  3.  meist  unpers.,  vom  Wetter, 
Miene  machen  umzuschlagen  W;  Syn.  stössen.  — 
4.  „schlafen,  oder  vielmehr  im  Schlafe  schnarchen  Scn." 

Vgl.  it.  buffare,  blasen,  schnauben,  zu  1  spec.  das  syn. 
r&to-rom.  boffar.  Sollte  St. 's  Angabo  mit  ö  sich  auf  4  be- 
ziehen, so  läge  nahe,   Identität  mit  bafen  anzunehmen. 

r.ollcli.  Das  Siegel  habe  in  einem  Kästchen  neben 
einem  silbernen  B.  gelegen.  1599,  Absch.  V  1  b  1805. 
—    Für    Buffeli,   Bufferli  (s.    Buffer  I  ;')? 


int:, 


Baf,  bef,  bif,  bof,  buf 


l 


bof  er:  armselig,  vom  Aussehen  Bs.        Fn.pauvre. 

böferet:  zum  Zerspringen  voll  tiT.  Er  häd 
'trunkf,  bis  er  b.  voll  g'si*  isch. 

Hoff  in.:  =  Möff  (s.  Mojf  Sp.  93)  B.  .Palmerston, 
der  englische  Fuchs,  der  zuweilen  ein  halber  B.  und 
ein  halber  Jude  seheint.'  Gotth.  —  Identisch  mit  (oder 
angelehnt  an)  frz.  boeuf! 

hu  ff,  p-:  Interj..  wie  nhd.  .Laufend,  schüssend, 
machend  buft'-bulV,  band  heldeninuot.'    RSchmid   157!'. 

5.  auch  paff. 

Buff,   P-,    PI.  Büff,    Hiin.  Büffli  (in  BBr.  Piffi) 

—  m. :  1.  kräftiger  Stoss,  besonders  mit  der  Faust 
Aa;  Bs;  B;  Gl;  L;  G;  Tu;  UwE.;  W;  Z.  Syn.  Bimgg, 
Putsch.  , Doch  ist  [beim  Rennen  im  Turnier]  Nie- 
mants  Sunderlichs  widerfaren,  denn  Allen  guete  Büff, 
wie  etlich  nachfolgender  Tagen  klagten.'  FPlatt. 
1012.  P.  uf  P-,  Schlag  auf  Schlag,  schnell  nach  ein- 
ander, zunächst  von  Schüssen  AaZ.;  Bs;  L.  .Plötz- 
lich krachte  es  hinter  den  Häusern  P.  auf  P.,  dass 
die  Mädchen  und  Frauen  ein  Mal  über  das  andere 
zusammenfuhren.'  Breitenst.  Auch  bildl. :  .Wäre  es 
ein  Wunder,  weil  der  Liebe  Gottes  ein  Buff  über  den 
andern  wird,  Gott  neiurne  sie  wieder  ganz?-  FWvss 
1672.  P.  u"d  bar,  verstärktes  bar  B  oE.  P.  u"d  b. 
zale".  —  2.  heftiger  Windstoss  PAL  —  3.  Pasch  im 
Würfelspiel  „VO;"  L;  G;  „Z."  (E")  B.  icerfe",  ha: 
Vgl.  Alle  (Bd  I  100).  .Der  lange  P.',  Name  eines 
Spiels;  s.  Sp.  145.  —  4.  scherzh.,  (leichter)  Bausch 
VO;  ScuSt.;  „Th;  Z";  Syn.  Hieb  (Bd  II  945).  's  macht 
heisse"  sust,  ich  hätt  e"  P.  und  Ol  am  Hüetli  g'ha". 
Ineichen  1859.  —  5.  Borg,  Kredit  AaZ.;  Ar;  Bs;  „F;u 
Gl;  Gr;  GW.;  Sch;  Tu;  W;  Z.  Uf  B.  ge",  mache',  ne", 
trinke".  Syn.  uf  Beit,  guet  Bitt,  Dings.  Von  einer 
Person  sagt  mau,  sie  sei  immer  uf-em  B.  oder  am  B., 
lebe   vom   Borgen,    sei   immer   in    Geldnöten   Gr.   — 

6.  concr.,  etwas  Bauschiges,  Wulstiges,  a)  Bausch  an 
Ärmeln  Bs;  Z,  „leichter  Bausch  VO;  Th;  Z";  vgl. 
Puff-Ärmel  (Bd  I  459).  —  b)  „durch  Kunst  erhöhter 
weiblicher  Busen  LG.";  Syn.  Biffel.  —  c)  Wams  Gr 
Mai.;  „Leibchen,  Weste  Bs;  Gl."  —  7.  P.  mache", 
Staat  machen  B;  Z.  ,Sie  hatte  mit  dem  Kind  P.  ma- 
chen wollen,  und  je  mehr  sie  das  wollte,  desto  weniger 
wollte  das  Kind.'  Gotth.  —  8.  Name  in  einem  Ge- 
sellschaftsspiel. In  der  um  den  Tisch  versammelten 
Gesellschaft  erhebt  sich  Jmd,  ergreift  das  Glas,  tut 
einen  Schluck  und  spricht  darnach:  Ich  bin  des  Herrn 
General  P. !  Darauf  stellt  er  das  Glas  mit  einmaligem 
Klopfen  auf  den  Tisch,  wischt  sich  mit  der  Hand  einen 
Mundwinkel  nach  dem  andern,  setzt  sich  und  klopft 
mit  jedem  Fuss  einmal  auf  den  Boden.  Darauf  erhebt 
er  sich  zum  2.  Male,  tut  2  Schlucke,  spricht:  Ich  bin 
des  Herrn  General  P.  P.,  und  klopft  2  Mal  mit  jedem 
Fusse;  das  3.  Mal  endlich  wird  jede  Handlung  in  der 
selben  Reihenfolge  3  Mal  ausgeführt.  Nun  ist  die 
Reihe  am  Nachbar.  Wer  einen  Fehler  macht,  muss 
ein  Pfand  geben  Th. 

Vgl.  Gr.  WB.  II  400/1,  zu  2  spec.  das  syn.  rätorom.  buff, 
buff,  it.  buffa,  zu  5  Schm.-Fr.  I  213;  Kluge  1883,  116. 
S.  auch  Pfuff. 

Puffe"  f.:  Bausch,  bes.  an  Frauenkleidern  Tu;  Z. 

buffe",  p-  Bs;  SchwNuoI. ;  UwE.,  sonst  büße",  p-: 
1.  (mit  den  Fäusten  oder  Ellbogen)  stossen  Bs;  F; 
Gl|;  L;  G;  UwE.;  Zg;  Z;  Syn.  bunggen.    ,Bis  der  Türk 


mit  schiffen  wirt  dermass  mit  üch  [Fürsten]  hülfen.' 
UEcKST.  , Puffen,  puffen,  schlagen,  pavire,  ferire.' 
Red.  1662.  —  2.  Einem  mit  Stichelworten  zusetzen 
SciiwNuol.  Si  puffrd  enander  brav.  ■>.  ,das  Haar 
büffen',  gleicbs.  bauschen,  kräuseln,  frisieren;  vgl.  Gr. 
WB.  II  492/3.  Ansb.  (II»  390)  tadelt  die  zu  seiner  Zeit 
herrschende  Mode  des  ,harbiffens  und  glatscherens.' 
,Comere  crinem,  das  haar  zieren,  mutzen,  büffen.  <'ri- 
nalis  eultus,  das  zieren,  pflanzen  und  b.  des  haars. 
Capillos  medicare,  das  haar  b.,  das  haar  färben.  Torto 
nexilis  orbe  sinus,  gepufft  oder  krauss  haar.  Calami- 
stratus,  gebüfft  oder  krauss  gemacht.'  Fris.  ;  Mal. 
,Das  haar  zu  puffen  und  zu  krümmen.'  Tschudi,  Gallia. 
—  4.  betrügen.  ,Ich  kond  s'  flu  salben  und  inmassen 
puffen,  dass  den  puren  die  ougen  recht  überluffen', 
sagt  eiu  Ablasskrämer.  NMan.  —  5.  (büffe*)  eine  Öff- 
nung an  einer  Maschine  (worin  eine  Walze  sich  dreht) 
mit  Hörn,  Metall  usw.  ausfüttern  Ap;  ZO.  —  6.  (büffe") 
intr.,  knallen,  puffen  Ap.  Es  hed  uuguet  'bofft,  sehr 
laut  geknallt.  ,Der  Bär  hieb  darnider,  dass  es  bufft.' 
Lied  1712.  —  7.  fpufje'J  das  Brettspiel  Allimäl  ma- 
chen Ap;  s.  Buff  3.  —  4  ist  bildl.  Anwendung  von  3. 
Zu   5  vgl.   Büff. 

um-:  uinstossen,  -werfen  GSev. ;  Z. 

an-:  anklopfen.  .Wer  ist  do,  der  so  hart  an- 
bufft'r"  Holzwart  1571. 

Buffer  1,  P-m.:  1.  Puffer,  Stoss  UwE.  ,B.,  sclo- 
pus.'  Denzl.  1077;  1710.  —  2.  Buffer,  P-  F;  Gr  (Dim. 
Büfferli);  L;  S;  Zg,  Buffer  (Dim.  Buferli)  AAZein., 
Püffer  ScuwE.,  Buffett  I.  P-  Aa;  Ap  (PI.  B&ffert); 
Bs;  BHk.;  ScuSt;  Tu;  ZDättl.,  Elgg,  Mönchalt.,  O., 
Pufert  ZUhw.,  Büffet  I,  P-  GaL.;ScH;  Tu;  Z,  Pufel 
Z,  Dim.  Buffcrtli  Sch;  Z  tw.,  BüffertU,  P-  A.vBb.;  Ar; 
Bs;  SchSL;  Th;  ZSth.,  Püfertli  Z,  Pürfetli  ZO.,  S., 
Püfetli  ZKn.,  S.  —  ra.,  in  Bstw.;  ZUhw.  n.:  (auch 
Sack-B.  Aa;  ScHNnk. ;  S;  Z)  Terzerol,  Sackpistole, 
bes.  von  Knaben  zu  Neujahr,  an  der  Fastnacht,  Wein- 
lese, an  Hochzeiten  usw.  verwendet.  Oft  auch  ein 
blosser,  zum  Schiessen  eingerichteter  Hohlschlüssel 
(vgl.  Schlüssel-Büchs)  Ap;  SchwE.,  oder  ein  alter  Ge- 
wehrlauf, den  man  auch  beim  Sprengen  von  Holz- 
strünken braucht  SchwE.  ,Wer  [in  Bs]  kein  Biffertli 
zur  Verfügung  hatte,  seis  beim  St  Jakobsfest,  seis 
zur  Herbstzeit,  der  fabrizierte  Zettemli,  Schlüssel- 
büchsen und  Katzenköpfe.'  Bs  Nachr.  1898.  Wo  der 
E.rame"  übere"  g'si"  ist,  so  het-me"  dürfe"  schüsse";  ich 
han  ouch  e"  B.  g'ha".  Aa  Schulmstr.  Schäggeli,  stand 
u f  der  Stei"  und  lö  di"  Buffcrtli  chlöpfc"!  WSenn. 
.Feuerrohr,  Pistollen,  Puffer.'  1070,  Abscii.  ,Sie  gab 
ihrem  Manne  und  seinen  wachthabenden  Freunden 
Butterte  und  türkische  Säbel.'  1691,  Ochs.  ,Pistolets, 
Puffert.'  B  Mand.  1723.  .Büfertli.'  1761,  ZWetz.  Einer 
wird  bestraft,  weil  er  mit  einem  Sackbuffet  umhin- 
gegangen.' XVIII.,  Diener  1803.  —  3.  Buffer,  P-,  Dim. 
Büfferli  AALindenb.,  sonst  Büfferli,  P-:  =  Buff  4  Aa 
Lindenb.;  F;  VO.  —  4.  .Püffertlein',  Name  eines  Ge- 
bäcks. ,[Man  nimmt]  '/»  Pfd  Mehl,  2  Eier,  '/«  Mass 
Nidlen  [usw.],  lasst  ein  Stück  Anken  in  Turteletteu- 
mödelchen  heiss  werden,  tut  den  Teig  darein,  backt 
die  P.  schnell,  bestreut  sie  mit  Zucker.'  ZZoll.  Kochh. 
1820;  vgl.  B  Kochb.  1830,  229. 

Das  W.  hat  sich  in  Bed.  2  mit  dem  altern  Lehnwort 
Büffet  II  vermischt,  mit  dem  es  an  vielen  Orteu  Form  und 
Geschlecht  teilt.  Zu  4  vgl.  Pfütz-üf  (Bd  1  121),  ferner 
Gr.    WB.    VII    2210/1. 


1047 


Bat',  bei',  bif,  bof,  bnf 


1048 


bufferc",  p-  AaZ.;  „VO",  bti/fere",  p-  AaZ.j  Bs; 
SciiwE.:  dumpf  knallen,  wiederholt  und  ungeregelt 
schiessen. 

Puff(e)rete  =  ,  -erte'  f.:  Nasenstüber  B  Ha. 

ge-buffet p-,  g°-b ü f f  1  e t  jj- ;  gebauscht  Z.  Pu/feti 
Ermel.   —  Abi.  von  Buff,  Bü/fli. 

Buffi  I  m. :  1.  Hanswurst;  Vortänzer.  ,Den  bu- 
finen,  bengeleren  und  spillüten.'  1534,  Z  Seckelamts- 
rechn.  ,1536  verzerten  die  bufinen  zum  Schneggen 
an  der  kilbe  nach  altem  bruch . . .'  ebd.  ,[Kain  und 
sein  Geschlecht]  wänend,  welcher  gang  erabor  und 
stand  der  sünd  am  meisten  Tor,  der  sei  ein  bufe  und 
der  gröst  [der  führe  den  Beigen].'  Büep  1550.  ,Orbem 
saltatorium  versare,  ein  vortänzer,  der  den  hoftanz 
füert,  bei  uns  bufe  genannt,  hofierer.'  Fris.;  Mal. 
Wohl  auch  hieher  als  fingierter  Name  (des  Narren) : 
,Doch  ich  han  gsächen  iez  post  baccalaureatum,  das 
er  meint,  er  weri  iez  kuenz  puffi.'  1555,  ThPlatt.,  Br. 
-  2.  „Buffi,  P-,  Tölpel  LG."  —  3.  Bufi,  Kerl  BSi. 
Dii  ist  der  Tüfel  denn  en  andre  B.  Schwzd.  —  Zu  1 
vgl.  it.  buffo,  buffone.  Possenreisser. 

B  ü  f  f  f. :  1.  Auskleidung,  Ausfütterung  einer  Röhre, 
z.B.  Brunnenröhre  ZBauma;  vgl.  buffen  5.  —  2.  in 
der  BA.  PüfftrÖle",  stark,  grob  schwören,  fluchen  BR. 
(iron.).  —  Eig.  PI.,  bei  1  als  Fem.  Sg.  anfgefasst.  Die 
bei  '2  zu  Grunde  liegende  Bed.  ist  nicht  mehr  zu  erkennen. 

Büffel  I  m.:  1.  Bauschärmel  Aa  (Rochh.).  — 
2.  Biffel,  unartiger  Mensch  Ndw.  -  2  viel],  eher  zu  Büffel  II. 

büffle",  p-  (in  W  auch  piße'):  derbe  Püffe  geben, 
schlagen,  prügeln  AaZ.;  F;  VO;  SchSi.  (Sulger),  W. 

umme1'-biffle°:  unartig  herumfahren  Ndw. 

Bufere"  f. :  Verlegenheit  W.  Er  ist  in  e*  scharpfi 
B.  chu".  —  Wohl  =  it.  Im/cm,  Schneesturm,  mit  deutscher 
Betonung  und  charakteristischer  Verallgemeinerung  der  Bed. 

Bi'ilTet  II,  P-  AaF.;  BG.  (-ü-'-J,  Sa.,  Si.;  F;  Gl;  GrD., 
Jenins,  ObS.,  Seh.,  Schiers,  UVatz;  LMeggen;  GaL., 
Sa.;  Sch;  Uw;  U;  Z,  Pufet  F  (-Ü-);  ZKn.,  Boffet,P- 
LBeroru.;  PP.;  Scnw;  TB.  (auch  Goffet);  Zg,  Bofet  Zg, 
Puffert  II,  P-  ÄABb.,  F.,  Kästal,  Leer.,  Z.;  1635,  Öl- 
hafen; Ap;  Bs;  B;  F;  Gk  (St.b);  L;  GaL.,  T.  (Dim. 
BifferÜi  Batzenh.),  W„  We.;  Sch;  S;  ThHw.,  üntersee; 
Zg  (St.b);  ZDättl.,  Mönchalt.,  Sth.,  Bufert,  P-  ZStdt, 
Bo/fert  Zg,  Büffert  AAFri.;  Bs,  Burffet  Z,  Burfet,  P- 
ZO.,  Buffer  US  —  n.,  in  Ap;  Bs;  BSa.;  G;  Sch;  Th; 
ZSth.  m.:  Buifet.  ,1m  refental  [Refectorium]  stuend 
ein  bufet,  was  zechen  staffeln  hoch  und  zwenzig 
spannen  breit,  und  stuenden  bis  oben  an  das  gewelbe 
die  hienach  genempten  stücke.'  Dieb.Schilling  (folgt 
eine  Aufzählung  von  allerlei  Prunkgeschirr);  dafür  bei 
Königshofen:  ,Dorin  stuend  ein  credenztafel',  und  in 
den  Gesta  Trev.:  ,Erat  ibi  trisarium  decem  scabellorum 
per  modum  graduum.'  ,Die  puffett  warend  alle  gerust 
mit  guhlinem  und  silbrinem  gschir.'  Morgaxt  1530. 
,Das  credenz,  credenzbank,  puffet  oder  anrichte  mit 
silbrinen  oder  guldinen  geschirren,  vasarium,  abacus, 
repositorium.'  Fris.;  Mal.;  I>enzl.  (, Bufet').  ,üas  B., 
Trisur,  Tritsoor,  Stubenschank.'  Red.  1062.  ,Was  ist 
auf  dem  Schenktisch  (Büffet) V  Bas  Weinglas,  der 
Becher,  der  Stauff,  die  Kante,  die  Schale,  wobei  der 
Schenk  stehet,'  ebd.  a)  das  B.  als  ein  Prunkstück 
der  altem  häuslichen  Einrichtung,  in  seiner  ausge- 
bildetsten Form  aus  drei  Teilen  bestehend,  einem 
untern,  ungefähr  bis  in  Brusthöhe  reichenden,  einer 
Kommode  ähnlichen,  mit  Schubladen  oder  auch  Käst- 


chen, einem  mittlem,  ganz  oder  doch  zum  grössten 
Teil  offenen,  der  zum  Auf-  und  Ausstellen  des  Tafel- 
geschirrs (Gläser,  'fassen.  Teller,  Kannen  usw.)  dient, 
sehr  oft  auch  ein  Handgiessi  (Bd  II  471)  mit  dem 
zugehörigen  Handbeclci  enthält,  und  einem  dritten, 
meist  bis  zur  Zimmerdecke  reichenden,  wiederum 
mit  allerlei  verschliessbaren  Behältern.  aaOO.  Vgl. 
Ganter  4  c  (Bd  II  381),  Guss  2  (ebd.  472),  Chopf-, 
B.-Hüsli  (ebd.  1715.  1719),  Chänsterli  (Bd  111  366), 
ferner  die  Synn.  Kantrum  (ebd.  375),  B.-Chasten  (ebd. 
538),  Schaft;  weiterhin  Bühl.  I  107;  Eidg.  Monatsschr. 
1845,  112.  Das  B.  gehörte  gew.  zum  festen  Bestand 
des  Hauses,  gleichs.  zu  den  Immobilien  und  wurde 
beim  Umzug  nicht  mitgenommen;  s.  Zit-Hüs  (Bd-II 
1738).  In  AAZein.  deckte  es  die  Wand  zwischen  Küche 
und  Stube,  und  es  befand  sich  in  der  Mittelnische  eine 
durch  einen  Schieber  verschliessbare  Öffnung,  durch 
welche  die  Speisen  aus  der  Küche  hereinbefördert 
wurden.  ,Ein  grosses  P.  mit  vier  Kastenabteilungen, 
sämmtlich  verschliessbar,  und  offener  Gestellnische; 
sehr  dienlich  in  eine  Wirtschaft.'  Zeitungsanzeige. 
,Ein  schönes,  grosses  P.  mit  Ober-,  Unter-  und  Seiten- 
kästli,  nebst  drei  grossen  Schubladen.'  ebenso.  ,Der 
Buffert  sei  ein  alter  Behälter  mit  vier  Türchen,  jedes 
mit  einem  Schloss  versehen;  in  dem  obern  Teile  rechts 
habe  das  Geld  gelegen.'  Z  Rechtspfl.  1833.  ,Das  Bufl'et 
mit  der  Schaustellung  zinnerner  Teller,  Schüsseln  und 
Kannen,  des  Glas-  und  Fayence-Geschirres,  um  bei 
Tauf-  und  Leichenmahlen  die  zahlreichen  Gäste  aus 
den  eigenen  Geschirren  zu  bewirten.  In  den  Kommode- 
fächern des  B.  zeigte  die  Hausfrau  mit  berechtigtem 
Stolze  auf  den  Reichtum  an  selbstgesponnenem  Linnen 
und  Wollengarne.'  vSprecher  (für  Gr).  ,Zum  glänzen- 
den Schrank  aus  Kirschbaumholz,  B.  genannt,  gieng 
sie,  wo  hinter  Glasfenstern  des  Hauses  Zierden  prang- 
ten.' Gotth.  .Gläser  und  Flaschen  sah  man  auf  dein 
B.'  ebd.  , Bücher  auf  dem  B.'  ebd.  ,Am  braunen  B., 
wo  die  geblümten  Kaffeechacheli  stehen  neben  der 
hl.  Familie.'  MLienert.  Aber  uf  <'em  B.  het-si  denn 
eister  e"  stattligi  Hi'tsapotegg  g'ha".  BWvss.  .Ein  buffet 
mit  18  trucken.'  1571,  Z  Inv.  ,Das  Buttert  mit  sechs 
Türli  und  fünf  Schlössli  [kostet]  7  fl.  12  ß.'  1612,  Gfd. 
Einfachheit  in  , Tisch- und  Bufettüchern.'  Z  Mand.  1703. 
.Ab  dem  nussbäumernen  Pufert  erlöst  12  fl.  20  ß.' 
1789,  Z  Haushaltungsb.  ,Ein  nussbäumis  Burffet,' 
ZZolL  Pfandb.  1793.  ,Burffert.'  1808,  ebd.  —  b)  kleiner 
Schrank  Bs  (Anon.  ad  St.);  BG.,  Hk.  (zur  Aufbewah- 
rung von  Geld  und  andern  Wertsachen),  Sa.;  F;  Ndw. 
Syn.  mit  Gänterü  4  c  (Bd  H  381)  PP.;  ZO.  Wand- 
schränkchen GSa.;  vgl.  Cliäspli  (Bd  III  533/4).  ,Ein 
extra  sauber  und  nach  der  neuen  Mode  gemachtes 
Kästlein  oder  Büffetlein,  mit  zwei  Türen  und  mit  ver- 
borgenen Schubladen  von  schönem  eingelegten  nuss- 
bäumenem  Maser  und  mit  sauberem  Beschlag  versehen.' 
Bs  Avisbl.  1732.  ,Ein  wohl  conditioniertes  nussbäu- 
menes  Büffet,  so  klein,  als  es  sein  kann,  mit  zwei 
oder  einem  Kensterlein,  aber  nicht  hoch.'  ebd.  — 
c)  liegender  Schrank  in  der  Küche,  dessen  obere 
Fläche  zum  Ab-  und  Aufstellen  von  Tisch-  und  Kü- 
chengeräten dient  ScnNuk.  Speiseschrank  in  der 
Küche,  Küclienschrank  Gl;  GWe. ;  Scuw;  Zg,  auch  als 
Chuchi-B.  von  a  unterschieden.  Syn.  Ganter  4  b  (Bd  II 
381).  .Pas  Boffert  in  der  Küche  kostet  70  Frkn.' 
1854,  Schw.  Oberer  Teil  des  Küchenschranks  BE. 
Frz.  buffet,  it.   buffetto.     Über  formelle  Vermischung  mit 


1049 


Bat- buf.    Bafz— bufz 


1050 


Buffer  I    s.  Aum.  zu   Diesem.     Zur  Form   Goffet  vgl.  Anm. 
zu   Bü/.l. 

Trosscl-:  13.  als  Bestandteil  der  Aussteuer  F. 
Sca  hct  es  zwöfalts   Tr.  (/habe. 

Bnffi:  Name  eines  Stoffs.  , Für  einen  Sommerniantel 
von  B.,  oben  und  vomen  aben  gefiltert.'  Bs  Taxordn. 
1646.   —   Wohl  das  frz.  bouffu,  bauschiger,  steifer  Stoff. 

Uuviiiadig:  dornige  Hauhechel,  On.  spin.  GrPt. 

Biivinele"  t. :    Ackersenf,    Sin.   (raph.)   arv.   GrPi\ 

Bttfel,  P-  (lt  St.  und  vRütte  Büffel),  in  BSi.  auch 
l'itfer  —  in.,  PI.  Püflc",  Piifre" :  rauher,  steiniger 
Hügel  von  kleinerem  Umfang  („von  konischer  Form, 
oben  abgerundet  B-),  auf  flachem  Grund  sich  erheben- 
der (Sehutt-)Kegel  BO.;  Syn.  Grind  2  c  (Bd  U  763), 
Chnubel  2  (Bd  III  717).  Berggipfel  von  grösserer 
Massigkeit  und  etwas  unförmlicher  Gestalt  B  öO. 
„Jede  grössere,  unebene,  holprige  Steinmasse  BO." 
—  „Flue-",  Flüe-:  abgerundeter  Felskopf  B. 

Es  liegt  nahe,  Zsgehörigkeit  mit  den  Synn.  Güfel,  Güfer 
(Bd  II  133.  132)  anzunehmen,  um  so  mehr,  als  ein  Wechsel 
von  anl.  b :  ij  auch  sonst  mehrfach  begegnet;  vgl.  z.  B.  Bf/er  : 
Gffer,  Büffet :  Gaffet.  Doch  lässt  sich  auch  au  eine  Nbf.  zu 
Bühel  denken,  wobei  für  das  Nebeneinander  von/.-A  auf 
Fälle  wie  ahd.  «si/b  :  ztoeho  ua.  zu  verweisen  wäre.  Die 
Schreibung  mit  ff  soll  wohl  nur  die  Kurze  des  vorangehen- 
den Vocals  bezeichnen. 

püfelocht,  „büffelocht:  steinig  BO.";  Syn.  grin- 
ducht,  schopfig. 

Büffel  II  m.:  1.  junger  Stier  W.  —  2.  Büffel,  Bos 
bub.  ,Wo  einer  sich  unbillicher,  naebgültiger,  schäd- 
licher sachen  bereden  und  leichtlich  in  seinem  für- 
nemmen  abwenden  lasst,  spricht  man:  Er  lasst  sich 
bei  der  nasen  füeren  wie  ein  b.'  Tierb.  1563.  Als 
Typus  der  Trägheit,  Schwerfälligkeit,  Dummheit. 
Scheltw.,  dummer  Kerl  Bs.  ,Ein  grosser  B.,  gross  und 
faul,  ist  zweifacher  Schad.'  Mey.,  Hort.  1692.  ,Er  ist 
ein  ganzer  B.,  non  plus  sensus  habet  quam  surdi  la- 
pides.'  ebd.  —  3.  entstellt  für  boeuf  (a  la  mode). 
Was  willt  mit- dem  ing'machta  Heisch  macha,  mis 
Madhni  [die  Wirtin]  V    Ei  B.  alla  moda.  Gespr.  1712. 

Hieher  wohl  auch  die  Stelle:  ,[Sie]  hand  so  vil  Verstands, 
als  ein  pyfel  uf  der  luten.'   Salat  1537. 

Dri-fuess-Biffel:  Scheltwort,  Dummkopf  W; 
SrRWW.   1869.    —   Tautologische  Zss. ;  vgl.   Bd  I   1094. 

Regiments-.  ,Von  den  Herren  selbst  hatten  wir 
[in  den  französischen  Diensten]  direkt  wenig  zu  leiden  ; 
die  meisten  bekümmerten  sich  nicht  um  uns,  einige 
sogenannte  R.  (man  nannte  sie  so,  weil  die  meisten 
derselben  kurze  Hälse  hatten)  ausgenommen.'  Gottu. 

Büffel  III,  P-  (so  in  den  meisten  Angaben  aus  Gl; 
Z),  „Büffel  Sch"  —  m.,  Dim.  „Buffett,  P-":  l.  =  Biffel 
II  1  a,  vorzugsweise  auf  dem  Lande  getragen  Aä; 
BsL.;  Gl;  „Sch;"  SchwE. ;  Z;  Syn.  Mutz.  Oft  aus 
Wolle  gestrickt  Gl  (mit  dem  Zusatz  g'lismet);  ZO.; 
Syn.  Lismer  (Bd  III  1425).  Im-ene"  alte"  B.,  wie  nie" 
vor  40—50  Järe"  ka"  hat.  Gl  Volksgespr.  (um  1835). 
Der  IIa"  im  grabe"  B.  [wohl  der  Gemeindeweibel]. 
ebd.  .Ich  witterte,  dass  mein  abgetragener  blauer 
Glarnerkittel  neben  den  hübschen  elben  B-n  der  männ- 
lichen Dortjugend  von  Oberwyl  Anstoss  erwecken 
werde.'  Jugeni>kal.  1843.  ,Er  fand,  dass  er  ein  ganz 
anderer  Kerli  sei  im  Sonntags-B.  und  dem  neuen  Frei- 
schaarenhütlein.'  Breitenst.  —  2.  Buffett,  Räuschchen 
Th  (Anon.). 


Wahrsch.  mit  Büffel  II  identisch.  Im  Museum  zu  V 
befindet  sich  ein  aus  der  2.  Hälfte  des  XVI.  stammender  B., 
eine  Militärweste  aus  Luder,  ohne  Ärmel;  noch  18  11  bot 
ein  Aarauor  Weissgorber  im  Schweizerboten  woisso  Büffcl- 
häute  zu  Kriegsarmaturen  an.     Zu  2  vgl.  Buffer  a. 

Büffel  IV  —  m.:  1.  ,Den  Widder  oder  Sturmbock 
der  Alten  nannten  die  Schweizer  B.'  Wurstisen;  vgl. 
vRodt  1831,  I  76.  —  2.  Böller,  aus  dem  man  bei 
Hochzeiten  und  andern  Anlässen  zu  schiessen  pflegt  B. 
,Ein  Landmann,  der  bemerkt  zu  haben  glaubte,  dass 
ihm  Korn  gestohlen  werde,  hatte  einen  B.  oder  scharf- 
geladenen Böller  aufgestellt.'  Schweizerb.  1824.  ,Ein 
P.  schiesset  55  lb  [Kugelgewicht].'  FrHaffner  1666. 
—  3.  in  der  Erde  verborgene  Falle  zum  Fangen  von 
Mardern,  Iltissen,  Füchsen  usw.  BBleienb.  Syn.  Büffel- 
Fallen. 

1  ist  wohl  mit  Büffel  II  identisch  (vgl.  lat.  arte«)  und 
2  davon  übertragen;  vgl.  Bück.  Doch  ist  auch  Abi.  von 
buffen  möglich. 

Büffetang:  Maisbrot  PPo. 

lt.  buffettone,  das  wir  allerdings  nur  in  der  Bed.  ,Schlng 
(mit  der  flachen  Hand)'  kennen;  vgl.  aber  buffetto  1)  leichter 
Schlag.     2)  Zwieback. 


Befze"  f. :  Lippe,  Lefze  Sch. 

befze»  AiPri.;  BsL.;  Sch;  „UwE.",  befzge"  Aa; 
Bs;  „B"  Cpefzge"  Si.);  GrHc,  Pr.;  LG.;  GF.,  Rh.,  Sa., 
Stdt,  W.;  ScnSt;  THEgn.,  Fr.,  Tag.;  UwE.;  „W;"  Z: 
1.  Intensivum  von  beffen.  a)  entsprechend  beffen  1, 
kläffen  AaFH.;  Bs;  BSL;  GRHe.,  Pr.;  GSa.;  TnEgn.; 
UwE.;  Z;  Syn.  galsteren  2  (Bd  II  234).  ,Bis  endlich 
der  Bote  stille  hielt  und  sein  Spitzer  gewaltig  zu 
befzgen  begann.'  Breitenst.  .Gannire,  bäffzen  oder 
bäytzen  wie  ein  fuchs.'  Fris.  ;  Denzl.  1677;  1716  (mit 
dem  Zusatz:  ,befzen,  bellen,  latrare');  dafür  bei  Mal. : 
, baffen.'  ,Vulpes  gannit,  der  Fuchs  belfert  (befzet).' 
Vestib.  1692.  S.  noch  gellen  (Bd  II  208).  Mit  scherzh. 
Übertragung  auf  Kinder:  Küm  bin-ich  letst  über  d' 
Schwelle*  haim  zum  brave"  Wibli  ko",  bäfzge"  unsre 
Frätsli  scho":  Just  häm-mer  dich  bette"  welle",  dass 
de-n-eppis  mechtsch  erzelle".  Vatter,  gell,  de  tuesch-es 
noch?  BsStdt.  —  b)  niesen  UwE.  —  c)  (heftig)  weinen 
BsStdt;  Syn.  pflännen,  plärren.  —  d)  entsprechend 
beffen  2,  unbefugt  drein  reden,  in  Einem  fort  zanken, 
schelten,  maulen,  widerbellen,  bes.  von  Weibern,  Kin- 
dern Aa;  Bs;  B;  GF.,  Rh.,  Stdt,  W.;  Sch;  THEgn.,  Fr., 
Tag.;  UwE.;  W  („mit  vielem  Wortaufwand  keifen");  Z. 
Er  häd  auch  noch  müesse"  (drV)  b.  „  D'  Mueter  hed  de" 
ganz  üsendig  Dag  mit  de"  Göfe"  b'bäfzget."  , Latrare, 
ad  homines  translatum,  über  einen  laut  schreien  und 
bäfftzen.'  Fris.;  Mal.  —  2.  (be)werfen,  schlagen  LG.; 
ScHSt.  (Sulger).  „Er  hed-mich  mit  Steine"  'bäfzgct 
LG.  Z'  güde"  und  z'  b.  ha",  Geld,  Speise  usw.  vollauf 
(gleichsam  wegzuwerfen)  haben  Z."     Vgl.  betzgen. 

2  schliesst  sich  näher  an  das  Schallw.  baff  und  geht 
wohl  eig.  auf  das  Aufschlagen  beim   Wurf. 

ume°-:  =  ii»ien-?BMZeM  (Sp.  182/3)  Z.  Vgl. :  .Mittere 
vocem  contra  alqm,  wider  umbhin  bäfftzen.  Remur- 
murare,  widerumb  brumlen  und  bäfftzen.'  Fris. 

ver-:  beim  Essen  verderben;  missachten.  ,Sind 
auch  in  diserer  ansehenlichen  grossen  Gemeind  vil 
mutwillige  Verächter  des  Worts  Gottes,  die  damit 
umgehen,    wie   die   meisterlose    Kinder,    so   das   Brod 


l'V.l 


Bafz — bufz.    I!ag — bug 


1052 


verbefzen.'  JMüllek  1073.  ,Aber  hütet  euch,  dass 
ihr  dise  grosse  Guttat  Christi  nicht  durch  Undank 
and  Ungehorsamme  raissbrauchen  und  dises  Brot  der 
Englen  gleich  meisterlosen  Kinderen  nicht  verbefzen.' 
AKlingl.  1688. 

wider-:  widerbellen  Bs;  Z.  Das  ebig  W.  cha" 
im-''  doch  vertäiibe*  ZDättl.  UBrägger  ermahnt  seine 
Geschwister  zu  Hause,  ,sie  sollen  ja  nie  Vater  und 
Mutter  w.-  ,Wo  aber  etlich  daby  sich  so  gar  unge- 
bürlich  halten  wurdind  mit  w.  one  grund  des  gott- 
worts.'  Zwingli.  ,Wie  oft  habend  sy  im  widerbäffzet, 
wie  dick  habend  sy  in  erzürn(e)t!'  1531/60,  Psalm. 
,L)ie  liebe  ist  nit  widerbäfftzend.-  1531/60,  I.  Cor.; 
wofür  1667:  ,treibet  nicht  Mutwillen.'  .Faber  legt 
sich  allenthalben  in  das  widerspil,  eben  als  wann  er 
geschworen  hätte,  er  wollte  allen  getreuen  arbeitern 
widerbäffzen.'  1532,  HBdll.  Eins  leidet  der  Vater 
nicht  von  dem  Sohne,  ,dass  er  mir  widerpäffzte  üdt.' 
JBinder  1535.  In  den  Satzungen  der  Spielgesellschaft 
in  Luzern  war  eine  Busse  gesetzt  auf  Ungehorsam 
und  ,\Viderbefzen.'  XVI.  (Brandst.).  ,Dise  widerbäfzend 
dem  Hecht.'  Z  Bib.  1560;  dafür  , widerstreben.'  1667. 
,Maledicta,  böse  wort,  oder  widerbäfl'zg  nit.'  Jo.Fris. 
1562.  ,Obloqni,  murmurare,  widersprächen,  brummlen, 
murren,  widerbäffzen.  Ad  mea  verba  rcmugis,  du  lüyst 
wiilerumb  oder  widerbäffzest.'  Fris.  ;  Mal.  S.  noch 
gett-lös  (Bd  III  1428/9).  .Widerspenstig  sein  und  wider- 
bäfzigen.'  Lind.,  Wthurer  Chr.  ,Der  alt  Mensch  kann 
sich  in  Gottes  Willen  keumerlich  schicken,  murret, 
brumlet.  widerbeffzet.'  FWvss  1650.  ,Üer  Knechten 
Pflicht  ist,  das  anbefohlne  Werk  treulich  ausrichten 
und  mit  den  Nebendknechten  einträchtig  leben  und 
nicht  unverschämt  widerbäfzen.'  Spleiss  1667.  .Ein 
böser  Weg  ist,  wann  Dienst,  Knecht  und  Mägd  ihren 
Herren  widerspänig  sind,  sich  lassen  heissen  eines 
Heissens  und  sie  auf  ihrem  Kopf  hinaus  fahren,  wider- 
befzen,  kein  Wort  schweigen.'  FWvss  1672.  ,Oggan- 
nire,  widerbefzen.'  Vestib.  1692.  ,Die  Widerbäfzung 
manglet  keine  weitere  Antwort.'  Fäsi  1696.  ,Wenn 
Einer  (dem  moseowitisehen  Keiser)  nur  einreden  oder 
widerbefzen  will,  so  nimmt  er  [ihn]  alsobald  beim 
Kopf.'  Z  Kai.  1724  (Lind.).  ,Wer  sein  die  Aufrührer, 
die  also  widerbefzen  dürfen?'  Sinteji.  1759.  S.  noch 
Alem.  XIII  56.  —  Abi.  ,Unrüewige  lüt  und  ungehor- 
same widerbäffzger  rüewig  und  gehorsam  machen.' 
HBull.  1561. 

Befzger  m.:  1.  oft  Dim.,  Kläffer,  (wachsames) 
Hündchen  ÄAZein.;  Bs;  GRHe.,  Pr.;  GF.,  Sa.,  Ta.;  Th; 
UwE. ;  ZU.  Syn.  Bauzer.  —  2.  Keifer,  Belferer.  immer 
widersprechender  Mensch  Bs;  Tu;  Z.  En  nütige*  B. 
TuEgn.  Weibischer  Mann  (der  nur  verhaltenen  und 
darum  erfolglosen  Widerspruch  zu  leisten  vermag) 
GRHe. 

beize  re":  =  befzen  1  d  AaKii.,  L.  Schirig,  du  liest 
mit  dri"  z'  b. ! 

betzgerle":  =  befzen  1  a  GnRh. 

bif/.ge":  =  befzen  1  a.  .1!.  und  bellen',  von  einem 
Weibe.  UBrägger  1780. 

Zum  Voe.  vgl.  Biffel  I,  bifflen.  Doch  kann  blosser  Schreib- 
fehler für  befzgt  n    vo\  liegen. 


Bag,  beg,  big,  bog,  biig,  bzw.  pag  usw. 

Vgl.  auch  die   Gruppen    />'":/:/•    Back  nsw, 

llagabausch'i  n.:  Scheltw.,  alte  Hexe  LWiggert. 
Vgl.  Bagauschi. 

Bagaire",  V-  f.:  blatternartiger  Ausschlag,  Schorf 
um  den   Mund  (bes.  der  Ziegen)  GrPi\ 

bagasclielc",  ( bajgäschene" :  =  mariäschen  (Sp.  358) 
N'nw. 

Bagä'schi  f-ö»8i  Tu;  Ztw.,  in  kkZein.  Bagäschi) 
f.  Bs;  Gr;  Tu;  UwE.;  Z.  11.  AiLeer.,  Zein.;  Ap;  Bs; 
GrHc. ;  Ndw;  UwE.;  Z:  1.  coli,  a)  Bagage  (beim 
Heere),  Gepäck  Bs;  B;  UwE.;  Z.  ,Für  B.  zu  führen.' 
1795,  Ubw  Kechnungsposteu.  Meist  in  verächtlichem 
Sinne:  allerlei  Gerumpel,  Plunder  AAZein.;  Bs.  Von 
Gegenständen,  die  übermässig  viel  Baum  beanspruchen 
Ar;  ZO.  —  b)  Pack,  Gesindel  ÄALeer.;  Bs;  Gr;  SniSt.; 
Tu;  UwE.;  W;  verst.  Lumpe"-B.  Auch  etwa  in  scherz- 
haft-gutmütigem S.,  z.  B.  von  einer  lärmenden  Kinder- 
schar Bs;  Gr.  's  ganz  B.,  der  ganze  Schwann  AALeer. 
Herrjegerli  Gott  auch!  sim-mier  nid  en  armi  P..'  jam- 
mert Einer,  der  sich  mit  seiner  Liebsten  im  Gebirge 
verstiegen  hat.  Schwzd.  (GRPr.).  —  2.  auch  Gäschi, 
Ober  und  König  zusammen  in  dem  u.  Mariä.sch  1  b 
(Sp.  357)  beschriebenen  Kartenspiel  Ndw.  Dieses 
Spiel  selbst,  ebd. 

Frz.  bagage,  iu  Bed.  1.  Zum  Ausgang  vgl.  tjurä*vhi 
(Bd  II  409),  Blamäechi.  2  zunächst  scherzh.  Übertragung 
von   1  b. 

Baga't  m.,  PI.  Bagäi  Ndw:  Name  der  ersten  Karte 
im  Tarokspiel  W,  des  kleinsten  Trumpfs  im  Karten- 
spiel g'stärten  Ndw.  Kind  tröstend  zur  Mutter:  Mi" 
liebi  Mueter,  der  Vater  ist  böscher;  heit  doch  Giduid .' 
dura"  ist  uhhih"  der  Tifol  und  der  B.  [d.  s.  die  Karten, 
durch  die  er  im  Spiel  verloren  hat]  di  Schuld  W. 

pagä'te":  bezahlen  BHa.  —  Verbale  Weiterbildung 
aus  dem    Ptc.  pagato  zu   it.  pagare. 

üagäuggel,  V-  („Pagäugcl  Z")  m. :  1.  Hanswurst. 
Possenreisser,  närrisch-mutwilliger  Mensch,  bes.  von 
Kindern,  doch  auch  von  Erwachsenen  (Männern  und 
Frauen)  Bs;  G;  Z;  „Geck  Z".  Du  bist  en  rechte'  B. 
De"  B.  mache".  Wo  er  na  eso  en  junge  B.  g'si"  ist. 
LSteiner.  Losed  doch  nüd  uf  de"  B.!  ebd.  Gross- 
sprecher, Aufsehneider  Z  (Jucker).  —  2.  Vogelscheuche 
ScbwG. 

Vgl.  die  als  Zss.  behandelte  Nbf.  B&gäuggd  (Bd  II  IT  II 
und  das  Adj.  bargäuggisch  (ebd.),  ferner  die  Synn.  Fagäuggcl 
(Bd    I    1185/6),  Badautlen,    Baeäuggel. 

liagaiire",  Bagü're"  f.:  flüchtig  gebautes  Hüttchen 
auf  hohen  Berggütern  zur  vorläufigen  Bergung  des 
Heus,  Heustadel  Gr.  —  Vgl.  die  Synn.  Bargaun,  BargStun, 
ferner   Garantien   (Bd   II   3'JS). 

bagausi,  bargausi  s.  Jiausi  (Bd  II  1681). 

üaganschi  f.:  Schelte  auf  eine  nachlässige,  dumme, 
nichtsnutzige  Person  L. 

„l'agätzle"  Gr",  -(e)le".  Ddrii.,  Bagätzcli  GuMal., 
lt  einer  Angabe  häufiger  Bar-,  Bär-gäteeli:  =  Gätzi- 
Epfel  (Bd  I  382),  Gätzeli  (Bd  11  573)  Gr. 

Die  Lautfonn  erinnert  an  mbd.  pogas  laus  dem  slav. 
pogdea),  eine  Art  Kuchen,  Hie  Knollen  der  Pflanze  sind 
kuchenförmig  und  werden  da  und  dort  auch  bei  uns  iu  gc- 
rö'stetera    Zustande  gegesseu. 


[053 


Bag.  beg,  big,  bog,  bus 


1054 


pSge"  1:    spielend  im   Kote   herumwühlen   W.  — 
Viell.  zur  selben  Wz.   wie   Backt  (Sp.    1008). 
Pagete"  f.:  Kotteig  (zum  Spielen)   W. 
nage"  II:  bezahlen  W.  —  It.  ixigare. 

bäge"  III,  p-:  straff  gespannt  sein,  von  der  Haut 
eines  Stückes  Vieh,  das  sich  vollgefressen  hat,  übh. 
eines  Wohlgenährten,  Fettleibigen  GTa. ;  oTh.  Die 
Cime  juiget,  so  hät-si  tf  fresse".  Der  tuet  grad  b.,  strotzt 
förmlich  (vor  Fettigkeit)  GTa.    'Bäget  voll. 

Biger  m.:  wohlgenährter,  sehr  fetter  Mensch  GA. 

—  Vgl.  das  syn.   rStorom.  bagaire. 

biigere":  in  der  Verbindung  z'  b.  cho",  sich  lang- 
sam erholen,  mühsam  vorwärts,  obenaufkommen,  sich 
mit  Not  durchschlagen  AaWoIiI.  Er  hed  möge"  z'  b. 
cho',  hat  sich  durchzuschlagen  vermocht,  ist  mit  Etw. 
zu  Stande  gekommen,  Meister  geworden. 

Bagere":  Reimwort  im  Volksrätsel  vom  Kunkel- 
stecken. Er  mues"  schier  gar  rergagere*  (s.  Bd  II  138), 
hed  Hör  a"  sine*  Bagere*  usw.  L. 

ßage't,  P-  n.:  1.  Paket  L;  S;  Tu;  Z.  E*  Charrc" 
roll  Drucke*,  Pageter,  chlini  und  grössi  Seckli  und 
PäcMi.  BWtss.  —  2.  oft  Dim.,  Papierdüte  AaHoM..  Z. : 
Bs;  B;  „VO;"  UwE.  Syn.  Papir-Hüsli  (BJ  II  1721), 
•Seckel.     Es  Bagetli  roll  Schnupftabak  UwE. 

Bagete'll  Tu;  Z,  -dell  ÄASarm.,  Z  (P-);  LBcrom., 
BaggeteU  AaLeer.,  -dell  AaF.;  Bs;  GlK.;  GrPi\.  Bagitell 
AAliietw.,  -dell  AAWohlen  (auch  Bargt-) ;  B,  Baggitell 
Schw;  Th;  UwE.;  Z,  -dell  AALeer.,  St.,  Wohl.  —  meist 
n.,  in  AASt.  Gr;  LBerom.;  ZS.  m.,  in  AALeer.;  B  f.: 
Kleinigkeit,  's  ist  numen  es  B.  Etwas  um-enen  B. 
rerchaufe".  —  Frz.  bagatetU  f.  Nach  einer  Angabe  wird  in 
AaWohlen  auch  die  erste  Silbe  betont. 

Bage'tte"  f..  Dim.  Bugettli:  Rute,  Gerte  AAWohlen. 

—  Frz.   Laguette. 

Pageter  m.:  Parkettbodenleger  ZStdt. 
Dem    frz.  parqueteur    entsprechend,    aber    als    Abi.    von 
Pa(r)ge((-Boden)   behandelt. 

Werk-Bagi  m. :  unter  den  Chargen  bei  einem 
Heere,  neben  .Commissarii  und  Schreiber'  aufgezählt. 
Kriegsb.  1644,  115. 

bagi".  .Für  eine  tuchene  oder  bagene  Kutten 
[Frauenkleid].'  Bs  Taxordn.  1646.   —   Vgl.  bajm. 

Pagode"  I,  „Pagodde"  f.":  Fastnachtsmaske  Gr 
Mal.,  Pr.     P.  gän,  maskiert  herumgehen. 

„Pagode"  II  f.:  wilde  Pflaume,  die  Frucht  der 
Kriechenpflaume,  Prun.  insit.  B;"  Syn.  Palogen. 

Pagode"  III  GRHe.  (Bühler),  sonst  Bagude",  P-,  in 
GSa.   auch   Pagudle",    in    Gr   auch    „Paguge*"  —  f.: 

Pflanzenname,  halb  generelle  Bezeichnung  grosser 
Doldengewächse;  spec.  a)  grosser  Klettenkerbel,  Anthr. 
silv.  Gr;  GSa.;  Syn.  B. -Bengel.  Das  erste  Schoss  der 
Pflanze  Gr  UVatz.  —  b)  gem.  Bärenklau,  Her.  sphond. 
Gr  (Durh.);  GSa.  —  c)  rauhhaariger  Kälberkropf. 
Cha;r.  hirs.  GSa.  —  d)  grosse  ßibernell,  Pimp.  magna 
GRHe.  (lt  B.  II  88.  299).  —  Vgl.  die  mehrfach  syn.  (Kons-) 

Chummel    (Bd    III    295),    Buggeten,    Bangen. 

hagere":  1.  roh  für  sterben  Bs  (An.  ad  St.).  — 
2.  meist  in  der  Verbindung  ume"-b.,  faul  herumliegen 
Z  (Spillm.).  Syn.  plegeren.  —  Aus  dem  Judendeutschen, 
bzw.   der  Gauuerspr.     S.   anch   beigeren. 


lind- häng  limpäug:  1.  in  eig.  S..  leicht  zu  biegen, 
biegsam  BU.  Das  ist  ncicw  en  l-c  Stecke",  da  lach- 
dih  nid  sr"  fast  dn'if  BHa.  —  2.  bildl.,  von  Personen, 
schwächlich  Bü.,  ohne  Ausdauer  beim  Tragen  von 
Lasten  BR.  Weichherzig,  weibisch,  von  Männern 
BHa.     Syn.  lugg  (Bd  III  1234). 

bäugere"  (auch }>-),  in  AaFH.;  Bs;  UwE.;  ZBauma, 
Langn.  bäuggere":  1.  intr.  (in  L;  Scnw  ;  „Z"  refl.),  sich 
bäumend  und  hinten  ausschlagend,  wie  toll  herum- 
laufen, plötzlich  davon  rennen,  von  mutwilligem  oder 
erschrecktem  Vieh,  bes.  auf  der  Weide  ÄABb.;  L; 
Schw;  Z;  vgl.  blsen.  D's  Boss  hed-sich  päugeret  Scuw 
Muo.  Wenn  cP  Wiener  chreie'd,  wenn  d'  Vögel  badend, 
wenn  'sVeh  (ume"jbäugeret,  se  gi''t  's  ander  Wetter  AaBIi.; 
SchwE.;  ZO.  ,Die  böügerer,  d.  i.  die  muetvvilligen. 
frächen  und  wilden  ufrüerer.  Dann  die  Tentschen 
sagend  von  dem  räch,  wann  es  wild  hernmbspringt 
und  muetwillig  wüetet,  es  böugere.'  HBcll.,  Tig.  ,[Die 
Kinder  der  Gottlosen]  springind  dahar  von  fröuden 
und  beugerind  wie  das  vych.'  LLav.  1 582.  Auch  von 
Menschen,  herumtollen,  herumspringen  AABrugg;  ZO. 
Mit  enand  b.,  sich  herumstossen  Z.  Rennen,  jagen 
BsStdt.  Lueg,  rvie  si  [die  Courtiers  und  Agenten]  b. 
dur'h  d'  Ströss  und  dö  und  dert  in  d'  Hiser  laufe"! 
Usbäuggeret  ha",  phys.  oder  ökonomisch  am  Ende  sein 
AaFh.;  Bs.  —  2.  refl.,  „sich  (er-)heben,  z.  B.  im  Bette 
B;  L."  Von  der  Arbeit  aufstehen;  mit  spec.  Bez.  auf 
einen  alten  Brauch  der  Handwerker  (Schneider.  Schu- 
ster usw.),  die  zur  Winterszeit,  wenn  sie  im  .Kunden- 
haus' arbeiteten,  vor  dem  Lichteranzünden  etwa  eine 
halbe  Stunde  Rast  machten  und  in  ein  Nachbarhaus 
oder  nach  Hause  giengen  AABb.,  Deg.  —  3.  refl.  a)  sich 
(z.  B.  gegen  einen  Befehl)  auflehnen,  sträuben,  sperren; 
widersprechen  L;  SchwMuo.;  Zg.  De  muest-dieh  nid 
gegen  Alls,  ico  nie"  dich  heisst,  eister  eso  b.  SchwMuo. 
Die  Luenz  hed-sich  noch  törfe"  p.  weis'  wie  Zg.  Er 
het  sich  e"  Bitz  'bäuggeret  geg-dem  Andere",  z.  B.  als 
wollte  er  es  mit  ihm  aufnehmen  UwE. ;  Syn.  sich  gegen 
Eim  stellen.  ■ —  b)  „gross,  stolz,  spröde  tun  gegen  Jmdn 
VO;  Gl;  Z."  —  4.  refl.,  von  Sachen,  sich  sperrig  aus- 
dehnen, erheben,  auftragen,  z.  B.  von  Tuch,  und  in- 
folgedessen einen  grossen  Raum  einnehmen  AALeer.; 
B;  L.  Syn.  sich  böggen.  Grobs  Strau  belageret -sir''  Aa 
Leer.    —    Wahrsch.  Freq.  zu  mhd.  hängen   (s.  bäuggen). 

er-:  sich  auflehnen  Z  (Jucker).  —  üs-:  am  Abend 
vor  dem  Zubettegehen  ausruhen  AaEIu. 

bäugerig:  .gedunsen',  sperrig,  sich  sträubend 
AALeer.;  Rochh.  (beigerig). 

Bäugi  n.:  plötzliche  Anwandlung  von  Mutwillen, 
Raserei  beim  Rindvieh,  wobei  es  wie  toll  herumläuft 
(s.  bängeren  1)  ZO.  D'  Cime  händ  's  B.  (übercho"). 
-    Vgl.    Güegi  (Bd   II    161),   Hätli  (ebd.    1135). 

bäugle",  bzw.  baigle":  1.  refl.,  „sich  träge,  faul 
drehen  W";  sich  winden,  krümmen  und  drehen,  sich 
in  einem  fort  herum  bewegen,  von  Tieren  (z.  B.  Schlan- 
gen, Würmern,  Insekten)  und  Menschen,  bes.  un- 
ruhigen, zappeligen  Kindern  GRPr. ;  W  (auch  intr.). 
,Man  mahnte  mich  an  die  grosse  Ehrwürdigkeit  des 
Gewalthabersteines  erst  dann,  als  ich  mich  darauf  zur 
Genüge  herumgebeugelt  und  zufällig  die  Steinplatte 
wieder  verlassen  hatte.'  W  Sagen.  La  d's  Chind  e"  Bitz 
geige"  und  beiglu",  binde  es  in  der  Wiege  nicht  allzu 
fest,  damit  es  sich  frei  bewegen  kann  W.  —  2.  Eine", 
enandre"  (ummer-J  b.,    (sich)    im  Ringkampfe    herum- 


1055 


Rag,  beg.  big,  bog,  bug 


1050 


zerren,  sich  herumbalgen  GrPi-.    „Herumrupfen  Gr." 

—  Vgl.  bügle». 

zer-bäugle":  refl.,  sich  winden  und  drehen,  z.B. 
vor  Schmerz  GrPi\  ;  vgl.  Schwzd.  29,  5.  Von  Wasser- 
tieren: Mächtig  grössi  Wasserchalber  tuend  <Jri"  ummer- 
schlengle'  und  schich  ummer- erbäugle".  Schwzd.  (GrPi\) 

Begel  in.:  1.  menschliches  Excrement  SchwE.; 
„Zg."  —  2.  „Person  von  schwacher  Gesundheit  oder 
leichtem  Körperbau  LE."  — ■  Vgl.  das  in  beiden  BeJd. 
syn.  Gegel  unter   Gagel  (Bd   II    139). 

Begele"  I  f.:  1.  „Beggelen  (PI.),  Kotknollen  am 
Rindvieh  W."  —  2.  kotiger  Saum  am  Frauenkleide 
GaChurw.  Die  hed  e"  rlehti  B.  —  3.  forainen  i.  e. 
vagina'  pars  GrPi\  (lt  Bühl.).  —  Tsch.  stellt  2  zu  Begeh", 
Ziege.    -    ,Begeleu\   Fluni.   ZZoll.    1680. 

begele"  I:  nach  menschlichen  Excrementen  rie- 
chen SchwE. 

Begeler  I:  Spitzname  eines  kleinen,  schmächtigen 
Menschen  SchwE.  f 

„Begi  n.:    hageres  Geschöpfchen,    Tierchen   W." 

begele"  II  BBr.;  GRChurw.,  Pr.,  Seh.;  L;  Ndw, 
„begele"  L;  Schw,  hagele"  L;"  Zg  (St.b):  meckern, 
auch  blöken. 

Der  Voc.  ist  als  kurz  bezeichnet  für  GrChurw.,  Jeu.,  L., 
Luz.,  Sch.,  Schud.;  RBrandst.  gibt  für  L  -t"-  an.  Vgl.  das 
syn.  rriigelen  (Sp.  105),  ferner  b&gg(el)en,  dem  unsere  Form 
mit  -8-  am   nächsten  steht. 

ver-:  verenden,  zu  Grunde  gehen,  zunächst  von 
Tieren,  namentlich  Ziegen  und  Schafen,  bildl.  auch 
von  Menschen,  die  vor  Ungeduld  beinahe  vergehen  L. 
Der  ist  fast  verbegelet,  bis  er  g'wüsst  hed,  wora"  er 
ist.  —  Vgl.  das  syn.  ver-rjitzhn  (Bd  II  579)  und  die  dort 
angeführten  Synn. 

Begele"  II  f.:  1.  Ziege  GRChurw.,  Peist.  —  2.  zän- 
kisches Weib  GRPeist. 

Begeler  II  m.:  1.  Bock  GRChurw.,  L.  —  2.  über- 
mütiges Bürschchen  GRChurw.  —  3.  Nachtkauz,  Strix 
al.  GRChurw.,  L.     Syn.  Geissler  (Bd  II  405). 

„Begeli  n.:  Ziege  L  (Kdspr.)." 

begene"  GrA.,  Fid.,  Klost.,  V.;  ScnwMuo.;  Uw, 
-e-  GrD.,  Nuf.,  Pr.,  S. ;  „Schw",  „bägene"  Schw": 
1.  meckern  Gr;  Schw;  Uw;  in  Gr  tw.  vom  kläglichen 
Schreien  der  Ziege  im  Gegs.  zum  gewöhnlichen  Meckern. 

—  2.  verächtlich  für  (aus-)schwatzen  Ouw.    Er  muess 
Alles  b. 

Begener,  in  GrV.  Geiss-B.  —  m. :  =  Begeler  3 
GrA.,  Fid.,  Klost.,  V.  Syn.  Geiss-Böbeler  (Sp.  924), 
-Bieger. 

begere"  GrTIc.  (-e-),  Pr.,  Scuolms,  Tschapp.;  LV., 
hagere"  GRValz.:  1.  meckern.  aaOO.  Schreien,  vom 
Vieh,  bes.  Kälbern  GRValz.  —  2.  erzwungen  lachen 
GRPr. 

Bcglne"  f.:  1.  Laienschwester.  ,In  Tiefenkasten 
gibt  es  noch  Beguinen,  meines  Wissens  die  einzigen 
im  Lande.  Sie  wohnen  in  einem  besondern  Hause, 
tragen  schwarze  Kleidung  von  besonderm  Schnitte, 
beobachten  gewisse  Regeln  in  ihrem  Gottesdienste  und 
ihrer  Diät  und  beschäftigen  sich  mit  Abwartung  der 
Kranken.'  HLLkhmann  1797.  Im  Auf.  XV.  wurden  die 
B-en  aus  Bs  verwiesen  (.vielleicht  das  der  b.  wesen 
damals  sehr  getauzet  und  in  etlichen  stetten  als  ein 
Gott  missfelliger  stat  abgetan  worden.'  Würstisen 
1580);  doch  gab  es  daselbst  nach  Ausweis  des  Steuer- 
rodels noch  1440  dreizehn  steuerpflichtige  B.  .Baginen 


oder  Schwösteren  StFranziscen  I  Irdens  (von  der  dritten 
Regel  St  Franciscen).'  RCvs.  ,Lass  Planen  und  Be- 
ginen,  hilf  du  den  Dinen.'  Sprww.  1824.  Vgl.  noch 
Gr.  WB.  I  1295;  Müller,  SchwG.  II,  Cap.  7;  Gfd  \V1 
293  iL;  betr.  die  B.  in  Bs  JGross  1624,  38;  Bs  XIV. 
passim;  Lutz,  Denkw.  1  58.  — ■  2.  (in  BsL.  auch  Bär, 
Bigine,  in  Sch  auch  Beggine",  oft  dim.  Beginli)  das 
Hinterhaupt  bedeckendes,  eng  anliegendes,  steifes  (in 
oBs  schwarzes,  in  uBs  weisses)  Häubchen,  früher  von 
altern  Frauen  aus  dem  Mittelstande  getragen  AaFH.  ; 
Bs.  ,Ein  mit  farbigen  kleinen  Glasperlen,  Silber-  und 
Goldräpplein  gesticktes  Tschäppeli,  Begine  genannt, 
welches  durch  breite  seidene,  unter  dem  Kinn  zu 
einem  Knoten  geschlungene  Bänder  festgehalten  wurde ; 
diese  B-en  mussteu  auch  dazu  dienen,  um  den  kurzen, 
etwa  2"  langen  Haarstummel  zu  decken ;  denn  die 
Baselbieter  Mädchen  mussten  sich  an  ihrem  Hochzeit- 
tage ihre  schönen  Haare  ganz  kurz  abschneiden  lassen.' 
CSchneider  1880,  33.  , Stolz  thronte  auf  ihrem  Haupte 
die  schwarzseidene  B.,  ein  Sinnbild  ihrer  häuslichen 
Machtherrlichkeit,  indess  die  seidenen  Bänder  aufge- 
löst um  ihre  blühenden  Wangen  flatterten.'  Breitenst. 
S.  auch  Schwzd.  23,  37.  Schwarze  Spitzenkappe  der 
Bauernweiber;  weisse  Nachthaube  Aa  (Rochh.).  Die 
sog.  Band-Ghappen  (s.  Bd  III  392/3)  Sch.  —  3.  scherzh. 
übertr.  auf  den  Kopf,  in  der  RA.:  Eim  Ei's  uf  ä"  B. 
ge"  Bs. 

2  wohl  verk.  aus  Beginen-Ifübcn  (s.  Bd  II  953);  vgl. 
auch  frz.  blgnin,  Beginnen-,  Nonnen-,  Kinderhäubchen.  In 
Bs  schwankt  der  Wortacc,  für  Sch  ist  nur  Betonung  der 
ersten  Silbe  angegeben.     Vgl.  auch  Menaecheren  (Sp.  295/6). 

beginlich:  wie  eine  Beginne.  ,Sy  kumnit  [ge- 
kleidet] zimmlich,  doch  nit  begynlich.'  ZwiNGLl  (Brief). 

beigere",  p-:  1.  serbeln,  hinsiechen,  absterben,  von 
Tieren,  roh  auch  von  Menschen  ÄAFri.;  ThHw.  Der 
Nachher  cha""  si"  lloss  weg  due",  wenn  er  will,  's  bei- 
geret  scho"  lang.    Der  mos  b.  —   2.  plagen  TuSteckb. 

Eig.  identisch  mit  bägeren;  vgl.  litterar-jüdisch  peger, 
vulgär-jüdisch  peiger,   Kadaver,  feigeren,   krepieren. 

bciglig,  bzw.  -»*-,  „auch  heilig":  flink,  gelenk, 
leichtfüssig  F.     Zum  Tanze"  bin-ich  nümme"  b. 

Begrifflich  läge  Zugehörigkeit  zu  blivgle»  nahe,  doch  sind 
die   Lautverhältnisse  nicht  klar. 

Big  (PlBige")  AaF.,  Ke.;  Ap;  G;  Sch;  Th;  ZO.,  S., 
Blge"  (PI.  in  BR.  Bigi,  sonst  unver.)  B;  Gr  (in  Cast., 
Maladers  Beige");  L;  Schw;  SB.;  UwE.  (Beige");  U; 
Zg,  Bigi  (PL  Bigcne")  Aa;  Bs;  BoAa.;  Gl;  L;  S; 
ZRüml.,  W.  —  f.:  Beige,  Stoss,  regelmässig  aufge- 
schichteter Haufe  von  Gegenständen  gleicher  Art  und 
Beschaffenheit.  aaOO.  Syn.  Tischen.  .Schicht,  Beig, 
Ordnung,  classis,  series,  ordo.'  Red.  1662.  E"  B.  Heft, 
Büechcr,  Täller,  Fünfliher,  Chüechli,  Garbe"  usw.  Fl- 
iegt dehaime"  uf  der  Disch  e"  ganzi  B.  Schriftc". 
JMähly.  En  Straitwelle"-B.  am  Hüsegge".  BWvss.  An 
steilen  Abhängen  aufgeschichteter  Heuhaufe,  grösser 
als  der  Schoche"  BR.  Insbes.  von  Holzscheiten;  s.  auch 
Hole-,  Schiter-B.  Die  Bewohner  von  GRMaladers,  die 
früher  oft  mit  Holz  und  andern  Produkten  nach  Chui 
fuhren,  wurden  geneckt:  D'  Maladerset  Glogge"  laut: 
Mit  Holz  ge"  Chur,  mit  Holz  ge"  Chur  und  d'  Seclcli 
uf  der  B.  ,Dem  N.  N.,  von  der  statt  bygen  [in  den 
Stadtwaldungen]  ze  machen.'  1500,  BArch.;  vgl.  Bitr- 
ger-Holz,  Herrcn-B.  ,[Es  ward]  mir  vil  holz  gestolen 
an  schitar  ab  den  bygen.'   1527,  Stockar.    ,A1s  der 


1067 


Bag,  beg,  big,  bog,  bug 


1058 


nachrichter  [die  Delinquenten]  uf  gemachte  biglin, 
zwen  uml  zwen,  rüglingen  hat  gesetzt,  wolt  das  für 
nit  über  sich  brinnen.'  Ansii.  .Eine  B.  zu  machen 
:!0  ß.'  XVI.,  AAAarau  (Taxordn.  des  Scharfrichters). 
.Kin  beigen  holz  haben  sie  breit,  ein  krönten  könig 
darauf  gleit,  das  holz  mit  feur  gleich  angezündt.' 
GGottii.  1599.  .0  Klftr  Buochis  an  zwo  Bygen  hinder 
einanderen  und  zwei  Tannis  an  einer  Byg  aufgesetzt.' 
1049,  Hotz,  Urk.  ,Wann  er  ein  Bygen  [Späne]  by- 
sammen  hat.'  1095,  Troll.  .Solches  Holz  muss  auf 
Beigen  gelegt  werden,  welche  6  Schuh  hoch  sein 
müssen.'  G  Flösserordn.  1839.  B.  als  Mass.  E"  B. 
Holz,  etwas  weniger  als  l1/«  Klftr  L  (Landbote  1878). 
.Niemants  sol  mer  holz  us  dem  forst  füeren,  dann  er 
zu  sins  huses  brueh  notturftig  ist  und  nämlich  nit 
über  zwo  bigen  eins  jars.'  1539,  B  Bq.  ,Eine  Eute, 
d.  h.  ein  ausgewachsenes  Holz,  gibt  7 — 10  Bigen  [Schin- 
deln], je  nachdem  das  Holz  spaltet.  Muss  ein  Dach 
alle  30  Jahre  neu  gemacht  werden,  so  erfordert  dies 
jährlich  [für  ein  Dorf]  über  500  Bigen  oder  Fuder 
Schindeln.'  Gb  Samml.  1805.  Vgl.  Chrüz  (Bd  III  942). 
Mhd.  Inge,  ahd.  biga,  Ugo.  Bigi  ist  Abstr. -Bildung  zum 
Vb  bigen  und  hat  zunächst  coli.  Bed.  gegenüber  dem  ein- 
fachen Concr.  Bigen;  vgl.  HWissler  1891,  19.  —  Uf  de" 
Blgene",   Flurname   AaEhr. 

Holz-:  Holzstoss;  insbes.  Stoss  von  klein  ge- 
spaltenem Brennholz,  mit  besonderer  Sorgfalt  und 
Regelmässigkeit  zum  Trocknen  aufgeschichtet,  meist 
längs  der  Südwand  des  Hauses  (unter  den  Fenstern 
und  um  dieselben),  oft  auch  als  eiförmiger  Aufbau 
freistehend  im  Hofraum,  gleichs.  als  ein  Wahrzeichen 
für  den  Ordnungssinn  und  Wohlstand  der  Hausbe- 
wohner AäF.,  Fri. ;  B;  Gr;  S;  UwE.;  Z.  ,Das  Stroh- 
dach, welches  weit  hervorragend  die  Fensterreihen 
mit  den  darunter  zierlich  aufgeschichteten  H-en  über- 
schirmt.' Wanderer.  ,Die  Holzbeigen,  die  sich  vor 
den  Häusern  befinden,  sollen  hinter  oder  in  dieselben 
versorgt  werden.'  1549,  ZElgg  Feuerordn.  Scheiter- 
haufen. .Demnach  und  sy  [die  zum  Feuertod  Ver- 
urteilte] zuo  der  h.  kam.'  Kessl.  II  142.  , Auf  die  h-en 
geleget.'  HBull.  1597.  ,Als  sie  dann  mit  ihme  bis 
auf  die  Richtstatt  und  zu  der  gemachten  Holzbeigen 
gangen.'  1608,  Mise.  Tig.  S.  noch  Schlter-B.  — 
Herre"-:  (2  Klftr  messender)  Holzstoss,  wie  ihn  die 
Herren  vom  Grossen  und  Kleinen  Rate  und  vom  Stadt- 
gericht früher  aus  der  Stadtwaldung  von  Amts  wegen 
(als  Ehrengabe)  bezogen  ZWthur  (Troll  III  186). 
Durch  Verordnung  von  1749  wurde  bestimmt,  dass 
solche  H-en  fortan  nicht  mehr  .aufgemacht'  werden 
sollen.  —  Chüefer-:  in  der  F'orru  eines  meist  nach 
oben  sich  verjüngenden  Turmes  zum  Trocknen  auf- 
geschichtete Fassdauben  Z.  —  Chrüz-:  kreuzweise 
aufgeschichteter  Holzstoss  GrAv.,  7  Ger.,  Rh.,  Tschapp. 
(lt  Tsch.);  Z.  —  Bure--  s.  innen-ligen  <B&  III  1211). 

Schiter-:  1.  wesentlich  =  Holz-B.  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
Gl;  Gr;  Th;  UwE.;  Z.  ,Das  klein  verspaltene  Holz 
wird  hier  [in  Ap]  vor  den  Häusern  mit  vieler  Kunst 
an  runde  Scheiterbeigen  aufgetürmt,  die  sehr  hoch, 
unten  weit  und  bauchig  und  nach  oben  völlig  zuge- 
spitzt siDd,  und  welche  der  Wind  zu  allen  Seiten 
durchstreichen  und  austrocknen  kann.  Eine  solche 
Beige  enthält  öfters  15 — 20  Klftr  und  nimmt  einen 
sehr  kleinen  Raum  ein.'  Steinm.  1804.  ,Uli  hatte  die 
Sch-en  so  zierlich  gemacht,  dass  die  Bäurin  grosse 
Freude  dran  hatte.'  Gotth.    ,Zwei  Bauernhäuser,  um- 

Schweiz.  Idiotikou  IV. 


gürtet  mit  sorgfältig  geschichteten  Sch-en.'  ebd.  Me' 
g'seht  's  der  Sch.  a",  wenn  's  im  Hu*  kaperet  ZW. 
Dnl  Mol  om  d'  Seh.,  drü  Mol  om  's  Hüsli:  drü  brüni 
NägeJi  gend  cm**  e*  Strüssli  Ap.  Die  Seh.  spielt  beim 
Kiltgang  (als  Liebesleiter)  und  daher  auch  im  volks- 
tümlichen Liebeslied  eine  grosse  Rolle;  vgl.  z.  B.  Kulm 
1819,  119  ff.;  ABitter  1858,  33;  Schwz.  Deklamator 
(1868)  II  10.  .Schitterbigen  vor  den  hüsern.'  ThPlatt. 
1572,  37.  ,Es  soll  Niemand  den  Platz  [vor  dem  Rat- 
haus] bekümern  weder  mit  Sch-en,  Holz  [usw.].'  GrD. 
LB.  ,Es  soll  durch  den  Erdbidem  eine  erst  aufge- 
setzte Seh.  umgeworfen  worden  sein.'  Z  Bericht  1728. 
Scheiterhaufen.  ,Wee  der  bluotdürstigen  statt,  deren 
ich  ein  grosse  scheiterbygen  machen  wil.'  1530/48, 
Ezech.  ;  dafür  1607 :  .einen  grossen  Holzhaufen.'  ,Strues, 
pyra,  ein  sehyterbyg  oder  holzbyg.  Rogus,  ein  scheiter- 
big,  die  toten  darauf  zu  verbrennen.'  F'ris.  ;  Mal.  ,Auf 
eine  Scheiterbeig  geworfen  und  lebendig  verbrennt 
werden.'  FWyss  1655.  .Super  rogura,  auf  der  Scheiter- 
beig.' Vestib.  1692.  ,Zu  Wormbs  gehört  Fumarogo, 
als  spreche  man  rüchende  Scheiterbeigen.'  Sprecher 
1772.  S.  noch  Un-hold  (Bd  II  1182);  Gr.  WB.  VIII 
2481.  Typisch  für  Masse,  Menge:  Schulde"  ha"  wie- 
n-e"  Seh.,  wie  Sch-e"  GRMai.;  Z.  —  2.  scherzh.  übertr. 
auf  den  weiblichen  Busen  Th;  Z.  E*  schoni  (brävi, 
uacheri)  Seh.    vor   dem  Hüs   (vor  de"  Feistere")   ha". 

—  3.  Name  eines  schichtweise  aufgesetzten  Gebäcks. 
.Scheiterbeige.  Eine  Legeten  Weissbrod  in  die  Pfanne 
getan,  löffelweis  voll  von  den  Eiern  darüber  geschüttet 
. . .  man  kann  so  viel  Legeten  machen  als  man  will.' 
Bs  Kochb.  —  Stafel-Sch.:  Stoss  aus  groben  Schei- 
ten, meist  im  Walde  aufgeschichtet.  ,Es  war  ein  ver- 
fluchter Gespass  und  das  würd  doch  hellenmässig 
rumplen,  wenn  man  die  St-en  würd  über  den  Preisen 
aben  ketzeren.'   Stutz  1852. 

Spalten-:  Holzstoss  aus  .Spalten.'  ,Dem  buwherr 
umb  ein  sp.  7  krönen.'  1594,  B  (Gfo.).  —  Sonntags-: 
meist  am  Sonnabend  zugerüsteter  Vorrat  an  Scheit- 
holz für  den  Sonntag  Gr  (Chr Walkmeister).  .Gestern 
hat  er  mir  den  ganzen  Vormittag  Äst  geschnitten, 
eine  S.,    an  der  ich  die  halbe  Woche  habe.'    Hausfd. 

—  Witwen-:  2  Klftr  messender  Holzstoss,  wie 
solche  früher  alle  zwei  Jahre  aus  der  Stadtwaldung 
an  Witwen  verabfolgt  wurden  ZWthur;  vgl.  Troll 
III  186  f.  204. 

bige"  Aa;  Ap;  Bs;  B;  GRtw.;  G;  Sch;  S;  Tu; 
Uw;  U;  Z,  blgne*  Gl;  GRÜhur,  D.,  He.,  Landq.,  Pr., 
Sch.  Scuw  —  Ptc.  'big(n)et  AaF.,  Fri.;  BO.;  Gr;  Schw; 
UwE.;  Zu.,  'bigt  BsStdt,  'blge"  AAZein.;  Bs;  Th;  Ndw; 
ZS.:  tr.,  eine  Big  machen,  aufschichten,  allg.  Syn. 
ebnen  (Bd  I  46),  tischen.  Wer  Holz  b.  cha"",  chann 
auch  müre",  d.  h.  das  B.  ist  eine  Kunst  Tu.  Deis  isch 
e"  schlechte''  Mürer:  er  biget  d'  Stei"  ume"  uf  enander 
AAZein.  E"  ganze"  Tag  Schiter  z'  b.  chunnt  Eim  i" 
Rüggc"  B  (Zyro).  D'  Herdöpfel,  d'  Bire"  i"-re"  Kar- 
täne"  b.  Gr.  Sich  guet  (schlecht)  b-,  beim  Aufschichten 
(nicht)  ergiebig  sein  Ap;  B;  ZO.,  S.  Im  Rätsel  von 
den  Augenlidern:  Gnipp  gnapp  Hämmerli,  oV  Stegen 
üf  i"  's  Chämmerli,  im  Chämmerli  inne"  Chorzicil 
trlbe",  zwa  hörige  Bing  of  enand  ue  b.  Ap.  Mehrfach 
in  scherzh.  RAA.,  die  eine  unausführbare  oder  schlecht 
lohnende  Arbeit  bezeichnen.  Wasser  b.  B.  Er  ist  uf's 
Dach  go"  Eier  b.,  antwortet  man  auf  die  Frage  nach 
Jmds  Aufenthalt  ThHw.  Um  de"  Lön  rät  Hund  b. 
AASuhrent.    S.  noch  Chümmel  (Bd  III  294).    Übertr.: 


1059 


Bag,  beg,  big.  bog,  bng 


1060 


Nebes  guet  ane"  (oder  here'J  b.,  in  wohlgesetzter  Rede 
vorbringen  Ap  (Tobl.).  ,2000  feldstuck,  auf  einandern 
gebiget.'  1510,  LTscbudi.  .Vadian  bat.  wie  Paulus 
spricht,  fürende  köl  uf  ire  hopter  gebiget.'  Kkssl. 
.Einer  [der  Türken]  hat  fünf  kinder  uf  anandren  ge- 
legt und  gebiget,  mit  einem  sebel  durchhacket.'  ebd. 
.Silvas  erigere,  ein  byg  holz  aufsetzen  oder  bygen.' 
Fris.  ;  Mal.  .Sie  macheten  drei  grueben,  darein  sie 
ein  grosse  anzal  [der  bei  St  Jakob  Gefallenen]  zue- 
samen  beigeten.'  Wurstisen  1580.  .Jedes  Klafter  mehr 
nicht  als  zwei  Mahl  unterlegt  und  ohne  Vorteil  ge- 
beiget  aufsetzen.'  B  Burgerholzordn.  .Wann  ein  Holz- 
scheiter  dem  Messer  beholfen  sein  wurde,  das  Holz 
in  das  Miiss  zu  beigen.'  B  Holzordn.  1738.  ,Der  Zür- 
cherhund  [ein  Geschütz]  hatte  seine  besondern  Ku- 
geln, welche  auf  dem  Boden  gebäget  seind.'  1762/74, 
Ndw  Zeughausinv.  .Das  Brennholz  soll  in  Trämel 
versägt,  ins  Mass  gebigen  und  vom  Ürtenvogt  einge- 
messen werden.'  1851,  Ndw.  Die  zwei  Männer,  welche 
zur  Pestzeit  im  Wallis  die  Toten  begruben,  .erhielten 
für  jede  tote  Person  ein  Leintuch;  sie  beigeten  die 
Leintücher  auf  einander,  und  jedem  der  zwei  Gräbler 
fiel  ein  klafterhoher  Haufe  zu.'  Alpenp. 

ab-bige":  eine  , Beige'  abtragen  BO.  (Zyro);  Z. 
—  über-:  beim  Holzschichten  die  senkrechte  Rich- 
tung überschreiten.  Id.  B.  Eine  , Beige'  zu  hoch  machen, 
so  dass  sie  stürzt  B  (Zyro).  —  üf-:  aufschichten  Ap; 
Bs;  B;  Gl;  GrPi\;  GSa.;  Th;  ü;  Z.  ,Die  aufgebeigten 
grossen  Tuchwellen.'  Anderegg  1891.  .Dann  kam  Rind- 
fleisch, Speck,  Schnitze,  Chüechleni  von  drei  Arten, 
alles  hoch  aufgebiget.'  Gottb.  .Congerere  aram,  ein 
bygen  machen,  auf  bygen.  Construere,  aufhäufen,  zuo- 
sainenhaufen.  ordnen,  auffüeren  und  aufbygen.'  Fris. 
.Was  alsdann  an  Schindlen  überbleibt,  soll  der  Lehen- 
mann auf  beigen.'  1G17.  SciiwE.  Klosterareh.  —  a"-: 
eine  ,Beige'  anfangen  BO. ;  Z.  Ieh  hau  a"'biget,  du 
chamisch  jig  so  furtfare".  —  i"-:  ins  Klaftermass  ein- 
schichten. ,Es  sollen  mehr  nicht  als  zwei  Schiffleut 
Freiheit  haben,  Holz  einzubeigen.  der  Holzmesser  und 
der  Käufer  aber  mögen  selbiges  wol  zurechtlegen.' 
Z  Mand.  1726/36.  —  ver-:  1.  Etw.  (z.B.  ein  Fenster) 
durch  eine  Beige  verdecken  B;  Z.  —  2.  schlecht  bei- 
gen, so  dass  der  Haufe  schief  wird  B  (Zyro);  Z. 

Schulde"-Biger  m.:  wer  Schulden  auf  Schulden 
häuft  Ap. 

Big(n)ete"  i.:  =  Big  AALecr.;  B;  Gl;  GR7Ger., 
He.  E"  B.  Schiter,  e'  Schitcr-B.  Eine  B.  Taüer. 
MWalden.  Si  hei"  e"  ganzi  B.  Chüechli  üfg'stellt  11 
(Zyro).  ,Dann  kam  eine  ganze  B.  Fleisch  und  man 
konnte  nehmen,  so  viel  man  nur  mochte.'  Gotth. 
.Lebkuchen,  ganze  B.'  ebd. 

„bigle":  in  kleinen  Schichten  über  einander 
legen." 

Bigel  m. :  verkümmerte  Frucht  GlK. 

Biger  m.:  1.  Knirps  Gl.  —  2.  Dim.,  ßisschen, 
Krümchen,  ebd.     Es  Bigerli  Brät. 

bigerle":  Etw.  nur  in  kleinen  Mengen  langsam 
gemessen  Gl;  Syn.  bitzelen.  —  Vgl.  Migel  (Sp.  106), 
ferner   Bigger. 

Bigeli  I  n.:  Lockruf  für  die  Hühner  ZO.  (lt  Stutz 
I  105).   —    Die  gewöhnliche  Form  ist  Bibeli;  s.  auch  Digeli. 

Bigeli  II  n.:  kleine  Ziege  FJ.  —  Wabrsch.  dnreb 
Umstellung  aus  Gibdi  (s.   Oiben   IM   II   97/8). 


Pige't  n.:  Truppenabteilung  Gl.  Im  Ganze'  hat- 
in,  n  acht    Pigeter,   en  ieders  :n  400  Ufa"",  b'waffnet. 

Gl  YMksgespr. 

bigle":  schnitzeln  BLenk.  —  Nicht  bestätigt,  dafür 
bUgglen   (s.   backen). 

Bigii'lli,  P-  n.:  Haarwickel  (aus  Wolle  oder  Leder, 
mit  einem  Draht  in  der  Mitte)  L;  S;  Z.  —  Zu  fr/. 
/linii,    Spitzkeil;    Nadel   zur   Befestigung  des   Frauenhutes. 

Biege"  f..  in  BR.  m.:  1.  Lehrbogen  Aa;  Z.  Syn. 
Ler  2  b  (lid  III  1366),  Bueg.  —  2.  eisernes  Band  zum 
Zusammenhalten  der  Achse  und  des  Aehsenstoekes  Z 
(Spillm.);  Syn.  Band.  —  3.  ein  unter  einem  .Schutz- 
[Brüstung]  angebrachtes  und  von  da  schief  abwärts 
zur  Wand  gehendes,  an  beiden  Seiten  eingezapftes 
und  zur  Unterstützung  des  Schutzes  dienendes  Stück 
Holz  BR.  —  4.  Bug  am  tierischen  Leibe.  .[Der  Maul- 
esel] sol  zwüschen  den  vordren  piegen  weit,  an  der 
brüst  mauwäehtig  und  wolgesetzt  sein.'   Tierb.  1563. 

Ast-  (in  BHk.  -Biegi  n.):  Aus-,  bzw.  Einbuchtung 
der  Spaltfläche  des  (Tannen-)Holzes,  herrührend  von 
der  durch  eine  Astwurzel  verursachten  Verkrümmung 
der  Fasern  BO.  —  ast-biegig:  mit  einer  .Astbiege' 
versehen  BO.     Eine  astbiegigi  Schindle'. 

('heller-:  Lehrbogen  für  ein  Kellergewölbe  Z 
Rüml.  —  Brügge"-:  Lehrbogen  für  Brücken-  und 
Kellergewölbe  S;  vgl.  Joach.  1895,  193. 

biege"  AaF.,  Ke.,  Leer. ;  Bs;  B;  Ndw,  büge'  Ar;  G; 
Th;  Z,  Conj.  Prät.  bieg  ÄALeer.;  Bs  (neben  biegti),  Ptc. 
'böge":  wesentlich  wie  nhd.,  eig.  und  bildl.  allg.  Was 
biegt,  bricht  nid  AALeer.  .Gegen  dem  wirdigen  Sakra- 
ment nit  biegen  [sich  verbeugen].'  XV.,  G  Hdschr.  .Mit 
einem  nid  sich  gebogenem  Angesicht.'  FWyss  1672. 
.Weilen  die  alte  Zeit  am  Stecken  ganz  gebogen  [ge- 
beugt] einhergeht.'  JCWeissenb.  1681.  Sich  b.  lö', 
übertr..  sich  bewegen,  überreden  lassen  Bs.  ,Dass 
das  gottswort  gefelscht  oder  bogen  [verdreht]  werd.' 
1521.  Absch.  ,Er  [Petrus]  spricht  nit:  Kilch,  die  stat 
uf  mir,  als  aber  ir  kilchen  habend  uf  in  bogen.' 
UEckst.  .Gott  hat  die  Schrift  gebogen,  dass  sy  dienet 
auch  den  Unmündigen  und  Säuglingen.'  JJBreit.  1642. 
.In  ledigen  Erbfählen  [soll]  der  Oberkeit  die  Hand 
nicht  so  gar  gebogen  sein',  sie  soll  im  einzelnen  Fall 
nach  ihrem  Ermessen  zu  entscheiden  befugt  sein. 
1707,  ZEglis.     S.  auch  bücken. 

vor-:  vorbeugen  Th;  Z;  doch  nicht  recht  volks- 
tümlich. .Dass  allem  Betrüge  in  dessen  Abführung 
vorgebogen   werde.'    Bs  Mand.   1774.     Auch   sonst   im 

xvii./xvhi. 

Biegi  Bügi  f.:  Nacken  ApM. 

Chnü-,  Chneu-Biegi  Bs;  SThierst..  -Bügi  Ar; 
GA. ;  Z  —  f.,  in  GA.  n.:  1.  Kniekehle.  Syn.  Gh.-Äcken 
(Bd  I  165).  —  2.  abschüssiger  Weg  BsStdt. 

bogaclit(ig),  bogecht:  (leicht)  gekrümmt.  Der 
Schnabel  der  Greifen  sei  , bogecht.'  Vogelb.  1557. 
.Bogachtiger  bäum,  auf  ein  seiten  gebogen,  arbor  in- 
curva.'  Mal. 

Böge"  m.,  PI.  mit  Unil..  Dim.  Bogji  GnKlost.,  L., 
sonst  Bögli,  in  GnTschapp.  Bögeli:  im  Allg.  wie  nhd. 
1.  abstr.,  Biegung,  gebogene  Linie,  allg.  D'  Sträss 
macht  en  B.  Boge'swis,  im  Bogen  li;  Gl;  S.  Eine 
der  B.  sclciesse"  Xnw.  boge'swis  wmschiesse"  GlMoII., 
Einen  (unversehens)  im  Schwung  über  den  Haufen 
werfen;  vgl.  Bock.     Wendung,  in   RAA.     Einer  Sache 


loci 


Bag,  bog,  big,  bog,  bug 


1062 


en  andere"  B.  gc"  Bs.  ,I>em  Ding  will  ich  jetzt  einen 
andern  B.  geben.'  Breitenst.  De"  B.  (auch  's  Bögli 
AaLi'i'1'.;  Z)  ge"  a)  eig.,  (.im  Bogen')  auf  den  Kücken 
werfen,  zu  Fall  bringen  Tu.  —  b)  überti'.,  die  ent- 
scheidende Wendung,  den  Ausschlag  zum  Guten  oder 
Schlimmen,  daher  1)  die  Vollendung,  den  letzten 
Schliff,  den  rechten  Schwung  geben.  2)  ineist  mit 
Dat.  P..  den  liest  geben  Aa;  Bs;  B;  Schw  ;  S;  Th;  Z. 
Synn.  s.  u.  Gampf  (Bd  II  318),  Gup)  (ebd.  391),  Tupf. 
Der  Schnaps  hät-em  noch  de"  B.  g'ge",  hat  den  bereits 
Angetrunkenen  völlig  trunken  gemacht,  oder  auch: 
hat  seine  Gesundheit,  seine  ökonomischen  Verhältnisse 
vollends  zerrüttet.  Das  giH  der  Sach  de"  B.  .Er 
strich  seinen  Zeigefinger  über  die  Adlernase  hin,  um 
seinen  Worten  den  B.  [gehörigen  Nachdruck]  zu  geben, 
wie  er  sich  ausdrückte.'  Breitenst.  Von  der  Gewandt- 
heit, Geschicklichkeit  im  sprachlichen  Ausdruck  Z. 
Er  weiss- ein  guet  de"  B.  z'  ge".  —  2.  concr.,  etwas 
Gebogenes,  a)  in  der  Baukunst,  a)  Brückenbogen, 
allg.  Halb  als  Eigenname  verwendet  BO.  ,Das  Böge- 
lein, eine  steinerne,  einfach  geschweifte  Brücke,  die 
des  Baches  abschüssige  Ufer  verbindet.'  JRWyss  1817. 
,Das  kleine  Bögelein,  eine  steinerne  Brücke,  die  15 
bis  10  Schritte  lang  mit  einem  einzigen  kühnen  Satze 
den  Aarestrom  überhüpft.'  ebd.  ,Das  Spitalbögelein 
[benannt  nach  dem  Grimsel-Hospital],  ein  steinerner 
Schwibbogen  von  15  Schritten  über  den  Aarestrom.' 
ebd.;  vgl.  Jahn  1857,  2.  409.  —  ß)  Fensterbogen.  ,Die 
eignossen  wolltend  den  statknächt  zu  dem  rathus  zun 
dem  höchsten  b.  hinuss  an  fischmärk  geworfen  hau.' 
Edlib.  —  y)  Gewölbe-,  Schwibbogen  an  bedeckten 
Gängen;  offenes  Gewölbe,  Bogengang,  Halle  B;  Gl 
(Schuler);  „L;"  GMels,  W.;  Sch;  Schw;  Ndw;  W;  Z. 
Syn.  Lauben  (Bd  III  963).  Under  de"  Böge",  Name 
einer  Strasse  ZStdt.  ,Die  Wächter  söllent  ouch  stets 
umbgan  und  durch  alle  bögen,  gesslin  [usw.]  flyssig 
gan.'  XVI.,  L  (RBrandst).  Offene,  gewölbte  Laube  am 
Kathaus  zu  Davos-Platz,  von  welcher  aus  der  Land- 
ammann seine  Antrittsrede  hielt,  von  wo  aus  üb h. 
Bekanntmachungen  (s.  Buef)  und  Ansprachen  an  das 
auf  dem  Platz  zur  Landsgemeinde  versammelte  Volk 
gerichtet  wurden;  vgl.  Osenbr.  1863,  167;  GrD.  LB. 
13.  56;  Bühler  I  245.  I>ie  gedeckte,  früher  hölzerne 
Halle  mit  Bänken  längs  der  Terrasse  vor  der  Kirche 
am  Platze  im  Flecken  Schwyz,  von  der  es  im  Volke 
heisst:  Underm  B.  wird  vil  g'loge".  Im  Übrigen  haben 
unter  den  Bögen  fast  überall  Verkaufsläden,  Magazine 
usw.  Platz  gefunden.  Under  ''ein  B.  (B),  wnder  de" 
Böge"  (B;  Z)  feil  ha".  Kaufladen,  Magazin  übh.  (auch 
wenn  nicht  gewölbt)  Gl  (Dim.  Bögeli);  GA.,  W.  Kram- 
bude „Gl";  Laden  ebener  Erde  GSa.  En  Ise"-,  Mcl"'-, 
Brot-,  Schueh-B.  Me"  het  g'hltet  [geklingelt],  günd 
i*  B.l  .Ein  Glarner  Kaufmann,  der  in  Bern  einen  B. 
(Magazin)  besass.'  Reith.,  Jugendkai.  S.  noch  Chritz 
(Bd  III  935).  —  b)  Bogenallee.  .6  Bürden  Seheyen 
für  die  Bögen.'  1786,  Z  Haushaltungsb.  Hieher  wohl: 
.Dem  Rebmann,  den  B.  zu  heften.'  1787.  ebd.  S.  auch 
Ge-häld  (Bd  II  1177).  —  c)  Ehren-,  Triumphbogen 
SchwE.  (auch  Chris-B.;  s.  MLienert  1891,  301);  ZU. 
—  d)  das  im  Frühjahr  gekrümmte  Schoss  an  der  Wein- 
rebe GA.,  Sa;  Sch;  Th;  Z.  S.  holden  2  (Bd  II  1179), 
üs-hauwen  1  e  (ebd.  1809),  Chnecht  6  (Bd  III  722). 
Ein  B.,  zwe  Bogt"  schnide"  (an  einer  Rebe).  Böge", 
es  chönnt  <"•  Chue  dedurch  schlafe"  ZZoll.  —  e)  als 
Govät  oder  Teil  von  Geräten,    a)  als  Waffe.    Knaben- 


spielzeug, im  Gegs.  zur  kunstvollem  Armbrust  nur 
aus  einer  zähen  Gerte  mit  starker  Schnur  bestehend 
ZO.,  S.  Jlnii/i.  Annbrust,  im  Gegs.  zur  Iwe"  (Bd  1 
612)  mit  stählernem  Bogen  ScuSt.  Die  Bögli-Ghnabe* 
üben  sieh  auf  dem  selbst  Bögli  genannten  Schiess- 
platz, die  mit  Twen  bewehrten  Knaben  im  Biet  (wor- 
nach  sie  selbst  Biet-Biiebe"  heissen).  Er  göt  uf 's 
Bögli,  het  uf-''em  B.  g"unne".  Wer  über  die  zum 
Spannen  des  Bogens  bestimmte  Bank  schritt,  verfiel 
in  Strafe.  Sulger.  ,Von  einer  bürde  yben  bögen  1  ß 
[Fuhrlohn].'  1401,  JVetter.  S.  noch  begän  (Bd  II  33). 
—  ß)  ein  Teil  der  Vorrichtung  zum  Fang  von  Feld- 
mäusen und  Maulwürfen,  bestehend  aus  einer  Gerte, 
deren  eines  Ende  im  Boden  steckt,  während  das  andere 
von  der  in  der  Erde  verborgenen  Schlinge  darnieder 
gehalten  wird  ZO.,  S.  —  f)  fast  nur  Dim.,  gebogenes 
Weidenrütchen,  Schlinge  („von  Weiden  und  Pferde- 
haaren")  zum  Vogelfang  AAÜeg.,  Lengn.;  B;  L;  Ndw; 
Zg;  „allg."  ]\[id  Beglene"  de"  Vegle"  richte"  Ndw. 
Man  soll  nicht  nach  den  Beeren  haschen,  «>o  im  Bögli 
hange'd  ÄABb.  (sprw.).  S.  auch  bögli-laufen  (Bd  III 
1139).  .Tendicula,  strick,  bögle,  die  man  den  vöglen 
steckt.  Columba  innexa  pedem  vineulis,  im  strick 
oder  in  böglinen  am  fuess  behanget.'  Fris.  ;  Mal. 
, Einer  macht  Strick  us  Rosshareu  zu  Vogelböglenen.' 
Schimpfr.  1651.  ,Die  Döne,  Böglein,  Vogelstrick,  tendi- 
cula. pedica.'  Red.  1662.  .Gegen  Abstatung  des  ge- 
wonnenen Forstbatzens  ist  Jedem  erlaubt,  Vögel  aus- 
zuenemen,  in  Raben  dreihärige  Böglein  zue  stecken.' 
1671,  AAKadelb.  Brauchb.  .Tendicula,  Hären,  Schlin- 
gen, Böglein.'  Vestib.  1692;  vgl.  Bd  II  1518.  ,I>ie 
Lerchen  wurdend  in  Böglinen  gefangen.'  BossH.-Gold- 
schm.  , Mit  Böglenen  jagen.' 1785,  AaB.  Mand.  S.  noch 
Beckholder-Buck.  RAA.  Jmdrn  Bögli  legge",  eine  Falle 
stellen  UwE.  I"  Böge",  i"  's  Bögli  gö",  laufe",  in  die 
Falle  gehen  L.  De"  han-ich  i*  's  B.  iibercho",  erwischt 
UwE.  Einen  im  Bogli  ha".  Biruer  1850.  Daraus 
(unter  Anlehnung  an  RAA.  wie  Eine"  am  Bändel, 
Bei"  ha"):  Es  het-e"  am  Bögli,  er  ist  verloren,  liegt 
im  Sterben  L.  Etw.  im  Bögli  ha",  seinen  Zweck  er- 
reicht haben  Uw.  —  S)  Dim.,  lose,  quer  über  zwei 
Stützen  gelegte  Rute,  über  welche  die  Kinder  im 
Wettsprung  hinwegsetzen,  welche  aber  beim  geringsten 
Anstoss  zu  Boden  fällt  Th.  B.  springe".  —  s)  Dim., 
Rütchen,  das  umgebogen  und  so  unter  Benutzung 
seiner  Schnellkraft  zum  Scherz  als  Geschoss  verwendet 
wird  B;  Ndw;  ZO.  In  RAA.  Einem  es  B.  a"  d'  Nase" 
sprengge",  eine  Unannehmlichkeit  bereiten  Ndw.  ■  .Na- 
poleon weiss,  dass  ihm  die  Franzosen  auch  ein  B.  in 
die  Nase  sprengen  könnten,  wenn  er  wieder  gegen  den 
Papst  zu  Feld  ziehen  wollte.'  Ni>w  Volksbl.  1809.  — 
Q  Dim.,  Rute,  mit  der  das  ,Ufholz'  [Holz,  das  quer 
über  die  Flossbäume  gelegt  wird]  und  die  Flossbäume 
verbunden  werden  Aa  (Rochh.).  —  ■»))  Dim.,  grünes 
Tannästchen,  dessen  umgebogene  Enden  in  zwei  Bohr- 
löcher in  der  Wand  gesteckt  werden,  und  das  (wie 
die  BiglenJ  in  Alphütten  zum  Aufhängen  von  Löffeln, 
Schöpfkellen  usw.  dient  BSi.  —  &)  biegsame  Gerten 
zu  verschiedenen  Zwecken,  z.  B.  zu  Handgriffen  an 
Stalltüren,  zur  Befestigung  von  Gattern  an  Zäunen, 
von  Latten  an  den  Schlitten  GrPi\,  wie  man  sie  beim 
Kranzwinden  braucht  Ndw;  Z.  —  t)  Tragbogen,  z.  B. 
an  einem  Handkorb,  Kessel  GrD.;  Th;  Z.  Die  Öpfel- 
chörb  sind  au"*  famös;  die  Böge"  lönd  si"  Lebe"  nitd  lös. 
Schönens.    Für  den  B.-Chorb  (Bd  III  453),  B.-Ghratte" 


1063 


Bag,  beg,  big,  bog,  bug 


10(14 


(ebd.  lv7:.)  selbst  Apj  G;  Tu.  En  B.  (voll)  Öpfel  Auch 
als  Mass  Ar  (etwa  25Pfd);  oTh.  —  v.)  Netz,  das  an 
zwei  halbkreisförmigen  Stäben  befestigt  ist,  die,  wenn 
das  Netz  gefüllt  ist,  zsgeklappt  werden ;  es  dient  zum 
Transport  von  Gras,  Heu  uä.  (daher  auch  Fiieter-, 
Gras-,  Heu-,  Laub-B.)  und  wird  entweder  auf  dem 
Nacken  getragen  oder  von  Fuhrleuten  für  das  Zug- 
vieh mitgeführt  Bs;  11;  S;  ZS.  Syn.  auch  Beren.  .Er 
hatte  auf  die  Reise  brav  Hafer  in  einen  Sack  getan 
und  einen  B.  oder  zwei  mit  Heu  vollgestopft.'  Gottii. 
.Sorgfältig  wurden  die  Bogen  mit  dem  Heu  wieder 
zugebunden,  nachdem  man  jeden  verzettelten  Halm 
zusammengelesen  und  versorgt  hatte.'  ebd.  ,Wie  weh 
es  mir  tat,  wenn  er  alle  Jahr  die  Wiese  bis  an  meine 
Türe  eingrasete  und  mir  auch  nicht  einen  B.  voll 
davon  gab!'  HPest.  1790.  .Keinem  ist  erlaubt,  das 
Laub  aus  den  Gemeinwäldern  mit  Karren  und  Wagen 
wegzuführen;  es  darf  nur  mit  Bögen  herausgetragen 
werden.'  1729,  AiRiistensw.  Dorfr.  —  X)  die  bogen- 
förmig geschweifte,  über  das  Rad  hinaus  gehende  Ge- 
stellwand am  Gätterli-Charren  (s.  Bd  III  424)  oder  an 
der  Gras-Bercn  AABb.;  ZS.  —  u.)  derjenige  Teil  am 
neuem  Pflug,  der  über  die  Stüdli  [Pfosten]  geht  Aa 
(Rochh.).  —  v)  ein  Musikinstrument  oder  Teil  eines 
solchen.  ,In  unser  orgellen  macht  man  bögen.'  XVI., 
Bs,  genannt  neben  ,zinggen,  brassun.'  Viell.  zu  lesen 
.böuggen';  s.  Pauken.  —  f)  Bim.,  der  Bindungsbogen  in 
der  Notenschrift,  bzw.  die  damit  verbundenen  Noten 
B;  Z.  —  g)  „es  Bögli  Leder,  fussbreiter  Riemen  Leder, 
der  von  der  ganzen  Breite  einer  Sohlhaut  abgeschnitten 
wird;  ein  halbes  Bögli,  fussbreiter  Riemen,  der,  dem 
Rücken  nach  entzwei  geschnitten,  nur  einen  halben 
Teil  von  der  halben  Breite  der  Sohlhaut  ausmacht 
VO."  ,Ein  Bogen  Leder.'  XVIII.,  Bs  Zollordn.  — 
h)  von  Papier,  wie  nhd.  allg.  Ein  Bige"  Böge"  (Post-) 
Bapir,  Sprechübung  Bs;  B;  Z.  —  3.  in  weitern  RAA. 
a)  über  's  Bögli  use",  über  das  (erlaubte)  Mass  hinaus 
Z.  Über  's  Bögli  springe"  (VO ;  S),  trampe"  (Sprww. 
1869),  trete"  (Sprww.  1824;  Sulger),  einen  Fehltritt 
begehen,  z.  B.  von  einem  Burschen,  der  ein  Mädchen 
schwängert  VO;  S;  unklug  schwatzen.  Sprww.  1824. 
Dass-men  über  's  Bögli  sehnt,  macht  G'lege'heit  und 
ZU.  Sdlc.er.  ,So  sy  [die  Tochter]  zum  mann  kummt, 
das  sy  nit  übers  bögli  träte  oder  unfruchtbar  bleibe.1 
L531/48,  Sirach;  dafür  ,sich  vergehe.'  1667.  ,Wann 
aber  die  Kinder  wollten  über  das  Böglein  tretten,  das 
Ziel  der  Zucht  und  des  Gehorsams  übertretten.' 
BStölzlin  1760.  .Captare  aliquem,  underston,  einen 
ze  betriegen  oder  ze  überlisten,  einen  über  das  böglin 
ze  werfen.'  Fris.  ;  Mal.  (vgl.  auch  Gr.  WB.  II  222); 
ähnlich  Denzl.  1677;  1716.  —  b)  Bögli  uud  Häggli 
mache"  L;  s.  Bd  II  1091.  —  c)  Bögli  mache",  von 
einem  betrügerischen  Kniff  im  Spiel;  s.  abheben  (Bd  II 
891/2).  ,N.  N.  habe  gesagt,  wie  man  neisswa  in 
den  raten  bögli  mache,  glych  einem  spiler,  der  gern 
keins  verlüre.  Es  will  keiner  kein  böglimaeher  sin 
und  sie  verlangen,  dass  N.  N.  sage,  wer  soliche  bögli 
gemacht  habe.'  1532,  Egli,  Akt.  —  d)  's  Bögli  g'mein 
ha",  sich  in  schlechten,  betrügerischen  Sachen  helfen, 
gleich  schlecht  sein.  ,Die  Grossen  in  der  Schweiz 
und  die  Grossen  ausser  der  Schweiz  seien  alle  Schel- 
men, sie  haben  's  Bögli  gemein.'  Stutz.  —  e)  Eim 
's  Bögli  hebe";  s.  Bd  II  880.  —  4.  ehemals  Name  eines 
Beamten  des  Grossmächtigen  Rates  zu  Zg,  wohl  wie 
die  übrigen   nach   dem  Abzeichen,    nach   dem  Gegen- 


stand, den  er  trug,  benannt;  vgl.  Leiterli  (Bd  111  1498). 
—  5.  Bögli,  Familienname  B.  —  6.  in  Orts-  und  Flur- 
namen. ,1m  B.',  an  einer  Strassenbiegung  gelegene 
Ortschaft  ZStern.  ,Harnisch-B.' ,  Name  einer  Zeig 
ScnSchl.  ,Sattel-B.',  Ort  an  einer  Einsattelung  des 
Bodens  ZRicht.  ,Nidel-B.'  (aus  älterin  ,Uedel-Boden'), 
Hofname  LLittau.  ,2  Vierling  Acher  uf  dem  Adel-B.' 
1696,    ZNGlatt.     Bogete"  L;    s.  Gügi  (Bd  II   157/8). 

Mhd.  603c  Ein  Nom.  ,bog'  begegnet  bei  UEckst.  (im 
Reim  auf  ,trog')  und  Fris.;  Mal.  (neben  .bogen").  Dat.  PI. 
.bogmen.'  HsStockar  1519.  Zu  2  a.  Auf  eine  gewölbte 
"Wasserleitung  gebt  wobl  die  Stelle:  ,Das  vierte  bad  |in  AaB.] 
ist  nicht  also  beiss  wie  der  kessel,  weil  es  durch  den  b. 
laufet  und  in  dem  überschlagen  etwas  kelter  wirt.'  1578, 
HPant.iI.  In  den  RAA.  unter  3  a  meint  Bögli  wahrsch.  die 
Steckrute,  die  zur  Bezeichnung  der  Grenze  von  Grundstücken 
(z.  B.  längs  einem  Fnssweg;  s.  Mus-Ii.  2),  zur  Einfassung  von 
Gartenbeeten  verwendet  wird.     .Bogken'  einmal  bei  Mal. 

A-Bögli;  ein  Musikinstrument.  Es  wurde  neben 
andern  von  Zwingli  gespielt;  s.  Füssli,  Beitr.  IV  35. 

Ell- Böge",  in  Bs;  ScHSt.;  uTh  Elle"-  m.  (in  B; 
LG.;  ZStdt  auch  f.),  PL  mit  Uml.  Bs:  1.  a)  wie  nhd. 
allg.  En  E.  mache",  den  Arm  stark  biegen  BsStdt; 
ThHw. ;  Z,  die  Ellbogen  aufstützen  Th;  Z.  Mach  auch 
nüd  eso  E.!  Übertr.  auf  den  .Bogen'  an  der  Wein- 
rebe. Denn  macht-mc"  Elle'bögli  vu"  ierem  stürrige" 
Höh.  SWinz  (SchSI).  D'  E.  bräche",  sich  rücksichtslos 
Bahn  brechen  (eig.  und  bildl.)  Bs.  Von  einem  Trinker 
heisst  es:  Er  tuet  z'  vil  der  E.  lüpfe"  FCordast.  D' 
Hand  am  E.  ha",  auf  seiner  Hut  sein  SciiwNuolen. 
Schmäh  hinderm  E.  ha",  stark  sein  GSa. ;  vgl.  E.- 
Schmalz. Dass-mer  durch  die  nü  Verfassi'g  o"  der 
Freiheit  b' schrote"  oder  öppe"  hinderm  E.  g' fasset  [d.  h. 
in  unserer  freien  Bewegung  gehindert]  ic'erdc"d.  Gl 
Volksgespr.  1836.  ,Ach,  die  [vexierenden  Geister] 
haben  unsern  Pastor  auch  wüst  hinder  den  Ellen- 
bogen erwischt.'  UBrägger  1782.  Dagegen:  Einen  am 
E.  erivütsche",  auf  einer  grossen  Lüge  ertappen.  Sulger. 
Öppis  hinder  de"  E.  ne",  hinter  sich  stossen,  unbe- 
achtet lassen  GiiMai.  .Warum  sollten  wir  noch  un- 
gedultig  sein?  War  doch  das  Ziel  unsers  Leidens 
schon  hinter  unserer  Ellnbogen.'  JJUsteri.  Pred.  Von 
einem  einfältigen  Menschen  scherzt  man:  Es  fält-cm 
nid  am  E.,  aber...  (und  deutet  auf  die  Stirne)  L 
(Ineichen).  Mit  den  Worten:  Ph  ha"  keini  Augen  am 
E.,  antwortet  man  auf  den  Vorwurf,  Jmdn  gestossen 
zu  haben.  Sulger.  I'h  g'höre"  nüt  am  linggen  E.,  Ab- 
fertigung Z.  D'  Ören  am  linggen  E.  ha;  unfolgsam 
sein.  Sulger.  Mit  dem  linggen  E.  warte",  auf  den 
andern  (beim  Essen)  nicht  warten,  ebd.  S.  noch  lingg 
(Bd  III  1340).  ,Er  kann  hineingreifen  bis  an  die 
Ellenbogen,  hat,  was  er  will.'  .Met..  Hort.  1677.  Re- 
fermierten  E.  hat  der  Tüfel  i"  d'  Höll  abe'zoge",  Neck- 
reim katholischer  Kinder  gegen  reformierte  Z  f.  In 
der  ä.  Spr.  auch  vom  Bären:  ,Swer  einen  bern  fallet, 
der  sol  dem  meiger  geben  die  rechten  hant  an  dem 
bern  unz  an  die  einbogen.'  1303/11,  Gl  Urk.  —  b)  's 
chli"  Ellbögli,  die  empfindliche  Stelle  am  Ellbogen- 
knochen GRFanas;  Z.  Syn.  Müs  2  a  X  (Sp.  lTii). 
's  chli"  E.  (am  chleine"  E.)  a'stösse".  —  2.  Elle  als 
Mass.  ,Üer  [Riese]  was  wol  7  einbogen  [brassees]  lang.' 
Morgant  1530.  .Cubitum  nulluni  processit,  er  ist  nit 
einer  eilenbogen  weit  gangen.'  Fris.  ;  Mal.  ,360  ellen- 
bogen  hoch.'  Holzwart  1571.  ,Procopius  schreibt, 
dass  zu  seinen  Zeiten  ein  ungeheurer  walfisch  [ge- 
fangen wurde],   der  30  eilenbogen  lang  und  1(>  breit 


1065 


Bag,  beg,  big,  bog,  bog 


llltll! 


gewesen.'  LLat.  1582.  ,Per  Fisch  wird  anderhalb 
Ellenbogen,  anch  bisweilen  zwei  Ellen  lang.1  JLCvs. 
1661.  —  3.  etwas  Ellbogenähnliches.  a)  Gelenk  an 
den  Gestellstangen  einer  Brille  ZBuch  a/I.  —  1j)  in 
der  Weberei.  ,Wenn  sich  im  Einschlag  Ellenböglein 
zeigen',  wenn  das  Garn  des  Einschlags  sich  rollt  Ar 
Wolfh.  (ATobler).  —  ell-bögle",  in  Ap  elle"-b.: 
1.  abs.  und  tr.,  mit  den  Ellbogen  (wiederholt)  stossen, 
z.B.  um  sich  Platz  zu  verschaffen  Ar;  VO,  um  einem 
Andern  einen  Wink  zu  geben  SchwE.  Jmdm  mit 
dem  Ellbogen  einen  Rippenstoss  versetzen  Obw;  U. 
„Mit  den  Ellbogen  viele  Bewegungen  machen  VO"; 
damit  auf  Tischen  und  Bänken  reiben  GitPani, 
Tschiertschen.  So  gehen  oder  stehen,  dass  die  Ell- 
bogen stark  nach  auswärts  gekehrt  sind,  wie  behäbige, 
wichtigtuende  Leute  zu  tun  pflegen  Ar.  Den  Kopf 
auf  die  Ellbogen  stützen  Gr.  —  2.  es  ellbögelet,  es 
sieht  nach  einem  Ellbogen  aus,  ist  nicht  gerade;  auch 
bildl.,  das  gute  Einvernehmen  ist  in  die  Brüche  ge- 
gangen Z. 

Das  Fem.  auch  sonst  bei  Mal.;  es  erklärt  sich  wohl  als 
missverstaudener  PI.  ,Üie  Ellbogen-Kappeion',  Ortsname  U 
(oberhalb  der  Klus). 

Vor-:  der  vor  dem  zweiten  Rehpfahl  befindliche 
Teil  des  sog.  ,Steckbogens.'  Sch  Weinbau  1880,  25. 
—  First-Bögli:  über  die  First  des  Strohdaches  ge- 
bogene, zu  beiden  Seiten  derselben  in  den  ,First- 
schaub'  eingesteckte  Tanngerte  AABb.,  Z.  Syn.  Dach- 
Bögli.  Die  F.  bilden  in  ihrer  Gesammtheit  eine  Art 
Dachwulst.  —  Fisel-Boge":  Fiedelbogen  AaFH.; 
BsL.;  „B;  VO;"  S;  UwE.  —  F u cter-:  =  Bogen 2 ev. 
Aa  (Rochh.).  —  Flitsch-  B;  Sch,  Flitz-  BO.  (ltZyro): 
Bogen,  aus  einer  dünnen  Haselgerte  bestehend,  an 
deren  einem  Ende  eine  etwa  ellenlange  Schnur  befestigt 
ist,  mit  einem  starken  Knoten,  der  in  die  Kerbe  des 
Flitsch-Pßls  eingreift  B.  Bogen  mit  einer  von  Hand 
gespannten  Sehne,  um  hölzerne  Pfeile  zu  schiessen 
Sch  (Kirchh.).  ,1500  hungerischer  rüter  mit  flitsch- 
bögen.'  HBdll.,  Tig.  ,Wenn  ein  starker  mann  mit 
einem  flitschbogen  scheusst  (wie  es  fürnemlich  die 
Engellcnder  und  Polecken  noch  im  brauch  habend).' 
LLav.  1582.  ,Ein  eiserne  Sturmhaub,  mit  einem  darin 
steckenden  Pfeil  durchschossen,  zur  Gedächtnuss  der 
Flitzbogenschutzstärke.'  Ammann  1618/78.  Flitsch- 
bogen brauchte  man  früher  auch  beim  Vogelschiessen ; 
vgl.  Absch.  VIII  724.  In  BStdt  bestand  einst  eine 
.Flitzbogenschützengesellschaft';  vgl.  B  Taschenb.  VII 
94,  ferner  Twing-Hof  (Bd  II  1035).  S.  noch  Iwen 
(Bd  I  612).  —  Frön-:  Chorbogen,  zwischen  Schiff" 
und  Chor  der  Kirche.  .[Der  Baumeister  soll  die  Kir- 
chenbaute] in  gueter  werschaft  vollbringen,  nemlich 
die  fron-  und  schidbögen  und  sollich  werk  also  ma- 
chon, inmassen,  dass  es  das  tachgerüst  und  welb  er- 
tragen mög.'  1496,  Bs  (Z  Anz.).  .Herr  Plebanus  teckt 
an  dem  oberen  Tach  zuo  beiden  Syten  von  dem  Frohn- 
boggen  an.'  1650,  L  Stiftsprot.  —  Gige"-:  Geigen- 
bogen, allg.;  s.  Narrö  (Sp.  785).  —  Garn-Böglein : 
wahrsch.  ein  an  kreisförmiger  Rahme  ringsum  be- 
festigtes kleines  Netz  zum  Auffangen  des  Spielballs; 
s.  üf -geben  (Bdll  79).  —  Gras-Boge":  1.  =  Bogen 2 ev. 
AALeer.,  Zein.;  B;  L;  S.  Ganz  Grasböge"  voll.  L 
Nachr.  1865.  Mit  einem  Gr.  versieht  man  Den,  den 
man  ausschickt,  Dilldappen  zu  fangen  AAZein.  — 
■2.  =  Grashogen-Huct  (Bd  II  1789)  B  (ehemals  von  den 
iiöhern  Offizieren  getragen);  Z  f.    Der  Tambürmajor 


hat  cii  Zweispite,  Gr.  hät-iiic-m"  g'seit,  detweris  af- 
('em  Chopf.  D'  Borte"  vom  Gr.  händ  'glitzeret  wie  's 
Väter  Gold  und  oben  usen  ist  en  Federe'busch  g' stände" , 
leol  en  Ell  lang.  < 'Biedermann  (En  Musteri"g  i.  J.  1834). 
S.  noch  Postheiri  1871,  226.  —  Holder-:  Bogen  aus 
Holunderholz  GrD.;  vgl.  den  Spruch  unter  Mitt- 
wuchen-Mänet  (Sp.  238).  —  Hand-:  ,arcus.'  Mal. 
Auch  bei  HsSchürpf  1197;  HsStockar  1519.  —  Herig-: 
als  Streichbogen  zu  einem  primitiven  Saiteninstrument 
verwendet;  s.  FPlatter  124.  —  Hör-:  Kuh  (Gauner- 
sprache. 1t  Lütolf).  Wahrsch.  eig.  ,Horn-B.'  —  A ti- 
li Ar-:  Fragebogen;  ein  solcher  wurde  lt  Reglement 
von  18.37  bei  der  Aufnahme  eines  neuen  Zöglings  ins 
Z  Waisenhaus  ausgefüllt;  vgl.  Spyri  1871,  36.  — 
Heu"'-:  =  Bogen  2  e  v.  BU. ;  L.  —  C harre"-:  = 
Geiss  3  b  (Bd  II  460)  Tu.  —  (Jhäs-Bögli:  Stahl- 
bogen, mittelst  dessen  bei  der  Käsebereitung  ein  Tuch 
unter  den  Quark  im  Kessel  geschoben  wird,  um  ihn 
herauszuheben.  Anderegg  1897/8,  473.  —  Chessi- 
Boge":  1.  Tragbogen  am  Chessi  Gr  7  Gerichte,  He. 
S.  Anna  (Bd  I  260)  und  Tsch.  S.  68.  —  2.  .Kessel- 
bog', Flurname  Z.  —  Chrüz-Böge":  Masswerk  (in 
Kirchenfenstern)  Gl. —  La  ub-Bogen:  =  Bogen  2  e  x 
zum  Transport  von  Laub  Schw.  —  Lismer-:  Karte 
mit  Strickmustern?  .Lismerbogen,  das  Blatt  4  Kr.' 
Z  Kunstkatalog  1790.  —  Mantel-.  ,1  m.  mit  einer 
stud  uf  der  louben.'  1571,  Z  Inv.  —  Müs-  (in  ZO. 
Mus-):  1.  =  Bogen  2e$  Ap;  ZO.  Der  M.  spickt  üf, 
schnellt  in  die  Höhe  Ap.  Der  Schnlder  Hänsi  ist  vo" 
Chindsbeinen  a"  so  verchrümmt  g'si"  wie-n-en  M.  JSenn. 

—  2.  „eine  gebogene,  mit  beiden  Enden  in  die  Erde 
gesteckte  Rute,  dergleichen  zur  Seite  der  Fussteige 
hingepflanzt  werden,  um  die  Fussgänger  innert  des 
Weges  zu  beschränken  Schw;  Zg."  —  Mittel-.  ,Von 
einer  guten  Haut  die  zwen  besten  M. -Bögen  soll  das 
Pfund  verkauft  werden  umb  15  ß.'  Bs  Taxordn.  1646. 
Vgl.  Bogen  2  g.  —  Benne"-:  gekrümmtes  Querholz, 
mittelst  dessen  die  Seitenbretter  einer  Wagenbenne 
festgehalten  werden  Z.  —  Ummen-bind-  Ommi-biml  : 
kreisförmig  nach  unten  umgebogenes  Rebschoss,  das 
in  der  Mitte  durch  ein  Strohband  (Irudel)  am  Reb- 
pfahl und  am  freien  Ende  durch  ein  zweites  Stroh- 
band am  Stock  befestigt  ist,  die  gewöhnliche  Art  des 
,Bogens'  Sch.  —  Bami-B  öge":  die  einzelnen  Ab- 
teilungen des  Barrens  und  des  Viehstandes  BSa. 
(Hunz.).  —  Bast-Bogen:  Hauszeichen  von  der  Form 
eines  Tragsattels  W;  eine  Abbildung  s.  Schweiz  1897, 
48.  —  Bett-:  zwei  gebogene,  unter  sich  verbundene 
Querstäbe,  die  über  die  Füsse  eines  Kranken  gelegt 
werden,  damit  die  Bettdecke  nicht  auf  ihm  laste  B;  Z. 

—  Pfil-:  -Bogen  2  e a.  AAAar.;  Bs;  B.  Armbrust;  s. 
Buxtorf-Falkeisen  XVI.  b  63/4.  —  Reh-:  =  Bogen  2  b, 
aus  Weinreben  gezogen.  .Ein  krautgarten  mit  etlichen 
räbbögen.'  ZWthur  Stdtb.  .Ferner  hat  der  Pfarrer 
[zu  seiner  Pfründe]  etliche  Rebbögen,  die  zu  gmeinen 
.Taren  4  Eimer  Wein  geben  mögend.'  1638,  ZHöngg. 
.Subdiales.  compluviales  (Räbbögen).'  Onol.  1707.  — 
Reche"-Bögli:  1.  (in  S  nur  Bögli),  Name  der  zähen 
Ruten,  die  das  eine  Ende  des  Rechenstiels  nach  bei- 
den Seiten  hin  mit  dem  ,Rechen-Haupt'  (Bd  II  1497) 
verbinden  und  zur  Stütze  des  Letztem  dienen  B; 
S  NA. ;  Z.  —  2.  Name  von  Pflanzen,  die  bes.  Holz  zu 
Rechen-Bögli  liefern,  a)  gem.  Hartriegel,  Lig.  vulg. 
LE.;  Uw.  —  b)  wolliger  Schneeball,  Vib.  lant.  BBe  . 
(B.-Bögeli);  Ndw.     Vgl.  Bd  II  1256. 


, 


1067 


Bag.  heg.  big,  bu£.  bug 


1068 


Rege°-Bogen:  1.  wie  nhd.  Volksglaube:  Engel 
halten  ihn  an  «len  Enden;  vor  dem  Nahenden  flieht 
er  Z.  Wem  es  glückt,  sich  mitten  unter  einen  R.  zu 
stellen,  findet  eine  Wanne  voll  Gold  (Geld)  AaB.  ;  L; 
ZW  via.  Nei"  awh,  en  K.!  Hanseli,  lauf-em  o«"*  nöch ; 
's  hat  eirunder  e"  Wanne"  roll  Taler.  KdMey.  184  1,  53, 
Stellt  man  ein  Kesselchen  darunter,  so  füllt  es  sich 
mit  Gold  ZXerach.  Wo  er  die  Erde  berührt,  finden 
Bich  die  Regenbogensehüsselchen  L;  Z;  Sonntags-  und 
Fronfastenkinder  finden  sie  leichter  als  andere  L 
(Lüt.).  Wä  der  li.  obstat,  ist  Geld  bis  g'nueg  GA. 
S.  noch  Glöggli  3  (Bd  II  611).  JE"  R.  glänzt,  wo  bis 
uf  d'  Erde"  göt:  Dem  wird  e"  Wunsch  erfüllt,  wo 
g' schwind  de"  Schnell  absieht  und  drüber  schloht.  Ad. 
Frey  (Aa).  Wirft  man  einen  Schuh  über  einen  R., 
so  ist  er  voll  Dublonen,  wenn  man  ihn  jenseits  auf- 
hebt B  (Rothenb.).  Dagegen  soll  man  schwer  krank 
oder  von  einem  andern  Unglück  betroffen  werden, 
wenn  man  gerade  auf  die  Stelle  tritt,  wo  ein  R.  die 
Erde  berührt  L  (Lüt.).  Ein  R.  am  Morgen  deutet 
auf  nochmaligen  Regen  am  gleichen  Tage,  ein  R.  am 
Abend  dagegen  bedeutet  für  den  folgenden  Tag  schönes 
Wetter  Z.  11.  aber  de"  Bande" :  iiiorn  regnet  's  i"  alle" 
Lande";  li.  über  de"  lii" :  niorn  würt  's  guet  Wetter 
si"  SciiSchl.  Steht  der  R.  über  einem  Gewässer,  wird 
es  drei  Tage  regnen,  steht  er  über  dem  festen  Lande, 
so  wird  es  drei  Tage  schön  sein.  Sulger.  ,Wann  der 
R.  des  Morgens  leuchtet,  förchtet  man  mehr  Regen, 
des  Abends  aber  hoffet  man,  der  Regen  werde  nach- 
lassen. Andere  urteilen,  wann  der  R.  seine  Füsse  ins 
Truckene  auf  zwen  Hügel  oder  Berg  setze,  bringt  er 
gute,  truckene  Witterung  mit  sich,  wann  er  aber  die- 
selben ins  Meer,  in  See  oder  Wasserström  setze,  so 
folge  nass  Wetter,  nach  dem  alten  Sprichwort:  der 
Bogen  trinkt  Wasser.-  Anhorn  1065.  Versetzt  man 
gewisse  Blumen,  während  ein  R.  am  Himmel  steht, 
so  erhalten  sie  schöne  Farben  ZO.,  Zoll.  .Die  ir  bests 
getan,  aber  nüt  mer  geschattet  band,  denn  haftend 
sie  iliewil  zum  r.  geworfen.'  NMan.  Vgl.  noch  das 
syn.  Hinnnrl-lliag.  —  2.  Name  einer  gewissen  Ört- 
lichkeit  beim  Stift  Einsiedeln.  ,Die  brüeder  sollen 
nicht  weiter  aufen  sitzen  zu  bettlen.  dann  bis  an  R.' 
1550,  SchwE.  Klosterarch.  —  Mänsehm-R.:  Mond- 
regenbogen. Wer  bei  einem  solchen  auf  dem  Wege 
ist,  hat  das  ganze  Jahr  hindurch  Glück  L. 

Rank-:  dünner  Sparren,  der,  unter  der  .Landwid' 
durchgehend,  die  Enden  der  Deichselarme  mit  einander 
verbindet  und  beim  Wenden  des  Wagens  eine  Rolle 
spielt  Z;  Syn. JRänk-Schit.  —  Schid-:  Gewölbebogen 
als  Scheide  zwischen  dem  Chor  und  dem  Schiff  der 
Kirche;  s.  Frön-B.  —  Schell-:  den  Ziegen  um  den 
Hals  gelegtes  Band  aus  Holz  oder  Metall,  an  dem  die 
Schelle  hängt;  es  vertritt  den  Scheü-Biemen  Gr  7Ger., 
He.  —  Schlaf-.  ,Von  schlafbognen,  die  neben  in 
muren  stant,  sond  angfangen  und  g'mäsen  warten  uff 
den  anfangen.'  1545,  Za  (Kirchenbau).  —  Schlitte"- 
Bögli  -Beggli:  gekrümmtes  Eisen,  womit  die  Latten 
an  einem  Fuhrschlitten  befestigt  werden  GltVal. 
Schlitz-:  =  Flüseh-B.  BO.(Zyro).  -  Schinder-,  .Zu 
Zürich,  im  sark  der  1.  heiligen  Felix,  Regula  and  Exo- 
perantij  hat  man  ein  Ziegelstein,  sehn,  und  nusschalen 
fanden.'  Evang.  Gegen  der.  1588/1658,  39.  —  Schnell-: 
Personenn.  ,Gompt  [hütet]  des  Schn-en,  do  ergevangen 
was.'  1406,  Wegelin  1844.  —  Schweb-:  Personenn. 
,Der  schandlich  verlogen  Sehw-en.'  1523,  LSemp. 


Schwi-  Uw,  Schai-  AiZein.;  Bs;  UwSachs.;  Z, 
Schwib-  B;  Sohw;  DSU.:  steinerner  Bogen  über  Ge- 
wässern Uw;  U,  Tor-,  Fensterbogen  AAZein.;  Bs;  Schw, 
=  Bogen  i'  a  f  BStdt.  .Fenestra  seu  arcus,  vulgo  dictus 
swiboge.'  1304,  l!s  Uik.  ,Ein  schwybogen  und  zwen 
gevierte  stein  darin.'  1400,  Bs;  daneben  , Schwibbogen.' 
,Der  balast  stat  unden  ganz  uff  sehwibogen,  sind  fast 
hoch  und  stark;  und  uff  denselben  schw.  aber  fast 
stark  schw.  ze  ring  umb  und  daruff  aber  gross  und 
stark  und  hoch  schw.,  so  das  es  dryer  gmachen  hoch 
ist  von  schw.'  1497.  HsSchürpf.  .Demnach  kament 
wir  zu  einem  schw.,  glich  wie  [ze]  Luzern  am  ross- 
merkt einer  ist,  den  hatt  Sant  Helena  über  die  gassen 
geweiht.'  ebd.  .Arcus,  fornix,  fornicatio,  ein  gewelb 
oder  bogen  eins  gewelbs.  ein  schwybogen.'  Fris. ;  Mal.; 
Denzl.  1677;  1716  (mit  den  Formen:  ,Schwy-,  Sehwie-, 
Schwieb-,  Schwib-B.').  ,Under  dem  Rathus  [zu  Sch] 
ist  der  Sehwibogen,  darunder  feil  zu  halten.'  JJRieger 
1606.  , Fornix,  testudo,  Voute,  Gewelb.  Schwibbogen.' 
Red.  1662.  ,Die  vordere  Teil  der  Häusern  durchgängig 
sind  [versehen]  mit  vorgebauten  Lauben  (Schwib- 
bogen), damit  man  bei  dem  Regenwetter  trocken  könne 
durchgehen.'  Spleiss  1667.  S.  noch  Z  Nenj.  W.  1889, 
44;  BThun  Handfeste  1779,  158;  Bs  Rq.  I  30  Note. 
Name  der  altern  Tore  der  innern  Stadt,  während  die 
äussern  ,Tore'  heissen  Bs.  Name  eines  Stadttores,  um 
1300,  ä.  L  Ratsb.;  s.  auch  Gfd  I  205.  VII  180.  Haus- 
name ZStdt  (im  amtlichen  Verzeichniss  , Schwib-'. 
früher  .Schwein--;  urkundlich  .Schwib-.'  1366/7,  Z 
Archiv,  .Schwind-.'  1167;  vgl.  Vög.-Nüsch.  I  257). 
,1280  ist  vom  Wolfbaeh  bis  an  den  Schwein-B.  alles 
fast  verbrunnen.'  Hott.  1666  und  ähnlich  AKlingl. 
1688  (.Scbwyn-B.-);  HsEEscher  1692  (.Schwein-R). 
.Schwibbogen',  Gut  mit  zwei  Häusern  BTrub. 

Ahd.  smibogo,  schon  mhd.  mannigfach  entstellt  (Lexer  II 
1370).  Von  ä.  Schreibungen  in  imsern  Quellen  mögen  noch 
erwähnt  werden:  ,Swi-b.'  1337,  Gfd;  ,schwitfc-b.'  Kessl.; 
,Schwill-B.'  JJNüsch.  1608  (,Ein  Gewelb  oder  Schw.1); 
,Schwei-B.,  krumm  Gewelb.'  Huiizl.  1G77:  .Schweinliiigvu.' 
GKönig   1695;  ,Seh\vyh-B.'  Z  Nachr.    1753   (für   AaBremg.). 

Schwell-:  in  gerader  Richtung  oder  in  einem 
Winkel  quer  über  die  Strasse  gehende,  oft  mit  höl- 
zernen Schwellen  eingelässte  Abzugsrinne  für  das 
Regenwasser  Z.  Vgl.  Schw.-Baum.  —  Steck-:  ein- 
jähriges Fruchtschoss  der  Rebe,  das  nicht  zum  Stock 
zurückgebogen,  sondern  gestreckt  und  mit  dem  freien 
Ende  in  die  Erde  gesteckt  wird,  eine  Methode,  neue 
Weinstöcke  zu  ziehen  Sch;  Z;  vgl.  Scu  Weinbau  1880, 
25.  Eine  Rebe  mit  St.  braucht  zwei  Pfähle,  einen  am 
Stock,  den  andern  zur  Befestigung  des  gestreckten 
Schosses;  vgl.  Vor-Bogen.  —  Versteck-:  Rute,  wie 
sie  zu  beiden  Seiten  von  Wegen  zum  Schutze  des  an- 
stossenden  Kulturgeländes  gebogen  in  den  Boden  ge- 
steckt wird.  , Verhörten,  in  gemeinen  Waldungen 
Tannkriess  und  V. -Bögen  hauen.'  1806.  AaB.,  L.  (Forst- 
ordn.).  —  Streck-:  Fruchtschoss  der  Rebe,  das  bis 
zu  dem  in  entsprechender  Entfernung  vom  Stock  ein- 
geschlagenen Kebptähl  gestreckt  und  an  Letztern  lest 
gebunden  wird  ZB.  .Circulos  [vitiuin  sc]  in  longum 
exporrectos  (Streckbögen  dictos).'  Onol.  1707.  — 
Stracks-:  =  dem  Vorigen  Sch  Ha.;  Z  (Spillm.).  — 
Tach-Bögli:  =  First-Bögli  AaI!L>.  —  Tor-Bogen: 
wie  nhd.  GRl'hur,  He..  hPr.  Hie  und  da  noch  an 
einfachen  altern  Bauernhäusern  am  Eingang  in  den 
Hof  GrHc.  —  Wiege"-:    Spriegel  über  der  Kinder- 


1009 


Bag,  beg,  big,  bog,  bug 


1070 


wiege  Ap;  ZO.    ,Ein  Wiegenbogen  1  fl.  32  p.'   1764,  Z 
Haushaltungsb. 

Wull-:  ein  bei  den  Luzerner  Osterspielen  im  XVI. 
gebrauchtes  Musikinstrument;  vgl.  Gfd  XL  148.  -  Mild. 

moUe(*)boge,   Instrument  lies  Wollensc-hlngers  (.I.exer  III  0711. 

böge"  Ndw;  Z,  bogne*  Gl;  GMels;  Z:  1.  einen 
Verkanfsladen  halten,  Handel  treiben  (auch  im  Grossen) 
Gl;  vgl.  Bogen  S  n  f.  —  2.  =  bogen-hälden  (Bd  II  1179) 
GMels;  Z.  —  3.  a)  refl.,  sich  (nach  oben)  krümmen. 
z.B.  von  Schlangen,  Würmern,  auch  von  Menschen 
Ndw.  Er  bogiä-st0*  im  Bett  [vor  Schmerzen],  — 
b)  tr.,  krümmen,  biegen.  .Vor  han  ich  dinen  vatter 
ein  metzger  verdacht  sin,  jetz  befind  ich  inn  ein 
schmid  gesin  sin,  hat  dich  gleit,  ein  ysen  hüt  für- 
sich  bogen,  niorn  hindersich  biegen.-  Gyrenrupfen 
1523.  —  c)  intr.,  sieh  bücken.  ,Stat  im  der  seckel 
lär,  so  muess  er  under  einen  bueben  b.'  Ap  Reim- 
chronik 14U5.  —  d)  .bogend',  einen  Gewölbebogen 
bildend.  .Aber  194  schue  von  den  hogenden  muren 
in   der  kilchen.'  1544,  Baürechnüng.   —  Mhd.  bogen. 

Bog(e)ner  m.:  1.  Bogen-,  Armbrustmacher  Z  f. 
Der  letzte  B.  der  Z  Bogenschützengesellschaft  lebte 
noch  1840  (,B.  und  Tischler  Waser');  er  hatte  seinen 
Beruf  auf  Kosten  der  Gesellschaft  bei  einem  auswär- 
tigen B.  gelernt.  S.  noch  Erinnerungen  an  die  Bogen- 
schützen S.  10.  ,Ao  1340  schrieet  man  allen  reten, 
dass  die  bögener,  so  [ze]  Zürich  wonhaft  sind,  mit 
den  zimberlüten  und  mit  ir  zunfte  nicht  ze  schaffende 
han.'  Z  Ratserk.  Neben  .Zimberlüten'  aufgeführt. 
1475,  Bs  Chr.  —  2.  Bogen-,  Armbrustschütze.  XV./XVI. 
(mit  und  ohne  Uml.).  —  .Bognere".'  XV.  (jetzt  Boghre"), 
Häasergruppe  ZKUsn. 

ge-boget:  Adj.  und  Adv.,  bogenförmig  gekrümmt 
Z.  .Augustus  was  aines  fründsamen  angsichts,  mit 
einer  scharpfen  gsicht,  luteren  ougen  und  bogeten 
oasen.'  Vad.  ,Canis  getulus.  hat  einen  kurzen,  satten 
leib,  geboget  oder  krumm.'  Tiekb.  1563.  ,Die  beweg- 
nuss  der  äglen  ist,  dass  sy  allein  mit  dem  köpf  und 
schwänz  anhaftet,  nit  mit  dem  anderen  leih,  also  ge- 
boget sich  nachhär  schwingt.'  Fischb.  1563.  .Die 
Kronen  der  Königinnen  sollen  geböget  [mit  Bügel 
verseilen  ?]  sein.'    XVI.,  L  Osterspiel  (RBrandst.). 

Bogete"  f.:  einen  ,Bogen'  (i.  S.  v.  2  e  vt)  voll  B. 
E"  B.  Heu. 

bogig  AALeer..  bögigZ:  1. biegsam,  elastisch.  aaOO. 
En  b-er  Huet,  ein  weicher  Filz.  —  2.  den  Fenster- 
bogen füllend,  bes.  von  Glasgemälden;  vgl.  Alte  Kunst 
1883,  38.  ,Dem  meister,  als  er  mir  zwei  halbbögigi 
waben  [Wappen]  bracht,  gen  4  pfd.'  1567,  LBerom. 
,Dem  glasmoler  N.  gen  um  ein  bögiges  wappen  5  pfd.' 
1572,  ebd.  ,Von  einem  Dozend  ganz  bögiger  Schilt 
zu  4  fl.  und  einem  Dozend  halb  bögiger  Schilt  zu 
2  -fl.  10  ß.'  1603,  ebd.  ,In  der  Studierstube  fehlt  ein 
halbbögiges  Waldglas.'  1048,  TuAad.  —  3.  vom  For- 
mat und  Umfang  des  Schreib-  und  Druckpapiers.  ,Die- 
weil  wir  vormals  die  ganz  biblien  erstlich  gross, 
nämlich  bögiger  form  [in  Folio],  andermals  aber  mit 
ganz  kleinem  format  habend  getruckt.'  Z  Bibel  1530 
(Vorrede).  ,4  Contrafait  Kupfertruck  bögig,  3  gemalt 
Köpf  halbbögig.'  1674,  Tareb.  Zuber.  ,Diser  in  seinem 
Manuscripto  bögige  Aufsatz.'  Mise.  Tig.  1723.  .Bögige 
Brief  schreiben.'  Schweiz.  Museum  1794. 

u  n  - :  unlenksam.  .Aus  einem  snn.  den  man  muet- 
willig  erzeucht,  wirf  ein  frävler  und  unbögiger.' 
1531/48,  Sirach. 


Bög(e)ler;  Inhaber  eines  Verkanfeladens,  „Klein- 
händler" Gl. 

bügle":  1.  n)  mit  Ace.  S..  .arenare.'  Id.  I:.  biegen, 
krümmen,  z.B.  einen  Meerrohrstock  B  (Zyro)j  .win- 
den, wickeln."  Spec.  a)  =  bogen2  „F;  L;  ÜBW;"  Ztw. 
.Darauf  wird  geb. igelt,  Bügen  gemacht  und  zwar  nid- 
sich.'  Cuürer  Beitr.  1792.  —  ß)  d  liehe"  /»..  sie  im 
Herbst  auf  den  Boden  legen,  wobei  sie  durch  eine 
an  beiden  Enden  in  die  Erde  gesteckte  Gerte  festge- 
halten «erden  Bs.  —  y)  en  Reche  b.,  mit  den  Reche*- 
Bügli  versehen  BSi.;  ZO.  —  6)  (den  Band  eines  Ta- 
schentuchs usw.)  mit  bogenförmigen  Verzierungen  ver- 
sehen, festonnieren  Z.  —  s)  Ptc.  Perf.,  umgebogen, 
gekrümmt,  von  reifenden  Kornähren.  Halmen  AALeer.; 
„reif,  von  Kornähren  L;  Zg."  Wenn  d'  Hahne"  falb 
und  'böglet  sind.  Häffl.  1802.  —  b)  refl.  a)  sich 
krümmen,  winden,  von  Personen.  Tieren  und  Sachen 
B;  „L;u  S.  Ein  Mensch  böglet  sich  vor  Schmerz,  aber 
auch  vor  Selbstgefälligkeit,  Hochmut  (vgl.  Sprww. 
1809,  08),  ein  kleines  Kind  böglet  sieh  beim  heftigen 
Schreien,  ein  Fisch  auf  dem  Trockenen,  eine  hölzerne 
Tafel  vor  Hitze  usw.  Die  Bäum  ltei"-,sich  [heim  Sturm- 
wind] g'chrümmt  und  'böglet.  BWyss.  ,Ihr  Mänteli 
war  brodiflrt  und  bügelte  sich  einer  Brieftasche  ähn- 
lich in  die  Höhe  bis  fast  zum  Kinn  [blähte  sich  steif 
auf].'  Gotth.  S.  noch  machen  (Sp.  26).  Auch  intr. 
.Mehrere,  von  kräftiger  Küherfaust  geführte  Schläge 
donnerten  gegen  die  morsche  Tür,  welche  unter  der 
ungewohnten  Behandlung  ächzte  und  bügelte.'  Alpen- 
horn  1871  (BE.).  —  ß)  sich  auflehnen  B.  .In  Luzern 
möchte  die  Regierung  sich  durch  ein  Pressgesetz  in 
etwas  sichern.  Die  radikalen  Zeitungen  bögein  sich 
dagegen  vom  Teufel  [wehren  sich  aufs  äusserste].' 
N.  B  Kai.  1845.  —  c)  intr.,  .arcuatim  incedere.'  Id.  B. 
—  2.  mit  Acc.  F.,  =  Mm  de"  B.  gii"  im  eig.  S.  (s.  Bo- 
gen 1)  Tu;  Jmdn  niederwerfen  und  ihn  über  alle  Ge- 
lenke mit  in  die  Erde  gesteckten  Zweigen  einspannen 
AALeer.  Jmdn  unter  den  Daumen  nehmen,  „wacker 
abprügeln"  Obw.  „Ich  han-e"  'böglet,  dass-er  lang  dra" 
denkt."  —  3.  (auch  bögele")  einen  Kramladen  halten, 
„einen  Handel  im  Kleinen  führen"  Gl;  vgl.  bogen  1. 
Si  händ  g'wvrtet  und  'bögelet.  —  4.  „den  Vögeln 
Schlingen  legen,  allg." ;  vgl.  Bogen  2 e f.  —  5.  „plätten, 
z.B.  Wäsche;  bes.  aber  Vermittelsteines  Werkzeuges 
in  krause  Falten  legen  oder  biegen  VO;  Sch."  Bügeln, 
spec.  Nähte  niederbügeln,  vom  Schneider  (also  ver- 
schieden von  glätten  Bd  II  654)  Ap;  Bs;  B;  Gr;  G; 
Th;  Z.  Doch  auch  für  plätten  übh.  AABb.,  Z.;  Bs 
(.weisses  Zeug  sauber  glätten.'  Spreng);  G  (schon 
1799);  Sch;  Th;  Z  (moderner). 

üs-:  1.  =  böglen  lab;  auch  von  Sattlern  Z.  — 
2.  (aus-)plätten  Z.  A.  Lueg  auch,  eb  mi"s  G'stalt  und 
der  Umlauf  dihinne"  kei"  Rümpf  heige'd  vom  Hocke" 
noche".    B.  Gar  nüt.  de  bisch  wie  üs' 'böglet.  JSenn  1864. 

ver-:  die  Blätter,  womit  man  ein  volles  Beeren- 
körbchen gedeckt  hat,  durch  gebogene  Sperrstäbchen 
fest  halten,  die  in  die  Lücken  des  Geflechts  gestossen 
werden  ZO. 

chnü"'-,  chnöu-:  mit  gebogenen  Knieen  gehen,  in 
die  Kniee  sinken  Aa  (lt  Rochh.).  Knixe  machen  AALeer. 

schnell-:  mittels  eines  gespannten  Bogens  auf-, 
fortschnellen  ScnSt. ;  Z.  Spec.  von  einem  grausamen 
Knabenvergnügen,  eine  Kröte  oder  ein  kaum  flügges 
Vögelchen  auf  das  eine  Ende  einer  Schnellschaukel 
zu  legen  und  durch  einen  wuchtigen  Schlag  auf  das 


1071 


Bag— bng.    Bagg— bugg 


1072 


andere  Ende  hoch  in  die  Luft  zu  schnellen  GWidn.;  Z. 
Bildl.:  Es  hät-en  g'schnellböglet,  er  ist  gestorben  ZW1. 

Böglere»,  Bügleri'  f.:  =  Glätteren  (Bd  II  054)  Ap; 
„VO;*   G;  Sch. 

„bdgene",  -ane':  =  begcnen  Onw." 

Bug  in.,  PI.  Bäg  GTa. :  Quantum  siedenden  Was- 
sers, oft  aus  einem  Absud  von  Wachholderzweigen, 
Obsttrestern  usw.  bestehend,  wie  man  es  in  leere, 
leck  oder  schimmlig  gewordene  Fässer  giesst,  um  sie 
zur  Aufnahme  neuen  Getränkes  geeignet  zu  machen 
GTa.,  Widn.;  ScHSt.;  Th;  ZBenken,  Dättl.j  Syn.  Bick. 
En  B.  mache',  en  B.  i"  's  Fass  tue". 

büge":  1.  fe"  Fass)  b.,  auf  die  angegebene  Weise 
behandeln.  aaOO.  Syn.  bicken,  bünen.  Vgl.  Beck-Holder 
(Bd  II  1188).  —  2.  cacare  GTa. 

Zu  1.  Entlehnung  aus  dem  Rom.;  vgl.  rätorom.  "bugar, 
waschen  (bugada,  Wäsche),  it.  binare,  frz.  buer.  Diese  Formen 
stammeu  ihrerseits  aus  einem  germ.  'büken  her,  (las  in  un- 
serem buchen  II  (Sp.  977)  fortlebt. 

Bügete°  f.:  faeces  GTa. 

Büge"  f.:  Kosewort  für  Ziege  BSi.    Syn.  Zibügen. 

Bugcr,  in  B  Bü'ger,  in  Gl  BiVger  —  m.:  1.  schlech- 
ter Kerl,  Schuft  B,  nicht  immer  als  ernsthafte  Schelte, 
oft  sogar  in  wohlwollendem  Sinne  gebraucht  Gl;  L; 
Ndw.  Das  ist  bigopp  e"  B.!  ein  braver  Mann.  Das 
Dim.  als  Kosewort:  es  liebs  Bugerli,  von  einem  Kinde 
Gl.  —  2.  interj.  als  Fluch  Sciiw.  Bugerrr!  Schw 
Fastnacht  1883.  ,1'otz  Bugger!'  Gotth.  —  Aus  dem 
gleichbed.  frz.  bougre.     Cent  un  bon  b.  I  ein   prächtiger  Kerl. 

bügere",  in  B  -ü1-:  schwören,  fluchen,  schimpfen 
AASt;  B;  GW.;  ScnwE.  De  het  ei's  (mit-imj  'bugeret! 
aufbegehrt  B.   —   Vgl.  futteren. 

Biigcr  in.,  Dim.  Bügerli:  Person  von  kleiner  Ge- 
stalt ZUhw.  —  Viell.  zum  Vor. ;  doch  vgl.  Muger(li)  Sp.  1 14. 

]Mlgetsclie° :  verhalten  weinen  W.  Deichet  [denket], 
nie  het  cVs  China  esie  b'langet  [sich  gesehnt]  und  wie 
ivurd  's  derbl  gipugetschot  und  ersiffinot  ha"!  W  Sagen. 
—    Ans  it.   boccheggiare,   nach    Luft   schnappen. 

nuginiere":  mit  Acc.  P.,  treiben,  plagen,  belästigen 
SchwE. 

Wahrsch.  (las  it.  pungere,  puynere;  pungere  i  buoi,  die 
Ochsen  (mit  dein  Stichel)  treiben.  Hie  Entlehnung  erklärt 
sich  aus  dem  lebhaften  Viehhandel  der  innern  Schweiz  mit 
Italien.      Vgl.  auch  das  syn.  piggenieren. 

Bügel  I  m.:  1.  wie  nhd.,  doch  nicht  recht  volks- 
tümlich. Spec,  bügelförmige  hölzerne  Handhabe  zum 
Offnen  einer  Türe  AaHcI.,  Weg.  —  2.  Dim.,  eine  Ver- 
zierung an  Gewändern;    s.  Laub  4  (Bd  III  955). 

Bügel  II  in.:  Flügelhom.  Öppe"  de""  einist  hed 
der  Heiri  mit  sim  B.  es  lustigs  G'siitzli  i"  Wald  ie 
'blüse"   L.    —    Frz.   bügle. 

Bügel  III  m.:  Hügel  GA.  Syn.  Bühel.  Als  Flur- 
name. Holzli-B.,  Name  eines  Bauernhofes  GA.  Sa)iti- 
hannis-B.,  Hügel  mit  einer  Kapelle  des  St  Johannes 
ScHwMa.     Fuchs-B.,  Fluni.  GBuchs. 

Bügeli.  Nur  in  dem  Reim  auf  Chrügeli  (s.  Bd  III  800). 

Bueg  m.,  PI.  Bueg:  1.  (in  ZO.  f.,  PI.  Buege")  in 
der  Holzarchitektur,  schräg  stellende  Stütze,  Strebe 
zwischen  zwei  Balken,  grösser  als  das  (Winkel-JBand 
AaF.,  Ke.;  Bs;  B;  S;  Uw;  WMünster;  Z.  Das  Dim. 
auch    etwa    syn.  mit   Winkel-Band   Z.     Schrägbalken 


im  Riegelwerk  TiiMüllh.;  Z;  Syn.  Eigel-Balken.  ,An 
[d.  i.  einen]  bug  in  seiner  maur  setzen  und  inmureu 
lassen.'  1595,  G  Reversbr.  —  2.  Lehrbogen  ZW.  — 
3.  (in  AALeer.  f.)  ein  gewisses  Schulterstück  des 
Schlachtviehs,  hinter  dem  Oberschenkel  des  Rindes, 
links  unterhalb  der  Laffen  (s.  Bd  III  1107)  AALeer.; 
Bs;  S;  Z;  in  BsStdt  gew.  dim.  Biegli  und  nur  von 
kleinem  Schlachttieren,  Rehen,  Schafen,  Ziegen  usw. 
gebraucht.  ,Ich  gseen  nit  wol,  doch  will  ich  luogen, 
ob  ichs  [das  Wild]  künd  treffen  zwüschen  d'  buogen.' 
Rüef  1550.  —  4.  Biiegli,  Holzpflock  mit  Kerbe,  der 
zum  Anziehen  und  Festmachen  der  Heuseile  und  Fuhr- 
stricke dient  GrPt.  ;   Syn.  Spölen,  Trüeglen. 

Für-:  Brustriemen  des  Pferdes.  ,Ain  f.  an  ain 
pfärit.'  XV.,  G  Hdschr.  ,F.  an  ein  gereit  von  leder.' 
147(5,  Beuterodel  von  Grandson.  ,Für  ein  Fürbieg.' 
Bs  Taxordn.  1646   (der  Sattler).    -    Mhd.  vürbüege. 

Jag-:  ,Bueg'  mit  Zapfen  (, Jagdzapfen',  statt  der 
gewöhnlichen  Bindung  in  Schwalbenschwanzform),  die 
in  die  knapp  angepassten  Zapfenlöcher  der  zu  ver- 
bindenden Hölzer  getrieben  (,gejagf)  werden,  bes. 
beim  Dachstuhl  als  Verbindung  eines  Schrägbalkens 
mit  dem  Bundbalken,  oder  beim  sog.  liegenden  Dach- 
stuhl (s.  Bd  III  1206)  als  Verbindung  zwischen  der 
.liegenden  Stud'  und  dem  .Brustriegel.'  Zimmekmanns- 
sprache.  ,Die  Bretten  [an  einer  Emporkirche],  welche 
bereits  durch  Jagd-  und  Sperrbugen  gehörig  unter- 
stützt sein  müssen.'  JRWaser  1829.  —  Chopf-: 
Strebe  zwischen  einem  Ständer  und  dem  darauf  ruhen- 
den wagrechten  Balken  Z.  —  Chrüz-:  zwei  sich 
kreuzende  Schrägbalken  im  Riegelwerk  Z.  —  Bund-: 
=  Jag-B.  AALeer.;  S;  Z.  —  Sperr-  Sptr-:  wesentlich 
=  Btteg  1,  bes.  als  Strebe  zwischen  Ständern  und  Trage- 
balken ÄAScherz;  Z.  ,Holz  zu  Rigel,  Sperbugen  und 
Trem.'  1784/5,  Hotz,  Urk.;  vgl.  ebd.:  .Holz  zu  Rafen, 
Sperholz,  Unterzügen  [usw.].'  —  Spreng-:  ,Bueg'  an 
einem  Sprengwerk  AALeer.;  SL.,  W.;  Z.  —  Taeh-: 
zwischen  je  zwei  liegenden  Pfosten,  der  , Seile'  und 
der  Dachpfette,  kreuzweis  angebrachte  Sperrhölzer 
ZWäd.  —  Taeh- wand-:  .Bueg'  im  liegenden  Daeh- 
stuhl,  die  Verbindung  eines  liegenden  Pfostens  mit 
einer  Dachpfette  Aa;  SL.,  W. 

ver-buege":  Balkenwerk  durch  ,Büege'  ver- 
binden Z. 

büege":  mit  ,Büegen'  versehen  Z.  ,Dass  er  inen 
ein  [Brücken-]joch  schlaehen,  gebunden  und  gebüeget 
geben  sol.'  1406,  Aa  Staatsarch. 


Bagg,  begg,  bigg,  bogg,  bugg. 

Vgl.  auch  die  Gruppe   Baek  usw. 

Bilggel,  P-  I  m.:  1.  in  der  Reimformel  Haggel 
undB.;  s.  Bd  II  1089.  —  2.  schlechtes,  abgenutztes 
Schneidewerkzeug  (Messer,  Beil),  schlechtes  Gerät 
übh.  B.  —  3.  Baggeli,  kleines,  schlecht  gebautes  Haus 
BE.  —  4.  schlechtes,  abgearbeitetes  Pferd  BE.,  M,  O. 
—  5.  einfältig-gutmütiger,    dummer  Mensch   BR.,  Si. 

G'-baggel  P-  n.:  1.  schlechte,  nachlässig  ge- 
machte Arbeit  eines  Handwerkers,  Stümperei  B.  — 
2.  verwirrtes  Haar,  Garn,  verwickelte  Schnur  BE. 


lo<: 


Bagg,  begg,  bigg,  bogg,  bngg 


1074 


baggere":  an  Etwas  mühsam,  stümperhaft,  ohne 
Erfolg  herumbasteln,  -schnitzeln  BBe.,  Büren. 

baggle",  /)-:  ohne  genügende  Sachkenntnis«  und 
Fertigkeit,  mit  ungenügenden  Werkzeugen,  auch  ohne 
rechten  Eifer,  daher  unter  grossem  Zeitaufwand  und 
ohne  gehörigen  Erfolg  eine  Handarbeit  verrichten, 
stümpern  B;  spec,  mit  einem  schlechten  Beil  oder 
Messer  an  Etwas  her  mitschneiden;  mühsam  an  Etwas 
herumhämmern,  -klopfen  (z.  B.  an  einem  Stein,  um  ihn 
zu  behauen)  BE.,  0.;  an  Etwas  herumflicken  B  oAa., 
M.,  S.:  schlecht  nähen  BSi.  Oppis  b.,  an  Oppis  ume"  b. 
.Ich  finde  überhaupt  in  gar  vielen  Dingen  nicht  um- 
sichtigen Plan,  nicht  durchgreifende  Ordnung;  daraus 
entsteht  dann  ein  Baggelwesen.'  Gotth.  ,Das  Nützest 
sei,  man  mache  [bei  der  Arbeit]  eine  rechte  Stör 
hinter  einander,  etwa  sechs  Wochen  oder  was;  so 
komme  man  weiter,  als  wenn  man  immer  an  Allem 
baggle.'  ebd.  ,Er  solle  probieren,  ob  er  das  Kind  von 
ihr  [einer  Gebärenden]  nehmen  könne.  Zuerst  tat  er 
dergliche",  er  hätte  nichts  gemerkt,  und  baggelte  an  der 
Sache.'  ebd.  Übertr. :  .Mancher  ist  nach  Jahrhunder- 
ten nicht  vergessen,  der  nicht  daran  dachte,  als  der 
Tod  ihn  nahm,  während  so  mancher  an  Berühmtheit 
und  Unvergesslichkeit  baggelte  sein  Leben  lang.'  ebd. 
l'h  ha"  da  Oppis  'bagglet  [zu  einem  Aufsatz  zusammen- 
gestellt], aber  ich  weiss  nid,  gab  [ob]  's  recht  ist  BM. 
An  sich  oder  Andern  herumdoktern  B  oAa.  Mit,  an. 
Eim  b.,  ihn  drängen,  mit  Mühe  zu  Etw.  zu  bringen 
suchen  BE.,  0.;  FMu.  Me"  muess  gang  mit  der  b., 
hat  immer  Etw.  an  dir  auszusetzen,  dich  zu  malmen. 
Eine  Forderung  durch  öfteres  Mahnen  nach  und  nach 
in  kleinen  Summen  eintreiben  BE.,  0. 

ab-:  mit  Mühe  und  ohne  grossen  Erfolg  von  Stein 
oder  Holz  Etwas  abzuschlagen  suchen  BM..  I K  .Mit 
Mühe  Jnnlm  Etwas  abbetteln  BM.  Ich  ha'  's  müesse"  a. 
—  Ter-:  1.  verpfuschen  B.  —  2.  verwirren  BE.  — 
zesämmen-:  einen  Gegenstand  zusammenstoppeln, 
-flicken  B.  .Zudem  waren  die  Besen  gut,  ganz  anders 
als  die,  welche  das  Mannsvolk  mit  Unlust  zusammen- 
gebaggelt,  die  aus  einander  fuhren  oder  stumpf  waren.' 
Gotth.  Übertr..  in  einer  Rede  sich  widersprechende 
oder  unzusammenhängende  Gedanken  notdürftig  zu 
einem  Ganzen  verbinden  B.  —  z"weg-:  durch  Bagglen 
zu  Stande  bringen,  spec.  notdürftig  ausbessern,  wieder- 
herstellen B. 

Baggle r  m. :  Stümper,  Pfuscher,  bes.  vom  Holz- 
hacker BE.,  0.  ,Die  Kerzenbaggler  wollten  sein  Un- 
schlitt  haben.'  Gotth.  .Ich  muss  hier  beim  ersten 
besten  Holzbodenbaggler  schustern  lassen.'  ebd.  Hie- 
her viell.  als  Spottname:  ,Jagle  Schmidt,  genannt 
Baggeler.'  1053,  AAWett.  Klosterarch. 

Bagglete"  f.:  1.  Pfuscharbeit  B.  —  2.  mit  nicht 
ganz  lautern  Mitteln  zustande  gebrachte  Vereinbarung, 
z.  B.  von  Kuppelei  B. 

Bäggel  II,  P-  m.  BR.,  sonst  nur  als  Dim.  Baggeli: 
kleines  Mass  =  '/*  Schoppen,  '/i*  Mass,  (bauchiges) 
Fläschchen,  Gläschen  Branntwein  (lt  Zyro  seit  dem 
Feldzug  nach  F rankreich  i.  J.  1814  bekannt)  B;  F; 
SG.  Syn.  Budel  II  (Sp.  1035).  Züsi,  no'h-n-es  B. 
Druese'!  B  Dorfkai.  1875.  Ich  will  no'h-n-es  B.  ne". 
,Ein  par  Santine  für  Dubak  und  ein  B.'  Postheiri 
1865.  ,Er  pflanzte  sich  hinter  ein  batziges  Bein  [vgl. 
G'nagi  Sp.  097]  und  ein  batziges  B.'  Gotth.  Ein 
Baselbieter  erzählt:  Ichbi*  [im  SG.]  in  's  Wirtshüs,  hau 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


("  Stämpfeli  Nusswasser  b'stellt;  d'  Wirtin  seit:  Dö 
ob-em  Berg  het-mc"  keini  Stämpfeli,  me"  hei  B.;  mir 
si"  Gottlob  keim  Schwarzbuebe: 

Vgl.  mlat  bacale,  Becken,  Schussel;  doch  auch  frz.  baqutt, 
Kübel,  Handeimer,  aus  dem  zunächst  Baggi  sich  entwickell 
hätte. 

paggele":     öfter,    aber    in    kleinen    «.^ tia.ntil;"it on . 

Branntwein  trinken  B. 
ver-:  vertrinken  BHk. 
Baggi,  P-  n.:  =  Baggeli  BO. 

Schäle-Baggele"  THTäg.,  Sche*re"-Be2ggeli  GStdt, 
T. :  nur  in  der  RA.  Seh.  laufe",  gö"  1)  sich  in  seinen 
schönsten  Kleidern  zur  Schau  stellen,  paradieren,  z.  B. 
in  einem  Festzuge,  vor  Jmds  Fenstern  GStdt,  T.  — 
2)  im  Munde  der  Leute  sein,  nur  in  ungünstigem 
Sinne  THTäg. 

Scheare-Be2gg  m.:  als  Herold  Gekleideter,  der 
am  Schutzpatronsfest  der  kirchlichen  Prozession  voran 
zu  gehen  pflegte  GF.  (FStaub). 

schäle-  (GTa.),  schale-  (TuAmlikon),  sche're-  (G 
Stdt;  THAmrisw.,  Hemmersw.,  Mühleb.) -bc2ggelen, 
in  Tu  auch  -besggerle":  1.  =  Schere- Beggeli  laufe"  1 
(s.  Schäle-Bäggele")  GStdt.  Ta.  Ich  wott  nüd  seh.  - 
2.  (auch  ScheHe-,  Schesre-Be2ggefrjli"s  mache",  laufe") 
=  durh  d'  Matsch  laufe"  1  (Sp.  601  o.)  Th. 

Schelle"-Beaggelen  f.  I* d' Seh.  cho; ins  Zucht- 
haus Th  (Dan.). 

Das  mit  achäte-beggele*  und  iu  gewissem  Siune  auch  mit 
Schäle-Bäggele"  laufe"  syn.  Spilzruete"  laufe"  legt  iu  Ver- 
bindung mit  der  uuter  SchUlU'-Be'ggele*  mitgeteilte»  Wendung 
(wo  jedenfalls  , Zuchthaus'  an  die  Stelle  eines  altern,  abge- 
kommenen Strafmittels  getreten  ist),  die  Vermutung  nahe, 
es  bandle  sich  bei  unsern  WW.  und  KAA.  ursjir.  um  die 
Bezeichnung  einer  dem  Spiessrutenlanfen  ähnlichen  Strafart 
für  Verbrecher.  Hinsichtlich  der  Gestalt  und  Etymologie 
des  den  vorliegenden  Entstellungen  zu  Grunde  liegenden  W. 
scheint  nur  so  viel  sicher,  dass  die  urspr.  Form  des  ersten 
Teils  Schelle9-,  Schaue*-  und  mit  dem  ersten  Teil  von  ScheVen-, 
Schalten-WeYch  identisch  ist.  Hieher  wohl  auch,  obwohl  der 
Zshang  mit  unsern  WW.  nicht  mehr  erkennbar  ist,  der  Flur- 
name Schäle-Baggeli,  Bezeichnung  einer  kleinern  Waldfläche 
iu  der  Nähe  von   ThTäg. 

Bägge"  (selten  i'-),  in  BsL.;  B  (ausgenommen  die 
Gegend  zw.  Ligerz  und  Biel,  wo  Bagge*  gilt);  Gr  tw.; 
S  Bdkye"  —  m.  AALeer.;  Ap;  BsStdt;  Btw.;  GA.; 
Tu;  Z,'f.  Aa;  Bs;  ß  tw.;  Gr;  L;  S;  Uw  —  Dim.  Badkli 
GrAv.,  Bäclcji  GRKlost.,  L..  Baclci  GrKIosL,  sonst 
Bdggli,  Bäckli:  1.  Wange  des  Menschen,  allg.  (das 
hd.  W.  ist  unsern  MAA.  fremd).  Er  häd  rät  B.,  aber 
inwendig,  von  einem  Bleiehen  Z.  Brav  z'  B.  schläh", 
beim  Essen  wacker  zugreifen  B;  Syn.  m-paeken.  D' 
Baggen  ab  biege",  sich  täuschen,  das  Nachsehen  haben 
G,  sich  umsonst  sehnen  AABb.;  eig.  die  Augen  nieder- 
schlagen. Ja,  de  cha""st  denn  d'  Baggen  ab  luege"!  G. 
,Da  nun  kann  man  sich  leicht  einbilden,  dass  Nehe- 
mias  durch  dise  Reformation  vil  Hass  werde  auf  sich 
geladen  haben.  0  wie  vil  schillende  Brüder,  so  die 
Backen  werden  ab  geluget  haben,  wird  es  gegeben 
haben!'  JKHofmstr  1744.  D' B.  ab  luege"  wie  die 
für  Zlt,  wohl  =  eingefallene  Wangen  haben  AARuedert. 
.Man  spricht,  man  solle  den  andern  baggen  ouch  dar 
han.'  1529,  Absch.  ,Mit  dryen  fingern  gryff  d'  spyss 
an,  bed  bagken  solt  du  nit  voll  han.'  Fris.  1502. 
.Ich  hab  N.  N.  gesechen,  das  Armbrust  zum  Schlös- 
sen gerüst,  an  Baggen  sehlachen  und  abschiessen.' 
FPlatter    1012.      S.    noch    Bettler,    Bettler  -Füdluch 

68 


lo75 


Bagg,  begg,  bigg,  hogg,  bugg 


1070 


(Bd  HI  1028).  —  2.  übertr.  a)  Hinterbacke  B;  Tu; 
UwE.;  Z;  vgl.  Arsch-,  Füdli-B.  —  b)  Dim.,  Fleiscb 
vom  Hinterschenkel  des  Schlachtviehs  ApK.  ;  Bs;  L; 
S;  Z.  Man  unterscheidet  das  vorder,  mittler  und 
hinter  Bäckli  Bs.  .Bäcklein  mit  Merettig.'  Hochzeit 
1748.  ■ —  c)  Dim.,  die  beiden  Fleischstückchen  links 
und  rechts  am  Kopf  der  Forellen  BsStdt.  —  d)  an 
Obst,  bes.  Äpfeln  Bs;  B;  Gr;  Tu;  Z.  .Schmutzapfel 
mit  roten  Baggen.'  1780,  ZWipk.  ,Die  Bira  und 
Öpfel  zu  ferben  nihm  Zinober  und  Florentinerlakt, 
die  roti  Beglin  darmit  zu  machen.'  XVII.  /  XVIII., 
Arzneib.  S.  noch  Schwzd.  I  58.  —  e)  Anschlag  am 
Schiessgewehr  L.  —  f)  Dim.,  kleines  Stück  Holz,  vom 
Schreiner  als  An-  oder  Untersatz  verwendet  L.  — 
g)  die  Seitenflächen  des  Hammers  Z.  Ungehörige 
rundliche  Erhöhung  an  den  Schneideflächen  von  Beilen, 
Äxten  usw.  ZZoll.  —  3.  Bäggli,  Familienname  Uw 
Beggenried. 

Mhd.  hacke  swm.  .Bagken.'  XV.,  Volksb.;  .baggen.'  Mor- 
gant  1530;  Vau. ;  ThPlatter  1572;  JCWeissenb.  1681.  Das 
Masc.  noch  bei  Morgant  1530;  Vad.,  das  Fem.  bei  GKönig 
1693.  Letzteres  erklärt  sich  als  Neubilduug  von  dem  über- 
wiegend häufigen  PI.  aus.  Nicht  sicher  zu  deuten  ist  unser 
W.  in  der  Verbindung:  ,in  die  tnnuen  backen',  die  Geering 
1886,  89  als  verpönte  RA.  auf  Bs  Zunftstubeu  des  ausgehen- 
den Mittelalters  anführt.     S.  noch  Anm.  zu  Buchen  (Sp.  963). 

Agsch-Bagge":  Seitenfläche  der  Axt  GrD.  — 
Arsch-:  1.  =  Baggen 2 a  Bs;  B;  Gr;  Th;  Z.  —  2.  (gew. 
in  älterer  Form  Ars-  ZStdt)  das  zwischen  dem  Nieren- 
stück, dem  Schwanzstück  und  dem  .Underteil'  liegende 
Stück  des  geschlachteten  Rindes  (frz.  tranche-grassc) 
GStdt;  Z.  —  Feissa-Baggo:  Geschlechtsname,  um 
DUO,  iiabsb.-östr.  Urbar.  —  Hirn-Bagge":  Hirn- 
hälfte. .Glutia,  nates  (Anat.),  Hirnbäcklein.'  Denzl. 
1677;  1710.  —  Kif-:  Kinnlade.  ,[Das  Krokodil]  be- 
wegt den  oberen  kifl'bagken,  nit  den  underen.'  Tierb. 
1503  (neben  ,Kiff baggen').  ,Kyffbaggen.'  Fischb.  ,Der 
under  Kiff baggen  der  Förnen.'  JLCvs.  1661.  —  Chel-: 
Name  zweier,  dem  Halse  des  Zugtieres  zu  beiden 
Seiten  anliegender,  mit  Haften  versehener  Holzpflöck- 
chen,  als  Verbindung  zw.  Joch  und  dielen  (s.  Bd  III 
198)  UwE.;  Zg;  Z.  —  Chinn-  B;  S,  Chinni-  Ndw, 
China-  AaZ.;  ZW.,  Cht-  Th;  Z,  Ches-  uTh:  1.  oft  Dim., 
Kinnbacken,  bes.  des  Schlachtschweins  AaZ.;  S;  Th;  Z. 
Kinnlade.  ,Wann  hab  ich  Dobrun  die  zen  uss  ge- 
schlagen, so  will  ich  Sallincorny  die  kinbaggen  uss 
ryssen.'  Morgant  1530.  —  2.  Fleischwulst  unter  dem 
Kinn  Ndw.  —  Chriesi-Bäggli;  kirschrote  Wange 
ÄAWohl.;  ZO.;  vgl.  Ghirsen  (Bd  III  478).  —  Mutschi- 
Bagge":  dicke  Wange  B.     Vgl.  Sp.  598. 

Bus-  Baus-  und  Bausch-  UwE.,  Püsi-  B  (nach 
vereinzelten  Angaben),  Pfüs-  Aa;  Ap;  Bs;  G;  Th;  Z, 
l'/risi-  AaF.,  Ke.  (neben  Pfüs-);  B;  L;  Schw;  SG., 
Starrk.;  Ndw;  Zg:  1.  Bausbacke.  aaOO.  B-e"  mache", 
die  Wangen  aufblähen.  Bfüsbagge"-Bit,  spöttische 
Bezeichnung  einer  bausbackigen  Weibsperson  ThFi-. 
,Homo  bucculentus,  der  gross  bussbacken  hat.  Der 
pfusshack,  bucco.'  Fris.  ;  Mal.  .Pfausbacken,  bucca.' 
Denzl.  1677;  1716.  --  2.  ,Pfüsbäckli,  Hohlläpplein, 
deren  zwei  einen  Rappen  ausmachen  und  die  man  für 
Zoll  oder  Almosen  ausgibt'  Bs  (Spreng).  —  büs-, 
pfüs-baggig:  bausbackig.  aaOO.  —  Pfüs-Baggli 
m.:  Bausbackiger  Ap;  Z;  Syn.  Pfüsli.  —  Pfüs- 
Bäggeler  m. :  bausbackiges  Kind  AaKöII. 

„Pfüf-:    Bausbacke  Gr."    --    l'fnü.s-   _G:"  ZO. 


(selten),  Pfnüsi-  SchwE.:  =  Büs-B.  ,Ein  Dorfherr 
will  aber  [zur  Frau]  nicht  bloss  zwei  Pfnusibacken 
und  ein  lebendiges  Gestell,  das  überall  rundum  ist 
wie  eine  Heubürde.'  MLienert.  —  Blöder-:  Hänge- 
wange ZO.  —  Ab s eh- :  =  Baggen  2  e.  Vetterli-Sang 
1878.  —  S  u  n  n  e  "  - :  Sonnenhalde,  z.  B.  das  Gut  Sonnen- 
bach, Gemeinde  Filzbach  Gl  (FStaub).  —  S  c  h  w  i  ( n  )  - : 
untere  Kinnlade  eines  geschlachteten  Schweins  Gr 
Cast.,  He.,  Pr.  (Tsch.  37).  -  Diechsel-:  =  Hön-Arm 
(Bd  I  453)  SB. 

röt-gebagget,  bzw.  -backet  GRÜhur,  He.,  Peist, 
Pr.;  Th,  -baggnet  GSa..  -baggig,  bzw.  -backig  B;  Th;  Z, 
■bägglet  Schw:  rotwangig,  von  Menschen  GSa.;  Z,  bes. 
aber  von  Äpfeln  (und  Birnen). 

„schmal-backig:  hager,  bes.  nach  einer  Krank- 
heit Gl;  L." 

bäggle",  bzw.  bäckle":  anfangen  sich  zu  röten, 
von  Kirschen,  Pflaumen,  Trauben  GrHc;  GO.;  SG.; 
Syn.  tschägglen. 

Baggenanggis:  Weissdorn,  Crat.  ox.  GrPt.  -  Vgl. 

tess.   bagaja,   dasselbe. 

Paggiere"   f.:    Tabaksdose    W.   —   Entstellt  aus  it. 

tabacchiera. 

Biigg,  P-  m. :  einzelner,  unartikulierter  Angst-  oder 
Schmerzensschrei  von  gewissen  Tieren  (zunächst  Scha- 
fen) und  Menschen,  bes.  kleinen  Kindern  B;  „VO;" 
GRlgis;  „Z."  E"  icüeste"  B.  üslä".  Schweiz.  Dorfkal. 
1861.  D's  Lattüechli  [Eidechse]  hed  e"  B.  tue"  Gr 
Igis.  ,Ein  fürchterlicher  B.  erschreckte  sie,  ein  Schrei 
der  Angst,  der  sich  mühsam  aus  dem  verhaltenen 
Mund  Bahn  brach.'  B  Dorfkal.  1863.  .Ertönt  mil- 
der kleinste  Bäg,  ja  nur  ein  ganz  gewöhnlich  Gruchsen 
[des  kleinen  Kindes].'  Gotth. 

Weiterbildung  von  dem  Naturlaut  bä  (Sp.  895).  Zum 
Ausgang  vgl.    Guijij,  Müyg.   Migg  ua. 

hali-bagg:  Lockruf  für  Schafe  BAarb.  Syn. 
häli-bä  (s.  Sp.  895). 

Ge-bagg  P-  n.:  das  Baggen;  „das  ächzende 
Weinen."  Vom  Schreien  der  Kühe  SchwE.;  UwE. 
Es  Bdgg  ist  a'g'gange"  [bei  der  Auffahrt  auf  die  Alp], 
dass  der  Melk   fuchstü felswild   worde"  ist.   MLienert. 

Bägge  1  m.  B  (nach  einer  Angabe  Bäggel  BHerz.): 
Schaf.  Bes.  als  Dim.  Bäggeli,  P-:  1.  a)  Schäfchen, 
Lämmchen  (Kdspr.)  B;  L.  —  b)  Kälbchen  Gr  UVatz. 
—  2.  ein  bis  zwei  Jahre  altes  Kind  L.  —  3.  ganz 
kleiner  Lebkuchen,  ein  Lämmchen  (oder  auch  ein 
anderes  Tier)  vorstellend  B.  Syn.  Hälli  4  (Bd  II 
1135),  Liimmschi  (Bd  III  1271);  vgl.  auch  Schibeli. 
,Türk  bekommt  zu  Haus  wohl  nicht  immer  so  viel 
B.-Brosamen  von  seines  Herrn  Tisch,  als  sein  ehrlicher 
Hundemagen  vertragen  möchte.'  B  Hist.  Kai.  1811.  — 
4.  Blüten-  (oder  Frucht-)kätzchen  verschiedener  Bäume 
und  Sträucher  (z.  B.  der  Silberpappel,  Weide,  Eric, 
des  Haselstrauchs  usw.)  BE.,  M.  Syn.  Lämeli  (Bd  III 
1267),  Büseli. 

Hale,1-Bäggeli:  =  Bäggel  1  a  Aa  (lt  Gysi  1881; 
108).     Vgl.  das  syn.  Hälle'-Mägg  (Sp.  120). 

Pfiffen-Bäggeli:  =  Bäggeli  3,  mit  der  Besonder- 
heit, dass  unter  den  Schwanz  des  Tieres  ein  Pfeifchen 
aus  roter  Erde  eingebohrt  ist,  das  einen  schrillen  Ton 
von  sich  gibt  B.  ,Er  gieng  auf  keinen  Märit,  dass 
er  mir  nicht  Etwas  kramte,   einen  Lebkuchen,   einen 


1077 


Bagg,  begg,  bigg,  bogg,  bugg 


1078 


I 


blggele"  1:  1.  schreien,  von  den  Ziegen  Zg. 
Baggle",  dumpf  blöken,  von  den  Gemsen  Gl.  — 
2.  piiggcle",  mit  dem  Kufe  pägg  die  Kälber  locken 
Gr  L'Y'atz. 

Bäggeler  m.:  Spitzname  a)  der  Soldaten  der  B 
Stadtwach«  zu  Anfang  XIX.  —  b)  des  Drillmeisters 
Bf  (KWMüller  1848,  2). 

Zu  a.  Der  Name  wird  dadurch  erklärt,  dass  die  Soldaten 
eine  Uniform  von  branner  Schafwolle  trugen;  vgl.  Bäggeli- 
Farb  (Bd  I  988),  -Zug.     u  übertr.  von  a  oder  zu  Bdkdf 

bägge"  I,  in  BE., 0.;  F;  Gr  UVatz  j)-:  „bezeichnet 
ein  eintöniges,  abgestossenes  und  wieder  in  den  näm- 
lichen Ton  einfallendes  Geschrei."  1.  von  Tieren, 
a)  schreien,  von  Schafen  und  Ziegen,  zumeist  als 
Ausdruck  einer  Schmerzempfindung  B;  F;  Uw;  Wj 
schreien  wie  junge  Schafe,  Ziegen  Aa.  .Baiare,  pro- 
prie  ovium.'  Id.  B;  blöken  L;  W;  „allg." ;  meckern 
GO.,  Rh.,  We.  ,Die  Kühe  und  Ochs  mugen,  das  Schaf 
beecket.-  FrHaffner  1666.  .Die  Geiss  grüsste  ihn  mit 
Beegken.'  1690,  Alem.  —  b)  plärren,  brüllen,  vor  Auf- 
regung, Schmerz  oder  Unbehagen,  vom  Rindvieh,  „bes. 
von  Kälbern,  wenn  sie  hungern"  B;  VO;  „Gr;"  W. 
Schreien,  von  ganz  jungen  Kälbern  AALeer.;  B;  Gr 
UVatz;  UwE.;  W;  unterschieden  von  möggen  (Sp.  124), 
das  vom  Schreien  älterer  Kälber  gebraucht  wird  B 
(vKütte).  —  c)  Schmerzenslaute  hören  lassen,  von 
andern  Tieren,  z.B.  Eidechsen  GRlgis.  Von  der  Stimme 
des  Hasen  AALeer.,  vom  Katzengeschrei  ScuwMa.  — 
2.  von  Menschen,  a)  schreien,  (widerlich,  laut)  weinen, 
heulen,  bes.  von  Kindern  AALeer.,  Muri;  ArH.,  K.,  M.; 
B;  FJ.;  GRlgis;  L;  GA.,  Mels;  Scbw;  S;  Uw;  Z.  In 
GMels  der  gewöhnliche  Ausdruck  für  weinen,  sonst 
hat  das  W.  meist  verächtlichen  Nebensinn  und  gilt 
für  roher  als  z.  B.  das  syn.  brieggen.  Das  Chind  hed 
die  ganz  g'schlage"  Nacht  'bägget.  Das  ist-mer  eister 
es  B. !  Bim  wisse"  Chrüz  hat  e*  Bueb'bägget,  dass-er 
nüd  z'  Chrieg  chönn  mit  dem  Tädi.  MLienert.  ,In 
meinen  vier  Hauswänden  habe  ich  [nach  der  Abreise 
der  Geliebten]  tagelang  gebägget  wie  ein  Stier,  habe 
die  ganze  Erde  verwünscht  und  bitterlich  geweint.'  ebd. 
.Noch  Vormittag  hörte  ich  auf  einmal  ein  gewaltig  B.' 
Gotth.  Weinen,  wimmern  GRlgis.  Heftig  stöhnen, 
von  Betrunkenen  UwE.  Von  lächerlichen  Schmerzens- 
äusserungen  der  Frauen  B  (St.b).  —  b)  vom  Geschrei 
der  Nachtbuben  SchwE.  Vor-em  Uüsli  usse"  föht  's 
a'fah"  malte*,  a'foh"  b.  und  hüne"  und  murre".  MLie- 
nert. 's  hat  hie  kei*  Nachtbuebe",  wo  bi  de*  Meitlcne" 
cor  de*  Pfeistere"  usse"  brogge't  und  bägge't,  bis  s'-ene* 
's  Türli  üf  tuend  ScbwE.  Mit  verstellter  Stimme 
dumpf  und  widerlich  brüllen  B  oAa.  —  c)  „einen 
Singsang  brummen",  schlecht  singen  L.  —  d)  keifen  L. 
—  e)  =  älcen  1  (Bd  I  164)  B;  FMu. 

Eichhorn  belegt  für  FSs.  die  Form  paggen,  die  mit  dem 
einmal  bezeugten  Bag</d  (unter  Bägge!)  zstrifft.  Das  von 
einem  Einsender  von  GO.,  Sev.  angegebene  legge"  beruht  wohl 
auf  ungenauer  Schreibung;  doch  s.  auch  beggen.  Zu  Form 
und  Bed.   vgl.   noch   die  Synn.   mäggen   (Sp.  122),  loggen  II. 

paggene":  schreien,  von  der  Ziege  GrRIi. 

Bagger,  Bäggi  I  m.:  Nom.  ag.  zu  bäggen  L; 
GA. ;  ScawMuo. 

„Baggete"  f.:  das  ächzende  Weinen." 

Bäggi  II  n.:  1.  (auch  Hälli-B.)  Lamm,  Schaf  in 
der  Kdspr.  B;  S.  Vgl.  Wack.,  Voces  41.  —  2.  schreien- 
des kleines  Kind  L.  —  3.  süsses  Gebäck  mit  einer 
kopfähnlichen  Erhöhung  B. 


Iiäggel  (nach  vereinzelten  Angaben  auch  Baggel) 
m.:  Knäuel  durch  Unrat  zsgebackener  Haare,  an  Men- 
schen, an  den  Hinterbeinen  des  Schafes  B.  „Fester" 
Klumpen  B. 

bäggelenII:  1.  vom  Fleisch,  übel  schmecken  (bes. 
wenn  es  in  Fäulniss  übergeht)  ApK.  (Tobl.),  wider- 
lich fett  oder  ranzig  schmecken,  „z.  B.  von  Wachteln" 
AAKais. ;  „LG."  Es  bäggelct-mich,  ich  empfinde  einen 
widerliehen  Geschmack  L  (Ineichen).  —  2.  stark  nach 
Fusschweiss  riechen  AAWohlen. 

Vgl.  das  syn.  mäggelen  (unter  maggelen  Sp.  119),  zu  dem 
unser  W.  eine  blosse  Nbf.  sein  kann  mit  Anlautswechsel 
m  :  l,  der  auch  dnreh  die  Gruppe  von  Bagg  durchgeht,  übh. 
häufig  ist.   Doch  vgl.  auch  bair.  packeln,  verlegen,  faul  riechen. 

bäggelig:  1.  widerlich  (fett)  schmeckend  L.  — 
2.  unwohl,  zum  Erbrechen  übel,  blöde  im  Magen  I.. 
's  ist-mer  b.     Synn.  s.  bei  gänggelig  (Bd  II  364/5). 

v e r - paggele" :  abstehen,  geschmacklos  werden, 
verschmoren,  von  zu  lange  gekochten  und  stehen  ge- 
lassenen Speisen  GrD. 

bägge"  II,  p-:  1.  tr.,  schlecht  oder  zu  lange  braten, 
mager  kochen  GRChur,  oHe.,  Klost.,  Mai..  Peist,  Valz. 
—  2.  intr.,  =  verpäggelen  GRChur,  oHe.,  Klost.,  Kübl., 
Mai.,  Peist,  Valz.,  UVatz.  D'  Herdbiere*  bäggend  in 
der  Pfanne*,  fangen  an  anzubrennen. 

umme"-:  gekochtes  Essen  zu  lang  in  der  Wärme 
stehen  haben  GRChur.  —  ver-:  1.  tr.  (seltener),  zu 
stark  braten,  zu  lange  über  dem  Feuer  lassen  GrHc, 
Mai.,  Pr.  —  2.  intr.,  zsschmoren,  vor  Hitze  zsschrum- 
pfen.  ebd.  Verbäggets  Brot,  das  zu  lange  im  Ofen 
geblieben  ist  GrHc  D's  Heu,  d's  Chrät  im  Garte*  ist 
bi  der  Hitz  ganz  verbägget,  verwelkt.  —  z'sämme"-: 
zsschrumpfen  GrLuz.;   Syn.  z'sämmen-schmurren. 

biggi-bilggi:  1.  im  Abzählvers:  Ei"s,  zwei,  drü, 
B.-b.-bü,  der  Müller  gut  i"  's  Ghämmcrli,  er  het  e" 
staubigs  Hüetli  uff)  's  stöt  sibe*zehni  druff  Tu;  ZO. 
Auch  als  Spiel,  wobei  es  darauf  ankommt,  diese  Verse 
scandierend  17  Striche  zu  notieren  Th.  —  2.  Biggi- 
Bäggi,  Pflanzenn.,  Pfaffenhütlein,  Evon.  eur.  ZO.f 

Bangg.  P-,  in  GRKlost.,  L.  (1t  Tsch.)  Baug  —  m., 
PI.  mit  Ural.,  Dim.  Bäuggli,  -ji:  Biegung,  ein-  oder 
ausgebogene  Stelle  Gr;  Syn.  Chrumb  (Bd  HI  822), 
Bück.  Insbes.:  Krümmung  an  einem  Stocke  GRGlar. 
L.,  Luz.,  Schud.,  Spl.;  Syn.  Bogen.  Beule  in  Blech 
(z.  B.  an  einem  Kessel)  GRl'scliapp.  Alte,  nicht  wieder 
glättbare  Falte  in  Papier,  Kleiderstoffen  udgl.  GRGlar., 
Luz.,  S.,  Schud.,  Scuolms,  Tschapp. ;  Syn.  Rumpf. 

bäugge"  I  (in  GrA.;  SchwE.;  Odw  bäuge")  — 
Ptc.  'bäugt:  beugen,  biegen,  krümmen  GrA.,  Churw., 
D.,  L.,  ObS.,  Pr.,  Rh.,  S.,  Spl.,  Tschapp.,  Val.;  PPo.; 
Obw.  D'  Höre"  [Hörner]  sind  am  Spitz  z'ruggbaigt 
Gr  ObS.  Es  muess  b.  oder  breche"  GRRh.  Was  sehieh 
nid  la*  b.  lad,  muess  breche*  GRChurw.  Dernäch 
heind-sch'  z'  essen  und  z'  trlchen  z'sämmen  gerammisiert 
und  überhopt  Alls  z'sämmen  gepackt,  was  schich  lau  b. 
hed.  GFient  1898.  Der  Teil  hed-scMch  vor  d's  Land- 
vogts schim  Huet  nid  b.  oder  tücke*  welle"  GrD.  Auch 
moralisch  beugen,  zum  Nachgeben  zwingen  Gr  ObS. 
Von  Holz,  sich  krumm  spalten,  ebd.;  Syn.  sich  ziehen, 
entwerfen. 

Mhd.  löugen  aus  'laugjan;  Caus.  zu  liegen,  wie fläug(g)en 
(Bd  I  1176/7)  zufliegen.  Hieher  wohl  auch  das  bei  Schott 
1842,  270  aus  PRima  beigebrachte  leggun,  biegen  (Präs.  Sg. 


1079 


Uagg:,  begg,  bigg,  bogg,  bugg 


1080 


beggen,   beggest,   Hecht;    PI.    beggen,   beggad,   beggend,     Ptc.   Pri'tt. 
bVecht);  doch  ist  der   Voc.   rätselhaft. 

um-bäugge":  umbiegen  Gh.  —  uranier-.  ÜV 
auder  u.,  sieb  herum  balgen  GiiCast.,  L.;  Syn.  unniicr- 
bäuglen  (Sp.  1054/5).  —  ver-:  verbiegen  GrA. 

„baugge"  I:  schielen,  schief  sehen  Bs." 
Schili-Bäugg,  P-:  Spottname  eines  Schielenden 
Sou.     Syn.  Sch.-Mäugg  (Sp.  122),  -Bögg. 

Banggi  n. :  Popanz,  Schreckgespenst  für  Kinder  L 
(Lüt.,  Sagen).  —  Vgl.  das  syn.  Bau(w)i  (Sp.  896),  ferner 
Bögg   1. 

Päugge"  in..  Dim.  Päuggli:  kleines,  unbedeutendes 
Gebäude,  ein  Anstoss  an  einem  Hause,  ein  Schuppen, 
ein  Vordach  über  einer  Haustüre  usw.  ApWalz.  (Tobl.), 

Viel],  zu  BSgg  I  gehörig,  das  auch  den  Begriff  des  ab- 
norm Kleinen,  Verkümmerten  entwickelt  zeigt.  Der  Voc.  äu 
stimmt  zu  der  dort  für   JIAA.   von  Ap  udE.  belegten  Form. 

Baiiggii  n.:  Gläschen  Branntwein  .USt.  (Friedrich). 
Es  B.  ha".     Syn.  Biggi  III. 

Pegg,    Dim.    Piggi:    Personenname,    Peter(chen) 

GrD.    —    Vgl.   Pek,   Petsch. 

Hatschi-Peggi:  Schelte  auf  ein  unsauberes,  un- 
reinliches Kind,  Schmutzfink  GRPr. 

Wasser-:  Wassermolch,  Triton  GnRh. 

Bcggele"  f.:  runde  Kappe  ohne  Schirm,  für  Knaben 
und  Männer  ZNer.,  W.  Hutkuppe  ZWyl;  Syn.  Gupfcn 
(Bd  II  390). 

Nacht-:  Nachtkappe  ZNer.  Syn.  N. -Gonaden 
(Bd  II  177).  JJ 

begge":  in  langgezogenen  Tönen  weinen,  von  übel- 
launigen Kindern  AABrugg.     Vgl.  bäggen. 

ver-begge":  =  ver-bäggcn 2  Gl;  GWe.  Eine  Speise 
v.  lu". 

ver-beggle":  verkümmern,  zsschrumpfen,  ver- 
welken, von  Früchten,  Pflanzen  usw.  Gl.  Das  Bireli 
ist  verbegglet,  vor  der  Zeit  verdorrt.  —  Vgl.   Bigel. 

biggele":  wesentlich  =  hurn-iglen  4  a  (Bd  I  151/2) 
ZBär.     Syn.  niggelen  (Sp.  708). 

Biggeli  I  n.:  der  beim  Biggele"  verwendete  Pflock 
ZBär. 

Biggeli  II,  verst.  Bire"-B.  —  n.:  Bisschen  ZA., 
Wei.  (weniger  als  Bitzeli). 

Biggeli  III,  !•-  n. :  kleine  Flöte  GrL.  .Namentlich 
in  frühem  Zeiten  war  es  Sitte,  durch  Musik  die  Feier- 
lichkeit der  B'satzi'g  oder  Landsgemeinde  zu  heben. 
Da  liess  sich  denn  nebst  der  Trommel  und  andern 
Instrumenten  auch  das  Bickeli  hören'  Gr  (Tsch.).  — 
Aus  it.  piecolo. 

Biggeli  IV  in.:  verk.  aus  B.-Win  LHa.  S.  auch 
Chalber-Bluet. 

Bigge",  V-  f.  AaFH.;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  LSeinp.;  Sch; 
SchwHö.,  Muo.j  S;  Th;  Uw;  W;  Ztw.,  m.  AaF.,  Ke.. 
Leer.,  Z.;  Gl;  GW.;  SeuwE.,  Muo.;  Ndw  tw.;  W;  ZA., 
Lunn.,  O.,  S.:  1.  moralischer  Fleck,  Fehler  Ai>K.  Er 
hed  no°*  en  alti  1'.,  eine  alte  wunde  Stelle  in  seinem 
Charakter.  —  2.  geheimer  Groll.  aaOO.  E(n)  B.  uf 
Ein  (Eim  S)  ha'  (Eim  der  P.  ha"  ScuwE.),  einen  Zahn 
auf  ihn  haben,  ihm  Etwas  nachtragen.  1)'  Einsidler 
hend  eister  eso  e"  B.  uf  's  GhJöster  glia"  für  nüd  und 
wider  nüd.  Volksbl.  des  Bez.  Höfe.    ,(>  wie  viel  sind. 


die  die  Piquen  und  den  Hass  nachtragen  bis  in  den 
Tod!-  AKlingl.  1702.  Etwas  us  P.  tue",  aus  Feind- 
schaft Gr;  W.  Einem  Etwas  s'  P.  tue",  zu  Leide,  um 
ihn  zu  ärgern,  ebd. 

It.  picea,  frz.  pique,  Pike;  Groll.  Der  Aul.  wechselt 
ziemlich  regellos  zw.  B-  und  P-.  Zu  i  vgl.  die  rätorom. 
RA.   avuir   üna  picea  sün    qualchün. 

bigge",  p-:  1.  (Ziegen-  oder  Schafböcke)  kast- 
rieren W.  —  2.  stechen,  als  Ausdr.  der  Kdspr.  Sch; 
uTh;  Z.  Mit  den  Worten:  es  blgget!  d'  Nadle"  bigget! 
uä.  warnt  man  kleine  Kinder  vor  stechenden  Werk- 
zeugen Z.  Als  seherzh.  Drohung  gegenüber  Kindern 
(von  der  entsprechenden  Fingerbewegung  begleitet) : 
Muess  (mo)-dich  b.!  Th;  Z;  vgl.  glx  (Bd  II  5(39), 
miggen  (Sp.  123).  S.  auch  Bär.  —  3.  übertr.  a)  sti- 
cheln, necken  W.  —  b)  ärgern  Z.  Das  hät-micl>  um 
meiste"  'pxgget.  ACorrodi. 

piggeniere",  seltener  6-  AASt;  Bs;  BBurgd.;  Tu; 
ZO.,  Stdt,  W.,  bigginiere"  B  (neben  p-) ;  W,  pigginiere", 
b-  Uw,  piginiere"  AAKais. ;  SchwE.  (ph-):  1.  necken, 
foppen  W.  Brüchst-nüch  nit  z'  &..'  —  2.  meist  unpers., 
pikieren,  unangenehm  berühren,  ärgern,  verdriessen. 
aaOO.  Syn.  pingenieren.  Es  piggeniert-mich.  ,[Der 
Stolz  des  neuen  Lehrers]  biggenierte  die  Bürger  nicht 
wenig.'  JSenn.  Der  Übername"  het-ne"  mängist  grüsam 
piggeniert  B. 

Weiterbildung  aus  piggieren  mit  Anlehnung  an  begriffs- 
verwandte  WW.    wie  sekiggenieren,    kujenieren  (Bd   III    l'Jl). 

Bigger  I  m.:  1.  =  Biggen  3  AaZ.;  L;  SNA.  En 
B.  uf  Ein  ha".  —  2.  Räuschchen  L.  —  3.  kleines, 
gutes  Taschenmesser  AABrugg.  —  Zum  Ausgaug  bei  1 
vgl.   Anni.  zu   Mager  (Sp.  102). 

Rolli-:  schlechtes  Messer  Bs. 

Biggi  I,  P-  f.:  =  Biggen  2  W.  Das  gescheht  «s 
lüter  P. 

Biggi  II  n.:  kleine  Hautverletzung,  Schürfung 
AiHunzenschw.     Syn.   Wiggi. 

pig(g)iere",  b- :  1.  fein  nähen,  bei  der  Schuster- 
arbeit S  fbigiere");  Z.  —  2.  pigfgjiere",  ganz  junge 
Pflänzchen,  die  zu  dicht  stehen,  mit  zwei  Fingern  aus 
der  Erde  heben,  um  sie  ev.  anderswohin  zu  pflanzen 
B  (Gärtnerspr.).  —  3.  piggiere"  a)  =  piggenieren  1  W. 
—  b)  in  B  auch  pigiere",  -piggenieren  2  Bs;  B;  Tu. 
Es  inggiert-mich.  Er    ist  piggiert  g'si".   —  Frz.  piquer, 

biggisch,  p- :  zum  Necken,  Foppen,  Sticheln  auf- 
gelegt W.    E"  b-er  Narr. 

Bigger  U,  P-  (bzw.  Bi'gger,  P-)  Aa;  Bs;  B;  L; 
S;  U;  Zg;  Z,  Bigger  Gr;  GStdt;  Tu;  W  —  in.,  PI. 
Piggre"  BSi.:  1.  verächtl.  oder  seherzh.  für  ein  kleines 
Pferd  (vornehmlich  Reitpferd),  Rösslein  Gr;  Tb.  Da' 
ist  An"  Ross,  nor  so-e"  Biggerli  Tu.  Mit  Nebensinn: 
a)  kleines,  mageres,  altes,  ausgedientes  Pferd,  Schind- 
mähre, Klepper  Aa;  Bs;  B;  „VO;u  L;  ScHNnk. ;  Sj  Z. 
, Durch  Fleiss  und  Sparsamkeit  war  es  ihm  gelungen, 
ein  Botenwägelein  und  einen  B.  daran  sich  anzuschaffen.' 
Breitenst.  —  b)  als  Ausdr.  der  Kdspr.  und  als  Kosew., 
namentlich  dim.  und  mit  entsprechenden  Attributen, 
hübsches,  lebendiges,  mutiges,  schnelles,  auch  gut- 
artiges Pferdchen  Aa;  Es;  B;  „VO;"  Gr;  L;  GStdt; 
SNA.;  U;  ZO.  E"  nette",  schöne1' B.  E"  guets  Biggerli. 
.Sie  hatten  das  gleitige  Biggerli  nicht  mehr.'  Gottb. 
,Mannulus,  ein  jung  oder  klein  rössle  oder  füle,  ein 
bickertle  (bükertle).'  Fris.  ;  Mal.  —  c)  in  der  Ver- 
bindung  mit  holla,   als  nachdrückliche   und  zugleich 


1081 


Bagg.  bcgg.  bigg,  I»»--,  bngg 


1(1X2 


seherzh.  Unterbrechung  oder  Zurückweisung  einer  Be- 
hauptung, Forderung,  Ansicht  Bsj  /..  Vgl.  öha  2 
(Bd  11  846).  Jett  wci ikcIi  g'viss,  d'  Geschieht  sig  üs. 
Aber  holla  B.,  d' Hauptsach  kunnt  erst.  Schwzd.  (Bs). 
—  2.  übertr.  auf  andere  kleine  Wesen,  a)  kleines 
Stück  Vieh,  kleines  Tier  übh.  Aa  tw.;  U;  Z.  Der 
chli"  B.  [von  einer  Biene].  KdMeyer.  —  b)  von  Men- 
schen. Kleiner,  unansehnlicher,  im  Wachstum  zurück- 
gebliebener (W),  magerer,  schwächlicher  (BO.)  Mensch, 
kleiner  Knabe  USil.  Das  Dim.  bes.  von  Kindern. 
Knirps  ZO.  —  3.  oft  dim.,  penis  AiBrugg;  B. 

Eis.  Picktr,  abgemagertes  Pferd.  Es  scheinen  zwei  durch 
die  Quant,  des  Voc.  verschiedene  Stämme  vorzuliegen,  ähnlich 
wie  z.  B.  bei  der  Gruppe  Msgge'  (Sp.  123).  Lautlich  und 
begrifflich  nahe  stehen  Biger,  Biggeli  II,  ferner  mit  infigierteni 
Nasal  Bingger;  vgl.  auch  die  parallele  Gruppe  mit  anl.  m- 
(Sp.  122  ff.).  Die  Form  .Bickertle'  bei  Fris. ;  Mal.,  von  der 
als  der  ältesten  und  vollsten  eig.  auszugehen  ist,  lässt  aber 
auch  an  Herleitung  von  frz.  Pieard  denken,  wobei  zu  er- 
inuern,  dass  die  vlämischen  Pferde  ehedem  berühmt,  aber 
freilich  von  grossem  Schlage  waren.  Frz.  Li.pie,  Ziege,  Mähre, 
ist  wohl  fern  zu  halten.  B.  von  der  Biene  (unter  2  a)  lehnt 
sich  jedenfalls  an  bfggen,  stechen,  an.  Das  von  St.2  in 
Bed.   2  b  angegebene  W   Piggen  ist  sicher   Schreibfehler. 

Allo-Pigger:  Spitzname  eines  grossprecherischen 
Knechtes  ZZoll.  (um  1850). 

Wohl  eig.  ein  von  dem  betr.  Knechte  bes.  häufig  ver- 
wendeter  Treibruf;    vgl.   alle  (Bd   I    173). 

Hü-:  Pferdchen  Bs  (Kdspr.);  Syn.  Hü-Boss.  — 
Here"-,  Herre"-:  1.  Herrenbübchen,  im  Munde  der 
Schuljugend  gegenüber  Kindern  vornehmer  Familien 
als  Sehimpfw.  gebraucht  Bs.  —  2.  Schimpfw.  auf 
Jmdn,  der  höher  Gestellten  nachlauft.  Herrendiener 
Bs  (Socin).  —  Märit-:  eig.  Marktrösslein,  dann  über- 
tragen auf  solche  Leute  (namentlich  Weiber),  die  jede 
Kleinigkeit  zu  Markte  tragen,  glauben,  keinen  Markt 
versäumen  zu  dürfen  B.  ,Die  Mädchen  um  die  Stadt 
Bern  herum  seien  Dienstagsschleipfe"  und  Märitpyg- 
geru.'  Gotth.  —  Betlihems-:  Esel,  bes.  als  euphem. 
Schelte  auf  einen  Menschen  S  (Schild).  —  Schindle0-: 
mageres,  elend  aussehendes  Pferd  Bs. 

Stündeli-:  regelmässiger  Teilnehmer  an  reli- 
giösen Conventikeln,  Mucker  Bs;  B;  Syn.  Stündfejler. 
,Holt  sofort  aus  dem  Stall  die  St.-Bigger  all  und 
spannt  sie  an  den  Wagen  —  nur  keine  Bundesbahn!' 
Bund  1898.  —  Ober-St.:  Leiter  von  religiösen  Con- 
ventikeln, Wiukelprediger.  B  Dorfkai.  1871.  wo  für 
die  selbe  Person  nachher  der  Ausdr.  Stündeli-Mar- 
schall  vorkommt. 

biggere",  p-:  1.  auf  einem  Biijger  reiten  S.  — 
2.  coire  BLf.     Vgl.  das  syn.  riten. 

üs-.  Si  händ  üsptggeret,  sagt  man  von  Leuten, 
die  nach  mancherlei  Versuchen,  ohne  ernstliche  Arbeit 
durchzukommen,  schliesslich  zum  Betrieb  irgend  eines 
Kleinhandels  einen  Bigger  und  ein  Wägelchen  sich 
gekauft  haben  und  nun  auch  Diese  verlieren  Aa. 

biggerle":  1.  „in  launiger  Sprache  =  reiten.  Der 
Hans  higgerlet  gern."  —  2.  ein  Spiel  der  Knaben, 
wobei  der  eine  den  Fuhrmann,  die  andern  die  Bigger 
vorstellen  B  oAa. 

„  ver-.    Sein  Geld  v.,  es  mit  Reiten  durchbringen. " 

Biggi  III  n.:   ein  Gläschen  Schnaps  AiWohlen. 

Hennen-PTggi  in. :  =  Mal  uns  (Sp.  170)  GrRIi. 
Viell.  zu  htcken,  essen,  so  dass  die  Speise  als  Hühnerfutter 
bezeichnet  wäre. 


Piggiduner  m.:  eine  Weinsorte.  Piccardon  Z 
(Spillin.). 

piggid  unere":  (Wein)  mit  Piccardon  versetzen  '/.. 

Biäggelle :  Feld-Ahorn,  Acer  camp.  UWassen 
(Ehyner). 

bögge°  (in  BBr.,  Ha.  p-):  1.  „mit  den  Hörnern 
stechen  oder  zu  stechen  drohen,  von  Stammochsen 
[s.  Bd  1  7G]  und  selbst  von  Kühen  B" ;  sich  mit  den 
Hörnern  stossen,  von  Kühen  BBe.  —  2.  im  Anschlag 
stehen,  von  Kiltbuben,  die  auf  Andere  einen  Angriff 
machen  wollen  und  dabei  einen  der  Ihrigen  gegen 
die  Gegner  ausschicken,  der,  diesen  nahe  gekommen, 
sich  vorbeugt,  mit  der  Linken  das  Gesicht  verdeckt, 
mit  der  Rechten  zum  Schlage  sich  bereit  hält  B.  — 
3.  (auch  üf-b.)  refl.,  =  bäugeren  4  (Sp.  1054),  von  ge- 
trockneter Wäsche  (Hemden  usw.),  die  man  in  einen 
Korb  einschichtet  BB.,  M.  —  4.  schmollen  BO.;  Syn. 
cholben  (Bd  III  228),  dublen.  —  5.  „schwarken,  sich 
mit  dicken ,  schwarzen  Donnerwolken  beziehen  B. 
Schau,  wie  es  dort  bögget!"  Drohen,  z.B.  von  schwar- 
zem Gewölk  BBrienz.  Das  Wetter  bögget,  wenn  es 
nicht  aufheitern  will  BBe.;  Syn.  dublen. 

Tgl.  bes.  loggen  I.  In  einzelnen  B  MAA.  kommen  beide 
Formen  mit  leichter  Bed.-Differenzierung  neben  einander  vor. 

Böggi:  nur  in  dem  Eeimspruch  Joggi,  B.,  Haber- 
strau  S;  s.  Schild  1863,  30. 

Büggis(s):  nur  in  der  Reimverbindung  Höggiss 
(und)  B.;  s.  Bd  II  1099.  1.  a)  subst.  n„  Mischmasch, 
Wirrwarr  „Aa.;"  B.  Es  H.-B.  H.  «"•'  B..  Alles  sammt 
und  sonders  FMu.  —  b)  adv.  Es  ist  Alls  h.  und  b., 
durch  einander  AALeer.  Allfejs  h.-b.  dürchenandere", 
Alles  h.-b.  icie  Ghrüt  und  Büebe'  underenander  und 
dürc''enander  B.  ,Dass  Alles  h.-b.  übereinander  pur- 
zelt.' Gottu.  .Nachdem  man  das  Übrige  [vom  Hausrat, 
beim  Wohnungswechsel]  h.-b.  über  einander  versorgt 
hatte.'  ebd.  Alles  geit  h.  und  b.  drüber  und  drunder. 
Schweiz.  Familiesztg  1889.  —  2.  adj.,  aufgebracht,  em- 
pfindlich, von  Personen  BHk.     Er  ist  h.-b. 

Biigg  I:    1.  a)  BÖgg  in.   B  (neben  P-);  Lf;  GA.; 

S  (neben  P-);  oTh,  Fr.;  ZFehralt,  Kn..  O.,  S.,  Stdt, 
Bog  BBrisl..  BÖgge"  AAKais.  (f.),  Zein.;  Bs  (Krapf); 
GA.  (PI.  Böggene"),  Sa.  (m.);  SchwE.  (f.),  vermummte 
Person,  dgl.  sich  bes.  an  der  Fastnacht,  am  Sechse- 
läuten  usw.  bettelnd,  die  Jugend  schreckend  und 
allerlei  andern  Unfug  verübend  auf  den  Strassen 
herumtreiben.  Synn.  s.  bei  Narr  (Sp.  779);  vgl.  auch 
Fas-Naeht  (Sp.  647),  ferner  WSenn  1871,  151.  Fas- 
necht  im  Dorf.  Herrschaft  ine'!  Was  BÖgge"  furen 
i"  üsem  Dorf  ume°  hilf.  Künnsch  du  De",  u-o  du  im 
Beijassc'chleid  derher  chunnt  mit  der  Glögglichappen 
uff  und  der  Bratsche"  i"  der  Hand?  EHänugi  1893. 
Den  Fastnachtsmasken  ruft  man  zu:  B.,  B.,  Tiiller- 
schJeeker!  bisch  cn  dumme''  Maitlischmöcker !  S.  Eine 
besondere  Verkleidung  der  Sechsilüte'-BÖgge"  bestand 
in  einem  über  und  über  mit  Schneckenhäuschen  be- 
setzten Gewand  ZStdt;  vgl.  HHerzog  1884,  165.  Im 
Jahr  1417  verbot  der  Rat  zu  Luzern,  ,in  des  tüfels 
wiss  oder  in  böggen  wiss  fassnacht  zu  laufen.'  Lüt., 
Sagen;  vgl.  Liebenau  1881,  243.  ,So  ist  ouch  ein 
nüwe  gewonheit  hie  ufferstanden,  das  man  im  atvent 
anfallt  in  böken  wise  ze  gonde  und  erber  lüte  zu 
überfallende  in  iren  hüsern.'  1417,  Bs;  vgl.  BsXIV.  97. 
,Es    syent   böggen    uf   der    gerwerstuben    zum    tanz 


1083 


Bagg,  begg,  bigg,  bogg,  bugg 


1084 


kommen    (junkherren    zuo    dem    sneggen),    die    hette 
N.  N.  angegriffen.'  11  62,  Z  RRB.    ,Si  giengend  in  bög- 
gen  wis;  ir  habit  was  wiss,  schwarz,  etlicb  blaw  [usw.].' 
Salat  1532.     ,Fassnachtböck,   fassnachtbutz,    der  ein 
schönbart   oder   büekenantlit  an   hat   und   verkleidet 
ist,  larvatus.'   Fris.  ;  Mal.    , Angesechen  an  der  canzel 
zu  rufen,  das  fürohin  kein  person,  hochs  oder  niedern 
stands,    wyb   oder  mann,  jung  oder   alt,    in    bööggen 
oder  butzen  wys  gan,    oder   sin   christlich   angesicht 
änderst,  dann  wie  einer  zu  kilchen  und  Strassen  gan 
soll,   verbutzen  oder  verändern,    sondern   billig  diess 
verdammlichen  wäsens  sich  müssigen   solle,    by  straf 
gfängknuss   und    10  gl.   an   geld   on   gnad.'    1579,   L 
Sittenmand.     ,Larve,    Bök,   Kwik,   Gespenst,  Mumme, 
larva,    spectrum,    lemures.'   Reii.  1662.     , Keine  Mum- 
mereien,  keine  Bööggen  sieht  man  mehr.'  Z  Neuj.  d.  Seh. 
1786  (,Hirsmontagslied').   S.  noch  Arch.  f.  Volksk.  I  50; 
Böggen- AnÜH  (Bd  III  350),  -Werch.  —  b)  Bogg  a)  Po- 
panz, Strohpuppe,  die  am  Sechseläuten  herumgeführt 
und  verbrannt  wird  ZStdt;  s.  Bd  111  1512.    ,Bist  kein 
Böögg,    ein    Denkmal    bist   tapfrer   Väter    Taten',   so 
wird  im  Z  Neuj.  d.  Scb.  1785  der  Löwenkopf  (s.  Isen- 
Grind  3  Bd  II  764/5)  angeredet.  —  ß)  Vogelscheuche, 
z.  B.  auf  Hanfäckern    (Syn.  Hanf-Löli   Bd  III   1261) 
BAdelboden;  Z,  auf  Getreideäckern  (unterschieden  als 
Gerste*-B.,  Chorn-B.)  Z.  —  f)  Schreckgespenst,  Trug- 
bild Z.    De"  B.  mache".    Überhupf  De",  das  ist  en  B., 
sagten  Lehrer  der  alten  Schule  zu  den  Kindern,  wenn 
sie  beim   Lesen   auf  einen    unbekannten   Buchstaben 
stiessen  Z.  ,Man  muoss  dem  gemeinen  man  ein  bögken 
fürstellen  und  die  warheit  des  worts  Gottes  mit  dem 
namen  der  kätzery  verhasst  machen.'  RGüalth.  1546. 
.Damit  sy  dem  gemeinen  mann  ein  bögken  machtind 
und  sömliche  grusame  gottslesterung  etlicher  mass  ver- 
quantetind,  habend  sy  herzue  gesetzt  [usw.].'  ebd.   ,Der 
Papst,   als   er    zue   seinem   gwalt  hat  gryffen  wollen, 
hat  die  sach  der  weit   nit  fürgeben,    wie   sy  an  iren 
selb   ist,    sonder   mit   vilen  anderen  bögken  verdeckt 
und  geschönet.'  ebd.  —  c)  Bögg,  spöttische  Bezeich- 
nung einer  auffällig,  geschmacklos  gekleideten  Person 
S;  Z;  vgl.:  dcrther  cho"  wie-n-en  B.    Hässliche  Person, 
missgestaltetes   Geschöpf  AALeer.;    „BO.;  L;"    S;   Z; 
karikierte  Figur  AALeer.    Und  wenn  s'  re"  [der  Toch- 
ter] g'wüss  e*  Chrön  üfsetze"  word,  se  wär-si  halt  en 
B,   Stutz.     [Einer   der    franz.   Soldaten]   isch  so-n-e" 
chliner  B.  g'si"  mit-eme*  breite"  Mül  und  l'drückter 
Nase".  BWvss.     So-n-en  ölte"  B.  ebd.    .Dein  Rind  ist 
mir  ein  B.  gegen  das  meinige'  Z.     Scherzh.  Bezeich- 
nung eines  Burschen,  der  sich  gegen  Mädchen  einen 
derben  Spass  erlaubt:  Bisch  e"  wüeste''  B.,  weisch!  S. 
Gelinde  Schelte   auf  Kinder,   bes.  mutwillige   AABb., 
Deg. ;  GO.;  ZS.    Eusers  Chind  ist  nW  eso  e"  Dunners 
Wiuige*  und  weiss  doch  scho"  Alls   ÄADeg.     Ausdruck 
des  Unwillens  über  Jmdn :  D'  Metzger  i*  der  Stadt,  die 
Bögge",  hejid  och  kani  Harne".  B  Dorfkai.  1887  (Tu). 
Dummer,    unbeholfener   Mensch    Sch.  —   d)  einfältig 
stolzer,  aufgeblasener  Mensch  B.    En  höchmüetigC  B. 
Gezierter    Mensch    (im  Ausdruck)    BsStdt  (Socin).  - 
2.  Bogg  AABb.;  B;  S;  Zg;  Z,  Bogge*  AALeer.,  Wohl., 
Z.;  ApL,  M.;  Bs;  BM.,  O.;  Gl;  GStdt,  T.;  Sch;  Scbw; 
Th;  U;  ZFehr.  (auch  Bögg),  Ner.  (in  ApL,  M.;  Bs;  B; 
GStdt;  Seil;  Th;  Z  m.,  in  Aa;  Gl;  Schw  f.),  Vöggän 
m.  BBr.,  Bäugge*  ApH.  (f.);  GRh.,  Ta.  (f.,  nach  einer 
Angabe  m.);  TuTäg..  Bönggc"  in.  ApL,  K..  M.,  Böggi  I 
n.   1.;  GSa.  (B-J;  Uw:  auch  Nasc"-B.,  Klümpchen  ver- 


trockneten Nasenschleims.  Du  hast  der  ganz  Tag 
Böggi  usse"  z' mache* ;  schim-di'1'  [schäme  dich]!  GSa. 
Si  tuet  BÖggen  use"  ne*,  si  chunnt  Gasti'g  über.  Dan. 
Hest  der  Schulder  uf  der  Stör,  dass  du  Eüeteri  suechsch? 
fragt  man  Einen,  der  in  der  Nase  nach  Böggen  sucht 
B.  Beim  Kartenspiel  wird  das  Abstechen  auch  etwa 
bekräftigt  mit:  G'stoche",  Schnuder  und  Bögge*  Gl;  Z. 
De''  meint  auch  nüd  bloss  Schnuder,  noch  Bögge*  Z, 
De'  bildt  im  nid  Sehn,  i",  aber  B-e*  SchSL  (Sulger), 
von  einem  eingebildeten,  anspruchsvollen  Menschen. 
Bei  Anlass  der  Verlobung  einer  Kellnerin  mit  einem 
Millionär  wurde  gesagt:  Ja,  das  isch  iez  nümme* 
Schnuder,  aber  B-e*  wie  Füst  BKoppigen.  —  3.  Bögg 
m.  AABb.;  L  (Ineichen),  Bögge*  AAÜeg. ;  Gl;  GT.; 
ZNer.,  Sth.,  W.  —  f.  Gl;  GT.,  sonst  m.,  Bäugge"  GTa. 

a)  Butzen  am  Kernobst.  aaOO.  Lt  Rochh.  (für  Aa) 
und  St.  (für  GT.)  wohl  irrtümlich:    Kerngehäuse.  - 

b)  Butzen  am  dickern  Ende  der  Bohnenhülse,  der 
beim  .Abmachen'  samt  dem  Spitz  entfernt  wird  ZNer. 
Syn.  Hübli.  —  c)  Auge  an  Kartoffeln  AABb.  — 
4.  Dudelsack  BO.  f  (Zyro). 

Über  das  Verbältniss  zu  dem  durchweg  syn.  BrSgg  s. 
unter  diesem  W.  Synn.  zu  1  und  2  s.  u.  Gbgd  (Bd  II  154), 
Göyijd  (ebd.  178),  Golgrjen  (ebd.  233),  Butzen-Möyyel  (Sp.  125), 
Beiggen.  Vgl.  auch  Butz,  ferner  ,Popel,  Popel'  bei  Hr.  WB. 
VII  2000.  Die  urspr.  Bed.  uusers  W.  scheint  Popanz, 
Schreckgestalt;  vgl.  das  gleichbed.  engl.  böy(y)le  (Müller,  et. 
WB.  der  engl.  Spr.  -  107).  2  und  3  wären  daraus  abgeleitet, 
insofern  das  Schreckhafte,  Monströse  auch  das  Abnorme, 
Eklige,  Missgestaltete,  Verkümmerte  ist.  Das  Fem.,  das  nur 
für  die  zweisilbige  Form  gilt,  erklärt  sich  als  missvorstan- 
dener  PI.  des  Masc. ;  bei  2,  wo  der  Gebrauch  des  PI.  bei 
weitem  überwiegt,  ist  daher  auch  das  Fem.  am  weitesten 
verbreitet.     Böggi  ist  coli.   Neutr. 

Höll-ßögg:  Teufel.  ,Dem  Teufel  und  seiner 
Mutter  sammt  allen  Hölböken.'  UBragger  1780.  — 
Hempli-:  Maskierter  an  der  Fastnacht,  dessen  Ver- 
mummung ausser  der  Gesichtsmaske  und  einer  BÖgge*- 
Chappe*  in  einem  über  die  Kleider  angezogenen  Hemde 
besteht  ZHombr..O.  —  Lachner-  Lachemer-  ZMönch- 
alt.,  Lachmcr-  ZZoll.:  =  Lachner  (Bd  111  1006).  Du 
bist  wie  en  L.,  zu  einem  auffallend  bunt  Gekleideten. 

—  Ledi-:  =  dem  Vor.  ZKn.    S.  Ledi  II (Bd  III  1076). 

—  Lall-:  Schimpfw.  ,Du  schmutziger,  ruessiger  läll- 
bög!'  RSchmid  1580.    Vgl.  Lällen-Künig  (Bd  III  330). 

—  Mägi-:  Popanz  im  Mohnacker  Z.  —  Büne"-: 
Vogelscheuche  S.  Syn.  B.-G'schüch.  —  Bure"-.  ,[Sie] 
sprungen  und  tanzeten  und  machten  den  purentanz 
und  brüeleten  als  die  purenböggen.'  1491,  Z  Richt- 
büeher.  —  Blätzli-:  Vermummter  im  Blatzli-Chleid 
(Bd  III  624)  Z.  Syn.  Lachner-B.  —  Rabe"-:  Vogel- 
scheuche im  ,Räbenacker'  ZMönchalt.,  Ü.  Es  G'sicht 
mache"  tvie-n-en  B.,   ein    ausdrucksloses,   blödes.  — 

—  Reb-:  Vogelscheuche  im  Weinberg  Z.  De"  R. 
mit  de"  Schindle".  —  Rölleli-:  Fastnachtsmaske  im 
Schellengewand  Zu.  —  Hauf-säme"- :  =  Hanf-Löli 
(Bd  III  1261)  ZWangen.  Das  ist  en  rechte''  H.,  von 
einer  auffallend  geschmacklos  gekleideten  Person,  ebd. 

—  Sammet-:  =  S.-Chindli  (Bd  III  348)  Z.  Syn.  auch 
Affen-Brögg.  —  Schill-:  Spottname  eines  Schielen- 
den, Doppelsichtigen  Z.  Vgl.  Sch.-Möggi  (Sp.  125), 
■Bäugg.  ,Strabo,  schiler.  schilenbögg.'  Fris.;  Mal.  — 
S  i-  h  n  ud  er-:  Schelte  auf  einen  unrei  nlichen  Knaben  S. 

—  Schne'll-:  Nasenstüber,  eig.  und  bildl.  ZO.  Er 
hat  en  Sehn,  übercho",  einen  Nachteil  erlitten,  z.  B.  bei 
einem  Geschäfte.  —  Strau-:  Puppe  in  Mannesgestalt, 


1085 


Bagg,  begg,  bigg,  bogg,  bugg 


lli.SC 


die  beim  Ausdreschen  von  Dem,  der  die  letzten  Hahne 
geschnitten  hatte,  aus  dem  letzten  Gebund  Stroh  ver- 
fertigt wurde;  vgl.  Muchcl  4  (Sp.  64).  Man  stellte 
sie  in  den  Hof,  trieb  allerlei  Spass  mit  ihr  und  ver- 
brannte sie  zuletzt  in  Gegenwart  sämmtlichei  Arbeiter 
ZO.f  Vgl.  WSenn  1870,  116.  —  Trübe"-:  =  Beb-B.  Z. 

Böggel  m. :  1.  a)  =  Bögg  1  a  LG.  Mit  dem  Rufe 
der  B.  chunnt!  sucht  man  an  der  Fastnacht  die  Kinder 
zu  schrecken.  —  b)  Schreckgespenst;  s.  Lüt.,  Sagen 
125.  Um  OßwLung.  muss  der  Nacht-B.  die  Kinder 
heimjagen.  Weibliches  Schreckgespenst  für  die  Kinder, 
mit  Eisenzähnen,  gemeiniglich  die  lederne  Frau  ge- 
nannt Aa  (Rochh.).  —  2.  (Nase'-B.  L)  =  Bögg  2  L; 
THUntersee. 

Büggeier  m. :  Strohmann,  den  man  einem  Feind 
oder  auch  einem  gefallenen  Mädchen  zum  Spott  aufs 
Dach  setzt  Aa  (lt  Hunz.). 

Bögge"  f.  E"  Basler  Begge",  spöttische  Bezeich- 
nung einer  Baslerin  mit  Bez.  auf  ihr  altmodisches, 
gespreiztes  Wesen  BsStdt  (Socin). 

bögge"  I:  1.  sich  vermummen,  vermummt  herum- 
laufen, bes.  an  der  Fastnacht  ScHwMa. ;  Z.  Wiat  go" 
b.?  fragt  man  scherzh.  Jmdn,  der  in  einem  ungewohn- 
ten Aufzuge  erscheint,  's  B.  verhüte",  mit  besonderer 
Bez.  auf  die  damit  verbundene  Bettelei.  Verallge- 
meinert: Narrenwerk,  Scherz  treiben.  Me"  bögget  iez 
nüd,  jetzt  ist  nicht  die  Zeit  zum  Scherzen,  jetzt  gilts 
Ernst  ZO.  —  2.  tr.,  Jmdn  schrecken  Z  (Spillm.).  - 
3.  bö"gge",  von  der  Herausforderung  eines  fremden 
Kilters  durch  die  einheimischen  Nachtbuben,  wobei 
sie  sich,  um  unkenntlich  zu  bleiben,  vermummen 
ScHwMa.  —  4.  vom  zornigen  Stier,  wenn  er  zum  An- 
griff bereit  mit  den  Vorderfüssen  die  Erde  scharrt 
und  mit  den  Hörnern  den  Boden  aufwühlt  BM.,  Si. ; 
LE.  —  5.  retl.,  sich  widersetzen,  auflehnen,  z.  B.  von 
Kindern  gegenüber  den  Eltern  LG.  Er  hed-sieh  icelle"  b. 
—  6.  a)  „intr."  (jetzt  reü.)  „sich  übermütig  erheben, 
mit  äusserem  Gepränge,  ohne  Ursache  stolz  tun",  sich 
spreizen  B.  ,Nun  sich  ich,  wie  dass  der  tüfel  bögget 
sich.'  1508,  B  Esther.  .Unsere  Widersacher  wollend 
denselben  [den  Redlichen]  unsere  büecher  nit  lassen 
zuokommen :  böggend  sich  vor  dem  gemeinen  mann, 
als  ob  man  ir  disputieren  und  schryben  übel  entsitze.' 
1576,  LLav.  ,Die  gottlosen  gond  geehlingen  ze  grund; 
diss  sollend  wir  zuo  unserm  trost  brauchen,  wenn  sich 
die  gottlosen  böggend.'  ebd.  1582.  —  b)  hochmütig 
und  verächtlich  über  Alles  die  Nase  rümpfen,  stolz 
auf  Geringere  herunterblicken  Bs,  .faire  la  begueule, 
la  dedaigneuse'  (Ochs),  protzen,  murren,  das  Maul 
hängen,  nur  von  Weibern  (Spreng).  Mürrisch  sein, 
sich  zanken  S.  Ne"  ganzen  Öbend  isch  's  so  fridlig 
zueg 'gange",  jetzt  müesst-dir  noch  b. !  Joach.  1881.  — 
7.  (in  Ap  bäugge"  II)  gaffen  Bs,  stieren,  zornig  blicken 
GRh.,  , scharf  oder  starr  ansehen,  einfältig  schauen, 
Jmdm  ungebeten  nachsehen'  Ap  (Tobl.).  —  8.  a)  un- 
pers.,  vom  Himmel,  sich  langsam  mit  weissen  Wolken 
überziehen,  ein  Anzeichen  des  Wetterumschlags  S. 
Das  Wetter  böset ;  g'sehsch  dort  obe",  tcie  's  bögget  a" 
der  Geissflueh  obe"!  Joach.  Drohen  umzuschlagen, 
vom  Wetter  SRech.  Von  aufsteigenden  Wetterwolken 
am  politischen  Himmel?  [Die  von  F]  wollen  ihren 
vielfältigen  Zusagen  genugtun,  wie  sie  das  früher,  als 
sich  etwas  , bögget'  habe,  mit  der  Tat  erzeigt  haben. 
1550,    Aßscn.   —    b)  sich    verschlimmern ,    von    einer 


Wunde    SKech.    —   9.    in    der    Nase    nach    Böggen 
suchen  Z. 

Über  das  Verhältniss  zu  brwjijin  s.  d.  Lautlich  and  begriff- 
lich am  nächsten  stehl  böggen,    weiterhin  büugeren  (Sp.  1054). 

üf-:  refl.  1.  sich  phantastisch  aufputzen.  ,Ir  müe- 
tern,  wann  ir  euch  so  närrisch  wie  ein  fassnachtbutz 
auf  böggend  und  auf  das  allerkostlichest  mit  krösslinen, 
lümplin,  fätzen  [usw.]  dahar  schweifend...'  SHocim. 
1591.  —  2.  a)  von  Personen,  =  böggen  6  a  B.  —  b)  von 
Dingen.  =  böggen  3  B.  Die  «erhabne*  Chüechli  sind 
am  Rande  üfpögget,  aufgebogen  B. 

a"-:  angaffen,  -stieren  Bs.  Jo,  begge",  begge"-mieh 
a"  us  eierer  Kutsche"!  EKron. 

er-:  als  Bögg  durch  Betteln  erwerben  ZO.,  S. ; 
vgl.  erchlausen.     Oppe"  mänge"  Franken  e. 

ver-:  vermummen.  ,Der  tüfel  hat  ein  fabel  vom 
endchristen  erdacht,  dardurch  er  uns  ein  falschen 
endchristen  yngebildet  und  den  rechten  verbögket  und 
vermummet,  dass  wir  in  nit  bekennt  habend.'  RGualth. 
1546.  .Personatus,  ein  bögk,  der  ein  butzenantlit  tregt 
oder  der  verbutzet  und  verbögget  ist'  Fris. ;  Mal. 
.Darumb  wirt  sich  niemant  bald  v.  oder  sunst  für  ein 
geist  ussgäben.'  LLav.  1569/78;  dafür:  .vermummet 
oder  verhüllet  sich.'  1670. 

Böggerm.:  Scheltw.,  wüster  Kerl  Bs  (Hindern!.). 

Böggeri"  Beggere"  f.:  hochmütige  Weibsperson, 
die  über  Alles  und  Jedes  die  Nase  rümpft  und  ohne 
Anlass  immer  zu  tadeln  und  zu  klagen  hat  Bs. 

Böggillm.:  Spottname.  1.  unreinlicher  Mensch  L, 
„Rotzlöffel  L."  —  2.  Bäuggi,  Einer,  dessen  Blick 
keinen  Ausdruck  noch  Geist  hat  Ap  (Tobl.). 

Böggi  III  f.:  trüber  Himmel;  in  den  Wetterregeln: 
Morge'röti,  Abe'd-B.;  Äbe"dröti,  Morge"-B.  BBe. 

böggig:  auffällig,  phantastisch  gekleidet  ZO.,  S. 
B.  de'ther  cho".     Vgl.  g'chlausig. 

Böggis  m.:  vertrockneter  Rotz  in  der  Nase  Bs 
Stdt.  Verallgemeinert:  etw.  Unsauberes  Bs  (Becker). 
Miggis  und  Biggis.  Vgl.  das  Syn.  öppis  Butzis.  — 
Zur  Bildung  vgl.    Bachü  (Sp.   961/2). 

Biigg  II  m. :  Schrei  GA. ;  Scbw.     En  B.  ab-,  üslä". 

bögge11  II:  1.  (stöhnend,  mark  durchdringend) 
brüllen,  vom  Rindvieh  B;  Gl;  Gr;  LV.,  W.;  GA., 
Mels;  Schw;  Ze,  bes.  vom  Stiere  Gl;  LG.;  SchwMuo., 
vom  Kalbe  GRNuf.,  Tschapp. ;  Scnw.  Schreien,  von 
Ziegen  oder  Schafen  B;  F;  Gl;  PAL;  U;  W.  Er 
begot  wie  en  Geis  WV.  B.  wie-n-es  Schaf.  N.  B  Kai. 
—  2.  übertr.  auf  Menschen,  a)  brüllen,  schreien,  lär- 
men L W. ;  GA. ;  Schw  ;  S ;  spec.  =  gautschen  (Bd  II  561), 
von  den  Nachtschwärmern  GA.;  Schw;  Zg;  vg\.Nacht- 
Bueb  (Sp.  936),  ferner  lamenten  (Bd  III  1267).  Verbot 
des  rutzens,  pfeifens,  böckens  und  tanzens  nach  bet- 
glocke.'  1484,  ZWthur  Ratsbücher.  —  b)  schreien, 
heulen,  laut  weinen,  von  Kindern  Gl;  GG.,  Wall.;  Zg. 
Er  hat  lüt  'bögget  wie  es  Chind.  —  c)  verächtlich  für 
reden  L.  Z'erst  hed-er  näumis  vo"  kunstivuzionälle" 
Bedanke"  und  vo"  Fueteralismus  'bögget;  ieh  ha"  Das 
nid  verstände".  L  Tagbl.  —  3.  heftig  rülpsen,  bei 
Brechreiz,  mit  Bez.  auf  den  ächzenden,  schluchzenden 
Ton,  der  damit  verbunden  ist  Uw.  Sich  erbrechen 
Uw;  UUrs.  Er  hat  zweimal  'bögget  UUrs.  Syn.  juchzen 
(Bd  III  10),  jölen.  —  Vom  Natnrlant  bö;  vgl.  mSggen  (Sp. 
124/5). 


1087 


Bagg.  begg.  bigg,  bogg.  bugg 


lll-'S 


Böggi  IV  m.:  1.  Schreier  Gl;  GG.  Du  bist  en 
rechter  B.!  „Als  Neutr.,  Kind,  Jas  laut  und  hässlich 
weint  Gl."  —  2.  zaghafter  Mensch   GLNäf. 

Bnggarie",  -ereie*  m.  GRTschapp.,  „Bugarie*,  -areje" 
f.  Gr"  :  Maikäfer.    —   R&torom.   buccaria, 

Buggel  I,  Bügel  m.:  ein  Mass  für  Wein,  2  Schoppen 
(=  '/»  Mass)  haltend  UUrs.  ,Sy  gabent  uns  alitag  ein 
buggel  win  und  ein  brütle.'  Stdlz  1519.  ,Dass  man 
einem  [mailändischen  Söldner]  des  tags  nit  mer  hab 
wollen  geben  dann  vier  kleine  brötli  und  ein  buggal 
win.'  1522,  Absch.  ,Es  giltet  üch  ein  guot  pugal.' 
Haberer  1562.   —   Aus  it.  boccah,  Pokal;  auch  Weinmass. 

Bnggel  II,  in  AABrugg.  F.,  Ke.,  Leer. ;  B  (neben  B-) ; 
(iRPr.;  S;  Ndw;  Z  Bauma,  Diittl.,  S.  Puggel  —  m.: 
1.  (Fll'uggle"  BSi.,  Büggel  Ap;  Bs;  Th;  Z,  Dim.  Büggeli 
AaFiu.;  Ap;  Bs;  Th)  rundliche  Anschwellung,  Erhöhung 
Aa;  Ap;  B;  G;  Tu;  Z.  Der  Stei;  die  Mür  hat  en  B. 
,Fig.  77  zeiget  sich  ein  runzlichte,  bucklichte,  mit 
erhabenen  kleinen  Bückelein  versehene,  steinerne  Mu- 
schel.' JJSchedchz.  1706.  , Zuweilen  fangen  dise  Striche 
von  einem  Bückelein  [an  einem  Stein]  an,  öffnen  sich 
von  dannen  gleich  einer  Gabel  und  kommen  in  einem 
andern  Bückelein  widerum  zusammen.'  ebd.  Spec. 
a)  (Dim.  Büggeli  B)  des  Bodens,  kleiner  Hügel  AaF., 
Pri.,  Z.;  Bs;  B;  Th;  Z;  Erdrücken  Th.  Ganz  kleine 
Erhöhung  im  kultivierten  Blachfeld  B.  —  b)  (Dim. 
Büggeli  B)  auf  der  Haut  von  Menschen  oder  Tieren, 
rundliche,  umschriebene  Geschwulst  (besonders  wenn 
sie  noch  hart  ist),  knotige  Anschwellung,  Beule  Ap; 
B;  Th.  Büggeli,  kleine  Geschwulst,  Erhöhung  am 
Zahnfleisch,  die  dem  Hervorbrechen  der  Zähne  voran- 
geht B  (Zyro).  ,Die  Geschwulste  von  Lähme,  so  keine 
Maasen  noch  Buckel  hat.'  Würz  1634.  ,Weil  die 
Nahrungssäfte  verderbt  werden,  kommen  sie  [die  klei- 
nen Kinder]  an  der  Haut  Büggelein  über,  welche  zu 
Eiter  werden.'  Muralt  1697.  ,Bückeli,  tuberculum.' 
Denzl.  1716.  S.  noch  Hoger  3.  —  c)  (Dim.  Büggeli 
B;  „Gl;"  L;  Sch;  „Th;"  Zg)  =  Hoger  1  (Bd  II  1085), 
doch  von  rundlicherer  Form  und  weniger  hervortretend 
AAFri.,  Z.;  Bs;  B;  „Gl;"  Gr;  L;  G  (Zahner);  Sohj 
S;  Th;  W;  Zg;  Z.  Ein  Mädchen  zu  seinem  Lieb- 
haber: .Du  möchtest  ein  einfältiges  Schääfgen,  dem 
du  einen  Buckel  aufschwätzen  [das  du  zum  Besten 
halten]  könntest.'  ÜBrägger.  ,I)er  Bukel,  Hoker,  Ho- 
ger, Hofer,  Bült,  gibbus,  tuber.'  Red.  1662.  —  2.  (zeit- 
weilig) gekrümmter  Rücken  a)  der  zornigen  Katze, 
in  der  RA.:  Das  macht  der  Ghatz  kein  B.;  s.  Bd  III 
583.  —  b)  des  Menschen.  Arne"  B.  gä",  gebückt  gehen 
GrHc  En  B.  (in  AaF.,  Ke.;  B;  ÜRValz.;  SchwNuoI.; 
Z  auch  dim.  es  Büggeli)  mache'",  eine  gebückte  Haltung 
einnehmen,  beim  Gehen,  Sitzen  usw.  Aa;  Bs;  B;  Gr 
Valz. ;  Th;  Z.  E"  B.  macht-er  wie  ne"  Chats  und  zabled 
mit  de"  Beine".  Ndw  Volksbl.  Dürch  de"  Tritt  üf  und 
ab  muess-me"  d's  Büggeli  mache'",  sich  bücken  GRValz. 
.Meine  Geschäfte  machten  mir  eben  keinen  B.  [ich 
trug  nicht  schwer  an  ihnen].'  ÜBrägger.  —  3.  mehr 
oder  weniger  verächtlich,  derb  oder  familiär  für  Rücken 
Übh.  Aa;  Bs;  B;  L;  S;  Th;  UwE.;  W;  Zg;  Z.  .Stellt 
euch!  den  B.  nach  Frankreich!'  ZEgg  (travestiertes 
Kommando).  Er  meint,  er  chönn  mit  dem  üfrechte" 
(g'rade")  B.  umc"  gä"  Z,  dar''  d'  Welt  cho"  Tu,  von 
einem  Arbeitsscheuen.  ,Erst  iez  empfinds  mein  B. 
woll,  was  müessig  Schlumpen  bringen  soll.'  Jon. Mahl. 
1674.     ,Vom  Land  können  sie  nichts  haben,   als  was 


sie  selbsten  auf  dem  B.  hinauftragen.'  Sererh.  1742. 
Eine  Last  uf  de"  B.  nS*.  Ich  wott  Bas  [eine  solche 
Verantwortlichkeit]  nid  uf  ml"  B.  ne*  B.  Es  trcit-sich 
uf-dem  B.  nahe"  B.  Das  verstötsi'*  tif-dem  B.  AALeer., 
versteht  sich  von  selbst.  Es  war  mir  z'wider,  so  Alls 
uf-em  B.  z'  träge".  FMarti.  .Jetzt  trägst  du  Kummer 
und  Sorgen,  dass  dir  der  B.  kracht.'  XVII.,  Schild. 
De"  B.  roll(e")  Schulde"  ha"  Bs;  B;  Z.  Sini  Jörli, 
sini  Sechzgi,  füfzg  Jär  uf-em  B.  ha"  Bs;  B;  Gr;  Th;  Z. 
En  breite"  B.  ha",  Schweres  leicht  tragen,  sich  ans 
Lästerungen  usw.  nichts  machen  Aa;  Bs;  B;  Z.  Der B. 
dar  ha"  B,  ane"  ha",  ane*  hebe"  (müesse")  Aa;  Bs;  Th; 
Z,  für  Andere  herhalten  (müssen).  Das  geit  einisch 
über  dl"  B.  üs,  du  wirst  die  Verantwortung  dafür 
haben  B.  Sich  selber  d'  Buete"  uf  der  B.  binde".  Brei- 
tenst.  Eim  de"  B.  roll  ge"  Aa;  Th;  Z.  ,Eim  der  B. 
fege",  über  de"  B.  i"  ge",  lumbos  alieujus  fuste  dolare.' 
Id.  B.  Soll  de"  die  ganz  Tennete"  uf  mim  B.  'tröschet 
si*?  Goith.  Het-dich  der  B.  'bisse*?  hat  dich  die  Haut 
gejuckt?  Bs.  ,Dass  dir  der  Pfeffer  über  den  B.  wächst, 
du  Erzbengel  du!'  sagt  eine  erzürnte  Frau  zu  ihrem 
Mann.  Ap  Kai.  1836.  I'"  wott  's  bim  Eid  ha";  ich 
will -der  de"  Tüfel  scho"  in  B.  jage*.  Wolf,  Gespr. 
S.  auch  Ghatz  (Bd  III  586).  Cha""st-mer  de"  B.  üf 
stlge* !  Abfertigung  Bs;  Z;  Syn.  cha""st-merhindenuine" 
cho".  Ke"  Dank  ml  het-me"  vo*  dem  G'sindel;  nüt 
als  Spott  und  W iderworl ;  Becerenz  i"  's  Aug  und  der 
Esel  ufde*  B.l  BWyss  1885.  (Si*)  de"  B.  roll  lache", 
bes.  vor  Schadenfreude,  oder  wenn  man  selbst  einem 
Schaden  entronnen  ist  Bs;  B;  S;  Th;  Z.  Einen  num- 
men  über'n  B.  abluege"  [1.  a"l.],  verächtlich  über  die 
Schultern  ansehen.  Schweiz.  Familienztg  (BE.).  .Ich 
will  nit  davon  sage,  dass  [die  jungen,  hochmütigen 
Aristokraten]  die  graueste  Männer  auf  den  B.  hinaus 
[rücksichtslos?]  duze  und  mit  uns  rede,  als  wenn  wir 
ihre  gekaufte  Knecht  wäre.'  1759,  Bs  Brief.  —  4.  (in 
Ap;  Bs;  B  lt  Id.  B;  Gr;  S  auch  Dim.  Büggeli}  höckriger, 
buckliger  Mensch  Ap;  Bs;  B;  Gr;  G;  S.  Syn.  Buggeli- 
Mann  (Sp.  270).  ,N.  N.  wurde  wegen  einer  Uneben- 
heit, die  sich  auf  seinem  Rücken  zeigte,  von  den 
Feinden  des  Erziehungswesens  nur  der  Constitutione- 
buckel  geheissen.'  Ap  Jahrb.  1862.  ,Der  buggel  [ge- 
meint ist  Pipin,  einer  der  unehlichen  Söhne  Karls  des 
Grossen]  ouch  in  ein  kloster  Verstössen  ward.'  Vad.  ; 
s.  ge-bugglet  2.  Auch  vom  Vieh:  's  Büggeli,  kleine, 
bucklige  Kuh  Gr  oHe.  Sonst  nur  in  RAA.  Sich  z' 
Buggel(s)  lache",  sich  , krumm'  lachen  Aa  (Rochh.  1857, 
340);  B;  GG.  , Einer,  so  seinen  Rucken  mit  einem 
Hoger  usgfüteret  hatte,  sprach:  Ich  hab  mich  überal 
z'  B.  glachet.'  Sciiimpfr.  1052.  Sich  z'  Ghrippels  und 
z'  Buggeh  werche"  BBr.  —  5.  .Büggeli',  wesentlich  = 
B.-Angster  (Bd  I  340).  Während  urspr.  ein  Büggeli  = 
zwei  Haller  war  (oder  auf  ein  Quintli  28/n  B.  giengen), 
wurde  1451  ein  B.  auf  einen  Haller  heruntergesetzt; 
vgl.  Absch.  II  250/1. 

Mini,  buckel.  Zu  1  vgl.  das  syn.  Buggel;  soweit  IMoses 
neben  Buggel  gilt,  kann  die  Dim. -Fenn  Büggeli  natürlich 
auch  zu  ihm  gehören. 

Hoger-:  Rücken  mit  Höcker  AaZ.  Syn.  Hoger-, 
Puggeli-Buggen.  —  Hexe"-.  ,Dass  sie  ihr  ehrrührig 
zugeredt  und  sie  genannt  habe  Hexenbuggel,  Donners- 
buggel [usw.].'  1689,  ZSth. 

Chatze"-:  1.  Katzenbuckel.  Breiter,  zu  beiden 
Seiten  nach  vorn  gekrümmter  Rücken  Bs.  En  Gh. 
(in  SchwNuoI.  es  Ch.-Buggeli)  mache"  a)  =  en  Buggel 


1089 


Bagg,  begg,  bigg,  bogg,  bugg 


1090 


murin"  (s.  Buggel  2b)  Bs;  B;  L;  Sj  Tu;  Z.  —  b)  wie 
iilnl..  von  kriechenden  Schmeichlern  B;  L;  Sin«; 
UwE.;  Z.  Dir  rcrsleil -si'h  drüf,  der  Ch.  z'  mache", 
um  Oppis  :'  übercho*  B.  --  2.  Pflanzenname,  gem. 
Baldrian,  Val.  oft'.  B;  L.  Syn.  Chatzen-Stil,  -Würz. 
-  chatze"-buggele":  katzbuckeln,  von  Kriechern 
üwE.  —  7.u  ■_'.  Katzen,  die  der  Pflanze  naho  kommen,  gehen 
mit  gekrümmtem   Rücken   um  sie  herum. 

Ch  rille"-:  Fluch  SBib.  —  Vgl.  Krid(eu)  I  (M  III  887). 

Nunde"-:  leichter  Schwur,  Fluch  Bs;  S.  BotzN.! 
—  Vgl.  Nundedie  =  uom  de  Dien  ;  Buggel  wohl  euph.  für  bougre. 

Schnitz-:  =  Chatzen-B.  1  Bs.  ,Mit  untertänigstem 
Sehn.'  B  Hink.  Bot  1860.  Spottname  auf  einen  Men- 
schen mit  einem  Sehn.  BsStdt.  —  Zwetschge"-: 
Spitzname  eines  höckerigen  Menschen  SohwE.  f 

buggeleeht:  mit  Buckeln  versehen.  ,Die  bugge- 
Iechten  Angster.'  1451,  Absch.  ;  vgl.  Buggel  5.  ,Ein 
grosse  bugellachtige  schalen.'  1566,  L  Inv. 

Bugg(e)le"  I  f.:  1.  Metallbuckel.  , Ein  verdeckter 
bächer  mit  bugeilen  (buggelen).'  1566/71,  L  Inv.  ,An 
die  grossen  Bücher  schlagt  er  auch  Bukelen  (Be- 
schlechte).' Spleiss  1667.  .Spangen  oder  Buck(e)len 
an  einem  Buch.'  Denzl.  1677;  1716.  —  2.  ,Halb  runde 
schilte,  die  man  bucklen  nennet.'  Tschddi,  Gallia. 

buggele",  p-  (buggle",  p-  B;  Gr;  LG.,  Horw; 
GT.;  Ndw;  ZS.):  1.  tr.  (eine  Last)  auf  den  Rücken 
nehmen,  (auch  ume")  auf  dem  Rücken  (herum)  tragen 
Ap;  BSi.;  GT.,  Widn.;  Th;  ZO.,  Uhw.,  Wäd.  Syn. 
(ume"-)chrä;en.  Es  China  b.  Auch  ohne  Obj.,  schwere 
Lasten  tragen,  übh.  schwere  Arbeit  verrichten  B.  Er 
isch  g'schängte''  [hat  einen  Leistenbruch];  das  chunnt 
vom  B.  B.  —  2.  (in  AiDött,  Leugg.;  „VO.;  Gr;  Sch" 
lt  St.1  buggele')  refl.  „VO;"  Gr;  „Sch;"  Z  tw.,  intr. 
Aa;  Bs;  BM.;  LG.,  Horw ;  S;  Th;  Ndw;  Z  a)  sich  stark 
biegen,  sich  (anhaltend)  bücken,  gebückt  gehen  oder 
stehen.  aaüO.  Bim  (oder  mit)  Jete",  Blackte"  strupfe", 
Obs  üjlese*  mues'-me"  (sich)  b.  Das  frllich  isch  kei* 
Chilbi  g'sl",  so  am  Boden  ume"  z'  b.  S  (Joach.).  ,Chleffe 
machte  sich  fröhlich  auf  die  Beine  und  buggelete  den 
Berg  hinan.'  Stutz.  I'h  hä"-»ii,h  lang  müesse"  b.,  dass 
er-mich  nüd  g'seh"  hat.  „Bes.  von  Nachtschwärmern, 
die  die  Gewohnheit  haben,  sich  bei  der  Begegnung 
zu  bücken,  um  von  einander  nicht  erkannt  zu  werden 
Zg."  Sich  nach  vorn  beugen  und  dabei  die  Arme  auf 
die  Knie  stützen,  so  dass  Jmd  auf  den  Rücken  steigen 
kann  BM.  Er  het  'buggelet.  Von  schweren,  reifenden 
Ähren:  Und  säit-me" 's  Gliom  im  rechte"  Zeiche",  so 
bugglet  's  ander  eigner  Last  LHorw.  —  b)  „refl.  oder 
neutr.,  Bücklinge  machen  LG."  —  c)  bucklig  werden 
Ndw.  Di  alt  Mueter  puggled  afig.  —  3.  buggle*,  Erd- 
schollen (s.  Buggel  1  a)  zerklopfen,  eine  Arbeit,  die 
bes.  bei  lehmigem  Boden  hinter  dein  Pfluge  her  vor- 
genommen werden  muss  B  (vRütte). 

ver-:  1.  in  der  RA.  fast  v.  vor  Lache",  sich  krüm- 
men vor  Lachen  G.  —  2.  verkrümmen  BsStdt.  — 
ver-bugglet:  bucklig  B(Zyro);  S.  Doch  quält  men 
enangere"  so  grüslich  uf  der  v-e*  Welt  umme".  Schild. 

chräze"-  (in  GTa. ;  hiTh  chränze"-)biiggele",  im 
Th  lt  einer  Angabe  auch  chräz- buggle":  eine  Last, 
(spec.  ein  Kind  zum  Scherz)  auf  dem  Rücken  herum- 
tragen G;  SciiMer. ;  Th.  Chränze'buggeUs  mache",  ein 
Kinderspiel  GTa. 

Buggeier  B,  sonst  Buggeli  (in  Th  auch  Büggeli) 
m.:  buckliger  Mensch  AaB.,  Leer.  (Puggli);  Ap;  Bs; 
B;  Gl;  L;  ScnwE.;  Tu. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


ge-b  uggclet  />-  Aa1\,  Kr.;  G;  Schj  Tu.  sonst 
pugglet:  1.  uneben,  holprig  Ap;  LT;  Z.  Jan  p-er  Weg, 
e"  p-i  Witt,  's  het  's  Niemer  so  schlecht  uf  der  bugg- 
lete"  Welt  a's  g'rad  so  ne"  Bür  öni  Güte"  und  Gelt. 
Sciiwzd.  (U).  ,Von  der  krummen,  buggleten  Erde,  auf 
die  wir  tagtäglich  losschlagen  müssen,  dass  Einem 
fast  der  Ruggen  bricht.'  Ursenkal.  , Weil  der  Boden. 
so  von  Eichenbrettern  belegt,  so  uneben  und  ge- 
buckelt ist,  dass  einer  kaum  darauf  gehen  konnte.' 
XVII.,  Volksnovellist.  ,Von  dem  buggelten  Feld.' 
1712,  Pündtiners  Beschreibung  der  Vilmerger  Schlacht. 
Mit  Metallbuckeln  versehen :  , Seiner  Schwerster  Helena 
aber  soll  ein  buggletes  Geschirlin  16  Loot  geben  wer- 
den.' 1658,  Gfd.  —  2.  bucklig,  höckerig,  von  Men- 
schen, selten  von  Tieren  Ap;  Gr;  L;  G;  Th.  Er  ist 
g'chropfet  und  'bogglet  ond  söss  nüd  g'schid  Ap.  Hest 
g'ment,  du  seiest  höbsch,  ist  aber  nüd  war :  bist  g'chropfet 
und  'bogglet  ond  hest  e"  röts  Hör  Ap.  Sich  z'  pugglet 
lache",  sich  krumm  lachen  Gr.  ,Wann  man  s'  aus 
Herren  zu  Knechten  wurd  machen,  wurde  sich  Man- 
cher halb  bugglet  drob  lachen.'  Kalthids  1714.  ,Mau 
hiess  in  den  buggleten  Pipin.'  Vad.  ,Küng  Carli  von 
Frankreich,  den  man  den  puggleten  schuochster  nant.' 
ebd.  —  3.  gebückt  Gr;  L;  G;  Sch;  Th;  Z.  B.  gä". 
D'  Wiber  und  d'  China  [usw.]  sind  cho*  'buggelet  vor 
dem  [Teilen-]  Huet  vorbi.  Schweiz  1858  (Sch). 

buggelig,  p-  AaF.,  Fri. ;  L;  S;  Th;  UwE.;  Z, 
bugglig,  p-  Aa;  Schw;  ZO.,  S. :  \.=g'buggelet  1  Schw;  Z. 
Das  ist  e*  p-i  Welt!  Ausruf  beim  Anblick  eines  un- 
ebenen Geländes  ZO.  Eso  gäd  's,  esie  besser  und  esie 
schlimmer,  uf  ilser  b-e"  Welt.  Schw  Bote.  —  2.  =  g'bug- 
gelet  2  und  3  AaF.,  Fri.,  Leer.;  L;  ÜwE.;  ZDättl.,  0.,  S. 
B.  stä",  sitze".     Er  gut  afe"  p.  dem"  Z. 

stiere"  -  bugglig:  stiernackig.  E*  st-e''  Bis. 
MLienert. 

Büggel  (in  B;  Ztw.  P-),  Dim.  Büggeli  —  in.: 
1.  wesentlich  =  Buggel  1,  nur  in  der  Regel  kleiner, 
a)  =  Buggel  1  a  ZO.,  S.  —  b)  Höcker,  z.  B.  auf  einer 
Garnspule  (Syn.  Hubel  5  ßd  II  949)  ZO.,  S.  Du  spuclist 
nüd  schon,  du  machst  Büggel  (Büggeli).  Auch  von 
scharf  hervortretenden  Erhöhungen  auf  andern  Gegen- 
ständen, z.B.  auf  Stein  ZO.  —  c)  =  Buggel  1  b  B; 
Gl;  G;  „Schw;"  Z.  Syn.  Ghnüttel,  Chnütter  (Bd  III 
767/8).  —  2.  (Holz-)Büggeli,  sehr  kleine  Holzbirne  Z. 
Syn.  Holz-Müggli. 

Eig.  identisch  mit  Buggel;  der  Um],  stammt  aus  dem  PI. 
oder  Dim.     Zu   2  vgl.   Büggli-Ep/el  (Bd  I   373). 

Mugge"-:  von  einem  Mückenstich  herrührende 
Pustel  ZHombr.,  O.;  Syn.  Schnatteren.  —  Materi-: 
Eiterpustel  GlH. ;  ZO.  (selten).  —  Werre"-:  Dassel- 
beule auf  der  Haut  des  Rindviehs  ZO. ;  Syn.  Wirren. 
—  Wurm-  Würre"- :  =  dem  Vor.  GlH.  —  Zwulche"-: 
eine  Art  Hautausschlag,  Friesel  mit  Geschwulst  Gl; 
Syn.  Widchen. 

ver-nuss-büggele":  mit  Geräte  so  umgehen, 
dass  es  voll  Beulen  wird  Bs  (Spreng).  Auch  bildl. : 
Vernussbigglet  drl*  luege",  sehr  gedrückt  aussehen  Bs 
Stdt.  Du  luegsch  jo  eso  himmeldrürig  und  v.  drl", 
dass-der  e"  Glesli  in  allweg  guet  due"  wird.   LSieber. 

Buggele"  II  f.:  Pflanzenname.  1.  (in  G  auch 
Buggle")  Name  aller  grossen  Doldengewächse  GRh., 
We.  Spec.  a)  grosser  Klettenkerbel,  Anthr.  silv.  GRh., 
We. ;  THBerl.  —  b)  gem.  Bärenklau,  Her.  sphond.  G 
Rh.,  We.   —   c)  gem.  Kälberkropf,    C'haer.  hirs.    ebd. 

69 


1091 


Bagg-bugg.    Bagsch  —  bugsch.     Bah — buh 


1092 


—  d)  Wasserfenchel,  Oen.  phell.  oTh.  —  2.  a)  Weg- 
warte, Cich.  und  zwar  a)  die  gem.  VV.,  Cich.  int., 
wildwachsend  oder  kultiviert  Th;  Z  Bezirke  Andelf. 
und  Wthur.  B.-Kafi,  -Brüe,  < lichorienabsud.  —  ß)  En- 
divie,  Cich.  end.  B  (Durh.).  —  b)  gem.  Löwenzahn, 
Leont.  tar.  Th;  Z Wthur.  —  3.  a)  „röti  B.u,  kriechen- 
der Günsel,    Aj.  reptans    B  (nach  Durh.  einfach  B.). 

-  b)  , weisse  B.',  Brunelle  und  zwar  gem.  Br.,  Prun. 
vulg.,  und  grossblumige  Br.,  Prun.  grand.  B  (Durh.). 

—  4.  gem.  Beifuss,  Art.  vulg.,  unterschieden  (wie 
schon  Ton  den  alten  Kräutlern)  nach  der  Farbe  der 
Stengel  in  wlssi  und  röti  B.  B  (Durh.).  , Buckelen, 
beifuoss;  hat  ein  underscheid  in  der  färb,  rot  oder 
weiss.'  KdGessn.  1542.  ,Wie  buggelen  ein  guet  ding 
ist  in  einem  gaden.  Wän  eine  schwanger  wurd,  wo 
buggelen  ze  einem  gaden,  das  kind  wird  glückhaftig 
zu  guet  und  eer  und  gwünt  kein  gebresten  an  sinem 
Hb.'  XV,  Schw  Arzneib.  .Wyss  buggelen  oder  Sanct 
Johannskrut'  gegen  weissen  Fluss  empfohlen.  B 
Arzneib.  1584/1640.  .Pugelen  gebülferet,  das  in  die 
wunden  geleit,  das  heilet  sy  wunenclich,  und  gib  auch 
dem  verwundten  bugelenkrutsaft  zuo  trinken.'  Zg 
Arzneib.  1588.  ,Wer  ein  kröpf  hat,  der  stoss  Bugellen 
mit  Wein  und  trink  das  im  Undergänden,  wans  Wädel 
ist.'  BSi.  Arzneib.  S.  noch  HZahler  1898,  64/5,  ferner 
die  Synn.  Bi-Fuess  (Bd  I  1093),  Sankt- -Johanns-Gürtel 
(Bd  II  446),  -Chrüt  (Bd  III  896),  ferner  Röt-B.  - 
5.  Puggle",  Schwarzpappel,  Pop.  nigra  W. 

Die  grosse  Verschiedenheit  der  mit  unserni  W.  bezeich- 
neten Pflanzen  macht  es  wahrscheinlich,  dass  in  demselben 
WW.  verschiedener  Herkunft  zsgeflossen  sind.  Die  ältesten 
Formen  liegen  vor  für  Bed.  4:  ,Buck  oder  Beifuss.'  Vogelb. 
1557;  JJNüsch.  160S,  .Bücken.'  Mal.,  .Buoten.'  Tierb.; 
vgl.  damit  Gr.  WB.  II  4S-i/5.  Pritzel-Jessen  führt  neben 
,Buck(en)'  aus  der  mhd.  Zeit  noch  die  Formen  ,Bugga,  Bug- 
gila,  Buggel'  an.  Zu  1  vgl.  das  offenbar  damit  verwandte 
Buchet  III  (Sp.  979).  Zu  2.  Die  medizinische  Wirkung 
der  Cichorienwurzeln  stimmt  mit  der  der  Löwenzahnwurzel 
tiberein.  Kbeuso  sind  nahe  vwdt  3  a  und  3  b;  die  Bezeich- 
nung 11.  mnss  in  diesen  Bedd.  ziemlich  alt  sein,  wofür  die 
in  der  Z  Anl.  1776  und  bei  Bauhin  vorkommende  Latini- 
sierung A.juga  bngula  spricht;  vgl.  Grassmann  No  557.  Zu- 
gehörigkeit zu  ßuggel  II  wäre  nicht  unmöglich,  da  der 
Stengel  beider  Pflanzen  stark  gekrümmt  ist.  5  wird  aus 
dem   Rom.  stammen;  vgl.   it.  popolo,  pioppo,  Pappel. 

Ämt-Bugg(e)le°:  =  Buggelen  lb  ApK.;  GMarb. 
Syn.  Ä.-Cherbel  (Bd  III  460).  —  Heu-  (in  GMarb. 
Hö-):=  H.-Buchlen  (Sp.  979)  ArK.;  GMarb.  —  Rör- 
Buggle":  =  Buchet  III  1  b  (Sp.  979)  GMarb.  — 
Boss-:  1.  wildwachsende  Möhre,  Daucus  car.  GMarb. 
Vgl.  Maren-,  Ross-Chümmel  (Bd  III  295).  —  2.  B.- 
Büggeli,  gem.  Natterkopf,  Ech.  vulg.  Z. 

Bot-:  1.  grüner  Fuchsschwanz,  Amar.  Blitum  B 
(Durh.);  ZS.  Syn.  röter  Wuest.  —  2.  stumpf  blättriger 
Ampfer,  Rum.  obt.  ÄABb.  Die  Schnitterin,  welche 
auf  eine  solche  Pflanze  stösst,  schneidet  säuberlich 
das  Getreide  ringsum  weg,  lässt  aber  das  Unkraut 
stehen;  die  Nachfolgenden  ermangeln  nicht,  der  Wurzel 
der  Pflanze  nachzugraben;  denn  von  der  Richtung  her, 
die  dieselbe  angibt,  soll  der  Finderin,  wie  sie  ihr 
neckend  ausbringen,  der  Schatz  kommen  AABb.  — 
3.  gemeiner  Portulak,  Port.  ol.  B  (Durh.).  —  4.  die 
rote  Abart  von  Art.  vulg.  ä.  Litt.  (z.  T.  noch  nicht 
als  Zss.).  , Welche  frauw  das  wyss  hossig  hat,  die 
bade  uff  roten  buggelen.'  Bs  Arzneib.  1584/1640.  ,Rot 
Buckelen'  wurden  lt  L  Turmbiichern  als  Räuchermittel 
gegen  Hexen  gebraucht;  s.  Lüt.,  Sagen  377. 


Für  1  —  3  gilt  das  zu  Bvggelen  3  Gesagte.  Wird  die 
rote  Wurzel  des  stumpfblüttritreu  Ampfers  als  Unkraut  aus- 
gerauft, aber  auf  dem  Boden  liegen  gelassen,  so  krümmt  sie 
sich  nach  unten,  um  wieder  frisch  zu  wurzeln.  4  erscheint 
in  unzähligen  Recepten:  .Rotbuckelen.'  Ruef  1554;  ,rot  bu- 
galan.'  Zg  Arzneib.  1588;  .Beifuss  oder  rot  Buckensamen.' 
.IKI.aiMl.nl..  1608;  .Botbugelen.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650; 
.Artemisiie,  Rotbnckhen.'  Bs  Apothekertax  1701;  ,Rotbng- 
gel(n).'  a.  Z  Arzneib.;  .Rotbuggelen.'  S  Kai.  1708;  ,nimm  rote 
Bücken.'  ebd.  17-2IJ;  .rote  Buggelein.'  ebd.  1749;  ,rote 
Bücken.'   Gr  Sammler   17^-_'. 

I>ngg(e)le°  III  f.:  1.  Buggele",  Tanse  für  Jauche 
ZWthur.  —  2.  Buggle",  auf  dem  Rücken  getragenes 
Milchgef'äss  Uw;  Syn.  Milch-Bränten. —  B.Bugglin., 
Kasten  des  Hausierers  AAKirchleorau.  Syn.  Chräzen 
(Bd  III  924).  -  Wohl  zu  Buggel  II,  bvgg(e)ltn,  oder  doch 
daran  angelehnt. 

biiggen:  l.=güggenl  (Bd  II  181)  „BGr."  ;  vgl. 
Bütigi- Hörn  (Bd  II  1622).  —  2.  pügge",  (aus-)trinken 
Obw. 

Buggenscliin  m. :  Name  eines  Tuchstoffs.  ,Es  mu- 
gend  ouch  kramer  gefarwt  linin  tuoch,  gestrift  tuoch, 
kölsch  tuoch,  gesprengt  zwechellen,  b.  und  schürlitz 
tuoch  feil  haben  und  das  schniden  und  verkourl'en.' 
1431,  Z  Stadtb.  ,Ein  mässgewand  von  wyssem  b.'  vor 
1491,  Gfd.  1494  wird  der  Pfarrer  von  Sachsein  ver- 
klagt, er  habe  Bruder  Klaus  selig  ,1  gülden  und  b.' 
hinterhalten.  Auch  1431,  Z  Stadtb.;  1567,  Z  Staats- 
archiv.  —  Vgl.  engl,  bucktkin,  frz.  boucassin,  Futterbarchent. 

Btiggeran:  steifes,  aus  Ziegen-  oder  Bockshaaren 
gewebtes  Zeug.  ,Ein  kulter  von  boumwollun  alder 
von   b.'    1314/21,   Gfd.    —    Mhd.   buckeram,   buggeram. 

Boggle"  f.,  Dim.  Bü'ggeli  I  B:  Haarlocke  B;  Scn  ; 
Z  ;  stadt.  Umgangsspr.  1)'  Bomäde"  mit  de"  Büggeli. 
RMever   1833.    —    Aus  frz.   boucle. 

ge-bugglet:  gelockt.  .Die  Haare  [eines  gewissen 
Vaganten]  sind  schwarz  und  etwas  gehugglet.'  Z 
Mand.   1698. 

Büggeli  II  n.:  kleines  Bouquet;  spec.  von  den 
Blumensträusschen,  die  die  Kinder  bei  dem  jährlich 
am  22.  Juni  gefeierten  Jugendfest  tragen  PMu. 

buegge":  von  Kühen,  die,  im  Begriff  zum  Hörner- 
kampf überzugehen,  einander  wild  ansehen  BSigr.  — 
Nbf.   zu   böggen. 


Bagsclia: 


Personenname,  Agathe  GitRh. 


ßali,  beh,  hili.  buh,  buh. 

Beheim:  1.  Böhmen.  .Das  Behem,  Bohemia,  ein 
künigreich.'  Mal.  ,In  Böheimb.'  JWirz  1650.  — 
2.  Böhme.  ,Er  si  Tütsch,  Welsch,  Behem  oder  Hun- 
ger.' NMan.  ,Die  Behaim  band  sich  gewilgot  30  mann 
zu  geben.'  1532,  G  Hdschr.  ,Die  Sclaven,  die  wir  Pe- 
hem  und  Poläken  nennend.'  Vad.  Auch  als  Familien- 
name: , Rudolf,  gen.  der  wilde  Behain  von  Birchach.' 
1294,  GKriess.  .Wälti  Bedien',  sonst  auch  ,Beheim< 
1550,  Schw  Woller.  Die  Behem  von  GBerneck  und 
die  B.  von  GGossau  waren  Dienstleute  von  St  (lallen. 
-  3.  Dim.,  Vogelname,  a)  Seidenschwanz,  Pestvogel, 
Bomb.  garr.  .Von  dem  behemle,  zinzerelle  oder  seiden: 
schwänz, garrulus  bohemicus.'  Vogelb.  1557;  vgl.  ebd. 


in-.):: 


Bah,  beb,  bih,  boh.  Imli 


1094 


.Kin  vogel,  weichet  umb  Nüerenberg  behemle  oder 
beemerle  genannt  wurde.  Es  komme  auf  ir  zuekunft 
gwonlich  ein  pestileuz.'  ,A.  1018  im  Frühling  ka- 
mend  zu  uns  huffachtig  die  wyssen  und  schwarzen, 
gar  zamen  Vögelin,  die  man  schon  domahlen  geheissen 
die  Behmen.'  JJBreit.  1620.  ,Der  Zeit  werden  im 
ganzen  Land  gefangen  und  zu  Markt  gebracht  die 
frömbden  Vogel,  Bohembli genannt  Si  seindauch  anno 
1488  dessgleichen  1519  im  Zürieligebiet  vil  gesehen 
worden.-  CWirz  1662.  .Ungewohnte  Vögel,  so  man 
Bohembli  und  Steineul  nennet,  von  welchen  man  sagen 
will,  dass  sie  an  fruchtbaren  Bäumen  die  Bollen  ab- 
etzen.'  JMdllkk  1G66.  ,\Vie  wir  in  grosser  Gefahr, 
dass  uns  frömde  Vögel  und  Gäste  ins  Land  kommen 
möchten,  hat  Gott  uns  auch  dieses  Jahr  warnen  wollen 
durch  die  frömden  Vögel,  Bohembli  genennet,  welche 
auch  Anno  1570,  1618,  1652,  1662  mit  Schrecken  in 
disen  Landen  gesehen  worden.'  ebd.  1673.  ,1m  Jahr 
1618  sind  dise  frömde  Gäste  mit  grossem  Schwann 
sehr  zahm  im  Land  geflogen,  als  Furriere  schädlicher 
Wassergüssenen,  zorniger  Stralwctteren  usw.,  der 
Bündtnerischen  Trublen,  der  böheiinischen  Verfolgun- 
gen und  der  Tcutschen  Kriegen.'  ebd.  —  b)  .Böhmli, 
Winze,  Kotdrossel,  Weindrossel,  Turdus  iliacus.  Wird 
im  Herbst  ziemlich  häutig  in  Wäldern  und  Weinbergen 
angetroffen.'  Meisner  &  Schinz  1815.  ,Üas  Böhmlin, 
Turdus  minor.'  Brückner,  Merkw.  —  Zu  3  vgl.  Fr. 
Ztschr.  VII  95. 

Beheimer,  Dim.  Bömerli :  =  Beheim  3  a  G.  1570 
kamen  die  gefürchteten  .Böhmer  Vögelein',  welche 
man  jedesmal  als  Unglücksboten  ansah.  JNater  1898. 
S.  noch  Kriegs-  Vogel  (Bd  I  (394).  ,Zun  Zeiten  giebet 
es  auch  ganz  frömde  Vögelein,  die  scharenweise  durch 
unser  Land  fliegen,  als :  Böhmerlein,  Böhmische  Hätz- 
len  oder  Roller,  Todtenvögelein,  Thütscherlein  u.a.m., 
sind  aber  gemeinlich  keine  gute  Vorbotten.  dann  mei- 
stenteils schwere  Krankheiten  oder  sonsten  grosses 
Ungemach  darauf  erfolget.'  HEEscher  1692. 

Behemsch  m. :  Münzname,  böhmischer  Grosehen. 
,1335  galt  1  Behmsch  (in  jetzigem  Z  Gelde)  11  ß 
9,9  Hlr.'  Z  Gem.  .Einen  hellenischen  sol  man  nemen 
für  18  stehler  pfenning.'  1425,  Abscu.  .Ein  kelch, 
kost  12  rinsch  guldin  und  6  behemsch.'  1477,  LSemp. 
,Es  sol  ein  jeder  [Schütze]  von  der  gwinung,  so  er 
gwint,  von  jedem  guldin  einen  behambsch  herusgebeu.' 
1504,  Z  Schiessen.  .Ein  inalter  haber,  eilf  bemsch  und 
ein  fassnachthuon  [als  Abgabe].'  1522,  THMamra.  .Dar- 
nach gab  man  zuo  Zürch  im  winter  des  besten  wins 
ain  aimcr  um  12  behemsch.'  Sicher  1531.  Die  von 
Wallenstadt  bitten  um  die  Erlaubniss,  von  jeder  ,legi' 
statt  eines  .behemsch'  einen  Batzen  zu  nehmen.  1538, 
AiisrH.  ,Den  usslendigen  sundersiechen  irem  jeden  an 
[=  ein]  h.  uss  dem  gmainen  almuessen  geben.'  Kessl. 
.[Die  Lehenleute]  haben  ir  gelt,  nämlich  1  schill., 
9  den.  dargezelt;  hat  der  lehenvogt  2  schill.  haben 
wellen.  Do  hat  ein  ersamer  rat  embotten :  welle  man 
die  2  b.  nit  nemmen,  sollen  sy  wider  dannen  keren 
und  nit  mer  geben.'  ebd.  (für  1533).  ,Ain  behamsch.' 
1540,  Scb  Ratsprot.  Wer  Geld  ausleiht,  der  mag  von 
jedem  Gulden  zum  Jahr  einen  , bemsch'  Zins  nehmen. 
1544,  Absch.  ,B.  ein  münz,  gilt  3  kreuzer.'  Mal. 
.Sambt  den  nüwen  Behmschen,  Vierern  und  Rapen 
und  anderen  bösen  Münzen.'  Münzman».  1622.  .Von 
■jedem  Gulden  einen  Böhmisch  oder  drei  gute  Crützer.' 
1635,  Tu  Schuldbr.    ,1m  J.  1651  stellte  Conr.  Bollmann 


zu  Bottikofen  eine  Schul  an  und  begnügte  sich,  um 
Schüler  an  sich  zu  ziehen,  mit  einem  Böhmsch.'  Tu 
Tageb.  1651.  S.  noch  Färspreehen-Gelt  (Bd  11  268), 
Gross  (ebd.  802)  und  vgl.  Unger  (Bd  1  ::.".7).  -  Zar 
Substantivierung  des  Adj.   vgl.   ch&tecli   (Bd   III   246). 

Bu'lio:    die    wilde   Jagd    ZEmbr.    —   Eig.  deu  Lärm 
der   wilden   Jagd  ausdrückend. 

Bühel  AALeer.;  Ap  (in  K.  Buhil);  Bs  (Spreng; 
Anon.  ad  St.);  GRÜe.,  Igis,  hPr.,  Ziz.;  GBern.  (Bühil), 
Mels,  W.;  Schj  Th;  W  (Amllerd),  Büchel  IV  Aa 
(Minnich);  ApK. ;  BsLie.  (auch  bei  Spreng);  Gl  (-ch1-); 
GrAv.,  Landq.,  Pr.,  Rh.,  UVatz;  GG.,  oT.  (-ch2-);  Uw 
(in  Xdw  Pich-el) ;  WLö. ;  ZKilchb.,  Zoll,  (-ch2-),  Büel  Aa  ; 
ArM.  (Büel);  B;  GlK.;  GrAv.  (Dim.  Büeli,  BüeitscM), 
Churw.,  Glar.,  L.,  ObS.,  Pr.,  Rh.,  S.,  Scuolms,  Tschapp. ; 
P;  GMels,  T.;  S;  Tu;  Vw;  W  (Dim.  Bielti);  ZO.,  S., 
W.,  Wl.,  Biel  AABözb.;  SSchönenw.,  Buel  W  (AmHerd), 
Bü'l  (meist  nur  in  Zss.)  Gr;  ThHw.;  ZBenk.,  Horgen, 
Stäfa  (neben  Büel),  Wäd.  (neben  Büel),  Wald,  Bü2l 
ZGrün.,  0.  (neben  Büel),  Zumik.,  Btd  (in  Zss.)  ZMarth., 
Brl  (in  Zss.  bei  einsilbigem  1.  T.)  L;  Z  —  m.  (auch 
n.  B  lt  Zyro;  Zg;  „ni.  und  n.  Vw  ;  Zu):  1.  (kleine) 
Erhöhung  übh.  Aa  (Minnich);  Gr.  Zmittst  im  Bett, 
in  der  Bili  ist  e"  B.  GRÜe.  Spec.  a)  Erhöhung,  Beule 
am  Leibe ;  Syn.  Buggel.  Einem  Böhel  of  de"  Chopf 
schwätze",  Einem  Bären  aufbinden  Ap.  .Gross  büchel 
[an  Knien  und  Ellbogen].'  Anf.  XV.,  G  Hdschr.  ,Die 
emeritzen  habend  einen  Schnabel,  in  welchem  du  ein 
büchelin  au  statt  eines  zans  finden  wirst.'  Vogelb. 
1557.  .Für  allerlei  bühel  oder  gschwulsten  am  leib.' 
ebd.  .Stierfeisste  minderet  die  bühel  der  geschwulsten.' 
Tierb.  1563.  .Der  kameltieren  zwei  geschlächt:  das 
ein  hat  auf  seinem  ruggen  zwen  bühel,  das  ander  aber 
nur  einen  gehaareten  bühel.'  ebd.  .Dise  muschel  hat 
ruche  strich,  vil  roter  büchlen.'  Fischb.  1563.  ,Der 
igelschnäg  ist  voller  büchlen  und  spitzen.'  ebd.  ,Ta- 
laria,  die  geschwulst  oder  bühele  am  knoden.  Bühel, 
rein,  tuber,  als  von  geschwulsten.  Ad  planum  redu- 
cere  cicatrices,  wol  zuheilen,  glatt  und  eben  machen, 
dass  es  kein  bühele  gäbe.  Ein  bühel  auswerfen,  als 
da  tuen  die  geschwär  und  rüden,  extuberare.'  Fris.  ; 
Mal.  —  b)  ganz  kleine  Erderhöhung  Gr  ObS.  (Bleiben- 
der) Erdhaufe  Ap;  Obw.  Böheli,  kleiner  Ameisenhaufe 
auf  Wiesen  und  Weiden  Ap.  —  2.  Hügel,  Anhöhe, 
„etwas  länglicher  und  fast  horizontal  fortlaufender 
Hügel"  AALeer.;  Ap;  BsLie.;  Gl;  Gr;  GG.,  Mels,  T., 
\\\;  Soh;  Tu;  Uw;  W;  ZO.,  Rieht.  Länglicher,  oben 
abgeflachter  Hügel  W.  Synn.  s.  bei  Hubel  (Bd  II  949). 
Eheligras  icaxt  Ute"  uf  trockne'  Büele"  GRValz.  Uf 
es  Büeli  hed-sche-schi  [sie  sich]  g'höclct,  die  Bei"  hend- 
sche  hofelich  mlr  'träge".  Schwzd.  (GRSchiers).  Wie 
guggend  d'  Tum  de't  hinderm  Büchel  ue !  JJRütl.  1823 
(GT.).  In  der  ä.  Lit.  sehr  häufig  bis  ins  XVIII.  ,Do- 
nantes  an  blagachre  an  dim  buole.'  1198,  UwBuochs. 
,Ein  büchel  in  dem  sew.'  1334/1446,  Z  Chr.  Luthers 
.Hügel'  wird  erklärt  durch  .bühel.'  1523,  Bs  Bibel- 
glossar. , Bühel  müessend  sich  bücken.'  1530,  Habak. 
,Auf  den  büchlen.'  1530,  Josda.  ,Auf  des  bühels 
spitzen  ston.'  1531,  IL  Mos.;  dafür  1548  ,beuhel',  1667 
.Hügel.'  .Auf  den  büchel  Quirinalem.'  Äg.Tschudi. 
.Bis  an  den  umbkreis  der  büchlen  der  wält'  1548, 
I.  Mos.  ,Ee  die  bühel  warend.'  üWerdm.  1552;  dafür 
Herborn  1588:  .vor  den  hügeln.-  ,In  den  wählen  und  an 
den  büchlen.'  Tierb.  1563  (daneben  , bühel').    .(Jlivus, 


1095 


Bah,  beh.  bih,  buh.   buh 


1096 


ein  rein  oder  bühel,  ein  berkhalden.  Clivulns,  büheli. 
Lingula,  ein  bühel  und  langlächi  bergle.'  Fris.;  JIal.  ; 
ähnlich  Denzl.  1677 ;  171»; :  ,Lingula,  ein  fürgehender 

Bühel  im  Meer.'  ,Collis,  ein  bühel,  rein  oder  berglin. 
Tuber,  bühel  oder  rein.'  Fris.  ;  Mal.  ,Eom  die  siben- 
bühclig  statt,  die  nämlich  auf  siben  bühel  gebauwet 
ist.'  LLav.  1587.  ,Auf  eine  Höhe  oder  einen  Büel.' 
1590,  Obw.  ,An  einem  Bihel  oder  kleinen  Berglin.' 
ARtfp  1600.  .Abnobs  montes,  sind  liebliche  Bühel.' 
JJRüeger  1606.  ,Auf  dem  Spitz  eines  hohen  Bühels.' 
Guler  1625.  ,Ein  Schloss,  so  auf  einem  schön  er- 
hebten Beyhel  gestanden.'  ebd.  .Einen  Büchel  oder 
Rey  uf.'  Schimpfr.  1652.  .Einen  rauchen  Büchel  [zum 
Obstbau]  erwählen.'  Bhag.  1676.  S.  auch  Egg  (Bd  I 
157),  Gand  (Bd  II  336),  Gutsch  III  (ebd.  563).  Oft 
verbunden  mit  dem  Gegs.  Tolle",  Tobel:  Besser  e"  Büel 
verbrennt,  es  [als]  en  Tolle"  ersäuft  oder:  besserespar 
Büele"  verbrennt,  es  d's  Land  überschwemmt,  für  den 
Landmann  ist  im  Sommer  anhaltende  Hitze  besser  als 
anhaltender  Regen  GRValz.  Schweri  Püsche"  [junge 
Tannen]  düreh  Bacillen  und  Tolle"  schleipfe".  Scuwzn. 
(GrPi-.).  .[Die  Stadt  St  Gallen]  ist  mit  rauchen  töb- 
lern  und  puerilen  umfangen.'  Vad.  Bes.  aber  neben 
und  im  Gegs.  zu  Berg:  Über  Bichel  und  Berg  üs  gä" 
Ndw.  Schnegg,  Sehnegg,  streck  d'  Ören  üs,  oder  i<* 
wörf-dv*  ober  all  Bökel  ond  Berg  üs  ApK.,  Stein 
(Kinderspruch).  ,Ufhin  bis  an  den  büchel  des  bergs 
und  den  berg  liinu.s.'  1456,  Kind,  Urk.  ,Arabia,  ein 
land  mit  vilen  bergen,  büchlen  und  weiden.'  LLav. 
1582.  .Auf  den  Bergen  und  Büchlen.'  Fred.  1601. 
.Von  Bergen,  Büchlen  und  von  Flüen  nemmend  d' 
Menschen  Fuetter  iren  Küen.'  HRRebm.  1620.  ,Berg 
und  Büchel  zitteren.'    FWyss   1672. 

Ahd.  buhil,  mhd.  bühel,  wahrsch.  vwdt  mit  biegen.  Die 
lautliche  Entwicklung  bewegte  sich,  soweit  Bühd  nicht  er- 
halten blich,  in  zwei  Richtungen:  Entweder  schwand  das  h, 
und  es  trat  Contraction  ein  zu  Büel  (vgl.  etwa  Bid  aus 
Bilul)  oder  zu  Bid,  Letzteres  fast  nur  unter  dem  Nebentou  in 
dreisilbigen  Zss. ;  hei  völliger  Unbetoutheit  in  zweisilbigen 
Formen  ergab  sich  Schwächung  zu  -Lfd,  -bei.  Oder  das  h 
wandelte  sich  zur  Spirans,  zunächst  wohl  gesetzmässig  nur 
da,  wo  es  in  den  Silbenauslaut  zu  stehen  kam,  beim  Antritt 
von  Flexionsendungen  (Dat.  PI.  Büch-len;  vgl.  melden  aus 
wihelen,  stächlen  zu  Stahel),  und  von  hier  aus  wurde  das  eh 
auch  in  die  übrigen  Formen  übertragen.  Büch2d  erklärt 
sich  als  Anlehuung  an  Büchel  III  (Sp.  979);  doch  vgl. 
AHeusler  1888,  71.  Neben  buhil  bestand  schon  ahd.  ein 
gleichbedeutendes  buol,  das  wühl  ganz  andern  Ursprungs  ist, 
sich  aber  im  Laufe  der  Entwicklung,  wie  die  weiter  unten 
folgenden  Belege  zeigen,  mit  Büd  (ans  Bühel)  vermischt  hat 
und  dadurch  verdrängt  worden  ist;  einen  letzten  Ausläufer 
haben  wir  in  dem  W  Buel  zu  sehen.  Von  ä.  Formen  mögen 
an  dieser  Stelle  noch  angeführt  werden:  , Bühel.'  Holzwart 
1571;  Wurstisen  1580;  Kriegsb.  1644;  JMüller  1665. 
,Büchel.'  HsSchürpf  1497;  Kessl.;  1558,  BRatsurk.;  RCys.; 
J.IKikgcr  1606  (bes.  in  der  Form  .Bik-hlen';  daneben  .Bühel'l; 
GGotth.  1619;  FWyss  1650;  Sererh.  17 42  (,Büchlen'  neben 
.Bühel').  ,TJf  dem  büwel.'  Etterlin.  ,Das  büelti.'  1370/1460, 
LSemp.  —  Bemerkenswert  erscheint,  dass  sich  das  W.  mehr- 
fach formell  differenziert  hat,  je  nachdem  es  iu  appell.  Bed. 
oder  als  Eigenname  gebraucht  ist.  So  kommt  z.  B.  die  Form 
Büd  in  AaLeer.:  Gl;  GMols,  T.  nur  als  Eigenname  vor,  in 
appell.  Bed.  dagegen  gilt  Bühel  (bzw.  Büchel);  so  schon  bei 
HBull.  1572.  Als  Appell,  i-t  das  W.  freilich  vielfach  im 
Schwinden  begriffen,  wenn  nicht  bereits  verdrängt  (wie  z.  B. 
in  Thilw.  durch  Bück;  vgl,  auch  Hubel  Bd  II  949),  während 
es  als  Eigenname  sieh  durch  die  ganze  deutsche  Schweiz 
ungemein  häufig  findet,     l.   das  einfache  W.,   mit   oder  ohne 


Präp.     a)  als   Lokalnanie.    a)  im  Sg.   in  den   Formen    Bühel, 
Büchel   Ap;   G;   Seh;   Th,    Büel  Aa;    B;    F;    Gl;   Gr;    L;    G; 
Schw;   Th;   Obw;   W;   Z  (auch   Bull,   Bud  GDegersh.      .Auf 
dem  Hügel,  der  Bühl  genannt.-   Gotth.     ,Buol.'    1260,  B  Urk. 
(jetzt  Bud  liWalpersw.l.     ,Ein  guot  ze  Wolon  an  dem  buole.' 
1290,    Aa  Urk.     ,Zuo  dem  verworffeuen  büel',    heidnischer 
Grabhügel.    1363,  AaBirm.     ,Das  guot,  so  mau  nempt  den 
büchel,   und  gehört  der  b.  gan  Gereschwil.'    1530,  Aa  Weist. 
Dim.    Ilüheli  Ap,    Büeheli    GlEnneuda;    GS..     Bücheli   BsLie., 
Büdi  Ap.  Büelti  BSeft.,  Büeltli  ZgMenz.  (Leu.  Lex.).  —   ß)  im 
Dat.  PI.   Büek"  ApHeid. ;   GrD. ;   WBrieg.     ,An,  uf  (den)  B.' 
BO.      .Eiuige  Häuser   [in  BAdelb.],    an    deren  Ende,   zu   B., 
drei   eiu  Dreieck  bildende  Erdhügel   liegen,   welche  die  Natur 
nicht  gemacht  hat.'   Jahn    1857.     In,   uf  de"  Biete"   P.     ,Bis 
zu  StNiklans  in  den  Büelen.'   Gl  Urk.     ,An  dem  moss  by  b.' 
1473.   LRickenb.     Als  Fem.  Sg.:    ,uf,    an,    zu  der  B.'    BO. 
.In  der  B.'   ZS.,  Uster.      Als  Masc. :    uf-em  B.  ZWäd.     .Am 
sog.  B.   beginnt  das  Ansteigen  in  das  eigentliche  Adelboden- 
tal.'   Jahn    1857.    —    b)  als   Familienname.      .Petrus    dictus 
Büchel.'    1277.  Bs.     .Büchel.'    1522/55,  GKriess. ;    1579,  Bs. 
Buol  GrD.;    .Frow  Buolin,    klosterfrow.'    1530,    Seh.      Büel 
SchSt.;   Z;    1532,  AaK.    ,Büeli.'    1531,  Seh.    ,Heinr.  ab  dem 
Buole.'    1284,  U  Urk.     ,Ab  dem  Büel.'    1413,   UwE.;    1415, 
Gl   (auch   ,am  B.');   1450,  SchwTngg.  (,ab  dem  Bühel'   neben 
,ab  dem  BU1.' ebd.  Jahrzeitb.).   AbbüdBGt.;  1420,  BBr. ;  1437, 
l'wStaus  (neben  , am  Büel').     Ambüel   GrD.;   GT. ;   Uw;    1388, 
GI;XV./XVI.,Uw;  1522,  Z  (,Ambüchel');  1589,  W  (,am  Biel'). 
,An  dem  Buele.'    1373,   Obw.     .Von  Büel.'  1384,  Z;    1521,  G 
Stdt.     ,Hans  von  Vonbüel.'   1486,  GStdt;   Vad.    ,Zem  Buol.' 
1386,  LE.    .Zum  Büel.'  1523,  Ndw;  1584,  LSemp.;  1616/22, 
Ndw.   .Büchlen.' um  1500.  Gr.    ,Uelricb  von  Büelen.'  1372.  Gl 
Urk.    , Au  den  Büelen.'  15S9.W.  —  2.  Zss.  a)  in  Lakainamen. 
a)  als  erster  Teil.    Büd-Acher  Ap;  B;  Z.  -FeU  B.  -Gatt  B.  -ff*  i 
B,   -Bubel  S  (s.  Bd  II  949),   -Hof  B;    G;  Th;  Z,   -Il..f,t,idi  B, 
-Halde*   Ap;   B  (-Halten);  UAuderm..  -Höh  B;  G,  -Hns  GT., 
-Chellen  B,   Büeli-Mos  ZKu.,   Büd-Matt  B,  -Bach  B;  G,  Buden- 
Bach  GGrabs,  Büel-Boden  B;  S,  -Ber.j  B ;  G,    liüehd-Se"-  GR.. 
Büd-Schür  B,  -Schroendi  B,  -Stock  Gl  (Bergname),  -Stutz  B, 
-Weid   B;   Z,   -Wiee"  Z,   -Zun  B.    —    j!)  als  zweiter  Teil.    Aus 
der  unübersehbaren   Menge  hier  eiue  charakteristische  Aus- 
wahl.    Vgl.   nebenher  die  Zss.   mit  Hübet  (Bd  II  949)    und 
Bück,    auch  Berg.     ,Eier-Büel'   ZUst.,   ,Oheu-'  BHa„  ,Eich-' 
Ap;    L   (-bei);    GT. ;    Th;    Z,     ,Eichi-,    Ächi-  BTh..    .Ochsen- 
Bühel'    Ap,"  .Adlen-Büel'   BSi.,   ,Egg-'    ZLimm.,   ,Egget8-'    Th, 
,Egglis-'  B.   .Öggens-'   Öges-  Z,  ,Äugsten-'   B,   ,Akteu-',  auch 
.Aggten-'.  später  .Aggen-Büchel.'  AaWett.  Arch.  (vgl.  Akt  III 
Bd  I  165),  , Albers-'  LSemp..  ,Älber-'  ZSth.,  ,Els-Buel.'  L309, 
UwE.,  ,Alts-Büel'   Z,   ,Ameis-'   GrLuz. ;    LSemp.   (.Ambeiss-'|, 
,Omis-Bühel'    (trockener    Hügel,    auf   dem    nur    Spätheu    ge- 
wonnen wird)   SeliSt.,   ,Imber-  [Himbeer-V]',  entstellt  .Imhis- 
Büel'  ZHöngg,   ,Ennet-'  Gl;  GT.;  ZEIgg,  ,Aug(l)is-'  B,  .Engel- 
hoIz-Böhcl.'  1309,  L  (.Engolz-buhel.1  1313).  .Engis-Büel'  GTa.. 
.Enzen-'   BHomb.;    GT. ;    ZRiesb.   (auch    Enti-Püch?el    ZZolI., 
,Enzis-BUel.'     1546/1650,    alemannischer    Grabhügel;    vgl. 
Enzi  II   Bd  I  35S,   Endi.   ebd.  317  Anm.,  sowie  Vög.-Nüsch. 
II   472),    ,Eret-'    ZFehralt.,    ,Ort-'    B,    ,Iseu-'    Aa;    Ap;    B: 
ThHw. ;  ZGlattf.  (Tai-),  Otelf.,  Thalw.,  Zoll.,   ,Uss-'  Gl,  .Ascli- 
lis-'  B,  ,Esch-'  L,   .Aspach-'  ZMaur,  ,Atten-'  ZHinw.,   .Ateii-' 
B,    ,Etten-'    ZEIgg,    ,Ettis-'    L,    ,Iten-Bnol.'    1323,    ZHott., 
,Etzlis-Büel.'   um  1330,  ZSchwam.,  .Fuchs-'  LMalt, ;  Tl. Tag. : 
ZBub.,  Sth.,    Wäd.  (Fliehte*-),   Zoll.,     .Vogel-'    ZSth.,    .Feld- 
Büchel'   GScunw.,   .Fünf-'    Fünf-Büel  (Waldhöhe  mit  fünf  kel- 
tischen Grabhügeln)  ZZoll.,  , Funken-'  G,  ,Far-'  BBelp,  .Fareu-' 
BHk.,  ,Farn-'  Ap;  L  (.Farnbüeler',  Familienn.  Ap;  LGettn.t), 
.Foren-'    ThTäg.,    ,Frä-'    B.    .Freien-'    ZSth.,    .Fr.'.-'    ZBül.. 
Wald  !-/;„/.,    ,Frön-'    ZÖtw.,   .Franken-'  ZFehralt,.   .Guggen-' 
Aa:  Ap:  G;  Th;  Z  I  Familienn.  Th  ;  Z;  1531,  HBull.),  ,Gaull-' 
B,    ,GoId-'   ZW'etz.,    .Galgen-'   Gr;   ZZoll.,    .Gnmpen-'   ZStäfa. 
,Gumpis-'    l:,    ,Gans-Bühel.'    1571.    ZSth.    (jetzt    Gaa-Büd), 
.Gäns-Büel.'  1531.  ZEIgg,  .Geiss-'  Ap  I  .-Bühel') ;  B:  Z.  ,Gisen-' 
B,    ,Gotts-.'  um  1450,  LWillis..    .Gitzi--  GrTam.,  .Glisen--  Aa. 
.Grälen-'   B,    .Gräfeus-'   Z,    .Gridel-'   B.    .Grien-'    L   (G riebet), 
.Grüen-Büeliel- GW..  .Grüenen-Biiel'  BSa.,  Si.,  .Grind-.-   1460, 


L097 


Bah,  beh,  bih,  boh,  liuli 


lo'.»8 


LSemp.,  ,Griose-'  I.  (Grütpd),  .IIa-'  ZHerr].,  ,Hauen-'  B, 
,Heu-'  1!  (HBpd),  ,H6(ch)-'  Aa;  Ap;  B  (auch  u.);  LStdt; 
ZEIgg,  Bommfl  L  (a.  .Honibel'),  ,Heid-' B;  Gr,  .Heidel-' GT., 
.  11,  i.l.ii -■  SchwE.;  ZEIgg,  .Heidis-'  SchSchl.  (auch  17491, 
,H»gs-'  B,  ,Hugo-'  GGrabs,  .Hüglis-'  ZMänn.,  .Hell-'  Ap. 
,H61is-'  B,  ,Ham-'  B,  ,Häm-'  B  (.Henne-.1  142.",).  .Hemlis-' 
B,  .Hummel-'  GNess],  (viel),  tautol.  Zss.),  ,Hanen-'  BSi.. 
.Ilanni-'  B.  ,Huu-'  G  (Vail.l.  .HUencr-'B;  ZHorg.;  1460,  Aa, 
.llunil-'  BÄscbi,  .Hanged-'  Aa  Mand.,  .Hunger-'  AaWohl. ; 
1460,  LSemp. ;  l'h  (.Huugerbüeler',  Familienn.);  ZGrüii., 
.Hengst-Bühel'  ApI.,  ,-Biiel'  ZSth.  (.Hengstenbühl.'  1494), 
.Hanse-'  S,  .Hentsehe"-"  Aa,  ,Hoppeli-'  ThHw.,  ,Hirden-.' 
1460,  LSemp.,  .Herzens-.'  ebd.,  .Hflrlis-.'  1653,  AaWott. 
Klosterarch,,  ,Herniaiins-Bühel'  ZDynh.,  ,Hermets-Büel*  S ; 
ZTurb.,  .Hirnen-.'  1460,  DSemp.,  .Horn-.'  1389,  B,  .Harz-' 
GTa.,  .Hasen-'  Ap;  B;  G;  Zg  (u.),  ,Hütt-' B,  .Hütten-'  GT., 
.HOttens-'  GKapp.,  .Hitz-'  AaElir.  (Hügelzug  mit  Kalk),  Jo- 
nen-' Ap,  .Jungfer-.'  AaWohl.  Urk.,  .Challen-'  B,  .Chelen-' 
Aa.  ,Chels-'  Gkdspel.  ebd.,  .Chalch-'  ZRicht.,  ,-Buhel.'  1494, 
ZSth.,  .Chileh-Büel'  Aa;  B;  LSemp.  (Chilpd,  so  schon  1590; 
.tilchbüel.'  1460,  ,-bubil.'  1290.  ,-buehel.'  12881,  um  1450, 
Willis,  (.kirbel'l;  GAndw.,  Goniinisw.  (Chilpd);  üwStans;  Zg 
Cham;  ZObf.,  Schlier.,  Stäfa,  ,Chilt-'  BE.,  .Channen-'  Aa, 
.Chane-'  BSi.,  ,Chorn-'  (.Kornbüeler.'  Familienn.  um  1480, 
ZWtlmr).  .Charsten-'  ZAltst.,  .Kurzen-.'  1456,  LHergisw. 
(jetzt  Churzhübel),  Cheeei-Bü'l  (heidnischer  Grabhügel)  ZStäfa, 
,Kis-.'  1423,  LGisik.,  .Kastei-.'  XIV.,  B.  .Kasten-'  WGoms. 
.Chatzen-Bühel'  Ap,  ,-Büel'  B,  ,Chetzer-'  ZEls.,  .Chll"-'  ZObf., 
.Klingen-.'  AaWürul.  Offu. ;  SNA.,  .Chlausen-'  Ap,  ,Chnü-'  B 
(.Kneubüeler',  Familienn.  B;  LZell),  .Chrieg-'  GrA..  .Chraj(en)-' 
B;  Z,  .Kryen-.'  1523,  L  (.Kreieu-',  Familienn.  L),  ,Chron-' 
Chrobcl  (Wachholderhügel)  Ap,  ,Kras-.'  um  1080,  S  (Name 
eines  Klosters),  ,Chries-'  B,  .Chrotteu-'  ZDietik.,  .Cliriiz-' 
BSi.;  G  (,-Büchel');  ZMaur,  Stdt,  .Liecht-'  W  (ThPlatterl, 
,Lug-Buel.'  1392,  ZWäd.,  .Lugi-Büel.'  1389,  B,  ,Leim-'  Ap 
(Läbd);  B,  .Linden-'  Ap;  G  (,-Büchel');  ThTäg.  (,-Biihel1);  Z, 
.Langen-'  GT. ;  üw;  Z,  .Längen-'  B;  L.  .Linsen-Büchel, 
-Bühel.'  1604,  Aa,  Lfsi-Bäel  GStdt  (.das  Linsybüel.'  1490; 
,Linsi-Büchel.'  Kessl.l,  Le'isi-  ZHombr.,  Kapp.,  Lis-Btch3cl 
BsStdt,  .Lopfers-.'  um  1450,  LWillis..  .Lerchen-'  ZHöngg, 
.Liis-Biicliel'  L,  .Lüs-Büel'  BWiedlisb.,  .Lust-'  (,ob  Romishorn 
ligt  ein  fleck  mit  einer  lustigen  vischenz,  den  nennt  man 
den  lustbiihel.'  Vad.),  .Lutz-'  GA..  .Muggeu-'  ZBiil.,  Wollish., 
.Male-'  GrFelsb.,  .Mülli-'  Ap;  B;  Z.  .Melchen-'  B;  1565, 
ZSth.  (jetzt  UiUchcr-),  ,Milch-Büchel'  GRh.,  ,Molster-Büel' 
Ap,  ,Münch-'  ZKapp.,  ,Mies-'  LWillis.  (.Anna  Miesehbüeleri.' 
um  1450).  ,Mos-'  B,  .Mistel-'  B  (schon  1389),  .Metten-'  B, 
, Fasnacht-Bühel.'  1653,  Aa,  .Nigel-'  ApI.,  .Näppen-.'  1530, 
Aa,  .Nuss-BUel'  Gl,  ,Nest-.'  um  1450,  LWillis..  .Nistel-'  Ap, 
.Netten-'  G.  .Nitten-'  ZDorf,  .Netsch-'  B,  .Buchs-'  BSi., 
, Ballen-'  B,  .Balzen-'  ZHinw.,  .Bildes-Bnhcl.'  um  1210,  7. 
Wied.,  .Bänder-BUel'  ZStäfa,  , Baren-.'  1379,  ZHinw.,  .Bären-' 
BHa.,  .Birch-'  B;  XV.,  ZSchlier.,  .Bercbten-.'  1338,  L,  ,Ber- 
ken-.'  um  1450,  L Willisau,  ,Rot-berg-'  Aa,  ,Burg-'  B;  Z 
Oberglatt  (Burbd),  ,Burst-Bühel'  G,  .Batten-'  Ap,  .Beten-' 
ZgoAg.  (wo  früher  eine  Kapelle),  .Bettler-'  Grlgis  (Sammelort 
von  Vagabunden),  ,Bätzi-'  ZMeil.,  , Bntzeu-'  ZUnterstr.  (.Buuzis- 
puol.'  1247),  .Bluemeii-'  ScbwMuo.,  .Bluot-Biihel,  -Bttchel.' 
1521/1650,  ZSth.  (jetzt  -Bück),  ,Brach-Büel.'  um  1450.  L 
Willis.,  3rech-'  LSemp.,  .Bruch-'  B,  .Brueder-'  ZMaur, 
,Brunn-'  ZDürut.,  .Breiten-'  AaKulm,  .Rech-'  ApA.,  I.  (,-BU- 
hel'),  .Rechen-.'  um  1450,  SchwTugg.,  .Riehen-.'  um  1451), 
LWillis.,  , Rüchen-'  BBe.,  .RUedgers-.'  1339,  ZGoss.,  .Ravens-' 
ZPfäff.  (schon  13C4.  .Ratspüe).'  1467),  ,Roggeu-'  GA.;  Th; 
ZHöngg,  .Roggens-'  ZGrün.,  .Ruggen-'  ThAad.  (JNater  1898, 
130),  ,Rom-'  SchwE.,  .Rapperschen-'  Aa,  .Ruprechts-'  ThTäg., 
,Rör-'  Z,  .Rüerers-'  Ap,  ,Ross-'  GrChur  (,-Büchel';  früher 
.tumbas  dals  cavals';  Tgl.  Screrh.  1742,  3);  G,  .Rosen-.' 
XV.,  ZGreifensee,  ,Rüss-'  L,  .Bischen-,  Rüschen-'  Aa,  ,Rost-' 
B,  .Roten-'  B;  GT.,  .Ratzen-Bühel.'  1653,  AaWett.  Kloster- 
arch., .Rotz-.'  ebd.,  .Se-Büel'  BThun,  .Selis-'  B,  ,Sou-Bühel' 
Ap,  .Sal-BUel.'  1389,  B;  um  1450,  LWillis.,  .Selli-'  B.  ,Sol-.' 
1433,    SchRüdl.,    .Silber-'    BSi.,    „Salz-'    Gl,     .Samen-'    Ap, 


.Suuueu-'  Th;  /.,  .Saud-'  l( :  Gr;  G  (,-Bflcb.ol'  Uli.,  .  Bühol' 
Rorsch.,  Ta.);  ThHw.  (,-Bühel1);  /.,  .Suren-'  AaWohl.,  .Schl- 
ben-'  ApWaldst,  iStainb.it  der  SchOtzenscheiben) ;  GrPr.  (An- 
höhe, von  der  herab  die  Kuaben  an  der  Fastnacht  Scheiben 
schlagen).  SrlaV,,"-  ZSth.  (.Schüben-.'  1663),  .Schacheu- 
BOhel'  GTa.,  ,Schüfel-Büel' B,  ,Schin-'  Ap,  .Schinen-.'  u.U. 
AaWett.  Klosterarch.,  .SchOn-'  Aa;  I!;  Gl;  G;  ZKüsn.  (ScMbcl), 
Meil.  (Schumbd),  .Schönen-1  Aa;  Ap;  B;  G;  Z  (,-Büchel.' 
1579,  ZWetz.),  .Schür-'  B,  .Schürten-'  B,  .Schlö-'  ZDürut., 
.Schlotter-'  ZGoss.,  .Schunds-'  ZSth.,  .Schmitten-Bühel'  Ap, 
.Schneggen-'  GrCastiel;  ZEmbr.  (.Sneggenbuel.'  1406,  Z 
Wollishofen),  ,Scbwendi-.'  1449.  SchwMa.,  .Schwent.n ■■  /, 
Oberglatt,  .Schwarz-'  GRagatz,  .Schwarzen-.'  um  1450,  L 
Willisau,  ,Spitz-'  Ap,  .Spitzen-'  BSi.;  1460,  LSemp.,  .Spren- 
sen-'  ZHott.  (.Spenzeubuel.'  1320/41),  .Stanfen-'  B,  .Steig-' 
ZSth.,  .Stigen-'  ZKn.,  .Stein-'  Z,  .Steini-'  AaEnd.,  .Stanglis-' 
UwStans,  ,Stor-'  ZStäfa,  ,Strit-'  ZObf.  (Stripel),  .Dächen-' 
BSi.,  .Dachs-'  ZSth.,  .Toggeu-'  B  (.Anna  Tuggen-.'  1679, 
ZZoll.),  ,Tann-'  ZDürut.  (Tammel),  Herrl.  (Tambel),  .Tannen-' 
BBInm.,  Si.,  .Donner-'  BStdt,  .Dinkel-'  BGurz.,"  .Dürren-' B, 
,üurs-.'  1503,  ZHütt.,  .Detten-'  B,  .Willen-'  ZWetz.,  .Wolf-' 
ZSchönenb.,  .Wolfens-'  ZHirz. ;  1309,  LEschenb.,  .Waldis-.' 
1389,  L,  .Walkers-.'  um  1450,  LWillis.,  .Wannen-Büchel.' 
XV.,  ZWetz.,  ,Win-BUel'  ZZoll.  (Wxbel),  .Wangen-'  ZSth., 
,Wintel-Buel.'  um  1320,  ZFluut.,  .Winters-BUel.'  um  1450, 
SchwTuggen,  .Werd-'  ThRüti,  .Würten-'  BSi.,  ,Wasen-'  Z 
Dänik.,  ,uf  den  Wasserbüeleu'  Blnterl.,  ,Wissen-BUel.'  um 
1450,  LWillis.;  UwHerg. ;  ZGoss.,  Sth„  .Wüschet-Büelen' 
ZHinw.,  , Westers-',  auch  Wetpera-Büd  ZAndelf.  (.Westers- 
bnol.'  1257,  .Westirspuol.'  1306),  .Watten-'  ZOberrieden, 
.Wetter-'  Ap,  ,Witen-'  BHerbl.,  .Zuber-'  (.Zuberbüeler',  Fa- 
milienname Ap  seit  dem  XV.),  .Zelters-Buel.'  1279,  ZStdt, 
,Zisli-BUchel'  GWitteub.  —  b)  in  Familiennamen.  .BUelinauu' 
B;  LStdtf;  Obwf;  ZStdtf;  1462,  GT.;  1500/78,  LSemp.; 
1526,  AaB.;  1530,  ZF.;  1531,  ZStdt;  1532,  Schwl'fälf. ; 
1689,  ApHer. ;  1702,  LSchötz.  .Büchelmaun.*  1532,  Seh. 
-  3.  Ahl.  a)  Büch(e)ler,  Büder  a|  als  Familienn.  Büchder 
Aa;  ApI.  (schon  1530),  Büchler  Aa;  Ap;  Bs  (Ilfrchler) ;  B 
(.Gangolf  Büchler.'  1548,  BNidau);  XVIII.,  Schw;  ZDietik. 
(auch  Bürchler).  Bücler  AaB.  (schon  1372),  Bremg.  (1348); 
Ap  (1428);  Bs(1344);  B;  Gl  (.Niklaus  der  B.'  1330);  Gr; 
LE.  (1382).  Semp.  (XV.);  GGrabs,  R.  (1530),  T. ;  Schw  (schon 
1282  ,Bnolere'),  Muo.  (.Büoler.'  1443,  Fründ);  S;  ThDiess. 
(1530);  U  (1440);  Obw;  WZerm.  (.Buoler,  Bieler.'  1476); 
Z  (seit  dem  XIV.;  .Hans  Lehmann  geu.  B.'  1424,  Rüschl.; 
.Haus  Kerez  gen.  B.'  1597,  Zoll.),  Oft  in  Fluru. :  .Das 
guet  Büelers-Egg.'  um  1480,  GStdt,  ,BUeler-Berg'  ZEgg,  ,-Re- 
beu'  ZÜetik.,  ,-Weid'  ZWald.  —  ß)  zum  Lokalnamen  ge- 
worden. .BUeler',  Dorf  ApA.,  Hof  SchwWollcr.  .Acker  im 
B.'  ZRegenst.  —  b)  Büelere'  f.,  hügeliges  Geläude.  .Eine 
Quelle  im  Grundstücke  gen.  Bühlern.'  ZRiffersw.  (Amtsbl.J. 
Vgl.  Füderen  (Bd  I  808).  Über  das  nahe  Verhältuiss  unsres 
W.  zum  Syn.  Bull  III  (Böl,  BSI)  vgl.:  , Wiesen  im  Buche] 
oder  Bohl.'   ZKilchb. 

Vor -Bühel:  Bergvorsprung.  .Freienstein,  ein 
stark  hus  an  einem  v.  am  Irehel.'  HBull.  1572.  ,Uf 
einem  V.  des  Hasenbergs.'  JJRiiEr.ER  1606.  .Friesenberg 
vornen  am  Egg  des  Bergs  auf  einem  V.'  HBlüntschli 
1742.  —  Merze(n)-Büeli  n.  (Dim.):  d'sM.han,  in 
Folge  der  rauhen  Frühlingsluft  Bisse  in  der  Haut  an 
den  Händen  haben  GRGrüsch,  Klost.  Syn.  Schrunden. 
—  Pfaffen -Bühel:  Spottname  für  den  Vatikan. 
.Den  Pf.  daselbst  [in  Rom],  Vaticanum  genannt.'  Guler 
1610.  —  Sturm-.  .Pecten,  der  st.  ob  der  schäm,  da 
das  har  wachst.'  Fris. ;  Mal.    Auch  Denzl.  1677;  1716. 

büchelecht:  hügelig,  höckerig,  uneben.  ,Der 
Schnabel  ist  obenfür  dick  und  rauch  büchelecht.' 
Vogelr.  1557.  .üise  muschlen  sind  innerthalb  glatt, 
aussen  rauch  und  büchlächt.'  Fischb.  1563.  ,Büchel- 
aehtig,  clivosus.  Tumulosus,  stotzig,  reinachtig,  büchel- 


1099 


Bah — bnh.    Baj — buj 


1  li  in 


ächtig,   voll  büchlen.     Büchlächtig,   in  mitten  erhebt 
und  ausbogen,  extumidus.'  Fris.  ;  Mal. 

Büchelechti  f.  ,Uber  denselben  tobel  ist  ein 
grosse  wilde  von  berg  und  holz,  do  was  ein  vast  grosse 
wyte  buchellechte,  als  zwischen  Basel  und  Mülhusen.' 
1476,  Bs  Chr. 

I'halch-Büchler    ZWäd.,    -Büeler   ZEgg.  Zoll.: 
1.  Apfelsorte   ZWäd.  —  2.  Birnsorte    ZEgg,  Zoll.  - 
Von   Chalch-Bühd  als  Herkunftsort. 

Z  a  n  - :  Zahnfleisch  (mit  Bez.  auf  dessen  Erhöhun- 
gen)? ,Es  heilet  alle  Mengel  des  Munds  und  der 
Zanbuehlern.'  JJNüscheler  1608;  an  späterer  Stelle 
.Zanbüchler.' 

ge-büchlet  Gl;  Gr,  gfej-büeht  Gr:  =  g'-hublet 
(Bd  II  9.r)0).  Eben  ist  nüd  püchlet  Gl  (Sprw.).  ,Der 
berg  was  hoch  und  büchlat  [Var.  .büchlacht,  -ocht'].' 
XV.,  Volksb.  .Das  übrig  [Holz]  aber,  das  nienar  zue 
nütz  ist  (dann  es  ist  krumm  und  büchlet).'  1531, 
Weish.;  dafür  16G7:  ,foll  Äste.'  ,Basan  ist  ein  bühe- 
leter  berg.  Warum  springend  ir  gebühleten  berg?' 
1548,  Psalm;  dafür  1667:  , hügelecht.'  ,Gang  ein  ort 
aus,  das  nit  zue  eben,  auch  nit  zue  büchlet  seie.' 
Vogelb.  1557.  , Seine  hörn  sind  gebüchlet  und  ge- 
krümbt  wie  die  bockshom.'  Tierb.  1503.  ,Wem  die 
hut  uneben  und  büchlet  wirt,  der  nemo  senf,  hunig, 
mach  ein  salb,  strychs  uf  die  büchel.'  1588,  Zg  Arzneib. 

büchlig  GRHe.,  Rh.,  büelig  GnValz. :  hügelig,  un- 
eben.    E"  büchligi  Wis.    E"  büelegi  Gegend,  Mägeri. 

Vier  -  Büeli°g:  Wasser-,  Erdmolch  GRh. 

Wahrsch.  so  benannt  von  vier  Drüsenwülsten  auf  dem 
Rücken. 


Baj,  bej,  bij,  boj,  buj. 

Bajadere"  Pxij.de-re"  TuFr. ;  ZGrün.,  Sth.,  -de're" 
Aa,  Büjiäe're- "ZO.,  Stdt,  W.,  -U're*  GTa.;  ZZoll.  -  f.: 
lange,  wollene,  meist  buntfarbige  Schleife,  die  um  den 
Hals  geschlungen  wird.     Vgl.  Fischü  (Bd  1   1109). 

Doch   wohl   das   frz.    bayadire;  zur  Bed. -Übertragung  vgl. 

M>,i<i<rh>f<n    |S]i.     295|. 

Bajaff  m.  s.  Bd  I  101.  -  Chnrw.  bajaffa,  Schwätzer; 
also  keine  Zss.  mit  Äff. 

Bajass  Ba(i)jass  Ap;  BsStdt;  Th.  P-  B;  Tu;  W, 
Pajai  GrnLandqu.,  Be*(i)jass  AAZein. ;  GA.;  SchwE.;  S; 
Zg,  P-  Bs;  THBerl. ;  Z  —  m.:  1.  der  Hanswurst  im 
Bauernspiel  W.  —  2.  Hanswurst,  Possenreisser;  übh. 
Einer,  der  sich  närrisch  gebärdet.  aaOO.  'Tue"  vie- 
n-en  B.,  de"  B.  mache".  lez  chummen  ich,  seit  der  B., 
jetzt  ist  die  Reihe  an  mir  (scherzh.)  GA.  Vgl.  noch 
Eas-NacU  (Sp.  648)  und  HHerzog  1884,  222,  auch 
Arch.  f.  Volksk.  I  271.  —  3.  Hampelmann  als  Spiel- 
zeug der  Kinder  Bs;  BU. ;  Th;  Z.  —  5.  verächtliche 
Bezeichnung  für  Fferd  AAZein.  -  'Eiz.paiUcume  in  Bcd.  2, 
churw.  pajaas,  it.  bajazzo. 

Blätzli-:  typische  Fastnachtfigur  in  einem  aus 
lauter  kleinen,  buntfarbigen  Tuchläppchen  (hie  und 
da  auch  Spielkarten)  bestehenden  Gewände  und  mit 
hoher,   kegelförmiger  Mütze   BsStdt.     Vgl.  Bl.-Bögg. 

pe'ijasse":  sich  wie  ein  Hanswurst  gebärden 
ZZoll. 

Beijässel  m.:  =  Bajass  2  ScnwE.  F äice*  mache' 
wie  nc"  rechte1'  B.  MLienert. 


baje":  unverständlich  reden,  kauderwelschen,  plap- 
pern W. 

Bäjini,  PI.:  1.  Kauderwelscher  W.  —  2.  Spitz- 
name der  Bewohner  von  Einfisch,  Siders  und  andern 
französisch  redenden  Orten  W. 

Churw.  bajer,  schwatzen,  foppen;  baja  in..  Schwitzer; 
baja  f.,  Geschwätz,  Plauderei;  it.  Spass,  Kinderei.  Zu  '_' 
vgl.  die  lied. -Entwicklung  von  gr.  ßapßapoj. 


Pajen  m. :  Page.  ,Er  sye  gewäsen  ein  buob  oder 
payen  eines,  der  sich  nampt  Hans  von  Stäffis.'  1530, 
Absch. 

liajin.  ,Bayen  Tuch,  pannus  pinguis.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,1  englisch  burätis  Kleid,  1  rot  cronrassen 
Rock,  2  bayen  Röcke.'  1766,  ZErl.  Inv.  ,1  weiss 
bayenes  Unterröckchen.'  Z  Verzeichn.  (um  1800).  — 
Vgl.:   ,Boi,  Baie,  de  la  reveche,  de  la  frise.'   De  Lacour  1736. 

Bajonet  Be-(i)jenU  AASt.;  B;  S;  Tu;  Zu.,  PeHnkl 
ZZoll.,  Bagenette'  BHk.  —  n.:  wie  nhd.  Putz  Ghrüz-B.'. 
Ausdr.  der  Verwunderung  AASt.  ,In  drei  Zeiten  ab- 
zücht  die  Pajonet,  insteckt  die  P.!'  Ap  Exerz.-Reglc- 
ment  1770. 

Hüpen-:  Hülsenbajonett,  im  Gegs.  zum  Einsteck- 
bajonett Z  f.  , Jeder  Soldat  soll  mit  seiner  eignen 
zweilötigen,  nach  heutiger  Manier  geschifften  Flinten- 
schloss  und  H.  versehenen  Flinten  und  guten  Füsi- 
steinen  sich  einstellen.'  Z  Mand.  1713.  .Geschiffte, 
mit  einer  Hüpenbajoneten  und  gutem,  währschaften 
Füsilschloss  versehene  Rohr.'  Z  Schiessordn.  1711; 
ähnlich  Z  Ratserk.  1726.  S.  noch  Z  Neuj.  Feuerw. 
1855,  S.  190. 

bajelig:  halbgewärmt,  lauwarm  und  infolge  dessen 
mit  einem  widerliehen  Beigeschmack  behaftet,  von 
Speisen  und  Getränken  BE.,  S.  Syn.  brüetelig.  Gab 
ich  doch  so  b-e"  Gaffe  wett! 

baje-  I  ÄAFri..  Leer.,  Zof.;  BsL.;  B;  Gl;  GrAv., 
Chur,  Mai.,  Rh.,  Tschapp.,  V.;  G;  Sch;  THBerl.,  Hw.j 
ZSth.,  bäe'  GRHe.;  GF.  (neben  baje");  ZDättl.  (neben 
baje"),  O.,  S„  befijje",  befjje"  GrL>.,  olle.,  Pr.,  Sch., 
UVatz  fp-J,  bäije"  TflTäg.,  bäie»  BsStdt,  beie"  AaB., 
Holderb.,  bese"  ÄaB.,  F.  —  Ptc.  'bau  B;  G;  Sch;  Th, 
'bäjet  TiiBerl.,  'bäet  GRHe.;  Z:  bähen.  1.  a)  tr.,  Etwas 
durch  Einwirkung  von  Wärme  (Sonne,  Feuer,  warmem 
Wasser)  langsam  erweichen,  halb  schmoren,  rösten. 
allg.  I'h  ha"  d'  Bratwurst  gern  guet  'bröte",  nid  nur 
so  'Unit  Sch.  's  Heu  ist  nor  eso  'bäet,  schlaff,  halbdürr 
ZO.  .Bäyen.  halb  bachen,  torrere.'  Mal.  ,Fomentare, 
bähen,  wärmen.'  Denzl.  1677;  1716.  Spec.  a)  von 
Speisen.  Chäs  b.,  Käse  an  einem  Stäbchen  übers 
Feuer  halten  und  erweichen  BO. ;  GnRh.  Herdöpfel 
//.,  Kartoffeln  ohne  genügendes  Fett  in  der  Pfanne 
rösten,  etwas  anbrennen  GlII. ;  GnKlost..  Peist.  Herd- 
öpfel, Öpfel  b.,  schmoren,  wie  die  Hüterbuben  im 
Herbste  auf  der  Weide  zu  tun  pflegen  B.  Brot  b., 
Brotschnitten  auf  einem  Roste  oder  auf  glühenden 
Kohlen  rösten  AAFri.;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  .1.;-  ScnSt.; 
Th;  „Zg;"  Z.  'bäitnigs  Brot  AALeer.  Bdits  Brot 
isch  guet  in  e"  Mejel  Lantwl" :  's  nimmt-im  d'  Süri  B. 
.Bibinella  und  gebahts  Brod  ist  gut  gegen  den  gäben 
Tod'  W  (Spruch  gegen  den  schwarzen  Tod).  .Mit 
leichter  Übertragung:  'bäit  Wasser,  mit  gebähtem 
Brot  gemildertes  Wasser,  das  man  Kranken  zu  trinken 
gab  ScHSt.  Für  die  Chranke*  ist  laut  Brödwasser 
früener  ganz  Mode'  g'si"  Scnst.lt.    .Er  hies  im  gebeet 


IM1 


Baj — buj.    Bak — buk 


1102 


brot  in  win  stossen.'  Ziki.v  1521.  ,Man  weichet  ge- 
bäret Schnittenbrot  darin  [im  Enzianlebenswasser].' 
JBLakdenb.  1608.  ,Escharites  panis,  gebäbet  Brot  auf 
der  Berdblatten.'  Denzl.  1077;  1716.  .Auf  einer  mit 
gutem  Wein  angefeuchteten  gebäheten  Schnitten  Brods.' 
JJSchecchz.  1708/46.  —  ß)  Wide"  b.,  Weidenruten  im 
Ofen  wärmen,  um  sie  biegsamer  zu  machen  AAFri., 
dünne,  grüne  Tannäste  im  Feuer  biegsamer  machen, 
um  sie  beim  Zäunen  als  Bänder  zu  benützen  GRTschapp. 
.In  Bannwälden  durch  Holzfellen,  Schwellten.  Schwei- 
felbälien.  Hagstecken  schneiten  udgl.  die  Wald  be- 
schädigen.' 1821,  Obw  Bq.  —  y)  Stecke"  b.,  von  grünen 
Stöcken  einen  Teil  der  Binde  in  spiralförmigen  Streifen 
abschälen  und  dieselben  so  lange  übers  Feuer  halten, 
bis  die  entrindeten  Streifen  stark  gebräunt  sind,  worauf 
die  übrig  gebliebene  Binde  entfernt  wird,  so  dass  der 
Stock  dunkel-  und  hellbraun  gestreift  erscheint;  ein 
Zeitvertreib  hauptsächlich  der  Hirten  und  Knaben 
CrHc.,  Pr.,  UVatz.  Alpe'stccke"  b.,  in  die  Binde  von 
Alpenstöcken  auf  die  beschriebene  Weise  gebräunte 
Figuren  einbrennen  GlH.  —  d)  „Leinbüschel,  nach- 
dem sie  geroset  haben,  etliche  Tage  lang  auf  trockenem 
Grunde  an  die  Sonne  hinstellen  G."  —  s)  Pflanzen- 
blätter, indem  man  sie  über  einem  Feuer  hin  und  her 
schwingt,  weich  (läm)  machen,  um  sie  nachher  auf 
Wunden  zu  legen  ÄABb.  Chruter  b.  ZDättl.  .Niinb 
Lillienwürzen,  bäihe  sie  ob  einer  Glut,  binde  sie  auf 
den  Schaden  [des  Tieres].'  BSi.  Arzneib.  —  Q  zu 
Heilzwecken  mit  warmen,  erweichenden  Umschlägen 
behandeln  G;  Z.  's  Aug  mit  Milch  b.  Z.  ,Die  frouw 
soll  mit  schwammen;  daryn  tunkt,  hinden  und  vorneu 
wann  übergelegt,  gebäyt  werden.'  Buef  1554.  ,Ab 
dem  einen  krut  solle  sy  trinken,  ob  dem  anderen  sich 
bäyen  oder  bedampfen.'  ebd.  ,Bäy  im  [dem  Habicht] 
seine  faderen  mit  warmem  wasser.'  Vogelb.  1557.  ,Bäy 
im  den  buch  und  brüst  mit  einem  schwumm,  in  heissem 
wasser  genetzet,  und  also  gebäyet  gib  im  heiss  brot 
zue  essen.'  Zg  Arzneib.  1588.  .So  mogent  sy  [kranke 
Frauen]  ouch  ruten  verpena  sieden  in  win  und  den 
trinken  und  darüber  sich  bäyen  unden  uf.'  ebd.  ,Die 
Kinder,  wenn  sie  zur  Welt  geboren,  mit  Camillen-  oder 
Begenwurmelöl,  Wein  mit  Butter  fein  warm,  fleissig 
und  öfters  behen  und  schmieren.'  Muralt  1697.  S.  noch 
geben  (Bd  II  72).  —  b)  refl.,  in  der  Sonne  sitzen  oder 
liegen  B,  sich  (beim  Ofen)  verweichlichen  ÄABb.;  L, 
,molliter  se  curare.'  Id.  B.  —  c)  abs..  feueht  über 
Etwas  sich  ausbreiten,  brüten.  .Alles  war  grau,  selbst 
der  Schnee,  da  ein  schmutziger  Nebel  über  demselben 
bähte.'  Senn,  Biogr.  —  2.  mit  Widerwärtigkeiten  zu 
kämpfen  haben.  .Er  muss  recht  bayen',  er  muss  eine 
schwere  Leidensprobe  aushalten  Bs  (Anon.  ad  St.). 
—    Mhd.  bä(j)en,  ahd.   bäen.      2   viell.   eher  zu  peijen. 

ab-:  durch  Wärme  schwinden  machen.  Syn.  e'ireg- 
beize".  Es  [die  Sonne]  het  der  Sehne  abbäit,  i'h  ha" 
nid  g'wüsst  wie  B  oE.  —  über-:  Wärniepflaster  auf- 
legen AABb.  —  üf-:  aufwärmen  GF.;  warme  Kata- 
plasmen  auflegen  Z.  —  umme(r)-.  D'  Hebbire"  [Kar- 
totfeln],  en  Tatsch  in  der  Pfanne"  ume(rjbeje",  zu 
lange  rösten,  überm  Feuer  lassen  Gr  UVatz.  Pr.  Auch 
von  Vieh,  es  zu  lange  an  der  Sonne  stehen  lassen. 
ebd.  E"  Wösch  ummebäe",  langsam,  mit  vielem 
Umherschleppen  trocknen  Z.  —  er-:  =  er-bächelen 
(Sp.  962)  ZZoll.  Si  händ-e»  [ihn,  den  Kränklichen] 
wider  clwnnen  erbde",  sie  haben  ihn  durch  äusserst 
sorgfältige    Pflege    am    Leben    erhalten    können.    — 


Ter-:  1.  zu  stark  bähen  B.  „Ein  verbäiter  Mensch, 
Einer,  der  keine  Kälte  ertragen  mag,  Ofenbrüter." 
„Sich  r.,  sich  zu  warm  halten."  —  2.  welk  machen 
ZO.  's  Böl  [die  Blutenknospen  der  Obstbäume]  ist 
cerbdet,  z.  B.  durch  Nachtfrost  und  darauf  folgenden 
Sonnenschein. 

Wide"-Bäjet  m. :  die  Arbeit  des  ,Bähens'  von 
Tannzweigen  zum  Behufe  des  Zäunens  an  einem  (ge- 
wöhnlich am  St  Jakobstage)  auf  dem  Felde  angezün- 
deten Feuer,  wobei  vom  Bauern  geladene  Verwandte 
und  Bekannte  mithalfen  und  woran  sich  Abends  ein 
kleines  Festchen  mit  frugalem  Sehmaus  und  Tanz  zur 
Harmonika  schloss  BE.f 

baje"  II  bee":  hauen,  schlagen  GRSchiers.  Er  hed 
der  Chue  e"  Hechts  'biet. 

aher-:  mit  Gewalt  herunter  schleudern,  ebd.  Wie 
die  Ledege"  mächtig  grössi  füregi  Schibe"  gege't  d's  Dorf 
aherpeet  hejind  [an  der  Fastnacht].   Scbwzd.  (GRPr.). 

Wohl  identisch  mit  läjen  I  nnd  urspr.  die  schwingende 
Bewegung  beim  Stecken  läjen  über  dem  Feuer  bezeichnend ; 
vgl.   it.  scayliare   1)  abschuppen,   2)  schleudern. 

Bajen  Bdjo  m. :  Fruchtzapfen  der  Tanne,  Lärche 
WVisperterm.     Syn.  Bäh. 

Bejogge] :  Scheidemünze,  Kleingeld  BE.;  S  (scherz- 
haft).   —    It.   bajoeeo.  röni.   Kupfermünze. 

pe'^e"  ÄABrugg,  Ku.,  Sarm.,  Zof.,  Z.;  B;  W;  Z 
Lunn.,  be'ifjje"  AaBI).,  Fri.  (-1-),  St.;  Bs;  B,  päifjje" 
Aa  oF.,  bdifjje"  III  TüEschenz,  Mamm.,  Müllh.:  be- 
zahlen (scherzh.).     Syn.  blechen.     Er  hat   müesse"  p. 

—  Frz.  payer. 

beujel:  Laut,  der  den  Ton  der  Maultrommel  nach- 
ahmt AALeer. 

Bojagg  „Bojak  m.:  1.  Hurer  Bs;  Th.  —  2.  (spott- 
weise) Nichtbürger,  Ansässe  Th."  Syn.  Scham-Mauch 
(Sp.  58). 

bojagge"  „bejahe*:  Unzucht  treiben  Bs." 
Bojäggel  m. :  1.  Bursche  (scherzh.  und  verächt- 
lich)   B  (Zyro).  —  2.  Bezeichnung  des    Teufels    Uw. 

-  Zu   2    vgl.   das  syn.   Jägrji  (Bd   III    24). 

b oj ä'ggle":  =  bojaggen  AALeer.;  „BO." 

Boje  m.:  =  Bojagg  1  Bs.    -    Vgl.  Bo-he  (Bd  II   B49). 

Bojer  m.:  =  Boi  (Sp.  914)  B  (Zyro). 

böje" :  beugen,  krümmen,  „bes.  nachlässig  und 
unordentlich  zsdrücken,  z.  B.  Papier"   W. 

nider-:  niederdrücken,  niederwerfen,  zu  Boden 
stossen  W.    Der  frisch  Sehne  hat  di  Baum  nidergiböjot. 

Böji  f.:  starker  Druck,  Stoss,  Quetschung  W.  Er 
hat  e"  B.  bercho".  Auch  Midi.:  Er  hat  e"  dichtigi 
B.  miesse*  üshaltu",  er  hat  eine  schwere  Krankheit 
durchgemacht. 


Bak,  bek,  bik,  bok,  buk. 

P''ack  I,  bzw.  Phagg,  PL  Becker  B  (neben  Phack), 
Thägg(er)  BsStdt,  sonst  wie  Sg.,  Dim.  ]">iicktli  Gr 
Churw.,  Glar.,  Luz.,  Pr. ;  Uw,  sonst  Phäckli,  bzw. 
Phäggli  —  n.:  1.  (in  SchSL;  uTh;  Z  tw.  m.)  wie  nhd., 
Paket,  Bündel,  allg.  Mit  minc*  Pägger  unterm  Arm. 
Schwzd.  (Bs).    E"  Steckli  und  e"  Päckli,  als  Abzeichen 


1103 


Hak,   liek,  bik,  Lok.  buk 


1104 


des  Lehrerstandes  Z;  vgl.  Steckli-Bucb.  Um  Sack  und 
P.  chö",  Alles  verlieren  GF.,  G. ;  Th.  Es  l'äckli  Veuf- 
Kber,  Zui'inzgfrankCstuck,  Zwänzger,  in  Papier  ge- 
wiekelte Rolle  Geldes  B;  L;  Z.  Als  genauere  Quan- 
titätsbestimmung:  En  P.  Garn  =  10  engl.  Pfund  Z. 
Es  "Päck(t)li  Zündhölzli  B;  Gr  (=12  kleinere  Büschel); 
Tu;  Z.  Es  Päckli  Tuback  B;  Th;  Z.  Es  l'äckli  Ka.fi, 
Ziköri,  auch  es  Kafi-,  Ziköri-P.,  trichter-  oder  walzen- 
förmige Papierdüte,  mit  Kaffeesurrogat  gefüllt.  ,Wenn 
schon  dem  Alten  seine  Cichorienpäcklein  über  Nacht 
zu  Goldrollen  geraten  wären,  die  Lise  könnte  nicht 
stolzer  tun.'  Joäch.  1898.  Päckli  spec.  =  Päckli-Kaffe 
(Bd  III  155)  Aa;  "Bs;  B;  Gr;  L;  G;  Th;  Ndw;  Z.  Tue 
nüd  z'  ril  P.  dri"  [in  den  Kaffee]  Th;  Z.  Der  Kafi 
ist  e"  weng  blöd,  ich  glaub,  si  hat  d'  Böne"  g'späret  ond 
derfür  mer  Päggli  g'no".  Sciiwzd.  (mTu).  Was  si  da 
für-enes  G'süff  statt  Kafi  gebi'd,  es  seigi  dere"  Päckli- 
wär,  wo  Niemert  wüssi,  was  d'rinn  sei.  MUsteri;  mit 
der  Anm.:  ,Zur  Zeit  der  napoleonischen  Continental- 
sperre  wurden  allerlei  Kaffeesurrogate  in  Päckchen 
verkauft.'  —  2.  Name  eines  Gerichtes,  =  Choler-Mues  2 
(Sp.  492)  SchwE.  Chumin  i"  d'  Hütte"  mid-mer,  de't 
giH  's  Chds  und  Anke",  Sirte",  Schotte",  P.  und  Nidle". 
MLienert.  ■ —  3.  Haufe,  Schar  von  Menschen.  So-n-es 
P.  Volch,  so  viele  Leute  UwE.  Es  heisst,  es  sigend 
einst  emöl  en  P.  vo"  Norde"  cho".  Alpenbote  1827. 
Auch  vom  Vieh:  , Sechs  bis  acht  Milchkühe  [die  auf 
den  Markt  getrieben  werden]  heissen  [in  BSa.]  ein 
Päckli.'  Alpina  1827.  —  4.  (in  ScHSt.  m.)  wie  nhd., 
Gesindel  Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  G;  Sch;  Schw;  Th;  Z. 
Verst.  oder  näher  bestimmt:  Lumpe"-,  Bettler-,  Schel- 
me"-P.;  s.  auch  üs-machen  (Sp.  46).  Es  ist  (halt)  P. 
Das  ist  en  süberer  P.  ScHSt,  es  P.  Lüt  Z  (Dan.).  Ja, 
's  ist  ein  P.,  du  und  der  Ma"".  G  Kai.  1891. 

Der  aspirierte  Anl.  erweist  das  W.  als  jüngere  Ent- 
lehnung aus  dein  Schriftdeutschen.  .Michel  Pak',  Familien- 
name.   1530,  ZElgg. 

Fötzel-P''ack:  verstärktes  Phack i.  Usc"  m it  dem 
F.!  Joacii.  1881.  —  Hudel-:  Lumpengesindel  Bs;  B; 
S  (auch  Hadere"-);  Z.  —  Jauner-:  Gaunergesindel. 
Afs  wenn  mir  e"  Lumpe'volch,  e"  J.  wäre"d.  Stutz.  — 
Chessel-  Bs.  Chessler-  Ai>;  B;  Sch:  \.  =  Chcssel- 
Volch  2  (Bd  I  804)  Ap;  Bs;  Sch.  —  2.  =  Chessel- 
Volch  3  Bs;  B.  —  Bagäschi-:  gemeines  Gesindel  Z 
(Spillm.).  —  Schwarten-Phäckli:  würfel-  oder 
backstein förmige  Gebilde  aus  Abfällen  von  Schweine- 
fleisch (Ohren,  Füssen,  Speckschwarten)  mit  Gallerte, 
die  von  Metzgern  und  Bratwurstern,  das  Stück  zu 
10  Rp.,  verkauft  werden  ZStdt. 

Phack  II,  in  der  Zss.  Tübe"-Phack  in.:  Hühner- 
habicht, Taubenstoss,  Falco  palumb.,  übh.  Stossvogel, 
kleiner  Raubvogel  GRh.  -  Vom  Vb  placken.  Zur  Bod. 
Vf.'].    Habich   (Bd    II   930). 

P'^ck-a"  m.:  der  Teufel,  spec.  die  als  solcher 
verkleidete  Gestalt,  die  mit  dem  , Engel'  am  StNiklaus- 
abend  den  St  Nikiaus  begleitet,  um  ihm  die  Ruten  für 
die  bösen  Kinder  nachzutragen  oder  Letztere  mitzu- 
nehmen AaFH. 

puacken,  Conj.  Prät.  p'Hleki  GrPi\:  wie  nhd.  allg. 
Spec,  stehlen  BO.    Mi"s  Holz  ist  mir  'packt  worden. 

Die  Stelle  bei  HRMan.  1546:  .Nun  bhackend  Bei  flux  ! ■ 
ist  bemerkenswert  als  altes  Zeugniss  für  die  Aspiration 
des  Anlauts, 

üf-:  1.  wie  nhd.  a)  aufladen,  von  Waren  B;  Z.  — 
b)  intr.,  aufbrechen,  das  Bändel  schnüren  Bs;B;  Tu;  Z. 


—  2.  auspacken.  , Waren,  so  einer  umb  Ratsamens 
und  Trocknens  willen  u.  und  wider  ynschlahen  und 
verschicken  täte.'  Z  Mand.  1639.  .Verkaufen  von  uf- 
gepackter  War:  solch  ufgetane  War  sol  geschetzt  und 
verpfundzollet  werden.'  ebd. 

a"-:  wie  nhd.  Spec,  Jmd  in  feindseliger  Absicht 
an-,  überfallen  Aa;  Bs;  B;  Gr;Th;Z.  Er  ist  uf  ''em 
Weg  a'packt  worde". 

i"-:  1.  im  eig.  S.,  einpacken,  allg.  Packedi"!  sagt 
der  Lehrer  zu  den  Schülern  nach  Schluss  des  Unter- 
richts Aa;  Z.  S.  noch  haben  (Bd  II  874),  Chrdmer 
(Bd  III  814).  —  2.  übertr.  a)  sich  reisefertig  machen, 
sich  fortmachen  Aa;  Bs;  B;  Th;  Z.  Wenn  's  alletcil 
me  Temperenzler  gibd,  chönnd  d'  Wi'händler  i.  .Wenn 
er  nur  nicht  einpackt',  d.  h.  in  die  weite  Welt  geht. 
UBrägg.  1789.  —  b)  derb,  das  Zeitliche  segnen  Aa; 
B;  Tu;  Z.  Syn.  ab-reisen.  De''  [Schwindsüchtige]  wird 
müesen  %.,  wenn  's  Laub  rist  Z.  ,Der  Kranke  gab  dem 
Pfarrer,  da  er  ihn  fragte,  wie  es  auch  gehe?  zur  Ant- 
wort, es  sei  am  Einpacken,  wenn  er  mit  wolle.'  HPest. 
1785.  —  c)  scherzh.,  tüchtig  zugreifen  beim  Essen 
Aa;  Bs;  B;  Th;  Z.  Syn.  inen-schopj>en.  Packed  brav 
i",  so  möged-er  's  rerlide"!  Die  händ  i" packt!  Z' 
Mittag  g'schlampete"  Lattlech  und  Blatte'ring:  du  [da] 
han-ich  recht  i'packt.  Dr  Bari  1883. 

üs-:  auspacken.  1.  im  eig.  S.  allg.  —  2.  übertr. 
a)  mit  der  Sprache  herausrücken ,  sein  Herz  aus- 
schütten, Geheimnisse,  Neuigkeiten  auskramen  Aa; 
Bs;  B;  L;  Th;  Z.  La  g'seh" !  pack  üs,  wie  isch-es 
g' gange"?  B.  —  b)  seinem  Ärger,  Unwillen  in  derben 
Worten  Luft  machen  B;  Th;  Z.  .Klagen,  aufbegehren, 
auspacken,  wüst  tun.'  Gotth.  Mit  Dat.  P.  B;  LSemp. 
Wol,  Dem  han-i'''  üspackt!  Der  wird-si'1'  füre"  [für- 
derhin]  b'sinne",  geb  er  wider  so  Oppis  a"stellt  B. 
,Dem  Vreneli  packte  das  Elisi  grässlich  aus.  hielt  ihm 
Anlässigkeit  vor,  dass  es  ihm  den  Bräutigam  verführen 
wolle.'  Gotth. 

hindere"-:  unterschlagen,  stehlen  B. 

z'sämme"-:  zusammenpacken.     1.  wie  nhd.  allg. 

—  2.  =  in-packen  2  b  B  hE.  —  3.  glätten,  aufputzen. 
,Dise  falken  stond  so  aufrecht  und  fein  zuesamen- 
gepackt,  dass  si  nun  lustig  sind  anzusehen.'  Vogelb. 
1557.  —  Zu  3  vgl.  lat.  cömere,  putzen,  aus  co-emere,  sowie 
büschelen. 

P''ackli  m.:  =  Tüben-Pack  ZWäd.  (Dan.). 

p''äckele"  -gg-:  nach  Päckli-Kaffe  (s.  Pack  1) 
schmecken  Gl. 

Päcketli.  .Sarcinula,  ein  bürdele,  päcketle,  bu- 
schöletle.'  Fris.  —  Dim.  zu  , Packet';  s.  Gr.  WB.  VII  1408. 

phäckle°:  Dim.  zu  phacken.  1.  kleine  Pakete  ma- 
chen, einpacken  B  (bes.  Geld  in  Rollen  verpacken); 
GrCIiui';  Z.  .Sonntags  Vormittags  zählt  er  sein  Geld 
und  packelt  bis  zum  letzten  Zeichen.'  Alpenhorn  1871 
(BE.).  —  2.  ergreifen,  packen  (mit  humoristischer 
Färbung),  a)  mit  Acc  1\,  festnehmen,  verhaften  Aa; 
Bs;  B;  S;  Th;  Zg;  Z.  De'' Landjeger  häd-e" packlet. 
Ph  lön  der  Dävi  g'rad  p.  und  a"  Schatte"  due"  S 
(Hofstätter).  Auch  Midi.,  Einen  umgarnen,  ins  Netz 
bekommen  B;  Z  (z.B.  beim  .lassen:  verlieren  machen); 
Syn.  über-chon,  e.r-wütschen.  ,Die  [Betrüger]  Laben 
Einen  gepackelt  viel  leichter  als  Spinnen  die  Fliegen.' 
Gotth.  —  b)  mit  Acc.  S.,  mit  raschem  Griff  sich  an- 
eignen, (diebisch)  einsacken,  als  gute  Beute  behandeln 
Bs;  B;  ScHW;  Tu;  Z.  So  Oppis  tuet-mer  scho"  )>., 
nimmt  man  gerne  in  Empfang  ZO. 


1105 


Hak.  bek,  bik,  bok,  buk 


lim; 


ver-:  in  kleine  l'akete  einmachen  B.  Ieh  ha" 
d'  Munt  alli  verpacktet. 

Pack  111  m.:  l'akt.  .Mit  im  wird  ich  mynen  p., 
ja  ewigen  pund  africhten.'  Habehkk  1562.  ,P.,  An- 
schlag  machen,  interniere  consilium.'  Hosimn.  1683.  — 
Vgl.    Tnk  für    Takt. 

Pack  IV  n.:  Back,  Farbwanne  der  Seidenfärbei 
BsStdt  (Becker).  —   Aus  dem  frz.  *«e. 

Hack.  bzw.  Bagg  in.:  1.  (Rauch-  oder  Schnupf-) 
Tabak  Ap;  L  (Kdspr.)i  G„Rh.",  Ta„  T.;  ZO.  B. 
schnitzle',  den  Tabak  klein  zerschneiden  Ap.  Gön-ie* 
ober  WSg  ond  Steg.  so  nemm-irh  B.  ond  Furzüg  mit, 
imil  's  Pfifli,  nä!  vergess-i°*  nüd.  Merz.  Früeh  am 
Morge"  denken-ich  a"  's  Pßfeli:  Hän-i'*  B.,  so  stön-ich 
drüf  sicher  zeh'möl  lieber  üf.  Stütz.  Wie  B.  =  wie 
Buchs  (Sp.  999)  Ap;  ZO.  Syn.  wie  Schnupf.  Es  göt 
(g'adj  wie  B.  lch  mag  das  träge"  wie  B.  Ich  mag 
im-ene"  Tag  mini  zwä  Clilüfter  Schiiter  g'spalte"  wie 
B.  Ap  (Schläpfer).  —  2.  Schläge,  Züchtigung  ScßSt. 

Wohl  aus  der  Kdspr.  Aphärese  der  ersten  Silbe  kommt 
sonst   bes.   bei  Personennamen   vor. 

Fass-:  geringe,  in  Fässchen  in  den  Handel  ge- 
brachte Sorte  Rauchtabak  (im  Gegs.  zum  Rollen-  oder 
Strassburgertabak)  Ap. 

backe":  Tabak  rauchen  Ap  (Kdspr.);  GT.  Und 
wird  's -cm  attch  trümmlig,  so  füllt -er  glich  allpott  i" 
mit-'!cm  Dümli'g  und  sägt  und  backet  und  lullet  und 
sieht.  NBösch  1892. 

Backere"  f.:  Tabakspfeife  Ap;  G.  Jetz  tcill-ich 
mi"  B.  fälle"  ond  e"  chli"  Back  trinke".  A Halder  1839 
(Ap).    —    Zur   Bildung  vgl.    ChUSpferen,   Sügeren. 

Backi  f.:  =  dem  Vor.  AiLeer.  (Kdspr.).  Syn. 
TuJiacki. 

bäckele":  nach  Tabak  riechen  ode-r  schmecken 
Ap.     Syn.  tubäckelen. 

bäckle":  Tabak  rauchen  AALeer.  (auch  bäckele"); 
Ap;  GaL.,  „Rh.",  T.;  Schw;  U;  ZMünchalt..  0.  Syn. 
tubäcklen.  Zwischen  Füttern  und  Melken,  Nachmittags 
2 — 7  Uhr.  treffen  im  Winter  die  jungen  Bursche  und 
Mädchen  in  einem  bestimmten  Stubetenhaus  zusammen. 
Die  Mädchen  spinnen,  die  Buben  aber  .bäeklen.'  III. 
Kal.  1851  (G  oT.).  [I'h]  glaub  doch  nüd,  dass  's 
sündli"*  sei,  wem-me*  Freud  am  B.  hei.  Stutz. 

Bäckler  m.:  Tabakraucher  Ap;  „GRh."  Er  ist 
en  boser  B.,  leidenschaftlicher  Raucher  Ap. 

Bäcklete"  f.  Er  hend  inest  auch  e"  B.,  was  ihr 
doch  für  eine  Raucherei  habt!  Ap. 

Bakel  Bäggel  m. :  Spazierstock  B. 

Bakele"  f.:  a)  l'haggele"  (nach  einer  Angabe!?-). 
Haselstecken.  Zuchtstock  des  Schulmeisters  Bsf.  Beid 
Lerer  hend  ir  Packle"  g'füert.  Hindern.  1861.  — 
b)  Baggele",  langer  Stecken,  womit  der  Lehrer  wäh- 
rend des  Gottesdienstes,  ohne  aufstehen  zu  müssen, 
unruhige  Kinder  zurechtweist  TiiSteckb.  Syn.  Gart  112 
(Bd  11  432),  Stüpfer. 

er -hacke",  -bäckere":  =  er-bächelen  (Sp.  962) 
SciiSt.    Me"  het  da'  China  sehüli'h  müessen  erbäckere". 

Zu  er-bäckeren  vgl.  bacheren  (Sp.  961).  Die  Affrikata  er- 
klärt sieh  als  westgerm.  Gemination  durch  r,  das  Neben- 
einander von  eh  nnd  rk  wie  in  Acher :  Acker.  Zur  Sache 
vgl.:  .Backren  ist  so  vil,  als  da  man  einem  ding,  das  da 
weich  ist,  nit  ganz  zeitig  und  unhandelbar  ist,  ieneumit 
zehilf  kommet,  das  es   wirt,  als  es  sein   soll.     Kin    kind,   das 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


zuo  iiiir  vor  seiner  rechten  zeit  geboren  wirt,  das  hat  otwau 
noch  kein  negel  an  seinen  vingerlin  und  zehlin.  Dassolb 
bindet  man  in  tüechlin  und  leit  es  ienen  in  einen  ziegel  zuo 
dem  ofen,  und  von  der  hitz  des  feures  würt  es  folzeitig. 
Tat  man  das  nit,  das  kind  verdttrb  und  käme  nit.  zuo  kreften.' 
Geiler   700    K.isnsberg  (aus  Schaffhausen  gebürtig). 

Schili-Bauk  m.:  verächtliche  Bezeichnung  eines 
Schielenden,  weiterhin  eines  Menschen  übh.  GrPi\ 
Eso  e"  Seh.  mid-eme"  Zwicker  uf  der  Nase".  GFient 
1898.     Syn.  Schili-Bäugg,  -Bock. 

P''auke"  f.,  in  Ndw  Paigge":  wie  nhd.  allg.  .Mit 
einer  pfyfen  und  mit  einer  bouggen.'  1446,  Gfo.  (F). 
,Mit  grossen  böicken.'  DSchilling.  ,Och  soll  nyemand 
mit  der  böggen  an  den  flrtagen  umb  die  statt  gan. 
biss  man  zu  den  Barfüessen  geprediget  hat.'  1492,  Sch 
Ratsprot.  ,Die  haut  [des  Maultiers]  ist  zur  truminen 
oder  pauggen  dienlich.'  Tierb.  1563.  ,Mit  beüggen  oder 
trummen.'  ebd.  ,Die  böugen  schlahen.'  ebd.  ,Terga 
taurea,  trummen,   böuken  oder  bauken.'    Fuis. ;    Mal. 

Frauke*  ist  junges  Lehnwort  aus  dem  Schriftdentschen, 
während  Paigge",  wie  auch  die  ä.  Belege  zeigen,  die  altein- 
heimische Form  darstellt;  s.  noch  phauken  1.  Bemerkens- 
wert ist  auch  der  durch  mehrere  alte  Quellen  bezeugte  Und. 
Vgl.  noch:  .Böggenslachen;  pfiffer  und  boggenslacher.'  Just. 
1420  (wofür  bei  vEodt   1831    I   71:   ,Böken,  Boiken'). 

Her-.  ,Mit  bosonen  und  herbocken.'  Sicher  1531. 
,Mit  herbougen,  trometen  und  busonen.'  Vad.  ,Tym- 
pano  turico,  ein  kleine  heerböuggen.'  1575,  Z  (Geschfo. 
Ges.).  ,Ein  Mor  kloft  mit  zwei  kupferen  Decklen 
zesamen  wie  Herbucken.'  FPlatt.  1612.  —  Vgl.  Gr. 
WJJ.   IV   2,   759. 

Kar-:  Pauke  S  f.  Si"s  Herzli  chlopfet  uie-n-e" 
Karpauke".  Schilp.  —  Zum  ersteu  T.  des  W.  vgl.  etwa 
Kar-Jämer  (Bd   III   41). 

phauke°  I:  1.  a)  „bäugge",  trommeln,  jetzt  aber 
nur  die  Schandtrommel  schlagen  Sch."  —  b)  baugge", 
klopfen,  „prügeln"  Bs.  —  2.  rednern  L;  Schw;  in  der 
Studentenspr.  auch  phäuke". 

i°-,  in  AaF.,  Ke.  -phäuke":  einpauken.  —  er-. 
.Was  würde  man  zu  einem  Musikanten  sagen,  welcher 
mit  den  gleichen  Schlägeln  eine  Guitarre  erpaukt,  mit 
welchen  er  eine  Pauke  bearbeitet'?'  Gotth.  —  „üs- 
bäugge":  Jmdn  zur  Stadt  hinaustrommeln  Sch." 

Pauker  m.:  Paukenschläger  bei  den  Soldaten; 
vgl.  vRodt  II  271.  ,Die  bögger  und  pflffer  sind  uf 
das  hürig  jar  wider  zu  spillüten  angenommen.'  1562, 
Gfd.   Als  Familienn.:  .Böugger,  Barbierer.'  1695,  ZSth. 

Arsch-,  Fidlec1'- Baugger:  Spottn.  der  Schul- 
meister BsStdt  (Anon.  ad  St.). —  Her-:  Paukenschlä- 
ger beim  Heere.  ,Ihr  Spillüt,  blosent  dapfer  uf!  schlag 
du,  Heerpaugger,  auch  frei  druff!'  GGotth.  1619. 

Phäuk(i)  f.,  auch  Phaul;  m.:  Rede.  Studentenspr. 

Bank,  Bauker  m. :  Bonvivant,  Fresser.  Schma- 
rotzer; (iron.)  Hungerleider  AAWohlen. 

bauke",  in  L  (nach  einer  Angabe);  Schw;  SBib. 
phaul:e"  II:  1.  mit  vollem  Munde,  gierig,  mit  Be- 
hagen essen,  bes.  von  Kindern  AaF.,  Fri. ;  L;  Schw; 
ZO.  (Stutz).  Syn.  manschen  (Sp.  336),  tärehen.  Si 
hend  z'säme"  Nass  'bautet  zum  Z'foifi.  Hausfrd  (L). 
—  2.  stehlen  SchwE.;  SBib.  —  3.  schmauchen,  Tabak 
rauchen  AaF.,  Fri.  (Kdspr.). 

Zu  1  vgl.  paiu-ken  (Sp.  964),  zu  1  und  2  mauken  (Sp. 
139),  3  ist  viell.  blosse  Übertragung  von  1,  wenn  nicht  eher 
kindliche  Ausspr.   für  rauken   unter  Anlehnung  au  unser  W. 

70 


1107 


Bak.  bek,  bik.  bok,  buk 


1108 


Hauki  f.:  Tabakspfeife  AaF.,  Fri.  (Kdspr.).  Syn. 
Bauki. 

Panki(n)g  f.:  nur  in  der  Verbindung  P.  ge",  ein 
Zeichen,  eine  Losung,  Nachricht  geben  ScuSt.  (Sulger). 
-    Vgl.   Pouchen  (Sp.   964),   Bedien  (Sp.   972). 

l't'k  I:  Personenname,  familiär  oder  abschätzig  für 
Peter  P.E..  Gerzensee,  0.;  GnMalix  (Pecki),  Pr.  (auch 
Phek).     Vgl.  Pegg. 

Phe'k  II  f.  (in  ÄALeer.  n.),  PI.  P*efeeV  1.  Dirne 
Aa;  „BO."  (.scortum.'  Id.  B);  ScHSt.;  ZStdt.  ,Kom 
her,  mein  Joseph,  du  bist  der  Tugend  wert,  du  hast 
wol  nit  sretan.  was  jene  Peck  begert.'  Wahrs.  1075. 
S.  auch  Flanderen  (Bd  I  1201)  und  Schwzd.  X  20.  — 
2.  Schimpf-  oder  Scheltname  einer  Weibsperson  Aa; 
B;  Z,  spec.  einer  widerwärtigen,  überall  Unfrieden 
stiftenden  B,  einer  ungeschickten,  trägen  Z.  Deis 
Wiberrolch  het  eisder  voleurs!  völeurs!  g'schraue";  die 
Chätzers  Pekhätt-mer  g'wüss  müessen  üfhöre"  brüele". 
AGysi  1878.  D'  Meitli  sind  füli  Pike".  Posthörnchen 
1838.  ,Brueder,  wie  gfallt  dir  unser  bas,  die  alte 
peck?1  HvEüte  1546.  , Du  alti  p.!'  HKMan.  1548. 
.Als  er  [der  fliehende  Gefangene]  schon  zu  ross  gsin, 
hat  in  ein  alte  p.  ersehen  und  kennt  und  mit  lutem 
schryen  gemeldet.'  Jos.Mal.  1593.  —  3.  scherzhafte 
Schelte  auf  ein  schalkhaftes,  verschmitztes  Mädchen 
oder  Weib  Aa;  B;  Z.  Du  schlimmi,  du  tüsigs  F.! 
Die  tüsigs  Zürich-P.!  FOschwald  1897.  Du  wüesti  P..' 
gemütlich  tadelnd  /,.  Oft  geradezu  als  Kosewort  Z. 
Du  armi  P.!     Du  liebi  F.!  zu  Kindern. 

Der  aspirierte  Anlaut  verrät  das  W.  als  Lehnwort:  ml. 
,Pecke',   Hirne;  vgl.  Ben.-Müll.  II    170;   Gr.  WB.  VII    1521. 

Be'ck  f.:  1.  =  Bach  III  (Sp.  956)  BBe.,  oE.,  „0." 
.Eine  B.  Mel  BO."  .Swel  pfister  ze  klain  gebacben 
habe,  der  git  von  ieklicher  becke  an  die  stat  drige 
Schillinge  phenningen,  er  swerre  denne,  das  er  an 
der  b.  nit  nier  gewinne  danne  vier  phenninge  und  sin 
grüsch.'  1331,  TuFr.  Stadtordn.  ,Dass  [es]  so  vil  bro- 
tes  in  pfenningen  [d.  i.  pfennigwerte  Brote]  von  einer 
beckin  soll  tuen,  als  das  körn  zu  derselben  beckin  uf 
dem  markte  kauft  ist  und  nit  nie.'  Bs  XIV.;  vgl.  auch 
Ochs  II  1,  389.  ,0er  beek  ist  aber  nit  gebunden,  die 
pfand  [für  Brotschulden]  lenger  ze  behalten,  denn 
unz  die  beck  vertriben  wirt,  und  mag  dann  die  pfand 
versetzen.'  um  1400/1049,  ZKloten  Offn.  , Funden  si 
iemant.  der  zwurent  nach  einandren  ze  dein  büech, 
da  sollent  si  die  bek  in  unsren  spital  forderlichen 
schiken.'  1406,  B  Stadtsatz.  Die  Brotschauer  sollen 
von  vorschriftswidrigem  Brote  nur  eine  Anzahl  Laibe, 
nicht  ,die  ganzen  beck'  zerschneiden.  1491/1508,  Z 
Ratsman.  .Ein  mäss  hab  zu  einer  back.'  1497,  ZVVthur 
Ratsverordn.  ,Wann  einer  auf  gfar  hin  zwo  beck 
eines  tages  tuen  und  erst  morgens  nach  nünen  warm 
brnd.  ring  ald  weggen  in  die  brodlauben  tragen  lassen 
wurde,  dass  ein  sollicher  gemeiner  zunft  10  ß  zu  buess 
erleggen  soll.1  1599,  '/.  Ratsverordn.  .So  er  zwo  Beck 
gebachen  bette.'  1611,  1  Weggenzunft.  .Ein  B.  \Y  \  äs- 
brot.'  1617.  Z  Pfisterzunft,  .Eins  Tags  hat  man  [1440 
bei  Anlass  des  Konzils  zu  Bs]  2000  Brot  und  ein 
ganze  B.  geessen.'  JGrosb  1624.  —  2.  Bäckerei.  Nur 
als  Hausname:  Maus  und  Hofstatt,  ,das  man  nemmet 
in  der  beek.'  1382/1416,  ZStdt. 

Mhd,  becke  f.,  Bäckerei,  Recht  zu  backen  (Habsb.  Urb.). 
Abi.  von  backen,  backen,  zu  dem  sicli  unser  W.  verbält  wie 
Wöech  :  ißäechen  (mhd.  weacht  :wxschen).    Die  ahd.  Form  wäre 


'beech(e)u  (Stammform  'bokjs);  ,beckin*  (.becky.'  1371.  Bs) 
weist  aof  eine  Nbf.  ahd.    'becchi(n). 

Hüs-:  was  der  Hüs-Fürer  für  Andere  in  seinem 
Hause  bäckt.  .Die  Hausbecken  sollend  sich  der  Haus- 
becken sättigen  lassen  und  nebent  derselben  für  sich 
dhein  Brod  auf  den  Verkauf  geben.'  1623,  Z  Batserk. 

Be'ck  (PI.  Be'cke")  m.:  Bäcker  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
Gr;  S;  Tu;  Z.  Wenn  das  Brot  grosse  Löcher  hat, 
heisst  es:  De''  B.  ist  derdur"*  g'schloffe"  Z.  Wort- 
spielend sagt  man:  De''  B.  ist  kan  Grössmacher  Tu 
Eschenz.  D'  Müller  und  d'  Beck  gö"  über  d'  Seck, 
eignen  sich  fremdes  Gut  an  S.  S.  auch  Muell  (Sp.  216). 
B.,  hest  inder  Mel  norh  Seck,  weder  Boss  noeh  Fulli. 
göst  mit  de"  Chaise"  «'  Mölli,  Neckreim  Ar;  ähnlich 
Sprww.  1821.  Wenn  der  B.  kei"  Brot  me  hed,  se 
chunnt  der  Vetter  Celi,  holt-mer  e"  neus  Pur  Schuehli 
GRlgis  (Kinderreim).  Leck  Beck!  pöbelhafte  Abferti- 
gung ZS.  Da  in  älterer  Zeit  nicht  nur  auf  dem  Lande, 
sondern  auch  in  den  Städten  jede  Haushaltung  ihr 
Brot  selber  buk  (s.  backen  Sp.  957),  so  ist  natürlich, 
dass  das  Gewerbe  der  .Becken'  erst  nach  und  nach 
aufkam,  zuerst  in  den  grössern  Städten,  wo  es  zunft- 
mässig  betrieben  wurde,  dann  auch  auf  dem  Lande; 
vgl.  Vochenzer  (Bd  I  654),  Hüs-Fürer  (ebd.  950), 
Pfister.  Damit  hängt  z.  B.  zusammen,  dass  auch  der 
Familienn.  Beck  im  Ganzen  lange  nicht  so  häufig  ist 
wie  z.  B.  .Müller.'  Auf  der  Landschaft  Zürich  wurde 
das  Handwerk  nur  selten  für  sich  allein  betrieben, 
sondern  hauptsächlich  von  Baumwollen-,  Wollen-  und 
Seidengewerbern,  die  dann  ihren  Arbeitern  Brot  an 
Zahlungsstatt  gaben.  Einige  verkauften  nur.  wann 
sie  für  ihren  eigenen  Bedarf  buken,  etwa  au  ärmere 
Dorfgenossen  auf  deren  Anhalten.  ,Wir  haben  zu 
unserm  Missfallen  vernehmen  müssen,  dass  von  unsern 
Vögten  da  und  dort  in  den  Gemeinden  allzu  vielen 
Becken  Brot  auf  den  Kauf  zu  bachen  bewilliget,  dar- 
durch  nicht  allein  das  Pfisterrecht  verstümpelt.  son- 
dern aus  Antrieb  der  Becken  Gewinnsucht  das  Brot 
zu  merklichem  Nachteil  unserer  Angehörigen  ausser 
unsere  Botmässigkeit  in  ziemlicher  Quantität  verkauft 
worden;  als  haben  wir  unsere  Land-  und  Obervögte 
hiemit  erinnert,  die  überflüssige  Brotbecken  förderlich 
abzuschaffen  und  nach  jeden  Dorfs  Beschaffenheit  nur 
die  unentbehrlich  erfordernde  von  solch  ehrliehen 
Leuten  zu  bestellen,  welche  dem  armen  Mann  auch 
altbachen  Brot  zu  desto  erklecklicher  Nahrung  borgen 
und  verkaufen  können,  die  auch  keine  Wullen-  noch 
Seidenträger  sein  mögen,  sieh  der  wöchentlichen 
Schätzung  unterwerfen  und  auch  fünf  und  ein  halb 
Pfund  an  einem  doppelten  Brot  Gewichts  geben  [usw.].' 
Z  Mand.  1693/1757;  vgl.  Becken-Brief.  Aus  der  Herr- 
schaft Eglisau  wird  1698  einberichtet:  .Her  Dorfschaft 
Becken  meister  Vertrieb  ist  gegen  den  Wirten,  Kind- 
betteren. Gmeinden,  Hochzeiten  oder  dergleichen  An- 
lässen.' .Demnach  könftig  kein  Schlosser  oder  andere 
die  Markt  gebrauchende  Handwerkleut  ohne  Permis- 
sion Brot  auf  Mehrschatz  bachen,  sondern  sich  nur 
eines  Hantwerchs  bedienen  sollen.'  ebd.  .Alle  neuwe 
Landbecken  sollen  sich  bei  hiessiger  ehrsamen  Meister- 
schaft vermittelst  16  ß  bezahlenden  Einschrcibgelts 
einzuverleiben  schuldig  sein.'  Z  Ratserlass  1698.  Auch 
sonst  standen  die  Bäcker  von  jeher  unter  strenger 
polizeilicher  Aufsicht;  vgl.  Osenbrüggen,  AI.  Straf- 
recht :I17  f.  .Wiukelwirten  abgestellt:  allen  und 
jeden   Pfisteren,    Becken,    Schmid,    Pastetenmacheron, 


11(1!' 


link.  lick.  liik,  bok, 


1110 


item  den  Torwarteren  und  Ablässeren  soll  gänzlich 
verbotten  syn,  in  ihren  Hüsren  zum  Zechen  Statt  und 
Platz  zu  geben.'  B  Mand.  1628.  .Nach  welcher  ob- 
gesetzten  Gewichttax  und  Ordnung  die  Becken  sich 
hinfüro  sowohl  in  Mach-  und  Backung  der  kreuzer- 
wertigen,  als  mehrwertigen  Broten  regulieren  und  dero 
nach  geleben  sollen,  bei  Confiscation  der  ganzen  Beck, 
so  wider  oberleuterte  Gewicht  in  Minderung  derselben 
gemacht  worden  wäre.'  B  Müllerordn.  1089.  ,Und 
sollen  an  die  Brodschau  alle  Herren  der  Kate  kommen 
können,  als  die  Herren  Becken  nicht.'  Bs  Mand.  1780. 
.Die  Winterthurer  Bäckerordnung  von  1795  bestimmte 
dreierlei  Gebäeke,  von  welchen  jeder  Meister  jewcilen 
nur  eine  Gattung  anfertigen  durfte.  Der  Hausbäcker 
allein  durfte  dem  Bürger  um  Lohn  backen.  Sein  Ge- 
bäck, das  Hausbrod,  kostete  8  ß  und  sollte,  wenn  der 
Matt  Korn  8  fl.  galt.  2  Pfd  20  L.  wiegen.  Der  Vo- 
genzerbäcker  lieferte  um  8  ß  ein  2  Pfd  18  L.  schweres 
Prot.  Ein  drittes  Gebäck  lieferte  der  Rauchbäcker.' 
Troll.  ,Den  27.  März  1805  verordnet  die  Z  Regie- 
rung, dass  die  Bäcker  in  Zürich  und  Winterthur 
wieder  in  zwei  Klassen  wie  vor  der  Revolution  geteilt 
sein  sollen.  Demzufolge  ist  es  daselbst  einem  Bäcker 
nicht  mehr  erlaubt,  zweierlei  Brot  zu  backen;  er  muss 
wählen,  ob  er  rauhes  oder  weisses  Brot  backen  wolle.' 
ebd.  Auch  die  Bäcker  spielen,  wie  die  Metsger  (s. 
Si>.  627),  eine  sagenhafte  Rolle  bei  dem  glücklichen 
Ausgang  der  Mordnächte  und  zwar  meist  so,  dass  ein 
Bäckerjunge  die  Verschwörer  belauscht  und  verrät ; 
so  in  AAZof.;  L;  SruSt;  Z.  Vgl.  LTobler,  Kl.  Sehr. 
79  ff.  In  dem  (,von  zwei  Schweizerbauern'  verfassten) 
Liede  von  der  .göttlichen  Mühle'  aus  dem  Jahr  1521 
(Schade  I  24)  wird  Gott  angerufen:  ,0  himlischer  b. 
und  unser  Gott,  wie  weit  hat  uns  dise  rott  [die  rö- 
mischen Pfaffen]  verfüert  von  deiner  göttlichen  mü- 
lcn!'  Als  Zu- oder  Familienname:  ,Fel.  Lips,  gen.  B.' 
1653,  AAWett.  Klosterarch.  .Ad.  Frei,  Jakoben  Sohn, 
Beeklis.'  ZWatt.  Jak.  Langhard,  Becken  Michels.' 
1761/1841,  ZSth.  ,Hans  Beck,  von  Ap  bürtig.'  147-1, 
Vad.  .Peter  Beckli,  zugen.  Walch.'  1531,  ZTöss.  Frü- 
her und  z.  T.  jetzt  noch  Familienn.  in  BsStdt;  BStdt, 
Thun;  LSurs. ;  GStdt:  ScHStdt.  In  Ortsnamen:  .Das 
Gut  Beckenhalden',  zum  Spital  GStdt  gehörig.  ,Becken- 
Mattli',  früher  Matte  eines  Bäckers  ZWäd. 

Mlid.  hecke,  ahd.  beccho,  Nom.  ag.  zu  bachen.  Die  Flexion 
ist  in  der  ä.  Spr.  fast  durchweg  schwach  (nur  einmal  .dem 
Back.'  XVIII.,  Eschers  Taget).);  heute  gilt  Beeke*  nur  noch 
im   Gen.,  im   Dat.   und   Acc.   Beck. 

Feil-:  =  Feiler  (Bd  I  774).  XIV./XV,  Bs.  S.  auch 
Hüs-Fnrer  (Bd  I  950)  und  vgl.  Ochs  II  1-,  142.  — 
Hupe"-:  Bäcker  von  Hupen  (s.  Bd  II  1488)  ZStdt. 
—  Hüs-:  =  Hüs-Fürer  (s.  Bd  I  950).  .Hausbecken 
und  andere  dergleichen,  die  allein  ihre  Arbeit  und 
keine  Materi  darzu  gebent.'  L  Stadtrecht  1706/65.  — 
Kommiss-  s.  Frucht  (Bd  I  1272).  —  Chli"-:  Bäcker 
von  kleinen  Brötchen,  Semmeln,  Wecken  uä.  ZStdt. 
Syn.  Chlein-Brdtler.  ,üort  bildet  der  Kleinbeck  ge- 
fällige Dinger,  bald  Männchen  und  Vögel,  bald  Hase 
und  Schwein,  und  modelt  und  drückt  mit  dem  Schnupf- 
tabakfinger die  schärferen  Formen  und  Augen  hinein.' 
MUsteri  (Hdschr.).  —  Murre"-:  Bäcker  von  Murren 
(s.  Sp.  384).  Bildl..  Murrkopf.  N.  Eins.  Kal.  1888.  — 
Murggeli-:  Bäcker,  der  versehrumpftes  Brot  bäckt 
ScHSt.  Als  Spitzn.  ThHw.  —  Brot-:  Bäcker,  der  nur 
Brot,  keine  feinere  Bäckerware  liefert  BsStdt  f.    .N.  N. 


der  bropecke.'  1278,  Seil  Urk.  ,Der  protpekken  sini 
[in  AAYilm.]  zwene,  jeglicher  sol  gehen  1  pfd  pfephers 
der  herschaft.'  Habsb.  Urb.  .Ruod.  von  W..  der  brot- 
begke.'  1357,  Bs  Urk.  .Vinea:  Johannis  dicti  Brot- 
beck.' 1359,  Tu  (Pupik.).  ,Cläui  Ueli,  hr.  von  Nider- 
büren.'  1459,  (J  Urk.  ,Das  die  müller  den  wyssfeurern 
nit  sollen  beutlen  mit  dem  bentel,  so  in  der  niulli  an 
das  wasser  gericht  ist.  sonder  sollen  die  selben  br-en 
ir  mel  alles  von  liand  lassen  beutlen  bei  peen  5  pfd.' 
1513,  Bs  Ratserk.  .Dass  zue  uns  har  der  br.  kern 
und  mit  im  nem  den  eierkuech.'  JMurer  1559.  ,Fr. 
Zollinger,  Burger  und  Br.  zu  Bern.'  um  17-"A  vRonr 
1834.  S.  noch  Mäss-Gelt  (Bd  II  255).  Familienname 
BsL.  (schon  1453).  —  Sunne"-:  (scherzh.)  schlechter 
Bäcker,  dessen  Brot  nicht  besser  ist,  als  wenn  es  an 
der  Sonne  gebacken  würde  Aa.  Vgl.  Sunnen-Bachis 
(Sp.  962).  —  Sür-:  Bäcker,  der  saures,  grobes  Brot 
bäckt.  .Item  die  s-en  sollend  sich  des  Ions,  der  inen 
von  ires  bachens  wegen  verordnet  ist,  vernugen 
lassen  und  nit  underston,  den  lüten  ire  multen  uss 
zu  scheeren  und  denselben  scheertag  ze  behalten.' 
XVI.,  G  Marktordn.  .Die  Weiss-  und  Saur-Becken, 
Haberdörrere  [usw.].'  G  Mand.  1752.  Noch  als  Spitz- 
name THBisch.  Familienn.  Aa;  B.  ,Hans  S.'  um  1530, 
ScHHall.  —  Süess-:  Zuckerbäcker  AALeer.  .N.  N., 
der  S.'  1779,  BsStdt.  —  Schleck-.  .Pistor  dulciarius. 
küechlebacher,  schläckbeck,  als  die  läbkuechen  ma- 
chend.' Fris. ;  Mal.  —  Spital-:  Spitalbäcker  als 
städtischer  Angestellter.  1782/94,  AAZof.  .Besoldung 
eines  Spitalbecken:  Wein  3  Saum.  Bachwein  wöchent- 
lich 2  Mass.'  XVIII.,  Sch  Pfrundenb.  —  Stümpel-. 
.Supplikationsschrift  eines  gesammten  Handtwerks  al- 
liier umb  Abschaffung  des  zunehmenden  Landtgebächs 
und  der  vielen  Stümpelbecken.'  1691,  Z  Ratserk.  — 
Tirggeli-:  eig.  Bäcker  von  Tirggeli  [einer  Art  kleiner 
Zuckerfladen],  als  Spitzname  ThHw.  —  Weggli-:  = 
Chlin-Beck  Bs;  Z.  —  Wiss-:  =  Wiss-Fürer  (Bdl  951) 
Bs.  .Jeder  Husfürer  durfte  vier  Mastschweine  halten 
und  sie  in  dem  Unrat  der  Gassen  wühlen  lassen,  jeder 
W.  die  doppelte  Zahl.'  Bs  XIV.  —  Zucker-:  Zucker- 
bäcker, allg.  Zume"  rechte"  Pürchöehsig  hät-me" 
früener  e"  pär  Tag  en  Z.  beschickt  us  der  Stadt  Z  rS. 
Am  Ofen  der  Z  Saffranzunft  mit  gemalten  Figuren 
aus  dem  Auf.  XVIII.  steht  beim  ,Zuckerbäck'  eine 
grosse  Schachtel  mit  der  Aufschrift  .Bleuni',  ein  Sack 
mit  der  Aufschrift  .Präsilien.'  —  Zwang-  s.  Zwang- 
Ofen  (Bd  I  112). 

be'cke":  das  Bäckerhandwerk  treiben  Z.  Sihänd 
g'wirtet,  'hacket,  g'chrömeret.  Stutz.  ,In  Horgen  ist 
eine  Frau,  die  schon  über  die  40  Jahr,  eine  andre, 
so  in  die  30  Jahr  becket.'  um  1700,  Z  Weggenzunft 
Urbar. 

Beck  m. :  1.  Hieb,  Streich  mit  einem  schneidenden 
Werkzeug.  Vgl.  Rick  (Bd  II  1118),  Hack  (ebd.  1112). 
.Kein  Baum  fallt  ab  eim  Streich,  man  muess  gar  man- 
chen Back  dran  tuen.'  Com.  Beati.  —  2.  das  Quantum 
Trauben  oder  Obst,  das  auf  einmal  aufs  Kelterbett 
geschüttet  und  gekeltert  wird  BErlach.  Syn.  Track. 
-    Zu   '2   vgl.   Uf-hacken  (Bd   II    1112),  üf-be'cken. 

An-  (Am-  SchwE.,  Muo.;  UwE.;  U,  A-  AaZ.;  Gl; 
GG.,  O.  (auch  J);SchwE.;  TuPfyn,  Ö2- oTu,  Ö-GNT.. 
„Em-  LW.",  Ä-  GlH.,  K.;  GA.,  oT.,  An-,  Äe-  G  oT.) 
-Beck,  bzw.  -B'egg,  in  GA.  -Bey,  in  GO.  -Wegg  —  m.: 
=  An-Hauw  2   (Bd  II  1802).    aaOO.     Bin  aber  au'h 


1111 


Bak,  bek.  bik,  buk,  buk 


1112 


kei"  A.,  lasse  nicht  auf  mir  Holz  scheiten.  MLienkrt. 
Bi  dir  möeht-ic"  nüd  Abu;/  si",  neckisch  zu  einem  un- 
geschickten Holzspalter,  der  öfter  den  Block  als  >la.s 
Scheit  trifft  GA.  Auch  querlaufendes  Stück  Holz  als 
Unterlage  zum  Spalten  von  Langholz  Uw;  U.  —  Zu 
Form   und   Bed.   vgl.    noch    An-Bvsi,   lat.   incu[d]n. 

Bül-Beck,  bzw.  -Begg  Ap  (Bil-);  GS..  T.  (I'ul- 
oT.),  Wyl;  Tu;  ZO.  (auch  Bü-  F.),  Blü-  GG.  —  in. 
GoT.,  n.  Ap;  Th;  ZO.:  =  Bül-Harz  (Bd  II  1655).  aaOO. 
Bali-  oder  auch  Bili-B.  (ZBauina).  Boli-B.  (ZWyla), 
zünd  (sclioii)  a"!  rufen  die  Kinder,  wenn  sie  das  unter 
Himmel  (Bd  II  1290)  beschriebene  Spiel  machen. 

Das  Harz  wird  durch  Aufhacken  (Uf-becken)  der  Harz- 
beulen gewonnen.  Das  säehl.  Geschl.  nach  Syun.  wie  Harz, 
l:i,li.     Zur  coucr.  Bed.   vgl.   .Hammerschlag.' 

Baum-  Bumm-:  Grünspecht,  Picus  vir.  Ap  (Schlä- 
pfer  1829). 

Während  in  den  vorangegangenen  WW.  Beck  urspr,  Be- 
zeichnung der  Tätigkeit  ist  (nihd.  'bei'),  liegt  hier  ein  Nom. 
ag.   vor  (nihd.  'bicke). 

becke"  fbegge"  Bs;  BHa.  tw.,  Si.;  Gl;  GA.,  0., 
Sev.,  Stdt,  oT.,  W.,  We.;  m.  und  oTh;  W),  in  BSi.; 
GWe.;  W  tw.  p- :  1.  picken,  mit  dem  Schnabel  W. 
,Ein  Vögelein  hätte  beim  B.  eines  Tannzapfens  ein 
Samenkörnlein  auf  die  Erde  fallen  lassen.'  W  Sagen. 
.Backen  wirt  genannt,  so  allein  die  vögel  mit  dem 
schnabel  üebend.'  Äg.Tschum  1538.  —  2.  mit  spitzem 
oder  schneidendem  Werkzeug  arbeiten,  hacken,  hauen. 
.Ductim  potius  quam  cssim,  mer  mit  schneiden,  dann 
mit  bauwen  und  backen.'  Fris.  a)  mit  Beil,  Axt. 
Messer,  zunächst  von  Holz  Gr;  G;  Tb;  Uw;  W;  Zg; 
ZO. ;  bes.  Werkholz  aus  dem  Rohen  zuhauen  G;  ZO. 
I"  's  Holz  ine"  becke".  Er  hät-sieh  (mit  der  A.vJ  in 
Eiliger  'bücket  Th.  .Nie  sah  man  ihn  müssig,  immer 
hatte  er  etwas  zu  zimmern,  zu  backen,  hämmern,  mit 
der  Axt  zu  hauen.'  Rüdeli  1825  (GT.).  .Dergleichen 
Kappenbrüder  meinen,  wir  Predikanten  seien  nur  ihre 
Haubänk,  sie  dörfen  auf  uns  backen  und  Holz  scheiten, 
wann  und  wie  sie  wollen.'  Chlostergcggü.  Gewöhn- 
lich mit  NbbegrifF:  mit  stumpfem  Werkzeug,  mühsam, 
ungeschickt,  stümperhaft  an  Etwas  herum  hacken, 
schneiden  Ap;  BSi.;  Gr;  G;  Sch;  Th;  Uw;  Z.  Syn. 
betschgen,  schneflen.  Beckist  noch  lang  a"  dem  Blei- 
stiftli  unime"?  Sch.  Kleine  Schnitte  in  das  Fleisch 
machen,  damit  es  besser  brate  Bs;  Syn.  bicken.  — 
b)  mit  einer  Hacke  (Haue,  Karst,  Pickel),  's  Is 
vorne"  Brunnen  e"iccg  b.  Gk;  Sch;  Th;  Zg;  Z.  Bes. 
aber  als  term.  techn.  der  Landwirtschaft:  die  Erde 
leicht  aufhacken,  um  das  Unkraut  zu  entfernen  oder 
durch  Auflockern  des  Bodens  das  Wachstum  der  Pflan- 
zen zu  befördern  Bs;  BO. ;  Gr;  Scn;  SchwMuo.;  Th; 
Zg;  Z;  vgl.  hacken  1  (Bd  II  1112).  Becked-er  ehe" 
noch  flissig?  Grussfrage  an  Landleute,  die  mit  der 
Hacke  arbeiten  Scu.  ,Auf  dem  Feld  arbeiten  und 
backen.'  1645,  Scu.  .13.  Apr.:  Garten  gebutzt.  in 
Reben  gebeckt.'  1780,  ZWipk.  (Tageb.).  Mit  Ob].: 
Herdöpfd,  Rüebli  b.  Bs;  BBr.,  Ha.;  Th;  Z.  Bebe"  b. 
Th;  Z.  Syn.  schorpen.  Me"  muess  d'  Herdöpfel  uferst 
b.,  eb-me"  s'  cha""  V schütten  oder  hüffele"  ZZoll. 
.12.  Mai:  Reben  erbrochen,  Bonen  gebeckt.'  1781.  Z 
Wipk.  (Tageb.).  Auch  etwa  scherzh. :  l)'er  Bueb  wott 
gar  mitl  wachse*;  ir''  meine",  me*  mües'-en  e*  chli"  b. 
und  b'schütte"  ZZoll.  —  :_;.  übertr.  a)  schlagen,  prü- 
geln ApK.  Er  hed-mi'h  'becket.  —  b)  ein  dem  bei  2 
entstehenden  ähnliches  Geräusch  (auch  entsprechende 


Bewegungen)  machen  Nnw.  Mit  der  Peitsche  stümper- 
haft knallen  ZRüml.,  W.  Er  cha""  nüd  recht  chlopfe", 
er  titet  nu'  b.  .Nicht  auf  einen  Knall  schiessen.-  G 
179h.  Von  eintönigem  Dreschen:  Jet:  droschet  d' 
Schuelmeistri"  scho"  öppe"  drei  Tag  ganz  idlei":  das 
chätdis  ]',.  macht-mieh  bald  ho".  Stutz.  —  c)  stoss- 
weise,  trocken  husten  Aa;  BBr.;  GG.,  W. ;  Sciiw;  Tu; 
Uw;  U;  W ;  Zg;  Z.  Th  ha"  die  ganz  Nacht  müese"  b. 
Wenn  Eine-  der  ganz  nuschländig  Tag  eso  becket,  so 
chan"-me"  tenke",  er  g'höri  der  Gugger  nümme"  mängs 
Mal  s,  hwMuo.  —  d)  drein  reden.  Widerreden,  belfern, 
keifen  Ap;  „VO;"  G;  W;  Z.  Dri  b.  ZS.  Er  hed  all 
nebes  :'  mäedenond  z'b.,  auszusetzen  ApH.  Si  chert-si'h 
zur  IÄnggen  und  bäckt  niieh  :  Me"  hätt  dörfe"  ericarte" 
usw.  MUsteri.  Auch:  sticheln,  necken  Ap;  W.  Er 
tuet  uf  mim  Wib  allzit  nmhe"  pecku",  sie  necken  W. 
—  e)  om  Xebes  onime"  b.,  sich  um  Etwas  mehr  oder 
minder  (fruchtlos)  bemühen,  sich  in  Worten  oder  Ge- 
danken damit  beschäftigen  ApH.,  K.,  M.  Min  Buch 
hett  gern  e"  Kämet  [Heimwesen];  er  hed  scho"  lang 
drom  omme"  'becket.  —  4.  Ptc.  Perf.  Abeckfeß,  pocken- 
narbig BO." 

Vgl.  das  mehrfach  syn.  bichen,  dem  unser  W.  auch  etym. 
ganz  nahe  steht.  Zur  Bed. -Entwicklung  vgl.  hic&en  S  (Bd  II 
1119).   chnütschen   (Bd    III    772). 

ab-:  abhacken  (mit  Hacke,  Pickel,  Beil,  Messer 
usw.).  Grie",  Chis  a.,  in  einer  Kiesgrube  Tu;  Z. 
Cluirze"  Mist  a.  BO.  En  Hoger  (ZS.),  es  Hubelti 
(BHa.)  a.,  eine  Erderhöhung  durch  Hacken  beseitigen. 
Ich  han  den  Hagstellenen  näch  e"  chlin  d's  G'stid  ab- 
becket  BHa.  .Der  Stein  ob  der  Türen  [mit  fünf  ein- 
gedrückten Fingern]  ist  mit  einem  küpfernen  Blech 
überzogen,  damit  er  nicht  als  ein  sonderbares  Heilig- 
tum von  den  Bilgeren  wurde  abgebeckt  und  in  die 
Agnus  Dei  eingeschlossen.'  Schob.  1095.  ■ —  fif-:  1.  auf- 
picken BHa.  G'sih,  wie  d'  Hennelleni  die  Chi  rem 
[Körner]  üf backen!  —  2.  (harte  Erde,  Eis  udgl.)  auf- 
hacken BHa.;  Sch;  Schw;  Th;  Zg;  Z.  De"  Stock  »., 
die  gepresste  Trauben-  oder  Obstmasse  auf  dem  Kelter- 
bett aufhacken,  um  sie  noch  einmal  zu  pressen  ZZoll.: 
vgl.  Beck  2.  —  ummeD-:  1.  Acker-,  Gartenboden  um- 
hacken    Th;    Z.   —   2.  ungebührlich    Widerreden    ZO. 

—  an-:  durch  Hacken  beschädigen,  z.B.  Kartoffeln 
beim  Aushacken  Th;  ZZoll.  Vgl.  an-charsten  (Bd  III 
486).  —  \"-:  =  in-hauwen  1  (Bd  II  1808)  Aa;  BBr.. 
Ha.;  Z.  —  under-  Gr,  undere"-  Tu;  ZO..  Zoll.:  =  dem 
Vor.  —  er-:  bläuen,  durchhauen.  .Mutter  zum  Kind: 
,Ich  rnuss  dir  den  ars  erbecken  (:  stecken).'  Haberer 
1562.  —  üs-:  1.  aushacken  Th;  Z.  Jät,  Wuest  ü. 
Beben  ü.,  die  Wurzelstöcke  der  Reben  ausroden  Z 
Dägerl.  Syn.  üs-stocken.  —  2.  .Excalpare,  exculpere, 
holz  ausholen,  aushacken.'  Fris.;  Mal.  --  use"-: 
lieraushacken  BHa.;  SchSL;  Th;  Z.  E"  Mus,  en  Scher 
u.,  das  betr.  Tier,  wenn  es  ,stösst',  geschwind  durch 
Hacken  mit  der  Haue  ans  Tageslicht  befördern  ZZoll. 

—  ver-:  1.  mit  der  Hacke  zerkleinern  Tu;  ZZoll. 
We"*-me"  de"  Zuestich  [am  Ackerrand  abgestochenen 
Rasen]  nüd  verbecket,  gi''t  's  Wuest  in  Acher.  I)'  Eurche" 
r  ,  eine  Arbeit  vor  dem  Eggen.  —  2.  zerhacken,  zer- 
schnitzeln,  bes.  Holz  Ap;  SchwMuo.;  Th.  —  nobe"-: 
.kleinlich  nachsuchen-  Ar  (Tobler).  —  zue(h)in-, 
zuni-:  .mit  Worten  Jind  antasten,  ohne  gerade  seine 
Ehre  zu  verletzen'  Ap  (Tobler). 

Becke"  f..  Diu..  BSckeli:  deichte)  Hacke  Tu;  Z 
(Kdspr.). 


1113 


Bak,  bek.  bik,  bok,  buk 


1111 


Becker,  in  Ulla.;  W  Begger  m.:  1.  „Stümper  in 
Holzarbeit.  allg.",  auch  Einer,  der  Schaufeln  u.dgl. 
verfertigt  Apj  s.  Beck-Ghammer  (Bd  111  252). 
2.  „Einer,  der  stark  hustet  allg."  —  3.  (in  Ar;  W 
auch  dim.)  trockener,  hartnackiger  linsten  Ar;  BO.; 
Th;  W.     Er  hed  en  langniligc"  B.  Ar. 

Holz-:  Specht,  Picus  mart.  Gr  ÜbS. 

Ha  um-  Bitmin-:  Grünspecht,  Picus  vir.  ApK. 

beckere"  -gg-:   stossweise  schwach  husten  BHa. 

Beckete"  f.:  1.  mit  der  Hacke  aufgebrochenes 
Land.  .Uly  Zwifel  sol  der  kilchen  2  ß  gelts  von  siner 
bäcketen,  stosst  an  die  allmend.'  XV.,  SoHwTugg.  — 
2.  Abgänge  vom  Schneiden  oder  Hauen.  Schrot  Ar 
(Tobler). 

Becki  m.:    1.  =  Becker  2   „VO;"  GW.;  üwE.;  /.. 

—  2.  =  Becker  3  „VO;u  I,;  GW.;  ÜwE.;  Z;  vgl. 
Chausi.    Di'  Ghätzers  B.  pläget-mi'1'  de"  ganz  Winter. 

—  3.  „Einer,  der  viel  keift  VO." 

beckle".  „beggfeße"1 :  Freq.  zu  buchen  2.  ,Di- 
stringere  crustam  panis,  den  ranft  ab  dem  brot  bäcklen 
und  absehiahen,  das  brot  umbreifflen,  beschneiden.' 
Fris.  ;   Mal. 

a"-:  Dim.  zu  an-becken.  En  Eore",  en  Tanne"  fl., 
mit  der  Axt  in  eine  Föhre.  Tanne  hacken,  damit  Harz 
herausfliesse  GRCastiel. 

Beka'fi(s)  mache",  seinen  Fehler  eingestehen.  Ab- 
bitte  tun    BS.    —     Alis   (pater)  peceavi. 

be'ckele":  ein  Becken  zerbrechen  (scherzh.)  G. 
Vgl.  glasen  ( Bd  II  846),  chachlen  2  (Bd  III  120). 

Be'cki  (Pechi  Gr ObS.)  n.,  Dim.  Beckeli,  in  AaF.. 
Ke..  I.eer.  t\v.;  B  tw.;  L;  aScHW;  U  tw.  Beckli,  in  Aa 
Reitnau  Böckli:  1.  a)  (irdenes)  Becken,  wohl  allg. 
Grosse,  ziemlich  flache  Schüssel  ohne  Glasur,  zumeist 
für  Milch  ZU.  Becken  aus  Weissblech  Gr  ObS.  RAA. 
Das  gibd  Chraft,  wie  dem  B.  der  Haft  L  (Ineichen). 
.Hast  du  das  Becken  gebrochen,  brich  den  Hafen  nicht 
auch  noch,  sonst  musst  du  zwei  bezahlen.'  Inderbitzi 
1826".  Mini  Auge"(-Teckeli)  sind  wie  schwäri  Beckeli, 
sagt  ein  Schlaftrunkener  Z.  De"  Schilli'g  and  's 
Beckeli  welle" ;  s.  Bd  II  239.  Me"  g'seht  's  dem  Scherbli 
a",  aas  's  Beckli  g'si"  isch.  Rochh.  Viele  Kinder  zu 
haben,  giht  en  Arbet,  denk-mer  dra" ;  dö  heisst  es:  's 
Beckeli  ebe"  ha"  Bs  (Aus  allen  Gauen).  ,1  möschi  b.' 
1489/1571,  Z  Inv.  ,1  kupferin  b.'  1492/1502.  ebd. 
,1'as  becke,  pelvis.  sunderlich  zuo  fuosswasser  dienst- 
lich.' Mal.  Zu  Summen  habe  Einer  im  Zorn  nach 
seiner  eigenen  Mutter  mit  einem  , Becki'  geworfen. 
1630,  Abscb.  .Einem  Beckitiager  um  5  Blättli  und 
2  B.  zalt  8  ß.'  1688,  Zubers  Tageb.  —  b)  Dim.,  Kaffee- 
schale, Tasse  AaF.,  Ke.,  Leer.;  BE.  (auch  Becki);  L; 
G;  Th;  U;  Z;  Syn.  Chacheli  (Bd  III  118/9).  Si  [die 
Frauen]  sind  tippe"  z'säme'g'höckelet,  händ  es  B. 
Kaffe  'trunke".  Schwzd.  (L).  —  2.  Wagschale.  .Dass 
die  wagen  [der  Metzger]  gelich  syend  und  nit  ein 
beki   swerer   denn   das  ander.'    1420,    Z  Metzgerordn. 

—  3.  Dim..  Backwerk  mit  Fülle,  das  die  Form  eines 
kleinen  Beckens  hat  Z.  Vgl.  Nidel -Beckeli.  —  4.  Flur- 
name ScawWoller.     Vgl.  Muelten,  Schüsslen. 

Mlid.  beeke(n),  ahd.  LecchiCn)  n.  Unsere  ä.  Quellen  schrei- 
ben vorherrschend  .becki';  , beckin.'  Holzw.  1571 ;  JRLandenb. 
1608;   ,becke.'   Fris.;   LLav.    1569/1670;   GGotth.    1619. 

Eichele»- (ScBSt;  Th),  Eich(lje"-  (Z)  Beckeli: 
Fruchtbecher  der  Eicheln.  ■ —  Un der-:  Schale  unter 
Blumentöpfen  Z.     ,Unterbeckeli  10  ß.'   1800,  Z  Haus- 


haltungsb.  —  Frösche"-:  die  Malermuschel,  Unio 
pictorum  ZGreif.,  Mönch.  —  Giess-Becki:  zinnernes 
oder  kupfernes  Becken,  in  welches  das  Wasser  aus 
dem  Giess-Fass  (s.  lid  1  1050)  fliesst  Zo.  — -  Gluet-. 
.2  gluetbecki.1  1599,  Z  luv.  —  Hebel-:  irdenes  oder 
zinnernes  Becken,  worin  der  Bauer  von  einem  .Backen- 
aufs  andere  Sauerteig  aufbewahrt  oder  auch  beim 
Bäcker  holt  ZZoll.  --  Hand-:  l.  =  GieS8-B.  AaB.; 
Ar;  Gl;  L;  Scnw;  S;  Tu;  Uw;  Z.  .Statt  in  den  Weih- 
wasserkessel ins  H.  greifen',  einen  Fehlgriff  tun,  sieh 
verrechnen  SchwNuoI.  Er  het  i"  's  H.  'tupft.  Sprww. 
1869.  Im  H.  wird  kranken  Kühen  auch  's  Trank 
[Kräuterabsud]  gereicht  ZZoll.  Mues'-ich  's  H.  hole"  ? 
iuterrogatio  ad  vomiturum  Tu;  Z.  ,Ein  herdy  hant- 
becky.'  1559,  Schw  Inv.  .Ein  h.  under  das  giessfass.1 
1561,  ZGrün.  ,Die  gefangenen  Widertöufer  habend 
mit  Unwarheit  fürgeben  dörfen,  dass  die  Suppen  und 
Müeser  ihnen  dargestellt  [worden  seien]  in  Hand- 
beekenen.1  Z  Mand.  1639.  .Dem  Kupferschmid  für 
1  H.  3  fl.  9  ß.'  1670,  Zubers  Tageb.  ,10  Ringelblatten. 
ein  gross  Wäschkessi.  ein  Spüelkessel,  ein  H.  und 
Handgiessli,  ein  Trachter,  16  Schabelle,  an  [d.  i. 
ein]  Richtstuel.'  1721,  ScüSchl.  (Inv.  des  Gemeinde- 
hauses). ,Den  Schützen  verkaufte  man  [1798]  das 
Giessfass  und  das  H.  um  8  fl.  37  ß.'  KHauser  1895. 
S.  noch  Giess-Fass  (Bd  I  1050),  Salz-Biichs  (Sp.  1005). 

—  2.  rotglasiertes,  mit  weissen  Zeichnungen  ge- 
schmücktes Becken  zum  Händewaschen,  aber  auch  zu 
andern  Zwecken    in    der  Küche   verwendet    Z   (Dan.). 

-  3.  (Dim.)  zum  Weinen  verzogener  Mund  BsStdt. 
Syn.  I'/iiiinli.  Sesseli.  E"  Hampeckeli  mache".  — 
1.  Flurname,  ,1m  H.',  Waldrevier  ZHirsl.  —  Kafi-: 
(meist  Dim.)  =  Becki  1  b  Aa;  Th;  Z.  —  Chatze"- 
Beckeli:  kleine  hölzerne  Schüssel,  aus  der  die  Katze 
frisst  Z.  Syn.  Chalzen-Schüsslen.  .Er  hat  kein  Katzen- 
beckelein  voll  mehr  zu  verlieren.'  Sprww.  1824.  — 
Chrebs-:  =  Früschen-B.  Z.  —  Credenz-Beckin. 
.1  möschin  er.'  1551.  AaB.  (Schlossinv.l.  —  l'hrotte"- 
Beckeli:  =  Fruschen-B.  Th. 

Chruzer-:  geringes  kleines  Becken,  das  bloss 
einen  Kreuzer  kostet;  vgl.  Halbbatzen-B.  Chr.  feil 
ha",  spöttisch  von  Leuten,  die  den  Kopf  auf  die  Ell- 
bogen stützen  ScHSt.  (Sulger).  —  Die  RA.  wohl  eig. 
mit  Bez.   auf  die  am   Markte  sitzenden    Verkäuferinnen. 

L  öcher-Bec  ki :  irdenes  Becken  mit  zahlreichen 
kleinen  Löchern  BU.  Syn. Salät-Sienen.  —  Mil(e)ch-: 
Becken,  worin  die  Milch  zum  Nidlen  aufgestellt  wird 
AaF..  Ke. ;  Th;  Z.  ,Für  Milchbeken  24  ß.'  1785,  ZStdt 
( Haushai tungsb.).  Er  hat  wider  e"möl  tüf  i" 's  M. 
ine"  g'langet,  er  hat  übertrieben,  zu  viel  gesagt  Th; 
ZO.  's  Här  mit-eme"  M.  abhaue",  es  längs  dem  Rande 
eines  über  den  Kopf  gestürzten  M-s  abschneiden,  eine 
ländliche  Art  der  Frisur  Z.  St  liite'd  mit  Milch- 
beckene",  sagt  man  bei  einem  misstönigen  Geläute 
(bes.  mit  kleinen  Glocken)  Z;  vgl.  scherbelen.  D'  M., 
Übername  der  Bewohner  von  AASeon  (vom  Ton  ihrer 
Glocken).  —  Mues-:  Breischüssel  L;  ZUhw.  Dö 
chunnd  das  alimächtig  M.  voll  herriichi  g'schwungni 
Nidlen  üfg' spaziert  und  Bere'wegge"  dezue  und  Büre"- 
lebchueche".  JRoos  1892.  —  Nidel  -  Beckeli :  mit 
Rahm  gefülltes  Törtchen  Z.  Syn.  Nidei-Türtli.  — 
Bad-Becki:  Rasierbecken  AALeer.  Syn. Scher-Blatten. 

—  Pürli-Beggeli:  ordinäres  Tonschüsselchen,  im 
Gegs.  zu  feinerer  Ware  GlK.  —  Halbhatze°-Becki: 
auch  dim..  kleines  Milchbecken,  das  früher  '/a  Batzen 


1115 


Hak.  bek.  Iiik.  bok.  buk 


1 1 1 1 ; 


kostete  ZO.  —  PfSffer-:  =  Löcher-B.  Aa;  BU.  - 
.Bru  nz-Becke:  seichkübel,  trulla.'  Fitis.;  Mal.  - 
Brünzel-Becki.  .1  zinnines  br.  in  der  kammer, 
darin  si  ligen.'  1571,  Z  Inv.  S.  aucb  Brunn-Chachlen 
(BillII  119).  —  .Seich-Becke:  seichkachel,  matala.' 
Mal.  —  Secht-Becki:  Seiher  lis.  Audi  übertr.  aal 
die  b  albkugelförmigen  Drahtnetze,  die  man  etwa  über 
Fleisch,  Obst  usw.  stülpt,  um  die  Fliegen  abzuhalten 
lis.  Wo  die  Here"  a'g'ruckt  si;  hei"-si  g' schwind  's 
S.  über  die  Bigi  Strübli  'deckt.  Breitenst.  Kepf  wie 
Sechtbeggi,  von  Schülern  mit  schlechtem  Gedächtniss. 
Scbwzd.  (Bs).  —  Salat-.  .1  Salatbeckin.'  1627,  Th 
Bürgl.  Inv.  ,S.'  unter  dem  Kupfergeschirr.  Bs  Tax- 
ordn.  1646. —  Schif fli-Becke li:  kupfernes  Schöpf- 
gefäss  mit  Stiel  am  Wasserschiff  in  der  Küche  BsStdt. 
Syn.  Gätzi.  —  Schelle"-:  Milch-  und  Ess-schüssel- 
chen  aus  Weissblech  mit  Blechringen  an  den  beiden 
Henkeln,  für  Kinder  statt  irdenen  Geschirres  gebraucht 
Tu;  Z.  Mini  [des  Schlaftrunkenen]  Auge'teckeli  sind 
wie  Seh.  ZStdt,  Wetz.  ,Der  Krämer  trägt  ein  Räf  am 
Rücken,  beladen  mit  Holz-  und  Sturzwaren,  Kellen, 
Körbchen,  Mausfallen.  Ampeln,  Seh.  udgl.'  Stutz.  — 
Scher-Becki:  Rasierbecken  Z;  vgl.  Bad-B.  ,Ein 
barfüesser  müiik  brucht  [bei  der  Belagerung  von 
Rbodus  1523]  so  vil  künst  mit  vier-  [Feuer-]  gewerf 
in  scherbeckmann  [1.  -beckinen],  das  sy  nienen  beliben 
mochtend.'  HsStockar  1529.  Auch  Flurn.  .Wiesen  im 
Schärbecki.'  ZVolketsw.  —  Schwenk-:  Spülnapf  B. 
Knecht  zur  Magd:  ,üas  Schw.  wasch!  sy  werden  sich 
bald  setzen  z'  Tisch,  so  manglets  dann  an  Wasser 
frisch,  dann  sind  die  Trinkgschür  noch  nit  gschwenkt.' 
GGotth.  1619.  —  Speu-Beckeli:  Spucknapf  Bs.  — 
Spüel-Becki:  =  Schwenk-B.  .1  küpfrin  spuelbecki.' 
1551,  AaB.  (Schlossinv.).  —  .Streich  -  Beckelin-, 
unter  dem  kupfernen  Geschirr  erwähnt.  Bs  Taxordn. 
1646.  —  Tasse"-Beckeli:  Obertasse  Ap.  —  Tropf- 
Becki:  Becken,  das  man  unter  einen  tropfenden  Fass- 
hahnen  stellt  L.  —  Wasser-:  auch  dim.,  Trinkschale, 
■becher  für  Wasser,  z.  B.  an  öffentlichen  Brunnen  B. 
„Zolgge"-,  Zougge"-:  Schnauztopf,  -töpfchen 
B;   Uw.- 

Bick  I,  bzw.  Bigg,  in  Ar-tw.;  B;  G  tw.  l'ick  — 
PI.  Picke"  BR.,  sonst  unver.  —  in.:  1.  a)  Schnabel- 
hieb  eines  Vogels  B;  Gr;  L;  Th;  Ndwj  Z.  's  Huen 
liäd-em  en  B.  'ge*.  ,Wenn  ein  neues  Huhn  in  einen 
Hühnerhof  kömmt,  so  kriegt  es  hier  einen  F.,  dort 
wieder  einen.1  Gotth.  Auch  von  Bissen  (bes.  kleiner 
Tiere)  Ap;  Gl;  Th;Ndw;Z;  vgl.  Flöh-Bick.  Er  hed 
e"  B.  i"  Epfel  'tu*,  hat  in  den  Apfel  gebissen  Nnw. 
Di1'  Öpfel  ist  ganz  voll  B.  g'si*.  , Setze  aglen  [Blut- 
egel] under  den  knüwen  und  lege  [nachher]  uf  die 
b.  wegrich.'  Zg  Arzneib.  1588.  —  b)  leichter  Stich, 
kleiner  Einschnitt,  Kerbe  „Aa;"  Ap;  Bs;  BO.;  „VO;" 
Gl;  Gr;  GW.;  „Sch;"  Th;  Ndw;  Z.  Vgl.  Bick  (Bd  II 
1118).  .Her  Stich,  B.,  punetio,  ictus.'  Red.  1662.  Der 
Zimmermann  macht  ins  Holz  einen  B.  als  Merkzeichen. 
F"  nimme*  d'  Schur  und  mach -der  B.  drl"  [in  den 
Bart]  clirn.  und  quer.  EFedrer.  Einschnitt  ins  Ohr 
einer  Ziege,  eines  Schafes  als  Eigentumsmarke  Gl; 
GA.;  Syn.  Feder- Mal  (Sp.  150),  Schlitz.  Leichte,  mit 
spitzigem  Werkzeug  beigebrachte  Wunde  Ap;  Bs;  BO.; 
Gr;  Th;  Z.  l:r  hed  seh'  im  selb  mit-eme'  Messer  in-e* 
Hund  es  Biggji  g' macht  GiiFunia.  Spec,  der  Stich 
mit  dem  Schnepper  beim  Aderlass  Ap;  Th;  Z.    Der  /•'. 


ist  üfg'spnmge*,  hat  sich  geöffnet  Ap.  Ich  weusch-der 
Glück  in  B.  und  Huherm'el  i"  's  Löchli!  scherzh.  zum 
Lässer  ZWyla.  Si  [die  Frau,  der  zu  Ader  gelassen 
worden  ist]  suecht  de"  B.  uf-em  Hitzen  Arm.  MUsteri. 
,ltem  so  ist  der  Ion  von  aim  b.  2  denier  ald  von 
zwaien  ain  crüzer.'  G  Stiftsarch.  .Das  Bäuschlein  wird 
nach  dein  Aderlassen  auf  dem  P.  behalten.'  Muralt 
1691.  ,17611  wurde  in  Ap  für  eine  Aderlässe  1  Kr. 
für  den  B.  bezahlt.'  Schläpfer  1839.  —  2.  a)  kleiner 
Taleinschnitt.  Kinne  BSi.  Üsersch  Tal  ist  mim  nie" 
so  en  F.,  das"  d's  Wasser  rünne'  cha"*.  Schwzd.  — 
b)  Strafnote  Z;  Syn.  Strich.  —  c)  Hieb  (mit  Worten); 
Stichelwort,  bissiger  Wink  Ap;  Gl;  L;  SchwB.  Fun 
en  B.  ge".  ,Nit  dass  wir  ein  so  linde  schwarten  [Haut] 
riabind,  die  solch  b.  [von  Seiten  der  theologischen 
Gegner]  nit  erliden  mög.'  Zwingli.  —  d)  Makel  Ap. 
Das  ist-em  en  böse''  B.,  das  ist  ein  grosser  Makel  an 
seinem  Kufe.  —  e)  der  entscheidende  Punkt.  Das, 
worauf  es  ankommt  BO.  Fh  chönnt  o  [auch]  b'sulen, 
wenn-ich  Gelt  hält;  eben  das  ist  der  F.,  das'-mu  [man] 
Gelt  heig  BR.  „Den  P.  verstehen,  sich  vortrefflich 
auf  seinen  Vorteil  verstehen  BO."  —  3.  a)  Person, 
die  gerne  über  Dinge,  die  sie  nichts  angehen,  ihre 
giftigen  Bemerkungen  macht  Z ;  Syn.  Bicker.  —  b)  e" 
stolze",  e"  schöfler  B.  BsStdt  (Schülerspr.).  —  4.  (auch 
BickliJ  verschnittenes  (junges)  männliches  Schwein 
AaEH.,  Leugg. ;  Bs.  —  5.  a)  abgeschnittenes  Stück. 
.Den  widder  solt  du  zerbicken  [8ixt>tou.r;aeig]  nach 
seinen  bickeu  [xaxa  piAr/]  und  sein  yngweid  und 
schänkel  waschen  und  solt  es  uf  seine  b.  [6t>roTOu.r;u.aTa] 
und  haupt  legen.'  1548,  II.  Mos. ;  dafür  1531:  .zerlegen 
in  stucke  .  . .  seine  stuck.'  —  b)  dim..  ein  Stück.  Stück- 
lein (Hausrat,  Gerät,  Kleidung,  Holz,  Vieh)  Ap;  GF., 
Rh.,  Ta..  T. ;  TiiEgn.  (F-).  Me"  tuet  haldharb,  wem- 
nie"  Piggli  für  Piggli  mne"  chaufe"  THEgn.  „Er  chonnt 
nöd  e'möl  zu-mene"  Bickli  Häs,  bringt  es  zu  keinem 
Kleidungsstück  GRli."  E"  schu-s  B.  Häss  Ap.  Da 
hett-ich  noch  e"  schö"s  Bickli  [z.  B.  zu  verkaufen]  Tu 
Egn.  E*  freu  Bickli,  ein  bequemes  Hausgerät  Ar. 
Es  g'freuts  B.,  ein  Stück  (Kleidung.  Geräte),  woran 
man  seine  Freude  haben  kann  GTa. ;  Gegs.  es  un- 
r/'freuts  B.  Das  ist  en  arligs  Bickli,  von  irgend  einem 
hübschen  Gegenstand  GStdt.  Iron.:  e"  g'freuts  (schd"s 
G  oT.)  B.  1)  eine  schlimme  Geschichte  Ap;  G  oT.  — 
2)  ein  ungeratener  Bube  oder  Mädchen  GTa.  E"  böses 
Wlb  ist  en  o'ehommligs  B.  Ap.  —  6.  heisses  Wasser 
mit  Ingredienzien  (Alaun,  Soda,  Nussbaum-,  Prirsich- 
laub  uä.),  womit  man  verdorbene,  schimmlige  Fässer 
reinigt,  leck  gewordene  verschwellt  Z  (auch  n.).  Syn. 
Büg  (Sp.  H)71).  Büni.  Me"  mues"  dem  Fass  es  B. 
iß",  es  grönelet  ZZoll.  ,Er  dichte  uss  im  selbs  etliche 
reglen,  wie  man  die  apostolisch  geschrift  verstau  solle, 
und  ziehe  dann  die  zügnussen  der  apostlen,  also  mit 
sineni  bick  gebünt.  zu  bevestigung  siner  leer.'  HBpll. 
1563. 

Mhd.  fite,  /"'<■  in  Bed.  I.  ii  ist  eine  Art  Beize,  Ätzmittel. 
.Bick' als  Flurname :  .im  B.'  ZUrd.;  1653,  AaWett.  Kloster- 
arih.  ,|Mö'  .Mark  geht]  zwüsclumil  Brugkers  Holz  und  myner 
Herren  von  Wcttiugcn  Bick  iinzan  die  Laudstrass.'  AaYViiivnl. 
Offu.  Als  Familienname  ApWaldst.;  vgl.:  .Herrn,  von  HoheD- 
landenberg,  gen.  liii-k.'  l-loO.  GK.  ,Dor  böse  Bick  von  Lan- 
denberg.' 1405/40,  ZElgg.  ,Jak.  Döring,  mit  dem  Zunamen 
Bick.'    1565,  Ap.     .Hickenpick',    Familienn.    1584,    LSemp. 

Alü'n-:  (FaSS-)Beize  vermittelst  Alauns  ZZoll.  — 
Ver-:  Einwendung,  Beanstandung?    ,Das [Urteil]  nun 


1111 


Bak,  bek,  liik.  bok,   buk 


ms 


uiich  die  acht  [Verurteilten]  also  aunamend,  «loch  mit 
etwas  verbicks.'  HsSalat  1536  (Arch.  für  die  schwz. 
Ref.-Gesch.  I  365).  —  Flöh-  Bs;  B;  Gl;  Gr;  Tn;  Z 

Stli.,  Zoll.  (PI.  Fluh-).  Fluh-  AaSl.Z.:  Bs;  G;  Zt)..  St.lt: 
a)  Flohstieb.  aaUO.  Auch  schwarze  Punkte  in  der 
Wäsche.  Spuren  von  Flöhen  B.  —  b)  hyperbolisch 
für  unbedeutende  Wunde:  Das  ist  ja  nur  en  Fl.!  ,Zu 
ihren  Zeiten  [sagen  zwei  alte  Raufbolde]  hätte  man 
sieh  wegen  solchen  Flöhhicken  [gemeint  sind  Wunden 
durch  Schlägerei]  nicht  umgesehen.'  Gotth.  ,Jene 
Leiden  sind  Flöhbicke,  diese  aber  Scorpionsstiche.' 
JJUlr.  1727.  .Die  härtesten  Schmerzen  kaum  für 
einen  Flohbiek  und  Mückenstich   rechnen.'  ebd.  1733. 

Bolle"-:  Kernbeisser,  Cocc.  vulg.  ,Coccothraustes. 
zu  teutsch  ein  steinbysser,  klepper.  kernbeiss,  kirsfink, 
kirseschneller  und  b.,  darumb  dass  er  der  bollen  von 
bäumen  gelebt.'  Vogelb.  1557.  —  S.  Am«,  zu  Baum-Beck. 

Mel-birli-:  Beeren  des  Schwarz-  und  Weissdorns 
SchwE. 

Weil  von  Vögeln  und  Kindern  .gepickt,'  Die  Benennung 
Welbirli  passt  eig.   nur  für  die  Früchte  des  Weissdorns. 

Schnögge"-:  Schnakenstich  BsStdt. 

Bickel  I,  bzw.  Biggel,  in  B;  Gr  auch  Pickel  - 
PL  Pichle'  BG.,  sonst  meist  unver.  —  m. :  1.  wie  nhd.. 
Spitzhacke,  meist  gebraucht  zum  Aufbrechen  von 
steinigem  Boden,  Strassenpflaster,  gefrorner  Erde  uä. 
allg.  Vgl.  Hannen  (Bd  II  1812).  Die  jungi  Kraft 
muess  's  Bispil  gem,  die  muess  in  d'  Hand  der  B.  ne". 
Hisderm.  E"  Nase"  irie-n-e"  B.,  eine  weit  vorsprin- 
gende Nase  AALeer.  Im  Volksrätsel  der  Schnabel 
des  Huhnes  ZLunn.  ,Mit  bicklen  und  schuflen  ein 
grab  machen.'  LLav.  1569.  ,Vom  Pioniercorps  sollten 
'27  mit  Gertlen,  3ö  mit  Achsen,  154  mit  Schaufeln, 
89  mit  Bickeln  und  15  mit  Beuthauen  versehen  sein.' 
um  1570,  B  (vRodt  1831).  .Allerlei  Schanzzüg.  Biel. 
Axen,  Hauwen,  B..  Stechschuflen,  Schuflen.'  1Ö56,  Z 
Kriegsrechn.  In  bildl.  Wendungen:  ,Du  wirst  nit 
abtuen  ein  artikel,  hettist  schon  ein  stächlinen  b.' 
UEckst.  .Das  wir  sy  [die  Sprachen]  nit  missbruchend. 
sunder  als  die  rechten  b.  in  d'  hand  nemmend  und 
mit  inen  zu  der  warheit  grabend.'  Zwingli.  .Mit  dem 
b.  des  göttlichen  worts  umgraben.'  ebd.  S.  noch  Karst 
(Bd  LH  485),  Bickel-Hätten  (Bd  II  1782),  B.-Meister 
(Sp.  519).  —  2.  Zweispitz  der  Steinhauer  BG.  .Negelin 
dem  smid  umb  bigkel  ze  spitzen  dien  murern.  als  si 
dien  burgern  stein  gehouwen  heint  30  ß.'  1377,  B 
Stadtrechn.  —  3.  übertr.  auf  Menschen,  a)  abgehär- 
teter, tüchtiger  Bursche,  ein  ganzer  Kerl  B;  L;  Uw. 
Eisenharter  Mann  UwE.  Das  ist  e"  rechter  B..'  er 
verstäd  's  Ndw.  .In  der  Schule  war  des  Meinrads 
Bueb  nie  ein  B.  [Meister]  gewesen.'  Ndw  Kai.  1895. 
Das  mangleti  en  angere"  P.,  dazu  brauchte  es  einen 
andern  Kerl.  MWaldes.  .Das  muss  Einer  sein,  der 
das  Buch  geschrieben  hat,  e°  ganze'  Kerli,  e"  ver- 
flnechte'P.!'  Gotth.  ,Du  musst  ein  ganzer  B.  [tüch- 
tiger Soldat]  werden,  du  gefällst  mir,  gerade  so  einer 
war  ich  auch.'  ebd.  Ja  tvol!  >'ch  mangle"  ganzi  Biclde", 
die  im  [dem]  Kulturfründ  zi2ge"  cheu.  ivie-n-ic''  jitz 
schaffeit  Alles  neu.  F  Schullied  1850.  S.  noch  hantig 
(Bd  II  1768).  —  b)  gefühlloser  (B).  ungeschlachter 
(BSi.)  Mensch;  Grobian  B  (Zyro);  wilder,  ausge- 
lassener Junge  BBr.   —  e)  sehlauer  Mensch   BHk. 

Mhd.  bickel  m.  in  Bed.  1.  Die  Schreibung  mit  ü-  reicht 
(neben  seltenen«  I'-i  bis  ins  XVIII.  Zu  3  vgl.  etwa  Ril- 
lten (Bd   I  543).     Als  Familienn.   Z:    1686,   ZHerrl.:   1700, 


ZVolkctsw.     .im  ]•;.•.    Flurname    ZOberrieden.     ,Im   Bickel 
brunnen'  ZOttenb. 

Hauli-Birkli  n.:  Gartenhacke  UwE. 

Chrüz-Bickel:  =  Bickel- Hauwen    (IM  II    1813) 

Al';    Tu. 

„Berg-:  eisernes  Werkzeug  mit  scharfer  Spitze 
vorn  und  hinten,  um  in  das  Eis  oder  in  den  Felsen 
Löcher  zu  hauen,  von  den  Gemsjägern  gebraucht   BO." 

bickele"  -gg-:  zänkeln  Gl.  Syn.  chiflen.  —  Pini. 
z«  bicken. 

bickeB  I  (-gg-  Bs;  FMu.;  Gtw.;  THtw.;  W).  in  B 
(vorherrschend);  FMu.;  GRtw.;  1";  Wtv.p-:  l. picken 
mit  dem  Schnabel  Ap;  Bs;  B;  L;  PAL;  G;  Th;  Z. 
Bick,  bick,  Vögeli,  sibe'zeche"  Negeli;  kei's  mir  und 
kei's  minder  a's  sibe'zeche"  Negeli,  Schnellsprechvers, 
wobei  während  des  Sprechens  mit  einer  Kreide  17 
Striche  gemacht  werden  sollen  L;  vgl.  biggi-bäggi. 
's  i<eh  zuem  Giggel  b.,  zum  Davonlaufen  BsStdt ;  vgl. 
Güggel  (Bd  II  193).  .Die  Hüenlein  haben  gebickt, 
pulli  ova  pereuderunt.'  Denzl.  1677;  1716.  Bildl.  ,Die 
teutschen  Völker  haben  der  Römer  Land  oftermals 
angefallen,  auch  so  lang  doran  gebicket,  bis  inen  end- 
lich gelungen.'  Wurstisen  1580.  S.  noch  Chlän  (Bd  III 
650).  —  2.  (pickend)  essen,  a)  von  Vögeln.  D'  Hüener 
bickcd  lieber  Weissen  als  Bogge"  Z.  Eine"  lere"  Haber 
b.,  ihm  den  Weg  weisen,  den  Meister  zeigen  Ar.  — 
b)  scherzh.  von  Menschen  Bs;  Gr;  Th;  U;  W  (nach 
einer  Angabe  piggn");  Z.  Was  g'sihn-i'h  derl?  Wer 
bickt  [nascht] -mer  vo"  de"  Handle"?  Bs.  Das  Bcrli- 
bicke"  [.Rupfen'  der  Beeren]  ist  bei  den  Weinbauern 
mehr  verpönt  als  das  Stehlen  ganzer  Trauben  Th 
Steckb.  Bi  de"  Santjohannstrüblene"  zue  helfe'd-mer 
de"  Chindlene"  b.  KMev.  1844.  Die  mögend  wacker  b., 
die  haben  guten  Appetit  GrHc.  Schi  heint  nit  vil  s' 
biggu",  wenig  zu  essen  W.  Wer  si'h  und  cha""  schicke", 
der  häd  auch  mid  zum  (oder  z'J  b.,  der  kriegt  auch 
nichts  zu  essen,  geht  leer  aus  AaF.,  Ke.;  Th;  ZStall. 

—  c)  als  techn.  Ausdr.  im  Mühlenspiel:  ich  bick -der 
e-ueg  die  Chue   Th;  Z;    s.   ante  3  a  (Bd  III  91).  — 

3.  beissen,  von  Flöhen  Bs,  von  Hunden,  Katzen  W. 
La'  de"  Hund,  d's  Chatzi  mit  Frid  (un  Not),  sitst 
tuet-er  (tuet-'s)  dich  biggu"  W  (zu  Kindern);  ähnlich: 
Der  Botzo  ehunnt-dich  ga"  b..'    Einschüchterung.  — 

4.  Einschnitte  machen,  's  Bröd  b.,  in  ein  Stück  Brot 
Einschnitte  machen,  um  es  besser  beissen  zu  können  Z. 
's  Flusch  mit  dem  Haumesser  b..  damit  es  leichter  gar 
werde  ScnSt.;  Z.  Tüend-mer  da'  Bei"  [diesen  Knochen] 
noeh  b.,  sagt  die  Hausfrau  zum  Metzger  Th.  Chestene", 
Marre"  b.,  vor  dem  Braten  BSi.;  Gr.  Mid  der  Heu- 
schrüte"  hed-er  afan  uf  di  Palanggen  ab  'bickt  [ein 
Zeichen,  dass  es  mit  dem  Heustock  zu  Ende  gieng]. 
Schwzd.  (GrPi\).  .Setz  schräpfköpf  oder  ventosen 
one  ufhouwen  oder  b.  der  hut'  Rief  1554.  ,Garn, 
so  an  gebickte  rüetlin  aussgespannen  sind.'  Vogelb. 
1557.  , So  sy  [die  Rinder]  von  giftigen  tieren  gebissen 
wärind.  so  sol  der  biss  gebickt  werden  mit  einem  lass- 
eisen.' Tierb.  1563.  .Mit  Schröpfen,  ja  tiefem  B.,  um 
dem  Gift  [in  den  Pestbeulen]  Luft  zu  machen.'  JHLav. 
1668.  —  5.  das  Bd  I  16  beschriebene  Spiel  mit  Oster- 
eiern machen  FMu.  —  6.  übertr.  a)  stossweise.  trocken 
husten  „VO;"  L.    Syn.  bücken.    Er  het  nur  so-n-es  B. 

—  h)  sticheln  mit  Worten,  keifen,  rechthaberisch  und 
unberufen  drein  reden,  widerbellen  AALeer.,  Wohl. ; 
GrPi-.;  G;  Z;  „allg."  Er  het  uf-mich  gebickt  GrPt. 
Der  hed  lang  gebickt,  um  c"  [Streit-]  Handel  f  stifte" 


1119 


Bak,  l"'k.  liik.  l>ok.  buk 


11-Jii 


GRpeist.  Er  mues*  doch  in  Alles  'bickt  ha"  Z.  Frechi 
China  tiiend  den  Eitere"  g'ruggbicke*  Z.  —  7.  mit 
einem  Bick  (in  Bed.  6)  behandeln  ZS.,  Stdt.  Das  Fass 
riinnt,  ist  grä;  me*  mues'-es  b.  Iez  streckt  de"  Ghüefer 
aueh  si"  Hand  [erhebt  Forderungen]  für  Bicke*.  Binde", 
Reif  und  Band.  Lieh  vom  Bauernstand.  ,Wie  man  ein 
geschirr  zum  ersten  biekt,  also  behaltet  es  ouch  her- 
nach denselben  gschmack.'  HBull.  1540.  Jmbuere. 
eintunken,  erstlich  befeuchten,  beunen,  b.,  beizen, 
etwas  ringer  färb  geben.'  Fris.;  Mai..  .Beulen,  b.. 
bälen,  imbuere.'  Red.  1662.  ,Vor  ein  6  Eimer  halten- 
des Fass  samt  Bicken  30  fl.'  1810,  Z  Uaushaltungsb. 

Mini,  bicken  in  Bed.  1-4,  ahd.  Medial.  Das  W.  verhält 
sich  zu  backen  wie  biffen  zu  hi'fcn.  Zur  Bed.  vgl.  hicke-n 
(Bd    II    1119). 

ab-bicke":  1.  wegpicken,  allg.  De'  Trüben  ist 
nümme*  ganz;  d'  Spatze"  händ  mängs  Beri'deroo*  ab- 
'bickt.  —  2.  mit  spitzem  Werkzeug  weghacken.  ,1524 
tieng  man  [in  Z]  an,  das  [Wand-] Gemäl,  so  mit  Öl- 
farben gemacht  war,  abzuhicken  mit  Steinaxen  und 
wieder  zu  verdünchen.'  Füssli  1749.  —  abe"-:  1.  her- 
unterpicken, allg.  Me"  sott  die  Chriesi  günne",  sust 
bicke"d  d'  Chräe*  noch  alli  abe".  Es  ligge'd  e"  Massen 
abe'pickt  Nuss(en)  under-dem  Baum.  —  2.  herunter- 
hacken. ,Si  bicktend  in  [den  Wappenschild  an  der 
Mauer]  herab  mit  gwalt.'  1478,  Lied.  ■ —  üf-:  1.  auf- 
picken, pickend  aufessen  Bs;  B;  Tr;  Z.  , Ein  Samen, 
der  im  Säen  auf  den  Weg  fallt,  wird  von  den  Vöglen 
aufgepickt  oder  von  den  Leuten  zertrampet.'  FWyss 
1670.  —  2.  durch  Picken  öffnen,  z.B.  Nüsse  Bs;  B;  „F; 
Gr;  L;"  Tu;  „Zg;"  Z.  Das  Chätzers  Hüendli  häd  es 
Ei  üfpickt  ZZoll.—  u m e " - :  =  ume'-becken 2  ZO.,Wyla. 

—  a"-:  1.  durch  Picken  beschädigen  Bs;  B;  Tu;  Z, 
Die  Zwetschge"  sind  all  von  Spatzen  a'pickt,  me' 
cha""  s'  nümme*  verehaufe"  ZZoll.  Herdöpfel  «.,  mit 
dem  Karste  Th;  Z.  —  2.  hadern,  zanken.  .Also  ward 
dis  ufruor  gestillt,  doch  mit  vil  anbickens  und  unruow 
für  und  für.'  1536,  Salat.  —  i"-:  1.  drein  reden,  sti- 
cheln, zänkeln  ZO.  —  2.  Jnbiket,  iniixus.'  Red.  1656. 

—  under-:  1.  unberufen  dazwischen  reden  Z  (Spillm.). 
Ich  irott  das  U.  nüd  ha"!  —  2.  (mit  Pickel  oder  Hacke) 
untergraben.  .Eine  Mauer  durch  Unterbicken  fällen.' 
.IRWaser  1829.  —  üs-:  auspicken,  -hacken  Bs;  B; 
Th;  Z.  Es  bickt  kei"  Chrä  der  andere*  d'  Augen  üs 
ZZoll.  —  ver-:  durch  Picken  verletzen,  verderben 
Bs;  Tu;  Z.  Der  Güggel  häd  dem  Chindli  uelle"  's 
G'sicht  r.  —  z'sämme"-:  gierig  auffressen,  eig.  von 
Vögeln,  dann  auch  von  Menschen  Bs;  B;  Th;  Z.  — 
durch-  (trennb.):  mit  dem  Schnabel  durchhacken, 
durchlöchern  B;  ZS.  ,Nussen,  welche  sy  [die  Meisen] 
mit  irem  Schnabel  durchbickend.'   Vogelb.    1557. 

Bicker  m.:   1.   „Einer,  der  Etwas  aufknackt." 

2.  Zacke   der  Bicker -Rauwen    (Bd   II   1813}    ZO.    - 

3.  Einer,  der  gerne  unberufener  Weise  seine  hämi- 
schen Bemerkungen  über  fremde  Händel  macht,  der 
stichelt  „Aa;  VO;  Sch;"  Z.    Wortklauber  '/,  (Jucker) 

—  I.  trockener  Husten  L  (RBrandst.).  —  link,,-,  Fa- 
milienname GGrabs. 

Fore"-:  Schwarzspecht,  Pic.  mart.  Z  (Spillm.).  Syn. 
Tannen-B.  G8rsten-:  Goldammer,  Emberiza  citr. 
ZO.  —  Mugge"-:  1.  Hecken-Braunelle,  Acc.  („Mot") 
modul    B.  -'.   „Muggenbiekerli,   gem.  Baumläufer, 

Certhia  tarn.  B."  —  Nuss-;  i.  =  Chlän  I  a;  s.  Bd  III 
650.  —  2.  Nussknacker  „Aa;  VO;  Sch;  Z."  Wältsch- 
nuss    inif    feuj    N-e*    i<l    dir   Blotte*.    Balz    1781. 


Boll-  ZO.,  ,.Böl-  Ap;  O;  Tu-.  Bolle*-  AaZ.;  VO;  Gl; 
ZO..S..  l'olle";  l'oli-  Ndw,  Böte"-  USil. :  1.  a.)  =  Chlan  1  a 
(Bd  III  650)  AaZ.;  „Ap;-  Gl;  „G;  Th;"  Vw ;  Z.  ,Sitta 
europsa.    der    Bohlpiker.'    G  Wochenblatt    1798.    — 

b)  .Spechtmeise,  Bollenpicker,  Sitta.  Die  blaugraue 
Spechtmeise.  B..  Sitta  cresia.'  HSchinz  1842.  — 
ei  .Agorstspeeht.  Bollenbicker ,  grosser  Buntspecht, 
Rotspecht,  Schildspecht,  Picus  major.'  Meisner  &  Scbinz 
1815.  —  i)  =  Bollen- Bick.  .Von  einer  Ägersten  1  Krü- 
zer,  von  einem  Bollenbicker  1  Schilling  [Schussgeld].' 
1607,  U  Rq.  —  2.  =  Gugger  3  (Bd  II  196)  Gl;  Ndw; 
USil.  Syn.  Bollen-Bisser.  —  3.  =  Chldn  1  b  (Bd  III 
650)  ZKn.  |lt  Schweizerb.  1828).  -  Baum-  (in  Gr; 
G  Böm-,  in  Gnlgis  Bftm-):  1.  a)  =  Boll-B.  1  a  Gr 
(meist  dim.);  ZW.  —  b)  Baumläufer.  Certhia  fam. 
AaB.;    ScaSt.     .Baumpikerli.'    G   Wochenbl.  1798.  - 

c)  Grünspecht,  Picus  vir.  GStdt.  ,B.,  Picus  arborarius.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  2.  Heidelerche.  Anthus  arb.  S. 
--  Stein-:  1.  Steinmetz?  ,2  pld  [Busse]  gab  der 
jung  st.  für  ein  frevel  und  ein  schlüfhochzid.'  1562, 
ZGrün.  —  2.  Wasserstaar.  .St.,  cinclus,  welchen  sy 
zuo  Strassburg  ein  lyssklicker  nennend.'  Vogelb.  1557. 
,St.,  steinbeisser.  ein  vogel.  cindus  [1.  cinclus].'  Mal. 
—  „Dicken-:  Spottname  für  einen  Priester,  der  sich 
ohne  weitere  Beschäftigung  nur  von  Messtipendien 
nährt,  deren  Wert  eine  , Dicke'  (20  Sols)  ausmacht  VO." 

Tann-  „Ap;  Gl;-  GA.,  Buchs;  „Z"Rüml..  Tanne"- 
Ap;  Gr  (neben  Tann-):  W:  Name  einer  Spechtart, 
meist  des  Schwarzspechtes,  Picus  mart.  Aberglaube. 
Wenn  der  T.  Junge  hat,  soll  man  in  den  Eingang 
des  (in  einem  hohlen  Baum  befindlichen)  Nestes  einen 
Zapfen  treiben.  Der  T.  wird  ein  Kraut  (das  Spreng- 
kraut) aufsuchen  und  es  mit  dem  Schnabel  an  den 
Zapfen  halten,  der  alsobald  losspringt.  Das  Kraul 
lässt  der  Vogel  fallen,  das  man  nur  auflesen  und  auch 
an  die  festesten  Schlösser  halten  darf,  um  sie  flugs 
zu  öffnen  Ap  (Tobler). 

St.2  gibt  für  Ap:  Gl;  Z  (abweichend  von  St.1)  die  Bed. 
Nusshäher,  Corvus  carrycoccotr.  [d.  i.  Kernbeisser,  Cocc. 
vulg.  |  an. 

Tüpfli-:  kleinlicher,  pedantischer  Mensch.  .Ob 
das  Spiel  den  Tüpflipickern  [gemeint  sind  Lehrer  der 
Musik]  passe  oder  nicht,  kommt  nicht  drauf  an.' 
MLienert.  -  T6te°-:=  Töten-Ür  (Bd  I  420)  Gr;  L. 
Wenn  d's  Tötenbickerli  a"-re"  Wand  nun  e*  Hiis  bickt. 
muess  Ei*s  drüss  sterben  GRKlost.  —  Widen-.  .Laub- 
vögelchen,  Weidenpickerli,  grosser  Weidenzeisig.  Syl- 
via fitis.'  Meisner  &  Schinz  1815.  —  Zinsli-  Zisli-, 
Ze'isli- :  spöttische  Bezeichnung  eines  kleinen  Rentiers, 
der  seine  Zinsen  sorgsam  zshalten  muss,  um  daraus 
leben  zu  können;  auch  Zinswucherer  „Aa;"  Bs;  Gl;  Z. 
E"  Zinslipicker  erster  Art,  der 's  Geld  filzig  z'siimt"- 
spart.  Hindern.  ,Das  elendeste  Handwerk  haben  die 
Z.,  die  abgesetzten  Pfarrer,  die  sonst  nichts  als  pre- 
digen können,  und  die,  die  stets  auf  dem  obrigkeit- 
lichen Schimmel  herum  zu  reiten  sich  genötigt  sehen.' 
JHWaser  (f  1780).  Vgl.  auch  das  Stück  ,der  Z.'  von 
HSulzer  1830. 

Bickete"  f.:  1.  beccata  PA1.  —  2.  unberufnes. 
hämisches  Dreinreden  Z.    Er  hat  alliwÜ  eso  c*  B. 

Bicki  m.:  I.  =  Bicker  4  „VO;"  L.  Er  hed  so  ne* 
ivüeste"  B.  übercho*,  so  eine",  wo  d'  Tut  sägi'd:  Me" 
mues'  Herd  drüf  tue*.  Sciiwzn.  (L).  —  2.  „Einer,  der 
mit  trockenem  Husten  behaftet  ist  VO." 


1121 


Bak,  bek,  bik,  bok,  buk 


1122 


Bicki  I  n.:  1.  kleine  Wunde  L.  —  2.  Wortliieb, 
unliebsame  Andeutung,  bissige  Bemerkung  AaoF.; 
LG.     Eim  es  B.  gc". 

bickle'  I:  1.  a)  mit  dem  Bickel  (in  Bed.  1)  ar- 
beiten Aa;  BS;  B;  Gr;  G;  Tb;  Z;  „allg."  —  b)  mit 
dem  Hauli-Bickli  im  Garten  arbeiten  Uw;  auch  spee.: 
Kartoffeln  ausgraben  UwE.  —  2.  a)  mit  stumpfem 
Beil  am  Holze  herumhacken  Ndw.  —  b)  (in  Brot, 
Fleisch  usw.)  kleine  Einschnitte  machen  Z.  Syn. 
hicklen  (Bd  II  1120).  De"  Chinde"  's  Brot  b.,  damit 
sie  es  besser  essen  können  ZStdt.  Bicklet  man  das 
Läffli  eines  geschlachteten  Schweines,  nachdem  man 
es  bei  Tische  abgenagt  hat,  so  wachsen  den  Schweinen 
des  nächsten  Jahres  ebensolche  ,Bicke'  ZFehralt, 
Zoll.    —    1    Abi.   von   Bickel,   2   Dim.  zu   bicken. 

üf-:  mit  dem  Pickel  aufhacken  Bs;  Gr;  Th;  Z.  — 
z'säme'-:  übertr.,  zusammensparen  Bs.  —  durch- 
s.  knäblen  (Bd  III  719). 

Bickle r  Biggier  m.:  vor  Kälte  aufgesprungene 
Haut  an  den  Händen  Bs.    Syn.  Hickehr  (Bd  II  1119). 

Bick  II :  nur  in  der  Verbindung  es  ist  g'frore*  wie 
B.  Z,  wie  en  B.  W,  wie  Bicke"  GrAv.,  hart  gefroren. 

Bickel  II:  1.  Knöchel.  ,B-  oder  beinlein,  talus, 
taxilins.'  Mal.;  Denzl.  1677;  1716.  ,Spondyli,  buckle 
oder  beinle  an  gleichen  der  tieren.  Astragalus,  ein 
wnrfelspil,  item  ein  buckle  oder  gleichbein,  wirten.' 
Fris.  ;  Mal.  —  2.  typisch  für  etwas  sehr  Hartes.  Es 
ist  hert  wie-n-e"  Pickel,  hart  gefroren  BSi.  G'frore" 
wie-n-en  B.  ZKn.,  S.,  W.  „Z'  B.  g'frore",  hart  wie 
Stein  gefroren,  allg."  Z'  ere"  ZU,  wa  Alls  z'  herte" 
B.  g'frürt  GrPi\  ,\Vyl  sy  all  fest  wie  B.  sind  ge- 
froren', d.  h.  kugelfest  sind.  1656,  Lied.  Vgl.  noch 
bickel-fest  (Bd  I  1119),  -gefroren  (ebd.  1314),  -hart 
(Bd  II  1645). 

2  wird  jetzt  toiu  Sprachbewusstsein  jedenfalls  zu  Bickel  I 
gezogen,  viell.  nicht  mit  Unrecht;  die  KAA.  wie-n-en  B.,  z  B. 
g'frore"  würden  dann  eig.  bedeuten:  so  hart  gefroren,  dass 
der  Boden  nur  mit  einem  B.  geöffnet  werden  kann.  Doch 
vgl.    Gr.    WB.    I    1809;   ferner   die   Anni.  zu  bickel-fest. 

bicke"  II:  mit  kleinen,  runden  Steinen  pflastern 
W.  E"  gibickoti  Boss-sträss,  eine  also  gepflasterte 
Saunistrasse. 

Bicki  II  n.,  nach  anderer  Angabe  f.:  1.  Stein- 
pflaster WGrächen,  Visp.  —  2.  mit  kleinen,  runden 
Steinen  gepflasterte  Strasse  W.  ,Man  findet  auf  dem 
Weg  über  den  Mont  Moro  noch  halbe  Stunden  lange 
gepflasterte  Strecken  (Bückinen).  W  Hauskai.  1843. 
Syn.  Bock-Stall. 

bickinu":  =  bicken  II  W. 

bicklen  II:  (mit  Würfeln)  spielen.  ,Der  tüfel 
wird  mit  dir  b.  als  die  katz  mit  der  mus.'  XV.,  Volksbb. 

Bick  III  Pigg  m.:  =  Bicht  (Sp.  1010)  GStdt.  ,Die 
Nadelhölzer  in  ihrem  Pick-Kleide.'  Chron.  helv.  1893. 
S.  noch  Be-hick  (Bd  II  1120). 

pickele":  =  Wehten.  So  wit  oben  es  im  Merze" 
pickelet,  so  wit  abe"  schneit  's  im  Maie".  ALriNA  1857. 

picke"  s.  hicken  II. 

bikart.  ,N.  N.  hat  bracht  ein  closspies  und  ein 
dein  b.  röckli  und  ein  behemsch  [aus  der  Beute  von 
Grandson].'  1476,  B.  —   Zu  frz.  picardr 

Bickle"  f.:  Fruchtzapfen  der  Coniferen,  unter- 
schieden als  For-,  Tann-B.  AAÜött.  —  Wohl  eig.  miss- 
verstandener PI.  (zu  Bickel  II?). 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Bock,  bzw.  Bogg  m.,  PI.  Blick,  Dim.  Bbckli : 
1.  a)  Ziegenbock,  allg.  S.  Meier  1  (Sp.  11).  Im  Gegs. 
zu  Geiss;  s.  Bd  II  459.  .Hab's  die  G.  gemacht  oder 
der  B.',  es  gilt  gleich  viel.  B  Hist.  Kai.  1830.  .Nie- 
mand kein  Ofenbrueter  suecht,  er  sei  dann  dorten 
gsessen;  die  gstinkend  Geiss,  was  an  ihr  weiss,  tuet 
sie  den  Bocken  schelten.'  JCWeissenb.  1678.  Im  Leben 
des  Volkes  spielte  zwar  der  B.  von  jeher  eine  viel  ge- 
ringere Rolle  als  die  Ziege,  immerhin  haben  seine 
körperlichen  und  Charaktereigenschaften  Anlass  zu  ver- 
schiedenen Redensarten  gegeben.  Stinke"  wie-n-e"  B. 
Bs;  B;  Z.  Ke"  B.  öni  Bart,  ke"  Speck  öni  Schivart 
L  (Ineichen).  ,Es  ist  eins  bocks  natürlich  art,  so  man 
im  usrauft  den  bart,  mag  er  nit  bas,  schrygt  doch 
mä! '  UEckst.  Je  elter  der  B.,  desto  härter  (fesler) 
's  Hom,  d.  i.  mit  den  Jahren  wächst  der  Starrsinn 
B;  S;  ZW.  Es  macht  keim  B.  kei's  Hörn  ab,  ist  ohne 
schlimme  Folgen  S.  ,Es  wird  ihn  auch  einmal  ein 
B.  stossen,  fortunae  etiani  fulmina  experietur.'  Mey.. 
Hort.  1692.  Si  grint,  dass-es  der  B.  stösst,  vom  stoss- 
weisen  Schluchzen  einer  Weinenden.  Hetzel  1885. 
Im  Ratespiel  fragt  ein  Kind  ein  anderes,  indem  es  im 
Verborgenen  beliebig  viele  Finger  aufstreckt:  Wie  vil 
Hörner  streckt  fluid)  der  B.?  Aa;  Bs ;  Z.  Vgl.  dazu 
Hörn  (Bd  II  1617),  chlipfen  (Bd  III  680),  Chnolpis 
(ebd.  742),  Chnipis-Chnöpis  (ebd.  744),  rumpedi-bum- 
pedi,  Tippis-Tappis,  ferner  Rochh.  1857,  442;  Arch. 
für  Volksk.  I  124.  Seine  steifen  Beine  und  Stellung 
machen  den  B.  zum  Typus  der  Starrheit,  Widerspen- 
stigkeit, auch  des  Stolzes.  Stif  si"  wie-n-e"  B.,  vor 
Müdigkeit  steife  Glieder  haben  Bs.  Da  stä"  wie-n-en 
B.,  steif,  unbeweglich  dastehen  Th;  Z.  Stell-dich,  B., 
se  cha""-mer  dich  melche",  scherzh.  Aufforderung,  still 
zu  halten  ZO.  Einem  der  B.  i"  Stall  tue"  (wobei  es 
gilt  Widerstand  zu  brechen),  den  Meister  zeigen  BG. 
De"  B.  mache",  sich  starrköpfisch  benehmen  L.  D's 
Bbckli  hebe",  Widerstand  leisten,  Stand  halten  Gr. 
,Er  tritt  dort  her  glych  wie  ein  b.  und  ist  stolz  über 
d'  massen.'  BGletting.  Er  ist  der  B.  uf-dem  Berg, 
er  fühlt  sich.  Sprww.  1869.  All  Mängel  ha"  wie  's 
Bumbels  B.,  sehr  viele  Fehler  haben  ZZell.  De"  B. 
melchen,  Verkehrtes  unternehmen  L  (Ineichen);  Syn. 
de"  Muni  melchen.  Auf  die  Sinnlichkeit  des  B.  spielen 
an  die  RAA. :  Er  isch  unschuldig  wie-n-e"  B.,  wo  mit 
sibe"  Geissen  m-dem  Wald  chunnt  S.  Die  Jungfre  ist 
so  rein  und  unschuldig,  wie  's  Hanse"  B.,  wo  bi  40 
Geisse"  g'si"  ist  U.  ,Er  macht  das  Böcklein  und  streicht 
den  Meitschene"  nach.'  Gotth.  Auch  die  Art,  wie  er 
geschlachtet  wird  und  verendet,  spiegelt  sich  in  RAA. 
ab :  ,Er  steht  da  wie  der  B.  vor  dem  Metzger.'  Si-rww. 
1824.  Einer  wie  en  g'stochw  B.,  ein  Mann,  der  sich 
nicht  zu  rühren  weiss,  kein  Leben  zeigt  B;  GrD. 
Auge"  mache",  dri"  luege"  wie-n-en  g'stochne''  B.,  das 
Weisse  im  Auge  zeigen,  stier,  verblüfft  drein  sehen 
B;  Th;  Z.  Dö  luege'-si  enander  a"  wie  g'stocheni  Begg 
und  wisse"  nit,  was  si  denke"  solle"  BsStdt.  ,Er  sihet 
darein  wie  ein  gestochener  B.,  dass  ein  Milch  davon 
möchte  säur  werden.'  Met.,  Hort.  1692.  ,Die  Bärbel 
kehrte  das  Weiss  in  den  Augen  um,  wie  ein  B.,  wenn 
man  ihn  metzget,  und  sah  gen  Himmel.'  HPest.  1785. 
(De")  B.  schinde",  eig.  einem  geschlachteten,  an  den 
Hinterbeinen  aufgehängten  B.  die  Haut  abziehen,  dann 
1)  sich  mit  den  Kniegelenken  an  eine  Stange,  einen 
Baumast  u.a.  hängen  und  kopfüber  in  der  Luft  schwe- 
bend sich  schaukeln,    ein  Kunststück,    das    von  wag- 


1123 


Bak,  bek,  bik,  bok.  buk 


1124 


hakigen  Hirtenbuben  oft  über  Abgründen  ausgeführt 
wird  Ap;  Gr;  L;  GSa.;  Sciiw.  !''•  schund  doch  nid 
eister  eso  der  B.,  de  chönntist  einist  appe'g'hie"  Schw 
Muo.  ,Ein  Schneider  soll  am  Aste  eines  Baumes,  der 
über  den  Rand  der  viele  hundert  Fuss  hohen  7/(7- 
wand  beim  Felsenbach  (in  Gr)  hinaus  ragte,  den  B. 
geschunten  haben.'  Tscu.  Er  well  drümoul  an-ere" 
Lischme*  [s.  Bd  III  1460],  die  über  e"  Felse'uand  g'rad 
ussi"  g'tvaxe"  g'si"  ist,  der  Bogg  schinde'.  Albr.  1888. 
Vgl.  d'  Geiss  schinten  (Bd  II  458)  und  s.  Schweiz. 
Nat.-Kal.  1869,  57;  eine  bildliche  Darstellung  im  Pro- 
phet 1856.  Bildl.  Er  hed  den  B.  g'schunten  [lange 
angehalten],  bis  ich  ja  g'seid  han  GRKlost.  —  2)  (auch 
schindle")  Purzelbäume  schlagen,  ein  Spiel  der  Kna- 
ben, namentlich  im  Frühling  AaWoM.  —  3)  ,Und 
wann  er  [Tamerlan]  ufs  Boss  wolt  sitzen,  muesst  im 
Baiazet  einen  B.  schinden  und  sin  Fuess-schemel  sin.' 
JJRüeger  1606;  vgl.  5  a  3.  Wie  bei  der  Ziege  (s.  Geiss 
Bd  II  458  f.)  schimmert  auch  beim  B.  noch  mytho- 
logische Bez.  durch.  Im  Mattseiten  [Gl]  spukt  der 
gespenstische  ,Mattseitelibock.'  Gl  Gem.  316.  G'hörst 
nüt,  wie  's  tösset  und  bätet  in  der  Gangenescht/lueh  ? 
Der  alt  B.  ist  g'wüss  da  umhe".  Schwzd.  (B).  In  Gr 
erscheint  lt  Tsch.  der  B.  mitunter  als  Teufelsgestalt 
in  wüsten  Einöden  in  der  Geisterstunde  meckernd  und 
Feuer  lallend  [schnaubend].  Vgl.  auch  Lüt.,  Sagen 
336  f.  ,\Vann  er  schnell  reisen  wott,  [will  ich,  die 
Hexe]  in  gschwind  füeren  uf  einem  b.  oder  einer  alten 
ofengabel.'  Holzwärt  1571.  Über  den  B.  als  Gestalt 
des  Teufels  oder  Blitzes  s.  BFreuler  1888,  46;  1889, 
30  und  Geiss-Bock.  Der  Gen.  Bocks  häufig  in  Schwur- 
formeln verhüllend  für  .Gotts';  vgl.  potz.  ,So  helfe 
mir  bogs  grind!'  um  1400,  L  Ratsprot.  ,Nu  mues  box 
fünf  wunden  erbarmen!'  ebd.  ,Das  dich  box  (fünf) 
wunden'  (oder  ,box  bluet)  sehend!'  ebd.  ,So  mer  box 
wunden!-  ebd.  ,Sweler  dehainen  ungewonlichen  swuor 
tuot  by  box  gners  [1.  zeers]  oder  box  fut,  der  sol 
geben  1  pfd  und  8  tag  uss  sweren.'  1413,  Sch  Stadtb. 
,So  helf  im  box  füdloch,  box  lüs!'  um  1440,  TnDiess. 
Stadtr.  .Pochend  nit:  sam  mir  bocks!  dis  und  das!' 
Zwingli.  ,Dass  dich  bocks  tausent  marter  sehend!' 
Aal  1549.  S.  noch  Marter  II  (Sp.  425).  —  b)  Männ- 
chen anderer  Tiere:  Schafbock  Sch;  Th;  Z.  Mit  dem 
Spitznamen  Bock  belegen  die  Bewohner  von  Z  OSth. 
die  von  Z  USth.  und  umgekehrt,  während  sie  selber 
die  Schö'fli  sein  wollen.  Männliches  Kaninchen  B; 
Th;  Z.  ,Er  müsse  dem  Jobannesli  einen  hasengrauen 
B.  geben,  ein  Fotzelküngeli.'  Gotth.    S.  noch  die  Zssen. 

—  2.  a)  Kuh  oder  Ziege,  die  wenig  oder  keine  Milch 
gibt  BO.;  Gr  (verst.  Erz-B.);  U.  [Eine  Kuh]  die  fr* 
e"  zeji  Melchi  g'ha"  hed,  die  e"  halbe  B.  und  sus  eini 
g'sin  ist  hofelieh  zem  Paschge".    Schwzd.  (GRSchiers). 

—  b)  Wiese,  die  keinen  Ertrag  liefert,  in  der  Ver- 
bindung B.  län,  han  =  fadusch  län,  han  (Bd  I  676) 
GrD.,  Glar.  Vgl.  Farr-B.  4.  —  c)  unreife,  noch  harte 
Beerenfrucht,  spec.  von  Erdbeeren  (Ep^re'-B.)  Th. 
Von  Trauben,  mit  deren  Reife  es  nicht  vom  Flecke 
will,  heisst  es:  si  sind  no'h  wie  Bock.  ebd.  Vgl.  bock- 
härt  (Bd  II  1645).  —  3.  von  Personen,  a)  beim  Spiele 
, Wolfsjagen'  das  an  der  Spitze  der  , Schafe'  stehende 
Kind,  welches  den  ,Wolf'  abzuwehren  sucht  S.  — 
b)  , Böcke',  Freischaren,  bes.  Name  einer  Elitetruppe 
auf  Seite  der  Zürcher  im  alten  Zürichkriege,  die, 
gleichs.  als  Vorfechter  der  Herde,  Wunder  der  Kühn- 
heit und  Tapferkeit  verrichteten.    Vgl.  MJähns  1880, 


935;  Vög.-Nüsch.  I  193  f..  Frei-Knhht  (Bd  111  723) 
,Etlich  sagend,  es  sygend  etlich  kriegsgsellen  zue  den 
ziten  [1403]  im  land  Abbenzell  gsin,  die  sigend  aigens 
gwalts  gen  Breganz  gloffen,  habend  die  bock  ghaissen 
und  habend  ein  fändli  ufgeworfen.'  Kessler.  .Weil 
die  banditen  wider  begnadet,  warend  ettlich  ander 
überig,  welche  man  die  böckh  nennet,  so  wohl  zu 
Zürich,  zu  Wyl,  als  anderstwo  (namblieh  gsellen  nach 
meiner  einbildung,  so  man  für  verwortfne  kind  achtet 
und  ieziger  zeit  schnaphanen  nemnent,  so  niemandt 
schonen  und  ouch  ihnen  von  niemandt  geschonet 
wirdt).'  Tagebuch  des  Franz  Bischof  von  Wyl  über 
den  alten  Zürichkrieg.  Vgl.  auch  JNater  1898,  179. 
-  c)  geiler  Mensch,  von  männlichen  (Aa;  Bs;  B;  Th) 
und  weiblichen  (USil.)  Personen.  Liederliches  Weibs- 
bild W.  —  d)  meist  als  Schelte  1)  auf  ein  derbes, 
mutwilliges,  sich  wild  gebärdendes  Kind,  bes.  Mädchen 
Aa;  Gr;  Sch;  Z.  De  bist  en  recht er  B.'.  AaB.;  Z.  En 
ung'wänte''  B.  ZU..  S.  Da'  Ghind  ist  doch  en  fürchtiger 
B.;  gestert  hat  's-mer  ml"  Marili  bime"  Hör  d'  Stegen  ab 
g'stösse"  Sch.  Hans  Joggeli  B.  vom  (oder  und)  Pfanne"- 
stil  cha"  lachen  und  zäune",  wenn  er  will,  Xeckreim 
auf  ein  Kind,  das  bald  lacht,  bald  weint  ZZoll.; 
ähnlich  ZO.  —  2)  auf  einen  eigensinnigen,  störrigen 
Menschen,  bes.  Kind  AaB.,  Leer.;  Ap;  Bs;  B;  GG., 
Stdt;  Th;  Z.  ,Bis  mir  nicht  ein  so  unfolgsamer  B. !' 
TTobl.  1830.  Dazu:  de"  B.ha"  (mit  Eim),  schmollen, 
zürnen,  bes.  von  Mädchen  gegen  einander  GRorsch., 
Stdt;  Th.  —  3)  auf  einen  verstockten,  dummen,  plum- 
pen (Bs;  B;  Th;  W),  auch  hartherzigen  (W)  Menschen. 
Das  ist  numu"  en  B.,  ein  Egoist  W.  Katholische''  B., 
hock  uf  de"  Stock,  hock  uf  de"  Stumpe",  so  cha""st  mit 
dem  Tüfel  i"  d'  Hell  abe"  rumple"',  so  neckten  um 
1810/20  in  THSitterd.  reformierte  Schulkinder  katho- 
lische. —  e)  Spottname  der  Schneider  B  (Zyro).  — 
4.  Bezeichnung  von  Geräten,  a)  Schlitten  a)  (auch 
dim.)  Kinderschlitten  mit  hörnerartig  aufgebogenen 
Kufen  BsStdt;  TnAff.  Vgl.  Geiss  3  a  (Bd  II  460), 
ferner  Bock-Schlitten.  —  ß)  Halbschlitten  mit  zwei 
Jochen,  zur  Beförderung  von  Langhölzern  BHk.  Syn. 
Sattel-Schlitten.  —  b)  =  Geiss  3  g  (Bd  II  460)  GaMai. 
—  c)  =  Geiss  3  d  SL.  B.  schlaff;  vgl.  Bocks-Mäggeler 
(Sp.  119/20).  —  d)  Gabelstange  über  dem  Strohdach 
AAReuent.  —  e)  nach  vorn  aufwärts  gebogenes  Gitter 
am  Gätterli-Charren  (Bd  HI  424)  AaFiu.  —  f)  Kutscher- 
sitz am  Wagen,  wie  nhd.  allg.  —  g)  =  Esel  5ey  (Bd  I 
518)  Aa.  —  h)  Träger  des  Bock-Holzes  (Bd  II  1256) 
Zg;  Z;  vgl.  auch  Arch.  für  V'olksk.  I  58.  —  i)  vier- 
beiniges, hölzernes  Gestell  als  Unterlage,  z.  B.  zum 
Holzsägen  (Sag-Bock),  Holzhauen  (Zimber-B.).  für 
Maurer,  Steinhauer  (Mürer-,  Stei"hauer-B.),  für  Ge- 
rüstbretter, beim  Bau  von  Schiffbrücken  udgl.,  wohl 
allg.  —  k)  (auch  dim.)  =  Geiss  3  c  AABrugg;  GrHc., 
Pr. ;  ZKn.  ,Die  Frauen  spannen  Hanf  und  Flachs  an 
Kadern  mit  aufragender  Kunkel,  die  Wolle  am  nieder n 
B.'  ZObf.  1897.  [Es  bliebe  nichts  als]  ml's  Böckli 
zerlechere"  z"  lä"  in  der  Chemmete"  old  uf  der  Dill*. 
Schwzd.  (GRSchiers).  —  1)  Vorrichtung  am  altern 
Webstuhl,  mit  angehängten  Bleistäbchen,  mit  den 
.Fussticten'  durch  Schnüre  verbunden  Aa;  Z.  Syn. 
Bock-Treten.  ,Drei  Weberstüel  angerüst  mit  B.  und 
Blei.'  1791,  ZZoll.  Pfandbuch.  ,Ein  Weberstüel  sambt 
B.  und  Blei.'  ebd.  —  m)  Holzbock  mit  zwei  Füssen, 
der  zum  Schutz  des  Ufers  ins  Wasser  gestellt  wird 
GrHc,  Pr. ;    Tgl.  Schwzd.   19,   46.     Syn.    Wuer-B.  - 


1125 


Hak,  bek,  bik,  liok,    hui 


11  LT, 


n)  auf  Rollen  sich  bewegende  Vorrichtung  im  Käse- 
magazin,  mittelst  deren  man  zu  den  obersten  Fächern 
des  Käsegestells  gelangt  BBurgd.  —  o)  zur  Hinrich- 
tung dienendes  Gerüst,  Schatt'ot.  .Die  Brechen,  den 
B.  aufzurichten,  von  einer  Beige  zu  machen  hat  der 
Scharfrichter  [je]  30  ß.'  um  1540,  AAAarau.  —  p)  Vor- 
richtung, um  darauf  Auszupeitschende  fest  zu  binden 
Z  f.  .Ungehorsam  [der  Sträflinge  im  Zuchthaus]  wird 
mit  drei  Streichen  auf  der  Stelle,  im  Wiederholungs- 
falle mit  zwölf  im  B.  gestraft.'  Unsichtb.  1793.  Der 
.spanische  B.',  ein  Folterinstrument.  1750,  Gl;  s.  Gl 
Jahrb.  3.  42  und  Bocks-Fueter  (Bd  I  1137).  Hiezu 
viell.  die  RA.:  Einen  über  de"  B.  haue",  zum  Besten 
halten,  betrügen  G  oT.f  .Seine  Lust  haben,  uns  zu 
vexieren  und  übern  B.  zu  hauen.'  UBragger  1782.  — 
q)  schwerer,  harter  Klotz  zum  Holzspalten  B  (Zyro). 

—  r)  Sturmbock  bei  Belagerungen.  ,D'  muren  nit  zu 
stürmen  sind  mit  keim  bockstoss  noch  andern  dingen.' 
JMurer  1559.  .Ein  Tor  an  einer  Stadt  muss  ge- 
sprengt werden  mit  Gewerf,  Böcken,  Geschoss  und 
Pulver.'  JJBreit.  1628.  .Grosse  Bock  von  Holz  und  Erz 
muesten  laufen  maurenwerts.'  Z  Neuj.  Const.  1708.  — 
s)  Art  Mörser,  Mauerbrecher;  vgl.  Chat zen- Uli opf  5 
(Bd  III  413).  , Meister  Füesslin  von  Zürich  sol  ma- 
chen acht  bock,  jeden  ungefar  uf  zwen  zentner,  uf 
den  louf  und  stein,  wie  irae  die  form  geben  worden.' 
1537,  S  Ratsprot.  —  t)  Lastschiff  mit  breitem  Vorder- 
teil zum  Führen  von  Steinen,  Heu  ua.  BS.,  grosses 
Marktschiff  zum  Transport  von  Vieh  und  Kaufmanns- 
waren, mit  flachem,  vorn  sich  zuspitzendem,  hinten  breit 
endendem  Boden  BThun.    Vgl.  111.  Schweiz   1873,  24. 

—  u)  „Heubucht  Uw".  d.  i.  Verschlag  in  einem  Stall, 
wo  Heu  verwahrt  wird.  —  5.  von  den  vorangegan- 
geneu Bedd.  (wohl  zumeist  von  4  i)  gehen  einige  RAA. 
aus,  in  denen  B.  t.  präd.,  t.  als  adv.  Acc.  erscheint. 
a)  B.  stä"  1)  still,  unbeweglich  stehen  GrD.  (vom 
Wilde  als  Ziel  des  Jägers);  SchwE.  Stand  B.  [halt 
inne],  icott  e*kei"  Händel  i"  mim  Hüsli.  Lienert  1891; 
vgl.  bock-still.  —  2)  sich  sperren,  Widerstand  leisten 
Ap;  ZO.  —  3)  sich  auf  Hände  und  Füsse  stützen, 
um  mit  dem  Rücken  einem  Andern  als  Stützpunkt, 
Unterlage  zu  dienen ;  auch  bildl.,  für  Einen  herhalten 
Ae;  „VO;"  Gl;  Gr;  GG.;  Zg  (auch  z'  B.);  Z.  E" 
Leitrc*  br ficht -men  nid;  du  Mattrist  wie-n-es  Kätzli. 
Kumm,  stä-mer  B.!  Schwzd.  (GRMai.).  Er  muess-em 
all  B.  stü',  den  Diener  machen,  für  ihn  die  schwere 
Arbeit  verrichten  GW.  Vgl.  noch  Trämpeli-Nest  (Sp. 
840).  ,Bajazet,  von  Tamerlan  gefangen,  ist  in  einem 
Keffich  herumgeführt  worden  und  hat  dem  Tamerlan 
B.  stellen  müssen,  wann  er  auf  das  Pferd  gestigen.' 
Müller  1666.  .Mögen  wir  nicht  diejenigen  werden, 
welche  zwaren  hier  [in  der  Kirche]  für  sie  [die  ver- 
folgten Hugenotten]  hätten,  dort  aber  [im  Rate]  B. 
stehen  denjenigen,  die  sie  schwerlich  verfolgen.'  ebd. 
Böckli  stü"  GRPr.,  Bock  gumpe"  Bs  (s.  Bd  II  313), 
Bock,  Böckli  springe"  Aa;  B;  GrHc  ;  Z,  ein  Spiel, 
wobei  ein  Knabe  um  den  andern  über  den  Rücken 
des  in  gebückter  Stellung  mit  auf  die  Knie  gestemmten 
Armen  jedesmal  vor  ihm  stehenden  Genossen  hinweg 
setzt,  um  sogleich  selbst  wieder  B.  zu  stehen.  Eine 
Abbildung  s.  bei  CMeyer  1657  und  RMüller,  Für 
Kinderherzen,  Heft  7.  —  b)  de"  B.,  kopfüber,  das 
Unterste  zu  oberst.  verkehrt,  eig.  und  bildl.  Z.  Syn. 
-'  underobsich.  Alls  de"  B.  mache",  g'heie",  rüere", 
Alles  umwerfen,  umstürzen.    En  Wage"  de"  B.  g'heie". 


D'  Milch  ist  de"  B.  (g'licit),  hat  umgeschlagen,  ist 
sauer  geworden.  Er  hät-ne*  de"  B.  g'schosse",  über 
den  Haufen  geworfen.  Es  Glas,  e"  Tarne"  [Tragbütte] 
de"  B.  stelle",  umstürzen.  Eine"  de"  B.  stelle",  zum 
Konkursiten  machen.  Ich  bi"  [vor  Erstaunen]  fast  de" 
B.  [auf  den  Kopf]  g'stande",  \eo-n-ich  's  g'hört  ha". 
Es  gät  Alles  de"  B.,  verkehrt.  De"  B.  si",  verrückt 
sein  ZDüb.,  Neer.,  Rüml.;  Syn.  über-rüert.  —  6.  Name 
von  Speisen,    a)  Butterbrot  BHk.    Syn.  Anken-B.  — 

b)  ein    mit    Sardellen   gespickter    Kalbsbraten    G.  — 

c)  Uonterser  (Gonterscher,  Gunterseher)  B.  =  Bündner 
Chuglen  (Bd  III  188)  Gr.  —  d)  (Einsidler)  B.,  leb- 
kuchenartiges Gebäck,  das  ein  liegendes  Schaf  oder 
Bock  vorstellt  Scnw;  Z;  vgl.  Hält-,  Rigi-B.  —  7.  Name 
einer  frühern  Silbermünze,  im  Werte  von  4  Batzen 
oder  10  Schillingen,  '/*  Zürichgulden  Gl;  G;  Z;  „allg." 
Syn.  Örtli  (Bd  I  485),  Vier-Bätzner.  ,Dass  er  um 
einen  Galler  Bock  einem  Esel  nur  kein  gut  Wort 
geben  mag.'  UBragger.  —  8.  Spielausdruck,  a)  ein 
Brettspiel,  bei  dem  das  in  eine  Spitze  auslaufende 
Brett  kreuzweise  mit  Linien  durchzogen  ist;  auf  den 
Kreuzungspunkten  des  breiten  Endes  stehen  20  Spiel- 
marken (Bohnen),  welche  eine  grössere  (den  B.)  in 
die  Spitze  hinauszutreiben  suchen.  Eine  ungedeckte 
Bohne  darf  der  B.  überspringen  und  wegnehmen  ZW. 

—  b)  „ein  Kartenspiel,  eine  Art  Pharao,  bei  welchem 
derjenige,  der  den  B.  hat,  d.  h.  die  Bank  gibt,  auf  jede 
Karte  so  viel  setzen  muss,  als  diejenigen,  welche  gegen 
ihn  spielen;  ein  Spiel  der  Jungen  um  unbedeutende 
Münzen,  Nüsse  udgl.  S."  Vgl.  bocken  14  c.  Ulr. 
Brägger  spielt  mit  sechs  andern  ,B.'  UBragger  1783. 

—  c)  im  Jasspiel  die  Karte,  welche  im  gegebenen 
Augenblick  die  höchste  noch  im  Spiel  befindliche 
ihrer  Farbe  ist  und  daher  nur  mit  Trumpf  gestochen 
werden  kann  Aa;  Ap;  Bs;  B;  L;  S;  Th;  Uw;  Z.  Gegs. 
Geiss  (Bd  II  459),  Lammeren.  (Das  ist)  B.!  ruft  man 
beim  Ausspielen  einer  solchen  Karte;  in  BsStdt  etwa 
mit  dem  wortspielenden  Zusatz:  er  göt  iber  Alles. 
Trumpf  üs,  g'stoche"  de"  B.!  Aa;  B;  Z.  G' stäche"  de" 
B.,  warum  göd-er  i"  's  Uhrüd!  ebd.  Auch  beim  Kaiser- 
spiel. ,Es  wird  gekaisert:  auf  Hanspeters  Seite  figu- 
riert bereits  ein  siegesstolzer  B.,  er  hat  die  Nidlen 
gewonnen.'  Obw  Volksfr.  1882.  ,Lass  dirs  vergan,  du 
mit  dem  b..  lass  luegen,  was  uf  den  karten  hock,  und 
heb  ab!    der  minst  sol  's  böckli  keren.'    Salat  1537. 

—  d)  beim  Dominospiel  der  Stein  mit  2  mal  6  Punkten 
(Sechsi-B.)  ZZoll.,  auch  die  Steine  mit  2  mal  5,  4,  3, 
2,  1  Punkt  (Feufi-,  Vieri-Bock  usw.)  Z.  —  9.  „Sprung 
Sch."  —  10.  „ein  eigentümlicher  [scharfer]  Beige- 
schmack des  Weines,  der  auf  Feuerstein  gewachsen 
ist  oder  grossenteils  aus  faulen  Beeren  gepresst  wurde", 
Erdgeschmack  Bs;  BE.  De"  Wi"  het  e°  Böckli,  en 
meineidige"  B.  Bs.  Auch  Beigeschmack  des  Käses  B, 
des  Kaffees  BE.  Das  Kafß  het  der  B.  BE.  Ebenso 
heisst  es  von  säuerlich  riechenden  Milchgefässen:  si 
hei"  der  B.  B.  Vgl.  böckelen.  —  11.  in  der  RA.  en 
B.  schiesse"  a)  fehlen,  beim  Schiessen  B.  —  b)  häu- 
figer en.  B.  mache",  übh.  einen  Fehler,  eine  Dummheit 
begehen  Bs;  B;  „VO;"   PAL;    G;   Sch;   „S;"    Th;    Z. 

—  c)  leicht  lügen,  einen  Bären  aufbinden  BHa.  — 
12.  Stoss,  Streit.  ,Wie  oft  hat  ein  frecher  Gesell  von 
Leder  gezuckt,  wann  ein  Anderer  den  Vortanz  haben 
wollen V  Da  dann  der  B.  angangen  und  übel  ausge- 
schlagen.' JWirz  1650.  —  13.  übergehend  in  adj. 
Funktion  in  der  Verbindung:    Das  ist  B.,  auch  Das 


1127 


Bak,  bek,  bik,  bok,  buk 


1128 


macht-sich  B.,  ganz  famos,  ausgezeichnet.  Studentenspr. 
und  von  da  aus  weiter  verbreitet.  —  14.  als  Familien- 
name Z;  1523/1669,  ZMeil.  Bes.  dim.  Böckli  BsStdt 
(.Böcklin');  ZGunt.;  1300/1400,  LSemp.;  1486,  GKriess.; 
1537,  ZElgg.  ,Böckle.'  1565,  Schw.  ,Bockeli(n).'  1296. 
LStdt.  .Bockli.'  1304,  ZStdt;  1330/82,  LStdt;  1421, 
Scaw.  —  15.  als  Orts-  und  Flurn.  GKappel;  S  (Wiese); 
ZSth.  ,Reben  im  hintern  Böckli'  ZDättl.  ,Bocke°- 
Hüsli'  TuTobel,  ,Bocke"-Mos'  ZSth.,  ,Bocke°-Rain'  Sch 
Schi.,  ,Bocks-Löh'  GBromsh.,  , Bocks-Berg.'  1530,  GuT., 
, Bock-Stein'  S,  ,Bock-Wisli'  ZSteinm. 

Manche  Bedd.  von  4  hat  auch  das  frz.  clevre.  Zu  dem 
adv.  Acc.  unter  5  b  vgl.  de"  Böge'  (Sp.  1060),  de"  Benj  uä. 
13  könnte  von  8  c  ausgegangen  sein;  weiter  ab  liegt  die 
Annahme,  dass  mit  B.  eig.  das  bekannte  starke  Bier  gemeint 
sei.  Zum  Sachlichen  vgl.  auch  noch  Medikus,  Tierreich 
1880,  45  f. 

AI-Bock:  Blaufelchen,  Salmo  Wartm.  BBrienzer- 
und  Thunersee,  oft  mit  Salmo  nianena  verwechselt; 
vgl.  Älbek  (Bd  I  1 85),  Färet  (ebd.  903).  Syn.  Edel-, 
Brät-Fisch.  Zu  BUnterseen  war  der  gewöhnlich  reich- 
liche Fang  des  A.  bis  ins  XVIII.  hinein  mit  Festlich- 
keiten verbunden.  ,üe  curte  Mediolano  [ZMeilen]  60 
pisces  alboken  et  centum  ova  abbati  servitium.'  XII. / 
XIII.,  SchwE.  Urbar.  ,60  und  zwen  halb  gewachsen 
alpöchen  [als  Zehnten].'  1302,  Gl  Urk.  (Kopie  aus  dem 
XVI.).  ,An  halb  gewachsen  alpböck  (blowling)  60.' 
ebd.  ,40  albchen,  der  je  10  einen  ß  gelten  sulen.' 
um  1310,  ZStäfa  (Habsb.  Urb.).  ,500  albochi  salsi  et 
fumigati  [als  Abgabe].'  1472,  BInterl.  ,Am  24.  Juli 
1531  wurden  im  Thunersee  in  zwei  Zügen  4457  Aal- 
böcke gefangen.'  Türler  1895.  ,üene  dryen  gsellen 
von  Interlachen,  so  in  dreien  hutten  alböck  und  ouch 
ein  gemschen  bracht,  jedem  für  sin  zerung  zalt  10 
batzen.'  1594,  B  Vogtrechn.  ,Ber  Albock,  so  mit  dem 
Ordinarigarn  gefangen  wird,  soll  verkauft  werden  um 
1  Cr.,  der  so  in  Schwebnetzen  um  1  Schill.  Die  Spitz- 
oder Buchalböck  sollen  gar  nicht  gefangen,  sonders 
widerum  in  den  See  geworfen  werden.'  1672,  B  Fischer- 
ordn.  für  den  Thunersee.  ,AlbuIa  caerulea,  germ. 
Bratfisch,  Alböck.'  Wagner  1680.  .Merkwürdig  ist  der 
Fang  der  blauen  Albelen  [im  Thunersee],  welche  sie 
Alböcke  nennen  und  bis  nach  Bern  führen.  Mich 
dünkt  aber,  es  seien  fera  lacus  lemani  lavareto  persi- 
milis.'  JJSchedchz.  1746.  S.  noch  GLHartm.  1827, 
155.  160,  sowie  Gr.  WB.  I  1439. 

Die  ahd.  Form  wäre  wohl  'albuh  oder  'alboho  (vgl.  die 
ältesten  Belege  mit  schwacher  Flexion),  also  eine  Bildung 
ähnlich  den  Vogelnamen  habuh,  chranuh.  Später  trat  An- 
lehnung an  Bock  ein. 

Ale"-:  1.  Möve,  Larus,  in  ihren  verschiedenen 
Spezies,  bes.  die  Lachmöve,  Lar.  ridib.  ApK.;  GWidn.; 
ScHSt.;  THMamm.,  Steckb.  Seeschwalbe,  Sterna  hir. 
THErm.  Syn.  Böt-Gans  (Bd  II  374),  Giriz  1  (ebd. 
407);  vgl.  Bröt-Holi  (ebd.  1155).  Seched-er  [ihr]  ä" 
Alle'böck  (fad  Scharen  uf's  Land  use'flüge"?  's  best 
Zeiche*,  dass  's  morn  anne"  regnet.  ONäg.  1898.  Ale"- 
bock  im  Land,  Unwetter  ob  Hand  ScHSt.  (Sulger).  A., 
stupf  de*  Chopf  in  Se  und  de"  Schwans  i"  d'  Höh! 
rufen  die  Kinder  in  THErmat.  den  tauchenden  See- 
möven zu.  A.,  A.,  tütsch  in  Se,  bring  en  Scheffel  volle" 
Sehne!  G  (Götzinger).  ,Mew,  circa  Acronium  lacum 
alenbock.'  KGesn.  ,Von  den  meben  in  süssen  wassern. 
Die  Teutschcn  gebend  disem  vogel  vi lf altig  namen,  als 
meb,    mew,    miess,    holbrot,    holbrueder  und  bei  dem 


Costenzersee  alenbock.  Der  gmein  meb  oder  holbrot 
bei  uns.'  Vogelb.  1557.  ,Der  alenbock,  larus  cinereus 
vel  gavia  cinerea.'  Mal.  , Larus  tridaetylus,  der  Alien- 
bock.- G  Wochenblatt  1798.  —  2.  weisse  Taube  mit 
schwarzem  Kopf  und  Schwanz  Ap. 

Unser  W.  könnte  mit  dem  vorigen  identisch  sein  (das 
mittlere  e  Secundärvoc.  ?),  für  beide  Tiere  ist  die  weissliche 
Färbung  charakteristisch.  Vgl.  ,Belche',  Bezeichnung  sowohl 
eines  Fisches  als  eines  Wasservogels  (Gr.  WB.  I  1439), 
, Weissling',  Fisch-  und  Vogelname. 

Anke"-  (Ank-  BK.,   Auche*-  BO.,  Oichen-  BHa.): 

1.  Butterbrot,  -schnitte  AaL.,  Leer.;  BE.,  Ha.,  Hk., 
M.,  ß.;  L;  Zg  (St.b).  Syn.  A.-Brüt.  Her  Knabe,  wel- 
cher gebuttert,  kriegt  einen  A.  AALeer.  G'hörst, 
Müeti,  ict  wott  A. '.  B  Hist.  Kai.  1844.  ,Ich  will  anken 
lassen.  Ich  kann  dann  den  Schneidern  morgen  im 
halben  Tag  [zwischen  den  Mahlzeiten]  einen  A.  geben., 
Gotth.  In  BM.  Festspeise  an  Auffahrt.  ,Sie  hatten 
A.  und  Hung   an   der  Auffahrt.'   N.  B  Kai.  1844.  — 

2.  Butterballen,  -stock  L;  üw;  vgl.  Lamb  (Bd  III 
1271).  Der  Birge"-  und  die  ondre"  Steck,  die  gänd 
uis  Milch-  und  Onke'beck.  Ineichen  1859  (für  Uw). 
Zioe  g' wichtig  Anke'böck,  we  schöni  Zuckerstöck.  L 
Polit.  Ged.  1845.  Welchis  isch  der  grösst  Bock?  Der 
A.,  Kinderrätsel.  Rochh.  1857.  Setz-dich,  Anke'böckli 
(morn  musteret-me"  dich),  sagt  man  scherzend,  wenn 
ein  Kind  sich  unfreiwillig  auf  den  Boden  setzt,  oder 
wenn  man  einen  Gegenstand  abstellt  L.  —  Ärmel- 
Böckli:  kleines  Brett,  das  an  den  Tisch  geschraubt 
wird,  um  Ärmel  darauf  zu  plätten  ZStdt.  Vgl.  Gletti-B. 

—  Esel-Bock:  =  Bock  4  i.  , Wagen  zu  den  Schiff- 
brücken, Eselböcken  und  Ersätzbäumen.'  Kriegsbüchl. 
1644.  —  Facht-:  in  der  Weberei,  kleines  Gestell  für 
die  Einschusszäpfchen,  von  denen  vermittelst  des 
Spulrades  der  Einschuss  (Trame)  auf  die  Weberspül- 
chen  abgespult  wird  Z.  —  Feld-:  1.  eine  Art  Tauben. 
,Die  gmeinen  und  schlechten  tauben  von  färb  werdend 
bei  uns  väldböck  genennt.'  Vogelb.  1557.  ,V.,  väld- 
recken,  tauben,  so  ins  väld  fliegend  und  nit  daheim 
gespeist  werdend,  columbi  campestres.'  Mal.  —  2.  eine 
Art  Reben.  ,Miscellai  vites,  väldböck,  räben,  die 
allenthalben  gern  wachsend,  zue  allen  orten  geschickt 
und  fuegklich.'  Fris. ;  Mal.  —  FeMz-:  langer,  höl- 
zerner Bock  mit  Pflöcken  an  den  beiden  Enden,  zwi- 
schen welche  die  Bretter  zum  Hobeln  der  Schmal- 
seiten (füegen,  felzen)  oder  zum  Kämmen  (chämben)  ge- 
zwängt werden  Z  (Zimmermannsspr.).  Syn.  Füeg-Bock, 
Chämb-Stuel.  —  Farr-  Für-,  in  GrD.,  Luz.,  Pr. 
Vfar(r)-:  1.  Ziegenbock  zum  Züchten  GrD.,  Pr.  Vgl. 
Farr  (Bd  I  903).  —  2.  Person,  die  sich  gerne  herum- 
tummelt, -balgt,  bes.  von  jungen  Mädchen  GrS.,  Spl., 
V.;  vgl.  Bock  3  d.  —  3.  kurzer  Schlitten  mit  empor- 
stehenden  Kufen    GRTschiertsch.;    vgl.  Bock  4  a.  — 

—  4.  das  Gras  einer  erst  im  3.  Jahre  gemähten  Wiese 
GrLuz.  ;  vgl.  Bock  2  b. 

Färli- SchwE.,  Vrene"- ZRüml. :  volksetym.  Um- 
deutung  aus  Fernambuk(holz).  —  In  ZTagelsw.  FärMwcIc. 

Fri-:  der  als  Sündopfer  in  die  Wüste  getriebene 
Bock,   .Sündenbock.'    1531/1667,  III.  Mos.  —  Vgl.  gr. 

X£u.apO£  änOTtOJlJtaTog,  lat.  caper  emismriug,  frz.  bouc  hniaaaire. 

Gülle"-:  dreibeiniges  Gestell  zum  Aufstellen  der 
Jauchebütte  ZHombr.,  O.  Syn.  Güllen-Stuel.  Was  ist 
Das?  Es  hat  e'kei"  Verstand,  nüd  gö"  cha"*  's  und 
hat  doch  Bei".  Antw. :  En  G.  Stütz  (Volksrätsel).  — 
Geiss-:    1.  Ziegenbock,    allg.     Sprw.:    En  G.  chann 


1129 


Bak,  bek,  bik,  bok,  buk 


1130 


nur  stinke".  Silger  (wobl  i.  S.  v.:  Art  lässt  nicht  von 
Art).  Giri,  giri,  ff.,  wärist  du  diheim  g'hockt!  höhnt 
man  Einen,  der  sich  die  Finger  verbrannt,  sich  bla- 
miert hat  ZO.,  S.  .Herein,  es  wird  doch  kein  G.  sein', 
zu  Einem,  der  nur  zum  Scherze  an  der  Türe  pocht 
GA.;  Th;  Z.  .Sollt  ich  eim  lassen  mantel  und  rock, 
torechter  war  ich  denn  ein  g.'  UEckst.  Aberglaube: 
Um  einen  Schatz  zu  heben,  führte  ein  Schatzgräber 
in  der  Abenddämmerung  einen  schwarzen  G.  zur  Stelle 
im  Walde  ZZoll.  (um  18201.  Um  das  Vieh  vor  Be- 
hexung zu  bewahren,  jage  man  einen  weissen  G.  durch 
den  Stall  Aa;  s.  Ztschr.  f.  d.  Altert.  III  35.  .Mein 
Viehstand  belief  sich  gewöhnlich  auf  eine  Kuh,  ein 
paar  Binder  und  einen  G.,  weil  Letzterer,  wie  mir  der 
Nachrichter  versicherte,  das  Vieh  vor  Hexereien,  Zau- 
bereien und  Lungensucht  bewahre.'  1793,  Th.  S.  noch 
HZahler  1898,  40.  —  2.  Schimpfn.  für  Männer  SB.  Vgl. 
Kerli  e  (Bd  III  462).  De"  ff.  m'el'he",  scherzh.,  pissen, 
von  männl.  Personen  ZWald.  —  Gitzi-:  (meist  Dira.) 
junger  Ziegenbock  Gl;  Gr;  GBh.;  „aUg."  —  Glar-: 

1.  Mensch  mit  grossen,   glotzenden  Augen  ÄAFri.  — 

2.  Sieb  mit  zollgrossen  Löchern  AaFH.  ;  S.  —  3.  Glar- 
(in  Aa  lt  Mühlberg  auch  Glär-)  Böckli,  dreifarbiges 
Veilchen,  Viola  tric.  Aa;  Bs.  —  Gletti-:  =  Gletti- 
Mann  (Sp.  258)  Z.  —  Heu-:  =  Heimen  1  (Bd  II  1477) 
ZWäd.  —  Hoffart-:  hoffärtiges  Mädchen  Schw. 
G'schauid  auch  das  Horfertböckli,  wie  's  halb  blutt 
daher  stolziert.  Tryner  1840.  —  Hali-  (auch  Häle"- 
Scbw;  Tb):  1.  Widder  AaF.,  Ke.;  „B";  L;  G;  Th;  Zg; 
ZW1.  Vgl.  Hälli  lund  II  (Bd  II  1135).  —  2.  „Wohl- 
lüstling B;  L."  —  3.  oft  dim.,  kleiner  runder  Leb- 
kuchen in  Form  eines  oder  auch  zweier  ruhender 
Lämmer  (von  der  Grösse  eines  Zweirappenstückes  bis 
zu  der  eines  Talers  und  darüber)  AaB.,  F.;  L;  Schw; 
Uw;  Zg.  Syn.  Holen-Benz.  Es  Häliböckli  muest  ha"! 
sagt  die  Mutter  beschwichtigend  zu  den  Kindern,  die 
sie  um  einen  Marktkram  bestürmen  AaB.  Briiig-mer 
auch  es  Häliböckli !  so  ruft  man  scherzh.  denen  nach, 
die  zu  Markte  gehen,  ebd.  Chlingnauer  H.  wurden 
ehemals  auf  allen  Märkten  im  Aa  feilgeboten;  mit 
diesem  Gebäck  wurden  auch  die  Bewohner  von  Klingnau 
gehänselt.  Bes.  berühmt  sind  die  Häliböck  von  SchwE., 
oft  mit  einer  Füllung  wie  die  Chlöster-ChräpjH;  vgl. 
Bock  6  d.  Besucher  dieses  Ortes  pflegen  den  Kindern 
Häliböck  als  Reisekram  nach  Hause  zu  bringen  AaF.; 
Zg  (vgl.  Arch.  für  Volksk.  I  216).  Im  Schw  Fast- 
nachtspiel vom  J.  1863  verehren  die  von  Einsiedeln 
dem  Kaiser,  dass  die  chline"  Kaiserli  blibiH  nüefer 
und  g'sund,  e"  Häle'bock  us  Turbe'grund.  In  L  und 
Uw  ehedem  auf  St  Niklausennacht  gebacken :  Her 
Samichlaus  bringt  de"  Chindere"  Häliböck  und  Bire"- 
wegge",  Firtigröck,  i"  de"  böse"  Chinde"  Ross-chugle", 
Ruete"  und  Räbe'rinde"  L.  Vgl.  noch  Nat.-Kal.  1866, 
61,  ferner  Lüt.,  Sagen  100. 

Heil-:  1.  verschnittener  Ziegenbock  GrAv.;  LE. 
(St.b).  ,H.,  ein  bock,  dem  verschnitten  ist,  caper.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Unschlitt  von  einem  H.'  JJNüsch.  1608. 
,Von  den  besten  Heilböcken.  Binge  und  magere  Heil- 
böck.'  Bs  Metzgerordn.  1650.  .Der  rauhharichte  Bock 
wird  durch  die  Verschneidung  ein  H.'  Spleiss  1667. 
.Von  einem  feisten  H.  das  Netzi.'  XVII.,  B  Arzneib. 
In  der  L  Fleischschatzung  von  1745  wird  für  Heil- 
bockfleisch ein  höherer  Preis  angesetzt  als  für  Bock- 
fleisch. —  2.  Heili-B.,  der  letzte  Überrest  eines  Brat- 
käses (s.  Bd  HI  508),  der  auf  beiden  Seiten  gebraten 


wird  BHasleberg.  Ick  han  an  der  Alp  en  Oichenbock 
und  en  H.  g'essen.  —  heil-böckin:  Adj.  zum  Vor. 
.Heilböckis  und  wideris  fleisch  1  pfd  umb  6  pfenn., 
böckis,  stieris,  küejis,  alt  schäfis  und  kälberis  1  pfd 
umb  5  pfenn.'  B  Fleischschatzung  1474  (Ansh.).  .Heil- 
böckis fleisch  gilt  7—5  haller.'  1519,  ZElgg.  .Dass 
Keiner  zwei-  oder  mehrerlei  Bratisfleisch  under  ein- 
ander henke,  sondern  eintweders  nur  allein  schäfens, 
heilböckens,  geissens  oder  reitböckens  feil  habe.'  Bs 
Metzgerordn.  1650. 

Höli-  GRValz.;  Z,  Höli-  GRHaldenst. :  1.  Mensch 
ohne  allen  äusserlichen  Anstand,  der  gleich  mit  der 
Tür  ins  Haus  will  Z  (Jucker).  —  2.  Wildfang,  derber 
Springinsfeld  GRHaldenst.,  Valz.  Syn.  Holli  (Bd  II 
1159).  H.  springe",  sich  herumtummeln  GRValz.  Syn. 
ummen-bocken.  —  Holderi-:  wildes,  derbes  Mädchen 
oder  Weib  Z.  Synn.  bei  Ho2>pass  (Bd  II  1483).  H.  hat 
Flöh  im  Bock  (Neckreim).  Holderi-,  Holderi-,  Holderi- 
bock,  wie  mänge"  Finger  streckt  der  Bock?  s.  Bock  1  a. 

Holz-:  l.'a)  =  Bock  4  i  Bs;  B;  Gr;  G;  S;  Th;  Z. 
Stä",  sitze"  wie  en  H.,  steif  Z.  —  b)  Handschlitten 
mit  schmalen  Kufen  und  Sitzen  für  mehrere  Personen 
BsStdt.  .Knaben  zogen  ihre  Schlitten  und  Holzböcke.' 
Bs  Hink.  Bote  1829.  —  2.  steifer,  ungelenker,  stör- 
rischer, ungeschlachter  Mensch,  bes.  von  Kindern  Bs; 
B;  G;  Sch;  Z;  gefühlloser,  dummer  Mensch,  Tölpel 
Bs.  Freche,  ungeschliffene  Person,  bes.  von  Frauen 
und  Mädchen  Gr.  En  grusige''  H.  Dreister,  ausge- 
lassener Mensch  ZHörnli.  ,Ach  du  wilder  h.,  wann 
wilt  dich  lassen  zemmen'?'  Gyrenrupfen  1523.  .Welche 
aber  ganz  und  gar  yngeton,  nimmer  under  die  lüt 
kumpt,  nimmer  nüt  redt,  ouch  seltzamlich  etwas  sieht 
und  hört  under  der  wält,  die  wirdt  lütschüch  und 
ganz  ein  h.,  das  ist  ein  unzytig.  unryf  wyb.'  HBdll. 
1540.  ,Timon,  ein  weltscheuher  Mensch,  ein  scheuher 
H.'  Denzl.  1677;  1716.  —  3.  Name  spinnen-  oder  käfer- 
artiger Waldtierchen,  a)  gem.  Zecke,  Ixodes  ricinus 
Aa;  Th;  Z.  Syn.  Rank-Lüs  (Bd  111  1453).  .Die  holz- 
böck  [an  den  Hunden]  vertreibend  die  bitteren  mandel- 
kernen.'  Tierb.  1563.  .Bedivius,  ein  zäch,  hundszäch 
oder  h.'  Fris.;  Mal.  .Hundslaus,  Zäk,  H.,  ricinus.' 
Red.  1662;  Denzl.  1677;  1716.  —  b)  grosser  Holz- 
käfer, Cerambyx  heros  Bs  (Spreng);  B.  ,Scaraba:us 
capric,  H.'  Cappeler  1767.  —  c)  Alpenbock,  Ceramb. 
alp.  „BO."  —  4.  Gespenst  im  Walde  Sch  (Kirchh.). 
-  (ge-)holz-bockig  Z  (Spillm.),  holz-böckisch 
B:  steif,  ungelenk,  grob,  ungeschlacht  im  Benehmen. 
,Zum  Flattieren  waren  sie  zu  h.'  Gottii.  .[Frau]  die 
zänkisch  und  holzböckisch  war.'  HRRebm.   1620. 

Hunds-:  =  Holz-B.  3  a.  .Redivius,  H.,  ein  Würm- 
lein, das  den  Tieren  an  der  Haut  klebt  und  das  Blut 
aussauget,  bis  es  von  Völle  stirbt.'  Denzl.  1677;  1716. 

Hinkedi-:  spöttische  Benennung  eines  Hinkenden 
Bs.  —  Wahiscli.  entstellt  aus  dem  gleichbedeutenden  Hin- 
ke Ji- Bot. 

Huere"-:  Hurer  Bs.  —  Hörn-:  gehörnter  Ziegen- 
bock im  Gegs.  zum  Muttlen-B.  Gr.  Schnippt,  schnappi, 
Höre'bock,  wie  ril  Fingere"  streckt  der  Bock?  Rate- 
spiel; vgl.  Bock  1  a.  —  Horni-:  =  Horni  2  (Bd  II 
1627)  Bs.  ,Es  wisse  wohl,  dass  es  schon  lange  der 
H.  habe  heissen  müssen  im  Hause  und  dass  sie  es 
alle  mit  einander  hätten  gegen  ihns.'  Breitenst.  — 
Chüel- Böckli:  Bock  mit  kurzen  Beinen,  worauf 
beim  Branntweinbrennen  das  Kühlfass  steht  B.  - 
C holderi- Bock:  =  Cholderi  4  a   (Bd  III    238)    Bs. 


1131 


Bak.  bek,  bik,  buk,   buk 


1132 


Syn.  Cholderi-Chopf.  —  Chün(g)eli-Bock:  1.  männ- 
liches Kaninchen  Bs;  Gr;  Z.  Er  iseh  rammlig  wie-n-e" 
K.  BsStdt.  —  2.  übertr.,  Wüstling  BsL.  -Karde»- 
Charte"-  Z ;  s.  Kartätschen  II  (Bd  III  490).  Syn.  Zieh- 
Stuel.  —  Chätzi- B,  Chätzli-  Z:  Schelte,  Beteurung 
st.  Chätzer.  Losit,  ir  Lüt,  da  isch-es  chuel  icie-ne"  Ch. 
BHerz.  Potz  Gh.!  Z.  —  Chris-:  vierbeiniges  Gestell 
mit  vier  Pflöcken,  zwischen  denen  vermittelst  einer 
Kette,  die  durch  einen  Hebel  oder  eine  Rolle  an- 
gezogen wird,  Reisigwellen  zsgetrieben  und  nachher 
mit  Weidenbändern  gebunden  werden  Z.  —  Ler-: 
dreibeiniger  Bock,  auf  den  die  Tül-Ler  (s.  Ler  2  g 
Bd  III  1366)  zu  ruhen  kommt  L;  Z.  -  „Leit-: 
Gemsbock,  welcher  dem  Rudel  voranzuschreiten  und 
denselben  zu  führen  pflegt  BO."  Vgl.  Vor-Geiss  (Bd  II 
462).  —  Märkt-Böckli:  vierbeiniger  Stuhl  oder 
Gestell,  worauf  die  Marktweiber  ihre  Gemüsekörbe 
stellen  ZStdt. 

Miesere"-Bock:  hochgewachsene,  korpulente 
Frauensperson  SchwMuo. 

Eig.  Bezeichnung  eines  gewaltigen  Gemsbockes,  der  auf 
der  Alp  Miesere"  sein  Wesen  trieb  und  nach  vielen  Miss- 
erfolgen schliesslich  erlegt  werden   konnte. 

Musik-:  Musikpult  ZHombr.  —  Muttle"-  Gr, 
Mütti-  S,  Motsch-  Th:  Ziegenbock  ohne  Hörner.  — 
Nüti-:  Dominostein  ohne  Punkte  Z.    Vgl.  Bock  S  d. 

—  Belzi-:  für  Beelzebub.  ,lch  will  dem  Astarot  und 
dem  bälzibock  das  hirny  zerbrechen.'  Morgant  1530. 
Auch  in  den  Z  Hexenprozessakten  v.  J.  1539  und  bei 
JMurer  1559.  —  „  B ä r  1  i - :  =  Färli-B.  Schw;  Zg."  — 
Bor-:  Gestell  der  Wagner,  das  beim  Bohren  der 
Speichenlöcher  in  die  Nabe  verwendet  wird  Z.  — 
Puschle"-:=  Ghrls-B.  TiiStettf.  —  Bütti-:  (Diru.) 
Balkenkreuz  mit  Füsschen,  worauf  die  Waschzuber 
gestellt  werden  BKirchb.  —  ,Rech-:  caprea.'  Fris.; 
Mal.  ,Zum  Rechböckli',  Hausname  in  ZStdt.  —  Rigi-: 
süsses  Gebäck,  ein  liegendes  Schaf  vorstellend.  Dan. 

Röl-  BHk.;  GRMai.,    sonst  Bali-:    1.  Kater  GrD. 

—  2.  „Person  wohllüstiger  Art  B;  L";  Bursche  und 
bes.  Mädchen,  die  auf  Liebesabenteuer  aus  sind  B 
Trachselw. ;  Ndw.  Kokette  GrD.  —  3.  Mensch,  der 
Alles  unsanft  angreift,  polternd  verrichtet  BHk.;  „L", 
unruhiger,  sich  herumtreibender  Mensch  Scb,  Schul- 
knabe, der  lieber  schlendert  als  lernt  L.  Bes.  als  ge- 
linde Schelte  auf  ein  Mädchen  in  den  Flegeljahren, 
wildes,  ungebärdiges  Mädchen,  Wildfang  GRHe.,  Mai., 
ObS.jGW.;  SchwjUw;  Z.  Mannweib  GrD.  —  4.  Name 
eines  gespenstischen  Bockes,  der  aus  dem  Aletscbtale 
durch  die  Wälder  Eggen  und  Bischinen,  Alles  ver- 
heerend, mit  schrecklichem  Getöse  herunterkommen 
soll,  wobei  er  mit  seinen  Hörnern  Tannen  zersplittert 
und  Felsen  vor  sich  hinrollt.  Wer  sich  nicht  in  Gottes- 
häuser flüchten  kann,  wird  zu  Staub  vernichtet  W 
Naters.  —  rtfl-bocke":  sich  wild  herumtummeln 
(von  Knaben)  GrPt. 

Bammel-:  1.  Person  (bes.  weibliche),  die  dem 
andern  Geschlcchte  gegenüber  sich  allzufrei  benimmt 
Gr.  —  2.  Wildfang,  Lärmer,  ebd.  —  Renne"-:  von 
zwei  auf  dem  Rande  der  .Rennstande'  aufliegenden 
Stäben  getragener  Korb,  durch  den  man  beim  Keltern 
den  Most  zum  Behüte  einer  ersten  Reinigung  von 
Tresterbestandteilen  fliessen  lässt  TiiUntersee.  Syn. 
Benn-Zeinen.  —  Randen-.  ,Die  Randenböck  (also 
namsend  die  Eidgnossen  die  Schatl'huser  von  irer  red- 
lichen   Kriegstugenden    wegen).'    JJRüegek    1606.  — 


Rüat-:    hölzerner  Bock,   auf  den   das  zu  behauende 
Holz    gelegt   wird    Schw.     Syn.  Zimher-B.    —    Rit-: 

1.  =  Farr-B.  lY    Zu  erschliessen  aus  dem  Adj.  .reit- 
böckin.'    Bs  Metzgerordnung   1650;    s.  heil-böckin.  — 

2.  geile  Weibsperson  GRHe.,  Pr. ;  W.  —  3.  =  Farr-B.  2 
GRGlar.,  He.,  Pani,  Pr.,  Schud.  —  Ume"-rit-:  Wild- 
fang GT.  —  S  &  cht- :  =  Bütti-B.  Tb;  in  AaB.  ein  Stuhl 
mit  drei  Füssen.  —  Side"-:  Spinnrad  zum  Seiden- 
spinnen Zg.  —  Säg-  AaF.,  Ke.;  Z,  Sag-  B;  GRTschapp.. 
Säg-  Bs;  GWe. ;  Th:  Sägebock.  Syn.  Sag-Stitel.  Dästä" 
wie-n-en  S.,  steif,  ungelenk  dastehen  Z.  —  Sünde"-: 
wie  nhd.  allg.  —  Sattel-:  Mohn,  Papav.  somnif.  G  oT. 
Syn.  Stink-B.  —  Schi-  GA.,  Tschi-  Gl:  l.  =  Scham- 
Liis  (Bd  III  1453)  GA.  —  2.  hervorragender  Gras- 
schopf im  Sumpfland,  mit  Gras  bewachsener  Ameisen- 
haufen Gl.  Es  ist  schlecht  z'  meije"  g'sl",  es  het  Nüt 
a's  Tschibügg  g'ha"  GlH.  —  Schach-:  Schelte  auf 
einen  verdrossen,  hämisch  Dreinschauenden  ZW.  — 
G'schad-:  Ziegenbock,  der  nicht  zum  Züchten  taugt? 
,Ross  und  Schaf,  gross  Ochsen,  Stierochsen  und  Stieren, 
die  ziehen  könnend,  auch  Gschadböck,  die  älter  dann 
jährig  sind,  mag  einer  Gwald  han  uf  unser  Alp  zu 
lassen.'  XVII.,  Ndw  Rq.  —  Schaf-:  1.  wie  nhd., 
Widder,  allg.  —  2.  (oft  dim.)  =  Häli-B.  3  SchwE. 
,Auf  bevorstehende  Wallfahrt  empfiehlt  als  Spezialität 
Einsiedler  Schafböcke  N.  N.,  Lebkuchen-Bäckerei  zum 
goldenen  Apfel,  Einsiedeln.'  Zeitgsanz.  Chrüm-mer  awh 
en  Seh.!  sagt  man  zu  den  nach  Einsiedeln  Gehenden 
Schw.  —  3.  (Dim.)  mit  Butter  bestrichenes  Brotklöss- 
chen  aus  rauhem  Mehl  ScHwWoller.  —  Schiff-:  höl- 
zerner Bock  zum  Auflegen  von  Balken  beim  Bau  von 
Schiffbrücken.  .Verfertigung  von  58  Bruckhölzern. 
160  Bruckladen,  7  Schiffböcken.'  1798,  B  (vRodt).  - 
Schili-:  ein  Schielender  Bs.  —  Schin-  BO.,  „Schinn- 
BLängenb.,  Schim-  F":  verschnittener  Ziegenbock  B 
„Längenb.",  O.;  „F."  Syn.  Schiner.  S.  auch  Anderegg 
1898,"  556. 

Schind-  ScHSt.  (Schimpock),  Schinder-  ZBenk.. 
Uhw.:  Purzelbaum;  s.  den  Bock  schinden  u.  Bock  1  a. 
—  schind-bocke"  ScHSt.,  schind -buckle"  Tnllw.: 
Purzelbäume  schlagen. 

Schar-  Ap;  Z,  Schär-  B,  Schär-  Aa;  UwE.;  Z: 
Skorbut.  ,Der  Sehorbock.'  Önol.  1702.  —  Schiess-: 
Gestell,  auf  welches  bei  den  Zielübungen  der  Rekruten 
das  Gewehr  aufgelegt  wird  B.  —  Schmier-:  hebel- 
artiges Gestell,  mit  dem  die  Wagenachse  gehoben 
wird  zum  Schmieren  der  Räder  Th;  Z.  —  B' seh  nid-: 
Bank  mit  Vorrichtung  zum  Festhalten  des  mit  dem 
Z in/ -Messer  (Sp.  464)  zu  beschneidenden  Holzes  Zg. 
Syn.  B'schnid-Esel,  -Stuel.  —  Schnorre°-:  =  Schar-B. 
ApK.  (selten).  —  Schwinge"-Böckli:  kleines  Ge- 
stell, das  die  Schwinger.  [Hebel]  des  Webstuhls  fest- 
hält Z.  —  Seh  wanz-:  Balken,  dessen  eines  Ende  auf 
zwei  Füssen  steht,  während  das  andere  (der  Schu-anzJ 
zum  Unterschied  von  den  gewöhnlichen  .Böcken'  auf 
der  Erde  aufliegt  U  (Zimmormannsspr.).  —  Spinn-: 
=  Bock  4  k  GrLuz.  ;  ZKn.f  .Die  leichten  Spinnböcke 
und  die  Hockige  Baumwolle  Hessen  sich  [bei  Licht- 
stubeten]  bequem  hin  und  heim  tragen.'  um  1840.  ZObf. 
1897.  —  Sperr-:  Stützen  aus  divergierenden  Stangen. 
.Dir  Fürleiteren  widerumb  sollend  verbesseret  und 
Sperrböck  darunder  gemacht  werden.'  1668,  ZWthur 
Ratsprot.  —  Brät-spiss-:  Bratbock.  .1  Bratspiss- 
böcklin.'  1627,  TnBürgl.  Inv.  —  Steg-:  Gestell  mit 
Beinen  als  Untersatz  unter  den  .Steg'  Ndw. 


1133 


Bak,  bck.  bik,  liok,  buk 


Il.'M 


St ei"-Böckli:  1.  Felsenbirne.  Amelancbier  vnlg. 
ZAlbis,  Wettschw.  —  2.  die  Beeren  von  Vaccin.  ulig. 
ZKn.   —  Vgl.   ,Sfceinböcklein'  bei  Hier.  Bock  für  mespillus 

gönn. 

Stink-Boek:  1.  Mensch,  der  stinkt  BsStdt.  - 
2.  =  Sattel-B.  G  oT.  —  Stirgili-:  1.  Ziegenböcklein 
Ndw.  —  '2.  ausgelassener  Mensch,  ebd.  —  St6s-: 
einsiedlerisch  lebende  Gemse,  nieist  ein  alter  Bock, 
so  genannt,  weil  er  sich  am  liebsten  in  den  Alperlen- 
stauden fStösJ  aufhält  Gr  (Höpfner  1788  II  118).  — 
Strüb-:  hölzerner  Rahmen  mit  vier  Schrauben,  beim 
Aurleimen  der  Fournierblätter  verwendet.  oO.  — 
Turben-Böckli:  je  zwei  und  zwei  kreuzweise  über 
einander  aufgeschichtete  Torfstücke  AaF.;  Z.  Vgl. 
bockten.  —  Dütschi-Bock:  Ziegenbock.  G  Id.  1799. 

—  Trete"-:  aus  zwei  Holzklötzchen  bestehendes  Ge- 
stell unter  dem  Webstuhl,  das  vermittelst  eines  durch- 
gesteckten eisernen  Nagels  die  .Treten'  festhält  Z.  — 
Wedele"-:  =  Chris-B.  B.  —  ChiDb-wih-  Chilbi- 
Böckli:  Schafböcklein,  das  am  Kirchweihfest  ver- 
schniaust  wird  Gl.  .In  der  Kilbiwoche  zieht  der  Vater 
auf  die  Alp  und  holt  da  ein  Kilbiböckli  oder  ein  Kilbi- 
sehäfli,  von  dem  ein  gut  Teil  über  die  Kilbi  aufge- 
zehrt   wird.'    Gl  Gem.    —    Welle"-,    in    Gl    Well-: 

1.  pyramidenförmiges,  aus  konvergierenden  Stangen 
gebildetes  Gestell  mit  Walze  (Wellt?),  vermittelst 
deren  bei  Bauten  Steine  und  andere  Lasten  aufge- 
wunden werden  B;  Gl;  Th;  Z  und  wohl  allg.  .Man 
verbindet  den  Flaschenzug  mit  einer  andern  Maschinen, 
wie    z.  E.   mit   dem  W.'    1782,    Z  Techn.  Schule.  — 

2.  (auch  Dim.)  in  der  Weberei  das  oben  quer  über 
dem  Webstuhl  liegende,  4 — 6  Wellen  (Rollen)  ent- 
haltende Gestell,  woran  das  Webergeschirr  an  Schnü- 
ren hängt  Z.  —  Baum-wulle"-  Baude'-:  1.  drei- 
beiniges Spinnrad  für  Baumwolle  ZGf;  ZKn.f  ,Wenn 
man  [in  ZO.]  einen  jähen  Berg  bestiegen,  siehet  man 
sich  oft  mit  einmal  bei  Häusern,  vor  welchen  10  bis 
20  Baumwollenböcke  in  voller  Bewegung  sind  und 
von  einem  mutwilligen  Völkgen  behandelt  werden.' 
AHöffn,  1788.  —  2.  B.-Böck,  Neckname  der  Bewohner 
von  ZGSteinhausen.  —  G'wer-:  Gewehrpyramide  Z; 
vgl.  Z  Taschenb.  1879,  106.  -  Wuer-:  =  Bock  4  m 
Gr.  —  Ziger-:  neben  Anke",  Hung,  Brot,  Süffi, 
Nidle"  und  Milch  als  Festspeise  an  der  Kirchweih 
genannt  Z  f.  —  Zug-.  .Hebstangen,  Zugböck,  Geiss- 
füss,  Trämmel  [usw.]'  unter  den  Geräten  des  Trosses. 
Kriegsbüohl.  1644.   ,Geissfüss,  Z.,  Schiffbrücken.'  ebd. 

—  Ziraber-,  Zimmer-:  vierfüssiger,  hölzerner  Bock, 
auf  den  die  Zimmerleute  die  zu  behauenden  Balken 
legen  Th;  Z.  —  Züricb-:  =  Bock  7  Bs;  B.  .Die 
Züricllböcke  werden  alle  umgeschlagen  [in  neues  Geld 
verwandelt];  die  Böcke  von  Zürich  sind  längst  zu 
Grabe  getragen;  doch  ob  man  die  Einen  umschlage, 
die  Andern  erschlug  —  es  gibt  der  Böcke  in  Zürich 
noch  heutzutage  genug.'  Frühlings- Blätter  1852. 
S.  auch  B  Hist.  Kai.  1898,  88.  —  Zit-:  Ziegenbock 
zwischen  dem  1.  und  2.  Altersjahr  FJ.  Vgl.  Zit-Ochs 
(Bd  I  77). 

ho-bockele°:  mit  dem  Bockschlitten  den  Berg 
hinunterfahren  GT.  Syn.  böckleren.  —  Ho  als  Schlittea- 
nif  zu   fassen;  s.   Bd   II   857. 

bocke":  1.  von  Ziegen,  a)  nach  dem  Bocke  ver- 
langen, brünstig  sein  BU.;  L.  —  b)  trächtig  werden 
BSi.  —  c)  Junge  werfen  Gl;  „L;"  GG.  Syn.  gitzlen. 
Usri  Geiss  hat  'bogget.  —  2.  coire  BsStdt.  —  3.  (mit 


lifiii  Kopfe)  stossen,  wie  ein  Ziegenbock  L.  Beim 
Schlittenfahren  zsstossen  GRPr.,  Valz.  —  4.  a)  hüpfen, 
springen,  wilde  Sprünge  machen,  wie  ein  Bock  Bs;  B; 
„L;"  Sch;  Z.  Wenn  denn  's  Gitzli  z'  b.  chunnt,  zieht 
's  Chind  sin  grücnc"  Strüss  im  vor  der  Nase"  g' schwind 
e'weg  und  lachet  's  Geissli  üs  Z  (Schwz.  Dekl.  II1  69). 
Muest  über  all  Stä*  b.;  chast  nit  oeh  orde"lieh  gü", 
tadelnd  zu  einem  Kinde  Sch.  ,üas  Rech  bockt  über 
Seit.'  JCWeissknb.  1678.  Spec.  =  Bock  springen  (s. 
Bock  5  a)  GrHc.  —  b)  sich  wild  und  unanständig 
gebärden,  herumtollen,  bes.  von  jungen  Mädchen  „L;u 
Seil;  Uw;  Z.  Wie  bockist  auch!  zu  einem  Wildfang 
ZDättl.  —  c)  tanzen  und  zwar  Männer  mit  Männern 
GrScIi.  Syn.  pföstligen,  skadalen.  Schi  tuend  nun  b., 
die  Bursche  tanzen  mit  einander  statt  mit  Mädchen. 
—  5.  a)  hinfallen,  purzeln  AAFri.;  Bs;  Sch;  Th;  Z. 
Wo-n-er  [im  Rausche]  uss-'lem  Adler  bis  zue  's  Lerers 
Hüstür  e"  pär  Möl  'bocket  isch  AAFri.  Die  Chind 
find  über  enand  ine"  'bocket.  —  b)  tr.,  kopfüber  um- 
werfen GRValz.;  s.  mit  (Sp.  559).  —  6.  von  der  Milch, 
umschlagen;  Syn.  umgehijen.  ,Die  Seebergchüejer  si" 
sehr  erschrocke",  und  ihre  Milch  fleug  g'rad  an  b.' 
BSi.  —  7.  =  Bock  stein  3  (s.  Bock  ~>  a)  B.  ,Dorsum 
ascendenti  prsebere.'  Id.  B,  auch  bildl. :  ,suo  damno 
alterius  commodis  inservire.'  ebd.  —  8.  störrisch, 
eigensinnig  sein,  schmollen  Bs;  B  (Zyro);  „L;"  G;  S; 
„Z."  —  9.  von  Stoffen,  sich  sperren,  sich  aufbäumen  Z. 
Syn.  bängeren  (Sp.  1054).  —  10.  einen  Fehler  machen, 
eine  Dummheit  begehen  AALeer.;  BM.;  GRValz.;  Sch 
St.;  Uw;  W;  ZRüml..  Wthur.  lch  ha"  'bocket  UwE. 
Er  hat  leid  gibockot,  sehr  gefehlt  W.  —  11.  den 
, Bockschlitten'  ziehen,  mit  demselben  Holz  führen 
GrD.,  Pr.,  Valz.  Hut  hei"-mer  Tütschi  gebocket.  — 
12.  am  Bock(rad)  spinnen  Grü.,  He.,  Pr.  D'  Wulle"  b. 
Ob  ick  für  r'em  Hüs  bocke",  old  in  der  Stube",  ist  ja 
ei"  Tue".  Schwzd.  (GnSchiers).  —  13.  Turbe"  b.,  Torf- 
stücke aufschichten  ThHw.;  Z.  Syn.  häslen  2  (Bd  II 
1749).  Vgl.  Turben-Böckli.  —  14.  Bezeichnung  ge- 
wisser Spiele,  a)  =  gülen  (Bd  II  222)  Gl.  —  b)  das 
Brettspiel  Bock  8  a  machen  ZW.  —  c)  das  Kartenspiel 
BockS  b  machen  S;  ZO.f;  =  bochen  2  (Sp.  971)  TnTäg. 
,Die  Karten  werden  in  so  viele  Häuflein  geteilt,  als 
Spieler  sind.  Jeder  Spieler  legt  einen  beliebigen  Ein- 
satz auf  sein  Häuflein,  den  der  Bockinhaber  pariert. 
Das  übrig  gebliebene  Häuflein  ist  der  Bock,  d.  h.  die 
Karte,  welche  spielt.  Hat  der  Bock  die  beste  Karte, 
so  gewinnt  er  Alles;  bleibt  ihm  die  schlechteste,  so 
verliert  er  sammt  dem  Einsatz  auch  den  Bock,  der 
dann  auf  den  übergeht,  der  die  beste  Karte  hat'  THTäg. 
Vgl.  auch  bruggen.  ,B.  ist  ein  gewisses  Spiel  mit  den 
Karten  unter  gemeinen  Leuten,  ungefähr  was  die 
Bassete  unter  den  Grossen'  Bs  (Spreng).  Würfelspiel 
oder  andere  ,grobe  ufsetzige  spil  mit  karten,  b.,  drin- 
schlachen,  ussgescheiden  im  brett  und  süss  schlecht- 
lich  karten'  wurden  Ende  des  XIV.  in  Bs  wiederholt 
verboten.  Bs  XIV.  ,Hensli  Götz  und  ander  gesellen 
habint  uf  ein  nacht  zu  dem  rüden  mit  einander  ge- 
bocket.' 1482,  Z  Ratsbueh.  Mit  den  Würfeln  kein 
,lustlisspil.  schanzen',  mit  den  Karten  nicht  .bocken 
noch  schanzen',  denn  in  Gegenwart  des  ,frauenwirts 
oder  stubstatthalters',  die  den  , scheider'  [1.  scholder?] 
davon  nehmen.  1486,  Z Wthur  Ratsbücher.  ,Es  habe 
sich  begeben,  dass  Hensli  Götz  und  ein  münch  zu 
den  Augustinern  mit  einandern  bockotind,  und  als 
der  münch  ein  schanz   gschlagen   und  Götz   die  halb 


1135 


Bak,  bek,  bik.  bok.   buk 


1136 


gewannen  bette,  griff  münch  uf  die  schanz,  weite  die 
an  ein  hüfli  zamentuen,  und  als  Götz  vilieht  meinte, 
er  weite  die  zu  im  züchen,  schlüege  er  mit  der  band 
uf  die  schanz  und  ergriffe  aber  dem  münchen  mer 
gelts  dann  die  schanz  wäre,  zuge  das  wider  uf  den 
tisch  gen  im.'  1489,  Z  Ratsb.  .Allenthalben,  es  seie 
auf  den  Zünften,  Wirtshäusern,  ausgenommen  auf  der 
Herrenstuben  usw.  soll  man  kein  Spiel  treiben,  es 
sei  Würfelspiel  oder  mit  Karten  b.'  1495,  Bs  (Ochs 
V  179).  ,An  der  Kirchweih  in  ZElgg  1518  hatten  sich 
mehrere  Gesellen  in  des  Frygen  Scheune  zusammen- 
getan, um  zu  spielen  (bocken).'  KHauser  1895.  .Derlei 
spil  als  da  ist  b.,  rümplen.  aussen,  in  die  vile  passen, 
quenzlen,  fünfen  und  derglich  [wird  gebüsst].'  1533, 
Egli,  Akt.  (Z).  ,Mir  vier  wend  spüllen,  zamenhocken, 
sei  kromme  Neune  oder  b.'  GGotth.  1617.  ,Keins 
[Spiel]  ich  lieber  machen  will  als  B.  oder  Slagespiel.' 
1662,  L.  ,Die  Jeux  d'hazard  als  Bassette,  Pharaon, 
Landsknecht,  Oberlanden,  B.  und  dergleichen  [sind 
verboten].'  B  Mand.  1725.  .Landsknecht,  B.,  Würfel, 
Trischaken,  Oberlanden  und  alle  ander  teure  Spil 
[sind  verboten].'  L  Mand.  1732;  vgl.  auch  Liebenau 
1881,  260  Note.  ,Uas  Flüsslen,  B.,  Oberlanden  und 
alle  bietende  Spiel  sind  bei  Gl.  100  Straf  verboten.' 
U  Landb.  1823.  —  d)  ein  gewisses  Spiel  mit  Karten 
und  Nüssen  machen  Z;  =  dem  Vor.?  —  15.  beim  Rou- 
lettespiel vom  stossweisen  Hüpfen  der  Kugel?  Es 
hocket,  es  bocket,  es  Hör  e  Bastete'!  ruft  der  Spiel- 
halter beim  Trdje"  AALeer.  Hiezu:  Bockedis  Bockedis, 
Här  a*  der  Bastete',  frisch  g'wägt  ist  halb  g'wunne", 
d'  Steg  abg'hit  ist  auch  e'trunne"!  Worte,  mit  denen  an 
Jahrmärkten  die  Roulettebesitzer  zum  Spielen  ein- 
laden L.  Vgl.  auch:  ,Auf  dem  Schlachtfelde  [an  der 
Sempacherfeier]  werden  auch  wieder  die  Rocktus  Bock- 
tus,  selbst  während  des  Gottesdienstes,  aufgeführt 
werden!'  L  Nachr.  1865.  —  .Kocktus  Bocktus'  an  .Hokns- 
Pokus'  angelehnt. 

aben-bocke°:  herunterpurzeln  Bs;  Th;  Z. 

über-  (untrennbar):  1.  kopfüber  stürzen,  über- 
kippen, bes.  von  kantigen,  eckigen  Gegenständen  Aa; 
Ap;  Bs;  Gl;  GTa.;  Sch;  Tb;  Z.  Für  zue,  far  zue, 
und  überbock!  zu  einem  schnellfahrenden  Gefährt. 
Stutz.  ,l)a  überbockten  ihrer  drei  [Spinnerinnen] 
sammt  ihren  Spinnrädern  so  entsetzlich  [über  eine 
gespannte  Schnur]  in  die  Stube  hinein,  dass  es  krachte.' 
ebd.  ,Nein,  so  kann  's  nicht  immer  gehn,  die  Welt 
wird  ü.'  Hagröschen.  Auch  tr.  AALeer.;  Bs;  Tb;  Z.  Ieh 
ha'  die  Chiste'  nüd  möge"  träge',  ich  ha'-si  müesen  ü., 
umwälzend  fortbewegen  ZZoll.  —  2.  einen  Handel, 
eine  Übereinkunft  in  Bausch  und  Bogen  abschliessen 
SchSL    St  händ  überbocket,  z.  B.  bei  einer  Erbschaft. 

um-:  stürzen,  umpurzeln,  derb  oder  familiär  für 
umfalle'  Aa;   Bs;   Th;   Z. 

ume"-:  eig.  herumspringen  wie  ein  Ziegenbock, 
dann:  sich  wild  und  unbändig  herumtreiben,  -tummeln 
(bes.  von  Kindern)  GrD.,  He.,  Pr.,  Sch.;  GT.;  „Schw;u 
Th;  U;  „Zg;"  Z.  Und  au'h  d'  Geiss,  die  ebig  U'rue"", 
mues'  na  [noch]  e"  chli"  u.  EScbönenberger.  De  wirst 
wider  recht  umc'bocket  si',  sagt  etwa  die  Mutter  zu 
einem  Kinde,  das  mit  zerrissenen  Kleidern  nach  Hause 
kommt  Z.  D's  Nanzis  Chind  sind  vom  Essen  e'wegg 
für  d's  Hüs  üs  g' spränge"  gen  nmhe'bockc".  MKdoni. 
E'  ganzi  Nacht  u.  wie  nüd  g'schid,  müedi  Bei'  mache". 
EFeurer.    ,Es  sei  ein  gottloser  Russ,  hocke  und  bocke 


in  Allem  herum  und  über  Alles  herein,  habe  den  Klei- 
dern nicht  zum  mindesten  Sorg.'  Stutz  1847. 

er-:  von  Kühen,  nicht  mehr  leicht  trächtig  wer- 
den, immer  weniger  Milch  geben  GrD.,  He.,  Pr.,  Sch. 
Di  Sterrc  ist  ganz  erbocket. 

ver-:  1.  von  Ziegen,  verwerfen,  fehlgebären  Gl; 
GA.  Bildl.  D'  Chilbi  hat  verbogget,  ist  missraten, 
z.  B.  in  Folge  schlechten  Wetters  Gl.  Der  Winter 
hat  verbogget,  für  einen  strengen  Winter  ist  es  bereits 
zu  lange  mild  gewesen  Gl.  Vgl.  verschütten,  ent- 
werfen. —  2.  durch  dumme  Streiche,  Unachtsamkeit, 
Eigensinn  verderben,  verlieren  „L;"  Sch;  „Z."  — 
3.  widerwärtig,  starrsinnig,  unempfindlich  werden  Ap; 
G  oT.  —  4.  (von  Pflanzen)  das  Wachstum  verlieren 
Ap.  Früchte  (z.  B.  Obst)  verbocke'd  oder  sind  ver- 
bockfejt,  wenn  sie  (z.  B.  in  Folge  von  Dürre)  hart  und 
saftlos  bleiben,  nicht  reif  werden  wollen  GTa.;  Th. 
Gemüse  (z.  B.  weisse  Rüben)  verbocket,  wenn  es  beim 
Kochen  nicht  den  gehörigen  Grad  von  Weichheit  er- 
langt Th.     Verbocket,  verhärtet  GW.     Vgl.  Bock  2  c. 

gei-:  herumspringen  und  dabei  die  Hinterbeine 
emporwerfen,  von  Kühen  auf  der  Weide  Ndw.  Gilt 
als  Vorzeichen  von  schlechtem  Wetter,  Schneefall. 
,Die  Kühe  wollten  nicht  recht  anbeissen  und  gei- 
bocketen  nur.'  Ndw  Kai.  1884.   —   Für  gcil-bockenf 

„chetzer-:  unpers.,  durcheinander  regnen  und 
schneien,  ganz  ungestümes,  schlechtes  Wetter  sein 
LW."     Vgl.  chetzeren  2  b  (Bd  III  597). 

Bocker  m.:  1.  =  Bock  4  a  ß  GrKüM.,  Luz.  — 
2.  aus  saurer  Milch  bereiteter  Magerkäse  von  wider- 
lichem Geruch  und  bitterm  Geschmack  B;  F.  Syn. 
Bifer-Chäs.  —  3.  Pfianzenname,  Alpen-Windröschen, 
Anem.  alp.  GRTrimm.  Syn.  Bock-Bart.  —  4.  Dim. 
Bockerli.  a)  eine  Art  grosser  Pflaumen  AASt.  — 
b)  grosse,  vorstehende  Augen,  ebd. 

Bockerei  f.:  störriges  Wesen  Bs. 

bockerle".  Bockerli's  mache" :  =  hurrlen  3  (Bd  II 
1584);  s.  Hurrlen. 

bockermen  t,  p-  GT.  (UBrägger  1782),  We.;  Th;  Z 
(auch  -mentlig,  -menge),  bockerement  Ap  (auch  -mentlig, 
-mel,  -most);  GT.  (UBrägger  1780),  W.;  SchwE.;  Z: 
=  hackerment  (Bd  II  1114).  Nei",  bockerement  nd!  nein, 
bei  Leibe  nicht  Ap.  Bockeremost  ine'!  ei  der  Tau- 
send, ebd.  Pockermenge"  wille"!  ZHinw.  Subst.  de" 
Bockerementlig,  beim  Sapperment !  Ap.  Der  Bockere- 
metit, der  Teufelskerl  Ap. 

Synkopiert  aus:  ,potz  Sakerment."  mit  Anlehuung  an 
Bock  (s.   Sp.    1123);   vgl.   die  Anm.  zu   hnckerment. 

g"-bocket:  1.  wild  (wie  ein  Bock).  .Das  zainme 
Vieh,  die  bockte  wilde  Scharen  [fanden  sich  im  Para- 
diese].' JCWeissenb.  1678.  —  2.  steif  (wie  ein  Bock), 
„ungeschmeidig,  von  Papier,  Tuch  udgl."  Ap;  „VO;u 
Gl;  Z.  E'  'bockets  Hemp,  z.B.  wenn  es  gefroren  ist 
Ap.  D'  Turpe"  [Torfstücke]  'bocket  verchaufe',  nicht 
ordentlich  geschichtet,  sondern  so,  dass  sie  die  Enden 
emporstrecken,  wodurch  Zwischenräume  entstehen  Z. 
Gliüfet  und  'bocket  voll  ZBül. 

bockig,  in  Z  auch  p-:  1.  brünstig,  von  Ziegen 
B;  F;  GrD.,  Pr.  Auch  mannsüchtig,  von  Mädchen  W. 
—  2.  störrisch,  widerstrebend,  von  Menschen  Bs;  B;  L. 
Auch  übertr. :  e"  b-er  Bank,  der  nicht  fest  stehen  will 
SOlt.  E'  b-i  Federe",  die  sich  zum  Schreiben  nicht 
fügen  will.  ebd.  —  3.  hart,  saftlos,  von  Früchten, 
z.  B.  Trauben    Th;    vgl.  ver-bocken.   —  4.  steif,    sich 


1 1  - '.  7 


Bak,  bek,  bik,  bok,  buk 


li:;s 


bäumend,  z.  B.  von  Zeugen,  von  trockener  oder  ge- 
frorner  Wäsche  Bs;  GSa. ;  Z. 

bockle":  umpurzeln  Sch;  ZDättl.  Da'  China  ist 
über  und  über  'bocktet. 

abe°-:  herunterpurzeln  Sc»;  ZUhw. 

über-:  überpurzeln  Sch. 

Bockli  m. :  Einer,  der  immer  hüpft  und  springt  Sch. 

Böckel  m. :  1.  Ziegenbock,  meist  halberwachsener, 
eine  Zwischenstufe  zwischen  Bock  und  Bockli,  auch 
Männchen  anderer  Tierarten  AaL.,  St.;  L;  SchwE.; 
S;  Xdw  ;  Z.  Der  Geissbueb  ist  vorüsg'sprvmge',  hinter- 
em drl'  der  B.  icie-n-e"  Fürtüfel.  MLienert  1891.  Dem 
B.  g'frünt  si",  der  Wollust  fröhnen  AAKe.;  L.  Mi's 
Ganz  ist  halt  im  B.  g'fründt  und  hütigs  Tags  e"  Mode"- 
sünd.  Häffl.  1813  (Charade  über  das  Wort  Ebruch). 

—  2.  Wollüstling,  geiler  junger  Mann  L;  Z.  — 
3.  Schelte  auf  einen  wilden  Knaben  AaB.  ;  Ndw. 

Das  W.  hat  z.  T.  burleske  Färbung;  seine  Bildung  ver- 
gleicht sich  der  von  männlichen  Persouenn.  wie:  Uechel, 
Ffk;l,    Heiehel,   Jogge!,    Chiiechet  [Kourad],   Unedel. 

Nacht-:  gespenstischer  Bock,  mit  dem  man  die 
Kinder  schreckt  Uw. 

bockele",    in    B  tw.;    F;    Gk  tw.j    W    bockele": 

1.  Geilheit  verraten  B;  GA.;  W.  Der  böggeht  überlüt, 
der  kann  seine  Geilheit  nicht  verbergen  GA.  ,Das 
Mädchen  selbst  merkt,  dass  es  gar  zu  hässlich  buckelet 
um  ihns  herum,  und  dass  aus  den  langen  Fingern 
lange  Krallen  wachsen,  und  aus  den  Augen  mit  und 
ohne  Brillen  sieben  böse  Geister  steigen  hungrig  und 
geil.'    Gotth.     S.    noch    Gauchhafti    (Bd   II    108).  — 

2.  bockele',  ein  wenig  störrisch,  widerspenstig  sein  B 
(Zyro).  —  3.  nach  dem  Ziegenbocke  riechen,  stinken 
Ap  (auch  geiss-b.);  Bs;  BE.,  Si.  (stärker  als  mäggele"); 
Gl;  Gk;  GA.,  Sa. ;  Th;  Z;  „allg."  D'  Chämme"  vom 
Bock  hed  geböckelet  Gr.  —  4.  übh.  übel  riechen  oder 
schmecken  (Syn.  mäggelen  I  2  Sp.  119);  von  abge- 
standenem Fleisch  AaZ.;  B;  UwE.,  von  Kaffee  B,  von 
Wein  AaZ.;  B;  „L"  (vgl.  Bock  10),  von  gewissen 
Pflanzen.  Die  Bibernälle"  böckelend  GRÜhurw.  Un- 
angenehm .säuerlich  riechen,  von  Milchgefässen  B;  F; 
Syn.  biferlen.  .Stinkender,  böcklender  kuss,  hircosum 
osculum.'  Mal.  .Uochsengestank,  wenn  es  böckelet 
oder  muffelet.'  ebd.  .Virus,  böckclender  Geruch  under 
den  Uechsen.'  Denzl.  1677;  1716.  S.  noch  mufflen  5 
(Sp.  95). 

böckelig:  1.  „nach  dem  Bocke  verlangend  B;  L." 

—  2.  „geil  wie  ein  Bock,  ausgeschämt  wollüstig, 
ebd."  —  3.  nach  dem  Bocke  riechend  oder  schmeckend 
AaB. ;  B  (bes.  von  fauligem  Fleisch);  GrHc,  Pr.  (sel- 
ten); „L;"  Th.     Syn.  mäggelig. 

böckig:  1.  brünstig  (von  der  Ziege)  AaB.;  Bs; 
BHk.;  G;  S;  Sch;  Th;  Z.  —  2.  eigensinnig,  störrisch 
AaB.,  Z.;  Bs;  L  (Ineichen);  GF.  , Flattiert  man  ihr, 
so  wird  sie  immer  böckiger  und  halsstarriger,  und 
räsonniert  man  mit  ihr,  so  pflännet  sie  wie  ein  Kind.' 
Breitenst. 

böckin:  vom  Ziegenbocke  stammend.  Böcki's 
[sc.  Fleisch],  ehedem  beliebte  Fleischsorte  GStdt. 
.Bückis',  Bockfleisch.  1410,  AAAar.  Stadtr.  .Bückis 
sond  si  [die  Metzger]  geben  2  pfd  umb  5  haller.'  um 
1420,  Sch  Stadtb.  ,Si  sond  geben  1  pfd  böcki  und 
gaissflaisch  umb  3  h.'  1458,  ebd.  ,1  pfd  geheilts  böckis 
fleisch    [galt]    0  häller.'    1470,    LStdt.      ,2  pfd   guots 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


bukkins  und  gaissins  umb  5  h.'  1486,  Sch  Stadtb. 
S.  noch  Grien  (Bd  II  748),  heilen  II  (ebd.  1140). 

böckle":  1.  intr.  a)  wie  ein  Bock  (mit  den  Hör- 
nern) stossen  ÄALeer. ;  ZLunn.  —  b)  schmollen  Tu 
Ermat.  Stöss  mit-mer  a"!  Wa',  du  wottst  nid?  wa' 
lenkst  ock!  wer  weit  i"  dim  Alter  no'h  b.  ONXgeli  1898. 

—  c)  purzeln  „Sch;"  Z  (in  Dättl.  neben  bockle"). 
Drüber  ie  b.  Z.  —  d)  mit  einem  Bockschlitten  fahren 
GT.  —  e)  =  bocken  14  c  Ap.  —  f)  in  der  Verbindung 
mit  gitzle"  (s.  Bd  II  578).  Me"  möcht  chitzle"  und  b., 
man    möchte    sich    zu    Tode    ärgern    Ap.    —    2.    tr. 

a)  =  husten  2  (Bd  II  1749)  im  Gegs.  zum  kanonlen 
(Bd  III  309)  SchwE.;  ZGlatt,  Km,  S.  —  b)  Büschel 
von  Ackerbohnen  schief  an  einander  stellen,  damit 
die  Schoten  dürr  werden  Z.  ,14.  Aug.  Feldbonen  ge- 
schnitten und  geböcklet.'  1780,  ZWipk.  (Tageb.). 

abe"-:  herunterpurzeln  ZDättl.,  Ü.,  S.  —  über-: 
überpurzeln  AaZ.;  Sch;  Z.  Volksglaube:  ,An  der  Auf- 
fahrt sieht  man  vom  Pfannenstiel  [Berg  ob  ZMeilen] 
aus  die  Sonne  beim  Aufgehen  sich  dreimal  ü.'  Z 
(LTobler).  —  um-:  umpurzeln,  bes.  von  Kindern 
AaZ.;  Z.     Heb  Sorg,  dass  d'  nüd  umböcklist ! 

Böckler  m.:  kurzer,  starker  Schlitten,  vorn  mit 
zwei  hoch  ragenden  Hörnern,  zwischen  denen  der 
Leiter  des  Schlittens  sitzt.  Der  B.  wird  verwendet,  um 
Baumstämme  vom  Berge  herunter  zu  befördern;  dabei 
liegen  dieselben  nur  mit  ihrem  vordem  Ende  auf 
dem  Schlitten  auf,  der  übrige  Teil  schleift  auf  der 
Erde  G  oT.     Syn.  Bock-Schlitten. 

böcklere":  Holz  auf  dem  Böckler  zu  Tal  be- 
fördern GoT. 

ver-böcklet:  vertrocknet,  verwelkt  Gl.  Vgl. 
ver-bocken  4. 

boekeliere":  gern  und  viel  reden  ZBauma. 

Wohl  identisch  mit  .«okulieren',  aber  irrtümlich  bezogen 
auf  die  Tätigkeit  der  vom  Wein  gelösten  Zunge.  Doch  kann 
auch  Entstellung  aus  dem  syn.  prokerieren,  unter  Anlehnung 
an  .pokulieren',  vorliegen. 

Bocke11  AAÄar.,  Brugg,  Fri„  Bockte"  Aa;  Bs;  Gr;  S 

—  m.  Aa;  Bs,  f.  Gr;  S:  1.  grosse,  runde,  meist 
eichene,  tw.  mit  Deckel  (Bocke"-Lid)  versehene  Kufe 
zu  verschiedenen  Zwecken.  Syn.  Standen.  ,Umb  bocken 
in  dien  mülinen  ze  bindenne.'  1380,  B  Stadtrechn.; 
vgl.  Mülli-B.  ,Für  zwei  neue  bokten  2  pfd.'  1470, 
Bs  (Ochs).  ,l>ie  eichenen  und  mit  eisernen  Reifen 
versehenen  Bockten,  zween  in  dem  Spital,  zween  in 
dem  Karrenhof,  auf  Schleifen  legen  und  gleich  den 
Leitfassen  der  Brunst  zuführen  lassen.'  Bs  Feuerordn. 
1681/1753.  ,Der  geschworne  Mehnesser  soll  das  Mel 
entweders  aussein  Sack  in  Sester  oder  ein  Pockten 
oder  auf  ein  Tuch  schütten.'  Bs  Mand.  1698/1712. 
,Von  Leitfassen  und  Bockten.  Die  Leitfasse  sollen 
auf  Karren  gelegt,  zu  den  Bockten  an  jedes  Ort  ein 
Schlitten  oder  Schleiffe  getan  und  Karren,  Schlitten 
oder  Schleiifen  zum  Deichselgeschirr  eingerichtet  wer- 
den.' Bs  Feuerordn.  1777.  a)  Kufe  zur  Aufnahme  der 
frisch  gelesenen  Trauben  und  des  neuen  Weines  in 
der  Kelter  Aa;  Bs.  Do  müese"-si  [die  Winzer]  ortelig 
Acht  ge",  das  keini  Brösmeli  Brot  in  Bockte"  chömme"; 
's  wurd  Alles  Bubis  und  Stübis  drum  sür,  so  b'hend 
a's  der  WV  a'fieng  jese".  WSenn  (Bs);  vgl.  WSenn 
1884,  211.     Grosse  Kufe   für  Wein  usw.   Gr  ObS.  - 

b)  Bottich    der   Bierbrauer   zum   Rühren    des  Malzes 

72 


1139 


Bak,  bek,  bik.  bok.  buk 


1140 


Bs  (Spreng).  —  c)  Jauchebottich  Aa.  —  d)  Wasch- 
zuber Gr  ObS.,  Thus.  —  2.  Dim.  a)  Bocktli,  Wasser- 
kufe SStdt;  Jauchekarren  SG.  —  b)  Böggtli,  Krüg- 
lein für  Thee  udgl.  Gl  (Leuz.).  —  3.  Flurname,  ,1m 
Bockten'  ZMarth. 

Mhd.  boleche  mf.,  ahd.  botahha  f.,  Bottich.  Zum  Wandel 
von  -Ich-  zu  -k-,  -kt-  Tgl.  die  Anm.  zu  Fecken  (Bd  I  T2S). 
S.  auch  Buchten  (Sp.    1010),  Bücken,   Bückten. 

Mülli-Bocke":  wahrsch.  bottichartige  hölzerne 
Einfassung  des  Mühlsteins  oder  dann  grosse  Kufe 
zum  Einschütten  und  Mengen  des  Getreides,  Mehles. 
,Umb  ein  gros  mülibocken  zuo  der  burgermüli  IT  p.' 
1380,  B  Stadtrechn.  —  Stein-:  =  dem  Vor.  ,Umb  die 
steinbocken  ze  bessrenne  an  der  Matten  15  d.'  1377, 
B  Stadtrechn.  ,Umb  zwo  steinbocken  und  umb  andern 
bocken  ze  bindenne  2  pfd.'  1380,  ebd.  ,Henslin  Binden 
umb  ein  steinbodken  und  ander  steinbodken  ze  binden 
in  die  müline  1  pfd.'  1384,  ebd.  —  Wi»-:  grosser 
Traubenbottich  BsL.  ,1m  Gemeindeschuppen  lagen 
wohlverwahrt  das  ganze  Jahr  die  Weinbockten  der 
Rebenbesitzer,  mit  dem  grossväterlichen  Brenneisen 
gezeichnet'  WSenn  1884,  210. 

Bocki,  seltener  Bockli,  Dim.  Bockeli —  n. :  hoher, 
kreisrunder  Zuber,  meist  zum  Tragen  oder  Fahren  von 
Jauche  BU.  Syn.  Bücki,  mit  dem  es  im  Gebrauche 
wechselt.  ,Chrigel  fuhr  z'  Märit,  um  eine  Waschbütte 
und  ein  Bockli  zu  kaufen.'  Schwz.  Unterhaltdngsbl. 
1860.  ,Die  [Bett-]  Federn  seien  in  einem  Bocki  im 
Spycher,  sagte  die  Bäuerin.'  Gotth.  Er  ist  im  B., 
('"  's  B.  g'heit,  in  sehr  schlimmer  Lage. 

Sür-chabis-:  Bütte  für  Sauerkraut  BU.  Es  Sür- 
kabisbocki  für-n-e"  ß'richtsdss  a'luege".  Gotth.  Meist 
verkürzt:  Sür-B.  ,Mit  der  neuen  Waschbütti  und  dem 
Surbockli.'  Schwz.  Unterhaltongsbl.  1860.  —  Süw- 
Söu-:  Bottich,  worin  das  für  die  Schweine  bestimmte 
Futter  gesammelt  wird  B.  —  B'schütt(i )-:  kleiner 
Jauchebottich,  zum  Tragen  oder  Fahren  eingerichtet 
BU.  ,Der  Sigrist  schöpfte  kaltblütig  aus  dem  Sudel- 
trögli  in  sein  B'schüttbocki.'  B  Hink.  Bote  1886.  — 
Stöss-:  Jauchebottieh  in  Form  eines  einrädrigen 
Schubkarrens  BU.  We""-nie"-mer  es  St.  voll  Kaffi 
g'macht  hätt,  i'h  hätt-n-e"  üs'trauche".  Gotth.  —  Trag-: 
an  zwei  Stangen  getragener  Jauchebottieh  BE. 

jioku":  pescar  nell'  acqua  sporca  PAL  (Giordani). 
Wahrsch.   als  iiügge*  oder  pagijt*  zu   lesen;   vgl.  /»';/'"  / 
(Sp.    1053). 

Hockis-Bockis:  =  Hoggis-Boggis  Z.  Es  lit  Alles 
h.-h.  überenand,  z.  B.  in  einem  Zimmer.  ,So  hockus 
pockus  davon  stürmen.'  Stütz. 

Huck.  bzw.  Bugg  (auch  SchwE.),  in  Gr;  GStdt; 
Th;  ZS.,  Stdt,  Wl.  Puck  —  PL  mit  Ural.  —  m.:  1.  Ver- 
beugung, Bückling  Ap;  Gr;  GStdt  (Dim.).  Tuen  auch 
e*  B.  z'  Bode;  bücke  dich!  Gr  oHe.  Mach  e"  Bockli: 
(zu  einem  Kinde)  Ap.  —  2.  Biegung,  Krümmung  (z.  B. 
einer  Latte,  Strasse)  AaWoIiL;  Ap;  B;  Gr;  L;  PAL;  Z. 
Der  Weg  hed  e"  B.  Gr.  Gaissauer  B.,  Kurve  des 
Rheins  bei  GStMarg.  ,Man  soll  die  strichhölzer 
[zum  Salzmessen]  besechen,  dass  die  schlecht  und  nit 
mit  bücken  old  krummen  sigend.'  1491,  L  Ratsb.  ,Dass 
der  see  denselbeE  b.  oder  bogen  etwas  verloren  und 
sich  greder  gemacht  habe.'  Vad.  Der  angesprochene 
,winkel  und  b.'  habe  zu  ihrer  Alp  gehört.  1541,  G 
Kriess.  Der  Marchbrief  fordert  eine  gerade  Richtung 
(,gredi'),  während  die  Kundschaft  ,uf  ein  b.  und  un- 


gredi  sagt.'  1548,  Absch.  ,Der  fledermaus  Hügel  sind 
von  einem  heutlin  gemachet,  also  dass  sy  im  b.  der 
selbigen  einen  scharpfen  nagel  oder  kräwel  hat.'  Vokelb. 
1557.  ,Curvatio,  b.,  krümbe.  Flexus,  b.,  abwendung, 
rank.  Inflexio.  einflächtung  oder  b.,  umbwendung.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Destillicrgefässe,  so  man  von  wegen  ihrer 
vielfaltigen  Krümmen  und  Bücken  halb  Serpentina 
nennet.'  JRLanhenb.  1608.  Jeder  Teil  mag  das  Seinige 
[am  Flussufer]  schirmen,  doch  ohne  , Schupf  und  Bück.' 
1619,  Absch.  (Vergleich  zw.  Gl  und  Schw  betr.  die 
Linth).  ,Buck,  bug,  flexus,  curvatura.'  Denzl.  1677; 
1716.  Am  sog.  Erlenwuhr  [GRh.]  sollen  die  .Schupf 
und  Bück'  abgebrochen  und  20  Klftr  in  gerader  Linie 
angelegt  werden.  1738,  Absch.;  vgl.  Schupf -Wuer. 
.Alle  Bück-,  Schupf-  oder  Stosswuhrungen  [am  Rhein 
GRh.]  sollen  gänzlich  verboten  sein.'  1791,  ebd.  Siehe 
noch  Gr.  WB.  LI  484.  —  3.  Umbiegung,  Falte  (z.B. 
im  Papier,  Gewand)  BSL;  „VO;u  Gl;  Gr;  GStdt, 
W.;  Th;  W;  Z.  —  4.  durch  Druck,  Schlag  entstan- 
dene Vertiefung,  Einbiegung  (z.  B.  an  einem  Metall- 
gefäss,  Hute,  Brette  uä.)  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  SchwE.  ; 
Th;  U;  W;  Z;  „allg."  Die  Hübe"  hed  en  wüeste"  B. 
,Das  Kupfer  und  das  Zinn  hat  viel  Bück  von  dem 
Stolpossen'  Bs  (Spreng).  ,Pandatio,  ein  b.  nid  sich.' 
Fris.;  Mal.  ,Wo  du  etwan  Bücke,  Duelen  und  Bogen 
gespürest.'  FWürz  1634.  —  5.  (kleine)  Erhöhung, 
Wölbung,  Beule  Aa;  „Sch;"  W;  Z.  Syn.  Büggel. 
.Repandus,  ausbin  gehuckt,  das  der  b.  aushin  gat. 
Ventrem  facit  paries,  gwünnt  spält  und  bück.'  Fris. 
Der  Schulmeister  soll  den  Kindern  .keine  Bück  und 
Beulen  ufschlagen.'  1645,  Sch.  Spec.  a)  Wölbung  an 
der  Gradnachhin -Hüben;  s.  Bd  II  952.  —  b)  rund- 
liche Anschwellung  auf  der  Haut,  harte  Geschwulst. 
Eiterbeule  AaB.,  Z.;  Sch;  ZDättl.  --  6.  rundliche 
Bodenerhebung,  Hügel  AaB.,  F.;  Sch;  uTh;  Z.  Syn. 
Bühel,  Boll.     Chumm  uf  das  Bückli  ue".  Stütz. 

Zu  6.  Über  das  Verhältniss  zum  syn.  Bühtl  s.  d.  Die 
hieher  gehörigen  Flurnamen  sind  zwar  zahlreich,  aber  auf 
ein  ziemlich  enges  Gebiet  beschränkt;  übh.  scheint  das  Vf., 
wie  auch  das  gänzliche  Fehlen  ä.  Belege  zeigt,  unsere  Bed. 
erst  in  neuerer  Zeit  entwickelt  zu  haben.  .Buckli'  ZSth. 
, Eiche"-'  ZSth.,  ,Uläne"-'  SchHall.,  ,Ambixi-.'  ebd.,  ,Anne°-' 
SchMerish.,  ,Ise"-'  ZMarth.,  ,Esch-'  ZSth.,  ,Aspi-'  SchWilch., 
.Atere»-'  ZSteinm.,  ,Ettlis-'  SchHall.,  ,Fels-'  SehBuchth-, 
, For'  "e°-'ZAdük., Zoll.,, Fitzen-'  ZWildensb.,  ,Gige"-' SchBegg., 
N'nk.;  ZDättl.,  ,Galge°-'  SchHall.:  ZWildensb.,  ,Gelte°-'  Z 
Dättl.,  ,Geiss-'  ZSünik.,  .Glestig-'  ZSth.,  ,Ha-'  [Hoch-]  SchBuch, 
,Höggen-'  SchWilch.,  .Holen-'  SchBegg.,  ,Se-halden-'  ZSth., 
.Hunger-'  SchBegg.,  Nnk.,  Schi.,  .Henker-'  ZBiil.,  ,Har-'  Sch 
Rüdl.,  ,Horn-'  SchMerish.,  ,Horner-'  SchBib.,  ,Hase"-'  ZSth., 
,Hasli-'  AaEhr.,  ,HatIe°-'  ZTriill.,  .Heiter-Büekli'  SehRanden, 
.C'liüc-Buck'  SchBegg..  .Chüefer-'  ZSth.,  Wthur,  .Choler-'  Sei) 
Güntm.,  .Chilche"-'  ZSth.,  .Chindscher-.'  ebd.,  ,Chle-'  Sch 
Schi.,  .Chräjen-'  ZTriill.,  .Chrotte"-'  SchRüdl.,  ,Löli-'  (Dim. 
zu  Löh)  SchRüdl.;  ZSth.,  ,Loch-'  Z  OGlatt,  ,Leim-'  </.,.-/ 
ZSth.,  .Linde»-'  ZXer..  ,Lingg-'  ZDorf,  ,Lüs-'  SchWilch., 
, Molle"-'  SchMerish.,  , Milch-'  ZUnterstr.,  ,Bä-'  SchHall.,  ,Böl-' 
SchSohl.,  .Bolle"-'  ZNiederwen..  .Bild-'  ZBül.,  ,Bluet-'  /.Sil,. 
(.Bluet-Bühel.'  1521,  ,B1.-Büchel.'  1650),  ,Rftren-'  ZDynli., 
,Kisi-  ZRudolf.,  , Ratte»-'  SchBuch,  .Rätech-'  Z  am  Irene], 
,Kuew-'  AaEhr.,  ,SiniinleB- [.Sin welle"-']  Bückli'  ZBU1.,  .Sand- 
Back'  ZSth.,  ,Schloss-'  SchSchl.;  Thllw.,  .Schlosser-'  ZSth., 
.Schnegge"-'  SchBegg.,  ,Stocke"-.'  ebd.,  Stci"-'  AaEhr.,  .Tänn- 
d(e)li-'  Zßauma,  ,Tengi-'  SchNnk.,  ,Weier-.'  ebd.,  ,Wolf-' 
Sch,  ,Wis-'  SchHall..  Nnk.,  .Zclgli-'  SchBib.;  ZSth.  ,Bnck' 
auch  Familienname  AaF. ;  L. 

Urne"-:  Umbiegung,  bes.  des  Saumes  beim  Nähen 
Z.    .('ircumflexus,  ein  umbbuck.'  Fris.;  Mal.  —  1"-: 


1111 


Bak,  bek,  bik,  buk.  link 


11-12 


Einbiegung  Z.  Spec.  eingebogener  oder  eingeschla- 
gener Saum  beim  Nähen  Bs  (Spreng);  Z.  ,Der  ein- 
buck,  kluft,  recessus.'  Mal.  -  -  Us-:  Ausbiegung, 
Wölbung.  .Ein  Altar  mit  einer  Kapellen  in  der  Mür- 
diek  beschlossen,  mit  einem  Böglin  oben,  mit  einem 
runden  Ausblick,  dass  der  Altar  in  der  Muren  stand.' 
1514/1009,  WSitten  (Bauvertrag  betr.  eine  Kirche). 
—  Heide"-:  Grabhügel  aus  vorhistorischer  Zeit;  vgl. 
Z  Ant.  Mitt.  III  4,  23;  EStauber  1894,  6.  —  Reck- 
holder-: mit  Wachholder  bewachsener  Hügel.  ,Das 
Schiessen  unter  die  Rebhüener,  das  Fangen  in  den 
Schnee-  und  Nachtgarnen,  Bögli  auf  Rekholderbüken. 
in  Beben,  auf  dem  Samen  und  im  Frühling  in  den 
Wässerungen  ist  gänzlich  verbotten.'  Z  Ges.  1714/57. 
Fluni.  ZWthur.  —  Knie™-  ,Knei-:  Kniebiege,  -kehle' 
Bs  (Spreng).  ,Die  kniebück  und  dicke  der  beinen 
werdend  mit  weissen  federen  geziert.'  Vogelb.  1557. 
.Poples,  kniebuck,  knieschyb.'  Fris.;  Mal.  .Suffrago, 
die  hindersich  gebückten  kneuwbuck  an  hinderen  bei- 
nen der  feieren,  widerbuck.'  Fris.  —  Krumm-:  Krüm- 
mung. .Ein  hölzinen  Känel  oder  Rören,  welche  under- 
sich  gegen  der  Erden  gekrampt  ist.  Darnach  stellen 
sie  auf  ein  Dreifuss  ein  ander  Geschirr  mit  einem 
langen  Hals,  in  welchen  der  Kr.  des  Känels  eingehen 
soll.'  JJNüsch.  1608.  —  Me'ttle"-:  Anschwellung 
unter  der  Haut  des  Viehs,  in  der  ein  Wurm  (Mettel) 
verborgen  ist  ZRafz.  —  Wider-:  Bückbiegung.  ,Die 
tier,  so  ein  lebendigs  tier  gebärend,  biegen  ire  knie 
vor  inen  anhin  und  die  widerbück  der  glenken  hinder- 
sich.' Tierb.  1563.     S.  noch  Knie"-B. 

bücke"  Ap;  Bs;  Gl;  L;  G;  Sch;  Schw;  Zü„  pucke" 
Aa;  Gr;  Th;  Z,  bücke"  AAWohl.;  Ap;  B;  L;  PAL 
(Ptc.  g'bickt  und  (/bucht);  GT.,  W.,  pücke"  GRChurw., 
He.,  Pr. ;  GRh.:  1.  biegen,  beugen,  a)  im  eig.  S.  Eim 
der  Arm  pücke"  GRh.  Bock  's  Ise",  wenn  d'  chast! 
Ap.  En  Ast,  e"  Blech  b.  Gr.  Ob  der  Arbet  'bückt 
sl"  L.  ,Er  kam  zue  einem  kleinen  boum,  den  selbigen 
er  bück  und  brach  enzwei.'  Zielt  1521.  ,Wir  hand 
uns  warlich  lang  gschmuckt,  man  hat  uns  wie  die 
reif  bückt.'  UEckst.  ,Mir  werdend  sich  bücken  alle 
knüw.'  Zwingli.  ,Mit  huet  abziehen,  neigen,  knüw 
bücken.'  ebd.  ,Die  äst  bückend  sich  von  schwere, 
rami  nutant  pondere.  In  orbem  inflectere,  in  rings- 
weis  bücken  oder  in  ein  ring  biegen.  Pandare,  bücken, 
trucken,  dass  sich  ein  ding  bückt.  Onerare  votis 
rethera,  verheissen,  dass  sich  der  himmel  möchte 
bücken.  Aes  duetile,  bügig,  das  sich  gern  hin  und 
her  bücken  lasst.'  Fris.;  Mal.  ,Die  böum  sind  so  voll 
bärbollen.  das  sy  sich  schon  ietz  schier  bückend.' 
ThPlatter,  Br.  ,Si  bucktend  [die  Pfeile]  in  Mitt  ent- 
zwei.' Stettler  1606.  ,Gefäss,  welche  von  wegen 
ihres  Halses,  so  auf  ein  Seiten  gebückt  ist,  Retorten- 
gläser heissen.'  JRLandenb.  1608.  .Dardurch  schön 
Bäum  verderbt  und  bückt,  unzalbar  vil  ganz  nider- 
truckt.'  Denzl.  1631.  ,Bucke  oder  strecke  ihm  sein 
Bein.'  Würz  1634.  .Krümmen,  biegen,  bücken,  curvare, 
pandare.'  Red.  1662.  Spec.  .einen  Hag  b.',  eine  Hecke 
durch  Aushauen  und  Umbiegen  der  Zweige  niedriger 
machen;  vgl.  in-bucken  1  b.  ,Hag  gebückt  Febr.  1781.' 
ZWipk.  (Tageb.).  —  b)  in  übertr.  S.  a)  bewältigen, 
bemeistern  Ar;  G.  Enpocke"  möge"  Ap.  Menst,  du  mö- 
gest-e"  bocke"?  ebd.  Der  Bueb  tnos  noch  'bockt  werde", 
diesem  Knaben  muss  noch  der  Meister  gezeigt  werden, 
ebd.  [Sie]  hünd  aber  dö  nommen  Alls  ellä  [allein] 
möge"  pocke".  Merz  1836.  —  ß)  entstellen,  umdeuten, 


fälschen;  Syn.  biegen  (Sp.  1060).  Ein  Prädikant  soll 
das  Gotteswort  nicht  nach  seinem  Verstand  .bücken.' 
1525,  Absch.  , Etliche  vermeinend,  sy  wellinds  uf  ir 
part  bücken.'  Zwingli.  ,Obglych  die  bäpstler  Gotte^ 
wort,  so  oft  es  inen  gevallt,  bückend,  brechend  und 
velschend.'  ebd.  ,So  man  den  Paulum  uf  das  hinderst 
pünktli  bückt  und  tringt,  so  wird  nit  änderst  erfunden, 
dann...'  B  Disp.  1528.  ,Er  [ein  Wiedertäufer]  bückt 
die  gschrift,  darumb  was  er  nit  von  Gott  gesandt.' 
HBüll.  1530.  ,Den  landsfriden  dahin  b.  und  glos- 
sieren, dass...'  1531,  Absch.  Der  Helfer  von  Appen- 
zell habe  die  göttliche  Schrift  .gehuckt  und  gebogen' 
wie  einen  Mörder  auf  dem  Rad.  1532,  ebd.  ,Das 
gschlecht,  das  ye  und  ye  hat  gbuckt  das  recht.'  HBpll. 
1533.  ,Ich  [Lucretia]  will  mit  rayner  eignen  hand  an 
raynem  lyb  selbs  rechen  d'  schand,  damit  kein  wyb 
ir  euch  trüw  by  mir  verschetzen,  bücken  1er.'  ebd. 
.Contortor  legum,  der  mit  subtiler  und  gschwinder 
auslegung  das  gesatz  bückt  und  zücht,  wohin  er  will. 
Depravare,  krümben,  nebend  sich  b.'  Fris.  Vgl.  auch 
Chrumb  (Bd  III  822).  —  2.  falten,  knittern  Gl;  PAL  — 
3."refL,  sich  bücken,  wie  nhd.  Aa;  Bs;  L;  Schw;  Th;  Z. 
Er  hed-$ich  'bückt  bis  i"  Boden  abe"  vor-em.  Bim  Wuest 
üstue"  mues'-me"  sich  p.,  nüd  hüre"  ZZoll.  Schmucke" 
und  b.  L  (Ineichen).  ,Dich  bück  und  lass  vorüber- 
gan!  Das  Wetter  will  sin  Willen  han.'  Gr  (goldenes 
ABC).  Der 'bückte"  Weg,  in  gebückter  Stellung  ScnwE. 
Er  chunnt  der  'bückte"  Weg  hinder's  ane".  MLienert. 
,Do  stuend  Abraham  auf  und  bückt  sich  dem  volk 
des  lands.'  1548,  I.  Mos.;  dafür  .buckete  sich  vor.' 
1667.  ,Ein  fuls  bein  stecket  mir  im  rucken,  vor  dem 
ich  mich  nit  wol  mag  bücken.'  Funkelin  1552.  ,Ocqui- 
niscere,  sich  neigen  oder  bücken.'  Fris.  ,Do  bück 
ich  mich,  brach  ein  krütlin  ab.'  ThPlatter  1572.  ,Der 
Bauch  der  klebt  mir  an  dem  Ruggen,  vor  Läre  mag 
ich  mich  nit  hucken.'  Stettler  1606. 

ü  b  e  r  -  bocke",  -bocke":  überbiegen,  auf  krampen, 
-stülpen  Ap.  E"  so  en  öberböckts  [vor  Alter  gebücktes] 
Mannli.  AHalder  1839.  —  ufi°-pücke":  aufwärts 
biegen,  umstülpen  GRHe.  —  um-  Bs,  umme"-bucke" 
Bs;  Th;  Z:  umbiegen,  z.B.  den  Saum  einer  Naht. 
,Der  antichrist  wird  mit  falsch  das  wort  umbucken.' 
Rüef  1538.  ,Da  der  Mensch  einen  Tag  sich  selbs 
kestiget  und  seinen  Kopf  wie  ein  Binz  herumbucket.' 
JMüller  1665.  —  in-  (im-  GRChurw.,  vPr.,  in-  GrIiPi., 
V-  Bs;  GRChur,  He.;  Th;  Z):  1.  einbiegen,  umbiegen, 
a)  den  Saum  eines  Stückes  Zeug  einschlagen  (und 
übernähen)  Bs;  Gr;  Th;  Z.  Me"  muess  de"  Saum  %., 
sunst  fotzlet-er  üs.  Spreng.  De"  Som  am  Tuech,  e" 
Blatt  im  e"  Buech  i'pücke"  GRChur,  He.  —  b)  die 
Zweige  eines  Grünhages.  ,Wenn  man  den  Haselhag 
neu  einbuckt,  welches  ohngefehr  zu  sechs  Jahren  um 
geschehen  muss,  so  gibt  es  viel  Abholz,  das  zum 
Brennen  dienet.'  Z  Anl.  1764.  ,Da  sich  der  Haselhag 
(trotz  dem  jährlichen  Beschneiden)  stark  vermehret, 
so  muss  er  zu  sechs  Jahren  um  grossenteils  ausge- 
hauen werden,  alsdann  bückt  man  ihn  neu  ein  und 
verbindet  die  Äste  mit  Weiden.'  ebd.  —  2.  (einen 
Hut,  ein  Blechgefäss)  eindrücken  GRChurw.  —  ver-: 
1.  rerl.,  sich  verbeugen,  die  Reverenz  machen  B  (Zyro). 
—  2.  a)  (Blech,  Papier,  einen  Hut  uä.)  ungehörig  bie- 
gen, einen  Bück  (i.  S.  v.  3 — 5)  machen  Ap;  Bs;  BO. ; 
Gr;  GW.;  Tu;  Z.  E"  sturzi's  Chesseli  v.  Gr.  ,Über 
dessen  Haare  ein  verwetterter,  verbuckter  Hut  tief  in 
das  Gesicht  hinabgedrückt  war.'    Breitenst.     S.  auch 


1143 


Bak,  bek,  bik.  bok.  buk 


IUI 


Jodel  (Bdlll  11).  —  b)  die  Falten  ausebnen  B  (Zyro). 
—  3.  durch  vorgebogene  Zweige  wieder  schliessen. 
,Si  helfend  dir  die  lucken  [die  in  den  Zaun  ge- 
rissenen Lücken]  stätenklich  [dauerhaft]  verbucken.' 
1174,  Volksl. 

Bücke rli  n. :  Bückling  THSteckb.  Buckerli(s) 
mache",  demütig  bitten. 

g"-bucket  po'cket:  mit  einem  Back  (i.  S.  v.  5) 
versehen  AaF.,  Ke. 

Bucki"s.  B.  mache",  sich  verbeugen,  Bücklinge 
machen  Z.  Auch  als  Subst.  m. :  Mit-eme"  Ulfe"  B. 
MUsieri.  Gät  ire"  mit  höflichem  B.  e'tgege".  ebd.  — 
Gen.   des   Ger.   von   hucken.     Vgl.  Scharr  it. 

vor  -buckle":  =  rer-bucken  2  a  BsStdt.  E"  ver- 
bucklete''  [zerknitterter]  Huet. 

,  Stüche"-Bucklerin  f.:  Person,  die  Andern  die 
Striche"  [weisse  Kopfhülle]  aufsetzt  Sch." 

Bückete",  P- :  wellenartige  Hebungen  und  Sen- 
kungen des  morsch  gewordenen  See-eises  in  der  Nähe 
des  Ufers  TBBerl.  B.  mache",  von  Knaben,  die  diese 
Hebungen  und  Senkungen  dadurch  hervorbringen,  dass 
sie  sich  auf  dem  Eise  herumtummeln.  Vgl.  mer-ländlen 
(Bd  III  1312). 

b  ückli°ge°:  Adv.,  in  gebückter  Stellung  B. 

„Buckele,11  f.:  viereckiges,  grosses  hölzernes  Ge- 
fäss  zur  Aufbewahrung  von  Gemüse  udgl.  Schw." 
„i°-buckle":  einmachen,  z.B.  Kohl  Schw." 
Buckler  m.:  das  unter  Buckler-Fass  (Bd  I  1052) 
bezeichnete  Gemüse  aScuw,  E.,  Muo.  Ich  mag  nüd 
Fleisch,  wenn  's  mäggelet,  oder  B.,  wenn  er  bräntelet. 
Erzähler  1850.  —  Wohl  zur  folg.  Gruppe;  vgl.  bes.  BuclciS. 
Nhd.  .pökeln'  ist  jedenfalls  fern   zu   halten. 

(Gülle"-)  Blicke"  f.:  Jauchebehälter,  -trog  Scaw; 
U.  ,Obschon  ich  viel  Dummes  gemacht,  so  habe  ich 
doch  ein  Kluges  gemacht.  Ich  stosste  einst  die  Güllen 
aus  der  B.,  bevor  ich  darein  gefallen  bin.'  Inherbitzi 
1826.  —  Nbf.  zu  Bocke".  Die  Jauchebehälter  bestehen  oft 
aus  einem  viereckigen,  hölzernen  Kasten,  der  in  die  Erde 
versenkt  wird. 

Bucki  aScHW,  Bücki  AaB.,  F.,  Leer.,  L.,  Zof.,  Z.; 
Bs;  B  (neben  Bocki);  L;  GT.;  Sch;  S;  Uw;  W;  Z 
Dättl.,Fr.,  Eafz.  WL,  Bückti  AAFri.;  Bs;  SZuchw.;  Th; 
ZW1.  tw.  —  n.,  Lim.  Bicktschi  TB.,  sonst  Bückftßi: 
1.  =  Bocki  (kleiner  als  das  Bütti)  B;  Obw.  Syn.  Ständli. 
,Hansli  und  Jakobli  b'schütteten  mit  einander;  der 
erstere  stiess  das  Bücki  (Jauchefass),  der  letztere  trug 
den  Gohn  nach.'  Gotth.  Bei  den  alten  Dorfgerichten 
wurde  während  der  Gerichtsverhandlung  der  Delin- 
quent zum  Gaudium  des  umstehenden  Publikums  unter 
ein  B.  gesetzt;  daher  die  RA.:  Ein  ander 's  Bückti 
stelle",  in  Anklagezustand  versetzen,  under-''em  B.  si", 
sich  im  Anklagezustand  befinden  BsLäufelf.,  Wysen  f. 
Im  B.  si",  in  arger  Verlegenheit  AiSuhr.  ,Die  Müller 
sollen  das  Mehl  aus  dem  Sack  in  ein  Büttlein,  Bück- 
lein oder  ander  hierzu  dienstlich  Geschirr  schütten.' 
B  Müllerordn.  1689.  ,Vom  Büttireif  bis  auf  15  oder 
20  Schuh  ein  Batzen,  an  kleine  Büttenen  oder  ßückli 
ein  Schilling,  an  Zuber  und  Gön  ein  Kreuzer.'  B 
Küferordn.  1691/1733.  —  2.  Waschzuber  SchwE.;  Ndw 
(kleiner  als  das  Standli) ;  W  (tonnenförmig).  's  Maitli 
hat  es  Fazenetli  zuem  Bückli  üsg'no"  und  fest  üs- 
g'wunde".  MLienert.  —  3.  (fassartige)  Kufe  für  Wein 
oder  Wasser  BBelpb.;  W,  zum  Sammeln  (auch  Stossen) 
der   Trauben   S;  W,    zum  Tränken   des  Viehs   LV., 


zum  Einmachen  von  Wirsing,  unten  durchlöchert 
aScHW.  Bring  Eini  [eine  Flasche]  us-{lem  hingere" 
Bücki!  d.h.  vom  besten  Wein.  JSchild  1889.  —  4.  hoher 
Kübel  mit  Deckel  TB.  (Mel-,  Bis -Bicktschi).  — 
5.  =  Hatten  1  b  (Bd  II  1778)  mit  ovalem  Durchschnitt, 
nach  unten  sich  verengernd,  25—40  Mass  (zu  l1/»  Liter) 
haltend,  zum  Tragen  von  Trauben,  Wein,  Wasser, 
Jauche,  Mist  usw.  AaB.,  Fri.,  Leer.,  L.,  Zof.,  Z.;  Bs; 
L  (Ineichen);  GT.;  Sch;  SNA.;  Th;  ZDättl.,  Fr.,  Rafz. 
\V1.  Syn.  Brenten.  Die  neue"  Bücki  händ  [bei  der 
Weinlese]  dureh  de"  Berg  äf  ':üiult  |geglänzt]  AaB. 
Wenn  der  Micheti  's  Bückli  a'henkt,  so  ist  Hoffnung 
auf  eine  gute  Qualität  Wein.  JKettigf.r  1857  (BsL.). 
So  räm  [schmächtig]  wie  ne"  Bücki  GSpreitenb.  (Dan.). 
Schier  zume"  B.  werde"  vor  Lache"  Z.  ,Die  weil  die 
fuor  mit  den  eglinbücken  ufgeschlagen.  Das  nun  hin- 
füro  einer  zu  einem  ross  nit  mehr  denn  acht  bückin, 
und  wo  er  zwei  ross,  sechtzehen  bückin  ufladen  soll.' 
1401,  JVetter  1864.  ,Von  jedem  egli-  oder  albele- 
bickin  zwen  pfennig.'  ebd.  ,Es  mögen  ouch  unser 
houptmann,  lütener,  venner  und  miträt  [im  Felde]  ein 
trossross  mit  zweien  bügktinen  haben,  darinn  si  ire 
kleider  füerent.'  1515,  Bs  Instrukt.  ,Die  Butte,  Bütte, 
Büke,  Tausen,  Logel.  trimodium,  pytina.'  Red.  1662. 
,Die  Trauben  trägt  man  zusamen  mit  Bückenen  (Dau- 
sen) in  die  Trotten  und  schüttet  s'  in  die  Trättgelten.- 
Spleiss  1667.  ,Für  2  Bücki  1  fl.  2  ß.'  Zubers  Tageb. 
1679.  ,Das  under  Stuck  [Reben]  gab  15,  das  ober 
14  Bückin  mit  Trauben.'  1697,  Sch  Rebbüechli.  ,Jeder- 
man  soll  gewarnet  werden,  aus  den  Almentbrünnen 
mit  Fässeren,  Bügtenen  oder  sonsten  in  grosser  Quan- 
tität zu  schöpfen.'  Bs  Mand.  1725.  ,Sämmtliche  Ein- 
wohner sind  gehalten,  schleunig  dem  Feuer  zuzueilen 
und  sich  mit  einem  Feuerkübel  oder,  was  noch  besser, 
mit  einem  Bückin  zu  versehen,  um  mit  letzterem  gleich 
unmittelbar  die  Spritzen  mit  Wasser  zu  unterhalten.' 
Sch  Feuerordn.  1806.     S.  auch  Mamma  (Sp.  225). 

Das  W.  ist  formell  Dini.  zu  Boek(t)e"  (Grundform  'bu- 
tihhln) ;  vgl.  Tüpfi,  Dim.  zu  Topf.  .Bücki'  als  Gerät  sebon 
in  einer  L  Vogtkiuderrechn.  von  l-t'2'2.  Zu  dem  Beleg  aus 
Schild  unter  3  ist  zu  erinnern,  dass  bessere  Traubensorten  oft 
in  einer  besoudern  Kufe  in  den  Hintergrund  gestellt  werden. 

Vor-Bücki:  Kufe,  die  vor  die  Ausflussöffnung 
des  Kelterbettes  gestellt  wird,  um  den  ausrliessenden 
Most  aufzunehmen.  Syn.  Btnn-Standen.  ,Lacus,  ein 
moststanden,  vorbücke,  rennzuber,  darein  der  most  ab 
dem  trottbett  lauft.  Quali  vindemiatorii,  körb,  so  man 
auf  die  vorbücken  stellt,  zeinen,  so  man  im  herbst 
braucht.'  Fris.  ;  Mal.  —  Fisch -Bücki:  Fischbehälter. 
Ungelt  von  .vischbütkinen.'  1400,  BBiel.  —  Gülle"- 
Bücki  AaB.,  Z.,  -Bückti  Bs:  Bütte  zum  Tragen  von 
Jauche.  --  Chüefer-:  Küferbottich.  ,1583  wird 
[für  eine  dramatische  Aufführung  in  L]  vorgeschrie- 
ben, der  Teich  Siloe  solle  sein  ein  Küefferbücki,  so 
in  den  Boden  eingegraben,  dass  er  nicht  über  die 
Bsetzi  hinausreiche.'  RBrandst.  1884.  —  Sü"'-,  Söu-: 
=  Süw-Bocki  B;  aScuw.  D'  Dugele"  [Dauben],  wo-mer 
für-n-es  Sübucki  z'  mache"  g'schnätzet  händ.  Kyd.  — 
B'schütt-:  (auch  -Bückli)  =  B'schütt(i)-Bocki  B.  — 
Stö  ss-  :  =  Stöss-Bocki  B  (auch  „rs-stöss-Bückli");  S. 
Us-träg-:  =  Güllen-B.  AaB.  —  Wi"-:  Bütte  zum 
Tragen  von  Wein  AaB.;  L.  , Nachdem  das  Feuer  ge- 
dämmt, liefen  ganze  sog.  Weinbücke  durch  die  Reihen, 
und  die  Arbeiter  löschten  ihren  Durst.'  Herzog  1863. 

Bückte"  m.  Bs,  f.  Gl;  uTH.Steckb.j  ZSth.:  1.  (auch 


ins 


Bak-lmk.     I5:il — bul 


IM« 


Dim.  BüggtM)  runder  oder  evaler  hölzerner  Zuber 
(grösser  als  Gelten,  kleiner  als  Standen),  gewöhnlich 
zum  Waschen  Gl.  Bildl.,  dicke  Weibsperson,  ebd.; 
Syn.  Stunden.  —  2.  =  Biicki  5  ßs;  Th  (in  Steckh.  für 
Wasser,  im  Gegs.  zur  Butten,  Traubentanse);  ZSth. 
Dem  Alter  g 'hört  d'  Er:  Vatter,  trag  du  d'  B.!  ThHvv. 
.Eimer,  Zuber,  Bückten.'  Bs  Feuerordn.  1081/1718. 
,Von  einem  Bückte  Hürling.'  XVIII.,  Bs  Zollordn. 
,Die  Küfersknecht  sollen  von  ihren  Meisteren  mit 
Bückten  zum  Brand  gesandt  werden.'  Bs  Feuerordn. 
1763/1817.  ,Am  15.  Okt.  fangt  man  [in  ZElgg]  an  zu 
wämmen.  Etliche  Leut  machen  in  einem  Vierling  ein 
Bückten  voll,  etliche  eine  halbe,  etliche  zwei  bis  drei.' 
KHacser  1895  (zum  Jahr  1740). 

Hhd.  but(e)eie,  ahd.  'bulikha,  Nlif.  zu  botahha  (s.  Bocke'). 
Iu  der  PI. -Form  butichu(n),  meist  abgekürzt  but.  mehrfach 
in  einem  G  Abgabeuverzeiehniss  vom  Jahr  1279  (bei  Wartm. 
III  752/4);  z.B.  ,Hec  curia  [iu  ZElgg]  dat  57  mald.  tritici 
et  33  but.  [Trauben?]  et  38  mald.  avene  et  8  porcos.'  , Curia 
in   Turbatun   I ZTurb.l  dat  24   mald.  tritici   et  3   but.' 


Bai,  bei,  bil,  bol,  bul. 

Bai  I:    1.  „m.,   Narr  Ap";    auch  1788,    Ap  Id.  - 

2.  f.,  .ungereimte  Frauensperson'  Ap  (TTobler). 

baläle"  VO  (p-  Ndw),  paläro"  AASuhrent. : 
„dumm  und  einfältig  sieh  benehmen,  bes.  unverständ- 
lich lallen"  VO.  Viel  und  dumm  schwatzen,  auf- 
schneiden AASuhrent. 

Das  W.  verhält  sich  zu  dem  syn.  lalen  (Bd  III  1257) 
etwa  wie  Badnnth*  (Sp.  1017)  zu  Tuntle",  Bagüuggel  (Sp. 
1052)  zu  Gäutjt/el;  s.  noch  die  fulg.  WW.  Vgl.  auch  wet- 
terauisch   baJätnehen,   kauderwelschen. 

urnen-balälen:  =  ume'-lcdem  (s.  lälen  2)  Zg. 

Baläli  L;  Schw  (auch  P-);  Uw  (auch  P-);  U;  Zg, 
Baläri  AALeer.;  Ap;  GMels,  T.;  Th;  U,  Paläri  Aa 
Aar.,  Suhrent.;  GKh.,  Stdt,  T.;  Tu  —  m.:  (grosser) 
Laffe.  Einfaltspinsel,  Tölpcl.  aaOO.;  z.  T.  als  halb 
gutmütige  Schelte.  Syn.  Läli  2,  Läri  (Bd  III  1257. 
1362).  Auch  Maulaffe.  Schwätzer  Aa.  Ä,  bist  au'1' 
doch  en  Stroh  Baläri!  Für  so  dumm  han-ieh-dich  glich 
nöd  g'ha".  Hacsfrd  (Tb).  Da  bist  e"  rechte  P.  g'si', 
da  hast  du  eine  rechte  Dummheit  gemacht  SchwNuoI. 

Der  Wortacc.  schwankt,  ruht  aber  wohl  meist  auf  der 
zweiten  Silbe,  wie  für  AaLeer. ;  G;  Th  ausdrücklich  bezeugt 
ist;  nur  für   UwE.   wird  die  Betonung  *iu  angegeben. 

Z  wetschge"-Paläri:  erzdummer  Mensch  GStdt. 

Baläutschi  m.:  =  Läutschi  i  (Bd  III  1536)  ApK. 

Bali  AALeer.,  Bali  SchwE.  —  m.:    Tölpel,  Narr. 

Balöffel  s.  Ball-Löffel  (Bd  III  1155). 

Baloggi  m.;  dummer  Mensch  L. 

Bai  Tili  L;  Schw,  Palori  G  —  m. :  =  Löli  1,  Löri  2 
(Bd  III  1260.  1375). 

balürig:  tölpelhaft.     Er  ist  b.  Sprww.   1869. 

Ball  Bat 'II  Aa;  Bs;  B;  Z  —  PI.  JBäl  —  in.:  wie 
nhd.,  Tanzfest.  .Übrige  Bals  und  Tänze.'  Bs  Mand. 
1758.  Auch:  Gesellschaftsessen  (ohne  Tanz),  unter- 
schieden als  Gangfisch-,  Belche"-B.  TuEnn.  Über 
, Stockfischbälle'  in  GStdt  s.  Nächberen-B. 

Feder-.  L'f-de"  Federbdi  gü",  scherzh.  =  zu  Bette 
gehen  B  (Dan.).  —  Fritschi-:  Ball  anlässlich  des 
Fritschi-Zuges  in  LStdt;  s.  Fritschi  (Bd  I  1342).  — 
Götti-  s.  Girizen-Mos  (Sp.  471). 


Hutzle"1-:  scherzhafte  Bezeichnung  des  Balles  am 
Fastnachtmontag  AaB. 

Angeblich  so  benannt  mit  Bez.  auf  die  bunt  zsgewürfelte 
Gesellschaft,  die  an  dem  Ballo  teilnimmt,  indem  man  die- 
selbe mit  dem   bunten   Gefieder  dos  Hähers  vergleicht. 

Kinder-:  spec.  Bezeichnung  des  kostümierten 
Balles  für  Kinder  am  Fastnachtdienstag  BsStdt.  — 
Nächbere"-:  (meist  in  die  Fastnachtszeit  fallende) 
gesellige  Zskunft  von  Nachbarn,  Anwohnern  einer 
Strasse  in  dem  Hause  eines  an  der  selben  Strasse 
wohnenden  Wirtes,  wobei  geschmaust,  gesungen  und 
andere  Kurzweil  getrieben,  aber  meist  nicht  getanzt 
wird  GStdt,  etwa  seit  1820.  Mit  Rücksicht  darauf, 
dass  der  Stockfisch  die  Hauptspeise  bei  diesen  Zu- 
sammenkünften bildet,  werden  Diese  auch  als  Stock- 
fischbälle angekündigt.  Vgl.  St  Gallen  und  seine  Um- 
gebung 1859,  173.  —  G'rümpel-:  Piknik  Bs  (Becker). 

Wider-Päl  m.:  Widerhall,  Echo  BSi. 

päle"  (auch  &-):  (wider-)hallen,  dröhnen  BSa„  Si. 
Ein  Flintenschuss  palet  an  den  Felsen.  G'hörst  nüt, 
wie  's  tösset  u'd  batet  in  der  Gägenesiflueh?  DGemp. 
1884.  Ruch  ist  d's  G'sang  [des  Sennen]  u™1  rüch  si-s 
Jöle",  und  u'g'schlacht  bälet  's  van  der  Flueh.  JJRomang 
1870.     S.  noch  Bock  1  a.  —  Vgl.  bellen  3  und  er-bellen. 

wider-:  widerhallen  BSi. 

bala:  Interj.  des  Staunens.  Bauer,  der  sich  plötz- 
lich in  einen  Herrn  verwandelt  sieht:  ,Balä,  balä,  kan 
das  Ding  sy  oder  ist  es  ein  Trug  darby?  Es  traumbt 
mir  nur,  ich  sig  ein  Herr.'  Com.  Beati. 

Palä'je",  -aje*  f.:  Geschwulst  des  Euters  nach  dem 
ersten  Kalben,  die  nach  einiger  Zeit  wieder  vergeht 
GRScuolms. 

Wahrach.  identisch  mit  dem  syn.  Bläjc";  das  n  der  ersten 
Silbe  wäre  also  eine  Art  Secundärvoc. ;  vgl.  etwa  Feräter  für 
Frater  (Bd  I  1337).     Zur  Bed.  vgl.  noch  FIm*3  (Bd  I  1215). 

Baiander,  P-  m.:  Mensch,  der  sich  müssig  herum- 
treibt, wie  z.  B.  ein  Schwätzer,  Säufer  GrAv.,  ObS. 
—    Churw.  palander. 

balandere":  (meist  umhen-b.)  sich  müssig  herum- 
treiben, flanieren  GrAv.     Er  tuet  nW  umlie'-b. 

Ohne  Zweifel  nächst  vwdt  mit  dem  syn.  flanderen  (Bd  I 
1200)  mit  bemerkenswertem  Anlautwechsel.  Der  Voc.  der 
ersten  Silbe  erklärt  sich  wie  in  Patäjen. 

Balangse"  AaZ.;  ZZoll.  (^J),    Balanzc"  W  —  f.: 

1.  (Krämer-)  Wage  W.  —  2.  bildl.,  Wage,  Gleichge- 
wicht AaZ.;  ZZoll.  Es  ist  i"  der  B.,  es  ist  auf  der 
Wage,  in  der  Entscheidung  AaZ.   —   Frz.  balance. 

balangse":  unpers.,  es  balangset,  die  Wage  steht 
im  Gleichgewicht  AaZ. 

Palangge"    f.:     1.    dickes    Brett,    Planke    Gr.    - 

2.  meist  unbehauener  Balken,  starkes  Rundholz,  dgl. 
neben  einander  gelegt  die  Decke  des  Stalles  und 
somit  den  Boden  der  Heubühne  bilden  Grü.,  Pr.  — 
Churw.,   it.  palanca,   lat.  palanga,   Stange,   Rundholz. 

Palare"  f.:  Schleuse  in  einem  Bewässerungsgraben, 
bestehend  aus  einem  quadratischen  Rahmen  mit  einem 
in  den  Fugen  der  Seitenbalken  laufenden  Schiebe- 
brett GrCIiui-.  ,Wer  dem  andern  ain  palära  oder  ain 
brett  nimpt,  buess  1  pfd  den.'  1368/76,  ÖRChtir  Urk. 

Churw.  palira,  Steckenzauu,  mit  Stauden  durchzogen  (Ca- 
risch);    wohl   zu  pal,   Pfahl. 

Balas  m.:  eine  Art  Edelstein.  .Scharneia  [ein 
Kriegsmantel]    ornata    auro    et    lapidibus    preciosis, 


1117 


Bai,  bei,  bil,  b..l.  bul 


1148 


palasz,  robino  et  aliis  lapidibus  gemniarum.'  1473,  Bs 
Chr.  .Berilli,  palasii,  robini,  safiri  et  diamantes.-  ebd. 
.Ein  guldin  tafel,  sind  darin  acht  orgentisch  berlin, 
drei  safir,  drei  balcss.'  1476,  Absch.  (Burgunderbeute). 
.Bärlin,  saffir  und  drei  palest.'  G  Hdschr.  ,Ein  guldin 
krön  mit  saphir,  balas  und  ander  edelgstein  geschmückt.' 
KESSL.  —  Mhd.  lalaa,  eine  Art  Kubin,  frz.  lalais,  mlat. 
balariw. 

Palatino-  Baladlne"  ZWein.,  Bdldine"  GaL.,  Ta.; 
ScaSt.;  uTh,  ßerl.;  Z  (Dan.)  —  f.:  1.  Pelzstreifen, 
von  Frauen  um  den  Hals  getragen  ScHSt.;  Z  (Dan.). 
,Die  diesere  Zeit  hero  aufgekommene,  unanständige 
Riemen  und  P-en  um  den  Hals  sollen  die  Weibsper- 
sonen sich  zu  tragen  müssigen.'  Z  Mand.  1735.  ,Es 
bleibet  vergünstiget,  von  Pelzwerk  Kappen,  Schlüpf 
und  auch  Palatines  zu  tragen.'  B  Mand.  1747.  .Oder 
kostet  es  nur  einen  Brief  voll  Mücken,  ein  Maul  voll 
Gufen,  ein  Par  Ellen  Bändel,  ein  Palatinlein.  ein 
seiden  Bletzlein  mehr  oder  weniger,  um  artig  zu  wer- 
den?' Sintem.  1759.  .Alles  ausländische  und  kostbare 
Pelzwerk  ist  verboten,  nur  allein  Schlaufe  und  P-en 
für  Weibspersonen  und  Schlaufe  für  Männer  ausge- 
nommen.' Z  Mand.  1763/79.  .Alles  ausländische  Pelz- 
werk soll  verboten  sein,  nur  allein  Pelzstöss  und 
P-en  oder  Halskräglein  für  Weibspersonen  und  Pelz- 
stöss für  Mannspersonen  erster  Classe  ausgenommen.' 
L  Mand.  1766.  .Eine  aschfarbene  Belz-Balladeinen.' 
1804,  Inv.  --  2.=  Bajaderen  (Sp.  1099)  GaL.,  Ta.; 
Tu;  ZWein. 

Frz.  palniinc,  Pelzkragen,  benannt  nach  der  Pfalzgräfin 
Charlotte,  der  Schwägerin  Ludwigs  XIV.  Zur  Übertragung 
vgl.    Bajaderen. 

Palaose"  f.:  Raupe,  bes.  des  Kohlweisslings  GrD., 
Landqu.,  L.,  Mal.,  Pr.,  Valz.,  UVatz.  .Halte  das  Un- 
geziefer, die  Raupen  oder  Balausen,  vom  Kabis  ab.' 
Gr.  Sammler  1783.     S.  Palüsen. 

Pale'der  m.:  verächtliche  oder  auch  zutrauliche 
Bezeichnung  eines  alten  oder  schlechten  Pferdes  GrD. 

—  Churw.  pul,, br,   it.  poUdro,   Füllen. 

Pale'gi  f.:  in  der  RA.  uf  der  P.  hä",  vorrätig,  in 
Bereitschaft,  in  petto  haben  Gl.  —  Wahrsch.  nnr  =  B'legi 
(Bd   III    1199)   i.   S.    v.    Legi   7   (ebd.    1197). 

Pale"  f.:  1.  Schaufel,  mit  bes.  Bez.  auf  den  breiten, 
flachen  Teil  derselben  Gr.  Spec.  a)  Brotschaufel,  wo- 
mit der  Teig  in  den  Ofen  geschoben  wird  GrCIiui',  L. 
Syn.  Schüssel.  —  b)  kleine  hölzerne  Schaufel,  womit 
der  Ball  geschlagen  wird  GRPr.  —  c)  Schaufel  am 
Wasserrad  GRChur,  L.  —  d)  Ruder(blatt)  GRPr.  Mier 
hei'-me"  [dem  Fährmann]  albig  säge"  müessen,  wie  er 
die  1>.  schwinge"  soll.  GFient  1898.  —  2.  Schneide- 
zahn des  Rindviehs  GRConters.  Syn.  Schuften.  — 
R&torom.,  it.  pala. 

Ofe»-:  =  Talen  1  a  GnChurw.,  P.,  Luz.,  Pr.  Der 
Tüfel  mit  der  0.  GrD.;  vgl.  Ofen-Gablen  (Bd  II  58). 

-  Brot-:  =  dem  Vor.  GRPr..  S.,  Scuolms,  Tsehapp.  — 
Tatsch-:  (meist  Dim.  -Päli)  kleine  Eisenschaufel. 
beim  Backen  von  Tatsch  [einer  Art  Omeletten]  ver- 
wendet GRPr.  Vi  Bazoggelchelh"  und  d's  Batschpäli 
hetti  e"  Faß  nötig.  Sciiwzd. 

Palette"  I  f.:  =  Talen  1  h  GrD.    —   It.  paletta,  Dim. 

ZU    /«</". 

palette"  GrD.,  palittneP  GnSchiers:  das  Ballspiel 
machen. 


Balle"  I  (in  ZW.  Bäl  III).  Dim.  Balli  Gidvlost., 
Ballji  W.  7,7(7//  B;  S.  sonst Bälleli  —  f.:  1.  Spielball 
Aa;  Bs;  B;  Gr;  Th;  Z.  B.  schicke"  oder  Balle"- 
sehickerli's  mache",  das  gewöhnliche  Ballspiel  BsStdt. 
B.  schuhe"  (BFrut.),  sclwppe*  (AaB.,  Fri.,  Leer.),  Ball 
verstecken,  ein  Kinderspiel;  s.  Rochh.  1857.  393  und 
schoppen-ballen.  Heb  's  Bälleli  wol,  irol;  wer  's  B.  hat, 
soll  üfstö"  und  mic'%  ine*  lö*,  sagt  das  Ball  suchende 
Kind  Tu.  Betr.  die  Ballspiele  übh.  s.  Rochh.  1857, 
383  f.  Es  wirft-mu"  d'  Baileu.  es  geht  ihm  übel,  er 
kommt  rückwärts  BL.  .Aversis  pedibus  pilas  volu- 
tare,  die  b.  hindersich  stossen.  Datatim  ludere,  wenn 
man  mit  der  b.  spilt,  wird  sy  ietz  dem,  denn  eim  an- 
deren geworfen.'  Fris.  .Viel  [junge  Bursche]  kurz- 
weilen [um  1436  in  BsStdt]  mit  der  b.,  zwar  nicht 
auf  italienische  gattung,  sonder  stecken  an  einem  ort 
ein  eisinen  ring  auf  und  sehen,  welcher  sein  b.  dar- 
durch  werfen  könnte.  Die  ball  nemmen  sie  an  ein 
holz,  nicht  in  die  hand.'  Wurstisen  1580.  ,Da  fliegt 
die  Ball  hin,  hie  evolat  pila.'  Red.  1662.  .Als  ein 
Manns-  und  Leibsübung  lassen  wir  zu  das  Kuglen- 
werfen,  Ballen-  und  Kuglenschlahen,  auch  Blatten- 
schiessen.'  B  Mand.  1667.  ,Das  Schifflein  wurde  von 
den  tobenden  Wellen  ganz  ungestüm  getriben,  als 
wollte  Neptunus  mit  demselben  wie  mit  einer  B.  spie- 
len.' S  Kai.  1737.  ,Dass  Handel  und  Gewinn  sich  glei- 
chen leichten  Ballen,  scheint  nur  von  ungefähr,  und 
alles  kommet  doch  von  Gottes  Wohlgefallen.'  Z  Neuj. 
Mus.  1743.  S.  noch  hoschen  II  (Bd  II  1758).  —  2.  nach 
Form  und  Grösse  einem  Spielball  ähnlicher  Klumpen. 
.Nim  ein  Dreifuss  und  tu  ihn  ob  das  Feuer  und  würf 
die  B.  [einen  Klumpen  Harz  mit  eingewickelten  Haaren] 
darein.'  BSi.  Arzneib.  Spec.  a)  von  Schnee  Bs;  G;  Th; 
Ndw;  Z;  s.  Schne'e-B.  ,Welzet  die  wachsende  Balle, 
türmt  sie  zur  Kugel  heran!'  Z  Neuj.  d.  Seh.  1798.  — 
b)  von  Erde,  wie  er  in  den  Wiesen  vor  das  Loch  des 
aufgedeckten  Mäuseganges  und  vor  den  Draht  der 
Falle  gelegt  wird,  um  das  Tageslicht  abzuhalten  Z. 
—  c)  von  Lehm,  zum  Kaminbau  verwendet.  .Kamine, 
die  mit  Ruten  oder  Ballen,  auch  mit  aufgestellten 
Kaminsteinen  schlecht  verfertigt  sind,  sollen  abge- 
schätzt sein.'  S  Ratsverordn.  1821.  —  3.  Fruchtknolle 
der  Kartoffelstaude  Z.  Syn.  Cliugeli  (Bd  III  189).  - 
4.  Geschützkugel,  für  Flinte  oder  Kanone  W.  Vgl. 
W  Sagen  120.  —  5.  Teil  des  menschlichen  Körpers, 
a)  geballte  Faust  S;  s.  BWyss  1863,  40.  —  b)  Hand- 
ballen Bs  (m.);  Z.  ,Si  legt  ire  hand  an  die  kunkel  und 
träyet  mit  irem  balen  die  spindel.'  1531/60,  Spruche 
Sal.  .Bind  es  auf  die  Sollen  der  Füssen  und  Baal  oder 
Hole  der  Händen.'  JJBreit.  1629.  —  c)  in  Bs  m., 
Fussballen  Bs;  B;  Th;  Z.  „Ferse."  —  d)  Hode.  ,Dem 
männlichen  Geschlecht  wird  [bei  den  Hottentotten]  in 
irer  Jugend  die  rechte  B.  ausgeschnitten.'  AHeri'ort 
1669.  —  6.  Butterballen.  E*  B.  (Bälleli)  Aule'. 
Schmal;,  rundliches,  walzen- oder  auch  würfelförmiges 
Stück  Butter  Ar;  Bs;  B;  Gr;  GW.;  S;  Z;  vgl.  Anken- 
Ballen.  ,Der  Vater  mit  einem  Korbe  mit  einem  Bälli 
Anken  am  Arm.'  Gotth.  —  7.  Warenballen,  Gebinde 
Bs;  Gr;  Ndw.  Spec,  mit  einem  Strick  zsgebundenc 
Bürde  Heu  GrAv.  Er  ist  voUner  wie-n-e"  B.,  völlig 
betrunken  U.  .Von  einer  b.  stacheis.'  um  1400,  AA.\ar. 
Stadtr.  ,Zu  Nürnberg  galt  1532  ain  belli  gmainer 
linwat  110  fl.'  Vad.  Die  Taxe  für  den  Saum  (zu  zwei 
.Ballen')  von  Osogna  bis  Beilenz.  1567,  Absch..  und 
so  noch  in  der  T  Fuhrordn.  1821:  .Unter  B.  verstellt 


11-10 


Bai,  bei,  bil,  bol,  bul 


1150 


sich  eine  halbe  Ladung  oder  ungefähr  9  neue  Rubbi.' 
,Sie  machen  einen  runden  Klumpen  wie  eine  Kegel- 
kugel, verreitlen  diese  B.  fest  mit  Schnüren.'  Sererh. 
1742.  .Von  einer  B.  oder  Kisten  [Kaufmannsgüter] 
den  Zoll  bezahlen.'  Z  Ges.  1757.  Vgl.  noch  Ball(en)- 
Füerer  (Bd  I  084).  -Hof  (Bd  II  1030),  -Hüs  (ebd. 
1719).  —  8.  ein  Tom  Baumstamm  abgesägtes,  kurzes 
(walzenförmiges)    Stück    Ap Stein.      Syn.    Bügel.    — 

9.  übertr.  a)  auf  ein  rundes,  fettes  Kind,  eine  dicke 
Frau  G;  ZO.  Das  ist  e-  B.!  Vgl.  ballen-feiss  (Bd  1 
1073).  —  b)  Dim.  Ballji,  scherzh.  von  einem  jungen 
Murmeltier    W;    vgl.   Chrugel  2  b    (Bd   III   800).   — 

10.  Blätter  von  Eumex  obtus.  mTu. 

Denzler  hat  1677:  ,die  B.  schlagen',  1716:  ,den  B.  schl.' 
10  verk.  aus  den  syn.   Bcdlen-Chrüt,  -Blacken. 

Anke"-:  1.  Butterballen  Aa;  Bs;  B;  L;  Sj  Th; 
UwE.;  W;  Z.  Syn.  Bereten,  Anken-Totz,  Schmalz- 
Zöllen.  .Wenn  er  eine  schöne  A.  herausnehmen,  sie 
zusarnmenkneten  und  in  den  Keller  hinabtragen  konnte, 
dann  jubelten  alle  Fasern  seiner  Seele.'  Herzog  1803. 
En  A.,  si  ist  allweg  sechs  Pfund  schwär.  Stutz.  .Alles, 
was  die  Grosseltern  taten,  war,  dass  sie  ihrer  Sohns- 
frau in  die  Kindbette  jedesmal  ein  Ankenbälli  sandten.' 
Gottb.  Hoch  icie-n-es  Hüs,  nider  wie-n-e"  Mus,  hart 
wie-n-es  Bei",  chli"  wie-n-c"  Stei",  bitter  wie  Galle", 
süess  icie-n-e"  A.,  und  's  esse"d  's  doch  Alli  Aa  (Rätsel 
von  der  Walnuss).  Was  mues'-ieh  mache"  (tue")  oder: 
Was  wem-mer  a"  fange"  (tue"),  das'-ich  's  Halb  (d'  Helfti) 
d'ra"  ha"  (das'-mer  's  Halb  d'ra"  händ)?  Antw.:  (En.) 
Anke'balle"  b'schtiide"  (und  recht  dick  Binde"  mache") 
AaF.,  Ke.;  ZB.,  W.  Wenn-men  en  A.  um  de°  Tisch 
ume"  löt  gö",  blibt  an  iedere"  Hang  Oppis  chlebe;  von 
einer  Verwaltung,  bei  '1er  Jeder  sein  Interesse  sucht 
S  (Schild).  Me"  häd  amig  g'seid:  es  vergäd  nüd,  es 
ist  kei"  A.,  von  etwas,  das  schliesslich  doch  an  den 
Tag  kommen  muss,  bes.  einer  verheimlichten  Schwan- 
gerschaft ZZoll.  Ich  ha"  gar  b'sungerbar  es  liebs  Hers, 
d's  Müeti  het  albez  geng  g'seit :  Peterli,  nimm-dieh  in 
Acltt,  du  hesch  es  Herz  u-ie-n-e"  A.l  MWalhen  1880. 
S.  noch  Hanf  (Bd  II  1437).  Jeglicher  undertan  sol 
einem  kilchherren  järlich  geben,  der  eine  ein  a..  der 
ander  ein  hüenli,  der  dritt  ein  ziger  oder  käs.'  1456, 
LRussw.  Es  werden  bisweilen  auf  ihrem  [der  Zür- 
cher] Markte  A.  verkauft,  welche  inwendig  Heuanken 
enthalten,  auswendig  mit  Grasanken  überzogen  seien, 
■was  biderben  Leuten  ein  Nachteil  sei.  Mai  1509, 
Absch.  ,Sag,  dass  du  inen  ein  ankenbally  bringen 
wettist.'  HvRüte  1532.  ,Eine  A.  soll  6  oder  7  Pfd 
schwer  sein.'  1637,  LZell  Sigristenurbar.  A.  werden 
mehrfach  als  Geschenke  dem  Landvogt  Grebel  ins 
Schloss  geliefert.  1760,  Z  Staatsarch.  —  2.  übertr. 
a)  auf  Menschen.  ,Ankenbälleli  nennen  wir  ein  milch- 
weisses,  wohl  ausgefülltes  Kind'  Bs  (Spreng).  Vgl. 
dazu:  en  Bueb  u-ie-n-es  Anke'bälleli,  ein  fetter,  runder 
Knabe  .-UKöllik.  —  b)  auf  Pflanzen,  deren  Blüten 
oder  Früchte  nach  Farbe  oder  Gestalt  Butterballen 
ähnlich  sind,  a)  A.-BüUi,  Frauenschuh,  Cypr.  calc. 
BO.  .Calceolus  Maria;,  Ankenballen,  Frauenschüehli.' 
Wagner  1680.  —  ß)  in  AaB.  ;  B;  S  vorherrschend  dim.. 
Trollblume,  Trollius  europ.  AaB.;  B;  GlU.;  Schw;  S; 
ü;  Z.  —  y)  Sumpfdotterblume,  Caltha  pal.  BO.(Durh.); 
Syn.  A.-Bluemen.  —  8)  in  ZZoll.  dim..  verschiedene 
Hahnenfussarten.  bes.  der  scharfe  und  der  knollige. 
Ran.  acris  und  bulb.  ZStdt,  Zoll.  —  e)  dim.,  süsse 
Apfelsorte  Bs;  SThierst,  —  Q  dim.,  die  Früchte  des 


Weissdorns,  i'ratieg.  ox.  GS.;  Syn.  Schmalz-Öpfeli. 
-  c)  Steine  zum  Beschweren  der  Schindeldächer.  ,ln 
den  Berggegenden  waren  die  Häuser  mit  Schindeln 
oder  Dielen  bedeckt  und  gewöhnlich  mit  Steinen  be- 
lastet, die  man  später  spottweise  A.  nannte.'  S  Gem. 

—  3.  Fluni.  Kleiner  Bergrücken  mit  Senne  S.  Xame 
einer  Fluh  bei  BsLangenbr.  .Rundliche,  glattbe- 
schneite Kuppe,  die  den  Hirtennamen  des  Ankenbällis 
trägt-  BO.  (JRWyss  1816).  Vgl.  Anken- Chübel  5  (Bd 
III  113).  —  anke°-bällele":  ein  auf  den  Armen 
ausgestreckt  liegendes  Kind  empor  schnellen  und  wie- 
der auffangen,  mit  dem  Rufe:  a.'.  a.!  B. 

Herd-öpfel-:  =  Ballen  3  GrV. 

Oster-:  Spielball  der  Kinder  Z. 

Das  Ballspiel  wird  von  den  Kiuderu  im  Frühling  (um 
Ostern)  am   eifrigsten  betrieben. 

Fül-,  in  GrD.  meist  Für-:  Spielball  der  Kinder 
aus  Wolle,  Leder  udgl.  GRChur,  D.,  He.,  Mai.,  Pani, 
Pr.,  Seh.,  Tschiertsch.,  ÜVatz.  Vgl.  fül  4  (Bd  I  787); 
Leben  1  b  (Bd  III  968).  —  fül -balle"  Gr  (aaOO.); 
ZRafz,  -ballne"  GSa..  -bällele"  GüFanas:  =  eggen-ballen. 

Flasch-  ZO.,  Fläsch-  ZZoll.,  Flasche"-  Z  (Dan.): 
(massiver)  Gummiball.  —  Gems-:  =  ff.-C/iw(/?m  (Bd  III 
189).  .Die  G.  bestehen  aus  zsgeballten.  würzigen 
Alpenkräutern,  wodurch  sie  sich  unterscheiden  von 
denen  sog.  Haarballen,  welche  man  findet  in  denen 
Kalber-.  Ochsen-  und  Pferdemägen.'  JJScheuchz.  1706. 
.Viele  Gamstiere  haben  im  Eingeweid  Gämsballen 
(agagrophil:?  [1.  regagropihe]),  welche  von  den  Tirolern 
absonderlich  begierig  gesucht  werden.  Eine  gilt  ein 
Ducaten,  etliche  nur  ein  Taler.  Im  Tirol  braucht 
man  sie  zu  magischen  Künsten,  anderstwo  in  den 
Apotheken  als  ein  Medizin  für  ein  bezoardium,  sonder- 
heitlich die  Geburt  zu  fördern  und  zu  erleichtern,  wie 
solches  in  unserm  Land  manchmal  probat  erfunden 
worden.'  Sererh.  1742.   Vgl.  noch  JRWyss  1816/7,  426. 

—  Gutsche"-:  =  Fül-B.  GRVals.  —  Gniggele"-: 
primitives,  aus  Weidenruten  oder  riemenförmig  ge- 
schnittener Baumrinde  zu  einem  Würfel  geflochtenes 
Spielzeug,    welches  als  Spielball   dient    ZBreite,  Bül. 

—  Hand-:  wie  nhd.  Bs(m.);  Z.  ,Der  künig  Baltazar 
ersach  die  h.,  die  da  schreib.'  JMdrer  1559. 

Här-:  1.  wie  nhd.,  bisweilen  im  Magen  der  Wieder- 
käuer gefunden,  vom  Belecken  anderer  herrührend  B. 
Auch  bei  Wagner  1680;  Scheuchzer  1706.  Vgl.  noch 
Gems-B.  —  2.  Pflanzenn.,  grosse  Klette,  Arctium  lappa 
B  (Durh.).  —  2  mit  Bez.  auf  die  haarigen  Früchte;  vgl. 
das  syn.   Chlib-Lüs  (Bd  III    14  521. 

Herd-:  =  Ballen  2  b  ZZoll.  Auch  Klumpen  Erde 
um  die  Wurzeln  von  Bäumen,  die  versetzt  werden 
sollen,  ebd.  .Grosse  Bäume  mit  dem  Erdballen  aus- 
heben.' Schweizerb.  -Kal.  1806. 

Hösch2e°-  Gr;  ZO..  rS.,  Hosche*-  G;  ThMüIHi.. 
üntersee,  „Höschi-,  Hoschi-",  Hötsche"-  Z,  Hotscheli- 
GWe.,  Hüsch'e"-  GT.;  ThHw.;  ZO.,  IS.,  Stdt,  Hütsche"- 
Ap;  THPfyn,  Hutsche--  GRh.,  Ta.:  1.  a)  Spiel-,  Fang- 
ball der  Kinder,  früher  zumeist  aus  Wollgarn  (auch 
„Pferdehaar"),  mit  einem  Netzchen  umflochten.  aaOO. 
Mittels  H.  an  Schnüren  wurden  von  den  Chlungeren 
(Bd  III  658)  den  Spinnern  die  Rocken  (Spillen)  herab- 
geschlagen ZO.  f  S.  noch  Hanf  (Bd  II  1438).  — 
b)  =  Gniggelen-B.,  von  Knaben  und  Hirten  zum  Zeit- 
vertreib verfertigt  Giilg.,  Ziz.  —  2.  Pflanzenname, 
Wegerich,  Plantago  major  und  media  GT.,  We. ; 
vgl.  Ballen  1t).     Syn.  Ballen- Tatsch.   —    hosche"-, 


1151 


feal,  bei,  bil,  bol,  bul 


1152 


buschen-ballon  Tu;  ZO.,  -bällele"  GRSchud.:  mit 
der  Hasche'- Balle"  spielen.  Lueg,  de''  s'&b  Herr  und 
die  Jumpfer  dert!  si  husche"balle"d  ose"  mit-enand. 
Stutz. 

Chüder-Balle":  1.  (laib-  oder  walzenförmiges) 
Gebinde  Werg  GTa.;  Th.  —  2.  zärtliches  Seheltwort 
für  eine  kurze,  dicke  Person,  ein  fettes  Kind  GTa. 
E"  rechti  Ch.  —  Chüng-:  der  beim  Spiel  chungen 
(Bd  III  334)  verwendete  Ball  Aa.  —  Chäs-:  der 
Quarkklumpen  im  Käsekessel  Gr.  —  Chle-:  aus  dem 
zähen  Bast  der  Stengel  von  überständigem  Klee  ge- 
bildeter Ballen  im  Magen  der  Pferde  Aa.  —  Chrüt-: 

1.  eine  Art  Klösse,  aus  jungem  Mangold  und  Teig 
bereitet  ZHombr.,  O.f  ,Dass  Gott  in  dir  lyblich  sy 
wie  ein  krutball,  das  ist  fantisy.'  UEckst.  ,Dass  uns 
nit  underwegen  hungers  halb  möge  not  zuefallen,  so 
rüst  uns  zue  zwo  krutballen,  die  salz  fast  wol.'  Rdef 
1540.  —  2.  Übername  der  Bewohner  von  ZElgg  und 
Fehralt.  —  Lett-:  Kugel  aus  Letten,  die  aufbewahrt 
und  zum  Anstreichen  von  Holzwänden,  sowie  zum 
Fegen  gebraucht  wird  AALeer.  —  Messer-:  schräg- 
geschliffene Fläche  an  einer  Messerschneide.  , All  vier 
nagzän  [des  Bibers]  sind  vornen  etwas  holecht  aus- 
geschliffen  und   wie  ein  m.  gescherpft.'    Tierb.  1563. 

—  Büchsen-:  Kanonenkugel.  1732  waren  die  Hagel- 
steine [in  WUlr.]  so  gross  wie  ,Bixenballen'  und 
schlugen  in  den  Matten  derart  ein,  dass  es  , Tollen' 
gab.  AmHerd  1879.  —  Be2rli-:  Fangball  der  Kinder, 
der  mit  einem  gestrickten  Netze  (Be2rli)  eingefasst 
ist  Z  (Dan.);  vgl.  Schnüerli-B.  —  Bli-:  Flintenkugel 
WLötsch.  —  Ratsche"-:  =  Höschen-B.  2  GSa.  — 
Süw-:  unreinliche  Person  Ap;  GT.  —  Schmutz-: 
=  dem  Vor.  Ap;  GTa.  —  Schnüerli-:  Spielball,  der 
mit  einem  eng  anschliessenden  Geflecht  von  nieist 
farbigen  Schnüren  oder  Wollgarn  eingefasst  ist  ZZoll. 
Syn.  Be'rli-B. 

Sehne"-:  1.  a)  Schneeball,  wie  nhd.  allg.  Sehn. 
rüere"  (ZS.),  tribe*  (B;  GrAv.),  werfen.  Der  Bursch 
hei  mit-ere'  Sehn,  e"  Schibe'  iche'g' 'schlage",  u"a  mi"s 
liseli  hei -im,  noch  g'seit,  er  soll  nit  Sehn,  tribe". 
MW alpen  1880.  G'schnetzlet  Sehadhüet  ond  'tege' 
Bockfüess  ond  tüer  Sehn.!  Antwort  an  Kinder,  die 
nach  dem  Bestand  der  bevorstehenden  Mahlzeit  fragen 
Ap;  vgl.  Chrebs-Chuttlen  (Bd  III  575).  , Keine  Sehn, 
für  etwas  geben.'  JSenn.  , Alles  schiessen  [gegen  die 
Mauern  des  Schlosses  Greifensee]  was  nüt  anders, 
denn  hett  man  mit  einer  sehn,  daran  geworfen.'  Eulib. 
,Eine  Sehn.,  die  under  der  Hand  verschmilzet.'  JJUlr. 
1734.  —  b)  Lawine.  ,Zu  Zeiten  schiesset  die  Sehn, 
ohne  Berühren    über   die  Reisende  her.'    1772,  L.  — 

2.  (kugelförmiges)  Gebäck.  Aus  Eiern,  Zucker,  Butter 
und  Mehl  bereitetes  Backwerk  als  Nachtisch  oder  zum 
Thee  oder  Kaffee  GrCIiut.  Eine  Gattung  runder, 
krauser  und  dünner  Küchlein,  schön  weiss,  leicht 
und  trocken  Bs  (Spreng).  ,Schn.  oder  gewalte  Küch- 
lein.- Bs  Kochb.;  auch  1820,  ZZoll.  Kochb.  ,Schn. 
und  Böndli',  auf  dem  Speisezettel  der  öffentlichen 
Martinimahlzeit.  XVII.,  GR.  —  3.  Name  von  Pflanzen, 
meist  mit  weissen  Blüten-  (auch  Beeren-)  Dolden, 
a)  Schneeballstrauch,  Vib.  op.  und  lant. ;  spec.  der  in 
Gärten  gepflanzte,  veredelte  Zierstrauch  Aa;  Bs;  B;  Sch; 
Th;  Z.  —  b)  spanischer  Flieder,  Syringa  vulg  .AALeer.; 
B  (auch  röti  Sehn.).  Wenn  bi-n-üs  d'  Sehn,  blüeje", 
so  gi2t-mu*  mit  de"  Chilene"  z'  Alp  BBe.  —  c)  in  Aa 
diin..  Schneebeere,  Syniph.  racem.  Aa;  GT.    Syn.  Eili. 


—  d)  Dim.,  Bertram,  Achill,  ptarm.  AaB.  —  e)  Dim., 
Mutterkrautkamille,  Chrys.  parth.  AAEhr.  —  schne"- 
balle"  AaB.;  Ap;  BE.,  Stdt,  Thun;  GRChur,  Rh., 
Tschapp.;  „L;"  GT.;  Sch;  Tu;  W;  „Zg\  -bällele' Bs; 
GA. :  mit  Schneebällen  (be)werfen.  ,Das  Mädchen 
wäre  nicht  zufrieden  gewesen,  hätte  er  es  nicht  ge- 
schneeballet.'  vonAlmen  1897.  ,Das  Sehn,  und  Stein- 
werfen, bes.  an  Sonn-  und  Markttagen  ,  wird  bei  Buosse 
von  30  Kr.  Jedermann  verboten.'  GrD.  LB. 

Spil-.  ,Diser  stein  was  in  der  grosse  gleich  einer 
wältschen  sp.,  ganz  rund.'  Vogelb.  1557.  —  Spring-: 
Spielball,  dessen  Oberfläche  in  verschiedenfarbige 
Felder  eingeteilt  ist.  ,Es  ist  kein  Bletzlein  [an  der 
Frau  N.],  das  nicht  lache.  Ein  jedes  hat  seine  eigene 
Farbe,  wie  an  einer  Spr.'  Sintem.  1759.  —  Strosse"-: 
Ballen  Rohseide  zum  Kämmen  U.  —  Ziger-  B;  Gr 
Furna,  Klost.  (auch  -Balli);  ZF.,  -Bälleli  Gr  oHe.,  Pr.: 
Ziegerballen  B.  Quark,  der  in  einem  Tuch  zum  Ab- 
tropfen aufgehängt  und  nach  einem  Tage  süss  und 
frisch  genossen  wird  ZF.  Mit  Schabziegerkraut  ge- 
würzter, zu  einem  etwa  faustgrossen  Ball  geformter 
Kräuterkäse  Gr. 

Zopf-  Gr,  Zupfeli-,  Zupfeti-  GWc,  Supfti-  GSa. : 
Wegerich,  Plant,  maj.  und  med.  , Zopfballe,  breiter 
Wegerich,  PI.  maj.'  Gr  Sammler  1784. 

Zujtfeti-B.  eig.  gezupfte  B.  Kinder  pflegen  etwa  die  ent- 
fleischten Blattrippen  von  PI.  uiaj.  zusammenzuflechten. 

Zwilch-.  Das  Verzollen  der  ,zw.',  welche  den 
ZSee  hinauf  nach  Wallenstadt  geführt  werden.  1578, 
Absch. 

Zwisel-,  Zwisle'-:  =  Hand-Ballen   Ap. 

balle":  1.  mit  dem  Fangball  spielen  Bs;  Tu;  Z. 
Im  Frueli"g  tuend  d'  China  b.  und  d'  Buebe"  chlüre' 
ZS.  Das  mit  einem  aus  Weiden  geflochtenen  Ball 
(s.  Gniggelc'-Balle")  geübte  Spiel  wurde  vor  etwa  40 
Jahren  in  ZKn.,  wo  ganze  Gemeinden  als  Parteien 
gegen  einander  spielten,  noch  lebhaft  betrieben.  ,Die 
husgenossen  mögend  auch  in  derselben  wiss  b.  und 
andern  schimpf  triben.'  TuLangenerching.  Otl'n.  ,Pilä 
ludere,  die  Ballen  schlagen,  b.'  Denzl.  1677;  171t;. 
Von  einem  starken  Burschen  sagt  man:  Er  häd  niit- 
eme"  (oder  er  häd  enj  zentnerige"  Sack  nur  eso  'ballet 
ZZoll.  ,Mit  dir  habend  wir  unsere  feind  gleich  als 
mit  den  hörnen  ballet.'  1548,  Psalm  44,  wofür  1530: 
, durch  dich  wollend  wir  unsere  feind  umbstossen',  = 
xoÜ£  £x*P°"S  TjLicüv  xepaiioöu.£v.  --  2.  zu  einem  Ball 
formen  Bs;  B;  Th;  Z.  Der  Sehne  lät-sich  (oder  ist) 
nüd  guet  b.,  er  ist  z'  troche".  —  3.  refl.,  wie  nhd. 
Feuchtes  Mehl  ballet-si"''.  De'  Sehne  ballet-sich,  wenn 
er  sich  leicht  zu  Schneebällen  bilden  lässt  Bs;  B; 
Th;  Z.  Wo  d'  Wiber  noch  Fränzelischueh  treit  händ, 
het-sich  das  Zug  [der  Strassenkot]  'ballet  an  dem" 
Fränzele"  BsL. 

egge"-:  ein  Ballspiel  machen,  wobei  die  eine 
Partei  an  den  Endpunkten  eines  Vierecks,  die  andere 
innerhalb  desselben  sich  aufstellt;  fehlt  eine  Partei 
den  Gegner,  so  werden  die  Plätze  gewechselt;  bei 
Knaben  bes.  im  ersten  Frühling  sehr  beliebt  B;  ZW. 
Vgl.  vier-eggen  (Bd  I  159),    Eggen-Fülzi  (Bd  I  824). 

—  umme"-:  (wie  einen  Ball)  hin  und  her  werfen  Bs; 
Sch;  Tu;  Z.  Öppis  in  Händen  u.  So  ballet-me"  's  [ein 
zugeworfenes  Blatt  Papier]  umen  und  ane",  z'erst  mit 
de"  Hände"  und  denn  mit  de'  Fäesse',  bis  's  z'letsten 
i"  's  Chat  fallt.   MUsteri.     Da'  China  löt-sich  u.  wie 


1153 


Hai.  bei,  bil.  bol.  bul 


UM 


me"  trill  ScßSt.  ,Dass  man  nit  also  scherz,  umballe 
wie  ein  katz  die  raus.'  UEckst.  .Mache  einen  Teig, 
dass  er  fein  trocken  seie  und  nicht  lang  in  der  Hand 
unibher  geballet,  wird  sust  je  länger  je  nässer.' 
XVII./XVill.,  Arzxeib. 

in-.  .Convasare.  zuesammenrasplen  und  ein  butscho- 
leten   machen,   einb..   einschlahen,   einpacken.-   Fbis.  ; 

MAL.    —    Tgl.    it.    imbdllare,   frz.    emballer. 

üs-:  zu  einem  Klumpen,  Ball  ausgestalten,  aus- 
pressen. Es  häd  na  [noch]  Milch  i*  dem  Anke',  de 
muest-e"  besser  fi.  ZZoll.  .Nimm  gundelrebbletter,  sied 
sy  zue  muess,  ball  es  aus.'  Vogelb.  1557.  —  f i pp- : 
mit  kleinen  Bällen  werfen,  ein  Spiel  der  Jugend  LE. 
(St.b).  Vgl.  fippen  (Bd  1  878).  —  chräze--:  auf  dem 
Bücken  tragen  G.  —  löchli-:  das  unter  Ballen- 
Grüeblis  (Bd  II  697)  beschriebene  Spiel  machen  Aa. 
Vgl.  Löchli-Fülzi  (Bd  I  824).  —  rössli-:  ein  Ball- 
spiel machen,  wobei  auf  den  Schultern  Anderer  [Rössli] 
reitende  und  einen  Kreis  bildende  Knaben  einander  den 
Ball  zuwerfen  Aa;  vgl.  Rochh.  1857,  398/9;  Bössli- 
Fülzi  (Bd  I  824).  —  schoppe"-:  =  Ballen  schoppen 
(s.  Ballen  1);  der  Finder  darf  den  Ball  jedem  Mit- 
spielenden anwerfen,  der  nicht  gleich  das  .Ziel'  findet 
Aa;  ScHwMa.  Vgl.  Rochh.  1857,  394.  —  schlag- 
GRÜe.,  schlä-  GSev.:  ein  Ballspiel  machen,  wobei 
a)  ein  Kind  dem  andern  den  Ball  zuwirft,  dieses  ihn 
durch  einen  Schlag  mit  der  Hand  von  sich  abzuwehren 
sucht  GSev.  b)  der  Ball  mittels  eines  Stockes  der 
Gegenpartei  zugeschleudert  wird;  gelingt  es  dem  Wer- 
fer, den  Standort  der  Gegner  zu  erreichen,  bevor  sie 
den  Ball  aufheben,  so  hat  er  gewonnen  GRHe.  Vgl. 
auch  Schlegel- Fiihi  (Bd  I  824).  —  zil-:  =  eggen -b. 
GrRIi.  (auch  -bällele");  GSev. 

Ballet  m.:  Ort  in  der  Nähe  der  Dörfer  (gew.  eine 
frischgemähte  Wiese  oder  Weide),  wo  an  Sonntag- 
abenden die  Jünglinge  und  Jungfrauen  eines  Dorfes 
sich  zum  Ballspiel  und  andern  Spielen  zusammenzu- 
finden pflegten.  Der  ans  Weiden  geflochtene  Ball 
enthielt  einige  kleinere  Kieselsteine  ZKn.  (bis  um 
1840).  Chömed,  mer  u-end  uf  de"  B.  gä"!  Auch  als 
Flurname  ZKn. 

„Häfeli-:  Ball  oder  Gastmahl,  wozu  das  Essen 
von  den  verschiedenen  Gästen  zsgetragen  wird;  auch 
scherzh.  eine  Versammlung,  bei  der  jeder  Anwesende 
seine  Portion  von  Tagesneuigkeiten  auftischet  L." 
Syn.  Häfeli-Äbend  (Bd  I  37),  H.-Trägeten. 

ballig  „Aa;"  B;  Gl;  „S",  g«ballig;)a%  ThHw.; 
ZO.,  Zoll.,  bällig  Ap;  THEgn.:  was  sich  leicht  ballen 
lässt,  meist  vom  Schnee.     Syn.  drückerig. 

ballne":  =  ballen  1  und  2  GRoHe.;  GSa. 

bällele":  Dim.  zu  ballen.  1.  einen  kleinen  Ball 
wiederholt  aufwerfen  und  fangen  GRHe.,  Landq.,  Rh., 
Tschapp. ;  Z.  —  2.  spec.  eine  Art  Ballspiel  machen: 
jeder  Mitspielende  macht  ein  Loch  (s.  Löri  Bd  IH  1376) 
in  den  Boden,  dann  wird  ein  Ball  nach  diesen  Löchern 
gerollt  (getrölt);  der,  in  dessen  Loch  der  Ball  fährt, 
stürzt  darauf  los  und  sucht  Einen  der  Übrigen  damit 
zu  treffen.  Der  Getroffene  muss  mit  dem  Ball  ins 
,Ris'  laufen  und  ebenfalls  nach  den  Fliehenden  werfen. 
Wer  fehlt,  bekommt  einen  Chritz  auf  den  Schuh,  und 
wer  sieben  solche  zählt,  muss  durch  den  g '  ehnüppleten 
Wald  (s.  Bd  III  746)  laufen  Schw.    Vgl.  löehli-ballen. 

ent-bälle"  -be'lle':  1.  durch  Erschütterung  aus 
der  festen  Lage  bringen,  verrücken  BG.,  Si.    .Diesen 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Stein  habe  ich  in  dem  Alter,  wie  du  jetzt  bist,  ent- 
bellt und  auf  einer  Seite  gelüpft'  Nydegger  1890. 
Der  Ustag  l(it-sieh  alhceg  z'  Trutz  vo"  Dem  no'h  nit 
e'tpelle".  Barentalpen  1882.  Hi*"-mer  der  Süesse" 
[ZiegerJ  g'hcibe",  su  ma-n-is  [vermag  uns]  der  Sitre" 
[=  Bifer-Maitii  Sp.  _'7u]  nit  e'tbelle",  sagen  die  Sennen 
BSi.  —  2.  entbelt,  aus  dem  Gleichgewicht  gebracht, 
von  allgemeinem  Unbehagen  ergriffen  GLNäf.  Er  ist 
ganz  entbelt  [müde,   gelähmt],    er  g'hit  fast  abenand. 

er  -be'lle" :  1.  tr.,  (ein  Glied)  schwellen  machen; 
durch  starke  Erschütterung,  Stoss,  Quetschung,  über- 
mässige Anstrengung  bewirken,  dass  die  Knochenhaut, 
bes.  der  Hand,  des  Fusses,  anschwillt  Gl;  GrD.,  L., 
Pr.,  ÜVatz.  Ich  han  den  Arm,  d'  Hand,  den  Finger  mit 
Holzschiten  erbellt  Gl;  GRKlost.  Es  hat -mer  Alles 
erbellt,  erschüttert  Gl.  Erbellt,  erschüttert  durch  Stoss, 
Fall;  auch  geschwollen,  z.  B.  vom  Zahnfleisch,  den 
Lippen  Gl.  Refl.,  sich  auf  die  angegebene  Weise  be- 
schädigen GrD.,  L.,  Luz.,  Pani,  Schud.,  Tschiertsch.  — 
2.  =  vergüeten  (Bd  II  556).  De"  Finger,  d'  Hunt,  d' 
Wunde"  e.,  z.  B.  durch  Aufenthalt  in  einem  Stalle 
GRScuolms,  Splüg.,  V.  Ich  selber  ham-mich  e"mäl  erbellt 
g'han,  dass  ich  dahinne"  an  der  Achselhöle"  en  Gr'schtmlst 
g'han  han,  wie  en  Opfel  GRValz.  Er  het  's  erbellt  oder 
refl.  er  het-schich  erbellt  GrL.,  Luz.,  S.,  Scuolms,  Splüg., 
V.  Auch  unpers.:  es  het-schi'''  teider  erbellt,  die  Wunde 
ist  schlimmer  geworden  GrV.  —  3.  d'  Hand,  d'  Füess 
e.,  die  Hände,  Füsse  solcher  Kälte  aussetzen,  dass 
das  auf  die  Erstarrung  folgende  schmerzliche  Gefühl 
der  Entzündung  eintritt  GrAv.  —  4.  das  Ptc.  mit 
.Rückumlaut'  in  adjektivischer  Bed.  a)  robust  GrPi-.. 
„dick  und  fest  GrA."  —  b)  abgehärtet,  von  Menschen 
und  Vieh.  Es  erballts  Schiel",  ein  Schwein,  das  rauhe 
Witterung  und  rauhe  Nahrung  erträgt  GrPt.  ;  Syn. 
abg'rücht.  Es  erballts  Buebji,  Göfji,  ein  frisches, 
nicht  verweichlichtes  GrA.,  He.,  Valz.  —  c)  tapfer, 
resolut  GrD.,  Pr. 

Mhd.  •/-.  ver-beüen  in  Bed.  1;  Tgl.  auch  Schm.-Fr.  I 
228/9.  Zu  Bed.  4  vgl.  ehech  (Bd  III  120).  zur  Form  des 
isolierten  Ptc.   nhd.   ,(wobl)bestallt'  zu   .bestellen'   uä. 

Ars-Bellen  f.  Als  Flurname:  .In  das  bachtal,  das 
man  nempt  in  der  arsbele.'    1456,  ZAltregensb.  Offn. 

Jlbd.  ars-belle  f..  Hinterbacken.  Namen  von  Körperteilen 
siDd  öfter  als  Flurnamen  verwendet;  vgl.  Bluti-Büch ,  Nase"  ua. 

„Arsch -Bö Her  m. :  Schlag  auf  den  Hintern  Bs." 

Da  die  MA.  von  BsStdt  ö  gesetzmässig  zu  e  entrundet 
hat,  kann  für  unser  W.  nur  die  Ausspr.  A.-Better  gelten. 
und  die  Schreibung  mit  ö  erweist  sich  als  irrtümliche  Re- 
konstruktion. 

T  eil-Balle(n).  .Da  [in  UUrs.]  ist  ouch  ein  recht, 
heisset  teilballe,  da  git  man  von  10  pfd  pfeffers  jär- 
lich.'  Habsb.-östr.  Urb.  ,Advocatia  in  valle  Liventine 
cum  omnibus  juribus,  redditibus  et  specialiter  susten 
et  teilballen  vulgariter  nuneupatis.'  1317/53,  Urk. 
,Die  t.  und  susten  in  dem  tall  ze  Liventin  von  oben 
hin  nider  und  von  nider  ufwert  dem  selben  tall.' 
1329/47,  Urk.  —  Vgl.  Quellen  zur  Schweizergesch.  XIV 
286   Anm.     Doch  s.  auch   Teil. 

Paiate"  II  GRpr.,  Palette"  GRPani  —  f.:  1.  amt- 
licher Zettel.  Gesundheitsschein  GRPani,  Pr.  —  2.  Zet- 
tel, worauf  der  Name  des  Mädchens  für  einen  Burschen 
geschrieben  wird.  Die  z.  B.  an  einem  Singabend  ver- 
einigte Jungmannschaft  verabredet,  .P.  zu  laufen.' 
Die  eine  Hälfte  der  Burschen  erhält  P-en  und  macht 
sich  damit  auf  den  Weg  zu  den  Häusern  der  auf  den 


1155 


Bai,  bei,  bil,  bol,  bul 


1156 


Zetteln  bezeichneten  Mädchen ;  kurze  Zeit  darauf 
folgen  die  Andern.  Nun  ist  es  ein  Hauptspass,  wenn 
einer  der  Letztern  seinen  Kameraden  zuvorkommen 
kann  und  vor  denselben  ins  Haus  wischt.  Immerhin 
überlässt  er  nach  einiger  Zeit  dem  rechtmässigen  Lieb- 
haber das  Feld  allein.  Nähert  sich  der  Inhaber  eines 
Zettels  dem  betr.  Hause,  so  ruft  er  schon  von  weitem 
P.!  um  das  Mädchen  zum  Öffnen  der  Tür,  bzw.  zum 
Aufstehen  zu  veranlassen  GitPr. 

Etym.  identisch  mit  Bolete"  (s.  d.).  Zum  Voc.  der  ersten 
Silbe   vgl.   PaleUli,   Palente"   ua. 

pälette":  das  unter  dem  vor.  W.  beschriebene 
Spiel  machen  GiiPani. 

PaleUli  -ättli,  B-  n.:  Hühnchen  Gü„  Sa.,  W.  — 
Frz.  poulette. 

Balfrieser  m. :  Mensch  von  rohen  Manieren,  Gro- 
bian GW.   —   ,Balfries\  Alp  in  GSa. 

Balll'  f.:  Bailei,  Amtsbezirk.  ,Der  landcommentur 
teutsches  ordens  der  bäyllie  Elsass  und  Burgund.' 
1478,  Bs  Chr.  ,N.  N.  landcommentur  der  baly  ze  Elsass 
und  Burgund.'  1497,  Sch  Urk.  —  Frz.  baillie,  mlat.  baüia. 

Bälli  m.:  1.  Landvogt.  ,Er  nimmt's  an  wie  der 
B.  d'  Knecht',  d.i.  ohne  strenge  Auswahl.  Sprww.  1824. 
,Dem  botten  zem  belin  12  ß.'  1380,  B  Stadtrechn.  ,Der 
tütsch  belis',  Übersetzung  von  ,bailly  d'Allemagne 
[Deutsch-Lothringen].'  147b",  Bs  Chr.  ,Der  küng  hat 
den  belis  verhört.'  ebd.  ,Wir  sind  mit  dem  bälli  von 
Tision  [üijon]  in  red  und  handlung  komen.'  1503, 
Absch.  , Bertschi:  Ich  förcht  numen,  er  [der  Bettler] 
werds  [das  Almosen]  nit  ngn.  Bettler:  Ich  nims  an, 
wie  der  belli  die  knecht.'  NMan.  —  2.  a)  (Schelle"-) 
Bälli,  in  B  n.:  =  Gaggel  II  (Bd  II  166)  Ar-;  B.  - 
b)  Be'lli,  Carreausieben,  als  höchster  Trumpf  beim 
Ramsen  BsStdt. 

Frz.  baüli(f).  Die  sprichwortliche  RA.  unter  1  bezieht 
sich  auf  den  Baillif  von  Dijon,  Anton  von  Bassey,  der  zu 
Ende  des  XV.  als  Werber  von  Reisläuferu  für  die  Krone 
Frankreichs  eine  grosse  Rolle  spielte;  vgl.  dazu  Jahrb.  für 
schwz.  Gesch.  XXI  112.  157.  1S4.  Zu  2  a.  Wie  der  Bailli 
Stabträger  (bajulus)  und  Stellvertreter  des  Königs  war,  so 
kommt  beim  Ramsen  der  Ilälli  unmittelbar  nach  dem  höchsten 
Trumpf,  dem  Ass.  In  B  wird  das  W.  als  Dim.  an  Hallt" 
angeschlossen,  daher  das  Neutr. 

Palier  Ap,  Balier  AaB.;  Bs;  „L",  Polier  ÄALeer.; 
B;  Gl;  Th,  Bolier  Bs;  ZS.,  W.  —  m.:  Meistergeselle, 
Vorarbeiter  und  zugleich  Aufseher  bei  Maurern,  Stein- 
hauern, Zimmerleuten.  Auch  etwa  spöttisch-ironisch 
von  Gesellen  oder  Lehrlingen,  die,  ohne  viel  zu  ver- 
stehen, die  Arbeit  regieren  wollen  AABb.  ,Ich  kenne 
Niemanden  ohne  Sie,  den  ich  an  der  Spitze  der  Di- 
rektion der  Arbeit  [eines  herauszugebenden  Lexikons] 
wissen  möchte.  Dann  würde  ich  als  Polier  auftreten.' 
1823,  Z  (Brief  Lindinners  an  Sal.  Vögeli).  , Meister 
Hans  von  Gretz  und  Hans  Wirich,  sin  barlier.'  1496, 
Bs  Urk.  .Meister  N.  N.,  der  stift  Basel  palir  oder 
Werkmeister.'  ebd.  ,Hans  von  Zürich,  des  meisters 
parlier.'  1510,  F  Urk.  ,Der  bolierer  sol  ouch  by  dem 
[Kirchen-Jbuw  beliben.'  1514,  Z  Anz.  ,Maurerbalier 
Jos.  N.  aus  dem  Tirol,  welcher  [beim  Kirchenbau] 
22  Maurer  und  Handlanger  unter  seiner  Aufsicht  ge- 
habt.' 1763,  GBrunnad.  Urk.  ,Zimmerbalier  Mstr  Jak. 
N.  von  Sulgen,  welcher  12  Zimmermänner  unter  seiner 
Aufsicht  gehabt.'  ebd.    ,Bollier'  auch  Familienname  Z. 

Der  Ton  ruht  durchweg  auf  der  zweiten  Silbe.  Mhd. 
parlier  (er),  zu  parlieren,  sprechen;  also  eig.  der  Sprecher  der 


Gesellen  gegenüber  der  Meisterschaft  oder  auch  Derjenige, 
der  beim  Baue  Anweisungen  erteilt,  Bescheid  weiss  und 
gibt;  vgl.  die  frz.  Synn.  parleur-macon,  p.-charpentier.  Zum 
Schwund  des  r  in  der  vortouigen  Silbe  vgl.  matchieren,  badx- 
»chieren  ua. ;  o  erklärt  sich  aus  Vermischung  mit  polieren. 
Zur  Sache  vgl.  insbes.  Janner,  Die  Bauhütten  des  deutscheu 
Mittelalters,  S.    119/23. 

Palier  n.:  nur  in  der  RA.  es  P.  mache",  durch 
Haltung  und  Gesichtsausdruck  imponieren  wollen  Gl. 

Eig.  Gc-palier  zu  einem  Vb  'polieren,  das  entw.  direkt 
an  parlieren,  sprechen  (d.  h.  viel  Wesens  machen  mit  Worten, 
dann  auch  mit  Gebärden),  angeknüpft  oder  dann  als  Abi.  vom 
vorigen  W.  betrachtet  werden  kann  i.  S.  v.  Palier  sein,  den 
P.  spielen.  Der  Umstand,  dass  in  Gl  für  das  Subst.  die 
Form  Polier  gilt,    schliesst  die  letztere  Annahme  nicht  aus. 

paliere":    gehorchen   Schw.    Er  poliert  sehön,   er 

ist  gefügig.    —    Durch    Dissimilation  aus  parieren. 

balisa:  par  hazard  B. 

,Eins  der  vielen  verdrehten  französischen  Wörter,  die 
bes.  seit  1798  unsre  Landessprache  verderben.'  GJKuhn  1806. 

Palisä'de",  ■äte"  f.,  Dim.  -ädli:  der  Länge  nach  in 
zwei  Hälften  gesägtes,  oben  zugespitztes  Stück  vom 
Stämmchen  einer  jungen  Tanne,  das  zu  Gartenzäunen 
verwendet  wird  B.     Syn.  Schijen. 

Palö'ge»  GitChur,  He.,  Pr.,  Splüg.  —  f.,  Palö'gli  Gr 
Pr.,  Sch.  (nach  einer  Angabe  auch  Palugle") :  Krieche, 
Haberschlehe,  Prunus  insit.  —  Churw.  pal(0oaaj  wohl 
zu  paUa,  Kugel. 

Ballone"  f.  Z  IS.,  Ballung  Schw  (f.);  U:  1.  Spiel- 
ball Schw;  U.  B.  schlah"  1)  den  Ball  schlagen,  als 
Kinderspiel  U.  —  2)  bildl.,  Jmdn  hin  und  her  schie- 
ben, stossen,  narren  U.  —  2.  grosse,  etwa  40  Mass 
haltende  Kugelflasche,  für  Branntwein  und  Chemikalien 
Z  IS.  —  It.  ballone,  frz.  baUon.  Das  Fem.  nach  Synn.  wie 
Ballen ;  Flaschen,    Outteren. 

ballö'ne"  (auch  p-)  Gr  oHe.,  Landau.,  bulhintje" 
Schw:  mit  dem  Ball  spielen. 

Ballot:    1.  n.,    Warenballen  ZStdt.     Es  B.  Sidr". 

—  2.  f.,  Kügelchen,  dgl.  bei  den  Regimentswahlen 
verwendet  wurden,  indem  man  sie  aus  einem  Sacke 
zog  B  f.  ,Der  coramandierende  General,  sowie  der 
obere  Generalstab  überhaupt  soll  nur  in  Kriegsfällen 
von  MGnHHn  mit  einfarbigen  Balletten  [im  Gegs.  zu 
zweifarbigen,  d.  h.  goldenen  und  silbernen,  bei  andern 
Wahlen]  erwählt  werden.'  1782,  B  Dekret.  —  Frz. 
ballot  in  Bed.    1,  ballotte  in  Bed.   2. 

ballottiere";  durch  Einlegen  von  Kugeln  wählen 
B  f.  ,Des  ungewonlichen  Balotierens  wysser  und 
schwarzer  Kügelinen  halb  in  diesem  [Criminal-]Han- 
del.'  1610,  Absch.  (für  F).   —   Frz.  baUotter. 

Palueg  m.:  Einschnitt  an  dem  auf  das  Querholz 
eines  Schlittens  gebundenen  Holzblock,  dazu  bestimmt, 
diesen  beim  Fahren  am  Rutschen   zu  hindern    GRPr. 

—  Churw.  paluoch,  Pflock,  Grenzholz. 

Paliise"  GRChur  (auch  -üze"),  He.  f-üsse"),  Landqu., 

Rh.,  Splüg.  —  f . :  =  l'alausen.  —  Uhurw.  palüm  zu  palüs, 
peius,   lat.  pilonun,   haarig. 

Baluster  m.:  gemeiner  Granatapfelbaum,  Punica 
gran. ;  als  Zierstrauch  in  Töpfen  gezogen  Sch;  Z.  ,Die 
Buche  schlägt  aus,  Baluster  bekommen  Knospen.'  Helv. 
Kal.  1780.  ,Balluster-Baum',  Hausn.  ZWint.  —  Zu 
gr.-lat.  balauetium,   Blüte  des  wilden   Grauatbaumes. 

Baluster,  Palünster:  durchbrochene  Lehneinfassung 
an  Treppen,  Altanen  uä.  SchwE.    , Fürst  Thomas  hat 


1157 


Bai,  bei,  bil,  bol,  bul 


1158 


ringsherum  Baluster  setzen  lassen.'  SchwE.  Chr.  1752. 
.Vier  Beichtstüel,  Kommuniongätter  mit  Ballüstern 
[in  der  Kirche  zu  ScHwWoller.].'  1779,  Gfd.  ,Das 
Vorzeichen  samt  der  Stiegen  wurde  fertig  gemacht 
und  mit  steinernen  Palünstern  gezieret.'  ebd.  [Von 
dem  hölzernen  Gitterwerk]  eignete  er  sich  bei  18  ,Bal- 
oustre'  zu.   1805,   BsStdt.    —   Frz.  baluatre,   Geläudersäulo. 

pälanggle":  streiten,  zanken  GitPani. 

Bali  GRTschapp.  (n.),  Päli  GRSchiers:  1.  mit  Kätz- 
chen behangene  Zweige  der  Sahlweide,  die  am  Palm- 
sonntage gebrochen  werden  GRSchiers.  Syn.  Palmen. 
—  2.  Tannzapfen  GRTschapp. 

Wahrsch.  identisch  mit  Bali  (unter  bä  I  2  Sp.  895),  also 
eig.  Schäfchen;  zur  Bed. -Entwicklung  Tgl.  Bäggel  (Sp.  1076). 

Bälinen  m. :  Fischname,  Wels.  .Silurus,  ein  Wä- 
liuen,  B.'  Wagner  1680.  ,Die  Welsfische  werden  sonst 
auch  Wälinen,  B.,  deutsche  Wallfische,  Wels,  Saluten 
genannt.'  JJSchedchz.  1746.   —  Vgl.  lat.  balaena. 

Fisch-Baulen:  Gefäss  für  Fische.  , Kupfer  an  V., 
Wasserzübern,  Bauchkesseln,  Kunsthäfen  usw.'  Bs 
Taxordn.  1646. 

bauTe"  BBe.,  „Gr.,"  S.;  SGrench.,  böule"  Gr01>S.: 
bellen,  kläffen.  Bildl. :  ,Da  könne  er  ihr  vorpaulen 
[vorschwatzen,  zureden],  was  er  wolle.'  JGProbst 
1889  (BS.).  -  Abi.  von  der  Interj.  bau  (s.  Sp.  896),  wie 
das  syn.    icavlen  von    wau.      Zu   böulen  vgl.   büheen. 

Panl(ns):  1.  Name  des  Apostels,  bzw.  des  ihm 
geweihten  Kalendertages.  S.  Kienruess-Bueb  (Sp.  940). 
,St  Paulus  klar  bringt  gutes  Jahr;  so  er  bringt  Wind, 
kommt  Regen  gschwind;  auf  Nebel  stark  füllt  Tod  den 
Sarg'  ScHSt.  (Sulger).  ,St  Paulus  schön  und  Sonnen- 
schein bringt  Fruchtbarkeit  dem  Korn  und  Wein'  S. 
,Schynt  die  Sohn  an  Pauly  Bekerung,  so  wirt  ein  gut 
Jahr;  wehet  es,  so  gibts  Krieg;  regnet  es  oder  schneit 
es,  so  gibts  Mitein;  sind  aber  vil  Nebel,  so  bedüts 
Sterben.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  Pauli  Bekehrung 
(25.  Jan.)  ist  der  Wlberßrtig :  die  Frauen  feiern  und 
tun  sich  gütlich  L  (Ineichen);  s.  auch  Baumgarten, 
volkstüml.  Naturk.  43.  Der  Gedenktag  , Peter  und 
Paul'  (29.  Juni):  Peter  und  Paul  (Paulistag  S)  bisst 
(bricht,  truckl)  dem  Cham  d'  Würzen  ab;  dann  rlfet's 
Nacht  und  Tag  Aa;  S;  Z.  Peter  und  Paul  schlünd 
enand  uf's  Maul;  Peter  will's  nid  lide"  und  git  im 
[dem]  andere"  auch  en  Örfige"  L  (Volksreim).  Chunnst 
in  Himmel,  so  grüez-mer  de"  Petrus;  zum  Paulus,  dem 
Glatzchopf,  sag  nix.  Sulger  (mit  dem  erklärenden 
Zusatz:  Paulus  als  Bekämpfer  der  Werkheiligkeit  ist 
bei  der  kathol.  Kirche  nicht  besonders  beliebt).  Peter 
und  Pauls  Tag  eignet  sich  für  Zauber  S  (Schild  1863, 
128);  er  ist  ein  Unglückstag,  an  dem  z.B.  öfter  ver- 
heerende Hochgewitter  entstehen;  s.  Lüt.,  Sagen  112. 
Bis  Peter  Paul  [=  spät  oder  nie]  fertig  werde"  Z.  — 
2.  (P*aul  Bs;  B;  GRMal.;  L;  SCH;  SCHW;  S;  Th;  Ndw; 
ü;  W;  Z,  Pol  GrD.  (auch  Pal),  P"auli  Bs;  BE.;  F; 
Gl;  GRMalix,  Pr.;  L;  GBuchs;  SchwE.,  W.;  Th;  Ndw; 
ZZoll.f,  Böli  Ap,  Phäuli  BS.;  LGettn.;  G;  S;  Z,  Poles 
GStdt,  Boler  GGrabs,  Pautsch,  -eli  GLLintht.)  männl. 
Personenname,  im  Allg.  ziemlich  selten.  —  3.  Name 
eines  Geschützes  der  Luzerner  1712:  ,Zwei  Stuck,  das 
einte  heisst  Philipp,  das  ander  Pauli.'  Gesprach  1712. 

Die  ä.  Sprache  zeigt  für  den  Personennamen  z.  T.  ab- 
weichende Formen:  .Paulus  von  Bürren  (1437  schulthes  von 
Lnzern).'   Edlib.    ,Palus.'   1482,  Th.    ,Päli.'    14S6,  GKriess. ; 


1499,6.  ,Palle.'  1489,  Z.  ,Pally.'  1504,  Z.  ,Päly.'  1506, 
Th.  ,Ballus.'  1525/1600,  ZHinw.  ,BäIly  under  der  Halten 
von  Schwyz.'  1528,  Ap  Schreiben.  Seltener  für  den  Heiligen- 
uamen:  ,Uf  suntag  vor  sant  Johans  und  Phall.'  Edlib.  Als 
Zuname:  .Paulus  Haller,  Pali  genannt.'  1531,  ZStdt.  ,Ain 
burger,  Palis  Hans  genannt.'  153G,  GStdt.  ,Des  Pauls  GUtli.' 
1537,  ZElgg.  Als  Familienn.  ,Paul'  B;  Zg,  .Pauli'  B;  vor 
1550,  ZHinw.  Ein  Lehen  gebaut  von  ,Jaggli  und  Marx  den 
Palineu.'  1623,  ebd.  ,Jagli  und  Marx  Bolli.'  ebd.  Hieher 
viell.  auch  .Ballis',  Zuname  in  ZWei..  ferner  die  Ortsn.:  , Balis- 
Hof '  GStMargr.,  , Balis-Berg'  ZgWalchw.,  .Balis-Hütte"', 
Name  einer  Sennhütte,   ebd.     Doch  vgl.  auch    Balthasar. 

Pauler:  Name  einer  Münze.  ,Die  p.  mit  dem 
leuwen  umb  dry  batzen.'  1549,  Gr.  —  It.  paolo,  toskan. 
Münze,  ungefähr  2   Kr.   wert. 

Pauline,  Kosef.  Phäuli  Ap;  B;  L;  Sch;  Z,  derb 
Pauggi  BsStdt,  Phäuggi,  Phäul;i  Z,  Pauk  Aa;  Bs;  Z. 
—   Der  Name  ist  modern. 

Be'l,  P-:  1.  m.,  plumper,  dummer  Kerl  BE.  Du 
grosse  P.!  —  2.  n.,  .hässliches  Bild',  als  Schelte  bes. 
auf  Frauenspersonen  ÄALeer.  (Hunz.).  Dos  ist  es 
wüests  B.,  eine  Weibsperson  ohne  Anstand  BBür. 
Einfältige  Weibsperson  B.  Es  lötigs  B.  .Seine  Frau 
sei  eine  wüste,  so  recht  es  hochmüetigs  B.'  Gotth. 

Doch  wohl  vom  Bilde  des  biblischen  ,Beel  zu  Babel'  her- 
genommen. 

Bell  m. :  einzelner  Laut  beim  Bellen  Ap;  Gr; 
SchwE.  Der  Hund  tuet  lein  B.  Gr;  Schw.  Das  ist 
en  bosche"  Hund;  wenn  er  bisse"  will,  tued-er  nun  so 
en  B.  GRKlost.  ,Die  Hund  sind  nach  und  nach  ab 
dem  Schiessen  so  erschrocken,  dass  sie  kein  Ball  mehr 
getan.'  1710,  Tageb.  Schumi  (GT.).   -   Mhd.  bil. 

belle"  —  Präs.  3.  Sg.  billt  (tw.  veraltet  und  durch 
bellet  ersetzt)  Aa;  Bs;  B;  P;  Th;  Z  —  Conj.  Prät.  bull 
ÄALeer.;  ZZoll.f,  bulli  BSi.,  bölli  Gr  (selten),  bellti, 
billti  Gr,  belleti  ZZoll.  —  Ptc.  Prät.  gebollen,  bzw. 
'bolle"  Ap;  Bs;  Gr;  Sch;  Th,  'bulle"  Aa;  Bs;  B;  Z, 
gebollet  Gr  (Serardi),  'bellet  Ndw;  Z,  'bellt  Bs;  GRÜbS.: 
1.  bellen,  von  Hunden,  auch  Füchsen,  allg.  's  häd 
nacht  en  Fuchs  'bulle",  's  wird  nach  [noch]  ehalt  ZO., 
S.;  s.  auch  Bd  I  656.  We""-ma"  dene"  leide"  Göfe" 
Eppes  seit,  tuen -sch',  a's  ob  e"  Hunt  bellti,  achten 
nicht  darauf  GrAv.  Wer  's  vermag,  hed  en  Hund, 
wer 's  nit  vermag,  cha""  selber  b.  L;  Z;  vgl.  Hund  1 
(Bd  II  1421).  Der  letst  Hond  het  noch  öd  [nicht] 
'bollc"  TnEgn.  (Sprw.);  s.  noch  Hund  1  c  (Bd  II  1422). 
Verbunden  mit  , stehlen'  bezeichnet  &.  das  Laute  (den 
öffentlichen  Raub)  im  Gegs.  zum  Stillen,  Heimlichen 
des  Stehlens:  .Ungerechtes  Gut,  es  seie  captum  oder 
raptum,  gstohlen  oder  bohlen  oder  funden  oder  kauft.' 
JJUlrich  1727.  .Gstohlen,  bollen,  funden,  kauft,  ist 
gleich  viel.'  ebd.  —  2.  von  Menschen.  [Wir]  wend 
d'  Lüt  lo"  b.,  's  ist  ke"  Sach,  und  d'  Hund  de""  rede" 
lö".  Ineichen  1859.  a)  gellend  reden  Ndw,  schimpfen 
Bs.  ,Die  Argument,  die  U.  Zwingli  hinder  dem  Ofen 
fürher  gebollen  hat.'  ThMürner.  ,Du  tuest  von  sachen 
ynher  b.  [Var. :  ,von  der  sach  tuest  hoch  ynher  b.'], 
als  ob  d'  allein  sölltst  urteil  feilen.'  Wagner  1581. 
, Belle  und  rumsele  er  [der  Kapuziner],  als  lang  er 
immer  wolle.'  1589,  Zellw.,  Urk.  —  b)  (laut)  weinen 
ApWalz.;  GRh.  Syn.  Minen.  —  c)  heftig,  trocken 
husten  AABremg.;  Bs;  Th;  Z.  De  hesch  wider  di  ganzi 
Nacht  'bellt  Bs.  —  3.  von  gellendem  Geläute.  Los! 
's  hltet  co"  de"  Chappele"  her!  Das  ist  es  ebigs  B.  L 
(Lüt.  u.  Häller  1845).  —  S.  auch  UUen. 


1159 


Bai.  bei.  bil.  bul.  bul 


1100 


an-b811en:  1.  anbellen,  von  Hunden,  allg.  ,La- 
trari,  angebullen  werden.'  Fris.  ;  Mal.  —  2.  uneig., 
bart  anfahren,  zur  Rede  stellen  Bs;  L.  ,Er  aber 
zornig,  taub  und  wild  den  heiigen  Bischof  räss  an- 
billt.'  .TMahl.  1620.  ,Vom  bösen  Gewissen  angebollen 
und  geplaget  werden.'  Met.  1694.  —  er-:  wider- 
ballen. Hat  en  Pfiff  län  gän,  dass  's  in  Berg  and 
Tal  erhellt  hat  W;  vgl.  W  Sagen  89.  .Lachen,'  dass 
Berg  und  Wald  davon  erbillt.'  ebd. 

wider-:  laut,  rechthaberisch  und  ungebührlich 
widersprechen  Gr;  ScHwMa.  ,Mit  Zanken  und  mit 
W.  nichts  ausrichten.'  Hengeler  1836.  ,Es  dorft 
üch  [den  Geistlichen]  vor  niemant  w.,  die  katz  hangt 
jetz  ganz  voller  schellen.'  NMan.  .Alle  die,  so  die 
predicanten  verlachend  und  mit  widerbellung  in  ire 
predig  fallend.'  1530,  Absch.  .Alle  die  widerspännigen, 
die  der  oberkeit  widerhallend.'  HBcll.  1531.  ,Nach 
wyber  art  so  widerbillts.'  Aal  1549.  —  Wider- 
bellerin  f.:  zänkisches  Weib.  Hengeler  1836,  7.  — 

Vgl.   lat.   oblatrare. 

Belle",  in  Z  auch  Belli  I  —  f.:  Stimme  (des  bellen- 
den Hundes)  Zg  ;  Z.  Der  Hund  häd  e"  gueti  B.  Übertr. 
auf  die  Stimme  des  Menschen  B.  Der  het  e"  B.,  mi* 
chann-e"  e"  halb  Stund  teit  g'höre".  —  Zur  Bildung  vgl. 
fällen   (Bd  II  208).   Litten  (Bd  III   1506),  BraUen. 

Ratsche"-,  „Ratze"-",  Sätze' -Belle"  f.,  Dim. 
-Bclleli:  Weibsperson,  die  stets  widerspricht,  Wider- 
belferin  Bs.  , Lieber  im  Spittel  wohnen  als  bei  sol- 
chen Rätzebellen.'  Breitenst.  Übh.  eine  Weibsperson, 
welcher  der  Mund  nie  stille  steht;  auch  von  Kindern 
Bs.  Gagle"  und  d'  Bätze'bclle"  der  lieb  lang  Dag 
mache".  EKron.  ,Was  in  der  lustigen  Kindheit  eine 
R.  ist,  wird  im  spätem  Alter  zum  Räf,  Ribisen  und 
Zankisen.'  RKelterborn  1898. 

Mist-Bellerli  n.:  Murmeltier  W  (lt  Tschudi, 
Tierl.).  .Murmeltier,  ficto  nomine  mistbellerle,  propter 
acutani  et  tinnulam  vocem,  qua  caniculas  etiam  sie 
proprie  dietas  superat.'  KGesn.  1551;  darnach  Tierb. 
1563.  —  Übertr.  vom  Bauernhündchen,  das  auf  dem  Mist- 
haufen vor  der  Haustüre  bellt. 

Bellete-  f.:  Gebell  Gr. 

Belli  II  m.:  1.  a)  Hund,  der  stets  zum  Bellen  ge- 
neigt ist  Bs;  B;  Gr;  Z.  Das  ist  nun  en  B.,  nur  ein 
Kläffer,  der  nicht  beisst  GiiChunv.  —  b)  Hund  übh. 
GRHe.,  Rh.  Name  für  grössere  Hunde  L.  —  c)  alle- 
zeit zum  Schimpfen  geneigter  Mensch  Bs;  B.  — 
2.  trockener,  hell  tönender  Husten  AAßremg.,  Z.;  Bs ; 
Sj  /.  Gegs.  Chrosli. 

Zu  1  c  viel!.:  ,Hans  Rütimann,  genanDt  Belli.'  1660/73, 
ZSth.     Der  selbe  Zuname  auch  XVII./XVIII.,   ZZoll. 

Bela:  weibl.  Taufn.  1.  Bei-  S,  Dim.  Bell  L;  S; 
Zg,  Jakobea.  Users  Behli  sott  manne".  JCYVeissenb. 
1T<»2.  —  2.  Barbara.  .Beli  oder  Barbara  von  Lieben- 
berg.' 1525,  Bossa.,  Chr.  ,Beli  Plettin  von  Winter- 
thur.'  ebd.  —  3.  Bertha.  ,Beli'  (Dat.  ,Belinun'  und 
,Belineir)  wechselnd  mit  ,Berchta'  für  die  selbe  Person. 
1322/43,  LUrk. 

Der  Name  begegnet,  namentlich  im  ausgehenden  Mittel- 
alter, auch  suust  nicht  selten,  vermutlich  zumeist  als  Kurz- 
form für  , Bertha.'  ,Bela.'  1271,  LSemp.  ürk.  ,Jo.  et  C. 
Ber.  dicti  Wininger,  Bela  soror  eorum  [zu  Albisrieden].' 
1298,  Z  ürk.  .Berchta  Wininger  2  mod.,  item  Bela  soror 
1  mod.  trit.'  ebd.  ,Auna  filia  Bele  de  Witellinchon.'  ebd. 
,Bela  ab  dorf  und  irii  kiiit.'  um  1320,  Z  Urbar.  ,BeIa  Ja- 
cobin  und  ir  gemeinder  |/u  Meilen].'  ebd.     , Bela  von  Eggers- 


wil  und  ir  mann  Erni.'  um  1350,  L.  ,Bela  und  Richi  ir 
tochter.-  1379,  Z  Urk.  ,Bela  Dormaun.'  um  1450,  LSemp. 
,Beli,  syn  ewirtin.'  um  1480,  LWillis.  Jahrzeitb.  ,Bely.'  1491, 
UwE.  Jahrzeitb.  ,Beli,  Hemme  und  Menge,  wirtinen  des  Walter 
Suser.'   Uürs.  Jahrzeitb.     '»  Belia,  Familienzuname  AaWohl. 

Pelagins  Polei  ApSpeich.;  LE.,  Poli,  B-  ApH.;  U, 
Plei,  B-  ApA.;  Ndw:  männlicher  Taufn.  's  Bleie" 
Meigi,  Remigius,  Sohn  des  Pelagius  Ndw.  .Bolley.' 
1517/28,  ZStdt.  ,Polcy.'  1582,  ZSth.;  1652,  Ap;  1694, 
Ndw.  ,CZellweger,  Bolis  Sohn.'  1655,  Ap.  Name  des 
Heiligen.  ,Sankt  Polayen.'  1472,  TaSulgen  Offn.  Über 
die  , Sankt  Polayen  Gottshuslüt'  zu  Sulgen,  Rüti  und 
Mülibach  im  Th  vgl.  Th  Beitr.  1861,  27. 

Wahrsch.  auf  die  h.  Pelagia  (8.  Oktober)  geht  die  Wetter- 
regel: St  Pelei  fiicrt  Donner  und  Hagel  heim  L  (Ineichen). 
Ebenso:  ,Sant  Pelaientag.'  1352,  Ap  Urk.  .Donstags  vor 
Pelay.'  Salat.  Dagegen  bezieht  sich  die  Stelle  ,an  Sant  Po- 
leien  abend'  in  einer  Zg  Urkunde  vom  8.  Febr.  1344,  wie 
das  Datum  zeigt,  auf  die  hl.  Apollonia  (9.  Febr.).  Die  Form 
Polei  erklärt  sich  als  Anlehnung  an  den  gleichlaut.  Pflanzenn. 

„Belle0,  gröber  Belli,  Dim.  Belleli:  Isabella  L." 

Bellen  f.:  Pappel,  Pop.  alba.  ,Mit  sarbauminer 
rinden  (diser  ist  sunst  b.  oder  pappelbaum  geheissen).' 
Tierb.  1563.  .Populus,  ein  sarbachbaum,  alberbaum, 
pappelbaum,  b.,  belzbaum.'  Fris.;  Mal.  —  Mhd.  belle, 
bellen  (lt  Pritzel-Jessen). 

Pelle»  ß;  „F;"  Gr,  B-  GrV.;  GSev.,  W.  (nach  einer 
Angabe  Bille"),  We„  Pe'lli,  B-  BSi.  —  f.:  1.  grüne 
Hülse  der  Baumnuss  B;  „F".  der  Haselnuss  BSi.  — 
2.  Spreu;  Getreidegrannen,  Abfälle  beim  Wannen, 
Dreschen  GrL..  ObS.,  Pr.,  Tschapp.,  Val.,  V. ;  G ;  unter- 
schieden als  Gerste"-,  Rogge"-P.  Gr  ObS.  —  3.  Hülle 
des  Hanfsamens  GRHe. 

Rom.  Lehnw.,  wahrsch.  verschiedenen  Ursprungs.  Zu  1 
vgl.  it.  pelle,  frz.  pean  (ä.  pel),  Fruchthülse.  2  und  3  ge- 
hören wohl  eher  mit  lat.  palea,  it.,  churw.  paglia,  frz.  jjttille, 
Spreu,  Stroh,  zusammen;   vgl.  Tällen  aus  frz.  taille,   it.  tayha. 

pelle":  1.  enthülsen,  „schelten  B;  F",  bes.  Nüsse 
BSi.  En  unpelleti  Nuss.  Syn.  plüschen,  tanggen.  — 
2.  von  Spreu  uud  Grannen  befreien  Gr  ObS.  Syn. 
wannen.    —    Zu    1   vgl.   ,ab-pellen'   bei   Gr.   WB.   I  82. 

üs-:  aushülsen  BSi. 

bele":  sich  zieren,  spröde  tun  Bs  (Ochs).  -  Vgl. 
frz.  faire  la  belle. 

Pelerine",  B-  f.:  grosser,  bis  auf  die  Hüften  rei- 
chender (Pelz-)Kragen  der  Frauen  Aa;  Bs;  B;  G;  Z. 

Belli  Ulm.:  penis?  Bursche:  ,Min  b.  stat.'  Dirne: 
,Dich  wol  berat.'  um  1400,  ZStdt  (Ofenkachelinschr. 
mit  laseiver  bildlicher  Darstellung);  s.  Z  Anz.  1893,  279. 

l'ellikau.  , Forfex,  ein  zänzang  der  zanbrecheren 
oder  balbiereren,  ein  Überwurf  oder  p.'  Fris.  Vgl. 
Storch- Schnabel. 

bellitseliiere":  lärmend  prahlen  oder  zanken;  auf- 
begehren BsStdt.  B.  und  schimpfe".  Si  schwätzt  und 
bällitschiert  e"  g'schlageni  Stund.  RKelterb.  Das'  er, 
wenn  si  pälitschiert,  nur  pßft  und  singt  derzue.  ANüs- 
seler  1893.  Alles  B.  het  nlt  g'nutzt;  ich  ha"-mich 
miese"  gidulde".  Volksfrd.  ,Da  wird  beim  ärgsten 
Regenwetter  das  Haus  geputzt,  nur  damit  man  den 
andern  Tag  wieder  recht  b.  kann:  Putze'  d'  Schueh, 
's  isch  g'fcgt!'  Die  gueti  Alti  bälletschiert  sehn"  lang 
»imiiicn  im  Hüs  umme".  Hetzel  1885. 

Auch  eis.,  schon  bei  Fischart;  s.  Gr.  WB.  I  1453.  Zu 
Grunde  liegt  it..  bella  eiern,  frz.  belle  chere,  deutsch  .Belletschier, 


1161 


Bai,  bei,  bil,  bol,  bul 


1162 


Bellischier.'  Das  W.  bedeutete  wohl  zunächst:  viel  Wesens 
machen  (beim  Empfang  von  Gästen),  daun  übh.  sich  laut  und 
aufgeregt  gebärden,  lärmen. 

Be'llö  m.:    Hundename  Bs;  B;   Gr;   Th  f-e>-J;  Z. 
It.  hello,  schön.    Vgl.  Schott,  fimtiti  und  ähnliche  Hunde- 
namen. 

Beile"  ÄAKais.  (Dim.  Beieli),  Z.;  BO.;  Gl;  L;  Sch; 
S;  Th;  Uw;  Zo;  Z,  Beigle'  „F;"  GSa.,  Beinle"  S  -  f.: 
1.  Kerbbolz,  eig.  und  übertr.  .Das  die  seckelmeister 
sollent  die  werklüte  all  sanistag  bezalen  und  die  buw- 
herren  dehein  beiglen  mer  machen,  und  sollend  ouch 
die  winterbeiglen  angends  abrechnen  und  abbezalen.' 
1506,  S.  ,Item  aber  hat  er  sie  [der  Glaser  die  Schei- 
ben] gewerchet  uf  die  heilen  50  tawen,  die  bringent 
ietlicher  tawen  5'/2  ß.'  1513,  L  (Klosterbau  zu  StUrban). 
.Welcher  zu  Tietwyl  im  zwing  wirtet,  der  soll  das 
umbgelt  geben  5  plajihart  von  eim  soum  win  und  soll 
rechnung  geben  einem  ammann  an  ein  b.'  1530,  Aa 
Weist.  ,Die  Holzflösser  haben  mitunter  den  Zollern  zu 
Dornach  1000  Klafter  Scheiterholz  auf  die  B.  zu  ver- 
zollen angegeben,  während  dem  sie  dann  2000  Klafter 
oder  mehr  geflösst  haben.'  1554,  Absch.  (hier  wahrsch. 
ein  Verzeichniss  auf  Papier).  ,Talea,  ein  b.  oder  kerb- 
holz.  Crena,  ein  krinn  oder  ein  b.  oder  kerb.'  Fris.  ; 
Mal.;  ähnlich  Denzl.  1677;  1716;  Klingl.  1693.  ,Alle 
die  cörpel  [der  bei  Kappel  Gefallenen],  so  sy  ver- 
gruobend,  schluogend  sy  an  b.,  die  sy  hierzuo  gemacht, 
und  erfundend  sich  an  der  zal  383.'  HBdll.  1572; 
vgl.  Cherb-Holz  (Bd  II  1253).  Der  Säumer  soll  sein 
Zeichen  dem  Sustmeister  zeigen  ,und  heissen  an 
die  B.  schlagen.'  1618,  Absch.  Spec.  a)  meist  vier- 
eckiges, bis  2'  langes,  in  zwei  Hälften  gespaltenes 
oder,  wenn  in  den  Händen  des  Schuldners  bleibend, 
einfaches  Stäbchen,  worauf  der  Verkäufer  Zahl  oder 
Menge  der  auf  Borg  verabfolgten  Waren  (der  Bäcker 
z.  B.  die  Zahl  der  Laibe,  der  Milch-  oder  Weinver- 
käufer jede  Mass,  der  Schlächter  jedes  Pfund  Fleisch) 
durch  Einschneiden  von  einfachen  Strichen  oder  auch 
(bes.  bei  den  Fünfer-  und  Zehnerstellen)  von  römischen 
Ziffern  bezeichnete;  die  eine  Hälfte  der  B.  in  der 
Hand  des  Verkäufers,  verglichen  mit  der  andern  in 
der  Hand  des  Käufers  (Gege'-B.J,  bildete  ein  rechts- 
kräftiges Beweismittel  der  Schuld,  früher  allg.,  jetzt 
veraltet  und  durch  das  (Beilen-)Büechli  (s.  Sp.  985. 
991)  verdrängt;  in  Gl  jetzt  noch  etwa  in  übertr.  S. 
für  die  Kreiderechnung  in  Wirtshäusern  verwendet. 
.Linea,  cui  inscribuntur  notae  accepti  vel  expensi.'  Id.  B. 
D'  B.  zale',  das  auf  der  B.  verzeichnete  Quantum 
Milch  bezahlen  AaZ.  f  Diente  die  B.  als  Urkunde 
für  Geldschulden,  so  wurde,  wie  man  erzählt,  auf  den 
Doppelstab  des  Gläubigers  und  Schuldners  gleich- 
massig  z.  B.  für  je  100  Kronen  ein  Querstrich,  für 
50  Kr.  ein  Längsstrich  eingeschnitten;  bei  Abschlags- 
zahlungen wurde  dann  die  der  entrichteten  Summe  ent- 
sprechende Zahl  Striche  entfernt  BR.  Daher:  ab  der 
B.  schnitze",  die  Schuld  tilgen  BHa.  Zufolge  vor- 
gewiesener zwei  ,beielschriften',  die  von  einer  Hand 
geschrieben  ,und  us  einander  in  beielwyse  gesnitten 
und  darzue  mit  eines  notarien  handzeichen  gezeichnet' 
waren.  1451,  B  Urk.;  vgl.  Spän-Zedel  und:  ,Wir  [Lu- 
zerner] und  die  von  Sempach  habent  zwöy  gelich 
zedel  ab  einander  gesnitten,  die  wysent  umb  die  ge- 
richt  und  kreiss  vor  Sempach  [usw.].'  1425,  L  Brief. 
Betr.  Priorität  in  Konkursfällen  wird  entschieden : 
,Dass  je  der  erst  an  sollichen    rechten    zue  vorderst 


syn  solle  und  daruf  die  b.,  darnach  lidlon.'  1484,  Z 
Ratsman.  ,Koffi  eier  und  anders,  was  not  sig,  mit 
wissen  her  Hansen,  und  daz  im  ouch  her  Hans  gelt 
darzuo  geh  und  peilen  ordenlich  hab  gegen  den  raetz- 
gern,  und  daz  alle  fronfasten  in  büwesen  her  Hansen 
mit  den  metzgern  abgerechnet  werde.'  G  Küchenordn. 
1495.  .Ein  kleini  hölzinen  beiglen,  etwa  eins  flngers 
lang;  die  wäri  alls  voll  krinn en  geschnitten  an  allen 
orten.'  um  1531,  L.  .Welicher  burger  nit  eignen  ker- 
nen hat,  sonders  den  durch  den  pflster  koufen  lasst..., 
so  mag  derselbig  pfister  synem  künden  ufs  höchst  an 
einem  jeden  mütt  1  oder  2  batzen  minder,  dann  der 
gmein  lauf  gat  des  frytags  in  der  wuchen,  so  der 
pflster  dem  künden  den  kernen  uf  die  b.  Schlacht, 
nachlassen  und  abnemmen,  doch  dass  der  kund  dem 
pfister  umb  allen  den  kernen,  so  er  inschütt  und  der 
pfister  im  uf  die  b.  Schlacht,  mit  barem  gelt  bezale.' 
1553,  ZStdt  Gerichtsbuch.  ,Der  frauwen  gehört  [nach 
des  Mannes  Ableben]  etwas  kernen  uf  der  beilen, 
item  etwas  wyns  aus  dem  trinkfass.'  1558,  Z  Ratserk. 
,So  man  Korn  ustreit,  soll  der  Schaffner  darbei  sein 
und  anschlagen  und  die  B.  bei  seinen  Händen  be- 
halten.' XVII.,  AaMuh  Gesindeordn.  ,So  Wyber  bei 
unseren  Hüseren  Brot  uf  B.  reichen  [holen].'  1602, 
Z  Weggenzunft.  .Das  an  den  Spital,  das  Almuesen- 
amt  und  Spannweid  gelieferte  Brod,  so  er  [der  Pfister] 
jedesmals  an  seinen  B.  wärt  [nachweist].'  ebd.  .Der 
Müller  soll  das  Mehl  dem  Becken  vormessen  und 
dessen,  so  er  demselben  überantwortet,  ein  flissige 
Rechnung  haben  und  auf  ein  B.  verzeichnen.'  1624, 
Z  Staatsarch.  ,Es  solle  der  Obmann  ald  die  Becken 
am  Almosen  ein  besondere  B.  haben  und  daruf  ver- 
zeichnen, was  und  wie  viel  an  Brot  sy  dem  Knecht 
an  der  Spanweid  jedesmals  überantwortind.'  1625,  Z 
Bericht.  ,Der  mit  der  Wacht  bruchende  Wein  soll 
us  des  Weinschenken  Keller  an  ein  B.  genommen 
werden.'  1640,  B.  .Itera  den  Becken  von  21  B.  Bacher- 
lolin,  Kosten  und  Trinkgeld  18  fl.  27  Schill.'  1656.  L 
Rechnung  der  Bruderschaft  St  Hieronymi.  ,Um  Brot 
[bei  einer  Badekur  in  AaB.]  laut  B.  bezahlt  1  fl.  24  ß.' 
Zubers  Tageb.  1687.  .Fast  jetweder  Burger  ist  Zeug, 
dass  wir  diser  Zeiten  mit  den  sog.  B.  nicht  nur  nichts 
gewünnen,  sondern  sogar  auch  unser  eigen  Gelt  derbei 
aufopferen.'  1713,  Z  (Supplikation  der  Pflster).  .Dass 
auch  zahlbare  Leut  4,  5  bis  mehr  Beilen,  die  bei  100 
und  mehr  fl.  auswerfen,  Jahr  und  Tag  unbezahlt  stehen 
lassen.'  1751,  ebd.  Lebendig  ist  das  W.  noch  heute  in 
einigen  bildl.  RAA.,  wo  es  die  allg.  Bed.  von  Schuld- 
verzeichniss,  Rechnung  angenommen  hat.  E"  längi 
B.  ha",  viel  schuldig  sein.  Id.  B.  Es  het  nadisch  ßn 
e"  grüssi  B.  g'gen,  eine  grosse  Rechnung,  Summe  BHk. 
Vil  uf  der  B.  ha",  viel  auf  dem  Gewissen,  viel  zu 
verantworten,  Strafe  zu  gewärtigen  haben  Gl;  Sch; 
Th;  Z.  ,Es  wird  neue  Krinnen  auf  unsere  Beilen 
geben  und  ein  grausame  Straf  Gottes  folgen.'  FWvss 
1673.  .Wann  unser  Periodus  zum  Ende  gelaufen  und 
unsere  Beilen  überkritzet  ist,  so  wird  unsere  Ver- 
tilkung  bald  geschehen  sein.'  AKlingl.  1704.  Einen 
uf  der  B.  ha",  im  Schuldbuch  stehen  haben  AaZ., 
auch:  einen  Zahn  auf  Jmdn  haben  ScHSt. ;  vgl.  Strich. 
Uf  ä"  B.  sehiah",  aufschreiben,  ins  Schuldbuch  setzen 
BHa.  Uf  d'  B.  [Borg]  ge"  Th.  Uf  d'  B.  ne"  1)  auf 
Borg,  Kredit  nehmen,  anschreiben  lassen  Zg.  Vgl.: 
.Und  lagent  da  [die  Bauern]  vor  der  stadt  und  trunken 
und  assen,  und  das  alles  an  b.'  1489,  Z  (Waldmannscher 


1163 


Bai,  bei,  bil,  bol,  bul 


1104 


Auflauf).  —  2)  Etwas  auf  seine  Verantwortung,  sein 
Gewissen  nehmen,  riskieren  ScmSt. ;  Z.  Das  will-ic''  uf 
ml"  B.  ne"  ZZoll.  f  ,Sie  nemmen  nichts  auf  die  B. 
ihrer  Verdiensten,  sie  begären  nur  Gnad.'  FWvss  1672. 
, Etwas  auf  die  B.  nemmen,  tentare  discrimen  sui, 
accedere  ad  periculum,  eontrahere  poenam.'  Denzl. 
1716.  S.  auch  Wider-Fetz  (Bd  I  1150).  's  gut  Jedem 
uf  sl"  B.,  Jeder  ist  selbst  verantwortlich  Sch;  Z.  ,Es 
gehet  Jedem  auf  sein  B.,  agitur  cuiusvis  res,  peri- 
culum.' Denzl.  1716.  .Aber  Das  gehet  auf  ihre  B.' 
JJUlr.  1727.  ,Kann  Vre  [eine  Winkelpredigerin]  in 
ihrem  Gewüssen  finden,  dass  sie  in  ihren  Winkel- 
predigen soll  fortfahren,  wirt  es  ihro  auf  ihre  B. 
heimgcstellt.'  BossH.-Goldschm.  ,Oft  tat  man  mit  der 
Straf  nicht  eilen  und  schrieb  die  Sünde  auf  die  B.' 
HSulzer  1830.  Die  vollgekritzte  B.  als  Bild  der 
Menge:  Ich  wett  e"  B.  voll  kriege",  es  würde  mir  nicht 
schwer  fallen,  [von  irgend  etwas  Gewünschtem]  eine 
Menge  zu  finden  GlMoII.  Alli  B.  voll  [z.B.  zu  tun 
haben]  ZLimm.  —  b)  längliches  Hölzchen,  Schindel, 
Brettchen,  worauf  in  den  Alpen  (in  GSa.  auch  mit 
Rötel)  der  Milchertrag  verzeichnet  wird  BBe.,  Gr.; 
GSa.;  auch  schriftlicher  Ausweis  über  die  Lohn- 
ansprüehe,  die  ein  Alpknecht  während  des  Sommers 
sich  erworben  hat  GMels.  Vgl.:  ,Man  war  eben  mit 
dem  Messen  der  Milch  von  jeder  zu  dem  Senntume  ge- 
hörigen Kuh  beschäftigt.  Die  Anteilhaber  waren  alle 
den  Abend  vorher  aus  dem  Tale  herauf  gestiegen. 
Jeder  derselben  schnitt  auf  zwei  hölzerne  Stäbe  das 
Mass  des  Ertrages  seiner  Kühe  mit  ganz  besondern 
dazu  bestimmten  Zeichen  ein.  Den  einen  dieser  Stäbe 
nahm  der  Eigentümer  mit  nach  Hause,  der  andere 
blieb  bis  zu  der  allgemeinen  Abrechnung  und  Aus- 
teilung des  Gewinnstes  in  der  Verwahrung  des  Sennen.' 
AHöpfner  1787.  —  c)  auch  Samichlaus-B.  =  Sami- 
chlaus-Hölzli  (Bd  II  1259)  AAKais.  (Beieli);  L;  S;  Uw; 
„kath.  Schweiz."  Die  B.  musste  am  St  Nikiausabend 
(neben  dem  Paternoster)  auf  dem  Tische  bei  oder  in 
dem  Gefässe  liegen,  welches  für  die  erwarteten  Ge- 
schenke bereit  stand  S.  In  AAKais.  brachten  die  Kin- 
der die  B.  am  Nikiausabend  dem  Götti,  der  dann  seine 
Geschenke  darnach  bemass.  Jets  nöchet  der  St  Niklaus- 
tag.  Die  Chinder  hei"  ei"  Böse'chranz  um  der  ander 
zum  Himmel  g'sendet  und  mit-eme"  Hick  uf  der  Beinle" 
a'zeichnet.  BWvss  1863.  Vgl.  auch  Lüt.,  Sagen  98. 
—  2.  Visierstab  eines  Beamten.  ,Es  soll  och  ein 
keller  und  ein  weibel  ein  beiglen  nemen,  wa  man  win 
schenket;  ist  er  über  das  halb  dan  uss,  so...'  XIV., 
THErni.  Offn.  ,Es  soll  nieman  kein  vass  wider  füllen 
oder  Verstössen  ald  näher  geben,  es  siie  denn  unser 
sinner  ald  zoller  dabi  und  stossint  ein  paiielen,  dass 
den  burgern  und  den  zollern  ir  ungelt  werde.'  1380, 
Sch  Stadtbuch.  —  3.  Erkennungs-,  Eigentumsmarke, 
a)  hölzernes  Täfelchen  mit  eingebranntem  Zeichen, 
das  man  Pferden,  Ziegen,  bes.  aber  Schafen  (Schäf-B.) 
im  Frühling  bei  der  Bergfahrt  an  den  Hals  hängt, 
um  sie  später  (die  Schafe  z.  B.  am  Tage  des  ,Schaf- 
scheids')  wieder  zu  erkennen  BO.  —  b)  längliches 
oder  rundes  Zeichen  aus  Holz  oder  Metall,  1 — l'/s" 
lang,  welches  Färber,  Bleicher,  Müller,  auch  etwa 
Uhrmacher  bei  der  Annahme  von  Waren  den  Kunden 
übergeben,  damit  diese  es  später  beim  Abholen  der 
Ware  vorweisen;  an  den  Waren  selbst  wird  ein  glei- 
ches Zeichen  befestigt  B.  Daher:  „eine  B.  an  Etwas 
haben,  Anspruch,  ein  Recht."    ,Wär,  dass  einer  einem 


gerwer  etwas  ze  gerben  brächte,  söllent  sy  gegen 
einanderen  heilen  leggen,  damit  ein  jeder  syn  leder 
erkenne.'  1539,  BThun  Stadtsatzg.  —  4.  ungefähr 
spannenlange,  dünne  Stengel  aus  Süssholzsaft  mit 
Anismischung,  ein  Naschwerk  für  Kinder  ZStdt.  Syn. 
Anis  -  Stengel.  —  5.  abstr.,  ideelle  Abteilung  einer 
Korporation,  a)  einer  Waldkorporation  ZZoll.;  s.  Ger- 
ter III  (Bd  II  444)  und  vgl.  Buech  III  (Sp.  983), 
Beilen- Meister  (Sp.  520).  —  b)  einer  Alpweide.  ,Wer 
im  Land  Sanen  an  gemeinen  Bergen  [Alpen]  sein  Ross 
oder  Veich  an  Berg  schickt,  soll  schuldig  und  ver- 
bunden sein,  ein  Zedel  darmit  dahin  zu  schicken, 
darin  verschriben  seie,  auf  welche  Beilen  er  sein 
Veich  treibe  und  besetze  und  selbige  den  Bergvögten 
einhändigen.'  1654,  BSa.  Rq. 

Zur  Geschichte  des  W.  vgl.  Lexer  I  159,  Nachtr.  54; 
Gr.  WB.  I  1372/3.  1377.  1379  und  bes.  VII  1524.  Zu 
Grunde  Hegt  wahrsch.  m]nt.  pagella,  Messstab,  woraus  zunächst 
•pagil(a),  b-  (s.  ZfdA.  41,  241),  das  t.  Peli(e"),  B-,  t.  Pegel, 
B-  (von  St.*  in  der  Bed.  Wasserstandmesser  auch  für  B 
und  Z  angegeben)  ergab.  Doch  bedarf  die  Form  mit  be- 
wahrtem </  hinter  ei  noch  der  Erklärung.  Zur  Sache  vgl. 
nam.  Cherb-Hdz  (Bd  II  1253),  Chnebcl  (Bd  III  713),  Bengel, 
Teueren,   auch   frz.    taiUe. 

Fogenzer-Beile":  Kerbholz  eines  Fochenzers 
(Bd  1  654).  ,Daruf  [auf  die  durch  Pfänder  gedeckten 
Schulden  beim  Konkurs]  folgen  die  vogenzerheilen.' 
1518,  Z  Rq.  Im  Konkurs  folgen  .demnach  f.,  doch 
soll  die  beilen  gezeigt  werden  und  das  brot  nit  zuo 
gelt  gerechnet  syn;  dann  wo  das  geschechen  wäre, 
soll  der  pfister  by  gemeinen  Schuldnern  stau  und  sich 
nach  marchzal  syner  schuld  und  ansprach  bezalen 
lassen.'  um  1550,  Z  Auffallsordn.  ,Die  v.,  so  allein 
brot  uf  die  beilen  geben  und  das  nit  zuo  gelt  ange- 
schlagen; welche  aber  das  brot  zuo  gelt  uf  die  beilen 
geschlagen,  sollend  bi  anderen  gmeinen  Schuldnern 
stan.'  um  1560,  Z  Rq.  —  Gegen-:  Kontrollkerbholz 
ZO.  ,Won  ainer  win  uftuet,  der  nit  ain  winschenkin 
hat,  da  sond  ir  [die  Sinner]  ain  gegenbaigel  nemen.' 
um  1440,  Sch  Stadtb.  Vgl.  das  syn.  frz.  conire-taille. 
—  Chauf-:  schriftlicher  Kaufvertrag,  Schuldver- 
schreibung, die  der  Gläubiger  als  Pfand  so  lange  in 
Händen  behält,  bis  die  Schuld  bezahlt  ist  B  (Kanzlei- 
sprache). ,Die  Kaufbeileu  und  Zahlungsbriefe  be- 
treffend, welche  bisher  mit  barem  Gelde  zu  bezahlen 
angelegt  worden,  soll  es  dabei  bleiben.'  1653,  L  Artikel; 
vgl  Helvetia  1830,  218.  ,N.  N.  zu  Münsigen  zinset  laut 
Erbauskaufbeile  vom  21.  Jenner  1796  von  1440  fl. 
Capital  ä  4  °/o.'  B  Mscr.  —  Kernen-  s.  Beilen  1  a. 
,Dass  wir  bishar  in  den  Uffählen  umb  unsere  auf  den 
Beilen  gehabte  rechtmässige  Ansprachen  umb  wyters 
nit  dann  ein  halbjährige  K-en  nebent  andern  Hand- 
werchslüten  mögen  bezahlt  werden,  sonder  sind  umb 
allen  andern  Fürsatz  [Dargeliehenes]  uf  den  eiteren 
und  auch  den  Schillingbeilen  zu  gemeinen  Gülten 
verwyst  und  daher  vilmalen  umb  unser  gütlich  Aus- 
hingeben und  Borgen  verlürstig  worden,  da  aber  wir 
allwegen  verhofft,  da  mit  den  Schillingbeilen  (als 
daruf  jeder  Zyt  mehr  nit,  dann  was  ein  Brot  in  dem 
Tag  geholet  giltet,  geschlagen  wirt)  ebenso  wenig  als 
mit  den  K-en  Vorteils  gebrucht  werden  kann,  dass 
wir  in  Auffählen  nebent  den  Tuchleuten,  Gerweren 
u.  a.  umb  allen  unsern  Fürsatz,  der  syge  uf  Schilling- 
ald  Kernenbeilen,  zu  glycher  Zahlung  erkennt  werden.' 
1602,  Supplikation  der  Z  Pfister.  .Dass  sy  [die  Bäcker] 


1165 


Bai,  bei,  bil,  bol,  bul 


1166 


bisher  in  den  Aufteilen  umb  ire  auf  den  Beilen  gehepte 
Ansprachen  umb  wyters  nit,  dann  ein  halbjährige  K. 
bezahlt  mögen  werden,  und  sygend  umb  allen  anderen 
Fürsatz  auf  den  eiteren  und  auch  den  Schillingbeilen 
zu  gemeinen  Geltern  verwiesen.'  1604,  Z  Ratserk.  — 
Milch-:  Kerbholz,  vermittelst  dessen  der  Milchbauer 
seine  Rechnung  mit  dem  Empfänger,  z.  B.  dem  Wirte, 
führt  B  f;  U  t-  Vgl.  Homeyer  1870.  214  f.  —  Brot-: 
etwa  fingerdicker,  l'/2#  langer  Zweig,  der  Länge  nach 
bis  auf  3 — i"  gespalten.  Der  längere,  mit  Nase  ver- 
sehene Teil  blieb  in  der  Hand  des  Bäckers,  der  die 
sämmtlichen  Stäbe  nach  den  Namen  der  Kunden  alpha- 
betisch geordnet  in  einer  Reihe  neben  einander  auf 
einem  Brette  in  Rinnen  liegen  hatte  Z  f  (Erinnerung 
von  Prof.  Locher-Balber) ;  nach  KDäniker  gab  es 
auch  Br.,  die  aus  Stäben  mit  Köpfen  bestanden  und 
vom  Bäcker  in  einem  durchlöcherten  Gestell  aufbe- 
wahrt wurden.  Auch  B  f  (Zyro).  ,Tessera,  beilen, 
br.,  kerbholz.'  Fris.  —  Schaf-  s.  Beilen  3  a.  — 
Schilling-:  Kerbholz,  auf  dem  nur  je  ein  oder 
mehrere  Schillinge  verzeichnet  wurden;  s.  Kernen- 
Beilen.  —  Schützen-:  „Marke,  die  man  auf  dem 
Schiessplatz  für  einen  getanen  Schuss   bekommt"    B. 

beile":  1.  mit  dem  Visierstab  amtlich  messen, 
bes.  den  von  einem  Wirte  eingekellerten  Wein  behufs 
Bestimmung  des  Ohmgeldes  „AA"Kais.  (beiele*);  „B; 
VO;  S;  Z."  ,Wer  win  schenken  will,  dem  sollen  die 
sinner  den  win  bauen,  vor  soll  er  den  win  nit  uftuen.' 
1440,  Sch  Stadtb.  ,Die  sinner  söllent  in  ir  rodel  schri- 
ben,  uf  wöllichen  tag  sy  einem  win,  den  er  schenken 
will,  baigelent.'  ebd.  ,Den  ungelter  zu  dem  vas  füe- 
ren,  das  er  im  ain  baylen  stossi.  Wer  das  vas  selber 
bayloti  ald  ungebaylot  Hesse  [usw.].'  G  Stadtb.  ,Pe- 
gelen,  peilen,  eichen,  fechten,  metiri,  pensum  pro- 
ponere.'  Red.  1662.  —  2.  intr.,  die  .Beile'  füllen,  sich 
auf  eine  grosse  Summe  belaufen  BR.  So  vil  Geld 
verdienen,  dass  's  beilet. 

ab-:  =  beilen  1.  .Denselben  wein  sticht  der  ge- 
schworen ichter  an,  damit  er  das  vass  besechen  und, 
wann  es  ausgeschenkt  ist,  abpeilen  und  was  das  umgelt 
betreffe,  verrechnen  und  der  statt  umgelter  angeben 
könne.'  Vad.  ,Der  sinnern  und  abbeileren  eid.  Wann 
inen  von  den  wynrüefern  gesagt  wird,  das  ein  fass 
mit  wyn  usgangen  syge,  dann  sollend  sy  fürderlich 
dahin  gon  und  das  selbig  fass  a.  und  ynschryben.' 
1569,  Z  Weiuumgeltsordn.  .Die  wirt  söllent,  so  bald 
ein  fass  uss  ist,  dasselbig  a.  und  nit  zusammen  wach- 
sen lassen,  ouch  darvor  nit  us  dem  keller  tuen,  des- 
glychen  den  abbeileren,  so  sy  kommen  und  a.  wellten, 
den  keller  nit  verhalten.'  ebd.  ,Wo  etwan  ein  Fass 
ab  der  Landschaft  in  die  Stadt  kommen,  aus  welchem 
Most  ausgeschenkt  wurde,  derselben  Halt  soll  also- 
bald  durch  das  A.  oder  durch  glaubwürdige  Kaufzedel 
verifiziert  werden.'  1755/79,  Z  Ges. 

an-:  =  dem  Vor.  ,Es  soll  kein  wirt  einich  fass 
mit  wyn  anstechen,  es  sye  zuvor  angebeilet  und  ver- 
umgeltet,  by  20  fi.  buess.'  XVI.,  L  Ansehenb.  ,Wann 
einer  ein  fass  mit  win  inleit,  so  soll  er  den  ammann 
beschicken,  dass  ers  anbeili,  und  ghört  disers  umb- 
gelt  unsem  herrn  zu  Luzern.'  1530,  AAKIDietwyl  Offn. 
,Die  Weinsinner  werdend  denselben  Wein  a.'  1603. 
Sch  Wirtsordn.  ,Sölichen  angebeilt  und  geschätzten 
Wein.'  ebd.  ,Soliches  angebeilt  Fass.'  ebd.  ,Der  Wirt 
hat  Anzeige  und  Rechnung  vorzuweisen,  wie  viel  Wein 
er  im  Jahr  ausgeschenkt  habe,  und  denselben  gehörig 


anzeichnen  und  anheilen  zu  lassen.'  1732,  ZoBuonas 
Hofrodel.  ,Dem  Herrn  sind  von  jedem  Fass,  so  über 
30  Mass  haltet,  2  ß  Anbeilgebühr  zu  entrichten.'  ebd. 
.Bevor  derselbe  Wein  in  die  Stadt  zum  A.  gebracht 
wird.'   1752,  S  Mand. 

er-:  sondieren,  ausforschen.  ,Er  liab  den  apt  [von 
Rheinau]  nochmals  erbaut,  was  er  doch  [als  Entschä- 
digung] nemen  [weite],  doch  dass  er  die  büecher  herus 
weite  gen.'  1531,  Strickl.,  Akt. 

Beil  er  m. :  „der  Beamte,  der  zum  , Beilen'  gesetzt 
ist  Aa;  B;  VO;  S;  Z."  .Bayler',  Geschlechtsname  in 
G  (schon  1470).  Hiezu:  ,Albr.  Beigler',  Österreich. 
Untervogt  in  Gl  1363. 

Ab-:  .dessen  Pflicht  ist,  so  in  der  Stadt  Wein 
ausgerüeft  wird,  den  Wein  zu  versiglen,  damit  kein 
Betrug  mit  dem  Umgelt  geschehe.  Wann  der  Wein 
beschlossen,  soll  er  das  Sigel  abtun  und  ordenlich 
abheilen,  damit  das  Unigelt  richtig  erstattet  werde.' 
Mem.  Tig.  1742.  .Nachdem  sy  [die  Wirte]  die  meigen 
hinweg  tuend  und  die  a.  den  wyn  abheilend.'  1569, 
Z  Weinumgeltsordn.  ,Der  A.  muss  allen  verkaufenden 
Wein  abheilen  und  die  Fass  versiglen.'  HsEEscher 
1692.  ,Und  damit  man  den  Halt  der  Fassen  ordent- 
lich wissen  und  der  Abbeiler  in  seinem  Dienst  ge- 
nauer und  richtiger  verfahren  könne,  befehlen  wir 
allen  den  Unseren,  welche  Wein  ausschenken,  fürohin 
keine  andere  als  gesinnete  Schenkfass  zu  haben,  mit- 
hin diejenigen,  so  noch  nicht  gesinnet  sind,  ordentlich 
sinnen  zu  lassen.'  Z  Ges.  1755/7.  ,Der  Abbeiler  solle 
die  Obliegenheit  haben,  wann  er  in  den  Keller  kommt, 
die  Fass  ordentlich  abzumessen.'  ebd.  ,Weinohmgelts- 
conto:  dem  Schreiber  und  A.  2  Pfd,  dem  Weinrüefer 
5  Pfd.'  1794,  ZStdt.  Den  ,Abbeilern'  lag  auch  die 
amtliche  Messung  des  Schützenweins  ob  und  es  wurde 
ihnen  dafür  ein  Mahl  ausgerichtet,  an  dem  auch  der 
Ohmgeldschreiber  und  die  .Amtsleute'  der  Schützen- 
gesellschaft teilnahmen.  An  dessen  Stelle  trat  seit 
dem  Anf.  XVIII.  ein  blosser  Abendtrunk,  an  dem  nur 
die  Obmänner  und  Siebner  teilnehmen  durften;  vgl. 
F  Marti  1898,  63. 

An-  Am-beiler  B;  S  (neben  A-),  Am-beiner  Aa 
Hold.:  „örtlicher  Aufseher  über  die  Polizei  im  Wein- 
handel, Einzieher  obrigkeitlicher  Weingefälle";  Wein- 
schätzer, Ohmgeldbezüger  f,  nur  in  S  in  wichtigem 
Grenzorten  noch  heute.  Wie  der  Ambeiler  mit-dem 
Stab  und  Wi'dieb  chunnt,  a'stabt  und  zum  Wi'ver- 
suechen  e"  chline"  Hafe"  bringt.  Schild  1885.  —  Zur 
Form   des  Präf.   vgl.   etwa  An-b'ick. 

Beilete"  f.:  eine  .Beile'  voll  BO.;  bildl.,  eine 
Menge,  sehr  viel.  Er  het-mer  e"  B.  g'seit;  ich  ha" 
emmel  d's  Halbe  vergesse'  BBelp. 

bill:  greif  zu!  drauf  los!  Zuruf  bei  der  Dressur 
des  Stellhundes.  Jägersprache.  Gegs.  tubo !  —  Aus 
frz.  pillet     Vgl.  gusch  I  (Bd   II   4SI). 

Bill  I:  Billigkeit.  ,So  mag  der  rych  mit  keinem 
b.  genötet  werden,  das  er  dir  das  houptguet  nach- 
lasse.' HBoll.  1531.  .Wie  es  b.  und  grechtigkeit  er- 
lyden  mag.'  ebd.  .Wir  band  kein  schirm,  wir  hand 
kein  gricht,  all  recht  und  b.  man  an  uns  bricht.'  ebd. 
1533.  ,Doch  ist  ein  gmeine  sag,  das  kein  recht  iemands 
unverhört  das  syn  mit  b.  ie  hab  verspeert.'  ebd.  .Allein 
die  bloss  gerechtigkeit  ist  gwüss  die  gröst  unbillig- 
keit; drumb  muess  mit  b.  und  zyten  's  recht,  das  by 


1167 


Bai.  bei,  bil.  bol,  bul 


lies 


ihm    krumm    gmacht,    werden    schlecht.'    ebd.  —  Das 
Geschl.  ist,  wie   das  folg.   W.  zeigt,  wahrsch.   m. 

Un-bill  m. :  wie  nhd.  .Die  herren  von  Bern  habend 
des  unbilles  sich  erklagt.'  1528,  Strickl.  ,Nit  be- 
leidigen oder  einich  nmbild  zuefüegen.'  1529,  Egli. 
Akt.  .Umb  keinen  n.  wird  erzürnet  über  deinen  näch- 
sten.1 1530.  Sir.  .Aller  u.  ist  sünd.'  1531/48,  I.  Joh.; 
dafür:  .Ungerechtigkeit.' 1667.  ,Sy  habend  einen  gros- 
sen u.  getriben.'  Z  Mand.  1568.  .Die  schuldigen  ihres 
unbills  [.ihrer  Unbillen.'  1693]  strafen.'  SHochh.  1591. 
,Umb  dass  er  uns  lange  Zeit  unsere  Zins  vorgehalten, 
gieng  er  in  sich,  gab  uns  des  Unbills  Brief  und  Sigel.' 
RCys.  .Des  Unbilds  ward  der  von  Stein  nnderwyst.' 
ebd.  .Sömlicher  U.  und  Vorteil.'  Z  Kirchenordn.  1628. 
,Der  Unbill  tuet  am  minsten  krenken,  des  man  am 
minsten  tuet  gedenken.'  B  Sylloge  1676.  .Dem  ge- 
meinen Wesen  einen  grossen  U.  zustatten.'  Mey.  1694. 
—    Schweiz.   Wort;   vgl.   Kluge,  et.   WB.  6  386. 

Un-bille  f.  ,Der  Stammen  wird  von  aussen  her 
mit  einer  veston  Rinden  wider  die  Unbille  des  Lufts 
beschützet.'  JMorai.t  1715.  —  Viel),  auch  bloss  PI.  des  Vor. 

un-billen:  tr.,  Unbill  zufügen.  .[Die  aufständi- 
schen Berneroberländer]  haben  all  predicanten  ver- 
jagt und  je  lenger  je  mer  geunbillet.'  1528,  Strickl. 
,Alle,  die  begwaltiget  und  geunbillet  werdend.'  1531/48, 
Psalm.  ,Des  getrengten  und  geunbilleten  gebätt  er- 
hört er.'  1531/48,  Sir.  ,Uns  eidgnossen  ligt  lützel 
daran,  wer  den  andern  unbille.'   HBüll.   1572. 

ver-unbillen:  =  dem  Vor.  ,So  den  nennen  ein 
faderen  ausgezogen  oder  sy  auf  ein  ander  weis  ge- 
plaget und  verunbillet  worden.'   Vogelb.  1557. 

b  i  1 1  i  c  h ,  -l.ch  Aa  f ;  G  oT. ;  ScmSt.,  billi'h  B  (selten) ; 
Gl;  ZO.,  S..  billig  Aa;  Bs;  B;  Th  —  Comp.  biU.dier 
Gl;  ZO.f,  billiger  Th;  ZS.:  billig.  1.  in  ethischem  S. 
's  isch  Nut  als  b.  (und  recht),  die  einfache  Billigkeit 
erheischt  es  Bs;  B;  Th;  Z.  Wie  billich ,  als  Einschal- 
tung in  die  Rede,  auch  iron.  ZS.  ,Uss  billichen,  ja 
fast  notwendigen  Ursachen.'  Ansh.  .Dazu  brachte  sie 
die  billiche  Not.'  Z  Bibel  1530/1707;  dafür:  ,das  ver- 
diente Verhängniss.'  1882;  gr.  %  ögta.  ,Die  Kamin- 
fäger  sollen  sich  eines  billichen  Lohns  begnügen.' 
Bs  Mand.  1779.  Das  Neutr.  subst.  i.  S.  v.  Recht. 
Billigkeit.  ,Ir  wurdent  do  vom  adel  trengt  und  wider 
billichs  überlengt.'  um  1526,  Badenf.  ,Non  iequum 
facis,  du  tuest  wider  billichs  und  rächt.  Ratio  non 
erat,  es  war  kein  ursach  noch  kein  billichs,  es  hatt 
weder  fueg  noch  gstalt.'  Fris.  .Mehr  sehen  auf  Ge- 
schenk und  Gaben  weder  aufs  Billig  und  Recht.' 
JJBreit.  —  2.  wohlfeil,  allg.  Nemed-mer  Öppis  ab, 
ich  gibe"'sb.,  sagt  der  Hausierer  Bs;  B;  Th;  Z;  ähn- 
lich: »«*  will  b.  mit-ech  handle'  B.  So  sünde'biUich 
han-ieh  de"  Tag  und  mines  Lebe's  Nüd  verchauft. 
ESchönenb.  1894.  B.  e"iceg,  dervo"  cho",  leichten  Kaufs 
(ohne  schwere  Strafe,  Verlust)  davon  kommen  Bs; 
Th;  Z.  B.  zu  G'icand  cho",  ohne  grosse  Opfer  an 
Mühe,  Geld  usw.  einen  Gewinn  machen  ZZoll.  (scherz- 
haft). —  Die  Form  billi(ch)  wird  von  der  schriftd.  .billig' 
mehr   und  mehr  verdrängt. 

un-:  1.  wie  nhd.  unbillig,  allg.  ,Es  ufrecht  und 
guet  meinen,  nützit  unbillich  suechen.'  1609,  L  Brief. 
,Da  er  ohnbüllech  angeklagt  wurd.'  Bs  Chr.  1779. 
S.  noch  fremd  (Bd  I  1299).  -  2.  erstaunlich,  furcht- 
bar. , Kerzen,  die,  das  u.  ze  reden  ist,  30  tag  brünnent.' 
G  lldschr.    .Heissend  mich  an  das  end  füeren,  da  das 


u.  ross  ist.'  Morgant  1530;  Übers,  von  terrible.  — 
3.  als  verstärkendes  Adv.,  auch  neben  etwas  Gutem 
L  (St.b).  U.  schöns  Wetter.  ,Das  die  ross  u.  vil  gessen, 
dass  ers  nit  globt  hätte.'  um  1531,  L  Hexenprozess. 
,U.  heiss;  u.  vil  müs.'  Salat.  .Ein  Frawen  hatte  ir 
Krankheit  so  u.  fast  und  lang,  das  iro  Niemand  ge- 
helfen könnt.'  JLCvs.  1659.  Vgl.  Synn.  wie  grüselich, 
schächlich,  unverschämt  uä.  —  un-bill  ich  en:  1.  un- 
billig behandeln.  .Errett  den,  der  unbill  leidet,  aus 
der  band  des,  der  in  unbilliget.'  1531/48,  Sir.;  dafür: 
.der  in  unbillet.'  1530.  .Niemands  unbilliche  seinen 
bruoder.'  1548/60,  1.  Cor.  —  2.  unbillig  finden.  ,Ge- 
truwe  auch  nit,  dass  ein  stadt  Zürich  das  unbillichen 
solle.'  Ansh.  —  3.  unpers.,  unbillig  dünken.  ,Und  so 
der  landvogt  sölichs  unbürlieher  wys  hat  gehandlet, 
unbillichet  uns  sölichs  hoch.'  1525,  Absch.  ;  statt  des 
gewöhnlichen  , nimmt  uns  unbillich.' 

rechts-.  ,Dero  sich  ein  oberkeit  nit  wyter  wollte 
annemen,  dann  rechtsbillige  handlung  erfordret'  Ansh. 

wider-:  unbillig.  ,Er  [der  Abt]  hat  ein  miss- 
truwen  in  uns  gesetzt,  als  ob  wir  widerpillichs  gegen 
im  fürnemen  wollten.'  1526,  Egli,  Akt. 

Billigkeit  f.  .Steg  und  wäg  der  b.  nach  [wie 
sichs  gebührt]  erhalten.'  1590/1626,  Schw  LB.  ,So  die 
Gsandten  mit  Güete  die  B.  [ein  billiges  Einvernehmen] 
nit  zuwegen  bringen  möchten.'  1607,  Absch.  S.  noch 
kostbarlich  (Bd  III  548). 

billichen:  billigen;  s.  geb  (Bd  II  68).  Spec,  eine 
Rechnung  genehmigen.  ,Die  Zwölfer  hatten  das  Recht 
und  die  Pflicht,  die  Verwaltungsrechnungen  des  Rates 
zu  untersuchen  und  zu  billigen.'  Aa  Gem.  II  80. 

Billigi  f.:  Billigkeit,  Wohlfeilheit  B;  Th;  Z.  Der 
B.  nahe'gä",  beim  Kaufen  sich  durch  billigen  Preis 
bestimmen  lassen  Th;  Z. 

Bill  II  m.,  auch  n.'?;  Werkzeug  zum  Schärfen  des 
Mühlsteins,  Steinhaue.  ,Umb  billen  zue  den  mülinen.' 
1380,  B  Stadtrechn.  ,Wann  die  ober  müli  gemachet 
wird,  so  sol  der  nider  müller  den  herren  die  obren 
müli  mit  billen  und  mit  richten  reisen  und  damit  der 
obren  müli  gnuog  getan  han.'  1390,  SchwE.  Kloster- 
arch.  .Putren,  hebysen,  wannen,  zwen  biller,  item 
ein  bill.'  1433,  LWillia.  luv.  über  .müligeschirr.'  .Der 
müller  sol  han  ein  handbiel  und  ein  howmesser  und 
zum  minsten  zwen  guet  b-en  oder  hämmer.'  1460,  L 
Rq.    —    Mhd.  4i7,  nach  den  YVBB.   n. 

Pilappen:  Lappland?  , Man  wird  sy  finden,  wärend 
sy  joch  in  P.  hinden.'  Mauritiana  1581. 

Bilappi:  der  Holzklöppel,  den  am  Karfreitag  der 
Messministrant  trägt  und  schlägt.  Rochh. 

Pilatus :  1.  der  Landpfleger  P.  Vo(m)  Pontius 
(Bonus  AABb..  Bonzi,  Bunzi  GrPt.  ;  ZLunn.,  Zoll., 
Bonz  BsL.)  zum  oder  z(e)  Pilatus  (Bilätis  AABb.;  BsL., 
Biläti  ZLunn.,  Zoll.,  Bnläti  GrPt.)  laufe',  schicke",  ohne 
Erfolg  vom  Einen  zum  Andern;  ähnl.:  tum  Pilatus 
zum  Herödes  schicke".  Sülger.  Me"  muess  dem  P.  mit 
dem  Kaiser  dräue",  von  einer  wirksamen  Drohung. 
Sprww.  1869.  ,Aha!  der  Biläti  rüert-sielk !  sagen  etwa 
noch  alte  Weiber,  wenn  um  die  Passionszeit  stürmische 
Witterung  eintrifft.'  B  Hink.  Bote  1831.  —  2.  Bilötis, 
der  Pilatusberg  L.  Über  die  Sagen,  die  sich  an  diesen 
Berg  knüpfen,  s.  Kohlrusch  162;  Lütolf,  Sagen  3  f. ; 
vgl.  auch:  ,Wenn  vom  Pilatusberg  Klage  kommt,  dass 


11(59 


Bai.  bei.  bil,  bol.  bnl 


117o 


Getön,  so  dass  in  Folge  dessen  Schaden  geschehen, 
hat  die  Landsgemeinde  verordnet,  dass  derjenige,  der 
so  Etwas  getan  in  der  Absicht,  einem  Andern  zu 
schaden,  nach  Samen  geführt  und  in  den  Turm  ge- 
legt werde.-    Übw  Volksfr.  1882  (nach  einem  ä.  LB.). 

bille"  BBelpb.,  Sigr.;  FMu.;  GRÜVatz;  GSa.,  pülen 
BSi.,  pilClJen  BO.  (Zyro);  PJ.,  biljan  P  —  Ptc.  'teilet 
BO.  (neben  'bullen);  F,  'biljad  P,  'pillt  BSi.  (neben 
'pullen):    bellen.     Der  Hund  het  hinacht  gäng  'pilet. 

Nbf.  zu  Bitten  (s.  d.)  nrit  Ausgleichung  des  Wechsels  e  :  i 
im  Präs.  zu  Gunsten  des  i  (wie  im  nhd.  .verwirren'  gegen- 
über  mhd.    irfrren)   oder  j'-Abl.   von    Btll. 

üf-:  ein  Gebell  aufschlagen  B  (Zyro).  —  a"-:  an- 
bellen, ebd.  Wo-n-i'h  zum  Hüs  zuecht'  chumme',  het- 
»W*  der  Hund  grad  a"'pilet. 

Billi  m.:    Hund,    welcher    häufig  bellt   B  (Zyro). 

Pille"  AaF.,  Ke.j  BsStdt,  Bulle"  AauFh.;  oBsL.; 
ZS.,  Stdt  —  f.,  Bülli  AÄLeer.,  St.;  B  (auch  P-)  —  n.: 
vorwiegend  in  der  Dim.-Form  Pülleli  B,  Bülleli  G;  Z, 
Billeli  Bs,  Pille.  Auch  bildl.  Er  het-em  Pülleni  g'ge", 
scharfe  Winke  B.  Das  isch-mer  es  bitters  Pulli,  ebd. 
.Die  pillulin.'  Fcnkelin  1552.  .Arznyen,  püllulen.' 
Froschauer  Kai.  1552.  .Die  büllele,  kugele,  wie  sy 
die  arzet  eingäbend,  piluhe.  Pillule,  trochisci,  cata- 
potia,  pilula?.'  Mal.  ,So  Einer  funden  wurde,  der  die 
Fisch  auftribe  mit  Püllelen,  der  soll  von  dem,  der  es 
sieht,  angeben  werden.'  1601,  ScbwE.  Klosterarch. 
.Die  Confekte,  die  Pilulen,  Kügelein  und  die  rund 
Zeltlin  und  die  gevierte  Täfelein.'   Spleiss  1667. 

Bülli  ist  der  Form  nach  ebf.  Dim.,  wird  aber  nicht  mehr 
als  solches  empfunden.     .Püllule  [PI.].'   Tierb.    1563. 

bilene":  die  Hühner  locken  Ndw. 

bili:  1.  meist  mehrfach  wiederholt,  Lockruf  für 
die  Hühner  AaF.;  B;  UwE.  Syn.  bibi  (Sp.  911),  bull 
—  2.  subst.  n..  Hühnchen  AaF.;  B;  ÜSil.  (Dim.  Bileli). 

„Biler,  Bilem  (manche  Kantone)".  , Biller  oder 
Böller'  Bs  (Spreng).  Billere"  Bs;  B,  „Bilder  Gl;  Gr; 
U;  W",  Bildere"  ApWalz.;  B;  Gl  (auch  Bilden);  Gr 
•  'hur,  He.,  Landq.,  Pr.,  UVatz;  GKh.,  Sa.,  W.;  aScHW; 
Uw;  U,  Bilderne"  BSi.  (PI.  auch  Bilderneni) ;  GRChurw., 
D.,  Glaris,  L.,  Luz.,  Pr.,  ObS.,  Rh.,  Seh.,  Tschapp.,  V.; 
PAL;  W,  Bildnerren  BBr.,  Bilger  AABald.,  Würenl., 
Zein.,  Z.,  Bilgen"  Aa;  Ap;  Bs;  BBiel.  Si.;  L;  GRh., 
Ta.,  T.;  Sch;  S;  Tb;  UwE.;  U;  „Zg";  ZO.,  S.,  Bilgeri 
Zg  (auch  -ig);  ZS.,  W.  —  f.:  1.  meist  im  PL,  Zahn- 
fleisch, allg.,  in  aScHW  auch  für  den  (harten)  Gaumen. 
Ieh  tcäss  nid,  wa'  da'  ist;  alli  mini  Zä"  g'icaggle'd  in 
Bilgere"  Sch.  De"  Mundspitz  [der  Pfeife]  mit  de" 
Pilgere"  z'sämme'cliluppe".  NBösch  1892.  .Die  bilderen 
der  zanenden  kinden  mit  schmalz  erweicken.'  Vogelb. 
1557.  .[Mittel]  zu  den  zänen  und  geschwulnen  bil- 
deren.' Fischb.  1563.  .Gingiva,  bildern  oder  zanfleisch.' 
Fris. ;  Mal.;  so  auch  Denzl.  1077 ;  1716,  neben  ,Bil- 
geren.'  ,Für  gschwullne  zänbilder.'  Zg  Arzneib.  1588. 
.Zanfleisch  und  Bilder.'  JRLasdenb.  1608;  .Biller.' 
JJNtscH.  1608.  .Rossfleisch,  linder  als  die  Krospelen, 
dem  Zahnfleisch  an  Bilderen  ähnlich.'  Würz  1634. 
,Es  seind  auch  die  Bilder  und  das  Zünglein  [des  kran- 
ken Kindes]  weiss.'  ebd.  ,So  vom  wachsenden,  spitzigen 
Zahn  die  Bilderen  durchstochen  werden.'  Mcralt  1697. 
,Dass  ein  Kind  ohne  Schmerzen  zane,  nimm  Dauben- 
hirn und  Hasenhirne,  zerlass  es  ob  einer  Glut  und 
bestreich  ihm  das  Pilgerli  damit.'  X  VII. /X  VIII. ,  Arzneib. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


—  2.  (Pilgeri)  übertr.,  das  zwischen  zwei  Furchen  her- 
vorragende Ackerbeet  Z,  der  zwischen  zwei  Gräben 
feststehende  Grund  beim  .Gruben'  der  Reben  ZKüsn. 
Ahd.  bHarn  (PI.  bilarna),  pilari,  mhd.  biler(n).  Zu  den 
Formen  mit  d  und  ./  vgl.  Bulderen,  Bulgaren  neben  Bulleren, 
holderen  neben  bolleren. 

Blle't  I  n.  (PL  unver.)  B;  Th;  Ndw;  Z,  Bilett"  f. 
Ap;  L:  Billet,  bes.  Eisenbahnfahrkarte.  aaOO.  Quar- 
tierzettel Ap. 

Neuerdings  auch,  bes.  in  den  westlichen  Kantonen  allg. 
gebräuchlich,  in  der  dem  Frz.  näher  stehenden  Form  Btlje'. 
Vgl.   auch   Boleten. 

BTle't  II    n.:    Predigtkappe   eines   Geistlichen    Zg. 
Entstellung  aus  Barett  mit  Anlehnung  ans  vor.  W. ;   vgl. 
Stilet  für  .Skelett.' 

BT'letsch,  P-,  „Bülletsch"  m.,  „Billetsche"  f." :  grüne 
Hülse  der  Nuss    W.  —  Wohl  zu  it.  pellicia,  Pelz;   vgl.  Beh. 

bili.  In  der  Verbindung  b.  b.  bomp,  der  Kaiser 
ist  en  Lomp!  Kinderreim.  G  um  1795.  —  Nachahmung 
des  Trommelschlags;  vgl.  die  syn.  biri  biri  bump,  bidibäm  uä. 

Bilion,  -an:   mit  Kupfer  vermischte  Silbermünze. 

.Und  ist  die  diebstal  nit  nie  denn  sechs  bylyon  und  10  ß 
bylyon  und  was  darob,  den  sol  man  henken.'  1297, 
GrCIiut  Urk.  .Zehen  pfund  bylyen.'  ebd.  ,Die  lüt. 
die  in  der  vogtei  [Urseren]  gesessen  sint,  gebent  ze 
stüre  10  pfd  bilian.'  Habsb.  Urb.  .32  mark,  4  pfd 
bilian  für  ieglich  mark  geraitet  [gerechnet].'  1322, 
Gr  Urk.  ,76  mark  in  4  pfd  bylian  phenninge  für  ein 
mark  ze  reitenden.'  1325,  ebd.  Ein  jährlicher  Zins 
von  ,4  pfd  bilian.'  1346,  GPfäf.  Urk.  .2»/2  Curwelsch 
mark  in  4  pfd  billige  für  ein  mark  ze  raiten.'  1371, 
GRMai.  Urk.  —  Mlat.  biüio,  frz.  billon.  Vgl.  FPfeiffer. 
Habsb.   Urb.   348. 

Pilnsen.  ,So  die  rinder  pilusen  oder  schrunden 
an  den  füessen  habend,  so  sol  man  inen  bluet  lassen.' 
Tierb.  1563. 

Boll  I  n.:  feines  Mehl  Bs.    S.  Boll-Melw  (Sp.  221). 

Bull  II  (PL  Böll)  m. :  einzelner  Laut  beim  Bellen 
GrD.,  Pr.  Syn.  Bell.  Der  Hund  hed  en  B.  a.bg'län. 
Auch  von  herzhaftem  Gelächter:  Böll  ablä"  GrPt. 
Vgl.  Bull. 

Boll  III  Böl  Sch,  Böl  (PL  unver.)  ZO..  S.  —  m., 
„in  Sch  f.",  Dim.  BÖli  ApGais:  rundlicher,  kuppen- 
förmiger  Hügel,  „Höhe,  Anhöhe."  Me"  seit  es  Hüs 
e"  chli"  uf-enen  Bol  ufe"  boue"  weg  der  Ussicht  ZZoll. 
Der  Schloss-,  Burg-BÖl  ZF.  Z'  oberst  an  Wise'böl  u-e. 
Stütz. 

Etym.  identisch  mit  Boll(en),  und  hier  nur  aus  äussern 
Gründen  davon  getrennt.  Der  Abfall  des  voc.  Ausgangs  im 
Nom.  Sg.  hatte  Übertritt  in  die  starke  Flexion  zur  Folge; 
doch  s.  Anm.  zu  Boll(en).  Zur  Dehnung  und  Umlautung  des 
Stammvoc.  vgl.  Anm.  zu  Goll  (Bd  II  214).  Das  W.  ist,  ab- 
gesehen von  den  oben  angeführten  Orten,  fast  nur  noch  als 
Flurname  gebraucht,  immerhin  so,  dass  die  appell.  Bed.  im 
Sprachbewusstsein  überall  noch  fortlebt;  das  einigemal  be- 
legte neutr.  Geschl.  erklärt  sich  aus  dem  Einfluss  von  Wör- 
tern wie  ,Holz,  Feld'  uä.  a)  als  einfaches  W.  Boll  AaAar. 
(Wald  gegen  Entfelden  und  Snhr;  n.,  schon  1503  ,das  boll'), 
Möuth.;  SchSt.  (kleiner  Rebenhügel;  n.),  Böl  AaSiglist.  (f.); 
BE.,  Hk.;  L  (n.;  .das  pal.'  1585);  GT.;  Sch;  SNA.  (P-); 
Zg  (n.).  Böl  AaMuri,  Staffelb.  ,3  Juch.  Holz,  das  Boll  ge- 
nannt.' 1653,  AaWett.  Klosterarch.  Bali  m.,  Name  einer 
Anhühe  bei  SchwE.  Vf  Bol  ZBerg  a/I.  ,1m  hof  Tätnow  uf 
pol.'   1536,  ZTöss  Offn.      ,Ein  juchart  [Weinreben]  uf  pol.' 

74 


1171 


Bai,  bei.  bil,  bol.  bul 


1172 


ebd.  ,Auf  dem  Boll'  Aa;  ZSeen.  ,Ab  der  Böl'  ZFlurl.  .Im 
Boll'  AaFislisli.,  Vill.  Im  Böl  ZStall.  Im  Bai  übe"  ZMeil. 
Im  Jlvlli  ZBüml.  Im  Bali  ZMSncb.  ,Dua»  area?  dictse  in 
demo  Boele,  juxta  ]>edem  moutis  Glarneschen.'  1274,  Gl  Urk. 
,In  der  stadt  [St  Gallen]  am  bol  au  der  statt  ringmur.'  Kessl. 
—  b)  in  Zss.  o)  als  erster  Teil.  Boll-Acher  L,  Böl-Egg 
BHk..  Boll-Bach  GEorsch.,  Böl-Kain  BNiederbipp,  ,Boll-Rüti.' 
1545,  ZFäll.  —  ß)  als  zweiter  Teil,  oft  wechselnd  mit  dem 
syn.  Büel  (s.  Bühel).  ,I>as  Eich-Bol  bei  StFideu.'  Yad..  Ingen- 
Böl  Schw..  Üren-Böl  ThWeinf.,  Etten-Böl  ZDiirut.,  .Otzens- 
Böl.'  1522,  Th,  Hesiti-Böl  Schw,  Cheiben-BÖl  ZHittn..  /.<- 
Böl.  ebd.,  ,Pontis-Bol.'  1149,  ZDnterstr.  (jetzt  Buttum-Büel), 
,Beru-Bol.'  1295.  ZRüml.  (jetzt  Bären-Bai),  ,Pfaffen-Bol.'  um 
1340,  ZMeil.,  Büii-Bol  SchwWoller.  (.Rütiboller',  Familien- 
name), ,das  holz  gen.  Schynen-Bol.'  1399,  Seh,  ,ein  acher 
uf  Schönen-Bol.'  1291,  ebd.,  Schvxmdi-BSl  ZF..  im  Spottes-Bäl 
(Abhang)  ZTurb.,  Tüfen-Biil,  Hof  in  einer  Niederung  am  Buchtel, 
Tänd(e)li-BSl  ZBauma,  Uä(te"-Bul  ZSth.  (.Tätenbol.'  1485, 
.Tettenbüel.'  1547,  .Dättenboll.'  1653).  —  c)  Abi.  Bollere" 
Z NSteinmaur,  Bullere"  ZSth.,  Fluni.  .In  der  Poleren',  Ort- 
schaft am  Ftisse  des  Stockhorus  B.  Hieher  wahrsch.  der 
Farnilienn.   ,Bohl'   GT.   (vgl.  Bad),  ,Bollniann.  Boller.' 

Boll  IV  Böl  II.  GoT.;  Th;ZO.,  Dl.  „Ap;  G;u  Th; 
„Z":  coli.,  die  Blütenknospen  der  Obstbäume;  unter- 
schieden als  Öpfel-,  Bire"-B.  Hür  chann  's  wider  e'mal 
Obs  ge",  (V  Böm  sind  a'g'schlage"  voll  B.  ThHw.  ,Viles 
Bol  ab  den  Bäumen  wurde  geschlagen.'  JKHofmeister 
1744.     S.  auch  Boll-Bicker  (Sp.  1120). 

bollacht,  -echtfigj:  1.  kugelig,  knollig.  .Aspho- 
delus,  goldwurz;  die  apoteker  nennend  die  bollacht 
■würz  affodillus.'  Fris. ;  Mal.;  bei  KGesn.  1542  .bol- 
lacht.' .Mangolt  (Rohnen),  welches  rot  ist,  aber  bol- 
lechte  Würzten  gibt.'  Spleiss  1667.  —  2.  „bollachtig, 
-ocht(ig),  holperig,  rauh,  uneben  LG."  —  Bei  2  denkt 
man  an  Strassen,  die  mit  Kugelsteinen  gepflastert  sind. 

Boll(e"),  in  BR.;  Gr;  Ndw;  W  Polle(n)  -  m. 
Ap;  Bs;  B;  Gr  (selten);  GMels,  Rh.;  Th  (PL  Bolle"), 
sonst  f.  —  Kim.  Bölleli,  Bölli:  runder,  kugeliger  Gegen- 
stand. 1.  aus  unbelebtem  Stoft',  runder  Knollen  jeder 
Art  BsStdt;  GRh.,  We.;  Th  ;  Ndw,  kleiner  als  Balle" 
und  von  mehr  oder  minder  zylindrischer  Form  Ar 
(Tobl.).  Bölleli,  jeder  kleinere  Körper,  nur  nicht  von 
Metall,  Stein,  Glas  oder  Holz.  ebd.  Kügelchen  Bs; 
B;  Th.  .Wunderliche  Bölli  und  Bändel'  nennt  eine 
Magd  die  Siegelkapseln  und  -bänder  an  Pergament- 
urkunden BStdt.  En  B.  Chöd  [Erde]  Ar.  Kotknollen, 
wie  er  sich  an  den  Schenkeln  des  Rindviehs,  am 
Saum  von  Kleidern  ansetzt  ZO. ;  Syn.  Bollen.  Spez. 
a)  rundliches  Exkrement,  bes.  von  Pferden  und  (als 
Dim.)  von  Ziegen  oder  Schafen  ÄAFri.;  Bs;  „G;"  Th; 
Zu.  Syn.  Chuglen,  Bumbelen.  —  b)  meist  Dim.,  Kügel- 
chen, wie  sie  etwa  Kinder  aus  weichem  Brot,  genäss- 
tem  Papier  drehen  Bs;  B;  Th.  —  c)  „Mel" -Bolle", 
-Bölleli,  kleine  Knoten,  welche  im  Mehl  entstehen, 
wenn  es  feucht  ist  B;  L;"  Z.  —  d)  PL  Pölle"  GRPr., 
nieist  Dim.  Bölli  B  tw.;  F  (P-J;  GrLuz.  (P-);  S,  sonst 
Bölleli,  Arzneipille  Ap;  B  (geläufiger  als  Biilli,  Bülleli); 
F;  Gl;  Gr;  L;  GSa.,  W.;  S;  Tn;  Ndw;  ZO.  Hätt-mi<* 
(doch]  nüd  so  lang  plöge"  lö"  mit  Hijypokrat,  Rha- 
barbara  ond  Bolle"  vil  ezätera!  Merz.  — ■  e)  grober 
Schrot  zum  Schiessen  „B;"  L;  Uw.  —  f)  Kugeln  von 
Perlen  oder  edlem  Gestein,  Metall.  E"  silbregi  Chötti 
mit  grossen  Pollen  BR.  .Halsband  mit  Granaten  und 
Bollen.'  HPest.  1787.  ,Ein  goldener  Gürtel  mit  lü 
Bohlen.'  1790,  L  Kirchenschatz.  —  g)  Spielball,  in 
dem  Anzählvers:  Risholo,  rosholo  und  der  und  der 
wirft  de"  Bolle"!   G.  —  h)  (in  ZZoll.  veraltend  Boll 


neben  Bolle")  ziemlich  grosser,  runder  (Kiesel-)Stein 
(wie  sie  bes.  im  Geschiebe  der  Flüsse  sich  finden) 
AABb.,  Zein.;  GRÜhur,  He.,  Pr.;  GMels;  Th  (auch 
Chisel-B.):  ZO.,  Zoll.  Nüd  en  iederer  Mürer  cha"  mit 
Bolle"  müre"  ZZoll.  Spez.  von  den  kugeligen  Steinen, 
die  in  die  obern  Schichten  (s.  Bölis,  Bluest)  der  Jura- 
steinbrüche eingebettet  sind  Aa;  Syn.  Ghali) 2  c  (Bd  III 
217).  —  i)  als  Geschoss.  .Weil  die  Vestungen  den  Kug- 
len  oder  Bollen  müssen  widerstehen,  vermeinen  ich,  das 
Wort  Bollwerk  sei  daher  entsprungen.'  Kriegsb.  164 4. 

—  k)  kugelförmiges  Schöpfgefäss;  s.  Gön  (Bd  II  330), 
Gatzen  (Bd  II  572).  —  1)  Pollen  in..  Quaste,  Troddel 
an  einer  Mütze  W.  —  m)  Schlummerrolle  B.  —  n)  wul- 
stige Erhöhung,  z.  B.  an  Kleidern  Th.  —  2.  als  Teil 
von    Pflanzen,    a)  Boll   ZZoll.  (PI.  Bolle").    Böl   ZO. 

—  f.,  Böl  m.  Ap,  Knospe.  .Die  hofiüt  gebend  170  ein 
huobtuochs  dem  von  Hinwil;  das  selb  huobtuoch  sölli 
so  swach  sin,  wenn  man  das  spreitt  uf  ein  wasen,  das 
gens  gras  und  bollen  durch  das  tuoch  mugint  essen.' 
1439,  ZMönchalt.  Offn.  Spez.  oc)  an  Obstbäumen  Aa; 
Ap;  Bs;  B;  Gr;  L;  G;  Sch;  Th;  Uw;  W;  Zg;  Z. 
Guet  Bolle",  Blütenknospen,  im  Gegs.  zu  den  Laub- 
Bolle"  ZZoll.  D'  Bolle"  chömme'd,  lönd-sich  füre",  die 
Knospen  fangen  an  zu  schwellen  Aa;  Z.  Wenn-er  nw 
d'  Bolle"  nanig  icend  moste",  sagt  ein  alter,  erfahrener 
Bauer  zu  jungen,  die  von  der  Fülle  der  Knospen  schon 
auf  eine  reiche  Ernte  hoffen  ZZoll.  .Der  feigbaum 
truckt  seine  b-en  herfür.'  Z  Bib.  1531.  .Gemmas  agere 
dicitur  vitis  autarbor,  b-en  stossen  und  herfür  trucken.' 
Fris.  .Sobald  die  bäum  des  frölichen  glenzen  em- 
pfindend, truckend  die  b-en  heruss.'  RGcalth.  1586. 
,Und  achtet  man,  sy  [die  Früchte]  wären  in  den  B-en 
erfroren;  was  doch  fürkam,  das  kam  vil  später.'  RCvs. 
.Alle  Saft  des  geistlichen  Lebens  ist  aus  ihm,  zu  den 
Früchten  des  geistlichen  Lebens  ist  weder  Bluest  noch 
B-en  vorhanden.'  FWyss  1650.  .Knospe,  Bolle,  Aug, 
die  Boll,  gemma.  cyma,  oculus  surculi,  germen.'  Reh. 
1662.  ,Alle  Stauden  und  Bäume  eröffnen  nach  und 
nach  ihre  B-en  und  Äugelin.  um  ihres  Bluest  sehen 
zu  lassen.'  S  Kai.  1727.  S.  noch  Äug  (Bd  1  132).  Bi- 
heim  3  (Sp.  1093).  —  ß)  an  Weinreben  AaB.;  GRHe. ; 
GSa.;  Syn.  Aug.  Wenn  die  Beb  erfriert  i"  der  Woll, 
trinkt-mer  de"  Wv  us  der  Boll,  d.  h.  es  treiben  neue 
Knospen  AABb.  ErfrüH  der  erst  Wl"  i"  der  Bolle", 
se  sell-mer  die  alte"  Fass  füre"hole*  AAEhrend.,  so 
gibts  viel  Wein.  —  b)  auch  Herdöpfel-B.,  Samen- 
knolle der  Kartoffelstaude  Bs;  B;  GrCIiui';  LE.;  GW.; 
Th;  Uw;  U;  W;  Syn.  Rollen.  —  c)  (Flachs-B.J  Samen- 
kapsel des  Flachses  Ap;  „B;  L;"  GoT.;  SThierst. 
(Dim.);  Tb.  ,Bei  dem  Reffen  [des  Flachses]  wurden  als 
Samen  oder  Bollen,  Blätter  usw.  abgestreift  120  Pfd.' 
Alp.  1827.  Hieher  wohl:  .Hat  am  Sonntag  B-en  ass- 
gleit.'  1601,  ApA.  Ratsprot.  (Busse).  —  d)  dichter, 
knollenartiger  Büschel  von  Samen  oder  Früchten,  wie 
z.  B.  von  Brombeeren  B  (Zyro).  Bölli,  runder  Samen- 
büschel der  Skabiosen,  als  Vogelfutter  verwendet, 
daher  auch  Vogel-Bölli  B.  Bölleli,  Büschel  von  run- 
den Samen  AALeugg.  —  e)  Wurzelknolle  von  Ran. 
fic.  ,Das  Kraut,  welches  bei  der  Wurzel  B-en  von 
verschiedener  Figur,  mehr  oder  minder  lang  oder  rund, 
bekommt,  wird  Feigwarzenkraut  genennet.'  1746,  Z.  — 
3.  Pfianzenn.  oc)  Trollblume,  Trollius  europ.  UwLung. 

-  ß)  Klatschmohn,  Pap.  rhee.  GSa.  —  y)  Teichbinse, 
Scirp.  lac.  LE. ;  doch  s.  Anm.  zu  Fass-B.  —  4.  (in  B 
auch  Bölli)   rundliche,   dicke  Person  Ap;  Bs;  B;  Tu. 


1173 


Bai,  bei,  bil,  bol,  bul 


1171 


Fin  e"  Pollen,  von  einer  gedrungenen  Weibsperson  BE. 

—  b)  ausgelassenes  Kind  ThHw. 

Mhd.  bolle,  ahd.  linlla.  otwas  Kugeliges;  kugelförmiges 
Gefäss,  Knospe;  vgl.  auch  Gr.  WB.  II  231/2.  Über  die  ein- 
silbige Form  Bull,  Bol  vgl.  Anm.  zu  Boli  III.  Das  Geschl. 
des  W.  ist  infolge  überwiegenden  Gebrauchs  des  PI.  im  Sprach- 
bewusstsein  vielfach  verdunkelt.  Wohl  i.  S.  v.  Boll  III  (mit 
bewahrter  schwacher  Flexion)  erscheint  das  W.  in  Flurnn.: 
.auf  der  Bolleu'  ZAndelf.  ,Iu  einer  rietwis  zu  hollen  gelegen, 
stosst  an  des  bollers  mos.'  um  1450,  SchwTugg.  ,Das  Bollen', 
eines  der  Quartiere  des  alten  Glarus.  Zu  4  b  vgl.  btilen  1  c. 
Die  Form  verdankt  ihren  Ausgang  (für  Böli?)  wohl  erst 
secundärer   Anlehnung  au  unser   W.;   s.   Anm.   zu  holen. 

Acher-Bolle":  grosser,  runder  Kiesel,  wie  sie 
bisweilen  in  Äckern  mit  Kiesgrund  begegnen    ZZoll. 

—  Alp-:  =  Bollen  3  a  UwKerns.  —  Emme"-: 
grosse  Kugelsteine,  wie  sie  die  kleine  Emme  als  Ge- 
schiebe führt  und  die  in  den  Mauern  der  ältesten 
Häuser  noch  vielfach  zu  sehen  sind  LStdt.  —  Fuchs-: 
grosser  Schrot  zum  Schiessen  von  Füchsen,  Hasen 
usw.  UwE. 

Fass-:  Teichbinse,  Scirp.  lac.  LE. 
Wie  der  erste  T.  zeigt,  offenbar  eine  Verwechslung  mit 
Typha;   vgl.    Chnu*p   (Bd  III   763). 

Frost-:   Frostblätterchen,  Gänsehaut  GT.  (Pup.). 

—  Gift-:  Giftpille.  Er  het  e"  G.  im  Hals,  ist  ein 
giftiger  Streithahn.  Spbww.  1869.  —  Garns-.  ,Man 
bedient  sich  bei  der  Gemsjagd  [in  GG.]  glatter  Flinten, 
in  die  man  3—4  kleine  Kugeln,  welche  man  Gams- 
bollen  nennt,  ladet.'  Alp.  1807.  —  Geiss-:  1.  (in  Bs 
tw.;  Th;  ZO.  tw.  Geisse'-B.)  auch  dim.,  Ziegenkot 
Ar;  Bs;  Gl;  GiiChur;  GRh.;  Th.  Syn.  G.-Bolderen, 
-Bönen.  —  2.  Pflanzenn.,  =  Geiss-Chnopf  (Bd  III  751) 
Obw.  —  Heiden-Polle":  wildwachsender  Hopfen 
Ndw.  Syn.  H.-Bollen.  —  Hase°-Bolle°-:  1.  Exkre- 
ment des  Hasen  Th.  —  2.  Schrot,  womit  man  Hasen 
schiesst.  ebd. 

Chäs-:  zu  kugelförmigen  Klumpen  geballte  Käse- 
masse im  Käsekessel  SchwE.;  s.  chäsen  (Bd  III  511). 

Vgl.  das  syn.  (Chas-)  Bullen,  wobei  zu  bemerken,  dass  8 
und  ü  schwer  auseinander  zu  halten  sind. 

Chlöpf-:  Samenkapsel  des  Ackerhahnenfusses, 
Ran.  arv.  ZO.  —  Laub-:  Laubknospe  (im  Gegs.  zur 
Blutenknospe)  ZFehralt.,  Zoll.  —  Linsi-:  Samen- 
kapsel der  Linse.  ,Ach  was  ist  [1530]  hungers  er- 
litten, also  das  man  sagt,  etliche  haben  linsibollen 
under  dem  haber  genialen,  bachen  und  geessen.'  Kessl. 

—  Laxier-Bölleli  L  (Ineichen),  -Bölli,  P-  B:  Pur- 
gierpille. —  Mos-Bolle":  =  Alp-B.  LE.  —  Müs-: 
Mäusekot  mTH.  Syn.  M.-Chegel.  —  Mist-:  Pferdekot 
ZBauma.  —  Nase"-Bölli  n.:  Nasenkuppe  B.  — 
Bach-Bolle":  ziemlich  grosser,  runder  Stein  in  Bach- 
betten Z.  —  Bapir-:  meist  Dim.,  aus  Papier  ge- 
drehtes Kügelchen  Bs;  B;  L.  —  Ber-:  Fruchtknospe, 
im  Gegs.  zu  Laitb-B.  Sch;  uTh;  ZDättl.,  Wyl.  ,Die 
subtilisten  Spiritus  aber  gehen  in  die  Bollen,  welche 
allezeit,  schon  in  dem  vorhergehenden  Jahr,  so  schein- 
bar vorhanden  sind,  dass  ein  verständiger  Baursmann 
schon  ermerken  kann,  ob  vil  der  Beerbollen  werden 
auf  das  künftig  Jahr.'  Ziegler  1047.  .Beerbollen, 
gemma.'  Denzl.  1677;  1716.  —  Berg-.  ,Wir  fanden 
rund  zsgedrüekte  und  cylindrische  Schwefelkiese, 
unser  Wegweiser  nennte  sie  Bergbollen.'  JJSchedchz. 
1746,115.  —  Bluest-:  =  Ber-Ji.  Bs  f-Bölleli.  Spreng); 
B;  S;  Z.  .Utriculus,  das  erst  bluestknöpfle  noch  nit 
fürhin    geschloffen,     bluestböllele.'     Fris.  ;    Mal.    — 


Blatt-:  =  Laub-B.  SNA.  —  Ross-:  Pferdekot  Aa 
Bs;  B;  GrCIiui-,  He.,  Rh.;  S;  Th;  Z  (Schulthess).  - 
Ratte"-:  Fruchtkapsel  der  Kornrade,  Agr.  Gith. 
KGesn.  —  Same"-:  Samenkügelchen.  , Weilen  aber 
aus  einem  S.  (der  Runkelrübe)  3 — 4  Pflanzen  hervor- 
kommen.' Z  Bericht  von  den  Futterkräutern  1764.  — 
Sand-:  =  Bollen  1  h  GRHe.  (Tsch.). 

Sar-  B;  LE.,  G.;  üw;  „Vw\  Särbele'  f.  LG.;  SG. : 

1.  Fruchtknospe  („Frucht")  der  Schwarzpappel,  Pop. 
nigra.  aaOO.,  der  Balsampappel,  Pop.  balsamif.  Durh. 
Aus  derselben  wird  eine  butterähnliche,  sehr  heilsame 
Salbe   gekocht   für  Wunden    und  Pusteln    (Zyro).  - 

2.  der  Baum  selbst,  Pop.  nigra  oder  balsamifera  LE., 
G.;  SG.;  Uw.  Syn.  Sar-Bach.  —  Vgl.  auch  Bolle,  Pappel, 
bei   Gr.   WB.   II  232. 

Schaf-:  Schafkot  Th.  —  Schungge"-:  Kose- 
wort G.     Du  bist  en  Sch. ! 

Sehne"-:  grosse  Graupeln,  Schneekörner  (grösser 
als  Bisel)  GA.;  Th;  ZO.  ,20.  Merz.  Regen  und  Sonnen- 
schein, bald  Schneeboll  und  grosse  Wolken.'  UBrägger 
1780  (.Schneebolen.'  1775).  —  schne-bol  len:  grau- 
peln GA.;  Th;  ZO.    Abi.  Schne-bollete-  f.  GA. 

Schwizer-:  ,beim  Bereiten  fetter  Käse  die  glän- 
zend weissen,  leicht  auflöslichen,  etwas  knirrenden 
rundlichen  Käseteile.  Sie  entstehen,  indem  die  ge- 
ronnene Milehmasse  mit  den  Fingern  langsam  zer- 
drückt wird.  Man  setzt  auch  in  seltenem  Fällen  Schw. 
zur  Böm-Süffe,  und  das  ist  eine  gar  zu  köstliche  Berg- 
suppe' Ap  Hirtenspr.  (Tobl.).  Vgl.  Chäs-B.  —  Stech-: 
stachliger  Blütenkopf  der  gemeinen  Eberwurz,  Carl. 
vulg.,  auch  die  Pflanze  selbst  LE.  —  Stei"-:  grosser 
Kugelstein  GRPr.;  Th;  ZO.  --  Trübli-:  Wurzel- 
zwiebeln der  Trauben-Bisamhyacinthe,  Muscari  racem. 
,4.  Juni  für  2'/2  Tag  Träublibollen  zu  sammeln  der 
Rebfrau  35  ß.'  1785,  Z  Haushaltungsb.  —  Winter-: 
Herling  F.     Syn.   Winter-Tröler. 

Zi-:  1.  meist  PI.,  kleine  Hagelkörner,  Graupeln 
GRPr.;  GA.,  Rh.,  Ta.;  Th  (Pup.);  ZSth.  Es  giH  Z., 
es  graupelt.  ,D'  Zibollen  bringen  den  Winter  und  den 
Sommer.'  G  Id.  179u  (Sprw.).  , April:  Donner  und  Zi- 
boll.'  UBrägger  1782.  —  2.  Ziegenkot  Th  (Pup.).  — 
zi-bolle°  Ap;  GRh.,  Stdt;  ZBauma,  dim.  zi-böllele" 
Ap;  GA.,  Stdt:  unpers.,  graupeln. 

Mhd.  zibolle  (neben  zwibolle)  m.,  Zwiebel;  woraus  durch 
den  selben  Prozess  wie  Surbelen  aus  Sar-Bollen  unser  Zibele* 
(s.  d.).  Bemerkenswert  ist,  dass  der  erhalteneu  vollen  Form 
die  urspr.   Bed.  gänzlich  abhanden  gekommen  ist. 

bolle":  1.  „neutr.,  ausschlagen,  Knospen  treiben, 
allg."  —  2.  unpers.,  hageln,  graupeln  GT.;  Th.  Wie 
rislet 's !  Glaub,  es  bolli  fast!  Schwzd.  (G).  —  Mhd. 
bollen  in  Bed.    1. 

ge-bollet:  1.  kugelig  Ap.  —  2.  uneben,  ebd. 

Bollete"  I  f.:  Gebausche  Z  (Dan.). 

bollig,  in  Tu;  Z  (f-b.:  1.  knollig  ZO.  ,Rieb 
sich  mit  seiner  b-en  Linken  das  Gesicht.'  JSenn.  — 
2.  wulstig,  bauschig,  von  Kleidern,  Zeugen  Bs;  Th;  Z. 

—  3.  „steif,  ungeschmeidig  L";  grob  zum  Betasten 
oder  Ansehen,  z.B.  von  Tuch  Bs;  L  (St.b). 

böllelecht:  kugelig.  ,Do  lag  etwas  in  der  wüeste, 
dünn  und  klein,  b.  wie  der  ryff  auf  dem  land  ist.' 
1548,  II.  Mos.;  dafür  .rundlecht'  1667. 

böllele":    1.    unpers.,    graupeln    GT.;    Schw.   — 

2.  Kot    fallen    lassen,    von    Ziegen,    Schafen    Bs.   — 

3.  nach  Zwiebeln  riechen  oder  schmecken  Ap;  Sch;  Z. 

—  1    und   2    Abi.  von  Bölleli,   3   von   Bällen. 


1175 


Bai,  bei,  bil,  bol,  bul 


117(3 


gitzi-böllele":  =  Milden  1  Arl.  (Heim).  —  Viel]. 
verhört  für  ä-bOBden. 

Bolle»  m.  AäF.;  Gr;  LV.;  G  tw.;  Sch;  Schw;  Th; 
Uw;  U;Zg;Z,  f.  Gl;  GrD.  (P-),  L.,  ObS.,  S.,  Scuolrus, 
Tschapp.,  UVatz.,  Val.  (P-),  V,  Valz.;  GSa.,  Bulle- 
rn. G  tw.;  oTb,  Berl.,  f.  Ap  (Tobl.) :  1.  Zwiebel,  und 
zwar  übli.  von  jedem  Zwiebelgewächs  (s.  die  Zss.). 
aaOO.  Insbes.  aber  a)  die  gemeine  Küchenzwiebel, 
Allium  cepa.  aaOO.  Syn.  Zibelen.  De'  B.  ab  der 
Chost  lese",  im  Essen  heikel  sein  ZZoll.  Er  list  de" 
B.  ah  der  Chost,  aber  an  Brädwürste"  chann-er-en 
esse;  Spott  über  einen  Wählerischen,  ebd.  Heil  dir, 
Helvetia!  Brädu-ürst  und  B.  dra"!  Parodie  Z.  .Wenn 
der  Bollen  aufschlägt,  so  schlägt  auch  der  Wein  auf.' 
Sch  Pilger  1875  (Bauernregel).  Was  hesch  ivolle;  Herd- 
öpfel  oder  B.?  Scherzfrage.  Sprww.  1869.  Hä*ä-er 
oder  iee°d-er  Bulle"?  Gassenruf  oTh.  S.  auch  janx 
(Bd  III  51).  Eim  der  B.  stecke",  ihn  durchprügeln. 
Ndw  Kai.  1895.  Eim  zum  B.  haue",  arge  Verweise 
geben  G.  (De")  B.  drüber  brenne",  (unberufen)  seine 
kritischen  Bemerkungen  über  Etw.  machen  LV.;  Ndw; 
Tgl.  .seinen  Senf  zu  Etwas  geben.'  Über  Losen  mit 
Zwiebeln  vgl.  Wih-Nacht  (Sp.  660);  Wartmann,  Volks- 
bot.  9.  Berühmt  durch  seine  Zwiebelzucht  ist  seit 
alter  Zeit  der  Kt.  Schaff  hausen.  ,TJnd  sind  die  Früchte 
rings  verbrannt,  sieht  's  aus  wie  in  der  Höllen :  im 
glücklichen  Schaffhauserland  gerieten  doch  die  B.' 
Lied  zum  eidg.  Schützenfest  in  Schaffhausen  1865 
(Postheiri).  Die  Schaffhauser  selbst  galten  von  jeher 
als  besondere  Liebhaber  der  Frucht.  Daher  die  spöt- 
tische Anrede:  Ir  mänäde"  Bolle" ;  s.  mein-eid  (Bd  1  93). 
Schon  1503  beim  Zuge  nach  Bellenz  vergessen  die 
Schaffhauser  nicht,  unter  anderem  Proviant  auch 
.Bollen'  ins  Feld  zu  nehmen;  s.  Legelen  (Bd  III  1168). 
B.  drüber  abe",  B.  drüber  oben  us  der  undcre"  Trucke", 
B.  drüber  oben  us  der  obere"  Trucke",  B.  drüber  abe" 
(.Schaffhausermarsch')  Z.  Amiiger  B.,  Neckname  der 
Bewohner  von  THAmlikon.  Vgl.  noch  Böllen-Chrueg 
(Bd  III  803),  -Markt  (Sp.  414),  -Bilder,  -Schwcizi, 
-Dünnen,  -Weggen,  -Wäjen.  ,Sägent  sy  [die  Gärten] 
mit  früegem  krut  und  pullen  und  knobloch.'  1490,  G 
Stdt.  ,In  einem  bullen  brüely.'  G  Hdschr.  ,In  diser 
inseien  wachst  grosen  bellen,  brät  [breit]  wie  die 
deller.'  HsStockar  1519.  ,Die  kinder  Israels  wunsch- 
tend  sich  widrum  in  Egypten  zu  den  verlassnen  spysen, 
als  knobloch,  böllen,  louch  [usw.].'  Zwingli.  ,Wir 
gedenkend  der  kürbsen,  peben,  lauch,  b.  und  knob- 
loch.' 1531,  IV.  Mos.;  , zibelen.'  1548;  ,Zwibelen.'  1667. 
,Der  bull  gieng  in  den  beten  uf,  sam  es  im  maien 
wäre.'  Vad.  .Der  knobloch  ist  gar  übel  graten,  der 
b.  will  nit  dick  gnueg  sin.'  NMan.  ,Wer  dem  anderen 
in  dem  krutgarten  an  bluemen,  b.,  knoblauch,  an  krut 
und  andern)  schaden  tuet.'  1552,  TiiWagenh.  Offn. 
,Honig  in  einem  ausgehölten  b.  gewärmbt  und  in  die 
oren  getröuft.  soll  auch  einen  tummen  gehörend  ma- 
chen.' Tierb.  1563.  ,Unio,  ein  zwibelen  oder  b.'  Fris.; 
Mal.  .[Abgabe]  von  fassmuoss  und  anderin,  es  sye 
bonen,  erbs,  hirss,  fänch,  linsen,  böllen  oder  zibelen.' 
1584,  LSchüpfen  Kirchenr.  Loskauf  des  kleinen  Zehn- 
tens in  ZStäfa  um  1620,  wozu  ,Heu,  Hanf,  Flachs, 
Erbsen,  Bohnen,  Linsen,  Hirse,  Fench,  übst,  Kraut 
und  B.'  gehörten.  Bodmer  1894.  ,Wer  B.  gern  isset, 
der  mag  es  am  Morgen  nüchter  tuen,  ist  ein  gute 
Arznei  für  den  Prästen  [die  Pest].'  JJBreit.  1629. 
iDer   Bolle,    Zwibel,    bulbus,    cepa.'    Red.  1662.     .B., 


cepa.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Ein  Viertel  Bullen  kosteten 
anno  1771  in  Ap  7  fl.'  Schläpfer  1839.  —  b)  eine  Art 
Knoblauch  Gr  (Serardi);  SchwE.  Wilde''  B.,  Alpen- 
lauch, Allium  sibiricuni  Schw;  üiw;  U.  —  2.  (meist 
scherzh.)  übertr.  a)  auf  eine  (plumpe,  altvaterische) 
Taschenuhr,  Spindeluhr  Th;  Zg  ;  Z.  Syn.  Zibelen. — 
b)  Huppe,  Pompon  auf  den  Tschakos  ZO.  --  c)  PI., 
grosse  Augen  G.  Syn.  Boll-Augen.  —  d)  dicke  Nase 
Th.  —  e)  Hoden,  scrotum  Z.  D' Sau  heii'd  g'schraue" 
und  g'iceiset,  prezis  wie  teenn-ene"  der  Aushauer  de" 
B.  nimd.  Wolf,  Gespräche. 

Eig.  identisch  mit  Boll(en).  Das  Verhältniss  zu  Diesem 
dürfte  ähnlich  zu  erklären  sein  wie  das  von  Buggel :  Büggel 
(Sp.  1090).  lt.  cipolla,  spätlat.  cepultu,  Dim.  von  cejia,  ist 
wahrsch.  fern  zu  halten;  daraus  vielmehr  Zi-Bollen  (s.  d.) 
mit  Anlehnung  an  unsere  Sippe.  Allerdings  wird  die  Kultur 
der  Zwiebel  so  gut  wie  die  anderer  Gartengewächse  (vgl. 
Chahis,  Münzen,  Peterli,  Win  ua.)  von  Süden  zu  uns  ge- 
kommen, spec.  durch  die  Klöster  vermittelt  sein,  weshalb 
die  Annahme  einer  Entlehnung  der  lat.  Bezeichnung  nahe  läge. 

Gold-:  1.  Bad.  asphodelia  Z  (Apoth.  Vogel).  — 
2.  Zwiebel  des  Türkenbunds,  Lil.  Mart.  GWe.  — 
Gilgen-:  Wurzelzwiebel  der  Lilie.  JJBreit.  1629. 
—  Glesli-:  Hyacinthcnzwiebel  Th;  Z.  ,6  rote  Gl. 
1  fl.  8  ß.'  1797,  Z  Haushaltungsb. 

Heil-:  gem.  Meerzwiebel,  Scilla  raarit.  Z. 

Die  Pflanze  wird  in  Töpfen  vor  den  Fenstern  gehalten 
und  ihr  Stengel  hei  Verwundungen,  nam.  Schnittwunden, 
angewendet. 

Leckers-:  scherzh.  für  Leckers-Bueb  (Sp.  934)  Z. 
Du  L.!  —  Mer-:  =  Heil-Bollen  Th;  Z  (Dan.).  — 
Side"-:  Flachsseide,  Cusc.  epith.  LE.  —  Same"-: 
grosse  Küchenzwiebel,  die  als  zweijährig  gesetzt  wird, 
um  daraus  Samen  zu  erzielen  ZO.,  Zoll.  ,Für  S.  und 
Knoblauch  7  ß.'  1799,  Z  Haushaltungsb.  —  Setz-: 
kleine,  einjährige  Zwiebel,  die  im  Frühling  gesetzt 
oder  ,gesteckt'  wird,  um  grosse  Zwiebeln  daraus  zu 
ziehen  Th;  ZO.,  Zoll.  ,2  Mässli  S.  28  ß.'  1793,  Z 
Haushaltungsb.  —  Steck-:  =  dem Vor.  ZZoll.  ,1  Mässli 
St.  5  ß.'  1790,  Z  Haushaltungsb.  —  Tulipäne--: 
Tulpenzwiebel  Th;  Z.  ,Ein  einiger  T.  ist  etwann  für 
3000  fl.  verkaufet  worden.'  JJUlr.  1727.  ,20  gelb 
gefüllte  Tulpenböllen.'  1820,  Z  Haushaltungsb.  — 
Zingge0-:   (Zwiebel  der)  Hyacinthe  Aa. 

Böller  in.:  Knäuel  grüner  Nüsse,  bes.  Haselnüsse, 
die  an  einem  Zweige  beisammen   sitzen  AaFh. 

Geiss-Böllerli:  =  O.-Bollen  Bs. 

Bö lli  GRHe.,  Tschapp.,  Valz.;  GSa.,  W.,  Pölli  Gr 
Jenins,  Landq.,  Pr. ;  GSev.  —  in.:  1.  grosser  Knollen 
GSa.  Das  ist  e"  rechter  B.,  von  einer  grossen  Kar- 
toffel. Derb  und  scherzh.  für  (einen  grossen,  dicken) 
Kopf  Gr;  GSa.,  Sev.  Der  B.  anschlahn  Gr.  Das  will- 
mer  nid  in  de"  P.  MKüoni  1886.  —  2.  anerwachsener 
Mensch,  Knirps  GW. 

Bol  V  Bol  „VO;  G;  Sch;"  Th;  ZB.,  O.,  Sth.,  Bai 
ZW.,  Bol  SchwE.;  THBerl.  (PI.  Böte"),  Steckb.  -  f., 
lt  St.  „m.":  „was  gekugelt  wird  G."  1.  Baumnuss, 
auch  Haselnuss,  mit  der  beim  Nüssespiel  (s.  äuglen  3 
Bd  I  141,  höcklen  3  a  Bd  II  1126)  geworfen  wird. 
aaOO. ;  sie  ist  in  der  Regel  grösser  als  die  übrigen 
im  Spiel  verwendeten  Nüsse.  Syn.  Bolfdjeren,  Boli. 
„Eine  solche  Nuss  wird  etwa  geöffnet,  statt  des  Kerns 
mit  Schrot  angefüllt,  zusammengeleimt,  mit  Flachs 
umwunden,  endlich  mit  Wachs  oder  Harz  gefestnet." 
.Nimm  so  viel  Taig,    als    ein  welsche  Boll  mag  sein. 


1177 


Bai,  bei,  bil,  bol,  l.ul 


1178 


und  mach  ein  lang  Stritzeln  [usw.].'  XVII./XVIII., 
Arzneib.;  vgl.  Bohren  1.  —  2.  =  Boll-Ei  (Bd  I  17) 
Th;  „allg." 

B oll  VI  m.:  1.  Name  des  Teufels.  XVI.,  L  Hexen- 
prozessakten.  —  2.  Böl,  einfältiger  Mensch.  Sprww. 
1869.     Syn.  Bali.   —    1   wahrsch.  zu  Wien  l  a. 

Bol  VII  Boul  m.:  Donner  PA1. 

Ge-poll  n.:  Lärm,  Gepolter  W. 

hole»  AaK.;  B  (gew.  p-);  „L;«  GRh.,  T.;  Sch;  Th; 
„Obw;"  U,  hole"  AaF.,  Fri.;  Ap;  Bs;  „B"Sa.;  GRHe. 
(p-J;  „L;"  GO.,  W.,  We.;  S;  Tb;  Uw  (auch  p-);  U; 
W  (Ptc.  gipolot);  Z,  boulu"  PAL:  1.  intr.  a)  dumpf 
tönen,  poltern,  rumpeln,  lärmen  B;  „L;"  Uw;  U;  W. 
Heftig  (z.B.  an  eine  Tür)  pochen  Uw;  U.  ,Strepere 
super  ligneo  tabulatu  seu  dolio.'  Id.  B.  's  holet,  wenn 
z.  B.  ein  harter  Körper  gegen  eine  hölzerne  Wand 
geworfen  oder  gestossen  wird,  Kartoffeln,  Äpfel  uä. 
auf  einen  Bretterboden  ausgeschüttet  werden  B.  Er 
hed  der  Chopf  a"g'schlage",  dass  's  recht  poled  hed 
UwE.  Hein  iez  en  wunderbare"  Tön,  en  Wis  vam 
Geisterrlch  vernon.  Bald  holet  's  teuf,  bald  zittret  's 
ßn.  Bomang  1870.  Von  Schüssen  BHa.;  Uw;  U.  So 
polt's  puff  paff!  und  müs-stei'töd  isch  d's  Tier  da 
vor-em  g'lege".  U  Wochenbl.  1877.  Vom  Getöse  eines 
Gewitters,  spec.  vom  Dröhnen  des  Donners  PAL;  UUrs. 
Los,  wie  's  holet!  .Rumplen,  holen  oder  klopfen.'  XVII., 
L  Ansehenb.  —  b)  „schlemmen,  in  Saus  und  Braus 
leben,  bes.  von  jungen  Burschen  in  einer  Schenke  L; 
Obw;  U."  —  c)  sich  (lärmend,  wild,  ausgelassen) 
herumwälzen,  -werfen,  -treiben  Z.  Im  Heu  (ume")  b. 
—  2.  tr.  a)  (etwas  Rundes)  werfen,  schleudern  Aa 
Fri.;  Ap;  Bs;  GnHe.;  GRh.,  T.,  We.;  ScmNnk.;  Th; 
ZSth.  's  ist  'hole",  iva'  g'wurfe",  eins  was  das  andere, 
kein  Unterschied  ScnSt.  (Sulger);  auch  Sprww.  1824. 
Im  gleichen  Sinne :  Das  ist  g 'rollet  wie  'holtet  Th. 
.Bollen,  werfen,  rüeren,  schiessen,  verberare,  jacere, 
mittere.'  Red.  16(52.  a)  mit  dem  geworfenen  Gegen- 
stand als  Obj.,  z.  B.  Kugeln  Ap;  GRh.,  T.,  Schnee- 
bälle Ap;  GO.,  W.;  Th,  Steine  Bs;  GRHe.;  GO.,  We.; 
Th,  Nüsse  Ap,  spec.  von  der  Werfnuss  im  Nüssespiel 
ZSth.  D'  Chegelchugle"  b.  Sehne  b.  Wart,  ich  will-der 
Stä"  bolle"!  Drohung  gegen  mutwilliges  Steinwerfen  Th. 
Auch  intr.:  Ich  ha"  mit  Stei"  )ioch-n-em  [dem  Stiere] 
'holt.  Schwzd.  (Bs).  —  ß)  mit  dem  Ziel  als  Obj.  Bs; 
GRHe.;  Th.  Mer  wend-en  go"  mit  Steinli  hole".  Hinderm. 
1866.  Jmdn  heimpole",  dem  Weggehenden  Steine  nach- 
werfen, wie  Knaben  zuweilen  tun,  um  einem  Kame- 
raden ihr  Missfallen  zu  bezeugen  GRHe.  —  b)  „einen 
Vogel  schiessen,  treffen  BO."  —  3.  glotzen  AaF.,  Fri. 
(Hürbin);  Bs;  vgl.  Boll-Aug  (Bd  I  137).  's  polen-im 
d'  Auge"  wie  Pfluegsrädli  im  Chopf.  Breitenst. 

And.  bolön,  mhd.  M>,  rollen,  werfen,  schleudern;  mhd. 
holten,  poltern.  Von  der  vorigen  Gruppe  (mit  etym.  U)  ist 
unsere  Sippe  zunächst  lautlich  durch  ihr  etym.  einfaches  l 
geschieden.  Doch  ist  dieser  Uuterschied  in  den  meisten 
MAA.  infolge  sec.  Entwicklung  verwischt  (doch  hält  B  z.  B. 
I  und  /(  noch  deutlich  aus  einander).  Um  so  mehr  mussten 
bei  den  von  Anfang  gegebenen  starken  begrifflichen  Be- 
rührungen beide  Gruppen  sich  gegenseitig  beeinflussen  und 
im  Sprachbewusstsein  verschmelzen.  Wenn  wir  also  trotz- 
dem, gestützt  auf  die  noch  vorhandenen  Kriterien,  eine  Schei- 
dung versucht  haben,  so  konute  dieser  Versuch  von  vorne- 
herein nur  unvollkommen  gelingen. 

abe"-:  herunterwerfen  Th.  Nuss  a.  —  ume"-: 
tr..    herumwerfen,    weuig   sorgfältig  mit  Etwas   (bes. 


mit  einer  Obstfrucht,  einem  Metallgefäss)  umgehen 
und  es  dadurch  beschädigen  THEschenz,  Müllh.  — 
a."-böle"  AaK.;  Th,  sonst  -hole":  1.  anwerfen  Bs;  Th. 
Eim  Stei"  a.  —  2.  anglotzen,  anstieren  ÄAHerzn.,  K., 
Künten;  Bs;  S.  —  ver-:  1.  bewerfen  Bs.  Lueg,  wie 
d'  Buebe"  dusse"  sich  mit  Sehne  verhole"!  Mahlv.  — 
2.  durch  Werfen  (auch  durch  Schlag,  Stoss)  verderben 
BsStdt;  B  (-pole");  GWe.;  Th.  Verbölet,  voll  Beulen 
(von  metallenen  Geschirren)  THBoltsh.  Bildl.  De  liest 
Nütmer  z'  verböle",  keine  Zeit  mehr  zu  verlieren  GWe. 
Boler  m.:  1.  a)  =  Chatzen-Grind  1  (Bd  II  766)  L; 
W  (neben  Boler).  In  ä.  Zeit  Wurfgeschütz.  Vgl.  B.- 
Büchs  (Sp.  1004).  ,Vor  Erfindung  des  Schiesspulvers 
kommt  unter  den  Namen  von  Gewerfe,  Blyde  oder 
von  Antwerk,  Boler,  Tümmler  die  Katapulte  vor.' 
vRodt  1831.  , Boler  und  Tümmler'  werden  1303  ver- 
wendet bei  der  Belagerung  von  Wimmis.  vMülinen. 
,N.  N.  füert  phil  gen  Rinegg  und  sand  in  [sandte 
ihnen]  den  boler.'  1405,  Wegelin.  Arbeiten  jeder  ,dri 
tag  an  den  bolern.'  ebd.  Ob  man  gen  Eschental 
ziehen  wolle  und  Kosten  haben  mit  Büchsen,  Bollern 
und  andern  Sachen.  1410,Absch.  Ein  ,bölerlein' erwähnt 
1468  bei  der  Belagerung  von  Waldshut.  vRodt.  ,Mit 
blyden,  bolern  und  gewerfen.'  Etterlin.  ,Man  sehoss 
kuglen  uss  grossen  bolern  3  centner  schwer.'  Vad. 
,Und  fuer  man  mit  katzen,  leitern,  bolern  und  bliden 
an  die  tor.'  ebd.  ,Also  lichend  im  die  von  Costenz 
ir  grosse  bolern  oder  wurfbüchs,  die  si  den  heher 
oder  grossen  schupfer  namptend,  der  warf  ein  stein 
10  centner  schwer.'  Äg.Tscbudi.  .Balista,  ein  kriegs- 
rüstung  ein  maur  ze  feilen,  maurbrecher,  ein  boler.' 
Fris.  ;  Mal.  .Hatten  ein  bölerlin  in  der  bürg,  item 
deren  von  Basel  gross  stuck.'  Würstisen  1580.  ,Bi  dem 
Schloss  Ufhusen  fand  man  bi  unsren  Zyten  ungefähr 
1570  einen  Boler  von  ysenen  Tugen  zusammengefügt, 
wie  ich  dann  diser  alten  Boleren  in  andern  Züg- 
hüsern  mehr  gesehen.'  RCysat.  ,Ein  ysin  Stuck- 
büchsen oder  Boler  gar  alter  Manier.'  ebd.  ,Zwei 
Poler,  der  eine  zu  57,  der  ander  zu  89  Pfund  [die 
Kugel].'  1613,  BStdt.  —  b)  kurzes,  dickes  Schiess- 
gewehr „AaF.;"  L;  W;  „Z."  —  2.  in  BStdt  Böler, 
Dim.  Bölerli  BO.;  S,  Bolerli  LG.  a)  bauchiges,  ovales 
(Wein-)Fässchen,  20 — 100  Mass  und  darüber  haltend 
B;  „VO;"  L;  S.  Bure",  wo  nit  z'  gitig  si",  gäng  nes 
Bolerli  Wi"  im  Cheller  z'  ha",  vo"  dem  d'  Dienste" 
albe"  z'  Nnni  und  z'  Zimmis  üherchömme".  JHofst. 
1865.  G'seht  uf  dene"  grosse"  Fässeren  obe"  so  nes 
chll's  Bolerli  ligge"  und  seit:  Dorin  muess  g'wüss  nes 
guets  Tröpfli  si".  BWtss  1863.  ,So  mögend  die  Wirten 
bis  zwei  oder  drei  Pohler  roten  Wein  einkaufen.'  B 
Weinmand.  1718.  ,2  Boler  halten  ungefähr  6  Säume.' 
1719,  S.  ,Den  4.  Febr.  zwei  Boler  gekauft  5  fl.  7  Btz.' 
Aa  Schloss  Rued  1738.  .Kleine  Landfässer,  Bohler.' 
S  Wochenbl.  1807.  —  b)  Fass  zum  Einbeizen  von 
Äpfeln,  Birnen  uä.  S  NA.,  Thierst.  —  3.  dicker,  fetter 
Mensch,  spec.  von  Weibspersonen  LG.;  W.  —  4.  Haspel 
L.  —  5.  „Nussknacker  AaF."  —  6.  =  Bol  V 2.  .Mein 
Kipper  (Boller)  ligt  wol,  globus  meus  bene  cecidit.' 
Red.  1662. 

Zu  1  vgl.  noch  das  syn.  Bohr.  Die  umgelautete  Ver- 
kleinerungsform könnte  natürlich  auch  zu  diesem  gehören. 
,Kin  wyngarten,  heisst  das  Bolerli.'  1541,  AaWett.  Kloster- 
archiv;  viell.  zu   2  a. 

Für-:  Feuermörser.  , Vier  zu  Nürnberg  gegossene 
feuerpoler,  womit  auf  dem  Breitfeld  der  schützenmeister 


1179 


Bai,  Lei.  bil,  bol.  bul 


1180 


Casp.  Brunner  von  Nürnberg  zur  probe  brennende  für- 
kuglen  abschoss,  wunderbarlich  zu  sechen.'  1528,  B 
Stdt  Missiv. 

Bölere"  f.:  1.  in  Gr  Bölere",  =  Bol  Vi  AaZ.;  Gl; 
Syn.  Bolderen.  Grosse,  sog.  welsche  Nuss  Gr.  — 
2.  =  Bol  V  2  Gl.  B.  werfe".  Syn.  spicken.  —  3.  Kar- 
toffelfrucht GlH.     Syn.  Bollen. 

Harz-Bölere":  aus  schwarzem  Harz  geinachte 
Kugel,  mit  der  man  nach  aufgestellten  Nüssen  wirft 
Gl  (Schuler).  —  Rosel-:  mit  Wachs  abgerundete 
Nuss  zum  Kugeln  AaZ.  —  Spick-:  Nuss  zum  .Spicken' 
AaZ. 

bölere":  „poltern;  knallen  von  Feuergewehren  L." 
.Ab  der  Kanzel  herunter  zu  bolleren.'  1633,  Klüser- 
handel.    —    Mhd.  bollern.     S.  auch  Gr.   WB.   II  233. 

„Bollete"  f.:  Gepolter  L;  Obw;  LT." 

Buli,  Böli  Im.:  1.  von  Menschen,  a)  l'öli,  Einer, 
der  immer  klopft,  Polterer,  Lärmmacher  AAKlingn.; 
BBr.  —  b)  Pöli,  als  Schelte  gegenüber  kleinen  Mäd- 
chen. De  bist  en  P.,  mit  dir  ist  doch  Nichts  anzu- 
fangen, schilt  eine  Mutter  AAMönth.  —  c)  Pöli, 
Schmoller,  verdriesslicher  Mensch  BsRickenb.  — 
d)  Böli,  alberner,  dummer  Kerl  Ap;  Sch;  THSteckb. 
—  e)  Böli,  ein  Glotzender  Bs.  —  2.  Böli,  Popanz, 
Schreckgespenst  für  Kinder  Uw.  Los,  der  B.  chunnt 
und  nimmt-di"'' !  Der  B.  chlopfet!  —  3.  Böli  =  Bol  VI 
B.  —  4.  Pöli,  derb  oder  scherzh.,  (grosser,  dicker, 
harter)  Kopf  B.  -  5.  Bolli  Bs,  „Böli  B"  =FdU-Chappen 
(Bd  III  389).  Syn.  Buli.  .Denen  Kinderen  auf  ihren 
Kindenhäublinen  und  Bollin.'  Bs  Mand.  1769.  .Einen 
sammetnen  Bolly  mit  silbernen  points  d'Espagne  be- 
setzt.' Ende  XVIII.,  Bs.  .JKreters  Frau  rekomman- 
diert sich,  aller  Sorten  Dockenden,  Bolly  und  Haubon 
zu  machen.'  Bs  Wöch.  Nachr.  1790. 

Hieher  wahr  sch.  der  Familienn.  Böli  Z.  .Ursula  Farnen, 
alias  Bolli.'  1554,  ZSth.  .Heinrich  Bolli,  der  Wasserbrenuer.' 
1692,  ebd.  Doch  vgl.  auch  die  Anm.  zu  Paul(ut).  Zu  5  vgl. 
die  Anm.  zu  Sülen-Chappen  (Bd  III  392). 

„Kirche n -Böli:  Person,  die  mit  rauschender 
Geschäftigkeit  minder  wichtigen  Kirchenceremonien 
nachläuft  LG." 

holi-boli:  präd.  Adj.  und  Adv.,  munter,  aufge- 
räumt, guter  Dinge  GrPi\  Villicht  meined-er  [sagt 
ein  Freier],  ich  si-n-i  z'  alte";  aber  ich  bin  noch  so  h. 
wie  e"  Junge''.  GFient  1898.  D'  Schwester  Grite"  hed 
[für  die  Reise]  de"  Spissack  fürher  g'nun  u"d  mer  en 
tolli,  wackeri  Sjiis  und  es  Gütterli  voll  Ubsler  ingepackt, 
und  ich  h.  dürch  d's  Brättigen  üs  und  g'sungen:  Hol- 
driö,  fidiritumde!  ebd.   -   Vgl.  B6IM  (Bd  II   1159). 

bölig:  dumm  Seil. 

bölisch:  sonderbar,  kurios,  von  Personen  L;  Th 
Müllh. 

egg-:  dumm,  querköpfig  ZWollish.  Ist  dann  das 
Chind  eso  e.? 

Ge-böl  n.:  Lärm,  Gepolter.  ,Da  der  abt  das  g. 
[der  Bilderstürmer]  erhört,  kam  er  under  die  kortür 
ze  sehen,  was  es  war.'  1528,  Zwingli. 

pölele":    klingeln,    von    dürrem   Obst   B  (Dan.). 

Hole"  f.:  Rollnuss  beim  Höcklerspiel  TuTäg.  /.um 
Ilorkvr  i/'hiirl  c"  /.'  ,  und  bim  Spil  ist  allemal  e"  Sü.  Sprw. 

böle",  p-  BU.,  sonst  meist  böle"  (in  AAWüren- 
lingen,  Z. ;  B  vorherrschend;  GrPi-.;  Ndw/>-):  wesent- 
lich =  bölen.  1.  intr.,  dumpf  tönen,  rumpeln,  rasseln, 
beim  Fallen,   Schlagen    AABb.,  F.,  Klingn.     Es  holet, 


z.  B.  wenn  der  Regen  auf  das  Dach  niederprasselt  Aa 
Klingn.  —  2.  schlagen,  klopfen,  mit  spec.  Bez.  auf 
das  dadurch  verursachte  Geräusch  Nnw.  .Klopfen,  b., 
polderen,  boperen,  pulsare,  tundere,  ferire,  obtundere.' 
Red.  1662.  —  3.  Etwas  (unsanft)  umherwerfen  oder 
-rollen;  dadurch  oder  auch  durch  Schlagen,  Stossen 
Etwas  beschädigen,  nam.  von  Obst,  Metallgefässen 
udgl.  AaZ.;  B;  G;  Ndw;  Z;  .allidere.'  Id.  B.  Pölets 
Obs,  auch  solches,  das  beim  Fallen  Beulen  bekommen 
hat  B.  (Durch  Klopfen,  Schlagen)  die  Rinde  von 
Etwas  lösen,  z.  B.  die  grüne  Schale  von  einer  Nuss  BS. 
Nüsse"  b.  —  4.  mit  Kugeln  spielen,  a)  s.  chluckeren 
(Bd  III  643).  —  b)  Kegel  schieben.  .Dann  es  ist  alls 
mit  b.  und  briefen  verdriben',  mit  Kegel-  und  Karten- 
spiel durchgebracht.  Genoenb.  —  5.  glotzen  AaF..  Fri. 

ume°-böle°:  1.  tr.  =  bölen  3  Sobw;  Z;  in  Aa 
Würenlingen  mit  der  Nebenvorstellung  des  Rumpeins, 
Polterns.  Iezed  gät  's  denn  an  es  Trölen  uf-em  grosse" 
Maelte'brett,  an  es  Trucke",  U.  [beim  Kuchenbacken]. 
Z  Jugendschatz  1893.  Vor  [Dreikönigen]  dörfet-er  üni 
Süm  [ungesäumt]  was  chlöpft  und  chesslet,  u.  Schwzd. 
(Schw).  —  2.  ummer-pöle",  sich  mit  kindlichem  Spiel 
die  Zeit  vertreiben  GRPr.  Mi"  map  n  ünimäle"  old 
auch  süss  ättes  u.  Schwzd. 

an-böle°:  1.  anklopfen,  z.  B.  an  einer  Tür  Aa 
Dött.  —  2.  =  an-bolen  2  AiFri. 

ver-böle"  AALupfig,  -pole"  BU.,  sonst  -böle"  (in 
BSi.  p-):  tr.,  durch  Umherwerfen,  -rollen,  -stossen 
einen  Gegenstand  beschädigen,  so  dass  er  Eindrücke, 
Beulen  bekommt  AAÄar.,  Klingn.,  Lupfig;  B;  Gl;  SL.; 
Th;  Z.  Syn.  ver-bülen,  -pülligen.  Verbölfeß  Öpfel;  en 
verhüteten  alte  Huet.  Wer  hat  die  Kafitieren  eso  ver- 
bölet? Z.  Was  brüelet  das  Ching  esö  und  isch  ganz 
verholet?  Antw.  0,  es  isch-mer  a"  Bode"  'dätscht  B. 
,Des  bachofens  halb,  so  ich  nüw  machen  lassen  und 
in  Nüwylers  hus  gat,  da  soll  mir  daran  niemer  nützid 
zerbölet  nach  geschändt  werden.'  1592,  Z  Kaufbr. 

Böler,  in  ApK.  BeHler  (Tobl.)  —  m.:  1.  s.  Böl- 
Chnecht  (Bd  III  727).  —  2.  a)  Böler  Sch  ;  Th  =  Böler  1  a 
Sch;  Th;  W;  Z.  .Feurmörsel  oder  Böler.'  Kriegsb. 
1644;  ZNeuj.Const.  1709.  .Mit  einem  kurzen  Fürrohr, 
glych  einem  Böler,  sygen  sy  gen  birsen.'  1646,  Z 
Staatsar  eh.  .Böhler,  Maurbrecher,  balista.'  Denzl. 
1677 ;  1716.  —  b)  =  Böler  1  b  ArH.,  K.,  M.  ,Der  erste 
Schiesset  wird  gehalten  in  dem  Frühling,  und  exer- 
ziert man  sich  mit  Böllern.'  1742,  ZStdt.  ,[Der  Zeiger] 
ward  von  einer  Bölerkuglen  auf  der  Allmend  er- 
schossen.' um  1780,  ZZoll.  Prot.  —  2.  Böler,  kleiner 
Bursche,  Knirps  GT.  —  3.  Böler,  scherzh.,  einziger 
Bruder  unter  vielen  Schwestern  Bs  (Spreng).  — 
4.  Böler  =  Bol  VI  Ap;  Bs  (Spreng);  G.  Nach  Spreng 
mit  Wachs  oder  Pech  überzogen,  um  sie  schwerer  und 
zum  Werfen  geeigneter  zu  machen.  -  5.  Böler  =  BolV2 
TöFr.  —  6.  Böler,  Papierpfropfen,  den  die  Kinder 
durch  das  Blaserohr  schiessen  ApM.  —  7.  Böler,  spöt- 
tische Bezeichnung  eines  grossen  Hutes  Sch. 

Spreng  gibt  weibl.  Geschl.  an,  das,  wenn  richtig,  von 
,Nuss' tlbertr.  sein  wird.  3  ist  bildl.  Anwendung  von  4.  ,Zum 
Böhler',  Hausn.   BsStdt,  wohl  zu  1;  vgl.  Wund  i  (Sp.   122). 

bölere":  =  höckelen  3  a   (Bd  II  1126)    ThJIüIIIi. 

ver-:  =  ver-bölen  SciiSt. 

BAU  AaF.,  sonst  Böli  m.:  1.  „Mensch,  der  Alles 
rauh  angreift,  polternd  macht,  unsanft  absetzt  BO." 
—  2.  a)  =  JBöli  2  AaF.,  Holderb.;  BHk.;  ScuwReich.; 
Uw.    Folg  redlich  oder  i'h  rüefe*  im  B.   UwE.    Figur 


11-1 


Bai,  bei,  bil,  hol,  bul 


1182 


mit  tief  ins  Gesicht  gedrücktem  Hut  AALeer.  — 
b)  Vogelscheuche  AABb.,  Ku.,  St.;  Ni>w.  Syn.  Bö- 
mäuggel.  —  c)  Fastnachtsnarr.  Met  macht  uf-en 
schmutzig  Dünstig  der  Narr  oder  B.  und  spätelet-ech 

am-oien  Moli.  Häffl.  1801.  —  3.  drollig  mutwilliger 
Knabe  aScHW.  —  4.  =  Büli  1  e  AaF.  —  5.  Pöli 
=  Böli  4  B.  —  6.  hochgeschichteter  Holzstoss  auf 
einer  Berghöhe,  der  beim  Nahen  eines  Feindes  als 
Feuerzeichen  dient  B  f.  D'  Glogge'  stürme",  d'  Böli 
brönne":  Alli  üf,  wo  drl'schlah"  chöune"!  GStrasser, 
Landsturmlied.  Mit  Übertragung  auf  den  Standort 
als  Lokalname.  Der  Helige"land-Pö'li ,  Bergkuppe  zw. 
BBurgd.  und  Afi'olt.  (s.  Bd  II  1151),  ,so  genannt,  weil, 
wie  auf  vielen  andern  weithin  sichtbaren  Punkten,  in 
früheren  Zeiten  auch  dort  oben  ein  mit  Brennmaterial 
angefüllter  Holzscherm  stand,  der  beim  Einbruch 
fremder  Truppen  oder  auch  bei  Aufruhr  im  eigenen 
Lande  von  einem  eigens  dazu  gewählten  und  instruier- 
ten BölimanD  als  Signal  für  das  Ausrücken  des  Land- 
sturms  in  Brand   gesteckt    wurde.'    B  Volksztg  1898. 

—  7.  Wurfkugel  beim  Spiel  Eis-marmelen  BKirchb. 
Syn.  Bol  V  2. 

Vgl.  die  Anm.  zu  dem  in  Bed.  2  a  syn.  Böli-Mann  (Sp. 
272).     Bed.   6   kann  Übertragung  von  2  sein. 

Land -Böli:  1.  Vogelscheuche  auf  angebauten 
Äckern  ÄATeufenth.  RA. :  Er  lauft  g'rad  use"  wi  's 
Lampoli,  ohne  nach  den  Seiten  zu  sehen.  —  2.  Land- 
streicher, Lump,  Taugenichts  AAKlingn. 

Bunte"-:   1.  Vogelscheuche  auf  (Hanf-)Äckern  L. 

—  2.  schlecht  gekleideter  Mensch,   ebd. 
Winter-:  zottige  Figur,  die  den  Winter  vorstellt. 

Die  alte"  Tanne"  mit  dene"  länge"  Zottle"  mani'd  Eim 
a"  de"  W.,  wo  i"  der  Ei'sidler  Prattig  abzeichnet  ist. 
JRoos  (LHabsb.). 

Pol  m. :  nur  in  der  RA.  am  P.  an  BHa.  Ich  bin 
am  P.  an,  ich  weiss  keinen  Rat  mehr.  Es  ist  am  P. 
an.  die  höchste  Zeit,  etwas  zu  tun.  —  Identisch  mit 
Bott,   Hügel?   Vgl.   ähnliche  RAA.   mit  Bery. 

Pola'gg  m. :  Polake,  fremd  aussehender  Mensch 
AALeer.;   Th  (auch  JJ-);  Z.     Vgl.  Schlo-,   Schlawagg. 

poläggisch:  polnisch.  Zwingli. 

Poland:  Polen.  HBull. 

Poländer:  Pole.  ,Und  körnend  die  Bolender  mit 
baren,  sy  hatten  aber  kein  bärendanz  nit.'  1521,  Hs 
Stockar.     Auch  bei  Lindinner,  Wthurer  Chr. 

polärggi:  potz  tausend!  Gl  f. 

Polei  m.:  Pflanzenname,  Polei-Minze,  Pulegium 
vulg.,  Mentha  pul.'  Durh.  .Wolgeschniackte  kreuter, 
als  kleiner  costen,  fenkel,  boleyen,  münz,  peterle.' 
Fischb.  1563.  ,Wann  ein  mensch  zuo  fast  schlei'erig 
wird,  der  nem  polei  in  den  round,  und  alwegen  wider 
früsch,  so  vergad  im  der  schlaf.'  Zg  Arzneib.  1588. 
, Todeswunden,  für  welche  kein  Boley  nach  Wund- 
kraut wird  gefunden.'  1(391,  ZStdt.  Spec:  , Wilder 
poley,  teuthrion.  Wildpoley,  ein  kraut,  serpyllus.  Men- 
tastrum,  wilde  münz  oder  wilder  poley.  Zopyron, 
herba  qua  et  Clinopodium  dicitur,  ein  gattung  des 
wilden  poleyen.'  Fris.  ;  Mal.  S.  auch  Hüener-Chöl 
(Bd  III  212). 

, Herz-:  ein  kraut,  pulegium.'  Fris.;  Mal.  — 
Wirksam  gegen  Brust-  und  Magenleiden. 

Bole'nser,  Ba-:  1.  m.,  kleinste  Bremsenart  U.  — 
2.  PoUnseri",    unreinliche    Frau    UUrs.    —   2  mit  An- 


spielung   auf   die  Schweine,    die  aus   dem    Pulensertal    in   (ir 
herkommen.     Zu   1   vgl.  das  Syn.   Schwahli. 

Polente"  (Pal-  GRPr.;  U)  f.,  in  U  auch  m.:  1.  die 
Körner  von  Zea  Mais  LB.;  Schw;  Uw;  U.  G'mal(i)ti 
P.  Schw  ;  U.  —  2.  das  daraus  bereitete  Mehl  Vw, 
auch  P.-Mel"'  ScHwMa. ;  Obw.  —  3.  Gericht.  Brei  aus 
Maismehl,  Polenta  BO.;  Z. 

Bolet,  Bolt:  Personenn.,  Hippolyt.   1525,  ScHwMa. 
Bölete"  GlEIiii,  „Polete"  GROhur" :  Hippolyta. 

Bole'te",  in  Sch  auch  Bulke"  —  f.:  schriftliche 
Anweisung,  Schein,  Zettel  Aa;  Ap;  ZLandsch.  .Durch 
beglaubte  Polleten  und  Schein  erweisen.'  Bs  Mand. 
1667.  .Jeder  Partei  wird  bei  Zukennung  des  Almosens 
eine  numerierte  Bollete  gegeben,  worauf  ihr  Name 
und  die  Summe  des  Monatgeltes  geschrieben  steht.' 
1784,  Z  Almosenordn.  Spez.  a)  Einquartierungsbillet 
Ap;  „VO;"  G;  Sch.  ,Ein  Burger,  do  man  ihm  ein 
ßolete  Inquartierung  geschickt,  hat  ers  nit  annemen 
wollen.'  1653.  L.  —  b)  Passierschein.  ,Dass  der  Land- 
vogt zu  Luggaris  für  das  Korn  auf  dem  Langensee 
.poleten'  gebe.  1528,  Absch.  Niemand  wurde  aus  der 
Stadt  gelassen,  ,er  hette  dann  ein  bolleten  von  dem 
burgermeister.'  Vad.  Massregel  von  Uri,  dass  Ein- 
heimische und  Fremde,  welche  gegen  den  Gotthard 
reisen,  .gewisse  Boleten'  in  allen  Städten  und  Orten 
aufnehmen  sollen.  1627,  Absch.  ,Es  soll  kein  Soldat 
weder  Tags  noch  Nachts  ohne  Erlaubnuss,  auch  nicht 
ohne  P.,  so  von  dem  Obersten  underzeichnet  und  be- 
siglet  sein  soll,  sich  äussert  der  Besatzung  finden 
lassen."  Kriegsb.  1644.  —  c)  Gesundheitszeugniss  in 
Pestzeiten.  , Jedem,  der  mit  B.  aus  gesunden  Orten 
kommt,  wird  der  freie  Pass  nach  Lauis  gestattet.' 
1630,  Absch.  .Gleich  den  Boleten  durch  das  Feuer 
ziehen    lassen    [desinfizieren].'    JHLavater   1668.    — 

d)  hölzerne  Tafel,  zu  Aufzeichnungen  bestimmt?  ,Mstr 
Lorenz  Billing  macht  mir  ein  Poleten  und  soll  mir 
zwei  Poleten  glatt  noblen  und  noch  ein  neue  machen. 
Er  hat  mir  für  '/»  fl.  zwölf  tannene  Täfeli  gemacht 
mit  Pergament  überzogen  und  obige  zwei  alte  Poleten 
an  Pfingsten    zugestellt'    Zubers  Tagebuch    1666.  — 

e)  scherzh.  für  Eisenbahnbillet  Bs;  Th  (Bulit  n.). 
Mlat.   bolleta,    it.   bollelta,   bulletta,    frz.   lallet,    Zettel,    eig. 

besiegeltes  Blatt,  Ton  bulla,  Siegel;  it.  bollettino,  frz.  bulletin, 
Berichtzettel.     Vgl.  auch  Paletten  II  (Sp.  1154). 

Gesundheits-:  Gesundheitsschein.  ,Die  Land- 
schreiber sollen  in  Ausfertigung  der  G.  vorsichtig 
sein.'  1637,  Absch. 

bole'te"  ÄALeuggern,  Wohlen,  Z.;  Bs;  B;  L;  S, 
p-  AALeer.,  Wohl.;  BBr.,  E.,  Si.;  S,  balHe«  ZcStdt: 
1.  lärmend  reden,  das  grosse  Wort  führen,  laut  prahlen 
AaWoM.,  Z.;  BBr.,  Kirchb.;  L;  S.  Syn.  prallten,  pre- 
laggen.  Alls  oder  Nüd!  Hör  üs!  so  boletet  der  Effiger 
[beim  Kartenspiel].  JRoos  1892.  Viel  und  dumm 
schwatzen  AALeugg. ;  L;  Zg.  .Während  die  Honolu- 
lesen  [in  Verfassungsstreitigkeiten]  poleteten,  haben 
die  Zukunftsstädtler  doch  Etwas  zu  Stande  gebracht.' 
Postheiri  1869  (S).  —  2.  lärmen  (im  Zorne),  poltern, 
toben,  aufbegehren  BBe.,  E.;S.  Wüete"  undb.;  chol- 
dere"  und  b.  Hofst.  1865.  Der  het  a"  der  G'mein  gege" 
die  Arme"  'boletet.  ebd.  Er  het  ei"s  mit-im  'boletet, 
ihn  scharf  ausgezankt  B.  , Stürme  ich,  so  boletet  der 
Chef,  stürme  ich  nicht,  so  boleten  die  Mitbürger.' 
Postheiri  (S).  —  3.  lärmen,   ausgelassen   lustig  sein, 


1183 


Bai.  bei.  bil.  bo),  bul 


1184 


Dam.  im  Wirtshaus,  bei  Tanz,  beim  Zechen  AiLeer. ; 
Bs;  BSi.;  „schlemmen,  in  Saus  und  Braus  leben  B; 
L;  S."  .Wir  [die  jungen  Bursche]  giengen  und  tran- 
ken und  poleteten  unserer  Väter  würdig.'  Cotth.  — 
4.  schlagen  S  (schwach  bezeugt). 

Weiterbilduug  von  161™  (Sp.  1177)  mittels  des  Suffixes 
-tttm,   wie  es  in  trumpete*,  hubett*  (Bd  II  955)  ua.  vorliegt. 

er-bole'te°:  durch  vieles  Schwatzen  erzwecken. 
gewinnen.  .Schwätzen  immer  über  Handel  und  In- 
dustrie, haben  aber  noch  nicht  viel  erpoletet.'  Post- 
heiri  1809  (S).  —  üs-:  1.  ausposaunen,  an  die  grosse 
Glocke  hängen  AaWoIiI.  —  2.  mit  lärmenden  Worten 
und  Gebärden  seiner  (zornigen)  Erregung  Luft  machen, 
toben  B.  Mit  Eim  ü.  BHk.  —  3.  ausgelassen  lustig 
sein,  bei  Wein  und  Tanz  BO.  —  4.  „aufhören  zu 
boleten  B;  L;  S."  De''  het  jitz  üs'boletet,  von  Einem, 
der  durch  Krankheit  oder  Tod  niedergeworfen  worden 
ist  B.  —  „ver-:  verschlemmen,  in  Saus  und  Braus 
durchbringen  B;  L;  S." 

Boletete-  f.:  1.  Gelärm  B;  „L;  S."  —  2.  „Ge- 
schlemm B;  L;  S." 

Boleti  m.:  Grosssprecher  AaZoL;  S.  Mängs  Dotze" 
vo"  dene"  Höseler  und  l'uletene".  Hofst.  1805. 

Poletscli:  Suppenkraut,  der  wilden  Petersilie  ähn- 
lich Gr   (lt   Z  Post   1889).    -    It.  poleggio,   Polei. 

Böli  II  m.:  grosser,  breiter  Rechen,  Schlepper,  bei 
der  Ernte  auf  Getreideäckern  gebraucht  TbHw.  Syn. 
Schleipf-Rechen. 

Pöli  I  ApAppenz.,  Böli  III,  BÖli,  Böleli  SchwE.: 
Hippolyt. 

Poli  II:  Apollinar.  ,Poli  Iten,  Ratsherr  von  Zug.' 
1590.  Absch.     ,Polli  Graff.'  XVI.,  ZWthur. 

Rgge"-Bolli  BSi.,  -Böli  FJ.  —  n.:    Regenmolch. 

Syn.  Begen-Molli  (s.  Sp.  172).  Höh  numiiie"  nit  bang: 
langsam  chunnt  z'lest  och  teit,  het  d's  Itegenboli  g'xi-'t. 
DGkmp.  1884. 

Poliater  s.  Arclriater  (Bd  I  434). 

poliere",  in  SchwE.  poliere',  in  Ndw  baliere": 
1.  polieren.  .Narren,  die  für  edelgestein  umb  gross 
gelt  boliert  glas  kaufen.'  LLav.  1587.  ,In  eim  pa- 
lierten  spiegel.'  ebd.  .Einen  gepallierten  Christall- 
stein, welcher  also  row  und  ungepalliert  1100  Kronen 
soll  gekostet  haben.'  RC'ys.  .Gwardiknecht:  Hab  daruf 
gleich  mein  Schwert  scharpf  schüfen  und  ballieren 
lan.'  GGotth.  1619.  —  2.  bildl.,  glatt  tun,  beschöni- 
gen? ARyff,  der  als  Beauftragter  der  Regierung  mit 
ungehorsamen  Bauern  unterhandelt,  empfängt  von 
diesen  eine  Zuschrift  dilatorischen  Inhalts.  Er  ant- 
wortet mit  Ansetzung  einer  Frist  und  bemerkt  dazu: 
.Dieweil  nun  den  Bauern  auf  ihr  vielfältiges  Bollieren 
nicht  zu  trauen,  und  wir  nicht  wissen  mögen,  worauf 
diser  Stylus  gericht,  derohalben  haben  wir...'  Rappen- 
krieg 1594.  -  Zu  der  Form  mit  -o-  vgl.  ür.  WB.  I  1088. 
VII    1977. 

üs-,  in  GA.;  Ndw  -baliere":  1.  auspolieren,  -putzen 
Ndw;  Z.  ,1»'  kilch  darf,  dass  sy  werd  uspoliert.' 
UEckst.  ,Das  schwert  ist  geschliffen  und  auspaliert, 
dass  es  glitze.'  1531/48,  Ezech.  ,Von  Varrone  schreibt 
Columella,  dass  er  den  Feldbaw  ausgepaliert  habe.' 
Rhag.  1639.  —  2.  aufbegehren,  den  Text  lesen  GA.; 
Ndw.  —  us hin  ussi-paliere"  :  hinausfegen,  -befördern 
G.     Si  him-ntieh  vor  Altem  auch  ussipalliert. 


Polierer  m.:  wie  nhd.  .Parlierer,  besetzer,  golt- 
schlager,  sporer',  Gewerbe.  1451,  Bs.  .Balierer-Tax : 
ein  Schloss  und  Federen  und  Fallenschlösslein.'  Bs 
Taxordn.  1646. 

Polieri  f.:  1.  Schleife  (bes.  für  Harnische).  ,Bo- 
lieri  oder  Sehleiffi  uf  dem  undern  Müllisteg.'  um  1560, 
ZStdt;  dafür  1570  ,Poliermülli'  (Vög.-Nüsch.  1  465). 
,Wofer  die  von  Biel  Scblyffinen,  Balierinen  oder  etwas 
dergleichen  erbuwen  wollten.'  1610.  Urk.  —  2.  Büch- 
senschmiede, üstschwz  (N.  Z  Ztg  1892,  Nr  49). 

„Fölling  m. :  welsches  Huhn  UUrs."    —   It.  poUino. 

Bolis  AABrugg.  Linn;  S  (auch  P-)  —  m.:  gew.  in 
der  Verbindung  röter  B.,  eine  Erdart,  wie  sie  als 
oberste  Schicht  in  einigen  Tälern  des  Jura  vorkommt, 
für  den  Anbau  wenig  ergiebig,  z.  T.  zur  Herstellung 
feuerfester  Backsteine  verwendet.   —   Nhd.  .Bolus.' 

Bölis(s)  Bs;  Tu,  P-  BBr.;  Gr;  Th;  ZElgg,  Bölis(s) 
Aa  (auch  P-);  LG.;  Schw  (auchP-);  übw;  U;  Zg  - 
m.  Aa;  Bs;  Schw;  Th;  Zg,  n.  Aa;  Bs;  Schw,  f.  LG. 
(lt  RBrandst,):  1.  Polizei  Aa.  Er  cha"  flueche*  toi 
's  B.,  sehr  geläufig  AAAttelw.,  Ku.,  Mönth.,  Rinik.,  Rot- 
rist. Würenlingen.  —  2.  Polizeigefängniss,  Arrestlokal, 
zunächst  für  Soldaten,  Rekruten  AAWohl.;  Bs;  BBr.; 
Gr;  L;  Schw;  U;  Zg.  I(n)  B.  cho",  miiesse".  Auch 
in  abstr.  S.  B.  übercho"  AAFisib.  Alles  wott-ich  lieber 
lide",  nw  bei"  B. ;  d'  Vögel  und  d'  Ziglner  tollet  's  nid 
tool  im-ne"  Chefi  inne",  sagt  eine  Zigeunerin.  MLienert 
1896.  —  3.  Polizeimütze  der  Soldaten  Th;  ZElgg.  — 
Frz.  police. 

polit:  fein,  zierlich  Gr.  ,Man  kleidete  ein  Knäb- 
lein  als  Genius  des  Frühlings  sehr  p.  an.'  aSpESCHA. 
.Die  Oberengadiner  halten  ihre  Sprach  für  etwas  po- 
liter  als  der  Underengadinern  ihre.'  Sererh.  1742.  — 
S.    noch   Gr.    WB.    VII    1978. 

Politäschi  f.:  kluge  Berechnung,  Winkelzüge 
GrvPi-.  (MKuoni). 

Politiker:  Schlaumeier  ZW. 

politisiert:  gebildet.  .Man  muss  gestehen,  dass 
die  Oberengadiner  weit  politisiertere  und  höflichere 
Leut  sind  als  die  Underengadiner.'  Sererh.   1742. 

politisch,  b-:  1.  stolz,  fein  L  (Ineichen).  - 
2.  klug,  berechnet,  schlau  Bs;  GrPi\;  L;  GF.;  Th. 
Er  ist  e"  Politische''  GF.  Das  Chind  macht  iez  e* 
bolitisches  [verschlagenes]  G'sicht  Z  (Dan.).  , Bloss 
politische  Absichten  bewogen  mich  zu  meiner  Heurat.' 
UBragger   1789.  —  3.  kritisch,  schwierig  Th. 

Polizl  f.:  1.  Staatswesen,  weltliches  Regiment. 
.Eine  rechte  policy  und  regiment  fürschrybt.'  1560,  Z 
Bib.  (Von-.).  ,N.  N.  in  der  Statt  Bern  zum  Schult- 
heiss  erkoren,  welches  in  dieser  Policei  das  höchste 
Ampt  ist.'  Grasser  1625.  .Beide  Stend.  die  Küchen 
und  Policei.'  JJBreit.  1634;  s.  auch  ent-gesten  (Bd  II 
486).  .Der  Friden  ist  die  Seule  aller  Ständen  und 
Poüceien.'  AKlingl.  1688.  .Wenn  sie  beim  Abendmal 
mitmachen,  geschiehet  es  allein,  weil  sie  sich  nicht 
andern  zum  Fingerzeig  machen  und  allerhand  Vor- 
teilen auch  in  der  Policei  berauben  wollen.'  Wirz 
1772.  Auch  vom  häuslichen  Regiment:  ,Er  [ein  Genfer] 
hat  ein  herliche  hauszucht  und  gute  polecei  gehalten.' 
um  1590,  ARvpf.  —  2.  obrigkeitliches  Mandat.  .Wie 
es  aus  verortnet  wart,  find  man  in  der  pollicy  und 
reformaz  oder  ortnung  vom  rot  erkant.'  1529,  Bs  Chr. 


1185 


Bai,  bei,  bil,  hol.  bnl 


1186 


,lias  stot  in  der  pollicy,  «Lie  uf  all  zunft  geben 
wart.'  ebd. 

Polizijer  Ndw.  Polizeier  Bs;  B  —  m.:  1.  Polizist 
Bs  (scherzh.);  BU.  .Sie  hätten  nicht  einmal  Burger, 
die  P.  und  Mauser  werden  wollen;  sie  müssten  Hinter- 
sassen dazu  nehmen.'  Gotth.  ,Viele  haben  wegen 
Kleinigkeiten  geändert,  weil  sie  nicht  Weibel  oder  P. 
geworden.'  ebd.  —  2.  Polizeidirektor  Nnw. 

polizieren:  durch  obrigkeitliches  Mandat  ver- 
ordnen. ,üas  stund  nu  in  gschrift  polliziert  und  ge- 
ortnet,  wie  all  ding  hinfür  solt  gehalten  werden.' 
1529,  Bs  Chr. 

Bfile"  m. :  1.  Damm.  Wall  B  (Zyro).  —  2.  dammähn- 
liche  Wolkenansammlung,  die  sich  wie  eine  Schwelle 
am  Horizont  dicht  über  den  Bergen,  bes.  im  Westen 
bei  Sonnenuntergang,  anhäuft  B  (ebd.).  —  3.  Flurn. 
BRiggisb. 

»bnl  GT.",  buli  Ap;  G  (-ü-  und  -»-,  Letzteres  z.  B. 
im  T.),  p-  G:  Wort  der  Kdspr.  1.  adj.,  schön,  artig, 
allerliehst,  „prächtig."  aaOO.  Syn. püpeli.  Gelt,  Das 
ist  b.!  Nei",  wie  ist  Bas  b.'.  's  Buli-  (in  GRh.  Bali-) 
Händli,  das  rechte  Händchen,  das  man  die  Kinder 
zum  Grusse  darreichen  heisst;  es  war  etwa  durch 
einen  Faden,  bei  Reichen  sogar  durch  ein  (von  den 
Taufpaten  geschenktes)  goldenes  Kettchen  für  das 
Kind  leichter  kenntlich  gemacht  G.  Syn.  's  schon 
Händli.  Vgl.  auch  buli-wäch.  —  2.  subst.,  Bildchen, 
kleiner  Kupferstich  ApK. 

Die  Form  bül  dürfte  eine  blosse  irrtümliche  Abstraktion 
St.s  sein.  Über  die  urspr.  Quant,  des  Voc.  ist  nicht  recht 
ins  Klare  zu  kommen;  docb  weist  das  rheint.  o  auf  Kürze. 
Möglicherweise  ist  das  W.  identisch  mit  Buli,  Hühnchen 
Is.  Pullen  Jll);  zur  Bed.-Entwicklung  böte  Bibi  I  4  (Sp.  912) 
ein  Aualogon.  Doch  lässt  sich  auch  an  dim.  Abi.  von  einer 
Interj.  der  Bewunderung  hu  denken;  vgl.  iiam.  ilieh  (Bd  I  179). 

billig:  =  dem  Vor.  1  „GT."  Bülig,  geschmacklos 
grell,  z.  B.  von  Kleidern  GLichtenst. 

„Bull  I  m.:  ein  einzelner  Laut  von  Gebrumm  oder 
grobem,  dumpfem  Gebell  VO;  Z."  —  Im  Ablautsverhält- 
niss  zu   bellen.      Vgl.  auch  Boll   //. 

bulle"  I:  bellen  S,  „brummen,  brüllen;  grob 
bellen  (von  grossen  Hunden)  Vw;  Zg;  Z."  -  Ahd. 
bullön,  mhd.   bullen,   bullen,   bellen.     S.   auch   buwlen. 

„bullere":  Iterativ  zum  Vor.  VO;  Z." 

Bull  II.  .Bulla,  b.  oder  boll.'  Fris.;  Mal.;  ,b.  oder 
ball.-  Mal.  .Bullatus,  mit  bullen  am  hals  geziert.'  Fris. 

Bulle"  I:    Ledersack.   Ziely  1521.     Syn.  Bulgen. 

bulle"  II  U,  buillu  PA1. :  schäumen,  moussieren, 
Blasen  werfen.   —   It.  bullire,  bollire,  frz.  bouillir. 

bullieren:  mit , Bulle' [Siegel]  versehen.  .[S.Hei- 
ligkeit hat]  uns  das  revers  bullirt  wellen  geben.'  1510, 
Absch.    —   Auch  mhd. 

Bulle"  II  GRJenaz,  Valz.  (Bolle*);  L  (Ineichen),  P- 
ApLutzenb.;  GrPi\  —  f.,  meist  PI.:  1.  (auch  Chäs-B.) 
=  Clids-Bollen  Gk;  L;  .knollige  Teile  des  Käses  und 
Ziegers,  wie  sie  sich  im  Kessel  bilden.'  Tsch.  — 
2.  (Laxier-)Pille  ApLutzenb. 

Chessi-:  .junger  Käse,  frisch  aus  der  Schotte' 
ÜRChurw. 

Bullere"  BO.  (ImOberst.;  Zyro);  GrA.,  Luz.;  LE., 
Rigi;  W,  Bullerne"  GRCont.  —  f.,  fast  nur  PI.:  (auch 
Cliäs-B.)  -  Bullen  1 1.  Syn.  Bulderen.  ,Ber  Senn  zer- 
bricht mit  dem  Käsebrecher,  einem  stachlichten  Stecken, 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


die  grosse  Käsemasse  und  zerteilt  sie  in  viele  kleinere 
Massen,  die  Bullern  oder  Käse-B.  heissen.'  JXScnxv- 
der  1781. 

Pulle"  III  f.:  junges  Huhn  Gr.  Bes.  als  Dim.  Pulli 
Gr,  Bali  ApK.;  BG. ;  L,  Büli  AaF.;  L,  nochmals  ver- 
kleinert Büleli  L;  U,  Hühnchen  (Kdspr.).  S.  auch 
Pullen-Ei  (Bd  I  17),  fähen  (ebd.  716).  —  Aus  dein 
Lat.-Rom. 

büli  ApK.;  GlH..  K.;  GrPt.,  Seh.;  W,  buli  L: 
(meist  mehrfach  wiederholt)  Lockruf  für  Hühner. 
Syn.  bili. 

Pulle"  IV  f.:   Spreu  ÜRChur.  —  It.  pvia. 

Pulipälie"  f.  :  Tulpe  Ap  (selten).   —   Für  TulipSnen. 

l'ulisung,  PI.  -unge"  —  m.:  Grobian  Schw.  —  Frz. 
polisson. 

bulu:  Nachahmung  des  Knalls  eines  Geschützes 
in  der  Kdspr.  ScaSt.  (Sulger).    Syn.  pü(dü)  (Sp.  914). 

Bul  ZO.,  Stdt  tw.,  Wytik.,  sonst  Büle-  (P-  B  vor- 
herrschend, Bälle",  P-  BO.,  Pül(l)e*  BSi.,  Pxeüen  BBr., 
Büele"  GRObS.)  —  f.,  in  ZO.  n.  (PI.  Bül,  BiilerJ  — 
Dim.  Buli  ZO. :  1.  a)  Beule  als  Erhöhung,  Schwel- 
lung am  menschlichen  Körper  Ap;  Bs;  B;  GlK. ;  Gr 
Pr.,  Valz.;  LG.;  G;  Th;  Uw;  W;  Z.  !"•  träge"  mengs- 
möl  Bider  umme"  wie  chöpfig  Chrättcn  und  wie  Trum- 
me".  Volksbühne  1898.  [Ich]  hau-dich,  bis  d'  Löcher 
und  Bider  hast.  Stütz.  RAA. :  Besser  e*  B.  weder  e" 
Loch  Tu.  Emm  Bide"  of  de"  Chopf  schwätze",  Einem 
einen  Bären  aufbinden  Ap.  Chibe"  (G),  erpen  (Gr 
Grüsch,  Valz.)  macht  hei"  B.;  vgl.  Bläter.  Spez.  von 
der  Pestbeule.  Jch  hat  ein  bylen  under  dem  linken 
arm.'  1564,  Andr.Ryff.  ,Wie  die  bülen  und  pesten- 
lenz  geweichet  solle  werden,  das  sy  Rechtlich  ussgat.' 
Zg  Arzneib.  1588.  S.  noch  an-gän  (Bd  II  17).  Übertr. 
auf  die  Krankheit  selbst.  ,By  der  buess  für  den  gähen 
tod  und  die  bül.'  1473,  LHitzkirch.  ,Mag  er  dir  die 
bül  vertryben,  so  ist  sy  dir  vertriben.'  Zwingli.  Jch 
wollt,  dass  in  die  bül  angieng.'  HBull.  1533.  .Pestis, 
die  pestilenz  oder  beul.  Avertere  pestem,  die  pesti- 
lenz  oder  beul  abwendig  machen.'  Fris.;  Mal.  ,Hand- 
werksleut,  die  man  nicht  braucht,  dieweil  sie  die  Bül 
im  Haus  haben.'  JJBreit.  1629.  ,1567  regiert  die 
Bülen  alhie  fast.'  1633,  L.  , Einsmals  da  fallt  man 
hin  ins  Bett  und  an  der  Beul  stirbt  auf  der  Stett.' 
JMaul.  1674.  —  b)  Beule  als  Eindruck,  Einbuchtung 
BSi. ;  Gr  ObS.,  S.,  Scuolms,  Tschapp. ;  Th  ;  Uw ;  Z.  Syn. 
Bück.  Mit  de"  blosse"  Chnödlene"  Bider  in  en  ohon- 
nene"  [abornenen]  Tisch  i'e'schlah".  JSenn.  , Allen 
husplunder  sol  sy  radtsamen,  besseren  und  nit  zer- 
stoossen,  zerbrächen  oder  vollen  bülen  füllen,  zer- 
ryssen,  zerfiesen  und  gar  zergon  lassen.'  HBull.  1540. 
—  2.  Ballen  von  Butter  GW.  Die  Butter  von  meh- 
reren Tagen  wird  zunächst  aufgeschichtet  und  dann, 
wenn  1 — 2  Zentner  beisammen  sind,  zo-n-ere"  B.  zu- 
sammengeknetet.   Diese  Butter  heisst  Büle'-Schmalz. 

Das  W.  berührt  sich  begrifflieh  und  tw.  auch  lautlich 
mit  Bühel  (Sp.    1094). 

Not-  s.  Hand-Bueb  (Sp.  931). 

Winter-:  Frostbeule  ZS.  Wer  Frostbeulen  hat, 
stelle  sich  an  ein  fliessendes  Wasser,  während  es  zu 
Grabe  läutet,  und  spreche:  ,Es  lütet  dem  N.  N.  ins 
Grab,  nimm  mir  mini  Winterpülen  ab.'  HZahler  1898 
(Z).  —  Vgl.  Merzen-Büdi  (Sp.  1098),  das  viell.  besser  hieher 
gezogen   wurden    wäre. 

75 


1187 


Hai— bnl.    I'.allt    hnlb.    Baleh— buk 


1188 


ver-büle":  voll  Beulen  machen,  nam.  von  Metall- 
gefässen,  einem  Hut  udgl.  ScHSt. ;  Th;  Z.  Syn.  cer- 
bölen.     Bes.  häutig  im  Ptc.  verbükt. 

Bülenz:  Beulenpest.  ,Da  ist  er  an  der  Bülänz 
gestorben.'  SchwKü.  (ä.  undatierte  Quelle).  —  Kon- 
tamination aus  BüJeu  und  Pestilenz. 

Büli  m.:  =  Bülen-Chappen  (Bd  III  392)  ZWein. 
(Dan.),     Syn.  Boli  5  (Sp.  1179). 

ver  -  p  ü  1(1) ige":  durch  Hin-  und  Herwerfen 
Etwas  verderben,  so  dass  es  voller  Beulen  wird  BSi. 
Syn.  ver-bolen. 

v er-\n\l(\)nc":  =  ver-bühn  BSi.  E"  verpulneter 
Hnet. 

l'iiliand:  Übername  eines  Ritters  von  Eptingen; 
s.  Bs  Neuj.  1885,  21.   —   Zu  mhd.  puljan,  Kuppler? 

bülige11,  p-:  lärmen,  poltern  BSa.,  Schw.,  Wählern. 
Syn.  holen.     Es  bülliget-nen  an  der  Tür.    JJRomang. 

Buel  (PI.  Büel)  m.  ApK.,  sonst  Dini.  „Bueli  Ap", 
Büeli  BsL.  (Spreng);  „VO;"  GrD.,  L.;  S  (BWyss): 
.Holdschaft,  Buhle  oder  Buhlin,  Liebster  oder  Liebste, 
amasius,  procus,  amasia,  amicula'  BsL.  (Spreng).  Siehe 
noch  Maien  (Sp.  7).  Spez.  a)  Liebhaber  ApK.  (Tobl.). 
—  b)  Liebste  „Ap;"  GrD.;  S,  „besonders  eine  durch 
das  Loos  zugeteilte  Liebste  VO";  s.  Fasten-Büeli. 
's  meint  Mänge'',  er  heig  es  B.,  dö  füert-im  's  en  An- 
dere* hei'".  BWyss  1865.  Mi"s  B.  geid  über  Sapiiner- 
Steg  GrD.,  L.  (Volksl.).  I"  mines  Büelis  Garte",  da 
stä"  zweu  Bäumeli.  Tobl.,  VL.  Chönnt-ich-dich  denn, 
mi"s  Vreneli  lobesam,  so  lang  ich  leb,  für  mt"s  liebe 
Jlühlin  han.  1756,  Jura-Schwarzwald.  .Michel  N.  soll 
in  den  turn  und  sin  bull  in  das  narenhüsslin  gelegt 
werden.'  Sch  Ratsprot.  1549.  ,Büel,  amica.  Das  büele, 
amicula.'  Mal. 

Fasten-Büeli:  1.  „die  in  den  letzten  Tagen  des 
Carnevals  für  die  Fastenzeit  gewonnene  Liebste  VO", 
Mädchen,  das  ein  Bursche  am  Vorabend  der  Fasten 
zum  Tanze  führt  SchwNuoI.  —  2.  Geschenk  (schöne 
Weste,  Blouse  oder  seidene  , Welschlandkappe'),  das 
ein  Mädchen  seinem  Tänzer  zu  Mittfasten  [vgl.  Jung- 
feren-Fasnaeht  Sp.  655]  gibt  UwStans. 

buele":  1.  a)  intr.,  sich  um  ein  Mädchen  be- 
werben Ap;  B;  F.  Um  Eini  b.  Ap;  B.  ,Dass  mäniklich 
iro  [der  Phryne]  nachstellet  und  umb  sy  buolet.'  Tierb. 
1563.  ,Er  habe  schon  lang  umb  sie  gebulet  und  ihr 
die  Ehe  versprochen.'  1686,  ZSth.  Auch  übertr. :  ,Der 
cardinall  bulet  umb  [d']  Züricher,  sy  sölten  mit  im 
zum  bapst  zien.'  ThPlatt.  1572.  ,Der  apt  von  Rhinow 
buolet  heftig  um  gmeine  statt  von  wegen  der  nidem 
gerichten,  ob  im  die  möchtind  zuo  koufen  geben  wer- 
den.' JJRüeoer  1606.  „Verliebten  Umgang  pflegen, 
nächtliche  Besuche  machen  oder  annehmen"  Ap;  „Vw;" 
W.  Wisser  Wi"  ond  Brannte'wi"  ond  Wasser  ab  der 
Röre":  euer  Sjiine"  tar-ich  nomine"  me,  b.  will-ieh  höre" 
Ap.  —  b)  tr.,  ein  Mädchen  nächtlicher  Weile  be- 
suchen GWe.;  in  ä.  Spr,  geradezu  =  beschlafen.  Der 
N.  N.  het-mich  och  e'möl  'buelet  GWe.  ,Der  elter  bruo- 
der  dem  jüngeren  sin  frouwen  buoleti.'  1544/73,  LTMet. 
Chr.  .Hab  gehört,  dass  ein  geissmännlin  sein  munter 
buolet.'  Tierb.  1563.  ,Zwo  [Töchter]  wurden  ihm  von 
zweien  seiner  undertonen  gebuolet  und  im  Julio  aus 
dem  schloss  entführet.'  Wurstisen  1580.  —  2.  =  Ime- 
belen  l  BGr.  (H   KWMttller  1848). 


ver-:    (die  Nerven)    durch    übermässigen    Liebes- 
genuss  abstumpfen  GrL.     Den  Chütsel  r. 

Bueler  m.,  Bueleri"  f.:  Person,  die  liebelt  W. 
Mit-.  .Rivalis,  ein  gemeinder  oder  mitbuoler.'  Fris. 
Bueli  m. :  Nachtschwärmer  AiLeugg.  (selten), 
buelige"   B  (Zyro),    „büeligen    BO.":    verliebten 
Umgang  pflegen. 

büelele":  liebeln  Ap.     Er  büelelet  e*  Betzli. 
Büel  m.:  Popanz,  Schreckbild  BHk.    Syn.  JSö7i  2  a. 


Balb  — bulb. 

Baibier  AALeer.;  BE.,  0.  (lt  Zyro,  neben  -terer); 
Gr.  Balbierer  Ap;  Bs;  Gl  —  m.:  Barbier.  .Tonsor, 
schärer,  balbierer.'  Fris.;  Mal.  ,Des  gottshuses  bal- 
bierer oder  scheerer  hat  [als  Einkommen]  an  kernen 
5  mütt.'  1596,  AaMuH.  Lt  handschriftlicher  Eintra- 
gung in  einem  S  Kai.  von  1717  empfängt  ,der  Bal- 
bierer für  meinen  Bruder  und  Carli  wie  auch  für  mich 
für  den  jährlichen  Balbiererlohn  4  Müth  Korn.'  .Bal- 
bierer' verrichteten  auch  den  Dienst  von  Chirurgen 
und  waren  als  solche  beim  Heere  angestellt;  vgl. 
Kriegsb.  1644,  21;  Kriegsr.  1704,  15.  ,Das  seind  die 
unerfahren  Schärer  oder  Balbierer  und  Bader,  die  ihr 
Kunst  und  Arzny  uf  der  Küe-  und  Bossweid  gelehrnet.' 
RCts.  .Darum  gang  wieder  heim  zum  Haus,  lug  um 
ein  guten  Balbierer  aus,  dass  er  dir  heile  deine  Tatzen, 
damit  du  wieder  könnest  kratzen  [Zuruf  an  Bern].' 
Vilm.  Schlachtlied  1656.  ,Es  solle  den  Burgern  frei 
sein,  ob  er  sich  eines  Docters  oder  Balbierers,  er  sy 
frömd  oder  heimisch,  bedienen  wollte.'  1646,  GrCIuu-. 
,Der  Balbierer,  der  den  Schaden  [Wunde]  verbunden.' 
1687,  ApA.  LB.  ,Was  in  letster  Krankheit  mit  Dok- 
tern und  Balbiereren  aufgangen.'  L  Stadtr.  1706/65. 
S.  noch  Schräpf-Gadem  (Bd  II  120). 

Aus  Barbier  durch  Dissimilation  der  beiden  /•,  ähnlich 
wie  in  mhd.  mülber  gegenüber  ahd.  mür-beri,  zu  lat.  moroiM  ; 
Almare  (Bd    I    1S9)  gegenüber  lat.   armariujn. 

halbiere*,  Ptc.  gebalbiert  GR7Ger.:  barbieren, 
rasieren  AaF.,  Leer.;  Ap;  B;  GrCIiui-,  He.,  7  Ger.;  L; 
G;  Z;  Syn.  harten.  Man  unterschied  das  B.  über  den 
Löffel  und  über  den  Daumen,  je  nachdem,  um  das 
Rasieren  zu  erleichtern,  die  convexe  Seite  eines  Löffels 
oder  der  Daumen  an  die  Innenseite  der  Wange  ange- 
drückt wurde;  vgl.  Gr.  WH.  VI  1122.  Daher  die 
Frage:  Witt  über-''e"  Düme"  oder  über-^e"  Löffel  hal- 
biert si"!1  L.  Eine"  über  de"  Löffel  (auch  öni  Seipfe" 
L  lt  Ineichen)  b.,  überlisten,  allg.  .Vetter  N.  N.  gab 
ich  ein  Schermesser:  soll  mich  fünf  Mal  darfür  hal- 
bieren.' 1666,  Tageb.  Zuber.  ,Dem  Schärer  zu  b.  10  ß.' 
1689,  ebd. 

Bnlbette".  Kigeli,  Bullbette"  werden  als  Gerichte 
am  Hochzeitsmahl  genannt.  Balz  1781.  —  Zu  frz.  Imlhr. 
it.   i.ulh,,.    Kunlh'ugcwachs,  Zwiebel? 


Balch      inili.li. 

Balche"  1:  1.  Balle"  m..  wie  nhd.  Balken  AaF.. 
Ke.,  Leer.,  Mumpf,  Scherz;  Bs;  BSchangn.;  LG.  (PI. 
unver.);  ScHWArth;  UwStans ;  Z  und  auch  sonst;  doch 
nirgends   recht  volkstümlich,    sondern    moderner    ans 


118!» 


Balch,  belch,  bilch,  bolch,  bulch 


1190 


der  Schril'tsjir.  entlehnter  Ersatz  für  die  alteinheinü- 
schen  Synn.  Trumen.  Trämcl,  Baum,  Band  usw.  Spez. 
Unterzug  AaDöU.  Lure''  B.,  ein  in  der  Hohe  der  Ge- 
vierte über  die  Scheidewand  zwischen  Stall  und  Tenne 
laufender,  tw.  freitragender  Spannbalken  AAScherz 
(Zimmermannsspr.,  lt  Hunz.);  vgl.  Ehrenbergs  Bau- 
lexikon unter  .Leerbalken.'  In  der  ä.  Spr.  auch  in  der 
Form  .balk-,  so  1530,  Matth. ;  Fris. ;  Mal.;  Red.  1662; 
Z  Bibel  1707.  —  2.  Balche'  Gl;  ZBreite,  Dattl., 
Hengg.,  0.,  Tu.,  Wang.,  Wülfl.,  Wyl  (PI.  Balche-  '10., 
Russ.,  Tu.,  Dim.  Bälchli  ZLunn.,  Bälchli  ZÄsch,  Mettm., 
0.,  Tu.,  Zoll.),  Bäle*  AaAIUsw.;  L;  GA.,  Batzenh., 
Bütschw.,  G.,  S. ;  Sc/HwMa.,  Pfiff.;  ZÄsch,  Birm.,  Hau- 
sen, Hoinbr.,  Eappel,  Kn.,  Lunn.,  Mettm.,  0.,  Seen,  Stäfa, 
Tö„  Wäd„  Wülfl.,  Zoll.  (PI.  Bäh'  ZZolL,  Bäh*  GG.,  S.; 
ScawMa.;  ZO.,  Stäfa,  Dim.  Bäleli  ZO.),  Balke",  bzw. 
Balgge"  BG.,  0.,  Schw.,  Sigrisw.;  Gr  (auch  1'-);  PAger; 
GSa.,  Weisst.;  TB.;  UHosp.,  Seh.,  Sil;  WKippel,  Lax, 
Münster,  Baron,  St  Nikiaus,  Turtm.  (PI.  Balke'  W,  P- 
GrD„  Bälke"  BHa„  L.,  R.;  GRHe.;  USch.,  V-  GRPr., 
Dim.  Balkli  BHa„  Balkji  PAger,  Balki  WRar.,StNikl„ 
Simp.,  Bälkli,  P-  Gr;  GSa.,  We.;  UBürgl.,  Bälkji  B 
Adelb.)  -  m.,  in  ZDättLKappel,  Wäd.,  Zoll,  f.,  in  GlH. 
n.:  im  Wesentlichen  =  Laden  5  (Bd  III  1065).  a)  Ver- 
schluss einer  Luft-  und  Lichtöffnung  in  der  Aussen- 
wand  von  Gebäuden,  bzw.  die  Öffnung  selbst  Gl;  Gr 
ObS.;  ZÄsch,  0„  S.  Syn.  Beim  (Sp.  898/9);  vgl.  auch 
Heiter-Loch  (Bd  III  1032)  und  s.  Tag-Loch  (ebd.  1040). 
Mauerüfl'nung  unter  dem  Dache  Gl.  Oberi  und  underi 
Bälchli,  viereckige  Öffnungen  am  Helm  des  Kirch- 
turms von  ZZoll.  unterhalb  der  Nasen  (s.  Nasen  7 
Sp.  800).  Bei  Verleihung  eines  an  die  Kirchhofmauer 
bei  den  Augustinern  stossenden  Hauses  wird  bestimmt: 
.Das  kein  baichen  da  nit  sol  gemacht  werden,  die 
über  den  kilchhof  sehe,  umb  das  sy  und  ir  nachkomen 
kein  getrang  davon  habint,  und  ouch  nützit  uf  den 
kilchhof  da  hinus  geschüttet  ald  geworfen  werde.'  1426, 
Z  Staatsarch.  ,[Die  Hexe]  luf  die  wand  uf  unz  uf  den 
balken  und  wollt  den  garter  ab  dem  bet  werfen,  und 
da  sy  in  den  b.  kam,  da...'  1459,  Gpd.  .Duo  sy  ducht, 
dass  ir  genuog  wäre,  duo  gieng  einer  in  ein  balken 
und  blies  syn  hörnli.'  1468,  Weisses  Buch  (Beschrei- 
bung der  Einnahme  des  Schlosses  Rossberg).  ,Do  die 
Vergicht  zum  Balgen  us  verlesen  ward.'  Ardüser.  — 
b)  =  Laden  5  a,  der  t.  nach  altem  Brauch  zum  Auf- 
ziehen und  Hinunterlassen  eingerichtete,  t.  in  Angeln 
hangende  Fensterladen  BO.;  Gr;  GO.,  Sa.,  S.,  T.;  Schw 
Ma.,  Pfäff.;  TB.;  U;  W;  Z;  in  G  (lt  Zahner)  im  Unter- 
schied von  Brittli  nur  die  letztere  Art.  Auch  vom 
modernen  Jalousieladen  BHa. ;  GRHe.;  ZZoll.  D' Baien 
abe'lä",  uetue".  D'  Bälke"  ubere"  schletze",  rasch  auf- 
ziehen USch.  Am  Palge"  poplen-scli  [die  Burschen] 
und  tüent  d'  Bed  verchlrc",  bir-ne'  d'  Meigge"  Antwort 
gend  GrV.  Der  Wind  hat  alli  Balggen  und  Türini 
üf  und  zue  g' schlag W.  W  Sagen,  's  Pfarrhüs,  mit 
grüene"  Bälle"  und  wies  wie  Sehne.  Stütz.  Loset,  wie 
d'  Bälche"  zuetätsche'd  im  Wirtshüs!  ebd.  Si  tuet  's 
Feister  üf  und  's  Bälchli  und  bieget  abe".  JSenn.  Mai- 
teli,  tue  de"  Balle"  zue!  's  chunnt  en  Tragünerbueb 
[usw.].  Volkslied  (Stutz).  .Er  wurde  1469  von  einem 
herabfallenden  Baichen  ersehlagen.'  VöG.-Nüsch.  (Z). 
S.  noch  an-char  (Bd  III  421),  nüschelen  (Sp.  834). 
Fensteröffnung  GrD.,  Nuf.  Fenster,  bes.  kleineres 
GrAv.,  Nuf.;  PAger;  TB.  Die  gugget  der  ganz  Tag 
am  B.  GuAv.    Ist  schlimmer  a's  e"  Mus  und  hed  me 


l'algge"  a's  d's  Chünigs  Hüs  GrD.  (Bätsei  vom  Finger- 
hut). —  c)  =  Fall-Laden  2  (Bd  III  1066),  z.  B.  die 
Falltür,  die  den  Eingang  (von  der  Stube  aus)  zur 
Stubenkammer,  zum  Keller,  zum  Dachhoden  ver- 
schliesst  BR. ;  GrD.;  GBütschw.;  UUnterschächen ;  Z. 

—  d)  =  Ofen-Loch  2  (Bd  III  1022)  BG.,  Innertk.;  GrD.; 
GA.,  Bütschw.,  G.,  S.;  ZO.  (selten).  -  c)  Dim.,  =  Fueter- 
Laden  (Bd  111  1067)  ZBauma.  —  f)  in  kaminlosen 
Häusern  ein  beweglicher  Schieber,  womit  das  Rauch- 
loeh  im  Dach  neben  der  First  geöffnet  oder  geschlossen 
werden  kann  Grü.;  UUnterschächen.  Syn.  Rauch- 
Teckel.  —  g)  Verschlusslädchen,  bzw.  Öffnung  am 
Taubenschlag  Z.  D'  Tübli  fluge'd  zum  Bäleheli  üs. 
Stutz.  --  h)  vorzugsw.  Dim.  Balggi,  Oberfiügel  an 
einer  Pforte,  Türchen  an  Schränken  udgl.  (zum  Unter- 
schied von  der  grössern  Tür,  Port),  in  Angeln  han- 
gender oder  in  Schubleisten  gehender  Verschluss  klei- 
ner  Guck-    oder   Luftlöcher    in    Fensterläden    W.  - 

—  3.  von  2  übertr.  a)  =  Fall-Laden  4  (Bd  III  1066) 
„BO.;"  W.  —  b)  =  Fall-Laden  5  „BO."  —  c)  Balkli, 
„Brustlatz  BO.;"  Flügel  am  .Brüstchen'  der  Berner 
Tracht  BHa.  Si  hein  durch  's  Land  ab  eso  heji  [hohe] 
Balkleni.  —  d)  Balgli,  rechtwinkliger  Einschnitt  am 
Ohr  der  Schafe,  als  Erkennungszeichen  Gr  ObS.  (s. 
Bühler  26).  Bälggli,  Viehmarke  GWe.  —  e)  offne 
Stelle  am  bewölkten  Himmel  GlH.  D'  Sunne"  het 
grad  durch-n-es  Baichen  use"  g'schine".  —  4.  Bäle", 
offner,  nur  durch  eine  niedrige  (etwa  2'  hohe)  Scheide- 
wand von  der  Tenne  getrennter  Raum  zur  Aufbe- 
wahrung von  Getreide,  Heu  usw.  AAAlt..  Bern,  (auch 
Balke"),  Botenw.,  Brittnau,  Brugg,  Habsb.,  Kaiseraugst, 
L.,  Lupfen,  Oftr.,  Rem,,  Rin.,  Seengen,  St.,  Vill.,  Vilm. 
Syn.  Bahn,  Wähnen.  .Wenn  einer  frouwen  ir  erb  valt 
im  baichen  [Gegs.  ,uf  dem  veld'],  so  soll  si  han  den 
dritten  dröschen.'  1495,  AAVilm.  Gerechtsame.  — 
5.  Balkon,  Erker.  ,Ob  der  stuben  jeehlicher  sol  ein 
balche  sin  mit  zwein  venstern  und  sol  in  jeehlichem 
venster  der  baichen  ein  ysen  in  mitten  uf  gan  und 
ob  dien  drin  baichen  sun  drü  venster  stan.'  1307,  Z 
Schiedsspruch. 

Mini,  balke,  ahd.  balcho.  baleo.  Betr.  die  Behandlung  des 
inl.  üb  vgl.  melchtn  (Sp.  195),  Wulehen  ua. ;  Bäle"  setzt  zu- 
nächst eine  Form  Bäleche"  mit  Secundärvoc.  voraus.  Be- 
merkenswert ist  das  Nebeneinander  von  Balche"  und  (häufigerm) 
BAU"  im  ZO. ;  Stutz  bietet  als  PI.  Bälche"  und  Bäh";  als  Dim. 
kommt  (spec.  i.  S.  v.  Hüener-B.)  nur  Bälchli  vor.  Ähnlich 
stehen  sieh  in  ZLunn.,  Mettm.,  Zoll,  das  Grundw.  Bäle"  und 
das  Dim.  Bälchli  bzw.  Bälchli  gegenüber.  Zur  Verbreitung 
des  W.  sei  erwähnt,  dass  für  Bed.  2  b  in  ZHengg.,  Wülfl. 
Balche"  und  Lade",  für  Bed.  2  c  in  GBatz.,  Bütschw.  Bäle" 
und  Falle'  neben  einander  gebraucht  werden.  Zum  anl.  p- 
in  Gr. ;  GSa.  vgl.  it.  paleo.  Das  Fem.  erklärt  sich  entw. 
aus  dem  Eiufluss  des  homon.  Ballen  oder  aus  irrtümlicher 
Auffassung  des  PI.  Zu  -f  vgl.  das  syn.  aisl.  balkr,  zu  5  frz. 
balcon,  it.  palco,  die  aus  dem  Deutschen  entlehnt  sind  und 
für  das  hohe  Alter  dieser  Bed.  sprechen;  zu  ihr  gehören 
viell.  auch  einzelne  der  unter  2  a  untergebrachten  ä.  Belege. 
,Balchen-Stall',   Ortsu.   ZHittn. 

Ofe°-:  l.  =  Baichen  2d  BBr.;  ScHwPfäff.;  UBürgl.; 
Z.  ,Die  Andern  kamen  ganz  leise  durch  den  Ofen- 
balchen  von  der  Kammer  herab.'  Stütz.  —  2.  Dim., 
kleine  Tür,  welche  die  durch  die  , Kunstwand'  von 
der  Stube  zur  Küche  gehende  Öffnung  abschliesst  Z. 

—  Ise"-:  eiserner  Fensterladen.  1611,  Ardüser;  s 
Ghämneten  (Bd  III  260).  —  Fell-:  1.  =  Baichen  2  b 
BO. ;  TB. ;  U.  —  2.  =  Baichen  2  c  BO. ;  ZO.  —  3.  =  Bai- 
chen 2  e  BBönigen.  —  Fenster-:  =  Baichen  2  b  Z. 


1191 


Ralph,  belch,  bilcfa,  bolch,  hulch 


1192 


Dim.  =  Gugger  13  (Bd  II  183)  ZBanma.  —  Henne"- 
Balke"  GrAv.,  Hüener-Bälch  li  ZO.:  kleines  Fen- 
ster (GrAv.),  Schieberchen  (ZU.)  am  Hühnerstall,  wo- 
durch die  Hennen  aus  und  ein  gehen,  's  Hüenerbälchli 
abe*  lö*  ZO.  —  Häng- Balke":  Hängesäule  im  Dach- 
stuhl, mit  der  die  Dachstreben  verbunden  sind  L.  — 
Hart'-.  ,[In  den  Schornsteinen  sollen]  keine  sog.  Harf- 
balken oder  Hölzer,  woran  die  Höhle  [s.  Bd  II  1133/4] 
gehängt  wird,  als  welche  stets  von  Eisen  zu  machen 
sind,  geduldet  werden.'  Aa  Feuerordn.  180b'.  —  Hose"- 
Ba  I c  h  e ■  (in  BHk.  Hos-) :  =  Baichen  3  a  Bü. ;  W ;  ZO, 
-  Chuchi-Bälchli:  =  Ofen-B.  3  7,.  —  Cheller- 
Balche":  Falltür,  durch  die  man  aus  der  Küche 
oder  dem  Hausgang  in  den  Keller  gelangt  ZBreite,  0. 

—  Chammer-:  =  Ofen-B.  1  UBürglen.  —  Söu-: 
Deckel  des  Schweinetrogs  ZWyla.    Vgl.  Fall-Laden  2. 

—  Schwerk-Balke":  Katzenbalken  AAMumpf  (lt 
Hunz.).  —  Heu-stall-Balche":  Falltür  zwischen 
Heuboden  und  Stall  ZBreite.  —  Stricb-Balke":  an 
Landungsstellen  (s.  Leist  I  2  g  Bd  III  1469)  quer 
über  das  .Wehr'  gelegter  Balken,  über  den  das  an- 
laufende Schiff  hinweg  streicht  aSciiw.  ,Ein  Nauen 
voll  Steine  zum  neuen  Leist:  Heute  der  erste  Streich- 
balken gelegt.'  DKyd. 

Tach-:  Spannbalken  zwischen  zwei  Bundpfosten 
des  liegenden  Dachstuhls   BsZunzgen. 

Einmal  auch  in  der  für  die  nhd.  Bed.  (sofern  diese  vor- 
liegt) sonst  nicht  belegten  volkstümlichen  Form:  .Wollte  ich 
aufsitzen  [auf  dem  Lager  unter  dem  Dach  der  Sennhüttej, 
su  schlug  ich  den  Kopf  an  die  Dachballen  an.'  Reise  1790. 

Ther-:  volksetym.  Entstellung  für  T-Balken  AaF„ 
Ke.  —  Twer-:  Firstbalken  LMüsw.  (lt  Hunz.).  — 
WindC-Balche":  1.  Laden  vor  dem  Dachboden- 
fenster ZZoll.  —  2.  Falltür,  die  zum  Dachboden  führt 
ZGlattf.,  0.,  Tö.  —  Wett-Balke":  einzelner  Balken 
einer  Blockwand  UUnterschächen.  —  Zieh-Balche": 
Fensterladen  zum  Aufziehen  ScHwMa.  —  Zünd- 
BalkeD:  scherzh.  für  Zündholz  Bs;  Z  (Studentenspr.). 
Syn.  Z.-Bengel. 

balggene":  Läden,  Pförtchen  auf  und  zu  schla- 
gen WMörel. 

balggen  palge":  unpers.  Es  palget,  die  Wolken 
verziehen  sich,  das  Wetter  bessert  sich  GrD.  Syn. 
's  tuet  fif.    Vgl.  Baichen  3  e. 

bälggle":  =  dem  Vor.;  bes.  dann  gebraucht,  wenn 
durch  eine  Wolkenöffnung  des  Abends  im  Westen  der 
Himmel  sich  zeigt  GRPr.  Im  Loch  dussne*  hed  's  esivas 
prächtigsch  'bälgglet  g'ha".  Schwzd. 

Balche"  II  BThunersee;  „VO;"  Uw,  Bälche"  ScuSt., 
Bäle'  II  Hallwilerseetal;  BThunersee  (lt  Jahn  1857); 
L;  Walensee  —  m.  L;  SchSL;  Uw,  f.  Hallwilerseetal; 
BThunersee ;  L :  Fisch  aus  dem  Geschlechte  der  Lachse. 
Maräne,  Cor.  Fera  (lt  GSchoch),  Cor.  Suidteri  Fatio 
(lt  JHeuscher,  für  den  Seinpacher  See);  „die  grosse 
Maräne,  Salmo  mar.  VO"  (auch  lt  GLHartm.  1827); 
,Cypr.  ballerus.'  Uw  Gem.  .Weissfelchen  und  zwar 
diejenige  Art,  die  am  Bodensee  als  Sandfelchen  vom 
.Miesadler  unterschieden  wird.'  FStaub.  Über  die  Be- 
schränkung des  Namens  auf  eine  bestimmte  Alters- 
stufe, sowie  über  die  Mischung  der  verschiedenen, 
allerdings  schwer  zu  unterscheidenden  Species  der 
Maräne  vgl.  I eichen  (Bd  I  800),  Edel-,  Gang- lisch 
(Bd  I  1 100),":AI- Bock  (Sp.  1127).  ,Von  den  albeilen 
|s.  Bd  I  185/0 1,  dar  ous  baichen  wachsent.'  1479,  Gfd. 
.Albula  caerulea,  bezola,  ein  blanwling,  bratfisch,  felken. 


felchen,  blauwfelken,  balhenen,  baal,  alböck,  renchen, 
gangfisch.'  Fischb.  1503.  ,Von  dem  Baichen,  Lava- 
retus,  Alba  caerulea,  Bezola,  Leuciscus  Halecula.  Al- 
bula parva,  minima.'  TLCys.  1661.  .Lavaretus,  Baalen, 
Baichen.'  Cai-peler  1707.  I)c"  B.  zünde',  eine  Art 
die  Beliehen  zu  fangen:  die  Fischer  zünden  in  der 
Laichzeit  Nachts  grosse  Feuer  an,  die  dem  Licht 
nachziehenden  Fische  kommen  in  die  Nähe  des  Ufers 
und  werden  mit  Handgarn  und  Feimer  herausgezogen 
Vw;  vgl.  tecken,  tatschen.  ,Die  Baichen  kamen  ersl 
im  Winter  näher  ans  Land  und  wurden  [früher] 
massenhaft  gefangen.'  L  Vaterland  1884.  Der  Fisch 
gehört  zu  den  gesuchten  sog.  .Edelfischen';  die  Setn- 
pacher  B.,  aus  dem  Seinpacher  See,  wo  sie  besonders 
früher  in  grossen  Mengen  vorkamen  (vgl.  darüber 
Liebenau  1897,  137/50),  werden  noch  heute  ausge- 
führt. Nunne'fürzli,  Sempacher  B.,  die  hein-im  besser 
g' falle*.  B  Dorfkai.  , Albula  parva  Laeus  Sempacensis, 
Sempacher  Baale.'  Cappeler  1707.  ,Auch  kommen  den 
Häglingen  [aus  dem  Zürichsee]  die  Surseer  und  Hall- 
weiler Ballen  an  Zärtigkeit  und  Güte  nicht  zu.' 
HsEEscher  1692.  ,Das  Amt  des  Seevogts  ist,  den  Fi- 
schern desselbigen  Sees,  so  aus  beiden  Städten  Sursee 
und  Sempach  sind,  vorzustehen  und  ihnen  die  Fisch 
(so  Sempacher  baichen  genennt,  auch  ihrer  Güte  halben 
weit  bekannt  und  in  grosser  Anzahl  eingesalzen  und 
gesotten  gen  Basel  und  Strassburg  verschickt  werden) 
um  ein  bestimmt  Geld  anzuschlagen.'  SiMLER-Leu  1722. 
Vielfach  kommen  B.  als  Zinsfische  (bes.  an  Klöster)  und 
Abgabe  vor.  ,In  festo  vero  beati  Nicolai  30  palchas.' 
1178/97,  UwE.  Urbar.  ,Der  hof  zu  Zuge  giltet  an 
vischen  6000  rötelin  und  1600  baichen.'  1281,  Gfd. 
,Dicta  piscatura  locatur  hominibus  in  Bceschenrot  sin- 
gulis  annis  pro  sexcentis  piseibus  fumatis  dictis  Bai- 
chen.' um  1330,  LBeromünster  Urbar.  , Einem  vogt 
järlich  geben  zweinzig  fisch,  die  man  nemet  baichen.' 
ÄALunkh.  Hofrecht.  S.  noch  FPfeiffer,  Habsb.  Urb. 
347;  Liebenau  1881,  19.  44.  102;  Äg.Tsehudi,  Gallia 
148,  Chr.  I  15;  ferner  Balchen-Herr  (Bd  II  1538). 

Vgl.  .Deiche,  Balche.'  Gr.  WB.  I  1439/40.  Bei  KCys. 
begegnet  auch  die  Schreibung  .Bahlen.'  Aus  uuserm  W. 
stammt  das  Syu.  paUaye  am  Murtuer  und  Neuenburger  Seo. 
,Zum   Balchen',  Hausuame  BsStdt. 

Edel-:  „eine  besondere  Art  Balchen  LSee."  Auch 
bei  GLHartm.  1827, 140.  Vg\.E.-Fisch  (Bdl  1099/1100). 

Cham-:  Balchen  aus  dem  Zugersee.  Das  Kloster 
UwE.  überlässt  lt  Schiedsspruch  von  1200  seine  Liegen- 
schaften zu  ZGCham  zwei  dort  sesshaften  Brüdern  als 
Erblehen  ,pro  annuo  censu,  videlicet  centum  pisei- 
bus, qui  kambalche  nuneupantur,  nostro  monasterio 
in  festo  saneti  Galli  persolvendis.'  Der  Meier  von 
Kappel  hatte  an  das  Fraumünsterstift  in  Zürich  u.  A. 
abzuliefern:  .Pisces,  chambalchen.'  Ende  X1IL,  Z. 
Güeter  ze  Immensee,  die  geltent  der  herschaft  1200 
kanbalchen.'  um  1300,  Habsb.  Urbar;  vgl.  dazu  Seg., 
RG.  I  499.  ,Das  gotzhus  von  [L] Münster  hat  vischer 
ze  Böschenroden;  die  gebeut  der  herschaft  100  kan- 
balken.'  ebd. 

Eig.  II.  von  ZgCham  oder  aus  dem  Chamsee,  wie  früher 
der  Zugersee  auch  hiess;  vgl.:  ,l)e  Chamo  (als  Abgabe| 
7  mod.  ehern,  et  15  balchas.'  1178/97,  UwE.  Urbar.  ,EIe- 
mosiuarius  distribuore  debet  siugulis  annis  ]iisces  kamuhal- 
i'lu'ii  provenientes  dicto  monasterio  de  lacn  dicto  kamesewe.' 
1880,   Gfd.     S.  auch   Cham-Fart  (Bd    I    1084). 

St  Kathrinen-:  um  den  St  Katharinentag  gel'an- 
gener  Balchen  L.        Chrfit-:  eine  Art  Bdiehen,  wohl 


1198 


Balch-bulch.    U:»M — l.ul.l 


1194 


der  im  (Halden-)  Chrüi  [s.  Bd  111  894]  sich  aufhal- 
tende „LSee."  ,In  unserem  Vierwaldstettensee  sollend 
der  grossen  Balchen  dreierlei  sein,  wie  ein  erfahrner 
Manu  mir  anzeigt,  namblichen  die  Krautbalchen, 
welche  die  sehlechtisten,  Schwembalchen,  so  die  gröss- 
ten  und  Schweresten,  und  dann  die  Steinbaiehen,  welche 
die  feissesten.'  JLCys.  1661,  —  Netz-:  wohl  mit  dem 
Netze  gefangener  (also  grösserer)  Balchen.  Eine  Fi- 
schenz  am  Seenger  See  zinst  jährlich  ,300  palatas 
maiores  dietas  nezbalche.'  1306,  Z  Staatsarchiv.  — 
Schwemm-:   eine  Art  Balchen  „LSee";   s.  Clirüt-B. 

Stan-:  Balchen  aus  dem  Stanser  See.  .[An  der 
Festmahlzeit  zu  Weihnachten  musste  der  Dompropst 
den  Domherrn  u.  A.  geben:]  Duo  stanbalche  magna 
cum  sinapi.'  1185/90,  Bs  Urkundenb.  .In  Lucerna  bos 
unus  et  centum  pisces  stanbalchen.'  1280,  Gpd.  ,Die 
geltent  jerlich  ze  zinse  100  stanbalchen.'  um  1300, 
Häbsb.  Urbar.  .Die  huoben  [zu  SchwG.]  geltent  jer- 
lich 31  stanbalken.  der  jeglicher  3  d.  pfenn.  gelten 
soll.'  ebd. 

Zu  der  Bezeichnung  vgl. :  ,Onch  sold  er  jerlich  eiu  bal- 
chen einem  probst  von  dem  sew  ze  Staus.'  XIV.,  L  Propstei- 
rudel;  wofür  ebd.  an  anderer  Stelle:  ,So  git  jcglich  empt 
au  dem  heiligen  abent  ze  wienaclit  by  der  buesse  4  stan- 
balchen.' .SVon*  ist  erstarrter  Casus  eines  Stammes  Sinn-; 
vgl.  den  Familiennamen  Statiner,  der  sich  zu  Stans  genau  so 
verhält  wie  Kriener  zu  Kriens,  Schtciter  zu  Schiciz  (aus  Switcs). 
S.  auch  Sp.  949. 

Stein-:  eine  Art  Balchen  „LSee";  s.  Chrüt-B. 
-  Thämer-.  Der  Hof  Meyerskappel  hatte  gegolten 
.1  mütt  hirse,  600  thämerbalchen,  600  röteli  [usw.].' 
1  117,  L  Urk. 

balche":  Balchen  fangen  Nnw. 

Balchere"  f.:  Baichennetz.  1559,  L  Verordn. 

Belebe"  m.  THBoden-  und  Untersee  C-e'-J,  .Böllenen' 
Z  (lt  Schinz  1842,  272):  =  Mar  III  (Sp.  379);  nach 
GLHartm.  1S08,  119  die  (sonst  nicht  unterschiedenen) 
zwei  Species  Ful.  atra  und  Ful.  aterrima  umfassend. 
,Fnl.  atra,  der  Belch,  die  Möre.'  G  Wochenbl.  1798. 
Wel'he"treg  hom-mer  en  früene"  Winter  da'  Jör:  ich 
ha'  gestert  hüfe'u-is  Belche"  g' sehen  am  Auerlund. 
ONägeli  1898.  ,UHHn  gebietend,  dass  niemans  uf 
den  bruggen  zuo  den  enten  und  belchinen  schiessen 
solle.'  1525,  Z.  ,Die  belken,  die  wasservögel,  hand 
sich  uf  dem  wiger  gsamlet.'  1544/73,  UMet.,  Chr. 
,Von  der  böllhinen,  fulica.  Diser  vogel  wird  böll- 
hinen,  belchinen  oder  belch  genennt.'  Vogelb.  1557. 
,Die  bei-,  bölhinen,  rorhenlin,  ein  hagelgans,  fulica, 
fulix;  Parisini  diabolum  vocant.'  Fris.  ;  Mal.  ,Die 
bölenen  oder  wasservögel  habend  sich  [1573]  in  die 
statt  [Z]  geton,  bis  der  see  widerum  entfroren  ist.' 
LLav.  1582.  ,Mören,  anderstwo  Bölhinen.'  JLCys.  1661. 
.Fulica,  Bölhinen,  Wasserhuen,  Teucher.'  Denzl.  1677; 
1716.  .Die  Bölhinen  ist  so  gross  als  ein  Henne  oder 
Hun.-  HsEEscher  1692.  .Wasserhüner  oder  Bölenen.' 
JJScbedchz.,  Einladungsbr.    S.  noch  Lim  (Bd  III  1268). 

Mhü\  belche,  ahd.  pelieha,  pelcha,  Wasser-,  Blässhuhu: 
vgl.  Gr.  WB.  I  1439.  Zum  Schwund  des  ch  (aus  germ.  k) 
in  schwachtoniger  Silbe  vgl.  sul(ch),  wel(ch)  aus  solich,  welich, 
ferner  die  Aura,  zu  Balchen  I.  St.  hat  seiue  Angabe  für  Z: 
Bötin  n.  wahrscheinlich  aus  Mal.  geschöpft.  Bei  Äg.Tschudi, 
Chr.  II  212  einmal  durch  Druckfehler  der  PI.  ,Bechenen', 
wofür  JJScheuchzer   1706;    174«   .Belchcn.' 

Mer-:  Scharbe,  Carbo.  .Phalacrocorax,  schwem- 
mergans,    (ein)  grosse  meerböl(l)hinen.'    Fris.;    Mal. 


.Phalacrocorax,   ein  grosse  Meerböllen,    Wasserrapp.' 
Denzl.  1716. 

I'olcll  in.:   1.  Wels.    ,Silurus,  ein  grosser  tisch,  den 
etlich    für    ein    rheinfisch    oder    ein    bolich    haltend.' 
Fris.     .Bolch,    ein    grosser    fisch,    silurus.'    Mal.   - 
2.  ,Bolk',  Gadus  minutus.  Fischb.  1563. 

Vgl.  Br.  WB.  II  229.  Hie  Angabe  von  Kochh.:  ,Der 
Bolchen  oder  Rheinfisch  mit  dickem  Kopfe',  darnach  von 
Personen:  ,Der  hat  einen  rechten  Bolclteiikopf*,  wird  sich 
auf    1    beziehen. 

Bald  —  buld. 

bald  (WrfuTu,  bald  BsL.;  S,  bäl,  bal  BsL.,Stdtj 
I!;  S,  hol  BsL.)  —  Comp,  mit  Uml. :  1.  Adv.  a)  schnell, 
eilig.  ,Setz  das  krenzli  uf  rösch  [rasch]  und  b.'  Badenf. 
,Frouw  Lucretia,  b.  gond  herfür!'  HBull.  1533.  ,Lauf 
wunderbald  und  lass  dir  lingen.'  Ruef  1540.  S.  noch 
Frauen-Gemüet  (Sp.  587).  —  b)  wie  nhd.  allg.  (doch 
tw.  nicht  volkstümlich,  dafür  glich,  bar).  (Chömed)  b. 
wider!  zu  scheidenden  Gästen  Ap;  Bs;  Tb;  Z.  B.  und 
dann  gllch  wider,  scherzh.  von  etwas  sich  rasch  Wieder- 
holendem Th;  Z.  Ghunnst  echt  b.?  giH's-es  &.,  hat 
's-es  b.?  Fragen  eines  ungeduldig  Wartenden  Bs;  B; 
Th;  Z.  Willt  dennu  b.  chon  61  nüd?  BR.  Es  ist- 
mer  dennu  b.  längs  g'nueg,  ich  habe  es  nachgerade 
satt.  ebd.  Löt-er-mer  de"  Hung  si"  b.,  oder  ieh  will- 
echl  Gotth.  's  ist,  tvär  (iez  dann)  b.  ZU!  B.  errate"! 
Bestätigungsformel  AaL.;  Z;  vgl.  d.  Du  hest-si  [die 
Liedlein]  g'wüss  noch  vo"  diner  Mutter  nohe"?  Ant- 
wort: B.  erröte"  [ganz  richtig]!  FOschwald  1897. 
Verbunden  mit  dem  syn.  ,glieh':  ,Glych  b.  so  kummt 
ein  anders  concilium,  das  macht  das  widerspil!' 
Zwingli;  s.  noch  Bd  II  597.  —  c)  fast,  beinahe 
Aa;  Ap;  B;  G;  Th;  W;  Z.  a)  in  hypothetischen 
Sätzen.  B.  wär-ich  z'  spät  cho".  's  hätt-en  b.  'tödt 
BO.  (Zyro).  Ich  war  b.  g' falle:  I°*  tvett  b.  lieber 
sterbe".  Ich  hett-dich  b.  nüme*  kennt.  Du  chönntist- 
mer  b.  Angst  mache".  Gotth.  ,Dass  das  Kloster  einen 
zu  kostspieligen  Convent  bildete  und  sich  b.  dadurch 
eine  gänzliche  Auflösung  zugezogen  hätte.'  Franz  1819. 
Mit  Ind.  Prät.  statt  des  Cond.:  .Oberhalb  Rheineck 
begegnete  mir  b.  ein  trauriger  Spass.'  UBragger.  — 
ß)  in  präs.  Sätzen.  Den  Verschütteten  hei"-si  erst  nach 
62  Stunge"  chönne"  füre"  ne",  aber  er  isch  scho"  b. 
g'storbe"  g'si"  B.  Bes.  in  enger  Verbindung  mit  Zahl- 
begriffen, 's  hei  [das  Susaunchen,  Acc]  b.  Niemu"  me 
b'chennt.  W  Sagen,  's  ist  bald  Niemer  me,  dem-mer 
tarf  glaube"  ZO.  Ist  b.  kei's  Buech,  das  ich  nüd  üs- 
g'studiert  liai.  Stutz,  und  's  Chlöster  [ist]  rieh  g'se", 
b.  e"ke"s  esö.  Merz.  Die  ganze  Welt  ist  volle"  Sehne, 
me"  cha""  b.  keini  Häg  me  g'seh".  GJKühn  1819.  ,Icn 
bin  iez  b.  in  26  jaren  gen  Bern  nie  kummen.'  Zwingli. 
.Hingegen  auch  andere  Vögelin  b.  in  jedem  Haus  bis 
auf  den  Winter  noch  gehört  werden.'  GKönig  1715. 
,Die  Höfen  oben  den  Bädern  sind  besetzt  mit  schönen 
Wiesen  [usw.],  so  dass  hier  b.  alles  zu  finden,  was 
zum  Lust,  Nutzen  usw.  dienen  mag.'  JJScheuchz.  1732. 
,Vor  nicht  gar  300  Jahren  [ist]  die  welsche  oder  ro- 
mansche  Sprach  dieser  Enden  üblich  gewesen ;  b.  alle 
Nammen  der  Gütern  durch  das  ganze  Land  geben 
dessen  noch  Urkund.-  Sererh.  1742.  ,B.  alle  andere 
scheinen  gegen  ihn  [den  Scesaplana],  wenn  man  auf 
diesem  Gipfel  stehet,  niedrig.'  ebd.  .Gegenwärtig,  da 
Alles  delicater  wird,  ist  b.  keine  Hochzeit,  an  welcher 


1195 


Ralil.  beld,  bild,  bold,  buld 


1196 


nicht  das  Brautpaar  entweder  in  der  Sänfte  oder  nebst 
Andern  in  der  Kutsche  zur  Kirche  fahren.-  Herrlik. 
1751.  , Leider  herrsehen  unter  uns  nicht  nur  allge- 
meine Sünden,  sondern  eine  jede  Gemeine,  ja  b.  eine 
jede  Haushaltung  hat  ihre  eigenen  auszeichnenden 
Laster.'  Sintem.  1759.  ,l)er  Obersee  gefrieret  b.  jeden 
Winter.'  Fäsi  1765.  .Zudem  hat  man  ja  b.  in  allen 
Häusern  Wettergläser.'  vMoos  1774.  .Allein  b.  Jeder 
kann  tanzen  und  hat  Hang  dazu.'  Helv.  Kal.  178t!. 
.Wundärzte  und  Hebammen,  dergleichen  es  b.  in  allen 
Teilen  unserer  Landschaft  gibt.'  1783,  Z  Ges.  ,Ist  es 
nicht  Schade  um  den  Baum'?  er  tragt  b.  alle  Jahre 
so  viel  Nüsse."  HPest.  ,Es  rühme  ihn  b.  jedermann.' 
ebd.  ,Es  war  noch  b.  in  jeder  Gass  Jemand,  der  einem 
jeden  Schritt,  den  er  dazu  tat,  wie  mit  Fleiss  Hinder- 
nisse in  den  Weg  legte.'  ebd.  ,Es  ist  b.  in  keinem 
Jahre  so  viel  Merkwürdiges  vorgefallen  als  in  diesem.' 
Ap  Hink.  Bott  1790.  ,Es  ist  doch  seit  einigen  Jahren 
manches  zur  Verschönerung  von  Chur  geschehen;  b. 
alle  Häuser  sind  angeweisset.'  Chürer  Beitr.  1792. 
.Ihre  Discurse  giengen  auf  das  Wetter,  auf  die  Preise 
von  Lebensmitteln  und  andere  dem  Landmann  b.  täg- 
lich auffallende  Sachen.'  Unsichtb.  1793.  Bei  Superl. 
.Die  Dauben  haben  unter  allen  Tieren  b.  die  an- 
mutigsten Augen.'  JJUlr.  1727.  ,Der  Tod  ist  für  Kin- 
der Gottes  gut,  ja  b.  ir  höchstes  Gut.'  ebd.  ,Gienge  in 
einem  Stahl,  b.  in  der  Mitte  des  Fleckens  [GRThusis], 
ein  Feuer  an.'  1727,  Gr.  Vereinzelt:  .Eine  b.  teuf- 
lische Rede.'  Goliath  1741.  —  d)  leicht.  .Will  aber 
ihnen  vorbehalten  haben,  wann  ich  sie  säumen  wurde 
mit  meinen  Worten,  welches  b.  geschehen  kann  . . .' 
GKVDörfer  Landr.  1(392.  Meist  in  Verbindung  mit 
neg.  Ausdrücken.  ,Es  weisst  doch  niemant  den  yn- 
gang,  es  wirt  in  ouch  b.  niemant  finden.'  JMdrer  1559. 
,Ich  mein  nit,  dass  er  werd  ertrinken,  denn  nüt  ersuft 
dem  Galgen  b.'  Com.  Beati;  vgl.  Bd  II  231.  .Ver- 
sperret, bschliesset  's  Hus,  dass  kein  Mensch  b.  mög 
kommen  drein.'  GGotth.  1619.  ,Kein  Mensch  ist  b. 
so  ungeschickt,  dass  er  nit  trösten  könne.'  JJBreit. 
1628.  ,Ich  füge  aber  hinzu,  dass  b.  kein  Land  so  vil 
Eisenerz  hat  als  das  unserige.'  JJScheücuzer  1707. 
S.  auch  rer-böggen  (Sp.  1086).  Bes.  mit  ,nicht.'  Nüd 
(nit)  b.,  nicht  (so)  leicht,  nicht  oft,  selten  Bs;  B;  L; 
Tb;  Z.  Ich  ha"  nid  b.  wider  so-n-en  tumme"  Kerli 
g'seh"  Th.  Ich  ha"  doch  g'wüss  nüd  b.  so  eini  [Predigt] 
g'hört.  Stdtz.  .Nicht  b.  eine  Stadt  scheint  für  Handel 
und  Verkehr  so  geeignet  zu  sein  wie  Luzern.'  Bu- 
singer  1811.  .Die  Diensten  hätten  ihre  Sache  wie 
nicht  b.  an  einem  andern  Ort.'  Gotth.  .Gott  gesägne 
den  vil  wysen  rat,  der  sich  nit  b.  erschrecken  lat.' 
Z  Ref.-Lied.  ,Es  ist  nit  b.  geredt,  es  ist  schwär  ze 
sagen,  tardum  est  dictu.'  Mal.  ,Man  dörfe  auch  nit 
zu  besorgen,  dass  der  geist  ein  solche  person  am  lyb 
verletze,  dann  so  es  ein  gueter  geist  sye,  so  tüege 
er  iren  nit  b.  etwas.'  LLav.  1569.  .Wie  vil  der  adels- 
personen  in  Paris  leben,  ist  nit  b.  zu  erkundigen.' 
Jos.Maler  1593.  ,Das  Wasser  des  Lebens  machet  die 
Haut  lind,  rein  und  schön  als  nicht  b.  ein  ander 
Stuck.'  JKLanhenb.  1608.  ,Die  von  Basel  zogen  mit 
Heerskraft  für  die  Festung;  aus  was  Ursach,  ist  nicht 
b.  zu  erraten.'  JGross  1624.  ,Darzu  will  ich  ihr  [der 
Stadt]  erwerben  Freiheit  beim  Kaiser,  dass  ihr  nit 
b.  etwas  soll  gschehn.'  MyricXus  1630.  , Wider  alle 
Fäuliing  ist  es  ein  so  kräftiges  Mittel,  dass  ihme  nicht 
b.  ein  anders  zu  vergleichen  ist.'  FWürz  1631.    .Herr 


Jehova  ist  ein  hohes,  majestätisches  Wort,  welches  die 
Juden  von  Ehrenbietung  wegen  nit  b.  in  ihren  Mund 
nemmen.'  FVYvss  167o.  ,Es  sind  Leut,  die  getrieben 
sein  müssen  und  nicht  b.  recht  tun  als  aus  Forcht 
der  Straf.'  ebd.  1673.  ,Es  geschiehet  nicht  b.,  dass 
ein  Landvogt  einem  Gericht  einen  [Richter]  wider 
seinen  Willen  hineinsetzet.'  um  1727,  Z  Beitr.  Auch 
=  gar  nicht:  ,In  dieser  Sennhütte  wird  nit  b.  Anken, 
sondern  nur  Kümmizieger  gemachet.'  1676,  Ill.Schweiz. 
—  e)  ,wol  so  b.'  (wölsebald),  vielleicht  sogar,  geradezu 
ZZoll.  f  .Die  unberichteten,  die  man  wol  so  b.  erst 
muess  lehren  hätten.'  Z  Mand.  1598.  .Die  allein  Fres- 
sens und  Saufens  halber  sich  wol  so  b.  zu  einem  jeden 
Pauren  und  den  Marktsleuten  nidersetzeu.'  G  Mand. 
1611.  .Bürger  und  Hindersessen  füllend  sich  oft  und 
dick  mit  Wyn  und  lassend  underzwüschend  wol  so  b. 
ihren  armen  Wyb  und  Kinden  daheimb  Mangel.'  Z 
Mand.  1627/50.  ,Die  Gfangnen  habend  gwüsst,  was 
in  iren  Sachen  gehandlet  worden,  ja  wol  so  b.,  was 
man  sy  wyters  fragen  werde.'  Z  Mand.  1635.  .Das 
Holz  sei  villicht  nit  allein  ussert  Ürti,  sondern  wol 
so  b.  ussert  das  Land  verkauft  worden.'  1643,  Nüw 
Rq.  ,Er  sei  wol  sobald  der  ehrlichste  unter  allen.' 
HPest.  1785.  Im  gleichen  S. :  ,wol  als  b.'  ,Ein  history 
oder  wol  als  b.  ein  fabel.'  LLav.  1569;  dafür  1670: 
,oder  besser  zu  sagen  eine  Fabel.'  ,Was  wird  erst 
der  wert  syn,  der  Holz.  Studen,  Strauw  ufiiset  oder 
wol  als  b.  stilt  und  treit  zu  einem  abgöttischen  Fewr!  ' 
Pred.  1601.  .Mir  hand  ihm  [Tobias]  's  gnug  erklärt, 
was  ihm  z'letst  vom  Vergraben  werd:  Ja,  nit  dann 
Jammer,  Angst  und  Not  und  wol  alsbald  drob  gschla- 
gen  z'  tot.'  GGotth.  1619.  .Der  Jungherr  uns  fast 
zwängt  und  tringt,  z'letzt  wol  alsbald  umbs  Leben 
bringt.'  MyricXus  1630.  —  f)  ,als  bald ...  als',  ebenso 
wohl...  wie.  ,Solt  er  argkwon  hau  [wegen  Hexerei],  so 
hett  er  als  b.  argkwon  uff  iren  mann,  als  uff  sy.' 
1500,  L  Hexenproz.  ,So  langet  an  üch  unser  pitt,  ir 
wollen  uns  als  b.  als  sölichen  falschen  natters  zungen 
gelouben.'  1531,  Absch.  S.  noch  ehalt  (Bd  III  241). 
-  2.  Conj.  (in  Ap  lt  Merz;  GSa.,  Ta.,  T.  bäl),  sobald 
als  Ap;  Gl;  G;  Z.  B.  er  chunnd,  pack-ich  »*.  B.  di 
böus  Welt  verwachet  am  Morge"  GSa.  (Prophet).  I'* 
bi"  ase"  nie  g'stift  of  mim  Satz  'hiebe* ;  b.  ich  g'merkt 
ha",  es  macht  Strit  g'e",  han-ich  den  Ane"  Recht  g'lö". 
AHalder.  .Und  b.  myn  her  kum,  so  land  mich  es 
wüssen.'  XV.,  Volksb.  ,B.  eigennutz  gwünnt  syn  Ur- 
sprung, so  wirt  ertrenkt  alle  Ordnung.'  UEckst.  ,Dar- 
zue  ist  er  ein  erb  der  krön  syns  vatters,  b.  er  ab 
würt  gon.'  HBcll.  1533.  ,B.  die  Burgundier  solchs 
gewaret,  rüsteten  sie  sich.'  Wurstiskn  1580.  ,B.  Gott 
dem  Menschen  für  das  Gemüt  kommen  lasst  das,  was 
er  glauben  soll,  so  kann  er  dasselb  glauben.'  JWirz 
1650.  ,Muss  geschwind  in  Spiegel  sehen,  b.  ich  heim- 
komme.' UBräuger. 

Mild.  adj.  halt,  adv.  balde,  kühn,  schnell.  Zur  Behand- 
lung des  Auslauts  vgl.  Fi'ld  (Bd  I  806).  Ein  altes  Zonguiss 
für  die  Assimilation  bietet  die  Stelle:  ,I)as  schloss  gabeut 
si  uf  balle  [:  schalle].'  L475,  Tobl.,  VL.  Zur  Bed. -Entwick- 
lung vgl.   nam.  schier.     1  c  und  d  gehn   in  einander  über. 

als-  us- :  wohl,  vielleicht  Gr  7Ger.,  He.  Ich  will 
jez  da  es  Bits  warten,  esbald  chommend  di  Geixs  denn 
Ute"  fürher  GRKlost.  E"  sehü'S  Vermögcli  soll-er  er- 
hilrätet  ha",  aber  esb.  nid  soril,  es  d'  Lüt  tuen  Gr  UVatz. 

Bäldi  Be'ldi  Gr  (auch  -g-);  Tn  -  f.:  Bälde.  In 
(der)  B.  ÜR;  Syn.  Geschwind*. 


1107 


Bald,  beld,  bild,  bold,  lml 


11  Oft 


1 '  ii  in  in-  Bald 


Dummkopf  lis.    Vgl.  Bold. 


Baldrian  Bcddfriän  AABb.;  B  (""'),  BdldriB*  ZO., 
Baldrian  ScHwIb.,  Ma.;  'AaÄg..  Boldriö*  I  ZO..  Zoll.. 
Boldriü*  GSa.  -m.:  Pflanzenname.  1.  gem.  Baldrian, 
Val.  ot'fk.  allg.  Syn.  Chateen-Ghrüt.  Er  galt,  wie  der 
Biberneil,  als  Pestmittel;  s.  Ben:  (Bim)  und  Stutz 
1850,  252  ff.;  JSenn  1863,  87.  ,In  Baldiriansaft  ge- 
netzt.' ZZoll.  Arzneib.  1710.  —  2.  vierblättrige  Ein- 
beere, Paris  quadr.  GSa.  —  3.  gem.  Bärenklau,  Her. 
sphond.  AASchwaderloch  (Lehrer  Frei).  —  2  dient  wie  1 
als  kräftiges  Heilmittel;   3   beruht  auf  Verwechslung. 

Garte"-:  =  Baldrian  1,  bzw.  grosser  B.,  Val.  Phu; 
s.  3Iari- Magd alinen-Ch rät  3  (Bd  III  001),  Tann- 
Marg  1  (Sp.  401). 

Baidos:  Personenname,  Theobald.  ,Unsers  Sohns 
Baldussen  Seelen  Seligkeit  willen.'  1(329,  Taoeb.  Schumi 
(neben  dem  Acc.  .Theobaldussen'). 

Bild  n.,  PI.  -er:  im  Allg.  wie  nhd.  1.  gegossenes 
Bild.  ,3  steine  modeli,  bildli  zuo  giessen.'  1562,  F 
Inv.  (des  HsSalat).  , Etwas  bildli  mit  ply  gemacht 
und  sunst  stückli  ply.'  ebd.  —  2.  Zeichnung  eines 
Zeuges  Z.  —  3.  gemaltes  oder  gedrucktes  Bild.  Spec. 
a)  meist  Dim.  (Biltli  GrV.,  Büldli  FTaf.,  Bilgeli  um 
GStdt)  =  Heig  1  (Bd  II  1199),  Gemäl  1  (Sp.  153)  F; 
Gr;  G;  Th;  Z.  Bildli  werden  etwa  zum  Geschenk 
gemacht  (so  z.  B.  der  Jugend  in  ZStdt  am  Berchtolds- 
tag);  daher:  .Dise  dummen  Leut  müssen  sich  nicht 
einbilden,  dass  sie  mit  dergleichen  schwachen  Aus- 
legungen eidgnossischer  Briefen  bei  den  Schirmorten 
eine  grosse  Ehr  einlegen  und  ein  Bildlein  verdienen.' 
ZRhein.  Beantw.  1747.  —  b)  Heiligenbild.  Über  ein 
wanderndes  Bild  der  h.  Kümmernuss  s.  Gfd  XIX  186. 
Standbild,  Bildstock  eines  Heiligen.  ,[N.  N.]  der  hin- 
der  dem  roten  b.  in  dem  grossen  hus  sass  under  dem 
Güggi.'  Vau.  Als  Grenzzeichen:  ,Von  dem  ob  Trungen 
hindurch  an  das  b.,  das  da  stat  ob  Tunbrunnen,  zwü- 
schet  beiden  landstrassen.'  1501,  Th  Urk.  ,Von  dem 
selbigen  b.  ob  dem  bergholz  hindurch  an  das  b.,  das 
da  stat  uf  Rickenbacher  feld.'  ebd.  Als  Denkmal: 
,Die  erschlagnen  wurdend  zum  teil  im  veld  vergraben; 
darum  man  ain  b.  dahin  buwen  Hess  (capell  uf  ßrait- 
veld)  zuo  gedechtnuss  der  sach,  welichs  noch  stat.' 
Vad.  Hieher  B.  als  Fluni.  Bim  B.  Gr;  G,  (im)  Bilg 
ZEmbr.,  Sth.  (,bi  dem  bild.'  1494),  Tu.  .Wölflisbild.' 
1481/1510,  ZSth.  .Schwizersbild'  bei  ScHStdt.  .Bild- 
Au'  G.  .Wiesen  im  Bildacker'  ZElgg,  ,Pilg-Acker'  Z 
Velth.  ,Bild-Graben'  AeWaldst.;  vgl.  darüber  JJSchlä- 
pfer  1839,  23.  ,Bild-Hus'  G  (vgl.  Bd  II  1720),  ,-Tobel' 
G;  ,Bill-Wyl'  (urspr.  ,Bild-W.')  G.  ,Vinea  in  bildes- 
buhel.'  um  1210,  Z  Urk.  —  4.  menschliche  Gestalt, 
Person.  ,Ein  wiblich  zartez  bilde  git  manne  muot.' 
Hadl.  .Durch  frouwlich  bilde  aller  mentschen  heil 
genüwert  und  gemeret  ist.'  Sempacherbrief;  s.  noch 
fraulich  (Bd  I  1254),  ferner  Frauen-B.  ,Ein  schönes 
B.',  von  einem  Frauenzimmer.  G  Id.  1790.  En  eige's 
B.,  von  einer  wunderlichen  alten  Jungfer  ZStdt.  Von 
einem  ungewöhnlich  aussehenden  Menschen:  Welches 
B.  ist  De'!  Ndw.  —  5.  Vorbild,  Beispiel.  XIV./XV., 
bes.  in  der  Verbindung  .bilde  nemen."  ,So  sulen  su 
es  tuon  durch  des  willen,  dass  si  anderen  liuten  guot 
bilde  geben.'  1314/21,  Geh.  ,Si  tragent  uns  böss  b. 
vor.'  Ap  Reimchronik  1405. 

Mhd.  bilde  n.  Der  PI.  ,bild'  noch  bei  Zwingli  (Gen., 
Dat.  .bilden').     .Abtiiouug  der  bilde».'    1529,  Strickl.     Zu  3. 


l  ber  ii  i i ■  Herkunft  der  Bezeichnung  .Schwizersbild'  s.  Denk- 
schrift der  Allg.  naturf.  Ges.  Bd  35.  B.  auch  Familien- 
name :  .Brutus  B.  voll  Rheiuau'  war  der  eig.  Name  des  Beatns 
Rhenanus. 

Eben-:  Vorbild.  ,So  gibest  du  den  andern  ain 
guot  e.'  1430,  G  Stiftsarch.  Abschreckendes  Beispiel, 
Exempel  (ä.  Rspr.).  .Ein  sollicher  [soll]  an  synem 
lip  gestraft  werden,  damit  ander  e.  darab  empfahen.' 
1494,  Bs  Rq.  Derselbe  wird  ertränkt,  .dormit  sin 
schandtlicher  todt  menklichem  ein  e.  syge.'  1529,  Zg 
Verhürakten.  Die  Täufer  werden  ertränkt,  .den  an- 
dern zuo  forcht  und  e.'  1529,  Z  Schreiben.  —  An-: 
.efflgies.'  Mal.  .Christus  ist  die  schöne  und  a.  des 
vatters.'  Zwingli  (nach  Hebr.  I  3),  =  xapaxxr(p.  S.  auch 
noch  Gr.  WB.  I  295.  —  Un-:  was  ohne  Beispiel  ist. 
.Das  wer  och  kain  onbild,  dass  joch  ainer  sich,  dem 
semlichs  als  im  [dem  durch  Unachtsamkeit  verun- 
glückten Abte]  ze  handen  gangen,  hindersinnete,  dass 
nochmals  semlichs  begegnete.'  Sicher  1531.  —  Für-: 
Vorbild  Bs  (Spreng).  —  Vesper-:  bildliche  Darstel- 
lung der  auf  den  Kreuzestod  Christi  unmittelbar  fol- 
genden Scenen.  ,Uf  die  zitt  ward  mir  [im  Bildersturm] 
min  v.  zerschlagen  an  3  stückin  in  mi""r  drotten  gegem 
elberg.  und  was  der  erst,  dem  man  die  bildnus  zer- 
schlug.' 1524,  HsStockar.  —  Frauen-:  Frauens- 
person. XV./XVII. ;  in  der  ä.  Zeit  noch  nicht  als  Zss. 
,Es  siien  mannes  oder  frouwen  bilde.'  1414/1544, 
Schw  LB.  .Es  sige  frouwen  oder  mannes  bilde.'  ebd. 
.Den  frowenbilden'  im  Gegs.  zu  .mannspersonen.'  1525, 
GStadt  Ratsb.  —  Manns-  (in  GSa.  Ma""s-,  in  GrAv. 
Manne"-):  Mannsperson  Bs;  B;  Gr;  G;  S;  Th;  Z; 
Syn.  Mannen-Volch  (Bd  I  804).  Die,  wo  am  wüesteste" 
über  d'  3ta""sbilder  tuet,  hett  am  liebsten  ei's  GSa. 
.Was  vom  mansbild  [männlichen  Geschlechtes]  ge- 
wesen, hat  müessen  schweren.'  1526,  Ölhafen.  .Manns- 
bilder under  iren  freundschaften.'  1530,  Josua.  ,So 
eines  in  Ohnmacht  falt,  soll  ein  Mannsbild  eines  3  Mal 
vornen  an  die  Lefzen  küssen.'  XVII./XVIIL,  Arzneib. 
Auch  in  der  Form  .Mannenbild':  ,Dass  nieman  von 
knaben,  noch  von  m.  nachts  in  dhein  liechtstuben 
gon  soll  in  dhein  weg.'  1482,  ZWthur  Ratsb.  — 
Marter-:  Bild  des  Gekreuzigten.  .Mit  ir  marterbilden 
und  fanen.'  1336/1446,  Z  Chr.  Heute  noch  in  Ver- 
gleichungen:  Üsg'seh*  wie-n-es  M.,  von  bleich  und  ab- 
gezehrt aussehenden  Menschen  AaF.,  Ke. ;  Bs;  W;  Z. 
Wie-n-e"  Marterbildli  isch  's  uinme"' gangen  e"  Zit 
lang,  a's  wenn  'sjl'  Schwindsucht  hält,  das  Maitli 
Breitenst.  —  Bloch-.  .Statua,  ein  stock-  oder  bloch- 
bild,  ein  geschnitzt,  gehauwen  oder  gegossen  bild.' 
Fris.  ;  Mal.  —  Sig-.  , Palmaris  statua,  ein  bildstock, 
eim  sighaften  zuo  eeren  aufgricht,  ein  s.  oder  sigsül.' 
Fris.  —  Stock-.  Fris.;  Mal.;  s.  Bloch- B.  —  Töte"-. 
üsg'seh'  wie  e*  T.,  wie  ein  Toter  GrL.,  hPr.  Syn.  wie 
en  Schatten.  Das  ist  es  rechts  T.  —  Wibs-  (in  Gr 
Cast.,  Glar.  Weibs-,  in  GrAv.  Wibe"-):  Weibsperson, 
doch  meist  noch  ohne  üblen  Nebensinn  Aa;  Ap;  Bs; 
B;  Gr;  G;  Th;  Z.  D'  Mannsbilder  gand  im  Summer 
s'  Alp  und  d'  Weibsbilder  werhend  d's  GüetH  GRCast. 
's  halb  Dorf  isch  derthi"  'gange"  wxd  b 'sunders  d'  Wibs- 
bilder.  ScHwzn.  (Bs).  .Was  kundt  ich  tuon,  dann 
truren  das,  das  ich  nüt  dann  ein  wybs  bild  was!' 
HBdll.  1533.  .Der  sich  mit  einem  ledigen  Wybsb. 
vergienge.'  Z  Mand.  1650.  In  coli.  S.:  's  W.  muess 
zum  Spinnrad  zue,  nw  d'  Manne"  händ  auch  gueti 
Bue.  KdMeyer. 


1199 


Bald,  be 


iiilil.  I> 


mld 


1200 


g*-b  ild(e)let:  gemustert,  v<m  Stuften  (im  Gegs. 
zu  glatt)  Bs;  GRMai.;  ZStdi  Vgl.  g'fi  sohlet  (Bd  I  1108), 
g'mügglet  (Sp.  132).  Das  choschber  'bildetet  Dischduech . 
Breitenst.  In  Beziehung  auf  die  bildlete  Leinwand 
wird  der  Intendant  beauftragt,  sich  zu  erkundigen. 
wie  es  in  Appenzell  und  der  Stadt  St  Gallen  gehalten 
werde.  1715,  Absch.  ,Viergebildlete,gebruchteZwehly.' 
1797,  Inv. 

bilde":  formen,  gestalten;  s.  malen  (Sp.  152).  ,In 
Einen  Etwas  b.',  ihm  Etwas  einprägen,  vorstellen,  ihn 
Etwas  glauben  machen.  ,Nun  hat  unser  bischof  in 
üwer  Aidgnossen  understanden  allerlei  zuo  b.,  näm- 
lich, er  sig  üwer  und  unser  aller  geistlicher  vatter.' 
1521,  Absch.  .[Wir  möchtend,  es  wurd]  nit  so  licht- 
lich  understanden,  in  uns  zuo  b.,  mit  dem  bus  Beyeren 
oder  andren  in  einung  ze  gan.'  Ansu.  Mit  Acc.  P., 
Jmdn  Mores  lehren  BS.     Wart,  ich  will  dieh  b.! 

an-:  (sinn-)bildlich  darstellen,  nachbilden.  .Drei 
gleichnussen,  anbildende  die  barmherzigkeit  Gott  des 
vatters.'  1548,  Luc.  ,Es  sye  ein  grosse  fröud  inn  himm- 
len,  so  oft  sich  ein  Sünder  bekeert,  welches  im  evan- 
gelium  anbildet  wirt  by  dem  verlornen  und  wider- 
fundenen  schaf.'  OWerdm.  1552;  dafür  1588:  .erklärt 
durch  die  gleichniss  vom...'  ,Die  tischer  machend  zue 
etlichen  Zeiten  des  jars  fäderengel;  nit  weiss  ich,  was 
sy  für  ein  flügen  damit  anbildend,  die  fisch  ze  be- 
triegen.'  Vogelb.  1557.  ,Mit  schönen  glychnussen,  mit 
welchen  er  [Christus]  uns  einsteils  unseren  staat  und 
wäsen  gar  eigentlichen  anbildet,  andersteils  aber  ouch 
die  art  und  eigenschaft  Gottes  klar  ze  verston  gibt.' 
RGualth.  1559.  ,Similare,  gleichen,  gleich  sein,  a. 
Imaginem  alieujus  ferre,  einen  wäsenlich  a.,  eim  gleich 
sein.  A.,  einsi  gestalt  und  angesicht  anzeigen  als  ein 
spiegel,  imaginäre,  effingere.  Einen  a.,  sich  gestalten 
mit  weiss  und  pärd  wie  ein  anderer,  coinmentari  ali- 
quem.'  Fris.  ;  Mal.  ,Und  diewil  dann  Gott  ein  geist 
ist,  so  mag  er  zwaren  mit  keiner  kunst  durch  einich 
bild  angebildet  werden.'  1566/1644,  helv.  Conp.  ,Sie 
machet  daraus  ein  bildlein,  welches  N.'s  angesicht 
nicht  anders,  denn  wenn  es  von  einem  kunstreichen 
meister  gemalet  worden,  anbildet.'  Joh.Wetzel  1583. 
.Bi  den  Heiden  hat  der  Wider  ouch  sine  schönen  und 
lustigen  Bedütnussen  ghan,  dann  durch  diss  Tier  ha- 
bend sie  die  Dapferkeit  angebildet.'  JJRüeger  1606. 
,A.,  repriesentare,  exhibere,  imaginem  reddere,  Einen 
a.,  formam  alieujus  gerere,  referre.'  Denzl.  1677;  1716. 
—  Anbildung:  bildliche  Darstellung,  Anzeichen, 
Symbol.  ,So  ist  der  himmel  ein  ougenschynliche  a. 
der  gegenwirtigkeit  Gottes.'  RGualth.  1559.  ,Sömlichs 
[eine  Missgeburt]  hat  yedermann  für  ein  unglück- 
hafte a.'  HBull.  1572.  ,[Der  Vogel  Phönix]  seie  ein 
a.  der  unsterbligkeit  der  seel.'  ELav.  1582.  ,Die  opfer 
warend  ein  a.  der  heiligung.'  ebd.  ,Das  Brot  [im  Abend- 
mahl] syge  ein  Anbildung,  Figur  und  Bedütung  des 
Eybs  Christi.'  Grob,  Chr.  1599.  .Unsere  Ehen  solten 
Contrafacturen  und  Anbildungen  sein  der  Liebe  Christi 
gegen  seiner  Gemeinde.'  FWvss  1673.   S.  noch  spieglen. 

i"-:  1.  mit  pers.  Subj.  a)  mit  Acc.  P.  oder  S., 
sich  Etwas  vorstellen,  einprägen.  , Damit  wir  nit  ein- 
bildind,  es  sye  ein  kleiner,  ringer  kämpf.'  OWerdm. 
1552,  wofür  1588:  , Damit  wir  uns  nicht  einbilden.' 
,Desshalben  der  Herr  Christus  nit  sol  als  ein  richter 
ynbildet  werden.'  RGualth.  1550.  ,[Hievon  Aufzeich- 
nungen] aufs  Pappeir  bringen  lassen,  damit  Alles  wo! 


eingebildet  und  behalten  werde.'  162'.',  Abscu.  Meist 
mit  Dat.  P.  =  ,in  Einen  Etwas  bilden'  (s.  bilden).  XVI., 
sehr  häufig.  ,By  disen  punkten  sollend  unser  botten 
denen  personen,  damit  sy  handien,  eigentlich  erscheinen 
und  i.,  wie...'  1524,  Absch.  .[Einem  Pfarrer  wird  em- 
pfohlen, der  Jugend]  die  Grammatik  fleissiger  einzub.' 
1534,  Z  Synode.  ,Es  soll  jede  überkeit  iren  Kriegs- 
leuten stark  einb.,  dass  sie  Niemand  weder  tratzen 
noch  schmehen.-  1607,  Absch.  —  b)  spec.  mit  refl. 
Dat.  <x)  sich  Etwas  vorstellen,  denken;  zunächst  ohne 
den  Nebensinn  des  Falschen.  Ich  bild-mer  i",  's  xverd 
ujipe"  100  Franke*  choste*  Th;  Z.  (Ith)  bild-mer  's  »", 
kann  mirs  denken  Th;  TT;  ;Z.  Cha*"st-der  ('s)  i.l 
höhnische  Abweisung  Bs;  Th;  Z.  ,So  stell  für  dich 
oder  bild  dir  yn  ein  frommen  menschen.-  OWerdm. 
1552;  dafür:  ,So  stell  oder  nimm  nun  für  dich.'  1588. 
—  ß)  wie  nhd.  Bs;  Sch;  Th;  Z.  —  2.  mit  sächl.  Subj., 
sich  Einem  einprägen.  ,Es  nimpt  aber  der  Herr  Chri- 
stus sine  glychnussen  von  gmeinen  dingen  här,  die 
mengklichem  bekannt  sind  und  uns  täglich  zuo  band 
stossend,  damit  sy  [sich?]  uns  dess  bass  ynbildind, 
darzuo  ouch  dess  mer  ansähens  by  uns  habind.- 
RGdalth.  1559. 

ver-:  (sinn-)  bildlich  darstellen.  ,Ja.  wenn  man 
Gott  verbilden  soll,  denn  zimt  sich  Christum  v.' 
Zwingli.  .Nun  rieht  man  erst  die  bildnuss  uf,  wenn 
man  etwas  zuovor  trost  zuo  dem  hat,  den  man  v.  will.' 
HBdll.  1532.  ,Du  sollt  mich  nit  v.  mit  einer  gstalt, 
die  gesähen  wirt.'  OWerdm.  1552.  ,Cyrus  verbildet 
wirt  im  baren.'  J  Murer  1559.  .Ihre  [der  Götter] 
himmlische  Majestät  seie  zu  übertreffenlich  sie  zu  v.' 
Äg.Tschudi.  ,Der  schatten  des  leibs,  d.  i.  die  ver- 
bildung.'  1566/1644,  helv.  Conf.  ,Es  sagt  Gott,  man 
solle  ihn  nicht  v.:  da  wollen  [aber]  etliche  Evan- 
gelische mit  Gewalt  die  Bilder  in  Kirchen  schirmen.' 
JJBreit.  1629. 

für-:  =  ver-b.  , Bättier  mit  papyrenen  Kronen, 
sampt  einem  hölzenen  Sterne,  welche  die  h.  3  König 
an-  und  f.  wollen.'  Schimpfr.  1652.  ,Die  grosse  Hüner- 
schaar  fürbildet  die  Gemein.'  CMey.  1657  (Erklärung 
eines  Bildes).  .Seine  Grösse  bildet  für  grosses  Herze, 
Mut  und  Kräfte.'  ebd.  Einmal  ,vor-b.':  ,Was  die 
kunstrychen  maier  in  kilchen  vorbildetend.'  Ansh.  — 
Fürbildung.  Wollen  die  untern  Zehnden  [von  W] 
gegen  die  obern  ,derglychen  Fürbildungen  tun  [Ab- 
machungen treffen]',  so  hat  Bern  nichts  dagegen.  B 
Ratsman.  1604  (Gfd  52,  125). 

Bilder  m,  ,Wer  an  daz  gross  mal  koufet,  mag 
der  an  daz  selb  gross  mal  noch  an  den  b.  nüt  ge- 
weren,  der  git  von  iedem  tuoch  3  Schill,  ze  buess.' 
1357,  Z  Ratserk.  (Lauffer,  Beitr.  II  126) ;  vgl.  Mal  1  c 
(Sp.  144). 

bilderisch:  bildlich,  in  Bildern.  .Glaub,  du 
kannst  bildersch  reden.'  UBragger  1780. 

in-:  eingebildet  Gl. 

gebildet:  1.  =  ge-bildelet,  bes.  von  gewirkter  Lein- 
wand zu  Hand-  und  Tischtüchern  AALeer.;  Bs;  BE.; 
Gl;  SchSL;  Z.  'Bildets  (Zug).  Almig  isch  e"  Streckli 
Glattis  cho",  dernöch  wider  e*  Halbrierteli  'Bildets, 
Allem.  ,Eine  gebildeti  zwechel.'  1469,  ZWthur  Inv. 
,[Jede  Person  erhielt  bei  Tische]  eine  gebildete  oder 
gesprengte  zwechel.'  XVI.,  Z.  ,26  mehrerteils  guet 
Tischlachen,  darunder  etliche  gebildete.'  1627,  Th 
Bürglen  Inv.     .Tüecher,  teils  glatte,  teils  gebildete.' 


1201 


Bald,   hehl.   ImIiI.  hold,  buhl 


1202 


1764,  B  Archiv.  ,Ein  rotblau  gebildetes  Leibli.'  1768, 
Z  Kanzlei.  ,Ein  Bett  samt  bildetem  Anzug;  4  bildete 
Küssenanzüg.'  1800.  ZZoll.  Ffandb.  Wortspielend  mit 
der  nhd.  Bed.  des  W. :  Er  isch  'bildet  wie-n-es  Mosti- 
tuech,  von  einem  groben,  rohen  Menschen  Aa  oSuhren- 
tal.  —  2.  von  plastischer  Arbeit  in  Stein.  ,Und  sollend 
ouch  keine  seulen  aufrichten,  noch  keinen  gebildeten 
stein  setzen  in  euwerem  land,  das  ir  darvor  euch 
buckind.'  1548/01,  III.  Moses;  dafür  1882:  , keine  Stein- 
bilder.' 

i(n)-bildig  GrAv.,  fast,  Fan.,  Klost,  Rh.,  Valz., 
-bildisch  B;  GRHe.;  Z:  1.  aufgeblasen,  stolz,  aaüü. 
,Es  mach  ihn  aber  auch  nichts  tauber,  als  so  ein 
iDbildisches  Bürsehchen,  das  nichts  verstehe.'  Gotth. 
—  2.  phantastisch.  .Es  will  aber  diese  kartesianische 
Vernünftelung  [über  die  Entstehung  des  Mondringes] 
der  heutigen  delicaten  Welt  nicht  ein,  als  welche  die 
Zeugung  obbenennter  Eisstücklein  vor  allzu  einbildisch 
und  von  der  Natur  entfernt  haltet.'  JJScheüchz.  1742. 

Bildner  m.:  Vorbild,  Muster,  Gleichniss.  ,Er 
wirt  b.,  recht  zu  laben,  finden,  nämlich  Christum,  der 
aller  tugenden  vollkomner  und  ussgemachter  b.  ist.' 
Zwingli.  =  dem  lat. :  .Omnigenas  recte  vivendi  formas 
inveniet.'  ,Gott  zeigt  dem  propheten  in  einem  b.,  wie 
er  das  volk  Juda  straafl'en  wolle.'  1531/48,  Jerem.  ,Es 
ist  ein  erwägen,  den  tempel  ze  bauwen  mit  offnung 
der  verheissung  des  säligen  somens  und  seines  reichs, 
des  b.  der  alt  tempel  gewesen  ist.'  1531/48,  Psalm. 
,Wie  ich  dir  ein  b.  des  tabernakels  und  alles  seines 
geschirrs  zeigen  wird.'  1548,  II.  Moses;  dafür:  , Für- 
bild der  wonung.'  1531.  ,Ein  beispil  und  b.  eines 
frommen  forsten.'  Z  Bibel  1560.  ,l)ie  epistel  zun  Ephe- 
sern  ist  ein  kurzer  b.,  was  gestalts  er  das  evangelium 
hab  verkündt.'  ebd.  .Dann  ob  gleichwol  Christus 
menschliche  natur  angenommen  hat,  so  hat  er  sie  doch 
nit  darumb  angenommen,  dass  er  damit  ein  b.  für- 
stallte den  bildschnitzern  und  den  mahleren.',  helv. 
Conf.  1500/1644.  ,B.,  etwas,  nach  dem  man  ein  anders 
macht,  der  rächt  patron,  original,  archetypus,  exem- 
plum,  exeinpla.  Der  b.,  die  erst  form  und  gstalt  eines 
yeden  dings,  typus.  Simile  sibi  sumere,  ein  b.  oder 
muster  nemmen.  Ad  exemplar  alterius  vocare  alqin, 
ein  b.  (oder  beispil  eines  dings)  von  einem  begären, 
denselbigen  abzemaehen.  Similitudinem  e  re  aliqua, 
etwarvon  ein  b.  nemmen  oder  ein  gleichnuss.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Nit  weniger  soll  des  Pfarrers  Wyb  sammt  den 
Rinderen  ein  B.  syn  eines  züchtigen,  ehrbaren  und 
gottseligen  Wandels.'  Z  Kirchenordn.  1628.  Auch  in 
allgemeinem!  S.  =  Bild.  ,One  figuren  und  bildner.' 
Z  Bibel  1560,  neben:  ,Die  bilder  und  falschen  gotts- 
dienst.'    -    Mhd.  büdencere,  Bildner;   Muster,  Modell. 

Bildnuss  f.:  1.  (plastisches)  Bild,  Gestalt,  Eben- 
bild. XVI. /XIX.  ,Ir  zeigend  an,  dass  die  götzen  darum 
hin  geton  söllind  weiden,  dass  die,  dero  sy  bildnussen 
sind,  nit  Gott  sygind.'  Zwingli.  ,[Auf  dem  Platze] 
was  die  gstalt  eines  gewapneten  maus  uff  einem  pfert 
sitzend;  do  fragt  Rengnold,  was  die  b.  bedutte.'  Mor- 
gant  1530.  .Dass  wir  allesanimen  unserthalb  der  b. 
Gottes  beroubt  sind.'  OWerdm.  1552;  =  , des  ebenbilds 
Gottes.'  1588.  , Gegrabene  Bildnussen  machen  und 
Glychnussen  deren  Dingen,  die  in  Himmlen  da  oben 
sind.-  Vollenw.  1642.  , Lapis  Capitolinus,  die  Bildnuss 
Jovis.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Dass  die  Bildnus  unsers 
süssesten  Jesu  in  unsern  Augen  und  Herzen  schwebe.' 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


JJULR.-Haug  1731.  S.  noch  Fridolin  (Bd  I  1285), 
an-gän  (Bd  II  18).  —  2.  .Voll  bildnussen  oder  ein- 
bihlungen,  imaginosus.'  Mal. 

bildocht:  =  ge-bildet  1.  ,Zwei  bildochtü  tisch- 
lachen.' XIV.,  SchwE.  Urb. 

Bildung  f.:  (plastisches  oder  gemaltes)  Bihl.  Ein 
Vertrag  bestimmt  für  die  Herstellung  von  Chorstühlen 
zu  St  Peter  in  Basel:  ,Uff  den  tabernackeln  [soll  sein] 
etwas  b.  und  bossen,  darzue  under  yegklichem  blatt 
eins  yegklichen  stuels,  so  man  uff  und  nider  lasst, 
ouch  ein  b.  oder  bluemen.'  1494,  Bs.  ,Es  sollend  vier 
bildung  an  der  glocken  stan,  neinlich:  Unser  lieben 
frawen,  St  Bernhard,  St  Urbar,  und  St  Ursula.'  1513, 
Gfd.  ,Ein  korallin  paternoster  [ist]  unser  Frauen  ge- 
schenkt und  an  ir  b.  zu  gezierd  angehenkt  worden; 
demselben  bild  [hat  er  es]  abgezogen  und  entfremdet.' 
Anf.  XVI.,  S  Missivenb.  Sie  haben  alle  Fenster,  ins- 
besondere ,die  b.  hattend'  [mit  Glasmalerei  geschmückt 
waren],  zerstochen.  1524,  Absch.  Es  soll  sich  Nie- 
mand unterstehen,  die  ,b-en  und  figuren'  unsers  Herrn, 
unserer  1.  Frau,  des  Crucifixes  und  der  Heiligen  in 
den  Kirchen,  Capellen,  Bildhäusern  [usw.]  zu  ent- 
fernen. 1525,  ebd.  ,Die  missbrüch  der  bildung  und 
messen  sollend  nochmals  recht  gemässiget  werden  [also 
Beschränkung  des  Bilderdienstes  der  kath.  Kirche].' 
Zwingli.  .Einer  stat  Lucern  paner,  mit  des  h.  ölbergs 
b.  geziert.'  Ansh.  .Die  B.  ist  dem  Leben  nach  [lebens- 
wahr].' Bs  Ausrufbilder  1749. 

Pohl  Aa,  Poldi,  B-  Aa;  Bs;  L;  SchwE.;  Slfent., 
Pöldi,  B-  L  —  Dim.  Boldeli,  Boldeli:  1.  Personenname, 
a)  Leopold.  aaOO.  —  b)  Theobald  L.  —  2.  Poldi, 
trotziger  Kerl  AALeer.  —  2  übertr.  von  1  unter  An- 
lehnung an  polderen.      Doch   vgl.  auch  das   Folg. 

Bold,  PI.  Bohle":  wilder  Junge  B.  Üf,  ir  Bolde"! 
Zuruf  an  Zwerge.  Alpenp.  1873. 

Sonst  mir  als  zweiter  T.  in  zsgesetzten  Eigennamen  (z.  B. 
.Irinbold'.  Name  eines  Hörigen,  um  900,  Z;  .Eichpolt.'  Vad. 
II  429;  .Waekerbolt.'  XIII./XIV.,  Gl;  Z;  .Gerbolt.'  138S, 
G1K.;  .Magdalena  Twerenboldt.'  SchwE.  Klosterarch. ;  vgl. 
auch  die  Familiennamen  .Ehrenbold.'  1450/1500,  LSemp. ; 
.Fridpold.'  XVI.,  G:  .Diebold'  AaB.;  BE.;  Tb.;  .Hiltpold' 
Z  ua.),  dann  auch  iu  Appellativen  (wie  .Tranken-,  Raufbold' 
usw.)  und  daraus  abstrahiert.  Vom  Sprachgefühl  wird  das 
W.  an   holderen  angeschlossen.      S.   noch   Bolz  II. 

Ho ldri -Bolder  Bs  (Spreng),  Holterti-Polterti  Bs 
(An.  ad  St.):  1.  in.,  Mensch,  der  wild,  plump  drein 
fährt,  das  Unterste  zu  oberst  kehrt  Bs.  —  2.  n.?  Lärm, 
Gepolter.  .Was  gibt's  vor  Gesichter  und  Holderdi- 
Polderde  [wenn  in  einem  Hause  schlechte  Laune 
herrscht]!'  UBrägger  1785. 

Vgl.  .holterpolter.'  Gr.  WB.  IV  b  1761/2  und  dazu  hol- 
deren  1   (Bd   II    1190),  Holderi-Boeh  (Sp.    1130). 

Ge-polder  GRPr.,  Polder  Gl;  Z  —  n.:  Gepolter. 
.Gepolder'  mehrfach  neben  einmaligem  .Gepölder.' 
1719,  Bs  Hexenproz.  .Unter  wildem  Gepolder  sanft 
schlafen.'  JJUlr.  1727. 

holdere"  Ap;  Bs;  Btw.;  GW.;  S;  Th;  ZO.,  S., 
p-  AaF.,  Ke.,  Leer.;  Btw.;  GRPr.;  Zg;  Z  tw.,  holdere" 
GMs;  Z  tw.  (auch  p-):  1.  poltern,  allg.  a)  im  allg.  S. 
Aa;  Bs;  B;  G;  S;  Th;  Z;  auch  unpers.  Im  ganze" 
Hüs  ume"  b.,  z.  B.  in  schweren  Holzschuhen.  Alli 
Drei  sin  an  si"  Dire"  go"  bebberle"  und  z'letst  go"  b. 
Schwzd.  (Bs).  's  Herz  bölderet-mer  Z.  ,Mit  on  under- 
lassnem    schiessen   und   b.    [in   einer  Schlacht],    dass 

76 


1203 


BaM  — buhl.     Ball— bull 


1204 


mau  das  tosen  by  uns  uf  Jen  bergen  licht  verniramen 
mocht.'  Kessl.  .Supplodere,  mit  den  füessen  wider  den 
boden  schlagen  zu  Verachtung,  b.  mit  den  füessen  ver- 
ächtlicher weiss.  Detonare,  hoch  einhin  b.  oderbochen 
oder  aufhören  b.  und  tönen.'  Fris.  ;  Mal.  ,Uf,  uf,  uf, 
uf,  du  fuler  Huf,  sonst  renn  ich  mit  Gwalt  [d']  Türen 
uf!  (Boldret  wüst  an  der  Türen).-  GGotth.  1619.  ,L>es 
Polderns  und  Unwesen  der  Gespensteren.'  LLav.  1670. 
Von  lärmender  Lustbarkeit  B  um  Burgd.  —  b)  refl.,  von 
in  raschem  Wechsel  einander  ablösenden  Ereignissen. 
,Also  boltrotent  sich  die  sachen  [die  Streitigkeiten 
zwischen  Schw,  Gl  und  Z]  durcheinandren,  das  sich 
ein  sach  durch  die  andren  zoch.'  Fründ;  vgl.  er-b.  2. 

—  c)  von  der  Stimme.  Schreiend  zanken,  lärmen, 
kollern  B;  Th;  Z.  De'  Her  häd  g' waltig  poldret  und 
si's  Verbot  widerholt.  Usteri.  Trotzen  B  um  Burgd. 
Laut  murren,  immer  Aufhebens  machen  Ap;  über 
Unbedeutendes  laut  und  anhaltend  sprechen  GW. 
Prahlen  BU. ;  Aufsehen  machen  Zg.  Vgl.  das  syn. 
bochen  (Sp.  969  f.).  ,Bochen  und  b.'  XV.,  L.  ,Und 
ligt  nüts  an  üwrem  böldren  und  schelten.'  Zwingli. 
, Darum  lassend  noch  vil  grossere  dann  Egk  und  Faber 
sind,  sagen  und  pöldren,  was  sy  wellend.'  ebd.  .So 
ir  nun  mit  denen  Worten  bölderend  [auf  den  Buch- 
staben pochet].'  ebd.  ,VVie  der  pfleger  mit  den  armen 
lüten  boldere  und  boche,  über  si  zuck  [usw.].'  1527, 
Egli,  Akten.  ,Das  böldern  und  schmehen  ze  Zug 
[gegen  Z].'  1529,  Absch.  ,Wie  unsere  pfaffen  yemer- 
dar  tröuwend  und  bölderend.'  HBull.  1552.  ,Crepare. 
prachten,  toben,  schreien,  holderen  [1568:  .blöderen'], 
töuben,  rauschen,  knellen.  Debacchari,  beschelken, 
holderen,  ungestuemlich  oder  unsinniglich  anfallen 
und  bochen  wie  ein  trunkener  oder  voller  zapf.'  Fris.; 
Mal.  .Ihr  Mund  ist  voll  Fluechens,  Scheltens,  Böl- 
derens.'  JWirz  1650.  ,Wil  der  Satan  dich  erschrecken 
mit  seinem  Polderen.'  JHHoit.  1666.  .Was  ists,  wann 
der  Hammer  nicht  klopfet,  aber  die  Zung  bolderet?' 
FWyss  1670.  —  2.  tr.,  Einen  polternd  anfahren,  ihm 
lärmend  trotzen.  ,Niemants  soll  die  predicanten  an 
offener  canzel  ze  holderen  oder  zuo  rechtfertigen 
underston.'  Z  Mand.  1530.  —  3.  tr.,  Einen  herum 
stossen.  ,Sy  viengent  den  boten,  stiessent  und  bol- 
trottend  in  umhin  und  anhin.'  Fründ.  —  4.  werfen, 
schleudern  ApK.  Mit  Acc.  des  Zieles:  Er  hed-mich 
'bolderet. 

Erst  seit  dem  XV.  belegt  neben  dem  syn.  .bollern',  aus 
dem  es  ohne  Zweifel  entstanden  ist  durch  Hervortreten  des 
Gleitlautes  zwischen  l  und  r;  vgl.  Bilden''  aus  Bilere",  Bul- 
dere"  aus  Bullere"  ua.  Im  ZO.  kommen  holdere"  uud  holdere" 
neben  einander  vor;  Letzteres  werde  mehr  im  Affekt  gebraucht. 

ab-bolderen:  mit  Gepolter  hinunterfallen  GrPi-. 

—  über-:  durch  Poltern  einschüchtern,  in  Nachteil 
setzen.  ,Dass  man  mit  citieren,  mit  kosten  und  an- 
derer unbrüederlicher  wys  die  lüt  überylet  und  über- 
boldret  hat.'  1530,  Absch.  Weil  die  biderben  Leute 
durch  die  Boten  von  den  Ländern  wohl  .üherboldert' 
und  vervorteilt  werden  möchten.  1531,  ebd.  Mit  un- 
best.  Obj.  .Antwortet  Luther  [zu  Marburg]:  Herr  Zwin- 
gel,  ir  wolle nts  überböldercn.'  HBull.  1572.  —  er-: 
1.  mit  Acc.  F.,  durchprügeln  Z.  —  2.  =  holderen  1  b. 
,Also  verharroten  die  sachen  und  erboltret  sich  eins 
durch  das  ander  [.giengend  die  sachen  durch  ein- 
andren.' Fründ]  wunderlich  und  übleten  sich  die  Sa- 
chen [usw.].'  Tschachtlan.  —  v e r-b ö  1  d e r e n :  =  ver- 
bölen (Sp.  1180)  B;  ZO.    Verbölderet,  bes.  von  Obst,  das 


beim  Herunterfallen  oder  durch  unachtsames  Herum- 
werfen beschädigt  worden  ist  B. 

zi-boldere".  dim.  -bölderle" :  -  zi-bollen  Ai'K.  Es 
zibolderet.    —   Abi.  von  einem   Snbst.  'Zibolderen 

Boldere"  f.:  wesentlich  =  linieren.  1.  (in  ÄAÜÖtt. 
Holdere")  grosse  Nuss,  spec.  Wurfnuss  im  Knabenspiel 
höcklen  AABb.;  Sch  (Kirchh.).  —  2.  Frucht  (Beere) 
der  Kartoffelstaude  GrHc;  Syn.  Bollen. 

Geiss-:  =  G.-Bollen  Ap.  —  Ross-:  =  B. -Bollen  '/.. 

Bolderer  m.:  1.  , kleiner  Mörser  zum  Schiessen 
Ap."  Syn.  Bnler.  —  2.  Polterer  im  eig.  und  bildl. 
Sinn  S;  Z.  Aufbrausender  Mensch  Z.  .Mürrisches, 
grobes  Maul'  Ap.  ,Bis  nit  in  deinem  haus  wie  ein 
low  und  ein  wüetender  pölderer  in  deinem  hausgesind.' 
1531,  Sir.  .Wollend  lieber  ein  hochtragnen  gassen- 
trätter,  einen  wynsüchtigen  schluch,  einen  lychtfer- 
tigen  hoftänzer,  ein  ungeschlachten  bolderer  zu  einem 
sun  haben,  dann  ein  predicanten.'  RGlalth.  1552. 

Bolderi  Z,  Bölderi,  P-  Gr  —  m.:  1.  =  Bol- 
derer 2  Ti.  Grobian  GRMai.  —  2.  grosser,  dicker 
Kopf  GRValz.     Syn.  Bölli  (Sp.  1176). 

polderig:  höckerig,  uneben  AASuhrental. 

Boldriän  ApH,  Boldriö  ApK.;  ScHSt.;  „Vw;" 
ZZoll.  —  m. :  =  Bolderer  2  Ap;  /.Zoll.  Rauher,  unge- 
hobelter Mensch  Ap;  ScuSt.   „Jähzorniger  Mensch  Vw." 

poltriere":  aufbegehren  SchwE. 

Biilderm. :  1.  =  Bolderen  1  AALeugg.  —  2.  Spitz- 
name für  einen  Menschen  mit  grossem  Kopf.  ebd. 

Bulilcre"  B  (Zyro);  GRValz.;  Schw;  Uw;  U.  Bol- 
dere" GRlgis;  GO.,  We.,  I'-  aScnw;  Zg,  Buhlerne"  GrL. 
—  f.:  1.  (Chäs-B.)  gew.  Pl  =  Bulleren  (Sp.  1185).  aaOO. 
Syn.  Bulgeren,  Buhnen.  |  Der  Senn]  häd  schiere"  Stund 
a"  der  Buldere"  iitnme"  ff ch rümpft,  häd  g'irerchcd, 
dass-er  recht  geschwitzt  häd  und  'dämpft.  Übw  1887. 
Wenn  ich  d'  Buhlere"  de""  allig  ha"  cerrierd  g'ha"  e" 
chll",  han-ich  g'meind,  der  Chäs  sett  sehu"  im  Järb 
usse"  si".  ebd.  ,Die  zum  Käse  machen  dienliche,  in 
ein  dickes,  zusammenhaltendes  Wesen  zusammenge- 
ronnene Materi  nennet  man  Bnlderen;  disere  zerbricht 
der  Senn  mit  der  Käsbrechen,  einem  stachlichten 
Stecken,  in  kleinste  Stücke.'  JJSciiei'chz.  1706;  1746. 
,lllud  autem  saepenumero  miratus  sum,  cur  inter  tot 
lactariorum  eiborum  apparatum  primus  casei  gradus, 
seu  lactis  ahsno  calefacti,  coaguli  ope  inspissamentum. 
quod  Bulderen  dieimus,  non  etiam  nostris  mensis  in- 
feratur;  palato  enim  si  quid  aliud  gratum.'  Cappeler 
1767.  S.  noch  Fuster  2  (Bd  I  1121).  —  2.  Puldere", 
Pille,    bes.   Abführpille   ApWolfh.     Syn.  Bullen   I  :.'. 

Betr.  das  lautliche  Verhältniss  zu  Bulleren  s.  die  Anni. 
zu   holderen. 


Balf  -  bulf. 

belfere":  l.  =  hif:en  1,1  (Sp.  1050)  AaKöII.,  Leer. ; 
BE..M.;  GrRLandqu.;  Lj  GW.;  UwE.  ,Sie  belferte  gegen 
den  Ehemann.'  Gotth.  .Nimm  nur.  was  der  Grosse 
Rat  kostet  wegen  dem  mutwilligen  B.,  womit  sie  die 
Zeit  verderben.'  ebd.  .Ketten,  heften,  b.,  gannire,  bau- 
bare, latrare.'  Red.  1662.  S.  noch  chiflen  3  (Bd  III  177). 
Abi.  Belfert.  —  2.  viel  und  unnütz  schiessen,  knallen 
UwE.  Auch  von  heftigen  Schneeballkämpfen  der 
Knalicn.  ebd.  —  Zur  Bed. -Entwicklung  vgl.  hl/zen,  beben. 
Zu  2  vgl.  auch  bülferen. 


1205 


Balf,  belf,  bilf,  bolf,  lmlf 


12ÖÖ 


er-.  Du  lieittl  enand  erbelferet,  haben  sich  tüchtig 
mit  Schneebällen  beworfen  UwE.  —  wider-:  =  w.- 
belloi  (Sp.  1159)  B.  .Länger  hielten  die  Schwägerin 
und  die  Schwester  aus;  in  abgebrochenen  Zornslauten 
widerbelf'erten  sie  ihm,  aber  vor  dessen  geregeltem, 
scharfen  Feuer  verstummten  am  Ende  auch  ihre  blin- 
den Schüsse.'  Gotth. 

Uelfrid  m.:  „fester  Turm,  Bollwerk."  ,Der  abt 
Hess  ob  Wattwil  ein  basti  (man  nennt  es  dozmal  ein 
belfrid  oder  berfrid)  machen  und  lait   soldner  darin.' 

\  AD.     —     Mlul.    h.:r(r)-rrit.      llllat.    6er-,    hrl-J'mliii,    frz.    Iirß'mi, 

ä.   berfroi. 

Bnlfer  n.:  1.  Staub.  Asche  Z.  Z'  B.  und  Asche" 
verbrenne"  ZO.  .[Den  Körper  einer  Hexe]  ze  bulffer 
und  eschen  verbrönnen.'  1459,  UUrs.  .Verbrennends 
dann  z'  bulfer  und  z'  stoub.'  RSchmid  1579,  neben 
,z'  äschen.'  ,Ja,  die  statt  soll  im  für  z'  b.  gan.'  ebd.  — 
2.  a)  gepulvertes  Gewürz  oder  anderer  Stotf,  zum  Kü- 
chengebrauch Bs;  B;  L;  Th;  Z.  Kafi-B.  .Wie  man  die 
bultfer  sol  stossen.'  1413/1514,  Bs  Satfranzunft;  vgl. 
färben  (Bd  I  990).  ,Die  Frau  macht  das  Mähli  zimmlich 
räss  von  Bulver  und  Salz.'  Scbimpfr.  1651.  Vgl.  noch 
B.-Lüt  (Bd  III  1523)  und  Gfo.  V  250  f.  —  b)  bes. 
als  Dim.,  Arzneimittel  in  Pulverform  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
Th;  Z.  .Trüchne  [die  Kräuter]  wol  und  mach  s'  wider 
zuo  bülver.'  Zg  Arzneib.  1588.  —  3.  Schiesspulver, 
allg.  Wenn-men  im  G'ßeht  nüd  will  fürschilch  si", 
mues'-me"  vorher  B.  esse",  sagten  ehedem  die  Soldaten 
ZZoll.;  ähnlich  B.  's  B.  (auch)  nid  erfände"  ha",  allg., 
nid  schuld  si",  dass  's  B.  chlopft  B;  Th;  Z,  beschränkt 
sein.  Schüss,  wenn  d'  le"  B.  hast!  ZZoll.  We""-me" 
schiesse"  will,  su  mues'-me"  d's  B.  nid  daheime"  lä", 
wer  Etwas  erreichen  will,  muss  auch  die  Mittel  dazu 
mitbringen  B  (Zyro).  Si's  B.  rerschiesse"  1)  seinen 
Vorteil  aus  der  Hand  geben  B.  —  2)  seine  Kraft, 
Vorräte  voreilig  aufbrauchen,  verpuffen  Bs;  B;  Z. 
Si"s  B.  verschösse"  ha",  spez.,  impotent  sein  B;  Z. 
Er  hat  's  B.  g' schmeckt,  hat  von  der  Sache  Wind  be- 
kommen GBern.  Wie  B.  sl",  jähzornig  sein  GlH.  ; 
vgl.  das  syn.  gäis  B.  ha"  (Bd  II  101).  's  B.  ist  en 
Schölm,  man  muss  sich  davor  in  Acht  nehmen,  War- 
nungsruf zu  Kindern  Z.  S.  noch  Maid  (Sp.  78).  — 
4.  scherzh.  für  Geld  THErm.  Ir  hond  guet  sage", 
Tokter,  wenn-ich  sovel  B.  hett  icie-n-Ir,  langti  's.  ONä- 
geli  1898.  —  5.  Familienname  Bs;  BStdt;  als  Zuname 
XVI./XVIIL.  ZZoll.     ,1m  B.',  Flurname  ZZoll. 

Aus  Ap;  BR.,  Stdt;  GlH.;  GRh.  liegen  Angaben  mit  aul. 
P-  vor;  doch  sind  sie  wohl  durchweg  aus  dem  Eiiifluss  des 
nhd.  Schriftbildes  zu  erklären.    Bed.  4  auch  in  der  Gaunerspr. 

Fuchse"-:  Fuchsin-,  Anilin-Kot  Z  (Apotheker 
Vogel).  —  Fischiis-:  Läusepulver,  Pulv.  ped.  Z  (Vo- 
gel). —  Fluss-:  leichtes  Abführmittel,  Pulv.  dig. 
Z  (Vogel).  —  (Marc»-)Gräfen-:  Pulv.  epilept.  Mar- 
chionis,  ein  Mittel  gegen  die  Kindergichter  Z  (Vogel); 
Syn.  Chinden-we-B.  —  Herz-:  herzstärkendes  Mittel. 
JJNüsch.  1608.  —  Hexe"-:  =  H.-Melw  (Sp.  219)  B 
(Apotheker  Lindt).  —  Hitz-:  Pulv.  temp.  ruber,  früher 
als  Mittel  gegen  leichtes  Fieber  in  den  Apotheken  ver- 
kauft. ,H.  für  8  ß.'  1810,  ZStdt.  —  Ja  st-:  Mittel 
gegen  Blutwallungen.  .Bring  mir  ein  J.  vom  Scheerer; 
mein  Geblüt  wallet  in  mir  und  macht  mich  unruhig.' 
HPest.  1781.  —  Chuchi-:  Mischung  aus  verschie- 
denen gepulverten  Gewürzen,  bes.  Pfeffer  und  Gewürz- 
nelken B;  L,    .gestossene  Nelkenköpfe,   Myrtus  Pim.' 


Demi.  .Es  scheine,  des  Bannwarts  Frau  habe  aber 
kein  Geld  gehabt,  um  K.  zu  kaufen;  man  spüre  in 
den  Würsten  nichts  als  Knoblauch.'  Gorru.  ,Der 
Wohlgeruch  der  Miststöcke  vor  den  Fenstern  ersetzt 
das  Küchenpulver'  L.  Scherzh.  von  Schwätzereien; 
s.  Chörbli-Chrüt  (Bd  III  897). 

Chinesen-:  Magnesia  alba  Z  (Vogel).  -  Wahrsch. 
nur  verderbt  aus  Magnesia. 

Chindli-:  leichtes  Abführmittel,  Pulv.  Magn. 
comp.  B.  ,Sie  möchten  den  Kindern  die  Frömmigkeit 
eingeben,  wie  man  ihnen  K.  eingibt.'  Gotth.  —  Ka- 
piziner-:  1.  Insektenpulver,  früher  (lt  Apotheker 
Vogel)  seinen  staphid.  agris,  jetzt  persisches  Insekten- 
pulver Z.  Vgl.  Bd  III  402.  —  2.  Pulver  zur  Bereitung 
von  Krätzesalbe  B  (Lindt). 

Kipp-:  Chlorkalk,  Calc.  chlor.  Z  (Vogel).  -  Ver- 
derbt aus   ,Küpen-P.';   vgl.    Chiipen- Wasser. 

Karollen-:  Corallia  prsep.,  gepulverte  Korallen 
zur  Knochenbildung  Z  (Vogel). 

Chor  bei-:  Radix  Hell.  alb.  Z  (Vogel).  -  Der 
Genuss  der  Nieswurz  verursacht  Erbrechen. 

Kartuser-:  Schwefel-Antimon  Z  (Apoth.  Rosen- 
mund). Als  Magenreinigungsmittel  aufgeführt  1772, 
Z  Ges.  —  Kataplam-:  zerstossene  Leinsamen  B 
(Lindt).  —  Licki-:  gepulverte  Curcuma-Wurzel  B 
(Lindt).  —  Hos-latz-:  scherzh.,  Pfeffer  ApWolfh. 
—  Hüener-mägli-:  Mittel  gegen  epileptische  An- 
fälle, Pulv.  rad.  Pason.  Z  (Vogel).  —  Malefiz-:  Zau- 
berpulver, das  man  unter  Speisen  und  Getränke  mischte, 
um  böse  Geister  und  Hexen  zu  vertreiben  Zg.  ,Der 
Pfarrer  selbst  vermochte  mit  seinem  Beschwören, 
Weihwasser,  M.,  Palmen,  geweihten  Kerzen  und  allen 
Bannsprüchen ,  Gebeten  und  Beschwörungsformeln 
nichts.'  Bandlin  1845  (für  Gr).  ,M.'  wurde  mit  ,M.- 
Zedeln'  und  ,M.-Wachs'  in  ein  als  Zauber  dienendes 
Agnus  Dei  eingeschlossen.  ClSchob.  1699.  Um  den 
gespenstigen  .Schlieren-Hüwel'  zu  schiessen,  mischten 
die  Jäger  unter  die  scharfe  Ladung  ,M.';  vgl.  Lüt., 
Sagen  355/6  (für  übw).  —  Mast-:  Pulver,  das  man 
dem  Mastvieh  unter  das  Fressen  mischt  B;  Z.  Vgl. 
B  Hink.  Bot  1 898,  68.  —  M  u  e  t  e  r  - :  gepulverte  Mutter- 
wurz,  Rad.  Mei  B  (Lindt).  —  Mize"-  Z  (Vogel), 
Mütze"-  B  (Lindt):  Mittel  zum  Versilbern  der  Me- 
talle, Pulv.  albificans.  —  Nägeli-:  zerstossene  Ge- 
würznelken B;  Z.  ,Kost  ein  pfd  negelinbulver  21  gr.' 
um  1506,  B  Ordnung  der  Gewürzkrämer.  —  Nieren-: 
harntreibendes  Mittel,  Pulv.  temp.  alb.  Z  (Vogel).  — 
Niess-:  gepulverte  Nieswurz,  Rhiz.  Veratri  pulv. 
,Es  solle  das  Rauken,  Keuwen  und  Schnupfen  des 
Tabaks  und  N-s  Jedermänniglichen  verbotten  sein.' 
B  Mand.  1697.  ,Für  die  Rüden,  Ross  und  Fich.  Nimm 
Spangrüene,  Wasser  und  Alent  und  Schwäbel  und 
Nüsspulver.'  ZZoll.  Arzneib.  1710.  —  Büchse"-: 
Schiesspulver  B.  Es  näm-mich  [eine  Hausfrau]  gar 
nüt  me  Wunder,  we"n  üser  liebe  Gott  Hess  Für  und 
B.  uf-se  [die  Dienstmädchen]  abe"  regne".  B  Meitli- 
predigt.  Von  Einem,  dessen  zornige  Erregtheit  aufs 
Höchste  gestiegen  ist,  sagt  man:  Er  ist  wie  Für  und  B. 
.Einander  hassen  wie  Feuer  und  B.'  Gotth.  ,Kriegk- 
lichen  gezüg,  es  sye  büchsen,  büchsenbulffer.'  1449, 
B  Urk.  —  Bögge"-:  scherzh.,  Schnupftabak  Z.  — 
Lor-bune"-:  Lorbeerpulver,  bei  Ziegen  als  Mittel 
gegen  Erkältungen  angewendet  B. 

Berner-:  scherzh.,  Repskörner  Z.  —  Der  Repsbau 
war  im  Kanton  Bern  bis  in  die  neuere  Zeit  hinein  verbreitet. 


1207 


Ball,  belf,  bilf,  bolf,  hui t' 


1208 


Kind-bettei -Bu  Her:  wahrsch.  Mutterkoni,  das 
jetzt  noch  als  Mittel  zur  Beförderung  der  Wehen 
dient.  1505,  L  Stadtarch.  —  Putz-:  1.  wie  nhd.  — 
2.  seherzh.,  Branntwein  AALindenb.  —  Pfeffer-:  ge- 
mahlener Pfeffer  Ndw;  Z.  ,Ein  Pfäfferpulver-büchslin.' 
1595,  L  luv.  Auch  um  1650,  ZElgg  Arzneibuch.  — 
Bluet-:  Pulv.  antispasm.  Z  (Vogel).  —  Blitz-:  = 
Hexen-Mehr  (Sp.  219),  auch  zu  Feuerwerk  verwen- 
det G.  —  Bach-  (lt  Anderegg  auch  'Bäh-,  Heck-, 
Seh-):  die  Fresslust  reizendes  Mittel,  das  ,rähen' 
Pferden  und  Kühen  (spec.  wenn  sie  lecksüchtig  sind 
ZF..  Zoll.)  eingegeben  wird  Gr;  Z.  .So  das  Vieh  ge- 
plaget wird  von  bösen  Lüten,  so  nimm  ein  Vierung 
R.,  Schwebel  [usw.].'  um  1750,  ZZoll.  Arzneib.  ,Salz 
dem  Rind,  Bechp.  12  ß.'  1820.  Z  Haushaltungsb.  - 
Rer-:  das  Pulver,  das  auf  die  Zündpfanne  des  Ge- 
wehres geschüttet  wurde  Sch  f;  vgl.  Rer-Nädlen  (Sp. 
0ö8).  —  Boss-:  Blutreinigungsmittel  für  Pferde  (mit- 
unter auch  Kühe)  B;  S;  von  armem  Leuten  aus  ge- 
dörrten und  zu  Pulver  zerstossenen  jungen  Wach- 
holder-, Tannen-  oder  Brombeerschossen  bereitet  und 
im  Lande  herum  an  die  Viehbesitzer  verkauft  BHa. 
Im  XVIII.  bildete  in  L  Eberwurz.  Carlina,  den  Haupt- 
bestandteil des  ,B-s.'  Gfd.  —  Sibener-:  =  Mast-B.  Z 
(Vogel);  Pferdepulver  B  (Lindt).  —  Sandel-,  Son- 
der-: gepulvertes  Sandelholz  B  (Lindt).  —  Sü'Mi- 
Söuli-:  Mittel,  das  jungen  Schweinen  zur  Beförderung 
der  Verdauung  gereicht  wird .  doppeltkohlensaures 
Natron  mit  Milchzucker  Z  (Kupfer).  —  Schützen-: 
Schiesspulver,  als  Heilmittel  gegen  den  Brand  der 
Schweine.  17G3,  Z  Ges.  —  Schlüf-Z,  Schlupf- B; 
Z:  Talk,  Pulv.  talc.  venet,  in  Handschuhe  oder  Stiefel 
gestreut,  um  besser  in  sie  schlüpfen  zu  können.  — 
Schrib-:  Schreibsand.  ,Was  das  ein  stück  [Stein] 
hüpsch  gäl;  wie  ich  sehr,  drus  mach,  brach  ich  ein 
stück  darvon.'  Salat.  —  Schwalben-:  gepulverte 
Schwalbenwurz,  ein  Viehpulver  B.  Um  zwischen  Ehe- 
leuten Unfrieden  zu  stiften,  mische  man  .antipathi- 
sches  Schw.'  unter  die  Speise  B  (Bothenb.).  —  Spis-. 
.Zu  2  pfd  spyssb.  gehören  1  l/a  pfd  pfeffer,  '/«  imber 
und  3  lot  safran.'  um  1506,  B  (Ordnung  der  ,Bulver- 
lüt').  —  Stach'el-  ß;  Z,  Stäl-  Z:  Hammerschlag. — 
Stögli-.  ErhetSt.g'chauft,  ist  gestolpert  B  (seherzh.). 

—  Stink-.  St.  feil  ha",  Scherz  mit  kleinen  Kindern, 
die  man  Huckepack  trägt;  dieselben  erhalten  so  viele 
leichte  Schläge  auf  den  Hintern,  als  St.  angeboten 
oder  zu  kaufen  gewünscht  werden  S.  —  Tröchni-: 
1.  =  Fratt-Melw  (Sp.  218)  B;  F.  —  2.  Bezeichnung 
eines  Menschen  von  sehr  bedächtigem,  schwerflüssigem 
Wesen  B.  —  Träse"(t)-:  als  Magenmittel  verwen- 
detes Gewürz,  Tragea  arom.  ZStdt.  Damit  werden 
z.  B.  die  Triet-Schnitten  bestreut.    Vgl.  auch  Träse't. 

—  Tresien-:  wahrsch.  =  dem  Vor.  Tr.  nahm  man 
stets  auf  Reisen  mit;  Abgeordnete  des  Bates  ver- 
gassen  nie,  die  Auslagen  dafür  in  ihren  Reiserech- 
nungen zu  verzeichnen.  Bs  XIV.  78.    Vgl.  auch  Würz. 

—  Chinden-w  e-:  =  Markgrafen- P.  Z  (Vogel).  — 
Wind-:  gegen  Blähungen  bei  Menschen  und  Vieh 
angewendetes  Mittel.  Eheosacch.  feniculi  Z  (Vogel). 
Über  dessen  Bereitung  vgl.  Alpenw.  1864,  128.  Ich 
wott  [für  mein  krankes  Kind]  neuis  Chrüters  da  bi- 
mene"  Ma""  chaufe",  Nünhcmmlere"  und  W.  B  Hink. 
Bot  1775.  Man  schrieb  dem  W.  auch  geheimnissvolle 
Kräfte  zu:  einige  Männer,  die  gegen  einen  Geist  aus- 
ziehen,   versehen   sich    vor   Allem   mit   ,W.'    ebd.  — 


Wän  tele"-:  seherzh.,  gepulverter  Zinimt  Ndw.  — 
Wurm-  B.  Warm-  AaF..  Ke. :  Wurmmittel,  in  B  spec. 
die  Sporen  des  gebräuchlichen  Wurmfarns,  Aspid.  fil. 
mas.  Syn.  Wurm- Samen.  —  Wirze"-:  (die  Ver- 
dauung beförderndes)  Pulver  aus  Benediktenkraut  und 
Fenchel  Z  (Kupfer).  —  Würze"-:  zerstossene  Wur- 
zeln, bes.  als  Viehheilmittel  Ndw;  ZO.  Die  Wurzeln 
kaufte  man  früher  meist  von  hausierenden  Glarnern  Z. 

-  Zttnd-:  =  Ber-B.  S.  Zünd-Fläschen  (Bd  I  1220). 
Bildl.  .Der  gregorianisch  Allmanacli  ist  ein  recht 
zankysen  und  ein  z.  zue  grosser  Uneinigkeit.'  1588, 
Zellw.,  Urk.  .Fleulie  den  Geiz  als  ein  Z.  zu  aller 
Ungerechtigkeit.'  AKlingl.  1688. 

Pulferete"  f.:  Zänkerei  W. 

bülfere",  in  W  bulfru":  1.  zu  Pulver  machon. 
.Bülfer  s'  [die  Kräuter]  klein.'  Zo  Arzneib.  1588. 
.Bulfcr  es  [Alles]  zuosamen.-  ebd.  —  2.  (in  B  biüf'ere") 
mit  Pulver  bestreuen,  würzen  B;  L;  SchwE.  ,Die 
vast  gesalznen,  gebülfreten  spysen.'  Zwingli.  .Pülfere 
[die  Fische]  wol.'  XVIIL,  Z  Kochb.  —  3.  stark  mit 
Jauche  düngen  ZKn.  —  4.  an  einem  fort  schiessen, 
knallen,  z.  B.  in  der  Weinlese,  an  einer  Hochzeit,  oft 
mit  dem  Nbsinn  des  Nutzlosen  Bs;  B;  SchwE.,  Ma.; 
S;  Th;  Uw;  W;  Z.  Das  hülferei  uider  vo*  der  Thüner 
Allmend  her !  Der  nei  Kaplan,  de?  pulveret  jo  ammen- 
ander, dass-es  e"  Fraid  isch.  Schwzd.  (Bs).  ,An 
disem  stettli  habend  die  Türken  manigerlay  versuocht 
mit  graben,  pulveren,  stürmen.'  Kessl.  Mär  welet  ja 
auch  Schmöckschiter  neh  und  was  geist  was  hast  dri" 
büleere".  Helv.  in  pace  1694.  Auch  syn.  mit  für-läu/len 
(Bd  III  1149)  B  (Zyro).  —  5.  übert'r.  auf  die  mensch- 
liche Rede,  sich  laut  und  heftig  mit  Jnidm  aus- 
einandersetzen, zornig  auffahren,  losziehen,  schimpfen 
Bs;  B;  SchwE.,  Ma.;  S;  UwE.;  W  (bes.  von  Weibern). 
.Debacchari.'  Id.  B.  Schi  heint  mit  enandren  gibulfert 
W.  Er  hät-em  'pülferet  ScuwMa.  Tüchtig  ine"  p.,  bei 
einer  Diskussion,  ebd.  D'  Frösche*müller  hei"  trium- 
phiert und  pülferet:  dö  g'seih-me"  jetz  de"  brar  erlig 
Ma",  de"  alt  Schelm.  Hofst.  De''  het  a"  der  G'mein 
gege"  die  Arme"  pülferet.  ebd.  , Weiber,  welche  in  alle 
Ewigkeit  tschädern,  sehnädern,  p.,  aufbegehren,  schim- 
pfen und  schelten  müssen,  dass  ihre  Zunge  ganz  feurig 
wird.'  Gotth.  .Mein  Pfarrer  pulverte  tüchtig  über 
die  jetzige  Jugend,  ihren  Leichtsinn  und  wie  sie  der 
Gemeinde  Lasten  aufbürde.'  ebd.  .Wie  er  später  auch 
p.  und  aufbegehren  mochte,  wie  die,  wo  daheim  ge- 
wesen, das  Beste  hintere  gepackt  hätten.'  ebd.  Es 
Qepülver,  von  Schmähreden,  Zornesausbrüchen  Z. 

Zyro  gibt  als  weitere  Bed.  .schwärmen,  bei  Wein  udgl.', 
offenbar  nur  infolge  unrichtiger  Interpretation  des  .debacchari' 
im   Id.  B. 

ns-:   1.  üs-bülfere",  verstärktes  bülferen  5  B  (Zyro). 

—  2.  üs-bülfere*,  durchprügeln  Z  (Spillm.).  —  ver-: 
1.  =  bülferen  1.  ,Nimm  Geissbonen,  wol  verpülferet.' 
ZElgg  Arzneib.  um  1650.  .Von  der  rein  verpulverten 
Angelikawurzen.'  1717,  Gfd.  —  2.  durch  Schiessen 
(sein  Geld)  verschwenden  Z. 

bülferle":  1.  mit  .Pulvern'  (i.  S.  v.  2  b)  um- 
gehen, sie  machen,  einnehmen  B  (Zyro).  —  2.  unpers., 
nach  Gewürzpulver  L,  bes.  aber  nach  (verbranntem) 
Schiesspulver  riechen  oder  schmecken  Apj  Bs;  B;  Sch; 
Th;  Z.  —  3.  Pulver  zum  Zeitvertreib  verknallen  oder 
verpuffen,  bes.  von  Knaben  A.P;  Bs;  Z.  —  4.  „ein 
wenig  losziehen,  den  Unwillen  äussern";  giftein.  ver- 
steckt tadeln  GW. 


1209 


Balf — lnüf.    Balg— bulg 


1210 


l'ulver  in.:  eine  Vogelart.  .Von  dem  vogel  p..  jjIu- 
vialis.  wirt  auch  ein  pulvier  und  pulross  gcnennl  und 
nenneiiil  in  die  Römer  vom  staub  här.'  Vosblb.  1557, 
191/92.  —  I>er  Name  Jos  Regenpfeifers,  PInvialis,  wurde 
als   Pnlvialis  missverstanden. 

l'iilfiz  in.:   Spitzbube,  briecone  PA1.  (Giordani). 


Balg      bulg. 

Balg  (PI.  Bälg;  Dim.  Balgli,  in  GrAv.  Balgli)  in.: 

1.  wie  nhd.,  Fell,  Haut  kleinerer  Tiere,  unterschieden 
als  Fuchs-,  Iltis-,  Chatse"-,  Marder-B.  usw.  allg.  Es 
Chnngeli  um  's  Balgli  [als  Schlächterlohn]  metzge"  B;  Z. 
De"  B.  strichle",  übertr.,  einem  Menschen  schmeicheln 
in  der  Absicht,  seinem  widerstrebenden  Sinne  Etwas 
abzugewinnen  BE.  S.  noch  Fuchs  (Bd  I  057  o.)  und 
vgl.   dazu   Sonntagsbl.    der    Tu  Ztg   1897,    Nr  41.  — 

2.  Schwertscheide,  Halbscheide  aus  Leder.  Fell.  ,Weler 
nit  ein  orband  an  sinem  swäit  hat  oder  darum  zer- 
brochnen  balgen  trüege.  das  er  sinete  ieman  laster 
oder  leid  ze  tuond,  der  ist  umb  1  pfd  pfenn.  vervallen.' 
1456.  Ndw  Landr.  Vgl.  Chats-Balg.  —  3.  Hülse  von 
Früchten  B;  z.B.  Sennes-Bälgli,  Schoten  der  Sennes- 
pflanze, als  Abführmittel.  .Sophokles  ist  an  einem 
belgli  von  einem  winber  erstickt.'  Kessl.  —  4.  Haut 
des  Menschen,  bes.  wenn  sie  wohlgenährt,  gepflegt  ist. 
En  rechte  B.  gibt  Eim  warm,  wortspielend  mit  Bed.  1 

Z  (Dan.).  Hut  und  B.  roll  TuBisch. ;  s.  noch  Bd  II 1774. 
En  (rechte")  B.  ha",  ummeHräge",  auffallend  wohlge- 
nährt aussehen  Th;  ZZoll.  .AU  die  wyl  wir  den  Adams 
b.  tragend.'  Zwingli.  .Wüss,  dass  ich  leib  und  leben 
eingesetzt  hab,  dass,  wo  es  die  not  forderte,  ich  den 
b.  bei  der  warheit  mit  freuden  Hesse.'  HBdll.  1527. 
,Uoli  kam  dem  wib  hinder  die  but  und  trost  ir  den  b. 
nach  noturft  und  trat  si  mit  füessen.'  Vad.  .Nitida? 
virgines,  hüpsch,  die  ein  glatten  b.  habend.  Curare 
cutem,  guet  leben  haben,  einen  glatten  b.  ziehen.' 
Fkis.  ;  Mal.  ,Die  bapstpfaffen  haben  feisst  und  glatt 
bälg.'  LLav.  1587.  .Weilen  der  Soldat  Sold  empfangen 
hat,  ist  er  verobligiert  und  hat  den  B.  verkauft.' 
Kriegsb.  1044.  —  5.  übertr.  auf  Menschen,  a)  fauler 
oder  unbeständiger,  charakterloser  Mensch  Uw.  Er 
ist  e"  fxder  B.  Obw.  —  b)  Dirne.  ,Uwere  gmüet  stand 
zue  hueren  und  beigen.'  NMan.  1522.  ,Pellex,  käbs- 
weib,  palg,  pfaffenkällere.'  Fris.;  Mal.  ;  ähnlich  Denzl. 
1716.  —  c)  von  Kindern.  Unehliches  Kind,  Bastard 
Ap;  Gl;  G  1790.  Kohes,  ungeschicktes  Kind  Ap;  G 
1790.  Das  Dim.  auch  als  kosende  Bezeichnung  Aa. 
Iez  flingg  es  Tüecheli  her,  und  tröchnet-mer  mi"s  Bäl- 
gen [ein  kleines  Kind  im  Bade]  ah,  und  rugelet  's  in 
es  Umtuech  i"!  AGtsi  1899  (Grossvaterfreuden).  — 
6.  in  Verwünschungen.  ,Das  dich  alls  unglüek  sehend, 
als  balgs!'  HsRMan.  1548.  ,Ueli  Buebikon  hetgesworn 
box  balx,  box  milzi,  box  kröss,  box  hut  und  ander  vil 
böser  schwüren.'  Blasph.  accus.  (L). 

Bemerkenswert  ist  unter  2  die  sonst  nicht  sicher  be- 
zeugte schwache  Flexion;  die  Bed.  ist  auch  mhd.  Zu  3 
auch:  ,Die  Figur  war  unreif  und  glich  einem  im  Lalg  [spä- 
tere Ausgg. :  .unreif]  abgefallenen  Apfel,  eiugeschrnmpft  und 
saftlos.'  Gotth.,  wo  ohne  Zweifel  ,Balg'  zu  lesen  ist.  Zu  .", 
vgl.  auch   die  Synn.   Fell,   Hut,   Beiz. 

An-  An-:  =  An-Bächt  1  (Sp.  1009)  GRCast,  Peist. 

Balg  hier  nicht  identisch  mit  dem  vor.  W.,  sondern 
Nomen  actionis  zu   bälgen;  vgl.   auch    Chatz-Baly  2. 


Eiter-:     Eitersack    Ndw.  Fol-:     Faulenzer 

Kaulpelz  BHa.  —  FrSss-:  Vielfrass  Z  (Dan.).  Syn. 
Fr,  ss-Sack.  —  Hoden-.  .Dem  das  gedärtn  in  h.  gät.' 
Arzneib.  1556.  .Ein  schaf  mit  dem  langen,  dicken  h. 
oder  seckel.'  Tierb.  1563.  .Tunicse  testiculorum,  hoden- 
sack,  h.'  Fris.;  Mal. 

Harm-:  Hermelin(-balg).  .Genus  mustelse,  quod 
harnball  germanice  vocant.'  KGesn.  1551.  .Die  lassitz- 
maus  ein  geschlecht  der  wiselin,  aufteutsch  harnball 
genannt.'  Tierb.  1563.  —  Mhd.  harmbalc;  vgl.  auch  6r. 
WB.   IV  -J,    Im'. 

Hase"-:  wie  nhd.  allg.  ,Ee  wir  das  zuegon  lassen, 
ee  wellten  wir  enandern  zue  krut  zerliacken  und  zer- 
zeren  wie  hasenbälg.'  1529,  Absch.  —  Hexe"-.  Olli 
Not  und  Hexe'bolg!  Fluchformel  Uw.  In  verstärken- 
den Zss.:  e"  Hexe"bolge"-Strolch.  ebd.  —  Kummet-: 
Tier-  (bes.  Fuchs-,  Hunde-)balg  am  Kummet  der  Fuhr- 
pferde, der  am  Rande  mit  Tuchlappen  oder  farbigem, 
ausgeschlagenem  Leder  verziert  ist.  mit  rotem,  ebf. 
ausgeschlagenem  Vorstoss  darunter  GrD.  (Bühler).  — 
,Kinds-Bälglin :  die  after-  oder  nachburt,  auch  se- 
eundina  genennt.'  JRuef  1554.  —  Kirsi-  Chriesi- 
Balg:  Haut  der  Kirsche  GRÜhurw.,  He..  Pr. 

Chatz-:  1.  aus  dem  Fell  der  Wildkatze  verfertigte, 
am  Gürtel  getragene  Tasche.  ,Uns  gefiele,  das  ver- 
komen  wurde  die  üppigen  kleider,  dessglichen  die 
tagen,  so  die  xellen  im  k.  tragen,  und  die  swert  mit 
den  halbscheiden.'  1492,  Absch.  .Welcher  sin  schwert 
on  scheiden  und  den  tegen  im  katzpalg  treit,  der  sol 
on  all  gnaden  geben  5  Schill.'  1493,  S  Ratsverordn. 
.Keiner  soll  sinen  tagen  noch  sin  raesser  fürer  mer 
in  den  k.  noch  hievornen  uf  dem  buch  gegurtet  tragen, 
sonder  an  der  syten,  wie  von  alter  herkomen  ist.' 
1494,  BsRq.  —  2.  Rauferei,  Streit  (urspr.  von  Katzen). 
.Die  statt  Ragusa  lit  in  mitten)  in  allem  k.  [zwischen 
den  sich  bekriegenden  Staaten  Venedig,  Ungarn  und 
Türkeil.'  HsSchürpf  1497.  —  3.  Chatze"-B.,  Name 
eines  Heimwesens  LKriens.  —  katz-balge":  Einen 
(mit  Schimpf-  und  Scheltworten)  hernehmen,  zausen. 
.Wurden  die  hauptlüt  und  knecht  von  den  muster- 
herren  fast  katzbalget.'  1507,  Müller,  Schwz. -Gesch. 
N.  N.  von  Unterwaiden,  der  zwei  Berner  im  Wirts- 
haus zu  Luzern  .katzbalget'  habe.  1528,  Absch.  Bes. 
in  der  Verbindung:  .unjjekatzbalget  sin.  Einen  u. 
lassen.'  .Denn  so  wärend  wir  ungezwungen,  unge- 
fecht,  ungelesteret  und  unkatzbalget  von  inen.'  1532, 
Strickl.  .Dass  er  sich  sölichen  gwalts  und  überprachts 
müessige,  denselben  predicanten  und  ander  ungekatz- 
balget  lasse.'  ebd.  ,Es  soll  mit  maister  Othmar  und 
sim  son  von  des  schmidknechts  wegen  geredet  werden, 
das  sy  den  knecht  ungekazbalget  lassind,  diwil  sich 
doch  befund,  das  sy  den  knecht  nit  recht  gearznet 
haben.'  1535,  Sch  Ratsprot.  -  Chatzbalg  2  ist  keine  Zss., 
sondern  Nomen  actionis  zu   chatzbalgcn. 

Chäs-lab  (in  F  -log)-Ba.]g:  getrockneter  Kälber- 
inagen, womit  man  die  Milch  zum  Gerinnen  bringt 
F;  W.  —  Blä-:  Blasebalg.  .Blebelg  zuo  dem  für- 
gezüg.'  1383,  B  Stadtrechn.  —  Blas-  (Blöi-  AALeer. ; 
BsStdt)-Balg,  in  TB.  -Balge"  f.:  1.  wie  nhd.  allg. 
.Den  Bl.  besser  treten,  acrius  instare.'  Mey.,  Hort. 
1692;  ebenso  Denzl.  1716.  Der  Bl.  als  Attribut  des 
Teufels,  des  Verleumders  (StdßoXo;)  xax'  sgoxv;  vgh 
die  ä.  bildlichen  Darstellungen  z.  B.  in  SMünsters  Kos- 
mographei.  , Viert  tüfel:  Myn  bl.  der  ist  guet  und 
grecht,   das   ich  's  volk  Gotts    verfüeren   will.'    Rdef 


1211 


Balg.  belg.  bilg:,  boltr.  bnlg 


1212 


155U.  .[Satan  rät:]  Das  wir  allsampt  schnell  reisind 
ilurcli  die  steti  uiul  land  uiul  rüstind  unser  blaasbelg 
zuo.'  ebd.  —  '_'.  bildl.  und  scherzh.,  Atmungswerk- 
zeuge,  Lungen  Aa:  Bs;  B;  Tu;  '/..  En  guete"  Bl.  ha". 
Vgl.  Chuehi  3  a  (Bd  III  130).  —  Blast-:  Blasebalg 
BU.  —  Schaf-.  .Der  unmässig  hass  und  ufsatz  mocht 
sieh  nit  verbergen.  Die  wolfsklauwen  hand  sieb 
umerdar  für  den  schafbalg  usshar  glassen.'  Vad.  — 
Stifel-:  Stiefelrohr.  .Den  mageren  Hals  salie  man 
für  eineii  abgeschabenen  St.  an.'  S  Kai.  1737. 
Zipfel-:  Name  der  Magd  im  Kinderlied  vom  Haus- 
halt L. 

balge":  1.  den  Balg  abziehen,  aushäuten  AiZein.; 
Gr.  En  Fuchs,  e"  MurmeHe"  b.  GrAv.,  Rh..  Spl.  - 
2.  a)  „streicheln,  z.  B.  eine  Katze  W."  —  b)  in  Bü. 
balgge",  (kleine  Tiere)  herumzerren,  -drücken,  -stossen 
BO.;  W.  Blieb,  balgg  doch  die  Chatz  nid  eso,  süst 
giH  's  nüd  us-re*!  Auch:  einen  elastischen  Körper 
(z.  B.  einen  Wollenknäuel)  wiederholt  zsdrücken  und 
wieder  locker  lassen  BO.  —  c)  mit  pers.  Obj.,  plagen, 
quälen,  necken  GRSpl.  .Man  muosst  sich  von  sülichen 
wüetrichen  [wie  Calignla]  plagen  und  b.  lassen.'  Vad. 
—  3.  in  GRKübl.,  Spl.;  Ndw  refl..  (im  Ernst  oder  aus 
Mutwillen)  sich  herum  balgen,  raufen  AAZein.;  B;  Gr 
Chur.  Kübl.,Spl.;  L;  G  oT. ;  TnFr.;  Ndw;  W;  ZBauma. 
Mönchalt.  .Soften  sich  voll  und  toll,  auch  kamen  et- 
liche im  B.  gar  umbs  Leben.'  FrHaffn.  1GG6.  ,Weil  der 
Wein  unsre  nachdenkende  Vermögenschaft  gefesslet, 
kann  sich  weder  der  Fuss  vom  Schwanken,  noch  die 
Faust  vom  B.  enthalten.'  GHeidegg.  1732.  —  4.  tr. 
und  abs.,  zürnend  zurechtweisen,  schelten,  keifen  Aa; 
BsL.;  BE.,  M.;  Gl;  L;  GA.;  Sch;  Schw;  S;  THFr., 
Steckb.;  Uw;  Zg;  Z.  Syn.  chiben  (Bd  III  106/7), 
g'scliänden.  Vgl.  Balg-tsen  (Bd  I  542).  De  Vatter 
hät-tnich  (oder  mit-merj  'balget,  sagt  ein  Kind.  Das 
isch  doch  griseli'1'  aich  aber  g'si",  icie-n-ich  üssg'lacht 
and  'balget  norde"  bi".  JHuber  (U).  Ich  ma9  hei1"  cht*". 
a-iinn-ich  will,  ich  chumme*  doch  gäng  z'  Balge"s-Zlt, 
werde  doch  jedesmal  ausgezankt  B.  Boche»  und  b., 
schimpfen  und  schmähen  L  f.  Der  Herrgott  balget, 
sagen  die  Kinder,  wenn's  donnert  G;  s.  Gott  (Bd  II 
510).  ,Lauf,  was  du  magst,  sonst  balget  die  Meister- 
frau, wenn  wir  so  hintendrein  kommen.'  Gotth.  ,Ich 
bin  gar  ein  wüster  und  ungeschickter  Bube  gewesen 
in  der  Unterweisung,  der  Pfarrer  hat  viel  mit  mir 
müssen  b.'  ebd.  ,Gäb  wie  die  Mutter  über  ihn  brummte 
und  balgete,  machen  musste  sie  doch,  was  er  wollte.' 
ebd.  S.  auch  aben-machen  (Sp.  38).  Gelegentlich  vom 
Knurren  eines  Hundes  B  (Dan.).  ,Das  die  warheit 
selbs,  die  lütere  und  kläre  der  händlen,  nie  tringe 
und  überwinde,  dann  das  unbegrünt,  gschriftlos  hä- 
derig  b.'  Z  Ordn.  XVI.  ,Sie  [die  wilden  Gäste]  sönd 
zuo  mir  nie  kommen  nit,  ich  [die  Wirtin]  wurd  sunst 
mit  in  allen  b.'  HsRMan.  ,Der  predicant  von  Zurzach, 
den  der  landvogt  von  Baden  gebalget  und  gescholten 
hat.'  1532,  Strickl.  ,Und  ob  er  [der  Pfarrer]  hand- 
lete,  das  nit  geschickt,  soll  er  darumb  nit  von  einem 
jeden  gepalget,  sonder  der  ordenlichen  oberkeit  an- 
gezeigt werden.'  Z  Mand.  1532/1628.  ,Wir  pflägend 
ml  wider  die  Lutherischen  an  den  canzlen  ze  holderen 
und  ze  b.'  HBull.  1557.  .Ambtlut,  die  jedermann 
nach  gebür  haltind,  allen  menschen  fründtlich,  nit 
die  lüt  anschnerzind  und  balgind.'  ebd.  1575.  .So  uns 
Gott  durch  guete  fründ  warnen  lasst,  sollend  wir  sy 
darumb  loben,  nit  mit  inen  b.,  was  sy  dis  oder  jenes 


angange.'  LLiv.  1584.  ,üer  Sternensecher  wurde  vom 
Schitfspatron  [seiner  irrigen  Angabe  wegen]  griselich 
asgehudlet,  und  gebalget.'  1606,  Obw  Volksl'r.  Die 
Amtleute  haben,  ungeachtet  des  regulierten  Lohns, 
mit  den   Nachrichtern    viel    .zu  rechtigen    und   zu  b.' 

1009,  Absch.  .Und  kann  durch  freundlich  Zusprechen 
100  mal  mehr  ein  Unerfahrner  und  Ungeübter,  als 
aber  durch  böse  und  vil  Wort  oder  B.  gelehrt  und 
underrichtet  werden.'  Kriegsb.  1044.  ,N.  X.,  ein  rechter 
Fynd  der  Oberkeit,  hat  mit  dem  Undervogt  balget  und 
gredt,  sy  wöllind  die  Steur  wider  haben.'  1640.  ZKn. 
,B.,  litigare.'  Denzl.  1077;  1710.  .Er  balget  den  Nebel, 
surdo  fabulam  narrat.'  Met.,  Hort.  1692.  .Es  solle 
auch  der  Seelsorger  den  Maleticanten  nicht  gleich 
hudlen  und  b.'  Met.  1094.  ,Die  alten  Kämpfer  sind 
Trichaici  (Haaringer)  genannt  worden  von  den  zot- 
tichten  Häuten,  damit  sie  bedeckt  gewesen:  wie  denn 
das  noch  heut  zu  Tag  gebräuchliche  Wort  b.  von 
solchen  Bälgen  herkommet.'  GHeidegg.  1732.  .Zornige 
Orbilii,  die  stets  b..  fluchen  und  schlagen.'  JJUlr. 
1733.  .Mit  beständigem  Kiflen,  Zanken  und  B.'  1743. 
ZSth.  —  5.  „Atem  schöpfen,  frei  atmen  W.  Las*  <l<is 
Mülti  [Murmeltier]  balg«".' 

Mhd.  er-balgen,  -beigen,  erzürnen,  kränken,  strafen.  Zur 
Beil. -Entwicklung  vgl.   liehen.      S.   nam.   auch   beigen. 

ab-:  1.  =  balgen  1  Gr.  -  2.  durchprügeln  Aa 
(Rochh.).  —  umhe"-:  tr.  a)  verstärktes  balgen  2  b  W; 
Syn.  innen -schleiken,     S.  noch   hanzlen   (Bd  II  1477). 

—  b)  umfii-b.  =  balgen  2  c  GRSpl.  —  er-:  1.  a)  aus- 
schelten.    .Sein  [Hiobs]  weib  erbalget  in.-  LLav.  1582. 

—  b)  reti.,  sich  schlagen,  mit  einander  streiten.  .Des 
graten  [von  Toggenburg]  diener  erleitend  mangen 
redliehen  man  zuo  Hohenegg  ob  Altstetten  [i.  J.  1428], 
da  man  sich  mit  einandern  ritterlich  erbalget  hatt.' 
Vad.  ,Die  Päbste  haben  sich  lang  mit  einander  er- 
balget.' Guler  1010.  —  2.  Ettes  esu-ä  hin  e.,  mit  Mühe 
wohin  bringen  GsKlost.  Ich  han  das  Tütschi  [Holz- 
klotz] ii f  die  Bige"  erbalget.  —  üs-:  1.  tr.,  „den  Balg 
abziehen,  z.B.  einem  Hasen"  UwE.  —  2.  „ausschelten" 
UwE.   ,Do  kommt  sy  glich  und  balgt  mich  us.'  GGotth. 

1010.  ,[Die  Bauern  haben  von  der  Regierung]  nit 
allein  nichts  erlangen  mögen,  sonder  [diese  hat  sie] 
noch  ussgebalget  und  abtreuwen  wollen.'  1053,  Absch. 

Ba  Ige  n  s  Balgis:  Schelte  B;  S.  Chumm  g'schti  in<l 
e"weg.  siist  gi''t  's  B. '. 

Balger  in.,  Balgeri"  f.:  Zänker(in)  Sch.  ,So  sy 
[die  Pfarrer]  unwirs,  zornmütig,  zänkisch.  Balger  und 
Schlegler  sind,  sonderlich  gegen  eignem  Ehgmahel, 
Bünden  und  Diensten.'  Z  Kirchenördn.  1028/1711.  ,Alle 
Todschläger,  Balger,  Haderer,  Vollsaufer,  Geitigen.' 
FWtss  1053. 

„Bure"-:  Spottname  auf  einen  Landprediger  Aa." 

—  Win-.  .Wann  ihnen  von  dergleichen  trunkenen 
und  weinergebenen  Leuten  und  Weinbalgeren  Klag 
fürkäme.'  B  Chorgerichtssatz.  1067. 

Balgete"  f.:  1.  Vorwürfe.  Gekeife  Bs;  B  (.incre- 
patio,  reprehensio.'  Id.  B);  GA.;  UwE.  —  2.  Rauferei 
UwE. 

üs-bälgle":  aushäuten  Bs;  B.  Üs'bälgleti  Eihor- 
ne".  Postheiri  1865. 

beigen  pelgfgjen :  1.  (mit  Mühe)  schleppen,  schlei- 
fen, herumziehen  BSi.  Da  chafst  de"*  d's  Hea  inlu"- 
pelge",  hineinbringen  wie  immer  du  kannst  und  magst. 

—  2.  sich  herumreissen,  schäkern  und  spielen,  mit 
Ringen  verbunden,  ebd. 


1213 


Balg,  belg,  bilg,  bolg.  Iiiilj: 


1214 


er-:  erzürnen.  .An  geberden  und  an  allen  werken 
sol  besehenen  neliein  ding,  'las  iemandes  ougen  er- 
belge  alder  beswere.'  um  1820,  U. 

ver-belgt:  beschädigt,  von  einem  äussern  Glied 
SchwE.     Vgl.  er-bellen  (Sp.  1154). 

Pelgge"  f.:  unzüchtige  Weibsperson  (die  Männer 
nach  sich  zieht)  BSi.     Syn.  Schieil:,  Schleipfen. 

er-belge".  Nur  in  dem  isolierten  Ptc.  er-bolge", 
zornig,  erzürnt  GSa.   —   Auch  nilul. 

IMlgeri  ZZoll.f.  sonst  meist  Pilger  —  in.:  1.  Pilger, 
bes.  von  den  Wallfahrern  nach  Einsiedeln,  allg.  .Leere 
Seekel,  müde  Bein!  wie  wir  den  Pilgern  singen.'  Z 
Taschenb.  1891;  vgl.  dazu  den  Reim,  den  die  Kinder 
früher  beim  Vorüberfahren  der  Einsiedler  Pilger  zu 
singen  pflegten:  Einsidler,  was  träged-er  hei'" 'S  Läri 
Seckli  und  müedi  Bei"!  ZS.  S.  noch  Pilgri-Far  (Bd  1 
888),  -Fuer  (ebd.  973).  -Schiff  und  bes.  Vög.-Nüsch. 
I  239  f.  .Lantfarer.  bilgerin  oder  koufman.'  1500, 
NSchradin.  .HsStockar,  bilgeri  des  balgen  grabs.'  1519, 
Sch.  ,So  man  dahin  in  bilgris  wis  fart.'  Edlib.  .Zur 
begvebnuss  der  bilgern.'  1530,  Maith.  .Pectunculus. 
ein  meermuschel,  wie  sy  die  bilgere  oder  Jacobs- 
brüeder  von  S.  Jacob  [S.  Jago  de  Compostella  in  Spa- 
nien] bringend,  mit  zwo  gestrymten  schalen.'  Fris. 
,Wir  wohnen  auf  Erden  gar  schleissig,  als  Bilgere 
und  Fremdling.'  FWtss  1072.  —  "2.  Vogelname.  ,Fu- 
lica,  bilgrim,  gyrvalk  vel  horgans.'  Ebinger  1438.  — 
3.  Bilgir,  Name  einer  frühen  Apfelsorte  GW.  (Steinm. 
1804). 

Mhd.  I'ihjeriin).  -im  aus  nilat.  pelegrinus  für  per-.  Weitere 
Formen  der  ä.  Spr.:  .Bilgeri,  -y.'  HsSchörpf  1497  (Dat.  PI., 
neben  .bilgern');  Vad.;  Mal.;  Jos.llal.  1593.  .Bilgerin'  (Hat. 
PI.).  1512,  Absch.  ,Pilgry'  (Dat.  PI.  .Pilgrinn').  Haimonsk. 
1531  (neben  einmaligem  .pilgram').  .Etliche  Wallfahrter 
oder  Bilgramme.'  um  1600,  Mise.  Tig.  .Bilgram.'  1707,  Hiob. 
Das  W.  findet  sich,  nam.  seit  den  Kreuzziigen,  nicht  selten 
als  Personenname,  a)  als  Taufname.  .Pilgrinus  de  Houssiu- 
chilichun.'  1090,  Sch  Urk.  .Pilgrimo'  (Ablat,).  ebd.  .Pilgri 
de  Raffa  [Rafz].'  1093,  Sch  Urk.  (.Pilgrin.'  1124).  .Bilgiri 
und  Cuonrat  Derwider.'  1274,  B  Urk.  ,Bilgrin,  der  schult- 
heisso  zuo  Sempach.'  1302,  Gfd.  .Her  Bilgeri  von  Wageu- 
berg.'  1302/6,  Gl  Urk.  (.Peregrinus  de  W.'  12631.  .Bilgri 
und  Ruodi  von  Ebned,  gebrüeder.'  1345,  ZBub.  Urk.  .Bilgeri 
Spiser,  burgermeister.'  1354,  GStdt,  .Bilgeri,  abt  von  ZRiiti.' 
1389,  Gl  Urk.  ,Herr  Bilgrin  Moser,  lütpriester.'  1439.  Z 
Höngg.  .Bilgeri  Walcher'  LSenip.  (Gfd).  —  b)  als  Familien- 
name. .Joh.  Pilgrin.'  1295.  Z  Urk.  (.Bilgerin.'  1296;  , Pil- 
gerin).' 1305;  , Bilgris  erben.'  um  1320);  .Heinr.  Bilgrin 
von  Zürich.'  1336,  Urk.;  vgl.  noch  Vad.  I  445;  Vög.,  Altes 
Zürich  '  177.  .Claus  Bilgeri,  amptman  zu  Basel.'  1398,  Bs 
Rq.  .Wolf  Bilger,  der  scherer.'  1547,  Sch  Ratsprot.  .Pilgram'. 
Hausname   ZStdt. 

Jakobs-:  Mitglied  einer  Bruderschaft  in  FTafers, 
so  genannt,  weil  jedes  einmal  in  seinem  Leben  nach 
Sautiago  de  Compostella  gepilgert  war.  1812  waren 
ihrer  noch  19;  alljährlich  am  25.  Juli  zogen  sie  in 
feierlicher  Prozession  zur  Jakobskapelle,  vom  Bruder- 
schaftsmeister begleitet,  der  das  Bild  des  Heiligen 
trug,  und  bekleidet  mit  einem  Kragen  von  schwarzem 
Leder  oder  Wachstuch,  der  mit  Meermuscheln  und 
bleiernen  Heiligenbildern  besetzt  war;  s.  Scbweizerbote 
1812,  271.  —  Köm  er-:  Name  einer  Bruderschaft  von 
Romfahrern  in  Uw.  ,N.  N.  schuldet  1019  der  Bruder- 
schaft der  Römerbilgern  230  Pfd.'  A Küchler  1895. 

Balg  (PI.  -eil)  m.  Gr,  sonst  B tilge"  f.:  1.  lederner 
Sack  (früher  nam.  als  Behälter  für  Kleider  und  Wert- 


sachen auf  Reisen  zu  Pferd  oder  zu  Fuss)  Gr.  Ob 
Einer  ,in  der  statt  Meiland  etwas  koufmanschatz,  was 
das  sye,  koufen  und  dasselbig  in  beschlossnem  wetsch- 
ger  oder  bulga  hinder  im  uf  sinem  ross  ussfüeren 
wurde,  dass  derselbig  zollfry  uss  der  statt  Meiland 
möge  faren.'  1532,  Absch.  Die  ,Wetschgei"  und  ,Bul- 
gen'  sollen  [nach  dem  Wunsche  des  Herzogs  von  Mai- 
land] an  der  Zollstätte  nicht  befreit  sein,  da  hiemit 
grosser  Betrug  geübt  werden  möchte,  ebd.  Niemand 
soll  [auf  dem  Zollamt]  so  .gar',  wie  bisher  geschehen, 
in  B.  und  Taschen  oder  Säcken  untersucht  werden. 
1551,  ebd.  .Unden  am  buch  tregt  der  fuchsaff  ein  b. 
gleich  wie  ein  grossen  lederseckel.'  Tierb.  1563.  .Bulga, 
ein  bulgen,  wetsebger,  waatsack.  Vidulum,  ein  wätsch- 
gerle  oder  bülgele,  ein  kleine  bulg.'  Fris.;  Mal.  ,Uf 
der  louben  zwei  bülgli  [aufgeführt  zwischen  .sattel- 
täschen'  und  .sporen'].'  1571,  Z  Inv.  .Zeucht  hiemit 
aus  einem  bülglein  den  mehren  teil  seiner  edelge- 
steinen.'  JWetzel  1583.  ,Den  leuten  die  seckel  ab- 
schneiden, bulgen  öffnen.'  SHochh.  1591/1093.  Ein 
Müller  hat  sein  Geld  ,in  zweien  b.  und  etlichs  sonst, 
alles  aber  in  einem  sack  gehan.'  1594,  L  Turnbuch. 
.Die  Ross  sambt  den  B.  und  Waatsecken  verstolen 
und  entführt.'  RCvs.  Eine  verlorne  B.  mit  über  2000 
Kronen  ist  [in  Gr]  wieder  gefunden  worden.  1603, 
Absch.  ,Die  Acta  sind  von  Hrn  Dekano  Bygel,  als  er 
ab  einem  Synodo  von  Trogen  nach  St  Gallen  geritten, 
in  einer  B.  verloren  worden.'  1604,  Ap.  ,1  B.  zue 
Amptsbüchern,  1  kleines  Bulgerlin  [in  der  Schreib- 
stube].' 1627,  THBürgl.  Inv.  ,Das  Creuz  Christi  war 
die  schwer  B.  mit  Gelt,  damit  .Christus  bezalt  hat.' 
FWvss  1650.  .Karnier,  B.,  Tasche,  Felleisen,  Schwed- 
ler, pera,  crumena,  bulga,  mantica.'  Red.  1662.  ,Umb 
1  B.  sambt  Maderschlössli  2  fl.  13  ß.'  Zubers  Tagb. 
1600.  .Haben  die  Wetschger  oder  B.  aufgeschlagen.' 
FrHaffner  1666.  .Bulge,  Fellis,  bulga,  hippopera.' 
Denzl.  1677;  1716.  ,Zu  Fazerols  ist  noch  bei  Manns- 
gedenken eine  alte  Saul  mit  Näglen  gezeigt  worden, 
daran  die  Herren  Gesandten  damalen  [1471]  ihre  Ran- 
zen oder  B.  mit  Käs  und  Brod  aufgehänget,  massen 
sie  selbiger  Zeit  beinachem  samtlich  mit  ihrem  Pro- 
viantränzlin  an  der  Achslen  zu  Fuss  auf  die  Bundes- 
tage zu  kommen  pflegten,  heut  zu  Tag  aber  siecht  es 
anderster  aus.'  Sererh.  1742.  .Unter  den  B.',  Strassen- 
name  im  alten  Basel  (z.  B.  1324),  benannt  von  den 
Lederbeuteln,  welche  die  Seckler  hier  zum  Verkaufe 
auslegten;  vgl.  Bs  XIV.  52,  auch  Bulgen-Amt  (Bd  1 
245).  Spec.  a)  der  Patrontasche  ähnliche,  doch  grös- 
sere Ledertasche,  worin  die  Frater  beim  Militär  ihre 
Instrumente  und  Arzeneien  mit  sich  führten  Z  f.  — 
b)  Bulgli  =  (Chrämer-)  Chrnzen  (Bd  III  924)  AaF. 
Tornister  AaF.,  Ke.  —  2.  Kürbisflasche  des  Pilgers  L; 
vgl.  Bleichen  1859,  15.  —  3.  flaschenförmiges,  dick- 
bauchiges Gefäss  von  verzinntem  Eisenblech,  3—8 
Mass  haltend,  meist  zum  Aufbewahren  von  Brennöl 
L;  NW.  Dim.  Bttlgi,  Bulgli,  -ili,  oft  nur  '/*  Mass 
fassend  Ndw.  —  4.  a)  zinnenes  Wassergefäss  am 
Büffet  neben  dem  Giessfass,  an  einem  Henkel  be- 
festigt, in  welchem  es  beim  Ausschenken  geneigt 
wurde  Z  f.  —  b)  hölzernes  oder  zinnenes  Trinkgefäss, 
das  auf  das  Feld  mitgenommen  wurde  Z  f.  —  c)  ble- 
chenes  Wassergefäss ,  welches  die  Frater  bei  den 
Truppen  tragen  Tu  (Major  Krapf). 

Ahd.   bulga,    mhd.    Imhje,    spätlat.    buhju,    lederner    Sack. 
Bulg  m.   ist  auch  fürs  Tirol  bezeugt.    Das  W.   steht  im  Ali- 


1215 


Balg     bul£ 


-ltulgg.    Balk— bulk.     Ituliii — bulin 


121 1 ; 


lautsverhältuiss  zu  Balg,  inhd.  lägen,  aufschwellen.  Das 
gleichbed.  lat.  lulga  ist  gall.  Lehuw.  uud  mit  unserm  W. 
urverwandt;  vgl.  Paulus  Diac.  (aus  Festus):  .hulgas  Galli 
sacculos  scorteos  vocant.1  Vgl.  Z  Auz.  1857.  4S  und  Tat'.  IV, 
wo  ein  gall.   Merkur  mit  einer  bnlga  abgebildet   ist. 

Öl-Bulgen:  =  Balgen  3  L.  —  Nidel-:  bauchiger 
Kahmtopf  L.  —  Petröli-:  Flasche  für  Petrol  L.  — 
E  i t - :  Mantelsack;  s.  Malen  (Sp.  1(38).  —  Spis-Bulg 
m. :  Speisesack.  , Seinen  Speisbulg  oder  Ranzen.' 
Sererh.  1742. 

Bulgete°  f.:  unordentlich  zusammengelegte  oder 
angezogene  Kleider,  Gebausche  GrA. 

Bnlgere":  =  Bulderen  B.  Syn.  Buhne».  .Die  nun 
aus  dem  grossen  [Käseklumpen]  abgebrochne  kleine 
Klümpchen  heissen  Bulgern ,  Käsebulgern.'  Wöch. 
Beitr.  1785. 


„Büigge"  f.  BO.",  Pulggen  m.  BBr.,  häufig  Dim. 
Bulggi  BHa.  (auch  !'■).  0.:  1.  (in  ein  Tuch  einge- 
machtes) Bündel  Gras,  Heu,  Kleider  BO. ;  „bes.  ein 
kleines  Bündel  Heu.  Stroh,  zumal  so  viel,  als  man 
im  Tuche  vom  Heuboden  in  den  Stall  trägt  und  auf 
einmal  dem  Vieh  vorlegt  Bü."  Ic*  raschen  [raffe  zu- 
sammen] es  Pulggi  dem  Triecht  [Schmalvieh]  BHa. 
E*  Bulggi  de"  Gitzeni  ge".  KWMCller  1848.  Das 
Bulggi  ist  z'  lugg  'bunde"s  BHa.  D's  Wtbervolch  treis' 
afe  nimme",  wie's  narroehtig  tue"  will.  Uf-em  Grind 
trage"  -s'  Bulggeni  vo*  Flechten  u"d  Vögelnestere",  va 
s'  bim  Periggier  choife".  Alpenrosen  1872  (BGr.).  — 
2.  Hauptteil  einer  Sache  BO. 

Wohl  etym.  das  selbe  was  Bulgen  mit  zunächst  verall- 
gemeinerter und  nachher  specialisierter  Bed.  gg  beruht  auf 
der  geminierenden  Wirkung  eines  abl.J  ('bulgjai,  das  Neben- 
einander von  gg  und  g  auf  verschiedener  Ausgleichung  eines 
ursprünglichen  flexivischen  Wechsels  zwischen  -gj-  und  -gi-. 


Balk  — bulk. 

Balki:  Kuhname  BHa.  (Kuhreihen). 

Polka  (B-  Bs;  B;  Tu;  Z)  m.:  die  Polka.  B.,  B. 
tanz-ich  gern,  Mir  noch  lieber  teeder  fern  B;  Z,  oder 
mit-eme*  schone"  junge"  Hcrr(n)  usw.  Bs;  Th;  Z.  - 
Das  Geschl.  nach  dem   der  übrigen   Tänze. 

Mas-Polker:  Polka  Mazurka.  Alpenp.  VIII  109 
(SchwMuo.).    —    Dafür   in   TI.Hw.    Mdsolker. 


Balm      bulm. 

Balm  BHa.,  Si.;  F;  Gr;  SchwMuo.;  UwE.;  U,  Bal- 
me"  P  —  f.  (lt  St.'  auch  m..  ebenso  nach  Kuenlin 
1834,  62  in  Fi  -  \'\.  Bahne;  Dim.  Balmeli,  Bälmeli 
(SchwMuo.):  1.  Felshöhle,  spec.  stark  überhängender 
Fels,  der  Schutz  und  Obdach  bietet.  aaOO.  Syn.  Gufel 
(Bd  II  132).  „Auch  in  einigen  Kantonen  ein  felsigter 
Hügel;  Balmeli,  ein  kleiner  hervorragender  Fels  und 
jeder  kahle  Hügel,  auch  wenn  er  keine  Höhle  bildet." 
Ultima  heisst  in  der  Sprache  der  Wildmannli  ein 
Schatzfelsen.  WSfnn  1*75.  .Auf  Schwalmis,  einer  Alp 
in  Beggenried.  findet  sieh  eine  Höhle  oder  H.,  die 
Chrezenchuehi    genannt.'    Lütolf,    Sagen.     Mer  sind 


in-ere"  B.  g'sesse",  wil  [so  lange]  's  g' regnet  hed  Schw 
Muo.  .Besser  ist  dann,  ich  treibe  hinauf  zur  schirmen- 
den Felsbalm.'  JRWtss  1822.  .Über  schroffen  Ab- 
gründen kommt  die  Gemse  zur  Welt,  wo  schützend 
die  B.  sich  wölbt.-  RMev.  1833.  .Das  Wildheu  wird 
oft  unter  überhängenden  Felsen  (in  Balmen,  Güfeln) 
angesammelt  und  erst  gegen  Herbst  ins  Tal  hinunter- 
gebracht.' Anderegg  1897.  Vgl.  noch  Alpenp.  III  283, 
Aniu.  .In  disen  B.  [am  Kigi]  bin  ich  a.  1645  bei  170 
Clafter  weit  hineingegangen.'  JLCys.  1661.  —  2.  Balm 
GRebstein,  Bahne"  GBuchen,  Baum  in  der  Scheune 
zur  Aufbewahrung  von  Heu  oder  Getreide.  Syn.  Bai- 
ehen I  4  (Sp.  1190).    Wuhnen,   Walben. 

Vielfach  in  Orts-  und  Flurnamen.  1.  als  einfaches  W. 
AaVillnach.;  BMeir. ;  GrPr.  (Höhle);  LAItbür.  (Burg);  S; 
ZHinw.  (,Balb.'  1-273).  Pfäff.  (urk.  ,Balba,  Balm';  1273: 
.Halbe-).  .Rudolfus  dictus  ze  der  Balme.'  1290,  Gfd.  .Her 
Unlr.  von  der  Balme.'  1291.  Urk.  .Die  alpe,  die  mau  nem- 
met  Balm.'  1375.  Obw.  ,In  der  B.'  ebd.  ,1  juch.  holz  iu 
der  Bahnen.'  1545,  ZFäll.  (,in  der  Balbe.'  1032;  1320).  — 
2.  in  Zss.  a)  als  erster  T.  ,Balm-Egg'  B  (Burg);  L.  ,-Flueh' 
SJura  (Felskamm),  , -Halten'  BG.,  ,-Holz'  B  (bei  der  Beateu- 
liühle),  ,her  Niki,  von  Balm-hein.'  vor  1485,  Z  Urk.,  ,-Berg' 
B;  SJura,  ,-Wald'  UMad.,  ,-Waud-  LV.,  ,-Wassen'  AaWiirenl. 
Oft'n.  —  b)  als  zweiter  T.  ,0ber-'  BG.  (Dorf),  .Ochsen-'  W, 
.Fereu-'  B  (Dorf),  ,Stigel-fatt-'  (Höhle  am  Kigi).  „Gries-", 
,Gross-Palnien'  (auch  , auf  Palmen')  ApHuudw.  (Weide),  ,Hoh- 
Bahu'  BGr.,  .Hinter-'  PMac.  (Alp),  .Chor-'  BL.  (Höhle), 
,Chatzen-Balmeli,  -Bälmli'  UwE.  (kleine  Felshöhle),  ,Chräpfe°- 
Balnr  LV.  (Höhle,  wo  die  Kindlein  geholt  werden),  .Lisch' 
PGress.,  .Mannen-'  BMeir.  (Hof),  .Staub-bach-'  BL.  (vgl. 
JRWyss  1816,  486),  ,Petronellen-,  Nellcn-'  BGr.  leinst  Wall- 
fahrtsort mit  Kapelle  der  h.  Petrouella).  .Brueder-'  (Tropf- 
steinhöhle am  Rigi),  ,Ross-'  (Name  verschiedener  Felshohleu), 
.Roten-'  SchwMuo.,  ,Sand-'  UGösch.  (Höhle,  einst  reich  an 
Kristallen).  .Däger-'  SchwMorsch.,  .Waldis-'  oder  .Teufen-" 
LV.  (Tropfsteinhöhle),  .Wolfs-'  W.  h:  den  Formen  balma, 
balme,  bäume  häufig  auch  auf  roman.  (bes.  frz.)  Boden.  Da- 
neben steht  mit  andern)  Wurzelausl.  das  gleichbed.  tirol. 
Palfen  (Schm.-Fr.  1  236),  wozu  auf  unserm  Gebiete  ,Balb(a)'; 
s.  o.  uud  vgl.  ,Balp',  Burg  bei  ZKüsn.  i.Adilbertus  de  Balbo.' 
1176;  ,Luitoldus  de  Balbe.'  1256;  ,0tto  de  Balba.'  1286; 
,zu  Balb.'  1426).  ,Ueli  ab  der  Balb.'  1431,  SchwKychenb. 
Entsprechend  die  Familiennamen  .Balmer'  BLaup.,  0.;  Zg 
Cham,  neben  .Balber.'  1250.  AaTegerf..  .Johans  der  Balber. ' 
1345,  ZWthnr,  ,Rud.  Balber  von  Rapperschwyl.'  1445,  ,Adel- 
rich  Balber.'  1526,  SchwHurd.  Betr.  das  Lautliche  vgl. 
Walm(en),    Walb(en). 

Heu-:  1.  Höhle,  Felsdach,  welches  zur  Aufbe- 
wahrung des  Heues  benutzt  wird;  s.  N.  Alpenp.  II 
180  b.  —  2.  Baum  in  der  Scheune  zur  Aufbewahrung 
des  Heues  GSchmer.    Syn.  Heu- Wuhnen,  -Walben. 

balme":  unter  einem  überhängenden  Felsen  (vor 
dem  Regen)  Schutz  suchen  BBr. 

und  er-:  einen  Stein  oder  Stock  untergraben  und 
dadurch  zum  Weichen  bringen  Gr  (Kind). 

Balmer  in.:  Aufbewahrungsort  für  die  Garben 
neben  oder  in  der  Tenne  AaF.  ;  L. 

ge-balmet:  mit  einer  Bahn  versehen  oder  wie 
eine  solche  geformt   W. 

I'alm  I:  Hache  Hand.  .Ich  scliry  zu  dir  [Gott]  wie 
ein  schwalm,  denn  so  streck  ich  us  min  p.'    1'Kckst. 

Mhd.  palme   in.,  zu   lat.  palma. 

PalmaH  n.:  Ballspiel.    .Auf  dem  grossen  Platz  vor 

der  Statt  [Gonf],   da   man  .las  Palmary   spilet,   Plein 

Palais    genennet.'    TuI'latter   um   1600.     ,Ein    lange 

Mauren  [zu  Lyon],  darhinder  man  das  P.  spilet.'  ebd. 

-    Zu    lat.  palmarium ;    vgl.    frz.   /<  e    >/-    /<<  /»nuitr.    Ballspiel. 


1217 


Balm    ImiIiii.    lul|     bulp 


i"i- 


Ralme".  V-  (in  BsStdl  P*-):  1.  111.  (Palm-) Zweig 
oder  Büschel  von  Zweigen,  dgl.  zur  Feier  des  Palm- 
sonntags gebraucht  weiden,  katii.  Schweiz.  Spcc.  kür- 
zere oder  längere  Stange,  von  den  Knaben  mit  grünen 
Zweigen  (in  S  von  neun  Sträacbern  und  Bäumen: 
Stechpalme,  Fichte,  Kot-  und  Weisstanne,  Eibe,  Sevi, 
Wachholder,  Bachs,  Haselstrauch,  an  andern  Orten 
auch  nur  von  einigen  dieser  Pflanzen,  worunter  aber 
stets  Stechpalmen)  umwunden,  dazu  mit  schönen  Äpfeln 
(GA.,  Sa.;  TüBissegg;  Zo)  und  Birnen  (THBissegg), 
auch  etwa  mit  Heiligenbildern,  bunten  Bändern  be- 
hangen und  in  Prozession  in  die  Kirche  getragen, 
um  dort  vom  Priester  geweiht  und  nachher  als  eine 
Art  Haussegen  aufbewahrt  zu  werden.  B.  z'  Chil'he" 
träge".  Der  Held  des  Tages  ist,  wer  den  längsten  B. 
hat  AaF.;  Zg;  durch  angebundene  lange  Ruten  wird 
bisweilen  eine  Höhe  von  50'  erreicht,  so  dass  Er- 
wachsene bei  der  Zurüstung  behülflich  sein  müssen; 
vgl.  auch  Arch.  für  Volksk.  I  115.  In  AaF.  werden 
einige  Tage  vor  dem  Feste  von  dem  Förster  im  Ge- 
meindewalde kleine  Tannen  gefallt  und  unter  dem 
Jubel  der  Dorfknaben  nach  Hause  geschleift:  i"  d'  B. 
gä".  Gang  go"  P.  hawe"!  scherzh.  Glückwunsch  S 
(Schild  1873,  56).  S.  noch  Mar(k)-Gräf  (Bd  II  707). 
,Das  Bälmlein  schiessen.'  Sprww.  1824.  Volksglaube: 
We"-me'  am  Karfritig  Morge",  e  da"  d'  Sunne"  an 
di  Grid  schlahd,  B.  in  d's  Hüs  fergget,  so  mag  d's 
ganz  Jär  nüd  Bosch  in  d's  Hüs  ürL>.  Kommen  die 
P.  nass  nach  Hause,  so  gibt  es  eine  nasse  Ernte  AaB. ; 
S  (so  muss  der  Bauer  das  dritte  Band  zurücklassen). 
Wenn-mer  de"  B.  troch  under  's  Tach  bringt,  so  gibt  's 
e"  troehni  Em  AaB.  ;  L.  Wenn  's  i"  d'  Palme"  schult, 
selinit  's  im  Summer  i"  d's  Chore"  GrV.  .Schneit  's 
in  die  Bahnen,  so  schneit  's  in  die  Halmen'  W.  Auf- 
bewahrte geweihte  Palmbüschel,  worunter  (drei)  Hasel- 
zweige (Gr;  E),  schützen,  wenn  man  sie  im  Sommer 
bei  nahendem  Gewitter  anzündet  oder  etwas  davon 
ins  Feuer  wirft,  vor  Blitzschlag  und  Hagel  Aa;  Gr; 
L;  S;  Zg  (Progr.  1882,  37),  überhaupt  vor  Behexung 
AAZein.  Drüf  nimmt  die  Mueter  [bei  Hochgewitter] 
g'schiving  vom  Chämihuet  es  Palme'schoss  und  leit  's 
a"  d'  Ghtet  S  (Schild).  ,Der  engel  gab  ir  [Maria]  den 
balmen  [Palmzweig].'  HsSchürpf  1497.  ,Am  palmtag 
sollen  die  palmen,  am  äschermittwochen  die  eschen 
nirgends  änderst  als  eben  im  münster  gesegnet  und 
ausgeteilet  werden.'  XV.,  G.  .[Gegen  das  Behextsein 
der  Kühe]  brannte  er  gewicht  b.,  brannt  die  zu  äschen, 
gab  irs  zue  lecken.'  um  1520,  L  Hexenproz.  .Als  man 
am  palmtag  mit  grosser  prozess  uf  den  hof  gieng  und 
dem  herren  zu  lob  mit  grosser  andacht  schoss  den  b.' 
1524,  Edlib.  Einer  hat  Einem  [im  April,  um  Ostern] 
einen  ,b.'  aus  der  Hand  gerissen.  1525,  Absch.  ,Die 
[Pensioner]  sygind  heim  kummen,  habind  ir  bälmlin 
geschossen,  und  hab  sy  nieman  gemögen  widrum  hin- 
der  sich  zu  denen  knechten  bringen,  die  sy  vormalen 
habend  hinweg  gefüert.'  Zwingli.  .Junge  maitlin,  so 
uf  der  gassen  ir  kindesche  kurzwil  tribend,  umb  den 
p.  singende.'  Kessl.  ,I)ie  palmstuden,  so  an  dem  palm- 
tag gesegnet  (gewichte  palmen),  sind  nit  allein  kreftig 
für  tüfelsche  gespenst,  sunder  och  alle  ungewitter, 
donder,  hagel.  platzregen  ze  vertriben,  so  die  ange- 
zündt  und  der  roch  dem  wetter  entgegen  schlacht.' 
ebd.  ,Sy  sölti  iren  [der  behexten  Kuh]  gwicht  salz 
und  gesegnoten  b.  ingeben.'  1544,  L  Hexenproz.  Siehe 
noch    Palm-Esel   (Bd  I  520).  —  2.  a)  f.  Stechpalme. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Hex  aqu.  VO;  Gr;  <i;  Tu;  ZO.  (doch  nur  von  der 
stachellosen  Abart,  auch  Edel-J'.  genannt).  Syn.  7>.- 
Torn.  .Stechend  palmen,  die  rote  beerlin  tragend  wie 
kirse;  die  andern  werdend  hoch  mit  minder  dornen 
an  blättern,  die  zeucht  man  auf  von  lusts  wegen.' 
KGesn.  1542.  .Hat  in  einer  Eintümpfi  einen  March- 
stein  gesehen,  mit  Bromen,  Dornen  und  B-en  ver- 
wachsen.' 1701.  Z.  S.  noch  Sprissen-Holz  (Bd  II  1261 
Anm.).  —  b)  Palm  II,  Buchs.  Buxus  semp.  Dürh.  — 
c)  Zweige  der  Weisstanne  Gr  ObS.  —  d)  Zweige  der 
Sahl-  oder  Palmweide  mit  Kätzchen  dran,  Sal.  capr. 
oder  praecox  Gr.  —  o.  m..  Weihnachtsbaum  ThEscM- 
kofen  f.  —  4.  m.,  Kräuterbüschel,  worin  auch  Frauen- 
Blüemli,  Epilob.  hirs..  zu  Ehren  der  Maria  an  Maria 
Himmelfahrt  in  der  Kirche  eingesegnet  AaWj-1. 

Mhd.  bahne,  palme  in.  und  f.  in  Bed.  1.  Urspr.  Bezeich- 
nung der  orientalischen  Palme,  dann  aber  auf  die  als  Ersatz 
derselben  dienenden  Pflanzeu(-Reiser)  Ubertr.,  im  Mittelalter 
zunächst  auf  die  darum  so  genannte  Palmweide  (s.  2  d),  die 
von  allen  Weidenarten  zuerst  blüht.  Zur  Sitte  des  , Palmeu- 
schiessens' am  Palmsonntag  vgl.  Lexer  II  199.  Zu  3.  Als 
Weihnachtsbaum  wurde  früher  auch  die  Stechpalme  benutzt; 
vgl.   den   Eingang  von  Hebels  Gedicht  .Noch  eine  Frage.' 

Evi-Palmen:  gem.  Sevenbaum,  Junip.  Sab.  Aa 
Bb.,  Leibst,  (f.).  Nach  Rochh.  Gl.  und  Br.  II  127  auch 
der  Buchsstrauch :  .Vorzugsweise  von  ihr  pflückt  sich 
die  Knabenschaft  die  Palmsträusse,  steckt  sie  auf  hohe 
Stangen,  trägt  sie  am  Palmsonntage  zur  Kirche  und 
lässt  sie  einsegnen.  Alsdann  verteilt  der  Ortspriester 
solche  von  ihm  geweihte  Ästlein  eigens  den  versam- 
melten Gemeinderäten,  die  sie  feierlich  in  der  Kirche 
herumtragen  und  damit  Christi  Einzug  in  Jerusalem 
sinnbildlich  wiederholen.'  , Sevenbaum.  sevenpalmen, 
sabina  herba  aut  frutex  potius.'  KGesn.  1542.  ,Seffe- 
balmen.'  XVII.,  B  Arzneib.  —  Prane"-:  =  Balmen  4 
AaZ.  Syn.  Chruter-Buschlen.  —  Geiss-:  Abart  von 
Hex  aqu.  mit  stachellosen  Blättern  GSa.;  ScHwMa.  — 
Stech-:  =  Bahnen  2  a  Aa;  Bs;  B;  VOj  Sch;  Th;  ZO. 
N.  N.  habe  , einen  Stechpalmen'  auf  seinem  Hütlein 
getragen.  1529,  Strickl.,  Akt.  ,Die  beere  vom  stäch- 
palmen.'  Vogelb.  1557. 

balme":  im  Walde  für  den  Palmsonntag  Palm- 
zweige holen  W.     Gä"  balmu". 

„Bellmite",  Bällm-  n.:  Lusthans  auf  einer  ein- 
zelnen Anhöhe  U." 

Bilme"  f.:    Schlamm,   Moor  PA1.   —  Vgl.  it.  melma. 

Bnlme",  P-:  =  Bulleren  (Sp.  1185).  .Nachdem  die 
geronnene  Milch  durcheinander  gerührt  und  erwärmt 
wird,  entsteht  nach  den  Gesetzen  der  anziehenden 
Kräfte  eine  weisse,  elastische  Masse  (man  nennt  sie 
Buldern,  Buhne,  in  der  engadiner  romanischen  Sprache 
Puonna),  die  sich  zu  Boden  setzt.'  Gr  Sammler  1811, 
370.   —   Mit   dem   syn.   montaf.   bolmn  zum   Folg. 

Pulment  n.:  , Speise,  deren  sich  die  Bewohner 
der  rbätischen  Alpen  anstatt  des  Brotes  bedienen. 
Sie  bereiten  es  also:  Sie  nehmen  rauhes  Mehl  und 
Salz,  schütten  warmes  Wasser  hinzu,  seigen  dasselbe 
durch  ein  grobes  Tuch,  lassen  das  Wasser  abtriefen, 
und  was  im  Tuch  zurückbleibt,  ist  P.'  GSGrcner 
1760.  II  71.  —  Lat.  pulmentum,  Zukost,  Speise,  rätorom. 
pl.  pulmaintJ),  Milcherzeugnisse,  Molken. 


Pol]»:  Polyp;  s.  Lampen  2  (Bd  III  1270). 


1210 


Hals— hnls.    Balscb     bnlsoll.     Halst  —  bulst 


1220 


Bals      buls. 

Balsam  (Bahetn  Bs;  B)  m.:  1.  ätherische  (meist 
ölige)  Substanz  zu  Heilzwecken,  a)  aus  verschiedenen 
Bestandteilen  künstlich  hergestellt.  Acmeanger,  Dics- 
hachferJ-B.,  Spir.  lavand.  comp,  oder  Tinct.  benzoes 
comp.  B;  Z.  Vgl.  B.-Chrdmer  (Bd  111  81.5).  Türggische 
B.,  Ungu.  plumb.  Z.  —  b)  Nardenöl.  Spica  Xardi.  ,Pas 
gemein  Volk  bei  uns  nennet  das  Spickenöl  einfaltigk- 
lich  B.'  JRLandesb.  16U8.  —  2.  Pflanzenname,  schmal- 
blättriger Lavendel.  Lavandula  Bs;  GT.;  Z. 

Glider-:  Rosmaringeist  oder  -öl,  Spir.  oder  Ungu. 
Rosm.  comp.  Z.  —  Gnade"-:  Tinct.  benzoes  comp.  Z. 

—  Chindli-:  Spir.  apopl.  B.  —  Magnet-:  =  Gli- 
der-B.  Z.  —  Nerve"-:  =  dem  Vor.  Z.  —  Röt-busch-: 
Spir.  lavand.  comp.  Z.  —  Samariter-:  Bernsteinöl, 
Ol.  sueini  Z.  —  Wund-,  Wunder-:  =  Gnaden-  oder 
Röt-busch-B.  Z. 

ver -baisamen:  einbalsamieren.  1475,  Deutsche 
Volksb.  (Ptc.  .verbalsamot');  Morgant  1530  (einmal 
Ptc.  .verbalmsamet');  Haimoxsk.  1531. 

ver-balsamieren:  =  dem  Vor.  1475,  Deutsche 
Volksb.  (.verbalsymieren');  AKlingl.  1691. 

Balsemine",    in    B   Behumlne":    Pflanzenname. 

1.  Gartenbalsamine.    Imp.    bals.    AABb.;    B;    Th.   - 

2.  Salbei,  Salvia  Bs. 

helse":    häutig  und  heftig  bellen,   husten  AALeer. 

—  «-Abt.  zu   bellen   wie  mhd.  gelten   zu   gellen. 

Bilse".  P-  m.  B  (in  Hk.  f.).  Bilsem.  Hegetschw., 
Bülse;  -em.  Dürb.  :  =  Bilsem-Chrüt  (Bd  III  904).  Nach 
der  Sage  rief  einmal  ein  Zwerg:  Bilse",  Bilse",  nieme" 
will-se:  wüsstet-der,  irie  guet  [heilkräftig]  gt  war, 
würd-se  he"  Brueder  dem  andere"  ge"  BHk.  S.  noch 
B.-Sämen.   —   Mint,  btUe  f. 

I'als  AaF.,  Ke.;  B;  Th;  Z.  Putz,  B-,  bzw.  Polz, 
B-  I  AaKu.,  Leer.,  L.;  Ar  (lt  Tobl.  in  H.,  I.,  M.  6S, 
in  K.  ö');  Bs  (P^ulz,  auch  Phuls);  BBr.,  G.;  L;  GRh.; 
S;  Ndw;  ZO.,  W.  —  PI.  mit  üml.  Ap;  BG.;  G  —  m. : 
wie  nhd.  Jmdm  de"  P.  griffe",  eig.  (auch  in  obsc.  S.) 
und  bildl.  1)  Jmdn  ausforschen  AaF.,  Ke.,  prüfen  L. 
—  2)  ,Jmdm  gefällig  sich  verhalten'  Ndw.  .Der  Bolz, 
der  Bolz  geht  ganz  gemach ,  auh  weh  und  ach !  • 
Lied  1712. 

Mhd.  pul»  ml..  aus  dem  Lat.  Über  den  Aul.  ist  aus  den 
Angaben  nicht  immer  klug  zu  werden,  da  sich  der  Eiufluss 
des  nhd.  Schriftbildes  geltend  macht;  B-  ist  bezeugt  für  Aa 
Leer.;  Btw.:  I,;  G;  ZO.  Die  Form  PuU  ist  der  Entlehnung 
aus  der  Schriftspr.  verdächtig.  In  der  ä.  Spr.  erscheint  das 
W.  auch  als  Fem.:  .Pulsus  arteriarum,  die  pulss,  die  lang- 
sam oder  gemach  schlagt.'  Fris. ;  Mal.  .Schlag  ihm  [das 
Tüchlein]  umb  die  Puls.'  XYI1./XYIII.,  Arzneib. ;  daneben 
einmal:   .über  die  Bolz.'      .Hie  Puls.'   .K'Weissenb.  1701. 

biilse":  1.  (in  BR.  p-)  stossen,  sehlagen  BO.;  L 
(Ineichen).  Spec.  =  holen  3  (Sp.  1180)  BR.  —  2.  hüls?" 
AALeer.,  Z.;  Bs  (Spreng);  B  (neben  p-);  „VO;"  Sch 
Merish..  st.  (p-);  „Z'Pfäff.,  biüze*  „Bs;"  B  (neben  p-); 
GRMal. ;  ZO.,  anhaltend  und  heftig,  stossweise  husten. 
Die  Frau  häd  die  ganz  Nacht  i"  am  Stack  'hülset  Sch 
Merish.  .Tussire,  husten,  pulsen.'  Fris.;  Mal.  (auch 
.pülscheir).  —  3.  pulse*,  wackertrinken  ZZoll.f  (fam.). 
Die  händ  Ei"s  'pulst.     /.wo  Mass  p.  wie  Btt.i . 

Zu  1.    Am  nächsten  steht  die  Anna! einer  Entlehnung 

aus  lat. -it.  pulmre,  rätorom.  pulttr  (frz.  potuier).  Doch  lässt 
sich  eben  so  gut  an  eine  Weiterbildung  von  dem  Stamme 
bot-,  hnl-  denken,  der  in  biflai  und  seiner  Sippe,  billigen  nsw. 


vorliegt.     2    kann   aus    1    Qbertr.    »ein,   wenn   es  nicht  ehm. 
ganz   davon   zu    trennen   ist    und  eine  Weiterbildung  zu   mhd. 
Men,  bellen,  darstellt. 

zer-bülse":  (mit  einem  Hammer)  zerschlagen, 
zerschmettern  BO. 

Bülse"  AaZ..  Bühe"  GRMal.;  L  —  m.:  trockener, 
heftiger  Husten. 

Bülser  Bs  (Spreng);  B,  P-  B;  „VO;"  SchSL;  „Z", 
Bülzer  „Bs;"  B  —  m.:  1.  Huster,  Lungensüchtiger  Bs 
(Spreng).  —  2.  =  Bülsen.  aaOO. 

bülse  re",  p-:  Frequ.  zu  hülsen  :>  AASt.;  B. 

Bülsi  „VO;  Z\  Bühi  Bs;  „B;"  Gr  (Tsch.);  G 
—  m.:  1.  =  Bülser  1  Bs;  B;  VO;  Z.  -  2.  =  Bülser  2 
Bs;   „B;  VO;"   Gr;  G;   „Z." 


Bnlsclie".  P-  (in  GrD.  auch  Bultsche")  f.:  vier- 
eckige lederne  Tasche,  worin  der  Hirt  sein  Mittag- 
essen, Käse,  Brot  und  ,Schmalzbüchse'  mit  sich  trägt; 
an  manchen  Orten  von  der  Gemeinde  dem  Hirten  ge- 
liefert GrD.,  Pr.,  Sch.;  s.  auch  Bühl.  I  111.  Er  nümt 
doch  en  grausige"  Häufe"  in  die  P.  GrScIi.  7h  der  P. 
[habe  er]  noch  en  Bitz  Spis  und  Schnaps.  GFient 
1898.  P.,  P.,  chünd-dich!  Am  Morge*d  bist-mer  liebi, 
am  Äbe'd  bist  en  Hünti,  sagen  die  Hirten,  weil  Mor- 
gens, wenn  sie  mit  der  Herde  ausziehen,  der  Speise- 
ranzen voll,  Abends  aber  schlaff  und  mager  ist  wie 
eine  Hündin,  die  eben  geworfen  hat  GrD. 

Aus  rätorom.  bulscha,  it.  bolgia;  etym.  identisch  mit 
Bulgen  (Sp.    1213). 

in-bulsche":  einsacken  GrScIi.  Hut  bulschet-er 
wider  ci"s  In,  der  U'fiäd,  sagt  etwa  ein  geiziges  Weib, 
wenn  ihr  ein  armes  Hirtlein  zu  tief  ins  Brot  schneidet. 

Pulscherun  m.:  Päderast.  ,[Der  Wirt]  erzelt,  wie 
im  ein  dieb  ze  Meilan3  zugerett,  er  wer  ein  p.  [.das 
ist  ein  Sodomit.  welcher  Man  mit  Man  sündiget.' 
Rt'vs.].'  1414,  L  Ratsb. 

pulscherunen:  Päderastie  treiben.  Syn.  florenzen 
(Bd  I  1206).  ,Als  er  [der  Wirt]  verlümdet  ist,  daz  ze 
Meylan  beschaeh  pulscherunet'  1414,  L  Ratsb. 

Span,  bujarron,  puerorum  conenbitor,  frz.  bougeronner,  cnm 
pucris  rem  habere,  zu  mlat.  bulgarue,  pwdico  |I>u  fanget. 
Vgl.  auch,  mit  neuer  Latinisier  ung:  ,\'os  viri  Romani  et 
Italici  estis  macarelli  sive  busurones  (viri  sodomitte)',  Worte, 
die  nach  dem  Bericht  FHemmerlins  ein  Bürger  von  Konstanz 
einem  hohen  romischen  Geistlichen  entgegen  schlenderte. 
BReber   1S4G,   59. 


Bolster,  P-  (in  ZKn.  auch  Bölster)  n. :  wie  nhd. 
Polster,  allg.  Bausch,  Wulst  AALeer.;  ZKn.  De'' hat 
e*  B.,  von  einem  Fettleibigen  Bs;  Th;  Z.  .Die  palster 
der  kameelen.'  Z  Bibel  1548;  ,das  strauw  oder  hast.' 
1531;  ,der  Sattel.'  1667.  ,Diser  krab  hat  auf  der 
schalen  ein  rauche  wollen  und  pulster.'  Fischb.  1563. 
S.  noch  Hoger  (Bd  II  1065),   Chüssi  (Bd  III  530). 

Mhd.  bolster,  balster,  ahd.  bohtar.  Hieher  viel],  der  Fa- 
milienname ,Joh.  Balster  von  Winterthur.'  1344.  Bökttrli 
LH.:  Z;  1522,  ZSchlatt.  Im  BBUtaii,  Name  eines  Heim- 
wesens ZWthur.  Jlolniere",  Ortsn.  ZSeen  (.Bolsterberg.'  am 
1300,   .Bolstran.'   um  1400). 

bolsterigß)-  Th;  Z).  in  Z  auch pölsterig:  wulstig 
wie  ein  Polster;  sperrig,  steif,  ungeschmeidig  AADeger- 
felden,  Z.;  L;  Tu;  Z.    Syn.  bollig  (Sp.  1174).    B-s  Zug. 


1221 


ßalst-   bukt.     I'.ült     bull.     Balis 


-bnltscli.     Ualw     linhv.     üiilz— bulz 


1222 


c"  6.  Chleid.  Das  sind  aber  polsterig  Strumpf,  si 
trucke'd  Ein  i*  de*  Schuchnen  ine".  En  pölsterige' 
Brief,  der,  schlecht  gefaltet,  .sperrig  im  Umschlag  liegt. 

Bulstere",  P- :  Pflanzenname.  1.  a)  Huflattich, 
Tussilago  GlS.  —  b)  Pestwurz,  Petasites  Gl.  ,Ein 
klettenart  mit  grossen  und  breiten  runden  blättern, 
gleich  wie  ein  breiter  huot;  pestilenzkraut,  bulstern: 
petasites  herba.'  KGesn.  1542.  —  2.  breitblättriger 
Rohrkolben,  Typha  lauf.  Gl. 

Zu  1.  Die  Eiusender  geben  Tussilagn  iiml  Petasites  vulg. 
an,  womit  möglicherweise  die  selbe  Pflanze.  Tussilago  Peta- 
sites, d.  i.  unser  1  b,  geuieiut  ist.  Zu  2.  Die  Kolben  weiden 
zum   Ausstopfen  von   Kissen   verwendet. 

Gc-ptilster:  zerkleinertes  Bietgras,  Heu,  Stroh 
GrL. 


Bali —  bult. 

Balthasar:  I.  Bdlteser  Blnnertk.;  TuSitterd.,  Bal- 
tis(s)  See;  TaNnssb.,  Pfyn;  ZO.,  S.,  Baldas  GiiMalix, 
Balzer  Aa;  BsSiss.,  Stdt,  Zunzg.;  GrO.;  LBallw.;  Z 
Hombr.,  „Bälzer  BGr.;  Li:.;  W\  Balz  Aa;  Bs (Spreng)'; 
B„Gr.",  Ha.,  Rüedersw.;  Gl;  L ;  GO.,  We.;  SchwE.;  Sj 
Uw;  UAnderm. ;  W  (Gen.  Balzuu  Zermatt);  Zg,  Balz 
GlK.;  GRhPr.;  LStdt;  GBuchs,  Bälzel  „BGr.;  LE.", 
Ha.;  SchwE.;  ,f,  Balzi  BsAllschw.;  BHa.;  ,Gr;" 
L;  SchwE.  (P-;,  Thal;  „W,  Bälzi  Aa;  Bs;  BO.  (Belzi); 
L;  SchwE.,  Bahli  AaWoIiI. ;  BBüedersw.;  Gl;  L; 
UwE.;  ZBachs,  Bähli  Gl,  Baheli  UwE.,  Bäheli  L; 
SchwE.,  Bald  Aa;  GRMalix;  „S;"  ZZoll.f,  „Balte  F", 
Bahli  GRMalix,  Seiners;  G;  S,  Bald  GRSehiers,  Bdlis(s) 
„Sch;"  THSteckb.;  ZBegensb.,  Sth.,  Weiach,  BäUs  Ap 
Wald,  Ms  GRMalix,  Bali  GW.;  Scu  (auch  -«-);  Z 
Benken,  Personenname,  's  Balisse*  Hanniss,  Johannes 
G.,  Nachkomme  eines  Balthasar  G.  XIX.,  ZSth.  .Bal- 
thasar Keller,  Ploderbalisse".'  ebd.  Der  alt  Bah,  von 
einem  Gespenst.  Aa  Schulmeister  1887,  2.  Insbes. 
a)  Name  eines  der  drei  Könige.  Chasper,  Bleicher  und 
Baltis!  wenn  d'-mer  Oppis  gibst,  so  b'halt-ich's  ZO.,  S. 
S.  noch  Melchior  (Sp.  198).  —  b)  Bah,  Name  des 
sagenhaften  Knechtes  auf  dem  Schafselbsanft,  dessen 
Bücksichtslosigkeit  gegen  eine  alte  Frau  die  Ver- 
schüttung der  Alp  zur  Folge  hatte  Gl.  —  2.  Balz, 
Name  des  Henkers.  ,Wil  du  nit  bist  ein  Bidermann, 
dem  Meister  Balz  tust  taugen.'  1653,  Tobl.,  Volksl. 
—  3.  Bahli,  Spitzbube,  schlechter  Kerl  AiWohl. 

Von  altem  Belegen  für  den  Personennamen  mögen  noch 
erwähnt  werden:  ,Baltas(s)ar.'  XV.,  Deutsche  Volksb.  (Bel- 
sazar);  1531,  Z;  Salat  (Belsazar).  .Baltasser.'  1530.  ZSth. 
, Baisar,  Baiser.'  1552.  Ndw.  ,Balzli  Schuider  [aus  dein  BO.].' 
1528,  Strick).  .Balz  Widmer.'  1653,  AaW'ett.  Klosterarch. 
Viel!,  auch:  .Palziliu.'  970,  Z.  Als  Familienname:  BaltatarL, 
Baitimer  ZWiudlach,  .Baldisscr.'  1680,  ThAad..  .Balzer'  B: 
1760,  Ndw.  BaltU  ThAad.;  ZElgg,  ,PaIz.'  1525/31,  ZRingw., 
BaZrfi  B.  In  Ortsnamen:  llahe'-Mos  BHnttw. ;  ZWiesend. 
(-.)/<!»),  -JBüel  ZHinw.,  -Berg  BSi.,  -Wü  AaByken,  .Baltens- 
Wil'  Aa;  Z.  Hieher  auch  (wenn  nicht  eher  zu  Paul;  s.  Sp. 
1158):  .Balis-Haus'   BErisw..  Ballü-Wü  EDUdingeu. 

Bälto,  P-:  Paletot  Bs;  B;  Tu;  Z.  .Früher  trugen 
die  Männer  den  Täschenroek,  jetzt  wird  der  Tschopen 
und  der  Palto  vorgezogen.'  AmHerd. 

I'olta  f.:  Schmutz,  Pfütze  PAL  -  It.  poüa,  Brei; 
Tgl.  das  Folg. 

poltig:  beschmutzt  PAL 
ver-poltige":  beschmutzen  PA1. 


Pull,  l'olt  in.:  Maisbrei  GRÜhur,  He.,  Landqu.,  I'r.. 
ÜVatz;  PAL     Vgl.  Gr  Sammler  1781,  103. 

Flax-:    Brei   aus   Leinsamen    als  Umschlag    PAL 

—  I '  13-:  Reisbrei  (jRChur.  Landqu.  —  Türgge"-: 
Maisbrei,  in  Wasser  gesotten  GrCIiih-,  He.,  Pr.  Eine 
Art  Maisriaden,  doch  nur  an  der  Oberfläche  fest  GrO. 

—  Kätorom.  /mit,   zu   lat.  pnU,   -Iti«. 


]ioltsclien:  Jiudm  einen  leichten  Schlag  versetzen, 
spec.  beim  Jugendspiel  Biiu)-schlahen  (s.  d.)  GRMastrils. 
UVatz. 

Pöltsch  m.:  1.  (auch  Nuss-P.)  =  Bol  VI  (Sp.  1176) 
GO.,  W.,  We.  —  2.  derb  für  Kopf  GWe.  Syn.  Bölli 
(Sp.  117G). 


Balw      bulw. 

biihven,  Ptc.  'bülwet:   bellen  GrV.     Der  Esel  hei 
g'jachet,  der  Hund  'bülwet,  d'  Cliatze"  g'mäwet. 


Balz  —  bulz. 

S.   auch  bah —  buh. 

„Balz  m.:  Vorderseite  des  Heustockes  W." 
balze":  1.  „act.,  das  Heu  aufstapeln  W."  - 
2.  Einen  handgreiflich  plagen,  im  Scherze  herum- 
zerren  G.  —  ume"-:  sich  mit  Etwas  herumschleppen; 
spec,  eine  Speise  mit  Mühe  warm  halten  SchSL  (Sulger). 
Vgl.  ahd.  balz,  coma.  cirrus;  mhd.  balzer,  Schopf,  Zopf. 
baizieren,  das  Haar  in  einen  Schopf  zswickelu.  Es  lässt  sich 
an  eine  Weiterbildung  des  Stammes  ball-,  wie  er  in  Ballen 
vorliegt,  denken;  sicher  scheint  dies  für  balzen  2  und  umen-b.  . 
vgl.  umen-baUtn  (Sp.  1152/3).  Unverständlich  ist:  .Drales. 
baltzer.'   Ebinger   1438. 

biilzele":  unredliche  Machenschaften  treiben,  bes. 
von  Beamten  LG.  (Feierabend).  —  Abi.  von  Balz  (unter 
Baltlumar  3). 

Bälzeli :  Pflanzennanie,  Katzenpfötchen,  Antenn. 
dioica  GlOIjsL    —    Viell.   Dim.  zu   Balz  (s.  Balthasar). 

Be'lz.  P-:  1.  wie  nhd.  Pelz.  allg.  Gelegentlich 
auch  von  der  Haut  des  Viehes:  Der  Euerme"  hät-ene* 
brav  ii f  d'  Pelz  'dängelet.  MLienert.  Mit  formelhafter 
Häufung:  mit  Hut,  Här  und  B.  Gl.  Bes.  in  zahl- 
reichen RAA.,  z.  T.  mit  scher zh.  Bez.  auf  die  mensch- 
liche Haut.  .Wo  weder  hut  noch  har  guot  ist,  da  wyrt 
nymmer  kein  guoter  b.  uss.'  Zielt  1521;  ähnl.  GGotth. 
1599.  S.  auch  lassen  (Bd  III  1395).  ,Man  soll  nicht 
Läuse  in  den  B.  setzen:  die  sonst  böser  Art  sind, 
nicht  noch  mehr  verbösern.'  Hospin.  1683;  ähnlich 
Denzl.  1677;  1716;  s.  auch  Lüs  (Bd  III  1451).  .Pen 
B.  anderer  Leute  bletzen  und  den  seinen  die  Läuse 
fressen  lassen',  sich  mehr  um  fremde  Geschäfte  als 
um  die  eigenen  kümmern  Bs  (Spreng).  ,Prope  adest, 
quuru  alieno  more  vivendum  est  mihi,  es  ist  die  zeit 
nach  vorhanden,  dass  ich  einen  anderen  b.  wird  müssen 
anlegen,  das  ist,  dass  ich  muss  ein  ander  weis  zu 
laben  an  mich  nemmen.'  Fris.  ,Du  hast  noch  deinen 
alten  b.  an,  du  hast  noch  deine  alte  haut,  du  behaltest 
noch  deine  alte  sitten  und  dein  alte  wys  und  gewon- 
heit,  veterem  pelliculam  retines.'  Mal.  .Den  alten  B. 
widerum  anlegen,  seine  vorige  Unart  wideruru  an  sich 


122 


Balz,  beiz.  bilz.  holz,  bulz 


1224 


nehmen.  Ein  andern  B.  anlegen,  änderst  werden,  sich 
bessern.'  Hospi.n.  1083;  ähnlich  Denzl.  1(377;  1716. 
,Es  ist,  als  wenn  man  einer  Sau  einen  B.  anlege,  cro- 
coton  feli  addis;  nihil  apud  hunc  lautum,  nihil  ele- 
gans;  non  est  eo  lutum  lutulentius.-  ebd.;  ähnlich  bei 
Denzl.  Eim  de"  B.  (c)erlese",  mit  Einem  ins  Gericht 
gulien,  Einen  tadeln  Aa;  Z.  ,Man  solle  dem  unruhigen 
Schultheiss  Bünzli  in  Walistatt  den  P.  wohl  erstauben.' 
Zwingli  1529.  .Körnend  den  puren  hinder  den  p.  ze 
flohen',  giengeu  mit  ihnen  scharf  ins  Gericht.  Sicher 
1531.  ,Den  Spitzbuben  kann  keine  Obrigkeit  hindern 
P.  kommen.'  UBragger  1780.  Eint  der  B.  läse",  wa- 
sche", Einen  tüchtig  zausen,  ihm  derb  die  Meinung 
sagen  BsStdt.  ,Sich  bessern  wie  der  b.  vom  weschen.' 
NMan.  Der  Totengräber  Eglin  solle  vor  Rat  beschickt 
und  ihm  .der  b.  wol  erwäschen  werden,  umb  dass 
er  die  lüt  nit  düf  genuog  vergrabt.'  1540.  Scn  Chr. 
.Eim  den  b.  wol  erwäschen,  reprehensare.'  Fris.  ;  Mal. 
Si  hdnd-em  de"  B.  g'chlopfet,  haben  ihn  durchgeprü- 
gelt L.  Eim  Ei"s  (oder  Eini)  nf  der  B.  brenne"  Bs. 
Eim  itf  ''e"  B.  brünne",  Einen  in  seiner  Seele,  an 
seiner  Ehre  verletzen  B  (Zyro).  Den  B.  chere",  in 
Zorn  geraten  GrL.  .Es  ist  letzer  als  ein  B.,  plane 
inepte,  pnepostere  hoc  actum;  conversa  est  rei  natura.' 
Hospin.  1ö83;  Weiteres  s.  unter  Utz  (Bd  III  1549). 
Er  het  en  P.  [Bausch]  'trunlce",  äas-em  der  Xar  nid 
g'frürt.  Sprww.  1869.  —  2.  übertr.  auf  Pelzähnliches. 
a)  mit  Jacquardmaschine  hergestellter  Vorhangstoff  Ap. 
-  b)  von  dichtem  Haarwuchs.  De''  hat  en  B.'.  Aa; 
Bs;  Tu;  Z.  Eim  bim  B.  ne"  B  (Zyro).  Auch:  struppiges 
Haar  Aa.  —  c)  Dim.,  pudenda  Bs;  ZStdt.  Syn.  Pelz- 
Chappen  (Bd  III  392).  Hieher  wohl  die  unter  Bäh 
(Sp.  915)  angeführte  RA.  —  d)  Schimmeldecke  auf 
festen  Körpern  oder  Flüssigkeiten  Aa;  Bs  (Spreng); 
B  (Zyro);  GA.;  Z;  „allg."  Syn.  Bart.  ,Fracescere, 
faulen,  von  feule  ein  b.  überkommen.'  Fris.  .Schim- 
licht  werden  oder  einen  B.  überkommen',  von  der 
Erde  in  Blumentöpfen.  JCSulzer  1772.  Decke,  die 
sich  (beim  Erkalten)  auf  stehenden  Flüssigkeiten 
bildet,  bes.  auf  Milch  oder  Milchkaffee  B;  GA.,  Sa.; 
Tu;  Z.  Auch  =  Nidel  1  (Sp.  072)  Aa;  B;  GA.,  Rh.; 
Th;  Z;  in  BHa.  auch  tautologisch  Belz-Xidh".  E" 
ticki  Milch  mues"  en  B.  ha",  im  Gegs.  zur  rahmloser 
sauren  ZS.  Überzug,  wie  er  bei  Entzündungen  auf 
der  Schleimhaut  sich  bildet.  .Welcher  die  Bräune  in 
der  Wunden  so  heftig  gehabt,  dass  man  ihm  gleich- 
sam als  ein  Haut  oder  B.  habe  können  darvon  ziehen, 
nicht  änderst,  als  wie  man  bisweilen  einem,  welchen 
die  Bräune  im  Hals  heftig  hat  verbrennt,  ein  Haut 
ab  der  Zungen  ziehen  kann.'  FWübz  1634.  .Den  ver- 
derbten Flammen.  Haut  oder  B.,  wie  du  es  nennen 
willt,  hinweg  zu  fressen.'  ebd.  —  e)  stachlige  Hülle 
der  Kastanie.  St  dütschi'd  d'  Igel  [s.  Dd  I  149]  »/'- 
me"  Stei"  und  findi'd  i"  den  Pelzen  inne"  goldgelbi 
Chestene",  zwo  bis  drei  LHorw.  —  3.  nichtsnutziger 
Bursche  Ndw. 

Mlid.  InltUJ,  U-h.  Betr.  dun  Aul.  gilt  das  in  der  Anni. 
zu  l'nh  Bemerkte;  die  echte  MA.  dürfte  Überall  B-  haben. 
Zur  Qual,  des  Voc  vgl.  Beitr.  XI  495.  XII  549.  Die  RA. 
en  /'.  trinke*  erinnert  an  gr.-jon.  S-iop^aaeaü'ai,  sieh  be- 
rauschen, eig.  sich  einen  Panzer  anziehen.  Bed.  3  hat  sich 
zunächst  in  Zss.  wie  I'ul-lt.  oder  in  entsprechenden  attr. 
Verbind imgen_entwickelt;  vgl.  auch   Balg. 

Viech-Belz.  ,Es  hat  der  fürst  ein  kleid  an  mit 
\.  gefiltert.'   Joh.Wetzel  1583.  —  Vgl.  fiel  e  b  (Bd  i 


643)  und  A um.  dazu,  wo  die  Form  mit  ie  auch  aus  Ueuzl. 
belegt  ist. 

Fül-:  1.  Faulpelz  Bs;  B;  L;  Tu;  Z.  De"  F.  ha", 
auf  der  faulen  Haut  liegen  ZStall.  .Dass  ihnen  nit 
faulbelzer  [1.  -beizen Vj  auf  den  hals  geladen  werden.' 
1297,  ZWthur  Stadtb.  (Geilf.).  ,Die  liederlichen  Ful- 
belzen  habend  si  in  Pfützen  geworfen.'  JJRüeger  1000. 
,Die  Faulbeizen  haben  allzeit  Feirtag  (wie  man  im 
Sprichwort  sagt),  auch  an  den  Werktagen.'  Spleiss 
1667;  Nov.  Vest.  L692.  S.  noch  Lueder  6  b  (Bd  III 
1104).  —  2.  Name  einer  Häusergruppe  in  BRychigen. 

—  fül- beize":  „auf  der  trägen  Haut  liegen"  B;  Tu;  Z. 

—  Fül-belzerei  Th;  Z.  ,Der  Faulbelzerei  ergeben, 
zu  zart,  die  Hand  in  den  Teig  zu  stossen.'  JWirz  1650. 

Chuz-:  1.  Chüz-B.  L;  S,  Chüz-B.  EBerom. 
(RBrandst.),  (Hermelin-)Pelz  der  Chorherren,  ein  Teil 
ihrer  offiziellen  Tracht;  an  dessen  Stelle  früher  ein 
Ziegen-  oder  Schafsfell.  .Ein  Kuzbelz  (almucium).' 
1604,  L.  —  2.  „Kutz-P.,  amasia." 

Zu  1  vgl.  Chuz  7  (Bd  III  602);  mhd.  kutxmäntdin  (Lexer 
I   1806).     2  ist  scherzh.  Übertragung. 

Nacht-.  , Ein  schöner  N.'  um  1600,  Z  luv.  ,Für 
einen  N.'  Bs  Taxordn.  1646.  ,1m  Hause  ersetzte  den 
Rock  ein  schöner  N.'    XVI.,  Z  (Taschcnb.  1879,  77). 

—  Quäl-:  Quälgeist  BO.  —  Sau-:  unflätige  Person 
Ap.  —  Schafs-:  Scheltwort  AaF.,  Ke.  —  Trüffi-: 
Schimpfn.   Der  Grössgrind,  der  Tr.  JCWeissenb.  1701. 

beize",  p-  (Ptc.  'bete(e)t  Aa;  B;  L;  GSa.;  Ndw, 
'beizt  ScuwE.;  UwE.):  1.  als  Abi.  von  Beiz.  A.  im 
eig.  S.  1.  intr.,  sich  mit  einem  Beiz  (in  Bed.  2  d) 
überziehen  B;  GSa.    D'  Milch,  der  Wi"  beizet.  —  2.  tr. 

a)  mit  Pelz  überziehen.  ,Der  am  Zunfthaus  stehende 
Bär    neu  gebeizet   und   repariert.'    1728,    G  Ratsprot. 

—  b)  den  Pelz  abziehen,  enthäuten,  schinden,  z.  B. 
Hasen,  „auch  Kartoffeln  VOj  Sch;"  L.  [Der  Schinder] 
beklagt  sich,  dass  die  Beute  alles  Vieh,  welches  ab- 
gehe, auch  ,belzen',  und  begehrt,  dass  man  ihn  bei  den 
Rechten  und  Schriften  schirme.  1708,  übw  (AKüchler 
1895).  —  B.  übertr.  1.  a)  Einem  den  Garaus  machen, 
„töten    (in    humoristischer    Sprache)    VO;    Sch."    — 

b)  „Einen  bezwingen,  Meister  werden  über  Einen  Z." 

—  c)  Eini  p.,  coneumbere  cum  aliqua  SchwE.  — 
2.  a)  Einen  schlagen,  tüchtig  durchprügeln  Bs  (Spreng); 
BSi. ;  L;  U.  ,Ich  gieng  Nachts  nie  weg,  ohne  eine 
Pistole  im  Sack  nachzutragen;  wäre  auch  einstens 
bald  tüchtig  gepelzt  worden,  wenn  ich  nicht  nach  dem 
Grundsatz  gehandelt  hätte:  wit  rum  ß'scliut:  gi'd  alt 
Chriegslüt.'  JCLohbauer  1864.  —  b)  Einen  oder  Etwas 
wie  einen  Pelz  herumschlagen,  unzart  herumzerren; 
Einen  (mit  Aufträgen)  hin  und  her  jagen  B  (Zyro). 
Auch  intr.,  sich  herum  balgen,  von  jungen  Burschen, 
ebd.  —  c)  (eine  Speise)  im  Mül  omme"  b.,  ohne  rechten 
Appetit  im  Munde  herum  wälzen  Ap.  —  3.  Einen  (z.B. 
mit  Steinen,  Schneebällen)  bewerfen  BÜ.  (Steine,  den 
Ball)  werfen  BsStdt;  BÜ.  —  4.  „Einen  schmähen  mit 
Schimpf-  und  Scheltworten  L",  schelten,  tadeln  Uw. 
,Wie  sie  einander  b.  tören.'  NMan.  .Scheltend  und 
beizend,  wie  üch  gelust!'  ebd.  ■ —  5.  sich  Etwas  auf 
unerlaubte  Weise  aneignen  SchwE.  —  6.  Etwas  (z.  B. 
eine  Arbeit,  eine  Last)  bewältigen.  Er  het  's  'betet 
AAFisib.,  Mönth.  Insbes.,  mit  Stumpf  und  Stiel  auf- 
essen, austrinken;  auch  intr.,  viel  und  gierig  essen 
oder  trinken  AaBIj.,  Ku..  Zein.;  Bs;  BBr.;  L;  ScuwE.. 
Muo.;  S;  .deglutire,  devorare.1  Id.  B.  Die  Gummel 
und    dttS   Scliirnu"<    han-ich   'pelzt    bi    Bat;    )i))d  Stil. 


1225 


Balz,  heiz,  bilz,  holz,  bulz 


1226 


MLiknekt.  D"  Meisteme*  stellt  e"  Chntushel  voll  Milch- 
mues  uf  ''e*  Tisch  und  löt-is  derbl  i"  der  Feistcri. 
,  Was  isch,  wei'-mer-se  p.?'  seit  dernurh  der  Pauk  zite- 
vier  i"  's  Ör.  BWyss  1863.  „Zechen,  in  Saus  und 
Braus  leben  L."  Juble"  und  p.  und  Gehl  vertäfle". 
Machaki  (L).  —  7.  sich  wild,  ausgelassen  benehmen, 
lärmen,  streiten  L.  ,L>er  bapst,  der  ist  ein  Jäger,  li i it. 
gyn  hund  die  beizend  wyt  und  fert.'  XVI.,  Z  Lied. 
Unpers..  lärmend,  wild  zugehen  L.  Das  hed  (ei"s) 
'pelzet!  von  einem  Streit,  einer  Rauferei  udgl.  Das 
beht  da  inne"!  Auch  vom  Wetter,  stürmen  und  regnen 
L  (Ineichen).  —  8.  unverdrossen  drauf  los  arbeiten, 
sich  abrackern,  mit  dem  Nbbegriff  der  Unverständig- 
keit L.  Z'  Nacht  nock  b.  müesse*.  JRoos  1892.  Euserein 
muess  schaffe"  und  p.  bi  Frost  und  Hitz.  Ich  lö"-dich 
schön  lo"  machen  und  p.:  's  Hüsli  und  d'  Sach  wird 
de""  einist  mi's.  JBEgli  1871.  —  II.  in  die  Rinde 
pfropfen  AAZein.;  BsLangenbr.  ,B.,  zweigen,  inserere.' 
Denzl.  1677;  1716.  ,B.,  pfropfen.'  Zwinger  1696. 
, Zweigen,  welches  auch  pfropfen,  impfen,  b.  genennt 
wird.'  JCSclzer  1772.     S.  auch  blüter-b. 

Zu  I.  Zur  Bed. -Entwicklung  vgl.  balgen,  ferner  engl,  lo 
pelt,  werfen,  schlagen,  neben  pelt,  Pelz,  Haut.  In  dem  Beleg 
aus  einem  Z  Lied  des  XVI.  (unter  7)  ist  /<.  möglicherweise 
als  Weiterbildung  von  bitten  aufzufassen.  Zu  II.  Mhd.  beizen, 
ahd.   behau,  zu  prov.  empeüar,   mlat.  (im)pell(i)tare. 

ab-:  1.  =  beizen  I B  2  a  UwE.    Syn.  abschwarten. 

—  2.  Einen  scharf  abfertigen  Aa.  —  ab  hin  appe"-: 
gierig  hinunterschlingen  SchwMuo.  —  üf-:  1.  Eim 
e"  Schneballe"  ».,  anwerfen  BsStdt.  Vgl.  üf-brennen, 
■sahen.  —  2.  gierig  aufessen  Aa.  Si  händ  alli  eusi 
Biren  üfbelzt.  —  ume"-:  prassen  L.  —  an-:  Einen 
tadelnd  anfahren  Nüw.  —  ane0-.  Eim  Ei"s  ct.,  eine 
Ohrfeige  versetzen  Aa.  —  er-:  durchprügeln.  .[Et- 
liche Weiber  haben]  den  anschlug  gmacht,  dass  si 
im  den  tegen  abgurten  und  in  darnach  wol  erheizen 
weitend.'  Vad.  Refl.,  sich  mit  Einem  herumschlagen. 
.Demnach  und  er  [der  Abt]  sich  mit  uns  in  grossem 
kosten  erbelzot  hat.'  Vad.  —  üs-:  1.  mit  Pelz  aus- 
füttern AaZ.  —  2.  den  Pelz,  die  Haut  abziehen, 
schinden;  auch  schälen,  z.B.  Kartoffeln  Aa;  Bs;  „VO; 
Sch;"  UwE.;  W.  ,Wann  der  Meister  [Schinder]  ein 
Pferd  tut  ausheizen.'  1792,  AAKlingn.  Tageb.  Ver- 
allgemeinert: von  einem  Gegenstand  gewisse  äussere 
Teile  entfernen,  z.  B.  von  gefällten  Bäumen  die  Äste 
oder  die  Rinde;  dann  übh.  Etwas  aus  dem  Rohen 
arbeiten,  z.  B.  Steine  bei  der  Steinhauerarbeit  BR. 
Syn.  üs-handlen  (Bd  II  1403).  —  3.  „Einen  rein  aus- 
plündern", ihm  Alles  nehmen  (z.  B.  von  Knaben  im 
Spiel  Bs),  ihn  bankerott  machen  Aa;  Bs;  VO;  „Sch;"  Z. 
Syn.  its-hülschen  (Bd  II  1216).  ,Dass  du  den  eigenen 
Vater  verläugnest  und  auspelzest.'  Ndw  Kai.  1889. 
„(Als  Neutr.)  Bankerott  spielen,  d.  h.  Einem  den  Pelz 
abziehen  oder  denselben  verlieren  LG."  —  4.  Einen 
betrügen  ThMüIHi.  —  5.  völlig  aufessen,  austrinken, 
mit  dem  Nbbegriff  des  Gierigen  Aa;  BsStdt;  „VO; 
Sch."  —  6.  durchprügeln  Bs;  UwE.   Syn.  üs-schwarten. 

—  7.  einen  nassen  Ball  üs-b.,  so  lange  auf  die  Erde 
werfen,  bis  er  trocken  geworden  ist  BsStdt.  —  8.  Einen 
beschimpfen,  ausschelten  UwE.;  W;  „Z",  durchnehmen, 
durchhecheln  Z  (Spillm.).  —  ver-:  1.  bewältigen; 
spec.  austrinken  AAWynenth.  Si  händ  's  Most  ver- 
heizt. —  2.  vergeuden,  verprassen  L,  vertrinken  Aa 
Leer.  —  3.  durchprügeln  Aa.  G'hörig  verpelzet  und 
üsa'chlopfet  werde".    AGysi  1881.  —  4.  (mit   Steinen, 


Schneebällen)  bewerfen  BsStdt.  — ■  .V  zerreissen  Aa 
Zein.  In  Unordnung  bringen  L.  Eim  's  Bett  v.  — 
bläter-:  vaccinieren.  XVIII.,  Z.  Vgl.  Z  Blätter  für 
GesundheitspH.  1873,  210.  —  z'säminc"-:  gierig  auf- 
essen Bs.  Syn.  z's.-hauwen,  (Bd  II  1811).  —  dure"-: 
gehörig  durchprügeln  Aa;  Bs.  —  (e")weg-:  gierig 
verschlingen  SchwMuo.  Der  häd  die  Süff'i  e"iveg'  \ielzt. 
—  zue-:  verstärktes  beizen  IBS  L. 

Stein-Pelze"  f.:  Steinschleuder,  bestehend  aus 
einem  Stäbchen,  in  dessen  eines,  gespaltenes  Ende  der 
zu  schleudernde  Stein  gesteckt  wird  BR. 

Beizer  m.    .Unsere  kürsiner  oder  b.'  Tiere.  1563. 

Hut-:  Obstsorte.  1770,  ZW. 

gebelzet.  Pelzeti  Hut,  harte,  schwielige  Haut 
an  den  Pusssohlen,  wie  sie  vom  Barfussgehen  ent- 
steht ZO. 

u"- pelzt:  übertr.,  ungehobelt,  ungeschliffen 
ScnwE.  Der  Rosschuecht,  e"  rücher,  n"pelzter  Kärli. 
MLienert  1891. 

Belzi  m. :  Einer,  der  gern  mit  Steinen  usw. 
wirft  BO. 

Belzi  f.:  Verweis,  Zurechtweisung  W.  Einem 
en  B.  g'e".     Syn.  Seihuri. 

Stci"-Pelzi:  =  St.-Pelzen  BR. 

beizig,  p-:  1.  schimmlig  „L;"  Sch.  —  2.  „spiess- 
bürgerlich,  philisterhaft  THKreuzl.  (mit  Bezug  auf  die 
Bewohner  von  Konstanz)." 

belzi".  ,Das  beize  Kleid  ohn  Blegi  mit  schwar- 
zem Überzug.'  XVII.,  Mise.  Tig.  .Leinins,  Wullins, 
Belzis.'  JCNageli  1738.     S.  noch  Gr.  WB.  VII  1535. 

Bolz  II  Aa;  Ar;  B  (in  G.,  R.  P-);  „VO;"  Gl;  GkPi\ 
(in  Bed.  9);  L;  GSev.;  Sch;  S;  TuTäg.;  Ndw;  Z  (im 
0.  auch  P-),  Bolze"  AALeer.;  BsStdt  (doch  s.  1  a);  BR. 
(Polze");  GrPi\  (in  Bed.  2  b)  —  PI.  Bolz  BG.;  Z, 
Bolze"  ZBauma(lt  vereinzelter  Angabe),  Limm.  —  Dim. 
Bolzli  —  m.:  1.  a)  Pfeil  für  Armbrust  oder  Bogen 
AALeer.;  BsStdt;  B  (Zyro);  Sch  St.;  Z.  Holzpfeil 
ohne  Spitze,  womit  die  Knaben  nach  Lehmscheiben 
schiessen  Ndw.  Insbes.  aber  der  primitive,  gew.  aus 
einer  Schindel  geschnitzte  Pfeil,  der  bei  dem  unter 
bolz-jagen  (Bd  III  18)  beschriebenen  Knabenspiel  ver- 
wendet wird  Ap;  Gl;  TurTäg.;  Ndw;  ZSth.  En  Bolz 
ab-lä".  Bolz  Schüsse"  Ar.  ,Es  sol  ain  yetlicher  schütz 
sin  geschriben  [mit  besonderm  Zeichen  versehenen] 
bolz  schiessen,  der  mit  unsers  geschworn  schribers 
band  beschriben  sige.'  G  Gesellenschiessen  1485;  ähn- 
lich 1488,  S  Wochenbl.  1845.  ,Sagitt;e  pennigerae,  ge- 
tiderte  pfeil  oder  bolz.  Sagittas  aptare  nervo,  den 
bolz  auflegen.'  Fris.  ,Die  bolz,  filii  arcus.'  LLav. 
1582.  ,Ich  schiess  ihn  mit  meim  Pfeil  und  Polz.' 
GGotth.  1619.  Über  den  Brauch  der  Z  Bogenschützen, 
die  verschossenen  , Bolze  oder  Pfeile'  über  die  Limmat 
nach  dem  Schneggen  zurückzuziehen,  vgl.  JMüller, 
Altert.  X  12.  S.  auch  Fluschen  (Bd  I  1236),  ferner 
vRodt  1831,  44.  RAA.  Bliebe",  gend  d'  Bolzen  ine"! 
strengt  euch  an,  macht  vorwärts  ZLimm.;  urspr.  vom 
Zurückreichen  der  verschossenen  Bolzen,  ,0b  es  dar- 
zuo  kam,  dass  abt  oder  die  sinen  uns  rechts  nit  er- 
lassen, [dass]  wir  dan  die  rechten  bolz  uss  dem  kodier 
ziechen  mochtend',  d.  h.  gerüstet  wären.  Vad.  .Alles 
zu  Bolzen  drehen,  Morao  satisfacere,  resecare  ad  vi- 
vum.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Wir  sind  doch  auch  wie 
andre  Menschen;  man  kann  nicht  Alles  zu  Bolzen 
dräyen  [nicht  von  Jedem  das  Höchste  verlangen];  wir 


1227 


Balz,  beiz,  bilz.  bolz,  lmlz 


iL1'.1* 


werden  niemal  keine  Engel  oder  Heilige  werden.' 
JJUlr.  1727.  ,Es  wäre  besser  getan,  wenn  man  die 
hartscheinende  Worte  und  Reden  den  miltern  Weg 
ausdeuten  und  nicht  Alles  zu  Bolzen  drähen  [von  der 
schlimmsten  Seite  auflassen]  wurde/  JJUlr. -Haug 
1781.  Typisch  für  etwas  Gerades.  G'rad  wie-n-e* 
Bohl  BsStdt.  Stö*  wie-n-e*  Bolz,  wie-n-e*  Bölzli  AaZ. 
.Aufrecht,  wie-n-e  Bolz!'  1743,  L  Spiel.  Vgl.  bole- 
gerad  (üf).  —  b)  meist  dim.,  „Zwecke,  am  Kopf  mit 
einem  Büschelchen  zerzauster  Leinwand  versehen, 
durch  das  Blaserohr  geschossen"  B;  „VO;"  Gl;  L. 
—  2.  a)  =  Gül  (Bd  II  222)  GSev.;  ZZoll.  —  b)  4—5" 
langes  Hölzchen,  ein  Teil  des  unter  Chlepfen  1  f 
(s.  Bd  III  677)  beschriebenen  Spielzeugs  GkPi\  — 
c)  junges  Pflanzenschoss,  Hanfstengel,  der  auf  zwei 
Gerteuböckchen  gelegt  und  mittelst  einer  gegen  ihn 
losgelassenen  Schnellgerte  pfeilartig  in  die  Luft  hinaus 
geschnellt  wird,  ein  Frühlingsspiel  der  Kinder  Aa. 
Dazu  der  Reim:  Grüener  Bolz,  fair  i*  's  Bolz,  far  i"  's 
obere"  Bedke*  Bus  [usw.];  s.  Rochh.  1857,  119.  — 
3.  als  Teil  einer  Wage,  a)  das  Zünglein  Ap;  THTäg. 
-  b)  der  pfeilähnliche,  hölzerne  Stab  an  der  Schnell- 
wage, woran  das  Gewicht  aufgehängt  wird,  der  Wage- 
balken Bü. ;  vgl.  Bolz-  Wäg.  Nach  einer  vereinzelten 
Angabe  in  BR.  das  Gewicht  selbst.  —  4.  Senkblei 
ScuSt.  (Sulger).  —  5.  in  der  Zimmermannssprache, 
Haupt-,  Stützbalken,  der  senkrecht  auf  einem  Quer- 
balken steht  B;  L;  „Sch;"  Ndw.  Stützblock  Ap;  ,bei 
Aufführung  von  Gebäuden  steht  er  zuerst  statt  der 
Mauer'  (TTobl.).  —  6.  ein  Gerät  des  Metzgers.  ,l)ie 
Getueind  sol  ihm  [dem  Metzger]  geben  den  Bolz  und 
die  Welen  [zum  Aufwinden  des  getöteten  Tieres]  und 
die  Düren  in  ihren  Costen  machen  lassen.'  1666,  Scb 
Schi.  Urk.  —  7.  ,der  Bolz  in  der  Hüft  [des  Menschen].' 
1'Wlrz  1634;  s.  Gr.  WB.  II  235.  —  8.  meist  dim.. 
membrum  virile  B  (Ammenspr.).  —  9.  jeder  pfeil- 
schnell in  gerader  Richtung  sich  bewegende  Körper 
GRpr.  En  Bolz  Sehne,  eine  kleine  Lawine;  en  Bolz 
Erde,  ein  Erdschlipf.  In  letzterm  S.  oft  auch  allein 
stehend:  Da  und  da  ist  en  Bolz  üsgebrochen. 

Amhd.  bolz,  mhd.  auch  Lolze,  iu  Bed.  1  a.  Viell.  mit 
Bülz(en)  zu  einer  Wurzel,  deren  örundbed.  .liervorschiessen, 
-stossen'  gewesen  zu  sein  scheint;  s.   Anm.  zu  Bülz(en)- 

Vogel-Bolz.  .Diese  vögel  [Regenpfeifer]  sol  man 
fahen.  so  man  schwäre  und  bleyene  vögelbölz  über 
sy  in  luft  schüsset.'  Vögele.  1557.  —  Schütte"-: 
Schlittendeichsel;  sie  läuft  hinten  in  zwei  Arme  aus, 
an  denen  Ringe  angebracht  sind,  mittels  deren  sie  an 
den  Kufen  befestigt  wird  SThierst.  —  Wäg-.  ,Waag- 
balk,  waagbolz,  scapus.'  Nov.  Vesi.   1692. 

bolze":  1.  =  bolz-jagen  (Bd  III  18)  Gl;  THTäg.; 
ZSth.  —  2.  durch  Abwägen  den  Schwerpunkt  des  bei  1 
verwendeten  Schindelpfeils  bestimmen,  behufs  An- 
bringung der  Kerbe,  in  welche  der  am  Ende  der 
Schnur  befindliche  kleine  Knebel  oder  Knoten  ein- 
greifen soll  Th.  -  -  3.  mit  einem  Bolz  (i.  S.  v.  5) 
unterstützen  Ndw  (Zimmermannsspr.). 

under-:  1.  =  bolzen  3  Ap.  E*  Bus  onderb.  — 
2.  bildl.,  mit  Acc.  P.,  Jmds  Urteil  durch  unerlaubte, 
geheime  Machinationen  beeinflussen?  ,In  aller  rechts- 
hemllcn  anfang  kain  ding  böser  i>t,  dann  wan  man 
sich  emblözt  und  dem  Widersacher  zuo  verston  gibt, 
mit  was  gegenwer  man  sich  behelfen  wel;  dan  er  sich 
denjweg  daruf  wol  besinnen  mag.  und  wo  man  arg- 
wiinig  [verdächtige]  lichter  hat,  dieselben  wo]  under- 


bulzen  und  infüeren,  dass  unversechner  sachen  nit 
wol  geschechen  und  man  vor  pratiken  dester  sicherer 
sin  mag.'   Vau.  111  451. 

Bolzer  in.   Der  ,B.'  hatte  die  ,Zeine'  (Pfeilschäfte) 

zu  befiedern.  Bs  XIV.  Dafür  .bolz-,  bölzmacher.'  1531, 
Strickl.  III  258. 

bolzis.  Nur  in  der  Verbindung  b.  und  gerad, 
bolzgerade  GRKüblis. 

bölzle":  1.  =  bolzen  1  Ap;  TiiSteckb.  —  2.  einen 
Boh  (i.  S.  v.  1  b)  durchs  Blaserohr  schiessen  Gl.  — 
3.  =  gülen  (Bd  II  222)  ZZoll. 

bölzli"gen:  Adv.,  „pfeilgerade,  senkrecht;"  ,per- 
pendicalariter.'  Id.  B.  „Das  Pferd  ist  b.  aufgestanden, 
hat  sich  auf  die  Hinterfüsse  gestellt."  Der  Länge 
nach   kopfüber   [z.  B.  ins  Wasser  stürzen]    B  (Zyro). 

Bolz  III:  verächtliche  Bezeichnung  eines  Menschen. 
,Die  Bolzen  in  der  Stadt',  d.  s.  die  Stadtleute  als  Fein- 
schmecker F  (lt  Ndw  Volksbl.).  In  der  ä.  Spr.  nur  in 
Verbindung  mit  Adj.  .Ists  [das  Pfaffenkind]  ein  mann, 
so  lasst  man  in  an  etlichen  orten  zuo  gheinem  eer- 
lichen  handwerk  kummen,  dannen  er  gezwungen  wirf, 
dass  er  ein  unnützer  b.  wirf  Zwingli.  Sonst  gevf. 
.trunkner  B.'  .Diser  unser  sun  ist  ein  schleinmer  und 
trunkner  b.'  1531,  II.  Mos.;  =  .ein  sauffer.'  1548. 
, Trunkner  b.,  vinibibus.'  Mal.  .[Man]  gibts  im,  dem 
trunknen  b.,  ze  trinken.'  XVII.,  B  Arzncib.  ,Wer 
weisst  nicht,  wie  die  liederlichen,  vertrunknen  Pölz 
gemeinlich  leichtfertige,  schampare  Reden  treiben ?' 
JWirz  1650.  ,Vertrunkne  Pölz,  die  sich  mit  Wein 
überladen.'  ebd.  .Ein  trunkener  B.'  FWyss  1672.  — 
Trunken-B.:  Trunkenbold.  .Diser  tr.'  Vad.  ,Wuo- 
cherer,  todschläger,  trunkenbölz,  verlogen  männer.' 
HBüll.  1572.  .Die  Trunkenbölz  und  Weinschleuch 
berauben  die  Ihrigen  der  Nahrungsmitlen.'  B  Mand. 
1661;  ebenso  B  Sittenmand.  1716.  —  Wäg-:  Wag- 
hals. .Dann  myne  Herren  schrybend  mir  nüt  und 
land  mich  ouch  nüt  wüssen;  darum  so  bedarf  ich  inen 
ouch  nüt  ze  schryben,  dann  ich  hör  wol,  das  wir 
waagbolz  sind.'  1476.  Brief  HWaldmanns. 

Vgl.  Gr.  WB.  II  2-29.  235,  wornach  volksetymologische 
Entstellung  aus  .Bold'  (s.  Bold  Sp.  1202)  anzunehmen  wäre. 
Das  W,  findet  sich  auch  in  Eigennamen.  Boh,  Zuname  einer 
Familie  iu  ZZoll.  (seit  1596),  Familienname.  XVI..  AaZof. 
.Ueinricus  Bölzli.'  1436,  Z  Urk.  ,Zuo  Jacklin  Bolzen  seligen.' 
um  1395,  Gl  Urk.  ,Des  Bolzen  güeter;  des  Bolzen  tobel.' 
Vad.  .Jakob  Oderbolz.'  1499,  GStdt.  Wüdboh,  Familienn.  B. 
In  Flurnamen:  .Bolzeubuck'  ZBachs,  .-Ried'   BsBubend, 

BüTz(e°):  1.  (Balz,  P-  m.)  mit  Blut  gefüllter  Schaf- 
roagen,  als  Gericht  GO.,  Sa.  Etschen  e*  ehrischlene 
Bülz,  wie  men-en  albigs g'macht  bat,  'hiss  g'rad  g'süfzgct 
lnil  vu*  Scltmützigi  und  üspüsst  mit  Grübe*  und gansi 
Himpfili  Schnittlächt  <tn*  und  Peterli,  Mässarü*  und 
Chilche'seppli.  Prophet  1855.  We  passen  die  süre* 
Schnitz  (oder  Oj> feischnitz)  zum-ene*  B.l  auch  in  all- 
gemeinerm  S.  von  einer  unpassenden  Zusammenstel- 
lung GSa.  —  2.  ,So  es  [das  Bisamtier]  in  die  braust 
kunipt,  so  blast  sich  sein  büken  oder  hautseckel  bei 
dem  nabel  auf.'  Tierb.  1563.  —  3.  (Büke*  m.  Spreng, 
f.  AAFri.;  Bs;  SG.,  Thierst,  Zuchw.  —  Dim.  Bülzi) 
kleine  Anschwellung,  harte  Geschwulst  auf  der  Haut, 
z.B.  infolge  eines  Insektenstichs;  kleine  Erhöhung 
iibh.,  auch  auf  Tuch  udgl.  aaOO.  Warze  AAZein. 
,[Die  Missgeburt]  hatte  kein  Nasen  und  anstatt  der- 
selbigen  waren  zwei  Pülzlin,  wie  Erbs.'  JGross  1624. 


1220 


Biilz     buk.    Hain     Imni 


1230 


,1650.    Den  28.  Juni  ist  ein  Kin.l  gobohren,  das  hatt 

an  beiden  Händen  sechs  Finger,  anstatt  einer  Nasen 
zwei  Pülzlin,  ist  aber,  nachdem  es  getauft,  gestorben.' 
BosSH.-Goldschm.  .Damit  salb  das  Angesicht  und  die 
l'ülzli  und  Flackern'  XVII..  B  Arzneib. 

Eines  Stammes  mitnl.  iuft,  Buckel,  Anschwellung,  Knoten 
auf  der  Haut,  bvlten,  stossen;  mnil.  Indtc,  Hügel,  Haufe; 
Matratze,  amhd.  buhen,  hervor  stossen,  -quellen,  sich  hervor- 
drängen: vgl.  auch  .auspolzen.'  Gr.  WB.  I  925  und  Schm. - 
Fr.   I   39Ü. 

B  ü  1  z  1  i  °  g  in. :  faustgrosser  runder  Stein,  dgl.  im 
Flussgeschiebe  und  Strassensehotter  häufig  vorkommen 
GWidnau. 


Bam,  bem,  bim.  boin,  buin,   bzw.  bamiii  usw. 

Vgl.  auch   die   Gruppe  bamb  usw. 

ha  in  in:  Schallwort.  Nachahmung  des  Tons  einer 
grössern  Glocke  Bs;  Sch;  Th;  Z.  Meist  im  Ablaut- 
spiel: a)  himm-bamm  Bs;  B;  Sch;  Th;  Z.  Los,  es  macht 
6.-6..'  zu  einem  kleinen  Kinde.  Bimm-bamm,  Glogge"- 
stang,  's  Wasser  lauft  i"  's  Schwöbe"land,  Kinderreim 
Sch;  uTh.  Bimm-bamm  in  /loribus;  chumm,  mer  irend 
i*  d'  Haselnuss  usw.  Zg.  —  b)  bumm-bamm  B.  — 
c)  bimm-bamm-bumm,  Nachahmung  eines  Geläutes  von 
drei  Glocken  Bs;  B;  Th  ;  Z. 

„Bomm-bamm  BO.",  Bumm-bamm  B  (Zyro), 
Bimm-bammeli  B,  Bimm-bämmeli  (neben  -bämbeli)  Z 
—  n.:  1.  Geläute,  Glocke  in  der  Kdspr.  aaOO.  Auch 
„Kirche:  Du  muest  mit  -  mer  z'  Born  -bam,  sagt  die 
Mutter  zu  ihrem  Kinde  BO."  —  2.  Bimm-bamm,  -bam- 
meli  n.,  Uhr  in  der  Kdspr.  BSchw.     Syn.   Ti-ta. 

bämm:  nur  in  dem  das  Glockengeläute  nach- 
ahmenden Ablautspiel:  bimm-bämmf-bumm)  Z,  bimm- 
bämm-bSläm!  ZZoll.  Bimm-bämm,  Glogge"baum  Z 
(Volksreim).  Mit  Bimm-bämm  werden  auch  die  Schwin- 
gungen eines  hangenden  Gegenstandes  begleitet  AABb.; 
ZO.,  s. 

bamm-bamm:  aus  und  fertig,  nicht(s)  mehr  (da), 
in  der  Kdspr.  L;  SOlten.  's  ist  6.-6.,  z.B.  zu  einem 
Kinde,  das  nach  Etwas  vergeblich  sucht.  Wenn  ein 
Kind  aufgegessen  hat,  sagt  es  mit  entsprechender  Ge- 
bärde: Nüftjme  (nie),  6.-6..'  's  ist,  cha""  si",  im  G'eld- 
seckeli  6.-6.  fg'si'J.  JBHäffl.  1813. 

Wahrsch.  zum  Vor.,  also  eig.  Nachahmung  der  verklingen- 
den Glocke;  vgl.   '*   hat  g' schellet,  es  ist  aus. 

Bammerli:  kleines  Hackmesser  TnBischofszell.  — 

Verstümmelt  aus  Band-Messerli  (Sp.  462). 

bammele"  I:  flache  Steinchen  oder  Scherben  so 
über  die  Oberfläche  eines  Wassers  schleudern,  dass 
sie  wiederholt  abwechselnd  das  Wasser  berühren  und 
wieder  aufhüpfen,  über  dasselbe  hin  tanzen  U;  Zg. 
Ein  weit  verbreitetes  Spiel,  von  der  Jugend  oft  als 
Wettspiel  getrieben;  „Derjenige,  dessen  Wurf  die 
meisten  Sprünge  bildet,  hat  gewonnen." 

Zugehörigkeit  zu  (dem  unsern  MAA'.  allerdings  völlig 
fremden)  ,Bamme,  Bäuvme',  mit  Butter  bestrichene  Brot- 
schnitte, scheint,  ausser  Frage;  in  Deutschland  heisst  das 
•  Spiel  auch  ausdrücklich  .Butterbämme  streichen,  Butterbrot 
schmieren'  usw.  Vgl.  auch  br&tlen,  ferner  FStanb,  Das  Brot 
105/7. 


bammele"  II:  nach  Fusssckweiss  riechen,  übh. 
übelriechend  ausdünsten  LBeroin. 

Nicht  bestätigt.  Viel],  zu  Vämmeli  |s.  BamMi),  so  dass 
dir  eig.   Hill,   .iwili  dem   betr.   Fische  riechen'  wäre. 

bäum:  (meist  verbunden  mit  bimm  oder  bttmm) 
Schallwort,  Nachahmung  des  verklingenden  Tons  einer 
grössern  Glocke  Th;  Z. 

Bum-baum:  Lallwort,  Rahm  auf  gekochter  Milch 
ZSeegräb.     Mutter,  gib  mir  de"  B.! 

Baum,  bzw.  Boum  Aa;  Bs;  B;  Gl;  GrD.,  Spl.,  Val. ; 
L;  GMs;  Sch;  Schw;  S;  Uw;  Zg  ;  Z,  Bonn  BBr.,  Boin 
BHa.,  Böm  Ap;  GrAv.,  D.,  Landqu.,Mai.,Pr.,Rh.,Sch.; 
GSev.,  Ta.,  W.;  ScHSt.;  Th;  WV.;  ZBenk.,  Sth.,  Bin,, 
GrCIiui',  He.  —  PI.  Bäum,  bzw.  Born,  Dim.  Bäumli, 
bzw.  Bömli,  Bitmli  —  in. :  im  Wesentlichen  wie  nhd. 
1.  a)  der  B.  nach  seinen  natürlichen  Eigenschaften, 
seiner  Höhe,  Stärke  usw.  ,Es  sol  ouch  kein  fraw  mit 
keiner  wösch  über  den  bach  nit  gon,  unz  das  die  sunn 
eins  boumbs  hoch  uf  gat.'  AAWett.  Offn.  In  Ver- 
gleichen :  Waxe"  wie  en  junge1'  B.  BHa.  Er  ist  en  Ma"" 
wie  en  B.  Ap,  wie  B.  LG.,  ein  baumstarker,  bzw. 
grosser  Mensch.  Im  gleichen  S.:  en  B.  Z.  E  b'hüet-is 
der  Himmel!  was  bist  du  nit  für  ne"  B.  worde"!  B 
Einigen  (C.  de  Clermont).  B.  übh.  von  etwas  gewaltig 
Grossem  GrPi\  En  B.-Kärli;  s.  Bd  III  462.  Hiezu 
B.  als  1.  Teil  in  verstärkenden  adj.  Zss. :  Baumleids 
[sehr  schlechtes]  Wetter  Gl,  der  baumrüebigst  [ruhigste] 
Mensch  Gr.  —  b)  in  KAA.  und  Sprww.  's  ist  Tcen  B., 
er  ist  z'erst  e"  Rüetli  g'si".  Schwzd.  (G).  Alti  Bäum 
sind  bös  [schwer]  z'  chrümme".  Ineichen.  ,Man  muss 
den  B.  biegen,  weil  er  jung  ist,  und  die  Sach  nicht 
sparen  auf  ein  Alter.'  HKeller  1729.  .Etliche  Bäum, 
wann  sie  gestückt,  so  wachsen  sie  allermeist.'  Lin- 
dinner 1733.  ,Dat  veniam  corvis,  vexat  censura  co- 
lumbas,  man  steigt  nur  die  minderen  Bäumlin,  an  die 
grossen  wil  sich  Niemands  wagen.'  JMüller  1665.  Ab 
tröwwen  [drohen]  fahl  kein  B.,  mit  blossen  Worten 
ist  Nichts  getan  BR.  ,Man  spricht,  kein  bäum  fall 
von  eim  streich.'  Ruef  1540.  ,Wo  ein  B.  fallt,  da 
list  der  gemeine  Mann  die  Spön  auf.'  Linmnner  1733. 
,Wie  grösser  der  B.,  wie  schwerer  der  Fall.'  Ineichen. 
Wie  (oder  wo)  der  B.  fallt,  se  (bzw.  da)  llt-er,  nach  dem 
Tode  ist  keine  Busse  mehr  möglich  Z;  Sprww.  1824. 
,Der  unerbittliche  Tod,  der  lasst  dich  nimmer  gehn; 
wie  du  gestanden  bist,  so  muest  du  förter  stehn.  Der 
B.  ligt,  wie  er  fallt.  Der  arme  [verworfene]  Mensch 
desgleichen :  stirbt  er  in  Sünden  weg,  zur  Höllen 
muess  er  weichen.'  R.  u.  CMey.  1650.  ,üen  Baum  zum 
Ast  geben  (müssen).'  Sprww.  1824,  57.  , Einen  B.  um- 
ziehen', Etwas  Unmögliches  leisten.  .Und  ob  er  meint 
mit  recht  [auf  dem  Prozesswege]  z'  entfliehen,  so  muoss 
er  gwüss  ein  boum  umziehen.'  HBitll.  1533.  Uf-eme" 
B.,  uf  de"  Bäume"  fobe")  g'u-achse"  si",  niedriger  oder 
dunkler  Herkunft  sein  Sch;  Z.  Ich  bi"  dann  amig 
auch  noch  nid  uff-eme"  B.  obe"  g' wachse";  welrhe"iceg 
tarf-ich  noch  säge",  wo-n-i'h  her  sei.  JMev.  1866  (Sch). 
.Sie  [die  Räte]  sind  auch  nit  uff  den  Büumen  ge- 
wachsen, sy  sind  nit  ohngfehrd  dahar  kommen,  sonder 
sy  sind  die  höchste  Gaab  Gottes.'  JJBrf.it.  1640.  Auf 
die  geistigen  Fähigkeiten  bezogen:  Er  meint,  d' Men- 
sche" icachsi'd  uf  de"  Bömtne",  betrachtet  und  behandelt 
in  seiner  vermeintlichen  Gescheitheit  alle  Andern  als 
dumm  und  einfältig  ScHSt.  Meinst  öppe",  ich  seig  uf  de" 
Bömtne"  g'wachse",  so  dumm.  Derartiges  zu  glauben  V  ebd. 


1231 


Rani, 


1232 


De"  B.  dnif  i/o"  lö",  es  flott  geben,  ohne  zu  sparen,  nain. 
vom  Essen  Sch.    's  mag-si**  wol  verlide;  da'-mer  de"  B. 

drüf  gü"  löud  und  e"  grössi  Freud  händ  (Übers,  von 
Lukas  XV  32).  Dial.  (ScHSt.).  Weiteres  s.  Sprww.  L824, 
305.  S.  auch  Bob  (Sp.915).  -  c)  der  B.  im  Spiel.  De'B. 
stütze"  (in  B  auch  stelle"),  sich  kopfüber  auf  die  Hände 
stellen  BO. ;  SchwMuo.;  UwE.  B.  wechsle",  Bäumli 
tusche",  auch  trag  's  vom  Baum  =  nhd.  ,die  Bäumchen 
verwechseln',  Spiel,  wobei  jedes  spielende  Kind  seinen 
B.  besetzt  hält,  bis  auf  Eines,  das  dann  bei  dem  ra- 
schen Baumwechsel  der  Übrigen  einen  frei  gewordenen 
B.  zu  erhaschen  sucht  B;  Syn.  Vögeli  (lüg  üs  (Bd  I 
091).  —  d)  in  Glauben  und  Brauch.  Der  B.  gilt  dem 
Volk  als  lebendes  Wesen  und  wird  zu  dem  Leben  des 
Menschen  in  mannigfache  Beziehung  gesetzt.  In  Aä;  Z 
wird  in  der  Geburtsstunde  eines  Kindes  ein  Bäumchen 
gepflanzt,  dessen  Gedeihen  dasjenige  des  Kindes  ent- 
spricht; vgl.  Rochh.  1857,  284  ff.  und  Epfel-,  Lebens-B. 
.Einem  ieden,  so  erst  an  die  gmeind  gehet,  solle  auf- 
erleget werden,  zween  fruchtbare  bäume  auf  das  ge- 
meindwerch  oder  allment  zu  pflanzen,  auch  selbige, 
bis  sie  erwachsen  und  vor  dem  vych  sicher  sein,  zu 
ratsammen.'  1703,  ZHöngg  Holzordn.;  ähnlich  XVII.; 
XV1IL,  ZZoll.  Jeder  Bürger,  der  sich  verheiratet, 
soll  im  Gemeindeland  einen  B.  setzen  ZZoll. f,  er  soll 
,ihn  jedes  Jahr  vorweisen  und  pflegen,  bis  der  B. 
erwachsen  ist,  sonst  bekommt  er  keinen  Anteil  am 
Gemeinobst.'  1754,  ZElgg  (KHauser  1895).  , Wer  unter 
dem  Gugenhard  auf  dem  Gemeingut  einen  B.  setzt,  soll 
dessen  Früchte  sein  Lebenlang  niessen;  nach  seinem 
Absterben  fällt  aber  der  B.  der  Gemeinde  zu.'  1770, 
ebd.  Ähnlich  1697,  Bs  Rq.  II  238.  Abgegangene  Bäume 
müssen  sofort  durch  neue  ersetzt  werden  ZZoll.  Um 
die  Fruchtbarkeit  eines  Baumes  zu  befördern,  wird  er 
am  Sylvestertag,  während  es  Vesper  läutet,  mit  einer 
Weide  umwunden  ZRafz;  Weiteres  s.  u.  Wih-Nacht 
(Sp.  660),  ferner  Chirs-B.  Vereinzelt  erhalten  Bäume 
sogar  Namen :  so  heisst  eine  Riesentanne  in  GiiVal. 
Näne"  [Grossmutter;  vgl.  die  alt  Grössmueter  Sp.  592], 
ein  alter  Apfelbaum  in  ZZoll.  Battli;  s.  Batten-Epfel 
(Bd  I  374).  Auf  Bäume  werden  Krankheiten  über- 
tragen. ,/anwehe  zu  vertreiben.  Ximb  einen  issigen 
Nagel  und  grübli  den  Zan,  schlage  in  in  einen  B., 
kehr  dich  gägen  Sonenaufgang,  es  wird  bald  besser 
werden.'  BSi.  Arzneib.  ,Gegen  Zahnweh  soll  man  Haar 
in  einen  B.  verbohren;  dann  kommt  es  nicht  wieder, 
bis  der  B.  umgehauen  wird.'  ebd.  .Ein  ausgerissener 
hohler  Zahn,  gegen  Sonnenaufgang  in  einen  hohlen 
B.  geschlagen,  erhält  die  übrigen  Zähne  gesund'  Z 
Horgenerberg.  Durch  zauberische  Manipulationen  an 
Bäumen  können  Menschen  geschädigt,  selbst  getötet 
werden;  vgl.  darüber  Nagel  (Sp.  685);  HZahler  1898, 
33  f.;  Arch.  f.  Volksk.  II  270.  Eine  Erinnerung  an 
den  Weltbaum  (vgl.  den  aisl.  Yggdrasill)  scheint  das 
Nachtgebet  zu  bewahren:  Im  Himmel,  im  Himmel, 
dert  ist  en  heilige''  B.:  well  Gott,  dass-mer  hingecht 
nüt  Böses  träum!  JSenn  1864.  Unter  Bäumen  wurden 
Heiligenbilder  aufgestellt:  ,Man  fieng  an  alle  bilder 
und  bildstock,  so  hin  und  her  uf  den  Strassen,  under 
den  boinmen  ufgericht  und  angenagelt,  abbrechen  und 
zerstören.'  Kessl.  B.  als  Grenzzeichen  des  Stadtbanns 
s.  Lach  (Bd  III  998  ff),  Lach-,  Melw-B.,  ferner  Ochs 
V  377;  JRWyss  1815,  82.  —  e)  in  mehr  oder  weniger 
gelegentlicher,  spec.  Verwendung  a)  vom  frachttragen- 
den  B.    im   Gegs.    zu    den    übrigen   Laubbäumen    und 


zum  Nadelbaum  1!  (Zyro);  Th;  ZA.,  S.  D'  Born  er- 
liaicc",  die  Obstbäume  znrückschnoiden  Th;  ZS. 
Under  d'  Böm  gäm,  (unbefugter  Weise)  Obst  auflesen 
Th;  ZS.  Vgl.  Baum-Ast  (Bd  I  575),  -Garten  (Bd  II 
436),  -Chris  (Bd  III  854),  bäumig,  bäumin,  ferner 
berenä,  berhaft.  —  ß)  vom  Weihnachtsbaum  Bs;  B; 
Tu ;  Z ;  vgl.  Sp.  659.  De"  B.  z'wegmache",  richte", 
rüste".  Eim  Öppis  under  de"  B.  legge",  Jmdm  Etwas 
zur  Weihnacht,  bzw.  zu  Neujahr  schenken  BsL.;  Z. 
Oft  geradezu  =  Weihnachtsbescherung  Bs;  Z.  Hand 
ir  der  B.  am  heiligen  Abe'd  oder  a"  der  Wienacht:' 
BsStdt;  B;  Z.  Arne"  Bäumli  si",. einer  Weihnachtsbe- 
scherung beiwohnen  Z.  —  2.  a)  gefällter  und  ent- 
ästeter Baumstamm  GrD.  Dünnes  Sägeholz  GSev. 
.Säger,  für  einen  Baum  zu  Thülen  [Dielen]  zu  schnei- 
den, für  den  Schnitt...'  Bs  Taxordn.  1646.  Abschnitt 
eines  Baumstammes  von  18 — 20' Länge  GrPt. ;  ZZoll. 
Klotz  von  etwa  3'  Länge  GrD.  Vgl.  Grotzen-,  Stä- 
Baum  und  s.  auch  Chripf  (Bd  III  845).  —  b)  der 
Länge  nach  zersägter  Baumstamm.  E"  B.  Lade",  Ge- 
sammtheit  der  aus  einem  Baumstamm  gesägten  Bretter 
AaF.,  Ke. ;  B;  Z.  ,Umb  ein  boum  laden  zu  der  weg- 
same am  Capellenberg.'  1500,  B  Ausgabeposten.  ,Umb 
zwen  boum  laden  zum  brunnen,  derglychen  zue  der 
schür  im  walmen  zue  bruchen.'  1574,  ZGrün.  ,Ein 
B.  Dihlen  zahlt  zu  Land..  .'  XVIIL,  Bs  Zollordn.  — 
c)  Balken  BO.;  SchwMuo.  ,Und  vielen  die  vigende  in 
das  wasser  und  enthuoben  sich  uf  dien  böumen  [der 
eingestürzten  Brücke]  und  hölzern,  wo  si  mochten.' 
Just.  Balken,  bzw.  Stange  zu  verschiedenen  Zwecken, 
doch  mehr  nur  gelegentlich  statt  der  entsprechenden 
Zss.  da,  wo  die  spec.  Bed.  sich  aus  der  Situation  er- 
gibt; so  z.B.  a)  der  einzelne  Balken  in  der  Block- 
wand GrPi\;  GSa.  In  die  G'ic'ett,  zioüscheH  zwei  Bümm, 
wa  sch'  vorhen  d's  Mies  usser  g'kräblet  heind  g'han. 
GFient  1898.  —  ß)  Deckenbalken  GrA.  —  y)  Mast- 
baum ThRoiii.  —  8)  Längsbalken  am  Wagen.  ,Für 
einen  B.  in  den  Karren  10  Kr.'  Muster  1797  (L). 
-  e)  Längsbalken  an  der  Egge.  .Alle  [Eggen]  kom- 
men darin  mit  einander  überein,  dass  ihr  Geripp  aus 
sechs  Bäumen  besteht,  davon  die  zwei  Seiten-  oder 
Ortbäume  zwei  Schuh  länger  als  die  vier  mittleren 
sind.'  Z  Anl.  1772.  —  Q  .Trottbaum'  B  (Zyro);  SchSL; 
Th;  Z.  jPrototropuin,  wein  vom  ersten  vorschutz  oder 
grad  ab  der  rennen,  ee  und  der  bäum  daraufkomme.' 
Fris.  ;  Mal.  —  nj)  Weberbaum,  hölzerne  Walze  von 
5—6  Zoll  Dicke,  Länge  entsprechend  der  Webstuhl- 
breite Z;  vgl.  Baum-Nagel  (Sp.  688),  ferner  Brust-, 
Schleik-,  Titech-,  Zettel-Baum.  —  3.  (in  GRSpl.  Plur. 
tant.)  Sarg  ÄALeer.;  Ap;  B;  Gl;  GrD.,  Pr.,  Spl.,  Val.; 
GSa.,  Sev.,  W.;  ZO.  Vgl.  GFient  1898,  114/5.  Im 
["schlag  soll  e"  Ma""  und  e"  Frau  ume'cho"  [ge- 
spensten],  die  dert  es  unzltigs  China  vergrabe"  hei" 
us  Git,  wil  si  im  kes  Bäumli  hei"  möge"  la"  mache". 
Gotth.  ,Und  sol  ob  dem  boume,  so  er  geleit  wird, 
einer  ein  hoch  sin,  und  were,  daz  nie  boumen  danne 
eine  in  ein  grab  geleit  wird,  so  sol  von  dem  obersten 
einer  ein  hoch  sin  an  das  ertrych.  Und  were,  daz  in 
ein  grab  me  danne  ein  boum  geleit  wirt,  so  sol  man 
bi  erst  den  rechten  Ion  geben,  und  swaz  me  boumen 
in  wirt  geleit,  da  sol  man  von  ieglicher  lieh  den  halben 
teil  geben,  als  vor  gesezet  ist.'  1316,  Z  Katserk.  ,[Es 
war  bisher  Gewohnheit]  wenn  man  Jemand  gevolget 
hat,  daz  denne  einen  Borne  in  das  Hus,  da  die  Leiche 
was.  getragen  und  den  dargestellt  hat  und  die  leidigen 


12.93 


l'.ani.  bem,  bim,  bi 


1  ■_':'.! 


Lüto  morncndens,  so  mau  der  Persouen  volgen  sollte, 
vor  der  Tür  gestanden,  si  ze  clagende.'  1611,  Bs  Chr. 
1779.  .[Kin  jugendlicher  Dieb]  ist  ander  dem  wasser 
gefüert  [geschwemmt]  bis  ander  die  häsren  zum  hnss 

zur  sunnen  und  usgezogen,  das  er  vom  nachrichter 
für  tod  geben  und  darüber  in  den  boum  geleit.'  1470, 
L  Ratsb.  Eine  Frau  von  Erlach  bestimmt:  .Und  sol 
man  mich  an  boum  in  das  grab  legen';  ein  Anderer 
ordnet  an,  dass  man  ihm  nicht  mehr  denn  vier  Kerzen 
auf  den  B.  stellen  solle.  1472,  B;  vgl.  B  Taschenb. 
1872,  210.  212.  ,Als  Herr  Ruodolf  ouch  hinzu  gangen 
und  hat  in  den  boum  geluogt,  da  sol  er  [der  Leichnam] 
angefangen  haben  bluoten.-  147.j/:is.  ÄIEsterm.  1875. 
,Do  Hess  Valentin  den  todten  lyb  nemen  und  legen 
in  ein  hüpschen  boum.'  Zielt  1521.  ,Bald  hatt  sich 
ain  staine  grab  erzogt  [erzeigt],  alldarinn  ainen  bom 
fanden,  darin  die  gebain  gelegen.-  Kessl.  .Wenn  Einer 
bei  Lebzeiten  die  Kirche  mit  einem  '/a  fl.  begäbet,  so 
soll  man  ihm  an  seiner  Gräbt  das  Kreuz  auf  den  Baum 
stellen.'  1508,  Obw  (AKüchler  1895).  .[Taxe:]  Von 
einem  menschen,  in  einem  bäume  zu  begraben  4  bz., 
von  einem  alten  menschen,  sonst  zu  begraben  3  bz., 
von  einem  jungen  menschen  2  bz.'  1585,  Aa  (Ölhafen 
1840).  ,Dass  man  der  Pestes  halber  keinen  Uss- 
burgem  ald  Diensten  oder  jungen  Lüten  Böm  zuo 
vergraben  geben,  sonder  alleinig  den  Burgern.  wel- 
liche  alt  und  betagt,  ouch  schwangern  Wybern.'  1611, 
NSenn,  Tagebuch  Schumi  1869.  ,Wan  sich  Begreb- 
nussen  zutragend,  sollend  kein  Gastungen  darbei  nit 
gehalten  werden,  zu  welcher  Kirchen  im  Landt  das 
were;  im  Huss  aber  mag  man  wol  denen,  so  hälfen 
wachen,  uswarten  und  Beum  machen,  nach  Verschei- 
dungen eines  Menschen  ein  Suppen  und  ein  Trunk 
darzu  geben.'  1646,  GrD.  LB.  ,Die  Gräber  soll  man 
[in  Pestzeiten]  in  die  Tiefe  richten,  dass  der  obere 
Baum  siben  Schuhe  tief  lige.'  JHLav.  1668.  ,Die  Leich 
in  den  Baum  oder  Sark  legen.'  ebd.  Vgl.  noch  JB.- 
Heber  (Bd  II  939),  Baumer -Lön  (Bd  III  1291)  und 
nam.  Töten-B.  —  4.  Bäumli,  Pfianzenn.  a)  =  Bäumli- 
Chrüt  1  (s.  Bd  III  904)  ZO.,  Wthur.  -  b)  kriechender 
Günsel,  Ajuga  rept.  ZZoll.  Vgl.  noch  Baum-Farn 
(Bd  1  1018),  -Mies  (Sp.  468).  —  5.  der  gross,  der 
chlei'  B.,  Kreuz-  und  Schaufelbube  in  dem  Karten- 
spiel maischen  II  1  b  (Sp.  424)  AiFri.  Vgl.  noch 
Walchner,  Musespenden  1848,  327. 

Amhd.  boum.  Schreibungen  mit  -o-  (für  -ou-)  sind  in  der 
ä.  Spr.  nicht  selten  (so  z.B.  noch  1513,  ZBiil.;  1531,  Bs 
Chr.;  Bossh.-Goldschm.);  doch  ist  schwer  zu  entscheiden, 
inwieweit  damit  wirklich  monophthongische  Ansspr.  bezeichnet 
ist.  —  Über  den  Baumkultns  s.  nam.  WMannhardt,  Der 
Baumkultus  der  Germanen  ISTö.  Zu  der  RA.  (nid)  uf  de* 
Baume'  u' imtk"  «j"  (unter  1  b)  vgl.  Odyss.  19,  163:  O'J 
Y»?  ältd  äpuo;  iaai  7iaXai<ydao'j  cid'  üno  7i£Tp7]S.  3  er- 
innert an  die  Zeit,  da  ausgehöhlte  Baumstämme  als  Särge 
dienten;  vgl.  JGrimm,  Gesch.  d.  d.  Spr.  1-4  Anm.  :!4fl  Anm.; 
Osenbr.  1SS1.  353  Anm.  Zu  5  vgl.  Woordenb.  der  Nederl. 
Taal  III  410.  —  Dass  die  (vielfach  von  den  Römern  einge- 
rührte) Obstktiltur  früher  eine  geringere  Verbreitung  hatte. 
zeigen  z.  T.  die  ausdrücklichen  Erwähnungen  in  Flurnamen. 
'»  Bäumli,  Aussichtspunkt  bei  ZWthur.  ,Yor  Bäumlcnen' 
bei  AaSchinzn.  ,Bauma',  Dorf  Z  (dazu  der  Familienname 
Baumei  bzw.  Bommer  Th ;  Z,  in  Z  seit  dem  XIV.  bezeugt), 
.l'ndcr  dem  bomü.'  1322,  Gl  Urk.  ,Zem  ebratz  [Eberhards?] 
bom'.  Flurname.  1371,  LSemp.  .Heinzmanu  zum  Büumen.' 
1453,  I.E.  .Anderthalb  Dienerten  zu  den  drei  Bäumen.' 
1653,  AaWett.  Klosterarch.  Lange'baum  ZÜt.  S.  noch  Anm. 
zn   B.-Gitrlm   (Bd   II   437). 

Schweiz.  Idiotikon  rv. 


E-Baum  (nach  andern  Angaben  a-  oder  «-): 
hplieti  BO.  —  Viell.  unmittelbar  an  ahd.  sbatoi  anzuknfipfen 
und  daraus  durch  .volksetym.  Anlehnung  an  .Baum'  entstellt. 

Abrahams-:  =  Schaf- Mül  2  b  (s.  Sp.  181).  — 
ibe--:   Eibe  AALeer.     S.  noch  luen  (Bd  I  612/3). 

Eich-:  1.  Eiche.  Tikrb.  1563.  --  2.  Einbaum. 
Eihg.  Xationalkal.  1872,  73.  .Schifflin,  so  man  ein 
E.  nennet.'  JLCvs.  1661.  Vgl.  auch  Helv.  Alm.  1850, 
75.  L»azu  die  Abi.  eich -bäumig,  -bäum  in.  ,Ein 
c-es  Schiff',  Einbaum.  .Dass  er  [der  Fisch]  an  der 
Lenge  einein  eichbeumigen  Schiff  zugerechnet  wirdt.' 
JLCvs.  1661.     ,Ein  eichbeumines  Schilf.'  ebd. 

2  viell.  bloss  gelehrte,  irrtümliche  Rekonstruktion  des 
gesprocheneu  Ei'-B.  (s.  d.),  mit  Rücksicht  darauf,  dass  die 
Einbäume  meist  aus  Eichenholz  verfertigt  waren.  Doch  vgl. 
das   syn.    schwed.   elutock. 

Efi-:  =  8efi~B.  Aa  (Mühlb.).  —  Egel-:  Elsbeer- 
bauni,  Sorbus  tonn.  AAZein.  —  Egge"-  Th,  Egte°- 
Aa:  Längsbalken  der  Egge.  Vgl.  Egten-Schit.  — 
Alle-:  italienische  Pappel  BHaslib.  —  Alber- s.  Al- 
beren (Bd  I  186)  und  Sar-B.  ,Die  Mark  scheidet  sich 
bei  einem  gewissen  grossen  A.  gegen  dem  Fahr.'  1675, 
Hof  Kriessern.  —  Ulmer-  s.  Ihn  (Bd  I  193).  ,Ein 
u.,  oriptelea,  ulmus  montana.'  KGesn.  1542.  .Schosse 
von  u.  oder  eschen.'  Tierb.  1563. 

Elze(r)n-:  wahrsch.  =  Egel-B.  , Reisset  an  dem 
Charfreitag,  vor  der  Sonnen  Aufgang,  oder  am  Wal- 
purgis,  ist  der  1.  Mai,  oder  Philippi  Jakobi  Tag  etliche 
Äste  von  Eltzern-Bänmen,  samt  der  Blüte,  stecket 
dieselben  über  die  Stalltür,  ist  auch  köstlich  gut  für 
böse  Leute,  Unholden  und  Zauberei.'  Ross-  v.  Rind- 
Arznei  1718.  —  elzen-bäumin.  Das  aus  verschie- 
denen Bestandteilen  zusammengesetzte  Schutzmittel 
gegen  Viehbehexung  wird  in  ein  Loch  der  Stall- 
schwelle gelegt  und  dieses  ,mit  einem  elzenbäumen 
Holz  zugeschlagen.'  ZHorgen  Zauberbuch. 

Ammer-  L,  Ammere'-,  Amerli-  ZO.,  Ammeli-  Z 
Zoll.,  Ämli-  THAad. :  Sauerkirschbaum;  s.  Amarelle 
(Bd  I  214).  Jmdn  so  innig  umarmen,  ,wie  ein  Kätzli 
ein  Emmerenbäumli'  ZO.  .[Ausgabe:]  Ein  süsser  Em- 
meribaum  25  ß.'  1800,  Z  Haushaltungsb.  —  ,In  Ämmer- 
baunien',  Flurn.   AaHottw. 

Ei"-:  kleiner  Kahn,  aus  einem  ausgehöhlten 
Eichen-  oder  (bes.  in  neuerer  Zeit)  auch  Tannen- 
stamm bestehend,  z.  T.  mit  tannenen  Seitenplanken, 
zum  Gebrauch  der  Frischer,  seltener  zur  Beförderung 
von  Personen  „AaH1.;°  VO;  ZS.f  Die  Stämme  wur- 
den im  Christmonat  (zur  Vollmondzeit)  geschlagen 
und  ausgehöhlt,  im  nächsten  Frühjahr  an  der  Sonne 
getrocknet,  mit  Lindenbast  gefüttert  oder  innen  und 
aussen  mit  Pech  bestrichen  und  darauf  ins  Wasser 
gebracht  Zg.  Näheres  s.  Z  Anz.  1869,  33  ff.;  1873, 
447  ff.  463  ff.;  Mäder  1871,  68;  Eidg.  Nationalkal. 
1872,  73;  Liebenau  1897,  4.  Lt  Helv.  Alman.  1803, 
140  gab  es  noch  im  J.  1801  in  Immensee  nur  Einbäume 
zum  Personentransport.  Vgl.  noch  Gön  (Bd  II  330), 
Gürben  (Bd  II  415),  Gramen  3  (Bd  II  782),  Für-Hemd 
(Bd  II  1299),  Chnecht  5  h  (Bd  IU  722),  Netz- Chnecht 
(Bd  III  727),  Bieten,  Sehnorz,  Strichen,  Tili,  Stotz- 
Wand.  —  ein-bäumig.  Nur  in  der  Verbindung: 
,einbäumig(es)  Schiff',  Einbaum.  1449,  OßwSa.  Urk.; 
XVI.,  L  Schiffmeisterbuch.  '.An  der  lenge  als  ein  ein- 
biiumig  schiff  geschetzt.'  DSchilling.  ,Mit  eibaumigen 
Schiffen.'  RCys. 

Ans-   Aa   (lt  Rochh.);    „BO.",    Tanz-   Aa,    „Aus- 
IS 


Ballt,  bem.  bim.  bom.  buttl 


12S6 


BO.",  l's-  I'.llk.  (Anon.  ad  St.),  „Baus-  L",  Jaus-  B, 
äs-  BWimmis;  Gl,  äswt-  ÜFrut.,  „0.;  Obw",  Asmi- 
FJ.:  „Tragbalken  Obw,  Querbalken  L."  ,Ein  jedlicher 
dorfmann,  der  ein  haus  bauwen  wollte  oder  ab  statt 
setzen,  mag  drei  asenbäume  gewünnen  und  abschla- 
chen  in  dem  baan.'  1382,  Gfd  (U).  Spec.  a)  „Lager- 
balken einer  hölzernen  Brücke,  der,  auf  den  Wider- 
lagern ruhend,  von  einem  Ufer  zum  andern  hinaus- 
reicht, Streekbaum"  B;  Gl;  Lj  Syn.  Fluschen  (Bd  I 
1225),  Ans-Hoh  (Bd  II  1249),  Toll-B.  ,Umb  zween 
asenboum  1  Ib.'  1375,  B  Stadtrechn.  ,I)ie  ansbounie 
und  die  lenen  ze  machenne  und  die  brügge  ze  er- 
hebenne.'  1379,  ebd.  ,Und  sol  die  brugg  bedecket 
geben  mit  laden  und  mit  tansboumen.'  1406,  Aa  Rats- 
man.  ,Were  aber,  daz  man  ansboum  legen  wurde, 
einen  oder  mer,  darurob  sol  man  ime  taglön  geben, 
als  vor  bescheiden  ist.'  ebd.  .Am  fritag  nach  Galli 
ist  gerechnot  mit  dem  von  Hunwil,  als  er  den  bürgern 
tansboum  geben  hatt,  und  sind  ime  gerechnot  19  bouiu, 
ieder  boum  umb  6  ß.'  1407,  ebd.  .[Der  Graf]  leite 
den  ersten  ansbounie  über  die  brugge.'  Jüst.  ;  vgl.  B 
Neuj.  1815,  16.  ,Die  Franzosen  hatten  die  brücken 
an  der  Treis  ganz  zerrissen  und  die  joch,  ansbum 
und  anders  geschleipft.'  1511,  F.  ,15  pfd  umb  5  eichen 
zue  ansböumen  zur  bruggen.'  1568,  ZGrün.  .Umb  ein 
eich  zum  ausbaum.'  1574,  ebd.  —  b)  Balken  über 
dem  Herd  zum  Bäuchern  oder  Trocknen  von  Gegen- 
ständen B;  Obw  (Rochh.).  Vgl.  Äsen,  Asnen  (Bd  I 
504),  Asli-Stangen. 

Mhd.  finn-,  enxboum,  auch  iistiihmim ;  s.  Lexer  I  76.  566. 
Nachtr.  35.  145.  Vgl.  auch  Ten  Doomkaat  Koolman,  Wörterb. 
d.  ostfries.  Spr.  1  65;  Arg.  IV  163  ff.  Die  Formen  Tanz-, 
Diiun-B.  euthalteu  iu  ihrem  Anl.  den  verkannten  Pluralart.; 
Jaus-B.  aus  di  Aus-B.?  Das  W.  kommt  auch  als  Eigenname 
vor:  ,Chuec,ht  Asenbuuu.'  1315,  GlUrk.  .Walter  Asenboum.' 
1321,  L" Alt.  .Zum  marchstein,  der  da  stat  uf  Asseubaums 
metteli.'   1541,  BAarberg. 

Epfel-,  bzw.  Opfel-Baum:  1.  Apfelbaum,  allg. 
Wenn  Eine''  's  Glück  het,  so  chann-er  amen  0.  Chirsi 
g'toinne"  S  (Sprw.).  In  der  Geburtsstunde  eines  Knäb- 
leins  wird  ein  Apfelbaum,  in  der  eines  Mädchens 
ein  Birnbaum  gepflanzt,  dessen  Wachstum  mit  dem- 
jenigen des  Kindes  aufs  engste  verknüpft  ist  Aa 
(Rochh.  1857,  284).  Der  Apfelbaum  als  Gerichtsstätte: 
Stössige  Urteile  sollen  zunächst  nach  Buochholz  , unter 
den  Apfelbaum',  d.h.  in  den  Hof  Wolfenschiessen,  und 
von  da  unter  die  .Esche'  nach  Engelberg  gezogen 
werden.  XIV.,  WÖchsli  1891,  93.  Als  Grenze  der 
Vogtei  AARudolfstetten  wird  der  Apfelbaum  zu  Holen- 
strass  genannt,  um  1300,  Offn.  —  2.  Öpfelbäumli, 
Geranium  mit  rundlichen  Blättern  SThierst. 

Merkwürdig  ist  die  auf  falschem  Analogieschluss  be- 
ruhende Schreibung  .entfelbüm.'  nach  1408,  Aa  Weist.  '2  nach 
d.  in    Hei  iicli;    vgl.  Ep/d-Blatt. 

,Hag-öpfel-:  arbutus.'  Mal. 

Ar-:  Hakenföhre,  Abart  der  Bergföhre,  Pinus 
mont.   var.    uncinata    ZAlbis.     Syn.  Archli    ZKappel. 

Wohl   eig.    Arb-B.i    s.    Arben   (Bd   I   421). 

„Ures-:  Wiesbaum  [wofür  das  W.  wahrseh.  ver- 
lesen ist]  Srii."  -  Ort-:  1.  Ortbalken  (s.  Mothes, 
Baulex.  III  479).  ,Holz  so  vil  sie  zu  diser  newen 
strass  notwendig  und  mangelbar  sind,  es  seie  zu 
bruggen,  ortbäumen,  brüglen  und  andenn.'  1566, 
SchwE.  Klosterarch.  —  2.  Seitenbalken  an  der  Egge; 
s.  Baum  2  c  s. 


K>si<r-.  .Das  [Kohlenberger]  Gericht  wurde  unter 
freiem  Himmel,  am  Schatten  einer  Linde  und  eines 
grossen  Baumes,  den  man  E.  nannte,  gehalten.'  Ochs. 

Die  Khus  coriaria,  die  sonst  E.  heisst,  kann  hier  nicht 
gemeint  sein,  da  sie  bei   uns  nicht  heimisch  ist. 

ls-:  Balken  zum  Schutze  einer  Brücke  gegen  den 
Eisgang  G  (GScherer).  Syn.  Is-Bock.  .Verbuwen  an 
yshiimen  an  der  brugg.'  1476,  LHa.  Rechnungsb.  ,Von 
etwas  zügs  gan  Laupen  ze  füeren;  ouch  die  ischböum 
anzulegen.'  1500,  B  Stadtrechn.  (es  ist  von  einem 
Brückenbau  die  Rede).  —  tse"-:  roter  Hartriegel, 
Cornus  sangu.  Z.  Vgl.  Isen-Holz  (Bd  II  1250).  — 
Esch  Osch-:  Esche,  Fraxin.  exe.  B.  S.  auch  wachs- 
münderig  (Sp.  324). 

Es chi-.  ,Cinus.  melboum  vel  eschiboum.'  Ebingkr 
1438.  —  ,Cinus'  sehr  wabrsch.  verlesen  für  ,Ornus'  uud 
gemeint  ist  der  wilde  Yogelbeerbauin,  Sorbus  aueup. ;  vgl. 
Wüd-Esch   (Bd   I    568). 

Oster -Bäumli:  =  Baum  4  a  Zg.  —  Vogel- 
Baum:  Firstbalken  SchwE.,  Muo.,  Rotent,  aSchw; 
UwStans;  UBürglen,  Erstfeld.  Vgl.  Vogel-Holz  (Bd  II 
1250).  —  Füeg-:  grosser,  langer  Hobel  des  Schrei- 
ners, hauptsächlich  aber  des  Küfers,  zum  Fliegen 
(s.  Bd  I  702);  Rauhbank  AaFii.;  Ar  (in  K.  von  dem 
kleinern  F.-Hobel  ausdrücklich  unterschieden);  „B;" 
L;  S;  Z.  Syn.  F.-Bloch.  Er  ist,  im  Gegs.  zum  Hobel, 
festgemacht,  und  mit  dem  Brett,  bzw.  der  Daube  wird 
darüber  gefahren  Z;  in  Aa  gilt  dies  wenigstens  vom 
F.  des  Küfers.  .[Ein  Küfer  sagt,  sein  Werkzeug  sei 
verhext]  bsunder  mit  den  füegbomen  wolt  im  keiner 
guot  tuon.'  um  1520,  L  Hexenproz.  ,Der  fuegb.,  grosser 
hebel  [1.  .hobel'],  runcina.'  Mal. 

Feder-füeg-:  Hobel  zur  Herstellung  des  Falzes 
beim  .Kämmen'  (s.  chämben  4  Bd  III  298)  Z. 

Der  Einsender  schreibt  Fällt"-/.,  eiu  Missverständniss, 
welches  sich  daraus  erklärt,  dass  das  r  nicht  deutlich  arti- 
kuliert wird.     Vgl.   Ghämb-Hobel  (Bd   11  946). 

Ob-gent-f ü eg-:  grosser  Obgent-Hobel  (s.  Bd  II 
946)  Z.  —  Hand-füeg-:  =  -Füei7-.B.  Z.  —  An-schlag- 
füeg-:  =  Federfiieg-B.  Z.  —  Fall-,  Fäll-:  1.  schleu- 
senartige Vorrichtung  in  einem  Flusse.  ,Fäl-B.,  Ca- 
taracta.' Id.  B.  Eine  gewisse  Rolle  spielt  in  Urkunden 
des  XV.  / XVII.  der  F.  in  der  Reuss  bei  AABremg. 
Bremgarten  wird  beim  Besitz  der  ,zwein  vachen  uff 
dem  velbom  ob  der  brugg'  geschützt.  1429,  Argov. 
Denen  von  Bremgarten  wird  aufgegeben,  den  .Fall- 
baum' so  zu  legen,  dass  Luzern  keinen  Anlass  zur 
Klage  habe.  1487.  Absch.  Boten  der  VI  Orte  haben 
die  Reuss  befahren  und  darauf  die  Vögte  von  Baden 
und  von  den  freien  Ämtern  nach  Bremgarten  geschickt, 
um  dieses  aufzufordern,  den  F.  an  seinem  Wasser  um 
einen  Schuh  tiefer  zu  legen,  da  die  Schiffahrt  gefährdet 
sei.  1504,  ebd.  1538/9  verlangt  Luzern  auf  Wunsch 
der  Feeren  oder  Schiffleute,  dass  der  Fällbaum  bei 
Bremgarten,  ,der  zu  hoch  und  eng  sin  solle,  ze  nidern 
und  ze  witern'  sei.  Bremgarten  liess  ,daruf  die  nüw 
seilen  eins  guoten  gemünds  oder  halben  schuochs 
tieffer,  dann  die  alt  seilen  gelegen  ist,  leggen.'  Gegen 
eine  neue  Veränderung  des  F.  erhoben  die  Müller  Ein- 
sprache. 1544  erklärt  der  Rat  von  Br.,  seit  15  .fahren 
habe  man  ,die  Reuss  oder  den  fellbaum'  nicht  .ge- 
schwellt' oder  .mit  gedachtem  fellbaum  ganz  und  gar 
einiche  änderung  ald  Schwellung  nit  fürgenommen.' 
16ii I,  1605  und  1658  wird  wieder  wegen  des  .Fel- 
baums'    oder    des    Baues    einer    Sehwelle    verhandelt. 


1237 


Barn,  lit'in.  bim,  bom,  Imi 


l-j::s 


1690  beschwert  sich  Luzern  .wegen  Vermaehung  und 
Schwellung  des  Fellbaums  in  der  Küss,  wodurch  nit 
allein  die  freie  Schilfert  and  Fischstrich  völlig  ver- 
hindert, sondern  auch  das  Begehren  Luzerns  verachtet 
wird.'  (Th.  v.  Liebenau).  S.  auch  Schweizerbote  1826, 
373b.  —  2.  Schlagbaum.  Die  Seekelmeister  sollen  mit 
denen  von  Murten  reden,  dass  sie  die  Kosten  der 
Wache  ,und  zum  Fällbaum',  die  in  verflossenen  Kriegs- 
zeiten gelaufen  sind,  tragen,  weil  sie  in  solchen  Krie- 
gen zur  Wache  verpflichtet  sind.  1536,  Absch. 

Fül-:  1.  l'flanzenn.  a)  Elsbeerbaum,  Sorb.  torm. 
AaVüI.;  SThierst;  ZO.  —  b)  Pfeifenstrauch,  Philad. 
coron.  B.  —  c)  Ahlkirscbe,  Prun.  päd.  B.  —  ä)=Pulver- 
Holz  (Bd  II  1256),  Rhamn.  frang.  Hegetschw.  — 
e)  =  Nielen  I  1  (s.  Sp.  715).  —  2.  übertr.  auf  den 
Menschen,  Faulenzer.  .Die  müessig  genden  fulböum', 
von  Mönchen  und  Pfaffen.  BossH.-Goldschm.  ,So  vil 
fulböum  und  müessig  gonder  mästbüch.'  ebd.  ,Faulb.. 
fauler,  träger  mensch,  desidiosus.'  Mal.  Auch  bei 
HBull.  1597.  —  fül-bäumi":  träge,  von  Menschen; 
s.  Chütt  II  2  (Bd  III  577). 

Fei"-:  =  Fehcen  1  (Bd  I  822)  B.  ,Fälbaum,  genus 
Salicis.'  Id.  B.  Der  abgehende  Landvogt  hat  gegen 
20,000  Fälbäume  zur  Unterhaltung  der  Wuhre  an- 
pflanzen lassen.  1767,  Absch.  .In  allen  diesen  Moos- 
einschlägen sollen  den  Hauptgräben  nach  Bäume  ge- 
setzt werden,  als  Üschen,  Saar-  und  Fehlbäum.'  B 
Erlach,  Brachordn.  1773.  .[Im  XIV.]  standen  noch  am 
rechten  Ufer  des  Birsig  Weiden  und  Velbäume.  welche 
der  Rat  nach  einer  Übereinkunft  mit  dein  Kloster  1342 
zur  Eindämmung  des  Flusses  benutzte.'  Bs  XIV. 

Als  Orts-,  bzw.  Flur-  uud  Häusername.  .Ager  prope 
Lnterbach,  dictus  zum  Vclweu  Bourae.'  1330,  S  Urk.  ,Haus 
zum  felbamu  iu  Wyll.'  1333,  Absch.  ,La  Sauge,  deutsch 
Fehltiaum,  Gasthaus  au  der  Einmündung  der  Broye  iu  den 
Xeucnburger  See.'  Weber,  Ortslex. ;  vgl.  noch  Blösch,  Gesch. 
von  Biel   I   (1855)   76  und  Absch.   V  2,   1992. 

First-,  in  AABenzenschw.;  ThHw.;  ZDachs.,  Sth.. 
Uhw.  Fürst-:  1.  =  Vogel-B.  Aa;  Ap;  BU.;  GLBilten; 
LBärtischw.,  Klotensb.,  Schupf h.;  GBuechen,  Flaw., 
Ms,  Rebst,  Schmer.;  ScHHa.;  Schw;  SHägend.,  Kienb.. 
Wangen;  uTh;  UErstf.,  Schäclient. ;  WSimp. ;  ZS.,  Wl. 
,Das  wurmstichigste  Bettstück  unter  dem  F.  [d.  h.  auf 
dem  Estrich].'  See  Pilger  1881.  ,Umb  ein  kind.  daz 
in  der  muoter  Hb  ist,  so  im  sin  vater  abgät,  wenn 
das  geporen  wird  und  den  firstbom  gesehen  mag,  so 
sol  es  den  herren  zuo  Grüeningen  als  wol  erbig  und 
fellig  sin,  als  es  15  jar  alt  were.'  XIV. /XV..  ZDürnt. 
Offn.  .Zimmerholz  zuo  ir  notdurft,  nämlich  rafen, 
schindeltannen  ald  firstböum.'  1525,  Absch.  (G).  ,Du 
wirfst  ab  den  f.  von  dem  haus  des  gottlosen.'  1531, 
Habak.  ,Wer  [auf  den  12  gefreiten  Höfen  im  Bezirk  Z] 
ein  Haus  baute,  dem  wurden  vier  Hölzer  zum  Ring 
und  eines  zum  F.  gegeben.'  Z  Memorial  1801.  — 
2.  =  Maien  4  e(Sp.  4)  Schw.  —  G'vierti-:  =  Chatzen-B. 
AABenzenschw.  Vgl.  Ge-äerti  1  (Bd  I  926).  —  Fisi-: 
Name  der  beiden  parallel  laufenden  und  unter  sich 
verbundenen,  auf  den  Achsen  ruhenden  Rundhölzer, 
eine  der  verschiedenen  Vorrichtungen  zum  Tragen 
der  Wagenlast  (bes.  von  Fässern,  Steinen  udgl.)  ZO. 
.3  paar  füssiböum.'  ZRüti  (ä.  Inv.).  —  Fri-:  Frei- 
heitsbaum TB.;  W;  auch  bei  St.-  —  Friheits-  s. 
Maien  (Sp.  4  o.).  —  Fr  um-:  Pflaumenbaum.  Das 
.frumböuni  ussziehen'  am  Sonntag  war  verboten.  XVI.. 
B    (Kirchl.  Jahrb.  1892,    196).    —    Gade™-:    Balken 


zum  Hau  eines  Stalles  GrD.  Rätsel  vom  Heustrick, 
der  aus  Streifen  von  einer  ungegerbten  Kuhhaut  ge- 
flochten ist:  Es  ist  lengs  wie  en  G.  und  hed  Mueter- 
milch  g'suge".  —  Güfi-  Aa,  Gifi-  AABb.,  Z.;  ZW.: 
=  Fisi-B.  Vgl.  Güfi  I  (Bd  II  133).  —  Gift-Bäumli: 
Seidelbast,  Daphne  mez.  G  oRh.  —  Guggernölli- 
Baum:  Kornelkirschbaum,  Com.  mas  Bf.  —  Gülle"-: 
Name  der  beiden  Längshölzer,  auf  die  das  Jauchefass 
zu  liegen  kommt  SThierst.;  ThHw.  —  Galge"-:  beim 
Strohhausbau  einer  der  drei  senkrechten  Stützbalken 
in  der  Mittel-  oder  Firstlinie  eines  Hauses,  die  von 
der  Grundschwelle  bis  zur  First  reichen  und  diese 
tragen  AaFil  —  Garn-:  Walze  am  Webstuhl,  worauf 
das  Garn  gewunden  wird  Gr  ObS.;  SL.  Lue'  d'  Fäde", 
wie  si  vorwärts  go",  mit  Tuech-  und  G.  z'sämc"  stö". 
Schild.    .Lieiatorium,  g.  vel  weberstat.'  Ebinger  1438. 

—  Geiss-  S,  Geisse"-  Aa  (Mühlb.):  Rainweide, 
Ligustr.  vulg.  Wenn  der  G.  schön  blüejit,  so  giH  's 
vü  Wi:  Schild.  —  Grab-:  =  Grab-Holz  (Bd  II  1251) 
GrA.  —  Grübling(s)-.  ,Vor  altem  hiessen  sie  [die 
Kartoffeln]  der  Grüblingsb.'  JJNägeli  1771.  .Grieb- 
lingb.,  Tartuffeln,  sol.,  tub.,  esculentum.  Wird  seint 
einiger  Zeit  in  disen  und  andern  Gegenden  zimlich  an- 
gepflanzet.' BRUCKN.,Merkw. (Bs).  —  Sür-grauwech-; 
s.  Bd  I  369.  Wege"  i2m  S.  mPnen-i'''  nid,  ich  dörf  die 
angere"  nimmer  a'luege",  wegen  einer  Mannsperson 
meine  ich  nicht,  die  andern  nicht  mehr  ansehen  zu 
dürfen  B  hE.  —  Grotze"-:  oberster,  dem  Gipfel  zu 
liegender  Teil  einer  gefällten  und  in  einzelne  .Bäume' 
zersägten  Tanne  ZZoll.  Gegs.  Stä-B.  —  Heb-:  Hebe- 
baum '/..  —  Hüg-:  =  Halfteren  1  (Bd  II  1199)  ZZoll. 

—  Gc-häl-  B,  G'hält-  BThun  (Dan.):  Spalierbaum. 
Den  Besitzern  der  Gärtleiu  unten  an  der  Kirchhof- 
mauer an  der  Matte  wird  1737  bedeutet,  künftig  keine 
Gehältbäume  au  der  Mauer  zu  pflanzen.  B  Taschenb. 
1878.    Vgl.  Ge-häl  (Bd  II  1129),  Ge-häld  2  (ebd.  1177). 

—  Holder-  s.  Bolder  III  (Bd  II  1184).  .Zum  H.', 
Hausname  Zßauma.  Vgl.  auch  HZahler  1898,  40.  — 
Mass- holder-  s.  Mass-Holder  1  (Bd  II  1 187).  Dazu 
das  Adj.  .massholterböumin.'  Mal.  —  Reck-holder- 
s.  Bech- Holder  1  a  (Bd  II  1188).  ,Therebintus,  rekolter 
hörn.'  Ebinger  1438.  —  Hals-:  Futterbarren,  Raute 
im  Viehstall  G  oT.  —  Harnisch-:  Flurn.  ZRiedikon. 
S.  Anm.  zu  Harnisch  (Bd  II  1612).  —  Hurt-:  Be- 
standteil eines  Wagens?  ,Es  sol  nieman  in  [Albis-] 
rieder  holz  kein  holz  houwen  an  der  vierer  wüssen, 
denn  ein  pfluogshoubt  und  ein  hürtboum  und  zwo 
pfluogtriben.'  XV.,  Z  Urk.  ,Diewil  vor  jaren  gar  fine 
und  guote  Ordnungen  gestelt,  wie  man  bescheidenlich 
holz  ussgeben  und  teilen  und  darnach  den  wald  ver- 
bannen und  im  jar  one  befragen  und  vorwüssen  nit 
wyters  hauwen  solle  by  der  einung,  als  die  offnung 
vermag,  ein  pfluoghaubt,  hurdb.  und  pfluogtryben, 
dass  es  genzlich  by  demselbigen  blyben  solle.'  1577, 
Z  Urk.  —  Hüsli-:  Flurn.  1653,  AAWett.  Klosterarch. 

—  Hut-:  =  Hüg-B.  BHk.,  R.;  ScHwMa.  —  Heu"- 
AABb.;  Z,  Ho"-  GW.  .Wiesbaum  oder  H.  ist  ein  langes 
rundes  Stück  Holz,  mit  welchem  das  auf  einen  Wagen 
geladene  Heu  vermittelst  zweier  Seiler  zusammenge- 
drückt wird.  Seine  Dicke  ist  eben  nicht  bestimmt.' 
JJScheüchz.  1746.  —  Hase"-:  1.  Baum  mit  einem 
.Hexennest'  (s.  Sp.  839)  ZBrütten.  —  2.  =  Flecken- 
Chrut  2  (Bd  III  892).  Hegetschw.  —  Hui-:  Mehl- 
beerbaum, Sorb.  aria.  Ddrh.  —  Hutzeli-:  Holzbirn- 
baum Ai'K. ;  vgl.  Hutzeli-Bir.    Einen  in'n  II.  ufijage', 


1239 


Barn,  beni.  bim,  bom,  bum 


1240 


Einen  übertrieben  loben.  Er  ist  im  H.  omme",  er  hat 
eine  grosse  Meinung  von  sich.  TTobler.  —  Kib-: 
Baum,  der  (auf  der  Grenze  zweier  Grundstücke  ste- 
hend) zu  Streitigkeiten  zwischen  den  Besitzern  Anlass 
gibt.  Vor  dem  Z  Rate  schliessen  zwei  Bebbesitzer 
einen  Vergleich  .von  der  kipbömen  und  von  anderleye 
sachen  und  gebresten  wegen,  so  zwischent  ir  beider 
reben  was',  und  darin  wird  bestimmt,  dass  der  eine 
,die  kipböme  absiahen  sol.'  1341,  Z.  In  einem  Ver- 
gleich zwischen  den  Klöstern  Rüti  und  Ötenbach  wird 
,iira  die  kibboume,  die  ze  Heslibach  zwischent  unser 
klöster  reben  ietwederhalb  ietzent  lange  gestanden 
sind',  bestimmt,  dass  diese  abgeschlagen  und  nie  durch 
etwas  Anderes,  was  Schatten  gäbe,  ersetzt  werden 
sollen.  1346,  Z.  —  Kannen-.  ,Zum  K.',  Hausname. 
1834/62,  BsStdt.  —  Chie(n)-  ü;  Z,  Chüe-  SLaupersd.: 
Kiefer,  Pin.  silv.  ,ln  der  schwindelnden  Höhe  ein  ein- 
siedlerischer Kühbaum.'  Haüsfrd  1884.  —  Chindli-: 
1.  Baum,  aus  welchem  nach  dem  Kinderglauben  die 
Neugeborenen  geholt  werden  Bs;  s.  China  (Bd  III 
338  u.).  —  2.  Christbaum  G.  —  Charre0-:  1.  Name  der 
(gebogenen)  Längshölzer  am  einrädrigen  Stosskarren 
Th;  Z.  —  2.  ,So  ist  auch  verbotten,  dass  niemand  kein 
holz  soll  hauwen,  dann  allein  k-bäum  mit  wüssen  der 
viertleuten;  hätte  aber  einer  ein  wagner  in  sehn  haus, 
möchte  er  das  selber  hauwen.'  142o,  Aa  (Abschr.  v.  1749). 
Chirs-  BsL.;  S  (Hofst.),  Chirsch-  BE.,  Kirsi-  Bs 
Stdt.  Chries-  AaF.,  Ke.;  GRSchiers;  Th;  Vw;  Z,  Chriesi- 
Ar;  G;  ScHW;  U;  ZO.,  Stdt:  Kirschbaum,  Prun.  av. 
allg.  KAA.:  So  lang  der  Chr.  blüct,  bringt  er  Frucht. 
Sprww.  1869.  Da  bin-ich  glich  uf  ''em  Chr.,  am  Ziele 
ZUster  (iron.).  [Uu  bist  so  hässlich]  me"  chönnt  mit 
dir  auc''  Chr.-bäum  cerdurne".  Rochh.  Auf  die  Frage 
wo?  antwortet  man  abweisend:  Bi  s&bem  grosse; 
schwarze'  Chr.  zue  Z.  bi  's  Göttis  Chr.  AaF..  Ke.j 
vgl.  Eine"  i"  d'  Chriesi  schicke"  (Bd  III  479).  Schwäger 
hi",  Schwäger  her,  gang -vier  ab  dem  Chr.  abe".'  d.  h. 
wohl:  hier  gibt  es  keine  Vorrechte;  Hand  davon!  Z 
Sellenb.  (Baur).  Chr. -bäum  müesse"  di  Füle"  setze" 
u*d  d'  Bire'bänm  di  Flissige"  B  (Bauernspruch);  die 
Kirschbäume  verlangen  im  Gegs.  zu  den  Birnbäumen 
keine  weitere  Pflege.  So  lang  's  Laub  a"  de"  Chr.-bäume" 
nuil  abe"  ist,  schneit  's  nüd  i"  AALindenb.  Glaube 
und  Brauch.  Wenn  man  die  ersten  Früchte  eines  K-s 
einer  Frau  gibt,  die  zum  ersten  Mal  niedergekommen 
ist,  so  wird  das  Bäumchen  fruchtbar  ZO.  Ein  Mittel, 
das  Gedeihen  der  Kirschen  zu  befördern,  s.  auch  Bd  III 
479.  Über  das  Aufblühcnlassen  von  Kirschbaum- 
zweigen als  Wetterorakel  s.  Sp.  659  und  Archiv  für 
Volksk.  I  65.  Epheublätter,  die  an  einem  Kirschbaum- 
stamm gewachsen  sind,  geben  einen  guten  Thee  gegen 
Keuchhusten  und  mit  Essig  aufgelegt  ein  gutes  Mittel 
gegen  Hühneraugen  ZW1.  Im  Rechtsleben.  Der 
Chr.  wird  dem  Nussbaum  gleichgesetzt:  Beide  müssen 
24'  von  der  Grenzmark  gesetzt  werden,  die  übrigen 
Obstbäume  dagegen  nur  12'.  Z  Ges.  ,Ouch  haben  wir 
gebannen  und  bannent  wüssentlich  alle  nussböm,  alle 
kriessböm,  alle  bärende  böm,  und  darzuo  alle  gezwyet 
stock  von  öpfelbömen  und  birbömen  und  von  bärenden 
bömen,  gezwyet  in  unserm  landt.'  1442/1544,  Scuw  LB. 
,Im  Jahr  1700  wurde  den  24.  Jenner  festgesetzt,  dass 
keine  Kirschbäume  ohne  obrigkeitliche  Erlaubniss  ge- 
pflanzt werden  sollen.  Man  behauptete,  dass  die  Bäume 
dem  Zehntenherrn  und  dem  Besitzer  des  Waidrechts 
nachteilig' wären.1  Ociis,  —  chirs-,  chries-bäumi". 


,Kriesbäumenes'  Holz  war  im  XVII.  bes.  zur  Ver- 
fertigung von  Spiessstangen  beliebt;  s.  vBodi  1881 
II  73.  .Kriessboumin.'  1605/26,  Schw  LB.  ,Kirss- 
bäumig.'  1734.  Aa  Schloss  Bued. 

Von  ä.  Formen  sind  zu  nennen:  .Kirseb.'  12S2:  1297, 
Bs  Urk.,  .Kirsb.'  KdGesn.  1542;  1889,  LMarb.,  .Kirsenb.' 
Fris.;Mal.,  .Kriesb.'  1352,BFrut.;  1406,  ZEr].;  1442/1544, 
Sehn  LB.;  H59,ZFlunt.;  1560,  AaWett  Arch.;  Fris.;  Mai.; 
1595,  Ar  düser;  1655,  GR.  In  Flur-  und  Ortsnamen:  .Am 
kriesbo'men  acher.'  1352,  BFrat.  .Kriesbaumen  oder  Kirsch- 
bäumen', DSrfchen  BFrut.  (Jahn   1857,  435). 

Chische»-:  Dachpfette  TB.  —  Kusch-:  =  Abra- 
hams-!}. ,Die  tauben  werdend  mit  disem  küechlin 
zuohär  gelockt.  Nim  sorg  60  pfond,  kümmich,  honig, 
costum.  künschbaumsomen.'  Vogelb.  1557.  .Somen  von 
einem  künschbaum  oder  scbaffmüle.'  ebd.  —  Chüt- 
tene°-:  (juittenbaum  Bs;  B;  Gr;  G;  Zg;  Z.  .Küttcn- 
boum.'  Ebinger  1438;  JKCramek  1774.  .Kiittinen- 
baum.'  KdGesn.  1542. 

Chatze°-:  =  Ch.-Holz  (Bd  II  1254)  Aa  Bez.  Brugg. 
Erlisb..  F.,  Bezirke  Laufenh.  und  Z.;  BLauterb.,  Bez. 
Wangen;  LMüsw.;  S  Flumenth.,  Ifenth..  Bez.  Ölten. 
Uns.,  Wolfw.  's  Hüttli  isch  ja  voll  bis  unter  de"  Ch. 
Joach.  1881.  —  ge-chatzbaumet.  In  der  Verbin- 
dung e"  g'chatzbaumete'  Tachstuel,  Bezeichnung  einer 
alten,  früher  bei  Bergställen  und  Alphütten  ange- 
wendeten Dachkonstruktion,  deren  Besonderheit  darin 
bestand,  dass  die  Blockwand  auf  allen  vier  Seiten  bis 
zur  First  sich  fortsetzte,  wodurch  Dachsparren  und 
alles  weitere  Stützgebälk  für  das  Dach  entbehrlich 
gemacht  waren  GMs. 

Chlaus-:  Benennung  des  Christbaums  in  den- 
jenigen Gegenden,  wo  St  Nikiaus  der  Geschenkbringer 
ist;  s.  Chlaus  3  (Bd  III  687  ff.).  —  Chrioch(en)-, 
in  ZO.  Chrie-,  in  ZZoll.  Chrieli-:  1.  Kriechenbaum. 
,Zeme  chriehboume.'  1259,  Bs  Urk.  ,Der  margstein 
by  den  kriechbeümen.'  1530,  Aar.  Stadtr.  (neben  ,by 
den  kriechenbeümen').  ,Sampt  zwäyen  kriechenböraen.' 
1597,  Zellw.  Urk.  ,Zum  Kriechb.',  Hausn.  1834/62,  Bs 
Stdt.  S.  noch  Chriechcn  (Bd  III  785).  —  2.  .Lentiscus, 
kriechboum  vel  melboum.'  Ebinger  1438.  —  Chripp-: 
Balken,  auf  dem  die  Krippe  aufliegt  GMs.  —  Chruz- 
s.  M'undel-B.  —  Le-.  ,Von  1  eich  und  von  leebaumen 
ze  füeren  von  Ütikon  und  uss  Biederholz.'  1547,  Z 
Urk.  (Rathgeb).   —   Wohl   Lehen-B. 

Lauber-.  In  der  Abi.  lauber-bäumin:  vom 
Lorbeerbaum.  ,Honos  vittatus,  1.  kränzle,  das  man 
den  poeten  aufsatzt.'  Fris.    —   Verdruckt  für  ,Loiber-'V 

Lebens-:  1.  der  Baum,  an  dessen  Gedeihen  sich 
das  Schicksal  einer  Familie  oder  einzelner  Personen 
knüpft  Aa;  Th;  Z.  ,Uer  L.  hat  Löcher',  sagt  man. 
wenn  ein  Mensch  dahinsiecht.  Dan.  —  2.  Sevenbaum, 
Jump.  sab.  Z. 

Über  den  unter  1  erwähnten  weitverbreiteten  Glauben 
s.  Manuhardt  1875,  620.  633;  ferner  BpftUB.,  vernagle*  i 
(Sp.  692).  2  erklärt  sich  daraus,  dass  der  Juni»,  das  Laub 
im  Winter  behält. 

Lober-Bom:  als  Grenzzeichen.  1481,  GRebst, 
Oft'n.  —  Läch-Baum,  in  ZFehralt.  Löchb>- :  Grenz- 
baum Tb;  Z;  s.  Lach  Sa  (Bd  III  999).  .Buochberger 
und  Rüedlinger  zwing  und  beim  [haben  ihre  Grenz- 
linie] von  dem  müliweg  den  lächenbönimeu  nach  unz 
an  der  Herren  holz,  und  zwüschen  der  Herren  holz 
und  unser  holz  den  lächenbömmen  nach  unz  zuo  dem 
gräwen  stain.'  IL'.:!.  SceBuchberg Offn.  ,Sy  [die  Hann- 
wartel  sollen  oueb  flissig  und  ernstlich  ufsechen,  damit 


1241 


Kam.  l'i'iü.  bim,  bom,  bnm 


1242 


der  statt  it  allmeinden  anbekümbert  jilibea,  von  nie- 
mandem  im  selbs  zuogezogen  werden,  und  gemerk 
haben  uff  die  lochbouiu,  loehenen,  niarehstein  und 
ander  gemerk.'  1491,  Bs  Rq.  Solothurn  soll  das  ver- 
botene Holz  den  Baslern  zugehen  lassen  und  Vorsorge 
treffen ,  dass  anstatt  der  abgehauenen  Lachbäume 
Steine  gesetzt  werden.  1531,  Absch.  Daselbst  ist  ein 
hohler  Ahorn,  der  als  ,laehbaunr  diente,  niederge- 
fallen. 1543,  ebd.  ,Ponere  in  confinio  arbores,  laach- 
böuni  (auf  die  anstöss  und  marchen)  setzen.'  Fris.; 
Mal.;  auch  bei  Denzl.  1716.  .Lohbaüme'  (soll  heissen 
.Lachbäume.'  Spreng).  Bs  Landsordn.  —  Lim-:  = 
Fücg- B.  Aa;  „B.- 

Len-.  .Riehenz  in  mittem  dorfe  [gibt]  6  d.  von 
lenbonme.'  XIV..  Z  Zinsrodel  (für  UÜrschfelden).  — 
Für   l.ih.n-B.!     Doch  vgl.  auch  lend-boum    (Lexer  I   1878). 

Li"-:  1.  Hagebuche,  Carpinus.  .Lynbaum  oder 
leinbauni.  carpinetum.'  Mal.  , Carpinus,  eine  Gattung 
Massholderbaum,  Leinbaum.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
•_'.  ahornblättriger  Massholder,  Ac.  platan.  Ddrh.  Syn. 
Lein-Ären  (Bd  I  386).  —  3.  Eibe,  Tax.  bacc.  GG.; 
SchwHö.  Dazu:  Li'bäumigs  [Holzj.  —  Lande"-: 
Deiehselstange  Bs;  SNA.  PL,  Doppeldeichsel  für  Ein- 
spänner. , Wagner:  für  einen  L.'  Bs  Taxordn.  1646.  — 
Geländer-:  Spalierbaum.  ,Vor  1  Maulbeer,  2  Barillen, 
3  Pfersich  und  4  Birren,  G.-bäume  von  Bollwiller,  an 
N.  N.  bezahlt  9  fl.  22.'  1819,  Z  Haushaltungsb.  — 
Lind-:  Linde  ZZoll.  Dazu  das  Adj.  lind-bäumi*.  — 
Lör-:  Lorbeerbaum.  Vad. ;  Mal. 

Lös-:  1.  „Grenzbaum,  bes.  an  einem  Gewässer- 
Bs:  „B".  —  2.  Ahlkirsche,  Prun.  päd.   GrScIi. 

1  wohl  für  Löehs-B.  (mit  verkluugciieiii  Gutt.  wie  in 
tfltchmen  Bd  II  604),  d.  i.  Lscht-B.;  vgl.  Schwab.  Lach», 
Grenzpfahl,  Läduinen,  Grenzmarken.  Ein  Einsender  belogt 
aus  Bs  Urk.  ,Sachs-B.',  was  natürlich  auf  Verlesung  beruht. 
Zu   -2  vgl.   Tsch.   108. 

Last-:  schwerer,  mächtiger  Balken.  ,1608  hat 
man  einen  zu  Luxburg  erkauften  L.  zu  einem  Mange- 
baum mit  782  Mann  und  60  Pferden  in  drei  Tagen 
hiehergeführt.'  G  Chron.  —  Latte"-:  Stamm  einer 
Tanne,  der  zu  Zaunlatten  zersägt  wird  Schw.  — 
Leiter-  Aa;  Bs;  B;  S,  Leiten"-  Tu;  Z:  1.  wie  nhd.. 
auch  an  der  Wagenleiter,  allg.  —  2.  der  Längsbalken 
an  der  Stlg-Leitere"  BE.  (eine  Beschreibung  s.  unter 
Haggen  1  a  2  (Bd  II 1090).  —  Mai(e")-:  l.  =  Maien4 
(Sp.  3).  Zu  den  dort  bereits  erwähnten  Gebräuchen 
folgen  hier  noch  einige  Nachträge.  In  S  pflegen  die- 
jenigen Mädchen,  denen  mau  spottweise  einen  Besen 
oder  einen  Baum  aus  Fül-Hoiz  (s.  Bd  II  1250)  auf- 
steckt, Letztern  unter  der  Traufe  zu  vergraben,  in 
der  Meinung,  es  müsse  der  Beleidiger  sterben,  sobald 
das  Holz  verfault  sei.  ,1666  waren  [in  ZElgg]  beim 
Meisen-,  Obergass-  und  Spitalbrunnen  M. -bäume  er- 
richtet worden.  Die  Veranstalter  sollten  je  5  Seh. 
Busse  und  für  jeden  Baum  5  Seh.  bezahlen  und  die- 
selben vor  Betglocken  hinwegräumen.  Die  Sünder 
erklärten  aber  gstrackts,  sie  würden  keine  Busse  geben 
und  die  Maien  nicht  wegtun.'  KHauser  1895.  .[Es 
soll]  auch  in  das  künftige  einigen  Mayenbaum  zu 
fällen  allerdings  verbotten  sein,  widrigenfalls  nicht 
nur  die  hierwider  Handlende,  sondern  auch  diejenigen, 
denen  solche  Mayenbaum  gesetzet,  zu  gebührender 
Straf  gezogen  werden.'  Bs  Waldordnung  1697.  .Die 
Mayenbaum  vor  den  Würtshäuseren  oder  sonsten  sollen 
gänzlichen    abgetan    sein.'    Bs  Mand.  175S.     Maie'b. 


heisst  man  auch  das  Tännchen,  das  am  Bimmelfahrts- 
tage, mit  Bändern  und  Blumen  geschmückt,  beim 
Bannumzug  mitgetragen  wird;  es  wird  jedoch  nur  da 
verwendet,  wo  (wie  z.  B.  in  BsBinningen)  der  Umzug 
zu  Pferde  geschieht  Bs;  vgl.  Sp.  5.  Mit  einem  Maie'b. 
wird  in  der  Heu-  oder  Getreideernte  die  letzte  Fahre 
geschmückt  Aa;  Bs;  Zg.  In  ScsStdt  waren  die  Jung- 
gesellen nach  Quartieren  eingeteilt,  von  denen  jedes 
das  Recht  hatte,  einen  M.  im  Walde  zu  schlagen. 
Diese  M. -bäume  wurden  von  den  Jungfrauen  der  betr. 
Quartiere  mit  Bändern  behangen.  War  das  Maifest 
vorüber,  so  beanspruchte  der  Vorsteher  jeder  Knaben- 
schaft die  Krone  der  Tanne  für  sich;  der  Erlös  aus 
dem  Stamme  fiel  in  die  Gesellschaftskasse.  S.  auch 
Anderegg  1898,  881.  —  2.  Christbaum  Bs  (Seiler).  — 
Mal-:  =  Läch-B.  ,Bei  a  und  b  befinden  sich  zwei 
Bäume,  welche  als  M. -bäume  zur  Bezeichnung  der 
Grenze  dienen;  ebenso  steht  bei  x  eine  Tanne,  welche 
vom  Kläger  als  M.  oder  Lohtanne  bezeichnet  wird.' 
1875,  ZBärentsw.  Proz.  ,Die  Waldbäume  wurden  an- 
gefletscht (s.  Bd  I  1235);  damit  war  die  Grenze  con- 
statiert,  wie  bei  M. -bäumen  oder  Lohtannen.'  1876, 
ZHinw.  Proz.  —  Milch-.  ,Acer  pseudoplat,  weisser 
Ahorn,  grosser  M.'  Dlrh. 

Melw-:  1.  weisser  Eisbeerbaum,  Sorbus  s.  Cra- 
taegus aria  Aa  (Mühlberg);  B;  Gl;  Gr;  GSa.,  We.  — 
2.  =  Wüel-Esch  (s.  Bd  I  568).  ,Von  der  wieläschen 
oder  grössern  mälbaum.'  Vogelb.  1557.  S.  auch  Eschi-B. 
—  3.  =  Hüg-B.  Zu.,  Zoll.;  auch  bei  Durh.  und  He- 
getschw.  —  4.  weisser  Gäusefuss,  Chenop.  alb.  G  oRh. 
,Melböme,  stauben',  als  Richtungspuukte  für  die  Grenze. 
1398,  Hagenbuch,  Sigr.  1882.  —  mel"baumi".  ,Mel- 
bomis  holz.'  1524,  Schw  LB.  .Melboumin  holz.'  1605/26, 
ebd.  .Ahornis  und  mählbaumis  Laub  in  Bannwälden 
zu  sammeln,   ist  gänzlich  verbotten.'    1820,   übw  Rq. 

Mange-  s.  Last-B.  —  Marre"-.  Wilde"  M., 
Rosskastanie,  Aesc.  hippocast.  G.  —  Mirtel-.  ,Mirtis, 
mirtelboum  vel  stundkrut  [s.  Bd  III  912].'  Ebinger 
1438.  —  Mispel-.  , Aesculus,  ein  bäum,  der  die 
grössten  eichleu  tregt  nach  den  eichen,  hat  auch 
grössere  bletter  dann  die  eichen,  m.'  Fris.  ;  Mal. 

Nuss-:  wie  nhd.  allg.  Eim  en  N.  setze",  seinem 
Grenznachbar  auf  künftigen  Schaden  bedacht  sein 
ZZoll.  Manne"  [so  stark  und  gesund]  wie  Nussbäum. 
Stotz.  ,Vom  N.  abe",  vom  Christbaume  herunter, 
also  antworten  die  Altern  den  Kindern,  wenn  diese 
fragen,  woher  sie  kämen.  Min  Göf  ist  auch  nüd  ab 
dem  N.  abe"  cho",  mein  Kind  war  nicht  gerade  ein 
nettes  Neujahrsgeschenk,  sondern  ich  niusste  es  im 
Mutterleibe  tragen,  gebären,  pflegen,  nähren  [usw.].' 
TTobler  (Ap).  Der  Vatter  ist  uf  iem  N.  ertrüche" 
[ertrunken],  von  unehelichen  Kindern,  deren  Vater 
unbekannt  geblieben  Grü.  (Bühlcr).  .Wenn  man  drei 
Piosszähne  unter  einen  N.  vergräbt,  so  stirbt  Der.  den 
man  dabei  im  Sinne  hat'  ZHorgen.  S.  noch  Nuss 
(Sp.  826/7)  und  Chirs-B. 

Familienname:  , Nussbäum.'  1302,  Gl  Urk.;  1 4 : j 7 .  Vad. 
.Xussbaumer'  (vom  Ortsn.  .Nussbaumen'  Sp.  827)  Z  (seit 
dem  XVI.);    1428/37,  Vad.;    1566,   Zg. 

Buebe"-:  der  Obstbaum,  der  ehedem  bei  der  Ubs- 
Gant  in  ZZoll.  (s.  Bd  II  379)  dem  Sieger  im  Wettlauf 
der  Jungmannschaft  zufiel.  —  Sar-bach-:  1.  =  Sar- 
Bach  :'.  KGesn.  1542.  ,Fopnlus  alba,  ein  s.-geschlecht 
mit  blättern  unden  weiss.'    ebd.     .Alba   populus,   ein 


124! 


Bam.  bem.  bim,  bom.  bura 


1244 


gesch lacht  des  s-s.'  Fris.-,  Mal.  Mit  eigentümlicher 
Übertragung  auf  die  Fruchtknospen :  .Nim  1  pfd  s., 
die  uff  den  vordresten  spitzen  der  esten  stont.'  XV.. 
G  Rezept.  Vgl.  Sar-BöUen  1  (Sp.  1174).  —  2.  Weiss- 
pappel, Pop.  alba.  ,Leucc,  weisser  Pappel,  S.'  Dexzl. 
1677;  1716.  —  Büch-Baum:  =  Mel"-B.  3  LW.; 
ScHwIb.,  Küsn..  Muo.;  U;  Zg.  Dazu  büch-baumi", 
■baumig.  —  Bueeh-:  Buche.  Tierb.  1563;  Fris.;  Mal. 

Buchs-:  wie  nhd.  allg.  —  buehs  -  b  ä  um  in: 
übertr.,  dickköpfig,  ungelenk,  ungeschlacht,  verrannt  Z. 
En  b.-bäumene"  Mensch  Z  (Dan.).  Das  isch  nw  cmi 
mV  Chiiemeini'g,  e"  b.-bäumeni  Meini'g  Z.  ,Das  Alles 
weckte,  wie  unsere  Leute  sagen,  so  recht  b.-bäumene 
Ideen   in  mir.'   Stütz.     Vgl.  dazu  buehsig  (Sp.  1U00). 

Balsam-:  1.  Lebensbaum,  Thuja  occid.  B.  Auch 
bei  Mal.  in  der  Zss.  .Balsambaumsaft,  opobalsamum.- 

—  2.  Dim.,  Pfeifenstrauch,  Philad.  cor.  Zg.  —  bal- 
sani-bäumin.  ,B.  holz,  holz  von  dem  böumle,  das 
baisam  tregt,  xylobalsamum.'  Mal. 

Böne"-:  Goldregen,  Cytis.  Lab.  B;  S.  „Eisenholz, 
Ebenholz  BTh."  (St.b).  —  Buni- :  =  Leiter-B.  2  L. — 
Bind-:  1.  =  Heuw-B.  AkBh.,  F.,  Fri.,  Ku.,  L.,  St.,  Z.; 
BsL.;  BTL;  „VO;  Z."  .Nach  dem  B.  sprang  Einer;  im  Hui 
war  er  auf  dem  Fuder,  mit  dicken  Wellenseilen  wurde 
er  niedergeschnürt.'  Gottb.  S.  auch  Ueli  (Bd  I  183). 
Wetterregel:  Wenn  der  Bach  e1  Wiehneeht  e'  B.  treit, 
so  treit-er  z'  Johanni  e"  Sagbaum,  wenn  die  Bäche  zu 
Weihnachten  so  klein  sind,  dass  sie  bloss  einen  B. 
zu  tragen  vermögen,  so  werden  sie  in  der  ersten  Hälfte 
des  nächsten  Jahres  um  so  mehr  anschwellen  AaKu., 
L.;  BsL.;  s.  auch  Wis-B.  ,Premus  arbor  s.  binboum.' 
Ebinger  1438.  ,Dass  niemand  dem  andern  sin  aglen 
[Splitter]  mess  im  aug  und  er  's  b-s  vergess.'  Salat 
1537.  —  2.  Spille  an  der  Blockwand  WSalgeseh  (Hunz.). 
-  3.  oft  dim.,  (Gläschen)  Branntwein,  sofern  ihm  die 
Aufgabe  obliegt,  vorher  genossene  (blähende)  Speisen 
oder  Getränke  im  Magen  gleichsam  zu  , binden'  AaHL, 
Lindenb. ;  B.   —   Bare"-:  =  Charren-B.   AAZein.;  Z. 

—  Ber-:  Baum,  der  Jahr  um  Jahr  Frucht  bringt 
TiiEgn.;  Syn.  en  hörige' Baum.  In  der  ä.  Spr.  frucht- 
tragender Baum  übh.  ,Es  soll  nieman  eichen  noch 
berenböm  [1.  berend  b.?]  howen.'  1449,  TuKlingenb. 
Üffn.  ,Item  welcher  wild  berböm  hat  uff  dem  sinen, 
der  mag  davon  im  und  sim  hussgesind  ncmmen  und 
intragen  zimlichen,  doch  daz  es  dem  vich  nit  geben 
werd.'  1503,  Bs  Rq.  —  Amel-ber-.  .Amarillus,  amel- 
ber  boum.'  Ebinger  1438.  —  Kur-ber-.  ,Ein  tierlin- 
baum  oder  k.,  cornelbaum,  welsch  kirsbaum,  cornus.' 
KGesn.  1542. 

Bir-  BsL.  (Bier-);  B;  SThierst;  Z,  Bire'-  BsStdt; 
B;  G;  Tu,  Birbi  ÄAßrugg;  ZZoll.  (doch  nur  in  Zss.): 
1.  Birnbaum,  allg.  ,Von  dem  swarzen  birboum  [als 
Flurgrenze].'  1411,  L.  ,G  pfd  gab  N.  N.  von  wegen 
dass  sy  sechs  birböum  gschütt,  die  biren  by  der 
nacht  heimgfüert.'  15G8,  ZGrün.  S.  noch  üf-haben 
(Bd  II  895)  und  Cliirs-B.  —  2.  Dim.,  Geraniuin  mit 
eingekerbten  dreiteiligen  Blättern  SThierst.  -  Ortsn. 
,Biriboomesdorf ,  jetzt  .Birmenstorf   Aa;   Z. 

Els-bire*-:  Elsbeerbaum,  Sorbus  torin.  Sch.  — 
els-bire"bömmig:  übertr.,  hartköpfig  Sch. 

Gumpist-bir-.  .Im  Gumpisbirben',  Flurname  Z 
Fehralt  Hangel-bir-.  .Wingarten  ze  dem  hangel- 
birboum.  den  Ruodolf  Heingarter  buwet.'  1334,  Z  (Jrk. 


-  Herren-bir-.  ,Eine  halbe  Jueharteu  bei  dem  H.' 
1653,  AAWett.  Klosterarch.  —  Heu"'-biren-.  Kinder- 
reim: H.-Bömnüi,  wenn  ämdet-me*  <&«*?  —  Im  Ämdet, 
im  Amdet,  denn  amdet-me'  mich  oTh  ;  ähnlich  GBern. 
—  Keiben-bir-:  Flurn.  .Inum  jugerum  situm  ze 
keibenbirbom.'  1361,  LNeuenkirch.  —  Brueder-bir-: 
Birnbaum,  der  in  Folge  von  Erbteilung  zwei  Brüdern 
gemeinsam  angehört.  .Der  Br.  gehört  zur  Hälfte  dem 
Rudolf  Trüb.-  Auf.  XIX.,  ZZoll.  Kaufbr.  —  Stei-- 
bir-:  Flurn.  AaJoii.  (Stei'wirbel) :  .Steinbirboumacher.' 
1585,  Urbar.  —  Statt-bir-.  ,Ein  Jucharten,  der  St.- 
Acher.'  1653,  AAWett.  Klosterarch.  --  Geburts- 
Bau  m:  Stammbaum.  .Rani  wirt  im  geschlechtregister 
oder  g.  unseres  Herren  Christi  beim  Mattheo  und  Luca 
Aram  genennt.'  LLav.  1582.  Auch  bei  Guler  1616.  — 
Bürzel-.  .Andere  körperliche  Übungen  [der  Älpler] 
bestehen  in  dem  sog.  B.  an  einem  Seile.'  Erzähler 
1855,  252  (SchwMuo.).  —  Pösche"-:  erster,  noch 
zweiblättriger  Pflanzenspross,  der  eben  die  Samenhülle 
gesprengt  hat  GWe.  —  Butten-.  .Arbutus,  b.'  Ebin- 
ger 1438.  —  Pflueg-:  wie  nhd.  GaObS.;  s.  Bühler 
IV  93  f.  ,Der  Grindel  (Pflugbalke,  Grengel,  Pfl.).' 
Z  Anl.  1772.  —  Brügi-:  1.  a)  meist  PL,  Name  der 
parallel  zu  einander  gelegten,  beweglichen,  dünnen 
Balken,  die  den  Boden  der  ,Brügi'  über  der  Tenne 
bilden  AAEhr.;  Th;  ZBauma,  Dättl.,  Zoll.  ,Und  als 
man  vermeint,  das  inen  von  den  grozen  wol  so  vil 
überhüben  werde,  das  sy  brügiboüm  darus  machen 
möchtend,  und  sy  anzeigt,  das  etliche  ouch  zuoge- 
griffen  und  mithinzuo  inen  holz  ab  der  hofstatt  ge- 
nommen, des  sy  dest  minder  sölichs  abgenden  holzes 
hettind.  Hat  man  den  kclnhofer  und  weibel  inen  et- 
liche dürre  und  unschädliche  tanuen  zuo  br.-böumen 
zeigen  lassen,  und  der  sagtannen  und  anders  holzes 
halben  gar  abgewisen.'  1562,  Hotz,  Urk.  —  b)  =  Br.- 
Esel  (Bd  I  521)  mTH;  ZO.  —  2.  der  Balken,  der  die 
Brügi  (den  erhöhten  Standplatz  des  Rindviehs  im 
Stalle)  nach  dem  Graben  zu  (s.  Graben  3  Bd  II  679) 
abschliesst  GMs.  —  Brust-:  vordere  Welle,  bzw. 
Balken  am  Webstuhl,  worauf  entw.  das  fertige  Ge- 
webe aufgewunden  ((JT.),  oder  worüber  es  zum  Bad- 
oder  Tuech-Baum  geleitet  wird  (Aa).  —  Rüch-:  = 
Hüg-B.  ZWettschw.  Syn.  Buch-  Widli.  —  If-richt-: 
=  Maien  4e  (Sp.  4)  Z.  —  Rad-:  mit  einem  Zahnrad 
versehene  Welle  am  Webstuhl,  auf  die  das  frisch  ge- 
wobene Tuch  aufgewunden  wird  Aa.  —  Rueder-: 
der  mittlere  der  drei  Pflöcke  (, Störe'),  auf  denen  das 
Ruder  eines  Flosses  ruht  und  arbeitet.  Rochh.  Syn. 
Sattel.  —  Rafen-:  Dachsparren.  .Dawider  sy  [die 
Nachtbuben]  aber  gesprochen :  du  [der  Pfarrer]  bist 
ein  böswicht,  und  im  hiemit  sin  hustür  angerennt  mit 
einem  r.'  1532,  Strickl. 

Ri°-:  Ahorn  Gl. 

Viel],  das  selbe  was  Lin-B.  2.  Zum  Wechsel  von  anl. 
I   und   r  vgl.    Lun-,   Itin-ltuth  (Sp.   935.   939). 

Riste0-  s.  lim  (Bd  1  193).  --  Ruest-  (Durb... 
Nachtr.),  Büest-  BThun  (St.b):  Rüster,  Ulm.  camp. 
.Accipere  formam  dicitur  ulmus,  wenn  ein  ulmerbauni 
oder  riestbaum  zuo  eim  pfluog  gestaltet  wirt'  Fris. 
,Die  kleine  Frucht,  die  uss  Ilmen  oder  Rüstböumen 
wachset.'  ZZoll.  Arzneib.  1710.  S.  noch  Um  (Bd  I 
193)  und  vgl.  Buest-Hoh  (Bd  II  1258).  —  Side»-: 
weisser  Maulbeerbaum,  Morus  alba  GSa.  Die  Be- 
hausungen und  Gärten  unter  dem  Schloss  [von  Lo- 
earno]  werden  wieder  zum  Schloss  gekauft;  den  Ver- 


1245 


linm.  lu'in,  liini.  I)' 


l-i.; 


käu  fern  wird  gestattet,  ihre  ,Seidenbäume'  aus  den 
Gürten  wegzunehmen.  1757,  Absch. 

S .  f  i  - :  Libens-B.  2  GEh.,  Sa.,  S.,  T.,  We.  .Seuen- 
boum,  Sauina.'  X\r.,  Schw  Arzneib.  .Sabina,  seven- 
baum.'  Fris.  ,Becipe  pruss,  ist  ein  krut  wie  sevibauin. 
ist  aber  roht.'  B  Arzneib.  1584/1(540.  .Weisen,  sevibom, 
stoss  sy  wol  mit  einanderen,  mischge  mit  win  und 
syge  es;  drink  das,  so  nider  gon  wilt,  das  verdrypt 
alle  wärm.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Seven-  oder  Segel- 
baum' wird  als  Mittel  gegen  die  Fressunlust  der  Pferde 
empfohlen.  Ross-  nun  Rind-Arzney  1718.  —  .Seuibonm' 
auch  schon  in  einem  ahd.   G  Glossar  (Gl.  III   469). 

Sag-.  =  Sag- Holz  (s.  Bd  II  1258)  AiEhr.;  Z.  ,7  pfd 
gen  den  Hüssern  von  5  sagböumen  us  dem  wald  an  die 
sagen  ze  füeren.'  1540,  ZGrün.  .Das  Schürli  mit  Laden 
und  Sagbäumen  ausbauen.'  1528,  AWild  1883.  Vgl. 
auch  Säg-Chhtz  (Bd  III  708).  —  Segel-:  1.  Segel- 
stange TiiBodensee;  ZS.  —  2.  s.  Sefi-B.  —  Seigel-: 
=  Leiter-B.  2  BE.  —  Sälen-:  Salix,  Weide.  Gr 
Sammler  1779.  —  Sei-:  Sarg.  ,Baar,  todtenbaum,  s., 
feretrum.'  Mal.  —  Seil-:  unterster  Balken  des  Holz- 
hauses, der  Trager  der  Fachwand  GT. 

Sol-  Söl-,  in  ÄAStetten  Stil-,  in  AALeer.  Z61-: 
1.  Haupttragbalken,  der  quer  unter  den  Deckenbalken 
durchläuft  AABür.,  Mettau,  Wegenst. ;  LHerg.,  Luth. 
Speciell    im    ,Träm-Kcller'    AAStett.     Syn.   Underzug. 

—  2.  Balken,  der  die  zwischen  Stube  und  Küche 
liegende  Brandmauer  abschliesst;  in  ihn  sind  zu  beiden 
Seiten  die  Dielen  der  Stuben-  und  Küchendecke  ein- 
gelassen, und  zugleich  trägt  er  die  Scheidewand  zwi- 
schen .Läubli'  und  ,Gaden'  AABesenb.,  Leer.  -  3.  Tür- 
schwelle AAKünten  (vereinzelte  Angabe). 

Vgl.  Sol  und  Sohm. -Fr.  II  262.  Die  Form  mit  Z-  ergab 
sich  zunächst  im  PI.  (d'  Solbäum)  und  wurde  iu  Folge  irr- 
tümlicher Auffassung  auch   in  den  Sg.   übertragen. 

Selb-:  der  Stamm  eines  stehenden  Baumes  ohne 
Wurzeln  und  Äste  BHk.,  R.  —  Sar-,  in  BBr.  Särben: 
l.  =  Sar-Bach  2  (Sp.  954)  Aa;  B;  F;  S;  Vw.  ,Die 
sog.  Schwarzpappel,  die  sonst  auch  bei  uns  [B]  der 
Saarb.  genannt  wird.'  Kasthofer  1828.  ,An  den  s.  bi 
Zotingen.'  1420,  Absch.  .Ab  der  matten  zum  sarbom.' 
XV.,  LWillis.  .Die  Bäum,  so  gern  an  Wasseren  wach- 
sen, als  Falber,  Wyden,  Sarbäum,  Ehrlen  und  Aspen.' 
JLCts.  1661.  ,[Der  in  den  Bach  Gefallene  hielt  sich] 
an  dem  Aste  eines  S-es,  der  über  ihm  Menge.'  Dis- 
codrse  1721.  ,Da  man  es  für  zweckmässig  erachtet, 
längs  des  neuen  Canals  Weiden  und  Sarbäume  zu 
pflanzen.'  1755,  Abscu.  (FMu.).  Ein  S.  (daneben  , Sar- 
bach') ist  seit  dem  XV.  für  AaL.  als  Gerichtsbaum 
bezeugt.  .[Schultheiss  und  Rat  von  B]  günnen  un- 
seren richteren  der  graffschaft  Lenzburg,  so  sy  zuo 
ziten  wetters  und  anderer  unkumlikeit  halb  under 
dem  sarboum  nach  alter  gewonheit  das  recht  nit  mö- 
gen volfüeren,  alldann  solichs  daselbs  in  der  statt 
Lenzburg  zuo  bruchen.'  1520,  Urk.  .Einem  Mann  des 
Landgerichts,  um  den  Saarbaum  zu  buzen.  item  dem 
Sigrist  fürs  Lüten  zusammen  bezahlt  1  Gl.  5  Bz.' 
1742.  Ölhafen.  Vgl.  auch  JLüscher  1898,  222.  S.  noch 
Felw-B.  —  2.  Weisspappel,  Pop.  alba.  ,Der  weisse 
Pappelbaum  heisset  lateinisch  Populus  alba.  In  teut- 
scher  Sprache  wird  er  auch  genennt  weiss  Pappel- 
weiden, S.  und  weisser  Albeerbaum.'  ThZwinger  1 696. 

—  Säs-:  =  Ans-B.?  ,Die  Saasbäume  und  Pfeiler  [der 
Näfelser  Brücke].'  Gl  LB.  —  Site"-:  Name  der  run- 
den Balken    a)  an  den  Seiten   eines  .aufgezimmerten' 


Gebäudes  Gk.  —  b)  an  einfachen,  hölzernen  Brücken, 

wo  sie  das  Geländer  vertreten,  indem  sie,  über  den 
Brettern  liegend,  auf  den  beiden  Längenseiten  der 
Brücke  einen  Rand  bilden,  ebd.  (Tsch.).  —  (Under-) 
Setz-.  .Undersätzbäum'.  .grosse  und  kleine  Sätz- 
bäunr,  unter  Kriegsmaterial  aufgezählt.  Kriegsb.  1644, 
116.  —  Schin-?  ,L)an  der  holzhüeter  nüt  wyter  zu 
erlouben  gwalt  hat,  dan  einem  zwen  schyböum  oder 
einen  dräniel.'  1548,  B  Schloss  Brandis.  —  Schgr-: 
Strebe  zwischen  Lang-Hols  (Bd  II  1254)  und  First- 
balken SSelz.  —  Scherm-:  Schutzbaum,  Wetter- 
tanne. ,Vor  den  Gräten  in  allen  Alpen  sollen  die 
Sehärmbäume  gebannt  sein,  wie  die  Bannwald.'  1821, 
Obw  Rq.  —  Schutz-:  Name  der  Balken,  die  über 
das  Untergeschoss  (s.  Ring)  eines  Stalles  hinausragen 
und  auf  denen  der  vorspringende  .Oberstall'  ruht  Gr 
D.,  Pr.,  Seh.  Vgl.  Für -schütz.  —  Schlich-:  am  Web- 
stuhl der  über  dem  Zettelbaum  liegende  glatte  Quer- 
balken, über  den  der  Zettel  nach  der  Einschlagstelle 
hin  geleitet  wird  B.  —  Schleik-:  =  dem  Vor.  Aa.  — 
Sehne"-:  =  Vogel-Holz  (Bd  II  1250)  SchwMuo.  — 
Schwa-:  Name  der  auf  den  seitlichen  Stützmauern 
eines  Hauses  ruhenden  und  sie  verbindenden  Balken, 
die  das  Dachgerüst  tragen  SHimmelr.  —  Schwell-: 
Name  der  hölzernen  Schwellen,  welche  die  unter 
Schuell-Bogen  (Sp.  1068)  beschriebene  Abzugsrinne 
einfassen  Z.  —  Seh welm-:  =  Sol-B.  LE.  (Hunz.). — 
Spann-  Aa  (Hürbin);  BBön.;  GMels;  WÄrn.,  Münst, 
Simp.,  Spä-  AAFri.;  BsLangenbr.,  Lauf.,  Spang-  Aa 
Geltw.,  Leer.:  Balken,  der  die  senkrechten  .Stüde', 
welche  die  ,Brügi'  und  das  ,übertemr  tragen,  ver- 
bindet. —  A°-spann-:  =  Kranz  2  c  (Bd  III  838)  U 
Unterschächen.     Syn.  Anspann-Bing. 

Stä-:  das  dicke  Ende  eines  Tannenstammes  ZZoll. 
—   Vgl.  das  syn.  Sta-FüeOoch    (Bd   III    1029). 

Stüde"-:  Wiesensalbei,  Salv.  prat.  AADött.  — 
Stege"-:  Seitenbalken,  Hauptträger  hölzerner  Trep- 
pen Z.  ,3  Ib.  4  ß  6  hlr  dem  Kelhofer  von  2  Stumpen 
Holz  zu  Stägenbäumen  hieher  zu  führen.'  1095/6, 
Hotz,  Urk.  —  Stügele"-,  Stügi-:  alter,  hoher  Baum 
mit  verworrenem,  verkrüppeltem  Geäst  ZW1.  —  Stei"-: 
Name  zweier  durch  Querhölzer  verbundener  runder 
Längsbalken,  eine  Vorrichtung,  um  schwere  Lasten, 
Steine,  Fässer  udgl.  von  der  Erde  auf  einen  Wagen 
hinauf  zu  befördern  B.  —  Stand-:  1.  Schabebaum 
des  Gerbers.  Wer  so  arm  ist,  dass  er  sich  keinen  St. 
zum  Pälen  kaufen  kann,  ,dem  git  man  3  ß  von  der 
gemeinen  zunft  an  ein  boum,  so  er  es  fordert.'  Geering 
1886,  96.  ,Eine  grosse  Gerbanstalt,  in  welcher  die 
kostspieligen  Arbeitsvorrichtungen,  Äscher,  Lohgruben, 
Lohkasten,  Farben,  Standbäume  etc.  benützt  werden 
konnten.'  ebd.  —  2.  Gerüst,  auf  dem  der  Arbeiter 
steht,  welcher  die  Schindeln  an  den  Hauswänden  an- 
bringt Z. 

Stengel-.  ,Item  ist  ze  wüssen:  nach  derselben 
vordrung  sol  die  selb  herschaft  den  oder  die  antworten 
unz  an  den  stängelboun,  da  mugent  sy  denn  in  das 
gericht  bar  in  gan  unz  vor  den  st.  und  den  nemen 
und  hin  füeren.'  1346,  L  Rq.  —  Mhd.  etengelboum,  (Ge- 
richts-)Sch  ranke. 

Stürchel- :  =  Stügelen-B.  Z.  —  Sturm-:  Sturni- 
bock.  ,Ein  arietem,  stössel  oder  st.,  damit  man  die 
mauren  niderrennt.'  LLav.  1582.  —  Stöss-:  =  dem 
Vor.  .Die  vigent  Hessen  hinder  inen  den  grossen  st. 
[womit  sie  das  Tor  hatten  einstossen  wollen].'  1445,  AaB. 


1247 


P.am. 


bim.  hom,  bunl 


1248 


Ab-stöss-Baum:  wolil  =  Stand -B.  1.  JRWyss 
1822,  358.  —  Strich-:  1.  Balken,  der  den  Strich 
Graben  (Bd  II  683)  bildet  ZO.,  Welz.    ,üie  Bestallung 

mit  Flecklingen  und  Streichbäumen  belegen.'  17o9. 
Hotz,  Urk.  ,12  Foren  zu  Sehlen,  Streichbäumen  und 
Flecklingen  im  Stab'  ebd.  ,Es  sollen  folgende  Holz- 
ausgaben völlig  aufgebebt  und  abgekannt  sein:  die 
Strassen-  und  Wellen-,  auch  die  Streichbäuni  zu  den 
Müllen en,  alles  Tannenholz  zu  den  Trottbrettern, 
alles  Holz  zu  den  Kripfen  und  Streichbäumen  in  die 
Ställe.'  1749,  J<  'Troll  1843.  —  2.  eine  dem  Schleik-B. 
ähnliche  Walze,  über  die  der  Zettel,  bzw.  das  Tuch 
hingleitet,  sowohl  am  Handstuhl  des  ßaumwollwebers 
Z  f,  wie  an  der  ,Anwindi'  Z.  —  Strick-:  Name  der 
bebauenen  Balken,  aus  denen  die  Blockwände  bestehen 
GrD.,Pt.,  Seh.  Vgl.  stricken.  —  Sträl-:  Kettenbaum, 
hintere  Welle  am  Webstuhl,  auf  welche  mittelst  des 
Reitkammes  (Streik)  der  Zettel  in  der  nötigen  Breite 
aufgezogen  wird  Z.  —  Strassen-:  wohl  =  Sclucell-B. 
S.  Strlch-B.  1.  —  Tach-:  =  First-B.  GrPi\;  ZoBuon.; 
=  Vogel-Holz  UUnterschächen.  —  Tuech-:  Walze  am 
Webstuhl,  auf  die  das  Gewebe  aufgewunden  wird  Aa 
(Hürbin);  Ap;  GRÜbS.;  GT.;  Z.     Syn.  Ead-B. 

Tifi-:  =  Gi/;-B.  AaB.,  Leugg.;  Th;  ZW1..  Zoll. 

Rochh.  schreibt  Iji-B.  in  Folge  falscher  Trennung  des 
(fast  allein  vorkommenden)  PI.  d'  Tißbäum. 

Til-:  Name  des  oder  der  Balken,  die  quer  unter 
dem  Bretterboden  eines  Gemaches  hinlaufen  und  den- 
selben tragen  BHa.;  FJ.;  Grü.,  Pi\,  S.,  Seh.,  Tschapp.; 
PAger,  Po.;  SohwMuo.;  TB.;  Uw;  UUnterschächen; 
WMünst.,  StUlr.,  Sirap.  Syn.  Tili- Trager.  , Man  soll 
in  einem  Stall  aufrecht  stehen  können,  ohne  dass  man 
risquieren  muss,  mit  irgend  einem  üillbauni  unlieb- 
same Bekanntschaft  zu  machen.'  Obw  Bauernbl.  1890. 
,Ist,  das  einer  komt  für  unser  dorflüt  und  sie  bittet, 
das  man  in  lass  sine  gezimmert  bessern,  dem  soll  ma" 
erloben  ein  sollen,  oder  ein  brügi,  old  ein  barnen, 
old  ein  tillbouin,  oder  ein  rafen,  ein  sporlatten,  oder 
ein  flrst,  ob  eim  dera  dekeines  gebreste.'  1433,  Uw 
Buochs  Dorfr.  ,Lacunar,  ein  büne,  eigentlich  der 
estrich  zwüschend  den  tylbüumen.  Cantherii,  träm, 
tilböum.'  Fris. ;  Mal.  —  Toll-:  Name  der  langen 
Balken  an  einer  Brücke,  worauf  die  Bretter  festge- 
nagelt werden  ScHSt.  (Sulger).  Vgl.  Ans-B.  2.  ,Die 
tannen  und  eichin  tholboum  an  der  dockten  [gedeck- 
ten] brugken  sind  gelegt  worden  im  summer  1549.' 
AALaufenb.  Arch.  Neben  ,pfilern,  jochen'  1563  in 
einem  Aktenstück  betr.  die  Brücke  zu  ZBheinau. 
,Diser  Zeit  baut  man  die  Brücke  zu  Diessenhofen ; 
daran  macht  man  G  neue  Joch  und  neu  Thollbäum.' 
Landw.  Cur.  1063.  —  Ton-:  =  dem  Vor.  ,Die  hiesige 
Fahrbrücke  soll  wegen  Einlegung  neuer  Thonbäume 
abgedeckt  werden.'  1832,  S.  ,Do  schoss  meister  Hein- 
rich die  hangende  brück  gar  hinweg,  das  die  von 
Basel  under  Ougst  die  grossen,  langen  tonböm  und 
die  eichenen  pfyler  liessent  louffen  biss  gon  Basel 
herab.'  1445,  Bs  Chr.  ,[Die  Brücke]  ruhet  auf  49  tom- 
bäumen.' FrHafpn.  1666.  —  Tierli-:  Kornelbaum. 
Com.  mas  Ap;  Bs;  B;  L;  G;  SNA.;  „Sch;"  Zg;  Z. 
Vgl.  JRWyss  1822,  399.  .Citrus,  tierlibonm.'  Ebingek 
1438.  S.  noch  Kur-ber-B.  —  Torggcl-:  Kelterbaum 
Ap;  Gr;  GRh.,  Sa.   —    Turnetzle»-:  =  Tierli-B.  G. 

Töte"-:  Sarg  (das  bei  uns  nur  als  modernes  Lehn- 
wort aus  der  Schriftspr.  vorkommt)  AaF.,  Ke. ;  Ap; 
Bs;  B;  Gl;  Gr;  G;  Tn;  Z;  „allg."    ,Urnb  5  totenböm.' 


1407,  Wkoelin  1844.  ,Der  yogt  von  Gryfensee  soll 
das  [so!]  todtenboum  zun  Scbwerzenbach  herus  ton, 
die  alter  [Altäre]  und  anders  usrumen.'  1528,  Egli. 
Akt.  ,Arca,  ein  grab  oder  todtenbaum.'  Fris.;  Mal. 
,Ein  sarch  oder  todtenbaum,  schwarz  angestrichen, 
gar  nach  in  form  eines  reistrogs.'  Jos.Mai.er  1593. 
,[l)em  Schreiner]  von  einem  gewölbten  T.'  Bs  Tax- 
ordn.  1646.  ,[Es]  dürfe  kein  Tauwner  solches  [ein 
Blütschi  zu  Rebstecken  oder  Laden]  nemen,  also  das 
Einer  kaum  ein  Laden  zum  T.  haben  könne.'  1657, 
AAWett.  Klosterarch.  ,Mstr  Hafner  für  den  T.  meines 
1.  Vatters  2  fl.  21  ß.'  Zubers  Tageb.  1693.  ,Meyen  und 
Kränze  an  den  Leichbegängnissen  auf  die  Todtenbäume 
zu  tun.'  B  Kleiderordn.  1767.  RA.  Bas  ist  en  Nagel 
in  nun  T.,  das  bringt  mich  ins  Grab  Bs;  Z.  Im  Volks- 
rätsel wird  der  T.  als  ,Baum  ohne  Laub'  bezeichnet  B. 
Glaube  und  Brauch.  Von  Kindern,  denen  eine 
stark  hervortretende  blaue  Ader  über  die  Nasenwurzel 
läuft,  heisst  es,  sie  haben  's  (oder  es)  Töte'bäumli  uf 
der  Nase"  S;  ZS.,  W.  Wenn  man  weisse  Flecken  auf 
den  Fingernägeln  hat,  so  sagt  man:  ,Der  T.  blüht'. 
d.h.  man  wird  bald  sterben  B;  Z;  vgl.  Be-Flecken 
(Bd  I  1190).  ,Wenn  Einem  Etwas  gestohlen  worden, 
das  es  der  IHeb  wider  bringen  raus.  Geh  des  Mor- 
gens früh  vor  der  Sonnen  Aufgang  zu  einem  Birbaum 
und  nimb  drei  Nägel  aus  einem  Todenbaum  oder  Huf- 
nägel, die  noch  nie  gebraucht,  mit  [usw.].'  Arch.  für 
Volksk.  II  265.  ,[Für  die  ,Schwinung':]  Nimm  ein 
Stuck  von  einem  T.,  darin  man  ein  Kindbetterin  ins 
Grab  getragen  und  verjesen  hat.  Henk  es  an  den 
Hals  und  trags  by  dir  Tag  und  Nacht,  so  wachst  dir 
das  schwynet  Glid  wider.'  um  1650,  ZElgg  Arzneib. 
.Ich  lyds  nit,  sammer  botz  todtenbom!'  UEckst. 

Vgl.  die  Anm.  zu  Baum.  Nach  Birlinger  1890,  83  wSre 
unser  W.  alemann.   .Leitwort.'     ,T.',  Bergname  BsL. 

First-T.:  Sarg  mit  firstartigem  Deckel  Z;  dafür 
e"  g'firsteter  T.  B. 

So  genannt  im  Gegs.  zu  dem  kisten-  oder  trogfürmigen 
Sarg,  wie  er  um  der  geringern  Kosten  willen  bis  vor  Kurzem 
für  ärmere  Leute  vielfach  verwendet  wurde,  hie  und  da  (z.  B. 
im   BO.)  auch  heute  noch  vorkommt. 

Büle°-T.:  =  Bülen-Chasten  (Bd  III  538)  Uw;  s.  Z 
Anz.  1896,  19. —  Treibe"-:  einzelner  Arm  der  Pflueg- 
treiben  (s.  d.)  AAEntfelden  (Rochh.).  —  Trag-:  Trag- 
balken. .Darnach  spriche  ich,  daz  von  dem  nidern 
uberschutz  und  absatze  und  dem  tragbom  des  vor- 
genanten Widmers  huse  unz  an  des  selben  Schniders 
hus  an  die  mure  drye  ein  ane  einen  vierdung  die  witi 
sin  sol.'  1371,  AABremg.  Urk.  Spec.  a)  =  Sol-B.  1  Ap. 
—  b)  Name  der  beiden  runden,  auf  dem  Pfulmen  auf- 
liegenden Längshölzer  am  Brückenwagen,  die  die 
Brücke  tragen  Z  (Dan.).  S.  noch  Wln-B.  —  Tr81-: 
Rundholz  von  massiger  Dicke,  bes.  zu  Stallbrücken 
verwendet  GSa.  Syn.  Troler.  Wade'  we  Troülbäum. 
Prophet  1855.  — -  Trülle"-:  der  aufrecht  stehende 
Wendelbaum  des  grossen  Garnhaspels  Aa.  —  Trüel-: 
Kelterbaum  B.  —  Trist-:  (5— 6"  dicke)  in  die  Erde 
gesteckte  Stange,  um  die  herum  Heu  oder  Streue  im 
Freien  aufgeschichtet  wird  BSi.;  G Kaltbrunn;  Schw; 
Ndw.  Vgl.  Tristen.  ,Bei  den  Tristbäumen',  Fluni. 
Schw.  _  Trott-  (in  Th  Trotte'-):  Kelterbaum  Aa: 
Bs;  Th;  Z.  .Diu  wazzer  ze  Zürich  warent  also  groz, 
daz  ez  über  die  bruggen  gieng  und  über  daz  Silfeld, 
und  muost  man  die  bruggen  beschwären  mit  trot- 
böumen,    mit    staineu    und    mit    zubern  voll    wazzer.' 


1249 


Bam,  beni.  bim.  bmn. 


1250 


1349,  '/.  Jahrb.  .Unter  dem  trottbaum  <les  crüzes.' 
Zitglügglein  1512.  .Prelum,  ein  trottbaum,  ein  präss, 
item  ein  trotten.-  Fris. ;  Mal.  .Werden  die  Trauben 
gestossen,  werden  sie  mit  dem  Tr.  gedruckt,  dann  Üiesst 
der  Wein  von  dem  Trottbett  reichlich.'  JWirz  lb'50. 
Sprüche  auf  Trottbäumen  s.  bei  Sutermeister,  Schweiz. 
Hausspr.  1800.  59;  dazu:  ,Vor  Diesem,  da  ich  stund  und 
noch  war  am  Leben,  hab  ich  schon  manchem  Schwein 
ein  fettes  Wilderet  geben  [weil  der  Tr.  von  Eichen- 
holz ist];  da  ich  nun  aber  tot  und  in  der  Ruh  soll 
sein,  soll  ich  dem  Mensch  zu  Nutz  aus  Trauben 
pressen  Wein'  ZUhw.  (Dan.).  Festliche  Umzüge  mit 
dem  Tr.  waren  ehedem  in  Th  und  Z  üblich ;  s.  Arch. 
f.  Volksk.  I  134;  Keller,  Weinf.  Chr.  121  ff.,  ferner 
FHemmerlin.  De  arbore  torculari  ducenda  in  die  festo. 
Über  die  festliche  Einbringung  von  Trottbäumen  im 
XVI.  s.  GGeilfus,  Lose  Blätter  I  3/5.  Hiezu:  ,82  pfd 
5  ß  verzartend  329  personen,  als  sy  myner  herren  tr. 
gen  Grüeningen  zogen.'  1568,  ZGrün.  —  Tschach'M-: 
verkrüppelter  Baum  UwE.  —  Wid-:  Weidenbaum. 
1573,  Hotz,  Urk.  —  Wide"-:  gem.  Schneeballstrauch. 
Vib.  lant.  BO.  —  Wag-:  (grosser)  Hebebaum  ApL,  K., 
M. ;  LG.  (Ineichen).  ,Man  presst  die  Erdäpfel  hin- 
durch, indem  man  auf  den  Stössel  mit  einem  WT.  drückt.' 
Schweizerbote  1807.  ,Daz  ein  jeder  wol  mög  alt  stock 
ussgraben,  doch  mit  einem  wagbom  und  mit  einer 
ax  und  nit  mit  howen  ussgraben.'  um  1520,  Zellw., 
Urk.  .Ein  Heb-  oder  W.,  in  die  Gevierte  gehauen, 
zum  Auswägen  der  Stöcke.'  1762,  Z.  —  Welle"-: 
Welle,  spec.  am  Heu-  oder  Erntewagen  zum  An- 
ziehen der  Bindseile  ZS.,  W.  S.  noch  Strich- B.  — 
Weib-:  =Sol-B.  1  WMünst.  —  Wi°-:  1.  =  Stein-  B. 
Schw;  ZS.  .Verladung  von  Fässern  durch  Weinbäume' 
ZS.    ,Zwei  Trag-  oder  Weinbäum.'  Bs  Taxordn.  1646. 

—  2.  Name  einer  Pflanze,  Weinbirnbaum'?  ,Von  dem 
Tegerstein  über  zu  dem  Wynböumlin  [als  Flurgrenze].' 
1411.  LWolh.  —  Wand-:  „Bauholz,  dergleichen  man 
bei  hölzernen  Gebäuden  zu  einer  Wand  braucht,  Hälb- 
ling  oder  Halbholz  VO;"  L;  W.  Syn.  Fleckling  (Bd  I 
1191).  —  Wandel-:  =  dem  Folg.  BHk.  (lt  einer  An- 
gabe). —  Wendel-:  1.  Wellbaum,  verlängerte  Axe 
an  drehbaren  Gegenständen,  bes.  Wasserrädern  Ap;  B; 
G;  Th;  Z;  s.  auch  Twing-Müli  (Sp.  190).  Er  ist  wie- 
n-en  W.,  wankelmütig  ZZell.  —  2.=  Wellen-B.  S  WA. 
.Wändelbaum.  Wällbaum,  ergata.'  Vestib.  1692.  — 
3.  Weberbaum  Gr  (Tsch.);  L.  ,Jugum,  der  w.  eines 
wäbers.'  Fris.;  Mal.  —  4.  Spindel  in  der  Kelter,  die 
den  Gewichtstein  trägt  Gr  (Tsch.);  „L."    Syn.  Sj)illen. 

—  h.  =  Bind-B.  1  GTa.  —  Wind-:  Federwolke,  citrus. 
Im  Norde"  häd  's  öppis  Wulche"  g'ha',  lang  Streife" 
und  Windbäum  [ein  Regenzeichen]  AaB.  (Frei).  - 
Wundel-,  in  ZZoll.  Wunder- :  Kreuzbaum.  Ricinus 
comm.  ,W.,  kreuzbaum,  croton.'  KGesn.  1542.  ,W., 
cici,  ricinus,  vulgo  cataputia  maior,  kerva,  palma 
Christi.'  ebd.  ,01  von  zäckenkörnern  am  wunder- 
baum.'  Tierb.  1563.  .Ricinus,  w.,  erüzbaum,  zecken- 
körner.  Croton,  vulgo  cataputia  maior,  latine  ricinus. 
w.'  Fris.;  Mal. 

WIs-Baum,  bzw.  -Böm  AAFisibach,  Fri.,  Mellst., 
Würenling.,  Z.;  Bs  (Spreng);  Gr;  GRh.,  Sa.;  ScHSchl.; 
Th;  ZAuss.,  Wl„  Zoll.,  Wisbr  ZS.,  Wiips  ÄABremg., 
Fri.,  Herzn.,  Hörn.,  Wegenst.,  Wiipel  S,  Flipp  (nicht 
bestätigt)  A.\Kaist..  Rheinf.,  Bisbt-  AAWürenlingen, 
Mis-Baum  AaZ.,  Misbr  AASulzth.  —  in  AABremg.. 
Kaist.,  Rheinf.  f.,    sonst  m.:  =  Heun-B.     ,Wan  einer 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


seinem  nächsten  ein  speiss  [Splitter]  aus  dem  oug 
nemen  wil  und  im  aber  in  seinem  oug  ein  wissboum 
steket.'  Vad.  .Nun  werdend  aber  etlich  jehn,  ich  söl 
den  wisbouin  vor  usziehn  us  minem  oug.'  HRMan. 
1548.  ,Ein  Witwen  sei  wie  ein  W.,  der  Jedermann 
im  Wäg  lig:  der  ein  stand  mit  Füssen  drauf;  der 
ander  werf  ein  Stein  doran;  ein  ander  schlach  ein 
Nagel  darein;  ein  anderer  hauw  mit  einer  Ax  dorvon; 
ein  jeder  Hund  heb  nur  's  Bein  uff  und  rötz  daran.' 
Schimpfr.  1651.  Wetterregel:  Wenn  der  Bach  im 
Wintermonet  e"  W.  treu,  so  treit-er  z'  Johanni  e"  Trott- 
baum ZRüti.  Der  W.  als  Mass.  .[Drachen]  lenger 
dann  ain  wissbom.'  Kessl.  Sc  dick  wie-n-e*  Wissbaum. 
Gespräch  1712.  In  altern  Rechtsquellen  spec.  als  Mass 
für  die  Breite  eines  Weges.  ,Die  Strassen  von  Riffer- 
schwil  gon  Berkon  sond  offen  sin,  wenne  man  sin  be- 
darf, also  dass  ein  biderman  einen  wissboum  vor  im 
seherwiss  füere  uf  sinem  sattel,  der  18  schuo  lang 
sye,  dass  in  nüt  irre.'  Anf.  XIV.,  Rechtung  des  Frei- 
amts. S.  noch  Tu  Beitr.  VIII  14;  Arg.  I  153;  II  129; 
IV  265.  268.  271;  JGrimm,  Weist.  I  303;  JLüscher 
1898,  33. 

Mhd.  mieboum.  Der  Übertritt  der  Form  Wispc"  zum 
FemiDinum  geschah  unter  dem  Einfluss  der  übrigen  Feminina 
mit  dem  nämlichen  Ausgang,  nachdem  das  Gefühl  für  die 
Zss.  erloschen  war.  Die  Ausspr.  mit  -äp-  ist  jedenfalls  erst 
spät  auf  analugischem   Wege  durchgedrungen. 

Wiss-:  Weisstanne,  Abiespect.'?  , Für  Verrenkung 
der  Glieder.  Zerknirsche  Moosblumenwurzel,  bind  sie 
auf,  oder  nimb  Ameissen  under  einem  Weissbaum, 
koch  sie  und  tu  sie  darauf.'  BSi.  Arzneib.  —  Vor- 
zug-: Deichselstange  Z.  —  Zimmer-:  Name  der 
runden,  unbehauenen  Balken,  aus  denen  eine  Block- 
wand besteht  GrD.,  Pr.,  Seh.  —  Zirbel-.  ,Pinastcr, 
Pinus  sylvestris,  ein  wilder  Ziernbaum,  Cyrbelbaum.' 
Wagner  1680.  —  ,Zürgel-:  Lotus[baum].'  Denzl. 
1677;  1716.  —  Zirnen-:  1.  Name  von  Kieferarten. 
, Pinus  ist  gar  nit  ein  forhen  oder  füechten,  sunder 
ein  z.;  die  nüssle,  so  diser  bäum  in  zapfen  tregt,  wer- 
dend ziernüssle  genannt  oder  zirnüssle.'  Fris.  ,Der 
cirnenbaum,  cerrus.  Z.,  die  frucht  daran  ziernüssle 
oder  zirnüssle,  pinus,  certus  [1.  cerrus].'  Mal.  .Cer- 
rus, Z.  Palremoniae  Corona?,  Kronen  von  Z.  gemacht.' 
Denzl.  1677;  1716.  .Strobilus,  ein  gattung  eines  wil- 
den z-s.'  Fris.  .Wilder  z.,  der  nit  nüssle  tregt,  pi- 
naster.'  Mal.;  Denzl.  1677;  1716.  ,Pinus  vestigia  fir- 
raat,  er  halt  in  seiner  hand  ein  z.,  damit  er  dester 
sicherer  gange.'  F'ris.  ,Ein  bildhäusslein  mit  einer 
soul  und  zirnenhaura  ausserhalb.'  RCys.  1586.  S.  noch 
Zier-Nuss  (Sp.  829).  —  2.  .Zirmenbaum,  ein  besunder 
geschlecht  von  eichen:  cerrus  «gilops  quercus  species 
est'  KGesn.  1542;  Fris.  1574  (,Zirnen-B.').  —  Zettel-: 
die  (mit  einem  Rad  versehene)  Walze  am  Webstuhl, 
auf  welche  der  Zettel  aufgewunden  wird  Aa;  GT.;  Z. 
—  Zwi-:  gepfropfter  Baum?  .Was  si  haftend  können 
wüesten  und  schedgen,  das  was  nit  gespart  worden; 
die  jungen  zwiböum  warend  nit  sicher  gsin.'  Vau.  — 
Zwing-:  =  Trott-B.  ZBoppelsen,  Otelf. 

bäume"  I,  bäume":  1.  bomme"  a)  =  Bäumli  tu- 
sche" (s.  Baum  1  c  Sp.  1231)  ZFlurl.  —  b)  auf  den 
Baum  klettern?  D'  Sunne"  schint,  's  Vögeli  grint, 
's  Chätzli  gät  ga"  b.,  Kinderreim  ZFlurl.  —  2.  a)  bäu- 
me", bzw.  bomme",  bumme",  einen  .Totenbaum'  machen 
Ap;  Gr;  GW.  Eim  b.  ,Man  wird  dir  mit  sehiteren 
boumen  [d.  h.  dein  Sarg  wird  ein  Scheiterhaufen  sein].' 

79 


1251 


Kam.  beul,  bim,  bom,  bum 


1252 


N.Man.  1526.  —  b)  in  LSemp. ;  GMs  bäume*,  sonst 
bäume',  tr.,  einsargen  VO;  GMs;  W;  ZKn.,  Leinib. 
,Der  Spitalmeister  soll  Alle,  so  im  Spital  sterben,  in 
seinem  Kosten  bäumen;  da  soll  ihm  der  Spital  für 
jeden  Baum  6  g  geben.'  16-17,  SchwE.  Klosterarcb. 
Un'baumet,  ohne  Sarg  U.  —  3.  (in  Gl  bäume',  sonst 
bäume*)  refl.,  sich  wölben,  erheben  Gl.  Schwellen, 
vom  Wasser  „B;  VO;*  LG.  Sieh  bäumen,  von  Pfer- 
den, auch  von  Menschen,  z.  B.  bei  Krampfanfällen 
UwE.     Bildl.  ,se  erigere  adversus  alqm.'  Id.  B. 

ab -bäume":  das  fertige  Tuch  vom  .Tuchbaunr 
(s.  d.)  abnehmen  Z.     Syn.  ab-wellen. 

üf-:  1.  in  der  Weberei,  die  Kette  auf  den  Zettel- 
liuiim  winden  ZU.  —  2.  a)  tr.  und  unpers.,  aufblähen. 
z.B.  von  einem  meteoristisch  aufgetriebenen  Unterleibe 
Ap  (Tobl.);  GMs  (-bäume").  Es  hed-e«  ufbomt.  „Es 
hat  ihn  aufgebäumt,  sein  Leib  ist  von  Gichtern  in  die 
Höhe  getrieben  worden  L;  Seil;"  Z.  —  b)  refl.,  „sich 
aufschwellen,  vom  Gewässer  B;  VO."  .[Die  Mauer]  an 
deren  sich  das  Wasser  aufgebäumt  hat.'  Guler  1616. 
Anschwellen,  von  Körperteilen.  .Die  Kniee,  so  da 
aufgehen  mit  einer  Geschwulst,  sich  aufbäumen,  aber 
doch  nicht  erschweren.'  FWürz1034.  Sich  gewaltsam 
emporrichten.  ,Ismael  böumt  sich  uf  und  fallt  wider 
nider.'  Haberer  1562.  —  c)  übertr.,  sich  empören,  auf- 
lehnen.    .Sich  wider  Gott  aufbäumen.'   HBull.   1597. 

i°-baume"  GMs,  -bäume"  Ndw:  einsargen. 

er-bäume":  refl.  1.  =  üf-b.  2  b.  ,Die  See  sieh 
stolz  erbeumen  auf  [in  der  Sündflut].'  JCWeissenb. 
1678.  —  2.  =  üf-b.  2  c.  , Hiewider  habend  sich  etlich 
treffenlich  erböumt  und  gschriften  lassen  usgon.' 
Zwingli.  ,Wie  er  sich  nun  in  seinem  zorn  erböumt.' 
1530/1638,  Weisu.  ,Die  Gottlosen  erbäumen  sich  in 
Hoffart.'  JJBreit.  1628. 

ver-:  einsargen.  ,Von  dannen  er  verbäumt  zu 
Haus  gebracht,  der  nach  Eröffnung  des  Baums  so 
leicht  zu  erkennen  gewesen  als  bei  Leben.'  Ochsner 
1659.     ,Todte  zu  verbaumen.'  1692,  Z. 

Baum  er,  Bommer:  Sargschreiner  GrD.,  Valz.jGSev. 

Hoch  -  baumer:  Obstwein  (scherzhaft)  L;  Z. 
.Allerlei  trank,  als  da  ist  wyn,  hier,  h.'  LLav.  1584. 
.Wyn,  Veltlyner,  H.  und  Bier  vom  Zapfen  usschenken.' 
Z  Ungeldsordn.  1643;  an  anderer  Stelle:  ,Wyn,  Velt- 
lyner, Most  und  Bier.'  ,Ipse  Turgovium  esse  pronun- 
tiavit,  nee  in  vitibus  sed  arboribus  se  nasci.  Hinc 
nostrates  id  H.  appellant.'  JJWacner  1680. 

Baumet  m.:    Pflanzung  von   Fruehtbäumen    GT. 

g''baumet.  E"  paumeti  Wand,  aus  runden  oder 
behauenen  Balken  bestehend  GMs. 

baumicht  bommicht:  baumstark  GrL. 

baumlechtig.  ,B.  weinräben,  die  on  räbstäeken 
geston  mögend,  arbuseuhe  vites.'  Mal. 

Ge-bäum  n. :  coli.,  Bestand  an  (Frucht-)Bäunien. 
Baumwuchs.  ,N.  und  sin  erben  suln,  swenne  der  win- 
gart  ze  vruht  kunt  und  das  geböme,  den  wir  halben 
und  das  obs  halbs  entwürfen.'  1286,  Z  Urk.  ,Das  uf 
ietwederm  guote  von  dem  bach  vier  schion  lang  nie- 
mer  dekein  boum  noch  geböme  von  dewederm  teil 
werden  sol.'  1307,  Z  Urk. 

baumele"  I:  1.  refl.,  „anschwellen,  vom  Wasser 
B;  L."  —  2.  a)  sich  empor  recken.  .[Hanna  erwacht] 
heimelet  und  siebt  umb  sich.'  GGotth.  1619.  Spec. 
indem  man  sich  auf  die  Fusspitzen  stellt  AaZoL;  B 
(lt  Zyro  auch  refl.);   „L;a  S.    .Auch  die  Andern  verlor 


es  aus  den  Augen.  Da  wollte  es  sich  erheben,  wollte 
b.'  Gotth.  Der  Rüedi  baumelet  zum  Houe*  [Eier- 
tupfen].  Schwzd.  (B).  Ich  mues'-mich  b.,  für  Öppis 
z'  g'seh*  B  (Zyro).  .Einer  baumelte  über  des  Andern 
Achseln.'  AHartm.  1852.  —  b)  übertr.,  sich  grösser 
machen  als  man  ist,  stolz,  hochmütig  sein  B;  F;  S.  B. 
rcie-n-e"  welsche'  Harte".  MWaldkn.  SicH  recht  üfiä*  w1 
b.  wie  's  Wetter.  Gotth.  .Je  tiefer  Einer  vor  ihm  kniet, 
desto  höher  baumelet  er.-  ebd.  —  c)  sich  auflehnen. 
z.B.  von  einem  Sohn  gegenüber  den  Eltern  B;  FS. 
e"t-:  sich  widersetzen,  sich  ungeberdig  stellen 
BHa.    D's  Veh  hed-sich  ordeUich  e'tbeimelled. 

bäumelig:  eine  stolze  Haltung  einnehmend  B. 
.Die  Helden  von  Morgarten  konnten  nicht  bäumeliger 
heimgekommen  sein  als  sie.'  Gotth. 

(!"-) Bäume te"  f.:  Einsargung  Ndw. 

bäumig,  bzw.  bömmig:  1.  (in  den  Zss.  ei"-,  zwei-, 
drei-b.J  von  einem  Gewebe,  zu  dem  ein,  zwei  öder 
drei  .Zettelbäume'  nötig  sind  Z;  vgl.  auch  Wupp.  — 
2.  a)  vom  Fruehtbaum  stammend  BsL.  Büumigs  Holz. 
—  b)  vom  Laubbaum  stammend,  von  Hartholz  B;  GF. 
Bäumigi  Büscheli  [Reisigbündel]  GF.  .Ein  Klafter 
tannigs  Holz  gilt  40 — 50  Batzen;  bäumigs,  gerüstet. 
70  Btz.'  Gldr  1835.  —  3.  ,resectus  ex  integra  arborc' 
Id.  B.  E"  b-er  Stecke',  der  aus  einem  jungen  Tannen- 
baum gemacht  ist  B  (Zyro).  —  4.  a)  Adj.,  stark  und 
gross  wie  ein  Baum,  stämmig,  gewaltig  (gross)  Ap; 
Es;  Gl;  Gr;  ,.L;"  G;  Schw;  Tll;  UwE.;  Zg  ;  Z.  E" 
b-cr  Ma'n,  Purst,  Kärli;  e"  b-s  Ross:  c"  b-i  Tanne". 
E"  b-s  Eueder  Heu,  e"  b-i  Wasch  Bs  (Seiler);  Z.  E' 
b-er  Strich  durch  d'  Rechni'g  Z.  —  b)  Adv.,  stark, 
gewaltig,  gehörig,  reichlich  Gl;  GSev.;  SouwMuo. ; 
Zg;  Z.  B.  wachse"  GSev.;  Z.  's  häd  b.  g'regnet  Z. 
Ich  hän-em  doch  b.  Brügel  g'ge"  Z.  Lass-mich  nW 
mache",  »■*  will  b.  dehinder.  LSteiner  1883.  Er  ist-em 
nuch  b.  e"  halbe"  Schnell  übere"  g'sprunge",  hat  ihn  im 
Sprung  um  mehr  als  einen  halben  Schuh  übertroffen 
S(  II«  M uo.  Die  Cime  gi''d  zeche"  Mass  Milch  u"1  de"" 
nuch  b.  ebd.  B.  so  eil  Gl.  Ich  han-c"  h.  möge",  stie- 
lend überwältigt  ZGStdt  (selten).  Als  Verstärkung 
vor  Adj.     B.  starch,  lieiss,  ehalt  AaB.;  Bs;  Th;  Z. 

glich-:  von  Bäumen,  deren  Stamm  von  unten  bis 
weit  hinauf  fast  gleich  dick  ist  UwE.    Ant.  ror-spit:. 

bäumi",  bzw.  bömmi" :  =  bäumig  2  a  G;  TßEgn.; 
ZHombr.  B-s  Holz,  bbmmcni  Schiter  TuEgn.,  bäumeni 
Büscheli  GF.  B-s,  zerkleinertes  Holz  von  Obstbäumen 
ii:  ZHombr.  Hierher  viell. :  ,N.  N.  wird  verklagt,  drei 
bäumene  Stecken  gehauen  zu  haben.'  1661,  JNater 
1898. 

bäume"  II :  unpers.,  mit  Dat.  P.,  „ahnen,  bes.  eine 
Vorherverkündigung  eines  unglücklichen  Zufalls,  zu- 
mal des  Todes  einer  Person,  durch  irgend  ein  Zeichen 
bekommen;  auch  wenn  Jmd  von  einem  Zufall  bedroht 
wird,  ihm  aber  noch  entgeht  Gl;  ZF."  Dem  hct's 
'bäumet,  's  het-em  'bäumet,  um  ein  Haar  wäre  ihm  ein 
Unglück  zugestossen,  wäre  er  gefallen,  bankerott  ge- 
worden usw.,  er  ist  mit  knapper  Xot  einem  drohenden 
Unheil  entronnen  Gl;  Z.  Er  hät-sich  nueh  möge" 
g'hebe" ;  aber  's  hät-em  'bäumet  Gl.  Mir  bäumet,  mir 
schwant  B;  S.  Auch  ohne  Dat.  von  der  gespenstischen 
Ankündigung  nahen  Unheils,  bes.  eines  Todesfalls  Gl; 
Syn.  geistert.  I"  üserem  Hits  hei  's  'bäumet,  es  sind 
Todesanzeichen  vernehmbar  geworden  (iL. 


1253 


IIa  in.  bem,  bim,  lioni.  Ihiiii 


1254 


er-baauie",    bzw.   -bomme*,   vom    Holze,    morsch, 

mürbe  werden,  die  eisten  Sporen  von  Fäulniss  zeigen 
GrD.,  He.,  L.,  l'r.,  Seh.,  Scuolms,  Tschiertschen.  Der 
Bank  ist  erbommet. 

Ter-:  vermodern,  morsch  werden,  ersticken,  von 
Holz  und  andern  pflanzlichen  Stoffen  A.\Zein.;  Ar; 
Bs;  GWe.;  Soh;  SL. ;  Th.  Wenn  g'haunigs  buechigs 
IInl:  Augste'rtgen  überchnnnt,  so  uerbaumet  's.  Schild. 
Durch  Alter  verdorben  werden,  von  Waren  Arll.,  K.. 
M.  Verbommti  War.  —  Auch  bair.  (Schm.-Fr.  I  2 11 1 
und  schwäb. 

baumele"  II:  taumeln,  mit  unsichern  Schritten 
gehen.  z.B.  von  einem  durch  Krankheit  Geschwäch- 
ten W.  —  Vgl.  nlul.  .baumeln',  schwäb.  bäumen,  unent- 
schlossen seiu. 

lÜmolte  GRoHe..  Bimletc"  GR.Jen.  -  f.:  Name  einer 
Birnsorte. 

PieniHliil,  -t  n.:  Piemont.  Eine  Erinnerung  an  die 
verlustreichen  it.  Feldzüge  hewahrt  die  RA.,  die  man 
etwa  als  Antwort  auf  die  Frage:  wo(hin)  ist  er?  zu 
hören  bekommt:  (Er  ist)  im  (bzw.  i"  's,  ufj  1'.,  wo  l;e" 
Hund  me  ume'chunnd  AAWohlen;  s.  auch  Sprww. 
1860,  86. 

In  unserer  ü.  Lit.  in  den  Formen:  .Bemnnd'  (1Ö44, 
Volksl.;  Mal.),  ,1'emont'  (Fris.),  ,us  dem  Bemnnden'  (1544, 
Seh   Ratsprot.). 

Piemonteser(li),  Pi-:  die  gestreifte  Varietät 
des  Egg-Epfels  (Bd  I  367/8)  Th. 

Pomade",  B-  B;  Th,  Pumäde",  B-  Bs;  B;  Z:  1.  wie 
nhd.  —  2.  Gemächlichkeit,  bequeme  Art  B.  Und  e" 
P.  het-er  de"",  er  erpräiti  [rührte]  -si'h  nit,  Wd  wenn 
der  Chaiser  ro*  Bussland  vor-im  stüend.  Auch  persön- 
lich :  er  isch  e"  so-n-e"  rechti  B.  BsStdt. 

Der  Wortacc.  ist  meist  (doch  nicht  in  Bs)  auf  die  erste 
Silbe  zurückgezogen.     2   von  pnmtuliy  abstrahiert. 

Gc-frÖr(n)i-  Z,  G'fruri-  B:  Salbe  gegen  Frost- 
beulen. —  L usaner-:  Ungu.  mezerei  Z  (Apotheker 
Vogel).  —  Gitzi-netzi-:  Ungu.  rosat.  B  (Apotheker 
Limit);  vgl.  Bd  H  580.  —  Peterli-:  Hydrarg.  alb. 
Z  (Vogel).  —  Seile ri-,  Zelleri- :  =  dem  Vor.  B  (Lindt). 

—  Trübe"-  Tu;  Z,  Dribel-  Bs:  .Labiale  ceratum'. 
Salbe  für  offene  Wunden. 

pomadig,  b-  B;  L;  Scnw;  Th,  pumädig,  b-  Bs;  Z: 
bequem,  phlegmatisch,  mit  dem  Nbsinn  des  Gleich- 
gültigen und  Selbstgefälligen.  E"  p-er  Herr.  Mer 
mache'd  Das  ganz  p.  Wer  het  gutschiert  und  isch 
rurii/l'  ganz  b.  g'hoclct?  Breitenst.  ,Durch  das  Brief- 
sehreiben kasteie  ich  mein  Fleisch,  indem  ich  sonst 
Sonntags  die  Feder  ruhen  lasse  und  mir  pomadig  tat.' 
Gottii. 

pomäli:  Adv.,  =  dem  Vor.  .Bald  hastig,  bald  po- 
mäle.'  DKyd  1850  (aScHw).   -   Vgl.  Gr.  WB.  VII   1994. 

I'omatter:  der  aus  PPo.  „B.  Fleuge"".  eine  Art 
lästiger  Fliegen  W;  „Syn.  Augst-täler"  (s.  Bd  1  155). 

—  Vgl.    liolrmer    1    (Sp.    HS  1/2). 

Iioiiiineii :  kollern  (in  den  Eingeweiden).  .Wider 
die  pfeisenden,  bonimenden  bläst  [Bauchwinde],  aus 
unvcrtöuwlicher  kalter  feuchtigkeit  erwegt.'  Tierb. 
1563.   —   Vgl.   bummen. 

ver-b  om  mere":  unachtsam  mit  Etwas  umgehen, 
so  dass  es  Beulen  bekommt  Sch. 

bömraere":  klopfen  L.  's  Herz  hed-em  'hämmeret 
wi-n-en  Ambös.   Scuwzd.   —   Wohl  =  Wimmeren. 


Pomettli  n.  .Wir  verbieten  alles  Tragen  seidener 
Spitzen  uml  Fransen)  auch  der  sog.  Bomettlenen.'   Z 

Mand.  lTiil/0.  —  Vgl.  frz. pommetu  (Dim.  zujxwnme,  Apfel), 
Knötchen  auf  gestickter  Arbeit. 

bitnim:  Schallwort,  Nachahmung  eines  starken, 
dumpf  dröhnenden  Tons,  z.  B.  eines  in  der  Ferne  ab- 
gegebenen Schusses,  allg.  B.,  h.,  b.,  euses  Hüs  ist 
chntmm.  B.,  U.,  b.,  iez  g'hcit  das  Hiisli  um.  L  Volks- 
reim.  Vom  Schall  des  Küferhammers;  daher  der 
Kinderspruch:  Ghüefer-Schlegeli,  b.,  '*.,  &..'  ZZoll.  Bes. 
in  den  Verbindungen  bimm-bamm-b.,  b.-baum  zur  Nach- 
ahmung eines  Glockengeläutes. 

bumerly-bum:  Name  eines  verpönten  Liedes. 
nach  seinem  Eingang.  .1  pfd  5  ß  [Busse]  gab  N.  N. 
von  dem  lied  b.'  1536,  ZGrün.  Amtsrechn. 

biri-bumm;  vgl.  (biri-)bump.  Dazu  b.-bumme": 
Bedli,  trä-dieh  um  und  um,  Bedli,  trä-dich  umme"! 
's  ist-mer  neime"  nüd  so  drum,  z'  Zürich  z'  b.,  Verse,  mit 
denen  man  das  Schnurren  des  Spinnrads  begleitet  Z. 

rumpedi-:  Nachahmung  wiederholter  dumpfer 
Schläge,  z.B.  des  Trommelschlages  Aa;  Bs;  B;  Tu. 
Wie  mache"  's  denn  die  Chüefere"?  Neso  mache"  's  si: 
Si  mache"  dreimal  rumpetibumm  und  höusche"  scho" 
drei  Batze"  drum  AAZein.  Auch  sonst  in  Volks-  und 
Kinderreimen,  so  in  dem  Ringelreihen:  .Höre  auf  der 
Wiese,  drei  Tag  Schlisse,  acht  Tag  R.  [usw.]'  Tu;  Z. 
S.  auch  FJSchild  1873,  10. 

Bummel  1  m.,  PI.  Bummel:  Hummel  GrCIim-w., 
D.,  Pr.   —   Vgl.   das  syn.  Mummet  I  (Sp.   227). 

Bet-Bummeli  n.:=  Mummelen  2  (Sp.  228)  GG. 

bumme":  1.  a)  den  Laut  bumm  von  sich  geben; 
dumpf  tönen,  dröhnen,  krachen,  von  (fernen)  Kanonen- 
schüssen, vom  Donner  usw.  Bs;  „L;"  Seil;  „Schw;" 
W;  ZO.  Syn.  tonnen.  Hast  aueh  g'hört  Schüsse"  mit-em 
Chatze'chopf?  Gell,  Das  hat  'bummet!  ZWyla.  — 
b)  den  Laut  bumm  erzeugen,  spec.  heim  Schiessen. 
„Sic  haben  geburamet,  d.  i.  mit  den  Kanonen  stark 
geschossen  L;  Sch  (lt  St.2  Scuw)."  —  2.  gew.  unpers., 
vom  klopfenden  Schmerz  in  einer  Wunde,  bei  einer 
Entzündung  W.  Wie  's  da  in  dem  Umlauf  bummot! 
D's  Eiter  bummet  im  Finger. 

pumme"-si-si:  meist  wiederholt,  Nachahmung 
des  Tons  der  Pauke  mit  Cymbal,  Triangel  usw.,  auch 
zur  Bezeichnung  des  .Brätsehens'  BO.  (Zyro). 

Bummerätte"  f.:  Name  der  grossen  Trommel 
Bs  (Kdspr.).    -•    Eig.  Nachahmung  des   Trommelschlages. 

bummer e"  ÄALeugg. ;  Bs  (auch  bümmere");  VO; 
Gr;  „Sch;"  Z,  p-  Gr  tw.;  Ltw.;  Ndw:  1.  =  bummen 
1  a  und  6,  mit  iter.  Bed.  aaOO.  Syn.  gummeren  (Bd  II 
309).  Das  pummered  ai'h  der  ganz  Tag!  z.  B.  wenn 
in  einem  fort  mit  Mörsern  geschossen  wird  Ndw.  .Die 
Zürcher  haben  a.  1656  dermassen  mit  grossen  Stücken 
geschossen,  dass  man  das  B.  nicht  nur  allhie  ganz 
ring  hat  hören  mögen,  sondern  dass  auch  der  Himmel 
gleichsam  hätte  erklingen  mögen.'  Zg  Neuj.  Auch 
vom  Getöse  stürzender  Lawinen  UwE.  —  2.  klopfen 
GRFläsch. 

bummle":  donnern  GrS.    's  hat  gräsam 'bummlet. 

Bnmmedä'ppi,  zumeist  aber  -diippeli  (lt  An.  ad  St. 

■appeli)  n.:  Franzapfel  Bs.  Syn.  Herren-Epfel.  B. 
wurden  mit  Vorliebe  an  den  Weihnachtsbaum  gehängt. 
Üsg'seh"  wie-n-e"  B.,  frisch,  rosig,  zum  Anbeissen,  z.B. 
von   Kindern.  —  Ans  dem   syn.  frz.  pomme  il'  Api.    Seiler 


1255 


Bam — linni.     liamli 


1256 


führt  auch  die   Entstellung   DuwmedäppeU  an.      Becker  gibt 
Bummcdöppeli,  pomme   d'amour,  Sol.   Lyc. 

ßiimeriinli  n. :  Zuckerpflaume  Zg. 

Bummel  II  m.:  Rufname  von  Kühen.  Zielen  Gr 
Churw.,  Glar. 

Bummeli:  scherzh.  Bezeichnung  eines  kleinen 
Stücks  Vieh,  auch  eines  kleinen  Kindes  GaSchuders. 

Bunini(en)  f.:  1.  Bumme*  AABruggf;  Bs;  B  tw. ; 
L;  S;  Ztw..  Bumm  ZHombr..  0.,  Zoll.,  Bombe,  rot.: 
li-en  und  Granate"!  Bs;  B;  L;  Z.  —  2.  Bumm  (PI. 
Bumme",  Dim.  Bümmli),  Wurfkugel  aus  Eisen,  Stein, 
Blei  oder  Glas  im  Spiele  chluckeren  (s.  Bd  III  (i-12/3)  Z. 
Syn.  Bummi,  Bötseh. 

Big.  Lehnw.  aus  frz.  bombe  (s.  /lumbal),  aber  vom  Sprach- 
gefühl an  unsere  Gruppe  angeschlossen. 

Bumm  er  (in  AALeer. ;  SB.;  THEgnach,  Hw.;  Z 
Wettschw.  BommerJ,  auch  P-  B;  Gr;  S;  ZU.,  S.  — 
PI.  Pummre"  BSi.,  Bömmer  TiiEgn.  —  Dim.  Bum- 
merli,  Bommerli,  P-(inÄAtw.;  „VO;"  ScnSt.;  „Th;" 
ZWyla  Bümmerli)  —  m. :  1.  Spitzhund,  Pommer  B; 
„VO;"  ScHSt.  (Sulger).  Doch  vorwiegend  halb  ge- 
nerelle Bezeichnung  zunächst  kleiner,  rundlicher  Hunde 
(mit  kurzem  Kopf),  bes.  als  Ausdruck  der  Kdspr.  Aa; 
B;  GRChur,  He.,  Pr.,  Tschapp.;  S;  Th;  Z.  Pudel  L; 
Sch;  Zg.  Wie  si  [eine  nach  Branntwein  lechzende 
Alte]  au'*  's  Med  und  d'  Nase"  b'schlecld  und  schnüfelet 
und  suecht  grad  ase"  wie-n-en  P.!  Stütz,  's  Chindli 
ist  devo"  g'hödelet  irie-n-e"  Bümmerli  ZWyla.  Wenn 
's  Pummerli  scliisst!  höhnische  Abweisung  ZZoll.; 
vgl.  Baumgarten,  volkst.  Naturk.  81.  ,Der  Spitz,  Pom- 
mer, Bauernhund.'  Alp.  1821  (unter  den  in  der  Schweiz 
am  meisten  verbreiteten  Hunderassen  aufgezählt).  — 
2.  übertr.  auf  andere  Tiere  von  kurzer,  rundlicher 
Gestalt,  auf  Pferde,  Rinder,  Schafe,  Schweine  Aa  rechts 
der  Aare;  Bs;  BSi.;  Gr  (selten);  GSa.,  T.;  SNA., 
Thierst. ;  Th.  [Dieses  Pferd]  ist  nur  so  e"  Bommerli 
ThHw.  Pferde-  (AaF.,  Rothr.;  BsL.),  Kuhname  AaF., 
Ke.,  Merenschw.;  B;  ZWettschw.  —  3.  von  Menschen, 
a)  kurze,  dicke,  dralle  Person;  das  Dim.  halb  kosend 
bes.  von  Mädchen  und  Frauen  Aa  rechts  der  Aare;  Bs; 
BU.;  GRChur,  He.,  Pr.,  Tschapp.;  L;  GSa.;  SohwE.; 
S;  Zg;  „kleines,  schmuckes  Mädchen  VO."  Syn.  Büm- 
pe(r)li.  Si  sind  ganz  verstünt  g'si",  dass  us  dem 
schmale"  Zimperdrinli  e"  diel;  Bümmerli  teorden  isch 
BsStdt.  —  b)  ,masthaftes,  grosses  Weibsbild'  Bs 
(Spreng).  —  c)  Schelte  auf  einen  knickerigen  Men- 
schen ScnSt.  (Sulger).  —  4.  Schreckwort  für  Kinder. 
Man  sucht  ihnen  Furcht  einzujagen  mit  dein  Ruf: 
der  B.  chunnd!  Aa  oEnd.  —  5.  „Bommer  Z,  Bümmerli 
Th,  Rausch,  Räuschchen." 

Zur  Etym.  uud  weitern  Verbreitung  des  W.  vgl.  Gr.  WB. 
VII  1996.  Seine  reiche  Bed. -Entwicklung  rührt  jedenfalls 
z.  T.  davon  her,  dass  es  im  Sprachbewusstsein  an  unsere 
Sippe  angeschlossen  wurde.  Zu  5  ist  viel!,  an  frz.  rond 
comme  unc  pomme,   toll   und  voll,   zu  erinnern;   doch  vgl.  Äff. 

Speck-:  =  Bummer  3  a  in  verst.  Bed.  Bs. 

Spitz-:  Spitzhund  BsStdt. 

Bummerc"  f.:  1.  grosse  Kegelkugel  ÄASafenw. 
-  2.  oft  mit  dem  Zusatz  diclci,  sehr  dicke,  runde 
Weibsperson  AARothr. ;  Bs  (auch  von  Tieren).  Syn. 
Bunden. 

Bummi.  Bümmi:  1.  Pümi  n.  B  (Zyro),  Bümmi 
'/..  Pömmerhund.  Bimi  (d,  i.  Itümi)  Nuw,  Bemmi  m. 
BsStdt,  Rufname  kleiner  Hunde.  —  2.  Bummi  n.,  Ruf- 


name von  weiblichen  Haustieren,  Kühen  und  Kälbern 
GrCIiuiw.,  Pr.  —  3.  Bümmi  (nach  vereinzelter  An- 
gabe auch  Bummi)  m..  verächtliche  Bezeichnung  eines 
Mannes  Z.  En  alte1'  B.  ACorrodi.  Spec.,  Wollüst- 
ling Z  (Spillm.).  —  4.  Bümmi  (auch  Bummi)  m.,  penis 
Bs;  Z.  Der  B.  üsringe",  mingere  BsStdt.  Vgl.  B.-Hagi 
(Bd  II  1078).  —  5.  Bümmi  m..  Hinterer,  Buckel  Z. 
Gib-em  uf  de"  />'..'  —  0.  Bümmi,  Prügel  Z.  Hast  B. 
übercho'?  Wottst  öppe*  B.S  —  7.  Bummi  in.  (Dim. 
Bummeli),  =  Bummen  2  Bs.  ,Der  B.  als  Konig  unter 
den  Gluckern.'  Bs  Nachr.  1883.  Botte",  B.  üse*  lö"! 
auch  bloss  B.  üse"!  Spielruf. 

Biimmerünz  Z  (auch  P-J,  -anze"  Bs  —  f.:  1.  Po- 
meranze, Orange  Bs;  Z.  Die  Sechst  [Ehefrau]  häd  in 
asa  voll  g'schlaga",  dass  er  hat  möga"  in  d'  Hosa*  tue" 
und  J'omeranza"  schissa".  Kornhofer  1679.  ,Si  heigeud 
öppedie  g' froren,  dass  sie  hätten  mögen  Bummeranzen 
schissen.'  XVII.,  Gesprach.  —  2.  scherzh.,  kurze,  dicke 
Frauensperson  Bs;  Z.  Auch  kleiner  Mensch  übh.: 
's  B.-Ploton,  das  hinterste  Peloton  einer  Kompagnie 
mit  den  kleinsten  Soldaten  Bs. 

Land-:  spöttische  Bezeichnung  robuster  (Z),  städt- 
isch aufgeputzter  Mädchen  oder  Frauen  vom  Lande, 
die  aber  in  ihrer  ganzen  Art  und  Haltung  noch  ihren 
Ursprung  verraten  Bs;  Z.  Auch  von  männlichen  Per- 
sonen  Z. 

(ver-)  bumme  runzle":  1.  rer-b.,  vernachlässigen, 
durch  Nachlässigkeit  verderben  lassen.  Etwas  ver- 
fehlen Bs.  Syn.  ver-brum-berlen.  —  2.  in  der  scherzh. 
Verwünschung:  's  ist  zum  fdräne'J  b.  oder  zum  rer-b., 
zum  Davonlaufen,  zu  arg  BsStdt. 

Pummeren,  B-  f.:  Scherzname  des  obern  Teils  der 
alten  ZAllmende  im  Hard,  aus  der  Zeit  (Ende  XVII. 
und  im  XVIII.)  stammend,  da  derselbe  .wegen  äusserst 
teuren  Zeiten  städtischen  Bürgern  zur  Urbarmachung 
angewiesen  wurde.'  Z  Memorial  1801,  95.  In'n,  i"  der 
B.,  urbar  gemachter  Teil  der  Allmende  ZZoll.  En 
B.-Blätz,  ein  zur  Urbarmachung  zugewiesenes  All- 
mendloos. 

Die  Benennung  wird  von  dein  angeführten  Memorial  damit 
in  Zshung  gebracht,  dass  jene  Anweisungen  in  den  gleichen 
Zeitraum  fielen,  .in  welchem  viele  hiesige  Landskinder  wegen 
der  herrschenden  Teure  nach  preussisch  Pommeru  emigriert, in, 
um  sieh  da  niederzulassen   und  das  Feld  anzubauen.' 

Piimmeze.  B-:  Beiname  eines  Zweiges  der  Familie 
Fuchs  in  SohwE.,  von  dessen  Begründer  herrührend, 
der  Nepomuk  hiess  f. 

Hummel  in.:  brauner  Honigfladen;  altes,  sehr  be- 
liebtes Weihnachts-  und  Neujahrsgebäck,  in  neuerer 
Zeit  auch  gewürzt,  bes.  mit  Pfeffer,  und  daher  rässe'' 
B.  genannt  (s.  B.-Tafcl)  zum  Unterschied  von  andern, 
mildern  und  kleinem  Bummeln,  z.  B.  Hunti  und 
Chüechli  (s.  Bd  II  1307)  Ap;  (iRh.,  T. 


Bamb  —  bumb. 

Vgl.    auch    die    Gruppe    tbim/i    usw. 

ISaillba:  Mann,  in  der  Sprache  der  Wildleute  Gr  ; 
vgl.   Vonbun  1802,  02;  WSenn  1875,  80. 

Bambe]  m.:  1.  etwas  Baumelndes,  Herabhängendes, 
z.  B.  von  der  Troddel  einer  Mütze  ZZoll.  Spei!.,  Hange- 
maul;    unfreundliches,    unzufriedenes    Gesicht    ZNer. 


125'i 


Itiinili.  bemb,  liinili.  bomb,  bmiib 


1258 


Svn.   Lampelen    (Bd    III    r_7i).     /•.'/)    />'.   mache".   - 
2.  -  Lürcn  2  b   (Bd    III    1378)    ZI, nun.   -   Zu  2   vgl. 
Gunggel  (Bd    II   867). 

Kafl'i-:  fade,  abgestandene  Kaffeebrühe  L.  Es 
Chrüegli  roll  g'hutige".  g'mänggelige*  K.  JRoos.  Syn. 
Bambeli-  Wasser. 

Bambele"  I  Bammele"  f.:  Wasserschoss  an  Reben 
GritChur,  oHe.  .[Die  Hebe]  ward  auch  hoch  in  seinen  [!J 
pampelen.'  1531/48.  Ezecb.,  wofür  1667:  .zwüschen 
den    dicken   Ästen.'   -   Vgl.  .Bampel.'    Gr.  WB.  I    109«. 

bambele":  1.  in  baumelnde  Bewegung  setzen, 
schlenkern,  schaukeln  AaF.;  '/..  Mit  de"  Füesse", 
Arme"  b.  Züättl.,  0.,  Wyla.  Oppis  iimc"  b.,  lange  un- 
schlüssig hin  und  her  bewegen  Z.  Speisen  werden, 
wenn  sie  heiss  oder  schwer  zu  kauen  sind,  oder  auch 
wenn  die  Esslust  fehlt,  im  Mül  ume"  'bambelet  Z.  — 
2.  a)  freischwebend  sich  hin  und  her  bewegen,  bau- 
meln, z.  B.  von  einem  Pendel,  einer  Troddel  Z.  En 
Zupf,  wo  uf-eme"  aristokratische"  Buggel  bambelet. 
KBiedkkmann.  Jets  isch  '»'  üs  'bambelet,  fertig,  zu  Ende, 
bes.  bei  Kinderspielen  gebraucht;  auch  etwa  von  einem 
leer  gewordenen  Gefäss  S.  —  b)  die  Arme  schlen- 
kernd, schlampig  einhergehen  ZO.,  Stdt. 

bambele":  wesentlich  =  dem  Vor.  1.  a)  die  Füsse 
schlenkern  Z.  —  b)  läuten,  bes.  mit  kleinen  Glocken  Z. 
Vgl.  Bim-bämbeli  (Sp.  1229).  —  2.  sich  schwankend 
bewegen  Z. 

.Bambele"  II,  -eli  B;  VO;  Z",  Bammele"  „Gr;"  G 
(Götz.),  Bambeli  L;  SiH.St.  (Sulger);  Z.  Bammelt  Gr. 
Wammeli  G  (Götz.),  Bämmeli  L,  Bämeli  Scnw,  Bom- 
meli  GSev.:  1.  Name  eines  kleinen  Fisches  aus  dem 
Geschlecht  der  Weissfische,  Leuciscus.  Geringschätzige 
Bezeichnung  eines  winzigen  Fischleins  übh. :  Es  ist 
nur  es  B.,  noch  hei"  Fisch  Schw.  ,Der  bambelen  sind 
insonderheit  zweierlei  geschlächt,  etliche  glatt  one 
schüeppen,  werdend  bei  uns  gmeinklich  allein  in  der 
Glat  fiuss  gefangen;  andere  habend  schüeppen,  als 
unsere  gemeine  bambele.'  Fischb.  1563,  158b.  .Bam- 
bele oder  Harlüchle,  Phoxinus,  Phox.  varius,  Phox. 
squamosus  maior  et  minor.'  JLC'vs.  1661.  ,Blica,  Bal- 
lerus,  Plestya.  Phox.  squam.  minor,  Bambele,  Haar- 
lukle.'  Cappeler  1767.  S.  Hür-Lüchli  (Bd  III  1044). 
Spec.  a)  auch  Glatt-B.  Z,  Elritze,  Leuc.  phox.  (al. 
Cypr.  phox..  Phox.  var.  s.  lrevius)  B;  „VO;"  Gr;  G;  Z. 
,Die  Elritze,  Cypr.  phox.  Dies  Fischchen  heisst  an 
den  meisten  Orten  der  Schweiz  Bambeli,  auch  Bach- 
bambeli  und  seiner  kleinen  Schuppen  wegen  das  glatte 
B.'  GLHartm.  1827,  197.  ,Das  Geschlecht  der  glatten 
Bachbammele,  welches  die  Schwaben  Pfrill  nennend, 
ist  glatt,  ohne  Schüpen,  weiss  [usw.].'  JLCvs.  1661. 
,Elriz,  Elderiz,  Bambele,  Phox.'  Red.  1662.  .Diese 
Fischlein  (Bammeli)  sind  sehr  gut  den  Kindern,  wann 
sie  den  Ettig  haben.'  Sereru.  1749.  —  b)  Alben,  Alant- 
blecke, Leuc.  alb.  (al.  Cypr.  bip.)  LSee;  ZRheingebiet; 
vgl.  GLHartm.  1827,  219,  ferner  her  (Bd  I  547).  .Das 
Bämmeli.  Von  diesen  kleinen  Fischehen  werden  50 
Stück  zu  einem  Pfund  erfordert.'  Alp.  1827  (betr. 
den  Walensee).  —  2.  von  andern  kleinen  Wesen  oder 
Sachen.  Etwas  Kleines  übh.  GnGlar.  a)  scherzh., 
kleines,  lebhaftes  Kind,  z.  B.  von  Schulkindern  Gr. 
—  b)  Bämmi,  Lämmlein  GrS.,  Scuolms,  Tschap'p. ;  Syn. 
Bämschi.  —  c)  Bambeli,  Nbf.  Bambeli,  beim  Backen  in 
den  Privathäusern  aus  dem  Rest  des  Teiges  gemachte 
kleine  ,Wähe'  (s.  Chuechen  3«  Bd  III  131)  Z  rS.  f 


Vgl.  Gr.  WB.  I   IOU5.     2n  erinnert  au  it.  ( hoto,  kloiui 

Kind,  bambola,  Puppe,  und  es  wäre  nicht  unmöglich,  die 
übrigen  Bedd.  als  davon  her  libertr.  zu  erklären.  Doch  lassi 
sich  bei  I  und  -J  a  auch  an  Zshang  mit  bambelen  denken; 
dem  W.  wart'  dann  der  Groudbegriff  unruhiger  Beweglii-hkeit 
eigen;  vgl.  FStanh.  Das  l',i"t  107.  Hieher  wohl  der  Bam- 
meli-Se,  kleiner  See  hei  GrPeist  (nach  Tsch.  wahrseh.  sn 
genannt,  weil  er  B.  enthält).  Zur  Form  Bommeli  vgl.  Bach- 
Bumbeli    11. 

.Meer-:  hepsetus.'  Fischb.  1563.  —  Bach-Bam- 

beli  s.  Bambelen  II  1  a. 

Bambele"  III:  Pflanzenname.    Nur  in  den  Zss.: 

Käs- Bambeli:  wohl  eine  Malvenart.  HKKinzi.i. 
Wthurer  Chr.     Vgl.  Chäsli-Chrßt  (Bd  III  897/8). 

Bach-Bainmele":  Bachbungen-Ehrenpreis,  Ver. 
becc.  GRChurw.  (Tsch.),  Pr.  ,Eine  Lilien,  ja  ein  ein- 
ziges Bachbambelein  und  Erdengräslein.'  JJUlr.  1727. 
.Das  geringste  Viönlein  und  Bachbambelein.'  ebd. 

Die  zwei  ä.  Belege  sind  viell.  eher  auf  die  Sumpf-Dotter- 
hliime,  Caltha  pal.  zu   beziehen.      Vgl.   Bach-Bumbelen. 

Bamber  m.:  Knall  W. 

Bämbere"  f.:  1.  .grosse  Chlüre"  (s.  Bd  III  687), 
die  Glück  bringt'  Z  (Schultheis).  —  2.  überaus  dralle 
Weibsperson  ZWthur. 

bämbere",  in  Bs  bämmere":  meist  unpers.,  dröh- 
nend auf-,  zusammenschlagen,  z.  B.  von  einem  Ham- 
mer auf  dem  Ambos,  bes.  aber  von  einem  schweren 
Stein  auf  einem  hohlen  Bretterboden  ZF.  ,Man  hörte 
das  Gebember  zusammenschlagender  Stackein  [d.  s. 
Zaunstäbe,  in  einem  Kampf  der  Nachtbuben].'  JSf.nx 
1888.  Schlagen,  klopfen,  wobei  ein  dröhnendes  Ge- 
räusch entsteht:  Da  hast  auch  alliiclle'd  esB.!  tadelnd 
zu  einem  Knaben  ZO.  Ohne  den  Nebensinn  des  Ge- 
räusches, meist  nur  in  der  Verbindung  druff  lös  b., 
heftig  drauf  los  schlagen,  klopfen  Bs.  Wo-n-er-eti 
e'möl  in  de"  Hände"  glia"  het,  het -er -sich  nimme" 
kennt  und  het  druff  lös  'hämmeret,  bis  der  Ander  am 
Bode"  g'legen  isch. 

ver-bambuschiere":  (sein  Geld)  verschlemnien  G 
Ebnat.  Der  machet-em  kei"  G'wüsse"  tlrüs,  das  Ijönli 
frisch  z'  V.  EFecrer.  —  Aus  frz.  bumbocher,  ein  aus- 
schweifendes   fielien   fuhren. 

bhnbele":  „einzelne,  unterbrochene,  leise  Laute 
von  sich  geben,  zunächst  von  einer  kleinen  Glocke 
LE.U,  bimmeln  Z.  Und  die  chllne"  Herde'glöggli  bim- 
bele'd  ase  lieblich  dri".  ESchonenb. 

Biri-Bnmb  m.:  Trommel  Sch.     Vgl.  (biri-)hump. 
bombe":  geräuschvoll  umherwerfen.     Etwas  um- 
enand  b.  Sch  (Kirchh.). 

Ilninbalo'nier   m. :    scherzh.,    Branntwein    AlLind. 

Abi.  von  Pampebma,  dem  Namen  der  bekannten  spanischen 
Stadt?  In  den  1820er  Jahren  gab  es  viele  schweizerische 
Söldner  dort. 

Bombasin:  Name  eines  Baumwollstoffes.  ,1565  ward 
ich  schiffferger,  bamasyn-  und  barchetgschouwer.'  Z 
Chron.  ,Barchet,  bomasyn  [als  verzollbare  Waren].' 
1567,  Z.  .[Die  Ware  eines  fremden  Krämers]  es  sye 
gwürz,  syden,  sammet,  bommasyn  und  sichlen.'  1578, 
Aar.  Stadtr.  ,Ein  Paar  Ermel  von  gutem  Boinbasi.' 
1658,  Obw.  .Xylinus  pannus,  Bomasin,  Barchet.'  Denzl. 
1677;  1716.  Vgl.  noch  JHSchinz  1763,  121;  Ad.Bürkli 
1885,  3.    —    Frz.  bombasin. 


1259 


Bamb — hniiib.    Bainf    buraf.    Bamp — buinp 


1260 


Büinbo  <i;  In.  Bumbo  '/..  Bumbum  Aa;  Bsj  /.  Bum- 
pum  ZBül.  —  in.:  Pompon  auf  dein  Käppi  der  Soldaten. 

buinb:  Scballw.    Bumbedi-bumb,  Nachahmung  des 

Trommelschlags.  ,Bumbedibumb,  zum  Tor  hinaus!' 
riefen  die  Gassenbuben  hinter  einem  Delinquenten 
her,  wenn  er  gestäupt  und  der  Stadt  verwiesen  wurde 
ScHSt.  (Sulger). 

bumbe"-zi-zi:  =  pHiiiinen-si-.fi  Z. 

Bumbn'l  ZDättl.,  Lunn.,  Bombö1!  niTu,  Bumböl 
„Aa;  B*  (auch  Zjro);  ZF.,  Kn..  St.lt.  /.  Kai.  1-1". 
J'umpaler  iuTh  (Früh)  —  m.  (lt  Zyro  n.),  Dim.  Bum- 
boli  ZF..  Bamböli  oTh,  Berg,  Fr.,  Bdmö'li  oTh:  stäb- 
chenförmiges Stück  Blei,  das  sich  Knaben  durcli  Ein- 
giessen  in  eine  Schiebrinne  am  Fensterrahmen  oder 
in  ein  Stück  Schilfrohr  selbst  verfertigen,  um  es  dann 
als  Bleistift,  auch  etwa  in  der  Schule  zum  Xachzeigen 
beim  Lesen  zu  verwenden  (f)  Th;  Z.  Übertr.  zu- 
nächst auf  den  grossen  Bleistift  des  Zimmermanns  Zu. 
oder  auf  einen  plumpen,  schlecht  gespitzten  Bleistift  Z. 
endlich  auf  den  modernen  Bleistift  des  Schülers  oTh;  Z. 
,'s  ist  auf  der  einte"  Seite"  vo"  dem  Zirkel  es  Bum- 
böli  g'siv  Wolf,  Bei.  Gespr. 

Aus  'plumhule  mit  dissim.  Schwund  des  ersten  l;  vgl. 
das  syn.  I'lumbd.  Für  den  Übergang  des  vortonigen  «  zu  o 
gibt  es  noch  andere  Belege;   vgl.   Aum.  zu   Paletten   II. 

bumbäle":  mit  dem  Bleistift  (unnötiger  Weise) 
kritzeln   ZW. 

Bumbele"  I  f.:  Hummel  AaB.;  ZXcr.,  Büinl..  W. 
Syn.  Bummel  I. 

Bumbele"  II  f.:  1.  Fläschchen.  Trinkgefäss  Aa 
Wohlen.  —  2.  übertr.,  dicke  Person  AaF. 

1  wahrsch.  benannt  nach  der  kugeligen  Form;  s.  Aum. 
zu  Üutteren  (Bd  II  533)  und  znm  Folg.  Vgl.  auch  das 
gleichbcd.   it.   bomhofa. 

Bumbele"  111  f.  (ZObf.  1897,  373),  Bümrle*  B 
(Durh.);  UUrs.,  sonst  nur  in  der  Zss. : 

Bach-Bumbele"  AiBb.,  F.,  Schinzn.,Schneis.;  B; 
SXGösgen;  U;  ZBauma,  Hütt,  Obf.,  Stdt.  Zoll.,  -Bü- 
mele"  Aa  oF.,  Bez.  Zof.  westl.  der  Wigger;  Bs;  B  (auch 
bei  Durh.);  GlM.,  S.;  LE.,  Stdt,  Surs.,  Will.;  GG.,  Rh.. 
Sa.,  T.;  Sch;  aScHw,  E.,  Kü.,  Ma.;  SBib.,  L.,  Thierst.; 
Th;  Uwj  U;  Zg.  -Bummle"  ScHwMa.;  U;  Zg,  -Bum- 
here"  ZZell,  -Buntere  AaF.,  LHäm.,  Müsw.;  SchwKü.; 
Xnw;  OßwLung.,  -Bumbe*  AALeer. ;  GWe..  -Büme" 
Gr  (AUlrich)  —  f.,  -Bumbeli  I  Sch;  U;  ZO.,  -Bümeli 
LW.;  GMs;  U  —  n.:  Pflanzeiiname.  1.  Sumpfdotter- 
blume, Caltha  pal.  AABb.,  oF.,  Leer.,  Schinzn.,  St.,  Zof.; 
l!s;  (iL;  GRSchiers;  LE.;  Sch;  Schw;  S;  Tu;  Uw; 
UUrs.;  Zg;  ZBauma,  Hütt,  Stdt,  Zell,  Zoll.;  von  3  als 
geUri  B.  unterschieden  Schw;  U.  —  2.  europäische 
Trollblume,  Troll,  eur.  UwE.;  UUrs.  —  3.  Bachbungen- 
Ehrenpreis,  Ver.  Becc.  Aa;  B;  GlS.;  Gr  (AUlrich); 
L;  GG.,  Rh.,   Sa.,  T.;    Seil;    Schw;    Uw;    U;    Zg;    ZO., 

Obf.  Im  Gegs.  zu  1  als  blaui  B.  (bzw.  Maus  B-iJ 
unterschieden  LW. ;  Schw;  Xdw;  U.  —  I.  Teichbinse, 
Scirpus  lac.  B  (Durh.);  GG. 

In  der  ä.  Spr.  ist,  das  W.  nicht  häufig  und  erst  spät 
belegt.  ,Bachbumolon.'  Zg  Arznoib.  1  •"►  S  S ,  neben  .Baehbou- 
melen.'  ,B. -Bummelen.'  ZEIgg  Arzneib.  nm  1650.  Wasser, 
.in  dein  Bachbumelen  nmb  und  in  demselben  wachsen.'  XVII., 
Gfd.  .Holderbieter,  Bnnbelen  und  Salz.'  ZZoll.  Arznoib.  1710. 
Sammtlichc  Falle  scheinen,  worauf  die  offizinelle  Verwendung 
schliessen  lii-^^t .  zu  :i  zu  gehören.  Dem  '2.  T.  des  W.  kommt, 
wie  dem  des  mehrfach  syn.  Baeh-Bung(d)en  (s.  d.),  cig.  die 
Bcd.   ,Knolle,   Kugel'  zn ;   vgl.  die  Aum.  zu  dem  syn.   Bach 


Gammele«  (Bd  II  308).  Zw  -1  vgl.  das  syn.  Fass-BoUen  (Sp. 
117:'.).     Für  SZuchw.  ist  die   Form  Bach-Bumbd  angegeben. 

Ross-:  1.  R.-Bumbele;  Exkrement  des  Pferdes 
ZS.  —  2.  B.-Bümele",  grosser  Klettenkerbel.  Anthr. 
silv.  Sch.     Syn.  B.-Chummel  (Bd  III  295). 

Bumbe0  f.:  1.  Bombe  AABrugg  (moderner  als 
Bumme'J,  Leer.;  BsStdt;  BO.:  Z  tw.  —  2.  dickes 
Weibsbild  AALeer. 

Bis-Bombe":  scherzh.  Name  eines  Gerichtes. 
Schweizerb.  1821,  93. 

(Bach-)Bumbeli  II  n. :  Xanie  eines  ganz  kleinen 
Fischleins  Zübf.,  einer  etwa  2"  langen  Abart  von  I  !ypr. 
phox.  ZZoll.;  Syn.  Bambelen  lila.  .Ellritze.  Bach- 
bumbeli,  Zierling.  Butzli.  Cypr.  phox.'  HSchinz  1*12. 

bnmbe(r)diere"  Bs;  G;  Th;  Z.  humin-  ZO., S.,  intm- 
mer-  Sch,  pütnper-  Bs;  GrPt.  ;  S  fpumpertiere"):  1.  tr.. 
bombardieren.  Übertr.,  Einen  bestürmen,  energisch 
bearbeiten  Bs.  Er  liumbardiert  mi"  Fraudi,  Ins  Das 
der  Chopf  verliert  und  nimme''  waisst  im  G'stirm.  wo 
äs  und  i".  MeYER-Mcr.  —  2.  intr.  a)  mit  grossem 
Geschütz  schiessen  Z.  Uf  der  Allmend  händ  s1  gester 
de"  ganz  Tag  bumbidiert.  Auch  mit  sächl.  Subj.. 
dröhnend  krachen  GRSchiers.  Brasehle"  und  pumper- 
diere"  tued  ['s]  wie  va"  tüsig  Kannune".  MKuoni.  — 
b)  pedere  Tu. 

Bumberdong,  -ung  Schw,  Bumperdon  I..  Bum- 
perton  Aa  —  m.:  Bombardon.  En  grössmächtiger  Pum- 
perdung. X.  Ai.pent.  (für  Schw).  -  Kyds  Angabe  ,B.  n., 
Fagott',  dürfte  auf  einem   Irrtum   beruhen. 


Bamf      bumf. 

I'amfili.  /•'-  m.:  Name  einer  Spielkarte,  des  Haupt- 
trumpfs in  einer  besondere  Art  Kartenspiel  Z  f.  Der 
ScheUe'-B.  7.  (Dan.).  Name  des  Eichel-Obers  1,  (In- 
eichen). 

Aus  frz.  jtamjßliile,  Kreuzbube.  Uanpttruiiipf  in  einem  l'c- 
wissni  Kartenspiel;  auch  dieses  Spiel  selbst,  s.  noch  Schm.- 
Fr.   1   392. 


Bamp  —  bunip. 
Vgl.  auch  die  Gruppen   /<'"»</.  usw. 

G'-painp  n.:  das  sicli  hin  und  her  bewegen,  z.B. 
vom  Glockenschwengel,  bes.  aber  von  einem  Menschen 
mit  wiegendem,  wankendem  Gang:  Kr  alntnnt  geng  esn 
im  Pamp  tlahar  BHa.     Syn.  Ge-plamp. 

Pampel  m.:  grosse  geschwollene  Lippe,  Hänge- 
lippe B  um  Aarb. 

Sehelle-'-Bampcl:  =  Sch.-Gaggel  (Bd  11  166) 
ZcStdt. 

Bampel  f.:  Weibsbild  von  schlaffer  Haltung  und 
entsprechendem  Gange  Bs  (Spreng).  —  Hegner  (Erkl. 
von  Strassburger   WYV.)    verzeichnet    ein  gleichbed.    Hamid. 

hampele"  AaWoIiIcii  (auch  p-);  Sch  (auch  p-); 
Th,  bample"  AALeer.;  Bs;  L;  „Scii",  p-  BsL,.;  BHa.; 
SchwE.:  l.  =  bambelen  1  Bs  (Spreng);  Soh;  Tu.  Mit 
de"  Füesse*  h.  Bs.  Öppis  ume"  lt..  hin  und  her  ziehen, 
wenn  man  nicht  weiss,  was  damit  anzulangen  ist  Sch; 
Öppis  im  Mal  ume"  &.,  im  eig.  S.  von  Speisen  Th, 
uneig.  von  Worten,  mit  der  Sprache  nicht  heraus- 
rücken wollen  Seil.  .Etwas  umenander  b„  grob  und 
ungeschickt  betasten  und  behandeln.    E*.  Maitli  ume" 


1261 


iaiup,  benip,  Imui|i.  bomp,  bump 


1262 


b..  ziemlich  bäurisch  und  frei  mit  il)iu  umgehen'  Bs 
(Spreng).  —  2.  ;i)  =  baiiilielcn  :.'  a  AAWohlen;  Bs;  1,; 
SchwE.  l'me"  und  äne*  6.  AAWohlen.  E"  Würmli 
itme'  Fädemli  pamplet  her  und  pamplet  hi".  Meyer- 
Mer.  Vom  Kollern  in  den  Eingeweiden.  Es  pamplet- 
mer  im  Buch  Bs.  —  b)  =  bambelen  2  b  AALeer. 

Bampeli  n. :=  Grampampeli  (Bd  II  736)  Ndw.  — 
Aus   Gr.  verkürzt  mit  Anlehnung  au  unsere  Gruppe. 

Bampelü're"  f.:  schlechte,  kraftlose  Brühe,  von 
Wein.  Kaffee  udgl.  BsStdt.  .Syn.  Bambel.  .Wenn  man 
eine  Visite  hat  und  der  Kaffee  so  dünn  ist  wie  eine 
B.'  Bs  Nachr. 

Eig.  Batnpe(l)-Lüre% t  s.  Liren  I  ä  a  (Bd  III  1378)  null 
Pampe- Liren    (ebd.    1379).      Vgl.   das    syn.    Bampelen- Wasser. 

Bampelti'rete"  f.:  verächtlich  für  Gepäck,  das 
aus  vielen  kleinen  Stücken  besteht  BE.  So  hilf-mer 
doch  die  B-n  [aus  dem  Wagen]  use"  tue"!  sagt  eine 
vom  Markt   heimkehrende  Krämerin   zu   ihrer  Magd. 

Pampe"  f.:  1.  dicke  Person  G.  —  2.  Verschwen- 
derin Gr. 

pampe",  „bampe*":  1.  a)  „act.,  ziehen,  bewegen 
Sch."  —  b)  „neutr.  mit  haben,  bewegt  sein  Sch. 
Neutr.  mit  sein,  hin  und  her  schweben,  wackeln,  wie 
z.  B.  die  Glocke  L."  Sich  in  den  Hüften  wiegen  BHa. 
—  2.  eine  Arbeit  (z.  B.  nähen,  kochen)  unordentlich, 
ohne  Fleiss   und  Sachkenntnis   verrichten    GWe.  — 

3.  schlecht,  liederlich  wirtschaften  GrPi'.  Statt  ab- 
z'tcile"  hed  sch'  g' schlampet  und  'pumpet.  Schwzd.  — 

4.  heimlich  etwas  Gutes  essen  GRCont.,  Mal.;  „naschen, 
oft  oder  fast  unaufhörlich  mit  besonderm  Wohlbehagen 
essen  Gr."     Syn.  gänggelen  (Bd  II  364). 

Zu  4  vgl.  mit  anderer  Konsonauteustufe  im  Ausl.  ,pam- 
pfuu'  bei   Gr.    WB.   VII    1421.      Vgl.   auch  schlampampen. 

„Bamperfi"):  Näscher(in)  Gr."  Pampeme',  Wei- 
ber, die  hinter  dem  Rücken  ihrer  Männer  gute  Sachen, 
z.  B.  Kuchen,    bereiten  und  verzehren   GRCont.,  Mal. 

hampele":  tändelnd  arbeiten  UwE.  Vgl.  pläm- 
pefrjlen. 

ab-pämperle" :  (Jmdn)  mit  übertriebener  Sorg- 
falt abwarten  ÄALeuggern. 

ume"-:  müssig  herumgehen,  herumlungern  Aa 
Leuggern.     Syn.  umen-plämperlen. 

ver-:  durch  Langsamkeit  und  Gleichgültigkeit 
vernachlässigen  GnHe. ;  auf  leichtsinnige  Weise  ver- 
derben AaFh.  Vergeuden  AaEh.,  St.;  GMs;  SchwE.; 
SL.  Syn.  ver-gcmggefrßen  (Bd  II  364/5),  -plämperlen. 
Er  het  de"  Wucheflön  nume"  verpämperlet  AASt. 

bi-:  kindisch  behandeln,  verzärteln  AaFh.  ;  Syn. 
bi-bäbelen  (Sp.  919). 

bämperlig:   nichtssagend,  nichtsnutz,  wertlos  S. 

bämperlis.  ,B.  essen',  mit  Behagen  essen,  schlam- 
pampen. Wirt  zu  den  bisherigen  Gästen :  . Jez  kumpt 
mir  die  bäpstisch  schar  [als  neue  Gäste]:  ir  band  b. 
gässen ;  ander  har ! '  Badenf. 

ver-bämple":  vergeuden  Bs. 

Pamper  II,  B-  m.:  =  Biest- Chuechen  (Bd  III  141)  F. 
.Zum  Glück  hatte  beim  Vetter  wieder  eine  Kuh  ge- 
kalbt; zum  Best  des  gestrigen  Hirs-  und  Reisbreis 
gab  es  noch  ein  Pampesbrei  oder  Pamperkuchen.' 
Schweizerb.  1818  (für  F).  —  Viell.  zur  vor.  Gruppe;  vgl. 
,Pamps.'   Gr.   WB.   VII    1421. 

Iiampis:  grosse  Kanne,  deren  sich  ehemals  die 
Studenten  bei  ihren  Trinkgelagen    bedienten    BsStdt. 


lüimperli  in..  Bämpis(s),  /'-  m.:  beim  Triktrak- 
Spiel  der  Eins-  und  Zwei-Wurf,  der  als  der  grösste 
.Puff'  gilt  Z  f. 

l'emnel  m.:  kleines  Bündel,  Armvoll  llulz.  /■'' 
ha"  nid  e"mid  e*  P.  Schiter  F. 

Be-iuper  m. :  ganz  kleiner  Fruchtkorb  THTäg.  En 
B.  voll  Chriesi.  Geflochtener  Maulkorb  für  Kälber 
und  Zugochsen,  ebd. 

Be2mpere"  f.:    1.  in  KAA.  =  Lavier  (Bd  111  lllii) 
Ap.     Ganz  ab  der  B.  si",   Ein  ab  der  B.  bringe".  - 
2.  Skandal  Th  (Dan.).  —  2  nicht  bestätigt. 

pinip.  In  der  RA.:  Das  ist  mer p.,  gleichgültig  ZKn. 

lüiiijn'l  m.:  1.  einfältiger  Mensch  Th.  —  2.  penis. 
ebd.  —  Vgl.  ,Pimpel'  bei  Gr.  WB.  VII  1858,  ferner  das  in 
beiden  Bedd.   syn.    Ginggel  (Bd  II   365). 

Bimper  m.,  Dim.  Bimperli:  =  Bimpel  2  Ar. 

l'impinell    f.:     1.  =  Biber ueU  1   (s.  Sp.  923)    BGr. 

Bruchit  Astränze"   und  F.,   so   sterbe"  die   Chranken 

nit  so  schnell.  —  2.  =  Bibernell  2  b.    ,I)ie  p.,  teucrion, 

polygala.'    Mal.     S.  auch  Hegel- Chrüt   (Bd  III  901). 

-   .Pimpinell'  auch  bei  JCNäg.   1738. 

Pomp  f.:  1.  wie  nhd.  ,Mit  grosser  p.  zuom  grab 
tragen.'  Vad.  ,Mit  schlechter  p.  vergraben.'  ebd.  - 
2.  festliches  Gelage.  ,Und  hiess  man  zuor  selben  zit 
[näml.  des  Abtes  Bertholt  von  Falkenstein  1245/71]  ain 
hochzit,  das  man  iez  ain  schlegel  oder  gsellentag  oder 
panket  nennet;  darum  man  ouch  bi  unsern  tagen  ain 
fest  oder  p.,  uf  die  vil  Volks  zuosamenkam,  hochzit 
genent  hat.'  Vad.  Dafür  in  der  kleinern  Chronik  der 
Äbte:  .[Abt  Bertholt]  hielt  schlegelgeselschaften,  die 
man  zuon  selben  jaren  hochzeiten  hiess  und  iezinal 
pompen,  panketen  und  mit  schimpflichen  Worten  kess- 
lertäg  nennet.' 

pompösisch,  ponipösisch:  pomphaft,  prunk- 
liebend. , Wider  die  natürliche  Neigung  der  pompo- 
sischen  Weltkinder  (ist  der  Anfang  des  Evangeliums 
gepflanzt  worden).'  Augensp.  1639.  ,Der  Gäuggeloch- 
tige  [kommt]  gar  pompösisch  daher.'  1733,  L  Spiel 
(:  .französisch'). 

„lionipagäggisch:    drollig,  unbeholfen  G."   —   Vgl. 

/'tnitp'  ,-jägr/iseh    {Bd    III    25),    -natjyi*ch    (Sp.    702). 

Pompaluser  Ap;  Gr,  Pumpa-,  Pumpr-luser  Gr 
Calfr.,  UVatz;  GO. ;  ScHSt;  Z,  Pampa-  Gr,  Pumper-, 
B-  Z  —  m.:  1.  Spottname  der  deutschen  Graubündner 
(auch  in  GO.)  auf  die  romanischen,  bes.  die  Oberländer, 
ausserhalb  Graubündens  auch  auf  die  Graubündner 
übh.  Pumperlüser  Land  oder  Pompa-,  Pumpr-lüsie", 
Graubünden.  —  2.  Kauderwelscher  ScHSt.  Sonder- 
ling, Dummkopf,  auch  mit  mehr  oder  weniger  hervor- 
tretender moralischer  Nebenbed.  Z.  Gauner,  Strolch, 
Schlingel  ScHSt. ;  Z  (mit  Anlehnung  an  das  Schimpfw. 
Lüser),  Halunke  Ap.  Pumpelüser  Sprach  1)  Kauder- 
welsch. 2)  Gaunersprache  ScHSt.  Lether  cho",  üsg'seh" 
wie-n-en  P.  Z.  —  3.  Sackbluse  Aa  (Rochh.). 

Der  Name  stammt  nach  deu  Einen  (vgl.  z.  B.  N.  Z  Ztg 
vom  26.  Juli  1878;  HsAuderegg  1S97,  154)  von  oberläud. 
jionn  pahis  [haariges  Tuch:  vgl.  Palüsen  Sp.  1156J,  der  Be- 
zeichnung für  ein  von  deu  Oberländern  selbst  verfertigtes 
grobes  Haustuch,  das  zu  3/4  aus  schwarzer,  zu  l[i  aus  weisser 
Wolle  besteht,  wodurch  der  Stoff  eine  graue  Färbung  er- 
hält, der  der  , Graue  Bund'  angeblich  seinen  Namen  verdankt. 
Nach  Andern  läge  roin.  paun  /«Jus  zu  Grunde,  eine  bei  den 


1263 


Bamp,  bemp.  birap,  bomp,  lnini|i 


12G4 


Oberländern  früher  beliebte  and  Doch  jetzt  hie  und  da  vor- 
kommende Speise,  bestehend  ans  in  Butter  gebuckeuen  Brot- 
schnitten mit  krauser  Oberfläche.  Vgl.  auch  Carisch,  Nachtr. 
33.  Gärtner  vergleicht  sulzbergisch  pampalugo,  Dummkopf. 
—  Bei  SLandolt  1845,  279  erscheint  das  W.  (an  Pumpel, 
Tasche,  angelehnt)  als  Spottname  der  aargauischen  Liberalen, 
in  der  scherzh.  Verbindung  </'  Pumpetüeer  und  d'  Pumpdiner, 
d.  s.  diejenigen,  die  aus  der  Tasche  und  in  die  Tasche  wirt- 
schaften. Zu  3  vgl.  das  syn.  Burgunder-Bernd  (Bd  II  1300); 
es  liesse  sich  denken,  dass  das  W.  in  uusern  westlichen  Ge- 
bieten auch  von  den  , welsch'  redenden  Nachbarn  gebraucht 
und  weiterhin  auf  eiu  für  sie  charakteristisches  Kleiduugs- 
ätück   übertragen  worden   wäre. 

pumperlüsere":    unverständlich    reden    SchwE. 

pompalüsisch  Ap,  pumpe-  TuBerl..  H\v.:  Z.  jium- 
per-  G;  SchwE.;  Z,  .pompaluserisch.'  HLLehmann  1790, 
94:  1.  romanisch  Gr  (bei  den  Deutschen);  G;  Z.  - 
2.  kauderwelsch,  verwirrt,  seltsam  Ap;  G;  SchwE.; 
Tu;  Z.  Das  ist  p.,  Das  verstän-ieh  nid.  .Auf  dem 
Totenschein  kannst  dann  lesen,  an  was  für  einer 
schönen  lateinischen  oder  pumperlnsisehen  Krankheit 
dein  Schatz  verstorben  ist.'  JILienert.  .Störungen 
gibts  und  der  pompolusischen  Sächle,  die  mir  in  die 
Quere  kommen.'  UBräggek.  ,üas  Volk  nannte  die 
Sprache  der  Gauner  in  der  Schweiz  auch  das  Pomper- 
lusische.'  Bs  Taschenbuch   1864. 

I'ompel  m. :  =  Bombö  Ap.  Hast  mich  bi  Gotts  [als 
ich  in  Neapel  Soldat  war]  vom  P.  hes  zum  Kramase" 
[s.  Bd  III  818]  chönnen  a'luege",  hast  g'wöss  niene" 
he"  handbreit*  Müsli  a'-mer  g'wdret.    AHalder  1839. 

Bömpeli  n.:  kleiner  Steissfuss,  Gol.  (Pod.)  minor. 
BoiiENSEE;  vgl.  GLHartmann  1808,  135.  —  Wahrsch.  zu 
Bumpel  3  als  Dim. -Bildung. 

bö'mperle" :  hämmern,  bes.  indem  man  den  Ham- 
mer rasch  nach  einander  auf  eine  tönende  Unterlage 
fallen   lässt   ScHNnk.    —   Vgl.   bSmmeren,  pumperen. 

Im  in  p:  1.  Schallw.,  Nachahmung  eines  starken, 
dumpf  tönenden  Schlages,  z.  B.  auf  die  Pauke  Z.  — 
2.  in  der  RA.:  Was  nüd  pump  und  plump  ist,  das 
gilt  )iüt  i"  der  Welt  Z.  -  Zu  2  vgl.  die  ähnliche  Ver- 
wendung eiues  Schallworts  unter   Büß'  7  (Sp.    1045). 

biri-:  Nachahmung  des  Trommelschlages.  Bump, 
bump,  biri-b.!  Los,  de''  Buebenumzug  [am  Seehseläuten] 
chunnt!  oder:  Bump,  bump,  b.-b.!  Der  Kaiser  ist  en 
Lump,  er  trummet  über  's  Feld  und  stilt  de'  Pure" 
's  Geld  Z  (Seherzreim).  Vgl.  Biri -Bomb.  —  biri- 
burape":  trommeln  Z.  Kei's  Biri-b.  [hört  man]. 
Usteri. 

rumpedi-,  ,R.  zum  Tor  hinaus,  wie  rumpelt  es 
in  meinem  Bauch',  sagt  der  Wolf  mit  dem  Bauch  voll 
Steine  im  .Rotkäppchen.'     Vgl.  bumbedi-bumb. 

Pump  m.,  PI.  mit  Uml. :  dumpfer  Schlag  oder 
EalU.GnPr.;  Ndw. 

P  um  -pumpel  in. :  dröhnendes  Geräusch,  Gepolter. 
,l)er  Rumpel  und  P.,  wenn  das  Gebäude  zusammen 
gefallen  wäre.'  1840,  Ap. 

pumpe":  1.  intr..  stark  klopfen,  pochen,  z.  B.  vom 
Herzen  GnCalfr.,  Pr.,  UVatz ;  GMs.  Syn.  gumpen  (Bd  II 
312).  Vom  dröhnenden  Aufschlagen  schwerer  Gegen- 
stände GrD.  Von  dem  Geräusch,  das  entsteht,  wenn 
ein  schwerer  Gegenstand  ins  Wasser,  lallt  Ndw.  Es 
hed  'pumped,  das'-me*  's  uit  g'herd  hed.  (Ins  Wasser) 
plumpsen  Ndw.  —  2.  tr..  Einen  mit  der  Faust  schlagen, 
prügeln  Bs.    —   '■'•-  pedere  BsL.  —  Mhd.  pumpen  in  Bed.  I. 


pumpere0  I:  mit  dröhnendem  Geräusch  klopfen, 
poltern  L;  Schw.  Syn.  gumperen  (Bd  II  317).  Sl"s 
Hir:li  hat  pumperet  und  g'hämmeret  öppis  Heibsches. 
MLienert.  Hü,  jetze"  gut  der  Rumpel  lös!  E,  weleh  es 
Pumpre".  wel**  es  Töss!  Schw.  Mueter,  was  chochet-er 
:'  Nacht  Y  Nudle",  ''ass  's  bumpert  [Var.  pufft]  und 
chracht   L  (Volkslied).    -    Mhd.  pumpern,  pumpern. 

Bumpete":  Spielausdruck.  B.,  Hiirrumpete"!  sa- 
gen Kinder,  wenn  sie  sich  eine  Handvoll  Bohnen  zu- 
strecken,  um  ihre  Anzahl  erraten  zu  lassen  Aa  (Rochh.). 

l'umpis  BsL.;  B;  G;  S;  Th,  B-  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
GStdt;  Z:  1.  coli.,  meist  mit  humoristischer  Färbung, 
Tracht  Schläge;  spec.  zu  Kindern.  aaOO.;  ,allg."  Lim 
P.  ge";  P.  übercho".  .Wenn  der  Fried  sich  etwa  ein- 
mal vergass  und  dem  Bäbi  P.  gab.'  Breitenst.  Wenn 
d'  iez  nid  folgist,  so  gibt  's  P.!  Auch:  derber  Verweis 
Ap.  —  2.  Bumpis  m..  Differenz  zwischen  der  wirk- 
lich geliehenen  und  der  im  Schuldbrief  verzeichneten 
Summe  bei  Wucherdarleihen  AABb.  B.  zale",  ge" 
1)  Wuchergeld,  d.  h.  dem  Gläubiger  eine  Summe  Geldes 
zahlen,  damit  er  sich  mit  der  Zahlung  der  eig.  Schuld 
über  den  Verfalltag  hinaus  gedulde  AaZ.  —  2)  be- 
stechen, ebd.  S.  noch  B.-Chrämer  (Bd  III  815).  — 
3.  Bumpis,  =  Gumpis  (s.  Gumpist  3  a  Bd  II  318)  in  dem 
Rätsel  vom  Ei  GTa.  —  Aus  'Pumpen»,  dem  Gen.  des  Ger. 

pumple":  1.  mit  dumpfem  Geräusch  fallen;  rum- 
peln AxFri. ;  GrD.;  „L;u  S.  Es  rumpelt  und pumpett 
im  hölzerne"  Kapitel  (s.  Bd  III  400),  vom  Rahm  im 
Butterfass  GrD.  Dumpf  dröhnen,  vom  fernen  Donner, 
auch  eines  Geschützes  AaFiu.  —  2.  „Jmdn  oder  Etw. 
hin  und  her  schieben,   verächtlich   behandeln    L;  S." 

Ge-pümp  n.:  Lärm,  Gepolter  GnChur,  Pr. 

I!n in  pH.  Bumper  m.:  1.  Bumpel  AAAar.,  Aarb., 
Bb.,  Fri.,  Hl.,  Hold.,  Ku.,  Leer.,  L.,  St.;  Bs;  ZBül.,  P- 
ÄARein.,  Zein.;  SchKI.,  Bumbel  S;  ZB.,  O.,  Stdt,  Thalh.. 
Tö.,Zoll.,  Bu m p er  AABb., F.,  K.,  Ke.;  BsBirs.;  B  oAa.. 
Si.;  LG.;  SchwE.;  S;  Zg;  ZKn.,  P-  AaF.,  Rein.;  L; 
aScHW;  Uw;  ZKappel,  Bumber  AaBosw.,  Sins;  L  — 
PI.  und  Dim.  gew.  mit  Uml.  a)  vollgestopfter,  strotzen- 
der, unschön  hervortretender  Sack  oder  Tasche,  bes. 
in  Kleidern  AABb..  K.,  Zein.;  Bs;  ZS.,  Stdt.  Pack  von 
unschöner  Form  Bs  (Syn.  Pfumpf);  Z.  Syn.  Bündel. 
En  ganze"  B.  Chlüre"  ZZoll.  En  grosse"  B.  ha",  die 
Tasche  voll  AABb..  K. ;  Bs;  Z.  Sack  zum  Anhängen 
am  Rücken  Z  oGlattal.  —  b)  Kleidertasche,  gleichviel 
ob  voll  oder  leer,  in  Kleidern  altern  Schnitts  oft  von 
grossem  Umfang  Aa;  B;  VO;  SchKI. ;  S;  Z.  Spec., 
Tasche  im  Frauenrock  AAAarb.,  Bb.;  L;  ZKappel,  Ner., 
O.,  Uster.  Dann  auch,  z.  T.  vorwiegend,  von  den  Ta- 
schen im  Männerkleid  (Rock;  Hose,  daher  Hose"-B.J 
Aa;  BSi.;  L;  Schw;  S;  Zg;  ZThalh.  Vgl.  Äser  2 
(Bd  I  507).  Öpfel  und  ChröHi  de"  B.  roll.  Stutz. 
Etw.  in  B.  g'halte",  lue",  schoppe",  stösse".  ,Was  zog 
er  aus  dem  Bumper ?  0  Wunder,  e°  schöne"  Lumpe11.' 
1799,  Lied.  Er  suecht  noch  einist  i"  de"  Rocktasche" 
und  drüf  i"  alle"  Bümpcre".  Schwzd.  (L).  I"  B.  lange*, 
nach  Geld  L;  Schw.  .Nehmt  den  Brief  in  die  Tasche 
oder  in  den  B.'  Loubauer  18ti4.  S.  auch  gitig  (Bd  II 
506).  In  RAA.:  D'  Frau  treid  im  B.  inne*  nie  use", 
a's  de  Ma"  uf-em  Wagen-oben  i"e"  f'üert  LSursee. 
Für  si"  P.  hüse"  L  (JBBgli).  Im  leiste"  Ghleid  brücht- 
me*  Tceni  Bumper  me.  Ineichen.  De"  B.  Strasse",  seine 
mit  GHd  oder  Proviani  wohl  gefüllte  Tasche  zur 
Schau  tragen,  hochmütig  prahlen   AAWohlen,     .lulic. 


r_v;, 


Bamp-  bnmp.    Bampf—  bornpf.    Bamps — bamps 


1266 


julü'.  mir  ist  wol:  hä*  ml*  Bümbeli  g'schoppig  voll! 
Stütz.  Im  Kinder-  und  Volksreimen:  Glgampfe*, 
Wasser  stampfe;  Bröd  und  Clin.*:,  B.  g'halte*  AaF., 
K<\  Samiehlaus,  Niggeli!  scldeik-mer  [schenke  mir] 
dir''  nes  Titteli  [Püppchen];  nid  es  chli's  und  nid  es 
grosses,  äass  ic*  's  cha"  i"  B.  stösse*.  Lüt.,  Sagen. 
Das  hübschist  Meitschi,  iro-n-i'h  weiss,  ist  s'  Solothurn 
bim  Bare";  es  hed  es  Luch  i*  B.  'brihmt,  es  hätt-cm 
chönne"  fdle"  L  (Ineichen).  D'  Chüderjüppe*  brünnt- 
der  und  nebe'dra"  dl*  Bümper  Aa  Kiltspruch  (lt 
Bochh.).  Wenn  ein  Kind  das  erste  mit  Tasche  ver- 
sehene Kleid  trägt,  steckt  man  ihm  ein  glänzendes 
Geldstück  in  den  B.  LSemp.;  ZO.;  vgl.  Glück-Gelt 
(Bd  II  248/9).  .Hosensack,  Pumper.  funda.'  Red.  1662. 
S.  noch  Pumper-Holdi  (Bd  II  1183).  —  2.  Bumbel  m., 
Taschenuhr  ThFi\  ;  Syn.  B.-Zltli.  —  3.  Bumpel  Sch, 
P-  GWe.,  übertr.  auf  Personen,  (kleine  und)  dicke, 
verwachsene  (Frauens-)Person;  „kleiner,  dickleibiger, 
schwerfälliger  Mensch  Seu;  Uw;  Zg".  Bes.  als  Dim. 
Bumpeli  Aa,  Bumbeli  ZBül.,  „Bümpeli  Sch;  Uw;  Zg", 
Bümperli  Z,  Bümperli  B,  scherzh.  oder  kosend  von 
kleinen,  drallen  Frauenspersonen  und  Kindern.  Männ- 
chen B.  —  4.  Bumpel  Bs,  Dim.  Bimpi  Bs,  Bümperli 
Z  (Spillm.)  =  Gungel  (Bd  II  367).  —  5.  Bumper,  Spiel- 
zeug der  Kinder,  bestehend  aus  einem  vierfachen, 
zopfartigen  Geflecht  aus  Weidenrinde,  das  als  Ball 
benutzt  wird  Z  (FStaub).  Syn.  Gniggelen  -  Ballen 
(Sp.  1150). 

Das  W.  ist  tw.  im  Verschwinden  begriffen;  vgl.  ZObf. 
1897,  196.  Die  Grundbed.  der  Sippe  (über  ihre  weitere 
Verbreitung  s.  Gr.  WB.  VII  2227;  Schm.-Fr.  I  392)  scheint 
das  Schwellende,  unförmlich  Dicke  zu  sein;  über  den  Zshang 
mit  der  Sippe  pump-,  schlagen,  vgl.  z.  B.  Anm.  zu  Nossen 
(Sp.  825).  Tw.  spielt  auch  der  Begriff'  des  Schwampelnden, 
sich  hin  und  her  Bewegenden  herein;  vgl.  4  und  Bumbel- 
üter  als  Spottname  einer  gewissen  Frau  S  f.  Zu  2  vgl.  das 
syn.  Böüm  (Sp.  1176),  zu  3  die  entsprechenden  Übertra- 
gungen bei  Bündel  II,  Sack,  Taschen.  Im  ZO.  gilt  in  Bed.  1 
Bumbel,   in   Bed.  3    Bumper  (li). 

Korli-Pumper  m.:  Kreisel  GBh.  Syn.  K.-Bueb 
(Sp.  933). 

Pure"  -  Bumpel  :  grosse,  dicke  (geräucherte) 
Wnrst  Sch. 

Zitli- Bumbel :  Uhrentasche  ZB. 

Ge-bumpel  n.:  Coli.,  das  Strotzen  einer  vollge- 
stopften Tasche  Bs. 

Bumpele0  f.:  kleine,  dicke  (ältliche)  Weibs- 
person S. 

Tick-  s.  Rungg-Gunggelen  2  (Bd  II  368)  und 
Hunz.  213. 

Pumpe"  f.:  grosse  Kuhschelle  GrL.  Syn. Plumpen. 

pumpe":  einsacken,  einstecken  AiWohlen. 

„pumpere"  II,  Dim. pümperle* :  Etw.  in  die  Tasche 
stecken,  bes.  Naschwerk  Aa;  B;  VO;  S;  Z." 

B  u  m  p  i  m. :  dicker,  ungeschlachter  Kerl  Bs  (Becker). 

Bumpis  II:   vollgestopfte  Tasche  Aa  (Rochh.). 

Hose°-Bumpis  m.:  Knabe,  der  für  die  Höslein 
noch  zu  klein  ist  Bs.     Syn.  H.-Fösi  (Bd  I  1083). 

bumple":  sich  hin  und  her  bewegen,  in  einem 
baumelnden  Sacke  Bs  (Spreng).  Die  Öpfel  bumplen 
in  dem  Sack  umme*  (z.  B.  bei  eilendem  Laufe);  es 
bumpled  im  Sack. 

bumplig,  p-:  1.  einen  Wulst  verursachend,  z.B. 
vom  Inhalt  einer  Tasche  BsStdt.    I'a  steck  's  Nastuech 
Schweiz.  Idiotikon  IV. 


nit  in  Hose'sack,  's  isch  so  b.  —  2.  a)  wulstig, 
strotzend,  z.B.  von  einer  vollgestopften  Tasche  BsStdt. 
—  b)  kurz  und  dick  von  Gestalt  AAZein.  Dick  und 
p.,  churz  und  slumplig  (ist  N.  N.J,  Spottvers  der  Schul- 
kinder unter  sich. 

Gülle»- Pumpe"  Tu  (auch  B-);  Z,  -Bumpi  AaF., 
Ke. ;  Bs  —  f.:  Jauchepumpe. 

Gampfer-:  Pumpe  eines  Ziehbrunnens  (mit  Pum- 
penschwengel) Aa  (lt  Rochh.). 

Bumper  II  m. :  Pumpe  ZZoll. 

Gülle"-:  =  G.-Pumpen  Aa;  ZZoll. 

Über  Gerätenamen  auf  -er  s.  Gumper  I  (Bd  II  313), 
ferner  die  Anm.  zu   Oertel  I  (Bd  II  443). 

Wasser-Pumpi  s.  günsen  (Bd  II  376). 

Pumpernelle"  f.:  1.  =  Bibernell  1  (Sp.  923/4)  in 
dem  Spruch  gegen  den  schwarzen  Tod:  Iss  Bibinella, 
Pumpernella  und  gebäts  Bröd,  so  hört  üf  der  gähe 
Tod  W  (Alpenp.  1872).  —  2.  a)  spöttische  oder  ver- 
ächtliche Bezeichnung  einer  Frauensperson.  ,Du 
schwarze  Pumpernella!  pfui,  wie  bist  so  schön!  Mit 
Seiden,  Silber,  Sammet  dich  prechtiglich  nur  krön.' 
Wahrsager  1675.  —  b)  spec.,  dicke  Weibsperson  B 
oAa. ;  Syn.  Mueslen  (Sp.  495). 

Umdeutschuug  ans  frz.  pimprenelle,  mit  Anlehnung  an  Zss. 
wie  Pumper-Niygel  (Sp.  706)  udgl.,  also  eig.  Pumper-Nellen ; 
s.  Neuen  (Sp.  715)  und  Petronella.  Zu  2.  Pimprenelle  er- 
scheint in  den  Reimverbinduugeu  Mademoiselle  P.  und  Isahelle 
P.  als  Name  einer  weiblichen  Person  mehrfach  in  scherzh., 
z.  T.  obscönen  französischen  Liedchen,  die  nachweislich  auch 
in  BStdt  im  Umlauf  waren,  in  der  Regel  ebf.  mit  Ersetzung 
der  Form  Pimprenelle  durch  Pumpemelle* .  Um  1880  sangen 
die  Kinder  in  BStdt  folgenden  (ersichtlich  aus  dem  Frz. 
stammenden)  Abzählvers:  Ötie  töne  tö  [un,  deux,  trois]  |  1,-a- 
pernelle    nö   |    Isehelle    Pum]'cnieilr   |   Iheli,    Unit,   pump! 

pumpemelle":  scherzh.  für  schlagen  GrD.;  vgl. 
das  syn.  pumper -nigglen  (Sp.  707).  Übh.  mit  den 
Händen  bearbeiten;  so  vom  Kneten  des  Teiges  in  dem 
Rätsel:  Will  in  dich,  tcill  uf  dich,  will  dieh  p.  Ähnlich 
in  einem  andern  Rätsel  von  der  Zubereitung  eines 
Laub-  oder  Strohsackes;  s.  Bühler  I  317. 

Pnmplite3r  Zu.,  S.,  Bumlite2r  BE.:  Coli.,  Kartoffeln 
(scherzh.).  Nei*,  z'  Imbis  Milch  und  P.,  z'  Nacht  P. 
und  Milch.  Stütz  (in  einem  Gedicht  auf  das  einfache 
Leben  des  Landmanns  im  ZO.). 


Bampf  —  bumpf. 

bampf:  im  Ablautspiel  bimpf,  bampf,  bumpf.  als 
Schluss  einer  Abzählformel  Th;  s.  Sonntagsblatt  zur 
Th  Ztg  1897,  326. 

Dampfe":  .viel  Brot  oder  Käse  verzehren'  Aa  (Gem. 
II   283).    —    S.    Anm.   zu   bampen. 


Bamps  —  bumps. 

bumps:  Schallw.,  womit  man  einen  dumpfen  Schlag 

oder  Fall    nachahmt   oder   begleitet   Bs;  B;  Z.     Syn. 

blumps. 

„Bumps:  coli.,  =  Bumpis  (Sp.  1264)." 
bumpse",   p-:    tr.   (auch    ab-b.)    1.  durchprügeln 

Aa  (Rochh.);   Bs;    „L;  Sch."  —  2.  comprimere    ferai- 

nam  BsStdt;  Z. 


80 


1267 


Barns- bums.     Mamsell  — bumsch.     Uan — bun 


1268 


Barns  — bums. 

Bims  in.:  Bimsstein  ScuStdt;  ZHörnli.  —  Das  Masc. 
nach   Stein. 

bimse",  binse":  mit  Bimsstein  glätten  (z.  B.  Filz- 
hüte) BU. 

bimsere"  I :  mit  lebhafter  Bewegung  des  Körpers 
gehen  B.     Syn.  zäberlen.    Abi.  Bimseri  m.,  -ere"  f. 

bimserle°:  (mit  „sein",  lt  Freudenb.  mit  .haben') 
„geziert  und  hurtig  in  kleinen  Schritten  gehen"  B. 

Bimserli,  P-  n.:  kleines,  dickes,  bewegliches 
Persönchen  B. 

Vgl.  das  (auch  mit  dem  Folg.)  syn.  xoimelen,  lihd.  .wim- 
meln' und  .wimmern.'  Zur  Bed. -Vermittlung  vgl.  Anm.  zu 
gi-gägcn  I  (Bd   II    137). 

bimsere"  II:  (in  einem  fort)  winseln,  weinerlich 
klagen  B.  Mit  weinerlicher  Stimme  um  Etw.  anhalten, 
ebd.  Abi.  Bimseri  m.  -  Vgl.  .pinseln.'  Gr.  WB.  VII  1864, 
ferner  Fr.,  Ztschr.   IV   179. 

pilllis:  nur  liräd.,  schwanger  S.  —  Zur  Form  und 
Bed.  vgl.  das  syn.  hops  (Bd  II   1494). 

bumse":  1.  poltern,  lärmen.  ,Noch  bumsend  und 
tönend  ir  hert  und  vast.'  Zwingli.  —  2.  tr.  (in  Z  lt 
Spillm.  auch  bumse*)  =  bumpsen  2  Aa  uFri. ;  Bs;  Z. 
Er   hät-si  'bumst.   —   Vgl.  .pumsen.'  Gr.  WB.  VII  2233. 

ab-:  durchprügeln  Sch. 

Kases-Bumser  m. :  Kasuist;  „Theologe,  der  die 
Sittenlehre  in  lauter  ungewohnten  Fällen  (casus)  auf- 
zuhellen strebt  und  dadurch  sie  nur  desto  mehr  ver- 
wirrt und  verdunkelt  L."  ,Wäre  er  ein  Theologus 
oder  auch  nur  ein  Casus-Pombser.'  Goliath  1741. 

bumserig:  1.  geil  Bs  (Becker).  —  2.  mürrisch 
AaFH. 

ver-bumset:  verwünscht,  verhext  AAWohlen. 
's  wurd  Einer  meine'1,  's  war  v. 

Bumsi  m.:  eupheni.,  der  Teufel  AAWohlen.  Hol  's 
der  B. !  Wenn  dich  mV  der  B.  näm !  's  chönnt  Einer 
's  B-s  werde*!  Oppis  zum  B.  weusche*.  Spitzname 
eines  übelbeleumdeten  Mannes,  um  1750,  AAWohlen; 
sein  Sohn  hiess  B.-Bueb,  seine  Tochter  B.-Bäbeli. 

bumsig  Bs;  L;  S;  Uw,  p-  Bs;  LG.;  S,  büssigh; 
Ndw  (buisig):  1.  a)  unwirsch,  übelgelaunt,  aufgeregt, 
aufgebracht;  launisch,  empfindlich,  bei  der  geringsten 
Veranlassung  in  Zorn  ausbrechend  Bs;  L;  S;  Uw. 
B.  über  Etwas  oder  Jmdn  sein.  Er  isch  hüt  wider 
e'möl  recht  b.  S.  Anmassend,  spröde,  stolz  Aa  (Roehh.). 
„Trotzig,  z.  B.  von  einer  Antwort  L."  —  b)  nieder- 
geschlagen, verstimmt,  wortkarg  BsStdt;  L.  „Krän- 
kelnd, kränklich  LG."  —  2.  „in  hohem  Grade  lüstern, 
erpicht;  z.B.  b.  über  ein  Mädchen  sein,  sehr  heftig 
in  dasselbe  verliebt  sein;  b.  über  Früchte,  lüstern 
darnach  UwE." 

Vgl.  pumaig  bei  Schul. -Fr.  I  393.  Die  Form  mit  voea- 
lisiertem  m  soll  nach  einer  Angabe  in  L  nur  in  Bed.  1  Vi 
vorkommen. 

abe^-pümsere":  mit  Kanönchen  die  Bleisoldaten 
zsschiessen  ZStdt  (Knabenspr.). 


Bamsch      bumsch. 

Hämschi  n.,  Dim.  Bämschili:  1.  Kosew.  für  Schaf 
GtaGlar.,  Luz.,  Nuf.,  Rh.,  Scuolms,  Spl.,  V.  —  2.  Tann- 
zapfen   GnNuf.,  Spl.,  V.   —    Dim.    Weiterbildung  des  syn. 


Bümnti  (s.  Bambeli  2  b).     Vgl.   auch   das   in   beiden  Bedd.  syn. 
BAU  (Sp.   895.    1157). 

„Bomscli:  =  B.-Glogg  (Bd  II  615)  BsStdt." 

bumsch:  1.  Adj.,  .böhmisch',  übh.  =  fremdartig  Aa 
Leer.  Er  chunnt-mer  b.  för.  —  2.  Subst.  „Bömsch, 
Beruhst,  Münzname.  1494,  GüHaldenst.;  1651,  Tu"; 
s.  Sp.  1093.  ,Ein  guoter  behemscher  =  2  ß.'  1487, 
Münzvertrag.  .Ein  behmisch  =  187»  angster.'  1504, 
ebd.  ,Um  ein  Viertel  Bemsch,  will  sagen  Zweischil- 
liger.'  Lüt.,  Sagen  328. 


Hau,  beu,  bin,  bon,  bun,  bzw.  baun  usw. 

Bau  Bän  1  Aa;  BsStdt;  B;  LBerom.;  ScuwE.;  Th 
(modern);  Z,  Pän  Aa  uF.,  Ke.,  Leer.,  Zof.;  B;  ZZoll., 
Bä"  I  AAHornussen,  Zein.;  (jlK.;  GRlgis;  GO. ;  ZSth., 
Wyl,  Bä*  Aa  Bez.  Brugg,  Fri.,  Bit*  (s.  1  c  8)  ThHw. 
—  PI.  Bäne*  (P-)  —  m.  AAHornussen,  Leer.;  GlK. ; 
LBerom.;  SchwE.;  ZWyl,  f.  AAZein.;  BsStdt;  B;  Gr 
Igis;  L  tw.;  Th;  Z:  1.  Bahn,  wie  nhd.  a)  im  eig.  S. 
B.  mache",  einen  Weg  bahnen,  spec.  durch  den  Schnee 
ÄALeer.,  Zein.;  Th.  ,De  [!]  Bann  machen  und  den 
Schnee  brechen.'  Haslerchron.  (Abschrift  von  1781). 
's  isch  P.,  gebahnter  Weg  AALeer.  Gueter  B.,  gute 
Schneebahn  GlK.  Uss  B.!  GO.,  Heiteri,  uss  der  B.! 
GRlgis,  Schlittenrufe.  ,ü'  Meiländer  das  ersachen,  si 
rucktend  wol  uf  dem  b.'  1478,  Volksl.  ,Wir  wellend 
glych  von  stunden  an  die  diener  ferken  uff  die  pan.' 
SBirk  1535.  ,Ich  mach  mich  uff  und  gang  uff  ban 
[V'ar.  ,dban']  und  brüeff  ein  gmeind  glich  wunders 
bhend.'  Euep  1538.  ,So  mach  dich  uff  die  ban!'  ebd. 
1550.  ,Dass  die  von  Schwitz  nach  röken  geschikt 
bettend,  die  mit  etlich  soumrossen  uf  der  pan  weriud.' 
Vad.  —  b)  in  bildl.  S.  ,Sag  ich  Gott  darum  hohen 
dank,  dass  ers  uf  die  ban  gewyst  hat.'  Zwingli.  ,Ee 
mal  sy  [die  Mönche]  mittler  zit  ab  richtiger  ban  ge- 
tretten.'  Kessl.  ,Den  rechten  pan  treffen',  den  rechten 
Weg  finden.  HvRütte  1546.  ,Und  dir  allein  ich  han- 
gen an,  die  weil  [du]  auf  den  rechten  Pan  zur  Selig- 
keit mich  hast  geliert.'  Com.  Beati.  —  c)  in  RAA. 
<x)  sich  uf  de"  Bä*  mache*,  auf  den  Weg  AAHornussen. 
Mach-dich  g'schwind  uf  de*  Bä*.  —  ß)  ,auf  der  B. 
sein',  auf  dem  Wege,  in  Bereitschaft,  vorhanden  sein; 
zur  Sprache,  zur  Verhandlung  kommen.  ,üoch  ist 
niemand  nützit  geschechen,  Gott  sy  lob!  sin  doch  vil 
zuckter  schwert  uf  der  b.  gsyn.'  1530,  Absch.  ,Hiit 
was  im  rot  schon  uf  der  pan,  dass  er  war  wider  ynher 
glan.'  HBull.  1533.  ,Es  ist  doch  nüt  nüws,  wenn 
glych  vilerlei  meinungen  vom  wolstand  der  menschen 
ulf  der  pan  sind.'  JWolf  1561.  S.  noch  er -halten  2  a 
(Bd  II  1232).  Es  ist  im  B.,  es  ist  Mode  GlK.  — 
y)  ,auf  die  B.  kommen.'  ,Wann  die  sach  des  schri- 
bens  halb  uf  die  ban  wurd  kommen.'  1524,  Absch. 
,1654  ist  dies  auch  auf  die  Bahn  kommen  und  nit 
ratsam  gefunden  worden.'  Ap  Syn.-Prot.  .Weilen  um 
der  Beisassen  wegen  underschidliche  Satz-  und  Ohrun- 
gen  auf  die  Bahn  kommen.'  1676,  ScnwLB.  Uf  de* 
B.  cho*,  Mode  werden  ZWyl.  Anders  mit  pers.  Subj. 
,Jetz  komm  ich  wider  uf  die  ban  [Thema,  Gegenstand] 
der  Worten  Pauli  zuon  Corinthern.'  B  Disp.  1528.  .Da- 
mit ich  aber  auf  der  pan  [bei  dem  Thema]  bleibe  der 


1269 


Iiiiii,  ben,  bin,  bon,  bun 


1270 


äbten  von  S.  Gallen.'  Vad.  —  8)  Öppis  uf  d'  (bzw.  de*) 
B.  bringe*,  vorbringen,  zur  Sprache,  aufs  Tapet  brin- 
gen .UHornussen;  GSa.;  ThHw.  (Bä*);  ZSth.  .Da 
etliche  gelerte  ungereimpte  artikel  auf  die  ban  brin- 
gend.' LLav.  1-582.  .Du  findst  tröler  und  fürsprechen, 
die  mancherlei  auf  die  ban  bringend,  dass  sy  ander 
leut  lang  am  rechten  umbhin  schleikend.'  ebd.  .Auf 
der  Canzel  bringt  Einer  uff  die  Pan  dise  Frag:  ob 
Fürsten  und  König  auch  müehtend  sälig  werden.' 
Sc'himpfr.  1651.  ,Der  erste  Akt  bringt  uf  die  Ban, 
wie  d'  Sund  ungstraft  nit  bliben  kan.'  Joh.Mahler 
1674.  ,Der  Guardian  bringt  baumstarke  Grund  für  die 
römische  Ohrenbeicht  auf  die  Ban.'  Schobingeb  1699. 
.Dieweil  aber  der  Zorn  nicht  überal  gedämt  werden 
mag,  dass  er  nicht  ausbreche,  haben  sie  noch  ein 
ander  Mittel  auf  die  Bahn  gebracht.'  SiML.-Leu  1722; 
dafür  in  der  Ausg.  von  1577:  .haben  sy  in  ander  weg 
wollen  fürkommen.'  Öppis  wider  i*  d'  Bän  bringe*, 
ins  rechte  Geleise  Aa  uF.,  Zof.  ■ —  e)  ,uf  stund  und 
ban',  unverzüglich,  allsogleich.  ,Dass  er  uff  stund  und 
ban  will  z'  Betlehem  ein  opfer  than  [!J  dem  höchsten 
Gott  zuo  lob  und  eren.'  VBoltz  1554.  —  2.  Fährte, 
Spur,  auch  Wechsel.  Syn.  Ge-spor.  ,Früe  am  tag  sol 
man  das  gejegt  [des  Hasen]  zu  handen  nemmen,  dann 
der  geruch  des  bans  beharret  nit  lang,  sondern  ver- 
rucht gleich  in  einer  stund.'  Tierb.  1563.  ,Der  baan, 
so  sölich  tier  machet,  streckt  sich  winterzeits  weiter 
dann  sommerzeits.'  ebd.  ,Etlich  hünd  sind  genatürt, 
mit  dem  geschmaekt  dem  ban  nach  zuo  leiten.'  ebd. 
—  3.  (in  LBerom. ;  SchwE.  lt  Lienert  m.)  Eisenbahn, 
auch  Eisenbahnzug.   wohl  allg. 

Mhd.  baiue)  fm.  Die  aus  der  Schriffepr.  stammende  Form 
Bän  ist  überall  im  Vormarsch  uud  hat  die  aiteinheimische 
Form  (ohne  n)  z.  T.  bereits  auf  einige  formelhafte,  isolierte 
Verbindungen  beschränkt,  wenn  nicht  ganz  verdrängt.  Das 
W.   ist  in  weitem   Umfang  mit  Bann  lautlich  zsgefallen. 

Herd-öpfel-:  scherzh.  oder  spöttische  Bezeich- 
nung der  Eisenbahn  von  Dielsdorf  nach  Zürich  Z; 
auch  der  von  Lenzburg  nach  Muri. 

So  genannt,  weil  auf  den  betr.  Linien  angeblich  nur  Kar- 
toffehi  befördert  werden.  Sie  durchziehen  oder  kommen  aus 
Gegenden,  in  denen  bes.   viel   Kartoffeln  gebaut  werden. 

ise°-Bän,  P-  (in  Aa;  Ap;  Gi.Näf.;  GSa.;  Tiitw.; 
Z  tw.  Bä*,  P-),  in  AALeer.  vorw.;  BsL.  m. :  Eisen- 
bahn(zug).  Sprw.  Wenn-men  uf  der  I.  fart,  se  hocket- 
men  dem  Tüfel  uf  ''em  Rugge*  ScHSt.  Hiri  uf  der  L, 
Kinderspiel,  wobei  ein  Kind  über  den  obersten  Stamm 
einer  Anzahl  aufgeschichteter  Tannenstämme  läuft 
und  sich  gegen  die  Andern  wehrt,  die  es  herunter- 
zuziehen suchen  ZZoll.  —  ise°bän(d)ler  m.:  Eisen- 
bahnarbeiter, -Angestellter  Ap;  Bs;  B;  L;  Th;  Z. 

Lauf-:  wie  nbd.  Als  m.:  , Der  Herr  hat  dich  von 
deiner  geistlichen  Gesandtschaft  nach  Haus  berufen, 
aus  dem  Streit  in  Triumph,  ab  dem  L.  zu  Preis  und 
Glory.'  AKlingl.  1688.  ,Den  Laufsbann  seines  evan- 
gelischen Predigens  fortsetzen.'  Sebast.  1730. 

Weglueg(er)en-:  das  selbe  was  Herd-öpfel-B.  Z. 

Der  Name  daher,  dass  mit  der  betr.  Bahn  vorzugsweise 
Weg-Luegen  (Bd  III  1229)  zur  Verwendung  als  Cichorie  nach 
Zürich  gebracht  werden  sollen. 

Laster-.  ,Von  dem  breiten  L.  auf  den  schmalen 
Tugendweg.'   KdWirz  1680. 

Spanisch-brötli-:  Spottname  der  Eisenbahn  von 
Baden  nach  Zürich  ZStdt.  —  Die  Spamsch-JBrSÜi  sind  eiue 
Spezialität  von  AaB.   Vgl.  DHess,  Badenf.  5S4  (mit  Abbildung). 


„Rigel-:  eisernes  Geleise,  auf  welchem  das  Wa- 
genrad fortläuft  Gr." 

Säuli-:  Scherzn.  der  Eisenbahn  Zürich-Luzern  Z. 
—    Weil  sie  durch  das  .Säuli-Auit'  (s.  Amt  Bd  I  243)  führt  Z. 

Schlifer-  GrPi\,  Rh.,  Seh.,  Schlifer-  GrHc. 
Rutschbahn  auf  dem  Eise.  Syn.  SchU/i,  Ziben.  — 
Schlitt-:  Schlittenbahn  Aa;  Tb;  Z.  —  Welt-.  ,Was 
ist  doch  die  Ursach,  dass  der  meiste  Teil  under  uns 
so  frech  auf  dem  gottlosen  Weltbahn  hereinschleideret, 
sehlempet  und  schupfet?'  AKlingl.  1688. 

bäne°  I,  p- :  wie  nhd.,  Bahn  machen,  spec.  durch 
den  Schnee,  wohl  allg.  's  ist  noch  nid  'bänet  g'si":  ieh 
ha*  selber  müese*  b.  ,Wiewol  nun  d'  Eidgnossen,  zuo 
tagen  me  wen  daheim,  aber  ein  stat  Bern  sunderlich, 
des  alten  amman  Redings  wol  gebanet  loch  sich  ganz 
ernstlich  müegt  zuo  verstopfen  [d.  h.  der  Reisläuferei 
zu  steuern],  so  schlurfend  dennocht  ob  6000  Eidgnossen 
hindurch.'  Ansh.     Syn.  pf'aden. 

Bäni,  P-  f.:  Wegbahnung;  der  (durch  den  Schnee) 
gebahnte  Weg  selbst  AaKu.,  Leer.,  Zof.  Me*  mues' 
go*  P.  mache*. 

ls-:  Eisbahn  BsSiss. 

Bann  Aa  zw.  Aare  und  Reuss;  Gr  tw.;  Th  tw., 
J3rä  II  Bs;BBe.,  U.;Gl;  GRPr.;  S;Uw;  Zg;  Z(Dän.), 
Pän  AALeer.;  B,  Bä«  THTäg.;  ZSth.,  Bä*  II  AaFh.; 
Gl  (PI.  Bä');  GRtw.;  GRorsch.;  ThHw.,  Steckb.;  ZO., 
Rüml.,  Pä*  Aa  Bez.  Brugg,  F.lReuss,  Würenlingen; 
ZZoll.  —  m.,  in  BBe.,  U.;  Z  (Dan.)  f.,  in  BsL.;  Z 
(Wolf)  n.:  1.  (obrigkeitliches,  bes.  gerichtliches)  Gebot 
oder  Verbot  unter  Strafandrohung.  Vgl.  Bann-Ge- 
rechtigkeit. ,Es  ist  verboten  und  zu  B.  geschlagen, 
zu  tun  wie  folgt.'  1808,  FMu.  ,Item  ouch  ist  von 
alter  har  komen :  wo  der  herschaft  amptlüt  und  die 
vier  bedunkt,  das  es  dem  dorf  nutz  und  er  sy,  das 
mugent  si  tun  und  ein  ban  machen  oder  us  ban  lan.' 
1346,  LDagmers.  ,Der  dritte  teil  dis  buochs  halt  inn 
all  beim,  wiltbenn  und  sunst  benn  im  landt.'  um  1500, 
Schw  LB.  ,Ich  hab  ouch  dis  stift  und  begabung  mit 
verwilgung  meiner  closterbrüeder  und  mit  dem  ban 
bischof  Ruomwalds  von  Costenz  einem  priester  . . .  mit 
ewigen  rechten  verfangen  und  bevestnet.'  Vad.  Übertr. : 
.Barmherzigkeit  wurde  nit  getroffen  an,  denn  sie  war 
verborgen  und  lag  im  Bahn.'  vEow  1708.  In  spec. 
Verwendung  a)  vom  ,Wald-'  und  , Baumbann',  d.  i. 
Verbot  des  Umhauens  von  Bäumen  an  bestimmten 
Stellen  oder  zu  bestimmten  Zeiten  Gl;  Gr;  GoRh. 
(Steinm.  1804,  480);  Uw.  Im  B.  sin,  in  den  B.  tuen, 
von  Wäldern  Gr  (Tsch.).  ,Um  den  bann  in  erlen.' 
1343/1544,  Schw  LB.  (Überschrift);  vgl.  Bän-Erlen, 
Name  von  Landgütern  UwE.,  Wolfensch.  ,Were  aber, 
das  yemand  in  der  lantweri  oder  in  dheinen  unsern 
hölzern  und  weiden,  so  wir  in  bann  geleit  haben,  hüwe, 
rütete  oder  wüeste. . .'  1457/1544,  Schw  LB.  ,So  haben 
wir  den  selben  von  Arow  erloubt,  solich  holz  in  ban 
zuo  legen,  darüber  einen  bannwart  zuo  setzen  und 
durch  den  selben  einen  jeden,  so  in  solichem  holz 
einich  schädlich  holz  howen  oder  dar  in  die  eichlen 
läsen  oder  schütten  wurde,  umb  ein  pfd  zu  pfenden.' 
1503,  Aar.  Stadtr.  (B  Urk.).  ,Bann  um  wättertannen.' 
1515/44,  Schw  LB.  ,Bann  [von  .grotzen  und  studen'] 
by  der  Muthaa.'  1524/44,  ebd.  , Dannethin,  so  das  in 
Baan  gelegte  junge  Holz  dem  Vieh  entrunnen  syn 
wirdt,  sy  widerumb,  wie  hievor.  die  Ahnweidt  haben 
sollen.'  1644,  Stadlin,  Hünenberg.    S.  noch  MKothing 


1271 


Ban,  ben,  bin,  hon,  bun 


1272 


1850,  213/26  und  vgl.  Bann-Vogt  (Bd  1  707),  -Höh 
(Bd  II  1256),  -Leiter  (Bd  III  1494),  -Teil,  -WaM; 
Osenbrüggen,  AI.  Strafr.  324.  —  b)  vom  , Rebenbann', 
d.  i.  Verbot  des  Betretens  der  Weinberge  zur  Zeit  der 
Traubenreife.  B'  Bebe*  si*  im  B.  B  (Zyro).  ,Die 
Reben  sönd  han  Friden  und  ein  gute  Eefad  und  sönd 
hau  ein  Bann,  dass  niemand  dem  andern  das  syn  soll 
nemmen.'  AiWett.  Offn.  Vgl.  Bann-Brief.  —  e)  vom 
,\ViId-,  Jagdbann'  B.  Der  Wald,  Berg  isch  i"  der 
(oder  im)  B.,  es  ist  verboten,  darin  (darauf)  zu  jagen. 
Vgl.  Bann-Berg.  ,Vom  Bahn  des  Wildprets.'  1717, 
Gr  Ges.  1827.  —  d)  vom  .Fischbann.'  .Der  grosse  B. 
dauert  von  Mitte  April  bis  Mitte  Mai,  ausgenommen 
für  die  grosse  Tracht,  welche  des  Vormittags  bis  alt 
Jakobi,  jedoch  nicht  anders  als  schwebend,  damit  das 
Kräb  unberührt  bleibe,  soll  gezogen  werden  dürfen, 
auch  mit  der  bestimmten  Ausnahme,  dass  mit  diesem 
Trachtzug  die  Halden  und  Kräbhörner  gänzlich  ver- 
schont bleiben.'  Z  Fischenzenverordn.  1809.  .[Es  wird 
beschlossen]  dass  die  fornen  keinen  bann  haben,  auch 
nit  gefreit  sin  und  durch  das  ganz  jar  gefangen  wer- 
den sollen.'  1544,  TuBodensee.  ,[Sie  bitten]  um  meh- 
rere Facilitierung  des  in  dem  Zürichsee  subsistierenden 
und  ihre  Nahrung  interessierenden  Bahns.'  1755,  Schw 
Hurd.  , Missbräuche,  sowol  in  Ansehung  der  Fischern, 
als  der  Fisch,  Fischenzen,  Geschirrs,  Baans,  Lehen- 
Scheinen,  Kaufens,  Verkaufens  und  andrer  Sachen 
halber.'  Z  Fischerordn.  1776.  Vgl.  Fluss-Bami.  — 
e)  vom  , Weinbann',  d.  i.  Verbot,  während  eines  be- 
stimmten Zeitraums  ohne  Erlaubniss  des  Bannbefugten 
Wein  zu  verkaufen.  .Der  bischof  hat  ouch  sinen  bau 
ze  Basil,  der  stat  also.  Er  sol  angan  an  dem  man- 
dage  nach  heiigen  cruces  mis  nach  ostern,  und  sulent 
sine  ammane  den  ban  an  dem  mandage  vierzehn  tage 
davor  schrien,  vruo  e  daz  die  saune  uf  gange.  Und 
versumet  man  daz,  die  burger  sint  dez  bannes  lidig. 
Der  ban  weret  sehs  wuchen  und  sol  nieman  verkaufen 
win,  wau  mit  des  bischoffes  urloube,  oder  die  den  von 
ime  hant.'  um  1270,  BsBq.;  vgl.  Ochs  II  182  f.  und 
Bann-  Win.  ,So  sol  daz  gotshus  [StGeorgen  zu  ScHSt.] 
drye  benne  ie  des  järes  han,  sinen  win  ze  schenkenne: 
ze  saut  Georyen  dult  vierzehen  tag,  ze  sant  Johans 
tag  ze  süngichten  vierzehen  tag  und  ze  sant  Martins 
ilult  vierzehen  tag.  Und  sol  danne  niemand  anders 
schenken  wön  mit  aines  abtes  urlob.  Und  swer  den 
banne  brichet,  der  sol  es  dem  gotshus  besseren  mit 
sehzig  Schillingen.'  1385,  Abtsrodel.  —  f )  vom  .Fleisch- 
bann', d.  s.  handwerksgenössische  Verordnungen  be- 
treffend Fleischeinfuhr  und  Fleischverkauf,  ,0b  die 
mezger  under  inen  dhein  ben,  uffsez  oder  Ordnung 
gemacht  hottend,  die  sollend  tod  und  ab  sein.'  ZWthur 
Stadtb.  .Weil  das  Mezgerhandwerk  einer  Frau  von 
Diessenhofen,  welche  Fleisch  in  die  Stadt  brachte, 
dasselbe  weggenommen  hatte,  wurde  es  um  100  Thaler 
gebüsst.  Dem  ganzen  Handwerk  aber  wurde  anbe- 
fohlen, den  Bann  (das  Verbot  der  Fleischeinfuhr)  auf- 
zuheben.' lfa'80,  Sch  Chr.  ,Die  Stadtmetzger  müssen 
alles  Vieh,  zum  Gebrauch  der  Bürgerschaft,  in  der 
öffentlichen  Metzg  schlachten  und  verkaufen.  In  dieser 
Metzg  ist  die  Bezahlung  mit  baarem  Geld  allgemein 
eingeführt.  Die  Metzger  bestimmen  wöchentlich  unter 
sich  selbst,  was  für  Arten  und  wie  viel  Stücke  Vieh 
jeder  von  ihnen  abschlachten  solle.  Alles  Schlacht- 
vieh muss  lebendig  in  die  Metzg  gebracht  werden. 
An  diese  letztere  sind  alle  Einwohner  der  Stadt  ge- 


bunden; doch  dürfen  sie  in  benachbarten  Landmetzgen, 
entweder  selbst  oder  durch  ihr  Gesinde,  Fleisch  ab- 
holen. Wer  diesen  unter  dem  Namen  des  Bannes 
bekannten  Einschränkungen  zuwiderhandelt,  wird  von 
dem  i Metzgerhandwerk  gebüsst.'  DWvssl796.  —  g)  vom 
.Brotbann.'  ,Und  soll  das  brod  kein  ban  haben."  Z 
Ratserk.  1518;  vgl.  FStaub,  Das  Brot.  S.  60  ff.  — 
h)  vom  , Hundebann.'  D'  Hund  sind  im  Bän  Z 
(Dan.).  —  i)  .Bann  des  Gerichts,  noch  hin  und  wieder 
üblich,  ist  ein  feierlicher  Ausruf  des  Weibels,  dass 
es  ordnungsmässig  bestellt  und  alle  Ungebühr  vor 
selbigem  verboten  sei.'  GrD.  LB.  Der  B.  rüefe'  (über 
das  Gericht),  es  unverletzlich  erklären  GRPr. ;  vgl. 
rer-bannen.  ,Daruff  verlist  der  Landschriber  den 
keiserlichen  Bahn.'  1652,  GrD.  LB.  101;  dafür  S.  110: 
.keiserlicher  Gerichtsbahn.'  —  k)  Bann  durch  Zauber. 
Chömmi'd  jetzt  abe",  ruft  der  Besitzer  eines  Kirsch- 
baums den  auf  dem  Baume  sitzenden  Kirschendieben 
zu,  's  Bann  ist  üfg'löst.  Wolf,  Rel.  Gespr.  —  Zu 
dieser  ganzen  Nummer  vgl.  noch  Esch-,  Herbst-,  Muct-, 
Schaden-Bann;    Bann-Fasten    (Bd  I    1115),   -Firtag. 

—  2.  Befugniss,  Gebote  und  Verbote  zu  erlassen; 
Gerichtsgewalt,  Gerichtsbarkeit,  a)  über  Leben  und 
Tod,  , Blutbann.'  König  Sigmund  verleiht  den  Räten 
der  Stadt  Aarau  das  Recht,  ,das  sy  einem  iglichen 
irem  schultheissen  den  ban  über  das  bluot  zu  rihten 
verlihen  mögen.'  1418,  Aar.  Stadtr.  .[Es  wird  be- 
schlossen, dem  Nachrichter  und  seinem  .gleitsmann 
das  guot  jar  zu  geben.]  Das  soll  ein  schulthess,  so 
er  den  bann  empfache.  zu  zwei  jareu  abvertigen.' 
1569,  Ölhafen.  .Diewil  es  sich  hat  zuotragen,  das 
ich  [der  Schultheiss]  sol  richten  über  das  bluot,  und 
diewil  ein  statt  Arow  mit  fryheiten  begäbet,  und  die 
sälbigen  von  den  herren  der  statt  Bärn,  den  ban  über 
das  bluot  zu  richten,  üch.  minen  herren  rät  und  bür- 
geren verliehen,  deshalben  so  frag  ich  usw.'  1596, 
Aar.  Stadtr.  ,So  ein  wasenmeister  den  ban  [das  Recht, 
als  Scharfrichter  zu  fungieren]   entfacht.'    1597,  ebd. 

—  b)  meist  in  der  Verbindung  .Zwing  und  B.'  zur 
Bezeichnung  der  polizeilichen  Gerichtsbarkeit  über 
einen  bestimmten  Bezirk,  ein  Bestandteil  der  Grund- 
herrlichkeit. ,In  villis  Hochdorff  etc.  omnem  juris- 
dictionem  et  districtum  (Zwing  und  Bann)  usurpavit.' 
1255,  Seg.,  RG.  .Gezwinge  und  benne  sind  des  meyers 
an  des  gottshuss  statt,  und  der  meyer  sol  drystund 
in  dem  jare  allen  gebieten  in  den  hof  [usw.].'  1296, 
TnEschenz  Hofrodel.  .Einen  hof  mit  getwinge  und 
mit  bände.'  1297,  AAGnadenth.  Arch.  .Des  ersten 
langet  ir  gericht.  twing  und  benne  von  dem  dorf  ze 
Tagmersellen  hinüber  in  das  Lutertal.'  1346, LDagmers. 
.[Verkauf  eines  Dorfes]  mit  wunne,  mit  weide,  mit  al- 
mend,  mit  alpen,  mit  bergen,  mit  sturen,  mit  diensten, 
mit  gerichten,  mit  twingen,  mit  bennen  und  mit  voller 
herschaft.'  1347,  B.  .Jurisdictio,  que  in  vulgo  dicitur 
twing  und  bann.'  XIV.,  Gfd.  ,Und  soll  auch  niemand 
enkein  geschäft  haben  mit  enkeinen  rechten,  denn  ein 
probst  in  den  zwingen  und  bannen.'  1377,  Gr  StGerold 
Hofrodel.  ,Dass  N.  N.  ze  koft'ent  geben  hab  der  kil- 
chen  ze  Nottwil  ein  schuppossen,  und  die  mit  acher. 
mit  matten,  mit  zwing,  mit  beim,  mit  steg,  mit  weg, 
mit  wunii,  mit  weid,  mit  holz,  mit  feld,  mit  infart, 
mit  usfart,  mit  graben,  mit  wasser,  wasserflüssen  und 
rüusmen  und  mit  allen  den  rechten,  nutzen,  Zinsen 
und  guoten  gewonheiten,  so  darzu  old  daran  iendert 
gehörret.'    1442,    LNottw.     .Wir,    Abt   Ulrich    [usw.}, 


1278 


Ban.  bell,  bin.  bon,  bun 


1271 


sollen  noch  wollen  die  Grafschaft  Toggenburg  weder 
an  Städten.  Schlössen.  Landen.  Leuten.  Täleren.  Ge- 
richten. Zwingen  und  Bannen  nimmermehr  von  un- 
serem Gottshaus  verkaufen.'  1469,  Lnformatio  1713. 
.Item  Twing  und  Wässerung  und  Bann  des  Dorfs 
Roggwyl.'  RCys.  .Die  verkouftend  [das  Dorf]  sament- 
lich  mit  Lüt  und  Gut,  Zwing  und  Benen,  ouch  mit 
sampt  den  Höfen  Griessbach.. .'  JJEi-eger  1606.  ,Weil 
man  sie  [die  Bischöfe]  mit  Land,  Leuten,  Herrschaften, 
Zöllen,  Zwingen  und  Bannen  so  reichlich  begaabet.' 
Gi-ler  1616.  Weitere  Schweiz.  Belege  s.  Gr.  Weist.  I  5. 
121.  142.  IV  277.  Vgl.  noch  Ztschr.  f.  schwz.  R.  I  a  37; 
Seg.,  RG.  I  367;  Joh.Meyer  1878,  306;  Planta  1881, 
183.  271.  —  3.  die  zuerkannte  Strafe.  Vgl.  Bann-Gelt 
(Bd  II  258).  -Pfenning,  -Schatz,  a)  Busse,  die  bei 
Übertretung  von  Geboten  von  Rechts  wegen  zu  ent- 
richten ist.  ,Ob  den  amnian  und  die  schower,  die  er 
zuo  im  nimpt,  dunkt  daz  brot  ze  klain  sin,  so  sol  er 
den  pfistern,  die  daz  klain  brot  händ,  gebieten,  daz 
sy  ie  zwai  brot  geben  umb  dry  haller  und  dem  am- 
mann  sinen  bau.'  1408,  GRChur  Brotverkaufsordn. ; 
dafür  an  anderer  Stelle:  ,dem  amman  sine  recht.'  — 
b)  Eingrenzung  auf  einen  bestimmten  engen  Bezirk. 
Sollten  die  von  Unterwaiden  noch  Jmdii  in  Gefangen- 
schaft oder  .Bannen'  haben,  so  sollen  sie  dieselben 
sogleich  ledig  lassen  und  von  Letztern  das  Recht 
fordern  und  nehmen  nach  dem  Wortlaut  der  ge- 
schwornen  Briefe.  1381,  Schiedsi'ruch.  —  c)  Landes- 
verweisung UwE.  .Wann  ein  pandyt  den  anderen, 
so  in  glychen  banden  verrüefft  wie  er,  mit  eigner 
band  umbbringt,  derselb  soll  alsdann  geliberiert  sein.' 
1598,  Absch.  —  d)  kirchlicher  Bann.  Vgl.  Seg.,  RG. 
II  818.  Joh.  von  Moos  von  Uri  hatte  seine  Frau  und 
etliche  Bürger  von  Luzern  ihretwegen  ,mit  römschen 
gerichte  ze  banne  getan.'  1398,  Absch.  ,Wer  in  den 
rate  gekosen  oder  ze  meister  gesetzet  wirt,  ist  der  in 
dem  banne  oder  kumet  darin  von  sin  selbs  schulde 
wegen,  das  der  nit  me  in  den  raten  sitzen  sol  alle 
die  wile  er  in  dem  banne  und  nüt  absolviert  ist,  unz 
uf  die  zite,  das  er  usser  banne  kumet  und  das  wiset, 
das  die  rate  ein  benüegen  daran  habent.'  1405,  Bs  Rq. 
,Dass  ir  die  all  und  iegklichen  insunders  von  irs  frä- 
vels  und  ubertrettung  wegen  bannind  und  si  in  bann 
verkündind  offenlich.  Und  ob  si  in  solichem  bann 
fünfzehen  tagen  belibend,  dass  ir  denn  dannethin  ire 
wiber,  hussgsind,  hindersässen  und  biwoner  all  und 
iegklich  von  allen  göttlichen  dingen  sollend  usschlies- 
seu.'  1431,  Äg.Tschudi,  Chr.  ,Wer  ouch  von  geistlichen 
geliebten  sich  bannen  Hess  und  im  bann  were  so 
lang,  das  die  kirch  verslagen  wirt  [durch  ihn  ins 
Interdikt  kommt],  und  man  one  singen  sin  müest,  den 
sol  der  vogt  heissen  schweren  uss  dem  kilchspil,  unz 
daz  die  kilch  entschlagen  wirt.'  1464,  Bs  Rq.  .[Es 
wird  erkannt]  wann  einer  in  dem  bann  ist  und  lyt 
und  sollichs  dem  oberstknecht  verkundt,  im  uss  dem 
kilchspil  ze  gebieten  [usw.],  daz  denn  der  oberstknecht 
sollichs  unverzogenlich  tue,  und  wenn  der  selb  also 
uss  sinem  kilchspil  14  tag  gewesen  ist  und  noch  nit 
5  schill.  dem  bann  gelost,  daz  denn  solicher  durch 
den  oberstknecht  in  eid  werd  genommen  von  der  statt 
und  nit  wider  harin,  er  sye  denn  vorhin  uss  dem 
bann  gelost.'  1494,  ebd.  Es  wird  Beschleunigung  des 
Frönungsverfahrens  (s.  frönen  2  Bd  I  1301)  beschlos- 
sen, weil  ,nit  allein  cost  an  dem  guot,  sonder  der  seel 
mergklich  beschwerd  des  banns  halb  unterstanden  ist.' 


1498/1539,  ebd.  ,Wann  er  das  nit  dett,  so  wer  er  ins 
babst  band.'  HsStockar  1519.  ,üer  Gall  ist  ein  fyrtag 
bim  bau.'  um  1590,  LAdelwyl  Gottesdienstordn.  In  Bs 
auch  nach  der  Reformation  für  die  Strafen,  die  das  auf 
Anregung  Okolampads  eingesetzte  kirchliche  Gericht 
(s.  4)  verhängte.  S.  Bann-Herr  (Bd  II  1538)  und  vgl.: 
.[Ökolampad]  hat  ouch  vilfaltig  fürgewendt,  wie  der 
baan  von  Christo  befolhen,  von  apostlen  und  allen 
kilchen  gebrucht  worden  sig.'  1530,  Absch.  —  4.  kirch- 
liches Gericht  zur  Ausübung  der  Sittenpolizei  (seit 
1530)  Bsf.  .Bahn  für  Bann,  Kirchengerichte.'  Spreng. 
Das  Wort  B.  bedeutet  bei  uns  .nicht  nur,  wie  an- 
derswo in  Deutschland,  Excommunication  oder  Kir- 
chenbann, sondern  auch  die  Behörde  selber,  die  den 
Kirchenbann  erkennt.'  Ochs.  ,Eine  jede  der  vier 
Haubt-Gemeinen,  in  welche  die  ganze  Stadt  eingeteilet 
ist,  hat  nebst  dem  Ober-Pfarrer  und  seinen  Helfern 
eine  gewisse  Anzahl  Elteste,  welche  aus  denen  in 
einer  jeden  Gemeine  wohnhaften  Gliedern  des  kleinen 
und  des  grossen  Rates  ernennet  werden.  Die  aus 
diesen  geistlichen  und  weltlichen  Gliedern  bestehende 
Versammlung  wird  der  Bann  bei  uns  genannt,  anderswo 
aber  das  Consistorium.'  DHerrliberger,  Bs  Kirchen- 
gebräuche 1751.  Vgl.  auch  Ochs  VI  31  ff.;  Absch. 
IV  1  b  787  I;  Bann-Herr  (Bd  II  1538),  -Brueder.  .Und 
demnach  der  Kirchen  gegen  solchen  Misstätern  [Ehe- 
brechern] ihr  Recht  keineswegs  benommen,  als  sollen 
selbige  von  den  heiligen  Sacramenten  ausgeschlossen 
seiii  und  so  lang  verbleiben,  bis  sie  von  einem  ehr- 
würdigen Bann  deren  möchten  widerumb  würdig  ge- 
schätzt und  geachtet  werden.'  1637,  Bs  Rq.  ,Weil 
man  verniinbt,  dass  gleichen  Gastereien  und  Zechen 
in  denen  Fahlen,  wann  etwan  die  Parteien  vor  al- 
hiesigem  Ehegericht  zuesammen  oder  fürn  Bahn  ge- 
wiesen, auch  angestellt  werden,  soll  er  Herr  Obervogt 
dises  ebenmessig  abstellen.'  1644,  Bs  Rq.  ,Sintemahlen 
dergleichen  Stülstreit  [Streit  wegen  Besetzung  von 
Kirchenstühlen]  vermög  hievor  ergangener  Grosser 
Rats-Erkantnuss  zu  ihrer  Erörterung  für  den  Bahn 
einer  ieden  Pfarrkirchen  gehören,  dass  deswegen  all- 
wegen  diejenige  HH.,  so  an  E.  E.  Bahn  sitzen,  der- 
gleichen Streitigkeiten  entscheiden.'  1692,  ebd.  .Nach- 
dem Herr  Brückner,  Diaconus  bei  S.  Peter,  mir  ratione 
seines  ehrwürdigen  Banns  apertur  getan  von  einem 
ärgerlichen  Handel  [Zauberei]  in  dasiger  Gemein.' 
1719,  Bs.  .Damit  auch  auf  öffentlichen  Gassen  und 
aller  Orten  dieses  leidige  Übel  bei  Einheimischen  und 
Frembden  abgeschaffet  werde,  als  sollen  in  beiden 
Städten  [Gross-  und  Klein-Basel]  die  ehrwürdige  Bahn 
fromme  und  ehrbare  Leut  bestellen,  welche  denen 
Fehlbaren  die  Straf  abfordern.'  Bs  Reformationsordn. 
1727;  ähnlich  1729,  BsRq.  .[Taxe:]  Wann  eine  Partei 
für  den  Ban  gewiesen  wird,  solches  dem  Herrn  Geist- 
lichen anzuzeigen  10  s.'  1772,  Bs  Rq.  ,Über  die  Zu- 
lässigkeit  der  Schulertuchbegehren  entscheiden  in 
allen  Gemeinden  die  E.  Banne.'  Bs  Mitt.  f.  d.  Gemein- 
wohl 1827.  Vgl.  noch  Bann-Ordning  (Bd  1  442).  — 
5.  Gebiet,  über  das  sich  der  ,Bann'  in  Bed.  1  und  2 
erstreckt.  Spec.  a)  Bannmeile,  Gemeindegebiet  Aa; 
Bs;  Th;  Z.  Das  Grundstück  llt  nümen  in  iiserem 
Bä".  Uf  Chüsnechter,  Zollikumer  Bä".  In  allgemei- 
nem! S. :  Gang  du  uf  dl'.sBä"!  ZO.  Um  de"  B.  (in 
BsLie.  auch  um  's  B.J  gö",  den  Maibittgang  zu  den 
vier  Bannkreuzen  jeder  Gemeinde  (ÄAFri.),  den  Bann- 
umgang (BsLie.)  machen.  Die  Liestaler  Knaben  singen 


1275 


Ban.  ben.  bin,  bon,  bnn 


1276 


dabei:  Hie  isch  guet  Liestier  Ban,  sibe"  Suppen  und 
keini  warm  (EFrey).  Drum  het-me"  selbetsnwl  g'seit, 
's  mües"  jede  Vatter  st"  Biiebli  mit -im  ne"  um  de" 
Bnn.  Schwzd.  (BsL.).  Vgl.  Bann- Ritt.  In  BsStdt 
unterschied  man  noch  1834  bei  Territorien,  die  ausser- 
halb der  eig.  Quartiere  lagen,  einen  untern  Bahn 
(gegen  Norden  und  Westen),  obern  B.  (gegen  Süden 
und  Osten).  Bläsi-B.  (vor  dem  Blasiquartier),  Riehen-B. 
(vor  dem  Riehenquartier).  Bs  Nummernbüehl.  1834. 
.In  unser  gn.  HH.  von  Berne  gebieten,  twingen  oder 
bennen  gelegen.'  1415,  Aar.  Stadtr.  ,Dess  bann,  dess 
mann  [wem  der  Gerichtsbezirk  gehört,  dem  gehört 
auch  der  darin  Wohnende].'  1527,  Absch.;  s.  Mann  5 
(Sp.  242).  ,In  eines  gottshus  bennen  und  gerichten.' 
Vad.  .Zwing  und  beim  gand  von  Sant  Pirmingen 
brunnen  gen  dem  Wartberg  uff.'  Z  Netten b.  Offn. 
,Wer  usswendig  dem  dort  ze  Örlikor.  gesessen  ist  und 
doch  acker  und  wisen  in  den  bennen  hat.'  ZÖrl.  Offn. 
, Zwischen  Wettinger  und  Ehrendinger  Baan  hinauf.' 
1694,  AAWett.  Klosterarch.  ,[Es]  sollen  noch  ferners- 
hin  alle  Streitsachen,  so  sich  ausser  der  Stadt  doch 
in  ihrem  Bahn  begeben,  es  seie  gleich  Bemarkungen, 
Servituten  der  Güteren  oder  anderer  Feldspän  und 
Handeln  halben,  für  die  jeweilen  am  Gescheid  Ver- 
ordneten gewiesen  sein.'  1719,  Bs  Rq.  .Dann  allhier 
durch  die  Gericht  nicht  die  Gerichtsstuben  oder  die 
Versammlung  der  Richteren,  sondern  der  ganze  Ge- 
richtszwang oder  die  Ort  und  Bahne,  welche  unter 
das  Gericht  gehören,  verstanden  werden  muss.'  Bs 
Landesordn.  1757.  S.  noch  Bs  Rq.  I  068  Anm.  — 
b)  Ban,  Dim.  Bänli,  Waldrevier  (urspr.  im  Holzbann 
stehender  Wald)  SG.  Der  Füh'bacher  Bän,  der  zu 
SFulenb.  gehörige  Wald.  Am  Chrüshubel  nide"  glögg- 
len  es  pär  Geisse",  im  Ban  ene"  jöle"  lustig  Chnabe", 
im  Tal  unde"  glitzere"  d'  Bach.  BWtss  1863.  .Alle 
Gemeinwälder  werden  in  zwei  Klassen  —  je  nachdem 
ihre  Lage  höher  oder  tiefer  ist  —  gesondert;  nämlich 
in  zahmen  Bann  und  in  wilden  Bann.  Zum  wilden  B. 
gehören  die  Waldungen  derjenigen  Gegenden,  welche 
in  den  höhern,  wildern,  entferntem  Gemeinweiden 
liegen  und  wo  das  Holz  also  kürzer  und  kleiner  ist 
und  mit  grösserer  Mühe  muss  bearbeitet  werden.  Den 
zahmen  B.  hingegen  machen  die  grössern,  im  Tale 
liegenden  Gemeinwälder  aus.'  JRSteinm.  1804  (Ap). 
.Bann,  Bän(d)li\  Name  von  Wäldern  Aa;  aSeHw.  ,Das 
Bann',  Wald  zw.  AAZeihen  und  Densbüren.  .Täuberz- 
bann' SchwLow.  Hinderguet-Bän,  Fluehblanke'-Bärili, 
Wälder  bei  Gi-Rüti.  .[Die  Grenze  geht]  nnz  an  das 
bänli  ze  Rüti.'  XIII.,  AAFislisb.  Offn.  ,Zuo  der  bürg 
höret  ein  holz,  heisset  das  Nüban.-  Habsb.  Urb.  .Der 
grosse,  vordere,  hintere  Bahn',  Landgüter  bei  UwE. 
Bändli,  Flurname  AAHolziken,  Kulm,  Seon  (Wies- 
land) ;  TiiHw.  —  c)  Name  der  gebannten  Gehölzstreifen 
dem  Ufer  von  Flüssen  und  Bächen  entlang  Ndw.  Vgl. 
dazu  insbes.  die  schon  angezogenen  Stellen  bei  M Ko- 
thing 1850,  213/26. 

Mini,  ban,  -nnee  in.  Die  anl.  Fortis  mag  aus  Zss.  wie  Esck~, 
Hdla-,  G'meinds-B.  uä,  stammen.  Zur  Behandlung  des  In- 
uiiil  Auslauts  vgl.  die  entsprechenden  Verhältnisse  bei  Sinn; 
,baan'  schon  1382,  U.  Die  Form  .Band',  die  in  den  ä.  Quellen 
mehrfach  begegnet  (so  noch  bei  Sicher  1531),  erklärt  sich 
auf  rein  lautlichem  Wege;  vgl.  Sind  für  Sinn  und  zahlreiche 
analoge  Beispiele.  Die  ohne  Zweifel  in  einigen  Fällen  (bes. 
in  Bed.  3)  eingetretene  Berührung,  bzw.  Vermischung  mit 
dein  li'un.  Hund  dürfte  daher  erst  sekundär  sein;  vgl.  nam. 
den   a.  Beleg   unter  :i  c,   ferner:    ,Dass   dise   stat   nit   mit    ban 


und  interdiot  gebunden  wurde.'  Ansh.  S.  übrigens  RSchrö- 
der  3  1898,  42  Anm.  14.  In  eigentümlicher  Verwendung 
erscheint  das  W.  in  der  Stelle:  .Die  pildnis  der  hoebge- 
lobten  meid  [Maria]  im  pann  mit  inen  [den  kathol.  Orten]  ist 
geflogen.'  Lied  von  der  Kappeier  Schlacht  (Liliencr.  IV  ;jö). 
Es  könnte  hier  die  durch  den  Heerbann  aufgebotene  Kriegs- 
schar bedeuten.  Doch  ist  wahrscheinlicher,  dass  es  für 
,pauner'  (pann*)  verschrieben  oder  verlesen  ist;  vgl.  die  in 
einem  audern  Lied  über  die  Schlacht  bei  Kappel  gemachte 
Angabe,  dass  die  Katholischen  ein  schneeweisses  Jungfrau- 
bild  ob   ihren   Bannern   hätten   schweben   sehen. 

Orts-Bann:  1.  Ausschliessung  einer  Person  von 
einer  bestimmten  Ortschaft  UwE.  —  2.  Einschrän- 
kung des  Viehs  auf  das  Gebiet  einer  Gemeinde  bei 
Seuchen  Th. 

Esch-  n.:  Teil  der  Flur,  auf  der  als  Escli  (s. 
Bd  I  569)  der  Bann  liegt.  .Wiesen,  die  im  Drei- 
felderverband liegen  und  meist  von  Feldern  ganz  ein- 
geschlossen sind,  daher  zwei  Jahre  hinter  einander 
nur  einmal  gemäht  und  dann  nach  der  Ernte  des 
Winter-  oder  Sommerbaues,  sowie  im  dritten  Jahre 
(nämlich  in  der  Brache,  wo  man  sie  gar  nicht  mäht) 
durchweg  als  Trift  benutzt  werden.'  Job. Meyer  1880, 
22.  .Item  1  stückli,  stost  an  den  se,  abbin  an  das 
espan,  unden  uffher  an  den  vorgenannten  acker.' 
1371/1460,  LSemp.  .[Er]  nam  uff  dem  espan  vech,  er 
traib  das  ver  anweg.'  Ap  Reimehr.  ,Es  sol  ouch  ain 
espan  sin  an  des  schützen  ägkerli  zur  schartenfluo.' 
1433,  ScHBuchberg.  ,Man  soll  wüssen,  daz  der  weg, 
der  vor  den  wegseheiden  hinin  gat  unz  gen  Schlieren 
an  daz  espan  by  dem  crüze,  ein  rechter  eweg  ist  and 
nit  ein  landstrass.'  ZSchlier.  Offn.  ,Unz  an  das  aspan.' 
ebd.  ,Faren  mit  den  swinen  ins  aspan  in  die  eichlen.' 
ZDiet.  Offn.  ,Es  sol  ouch  nieman  in  espanngärten 
noch  in  raderbrunnengärten  noch  andern  gärten  mit 
der  härdt  noch  sunst  mit  dheinem  vech  hüeten  weder 
summer  noch  winter  zit.'  um  1400,  THDiess.  Stadtr. 
,Diser  hof  hat  auch  stogk  und  galgen  und  ein  espann: 
und  was  den  hochgerichten  zustat,  darumb  hat  ein 
landgraf  zu  richten.'  1403,  THWigolt.  Offn.  ,Der  dorf- 
bach  soll  gohn  auf  das  espan.  Wer  das  espan  het, 
derselb  soll  den  bach  im  selbst  füoggen.'  TiiLangen- 
erchingen  Offn.  .An  dem  ort,  das  allweg  ein  espan 
gewesen  ist  und  da  das  wasser  gewonlich  sin  klus 
und  gang  fürab  gehupt.'  1529,  Absch.  (Sch).  .[Ihr 
Vieh  hat]  weidgang,  trit  und  trib  in  holz,  espa,  veld 
[usw.].'  ZWthur  Stadtb.  Heute  in  den  Formen  Eschpr 
ThEiiii.,  Eschpi  Si'HBuchth.;  TitGottl.,  Eschpi  ScHSt. ; 
TiiFr.,  Äschpi  S  nur  noch  als  Lokalname  oder  doch 
auf  der  Grenze  zwischen  Diesem  und  appell.  Ver- 
wendung. En  offen  E.,  ein  freier,  offener  und  darum 
unsicherer  Platz  SchSI.  (Sulger).  Name  eines  einige 
Juchart  grossen,  z.  T.  sumpfigen  Platzes  am  Rhein 
mit  etlichen,  ehedem  von  Fischern  und  Schiffleuten 
bewohnten  Häusern  SchSL  Name  der  Schilfriete  am 
See,  bes.  derjenigen,  die  Allmend  sind  TiiErm.  Flur- 
name ScitBuchth. ;  S;  ThFi-.,  Gottl.  —  Schal men- 
Espe":  Schilfbucht  am  See,  wo  früher  das  Aas  ver- 
scharrt wurde  THErm.  —  Vgl.  eß/jim-h-ban  bei  Lcxer  1  7'jo. 

Fluech-.  ,Do  nun  der  babst  hat  [1510]  6V  Ve- 
nedyer  uss  sinem  fl.  gelassen.'  Ansh.  —  Fluss-:  Fi- 
schereirecht. ,[Der  Abt  von  Pfäfers  hat  denen  von 
Rüti]  wellen  verhüten  das  gwild,  fischen,  voglen,  ouch 
11.  und  jagen  [usw.],  das  sy  doch  vermainen  alles  dem 
menschen  fry  beschaffen  solle  sin.'  1529,  Strickl. 
(GRh.).    -      Hunds-:     Bundebann    B;    Th;    Z.   - 


1277 


(San,  ben,  bin,  hon,  bun 


1278 


Herbst-:  die  von  Obrigkeits  wegen  zui'  Weinlese 
festgesetzten  3—6  Tage  (von  Mülinen).  —  Hüs-: 
Hausarrest  UwE.  —  Kirch(e")-:  1.  Kirchhöre.  ,Das 
namhafte  Dorf  und  Kirchbann  Flumbs.'  Giiler  1616. 

—  2.  .Kirchenbair,  Waldung,  die  für  Kirchen  und 
Pfründen  bestimmt  ist  ZcÄg.  —  Latten-:  gebannter 
Waldbezirk,  wo  Lattenholz  wächst.  .[Es]  ist  unser 
Landrecht,  das  alle  gebahnte  Tanwälder  und  Latten- 
bähn  lant  alter  Ordnung  sollen  gebahnet  sein,  jeder 
Stahm  Buechis  auf  ein  Schue,  das  Weissdanni  auf 
zwei  Schue  und  Rotdanni  auf  anderthalben  Schue  bei 
zwanzig  Batzen  jeder  Stahm,  und  soll  jeder  Stahm  einen 
halben  Schue  am  nidersten  Ort  an  dem  Boden  gradt 
durchgehauwen  werden  und  gemessen  werden.'  1756, 
Schw  Rq.  —   G°-meinds-:    Gemeindebezirk    Th;   Z. 

—  Muet-:  Verbote  und  Bussen,  welche  die  Dorfleute 
selbst  festsetzen.  .Wekherlai  muotbennen  die  nach- 
puren ufl'setzen  zu  holz  oder  veld,  ist  die  buos  dry 
seh.  pf.'  1472,  GBurgau  Offn.  Vgl.  Lexer  I  2242  und 
das  syn.  Muet-Eining  (Bd  I  282).  —  Burg-:  innerer 
Stadtbann.  ,Her  Günther  unde  Her  Henrich,  die  mu- 
neche  von  Bascle,  die  ensulnt  ouch,  die  wile  der  fride 
wert,  in  den  burgban  ze  Basele  nut  comen  noch  in 
den  ban  ze  enren  Basele.'  1262,  Bs  Urk.  —  Bluet-: 
=  Bann  2  a.  Bern  spricht  Aarau  ,den  unter  der  Stadt 
Blutbahn  Linien  sich  befindlichen  Schachen  wieder 
zu.'  1777,  Aar.  Stadtr.  —  Schade°-Bän:  1.  Bann- 
wald Gl.  Name  von  Wäldern  an  der  Sonnenseite  von 
GLRüti.  —  2.  Platz,  der  nicht  verbaut  werden  darf 
Gl.  Der  Platz  ist  Sch.  —  Drei-schillings-:  Verbot, 
dessen  Übertretung  mit  nicht  mehr  als  drei  Schillingen 
gebüsst  wurde,  untere  Gerichtsbarkeit.  S.  AHeisler 
1860,  58.  —  Stall-Bann,  bzw.  -Bän  (in  ThHw.  -Bä; 
in  Z  Waltal.,  Zoll.  -Pä"):  Einschränkung  des  Viehs  auf 
den  Stall  bei  Viehseuchen,  allg.  —  Wild-:  1.  aus- 
schliessliches Jagdreeht  Gr.  Auch  von  der  Ausübung 
dieses  Rechtes:  ,Die  Wildbahn  dieses  Revieres  war 
immer  als  ergiebig  bekannt."  Aa  Gem.  .[Wir]  spre- 
chent,  das  vischenzen.  wiltpenn  und  vederspil  einer 
herschaft  zuo  gehorent  und  zuo  gehören  sollent,  und 
das  harumb  die  von  Zürich  die  bäch,  wildbenn  und 
vederspil  in  ban  ze  legen,  ze  besetzen  und  ze  be- 
schirmen haben.'  1441,  B  Schiedspr.  Vgl.  auch  Arch. 
f.  schwz.  Gesch.  13,  98.  —  2.  gebannter  Jagdbezirk. 
.Item  ain  byschoff  mag  och  ain  jagermaister  haben, 
der  im  das  wiltpand  besorg  und  in  eren  hab.'  Anf. 
XV.,  GRChur  Ämterh.  ,Alle  wildbandt  und  rünnenden 
wasser  zu  jagen  und  zuo  fischen.'  1526,  Absch.  (Gr 
Ilanz).  S.  noch  Tsch.  45.  —  Zucht-:  Strafe  für  ein 
Vergehen.  ,So  war  ouch  ir  statt  und  burgern  fryheit 
und  recht,  welcher  burger  ze  Liechtensteigbuosswürdig 
wurde,  es  wäri  ein  zuchtband  ald  fräflin,  der  solt 
bessern  nach  dem,  als  urteil  und  recht  vor  offnem 
gericht  ze  Liechtensteig  gebe.'  1400,  Frtheit  derer 
von  GLicht.     S.  noch  Lexer  III  1171. 

banne"  baue*  BsStdt;  B;  GStdt;  Sch;  Th,  bäne" 
ÄALeer.;  L;  GMs;  Schw;  SB.;  Uw;  Zg  (St.b),  päne* 
AABrugg,  oF„  Ku.,  Zof.;  ZZoll.  —  Ptc.  'bauet  (doch 
s.  5):  1.  unter  Strafandrohung  gebieten,  bei  Strafe 
verbieten.  ,Gott  geb,  sie  gehietind  und  bannind,  was 
sie  wend.'  NMan.  1522.  ,Dass  in  Zukunft  der  sog. 
Engizopf  [eine  Art  Netz]  in  Fahnung  der  kleinen 
.  Heurlingfischen  vollkommen  gebahnet  und  mithin  für 
ein  und  allemal  abgeschlagen  sein  solle,  darin  Heurlig 
zu  fangen.'  1769,  SchwKü.  LB.    Insbes.  a)  vem  .Wald-' 


und  .Baumbann.'  E"  p/tnete'  Wald,  in  dem  kein  Holz 
gefällt  werden  darf  Nnw.  Spee.  mit  Bez.  auf  das  den 
Ufern  von  Flüssen  und  Bächen  entlang  wachsende 
Gehölz,  ebd.;  s.  Bann  5  e.  ,[Sie]  bienend  die  holz- 
march.'  1370,  Gl  Urk.  ,Das  wier  alles  das  eichin  holz 
gehannen  haben  und  bannen.'  1424/1544,  Schw  LB.; 
s.  auch  Gert  8  (Bd  H  440),  Grotzen  (Bd  II  837), 
Chirs-Baum  (Sp.  1239).  Den  27.  Okt.  lassen  Propst 
und  Kapitel  die  Wälder  ,b.  und  verhüten.'  1518, 
MEsterm.  1877.  .In  den  ungebahnten  Wälderen.'  1785, 
Nnw.  —  b)  vom  ,Wild-,  Jagdbann'  Nnw.  ,Und  spra- 
chen also,  dass  der  wiltban  und  all  fliessende  wasser 
einer  herschaft  zuogehören,  den  haben  sy  nugebannen 
durch  ir  vögt.'  1441,  Z  Rq.  ,In  den  wälden  und  bär- 
gen, die  bannet  und  verbotten  sind,  [soll]  niemand 
dhein  tier  schiessen.'  um  1545.  Ndw  LB.  .Die  bannen 
berg.'  ebd.  S.  auch  Steinm.  1802,  211.  —  c)  vom 
Bannen  des  Gerichts.  Vgl.  JNater  1898,  383.  ,Der 
Schultheis  an  dem  weltlichen  gerichte  sol  ouch  täg- 
lichs,  so  das  gericht  sitzet,  vor  allen  dingen  das  ge- 
richt bannen  und  nieman  one  urloub  und  erkantniss 
des  gerichts  anders  dann  durch  einen  geschwornen 
amptman  sin  sache  offnen  noch  reden  lassen.'  1457, 
Bs  Rq. ;  ähnlich  um  1520,  ebd.  Schultheiss  und  Richter 
zu  Rheinau  sollen  das  Gericht  im  Namen  des  Abtes 
bannen  und  in  allen  vom  Gericht  ausgehenden  Briefen 
bekennen,  dass  sie  im  Namen  des  Herrn  von  Rheinau 
Gericht  gehalten  haben.  1535,  Absch.  ,Ein  Gericht 
behalt  ihme  vor,  das  [die  vorher  angeführten  Stö- 
rungen des  Gerichtsfriedens]  höcher  zu  bahnen,  einist, 
andrist  und  zum  dritten  Mahl.'  XVIU.,  GrD.  LB. 
S.  noch  ge-  G  (Bd  II  49).  —  d)  .gebannener  (flr-,  fast-) 
tag',  obrigkeitlich  gebotener  Feier-,  Fasttag;  meist  in 
der  Verbindung  ,an  sunnen-  und  gebannen  firtagen.' 
XIV./XVII.  ,Und  soll  der  inen  messe  han  alle  sunnen- 
tag  und  alle  gebannen  virtag  und  an  allen  gezalten 
tagen.'  1393,  Gfd.  .Man  soll  niemant  pfenden  an  de- 
heinem  cinstag  noch  an  deheinem  bannen  firtag.'  1435, 
Zg.  ,Alle  vier  hochzit,  alle  sunnentag,  all  zwelf- 
bottentag  und  all  bannen  firtag  und  firabent.'  ScHwMa. 
aLR.  ,Es  sol  nieman  understan,  am  frytag  oder 
sampstag  oder  anderen  gebannen  fasttagen  fleisch  zuo 
essen.'  1524,  Strickl.  —  2.  mit  (kirchlicher  oder  welt- 
licher) Strafe  belegen.  .Und  ob  du  und  din  abgot 
[der  Papst]  uns  schon  bieten  und  verbieten,  bannen 
und  bennen  weiten,  wirt  klein  geacht.'  Gyrenrdpfen 
1523.  S.  auch  laden  2  (Bd  III  1063);  Äg.  Tschudi, 
Chr.  II  202.  Verbannen.  , Nach  dem  und  Rengnold  uss 
üwerm  kungkrich  baut  ward.'  Morgant  1530.  —  3.  vor 
Gericht  zitieren.  ,Daz  kein  burger  nieman  usserthalb 
der  stat  gegen  Kostenze  sol  laden;  wer  es  dar  über 
tuot  ane  des  rates  urloub,  der  git  der  stat  ze  buosse 
5  ß,  und  sol  darzuo  den  von  schaden  wisen,  den  er 
geladet  oder  gebannet  hat.'  1333,  Z  Stadtb.  ,Wer  sich 
banen  last.  Wann  ain  urtal  geben  wirt  und  sich 
ainer  lat  banen  an  des  grichts  stab,  dem  nach  zu 
gon,  wie  gricht  und  nrtal  geben  haben,  und  dem- 
selbigen  in  siben  naichteu  nit  nachgat  und  es  nüt 
halt,  daz  derselb  dem  ban  verfallen  sin  sol  zu  buoss 
nun  Schilling.  Um  denselben  ban  sol  er  nach  siben 
naichteu  von  stund  an  pfenig  older  pfand  geben  nach 
lantsrecht.'  Ap  LB.  1409.  .Welcher  sie  [1.  sich]  hat 
lassen  banen  und  nit  komt,  der  soll  unib  die  buoss 
gefeit  sein.'  ebd.  1519/1828.  —  4.  a)  durch  Zauber 
an  einem  Punkte  festhalten  L;  GMs;  Sch;  Schw;  S; 


1279 


Ban.  ben.  bin.  bon.  bun 


l'isn 


UwE.;  Zo(St.b);  ZZoll.  Syn.  bestellen.  Alte  Bauern 
verstanden  es  z.  B.,  Kirschendiebe  auf  dem  Baum  zu 
b.  Z.  Der  selb  Ma""  cha™  nie  als  Brot  esse":  er  wüss, 
tee  me"  An  b.  chönn  Sch.  ,Man  sagt,  es  gebe  der- 
gleichen Jäger,  welche  das  Gewild  bahnen  können 
und  in  einen  solchen  Schrecken  bringen,  dass  es  in 
einen  Schweiss  komme.'  LMev.  v.  Knon.  S.  auch  frören 
(Bd  I  1315),  Seckel- Meister  (Sp.  525).  Übertr.,  'bannet 
sl",  durch  ein  Geschäft,  eine  Verpflichtung  an  eine 
Stelle  gebunden  sein  GStdt.  —  b)  Tiere  durch  Köder 
an  sich  locken,  z.  B.  einen  Hund  durch  Käsestücke, 
die  man  unter  dem  Arm  trägt  AAAar.,  Zof.  En  Hund 
a"  sieh  äne" päne".  Von  Fischen:  ,Die  Rheingenossen, 
welche  in  der  Stadt  Rheinfelden  und  welche  unter 
der  Brücke  wohnen,  haben  das  Recht,  auf  der  zwi- 
schen dieser  Brücke  . . .  befindlichen  Strecke  zu  fischen, 
zu  zünden  und  zu  bahnen.'  1808,  JVetter  1804,  48. 
—  c)  bändigen,  zähmen,  bewältigen  Sch;  Th.  De" 
Kärli  würt-me"  scho"  noch  b.  chönne"!  Er  mag-e"  nümer 
panne"  [d.  i.  geb-],  im  Zaum  zu  halten  THBerl.  hän- 
digen, bändig  machen,  bannen,  compescere,  domare.- 
Denzl.  1677;  1716.  Übertr.  ,Er  kann  drei  Maass 
Wein  b.\  sagte  man  rühmend  von  einem  ordentlichen 
Trinker.  Troll.  —  d)  ,Wan  sich  der  Schmerzen  an 
ein  Ort  setzt,  so  muss  man  ein  Nacht  oder  etlich 
bannen  [durch  zauberische  Mittel  heilkräftig  gemach- 
tes?] Meli  rösten  und  dann  alli  Nacht  drei  Mall  über- 
legen.' XVII./XVIII.,  Arzneib.  —  5.  Ptc.  'banne",  als 
präd.  Adj.,  schwül,  dumpfig  (von  der  Luft  in  einem 
geschlossenen  Zimmer)  ScHSt.  Syn.  ge-fangen  (Bd  I 
717).    's  ist  so  'bannen  i"  der  Stube". 

Mhd.  tonnen,  urspr.  stark  flektiert,  wovon  das  isolierte 
Ptc.  unter  5  der  einzige  erhaltene  Rest.  Prät.  ,bienea(d).' 
1870/1411,  Gl  Urk.  Im  Ptc.  herrscht  die  starke  Form  bis 
ins  XVI.  entschieden  vor;  doch  fiudet  sich  die  schwache 
auch  schon  im  XV.;  z.  T.  stehen  beide  in  den  selben  Quellen 
neben  einander,  so  1441,  ZRq.;  1545.  Ndw  LB.;  I.Ans. 
(.baanen'  neben  ,baanef).  Zu  4  b.  Ein  Mittel,  die  Fische 
an  sich  zu  locken,  besteht  z.  B.  darin,  dass  der  Fischer  seine 
Beine  mit  Zibet  bestreicht. 

a°-bannen:  =  bannen  4  a  ÄAßrugg,  oF.,  Ku.,  Zof. ; 
UwE.  —  i°-:  Jmdm  bei  Strafe  verbieten,  über  einen 
bestimmten  Bezirk,  spec.  den  Gemeindebann  hinaus- 
zugehen Ndw.  —  üs-:  1.  =  bannen  1  a.  ,Die  verord- 
neten vermeinen  den  kilcheren  notwendig  zu  sein, 
das  holz  in  Seerüti  und  Klönthal  gegen  den  land- 
leuten,  so  das  eisenwerk  führen,  auszubannen.'  1571, 
JRSteinm.  1802.  ,Die  übrigen  hölzer  und  hochwälder. 
so  hieob  nit  ausgebannet,  sollen  sie  mögen  ausbauen.' 
ebd.  —  2.  exkommunizieren.  ,Wir  gebieten  dir,  bi- 
schoff  Ruodolf,  unserm  bruoder,  das  ort  Pfävers  mit 
allen  seinen  güetern,  für  alle  einnemung  frei  und 
rüewig  zu  lassen.  Sonst  werden  wir  dich  von  der 
kirchen  ausbannen,  bis  du  der  kirchen  gebott  gehor- 
chest.' Würstisen  1580. 

ver-:  \.  =  bannen  1.  ,Zum  vierten  sollen  die  Buch- 
füerer  keine  verbannte  Bücher  oder  Lieder  feil  haben, 
weniger  selbe  verkaufen.'  1631,  SchwE.  Klosterarch. 
Insbes.  a)  =  bannen  1  a.  .Allen  künden  wier,  dass 
wier  verbannen  haben  das  holz  von  Ofenmüly  nider 
unz  in  den  seew.'  1343/1544,  Sohw  LB.  ,In  den  höl- 
zeren  habend  die  herren  zu  Wädischwil  vier  verbannen 
stumpen,  das  sind  berent  böm,  eichen,  tannen  und 
buochen.'  1409,  Z.  ,Wie  äschis  gert  und  tanngrötzly 
und  all  gebärende  böm  und  zwystöck  verbannen  sind.' 


1442/1544.  Scnw  LB.  S.  noch  Friden  (Bd  I  1280).  ,Das 
ein  gemeint  von  Jenatz  verbotten  bettend,  holz  von 
iren  wälden  uss  irer  gemeint  zuo  verkoufen.  das  bette 
ein  ganze  gemeint  verbannen  zu  verkoufen  us  irer 
gemeint.'  1540,  GiiJenatz.  ,Wier  tundt  kundt,  dass 
wier  al  die  lerchen  verbannet  band  uss  höuschender 
grosser  noturft.'  1585,  ebd.  .Alle  Kriess-  und  Eich- 
böum  sollent  verbannet  sin,  also  das  niemants  keinen 
hauwen  soll.'  1629,  Obw.  ,[Es]  solle  ein  jeder  Stum- 
pen bei  eim  Pfund  verbannet  sein.'  1670,  Arg.  ,[Es] 
sollen  in  ihr  Gnaden  Hochwälden  alle,  sowohl  aus- 
geholzte als  auch  now  angegriffene  Häw  jährlichen  umb 
Fassnacht  einem  Jeden  bei  Straf  zehen  Pfunden  ver- 
bannet verbleiben.'  1697,  Bs  Rq.  Vom  Baum  der  Er- 
kenntniss.  ,Doch  will  ich  selbs  [spricht  Gott]  ein 
bsonderen  boum  in  d'  mitten  setzen,  verbannen  in 
also  dermassen,  das  in  der  frucht  der  lustbarkeit  ver- 
borgen syn  wirt  Gotts  wysheit.'  Rdef  1550.  —  b)  vom 
Fischbann.  ,Es  soll  die  Fränkenen  [ein  Bach]  zuo 
glycher  wys  in  disen  stücken  verbannen  sin  und  ge- 
halten werden,  als  die  Ergolzen.'  1411,  Bs  Rq.  ,Item 
denn  so  clagten  sich  aber  die  lüt  in  dem  ampt  ge- 
meinlich, das  die  von  Zürich  die  bäch,  so  durch  ir 
eigen  lechen  oder  zinsgüeter,  die  man  tür  und  hoch 
verzinsen  müess,  fliessent  und  rünnent,  verbannen  und 
in  gebott  legen.'  1441,  B  Schiedspr.  ,Er  verbien  und 
verbannet  all  bech,  dass  nieman  getorst  fischen.' 
1441,  Z.  —  c)  vom  Weinbann;  s.  Bs  XIV.  44.  — 
d)  vom  Marktbann.  ,[Es  soll]  den  herren  von  Basel 
vorbehalten  sin,  dass  sy  mögen  ie  zuo  zyten  nach 
gstalt  der  sach  den  merkt  by  inen  verbannen  oder 
zuolassen.'  1525,  Absch.  —  e)  =  bannen  1  c.  .Sobald 
das  Gericht  gehörig  legitimiert  war,  musste  der  Weibe] 
rufen:  ein  Gericht  ist  verbannet  zum  ersten,  zweiten 
und  dritten  Mal'  GRPr.  ,Da  ich  an  offner  fryen  Strasse 
mit  verbannera  gerichte  offenlich  ze  gericht  sass  im 
naraen  und  an  statt  Sygmunds,  eines  römischen  küngs.' 
1418,  Aa  Urk.  ,L>er  vogt  sol  ouch  tägliche  an  dem 
gericht  sin  und  dem  usswarten,  ob  sich  keinerlei  fride 
oder  frevel  von  yemanden  in  gericht,  so  das  verbannen 
wird,  begeben  würde.'  1457,  Bs  Rq.  ,Mit  offen  ver- 
bannten gericht.'  1460.  Aa  Urk.  .Nach  der  verläsung 
fragt  der  landrichter  aber  urteil  umb,  ob  es  nach 
landgrichts  gewonheit  geöffnet  syge.  So  das  erkennt 
wird,  heisst  er  den  landweibel  das  landgricht  ver- 
pannen.  Der  rüeftalso:  myn  herr,  der  landrichter,  ver- 
pannt  das  gericht.  das  niemand  darinn  rede,  denn  mit 
synem  erloupten  fürsprächen.'  Th  Landger. -Ordn.  1499. 
,Der  richter  verbannet  das  gericht.  Verbannend  's 
gricht  einist,  andrist,  zum  dritten  mal,  wie  recht  hie 
ist!  Niemand  sol  reden  noch  sich  rechen  on  sin  er- 
loupten fürsprechen.'  HRMan.  1548.  S.  noch  Bs  Rq. 
I  163.  304.  311.  426.  753.  II  15.  65.  71.  154;  KHauser 
1895,  241;  Schauberg,  Rq.  I  85;  Ztschr.  f.  schwz.  R. 
IV  b  171;  GroHc  Lands.  41;  Z  Rechtspfl.  III  279. 
—  f)  =  bannen  1  d.  .Samstag  zu  nacht  noch  einich 
andere  fiirabyt,  so  verbannen  sind.'  1557,  Arg.  , Fleisch- 
fressen am  frytag,  samstag  und  an  anderen  verbotnen 
und  verbanneten  tagen.'  Lindinner,  Wthurer  Chr.  ,An 
samstagen,  unser  lieben  frouwen,  zwölfbotten  und 
sonst  verbanneten  fyrabenden  sol  niemand  nach  fyr- 
abend  spilen  umb  galt  noch  gältswert'  Zg  Stadt-  u. 
Amtb.  1566.  —  2.  mit  dem  Bann,  bzw.  der  Acht,  be- 
legen. ,Dö  luod  der  kaiser  den  baupst  widerumbe, 
und    verbien    ie   ainer    den   andern    üf  das   hindrOst.' 


1281 


Bau, 


bin,  bon,  bull 


1282 


XIV.,  Z  Jahrb.  Von  der  kleinen  Exkommunikation: 
.Welche  öffentlich  zuo  der  unehe  sitzent,  der  oder 
die  selbigen,  die  sollent  zuo  dem,  das  sy  verbannt 
und  von  des  Herren  »achtmal  abgetriben  werden,  zuo 
allen  elterlichen  stenden  nit  erwehlt  noch  genommen 
werden.'  1533,  Bs  Rq.  In  freierer  Anwendung:  .[Die 
Eidgenossen]  söltid  sich  der  iren  und  nit  der  heiligen 
römschen  kilchen  heiligen  herlikeit  beladen,  ire  un- 
gewichten händ  an  den  gesalbten,  bi  siner  [des  Papstes] 
gütlichen  macht  höchstem  ban,  nit  verbannen  [dem 
Bann  aussetzen].'  Ansh.  —  unverbannt.  .Das  hin- 
füro  unser  marggraf  Ernsten  und  der  statt  Basel 
undertonen  unverbaut  und  unverhindert  in  unsern 
zuo  beiden  syten  oberkeiten  ligende  güeter  verkoufen, 
koufen  und  innhaben  mögend.'  1534,  Bs  Rq. 

Mützer-Banner:  wer  Diebe  zu  .bannen'  ver- 
steht. Winn  d'  en  M.  werden  wolltist,  macht  der  Dolter 
hrunnt  u'd  hässig,  su  t rächt,  dass  du  es  Bossisen  findist, 
wa  siben  Lücher  drl"  sin,  nit  mie  ol  minder,  u'd  ver- 
grab's  in-em  Chrüeweg ;  aber  erchlüpf  nit  über  das, 
wann -der  ebchunnt.  Schwzd.  (BSa.). 

Stall-Banni  f.:  Stallbann  Ar  Wolf  h.  Der  Pur 
hat  d'  St. 

bandiere":  des  Landes  verweisen.  .X.  N.  ward 
bandiert,  syn  hab  und  guot  gemeinen  drei  bünden  zuo- 
erkennt.'  1572,  Ardüser.  .Nachdem  wir  alle  Secten 
verbotten  und  bandiert.'  Landsatz.  d.  3  Bünde  1619. 
,1561  wurde  der  Jesuiten  Orden  aus  der  Landen  aller- 
dingen bandiert.'  ySprecher  1672.  ,Ein  Bandierter 
wegen  Todtschlags.'  ebd.   —   Vgl.  rätorom.-it.  bandire. 

Banning  Bäni'g  f.  .Er  habe  ihnen  allemal  sein 
Geld  dargestreckt,  und  wie  sie  danach  greifen  wollen, 
haben  sie  kein  Glied  mehr  verrühren  können.  Erst 
wenn  er  einige  Stunden  weit  gewesen,  habe  er  dann 
die  B.  wieder  aufgelöst.'  Schwz.Unterhaltungsbl.  1853. 

bannisiere"  B;  Gr;  Schw;  ZRüml..  bandisiere* 
GrPt.,  Seh.;  LG.  (Ineichen),  bantisiere'  UwE.:  1.  mit 
Acc.  P.  a)  des  Landes  verweisen,  verbannen  B;  Gr; 
Schw.  .Es  hätte  Mancher  in  der  Fremde,  wohin  er 
nie  gegangen,  wenn  er  nicht  banisiert  worden  wäre, 
sein  Glück  gemacht.'  Gotth.  Der  schwerst  Zürirhbieter 
sig  geg-eme"  alte'  Schivyzer,  was  es  halbs  Löt  geg-eme" 
Pfund;  me'  sott  all  uf  Guggere'  [s.  Bd  II  189  u.] 
bannisiere".  Schw  Fastnacht  1865.  .Stäupen,  banni- 
sieren,  Schickung  auf  die  Galleen.'  1644,  AaB.  Zwei 
Männer  von  Jonen  .werden  an  der  Stud  [in  ZStdt] 
gepeitscht,  ehr-  und  wehrlos  erklärt  und  in  das  Keller- 
amt bannisiert.'  1712,  ZObf.  1897.  —  b)  =  in-bannen ; 
einsperren  ZRüml.  ,N.  N.  ist  in  die  Gmeind  banni- 
siert.' 1775,  ZZoll.  Taufb.  —  2.  mit  Acc.  S.,  mit  einem 
Verbot  belegen,  verbieten.  Von  Münzsorten:  Die  aus- 
ländischen, schlechten,  neuen  kleinen  und  grossen 
Silber-  und  Goldsorten  sollen  verrufen  und  .bandisiert' 
weiden.  1627,  Abscb. ;  s.  auch  ebd.  V  2.  1157.  Von 
durchseuchten  Gegenden:  .Obbedeute  Provinzen  von 
uns  und  unserem  Commercio  abgeschnitten  und  ban- 
nisiert syn  sollen  dergestalten,  dass  weder  Menschen 
noch  Wahren  von  danahen  kommende  in  unser  Land 
nit  sollen  eingelassen  werden.'  Z  Mand.  1714. 

Mlat.  bannimre,  bandimre,  rätorom.  handwehar.  Weitere 
Belege  für  die  Form  .bandisieren.'  1627,  Absoh.;  1640,  ebd.; 
1648,  ThAad.;    FrHaffner  1666;  1696,  (ir  R4. ;  JBOtt  1736. 

i"-bannisier en:  einsperren  ZRüml.  Refl.,  für 
sich  im  Hause  bleiben  BhE. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


ver-bannisiere"  Aa;  Ap;  GRChur;  S;  UwE.; 
ZZoll.  f-pannissiere'J,  -bandisiere*  GRChur,  Pr.,  Seh. ; 
L;  Ndw,  -bantisiere'  UwE.:  1.  a)  mit  Acc.  I\.  ver- 
bannen Aa;  Ap;  GitClrar,  Pr.,  Sch.j  L(Häffl.)>  UwE.; 
ZZoll.  De*  sott-men  i"  Sibirien  ine'  v. !  ZZoll.  Etliche 
von  dein  Strafgericht  zu  Thusis  .Verbandisierte'  führen 
für  sich  und  andere  ihrer  vertriebenen  Landsleute 
Klage.  1618,  Absch.  ,Des  Lands  verbandisieren.'  Gr 
Bericht  1621.  ,Dass  böse  Buben,  die  schon  hievor 
abgetretten,  verbandisiert  und  verrüft  gewesen... 
widerumb  in  das  Land  gewandlet.'  1653,  L.  .Die  Zi- 
geiner sollen  von  nun  an  aus  gemeinen  Landen  Juris- 
diction gänzlich  und  alliglich  verbandisiert  [werden].' 
1726,  Gr  Rq.  S.  auch  Vogel  (Bd  I  691  0.).  Übertr. 
,Der  Geiz  ist  aus  der  Stadt  verbandisiert.'  Denzl. 
1677;  1716.  —  b)  mit  Acc.  S.,  (die  Einfuhr,  den  Ge- 
brauch von  Etwas)  verbieten.  ,[Es  wird  der]  Trink- 
oder Rauchtabak  genzlichen  verbantisiert.'  1652,  Obw. 
.Wir  verbannisieren  alliglichen  alle  von  angesteckten 
Orten  kommende  Wahr.'  Z  Mand.  1713.  —  2.  mit  dem 
Kirchenbann  belegen?  ,Als  der  Bischof  seine  Jura 
soweit  extendirte,  dass  er  diejenigen  abstrafen  und 
verbandisiren  wollte,  die  sich  ohne  seine  Erlaubniss 
verheurateten  im  dritten  Grad  der  Verwandtschaft,  ist 
bei  einem  solchen  Casu  nicht  geringer  Streit  ent- 
standen.' NSererh.  1742.  —  3.=bannen4a  Aa.  Bes. 
im  Ptc.,  verhext  AaZ.;  S.  's  ist  wie  verbannisiert,  wie 
wenn  's  verbannisiert  war. 

Die  Form  mit  -nd-  noch  1672,  Gr;  Z  Mand.  1680/5; 
JCWeissenb.  1702;  Sererh.  1742  (mit  einer  Ausnahme); 
1801,  Lied;  die  mit  -nn-  Z  Mand.  1691/1713;  HsF.Escher 
1692;    1754,   ZZoll.;    1795,   Z. 

Bannit,  Bandit  (PI. -en)  m.:  1.  Verbannter.  Von 
den  .Banditen'  aus  dem  Lauisertal  begehren  die  mei- 
sten wieder  zu  den  Ihrigen  heimzukehren.  1517,  Absch. 
In  dem  Vertrag  der  Schweiz  mit  Frankreich  wird  aus- 
gemacht: ,Es  sol  dwederer  teil  dem  andern  sine  wider- 
wärtigen und  banditen  nit  schirmen  und  enthalten.' 
1521,  ebd.  .Darumb  er  dan  zu  einem  banditten  ge- 
macht und  us  sinem  land  vertryben  ist  worden.'  1556,  L. 
,Exul,  bandit,  vertribner,  der  ins  eilend  verschickt  ist.' 
Fris.;  Mal.;  s.  auch  Elend  1  (Bd  I  177).  .Mose,  da 
er  ein  Bandit  und  feldflüchtig  war  und  seinem  Schwä- 
cher den  Schafen  gehütet.'  FWyss  1672.  S.  noch 
Bann  3  c.  —  2.  Bandit,  verruchter  Mensch,  als 
Schimpfname  gebraucht  Ndw;  ZS.  f 

Mlat.  hanniius,  banditus.  Die  Form  mit  -nd-  überwiegt 
von  Anfang  an  bei  weitem;  sie  erscheint  noch:  als  , bandit.' 
1523,  Strickl.;  1530.  1533.  1534.  1557,  Absch.;  Ansh.; 
Fris.;  Mal.;  1600,  Lied;  1603,  Gr;  MStettler  1626;  Spleiss 
1667;  Denzl.  1677;  1716,  .pandit.'  1529,  Absch.;  Sicher 
1531 ;  XVI..  Lied,  .panthit.'  Seb.Grübel  1560,  .bandyt.'  Salat: 
Fris. ;  Mal.;  AKlingler  1688.  .pandyt.'  HBull.  1533,  ,pan- 
deit.'  Wurstisen  1580  (.Bandit.'  1765),  Bandit.  Bantle  1712. 
.Bannit'  dagegen  vermögen  wir  nur  1531,  Absch.  (mehrfach); 
1532,  Strickler  zu  belegen. 

Räuber- Bandit:  Bandit  GRPr.  lez  uf  einmal 
sind  drl  B-e*  hinder  -  eme*  Hufen  Chrisest  fürher 
g'sprungen.  GFient  1898. 

banditen:  verbannen.  ,Hett  man  mich  nüt  ban- 
ditet,  so  hett  ich  geschwigen.'  1523,  Strickl.  Der 
Täter  soll  als  öffentlicher  Mörder  verrufen  und  ,ge- 
panditet'  werden.  1547,  Absch. 

ver-:  1.  =  dem  Vor.  Sein  Guthaben  [solle]  ver- 
fallen und  er  auf  drei  Jahre  aus  der  Landschaft  Lug- 
garus  verrufen   und   .verbanditet'   sein.    1565,    Absch. 

81 


1283 


Ban,  ben,  bin,  bon,  hun 


1284 


S.  auch  1541,  Ahsch.  IV  1  <1  31.  —  2.  =  latinisieren  2. 
In  Paris  sei  die  Pest  ausgebrochen  und  jene  Stadt 
und  die  umliegende  Landschaft  bis  auf  vier  Meilen 
Wegs  ,verbanditet.'  1623,  Absch. 

Herren-Bänner:  Gefälle  der  Geistlichen  beim 
Loskauf  aus  der  sog.  kleinen  Exkommunikation  V  .Die 
seit  1748  neu  gewählten  Geistlichen  haben  ein  Mess- 
gewand zu  vergaben,  widrigenfalls  ihnen  der  sog.  H. 
und  der  Pensionsanteil  entzogen  werde.'  17(54,  Gn> 
(ZeStdt). 

bannig:  1.  unter  dem  Banngebot  stehend;  vgl. 
Bann  1  iL  Kein  Fischer  soll  ,bendig  visch'  verkaufen. 
1396/1497,  Z  Stadtb.  .Welcher  hinfür  ein  hecht, 
der  das  raäss  nit  hat,  oder  ander  bannig  fisch  flenge 
in  rohrfachen,  dieselben  soll  ein  jeder  sie  an  der  statt 
wider  in  den  see  lassen.'  1537,  Z  Fischereinung.  .Die- 
jenigen Fische,  welche  nicht  bannig  oder  nicht  zu 
klein  sind,  sollen  alle  auf  den  Fischmarkt  gebracht 
und  daselbst  verkauft  werden.'  1710,  Z  Fischerordn. 
Auch  1776,  ebd.  —  2.  im  Banne  befindlich.  ,D5  gebot 
der  bauest  durch  die  ganzen  cristenhait,  daz  man  die 
selben  pfaffen,  die  simonie  tribent,  sölt  für  bennig 
halten.'  XIV.,  Z  Jahrb.  .Nach  aller  bäbstlichen  und 
keiserlichen  rechten  usswysunge  [soll]  kein  benniger 
mensch  in  clegers  wyse  im  rechten  zuogelassen,  sunder 
verachtet  werden.'  1457,  BsRq.;  ,dhein  bannig  mensch.' 
um  1520.  ,Nach  dem  vermögen  der  Worten  Christi 
Matth.  18,  17  ist  der  erst  bannig,  den  die  kilchhöre 
usgeschlossen  hat.'  Zwingli.  ,B.  und  ächtig.'  Ansh. 
Weitere  Belege  1512,  Absch.;  1530,  Bs  Kirchenmand.; 
Wurstisen  1580;  Stettier  1627;  1653,  L.  —  3.  stör- 
risch, widerspenstig,  von  Menschen  und  Tieren,  nam. 
Pferden  L.  Auch  von  schwer  zu  bearbeitendem  Erd- 
boden, von  Kartoffeln,  die  beim  Sieden  nicht  weich 
werden  wollen,  ebd.  —  4.  zahm,  lenksam  AaFh.;  B. 
Ein  böser  Ochs  wird  durch  die  Arbeit  l.  AaFH.  ,üer 
waldesel  wirt  zam,  und  nachdem  er  bennig,  so  er- 
wildet  er  nimmer.'  Tierb.  1563. 

Mhd.  bennec  in  Bed.  2.  Bod.  3  geht  wohl  von  der  Vor- 
stellung aus,  dass  das  Störrische  durch  Zaubermächte  ge- 
bannt sei.  In  Bed.  4  scheint  unser  W.  blosse  Nbf.  des  syn. 
bändig  (s.  d.)  und  daraus  entstanden  nicht  durch  lautlichen 
"Wandel  von  nd  ^>  nn,  der  nur  für  ein  sehr  beschränktes 
Gebiet  gilt  (vgl.  Bund,  fur-händi'j.  binden),  sondern  durch 
Anlehnung  an  bannen,  eigentlich  was  leicht  zu  zähnieu  (siehe 
bannen  4  b)  ist. 

un-  (in  AaZ.;  B  -pännig):  1.  nicht  im  Banne  be- 
findlich. 1524,  Absch.  IV  1  a  447.  —  2.  (in  BBrisl. 
ii'-oänig)  ungebunden  B,  unbändig  AALeugg.;  Bs; 
BBrisl.  (z.B.  von  mutwilligen  Knaben);  „VO;u  L.  Er 
ist  en  Unpännigc,  will  sich  keiner  Beschränkung 
seiner  Willkür  unterwerfen  B.  's  iseh  hei"  Alter,  kei" 
Stand  nie''  g'achtet;  wo  me"  mag  biege",  iseh  en  un- 
bihng  Wese",  der  Lielerherget  im  Himmel  wird  vo" 
Vile"  verlacht.  Breitenst.  1864.  —  3.  =  bannig  3  Aa 
Hb.,  Z.;  L.  —  4.  als  Steigerungsadv.,  sehr  B. 

hart-:  widerspenstig,  halsstarrig,  hartnäckig.  ,H. 
und  fräfenlich  widerstreben.'  Zwingli.  ,Aus  einem 
ross,  das  man  nit,  zämt,  wirt  ein  hartbäniger  unge- 
schlachter schelm.'  1531/48,  Sir.;  dafür:  ,haitbän- 
diger.'  1667/1707.  .Der  hartpänig,  der  die  straaf  ver- 
achtet.' 1531/60,  1'rov.  .Verstopfung  des  hartpennigen 
widerspennigen  volks.'  1531/48,  Jus.  .Hartbcnnig  uf 
irern  kyb  und  irsal  bestan.'  1536,  Absch.  ,Was  er  mit 
den  verstopften   hartbännigen   Verächtern  gehandelt.' 


1560,  Z  Bib.  .[Die  Hundskopfäffen]  sind  bissig,  hart- 
bcnnig. eigensinnig,  raubgierig.'  Tierb.  1563.  .Das  vil 
in  irem  unbussfertigen  wesen  hartbennig  fürfarend.' 
HBill.  1572.  ,Es  möchte  Einer  so  eigenrichtig  und 
hartbännig  syn,  dass  man  ihne  [durch  den  Kirchen- 
bann] müesste  usschliessen.'  Z  Mand.  1039.  —  Hart- 
ben n ige  f.  .Ich  red  hie  wider  die  h.  unser  Wider- 
part.* HBcll.  1557. —  Hart-bätin  igkeit  f.  .Anfangs 
beklagt  er  sich  der  h.  und  verstopfte  des  volks.'  1531, 
Jes.  ;  =  .hartpennigkeit.'  1548. 

Hie  Form  .hartbendig'  auch  noch  1531/48,  III.  Moses 
■je,,  '21.  Wahrsch.  ist  sie  auf  lautlichem  Wege  aus  -bannig 
entwickelt,  allerdings  wohl  unter  dem   Kinfiuss  von   bändig. 

drt-i  den  Punkt  bezeichnend,  wo  drei  Bannbezirke 
zsstossen.  .Drybenniger'  Marchstein.  1601,  Absch. 

bannige",  in  AiBrugg,  F.,  Ke.,  Leer,  (seltener), 
Leugg..  Z.  p-:  1.  bändigen,  zähmen,  bemeistern,  vor- 
nehmlich von  Menschen,  doch  auch  (so  in  UwE.)  von 
Tieren  Aa  (auch  Hold.);  B;  „VO;"  L;  S;  UwE.'  Er 
het-ne"  päniget,  hat  ihn  im  Ringkampf  geworfen  Aa 
Leer.  Mir  irend  dar  U'flaat  scho"  noh  l.  Balz  1781. 
—  2.  ,usum  rei  intereipere.'  Id.  B. 

ver-:  in  den  Bann  legen,  a)  vom  Waldbann.  N.  N. 
hatte  statt  100  verwilligten  Stämmen  191  fällen  lassen 
und  noch  überdiess  einige  Stämme  aus  dem  ,ver- 
bähnigten'  Jurten  bezogen.  1751,  Absch.  —  b)  „un- 
erlässliche,  ganz  beengende  Hindernisse  in  den  Weg 
legen,  namentlich  das  Heiratsgut  v.,  solche  Ver- 
fügungen und  Clausein  im  Ehevertrage  anbringen, 
dass  dasselbe  nicht  verschwendet  werden  kann,  also 
gleichsam  es  in  Bann  legen  BSa.";  ,heredium  alieujus 
tutelae  committere,  ne  heres  pro  lubito  fruatur.'  Id.  B. 
,Von  verpännigung  [im  frz.  Text  , Substitution']  ligen- 
der  gütern.  Verpeen-  oder  verpännigung  ist  ein  pfiieht, 
die  den  gesatzten  erben  dahin  bin  dt,  das  er  die  erb- 
güter  nit  vertun,  verkaufen  noch  veränderen  mag, 
sunders  müssend  die  guter  voll  einem  uf  den  anderen 
erben  Valien,  unvertrybenlich,  wie  es  denn  der  testierer 
ordnen  mag.  Sölliche  peen  [Var.  , verpeen']  hat  allein 
kraft  und  erstreckt  sich  allein  uf  die  uswendigen  und 
nit,  uf  die  noterben.  Als  wann  einer  kein  kind  oder 
lyberben  hat,  so  ist  er  befügt  und  hat  er  gwalt.  syn 
gut  von  erb  zu  erb  ze  verpännigen.'  XVI./XVII.,  F 
Stadtb.  ,In  was  välen  ein  verpännigung  gegen  not- 
erben unnutz  werden  mag.  Wann  ein  kind  synen 
eiteren  beschynliche  ursach  gibt,  die  verpännigung 
ze  tun  und  ze  ordnen  . . .  wann  [es]  sich  gegen  synen 
eiteren  dermassen  vergangen,  das  si  es  hätten  mögen 
enterben,  in  solchen  välen  soll  die  verpeen  uf  den 
noterben  statt  haben.  Geschieht  aber  die  verpeeni- 
gung  uf  den  noterben  usser  den  obgehörten  Ursachen 
und  välen  und  der  gesatzt  erb  die  verpeen  nit  an- 
neinmen  will,  so  mag  si  mit  urteil  v erruft  und  ab- 
erkannt werden.'  ebd.  ,Ein  Hausvater  mag  von  seinen 
eigenen  unverpänigten  Mittlen  den  6.  Teil  vergaben.1 
1747,  BSi.  Rq.  Vgl.  ver -nieten  3  d  (Sp.  853).  — 
c)  Ktw.  gerichtlich  zum  Pfand  nehmen  BSa.f  (vRütte). 

Das  W.  mischt  sich  in  den  ä.  Quellen,  wie  schon  die 
tnir.Tülii  teil  lielege  zeigen,  uiil  'lein  ihm  begrifflich  und  laut- 
lich sohl'  nahe  stehenden  n  .-/„«;,/,  n  (s.  d.),  dergestalt,  dass 
hei  den  sehwankenden  orthographischen  Verhältnissen  oft 
nicht  zu  entscheiden  ist.  wohin  der  einzelne  Beleg  gehört. 
Ks  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  die  Form  ver-bännigen  iibh. 
erst  sekundärer,  volksetyin.  Anlehnung  von  ver-p&nigen  au  die 
Sippe  Bann  ihr  Dasein  verdankt, 


1285 


Hau.  ben,  bin,  bon,  bun 


1286 


Puuairr  m.:  ein  Milchmass  auf  der  ilp,  den  6.  Teil 

einer  ,Maass',  G  .Löffel'  haltend  GRÜbS.  (Bübler). 

Wahrsoh.  das  selbe  was  BVner,  Biner  ans  lat.  binarius. 
Zum  Voc,  der  Vortonsilbe  vgl.  Palatal  (Sp.  11561  un('  '>''" 
nätscA,  zur  Endung   Bagairen  (Sp.  1".V2)  zu  boecaria. 

Banner,  P-  n.,  in  ä.  Spr.  f.:  1.  wie  nhd.  (veraltet). 
a)  im  eig.  S.  spec.  „Hauptfahne  bei  einem  Gewalts- 
hanfen";  das  Landes-  und  infolge  dessen  das  Haupt- 
Kriegsbanner  Ndw.  Vgl.  Fanen  1  (Bd  I  828).  .Welich 
mit  unser  panner  aus-  und  wieder  heimgezogen  sind 
. . .  dass  alsdann  dieselben  unser  burger,  sein.'  1512, 
Z  Ratsprot.;  vgl.  Fri-Fanen  (Bd  I  830).  ,N.  N.  soll 
mit  den  buoben  der  paner  entgegen  zien  und  jedem 
1  angster  gen.-  1528,  B  Staatsr.  , Paner,  das  oberst 
fänle,  vexillum.'  Mal.  ,Der  erste  Auszug  [vorschrifts- 
gemässer  Zuzug  der  einzelnen  Kantone  im  Kriegsfall] 
solle  besehehen  mit  dem  Schützenfahnen  oder  einem 
andern  Fahnen  des  Orts  Ehrenfarb,  der  ander  mit 
dem  Stattfahnen,  der  dritt  mit  dem  Panner.'  1668, 
Absch.  —  b)  in  RAA.  Er  hat  's  B.  noch  chönne" 
b'hebe',  er  hat  mit  Mühe  und  Not  das  Unheil  noch 
abwenden  können  ZS.,  Wangen.  Man  muss  ihm  bei- 
stehen, dass  er  chann  's  B.  erhalte",  ein  .aufrechter' 
Mann  bleibt,  nicht  falliert  ZS.,  Wang.  ,[Man  soll  ihn 
vor  Gericht  ziehen;  aber]  nit  glych  räch  schryen  und 
mit  der  paner  an  in  wellen.'  Salat.  ,Wir  werfen 
Panner  auf,  das  ist,  wir  rüsten  uns  zum  Auszug,  wir 
blasen  zu  Feld.'  FWyss  1670.  ,1m  Namen  unsers 
Gottes  wollend  wir  werfen  unsere  Banner.'  Inschrift 
über  dem  Eingang  ins  ehemal.  Zeughaus  zu  ZRegensb. 

—  2.  Abteilung,  die  sich  um  ein  Banner  schart;  Ab- 
teilung übh.  von  bestimmter  Grösse,  a)  Heeresab- 
teilung; vgl.  Fanen  2.  ,Ee  das  die  paneren  darzuo 
kamind,  da  hattend  die  guoten  gesellen  den  vyenden 
die  flucht  angewunnen.'  HsFründ.  .Wer  der  ist,  der 
von  seiner  b.  fluche  [flöhe],  der  sol  in  unser  Stadt 
ewengklichen  nit  nier  kommen.'  1190,  vBodt  1831. 
1647  wurde  in  Obw  verordnet,  dass  zunächst  das  erste 
Fähnli  von  300  Manu,  dann  bei  grösserer  Gefahr  noch 
das  Panner  mit  40o  Mann  und  endlich,  wenn  das 
nicht  genügte,  das  letzte  Fähnli  ausziehe  (300  Mann). 
S.  noch  Panner-Herr  1  (Bd  II  1539),  -Meister  (Sp.  520). 

—  b)  Abteilung  der  Feuerwehr  ZStdt.  Vgl.  Panner- 
Herr  3,  ferner  Mem.  Tig.  1780  I  141;  1841,  127; 
1845,  179.  „Zum  P.  gehen,  eingeschrieben  sein,  eine 
in  der  Stadt  Zürich  bestehende  Verpflichtung  für  jeden 
Bürger,  selbst  Geistliche,  beim  Ausbruch  einer  Feuers- 
brunst sich  mit  Flinte,  Säbel.  Patrontasche  usw.  an 
dem  Versammlungsort  seines  Quartiers  einzufinden 
und  dort  zu  bleiben,  bis  der  Hauptmann  des  Panners, 
der  Pannerherr,  auf  die  amtliche  Anzeige  hin,  dass 
das  Feuer  ausgelöscht  sei,  das  Panner  entlässt."  Es 
stürmt,  ich  mues'  zum  P.  —  3.  die  Zehn  im  deutschen 
Kartenspiel,  allg. 

Hif  ä.  Spr.  kenut  fast  nur  ,Pan(n)er'  als  Fem.;  als  Neutr. 
belegt  das  W.  Strickler  IV  72.  365  (z.  J.  1531),  beidemal 
neben  dem  Fem.;  JLCys.  1061,  143  (ebf.  neben  dem  Fem.); 
als  Masc.  erscheint  es  BThuii  Handfeste  90.  91.  Nur  ver- 
einzelt .Baniei":  .Auch  sollen  dieselben  zwei  Handwerke, 
Sehiffleute  und  Fischer,  ein  B.  haben  und  auch  gemeinlich 
darunter  ziehen,  so  man  ausziehet.'   1354,  Bs  (Ochs). 

Für-:  a)  Banner,  das  bei  Feuersbrünsten  aufge- 
richtet wird  und  um  das  sich  die  zugehörigen  Feuer- 
wehrleute scharen.  ,Der  Bürger  louft  zum  Fürpanner, 
deren  [bei  Feuersnot]  diu  in  der  Stat  ufgricht  werdend.' 


JJRüeger  1606.  —  b)  =  Banner  2  b  Z.  —  Furss-: 
Abteilung  Fussvolk.  ,E  die  fusspaner  hinzu  kernen,  du 
was  die  statt  gewunnen.'  Jüst.  —  Friheit-:  Banner 
für  eine  Freischar.  ,Umbe  ein  friheit  baner.'  1383, 
B  Stadtr.  —  Haupt-  s.  Benn-B.  —  Kolben-:  das 
noch  jetzt  erhaltene  Banner  des  , Grossen  Rates'  (s.  d.) 
von  Zug.  ,Sau-  oder  Kolben-Panner,  eine  Fahne  der 
Versammlung  des  tollen  oder  torechten  Lebens  und 
des  sog.  Grossen  Rates,  auf  der  ein  Hanswurst  ge- 
zeichnet ist,  wie  er  mit  einem  Kolben  bewaffnet,  einen 
vollen  Sack  über  der  Schulter,  einer  s.  v.  Sau  und 
ihren  Jungen  Eicheln  vorwirft.'  Eis.  Zg  Kai.  1868. 
Eine  noch  ausführlichere  Beschreibung  s.  Gfd  14, 
120  f.  (mit  Tafel).  S.  noch  Cholben  2  (Bd  III  225); 
Leu,  Lex.  XI  177;  XX  513;  Stadiin  14,  145;  Progr. 
der  Zuger  Industriesch.  1863/4.  —  Metzger-.  ,Und 
also  uf  den  4.  [April  1499]  zoch  die  m.  von  Bern  uss.' 
Ansh.  —  Römer-,  ,1m  Jahre  1749  wurde  den  Entli- 
buchern  in  ihr  Panner  noch  das  Kreuz,  Krön  und 
Nägel  Christi  gegeben;  und  nun  heisst  es  das  R.' 
JXScunyder  1781.  —  Renn-:  Banner  der  Vorhut; 
s.  Benn-FänH  (Bd  I  831).  ,8  houbtpaner  und  11  renn- 
paner.'  1475,  Bs  Chr.  Vgl.  Gr.  WB.  VIII  813  und 
Jahns  1880,  947.  —  Reis-:  Kriegsfahne  einer  grös- 
sern Abteilung,  eines  Kontingents.  ,[Es  wurden  in 
der  Schlacht  bei  Carignano  erbeutet]  41  fenle,  zwei 
reisspaner,  füf  oder  sächs  halbe  reisspaner.'  1544, 
Schlachtbericbt.  —  Ross-:  Banner  einer  Reiterab- 
teilung, gew.  von  50  Mann;  s.  vRodt  1831  I  36/40. 
,Nu  ilte  her  Johans  von  Bubenberg  mit  der  rosspaner 
und  dem  rossvolke  vordannan.'  Jüst.  ,Der  stat  [Bern] 
r.'  Ansh.  —  Rose"-,  's  M.  i*  der  G'meind,  die  statt- 
lichste Frau  des  Ortes  Z.  —  Süw-  s.  Kolben-B.  — 
Stat-:  Hauptbanner  des  Standes  Zürich;  s.  Mem.  Tig. 
1790,  II  20.  —  Trummeten-:  die  an  den  Posaunen 
der  Stadtmusikanten  angebrachten  Fähnchen.  ,Umb 
ein  unz  gold  und  ein  unz  silber  zun  trummetenpanern 
[gab  die  B  Staatskasse  1539]  4  pf.  13  seh.  4  d.'  B 
Tasch.  1878.  —  Wielands-:  =  Kolben-B.  ,Von  dem 
W.,  vor  altem  genannt  Kolbenpanner.'  1.  Hälfte  XYI1L, 
Eis.  Zg  Kai.  1868. 

Paninja  -g  f.:  Pa?onia  GrPt. 

Banitsch:  Mistwagen  GrPt. —  Ebenso  im  Eätorom.; 
vgl.  Beneteeh. 

Panixer  m. :  Nordwind  (der  vom  Panixerpass  her 
weht)  GRObS.  (Bühler). 

bä'nige  (in  Aa  auch  p-):  zweites  W.  in  dem  Ab- 
zählreim Änige  b.  usw.;  s.  einige  (Bd  I  286). 

Pen  f.:  1.  Marter.  .Wonderbariich  und  langwirig 
peeneir  wurden  den  Christen  angetan.  Vad.  —  2.  Busse, 
Strafe.  , Bei  2  Fr.  Pön.' Schweizerbote  1820  (F).  Sehr 
häufig  (fast  immer  ,pen,  peen',  nur  ausnahmsweise 
,pön'  geschrieben)  in  der  Lit.  des  XIV./XVL,  bes.  in 
den  Verbindungen  ,p.  und  straf,  ,p.  und  buoss'  oder 
,p.  und  schuld.' 

Ver-:  1.  Busse.  ,Das  er  das  selb  guot  selbst 
bsitze  und  jar  und  tag  innhabe  by  der  verpeen  zu 
nechst  vor  diser  Satzung  beschryben.'  1539,  B;  dafür 
vorher:  ,by  der  peen  eines  plaparts.'  —  2.  durch  Ge- 
setz oder  Übereinkunft  (unter  Strafandrohung)  ge- 
botene Einschränkung;  vgl.  Bann  1.  ,Aber  der  an- 
deren endrungen  in  erwellung  der  vier  venneren  tuot 
mir  min  herr  Schultheis    unrecht;    dann  sy  gfiel  mir 


1287 


Ben,  hon,  bin,  bon,  bun 


128* 


nie,  des  beschem  ich  mich  nit  zuo  sagen.  Ich  gloub 
ouch,  das  es  der  statt  ein  vast  schedliche  enderung 
sige  gewesen.  Das  mag  ein  ieder  wyser  Berner  uff 
den  hüttigen  tag  wol  ermessen ;  dann  disen  vier  ämp- 
teren  von  unseren  vorderen  vil  ist  zuo  verwalten 
geben,  das  es  frylich  wol  von  nöten,  das  man  nit  also 
uff  vier  hantwerk  verpeniget  were.  Wölte  Gott,  das 
man  in  allen  vier  viertlen  vier  menner  usszuge,  wie 
sin  die  statt  wol  bedürfte;  aber  was  dise  verpen  ge- 
bracht und  noch  wyters  wirt  bringen,  gib  ich  allen 
verstendigen  zuo  erturen.'  ThFrickart.  ,Den  mülleren 
halben  Ion  und  den  pfistern  pfennigwerdig  brod  und 
bretzelen  on  hopfen  zuo  bachen,  und  all  ir  verpen 
zuo  verlassen,  streng  geboten  und  ufseher  geben.' 
Ansh.  ;  um  die  Preise  in  die  Höhe  zu  treiben,  hatten 
die  Müller  und  die  Bäcker  unter  sich  Verabredungen 
geschlossen.  —  3.  ,Verbannung  oder  Verhaftung  eines 
Gutes  oder  einer  Gülte,  sei  es  durch  Fideicommiss, 
sei  es  durch  Substitution,  meist  zu  Gunsten  eines  Ge- 
schlechts in  männlicher  od.  weibl.  Linie'  (MvStürler). 
.Wir  haben  jetz  gehandelt  mit  denen  von  Sant  Jer- 
man  des  koufs  der  gült  in  unserm  Nidersibental  ge- 
legen und  doch  dehein  beschluss  können  tun,  der 
verpen  halb,  so  den  frowen  von  Englenberg  und  unser 
stifft  von  wegen  der  frowen  von  Inderlappen  uff  so- 
licher  zuostat.'  1512,  Gfu.  Überhin  sei  von  dem 
Grafen  Rudolf  her  eine  Verpfändung  (.Verpen')  vor- 
handen, in  Folge  welcher  nicht  gut  zu  markten  sei. 
1543,  AbscIi. 

Den  Ausgangspunkt  bildet  auch  bei  3  die  für  Über- 
tretung  oder  Missachtung  der  getroffenen  Verfügungen  an- 
gedrohte Strafe;  speciell  kommt  die  Pönalsubstitution  des 
XIV. /XV.  in  Betracht,  d.  h.  die  Bestimmung,  dass  das  ver- 
gabte  Gut,  wenn  die  daran  geknüpften  Auflagen  (Jahrzeiten, 
Messe  lesen  usw.)  nicht  ausgeführt  würden,  zur  .Strafe  an 
Andere  fallen  solle.   Vgl.  z.B.  Fontes  rer.  Bern.  VII  388  o.  389. 

Gelt-:  Geldstrafe.  ,Eine  bestimpte  buoss  und  g.' 
1529,  Absch. 

ver-penen:  1.  mit  Strafe  bedrohen;  bestrafen. 
.Item  bescheche  ouch,  das  yeman  in  dekeinen  unsern 
gerichten  usserthalb  unsers  landes  totschlege  täte, 
der  und  die  söllent  zu  glicher  wyse  in  den  selben 
unsern  gerichten  verpenet  sin.'  1-147/1544,  Schw  LB. 
Gemeinsame  Verordnung  in  Betreff  des  Verbots  aus- 
ländischer Pensionen,  Miet  und  Gaben,  damit  die  Un- 
gleichheit der  .Verpenung'  in  den  einzelnen  Orten  auf- 
höre. 1489,  Absch.  —  2.  durch  Strafandrohung  sichern. 
,S.  Elogius  und  siner  schmiden  tür  verpenet  fest.' 
Ansh.  ,Nach  Vermög  des  heil.  Rychs  hochverpenter 
Münzordnungen.'  Z  Mand.  1620.  —  3.  von  Abmachun- 
gen, die  unter  Strafandrohung  getroffen  werden;  vgl. 
Ver-pen  2.  ,l)az  die  pfister  Ordnung  under  inen  selbst 
nit  haben  und  sy  unverpent  sin  sollen.'  B  Stadtsatzung 
1456.  —  4.  von  der  Verhaftung  von  Gütern;  s.  Ver- 
pen 3.  ,Er  verpennete  seine  grossen  Güter  auf  alle 
ehelichen  Nachkömmlinge  [seiner  Schwester].'  Jahn 
1S57,  283.  .Hiemit  soll  jede  frouw,  so  da  eeliche 
kinder  gezüget  hat  und  sich  darnach  verrer  vereelichen 
wellte,  wyters  nit  uff  eetagen  noch  sonst  zeverspre- 
chen  oder  zeverheuraten  haben,  dann  allein  den  halben 
teil  ires  guots,  damit  die  ersten  kinder  ires  erbrech- 
tens  nit  entwert  werdent,  sonders  soll  der  übrige  halb 
teil  den  ersten  kindern  als  ein  verfangen  guot  unver- 
trybenlichs  houptguots  still  stau  und  warten,  und  sich 
die  muotter  allein  der  uutzung  behelfen  und  dannent- 


hin  nach  ireiu  tütlichen  hinscheid  all  ir  verlassen 
guot,  es  sye  verpeent  oder  nit,  under  alle  ire  kinder 
ze  glych  den  höuptern  nach  geteilt  werden.'  1572, 
Aar.  Stadtr. 

ver-penigen:  1.  mit  Acc.  S.  a)  =  ver-penen  4. 
.Der  abscheid,  zu  St  Julien  usgangen,  so  die  ganz 
lantschaft  Wat  verpenigung  vvys  begriff  [im  frz.  Texte: 
,contenant  l'ipothecque  du  pays  de  Vaud'].'  1533,  F; 
s.  Absch.  IV  1  c  60.  72.  Damit  das  den  5  Städten 
testierte  (.verpeniget')  Gut  zu  Händen  der  Vögte  von 
des  Testators  Sohn  David  gestellt  werde.  1547,  ebd. 
.Eltern  mögen  einem  liederlichen  Kind  wyters  nit 
dann  den  Zins  [vom  Erbanteil]  lassen  und  das  Haupt- 
gut v.'  1623,  Aa  Rq.  —  b)  mit  einer  Servitut  belasten. 
Zwei  Wirte  zu  FMu.,  denen  bisher  allein  das  Recht 
zur  Betreibung  einer  Wirtschaft  in  der  Stadt  zustand, 
bitten  den  F  Rat,  ,die  nüwe,  dem  N.  N.  [vom  Rat  zu 
FMu.]  verwilligte  Wirtschaft  inzustellen  oder  aber  ire 
Hüser  der  Verpeenigung  zu  fryen.'  1622.  F  Ratsman. 
Bei  ähnlichem  Anlass  wiederholen  später  die  Beiden 
die  Bitte,  ihre  Häuser  von  ,der  ewigen  Pflicht  und 
der  Verpänigung  [zu  befreien],  zu  allen  türen,  wol- 
feilen, gesunden  und  intteierten  Zyten,  frye  und  spaat, 
Frembden  und  Heimischen,  Rych  und  Arm  gegen  bil- 
licher  Bezahlung  abzuwarten,  zu  beherbergen  und 
Spys  und  Trank  ufzustellen.'  1641,  ebd.  —  2.  mit 
Acc.  P.,  Einem  (unter  Strafandrohung)  eine  Einschrän- 
kung auferlegen.  Bern  habe  die  Seinigen  für  fremde 
Märkte  verpeniget  [im  Original  ,verpänigot'].  1545, 
Absch.;  d.  h.  ihnen  verboten,  auf  fremden  Märkten 
Korn  zu  verkaufen.  S.  noch  Absch.  IV  1  b  1057. 
Hieher  auch:  ,[Die  ,reismisstäter'  von  1500  konnten 
nicht  alle  nach  Gebühr  bestraft  werden]  von  wegen, 
dass  der  mit-  oder  mer-schuldneren,  gönneren  und 
durch-d'  finger-seheren  huf  ze  gross  und  die  gwaltigen 
so  hoch  mit  pensionen  verpeniget.'  Ansh.  —  Über  Ver- 
mischung   unsers  W.   mit   ver-bännigen    s.  Anm.    zu   Diesem. 

Ben.  ,Myrobalanum,  die  apoteker  nennend  es  b.; 
ist  ein  baumfrucht,  nit  ein  wurzel.'  Fris.  —  Zu  nhd. 
,Behen  (-Nuss,  -Öl).' 

benn:  Nbf.  zu  wenn,  hie  und  da  am  Satzanfang 
GT.   (Wint.).   —  Vgl.  glarn.   bindig  für   windig. 

Bennasche:  Mass  für  Salz.  ,[Es]  ist  des  selben 
salzes  LX  soume  und  II  bennaschen.'  1386,  Z  Ratserk. 

Zu  nilat.  bnnniitum,  henesta;  frz.  btnate,  Korb  voll  Salz. 
Vgl.  Benetech. 

henedlen.  ,Der  uns  gebenedeyet  hat  mit  allerley 
benedeyung.'  HBull.  1540.  , Nachdem  und  er  uns  mit 
überfluss  der  fruchten  benedyen  und  sägnen  oder  mit 
mangel  strafen  wil.'  RGcalth.  1584. 

gi-benedeien.  Nur  in  der  Verbindung:  ich  ha" 
(du  liest  usw.)  nüd  z'  g.,  ich  habe  (du  hast  usw.)  nichts 
drein  zu  reden  L.  Wenn  der  Länz  üppe"  seit  eho" 
schnüigge",  so  nim-irh  es  färigs  Schit  und  zeig-em,  aas' 
er  im  Stall  deheimen  isch  und  i"  der  Chuchi  nüd  z'  g. 
hed.  Schwzd. 

Benedeier  m.:  Name  eines  säuerlich  schmecken- 
den, in  ZEgg  grossen,  hohen,  nach  oben  spitz  zu- 
laufenden, rot  und  grünen,  in  ZTu.  kleinen,  runden, 
rötlich    gestreiften   Apfels.     S.  Kohler,    Kernobst   59. 

Benedeieri"  f.:  Moralpredigerin  Z  (Dan.). 

Benedikt  Benedik  Tu,  -egg  GRZillis,  Binedicht  BGt; 

(iRZillis;  SchwE.,  Bendicht,  Bän-  Aa;  BsL.j  BGt., 
Rüed. ;  GRVal.;  „G;"  SchwE.;  SBb.,  Bändiehtcl,  Bän- 


!•>'.' 


Bau,  ben,  bin,  bon,  bun 


1200 


ilichtli  SchwE.,  Bandicht,  Bandegg  GRVal.,  Bendik 
BKüed.,  Bandet  GRSani.,  Benik,  Bänek  S,  Bäniggi 
ÄAHerzn.,  Muhen,  Safenw.;  SStarrk.,  Bened  BsRotenfl., 
Wald.,  Bendi,  Bändi  S,  „Bändelt  BMeir.",  Bäggi  BS., 
Bängi  BE.,  Bang  BS.,  Beni  Aa;  Bs  (-e1-);  SchwW., 
Biiiii  AiHerzn.,  Muhen,  Safenw.;  BsLangenbr.,  Siss., 
Zunzgen;  B;  Schw;  S;  Uw ;  U,  Bänni  BsL.,  Bäneli 
Soaw;  Ndw,  Bännili  Uw,  Band  SchwE.,  „Bick  Gr;  G, 
Bicht  Gr",  Dicht  GrD.,  Pr..  Dichtel  SchwE.,  Dichtli, 
Dich*  GßMal. :  männlicher  Personenname.  Benedikt 
hed  d'  Frau  'bickt,  Scberzreim  L.  .Sankt  Benedikt 
(21.  März)  macht  Zwiebeln  dicht'  LG.  (Ineichen). 
S.  auch  B.-Pfenni*g,  -Brot. 

Die  volkstümliche  Kurzform  scheint  jetzt  überall  durch 
die  volle  Form  mehr  und  mehr  verdrängt  zu  werden;  an 
manchen  Orten  ist,  wie  unsere  Angaben  schliessen  lassen, 
letztere  bereits  alleinherrschend.  Aus  ä.  Quellen  gehören 
wahrseh.  hicher  (so  weit  nicht  eher  zu  Benjamin;  s.  d.): 
,Beni.'  1232/1244,  Bs  Urk.  (Familienn.),  ,Beny.'  1Ö34,  Z 
Grün.  Amtsrechn.,  ,Bäni.'  1574,  ZGrün. ;  157S,  Z.  S.  noch 
Benz   und  vgl.    Bernhard. 

Benedikta:  1.  Benedikte*  Aa;  Th  (in  Hw.  scherzh. 
Bcnehükte"),  Bandicht  (m.  n.),  Bändichtel,  Dichtel  (in.) 
SchwE.,  Thal,  weiblicher  Personenname.  , Dichtli.' 
1502/30,  L.  —  2.  Benedikte",  Pflanzenname,  Berg- 
oder  Rosenwurz,  Geum  mont.  BSi.,  Geum  urb.  Zu. 
Syn.  B.-Wurz.  ,Die  wanger  [des  Bettes]  müesten  sin 
von  bluot,  daz  eulter  von  bendichten  guot.'  Hadlaüb. 

Karde"-  Charter-Benedikte'  AAMuhen;  Ndw;  ZS., 
-Bendikte"  AABb.,  Klingn.,  -Benfejdikt  AAZetzw.,  Z.  — 
f.  AAMuhen;  Ndw,  m.  AAKlingn.,  Zetzw.,  Z.:  Pflanzen- 
name. a)  Kardobenediktenkraut,  Cnic.  bened.  (Cent, 
bened.)  Aa;  Ndw.  .Wilder  kardobenedict,  cnicos,  ein 
kraut.'  Mal.  —  b)  Kohl-Kratzdistel,  Cirs.  oler.  Aa 
Klingn.  —  c)  Silberdistel,  Sil.  Mar.  AABb.  —  Berg-: 
Bergnelkenwurz,  Geum  mont.  BSa.;  „L";  .Caryophyl- 
lata  alpina  lutea.'  Wagner  1680.  —  Sumpf-:  Bach- 
nelkenwurz, Geum  riv.  L.  --  ,Wald-Benedict' : 
Geum  urb.  (?)  HR  Bebmann  1620,  149. 

bennele",  in  B  bendle":  intr.,  mit  einer  Benne* 
fahren  B;  uTh;  ZSth.  Umenand  b.  Tr.,  in  einer 
Benne*  fortschaffen  B;  Th;  Z.     Chat,  Herd  b. 

Benne"  f.  —  Dim.  Benneli  AAZein.;  GrD.,  Pr., 
Seh.;  GA.;  ThHw.;  U;  Z,  Bennli  B;  S:  1.  oft  zsge- 
setzt  Wage*-B.,  aus  Brettern  zsgesetzter,  beweglicher, 
offener  Kasten,  auf  einem  Wagen  (oder  Schlitten  Gr; 
PA1.)  angebracht,  um  darin  (festen)  Dünger,  Erde, 
Sand  udgl.,  auch  Kartoffeln,  Obst  fortzuschaffen  Aa; 
ApH.;  Bs;  GlH.;  Gr;  L;  Sch;  Th;  Ndw  (selten;  dafür 
Giifi);  Zg;  Z.  Auch  für  das  aus  parallelen  Holz- 
stücken bestehende  Gestell,  das  auf  eine  eig.  Benne* 
aufgesetzt  wird,  um  die  Aufnahme  höherer  Ladung 
zu  ermöglichen  AARickenbach.  —  2.  übertr.  a)  auf 
den  mit  einem  solchen  Kasten  versehenen,  meist  zwei- 
rädrigen Wagen  ApH.;  BsL.;  B;  Gl;  Gr;  G;  Th;  U; 
W;  Zg;  Z;  „allg."  Vgl.  B.- Wagen.  .Allenthalben 
fehlte  es  ihm  an  Händen,  da  das  meiste  Land  steil 
war,  Erde  hinaufgeführt  und  der  Mist  in  Bannen  am 
Seil  gezogen  werden  musste.'  Gotth.  Scberzreim: 
Hindcr-''em  Hits  und  vordem  Hüs  steit-n-e*  läri  Banne*: 
Meitschi,  tue-mer  's  Pfeister  üf,  so  chann-i°h  inhen 
grämte*  B;  LReiden  (Hauskai.  1899).  ,Si  sullen  farn 
mit  ir  wägnen,  mit  bennen,  mit  pflüegen.'  1437,  Gfd. 
,ltem  vil  bannen,  darin  man  sand,  stein  und  kalch 
gefüert  hat.'  XV.,  G.    ,Sextns  Pompejus  Festus  lib.  2 


sagt:  Benna  seie  auch  eine  gattung  fuhrrüstung,  wird 
noche  in  benne  genennt,  dannenher  die.  so  mit  einander 
in  einer  bennen  fahren,  conibennones  von  lateinischen 
genennt  werden.'  Äg.Tschddi,  Gall.  com.  ,Der  nach- 
richter  soll  sy  [die  Hexe]  nach  gwanem  bruch  in  einer 
bennen  an  schachen  und  gwone  gerichtsstatt  füeren 
und  ir  fleisch  und  bein  im  für  zuo  eschen  verbrennen.' 
1551,  L  Hexenpr.  ,Plostrum,  ein  wagen  oder  benn. 
Benna,  ein  benn,  ein  gattung  eines  karrens.  Die  ben- 
nen, ein  gefasster  karr  mit  zwei  rederen.'  Fris. ;  Mal. 
,Ein  berg  uf  ist  die  bennen  [mit  der  Leiche  des  Selbst- 
mörders] glaufen,  dass  sy  die  ross  schier  überstossen 
hat.'  LLav.  1569;  dafür  1670:  ,der  Karren.'  ,92  bänen 
mit  sands  von  Gossou  in  das  schloss  ze  füeren.'  1573, 
ZGrün.  ,N.  N.  begärt  tannen  zuo  laden,  zuo  bannen 
und  mistladen.'  1580,  Hotz,  ürk.  .Werdend  eilende 
mit  Rossen  und  in  Bennen  herzuo  gfüert.'  JJRüeger 
1606.  ,Man  soll  auch  mit  Bannen  und  Körben  Mist, 
Erden,  Kaht  und  grosse  Stein  in  die  Statt  führen.' 
Kriegsb.  1644.  S.  auch  giren  (Bd  II  406).  .Die  Benne, 
Wandkarch,  benna,  arcera,  carrus.'  Red.  1662.  Ren- 
nen, benna.'  Denzl.  1677;  171G.  ,Fuhrlohn  von  zwei 
langen  Bannen  Sand.'  1786,  ZGrün.  Amtsr.  ,An  N.  N. 
das  grösser  Wägeli  und  Bänneli  verkauft.'  1793,  ZStdt 
Haushaltungsb.  Jedweder  Bauer,  der  im  Stand  ist,  eine 
Banne  zu  führen,  [soll]  der  Kehre  nach  einstweilen 
ein  Tag  fahren.'  1805,  AASeon  (JLüscher  1898).  — 
b)  auf  den  mit  einer  B.  versehenen  Schlitten  Gr; 
PA1.  —  3.  geflochtener  Wagenkorb,  auch  Korbwagen 
(bes.  für  Kohlen)  Bs.  ,Wer  gute  buchene,  tannerne  [!] 
oder  föhrene  Kohlen  bei  der  Bannen,  Zuber,  Sack 
oder  Korb  verlangt,  beliebe  sich  bei  N.  N.  anzumelden.' 
Bs  Avisbl.  1732.  —  4.  (einrädriger)  Stosskarren  mit 
einem  aus  Brettern  gefügten,  nach  oben  und  z.  T.  auch 
nach  hinten  zu  offenen  Behälter,  zum  Fortschaffen  von 
Mist,  Jauche  udgl.  B  (selten);  GRPr.,  Sch.,  Thusis; 
GA.,  T.  (auch  ohne  Brettergehäuse);  Sch;  Th;  Z.  — 
5.  hölzerne  Tragbahre  für  Steine,  Erde,  Schutt  Gr 
Chur,  Malans,  Thusis.  —  6.  Futterraufe   AARickenb. 

—  7.  Getreidewanne  GRChur.  —  8.  ans  einem  aus- 
gehöhlten Baumstamm    bestehender  Brunnentrog   W. 

—  9.  =  Hurd3a  (Bd  II  1604)  Bs.  —  10.  „Bienenkorb 
F  (im  Patois   der  französischen   Freiburger   beneta)." 

—  11.  plumpe,  auch  faule  Weibsperson  GrD.,  ObS., 
Valend.;  GG.,  Stdt.  oT.;  S;  „W;"  ZWyla.  E*  grüsami 
B.  van-am  W%b  W. 

Entlehnt  aus  lat.  henna,  das  selber  mit  andern  Bezeich- 
nungen von  Wagenformen  (wie  petoritum,  rsda,  essedum) 
kelt.  Lehnwort  ist;  vgl.  Holder,  altcelt.  Sprachschatz  I  399. 
Über  die  weitere  Verbreitung  des  W.  auf  deutschem  Boden 
vgl.  Gr.  WB.  I  1437.  II  36.  —  In  der  BTh.  Handfeste 
1779,  118  verdeutscht  B.  das  benesta  (s.  Benetseh)  des  lat. 
Originals:  ,FUr  jegliche  B.  Salz  ein  Haller.'  B.  heisst  auch 
die  muldenförmige  Taleinsenkung,  in  der  das  Z  Dörflein 
Kutschweil  liegt;  daher  heisst  es  in  der  Nachbarschaft:  t" 
d'  B.  <jä*  —  nach  R.  gehen.  6  knüpft  an  die  am  Schluss 
von    1    erwähnte   Verwendung  an.     Vgl.   noch   Bhtn,   Bing. 

Herd-öpfel-:  auf  einem  Wagen  angebrachter  Be- 
hälter für  Kartoffeln.  ,Ein  Wagen  mit  Leitern  und 
Kartoffelbänne.'    Schweizer  Bauer   1898    (BBelp).  — 

Fuer-:  etwa  15  cm  hoher,  viereckiger,  offener 
Kasten,  der  an  vier  Ketten  frei  schwebend  zwischen 
den  Rädern  von  Lastwagen  aufgehängt  wird  und  worin 
der  Fährmann  allerlei  zu  seinem  Dienst  erforderliche 
Geräte  unterbringt  B.  Syn.  Wagen-Beren.  ,In  be- 
sagter  F.   war   ein   Kohlensack    und    ein   Gefäss   mit 


1291 


Bau.  ben.  bin,  bon.  buii 


1292 


Wägenschmiere  untergebracht.'  MWalden  1884.  — 
Gülle"-Benne°:  ein-  oder  zweirädriger  Karren  mit 
viereckigem,  durch  einen  Deekel  verschliessbarein  Ka- 
sten zum  Ausführen  von  Jauche  Gl;  ThHw.,  Müllh.; 
ZO.,  Sth.  ,3  Schlitten,  1  Güllenbänne,  1  Güllenkarren.' 
1887,  Gl  Gantanzeige.  —  Gnepf-:  =  Schnapp-Charren 
(Bd  III  424)  Aa;Sch;  Z.  —  Grien-:  Karren  zum  Kies- 
führen Aa;  ZZoll.  —  G'-hüder-:  Kehrichtwagen  B. 

—  Hell-:  rauhes,  holpriges  Fuhrwerk  B.  — Hand-: 
sehr  einfacher  Schlitten  mit  zwei  Handhaben  und 
einem  darauf  gestellten  offnen,  viereckigen  Kasten  zum 
Transport  von  Dünger,  Sand  usw.  GRCast.  (Tsch.).  — 
Herd-:  Benne  zum  Führen  von  Erde  BSi.;  GlH.; 
ZO.,  S.  —  Chol-:  =  Binnen  3  SThierst.  .Ein  Kohl- 
bennen  zahlt..  .'  XVIII.,  Bs  Zollordn.  , Eine  noch  gut 
erhaltene  Chaise  und  zwei  Kohlenbennen'  S  (Inserat). 

—  Cbis-:  Karren  mit  viereckigem  Kasten  für  Kies 
Tu.  —  Chöt-:  =  Herd-B.  Tu. 

La cli-:  Mensch,  der  viel  und  gerne  lacht  B. 

Vgl.  Jamer-Hutten  (Bd  II  lTT'.M.  -Ohräzen  (Bd  III  927), 
-T  rucken. 

Lache"-:  =  GüUen-B.  Tu.  —  Leder-:  „schlechtes 
kleines  Fuhrwerk,  eine  altmodische  Chaise  Aa;"  B; 
„VO;  S."  —  Mist-:  1.  Benne«  (i.  S.  v.  1)  für  Mist 
GitPr.,  Rh.,  Seh.,  Thusis,  Tschapp.;  Z.  —  2.  Karren, 
Wagen  oder  Schlitten  mit  einer  Benne"  zum  Trans- 
port von  Mist  BSi.;  GlH.;  Gr;  LE.;  GA.,  oT.;  W;  Z. 
Er  hoffe  vom  Dienste  befreit  zu  werden,  müsste  er 
aber  docli  mitziehen,  , wellte  ers  recht  wagen,  und  sollt 
er  uf  einer  mistbennen  ushin  f'aren.'  1533,  Egli,  Akt. 
Spec.  a)  zunächst  zur  Düngerfuhre  und  nur  für  ein 
einfaches  Gespann  bestimmter  Sehlitten  oder  zwei- 
rädriger Karren,  seltener  ein  vierrädriger  Wagen  Gr 
Pr.,  Eh.,  Seh.,  Tschapp.;  vgl.  Tsch.  43.  —  b)  =  Hand-B. 
GRCast.  —  c)  (einrädriger)  Schiebkarren  Th;  Z.  — 
3.  eine  Art  aus  Stäben  verfertigter  Schiebkarren  zum 
Führen  von  Mist  GRHe.  —  4.  aus  Stäben  gemachte 
, Misttrage'  GRHe. 

Bächt-  GRC'hurw.,  Gebucht-  GrD.,  Pr.,  Seh., 
Tschiertsch.,  Bächt-  GrV.  :  auch  Dim.,  hölzerne  Keh- 
richtschaufel. —  .Der  Schaufel  fehlt  nur  das  vierte  Seiten- 
brettehen  zu  einem   offenen   hölzernen   Kästchen.'   Tsch. 

Bü™-:  =  Mist-B.  2  c  Z  (Spillm.).  —  Blutter-: 
Kairen  zum  Ausführen  der  Excremente  des  Hornviehs 
GA.  —  Brunne"-:  =  Binnen  S  W.  —  Brettli-: 
Stosskarren  ZRafz.  —  Eaub-  Bob-:  .offene  Kiste  zum 
Transport  von  Hausrat  beim  Robe",  d.  h.  bei  der  Über- 
siedlung von  einem  Hause  in  ein  anderes'  GrAv.  — 
Redig-:  zweirädriger  Karren  mit  Benne"  BHa.  - 
Roll-:  =  Srei«-.ÖW(BdII  1590)  SenwMuo.  —  Renn-: 
1.  meist  schön  bemalter,  einer  Truhe  ähnlicher,  vorn 
und  hinten  mit  Lehne  versehener,  der  Länge  nach  auf 
einem  Schlitten  befestigter  Sitz  für  mehrere  Personen, 
die  sich  in  der  Regel  rittlings,  seltener  seitlings  darauf 
setzen  GrD.,  He.,  Pr.,  Thusis.  —  2.  (einspänniger) 
Schlitten  mit  dem  beschriebenen  Sitze,  ebd.  —  Ross-: 
von  Rossen  getragener  Kasten,  Reisesänfte.  .Welcher 
halb  tod  in  einer  Rossbennen  hinweg  geführt  ward.' 
ThFrickart  (Helv.  Bibl.).  Vgl.  Boss-Bär.  —  Sudel-: 
Karren  mit  Benne"  zum  Fortschaffen  von  allerlei  Ab- 
raum? ,Zu  verkaufen  [unter  andern  landwirtschaft- 
lichen oder  Garten-Geräten]    eine  S.'    Z  Tagbl.  1890. 

—  Sü"-  Sou-:  (auch  Dim.)  auf  einen  Wagen  gestellter 
kastenartiger  Verschlag  für  Schweine,  bzw.  der  Wagen 
selbst  BBurgd.,  Rünkh. ;  L.     En  Eisse",   Gott  häd-e" 


verheisse".  Göd-cr  nid  üs,  wird-er  wi-n-es  Bei'hüs; 
göd-er  nid  dünne",  wird  er  ici-n-e*  S.  L  (RBrandst. 
1890).  —  Schalt-:  einrädriger  Schubkarren  mit  Ben- 
ne" ScHSt. ;  Th;  ZHettl.  —  Schürgi-:  Schubkarren 
Aa  (Rochh.).  —  B«-schütti-:  =  Gidlen-B.  GRh.  — 
Seh  lauf-:  grosser  Schubkarren,  der  auf  drei  Block- 
rädern  gebt  GrD.  S.  Bühler  300.  305.  —  Schnell-: 
=  Gnepf-B.  BoAa.,  F.,  M.  .An  landwirtschaftlichen  Ge- 
rätschaften [sind  zu  versteigern] :  1  Sehn.,  1  Schweine- 
bänne'  usw.  BJegenst.  (Gantanzeige).  —  Sehwin-: 
=  Silw-B.,  bzw.  der  Wagen  oder  Schlitten  selbst,  auf 
dem  sie  steht  GRCast,  Churw.  —  Stei"-:  1.  Karren 
mit  einer  Benne"  zum  Steintransport  ZO.  —  2.  ,ein 
aus  starken  hölzernen  Stangen  bestehendes,  recht- 
eckiges, der  Form  des  Wagens  angepasstes  Gerüst. 
das  bei  Steinfuhren  auf  das  Wagenbrett  gelegt  wird' 
GRHe.,  Rh.  (Tsch.).  —  3.  Tragbahre  für  Steine,  be- 
stehend aus  zwei  gekrümmten,  durch  Querschieneu 
verbundenen  Stangen,  deren  Enden  als  Handhaben 
dienen  GRHe.,  Klost.  —  Stöss-:  einrädriger  Schub- 
karren mit  (in  Gr  oHe.  auch  ohne)  Brettergehäuse  ApL, 
.M.;  B;  FJ.;  GrD.,  oHe.,  L.,  Pr.,  Rh.,  Seh.,  Tschapp., 
Valz.;  LReid.;  G;  Z;  in  Gr  vornehmlich  dazu  dienend, 
den  Mist  aus  dem  Stall  auf  die  Dängerstätte  zu  be- 
fördern. , Riesterholz  zu  einer  St.'  1793,  Hotz,  Urk. 
—  Tue"-:  aus  Dielen  gefertigter  Wagenkasten,  bzw. 
Wagen  mit  einem  solchen  BsArl.  ,Zu  versteigern:  ein 
'i'/a"  Wagen  mit  hölzernen  Achsen  und  Dielenbennen.' 
1864,  Ztgsins.  —  Trag-  GrAv.,  Cast,  Churw.,  Klost., 
L..  Luz.,  Trimmis,  V.,  Valz.,  Trag-  GrAv.,  Pr.,  Rh.. 
Seh.:  kastenförmige  oder  flache  Tragbahre  zum  Trans- 
port von  Steinen,  Mist  u.  Ä.  —  Dreck-:  1.  Dünger-, 
Kotkarren  ZO.  —  2.  als  scherzh.  Schelte.  Du  Dr.! 
sagt  die  Mutter  zu  ihrem  Kinde,  wenn  es  mit  Kot  be- 
sudelt von  der  Gasse  heimkehrt  Z. —  Chüe-dreck-: 
kleiner  Schiebkarren  mit  Brettergehäuse,  worin  ärmere 
Knaben  die  Kuhfladen  auf  den  öffentlichen  Strassen 
sammeln,  um  sie  zu  Hause  als  Dünger  zu  verwenden 
Tn.  —  Wasser-:  =  Brunnen- B.  W.  —  Zieh-:  zwei- 
rädriger Mistkarren  GrV. 

benne":  tr.,  mit  einer  Senne*  führen  GlH.  Mist, 
Herd  b. 

Bennete"f..  Dim.  Bcnneti  BBe.,  BennetliB:  eine 
Benne"  voll  B;  GrAv.,  D.,  He.,  Pr.,  Seh.,  Tschapp.  E" 
Redig-B.,  eine  Redig-Benne"  voll  GrL. 

benne"  (nach  einer  Angabe  -e2-):  meist  unpers., 
„wollen",  beginnen,  sich  anschicken  BBr.,Brienzwyler, 
„O.",  R.  Es  bend  (auch  bentj,  es  irill  bennen  guets 
Wetter  gen,  es  bend  a'fän  nachten,  es  bend  tüchlen, 
warmen.  Er  bend  (si  wein  bennen,  si  heut  bannen) 
g'nueg  hau.  .An  eim  morgend  fast  früeg,  do  es  erst 
bond  tagen.'  um  1480,  L  Hexenproz.  ,Do  sich  der  zug 
bunt  stossen.  bunt  sich  die  bzalung  ouch  stossen.' 
Ansh.  ,A1so  dass  der  franzesisch  züg  bunt  zuo  Hüben. ' 
ebd.  ,Do  buntend  sich  die  entsitzen,'  ebd.  ,Wie  etliche 
des  evangeliums  gnad  buntend  schmecken.'  ebd. 

Identität  mit  (dem  unserer  BfA.  sonst  fremden)  beginnen, 
Pr&t.  begunde,  begonde  scheint  ausser  Frage,  obwohl  es  für 
die  vorauszusetzenden  lautlichen  Vorgange  au  Analogien  ge- 
bricht. Jedenfalls  siud  die  Ursachen  derselben  in  der  durch- 
gehenden  Schwachtqnigkeit  des    \V.   im  Satze  zu  suchen. 

BenetSCh;  Zu  der  Stelle:  ,pro  qualibet  honesta 
salis  unus  obolus  [Zoll |.'  BTh.  Handfeste  117  wird 
S.  119  bemerkt:   .Benesta,  benna,  genus  vehiculi,  die 


1293 


Ban,  ben. 


lmii 


l'".n 


Alten  übersetzten  es  durch  Benetsch.'  —  Vgl!  Btmuuch 
uml   Aiun.   zu   BSnnen. 

Benjamin  Br'ni  ZHombr.,  Zoll.,  Beiini  BsIIöllst, 
Langenbr. ;  Büerz.  (selten),  Biinni  Bs  (Seiler),  Bäni 
BsMönch.:  niännl.  Personenname.  .Beni.'  XV./XVI.. 
TiiLangrickenbaeh.   —   S.  Anm.  zu   Benedikt. 

Benigne":  =  Benignen-Chrüt  (Bd  111  904).  ihre 
Taten,  ihres  Leben  tut  blutroht  Benignen  geben.' 
JCWeissenb.  1702. 

Bei(n)  bzw.  Bä",  Bö2',  Bd",  BP"  —  n..  PI.  unver., 
daneben  (doch  im  Allg.  seltener  und  veraltend,  tw. 
beschränkt  auf  Bed.  1)  Beiner  Bs;  B;  Gr;  Scb  (in 
Buch  Bö'ner);  Th;  Z  —  Dim.  vorherrschend  Beinfdßi, 
Bei'Ii;  Beinerli  Z  (Spillm.),  Beinzi  BHa.,  Beintschi 
GrD.,  Pr.,  Bci"schi  GRSpl. :  1.  Knochen,  allg.,  doch  in 
neuerer  Zeit  tw.  durch  Chnoche"  (s.  Bd  III  720)  zurück- 
gedrängt. Vgl.  Bickel  II 1  (Sp.  1121).  a)  von  Tieren; 
Syn.  Gnagen  (Sp.  696).  G'chrüsni  Bei",  die  ein  fein- 
zelliges  Gewebe  im  Innern  zeigen  und  eine  kräftige 
Suppe  geben  Z.  .Einnahmen  für  166  Pfd  gesottene 
Bein  ä  3  ß:  1  fl.  30.'  1843,  Z  Haushaltungsb.  ,Zu  den 
zwei  Pfund  [Fleisch]  gab  der  Metzger  uns  noch  Un- 
gentes,  Beine  oder  Leber.'  Gotth.  Es  ist-mer  es  Beindli 
V stecket  im  Hals  [beim  Essen]  Bs;  B;  Th;  Z.  E"  B. 
abgnage".  Chuniin  los,  ich  will  dra"  hi"  [die  verspro- 
chene Geschichte  erzählen]  u"d  gibt  's  nit  FWseh, 
giH  's  i'mel  ging  es  B%2".  Schw/d.  (BSi.).  .Wie  sehr 
der  Kalkstein  geschätzt  wird,  sagt  das  in  den  Entle- 
bucher  Bergen  unter  den  Sennen  übliche  Sprichwort: 
Das  Fleisch  hei  den  Beinen  und  das  Gras  bei  den 
Steinen  sind  das  Best.'  Schatzmann,  Alpenw.;  dafür 
auch:  ,Das  beste  Gras  am  Stein,  das  beste  Fleisch 
am  B.'  Mann  zur  Frau:  Hän  g'meind,  du  sigest  d' 
besto  Sei;  due  fenn-eh  [finde  ich]  as  B.  ond  dra"  nid 
vel!  Sella  1890  (PGr.).  .Behaltend  alle  bain  von  dem 
fleh,  daruss  mag  man  vil  schmalz  sieden.'  1490,  G 
Brief.  ,Nieman  soll  nüt  in  die  Aa  werfen,  das  da  ze 
boden  gange,  weder  stein,  noch  bein,  noch  ander  ding 
us  der  metzg.'  um  1550,  Obw.  .[Die  Sikusten]  habend 
ser  harte  b.  in  irem  köpf.'  Vogelb.  1557.  ,Die  ver- 
gangen fasten  hat  man  uns  ze  tratz,  so  die  nüwgläu- 
bigen  fleisch  fressen,  uns  die  bein  für  die  hüser  ge- 
worfen.' 1561,  Äo.Tschvdi,  Brief.  .Sagittas  ossibus 
asperare,  die  pfeil  mit  beinen  vornen  spitzen.'  Fris. 
.Insonderheit  sollen  die  Metzger  das  Bein  nit  hinweg 
hawen,  des  Fleisches  nit  entblössen  und  Wurst  hieraus 
machen,  demnach  das  entbliissete  Fleisch  anderen  aus- 
wägen, sonder  so  etwar  Wurst  zu  haben  begehrte, 
sollen  sie  ihme  Fleisch  und  Bein  zusammen  geben.' 
1620,  SohwE.  Arch.  .Beiner  find  ich  uf  der  Gassen 
zämen  z'  lesen.'  Schimpfr.  1651.  ,Das  Fleisch  ist 
besser  als  das  B.'  1653,  Tobl.,  Volksl.  ,1m  Land  Uri 
ist  ein  Geir  gefangen  worden,  in  welchem  Kropf  oder 
Magen  beinahend  ein  ganzer  Huet  voll  Beiner  ge- 
funden worden.'  JLC'vs.  1661.  ,Zween  Hund  an  einem 
B.  bleiben  selten  lang  ein.'  B  Sylloge  1676.  ,Zum 
Rindfleisch  keine  Bein,  daran  nicht  Fleisch  seie  ge- 
wogen.' B  Metzgerordn.  1718.  , Beiner,  daran  noch  viel 
Fleisch  hanget.'  Sülzer  1772.  .Keine  Beine  sollen  den 
Hunden  vorgeworfen,  auch  was  sich  den  Tag  über  an 
Beinen  gesammelt,  jeden  Abend  aus  der  Metzg  weg- 
.  getan  werden.'  Z  Ges.  1779.  ,Die  B.,  den  Hunden 
gleich,  mit  Zähnen  nicht  benage.'  TiscHzucnT  1838. 
S.  noch  Griisel  (Bd  II  809),  Chrospelen  (Bd  III  805), 


Gnagen  (Sp.  696)  und  nain.  Bein-  Mann  (Sp.  272). 
Spec,  Beiner,  Kranz  von  (an  einer  Schnur  aufge- 
reihten) Markknochen,  der  unter  die  Wäsche  in  den 
Zuber  gelegt  wird,  damit  die  Lauge  durch  das  Zapfen- 
loch besser  ablaufe  BsStdt.  —  b)  von  Menschen,  meist 
im  PI.  oder  als  coli.  Sg.  =  nhd.  Gebein;  vgl.  Toten- 
Bein.  .Gesuchte,  ich  vertreiben  dich  aus  dem  Marg 
in  das  Bein,  aus  dem  Bein  in  das  Fleisch,  aus  dem 
Fleisch  in  die  Haut,  aus  der  Haut  in  einen  finstren 
Wald,  da  sollen  sie  warten  bis  an  den  jüngsten  Tag.' 
BSi.  Arzneib.  Mit  dine"  Bäne"  wörf-'i'*  noch  Nuss 
abe",  dich  werde  ich  noch  lange  überleben  TuMüllh. 
(derb).  ,Mit  eise"  Beine"  Nuss  abe'bengle",  diu  post 
mortem  alieuius  superstitem  esse.'  Id.  B.  De  chunst 
längst  mit  mine"  Beine"  Nuss  abe'bengle",  wenn  Das 
g'schehd,  daraus  wird  Nichts  LG.  ,Du  erlebst  noch, 
dass  du  mit  deines  Manns  Beinen  Nüsse  hinabbengcln 
kannst'  HPest.  1785.  Vgl.  Nuss  (Sp.  826  o.).  ,Der 
Hans  [jetzt  auf  dem  Sterbebette]  sei  gewesen  wie  ein 
Baum,  dass  man  hätte  glauben  sollen,  er  werde  mit 
den  Beinen  von  allen  Anderen  die  Äpfel  von  den  Bäu- 
men werfen  können.'  Gotth.  ,Der  abt  Bilgri  gieng 
selber  mit  einer  schufflen  und  durchsuocht  die  gruo- 
ben  [der  bei  Näfels  Gefallenen]  und  Hess  ein  beinli 
nit  liggen,  das  er  echt  finden  kond.'  1389,  Gl  Urk. 
,1624  ist  das  Beihus  im  Hof  nechtlicher  Wys  ankom- 
men und  verbrunnen.  Und  hat  es  einen  solchen  Gstank 
wegen  den  verbrunnenen  Beinern  der  Toten  abgeben, 
das  man  es  schier  nit  hat  mögen  verleiden  und  hat 
man  es  ein  lange  Zeit  uf  zwei  Stund  Wegs  von  der 
Statt  geschmöckt.'  Gfd  (L).  ,Dann  in  denen  Brüchen 
ist  es  viel  böser  die  Beine  auf  einandern  zu  halten, 
die  allein  abeinander  geschnellet  und  zerbrochen  sind, 
dann  aber  die  zerknitschet  und  zu  Spreissen  zerstossen 
sind.'  FWürz  1634.  ,WTas  nützen  der  Heiligen  Beiner'?' 
1653,  Volksl.  ,Des  Vaters  und  des  Sohnes  B.  hier 
ruhen  under  diesem  Stein.'  1675,  Z  Grabschr.  ,In  den 
Händen  hatte  er  keine  Beine,  also  dass  man  sie  könnte 
nach  Belieben  umwinden.'  HEEscher  1692.  ,An  den 
Körpern  [in  der  Gruft]  bemerkt  man  nichts  mehr  als 
die  Beine.'  JMüll.  1773/83.  S.  auch  ver-gatteren  (Bd  II 
499),  Gltd  (ebd.  605).  Seltener  im  Sg.  von  einem  ein- 
zelnen Knochen:  .Radius,  das  minder  b.  zwüschend 
der  einbogen  und  der  hand.'  Fris.    Doch  vgl.  noch  2  e. 

—  c)  in  formelhafter  Verbindung  a)  mit  Hut;  vgl. 
Hut  und  Hör.  Es  ist  nüt  als  H.  und  B.  an-em  oder 
er  ist  nüt  als  H.  und  B.,  er  ist  bis  auf  die  Knochen 
abgemagert  Th;  Z.  ,Tüfel,  nimm  h.  und  b.'  UEckst. 
.Alter  Kriegsmann:  Ich  zuge  als  ein  gris  daran  und 
sollt  ich  h.  und  b.  da  lau.'  RSchmid  1579.  ,Wie  ist 
er  so  gar  ussgetert,  sein  Fleisch  ist  an  im  alls  ver- 
zert,  an  im  ist  lauter  Haut  und  Bein.'  JMahl.  1674. 
.Mein  Gott,  wie  so  ussgmerglet  gar,  d'  Haut  über  's 
Bein.'  ebd.  —  ß)  mit  Marg;  s.  auch  Sp.  400.  [Das 
Essen]  teird-ne"  vil  Marg  i"  d'  Bei"  g'ge"  ha"!  Stutz. 
,Job  sagt,  er  seie  schwarz  worden  vor  kumber,  und 
das  marg  in  beinen  verzeere  sich.'  LLav.  1582.  .Der 
böss  verbunst  so  frässig  ist.  dass  march  im  bein  nicht 
sicher  ist.'  HBcll.  1597.  ,Er  suget  ihnen  mit  seinem 
Wucher  das  Mark  aus  den  Beinen.'  FWyss  1672.  ,Amt- 
leut,  die  der  Untertanen  Blut  aus  den  Aderen  und  ihr 
Marg  aus  den  Beinen  saugen.'  ebd.  1673.  ,Von  wel- 
chen Blutsaugern  den  armen  Undertanen  wird  das 
Mark  aus  den  Beinen  heraus  gesogen.'  ClSchob.  1699. 

—  y)  mit  Stein,    's  ist  St.  und  B.  (Aa;  B;   Th;  Z), 


1295 


Ban,  ben,  bin,  bon,  bun 


1296 


St.-s-B.  (Bs;  S),  ji'  St.  undB.  (B)  g' fröre",  fest,  hart 
gefroren.  —  2.  Glied  des  Körpers,  wie  nbd.  allg.  Vgl. 
Fuess  (Bd  I  1085).  Bei'  wie  Büer-Fässli  Th,  wie 
Anke*-Chübel  AaF.,  Ke. ;  B;  S,  tote  Büer-Chübel  ZO., 
Zoll.,  wie  Stüd  ZO.,  Zoll.,  dicke,  feste  Beine.  WSrch 
um  d'  Bei"  ume"  ha",  unbeholfen,  einfältig  sein  L. 
Dreck  am  Bei"  hat  Der,  welcher  zu  hinterst  läuft  Gl. 
Hanselima*"  hat  Dreck  am  Bä",  hinden  und  vorne" 
Rölleli  dra",  Kinderreim  ThHw.  S.  auch  Tschinggele"- 
Möre"  (Sp.  380).  a)  als  Träger  und  Stütze  des  Kör- 
pers, D'  Bei"  trägc"d-mich  schier  nümme",  es  wott-mi''1 
ke"s  Bei"  me  träge",  ich  bin  todmüde  B;  Th;  Z.  .Man- 
cher lebt  im  Wohlstand,  seine  Bein  aber  sind  nicht 
so  stark,  dass  sie  gute  Tag,  Frieden  und  Wohlstand 
tragen  mögen.'  Lindinner  1733.  Uf  eim  B.  stä",  Kraft- 
übung der  Sennen,  wobei  an  das  vorgestreckte  Bein 
noch  eine  Last  gebunden  wird.  Anderegg  1898.  Uf 
eigne"  Beine"  stä",  auf  eignen  Füssen  B;  Z.  D'  Sach 
stät  n f  schwache"  Beine"  B;  Sch;  Th;  Z.  (Bist)  an'h 
seho"  uf  de"  Beine"?  Grussfrage  am  frühen  Morgen 
Bs;  B;  Th;  Z.  De"  ganz  Tag  uf  de"  Beine"  si",  nie 
zum  Sitzen  kommen,  ebd.  Wider  guet  uf  den  Beine" 
si",  wieder  hergestellt  und  wohlauf  sein.  ebd.  Einen 
uf  d'  Bei"  stelle"  B;  Z,  wider  uf  d'  Bei"  bringe"  Bs; 
Th  ;  Z,  Einem  wieder  aufhelfen,  eig.  und  bildl.,  z.  B. 
vom  Arzte.  Das  het-mieh  uf  d'  Bei"  'brächt,  aus  meiner 
Untätigkeit,  Sicherheit  aufgerüttelt  B;  Z.  Nie  ab  de" 
Beine"  cho",  nie  zum  Sitzen  kommen  Z.  Sus  han-mich 
hofelich  erstellt  und  nie  ab  de"  Bei"  g'lu",  nie  ausge- 
ruht. Schwzd.  (GnSeew.).  Ab  de"  Bein  chon,  nicht 
mehr  gehen  können  Gr.  D's  Wasser  hed-micU  ab  de" 
Bein  g'nun,  hed-mer  d'  Bein  abg' schlage",  das  Wasser- 
trinken hat  mir  die  Kraft  zum  Stehen  und  Gehen  ge- 
nommen Gr.  Z'  Bei"  cho",  auf  die  Beine  kommen, 
sich  erholen  GrD.  ,Ein  Jungs  Kalb  oder  Fülli,  das 
nit  z'  Beinen  wer  kommen.'  1005,  Schw  Rq.  D'  Bei" 
üfstrecke"  (ZO.),  üfha"  (S),  obsieh,  i"  d'  Höchi  strecke" 
1)  von  einem  Fallenden.  2)  Bankrott  machen  B;  S; 
Tu;  Zu.  3)  den  Mut  verlieren,  die  Flinte  ins  Korn 
werfen  Zu.  D'  Bei"  obsi'h  chire"  Th.  .David  warf 
den  Goliath,  dass  er  d'  bein  obsieh  kehrt.'  VBoltz 
1554.  —  b)  als  Gehwerkzeug.  S.  Bodem  (Sp.  1021). 
Me"  gut  nüd  uf  eim  Bei"  (uf  eim  Bei"  geid-me"  nid 
hei'"  Gr),  Aufmunterung  an  einen  Gast,  zum  zweiten 
Mal  zuzulangen  B;  Gr;  Th;  Z.  Noe'' es  Tässli,  Frau 
Bas!  Me"  gät  ja  nüd  uf  eim  Bei".  Usteiu.  ,'s  geit 
nüt  uf  eim  Bei",  turpe  est  simplex  dare,  non  duplum.' 
Id.  B.  Trink  üs!  heb  ane"!  's  göd  nüd  uf  eim  B. 
Stütz,  's  gäd  nüd  uf  eim  B.,  weder-n-es  läms  Hiten  L. 
Auf  die  Frage:  Wie  gät 's?  antwortet  man  scherzh. : 
( Wie  würd  's  gä"?)  Uf  zwei  Beine"  Th;  Z.  E"  ver- 
zwickte*  Pfiffikus  wie  nid  licht  Einer  uf  zwei  Beine". 
Schwzd.  (GRSeew.).  ,Auf  drei  Beinen  gehen',  als  Greis 
am  Stabe  gehen.  ,Decrepitus,  ein  alter  mann,  so  iez 
auf  dreien  beinen  gat.'  Fris.  Uf  de"  letste"  Beine" 
gö",  stö",  dem  Grabe  entgegen  gehen  L.  (Scho")  ei"s 
Bei"  im  Grab  (inne")  ha",  von  Hochbetagten,  Kränk- 
lichen Bs;  Z.  Eine"  uf  d'  Bei"  ge*  s.  Bd  II  74.  's  Bei", 
d'  Bei"  lupfe"  s.  Bd  111  1356.  In  anderm  S. :  's  B. 
lüpfe",  pissen  (zunächst  vom  Hunde,  dann  aber  auch 
vulgär  von  Menschen)  BsStdt.  Nüd  's  Bei"  üfha" 
wegen  Oppis,  Etwas  äusserst  gering  schätzen,  sich 
einen  Pfifferling  drum  kümmern  Z.  Iez  heisst  's  d' 
Bei"  g'streckt,  jetzt  heisst  's  sich  sputen  ZO.  's  hinder 
Bei"  füre"  ne",   sich   sputen   Bs;  Th;  Z.     D'  Bei*  uf 


d'  Achsle"  ne",  im  gleichen  Sinne  B;  L.  (Es)  Bei" 
mache"  s.  Sp.  21/2.  Er  het  nit  alti  Bei"  g'macht,  mar- 
schierte im  Alter  noch  wie  ein  Junger  B.  Eim  Bei" 
mache"  (auch  Aa;  Gr)  s.  Sp.  24.  Bei"  übercho"  1)  von 
Personen,  zum  Gehen,  zur  Eile  gebracht  werden  Aa;  Z. 
2)  von  Sachen,  gestohlen  werden  Aa;  Bs;  B;  Th;  Ndw; 
Z ;  vgl.  Feeken  (Bd  I  728).  Er  ist  läm  am  bessere" 
Bei",  von  einem  Faulen  Aa;  ähnlich  Tit.  O  we,  min 
liugge"  und  mini  bede"  Bei":  ich  cha""-mic1'  nümme" 
bücke"  und  Niemer  treit-mich  hei'" !  ZGutensw.  —  c)  als 
empfindliches,  exponiertes  Glied.  D'  Bei"  ,jucke"d-em, 
es  juckt-em  i"  de"  Beine",  z.  B.  vor  Tanzlust  Th.  D' 
Fasnacht  steckt  im  halt  im  Chopf  und  im  Bei"  aScHW. 
Schier  d'  B.  abfriire"  Th;  Z.  D'  Chatz  göt  über  de" 
Se;  's  frürt  si  an  e"  B.,  göt-si  wider  hei'"  Th.  'schunnt 
(B),  sehiaht  (Bs;  Th;  Z),  fart  (Bs;  Th)  Eim  i*  d'  Bei; 
z.  B.  anhaltendes  Steigen,  ein  Schrecken.  S.  auch 
nemen  (Sp.  728).  Eim  d'  B.  abschlah",  hyperbolisch, 
Einen  lahm  schlagen,  tüchtig  prügeln  B;  Th;  Z.  Me" 
sött-em  d'  B.  abschlah".  Eim  (fast)  d'  B.  (alli  B.)  ab- 
flueche",  Einem  alles  Unheil  wünschen,  Einen  ver- 
fluchen Th;  Z.  Es  ivunderet  in  fast  d'  B.  ab,  er  ver- 
geht fast  vor  Neugier  Bs.  Richtig  kuriert:  beidi  B. 
ab!  Scherzw.,  oft  im  Spiel  gebraucht  AaKöII.  Me" 
g'seht  's  dem  Strumpf  a",  wenn  's  B.  ab  ist  Z  Wangen. 
Eim  Ei"s  a"  's  B.  (ane")  ge",  ihn  empfindlich  treffen, 
z.  B.  durch  eine  giftige  Bemerkung  Tu;  Z.  .Die  Herren 
wurden  oft  bitter  auf  einander;  Hessen  ihre  Stecken- 
pferde gegen  denjenigen  aufschlagen,  dem  sie  Eines 
ans  Bein  geben  wollten.'  Unsichtb.  1793.  Auch  un- 
pers.,  z.  B.  von  empfindlichen  finanziellen  Verlusten 
Tu.  's  hät-em  e"  G'hiirigs  a"  's  B.  ane"  g'ge".  De1' 
Mesmer  hat  Angst  g'ha",  die  Sach  wörd-em  e"  chli" 
scharf  a"  's  B.  ane"  cho",  werde  schlimm  für  ihn  ab- 
laufen. Schwzd.  (Th).  Wenn  's  dir  a"  d'  Bei"  giengi 
[wenn  der  Schaden  dich  beträfe],  du  würdisch  wol  oeh 
schreie"  B.  ,Es  gienge  ihm  grusam  an  die  Beine,  und 
wenn  er  nicht  so  reich  wäre,  so  möchte  es  ihn  lüpfen.' 
Gottu.  's  hät-en  am  B.,  er  ist  erwischt  worden  B; 
Th;  Z.  —  d)  in  weitem  RAA.  und  formelhaften  Ver- 
bindungen. Oppis  bim  richte",  letze"  Bei"  a'packe", 
am  richtigen,  verkehrten  Ende  anfassen  Z.  Mit-dem 
rechte",  lingge"  (oder  letze")  Bei"  üfstä",  als  gutes, 
böses  Omen  Bs;  B;  G;  S;  Tu;  Z.  Er  ist  mit-dem 
lingge*  (oder  letze")  Bei*  üfg'stande*  (zuem  Bett  üs 
g'gange"  Bs),  ist  missgestimmt,  verdriesslich  Bs;  Th  ;  Z. 
Eim  es  Bei"  fürha",  in  den  Weg  treten,  ihn  zu  Falle 
zu  bringen  suchen,  eig.  und  bildl.  B;  Z.  Eim  e" 
(oder  's)  Bei"  stelle*,  wie  nhd.  Bs.  Eim  us  de"  Bein(e") 
gän,  aus  dem  Wege  Gr;  GMs.  Eim  in  d'  Bei*  laufe*, 
in  die  Hände  laufen  BsStdt.  D'  Bei*  strecke"  1)  ver- 
enden, derb  auch  von  Menschen  Aa;  Bs;  B;  S;  Z. 
2)  Bankrott  machen  Bs;  S;  Z.  Über  's  B.  üs,  oben- 
hin. Jndessen  war  ich  sehr  eilig,  machte,  wie  man 
sagt,  meine  Geschäfte  übers  Bein  aus,  so  gut  ich 
könnt.'  UBragg.  1788.  Under  dem  B.  dm"*,  von  oben 
herab,  verächtlich.  ,AUe  Andern  sah  er  als  dummes 
Bauernvolk  an  und  behandelte  sie  unter  dem  B.  durch.' 
Gotth.  .Benz  liess  sich  nicht  gern  so  unter  dem  B. 
durch  und  von  oben  herab  abfertigen.'  ebd.  Etwas 
underm  B.  weggeben,  hinter  dem  Rücken  der  An- 
spruchsberechtigten L.  —  e)  im  Wortspiel  zwischen 
Bed.  1  und  2.  Du  hast  es  i>.  um  (oder  im)  Fuess,  Scherz- 
rede zu  Kindern,  um  sie  zu  schrecken  B;  Th;  ZO., 
Zoll.     Hast  allweg  e*  Ba"  im  Fuess,   dass  d'  csii  hulpist 


1297 


Ban,  Iteii,  bin,  bon,  buii 


1298 


Tnllw.  (scherzh.).  Er  hat  es  B.  im  Fiiess,  klagt  über 
seine  Gesundheit.  Sritww.  1869.  Er  het  e"  B.  im 
Eugge".  ebd.  .Ein  B.  im  Kucken  haben,  trag  sein.' 
Denzl.  1077;  1710.  Beschwert  man  sich  beim  Flei- 
scher über  die  vielen  Knochen,  die  er  zum  Fleische 
gebe,  so  erwidert  er:  's  Ve  (der  Stier)  chwnd  auch 
uf  de'  Beine'  i"  d'  Metzg  B;  Z.  Dem  B.  möc*  isch  's 
am  beste",  das  Fleisch  am  Knochen  ist  das  saftigste; 
dann  bisweilen  als  zweideutiges  Wortspiel  B;  Z.  Me" 
cha"  )iüd  alliwil  an  eim  B.  g'nage",  höhnisch  von 
Einem,  der  seiner  Frau  untreu  ist  Z  (Spillm.).  's  Bot 
zu- tischet  de"  Beine'  zeige"  (B),  füre"  lä"  (ZZoll.),  Auf- 
gabe beim  Pfänderspiel  in  der  Weinlese,  die  durch 
Hervorstrecken  der  Zunge  zw.  den  Zähnen  gelöst  wird. 
—  3.  übergehend  (als  pars  pro  toto)  in  die  Bed.  Per- 
son. Mensch  übh.,  anknüpfend  an  KAA.  wie:  ivas  B. 
häd  (ist  cho",  g'gange",  g'loffc",  g'sprunge")  =  Jedermann 
Bs;  B;  Th;  Z.  Was  nur  auch  B.  hat,  muess  helfe". 
KdMey.  1841.  Bes.  in  der  Verbindung  kei"s  B.  (auch 
verst.  kei"  Sei  und  kei"s  B.J,  Niemand;  zunächst  noch 
bei  Verben  der  Bewegung,  's  rodt-sich  [rührt  sich] 
k.  B.,  's  hät-sich  k.  B.  verrodt,  eig.  und  bildl.  Tb;  Z. 
K.  B.  ist  cho;  devo"  cho"  Bs;  B;  G;  Sch;  Th;  Z. 
's  ditnkt-mich,  es  sig  hat  fast  Niemer  z'  Chilche"  g'si". 
Antwort:  K.  B.  minder  als  ändert  Mol.  BWvss  1863. 
Ohne  die  Kirchweih  käme  sonst  das  ganze  Jahr  kei" 
fründs  B.  in  unser  Dorf  Gl.  Kei"  B.  isch  um-^e" 
Weg  BsStdt.  Es  sig  iez  öppe"  ke"s  rechts  B.  me  de- 
heime".  Schweizern.  1891  (Zg).  , Während  sie  sonst 
kein  B.  in  der  Regierung  haben,"  behaupten  sie  je- 
weilen  ein  Mitglied  im  Obergerichte.'  N.  Z  Ztg  1864. 
,Kein  B.  muss  eh  nüt  darvon  kon,  bis  ich  euch  gib 
den  Lohn.'  JMahl.  1620.  .Kein  B.  soll  nit  mer  kon 
darvon.-  ebd.  1674.  Mit  bestimmendem  Zusatz:  Wenn 
er  vom  Vatter  aueh  kei"  Bei"  g'siih"  het.  Breitenst.  Mir 
händ  kei"  B.  vom-e"  Find  z'  sehe"  iiberchu".  ONageli 
1896.  In  der  ä.  Spr.  auch  mit  anderer  Wendung:  ,E 
si  [die  Aargauer]  iren  herren  hettind  verlün,  e  war 
irs  beins  nit  kon  davon.'  1415,  jLiliencr.  (Spruch  eines 
Aargauers).  ,Wann  der  küng  üch  [die  Späher]  hie 
vernäm,  euers  beins  darvon  nit  kam.'  RSchmid  1579. 
,Die  Stadt  wurde  zue  grund  gehn,  ihres  beins  kerne 
nicht  davon.'  Wurstisen  1580.  .Daniel  lag  schon 
under  den  Löuen,  da  kein  Mensch  ihm  geschetzt,  dass 
seines  Beins  davon  käme.'  FWvss  1672.  Gelegentlich 
auch  von  Tieren:  Er  [der  Jäger]  het  kei"  B.  g' fange" 
Bs.  Ganz  verallgemeinert:  kei"  B.,  keine  Rede,  keine 
Spur,  daran  ist  kein  wahres  Wort  Bs.  —  4.  übertr. 
auf  Dinge,  a)  von  Geräten :  Sidele"-,  Sinei-,  Tisch-Bei" 
uä.  allg.  .Der  Führschlitten  hat  2  Pfulmen,  4  Beine 
und  4  Nägel'  AaB.  Schibe",  Schibe",  der  Bai"  ab,  der 
Chüechlipfanne"  d's  B.  ab  AaZ.,  d'  Gh.  het  e"  B.  ab 
BsPfeff.;  s.  Arch.  f.  Volksk.  I  180.  —  b)  von  Wurzel- 
gewächsen, wie  Rüben,  Wegwarten,  die  sich  unten 
teilen,  statt  ein  Ganzes  zu  bilden.  Wenn-me"  ä"  Büebli, 
d"  Wegluegere"  im  Storpiön  säet,  so  chüm.me't  s'  B. 
über  Z.   —   5.  Dim.  Beinli,  beinerner  Knopf  ZGlattf. 

An  1  schliesst  sich  die  Verwendung  von  Bein  in  ver- 
stärkenden Zss. ;  s.  müa-bein-aUein  (Bd  I  275),  müe-härt  (Bd  II 
1644),  bein-hürt  (ebd.  1645),  wozu  noch  stei"-bei"-!tärt  (Gl). 
Zu  1  b.  .Die  Kaplanei  im  Bein'  hiess  die  im  J.  1310  er- 
baute Kapelle  St  Michael  in  Bern,  ,da  unten  unser  Gebein 
.ligt  und  ruht.'  KHow.  1872;  vgl.  ,zum  elenden  Bein'  (Bd  I 
176).  Zu  2.  Ein  Segen  gegen  schwache  Beine  des  Viehs 
s.  Arch.  f.   Volksk.   II  263. 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


Über-Bei":  1.  wie  nhd,  allg.  .Adnasci,  anwachsen, 
über  das  natürlich  wachsen,  als  ein  ü.'  Fris.  ,Das  ü., 
ganglium.'  Mal.  .Begerend  uns  zu  undertrucken  und 
von  dem  unsern  zu  Verstössen,  glych  einem  schwären 
ufgewachsenen  ü.'  1596,  Zellw.,  Urk.  .Kwabbel,  Ü., 
hart  Gewächs,  ganglium,  scirrhus.'  Red.  1662.  ,Apo- 
physis,  Ü.,  Fortsatz.'  Denzl.  1677;  1716.  An  die  Ver- 
treibung der  Überbeine  knüpft  sich  allerlei  Aber- 
glaube, ähnlich  wie  bei  den  Warzen:  ,Das  Kräuter- 
fraueli  versteht  die  Kunst,  Hühneraugen,  Ü-e,  selbst 
Kröpfe  etc.  zu  vertreiben.'  Anderegg  1898.  Ü.,  Ü., 
far  mit  dene"  zwe  Nare"  hei'"!  diese  Worte,  gespro- 
chen beim  Anblick  zweier  Reiter  auf  einem  Pferd, 
indem  man  gleichzeitig  das  Ü.  reibt,  vertreiben  Dieses 
ZW.  Ein  Kind,  dessen  Vater  gestorben  ist,  bevor  es 
geboren  war  [das  also,  wie  der  zweite  Reiter,  gleichs. 
selber  ein  Ü.  ist,  als  posthumus]  cha"  Ü.  mit  de"  Fin- 
geren i'drücke"  und  vertribe"  S  (Schild).  ,Ü.  vertryben. 
Lass  einen  Menschen,  der  synen  Vatter  nicht  hat  ge- 
sechen,  drei  Frytag  darüber  kuchen  oder  atnen,  so 
vergahts  hinwäg.'  ZElgg.  Arzneib.  um  1650.  Ü.  oder 
Warze"  z%  vertribe",  sell-me"  bim  wachsende*  Man  drüber 
faren  und  säge" :  Was  ich  g'seh",  wird  grösser,  und  tvas 
ich  grif,  wird  chliner  S  (Schild);  ZZoll.  Um  ein  Ü. 
zu  vertreiben,  muss  man,  wenn  drei  Schlitten  des 
Weges  kommen,  die  drei  höchsten  Namen  aussprechen 
und  hinzufügen :  Hinderma"",  Vorderma",  nimm-mer 
mi"  Überbä"!  G.  —  2.  übertr.  a)  lästiges  Anhängsel, 
Sache  oder  Person,  die  als  überflüssig  und  lästig  em- 
pfunden wird.  allg.  Die  Büezi  [Näharbeit]  ist -mer 
hüt  es  rechts  Ü.  zur  Bachi  [zum  Geschäft  des  Backens] 
GRPr.  D's  Ammanamt  ist-mer  bi  der  nötige"  ZU  nüd 
es  [als]  en  Ü.  GRlgis.  Ist  Alls  ei"s,  wenn  d'  göst:  um 
e"  söttigs  U.  verdrüss-ich  gär  nüd,  zu  einem  lästigen 
Besucher.  Schwzd.  (GRMai.).  Er  ist  aller  Welt  en  Ü. 
Sch;  Z.  —  b)  unbeholfener  Mensch,  Einfaltspinsel  Bs. 

—  Achsle"-:  Schlüsselbein  Aa;  Th;  Schulterblatt  Z. 
Da  die  beiden  zu  einander  gehören  wie  Schlüssel  und 
Schloss,  so  unterscheidet  sie  das  Volk  oft  nicht;  so  in 
der  RA.  's  A.  usenand  ha",  das  Schlüsselbein  aus- 
gerenkt haben  ZS.  Vgl.  auch  Chropf-B.  ,l)ie  Haupt- 
löcher seind  ihnen  [den  Frauen]  so  weit  usgeschnit- 
ten,  dass  ihnen  die  Achselbein  fürusgangen.'  1460,  Bs 
(HBvEptingen).  —  Ochse"-:  Familienname  B  (seit 
dem  XVI.);  XV.,  S.  —  Ofe"-:  10— 20  cm  hohe  Boden- 
stütze des  Kachelofens  Bs;  B.  , Wenns  Einer  nicht 
glauben  wollte,  wurde  er  ans  O.  gebunden.'  Bs  Nachr. 
1898.  ,Es  konnte  erzählen,  wie  sie  so  einen  Öhl- 
götz  in  der  Stube  gehabt,  aber  ob  man  ein  O.  oder 
ihn    gefragt,    es    wäre    auf  eins   gekommen.'    Gotth. 

—  Ol-:  1.  „mit  chronischer  Geschwulst  oder  chroni- 
schen Geschwüren  behaftetes  Bein  VO";  Fuss  mit 
einer  bis  zum  Knie  reichenden  bleibenden  Geschwulst 
SchwE.  —  2.  „mit  einem  solchen  Beine  behaftete 
Person  VO."  —  Ei"-:  1.  Schemel  mit  einem  Bein, 
Melkschemel  ZZoll.  —  2.  Schinken,  im  Rätsel.  Es 
ist  es  Zweibei"  [Schuster],  das  häd  es  E.;  da  chunnd 
es  Vierbei"  [Hund]  und  wott  dem  Zweibei"  's  E.  ne"; 
da  wird  das  Zweibei"  bös  und  rüert  dem  Vierbei"  's 
Driibei"  [Schusterschemel]  a"  ZO.,  Zoll.  D's  Zweibei" 
[Köchin]  geid  und  tuet  d's  E.  i"  's  Dribei"  [Koch- 
topf]; da  chunnd  d's  Vierbei"  und  nimmt  dem  Zwei- 
bei" d's  E.  us-'levi  Dribei" ;  drum  brüglet  d's  Zweibei" 
d's  Vierbei"  z'  Tod  GrD.  —  3.  linkische,  unbeholfene 
Person  GW.,  We.  —  Dar-in-  Dri"-:  1.  Knochen,  den 


1299 


Bau.  bei),  bin,  bon,  bull 


1300 


der  Fleischer  gibt,  um  das  Gewicht  voll  zu  machen, 
eine  unbeliebte  Zugabe  zum  Fleisch  BsStdt.  Vgl.  In- 
Sigel.  —  2.  durch  Dummheit,  Unbeholfenheit  lastiger 
Mensch  BsStdt. 

Ettig-Beinli:  Art  Auswuchs,  spitziger  Knorpel, 
der  bei  kleinen  Kindern  sich  im  Herzgrübchen  bildet, 
durch  Salben   sich    aber  wieder  vertreiben  lässt   Gr. 

—  Zu  Elliken  (Bd  I  599);  vgl.  Ettig-Gnägeli  (Sp.  G96). 
Eiter-:  1.  „Knochen,  der  vom  Beinfrass  ange- 
griffen ist  VO."  —  2.  (Dim.)  „gallertartiges  Zäpfchen, 
das  sich  in  einer  Eiterbeule  bildet  und  mit  einem 
Zänglein  ausgehoben  werden  kann*  55.  —  Vögeli- 
Beindli:  (gekochte)  junge  Kohlsetzlinge  BO.  (Dan.). 

—  Fülli-Bei".  Nur  in  der  RA.:  uf  der  Mutter  (Aa), 
uf  siner  Grössmueter  (L)  F.  rite*,  zu  Fuss  gehen. 
Mer  seand  uf  Munters  Füllibonne"  üsg're^Ue*  GBern. 
vIch  göne*  uf  miner  Mueter  F-e*,  d.  h.  auf  den  Beinen 
des  Füllens  meiner  Mutter,    welches  ich  selbst  bin." 

—  Fisch-:  1.  wie  nhd.  allg.  —  2.  Fischu'-Bailli, 
Fischgräte  PA1.  —  Fleisch-:  Knochen,  wie  sie  der 
Metzger  zum  Fleische  gibt.  allg.  —  Frö'gli-:  neu- 
gierige Person  Z.  —  Frösche"-:  wie  nhd.;  als  Lecker- 
bissen und  Fastenspeise  B;  Gr;  S;  Th;  Z.  Vgl. 
Schneggen.  Potz  Fr.  und  Gerste'schlim !  Ausruf  der 
Verwunderung.  Z  Farn. -Kai.  1897.  Firn  es  Fr.  ge", 
das'-me"  cha""  es  Hdme'bei*  use'zieh*,  die  Wurst  nach 
der  Speckseite  werfen  ZW1.  —  Galge"-:  Schimpfw., 
Galgenschwengel  G.  Me"  sött-en  ung'spitzt  in  Boden 
ine"  schloh",  das  G.! 

Gimp  es-:   fiktives  Gericht  Ap;   s.  Nädlen  1  (Sp. 

000).    —    Gimpe»  wohl   entstellt  aus    Gumpis. 

Gangel-:  =  Zimber-Mann  2  a  (Sp.  287)  P  (Schott). 

—  Müessig-gänger-.  Isch  d'  Arbet  fertig,  chann-i'h 
noch  e*  Stund  wit  ab  dem  Acker  gö",  mäng  Dotze"d 
M.,  die  rite't  uf  dem  Bössli  hei'".  1793,  Liei>  über  des 
Bauern  Freud  und  Leid.  -  -  Gante"-:  1.  lästiger 
Bitter  BHa.  Syn.  Ganten-Seckeli.  Her  ei's  üf  z'  gan- 
ten, es  erleided  Firn;  du  bist  es  rechts  G.!  —  2.  Fa- 
milienn.  B;  GRh.  —  Geiss-:  am  Knochen  gedörrtes 
Ziegenfleisch,  als  Leckerbissen  geschätzt  BO. ;  s.  Fankh. 
1887,  43.  —  Gleich-  s.  Bickel  II  1  (Sp.  1121).  - 
„Gragel-:  fast  abgefleischter  Knochen."  —  Grang- 
gel-,  in  SThierst.  auch  Grangge*-:  1.  Knochen  mit 
Fleisch  zum  Abnagen,  speciell  Beckenknochen  des 
Schweins,  an  den  der  Knochen  des  hintern  Schinkens 
sich  anfügt,  als  Leckerbissen  geschätzt  Aa;  BM.,  S. ;  S. 
Syn.  Chrumb-Bei*.  Hau  d'  Hammen  üse",  frei  e*  grössi 
und  nümmsch  dermit  noch  's  Gr.,  so  weiss-i'1'  doch,  dass 
mir  de'"  nahe"  im  Fleisch  der  Sege"  Gottes  hei",  sagt 
der  Bauer  zum  Metzger  betr.  den  Schinken  für  den 
Pfarrer  S  (Schild).  ,Nous  avons  une  tourte;  il  y  a 
des  Chugeli  et  des  Gr.  dedans'  B.  Vgl.  auch  die 
lustige  Geschichte  ,das  wandernde  Gr.'  im  B  Hink. 
Boten  1816.  —  2.  übertr.,  scherzh.  oder  spöttische 
Bezeichnung  eines  langen,  dürren  Menschen,  bes.  eines 
schmächtigen,  windigen  Mädchens  Aa;  B;  S.  Er  hed 
numme*  so-n-es  Gr.  üfg'gablet,  zur  Frau  bekommen  Aa; 
BM.  ,Wenn  aus  der  eleganten  Hülle,  in  der  man  die 
Löwin  des  Tages  vermutet,  ein  gelbes  Gr.  sich  heraus- 
schält' Gottii.  ,Unsere  Frau  Pfarrerin,  ein  ehemaliges 
vornehmes  Gr.,  welche  vier  gelbgrüne  Grieglen  von 
Mädchen  hatte,  schlank  wie  Haselstecken.'  ebd.  — 
G  ritti-  Grätti-:  (PI.)  gespreizte  Beine  Bs.  ,Ein 
junges  Lämmlein  auf  seinen  Gr-en.'  —  Hod(e)li-  Z, 
lludi-  Bs;  Z:  kosende  Benennung  eines  kleinen  Kin- 


des, bes.  eines  Mädchens  Bs;  Z;  auch  mitleidig:  armes 
Geschöpfchen  Bs.  —  Huffi-  B,  Hüft-  ZU.,  Zoll., 
Huftc-  THTäg. :  Hüftknochen.  ,Die  höli  in  dem  huff- 
bein.  acetabula.'  Mal.  —  Hoger-:  vorstehende  Hüft- 
knochen des  Rindviehs  bei  der  Hunger-Grueb  (s.  Bd  II 
693)  SchwMuo. 

Hui-:  Familienn.  .Katharin  Holbeiniv  um  1450, 
L\\  Ulis.  —  Das  berühmte  Bs  Geschlecht  dieses  Namens 
stammt  von   Augsburg. 

HelPe»-  AaB.;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  Schw;  S;  Z, 
Helfer-  BS.,  Helpfe"-  ZHombr. :  Elfenbein.  Za"  wie 
H.  Z.  .Zähne  wie  H.  hat  mein  Schatz  ganz  allein.' 
Gr  Volksl.  'Brennts  H.,  pulverisierte  gebrannte  Kno- 
chen, zu  Schuhwichse  verwandt  ZZoll.  ,Ob  einer 
schon  äss  h.'  UEckst.  ,Ein  plenarium  [Reliquienbe- 
hälterj,  mit  h.  gefasset.'  1525,  Z.  ,Ebumea,  weiss 
wie  ein  h.'  Fris.  ;  Mal.  .Gerasplets  H..  ein  Löffel  voll 
[als  Ingredienz  zu  Heilmitteln].'  1717,  L.  —  h elfen- 
beinin: elfenbeinern.  Messer  mit  hclfe'beinene*  Hef- 
tene";  en  h-er  Strdl  ZZoll.  ,In  einem  der  helffenbaien 
hörner.'  Kessl.  ,Auf  einem  helffenbeininen  Stuel.' 
FWyss  1650.  —  Mhd.  helfenbein.  Diese  Form  herrscht  in 
unserer  ä.  Lit.   bis  ins  XVIII. 

Hilf-.  ,Das  ist  ein  h.  von  meinen  beinen.'  1531, 
I.  Mos.  2,  23.  —  Hals-  s.  Gabel  (Bd  H  58).  —  Harn- 
me"-:  Schinkenknochen,  zumal  insofern  noch  etwas 
Fleisch  daran  ist  B;  Th;  Z.  Es  H.  abgnage".  S.  auch 
Fröschen-B.  —  Heini-  s.  Stagelen-B.  2. 

Hopp-:  =  Gangel-B.  U.  —  Vgl.  das  syn.  Hsch-Gebtm, 
aus  dem  unser  W.  viell.   blosse   volksetym.   Entstellung  ist. 

Hoppi-:  Hüpfebein  Aa.  Es  Sprung  Alls  liberments 
bis  uf's  letst  H.  binde*  dri*.  AGvsi  1881.  —  Hose"-: 

1.  wie  nhd.  allg.  .Stellet 's  [das  Gewehr]  bim  linken 
Hossenbey  abi  uff  ä  Boden!'   Helv.  in  pace  1694.  — 

2.  übertr.  für  Mannsperson.  Ja,  de"  Dunner !  was 
hät-si  denn  dert  für  es  H.  bi-n-ere"?  sagt  ein  Vater, 
der  seine  Tochter  mit  einem  Herrn  spazieren  sieht. 
JAllensp.  1897.  —  Hotte"-:  das  rechte  (Vorder-)Bein 
des  Pferdes  Sch  (Fuhrmannsspr.).  Gegs.  Wisten-B. 
Das  Boss  ist  am  vordere"  H.  überchugelet,  gestürzt 
SchKI.  —  Häxe"-:  die  empfindliche  Stelle  am  Ell- 
bogen Aa  (Rochh.).  —  Jude°-Beinli:  =  dem  Vor. 
Bs.  's  het  's  J.  'tröffe*,  beim  Anschlagen  des  Ell- 
bogens. —  Küe-Bein:  Spottname  auf  die  Bewohner 
der  innern  Kantone  von  Seiten  der  Städter.  XVI. 
.Milehtremmel,  k.,  tangrotz.  fünförtlin,  küedrecklin.' 
Salat  1531.  —  Chabis-:  Kappesstrunk  ZO.  Chabis- 
beiner,  Übername  der  Bewohner  von  ZRykon. 

Cheibe"-:  1.  Knochen  eines  gefallenen  Tieres 
Aa;  S;  Z  (Spillm.).  D'  Dbtti'ger  Nare*  ziehe't  de* 
Chare*,  ziehe*t-e"  über  alli  Bai",  fressen  alli  Gh.,  Neck- 
reim auf  die  Döttinger  Aa.  Die  reformierte*  Narre*, 
die  zieh*  der  Gharre"  Rain  üf  und  Main  ab  und 
schlecken  ''ein  Schinder  das  Ch.  ab  S  (Schild).  —  2.  als 
verwünschende  Bezeichnung  einer  Person  S.  Das  si* 
Ch.  vom-e"  Landjeger.  -  3.  Spitzname  der  Bewohner 
von  BsArboblsw. 

3  lt  Becker  mit  Bez.  auf  die  schlechten  Wege  der  betr. 
Gemeinde,  .welche  vermuten  lassen,  dass  die  Bewohuer  ganz 
besondere  Beine  haben  müssen.' 

Kit'-:  Kieferknochen.  ,Aus  dem  obern  kinbagken 
oder  kiffbein.'  Fischb.  1563. 

Choge"-:  \.  =  Cheiben-B.  1  GrAv.,  D.,  Pr.,  Rh., 
Sch.,  Tschapp.  Bapp,  Bapp,  Gh.,  die  letst  ist  e*  Häxl 
rufen  die  Kinder,    wenn  sie  eine  Schar  Raben  sehen 


1301 


Ban,  ben.  bin,  bon,  bun 


1302 


GRoHe.  —  '_'.  nichtsnutziges  Ding  GA.  —  S.  =  Gangel- 
Bein  WLeuk.  -  3  konnte  wie  //..y.y.-ß.  aus  dem  syn. 
//..,/,i;,/. .„I  entstellt  sein. 

Chinn-,  K-  (Gr;  PAL,  dum-  GrD.,  Pr.,  S., 
Scnolros,  Tschapp.,  China-  Gii.Ienaz,  Ghii/ng-  A?)-Bei", 
in  GitPr. -Pet»:  Kinnbein,  Unterkiefer,  Kinn,  's  Fatze- 
nctli  überschlah'  und  di  Zipfle"  underm  Chimpei*  z'sem- 
me'ehnüpfe".  MKdom  (GRSchiers).  —   Mhd.  kinnebein. 

Chängel-:  Röhrenknochen  Ndw.  —  Kurz-:  Fa- 
milienn. XVII./XYIII..  AAZof.  —  Chläffeli-:  Toten- 
gebein. Vgl.  Näggelen-B.  Es  sehuderet-mich  vor  söttige" 
Chl-e"  S  (Schild).  —  Klammer-.  ,Das  Schienbein 
oder  grosse  Rohr  und  das  kleine  Rohr  oder  Kl.'  Spleiss 
1667. 

Ch lause"-:  =  Beilen  1  c  (Sp.  1163).  .Marie  er- 
zählte, wie  ihr  Kl.  bereits  mehr  denn  60  Striche  habe, 
und  davon  sei  nicht  ein  einziger  ausgebrannt,  während 
von  den  15  des  Bruders  [wegen  Unfleisses  und  Un- 
gehorsams] nur  7  verschont  wurden.'  Volksschulbl. 
f.  d.  kath.  Schweiz  1866,  380. 

Ohne  Zweifel  volksetym.  Entstellung  aus  '  Chlaunen- Beilen 
(vgl.  auch  die  S  Form  Beinle*,  ferner  tliinusen-Beiner).  Der 
Gegenstand  besteht  immer  aus  Holz. 

Chräje"-:  (PL)  geschälte  Eichenäste  ÄALeer.  — 
Von  einer  gewissen   Ähnlichkeit  der  Form. 

Chrumb-:  1.  =  Granggel-B.  1  Gl;  Gr;  Z;  nach 
dem  Schinken  das  gesuchteste  Stück  vom  geschlach- 
teten Schwein.  Vgl.  Chr.-Lied  (Bd  III 1096/7).  ,Gamba, 
lingua,  dorsum,  chrumpein,  pipere  bene  aspersum', 
Bestandteile  der  Festmahlzeiten  der  Domherren.  1185, 
BsStdt.  Dem  Pfister  der  Propstei  soll  der  Kellner  am 
St  Thomastag  liefern  ,5  krumpein  et  5  fareimina.* 
1293.  Z  Urk.  .Der  metzger  gibt  dem  amann  ze  wihen- 
nächten  ein  schultern,  ein  krumpbein.'  G  Urk.  ,Item 
hamman.  krumpan,  oren,  grens  und  als  ingeschlächt 
sond  si  [die  Metzger]  geben  ein  pfund  umb  5  haller.' 
1472,  Sch  Metzgerordn.  —  2.  übertr.,  Mensch  mit 
krummen  Beinen  Bs ;  Gl.  —  Chrampf-Beinli:  ein 
Beinchen  vom  Schweinskopfe,  das  in  der  Tasche  ge- 
tragen ein  treffliches  Mittel  gegen  Krämpfe  ist  Gr 
Haldenst.  (Tsch.).  —  Kropf-Bein.  , Ein  Bein  in  der 
Achseln,  das  Achselbein  oder  das  Kr.  genannt.'  FWürz 
1634. —  G'ehrüs-:  Knochen  mit  lockerm  Zellgewebe 
ZStdt  (Dan.).  —  Chrotte"-:  .Scheltname  für  einen 
kleinen,  üppigen  Wicht'  ZStdt  (Kahn).  —  Leunzi-. 
Er  hed-em  's  Samt  L.  mitg'ge";  es  hed  vil  Sehne,  und  die 
Lüt  loerdi'd  müed;  es  seil  für  's  Laufe"  gar  guet  si". 
Klosterkrapfl.1841.  —  Luchse"-:  Krummbein  AaFiü. 

Liecht-:  als  Familienn.  ,Ruedi  L.'  1449,  Z  Steuer- 
buch. —  Wohl  mit  Diphthongierung  für  Luht-B.;  vgl. 
.Leichtfuss.' 

Sapper-lu  di -:  Ausruf  der  Verwunderung  L.  — 
Laffen-.  .Ein  Stück  von  dem  L.  [eines  Biesen].' 
1584,  JJScheuchz.  1746.  Vgl.  Laff  III  (Bd  III  1107). 
—  Müed-:  als  Familienn.  ,Conr.  M.,  Caplan  zu  Uster.' 
1504,  Z  Glückshafenrodel.  —  Manne"-  Z,  Manns-  BE.: 
Mannsperson.  Ke's  M.  isch  da  g'sl"  [als  der  Tanz 
beginnen  sollte]  BE.  Wenn  si  es  M.  g'scht,  so  gumpet- 
ere"  scho"  's  Herz  im  Lib  Z.  —  Mensche"-:  Men- 
schenknochen. ,1m  Campo  de  Luco  wurden  grosse, 
lange  M.,  schier  den  Biesen  zu  vergleichen,  gefunden.' 
Gdler  1625.  —  Marg-:  (mit  Mark  gefüllter)  Röhren- 
knochen Aa;  Bs;  B;  GSa. ;  Z.  —  Museli-:  zärtliche 
Benennung  Z  (Spillm.).    Syn.  Museli. 

Nudel-:  „Nadelbüchschen  Z."    , Also  warf  sie  mir 


ir  n.  dorther.'  Hadloüb.  ,1  n..  silbrin,  mit  1  silbrinen 
kuten.'  1385,  Z  Ratbücher.  —  Staldors  Angabe  aus  Z 
bezieht  sich   kaum  auf  die  lebende   Spr. 

G'nagi-:  =  Gnagi  1  (Sp.  697)  B. 

Näggele"-:  Klapperbein,  Skelett  ZMänned.  Aus- 
sehen wie  der  töd  N.;  vgl.  Chläffeli-B.\ 

Viell.  ist  töd  eig.  das  Subst.  (woraus  sich  der  auffällige 
Art.  am  einfachsten  erklären  würde)  und  X.  Apposition 
dazu;  es  läge  also  eine  Verbindung  vor  etwa  wie  in  dem 
unter  Stwjelen-Bein  2  a  angeführten    Kinderlied  vom   Storch. 

Narre"-Beinli:  1.  =  Häxen-B.  Bs;B;S;Z.  's N. 
a'schlah".  Wenn  Einer  ein  Leid  bald  vergisst,  sagt 
man :  Er  het  's  N.  a'g'schlage"  S.  —  2.  törichtes 
Weib  Bs.  —  Not- Bei":  Beckenknochenflügel,  Becken, 
von  Tieren  GrPi\  (Bühler).  —  Bi-.  .Sei  es  ein  Bey- 
bein  oder  Schinnen  von  dem  Schenkel  des  Luxtiers.' 
JLCys.  1661.  —  Bagge"-:  Backenknochen  Gr;  Z. 
D'  B.  stand -em  füre",  er  ist  abgemagert  ZZoll.  — 
Benne"-:  Bein  an  der  Binnen,  einer  Art  Schlitten 
GRÜast.,  Klost.,  L.j  s.  Tsch.  56.  —  bar-  (in  Gl  auch 
par-):  barbeinig,  auch:  mit  nackten  Füssen  in  den 
Schuhen;  nur  in  den  präd.  Verbindungen  b.  si",  gä" 
Gl;  GRPr.,  Valz.;  GA.;  THSteckb.;  ZSth.  Bedi  sind 
b.,  hend  d'  Hemdermel  hinderschich  g'stürmet  und  sind 
hüslich.  Schwzd.  (GRSchiers).  Wenn  An  [Einer]  barbä* 
göt  und  hat  doch  e"  Westen  a",  so  sät-me",  er  sei  en 
Hüre'spiegel  ZSth.  —  Pfluegs-:  die  zweibeinige 
Holzschere,  auf  der  man  den  Pflug  heimschleift  Aa 
(Rochh.).  Syn.  Triben.  —  B 1  e  g e  r - :  =  Cheiben-B.  1. 
,Ein  grosses  Gemach,  da  lagen  viele  Bl.  am  Boden 
und  an  Ketten  Mengen  Rossköpfe.'  1711,  Obw  Volksfr. 
1883,  52.  —  Brätis-,  in  ZZoll.  auch  Brate"-:  Braten- 
knochen Aa;  Bs;  B;  Z.  S.  Gigeli-Gupf  (Bd  II  392). 
Er  gnagt   a"  der  Erinneri'g  Brätisbeine".   MUsteki. 

—  Reigel-  s.  Stagelen-B.  2  a.  —  Rugge"-:  1.  Stück 
vom  Rücken  des  geschlachteten  Schweins.  Die  Chor- 
herren erhalten  jährlich  vom  Kellner  ,4  ruggebein.' 
1293,  Z  Urk.  ,Duo  rugbein.'  ebd.  —  2.  als  Ortsname, 
jetzt  ,Ruppen'  Ap.  .Das  ruggbein  (ist  ein  hocher 
berg).'  Vad.  (mehrfach).  —  Reck-.  , Wärist  da  gsin, 
do  man  's  gelt  gab  [für  die  Seelen],  du  hettist  zwar 
da  nit  gfyret  und  für  d'  seelen  ein  r.  glyret.'  UEckst. 

—  Röt-Beinli:  Vogelname.  1.  =  GBlw-Füessler  (Bd I 
1096).  GLHarth.  1808,  113.  .Rotbein,  ein  vogel,  ery- 
thropus  maior.'  Mal.  —  2.  =  Viert  eis- Griel  2  (Bd  II 
730).  GLHartm.  1808,  115.  —  Sele°-Bei":  verst. 
Bein  3,  in  der  Verbindung  Jcei's  S.,  kein  Mensch  GrPi\ 

—  Suppe"-:  Suppenknochen  Th;  Z.  —  Surr-  Süsr- 
B e i n  1  i - :  =  Narren-B.  B.  —  Schueh-Bei":  Schuh- 
löffel aus  Bein  GRÜe.  —  Schelme"-:  urspr.  =  Chei- 
ben-B. 1.  Er  hed  es  Sch.  im  Lib,  ist  ein  Faulenzer  L; 
s.  Sp.  1297  o.  ,Du  bist  stark  gnueg,  magst  dich  wol 
bücken;  ein  sch.  steckt  dir  im  rucken',  Worte,  mit 
denen  ein  Bettler  abgewiesen  wird.  Com.  Beati.  ,Er 
hat  ein  Seh.  im  Kucken,  ist  ein  Faulbeiz.'  Met.,  Hort. 
1692.  —  2.  persönl.  .Landfarer  Hans  Sch.',  fingierter 
Name.  NMan.  1522.  ,Herr  bhüet,  lueg  ein,  was  sch. 
lauft  da  umb  d'  weg?'  JBinder  1535.  —  Schin-  Aa 
Leer.;  B;  UwE.,  SchVn-  Bs;  Ndw,  Schöm-  F,  Schi-  AaF., 
Ke.;  Gl;  G;  Z,  Schü-  G,  Sehe'-  THMüllh.,  Sehen-  GBern. 

—  n.,  in  ThHw.  Schibe",  Scheibe",  in  TtiMüllh.  Sche'be" 
als  PI.  tant. :  1.  a)  Schienbein,  Unterschenkel  (-kno- 
chen).  aaOO.  's  Sch.  a'schlah"  Z.  Bonb,  heb-mer  Sorg 
zum  Gelt:  d'  Krüztaler  waxe"d-mer  nöd  am  Sche«"- 
boa"   GBern.     D'  Chind  sind  Eim   nid  am  Schi'bei" 


1303 


Bau.  beil.  bin,  hon.  bun 


1304 


g' wachse",  sie  machen  Einem  viel  Mühe  und  Sorge. 
Sprww.  1869.  ,An  dem  schybain  verwundt.'  Kessl. 
,Lass  in  faren  dahin:  wenn  er  die  schybein  gnueg 
zerstosst  und  in  das  Unglück  wol  erbosst,  wirt  er  sieb 
selbs  erst  recht  erkennen.'  JBinder  1535.  ,Dass  einer 
hinkt,  gibt  man  die  schuld  dem  krummen  oder  präst- 
haften  schinbein.'  OYVerdm.  1552;  dafür:  .Schenkel.' 
1588.     ,Beide  Schinbein,  Rippe,  Knüeschiben.'   RCys. 

—  b)  nur  im  PL,  die  Beine  von  Tieren  und  (derb) 
von  Menschen  ThHw..  Müllh.    Tue  dini  Schiben  e'weg! 

—  2.  als  Spitzname.  ,Hans  Türler,  genant  Schinban.' 
1404,  G  Urk.  Farailienn.  um  1310,  Habsb.  Urb.;  XVII., 
AAZof. 

Schun gge°-:  1.  =  Hammen-B.  Ap;  Bs.  —  2.  Aus- 
druck der  Liebkosung  und  Zärtlichkeit  für  kleine 
Kinder  BsStdt.     Du  liebs  Seh.! 

Übertragungen  aus  der  gastronomischen  Sphäre  in  die 
ethische  sind  für  BsStdt  auch  sonst  belegt. 

Schussle"-:  Schlüsselbein  AaF.,  Ke.  —  Gras- 
boge"-schit-:  (PI.)  sichelförmige  Beine.  Er  het 
zweu  Gr.,  dass  si"  Hung  zwüsche"dürche"  springe" 
chönnt  S  (Schild).  —  Schatze"-  Z  (auch  Sehatz-), 
Schatzeli-  Aa;  ZO.,  Schatzi-  Bs;  Z:  kosende  Bezeich- 
nung eines  kleinen  Kindes. —  Schlegel-:  (PI.)  dicke 
Beine  Zg;  ZO.  —  Schloss-:  Schoossbein  beim  weib- 
lichen Geschlechte,  Becken  Ap,  „weibliche  Geburts- 
teile, wie  übh.  die  Beckenknochen  des  tierischen 
Körpers  Gr;  Obw."  ,Bis  uf  die  gemächt  und  schl.' 
Küef  1554.  --  Schluss-:  Schlüsselbein  PAL  — 
Schlittfe")-:  1.  Name  der  vier  senkrecht  auf  den 
Schlittenkufen  stehenden  Pföstchen  oder  Füsse,  auf 
denen  die  Querhölzer  (und  .Spangen')  ruhen  Aa;  Gr; 
S  (ohne  Thierst.) ;  Z.  —  2.  Name  der  Schlittenkufen  S 
Thierst.  —  Schnäbeli-  s.  Stagelen-B.2.  —  Schwi(n)-: 
Schinken  GiiJenaz;  GSa.  S.  noch  Toni.  —  Spägi-: 
(PI.)  lange,  magere  Beine  AaF.  —  Spille"-:  (PI.) 
spindeldürre  Beine  SchwMuo.  (-Bcindeli) ;  ZZoll.  — 
Spinne"-:  =dem  Vor.  AALeer.  —  Sporren-:  Fersen- 
knochen, ,calx.'  1584,  JJSchedchz.  1746;  JLCvs.  1661. 

—  Spatze"-:  (PI.)  auch  Dim.,  =  Spägi-B.  Bs;  B 
(,tibiuä  tenues.'  Id.  B);  Zg;  Z.  Im  Sg.  auch  Person 
mit  solchen  Beinen  Bs.  —  Stibele"-:  (PI.)  lange, 
dünne  Beine  L,  —  Stadel-:  Name  der  hölzernen 
Pfeiler  oder  Stützen  (dieci  o  dodici  colonnette.  Giord.), 
auf  denen  ein  Stadel  (W),  hie  und  da  auch  noch  ein 
altertümliches  Haus  (PA1.)  ruht.  —  Stagele"-  Z, 
Stägele"-  Th  (-ö2-),  Stägeli-  ZRegensb.,  Stigel-  L,  SU- 
gut"-  L;  Z  (KMey.),  Stigeli-  B;  L  (lt  Rochh.),  Stig- 
gele"-  ZBül.,  Stiggeli-  BsAugst,  Stogel-  Aa  (Rochh.); 
S  (Schild),  Stögele"-  ZB.,  0.,  Tö.,  Stogeli-  AAZein.: 
1.  (PI.)  lange,  dünne  Beine,  Stelzbeine  L;  Th;  Z. 
l'h  giaub-es  wol,  mit  derige"  Stogele'bcine"  chönn-me" 
gross  Schritt  ne"  ZWyla.  's  ist  es  Meiteli  z'  Soleturn 
(z'  Ncue'chüch),  z'  S.  (z'  N.J  bim  Ueli;  es  hed  gar  langt 
Stigele'bei"  und  Öre"  wie-n-es  Chueli  L.  —  2.  übertr. 
a)  Name  des  Storches  im  Kinderlied  AAZein.;  B;  L; 
ZBül.,  Regensb.  Storch,  Storch,  Stigelibei",  flitg  nit 
z'  wit  und  leider  hei"'!  B;  L.  Storch,  Storch,  Heini- 
bei",  Storch,  Storch,  Stogel  ibei",  dräg-mi'''  uf  de"  Haue"- 
stei",  und  häsch-mich  dreit  uf  ae"  Haue"stei",  so  dräg- 
mich  wider  hei"'  AAZein.  Storch,  Storch,  Stägelibei", 
nimm-mi'h  üf  und  träg-mieh  hei"'  (oder  träg-mieh  uf 
der  Leitcrc"  hei'"  ZKloten),  bis  ge"  St  Galle",  las'-mirl' 
niene"  falle"  ZKloten,  Regensb.  Storch,  Storch,  Stig- 
gele'bei"  (Stiygelibei*    BsAugst,   Schnäbelibei"  AaFH.), 


träg-micl'  uf  der  Ledere"  hei"'  (lüpf-mi1*  uf  und  trag- 
mich  hei'"  AAFri.),  träg-mi'1'  ga"  St  Galle"  und  las'-mich 
ja  nüd  falle"  ZBül.  —  b)  Name  des  Roggens  im  Ver- 
hältniss  zur  Gerste;  s.  Bd  II  430.  Der  Rogge"  häd 
zw  Gerste"  g'seit:  Tiche",  tiehe"!  cha""st  nüd  vom 
Bode"  wiche".  D'  Gerste"  seit  zum  Rogge":  Schwig 
nur,  du  Stogele'bei",  t<*  chumme"  ammig  noch  vor  dir 
her"  ZB.  Roggen:  Du  chllui  Bitzelmüs,  chunnst  erst 
zum  Boden  üs?  Gerste:  Du  längs  Stogelhei",  ehumm 
doch  noch  vor  dir  hei'"  Aa  (Rochh.).  D'  Gerste*  seit 
zum  Rogge":  O  du  grosse''  Stigle'bei",  ehumm  doch 
noch  vor-der  hei'".  KMey.  1844.  De'  Rogge".  wie  hlüet-er 
so  proper;  g'sehnd-er  de"  Stigele'bei",  er  stellt-si'''',  als 
wdr-er  en  Chaiser.  ebd.  S.  noch  mutz  (Sp.  615).  — 
Stuel-.  Wirtin  von  einem  Gaste:  Dem  Her  wird's 
wol  awh  noch-n-e"möl  änderst  ho*:  me"  mues'-em  mit- 
eme"  St.  d'  Zunge"  schabe",  man  kann  ihm  nicht  fein 
genug  kochen  Bs;  vgl.  Sprww.  1869,  106.  Das  Ver- 
binden eines  St-s  soll  Heilung  gebrochener  Füsse  an 
Hunden,  Katzen,  Vieh  bewirken  ZO.  (alter  Aberglaube). 
Vgl.  ver-binden.  —  Stulz-  W,  Stütz-  B,  Stülzi-  Aa 
Wohl.:  Stelzfuss. —  Stumpe*-:  1.  Klumpfuss,  Stelz- 
fuss  AiWohl.  Si  [die  Hexe]  hoppet  über  d'  Are"  und 
hoppet  weidlieh  widrum  hei'"  mit  irem  alte"  St.  Rochh. 
1857.  —  2.  Kosewort  für  ein  kleines,  dralles  Kind  Bs ; 
ZO.  —  Stungge"-,  Stunggeli-:  scherzh.  Bezeichnung 
eines  kleinen  Kindes  mit  nackten,  drallen  Beinchen  Z. 

—  Storke"-:  langbeiniger  Mensch  Bs.  —  Stotze"- 
Beindli:  (PI.)  dicke  Beinchen  von  kleinen  Kindern. 
Schwzd.  (Schw). 

Tüech-:  Oberschenkelknochen).  .Das  Pflaster 
uf  den  Lyb  under  den  Nabel  bis  uf  die  Hüft  und  T. 
überlegen.'  1710,  ZZoll.  Arzneib.    —    Mhd.  diechbein. 

Tick-  Ndw,  Dick-  SB.,  Tickis-  Ndw,  Dickis-  BR.; 
UwE.:  =  dem  Vor. 

Entstellt  aus  Tiech-B.  mit.  Anlehuung  au  tick.  Zur  Form 
Tickis-B.  vgl.  die  Verbindung  i"  der  Tickt,  am  Oberschenkel; 
das  s  in  der  Kompositionsfuge  ist  analogischen  Ursprungs; 
vgl.  Bratis-B.   uä. 

Tüme"-.  .Das  unterste  Daumenbein',  unter  den 
Knochenüberresten  eines  Riesen.  1584,  JJSchei-chz. 
1746.  —  Tanz-:  1.  wie  nhd.  Bs;  Schw  ;  Th;  Z.  's  T. 
hät's-ene"  allbott  g'lupft.  MLienert.  Übertr.  auf  den 
Besitzer:  Mdngs  T.  häd  Freud  debi  g'ha".  Schwzd. 
(L).  —  2.  Familienname.   ,Töni  Tanzenbein'  UAnderm. 

—  Tupf i-:  Spottname  für  Einen,  der  beim  Gehen 
die  Füsse  [wie  die  Beine  eines  Topfes]  auswärts  kehrt 
Bs  (Spreng).  —  Dürr-:  lange,  magere  Person  Aa 
Seetal.  —  Tüsi°g-:  Dim.,  eine  Art  Raupe  GRCast. 
(Tsch.).;  vgl.  Tüsi'g-Beinelen.  —  Töte"-:  1.  vorwie- 
gend coli.,  Totengebein.  allg.  Es  wird  etwa  Brannt- 
weintrinkern in  den  Branntwein  geschabt  als  Mittel 
gegen  Trunksucht  Gr.  ,Das  totenbein'  neben  ,toten- 
gebein.'  1474,  Deutsche  Volksb.  ,T.  [Reliquiengebeine] 
zieren  und  götzen  ufrichten.'  Zwingli.  .Greber,  in- 
wendig voller  t.'  1530,  Matth.  .Dass  man  Totenbeiner 
von  Rom  heraus  schicket  und  die  selbige  schmücket 
und  zieret.'  ClSchob.  1699.  ,Auch  Miess  von  T-en 
gedöret,  gepülveret,  einer  Haselnuss  gross,  so  du  es 
haben  magst,  darunder  [unter  die  Salbe]  gemischet; 
so  du  es  aber  nicht  bekommen  magst,  so  underlasse 
es,  es  kan  die  Salben  ohn  dises  Stuck  wol  bestahn.' 
XVII./XVIIL,  Arzneib.  .Die  6  tanzende  Tod  sollen 
Totenbeiner  für  Regimentstäb  tragende  erscheinen.' 
JCWeissenb.  1701.    S.  auch  machen  (Sp.  32);  vgl.  ferner 


1805 


ll.iii.  beil.  bin.  bon,  hun 


1306 


eine  Aa  Sage  im  Wanderer  in  der  Schweiz  1  200  (ein 
Töte'beindli  als  Flöte)  und  Arch.  f.  Volksk.  II  9.  — 
2.  Dim.,  etwa  fingerlanges  und  -dickes,  zum  Nachtisch 
beliebtes  Backwerk  der  Zuckerbäcker  Gr;  Z  (selten). 
Syn.  Mandel-Stengeli.  —  Dri-  GrD.,  Drei-  B,  Drü-  Z: 
dreibeiniges  Gerät,  a)  Sägebock  ZZoll.  —  b)  runder 
Stuhl  ohne  Lehne,  bes.  für  Schuster  B;  Z;  s.Ein-]l. 
-  c)  Kochtopf  GrD.  —  Tramp-.  Gast  uf-dem  Tram- 
irai  hei"?  Antw.  Ja,  uf-''cm  Fr.!  d.  i.  auf  Schusters 
Rappen  ZZoll.  —  Drossel-.  .Fureula.  in  avibus, 
Ziehbein.  Dr.-  Denzl.  1077;  1716.  —  Weber-:  (lang- 
beinige) Spinne  P  (Schott).  \g\.Gangel-B. —  Wade"-: 
hölzerne  Form  für  Stiefelrohre.  Allg.  Schwz.  Volksztg 
1885. —  Ge-werb-:  Wirbelknochen.  .An  einer  Hand 
sind  so  vil  Bein,  als  vil  an  dem  Buckgrat  G.  sind.' 
Spleiss  1667.  —  Wesem-:  Knorpelbein  AAZein.  Vgl. 
wesem.  —  Wistc"-  s.  Hotten-B.  —  Zieh-  s.Drossel-B. 
—  Zwei-:  zweibeiniges  Gestell  mit  einem  Querholz 
(in  der  Form  eines  A)  zum  Aufstellen  einer  Tanse 
ZZoll. 

Ge-bein  n.:  1.  Totengebein.  .Das  g.  uf  der 
Schlacht  ze  Sempach  zesamen  tuon  und  an  gewicht 
statt  legen.-  1429.  L  Batsprot.  —  2.  Beinhaus.  ,Dem 
smide,  als  er  uf  dem  g.  gebessert  hat,  do  es  niderfiel, 
11  ß.'  1380,  B  Stadtreehn.  Der  Kilchherr  zu  der  Nü- 
wenstatt  soll  den  Schlüssel  ,des  elenden  gebeins  zu 
Murten  harusgeben,  dadurch  göttlicher  dienst  gefördert 
werde.'  1504,  Absch.  ;  vgl.  Anna,  zu  Bein.  —  3.  als 
pars  pro  toto.  ,So  was  ouch  im  ganzen  land  und  um- 
kreis kein  andre  zuoversicht,  wen  das  nit  möglich, 
dass  diser  [1513  bei  Novara  fechtenden]  Eidgnossen 
g.  [d.  i.  die  Eidgenossen  selbst]  wider  heim  möchte 
kummen.'  Ansh. 

Hö(ch)-gibei":  1.  =  Ganrjel-B.  W.  —  2.  lang- 
beiniger Mensch,  ebd. 

beinele"  Bs;  B;  „VO;"  Z,  beindele"  SchwE.;  Ndw, 
beinfdjle"  Bs;  B;  „VO;"  Gl;  Gr;  L;  GA.;  Schw;  Uw; 
Z:  1.  trippeln,  mit  kleinen  Sehritten  eilig  gehen,  auch 
scherzh.  für  (eilig)  gehen  übh.  Bs;  B;  „VO;"  Gl; 
GrHc,  Pr.;  GA.;  Schw;  Uwj  Z;  häufig  in  den  Zssen 
ume"-,  dero'-b.  Syn.  scheichlen.  [Das  kleine  Kind] 
fahd  sclw*  afe*  ume'beindle"  UwE.  Lue^-me",  wie  das 
Goß  beinlet!  GRHe.,  Pr.  .Buben!  rief  der  Alte.  Hö- 
selten  nacheinander  vier  kleine  Buben  aus  den  Stau- 
den. Maitli!  lärmte  der  Schulmeister.  Beinelten  auf 
der  Stelle  sechs  Maiteli  aus  dem  Gesträuch.'  MI.ienert. 
.Der  Schulmeister  und  seine  Gofen  liefen,  hüpften  und 
beinelten  hinter  ihm  drein.'  ebd.  Der  Heiri  het-sich 
fast  z'  Tod  müese"  beinele",  bis  er  die  Tut  alli  z'säme"- 
'trummet  g'ha"  het  Bs.  Me"  mues  chrabele"  und  bei- 
nele" g'nues  uf  der  Welt,  wenn-me"  sich  durehbringe" 
will!  ebd.  Da  chönnet-dir  [ihr]  de"*  noch  beinle",  bis- 
der  Dem  näh  möget!  OyGreyerz  1898.  .Wie  die  dünnen, 
mageren  Weibchen  davon  beinelten!'  Gotth.  ,Wie 
eine  torechte  Mutter,  die  einer  aufgeputzten  Tochter 
voranbeinelet  einem  Märit  oder  einer  Kilbi  zu.'  ebd. 
D's  Gretschi  hed  en  wtüfelechi  Seilete*  uf-dem  Bügg 
und  beinlet  weidlich  dem  Stall  zue.  Scbwzd.  (GfiSchiers). 
Auch  von  Tieren  B;  L;  Schw.  .Tauben  beinelten  rund 
um's  Haus.'  Gotth.  I"  d'  Höchi  hebed  s'  [die  Kühe] 
d'  Chöpf  [beim  Hören  des  Alphorns];  si  fähnd  a"  z' 
beindle",  fähnd  a"  z'  gumpe".  Schwzd.  (Schw).  — 
•  2.  „(beinle",  beindle")  mit  den  Füssen  gelinde  stossen, 
einem  Andern  insgeheim  ein  Merkzeichen  geben  oder 
mit  der  Geliebten  die  Fussprache   reden   VO;"  Ndw. 


—  3.  (beindle")  dem  Gegner  beim  Ringen  ein  Bein 
stellen,  ein  meist  verpönter  Kunstgriff  Gl;  ZZoll.  — ■ 
4.  mit  beinernen  Knöpfen  (s.  Bein  n)  nach  einem 
Ziele  werfen;  wer  dem  Ziel  am  nächsten  kommt,  ge- 
winnt ZGlattf.     Vgl.  bemerlen. 

üs-bein(d)len:  1.  die  Knochen  aus  dem  Fleisch 
herausnehmen  Aa;  Bs;  B;  Z.  Fleisch,  en  Has  u.  I 'as 
Gerippe   biossiegen,    das   Skelett   präparieren    BsStdt. 

—  2.  einen  Weg  oder  ein  Stück  Acker  mit  Steinen 
[1.  mit  den  Beinen?]  abgrenzen  Bs. 

schär- (in  GrPt.  schär-)  beinle0:  1.  =  heinelen  3 
GRChur,  D.,  He.,  Pr.,  Seh.  —  2.  schnell  gehen   GkPi\ 

Hundert-Beinele"  GrCdutw.,  Tüsi"g-B.  Gr 
Churw.,  Seh.   —  f.:  Kellerassel.    -    Vgl.  frz.  miUtpieds, 

it.    mfflepiedi. 

beine":  1.  Knochen  sammeln  Nnw.  —  2.  (ange- 
strengt) gehen,  wandern  BG..  Si.  's  giH  z'  bl2ne*  für 
dahin  z'  cho",  es  ist  ein  weiter  Weg  dorthin.  — 
3.  „refl.,  sich  auf  etwas  fussen  L." 

üf-:    verenden  AALeugg.     Syn.  d'  Bei"  üfstrecke". 

—  er-:  die  Knochen  herausnehmen.  1504/32,  G  Metz- 
gerordn.  —  üs-:  =  dem  Vor.  Bs;  B;  Tu;  Z.  En  üs- 
'beineti  Hamme".  —  ver-:  1.  .eingelegte  arbeit  von 
bein  uf  holz  oder  anders  machen.'  Mal.  —  2.  Ptc. 
,ver-beint',  knochig,  mit  Knochen  versehen.  ,Ihr  ver- 
beinte Luftespringer  [Knochenmänner]  und  gekripte 
Tripelsinger.'  Z  Totentanz  1650/1759.  ,Das  Eglin  hat 
ein  spitzig,  doch  wohl  verbeinten  Kopf.'  JLCys.  1661. 

—  flecht-  (in  Apßühl.  fleck-)  be2ne":  1.  die  Beine 
kreuzweis  über  einander  schlagen  Ap.  —  2.  =  schär- 
beinlen  1.  ebd. 

beinend  :  beinern,  vorwiegend  attr.,  seltener  präd. 
gebraucht  GrV. 

-end  (zunächst  mit  angetretenem  d  aus  -en  und  Dieses 
aus  -in  abgeschwächt)  ist  in  GrV.  das  regelmässige  Suffix 
der  Stoffadj. ;    so  auch  steinend,    isend,    goldend,    »idend  usw. 

Chläuse°-Beiner  m.:  =  Chlausen-Bein  ScnwMuo. 

beinere":  schnell,  angestrengt  gehen  AaSL ;  ZO., 
Zoll.  Ich  ha"  tnüese"  b.,  das' i'h  nach  ha"  möge"  uf  de" 
Zug  g'cho". 

beinerig:  voll  , Beine'.  Zacken  (s.  Bein  4  b).  Sät 
man  Wegwarten  im  Zeichen  des  Krebses,  so  werden 
sie  6.,  bekommen  st.  einer  grossen  Wurzel  viele  kleine, 
weniger  brauchbare  ZGoss. 

Lang-beinerin  -be2n(ejri  f.:  Kuhname  Ap. 

beinerle":  1.  mit  kleinen  Schritten  geschwind 
gehen  BsStdt;  Z.  —  2.  langsam,  wankend  gehen,  wie 
kleine  Kinder,  die  gehen  lernen  ZF.  —  3.  =  messerlen  2  b 
(Sp.  464)  ZGlattf. 

ge-beinet:  knochig  Gl.  ,Die  Gestalt  des  ge- 
beinten lären  Cörpels  [d.  i.  ein  fossiles  Skelett]  wird 
in  der  Ratstuben  an  einem  Tuch  gemalet  gezeigt.' 
RCts. 

guet-:  mit  guten  Beinen  versehen,  von  Pferden  S. 
Es  alts,  aber  glich  nuch  guetg'libts  und  guet'beinets 
Brünli.  Schild  1876. 

chrumm-  gebeinet  GrD.,  Pr.,  Seh.,  -'beinet  GrAv., 
He.,  Rh.,  Tschapp.;  GSa. :    krummbeinig. 

beinig.  in  ZZoll.  ge-b.  ^j-.-  1.  beinern.  Beinigi 
Nadle",  Stricknadeln  aus  Bein  B;  Z.  —  2.  =  beinerig, 
von  Zichorien,  Rüben  Z.  We"*-me"  d'  Büebli  im  Storp 
[Skorpion]  säet,  so  werdend  s'  peinig  ZZoll.  —  3.  starr- 
köpfig.   E"  Gring  het  's  wie-n-e"  beinige''  Esel.  Gotth. 


1307 


Bau,  ben.  bin,  bon,  bun 


1308 


ein-beinig.    En  ei*beiniger  Melchstuel  Gr;  Z.  — 

vier-.  D's  V.  GrPi\,  tli  Vierbeinige'1  B;  Tu,  das 
Vieh  im  Gegs.  zum  Menschen.  —  g-1  i- :  gelenkig, 
flink  W.  D/-  o;v(m  Meitji  hei  miessw  sich  guots  und 
glibeinigs  machu*.  W  Sagen  267.  —  kare-:  von  Kno- 
clien,  an  denen  nur  ganz  wenig  Fleisch  sitzt  AaF..  Ke. 
]>(!•  ist  näumen  e"  chli"  en  k-er  Mocke"  [Stück  Fleisch]. 

—  „bock-:  sich  übel  benehmend  Z."  —  sprenzel-: 
dünnbeinig  B  (v Almen  1897).  —  drü-:  dreibeinig. 
Ein  dreibeiniger  Stuhl  zu  abergläubischen  Zwecken 
s.  HZahler  1898,  118.  ,Der  alte  Fellenberg  hat  ge- 
sagt, unsere  Landwirtschaft  sei  dr.,  d.  h.  Gras,  Hack- 
früchte und  Getreide  sollen  im  richtigen  Wechsel  ge- 
baut werden.'  Anderegg  1891.  —  zwei-.  Beim  An- 
säen von  Eüben  müsse  man  auf  einem  Bein  stehen, 
sonst  werden  die  Eüben  zw.  ZKn. 

b ein  in:  beinern.  Beineni  Messerhcfti  Bs;  Th; 
ZO.,  Zoll.  ,Ich  gloub,  wenn  sy  [die  Amazone]  fleische 
und  beine  sig  wie  wir,  so  wellend  wir  an  iren  ge- 
sigen.'  Mokgant  1530.  .Die  zungen  ist  mit  den  zänen 
als  vil  als  mit  beininen  sprenzlen  verwaret.'  LLav. 
1582.  ,Der  Tod  in  der  Gestalt  eines  Sceletons  oder 
beinernen  Manns.'   AKlingl.   1(388. 

Bein(d)ler  m.:  =  Garns  2b  (Bd  II  321)  ArSchö- 
nengr.,  Schwellbr.,  Stein;  „BGi\;"  G  (Zahner). 

Vögeli-:  =  Vögeli-Beinli  B  (Dan.).  —  Läng-:  = 
Gangel-Bein  BLangn.  —  Tüsi"g-:  1.  dunkelbraune, 
starkbehaarte  Raupe  GRCastiels.  Vgl.  Tüfels-Chatz 
(Bd  III  593).  —  2.  ein  Unkraut  mit  vielverschlun- 
genen Wurzelfasern ;  wahrsch.  gemeiner  Geissfuss, 
Aeg.  podr.  BBe. 

Beinling  m. :  1.  Strumpf.  ,[Die  Frauen]  tragen 
Schuoh  an,  gewohnlich  mit  ganzen,  schwarzen  Ortern 
und  B-en  unz  an  die  Knie.'  1400,  Bs  (HBvEptingen). 

—  2.  der  die  Beine  bedeckende  Teil  des  Tierfelles. 
,Uber  die  schulteren  liärein  mit  einem  reechfäl  be- 
deckt, das  vornen  auf  der  brüst  mit  den  b-en  des 
selben  fäls  geknüpfet.'  Tierb.  1563.  -  Zur  Bildung  vgl. 
Dümling. 

zesämnie"-b  einlinge°:  mit  geschlossenen  Beinen 
(wie  zum  Sprunge  bereit)  L.  Vgl.  zesämmen-füesslingen 
(Bd  I  1096).  Ich  macht  nid  z.  in  Estand  i"e"gumpe". 
JBEgli  1871. 

Beinlinger  m. :  Einderschlitten  GoT.  Vgl.  Bein- 
ler. —  Der  Name  wahrsch.  von  den  vier  beinartigen  Pfosten, 
auf  denen  das  Sitzbrett  befestigt  ist. 

beintschene"  GrD.,  beinzle"  GrS.,  Scuohns, 
Tschapp.,  V.,  beinzlene"  UrS]>1.  :  mit  kurzen  Beinen, 
kleinen  Schritten  eilig  gehen,  von  Menschen,  bes. 
Kindern,  auch  von  Vögeln.  —  Abi.  von  den  Dim.  Beintschi, 
/■'  in  i    ls.  anter  Hein). 

Pin  f.:  1.  Strafe,  spec.  Höllenstrafe.  ,Da  ist  Ver- 
gebung aller  sünden  für  pin  und  schuld.'  HsSchürpf 
1497.  .Er  absolviert  sy  von  p.  und  schuld.'  Zielt 
1521.  ,Die  Schweine  sollen  bei  Pein  der  Buss  und 
Pfändung  allezeit  geringelt  im  Walde  weiden.'  1679, 
BRoggw.  Chr.  -  2.  l'i",  Pein,  Qual  Tu;  Z.  Von  der 
Folterung:  ,Er  ward  ans  seil  gebunden  und  da  vor 
der  p.  hoch  ermant,  on  marter  die  warheit  demüetik- 
lich  ze  verjähen.'  Ansii.  .An  der  Pyn  und  Marter,  wie 
auch  one  1'.  und  Marter  [bekannt].'  1601,  Ar  Maletizb. 

pinen:  peinigen.  ,Sy  [die  Christen]  pinen,  mar- 
teren und  torquieren,  bis  dass  s'  die  seel  vom  leib 
verlieren.'  Com.  Beati. 


pmige":  peinigen,  quälen  B;  U;  Z.  Zum  Chotzen 
p.,  vom  Brechreiz  BHa.  In  der  ä.  Spr.  vorwiegend  in 
der  Form  .pingen';  auch  =  strafen.  Der  Custos  ,pinget 
und  straft'  die  Sigersten.  1320,  L  Urk. 

ent-.  ,Dass  die  Juden  sich  selber  enpingot  band 
[se  punisse]  mit  einer  grülichen  verdampnusse  [der 
Kreuzigung  Jesu].'  XV.,  Ev.Nicod.  —  ver-.  .Erlasse 
die  religion  fry  unverpinget.'  Lindinner.  Wthurer  Chr. 

pinigere11  pmigorn :  tormentare  PAL  —  Abi.  von 
Piniger. 

pinlich.  .Pinliche  marter.'  1500,  Absch.  , Mit  den 
widertöufein  p.  handien.'  1530,  ebd. 

Binn  f.:  Benne,  Korbwagen.  , Mit  einer  grossen  b. 
faren.'  1504/32,  G  Ratssatz.  —  Vgl.  ,Binne'  Gr.  WB.  II 
36   und  Bing. 

Binätsch  m.  Aa;  Ap;  Bs;  Gr  (auch  P-);  L;  GRh., 
T.;  Sch;  Schw;  Th ;  Uw;  U;  Zg;  Z,  Binitsch  AAZein., 
Bänätsch  GRSchiers  (Ulrich);  ScuNnk.;  ZSth.,.  Ba- 
nätsch,  P-  GRChur.  Landqu.,  Pr.,  S.,  Spl.,  Tschapp., 
UVatz:  1.  Spinat,  Spin.  oler.  Syn.  Chrüt  1  d  ß  (Bd  III 
884).  Seit  alter  Zeit  eines  der  beliebtesten  Gemüse. 
Chabischöpf  und  grüene''  B.  wachse'd  i"  m%"'m  Garte". 
ONägeli  1898.  (En)  B.  abbrocke"  (Ar),  ab-tue"  (ZZoll.), 
die  Blätter  zu  einem  Gericht  Spinat  abbrechen.  Die 
dicke"  G'müestciber  mit  ire"  Brüel gelle"  sind  in  alli 
Hüsgäng  cho",  der  Chol  und  der  B.  cho"  üsriiefe". 
AGysi  1881  (Aa).  In  B.  übere"  [gleichs.  in  das  Beet 
des  Nachbars]  luege",  schielen  Z.  Der  B.  ist  em  nüd 
üfg'gange",  sein  Plan  ist  zu  nichte  geworden  Z.  Kim 
de"  B.  (c)erlese",  Einem  alle  seine  Fehler  vorhalten, 
den  Text  lesen  Aa;  Bs;  Tu;  Z.  So  tuet-er-em  tüchtig 
iezt  de"  B.  erlese".  MUsteri.  .Binetsch,  spinacia.'  Kd 
Gesx.  1542.  .Gegen  Verstopfung  mag  sy  kochen  lassen 
ein  binetschkrütlin,  wol  mit  anken  gezüget.'  Ruep  1554. 
,Rote  rüeble,  gäle  rüeble,  rüeben,  binetsch  und  man- 
gelt.' Tierb.  1563.  ,Mit  drei  spitzen  gleich  einem 
binätschsömle.'  Fischb.  1563.  ,Spinet,  Binätsch,  spi- 
nacia.' Red.  1662;  Denzl.  1677;  1716.  ,Für  Kraut- 
kügeli  nimm  B.'  um  1700,  Z  Kochb.  ,Wie  ein  Spinnet 
(Binnetsch)  zart  zerhacket.'  JMüralt  1715.  B.  als 
Typus  tiefgrüner  Farbe  Z;  vgl.  chnoblich-gräen.  S.  noch 
Tatsch.  —  2.  a)  .spanischer  B.',  Gartenmelde.  Atripl. 
hört.  HSchinz  1842.  —  b)  wilder  B.  a)  Melde,  guter 
Heinrich,  Chenop.  bonus  Hcnr.  SchwG.;  Ndw;  U;  Zg 
Walchw.  —  ß)  Alpenspinat  Gr. 

Für  Ap;  Gr;  Th;  ZSth.  ist  Betouuug  der  zweiten  Silbe, 
für  ScbNnk.;  Schw;  Z  Betonung  der  ersten  Silbe  bezeugt. 
Iu  ZSth.  snlleti  Bi-  uud  Bä-  neben  einander  vorkommen. 
Das  W.  beruht  auf  it.  epinacio,  -nie.  Der  Schwuud  des  aul. 
s  (i)  erklärt  sich  durch  dissimil.  Einfluss  des  ausl.  «;  den 
umgekehrten  Vorgang  zeigt  Spinet  (s.  &.).  Zum  Voc.  der 
zweiten  Silbe  vgl.  Lätach  aus  Uu  .  <,..  auch  Huri,,**  |Sp. '.ITtJt; 
das  deutsche  ü  ist  durch  Lautsubstitutiou  für  das  belle 
romau.  o  eingetreten.  —  Zu  2  b  vgl.  it.  spinacio  aalvatico, 
frz.   epinard  sauvage. 

B'schnid-:  Spinat,  der  vom  Stocke  geschnitten, 
nicht  mit  der  Wurzel  ausgehoben  oder  durch  Ab- 
pflücken der  Blätter  gewonnen  wird  Z.  —  Wald-: 
gemeines  Habichtskraut,  Hierac.  silv.  AAAar. 

binätsche1':  1.  Spinat  säen  ScaSt.  —  2.  viel 
Spinat  essen,  ebd. 

Bineli  n.:  =  Schupf-  Crten.  1530,  Th  Mand.;  s.  Bd  I 
494.  —  Wohl  Abi.  von  U  (Sp.  900),  eig.  die  kleine  Beigabe. 

Bine":  1.  Sabine  Gl;  GRMalix,  S.  —  2.  Philippine 
GStdt. 


1:1.  in 


Ban,  ben,  bin,  lion.  bun 


[310 


Biner,  in  Gr  oHe..  Pr.,  V..  l'Vatz  Bener,  z.  T.  neben 
Biner  —  in.:  1.  ein  Mass,  nach  (lern  früher  die  Milch 
der  Kühe  in  den  Alpen  gemessen  wurde;  ein  B.  = 
?  Mass  oder  4  Krinncn  (s.  Bd  III  S27)  oder  24  Löffel 
Gr.  S.  Melchi  (Sp.  197).  .Beener  ist  ein  kupfernes 
Messgeschirr;  man  hat  halbe,  ganze,  zwei-  und  vier- 
fache. Ein  B.  hat  24  Löffel:  vormals,  als  die  Milch 
nicht  gewogen,  sondern  gemessen  wurde,  hatte  er  20 
Löffel.'  Gr  Sammler  1805.  Von  dem  jährlichen  Alp- 
nutzen eines  jeden  Senntums  der  der  Gemeinde  zustän- 
digen Alpen  wurden  1-  2  Bener  der  Schule  gewidmet; 
s.  KUvSalis-Marschlins.  Aul.  1813,  32,  5.  Vgl.  HLLeh- 
mann  1799  II  172.  222:  VBühler  IV  80.  83.  116  (No- 
ten); WSenn  1875,  36;  F Anderegg  1897,  485.  , Biner.' 
XV.,  GPfäff.;  s.  Chue  (Bd  III  91).  ,Item  die  wyss 
gamps  [Wiese  zu  Gams?  gibt  als  Zins]  12  byner 
schmalz,  tuot  10  mass.'  1531,  Strickl.  (GSa.).  — 
2.  (oft  Dim.)  kleine  Gepse  (1 — 2  Mass  haltend)  zum 
Milchtrinken  GaChnrw.,  oHe.,  Peist,  Pr.,  Trimmis. 
Geschwind,  büt-mer  d's  Binnerli  mid  iler  näehtege* 
Milch,  so  chann-i**  e"  Schluck  ne"  zem  Abspüele*. 
Schwzd.  —  3.  grösseres  hölzernes  Geschirr  zur  Auf- 
bewahrung von  Milch  GnSchud.;  „Dim..  Milchgeschirr, 
das  man  am  Kücken  trägt  GrA."  S.  Gepsen  1  c  ct. 
(Bd  II  393). 

Rätorom.  binira,  Abrahmlöffel,  kleine  Gepse.  Zu  Grunde 
liegt  wahrsch.  lat.  hinarivs;  vgl.  Seater  aus  sextariua.  Die 
verschiedentlich  (so  von  St.,  doch  nur  in  Bed.  1 ;  Gr  Sammler 
1805,  256)  bezeugte  Form  Bener  enthält  jedenfalls  secundär 
gedehnten  Voc.  Die  Sehreibung  Biner  bei  Tsch.  (für  GroHe.) 
deutet  auf  alten  a-Uml.  wie  iu  Schiff  neben  Schiff.  Vgl. 
noch   Panaier. 

Ess-:  =  Gepsen  loa  GRFurna,  Schiers.  Syn.  Ess- 
Gepsen. 

Plnezer  m.:  Knäuel  von  Schaftheu  zum  Scheuern 
W.  Syn.  Pisser.  —  Wahrsch.  zu  Bim  (s.  d.),  der  ans  Binse 
gemachte  .Ribel.'      Zur  Bildung  vgl.   Äscher,   Lauber. 

Binenr  m.:  Pionier.  .Matrosen,  Handlanger,  B-s.' 
Kriegsb.  1644  (neben  .Bioneurs'). 

Bmi:  1.  Be'ini,  Dim.  Beineli,  Crispin  UwE.  — 
2.  Albin  U. 

Bini :  Josephine  UV. 

binnig:  1.  vom  Vieh,  finnig,  perlsüchtig,  tuber- 
kulös Uw;  „U."  ,L>as  Vieh  wird  b..  wenn  es  zu  lange, 
bes.  in  schlecht  gelüfteten  Ställen,  der  frischen  Luft 
entbehren  niuss.'  Obw  Bauernbl.  1890.  .Metzgveech, 
im  Faal  es  b.  oder  ful  funden  wurde,  soll  der  Ver- 
käufer wider  nemen.'  um  1010,  U  Rq.  S.  noch  mue- 
terin  (Sp.  596).  —  2.  von  Früchten,  angefault  U.  Syn. 
an-gesteckt.  Wenn  d'  Epfel  i"  mitts  dri*  b.  sind,  se 
sind  s'  de"  nit  vil  wert.  —  3.  a)  von  Menschen  und 
Tieren,  „leicht  empfindlich",  (jäh-)zornig,  aufgebracht, 
gereizt  BHa.,  „O.",  E.  „Die  Bienen  sind  sehr  b.,  wenn 
sie  gereizt  werden.  Eigenwillig,  eigensinnig,  bes.  von 
Kindern  BO."  —  b)  neidisch,  missgünstig.  Id.  B;  B 
Ha.  (lt  St."). 

Mit  auffälligem  Anlautswechsel  gegenüber  dem  sonst  gel- 
tenden finnig,  /<rinnig;  s.  Bd  I  839.  Wahrsch.  liegt  jüngere 
Entlehuuug  aus  dem  Rom.  vor.  Zu  3.  Das  Id.  B  und  St.b 
geben  für  Bed.  b  und  (nach  ihnen?)  Andere  auch  für  Bed.  a 
die  Form  b'uimig,  ohne  Zweifel  eine  irrtümliche  Rekonstruk- 
tion aus  dem  durchweg  gesprochenen  binniij  unter  Anlehnung 
an  ver-bünnen  (s.  rer-bunnen).  Möglicherweise  ist  auch  die 
Bed. -Angabe  unter  b  von  dieser  beeinflusst. 

binnige":  binnig  (in  Bed.  3  a)  sein  BHa. 


Binogge]  in.:  ein  Kartenspiel,  in  dem  die  Kom- 
bination von  Carreau-Bube  und  Pique-Dame  (die  selber 

B.  heisst  und  von  der  das  Spiel  ohne  Zweifel  den 
Namen  hat)  eine  besondere  Bolle  spielt,  jetzt  meist 
von  dem  verwandten  Jass  verdrängt  A.iSt.;  B;  S;  Tu; 
Zu.  Syn.  frz.  t/iiii/ue.  ,Am  Silvester:  Barns,  B.,  Jass 
am  Zupfen  und  Hammli  im  Rebstock.'  B  Ztgsanz.  1880. 
E"  B.  mache"  1)  das  Spiel  B.  machen.  2)  coire  ß. 
Wohl  zu  frz.  binocte,  Doppelfernglas;  die  Vermittlung 
bildet  jedenfalls   der  Begriff  der  Zweiheit. 

binoggle":  1.  obiges  Spiel  machen  B;  S;  Tu;  ZO. 
,Da  wurde  fleissig  gebinockelt  und  geländelt.  aber  auch 
politisiert.'  AHartm.  1855.  Abi.  Binogglcr.  —  2.  (selten 
und  scherzh.)  coire  B. 

Bon  AaF.,  Ke. ;  G;  Z  (im  O.  auch  Born),    Böne" 

AaFH.;  Bs;  B;  F;  Gr;  GRll..  oT.,  W. ;  Th;  Vw;  W. 
Buene*  GWe.,  Bü2ne*  Gl;  GRHaldenst.  —  f.,  PI.  Böne". 
allg.  (in  ZO.  auch  Börne"),  Dim.  Bönfdßi,  in  Bs;  B; 
L;  G;  Th;  U  auch  Boneli  (BÖndeli),  in  B;  W  auch 
Böni:  1.  Bohne  und  zwar  zunächst  a)  die  Sau-  oder 
Ackerbohne.  Vicia  faba ;  früher  allg.  angebaut  und  t. 
als  Mastfutter  für  Schweine  und  Vieh,  t.  als  nahr- 
hafte Speise  für  die  Menschen  verwendet,  oft  auch 
gemahlen  und  ins  Brot  gebacken  (wie  noch  heute  da 
und  dort  in  B;  Gr).  —  b)  die  gem.  Schminkbohne, 
Phas.  vulg..  zumeist  die  an  Stangen  gezogene,  Phas. 
vulg.  comm.  (Syn.  Fasolen,  Fäslen  II  Bd  I  1063. 
1065),  doch  auch  die  niedrige,  Phas.  vulg.  nanus  (Syn. 
Grüper  3  Bd  II  790,  Hockeren  ebd.  1125);  im  Gegs. 
zu  a  urspr.  nicht  einheimisch,  sondern  aus  der  Fremde 
eingeführt;  vgl.  Arch.  f.  schwz.  Gesch.  XII  152,  ferner 
die  Zssen,  nam.  die  charakteristische  Bezeichnung 
Wälsch-Bön,  sowie  das  Dim.  Bönli,  das  nur  für  h 
verwendet  wird,  a)  Anpflanzung,  Wachstum  der  B. 
Böne"  (Bönli)  legge"  ZZoll.,  mache"  Th;  Z,  setze"  Bs; 
B,  stecke"  Th;  ZO.,  B.,  S.,  Bohnen  pflanzen.  Bim  Bönli  - 
setze"  mues'-men  en  ungradi  Zal  Bönli  i"  's  Loch  tue* 
Bs.  Die,  wo-men  am  Mai-Öbe*d  [30.  April]  setzt, 
g'röte".  ebd.  A"  Michaels  Erschein  [Maria;  Verkün- 
digung] ist  guet  B.  setze*  Aa  (Rotenbach);  ebenso  am 
Charfreitag  ZMönch.  Me"  inues'  d'  B-en  im  Obsiehgänt 
setze;  dass-si  ä"  Stecken  üf  spinne*  Bs;  ähnlich  in  B; 
ZZoll.  Guet  Böne*,  schlechte  Wl",  weil  die  Bohnen 
feuchte  Jahrgänge  lieben  B.  A"  Kaiser  Heinerich 
[13.  Juli]  di  erste*  Böne*  ZZoll.  —  ß)  B.  als  Gericht. 
Speck  und  Böne*,  Leibgericht  der  Bauern  (wie  engl. 
beans  and  baconj,  so  B;  Th;  Z;  auch  Nachahmung 
des  Dreschertaktes  zu  Vieren  ZS.  Dürr  B.  mit  Schwi- 
ll it/cm,  Hauptgericht  des  Berner  Tisches.  ,Der  wyn,  der 
schmöckt  uns  allen  bass,  dann  eine  rouwe  tracht  von 
bonen.'  B  Lied.  ,Sy  lebten  selten  im  süs,  sy  wettind 
denn  bonen  essen.'  Ap  Chr.  1405.  ,Mein,  seht  doch, 
was  Vernügen  tut,  es  macht  auch  raue  Bonen  gut.' 
CMeier  1657.  B.  zu  Brot:  ,Die  voggenzer  sollen  von 
den  lüten,  so  sy  dann  baehend,  ie  unter  40  mütt  ker- 
nen einen  mütt  bonen  für  einen  mütt  kernen  nemmen.' 
1448,  Z  Pfisterordn.  —  y)  B.  als  Abgabe:  ,Item  red- 
ditus  1  v.  dinkel,  1  sester  bonen,  1  pullus.'  1300,  Bs 
Urk.  .Zu  Münchaltorf  lit  ein  dinghof,  der  giltet  ze 
zinse  [u.  A.]  einen  mütt  bonen.'  Habsb.  Urb.  Vgl. 
,Scheninchon  [zahlt]  1  quart.  vini  et  1  mod.  fabarnm.' 
1293,  Z  Urk.  —  S)  B.  zu  verschiedenen  Zwecken. 
Eine  B.,  beim  Gruss  in  die  Hand  gedrückt,  galt  als 
Erkennungszeichen  derVerschwornen  der  Z  Mordnacht 


1311 


Bau.  ben.  bin,  hon,  bim 


1312 


1350;  vgl.  Peter- Mann  (Sp.  273).  .[Die  im  Gebiete 
von  Bormio]  erwölen  ihre  Obrigkeit  selbs  frei  und 
gebrauchen  sich  in  solchen  zu  Vermeidung  der  Pra- 
ticken  das  Loos  weisse  und  schwarze  Bonen.'  Spre- 
cher 1072;  vgl.  auch  Guler  1616,  167.  S.  nocli  Bönen- 
Sonntag.  Die  B.  im  Spiel.  Sie  erscheint  als  Ersatz 
der  Figuren  im  Bauernschach  oder  Nuni-Mäl  (Sp.  151), 
beim  Mörenjagen  (s.  Mör  Sp.  378)  und  Bön-i"  's-Loch 
(Rochh.  1857,  395);  auch  als  Ersatz  der  Steinkügel- 
chen  (Chlüren)  auf  dem  Bis,  endlieh  beim  Batespiel 
Röt-mer-i*  und  röt-mer-ä*  und  Grad  und  ungrad  B; 
ZO.,  Zoll.  —  e)  Aberglaube.  Um  Jmdn  tot  zu  beten, 
muss  man  sieben  Wochen  lang  jeden  Morgen  und 
Abend  um  die  gleiche  Zeit  in  den  drei  hl.  Namen  drei 
dürre  B.  über  die  Achsel  auf  den  Mist  werfen;  sowie 
die  B.  Terfaulen,  muss  die  betr.  Person  auch  ver- 
faulen.  Gotth.,  Vehfr.  97/8.  Um  zu  erfahren,  welche 
Nummern  beim  Lottospiel  Glück  haben,  werden  mit 
Nummern  Tersehene  Bohnen  in  einer  Kapsel  neben 
einem  Sarg  eingegraben  (z.  B.  eine  Kapsel  mit  90 
Bohnen  neben  dem  Sarg  einer  90jährigen  Frau)  und 
nachher  die  Glücksnummern  aus  ihnen  herausgelost 
ZMettm.  —  Q  RAA.  Eim  cho*  wie  de*  Hagel  i"  d' 
Böne",  Einem  sehr  unwillkommen  sein  B;  Z.  Hinnen- 
nache"  chon  wie  der  H.  in  d'  Böni  BHa.  I"  de'  B-e" 
si*,  zerstreut,  geistesabwesend  sein  BsStdt;  B;  s.  Tobl. 
Volksl.  CXLII.  .Gang  mir  uss  den  bonen.'  UEckst.; 
s.  Bönen-Lied  (Bd  III  1097).  Nebe"  d'  Böne"  mäje", 
fehlschiessen  S  (die  Ackerbohnen  wurden  gemäht). 
Auf  die  Frage:  Wo  gast  (icilt)  hi%?  antworten  Kinder 
einander  etwa  mit  dem  Spruch :  der  Nase"  näch,  gc" 
Böne*  fäh"  und  liege",  ob  s'  e"tb'chemi"d  [keimen]  Obw. 
Ei/m  d'  Böne"  stecke"  BLenk;  GiiChurw.,  D.,  Glar., 
Luz.,  Seh.,  Schud.,  Böne"  setze"  ß,  durch  Druck  mit 
den  Daumen  an  der  Schläfe  oder  hinter  den  Ohren 
Einen  bändigen  oder  züchtigen,  als  roher  Spass  gegen- 
über Knaben.  Gelt,  Hansi,  chientist  du  's  ouch  [näinl. 
schreiben],  der  Schuelmister  müesst-der  minder  ä"  Böni 
stecke" !  Schwzd.  (BLenk).  Ieh  will-der  schon  noeh  di 
Böne"  stecke",  den  Meister  zeigen  GrD.  (Drohung). 
Böne"  stecke",  coire  Z  (Dan.).  Einem  d's  Böni  mach/u*, 
seigu",  mit  emporgestrecktem  Daumen  Schadenfreude 
bezeugen  W.  Da  friss,  Chappi,  Böne"!  hie  Rhodus, 
hie  salta  ZKn.  (derb).  Hieher  wohl  auch  die  RA. 
basta  Böne"!  lassen  wir  es  genug  sein  oder:  a  bah. 
dummes  Zeug!  L.  .Dieser  Lehrer  habe  ihn  auf  der 
Mugg,  bei  jenem  habe  man  die  Bohnen  schnell  ver- 
schüttet.'  Sch  Pilger  1881.  Grössi  Bönen  im  Sack 
ha",  wichtig  tun  Tu.  Die  einzelne  Bohne  (in  Ver- 
gleichungen).  Die  Träne*  sin-mer  wie  Böne"  über  di 
Baggen  apper  getrölet.  GFient  (GRPr.).  Augin  han-i'1' 
g'han  wie  Bluedwürst  und  die  Träne"  sim-mer  chon 
wie  Böne".  ebd.  1)  als  Bild  der  Kleinheit.  Gad  e" 
B.  si",  sehr  klein  sein  (Ton  Menschen)  Ap.  Das  Chind 
ist  no  [nur]  e"  Böneli,  toii  einem  in  der  Entwicklung 
zurückgebliebenen  Kinde  GF.,  Ta.,  T.,  W.;  ZO.,  S. 
Vgl.  4  e.  Oft  in  ungefähren  Massbestimmungen  B; 
Th;  Z.  E"  chli*  Schmal;  öppe"  wie-n-e"  B.,  ere"  Bons 
gross  ZO.,  Zoll,  (etwas  mehr  als  ere"  Erbs  gross).  ,Ein 
diemant  eines  turnen  nageis  breit  mit  zweien  berlin 
wie  aichlen  einer  bonen  gross.'  1476,  Ansh.  .Salfran 
zweier  bonen  gross.'  Rdef  1554.  —  2)  als  etwas  Wert- 
loses. Ieh  gäb-der  kei"  B.  der  für  AAZein.;  Bs;  B.  Er 
ist  kei"  B.  wert  Bs;  B;  SciiSt.;  Tu.  .Per  alt  Rüg  und 
der  Sohne  sind  nit  wärt  einer  Bohne.'  An  RüEGG  1676. 


S.  noch  Linsen  (Bd  III  1343/4).  Kei*  bläwi  B.,  gar 
nichts  W.  Schi  heint  nit  fer  e*  bläwi  Böne*  im  Hüs, 
sind  blutarm,  ebd.  —  2.  Erbse,  Pisum  GrAt.;  Tgl.  das 
Gegenstück  dazu  unter  Erbis  2  (Bd  1  429).  —  3.  wildi 
B.,   Biber-,   Fieberklee.   Menyanth.  trif.  Schw;   „Zg." 

—  4.  übertr.  a)  Kaffeebohne,  im  Gegs.  zur  Wegwarte 
GWe.;  Tu;  Z.  B.  röste*.  —  b)  guldeni  B.,  kleines 
Gebäck  aus  Butterteig,  Ton  der  Gestalt  und  Grösse 
einer  Bohne  oder  kleinen  Nuss.  in  Butter  geröstet,  und 
nachher  mit  in  Butter  aufgekochtem  Honig  übergössen, 
beliebt  als  Nachtisch  bei  den  G'sehetenen  GrA.,  Pr. 
Vgl.  churw.  feretta.  —  c)  ,Bönli-  (Pillen  ?).  als  Arznei- 
mittel. Bs  XIV.,  78.  —  d)  für  Geiss-B.  Aa;  L;  S;  Z. 
Wer  im  Summer  Geisse"  het,  het  im  Winter  Böne"  B; 
S,  Scherzvers.  D'  Geisse"  mache"  Bönli,  d'  Schuldere" 
lese*  s'  üf  und  mache"  guet  Kaffi  drüs  AAZein.  D' 
Geisse"  machi'd  Böne*,  d'  Schnider  lesi'd  s'  üf;  si 
derri'd  s'  a"  der  Sunne*  (oder  si  stecki'd  s*  hinder 
d'  (Ire*)  und  machi'd  Kaffi  drüs  L.  ,Das  kaat  der 
geissen,  bönle  oder  wie  es  mag  genamset  werden.' 
Tierb.  1563;  Tgl.  .die  bönle  oder  kaat  des  Steinbocks.' 
ebd.  —  e)  oft  Diiu.  (in  B  Böni),  kleine,  unansehnliche 
Person,  als  Scherz-  oder  Spitzname  B;  F;  G;  Th; 
UwE.;  Z,  bes.  als  kosende,  oft  auch  halb  unwillige 
Bezeichnung  kleiner  Kinder  Aa;  B;  G;U;  Z.  Du  chlini 
B.  (du)!  Du  chli's  Bönfdjli!  Ja,  giglet  nume",  dir 
[ihr]  Böndli  dir!  es  wirt-ech  scho"  noeh  änderst  cho"  L. 

—  f)  Böni,  Böneli,  membrum  parvnli  B  (Zyro).  — 
g)  Böni,  kleines,  wohlgefonntes,  einfarbiges  (braunes) 
Stück  Vieh  W.  Böne",  Name  toii  Kühen  mit  bohnen- 
artiger Färbung  GRFuma;  vgl.  Chirsen  2  (Bd  III  480). 

B.  iü  Eigennamen,  a)  in  Flurnamen.  , Bon-Acher'  ZEgg, 
,H"iH'"-Hiisli'  AaVill.;  Bl.ützelflüh  (Bauernhof),  ,Bone°-Berg' 
SchNenhausen;  ZOtelf.  —  b)  in  Familiennamen.  ,Bou-esse.' 
XIII.,  Z;  ,Bon-viseI.'  1293,  ZAlbisr.;  Böne*-Bluem  AaZ. ; 
Böne*-£luc8t  B.  —  Zu  :i.  Blätter  und  Fruchte  gleichen 
Jenen   der  Saubohne. 

Acker-,  Aeher-Bön:  =  Bön  1  a  GuT.;  ZO.,  Zoll. 

—  Öl-  s.  Lör-Bön. 

Imbeli-:  =  Acker-B.  Bs.  —  Die  Blüten  werden  mit 
Vorliebe  von  den  Bienen  besucht. 

Erbse"-:  Erbse  Gr.  —  Oster-:  (auch  Dim.)  = 
Bön  4  b,  vorzüglich  auf  Ostern  bereitet  GnChur,  He., 
Klost.  —  Fig-:  Feig-,  Wolfsbohne,  Lupinus.  ,Die 
fasoli  oder  wälschen  feigbönlin,  so  siliquse,  dolichium, 
phaseoli  oder  xyloceratia,  charub  genannt  sind.'  Tierb. 
1563.  ,Lupini  sind  wältsch  weiss  feigbonen.'  ebd. 
.Lupinus,  feigbonen.'  Fris.  ;  Mal.  .Hensle  Fygbon', 
Name  eines  Teufels.  RSchmid  1579.  -  Feld-:  = 
Acker-B.  .Öfters  rinden  sich  F-en  (Saubohnen,  Puff- 
bohnen) auf  Äckern.'  Aa  Gem.  1844.  ,11.  Mai:  F-en 
gehacket,'  1781,  ZWipk.  (Tageb.).  —  „Gülden-:  = 
Bön  4  b  Gr."  —  Garten-  s.  Süw-B.  —  Geiss(e")-: 
Ziegenkot  Aa;  „Ap;"  B;  Gl;  GrD.;  „L;"  Ndw;  „Zo;"  Z. 
, Geissbonen  in  essich  sieden  und  über  den  biss  legen.' 
Tiekb.  1563.  .Seine  Wort  hangen  an  einanderen  wie 
Geissbonen,  scopie  dissoluta;.'  Mey.,  Hort.  1692.  — 
Grüp-  (bzw.  -('('-),  auch  Grüpli-,  Grüpli-:  =  Grüper  "• 
(Bdll  790)  B;  „Z."  —  Gross-:  =  Acker-B.  Bs.  S.  auch 
8üw-B.  —  Hock-:  =  Grüp-B.  B.  —  Hanf-  Hauf- 
Böndeli:  Hanfsamenkorn  L.  —  Hür-  Aa;  L;  S,  Hüri- 
Bön  um  BStdt  (Zyro):  oft  Dim.  =  Grüp-B.  —  Hase"-: 
Exkrement  des  Hasen  Aa;  Ndw.  —  Kaffe-,  Kofi-: 
1.  wie  nhd.  —  2.  s.  Süw-B.  —  3.  spanische  Kaffee- 
wicke, Astrag.  bat.  AABb. 


1813 


Ban,  beil.  bin,  hon,  bun 


1314 


< '  1)  d  1 7.  e "  •  1 1 8  ii  e  1  i :  die  graupenartigen  Körner  des 
ersten  Schnees  Tb.  —  chutze"-bönelen:  rieseln, 
graupeln  Th.  —  Vgl.  ehwien  8  (Bd  III  605)  und  cÄuse- 
tone*  (Alem.   :'..  -280). 

( '  h  i ■  ü c h  -  B  6  n :  =  Grüp-B.  ApH. 

Lör-:  1.  Lorbeer,  Laur.  nob.,  bes.  die  Früchte 
desselben  AaF.,  Fri.;  Bs;  B;  Gr;  GSa.,  We.;  Scnw; 
Ndw;  Z  f.  Als  Heilmittel  für  gestörte  Verdauung  in 
der  Apotheke  gekauft  aScHw.  Es  Migeli  Impert  und 
es  pur  L-e"  müessend-er  auch  noch  ha"  [als  Heilmittel 
für  Magen-  und  Bauchweh].  Schwzd.  (GuPr.).  Uf  de" 
L-e"  rueje",  auf  seinen  Lorbeeren  ausruhen  (scherzh.) 
Aa;  Gr;  Z.  .Äpfel,  Weihrauch,  L-en  und  Reckholder', 
zur  Zimmerräucherung  verwendet.  Bs  XIV.  ,Von  eim 
Zentner  l-en.'  um  1400,  AAAar.  ,Studen,  daran  die 
l-en  wachsend.'  HsSchürpf  1-197.  .Welsche  Krämer 
begehen  Betrug  mit  dem  Saffer  und  Pulver,  indem 
sie  diese  Spezereien  mit  L-en  und  Andern)  mischen.' 
1546,  Absch.  .Welches  [Gifts]  arznei  ist  drei  l-en  ge- 
knütschet  in  wein  getrunken.'  Fiscub.  1563.  ,Baccse, 
kleine  frücht  der  böumen,  als  lorbon,  ölbon  und  der- 
gleichen.' Fris.  ;  Mal.  .Für  einen  kalten  magen.  Lor- 
boncn,  rächholderbcri,  kümich,  süde  es  in  halb  win, 
halb  wasser,  mach  ein  pflaster,  legs  uf  den  magen.' 
Zg  Arzneib.  1588.  ,Zerrybe  oder  küw  l-en  und  rybe 
damit  die  schwenten.  sy  vergond  zue  hand.'  ebd. 
,L-eir  unter  Fastenspeisen  1670,  Absch.  (AaB.).  ,Baccse 
lauri,  L-en.'  Denzi,.  1677;  1716.  ,Die  Calanker  pflegen 
etwas  Seife,  L-en,  Eisendrat,  Wetzsteinen,  Eisen- 
schaullen  im  Land  zum  Verkauf  herumzutragen.' 
Sererh.  1742.  —  2.  Arrestlokal,  Gefängniss.  ,Des 
Reinharten  Frauw  soll  wegen  der  unguten  Reden  und 
des  gar  schlechten  Kilchgangs  halber  in  die  Loor- 
bonnen  gelegt  werden.'  1668,  ZWthur  Ratsprot.  Jetzt 
noch  werden  etwa  dunkle  Kammern  in  alten  Häusern 
Lörböne"  genannt  ZWthur.  —  2  wohl  urspr.  Name  des 
Hauses,   iu  dem  das   betr.   Lokal  sieh  befaud. 

Schäfs-L.:  Exkremente  des  Schafes.  ,Mist  von 
einein  alten  Mistbett  oder  von  alten  zu  Staub  ge- 
wordenen Schafslorbönlein  und  ganz  verfaulten  Blät- 
tern von  Bäumen.'  JCSdlzer  1772. 

Mäden-Böne":  Feuerbohne,  Phas.  multifl.  AaE1ii\ 

—  Mäge"-B6nen:  volksetym.  Umdeutung  aus  Mag- 
num  bonum,  dem  Namen  einer  seit  wenigen  Jahren  an- 
gebauten Kartoffelsorte  ZSth.  —  Melw-B6n:  -Bön  4b 
GRTschapp.,  bes.  als  Kirchweihgebäck.  —  Mos-:  = 
Bön  3  B;  ScHwMa.  —  Mus-  ZSchlatt,  Müs-  ScHSt.; 
ZO.,  S.,  Müsli-  Z  W. :  =  Mäden-B.  ,Es  gibt  Bohnen  von 
mancherlei  Gattung,  als  da  sind  weisse  oder  sogenannte 
Seebohnen,  Maus-  oder  Einsidlerbohnen,  Stickel-, 
Busch-  und  Blumenbohnen.'  Nägeli  1738.  —  Mues-: 
1.  =  dem  Vor.  B.  —  2.  (dim.)  =  Seiv-B.  B.  —  Tag- 
und-Nacht-:  Bohne,  deren  eine  Hälfte  weiss,  die 
andere  braun  oder  schwarz  ist  ZO.  —  Nüner-: 
Bohne,  die  zu  8  andern  in  einer  Schote  gefunden 
worden  ist;  sie  bringt  dem  Träger, 'wenn  er  sie  ge- 
heim hält,  Glück,  so  beim  Roulettespiel  an  der  Kirch- 
weih AAZof.  —  Bode"-:  =  Grüp-B.  TiiMüllh.  — 
Baum-  (PI.):  Goldregen,  Cytis.  lab.  B.  Vgl.  Bönen- 
Baum  (Sp.  1248).  —  Pure"-:  =  Acker-B.  GRHaldenst. 

—  Berg-:    Alpenkreuzkraut,    Senec.    cord.    BSa.  — 
•  Pfaffe"-:    ein  dem  u.  Bön  4  b  beschriebenen   ähn- 
liches Gebäck  aus  Butterteig  in  Würfel  oder  daumens- 
dicke Stücke  geschnitten  und  in  Butter  gebacken  Gr 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


ObS.,  Stürvis.  Vgl.  Arch.  f.  Volksk.  II  124.  -  Rin- 
gel-: Stangenbohne  BSi. 

Rise"-:  =  Mäden-B.  Aa.  —  Die  Kerne  sind  sehr  gross. 

Ross-:=  Acker-B.  B  (Kasthofer).  —  Sevi-:  Beeren 
des  Sevenbaums.  Junip.  sabina.  .Vichsterbend.  Stampf 
Sevibon  zu  Bulver  und  ryb  das  Pulver  dynem  Vych 
für  mit  Salz.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  —  Sar-:  = 
Sar-Bollen  (Sp.  1174).  Durh.  —  Sür-:  eingemachte 
grüne  Bohnen  B.  —  Sew-Böndli:  aus  Nordafrika 
(über  See)  eingeführte,  getrocknete,  kleine,  weisse 
Bohne  B.    Vgl.  Musikant  2  (Sp.  486).    S.  auch  Müs-B. 

Süw-  GWe.;  Schj  mTii,  Sou-  GWe.;  Seil,  Sil»-  L 
Suis.,  Will.;  Sch;  SchwE.;  ü,  Söu-  Aa;  Bs;  B;  LE., 
Surs.,  Will.;  Z:  l.  =  Acker-B.  ,I)ie  grössern  von  un- 
sern  Bonen,  etwa  auch  Saubonen,  anderswo  Gross- 
bonen  genannt,  haben  einen  kleinern  Stengel  und 
reifen  im  Heumonat.  Die  kleinen,  anderswo  Saubonen, 
Pferdbonen,  Gartenbonen  genannt;  die  Erbsen  rund- 
licher und  weniger  einschmarrend;  die  Pflanze  er- 
reichet eine  Höhe  von  vier  Schuhen;  wird  erst  im 
Herbst  zeitig.  Da  bei  erstrer  Gattung  die  Blüte  ganz 
weiss  ist,  so  haben  bei  dieser  beide  Flügel  einen 
sehr  merkliehen  schwarzen  Flecken.  Im  Entlibuch 
nennen  sie  diese  Bonen  auch  Caffeebonen.'  FXSchny- 
df.r.  Luege"  d'  Söuböne"  über-e"  Hag  use",  so  luegt 
der  Hunger  drüber  i'he".  Eidg.  Nationalkal.  1882; 
vgl.  Hag  (Bd  II  1065).  Träne"  nie  Söuböne",  grosse 
Tränen  AABötzen.  Er  gab  uf  d's  ganz  Zug  ke"  Söu- 
böne". B  Dorfkai.  1882.  —  2.  ,Hyoscyamus,  herba, 
bilsem,  etlich  sagend  suwbonen.'  Fris.;  Mal.  — 
Herre"-S.  Gross  Herre'söuböne"  (PI.)  =  Käfe"-,  Üs- 
■mach-Mues  (Sp.  492/3)  Bs. 

Scham ser-:  =  Acker-B.  GrS.,  Scuolms,  Tschapp. 

Schmalz-:  1.  eine  bes.  zarte  und  beliebte  Art 
Stangenbohnen,  Phas.  vulg.  Bs;  B;  Th;  Z.  Syn.  Öni- 
Fäden  (Bd  I  674).  —  2.  Schmalz-BÖneli,  weisse  und 
gelbe  Phaseolen,  Phas.  nanus  Ap.  Syn.  Lircn-Nagel 
(Sp.  688).  —  Zu  1  vgl.  die  anderwärts  vorkommende  Be- 
zeichnung .Speckbohne.' 

Schnägg-,  Schnäggi-:  =  Grüp-B.  B.  Syn.  Schnäg- 
gerli. 

Sehne™-.  Nur  in  der  Abi.  schnew-böne",  „-bd- 
nele"u :  rieseln,  graupeln  L.  —  Schnew-bönete"  f.: 
Graupeln  L.  D'  Sehn,  sind  a"  d'  Lüt  äne"  'putscht 
iri  Rüschli'g.  RBranhst.  1889. 

Schwi"-  GRlgis,  ObS.,  Rh.;  GT.,  We.,  Schwine'- 
GrV.,  Schice'i"-  GRCast.,  Malad.:  1.  =  Sütc-B.  1.  aaOO. 

—  2.  blauer  Eisenhut,  Acon.  nap.  Gr  ObS.  -  2  nach 
der  Ähnlichkeit  mit   1   in  Grösse  und  Habitus. 

Spinn-:  Stangenbohne  ZBenk.  -  Ste'ck-Böndli: 
zum  Stecken  bestimmte  Bohne,  Samenbohne.  1794,  Z 
Haushaltungsbuch. —  Stecke"-Bön:  Stangenbohne, 
Phas.  vulg.  AABb.;  S;  Th.  ,Die  Windenbohne  oder 
gemeine  Steckenbohne.'  Th  Gem.  1837.  —  Stickel-: 
=  dem  Vor.  G ;  hiTh  ;  ZO.,  S.  Syn.  Stickel-Erbs.  ,11.  Mai: 
Stickelbonen  gesteckt'  1781,  ZWipk.    S.  auch  Müs-B. 

—  Stock-:  =  Grüp-B.  BsL.  f-Bönli);  B;  FMu. ;  S 
Thicrst.  —  Stange"-:  wie  nhd.  Ap;  Tu. 

Strüss-:  Gartenerbse,  Pisum  sat.  ZSth.  —  Die 
Blüten  gleichen  Biumeusträusschen. 

Wild-:  \.  =  Schmalz-B.l  ZZoll.f  —  2.  rote  Fett- 
henne, Sedum  teleph.  BO.  —  1  Entstellung  aus  Wind-B.f 

Wälsch-:  1.  Phaseolus  (im  Gegs.  zu  Vicia  faba; 
vgl.  Bön  1).  ,Mäl  von  lupinis  (sind  wälschbonen).' 
Tierb.  1563.    ,Die  wältschbonen,  faseolus.'  Mal.    Vgl. 

s:j 


131! 


Bau,  ben,  bin,  Iton.  bun 


1316 


'Welsche  Böhnlein,  phaseoli.'  JCSulzer  1772.  S.  noch 
Fäslen  II  (Bd  I  1065).  —  2.  spec.  =  Stickel-B..  Phas. 
vulg.  im  Gegs.  zur  Zwergbohne,  Phas.  nan.  ZZoll. 

Win-:  =  MAden-B.  Sch.  —  Ungenaue  Schreibung  für 
Wimp-,   i.  i.  Wind-B.f 

Wind-  GT.,   Winde"-  GuT.;  Zu.:  Stangenbohne, 

Phas.  vulg.  (im  Gegs.  zu  Phas.  nan.).  Syn.  Wind-Erlis. 
Vgl.  Spinn-B. 

,Wasser-Bonen:  colocasia.'  Mal.  --  Ko/Voxaaioc 
bei  Theophrast  die  ägyptische  Bohne  (Nclunibium  Bpeciosum). 

böne"  I:  1.  Bohnen  pflanzen  Ndw  (auch  Bohnen 
sammeln,  aushülsen);  ZZoll.  j- ;  1795.  AASiggeut. 
,27.  März  'h  Juchart  gebonet.'  1781,  ZWipk.  —  2.  ca- 
care,  von  Schafen  L.  Und  het  es  Schöf  uf's  Näch- 
bers  Platz  und  ned  uf  eusem  'bönet  L  (Lüt.  und  Hall. 
1845). 

Boner  m.:  Pflanzer  von  Bohnen;  doch  vgl.  auch 
Hirser  (Bd  II  1634).  Nur  als  Familienname  BoAa. ; 
S;  XIII./XIV.,  B  (s.  Germ.  1  117  ff.);  Joh.  B.'  1360, 
ScHSt;  ,Hans  B.' 1383,  ThMamm.;  ,Heini  B.'  1396/8,  Z; 
,Thom.  B.'  1530,  THÄrbon;  ,Kasp.  B.'  XVII.,  THErm. 

Bönere"  f.:  mit  Bohnen  bepflanztes  Stück  Land  B. 
Syn.  Bmler.  —  Zur  Bildung  vgl.  Erbseren  (Bd  I  431), 
Hirseren   (Bd    II    1634). 

Bönet  m.:  Zeit  der  Bohnenernte  Ndw;  ZZoll. 

bonele"  (in  Gl  biVnele"),  bön(d)le":  1.  (bonle"} 
Bohnen  pflanzen  ZBenken.  —  2.  (bonele")  Bohnen 
aushülsen  Ap.  —  3.  (bonele"  Ap;  Bs;  Th;  ZO.,  Sth., 
bönfdjle"  Aa;  Bs;  B;  S)  mit  Bohnen  spielen;  s.  Bönlbb. 
Insbes.  a)  Bohnen  in  geschlossener  Hand  haltend  raten 
lassen,    wie  viele  es  seien   Aa  (s.  Rochh.  1857,  428). 

—  b)  ein  Spiel  der  Mädchen:  sie  nehmen  ein  Häuf- 
chen dürrer  Bohnen  in  den  Schoss,  legen  eine  Anzahl 
in  die  hohle  Hand  und  versuchen,  dieselben  so  aufzu- 
werfen, dass  eine  bestimmte  Zahl  (3  oder  5)  auf  den 
Handrücken  zurückfällt;  wem  es  nicht  gelingt,  der  be- 
zahlt Strafe  mit  der  entsprechenden  Anzahl  Bohnen  S. 

—  c)  das  unter  grüeblen  1  (Bd  II  697)  beschriebene 
Kinderspiel  mit  Bohnen  machen  AABb.;  BsStdt.  — 
4.  a)  (bu'nele")  leicht  schieben  oder  werfen,  z.  B.  Ku- 
geln Gl.  —  b)  (bonele")  beim  Chluckeren  (Bd  111  613) 
schwach  werfen,  so  dass  die  Chlucker  nahe  ans  Kies 
zu  liegen  kommt  BsL.  —  5.  (bönle"  Z,  sonst  bonele") 
a)  bohnenweise  fallen  lassen  AALeer.  —  b)  rundliche 
Exkremente  fallen  lassen,  von  Schafen,  Ziegen  BSi.; 
„L;"  Ndw;  Z.  —  c)  unpers.,  graupeln  L.  —  6.  (bo- 
nele") a)  bohnenweise  abzählen  AALeer.  —  b)  unbe- 
deutende Arbeit  umständlich  und  ohne  Erfolg  tun, 
sich  mit  Kleinigkeiten  abgeben  Aa.  Etwas  langsam 
und  schlampig  verrichten,  nicht  damit  vorwärts  kom- 
men, zunächst  beim  Schusserspiel  S.  —  c)  Geld  Stück 
für  Stück  und  mit  Widerstreben  herzählen,  hervor- 
klauben (füre"  b.)  B;  in  kleinen  Stücken  geben,  knicke- 
rig sein  L.  —  d)  „Etwas  auf  listige  Weise  zu  Stande 
bringen  F;  L."  —  7.  (böncle")  mit  Dat.  P.  in  RAA., 
zumeist  als  Formeln  der  Abfertigung.  Du  cha""st-mer 
ye"  b.  cho",  du  kannst  mir  den  Buckel  hinauf  steigen 
Ap.  Me-  toird-der  ('s)  b.!  BsL.;  ScuSt;  Z.  I'*  will- 
der  's  b.,  daraus  wird  nichts  AAZein.  Auch  als  Dro- 
hung: Wart,  i'*  irill-der  fs)  b.!  ich  will  dirs  nichl 
geraten  haben,  nimm  dich  in  Acht  GStdt.  Ich  will-der 
denn  scho"  b.l  ZSth. 

er-:  1.  (er-büiirlcy  Bohnen  und  Ähnliches  aus- 
brechen GnChur.  —  2.  (er-bön(d)le')  ich1.,  sich  gütlich 


tun,  mit  dem  Xbbegriff  der  Übersättigung  GrHc.  l'r. 
Ei's  Ihijit  [risset  dem  andere"  e1  GH  und  alli  chom- 
mend-schi'''  grad  wacker  z'  e.  Si-hwzd.  Und  due  ham- 
mich  toll  g'fueteret,  g' meint  han-ich  schon,  i'*  müess 
zerspringen.  Ich  han  gedeicht:  Ghosten  tuet  das  nihl 
and  denn  tuest-dich  da  en  Bits  e.,  dass  d'  denn  auch 
singen  magst,  trenn  's-dirh  a"chunnd.  GFient  1898. 

2  gehört  wohl  nicht  in  diesen  Zshang:  es  berührt  sich 
begrifflich  mit  bünen  111,  doch  ist  das  lautliche  Yerhältniss 
unklar. 

üs-bönele"  Ap,  -bön(d)le"  B:  (Bohnen)  aushülsen. 

ver-bönele":  1.  Si"s  Geld  v.,  in  vielen  kleinen 
Beträgen  zwecklos  ausgeben  B.  —  2.  refl.  =  er-b.  2 
GnPr.  —  3.  in  den  KAA.:  Mer  wend  iez  die  Sach  scho" 
r..  vereiteln  ThMüIHi.  Dem  uill-ich  's  iez  dann  scho" 
c,  ich  werde  ihn  dran  zu  hindern  wissen  ThHw. 

Böneler  m.:  1.  Bohnenzähler,  Knicker,  Knauser 
B;  „L."  Syn.  Chümmi- Spalter.  .Wahlängsten  und 
Nöten  des  Herrn  B.1,  Titel  einer  Schrift  von  Gotth. 
—  2.  langsamer,  behutsamer  Mensch  S.  —  3.  Knirps, 
elendes  Bürschchen  Ndw  (scherzh.). 

Bune",  in  Gl;  Gr  Büsne"  —  f.:  1.  Eisenhut,  Acon. 
nap.  Gl;  Gr;  GSa.  Syn.  Schuln-Bön.  —  2.  Alpen- 
kreuzkraut,   Senecio   cord.   Gl;   Gr.     Syn.  Berg-Bön. 

Bönere»  GSa.,  We.,  BÖnerne"  GrPi'.  —  f.:  \.  =  Bö- 
nen  1  GSa.,  We.  —  2.  =  Bönen  2  GrYi.  —  Zur  Bildung 
vgl.    Germcren  (Bd  II   418). 

Böni  I  m.:  1.  „Knicker  L."  —  2.  als  Familienname 
L;  Tu;  1512,  ZElgg.     ,H.  dictus  B.-  1256. 

Böni  II,  in  Gl  BiVni  —  n. :  =  Bonen  2  B  (-Ö-);  Gl. 

Chor n-  Chöre"-:  , verbrannte  Hülse,  Frucht  an 
Ähren'  GRTschapp.  (Tsch.). 

Stafel-:  =  BÖnen  2  LW.;  SchwG.,  Iberg,  Küsn., 
Ma.;  Uw.     Vgl.  Schatzm.,  Alpenw.  I  13. 

Die  Pflanze  gedeiht  bes.  üppig  und  reichlich  in  dem 
fetten  Grund  um  die  Sennhütten  (Stafel)  herum.  Vgl.  Obw 
Volksfr.   1881,  Nr  2. 

Bön(d)le"  f.  (fast  nur  PI.):  1.  =  Bönen  1,  auch 
Acon.  Lycoct.  GrD.,  ObS.,  Pr.  Es  sind  sörel  li.  im 
Gras,  Klage  über  schlechtes  Futter.  [Die  ausgehun- 
gerten Ziegen]  hätten  in  der  Vernöti  di  giftigen  B. 
i'g'u-orget  und  di  nudnutzigen  Blutze".  Schwzd.  — 
2.  eisenhutblättriger  Hahnenfuss,  Ranunc.  acon.  (lt 
Anderegg  1897,  257).  Auch  Ranunc.  niv.  und  alp. 
GrD.,  Pr.  —  3.  =  BÖnen  2  GrPi\ 

Bund ler  I  in.:  Name  der  Mitglieder  einer  Gesell- 
schaft in  Zürich  in  den  1860er  Jahren,  die  haupt- 
sächlich aus  Handwerkern  bestand  und  an  gewissen 
Abenden  zur  Unterhaltung  zusammenkam. 

Bondler  II  m.:  Ort,  wo  Bohnen  gepflanzt  wurden; 
vgl.  Böncren.  Als  Orts-  und  Fluni,  in  AaJoh.;  ZBaunia. 
Nassenw.,  Oss.,  Pfäff.,  Regensb. ;  1346.  ZKüschl.  (,an 
dem  bönler');  1653,  ÄAWett.  Klosterareh.  (.uf  dem  B.'). 

Zur  Bildung  vgl.  Flurnamen  wie  Imbler,  ItUr,  HSckler, 
Schibier,    Wieler. 

Bonadeis  in.  Nur  in  der  RA.:  Er  ist  kan  B.  wert, 
taugt  nichts  Sch  f. 

Hie  Angabe  eines  Einsenders,  dass  B.  früher  eine  gering- 
weilige  Münze  bezeichnet  habe,  steht  trotz  ihrer  bestimmten 
Form  auf  schwachen  Füssen,  da  sieh  von  dieser  angeblichen 
.Münze  weiter  auch  nicht  die  leiseste  Spur  gefunden  hat. 
Möglicherweise  ist  11.  arspr.  eine  rom.  Grussformel  =  guten 
Tag,  viell.  durch  Söldner  eingeschleppt,  und  die  HA.  dem- 
nach völlig  identisch  mit  der  sonst  üblichen:  er  i»t  h  n 
.ye.  u  "    Tag*    "•.  rt. 


1317 


Bau.  ben,  bin,  Ihm,  bim 


l:;is 


Bonapart  jBönjjparh  Th;  '/,.  Bönebärt(li)  B,  BönT 
pardi  1>;  Zu.  (auch  -/>nrdli).  Böngbardi  ZZoll.  Die 
Erinnerung  an  den  gewaltigen  Eroberer  lebt  in  meh- 
reren charakteristischen  EAA.  unter  dem  Volke  fort. 
's  ward  -EVkc'  meine,  de  wärist  der  B.,  Zurückweisung 
von  Anmassung  ZZoll.  Bald  richer  a's  der Böne'pardi. 
Stütz.  Ja,  du  bist  auch  e"  Jumpfei-  g'si",  de  hast 
egoppcl  g'si'h"  [ausgesehen]  wie  's  Bönepardis  Frau. 
ebd.  Mänge''  bringt  e"  Böchmuet  und  e"  Frechheit 
mit.  a's  wenn-er  's  Bonaparls  Chappe"  g'erbt  hiitti. 
Diebolds  Bad.  Kai.  1827.  .Die  grösste,  wildeste  Ziege 
hiess  er  [der  Geisshirt]  Bonapart.'  JRWyss  1817. 
Wart,  ml"  liebe''  Eduardli,  's  chunnt  der  Böncbartli, 
der  tuet-is  wider  hole",  was-is  der  ZVmss  hat  ifstole" 
AiZein.  (Volksreira).  Vgl.  auch  das  Lied  vom  Schwizer- 
Joggeli  und  Xapolion  (Sp.  771). 

Bonatze"  f.:  Windstille.  .Uf  den  24.  dag  lagend 
wir  still  uf  dem  mer  und  hattend  bonatzen  und  stillin 
des  mers.-  HsStockar  1519.  , Hattend  ein  schönen 
dag  und  guet,  sittlich  wind  und  bonatzen.'  ebd.  ,Ma- 
lacia,  windstille  auf  dem  meer,  bonasse  genannt.' 
Fris.  Auch  in  der  Zss.  ,mer-bonatzen.'  HsStockar 
1519.  —  Die  Form  bei  HsStockar  entstammt  dem  it.  bonaz:<i 
(jetzt  bonaccia),   die  bei   Fris.   einem   frz.  'bonasse. 

.honen  II:  Strafe  zahlen'  Bs  (Spreng). 
Spreng  denkt  au  Zshang  mit  poena;  viell.  gehört  das  W. 
aber  eher  zu  bon  und  bedeutet  eig.   ,gut  machen.' 

Bones,  Bonesli:   Personenname,    Urban   GsMalix. 

Bonne'tt:  Kopftuch  der  Frauen  PPo.,  Sal. 

It.  bonnetto,  frz.  bonnet,  Mütze,  Haube.  Zu  deu  Bedd. 
der  folgenden   Zssen  vgl.   Fuzzelet  (Bd  I   1146). 

Hals-:  Halstuch  der  Männer,  ebd.  —  Schnüz-: 
Nastuch  PSal. 

Boni  I:    Personenname.     1.   „Bonaventura    G."  - 
2.   Urban    GitChurw.  f-ö-J,    Malix.    —    3.   Bonifazius 
(.pöbelhaft')  Bs  (Spreng).    -    ,Boni  Jlurer  von  St  Gallen.' 
1531,  HBull. 

Boni  II:  1.  Böni  f.  m.  n..  „Böni  n."  Obw,  Boneli 
USil.  a)  Heubühne.  aaOO.  ,Er  lief  in  die  Boni,  ver- 
steckte sich  unter  den  Heustock.'  Lüt.,  Sag.  S.  noch 
Eüschi-Loeh  (Bd  III  1038).  —  b)  =  Boni-Loch  1  und  2 
(Bd  III  1036)  Obw.  —  2.  Boni  f.  GrD.,  Boni  III  Gr 
Mai.;  GRh.,  Heuschober,  -behälter.  —  3.  Böni  (nach 
einer  Angabe  in  GrCIiut  f.),  Boden  für  Korngarben, 
Stroh  „GR"Chur.  —  Vgl.  Buni,  Bvni.  Boni  ist  wahrsch. 
bloss  lokale  Ausspr.   für  Buni. 

Hose"  -  Boniagger:  scherzh.  Schelte  gegenüber 
kleinen  Knaben  GTa.  —  Weiterbildung  von  ■ Hose'-Bön 
i.   S.   v.    Kuirps  (vgl.  Bön  4  e). 

Bonifazius  Bonifctzfi)  Aa;  S,  Bonefazi  AaF.  (Böne- 
fatzi);  SchwE.  (-Ö-);  Ndw;  Zg,  Faz  LGrossw.,  Fad 
Aa;  Ap;  L;  Scbw;  SBuchsiten ;  Ndw;  „W;  Zg",  Fäzi, 
Fdzel  SchwE.,  Thal.  Der  Namenstag  des  Heiligen 
(14.  Mai)  wurde  von  jeher  in  Beziehung  zu  den  Bohnen 
gesetzt :  A"  Bonefazi(tag)  ist  guet  Böne"  stecke"  (setze") 
Aa;  B;  S;  Z;  vgl.  Pankräzi.  ,Dass  am  Bonifaciustage 
das  beste  Bohnensetzen  sei,  hätte  ihm  sicherlich  Nie- 
mand ausgeredet.'  Gotth. 

Bonon.     In  der  RA.:    bis  go"  B.  abe",  in  endloser 

Reihe,  sehr  weit  THBerl.    Er  hat  Trumpf  bis  go"  B. 

■  abe".  —   Wahrsch.  =  Btmonia.  dem  lat.  und  im  XV./XVI.  in 

unserer  Lit.  häufig  vorkommenden  Namen  für  Bologna. 

Bononier:  Name  einer  Münze;  nach  obiger  Stadt 


benannt.    ,Die  Leuen  oder  B.  zu  12,  die  Franken  zu 
9  Kreuzer.'  1586,  Absch. 

Btniel  in.:  1.  einfältiger,  schüchterner  Bursche  LE. 
—  2.  (Bönnel)  in  der  Verbindung  c"  richer  B.,  ein 
reicher  Kauz  S.  -  Kannte  derbe  Form  zu  Bonifazi  sein; 
vgl.   Joijgd. 

ver-pöne":  verleumden  AaWoIiI.  Es  verpöntnigs 
Wibervölchli,   eine   verleumdete   Frauensperson,    ebd. 

biine":  cacare  (vom  Vieh)  Th. 

hüne-  I  (in  Z  auch  p-).  Ptc.  'bunt  und  'bänet: 
düngen  SciiSt.;  ThHw.;  ZKloten,  Kn„  U..  S.  Un'bünt 
Wise*  im  Gegs.  zu  den  'bunte"  ZZoll.  We""-me"  nüd 
Mint,  se  wachst  mld.  Troche"  b.,  mit  Asche,  Russ, 
Lumpen,  Gips  usw.  düngen  ZZoll.  Das  bunt  am  beste", 
was  de'  Pur  selber  uf  der  Acher  treit  ZB.  (Sprw.). 
, Einen  Weingarten  muss  man  wol  bäunen.'  JMüller 
1665.  ,Gott  bäunet  seine  Kirchen  mit  dem  Blut  der 
Martyren.'  ebd.  1666.  , Seine  Äcker  düngen  und  bäu- 
nen.' JJUlr.  1727.  .[Die  Zürichseegemeinden]  können 
auf  dem  See  allen  Abgang  aus  der  Stadt  holen  und 
damit  bäunen.'  1785,  Z  phys.-ökon.  Gesellsch.  S.  noch 
jagen  (Bd  III  16). 

Abi.  von  Büw  (s.  d.);  zu  dem  hiatustilgendeu  71  vgl. 
Hräunen  zu  Strome,  g'ruenen  zu  Ruew  ua.  Bemerkenswert 
ist  die  voc.  Differenzierung  zwischen  bune"  (intr.)  :  bim,"  (tr.). 
Hieher  der  Flurn.  ,Pünet':  ,18  Aren  Wiesen  im  vordem  P.' 
ZAff.  b/Z. 

über-:  1.  (ein  Grundstück)  mit  Dünger  über- 
decken Z.  —  2.  zu  stark  düngen.  We""-me"  d'  Beben 
überbünt,  se  werde"d  s'  z'  mastig,  und  dünn  giH  's  gern 
linde"  Wi"  ZZoll. 

Böni  1  f.:  1.  Dünger  AaZ.  —  2.  Düngerstätte, 
Mistgrube  TiiTäg. 

ring-bünig:  leicht  zu  düngen,  wenig  Dünger 
erfordernd  (von  Grundstücken)  Z. 

Büning  f.:  Düngung;  Dünger  ZO.,  S. 

ver-hnnnen  Bs  (Spreng),  -bönne"  AASeeng.;  oBs; 
B;  F;  S  —  Ptc.  ver-bönnt:  1.  =  ver-gunnen  1  (Bd  II 
333).  Eim  Oppis  v.  Di  Tüsigs  Dondere"  cerbenne" 
Em  ja  es  nieders  Chacheli  Nidelgaffe  F.  Der  Dursli 
verbannt  niedem  Gast  sl"  Spls  und  Trank  S  (Schild). 
Ich  ha"  tvürklig  selber  [beim  Tanze]  im  Götti  d'  Agnes 
e"  chlei"  eerpimnt.  BWvss  1863.  ,Das  sy  die  vordrigen 
finsternissen,  arbeit  und  joch  Egypti  nit  nur  schuhen, 
sunder  ouch  verbunnen  allen  brüederen.'  Zwingli. 
.Dann  das  war  ja  unfrüntlich,  das  die,  dero  eer  wir 
gmert  hettind,  uns  eeren  verbunnen  weltind.'  ebd. 
,Dass  sy,  wo  sy  glych  die  warheit  wüsstind,  uns  dero 
verbuntind.'  ebd.  ,Der  binden  bleibt,  der  verbönne 
dem  nit,  der  vorlouft.'  Z  Bib.  1531.  ,Ir  hassend  und 
verbönnend,  das  ir  nit  mögend  überkommen.'  HBull. 
1531.  ,So  anderen  Gott  verschonet,  solt  du  das  inen 
verbonnen?'  ebd.  1544.  ,Dass  auch  ein  mann  seinem 
bruder  verbonnen  wird,  zu  geben  von  dem  fleische.' 
1548/1707,  V.  Mos.  ,Es  förcht  im  Gott,  ir  werdind 
im  glych,  verbunnt  üch  d'  eer  im  himmelrych.'  Ruef 
1550.  ,Die  pfawen  verbunnend  den  menschen  ir  eignen 
misf  Vogelb.  1557.  .Der  ouch  iren  [der  Maria]  der 
eeren  nit  verbünnet  hette.'  RGüaltb.  1559.  ,Ich  ver- 
bunn  den  Troianeren  ir  glück,  Troiades  invideo.  Ver- 
bunnen, vergunnen,  amulari,  invidia  ardere.  invidere. 
Man  verbunt  den  leuten  den  wolstand,  invidetur  com- 
modis  hominum.'  Mal.  ,Nit  dass  wir  der  hl.  Maria 
irer  gebärenden  eer  verbunnind.'    LLav.  1578,   dafür 


1319 


Bau.  ben,  bin,  bon,  bun 


1320 


1670:  ,Ehr  entzeuhen  wollen.'  .Welches  lob  inlän- 
dische fürsten  den  eidgnossen  verbannend.'  1585,  Ar- 
düser.  ,Verbonnend  Andren  all  ihr  Glück.'  HsERebm. 
1620.  ,Pann  Dise  Jenen  verbonneten,  dass  sie  so  hoch 
von  menniglich  geachtet  waren.'  JGross  1624.  ,Da 
wir  einanderen  verbonen  das,  was  wir  gern  allein 
hätten.'  JMüll.  1666.  —  2.  gönnen.  ,Wir  verbönnend 
unsern  Widersachern  süliche  hilf  und  schirm,  so  gar 
ferr  ists,  dass  wir  sölichs  empfahen  wcrdind  mit  bit- 
terem gespött:  sy  erbarmend  uns  vil  mee.'  HBull.  1557. 
Mini,  ver-b'-vnnen  in  Bed.  1.  Von  ä.  Formen  seien  mich 
angeführt:  Inf.  .verbannen.'  1531,  Bibel;  HBull.  1552,  .ver- 
bannen.' LLav.  1582;  ,er  verbönnt'  HBull.  1540,  .verbannt.' 
ebd.  löfil,  .verbunnet.'  LLav.  1582;  ,ir  verbönnend.'  HBull. 
1531,  .verbannend.'  KGnalth.    1559.     S.  noch    Ver-bunat. 

Bnni  f.,  Dim.  Bunelli:  oberer  Teil  der  Alphütte 
BHa.  Nächti  hed  's  recht  g'güzed:  es  hed  d'  Sehne- 
fleigi  bis  uf  d's  Bunelli  inlie"  'trihen. 

Buni,    bzw.  Bü'ni,   in   AlFri.  (veraltend)    Büeni 

—  f.:  1.  Heubühne,  -boden  (über  dem  Stalle)  AAßb., 
Fri.,  Leer.,  Othm.,  Z.;  Ap;  B;  F;  Gl;  „L;"  GRh.;  Scb; 
S;  Th;  „Z."  Syn.  Tili.  Er  iseh  vo"  der  B.  i"  d's  Tenn 
abe*g' falle"  B.  D'  B.  g' stächet  voll  Heu  und  d'  Eeiti 
mit  tüsig  Garbe'  belade".  Hofst.  1865.  D'rüf  lauft-er 
starre'gangs  der  Schilri'g  zue,  i"  's  Tenn,  uf  d'  Brette", 
d'  B.  und  i"  Stall.  Schild  1866.  .Kleine  Scheunen, 
die  unten  den  Stall  und  oben  den  Heuboden,  Bülini, 
enthalten.'  Alpina  1808  (für  BThun).  .Über  eine 
Brücke,  unter  welcher  die  Schweinställe  sind,  geht 
die  Einfahrt  auf  den  Getraide-  und  Heuboden  (die 
Bäune).'  JJSchweizer  1830  (für  BTrub).  .Die  Veh- 
freudiger  flengen  das  Grasen  sehr  spät  an,  dass  man 
nicht  etwa  meine,  sie  hätten  kein  Heu  mehr  auf  der 
Bühne.'  Gotth.  Heu  ab  der  B.  abe"  ge"  1)  eig.,  die 
tägliche  Heuration  in  die  Futtertenne  hinunterschaffen. 

—  2)  übertr.  a)  zur  endgültigen  Ausarbeitung  Vor- 
arbeit liefern.  —  ß)  zur  Diskussion  Anregungen,  Ideen 
udgl.  vorbringen  B.  ,Do  sölt  er  und  sust  noch  ein 
Jüngling  schwellten,  und  wenn  es  regnet,  so  lüffen  sy 
etwen  uf  die  büny  zue  schärm.'  1544,  L  Mskr.  ,Wie 
der  Fal  von  der  Büne  schnell  ist.'  1707.  Sikach. 
S.  noch  Heute  (Bd  II  1815).  —  2.  Boden  (über  der 
Tenne)  zum  Aufbewahren  von  Garben,  Stroh  AaÜHi- 
mars. ;  ApVorderland;  GRChur  f-ü'-J,  Haldenst.  Syn. 
Boni  II  3,  Brügi.  .Ein  platz  uf  der  büwi  [1.  büni] 
oder  brügi  in  der  schür.'  ZWthur  Stadtb.  —  3.  Dach- 
boden oder  Estrich.  Syn.  Lauben  1  b  ß  (Bd  III  962). 
Oft  Dim.  a)  in  der  Scheune,  im  Schuppen  BsL.,  Stdt 
(Binemli,  schwach  bezeugt);  BFrut. ;  GRh.,  We.  Frau 
zum  Manne:  Hans,  reich  d'  Ratsche"  ab  der  Büni  ab 
mal  nimm  die  Bändle  Hanf  ab  der  Oberte"  zum  Ratsche" 
lisLie.  (Mskr.).  Uf  em  Büneli  Tuben  und  Chüneli. 
Schwzd.  (B).  .Die  büninen  und  die  brügge  ze  Marsili 
ze  bessrenne.'  1378,  B  Stadtrechn.  —  b)  im  Hause 
AAMumpf,  Schupfart;  BsL.  (auch  oberi  B.),  Stdt;  [!; 
LLutbern;  SThierst. ;  ZWeiach.  Schuhmacher  N.  N. 
sagt  aus,  ,es  seye  in  der  Nacht  ein  solches  Gepolder 
auf  seinem  oberen  Bünlin  entstanden,  dass  gewesen, 
als  ob  man  die  hölzernen  Scbuehnägel,  die  darauf 
gelegen,  herumwürfe.'  1719,  Bs  Zauberproz.  Übertr. 
,Die  Büne  oder  der  Estrich  des  Rosts,  auf  welchem 
die  Kolen  liegen  [an  einem  Destillierofen].'  JR Landemi. 
1608.  —  4.  Diele,  Boden  (zwischen  zwei  Stockwerken). 
,[Der  Baumeister]  sol  machen  das  torhus  und  das  tre- 
mele  mit  fünf  büninen,  des  söllent  zwei  geträm  eichin 


sin  und  drü  tanneii.'  1412,  SOlten  Bauvertrag.  .Die 
Gallier  häuser  haben  vile  büninen  oder  gebodineter 
estrichen.'  Tschcdi,  Gallia.  .Contignatio,  zuosamen- 
wättung  einer  büne,  ein  schregtile.'  Fris.  ;  Mal.  .Die 
Biber  bawen  ihr  Nester  mit  besonderen  Gemaehen 
gar  kunstlich  von  3  oder  4  Bünnen  auf  einanderen, 
deren  die  anderste  gleich  halb  auf  das  Wasser  gehet, 
die  andern  aber  stehen  in  der  Trückne.'  JLCvs.  1661. 
Spec.  Stuben-,  Zimmerdecke  AAFri.,  Z.;  Bs;  ScnXnk.. 
Schi.;  S.  auch  Decke  der  Küche  AaDüU.;  BsLangenbr. 
Syn.  Tili.  Oberi  und  nideri  B.  bei  einem  zweistöckigen 
Hause  SHimmelr.  S.  Chrüz  2  a  (Bd  III  940).  .Die 
fuessbüne  ufbrechen,  ölle  wend,  die  obre  bune.  das 
trem,  so  trob  ist,  abschniden.'  1520,  Bs  (Zimmermanns- 
arbeit  im  Refektorium  eines  Klosters).  .Lacus  in  aedi- 
fleiis,  ein  vertäflete  büne  oder  tile.'  Fris.  .Die  wände, 
fussböden  und  büne  mit  fiechtenholz  getäfelt.'  Würst- 
isen  1580.  .Die  Bünn  oder  Getäfel  lustig  gemalt.-  Fr 
Haffn.  1666.  .Bühne,  getäfelte  Decke,  lacunar,  la- 
quear.'  Denzl.  1677;  1716.  —  5.  Brettergerüst  (für 
Redner,  Schauspieler)  Schw.  Syn.  Brügi.  .Scena,  ein 
zuegedeckte  büne,  zält,  darin  sich  die  comedispiler 
üebtend,  laubhüttle.'  Fris. ;  Mal.  Vgl.:  ,Sy  sind  under 
den  schatten  meiner  büny  eingangen.'  1548/60,  Z  Bibel; 
=  1531:  , under  die  schatten  meines  taclis';  gr.  ay.rjvr), 
eig.  Hütte. 

Mhd.  biin(e),  auch  biiene.  Vgl.  Buni  II.  Hiehur:  ,Die 
Bühne,  kleine  Bodenerhebung  mit  Heimweseu  dabei,  wo  1531 
der  Landsfrieden  zwischen  den  VO  und  Z  geschlossen  wurde' 
ZgBaar.    Viel),  auch  uf  der  Buen  ZDübond.,  Hittnau,  Seebach. 

Ober-:  =  Büni  3  b  BSaugern;  SLaupersd.  (-Büneli; 
Syn.  LäubliJ.     .Solarium,  ein  oberbüne.'    Fris.;  Mal. 

—  Oberte"-:  =  Oberten  (Bd  I  54)  AABöttst.  —  Vor-: 
1.  hölzerner  Vorbau  an  Scheunen  unter  dem  Dache, 
meist  als  Fortsetzung  des  Heubodens  (Büni),  zur  Auf- 
bewahrung von  Stroh,  Reiswellen,  Haglatten  uä.  dien- 
lich AAFri.,  Rued.,  Vilm.;  Ap;  FMu.;  LG.;  GaSt.Ioh.; 
S;  auch  Dachvorsprung  über  Stall  und  Tenne  hinaus, 
unter  dem  Wagen,  Pflüge  udgl.  untergebracht  werden 
AASarmenst.  —  2.  scherzh.,  voller  Busen  L. 

Fu'r-:  1.  Dachboden  des  Hauses  AAErlinsb.,  Fri., 
Laufenb.,  Leugg.,  Mettau,  Möhlin,  Z.;  BMünehenbuchs.; 
SKienb.,  Zuchw.  Syn.  Estrich  2  (Bd  I  579),  Beiti, 
Soler.  —  2.  =  Oberten-B.  AABöttst, 

Urspr.  der  Boden  im  Hause,  zu  dem  vom  Herdfener  der 
Hauch   emporstieg;  vgl.   Rauch-,   Ruess-Tüi. 

Fuess-:  Fussböden.  ,Die  fuessbüne  ufbrechen, 
legen.'  1520,  Bs  (Zimmermannsarbeit  im  Refektorium 
eines  Klosters).  —  Frucht-:  Kornboden  LBär tisch w. 
Syn.  Gewächs-Reiti.  —  Garbe"-:  1.  Bühne  in  der 
Scheune  für  Garben,  höher  als  die  Heubühne  BU. 
Syn.  Brügi,  Eeiti.  —  2.  Dachboden  LLuthern,  Rot; 
UwHergisw.  —  Holz-:  Diele  zur  Aufbewahrung  von 
Brennholz  BsStdt.  -  Heu"-:  Heuboden  in  der 
Scheune,  gewöhnlich  rechts  und  links  von  der  Tenne, 
über  dem  Stall  Aa;  ApK  .;  Bs;  BE.,  Saugern  (frz.  soleir); 
I.E.,  Hitzk.;  SBalsth.,  Grindel;  Th;  USchäch.  Syn. 
Heu-Tili.  —  L'huchi-:  (auch  Dim.)  =  Lauben  1  b$  1 
(Bd  III  962  u.)  AABöttst..  Mumpf.  Schupfart;  BsLäufelf. 

—  Chorn-:  =  Garben-B.  1  ScuwPfäff.  Syn.  Tenn- 
Reiti.  —  Reche"-:  der  zweite  Dachboden,  oberste 
Kaum  unter  dem  Dache  AAFri.,  Eik..  Schopf. ;  SThierst. 
Syn.  R.-Boden  (Sp.  1031).  —  Scln'.ss-.  , Die  Diele  Lim 
Turm  zun  Kaufleuten  Sch]  war  gewölbt  und  von  Holz 
konstruiert,    eine   sog.  Schoosbühnc    Härder,    Kaufl. 


1321 


Bau,  bon,  bi 


bon,  Imii 


VWl 


—  Stube"-:  Decke  der  Wohnstube  SThierst.  Syn. 
Stuben-TM.  —  Stall-:  1.  die  Heubühne  über  dem 
Stall  SThierst.  —  2.  der  obere  Boden  in  der  Scheune 
GW.  —  G'wächs-:  =  Garben-B.  1  BTruebschach. 
S.  auch  Aren.  f.  Volksk.  I  250.  —  Welle"-:  =  Holz-B. 
BsStdt. 

bunje":  stibizen  BSa.  [Ein  Mann  klagt]  d'  Chirschi 
toerde'-mu'  ein  und  äU  Nacht  'bunjet.  Schwzd.  Vgl. 
mützeren  5  (Sp.  623). 

Dürfte  aus  einem  "pougner  des  benachbarten  frz.  Patois 
entlehnt  sein.  =  frz.  poigner,  eine  Hand  vi  dl  nehmen  :  vgl.  pougna 
=  poign£e  bei   Bride),   Glossaire   302. 

bünor:  nur  in  der  Formel  äle,  b.  (friss  de"  BitsiJ! 
vorwärts!  frisch  an-,  zugegriffen!  Th;  Z.  —  Frz.  ä  In 
bonne  teure.      Vgl.   alle  (Bd   I    171). 

Bn'ne"  BsBirs.;  BK.  (Banner),  S.;  F;  S;  W, 
Büne"  S  (KdDäniker);  \V.  Banne"  BG.  (PI.  Bänni), 
Kohrb.;  F  —  f.:  1.  eingezäuntes  und  gedüngtes  Stück 
Ackerland,  a)  für  Hanf  (oder  Flachs)  Bs;  B;  F;  S. 
D'  B.  mache",  den  Hanfacker  bestellen  SNA.  E"  B. 
mache",  Hanf  säen  Bs;  e"  B.  üszieh",  Hanf  ziehen, 
ebd.  Si  go"d  dem  Fuessiceg  nöeh  d'  Bünen  üf.  Schild 
1885.  Vgl.  Bünen-Bögg  (Sp.  1084).  —  b)  „für  Korn 
WKar."  —  2.  Blne",  Dim.  Binelti,  Garten  WVispert. 

—  3.  „Grundacker,  Land,  welches  in  der  Ebene  liegt 
und  mit  Karst  und  Haue  bearbeitet  wird  W."  Syn. 
Binun-,  „Bin-,  Bins-"  Land.  —  4.  „Weide,  Wiese,  die 
sich  in  eine  Anhöhe  oder  Steile  zieht  W." 

Nahe  Verwandtschaft  mit  dum  (bes.  in  Bed.  1)  syn.  Bünden 
(s.  Bunt)  steht  ausser  Frage,  dagegeu  ist  das  etym.  Verhältniss 
beider  Wörter  insofern  unklar,  als  nicht  zu  entscheiden  ist, 
inwieweit  sekundäre  lautliche  Differenzierung  aus  einer  ge- 
meinsamen Grundform  oder  aber  ursprüngliche  Bildungsver- 
schiedenheit vorliegt.  Über  die  weitere  Verbreitung  der 
Duppelform  vgl.  Gr.  WB.  I  1747.  Für  W  liegt  nahe,  Birne" 
mif  Bünde"  zurückzuführen,  weil  einerseits  in  dortigen  MAA. 
Übergang  von  nd  zu  nn  auch  sonst  bezeugt  ist  (vgl.  binnen 
aus  binden  ua.),  anderseits  die  historischen  Belege  Büne"  als 
die  jüngere  Form  erweisen.  So  erscheint  der  ohne  Zweifel 
hieher  gehörige  W  (spec.  Zermatter)  Familienname  .Biner, 
Biener'  (auch  .Binder')  in  den  ältesten  Quellen  als  ,in  der 
Bündt,  Pündf,  daneben  ,in  der  Binn'  (1476,  WZeruiatt),  ,in 
der  Binen  (Bienen.  Binden).'  .Thomas  Riedi  in  der  Bünden.' 
1603;  .R.  in  der  BinneD.'  1573  (AniHerd  1879,  49  ff.)  — 
Das  W.  ist  auch  als  Lokalname  oft  bezeugt,  so  als  Name  ver- 
schiedener Alphöfe;  z.B.  .Nessjcr-,  Tennen-Biene',  ,die  herr- 
liche Biene  auf  dem  Blaswald  [bei  WUIrichenJ';  vgl.  wiederum 
AmHerd  aaO.  7.  52.    ,Das  BUnn-Mattli',  Flurn.  FÜberst. 

büne-  II:  \.  =  bicken  7  (s.  Sp.  1119)  ÄABb.;  SL.; 
„allg."  ,Umb  ein  nüwe  fünfmessig  fleseken  dien  bur- 
gern ze  machenne  1  pfd  10  ß;  umb  wachs,  um  bulver 
zuo  der  fleschen  ze  bünnene  9  ß  6  den.'  1381,  B  Stadt- 
rechn.  .Wentu  sy  [die  Flasche]  bünst,  wil  sy  warm 
ist.'  1556.  Arzneib.  .Kuchiknecht:  Die  fläsch  ist  pünt 
und  vollen  win,  drum  wend  wir  guote  mennlin  sin, 
dempfen  wie  ein  Elsasbruoder,  der  tag  und  nacht  lit 
im  luoder.'  Haberer  1502.  ,Sie  setzen  das  über  das 
Fewer  und  beunen  also  mit  dem  aufgetriebenen  Dampf 
die  Bletter  [die  darüber  gesetzt  sind].'  JRLandenb.  1008. 
,llit  diesem  Dunst  und  Geruch,  so  [beim  Verdampfen] 
aufgetrieben  wird,  beun  und  bereuen  deine  Kleider.' 
ebd.  .Imbuere.  eintunken,  bünen.  Beunen  ein  Ge- 
schirr, imbuere  vas.'  Denzl.  1077;  1716.  S.  noch  Bick  G 
(Sp.  1110).  —  2.  übertr..  Jmdn  geistig,  moralisch  be- 
arbeiten, beeinflussen.  ,Wie  eines  Jünglings  zart  und 
weich  gemüet  in  den  dingen,  die  Gott  anträffend,  ge- 


bünt  und  berichtet  werden  so].'  Zwingli  1520.  ,Der 
richter  ist  inmassen  vorhin  gebünt  oder  bestochen, 
dass  des  andern  sag  wenig  gelten  kann.'  LLav.  1582. 
.Also  ist  diser  Zyt  das  geineine  Volk  im  Babstumb 
durch  sonderen  Flyss  ihrer  Catechistarum  mit  etlichen 
ihren  Maximis  und  Hvpothesibus  also  gebünt  und  ver- 
sächen,  dass  ihnen  nüt  mehr  gruset  sich  ynzulassen 
mit  einem  us  uns  dem  geleertisten.-  JJBheit.  1620. 
S.  noch  In-b. 

S.  noch  Gr.  WB.  I  1748.  Der  Voc.  wird,  soweit  An- 
gaben darüber  gemacht  werden,  als  fl'  bezeichnet,  was  auf 
alte  Länge  weist.  In  der  Form  mit  -ii-  in  ä.  lit.  Quellen,  die 
sonst  die  nhd.  Diphth.  durchführen,  liegt  also  Bewahrung  des 
mundartlichen  Lautstandes  vor.  Mhd.  büenen,  nhd.  ,bohnen' 
ist  aus  lautlichen  und  begrifflichen  Gründen  fern  zu  halten 
(s.  Anm.  zu  jmen).  Das  W.  deckt  sich  der  Bed.  nach  völlig 
mit  lat.  imbuere,  mit  dem  es  auch  etym.  zsgehören  könnte 
(Wz.  bhü).  Einen  weitem  Beleg  bietet  (der  Schaffhauser) 
Geiler  von  Kaisersberg:  .Als  man  ein  neuwe  flesch  bünet 
mit  zinien,  negeli  [usw.],  die  seudet  man  mit  wein,  den  tuet 
man  als  heiss  in  die  neuwe  flesch,  darinit  wirt  sy  durch- 
bünet';  ferner  Pauli,  Schimpf  und  Ernst  (s.  Gr.  WB.  II  226 
unter  .bohnen'). 

i°-:  Fässer  mit  einem  Absud  von  Wachholder  oder 
Fenchel  auswaschen,  um  ihnen  einen  guten  Geruch 
zu  geben  AaZ.  ,Wie  man  ein  neu  geschirr  zuerst 
einbfint  mit  guten  wolschmeckenden  dingen  oder  mit 
bösen,  so  behälts  das  geschirr  für  und  für.  Also 
sollen  die  alten  tuen  mit  den  kinden.  welche  dieselben 
mit  frommigkeit  bünen.'  Zwingli  (Mörik.).  —  üs-: 
ein  Fass  mit  siedendem  Wasser  ausbrühen  Bs;  ZWein. 

Buni  II  AaFW.,  Wohl.,  Z.;  Bs  (auch  Dim.  Büneli); 
ZRafz,  Rüml.  (auch  Fass-B.),  W.,  Wein.,  Buni  ScnNnk., 
Schi.  (Pu'ni)  —  f.  (in  ZBüml.  nach  einer  Angabc  m.): 
=  Bick  U  (Sp.  1110),  in  AaZ.  unterschieden  als  Hüpfe"-, 
Soda-,  Salz-B.  .Wie  du  ein  guete  büny  sollt  machen 
zue  einer  fläschen.'  1556,  Arzneib. 

bünen  III:  voll  stopfen,  spec.  den  Bauch  füllen. 
.Sy  meinend,  dann  fastind  sy  wol  und  recht,  wann  sy 
des  tags  einist  den  bauch  wol  bünind.'  Helv.  Conf. 
1506/1644.  ,0  wie  ungewohn  tuet  es  solchen  Gesellen, 
wann  Alles  dahin  ist,  wann  sie  das  Gläslin  nicht  mehr 
ansetzen  und  sich  bünen  und  nicht  mehr  allen  Wuel 
treiben  können.'  JWirz  1650.  In  der  lebenden  IIA. 
nur  mehr  im  Ptc. :  'bünet  AaWoIiL.  üf'bünt  SciiwMuo., 
üs'bünet  AaWoIiI.,  -'bunt  Gl.  vollgestopft,  zum  Zer- 
springen voll,  vom  Bauch,  von  einem  Beutel. 

Bünne"  f.:  Eindruck,  Beule,  bes.  in  Holz,  Metall- 
gefässen  usw.  GrD..  L.,  Pr.  Va"  de"  Fingergleich  sind 
Bünne"  im  Tischplatt  z'  g'seh".  Schwzd.  —  Rätorom. 
bügna,   Beule. 

bünne",  „büne"",  zsgesetzt  rer-,  zer -bünne" :  ver- 
beulen, „eine  kleine  Tiefe  an  einem  metallenen  Ge- 
fäss  machen"  GrD.,  Pr.    Das  Gätzi  ist  ganz  verbannet. 

Flöh -Buni  in. :  mit  Flöhen  behafteter  Mensch 
ZGlattf.  Fr  ist  en  rechte'  Fl.  —  Wohl  (durch  Dissimi- 
lation)  für  Floh-Bünii ;  vgl.   Bummi  3  (Sp.    1256). 

piien:  aus  dem  Wege!  Schlittenruf  AaKöII. 

Wahrsch.  im  Ablautsverhältniss  zu  Ban  und  gleichen 
Stammes  mit  mhd.  büenen,  nd.  bönen,  eig.  .glatt  machen', 
viell.  auch  mit  Büeni,  lluen,  Nbff.  zu  Büni  (s.  d.).  Auch  sonst 
haben  sich  in  Schlittenrufen  nicht  selten  alte  Sprachformen 
erhalten. 


1323 


Band,  bend,  bind,  bond,  bund 


1824 


Band  —  bund. 

Band  (auch  Bann  GrI).,  UVatz;  GW.)  n.  —  PI.  Bän- 
der AALeer.  (selten);  BO.;  Gr  (nicht  in  Bed.  2  b);  G 
Marb.;  Schw;  UwE.;  W  (auch  Banner),  sonst  meist 
unver.,  vorab  in  Bed.  2  b  —  Dim.  gew.  Bänäli  (Bännli 
GnVaL;  GW.),  auch  Bändi  LE.;  Ndw,  Bändelt  B;  Gl; 
Schw;  Sj  Zu;  Z:  1.  als  Bezeichnung  der  Tätigkeit 
des  Binden«,  Fesselung.  .Staat  es  denn  in  unserem 
gewalt  und  vermögen,  in  der  andern  weit  ze  machen 
kärker,  band,  für,  kelte,  hunger,  durst  und  derglychen 
pin'?-  Zwingli.  .Piaeh.  roub,  brand,  band  und  tod- 
schlag.' Vau.  In  übertr.  S.:  ,[Der  Herzog  von  »Savoyen 
soll  Jie  aufgelaufenen  Kosten  abtragen]  alles  bi  b., 
prlicht  und  insatzung  der  herschaften,  schloss,  stät 
und  land.'  Ansh.  —  2.  im  wesentlichen  wie  nhd.  Es 
Totze"  und  es  B.  sagt  man  scherzh.,  wenn  in  einer 
Familie  das  13.  Kind  geboren  wird  B;  vgl.  Sack-B. 
a)  Band  als  Fessel;  in  zahlreichen,  mehr  oder  weniger 
formelhaften  Verbindungen  und  RAA.  Einen  i*  Bän- 
dere" ha"  1)  in  seiner  Gewalt  haben  BBe.,  Hk.;  z.B. 
von  einer  Krankheit,  die  Einen  ergriffen  hat:  Es 
het-si  starch  t"  Bändre",  sie  ist  schwer  krank  BBe. 
Der  Hund  liet-mi<'h  i"  Bändere"  g'ha",  hat  mich  zurück- 
gehalten, nicht  von  der  Stelle  gelassen  BBe.  —  2)  Einen 
durchhecheln,  verspotten  BBe.,  Hk.  Etw.  i"  Bändere' 
ha",  im  Gange  haben  BHk.  Einen  i"  d'  Bänder  ui". 
in  strenge  Zucht  nehmen  B  (Zyro),  Einem  mit  schar- 
fen, auch  spöttischen  Worten  zusetzen,  z.  B.  um  ihn 
zu  einem  Geständniss  zu  bringen  BR.  In  Bänder 
stelle",  Einen  in  die  Enge  treiben,  ihm  Furcht  ein- 
jagen GRSpl.  .[Sie  sollen  den  N.  N.]  in  ünsrü  schloss 
und  bant  gevangen  antwurten.'  1376,  Z  Stadtb.  ,Si 
sülent  uns  die  obgenanten  wider  antwurten  in  die 
vangnüss  und  in  die  band,  als  wir  si  vor  hatten.'  ebd. 
.Und  wer  das  nüt  hielt,  der  soll  in  deren  banden 
ston,  darin  diser  stat',  nämlich  mit  vier  Wochen  Ge- 
fängniss  bestraft  werden.  Ap  LB.  1409;  ähnlich  ApI. 
LB.  1585/1828.  ,Uff  mittwuchen  nechst  sant  Peterstag 
in  banden  [Petri  Kettenfeier].'  1519,  Aar.  Stadtr.  ,Wir 
band  ein  gwunnes  Spyl  vorhand,  der  Find  muoss  in 
unser  B.'  Joh.Mahl.  1671.  .Mir  wand  ihn  bringen  in 
die  B.'  ebd.  ,Ich  hab  einen  Dieben  gekannt,  der  nette 
wol  können  darvonkominen,  er  stellete  sich  aber  selbst 
widerum  in  die  B.'  JMey.  1G94.  .Diese  kam  alsbald 
wegen  verübten  Übeltaten  in  obrigkeitliche  Bande.' 
Sererh.  1742.  ,Hand  und  B.'  ,In  oberkeitliche  H. 
und  B.  gerahten.'  1046,  Z  Staatsarch.  ,Iu  oberkeitliche 
Hände  und  Bande  kommen.'  1716,  Z.  S.  noch  Hand 
(Bd  II  1385  u.).  Übertr.  ,Elys  got  in  frowenklichen 
banden.'  1475,  Deutsche  Volksb.  ,Ein  Paternoster  und 
Ave  [wird  gebetet]  allen  den  frowen,  die  in  müeter- 
lichen  banden  gangen,  dass  der  milt  Gott  und  sin 
würdige  muoter  sy  mit  lieb  entbinde.'  1517,  Aa  Klo- 
ster Hermetschw.  Aufs  geistige  Gebiet  übertr.  .Er 
[StGallus]  ist  by  dir  gestanden  mit  macht  und  erzögt 
sin  kraft,  gen  allen  sinen  widerstendere  hat  er  uf- 
getan  Ire  bendere  und  inen  erkantnus  geben.'  1480, 
Zellw.,  Urk.  (Lied  auf  den  G  Fürstabt  Ulrich  VIII.). 
,Die  Widerstrebenden  mit  geistlichen  Banden  und 
Strafen  zu  demutigen.'  RCys.  —  b)  (in  „Ap;"  Sch; 
Tb;  Zg;  Z  oft  oder  vorwiegend  dim.)  biegsame  Rute 
(vornehmlich  Weidenrute)  zum  Binden,  Heften,  Flech- 
ten usw.  Ap;  Gr;  G;  Sch;  Tu;  Zg;  Z.  Syn.  Wid.  ,11.. 
Flechtruet,  Wid,    vimen,    tsnia.'    Red.   1662.     ,B.  aus 


Weiden,  vimen.'  Denzl.  1677;  1716.  Band  (in  AaF.; 
GW.;  ScHSt. ;  Tb;  UwE.;  Zg;  Z  meist  oder  ausschliess- 
lich Bändli)  haue",  Weidenruten  usw.  (zu  Bändern) 
schneiden,  oft  von  fahrenden  Korbflickern,  dann  als 
leichter,  aber  kärglicher  Verdienst  auch  von  armen, 
arbeitsuntüchtigen  oder  arbeitsscheuen  Leuten  tw.  auf 
unerlaubtem  \\ege  betrieben.  Daher  typisch  für  eine 
niedrige,  schlecht  lohnende,  armselige  Beschäftigung. 
Dö  mecht  Ein  lieber  B.  lt.  a's  Kunstmaler  si".  Schwzo. 
(Bs).  Fh  hauti  lieber  B.  Helvetia  1884  (Bs).  Er 
eha"  (d'  Stüden  üs)  go"  B.  h.,  sagt  man  von  Einem, 
der  Hab  und  Gut  verloren  hat  BsStdt;  BE.;  Gr  tw.; 
L;  GW.;  ScHSt. ;  UwE.  Ich  ha"  's  verspilt  [den  Prozess 
verloren]:  iez  chann-ich  go'  B.  h.  BE.;  UwE.  Morn 
[kann  ich  vielleicht]  Bändli  haue"  d'  Stüden  üs.  HBüdl 
1834.  Er  cha""  go"  B.  haue",  bemüht  sich  umsonst 
AALeer.;  Bs;  B  (Zyro);  L;  S;  UwE.;  Zg.  Er  eha"" 
(iez)  go"  B.  h.  (mit  dem  Füdle'h  AaKöIL),  hat  das  Nach- 
sehen, muss  mit  langer  Nase  abziehen  Bs;  L.  D'  Chnnd- 
sami  lauft  im  [dem  Arzte,  der  dem  Patienten  kein  Güt- 
terli  gibt],  gli'h  derro"  und  er  cha""  B.  h.  Breitenst. 
1864.  Vgl.  Schili-Band-hauer  (Bd  II  814).  Auf  die 
Frage:  Wohin  ist  er?  wird  Einem  etwa  der  Vexier- 
bescheid: zun  oder  d'  Stüden  üs  (in  ZF.,  Wangen  i"  's 
Türgi  use"J  go"  B.  h.  Z.  Als  Abfertigung.  Gang  go" 
B.  h.  (uo  d'  tci't  S)!  scher  dich  zum  Teufel  Bs;  Gr 
Klost. ;  S.  Vgl.  Buhnen  (Sp.  1217).  Du  cha""st-mer 
cho"  B.  h.  =  du  cha"st-mer  g'stole"  werde',  ich  trete 
auf  deinen  Vorsehlag  nicht  ein  uTh.  Ein  schicke' 
go'  B.  h.,  abweisen  B.  .[Die  Verwandten]  hätten 
[einen  Knecht  als  Freier]  geschickt  B.  h.'  Gotth. 
,Wenn  es  gewusst  hätte,  dass  der  Brautstand  so  lang- 
weilig sei,  so  hätte  es  ihn  geschickt  B.  h.'  ebd.  Derb 
für  fortgehen.  Und  we""-me"  meint,  fd'  Frä  Statt- 
halteri"]  slg  auch  e'tnäl  d'  Stüden  üs  go"  Bändli  haue" 
[zum  Teufel],  hät-si  richtig  's  Messer  rergesse"  [und 
bleibt].  ACorrodi.  Go"  B.  h.,  sterben  AaF.;  Z.  Der 
göt  go"  B.  h.,  ist  am  Sterben  AaWoM.;  Syn.  göt  i"  's 
Birch.  Spec.  ot)  Band  zum  Anbinden  der  Weinstöcke; 
vgl.  binden.  Wann  </'  Beb  bis  Jakohi  nibl  ist  im  !>'., 
so  ist  's  für  de"  B'ebme""  e"  Schand  AAEhrend.  .Die 
reben  in  zwein  banden  legen.'  XV..  AAWett.  ,Band, 
damit  man  die  Reben  bindet,  capistrum."  Denzl.  1677; 
1716.  ,Dem  Rebmann  für  Bändli  zu  hauen  11.  1.  20.' 
1785,  Z  Haushaltungsb.  —  ß)  zum  Binden  von  Garben 
uä.  B;  SThierst.  Wenn  's  z'  Pfingste"  regnet,  so  regnet 
's  der  Frucht  en  Drittel  ab,  so  cha""  der  Bür  's  dritt 
B.  im  Wahl  lo"  si";  vgl.  Bahnen  (Sp.  1217).  E"  B. 
roll,  eine  Bürde  in  der  Grösse  einer  Garbe  SThierst. 
Me*  mues'  nid  Alli  (oder  Alles)  i"  ei's  B.  ne",  in 
einen  Tiegel  werfen,  gleich  beurteilen  B.  Dafür: 
.Alle  in  ein  B.  zusammen  binden.'  Gotth.  —  y)  Wei- 
denband, womit  die  auf  das  Strohdach  gelegten,  zum 
Zshalten  des  Strohs  dienenden  Latten  am  Holzwerk  des 
Daches  befestigt  werden  BE.  Syn.  Büeleren-,  Daeh-B. 
.Allenthalben  sahen  am  Dache  [des  Schulhauses]  die 
Bänder  hervor  und  ganze  Zupfen  Stroh  hiengen  her- 
unter.' Gotth.  —  8)  dünnes  Band  aus  (gelben)  Wei- 
den, womit  früher  die  hölzernen  Fassreifen  umwickelt 
wurden.  .2  pfd  gen  um  das  trottgschirr  ze  binden 
und  um  reif  und  band,  so  darzuo  brucht  ward.'  um 
1540,  ZGrün.  ,Reif  an  drei  säumige  Fass  sammt  den 
Banden.'  Bs  Taxordn.  1616.  ,2  King  Hand  gebracht.' 
1813,  Z  Küferrechn.  S.  noch  bicken  I  7  (Sp.  1119). 
—  c)  gewobenes  Band.    Vgl.  Bändel,    a)  an  Kleidern. 


1325 


Rand,  bend,  bind,  bond,  bann 


1326 


zum  Schmuck,  allg.,  soweit  nicht  ausschliesslich 
Bä)idel  dafür  gilt.  .Alle  und  jede  Knaben  und  Manns- 
personen sollen  sich  müssigen  der  grossen  Buschlen 
Banden  an  den  Dägen  und  auf  den  Achslen.'  Z  Mand. 
1680.  .Weniger  gold-  oder  silberne  Galunen  und  B.' 
Bs  Ref.-Ordn.  1758.  ,Ein  Arbeitseckel  von  weissem 
Adlas,  von  Bändli-Arbeit  und  mit  weissen  Spitzen.' 
1789,  Inventar.  .Neun  Sankgaüer  Hauben  ohne  Flügel 
und  Banden.'  1797.  I.nv.  S.  noch  Scknabel-Chäppli 
(Bd  III  395)  und  vgl.  B.-Herr  (Bd  II  1539),  Bändli- 
Hosen  (ebd.  1694),  Band-Chappen  (Bd  III  392).  — 
ß)  zum  Zubinden  eines  Sackes.  Nur  in  der  Verbin- 
dung ,Sack  und  B.'  zur  Bezeichnung  der  Totalität. 
,6ott  hat  fürwar  syn  urteil  gricht,  den  sack  und  b. 
ücb  zugestrickt.'  Ruef  1550.  Bes.  in  der  RA.:  .um 
Sack  und  B.  kommen',  Alles  verlieren.  Vgl.  Bündel. 
.Zonam  perdidit,  er  ist  umb  sack  und  b.  oder  umb 
seckel  und  galt  kommen.'  Fris.  .Durch  welchen  [Krieg] 
sie  zuletzt  umb  Sack  und  B.  kommen  seind.'  Guler 
1616.  ,Der  verlorene  Sohn  ist  umb  Sack  und  B.,  in 
äussersten  Mangel  kommen.'  JWirz  1650.  —  y)  Gän- 
gelband, Leitseil  in  den  BAA.:  am  Bändli  füere*, 
Jmdn  zu  seinem  Schaden  leiten  GRChur.  Über  Alles 
abe"  [haben  die  Regierenden]  erst  noch  d's  Bändli 
herter  a'zoge",  ein  noch  strafferes  Regiment  eingeführt. 
Gl  Volksgespr.  —  d)  Wickelhand.  .Wann  man  die 
Kinder  erkalten  lasst  auf  der  Schoss,  am  Bettlein, 
in  Bändern.'  FWürz  1634.  —  e)  Tragband.  Tragbere" 
mit  Bande".  1837,  Z  Inv.  —  f)  Band  im  menschlichen 
oder  tierischen  Körper.  Bänder  schnide",  Operation 
bei  Gelenksteifheit  des  Rind-  und  Schmalviehs  GRPr. 
.An  diesem  teil  sind  zue  der  lingken  und  rechten  syten 
zwei  hörner.  die  band  der  bärmueter  genannt.'  Rief 
1554.  , Nervsennen  und  Zug,  oder  wie  ein  Jeder  im 
dann  seinen  Nammen  zu  geben  pfleget,  insonders 
heissen  es  die  Band  in  Teutsch.'  FWürz  1634.  Spec, 
Bändli,  Zwerchfell  Bs  (Sieber).  —  g)  geschmiedetes 
Band,  wohl  allg.  ,Dem  Schlosser  umb  zweig  isine 
band  an  die  gättciv  1567,  ZGrün.  Band,  das  Lauf 
und  Holzschaft  eines  Gewehres  zshält.  ,Für  ein  B., 
das  Stück  untere  5  Btz.,  mittlere  7  Btz.,  obere  9  Btz.' 
1821,  Z  (Verordn.  für  die  Büchsenschmiede).  —  h)  im 
Bauhandwerk.  Noch  unbehauenes  (Uw),  behauenes 
(„Ap;"  BSi.),  langes  Stück  Bauholz;  zu  Bauholz  ge- 
rüstete lange  Tanne  B  (vRütte).  Balken,  der  andere 
verbindet  L;  GMarb. ;  SchwMuo.;  Z.  ,Die  stein  aus 
den  mauren  und  die  band  aus  dem  holzwerk.'  1530, 
Habak.  Spec.  a)  PI.,  die  in  die  Mauern  oder  Wände 
eingelassenen  Balken,  auf  denen  der  Boden  eines 
Stockwerks  ruht  Schw.  —  ß)  PI.,  Balkenkranz  an 
einem  Gebäude  BSi.;  Winden,  Leuk,  StNikl.;  Syn.  Ge- 
vierti  (Bd  I  926).  l'nderi  Bänder,  unterer  Balkenkranz 
am  Speicher  BBönigen.  Auf  Steinblöcken  ruhende 
Querhölzer,  auf  welche  die  Brügi-Laden  des  Stalles 
zu  liegen  kommen  BSi.  Querbalken  in  Speichern  und 
Scheunen  BHk.  —  f)  Strebe  AAWallensw.;  LHergisw.; 
Z,  Bug  oder  Schwenk-Holz  AABesenbüren.  —  8)  =  Gal- 
gen 3  d  (Bd  II  231)  ApK.  —  i)  =  Galgen  3  a  ApK. 
—  k)  meist  PI.  =  Asli-Stangen  (s.  Asnen  1  Bd  I  504) 
Schw.  —  1)  in  RAA.  a)  us  Band  und  Band  st",  cho", 
wie  nhd.  Aa;  Bs;  Th;  in  ZO.  us  B.  und  B.  gö".  — 
ß)  durel'  (bzw.  dür'h)  Band  GRChur,  Churw.,  D.  (neben 
Bann),  Glaris  (dür*  Bann),  He..  L.,  Mal.,  Pr.,  Seh., 
Tschiertschen  (dürch  B.J,  dw*  (bzw.  düreh)  (d)'s  B. 
BR.;  Gl;  Gr  ObS.,  V.  (Bant);  GW.  (auch  Bann);  Ndw, 


düf*  d'  liayit  GrLuz.,  Pani.  Schud.,  ihr  Band  »"«<•;/ 
W,  dur'h  's  B.  e'u-eg  AALeer. ;  Ap  (in  H.  auch  </.  /;. 
fweg);  Bs;  Schw;  Tu;  UwE.;  U;  Z,  über  d's  B.  ("weg 

B:  1)  durchweg,  ohne  Ausnahme,  durch  die  Bank  Aa 
Leer.;  Ap;  Bs;  Gr;  Schw;  Th;  Z.  „Ieh  will's  du rcl'  's 
B.  e"veg  ne",  ich  will  Eins  wie  das  Andere,  ohne 
Unterschied,  es  sei  gut  oder  bös,  hinwegnehmen,  allg." 
D'  Ghriesi  sind  dör'h  's  B.  e'w'eg  hübsch  Ap.  [D' 
Manne*]  siml  dur**  's  B.  e'ieeg  guet  a'g'hirtet  g'si*. 
Schw  Fastn.  1883.  .Künftig  sollen  alle  Töchteren  und 
Knaben,  welche  in  dem  ledigen  Standt  begriffen,  si 
habind  Eltern  oder  keine,  durchuss  und  durch  das 
Band  enweg  bevogtet  sein.'  1661,  Gl.  .übschon  das 
ganze  eidgenössische  Collegium  zu  Erhaltung  des 
gmeinen  Stands  und  Landsfridens  durchs  B.  weg  gnaw 
mit  einander  verbunden.'  JHHott.  1666.  .Die  Strassen 
im  Engadin  sind  durchs  B.  also  beschaffen,  dass  zwei 
Wägen  ungehindert  neben  einander  durch  passieren 
können.'  Sererh.  1719.  .[Die  Bewohner  des  Münster- 
tals] sind  bisweilen  nur  gar  zu  geschwind  [betrügerisch 
im  Handel],  sowohl  als  die  Engadinor  schier  durchs 
B.'  ebd.  ,Die  Ober-Engadiner  sind  durchs  B.  ein 
schöner  Schlag  Leute.'  HJLehmann  1797.  —  ß)  durch- 
schnittlich, gemeinhin,  fast  ohne  Ausnahme  B;  Gr; 
GW.;  UwE.;  U;  W.  D'  Trübe«  sind  hür  dür°*  B. 
schü*  GRMalans.  Er  hed  durch  's  B.  e'weg  schöns  Veit., 
sozusagen  Stück  für  Stück  UwE.  Dürch  d's  B.  [im 
Allgemeinen]  sin  die  trockenen  Jär  die  gueten  BR. 
Wie  's  bi  de"  Pure"  düreh  d'  Bant  der  Brück  ist. 
Sciiwzi).  (GrPi\).  Wenn  das  Amt  auch  nicht  viel  ein- 
trägt, so  wirft  es  doch  Etwas  ab:  drr  Band  n'iccg 
[Alles  zusammen  genommen]  lät  's  Appgs  W.  .Ver- 
braucht an  der  Engelweihe  1586:  an  Wein  16  Aimer, 
durch  B.  aus  8  fl.,  Summa  128  fl.'  SchwE.  Arch.  — 
Y)  Oppis  durch  's  B.  durche"  b'haupte",  steif  und  fest  Tu. 
Syn.  dur'h  all  Bbde"  dur'he'  (Sp.  1026).  —  3.  Pflanzen- 
name, im  Allgemeinen  für  die  Weidenarten,  in  ä.  Spr. 
auch  für  andere  Pflanzen,  die  zu  Bändern  (i.  S.  v.  1  b) 
verwendet  werden.  .[Reben  zu  Wipkingen]  mit  weg, 
mit  steg,  mit  uslend,  mit  bouinen,  mit  bendern.'  1356, 
Z  Urk. ;  vgl.  B.-Garlen  (Bd  II  437).  ,Wer  dem  andern 
syn  grass,  band  und  derglichen  abhouwt.'  1552,  Th 
Wagenli.  .Bender,  allerlei  weiche  gewächs,  daraus 
man  band  macht,  als  wyden,  birken  etc.,  vimen.  Ort, 
da  vil  bänder  wachsend,  viminalis  locus.'  Mal.  ,Sie 
getrauten,  das  b.  [die  Bindweiden  an  der  Töss]  als  das 
kleinfüeger  solten  inen  ouch  bliben.'  XVI.,  ZWthur 
Stadtb.  Vgl.  noch  B.-Land  (Bd  III  1304),  -Stüden, 
-Stock.  Spec,  gew.  Bändli  a)  Dotterweide,  Sal.  Vitell. 
„Ap;"  G;  Sch;  Th;  Z  Wettschw.,  Zoll. ;  unterschieden 
als  gel'ci  (s.  Bd  II  291).  röti  B.  ZZoll.  Syn.  Bänderen. 
—  b)  Korbweide,  Sal.  vim.  Th;  ZO.,  Wettschw.  — 
c)  Sahlweide,  Sal.  caprea.  Dcrh.  —  4.  etwas  Band- 
förmiges, a)  schmaler,  horizontal  verlaufender,  ge- 
legentlich als  Fussteig  dienender  Absatz  einer  Fels- 
partie, z.  T.  kümmerlich  mit  Basen  bewachsen  und 
dann  Schafen  und  Ziegen,  an  weniger  zugänglichen 
Orten  auch  Gemsen  zur  Weide  dienend  BO.  (in  Ha. 
vegetationslos  im  Gegs.  zu  Fad  Bd  I  670);  Gl;  „LE.;" 
SchwMuo.;  Uw;  „U" ;  vgl.  Panorama  von  Zürich  1837, 
133.  Die  Planggen  und  Bänder  am  Bigib'erg  SchwMuo. 
D'  Geiss  isch  doben  i"  de"  Bändere"  B  (Zyro).  D' 
Gämschi  sind  dur'h  's  B.  hindere"  g ' Sprunge"  UwE. 
,In  die  Bergweiden,  Kohlhütten,  Löwinnen,  Pendli.' 
G  Woehenbl.  1798.    Band,  häutiger  Name  für  Geiss- 


132? 


Rand,  bend,  bind,  bond,  bund 


V'.->< 


weiden  SohwMuo.  S.  auch  Anderegg  1898,  962.  — 
1>)  .jäh  fortlaufender  Abhang  eines  Waldes  L."  Wald- 
saum GrD.  —  c)  Rand  oder  Bord  an  der  Emporkirche 
L„E.",  G.  (Ineich.),  auch  an  der  Laube  vor  dem  Hause 
L  (Ineichen).  —  d)  in  der  Weberei  a)  =  Gang  2  ab 
(Bd  II  339)  Z.  —  ß)  Fehler  im  Seidengewebe,  der 
dadurch  entsteht,  dass  ein  Teil  des  Zettels  stärker 
gespannt  wird,  wodurch  der  Stoff  streifenweise  eine 
verschiedene  Dicke  und  Struktur  erhält  Z.  —  5.  etw. 
Zusammengebundenes,  a)  von  Hanf.  Nimm  die  Bändle 
Hanf  ab  <ltr  Oberte",  du  weisch  scho",  die  Fimmelbändle, 
uo  g'sunderet  si*  zum  Ratsche",  und  lösch  die  Mäschel- 
bändle  zum  Reite"  dobe"  BsLie.  —  b)  Bändli,  Anzahl 
von  26  Arzneigläsern,  die  mit  Stroh  an  den  Hälsen  zsge- 
bunden  sind  Ap.  —  c)  e"  Bändli  Vögel  (z.  B.  Finken), 
12,  auch  13  an  der  Zahl  G  (TTobL).  —  d)  (in  Zg  noch 
n.,  sonst  m.,  aber  wenig  volkstümlich)  Band  eines 
Buches.  ,Aus  den  vorhandenen  Predigten  liegen  noch 
unterschiedliche  Festbetrachtungen  zum  Druck  fertig, 
die  ein  dickes  B.  ausmachen  werden.'  JJUlr.  1733. 
—  6.  im  Familienrecht,  Abstammungslinie.  Seite.  ,Ich 
bin  eins  burgers  tochter  hie  edels  geschlechts  von 
beiden  banden.'  ChMcrer  1596.  ,Die  Kinder  derjenigen 
Geschwüsterten,  so  dem  Abgestorbenen  von  beiden 
Banden  verwandt,  das  ist  von  Vatter  und  Mutter  har 
Geschwüsterte  sind.  Die  Kinder  der  anderen  Geschwü- 
sterten, so  dem  Verstorbenen  von  einem  Band  gesipt, 
das  ist  entweders  nur  von  Vatter  oder  nur  von  Mutter 
har  Geschwüsterte  sind.'  B  Gerichtssatz.  1615;  ähnlich 
Bs  Ratserk.  1635.  .Wann  die  Geschwüsterdene  ab- 
sterben und  verlassen  nur  geschwüsterde  Kinder  von 
beiden  Banden  und  geschwüsterte  Kinder  von  einem 
Band,  so  sollen  die  geschwüsterte  Kinder  von  beiden 
Banden  den  halbigen  Teil  vorausnemmen.'  1669,  BSa. 
,Wie  die  Halb-Geschwöstrigen ,  das  ist  von  einem 
Band,  einanderen  erben  mögen.'  G  Erbr.  1721. 

Das  Dira.  Bändelt  kann  auch  zu  Bändel  gehören.  Über 
lautliche  und  begriffliche  Beruh ruug  unseres  W.  mit  Bann 
s.  d.  Die  RA.  unter  2  1  ist  wohl  eig.  zu  verstehen  als  ,auch 
noch  durch  das  Band  hindurch',  d.  li.  durch  und  durch, 
durchaus;  zwischen  a  und  ß  lässt  sich,  vorab  in  den  ä.  Be- 
legen, nicht  streng  scheiden.  Auffällig  ist  das  männl.  Geschl. 
des  W.  (doch  vgl.  nhd.  .Verband')  in  der  Stelle:  ,Noch  ehe 
der  erste  Safttrieb  begonnen,  wird  der  erste  Band  vermittelst 
gelber  Weiden  angelegt.'  Pfau  1863.  —  B.  in  Lokalnamen 
(zu  3  bzw.  4  a  gehörig).  Bändli-Wis  ZKüsn.  .Ein  wisli 
genant  iu  Bender.'  1541,  ZZoll.  .Benderbühl'  ZStäfa.  ,ln 
Bänderen',  Name  von  Gebirgshöhen  BO.  (Jahn  1857,  327). 
,Die  Pfarrkirche  zu  Bänderen  am  Estner-Berg  [iu  Gr].'  Spre- 
cher  1772,  279.     Zu   6  vgl.  noch   F  Stadtb.  392/3. 

Achsle"-Band:  zum  Tragen  von  Sennereigerät- 
schaften. 1659,  SchwE.  Arch. 

Adel-Bändli:  ,Namc  einer  sehr  kurzen  Gasse 
am  Felsenrand  zw.  dem  Schloss  Rore  in  Aarau  und  der 
Kirche,  welche  den  Adeligen  eingeräumt  war.'  Aa  Gem. 

Nach  JJBäbler  1889,  10  ,der  zur  Burg  Rore  gehörende 
gebannte  Bezirk',  wornach  das  W.  also  zu  Bann  zu  stellen 
wäre. 

Üf-Band:  Aufschlag.  ,Gar  zu  kostbare  Band  zu 
Aufbanden  sollen  gänzlich  verbotten  sein.'  G  Kleidcr- 
ordn.  1727.  —  Egg-:  hölzerne  Latte,  die  am  Dach- 
rand von  der  First  aus  nach  beiden  Seiten  hinunter- 
führt und  zum  Schutze  des  Daches  dient  ZWeyaeh 
(vereinzelte  Angabe).     Vgl.  Egg-Bund. 

ln-  m.:  Patengeschenk.  Ars.  1861.  71.  —  Mög- 
licherweise  liegt  ein  Druckfehler   für   In- Bund   (s.  d.i  v.u. 


Under-:  1.  (U.-BändliJ  =  T'nder-Fängli  (Bd  I 
855)  AABb.,  „F.",  Z.  1815;  ScnSt.  (Sulger).  ,Es  ist 
ein  Meitli  im  Oberland,  das  spinnt  alljahr  ein  U.' 
Schimpfr.  1651.  —  2.  lederne  Schleife,  welche  das 
Haupt  des  Flegels  mit  der  Flegelkappe  am  Stiele  ver- 
bindet AaF.,  Fri.;  SThierst.  —  3.  ein  Ansatz  an  der 
tiefgehenden  Angelschnur,  gew.  aus  Pferdehaar  mit 
9  Angeln  dran  TiiErm.  Mit  nü'ängligem  Underbändli. 
ONägeli  1898,  13.  Ein  grosser  Fisch  kann,  wenn  der 
Fischer  die  Angelschnur  zu  rasch  einzieht,  's  Under- 
bändli absprenge".  —  4.  es  U.  mache",  einen  Unter- 
schied machen,  nicht  gleich  behandeln  BR.  —  Ort-: 
1.  meist  eiserner  Beschlag  an  der  Spitze  (,Ort')  der 
Schwertscheide  Bs  (Spreng).  ,Item  von  der  spengler 
wegen,  welich  da  scheiden  ortband  machend  und  alt 
pepf  bletzend,  die  süllent  in  schmiden  zunft  gehören. 
Were  aber,  das  niemand  in  schmiden  zunft  were,  der 
swarze  ortband  machen  könde,  so  sol  man  mit  inen 
reden,  das  sy  söllich  in  ir  zunft  haben,  die  swarze 
ortband  machen  kunnent.'  1431,  Z  Stadtb.  S.  noch 
Rugg-Messer  (Sp.  463),  Balg  2  (Sp.  1209).  —  2.  ,Orae, 
belege  oder  soum  an  einem  kleid,  ein  ende,  bort  oder  o.' 
Fris.;  Mal.  —  Setz-fade"  (nach  einer  Angabe  -fade") 
-Bändli:  Zeugstreifen,  der  zusammen  mit  den  Setz- 
Fäden  (d.  s.  die  Enden  der  Zettelfäden,  die  durch 
Kamm  und  Blatt  hindurch  gehen,  um  die  Zettelfäden 
des  neuen  Gewebes  an  sie  anzuknüpfen)  vom  fertig 
gewobenen  Stück  abgeschnitten  wird  GT.  —  Fini- 
sell-  (GrAv.).  Fisisell- (GnPr.) :  fingerbreites  leinenes 
oder  auch  baumwollenes  Band;  s.  Tsch.  382.  Etli'h 
Ellstecke'  F.  und  Brisnesteli.  Schwzd.  (GrPi\).  — 
Füer-Band:  Gängelband.  ,Die  Vorsorg  Gottes  hat 
dir  gleichsam  deine  erste  Wiege  gezimmert,  dir  deine 
erste  Führbande  angelegt.'  JJUlr.  1727.  ,Dir  die 
ersten  Führbande  angeworffen.'  ebd.  .Ein  endernes 
Feür-B.'  1800,  Z  Inv.  (unter  Kindszeug).  —  Firn- 
-FVre'-Bändeli:  ein  Streifen  fruchtbaren  Bodens,  im 
Sommer  infolge  seiner  geschützten  Lage  unter  über- 
hängenden Felsen,  von  denen  Wasser  herabträufelt, 
mit  üppiger  Alpenvegetation  bedeckt,  am  Übergang 
vom  Stei"-Täli  zum  Gletscher  am  Glärnisch  Gl.  — 
First-Band:  Name  der  quer  über  die  Dachfirst  ge- 
legten und  durch  Schnürung  zsgehaltenen  Lagen  von 
Stroh,  die  den  deckenden  Abschluss  eines  Strohdaches 
bilden  BVorimholz;  LLuthern.  —  Fuess-:  Fussfessel. 
,Da  Hess  ein  rat  [von  Bern]  die  vier  väter  [in  den 
Jetzerhandel  verflochtene  Dominikaner]  im  kloster  in 
f.  schmiden.'  Ansh.  ,Job  will  anzeigen,  der  stock  oder 
fuossband  schneidind  oder  truckind  in,  dass  man  es 
sähen  möge,  dass  es  schnatten  gebe.'  LLav.  1582.  — 
Fäsch-:  zum  Tn-fäschen  (Bd  I  1097)  Neugeborner  B. 
—  Fisch-:  (seiner  Form  nach  einem  Fisch  ähnliches) 
Türband  B;  Scuw;  Th;  Z.  .Messingene  Fischbändli 
fl.  3.'  1789,  ZStdt  Haushaltungsb.  —  Flue-  BSa.; 
„LE.;  Obw;  U",  Flüe-  B  (Zyro):  =  Band  4  a.— 
„  Flück-Bändli:  eine  Vorrichtung,  kleine  Vögel, 
z.  B.  Zeisige,  zu  zähmen  und  zu  dressieren,  bestehend 
in  einem  an  zwei  Orten  geschlitzten  ledernen  Händ- 
chen, an  dessen  zsgenähten  Enden  ein  Drahtkettcheo 
befestigt  ist  und  das  den  Vögeln  wie  ein  Gürtehen 
so  angelegt  wird,  dass  die  Flügel  durch  jene  Schlitze 
gezogen  werden  Aa;  li."  —  Gade"-  Band:  langer, 
dünner  Holzstamm,  beim  Bau  eines  .Gadens'  verwendet 
Ndw.  —  Gurt-:  Tailleband  ZStdt.  —  Geize"-: 
eisernes    Band,    welches    die    beiden    am    Pflugbanm 


I  ::■_':> 


Dann,  bend,  bind, 


13§0 


befestigten  Enden  der  Pflugsterze  und  den  Pflugbaum 
selbst  umschliesst  und  zsliält,  Bs  Taxordn.  1646.  — 
Glogge"-:  aus  einem  breiten,  gew.  gestickten,  unten 
mit  beinernem  oder  metallenem  Griff  versebenen  Strei- 
fen bestellender  Glockenzug  in  Wohngcmächern  Z.  — 
Grendel-:  eisernes  Band  am  Pflugbaum.  Bs  Taxordn. 
1646.  -  Gras-:  =  Band  4a  Gl.  —  Gris-:  Familien- 
name. ,Nesa  Grisband.'  1357,  Z  Steuerbucb.  —  Hug- 
Bändli:  Weidenband  der  Korbflechter  Z  (Jucker). 
Vgl.  Hug-Baum  (Sp.  1238).  —  Hals-Band  (-Bann 
IT". ).  -Bänäeli  S  :  1.  um  den  Hals  geschlungene  Binde, 
Halstuch  (für  Männer)  BBe.,  Gr.,  Ha.;  Gr  ObS.;  PPo.j 
S.  Syn.  Häls-Bonnett  (Sp.  1200).  Elise,  wo  Donnerli 
steckseh  denn  au"*?  Du  muesch  dem  Frit:  's  Hals- 
Bändeli  chnüpfe"!  Joach.  1883.  —  2.  wie  nhd.  a)  an 
Menschen.  .Ein  halspand,  silbry  und  vergalt,  hat  an 
der  gwicht  27  lot.'  1189,  Z  (Waldm.-Inv.).  .Halsband 
und  goller.'  1531/48,  Jesaj.  Scherzh.  e"  hänfi*  II, 
Galgenstrick  in  eig.  Bed.  ScnSt.  (Sulger).  Du  liest 
iez  es  schöns  schwarzes  H.  um,  sagt  man  zu  Einem, 
der  seinen  Hals  nicht  gewaschen  hat  B.  —  b)  an 
Tieren,  allg.  —  ,Hand-:  handbinden,  handeisen, 
eisen  die  hcnd  einzeschmiden,  manicse.'  Mal.  —  Har-: 
1.  a)  (schwarzes,  ganz-  oder  halbseidenes,  auch  nur 
leinenes  W)  Band,  das  von  den  Madchen  oder  Frauen 
zum  Schmuck  in  die  Zöpfe  geflochten  wird  S;  W. 
„Rotes  oder  buntes  Seidenband  mit  einer  Quaste,  der- 
gleichen man  zu  unterst  in  die  weiblichen  Haarzöpfe 
einflicht,  wenn  ein  ländliches  Mädchen  sich  mit  dem 
jungfräulichen  Kranze  schmückt  L;"  UwE.  —  b)  um 
den  Kopf  gebundenes  (Sammet-)Band  zum  Festhalten 
der  Haare,  bzw.  des  Haarnetzes  der  Mädchen  (Gärnli) 
Th;  U;  Z.  —  c)  Kopfputz  der  Mädchen  bei  der  feier- 
lichen Kinderkommunion  UReusst.f  —  d)  Krone  als 
Kopfputz  der  Gatten  ledigen  Standes.  Herrlib.  1749/51; 
b.  Gotten  (Bd  II  524),  ferner  Chragen  (Bd  III  791). 
,Die  wibsbilder  [der  Wiedertäufer],  so  vorhin  ir  har- 
bändli,  bendel,  juppen,  schlutten  und  kragen  verbrennt 
und  hinweg  geworffen,  machtend  sollichs  alles  wider- 
umb  zwiffach,  sprungend  und  tanztend,  sassend  dann 
baide,  mans-  und  wibsbilder,  by  an  anderen  hin  und 
wider  in  den  stuben,  wälden  etc.  in  grosser  vermessen- 
hait  und  unachtsame  Gottes.'  Kessl.  .Nun  hatt  sy  an 
krenzli  oder  harbendli  uf  irem  hopt.'  ebd.  ,Es  wer- 
dent  die  jungen  Töchteren  vermahnet,  sich  des  Ab- 
zühens  der  Haarbanden  grad  bei  Anfang  der  [Hoch- 
zeits-JMahlzeiten  oder  der  Mitte  als  ihrer  jungfreüw- 
lichen  Zierd  ze  müssigen.'  XVII.,  Z  Mand.;  ähnlich 
1674,  ZEglisau  Stillstandsprot.  S.  noch  Hinder-für 
(Bd  I  905).  —  2.  Zopfband  männlicher  Personen. 
,Item  ein  Haarband  6  Schi.',  für  einen  Studenten. 
1740,  AKiicHLER  1895.  —  Stirnen-Här-.  ,Die  Töch- 
tern [sollen]  das  St.  nicht  so  gemeinlich  und  ohne 
Underscheid  [gebrauchen].'  Z  Mand.  1703.  Vgl.  Stirnen- 
Band.  —  Hose"-  (in  PA1.  J/os-) Band,  in  I,E.  (St.1'); 
Ndw  -Biindi,  in  ZZoll.  -Bandit:  1.  a)  „Strumpfband 
beim  weiblichen  sowohl  als  männlichen  Geschlecht, 
bes.  in  Stumphosen  LE.";  vgl.  Hosen  1  (Bd  II  1608). 
—  b)  beim  männlichen  Geschlecht  Band,  durch  wel- 
ches am  Knie  Strumpfund  Kniehose  zsgehalten  werden 
PAL;  Ndw;  ZZoll. f;  gesticktes  Band,  durch  das  die 
ehemals  über  die  Hosen  hinaufgezogenen  weissen 
Strümpfe  festgehalten  wurden.  Uw  Gem.  43.  Scherzh. 
von  zähem  Käse:  er  ist  so  zach,  nie"  chönnt  Hosc- 
bändli  drüs  mache"  ZZoll.;  vgl.  H.-Bändler.    .Seidene 

Schweiz,  Idiotikon  IV. 


hoseubändli  werden  [den  schuolern]  weggenommen  und 
vom  almosen  verkauft.'  Z  Schulprot.  1561.  ,21  biiel 
arissin  hosenbändlj.'  1571,  Z  lnv.    ,L)ein  hosenbänder 

du  bass  bind,  die  schuech  will  ich  ausbutzen  gschwind.' 
GGotth.  1599.  ,Wir  verbieten  [u.  a.]  die  Rosen  und 
Rubans  auf  Schuhen,  auch  die  Spitzli  an  den  Hosen- 
bändern.' B  Mand.  1628.  ,Ein  par  Hosenband.'  Bs 
Taxordn.  1G4G.  ,Ein  allgmeiner  General-Stadt-Zürich- 
Lump,  sagt  Einer,  wirt  dorby  erkennt,  dass  er  erstlich 
bin  sich  hab  ein  Tabackbüchsli,  domach  d'  Hosen- 
bändli  crüzwys  über  d'  Knü  binde,  einen  eignen  Löffel 
bin  sieh  trage,  ein  Baret  mit  einem  Schmutzblätz  uff- 
habe.'  Schimpfr.  1651.  .[Verboten  werden]  deren  mit 
Steinen  versetzten  Hosen-Banden.'  Z  Mand.  1680/170.'!. 
.Einem  Welschen  für  5  Ell  Hosenband,  item  für  5  Ell 
Hattet-  und  Floretband  26  ß  0  hlr.'  Zubers  Tageb. 
1681.  , Hosenbande'  als  Handelsartikel  genannt.  Z  Ges. 
1757.  —  2.  Hosennestel.  .Was  zog  er  [der  zur  Eicht- 
stätte  geführte  Friedli  Bucher;  s.  ztte-nestlen  Sp.  843  u. ] 
uss  sim  HembliV  Es  schönes  Hose°bändli.'  Wo  d'  bist, 
halt  reini  Hand  und  e"  guet  g'nestlet  Hose'band. 
Sprww.  1809.  ,Item  so  einer  einen  stäcken,  ruoten 
oder  täschen  an  einem  gürtel,  seil,  hosenband  nach 
im  zeucht,  so  bedörffend  [die  Wölfe]  nit  zuo  dem 
selbigen  menschen  nahen.'  Tierb.  1563.  —  3.  oberster, 
riemenartiger  Teil  der  Hosen  GrRIi.  Syn.  Weichen-B. 
-  Hose"-bäiidler:  geringer,  zäher  Käse  Z.  Syn. 
Hosen-bündler.  —  .Joch-Band:  das  zwei  zusamen 
bindet,  das  eelich  band,  jugale  vinculum.'  Mal.  — 
Jude"-:  gew.  PL  (in  GSa.  -Bänder)  =  Juden-Gras 
(Bd  II  794)  GSa.;  ZZoll.  --  Gaffe-.  .Güldene  und 
silberne  Caffe-Banden.'  Bs  Polizeiordn.  1715.  Vgl. 
Gaffen  (Bd  III  158).  —  Kalbs-  s.  Chamb  II 2  (Bd  III 
299)  und  vgl.  Chue-Chamb  (ebd.  300).  --  Kinds-: 
Geburtswehen.  ,Die  K,  Angst,  Gefahr,  Notgeburt, 
dein  [Marias]  Hilf  und  Gnad  treibts  glücklich  fort.' 
1672,  S  (Lobgesang).  ,St  Johannis  Öl  ist  auch  gut 
den  Frauen,  so  in  Kindsbanden  liegen.'  XVII./XVIII., 
Arzneib.  —  Chunkle"-  (bzw.  Chüchle"-  usw.):  Kun- 
kelband Gr;  Th;  Z.  —  Kuppel-  s.  Gurt  la  (Bd  II 
444).  —  Kopf-.  Von  Jmd,  der  sich  ,an  sein  K.  er- 
henkt  hat',  berichtet  ein  Z  Brief  v.  J.  1782.  —  Ober-: 
.Strebe  gegen  Hochstud  oder  First'  BVorimholz.  — 
Kasten-,  ,Von  einem  Par  Kastenband  dem  Schlosser.' 
Bs  Taxordn.  1646.  —  Chnüttel-Bändli:  =  Ghnüttel- 
Hälsel  (Bd  II  1212)  AABb.;  Z.  —  Chnü»-:  Strumpf- 
band ZUhw. —  Kristall-Band.  ,Die  Crystallsucher 
geben  Achtung  auf  die  weisse  Quarz-Adern,  welche 
sie  Crystallbande  heissen,  denen  graben  sie  nach  und 
öffnen  die  Felsen.'  JJScheüchz.  1708.  ,Das  Kr.  ist 
jener  Quarzstreifen,  welcher  in  einer  fortlaufenden 
weissen  Ader  das  Gestein  des  Berges  äusserlich  um- 
zieht, in  welchem  der  Kristallgräber  eine  innere  Kri- 
stallgrube vermutet.'  Altmann  1751.  —  Chretz-,  in 
UwE.  Ghritz-:  1.  =  Chretzer  3  a  und  b  (Bd  III  933) 
AABrugg,  F.;  L;  UwE.;  Z.  ,Ein  eiserner  Schleiftrog 
nebst  Kretzband'  L.  ,T)ie  Kräzbänder  [werden]  gänz- 
lich verbotten.'  Bs  Mand.  1763.  —  2.  =  Fuess-Isen  1 
(Bd  I  539)  AABrugg.  —  Chrftz-:  Tür-  (oder  auch 
Fenster-)band  von  T-Form  B;  Schw;  ZStdt.  —  Le- 
der-: Salweide,  Sal.  capr.  ZWettschw.  —  Leid-: 
schwarzes  Band,  zum  Zeichen  der  Trauer  um  den 
einen  (linken)  Ärmel  oder  auf  dem  Hut  getragen  Bs-, 
B;  Z.  ,3  Ell  Leidbändeli  7  ß.'  1763,  Z  Haushaltungsb. 
—   Be-lä£-:  =  Gurt-B.    ZStdt.    —    Lock-Bändli: 


i  ..I 


feawt.  bend,  bind,  bond,  band 


!  !  ! 


Weidenzweige,  womit  Kosen  an  Bäume  angebunden 
werden  Z.  —  Leim -Band:  Name  eines  Teils  der 
Alp  Eyen  in  UwE.  1765,  Ztschr.  f.  schwz.  R.  .Wägen 
dem  Leinband  und  Laubstreuwi  auf  der  hinderen 
Eyen.'  ebd.  —  Läppli-.  ,Der  gottlose  Hochmut,  die 
verfluechte"  Läpplibänder,  die  G'staltröck  und  die 
grosse"  mächtige"  Bandchappe",  die  bringe"d  ebe°  dere" 
Zeichen  an  Himmel  [Kometen]  und  alles  Unglück  uff 
d'  Welt.'  Stutz  1853,  202.  —  Latte"-:  langer,  dünner 
Holzstamm,  der  zu  Latten  gespalten  wird  Ndw.  — 
„Latsch-:  B.,  in  eine  Schleife  gelegt  wie  eine  Ko- 
karde." —  Wanne"-macher-:  Weidenband,  woraus 
Getreidewannen  geflochten  werden.  .Von  5  Büscheln 
UV  XVIII. ,  Bs  Zollordn. 

MOre"-:  feines  Seidenband.  Zell"  Pur  Moribund 
i"  d'  Zopf.  Stütz.   —   Aus  frz.  moirl. 

Nadel-:  Band  zum  Einstecken  von  Nadeln? 
.Nadelbendli,  brütschli  und  göllerlin  fin,  all  sidin.  als 
wärends  kilchengewand  gsin',  von  Weiberputz.  Salat. 
,Zu  Abstellung  und  Mässigung  der  bisshero  geübten 
überflüssigen  hochzytlichen  Zierden  und  Schmucks, 
so  die  Hochzyter  ihren  Gesponsen  geben  müssen,  es 
syen  guldine  Kettenen,  Hals-  oder  Armbänder,  Ge- 
schmelz  und  Bing,  ganz  silberne,  ganz  ubergülte 
Gürtel,  Bestecke,  Mässer  und  Nadelbender,  köstliche 
Seckel  an  silbernen  Kettelinen,  sydene  Strumpf  und 
derglychen.'  B  Mand.  1628.  S.  noch  Müs  2av  (Sp.  476). 
—    ,Nädle"-Bäu(l]i',  Hofnaine  LSemp. 

Nase"-:  1.  um  die  Nase  gelegtes  Band,  a)  für 
Kälber  (auf  der  Weide);  es  ist  mit  Stacheln  versehen 
und  soll  verhindern,  dass  die  Kuh  das  Kalb  länger 
saugen  lasse  UwE.  (Dan.).  —  b)  für  Hunde  Z  f.  .[Es] 
solle  kein  Hund  ohne  Maulkorb  oder  N.  auf  die  Gassen 
gelassen  [werden].'  Bs  Mand.  1770.  S.  noch  Wasen- 
Meister  (Sp.  535).  ,Er  ist  zahm  geworden  wie  mein 
Hund,  als  er  das  erste  Mal  das  Nasband  trug.'  HPest. 
—  c)  für  Pferde.  1659,  SchwE.  Klosterinv.  (unter  an- 
derm  Pferdegeschirr  aufgezählt).  —  2.  Bestandteil 
eines  Scharfschützen-Stutzens.  ,Ein  N.  8  Btz.'  1821, 
Z  (Verordn.  für  die  Büchsenschmiede).  —  Buch-: 
Leibgurt  GiiPr.  (MKuoni).  —  .Balken-:  securicla, 
subscus.'  Mal.  —  Bind-:  spec.  das  Seil,  womit  der 
Bind-Baum  des  Heuwagens  fest  angezogen  wird,  gew. 
aber  Wellen-Seil  genannt  S.  —  Burdi-:  breites  und 
starkes  Band,  das  Kühen,  um  den  Gebärmuttervorfall 
zu  verhindern,  umgebunden  wird  Schw.  —  Bort-: 
grösserer  Stein,  der  an  den  Kanten  von  Mauern  zum 
Binden  des  Mauerwerks  dient?  Vgl.  Binder.  ,Die 
bartbänder  [,Bortbender.'  1606]  mögent  allweg  ein 
bartband  für  zwen  zylstein  [Grenzstein]  gezellt  wer- 
den und  nit  anders.'  1537,  B  (Zeitschr.  f.  Schweiz.  B. 
XX  b,  63).  ,Ein  bartband  [.Bortband.'  1606]  mag  man 
für  zwen  zylstein  rechnen.'  ebd.  —  Büschel-  Bs 
(Spreng  -ü-),  Büscheli-  AaZ.  :  Wickelband  für  Kinder.  — 
Bü"-:  langes,  zugehauenes  Stück  Bauholz.  ,So  lang 
wie  ein  Bauband.'  Ndw  Volksbl.  1869.  .Baubänder. 
Haghölzer.'  1785,  Ndw.  —  Bride"-:  den  Achsenstock 
umspannendes  eisernes  Band,  durch  das  die  sog.  Briden 
(s.  d.)  festgehalten  werden  TuHw.  —  ,Reb-:  anie- 
rina.'  Ebinger  1438.  —  Rüde"-:  Halsband  für  Hunde. 
.Millus,  rüdenband.'  Ebinger  1438.  Die  Landleute  von 
GT.,  nach  dem  Loskauf  von  dem  Gotteshaus  St  Gallen, 
.gabend  uss  iren  dienern  als  weiblen  und  derglychen 
ire  kleidet  und  farw  . . .  und  ein  wyss  r.  um  den  einen 
ermel.'  HBiill.  1572.   Einem  ein  R.  um  den  Hals  zu  legen 


galt  als  schwere  Schmach.  1505  werden  zwei  Bürger 
von  AaB.  gefänglich  eingezogen,  weil  sie  einem  Bürger 
von  Neuenbürg  ,ein  R.  um  den  Hals  geschlagen'  haben. 
Absch.  III  2,  315;  vgl.  ebd.  321.  Jörg  uf  der  Fluo 
und  sieben  andere  Walliser  sollen  sich  erlaubt  haben, 
.in  der  stadt  Lucern  oder  anderstwo  in  der  Eidgnoss- 
schaft  über  fry  gleit  den  hochwürdigen  und  strengen 
herrn  bischof  von  Vienss  Pyrro  Loy  und  Rockapertin, 
ritter,  Frankrichs  botten,  r.  anzulegen,  das  bisher  und 
ander  derglichen  misshandlungen  nit  gewonliehen  ge- 
brucht  oder  nachgelassen  in  einer  löblichen  Eidgnoss- 
schaft,  söllich  fürnemen  achtende,  als  ob  es  mit  wer- 
ken vollbracht  war.'  1508,  Gfo.;  vgl.  Ansh.  III  40; 
Absch.  III  2,  414/5.  Die  Verwandtschaft  eines  er- 
schlagenen Freiburgers  scheine  durch  das  Blut  des 
Täters  noch  nicht  befriedigt,  sondern  lasse  merken, 
dass  sie  noch  bei  27  von  Genf  verzeichnet  habe,  die  sie 
im  Betretungsfalle  niederwerfen  und  Einigen  ,Riden- 
bänder'  anlegen  wolle.  1533,  Absch.  —  Reif-Bändli: 
=  Band  2  b  8.  .Ausgaben  für  R.  14  ß.'  1787.  ZStdt 
Haushaltungsb.  —  R  üetere"-Band:  =  Band  :.'  b  y 
ÄASiglisd.  —  Ge-süchti-:  B.,  das  der  Kuh  zum 
Schutze  gegen  Krankheiten  umgebunden  wird  und 
umgebunden  bleibt,  bis  es  abfault  BBe.    Vgl.  Bündel. 

—  Sack-:  Schnur  zum  Zubinden  eines  Sackes  S. 
,5  ß  gab  ich  um  Sackband  [an  .Fruchtsäcke'].'  1571, 
ZGrün.  Scherzh.  e"  Mütt  und  's  Sackbang,  12  Knaben 
und  ein  Mädchen.  Schild.  Vgl.  Band  2.  ,Thoman  S.', 
Name  eines  Bauern.  UEckst.  —  Schaub-:  Stroli- 
band.  '.-.•  Wasser  isch  [von  dem  getauchten  Kiltgänger] 
inyi/'laufe"  wie  an  der  Aare,  wenn-men  e"  Buschele" 
Schaubbänder  netzt  und  si  löt  rert rupfe".  BWvss  1863. 

—  Sehnech-:  Bandschleife  an  Schuhen  (ä  la  Louis 
XIV.).  .Schuhband,  sonderlich  die  mit  Spitzen,  [wer- 
den] den  Männern  verboten.'  Z  Mand.  1650.  —  Schaf-: 
Felsband,  auf  dem  man  im  Sommer  Schafe  weiden 
lässt  Ndw.  —  Ge-schirr-:  neben  dem  .Chuchi- 
g'stelb  erwähnt.  1837/8,  Z  Baurechn.  —  Sehöss-: 
Schürzenband  Gr.  Um  's  Seh.  um,  euphemistische 
Bezeichnung  der  Hüftengegend,  im  Munde  der  Frauen. 

—  Schliess-:  1.  Eisenspange  zur  Verbindung  zweier 
rechtwinklig  an  einander  stossender  Eckbalken  B 
(vRütte).  —  2.  an  Blockwänden  der  hölzerne  Riegel, 
der  in  das  eine  Ende  der  Spindien  [durch  zwei  Balken 
hindurch  gehender  grosser  Holzzapfen]  eingezapft  ist 
und  dadurch,  dass  er  die  Spindien  am  Zurückgleiten 
hindert,   die  Balken  zshalten  hilft  BBr.,  Gt.,  Innertk. 

—  3.  am  Deckel  eines  .Troges'  [hölzernen  Koffers] 
befestigte,  bewegliche  eiserne  Spange,  die  in  den  an 
der  einen  Seitenwand  des  Koffers  befindlichen  Schliess- 
kopf  einfällt  und  dadurch  den  Koffer  schliesst  B 
(vRütte).  Syn. Schienggen.  —  4.  selten  auch  die  Rohr- 
schnalle, die  wagrecht  liegende  oder  aufrecht  stellende 
Kaminrohre  in  ihrer  normalen  Stellung  festhält  B 
(vRütte).  —  Schnorre"-,  in  Ztw.  Schnorre*- :  Maul- 
liand,  -korb  für  Tiere,  spec.  Hunde  Ar;  GStdt;  Tu:  Z. 
Nach  einer  ä.  Angabe  (für  GStdt)  ein  in  Leder  ein- 
gefasster  Strick  mit  Malschloss.  Me*  sött-em  e"  Sehn, 
a'lege",  von  einem  Schwätzer.  —  Schwell-:  Quer- 
balken in  einem  Flusse  zum  Schwellen  des  Wassers. 
Vgl.  Fall-Baum  (Sp.  1236).  ,Under  der  Brück  im 
Strodel  von  dem  Schwel-B.  hinweg  bis  zum  Trüllwaag 

|  Wirbel  |  bat  ein  Haufen  Eis  8  Schuh  hoch  sich  ver- 
sandet.' 1788,  ZNiedergl.  —  Seh  wemni  -  Bändli : 
Name   der   liegenden  Balken,    aus    denen    die  Wände 


1833 


Band,  bend,  bind,  bond,  bund 


1334 


eines  .geschwemmten'  Gebäudes  bestehen  UwE.  — 
Stich-Band:  zweite  Pfette  (zw.  der  untersten  am 
Ende  dos  Rafens  und  dem  Firstbaum)  GRüti.  Syn. 
Tach-B.  —  Stüde"-:  1.  biegsamer  Zweig  von  Stan- 
den zum  Anhindon,  Flechten  usw.  (ir1>.,  Pr.,  Seh.  -- 
2.  aus  Stauden  bestehender,  einem  lebendigen  Zaune 
ähnlicher  Streifen  in  Ackern  [und  Wiesen  (iuPr.  — 
Sturm-:  (meist  lederner)  Kiemen,  auch  elastische 
Schnur,  womit  bei  Sturm  die  (militärische)  Kopfbe- 
deckung festgehalten  wird,  wühl  allg.  —  Stirne"-: 
Stirnband  der  Frauen  mit  einem  Kleinod,  das  auf  die 
Mitte  der  Stirn  zu  liegen  kam  Z  (Ende  der  30er  Jahre). 

—  Streck-:  Bestandteil  des  modernen  Pfluges;  s.Bühl. 
IV  117.  —  „Sträle"-:  eine  zuweilen  mächtige,  zu- 
weilen ganz  schmale,  meistens  horizontale  Lage  von 
weissem  Quarz.  Hochgebirge,  bes.  U."   Vgl.  Kristall-B. 

—  Strau"-:  =  Band  2  b  y  AaBIj.  —  Strumpf- 
(Strümpf-  GlH.j  Ndw):  in  GlH.;  LE.;  S;  Ndw;  Z 
Zoll,  meist  dim..  wie  nhd.  I**  ha*  der  Chummer  nie 
über  's  Str.  ufe"  g'lo".  Joach.  1885.  Chäs  [so  zäh], 
wie*  chönnt  Str.  drüs  mache"  ZZoll.;  s.  Hosen -B.  Ib. 
Glaube  und  Brauch.  Wenn  Einem  das  Str.  auf- 
geht, so  denkt  ,Tmd  an  ihn  oder  spricht  von  ihm. 
Rothenbach.  Die  Strumpfbänder  am  Abend  kreuzweis 
auf  den  Tisch  zu  legen,  bewahrt  vor  Krampf.  HZahler 
1898,  sie  rechts  neben  sich  zu  legen,  vor  Behexung 
ZHorg.  —  Tach-:  1.  ( Tach-BändliJ  =•  Büeteren-B.  Aa 
Bb.,  Böttst.,  Hell.,  Oberhofen.  Vilm..  Wegenst.,  Wyl 
(Fri.),  Wyl  bei  Mettau;  BPieterlen;  SGr.  Syn.  Tach- 
Bueten.  ,Nur  daran  merkte  mau  die  unaufgehaltene 
Vergänglichkeit,  dass  Jahr  für  Jahr  die  Dachbänder 
sichtbarer  wurden.'  Gotth.  —  2.  zweite  (GRüti),  dritte 
(BBönigen)  Dachpfette.  —  Deck-Bändli:  =  demVor.  1 
S  (BWyss  1863).  —  Till-Band:  =  Band  2  h  a.  Scnw 
Muo.  Er  ist  eso  grosse'',  das,-er-sic''  underm  T.  muess 
tiieke".  —  Doppele--  s.  Engel-Land  I  (Bd  III  1300). 

—  Dörr-:  hart  werdender  Verband  bei  Beinbrüchen. 
,Des  herten  Dörrbands  nit  mehr  notwendig.'  XVII., 
BArzneib.  Vgl. Türr-band-Pflaster.  —  Trag-:  1.  Trag- 
riemen'Z.  Wenn  nw  die  Hunds  Trägband  nüd  wäri'd! 
ruft  man  neckisch  Jmd  zu,  der  sich  mit  einem  schwe- 
ren Korbe  schleppt  ZS.  —  2.  Tragbalken,  Unterzug 
ÜBwLung.  —  Weiche"- Z  (Jucker),  Weichi-  GaCast., 
Chur,  He.,  Pr.;  Uw;  Z  (Dan.):  Weichenband  der  Män- 
nerhose. .Weichibändli.'  1739/42,  Obw.  —  Wiege"-: 
1.  qner  (z.  T.  kreuzweis)  über  die  Wiege  gespanntes 
Band,  wodurch  die  Decke  festgehalten  und  das  Kind 
am  Herausfallen  verhindert  wird  Bs;  B.  .Bändel- 
schnür, Floretbändel  und  Wiegenband  1  fl.  25  ß.' 
1764,  Z  Haushaltungsb.  —  2.  Band,  das  an  der  Wiege 
befestigt  wird  und  dazu  dient,  dieselbe  auch  aus 
einiger  Entfernung  in  Bewegung  zu  erhalten  B.  Syn. 
Waglen-Schnuer.  Bis  us  der  Liebi  Narre'seil  mi"s 
Schätzli  macht  es  Wiege'band.  Schwz.  Dekl.  — ■  Well-: 
=  B.-Chessi  (Bd  III  519).  JJScbedcbz.  1746.  —  Wilchi-: 
=  Weichen-B.  GrA.,  Gast.,  Klost..  L.,  Rh. 

Wind-:  Halsband  für  Hunde.  .Armillati  canes, 
die  windband  anhabend.'  Fris.    -    Amhd.   urintbant. 

Winkel-:  rechtwinklig  in  seiner  Ebene  umge- 
bogenes Eisenband  an  Fenstern,  Türen,  am  einen 
Ende  mit  einer  Öse  versehen  Z. 

..Warm-:  Breiunischlag,  Kataplasma  Scaw."  — 
warm-banden:  „Breiumschläge  machen"  Schw.  ,Den 
ganzen  Tag  auf  dem  Eissen  gewarmbandet.'  DKvn 
1855. 


Wasser-:  wohl  Moire-Band;  vgl.  Mören-B.  .Ein 
W.  für  ein  Haarschnur,  es  schwänzet  immer  auf  die 
Schuh.-  Lied  von  Kleiderpracht.  —  Zug-  s.  Gharr- 
Han(w)en  Bd  11  1813.  —  Zer-:  Zugpflaster  aus  Harz, 
rotem  Sandelholz,  Weinhefe,  Branntwein   Z. 

bände"  I:  1.  Weidenzweige  zu  Bändern  (siehe 
Huml  2  b)  schneiden  Bs;  GiiHe. ;  ZDättl.  Mer  sind 
hüt  g'si*  go*  b.  1)'  Zeine»machcr  händ  bi  der  Zoll- 
brwjg 'bandet  GnHe.  S.  noch  Feinen  (Bd  1  822).  Auch 
übertr. :  Gang  go"  b.'.  =  gang  go"  Band  kaufen!  (Sp. 
1324)  Bs.  —  2.  Reben  mit  Weidenzweigen  an  ein  Ge- 
länder heften ;  wird  Stroh  dazu  verwendet,  nennt  man 
den  Vorgang  binden  Bs  (Spreng). 

stock-:  die  Streckbögen  (s.  Sp.  1068)  an  den  Reh- 
pfahl binden   ZB. 

bandig:  mit  dem  unter  Band  4  d$  beschriebenen 
Fehler  behaftet,  vom  Gewebe.  HDolder  1851,  19. 

Bandi"g  I  f.:  coli.,  was  zum  Binden  dient,  a)  die 
Riemen  und  Stricke,  welche  zu  einem  Handschlitten 
gehören  GT.,  Ketten  und  Bänder  an  Fuhrwerken  Gl. 
—  b)  PI.  Bandege",  BaiuLgli,  die  Ketten  oder  Stricke 
zum  Anbinden  der  Ziegen  Schw.  Mer  Geiss  weder  Ban- 
dage", sprw.,  nach  aussen  viel  Aufwand  und  zu  Hause 
Armut,  mehr  Stolz  als  Reichtum  Schw  (Schelbert). 

Ge-bänd  n.:  coli.  1.  (seidene)  Bänder  zur  Kopf- 
tracht des  weiblichen  Geschlechts,  bzw.  diese  selbst. 
,Um  swa  für  man  dekeiner  stacht  gebende  verkouffet, 
es  syn  sleyer  oder  tünne  tuoch  ald  houptuoch  oder 
sweler  leije  gebende  es  danne  ist,  und  bristet  dem 
gebende  der  lengi  oder  der  breiti  umb  ein  vierden  teil 
einer  eine  und  mere,  das  gebende  alles  sol  man  en- 
mitten  durch  den  grat  zersniden.'  1336,  Z  Stadtb.  I  85. 
,Sol  nieman  enkein  rouwes  noch  ungebleichtes  noch 
unbereites  gebende  kouffen  noch  verkouffen,  weder 
sleyer  noch  houptuoch  noch  tünne  stucke,  an  allein 
das  gebende,  das  man  gewonlich  rotes  hinnan  füeret.' 
ebd.  ,Were  das  ieman  Zürich  unusbereit  gebende 
koufte  in  ir  hüsern  oder  anderswa,  daz  nicht  bereit 
were,  als  es  danne  wesen  sol,  der  git  von  iedem 
sleyer  V  ß  ze  buosse.'  ebd.  S.  auch  in-binden,  ge- 
bund,  ge-bündig.  Das  Pestilenzweib  war  ,wüst  be- 
cleidet  mit  eim  heidischen  gebend  umb  das  haupt.' 
DScuilling  1484.  ,Wenn  die  Töchtern  von  ihrer 
Mutter  gelassenen  Kleider,  Gebänd  oder  Kleinod  einen 
Vorteil  habend.'  1617,  TiiDiess.  Erbrecht.  , Kleider, 
Kleinoter,  Gesteücht,  Gependt  [der  Braut].'  1655,  G 
Urk.  —  2.  im  menschlichen  Körper  (i.  S.  v.  Band  2  f). 
,So  die  gebänd  und  haftung  der  bärmutter  nachlassend, 
erlamend  und  unkreftig  werdend.'  Ruep  1554. 

Bändel  m.,  Dim.  Bändeli:  1.  a)  schmales  ge- 
wobenes Band  zum  Binden  (auch  zum  Einfassen), 
meist  von  Seide  oder  Baumwolle,  insbes.  als  Bestand- 
teil des  weiblichen  Putzes  AaF.,  Fri.;  Bs;  B;  Gr; 
SG. ;  Th;  Z.  Vgl.  B.-Schntier.  Die  hat  schön  B.  a" 
der  Chappe'!  ZDättl.  Bindeli,  Bändeli  wend  si  [die 
Weiber]  ha*.  Ineichen  1859;  ähnlich  Uw  Wildma""  75. 
Vgl.  noch  B.-Gumper  (Bd  II  314).  -Jud  (Bd  III  13), 
-Läufer  (ebd.  1147),  -Miili  (Sp.  190),  -Bock,  -Werch. 
,[N.  N.]  hat  ein  bändel  ab  siner  schuben  gerissen  und 
sich  damit  gehänkt.'  Ansb.  .[Höflichkeit]  stat  dir  au 
wie  einer  suw  der  bendel.'  HBcll.  1532  (gegen  Hs 
Salat);  nach  Sprüche  XI  22.  ,Ee  die  silbrin  schnuor 
zerreisse  und  der  guldin  bendel  zerbreche.'  1560,  Pre- 
diger.    .Lemnisci,    bendel    an    den    krenzen.'    Fris. 


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Band,  bend,  bind,  hond,  bund 


IM  ;c, 


.Bendel,  kölnisch  5  pfd.'  1571,  Z  [nv.  .Binde  mit 
einem  B.  zusammen.'  FWürz  1634.  .Diesen  Teig  solt 
tlu  um  einen  leinen  oder  seiden  Bendel  wicklen  und 
walen  auf  einem  zinnern  Teller.'  ebd.  .Atlis-Bäudeli 
18  Ell  48  ß  einem  Saffoyer  Kramer.-  1G9U,  Zubeks 
Tageb.  .1705  wurde  befohlen,  dass  die  Spitzli,  Schnür 
und  Bändeli  sowohl  von  den  alten  als  neuen  Kleidern 
bis  Mittfasten  abgetan  werden.'  Obw  Volksfr.  , Käpp- 
iein von  Sanimet,  jedoch  ohne  Überfluss  an  Bändelein 
und  ohne  Kosen.'  Zg  Ref.  1723.  ,B.,  Nestelschwänz 
[an  einem  Hanf-Löli  Bd  III  1261].'  Sintemal  1759. 
S.  noch  Här-Bcmd  Id.  —  b)  als  jungfräuliche  Kopf- 
tracht. Vgl.  Hür-Band.  ,Geri  Metz  Grefinen  liu.sfr.niw 
sprach  zuo  Katlierineii  von  Horouw:  du  bierenwerdige 
böse  frouw  und  böse  huor!  und  sluog  si  und  machte 
si  bluotrüss,  und  nani  ir  iren  bendel  und  warf  ir  den 
in  das  bacht.'  1402,  L  Ratsprot.  .Doppelter  Bendel-, 
turmartige  Kopfbedeekung,  an  Hochzeiten  oder  ,Kind- 
hebeten'  getragen,  aus  zwei  über  einander  gestellten 
.Jungfrauen-Bändeln'  (s.  d.)  bestehend;  1636  verboten. 
Bs  Jahrb.  1897,  168.  —  2.  a)  Schnur  GG.  Seiden- 
schnur, die  vom  Baldachin  herunterhängt:  .Vormals 
haben  die  Ratsherren  [von  S]  am  Lieberherrgottstag 
[bei  der  Prozession]  den  Bendel  getragen,  heutzutag 
aber  gehen  nicht  einmal  mehr  die  Gemeindräte  zu  St 
Ursen  in  die  Pfarrmesse.'  Postheiri  1872.  —  h)  kurzer 
Packfaden  BGadm.  —  c)  Schuhriemen  B;  Z.  Der  B. 
ist-mer  ufg'gange".  —  d)  Schnur  zum  Zubinden  eines 
Sackes.  De"  Hack  am  B.  ha",  über  Etw.  Gewalt  haben 
S  (Schild).  De-  Sack  und  de"  B.,  Alles  GRh.  Potz 
Sack  und  BA  enphem.  Entstellung  aus  potz  Sakerment 
GitSchiers  (MKuoni);  GRh.,  Sa.  Iez  füert  t"  prächtig' 
nöüi  Strouss  Wh»,  potz  Sagg  und  Bindel,  das  tvett-i'* 
meine"!  Albr.  1888.  (Potz  tüsig)  Sack  am  B.  L  (In- 
eichen); S  (Postheiri).  Aus  Diesem  und  Spitz-Bueb 
eontaminiert  die  scherzh.  Bezeichnung:  Du  bisch  e* 
Spitz  am  B.,  ein  Spitzbube  B  (Zyro).  —  3.  streifen- 
förmiger Ansatz  an  Kleidungsstücken,  a)  =  Weichen- 
Band.  .Der  oberste  Umfang  der  Schwinghosen  wird 
der  Hosengurt  (B.)  genannt.'  RSchXrer  1864.  .Zwei 
lederne  Riemen  an  .durchgängigen  Knöpfen  hielten 
die  fast  unhaltbaren  Hosen  beim  B.  mit  himmelblauen 
Schnürlein  nur  nachlässig  vereint.'  üw  Gem.  44.  Hie- 
her die  RA.  unter  Juppen  (Bd  III  54/5);  doch  vgl. 
Hosen-Bändel  .1  a.  —  b)  Hemdkragen,  , Vatermörder' 
Aa  (Rochh.);  GlH. ;  L;  Zg.  Syn.  Brlsli.  .Mein  erster 
Bewohner  war  besonders  taub  über  den  B.  [und  meinte]. 
man  solle  die  Hömlikragen  an  das  Halstuch  befestigen 
oder  den  B.  souverain  erklären,  unabhängig  vom  Hömli 
und  nach  dem  Kopf  der  Herren  richten,  die  ihn  tragen 
müssen,  nicht  nach  dem  Eigensinn  einer  Näherin.' 
Elsen.  Zg  Kai.  1883.  —  c)  Kragen  an  Rock  oder  Weste 
Ndw.  —  d)  Aufschlag  am  untern  Ende  eines  Weiber- 
rockes Ndw.  —  4.  in  einigen  RAA.  Ein  am  B.  (auch 
wie  am  11.  Bs)  (ume")  füere"  1)  ganz  nach  seinem 
Willen  leiten  Bs;  B;  Th.  Die  Fraue"zimmer  füere'd 
iri  Manne'  öppe*  noch  am  B.  Scuwzd.  (Th).  —  2)  am 
Narrenseil  herum  führen,  hintergehen  AaWoIiI.;  Bs. 
Bwi  bim  B.  ne>,  packen  ScnSt.  (Sulger).  Einen  am  B. 
ha"  l)'pers.,  „Einen  gängeln  nach  Willkür",  völlig 
beherrschen  Aa;  Bs;  B;  Gl;  Th;  Z.  Vgl.  am  Grünten 
hau  (Bd  II  383).  [Mutter  und  Abt  haben  den  alten 
Grafen]  so  tarn  gemacht,  dass-se-ne"  schliessleeh  ganz 
am  B.  g'ha"  hend.  Schwzd.  De  denkst  e"  /.Uli  dra". 
icie-n-v''  dich  heig  am  B.  g'ha".    sag!    der   Winter   zu 


dem  ihn  bekämpfenden  Februar,  ebd.  Spec.  ?on  den 
Beziehungen  beider  Geschlechter.  Mit  Keim  lät  es 
[die  Kellnerin]  sech  l"  und  het-sc  doch  Alli  am  II. 
OvGreyerz  1898.  Die  Mt-eti  recht  am  1!.'.  er  ist  ganz 
vernarrt  in  sie  B.  Pressiert  ys-der  denn  eso  tf  hüräte", 
dass  d'  grad  Zice  am  B.  häslY  Jos.Allensi-acii  1897. 
,Das  Bäbeli  werde  frohlocken,  dass  es  wieder  Einen 
am  B.  habe,  der  es  aus  der  Verlegenheit  erlöse.' 
Breitenst.  1800.  Mit  weibl.  übj.  Eini  am  B.  ha", 
eine  Liebschaft  haben  Aa;  Bs;  '/..  S.  noch  Bändeli- 
Macher  (Sp.  53).  --  2)  unpers.  's  hät-en  am  B.  = 
's  hät-en  am  Frack  (s.  Bd  I  1294)  Tu;  Z.  lezt  hed 
's-en  recht  amB.:  De'  lud  iezt  en  verfluechte"  Busch. 
Wolf,  Rel.  Gespr.  Oppis  am  B.  ha",  immer  mit  sich 
führen,  spec.  immer  wieder  vorbringen  Z.  De'  hat 
iez  Das  awh  am  B.l  Ab  ''ein  B.  st"  s.  Bd  I  27  o. 
Eim  uf  ■'cm  B.  si",  im  Wege  sein  GrV.  Gang-mer 
cum,  B.!  aus  dem  Wege.  ebd.  —  5.  riemenartiges 
Stück,  in  dgl.  das  zum  Dörren  bestimmte  Fleisch  -zer- 
schnitten wird  GRh.  Syn.  Binden.  —  6.  (Bändeli) 
Pflanzenname,  =  Juden-Band  L;  Z. 

Mild,  bendel.  Zum  ganzen  Alt.  und  Jen  folgenden  Zsseu 
vgl.  Nestel  and  Zssen  (Sp.  sii  tt.i.  Die  RAA.  unter  1  kuii- 
pfen  t«.  an  3  a  an  (vgl.  u.im.  Boten-Bändel  -s  '•),  tw.  scheinen 
sie  von  einer  Bed.  .Gängelband-  auszugehen.  .Im  Bendel', 
Ortsu.    GT.      Bendelra;   Fluni.   ZSth. 

Ver-Uändel:  Einfassung.  S.  Gassägen  2  iBd  111 
500).  —  i"-fass-:    Band    zum    Einfassen    S;    Th;  Z. 

—  Flasch-  Bäudcli:  Gummibändchen  ZNer.,  O.  - 
Jung  -  frau"en  -  Bändel :  jungfräuliche  Kopfbe- 
deckung, an  Hochzeiten  oder  .Kindhebeten'  getragen. 
Syn.  Porten- Zier.  ,Um  das  jugendliche  Köpfchen  wurde 
zuerst  eine  dick  wattierte,  mit  bunter  gestreifter  Seide 
überzogene  Kapotte  gelegt  und  darüber  dann  ein  Ge- 
bilde gestülpt,  welches  einem  ziemlich  hohen,  runden 
Körbchen  ohne  Boden  auffallend  ähnelt.  Dieses  Ge- 
bilde. J.  genannt,  konnte  einem  Verschwender  Anlass 
zu  den  tollsten  Ausschreitungen  geben.  Die  Kopf- 
bedeckung war  nämlich  über  und  über  mit  Goldstoff 
bedeckt,  mit  goldenen  Borden  benäht  und  mit  Perlen 
bestickt;  das  Einhorn,  das  Symbol  der  Keuschheit, 
war  ein  in  diesen  Stickereien  oft  wiederkehrendes 
Motiv.  1636  musste  der  Rat  den  Bürgern  verbieten, 
für  ihrer  Töchter  J.  mehr  denn  200  Pfund  auszu- 
geben.' Bs  Jahrb.  1897.  Vgl.  Schäppeli.  —  Hals-: 
1.  =  Goller  1  b  (Bd  II  218)  Gl;  GrV.;  Ndw;  Zg.  I* 
gl&mige*  Stiften  und  Bocken,  i"  höche"  Halsbändlen 
und  Side'hüete".  Gl  Volksgespr.  1SMI.  —  2.  =  Goller  la 
Ndw.  —  RemAli-  (Hemli-  UwE.;  ZHirz.,  Hemplis-  GA., 
Hemlis-,  Hömlis-  B;  LStdt;  Schw;  Zg):  Hemdkragen. 
Der  H.  stöd-em  chrumm  L.  —  Hannes-:  =  Hals-B.  1 
SchwE.  Der  Maller  zerrt  am  11.  ume".  MLlENERT. 
Ei's  Gloria  uf  's  ander  hinter  <'e"  H.  abe'schüttc". 
ebd.  —  .Haupt-:  rediuüculum.-  Fris.;  Mal.  —  Hai-: 
1.  in  die  Zöpfe  eingefloehtenes  Band,  das  auch  noch 
dazu  dient,  die  Zöpfe  am  untern  Ende  zszuhalten  B; 
ZStdt.    Syn.  Hur-Schnuer.    Vgl.  B.-Här  (Bd  II  1508). 

—  2.  =  Bär-Band  1  b  Tu;  ZSth. 

Herz-:  pericardiuin.  .Assiduis  lamentationibiis 
everberata  vitalia.  der  herzbendel  ist  von  stätem 
heulen  zerbrochen.'  Denzl.  1677;  1716.  —  Vgl.  Gr. 
WB.   IV  -2.    1285;   Fr.   Ztschr.    VII    299, 

Hose"-:  1.  a)  =  H.-Band  I  a.  .Die  Weiber  [von 
Genf]  haben  mit  ihren  Gürteln  und  Hosenbändeln  das 
Bildniss    V.  1.  Frauen    und    anderer   durch    die    Stadt 


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Band,  bend,  bind,  bond,  bund 


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geschleift.1  1535  Vbscb  b)  =  H.-Band  1  b.  Vgl. 
Nestel  2b.  ,Ein  bekannter  Reisläufer  and  Verschwen- 
der gab  in  kurzer  Zeit  100  Pfund  nur  für  II.  aus.- 
1512,  Schhidlin  1895.  ,Es  ist  och  abgestrickt  und 
rerbotten,  das  kainer  mer  so  kostlich  von  siden  etc. 
hosseubendel  tragen  soll.-  Kessl.  ,[Er]  war  also  zer- 
stossen  am  Angesicht,  das»  er  nirgendan  dann  an 
einem  leibfarben  seiden  Hosenbendel  kondte  erkennt 
werden/  JGross  1624.  .1  >ie  beide  Schindlen,  die  an 
den  .Seiten  am  Knie  stellen,  sollen  mehr  dann  ein 
Zweit  liliand  über  die  Knie-  oder  H.  herab  gehen.' 
PWürz  1634.  S.  noch  Galgen  (Bd  II  230).  —  2.  Schnur 
von  blauem  oder  rotem  Leder,  womit  die  sogenannten 
Pluderhosen  vorn  unter  dein  Xabel  iisgeschnürt  wer- 
den, wobei  die  Enden  als  Zierden  weit  hinunterhangen 
Aa.  —  3.  a)  „Hosengurt-  BHk.;  Schw;  (lt  St.1')  <Jr; 
L;  '/■<;.  Ume'laufe*  mit  de*  Narre"  chönni*d-mer  da** 
Tag  und  Nacht,  bis  der  IL  chraeht.  Trynkr  1840.  — 
b)  =  H.-Band  S  Aa;  Gl;  SL.;  Uw.  „Hoseubund.  allg." 
.Hemden,  die  dein  Besitzer  nur  bis  zum  H.  reichten.' 
Xnw  Kai.  1899.  Ein  am  H.  ne",  packen,  um  ihn  zu 
Boden  zu  werfen  oder  übh.  zu  züchtigen  Aa.  Es  het-en 
am  H.  =  es  het-en  am  Bändel  (s.  Bändel  i),  spec.  von 
einem  gefährlich  Erkrankten  Aa.  —  4.  äusserst  ge- 
ringer, zäher  Käse  (den  man  wie  einen  H.  auseinander 
ziehen  kann);  vgl.  H.-Band  Ib.  Syn.  H.-Bündel.  De'' 
Biübeck-Rüedel  hat  in'n  viersger  Jöre"  es  Tavereli  ue'tö" 
und  a'g'fange*  wirtc"  mit  Auge'vertvtUcr  vom  Se,  mit 
Bräu:  und  Holzöpfelmost  und  mit  H.  vom  Sann  «" 
da-  Hulftegg.  3  Sehh  1  8il4 .  —  H  o  s  e u  -  b  ä  n  d  1  e  r :  =  H.- 
Bändel  4  Aa;  Z.  Syu.  H.-Bündler.  —  Chöltsch- 
Bändel:  von  den  Bauern weibern  selbst  verfertigte, 
nestelartige  Schnur  Xdw.  ,Galuna  und  Kelschbändel 
[an  Kleidern]  müssen  nicht  beseitigt  werden.'  Obw 
Vrolksfr.  —  Mode°-Bändeli:  ein  Heilkraut  SchwMuo. 
Me"  brückt  's  füv  hitzig  Chrankete*,  für  's  Nerve*- 
lieber,  me"  macht  auch  The  vo"  de"  Würze".  —  Mül- 
Bändel:  die  Lippen  AAGontenschw.,  Muhen, Ruedert., 
Safenw.,  Schöftland.  En  wisse*  M.  ha",  von  einem 
Bleichsüchtigen.  En  verbrennte"  M.  ha",  (in  Folge 
von  Kälte  usw.)  aufgesprungene  Lippen.  Er  het  wider 
en  schöne"  31. ,  er  ist  dreckig  um  de"  M.  ume",  sagt 
man,  wenn  Einer  an  oder  um  die  Lippen  Spuren  des 
Genossenen  trägt.  —  Nidle"-:  Haut  auf  der  Milch 
BHa.  —  Bind-:  Band  zum  Binden  an  Schürze,  Unter- 
rock udgl..  im  Gegs.  zu  den  Bändern,  die  zum  Ein- 
fassen dienen  Bs.  —  , Brust-:  brustriem,  strophium.' 
Mal.  —  Brut-:  „rote  oder  schwarze  Zotten,  die  unten 
am  bräutlichen  Kranz  fBörtli)  eines  Bauernmädchens 
um  den  Kopf  herabhängen  L;  Zg."  .Mit  den  flattern- 
den Brautbändeln  wird  das  Schäppeli  oder  Börtli  un- 
term Kinn  geknüpft'  Aa  (Rochh.).  —  Rock-:  Bund 
am  Weiberrocke,  in  den  das  gefaltete  Jüppentuch 
eingenäht  wird  Ndw.  —  Sehäube"-:  Bund  an  der 
Schürze  Ndw.  —  Schueh-:  Schuhband  Bs;  Th;  Z; 
in  UwE.  nur  das  gewobene,  das  lederne  heisst  Schueh- 
Nestel.  —  Schurz-:  =  Schäuben-B.  Ubertr.:  Es  -<;/ 
nit  Jedem  g'ge",  der  ganz  Tag  z'  waschle*  u»d  jedem 
Seh.  der  Hof  z'  mache».  B  Bauernkalender  1889.  - 
Schöss-:  1.  (Sehösse*-B.J  Schürzenband  ApK..  M. 
-  2.  in  Schmalz  gebackene  Mehlspeise  GrPi\  ;  s. 
Alpenp.  ¥11^191  b.  —  Schwarz-  s.  Schw.-Hoh  (Bd 
•II  1256).  — '  Sturin-Bändeli:  elastische  Hutschnur 
B.  Vgl.  St.'-Band.  —  Strumpf- Bändel:  Strumpf- 
band AaF.,  Ke.;  Ar;  Bs;  Th;  UwE.  (Strümpf-B.j;  Z. 


Strumpf-bändler:  kahniger  Wein,  vinum  pen- 
duluni    Aa. 

V  u  r-t  uec  h  -  Fürt.-  Bändel:  Schürzenband  Bs;  B. 
Der  Marter  'ii/i  ]'.  hange",  sich  nicht  in  die  Ferne 
wagen  Ü.  Weiche"-  Bs;  ScuSchl. ;  Z.  Weiehi- 
Blfa. ;  SThierst.:=  W.-Band.  .Während  des  Tribu- 
lierens  und  Mahnens  zum  Essen  hat  wohl  Mancher 
im  Geheimen  unter  dem  Tische  e"  Chnopf  üs'tö*  am 
W.  für  :'  probiere',  eb  's  imeU  Öppis  verlide"  mag.' 
Seilkr.  —  Ge-wunder-,  .Am  G.  gedachte  Lisi  ihn 
dann  etwelche  Zeit  herumzuzerren.'  Gönn.  Vgl. 
Bändel  i.  —  Würg-:  Band  zum  Unterbinden  der 
Pulsadern.  S.  hart  1  a  (Bd  II  1642).  —  Zupfe"-: 
Band,  mit  dem  der  Zopf  unten  zsgehalten  wird  BsStdt. 

bänd(e)le":  (bändele)  die  Bänder  frei  herunter- 
hängen lassen  B. 

a"-bändleu  (in  Scüßams.  -bandle*):  wie  uhd.  Aa: 

Bs;  B;  Sch;  Th;  Z.  , [Der  Erzähler]  war  in  der  Stim- 
mung, mit  einem  Gotthardsoldaten  anzubändeln  [um 
ihn  über  allerlei  auszufragen].'  B  Hist.  Kai.  1898. 
Spec.  ein  Liebesverhältniss  anknüpfen.  Wen»  der 
Christeli  nur  kätt  welle",  so  irurd  ml"  Zisi  auch  mit-cm 
a*'bändlet  ha*.  Schwzd.  (Bs).  ,Das  Röseli  mag  jeden 
Buben,  den  es  sieht,  anlachen,  mag  mit  jedem  an- 
bändeln und  ein  Geschleipf  haben,  niemand  hat  etwas 
dagegen.'  vAlmen  1897. 

i"-:  1.  mit  Bändern  einfassen  AaZ.  ;  Bs;  S.  D' 
Chnopflöcher  si"  extra  noch  i*'bändlct,  ''ass  si  nit  «s- 
risse".  Hadsfrd  (S).  —  2.  =  in-fäschen  (Bd  I  1097)  Aa. 

—  I"-bäudli',g  f.:  , bunter  Jüppensaum'  Aa  (Rochh.). 
ver-:  \.  =  iit-bäudlen  1  Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  Th; 

Uw;  Zg;  Z.  En  Rock,  Schueh  e.  Spöttisch  heisst  es 
von  sitzen  gebliebenen  alten  Jungfern,  sie  müssten  zur 
Strafe  d'  Ri-brugg  v.  Bs;  vgl.  LTobler,  Kl.  Sehr.  136. 
.Gerigne.  verbändlete,  wite  und  ussgschnittne  hemder' 
tadelt  Ansh.  an  der  Tracht  des  XVI.  S.  noch  Gallün 
(Bd  II  207).  Übertr.,  rot  verbändleti  Äuge",  rot  ge- 
ränderte, verweinte  B.  —  2.  a)  beim  Tanze  sitzen 
bleiben  AAÄarb.;  B;  S.  Ich  säge"-der,  emel  die  halbe" 
Döchtere*  hei"  gester  müesse*  v.  B.  E"  Rätsherre"- 
t achter,  die  öppe*  d'  Nase"  e"  chlei"  grösser  hätti  oder 
d'  Taille"  nit  so  elegant  wie  die  andere",  riskierti  noch 
mir  nüt  dir  nüt  e"  halben  Abe"1  z'  v.  B  Tasehenb. 
1881.  Die  zweu  Töchtere",  die  gar  nit  stolz  g'sl"  si", 
hei*  au"''  keinem  Hinab  ne*  Tanz  abg'schlage*  und  hei" 
drum  auch  nie  brücke"  z'  v.  JHofst.  1865.  Ei/ii  r. 
lä",  beim  Tanze  sitzen  lassen  B.  —  b)  die  sitzen  ge- 
bliebenen   Damen    zum  Tanze   abholen    Z  (LTobler). 

—  3.  a)  eine  Nach-,  Schlussfeier  abhalten  und  sich 
an  der  Erinnerung  des  Erlebten  ergötzen,  Dieses  kri- 
tisieren Gl.  Es  wird  iez  noch  verhandlet.  —  b)  nach- 
träglich noch  sich  in  Gedanken  mit  Etwas  beschäf- 
tigen, innerlich  damit  fertig  werden  Gl.  Ic*  mues'-es 
nu'ch  v.,  darüber  nochmals  nachdenken.  Ic*  cha""  's 
nüd  v.,  komme  nicht  darüber  weg,  muss  immer  noch 
daran  denken;  von  etwas  Unangenehmem.  —  4.  Einen 
(auf  raffinierte  Weise)  zum  Besten,  zum  Narren  halten, 
hintergehen  Aa;  BE.,  Kirchb.,  O.,  Sis. ;  L;  SchwMuo. ; 
UwE.;  Zg.  Gel',  si  händ-di'*  schön  verbändlet!  Er 
hed-is  welle"  v.,  aber  es  hed-em  g'schlungge"  SchwMuo. 
.Unterdessen  redete  fast  Alles  von  dem  Ludi,  wie  der 
den  Pfarrer  versackuhre,  versohle,  verbendle.'  Herzog 
1863.  .[Lenenberger]  lässt  sich  sowohl  beim  Rat  als 
beir  Tat   v.'    Hausfru  (BE.J.     Bes.    häufig   vom  Ehe- 


1339 


Band,  bend.  bind,  bond,  bund 


1340 


mann  gegenüber  der  Ehefrau  Aa;  B.  St  hed-sich  lo" 
v.  rtin-em.  —  5.  Ptc.  verhandlet,  sehr  Ar.  Er  ist  v. 
höbseh.  —  Ver-bändlete"  f.:  Einfassang  (der 
Schuhe)  SThierst.  —  Ver-biind  li"g  f.:  Einfassung 
(an  Kleidern,  Schuhen)  Gl. 

Bei  -J  ist  wohl  urspr.  das  Obj.  .Tanzboden'  zu  ergänzen, 
Mini  das  W.  bedeutet  sonach  eig.  ,ilcu  Tanzboden  einfassen, 
einsäumen.'  :j  hat  mit  1  den  Begriff  ,den  Abschluss,  den 
letzten  Schliff  geben'  gemeinsam.  Zu  l  vgl.  das  syn.  ver- 
söhn, "i  beruht  auf  einer  ähnlichen  Verallgemeinerung  nie  3: 
vertändlet   eig.  =  vollendet,   perfekt. 

Bande  ler:  wer  mit  Bändern  handelt  B. 

.Bender:  Kurier,  vietor.'  Dbnzl.   1077;  17 l'J. 

Bändele":  =  Band  3  a  GSa. 

v  e  r  -  b  ä  n  d  e  r  e u :  =  ccr-bändlen  1.  .Lieschen  grübelte 
nach,  wo  es  das  Geschenk  [einen  Blumentopf]  auf- 
stellen wollte,  denn  es  hatte  das  Fenster  schon  ganz 
verbändert  [mit  andern  Blumen  gleichsam  schon  ganz 
eingefasst].'  Hausfrd  (B). 

bänderig:  gelenksteif.  z.B.  von  Ziegen  GrPi\ 
Vgl.  Band  3  f. 

( i'liue-)Bänderi°g  f.:  Darmgicht,  Kolik  „Ar;" 
GKh.  —  Der  Name  „daher,  weil  die  Leute  wähnen,  die  Ge- 
därme werden  den  Tieren  bei  der  Kolik  wie  durch  Bänder 
vom    Krampte  zsgeschniirt. " 

bänderle",  p-  (Ptc.  gebänderlet,  'b-):  mit  kurzen, 
schnellen  Schritten  gehen,  trippeln,  zunächst  von  Kin- 
dern, die  zu  gehen  anfangen,  dann  auch  von  Erwach- 
senen; hastig  gehen  übh.  Gr„A.,"  oHe.,  Ig.,  Pr.  Es 
bänderlet  albig  umc(r).  Das  Mändli  ist  g'wiiss  zehe" 
Mal  an  eim  Tay  in  si"  Bängertli  nffi"  'bänderlet. 

Tsch.  schreibt  den  Voe.  mit  e  und  a.  Urspr.  wurde  das 
W.  wohl  von  Kindern  gebraucht,  die  am  Gäugelbande  gehen. 
Viell.  aber  gehört  es  gar  nicht  in  diesen  Zshang,  sonderu 
ist  auf  lautlichem  Wege  aus  dem  syn.  bewerten  entwickelt, 
das  zunächst  mit  hervortretendem  Gleitlaut  zu  beimlerlen 
wurde,  worauf  vor  der  Doppelconsonanz  Reduktion  des  ei 
zu  e-  eintrat. 

ver-:  davon-,  weglaufen  GaSeew.  Bas  Chind  si 
uso  verbänderlet.  Tscu. 

Bänder li,  P-  m. :  Einer,  der  bänderlet  GRHe. 

bändig:  1.  fromm,  von  Pferden  GrKIi.  —  2.  übh. 
lenksam,  zahm.  .Denimen,  zam  und  bendig  machen. 
domare.'  Mal.  ,[Der  Esel]  der  bendiger  und  zu  zäm- 
men  leichtlicher.'  Tierb.  1563.  ,B.,  doiuitu  facilis.1 
Denzl.  1677;  1716.  .Zahm  und  b.  machen  [einen 
grausamen  Menschen].'  Sebast.  1730.  S.  noch  gämme- 
lich  (Bd  II  298),  heimlich  (ebd.  1287). 

Mlid.  bendec,  durch  die  Koppel  festgehalten,  von  Hunden. 
Im   Übrigen  s.    Anm.   zu   bannig. 

ein-:  =  ein-halb  1  (Bd  II  1167),  vom  Verwandt- 
schaftsverhältniss.  ,Die  nur  einbändige  Geschwü- 
sterigte  sind,  [sollen]  den  Abgestorbenen  auch  mit 
seinen  zweibändigen  Geschwüsterigten  erben.'  Sch 
Stadtr.  171-1.  .Wenn  eine  Person  verstirbet  ohne  rechte 
(zweibändige)  Geschwistrige,  hinterlasst  aber  Stief- 
geschwistrige  (einbändige),  so  erben  Diese.'  1787,  Z 
Kheinau  Erbr.  :  Vgl.  noch  Ztschr.  f.  schwz.  B.  I  c  41 
(1717,  Th);  XXV  311  (1784,  Gr);  ferner  Band  6. 

u(n)-,  in  aScHW;  Ndw  -pändig:  1.  halsstarrig, 
störrisch,  wild,  von  Menschen  und  Tieren  ÄADegerf., 
oEnd.  Unbequem,  von  Personen  BHa.  —  2.  gewaltig 
gross  Aa;  Ndw.  Das  ist  en  u-er  Baim  Ndw.  Als  Stei- 
gerungsadv.: überaus,  sehr  Bs;  Soiiw;  Ndw.  Das  ist 
en  U.   böse''  Biirb.     -    Mild,    unbenda        Vgl.    un-bänniy. 


für -bannig,  -bennig:  1.  körperlich  sich  rasch  ent- 
wickelnd (und  darin  Andere  übertreffend),  von  Kin- 
dern und  jungen  Tieren  Gk.  —  2.  lebhaft,  Hink,  behend 
in  der  Verrichtung  von  Geschäften  Gr.  Auch  (allzu) 
eilfertig,  voreilig:  Wcnn-e'h-ne"  |den  Hennen]  d' 
Fechte"  g'stumpet  ha",  se  sind -sch'  nütnme*  se  f. 
MKuoni  (GrPi-.).  —  3.  in  Bez.  auf  geistiges  Wachs- 
tum, rasch  fortschreitend,  vorgeruckt  Gr. 

Kig.  wohl  das,  was  aus  dem  Baude  hervorragt,  das  Band 
sprengt.  Vgl.  für-h'ändiij.  Auffällig  ist  allerdings  das  durch- 
gebende  -tm-   für  -ii>l-. 

hart-bändig:  schwer  zu  bändigen.  Ansh. 

dürch-:  adj.  und  adv.,  durchgehend  GT.  —  Abi. 
vou  (/«,«''  Sanol  (s.   Band  S  I). 

zwei-:  von  Geschwistern,  die  den  gleichen  Vater 
und  die  gleiche  Mutter  haben;  vgl.  ein-b.  .Zweibän- 
dige oder  vollbürtige  Geschwisterte.'  1717,  Th. 

bändle":  Weidenbänder  je  nach  der  Dicke  in 
2-4  Teile  spalten  THSteckb. 

für-bändrig  -e- :  =  für-bändig  GrD. 

Kunter-,  Kunder-Band  GRSeew.;  LE.;  S  (in.); 
UwE.,  Chunter-Bande'  f.  S:  Contrebande.  K.  dribe" 
Bs;  S.  Der  Kunderbang,  das  het  Gehl  g'ge".  Schild 
1873.  Übh.  etw.  Verbotenes:  Mage'wwrst,  Kafß  und 
der  achtbatzig  Wi"  miiesse"  für  euch  Konterband  uff 
ebig  si*.    Hirssiontagbr.   —  S.  Bd  III  :)77. 

Kunter-,  Kunder-bändler:  Schmuggler  lis 
(Seiler);  GrPi\ 

Banilelier,  in  ScHSt.  (Sulger);  Th;  Zu.,  Zoll.  Pan- 
telier — n.:  1.  wie  nhd.  .Seitengewehr  nebst  Pantalier.' 
1834,  Z  Rechtspfl.  —  2.  spec,  Riemen,  woran  die 
B.-Fläschen  (s.  Bd  I  1220)  hangen.  ,Der  Musketier 
trug  sein  gröberes  Pulver  in  sog.  Maasse  oder  höl- 
zerne, jedes  eine  Ladung  haltende  Pläschchen  ver- 
teilt, an  einem  breiten  Riemen  oder  Bantelier  gehängt, 
über  die  Achsel.'  XVII.,  vRodt.  ,Ein  jeder  Schütz 
soll  mit  Bulferfläschen  oder  Bandelieren.  Kuglen  ald 
Steinen  versehen  syn.'  Z  Mand.  1619.  .Ein  Musgeten- 
schütz  soll  hau  Bandelieren  und  Flaschen.'  1620,  Obw 
(AKüchler  1895).  .Arquebusier  oder  Carabin-Reüter 
sollen  haben  ein  Pandalier.'  1629,  Absch.  ,Der  Säckel- 
meister soll  bis  in  60  B.  anschaffen.-  1675,  Ndw.  — 
Frz.   bandovXiere. 

Bandelieri"g  f.:  1.  Riemenzeug.  a.)=Bandelier  1. 
,Man  soll  nachschauen,  dass  die  Seitenwehr  gute  Be- 
henk und  dauerhafte  Bandelierung  habe.'  1696,  Obw. 
—  b)  =  Bandelier  3.  .Sin  vollkommen  Schiesszüg,  als 
Bulfer,  Flaschen,  Bandelierig.'  1617,  Ndw.  Der 
, Bettelbub'  erklärte,  er  habe  nur  Pulver  und  Lunten 
,zu  einer  Schlüsselbüchs'  gehabt,  das  er  dem  Michel 
Nerach  aus  der  ,B.'  genommen.  1653,  MEsterm.  1875. 

2.  Bänderzeug  als  Putz  mit  dem  Nbbegriff  des 
Überladenen  B;  GitPr.;  SchwE.  Das  ist-mer  e*  B., 
ein  Gewirr  von  Bändern  B.  Va"  g'ch aufteilt  G'/Iäuiler, 
va"  karjöse"  Schwü/rpf  und  Zürpf  und  ettes  b'sunderge* 
Pandelierege"  ist  an  irre"  weder  lütschel  noch  nl  :' 
g'seh"  g'sl".  Schwzd.  (GrPi\). 

Bande"  I  f.:  „ein  beisammen  stehender  Haute.  Si 
ltniil-sirh  i"  Bande"  g' stellt,  haben  sich  in  Haufen  ge- 
stellt." Sonst  (in  AaF..  Ke.  BandiS  wie  nhd.  mit 
schlimmem  Nbsinn.  E"  Bandit  Meitli,  eine  schlimme 
Gesellschaft  GW.  Über  die  ,B.  vom  tollen  Leben' 
s.   Gfd   XIV    120.    —    Frz.  bände. 


1341 


Band,  bcnd,  bind,  bond,  bund 


i  .1 


Bandi"g  II    f.:    Bande    ScuwE.;  Zo.     Der  ./»",'/ 

Herr  will  vo*  so-ere"  B.  nnnu  wüsse*.  MLiknert  L891. 

De'  Jml  heig  das   Chetteli    von-ere"  Zigünerbandi'g 

ergatteret.   MSchli'mpp  1898. 

Bande"  II  f.:  1.  a)  Seitenwand  der  Kegelbahn 
Bs;  '/..  —  b)  fehlerhafter  Wurf  beim  Kegelspiel,  wobei 
die  Kugel  die  Seiten  wand  der  Bahn  berührt,  bevor  sie 
die  Kegel  erreicht  Bs;  Z.  —  2.  (gew.  dim.  Bändelt) 
Gartenrabatte,  nieist  mit  Buchs  eiugefasst  AaSI. ;  B;  S. 

—  Frz.   bände,  Streifen;   Einfassung. 
Maie°-Bandeli:  Blumenbeet  B;  S. 

bände"  II,  auch  bandle":  beim  Kegelspiel  die 
Seitenwand  berühren,  von  der  Kugel  Z. 

pandere":  zu  zweit  gehen  THEgn.  Chö"d-er  mit? 
Guet,  dö  chömmer  p.  Cham,  »ier  gö'd  go*  p.,  ro"  öner 
Stadt  zor  andere'!   Kinderreim,     Vgl.   wanderen.  — 

Zu   U-ander  (BrI   I   308). 

Banderei:  Bannerherr.  In  der  savoyischen  Waadt 
hatte  ein  Solcher  20  Feuerstätten  unter  sich  und 
Kriegsdienst  zu  leisten  persönlich  mit  2  Pferden  und 
1  .Lanze'  von  5  Pferden  seiner  Dienstleute.  vMBlinen. 

Biiniliilli:  einfältiger  Mensch.  Tölpel,  in  Scherz 
und  Ernst  L.  Pandöifi,  Spottname  des  Gewohnheits- 
trinkers AALindenb. 

Doch  wohl  von  dem  in  unsern  Quellen  allerdings  nicht 
belegten  Personennamen  Pandnlf;  zum  Ausgang  vgl.  Dtjlfi, 
Adolf. 

Pandnr  (in  Aa;  Bs;  B;  L;  Th;  ZW1.  dafür  oder  da- 
neben BandürJ  m.  —  PI.  Pandüre",  B-:  1.  a)  grosser, 
dicker,  roher  Kerl  AaF.,  Ke.  —  b)  nach  LTobl.  P»-, 
Lastträger;  übh.  von  Leuten,  die  ihre  Körperkraft  um 
Lohn  zu  verschiedenen  schweren  Hantierungen  (z.  B. 
am  Kauf  hause,  im  Bahnhofe)  anbieten  BStdt.  Vgl. 
Alpenp.  VII  154  b.  —  c)  zerlumpter  Kerl  AALeer. 
Vagabund,  Gassenjüngling  S.  Schimpfname,  Brigant 
Aa.    Schuft:  Pandüre"  bis  dert  un'1  innen  üse"  BLeiss. 

—  d)  Mannweib  Bs.  —  e)  Schelte  auf  nngeberdige 
Kinder,  bes.  Mädchen  Aa;  SchwE.  Ir  Donders  Pan- 
düre'! SihwE.  Ic*  mues'-mic*  halb  chrank  raggere", 
bis  mini  ',  Pandüre"  iri  Wiehnachtsarbeite"  für  iri 
14  Gatten  und  ßüttene"  fertig  g'chnorzt  band;  d'  Hälfti 
mitend  die  Müetere"  doch  immer  selber  mache'.  MLenz 
1894.  —  f)  Bandüre'  mache",  sich  extravagant  be- 
nehmen ZW1.  —  2.  Name  eines  (jetzt  selten  mehr 
gespielten)  dem  Jass  ähnlichen  Kartenspiels  AaF, 
Ke.;  Ap;  Bs;  B;  L;  Th;  Z.  Mit  dem  Rufe  P.l  nimmt 
der  Spieler  die  Verpflichtung  auf  sich,  alle  Stiche  zu 
machen  Th;  Z.     S.  noch  üf-legen  (Bd  III  1178). 

In  Bed.  1  liegt  dir  Ton  gemeinhin  auf  der  zweiten,  in 
Bed.  2  auf  der  ersten  Silbe.  Das  W.  ist  wahrsch.  slavo- 
nischen  Ursprungs  und  bezeichnete  zunächst  einen  bewaffneten 
Dienstmanu,  weiterhin  einen  leichtbewaffneten,  in  fast  mor- 
genländischer Weise  bekleideten  Fussoldaten,  wie  sie  nam. 
an  den  südshivischen  Grenzen  Österreichs  gegen  die  Türken 
verwendet  wurden.  Vgl.  auch  Schni.-Fr.  I  248.  Zu  1  vgl. 
bes.  Husar  (Bd  II  1T.'>0).  zu  2  Stall-Ohnecht,  das  cbf.  Name 
eines  Kartenspiels  ist. 

pandüre"  (in  Ltw. ;  Th  bandüre"):  das  Karten- 
spiel Pandür  machen. 

Bandüri  in.:  Tölpel  LMalters. 

Huri-:  ungeberdiges  Weib   L. 

Tschuri-:  unordentlicher  Mensch,  der  mehr  sich 
bemerkbar  macht  als  wirklich  arbeitet  L.  De'  het 
scho"  ne"   bär  Tag  'denkt,   de'   Chappi   mües'-em    iez 


de"  fürt,  de'  schafft   .'  wenig  »<<'.  de'  seig  nur  so  ne" 
Tsch.  RBrandst.   1889. 

Bandüre".     Maiteli,   tue  de  Balle"  zue,  's  ehunni 

en  Tratjünerbueh,  häd  röti  Spitzhöseli  «".   silberni  B. 
dra*.  Stctx  (nach  einem  alten  Volkslied). 

Bind  m.:  Fassbinder,  Küfer.  Nur  als  Kamilienn. 
.Rüdiger  B.,    Spitalmeister  zu  Baden.'    1451/70,  AaB. 

Mhd.  'binde,  ahd.  'binlo,  eig.  Noin.  ag.  zu  binden,  mit 
specialisierter  Bed. ;  vgl.  lat.  cietor.  Die  Bildung  entspricht 
der  von  ahd.  eßßo,   Esser,  h'el/o,  lou/o  aa. 

Fass-:  =  dem  Vor.  .Hans  Gräbel,  der  vasbind.' 
1456,  L.  ,Hans  von  Matt,  der  vassbind.'  1487,  L. 
S.  noch  Heinz-Mann  (Sp.  260). 

Als  Familienname  I.:  SchwArth;  1386.  1-142.  1492,  L. 
,In  Jennis  Fassbinden  hus.'  1403,  L.  ,Des  Tassbinden  huss.' 
1528,  AaMell. 

U'nder-bind  m. :  Baumwollfaden  oder  (aus  .Sei- 
denresten zsgedrehte)  Schnur,  womit  jede  Flotte  (s. 
Bd  I  1230)  lose  zsgehalten  wird  Z.    Syn.  Under-Bund. 

Ge-bind  (Find  Th,  Pont  Ap)  n.:  .Bindwerk,  Ge- 
binde' Ap.     Fass  Th. 

Binde"  Ap  (in  H.,  M.  Bünde");  B;  Gr  ;  „L;a  PAL; 
G;  S;  Th;  Ndw;  WKippel,  Lax,  Lö.,  Raron;  Z,  Binne" 
WÄrnen,  Leuk,  Münster,  Naters,  „Raron",  St  Niki.. 
Turtm..  l'int  WStNikl.,  Visperterm.,  Bindi  Bs;  Sch 
—  f.,  Dim.  Bindeli,  in  Z  auch  Bindli :  1.  wie  nhd. 
,Sidin  binden'  zählt  Ansh.  unter  den  Gegenständen 
des  neumodischen,  durch  die  fremden  Kriegsdienste 
ins  Land  gekommenen  Luxus  auf.  S.  auch  Bändel  1  a. 
Spec.  a)  breite  Binde  zum  Einwickeln  neugeborner 
Kinder  Ndw.  —  b)  ,Ein  Dotzend  Bindli  an  di  Hand.' 
1800,  Inv.  (unter  Kindszeug).  —  c)  gestrickte  oder 
gehäkelte  Schleife,  die  zum  Schutz  gegen  die  Wit- 
terung um  den  Hals  geschlungen  wird  GrD.,  Peist, 
ObS.,  V.  En  B.  mit  Zottle"  oder  es  Halstuech  mit 
Frame"  [als  Pathengeschenk  zu  Neujahr]  GRPeist. 
Bindeli.  Halsbinde  ZHorgen.  Ein  hinder  d'  Bindi 
schifte",  Eins  trinken  BsStdt.  —  2.  a)  auch  Dim., 
Fleischriemen,  wie  er  vermittelst  Haken  oder  Bind- 
schnur im  Kamin  zum  Räuchern  oder  an  der  Luft 
zum  Trocknen  aufgehängt  wird  (Bündnerfleisch)  Ap; 
GrD.,  L.,  Luz.,  Pr.;  „L;1*  G.  Syn.  Bändel  5,  Biemen. 
Es  sind  noch  SO  und  so  ril  B.  Fleisch  im  Chemi"  Gr. 
.Eine  diegne  B.  für  den  Mittagstisch  aus  der  Spense 
hervorreichen.'  Gr  Kai.  1868.  An  .digenem'  Fleisch 
460  Binden.  1712,  G  Neuj.  1893.  —  b)  =  Has  5  (Bd  II 
1668)  GrD.  —  3.  die  Decke  eines  Gemaches  tragender 
Balken,  Unterzug,  in  den  gew.  das  Hauszeichen  des 
Besitzers  eingegraben  ist  PAL;  W.  Syn.  Til-Battm 
(Sp.  1247).  Band  2  h  a.  —  4.  meist  dim.  Bindli, 
bretterner  Wagenkasten  ApVorderland.  Syn.  Bennen. 
Mach 's  Bindli  z'sämtne":  mer  brüche'd 's  hüt. 

Ahd.  binta,  mhd.  binde.  Zum  Voc.  der  Ap  Form  Bände" 
vgl.  ebd.  bände",  binden.  Der  Ausgang  -i'  beruht  auf  Suffix- 
übertragnng;  vgl.  DeeJä  (ans  deckt),  Biegt,  B'gchütti  uä.,  auch 
lity  (Sp.   1056/7).      4    wohl   eher  Dim.   zu    Bin«   iSp.  1308). 

Abe" -bindli  Z,  Appe'-bindi  Ndw:  gestrickte 
Kopf  hülle  für  Mädchen,  die  nur  das  Gesicht  freilässt 
und  durch  einen  unterm  Kinn  geschlungenen  Knoten 
zsgehalten  wird.  —  A "-bindi:  Stange  oder  Rute, 
die  in  einiger  Entfernung  vom  Ufer  in  den  Seegrund 
gesteckt  wird,  um  die  Fischernetze  daran  festzubin- 
den L.  .Von  der  Anbinde  oder  der  Bindt-Rute  an 
hinus  uf  die  Wyte  des  Sees.'  1658,  L.  —  Üre°- 
Bindli:  gestrickte  Kopf  binde  zum  Schutz  der  Ohren, 


i  .1 


Band,  bend,  bind,  bor 


l::il 


mitunter  auch  drei/.ipiiig  Z.  Syn.  Örcn- Tüechli.  — 
Stiere°-Hals-binde°:  Kummet  S.  -  ,  Haupt - 
Binden:  haupttüechle,  vitta.  Ein  lange  h.,  tenia. 
H-en,  wie  sy  vor  Zeiten  die  künig  und  künigin  truo- 
geml.  diadema.'  Mal.  —  Huet-:  Crepebinde,  zum 
Zeichen  der  Trauer  um  den  Hut  getragen  Z.  Binde, 
die  zum  Schmuck  um  den  Hut  geschlungen  wird.  .Hut- 
binden' fanden  sich  ua.  ,in  Herrn  Statthalters  Gemach 
im  Schloss  Pfeffikon.'  1659,  SchwE.  Inv.  .Alle  kost- 
liche Hüetlihinden'  sind  den  Mannspersonen  verboten. 
Z  Mand.  1050.  —  Kinds-:  (gestrickte)  Binde,  in 
welche  der  Leib  von  Neugebornen  eingewickelt  wird  Z. 
,Zwei  lismete  Kindsbinden.'  1800,  Inv.  —  Chopf- 
Bindli:=  Ören-B.  Z.  In  anderm  S.:  , Sechs  Kopf- 
binden von  Leibet.'  1797,  Inv.  —  Leid-:  =  L.-Band 
BsStdt;  ZStdt.  --  Läss-  Lös-  Aa  (Harbin),  Lässi- 
ZZoll..  Lasse'-  Ar;  L;  Schw;  Tn8teckb.,  Lässer-  Gl; 
„LE.;"  Uw;  ZO. :  1.  Aderlassbinde  Aa;  Ap;  Gl;  L; 
TnSteckb.;  Uw;  ZO.,  Zoll.  .Binden,  als  die  lässer- 
binden  und  andere,  so  man  zu  wunden  und  scheden 
braucht,  habenula,  pittacium.'  Mal.  .Ich  habe  über 
die  Rollbinden  oft  2  Lassbinden  geschlagen.'  FWUrz 
1034.  , Sechs  Lesserbinden.'  1790,  Inv.  —  2.  verall- 
gemeinert, Binde  zu  verschiedenen  Zwecken,  so  zum 
Verbinden  von  Wunden  (L)  oder  geschwollenen  Glie- 
dern (Schw),  zum  Einwickeln  Neugeborner  (Schw).  - 
Nabel-:  =  Clnnds-B.  Bs;  Z.  S.  auch  Guller  (Bd  II  218). 
—  ßueg-:  oberster  Teil  des  Vorderschenkels  eines 
Kindes  GStdt.  —  Barr-,  Bär-:  1.  mit  Lederstreifen 
befestigtes  Brett  zum  Schliessen  der  Barr-Lucken 
(s.  Bd  IH  1250)  ZO.  —  2.  =  Barr-Lucken  ZO.,  Tüss. 
,[Bei  wirklichem  Futtermangel]  schiebt  [der  gross- 
tuerische  Bauer,  der  über  seine  Verhältnisse  sicli  Vieh 
angeschafft  hat]  Streu  und  Stauden  durch  die  B.'  Stütz. 
Wann  de''  Heustock  ügg'seh*  hat  wie  e»  Sibe'ggjäriger, 
d'  B.  i"g' fröre"  g'si"  ist,  der  Gable"stil  wie  en  Iszaj/fe" 
a'z'rüere"  and  de''  Tiirschlengge"  wie  Harz.  JSenn 
1864.  —  3.  Wand,  an  der  sich  die  B-en  befinden  Z 
Mönch:  (vereinzelte  Angabe).  —  Roll-:  aufgerollte 
Binde,  zu  Verbänden  gebraucht.  ,Habe  das  Knie  ver- 
bunden mit  einer  breiten  R-en.'  FWürz  1634.  ,Lasse 
es  in  10  oder  14  Tagen  verbunden,  auch  wohl  steif 
mit  den  R-en  angezogen.'  ebd.  —  Stube"-:  =  Bin- 
den 3  W.  —  Trag-:  Wickelband  für  Neugeborne 
ScHSt.  Vgl.  Träg-Chind  (=  Fäsch-Chind).  ebd.  Trag- 
gurt, den  hochschwangere  Frauen  etwa  anbringen 
oder  anlegen  zur  Stütze  und  Erleichterung  ihrer 
Leibeslast.  ebd.  —  Weich-:  ein  Teil  des  vordem 
Oberschenkels  am  Rind  GStdt.  Syn.  Schuften.  — 
Wölbi-ßinnu:  =  Binden  3  W.  Si  hei"  rili  nrr- 
eckochti  Goldstück  funnu",  die  er  [der  Mörder]  in-er 
Usg'holotW  W.  versteckt  hat.  W  Sagen. 

binde»  („binne"  GW.;  ÜUrs.;  W"),  in  ApH.,  I., 
M.  bände"  —  Conj.  Prät.  bund  AALeer. ;  Bs;  GlK. ;  L; 
ZZoll.,  btmdi  GrI>.,  Pr.,  Seh.,  bündi  GüTschapp.,  bin- 
deti,  bindti  Bs;  GrCIiut,  He.,  Rh.,  Tschapp.;  Z  und 
auch  sonst  als  modernere  Form  —  Ptc.  Prät.  'bunde* : 
1.  wie  nhd.  allg.  a)  im  eig.  S.  D'  Schnell  b.  ,Die 
Natur  beugt  mehr  auf  dessen  Seiten,  der  guldin  Hing 
an  Fingeren  trait,  als  auf  dessen,  der  die  Schach  mit 
Widen  bindt.'  FWvss  1073.  D'  Strumpf  b.  Bi  Dem 
mues'-me*  <!'  Strumpf  am  Marge"  binde",  von  einem 
Arbeitgeber,  der  die  Arbeitszeit  seiner  Arbeiter  derart 
ausnützt,  dass  es  ihnen  nicht  einmal  möglich  wäre, 
während  derselben  ihre  Strümpfe  zu  binden    Z.     Er 


cha"  iV  Strumpf  1/.,  sich  reisefertig  machen  (seine 
Rolle  ist  aasgespielt)  Aa;  Z.  's  Chline  cha" "-der  helfe" 
[der  zu  Hause  beschäftigten  Mutter],  aber  die  Andere" 
sölle'd  d'  Strumpf  b.  [sich  auf  den  Weg  machen]. 
Joach.  1881.  En  Hag  b.,  die  Zaunstecken  und  Quer- 
latten mit  Ruten  verbinden.  .Ihr  solt  den  Zun  nicht 
weiter  b.,  als  's  Vatterland  sich  jetzt  tut  finden.' 
JCWeissenb.  1701.  En  Holzschlegel  [mit  eisernen  Rei- 
fen] 6.  Z;  auch  1784/5,  Hotz,  Urk.  Es  Fass,  es  Schüc/i 
b.  Eb  me"  herbstet,  läd-me"  d'  Sta»de"  b.,  eig.  und 
übertr.,  von  rechtzeitiger  Vorsorge  ZZoll.  ,Ist  also 
vil  wyns  worden,  dass  man  alle  alten  fass  hett  müessen 
b.'  1540/73,  UMey.,  Wthurer  Chr.  Garbe"  b.,  auch  mit 
weggelassenem  Obj.  Aa;  Bs;  B;  Tb;  Z.  ,N.  N.  git  von 
allem  den  zehendt,  das  er  mit  der  wid  bindt.1  1522. 
Th.  Eine  (Wagen-)Last  festbinden,  zsbinden.  Ei,  Ätti, 
SO  bind  doch  norh  ("mal.  se  -im-mer  dann  ganz  dilirimel. 
sagte  der  Prättigauer  Bueb  GrHc.  Der  Blast  ist  eso 
g' schwind  cho",  das*  s'  band  miiese"  un'bnnde"  [mit 
ungebundenem  Heu-  oder  Garben  Inder]  hei"  fare"  Z 
Zoll.  Das  häd  's  Eueder  noch  'bände",  hat  die  Zahl, 
die  Lücke  gefüllt  Ap.  Wer  guet  bindt,  fart  guet  '/.. 
guet  'bunde"  ist  halbfe")  g'fare"  Bs;  GrHc.;  GBern.;  '/.. 
guet  (oder  fest)  'bunde"  ist  halbfe")  'treit  Aa;  ZO.,  Wl. 
Beim  Schichten  einer  Last,  beim  Anlegen  eines  Heu- 
oder Miststockes,  beim  Mauern  usw.  je  zwei  Stücke 
dadurch  verbinden,  dass  man  ein  drittes  Stück  über 
die  Fuge  zwischen  beiden  legt  B;  Th;  Z.  Du  muest 
besser  b.,  ruft  man  Dem,  der  auf  dem  Wagen  die 
Heulast  schichtet,  zu,  wenn  diese  aus  einander  zu 
fallen  droht  Th.  Vom  Verbinden  der  Balken.  ,Item 
die  von  Anyves  sond  die  brugg  tecken  und  h.'  XV.. 
Gr.  .Man  hat  von  dem  alten  Tachstuhl,  was  dem 
Gewelb  hinderlich  war,  hinweggenommen  und  ihn 
wiederum  fest  und  sicher  b.  lassen.'  1755,  UAttingh. 
D'  Bebe"  b.,  nieist  mit  weggelassenem  Obj.  =  heften  1  a 
(Bd  II  1060),  spec.  im  Frühjahr  die  zu  Bügen  ge- 
krümmten letztjährigen  Schosse  mittels  Stroh-  oder 
Weidenbändern  am  Rebpfahl  befestigen  Bs;  Tu;  Z. 
Wenn  'böget  und  'banden  ist,  cha""-me"  hacke"  ZZoll. 
,B.  (Heften)  geschieht  mit  Stroh.'  C'hurer  Beitr.  1792. 
,B.-  neben  ,gerten,  aufheften'  ua.  unter  den  Arbeiten 
im  Weinberg  aufgezählt.  1593,  Z  Lehenbr. ;  s.  H  Weber 
1869,  24.  Tiere  b.  ,N.  N.  wird  verklagt,  dass  er  durch 
seine  Güter  mit  gebundenem  und  ungebundenem  Gut 
nicht  will  fahren  lassen.'  1483,  Ndw;  s.  noch  Guet  5 
(Bd  II  547).  Die  Beklagten  dürfen  einen  Fussweg 
benutzen,  wenn  sie  mit  ,gebundenenr  Vieh  auf  den 
Markt  fahren,  insofern  auf  der  betreffenden  Zeig  kein 
Getreide  steht.  1530,  TiiAad. ;  vgl.  dazu  JNater  1898, 
442.  Churz  'bunde"  si",  übertr.,  barsch,  schroff  sein  B. 
,Er  ist  kurz  gbunden,  grob  und  grimm,  kein  mensch 
darf  widersprechen  im.'  Mauriti ANA  1581.  ,irritabilis, 
zornmütig,  entrüstlieh,  kurz  gebunden,  der  bald  auf 
ist.'  Denzl.  1077;  1710.  Menschen  b.,  fesseln,  allg. 
.Auch  sollend  die  Schreiber  schuldig  sein,  wenn  es 
von  böten  sein  würd.  zu  helfen  fachen,  b.  und  führen.' 
Auf.  XVIL.  GRKlost.  LB.  In  der  ä.  Spr.  auch  ver- 
binden, einen  Verband  anlegen.  .Dann  rüeftend  etwan 
die  wunden  um  hilf  und  heil  irs  lebens  und  Seelen, 
als  zuo  bichten,  binden  und  dass  man  si  gfangen 
nein.'  1531,  Salat.  .[Etlich]  schickt  man  zuo  den 
fuoren  gen  Cappel,  gen  Zug.  und  wie  man  rnocht,  ze 
erfristen  und  binden.'  ebd.  —  b)  übertr.  oc)  von 
äussern)    oder  innerni   Zwange.     D'  Chinde"  tuend  b.. 


1845 


Band,  bend,  bind,  bond,  bnnd 


1346 


hindern  an  freier  Bewegung  SoiiSt.  (Sulger).  fA" 
Öppis)  'bände'  si*.     , All    unser   nachkomen,    die   wir 

vesteklieh  herzu  binden  [verpflichten].'  1395,  Gl  Urk. 
,Ich  will  mich  willigklich  b.  under  das  joch  der  ge- 
horsaimui.'  1475,  Deutsche  Volksb.  Bern  wollte  von 
dem  Pensionenwesen  nicht  lassen,  ,wenn  alle  ort  ein- 
hällig  und  ouch  das  mer  das  minder  bunde.'  Ansh.  ; 
wofür  gleich  vorher:  .das  minder  dem  mer  sölte  volgen.- 
,In  der  pfiieht,  eids  und  diensts,  damit  er  uns  gebunden 
und  gespannen  gsin,  ledig  zu  lassen.'  1541,  B.  — 
ß)  Etwas  6.  a',  wenden,  setzen  an  Sch  (Kirchh.);  Z. 
Öppis  dra'  b.,  sichs  Etwas  kosten  lassen.  A"  d'  China 
am-'  vil  b.  Z.  ,Ich  müsste  den  Adolf  nicht  haben, 
wenn  sie  Leib  und  Leben  müssten  daran  b.'  Stütz. 
,Das  ist  myn  rat  yetz  z'mal,  dran  z'  b.  [im  Prozess] 
vich  und  stal.'  UEckst.  1526.  ,Ein  paar  Dörfer  daran 
b.'  1531,  Absch.  ,Mir  wend  üb  und  guot  daran  b.' 
XV./XVL,  G  Arch.  ,Die  von  üri  wölltind  Beilenz  be- 
halten und  daran  Hb,  ehr  und  guot  b.-  Äs.Tschudi. 
,An  die  arbeit  noch  ein  jar  b.,  addere  annum  labori.' 
Mal.  ,Er  wolle  darzu  ein  aug  zugetruckt  und  gern 
den  kosten  daran  gebunden  han.'  Jos.Mal.  1593.  — 
Y)  ,1'as  bindts  (das  bindet.  1716),  in  hoc  est  firma- 
mentum  ac  robur,  id  est  palmarium.'  Dexzl.  1677; 
1716.  ,Das  bindts!'  hilft,  machts  aus.  ZRhein.  Be- 
antw.  1747.  —  2.  drücken,  von  den  Schuhen  UMad. 
D'  Schueh  tuend -wh'c*  starch  b.  —  3.  kastrieren    Gl. 

Zu  1  b  y  vgl.  den  ä.  Beleg  bei  Schm.-Fr.  I  248.  2  wohl 
zunächst  vou  Schnürschuhen.  Zu  3  vgl.  das  syn.  nhd.  ,schnü- 
reu.'  —  Hieher  der  Iiup.-Nauie  ,Bind-den-Esel'  :  , Peter  Pinteu- 
esel.'   1362,  S;    ,Hänsli   Pintenesel.'   1374/82,  ebd. 

ab-:  1.  ab  i.  S.  der  Trennung,  Beseitigung,  a)  etw. 
losbinden  BsStdt;  Ndw.  ,A.,  auflösen,  absolvere,  dis- 
solvere.  Das  schiff  a.  oder  auflösen,  absolvere  navem.' 
Mal.  ,Der  hirt  [dem  der  Lohn  vorenthalten  wird] 
mag  ein  houpt,  das  er  gehirtet  hat,  a.  und  uff  den 
mist  füern  und  das  umb  sin  hirtenlon  öffentlich  ver- 
ganten, wie  dann  sölliehs  von  alters  har  gebrueht 
ist'  KHaüser  1895,  344.  —  b)  durch  Binden  besei- 
tigen, abschnüren.  E"  Wärz  a.,  durch  Umwinden  mit 
einem  leinenen  Bindfaden  und  allmähliches  Zsziehen 
desselben  die  Warze  entfernen  ZZoll.  Hieher  (oder 
zu  a?):  ,Eine  andere  Weise  der  Zauberkuren  ist  das 
sog.  A.,  meist  nur  beim  Fieber  und  bei  Warzen  an- 
gewandt. Der  vom  Fieber  Behaftete  geht  z.  B.  an 
einen  Baum  im  Garten  und  bindet  unter  gewissen 
Formeln  ein  Strohseil  um  den  Stamm  desselben.  Da- 
durch wird  das  Fieber  gefesselt.  Wer  dieses  Seil 
abbindet,  bindet  auch  das  Fieber  wieder  los  und  er- 
hält es  selbst.'  AThellung  1867.  —  c)  untersagen,  auf- 
heben; vgl.  abstricken.  Jndem  so  die  von  Bern  noch 
laut  irer  handlung  allenthalben  in  iren  gebieten  die 
alt  ordnung  der  Christen  abbunden,  warend  die  auf  der 
landschaft  nit  allenthalben  zufrieden.'  Val.Tschijdi 
1533  (Geschfo.  Ges.).  —  2.  ab  i.  S.  der  Vollendung, 
a)  als  techn.  Ausdr.  a)  das  Balkenwerk  eines  Ge- 
bäudes (spec.  des  Dachstuhls)  auf  dem  Zimmerplatz 
probeweise  zsfügen,  es  zum  .Aufrichten'  zurüsten. 
allg.  Es  Häs,  en  Tachstuel  a.  .Man  wollte  mir  keinen 
Platz  zum  A.  für  den  Zimmermann  geben.'  Herzog 
1863.  's  göt-ene'  icie  de'  Horge'bachere' :  si  richte'd 
üf,  e  si  abbunde'  band.  Sprww.  1869.  —  ß)  ein  Bad, 
ein  Fass  a.,  den  Beif  (bzw.  die  Reifen)  darum  legen 
ThHw.  —  y)  vom  Fischer.  ,Hat  der  Fischer  noch 
mehr  Netze,  so  mag  er  diese  auch  setzen,  es  sei  denn, 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


dass  ein  Anderer  vor  ihm  auch  .setzen  will,  in  welchem 
Falle  er  a.  [mit  dem  Setzen  abschliessen]  soll.'  1537, 
BThun  Fischerordn.  —  b)  übh.  Etwas  fertig  machen, 
erledigen,  ein  Ende  machen  mit  Etwas  Gl.  Der  Fü" 
hat  guet  ab'bunde",  aufgehört  ohne  (wie  gewöhnlich) 
Regen  zu  bringen,  ebd.  .Dass  kein  richter  unseres 
Zendens  solle  a.  umb  einichen  diebstal  noch  den- 
selbigen  (so  er  kundtbar  und  zu  wissen)  verschwygen 
by  pflicht  seines  eids,  sonders  darüber  nach  guotbe- 
dunken,  erkantnüss  und  urteil  seiner  geschwornen 
richten.'  1418,  Frth.  v.  WBrieg.  .Capita  rerum  ex- 
pedire,  die  fürnemsten  artikel  der  hauptsumme  fergken 
und  ausmachen,  a.,  mit  kurzen  Worten  sagen.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Wie  d'  Hauptsach  abgebunden  und  witers  gan- 
gen ist,  wird  in  der  Cronek  gfunden.'  XVII.,  Tobl., 
VL.  Schwyz  habe  keineswegs  die  Absicht,  Frank- 
reich gegenüber  weder  hinsichtlich  des  Bundes  noch 
des  Dienstes  .abzubinden.'  1764,  Absch.  Mit  Eim  a., 
den  Verkehr,  die  Verhandlungen  mit  Einem  abbrechen 
Gl;  UwE.  „Der  Hans  hat  mit  mir  abgebunden,  hat 
sieh  von  mir  getrennt,  die  freundschaftlichen  Ver- 
hältnisse zerrissen,  mir  seine  Liebe  entzogen."  Meist 
in  der  Verbindung  churz  a.,  kurzen  Prozess,  wenig 
Federlesens  machen;  spec.  wenig  Worte  machen,  kur- 
zen, entschiedenen,  schroff  abweisenden  Bescheid  geben 
BR.;  L  (Ineichen);  ScHSt.  (Sulger);  Th;  UwE.;  Z. 
Chur:  ab'bunde'!  kurz  gemacht  ZRüml.  Der  tuet 
churz  a.  ZHörnli.  Churz  a.  mit  Eim,  z.  B.  mit  einem 
Schuldner,  ebd.  „Ich  habe  mit  ihm  kurz  abgebunden, 
habe  ihm  eine  triftige,  entschlossene  und  zugleich 
entscheidende  Antwort  gegeben,  habe  ihn  derbe  von 
mir  gewiesen."  ,Ir  wüssen  wol,  darumb  ichs  kurz  a. 
soll.'  Rief  1540.  ,Ne  longum  faciain,  ne  multa,  damit 
und  ichs  nit  lang  mache,  darmit  ichs  kurz  abbinde. 
Oratoris  brevitas,  wenn  er  ein  ding  kurz  abbindt  oder 
kurzer  red  ist.'  Fris.;  Mal.  ,Ich  binde  die  materi 
zum  kürzesten  ab,  die  sonst  gar  weitläufig  ist.'  LLav. 
1587.  ,Vergil  redt  mit  wenig  Worten,  dass  er  es  nit 
hätt  können  kürzer  a.'  ebd.  ,In  summa,  dass  ichs 
kurz  abbindt,  ein  list  erdacht  die  königin.'  GGotth. 
1599.  , Alles  by  dem  Eidt  schezen,  auch  solches  a. 
mit  Kürze  und  mit  Verschonung  des  Kostens.'  1645,  L 
Ans.  .Kurz  a.,  paucis  dicere,  in  pauca  conferre,  bre- 
vem esse,  paucis  se  expedire,  ad  pauca  redire.'  Denzl. 
1677;  1716.  ,Ja  ich  wil  nur  kurz  a.  und  dir  die  ganze 
Summen  sagen.'  JMev.  1694.  ,Das  arme  Volk  hat 
müssen,  damit  ich  kurz,  abbind,  mit  Embd  den  Hunger 
büssen,  Hew  fressen  wie  die  Rind.'  XVII.,  Tobl.,  VL. 
S.  noch  Geferl  3  (Bd  I  1039).  Churz  ab'bunde'  si", 
von  Einem,  der  kurzen,  schroft'en  Bescheid  gibt,  leicht 
auffährt,  in  Zorn  gerät  AaZ.;  „L;"  Th;  Z.  .[Die  Eid- 
genossen] retten  on  tittel  oder  fürwort,  gnediger  her, 
aller  hofflerung  halb  ganz  kurz  abgebunden,  ein  ent- 
schuldigung,  die  sy  wol  künden.'  NSchradin  1499;  vgl. 
auch  Edlib.  226.  ,Breves  orationes,  concisis  dispu- 
tationibus,  kurz  abgebunden.  Priefractus,  kurz  ab- 
bunden, stolz,  eigenrichtig.  Abbunden,  restrictus.' 
Fris.;  Mal.  ,Er  wollte  nicht  reden;  er  war  so  kurz 
und  abgebunden.'  HPest.  1790;  =  ,kurz  und  abgebro- 
chen.' ebd.  1781. 

aben-:  hinunterbinden.  Spec.  's Yeh  a.,  dem  Vieh 
auf  der  Weide,  damit  es  am  Fortlaufen  gehindert  sei, 
den  Kopf  mittels  eines  Strickes  an  einen  der  Vorder- 
füsse  binden  ZZoll.  —  Abe"-binder:  gestrickte 
Kopf-,  Ohrenbinde  AaWoIü. 

85 


1317 


Band,  bend.  bind,  bond,  bund 


1348 


über-binde":  1.  ,Die  geschwür  werdend  inen 
mit  frischem  schweinin  fleisch  Überbunden.'  Tierb. 
1563.  —  2.  der  schiefgehende  Bech-Biss  im  Eichen- 
holz .überbindet-,  zieht  sich  durch  mehrere  Jahres- 
ringe hindurch  Z. 

üf-:  1.  ti\,  in  die  Höhe  binden,  allg. ;  z.B.  Pflanzen 
mit  schwanken  Stengeln  oder  Zweigen.  En  blüeje'de" 
Nägeli-,  Böse'stock  ü.  Hahne  am  Bande  des  Ackers 
werden  üf'bunde",  damit  die  Ähren  nicht  in  den  Weg 
hinein  ragen.  ,[Die  Erbsen]  besteckt  man  und  bindet 
sie  nach  und  nach  auf.'  JCSulzer  1772.  D'  Zopf  ü. 
,Da  trat  ein  Mädchen  ein  mit  schwarzem  Fürtuch 
und  aufgebundenen  Zupfen  und  brachte  die  Nachricht, 
dass  der  Grossvater  gestern  gestorben  sei.'  Gotth. 
RA.  De"  Hüenere"  d'  Schwänz  ü.  s.  Bd  II  1371.  — 
2.  tr.  a)  Etwas  auf  einen  Wagen  bringen  und  darauf 
festbinden  B  (Zyro).  .Anthea  liess  ussrüeffen,  das 
yedermarj  sine  kleinot  uffbunde  [troussat  ses  bagues].' 
Morgant  1530.  Von  Einem,  der  viel  flucht,  sagt  man: 
Er  hed-si  ['die  Flüche]  aber  schlecht  üf'bunde"  BR. 
—  b)  Eim  Oppis  ü.  a)  eine  Last  aufhalsen,  eine 
Verpflichtung  auferlegen  Bs;  UwE.;  ZO.,  Zoll.  .Das 
syne  kind  gemeiner  statt  ald  sonderbaren  bürgern  uf- 
gebunden  werden.'  Z  Burgerb.  1556.  —  ß)  weis  ma- 
chen, vorgeben,  bes.  in  der  Verbindung  Eim  en 
Bär(en)  ü.  Aa;  Bs;  B;  Gr;  Th;  UwE.;  Z.  Auch  bei 
GKeller.  —  3.  abs.,  auf-,  zspacken,  das  Bündel  schnü- 
ren B;  L.  Vgl.  üf-püntlen.  , Uff  binden  und  an  andre 
end  ziehen.'  XVI.,  G  Hdschr.  .Eundum  in  exilium, 
sammel  die  ding,  bind  uf,  du  must  wandlen.'  HBcll. 
1558.  .Edict,  das  sie  aufbinden  und  fortziehen  solten.' 
Würstisen  1580.  .Aufbinden,  den  Bündel  nemraen  und 
darvon  ziehen,  colligere  sarcinas.'  Denzl.  1716.  , Darum 
er  [Leo  Juda?]  und  Joh.  Gislinger  aufbanden  und  dar- 
von zogen.'  Mise.  Tig.  1724.  Auch  =  in-packen  2  b 
(Sp.  1104).  Drum  hed-er  schnell  üf'bunde''  und  d'  Engel 
drum  bigrüesst.  JBHäffl.  1813.  —  4.  abs.  a)  (plötz- 
lich, schroff)  den  Dienst  aufsagen  L.  Er  häd  schnell 
üf'bunde".  Mit  Eim  ü.,  den  Verkehr  abbrechen  LG. 
Die  Boten  der  Länder  suchen  den  Abschluss  des  Frie- 
dens immer  aufs  Neue  wieder  zu  verzögern;  ,grad  in 
der  Stundt,  zwüschen  6  und  7  Uhren  Abents,  haben 
sie  widerumb  aufbunden,  ein  newe  Hebi  gefunden 
und  uns  anzeigen  lassen,  sie  wollen  und  können  H. 
Burgermeistern  Zieglern  von  Schaffhussen  für  keinen 
Satz  annemmen,  seien  vil  bälder  gesinnt,  uf  morgen- 
den Tag  von  hinnen  zu  verreisen.'  1656,  Absch.  — 
b)  (ein  Gespräch)  kurz  und  schroff  abbrechen,  auf- 
brennen, barsch,  reizbar  sein  ÄABb.;  B;  L;  gewöhn- 
lich in  Verbindung  mit  schnell,  churz,  bald.  Er  häd 
ilntr.  ü f 'bmide"  AaBIj.  (Bald,  churz)  üf'bunde"  sl", 
leicht  in  Zorn  geraten,  gereizt,  barsch  sein  ÄABb.; 
Id.  B;  L.  , Extollere  indignationem,  sicli  vast  erzür- 
nen, mit  zorn  aufbinden.'  Fris.,  , aufbinden  im  Zorn.' 
Denzl.  1677;  1716.  ,Sei  nit  so  bald  ufgebunden.' 
Holzw.  1571.  ,Wir  binden  auf,  sind  im  Harnisch.' 
FWvss  1650.  ,Er  hat  bald  aufgebunden.'  Ende  XVII., 
Mscr.  ,So  sollend  wir  doch  nit  alsobald  auch  uf  binden, 
sondern  mit  Gedult  warten  auf  andere  Zyt.'  Mise.  Tig. 
1722.  —  5.  a)  .Ein  Landfass  von  frischem  aufzu- 
binden.' B  Küferordn.  1691.  —  b)  vorwiegend  abs., 
das  auf  dem  Acker  ausgebreitete  Getreide  in  Garben 
binden  und  einheimsen  ÄABb.;  GrHc. ;  Th;  ZSth. 
's  Chorn,  de"  Boggc"  ü.  's  ist  guet  Wetter  g'xi"  zu 
der  Em:    schnide"  und  ü.  ist  fast   i"  Eim  g'gange*. 


Auch  vom  gedroschenen  Getreide  in  der  Tenne:  's  ist 
üf'bunde",  mer  lege"d  wider  e"  neus  Drasch  a"  AABb. 

—  6.  etwas  Gebundenes  auflösen  Bs;  B;  Th;  Z.  .Auf- 
binden, nachlassen,  abstringere,  von  einanderen  tuon, 
resolvere,  solvere,  exolvere,  dissolvere.'  Mal.  a)  los- 
binden. ,Wenn  man  den  Teil  aufbunde.'  Jos.Simlkr 
1576.  —  b)  die  Verpackung  öffnen,  auspacken.  .Was 
güetern  die  kremer  haryn  bringend,  uf  das  koufhus 
legend,  ufbindent  und  in  ire  kammeru  ufsetzend,  das 
sy  von  denselben  güetern  den  pfundzoll  uszerichten 
schuldig  syn  [sollen].'  1567,  Z  Zollb.;  Z  Ges.  1757. — 
7.  blinde  Kuh  spielen  Gr  ObS.  Syn.  Verbueli'i  ma- 
che" GrPt. 

ufe"-:  hinaufbinden,  a)  d'  Zopf  it.,  als  Zeichen 
des  Eintrittes  in  den  Frauenstand.  Wenn  ich  nw 
auch  Eine"  fund,  der  mir  's  Züpfeli  ufe'bund!  Tobl., 
Volksl.  —  b)  vom  Aufbinden  der  jungen  Rebschosso, 
die  nicht  verzwickt  worden  sind  ZHöngg,  S. 

um-.  Dazu  Um-binder  in.:  Kopftuch  (BSi.), 
Halstuch  (L;  Dim.)    der  Frauen.     Auch  Bs  XIV.  39. 

a"-:  im  Allg.  wie  nhd.  1.  im  eig.  S.  Auf  die 
Frage:  Was  ist  los?  erhält  man  etwa  zur  Antwort: 
Was  nid  a"'bunden  ist  B.  Spec.  fd'  Bebe")  a.  =  d'  Bebe" 
binde"  (s.  binden  1  a)  Z.  RAA.  a)  d'  Geiss  a.  s.  Bd  II 
456  u.  —  b)  's  Chalb  a.,  sich  erbrechen  Z  (Spillm.). 

—  c)  Eim  en  Bär  a.  =  üf-binden  2  b  ß.  .Wenn  ich 
vor  jedem  Bären,  den  sie  sich  haben  anbinden  lassen, 
erschrecken  muss,  dann  gute  Nacht,  Geduld.'  Gespräch 
1800.  —  d)  's  Herz  a.  s.  Bd  II  1658.  's  Herz  a.  anl- 
erne" Schluck.    Der  Wi"  het-mer  recht  's  Herz  a"'bitnde". 

—  2.  übertr.  a)  Ein"  a.,  ihm  Zügel  anlegen  Tu.  Mer 
wend-en  scho"  a.,  wenn-er  nid  guet  tuet.  Vom  Ehe- 
stand: 's  schint,  du  seiest  eben  auch  nomme"  ledig.  — 
Jo,  eppe"  vor  6  Woclie"  ham-mi'1'  a.  lo".  Ap  Kai.  1846. 
Sich  «.,  sich  in  der  Arbeit  aufs  äusserste  anstrengen 
und  nicht  davon  weg  gehen  Sch.  A"'bunde"  si",  durch 
Arbeit,  eine  Verpflichtung  völlig  in  Anspruch  genom- 
men sein,  keinen  freien  Augenblick  haben  Bs;  B; 
Th;  Z.  Ich  bi"  de"  ganz  g' schlage"  Tag  a"'bunde"  wie 
en  arme''  Hund  Th.  Si  ist  mit  irer  grosse"  Häshalti"g 
schüli'1'  a"'bunde"  Z.  En  a"'bundene''  Lebtig,  en  a"- 
'bunde"  Lebe"  Bs.  Tue",  wie  we""-me"  nüd  a"'bumle" 
war,  von  ungebundenem  Benehmen  Z.  Bes.  in  der 
Verbindung  churz  a.  Ein  churz,  chürzer  «.,  ihm  die 
Zügel  straff,  straffer  anziehen  Ap;  L.  ,Orationem  con- 
trahere,  kurz  a.,  kurz  machen.  Abrumpere  sermonem, 
die  red  abbrechen,  kurz  a.  Ponere  ad  compendium, 
mit  kurzen  Worten  sagen,  kurz  a.'  Fris.  Churz  u"- 
'bunde'  sl"  1)  eingeschränkt,  an  freier  Bewegung  ge- 
hindert sein  Ap.  —  2)  keine  Umstände  machen;  wort- 
karg, barsch,  bald  aufgebracht  sein  Aa;  Bs;  B;  Gr;  Z. 
,Vreneli  war  Das  nicht  recht.  Es  war  kurz  ange- 
bunden beim  Nachtessen  und  trumpfte  Alles,  was  ihm 
nahe  kam,  verzweifelt  ab.'  Gotth.  ,Es  ist  von  Nöten, 
dass  UGnH.  in  Annemmung  der  Straf  und  unzytiger 
Warnung  langmütig  und  nit,  wie  man  sagt,  zu  kurz 
angebunden  syen.'  B  Syn.  1728.  —  3)  von  kurzer 
Dauer  sein,  vom  Wetter  Ap;  GTa.  's  HeWwStter 
ist  churz  a"'bunde".  ,Nah  angebunden',  wenig  Spiel- 
raum lassend,  enge,  von  Vorschriften.  Es  wurden  die 
Bestimmungen  als  .gar  ungemein  und  zu  nah  ange- 
bunden' taxiert  und  zu  Erleichterung  und  grösserer 
Kommlichkeit  einer  gemeinen  Bürgerschaft  freiheit- 
lichere Vorschriften  gewünscht.  1541,  Z.  —  b)  fest- 
halten, festlegen.    7»  der  ,tiire"  ZU',  wo  vil  Litt  faseh 


1349 


Band,  beml.  bind,  bond,  bunfl 


1350 


vor  Hunger  g'storbe"  si"  und  Alls  g'jommeret  het,  du 
hei  üse''  Bäniragger  g'fi'ölocket  und  g' seit:  0  ^ee™■;^ne■ 
mumm"  die  Zit  chönnti  «.,•  de*'  wär-me"  glV'  rieh. 
Hofst.  1865  (S).  Ein  Bauer  sagt  etwa,  wenn  er  mit 
dem  Ausfall  einer  Jahresernte  zufrieden  ist:  i°*  war*  's 
n..  d.  h.  ich  wäre  es  zufrieden,  wenn  der  Jahresertrag 
für  alle  Zukunft  in  der  selben  Höhe  fest  gelegt  würde 
GTa.  .Von  fyrtag  und  wallfart.  Die,  so  zyt  und 
statt  anbindend,  beronbend  die  Christen  irer  fryheit.' 
Zwingli.  Spee.  a)  .Es  sollen  auch  keine  angebundene 
[an  bestimmte  Geschlechter  gebundene]  Ämbter  mehr 
sein,  sondern  alle  Ämbter  an  der  Landsgemeindt  frei 
vacirendt  und  offen  sein.'  1716,  ApI.  —  ß)  s.  Hü- 
weler  3  (Bd  II  1824).  —  c)  Etwas  für  verbindlich 
erklären.  .Darnach  hätte  der  barfuos  Scotus  den  wider- 
teil [des  Dominikanerdogmas,  nämlich  die  unbefleckte 
Empfängniss  der  Maria]  ufgeb rächt,  vom  babst  Sixto, 
ouch  barfuossen,  mit  ablas,  doch  on  anbindung  des 
glowens,  begäbet'  Ansh.  —  d)  verbieten.  ,Was  recht 
ist  oder  un verboten  oder  erloubet  von  Gott,  söllind 
sie  [die  weltlichen  Obrigkeiten]  nit  a.;  denn  sie  mö- 
gend nit  sünd  machen,  das  nit  sünd  ist.'  Zwingli.  — 
e)  sich  ein  Steigerungsobjekt  durch  ein  verhältniss- 
mässig  hohes  Angebot  vorläufig  sichern  B;  Z.  , Einer 
lässt  hie  und  da  ein  hohes  Angebot  fallen,  damit 
bindet  er,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  die  Mulchen,  auf 
welche  er  geboten  hat,  an  und  spannt  übh.  die  Preise.' 
Gotth.  Jch  hett-em  das  Bind  abg'chauft.  aber  er  heuscht 
urie-n-en  Narr;  nu",  a"'bunde"  han-ich  's:  's  nimmt  's 
chüm  cn  Andere1'  um  de"  Bris  Z.  —  f)  Es  Heimet  a., 
ein  Heimwesen  bei  der  Übernahme  bis  auf  die  unauf- 
kündbar  darauf  haftenden  Schulden  abbezahlen  B 
Schw.  —  3.  mit  Hirn  a.  a)  freundschaftliche  Bezie- 
hungen anknüpfen  BHk.;  „LE.;"  Th;  UwE.;  Z.  Er 
häd  (icider)  welle"  mit  mir  a.,  aber  er  ist  Wg'rennt. 
Bes.  von  Liebesverhältnissen  UwE.;  Z.  Mit-eme" 
Meitschi  a.  Vgl.  an-bändlen.  —  b)  Händel  suchen  B; 
Gr;  Th.  .Mit  dir  will  ich  noch  a.'.  nehme  ichs  noch 
auf  BHk.  —  un-angebunden:  von  der  Rede,  im 
Gegs.  zu  bildlich,  allegorisch.  ,Waz  ligt  dann  daran, 
ob  dise  red  (der  som  ist  das  wort  Gots)  in  einer  pa- 
rabel  oder  troums  usslegung  oder  in  einer  ledigen 
fryen  red  gesetzt  werde,  so  wir  doch  sehen,  daz  die 
usslegung  eines  troums  und  einer  byspelichen  red  ein 
frye,  unangebundne  und  volkomne  red  sin  muoss?' 
Zwingli.  —  (Ober-) A"-binder  m.:  Leiter,  Haupt- 
person bei  einer  Unternehmung,  Gesellschaft  Gl. 

anen-:  1.  zur  Arbeit  anhalten  Ap.  Ich  han-e" 
scho"  ane"'bonde".  —  2.  (anhaltend)  Mühe  auf  Etwas 
verwenden  ApH.,  K.,  M.  Irh  ha"  mi"s  Mogligst  ane"- 
'bonde",  habe  alle  meine  Kräfte  aufgeboten. 

i"-:  1.  das  Vieh  in  den  Stall  treiben  und  darin 
anbinden  Uw.  's  ist  Zit,  's  Veh  i'z'binde".  ,Uer  alte 
Mann  hat  beim  Einbinden,  Melken,  im  Holzen,  beim 
Käsen,  im  Spicher  dem  Senn  geholfen.'  Ndw  Kai.  1884. 
Vgl.  Inbind-Gadem  (Bd  II  119).  —  2.  wie  nhd.  Öppis 
in  e"  Tuech  i.  Beim  Binden  des  Strohs  machen  sich  die 
Drescher  bisweilen  den  Spass,  Jrcdn,  gew.  die  Tochter 
oder  Magd  des  Hauses,  ins  Stroh  einzubinden.  Eier 
i.,  zu  Ostern  rohe  Eier  in  die  Blätter  der  Herbstzeit- 
lose, des  Klettenkerbels,  der  Petersilie  und  in  Zwiebel- 
häute einbinden  und  so  kochen,  wobei  die  Eierschalen 
•  eine  entsprechende  bunte  Zeichnung  erhalten  B;Tn;Z. 
D'  Pjlegelchappe"  %.,  mit  dünnen  Lederriemen  um- 
wickeln und  befestigen  ZZoll.    D'  First  i.,  mit  Hohl- 


ziegeln und  Mörtel  Z.  ,Die  First  einbinden  [mit 
Schindeln].'  1791,  Z.  ,18s/*  Taglöhne,  die  Häg  [mil 
Weidenzweigen]  einzubinden.'  1797,  Z  Haushaltungsb. 
(Das  Getäfel)  einfassen,  vom  Fries;  s.  In-binder.  — 
3.  abs.,  (Waren)  einpacken.  ,Darzuo  süln  ouch  alle 
die  wirte  und  wirtin,  die  Zürich  geste  enpfahent,  die 
gebende  enpflegent  ze  kouffenne .  ze  den  heiligen 
swerren,  ze  hüetenne  für  sich  und  ir  gesinde,  das 
enkeiner  ir  gesten  inbinde  noch  sin  Strasse  fare,  sin 
gebende  si  e  alles  beschouwet.'  1336,  Z  Stadtb.  ,Es 
sol  enkein  burger  sin  gebende  inbinden,  e  das  es  von 
den  einungern  in  den  sack  geschouwet  werde.  Und 
sweler  burger  dis  brichet  und  sin  gebende  unge- 
schouwet  in  dem  sacke  sin  Strasse  füeret,  den  sol  mit 
Damen  ein  rat  darumbe  büessen.'  ebd.  —  4.  a)  dem 
Täufling  ein  (Geld-)Geschenk  einbinden  B;  „VO;"  Gl; 
Gr;  Schw;  Th;  Z;  s.  Inbind-Gelt  (Bd  II  258),  Götti 
(ebd.  528/9),  Götti-Batzen ;  ferner  Rochh.  1857,  296. 
Übh.  ein  Taufgeschenk  machen  Bs;  B;  GW.;  SchSL; 
Th;  Uw;  Z.  ,Das  nieman  Zürich,  es  sin  frowen  oder 
man.  ze  enkeiner  touffi  kinden  me  suln  in  binden 
danne  III  ß  Züricher  Pfenningen.'  133(5/74,  Z  Stadtb. 
.Item,  es  ist  auch  geordnet  von  kindtouffinen  wegen, 
das  fürbashin  niemandt  in  unsrer  statt  frowen  oder 
man,  so  kind  uss  touf  haben,  mer  den  10  ß  heller  in- 
binden soll,  desglich  sollent  die  frowen  auch  nit  me 
den  10  ß  oder  der  wert  zu  kindbetten  geben.'  1471, 
L  Ratsbeschl.  .So  mag  einer  das,  so  dem  kind  in- 
bunden  ist,  mit  dem  kind  nemen  und  soll  ein  frow 
one  des  maus  schaden  sich  kindbetten.'  1491,  LE. 
Landr.  ,0b  dann  ein  man  selb  so  demüetig  weri,  das 
er  selber  götti  und  gotten  gewänne  und  das  kindt  one 
eid  nära,  so  soll  im  volgen  und  werden,  ob  er  will, 
alles,  was  dem  kindt  ingebunden  wirt.'  Schw  LB. 
,Von  kindbette  und  inbindung.'  ebd.  .Und  liessend 
ilie  Eidgenossen  [zur  Taufe  des  Dauphins  1522]  einen 
schönen  guldin  pfennig  machen  mit  der  orten  aufge- 
stempften  waapen.  welcher  dem  jungen  fürsten  ein- 
gebenden ward.'  Vad.  Die  Feinde  Waldmanns  rat- 
schlagten, ,dass  niemands  mer  ynbinden  solt  den  erst- 
gepornen  kinden,  so  man  touft  bette,  dann  5  Schilling, 
damit  und  er  ouch  die  armen  erzürnte.'  XVI.,  Anz. 
f.  schwz.  Gesch.  .Den  Kindern  [soll]  von  ihren  Gotten 
und  Göttenen  mehrers  nicht  als  auf  das  höchste  ein 
Ducaten  einzubinden  erlaubt  sein.'  Z  Ges.  1757.  1760 
beschliesst  das  Obw  Priestercapitel,  nicht  wie  die 
Laien  der  Kindbetterin  Wein,  Brot,  Fleisch,  Hühner. 
Eier  udgl.  zu  bringen,  sondern  statt  dessen  ein  Ge- 
schenk an  Geld  einzubinden,  .pannis  neobaptizati  pro 
more  involvendum.'  AKüchler.  Auch  mit  Bez.  auf 
die  Glockentaufe:  .Item  me  [neben  vielen  andern] 
was  gotte  Ana  Oberman,  Jörg  Pfisters  husfrow  zu 
Brunen,  und  ward  inbunden  9  sunenkronen.'  1551, 
ScHwIngenb.  —  b)  in  allgemeinerm  Sinne.  ,Die  kilch- 
gnossen  lassen  die  gross  gloggen  giesen,  an  welche 
durch  bemelte  kilchgnossen  und  andere  personen  rych- 
lichen  gäbet  und  inbunden  worden.'  1581,  UBürglen. 
Bed.  5  sich  nähernd:  ,Es  ward  hiebi  [bei  der  Schö- 
pfung] ingbunden  satt,  zuo  sterben  alls,  das  leben 
hat.'  Salat.  —  c)  mit  allg.  Obj.,  Etwas  dran  geben  B. 
Er  mues'  halt  Ei"s  l.,  nachgeben,  fünfe  grad  sein 
lassen  BBe.  ,Der  kudrige  Hauptmann  täte  dir  schon 
Geld  geben,  aber  etwas  einbinden  würdest  allweg 
müssen.'  Gotth.  —  5.  =  in-chnüpfen  (Bd  III  75G)  B. 
Er  hed-im  scharf  i"'bwnde",  er  soll  usw.    Sehr  häufig 


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Band,  bend,  bind,  bond,  bund 


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in  der  ä.  Spr.  ,By  dem  eid  i.,  etliche  artikel  nit  zuo 
predigen.'  1529,  Bs.  ,Ganelon  suocht  Bengnolden,  als 
im  ingebunden  was  von  keiser  Karly.'  Morgant  1530. 
, Ich  will  allen  wirten  und  stubenkneehten  diser  land- 
schaft  Thurgöw  yngebunden  und  zum  ernstlichesten 
gebotten  haben.'  1530,  Absch.  ,Den  metzger[n]  inge- 
bunden und  verbotten,  das  sy  kainem  so  vil  sament- 
haft  flaisch  usstailen.'  Kessl.  ,Der  schenk  möcht  üch 
wol  hilflich  syn,  wenn  ir  ims  vorhin  bundind  yn  gar 
tür  und  hoch  by  synem  eid.'  Rdep  1540.  .[Den  Lein- 
wandschauern ward]  bei  aiden  ingebonden,  dass  sie 
iederman  glaich  schouwen  weitend.'  Vau.  ,[Dem  Fi- 
scher wird]  hiemit  heiter  angedinget  und  inbunden, 
dass...'  1566,  Z  Fischenzbr.  ,Dass  durch  unsere  Ampt- 
lüt  ingebunden  und  gebotten  werde,  das  sy  fürohin 
einich  frömbd  Bättelvolk  keineswegs  in  und  durchs 
Land  lassen.'  1628,  B.  .Einbinden,  befehlen,  incul- 
care,  injungere.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Den  Bürgern  bei 
allen  ihren  Eiden  soll  eingebunden  sein.'  Z  Ges.  1757. 
.Mein  Mann  folget  mir  treulich  und  ich  kann  mich 
darauf  verlassen,  dass  er  mir  kein  Wort  verzettelt, 
sondern  die  eingebundene  Letzge  an  seinem  Orte  so 
pünktlich  aufsagt,  als  ob  ich  selbst  an  seiner  Stelle 
sässe.'  Sintem.  1759.  —  ID-binder  m.:  1.  im  Holzbau 
Name  der  vier  horizontalen,  einen  Rahmen  bildenden 
Balken,  die  den  unter  dem  Dachboden  liegenden  Teil 
einer  Hütte  oder  bei  einem  mehrstöckigen  Gebäude 
jedes  Stockwerk  abschliessen  Ap.  S.  noch  Anm.  zu 
Melchster  (Sp.  210).  —  2.  der  das  Wandgetäfel  ein- 
fassende Fries  GiiValz.  —  ln-bindeten  f.:  1.  Paten- 
geschenk bei  der  Taufe  Bs  (Spreng);  SciiSt. ;  ScnwE.; 
Th;  ZGlattf.,  Rüml.,  Zoll.  Syn.  In-bund,  -stricketen. 
Zur  1.  ge"  Z.  ,Das  kind  sol  man  taufen  und  mit  der 
i.  dem  vater  heimschicken.'  1489,  L.  ,Zu  der  Ein- 
bindeten des  jungen  Königs  von  Frankreich'  gab  B 
1522  sechzig  Pfd.  B  Taschenb.  1878.  .Und  nimbt  der 
vatter  das  [uneheliche]  kind  nit  eiswegs,  so  ist  die 
i.  ouch  iren  [der  Mutter].'  1527,  AAWeist.  Es  wird 
verfügt,  dass  die  Einbindeten  nicht  mehr  als  eine 
halbe  Krone  betragen  sollen  und  nur  in  Papier  ein- 
zuwickeln, nicht  in  sogeheissenen  Einbindsäckchen 
zuzustellen  seien.  1628,  Z.  ,2  fl.  16  ß  den  Kinden  zu 
Ingebindeten.'  1649,  ZSchwam.  ,Wir  wollen,  dass  alle 
kostliche  Verehrungen  gegen  den  jungen  Kindern  mit 
den  Ynbindeten,  Gutjahren  und  in  ander  Weg  ab- 
gestellt verbleiben  tügind.'  Z  Mand.  XVII.  .Einbin- 
deten beim  h.  Tauf,  arrha  lustralis,  baptismatica.' 
Denzl.  1677;  1716.  .Nach  vollendeter  Taufe  stellen 
die  Taufzeugen  der  Wehmutter  oder  Hebamme  eine 
Gabe  für  das  Kind  zu,  die  Einbindeten  oder  das  Ein- 
gebinde  genannt.'  Herrlib.  1751.  —  2.  Angebinde 
übh.  Bs. 

under-binde":  untrennbar.  1.  wie  nhd.  En  Sack, 
en  Allere"  it.;  e"  Strange"  Garn,  d'  Rispi  u.  Übertr. 
Eim  Dji/jis  u.,  die  Gelegenheit  zu  Etwas  benehmen  Z. 
—  2.  =  abe"-b.  ThHw.     's  Vech  u. 

ent-:  1.  losbinden,  auflösen.  .Ich  gloub,  der  tüfel 
sye  entbunden.'  U Eckst.  .Welicher  gloubt,  der  ist 
selig,  der  ist  entbunden:  denn  er  weisst  und  ist  ge- 
wüss,  das  er  durch  den  sun  Gottes  erlöst  und  fry 
gemacht  ist.'  Zwingli.  Die  .Kronenfresser'  machen 
, i rem  ätte  küng  [von  Frankreich]  heiss,  uf  dass  er 
den  kronensack  gegen  inen  wider  mücste  e.'  Ansii. 
,Die  7  holländischen  Provinzen  sind  entbunden  [ihr 
Bund  ist  aufgelöst  worden],    sein  [Gottes]  Haus   ent- 


heiliget und  in  Dagons  Haus  verendert  worden' 
AKlingl.  1688.  —  2.  von  der  Niederkunft.  ,Den 
9.  Juli  hat  sich  die  jetzige  Herzogin  von  Orleans  eines 
jungen  Prinzen  glücklich  entbunden.'  FrHaffn.  1666. 
,Am  Sonntag  hat  sich  die  Königin  in  Frankreich  einer 
jungen  Prinzessin  entbunden.'  ebd.  —  3.  .den  Eid  e.', 
dem  Eide  Genüge  leisten.  .Swer  dis  leidet  Peter  Sta- 
gel,  Philips  Sigbot  und  Rüedger  Ölehaven,  die  auch 
dise  buosse  innemen  süln,  der  hat  sinen  eit  empunden.' 
1344,  Z  Stadtb.  ,Swer  dis  vorgeschriben  alles  leidet 
N.  N.,  der  hat  sinen  eit  empunden.'  1346,  ebd.  — 
un-entbunden:  ungebunden,  zügellos.  .[Die  Leute 
vom  See]  namen  etlichen,  so  in  anvangs  nit  zu  innen 
gezogen,  ir  win  und  understuondent  die  zu  schädigen 
und  viel  und  mänge[r]ley  sachen  fürzunämen  als  lüt, 
so  unenpunden  [sind],  mit  unvernumpft.'  Waldm.  Aufl. 
1489.  , Alles  geht  nicht  recht,  sonder  under  übersieh 
und  gar  u.'  LLav.  1587.  ,Es  sige  Alles  mit  Rouben 
und  anderen  Unbilligkeiten  u.  gangen  und  wie  man 
sagt,  der  Hirs  erloubt  gsin.'  JJRüeger.  .Alle  Laster 
und  Ungrächtigkeit  [werden]  u.  erlaubt,  freigelassen 
und  ohne  Straaff  gestattet.'  Z  Täuferber.  1639.  ,Zu 
OGlatt  ist  an  der  Kilbi  ein  u.  Wesen  fürgangen.'  1673, 
Z  Dekan. -Ber.  .Gerechtigkeit  ist,  wo  man  in  einem 
Land  auch  noch  das  Boss  strafft.  Dargegen  wann 
alles  u.  gehet  und  kein  Hahn  darnach  kräyet,  was 
man  bald  tut,  das  ist  Ungerechtigkeit.'  FWyss  1673. 
,In  bello  licent  omnia,  zur  Zeit  des  Krieges  gehet 
Alles  u.  daher.'  AKlingl.  1688.  Ein  Kaplan  wird  ver- 
klagt, ,dass  er  ganz  ohnentbunden  Wein  usschenke.' 
1747,  LNeud.  .[Es  gehe]  u.  daher  mit  Ausstocken 
der  Hölzern  und  Waldungen.'  Z  Ges.  1757.  —  .Unent- 
bunden'   Kontamination   aus    , entbunden'    uud    .ungebunden.' 

üs-:  1.  a)  etwas  Gebundenes  öffnen  GRChurw., 
Glar.  —  b)  d's  Heu"  ü.,  das  Heu  in  den  Bergen  in 
Burdenen  binden,  um  es  nach  Hause  zu  ziehen  Gr 
Klost.  —  2.  übertr.  a)  abs.,  was  Einem  auf  dem  Her- 
zen liegt,  frisch  und  derb  aussprechen;  schelten  Gr 
oHe.,  L.,  Luz.,  Schud.,  UVatz.  Syn.  üs-cheren  (BJ  III 
439).  Das  Mal  han-i'h  üs'bunden.  —  b)  abs.,  körper- 
lich zunehmen,  fett  werden  Gr  ObS.  Syn.  d"  Chnöpf 
üftue"  (Bd  III  749).  Der  het  dunderU'h,  höllisch,  hell- 
massig  üs'bunde".  —  üs-ge-bunden:  vollendet,  aus- 
gezeichnet.    En  üs'bundni  Sängeri"  ZBauma. 

ver-:  1.  ver-,  zubinden.  Mit  .verbunden,  umb- 
wickelt'  glossiert  APetri  1523  Luthers  , verhüllet.'  D' 
Auge"  v.  (Sich)  de"  letz  Finger  v.  (auch  AaF.;  Gl;  Th) 
s.  ßd  I  863.  Si  hed-cm  de"  Finger  verbünde",  hat  ihm 
den  Beischlaf  gestattet  AaF.,  Ke.  ,Die  Hand  v.'  s.  Bd  11 
1386.  De"  Sack  v.  s.  unter  Sack.  ,Wii  fiengent  unsern 
patronen,  der  hat  sich  hinab  in  das  schiff  verborgen  und 
mit  eim  seil  verbunden.'  HsScuürpf  1497.  Aberglaube: 
Um  eine  Wunde  zu  heilen,  wurde  die  Waffe  oder  das 
Gerät,  das  sie  geschlagen  hatte,  .verbunden.'  .Ein 
hüpsch  nüw  lied  von  dem  versegnen  und  waaffen  v., 
so  yetz  in  der  weit  löuffig.'  BGletting  1557  (Über- 
schrift); s.  auch  Sp.  799  u.  ,Dic  wunden  zesegnen 
und  die  waffen,  darmit  es  [die  Verwundung]  geschehen, 
oder  andere  ding  zu  v.  [wird  verboten].'  Z  Mand.  1636. 
S.  noch  Stuel-Bein.  —  2.  .ein  Gut  v.'  =  verbännigen 
(Sp.  1284).  .[Wenn  sich  die  Kinder  gegen  die  Eltern 
dermassen  vergehen,  dass  sie  enterbt  werden  können, 
so  mag]  einer  syn  ligende  güeter  nach  synem  gevallen 
mit  geding  oder  one  geding,  uf  ein  zyt  oder  öwig- 
lich  v.'  F  Stadtb.  —  3.  , Einem  Etw.  v.',  Jmdm  Etw. 


1353 


Band,  beiul.  bind,  bond,  Imml 


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verwehren,  versagen.  ,Sio  wären  gern  vornehm  und 
weil  ihnen  das  verbunden  und  verhalten  ist,  so  schei- 
nen sie  wenigstens  gern  vornehm.'  Uottii.  Mit  un- 
best.  Acc,  Einem  durch  Zauberei  Hindernisse  be- 
reiten: ,Sie  waren  wie  verraten  und  verkauft  und 
wussten  Nichts  mehr  zu  sagen,  als  sie  seien  verraten 
und  verkauft,  böse  Leute  hätten  es  ihnen  verbunden.' 
Gotth.  —  4.  ein  Kind  ,v.',  ihm  die  Firmung  erteilen 
lassen.  .[Die  Delinquentin]  habe  ein  junges  döchterlin 
etliche  jar  als  für  ir  kind  mit  ira  gefürt.  Daz  habe 
sy  lassen  firmen  oder  krisinen  zu  Thun,  und  habe  es 
daselbs  und  anderswa  zuom  fünften  mal  verbunden 
und  im  als  dick  ein  nüwe  gotten  gewannen,  und 
habe  daz  kind  also  fünf  gotten.'  um  1450,  L  Hexen- 
proz.  —  5.  meist  refl.,  (sich)  verpflichten.  ,0  Wil- 
halm,  wie  gern  ich  mit  dir  füer,  so  han  ich  mich  got 
ergeben  und  verbunden  under  das  joch  der  gebor- 
sammy  und  han  kein  eignen  willen  nie.'  1475,  Deutsche 
Volksb.  .[Keiner  sollte  mehr  zum  Priester  geweiht 
werden]  er  verbünd  sich  denn,  on  eewyb  zuo  syn  und 
reinigkeit  zu  halten.'  Zwingli.  ,Her,  ich  kann  nüt 
lougnen,  daz  ich  mich  nüt  zuo  Rengnolden  verbunden 
hab:  der  ist  min  nacher  fründ.'  Moroant  1530.  ,Wann 
zwei  Ehemenschen  Verkomnussen  und  Gemachte  uf- 
richtend  und  hiedurch  sich  dergstalt  gegen  einandern 
verbindend  und  verstrickendt,  das  ihro  Keins  ohne 
des  Andern  Gehäl  und  Bewilligung  solch  Verkomnuss 
enderen  noch  vil  weniger  gar  ufheben  solle.'  B  Ge- 
richtssatz. 1615.  ,[Die  Alpgenossenschaft]  begere  sel- 
bigen [N.  N.,  der  sich  einem  mit  Mehrheit  gefassten 
Beschluss  nicht  unterziehen  will]  zue  solchem  mit 
Recht  v.  [gerichtlich  verpflichten]  zu  lassen.'  1675, 
Rechte  der  Gmde  Kappel  1847.  S.  noch  Gr.  WB.  XII 
120.  121.  —  un-ver-bunden:  unverbindlich.  ,8o 
sie  in  guten  treuen  von  gemeiner  Eidsgenossen  und 
besonders  von  dero  von  Bern  gebete  willen,  zu  einem 
unverbundenen,  gütlichen  und  freundlichen  tag  kom- 
men seien.'  1439,  Z.  .[Beide  Parteien  hatten]  einen 
früntlichen  unverbundenen  tag  gan  Costenz  gesetz.' 
Edlib.  ,Der  doctor  [Thüring  Fricker,  der  1512  alters- 
halb als  .unbrüchlieh'  aus  dem  kleinen  Rat  entfernt 
worden  war]  ward  über  zwei  jar  wider  in  rat  ze  gon 
erwält;  dienet  unverpunden;  zoch  an  sine  ruow  gon 
Brugk.'  Ansh.  —  ver-bindlich.  ,V-e  Artikel',  die 
dem  freien  Antragsrecht  entzogen  sind.  1700,  Nnw 
(Gfd  38,  161).  —  Ver-bindung:  Verpflichtung.  ,Mit 
v.  daby  zuo  bliben,  wie  denn  die  brief  darüber  gestelt 
wisend.'  1476,  Bs  Chr.  Haftbarmachung.  ,By  verpfen- 
dung  und  v.  aller  siner  hab.'  1582,  ÄAMuri.  , Alles 
bei  V.  seiner  Haab  and  Gütern.'  1715,  Bs  Polizeiordn. 

für-,  in  B  füren-:  den  Pflock,  an  den  auf  der 
Herbstweide  je  ein  Stück  Vieh  (bes.  Ziegen)  ange- 
bunden wird,  vom  abgeweideten  Gebiet  in  frisches 
Weidegras  versetzen;  s.  Anderegg  1898,  416. 

hindere"-:  tr.,  zurückbinden.  Es  Bind,  e"  Chue 
h.,  ein  Stück  Vieh,  wenn  es  beim  Ziehen  oder  Melken 
ungestüm  ist,  durch  einen  am  Kopf  befestigten  Strick, 
der  nach  hinten  straff  angezogen  und  befestigt  wird, 
in  seinen  Bewegungen  hemmen,  zur  Ruhe  zwingen 
Th;  Z.  Ein'*  h.,  ihm  die  Zügel  straffer  anziehen,  ihn 
kurz  halten  Tu;  dafür  Eim  d'  Nase"  h.  Z.  D'  Zunge" 
h.,  den  Redestrom  hemmen,  massigen  Tu. 

ze-sämme°-:  zsbinden.  's  Unglück  bindt  de"  Lüte" 
d'  Chöpf  z'sämme",  bewirkt,  dass  die  Leute  zshalten 
Aa;  Z;   JMev.  1694.     Es  weiss  jeder  Bote   zu  sagen, 


wie  etliche  Franzosen  sieh  haben  merken  lassen,  wie 
sie  uns  und  den  Mailändern  die  Häupter  z,  wollen. 
1522,  Absch.  IV  1  a  173.  S.  noch  Ge-frdss  (Bd  I  1318). 
Refl.,  sich  verbünden.  ,Der  Bapst,  Franzos,  Venediger 
hand  sich  zemen  bunden.'  1545/50,  G  Hdschr. 

zue-.  ,Nit  änderst  klopfen,  dann  wenn  die  küeffcr 
ein  fass  zuobindend.'  LLav.  1569/78;  dafür  1670:  ,als 
wann  vil  Küeffer  an  einem  Fass  bunden  und  dasselbige 
mit  Klopfen  hart  zusammentrieben.' 

zueche"-:  anbinden,  z.B.  eine  Kuh  an  der  Krippe 
B.  Übertr.  Bing-ne*  [den  Liebhaber]  zueche"!  halt 
ihn  fest,  bind  ihn  an  dich  [Rat  einer  Bäuerin  an 
ihre  Tochter],  Spinnet  1896.  Einen  zur  Erfüllung 
seiner  moralischen  Verpflichtungen  verhalten  B. 

Binder  m. :  1.  wer  (berufsmässig)  bindet,  a)  Gar- 
benbinder. Wenn  er  das  Stroh  zu  wenig  fest  andreht, 
muss  er  zur  Strafe  eine  Flasche  bezahlen  AADottikon. 
Er  erhält  als  Ehrenperson  zwei  Brote,  die  er  am 
Bindnagel  auf  der  Schulter  nach  Hause  trägt,  oder 
Zwillich  zu  einer  neuen  Hose.  HHerzog  1884  (für  Z). 
Vgl.  Binder-  Weggen.  —  b)  beim  Einsammeln  des  Mais 
Derjenige,  der  die  Maiskolben  (je  vier)  mittels  zweier 
oder  dreier  beim  Ausschälen  stehen  gelassener  Blätter 
zu  einem  Gebinde  verknüpft  GRh.  —  c)  =  Fass-Bind. 
.Schuoehmacher  und  b.'  Sicher  1531.  , Wagner,  b.  und 
andere  handtwerchslüt.'  HBüll.  1572.  , Küeffer-  und 
B.-lohn  9  Btz.'  1729,  Aa  Schloss  Rued.  S.  noch  Gelten  1 
(Bd  11  281).  —  d)  „Binner,  Wundarzt  W."  —  2.  was 
bindet,  a)  Eckstein  in  der  Mauer,  im  Gegs.  zum  Läufer, 
der  nur  auf  einer  Seite  behauen  ist  Z.  Vgl.  Bort-Band. 

—  b)  durchgehender  horizontaler  Hauptbalken,  unter- 
schieden als  erster  B.  (über  dem  Erdgeschoss)  und 
zweiter  (über  dem  ersten  Stockwerk,  unter  dem  Dache) 
BSa.  —  c)  das  gesammte  Balkenwerk,  das  ein  Ge- 
bäude in  der  G'vierti  (s.  Bd  I  926)  abschliesst  und 
auf  dem  der  eig.  Dachstuhl  ruht  Aa.     Syn.  Bund. 

B.  als  Familienname  (wohl  urspr.  überall  zu  1  c)  Ap 
Bühler,  Her.  (seit  1380);  Z  (soit  1320);  XIV./XV.,  Gr; 
1385,  L;   1522,  AaLunkh. 

Fass-:  =  Fass-Bind.  ,Umb  die  binder.  Daz  enkein 
unser  burger  dis  nechste  jar  enkeinem  vasbinder 
von  einem  tagwan  mer  ze  Ion  geben  sol,  dann  vier 
und  zwen  Schilling  Zürich  pfenning  und  sol  ouch 
der  selben  binder  jeehlicher  umb  den  selben  taglon 
jeehlichem  ünserm  burger  und  die  zuo  uns  in  unser 
statt  gehörent,  dienen  und  arbeiten.'  1373/1416,  Z 
Stadtb.    , Wagner,  trächsel  und  f.'  1490,  Z  Zunftrodel. 

—  Hafe"-:  wer  sich  mit  dem  Heften  von  zerbro- 
chenem Thongeschirr  befasst.  Alpenw.  VII  218.  — 
Chübeli-:  Spottname  für  den  Küfer  Aa;  Bs;  B; 
GA.;  S;  Th.  ,In  dem  Schachen,  wo  die  Leute  in  ein- 
ander gepökelt  wohnen  wie  Häringe  in  einer  Tonne, 
waren  noch  dazu  mancherlei  Gewerbe...  Korber  und 
Sägefeiler,  Hühnerträger  und  Weiberhändler,  Schrö- 
pferinnen und  K.'  Gotth.  Neckreime:  Ch.,  Hose"- 
schinder  Bs,  Ch.-binger  het  Dreck  am  Finger  S.  Siehe 
noch  Karsumpel  1  (Bd  III  477).  —  Be'cki-:  =  Ha- 
fen-B.  Ndw.  Syn.  Becki-Böri,  -Büezer.  --  Ballen-: 
wie  nhd.  ,Dass  er  sye  zu  vilen  malen  zuo  Genf  ge- 
wesen und  uff  den  mässen  allwägen,  darumb  dass  er 
ein  b.'  1530,  Absch.  (B).  ,Joh.  Gasser  der  B.'  1770, 
GRhein.  Auch  1779,  Bs  Chr.  (öfters).  —  Bürste»-: 
1.  wie  nhd.  Als  Typus  des  Übcrmasses  im  Trinken: 
Trinke;  süfe"  wie  (enj  B.  Aa;  Bs;  B;  Gr;  G;  Th;  Z, 
dann  auch  in  andern  Dingen :  schwitze"  (GrS.,  Tschapp.; 


135S 


Band.  bend.  bind,  bond,  bnnd 


1  :::„; 


/.  i.  lüge*  (GrS.,  Scaolms),  üfbegere"  (Gr).  tue"  (Z)  wie 
(en)  B.  —  2.  (auch  Birste"-Bindiri"  f.)  schlimmer 
Mensch,  dem  nicht  zu  trauen  ist  Ndw.  —  3.  Name 
einer  Binsenart.  deren  Bispen  etwa  Knaben  den  Spiel- 
gefährten durch  den  Mund  ziehen  Z  (Däniker).  — 
Bese"-:  1.  wie  nhd.  S.  Chübeli-B.,  Chübel- Macher 
(Sp.  52);  vgl.  auch  Gotthelfs  , Besenbinder  von  Richis- 
wyl.'  —  2.  im  Walde  hausendes  Schreckgespenst,  nam. 
für  Beerensuchende  B.  Wenn  d'  norh  here"  tritt,  so 
muesch  enangere"näch  cho",  susch  meint  Biihi.  der  B. 
heig-is  der  Hals  um'dräit.  MWalden  1884.  —  Bosse0- 
Binder:  zugehauener  Quaderstein  Z.  —  Püscheli-: 
Reisigbinder,  Spitzname  der  Bewohner  von  ApReute. 

Bindet  m.:  die  Arbeit  und  Zeit  des  Bindens  im 
Weinberg  THSteckb.;  Z  (Däniker). 

bindig:  angst  und  bang,  unbehaglich  GlH.;  G 
NUtzw.  Es  ist-mer  b.  g'si";  isch-der  öppe'  b.?  — 
Wahrsch.  aus  'tcindig,  einer  adj. Weiterbildung  von  itind(s.  d.). 

un-:  unverbindlich.  .Verlegne,  unbindige  brief,  die 
nützit  mer  geltend.'  Äg.Tscbddi  1565/72.  ,Derglichen 
verjarten,  fürbas  unbindigen  briefen.'  ebd. 

Bindigi  -egi  f.:  Kalberlahme,  Arthritis  GlMoII. 
Vgl.  bänderig. 

Bindi"g:  1.  das  Binden  Gr.  Ist-mer  das  aW*  e" 
B.!  —  2.  das,  womit  man  bindet.  Schnüre,  Stricke  uä. 
GRValz.   Mer  heind  B.  g'nueP.   E"  schlechti,  e"  gueti  B. 

Bindschaft  Bunt-  f.:  Bindewerk,  Verband  ApI.. 
K.,  M. 

Bindelle",  in  Ndw  Bildelh*:  (PI.)  zum  Putz  die- 
nende (seidene)  Bänder,  bes.  von  den  Schleifen  auf 
den  Strohhüten  der  Bauernmädchen,  auch  von  den 
verschiedenfarbigen  Schleifen  am  Chdbi-Maie"  Lj 
Ndw.  .Überflüssige  B-en'  werden  verboten.  1672,  1.. 
Vgl.  auch  B.-Huet  (Bd  II  1789).    -   It.  bmddla,  -o. 

Bnnd  (P-  AAtw.;  Ap;  Z  tw),  auch  Bunt  Aa;  B; 
G;  Z,  in  Gr;  Sch;  Tu;  Z  tw.'  Punt  —  m.,  PI.  mit 
Uml.,  Dim.  Püntli  Sch;  Th;  Z:  1.  wie  nhd.  der  Bund: 
etwas  Bindendes,  a)  Band  von  Stroh,  Tannreisern  B. 
Strohband  an  Beben  ZZoll.  De  muest  d'  Wipfel  besser 
träe",  sust  g'licie'd  </'  Bund  iif.  Strohband,  beim  Gar- 
benbinden verwendet  ZSth.  —  b)  in  ZLunn.  n.,  Strick, 
Riemen  oder  Kette  um  den  Hals  des  Viehs,  zum  An- 
binden desselben  im  Stalle  Th;  ZLunn.  —  c)  um  den 
Kopf  geschlungenes  Tuch  bei  Frauen  und  Mädchen 
Gr.  —  d)  n.,  Bändchen,  wodurch  die  einzelnen  Ab- 
teilungen (Facht)  eines  Garnstranges  zsgebunden  und 
von  einander  getrennt  werden  Aa.  —  e)  =  Weichen- 
Band  Z.  —  f)  Dim.,  schmaler  Zeugstreifen,  der  an 
Männerhemden  an  der  Verbindungsstelle  zwischen 
Hemdstock  und  Brusteinsatz  aufgenäht  wird  ZStdt. 
Syn.  Herz-Bündli.  —  g)  Verband.  ,Es  mag  der  frouwen 
ein  bundt  von  vierfachtem  tuoch  gemacht  werden  mit 
einem  büschelin  und  uf  die  syten  und  höhe  der  bär- 
muoter  gelegt  werden.'  Buef  1554.  .Daher  der  tempel 
Aesculapii  voll  krucken,  stecken  und  bünden  gehanget 
deren,  so  da  waren  gesund  worden.*  Evang.  Gegenb. 
1588/1658.  —  h)  Einband  eines  Buches  GrPt.  (ver- 
einzelte Angabe).  —  2.  als  techn.  Ausdr.  a)  =  Bin- 
der 2  c  Aa;  Gl;  Z.  Vgl.  Eggender  B.  (Bd  III  1206). 
Im  B.  obe"  ScHwPfäff.  —  b)  das  Balkenviereck  jedes 
einzelnen  Stockwerkes  BSa. ;  vgl.  Gespann-,  Tach-B. 
Übertr.,  Stockwerk  A.\Wegenst.;  BSchüpfen  (an  beiden 
Orten  lt  Hunz.  n.)  's  erst  B.  ,Iin  B.':  ,Sie  wurden 
einig,    die  Stube  um   1  Schuh  zu  verkürzen,   so  dass 


sie  im  Bunde  30  Fuss  breit,  31  Fuss  lang  wurde. ■ 
Gottb.  —  c)  Name  der  Balken,  die,  zwei  oder  mehr 
an  Zahl,  die  linke  und  rechte  Hälfte  des  Dachstuhls 
unten  verbinden  Z.  ,Der  Platz  neben  der  Scheune 
gegen  das  Haus  von  dem  B.  am  rechten  Schild  gerade 
ausbin  soll  dein  Käufer  als  Eigentum  zudienen.'  1824, 
ZGrün.  Prozessakten.  —  d)  Dachbinder,  d.  s.  je  zwei 
zsgehörige  Dachsparren  von  besonderer  Stärke,  die 
den  übrigen  Teilen  des  Daches  zur  Stütze  dienen  L. 
Einen  Dachstuhl  um  so  und  so  vil  Bund  länger  mache". 
,Er  verlangte,  dass  ihm  die  Gemeinde  einen  neuen  B. 
an  die  Scheune  mache.'  XHerz.  1863.  .Donnoch  sol 
er  machen  ein  ligent  tach  gesteil  [1.  tachgestüel]  als 
wit  daz  reffental  lang  ist  und  daz  mit  6  bundt  oben...' 
1520,  Bs  (Zimmerarbeit  im  Steinenkloster).  —  e)  von 
Mauerwerk.  .[Der  Maurer]  soll  dise  lantveste  und 
arch  [an  der  Brücke]  mit  mursteinen  ussmuren,  der- 
glychen  dry  pündt,  3'eden  eins  nianns  hoch,  ob  dem 
andern  mit  ysen  klamen  und  ungehouwnen  quadern 
bis  in  des  turns  inuren  verfassen.'  1545,  Aa  (betr.  die 
Brücke  zu  Bheinfelden).  —  3.  a)  in  Aa  meist  n.,  wie 
nhd.  das  Bund:  etwas  Zsgebundenes,  aus  einer  mehr 
oder  weniger  bestimmten  Anzahl  Stücke  bestehend 
Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  Schw;  Th;  Z.  En  B.  Latte: 
Stichel  (ungefähr  30  Stück).  Wide*.  En  B.  Strau". 
En  B.  Garn,  Blste".  .Spinnriste.  Ganz  feine,  das  Pfd 
zu  1  Frk.  50,  beim  B.  das  Pfd  zu  5  Bp.  billiger.' 
Schw  Zeitungsanz.  1882.  En  B.  Schlüssel.  E"  Püntli 
=  es  Strängli,  z.B.  Seide  Th;  Z.  E"  Püntli  Schueh- 
schnüer,  Zwick  Th;  ZSth.  E"  Püntli  Zigarre",  Här- 
nädle",  [Kiel-] Federe"  Th;  Z.  Es  Püntli  Süessbrand 
ZZoll.  ,Über  jedes  Fest  wurden  2  Vrtl  Wein  und 
2  Püntli  Nachtmahlbrot  verrechnet.'  CThomann  1741. 
.Ein  B.  Glas.'  XVIII.,  Bs  Zollordn.;  vgl.  B.-Glas 
(Bd  II  645).  Spec.  et)  20  Schlick  Rohseide,  durch 
eine  Schnur  zsgehalten  Z.  —  ß)  Gang  von  80  Fäden  Z  ; 
vgl.  ABürkli  1877,  20.  Hieher  wohl:  ,WTas  ouch  ge- 
flukts  werk  ist,  das  minr  hat  denn  24  bunt  an  der 
breiti,  da  sol  ouch  ie  das  fach  zwen  Schilling  gen.' 
1336,  Z  Stadtb.  —  b)  dasjenige  Ende  eines  Sackes, 
an  dem  er  zugebunden  ist.  .Den  Sack  verkehrt  tra- 
gen, den  Boden  vor  und  den  B.  hinten.'  Stutz  1854. 
,Der  spruch  allein  ist  üwer  grund,  an  allem  ablass- 
sack der  pund;  wo  das  band  am  sack  ufgat.  all  üwer 
gwalt  fallt  denn  ins  kat.'  UEckst.  —  4.  in  RAA. 
a)  an  en  Pund  gö",  unpers.,  Ernst  werden,  zur  Ent- 
scheidung kommen  Ap;  s.  Bd  III  1206.  Syn.  an  den 
Punt-Biemen  gän.  —  b)  im  B.  sl",  ligge",  in  Ordnung 
sein  L.  D'  Sach  ist  sicher  nid  im  B.,  wenn  euser  Till 
gar  :'  Äo/M«*  cluinnd.  JBHaffl.  1813.  —  c)  's  ist  des 
Bunds  nid,  unerhört,  übersteigt  alles  Mass  ScHSt. 
(Sulger).  St  ltt'i>id-»ieh  ufg'füert,  's  ist  des  Bunds 
nid.  Ja,  er  ist  en  guete''  Tokter,  's  ist  si"s  Bunts 
keine''  esö.  Wolf,  Bei.  Gespr.  .Mein  Tag  hab  ich  des 
Punds  nie  gsehn,  glaub  auch,  dass  es  nit  vil  sy 
gscheh11.'  JMahl.  1620.  —  d)  ,uss  den  bünden',  aus- 
nehmend. ,Die  salb  schmackt  uss  den  bünden  wol.' 
Kaiseusr.  Daraus  entstellt  (unter  Anlehnung  an  ,uss 
der  massen'):  ,uss  der  bünden.'  ,Und  gieng  [bei  der 
Plünderung  der  Stadt]  uss  der  pünden  fast  übel.' 
Edlib.  .Die  von  Basel  waren  im  [dem  Landvogt]  uss 
der  pünden  figind.'  ebd.  ,Gott  der  herr  setzt  sie  [welt- 
liche gewalt  in  zitlichen  sachen]  selber  hin ;  das  [1.  des] 
hand  wir  gnuogsam  us  der  pünden  in  göttlicher 
gschrift  vil  starker  gründen,  an  allen  orten,  alt  und 


1357 


Band,  bend,  bind,  bond,  bnnil 


i:;:,s 


auch  nnw.-  XMan.  —  5.  wie  nhd.  der  Band,  a)  Ver- 
trag. Bündniss.  allg'.  ,Si  sönt  niemer  vorderunge  noch 
anspräche  gewinnen  mit  deheinon  dingen  und  Minden.' 

1364,  AAEheinf.  .[Ludwig  XII.  und  der  Papst]  mach- 
ten  da  vil  guoter  pünd,  aber  schwach  knöpf  dran.' 
Ansii.  S.  auch  üs-gän  (Bd  II  25),  für-gän  (ebd.  29). 
Bundesurkunde:  .Hast  du  dem  schriber  nit  geseit, 
dass  er  bunt  hab'  [Var.  ,d'  bündt  bring-],  zur  .Lands- 
gemeinde. Ecef  1538.  —  b)  die  Gesarumtheit  der 
durch  ein  Bündniss  oder  andere  vertragliche  Abma- 
chungen Verbundenen,  a)  amtliche  und  in  neuerer 
Zeit  auch  volksübliche  Bezeichnung  des  schweizeri- 
schen Bundesstaates  im  Gegs.  zu  den  Kantonen.  — 
ß)  PI.  ,die  Pünt',  die  ehemaligen  drei  rhätischen  Bünde ; 
vgl.  Tsch.  77/8.  ,Uss  den  Pündten.'  1540/73,  UMey., 
Wthur.  Chr.;  1613,  ZZoll.  Taufb.;  Göldi  1712.  ,1m 
Bynthal  und  in  den  Pündten.'  Tierb.  1563.  .Kam 
widrumb  in  Pünd  [zurück].'  Ardüser.  .Einem  Glaser 
aus  den  Pünten  für  ein  Büchsli  venedischen  Tiriax 
und  zwei  Mailänder  Wetzstein  14  ß.'  1686,  Zubers 
Tageb.  Als  Fem.  Sg.  missverstanden :  Pünt,  Grau- 
bünden Gl;  Scbw.  Vum  Eich,  uss  der  obere"  Pündt 
und  ru"  andere"  Site"  sind  [1799]  die  Chaiserliche" 
gege'd  üser  Gräme"  marschiert.  Gl  Volksgespr.  1834. 
.Die  in  der  Bündt',  d.  s.  die  Bündner.  Stadlin  1824. 
Sonst  in  der  Form  des  Dat.  PI.:  Pünte"  Bs;  GlK.  ; 
G;  Sch;  Th;  U;  Z.  —  y)  .vorderer  und  hinterer  B.', 
Name  der  beiden  Kreise  der  Altstadt  Zug  mit  eigener 
nachbarschaftlicher  Organisation ;  ebenso  zerfallen  die 
Angehörigen  von  Zg  StMichael  in  den  um  die  Kirche 
ansässigen  , untern'  und  den  ,obern  B.-  auf  der  Höhe 
des  Zugerberges. 

Mhd.  bunt,  -des  m. ;  daneben  ein  Dim.  mlid.  gebündelin, 
ahd.  gibuntili(n).  Erstcrm  entspricht  unser  Bund,  letzterm 
Püntli ;  zur  Steigerung  des  Wurzelaus],  vgl.  früntlic1t  neben 
Fründ,  enttich  neben  End  uva.  Die  Form  Punt  beruht  ent- 
weder auf  ä.  Ge-hund  (in  Bed.  3),  das  allerdings  wie  es  scheint 
nur  als  Ncntr.  belegt  ist  (vgl.  Gr.  WB.  IV  1,  1899),  dessen  m. 
Geschlecht  sich  aber  aus  dem  Einfluss  des  daneben  stehendeu 
einfachen  Bund  erklären  Hesse.  Oder  das  aal.  ;>-  stammt 
aus  dem  Dim.,  woher  in  jedem  Falle  die  ausl.  Fortis  bezogen 
sein  muss.  Das  W.  erscheint  mehrfach  in  Lokalnamen,  durch- 
gehend in  der  Form  Punt;  für  die  urspr.  Bed.  ist  (z.  T. 
wenigstens)  an  5  b  y  anzuknüpfen.  .Stächliu  Bund  wird,  aus 
was  Ursachen  ist  unbekannt,  die  Gegend  genannt,  iu  welcher 
die  10  Höfe  und  darunter  auch  Dörflein  Hofstetten,  Ober- 
Hofen,  Dickbuch,  Oberschlatt,  Wenziken  usw.  ligeu,  welche 
Herdegen  von  Hünwyl  a.  1494  der  Stadt  Zürich  gegen  Über- 
lassung der  Herrschaft  Elgg  übergeben  und  zu  der  Land- 
vogtei  Kyburg  geordnet  worden.'  Leu,  Lex.  Damit  in  Zu- 
kunft Jedermann  weiss,  woran  er  sich  zu  halten  bat,  soll 
alleuthalbcn,  besonders  gegen  die  Höfe,  die  man  den  ,Stä- 
helin  Pundf  nennt,  ,undergangeu'  und  die  Grenze  mit  Steinen 
ausgemarcht  werden.  1506,  K  Hauser  1895.  ,(Im)  Punt' 
ApWaldst.  (Weiler);  FAltersw.  (Häusergruppe);  Gr  ObS. 
(Häusergruppe);  GPeterz.,  Wattw.  (,eine  Gcgne  von  etwan 
70  Häusern,  welche  von  dem  Schwerdbach  bis  au  den  Dorf- 
bach gehet  und  9  andere  kleine  Gegenen  als  Wies,  Schmideu- 
bach,  Buch  usw.  ausmachet.'  Leu,  Lex.);  ThStettf.  (Flurn.) : 
ZA  ff.  b/Z.  (n.|,  Maur.  ,1m  Under-Bunt'  ZWald  (Weiler). 
,Bunds-Acker'  BRüschegg,  ,-Egg'  BErl.,  ,-Häuslein'  BEriswyl. 

Ab-:  1.  a)  entsprechend  ab-binden  3  a  a.  das  vor- 
läufige Zsfügen  des  zugerichteten  Bauholzes  auf  dem 
Zimmerplatz,  das  dem  Aufrichten  vorangeht  B;  Z. 
Er  cha""  nid  e'mäl  en  A.  mache",  von  einem  Zimmer- 
mann, der  seinen  Beruf  noch  nicht  selbständig  zu 
betreiben  vermag  B.  —  b)  liegender  A.;  s.  Bd  III 
12U6  u.  —  2.  entsprechend  ab-binden  3  b,  Abschluss; 


z.B.  von  dem  Antrag,  womit  Einer  seine  Bede  schliesst 
Gl.  .Einmal  einen  A.  machen',  ein  Ende  machen,  ebd. 
Erledigung,  Austrag  eines  Streithandels:  ,Dass  nie- 
mands  keinem  kundsehaft  gebe,  auch  in  einichen  ä. 
verwillige  hinderrncks  des  zehndenrichters.'  1418, 
Frvh.   v.  WBrig. 

Über-:  Übertragung  einer  Schuldverpflichtung  auf 
den  Übernehmer  eines  Gutes,  z.B.  bei  Handänderungen 
auf  den  Käufer  AaF.,  Ke.,  Leer.;  B.  —  Vgl.  nhd.  .Einem 
Etwas  überbinden.' 

Egg-:  Binder  in  den  Ecken  des  Dachstuhls,  durch 
die  Egg-Rafen  gebildet  L.  —  t"-:  1.  „Strick  oder 
Kette,  womit  das  Bindvieh  an  die  Krippe  gebunden 
wird  Z-Aff.  a/A..  Zoll.  .Vier  Vieheinbund.'  Z  Amtsbl. 
1873.  Vgl.  Bund-Chetten  2  (Bd  III  566).  —  2.  Ein- 
band eines  Buches.  ,Es  sei  ein  oder  die  ander  Copei 
für  sieh  selbst  schön  oder  wüst,  von  reinem  oder 
grobem  Papyr,  eines  zierlichen  oder  unflätigen  Ein- 
bunds.'  Vollenw.  1642.  —  3.  =  Bris- Holz  (Bd  II  1257) 
LSchüpfh.  Oberer  I.,  Balkenviereck,  welches  das  un- 
tere Stockwerk  abschliesst  und  das  obere  trägt  L 
Schupf h.;  Syn.  Ge-schwelm.  —  4.  =  In-bindeten  1  B; 
„VO;"  L;  GG.,  Sa.;  SThierst.;  UwE. ;  Z.  .Was  hat 
er  geschickt  zum  Einbund  [für  den  Täufling]?'  Gotth. 
Schw  ist  einverstanden,  einen  , Einbund'  für  das  Kind 
des  Königs  von  Frankreich  zu  geben.  1522,  Absch. 
Als  Einbund  für  das  Kind  Heinrichs  II.  von  Frank- 
reich soll  ein  Pfennig  von  300  Kronen  angefertigt 
werden,  auf  welchen  die  Schilde  aller  Orte  zu  stechen 
sind.  1547,  AKüchler  1895.  Jedes  Ort  bestimmt  5 
Sonnenkronen  zum  .Einbund'  für  den  Sohn  des  frz. 
Ambassadors.  1586,  Absch.  Jedes  Ort  soll  berichten, 
wie  viel  es  ,uf  den  Inbund'  bei  der  Taufe  des  Kindes 
des  Freiherrn  von  Schwarzenberg  zu  contribuieren 
gesonnen  sei.  1633,  ebd.  ,Des  Müllers  Kind  Einbund 
und  in  die  Kindbetti  5  fl.  5  ß.'  1745,  Aa  Schloss  Eued. 
,Zu  Erleichterung  der  Beschwerden  in  Gevatterschaf- 
ten wird  hiemit  geordnet,  dass  hinfüro  die  Taufge- 
zeugen für  den  Einbund,  die  Kindbett-  und  Neujahrs- 
Verehrung  zusammen  und  für  alles  ein  alte  Dublonen 
oder  deren  Wert,  aufs  höchste  aber  zwo  Dueaten 
geben  mögen.'  B  Luxusmand.  1728;  ähnlieh  1747. 
.Knabe:  Was  für  ein  Zedeli  haben  sie  der  Gotte  ge- 
geben? Mutter:  Man  heisst  es  Einbund,  es  ist  ein 
Stückli  Geld  und  ein  Wunsch  darinn.'  Ktb.  1753. 
S.  noch  Götti  (Bd  II  529).  —  5.  im  Eecht.  a)  zu  ver- 
mehrter Sicherheit  verschriebenes  Pfand.  ,Das  wir 
um  noch  vil  merer  Sicherheit  willen  händ  der  egenant 
Annen  Singerin  zuo  einem  redlichen  zuosatz  und  in- 
bund gesetzet  miner  der  obgenant  vogtkinder  huss.' 
1434,  Zg.  .[Der  Eigentümer  von  Gütern]  mag  sin 
gerechtigkeit  mit  inbunden,  ob  inbunden  sind,  und 
mit  versessnen  zinsen  ufgeben.'  1446,  Z.  Wenn  der 
Schuldner  '2/s  des  Gültzinses  abgelöst  hat,  ,so  sol  der 
obgenant  inbund  ledig  sin.'  1453/1505,  Z  Staatsarch. 
.Welcher  güeter  kauft,  der  soll  zaler  syn,  dieweil  er 
guet  hat,  und  hat  nit  gwalt  darauf  zu  setzen,  so  für 
die  alten  imbünd  kömini,  sondern  die  alten  vor  gan, 
und  soll  der  käuffer  mit  geldt  und  mit  pfänden  zalen, 
diewyl  er  guet  hat.'  XV.,  ZGHünenberg  Offn.  , Heini 
VYipt'  hat  zu  kofen  geben  Heinr.  Haben  1  pf.  gelts 
äff  Martini  zu  richten  von  und  ab  einem  wisli,  lyt  zu 
Meilan,  und  ob  daran  abging,  ist  darumb  jnbund  des 
Wipfen  hus  und  hofstatt,  mag  das  ablösen  mit  20  pf.' 
Anf.  XVI.,  Z.     Die  Gemeinde  Siglisdorf  [AABb.]  will 


1359 


Band,  bend,  bind.  bond.  band 


1360 


mit  einem  gegen  Kaiserstuhl  hin  gelegenen  Walde 
einem  Kreditor  .einen  Einbund  machen.'  1720,  Absch. 
—  b)  eine  Art  Konventionalstrafe,  die  beim  Aufgeben 
eines  Lehens  bezahlt  werden  muss.  .Wöltend  si  oueh 
die  selben  wisen  iemer  uff  geben,  so  süllent  si  uns 
damit  zechen  pfund  heller  geben  ze  rechtem  inbund 
an  widerred.'  1442,  ZRüti  Erblehenbrief.  Der  1.  wird 
gelegentlich  auch  schon  im  voraus  entrichtet:  ,[N.  N., 
der  den  Gebrüdern  K.  Liegenschaften  zu  Erblehen 
gibt,  fügt  bei:]  Dass  dis  erblehen  fest  und  mechtig 
syg  nu  und  hiernach,  so  han  ich  N.  N.  von  den  ege- 
nanten  K.  an  barem  gelt  ingenommen  20  pfd  pfenning 
ze  rechtem  inbund.'  1435,  ZRüti  Erbleheubrief.  — 
Under-Bund:  =  Bund  1  c  Aa;  Z. 

Us-:  1.  subst.,  wie  nhd.,  oft  in  ungünstigem  S.  Bs; 
B;  Gr;  G;  Tn;  Z.  Er  ist  der  Ü.  vo"  Alle"  G.  Ja,  du 
bist  en  wärer  U.  vo"  G'schidheit.  ,Er  sei  aber  ein  Aus- 
bund von  einem  Posamenter,  das  Lob  habe  er  überall.' 
Breitenst.  1860.  ,Wenn  die  Metzger  [zu  ZElgg  im 
XVI.]  schlachteten,  so  mussten  sie  die  Fleischschätzer 
kommen  lassen,  welche  bei  ihren  Eiden  die  einzelnen 
Teile  des  getöteten  Stückes,  je  nachdem  sie  fett,  gut 
oder  ein  Ausbund  waren,  nach  Winterthurer  Satzung 
schätzten.  Diese  enthielt  für  die  Preisbestimmung 
folgende  Anleitung  1519:  Von  einem  gemästeten  Och- 
sen, der  ein  Auspund  ist,  kostet  das  Pfund  10  Haller; 
ist  es  kein  Auspund,  so  haben  die  Schätzer  das  Recht, 
es  auf  9  oder  8  Haller  oder  noch  tiefer  zu  setzen.' 
KHauser  1895.  ,Da  man  dessen  [Äpfel-  und  Birnen- 
most] ein  uspundt  hat.'  RCys.  ,Eiu  Ussbundt  an  Ge- 
leite.' FPlatter  1612.  .Cicero,  undcr  den  allerbred- 
tisten  ein  gewaltiger  Ausbund.'  Bedenken  1624.  ,Die 
Bränte  [Wein]  giltet  etwan  zwo,  etwan  auch,  was  ein 
Ausbund  ist,  4  Kronen.'  Guler  1625.  ,Ein  ausge- 
löster Ochs  zu  Zürich  im  Spittal,  der  woge  lebendig, 
am  Fleische  ein  Ausbund,  2653  Pfund.'  1692,  Z.  ,Von 
U.',  adv.:  ,In  Abraham  gesegnet  werden  sönd  alles 
volk,  dann  ich  [der  Herr]  in  kenn  von  usbönd',  durch 
und  durch.  Haberer  1562.  Auch  attr. :  Si  ist  es 
Baschi  [liederliches  Weib]  vom  U.  ZKn.,  Limm.  Als 
erster  T.  in  Zss. :  en  Ü.-Chue  ZZoll.  —  2.  adj.,  aus- 
gezeichnet, nam.  mit  Bez.  auf  das  Äussere  von  Men- 
schen und  Tieren  GrD.,  He..  Pr.,  Rh.,  Seh.;  THTäg. 
En  üsbunter  Man,  es  üsbunts  Chind.  Ich  han  g'schläfe" 
wie  en  üsbunte"  Hund  Gr  (Tsch.).  Auch  als  verstär- 
kendes Adv.  vor  Adj.:  ü.  schon  TuTäg.  Es  ü.  hübsch 
Chind,  en  ü.  gueti  Zuchteri",  von  einer  Kuh  Gr.  — 
üs-bündig:  1.  Adj.,  ausgezeichnet  B;  ZRafz,  Zoll. 
.Beim  Weibervolk  ist  oft,  wenn  Alles  fehlt,  doch  das 
Maul  ausbündig.'  Gotth.  ,Das  fürtrefflich  ausbündig 
exempel.'  HBull.  1597.  .Ein  herrlicher  Advokat,  uss- 
bündig  in  Geschickligkeit  und  Frombheit.'  Guler  1616. 
.Sich  an  ritterlichen  Tugenden  ausbündig  und  vor- 
treffenlichen  erzeigen.'  ebd.  ,[Im  Veltlin]  ist  ein 
grosse  Reichlichkeit  des  allerausbündigsten  Weins.' 
FSprecher  1672.  —  2.  Adv.,  ausnehmend  (schön,  gut, 
stark)  B.  ,Der  kränz  stat  dir  ussbündig  wol.'  Baden- 
fart  1526.  .Der  helfant  ist  ausbündig  stark.'  LLav. 
1582.  ,Am  Donstdag  was  der  Wind  aber  usbindig 
gut.'  Stockm.  1606;  vgl.  ebd.:  ,[Die  Pilger]  hatten 
einen  usbindigen  guten  Nachwind.'  ,Ein  gar  uss- 
bündig gute  Gedächtnus.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650. 
,Wänn  t'  folgst,  ussbündig  muoss  ['s]  abgan ;  drum 
solt  dich  gar  nit  schrecken  lan.'  JMahl.  1674.  — 
Üs-bündigi  f.     ,[La  Manezza]   ist  verrümbt  wegen 


der  Viele  und  Ausbündige  des  sehr  guten  Weines.' 
Gdler  1616.  —  üs-bündisch:  =  üs-bündig.  .So  aus- 
bündisch könne  nicht  Mancher  über  Alles  Bescheid 
geben.'  Gotth.  —  üs-bündlich:  =  üs-bündig.  .[Der 
Elefant]  gewann  ein  auspündtliche  liebe  zu  solchem 
kind.'  Tierb.  1563.  —  Vgl.  Gr.  WB.  I  S40/1.  Zum  Functions- 
wechsel   von    Us-bund  vgl.   auch   Anm.   zu   nied  (Sp.  675). 

Vg.ch-:  =  Bund  1  b  ThRoiu.  —  „Finger-:  Binde, 
um  eine  Wunde  am  Finger  zu  bedecken  BO."  — 
Ver-:  1.  Verband  Gr.  E"  V.  am-e"  Finger.  — 
2.  (Chopf-)V.,  Kopftuch  der  Frauen,  oft  zu  einer  Art 
Hut  geformt,  indem  ein  Draht  oder  biegsamer  Zweig 
in  dasselbe  eingeschlagen,  am  Kinn  befestigt  und  dann 
beliebig  weit  nach  vorn  gezogen  wird,  so  dass  ein 
ovales  Schattendach  entsteht  GRHe.,  Pr.  E"  Ch.  um- 
han.  Der  Ch.  het  nit.  Um  die  brätig  Sunne"  ab- 
z'hebe",  hed-sch'  due  es  Chopfverbündli  a'g'reiset  vorne" 
g'hüiete*  Fazzeuetli,  da'  seh'  mid-ere"  vo"  Heimet  g'robet 
glia"  hed.  Schwzd.  (GüSchiers). 

Für-:  1.  subst.  =  Üs-b.  1.  .Kelber,  die  ain  für- 
pundt  sind.'  1504/32,  Gr  Satzg.  ,Der  fürpundt  under 
den  jüngeren  Christi,  mit  nammen  Petrus.'  Werdm. 
1552;  =  .der  fürnemmste.'  1588.  .Doch  ist  ein  fürbundt 
[ausgezeichnetes  Mittel]  zue  diser  krankheit,  so  man 
dem  kranken  geprägleten  coriandersamen  gibt.'  Tierb. 
1563.  ,Was  den  italischen  Wyn  belangt,  deren  findt 
man  zu  Uli  allezeit  einen  sonderen  Fürpundt.'  RCys. 
—  2.  adj.=  Us-b.  2.  ,1473  ward  ein  fürbunder  guoter 
win.'  Edlib.  —  für-bündig  (auch  ,vor-b.'  ä.  Spr.): 
=  üs-bündig  GMs;  ZRafz.  Sehr  häufig  in  der  Lit.  des 
XV./XVHI.  1.  adj.  Abt  Ulrich  Rösch  preist  .den  für- 
pündigen  guoten,  natürlichen,  gesunden  luff  Ror- 
schachs  [wo  er  ein  neues  Kloster  bauen  will]  und  führt 
aus,  dass  man  dort  .fürpündig  guotkär'  graben  könnte, 
,da  sich  allzit  der  win  inn  bessroti.'  1468,  Zellw.,  Urk. 
,Du  mein  freundin,  du  mein  tub,  du  mein  fürpündige.' 
1531/48,  Hohelied;  =  .vollkommene.'  1667.  ,One  er- 
bärmd  hat  er  das  volk  verderbt,  das  fürpündig  und 
hoch  was  in  Sünden.'  1531/1707,  Sirach.  ,Ein  für- 
pündige red  stat  dem  toren  nit  wol  an.'  1560,  Prov. 
.Exquisita  doctrina  philosophus,  insonderheit  wol  ge- 
lert,  fürbündig.'  Fris.  ;  Mal.  ,Dass  die  heilig  Schrift 
hoch  erhebt  sei  über  alle  andere  Schriften,  wie  für- 
bündig, wie  erleuchtet,  wie  excellent  joch  diejehni- 
gen  gewesen,  welche  jemahlen  geschriben  habend.' 
JJBreit.  1639.  .Fürbündig  Schmid-Eisen.'  FrHaffn. 
1666.  ,Ein  vorbündiges  Exempel.'  JJScheuchz.  1706/8; 
daneben  .fürbündig.'  .Die  Sterne  sind  vorbündige 
Kunststücke  des  Schöpfers.'  JJUlrich  1733.  .Kraft 
seiner  fürbündigen  Gedächtniss.'  JBOtt  1736.  — 
2.  adv.  E"  f.  schöne*  Kärli.  CBiedermann.  .Ein  yet- 
licher  Werkmeister  braucht  all  sein  kunst.  das  er 
das  [bestellte]  bild  fürpündig  gestaltet.'  1531/1707, 
Weish.  .Meister,  die  das  handwerk  fürpündig  uss  wol 
könnind.'  HBull.  1540.  ,Mit  unwidertreiblichen  Zeug- 
nussen  vorbündig  erwisen.'  Goliath  1741.  —  Für- 
bündigkeit. ,Es  mussdise  F.  des  Bergholzes  den  alten 
Griechen  nicht  unbekannt  gewesen  sein.'  JJScheuchz. 
1706/8.  .Wegen  seiner  Vorbündigkeit  ins  Teutsche 
übersetzt.'  JC Escher  1723. —  f  ür-  b  ündlich  :  =  für- 
bündig.  .[Ein  Theologe]  in  allen  landen  berüembt 
und  f.  gelert.'  1528,  Absch.  (B). 

Ge-bund:  eine  bestimmte  Anzahl  von  Fäden  eines 
Gewebes,  als  Massbestimmung  (vgl.  Bund  3  aß):  ,Es 
sol  och    nieman   enkein   gebende,    weder   sleyer   noch 


im 


Band,  bend,  bind,  bond,  Imml 


1362 


honptnoch,  kürzer  noch  smelre  machen  danne  als  ?or- 

geschriben  stat.  Wol  mag  man  en  ieglich  gebende 
lenger  and  breiter  machen,  swcr  es  gerne  tuot,  über 
die  XII  ein  and  XXIII  gebunt  und  über  die  XIII  eine 
und  XXII  gebunt.'  1336,  Z  Stadtb.  —  ge-bündig. 
.So  so!  man  das  gebende  gegen  Polan  machen,  als  hie 
nach  geschähen  stat . . .  sleyer,  die  XIII  einen  lang 
sin  und  XXII  gebündig,  aber  sleyer  XI  einen  lang 
und  XXI  gebunt.'  1336,  Z  Stadtb.  —  Vgl.  Gr.  WB. 
IV  1.  1S99. 

Grat-Bund:  =  Egg-Bund  L.  —  Herz-Bündli: 
=  Bund  1  f  B.  —  Juppe"-  s.  Juppe»  1  c  (Bd  III  54). 
.Her  adel  und  der  juppenbund,  der  Schwytzer  luft  was 
in  nit  gsund.'  Ansh.  Juppenbund,  was  hast  dich  be- 
dacht? Du  hast  vil  nnwer  gasten  bracht  dem  bär 
zuom  abendessen.'  ebd.  -  Chestene"  -  Bündli: 
süsse  Speise  aus  zerstampften  gesottenen  Kastanien, 
in  Kegelform  von  einein  Rahmring  umgeben  auf  den 
Tisch  gebracht  AaMuh.  Vgl.  Türggen-B.  —  Chrüz- 
Bund:  zwei  in  der  First  sich  kreuzende  Dachbinder  L. 

-  Löffel-:  gegen  die  Stadt  Genf  gerichteter  Bund 
waadtländischer  Edelleute  (1529)  ,so  genannt  wegen 
eines  Löffels,  den  die  Verbündeten  angehängt  trugen, 
um  auszudrücken,  dass  sie  die  Stadt  wie  mit  Löffeln  zu 
verschlingen  gedächten.'  Müll.,  Schwz.  Gesch.  VII  325. 
—  ,Furz-lass-Pundt':  Schimpfname  für  den  schwä- 
bischen Städfebund.  JLenz  um  1500.  —  Mandel- 
Bündli:  eine  Art  Backwerk.  , Frisch  angekommen: 
Wienerschnitten,  gefüllte  Rosette,  M.,  Vanilletörtli 
[usw.].'    1866,  AaMuh  (Ztgsanz.).    Vgl.  Ghestenm-B. 

-  Mittel-Bund:  =  oberer  Inbund  (s.  In-bund  3)  B 
Bönigen.  Syn.  Ober-Ring.  —  Niele"-:  Band  aus  den 
Stengeln  der  Waldrebe,  womit  Gerüststangen  zsge- 
bunden  sind  Z. 

Sunder-:  Sonderbündniss.  .Es  was  gemacht  ein 
sunder  pundt  [zwischen  Karl  VIII.  von  Frankreich 
und  einigen  deutschen  Fürsten].'  JLenz  um  1500. 
Spec.  das  Sonderbündniss  der  sieben  ultramontanen 
Kantone  vom  Dezember  1845,  bzw.  die  Gesammtheit 
der  daran  beteiligten  Kantone.  —  Sun  der -bündler: 
1.  Anhänger  des  , Sonderbunds.'  —  2.  Teilnehmer  am 
Sonderbundskrieg,  ,Sonderbunds'- Veteran  B.  —  3.  ein 
im  Jahre  des  Sonderbundskrieges  (1847)  Geborener  Z. 

Sehn  egge"-.  .Berggericht  oder  Sehn.',  ein  dem 
Abt  von  G  gehöriges,  aus  etwa  40  Ortschaften  be- 
stellendes Gericht  im  Tn.  um  1500,  Popik.  ;  vgl.  Siml.- 
Len  582.  —  G "-spann-:  Balkenkranz  unmittelbar 
über  dem  gemauerten  Kellergelass  BSa.  —  Tach-: 
1.  =  Bund  2  a  Aa.  —  2.  oberster  Balkenkranz,  der 
den  Dachstuhl  trägt,  auch  zweiter  oder  Wider-B.  ge- 
nannt BSa.  —  Türgge"-,  in  BStdt  Türggi-,  in  Ap 
Türggisch-,  in  GSa.  türggische-  B.:  1.  Hausmütze,  wie 
sie  Männer  und  Knaben  ehedem  zu  tragen  pflegten  Bs. 

-  2.  Zuckergebäek  in  Form  eines  Turbans  AALcer., 
Rued.,  Zof.;  Ar;  Bs;  B;  Uw.  Syn.  Gugel-Hopf  (Bd  II 
1492).  Vgl.  B  Kochb.  1830,  233.  Dö  isch  wo«*  ne"  T. 
ie*  'brächt  u-orde",  uv-n-e"  Schnapsbrüeji  drum  umme" 
g'si"  isch.  AGysi  1899.  —  3.  Türkenband-Lilie  Ap 
Heid.;  B;  Gl;  Gr;  GSa. 

Trückli-:  spöttische  Bezeichnung  des  Bündnisses, 
das  zunächst  die  V  katholischen  Orte  1715  mit  Lud- 
wig XIV.  abschlössen. 

So  genannt,  weil  der  geheime  ,Beibrief,  worin  der  fran- 
zösische König  den  VOrten  besondere  Zusicherungen  machte, 
in  einer  Büchse  oder  Schachtel  (Trückli)  verwahrt  wurde. 
Schweiz.  Idiotikon  IV. 


I'w.r'1'-:  quer  gebundene  Stricke  am  Fuhrwerk 
X  (Spillm.).  —  Wider-  s.  Tach-B. 

Bündel  n.:  coli.,  (buntes)  Bänderwerk,  womit  ua. 
die  nnkonfinnieften  Mädchen  am  Himmelfahrtsfest  sich 
schmücken,  auch  Schlittenpferde  ausstaffiert  werden 
GrD.,  Pr. 

Trag-Bunde"  f.:  ringförmiges  Kissen,  das  schwe- 
ren Gefässen  oder  Körben,  die  auf  dem  Kopf  getragen 
werden,  untergelegt  wird  ScnSt.  (Sulger).  Syn.  Trag- 
Ring. 

Bundete"  f.,  Dim.  Bundetji:  Bündel  PA1. 

Pundsam  f.:  Bündniss(vertrag).  ,Nach  ihr  Brief 
und  P.'  Gr  Handl.   1032. 

Bündel  I  m.  —  Dim.  Bündeli:  1.  wesentlich  = 
Bändel,  Band,  Schnur  zum  Binden  Ar;  GO.,  Sa.,  St  dt, 
T.;  Sc«;  Tu;  ZDättl.,  O.  V  Bündel  a' der  Sunntigs- 
hübe".  RA.:  ab  dem  Bündel(i)  cho"  Ap;  GStdt,  T.j 
Sch;  Th;  s.  Bd  I  27  o.  Ganz  wie  ab  dem  Bündel(i) 
si"  GStdt;  Sch;  Th.  ,Gar  ab  dem  B.  kommen,  ver- 
zagen wollen.'  Met.,  Hort.  1G92.  a)  Strohband,  womit 
die  Rebschosse  an  den  Pfahl  geheftet  sind  ZSth.  Vgl. 
losen  1  a  (Bd  III  1440).  —  b)  =  First-  und  Rüeteren- 
Band  AABb.  (Frei).  —  c)  =  Bändel  2  d;  vgl.  auch 
Band  2  e  ß.  Um  Sack  und  B.  cho",  Alles  verlieren 
ScBSt.;  ThHw.,  Müllh.  Bote  Sack  ond  Bündel!  euphem. 
für  potz  Sakrament  Ap.  —  d)  ,Es  kommt  mir  über 
den  B.',  ich  bekomme  mehr  als  genug  davon,  werde 
es  satt.  , Wirklich  wärs  mir  gegen  Abend  bald  über 
den  B.  gekommen.'  UBrägg.  1787.  Das  ewige  Rä- 
sonnieren der  Frau  .kommt  mir  leider  auch  oft  übern 
B.,  wenn  ich  so  viel  beissende  Worte  und  bittere  Vor- 
würfe in  mich  fressen  muss.'  ebd.  —  2.  en  B.  Garn, 
so  viele  Strängli  frisch  gesponnenen  Garns,  als  je  mit 
einem  Bündel  zsgebunden  werden,  gewöhnlich  unge- 
fähr zehn  ZSth. 

Hose"-:  =  H. -Bändel  4  ZTurb.  —  Chinds-: 
Wickelband  ZWyla.  —  Rüetere"-:  =  Bündel  1  b 
AASiglisd.  —  Sehnen-:  =  Sch.-Bändel  Gl'.;  Th;  Z 
Dättl.,  0.  De  hast  ja  d'  Sch.  offe".  —  Schösse"-: 
Schürzenband  Ap.  —  Strumpf-:  =  Str. -Bändel  Ap; 
Sch;  Tu;  ZDättl.,  0.  We"-me"  de"  Str.  bindt,  sell- 
men-e"  nie  inwendig  vom  Bei"  binde;  sonst  erhält  der 
Böse  Gewalt  über  Einen  ZO. 

Bündel  II  AABb.,  Z.;  BLaufen;  Gl;  LHellb.;  G 
(Zahner);  SDorn.,  Thierst;  ZO.,  Rüml.,  Stdt,  Tagelsw., 
W.,  Wyl,  Bündel  AaF.,  Ke„  Leer.;  GA.,  Büntel  Ap 
(vereinzelte  Angabe);  Bs;  B  (vereinzelte  Angaben); 
L;  GSa.;  SciiStdt;  Sciiw;  S  obere  Bezirke;  Uw;  W; 
Zg;  ZBenken,  Büntel  Ap;  B;  Gr;  LHa.;  GSev.,  Stdt 
T„  W.;  Sch;  Schw;  Tu;  Ndw;  ZDättl,  rS.  —  m.,  PI. 
Bünlle(n)  BSi. ;  GnChur,  D.,  He.,  Pr.,  Rh.,  Sch.,  Tschapp., 
sonst  unver.  —  Dim.  Bündeli,  B-,  bzw.  Bünteli-,  P-, 
in  Gr;  W  auch  Büntelti,  P-:  1.  im  Wesentlichen  wie 
nhd.  Bündel,  a)  im  eig.  S.,  in  ein  Tuch,  Netz,  einen 
Sack  straff  eingebundene  Menge  von  Dingen  oder 
eines  Stoffes,  gew.  von  massigem  Umfang,  zum  Tragen 
bestimmt,  allg.  Auf  die  Frage  des  Lehrers,  ob  er 
denn  das  deutsche  k  nicht  kenne,  antwortet  ein  ABC- 
Schütze:  Wol  ehe",  's  ist  e"  t  ond  henne"  es  Bönteli 
Ap.  Dem  Leste*  de"  Büntel  üfge",  bis  ans  Ende  aus- 
harren BR.  En  B.  schicke",  ein  Hochzeitsgeschenk 
machen  ZWyl.  En  B.  Wösch;  vgl.  bündlen.  En  B. 
Jet,  Gras,  Heu''  (s.  Garn  2  b  Bd  II  420),  Laub.  En 
B.  tierdop  fei.     Wenn  e"  Sack  Herdöpfel  old  Mel"  nid 


V.W.i 


Hand.  bend.  bind,  bond,  hiniil 


1364 


voll  is,  sc  is  en  Püntel  GuCast.  E"  B.  Choru",  '/>  Sack 
W.  En  Büntel,  es  Bünteli  Gelt.  S.  auch  Gummi  II 
(Bd  II  309).  Insbes.  a)  zsgepackte  Habseligkeiten, 
bes.  Kleider;  Reisebündel(chen).  allg.  Von  Kessel- 
flickern und  anderni  herumziehenden  Bettelvolk  heisst 
es,  sie  hätten  vor  Einführung  der  Civilehe  auf  sehr 
einfache  Weise  Hochzeit  gemacht,  sie  erklärten  näm- 
lich bloss:  Di"  Püntel  ist  ml"  Püniel  und  ml"  Püntel 
ist  di"  Püntel,  und  us  zwei  Püntel  mache" -mer  ein 
Püntel  Gr  (Tsch.).  Juge'd  muess  'tobet  Im",  heil  der 
Bettelma""  g'seid:  da  ist-em  es  Chind  zum  Büntel  üs 
g'heit  L  (Ineichen).  Hut  ist  Bündeli(s)tag  (und)  morn 
ist  Liechtmis;  (MaitliJ  mach  di"s  Bündelt  z'weg  und 
säg:  Gott  b'hüet-is,  Kdld  AALeer.;  L;  Z;  vgl.  Liccht- 
Mess  (Sp.  449),  Bündeli(s)-Tag.  's  Binteli  uff-em 
Bugge"  und  's  Steckli  in  der  Hand:  ade,  ml"  licber 
Vattcr,  ich  (gang  in  's  Schwöbe'land  und)  wird  e"  Mu- 
sikant, Kdld  Bs.  ,Der  püntel,  bürdele  auf  die  wägfart 
oder  reiss,  sarcina.'  Mal.  RAA.  De"  B.  (AALeer.; 
Gr;  W),  's  Bündeli  (AAßb.,  F.,  Ke.;  Ap;  Bs;  B;  L; 
S;  Z)  mache"  1)  =  üf '-binden  3,  spec.  den  Dienst  auf- 
gaben. Du  cha""st  iez  di"s  Bündeli  mache".  .[Da  ihnen 
Niemand  mehr  borgt]  machen  sie  den  B.  [und  werden 
bettelnde  Landstreicher].'  ÜBrägg.  1788.  —  2)  =  üf- 
binden  4  AABb.  Eim  der  Püntel  mache",  den  Lauf- 
pass  geben  B  (Zyro).  Eim  de"  B.  darg'heie",  -werfe" 
(B),  äne"  rüere"  (AaF.,  Ke.),  ror  d'  Tür  werfe",  g'heie" 
oder  stelle"  (AALeer.;  Ap;  B;  Gr;  Tu;  Z)  1)  den  Dienst 
aufsagen,  sowohl  von  der  Herrschaft  als  vom  Dienst- 
boten. —  2)  die  Freundschaft,  den  Gehorsam  aufsagen, 
trotzig,  grob  begegnen.  Vgl.  Sack.  —  (ä)  sackförmiger 
Ausläufer  der  Gangfisch-Segi,  worin  die  Gangfische 
sich  fangen  und  heraus  gezogen  werden  TrE™.  En 
Sack,  wo  Öppis  cha""  fasse",  sechzehen  Ell  ist-er  lang, 
am  understen  Ena  blibt-er  offe",  wirt  aber  mit-ere" 
Schnuer  verbünde,  drum  seit-me"  'm  de''  Püntel.  ONa- 
geli  1898.  Scho"  z'nöchst  a"  der  Wanne"  [Hinterteil 
des  Schiffes]  hanget  der  Gupf,  noch  en  Zug  und  en 
Huck  und  dinn  [im  Schiff]  ist  de''  Püntel.  ebd.  — 
Y)  Dim.,  in  ein  Säckchen  eingenähte  Heilkräuter  und 
andere  Heilmittel,  zum  Schutz  gegen  verschiedene 
Krankheiten  um  den  Hals  gehängt,  „eine  Art  Amulet" 
AABb.,  Leer.;  ApH.,  K.,  M.;  BsL.;  B;  „VO;"  L  (In- 
eichen); Z.  Vgl.  an-henken  1  a  o  (Bd  II  1459).  Der 
Her  het-em  ja-n-es  Bünteli  'gen  glia"  vom  Bischef, 
und  min  Basti  het  's  'treit,  frl  Tag  u"'  Nacht  ame" 
Schnücrli.  Alpenr.  1827  (BO.).  ,Aber  wenn  der  Doktor 
im  Emmental  noch  lebte,  der  könnte  sagen,  wie  man- 
ches fünfbatzige  Bünteli  er  nach  Bern  geliefert.' 
Gotth.  Auch  bei  Tieren  angewendet:  zur  Heilung 
einer  Kuh  dient  ein  von  einer  Quacksalberin  bezogenes 
Bünteli,  wo  Der,  wo  's  'brocht  het,  het  müesse"  un- 
b'schraue"  an  e"  g'wüss  Ort  legge"  BsLie.  S.  noch 
GJKuhn  1806,  209.  —  8)  Geldbeutel.  E"  funkelnagel- 
neue'' Füfliber  imene"  tüsigs  nette"  röte"  sldige"  Pünteli 
inne"  LHa.  Gib  Acht  oder  tue  de"  Bintel  üf!  warnend 
zu  Einem,  der  sich  unüberlegt  auf  ein  Geschäft  ein- 
lassen will  W.  —  b)  bildl.  Er  hat  en  schwäre"  Püntel 
z' träge",  ein  schweres  Dasein  B;  Th;  Z.  Nieders 
( 'liind  bringt  si"  Pündeli  Liebi  mit  uf  d'  Welt  Z. 
, Einen  ins  Bündelcin  des  Lebens  binden.'  AKlingl. 
1691 ;  Gregs,  ,dem  ewigen  Tode  überliefern.'  —  2.  etwas 
rundlich  Vorstehendes  von  der  Form  eines  Bündels, 
a)  Tollgestopfte,  vorstehende  Tasche  im  Kleide   Tu;  '/,. 

Syn.  Bumpel    (Sp.  1264).  —   b)    Bünteli,   Kropf  am 


menschlichen  Halse  UwE.  —  c)  in  rohem  Scherze  vom 
schwangern  Leib  des  Weibes  ÄALeer.;  L.  Si  het  e" 
P.  hev"  'brockt,  ist  schwanger  heimgekehrt  AALeer. 
Si  het  es  Bünteli  a'g'henkt,  ist  (ausserehelich)  schwan- 
ger L.  ,Gesetzt.  es  [das  Mädchen]  hat  mit  den  ge- 
brachten 100  Gulden  ]Heiratsgut]  einen  jungen  Büntel 
gekauft  (bis  in  vier  Wochen  will  es  mit  Gewalt  heu- 
raten).' LKInderbitzi  1826.  Vgl.  ge-bündelet  sin.  — 
d)  Hodensack  eines  Katers  ZSchöfnisd.  —  e)  die 
Spinneneier,  so  lange  sie  noch  von  einer  Hülle  zsge- 
halten  und  umhergeschleppt  werden  AABb.  ■ —  f)  „Hös- 
chen der  Bienen  BO."  —  3.  von  Menschen,  kleine, 
dicke,  „schmucke"  (auch  unbehülfüche  B;  L)  Person; 
bes.  aber  kleines,  dralles,  munteres  Kind,  zumeist  als 
Kosewort  oder  scherzh.  Schelte,  seltener  als  Äusse- 
rung ernstlichen  Unwillens  Aa;  Ap;  Bs;  B;  „VO;" 
Gl;  Gr;  G;  Th;  Z.  Du  chlitie''  Püntel.  du  chlises 
Pünteli!  Der  lieini  Büntel  [der  Säugling  in  der 
Wiege]  weisst  scho",  dass  d'  Mueter  kunnt  und  :'  trinke* 
bringt.  Hinderm.  Du  bist  doch  e"  liebs  Pünteli '!  Welrhe' 
tüsigs  Büntel  het-mer  Das  chönne"  mache"?  fragt  der 
Schulmeister,  als  er  sieht,  dass  ihm  Äpfel  an  seine 
Rute  gesteckt  worden  sind.  Gotth.  Du  sililimms,  niid- 
rechts  Bündeli!  Z.  Du  Tunders,  du  Hä.re"  Püntel! 
B;  Gr;  Th.  Du  Chätzers,  Tüfels  B.  du!  Stutz.  Du 
B.!  der  Vater  halb  unwillig  zum  Kinde,  das  ihn  aus 
dem  Mittagsschlaf  weckt,  ebd.  ,Du  Püntel  Sära, 
wenig  sagender  Zuruf'  ApK.  (TTobler).  ,E"  fülc 
Büntel,  ein  Schalk,  bes.  ein  schalkhaftes  Mädchen'  G 
(ebd.).  E*  freche''  Bintel,  resolute  kleine  Person,  die 
sich  nichts  sagen  lässt  und  immer  das  letzte  Wort 
haben  will  BsStdt.  .Kleiner  Büntel,  Schelte  für  junge 
Mädchen,  eig.  junge  schwangere  Hure'  Bs  (Spreng). 
Vgl.  Schlepp- Sack.  Als  Schelte  auf  Erwachsene. 
.[Eichter  zum  Angeklagten:]  An  euch,  miserabler 
Letzkopf,  besoffener  B.,  folgende  Worte.'  um  1835,  Z 
Rechtspfl. 

Mhd.  ge-bündel,  bündcl,  büntel  n.;  s.  Lexer,  Nachtr.  111. 
Auffällig  ist,  dass  vom  neutr.  Geschl.  in  uuseru  MAA.  sich 
keine  Spur  mehr  zeigt.  Zur  Schreibung  des  W.  ist  zu  be- 
merken, dass  im  Aul.  die  Fortis  />-  wohl  sicher  weiter  ver- 
breitet ist,  als  unsere  Angaben,  vom  nlid.  Schriftbild  bc- 
einflusst,  erkennen  lassen;  so  dürfte  die  Schreibong  Büntel 
öfter  als  Püntel  zu  interpretieren  sein.  P-  kann  aus  g'b- 
erklärt  werden,  das  stammausl.  '  aus  dem  Einfluss  des  fol- 
genden l  zunächst  im  Vb  büntle",  in  der  PI. -Form  Bünde*, 
von  wo  aus  es  dann  verallgemeinert  worden  wäre;  s.  Anm. 
zu  Bund  und  vgl.  die  ä.  Belege  unter  er-ßindlcn  (Bd  I  s.Mi. 
Teilweise  lässt  sich  auch  an  Einwirkung  von  Pmu  (s.  ButuQ 
denken.  Wo  Bündel  I  und  //  neben  einander  stehen,  sind 
Beide  auch  in  der  Form  differenziert.  Zu  3  vgl.  dial.  engl. 
bündle,  diekes.  fettes  Weib,  auch  Schimpfname  für  eine  Weibs- 
person. Bündeli,  Familienname  AaZof.  Der  Bündeli- Bür, 
Spitzname  eines  Bauern.   Stutz. 

Augen-Bündeli,  bzw.  -Pünteli:  Kräuterbündel- 
chen,  dgl.  zur  Heilung  kranker,  bes.  entzündeter  Augen 
an  einem  Schnürchen  am  Halse  getragen  (lt  Dan.  in 
Z  auch  auf  die  Augen  gebunden)  werden  GLMitl.; 
GW.;  Z.  Den  Hauptinhalt  bilden  in  GW.  die  Wurzeln 
von  Dammarg,  Valer.  oftic,  in  GLMitl,  Bluet-Würzen, 
Pot.  tonn.,  und  die  Slriiir.en,  Astrantia.  Alpenp.  1871, 
387;  vgl.  auch  Augen-bünteli-Chrüt  (Bd  111  904),  fer- 
ner: ,1699  werden  für  kranke  Augen  Bündeli  ge- 
braucht, gefüllt  mit  Schlehen-  und  Hollunderblüten, 
die  am  St  Johannsabend  gesammelt  sind.'  'Müller 
l^r.7  (AaL.).    1 7t  17  wird  im  Jälirl.  Hausratli  (Z)  .gegen 


1 ;;.;.-, 


Band,  bend,  bind,  bond,  band 


1  ;66 


die  Gefahren  der  Augenbündeh  eine  Warnung  er- 
lassen, nicht  als  ob  sie  selbst  schädlich  wären,  son- 
dern weil  dadurch  die  wahre  Heilart  versäumt  werde 
und  die  Krankheit   Überhand   nehme. 

F  cli  x-P  ündel:  über  die  Schulter  getragener, 
vorn  und  hinten  herabhängender,  auf  beiden  Seiten 
t\v.  angefüllter  Sack.  Quersack  GA.  -  Einen  solchen 
S:ick   1 1 äi.-t  auf  Abbildungen  der  bettelnde  St  Felix. 

Glücks-Bündel:  Glückskind  Z.  —  Hudere"- 
l'üntel:  B.  schlechter,  schmutziger  Wäsche,  Kleider 
GePr,  [Moros]  hed  denn  d's  Häsa  abgesogen  und  's 
mit  de"  Silen  uf  de*  Kügg  gebunden  wie  en  H.  uf  es 
Zucsenne'ross.  GFiext  1898  (Parodie  von  Schillers 
Bürgschaft).  —  Här-Büntel:  Haarwulst,  Chignon. 
Was  mir  aber  noch  am  schlicht iste"  g'fallt,  das  si" 
dere  Har-Büntle",  Schinjung  säge"  s'  ine",  glaub.  B 
Meitlipredigt  —  Jude"-  Bündel:  =  Felix-P.  Aa 
Ehrend.  —  Chris-  gris-P ündel:  Reisigbündel  GA. 

—  Chrüsch-Büntel:  kurze,  dicke  Person  B.  Du 
Grüsche'-Puntil,  wenig  sagender  Zuruf  ApK.  (TTobl.). 

—  Chrüter-.  ,Der  Kräuterbündel  wird  am  Frohn- 
leiehnamstage  gesegnet;  sind  die  Kräuter  dürr  ge- 
worden, werden  sie  zu  Pulver  zerstossen  und  dem 
Vieh  zur  Abwehr  von  Krankheit  und  Zauberei  unter 
das  Futter  gestreut'  S. 

Las-  (Zg),  Lüse"-  (LHellbüel;  S;  Xnw)  Bündeli, 
bzw.  -Bünteli,  P- :  1.  kleines,  etwa  '/*"  langes,  herz- 
förmiges, mit  gesegneten  Heublumen  gefülltes  Bündel- 
chen, dgl.  man  dem  Kinde  zum  Schutz  gegen  Ver- 
hexung (Ungeziefer  und  Krankheit)  an  die  Wiege  und 
in  spätem  Jahren  auf  die  linke  Schulter  heftet;  sie 
werden  in  Nonnenklöstern  angefertigt  und  von  Ka- 
puzinern verbreitet  S  (Schild).  Es  L.  schulst  vor  de" 
und  vor  allem  U'süfere",  b'sungerbar  aber  vor 
Giechti  und  vor  dem  Doggeli.  Schild  1885.  Kräuter- 
bündel, den  Kindern  zum  Schutz  gegen  Krankheiten 
um  den  Hals  gehängt  Zg.  Rundliches  Amulet  von 
'  der  Grösse  einer  kleinen  Xuss  Xdw.  ,Je  nach  der 
Beschaffenheit  der  Gaben  spendet  der  Pater  [Kapu- 
ziner] zum  Danke  Rosenkränze,  Bilder,  Skapuliere  und 
Läusbüutelehen.'  Schweizerbote  1832.  —  2.  Pflanzen- 
name,  nickendes  Perlgras.   Melica  nutans   LHellbüel. 

Zu  2.  Die  Läuseu  ähulichea  Früchtchen  mochten  nach 
einem  bekannten  volksmedizinischen  Prinzip  als  Mittel  gegen 
Läuse  gelten  und  zur  Herstellung  von  1  verwendet  werden. 
Vgl.  Floh-dras  (Bd  II    793).    Lüsen-Seckli. 

Müli-:  in  einen  kurzen,  weiten  Sack  eingebun- 
denes Quantum  Maiskörner,  von  der  Hausfrau  jede 
Woche  für  den  Mühlknecht,  der  es  zum  Mahlen  ab- 
holt, zugerüstet  GRh.  (Alpenp.  VI  146).  —  Marä'nd- 
(in  GüPr.  tw.,  Valz.  Z'  J/-)Püntel:  kleines  Tuch 
oder  Säcklein,  in  dem  Hirten,  Feldarbeiter  usw.  ihren 
Mundvorrat  mit  sich  nehmen  GrD.,  He.,  Pr.,  Rh.,  Seh., 
Valz.  Schi  händ-der  wacker  in  de"  Z'  M.  ing'handht. 
tüchtig  eingepackt  GnValz.  ,Wenn  dem  Bettler  d's 
Bröd  nid  g'hört,  verlurt-er  's  us-em  Sack.'  D's  Gätzi- 
loch-Hittcli  hed  's  au'h  g'meint,  wa  me-n-uf-em  Land- 
gu-ert-Steg  der  Z'  M.  e'tgangen  ist.  Schwzd.  (GrPi\). 
S.  noch  Ge-mach  (Sp.  19). 

Bettler-Püntel:  Bündel,  dgl.  die  Bettler  tragen 
SsChnr,  D.,  He..  Pr.,  Rh.,  Seh.,  Tschapp.  —  Ris- 
Bündel.  .[Bei  einer  Belagerung  füllt  man  zuerst] 
den  vorliegenden  Graben  der  Veste  mit  Reissbündlen 
oder  Rcissburden  (Faschinen)  aus.'  vRodt  1831.  — 
Russe"-.     Der  Reichtum   einer  Familie  in  ZTagels- 


wangen  soll  daher  stammen,  dass  ein  Vorfahr  der- 
selben den  1!.,  den  Kriegsschatz  der  Russen,  den 
diese  auf  ihrem  Rückzug  nach  der  Schlacht  von  Zürich 
(1799)  in  der  Nähe  von  Tageiswangen  verloren  hätten, 
aufgefunden  habe. 

Sü"-P  üntel:  das  Weibchen  des  Hirschkäfers 
ScHSt.   —  Von  seiner  Dickloibigkcit. 

Schnell- (in  SciiXnk.  Schü-)Ü  ündel  bzw. -Püntel: 
scheue,  schüchterne  Person,  bes.  von  Kindern  Aa/..; 
B;  Sch;  uTu;  Z.  Ies  lauft  das  Schüchbündeli  fori 
[vor  dem  Besuch]!  Schwzd.  (Z).  —  Schläf-Pündel: 
schlafsüchtiger  Mensch  AaF.,  Ke.  —  Schwin-  (L), 
Srhu-l-  (Ar).  Schu-tui-  (GA.)  P  ündel  bzw.  -Büntel,  P-: 
oft  dim.,  Kräuterbündelchen,  als  Amulet  gegen  die 
Schumi  [Atrophie]  um  den  Hals  gehängt  (in  Ap  bei 
wachsendem  Monde).  aaOO.  ,Gut  schweinbünde)  zu 
machen.'  XVII./XVIIL,  Arzneib.  —  Spis-Püntel:  = 
Maränd-P.  GnPr., Valz.  —  Stink-Büntel:  spöttisch 
=  Här-Büntel  L.  —  Wulle"-:  Wollknäuel  S.  Oft  in 
Vergleichen.  Er  droit  umme"  wie-n-e"  W.  Er  isch 
du  g'lege"  teie-n-e"  W.,  von  einem  Betrunkenen.  Joach. 
1883.  Numme"  hätt-me"-si  [die  Wanderer,  wenn  sie 
im  Schneesturm  auf  der  Strasse  stehend  hätten  er- 
frieren müssen]  statt  für  Salzsule"  [wie  Frau  Loth], 
für  ziel  verlornig  TV.  a'g'lucgt.  BWvss  1863.  —  Wind- 
Pünteli:  zum  Schutz  gegen  Keuchhusten,  Ruhr. 
Masern  und  andere  Krankheiten  am  Halse  getragenes 
Kräuterbündelchen  GrPi\  —  Wisheits  -  Büntel: 
(vermeintlicher)  Ausbund  von  Weisheit  Bs;  B.  .[Meh- 
rere Bauern  meinten]  sie  möchten  nicht,  dass  so  ein 
Weisheitsbüntel  von  Bern  ihnen  in  ihre  Sache  rede.' 
Gotth.  —  Witz-,  P-:  verständiges  Kind  Ar.  Früh- 
witziges und  fürwitziges  oder  schnippisches  Mädchen 
Bs  (Spreng). 

in-bünden:  in  den  Bund  aufnehmen.  .[.Maxi- 
milian hat  1498  des  schwäbischen  Bundes]  rät  und 
houptlüt  gon  Costenz,  ouch  dise  stat  und  iren  bischof 
mit  grossem  verheissen  und  wenig  leisten  inzebünden, 
uf  künftigen  der  heiigen  küngen  tag  lassen  beriefen.' 
Ansh.  —  ver-:  (refi.)  sich  verpflichten.  ,Ob  bäbstlich 
heilikeit  sich  des  nit  öffentlich  wölt  verpünden,  sol 
das  heimlich  beschehen.'  1515,  Z  (Ansh.). 

Bund  er  m.:  1.  (in  GsSpl.  Pünder)  a)  =  Bün- 
del II  1  a  GrRIi.,  Spl.  Auch  in  den  Zss.  Maränd-, 
Bettler-B.  —  b)  kleines,  dickes  Kind  GRSpl.  Auch 
von  einem  jungen  Stück  Vieh,  mit  dem  Xbbegriff  des 
Unansehnlichen:  's  ist  nur  en  P.  ebd.  —  2.  Pänter,  B- 
Gl,  Pinner  U  a)  Bewohner  von  Graubünden,  Bündner. 
.Die  grawen  Pünder.'  1531,  Absch.  .Die  grawen  Pün- 
ter'  neben  ,die  Grawpunter.'  Ansh.  .Wie  Meyenveld 
von  Püntern  wider  ingenommen.'  ebd.  ,Da  ward  Sex- 
tilius  Felix  als  der  Römer  Hauptmann  harus  durch  die 
pundter  [per  Rhretiatn]  geschickt.'  um  1533,  AABrugg 
Chr.  (Obers,  von  Tac.  Hist.  IV  70).  —  b)  Dim.,  Bündner 
Schaf  Gl.  ,Die  gröberen  Schafe  waren  gesucht  und 
galten  ihre  Preise;  weniger  die  sog.  Büntcrli.'  Gl 
Marktbericht. 

bündig,  inTHtw.  büntig,  in  ZDättl. püntig:  1.  ver- 
bindend; s.  ver-bündigen.  —  2.  wie  nhd.  a)  im  eig.  S., 
genau  (zusammen  oder  in  einander)  passend,  eben, 
winkelrocht  B;  Gl;  Th;  Z  (Sprache  der  Zimmerleute, 
Schreiner  usw.).  B.  absage",  genau  dem  Mass  ent- 
sprechend, eher  zu  kurz  als  zu  lang  ZZoll.  RA.  's  ist 
uf  der  letze"  Site"  b.,  ein  Versehen,  verkehrt,  eig.  die 
ebene  (bündige)  Seite  eines  Werkstückes    ist  infolge 


1367 


Band,  bend,  bind,  bond,  liuiiil 


KV.s 


eines  Versehens  des  Handwerkers  nach  innen  statt 
nach  aussen  gekehrt  Z.  —  b)  übertr.,  stichhaltig, 
bes.  von  der  Rede  B.  ,[Der  Schuhmacher,  der  seinen 
Zins  nicht  entrichtet]  entschuldigte  sich  b.,  indem  er 
vornehme  Kunden  bekommen,  Stiefelschäfte  gekauft 
und  Diese  baar  hatte  bezahlen  müssen.'  Gotth.  ,Das 
ist  so  gleichsam  der  Text,  die  [Gardinen-] Predigt  war 
viel  länger  und  bündiger  [eindringlicher].'  ebd.  - 
c)  eifrig.  Tribt  's  En  [ein  Geselle  das  K.  liehen]  bi 
der  Arbet  am  Werchtig  z'  b.,  so  lueget-tne*  d'  Such 
denn  gär  ungWHig  a",  de''  G'sell,  u-u  all  raucht,  und 
De1',  u-o-n-e"  muess  ha".  NBöscn  1892. 

ein-bündig:  =  cin-bändig.  ,Die  einhalben  oder 
einbündigen  Geschwisterten.'  Mohr,  Gr  Erbrecht. 

uii-:  =  un-bindig.  ,Alle  und  jede  by  dem  Wyn  be- 
schechenen  Köuf  und  Tusch  sollen  unnütz,  u.  und 
kraftlos  syn.'  1023,  Aa.  ,So  solle  ihre  Eheverspre- 
chung ungültig,  kraftlos  und  u.  sein.'  Gr  VDörf.  1692. 

ver-bündigen:  verbinden.  ,Der  erste  Teil  [des 
Textes],  als  nämlich  der  Befehl  ist  genau  verknüpft 
und  verbündiget  mit  dem  zweiten  Teil  als  mit  der 
Ausübung  und  Tätlichkeit  des  Befehls.  Solche  ge- 
naue Verknüpfung,  Vereinigung  und  Verbündigung 
geschiehet  durch  den  Ausdruck  des  bündigen  Wört- 
lein und.'  Kinggli  1736. 

bündisch:  bündnerisch.  ,Zu  der  Zeit  der  bünd- 
tischen und  veltleinischen  Besatzung.'  Giiler  1016. 
—  gottshüs-b.  .Etliche  gotthauspündtische  Gmein- 
den.'  Sprecher  1672.  —  gräw-b.  ,Wie  zwischen  den 
küngschen  und  Grapüntschen  ein  bericht  gemacht.' 
Ansu.  -  -  schwäbisch-b.  ,Den  Schwähschpündi- 
scheu.'  Ansu. 

„  üf-bündisch:  leicht  beweglich  und  empfindlich, 
bald  beleidigt  Schw;   Zg."     Vgl.  üf-binden. 

bündle-  BLf.;  Gl;  SBib.;  Z  (Spillm.),  pündle" 
W,  büntle"  ÄAZein.,  Z.;  Bs;  B;  L;  SnJura;  UwE., 
püntle"  B  (Zyro);  Gr;  GT. ;  Ndw;  WGrächen;  Z,  bün- 
tele*  AaoF.;  GRh.,  püntele*  Ar;  G:  1.  „ein  Bündel 
machen  (aus  Etwas)."  a)  die  schmutzige  Wäsche  in 
Bündel  zspacken  Z.  Mer  händ  morn  d'  Wusch,  ieh 
mues'  noch  püntle".  Auch  tr. :  d'  Wasch  püntle".  — 
b)  das  Bündel  schnüren,  aufpacken  AAZein.;  Bs.  Den 
Dienst  wechseln,  von  Dienstboten  Aa  oF.  —  c)  die 
Wohnung  wechseln,  umziehen  Bs;  BLf.;  G;  SnJura; 
Ndw.  Syn.  plünderen.  —  2.  bes.  zsgesetzt  ume*-b. 
a)  intr.,  ein  Bündel  tragen,  sich  damit  oder  mit  einer 
Last  übh.  schleppen  AaZ.;  Ap;  B;  Gr;  L;  Ndw.  Der 
hed  eppes  unter' püntlct  Giüle.,  mer  heind  vil  umerge- 
püntlet  GRValz.,  manche  Last  getragen.  ,[Die  schwan- 
gere] Lisabeth  bündelte  so  lange  herum  als  möglich.' 
Gotth.  —  b)  tr.  D's  M'el,  d'  Herdöpfel  zueher-p.,  in 
Püntlen  herbei,  nach  Hause  tragen  Gr.  Übh.  Etwas 
herum  tragen,  schleppen,  bes.  Kinder  Ap;  B;  Gl;  Gr; 
GT. ;  UwE. ;  W.  Vgl.  chräzen  1  (Bd  III  927).  D'  Grafen 
umc-p.  —  3.  (ein  Kind)  in  derber  Weise  liebkosen, 
hin  und  her  werfen,  unsanft  behandeln.  Efs)  China 
ume(r)-p.  Gr;  GT.  Tue-mer  das  China  nit  so  püutltt"! 
WGrächen.  —  4.  „ein  Mädchen  schwängern"  Bs(An.); 
L;  Z  (Spillm.).  Er  hei  e"  Maitli  'büntlet.  —  5.  'bündlet 
(AALeer.;  Zu.),  'hantlet  (B),  'büntelet  (Ar;  ZW1.)  si", 
schwer,  über  und  über  beladen  sein  B,  spec.  schwanger 
sein.  aaOO. 

üf-bündle»  AaFH.  (Dial.);  Bs;  SchSL  (Sulger). 
-pündle'  Aa,  -büntle",  p-  Bs;  SciiSt. ;  Tu;  Z,  -püntele" 


Tu:  1.  a)  „den  Bündel  auf  den  Kücken  nehmen  oder 
auf  einen  Karren  werfen."  —  b)  =  bündlen  1  b  AaKi'L  ; 
Bs;  SchSL  Und  "it  hing  dernö"''  hei  de*  klei'st  Sit" 
Alks  z'sämvw'packt,  het  üfbündlet  und  ist  uit  in  's 
Land  uwe"  fürt  'zöge".  Dial.  (AaEH.).  .Sogleich  muss 
der  Geselle  auf  bündeln  und  in  die  Fremde  wandern.' 
Sintem.  1759.  —  2.  a)  (Eim)  ü.,  (unversehens,  in 
schroffer  Weise)  den  Dienst  aufsagen,  ,den  Sack  vor 
die  Tür  werfen'  Bs;  SchSL;  Tu;  Z.  —  b)  verallg., 
trotzig  auffahren,  aufbrausen  Bs;  Tu;  Z.  Er  isch  glicl' 
cnunthrno'''  uff'büntlet,  wird  im  Augenblick  zornig 
Bs  (An.).  —  c)  mit  Eim  ü.,  ihm  den  Text  lesen  Aa. 

er-bündle":  „refl.,  sich  mit  Speisen  vollstopfen, 
sichs  wohl  schmecken  lassen"  Gl. 

z"-sämmen-püntlen.  D's  Heute  z.,  das  Heu  in 
I'üntle"  nach  Hause,  zum  Stalle  tragen  GRl'ast. 

Bündlete"  ZO.,  l'üntlete"  B;  GrD.,  He.,  l'r.,  Seh.: 
1.  eine  Anzahl  von  Bündeln,  mit  denen  sich  Jemand 
schleppt,  Gepäck  B;  Gr.  Gester  isch  [ist  sie]  mid-cre" 
rechte"  P.  va"  Chur  chon  GRCast.  —  2.  das  mühsame 
Tragen  der  genannten  Last  B.  —  3.  der  (an  einem 
bestimmten  Tag;  s.Bündeli-Tng)  stattfindende  Wechsel 
des  Dienstes  ZO. 

ver-bündlich:  verbindlich,  pflichtig.  ,Darzu  üch 
dann   üwer  Eid  und  Ehr    v.  machet.'    B  Mand.  1628. 

„büntlig:  einem  Bündel  ähnlich,  wulstig."  — 
büntli"ge°:  Adv.  Etw.  b.  träge",  bündelweise  UwE. 

Büntner,  P-:  Bewohner  von  Graubünden  Bs; 
GlK.;  G;  Th;  Z.  Seit  dem  XVI.  belegt.  ,Gottshaus- 
pündtner.'  Sprecher  1672. 

Bündniss:  1.  l'öntniss  n.,  Verband  Ap.  —  2.  f., 
Verbindlichkeit,  Verpflichtung.  N.  schenkt  dem  Gottes- 
hause auf  dem  Heiligenberg  einen  Zins  ,mit  der  bunt- 
nust,  dass  der  kilchherre  und  pluuondherren  ze  dem 
jarzit  an  dem  abende  alle  ein  vigilie  haben  und  lesen 
süln.'  1319,  ZWthur.  —  3.  Vertrag,  Bündniss;  in  der 
ä.  Spr.  ausschliesslich  f.  und  meist  in  der  Form  ,Bünt- 
nuss,  Püntnuss.'  ,Buntnust.'  1343,  L;  1353,  Absch. 
,Püntnüss.'  Ansii. 

Ver-:  1.-  =  Bündniss  2.  .Die  gelübde,  eide,  ge- 
horsam und  fürbuntnust  ze  habene.'  1364,  Z.  .Ge- 
horsamkeiten, penen  und  verbuntnussen.'  1426,  Absch. 
.Wenn  ein  weibsbild  dem  Herrn  ein  gelüpt  tuot  und 
sich  verbindet  . . .  und  ir  gelüpt  und  verpündtnuss 
kumpt  für  iren  vatter.'  1531,  IV. Mos.;  =  , Verbindung.' 
1667.  —  2.  =  Bündniss  3.  ,Dem  stift  und  ganzer  ver- 
buntnisse  [zu  schaden].'  1475,  Bs  Chr.  ,lch  tuon  dir 
ze  wüssen,  daz  ich  kein  verpüntnus  nach  frün tschaft 
mit  dir  hab.'  Morgant  1530.  .Als  ob  wir  bei  den 
teutsch  und  welschen  fürsten  und  stände  unser  rcli- 
gion  sonderbare  verpündnuss  und  pündnuss  wiOer 
euch  gemacht.'  Golden  Bond  1585/1658. 

Hilf-.  .[Drei  Fürsten  treten  1515]  in  eine  1 1 i  1  f - 
pündtnuss  mit  den  Schweizeren.'  Sprecher  1672. 

Bündung:  Bündniss,  Vertrag.  ,[Die  von  Scbwyz 
hätten]  uns  zu  Tagen  [mahnen  sollen]  nach  der  B. 
Sage.'  1437,  Laoffer,  Beitr. 

Bündele"  I,  Dim.  Bandelt,  Bündeli:  eine  Art  klei- 
ner Fische.  ,ln  den  Tabellen  über  den  Tax  der  ge- 
salzenen Fische  werden  Luzerner  und  Seinpacbcr  Al- 
belen oder  Spitzlinge,  Bundelen,  Hasel  und  Eglinge 
genannt.'  Ochs  2,  1,  172.  , Bündeli'  als  Fische,  di« 
das    vorgeschriebene    Mass    nicht    haben,    erscheinen 


1869 


Band—  Im  ml.    Bans — bnne 


1370 


1171  im  Twingrodel  von  LRichensee.  ,[Zu  essen  gibts] 
t'iiien.  iiseii.  volle  bündelin.'  Habeher  1562.  In  den 
Jahren  1710  und  1750  werden  Verbote  erlassen,  zu 
kleine  .Bündeli'  zu  fangen.  Die  Fischerordnung  von 
1816  spricht  von  einein  Zins  von  \'ji  Batzen  oder 
•I  Schilling,  der  von  jedem  Hundert  Baichen  oder 
ßündeli  entrichtet  werden  solle.  Liebenau  1897,  140; 
vgl.  auch  137.  ,Von  je  50  Bundelli-Kübli  eines  [als 
Zoll].'  1818/9,  BBüren. 

Frz.  londelk,  .varii-tc  du  salnio  fera,  i«iiss<m  dn  1.' -111:111 
tl  du  l:u:  de  Nouchätel'  (Bridol,  Hlnss.  unter  londalla).  Iu 
der  selben  Form  auch  auf  deutschem  Gebiet:  .Stockfische, 
H&ringe  und  Bondellen  in   Fässchon.'    lsJ'J,  S. 

Bündele"  II:  1.  =  Bach-Bumbclen  1  (Sp.  1259)  B 
(Durh.).   —  2.  =  Baeh-Bumbelen  3  B  (Zyro).  -  vgl. 

Bung(el)t  n . 

Bunde"  f.:   insenatura  di  montagua  PA1.  (Giord.). 
Bundi:  Bauernname.  Helv.  in  pace  1694. 


Bang  —  bung. 

bang  (in  AaF.,  Ke.;  Ar;  ZU.,  Stdt,  Zoll,  p-):  we- 
sentlich wie  nhd.,  doch  tw.  auf  bestimmte  Verbin- 
dungen beschränkt,  hier  aber  nicht  selten  noch  in 
der  urspr.  sinnlichen  Bed.  So  in  der  Verbindung 
angst  und  b.  (Bd  I  337),  auch  =  eng  (Bd  I  331),  schwül, 
z.  B.  bei  Beklemmungen  infolge  Atemnot,  übergrosser 
Hitze,  Aufregung  Bs;  ZO.,  Stdt.  Über  wind  und  b. 
s.  wind.  Auch  subst.  B.  ha"  1)  engbrüstig  sein,  Atem- 
not habeu  Ap;  Bs;  Z.  —  2)  Angst,  Furcht,  Sorge 
haben  Bs;  B;  Z.  Bes.  mit  Neg.  Häb  nitmme"  nit  B.: 
langsam  chunnt  z'lest  oeh  wii.  Sciiwzd.  (B).  Hait-mer 
doch  numme"  kei*  B.:  bis  's  Nacht  isch,  clwmmc'-mcr 
wider.  Schwzd.  (BsL.).  Du  brüchsch  Jcei*  B.  ha",  kannst 
unbesorgt  sein  BsBinn. 

Iu  dem  aul.  p-  könnte  eine  Nachwirkung  der  Synkope 
des  urspr.  Präfixvoc.  (bang  <;  'be-ang)  vorliegen;  s.  Aum. 
zu  he-  (Sp.  898).     Vgl.  uoch   AHonslor   188S,  99  Anm. 

bange":  „unpers.,  bange  machen,  beängstigen. 
Es  banget  mich."  B'lange"  und  bange",  ängstlich 
harren  Bs. 

Bängi  (in  Ap  P-)  f.  —  PI.  -me":  physische  Be- 
klemmung, Beängstigung,  seltener  im  psychischen 
Sinne  Ap;  GiiChur,  D.,  He.,  Pr.,  Rh.,  Seh.  Mir  ist  e" 
Bcngi.  Ich  itberchomme"  dere"  Bengene",  dass  's -vier 
der  Schweiss  tribt  GnPeist. 

Bangada  f.:  Suppe  PA1.  Vgl.  Bangadu- Nassi 
(Sp.  794). 

Bangu  in.:  panico,  Fennichhirse  PA1. 

Bangcle"  Scb;  Th;  ZFehr.,  Sth.,  sonst  Bange"  (in 
Z  rS.  P-)  —  f.:  1.  Name  verschiedener  Doldenpflanzen, 
a)  grosser  Klettenkerbel,  Anthr.  silv.  AaUEikI.,  Fisib., 
Witt.,  Wür.;  Gl;  Th;  ZBoppl.,  Febr.,  Hütt.,  Sün.,  Zoll. 

—  b)  raubhaariger   Kälberkropf,    Ghser.   hirs.    ScuSt. 
(Suiger);  ZSth.    .Pangen,  Char.  silv.'  Z  Anl.  1775.  — 

c)  gem.  Bärenklau,  Her.  Sphond.  AABb.,  UEnd.,  Rüm., 
Schneis.,  Wyden  b/Lengnau  ;    ZDielsd.,  Reg.,  W.    — 

d)  Schierling,  Conium  (cic.)  SciiSt.  (Sulg.);  Z  (Spillm.). 

—  e)  Wald-Angelika,    Ang.  silv.  AaUEihI.;  ZNHasli. 

—  f)  Pastinak,  Past.  sat,  ZNHasli.  —  g)  , Bangelen'. 
-Färberdistel,    Serrat,   tinet.    Z  Anl.  1775.  —   2.  halb 

generelle  Bezeichnung  von  Pflanzen  mit  starkem,  röh- 
rigem  Stengel  ScnSt.;  ThHw., Müllh. ;  Z.  Buchs  Fueter, 


mit  als  Bangele".    Das  ist  Heu  nie  Respi  [Rebholz], 
's  häd  halt  vil  Pange*  drinn  ZZoll.   —   Wahr  seh   vwdi 

iiiil    Bengel;   vgl.   auch    Bungelen. 

Bangenet  n.:  =  Bajonet  (Sp.  1100)  Ap  (Merz  1836) 
—  In  der  selben  Form  auch  bair.;  s.  Schm.-Fr.   I   250. 

Beugel  (in  AALeer.;  FJ.;  LBerom.  Vengel,  in  B; 
FMu.;  S  Benggel,  1'-)  m.,  PL  Bengle"  GaPr.:  1.  rundes 
Stück  Holz  von  massiger  Dicke  und  Länge,  Knüppel, 
Knebel  zu  verschiedenen  Zwecken.  Derber  Zaun- 
stecken B.  ,Und  solt  einen  b.  under  dem  gürtel  haben 
und  wenn  du  dich  daussen  setzen  wilt,  solt  du  damit 
graben  und  wenn  du  gesessen  bist,  solt  du  zue- 
scharren,  was  von  dir  gangen  ist.'  1531/97,  V.  Mos.; 
dafür  ,Scbäufelein.'  1667.  Insbes.  a)  zum  Verbrennen, 
t.  wie  Spelte"  oder  Schitcr  aufgeschichtet  (und  dann 
von  bestimmter  Länge),  t.  mit  anderm  dünnerm  Ab- 
fallbolz zu  Wellen  oder  Büscheln  zsgebunden  Aa; 
Bs;  B;  GRSpL,  V.;  L;  G;  S;  Th;  Uw;  Z.  Bari  JB., 
dürres  Astholz  UwE.  Orobi  Beizi,  ico  vil  Bengel  drin 
sind  L.  ,B.,  stäcken,  tremmel,  verber,  fustis,  sparus 
vel  sparum.'  Mal.  .Fustis,  B.,  Brügel.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,Seie  nicht  wahr,  dass  gross  Holz  darunter 
gewesen,  sonder  nur  B.  und  Studen,  wie  dergleichen 
Abholz  sei.'  1732,  Hotz,  Urk.  ,Es  sollen  keine  B. 
[sondern  nur  , Scheiter']  in  das  Mass  nicht  gesetzt 
werden.'  1736,  Z  Holzmandat.  ,Das  Mitglied  der  Holz- 
kommission muss  an  der  Schitfländi  zwischent  Holz 
und  B.  Eecht  sprechen,  es  gibt  aber  weder  Sessel- 
noch  Sidelegeld.'  1763,  Z  Brief.  ,Wan  die  [eine  von 
drei  Haselruten]  zerschlagen  ist,  so  kanst  du  die 
andren  nemen  und  dernach  die  3,  bis  sei  zerschlagen 
seind,  und  wans  nicht  genug  ist,  so  kan  man  stärker 
B.  nemen.'  BSi.  Arzneib.  (aus  einem  Rezept  gegen 
Viehzauber).  —  b)  als  Prügelstock,  Waffe.  Eine"  mit 
dem  B.  zor  Vernunft  bringe"  TuMüllh.  ,Welicher 
fräfentlich  gegen  dem  andern  ufwüsebt  oder  in  sin 
messer  grift  oder  einen  b.  zuckt.'  1481,  G  Oberbüren 
Hofr.  .Du  darl't  doch  dem  Zwinglin  nit  inn  b.  fallen 
und  mit  im  stryten.'  Gvrenkupfen  1523.  ,üer  Hund 
[sei]  gar  übel  mit  trocknen  Bänglen  gsägnet  worden.' 
Schimpfr.  1651;  vgl.  , Bengelsuppe'  bei  Gr.  WB.  ,Den 
B.  unterlaufen'  s.  Bd  III  1133,  wozu  noch:  .Dafür 
[gegen  den  Papst  und  seinen  Anhang]  hat  nüt  ge- 
hulfen,  dann  sy  einmal  den  b.  underlaufen,  das  schwert 
in  ire  band  gebracht  haftend.'  HBull.,  Tig.  .Den  li. 
unterlaufen,  difficultates  superare.'  Denzl.  1716.  ,Den 
B.  unterschlagen'  s.  Hurtigkeit  (Bd  II  1653).  —  c)  zum 
Werfen  B;  L;  G;  Tb;  Z.  S.  auch  feig  (Bd  I  688). 
De"  B.  i"  d'  Höchi,  ufe"  (oder  ue)  rüere",  werfe"  1)  im 
eig.  S.,  z.  B.  an  einen  Nussbaum  hinauf,  um  Nüsse 
herunter  zu  werfen.  —  2)  übertr.,  einen  (kecken) 
Versuch  machen,  z.  B.  etwas  einsetzen,  um  zu  ge- 
winnen, probeweise  ein  Angebot  machen,  eine  For- 
derung stellen  G;  Tu;  Z.  —  3)  zornig  werden  ZLunn. 
De"  B.  hoch  rüere",  hoch  gehen  (mit  einem  Angebot, 
in  seinen  Ansprüchen),  viel  auf  eine  Karte  setzen, 
ebd.  Me"  mite"  de"  B.  hoch  würfe",  viel  verlangen, 
damit  man  wenigstens  etwas  bekommt  TuMüllh.  ,Dcn 
B.  höher  werfen',  Höheres  ins  Auge  fassen.  ULSrägg. 
Me"  mite"  ned  mit  Bengle"  drl"  würfe",  trenn  me" 
will  Vögel  fange"  TuMüllh.  Der  Joggeli  wirft  bi  der 
lustige"  Helkerei  si*  B.  au'''  drl"  [macht  eine  anzüg- 
liche Bemerkung].  Schild.  S.  auch  Rad.  We""-men 
e"  B.  under  d'  Söu"'  wirft  (ritert),  so  göusset  (brüelet) 


1371 


Bang,  beug,  hing,  bong,  bung 


137 


die,  ico  's  b'reicht  ( trifft),  wer  sieb  durch  eine  An- 
spielung aufbringen  lässt,  beweist  damit,  dass  er  sich 
getroffen  fühlt  Aa;  B;  vgl.  7/«»//  (Bd  II  1422).  Me* 
muess  nid  all  B.  ü/lese*,  uo-men  Eim  nöehrüert  L 
(In eichen).  —  d)  in  den  Mund  gesteckter  Knebel. 
.Einen  B.  ins  Maul  legen,  linguarium  dare.'  Denzl. 
1677;  1710.  .Demnach  er  frisch  byss  in  den  b.  [ins 
Zeug  gehe],  louf  wunderbald.'  Bdef  1550  (von  einem 
Boten).  ,Du  musst  besser  in  den  B.  beissen.'  Mey.. 
Hort.  1092.  —  e)  Hunden  an  den  Hals  gehängter 
Knebel.  .Dieselben  hund,  so  one  b.  gand,  sol  der 
nachrichter  ze  tod  schlagen.'  1514.  Sab  Uatsprot.  ,Das 
etliche  ander  üch  hüml  nit  binden,  noch  b.  anhenken. 
ouch  die  güeter  und  reben  unverhaget  lassend.'  1590, 
AAYVett.  Klosterarch.  Hühner  und  Hunde  soll  man 
bis  nach  geendetem  Herbst  ordentlich  inne  halten  und 
den  Hunden  ,B.  anhenken.'  1079,  ZEgl.  —  f)  an 
Stricken  befestigtes  Querholz,  dazu  dienend,  eine  Last 
aufzuziehen  oder  zu  tragen.  So  von  dem  Querholz, 
an  dem  vom  Metzger  das  ausgeweidete  Schlachtvieh 
mit  den  Hinterbeinen  befestigt  und  aufgewunden  wird 
ZZoll.  Die  Chue  häd  am  B.  [d.  h,  ohne  Kopf,  Haut 
und  Eingeweide]  5  Zentner  g 'woge".  Michal  zu  David, 
den  sie  retten  will:  .Sitz  auf  disen  b.  her,  dass  ich 
dich  lass  hinab  in  eil.'  Holzwart  1571.  —  g)  in  der 
Fischerei.  ,Es  soll  niemand  an  das  garn  keinen  b. 
henken.'  1512,  Z  Fischereinung.  ,Das  Henken  der 
Bengeln  an  die  Garne  [beim  Fischen]  ist  verboten.' 
1710,  Z  Ges.  —  h)  Kerbholz  Z;  Syn.  Beilen  (Sp.  1161). 
Etw.  uf  de*  B.  ge",  auf  Kredit.  —  i)  in  der  Weberei, 
Ann,  der  dem  Weberschiffchen  den  Sehlag  gibt  Z.  — 
k)  Dim.,  fingerlanges  Hölzchen  als  Hülfemittel  für 
Schulkinder  beim  ersten  Eechenuuterricht  BS.  Syn. 
Chnebeli.  —  2.  kleines,  gespaltenes  Stück  Holz,  Scheit 
FJ.,  Mu.  Er  hat  Holz  g'nuc»,  er  tnuess  e"kei"  P. 
chaufc".  —  3.  in  der  Sprache  der  Schmiede,  längeres 
Stück  Eisen  L.  —  4.  Teil  von  Pflanzen,  a)  (Hanf-, 
Flachs-)B.,  Schaft,  Stengel  des  Hanfes  und  Flachses, 
so  lange  der  Bast  noch  an  ihm  ist  GRGlar.,  L.,  Pr., 
S.,  Scuolms,  Val.,  V.,  UVatz.  Ist  der  B.  g'schleizt  [des 
Bastes  beraubt],  so  heisst-er  Stengel.  S.  noch  chech 
(Bd  III  121).  —  b)  Mittelrippe  von  Garten  -Kraut- 
pflanzen, spec.  Mangold  „oder  Salat";  etwa  als  Ge- 
müse gekocht  „Gr;"  GSa.  Syn.  Chrüt- Stengel,  -Storzen. 
Das  Chrüt  hat  dick  B.  Salöt  und  B.  sind  nit  fuerig. 
Hind-er  hür  auch  schu"  B.  ka"?  —  c)  langer  Pflanzen- 
stengel  übh.  GSa.  Das  Fueter  ist  nid  guet,  es  hat 
z'  eil  Bengel  drin.  Vgl.  Bangelcn  2.  —  5.  Kuhschwanz 
GrS.  Vgl.:  Die  Chite  häd  nw  nach  en  B.,  von  einer 
Kuh,  deren  Schwanzhaare  am  Ende  ausgegangen  Z 
Zoll.  —  0.  (Adams-)B.,  nieinbrum  vir.  Z.  —  7.  kurzer 
Strich,  der  dem  Verlierenden  z.  B.  beim  ,Jass'  aufge- 
kreidet wird  Bs;  Th;  Z.  Er  hat  en  B.,  hat  die  Partie 
verloren.  En  Zwänzger  der  B.,  wird  beim  Beginn 
des  Spieles  bestimmt.  Dicker  Schatten-  oder  Grund- 
strich beim  Schreiben  mit  Tinte  Bs  (Schülerspr.).  - 
8.  a)  hochgewachsener  Mensch  oder  auch  Tier  (z.  B. 
Pferd)  Bs;  Gr.  E*  fgrösstr")  B.  Es  ist  nun  e*  B.,  von 
einer  grossen,  hagern  männlichen  Person  GrCIiuiw. 
Das  ist  B.  cho*,  sehr  gross  geworden  GrV.  Auch  als 
erster  T.  von  Zss.  zur  Bezeichnung  ungewöhnlicher 
Grösse:  c*  B.-Chint,  -Mann,  -Buch;  c"  B.-Chue,  -Schrei" 
GrAv.,  V.  Vgl.  Brügel.  —  b)  in  mor.  S.,  ungeschlif- 
fener, nichtsnutziger  junger  Mensch  Aa;  Bs;  B;  Gr;  L; 
Scu;  ScuwE.;  Tu;  UwE.;   '/,.     Mit  dem  Wortspiel  dir 


dlline*  Lid  het  Gott  erschaffen  (und)  die  grosse"  B. 
wachsen  im  Höh  (Wald),  trumpft  ein  Kleiner  einen 
Andern  ab,  der  ihn  wegen  seiner  Kleinheit  geneckt 
hat  Aa;  Bs;  S;  Z.  ,So  muoss  es  einmahl  entlich  sein, 
den  Bänglen  [den  Schweizern]  Alls  zuo  tränken  in.' 
JMaiil.  1074.  —  c)  Einfaltspinsel,    seiuplicioue    PAL 

Mlid.  bengd,  Prügel,  zu  bangen,  schlagen  |s.  banggen).  Iu 
liSi.  ist  Differenzierung  eingetreten  zw.  /'<«:/;/<'.  Wurfholz, 
und  Pengel  im  allg.  Sinn.  Zur  Bed.-Eutwickluug  vgl.  Dam. 
Chnebel  (Bd  III  713),  Brügel.  .Bengel',  Familienname.  1I7IJ. 
WZerm. 

is-Bengcl:  Eiszapfen  Bs  (Spreng).  —  Fäll-: 
B.  zum  Sperren  eines  Durchgangs.  Tierb.  1503;  siehe 
Lauf  3  b  (Bd  III  1113).  —  Für-:  scherzh.  für  Feuer- 
rohr. Gbspr.  1712.  S.  grebdig  (Bd  II  687/8).  Syn. 
Schiess- Brügel.  —  Fleisch-:  l.  =  Asmi- Latten  (Bd 
III  1483)    ZOss.,  Seen,  uSth.,  Wclz.    Syn.  Chämi-B. 

—  2.  ein  Stück  Vieh,  bes.  ein  Mastochse,  der  einen 
grossen  Ertrag  an  Fleisch  liefert  ZS.  —  Geiss,-:  = 
G. -Leiteren  5  (Bd  III  1498)  GWe. 

Herz-.  ,Der  nagende  wurm  hat  im  den  h.  ab- 
frässen.'  Grob,  Chr.    —   Scherzh.   für  Herz-Bändel? 

Hüs-  s.  Gassen-Engel  (Bd  I  333).  —  Schatt- 
huet-:  Stengel  der  gemeinen  Mohrrübe,  Dauc.  car., 
auch  die  Pflanze  selbst  GWe.  Vgl.  Bd  II  1791.  — 
Jose"-:  Bengel  aus  dem  ,Josen-Wald'  Z;  s.  J.-Holz 
(Bd  II  1252). 

Kue-:  Schimpfw.  Angehörige  von  Zürich  sollen 
gesagt  haben,  wenn  die  Lucerner  auch  rechte  Christen 
werden  wollten,  so  seien  sie  doch  nur  Kuhmäuler  und 
,kuobengel.'  1524,  Abscu.  —  Eig.  Kunschwanz?  Docl 
vgl.  Mihh-B. 

Chämi-:  =  Fleisch-B.  1  ZOss. 

Kar-  LW.;  GS.;  Ndw,  Char-  UwE.;  U,  Chäre*- 
ScHwTuggen,  Kre-  UWasen  :  Name  von  hartstengligen 
Doldenpflanzen.     1.  a)  =  Cherfel  a  (Bd  III  459)   I.W. 

—  b)  =  Cherfel  b  ScuwTuggen;  Uw;  U.  —  2.  gem. 
Wiesenkümmel,  Carum  carvi  GS.  —  char-bengle": 
die  Stengel  von  Kar-Bengel  1  a  und  b,  die  zum  Yieh- 
futter  nichts  taugen,  mit  einer  Sichel  aus  dem  Wiesen- 
gras ausschneiden  ZWäd. 

Volksetym.  Umgestaltung  der  Bd  III  45t)  aufgeführten 
Namensformeu  unter  Anlehnung  an  Bengel.  Diese  Beziehung 
scheint  allerdings  tw.  wieder  verdunkelt,  wie  die  Zss.  Kar- 
bt  ngd-Stengel  (in  Bed.    1  a  und  h)  beweist. 

S  a  m  i  -  C  h  1  a  u  s  - :  =  Beilen  1  c  (Sp.  1 1 03)  LHa.  Ieh 
ha"  de*  S.  füre*  g'no*  und  a'g'fange*  im  Samiehlaus 
und  im  Christchindli  bitte*.  JBoos.  Vgl.  noch  Chlaus 
(Bd  III  692).  —  Chnüttel-:  =  Bruech-B.  —  Leise"-: 
eines  der  vier  Hölzer  am  Leiterwagen,  die  unter  dem 
obern  und  über  dem  untern  Leiterbaum  und  unter 
der  Landicid  durchgehend  zur  Befestigung  der  Wagen- 
leiter dienen  ScnSchl.  —  Mechanik-:  Holz,  woran 
bei  der  Spannvorrichtung  am  Wagen  die  beiden  Herum- 
klotze  befestigt  sind  Z.  —  Müggi-:  Scheltwort  auf 
einen  Menschen,  „der  mürrisch  und  stöckisch  schweigt 
B;  L";  ,homo  austero  vultu.'  Id.  B.  —  Milch-:  in 
der  Reformationszeit  Spottname  auf  die  Bewohner  der 
innern  Schweiz;  Syn.  M.-Trämmd.  Wenn  Zürich  sein 
Geschütz  gäbe,  so  wollten  sie  die  M.  wohl  ein  An- 
deres lehren.  1525,  Ahscu.  ,Wie  die  von  Zürich  die 
1. ander  schälten,  si  syen  m.  and  si  wellen  den  milch- 
benglcn  die  hüscr  an  bimmel  henken.'  1527.  Stkickl. 
s.  noch  Eue-Kamben  (Bd  III  "><"i).  Auch  Spottname 
auf  die    Schweizer    übh.   im  Munde    ihrer  Nachbarn: 


1373 


Runs.  bong,  bing,  bong,  bnng 


1374 


,Die  Schwitaer  gross  m.  nnd  tyrannen.'  G  Stiftsarch. 

—  Mutti-:    derbe  Bezeichnung   des   ungeschlachten 
Landbewohners  im  Gegs.  zum  feinen  Städter  L.    M. 

—  (fi';l  nie  ke"  Engel.  Ineiciien.    S.  noch  Stadt-P/Iui:. 

—  Bagüde"-:  Stengel  des  grossen  Klettenkerbels. 
Antlir.  silr.  GSa.  S.  Pagoden  lll  (Sp.  1053).  — 
Blas-:  scherzh.  von  einer  Klarinette.  Gotth.  — 
Bruech-  TuHw.,  Brüech-  Aa;  Tu;  Z  Fehr.,  Sth., 
Brüechi-  ScnSchl.:  =  Brüech- Clincbel  (Bd  111  715/6). 
Vgl.  auch  chniittlen  1  (Bd  III  769).  —  Eüst-:  zu 
Baugerüsten  verwendeter  B.,  übh.  kürzeres  Gerüst- 
holz. ,Wann  ein  Burger  R.  zu  Rüstungen  und  Bock- 
stellen vonöthen  hätte,  so  solle  derselbige  sich  bei 
denen  Holzherren  darum  anmelden.'  Scn  Holzordn.1734. 
Zur  Besoldung  des  Stadtmaurers  gehört  .alle  Jahr  ein 
Wagen  mit  Rüstbengel  [1734  zu  3  fl.  36  kr.  gewertet].' 
XVIII.,  Sch  Ämterb.  —  Reit-:  -Bruech-B.  ScawMuo.; 
Z.  —  Sil-  AiAar.,  F.  (-i-J,  Fri.;  BsL.  (-%-);  BM.,  Sil- 
„Aaj  B;"  L  (Ineichen),  Sim-  AAFri.  f-i-J,  Hold.;  Bs; 
SNA.,  ,SV»i-P-  AAAar..  Leer..  St.;  Bs;  SNA.,  Schwa., 
Thierst,  SinCdJ-  Bs,  Sing-  S:  1.  Wag-,  Zugscheit  für 
ein  einzelnes  Zugtier,  woran  die  Sil-Schniler  befestigt 
sind.  Syn.  Sil-Schit,  Wägli.  Bei  zwei  Zugtieren  hangen 
die  S.  links  und  rechts  an  der  Wage.  —  2.  Stab  unter 
den  Gcschirrflügeln  am  Webstuhl,  mit  der  ,Sperr- 
Trete'  durch  den  Latsch  (s.  Bd  III  1531)  verbunden 
Aa  (Hürbin).  -  Sür-:  =  Sür-Chnebel  (Bd  III  716) 
GrD.  —  Süess-:  Wiesenbocksbart.  Tragop.  prafc 
GSa.,  We.  Syn.  S.-Stirzel.  —  Süw-  Söu-:  1.  Pflanzen- 
name, rauhhaariger  Fuchsschwanz,  Amar.  retrofl.,  ein 
lästiges  Unkraut  AAKilchsp.  —  2.  in  der  RA.  Ei"'m 
mit-em  S.  tüte',  ihm  etwas  handgreiflich  machen  Z 
(Spillm.);  Syn.  mit-em  Holzschlegel  tute".  —  Spann-: 
=  Mechanik- B.  ZZoll.  —  Sperr-  Sper- :  =  Leisen-B. 
ThIIw.  —  Stand-:  dicker  Stab,  der  in  einem  Schifte 
zu  hinterst  von  einem  Bord  zum  andern  geht  und 
dem  Ruderer  als  Stützpunkt  dient  Aa  (Rochh.).  — 
Trülle"-:  Holzstab  zum  Drehen  eines  Wellbaums 
TuRom.  -  Welle--:  1.  =  W.-Chnebel  (Bd  III  716) 
ZBül.,  Zoll.  Hurtig  uf  's  Fueder  de"  Wisbaum,  d' 
Welle'seiler  drei"  g'hehkt  und  um  d'  Welle"  um  'bunde", 
denn  neme'd  d'  W.  und  tribe'd  wacker,  elass  's  chröset 
und  glret.  KdMey.  Potz,  der  Atti  chunnt  scho"  mit-em 
grüe*  a'g'strichene"  Wage"  . .  .  W.,  scharmante,  mit  's 
Attis  Name"  bezeichnet,  ebd.  —  2.  Bengel  als  Bestand- 
teil von  Reiswellen  BsStdt.  —  Ufwind-,  Anwind-: 
=  Amcinel-Clmebel  (Bd  III  716)  Aa.  —  Werch-:  rastlos 
Arbeitender  GrPi\  D'  Maje'feldeme"  sind  u'ermüedeti 
W.-Bengle".  Schwzd.  —  Zieh-:  =  Sil-B.  LGerlischwil. 
—  Zünd-:  scherzh.  für  Zündhölzchen  (Syn.  Zünd- 
Balken  Sp.  1191)  oder  Cigarre  Bs. 

Bengel  ei  f.:  Flegelei,  Grobheit  Bs. 

bengele":  =  bämmelen  I  (Sp.  1229)  unter  An- 
lehnung an  unsere  Gruppe  ü.     Vgl.  benglen. 

bengelieren:  mit  Prügeln  traktieren.  N.  N.  übe 
gegen  die  armen  Landleute,  um  Geld  von  ihnen  zu 
bekommen,  Gewalt  und  Drang,  ,bengelliere'  sie  auch 
und  tyrannisiere  sie  auf  jegliche  Weise.  1624,  Absch. 
(für  T).     Auch    im  Lobspruch   der  Prättigäuer  1622. 

bengle"  AaBd.;  Bs;  B;  Gr;  L;  GS.;  Sch;  S;  Uw; 
W;  ZKn.,  W.,  pengle"  AALengn.,  Leugg.,  St.;  LHa.; 
W  (pengju"),  benggle"  B;  S;  Zg,  penggle"  BE.,  Si.; 
FMu.,  Ss. :  1.  (auch  mit  Acc.  des  Zieles)  mit  einem 
Bengel  dreinscblagen  (elrl'b.)  oder  werfen  Aa;  Bs;  B; 


S;  Nnw;  Zg.     Wie  die  Wilde"  händ  [im  Kampf  gegen 
eine  Zwingburg]  die  Zuger  und  Menzi'ger  drl"  'bengglet. 
Scnwzn.    „Schlagen,  prtgeln,  mit  Knütteln,  Baumästen 
und   Bberhanpt   W.     Mit   enand  b.,   raufen,   streiten 
LB."    Das  B.  wurde  bes.  von  den  , Nachtbuben'  geübt, 
sei  es  beim  Zsstoss  feindlicher  Parteien,  sei  es  gegen- 
über einzelnen  Personen,  die  sich  nachts  ohne  Licht 
oder   unter    verdächtigen   Umständen    auf  der   Gasse 
blicken    Hessen    ScnSchl.;    ähnlich     B.     Der   seit    üs 
Ben  gel:    'benglet   mo"  Di?   st",   rüeft   lüt   en  Bursch. 
APletsciier.    Nur  in  Verbindung  mit  Ortsbestimmun- 
gen: Eine*  fort,  üssi.  zur  Tür  üss  b.,  (eig.  mit  einem 
Bengel)  fortjagen  GrD.,  He.,  Pr.,  Sch.,  Tschapp.    Obst 
von  den  Bäumen  herunterschlagen  oder -werfen  AaHIj.; 
Bs;  L;  S;  ZO.;  Syn.  chlöeklen  (Bd  III  642);  vgl.  auch 
Nuss  (Sp.  826).    P/Iumelt  b.  mm  Bäumli.  Scuwzn. 
2.   a)  schlagen    übh.     Z'sämme"   b.    [gegen    einander 
schlagen]    wie   d'  Nusssäck    S.     I'h    ha"  di  besti  Lust 
g'ha",    ieh    well   der    Madam    mitz   i*   d's   G'sicht    b. 
EHanggi  1892   (S).  —  b)  derber  Ausdr.   für   werfen! 
schleudern  übh.,  bes.  mit  Steinen  und  andern  kleinen 
Gegenständen  Aa;  Bs;  B;  F;  S;  UwE.;  W;  in  B  oft 
mit    dem    Nbbegriff   des    Ungeschickten,    Unsichern. 
Syn.  bölen  (Sp.  1177).    ,Sie  ergriffen  Steine,  Scheiter 
und  Zaunstecken    nnd   hangelten  nach  dem  windigen 
Föppeler.'  Küenlin  1834.    ,Wie  wellt  ich  iez  einsmals 
widerbringen,  das  iez  fünf  jar  yngerisen  ist?   Ich  will 
ein  eiempel   geben:    So  ein  steinrise  stets  on  under- 
lass  riset  und  es  wäre  einer  oben  daran,  der  benglete 
oben  abhin,  das  tribe  er  lang,  und  einer  wellte  dasselb 
einsmals  wider  ufhin  werfen.'    Zwingli.     a)  mit  dem 
geworfenen  Gegenstand  als  Obj.    Stei"  b.  Aa;  Bs;  B; 
F ;  S.   Buebe",  höret  üf  Stei"  b. !  Bengle*  de"  Stei"  dert 
i"  Weg   use"!    Schneballe"   b.   S.     ,Das    war   auch    so 
eine  Wurst,  die  er  nach  einer  Speckseite  benggelte.' 
Gotth.     Luegt.-mich  das  Meitschi  nume"  w  u-item  a", 
so  isch  d's  Für  im  Dach  u"a  es  fät  a"  sprätzle",   als 
hätt-men  e"  Zentner  heisse"  Anke"  ?'■  ä"  Bali  'bengglet. 
FEbersold  1897.    Mit  Dat.  P.,  zuwerfen:  Benggle"-mer 
de"  Pflanzchnebel!  B.     S.  noch  Her  I  (Bd  III  1521). 
Spec.    Chugele"  b.  =  Ch.  trölen  (Bd  III  187)  S,  wo  das 
Spiel  zeitweilig  polizeilich  verboten  wurde.    Im  Chu- 
gele" b.  mag  in  Keiner.  BWvss.     Der  Chnecht  ist  gei" 
Chugele"  b.   uf  der  Landströss.    ebd.  —  ß)  mit   dem 
Ziel  als  Obj.  B;  W.     Er  hät-mi'h   [mit  Steinen]  ge- 
pengjut.     Si  hein-is  mit  Nuss  'bengglet  B  (Zyro).  — 
c)  übertr.,   (eine  Bemerkung,  Antwort)  laut,  in  rück- 
sichtsloser Weise  hinwerfen  B;  vgl.  nhd.  .schleudern.' 
Es  het-mer  's  [eine  Mitteilung]  nume"  so  i"  d's  G'sicht 
'bängglet.  OvGreterz.  ,Chumme"g'rad,  bengelte  er  über 
die  Achseln  zurück.'  Gotth.     .Herr  Pfarrer,  soll  man 
euch  die  Suppe  z'  warme"  tuen,  hengelte  eine  Stimme 
so  unversehens  zur  Türe  hinein,  dass  wir  ordentlich 
zusammen  fuhren.'  ebd.    ,Was  Teufels  benggelt  man 
da  mit  Worten  Zeitgeist  usw.  herum.'  ebd.  —  3.  a)  mit 
Acc.  S.,    Etwas  (unsanft)   herumwerfen   B.  —  b)  mit 
Acc.  P.,   Einen   hart  mitnehmen,    phys.  und  mor.    B; 
Nnw.     ,Benglet  werde*,  jaetari.     Du,  wirst  noc1x  brär 
'benglet   werde",   vita   tua  innumeris    fortunre  casibns 
exposita  est.'  Id.  B.    Es  hed-mich  'bengleel   1)  auf  den 
Boden  hingestreckt  Ndw.  —  2)  es  ist  mir  übel  ergan- 
gen, ebd.   Ich  bi"  'benglet.  worde",  bin  vom  Schicksal  hin 
und  her  geworfen  worden,  habe  viel  durchmachen  müs- 
sen, ebd.    ,Du  verschwygst  minen  namen  darum,  dass 
du  mich  glimpflieh  wol  bütlen  und  b.  mögist.'  Zwingli. 


1375 


Han«,',  beug,  hing,  bong,  Innig 


l.-.TT, 


—  4.  einen  Schuss  abgeben,  schiessen,  mit  dem  Neben- 
hegriff:  nicht  kunstgerecht,  ohne  Sorgfalt  oder  Ge- 
schick B;  L.  Hest-mer-e"  (/'seh"?  [sagt  ein  Schütze 
stolz  auf  seinen  Schuss];  iez  mll-ie"  aber  Ei"s  go" 
>i<";  irh  cha""  de""  dernö'''  nocU  i"  d'  Chcrschlbe"  b. 
JRoos.  .Man  hatte  nur  noch  Zeit,  vor  dein  Mittag- 
essen einige  Schüsse  in  die  Scheibe  zu  b.,  fand  aber 
den  Wind  ganz  conträr.'  Gotth.  (Eifrig)  drauf  los 
schlössen  ZZoll.  A"  dem  Schiesset  ist  hüt  tüchtig 
'benglet  norde".  Er  häd  müese*  b.,  bis  er  es  TolzCt 
Annuliere"  g'ha"  häd.  —  5.  von  einem  Gewehr,  das 
infolge  eines  Constructionsfehlers  oder  der  Unacht- 
samkeit des  Schützen  schlecht  schiesst  B.  ,Der  Stutzer 
muss  gebenggelt  haben  [zur  Entschuldigung  eines 
Fehlschusses].'  B  Dorfztg.  —  6.  a)  ausschlagen,  von 
Pferden  WV.  — ■  b)  um  sich  schlagen,  die  Glieder  un- 
natürlich recken,  z.  B.  von  einem  Epileptischen  wäh- 
rend eines  Anfalls  Bs.     Si  het  g'schümt  und  'benglet. 

—  7.  „Jmdn  Bengel  schelten  L;  Scn."  —  Zur  Bed.- 
Kntwicklung  vgl.   Bchlinggt  n. 

ab-bengle"  W,  sonst  nie"-:  hinabwerfen  UwE. 
Holz  us  ''cm  Wohl  appe"-b.  übst,  bes.  Nüsse,  mit 
Bengeln  oder  Steinen  herunterwerfen  AABb.;  Bs;  L; 
Scn;  Th;  W;  Z;  auch  mit  einer  Stange  herunter- 
schlagen '/..  Vgl.  Nuss  (Sp.  82«),  Bein  1  b  (Sp.  1294). 
Nüssen  a.  gehörte  zu  den  zwar  verbotenen,  aber  jeden 
Herbst  wiederkehrenden  Vergnügungen  der  jungen 
Beute  des  Dorfes  ZZoll.  ,Als  man  die  nuss  tet  benglen 
ab,  ein  solchen  wurf  getan  ich  hab,  dass  ich  aus  mei- 
nem leib  den  arm  hinweg  warf',  erzählt  im  Lügen- 
märchen Einer,  um  seine  Einarmigkeit  zu  erklären. 
Anf.  XVI. 

üf-:  in  die  Höhe,  aufwerfen  S.  Si"  Chopf  hoch  ü. 
BWyss  1863.  Sich  bäumen,  von  einem  Pferde  S.  Ieh 
giben  ''em  Choli  ne"  herzhafte"  Zwick  [mit  der  Peitschen- 
schnur], ''ass-er  hoch  üfbenglet  und  i"  de"  Gestreckte* 
derro"  sprengt.  Joach.  1885. 

ummen-:  1.  tr.,  „herumwerfen."  Etwas  umha-p., 
herumtreiben  BSi.  —  2.  intr.,  beschäftigungslos  herum- 
streichen GrS.;  LG. 

an-:   anwerfen  Bs;  B.     Eim  es  Schit,  SteifneJ"  a. 

i"-:  einwerfen  B;  L.  Mit  Steine"  benglel-me"  d' 
Schiben  i",  antwortet  der  Kandidat  Verdi  auf  die 
Frage  aus  der  Mineralogie  L. 

er-:  tr.,  mit  Bengeln  traktieren  GS.  Übertr.  ,Casu 
acerbo  coneuti,  mit  grossem  und  unleidlichem  faal  hin 
und  wider  geworffen  und  getriben,  wol  erhängtet  wer- 
den.' Fris.  ;  dafür  bei  Mal.  .erbanglet.' 

üs-.  jy  Wellen  ü.,  aus  einer  Reiswelle  die  grössern 
Bengel  oder  Scheite  herausnehmen  Bs. 

use"-.  En  Becher  u.,  herausschiessen,  bei  einem 
Preisschiessen  ZZoll. 

ver-:  1.  verächtlich  wegwerfen,  vergeuden  BSi. 
Er  het  d's  Bröd  verpengglet.  —  2.  Schüsse  v.,  vom 
Schützen,  infolge  Unachtsamkeit  oder  Ungeschick 
Schüsse  erfolglos  abgeben;  vom  Gewehr,  infolge  eines 
Constructionsfehlers  udgl.  dieselben  erfolglos  machen 
B.  ,Als  er  einige  Schüsse  in  den  Stichscheiben  ver- 
bengelt hatte,  wollte  er  neue  Stichkarten  kaufen.' 
Gotth.  —  3.  von  Wälilern,  ihre  Stimmen  planlos  auf 
mehrere  Kandidaten  zersplittern  (und  dadurch  die 
Wahl  erfolglos  machen)  SB.,  NA. 

Geiss-:  ein  dem  unter  Geiss  3  (B 1  II  460)  be- 
scliriebenen  ähnliches  Spiel  1!.  Traf  einer  der  Spielen- 
den die  Geiss  mit  seinem  ,Bengel',  so  dass  sie  fiel,  so 


durften  die  andern  nicht  mehr  weiter  werfen;  s.  (ver-) 
bieten. 

näob-:  nachwerfen  B;  W.  Der  Blieb  tuet  alle* 
Litu"  und  Tieru"  Eppas  n.  W.  ,Tschu,  tschu!  Weit- 
er-ech  striche",  oder  soll  ich  euch  n.,  ihr  Kaibe"  [zu 
Hühnern]!'  Gotth.  , Essen  und  Trinken  sei  witziger 
als  d's  Geld  dem  Dokter  nahz'b.'  ebd. 

zer-:  zerwerfen.  TT«'e  Bcr-der  nit  die  Häng  zer- 
bengglet,  a's  wenn-er-si  Em  weit  et*  Gring  g'heien! 
Kosmopolit  1782  (B). 

Benglete"  f.:  1.  das  Werfen  von  Prügeln  oder 
Steinen;  „das  Hin-  und  Herwerfen,  allg."  —  2.  „Kau- 
ferei LE." 

benglig:  in  der  Verbindung  b.  Fueter,  Gras,  Heu, 
unter  dem  sich  viele  Stengelpflanzen  finden  GSa. ; 
vgl.  Bengel  4  c. 

holz-:  hager  (wie  ein  Stecken).  Hagerer  1562; 
s.  Ohatz  (Bd  III  587). 

Bing  m.:  1.  „jeder  Karrenkasten  G."  .Ein  B.  sampt 
zwei  Redern.'  1027,  Tn-Bürglen  luv.  .Wagen  und  B., 
1652,  ApTrogen.  Ein  B.  als  Jauchekasten  abgebildet 
im  Ar  Kai.  1872  (Vignette  zum  April).  —  2.  (auch 
Dim.  Bingli)  zweirädriger  Karren  mit  offenem  Kasten, 
den  man  hinten  niederlassen  kann,  zum  Ausführen 
von  Mist,  Kot,  Schutt  udgl.;  Schuttkarren,  Kippkarren 
Ap.  ,l)er  Dünger  vor  dem  Stall  wird  in  einem  kleinen 
Mistwagen  oder  B.  hinausgeführt  oder  von  den  Sennen 
in  einem  Stosskarren  ausgestossen.'  Steinm.  1804  (Ap). 
—  3.  Stosskarren  ApWalz.     Syn.  Stöss-  Wagen. 

Vgl.  das  syn.  Bannen  (Sp.  1289/90),  Hin,*  (Sp.  1300); 
zur  Lautforni  dan.  biny,  Knrnkasten,  schwed.  hinge,  offener 
Kasten  für  Grütze  udgl.,  weiterhin  Binge,  Finge  bei  Gr.  WH. 
II  35.   VII  1859  (womit  die  Anm.  zu  Benin  n  zszuhalten  ist). 

Ziegel-.     ,Ein  Z.'  1027,  TuBürglen  Inv. 

pinginierc":  Jmdn  (absichtlich)  quälen,  peinigen  L. 
Gu liniere"  und  p.  und  maltridiere*.  Wiber,  die  de" 
ganze"  Tag  chi/Ien  und  zangge"  und  den  Erna""  mit 
spitzige"  Worte"  p.  JBKoli  1871.  —  Verquickung  aus 
pingen   und  piggenicren   (Sp.    10S0). 

pmig:  Schallw.,  =  bumm  (Sp.  1254).  Gotth.;  s.  Gr. 
WB.  VII  2233. 

Wasser-Pnng:  Bachbungen-Ehrenpreis,  Veron. 
Beecab.  ,W.  oder  bachbun.'  KdGessn.  1542.  Vgl. 
dazu:  ,Sion,  bachbun  sagend  etlich,  ist  aber  ein  ander 
wolgeschmackt  kraut  in  den  bächen  gleich  den  gir- 
gelen.'  Fris. 

Bungele"  f.:    1.  =  dem  Vorigen.   ZObf.  1807.  - 
2.  =  Bangelen  1  c  ZBauma. 

Bach-Bungelc"  ÄAWürenlingen;  Bs;  B  (Zyro); 
LBüron;  GoT.;  Scn;  Tu,  -Bungere"  SciiwTuggen, 
-Bunge"  AARem.;  Ar  (Durh.);  Gl;  LHildisr.,  Roten b.; 
Schw;  Ta  —  f.:  1.  =  Bach-Bumbclen  1  (Sp.  1250)  Aa 
Würenlingen;  Ar  (,gelbc  B.'  Durh.);  Gl  (Gem.  430);  L, 
, Gelbe  Baehbungcn.'  Z  Anl.  1775.  —  2.  =  Bach-Bum- 
bclen 3  AARem.,  Würenlingen;  Bs;  B;  LBüron;  {'•  oT.; 
Scn;  Schw;  Th.  —  3.  =  Bangelen  1  e  Tu. 

Denzl.  bietet:  ,Anngallis  aquatica,  Bachbungeln.'  1671 
(, -Innigen.'  1716);  ,Layor,  ein  wo] riechend  Bachkraut,  Bach- 
bungeln.1 1G77  (.-billigen.'  1716);  .Sisynibiiuiu.  Bachbungcl, 
Bachnitlnz.'   1677;   1710. 


i.".t; 


llangg,  bengg,  bingg,  bbngg,  bungg 


1378 


Banijij  —bungg. 

.Iiangg  in.:  Stoss." 

„banggc":  1.  stossen,  Stössc  geben. *  —  2.  (pan- 
gge")  spec,  die  Speisen  im  Munde  herumwerfen  Aa 
Leer.    -    Vgl.   bangen.  Gr.   WB.   I    1104. 

Banggete"  f.:  Spielpuppo  GlS. 

Kig.  Noni.  actionis  zum  Vor.  in  der  Beil.  , schaukeln' 
(s.  bangglen),  dann  ttbertr.  auf  den  die  Tätigkeit  erleidenden 
Gegenstand.     Vgl.  auch  das  syn.   Tocketen. 

banggle"    (in    AALeer.  p-) :    Iter.    zu    banggen. 

1.  wiederholt  hin  und  her  stossen,  hin  und  her  be- 
wegen, schaukeln  L„E.",  Reiden.  „Ume'-b.,  wieder- 
holt uniherstossen" ;  Syn.  umen-schupfen.  .[Waldmann 
habe]  uff  ein  mal  mit  im  geredt,  wie  Heinrich  Götz 
dick  zu  Zunftmeister  erweit  und  eben  mengmal  umb- 
banglot  worden  syn,  daz  er  daz  nit  bliben  möcht.' 
1489,  Waldmann-Auflauf.  .Etlich  gesellen  seitend, 
wie  man  den  Göldlin  in  den  Burgern  [in  der  Ver- 
sammlung der  Bürger]  umbhin,  wider  und  für,  ge- 
banglet bette  und  neme  der  Göldli  in,  den  Felixen, 
an  ein  ort  und  seite:  Ist  es  also  über  mich  gangen? 
Hett  er  im  geantwurt:  Ja,  er  wäre  umbhin  gebanglet 
und  welicher  an  in  nit  hette  mögen  kommen,  dem- 
selben war  nit  recht  gsin.'  1523,  Egli,  Akten.  ,Das 
sülchen  und  bangglen  [beim  ausgelassenen  Tanz  an 
einer  Hochzeit]  wäret  biss  zu  dem  nachtässen.'  HBull. 
1540.  ,Stetigs  tregt  [der  Affe  sein  Junges]  vor  im 
här,  banklet  es  dennassen  umb  und  truckts  an  sein 
brüst,  biss  das  ers  ersteckt.'  Tierb.  1563.  ,Jactare, 
erschütten,  hin  und  här  werften,  umhin  pangglen, 
treiben,  kestigen.  Jactatus,  hin  und  här  geworden 
und  getriben,  wild  umbhin  gepangglet.  Ventilare,  in 
henden  banklen,  hin  und  här  beutlen.  hanzlen.  Liber 
manibus  contreetatus,  gehandlet,  in  henden  uinbhin- 
zogen  und  gepanglet.'  Fbis.;  Mal.;  s.  noch  hanzlen 
(Bd  II  1477).  ,2aAe6ou.ai :  vom  Wasser  und  Wind  ge- 
triben, gewäyt,  gerüttlet  und  banglet  werden.'  1625, 
J.TBreit.    , Banklen,  ventilare.'  Denzl.  1Ö77;  1716.  — 

2.  spec.  =  banggen  2  AALeer.  —  Vgl.  hangeln,  bankein. 
Gr.   WB.   I    1104.    1110;   feiner  ABirlinger  1864,  47  a. 

er-.  .Actus  multis  casibus,  von  vilen  unfälen  pei- 
niget und  vexiert,  von  Unglück  wol  erpangklet.'  Fris. 
S.  noch  er-benglen. 

Bingg  I  m.:  1.  a)  kleiner,  verwachsener  Mensch  Z. 

-  b)  Pingg,  Übername  eines  Hinkenden  FO.  — 
c)  Binggli,  Einfaltspinsel  ScnwE.  Eine"  für  e"  B. 
ha".   MLienert.  —  2.  Pingg,  penis  TuBerl.  (Kdspr.). 

-  3.  Pingg,  Flick  auf  einem  Kleide  GrPt.    P.  üf  P. 
Bingg-    berührt    sich    einerseits    mit    bigg-    Sp.    1079/S0 

(vgl.  nam.  binggen  :  biggen,  Bingger  :  Bigger;  zum  Lautlichen 
iiiingg-  :  migg  Sp.  332.  123),  anderseits  mit  bangg- :  bungg-, 
zu  denen  es  im  Abl.-Verhältniss  stehen  kann.  Weiteres  s. 
Gr.  WB.  VII  1860;  Lexer  II  273;  ferner  AHeusler  1888,  66. 
Zu   1  c  vgl.  nl.  hink,  Dummkopf,  Lümmel. 

,Hinken-bink:  claudus,  loripes.'  Mal.  —  Hosi- 
Pingg:  Knirps  BBr.  —  Schile"- AaF.,  Ke.;  ZZoll., 
sonst  Schili-Bingg  AaF.,  Ke.;  BM.,  S.;  S;  Z,  -Pingg 
AALeer.;  B:  1.  spöttische  oder  verächtliche  Bezeich- 
nung eines  Schielenden.  aaOO.,  in  S  auch  etwa  eines 
halb  blinden  Pferdes.  Syn.  Sch.-Bäugg  (Sp.  1079). 
„•Gassenbuben  rufen  höhnisch  hinter  einem  Schielen- 
den her:  Seh.,  Dreizingg,  Drüpfund,  I/umpethwid." 
—  2.  kleiner,  komischer  Kerl  Aa. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Binggel,  V-  in.:  oft  Dim.,  =  Bingg  2  BE.,  Ü.  - 
In   diesen  Zshang  gehurt   wohl   der   I!  Kamilienn.  Binggeli. 

S chili-:  =  SchUen-Bingg  L.  —  scluli-binggle": 
schielen  S. 

binggele":  quälen,  necken  ArK.  Er  hed-mir'' 
noch  s'  Tod  'binggelet. 

biri-binggele"  Aa,  piri-pinggele"  GRConters:  = 
giri-ginggelen  (Bd  II  365). 

„bingge""  I,  pingge":  1.  unpers.,  ärgern  AaWoIiI. 
Ei  het-mic''  pingget.  —  2.  kastrieren,  spec.  weiblichen 
Schweinen  die  Gebärmutter  ausschneiden  (von  männ- 
lichen Schweinen  heilen;  s.  Bd  II  1145)  GiiChur,  D., 
Pr.,  UVatz.  —  3.  kunstlos  flieken  GaPr.  Mid  pinggete" 
Hose"pätsch  chann  [ein  eidgenössischer  Beamter]  nid 
i"  schim  Amt  stä".  MKuom. 

Pingger  m.,  oft  dim. :  1.  Knirps  Z.  —  2.  =  Bingg  2 
Bs;  GRÜhur;  Z.  —  Als  Familienname:  ,Heusli  Bingger 
von   Hasli.'    1509,   UwKerns. 

„Sau-",Sehwi(n)-:  1.  Seh  weine  verschneider  (s. 
binggen  2)  Gr.  —  2.  Schimpfw.,  Schweinehund  GrD. 

Schili-Bingger:  =  Sch.-Bingg  1  S. 

Binggi  m.:  Taugenichts  B. 

Binggis,  P-  m.:  1.  (Hirn.  Binggessli  SciiSt.)  Knirps 
Bs;  ScHSt.;  Z.  Syn.  Ginggis  (Bd  II  366).  Er  isch  e" 
B.:  er  isch  lang  g' wachse"  und  chl'%"  'blibe".  ,Der  junge 
Weltbürger  wird  als  B.  betrachtet,  wenn  er  nämlich 
hinter  dem  Normalmass  zurückbleibt'  BsStdt.  Du 
chline"  B.!  kosend  zu  einem  kleinen  Knaben.  Im 
Fingerzählspruch  vom  kleinen  Finger:  und  der  chlei" 
B.  het  müesse*  's  Tällerli  üsschlecke".  Schwzd.  26,  15. 
—  2.  Hundename,  um  1804,  Z.  —  3.  =  Bingg  2  Gr 
Jenaz  (P-);  ScHSt.  (als  harmlose  Bezeichnung).  - 
4.  (B-  und  P-)  nach  St.  n.,  Geiferlätzchen;  „abge- 
rissenes Stück  Leinen,  das  man  den  Kindern  über  den 
Rücken  herunterhängen  lässt  und  womit  man  ihnen 
die  Nase  reinigt"  Gl.  —  5.  Durcheinander,  verwor- 
rener Knäuel;  auch  von  Personen,  bes.  Kindern  ZF., 
Wald.     Syn.  Minggis  (Sp.  232). 

Zu  1  vgl.  das  syn.  schwäb.  , (Hosen-)  Bunkes.'  Hieher 
die  Familiennamen  .Binggesser.'  1405,  G  (Wegelin  1844,  2); 
,Bingisser.'   1522,  ZgBaar  (Stadiin). 

Öpfel-Pinggis  (auch  B-):  scherzh.  Bezeichnung 
für  Ö.-Mues,  bes.  wenn  es  dick  ist  ZO.  —  Bire"-: 
Birnbrei  ZO. 

Biri-:  1.  (Dim.  -Binggessli)  etwas  winzig  Kleines  Z. 
Spec.  a)  Knirps  Z.  Bist  ja  nw  so  en  chliner  Biri- 
binijgis(li).  —  b)  der  kleine  Finger  Z.  —  2.  B.  mache" 
=  biri-binggelen  Aa.  —  Für  1  b  gibt  Rochh.  1857,  IOC 
die  Form   ,Biribiukor.' 

Schile"-:  =  Sch.-Bingg  1  Bs;  .Mensch,  der  schielt 
und  vor  dem  man  sich  darum  hüten  soll  B;  L.'  ST.b 
-  Spiri-:    Knirps    TiiDiess.,    mageres   Bübchen    Aa 
OEnd.  —  Tschinggeli-:  =  dem  Vor.  Bs. 

Pingg  II  m. :   Fink,  spec.  Buchfink  TriBerl. 

Meise"-  Muse"-:  Spiegelmeise  TriBerl. 

bingge"  II  (in  ZZoll.  p-):  1.  scharf,  stossweise 
pfeifen,  vom  Finken  (im  Gegs.  zum  .schlagen'),  Ka- 
narienvogel, bzw.  von  dem  sie  nachahmenden  Menschen 
B  (St.b);  ZZoll. f  ,B.,  vox  avium,  cum  aut  homines 
aut  aves  allectant.'  Id.  B.  „Zirpen  B;  Z."  ,Die  Meise, 
so  da  zizert,  der  Fink,  so  bei  der  Kälte  binket.'  Spleiss 
1667.  .Tintinare,  klingen,  binggen  wie  ein  Meiss. 
Fringultire,    zwitschen   wie  ein  Spatz  oder  Schwann, 


1379 


Bangg- 


hnngg. 


Dank— luink 


1380 


trinken  wie  ein  Fink.'  Denzl.  1077;  1710.  —  2.  „ IiL-itn- 
lich  von  einer  Sache  reden  Bgh."  —  3.  „(gew.  )/»(«■-().) 
kränklieh  umherschleichen  Sch."  Vgl.  Gr.  WB.  VII 
1859/60.    —    Die  Sippe    berührt   sich  tw.   mit  der  vorigen. 

Bnngg.  in  Schw  (vorherrschend);  Xi>w  Pungg  —  m., 
PI.  mit  Unil.,  Dim.  Bünggli,  Bünggi  bzw.  P-:  starker 
Stoss  mit  dem  Fusse,  auch  mit  Faust  oder  Ellbogen 
BHa.  (Dim.);  VC).  Syn.  Gingg  (Bd  II  365),  Stire.  Eim 
e"  B.  ge*.  .Teil  nahm  einen  üump  und  gab  dem  Schiff 
einen  P.'  Schw  (aus  einem  Schulaufsatz).  Eim  (d'sj 
Bünggi  gi",  pellere  alqm  (Id.  B).  ilin  mit  den  Füssen 
oder  Fäusten  fort  stossen,  ,ihm  den  Fasstritt  geben' 
BHa. 

„büngge",  büngge"  VO",  büngge",  p-  GttMal., 
UVatz;  Uw;  U,  büngge",  p-  GRUVatz  (pingge");  LStdt, 
W.;  PA1.  (Ptc.  g'bunggt  und  g'binggt);  Schw;  Obw; 
W;  Zg:  1.  „einen  hohlen,  dumpfen  Sehall  von  sich 
geben.     Eine  Trommel,   grosse  Glocke  bungget  VO." 

—  2.  „pochen,  heftig  klopfen,  bes.  in  der  RA.:  es 
bungget  mir,  das  Herz  bungget  mir  VO."  —  3.  a)  Einem 
einen  Pungg,  Pungg  versetzen  VO;  ,spingere'  PAL 
Syn.  ginggen,  stirzen.  Jmdn  mit  der  Faust  auf  den 
Rücken  schlagen  (,dass  es  tönt'),  prügeln  GRUVatz. 
De  brückst -mich  nid  eister  eso  z' p.  Voruächti  hed- 
er-em  [ein  Liebhaber  dem  Mädchen]  welle*  e"  Schund; 
[Kuss]  ge";  due  hed  's  g'rad  geg-em  'büngged  und 
bisse".  DKvd.  Ar  briglät-mieh  [die  Frau],  äs  ischt  ä 
Graus,  är  pmggt-mi'*,  stipft-mer  d'  Sei  schier  aus. 
Balz  1781.  Eine*  a"  Bück  äne"  b.  ,Huser  habe  den 
Tschümperli  zweimal  zu  Boden  gepünggt.'  Schw  Ztg 
1877  (Prozessbericht).     S.  noch  Hufen  (Bd  II  10-15). 

—  b)  Einem  einen  (leichtern)  Stoss  geben,  um  seine 
Aufmerksamkeit  zu  erregen  VO;  W.  Syn.  stupfen. 
Die  Buebe"  hend  enand  heimli''1  's  Aug  'druckt  und 
püngget  mit  de"  Holzschuehne*  unterm  Tisch  dur'H». 
MLienert.  —  c)  „sorglich  und  doch  wiederholt  stu- 
pfen, von  Säugetieren  gegen  das  Muttereuter  [wenn 
sie  zu  saugen  anfangen]"  W.  Das  Lamm,  der  Gitz 
pinggut.  —  d)  eine  Sache  unsanft  herumstossen,  nicht 
sorgfältig  damit  umgehen  L;  W. 

Die  Angaben  über  die  Anlautstufe  sind  schwankend  wie 
immer.  Ob  mit  dem  Umlautwechsel  eine  Bed. -Differenzierung 
verknüpft  ist,  lässt  sich  nicht  erkennen;  St.  bemerkt,  die 
Form  mit  Umlaut  bezeichne  einen  hellem  Schall.      Das  W. 

—  urspr.  wohl  eine  onomatopoetische  Bildung;  vgl.  das 
Schallw.  pung,  zu  dem  es  sich  verhält  me  pumpen  (Sp.  1263) 
zu  Irumm.  —  ist  in  Bed.  3  so  ziemlich  auf  dem  ganzen  germ. 
Sprachgebiet  verbreitet,  auch  schon  mhd. ;  vgl.  aueh  das 
ohne  Zweifel  nahe  stehende  mhd.  Lunge,  Trommel,  Pauke, 
weiterhin   Fungg  (Bd   I   866). 

um-bin  gge":  ,far  cadere  spingendo'  PA1. 

ume"-püngge":  herumstossen  VO.  Er  hed-si 
l'.mle*  'zert  und  ume'püngget.  MLienert.  Gelegent- 
lich auch  vom  Vieh:  Mängs  Cliueli  püngget  mid-em 
G' spann  es  Bitzli  ume*.  MLienert. 

an-:  heftig  anstossen,  z.B.  den  Kopf  Scnw. 

er-:  mit  Acc.  P.,  mit  Fusstritten  traktieren  aSciiw. 

Ring-pungge":  Name  des  sonst  Ring-schlahen 
(s.  d.)  genannten  Kinderspiels  Gr  olle.,  I'r.  Vgl.  auch 
poltsclien  (Sp.  1222). 

l'unggete"  f.:  Gestosse,  Gedränge  von  Menschen 
üwE. 

Bnnggis,  Bünggis  „VO",  Pünggis  L:  coli.. 
Tracht  Schläge,  Stösse.     Syn.   Bumpis. 


b  u  nggle",  b  üngglc":  „her.  zu  bunggen,  bünggen 
VO."  1.  ,bunggle*,  cum  repercussione  delabi.  Bung- 
lete*,  collapsus,  ruina.'  Id.  B.  —  2.  bünggle*,  p-,  lierum 
stossen  L.  D'  Stürm  händ  d'  Arche"  hoch  und  nider 
püngglet  und  eus  ume"  g'jagt.  Ineichen  1859.  — 
■''■  pünggle*,  von  der  Bewegung  und  dem  klatschenden 
Geräusch  einer  bewegten,  an  die  Wände  des  Gelasses 
anschlagenden  Flüssigkeit  L.  Syn.  gungglen  (l!d  II 
308),  stungglen. 

ver-bunggle":  (Papier,  gestärkte  Wäsche)  zer- 
knüllen, zerknittern  Ap;  ZStdtf. 

Pünggel,  auch  B-  (in  D  Bunggel  und  Binggel) 
m.,  PI.  Pünggle"  BSi.;  GrAv.,  Dim.  Pünggelti  GrAv., 
sonst  Pünggeli,  „Binggetli"  :  Bündel,  insbes.  =  Chlupfel 
(Bd  III  08-4),  oft  noch  etwas  kleiner  als  Dieser  BO.; 
GrAv.;  Ndw;  U.     E*  P.  Gras,  Laub,  Streui. 

B-  ist  bezeugt  für  BHa.  (neben  ]'-);  U.  In  ü  soll  Bunggel 
die  allgemeinere  Bed.  Bündel,  Binggel  die  speciellere  von 
Chlupfel  haben.  In  BSi.  gehen  ]'.  and  Püntel  (s.  Bündel) 
durcheinander;  vgl.  auch  Tsch.  79.  Das  Verhältniss  un- 
seres W.  zu  bunggen  entspricht  dem  von  Bnmpd  zu  pumpen; 
vgl.  die  Anm.  Sp.  126Ö,  ferner  Schill. -Fr.  I  394.  Das  \V. 
ist  in  der  Form  pinggeü  (PI.)  und  in  der  Bed.  ,Reisende  mit 
Reisebündeln-  auch  ins  Tessiuische  übergegangen;  so  meldete 
einst  ein  Telegramm  von  Airolo  nach  dem  Gotthardhospiz: 
vengouo  20  pinggeli. 

Bettler-Pünggel:  Bettelsack  GrAv. 

Z  üric,,-Binggel:  Entstellung  für  Züric*-Bund 
[d.  i.  der  zu  Zürich  ausgearbeitete  Bundesvertrag  von 
1815]  im  Munde  der  renitenten  Nidwaldner,  die  mit 
Gewalt  zur  Anerkennung  desselben  gezwungen  werden 
mussten;  vgl.  Z  Taschenb.  1891,  58. 

pünggerc":  (mit  den  Ellbogen)  stossen;  (ume*- 
p.J  herumstossen  Gl.  Me"  rvird  i"  der  Welt  untr" 
'pünggeret. 

ver-:  =  rer-bölen  (Sp.  1180);  meist  im  Ptc.  ver- 
bünggeret,  von  Obst  Gl. 

Pünggeri°g  in.:    Stoss    (mit  dem   Ellbogen)    Gl. 

Bünggele"  -ii-:  Birnsorte  GW.  (Steinm.  1804,  457). 


Bank      bunk. 

Bank,  bzw.  Bangg  (PI.  Bank,  Beul;,  Dim.  Bünkli, 
Benlii,  in  GnFurna,  Klost.  -ji)  fast  allg.,  Bach  BAdelb.; 
PPo.,  Bach  mit  nasal,  ii  (PI.  Bcch,  Dim.  Bechli,  -ji) 
BSi.;  GrAv.,  1).,  L.,  ObS..  I'r.,  Valz.,  Bauch,  Pouch 
(PI.  Bauch,  Bauch,  Dim.  Bäuchli,  Büuchli,  -ji)  BBe., 
Br.,  E.,  Ha.,  R.,  Schw.,  Boich  (PI.  Beich,  Dim.  Beichli) 
BHa.,  Bauch  WZerm.,  Baich,  Beich  (Dim.  Buichji) 
WReck.,  Ulr.,  Vispert.  —  m.:  1.  wie  nhd.,  Sitzbank. 
wolil  allg.  (ohne  BO.,  Schw.).  ,Das  henkle  oder  stüele, 
scabellum,  scabile.  Bänkle  oder  sässele,  ein  credenz- 
tischle,  abaculus.'  Mal.  .Anahathra,  Stegen,  hoher 
Bank,  darauf  man  steigen  muss.'  Denzl.  1077;  1716, 
a)  die  B.  ist  noch  jetzt  neben  dem  Stuel  ein  unent- 
behrliches Inventarstück  der  Bauernstube,  wenn  der 
Letztere  heute  auch  als  Einzelsitz  im  Allg.  für  vor- 
nehmer gilt.  Früher  war  das  Verhältniss  umgekehrt: 
D'  Stüel  g'höre'd  under  d'  Bank:  me"  sagt-nc"  inder 
d'  Bei"  ab  L.  's  ist  bös,  wen/H  d'  Stüel  uf  d'  Bank 
stige'tl,  wenn  die  Untergebenen  Meister  werden.  Sii.- 
ger.  ,Wann  d' stüel  regierend  uf  den  bünken,  d' stam- 
men niif  verschwüren  mögend   und  d'  narren   lerend 


r.M 


Bank,  benk,  hink.  bonk,  bunk 


1382 


zucht  uud  tug-eml .  . . :  ein  Spruch  ist  das  und  argu- 
meiit.  das  vil  nach  alie  rieh  zertrennt.'  Ruef  1588; 
vgl.  Kottinger  223.  .Über  die  katz  tuot  herrschen 
d'  inuss;  ouch  d' stüel  die  stygend  ulV  diu  benk.'  ebd. 
1550.  D' Stücl  uf  d'  Bank  stelle»,  das  Unterste  zu 
Oberst  kehren,  die  regelrechte  Ordnung  der  Dinge 
umkehren  L  (Ineichen);  in  ähnlichem  Sinne:  Stüel 
und  Bank  iitnii  r  tu, im!  werfe*  ( ..mache»")  „VO;  Z"Aff. 
über  all  Stücl  und  Bank  (ic)  springe*,  im  Mutwillen 
Tb;  Z.  Zirusclic't  Sinei  and  B.  t/'räte»  (falle")  B;  U; 
/.All'..  ZwüseJie't  Stüel  und  Bank  abc»  falle"  (oder 
i/liic")  (iL;  S;  Tu;  Z,  cho*  Ar;  „VO  ;  Z",  für  d' Stüel 
und  Bank  use"  ehu"  AALeer.,  .zwischen  zwei  Stühle  zu 
sitzen  kommen',  ganz  leer  ausgehen;  in  Verlegenheit 
oder  Schande  geraten.  Zwüsche»t  Stüel  und  Bank  si», 
in  der  Klemme  tiuHe.  Ein  ähnliches  Bild,  nur  dass  an 
Stelle  von  St.  und  B.  zwei  Bänke  getreten  sind,  ge- 
braucht Ansh.  (V  207):  ,Spiez  und  Undersöwen  be- 
gerten  [in  dem  Aufstand  der  Überländer  gegen  Bern] 
im  mitel  zeston  [sieh  neutral  zu  verhalten],  ussert 
zweien  benkeu,  er  und  eid  zehalten. '  Stüel  und  Bank 
dri»  werfe»,  aus  Mutwillen  oder  Bosheit  allerlei 
(starke)  Hindernisse  bereiten  Bs  (Spreng);  Hinder- 
nisse, Einwendungen  machen;  das  Unterste  zuoberst 
kehren  ScnSt.  (Sulger).  .Wie  mag  [Gott]  doch  so 
güetig  syn,  dass  er  nit  wirft  stüel  und  bänk  dryn!' 
U Eckst.  .Wiewol  stüel  und  bänk  gnuog  ingeworfen 
wird,  hat  es  doch  alles  nützid  verfangen,  dan  das 
die  gerechtigkeit  gesiget  hat.'  1531,  Z  Brief.  ,Mit  dem 
Mund  betten  wir:  so  das  nit  diene  zu  Gottes  Ehren, 
so  solle  er  dasselbig  verhinderen,  Stüel  und  Bänk 
darein  werfen.'  JJBrkit.,  VU.  .Welche  [Gesandten] 
nit  allein  schlechtlich  empfangen,  sondern  in  der  Be- 
steigung des  Fridens  allerlei  Diticulteten  gefunden 
und  ihnen  allerlei  Haaken,  Stüel  und  Bänk  ingeworfen 
worden.'  Anhorn.  .Die  Vorgesetzten  sollten  Stühle 
und  Bänke  darein  werfen,  dass  so  ein  Vorschlag  nicht 
zu  Stand  komme.'  HPest.  1792.  Stüel  und  Bänk, 
scherzh.  Name  eines  beliebten  Gerichtes,  ,Birnschnitze 
mit  Erdäpfelschmarren  gebrätelt  oder  auch  Kartoffel- 
bräusi  mit  Äpfelschnitzehen  geröstet.'  Aa  Gem.  1844. 
Wortspiclend:  .Antonius  von  Padua  hat  in  der  Kirch 
gar  wenig  Zuhörer  gefunden,  nur  die  Herren  von 
Bänken  und  Stühligen,  will  sagen,  er  hat  den  Bänken 
und  Stühlen  gepredigt.'  B  Hist.  Kai.  1847.  —  b)  in 
weitern  formelhaften  Verbindungen  und  KAA.  Läge», 
dass  d'  Bank  chrache»d  AaBIj.  An'n  Bänken  utne» 
gän,  gehen  lernen,  von  kleinen  Kindern  ZZoll.  ^4" 
de"  Bängije"  gä",  nicht  vorwärts,  zu  kurz  kommen  Gl. 
Uf -einen  ung'uilschte»  B.  Öppis  g'funde"  ha",  euphem., 
Etwas  gestohlen  haben  BsL. ;  B;  Tu;  Z.  Es  nachtet 
under  de»  Bänke»,  scherzh.  bei  beginnender  Dunkel- 
heit Aa;  Z.  Es  nachtet  (auch  taget  Z)  under  de" 
Sänke*,  di  Spinner  (die  Maitli  Z)  föhnd  a»  tenke": 
iez  häm-mer  noch  kei»s  Garn  [usw.],  Anfang  eines 
Spinnerliedes  Aa;  Z.  S.  auch  Facht  II  3  c  (Bd  I 
660).  Wenn  Eine''  under  <V  B.  geboren  ist,  so  chunnt-er 
nid  druf  uhc"  AALeer.  (Hunz.).  .Wilt  auf  den  B.  kom- 
men, lern  zuvor  under  demselben  ligen.  vis  loijui, 
disce  tacere  prius.  Der  under  dem  B.,  obseurus;  der 
auf  dem  B.,  clarus,  celebris.  Der  under  dem  B.  ligt, 
fallt  nicht  hoch  hinab.  Under  den  B.  tuen,  subjicere.' 
Denzl.  1077;  1716.  Eine"  under-''e"  B.  tue",  herunter- 
setzen L  (Ineichen).  ,\Vo  die  Frau  Meister  war,  musste 
der  Mann    unter  die  B.,    und  wo  er  Meister  war,    da 


musste  sie  darunter.'  HPest.  1790.  ,Sio  stossend  Gotts 
wort  under  den  b.  |misxaehlcn  es].'  NMan.  ,l>ie  grech- 
tigkeit  lit  undcriit  b.'  HsRMan.  ;  ebenso  bei  Sciiertw. 
1579.  .Was  unter  dem  B.  ligt,  herfür  suchen,  qua 
neglecta  jacent,  requirere.'  Hospin.  1683.  .Fern  sei 
von  unser  einem  jeden,  dass,  nachdem  die  h.  Schritt 
under  dem  Viertel  herfür  gebracht,  er  die  Bibel  hinder 
den  B.  werfe.'  AKlingl.  1688.  .[Die  reformierte  Glau- 
benslehre] sei  erdacht  worden  von  einem  ausgesprun- 
genen Mönchen,  dem  Luthcro,  und  unter  dem  B.  herfür- 
gerafft  und  erwütscht  von  Zwinglio.'  AKlingl.  1691. 
.Die  stett  werdent  ouch  nie  gelten,  so  die  5  Ort  ah 
dem  b.  kontinent  oder  gemindrot  werden.'  153t,  Anscu. 
(Worte  Zwingiis).  .Das  langbartisch  bluet,  das  under- 
druckt  was,  trachtet  iemerdar  widerum  auf  den  b.' 
Vad.  .Auf  den  B.  sehen,  trachten,  a  reme  [1.  remo] 
ad  tribunal  aspirare.  Man  muss  können  auf  dem  B. 
und  under  dem  B.  sitzen.'  Met.,  Hort.  1692.  .Will 
hüt  gar  mengen  trinken  z'  b.'  RSchmid  1579;  vgl. 
.Einen  unter  den  Tisch  trinken.'  Bureh  </'  (dürch-de*  B) 
Bank  e'wcg  1)  durch  die  Bank,  durchweg  AALeer.; 
Gl.  .Ich  hab  den  halben  zechenden  durch  den  b. 
enweg  zuo  Rotenflue,  gross  und  klein  zechenden.'  Bs 
Rotenfl.  Offn.  .Also  durch  den  b.  hinweg  von  der 
apostel  zyten  har  biss  uff  unsere  zyt  sich  nieinan  für 
einen  bischoff  hat  ufgeworffen,  ee  und  er  erwellet  ist.' 
Zwingli.  .Oder  anderswo  in  gedachtem  kilchspell 
Bein  durch  den  b.  hin.'  1528,  AASchenkenb.  Areh. 
.Einein  jeden  insonderheit  fry  durch  den  b.  anweg 
und  da  gar  niemaiids  verschonet.'  1533,  Egli,  Akten. 
.Glyeh  wie  ein  fruminer  biderman  kurz  durch  den  b. 
nit  lyden  kan,  das  im  ein  andrer  syn  wyb  bschlaaffe.' 
UEckst.  ,Er  stricht  [mit  der  Rute]  schuldigs  durch 
b.  enweg,  unangsehen  was  party  man  pfleg.'  Salat. 
.Was  ich  jetz  sagen  wil,  das  trifft  sy  alle  an  durch 
den  b.  hinweg.'  RGüalth.  1585.  .Wir  müssen  alle 
durch  die  B.  hinweg  bekennen.'  1606,  JJBreit.  .Diese 
gemeldten  Stuck  alle  durch  den  B.  hinweg.'  JRLan- 
denb.  1608.  —  2)  im  Allgemeinen,  durchschnittlich  B 
(Rüetschi).  —  c)  spec.  <x)  Kirchenbank.  1376  werden 
in  der  St  Peterskircbe  .zwo  stett  [Plätze]  am  fünften 
b.'  um  5  Pfund  verkauft.  VöG.-Nüsch.  ,1702  kam  fin- 
den Stillstand  ein  Kirchenstreit  wegen  eines  langen 
Weiberbanks.'  Z  Zoll.  Pfarrprot.  —  ß)  Schulbank. 
Übertr.  auf  die  Gesammtheit  der  in  einer  Bank  sitzen- 
den Schüler:  .Die  bisherige  Schulordnung  bestund 
darin,  dass  in  drei  Schulstuben  die  Kinder  in  sechs 
Klassen  oder  Bank,  wie  mans  nennet,  eingeteilt  wur- 
den.' 1779,  L.  —  f)  Gerichts-,  Schöffenbank.  ,Es 
sollen  auf  jeden  b.  neben  dem  richter  drei  freiliefen 
sitzen.'  1559,  Bs  Rq.  —  2.  a)  etwa  1  m  hohes  und 
2  m  langes  Brettergerüst,  auf  dem  beim  .Eierwerfen' 
am  Ostermontag  der  .Müller1  stand  und  mit  einer 
Wanne  die  Eier  auffieng  GrCIiut;  s.  Arch.  f.  Volksk. 
II  130.  —  b)  etwa  4 — 5'  hohe  Bank,  auf  der  die  Ar- 
beiter in  den  Glashütten  bei  ihrer  Arbeit  stehen  S 
Thierst.  —  3.  bank-  oder  tischähnliche  Vorrichtung, 
zumeist  aus  Holz,  worauf  Gegenstände  gestellt  oder 
gelegt  werden,  a)  an  der  Wand  eines  Gemaches,  bes. 
der  Stube  oder  Küche,  befestigtes  hölzernes  Gestell 
für  Bücher,  Tassen,  Nahrungsmittel  usw.;  auch  an 
der  Aussenwand  eines  Hauses,  bes.  vor  den  Fenstern 
der  obern  Stube,  zum  Aufstellen  von  Blumentöpfen 
BO.,  Scbw.  ¥gl.  Laden  1 b  (Bd  III  1065).  D'  Anke»- 
balh"   ist   uf  dem   oberen  Boich    und  d's   Zigcrsteckli 


1383 


Bank,  benk,  bink.  bonk,  bunk 


1384 


u um ii nahe.     Uert  steit  e*  Meiel  itf  dem  Bänkli  übe". 
JCOrr.   —    b)  Verkaufstisch,   -Stand.    ,Man   schribet 
allen  reten,  daz  man  die  benke  ob  dem  stocke  rinnen 
sol,    daz   die   merceler   da  gestan  mugen.'    Anf.  XIV., 
Z  Marktordn.    ,Ües  Klosters  Inkomen  von  den  Bänken 
(da    verston    ich    die    Fischer-    und    Metzgerbänk).' 
JJRüeger  1606.     ,Ze  b.  und  gadem  (od.  laden)    stan' 
s.  Bd  II  117  und  vgl.  Ztschr.  f.  schwz.  Recht  III  a  12; 
Bluntschli,  KG.  I  445  ff.  II  182;  Markt  (Sp.  410).    In 
obsc.  Sinne:  ,Dann  man  dickermals  [im  Frauenkloster 
zu  Toss]    etwan   guoten   gesellen    z'  b.    ist  gstanden.' 
Sicher  1531.    Spec.  Fleischbank  BsL.;  BO.    Die  Cime 
heig  kei*  Fleisch  uf  d'  B.,  höchstes  zum  Wurste*,   si 
sig  scho'  alt.     ,Üie  metzger  gebeut   von  dien  benken 
in   der   metzge  50  pfd.'    ä.  L  Bürgerb.     ,Der   metzier, 
der  nit  bankes  under  der  metzie  hat,   sol   sin   fleisch 
veil  han  uf  einem  tisch  alder  uf  einein  b.,   da  es  im 
flieget.'  1325,  Sch  Stadtb.    ,[Die  Metzger]  sond  ein  lid 
rindfleisch  an  den  b.  henken  und  nit  mer.'  1455/1510, 
Aak.  Stadtr.    .Stirbt  ein  metzgermeister,  so  mag  syn 
wyb   ein  jar   darnach   zue   b.  stan    und    ir  guet   ver- 
triben.'  BThun  Stadtsatz.  1539.    S.  noch  Gadem  (Bd  II 
110).     Schlachtbank:    ,Dass  sei  [die  Städte]    ir  Haab 
und  Guot  so  woll  als  d'  Länder,    auch   ir  Bluot   dar- 
geben  habend   uf  die  B.  und  hofftend   ie   ein  besern 
Dank.'  JMahl.  1074.  —  c)  Wechselbank.    ,Der  Lam- 
parter   einem,   der   des   bankes   ptiiget.'    1409,    Z  Bq. 
,Den  schribern  und  den  officieren  zu  Rom  etwas  gelts 
in  den  b.  zu  Bern  legen.'  1510,  Abscu.    S.  noch  Fond 
(Bd  I  849).   Hievon  ausgehend  die  Bed.  .Bankgeschäft', 
noch   heute   in    ÄALeer.,  St.;   Bs;    BE.;    ZNA.,  Huri, 
Riiml.  als  Masc,    doch    überall   veraltend   und  durch 
das  aus  dem  Nhd.  stammende,  an  den  meisten  Orten 
ausschliesslich    übliche    Fem.    zurückgedrängt.     Der 
Leue'bank   [Bankgeschäft   von  Leu  &  Co.]    häd-is  's 
Geld  g'chündt  g'ha",  da  hä"-mer  's  müese"  bi-men  an- 
dere* B.  etlehnc*  ZHöri.    D'  Bank  si"  g'rad  ieze*  mit- 
sein Geld  grüsclich    hingerhägg  BE.  —  d)  Aktentisch 
bei  Gerichten;  in  der  RA.:  ,uf  den  langen  b.  spilen', 
Etwas  in  die  Länge  ziehen,  eine  Arbeit,  Entscheidung 
aufschieben,    verzögern.     Vgl.  ,in  die  langen  trucken 
spilen.'    ,Also  wend  wir  nit  spilen  stätz  uf  den  langen 
b.;  lang  beitet  ist  nitt  gschenkt.'  BGletting.    ,In  lon- 
gius  alqd  trällere,  proerastinare,  etwas  lang  ausziehen, 
auf  den  langen  b.  spilen,  auf  morn  verziehen.    Lucere 
bellum,   den    krieg   aufziehen,    verlengeren,    auf  den 
langen  b.  spilen.'   Fris.     ,Hette  sy  die  sach,  wie  wir 
sagend,   uff  den  langen  b.  gespilt,   so  hette  es  nichts 
sollen.'    LLav.  1584.     ,Uie  Buess   auf  den   langen  B. 
spilen.'  JWirz  1050.    ,Auf  den  langen  B.  spilen,  auf- 
zeuhen.'    Hospin.  1083.     Mit  andern  Vben:    ,Auf  der 
langen  b.  herumschleifen.'  ARyff  1594.    ,Das  ist  die 
alte  Leiren  des  sündlichen  Fleisches:  die  Buess  und 
Bekehrung   auf  den   langen  B.  sparen.'    JWirz  1650. 
,L)ie  Regierung   zu  Insbrugg,    welche   die   Sach   gern 
auf    den    langen   B.   gezogen    hätte.'    Sprecher   1072. 
Heute  (aus  der  Schriftsprache  entlehnt):  uf  die  lang 
B.  (use*)  schiebe*  S;  Th;  Z.  —  4.  übertr.  auf  andere, 
einer  B.  ähnliche  Dinge,    a)  Sohlbank  aus  Holz  oder 
Stein  an  Fenstern  und  Türen  Aa;  Bs;  SL.;  Z;    Syn. 
Seilen.  —  b)  Gesteinsbank  SNA.;  z.B.  in  einem  Sand- 
steinbruch, der  eben  abgebaut  wird  B.  —  e)  der  beim 
mangelhaften    Pflügen    nicht    umgelegte    Teil    einer 
Furche  GKÜbS.   Vgl.  Ilauer  (Bd  11  1813/4).  —  d)  Erd- 
erliolumg   an   der  Innenseite  eines  Walles,   als  Tritt 


für  die  hinter  der  Brustwehr  stehende  Mannschaft 
dienend;  s.  Kriegsb.  1044,  2.  ,N.,  alz  er  in  dem  graben 
geschroten  hat  und  den  bangk  ufgehouwen  22  ß.'  1377, 
li  Stadtrechn.  ,Auf  der  l'latform  werde  parallel  mit 
der  Kranzmauer  ein  Wall  erstellt,  der  die  Möglichkeit 
darbiete,  über  B.  zu  schiessen.'    1049,    Härder  1859. 

Mhd.  bans  mf.  Unsere  echte  IIA.  kennt  nur  das  Masc, 
das  bis  zum  Knde  des  XVIII.  auch  im  lit.  Gebrauehe  vor- 
herrscht; im  Fem.  verrät  sieh  durchweg  schriftsprachlicher 
Eiutluss.  Z.  T.  macht  sich  Dieser  auch  iu  der  Laotform 
geltend;  vgl.  PSchild  1893,  358.  Zu  3  d  vgl.  Borchardt- 
Wustiuauu  (1891)  46/7;  auch  Gr.  WB.  I  1108.  Zu  1  d 
vgl.  das  gleichhed.  frz.  banquttte.  —  B.  in  Eigennamen.  ,l)er 
Bogen  [der  St  Niklauseu-Kapelle|  was  beschlossen  mit  einem 
hölzineu  Gatter  und  vor  dem  Gatter  stunden  uff  eiuem  in- 
gemurten  Platz  vi]  Stül  und  Bank;  darum  so  ward  die  l'apell 
genannt  Saut  Niclaus  uff  Bänken.'  XVII.,  JEichhorn ;  vgl. 
Gfd  52,  332.  Auf  dein  ,Bäuk-Acher'  (Aa)  wurde  Landgericht 
gehalten  (der  Name  bezieht  sich  also  auf  die  Gerichtsbänke) ; 
vgl.  Aa  Weist.  27.  Bank,  Name  oiuer  Berghöhe  (auf  der 
seit  alter  Zeit  eine  Ruhebank  stand)  ZO.  „Eigenname  eines 
Gebirgs  LE."  ,Benk'  ZDäg.  (schon  1358,  Urk.).  Über  ,die 
BäDk'  im  Hard  bei  ZStdt  vgl.  Vög.-Nüsch.  II  640.  S.  noch 
Bänklen.  B.  als  Familionn.:  ,Hs  Bank.'  1450,  Z.  Zu  den 
folgeuden   Zss.   vgl.   die  entsprechenden   mit  Stuel. 

Üfe"-Bank:  1.  vor  dem  Stubenofen,  oft  auch  um 
denselben  angebrachte  Bank  Aa;  BsL.;  B;  Gr;  G; 
Sch;  Schw;  Ndw;  U;  Z.  ,Hs  Joggi  erzählt  seiner  Ofen- 
bänkligesellschaft  seine  erste  Eisenbahnfahrt.'  AGysi 
1899.  ,Man  macht  sich  weg  vom  O.'  1788,  Z  Früh- 
lingslied. .Die  Mannspersonen,  welche  sich  nicht  mit 
dein  Vieh  beschäftigen,  haben  den  Sommer  durch 
weiter  nichts  zu  tun,  als  ein  wenig  zu  heuen  und  auf 
der  ü.  liegend  zu  rauchen. '  JFkanz  1819  (für  GoT.). 
—  2.  O.-Bänkli,  schmales  Brettchen,  das  etwa  '/a' 
über  dem  Fussboden,  die  ,Üfenbeine'  verbindend,  den 
zwei  offenen  Seiten  des  Stubenofens  entlang  läuft  und 
den  auf  dem  Ofentritt  Sitzenden  als  Fussschemel 
dient;  unter  dem  O.  stellt  neben  dem  Schuhwerk  oft 
das  Chatze'-Chachcli  BM.,  O.  —  3.  Ofensitz  SL.  — 
Im(b)eii-.  .Alvearium,  apiarium,  der  ymmenb.,  ym- 
menstelle,  ymbheussle,  ort,  da  man  ymb  haltet  und 
zeucht.  Alvear,  ein  bynkorb  oder  yminenkorb  oder 
der  ymmenbank.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  Imb  (Bd  I  234) 
und  vgl.  das  syn.  I.-Laden  (Bd  III  1000).  —  Feg-:  = 
Chräzen  2  (Bd  III  925)  Zu;  Z.  —  Finne"-:  besondere 
Bank  für  den  Verkauf  von  finnigem  Fleisch  BStdt; 
ZStdt.  ,Was  [von  Schweinefleisch]  nitt  schön  ist, 
sond  die  metzger  an  dem  tinnbank  veil  hau  und  ver- 
koufen.'  1455/1510,  Aar.  Metzgerordn. 

Fenster-  (Feister-,  l'feister-)  :  1.  Sitzbank  an 
einem  Fenster  oder  längs  der  Fensterwand,  z.  B.  in 
der  Wohnstube  B;  S;  Z.  Im  Wirtshüs  het-cr  oben 
am  Tisch  frili'*  noeh  si"  eige"  Platz,  's  Pfeisterbünkli, 
ico  niemer  Angers  drüf  hocke*  darf  a's  er.  JSchild 
1889.  —  2.  =  Bank  1  a  an  Fenstern  AABb.;  BsL.;  Z. 

—  F.,   Familienn.  BM. 

Fergg-:  Auslege-,  Verkaufstisch  in  Kramläden, 
Apotheken  usw.  Gl;  LStdt;  Schw.  ,Eine  schöne,  neue 
Fergbank  mit  Schieferplatte.'  1887,  GliNäf.  Gantanzge. 

—  Fisch-:  1.  Verkaufsbank  auf  dem  Fischmarkt  BO. 
(Alpenr.  1827,  370).  ,Es  sol  kein  wirt  kein  tisch  in 
unseren  gerichten  nach  statt  koufen  dann  an  offnem  f.' 
1410,  Aar.  Wirtschaftsordnung.  ,Uf  dem  f.  verkauft.' 
1540/73,  UMev.,  Wtliurer  Chr.  ,Am  Markt,  bi  den  Alten 
genannt  bi  den  Fischbänken.'  JJRüeger  1606.  — 
2.  Name  eines  gewaltigen  Findlings  im  Lindwald  (Aa), 


1385 


Bank,  benk,  bink,  bonk,  bunk 


1386 


der  nach  der  Sage  auf  dein  Markte  einer  dort  unter- 
gegangenen uralten  Stadt  gestanden  und  dem  Fisch- 
verkauf gedient  haben  soll;  vgl.  Arg.  111  51/2  und 
Müller,  Lenzb.  2.  Syn.  Homer- Stein.  —  Fueter- 
Bänkli:  vor  dem  Stall  am  Futterkasten  angebrachte 
Bank  B;  S.  Vgl.  Stall-B.  —  Fleisch-Bank:  wie 
nhd. ;  s.  Bank  3  b.  ,Das  man  N.  N.  sol  lassen  beliben 
und  all  sin  erben  by  dem  (1.  in  der  metzije  und  bi  dem 
gaden  in  dem  sehintlius.'  135.r>,  Z  Stadtb.  Schlacht- 
bank; in  I!AA.  ,Sy  trybend  frömmere  lüt  den  kriegs- 
lüten  in  die  band  und  uff  den  fl.'  HBull.  1501.  ,Wir 
[die  Juden]  sind  uf  den  fl.  verraten.'  JMurkr  1507. 
Sonst:  , Einen  uf  den  fl.  (hinweg)  geben  (XVI.),  Uferen' 
(JMüller  1073;  Hospin.  1083).  —  Fri-:  1.  Asyl  in 
Herbergen;  vgl.  Osenbr.,  Studien  13;  Kyd,  Panorama 

18.  Syn.  Fri-Tisch.  —  2.  zu  allgemeinem  Gebrauch 
dienende  Schlacht-,  Fleischbank.  ,Fürohin  soll  ein 
jeder  sein  eigenes  Vieh  in  der  Metzg  auf  die  Frei- 
bank fuhren,  metzgen  und  nach  Belieben  ausgeben 
mögen.'  1751,  Übw  Verordn. —  Fress-.  Nur  im  Reim 
auf  chrank  in  der  spöttischen  RA.:  chronic  sl"  am  (B), 
under-*em  (Aa;  L;  S;  ZO.,  S.),  uf-<>em  (GkD.,  He.,  Pr., 
Rh.;  SchSI ;  Z)  Fr.,  krank  sein  bei  vortrefflichem 
Appetit,  oder  infolge  Unmässigkeit  im  Essen,  auch 
vor  lauter  Trägheit.  A:  Er  ist  chrank.  B:  Ja,  (wie 
's  Hüendli)  ander  dem  Fr.  L;  ZZoll.  S.  auch  Rochh. 
1857,  332.  —  Gige"-  SchwE.,  Giger-  B:  Bank  für 
die  Musikanten,  die  zum  Tanz  aufspielen.  —  Gotte"-: 
Bank  in  der  Kirche  für  die  Taufpatinnen  BE.  (vAlnien 
1897).  —  Gnip-:  Hackbank  BO.  (Zyro).  --  Heb- 
anne"-Bänkli:  Biinklein  neben  dem  Taufstein  in  der 
Kirche,  auf  dem  die  Hebamme  mit  dem  Kinde  Platz 
nimmt,  bis  der  Taufakt  beginnt  ZZoll.  —  Hobel- 
(nur  -Bank,  auch  in  BBr.,  wo  sonst  -Bouch  gilt): 
1.  Werkbank  der  Holzarbeiter,  wohl  allg.  S.  den 
Scherzreim  unter  Lauben- Munni  (Sp.  317).  —  2.  Bank- 
hobel Ar  (TTobl.).  —  Hack-  (in  BHa.  -Boich):  wie 
nhd.,  bes.  zum  Hacken  von  Fleisch  BHa.;  Z.  ,Ein  h. 
mit  trucken.'  1550,  Z  Inv.  ,Ein  H.  mit  einem  Lidt.' 
1616,  Gb  Inv.  ,In  der  Mezgt  sind  zwei  Hackbenk.' 
ebd.  ,Ein  H.  in  der  Pfisterei  [wahrseh.  für  Holz].' 
1027,  TuBürglen  Inv.  Block  oder  ein  auf  gabelför- 
miger Unterlage  ruhender  starker  Prügel,  auf  dem 
der  Chris-Hacker  (s.  Bd  II  1113)  mit  dem  Hag-Messer 
Reisig  zu  Bündeln  hackt  ZU.  — ■  Halungge"-.  In 
dem  Sprw.:  De''  Müessiggang  füert  uf  d'  H.  Sch.  — 
He2ngert-:  Bank,  auf  der  man  Hefnggrt  hält  Gr 
UVatz;  s.  Heim-Garten  1  a  (Bd  II  434).  Bank  unter 
den  drei  Dorflinden,  wo  die  , Knaben'  sich  Abends 
zsfinden,  um  ihre  Eiltorstreiche  zu  verabreden  ZUhw.; 
s.  Heim-Garten  2  b.  Vgl.  auch  Schweiz.  Lehrerztg  vom 

19.  Mai  1866.  —  Herren-:  der  Obrigkeit  zustehende, 
von  ihr  verpachtete  Fleischbank,  deren  5  mitten  in 
der  städtischen  , Metzg'  standen  ZStdt;  vgl.  HsEEscher 
1692,  42;    Mem.  Tig.  1742,   290;   Vög.-Nüsch.  I  460. 

Horniggel-:  beim  Hornigglen  (s.  hum-iglen  4  a 
Bd  1  151/2)  der  schief  in  die  Erde  gesteckte  Stab 
welcher  dem  Horniggel  als  Unterlage  dient  LV.  Vgl. 
auch  hurnüssen  6  (Bd  II  1029).  —  Hüs-Bäch:  Kü- 
ehenschrank  BAdelb.    Syn.  Chuchi-Schaft. 

Hauw-Bank:  =  Hack-Bank,  spec.  zum  Hacken  des 
Fleisches,  Fleischbrett  BBr.,  R..  zum  Spalten  von  Holz 
oder  Zerhacken  von  Reisig  SThierst. ;  Zg.  S.  bücken  2  a 
(Sp.  1111).  -  hauw-banke°:  sich  herumzanken, 
toben  ZKn.,  Lunnern. 


Chachel-:  hölzernes  Gestell  für  das  irdene  Ge- 
schirr in  der  Küche,  oft  auf  einem  Schrank  mit  Fä- 
chern stehend  B.  Syn.  (Chuchi-JGestell.  ,[Die  Haus- 
frau] lehnte  sich  an  den  K.,  der  in  solchen  Fällen 
[bei  Kümmernissen]  gar  oft  ihr  Vertrauter  war.'  Gottu. 
,Eine  Küche  mit  schönen  Kachelbänken'  gehört  zu 
dem,  womit  ein  Mädchen  sieh  den  künftigen  Haushalt 
ausgestattet  denkt,  ebd.  —  Chunst-  (Ghoust-,  in  Gl 
Ühurst-J:  1.  =  Chunst  2  b  (Bd  III  368)  Gl.;  ZO.,  S. 
,Ich  bereitete  mir  ein  Plätzchen  zum  Spulen  gerade 
beim  sogen.  Kunstbank,  der  mir  nebenbei  als  Tisch 
dienen  musste.'  Stutz.  —  2.  nieist  dim.,  an  die  .Kunst' 
gelehnte  kleine  Bank  ZZoll.  —  Chäs-:  Käsegestell 
in   den   Sennereien   B.     S.  auch  Anderegg  1898,  522. 

—  Chetsch-:  =  Füeg-Baum  (Sp.  1236).  ,Ein  Schnitz- 
und  ein  K.'  1877,  ZStäfa  Gantanzge  (unter  Küferwerk- 
zeug). Vgl.  auch  Ch.-Hobel  (Bd  II  946).  —  Chlap- 
per-:  lange  Bank  nahe  am  Eingang  der  Stadt  LSursee, 
wo  sich  in  früherer  Zeit  allabendlich  Jung  und  Alt 
Stelldichein  gab;  s.  JStatfelb.  1882,  5.  Vgl.  Chl.-Läubli 
(Bd  III  964).  —  Kredenz-  s.  Büffet  (Sp.  1047).  - 
Leb  er  e"-:  aus  sog.  Lebere"  (s.  Leberen  4  Bd  III  976) 
bestehende  Gesteinsschicht  Z.  —  Leib-Baich:  Wirk- 
tisch im  Backhaus  WFürgangen,  Reck.  —  Libet-: 
Verkaufstisch,  -Stand  für  Leinwand  Ar.  —  Liechter-: 
Fensterbank;  vgl.  Liecht  5  (Bd  III  1052).  ,Die  Lichter- 
bänke, auf  welche  Blumengeschirr  oder  andere  Sachen 
gestellt  werden  wollen,  sollen  mit  eisernen  Geländern 
verwahrt  werden.'  1780,  Z  Ges.  —  Lueg-:  Bank,  von 
der  man  ,auslugt.'  ,Do  stund  er  [in  der  Nacht]  uf  an 
den  laden  und  loset.  Nach  dem  kam  er  an  den  lug- 
bank  und  fraget:  was  vorhanden  wereV  Do  sait  man, 
es  kam  ain  folk   unda   ufher.'    1532,   Hof  Krikssekn. 

—  Ablass-Bänkli:  Bänklein  zum  Herunterlassen. 
Über  ein  solches  in  der  Kirche  zu  TnWängi  s.  JNater 
1898,   828.    —    Vgl.  Uszieh-Bänldi,   B.   zum   Herausziehen. 

„Les-Bank:  ein  etwas  erhöhter  Seitenstuhl  im 
Chore  einer  Kirche  auf  dem  Lande,  in  welchem  die 
Richter  und  Vorsteher  einer  Gemeinde  an  Sonn-  und 
Festtagen  sich  befinden  L."  —  Verdeutschtaus  Uctorivm; 
vgl.   Lettner  (Bd  III    1489/90). 

Laster-:  Bank  auf  öffentlichem  Platze  in  der 
Nähe  des  Rathauses,  auf  der,  wie  am  Schandpfahl 
(s.  Hals-Isen  Bd  I  540),  Delinquenten  zu  bestimmten 
Stunden  ausgestellt  zu  werden  pflegten  L;  Schw;  s. 
ver-gügglen  (Bd  II  198).  .Einen  auf  den  L.  stellen.' 
Coraguioni  1847.  —  Lotter-:  wacklige  Bank  AALeer. 

—  Luw-  Löü-:  Ruhebank  B.  ,Er  hielt  still  beim 
Murihölzli,  gerade  vorder  Leub.'  Gotth.  —  Milch-: 
Brettergestell  in  Sennereien  zum  Aufstellen  der  Milch- 
gefässe    B;   SchwE.;  UwE.     Vgl.  JRWyss  1817,  556. 

Ma-ehere-Bänkli:  scherz w.  für  Abtritt  BStdt 
(Grob). 

Junge  Mädchen  pflegen  au  jenem  Orte  mit  Vorliebe  ihre 
Geheimnisse  zu  verhandeln  und  einander  etwa  mit  den  Wor- 
ten: Chumm,  ma  chere,  ich  mues'-der  Öppia  verzolle*,  dazu 
einzuladen. 

Metzg-Bank:  1.  Verkaufstisch  für  Fleisch  in 
der  städtischen  ,Metzg.'  Z  Mem.  1801.  —  2.  Schlacht- 
bank. .Darum  wollt  ich  mit  ihnen  [den  Christen] 
gschwind  auf  den  M.  und  s'  all  ermorden.'  Com.  Beati. 
Mit  Bez.  auf  die  kirchlichen  Opfer:  .Die  opfergaben, 
so  man  uf  ir  [der  Geistlichen]  metzbenk  taglich  tragen 
[hat].- Vad.  —  Narren-  s. Bratschen- Meister  (Sp. 523); 
auf  dem   dort  erwähnten  Bilde   ist   es   eine  einfache 


1387 


Bank.  benk.  bink.  bonk,  bnnk 


l:i>8 


hölzerne  Bank.  —  Bett-Bank:  bretternes Gerüst  anter 
dem  Dache,  das  mit  Heu  belegt  als  Lagerstatt  dient, 
eine  Art  Pritsche  GT.  (JRütl.  1824,  6).  Vgl.  Gasteren 
(Bd  I  486),    Nesteren,  (Sp.  841).  —  Blatt-:  =  Blatt- 

bank- Hobel  (Bd  II  040)  Aa.  —  Brot-:  Verkaufsbank 
für  Brot.  .Einen  halben  brotbank.'  1337,  L  Urk.  ,Von 
wegen  der  Gerechtigkeit,  so  die  Edlen  von  Übernow 
an  den  Brotbenken  in  der  Statt  gehept.'  ECys.  - 
Rechen-:  1.  ,ein  y etliche  tafel,  daruff  man  zalen 
schreibt  zu  rechnen,  abacus.'  Mal.  —  2.  Rechenschafts- 
bank. .[Solche]  die  gleich  neben  der  Gruben  gehen 
[am  Rande  des  Grabes  stehen],  ja,  da  es  der  Natur 
halben  bald  an  dem,  dass  sie  müssen  auf  das  Rechen- 
bänklein sitzen.'  Lindinner  1733.  —  Ruch-:  =  Ruch- 
Hobel  (Bd  II  047)  Z.  —  Rad-,  ,1m  Augenblick  legte 
der  Bub  seinen  Baumwollenttocken  auf  den  R.  [des 
Spinnrades].'  HPest.  1785,  III  92.  —  Ross-Bänkli: 
Bank  vor  der  (Pferde-)  Stallung  S;  vgl.  Stall-B.  — 
Buew-  AaF.,  Ke.;  ZU.,  G'rue"-Ba.nk  ScuSt.;  ZBenk.: 
Ruhebank,  z.  B.  an  Strassen,  Feldwegen ;  oft  mit  zwei 
Stufen,  wovon  die  obere  zum  Abstellen  der  Traglast, 
die  untere  als  Sitzbank  diente  ScuSt.  (Sulger).  — 
Sidele"-:  Gestell  für  das  Küchengeschirr  LE.  - 
Sage"-:  vorn  quer  über  den  Sagen-Gatter  (s.  Bd  II 
•107)  gelegte  Bohle  Z  (Sprache  der  Sägemüller).  — 
Segel-:  feste  Bank  in  Schiffen,  durch  die  die  Segel- 
stange geht  Ni>w.  —  Sitz-:  wie  nhd.  ,Dem  zimber- 
mann  umb  ein  nüwen  s.  underen  zerleiten  boum.' 
1580,  ZGrün.  Spec.  a)  Bank  vor  Bauernhäusern,  auf 
der  Freunde  und  Nachbarn  zu  gemütlicher  Unter- 
haltung sich  versammeln,  die  Frauen  manche  häus- 
liche Arbeiten  verrichten,  Kranke  Erholung  suchen 
GrAv.,  He.,  hPr.  —  b)  bewegliches  Sitzbrett  am  Hand- 
webstuhl B;  Z.  —  Schab-:  1.  hölzerne  Bank,  auf 
der  das  geschlachtete  Schwein  .geschabt'  wird  Aa. 
.Eichenholz  zu  Schabbänken.'  AaL.  Forstordn.  180Ö. 
-  2.  Bank,  auf  der  die  Gerber  die  Häute  schaben 
ZZoll.  —  Schueh-,  meist  dim.:  1.  unter  der  Sitz- 
bank in  Bauernstuben  (unter  dem  Vor-Stuel  BHa.) 
angebrachtes  Gestell  für  Schuhe  GrAv.,  Gast,  He., 
Pr.,  Rh.,  Valz.  —  2.  Verkaufsbank  für  Schuhe.  ,Die 
schuobenk  die  sint  der  burger  lehen  von  dem  gotz- 
hus.'  1385,  ScaSt.  Urk.  —  Schäl-:  =  Metzg-Bank  1. 
,Wir  gunnen  [den  Bürgern  von  Sursee],  dass  si  einen 
zins  legen  mugen  uf  ir  schalpenkch.'  1351,  Gfd.  — 
Schäle"-:  =  Schärcn-B.  BSumisw.  —  Schueler-: 
Schulbank  Z.  .Decas,  Schulerbank.'  Denzl.  1677;  1716. 
—  Schelmen-:  Bank  auf  dem  Fischmarkt,  wo  tote 
Fische  verkauft  werden  Bs  (Spreng).  —  Seh  and-: 
1.  =  Laster-B.  Frevler  wurden  auf  die  ,Sch.'  gestellt 
und  ihnen  die  Glgen  (s.  Bd  H  149)  umgelegt  ScHSt. 
(Sulger).  ,So  lieb  hatte  er  seinen  Freund  doch  nicht, 
dass  er  hier  für  ihn  auf  die  Seh.  sich  gesetzt  hätte.' 
Gottu.  —  2.  (meist  dim.)  spec,  Strafbank  in  der 
Schule  8s (Schande'-);  Thj  Z;  vgl.#seJ3.  Uf'sSchand- 
bänkli  hocke'  (sitze")  müese".  Einen  Zögling  liess  man 
wegen  Diebstahls  .vier  Wochen  lang  in  den  Lehr- 
st linden  und  beim  Essen  am  Seh.'  sitzen.  1785,  Spvri, 
Wais.  —  Scltandbänkle"ze".  In  der  Verbindung 
Seh.  über  Ein  mache*,  ihn  an  den  Pranger  stellen, 
durchhecheln  Sch.  Du  hät-tne* jede* falls  neime* g'hSrig 
Seh.  über  mich  g' macht.  Neber  1805. 

Schopf-:  Schiebebank,  Ausziehbank  in  Kirchen 
zur  Seite  der  (festgemachten)  Kirchenbänke.  oO.  — 
Schopf-   wohl   für   Schupf: 


Schäre"-  AaF.,  Ke.,  Leer. ;  Bs  (auch  Schar-);  Z, 
Schäre'-  (auch  Schär-)  B  --  in.,  in  B  auch  f.:  kleiner 
Reitwagen,  char-a-banc.  ,Es  sei  schon  in  manchem 
Schesli  g'fahre"  und  auch  in  Schärbänke",  aber  es 
müss  es  sagen,  so  in  einem  noch  nicht.'  Gotth.  — 
G'schir-Bänkli:  \.  =  Chräzen3  (Bd  III  025)  ZZoll. 
-  2.  Arbeitstischchen  des  Schusters  L.  —  Schmach- 
Bank:  =  Laster- Jl.  1.  .Eine  verräterische  Schrift  wurde 
1763  durch  des  Scharfrichters  Hand  bei  der  Schmach- 
bank [in  L  Stadt]  verbrannt.'  Pekulat  1832.  — 
Sehne' 11-.  .Catapulta,  ein  sehn.,  armhrust,  ein  kriegs- 
rüstung.  in  die  weite  oder  verre  ze  schiessen.'  Fris.  ; 
Mal.;  Denzl.  1677;  1716.  —  Schnetz-:  Schnitzbank 
W.  —  Schnitzel-:  1.  wie  nhd.  Bs  (doch  m.);  Syn. 
Esel  (Bd  I  518).  —  2.  eine  in  lustiger  Gesellschaft 
beliebte  Unterhaltung:  Spottlied  im  Bänkelsängerton 
auf  Personen.  Zustände  oder  Ereignisse,  dessen  ein- 
zelne Verse,  an  vorgezeigte  bildliche  Darstellungen 
anknüpfend,  von  einer  Person  der  Gesellschaft  in 
Frageform  vorgesungen  und  vom  Chor  in  der  Form 
bestätigender  Antwort  nachgesungen  werden  Bs  (f.);  B; 
Tu;  Z.  In  Bs  bes.  an  der  Fastnacht  üblich;  vgl. 
Arch.  f.  Volksk.  I  276.  —  Sch  rot-.  .Als  wir  vil  kum- 
bers  haben  von  unsern  eidgnossen,  den  lendern,  von 
geistliches  gerieht  und  beim  wegen,  als  umb  srotbank 
und  ander.'  1416,  Seg.,  RG.  II  879.  —  Schwatz-. 
,N.  N.  [der  Pfarrer]  ryt  zum  bischof,  sitzt  uf  dem 
schw.'  1528,  Z  Synodalcensur  (Egli,  Akten  623).  - 
Spil-  (m.  und  f.):  Bühne  für  die  Musikanten,  die  zum 
Tanz  aufspielen  UwE.  Vgl.  Gigen-B.  —  Ab  sp  fiel-: 
=  Eeg-B.  Zg.  —  Spann-:  Bank  zum  Spannen  der 
Armbrust.  .Sechs  armbrüst  und  drü  gecerf  und  ein 
spanbank.'  1327,  Z  Stadtb.  —  S  pindel-Beichli: 
Gestell  über  den  Fenstern  der  Wohnstube,  auf  dem 
die  vollgesponnenen  Spindeln  bis  zum  Haspeln  auf- 
bewahrt werden  BHa.  —  Spötter-Bank:  Scherz- 
name einiger  Ruhebänke  unter  den  Linden  auf  der 
Schützenplatz-Promenade  im  alten  Zürich;  s.  Her?. 
Kai.  1803,  149.  —  Stä--,  in  THErm.  auch  Sto<;-:  Er- 
höhung, Bank  auf  dem  Hinterdeck  von  Segelschiffes, 
worauf  der  Steuermann  steht;  bzw.  der  darunter  be- 
findliche Verschlag,  eine  Art  primitiver  Kajüte,  die 
als  Schlafraum,  auch  zur  Unterbringung  der  Schiff- 
seile dient  THBodensee,  Untersee.  In'n  St.  abe*  gö". 
[Wenn  die  Lastschiffe]  de*  Si*  ab  loml  und  ihr  Osler- 
luft  de*  Segel  buchet  am  Mast,  de1'  Schiffchnecht  selber 
rergnüegt  und  fid  im  St.  lit  mit  der  Pfiffen  im  Mal. 
ONageli  1898.  —  Stube"-:  Bank  in  der  Bauernstube, 
gew.  zwei  zsstossenden  Wänden  entlang,  zwischen 
Diesen  und  dem  Tische  Aa;  Z.  —  Stall-Bänkli: 
Ruhebank  vor  dem  Stalle.  ,Auf  dem  St.  hocken.' 
Schweizer  Bauer.  Vgl.  Eueter-,  Ross-B.  —  Streck- 
Bank:  Folterbank.  .[Die  gegen  König  Maximilian 
empörten  Brüggener]  schluegend  vor  siner  kaninier 
ein  str.  uf,  straktend  da  etlich  siner  amptlüt.'  Ansh. 
—  Strit-Bänkli:  Bank,  um  deren  Besitz  gestritten 
wird;  s.  JNater  1898,  820.  —  Strau,v-Ban  k:  die 
in  der  Scheune  aufgehäuften  ausgedroschenen  Garben 
W.  —  Tür-  AABb.,  Türe'-  ÄAWalenschw.;  LHergisw.: 
Türschwelle.;  s.  Bank  4  a.  —  Töte"-:  1.  m..  Kata- 
falk P.M.  -  2.  f.,  verächtliche  Bezeichnung  einer 
gewissen,  wegen  ihres  hohen  Zilistusses  beim  V"lk 
ii  1  ii- 1    angeschriebenen     Leihkasse    ZW1.  Tri-: 

Drechselbank  AaF..  Ke.;  Tu;  Z.  —  TwSrch-:  l^uer- 
bank;  spec.  von  den  im  rechten  Winkel  zu  den  Haupt- 


1389 


Bank,  benk,  liink.  bonk,  hunk 


139Ö 


bänken  aufgestellten  kleinem  Kirchenbänken.  ,[Strei1 
zwischen  zwei  Brüdern]  wegen  des  hintersten  Banks 
in  den  Twärbänken.'  1695,  ZZoll.  Pfarrprot. 

Wechsel-:  =  Bank  3  c.  ,I'as  ein  yeder  bischoft' 
ze  Basel  zu  ziten  wiit  erkant  die  gerechtikeit  ze 
haben,  das  er  einen  ersamen  mann  mag  setzen  in 
einen  Wechsel  oder  wechselbank.'  1289,  Bs  Urk.  ,So 
hatt  der  Wechsel  oder  wechselbank  von  altem  har  die 
gerechtikeit,  das  an  der  genanten  Wechsler  bänk  oder 
under  irem  dach  menglich  frid  haben  soll.'  ebd.  ,Num- 
mos  alicui  scrihere,  einem  galt  durch  den  w.  schrift- 
lich verschaffen.'  Fris.  Vgl.  auch  Bs  XIV.  86.  — 
Als   Blase,  noch  S  Kai.    1712. 

Weich-:  Arbeitsbank.  bes.  der  Holzarbeiter  AaF., 
Ke.;  B;  Th;  ZO.;  spec.  =  Hobcl-B.  GRKlost.,  Valz. 
.Wenn  wir  mit  Müh,  Arbeit  und  Schwitzen  Tag  und 
Nacht  auf  dem  Werkb.  sitzen.'  Myricäüs  1630.  — 
Würk-:  Bank  oder  Tisch,  worauf  beim  Backen  der 
Teig  ausgewirkt  wird  ZO.,  Zoll.  ,Als  wenn  du  vom 
anibos  zur  ess  gaast  oder  vom  ofen  zum  würkb.' 
H Bill.  1531.  —  Wasser-:  Bank  oder  Gestell  in  der 
Küche,  worauf  die  Wassergefässe  stehen  AxReucnthal; 
Nbw;  ZW.  .Annamaria  fiel  auf  den  nahen  W.  in  der 
Küche  nieder.'  Ndw  Kai.  1889.  -  Abwäsch-Bänkli: 
=  Feg-B.  Z.  —  Zieh-Bank:  l.  =  Schnitzel-B.l  Z.  Syn. 
Zug-Stud.  —  2.  .Ziechbänk  in  schiffen,  zwerchbänk, 
ruederbenk,  juga,  transtra.'  Mal. —  Zoll-,  .Christus, 
der  Matthäum  und  andere  Zöllner  frischweg  von  dem 
Z.  genommen.'  Goliath  1741. 

Zanger-.  ,Der  Bueb  und  er  [der  Tischmacher] 
and  der  Jakob  ein  Tag  ein  Z.  gemachet  und  geleistet.' 
1695,  Z  Staatsarch.  (Ausgaben  für  die  Schule  in  Th 
Aadorf).    —    Lies  Zangger- B. '     Vgl.   Schand-B, 

Zins-:  Verkaufsbank,  für  die  Zins  entrichtet  wird. 
,  Verwundet  ein  Bürger  den  andern  oder  sucht  er  ihn 
übellich  zu  Hause  oder  hinter  seinem  Z.,  darauf  er 
feil  hat,  so  soll  er  ein  Jahr  vor  den  Kreuzen  sein.' 
Mitte  XIV.,  Bs  (Ochs).  —  Zwerch-.  ,Die  zwärch- 
bäuk,  tromen  oder  balken,  so  man  entzwiirch  legt, 
transtra.'  Mal.     S.  noch  Zieh-B. 

banke",  bänke-:  1.  (banke"  B;  Z,  bänke*  Z) 
Bänke  aufschlagen.  —  2.  füf-Jbanke",  zersägte  Bretter, 
durch  Querhölzer  getrennt,  zum  Trocknen  auf  ein- 
ander legen  B.  —  3.  üf -bänke",  den  zu  bearbeitenden 
Stein  auf  die  Bank  legen  ZWthur  (Sprache  der  Stein- 
metzen). 

Bankerer  m.:  Bankhalter,  Bankier.  ,Den  koff- 
luten  und  bankerer.'  Kessl.  (auch  sonst). 

Bankier:  =  dem  Vor.  ,Ob  aber  die  bänk  offen 
wurden,  so  möcht  man  das  gelt  an  den  bankieren 
eroberen.'  1510,  Absch.  ,Von  den  Bankhieren  oder 
Wächsleren,  so  Gawertschieren  heisendt.'  RCys. 

Banki°gf.:  Käsegestell  B;  s.  Anderegg  1897,  476. 

ß  ä  n  k  e  1  Beichel  m. :  eine  Art  Laube  an  der  Aussen- 
wand  von  Scheunen  zur  Aufbewahrung  von  Streue 
udgl.,  entw.  in  der  Höhe  oder  (fast)  zu  ebener  Erde; 
in  diesem  Falle  meist  offen  und  auch  zum  Sitzen  ein- 
gerichtet BGt. 

Bänkle»  f.:  „Beichle",  Bäuchle",  Böschung  oder 
Abdachung  eines  Bergteiles,  der  mit  wenig  Holz  be- 
wachsen ist  und  meistens  als  Lende  zur  Weide  für 
Vieh  dient  (ein  ßei-gwort,  bes.  in  LE.  und  Z)."  S.  auch 
Anderegg  1897,  187.  Oft  als  Lokalname.  Bäichle" 
(bei  FXSchnyder  1781    und   Stalder    auch   Bäuchle»), 


Name  eines  über  und  über  mit  Alpweiden  bedeckten 
Bergzuges  in  LE.  I*  der  Bäichle*  ZÖtw.  a/S.  (Wald- 
gebiet), Wäd.-Berg  (sumpfige  Mulde).  .In  der  Benkien', 
Wald  bei  ZMaur.  , Benkien',  Name  von  Weilern  ZGoss., 
Hinw.,  Hittn.,  der  Gegend  um  die   Kirche  ZKilchb. 

Hie  Grundbed.  wird  sein:  ein  in  Terrassen  |  .Banken') 
allfallender  Bergabhang:.  Vgl.  jedoch  auch  den  Flurnamen 
Stuelen. 

bänkle":  Name  eines  altem  Glücksspiels  mit 
Karten,  einer  Art  Pharao  Ap;  VO;  S;  ZStdt.  Der 
Bankhalter  macht  einen  Einsatz  in  Geld  und  teilt 
jedem  Mitspielenden  drei  Karten  aus.  Einer  bietet 
nun  auf  den  Einsatz,  je  nach  der  Güte  seiner  Karten 
auf  den  ganzen  oder  auf  einen  Teil,  und  er  hat  ge- 
wonnen, wenn  er  die  vom  Bankhalter  aufgedeckte 
oberste  Karte  mit  einer  von  seinen  Karten  zu  stechen 
vermag;  vermag  ers  nicht,  zahlt  er  das  Gebotene  ein 
und  Einsatz  samt  Zuschuss  fällt  dem  Bankhalter  zu   L. 

Bankert  -nri,  ->rt  (in  AxSeethal  Bank.t,  in  U 
Bank.r)  m.,  PI.  -e*  Gr:  1  .  =  Bank-hart  (Bd  II  1645) 
Aa  (für  weibl.  Personen  auch  f.);  Gr;  „L;"  Sj  Th; 
U;  Z.  ,Von  der  bastarten  verlassenen  guets  wegen, 
so  die  abegond,  dass  denn  solich  guet  den  herren,  in 
der  gerichten  solicher  bankart  abegat,  volgen  solle.' 
1468,  Bs  Rq.  Häufig  als  Schimpfw. :  ,Du  bist  ein  ver- 
hiter  bankart  und  ein  verhiter  lotter,  das  will  ich  dir 
uf  din  hals  bewisen.'  1385,  Z  Rats-  und  Richtb.  .Ka- 
tharina Übelmunt  sprach  zuo  Elsen  Huglin.  si  und  ir 
geswistergit  werent  verhit  bankart.'  1400,  L  Ratsprot. 
—  2.  Frucht  (z.  B.  Korn,  Kartoffel),  die  sich  aus  nur 
zufällig  in  die  Erde  gefallenen  Samen  entwickelt  Gr 
Chur,  He.,  Landqu.,  Tschapp.  Bastard-Kartoffel  Gr 
Pani.  —  3.  die  letzte  Garbe,  sofern  sie  nicht  regel- 
recht beschaffen,  also  grösser  oder  kleiner  ist  als  die 
andern.  Si'term.,  Agr.  Bräuche  (Aa;  Z).  Synn.  s.  unter 
Fuchs  (Bd  I  657/8).  —  4.  „Spielpuppe  der  Kinder 
Aa  ;  L."  —  5.  Steinchen,  das  beim  ,Löchli-Spiel'  (s. 
Bd  III  1020)  einem  Spielenden  in  sein  Löchli  gelegt 
wird,  zum  Zeichen,  dass  er  nicht  mehr  Jumpferen 
sei  Gr  oHe.  (Tsch.). 

Zu  den  lautlichen  Reduktionen  im  2.  Teil  vgl.  Cienert 
(Bd  III  128fi),  /lurk-lmrt,  Bern-hart  usw.  In  der  ä.  S|.r. 
herrseht  .bankart'  ;  die  Form  mit.  ,-harf  findet  sich  daneben 
nur  selten. 

Bankett  f.:  festliches  Gelage.  .Ingenium  ccense, 
zuerüsten  eines  maals  oder  einer  banquet.'  Fris.  ,Ein 
köstliche  fassnaeht-panequet  halten.'  Würstisen  1580. 
,In  Panchetten  und  Haubaden  [habe  ich  mich  im 
Lautenspiel]  vil  geiebt.'  FPlatter  1612.  ,Eine  fürst- 
liche Panquet.'  JGross  1624.  S.  noch  Pump  2  (Sp. 
1262).  RA.:  .Einem  ein  B.  schenken,  zueriehten', 
eine  Suppe  einbrocken,  etwas  Schlimmes  zubereiten. 
,Vil  könnend  alle  weit  besehyssen,  tuend  sich  allweg 
heimlich  bedenken,  wie  s'  eira  ein  banket  wellend 
schenken.'  VBolz  1551;  ähnlich  bei  Würstisen  1580, 
117.  ,Vil  frommer  lüten  haftend  darfür,  Gott  hätte 
inen  durch  [ihre  Feinde]  sinnliche  pankett  zuegerieht. 
dass  [weil]  sy  ire  burger  um  Gottes  wort  willen  ver- 
triben.'  HBdll.  1572. 

bankette":  1.  ein  Bankett  abhalten;  s.  Ginöff 
(Bd  II  330).  —  2.  (cer-)bangUe",  p-,  unnütz  ausgeben, 
vergeuden  L. 

„bau  ketticre":  eine  üppige  Fresserei  halten, 
gut  und  reichlich  essen  und  trinken  AaF.;  Schw;  S." 
.Banquetieren,  gastung  halten.'  Mal. 


1391 


Bank    bunk.    Bankt — Ininkt.    Sans— bona 


im 


ver-bankottiere":  „ mit  Banketticren  durchbrin- 
gen AaF. ;  Schw;  S."  ,Der  verlorne  Sohn  hat  ange- 
fangen erkennen,  wie  er  so  übel  getan  habe,  dass  er 
von  seinem  Vatter  sein  Erbteil  begehrt,  darvon  ge- 
zogen und  Alles  verpanketiret  habe.'  JMey.  1 1>!>4. 

„banketle"",  bangetle":  =  bankettieren  „AaF.;" 
L;  „Scnw;  S."     S.  ver-losamenten  (Bd  III  1450). 

„ver-:  =  ver-bankettieren.  ebd." 

„Pankott  n.:  Brotsuppe  UUrs."  —  It. pancotto,  d.i. 
j,nn  cotto,   .gebackenes  Brot.' 

Pankratins  Bankrässi  AABb.;  Tu  (für  den  Kalender- 
tag); Ndw  (lt  Matthys  Pb-);  Z  (*-w),  Bangrazi  Ndw; 
Zg,  Bangrazi  L;  Tnüiess.  (XVII.),  Bankras  (für  den 
Kalendertag)  Bs;  B;  L;  Z,  Bangruz  AaF.,  Baumgrazi 
AAWohlen;  GSa.,  Baugraz  Aa  (lt  Rochh.),  „Bargätzi 
Gr",  Burgazi  Gl,  Burgatz(i)  GlS.,  Bringazi  GrO., 
„Grazi  (Dim.  Gräzli)  G":  Personenn.  Als  Name  des 
Kalenderheiligen :  B.,  Servaz  und  Bonifaz  sind  die 
drei  (leiste")  Winterheide'  LG.  ,Was  der  P.  übrig 
lässt,  nimmt  der  Servaz  weg.'  Gotth.;  vgl.  Erz.  I  3/19. 
,Wenn  einmal  P.  und  Servaz  vorbei  sind,  fürchte  ich 
Niemand  mehr  als  den  Friedensrichter.'  Bs  Hink.  Bot. 
Regnet  es  am  B.  [wo  meist  die  Obstbäume  blühen], 
so  gerät  das  Obst  nicht  AaF.,  so  fallen  die  kleinen 
Birnen  von  den  Bäumen,  und  wenn  sie  mit  eisernen 
Stielen  oder  Drähten  daran  befestigt  wären  Z Tageis w., 
Zoll.;  vgl.  Birli-Tag.  Am  Pankratius-Tage  hoffte  man 
die  Wintersaat  bestockt  zu  sehen  Sch.  ,Wcnn  es  an 
P.  schön  ist,  so  gibt  es  einen  schönen  und  guten 
Herbst  ScuSt.  (Sulger);  s.  noch   Urban  (Bd  I  431). 

Nachtrag  zu  Bd  II  573.  835.  Hieher  auch  ,1'ergetzi 
Christoffel.'   1496,  NSenn,  Tamins. 


P'unkt  (aucli  Punkte";  s.  u.  1  und  4)  in.  -  PI.  Punkt, 
in  Ndw  Punkte":  im  Wesentlichen  wie  nhd.,  doch  z.  T. 
wenig  volkstümlich,  dafür  Tupfte"),  Stupf.  1.  a)  (im 
Gegs.  zu  den  übrigen  Bedd.  n.  B)  als  Schriftzeichen, 
allg.  Scherzh.  wird  einem  Rülpsenden  zugerufen: 
Erbs  g'iisse"  —  Komma;  Böne"  g'schisse"  —  P.  AaF., 
Ke.  ,Ein  Puncten  machen.'  VFriedericii  1019.  Hieher 
wohl  auch:  ,Wie  bald  ich  [der  Tod]  eim  wink  oder 
düten,  ald  punkten  stell  [den  Schlusspunkt  setze]  zuo 
der  minuten.'  JRuef  1550.  —  b)  bei  Notierungen  zur 
Feststellung  der  Bangstufe  bei  Wertkämpfen  (z.  B.  im 
Schiessen,  Turnen  usw.),  bei  Prüfungen,  allg.  Wie 
vil  Punkt  hast?  Er  hat  en  P.  z'  wenig  g'ha"  [für 
einen  Preis].  .Fällt  der  Hurnuss  unabgetan  inner- 
halb des  Spielraumes  zu  Boden,  so  nennt  man  das 
einen  guten  P.'  Anderegg  1898.  —  c)  am  Massstabe. 
Uf  de"  P.  (Punkte"  ZHombr.),  uf's  Pünktli,  pünkt- 
lich, genau  Tu;  Z.  ,Die  weltbeschreiber  könnend  die 
lenge  und  breite  der  erden  nit  bim  punkten  aus- 
rechnen.' LLav.  1582.  ,Das  dises  nit  nun  hlos.se  wort 
seien,  sonder  alls  bei  einem  puncten  geschähen  werde.' 
SHociiii.  1591.  Adv.  .Köbeli  hatte  punkt  ins  ( 'entrinn 
getroffen.'  LReiden  Kai.  Mit  de"  Gable"  vertö"  [aus- 
gebreitet] das  Gras  und  zentumme"  glich;  sott  würde* 
p.  wie  e"  Wähe"  [grosser  Kuchen].  KdMey.  —  d)  als 
Typus  der  Kleinheit.  ,Wie  ich  niyn  meinung  zletst  hau 
gstellt,  das  blybt:  kein  pünktly  darvon  feit.'  JRuef 
1540.  ,[Gott]  lasst  kein  pünktli  nit  dabinden.'  JMurkr 
1559.  —  2.  mathematischer  Punkt.  .Was  der  P.  des 
Bollwerks  seie:  Er  ist  der  eusserste  P.  an  dem  Spitz 


des  Bollwerks,  so  beide  Gesichtlinien  durch  ihren 
Durchschnitt  machen.'  Kriegsb.  1044.  —  3.  Zeitpunkt. 
,Als  die  Execution  beschehen  sollen  und  in  selbigen 
Punkten  ihine  die  Glieder  abgestossen  werden  sollen.' 
JLCts.  1061.  —  4.  (Punkte"  Bs;  Gl;  Ndw;  ZZoll., 
PI.  Punkte"  LGreppcn;  Ndw)  Artikel,  Stück,  Umstand, 
Hinsicht,  allg.  Iek  ha"  da  noch  ne"  Punkte"  [über  den 
zu  reden  ist]  Ndw.  Auch  in  concr.  S. :  Was  nie"  no'1' 
für  Pünktli  [Sachen]  brückt l  Bs.  .Dem  der  kung  en- 
pfollen  hatt,  uns  zuo  verhören  uf  die  punkten  unsers 
bevelhens.'  1475,  Bs  Chr.  .('ardinem  cause  in  aliqno 
ponere,  fürnemlich  auf  ein  punkten  oder  rechtsach 
bringen,  etwan  auf  einen  artikel  setzen.  Articulatim, 
von  eim  punkten  zum  anderen.'  Fris.  ;  Mal.  ,Der 
erste  Punkten  unserer  Beschwerde  1002,  ZWoggen- 
zunft.  .Bald  suechet  man  die  Paritet;  jetzt  freier 
Zug  [in  Glaubenssachen]  in  Punkten  steht',  d.  h.  ist 
an  der  Tagesordnung.  JCWeissenb.  1701.  ,Weil  ihnen 
absonderlich  dieser  letzte  Punkten  von  der  Auferste- 
hung der  Toten  nicht  in  Kopf  wollte.'  JHTschüdi 
1749,  neben  .Punkt.' 

Mini,  punct(e),  punt.  .Puncten'  als  Noni.  Sg.  auch  noch 
hei  Müller  1661;  Goliath  1741;  GrD.  DB.;  GrKlost.  LB., 
als  obl.  Cas.  des  Sg.  1474,  Volksl.;  1475,  Bs  Chr.;  .UBreit. 
1630;  Müller  1661.  1665,  als  PI.  Z  Fischerordn.  1776;  Bs 
Müuzmand.  177S.  Gen.  .Punktens.'  JCSulzer  17  7'2.  Die  Nbf. 
,Punt'  begegnet  mehrfach  158S,  &p  Jahrb.  isiis,  140/51: 
,des  ersten  puudten  halb';  ,die  fUruempsten  pündten';  ,in 
zweyen   pundteu.' 

Sibe"  -  Pünktli:  siebenpunktiger  Marienkäfer, 
Cocc.  septempunet.  Gl. 

Denk-Punkt:  Punkt,  der  zu  bedenken,  zu  er- 
wägen ist.  .Sonderbare  D-e  zu  dem  Wallis-Handel, 
vorgebracht  durch  N.  N.'  1009,  Gpd.  Die  Regenz  der 
Luzerner  Osterspiele  führte  besondere  , Rodel',  welche 
die  .Considerabilia  oder  Denkpunkten'  enthielten, 
allerlei  Notizen  über  zweifelhafte  Punkte,  bes.  aber 
über  die  vom  Regenten  bemerkten  Mängel  des  Spiels ; 
vgl.  RBrandst.  1880,  11. 

Phunktum:  1.  Punkt  als  Schlusszeichen.  P. 
(Streusand  druf) !  damit  ists  abgetan,  Schluss  Bs;  B; 
Tu;  Z.  In  ähnlichem  S. :  und  de(r)mit  P.,  fertig,  dabei 
bleibts!  ebd.  Er  ist  en  Halungg,  und  demit  P.!  I'h 
gibe"  nyt  und  damit  Punkte".  Der  Unbarmii.  1813  (U). 
—  2.  adv.,  (pünktlich)  genau,  ganz  B;  L;  Tu;  Z.  's  ist 
p.  esö,  p.  glich.  .Die  Kinder  hatten  gar  keine  Vor- 
stellung, dass  man  Geschichten  erfinden  könne;  sie 
meinten,  es  sei  Alles  p.  so  gegangen,  wie  ich  es  vor- 
bringe.' Gorrn.     S.  noch  Gr.  WB.  VII  2241. 

Punkte"  unter  1  ist  Weil,  nicht  Abschwiichuiig  aus  Punk- 
tum, sondern  die  schwache  Nbf.  zu  Punkt.  Die  beiden  Ver- 
wendungen unsers  W.  unterscheiden  sieh  in  Z  auch  dadurch, 
dass   für    1   dir   Betonung  ^>,  für  2   *  i  gilt. 


Bans      buns. 

pause",  pänse":  schichten,  häufen.  ,Der  Mist  wird 
nach  Form  der  Grube  aufgepanset.'  HBossii.  1789. 
,ln  diese  Miststätte  wird  der  Mist  hingepenset.'  ebd. 

—    Vgl.   .bansen.'   Gr.   WB.    I    111(1. 

„bansle":  sich  mit  Spielzeug  beschäftigen,  zunächst 
von    Kindern   GRh."    —    Vgl.   banUeke». 

„häns(e)len,  bänz(t)le":  hätscheln,  streicheln 
LG." 


l  :ü*;t 


Bans,  bcns,  bins,  bons,  buna 


im 


„ver-bäns(e)le°,  -bänzele"  LG.",  -bände"  LStdt: 
verhätscheln,  verzärteln. 

v  er-bänze":  =  dem  Vor.  LStdt.  —  Vgl.  frz.  »epatusr, 
Sieb  pflegen,  sich  verzärteln;  aber  auch  Bern. 

Bänserich  m. :  Fettwanst.  ,Benserich,  de  ventre 
obeso.'  Mal.  —  Weiterbildung  zu  frz.  jumse,  Wanst  (Tgl. 
Bantscli  I,  Panzen),  nach   Analogie  von  Bütterich. 

Be'nsel  AAßremg.,  Entf.,  Leer.;  BsStdt;  B;  Gl; 
GWe.;  Sch;  Schw;  Th;  Ndw;  Zg;  ZO.,  S.,  Besel  mit 
nasal,  e  BSi.,  Pensei  BBr.;  Gr;  USeelisb.;  W;  Z  (Kd 
Mey.),  Bemsel  AABb.,  Bremg.,  Fri.;  BsL.;  BBrisl.;  L; 
GSa.;  SBb.;  ThEhii.,  Hw.;  Uw;  ü;  W;  Zg;  ZBenk., 
Dättl.,  Penise?  Aa;  SB.,  Bimsel  W  —  m.:  1.  Maler- 
oder  Maurerpinsel,  allg.  ,N.  N.  bett  ein  bensei,  zeich- 
nets  [das  Volk  des  Antichrists]  an  d'  stirn  mit  eira 
halben  mon  schwarz.'  1549,  L  Heiligensp.  ,Pänsel, 
damit  man  malet,  penicillus  sive  penicillum.  Pänsel, 
damit  man  mauren  weissget,  penicillum  tectorium.'  Mal. 
,10  Pfd  um  Kienruess,  gäli  Kryden,  Lym  und  Bänsel 
zum  Infassen  im  Krüzgang.'  1660,  Z  (Vög.-Nüsch.). 
,[Uie  innere  Erneuerung  des  Menschen]  braucht  weder 
Bürsten  noch  Bensei,  weder  Weissge  noch  Steinfarb; 
der  h. Geist  ist  da  der  Werkmeister.'  FWyss  1670.  ,[Die 
fertigen  Leckerli]  mit  einem  säubern  Benselin  ab- 
kehren.' Altes  Arzneib.  —  2.  Pflanzenname,  a)  (Pän- 
selij  Wollkraut,  Eriophorum  USeelisb.  Syn.  Bäseli 
(-Gras).  —  b)  Bemsel,  Rohrkolben,  Typha  latif.  GSa. 
—  3.  (Bensei  Bs,  Pensei  B  lt  Zyro,  „Pemsel")  Ein- 
faltspinsel, Dummkopf. 

Mild,  pe'nsel,  bensel,  zu  mlat.  pinseüus,  lat.  penicillus.  Die 
Form  Pemsel  auch  bair.  (Schrn.  I2  393);  zum  Übergang  von 
ns  ^>  ws  vgl.  ebd.  Pams(en)  aus  Pans(en)  und  Fr.,  Ztschr. 
VII  192  Aura.;  viell.  liegt  Assimilation  des  Silbenauslants 
an  den  labialen  Anlaut  vor.  Die  Form  , Bensei,  P-'  ist  bei 
uns  bis  ins  XVIII.  in  lit.  Gebrauch;  einmal  die  Schreibung 
,Bembsel.'    1742,  L. 

Atere"-Pensel:  gem.  Wendehals,  Jynx  torq. 
SchSL  (Sulger).  —  Entstellt  (oder  irrtümlich?)  für  das 
syn.   .Natter-Wendel.' 

Mer-:  Meerpinsel,  Sabella  penicillus.  .Penicillus 
marinus,  ein  meerbensel.  Die  gestalt  eines  bensels 
hat  disem  seinen  namen  gäben.'  Fischb.  1563,  150  a/b. 
.Meerbensel,  penicilla,  als  Genus  1  der  Meerröhrlein 
oder  tubuli  marini.'  Lang,  Methodus  1722.  —  Sträl-. 
,Wie  die  Sonn  ihre  Strahlpensel  [.Strahlpinsel'  1746] 
alle  Tag  in  denen  Wassertröpflein  oder  Bläslein  durch 
ihre  vilfaltige  Brechungen  in  Gestalt  eines  Regen- 
bogens  können  vormalen.'  JJScheüchz.  1707. 

bensle°  Bs;  B;  Z,  bemsle"  Aa;  GSa. ;  Th,  pemsle" 
SB.,  bemsele"  ÄABremg.:  (be)pinseln.  Er  heb  de"  TA  fei 
an  e*  Wand  a"  'penslet.   ACorrodi. 

ab-:  1.  mit  einem  Pinsel  abwischen  Z.  —  2.  Ptc, 
abpemselet,  Midi.,  tüchtig  warm,  vom  Ofen  U.  Syn. 
an-gerellet.     Der  Ofen  ist  aber  abpemseleter. 

a"-:  mit  Farbe  bestreichen  Bs;  SB.;  Z. 

Bens ler  m.:  verächtlich  für  Maler  Z;  noch 
stärker  ist  Schlirper.  Eso  en  ane"g'loffner  B.  da. 
ACorrodi. 

Benslete"  f.:  1.  Gepinsel,  (Pfusch-)Arbeit  mit 
dem  Pinsel  Z.  —  2.  (Bensjete")  Pinselstrich  PA1. 

.penslig:  pinslicht'  Bs  (Spreng). 

bensere"  beisere" :  (meist  zsgesetzt  ume"-b.)  herum- 
brüten, herumlungern  ÄALeer.  Im  Stillen  unmutig, 
unzufrieden    sein,    (immer)    etwas    zu    klagen    haben 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


AAKulmert.    Mer  wend-e"  lo"  b.,  wir  wollen  ihn  seinen 
Unmut  für  sich  verarbeiten  lassen. 

Wahrsch.  Intensivum  zu  mhd.  pensen,  nachdenken,  aus 
frz.  /unser.  Auch  studieren  hat  sich  in  dor  MA.  zur  Bed. 
.brüten'  verengert.  Zur  Behandlung  der  Lautgruppe  -ens- 
vgl.   die  Anm.   zu    Finster  (Bd   I   872). 

Pension  f.:  1.  =  Jär-Gelt  1  (Bd  II  251);  in  der 
ä.  Sprache  seit  der  Zeit  des  Reislaufens  häufig.  ,Dann 
wiewol  die  franzesisch  vereinung  kein  p.  benamset, 
so  hat  sie  doch  den  gwalt,  dass  dises  triben  dahin 
reicht,  dass  uss  verhaltung  der  loufenden  knechten 
die  pensionisch  vereinung  sölte  vom  küng  angebracht 
werden.'  1488,  Ansh.  .Darzue  erbot  er  [der  Herzog 
von  Mailand]  sich,  ein  ewige  vereinung  mit  inen  ze 
machen  und  ein  ewige  p.,  wie  er  die  vor  mit  den 
4  orten  hatt.'  1499,  ebd.  ,[Die  Tagherren  drangen 
1501  aufs  ernstlichste  auf  Abstellung  der  Reisläuferei] 
aber  der  hoptdieb,  die  p.,  könnt  vorm  eigennutz,  irem 
gwaltigen  Schirmherren,  keinen  bom  finden,  daran  si 
hangen  wölte.'  ebd.  ,Dann  die  gwaltig  p.  luegt  dem 
unghorsamen  sold  durch  d'  finger.'  ebd.  ,Da  [1507] 
wurden  zue  Bern  die  sundren  7  jar  versessne  Pen- 
sionen geheischen  und  bezalt,  dem  kleinen  rat  1000 
franken  und  den  burgern  2000  franken  pensionle  geben 
und  ussgericht;  wie  dann  zue  Zürich  der  gross  rat 
durch  ire  grossen  pensioner,  des  Waldmanns  nach- 
komen  und  sines  fäls  fürsäher,  etliche  jar  vor  und 
iezt  mit  pensiönlin  geschweigt  waren.'  ebd.  .Abschied 
der  handlung  von  wägen  der  pentzionen.'  1534,  Absch. 
,Doch  ist  die  gmeine  Pencion  des  gheimen  Rodels 
darinn  nit  vergriffen.'  RCvs.  S.  noch  Trüll-Gelt  (Bd  II 
271)  und  vgl/ Blumer,  RG.  I  2,  92;  Jahrb.  f.  schwz. 
Gesch.  XXI  103  ff.  —  2.  ,Bänzion',  jährliche  Besoldung 
eines  Schulmeisters.  Auf.  XVII.,  AASeon  (JLüscher 
1898,  175).  S.  auch  Gr.  WB.  VIII  542.  —  3.  (Pension 
AAF.,Ke.;  ZS.,  Penzim  ZO.,  Benzim  B;  L)  Ruhegehalt. 

Das  W.  kommt  auch  in  den  übrigen  nhd.  bzw.  frz.  Bedd. 
bei  uns  vor,  meist  in  der  dem  Frz.  nachgeahmten  Ausspr. 
Pajjaiun. 

Holz-:  der  Betrag  an  Geld,  der  Pfarrern  an  Stelle 

des  jährlichen  Holzeinkommens  ausgerichtet  wird   B. 

-  Rodel-:  pension  par  röle,  die  an  die  eigentlichen 

(in    Rodeln    verzeichneten)    Reisläufer    ausgerichtete 

Pension.  Ä.  Spr. 

Pension  er,  Pensiöner  m. :  wer  eine  .Pension' 
bezieht.  ,Iro  [der  Zürcher]  Überzug  sye  nienerumb 
ze  tuend,  dann  umb  die  pensiöner  in  Orten  ze  strafen.' 
1531,  Absch.  ,Man  mieste  die  pensioner  strafen  und 
die  pensionen  verschweren.'  Ansh.  , Ander  pensioner, 
usserthalb  den  Orten,  werde  der  tresorier  ein  jeden 
selbs  bezalen.'  1547,  Absch.  , Wider  pensionen  und 
pensiöner  predigen.'  HBüll.  1572.  ,Pensiöner,  der 
etwas  besoldung  von  eim  hat  und  dennocht  etwas  ze 
tuen  nit  verpflicht  ist,  beneficiarius.'  Mal.  .König 
Ludwig  und  Kaiser  Maximilian  hatten  allezeit  ihre 
Pensioner  in  den  Pünten.'  FSprecher  1672.  S.  noch 
ver-mieten  (Sp.  568). 

Bei  Ansh.  einmal  die  Form  .pensionier':  ,Der  propst 
Murer  von  Bern  starb  siner  nachkomen  wansinniger  p.\ 
d.  h.  er  erhielt,  1523  als  wahnsinnig  abgesetzt,  von  seinen 
Nachfolgern  eine  Pension.  Auch  ,Pensiouierer' :  (Französische 
P.'   FSprecher   1672. 

ver-pensioniert:  durch  ein  Jahrgeld  gebunden, 
bestochen.  .Durch  kunst  und  glück  siner  v-en  jäger- 
meistren    [der    französisch   gesinnten  Führer   in   der 

88 


1395 


Bans— bnns.    Bausch— bausch.    Banst— banst 


1396 


Eidgenossenschaft]  enthielt  er  [Ludwig  XL]  sich  den 
ganzen  krieg  uss,  zueluegend  wie  der  fuchs  uf  den 
roub,  und  liess  si  uf  ire  weg  jagen.'  Ansh.  ,Von 
wegen  der  v-cn  richteren.'  ebd. 

pensionisch,  pensiönisch:  die  Pensionen, 
Jahrgelder  liebend.  ,Wir  werdend  me  glucks  mit 
frommen,  ersamen  stetten  han,  dann  mit  den  pen- 
siönischen.  kriegschen  und  bluetigen  hufeu.'  1532, 
Stbickl.  (Z).  ,Das  pensionisch  tüfeli,  der  pensionisch 
satan',  Personifikationen  des  Pensionenunwesens.  Ansh. 

banse"  (Ptc.  gebunse"):  küssen  PMac.  (Schott).  - 
Nasalierte  Form  zum  syn.  bair.  bussen  ? 


Bansch  —  bunsch. 
Vgl.  auch  die  Gruppe   Bantsch  usw. 

bänschle":  mit  Geräusch  niederfallen  (von  Hagel- 
körnern) TuTäg.     Syn.  braschlen. 

Punsch  m.:  Bausch  Gr  (Tsch.  150).  -  Vgl.  die 
Gruppe   Ban(t)srh. 

Bunschel  W  (Tscheinen),  Bünschel  AaB.;  „L;tt 
W  (auch  P-)  —  m.:  1.  =  Bündel  II  1  a  (Sp.  1362). 
aaOO.  E*  Bäusche!  Geld.  —  2.  „kurzes,  dickleibiges 
Wesen  L."  Syn.  Blünschel.  —  3.  Bttnscheli,  grosses 
Kalb  im  ersten  Jahr  Gl;  U  (Körner  und  Schinz  1809). 

„bunschele",  bünschele'  Lu,  bünftjschle"  W 
Gräch.:  „hin  und  her  rütteln,  stossen  L."  Syn. 
bunggen.  Ein  Kind  unsanft  (wie  einen  Sack)  herum- 
tragen WGräch.  Syn.  bündlen.  Tue-mer  das  China 
vit  so  b.!  Abi.  Gebünschel  n. :  Was  ist  das  für  es 
ff.?  WGräch. 

punsche":  .bauschen,  eine  höckerartige,  aufge- 
dunsene Gestalt  geben;  unordentliche,  nicht  glatte 
Nähte  machen,  Kleidungsstücke  so  machen,  zslegen, 
anziehen,  dass  sie  nicht  glatt  anliegen'  Gr  (Tsch.  675). 
Syn.  gunschen-  vgl.  Gwnscher  (Bd  II  376). 

Punschete"  f.:  ,die  Handlung  des  Punschens 
und  was  daraus  wird,  unebene  Naht.  Falten  an  Klei- 
dern; Gestalt,  welche  entsteht,  wenn  Kleidungsstücke 
nicht  glatt  zusammen  oder  an  den  Leib  gelegt  werden' 
Gr  (ebd.).     Syn.  Gunscheten. 

Bunschi  n. :  Bündel  Gr  ObS. 

punschig:  voll  Falten  (von  Kleidern)  AaZ. 

ge-bünschlet  „'bünschlet,  bünschlig:  1.  dick, 
beleibt,  von  Personen,  spec.  von  Schwangern  L."  Syn. 
ge-bündlet.  —  2.  „wulstig,    von  Gewändern  udgl.  L." 

Bi'insclmr  B;  S,  Bungschür  ZZoll.  f:  guten  Tag! 
B.,  Frau  Statthalteri" !  Joach.  1883.  —  Frz.  hon  jour. 


Banst  —  bunst. 

Banst  ra.:  Gepäck,  Bürde.  ST.b    Vgl.  Bantsch  1 2. 

cr-banstre":  bannen  (durch  Zauber)  BSa.  Ich 
chummen  selber  die  [Kirschen  stehlenden]  Kerlisse- 
gan e.,  sagt  der  zauberkundige  Vieharzt.  Schwzd.  — 
Contamination  aus  den  syn.  bannen  und  (v)er-gaUteren. 

Ver-bnnst  Bs  (Spreng);  BS.,  Stdt;  FMu.;  S  tw., 
-böst  (mit  nasal,  o)  BSi.,  -büst  „Aa;  B;u  VO;  „Z". 
.bü'si  BG.j  Gl,  -burst  F.  -boust  AAZein.;  Bs;  BM.,  U.; 


L;  S;  Z  f,  -büust  S  —  m.,  in  FMu.;  Z  tw.  f.:  1.  Miss- 
gunst, Neid.  aaOO.  Es  ist  numme'  V.  ron-em.  Häb- 
mer  hei'  V.!  GJKdhn  1819.  ,Das  sei  verfluchter  V., 
sagte  Eisi,  man  wolle  sie  plagen.'  Goith.  De  bist  e* 
rechti  Verbuistchatz,  sagt  ein  Kind  zum  andern  Obw. 
,Wo  man  glück  hat,  kumpt  v.  glich  darnach.'  Zwingli. 
.Invidia,  v.  Livor,  v.,  neid.'  Fris.  ,Wo  ehr  hinfallet, 
da  lendet  sich  auch  v.  hin.'  Wurstisen  1580  (Sprw.). 
.Aus  v.  des  glucks.'  JWetzel  1583.  .Bibliotaphus,  der 
seine  Bücher  aus  V.  Niemand  leihet.'  Denzl.  1677; 
1716.  Oft  verbunden  mit  Syrm.:  .Invidia,  v.  und  hass.' 
Fris.  1562;  ebenso  Emblemata  1622.  .Misstruw  und 
v.-  1558/1626,  Schw  LB.  ,Neid,  Hass,  V.,  Misstrauen.' 
FWvss  1672.  ,Dass  aus  grossem  Misstrauen  und  V. 
die  Stillstände  [in  GT.]  nicht  können  eingeführt  wer- 
den.' 1715,  Absch.  ,Eersucht,  yfer  und  v.'  LLav.  1569. 
.Eergeyt  und  böse  argwön,  v.'  ebd.  1582.  ,Neid  und 
v.'  JSiml.  1577;  Stettler  1606;  Guler  1616;  Cato 
1648.  .Nyd,  Hass,  Raach,  V.'  Z  Lit.  1644.  ,V.  und 
Rachgirrigkeit.'  JMiller  1665.  —  2.  „Zauberei,  als 
meistens  aus  Missgunst  herrührend  BZimmerw." 

Mhd.  ver-lunst  f.,  zu  ver-bunnen  (s.  Sp.  1318).  Zur  Bil- 
dung und  spec.  auch  zur  Behandlung  des  Inl.  vgl.  Ver-gmut 
(Bd  II  3771.  Verbaust  hat  den  Uml.  vom  Adj.  ver-böustiij 
bezngen.  .Verbonst.'  Z  Mand.  1692.  Zu  Bcd.  2  vgl.  den 
,bösen  Blick'  (Gr.   Myth.  3  1053). 

ver-böuste":  missgönnen,  beneiden  UwE. 

un-bünstig:  missgünstig,  neidisch.  ,[L)ie  Pen- 
sion] ist  von  irem  zuokomen  an  biss  uf  unsere  tag 
von  etlichen  altköpfiseben  frommen  Eidgnossen  .  . . 
item  und  vom  u-en  kib  nie  unangefochten  bliben.'  Ansh. 

ver-bü nstig   Bs  (Spreng);   BS.;   S,    -böstig  (mit 
nasal,  ö)    BSi.,    -büstig  „Aa;  B;"  VO;    „Z",    ,,-boustig 
LG.",   -bü'stig  BG.,   -bürstig  BThunersee;  F,  -böustig 
AaFh.j  BsL.;  BM.,  U.;  L;  Z,  -böustisch  S:  l.  =  dem 
Vor.     War  d's  Glück  im  nit  verbüstigs  g'si"  LE.    Er 
ist  a's  verbüstegen  a's  der  Tüfel  SchwMuo.    , Liebe  mag 
nit  verbönstig  sein.'    1531,    Z  Bib.     ,Adam    vermeint, 
Gott  wäre  im  v.'  ÜWerdm.  1552;  ^  ,abgönstig.'  1588. 
,Der  adler   ist   freigab  und  gar  nit  v.'   Vogelb.  1557. 
,l>er  hirz  ist  v.,  dann  aus  verbunst  so  verbirgt  er  in 
das  erdtrich  sein  hörn.'  Tierb.  1563.    ,V.  und  doli  ist 
der  äff.    wil  alle  ding  den  menschen  nachtuon.'    ebd. 
.Obliquo  oculo  limare  commodum  alieuius,  einsi  nutz 
verbünstigklich  ansehen  und  im  nichts  guets  gunnen.' 
Fris.    ,Dise  v-e  antwort.'  Wurstisen  1580.     ,Der  ver- 
bönstig frisst  sich  selbs.'  Hospin.  1683.    In  Verbindung 
mit  Synn.:    ,Wer   ist   so  v.  oder  böswillig?'    1531,  Z 
Bibel.    ,Ufsätzig  und  v.'  1545,  Hotz,  ürk.    ,Wiber,  so 
v.,  zornig  und  nidig.'   Haberer  1562.     ,V.  und  nydig 
syn,    invidere.     Böswillig,  v.,  übelwollend,    nialignus, 
malevolus;    remulus,   invidus,    lividus.     In    landandis 
nee  malignus   nee  effusus,    nit  v.   und  nit  ze  güdig.' 
Fris.;  Mal.    ,Nit  nyden,  v.  und  ufsetzig  syn.'  HBüll. 
1575.    ,Hass  oder  verbunst  ist  ein  veralteter  zorn,  der 
den  yfernden,    v-en,   hässigen  plaget.'   JHaller  1597. 
.Das  Gift  schnöder,  v-er  und  neidiger  Zungen.'  Güler 
1616.  —  2.  eifersüchtig  Obw.  —  3.  erpicht  Ndw.    ,I)ie 
Hergiswiler  waren  eine  Zeit  lang  nicht   im  Gerüche, 
dass    sie  besonders   verbustig   seien   auf  Heilige   und 
Heiligkeit.'  Nnw  Volksbl.    —   Zur  Bed. -Entwicklung  vgl. 
frz.    r»ri<    aus    ineidiu. 


1307 


Rani,  beut,  bint.  hont,  bunt 


1398 


Bant  —  bunt. 

Pantalnng:  1.  eine  Art  Klavier.  ,So  nimb  ich 
meine  Lyren  und  sehlag  den  Pantehmg.'  JCWeissenb. 
1701.  —  2.  lange  Beinkleider  TB. 

1  nach  dem  Erlinder.  Pantaleon  Hebenstreit;  s.  Gr.  WB. 
VII   1424.     2   aus   dem   syn.  it.  pantaloni.    S.  noch  Bantli  II. 

„Bante,  P-  f.:  Flügelkleid  ohne  Ärmel  F."  —  Vgl. 
frz.  pante,  etwas  Niederhäugeudes. 

Pantel  I  m.:  1.  a)  unterer  Teil  des  Hemdes  oder 
Bockes  BG.;  FJ..  S.,  Ss.  —  b)  Hemd  übh.  FS.  — 
2.  jedes  lange  Kleid.  Mantel  BG.  ,Des  alten  Hirten 
Chueni  Sunntigchutte",  die  ich  einmal  feckte  und 
welche  mir  anhieng  ungefähr  wie  ein  alt  eidsgenös- 
sischer  Staatspantel  einem  elendigen  Helveterbüblein.' 
B  Volksztg  1898  (BG.).  —  Vgl.  pantet,  pau  de  chemise,  la 
chemise  meine  (Bridel,  Gloss.   276). 

Hemlis-,  Hömlis-:  nnterer  Teil  des  Hemdes  BG., 
Hemdstock  FJ.  Er  hat  d'  Hosi  g'schrisse",  dass  im 
der  H.  use'g'hanget  ist.  Was  ui't-dir  mache",  we"" 
der  schwarz  Mal™  chunnt?  fragt  der  .schwarze  Mann' 
im  Kinderspiel,  worauf  die  Kinder,  ihm  entgegen  lau- 
fend, antworten:  l'srisse"  un''  im  e"  Bits  us-em  H. 
schrisse"  BG. 

Banti:  Kurzform  für  Sepp-Antoni  WLeuk. 

Holz -Pantine":  Holzschuhe  W.  -  Zu  frz.  patin, 
Schuh  mit  sehr  dicker  (Holz-)Sohle. 

l'.antis.  In  dem  Abzählreim:  Antis.  B.,  Doppeide, 
Difel,  Da  fei,  Xummereme,  Haberbröd  i*  der  Not, 
d'  Pfanne"  zieht-di'h  use"  GG. 

„hantle":  (bes.  ume"-b.)  hin  und  her  ziehen,  stossen, 
schleppen  B;  L."  Spec,  mit  einem  Kleide  unsorgsam 
umgehen  B.     Syn.  bantschen  II  1. 

Bantli  I  in.:  alter  Oberrock,  den  man  nicht  mehr 
schont  B.  —  Das  syn.  Bantech  lässt  Zshaug  mit  Bantli  II 
vermuten. 

Pantle"  f.:  unförmlich  dicke  Frauensperson  GBh. 
—   Fem. -Bildung  zum   Folg. 

Bantli  II  m. :  1.  (Bänteliön  Bs,  Bantli  Ap;  Bs; 
„L;"  Schw.  Pantli  GnMalix;  LGettnau,  Stdt,  Bänteli 
LSempach  f,    Pantel  AxWett;   BsL.;   S)    Eigenname. 

a)  männlicher    Personenname.    Pantaleon.    aaOO.  — 

b)  Hundename  BsBinn.  —  2.  (Bantli)  übergehend  in 
appell.  Bed.  als  Name  der  grossen  und  dicken  Stroh- 
puppe, die  in  der  Fastnachtzeit  begraben  wird  Aa 
Leugg.,  Z.;  s.  Sp.  653.  An  die  dabei  vom  .Pfarrei" 
gehaltene  karikierte  Leichenpredigt  knüpft  sich  viell. 
die  von  TTobl.  1869,  22/8  mitgeteilte  .Komische  Lei- 
chenpredigt über  den  vor  Bapperschwil  [1712]  um- 
gekommenen Bantle';  vgl.  ebd.  29/58  die  Gespräche 
mit  dessen  Witwe  und  Tochter.  Bantli,  Bauernname. 
Helv.  in  pace  1694.  Als  komische  Figur  erscheint  der 
B.  auch  in  dem  Spottvers :  Liri  löri  Löffelstil,  der  B. 
het  si"  Frau  rerspilt;  er  het-si  wider  g'^unne*  mit 
Pßfen  und  mit  Trumme"  BsL.  —  3.  Pantli  ÄALeer., 
Wohl.;  Ap;  Bs  lt  Spreng;  B;  ScBSt;  Ndw;  W  t\v„ 
sonst  Bantli:  a)  n.,  in  AaF.  auch  Pantel  II,  Puppe  als 
Kinderspielzeug  AaF.,  Leugg.,  Zein.;  LG.  —  b)  Vogel- 
scheuche ScHwSchindellegi,  Wolleran.  —  c)  n..  Weibs- 
person von  unordentlichem,  unreinlichem  Äussern 
AaF.,  Fri.  —  d)  (kleiner  L;  Sch;  W,  grosser  G)  dicker, 
fetter,  schwerfälliger  Mensch  AALeer.,  Leugg. ;  ApK.; 


L;  G;  Sch;  Nnw;  W.  Kr  ist  <fi"l  f  B.  G.  Übh.  ein 
sehr  grosses,  dickes,  plumpes  hing  in  seiner  Art  Ap. 
Dir  Stier  ist  en  rechter  P.  So  auch  als  Bezeichnung 
einer  etwa  ein  Pfund  schweren,  dicken  und  ziemlich 
langen  Knackwurst  ApK.;  GBuchb.  .Appenzeller  Land- 
jäger und  B.'  Z  Tagbl.  1892.  —  e)  einfältiger  Kerl 
Bs  (Spreng).  Grober,  ungeschliffener  Mensch  AaDüU. 
„Hartköpfiger,  stöckischer  Junge,  Kind  AaF.;  L."  — 
f)  uneheliches  Kind  AaFh. 

Ältere  Belege  für  den  Personennamen:  .Benteli.'  um  1360, 
Gfd;  1521,  Bs;  SMeltingen  Jahrzeitb.  (.Bentelin').  .Pentelius 
Diener,  seultetns  Sempachensis.'  1379,  Gfd.  .Pentelli.'  1389, 
BTellbtich;  1401/4,  AaBremg. ;  1444/8,  Z.  .Bantli.'  1444, 
SchwKUsn.  (,B.  in  der  wiss');  um  1575,  SchwE. ;  1637, 
ZElgg,  .Pantli.-  1561,  ZSth.  Als  Familienname:  Bantli  L 
Semp.;  ZBuch.Düb.;  1569/75,  ZZoll.  Pantli  ZMaur.  .Pantlin.' 
1568,  ZZoll.  Benteli  B.  ,Hans  Bantel,  Pfarrer  zu  Bernang.' 
1523,  Hof  Kriess.  Als  Lokalname:  im  Panüiö*,  Pantli, 
Flurn.  AaHottw.  Bantli  STrimbach.  Bänteliön,  Dorf  S.  — 
Zur  appell.  Bed.  des  W.  vgl.  it.  pantalone,  Hauswurst,  aber 
auch  Bantsch.    .Benteli',  Name  eines  bösen  Geistes.  XVI.,  I.. 

Frgss-Pantli:  Fresser  Gr;  ZW. 

Sau-Bantli:  männlicher  Übername  GW.  Er  ist 
en  Soubantli,  ein  Mädchenjäger.  Sprww.  1869. 

Bantöffel,  P-  (in  AAÜFlachs,  Leer.,  Bain,  Zein.;  B 
Bandöffel,  P-),  PL  Bantoffle"  usw.,  Diun.  Bantoffeli, 
Band-  Aa  tw.,  sonst  -öffeli:  1.  wie  nhd.  Auch  für 
Sandale:  .Pantofflen,  vor  Zeiten  ein  geschuoch,  das 
schier  nichts  dann  die  solen  hat,  band  man  mit  kleinen 
oder  schmalen  riemlinen  an  die  füess.'  Mal.;  oder  für 
eine  Art  Überschuhe:  ,Wan  es  nas  ist  oder  im  Winter, 
stoss  man  die  Fiess  mit  den  Schuoen  in  die  Pantoflen 
(mules)  und  got  dorin.'  FPlatter  1612.  ,N.  N.  mit 
der  gross  bantoffelen',  spöttisch  von  einem  Z  Tag- 
herrn,  der  zu  Baden  ein  üppiges  Leben  führte.  1521, 
Egli,  Akt.  .[Ulrich  Meyer,  der  Seckelmeister  der 
Stadt]  hett  do  mal  bantofflen  anghept,  das  nit  fast 
brüchig  ist.'  1540/73,  UMet.,  Wthur.  Chr. ;  vgl.  Troll 
1843,  62.  .Obschon  glich  unser  erlieh  landtlüt,  deren 
vil  sind  mit  grawen  rocken  beklaidt,  nit  alle  uff  ban- 
toflen  oder  in  füchsinen  schuohen  daher  trettend  und 
sich  Junker  lassend  schälten,  wüssend  wir  uss  er- 
farung,  dass  sölliche  gar  wol  zu  gebruchen.'  1579, 
Zellw.,  Urk.  ,Den  Dienstmägden  überhaupt  [solle] 
I'antouffles  in  die  Kirche  zu  tragen  gänzlich  verbotten 
sein.'  Bs  Mand.  1758.  Under-em  B.  si",  wie  nhd.  — 
Spiel.  Bingeli  Ringelt,  Böse",  d'  Buebe"  trage"  Hose", 
d'  Meitschi  trage"  Bantoffeli,  Mueter,  gim-mer  es 
Löffeli:  d'  Suppen  ist  verbrannt!  Ringelreihen;  beim 
letzten  Wort  stieben  die  Kinder  wie  erschreckt  aus 
einander  BS.  Über  das  Tanzspiel  Es  chunnt  en  Her 
mit  eim  P.  s.  Rochh.  1857,  379.  —  2.  Bantoffeli,  P- 
(in  LE.,  W.;  SchwWoIL;  UwStans  Pantöffli)  Pflanzen- 
name.  a)  gemeiner  Frauenschuh,  Cypr.  calc.  AAZezw.; 
B  (Zyro);  GW.  —  b)  gemeiner,  auch  Acker-Schoten- 
klee, Lot.  com.  (arv.)  AABb.,  Bain;  Bs;  Gl;  G  oRh. ; 
ScüSt. ;  Schw.  —  c)  gemeiner  AArundklee,  Anth.  vuln. 
AAOBözb.,  Riuik.;  Anderegg  1897,  234.  —  d)  buchs- 
baumblättrige  Kreuzblume,  Polyg.  chani.  UwStans. 

Fraue"-  (Aa  lt  Mühlb.).  Mu et er-Gottes-  (Aa 
lt  Mühlb.;  I.E..  W.j  Schw)  Pantöfffeßi:  1.  =  Ban- 
töffel 2  b  Aa  (Mühlb.);  Scuw.  —  2.  =  Bantöffel  2  d 
LE.,  \V.;  ScuwWoll. 

baut öf feie":  1.  von  den  ersten  Gehversuchen 
kleiner  Kinder  Bs.  —  2.  geziert,   gravitätisch  einher 


Rani,  beut,  bint.  hont,  luint 


1400 


gehen  Bs;  SBib.  —  3.  (ume"-b.)  verlegen  umher  gehen 
BsStdt. 

ab-bantöfflen:  durchprügeln  Bs  (Seiler). 

Pinte",  „Binte""  f.,  Dira.  Pint(e)li:  1.  a)  kleineres 

(höchstens  eine  Mass  haltendes)  kannenförmiges  ble- 
chernes Gefäss  mit  Ausgusschnabel  (und  Deckel)  Aa 
(Rochh.);  B.  Syn.  Stizen.  Mit  Deckel  und  Henkel 
versehenes  Bleehgefäss  zum  Tragen  von  Milch  BSi. 
(Anderegg).  „Mass  zu  flüssigen  Dingen,  bes.  das  ble- 
cherne, an  ledernen  Riemen  hängende,  längliche  Milch- 
gefäss  mit  einer  Spunte  oder  einem  Kork  B."  ,Sol 
man  geben  um  ein  bunten  win,  halt  50  unzen,  12  den.' 
1512,  Zellw.,  Urk.  .Pinta,  ein  pinten  oder  mass.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Hie  ist  ein  [Geld-]Seckel,  doch  gar  dünn, 
mein,  sei  nit  zu  einer  Moss  Wein  drin  ...  's  mag  grad 
6  Pinten  Wein  ertragen.'  GGottii.  1619.  ,Giesset  ein 
Binten  des  besten  gebrannten  Wyns  darüber.'  ZZoll. 
Arzneib.  1710.  Den  ,I°selern'  wird  die  Feckung  der 
Pinten  übertragen,  um  1735,  B.  ,[Es  wird  verfügt] 
das  eigen  Gewächs  weder  bei  der  Pinten  noch  en  gros 
allhier  zu  debitieren.'  B  Mand.  1739.  Den  Wein  in 
den  Wohnhäusern  bei  der  Pinten  ausschenken,  ebd. 
1739/73.  .Zinnerne  und  blecherne  Pinten  von  1I» — 1 
Mass.'  S  Wochenbl.  1808.  —  b)  grosses  hölzernes  Ge- 
fäss mit  eiuer  Röhre,  womit  man  ein  Fass  füllt  L 
(St.b).  Gefäss,  Gelte  L  (Ineichen).  -  2.  in  ZStdt 
auch  Pint,  in  burschikoser  Rede  oft  Punte",  Punt 
Aa;  Bs;  B;  Z,  Schenke,  kleine  Wirtschaft,  in  der  nur 
Getränke  verabreicht  werden  dürfen  AAF.,Ke.;  Bs;  B; 
F;  S;  W;  Z;  Syn.  P.-Schenk.  In  der  Studentenspr. 
wie  nhd.  Kneipe.  Gelegentlich  als  Neutr. :  i"  's  P. 
gä"  B.     S.  noch  Gr.  WB.  VII  1866. 

Öl-Pintli:  Ölkännchen  B.  —  Blech-:  Blech- 
kännchen  B. 

Bontje"  Bondje"  f.:  Wassertanse  PPo. 

Pontji  n.:  kleines  hölzernes  Milchgefäss  PA1. 
Tue-dich  eiste",  tue-der  fassu"  Broud,  and  darzue  im 
Fordal  [Hirtentasche],  und  gei-der  noch  d's  P.  [nimm 
das  P.  mit  dir].  Giordani  1891.  —  Vgl.  das  syn.  Poru. 

Chäs-lab-:  Behälter  für  das  Käslab  W. 

kunter-himt  (in  AABb.  Wunder-blind):  wie  nhd. 
Aa;  Bs;  Tb;  Z.  Alles  k.  durch-enand.  Mit  Umdeutung 
des  ersten  Teils  ,kuder-bunt.'  So  heisst  es  bei  UBrägg. 
1787  mit  Bez.  auf  die  gesalzene  Abschiedspredigt  eines 
missliebigen  Pfarrers:  ,Sein  Abscheid  war  k.'  S.  noch 
Gr.  WB.  V  366. 

Zur  Herleitung  des  W.  aus  dem  musikalischen  Ausdr. 
jContrapnnct'  vgl.  die  bei  Gr.  WB.  V  '2715  mitgeteilte  Stelle 
aus  JLenz   1500  und  Beil.  zur  Allg.  Ztg  1898,  Nr   153. 

„Pant",  Punte*  „AaF.;"  BSi.;  „VO;"  PAl.fBundu); 
„S;"  Ndw;  W  (Ponto);  Zg;  ZDättl.,  Kn.,  O.,  Wäd., 
Zoll.,  Bunte"  AABb.,  Fri.,  Hold.,  Leer.,  Z.;  Ap;  Bs; 
BSi.;  GlH.;  L  (St.b);  GTa.,  T.  (St.b),  W.;  W  fBülito); 
ZWalchw.;  ZHed.,  Gunte"  III  Aa;  L  (Ineichen); 
Z  tw.  —  PI.  mit  Uml.  Ndw;  Z,  sonst  unver.  —  m.  — 
Dim.  Püntfißi  Ndw,  Püntli  ZZoll.:  1.  Spund  am 
Fasse  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  L;  PAL;  G;  W;  Zg;  Z. 
D'  Pünten  i"sch!ah",  im  Herbst,  wenn  der  Wein  ver- 
goren hat  /.Zoll.  Am  P.  schmücke",  prüfen,  ob  der 
Wein  keinen  Stich  habe.  ebd.  Es  schlahd-em  de"  P. 
üs,  von  Einem,  der  sich  erbricht,  ebd.  Bim  Plane" 
spare"  und  bim  Qunten  use"  lö",  heisst  nid  g'hüset  L 
(Ineichen),  ,1m  winmot:  -1  ß  umb  zapfen  und  ponten.' 
1425,    Z  Fraumünster  Rodel    (neben    ,punten').      ,l)ie 


pündte  ob  dem  fass  werden  verpitschiert.'  ZWthur 
Stadtb.  .Die  wynrüefer  sollen  nit  nur  die  punten, 
sondern  auch  alle  zapfen,  ussert  wo  man  den  wyn 
usshin  lasst,  versiglen.'  1569,  Z  Verordn.;  ähnlich  Sch 
Wirtsordn.  1603.  ,Vilen  Leuten  ist  der  Wein  in  Fassen 
gefroren,  solcher  Gestalt,  dass  er  die  Punten  auftriben 
und  heraus  gejäsen  hat.'  1572,  JJScheucbz.  1706.  .Nach- 
dem der  Wein  verjärt  oder  verjäsen  hat,  so  schlahen 
sie  den  Punten  zu.'  JRLandenb.  1608.  ,Sponge,  Spunte, 
Bunte,  obturamentum  cadi,  epistomium.'  Red.  1662. 
,[N.  N.]  ward  so  gross  und  stark,  dass  er  einen  Ohm 
Weins  aufhub  und  trank  aus  der  Ponten.'  FHaffn. 
1666.  , Bunten  obm  Fass,  operculum.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,Ein  Fass  zuzuschlagen,  mit  Bundten,  Zapfen 
und  Sperligen  zu  versehen,  auch  zu  vernaglen,  wann  die 
Nägel  darzu  gegeben  werden.'  B  Küferordn.  1691/1733. 
.Du  sollst  das  Säcklein  zu  dem  Punde  in  das  Fässlein 
auf  das  halbe  Teil  henken.'  XVII./XVIIL,  Arzneib. 
,Vor  Weinhähnen,  Zapfen,  Bunten  1  fl.  36.'  1803,  Z 
Haushaltungsb.  Lt  KWMüller  1848,  4  auch  der  kleine 
Deckel,  der  z.  B.  an  Butterfässern  die  Stelle  des  Spunds 
vertritt  BSi.  S.  noch  bunten-roll  (Bd  I  782),  Bunt- 
Loch  (Bd  III  1036).  —  2.  Zapfen,  Pfropf  an  einer 
Flasche  Ndw;  W.  —  3.  „Tonsur  der  kath.  Geistlichen, 
verächtlich  AaF.;  VO;  S." 

Zur  Etym.  vgl.  Gr.  WB.  VII  2242.  Die  Nbf.  Gunte" 
beruht  auf  Vermischung  mit   G  unten   /  (Bd  II   382). 

Wi°-Ponto:   übertr.,  Trinker  W. 

ver-punte":  verspunden  Ndw. 

Punteli:  kurzer  dicker  Mensch  Ndw,  bes.  kleines, 
dralles  Kind  B;  Zg.  —  Viell.  bloss  Dim.  zum  Vor.  Doch 
vgl.  auch   Bündel  II  3,   ferner  Bantli  II. 

Buntle"  (in  TuFr.  P-)  f.:  (kleine)  dicke  plumpe 
Weibsperson  AaEikI.;  Bs;  THFr.,  Mamm.  Syn.  Tuiitlen. 

Bach-Pante":  =  Bach-Bumbelen  3  (Sp.  1259)  Aa 
(Mühlberg). 

Hosen-Bnnte":  (Blätter  und  Früchte  der)  Herbst- 
zeitlose, Coleb,  autunm.  GrPi\  (AUlrich).  Thus.(Durh.). 
—    Vgl.   die  Synu.    unter  Hunds-Hoden  (Bd   II   991). 

Punteii'ciri  (B-  AALeer. ;  Bs;  GA.),  in  Z  auch  Pun- 
tenöli  —  n.:  1.  point  d'honneur  Aa;  Bs;  B;  FMn.; 
Gl;  GA.;  SchwE.;  S;  Th;  Z.  De-  hat  iezt  noch  e"  rechts 
P.,  besitzt  Ehrgefühl  Z.  Er  hät-em  a"  's  P.  ane" 
g'redt,  an  sein  Ehrgefühl  appelliert  THBerl.  Einen 
am  P.  ne",  beim  Ehrenpunkt  fassen  Th.  Einen  am 
P.  a'gnffe"  Aa  (AGysi).  ,Da  stach  unsern  Mann  denn 
doch  das  P.,  die  Amtsehre.'  Gotth.  Etwas  uf  's  P. 
ne"  1)  seine  Ehre  in  Etwas  setzen,  auf  seine  Ehre 
nehmen  B.  We"  Ztoöüw  enangeren  wol  ue"d,  's  weft 
nit  bald  öppis,  das  si  nid  erzwingen.  Ja  Alten!  dieh 
b'he"-mer  ernel  enist!  ick  rergranidiere"-der  's!  i<* 
nimm  's   uf  d's    P.    B  (Wohltat.  Jüngling    1780).  — 

2)  Etw.  übel  nehmen,  sich  an  seiner  Ehre  angegriffen 
fühlen  AAAmmerschw.,  Leer.;  B;  ZAuss.,  Wl.  .Wenn 
so  einem  Schulmeister,  der  Alles  am  Fädeli  zu  haben 
glaubt,  am  Examen  nur  eine  Floh  über  den  Weg 
springt,    so   nimmt   er    es    schon    aufs   P.'    Gotth.  — 

3)  Etw.  aufs  Kerbholz  nehmen,  sich  merken  BhE. 
Einen  üf  's  P.  ne",  aufs  Korn  nehmen,  einen  Zahn 
auf  ihn  haben  B.  Das  geit  über  's  P.,  übersteigt  alle 
Begriffe  B.  —  2.  übertr.,  der  Hintere  AALeer. ;  in  der 
RA.    Eim  uf's  P.  ge",  Einen  auf  den  Hintern  hauen. 

Nur  für  Gl  ist  die  Betonung  x'  '"  angegeben.  Das  W. 
ist  im   zweiten  T.  au    Öri  //  (Bd   I    IIS)  angelehnt. 


1401 


Haut,  beut,  bint,  bont,  bunt 


1402 


Bunt  (PI.  Bunte')  AaF.,  Ke.,  Killw.,  Seon,  Wett., 
Würenlos;  ApTeufen  ;  GRh..  T.,  \V.;  Tu;  UwKerns, 
Sa.,  Stans;  ZÖtw.  a/L.,  Regensb.,  l'ünt  (PL  Piinte") 
Ar:  Gl:  SoHSchl.;  Tu;  Z  (vorherrschend),  Biiiitr"  Aa 
Fri..  Leer.;  BsL.;  GnUVatz;  L;  GO.;  Sch  (Kirchh.), 
St.  (Sulger);  SNA.,  Ölten;  ZMeilen,  Ötw.,  Pünte'  Aa 
(Rochh.);  ZSteinmaur,  Bände"  BBe.,  E„  Hk.,  S.,  Si.; 
Grü.,  Rh.,  UVatz;  W,  Bünti  (PI.  Bäntene")  GRCalfr., 
D.,  He.,  Pr.,  Scuolms,  Pünti  GrCIiui-,  Bündi  GrPi".  — 
f.,  Diiu.  Bündelt  B  tw.,  sonst  Büntli,  l'iintli:  1.  zur 
Zeit  des  allgemeinen  Weidgangs  ein  von  .Allniend' 
und  .Zeige'  durch  Einzäunung  abgeschlossenes,  der 
privaten  Nutzniessung  vorbehaltenes  und  nach  und 
nach  in  Privatbesitz  übergehendes,  infolge  der  regel- 
mässigen Bewirtschaftung  bes.  ertragfähiges  Grund- 
stück, Gebiet,  meist  in  der  Nähe  der  Häuser.  ,[Zu 
Lehen  gibt  man]  pratum  situm  infra  viam  de  Biellen, 
dictum  du  ingevangen  matte,  et  unam  aream  vulgo 
dietam  ein  bünde.'  1335,  BNidau.  ,Bünt,  Acker.'  Red. 
1656.  a)  die  a.  Quellen  sprechen  oft  ausdrücklich  von 
der  Einzäunung  der  B.  ,Item  furo  ist  ze  eroffnen, 
daz  von  alter  herkommen  ist,  daz  ain  jegliche  huob 
ain  bünd  und  ain  jegliche  bünd  ain  hurd  haben  sol, 
und  bekennent  sich  dann  die  nachpuren,  daz  man  die 
bünd  innhaben  sol,  daz  sol  man  denn  tuon,  bekennent 
si  sich,  das  si  sond  offen  stan,  das  sol  man  ouch  tuon.' 
1469,  THAad.  ,Item  und  als  denn  Schiltknechts  huob 
nit  ain  bünd,  in  sunder  ainen  acker  haut:  bekennent 
sich  da  die  nachpuren,  daz  man  den  für  die  bünd 
jnnhaben  sol,  daz  sol  man  tuon,  bekennent  si  sich 
aber,  daz  er  offen  sol  stan,  daz  sol  er  ouch  tuon.' 
ebd.  ,So  soll  auch  an  bongarten  und  bünden  ye  der 
under  dem  oberen  frid  geben.'  ebd.;  s.  auch  Frid 
(Bd  I  1280).  ,Ob  aber  einiche  party  etwas  darüber 
und  wyter  ingeschlagen  hette,  das  die  andre  party 
nit  weite  zuolassen,  das  selbig  solle  widerum  ussge- 
legt  werden,  es  wäre  dan  sach,  das  etwas  zuo  bunten 
oder  matten  ingeschlagen,  das  man  aber  zuo  huss- 
tagen  und  herpstzyten  sunst  zuo  gmeinem  weidgang 
widerum  ussleite  zuo  gmeiner  atzung,  das  selbig  solle 
ouch  also  plyben.'  1533,  Aar.  Stadtr.  ,0b  ouch  jemants 
einen  inschlag  in  einer  offnen  zeig,  es  wäre  matten, 
gärten  oder  bunten,  weite  machen,  soll  derselbig 
sinem  nachburen  zuovorderst  an  dem  anthoubt  siben 
werchschuoh  und  uf  der  nebentsiten  dritthalben  werch- 
schuoh  wyte  lassen  ligen  und  die  zünung  uf  sine  in- 
geschlagne güeter  setzen,  also  daz  der  margstein  zweier 
schuohen  wit  ungefar  vom  zun  stände,  damit  sin  nach- 
bur  sin  acher  nach  notturft  sinethalb  ungesumt  und 
ungeirrt  nützen,  niessen  und  bruchen  möge.'  1568, 
AABünz.  ,ViI  der  armen  tagwanern,  die  mit  keinen 
güetern  verfasst  und  huslos  gewesen,  sind  zugefaren, 
haben  uf  allmenden  und  schachen,  uf  sandwürfen  und 
ryssgründen  inschlag  getan  zu  hofstetten,  bünden  und 
gärten,  die  yngewonet,  mit  hübschem  baumgrät  ge- 
ziert [usw.].'  1569,  B  Urb.  Bern  bittet,  die  armen 
Tauner,  welche  von  den  Auen  und  Rysgründen  dies- 
seits der  Sense  Matten,  Bunten,  Gärten,  Häuser  und 
Hofstätten  durch  Einschlag  oder  Kauf  besitzen,  dabei 
verbleiben  zu  lassen,  und  ist  bereit,  zum  Nutzen  der 
Stadt  Freiburg  auf  jedes  Stück  so  viel  Zins  schlagen 
zu  lassen,  als  es  an  das  Schloss  Laupen  verzinse. 
Freiburg  dagegen  beharrt  darauf,  dass  alle  solche 
Stücke  bis  kommenden  Frühling  ausgeschlagen  und 
zur  gemeinen  Feldfahrt  geöffnet  werden.  1601,  Absch. 


,Item  es  sollend  ouch  alle  Hofstett  und  Bunten  ze 
Hinten  gelegen  ie  eine  der  andern  Friden  gäben,  es 
seie  Winter  oder  Summer,  ze  allen  Zitten.'  1609,  Z 
Klot.  Offn.  S.  noch  E-Fad  (Bd  I  671),  Hurd  (Bd  II 
1603).  —  b)  zu  jeder  Hube  oder  Hofstatt  gehört  eine 
B.;  diese  wird  darum  nicht  selten  durch  Hinzufügung 
des  Namens  ihres  Nutzniessers  bzw.  Besitzers  näher 
bezeichnet.  ,Ein  acher,  lyt  uff  der  blöwen,  oban  an 
Cuni  Herborz  acher  und  an  siner  pünten.'  XIV.,  L 
Willis.  Jahrzeitb.  ,Es  sol  ain  hurd  ston  undnan  des 
Erzingers  bunt,  und  sol  dieselbe  hurd  dienen  den 
ägkern  des  kelnhofs  . . .  Item,  es  gat  ain  stig  von  der 
hurd  under  des  Erzingers  bunt  hinab  unz  an  des 
Schachers  wis  und  sol  gon  nebend  der  wis  hinab  und 
under  allen  wisen  an  den  Ryn.'  1433,  ScHBuchb.  Offn. 
,Dannenhin  soll  die  widern  das  wasser  vertigen,  dannen- 
hin  soll  es  der  Brunn  nemen  und  zwüschent  synem 
acker  und  des  pfaffen  pünten  hinder  die  mülli  abbin 
vertigen.'  AAWürenl.  Offn.  ,Ein  Büntlein  des  Pfarrers 
von  Assens.'  1747,  Absch.  —  c)  die  B.  mit  dem  Garten 
zusammen  genannt.  ,Locavimus  in  Hagendal  hinder 
dem  dorf  an  den  garten  ein  bünde  jure  proprio  ad 
nos  pertinentem.'  1299,  Bs  Urk.  Schultheis,  rät  und 
die  bürgere  der  statt  Arouw  hant  ufgesetzt  nachge- 
schoben buos  und  einung  über  all  garten,  bunten, 
matten  und  acker,  so  zuo  der  statt  gehörent.'  um 
1400,  Aar.  Stadtr.  ,Der  do  sin  lenschaft  wil  uffgeben, 
der  sol  und  git  uff  höw  und  brach,  boumgarten,  bun- 
ten, ops  und  garten,  hört  zemme,  und  der  sol  geben 
darzuo  hüener  und  eier,  und  gelt  vogtye.'  1460,  L. 
,Do  sige  des  Bylis  frow  zuo  inen  zdorff  komen,  den 
garten  und  die  bunten  beschowet,  darby  gerett:  Das 
ist  doch  ein  hübschen  garten,  das  numen  nitt  ein 
hagel  körne  und  üch  disen  garten  und  bunten  schlache.' 
1544,  L  Hexenproz.  ,Die  von  Arouw  sollend  die  be- 
husung  sampt  bunten  und  garten  wie  zuovor  dartuon 
und  ine  [den  Nachrichter  der  vier  aarg.  Städte]  da- 
selbst wonen  lassen.'  1574,  Aar.  Stadtr.  Da  einige 
Zinsleute  zu  Chavornay  und  Sulens  etliche  Stücke 
Äcker,  Reben,  Gärten  und  Bunten  wegen  zu  hohen 
Zinses  aufgegeben  haben,  erhält  der  Landvogt  den 
Auftrag,  fragliche  Stücke  ausrufen  zu  lassen,  um  sie 
lehensweise  an  den  Meistbietenden  zu  vergeben.  1588, 
Absch.  ,Dhein  burger  und  ynwoner  der  statt  Arouw 
möge  sine  ligende  güeter,  es  sygent  acher,  matten, 
krut-  und  boumgarten,  pünten,  noch  sonst  einiche 
ligende  stuck  innerthalb  iren  einungen  glegen,  eini- 
chem  usseren  verkoufen.'  1592,  Aar.  Stadtr.  , Acher, 
räben,  matten,  boumgarten,  byfang,  bunten  und  krut- 
gärten  söllind  nit  von  der  statt  verkouft  werden.' 
ebd.  .Denselben  hof  mit  hofstatt  und  hofraitin,  mit 
garten,  mit  bunten,  mit  ackern,  wisen,  holz  und  velde, 
mit  wunn,  mit  waid,  mit  stegen,  mit  wegen.'  XVI.,  G 
Hdschr.  ,Dem  jüngsten  Sohn  soll  des  Vaters  hinter- 
lassenes  Säshaus  samt  Bünden  und  Garten  heim- 
dienen.' 1747,  BSi.  S.  noch  Gült  (Bd  II  286).  —  2.  in 
neuerer  Zeit  (seit  dem  Eingehen  des  Weidgangs)  mit 
tw.  Einbusse  des  urspr.  Bedeutungsinhaltes  ein  sorg- 
fältig bewirtschaftetes,  bes.  auch  reichlich  gedüngtes 
und  darum  sehr  ergiebiges  Stück  Pflanzland  in  der 
Nähe  der  Wohnungen,  wie  vor  Alters  nam.  zum  Anbau 
von  Hanf,  Flachs,  dann  auch  von  Rüben,  Gemüse  usw. 
Aa;  Bs;  B;  GrRIi.;  L;  Sch;  S;  Tu;  ZDättl.,  Dynh., 
Fchralt.,  Hin.,  Uster.  Uf  ''em  Chasper  sim  Pjlanzplätz 
bi  der  obere"  Bunte".  Schwzd.  (Aa).    Wer  will  Bebe", 


1403 


Bant,  beut,  bint,  hont,  bnnt 


1404 


Ader,  Statte;  Bunte"  chauffe",  De"  soll  i"  's  Böthüs 
laufte",  jetz  fangt-men  a"  gante"  BsLie.  (Ausrufspruch). 
,[Zu  versteigern:]  Zirka  8  Aren  (2  Viertel  saatgross) 
Pünt  in  der  Nähe  des  Hauses.'  1880,  ZDynh.  Gantanzge. 
, Zirka  40  Aren  Bauragarten  und  Acker  beim  Haus, 
die  Pünt'  1882,  ZOberweningen  Gantanzge.  ,Am  Feier- 
abend rausste  [der  Knecht]  grasen  im  Baumgarten  und 
[das  Mädchen]  durfte  auf  die  Bündte  gehen,  um  noch 
einen  Korb  voll  Kraut  abzublättern.'  Breitenst.  18G0. 
's  Müeterli  selig,  wenn  si  öppen  uf  ä"  Bunten  isch 
g' gange"  Böne"  go"  setzen  und  Mues  go*  günnen  und 
was  's  eso  z'  tue"  gibt.  ebd.  1863.  Ein  reicher  Bauer 
musste  ua.  auch  .einen  Krautgarten  und  einige  Bündten 
für  die  kleine  Kultur,  wie  für  Erdäpfel.  Hanf  usw.' 
besitzen.  XVIIL,  BsL.  (Ochs).  Spec.  zum  Anbau  von 
Hanf  und  Flachs;  in  B  =  Hanfpflanzung  übh.  Vgl. 
Hanf-B.,  ferner  Diener  1863,  316;  Joh.  Meyer  1878, 
230.  I<*  ha"  hür  e"  schöni  B.,  mein  Hanf  steht  gut 
B  (Zyro).  .Nun  kam  das  Frühjahr  mit  allen  seinen 
Arbeiten:  Mist  führen,  Land  rüsten  für  Haber,  Flachs, 
Bäunde  etc.'  Gotth.  In  Vergleichen:  Tanne"  wachsen 
uf  dem  Berg,  wie  i*  der  feisse"  Bunte"  's  Werg.  Fehl- 
mann (Aa).  .Die  Freier  kamen  so  scharenweise  herbei- 
geflogen, standen  ums  Haus  herum,  so  hageldicht  fast 
wie  der  Hanf  in  der  Bäunde.'  Gotth.  ,Wisst  ihr,  dort 
wo  die  Pinten  stehen  wie  Hanf  in  der  Bäunde.'  ebd. 
,Wie  im  Frühjahr  die  Hanfstengel  keimen,  wo  es  eine 
Bäunde  geben  will,  so  keimen  um  Ostern  herum  die 
Schnäuze  in  den  schweizerischen  Städten  und  Dörfern, 
wenn  es  ein  Lustlager  geben  soll  nach  der  Erntezeit 
[eine  militärische  Übung].'  ebd.  ,Man  steckt  hanf- 
butzen  uf,  die  vogel  uss  den  hanflanden  oder  bündten 
zu  vertryben.'  LLav.  1569/78.  ,Gott  gibt  uns  Beund- 
ten,  darauf  lässt  er  Werch  und  Flachs  wachsen.'  Kvb. 
1753.  ,Ein  Heer  von  Ungeheuern  [Vogelscheuchen] 
hiess  sie  [die  Frau]  ihrer  Beunde  hüten  und  rüstete 
sie  furchtbar  aus.'  Sintemal  1759.  Ist  der  Hanf  ge- 
erntet, wird  die  B.  noch  mit  weissen  Rüben  (Bäbe") 
bestellt  B;  L;  Sch;  Th;  vgl.  B.- Raben.  Noh-cm 
Werch  tuend  mier  si  [die  Bäbe"]  säje",  's  gibd  sy  hübsch 
i"  der  B.,  und  H'crdöpfel  gV'A  's,  o  heie,  mer  mag  schier 
nid  g'nuev  g'schinde".  JBHaffl.  1813.  In  ä.  Zeit  wurde 
auf  der  B.  auch  Getreide  gebaut:  N.  N.  stiftet  als 
Jahrzeit  1  Viertel  Weizen  von  seiner  Bunt,  um  1370, 
THAad.  Jtem  ouch  sollend  sy  einem  vorster  von 
Wiedikon  jerlich  geben  uss  der  bunt  vier  garben  oder 
für  iede  garben  3  ß.'  1487,  ZWied.  Offn.  —  3.  meist 
eingezäunte,  mit  Fruchtbäumen  bepflanzte,  fette  Wiese 
in  der  Nähe  der  Häuser,  Baumgarten  Gl;  Gr;  GO., 
W.;  Th  ;  ZO.  Jetz  iss  [Kirschen]  so  vil  d'  nw  esse" 
ka""st,  ich  tue"-der-s'  nid  vergunne*.  Mer  hind,  zwm 
rechte"  Lese"  drinn,  noch  g'nueg  im  Büntli  dünne". 
Schwzd.  (GRMai.).  Matte,  die  an  das  sog.  ,Feld'  stösst, 
d.  i.  an  das  Land,  welches  vormals  im  Frühling  und 
Herbst  dem  Weidgang  offen  stehen  musste  UwKerns, 
Sarn.;  s.  B  Anz.  1886,  71.  1845  am  Palmsonntag  wurde 
in  der  Bündt  oder  Pfarrmatte  [zu  UwKerns]  der  Land- 
sturm organisiert.  AKüchler  1886.  —  4.  fette  Weide. 
,Er  wirt  dein  vidi  in  den  weiten  pündten  weiden.' 
1531/48,  Jesaj.;  dafür  ,Auen.'  1667;  tötcov  tuovoc  y.al 
EOpüxtopov.  LXX. 

Ahd.  biunta,  biunda,  l-hmi,  nihd.  Hunte,  biunde,  biunt; 
über  weitere  Bez.  des  W.  s.  Gr.  VVB.  I  17  17;  Kluge,  ctyin. 
WB.  •  41.  Darnach  ist  für  unsere  JIAA.  eine  Form  Bündle") 
vorauszusetzen.    Abgesehen  von  lir  und  Btw.   ist  aber  ü  vor 


nd  allg.  gekürzt  worden  (vgl.  die  aualogeu  Verhältnisse  bei 
Find  Bd  1  S4fi,  Fründ  Bd  I  1303,  nünl  Sp.  871  Anin.);  dass 
die  Kürzung  verhältnissniässig  alt  ist,  beweisen  die  Angaben 
mit  «-'.  Wo  trotzdem  ä  erscheint  (so  in  AaFri. ;  BsL.;  ZFehr., 
O.).  liegt  wahrsch.  Anlehnung  an  bünen  I  (Sp.  1318)  vor,  indem 
man  B.  als  pünts  (d.  i.  gedüngtes)  Stück  Land  auffasste. 
Damit  wäre  zugleich,  freilich  nur  für  einen  beschränkten 
Bezirk,  die  Fortis  im  An-  und  Auslaut  erklärt.  Im  Übrigen 
darf  man  viell.  an  Beeinflussung  durch  die  entsprechenden 
Formen  von  Bund  (Sp.  1355  ff.),  iusbes.  den  PI.  Bunt,  P-  und 
das  Dim.  Büntli,  P-,  denken;  für  den  Ausl.  kommt  auch  in 
Betracht,  dass  das  Dim.  Büntli  unseres  W.  selbst  gesetzliches  ( 
hat;  das  anl.  P-  kann  Assim.  von  d'  B-  sein.  S.  auch  Anui. 
zu  Bündel  II  (Sp.  1364).  Über  das  Verhältniss  zu  dem  syu. 
Bünen  s.  Sp.  1321;  es  bleibt  hinzuzufügen,  dass  Bünen  und 
Bünden  in  B  tw.  durch  einander  gebraucht  werden.  Von 
ä.  Formen  mögen  noch  erwähnt  werden:  .bundeu'  (Dat.). 
1296,  BsUrk.;  ,bünde.'  1335,  BNid.;  ,büntli.'  1433,  Sch 
Buchb. ;  ,ab  der  BUndi.'  1788,  ZHaushaltuugsb.  —  Das  W. 
ist  überall  im  Veralten  begriffen  und  manchenorts  nur  noch 
als  Lokalname  erhalten  oder  steht  doch  auf  der  Grenze  zw. 
Appell,  und  Eigennamen;  wie  weit  im  einzelnen  Falle  der 
Prozess  gediehen,  ist  häufig  nicht  zu  entscheiden.  Darum 
mögen  sich  in  der  nachfolgenden  Zsstellung  von  Lokalnamen 
auch  solche  finden,  in  denen  in  Wirklichkeit  die  appell.  Bed. 
noch  vorwaltet,  a)  das  einfache  W.  ohne  oder  mit  Präp. 
a)  Bunt.  P-  AaJonen  (.Biiuten.'  1595);  ApTeufen  (Weiler); 
GAzmoos,  Degersheim,  Ernetswil,  Gams,  Grabs,  Mogelsberg, 
Sevelen,  W. ;  ThEgn. ;  UwGisw.,  Stans;  U  (.abgegangene  Burg 
auf  dem  Seclisberg.'  Leu,  Lex.);  ZBauma,  Oberrieden  (,iu  der 
Bünta.'  Urb.),  Kegensb.,  Richtersw.,  Sth.  (der  Gemeinde  ge- 
höriger Wiesencomplex),  Oberweniugen,  WUlflingen.  ,Beundli' 
BSeedorf.  Bilnte"  BThierach.  (,die  Beenden');  GiD.  (dl  gross 
Bünde");  GFlnms,  Quarten  (Ortschaft) ;  WUlr.  (Bünde");  Z 
Meilen,  Neftenbach,  Steinmaur  (Wiesen  und  Baumgärten  in 
der  Nähe  des  Dorfes).  .Curiani  uostram  dictam  der  Kelu- 
hove  cum  agro  sibi  contiguo  dicto  dio  Bünde.'  1297,  Sch 
Merish.  -  ßl  i"  der  Bünt(e"),  P-  AaKillw.,  Villig.,  Wett; 
BBe.,  Gsteig  (,iu  der  Beunde');  ZBäretsw.,  Brütteu,  Geroltsw., 
Höngg,  Meilen,  Ötweil  a/L.,  Stäfa,  Weining.,  Zoll.  ,Ein  acker, 
in  der  bunt  gelegen.'  1251,  ZZoll.  ,Pro  agro  nostro  dicto 
in  der  bunte.'  1289,  ThFisching.  ,Nostri  agri  in  der  bunte 
proprietatem.'  ebd.  ,Ein  juch.  rebeu,  gelegen  Zollikon  in 
der  Bunte.'  1369,  ZZoll.  ,Ein  wise,  lit  zu  Witellikon  in  der 
Pünt,  stosset  an  Zollikoner  allmend.'  1520,  ebd.  In  Piinte" 
BAarw.  (.in  den  Beunden') ;  ZDättl. ;  ,ein  Püntle  in  Füllten.' 
1653,  AaWett.  Klosterarch.  Im  Büntli  GW.  (Rebland).  — 
y)  üf  der  Bünde"  GrD.  (schöner  Wiesencomplex).  —  b)  in 
Zss.  a)  als  erstes  Glied.  ,Beundacker'  BMessen,  Rappersw., 
Püntacher  ZStäfa  (Weiler).  ,Beuudeufeld'  BStdt,  .Beuuduiatf 
BRüeggisberg  (Haus).  ,Beundmätt(e)li',  Haus  BKirchdorf, 
Thurnen.  .Rüedi  Stapfer  hett  gesetzt  XII  ß  ab  der  pünt- 
matten,  gelegen  under  der  buneg  zwüschent  des  schribers 
matten,  und  Hochs  bifaug.'  XIV.,  L Willis.  Jahrzeitb.  ,Bünd- 
bcrg'  GWattw.  .Beuudeuraiu'  BLotzwil.  PunWmte'  ZHöngg. 
—  ß)  als  zweites  Glied.  ,In  Ki-Pünten.'  1873,  ZKmbrach 
(Ackerland),  ,Euel-Pünt'  ZWülfl.,  Früe-Pantli  ThHw.  (Baum- 
garten  in  der  Nähe  des  Dorfes),  ,Gugel-Püuteu"  (s.  Bd  II 
155),  Gahjcn-Bündl  GrKlost.  (ehemals  Standort  des  Galgens), 
Gauers-Bünt  GAzmoos  (zum  Familienn.  Gaucr),  Gröss-Bünt 
GW.,  Baber-Bünt.  -II.  ebd.,  IIurd-Bünt  ZBuch  a/I.,  Klephi- 
Bunt  GAzmoos  (zum  Personennamen  Kleophea),  Lüx-Büntll 
Grlg.,  Müli-Bünt  GW..  Schsf-Bünti  Grlg.  (ehemals  Schaf- 
weide), ,Schloss-B0nte.'  17  17,  Absch.  (Fl,  Spiix-Bünti  8r 
Grüsch,  ,-Biint.'  1436,  ZNiederhasli,  ,Stein-Bunde.'  1257, 
AaKliugn.  (,area  que  Steinbunde  dicitur  prnpe  dictam  eccle- 
siam  in  Suaisanch  sita'),  .Tausel-Bünten'  AaSeou,  i"  du-  Wer- 
l'ünt  ZWiesend.,  Zlnjel-I'ünt  ZSth.  —  Als  Familienname. 
,Hugo  in  der  Biunde',  Zeuge  zu  Konstanz.  12S9,  Hof  Kriess. ; 
s.  auch  JNater  1898,  826.  ,In  der  Bünden'  W;  s.  Bünen. 
.Thomas  in  der  Bünden,  der  Held  von  Ulrichen.'  1409,  W. 
Pünter  Z  (, Bünder.'  1489,  Ansh.);  .Bunter.'  1518,  UwWolf. ; 
1648,    NdwOberrick.     .Büntiner',    altes    ü  Geschlecht  (vgl. 


1405 


Baut— bunt.    Bantsch — buntsch 


140(1 


Arch.  f.  Schwz.  Gesch.  i,  72):  .Johana  ISüutiner.'  H-20; 
,Hans  PButiner.-  1461,  Vad.  (dafür  an  anderer  Stelle  ,Pün- 
teler');  .Heiurieh  Büutirjfrer.'  1527;  .Azarias  Bünteuer.' 
1603.  Hieher  auch :  ,Pünti'  (,Hans  P.'  1524,  Ndw),  .Piiutig-- 
(.Hans  P.'  UUrs.  Jahrzeitb.   neben   .Anni   Ponthig')? 

Hanf-,  bzw.  Häuf-,  JETä/'-Biint:  Hanfbeundc  Sch 
St.;  Th;  ZDättl.,  0.,  S.  ,Der  Hanf  kommt  in  jedem 
Boden  fort,  wenn  er  nur  gut  gedüngt  ist;  daher  wählt 
man  dazu  meist  das  nahe  an  den  Wohnungen  gelegene, 
gut  bearbeitete  Land,  welches  man  auch  die  Hanf- 
bündt  nennt.'  HSchinz  1842.  ,29  Mannwerk  Wiesen 
mit  1  Mütt  saatgrossen  Hanfpünt.'  Schweizerbote  ISIS 
(für  Z);  vgl.  auch  müttig  (Sp.  575).  ,Der  frid  vacht 
an  dem  vorgemelten  fallentor  und  gät  an  den  hanf- 
bünten  abbin,  so  ferr  als  des  ammans  gart  gät,  glych 
dargegen  überhin,  und  gät  der  frid  an  allen  hanf- 
buntten  abbin  unz  an  der  heiligen  büntt,  und  söllent 
die  buntten  den  frid  machen  unz  an  der  helgen  büntt.' 
XIII./XIV.,  ZEllikon.  ,2  ß  der  gmeind  Itzikon  in  die 
vogtrecbtung  von  des  huses  Grüningen  hanfpünt.' 
1578,  ZGrün.  ,Vier  Jucharten,  die  Haufpünten.'  1653, 
AAWett.  Klosterarch.  ,Eine  Hanfbünthe.'  Wdrstisen 
1779.  Als  Flurname  ÄAJonen  (Acker-  und  Wiesland), 
Riniken,  Villigen  (.in  den  Hanf  bünden').  ,Preter  unum 
solum  ortum,  qui  pertinet  curie,  quod  dicitur  una 
Hanfbünda.'  1330,  Gfd  (L).  —  Kammer-:  zum  Kam- 
mergut gehörige  B.  ,Vinea  Egiberti  sculteti  qua?  Ka- 
merbunti  dicitur.'  1253,  JJRüeger.  ,An  dir  Kamer- 
bunti.'  ebd.  —  Kur-:  zum  Pfarrhof  (curia)  gehörige 
B.  Das  alte  Pfrundhaus  zu  Bottens  soll  durch  ein 
neues  auf  der  .Curbünte'  ersetzt  werden.  1725,  Absch. 
—  Chrüt-.  ,Sambt  Krutbünten  und  Baumgarten.' 
177."i,  L  Stiftsarch.  —  Ge-meind-.  ,An  Gemeinde- 
pünten  auf  dem  Wellenberg,  wie  sie  ausgemarchet 
und  unterschiden  sind,  fünfthalb  Juch.  Letzlichen 
hat  Christoff  Hegli  ein  Pünten  im  Müsli,  haltet  den 
vierten  Teil  einer  Jucharten.'  1598/1759,  LSchötz.  — 
Rabe"-;  vgl.  Bunt  2.  ,Der  könig  stuond  by  einer 
rebenpündten,  darin  gieng  er,  zog  ein  räb  uss,  süberet 
sy  und  ass  sy.'  HBcll.,  Tig.  —  Weibel-:  dem  Weibel 
zur  Nutzniessung  zustehende  B„  ein  Bestandteil  des 
Weibellehens.  Als  Flurname.  1436,  ZNiederhasli.  — 
Widern-:  zum  Widemgut  gehörige  B. ;  s.  JNater  1898, 
48/9.  —  Höch-wald-:  im  Hochwald  gelegene  B. 
1730,  Bs;  s.  Bs  Rq.  II  253  Anm.  —  Werch-:  = 
Hanf-B.  Anna  Müller  hat  vergäbet  dem  Kloster  St 
Blasien  ein  .Werchbünten'  hinten  am  Graben  zu 
Sursee.  1427,  Regesten  von  Klingnau. 

bunte"  I  L  (Ineichen),  „büntne",  bündne". 
allg.",  büntne"  AaFiu.  :  „ein  Stück  Land  zur  Bepflan- 
zung  mit  Hanf,  Flachs,  Rüben  usw.  herrichten,  zur 
Bunte  machen,  allg.;"  Aa;  L.     Anpflanzen  ÄAFri. 

bunte"  II :  Fässer  mit  heissem  Wasser  schwenken 
Bs;  Syn.  bünen  II  (Sp.  1321). 

Büntill-ö'-  f.:  bei  Schnellbleichern  ein  grosses 
Fass,  worin  die  Ware  eig.  gebleicht  (gelaugt)  wird 
ApH.  (TTobl.). 


Bantsch  —  buntsch. 

Bantsch  I  P-  BSi.,  „Banftjsch"  —  m. :  1.  Schmer- 
bauch, Wanst  BO.  —  2.  „übh.  eine  etwas  erhabene 
und  ausgebogene  Fläche,  daher  auch:  Gepäck,  Bürde, 


sofern  sie  vorstehen"  BO.  —  3.  Pansch,  Bausch  Gr 
(Tsch.).  —  S.  Bausch,  Bantsch  bei  Gr.  WB.  I  1119;  Pan», 
Pantech.  ebd.   VII    1428.      Vgl.  auch  die   folg.    Gruppe. 

bantsche»  I  G  oT.,  pantsche*  GRChur;  L;  Sch; 
ZEls.,  Pfungen.  pansche  Gr;  GSa.,  W.,  Widn.,  „ban(t)- 
sche*":  1.  sich  den  Wanst  füllen  GRChur;  gierig, 
übermässig,  mit  vollen  Backen  essen  L;  G;  Z.  Syn. 
manschen  (Sp.  336),  pautschen.  Auch:  viel  trinken 
ZEls.,  Pfungen.  —  2.  auch  „üf-b.,  (an-)füllen,  (an-) 
häufen,  mehr  als  oft  nötig  ist"  L;  Sch.  —  3.  auch 
-■sitmme'-p.,  zum  Behufe  des  Zusammen-,  Einpackens 
fest  zsdrücken,  -schnüren  Sch.  Pantschet  voll,  ge- 
presst  voll  ScHSchl. 

i°-pantsche°  Ap;  G;  ScHSt.;  Th,  -pansche"  GrPt.  ; 
SchwE.:  dicht  und  fest  (in  Kleider)  einhüllen  Ap;  Gr; 
G;  Schw;  Th.  Wie  bist  au'1  l*' 'pantschet,  nie"  wur* 
meine",  's  war  mitten  im  Winter!  Es  hed-mich  g'wer- 
met  [warm  gemacht],  wenn-ici  aueh  nid  i"'panschet 
bi".  Schwzh.  (GrPi\).  Auch  in  allgemeine™  S.:  ein- 
zwängen ScHSt.  Wie  bist  so  i"'pantschet,  so  streng 
i"'brise"!   —    Vgl.   frz.  panser,   verbinden,    zu  panse,   Wanst. 

banschge":  =  bantschen  1  ZHörnli.  Wenn's  nw 
auch  wider  Obs  gab,  das'  d'  Pursch  wider  Öppis  s'  b.  hett. 

bantschle"  I  p-:  =  bantschen  1  Ap. 

Bantschli,  P-  Ap;  Sch,  „Batischh  VO"  —  m.: 
1.  „dicker,  fetter,  schwerfälliger  Mensch  VO;"  Sch. 
En  dicke  B.  Syn.  Bantli.  —  2.  Kind,  das  mit  Heiss- 
hunger  die  Speisen  verschlingt  Ap. 

Bän(t)sch  Bausch  m.:  Rock  PPo.;  TB. 

Wohl  zu  it.  pancia;  vgl.  Banzer,  Libli.  Hoch  besteht 
auch  die  Möglichkeit  eines  Zshangs  mit  Bantsch   II  3. 

Bantsche"  f.:  Weiberjüppe,  halb  leinen,  halb 
wollen  TB. 

Bantsch  II,  P-  B,  „Banftjsch"  —  m. :  1.  Stoss, 
unsanfte  Behandlung;  in  der  RA.:  de"  B.  (möge*) 
(vjerllde*,  etwas  aushalten  BU.  Das  Bauele'zug  isch 
dürche",  wenn  nie"  's  chll"  räch  a'ruert;  üsers  [das 
selbst  gesponnene,  leinene]  hett  halt  der  P.  mögen 
erlide".  Enangere"  albets  einisch  e*  chlei"  d'  Gringe" 
z'  erdonnere",  schad  og  nüt;  si  werde"  numme"  dicker 
und  möge"  der  B.  besser  rerllde*.  Er  wiissti  im  Don- 
ners e"  brävi  [zur  Frau],  die  der  P.  verlide"  mögi  u"1 
starchs  sig  wie-n-e*  Winge".  JGProbst.  Die  [Emmen- 
taler Mädchen]  möü  de"*  der  P.  erlide",  we**  's  schon 
an  es  Er'st  ha"  geit.  LWidmer.  —  2.  etwas  durch 
Betasten,  Draufsitzen  Zerknittertes,  Zsgedrücktes  BSi. 
—  3.  Decke,  für  alle  Umstände  zu  gebrauchen  BBe. 
E*  gueter  B.,  starker  Shawl,  den  man  ohne  Schaden 
überall  herum  schleppen  kann.  ebd.  „Altes,  abge- 
nutztes Kleid,  das  man  nicht  mehr  schont  B;  VO." 
Vgl.  Bantli  I.  —  4.  „Tölpel,  der  sich  hin  und  her 
schieben,  zu  jedem  Dienste  gebrauchen  lässt  B;  VO." 
Syn.  Totsch. 

Zur  weitem  Verbreitung  des  W.  vgl.  Gr.  WB.  VII  1423. 
Die  Sippe  berührt  sich  tw.  so  eng  mit  der  von  Bantsch  I, 
dass  eine  sichere  Scheidung  unmöglich  ist. 

bantsche"  II  Bs;  „VO",  pantsche"  Aa;  Ap;  B; 
Sch;  W:  1.  „rütteln,  hin  und  her  stossen  L",  heftig 
schütteln  W.  a)  „Wasser  in  einem  Geschirr  rütteln 
L."  —  b)  die  Speisen  im  Munde  herum  werfen,  un- 
anständig essen,  mumpfelu  Ap;  Sch  (Kirchh.).  —  c)  mit 
einem  Kleid  unsorgsam,  nachlässig  umgehen  B  (Zyro). 
Syn.  bantlen.  En  Bock  ume*  p.  —  d)  oft  zsgesetzt 
ume*-p.,  eine  Last  beim  Tragen  ungeschickt  hin  und 


1407 


Bantsch— bnntsch.    Banz— bunz 


1408 


her  werfen  B;  W.  Er  hat  die  Heubürde  z'  ring  [hin 
und  her]  gepantscht  WBinn.  (Katzen,  Puppen,  Kinder) 
spielend  umherschleppen  B;  W;  .tractare.'  Id.  B. 
„Eine  Sache  oft  und  ungeschickt  oder  doch  mit  etwas 
Mühe  handhaben  B;"  etwas  (Weiches,  Molliges)  plump 
und  wiederholt  betasten,  in  den  Händen  herumdrücken 
BSi.,  IL;  .comprimere.'  Id.  B.  Spec,  (Katzen,  Kinder) 
derb  liebkosen  B.  Es  gV't  mit  ns-emne*  Ching,  we"- 
me*  's  geng  Meister  [sein  lässt],  so  weni»  dass  us-ere" 
Chatz,  uo-me"  geng  pantschet.  MWalhex  1880.  .In- 
dessen ist  den  Meitschene"  nie  recht  zu  trauen;  es 
ist  ihnen  manchmal  ganz  anders  als  sie  drglyche"  tun, 
und  die,  welche  getan  wie  jung  wild  Katzen  [sich 
gegen  die  Heirat  gesträubt  haben],  werden  oft  un- 
g'sinnet  so  zahm  wie  Katzen,  welche  man  ihr  Lebtag 
gepantscht.'  Gotth.  , Glücklich  der  und  die,  denen 
ein  Bruder  oder  eine  Schwester  oder  ein  Sohn  Kinder 
liefert  zum  Pantschen  und  Herzen,  leider  aber  oft 
zum  Verderben.'  ebd.  „Possenhaft  tändeln,  mit  etwas 
spielen,  wie  Katzen,  Hunde,  auch  Kinder  zu  tun 
pflegen  B;  VO."  —  e)  plagen,  beunruhigen  B.  — 
2.  patschen,  mit  der  flachen  Hand  schlagen;  prügeln 
Bs  (Ochs).  —  3.  „in  einer  Flüssigkeit  herumfahren 
und  sie  durch  einander  rühren"  BU. ;  „L."  Syn. 
gautschen  I  (Bd  II  560).  —  4.  „platzen,  in  Bewegung 
sein",  von  der  Flüssigkeit  in  einem  nicht  ganz  vollen 
Gefäss,  wenn  es  gerüttelt  wird,  auch  von  dem  dabei  ent- 
stehenden dumpfen  Schall  L.    „Das  Wasser  panschet." 

Bantschi  m.:  1.  Nora.  ag.  zum  Vorigen  B.  — 
2.  =  Bantsch  4.  ,E"  gueter  B.,  patientissimus  omnique 
servus.'  Id.  B. 

„ban(t)schlen"  II,  bantschle'  BoAa.,  panttschje* 
W,  banschle",  p-  UwE.:  „Iter.  zu  bantschen."  Spec. 
1.  entsprechend  bantschen  1  W.  Eine  übermässig 
schwere  Bürde  mühsam  und  schwankenden  Ganges 
umherschleppen  Uw.  Es  China  b.,  spielend  in  die 
Höhe  werfen  und  wieder  auffangen  B  oAa.  —  2.  ent- 
sprechend bantschen  4  „L." 

er-pan(t)schle"  -schje":  heftig  erschüttern  (durch 
Aufschlagen  bei  einem  Sturz)  W.  Syn.  er-schellen. 
Es  hät-nw  erpanschjot. 

(Er-)Pansc biete"  f.:  Erschütterung  W.  Er 
hat  an  dichtigi  (Er-)P.  'bercho',  bei  einem  Falle. 

Bontscliiere"  f.  In  der  Verbindung:  , Einem  B. 
machen',  eine  gute  Aufnahme  bereiten,  gut  zu  essen 
und  zu  trinken  geben.  ,[Wirt:]  Es  ist  uns  heut  ein 
gast  kon  z'  land  .  . .  Dass  ir  im  machend  b.,  land  im 
d' hand  nit  im  seckel  girieren!'  Salat  1537. 

Aus  frz.  faire  bonne  chere  (ä.  ekiere),  wofür  sonst  mit  tw. 
Übersetzung  nnd  tw.  Umdeutsehung  ,Eiueni  guot  gschirr  ma- 
chen'; s.  Geschirr.  Vgl.  auch  Anm.  zu  BeUitechieren  (Sp.  1161). 

Buntsehi  n.:  kleine  Wassertanse  TB.  -  Identisch 
mit  Bonlje"  (s.  d.). 

Biintscheli:  =  Bündel  II  1  a  f  (Sp.  1363)  BHa. 
Dem  China  hei"  s'  düo  oeh  es  B.  a'g'heicht. 


Banz  —  bunz. 

l'anze":  Wanst  GRRh.  —  Mhd.  jmnze.  Vgl.  auch 
Bantsch   1.      Banz,   Familienn.   L;  XVI 1.,  UVVassen. 

P  anzer  (in  „Ap;"  BSi.;  GSax  B-)  m.,  in  der  ä.Spr. 
n.  und  f.:  1.  wie  nhd.  wohl  allg.    Über  das  Verhält- 


niss  zu  Harnisch  s.  Bd  II  1610.  ,H.  Kloter  hat  ein 
p..  ist  der  stat,  du  sol  der  stat  nach  sinem  tod  ledig 
wider  werden  und  gevallen  sin.'  1356,  Z  Stadtb.  ,Da 
vermein  er,  Heini  Honegger  habe  ein  p.,  die  ghöri 
sinen  fogtkinden;  H.  Honegger  antwürt,  er  habe  ein 
matten  kouft  und  er  vermeini,  die  p.  ghöri  zu  der 
matten.'  1538,  Uw  Urk.  ,Zwo  panzeren  uss  der  ürti 
trägen.'  1553,  ebd.  Vgl.  den  Flurn.  ,Panzer-Acher' 
und  Gfd  16,  48.  .Goliath  hat  ein  schieppechts  p.  an.' 
VBolz  1554.  ,8  Classen  reisige  Mannschaft:  1 — 3  mit 
P.  und  Schlachtschwert,  die  4.  mit  Harnisch  und  Mus- 
kete oder  Hakenbüchse  [usw.].'  1603,  ApUrnäsch  Rodel. 
S.  noch  Chessler  (Bd  III  522  u.).  RA.:  ,Sein  Gelt  hat 
kein  B.  an.'  um  1690,  Mscr.  Übertr.  auf  ein  steifes, 
schweres  (Nnw),  enges  (Bs;  Th;  Z)  Kleid.  Vgl.  in- 
panzeren. —  2.  a)  weisse  Jacke  von  Wollenzeug  ApI. 
Syn.  Chittel.  —  b)  leinenes,  kurzes  Überhemd  mit 
Kapuze  GSax.  Syn.  Fueter-,  Hirten -Hemd  (Bd  II 
1299).  —  3.  =  Harnisch  3  (Bd  II  1612)  ApH,  M.  — 
4.  ein  mit  Eisendraht  umflochtenes  Seil  an  der  untern 
Seite  des  Fischergarns  TiiBodensee.  —  5.  kurzbei- 
niges, fettes,  dickwolliges  (und  darum  schlotternd  ein- 
hergehendes) Schaf  BSi.  Syn.  Watschli.  —  6.  Schelte 
auf  ein  ungehorsames,  widerspenstiges  Kind,  im  Munde 
der  Mutter  Ap. 

Mhd.  panzier,  /'anzer  n.,  ans  it.  jxtnciera  f.,  zu  jniucia. 
Unterleib.  Das  Fem.  findet  sich  noch  1362,  G  Stadtb.; 
1422,  L;  1438/1544,  Schw  LB.,  das  Neutr.  Tierb.  1563; 
Mauritiana   1581;   Z  Bibel   1828  (2.  Chron.    18,  33). 

panzere":  mit  dem  Panzer  (i.  S.  v.  3)  reinigen. 
.Solche  Schlampampen  [unordentliche  Frauen]  mögen 
keine  Pfanne  panzern,  keine  Feurstatt  fürben.'  DBrag- 
ger  1780. 

in- panzere",  b- :  =  in-pantschen  S  CHSt. ;  Th.  Meist 
im  Ptc.  i'panzeret  st". 

Panzi,  B-  n.:  1.  =  Panzer  5  BSi.  —  2.  „korpu- 
lenter Mensch  oder  auch  Tier  B."  —  3.  derbe  Schelte 
auf  einen  jungen  Menschen,  der  schwer  begreift  B  nSi. 
Vgl.  Bantsch  II 4.  —  4.  Banzji,  Kosename  des  Schafes 
W.     Sä,  sä,  sä,  B.  bä!  Lockruf.  —  Vgl.  Benz  4. 

Bänze°m.:  Mensch  in  zerlumpter  Kleidung  UUrs. 
Syn.  Zotter. 

Benz  I  Banz  m.:  1.  (Dim.  Bänzli,  „Bänzeli")  Per- 
sonenname, a)  in  Aa  auch  Benzi,  Benedikt  AaB. ;  Bs; 
B;  F;  LGettn.;  S;  ZFehralt.,  Stdt.  .Der  Bauer  hiess 
Bendicht,  verkürzt  B.,  und  sein  Hof  die  Ankenballe; 
man  nannte  ihn  den  Ankenbenz.'  Gotth.  .Der  Öler- 
hänsel,  der  einzige  Erbe  des  reichen  Olerbenz.'  Joach. 
1898.  —  b)  Bernhard  Aa;  Bs.  —  2.  für  die  Häufigkeit 
und  Beliebtheit  des  Namens  spricht  seine  Verwendung 
als  allgemeiner  Personenname  in  einigen  scherzh.  Aus- 
drücken. Salii  B.l  scherzh.  Gruss  BsStdt;  ZStdt.  Uha 
B.!  etwa  =  halt,  guter  Freund,  so  ists  nicht  gemeint, 
nichts  da!  B.  Oft  in  Erzählungen  eingeschoben:  Diie 
het-cr  g'meint,  iez  heig-er-mich  am  Bändel;  aber  uha 
B.!  da  het-er-schich  teilest  trumpiert.  Formelhaft  ge- 
paart mit  einem  andern  einsilbigen  (z.  T.  allitterieren- 
den)  Namen,  a)  Hans  undB.,  Jedermann,  alle  Welt  S; 
s.  Bd  II  1468.  Er  ladt  Veruandti  und  Bikannti,  Hans 
und  B.,  zum  Orebtmöl  i".  Schild  1866.  —  b)  Kuenz 
und  (oder)  B.  s.  Bd  III  380;  wozu  noch:  ,Ee  besann 
man  sich  leib  und  guot  daran  ze  binden,  ee  man 
gesechen  sein  weite,  dass  man  Cuenzen  oder  Benzen 
gewichen  were.'  Vad.  —  c)  Binz  und  B.    .Binz  und 


1400 


Banz,  henz,  binz,  bonz,  bunz 


Ulli 


B.  [Gleich  und  Gleich]  haben  einander  getroffen.' 
Sprww.  1824.  Er  häd  Bin:  und  B.  [Alles]  verspili 
ScnSt.  (Sulger).  S.  noch  Bin:.  —  d)  Butz  und  B. 
(in  Tb  auch  Ben*),  rein  Alles,  mit  Stumpf  und  Stiel 
Aa:  iü.;  Gr;  S.uSt.;  Th;  Z.  Alles  Butz  und  B.  uf- 
esse".  Alles  hat  scho'  g' meint,  iez  müesi  's  hinderst 
Bei'  mit  But;  und  li.  und  Hut  und  Här  verbrenne'. 
Mader  189'i.  ,[Ital  Reding  beim  Mord  von  Greifensee 
1444]  schwor  übel:  ob  [ehe]  ich  den  hoptman  und  die 
Söldner  leben  lass,  so  wil  ich  butz  und  b.  töden  alle  mit 
einandren.'  Edlib.  ,Nit  butz  noch  [Var. :  und]  b.  ruef 
[an],  Gott  allein  da  oben,  in  rüeffen  an!'  Roef  1538. 
S.  noch  üs-hauwen  (Bd  II  1809).  —  e)  B.  und  Bätz. 
Alls  hat -er  verlöre",  B.  und  Bätz  Z.  —  3.  Mensch, 
der  voll  eingebildeter  Krankheiten  ist  LHorw.  Das 
ist  en  rechte  B.  —  4.  von  Tieren,  a)  Name  des  Haus- 
hundes. —  b)  (Dim.  Bänzi,  Bänzfeßi  —  PI.  Bänze") 
Kosename  des  Schafes  BO.;  „VO;"  Obw;  W,  eines 
plumpen,  dichtwolligen  Schafes  BSi.  So  im  Lockruf: 
lö,  B..  B.!  UwE.  B.  hall,  hall,  o  B.,  B.!  BR.  Bänzji 
bn!  W.  Ises  Gretli  ehawn  jitz  afen  dem  Bänzi  chetten 
und  d's  Henneli  cerantren.  ebd.  Spec.  et)  Schafbock, 
Widder  BHa.,  Interl.j  „VO;"  Uw.  —  ß)  (dichtwolliger) 
Hammel  BSi.;  Obw.  —  y)  Schaflamm  BO.;  Uw.  — 
8)  kleines  junges  Schaf,  Lämmchen,  gleichviel  welches 
Geschlechtes  BHk.,  Ha.;  Obw;  USil.  Junges  Schaf, 
das  mit  dem  Vieh  auf  die  Weide  geht  GrD.,  Pr.,  Seh. 
Von  hier  ausgehend  als  zärtliche  Benennung  eines 
Kindes:  mi"s  Bänzli!  BHa.  —  c)  (fetter,  gemästeter) 
Ziegenbock  BHk.  —  5.  Bänzli,  münzenförmige,  von 
den  Knaben  aus  Blei  gegossene  Marke,  mit  welcher 
dieselben  nach  einem  Ziele  werfen  Schw.  Mit  Banz- 
lene"  tötzle"  ScuwMuo.  Vgl.  auch  benzlen.  —  6.  vBän- 
zeni,  gekräuselte  Haarlocken  BHa."  —  7.  in  der  RA. 
de*  Benz  han,  Mühe  haben  GrD.  Mit  Dem  [Menschen 
oder  Tier]  het-me"  de"  B.  Ich  ha"  de"  B.  g'han,  dass 
;'<*  's  fertig  'brungen  han. 

Zu  1.  Zur  Bildung  der  Kurzform  vgl.  Heinz,  Kuenz, 
Manz  usw.  Die  ä.  Belege  (wohl  zumeist  i.  S.  v.  b)  reichen 
in  die  ahd.  Zeit  zurück:  ,Penzo.'  8S9.  Z;  ,Penzilin.'  960,  Z. 
,Benz  Brüss.'  1371,  Z  Stadtb.  ,B.  Leistmacher,  schuomacher.' 
1396/8,  ebd.  ,B.  Butel.'  1443,  Z.  ,Benz',  Bauernname.  My- 
rieäus  1630.  Als  Familienn.  L;  GRh.;  Z;  XV.,  BSigrisw. ; 
1455,ZElgg;  1486,  GKriess.;  1521,  GrCbur;  1598,  LSchötz. 
,Benzle.'  1498,  ZStdt.  In  Ortsnamen:  , Benz-Hof  AaKu., 
,Benzen-Hüs'  GGeiserwald,  .Benzi-Loch'  BKraucht.,  .Benzen- 
Berg'  BLaupersw.,  ,Benz-Bür'  BsLie.,  ,Benzen-RUti'  ApHeid., 
,Benzi-Wil'  L  (,Benzeuwile.'  1275),  ,Benzi-Winkel'  LSemp. 
,Benzingen'  GISchwandeu;  dazu  der  Familienn.  , Benziger'  Ap 
(seit  dem  XV.);  G;  Schw;  vgl.  auch  ,Hans  Benzikofer  von 
Bern.'  1532,  Egli,  Akten.  .Benzlingeu'  Aa.  Zu  2  vgl.  Gr. 
WB.  I  1477;  zu  der  formelhaften  Zsstellung  mit  andern 
Namen  nhd.  , Heinz  (Hinz)  und  Kunz'  uä.  Sollte  Butz  in 
der  Formel  Butz  und  B.  eine  alte  Kurzform  für  .Burkhard' 
sein,  immerhin  mit  Anlehnung  an  Butz,  Butzen?  3  schliesst 
sich  an  ver-benzen  (s.  die  Gruppe  banalen)  an.  Soweit  für  4 
Übertragung  von  1  anzunehmen  ist  (was  bei  der  grossen 
Häufigkeit  des  Personennamens  in  BM.,  O.  nahe  genug  liegt), 
dürfte  es  zunächst  männliches  Schaf  bedeutet  haben ;  vgl. 
den  Kater  .Hinz'  der  Tiersage,  auch  engl.  Tom-cat,  Kater, 
Jack(-aw),  männlicher  Esel.  Ohne  Zweifel  aber  spielt,  wie 
mehrere  Bed. -Angaben  verraten,  auch  der  Stamm  banz-  herein; 
vgl.  nam.  Panzi,  5  übertr.  und  verk.  aus  Hohn-Benz  (s.  d.), 
der  Form  und  Grösse  eines  Geldstückes  hat.  6  gleichsam 
Schäfchen,  wie  auch  die  Federwölkchen  genannt  werden. 
7.  erinnert  au  bair.  benzen,  drängen,  (durch  Bitten,  auch 
Schelten)  lästig  fallen.   Schm.-Fr.   I  252;  Schöpf  36. 

Veh-   Ve-:    ein  mit  den  Kühen  im  Stall  und  auf 
Schweiz.  Idiotikon  IV. 


der  Weide  gehaltenes  Schaf  BHa.;  GrD.,  Pr.,  Seh. 
,Bei  vielen  Landleuten  ist  es  Sitte,  einen  sogenannten 
V.  zu  halten,  der  seinen  Freiplatz  im  Kuhstalle  hat, 
darin  nach  Belieben  herumläuft  und  bei  den  Kühen 
schmarotzt;  er  darf  dann  auch  im  Sommer  mit  in  den 
Kuhberg  laufen.  Diese  Tiere  werden  —  wie  billig  — 
ausserordentlich  fett  und  gelten  hohe  Preise.'  Ali'knw. 
S.  auch  Tsch.  59. 

Gritti-,  in  S  auch  Grlti-:  1.  Festgebäck  in  Form 
eines  (Va — 2  '  grossen)  Mannes  mit  gespreizten  Beinen, 
oft  mit  Augen  von  Wachholderbceren,  in  B  aus  Leb- 
kuchenteig, in  S  aus  feinerem  Brotteig  auf  den  St 
Nikiaustag  gebacken,  in  SOlt.  von  Weihnachten  bis 
St  Sebastian  üblich;  „Brotkuchen  in  Gestalt  eines 
Grätschenden  L."  Syn.  Elgger-Mann  (Sp.  246).  Ne" 
Freud  ärger  a!s  am  Santichlaustag,  wo-mer  der  Götti 
es  Pfiffe'schöfli,  ne"  Hälimutti  und  zwe  Gr-e"  g'chrömet 
het.  Hofst.  Zuem  Gr.,  frei  zueme"  grosse",  sollsch  du 
der  Teig  bi  Zite"  ne";  du  weisch  jo,  's  Liseli  das 
möcht-e"  denn  i"  der  Schuel  sim  Lerer  ge"  .  .  .  und  's 
Liseli  das  springt  und  rönnt  und  het  bim  Use'zieh", 
wie  trürig,  dem  Benz  es  Hängli  [Händchen]  fasch  ver- 
brannt. S  Kai.  1860.  Mach  [an  der  .Neujahrbacheten'] 
Wegge",  Zupfe"  und  Gr-e",  Chueche",  Bing.  JSchild 
1860.  Wo  d'  Israelite"  us  Egtjpte"  üs'zoge"  sl",  hei"-si 
ne"  Gr.  mit-ne"  g'no"  und  hein-e"  i"  der  Wüesti  g'esse"  L. 
,Den  Kindern,  wenn  sie  folgen,  ein  Grittlibänz  am 
Neujahrsmorgen.'  Schwz.  Dorfkal.  1877  (B).  Auch 
von  einem  Manne,  der  mit  gespreizten  Beinen  dasteht 
und  den  Vorübergehenden  (z.  B.  an  Jahrmärkten)  den 
Weg  versperrt  B.  —  2.  Hampelmann,    Hanswurst  B. 

Das  in  S  alteinheimische  landesübliche  Gebäck  zeigt  in 
seiner  Figur  auffallende  Ähnlichkeit  mit  dem  Landesheiligen, 
dem  Ritter  St  l'rsus,  wie  er  z.  B.  auf  alten  Siegeln  des  XIV. 
dargestellt  ist.  Die  Kopfbedeckung  ist  nicht  eine  Bischofs- 
mütze, sondern  gleicht  eher  einem  Ritterhelm,  selbst  die 
Rollen  (Knüpfe)  am  Rocke  fehlen  nicht,  wie  sie  auch  bei 
dem   Mitmärtyrer   St  Mauritius  sich  finden. 

Heide"-.  Potz  H.!  Ausruf  Z.  —  Häli-:  Schaf- 
bock LE. 

Hole"-  (nach  einer  Angabe  in  UwSachs.  -ö-):  (oft 
Dim.)  =  Hali-Bock  3  (Sp.  1132),  als  Einsiedler  Gebäck 
Obw.  .Empfehle  den  w.  Obwaldnern  auf  bevorstehende 
Wallfahrt  nach  Maria  Einsiedeln  mein  bestes  Fabrikat 
in  Holenpenzen.  N.  N.,  Einsiedeln.'  Ztgsinser.  ,Ich 
habe  noch  eine  Gamelle  voll  H-en  gekauft  zum  Kra- 
men.' Obw  Volksfr.  1890.  —  Matthys  glaubt  von  Urnern 
auch   Höre"-  [Horn-j  B.   gehört  zu   haben. 

Chüe-:  =  Veh-B.  BHk. 

Chride"-:  lächerliches  Männchen  Gl.  Syn.  Man- 
noggel  2  (Sp.  292). 

Nach  einer  (nicht  bestätigten)  Angabe  in  Gl  auch  i.  S. 
von  Mannogr/el  3:  .Backwerk  in  Gestalt  eines  Männchens, 
vom  Bräutigam  der  Braut  gegeben.'  Zum  ersten  Teil  vgl. 
Ohnden-Glctdi  (Bd   II   604/5). 

Lach-:  Person,  die  gern  und  viel,  selbst  bei  jeder 
Kleinigkeit  lacht  B;  „L."  Du  bisch  en  rechte  L. 
S.  auch  Hauderidau  (Bd  II  984).  —  Laterne"-:  La- 
ternenanzünder BStdt  (bis  in  die  40er  Jahre).  Die 
L-e",  tvo  mer  noch  Ollaterne"  i"  de"  Strasse"  z'  brönne" 
g'lia"  hei".  Bari  1885.  ,  Wüsset  -  der  scho",  dass  jiz 
einer  bo"  de"  L-e",  Namens  N.  N.,  soll  Einwohnerge- 
meindspräsident  werde"?'  Guckk.  1843.  —  Buch-: 
grossbauchiger  Knabe  GRUVatz.  —  Chind-betti-: 
das    zum  Kindbettschmaus   geschlachtete  Schaf  BBe. 

89 


IUI 


Banz,  benz,  binz.  honz.  bunz 


1-112 


Schaf-Benz:  plumpes  Schaf  BSi.  —  Stunggeli-: 
gutmütig  einfältiger  Mensch  (bes.  Knabe),  der  sonder- 
bare Einfälle  hat  BsLangenbr. 

benze":  1.  sich  gebärden  wie  ein  Schafbock  Obw. 
—  2.  (an  einem  fort)  streiten,  zanken,  doch  mehr  im 
Scherz  als  im  Ernste  AaFh.  Du  muesch  allewil  mit 
Ei"'m  e"  chlei"  'benzt  ha".  —  Zu  2.  Ähnlich  imßair. ; 
s.  Anm.  zu  Benz. 

benz  ig:  nach  dem  Schafbock  verlangend,  brün- 
stig Obw. 

benzle":  mit  Bleimarken  nach  einem  Ziele  werfen 
Schw.  Wo  d'  Schuel  üs  g'si"  ist,  hem-mer  nuch  e"  chli" 
'benzlet  SchwMuo.     Vgl.  Benz  5. 

Benzenaner  m.  ,Das  kann  mir  ein  guoter  krieg- 
scher psalmen  sin;  den  Benzenouwer  sing  ich  für  den 
hyms',  spottet  eine  Pfaffenköchin.  NMan.  1522.  —  Vgl. 
Bächtold,  Manuel  62   Anm. 

Benzler  m.:  süsse  Apfelsorte.  1.  =  Argauer  Herren- 
Epfel  (Bd  I  370)  Aa  ;  s.  JKettiger  1857,  34.  —  2.  =  üster- 
Epfel  (ebd.  368)  Bs.  —  Nach  dem  Namen  (Benz)  des  ersten 
Züchters? 

Binz  AABb.;  Ap;  L;  S;  ZB.,  0.,  S.,  Bws  AALeer. ; 
BU.;  L;  S,  Binsch  AALeer.,  Binze"  Aa  (Mühlb.) ;  Bs 
(Spreng);  B;  ScHwMa. ;  mTn;  UwSa.,  Binse"  Aa;  BSi.; 
GrPi\;  Sch;  Th;  Uw ;  U,  Be'nse"  GRh. ;  Th,  Bensse" 
GWe.,  Bese"  ApH.,  I.,  M.,  Besse"  ApK.,  Bimse"  B, 
Bämse"  THErm.  —  ra.  AABb.;  Ap;  L;  GWe.;  Z,  f. 
ScawMa. ;  Th,  n.  Aa;  BU.:  Binse.  1.  zunächst  ver- 
schiedene Arten  von  Juncus,  Scirpus  und  Carex  ohne 
genauere  Unterscheidung,  aber  mit  dem  gemeinsamen 
Merkmal  des  knotenlosen  Halmes  und  des  feuchten 
Standortes  Aa;  Ap;  B;  Schw;  Th;  Uw;  U;  Z.  Syn. 
Biet.  In  ZZoll.  unterscheidet  man  den  sehr  zähen 
f/uete"  B.  (Scirpus  silvat),  der,  an  Waldrändern  auf 
feuchtem  Boden  wachsend,  ausgezogen  (Binz  zieh*) 
und  zum  Anbinden  von  Rebschossen  oder  zu  Biet- 
Bese"  dient  (Syn.  Isen-Trät),  vom  hole"  B.  (Juncus 
effusus),  der  in  Streurietern  wächst  und  bei  den 
Bauern  nicht  beliebt  ist,  weil  er  beim  Dörren  in  sich 
zusammen  fällt.  , Juncus  lenis,  ein  binz  geschlecht.' 
KdGesn.  1542.  ,Binz,  scirpus.  Juncus,  ein  binz,  ried. 
Juncosus,  voll  binz.  Mit  b.  binden,  scirpare.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Der  binz  wachst  allein  an  mosechten  und 
feuchten  orten.'  LLav.  1582.  , Damit  das  Wasser  synen 
Ablauf  gehaben  möge,  soll  ein  Jeder  die  Glatt  von 
Binz,  Ror  und  Krut  süberen.'  1641,  Z  Rechtspfl.  ,Binz, 
Juncus,  Scirpus.'  Denzl.  1677;  1716.  .Der  Bins  und 
anderes  Riedgras.'  Z  Gesetze  1779.  ,üas  Moos,  die 
beste  Weide  des  Viehes,  ist  bereits  mit  sehr  vielem 
Binz  überwachsen.'  AHopfner  1787.  , Ausgaben:  Zwei- 
wachs und  Binz  13  ß.'  1798,  Z  Haushaltungsb.  ,Wenn 
zu  Basel  vom  Stadtschreiber  die  neuerwählten  Rats- 
herrn verkündet  wurden,  wurde  der  Weg  zum  St  Pe- 
ters-Platz,  wo  die  Feierlichkeit  vorgenommen  wurde, 
mit  Binsen  bestreut  und  die  Ankunft  der  Räte  durch 
Bläser  und  Zinkenisten  angekündigt.'  Ochs;  vgl.  hiezu 
ASchultz,  Hbf.  Leben  I  79.  In  RAA.  ,Er  säuft,  dass 
B-en  in  (oder  aus)  ihm  wachsen'  Bs  (Spreng);  L  (In- 
eichen); Z  (Hirzel  1898,  47).  .Kopf  und  schwänz,  ast 
und  binz.'  1531/1707,  Jesaj.  =  xeqxxWjv  xal  oüpäv,  uiyav 
*ai  (itxpov.  f,XX.  ,|ien  köpf  henken  wie  ein  binz.' 
ebd.;  auch  JJUlr.  1727;  JKHofmstr  1744.  Vgl.  da/u 
BIuest-B.  .Sonst  lind  ich  die  Sach  so  klar,  dass,  wer 
nicht  will  in  der  Binzen  einen  Knopf  suchen  [Schwierig- 


keiten suchen,  wo  keine  sind],  da  nichts  disputieren 
kann.'  1638.  Z  Brief.  Früher  fanden  die  Wurzelknollen 
einiger  Juncus-  und  Scirpus-Arten  in  der  Volksmedizin 
Verwendung.  Darauf  bezieht  sich  die  Stelle:  Wo  der 
schwarz  Tod  g'rfaiert  hat,  hat  es  Vögeli  im  Beicher 
Imme»  alliwil  g'sunge":  Binz  und  Benz  [=  Benedikten- 
kraut?] und  Boldriö",  henksch  an'n  Hals,  se  chunnst 
th  vo*.  JSenn  1864.  —  2.  spec.  a)  F latter-Simse,  Juncus 
eff.  B;  Sch;  Th.  —  b)  Rasen-Binse,  Scirpus  caespit.  Ap 
(Steinm.  1804).  —  c)  Teich-Binse,  Scirpus  lac.  GRh., 
\Xe.  (grösser  Bensse") ;  uwga.  —  d)  Pfeifen-Binse,  Mo- 
linia  cserul.  L.  —  e)  Segge,  Carex  Aa  (Mühlb.).  — 
f)  Schneidegras,  Cladium  mar.  .Mariscum,  der  gross 
binz,  so  in  seen  und  weyeren  wachst.'  Fris.  —  g)  klei- 
ner Rohrkolben.  Typha  minima  Aa  (Mühlb.);  ver- 
schiedene Typha-Arten  GrPi4.  —  h)  gem.  Schilfrohr. 
Phragmit.  comm.  GrPt.  —  3.  n.,  mit  Binse  bewach- 
senes Stück  Land,  Binsicht  AALeer. 

Ahd.  binuß,  mhd.  bineß,  binz  mf.  Zum  Ausgang  vgl. 
ahd.  Jilruli  :  hirz,  zur  Behandlung  des  Inl.  z.  B.  Zen  <^  Zinn, 
sowie  Bensd.  Die  zweisilbigen  Formen  sind  jedenfalls  z.  T. 
Flur.  Die  RA.  ,in  der  Binzen  eiueu  Knopf  suchen'  ähnlich 
bei  Fisch.,  Garg. ;  s.  auch  Lexer  I  279.  —  B.  in  Orts-  und 
Flurnamen  (s.  3).  ,(Im)  Binz'  GOUtzw.;  S;  ThMärw. ;  Z 
Aussersihl,  Bäretschw.,  Maur  (,de  Pinizze.'  946,  ,Binze.'  XII.), 
Mönchalt.,  Seebach  f.Binza.'  1212,  ,Binz.'  1261),  Stäfa,  .Bin- 
zen' GEschenb.  .Wiesland  im  Holz-Binz'  ZZoll.  ,Binz-Acher' 
Zürl.,  NWen.,  ,-Egg'  ZKn.,  ,-Halden'  Aa,  ,-Holz'  ZWahl; 
1217.  ZDürnt.,  ,-Mülli.'  ZgHolzh. ;  ZSeeb.,  Stainni.,  ,-Metle.' 
1653,  AaWett.,  ,-Bach'  (Beispavh)  AaVill.,  ,-Banu'  (lieisjxV. 
ebd.,  ,-Berg'  BBurgd.,  Rüegsau:  SGänsbr. ;  ZDürnt.,  ,-Böschle.' 
1653,  AaWett.,  ,-Rüti'  Th;  ZNer.,  ,-Stuck'  ZRieden,  ,-Wuid' 
ZHerrl.,  ,-Wang'  (Beüohgvmnd)  AaVill.,  ,-Wis'  ZWetz.,  Zoll. 
,Binzen-Hof  AaAar.,  ,-Halden'  GWurmsb.  (, Tinea  in  Bincen- 
haltun.'  1259),  ,-Holz'  AaSeon,  ,-Loh'  ZSeen.  ,-Müli'  AaRüti. 
Binz,  Familienname  Bs.  ,Kuoni  Binz.'  1529,  ZNer.  ,Hans 
Binzmeier.'  1488,  Z.  ,Konr.  Binzmüller.'  1532,  ZNer.  .Im 
Binziger',  Flurn.  ZÜet.  a/S.  .Binzikou'  ZGrüu.  (,in  villa  Pi- 
nnzzinhovun.'  854,  ,Piuziuchova.'  897,  .Biuzinkon.'  um  1300). 

Bach-.  , Scirpus,  binz,  bachbinz.' Fris.  -  Bluest-. 
,üer  unnütze  kleine  Binz,  der  dreispitzige  hindersich 
gebogene  Binz,  der  Bl.'  JMdralt  1715.  —  Side°- 
Binse":  Wollgras,  Binsenseide,  Eriophor.  latifol.  Aa. 
—  Strasse"  Strösse'-Bensse" :  Flatter-Simse,  Juncus 
elfus.  GWe. 

binzachtig.  .Juncetum,  binzachtig  ort,  da  binz 
wachst.'  Fris.;  Mal. 

binzi":  aus  Binse.  En  binzene''  Pfanne'ring, 
Untersatz  zum  Abstellen  einer  Pfanne  ZZoll.  ,Jun- 
cinus,  seirpeus,  binzin,  aus  binz  gemacht.'  Fris.;  Mal. 
.Junceus,  binzin,  dünn,  ran.'  Denzl.  1677;  1716. 

biren-binzi|£;:  klein  GStdt.  — ■  Kontamination  aus 
Birc"-Bitz   und    winzig.      S.   auch    Biri-Binggis   (Sp.   137S). 

Ponz,  B-  in.,  PI.  mit  Uml.,  Dim.  Ponzji:  1.  etwa 
1 — 2  Mass  haltender,  nach  oben  sich  verjüngender 
(hölzerner)  Kübel  mit  Deckel  und  Handhabe  (Bogen) 
für  Milch  und  andere  Flüssigkeiten,  auch  beim  Fischen 
als  Fischbehälter  gebraucht  GrD.,  Pr.,  Sch.  Syn. 
Broggen.  Im  Spissack  han-ich  es  Zuffeli  z'  fressen  und 
ime"  P.  e"  Schluck  gerommeti  Milch  müm-tner  g'nun 
und  bin  in  Gottes  Namen  Chür  zite.  GFient  1898. 
Jet:  wie  i'h  denn  im  Casinosal  in  mir  Mundiir  und 
mit  dem  Spissack  uf-em  liugg  und  dem  I'.  in  der 
Hund  erschinen  hin.  so  hed  's  es  hellis  G'lächter  g'gen. 
ebd.  ,Den  P.  ins  Wasser  werfen',  böse  werden  GrD. 
,ltem  so  hat  er  [der  Propst]  in  dem  winmot  uss  aines 


1413 


Banz    luinz.    Bap    buj 


im 


byschofs  win  ainen  punzen  win.'  XIX.,  GRChur  Ämterb. 
—  2.  übertr.  Es  ist  au"*  gar  im"  '»  B.,  nur  ein 
Knirps  GrScIi.  7vi  ist  eii  Teufels  B.,  ein  verschmitzter 
kleiner  Kerl.  ebd. 

Über  die  auswärtige  Vwdtschaft  des  W.  s.  Schm.-Fr.  I 
:!'.i7.  ;>!)S;  Schmid  106;  vgl.  auch  räturuui.  poiuel,  Schmor- 
bauch.    S.  «och  Pontji, 

Iionz  m. :  derber  Ausdr.  für  penis  BG.  Auch  dim. 
Bönzi.    -    Vgl.   das   f.   W.   und  Näpper  3  (Sp.   771). 

Trib-Pnnz  m.:  Meissel,  Grabstichel  (für  getrie- 
bene Arbeit).  .Cselum,  ein  grabstickel  oder  treibpunz.' 
Fris.;  Mal.   —  Vgl.  Gr.  WB.  II  531.  VII  2243. 

Hagen-Bnnzen:  Hagebutte,  Rosa  can.  Uw. 

(Hose"-)Panze°:  =  Hunds-Hoden  1  (Bd  II  994) 
ZHittn.     Syn.  H.-Punten. 

Punzöde"  GT.,  Bunzöde"  ihTh,  Punznse"  ZTö., 
B-  GWyl,  Punziase"  ZSchlatt  (Ph-),  Zell,  Punziote' 
ZTö.:  =  dem  Vor. 

Biinzli:  Pustel,  Knötchen.  ,Bald  gelbe,  bald  pur- 
purfarbe  Bünzlein  zu  sehen.'  JMuralt  1715. 

Nur  einmal  neben  mehrfachem  .Bützlein',  was  die  An- 
nahme eines  Druckfehlers  nahe  legt. 


Bap,  bep,  bip,  bop,  bup. 

Vgl.  auch  die  Gruppe  Imb  usw. 

Papp  BB.,  Si.;  GRHe.,  Pr.,  Seh.,  Spl.,  UVatz  —  m. 
(in  BSi.  auch  n.),  Pappe"  AABb.,  Hold.,  Z.;  BsLie.;  B 
(Zyro);  GRChur;  GF.,  Ta.  (nicht  in  G,  Sa.);  Sch;  SB., 
L.;  Zq;  ZGlattf.,  Bappe"  Aa  (vorherrschend);  Bs;  B; 
L;  Sch;  SNA.;  Th;  Uw;  Zg;  Z  —  m.  Aa;  Bs  (Spreng); 
L;  GTa.;  Sch;  Th;  üwE.;  ZGlattf.,  Mann.,  Stdt,  Stall., 
Sth.,  W.,  f.  AAZein.,  Z.;  BsLie.,  Stdt;  B  (Zyro);  Gr 
Chur;  Ndw;  ZStdt,  Zoll.  —  Dim.  Pappeli,  B-  B;  Gr 
Mai.;  GF.,  Ta.,  Päppeli,  B-  AABb.;  B  (Zyro),  Päppli, 
B-  Bs;  SB.;  Z,  Päppi,  B-  B:  1.  Brei,  breiige  Masse, 
z.  B.  auch  von  weichem  Strassenkot.  aaOO.  .[Christus 
machte]  uss  dem  speuchel  ein  beplin.'  HBull.  1572 
(Job.  9,  6).  , Vermische  diss  under  einanderen,  dass 
es  ein  Pappen  werde.'  FWürz  1634.  ,Man  esse  ein 
zähes  Weissmuss  und  trinke  dann  eine  starke  Milch 
darauf,  so  wird  daraus  ein  solch  schleimerig  zäher 
Pappen  mit  unannehmlicher  Säure.'  Mdralt  1697. 
Insbes.  breiartige  Speise,  Mus;  unterschieden  als  Öpfel- 
S,  Herdöpfel-  AABb.;  Sch;  Th;  Z,  Ferch-  ZW.  (Hirse- 
brei, ein  Sonntagsgericht),  Gries-  Th;  Z,  Chürb(s)e"- 
AaB.;  Bs,  Chirsi-  BsL.;  SL.,  Milfejch-  Th;  Zg,  Mel"- 
AaB.;  Bs;  Th;  Zg;  Z,  Bolli-  Aa  (Rochh.),  Bis-  Aa; 
Bs  usw.  Vgl.  Mues  (Sp.  488),  auch  Brüt-Mues  (Sp. 
494).  Am  P.  bisst-me"-sich  kein  Za"  üs  Sch;  Th.  Öppis 
vo"  Hand  ne*  wie  der  Galli  (AABb.;  L),  der  (oder  d') 
Hailauer  (Sch;  Th;  Z),  der  Ärauer  (Z  lt  Spillm). 
d'  Erlisbachcr  (S)  de"  bzw.  d'  Bappe",  rasch,  ohne 
langes  Federlesen  zugreifen;  vgl.  Bappen-  Hamver 
(Bd  II  1814).  Der  Stoffel,  leenn  's  B.  regnet,  hed-er 
he"  Löffel.  Ineichen.  Sehneiti  's  B.,  so  hett-er  ke"  Löffel, 
von  einem  Unglücksvogel  L.  Das  ist  Einer!  wenn  's 
Glück  regnet,  städ-er  under,  und  wenn  de''  B.  üftreid 
wird,  häd-er  ken  Löffel  ZW.  De',  wo  de"  B.  a'richtet, 
chann-en  auch  üsesse".  Ineichen.  Im  B.  si",  in  der 
Patsche   sitzen,    ebd.     Spec.    a)  (oft  dim.)  Kinderbrei 


Aa;  Bs;  B;  Gr;  Lj  G;  Seil;  S ;  Tu;  Zg.  Wenn  man 
einem  Kinde  die  erste  P.  anbrennt  (sengt),  lernt  es 
gut  singen  Bs  (Seil.).  Eia,  popeiei,  der  (die)  B.  isch 
guet,  wenn-me"  brav  Zucker  und  Zimmet  dra"  tuet! 
Einderreim  Aa;  Bs.  Gha""st  o"ch  mosehele",  broschele", 
ganz  Hampfle",  ganz  z'  Zentnere"-wis  J:.,  Rechholdere', 
Holzstüden  und  Ber  dorchenand  iisse"?  Schnellsprech- 
übung THBoltsh.  ('s  ist  Alles)  Papp-üs,  der  Brei  ist 
ausgegessen  Th  (Dan.).  Mit  zioe  B.  wachse'd  d'  Baggc" 
AaEIii-.  Zu  der  Zeit,  tvo  Eim  d'  Mueter  d'  B.  mit  de" 
Händsche"  i"g'striche»  häd,  wie  die.  grobe"  Bure"  säge" 
AAZein.  ,Pappa,  pappen,  kindsmuess  oder  prey.'  Fris.; 
Mal.  ,[Sie  nähren  die  Kinder]  mit  einem  Gemües  us 
Weizen-  oder  Kernenmäl  und  kümlich  gekochet,  wel- 
ches sye  Bappen  nennent.'  RCys.  ,Mit  Pappen  oder 
vorgekewter  Speiss.'  Spleiss  1667.  .Diejenige,  welche 
solten  sein  Führer  der  Schaafen,  die  wenden  allen 
ihren  Fleiss  nur  daran,  dass  sie  die  Grund  und  Fun- 
damente der  reformierten  Religion  ihnen  verbergen, 
verfälschen,  verlästeren  und  den  unwüssenden  Koller- 
glauben ihnen  mit  dem  Babben  einstreichen  [von  Kind- 
heit an  beibringen].'  ClSchob.  1695.  —  b)  Mastfutter 
für  Schweine  GRKüblis,  UVatz.  —  2.  (in  ZStdt  lt  Dan. 
f.  im  Gegs.  zu  1)  Stärkekleister  des  Buchbinders  Bs; 
B;  Gr;  L;  Uw;  Z.  ,Colla,  pappen  oder  lym.'  Fris.  ; 
Mal.  ,[Eine  bestimmte  Stelle]  verkleibte  er  in  allen 
Lehrbüchern  seinen  Kindern  mit  Papen.'  HPest.  1785. 
—  3.  papierne  Scheibe,  nach  der  die  Knaben  mit  der 
Armbrust  schiessen  ScnSt.  (Sulger).     Vgl.  Tatsch. 

Zu  3.  Die  Scheibe  war  wohl  aus  Pappendeckel;  vgl. 
Gr.  WB.   VII   1443   (Pappe  3). 

Hemd-  Hemels-:  fester  Hemdkragen  F.  —  Kin- 
der- BsStdt,  Chinas-  B;  GRMai.;  GF.;  UwE.,  Chinde"- 
AaB. ;  BsL.:  meist  dim.  =  Papp  1  a.  .Atheroma,  ein 
schwellten,  ein  gschwär  mit  einer  dicken  weissen 
füchte,  gleich  der  kinderpappen.'  Fris.  —  Knutsch-; 
scherzh.,  Püffe.  ,Es  vergieng  nicht  lange  Zeit,  bis  er 
sie  [der  Mann  die  Frau]  an  seine  Küche  von  Prügel- 
suppen  und  Knütschpappeu  gewöhnen  wollte.'  Huw. 
Bad.  Kai.  1854.  —  Rabe"-:  Brei  aus  weissen  Rüben 
TiiHw.;  ZSth.  B.,  B.!  Nachahmung  des  Achtdrescher- 
taktes. Grenzbote  1865,  597  ff. 

bappele"  II:  1.  s.  muesen  1  (Sp.  495).  —  2.  päp- 
pele' „L;"  S,  bappele"  Bs;  „L",  päpple"  BSi.,  bapplc" 
Bs;  L:  „mit  zahnlosem  Munde  reden";  undeutlich 
sprechen,  ,als  ob  man  Brei  im  Munde  hätte.'  , Popelen, 
papelen,  täderen,  mussitare,  labra  movere.'  Reh.  1662. 

2  viell.  mit  dem  Sp.  920  behandelten  Homonym  urspr. 
identisch  und  erst  durch  sekundäre  Anlehnung  au  Pappen 
iu  der  Bed.   modifleiert. 

pappelig,  b-:  1.  breiig,  „weichlich"  B;  „L."  — 
2.  von  breiiger  Ausspr.  „L." 

pappe",  in  BsStdt;  Btw.;  GStdt;  Uw;  Zg;  Z 
bappe":  1.  einen  Papp  machen,  von  Kindern,  z.  B. 
beim  Essen  GrKüM.  —  2.  essen,  von  Kindern  Gr 
UVatz.  —  3.  a)  kotig  sein,  von  Wegen  Ndw.  — 
b)  klebrig  sein.  ebd.  —  4.  mit  Kleister  arbeiten,  kle- 
ben BsStdt;  B;  GStdt;  Uw;  Zg;  ZStdt.  ,Glutinator, 
der  lymbt  oder  pappet.'  Fris.  —  5.  das  Ptc.  Prät.  adj. 
a)  .Bastwamsel  mit  hohem,  abgespitzten,  bappeten 
[gesteiftem]  güller',  ein  Bestandteil  der  alten  Tracht. 
Ansh.;  vgl.  Hemd-Pappen.  , Die  Buchbinder  und  Buch- 
führer sollen  Zoll  entrichten  von  Schryb-  und  (ge-) 
pappet  Papier.'  Z  Mand.  1639/1711.  —  b)  (pappet) 
übertr.,  steif,  pedantisch  ScHStdt. 


II  i  r 


Bap.  bep,  bip,  bu|p.  bnp 


1416 


nf-pappe":  aufkleben  Bs;  B;  Z.  —  a"-:  ankleben 
(tr.  und  intr.)  Bs;  B;  GStdt;  Th;  Z.  Übertr.  Wie 
a'pappet  vor  Ghlupf  ist  's  Joggeis  Xantippe«  gestände*. 
MLienert.  —  ver-:  verkleistern,  zsklebcn  Bs;  B; 
Tb;  UwE.;  Z.  Verpappfejti  Auge*,  von  zsgeklebten 
Augenlidern  Bs;  B;  Th;  Z,  es  verbappets  Mül,  klebrig- 
schleimiger  Mund  Bs;  UwE.  Der  Nebel  verbappet  's 
Opfelbluest ;  dann  giH  's  l;ei«  Öpfel  ZZoll.  .Wamsel 
von  schürliz  mit  wullen,  verpappeten  breiten  gölleren 
und  breitem  brustduoeb,  uf  der  achsel  usgschnitten'. 
ein  Bestandteil  der  neumodischen  Männertracht.  Ansh. 
—  zesämme"-:  zskleben  Th;  Uw;  Z. 

Pappi.  B-  f.:  Kleister  GStdt;  Z. 

pappig,  (ge-)b.:  1.  breiig,  bes.  von  weichem 
Strassenkot  AaZ.;  Bs;  B;  „Scb;  Vw;"  UwE.  D' Sträss 
ist  ganz  p.;  's  isch  p.  uf  der  Sträss.  —  2.  klebrig, 
zsgeklebt  AALengn.;  BsStdt;  B;  Tb.  Pappigi  Auge", 
e*  pappig  Müh 

Bappis  m. :  breiige,  klebrige  Masse  Ndw. 

Bäpp:  Brei  B;  SThierst.  (Kdspr.). 

päppele",  b-  AaP.,  Ke.;  B,  päpple"  GRChur;  GO. : 
1.  einen  Brei  anrühren  (auch  von  Kindern,  die  mit 
Sand  oder  Erde  spielen),  Päppchen  kochen  AaF.,  Ke.; 
B;  GRChur.  Leckereien  bereiten  GRChur.  —  2.  lang- 
sam, ohne  rechte  Lust  essen  GO. 

üf-:  wie  nhd.  BsStdt.  —  ver-:  im  Essen  ver- 
wöhnen GRChur. 

Papa  Pappa,  B-  Aa;  B,  Bappe  BsStdt  (daneben 
Bappeli,  Bappi);  Th;  Z,  Pabä  Ndw,  Bäba  L,  Päppa, 
-ä  GrS.,  Tschapp.  —  m, :  1.  wie  nhd.,  im  Allg.  als 
städtisch-vornehm  geltend,  für  Gr;  L  als  Kdspr.  be- 
zeugt. Säg  iez  Pappa,  ruft  man  scherzend  einem  Kinde 
zu,  das  zu  viel  auf  einmal  in  den  Mund  schiebt  Aa 
(Rochh.).  —  2.  ,Papa',  Name  des  Mittelkegels  im 
Kegelspiel.  N.  Eins.  Kal.  1884. 

Papagei  Papag'e  BStdt,  Bappegei  BsStdt;  Th;  Z, 
Bappegeil  LHa. :  1.  wie  nhd.  Ein  P.  als  aufgestecktes 
Ziel  BStdt  f;  s.  P.-König  (Bd  III  330),  ferner  Vogel- 
Schiessen,  —  2.  ,die  Papageien  (Psittaci)',  eine  Ritter- 
partei in  Bs  (2.  Hälfte  des  XIII.),  so  genannt  von 
ihrem  Banner;  s.  Ochs  I  329.  412.  416.  445.  -  ,Bappen- 
gey.'  XVI.,  BsStdt.      ,Papage,  Pappenge.'    HsRRebm.  1620. 

näch-papageie  n:  nachplappern.  JJUlrich  1727. 

Pappel  m.  Ndw,  Päppele«  I,  B-  BsStdt;  GStdt, 
We.;  iiiTh;  ZZoll.,  Päpple«,  B-  Aa  (Mühlb.);  BBr. 
(Phapplän);  GStdt,  We.;  ZStdt  —  f.:  Pappel,  und 
zwar  zumeist  Pop.  pyram.  s.  it.  ,Under  dem  päppelin 
(peppelin).'  1543,  Bs  Rq. 

päppeläsche":  plappern,  schwatzen  Z  (Spillm.). 

Pappe läschi  m. :   Schwätzer,  ebd. 

pappere":  1.  gackern.  JCWeissenb.  1678;  siehe 
gluggen  (Bd  II  620).  —  2.  plaudern,  ausschwatzen  GMs. 

pap perle":  plaudern.  ,Ich  habe  mit  ihnen  ge- 
paperlet  wie  ein  Kind,  das  noch  säugt,  und  mich 
herabgelassen  wie  Einer  ihresgleichen.'  HPest.  1781; 
dafür  1790:  ,geplapperet.' 

Päppele"  II:  1.  Name  verschiedener  Malvenarten. 
,Malva,  bapel.'  XV.,  Schw  Arzneib.  ,Alte  wyber  wol- 
lend, dass  sy  iren  harn  uf  papelen  oder  nesselkrut 
schütten  söllind;  welches  krut  dann  zum  ersten  ver- 
dorret, das  haltend  sy  für  unfruchtbar.'  Rüef  1554. 
,Papolen  mit  der  würzen,  ptlasterwyss  über  die  ougen 


geleit.'  Zg  Arzneib.  1588;  an  anderer  Stelle:  ,pa- 
palen.'  .Malva},  Pappelen.'  Bs  Apothekertax  1701. 
.Welcher  nit  harnen  mag.  Nimb  Pappelen  und  Knob- 
lauch und  seud  die  beide  Stück  in  Wein  und  trink.' 
BSi.  Arzneib.  S.  noch  Chäsli-Chrüt  (Bd  III  897); 
HZahler  1898,  65.  a)  Weg-Malve,  Malva  vulg.  Gr 
(Ulr.).  —  b)  rundblättrige  Malve,  Malva  rotund.  W 
(üurh.).  —  2.  ,wild  pappelen,  ibisch,  hibiscus,  ebis- 
cus.'  Fris. ;  Mal.;  s.  Bd  I  48. 

Zu  2  vgl.:  , Weilen  die  Eibisch  mit  der  Pappel  durchaus 
eiuerlei  Kräften  haben,  als  kann  sie  auf  gleiche  Weise  ge- 
braucht werden.'   ThZwinger   1696,   558  b. 

Chäs-:  Malve.  , Werfe  darinn  Käspappelen.' 
JJBreit.  1629.  , Herbstrosen,  Rosenblätter,  Käspapeln, 
Salbinenblätter,  Ybschenkraut,  Gersten,  eine  Hand 
voll  [in  Wasser  gesotten,  zum  Gurgeln].'  XVII./XVI1I., 
Arzneib.  1.  =  Chäsli-Chrüt  1  s  (Bd  IH  897)  GRh., 
Stdt,  oT.;  Sch;  Tb;  ZZoll.  —  2.  =  Chäsli-Chrüt  1  8 
iiiTh.  —  Ross-:  1.  =  Chäs-P.  2.  ,Die  R.,  Malva  sylv. 
folio  sinuato.'  ThZwinger  1696.  —  2.  Pestilenzwurz, 
Tussil.  pet.  Z  Anl.  1775.  ,Costum,  herb«  genus.  Ein 
wurzel,  behalt  noch  den  nammen  in  apoteken  heidnisch 
wundkraut,  etlich  haltend  es  für  pestilenzwurzel  oder 
r.'  Fris.;  Mal. 

papperlappä',  in  Bs;  Z  auch  papperla-,  papperli- 
pdpp:  Interj.  der  Abfertigung,  dummes  Zeug,  Unsinn! 
Aa;  Bs;  B;  Th;  Uw;  Zg;  Z.  A  (pa),  p.!  Aa;  BsL.; 
Uw.  Ä,  p.!  B.  Asche«  bagile«  p.'.  hör  auf  mit  deinem 
Geschwätz  ZNGlatt.    Auch  subst. :  das  ist  P.  B;  Th. 

Wabisch,  zur  Sippe  bah-,  popp-,  plapperu.  S.  Gr.  WB. 
VII    1435. 

Bapir  (in  ApM.  Bapeier)  n. :  Papier.  1.  als  Stoff- 
name, allg.  ,Umb  berment  und  bappire.'  1384,  BStadt- 
rechn.  's  ist  wie  B.,  von  dünnem,  schlechtem  Zeug 
Th;  Z.  's  B.  nimmt  Alls  a",  ist  geduldig  L;  Th;  Z. 
—  2.  (PI.  Baplrer  Th;  Z)  Blatt  Papier.  Stand  uf 
es  Bapirli  ufe«!  iron.  zu  einem  Gemgross  Z  (Dan.); 
s.  auch  Fliess-B.  —  3.  schriftliche  Aufzeichnung,  Ur- 
kunde, Dokument  B.  Es  P.  über  di  Teili«g  lä*  üf- 
setze*.  B  Hink.  Bote  1870. 

Die  Form  Papeier  ist  auch  aus  G;  Th  und  Z  bezeugt, 
aber  heute  wohl  uur  noch  als  scherzh.  Verhochdeutschung 
gebraucht.  In  unserer  ä.  Lit.  begegnet  ,Papei(e)r"  z.  B.  bei 
Denzl.  1677;  1716;  Fäsi  1696;  SHott.  1702.  PI.  ,Papierer.' 
Mise.  Tig.  1722.  Als  Name:  .Hans  Georg  Ita,  vulgo  Papeyer.' 
1703,  ZSth.  (für  ,Papeyrer'?). 

Fötzel-:  Sudelpapier  ZNer.  —  Fliess-  BsStdt. 
Flüss-  B;  G;  Th;  Z:  Löschpapier.  ,Bibula  charta, 
flüsspapyr.  Emporetica  charta,  papyr,  damit  die  kauf- 
leut  ir  war  einmachend,  flüsspapyr.'  Fris.  ;  Mal.  Zart 
wie  Fl.  GW.  Stand  uf-ene«  Böge"  Fl.  [um  dich  grösser 
zu  machen],  scherzh.  zu  Einem,  der  für  etwas  zu  klein 
ist  ZW.  —  Gueteli-.  In  der  RA.  G.  mache«,  zu  ge- 
linde mit  Einem  verfahren  Sen  (Kirchh.).  —  Glanz-: 
glänzendes  farbiges  Papier  Bs;  B;  Th;  Z.  —  Husli-: 
Abtrittpapier  Bs;  Th;  Z.  —  Chappe"-:  „Pappendeckel 
Schw;  Zg."  Der  Landvogt  weist  eine  von  ,K.'  ge- 
machte , Kappe'  vor,  welche  den  Kappen  der  kathol. 
Priester  nachgebildet  ist.  1644,  Absch.  —  Charte"-: 
=  dem  Vor.  Ap;  BsStdt;  B;  Th;  Z.  ,Charten-Papi(e)r.' 
Z  Ges.  1757;  JCSulzer  1772.  —  Chäs-:  Papier,  in 
das  man  Käse  einwickelt.  Das  ixt  guet  für  Ch.,  sagt 
man  verächtlich  von  schlechten  Drucksachen  B;  Z. 
Vgl.  Chäs-Blatt.  —  Klitter-.  ,Adversaria,  Buch, 
darin  Alles  ohne  Ordnung  verzeichnet  wird,    Klitter- 


in; 


Kap.  hcp,  bip.  bop,  bup 


1118 


papeyi  oder  -Buch.'  Denzl.  1677;  1716.  Vgl.  Chlütter- 
Buech  (Sp.  989).  —  Chrönli-:  (besonders  geschätztes) 
Papier  mit  einer  Krone  als  Wasserzeichen  B.  — 
„Narre"-:  die  schlechteste  Sorte  Schreibpapier  L." 
-  Silber-:  Staniol  BsStdt;  B;  Z.  —  Schränz-: 
ganz  geringes  Papier,  Löschpapier  Ar-  (Tobl.).  Ab- 
trittpapier: ,[Der  Abtritt]  entbehrte  nicht  eines  Vor- 
rats von  Mies  oder  dürrem  Gras,  später  von  Schrenz- 
bappyr.'  Z  Taschenb.  1879.  ,16  Bissen  Bappyr  und 
etlich  Sehr,  druff.'  wahrsch.  XVI.,  Z  Staatsarch.  — 
Stämpfel-:  Stempelpapier  B;  Th;  Z.  I"*  wott's  uf 
St.  ha"  Z.  Bildl.:  Er  ivott  's  uf  St.  ha",  er  will  der 
Sache  absolut  sicher  sein,  von  einem  Schwergläubigen. 
ebd.  Irh  cha""-der'sch  uf  St.  ge",  es  ist  ganz  sicher  B. 
.Glaubet  doch,  dass  der  gute  Verdienst  immer  bei  uns 
bleiben  werde;  alle  gekrönten  Häupter  [usw.]  haben 
es  auf  St.  auf  immer  und  ewig  verschrieben  und  ver- 
macht.' Stdtz.  —  Cron-Trucker-:  Papiersorte, 
wahrsch.  das  selbe  wie  ChrÖnli-P.  ,Für  ein  Ballen 
gross  Cr.'  Bs  Taxordn.  1646.  —  Wulchc"-:  farbiges 
Papier  mit  wolkenartigen  Schattierungen  Z.  —  Ci- 
chorie"-  Schiggeri-:  mit  (z.  B.  roter)  Farbe  satt  ge- 
tränktes Papier,  in  das  die  Cichorie  eingewickelt  wird 
BE.  ,Sie  färbte  die  Wangen  mit  C  vonAlmen  1897.  — 
Zucker-:  das  aussen  blaue,  innen  weisse  Papier,  in 
welches  die  Zuckerstöcke  eingewickelt  werden  AaF., 
Ke.;  ScHSt.  Auch  von  dem  Papier,  auf  das  der  Zucker- 
bäcker seine  Waren  legt  und  das  er  etwa  unter  die 
Kinder  verteilt  ZZoll.  RA.:  's  Z.  hat  abg'schlage", 
die  Verhältnisse  haben  sich  (in  ungünstigem  Sinne) 
geändert,  meist  mit  Bez.  auf  Leute,  die  infolge  davon 
in  ihrem  Auftreten,  ihren  Ansprüchen,  Behauptungen 
usw.  bescheidener  geworden  sind  AaF.;  GStdt;  ScHSt. ; 
ThHw.;  Z.  Herz,  mi's  Herz,  mi"s  Z.,  wenn-ich-dich 
g'seh;  so  g' fällst  du  mir,  Liedrefrain  AaF.  Hat  Jmd 
die  Überroti,  so  ist  es  gut,  das  geschwollene  Glied 
in  Z.  zu  wickeln  AaF.,  Ke.  Bei  Zahnweh  soll  man 
Nachts  auf  Z.  liegen  AaJoh.  —  Zürich-:  =  Wulchen-P. 
Z  (Dan.). 

Bapirech:  =  31ilch-Epfel  (Bd  I  372)  Gl. 

papire"  &-:  Papier  machen  Ndw  (Matth.). 

Papirer  m.:  1.  Papiermüller,  -fabrikant  Ap;  Bs 
Stdt.  ,N.  N.,  sins  handtwerks  ain  papyrer  [hat  ,ain 
papyrmülli' aufgerichtet].'  1568,  THFr.  Bezahlt:  ,Dem 
Papyrer  umb  drü  Buch  Regalpapyr,  so  N.  N.  der  Maler 
zu  Abconterfactur  der  Statt  Bern  by  ime  genommen.' 
1603,  B  Stadtrechn.  , Unser  Papyrer  soll  schuldig  syn 
den  Pfundtzoll.'  Z  Zollordn.  1639/40.  ,Dem  Papirer 
zu  Schaff  hausen  für  10  Buch  Papir  18  ß.'  1671,  Zubers 
Tageb.  —  2.  Arbeiter  in  einer  Papierfabrik  Bs.  .Da- 
rinnen wohntend  gar  vil  papyrer,  dann  im  selbigen 
lustigen  tal  in  grosser  anzal  vil  papirmülinen  ge- 
funden wurdind!'  Jos. Maler  1593.  ,Wann  eines  Auf- 
enthalters, Papyrers  oder  Arbeiters  am  Lohnamte 
Kind  bettelnd  angetroffen  würde.'  Bs  Mand.  1772. 

Weitere  Belege:  ,Eustachius  Frosehower,  bapyrer.'  1545, 
ZSth.  ,Hans  Dir,  der  Papirer.'  FPlatter  1609.  .Papeirer.' 
Moa.   Nachr.    1753. 

Papiri  f.:  Papiermühle,  Papierfabrik  Ap;  Zg;  Z. 

papiri"  ScHSt.;  Th;  Z,  papirig  AABb.,  St.;  Bs;  B; 
St'HwMa. ;  SL. :  papieren.  An  St  Nikiaus,  Weihnachten 
und  Dreikönigen  sangen  vermummte  Knaben  vor  den 
Häusern  in  THFr.:  ,Lasst  uns  nicht  lange  stehen,  es 
friert  uns  an  die  Zehen;  mer  händ  ba}Jlreni  Häntschen 


a"  und  spitzigi  Finger  dra".'  .Etliche  [1518  in  Bern 
verkaufte  Ablass-]brief  waren  bermentin,  etliche  papire.' 
Ansh.  .[Der  Jetzer  soll]  uf  einen  tag  durch  die  stat 
Bern  und  uf  ire  gmeinen  platz  in  einer  papirin  in  feien, 
nach  gwonlicher  straf  der  verlumpten,  gefüert  werden.' 
ebd.  ,Der  römsch  legat  zuckt  sin  papire,  doch  würsch 
wan  das  stähle  gevörcht  schwert.'  ebd.  ,Luog,  wie 
mächtig  des  römschen  betelvogts  papire  schwert!'  ebd. 
,Do  schussend  der  babst  und  keiser  schnei  mit  grossem 
donder  ire  papirine  hoptstuck,  ban  und  acht,  uf  si  [die 
Venediger]  ab.'  ebd.  Daini  vo"  de"  paplrige"  Regieri'g, 
von  den  Mitgliedern  der  patriotischen  Regierung  der 
30er  Jahre  BsL.  De*  chunnd  mit  papwige*  Schuehne" 
hei'",  d.  h.  als  Lump  ScHwMa.  I"  der  ('auch  in-ere") 
p-e"  Gutsche"  cho"  (B;  ScaSt. ;  Z),  ume"  rite",  (im  Land) 
ume"  fare"  (Aa),  mit  der  p-e"  Post  fare"  (AASt.)  1)  als 
Konkursit  im  Amtsblatt  erscheinen  Aa;  B;  Z.  — 
2)  durch  den  amtlichen  Totenschein  als  verstorben 
angezeigt  werden,  von  einem  Abwesenden  ScHSt.  ,Sr 
Gn.  Herr  Sohn,  der  schon  Jahr  und  Tag  in  einer  pa- 
pierenen Gutsche  heimgekommen,  erschien  dem  Alten 
alle  Fronfasten  in  seiner  Kammer.'  HPest. 

Papirler:  eine  Art  feiner,  aber  sehr  saurer  Äpfel 
GSa.    Vgl.  Bapirech. 

päp.  A  päp!  Interjektion  der  Verwunderung  Gl. 
Vgl.  a-ba  2  (Sp.  895). 

p'apele":    mit  der  P\ipe"  Zeichen  geben  ZBenk. 

Phape°  f.,  Dim.  Phäpeli:  1.  Mundstück  aus  Wei- 
denrohr an  einem  sog.  Waldhorn  ZFlurl.,  Räterschen. 
—  2.  das  Waldhorn  selbst  ZBenken.  Syn.  Gügen- 
Horn  2  (Bd  II  1621).  Alphorn  [gibt  es  auch  im 
Zürichbiet]  g'nueg:  en  ledere''  Bueb  macht  dünnen  am 
Bach,  sind  d'  Widen  im  Saft;  nur  heisse'd  mir  s'  P. 
ACorrodi.  —  Wie  das  syn.  Püpen  eine  onomatopoetische 
Bildung. 

päpe":  ins  Hörn  blasen  Aa. 

Päpper:  Rahm  auf  der  Milch  W.    Vgl.  Popel. 

„bäpperle":  kindisch  schmeicheln  W.  Ph  ha"-mu 
'biipperlot."     Syn.  bi-bäpperlen  (s.  Sp.  919). 

banpele"  „Gl;"  Schw  (in  Muo.  auch  p-);  „Zg", 
J>äupele"  Gl;  Schw;  Zg",  beipele"  Ndw:  1.  wanken 
Ndw.  —  2.  stammeln,  im  Reden  anstossen.  ebd.  — 
3.  a)  „unzusammenhängendes  Zeug  plappern  Gl;  Schw; 
Zg."  Das  alt  Mandli  paupelet  anenand  [an  einem 
fort].  We""-me"  mld  G'schlds  weiss  füre"  z'  britige", 
söll-me"  höre"  b.  —  b)  „irre  reden  Schw;  Zg."  -  Vgl. 
bSbelen  (Sp.  9'24),  boppelen  III. 

Bepp:  Personenname.  1.  Joseph  Ndw.  —  2.  Pep, 
Philipp  GRMalix. 

Beppi  I,  Peppi:  1.  a)  Joseph  Aa;  G;  Ndw.  — 
b)  Josepha  Uw. 

pe'pa:  Ruf,  womit  man  Ziegen  oder  Kameraden 
neckt  ZW.  (Schulthess). 

Peppe"  GrD.,  Peppi  GRLandqu. :  weibl.  Personen- 
name, Perpetua. 

Bcpe",  Dim.  Bepeli:  weibl.  Taufn.,  Elsbeth  ApK., 
M.,  Stein. 

„beppene":  vor  Frost  die  Zähne  auf  einander 
schlagen  Sch;  W;  Z.u 

„ver-:  1.  verfrieren  Sch;  W;  Z.  —  2.  verrauchen, 
verflattern,  ebd." 


1410 


Bap,  bep,  hip.  bop.  bup 


1420 


beppere"  (in  ApK.;  Tb;  Z  auch  p-):  1.  vor  Frost 
(auch  Angst)  zittern,  schlottern,  mit  den  Zähnen  klap- 
pern Sch;  ThEou.,  Hw.,  Müllh.,  Tag.,  Wag.;  „W;"  Z 
Dättl.,  Glattf.,  Stdt,  Wl.,  Zoll.  —  2.  a)  ,Beperen,  kla- 
peren,  stridere,  crepare.'  Eed.  1662.  —  b)  »an  Etw. 
pochen;  klopfen,  z.  B.  den  Hintern  Z."  —  c)  ,an  einem 
fort  puffen',  vom  Schiessen  ApK.  (Tobl.). 

Vgl.  einerseits  blbcren  (Sp.  921),  auch  bipperen,  ander- 
seits bopperen.  Mit  der  lutensivbildung  von  dem  alten  beben, 
beben,  scheint  sich  ein  jüngeres  Schallw.  gemischt  zu  haben. 

ver-:  in  der  Verbindung  fast,  schier  v.,  vor  bep- 
peren  (i.  S.  v.  1)  fast  zu  Grunde  gehen  Sch;  Tb;  „W;"  Z. 

böpperle":  1.  päpperle*,  klopfen  BsL.  —  2.  be'p- 
perle',  Eier  tupfen  GStdt  (schwach  bezeugt;  s.  pop- 
perlen  2). 

Pepi:  männl.  Taufn.,  Peter  Gr. 

hip:  Bezeichnung  eines  dünnen,  kaum  hörbaren 
Lautes.  ,Und  ist  keiner,  der  ein  fetchen  rüeren  [spä- 
ter: ,cine  Feder  regen']  dörf  oder  das  maul  auftüye 
oder  bip  spreche.'  Z  Bib.  1531/1707.  -  Vgl.  ,piep.'  Gr. 
WB.   VII   1842. 

Pipel  m.:  verzärtelter  Mensch,  dem  jede  Kleinig- 
keit Schmerz  verursacht  B  um  Aarb.  Syn.  Bippi  (s. 
Bi-bi  I  3  Sp.  912). 

pipe":  1.  piepen,  von  jungen  Vögeln  Bs;  „Scb;"  Z. 
Syn.  glggen  (Bd  II  176).  .Pipilare,  pypen,  gyken  oder 
schreien  wie  die  jungen  sparren  oder  andern  vögel.' 
Fbis. ;  Mal.  —  2.  ,pippen',  vom  Menschen;  s.  mum- 
nielen  1  (Sp.  228). 

pippappen:  eine  Art  Spiel.  ,Die  sich  nit  allein  des 
Betlens,  sondern  auch  des  Spielens  und  P-s  nit  sche- 
inend.' 1609,  JKrapf,  Gaunertum  44. 

Bipbaper  ru. :  Übername  eines  Gauners.  1540,  ebd. 

Vgl.  Gr.  WB.  II  37.  Fechter  verzeichnet  einmal  (ans 
der  lebenden  Bs  Sprache?)  die  Form   bibappe*. 

„bipele":  leise,  sachte  klopfen  W." 

Bipper  m.:  Gänsehaut,  Hautschauer  ApWalz. 
(Tobler).    Vgl.  Popper  II,  aber  auch  Bopper  III 1  b. 

Rone"-:  Baumläufer,  Specht  AAZein.  Syn.  R.- 
Bopper. 

bippere":    beben  ApHer.    Syn.  biberen  (Sp.  922). 

Pipe"  f.,  in  GrD.  Pipe"  m. :  1.  kurzes  Röhrchen 
aus  Weidenrinde,  dem  einförmige  Töne  entlockt  wer- 
den; auch  als  Mundstück  an  einer  Schalmei  GRPr., 
Sch.  —  2.  a)  Mundstück  des  Säugekübels  für  Kälber 
GrD.,  Pr.,  Sch.  —  b)  Bipli  =  Lib-Nägeli  (Sp.  688)  Ap 
Walz.  (Tobler).  „Pipi,  Luftlöchlein  oben  in  einem 
Fasse  Ap."  —  c)  Hahn  am  Fasse  GrFI.;  GO.  —  3.  Ta- 
bakspfeife. .[Verboten]  der  Verkauf  der  zum  Rauken 
brauchender  Pipen.'  B  Mand.  1693/7. 

Eig.  identisch  mit  Pfife":  während  Dieses  altes  Lehnw. 
aus  lat.  'pipa  ist,  beruht  uuser  W.  auf  jüngerer  Entlehnung 
aus  dem   It.-Rom.      Vgl.   auch   Gr.    WB.   VII    1842. 

Pipen#gerli:  Schmetterling  Walensee  (JJRahn). 

Am  nächsten  steht  das  Bd  I  820  angefühlte  BibSlperli, 
aus  dem  unsre  Form  durch  Anlehnung  au  andre  Bildungen 
auf  -eugyerli  entstellt  scheint. 

Pippis.  .Pipinus  Pusillus,  der  klein;  dann  klein 
was  er  von  lyb,  gross  aber  an  der  Vernunft  und 
gschwindigkeit,  und  ist  dahar  entstanden  das  Spruch- 
wort  under  den  Tütschen,  das.  wan  jemand  etwas  ge- 
schwindes tuot,  der  doch  lybs  halber  wenig  ansechens 
hat,  man  spricht:  das  ist  meister  P.'  HBüll.  Tig. 


popp:  Schallwort.  Mit  popp-popp!  wird  das  An- 
klopfen des  Engels  und  Teufels  in  dem  Kinderspiel 
Farben  a"ge*  (s.  Bd  I  987)  nachgeahmt  Scbw.  -  Vgl. 
engl,  pop  und  beb. 

. Poppe  1  I  m. :  Hammer  L;  S  (Kdspr.)." 

C  hupf  er-:  Kupferschmied  B;  Z. 

poppele"  I  AaZ.;  SZuchw.;  ZO.,  poppte"  B;  F; 
GRObS.,  V.;  Z,  bopple"  Bs;  Gl;  G;  SB.,  Dim.  pöppele" 
B;  Scbw;  SB.,  Zuchw.;  ZStdt,  büppele"  B;  L;  G;  UwE.; 
ZO.,  poppte*  „GT.;U  Z  (KdMeyer):  1.  pochen,  klopfen, 
in  iterativem  S.  aaOO.  's  het-micH  'düecht,  i'h  heg 
Oppis  g'h&ren  poppten.  Wobltat.  Jüngl.  1780.  Der 
Specht  poppelet  am  Baum  AaZ.  Ieh  hoppele"  hübschli''' 
am  Pfeister.  Schwzd.  (L).  [Die  Kiltgänger]  gä/n  de" 
üf  an  de"  Folge"  ga"  pople"  GRÜbS.;  vgl.  Sp.  1189. 
,Lässt  den  Stock  all  Schritt  an  die  Knie  pöppeln.' 
Stütz.  , Jeden  wir  zu  Boden  schmeissen,  der  sich  er- 
frecht, zu  pöpelen  an  unserm  Recht.'  Scbw  Fasn.  1865. 
Vom  Herzklopfen  Bs;  B.  's  Herz  happled-mer  vor 
Angst  Bs.  ,Wenn  ein  Vorfahrer  Leute  aus  seinem 
frühern  Aufenthalt  sieht,  und  er  spricht  sie  an,  so 
poppelt  ihm  das  Herz  in  der  Hoffnung,  zu  hören,  es 
gehe  unter  seinem  Nachfahr  nicht  gut.'  Gottb.  RA. : 
,Mit  den  Mäusen  popplen  müssen',  sterben  müssen 
ZFlunt;  vgl.  mit  de"  Muse"  bürste"  (Sp.  474).  — 
2.  (hopple")  prügeln  Bs  (Seiler);  S.  —  3.  „(pöppeln) 
hüpfen,  springen,  von  kleinen  Vögeln  GT."  Vgl. 
popperlen  3. 

an-boppleD:  anpochen  BsStdt.  —  ver-:  zer- 
bleuen  S.     Der  Chopf  v. 

herz-gibopplet:  herzlieb;  nur  in  der  Verbindung 
h-er  Maie'käfer  als  kosende  Bezeichnung  des  (ein- 
zigen) Kindes  im  Munde  der  Mutter  BsStdt.  Zwai 
Auge"  [die  der  Mutter]  sind  zue,  zwai  g'schiggti  Hand 
sind  nimme"  dö,  wo  allewil  eppis  Geggschösigs  'kinstlet 
händ  fir  de"  herzgepoppelt  Maie'käfer.  Scbwzd. 

Auch  elsäss.  Das  W.  gibt  sich  schon  durch  die  Form  (des 
Präf.  yi-)  als  Entlehnung  zu  erkennen.  Vgl.  noch  Gr.  WB. 
IV   1245. 

Boppele"  I.  Stille,  stille,  B.,  d'  Chatz  hat  e"  Nog- 
gele",  beschwichtigend  zu  lärmenden  Kindern  ScnSt. 
(Sulger).  —  S.  Sp.  710  (wo  eine  in  Form  und  Bed.  etwas 
abweichende  Angabe). 

Herz-Poppler  m.:  Herzklopfen  BSeft. 

„poppen,  boppen:  einen  Ton  von  sich  geben, 
wie  wann  Jemand  mit  der  Fingerspitze  an  ein  Brett, 
Fenster  hackte;  sanft  an  Etw.  pochen,  klopfen,  schla- 
gen. Es  boppet,  man  hat  an  die  Türe  geboppet." 
S.  auch  Hammer  4  d  Bd  II  1273  (wozu  noch  zu  vgl. 
Hunz.34;  Seil.  37a);  ferner  Poppen-Chlan  (Bd  III  650). 

Popper  I  m.:  1.  Schüttelfrost.  Fieberfrost  Ap. 
Es  ist-e*  de''  P.  a'cho".  —  2.  ,das  Poperle',  das  Zit- 
tern, treraor.  .Das  P.  im  Ermel  dein,  das  wil  auch 
jetzund  bei  mir  sein',  klagt  ein  Schütze  dem  andern. 
JHGrob  1603.  —  Zu  2  vgl.  das  (bei  Gr.  WB.  II  557  un- 
richtig aufgefasste)   .Armelpopperle'   Fischarts. 

Kindli-:  Schüttelwehen  vor  der  Geburt  ApM.  — 
Roni-:  ein  Specht  AASt.  Syn.  B.-Bipper.  —  Röri- 
Bopperli:  =  dem  Vor.  Aa. 

poppere"  AABremg. ;  Ap;  Gl;  GSa.,  Wc. ;  Scbw; 
hiTh;  ZDättl.,  O.,  bopper,:"  AaF.,  Ke.,  Z.;  Ap;  Gl;  L; 
G;  THÜerl.,  Erm.,  Hw.,  Müllh.;  UwE.;  ZS.,  poppere" 
Z  oSurbtal:  1.  wiederholt  (an-)klopfen,  pochen.  aaOO. 
(ohneAp).    Wer  popperet  a"  miner  Tür?    ,Da  hoppelte 


1421 


Bap,  bep.  bip,  bop,  bup 


1422 


Johann  am  Guckfensterchen.'  AGrob  1832.  Arne'  Fass 
b.,  um  sich  zu  versichern,  ob  und  wie  weit  es  gefüllt 
sei.  En  Tambur  häd  allbott  uf  de"  se'b  Drumme'kübel 
:ue  'bopperet.  Gespräch  1712.  Ticken,  von  Vögeln 
AaoF.;  UwE.;  ZZoll.  D'  Spechte"  händ  a"  d'  Tanne" 
'bopperet  ZZoll.  Mit  dem  Schnabel  es  Loch  i"  d'  Gut- 
tere"  boppere"  AaoF.  Pochen,  schlagen,  vom  Herzen 
Schw;  Tb;  Z.  —  2.  a)  .einen  zitternden  Laut  von 
sich  geben  Ap.  Es  pupperet  dobe",  man  vernimmt  von 
oben  ein  Beben  (einen  Zitterlaut).'  Tobl.  —  b)  zittern, 
beben  Ap  (ebd.).  —  3.  ein  Spiel  der  Knaben  und  Mäd- 
chen, wobei  Eins  alle  Andern  haschen  muss  Gl 
(Schuler). 

an-:  anpochen  Aa;  Th;  Z.  —  i"-.  Es  häd-mer 
schier  d'  Brust  i"'bopperet,  von  starkem  Herzklopfen 
ZZoll.  —  ver-.  Fast  ».,  ,(vor  Kälte  z.B.)  fast  zu 
Tode  zittern-  Ap  (Tobl.). 

popperle"  BBrisl.;  S;  ZO.,  sonst  pöpperle",  böp- 
perle":  Dim.  zum  Vor.  1.  wiederholt  leise  klopfen 
(nain.  an  Türen,  Fenster)  Aa;  Bs;  B;  F;  Gl;  L;  G; 
Scb;  Schw;  S;  Th;  Uw;  Z.  's  het  'böpperled  und  e" 
fin  Herli  mit  glänzige"  Stifte"  und  eine"  Fitzersteggli 
i"  der  Hand  isch  ine"  g'spaziert.  Schwzd.  (BsL.).  Der 
Lunzi  chunnd,  der  Lunzi  chunnd,  me"  g'hört-e"  uf 
de"  Steine";  er  cha""  go"  ordlich  b.  mit  sine"  chrumme" 
Beine"  L;  s.  Bd  HI  1347.  A"  's  Himmelstürli  p.,  beten. 
Rochh.  .Der  Schulmeister  pöperlete  an  seine  Schnupf- 
tabakdose.' MLienert.  Müed  u"d  alt  bin-ie''  icorde", 
u"d  ice"  der  Segesse'ma"*  öppe"  nächste's  einisch  mer 
pöpperlet,  su  sägen-ich:  Chumm  nume"  ine",  guete'' 
Fründ!  B  Dorfkai.  1887.  S.  noch  chlipperen  (Bd  III 
666).  ,Mit  einem  subtilen  hämerli  uff  ein  amboss 
pöperlen.'  LLav.  1569;  =  , sanft  schlagen.'  1670.  Pop- 
perle",  p.,  Hämmerli,  de''  Müller  stöt  im  Chämmerli 
Aa  (lt  HHerzog),  Variante  zu  dem  Kinderreim  unter 
Hammer  4  d  (s.  poppen).  Übertragen  vom  Schlagen 
des  Herzens,  Gewissens  Bs;  Schw;  Z.  Ime"  tunkle" 
Chämmerli  bijpperlet  es  Hämmerli,  und  hasch  öppis 
Böses  Hb",  bopperet  's  und  löt  nüd  nöch.  KGachnang. 
Vom  Ticken  einer  Taschenuhr  L.  —  2.  spec.  vom 
Eiertupfen  GStdt,  Ta. ;  m  und  oTh.  ,An  den  beiden 
Ostertagen  wurde  [im  Th]  in  der  Familie  von  allen 
Gliedern  und  auf  der  Gasse  von  allen  Buben  mit  den 
Eiern  pöpperlet.  Sonntagsbl.  der  Th  Ztg  1897.  —  3.  eine 
Art  Ringelreihen,  wobei  sich  zwei  Kinder  an  beiden 
Händen  fassen  und,  zurückgelehnt,  mit  zusammen- 
gestellten Füssen  sich  trippelnd  im  Kreise  drehen 
ApStein;  Syn.  zitterlen. 

a°-:  leise  anklopfen.  aaOO.  —  ver-:  verklopfen 
Bs.  ,Sie  hätten  sich  fast  die  Augen  ausgeguckt  am 
Wetterglas  und  die  Finger  daran  verpöpperlet  vor  Un- 
geduld und  Warten  auf  das  schöne  Wetter.-  Breitenst. 

Bopp:  1.  Personenname,  a)  („Boppa  Seil",  Boppi 
Aa;  ApH.,  K.,  M.;  Bs;  „G",  Böj^ji/ApReute;  L;  GStdt 
(vereinzelte  Angabe),  Boppel  II  ZBenken,  Boppeli  Aa; 
ApH.,  K.,  M.;  BsStdt,  Böpper  Aa)  Jakob.  Ham-Bopper 
Th,  -Böppi,  -Böppeli  Aa.  Johann  Jakob.  Boppeli,  Zu- 
name ZRafz.  —  b)  (Be2ppi,  Be2ppeli)  Johann  Jakob 
BsStdt.  (Basler-,  Basel-jBeppi,  Spitzname  des  Basel- 
städters (wegen  des  dort  häufig  vorkommenden  Namens 
Johann  Jakob).  Gelegentlich  auch  übertr.  auf  das 
Basler  Wappen.  Under-em  Bock  über  d'  Brust  aben 
e"  Band,  dö  ist  der  Beppi  druff'  g'si",  von  der  alten 
Basler  Landjägertracht.  —  2.  (Boppi)  Hundename  Bs. 


—  3.  (Boppi)  kleiner  Knabe  Bs.  —  4.  (Boppel,  „P-"J 
dummer  Mensch,   Einfaltspinsel  Seil. 

Hopp  (daneben  Böppli)  heute  nur  noch  als  Geschlechts- 
name Z  (vor  1550  bezeugt  für  ZHinw.).  .Barhara  Bopp,  zu- 
genatint  Boppen.'  1873,  ZOtelf.  Vgl.  auch  den  Z  Ortsnamen 
.Boppelsen'  (ahd.  Boppin-ml).  Zu  den  in  dieser  Sippe  ent- 
wickelten Bedd.  vgl.  Jogg  (Bd  III  25),  Nogg  (Sp.  709). 
Hieher  auch:    , Jakob   Köchli,  genannt  Boppis.'    1616,  ZSth. 

Pflüme"-Boppi:  kugelrunder  kleiner  Kerl  Bs 
Stdt.  Was  de  fir  e"  doller  propre"  Her  worde"  bisch, 
de  bisch  immer  so-n-e"  Pfl.  g'si".  Schwzd. 

Bleich-Böppi:  bleicher  Mensch  Z  (Dan.). 

Bopp(e)le°  II  f.  E"  tummi  B.,  e"  Chue-B.,  dum- 
mes Weib  THÜntersee. 

Boppel üser  m. :  Spiessbürger,  Mensch  von  be- 
schränktem Gesichtskreis  und  knotigem  Betragen  Bs. 

—  Die  Bildung  nach  Bompelüser  (s.  Sp.    1262). 
bopplig:  dumm  Sch. 

Boppart  m. :  reicher,  stolzer  Bauer  oder  der  sich  so 
stellt.    ,Er  trägt  sich  wie  ein  B.'   Sprww.  1824  (für  G). 

Auch  als  Familienname  GBruggen;  ,Bop(p)hart,  Bophert,' 
1500,  L.  Unsere  RA.  wird  urspr.  Träger  dieses  Namens 
gemeint  haben;  weniger  wahrsch.  ist,  dass  sie  eine  alte  appell. 
Bed.  von  bopp-hart  fortführt,  die  Prahler,  Protz  gewesen 
scheint.  Denn  der  erste  Teil  gehört  wohl  zusammen  mit 
Boppen,  Prahlereien,  und  Beide  stellen  sich  zu  boppen,  pochen, 
mit  der  selben  Bed. -Entwicklung  wie  lochen  (Sp.  969).  Über 
andere  Bedd.   des  W.  vgl.   Bd  II   1645. 

„Popel,  Poppel  IIP,  Pöpul,  -ol  W,  Poppet  BO.;  W 

—  m. :  1.  die  Haut,  die  sich  üb  er  gewärmter  Milch 
oder  Nidel  bildet  BO.  Syn.  Päpper.  —  2.  eine  in 
der  Sirte  [der  nach  dem  ersten  Käsen  zurück  bleiben- 
den Milch]  durch  erneutes  Sieden  entstehende  Art 
zweiten  Käses,  der  aus  der  wallenden  Flüssigkeit  an 
die  Oberfläche  emporsteigt  und  dort  eine  schwimmende 
Schicht  bildet  W;  ,zu  unterscheiden  von  dem  letzten 
Produkt,  das  mit  Aches  (einer  Art  Essig)  geschieden 
wird  und  Scheidel  oder  Zieger  heisst. '  W  Monatsschr. 
1863,  77.  Auch  als  Gericht  der  Sennen.  Syn.  dicki 
Milch,  Pop>pel-3filch,  Brusel. 

Zu  mhd.  (üf-)popelen,  hair.  poppein,  nl.  bobbeten,  bobberen, 
bullern,  quallen.  Blasen  werfen,  z.  B.  vom  (siedenden)  Wasser. 
Vgl.  das  analoge  Verhältniss  von  Bulleren  (Buhleren,  Bulgaren) 
Sp.  1185  zu   nhd.   .bullern.' 

Bopper  II  m. :  Decke,  oberste  dicke  Schicht  der 
vergorenen  Jauche  ZZoll. 

Hopp el- Poppel:  aus  Arak,  weichen  Eiern  und 
Zucker  bereitetes  Getränk  GStdt.  —  Viell.  entstellt  aus 
Höggis-Böggis  (Sp.  1082),  also   eig.   Mischmasch. 

Poppel  IV  m.:  Kretin  Aa  (Rochh.).  Vgl.  Bopper III 5. 

Boppele"  HI  f.:  kugelförmige  Blüte  AAGipp. 

Bair.  Poppen,  Piippelein,  Kügelchen,  Knoten,  Bläschen  usw. 
Schm.-Fr.   1   399.     Vgl.  auch  Poper.   Gr.   WB.   VII   2000. 

Geisse"-,  Dim.  -Böppeli:  Ziegenkot  uTh;  ZSth. 
D'  Gasse"  schisse'd  Böppeli  und  d'  Schnider  lcse"d  s' 
üf,  si  trochne'd  s'  uf-em  Ofeli  und  mache'd  Kaffi 
drüs,  Spottreim  auf  die  Schneider  ZSth.;  vgl.  Bon  4  d 
(Sp.  1312).  —  Hoch  -  Boppele":  stumpf  blättriger 
Ampfer,  Rum.  obt.  AASigl.  Syn.  Titti- Blocken.  — 
Ross-:  1.  Pferdekot  SL.;  ThHw.  ;  Z.  Du  bist  e"  kau 
Schutz  Bulver  wert:  me"  sö"t-dich  mit  B.  verschlisse" 
ThHw.  —  2.  blaue  Brombeere,   Rub.  c»s.  ZF. 

Wolle"-:  Ackerknautie,  Knaut.  arv.  ÄAGipp. 

Wie  die  folgenden  Pflanzen  nach  der  Kugelform  der  Blüte 
benannt.      Vgl.   auch   Bollen  2  d  (Sp.    1172). 


1423 


Bap,  bep.  bip,  bop.  bup 


1424 


Wanne"-:  1.  gem.  Flockenblume,  Cent.  Jac.  Aa 
Auenacker,  Bergösch.,  Berwang.,  Böttst.,  Dött.,  Leibst; 
Z  (Huri.).  —  2.  scabiosenartige  Flockenblume,  Cent, 
scab.  AxGurtw.,  Hettenschw. 

hoppele"  II:  fallen  (eig.  nach  Art  von  Geissen-, 
Boss-Boppelen)  ZSth.  D'  Öpfel  boppele'd  scho".  B' 
Chuglen  ist-mer  ab-em  Tisch  abe*  'hoppelet. 

Bopper  III  m.:  1.  Böpperli,  P-  a)  Frostblätter- 
chen  Tu.  —  b)  P.  ha*,  eine  Gänsehaut  haben  Ap 
Wolfh.  —  2.  Pflanzenname,  a)  Bopper,  P-  (PI.  Bop- 
per) G  oT.,  Dini.  Popperli  G  oT.,  We.,  Goldlack,  Chei- 
ranth.  cheir.  Syn.  Bönen-Vieli  (Bd  I  635).  —  b)  Böp- 
perli,  P-,  (Same  von)  Koriander,  Cor.  sat.  Ap;  G.  — 
3.  Böpperli,  Homknopf  mit  Nählöchern  Aa  (Rochh.). 

—  4.  Bopper,  scherzh.  Bezeichnung  eines  Apfelhöhlers 
mit  dickem,  kurzem,  rundlichem  Griff  von  Holz  ZZoll.f 

—  5.  Popperli,  kleine,  unförmliche  Person  S. 
Hurrli-:  Brummkreisel  AARued.  G'rad  prezis  wie 

deren  e"  Horrlibopper  oder  Hulirurri,  wie  si  d'  Blieben 
amen  einisch  eso  durch  nes  Schnüerli  z'  tanze'  mache'. 
AGvsi  1881. 

Ross-Boppere"  f.:  =  Ross-Boppelen  2  ZBauma. 
Syn.  Tüben-Kopf  2  (Bd  IH  416). 

popperig:  dick,  unförmlich  S. 

höch-sebopplet.  Nur  in  der  Verbindung  h-i 
Eier  in  einem  Rätsel  vom  Pferdekot   SL.  (Schild). 

Böppel  Aa,  Pappel  (PI.  Pöpple")  BG.,  Schw.  — 
m. :    1.  dicke  (rote)  Nase  Aa.    Syn.  Bollen  (Sp.  1176). 

—  2.  knollenartiger  Büschel  von  gedrängt  beisammen 
stehenden  oder  mit  einander  verwachsenen  Früchten, 
nam.  Nüssen  BG.,  Schw.  Syn.  Bölli  (s.  Sp.  1172  u.). 
Bliebe",  lüt-mer  d'  Nuss  noci  si'!  Lät  der  Bettag 
z'erst  vorbl,  bis  si  ns  de'  Pöpple'  g'hije".  B  Volksztg. 
Dicht  gedrängter  Haufe,  z.B.  auch  von  Menschen. 
BSchw.     Si  si'  all  an  %*m  P. 

hoppele"  III:  lallen  (z.B.  wie  ein  Betrunkener), 
stottern  UwE.     Syn.  pappelen. 

poppele"  IV  Gl;  GW.,  pöpple'  GRpr.,  Seh.:  1.  mit 
Puppen  spielen.  aaOO.  —  2.  sich  herausputzen,  Staat 
machen  GrPi\,  Seh. 

ver-poppele"  GrHc,  -päppele*  GrL. :  verzärteln. 

Poppe»  1  f.,  Dim.  Poppeli  Gl;  GRÜbS.,  UVatz; 
GW.,  We.,  Poppi  GrAv.,  Chur,  D.,  Pr.,  Rh.,  S.,  Seh., 
Val.:  1.  Puppe,  a)  (in  Gl;  GRVal.;  GW.  meist  dim.) 
Spielpuppe  Gl;  Gr;  GSa.,  W.  Mit  den  Poppen  hüten 
GRPr.,  UVatz.  Wie-n-e*  Poppeli,  sauber,  kokett,  von 
einem  jungen  Mädchen  Gl.  —  b)  (meist  dim.)  Säug- 
ling, Wickelkind  Gr;  GW.;  in  GrAv.,  Seh.  Poppe* 
für  das  weibliche,  Poppi  für  das  männliche  Kind.  E" 
Poppi  übercho*  GRMai.  Soli,  sali,  Poppeli  GRÜVatz, 
Poppi  sali  Gr,  singt  die  Mutter  beim  Einwiegen.  Weil 
seh'  kein  Gäumeri*  g'han  heind,  nümd-sch'  [sie,  die 
Mutter]  d's  Poppi  i"-ri*  lange"  Zeine*  mid-ere".  Schwzd. 
S.  auch  lüpfen  (Bd  III  1357).  —  c)  niedliches  Person- 
ellen Gl;  GRPr.,  Seh.  —  d)  Jungfrau,  Mädchen,  in 
dem  Kinderlied  von  den  drei  Jungfrauen  (Tobler, 
Volksl.  II  239):  Es  luegen  drei  Poppa*  drüs;  die  erst 
spinnt  Side"  [usw.].  Vonbun  1862  (Gr).  Vgl.  auch  die 
Sage  von  der  Poppe'  im  Flumsertal  Schwzd.  IV  28.  — 
2.  (Wimler-jPoppeli,  puppunähnliches  Ding,  das  Bur- 
schen und  Mädchen  bei  der  Weinlese  einander  heim- 
lich anhängen  GRHe.  Poppi,  aus  einem  Taschentuch 
gebildeter  Plumpsack  beim  Gesellschaftspiel   .Triffst 


den  Fuchs,  was  gilt  der  Balg.'  ebd.  S.  die  ausführ- 
liche Beschreibung  bei  Bühler  I  373.  —  3.  (Poppeli) 
Kerbholz  in  Form  einer  Puppe  zum  Einzeichnen  von 
Alprechnungen  GRGrüsch.  .Zur  Feststellung  des  Som- 
mernutzens, den  ein  und  derselbe  Bauer  von  seinen 
Kühen  zu  erhalten  hatte,  sowie  zur  Fixierung  seiner 
zu  bezahlenden  Löhne  musste  in  erster  Linie  vom 
Alpmeister  für  jeden  ein  Conto  angelegt  werden,  der 
einfach  aus  einem  Stück  Holz  bestand,  dem  man  die 
Form  einer  Puppe  gab.  Für  jeden  also  wurde  ein 
Poppeli  mit  roh  geschnitztem  Kopfe,  an  welchem  das 
Familien-  oder  Hauszeichen  eingekerbt  war,  zuge- 
schnitten, und  damit  alle  Conti  hübsch  beisammen 
bleiben  und  keiner  verloren  gehe,  legte  man  jedem 
P.  eine  Schnur  um  den  Hals  und  steckte  sämmtliche 
an  einen  Reif.'  Alpenp.  1874,  153  a.  —  4.  Hanfknäuel; 
so  viel  Hanf,  als  man  auf  einmal  an  die  Kunkel  legt 
GRMai.    Syn.   Tocketen.    Vgl.  Chind  3  e  (Bd  III  342). 

—  5.  (Poppeli)  gefleckter  Aaronstab,  Ar.  mac.  GW., 
We.  Syn.  Chind  3  g.  Vgl.  Poppen-Grät  (Bd  II  821), 
-Rollen.  —  Aus  rätorom.  poppa  (lat.  pup/ia).    S.  auch  Puppen. 

„Fäsche"-",  Fesche'-Poppeli,  -Poppi:  Wickel- 
kind   „GR-Schiers,  V.     Syn.  F.-Goggeli   (Bd  II    177). 

—  GÖli-Poppeli:  Spielpuppe  GRMai.  —  Hüschi- 
Poppi:  1.  Spielpuppe  GrD.  —  2.  Säugling,  mit  dem 
Nbbegriff  des  Überzarten,  Winzigen,  ebd.  —  3.  Zier- 
püppchen.  ebd.  —  Lire" -Poppeli:  =  Poppen  5  GSa. 

—  Mamma-Poppi:  Mutterkindchen  GRPr.  —  Pfaf- 
fe"-Poppeli:  =  Poppen  ö  GWe.  —  Skattala-Pop- 
pe",  -Poppi:  Zierpuppe;  schwächliches  weibliches 
Geschöpf  GrD.  Vgl.  Bademer-Trückli.  —  Titti- 
Poppeli:  Spielpuppe  SchwNuoI.  —  Wiege  "-Poppi: 
Wiegenkind  GrD. 

„poppe":  mit  der  Puppe  spielen,  sich  mit  Tän- 
deleien abgeben  Gl;  Gr." 

Poppere"  f.:  Puppe  GlH. 

Boppen  (PI.):  Grosshansereien,  Fabeleien,  fas- 
send üch  die  boppen  nit  bewegen,  das  bapstum  hat 
kein  ander  pfimmet,  dann  solche  Fabers  stückle  [d.s. 
Lügen  und  Verdrehungen].'  Zwinoli.  ,Uf  die  schönen 
poppen  des  [Salat'schen]  spruchs  von  dem  krieg  zwü- 
schend  den  fünf  orten  und  andren  orten  der  eid- 
gnoschaft  glimpfliche  Verantwortung.'  HBcll.  1532. 
, Er  [Faber]  spöttlet  gern,  zürn  niemant  das:  in  rüwend 
nit  gross  boppen.'  UEckst.  —  Vgl.  Anni.  zu  Boppart; 
doch  auch   Gr.   WB.  VII   2001. 

Bopperment  AaWoIiI.  ;  Bs,  P-  ScbwE.,  Ma.;  Z 
Hombr.,  Bopperement,  P-  AaWoIiI.  C"1);  Schw:  = 
Opperment  (Bd  I  366).  [Der  Hund]  speit  us  vollem 
Bache*  's  P.  Walchner.  Sonst  nur  in  Verbindung 
mit  Giß  in  RAA.  Si  ist  Iftter  Gift  und  B.,  ein  zank- 
süchtiges Weib  AaWoIiI.  Si  hed  e*  Täubt  uf-mi'", 
wi  Gift  und  B.  ebd.  's  isch-mer  z'wider,  teie  Giß 
und  B.  Bs.  Das  sig  dem  Ma"*  wie  Gift  und  P. 
PHengeler  1836.  Dann  auch  als  Kraftausdruck  und 
Fluch:  Hotz  Giß  und  B.!  Bs.  Bi  P.!  ZHombr.  B., 
wer  das  nit  könnt!  Schw  Fasn.  1874.  ,Boberement, 
es  braucht  einen  eigenen  Rucken,  ein  hagelschläch- 
tiges  Weib  zu  tragen.'  UBrägger  1780.  —  Wahrsch. 
Kontamination  aus   Opperment   und   Bockerment  (s.  Sp.  1136). 

Poppom. :  Hinterer  (Kdspr.)  Bs;  B;  GStdt.  Basler 
Beppi,hesch  Bibi  am  Bobo?  Sprechvers.  Sprww.  L869J 
s.  auch  Rochh.  1857,  23.  —  Über  die  weitere  Verbreitung 
des  Ausdr.  s.   Gr.   WB.   II    199.   VII   2001. 


1425 


Bap,  bep,  bip,  hop,  luip 


1426 


Popolimi.    ,Nimm  wasser  von  p.'  Zg  Arzneib.  1588. 

Prittel-Jessen  fuhrt  ein  niiid.  .Popelionenbom'  für  .Pappel' 
au.  Zu  Gründe  scheint  lat.  unguentvm  (oder  oleum)  popoteum 
zu  liegen. 

Holz-  Böjipeli :  Spielansdruck.  Knaben  und  Mäd- 
chen stellen  sieh  in  einer  Reihe  auf;  auf  die  Zahl 
drei  laufen  sie  aus  einander  und  Jedes  trachtet  sich 
so  schnell  als  möglich  auf  irgend  einen  Gegenstand 
von  Holz  zu  stellen ;  wer  dabei  der  Letzte  ist,  ist 
das  H.  Auf  seinen  dreimaligen  Ruf:  H.,  ab-em  Holz! 
tauschen  alle  Andern  ihre  Plätze  und  wer  dabei,  ehe 
er  sich  einen  neuen  Platz  erobert  hat,  vom  H.  einen 
Schlag  erhält,  wird  nun  selbst  das  H.  BE. 

Böppi  II:  Koseform  für  Joseph  BsL. 

phiip:  Ruf  in  die  Ferne  oder  beim  Versteckenspiel, 
um  das  Suchende  auf  die  rechte  Spur  zu  leiten  Ap; 
ZW1.    —    Vgl.   hup  (Bd   II    1486). 

Püpe"  f.:  Blashorn  für  Kinder  aus  Weidenrinde 
ZRüml.,  Wl.     Syn.  Päpen.  Trompete  ZW. 

püpe",  pa-  ÄAZein.;  Ap;  ScHSt.;  Schw;  Z,  büphe* 
AaFh.  (Hürbin).  puppe'  AAKais.;  GT.;  ScmSt:  1.  piip 
rufen,  in  die  Ferne  oder  beim  Versteckenspiel  Ap. 
Signale  geben,  durch  Rufen  oder  mit  einem  Hörne  Z. 
Auf  der  Püpe"  blasen  ZRüml.,  Wl.;  übh.  =  hörnen  6 
(Bd  II  1025)  Schw.  (Dem)  CMaus  p.;  s.  chlaus-hornen 
(Bd  II  1626/7).  —  2.  tuten,  vom  Bienenvolk  Z.  Vgl. 
jämeren  (Bd  III  41),  brüsen.  Der  Imb  püpet.  —  3.  rla- 
tum  edere  ApM.  —  4.  cacare  (Kdspr.)  A*Kais.,  Fri. ; 
GT.;  ScHSt.  Ich  muess  go*  p.  I*  d'  Hose"  p.  —  Zu  4 
vgl.  das  syn.  pfifen,  ferner  trumpen. 

üs-phüpe°:  tr.,  auslachen,  verhöhnen  Schw. 

Puppe"  f.:  ziemlich  stark  gebogenes  Hörn,  Kuh- 
horn,  auf  dem  die  Ziegenhirten  blasen  G  oT. 


puppe1 


auf   einem    Kuh-    oder    Bockshorn 


blasen,  wie  es  Ziegenhirten  zu  tun  pflegen  Gl;  GG., 
oT.  Der  Geisser  2)üppet,  z.  B.  wenn  er  am  Morgen  das 
Zeichen  zum  Austreiben  der  Tiere  gibt  oder  Abends 
die  Rückkehr  derselben  ankündigt. 

Füdli-Püpper  m.:   scherzh.,  Mastdarm  G  oT. 

Stock-Püper:  Name  eines  Gespenstes  mit  schwar- 
zem, weitem  Mantel  und  breitem  Hut,  das  am  , Stock', 
einem  Berge  in  Schw,  umgehen  soll,  bisweilen  mit 
Jauchzen  (PüpenJ  sich  kund  gebend.  Lüt.,  Sagen  390. 

puppere",  ph-:  Iter.  zu  puppen  Gi,Lintth.;  G  oT. 

„püpeli:  Ausruf  des  Wohlgefallens,  ei  wie  schön! 
B  (Arumenepr.)." 

„Püpeli  n. :  Bild,  gezeichnetes  oder  gemaltes  B 
(Ammenspr.)."  —  Vgl.  bal  (Sp.  1185). 

Puppe"  I  f.;  1.  a)  (Püppli)  Spielpuppe  aus  Pappe 
ZStdt.  —  b)  (Boppji)  verallg.,  trastullo,  Spielzeug 
PA1.  So  anch  in  dem  Spielnamen  si*  g'holt-mer  woul 
d's  B.,  far  il  giuoco  dell'  anello.  Giord.  104.  173.  — 
2.  (Puppeli,  -ilij  Wickelkind,  Wiegenkind  W.  Es  P. 
bercho*.  S.  nöno  (Sp.  763).  —  3.  (Puppa)  Jungfrau, 
Mädchen  in  der  Sprache  der  Wildleute.  Vonbun  1862, 62. 

Bröd-:  ein  Gebäck  aus  Weizenmehl,  Eiern  usw., 
eine  menschliche  Figur  darstellend,  zu  Weihnachten 
für  die  Kinder  W  (Tscheinen).  Vgl.  Elgger-Mann, 
Gritti-Benz. 

pupple"  boppju:  trastullarsi  PA1. 
.   püpple":  mit  Kartonpuppen  spielen  ZStdt. 

Puppe"  II  ZZoll.,  B-  Bs,  „Poppe?  II  F"  —  f., 
sonst  nur  als  (meist  versteinertes)  Dim.  Pupp>i  BSi. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


(selten),  B-  W,  Puppeli,  B-  Gl,  Püppi  AaKöII.;  BHk., 
Si.;  FMu.;  Schw,  B-  AaKu.,  Leer.,  St.;  B;  L;  Ndw, 
Püppli  S;  ZOttenb.,  B-  Bs;  B,  Büppeli  Z  (Wolf): 
1.  Brustwarze  a)  des  weiblichen  Geschlechts,  Brüste 
AaKöII.,  Leer.,  St.;  Bs;  B;  F;  Gl;  L;  Schw;  W;  ZKn. 
Syn.  TüttU.  ,Bubben,  grosse,  Bübbli,  kleine  Weiber- 
brust' Bs  (Spreng).  D's  Püppi  ge*,  ne*;  d'sP.süge* 
BSi.  Am  Püppi  süge",  noch  ein  Säugling  sein  BHk. 
(spött).  Hans  Dampf  —  Hose'schranz  —  Chessel- 
bode*  —  tüsig  Jör  am  Püppi  g'soge*,  Spottreim  Aa 
Köll.  Vgl.  auch  Büppi-Süger.  Wenn  d'  mer  nümme* 
me  icost  z'  süge"  ge*  [soll  ein  fünfjähriger  Knabe  seiner 
Mutter  gedroht  haben],  so  blss-der,  wenn-ich  mal  cha** 
's  Büppeli  ericütsche*,  das  Zölggli  ab.  Wolf,  Gespr. 
Mädchen,  die  im  Essen  wählerisch  sind,  werden  auf- 
gefordert: Maidiene*,  esset  Süppli,  so  wachsen-ech  die 
Püppli!  S  (Scherzreim).  Epfel  brate*,  wo  scheni  Bippi 
ge*  BBiel.  Als  Variante  von  Büch-Näbeli  in  dem 
Scherzreim  bei  Mus  (s.  Sp.  475)  Bs;  vgl.  Seil.  46  a. 
Venus  zur  Buhle  Circe  abfertigend:  ,Heiss  yn  [üdys- 
seus]  zue  syr  mueter  gon  und  noch  ein  wyl  das  büblin 
sugen.'  PGengenb.  ,Da  sind  inen  die  büplin  irer  jungk- 
frauwschaft  zertruekt  worden.'  1531/48,  Ezechiel; 
dafür  .Düttlein.'  1667,  ,Brüste.'  1882.  ,Das  uüble, 
mammula.'  Mal.  Übertr. :  ,Wer  sein  Maul  ans  Staats- 
büpi  hängen  könne,  werde  am  schnellsten  fett  und 
je  mehr  er  sauge,  desto  respektabler  werde  er.'  Gotth. 
Bei  Ansh.  mehrfach  mit  Bez.  auf  die  reichen  und 
mühelosen  Einnahmen  aus  dem  Pensionenwesen.  ,Die 
mietherren  konnten  nit  das  veis  und  siess  büppe  ver- 
lassen.' ,Was  ein  schläckli,  das  krank  kind  wider 
zuer  (süessen)  buppen  [Var.  ,suppen']  ze  bringen.' 
S.  noch  ginnen  (Bd  II  329),  Nöff  (Sp.  681  o.).  — 
b)  auch  des  männlichen  Geschlechts  Bs;  L.  , Jakob 
zugkte  ein  bymesser  und  stach  es  dem  Meyer  in  das 
büppi.'  1547,  Gfd.  N.  N.  habe  ihn  am  linken  ,Bübli' 
verwundet.  1548,  Absch.  —  2.  Zitze  an  weiblichen 
Tieren,  bes.  Schweinen,  Hunden  AALeer. ;  BSi.;  GlH.; 
Schw;  Ndw;  ZOttenb.,  auch  am  Euter  der  Kühe  oder 
Ziegen  AaKu.,  St.;  B.  .Die  Bäuerin  strupfte  der  Kuh 
bald  an  diesem  Büppi,  bald  an  jenem,  bis  sie  ein  Hä- 
feli  voll  hatte.'  N.  B  Kai.  ,Das  der  äff  seine  dutten 
an  der  brüst  trage  wie  ein  weibsbild,  da  die  andere 
tier  ir  buppen  am  hinderen  underen  ort  tragen,  damit 
sy  die  jungen  berüeren  mögen  und  erreichen.'  Tierb. 
1563.  —  3.  etwas  einer  Brustwarze  oder  Zitze  Ähn- 
liches B;  Ndw,  z.B.  ein  Auswuchs  an  Holz  oder  an 
einem  Brotlaib  BBrienzersee.  Astknorren  an  alten 
Eichen  ZZoll. 

Vgl.  .Biibbi.'  Gr.  WB.  II  457,  ,Buppel.'  ebd.  532.  Zshang 
mit  Bibi  III  (Sp.  924)  liegt  nahe,  ist  aber  lautlich  nicht 
klar;  vgl.  AHeusler  1888,  117.  Über  das  Verhältniss  zu 
Puppen  I  s.   Anm.   zu   Mamma  (Sp.  225/6). 

Chüe-Puppe"  BsL.;  B,  -Buppe*  BsL.;  SThierst., 
-Püppi  AAÄar.,  Hl.;  BsL.;  BoAa.,  Si.;  SNA.,   -Büppi 

Aa  (Mühlb.):  1.  Zitze  am  Kuheuter.  Anderegg  1897. 
—  2.  (Samenkapsel  und  Blätter  der)  Herbstzeitlose, 
Coleb,  aut.   aaOO.     Syn.  Chuetschen  4   (Bd  III   580). 

büppe"  Ndw  (Matthys),  büppele*  B,  buppele"  U: 
(an  den  Büppeni)  saugen. 

'büpplet:  vollbusig  Bs.     E*  'büpplet  Maitli. 

Buppen  III  f.:  Hinterteil  des  Schiffes.  ,Ich  leit 
mich  uf  die  b.  oder  louben  uf  eines  galiotten  kleider.' 
StüLZ    1519.    —   Mhd.  pojjpe,  zu  lat.  puppis. 

90 


1427 


Bap — bup.    Bapf—  bnpf.    Bapst— hupst 


1428 


Blipper  m.  Nur  in  der  RA.:  Eim  de"  B.  j'ete", 
ihm  Jen  Pelz  waschen  Bs. 

S.  jsten  S  a  (Bd  III  83),  wo  Bupjier  statt  Bugger  zu 
lesen   ist.     Im   Wiesental  dafür  Bipper. 

puppere":  =  popperen  2  b.  ,Es  pupert  und  jammert 
Einem  in  der  Seele.'  UBrägger. 

I'upperli  I  n.:  Bettchen  Ap  (Kdspr.).  Chomm,  mer 
wand  i"  's  P.  —  Im  gleichen  Sinne  bair.  Buppel,  schwill). 
Buppele;  bair.  poppein,  puppein,  schlafen   (Kdspr. 1. 

Pupperli  II  n.:  oberste  Spitze  an  einer  Eichel  oder 
Erdbeere  Ar.  —  Wahrsch.  vwdt  mit  Puppen  11. 

Püpper  m.:=Pöpperli  (s.  Bopper  III 1  b  und  3b) 
ApLutzenberg. 

Pnpil  I  n. :  Papier  PA1.  G'fcurewds  P.,  Tapeten. 
Schrib-P.,  Schreibpapier.   —   Zum  Voc.  vgl.   Tubäk. 

Pnpil  II  m.  f.:  Mündel  WVisperterm. 
BUppech:    kleiner,    süsser    Apfel    mit   fleischüber- 
wuchertem Stielansatz  B.   —   Zu   Puppen  II. 


Bapf  —  bupf. 

hüpfe":  tr..  Jmdn  auf  hinterlistige  Art  schlagen, 
anfallen,  in  betrügerischer  Weise  schädigen    AiZein. 

Bäpfi  in. :  Kartoffel  Ndw  (Kdspr.). 

Böpü  n.  AaF.,  Ke.,  Böpf  m.  Z  (Dim.  Böpfi  und 
Böpfcli):  1.  Apfel  (Kdspr.).  aaOO.  He-,  Bö- Böpfi, 
Erdapfel  AaF.,  Ke.  —  2.  plumper,  einfältiger  Mensch 
AaF.,  Ke. 

•.hüpfe"",  p-:  tr.,  (mit  dem  Ellbogen)  einen  Rippen- 
stoss  versetzen  „ScHWReichenb. 

Nbf.  zu  büffen  (Sp.  1045/6).  Vgl.  auch  müpfen  (Sp.  351), 
pfüpfen.  Auch  zu  der  unter  buffen  S  angeführten  Stelle  aus 
Aush.  gibt  eine  Hdschr.   die   Lesart  ,büpfeu.' 

herfür-:  wie  mit  einem  Schlage  hervor  kommen, 
hervor  schiessen.  ,Ein  rechter,  göttlicher  geist  ist 
nit  anfächtig,  noch  kybig,  püpft  ouch  nit  unbesinnt 
herfür,  strüttet  nit  umb  jedes  habdanks  willen.' 
HBull.  1531. 

wider-büpfe"  Gk,  -bupfe"  üRh.:  zurück-,  ab- 
prallen „Gr"D.,  He.,  Pr.,  Seh.,  zurückschnellen,  z.  B. 
infolge  Federkraft  GRh.  Ich  würfe*-dich  an  d'  Wand, 
dass  d'  uriderbüpfst  GnValz.  Auch  unpers. :  We""-me" 
mid-eme"  Häuchel  ttf  e*  herte"  Stein  Schlacht,  se  wider- 
Inijift  's. 


Bapst  —  bupst. 

Bapst  (bzw.  -öS  -ö'-)  Aa;  Bs;  S;  Th;  Ndw;  Zu.,  S., 
P-  BsL. ;  B;  Sch;  Z  —  m.:  1.  Papst.  Wer  tuet,  was 
er  cha"",  tuet  so  vil  als  der  P.  z'  Rom.  Sulger.  Dass 
din  Herr  Bueb  im  Wibe"  mög  recht  glückli'h  si"  [wünscht 
eine  Frau  der  andern],  dass  er  die  riehst  und  schönist 
überchömm,  ja,  dass  der  Pöbst  z'  Rom  im  si"  Techter 
geb.  Uns  war  sust  aueh,  wenn  ase"  d'  Pöbsteni  di" 
Gege'schwigri"  gab !  Stütz.  Das  isch  noeh  Öi>}ris  vo" 
Päpsts  Mantel,  ein  Stück  Aberglauben  B  oAa.  De" 
P.  g'schaue",  Kinderspiel:  die  Kinder  bilden  einen 
schützenden  Ring  um  den  P.;  zwei  gehen  um  den 
Ring  und  singen  :  Mir  zwei,  mir  zivei  sind  g'schwüsterti 
China  (mir  zicei,   mir  zwei  gönd   um  de"  Ring)  und 


möchte'd  de"  P.  gern  g'schaue"  ffäh"),  worauf  der  Ring 
sich  um  den  P.  im  Kreise  drehend  antwortet:  de"  P.,  de" 
1'..  de"  löm-mer  nüd  gä",  bis  mer  zweimal  umme"  sind. 
Smd  sie  zweimal  herum,  so  flieht  der  P.  aus  dem 
Ring;  gelangt  er  wieder  in  den  Ring  zurück,  ohne 
von  seinen  zwei  Verfolgern  erwischt  zu  werden,  so 
behält  er  seinen  Tron,  sonst  wird  das  Kind,  das  ihn 
gefangen  genommen  hat,  sein  Nachfolger  Z.  ,Es  wird 
vil  von  mir  geseid,  da  ich  als  unschuldig  an  bin  as 
der  bapst',  schreibt  ein  Wiedertäufer  von  ZZoll.  an 
den  Z  Bürgermeister.  1525,  Egli.  Akten.  Übertr.  .Der 
Belli  [s.  Sp.  1155]  was  babst:  hat  über  der  Eidgnossen 
reisverbot  zuo  dispensieren.'  Ansh.  —  2.  päpstliche 
Münze,  spec.  die  (verrufene)  päpstliche  Lira  B;  Tu;  Z. 
Das  ist  en  B.,  der  gät  nüme". 

Weitere  Belege  für  schwache  Flexion:  ,Des,  dem  Pabsten.' 
Stadiin  1 824.  Artikellos  wie  ein  Eigenname  steht  das  W. 
gelegentlich  auch  bei  Ansh.:  ,Hat  sinen  heiligen  vater  babst 
küsst.'  .Papst',  Familienname  SÖnsiug.  (Bspet);  um  1500,  L; 
XVI.,  S.  Als  Zuname:  ,Des  Bapsts  wib.'  1386,  Z  Kat- und 
Richtb.  .Hensli  und  Ruedy,  die  bäpst,  gebrüeder.'  1470, 
AaWett.  Klosterarch. 

Aber-:  Afterpapst.  ,Nicolaus  V.  wirt  von  böpst- 
leren  under  die  aberbiipst  und  schismaticos  und  nit 
under  die  rechten  böpst  gezelt.'  HBull.,  Tig. 

Bäpsttum  n.:  1.  päpstliche  Würde.  .Das  bapst- 
tuomb  was  von  drien,  die  bäpst  sin  wolten,  besessen.' 
Vad.  — ■  2.  katholischer  Glaube,  Katholizismus.  ,Sy 
band  müessen  schweren,  das  b.  wyder  ze  halten.' 
1540/73,  UMey.,  Chr.  .Einer  uss  der  Grueb,  der  in 
siner  jugent  zum  p.  erzogen  und  sollen  ein  mäss- 
priester  werden.'  1588,  Ap  Jahrb.  —  3.  katholisches 
Gebiet.  .[Der  Pfarrer  klagte]  dass  so  viele  Weiber 
ins  P.  heiraten.'  1630,  ApHeiden.  Das  entführte  Kind 
wurde  im  ,P.'  [nämlich  im  Bistum  Basel]  gefunden. 
1705,  B  kirchl.  Jahrb. 

Bäpstin  f.:  in  der  formelhaften  Verbindung  , bapst 
und  bäpstin'  zur  Bezeichnung  des  Papstes  und  seines 
Anhangs.  ,Gott  spricht:  es  muoss  syn,  dass  ir  dem 
gewalt,  der  das  schwert  treit,  gehorsam  müessend  syn. 
Hörst  du  nit,  papst  und  päpstin  ?  es  muoss  syn.  So 
gang  ouch  herab  und  bis  dem  wort  Gottes  gehorsam!' 
Zwingli.  .Also  wirt  ferr  von  mir  syn,  dass  ich  kein 
ee  hinderstellig  mach,  die  by  Gott  ein  ee  ist,  obglych 
papst  und  päpstin  ein  anders  sagt.'  ebd. 

bäpstisch:  päpstlich,  katholisch.  XVI.  Dafür  ein- 
mal:   ,Es  war  noch    alles   bäpstes.'    ThPlatter  1572. 

Bäpstler  m.:  1.  Anhänger  des  Papsttums,  bes. 
als  Scheltw.  im  Munde  der  Reformierten.  XVI.  — 
2.  vor  der  Reformation,  ein  vom  Papst  für  eine  Pfründe 
Bestimmter,  Kurtisane.  Bei  Vergabung  des  Kirchen- 
satzes von  ZGossau  verspricht  der  Patron  Nachwähr- 
schaft zu  leisten,  .usgenomen  bäpstler.  die  da  von 
dem  stuel  ze  Rom  kilchen  erwerbent  oder  anvallent.' 
1414,  Z  ürk.  —  3.  =  Bäpst  2  B;  Z.  Der  päpstliche 
Gulden.  XV./XVL,  Absch.;  s.  z.B.  Florenzer  (Bd  I 
1207).  ,Ein  bäpstler  [Gulden]  um  31  ß  2  den.'  1416, 
Absch.  .An  golt:  ein  bebstier.'  1435,  L  Urk.  -  Vad. 
schreibt  .bäpstler.'  Als  Zuname:  .Jakob  W.,  Päpstlers.'  um 
1770,   ZZoll. 

Päpstler i  f.  Man  möge  verhüten,  .dass  der 
dienet  des  Worts  nit  nüwe  p.  anheb.'  1530,  Absch. 
(Eingabe  von  Reformierten). 


1429 


Rapt — hupt.    Bar— bur 


li::o 


Bapt  —  bupt. 

Baptist:  I.  (Battista  GRSchiers,  Battist  Seit;  S 
Melt;  Tu.  Badist  AaF.,  Ke.,  Leer.;  Ap;  L;  Ndw;  Zr„ 
Tista  UAnderniatt,  Tistji  W,  Distel  Ndw,  Bapti  ür 
Malix)  Personenname.  Dem  Segensspruch:  G'lubt  sei 
Jesus  Christ!  wird  zuweilen  der  Spottreim  beigefügt: 
In  Ebigkeit,  B. !  AaF.,  Ke.  Schampetist,  Jean  Baptiste 
TiiErm.;  s.  noch  Hau  II  (Bd  II  1310).  —  2.  d'  Ba- 
diste",  die  Sekte  der  Baptisten  GStdt. 

Baptista  Badistr:  weibl.  Taufname  AALeer. 

üs-baptiste".  In  der  RA.:  Es  ist  iezt  da"'  da 
glvh  üsbaptistet,  aus  mit  der  Herrlichkeit   Schw. 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bnr,  bzw.  barr  usw. 

Pär  Th  tw.,  sonst  meist  mit  Dehnung  Pär  —  PI. 
unver.,  doch  auch  Pärer  Ap  —  Dim.  Pärli,  in  BHa. 
Parelli  —  n.:  1.  (Bär  Aa  lt  Hürbin;  LG.;  in  unbe- 
tonter Stellung  auch  Per  BE.)  Paar.  allg.  a)  von 
Personen.  En  Tampe"  [einfältige  Weibsperson]  und 
en  Narr  macht,  oich  es  P.  WV.  Eine''  und  Eini  sind 
z'  P.  cho"  W.  Das  jung  P.  Volch,  das  junge  Ehe- 
paar Zu.  Herr  Arme'pfleger,  er  wösse'd  am  beste", 
icie  's  om  das  Pärli  Volk  [ein  Brautpaar]  stöt.  Ap  Kai. 
1859.  Pärer,  Paare  lediger  Leute,  die  sich  beim 
Weine  gütlich  tun  Ap.  Pärer  stösse"  s.  pärli-laufen 
(Bd  III  1139/40).  Es  Pärli,  zwei  kleine  Geschwister 
verschiedenen  Geschlechtes  BsStdt;  Th;  Z;  Syn.  Tan- 
zeten.  Si  händ  ez  grad  's  Pärli,  heisst  es  von  Eltern, 
denen  nach  einem  Knaben  ein  Mädchen  geboren  wird 
oder  umgekehrt  Th.  Jo,  jo,  wärlich,  zwöu  gend  es 
Pärli,  drü  gend  es  G'schärli,  vier  gend  es  Bett  voll 
ond  föifi  öberheit  voll  AaF.,  Ke.,  Leer.  Z'  Pare"  (Schw 
Muo.),  z'  Parets  (aScHw)  gä",  paarweise.  Z'  Pärets  und 
z'  Pärets  mit  A'stand  si  [die  Männer  einer  Prozession] 
gand.  DKvn.  —  b)  von  Tieren.  Es  Par  Stieren  (am 
Pflueg),  ein  Joch  Ochsen.  Es  Pärli  Tube".  E(s)  Pärli 
(Par)  Sü"'li,  zwei  kleine  Schweine,  gleichviel  welches 
Geschlechts,  die  zusammen  aufgefüttert  werden  BHa.; 
Th;  ZZoll.  —  c)  von  Sachen.  Der  macht  e(s)  P.  Auge". 
Bs;  Th;  Z.  Mit  ähnlichem  prägn.  S. :  De''  hat  e(s) 
P.  Bagge"!  ebd.  E(sJ  P.  Hose";  s.  Bd  II  1689/90.  ,Es 
steckt  nicht  Alles  in  einem  P.  Hosen',  Einer  vermag  nicht 
Alles,  Sprw.,  z.  B.  bei  der  Vereinigung  von  zu  vielen 
Ämtern  in  der  Hand  eines  Einzelnen  augewendet  Z. 
Es  P.  Messer  und  Gable",  ein  Besteck  Z.  ,Ein  silbernes 
Perli  Messer  und  Gabel.'  1800,  Z  Inv.  Zehe"  P.  Öpfel 
für  en  Balze"  Aa.  S.  auch  Chriesi-Chloben  (Bd  III  620). 
E(s)  Pärli  Wärst,  Doppelwurst  Tu;  Z.  Pärli,  Doppel- 
semmel Ap  (Rochh.).  —  2.  par,  bar  Ltw.;  GStein;  S, 
sonst  e(s)  par,  bar  (attr.  meist  unflektiert,  allein- 
stehend: m.  f.  e(s)  par,  n.  e(sj  pari  Th;  Z,  Dat.  e(s) 
pare"  Bs;  Th;  Z,  e(sj  parne"  B;  Th;  ZO.)  unbest. 
Zahlw.,  einige,  etliche,  allg.;  doch  in  BHk.  immer  nur 
für  zwei.  E(s)  par  Chriesi,  Wärst.  Eim  e(s)  par 
Rappe"  z'  verdiene"  g'e*.  Es  Mueterli  und  par  Chindli. 
L  Nachr.  1865.  Par  Schritt  iviter  S.  Vor  bar  Jöre"  L. 
E*  parne"  Biiechiberger  Politikere".  JWalther  1867. 
Es  parer  Mäh"  hinder  es  anders,  ein  paarmal  hinter 
einander  W.  Auch  dim.:  Ick  ha"  numme"  noeh  es  parelli 
Herdepfel  z'  Äben0  BHa.     Subst. :    Useren  es  par  si" 


g'gange*  B.  Das  han-ieh  e(s)  parne"  g'seit,  von  e"  pari" 
ifhnit  li;  Z.  Ha u-em  e"  pari!  gib  ihm  ein  paar  Ohr- 
feigen Th;  Z.  Nach  Demonstr. :  die  par  Tag,  i"  dene' 
par  Wuche". 

un-par:  ungerade;  z.B.  wer  im  Spiel  bei  einer 
Teilung  in  Paare  keinen  Genossen  erhält,  leer  aus- 
geht  W.    —    Vgl.   frz.   impair. 

Für-Parli:  ein  oder,  mehrere  Paar  Kinder,  die 
dem  Hochzeitspaare  vorangehen  Gl.  —  für-  (auch 
vor-)  päre":  paarweise  vor  Etwas  hergehen,  einen 
Zug  eröffnen  Gr.  D'  Maitje"  heind  fürgepäret  [bei 
einem  Festzug],  alli  mit  Tschäppel  uf  de"  Chöpfe" 
GrD.  Dem  Sarge  eines  Ledigen  (Jünglings  oder  Jung- 
frau) wird  in  GrPi\  fürgepäret,  d.  h.  Jungfrauen  in 
schwarzer  Kleidung  mit  weisser  Schürze  schreiten  ihm 
paarweise  voran.  (Fär-)päre",  von  den  Schulmädchen, 
die  an  der  Auffahrt  (s.  Bd  I  1029)  festlich  geschmückt, 
mit  Blumen  im  Haar  und  weissen  Schürzen  paarweise 
zur  Kirche  gehen   GRFid. 

Nest-Pär:  ein  Paar  (Männchen  und  Weibchen) 
monogamisch  lebender  Vögel  (z.  B.  Schwäne),  die  von 
dem  selben  Elternpaar  abstammend  im  gleichen  Neste 
gebrütet  worden  Z  (Spillm.). 

Ris-  Res-:  Liebespaar,  das  am  Ris-Sonntag  (s.  d.) 
zum  Weine  geht  Ap. 

päre":  1.  zu  einem  Paar  vereinigen  PA1.  Paar- 
weise zsstellen  AALeer.  —  2.  intr.  a)  auch  z'säme*p., 
(wie  ein  Paar)  zu  einander  passen  B.  Welcher  Schuh 
päret  zu  diesem?  BSi.  —  b)  s.  für-pären.  —  c)  Spiel- 
ausdruck beim  Boleien  (Bd  I  17)  S;  vgl.  pärelen.  — 
3.  refl.  a)  sich  paaren,  begatten  BSi.  —  b)  sich  ver- 
mehren Ndw.     Si  päri"d-sich  immer  mer. 

ent-:    ein  Paar  auflösen;    trennen,  scheiden  PA1. 

pär  ig:  brünstig  (von  Vögeln)  B. 

pärele":  „ein  Spiel  der  Knaben,  wobei  Einer 
dem  Andern  einige  kleine  steinerne  Kügelchen  gibt, 
die  der  Werfende  nebst  seinen  eigenen  in  ein  auf 
einer  schiefen  Fläche  gemachtes  Grübchen  zu  bringen 
sucht;  bleibt  eine  gerade  Zahl  darin,  so  gewinnt  der 
Werfende  den  ganzen  Einsatz  S." 

parle":  1.  tr.,  paarweise  ordnen  Gr;  Z.  Ordnen 
übh.  Blueme"  z'säme" p.  zumene"  Strüss  Th.  —  2.  refl., 
sich  paaren,  von  Vögeln  Ap.  —  3.  ,bei  Webern,  so 
fehlerhaft  weben,  dass  die  Fäden  des  Einschlags  zu 
nahe  an  einander  geraten,  gleichsam  paarig  werden' 
ApH.,  K.  —  3.  spielen,  tändeln,  wie  die  Kinder  ApL,  M. 

—  4.  necken,  foppen,  sticheln,  zanken  ApH.,  I.;  GoT. 
Was  händ  ir  mitenand  s'  p.? 

uf-:   1.  a)  Jmdn  durch  Reden  aufhalten  ApK.,  M. 

—  b)  refl.,  sich  aufhalten  lassen,  sich  verzögern  Th. 
— ■  2.  Einen  Etwas  glauben  machen,  ihm  Etwas  .auf- 
heften' ApK.,  M.     Ich  will-em  's  scho"  ü. 

Bär  I  GRChurw.,  Hald.,  Seh.;  ZZoll.,  Bö*r  TuHw., 
Bor  I  AABb.,  Fri.,  Hl.,  Hold.,  Leer.  (-ö'-J,  St. ;  ApH.,  K. ; 
Bs  (Spreng);  GRHe.,  Luz.,  Pr.,  Seh.,  Trimmis;  L;  GSa. ; 
ZU.,  Pör  ZWyla,  Bor  I  GRjen.,  L.,  V.,  Valz.,  Bort  Gr 
Scuolms,  Bare"  /AALeer.;  BsStdt;  B  (Zyro);  Th; 
Ndw;  ZBauma  (in  Bed.  b),  Dättl.  —  PI.  stets  zwei- 
silbig, in  GaHe.,  Pr.  auch  Born  —  f.  AaHI.;  Ap;  Bs; 
GRChurw.,  Hald.,  He.,  L.,  Luz.,  Pr.,  Seh.,  Trimmis;  L; 
Th;  Ndw;  Z,  n.  AASt.;  GRScuolras,  V.;  ThHw.;  ZO., 
m.  AaFi-L,  Leer.;  B  (Zyro);  GSa.:  Tragbahre  übh. 
Ap;  Z.  Syn.  (Träg-)Beren.  E"  B.  vo"  Tanneste"  ZZoll. 
D'  Tischmacher   händ   de*    neu    Chasten   uf-ere"   B. 


1431 


Bar,  bef,  bir,  bor,  bnr 


1432 


'brächt,  ebd.  Spec.  a)  (meist  zsgesetzt  Töte"-B.) 
Totenbahre.  aaOO.  Di  chh"  B.,  für  Kinder,  di  gross 
B.,  für  Erwachsene  Z.  Wenn  der  Sigerst  's  Erst  g'lüt 
häd,  so  bringt-er  d'  B.  zum  Hüs  7,0. ,  Zoll.  Alle  Zunft- 
brüder  waren  zur  , Folge',  d.  h.  zum  Leichengeleit  und 
abwechselnd  (je  sechs?)  zur  ,Bor',  d.  h.  zum  Tragen 
der  Totenbahre  Tom  Sterbehaus  zur  Kirche  und  zum 
Grabe  verpflichtet.  1300/1500,  Bs  (Geering).  .Diewyl 
die  Ton  Ebmatingen  mit  dem  kilchgang  und  der  be- 
greptnuss  ald  z'  bor  gen  Mur  dienend.'  1580,  Z  Eq. 
,Sy  lüpfen  d'  Por  widerum  uf.'  GGotth.  1619.  Die 
Bahre  im  Rechtsleben  beim  sog.  Bahrrecht  oder  der 
Bahrprobe;  das  berühmteste  Beispiel  aus  dem  J.  1503 
s.  bei  Ansh.  II  -  393  (vgl.  auch  Unot  123/6).  ,Wenne 
der  oder  die  also  ergriffen  werden,  so  soll  man  dann 
von  dem  oder  dien  unverzogenlich  richten  uf  der 
fryen  weidhuobe,  als  ob  die  b.  zue  gegne  und  under 
ougen  stüende.'  1447/1544,  Schw  LB.  ,Der  guoten 
frouwen  [Witwe  des  Ermordeten]  ist  ein  kumer  ouch 
schad  begegnot,  ist  ir  entfrömpt  der  lichnam  [Leib 
ihres  Mannes].  Nun  begert  si  den  zuo  wisen.  Dorum 
erteil  ich  [der  Landrichter],  dass  die  b.  harfür  werd 
bestellt,  dass  man  sy  von  dem  gricht  mog  besehen.' 
um  1500,  L  Landgerichtsordn.  Vgl.  noch  Grimm  RA. 
930;  Blumer,  RG.  1  537;  Seg.,  RG.  II  701;  Roman. 
Forschungen  V(l)  221  ff.  Formelhaft  verbunden,  a)  ,B. 
gegen  B.',  zum  Ausdr.  des  jus  talionis,  d.  i.  Leben 
gegen  Leben.  .Wer  den  andern  leiblos  machte,  soll 
man  b.  gegen  b.  on  alle  gnad  richten.'  Mohr  (nach 
einer  Urk.  von  1050) ;  ebenso  1297,  GrCIiut  Statut. 
,Und  sol  man  ab  im  [dem  Totschläger]  richten  b. 
gen  b.  nach  urteil.'  nach  1336,  Z  Richtebr.  ,Were, 
das  ein  burger  den  andern  erschlecht,  da  sol  gon  ein 
b.  gegen  der  andren  on  gnad.'  1384,  AaB.  Stadtb.; 
ähnlich  1432,  Zg  Stadt-  und  Amtbuch.  .Wenn  ainer 
ainen  liblos  tuet,  mag  man  den  sächer  begryffen,  so 
rieht  man  b.  gen  b.;  tuot  aber  einer  den  andern  liblos 
in  aim  friden  und  ergryfft  man  in,  so  rieht  man  zuo 
im  als  zuo  ainem  mörder.'  GTa.  Offn.  ,Erschlüeg  ein 
gast  ein  hofman  und  der  ergriffen  wurde,  da  sol  b. 
gegen  b.  gan,  desgeiiehen  ob  ein  gast  den  andern 
liblos  detty,  da  sol  ouch  b.  gegen  b.  gan.'  1484,  Schw 
Eq.  ,WTer  den  andren  vom  leben  zum  tod  bringt  mit 
syn  selbs  gewalt,  würt  der  selb  begriffen,  sol  man 
richten  b.  gegen  b.'  1489/1538,  ZNer.  Offn.  ,0  ir 
richter,  band  ir  alweg  par  gen  p.  gericht?'  fragt 
Einer,  der  um  Aufschub  seiner  Hinrichtung  bittet. 
Kessl.  ,Gott  hat  in  sinem  gesatz  baar  umb  b.  oder 
die  raach  und  straaf  nit  gestelt  in  den  gewalt  eines 
jeden  beleidigten.'  HBull.  1561.  ,Wer  den  Anderen 
zu  tot  schlecht  oder  sticht,  da  got  Bor  gegen  B.,  wie 
joch  der  Tot  geligt.'  1611,  Bs  Kq.  .Welcher  den  An- 
dern eines  Glids  beraubt  oder  leiblos  macht,  da  ist 
Glid  um  Glid,  Baar  gegen  B.'  1620,  AABrugg  Gerichts- 
satzg.  Vgl.  noch  Bluntschli,  RG.  1409;  Blumer,  RG. 
I  404;  Osenbrüggen,  RG.  153  f.;  Alem.  Strafr.  84  f. 
—  ß)  Brüt  und  Bär,  Braut  und  Totenbahre.  Hochzeit 
und  Begräbniss.  Es  war  ein  altes  Recht  des  Schlöss- 
chens Wicken  bei  GRorsch.,  Niemanden  landen  zu 
lassen,  als  Brut  und  Bär.  Die  sonderbare  Melodie, 
die  das  Nachtvolk  (Totenvolk)  spielt,  kann  man  er- 
lernen, wenn  man  sich  in  gewissen  Nächten  auf  Wege 
hin  stellt,  wo  Braut  und  Bahre  sich  kreuzen;  mit 
dieser  Musik  kann  man  die  Zuhörenden  zum  Tanze 
zwingen  GSa.    ,Das  brut  und  bar  alda  wol  faren  und 


wandten  möge.'  1411,  GGams  Strassenordn.  ,Ouch  gat 
ein  weg  zu  der  kilchen  und  von  der  kilchen;  den- 
selben weg  soll  niemand  faren,  er  füere  dann  ein 
bar  und  ein  brut.'  AAWett.  Offn.  ,Es  sol  ein  kilch- 
wäg  gan  zu  sant  Niclauss  abhin,  der  sol  so  wit  sin, 
dass  brut  und  bar  ein  andern  entwichen  mügint,'  Z 
Flaach  Offn.  ,Die  von  Oberglatt  sollen  br.  und  b.  gen 
Bülach  antwQrten',  d.  h.  ihre  Hochzeiten  und  Leichen 
gehören  in  die  Mutterkirche  Bülach.  1482,  ZObergl. 
Urk.  ,Die  von  Lachen  [sollen]  eim  pfarrer  zum  Alten- 
dorf brüt  und  bär  schuldig  sin,  bis  und  so  lang  (si) 
ir  pfarrkilch  ze  Lachen  uffgericht  und  gebuwt  habend.' 
1520,  Gfd.  ,Vor  ziten  hab  ein  pfarrer  zuo  inen  müessen 
gan.  wenn  br.  und  b.  was.'  1530,  Strickl.  ,Der  pfarrer 
von  Wengi  müesst  gen  Matzingen  ze  br.  und  b.  gan.' 
ebd.  ,Und  bhielt  man  den  von  Griessern  trib  und 
trat,  holz  und  veld,  dessgleichen  braut  und  bär  befor.' 
Vad.  ,Die  von  Holzrüti  die  sond  zuo  brut  und  bar 
ir  efaden  ufbrechen  und  wider  zuo  beschliessen.'  1567, 
ÄANiederrordorf  Offn.  Vgl.  Brüt -und -Bär -Weg.  — 
b)  unter  dem  Lastwagen  an  Ketten  aufgehängter  Be- 
hälter für  allerlei  Gegenstände,  deren  der  Fuhrmann 
auf  der  Fahrt  bedarf  (Seile,  Ketten,  Kleidungsstücke, 
Mundvorrat  usw.)  ZBauma.     Syn.  (Wagen-)Beren. 

Mhd.  bare  f.,  zum  Vb  birn.  Biir  (und  tw.  auch  Bor)  gehört 
viell.  zu  amhd.  bor(a)  f.,  feretrum;  vgl.  Schm.  I  2  266.  Das 
Neutr.  und  Mase.  erklären  sich  aus  dem  Einfluss  klangver- 
wandter WW. ;  vgl.  Bor  II,  Büren.  ,Am  Totenbahr.'  JCWeis- 
seub.  1681.  ,Den  Todtenbaar  tragen.'  Herr! ib.  1751  (für  B). 
Zu  der  Stelle:  ,Do  [1419J  batend  die  botten  von  Zürich  die 
von  Bern,  dass  si  inen  etlich  mittel  und  weg  ze  verston 
gebind,  wie  doch  die  sach  ze  befriden  wäri,  so  woltiud  si 
dieselben  mittel  uff  dem  tag  ze  Bern  fürnemen  und  ze  bar 
bringen'   (Äg.Tschudi  II  126  b)  vgl.  Bor  II  3. 

Krüz-Bär:  Prozession  mit  Kreuzen.  Ordnungs- 
busse der  Zunftbruderschaft  für  Versäumniss  einer 
Jahrzeit  oder  einer  ,crützbor'  war  '/*  Pfund  Wachs. 
XIV./XV..  BsStdt  (Geering).  —  Lieh-:  =  dem  Vor. 
,Item  zur  Heilbar  [Jahrzeitfeier  des  Herzogs  von  Sa- 
voyen]  24  brinnender  tortschen,  mit  dem  savoyischen 
wapen  verzeichnet.'  Ansh.  —  Re1'-:  Totenbahre  Aa 
(Rochh.).  Vgl. Beh-Bret. —  Ross-:  von  zwei  Pferden 
getragene  Bahre,  Sänfte,  ,1m  tet  der  schütz  ze  trang, 
das  sag  ich  üch  für  war,  man  füert  in  uf  ainer  rossbär 
ze  dem  hof  gen  Appenzell.'  Ap  Reimchron.  1406.  ,Nun 
was  kaiser  Sigmund  krank  worden  von  dem  gesucht 
in  dem  Schenkel,  dass  er  muesst  in  einer  r.  ryten.' 
XV.,  Ostschweiz.  ,Der  kaiser  hab  ein  grosse  zal  ge- 
zelt  und  r-en  und  anders  in  das  feld  gehörig  by  ein- 
ander.' 1511,  Absch.  ,Der  abt  habe  sich  in  einer  r. 
in  das  schloss  hinauf  füeren  lassen.'  1529,  Strickl. 
,Er  liess  die  r.  (lictiere)  uff  zwen  mulesel  leggen.' 
Haimonsk.  1531.  , Kleinhans  Chamli  ist  [aus  der 
Schlacht  bei  Kappel]  vast  wund  uf  ainer  r.  gen  Zürich 
gfüert  worden.'  Vad.  ,Lectica,  gestatorium,  arcera, 
ein  r.,  ein  tragbett  oder  senfte.  Pensilia  vehicula, 
rossbaren  oder  sanfte.'  Fris.  ;  Mal.  ,Er  liess  sich 
sines  schweren  libbruchs  halber  in  einer  senfte  oder 
r.  füeren.'  JMaler  1593.  —  Stei"-:  Tragbahre  für 
Steine  Z.  —  Walze"-Bäre°:  Tragbahre,  auf  der  die 
Walzen  in  die  Streckhütte  getragen  werden  SThierst. 
(Sprache  der  Glasbläser). 

Choli-Bar  m.:  Spielzeug  der  Kinder,  weichesein 
Rind  vorstellen  soll;  es  besteht  aus  dem  Wipfel  eines 
Tännchens,  dem  ausser  der  Kerze  (Leib  und  Schwanz) 


1433 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


WM 


zwei   Ästcben    (die   Vorderbeine)    gelassen    sind    ZO. 
(FStaub). 

bar:  Adv..  besonders  ZW1.  (T'än.).  Bär  im  Summer. 
—   Verk.  ans  (b)tuntUr-bär. 

bär  Ap  tw.;  GrAv.,  Mai.,  Pr.,  Rh.,  Tschapp.,  sonst 
bar:  1.  a)  nackt,  bloss,  unverhüllt  zu  Tage  tretend, 
zumeist  von  Körperteilen.  Syn.  blössig,  blutt.  „Einen 
so  schlagen,  dass  das  bare  Fleisch  herfür  kommt 
Vw."  's  bor  Fleisch,  Bittet,  die  bar  Hut,  die  bare'  Bei", 
Chnoche*  chömme'd  füre'  Ap;  Gr;  Zu.  Der  römische 
Hof  schinde  Einen  .bis  auf  das  bar  beim'  Vad.  Im 
bare"  Botztüsig.  splitternackt  GTa.  Von  einem  Geiz- 
hals erzählt  man  sich,  er  sei,  um  die  Hose  zu  schonen. 
im  bare"  Füdleeh  uf-dem  Bank  g'hocket  ThIIüMi.  All 
im  bare"  Födlech,  immer  mit  entblösstem  Hintern, 
übh.  mit  blossem  Leibe  Ap.  Er  lad  die  bar  Brost, 
de"  bare"  Buch  luege".  ebd.  De"  baren  Arme",  Bene", 
Füesse;  mit  nackten  Armen,  Beinen,  Füssen,  ebd. 
Im  bare"  Chopf,  Hals,  mit  entblösstem  Kopfe,  Halse 
Ap;  GT.  Er  mein  sus  [es]  in  barer  Hand  z'  hän, 
glaubt  seiner  Sache  sicher  zu  sein  W.  Von  Kleidungs- 
stücken. Im  bare"  Hemp,  im  blossen  Hemde  Ap;  Th; 
ZO.  Im  bar  Hosen  und  Hemp  Ap.  Im  bare"  (Hemp-) 
Ermel  Th.  in'n  (oder  de")  baren  Ermle",  Schuehne*,  in 
blossen  Hemdärmeln.  Schuhen  (ohne  Strümpfe)  Ap. 
Vgl.  noch  bar-ermel  (dafür  bar-ermliy  Tb),  -fuess, 
-haupt,  -bein,  -söckig,  sowie  das  Vb  bar-hacken  Bd  H 
1112.  —  b)  sichtbar,  in  Wirklichkeit  vorhanden.  .Das 
Ambt  Cappeler  Hof  hat  140  Mütt  Kernen,  1235  Eimer 
Wein  auf  den  Schüttenen  und  in  Kelleren  bahr.'  Z 
Visitationsber.  1709.  ,Die  Rechnung  de  a.  1708  zeiget 
bahr  1240  Eimer  Wein,  die  gegenwärtige  Bahrschaft 
aber  ist,  als  obstaht,  1235  Eimer.'  ebd.  Bär  Gelt, 
l'argent  comptant.  klingende  Münze,  im  Gegs.  zu  dem 
gleichs.  verhüllten  in  anderer  Form  (geschuldeten, 
geborgten,  verschriebenen  usw.).  allg.  S.  Lösing  (Billl 
1439).  .Hat  er  [der  Mann  der  putzsüchtigen  Frau] 
niht  bar  guot,  er  muos  es  nemen  uf  schaden;  damit 
wirt  menger  überladen  mit  menger  hande  gülte  gros.' 
Schachzabelb.  ,Man  sol  die  50  pfd  [um  die  N.  N.  gebüsst 
worden]  in  nüt  lassen  verwerchen  [abverdienen],  won 
dass  er  das  guot  bar  geben  sol.'  1392,  Z  Rats-  und 
Richtb.  ,Uf  borg  oder  bars  (pars).'  XVI./XVIL,  Z 
Mand.  , Welcher  zue  den  metzgern  in  ir  gesellsehaft 
will,  der  solle  geben  10  Schilling  par.'  1533.  AALaufenb. 
Metzgerordn.  ,Die  spülen  wellend,  sollen  bars  uf  bars 
setzen,  dann  man  wird  umb  solch  spill  kein  recht 
halten.'  1599,  Zg  Stadt-  und  Amtb.  Bar  (üs-)zale". 
,Dann  hätte  er  das  Auslachen  bar',  man  bliebe  es 
ihm  nicht  schuldig.  Gotth.  ,Es  ist  offenbar  by  allen 
glöubigen,  dass  der  christenlich  bund  oder  nüw  testa- 
ment  eben  der  alt  bund  Abrahams  ist,  usgenommen 
dass  wir  Christum,  der  jenen  nun  verheissen  was,  bar 
habend.'  Zwingli.  Übertr.  ,Gedenkend,  wie  schwer 
es  die  botten,  die  von  Mose  ze  spähen  gesandt  warend, 
beducht,  das  verheissen  land  ze  erobren,  und  Gott 
machts  inen  alles  bar  [verwirklichte  es],  das  sy  nit  dorf- 
tend  hoffen.'  Zwingli.  ,Die  wolbetagten  habend  weiss- 
heit bar.'  1560/96,  Hiob;  dafür  jetzt:  .das  Alter  mag 
Weisheit  kund  tun.'  —  c)  Es  ist  bars,  es  ist  so,  richtig 
FJ.  De"  bare"  Weg,  offen,  unverblümt  GT.  Der  s&b 
seit,  icas  er  tenkt,  de"  bare"  Weg  use".  Adv.  ,Es  zimt 
üch  z'  reden  baar  und  fry.'  HBdll.  1533.  —  2.  ohne 
Zutat,  rein,  lauter;  nichts  als.    Syn.  lüter,  pur,  rein. 


a)  in  eig.  S.  oc)  bei  Stoffnamen.  Bare''  Wi*,  Brantu*- 
iri".  bari  Milch  Ap;  Gr;  G;  W.  De"  Wi",  de"  Faß 
bare"  trinke*  G.  D'  Latiräri  huren  esse",  ohne  Brot 
und  Butter  GT.  I'"  isse"  de"  Chds  nid  bare",  aber 
mit  Bröd  G.  Bors  Broud,  puro  pane;  bors  Steina", 
pieno  di  sassi ;  bors  Geld,  tutto  danaro  PA1.  Einen 
am  barun  Gold  [mit  lauter  Gold|  bizalen  W.  Er  hat 
schi"s  Wib  im  barum  ßnu"  Guettuech  gikleidot.  ebd. 
Das  Hüs  steit  uf  barum  Felse*.  ebd.  De1'  bar  Herd, 
Dreck,  Mist  Gr;  ZO.  —  ß)  's  bar  Chend !  rief  eine  Ap 
Patin  dem  Pfarrer  zu,  der  den  Täufling  mitsammt 
dem  Kissen  auf  seinen  Arm  nehmen  und  taufen  wollte. 
—  b)  übertr.  a)  bei  Subst.  mit  persönlicher  Bed.  Er 
ist  de"  bar  Alt,  der  leibhaftige  Vater  (nur  in  ungün- 
stigem Sinne)  TaMüllh.  Er  ist  en  barer  Tüfel  mid- 
ere*  Gr.  Es  G'sicht  mache",  tue"  wie  der  bar  Tüfel 
Tu ;  Z;  s.  auch  Gugger  (Bd  II  187).  Tue"  wie  di  bare* 
U'flöt  Gl;  s.  auch  Bd  I  1226.  En  barer  Schelm  BHa., 
Narr  Th.  -—  g)  bei  Bezeichnungen  von  Zuständen, 
Vorgängen  usw.  ,Die  Vernunft  ist  am  barsten,  so 
man  nüechter  ist.'  Zwingli.  Bari  Glätti,  Glatteis  W. 
[Die  Gegend]  ist  e"  barri  Wüesti.  Schwzd.  (GRPr.). 
Iez  rumplet  's  dinne*  vo*  Nu'rem,  en  barrer  HäxeHanz! 
ebd.  Es  barrs  Wunder,  ebd.  Um  e*  harre*  Spott  [Etw. 
kaufen],  spottwohlfeil,  ebd.  Vo"  barem  Hunger,  vo* 
bare*  Freude*  GT.;  ZO.  Was  mer  da  sägend,  ist-nis  der 
bar  Er'ist  GRChur.  Er  ist  der  bar  Ifer  W.  Das  ist  bari 
Liebt,  ebd.  Di  bari  Hitz,  di  bari  Chälti  ist  schuld  dra*. 
ebd.  Vom  bare*  Zueluege*  [Etwas  lernen]  Ap.  In 
Verbindung  mit  Synn.  Si  sötte'd,  was  si  händ,  g"ad 
pur  und  bar  em  bringe*.  Wanderer  (Ap).  S.  noch  üf 
(Bd  I  119),  Lib  (Bd  III  978)  und  vgl.  auch  lötig 
(Bd  III  1502  u.).  —  y)  ganz,  völlig.  [Er  ist]  bare 
Bluet,  voll,  überströmt  von  Blut  Gr  ObS.  —  3.  Adv.. 
gleich,  auf  der  Stelle,  sofort  GA.,  Flums,  Ms;  oTh. 
Da'  hon-ich  bar  g'sät,  'tenggt  TuEgn.  Ieh  gib-der's 
[das  geliehene  Geld]  bar  wider  z'rugg  oTh.  Wirst 
sehe;  's  chöt  bar  wider  cho"  regne",  ebd.  Wart  no" 
e*  Bitz,  ich  chumme*  bar  GMs;  oTh.  Ja,  g'ad  bar! 
iron.,  warum  nicht  gar,  durchaus  nicht  GA.  —  4.  Conj., 
sobald  als,  kaum.  Bar  ich  Das  g'sät  hon,  ist-er  üf 
ond  fort  TuEgn. 

Iu  Gl  und  Th  hat  das  eiufache  W.  gedehnten  Yoc,  als 
erstes  Glied  von  Zss.  dagegen  die  alte  Kürze  bewahrt,  z.  B. 
biir-ermlifj,  -fuess,  -bein.  Hieher  wohl  auch  der  Fluch:  i*  d's 
Tufeh  par  Käme*  Gl:  die  Flexionslosigkeit  ist  wahrsch.  die 
Folge  jüngerer  Synkope. 

also-:  1.  verst.  bar  1  b.  Etwas  ,asabar  haben'; 
s.  Bd  I  201.  —  2.  (ase-bar)  leibhaftig,  aufs  Haar, 
zunächst  zur  Bezeichnung  auffallender  Ähnlichkeit 
BHa.  Das  China  ist  en  asebaren  AU,  en  asebari 
Müoter.  Adv.  Das  ist  jetz  a.  Eine  wie  i*se  Ätti. 
Es  hed  dert  a.  g'nervenfieberlet. 

ein-  GrD.,  Pr.,  Seh.,  ei*-  (bzw.  ä-,  C-)  GRHe.; 
GRh.,  W. :  =  dem  Vor.  2.  Er  ist  der  einbar  Vatter.  Das 
[Kind]  ist  grad  der  einbar  Eni.  Adv.  Es  hed  ä'bar 
so  üsg's'ehe*,  a's  eh  's  hagle*  wett  GRh. 

i"-:  =  dem  Vor.  Er  ist  i.  si*  Vatter  GG.  Er 
glichet -em  i.  ebd.  Baueligs  Zug,  i'bär  wie  icuttigs 
GA.  —  Das  Fräf.  verstärkend  wie  in  i'-yrüen  (Bd  II  752), 
L*-rnt.    im-rBcht   ua. 

bärisch  BSchw.,  „barsch  BZimmerw. ;  Z" :  1.  ledig, 
frei  BSchw.,  „eines  Dinges  ermangelnd,  naiu.  in  Rück- 
sicht auf  Kleidungsstücke;  z.B.  ein  Mensch  heisst 
barsch,   wenn   er   weder   einen  Rock   noch  einen  Hut 


1435 


Bar.  ber,  bir,  bor,  bur 


1436 


hat  Z."  D's  Boss  ist  bariseh  g'si",  obne  Geschirr 
oder  Sattel  BSehw.  —  2.  „barsch  gehen,  allein,  ohne 
Begleitung  BZimmerw." 

Barschaft,  -sehe/t  (in  LH.  Bartscluft)  f.:  wie  nhd. 

bärig  -«-:  1.  =  bar  1  a  oTh.  Im  b-e"  Hemp  hö"d-s' 
miiese'  fluche".  Uf  's  b.  Hender  one"  hon-em  en  FUitter 
g'ge".  —  2.  leibhaftig  ÜTa. ;  THMarom.,  Müllh.,  Steckb. 
Er  ist  de  b.  Alt. 

bärlich:  „offenbar  B",  sichtbar,  deutlich,  merk- 
lich, empfindlich.  1.  adj.  ,Wer  ouch,  das  hern  Peter 
berlichü  notdurft  beschehe.'  1290,  Bs  Urk.  ,Wir  haben 
grossen  und  b-en  schaden  von  dien  burgern  ze  Luzern 
empfangen.'  1344,  L  Urk.  ,Ane  unsern  ber  liehen  und 
gevarlichen  schaden.'  1415,  Aar.  Stadtr.  ,Und  ist 
grosser  b-er  cost  uferloffen.'  G  Hdsehr.  , Wider  iren 
[der  Eltern]  b-en  willen.'  Zwingli.  ,Die  b-en  offnen 
misstaten.'  ebd.  ,Du  fällst  in  zwo  gross  b.  irrungen.' 
ebd.  ,Zu  b-em  unrat  der  armuot  kommen.'  ebd.  ,B-en 
schaden  zuofüegen.'  Ansh.  ,B-e  rottierung  und  con- 
spiration  abstellen.'  1539,  Absch.  ,Wir  widrigen  uns 
eines  so  gar  b-en  partyischen  conciliums.'  HBull. 
1551.  ,Die  propheten  schryen  wider  die  laster  und 
bsunder  wider  die  b-en  und  grossen.'  1560,  Z  Bibel. 
,Darus  pärlicher  und  grosser  mangel  an  brennholz 
erfolgen  [ir.uss].'  1584,  Hotz,  Urk.  —  2.  adv.  ,Were 
dass  der  vier  stetten  dekeinü  so  b.  besessen  und  an- 
griffen wurde,  dass  si  den  andern  stetten  nit  gebieten 
möchte  ald  nit  zesaraen  komen  möchten.'  1325,  Z 
(Bündniss  mit  Konstanz,  Überlingen  und  Lindau). 
,Were  och  daz,  devor  Gott  si,  daz  hagel  b.  schlüege 
[usw.].'  1336,  Zg  Urk.  ,Dass  die  stette  nüt  als  b-en 
geschadiget  und  nidergetrucket  wurdent.'  1382,  Ge- 
schfo.  Ges.  ,Swere  rede,  die  eira  b.  an  sin  ere  gat.' 
1395,  L.  ,Und  duchte  sy,  dass  sy  unzhar  gar  b.  weren 
überstüret  [mit  Steuern  überladen]  gesin.'  1435,  Obw 
Rq.  ,Uie  von  Zürich  stärken  sich  gar  b.  und  fast.' 
1443,  B.  ,Man  veracht  die  von  Switz  berlich  vast.' 
Edlib.  ,Adel  und  fürsten  habend  das  b.  empfunden.' 
Zwingli.  ,So  ich  aber  jetz  sich,  das  die  mir  ungnädig 
sind,  mich  so  b.  vertragen  [verleumden]  gdörend.'  ebd. 
,Wie  band  si  uns  also  b.  betrogen  und  bschissen!' 
Sicher  1531.  ,Wie  er  sich  dess  ouch  barlichen  merken 
liess.'  Vad.  ,Ain  tyrann,  der  si  berlichen  über  recht 
an  lib  und  guot  beschwärt.'  ebd.  ,Will  es  zuo  under- 
truckung  des  evangelii  so  b.  langen,  das  wir  ee  den 
tod  sollend  lyden.'  HBull.  1572. 

ge-:  =  dem  Vor.  , Welcher  burger  ald  hindersäss 
dem  andern  muotwillig  sieht  gebärlichen  schaden  tuon 
an  zun,  brächen,  boumen  [usw.].'  um  1400,  TuDiess. 
Stadtr.  .Welche  [Drucklegung  der  Bibel]  wegen  ge- 
berlichen Mangels  der  Exemplarien  hochnotwendig 
erfunden  worden.'  1635,  Z  Urk. 

bärlichen:  eine  offene  Gewalttat  verüben.  ,Das 
über  den  lantman,  der  den  burger  slat  ze  tode  ald 
anders  berlichot  (.berlichet'),  alle  die  gesetzeden  gant, 
die  hie  stant  geschriben.'  1304,  Z  Richtebr. 

Barr  Bär  II  Sch,  Barre"  SciiSt.,  Bare"  II  Bs  —  f. : 
1.  Schranke,  Riegel;  Grenzwehr.  ,Umbe  die  barren 
[Schlagbäume]  oben  und  niden  us.'  1383,  B  Stadtrechn. 
,Der  hufen  der  vienden  tat  inen  [den  Bündnern  an 
der  Oalven  1499]  mit  schiessen  grossen  schaden,  also 
dass  si  die  barr  hinder  sich  und  für  sich  mit  hartem 
strit  ob  her  stund  enthielten.'  Ansh.  .Barren,  ein  holz 
oder   stäcken    etwar    für  geschlagen,    mora.'   Mal.  — 


2.  Spielausdr.,  (ideelle)  Schranke,  Grenzlinie.  So  beim 
Schlagballspiel  im  Freien  BsBinn.;  s.  Seiler  21/2. 
D'  Bare  hä",  a"  der  B.  si",  von  der  Partei,  die  das 
Spiel  eröffnet.  Bär  hole",  das  selbe  was  barr-laufen 
(Bd  III  1139)  ZSth.  CD')  Bär  abschlahen;  s.  Rochh. 
1857,  414.  Bare"  laufe",  ein  Fangspiel,  wobei  an- 
fänglich die  ganze  Schar  einem  Einzelnen  gegenüber- 
steht, dem  aber  Alle,  die  er  fängt,  behülflich  sein 
müssen ;  das  Fangen  geschieht  unterwegs,  während 
die  beiden  Parteien  ihr  Ziel  mit  einander  tauschen 
ScHSt.  Vgl.  auch:  .Barrenschlag,  ostraeinda.'  Red. 
1662.  —  3.  (Bare")  in  Bs  f.,  sonst  m..  Turnerbarren. 

—  Mhd.  bar,  harre  f.,  aus  frz.  harre,  Staube,  Riegel,  Hinderniss. 

fül-bäre"1:  das  Spiel  Bären-Fülzi  (s.  Bd  I  824) 
machen  Bs. 

ver-barren:  (durch  eine  Schranke)  verschliessen, 
verwahren.  ,Man  soll  das  heiligtumb  ufstellen,  doch 
verharret  und  verwachet  [1.  vermachet?]  für  untrüw 
des  gesinds.'  1599,  L. 

bärig.  Zwei-  oder  ei*-bärig  heisst  das  Schlagball- 
spiel, je  nachdem  die  Spielenden  sich  in  zwei  oder 
nur  in  einer  Reihe  aufstellen  BsL.;  s.  Seiler  21/2. 

Par:  Leopard.    ,Zum  P.',  Hausname.  1819,  ZStdt. 

—  Vgl.  Pard;  der  Abfall  des  d  eine  Folge  frz.  Ansspr.  ? 

Ge-barr  n. :  Lärm  W. 

barre":  1.  sieh  lärmend  herumtummeln,  wie  z.B. 
Kinder  tun  W.  D'  Chinder  barrunt  mit  enandre". 
Gän  b.,  sowohl  in  der  Stube,  als  beim  Schäf-laufen 
(Bd  III  1140)  im  Frühling.  Auch  von  dem  Treiben 
(bes.  Tanzen)  der  Burschen  und  Mädchen  bei  den 
sog.  Abendsitzen  im  Winter  in  den  Stuben  der  Privat- 
häuser. Mit  de"  Narru"  ist  nit  z'  barru",  Narren  ver- 
stehen keinen  Spass.  —  2.  „krachen;    brummen  W." 

Barrete"  f.:  Lustbarkeit  des  jungen  Volkes  W 
Gräch. 

Parade"  B  (*");  Z,  Parädi  AaF.,  Ke.;  GRPr.;  GG.; 
SchwE.;  W,  B-  AaF.,  Ke.;  Ndw;  W;  Zg  —  f.,  in  Aa 

n.:  1.  Schaustellung,  bes.  durch  auffallende,  prunk- 
hafte Kleidung.  aaOO.  Meist  in  der  Verbindung  (e") 
P.  mache".  Si  macht  ä  es  P.!  AaF.  De"  macht  -i  e" 
P.,  mit  Auge"  biegt  De''  dri" !  RBaür.  Gelegentlieh 
auch  von  anstössiger  Körperstellung:  e"  hübschi  1'.! 
GrPi\  —  2.  Eim  B.  mache",  Einem  besonders  auf- 
warten Ndw.  Si  hend-em  vergi:be"  B.  g'macht,  nichts 
bei  ihm  ausgerichtet.  —  3.  P.  siö",  in  Bereitschaft 
stehen  SchwE.   —  Bed.  3  durch  Anschluss  an  parat. 

Paradi:  Name  des  Teufels  als  Schätzehüters. 
.Wann  wir  gleich  hier  das  Silber  und  Gold  sollten 
antreffen  (spottete  ein  Th  Schatzgräber),  so  wüsse  er 
schon,  dass  ein  P.  dabei  sei,  der  ihm  [sich]  diesen 
Schatz  nicht  so  leicht  lasse  wegnehmen.  Ich  gab  ihm 
zur  Antwort,  dass  wir  diesfalls  weder  die  P.  noch 
seine  Grossmutter  förchten.  Er  werde  ja  nicht  ein 
so  elender  Tropf  sein  und  glauben,  dass  der  Teufel 
Gewalt  über  das  Geld  habe.'  1724,  Bericht  des  Jun- 
kers Zoller  über  Ausgrabungen  in  ZKloten. 

Sehr  wahrsch.  das  vorige  W.  in  persönlicher  Bed. :  der 
(beim  Schatze)  .Parade',  d.  i.  Wache  steht;  vgl.  frz.  faire  In 
parade,  auf  die  Wache  ziehen.  Zum  Geschl.  (f.  uud  m.)  vgl. 
frz.  la,  U  gar  de,  nhd.   , Wache.' 

Paradi's  Parolis  Aa;   B;   Lj   Tu;  Z,   B-  Aa;  Tu, 

H/iridis  Ndw  —  n.:  1.  das  Paradies  im  alttest.  S., 
auch  das  himmlische  Paradies,  allg.     ]■'•  weit,  i'h  war 


[437 


Bar.  ber,  bir,  bor,  bur 


li:;s 


im  'Himmel  und  du  im  B.;  ich  wett,  ich  hett  en  Schimmel 
und  du  de'  Ghopffen  Sack)  voll  (Brueder-)Lüs,  Einder- 
reim AALeer.;  BStdt;  L;  Tu;  Z.  Du  chunnsch  i*  's 
hölzig  B.,  ico  die  störsigen  Engel  [Teufel]  ume'hiufe" 
(singe)  AALeer.  Vgl.  auch  Himmel  (Bd  II  1292). 
übertr.  ,0  Röslein  rot,  o  Blümlein  weiss,  du  bist 
maines  Herzes  Barendeiss.'  AAVolksl.  —  2.  Paredlsli, 
Vorhalle  der  Kirche  AALeer.  —  3.  humoristische  Be- 
zeichnung der  obersten  Gallerie  im  Theater.  Schwei- 
zerbote 1828.  Syn.  Juhe  (Bd  II  849);  vgl.  auch  , Olymp.' 
Ältere  Schreibungen:  ,Das  barendiss.'  1578,  L  Wikl- 
mannsspr.  .Paradeis.'  Hott.  1666  (neben  .Paradys');  AKliugl. 
1691.  Zu  S.  Im  G  Klosterplan  von  816/37  heisst  P.  eine 
offene  Laube,  Säulenballe  vor  der  Kirche  um  die  Apsis  herum; 
vgl.  auch  frz.  parvis.  P.  als  Lokalname;  vgl.  Himmel- Rieh, 
ferner  Hill  (Bd  II  1137/S).  Bür(e)du,  Name  eines  Klosters 
zwischen  Diessenhofen  und  Schaffhausen  Seh ;  uTh.  .Para- 
dies', Name  des  Kirchleins  zu  BEiuigen  (, wegen  der  auge- 
nehnien  Lage  und  Fruchtbarkeit  des  Ortes.'  Jahn  1857). 
Als  Hof-  und  Flurname  Aa ;  Ap;  BsL. ;  L;  G  (öfter);  SchwE. ; 
S;  Z  (öfter).  ,Müli,  hofstatt  und  walche  vor  der  meren 
statt  by  sant  Leonhard  gelegen,  gen.  im  Bareudis.'  XV., 
ZStdt.  ,Die  lantstrass,  die  da  gat  zu  dem  paradiss.'  1418, 
ZUnterstr.  Urk.  ,Es  ligt  hoch  im  Adulagebürg  eine  sehr 
wilde  Gegend,  Paradis  genannt,  weil  sie  von  demselben  so 
ganz  das  Gegenteil  ist'  JvMüller,  Sehwz.-G.  I  184.  Auch 
Dim. :  ,im  Paredisli'  LMegg.t  (nahe  dabei  das  , Höllental'). 
,2  Jnchart  Wiesen  im  Paradisli'  ZEgg.  ,Das  Paradiesli,  eine 
kleine  Wiese  in  romantischer  Einöde,  von  einem  Bächleiu 
durchflössen;  darum  so  geheissen,  weil  es  daselbst  im  Frühling 
sehr  früh  grünt  und  blüht.'  Glur  1835  (BRoggw.).  Bäredisli- 
Acker  AaRinik.  Als  Hausn.  BsStdt;  ZStdt.  ,Hans  Osterricher 
zum  baredis.'  um  1490,  ZStdt.  .Das  hus  zum  paradys',  ein 
Chorherrenbof.  1522,  ebd.  ,Er  sig  zu  Einsidlen  zum  P.  zu 
herberg  gsin.'  1525,  Strickl.  ,P.',  Name  des  Platzes  zwischen 
den  beiden  Türmen  des  Bs  Münsters.   Bs  XIV.    11. 

Paradisler:  1.  (Ba  rrdishr)  s.  Paradis  -  Epfel 
(Bd  I  373).  —  2.  P.  (auch  Bärrdisli)  Föne",  scherzh. 
Bezeichnung  des  kältesten  Windes,  des  Ostwindes  ZS. 

Paradisli,  Bärrdisli  s.  Bd  I  373. 

Baragg  P-  ScawMuo.,  Bardgge"  Aa;  Bs;  B(4lJ); 
GrPt.,  Seh.;  Schw;  Th;  Z  (auch  -ägge").  in  W  P- 
— ■  f.:  verächtliche  Bezeichnung  eines  elenden,  bau- 
fälligen Gebäudes.  Syn.  Chlütteren  (Bd  III  705).  Tanten. 
E"  Strauw-B.,  grosses,  altes  Strohhaus  AaP.,  Ke.  Name 
eines  ehemaligen  herrschaftlichen  Jägerhauses  am 
Irchel  ZBuch. 

paranrissi  THEgn.,  päramissi  G:  Ruf  beim  Fang-, 
Ball-  und  ähnlichen  Spielen,  wodurch  ein  Kind,  wenn 
|  ein  Unfall   oder    ein   andrer  Umstand   es  am  Weiter- 
fliehen   hindert,   der  Verfolgung   mit  Bez.   auf   seine 
Person   so   lange  Stillstand  gebietet,    bis   es  sich  ihr 
(durch  den  Ruf  lös!  von  neuem  aussetzt. 

Entstellt  aus  frz.  permiseion  i.  S.  v.  Urlaub.    Zum  ersten  a 
Ivgl.    Panon,   das  zweite  ist  Secundärvoc. 

Päraplü  Pareplü,  BarMü  Bs;  BE..  Pärgplü  FJ., 
3arri  FMu.  —  m.:  parapluie,  Regenschirm.  Botz 
iüsige"  Dotze'd  Bärebli!  Ausruf  Bs.  Der  Bärebli- 
tyiändler  häd  g'ruefe":  Berbli  kof!  Scuwzd.  (Bs). 

Das  W.  hat  in  BE.  einen  vornehmen  Anstrich ;  die  gew. 
((Bezeichnung  ist  Parisol. 

Sunne°-  (auch  dim.  Sunne'-Bäreblili) :  scherzh., 
||5onnenschirm  Bs. 

"parasär,  paresär,  b-  (in  BsStdt  auch  barasä):  Adv., 
jiar  hazard,  zufällig  AaL.;  BsStdt;  B;  S.  B.  göt  g'rad 
:*  Metzger  durche".  JMähly.    So  seit  der  Hans,  der  p. 


bim  Nebe'pfeister  stöt  S.  —  Betont  ist  in  der  Regel  die 
erste  Silbe;    nur    vereinzelt   wird    für  BsStdt  die  Betonung 
angegeben. 

I'arasol  S  1812,  Paresol  Aa  (Rochh.),  BdrfSÖl  Bs 
Stdt,  Parisöl,  B-  ÄAAarb.  (-61),  Bb.,  F.,  Leer.  (-61);  B 
(-61,  im  E.  auch  -hl);  VO;  Gr;  GA„  G.;  S,  Barisal 
AAWett.,  Magiw.  (Spillm.),  Parisö  Gr,  Parisold  BBr., 
R.,  Pardisöl,  Pardisöl  AaWoIiI.  —  m.  AALeer.;  B; 
GrÜ.;  S;  Ndw,  II.  AaoF.;  Bs;  GrCIiut,  Pr.j  L;  GA.; 
aScHW;  UwE.;  Zu  —  PI.  unver.  GrD.;  S,  -öl  BsL.; 
B;  S.  -öld  BR.,  -Öhr  AaWoIiI.;  GRChur;  Schw;  Ndw 
—  Dim.  -oft,   in  BsStdt  Bäreselleli,   in  FJ.  Päräsölti: 

1.  a)  oft  dim.,  Sonnenschirm(chen)  Bs;  tw.  auch  B;  L. 
,Wenn  so  ein  Schlärpli  mit  Rechen  und  Gabel  auf 
der  einen  Achsel  und  mit  der  andern  Hand  ein  Pari- 
söli  haltend  heuen  geht.'  Gotth.  E"  Parisöli  mit 
länge''  Fransle"  L.  Uha  Parisöeli!  scherzh.  Einschal- 
tung, wenn  das  Gegenteil  des  Erwarteten  eintritt  BSi. 
,Für  ein  Parisol.'  1741,  Obw  Rechn.  ,Ein  Parilsol.' 
um  1750,  Obw  Tageb.  —  b)  Sonnen-  oder  Regen- 
schirm GRVal.;  Ndw.  Es  Parisö  hebt  d'  Sunne"  und 
de"  Rege"  üf  Gr.  —  c)  Regenschirm.  aaOO.  (ohne  Bs). 
Vo"  Barisöle"  het-mer  iceni?  g'wüsst  zu  miner  ZU;  ig 
weiss,  der  Pfarrer  het  der  enzig  g'ha"  am  ganze"  Leber- 
berg S  (Schild).  [Der  Jude]  het,  wo  d'  Parisöl  im 
A"fang  vo"  dem  Järhundert  üf  clw"  si",  vil  röti  Parisöl 
co"  Paris  lo"  cho";  vorher  het  Niemds  keine"  g'ha"  a's 
öppe"  der  Pfarrer  und  d'  Pfarrerne"  BsLie.  (Meier). 
.Der  Gerichtschreiber  kam  mit  Säckli  und  Parisol.' 
Gotth.  .Ein  grüner  Hoggenparasol.'  S  Wochenbl.  1813. 
S.  noch  Hund  1  b  (Bd  II  1425);  dazu:  es  passt  z'säme" 
wie-n-e"  Hund   mit-eme"  Barisol.    Sprww.  1869.  — 

2.  (PI.)  Pflanzenn.  a)  Parisöler,  Pestileuzwurz,  Pet. 
offle.  SchwE.  —  b)  Parisöler,  Kuhpilz,  Boletus  edulis 
GRObS. 

It.  parasole,  frz.  pnrasol,  Sonnenschirm.  Bed.  2  a  von  der 
Form  der  Blätter;  zu  2  b  vgl.  BetOer-Huet  (Bd  II  1789), 
Gh  rotten-Sch  irm . 

Rege"-Parisol:  Regenschirm  B. 

Sunne"-,  meist  dim.:  Sonnenschirm(chen)  B;  S. 
De""  chömme"  de""  die  Herre"hlt  [auf  die  Alp]  mit 
SuiDie'parisöli,  hei"  Händsche"  a",  ive""  's  Niemer  frürt, 
u"d  mache"  so  der  Löli  BE.  (Küherlied).  Nes  bleich- 
süchtigs  Figürli  mit  Händschli  und  Sunne'parisöli 
und-eme"  mächtige"  Beifrock.  Hofst.  1865. 

Parisöler  m. :  Schirmmacher  GrD.  Syn.  Parisol- 
macher  aScHW. 

Parisölere"  f.:  herumziehende  Schirmhändlerin 
S.  Vgl.:  Die  olti  Barisölerfrau,  wo  all  Jör  um  die 
ZU  cho"  isch.  Joach.  1885. 

parat,  b-  AALeer.;  Bs;  B;  Gr;  Th,  paräd,  b-  AaF., 
Fri.;  BsStdt;  Gl;  ZO.,  S.,  pfrjräd  ZO.,  prät  BS.;  ZF.: 
präd.  Adj.,  bereit  (welches  eben  durch  unser  W.  aus 
der  lebenden  MA.  verdrängt  ist),  allg.  Chöme'd,  's 
Essen  ist  p.l  Er  ist  mit  Verzeih"  glich  baräd  g'si". 
JSenn  1864.  Eim  paräd  stä"  1)  bereit  stehen,  jedes 
Winkes  gewärtig  sein  Th;  Z.  —  2)  abpassen,  z.  B. 
um  ihn  zu  sprechen;  doch  auch  in  feindlicher  Absicht 
ZO.,  S.  S.  auch  Gott  (Bd  II  512).  ,Professiere  mich 
auch  parat,  eine  Erläuterung  zu  geben.'    Heid.  1708. 

Parätra.:  Ausrüstung.  , Wir  marschierten  in  vol- 
lem P.  des  Gubernators  Haus  vorbei.'  AHerport  1669. 

Parätschaft  f.:  Bereitschaft  Bs;  Th.  Der  Unggle* 
het  si"  Krömli  scho"  in  B.  EKron  1867.    , Handvöllige 


1439 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


1440 


Steine,  in  P.  gehalten,  sich  im  Notfall  mit  diesen 
harten  Granaten  wieder  den  Feind  zu  wehren.'  Serer- 
hard 1742. 

Barat:  Wechsel.  ,Umb  gelihen  gelt,  so  jemand 
uf  dem  spil  licht  oder  uf  gewett  oder  baraten  usgeben 
wirt,  solle  niemand  recht  gehalten  werden.'  F  Stadtb. 
—    Mlat.  barata,  baratum;   nihd.  pärät,  b-  (m.  (Lexer  II  205). 

Paräsche":  nur  in  den  Verbindungen  (%')  d's  Tüfels 
(Gl;  aScHw),  Guggers  (GlMoIUs),  Hunds  (0)  P..'  als 
derber  Ausdr.  der  Verwunderung,  des  Ärgers,  der 
Entrüstung.  ,In  's  Teufels  Baräsche !  warum  höret 
ihr  denn  nicht  auf  zu  senntnen?'  LKInderbitzi  1831. 
Aber  das,  i*  d's  Hunds  P.,  zo  was  ist  de"  auch  d' 
Arme"pfleg?  Der  bek.  Unbarmherzige  (U). 

Es  liegt  nahe,  an  frz.  parage,  it.  paragio.  Abkauft,  Her- 
kunft, zu  denken,  die  in  Fluchen  wie  etwa  au  parage  du 
diable  vorkommen  und  von  unsern  Söldnern  aufgeschnappt 
und  heimgebracht  werden  mochten. 

ver-parregiere":  verbarrikadieren.  ,Die  Präti- 
gauer  haben  sich  in  das  Vorstädtlein  Mayenfeld  be- 
geben, angefangen  sich  zu  verschanzen  und  zu  v.' 
1622,  Absch. 

„Pareisig  f.:  Vorkehr,  Veranstaltung,  z.B.  an  einem 
Werkzeuge,  Hause  BSa."  —  Das  syn.  A"reui"<j  macht  die 
Annahme  eines  Irrtums  wahrsch. 

baren:  refl.,  sich  gebaren,  gebärden,  ,0b  ieman 
in  der  vogti  den  andren  gevarlich  sech  umbgan  oder 
sich  gevarlich  b.'  GGebertsw.  Offn.  ,Si  baret  sich  so 
betrüeplich,  dass  man  wol  sach,  dass  kein  fröd  in  ir 
herz  was.'  1475,  Volksbb.  ,Sich,  wie  glouben  für  das 
usser  baren,  darston  und  zeichen  neraen,  genommen 
wirt.'  Zwingli.  ,Die,  so  einfaltig  da  uss  sich  haarend 
und  innen  ryssend  wolff  sind.'  HBdll.  1531.  ,Narr: 
Machend  wyte,  lieben  gsellen,  so  kann  ich  mich  oucli 
Herrisch  b.!'  NMan.  ,Und  baretend  sich  so  vast  mit 
schrien  und  pflfen,  dass  man  ir  wol  gewarote.'  Vad. 
,Exudare  causas,  häftig  reden  und  sich  b.,  das  eim 
der  schweiss  ausgat.  Exercere  principem,  sich  fürst- 
lich stellen  und  b.  Alienuni  fortunse  suse  vultuni 
gerere,  sich  nit  nach  seinem  stat  b.  oder  tragen. 
Gestire,  sich  b.  oder  vor  fröuden  etwas  bärden  treiben 
oder  aufspringen.'  Fris.  ;  Mal.  .Tatend  der  glychen 
und  baarentend  sich,  glich  als  ob  iren  vil  were.'  HBdll. 
1572.  ,Es  lige  nichts  daran,  wie  sich  der  mensch 
eusserlich  bare  [d.  i.  bare],  wann  er  bete:  er  strecke 
die  armen  von  sich  oder  heb  die  händ  zuosammen, 
er  knüwe  oder  stände.'  159b',  Zellw.,  Urk.  (Ap). 

Mhd.  baren,  mir  schwach  bezeugt  gegenüber  dem  gewöhn- 
lichen ge-bärcn.      Conj.   ,baroti.'    1523,   Egli,   Akten. 

er-:  refl.,  sich  aufführen  Gl  (Rochh.).  Prägn., 
ungebärdig  tun;  sich  abmühen  Gl.  „Sich  recht  lustig 
machen,  ebd." 

Bure"  BsLie.;  B;  GlK.;  GA.,  G.,  W.;  SchwE., 
Bare'  III  Aa;  Bs;  Bllk..  M.,  U.;  L;  GBatzenh.,  Sa.; 
Scu;  SchwE.,  Pfäff.;  S;  Tu;  UwE.  (neben  Barne*); 
Zo;  Z,  Barne"  BBr.  (-ä-J,  Ha.,  Sa.;  LSchüpfh.;  P; 
Schw  {-ä-J;  TB.;  Uw  (-ä-);  U,  Barn  Ap,  Barme*  Gl 
(-ä-J;  G*.(-ä-J;  Obw  (-ä-J;  U;  W,  Börme"  UHospent., 
Barm  GRPr.;  GT.;  W  —  m.,  in  Bs;  BHk.;  P  (Schott)  f. 
—  PI.  unver.  B;  GA.,  sonst  mit  Uml.  —  Barni  n. 
BBe.f-rt-J,  f.  BHk.,  ll.(-ä-),  Sa.,  Sigr. (-ä-J,  Si.,  Thuner- 
see:  1.  Vorrichtung  im  Stalle  zur  Aufnahme  des  dem 
Vieh  vorgelegten  Futters.     .Ist,    das   einer   komt    für 


unser  dorflüt  und  si  bittet,  das  man  in  lass  sine  ge- 
zimmert bessern,  dem  soll  man  erloben  ein  sollen  oder 
ein  brügi  old  ein  barnen  old  ein  tillboum  oder  ein 
rafen,  ein  sporlatten  oder  ein  first.'  1433,  UwBuoehs 
Offn.  ,Der  esel  weisst  sinen  baren  oder  kripfen.' 
Gualther  1559.  ,0er  Kuhhirt  gibt  seinen  Bindern 
das  Futer  in  der  Krippe  oder  Baren.'  Spleiss  1667. 
a)  Futterraufe  über  der  Krippe  für  die  Pferde,  vieler- 
orts aber  auch  für  das  Rindvieh  AaB.,  Fri.,  Hold.,  St., 
Wohl.;  Bs;  BHk.,  M.,  Si.  (Barren),  U.;  GSa.,  W.;  Scu; 
S;  Th;  W;  Zg;  Z.  Syn.  Leiteren  3  a  (Bd  III  1497);  vgl. 
auch  Heu-Leiteren  (ebd.  1498).  Das  Vieh  z"  B.,  a*  de* 
B.  stelle*,  im  Stalle  unterbringen  und  füttern  BO.; 
GRPr.;  W.  Zwänzg  Chueli  si*  jez  z'  B.  g'stellt,  stehen 
im  Stalle  BO.  Wem-mu"  im  Herbst  d's  Yech  im  Voll- 
mond z'  B.  stellt,  so  l'risst  es  den  ganzen  Winter 
weniger  und  bleibt  doch  besser  ,des  Leibs'  W;  vgl. 
Liecht-Mess  (Sp.  449).  Dem  Vieh  in-nu*  B.  ge",  es 
(im  Stalle)  füttern  W.  D'  Milch  mues'  durch  de*  B-en 
i*  Z;  vgl.  Mal  1  b  (Sp.  179).  Me*  mues'  de*  Chüene* 
d'  Milch  zum  B-en  i*  schoppe".  Nat.-Kal.  1884.  Bim 
rolle"  B.  ist  guet  feiss  werde"  ZW.  Er  will  am  rolle" 
B.  verhungere*  Sch.  Vo*  Juge't  üf  am  volle"  B. 
g'stande*  si*,  die  Not  des  Lebens  nie  gekannt  haben 
ZZoll.  Bim  vollne"  B-e"  mues'-me*  spare"  Aa.  D'  Boss 
schlönd  denand  nüd  bim  vollne"  B-e",  kein  Ehestreit, 
so  lange  Vorrat  genug  ZPfätf.  D'  Boss  schlönd  enand 
nuf  bim  läre*  B-e*  ZKn.;  ähnlich  Joach.  1881,  41.  Am 
Iure*  B-e*  stö*,  nichts  zu  essen  haben  B;  S.  Ob-dem 
läre*  B-e"  zangge",  von  armen  Eheleuten,  die  im  Un- 
frieden leben  SchScIiI.  's  gV't  vil  Strit  um-en  läre* 
B-e",  Armut  verursacht  viel  Streit  SoHSt.  (Sulger). 
,Sich  um  den  leeren  Baaren  schlagen.'  Sprww.  1824. 
'»•  Boss  häd  de*  B-e*  g'fresse*,  von  einem  brennend 
magern  Pferde  Z.  Mangel  am  B.  müend  d'  Lüt  er- 
fare"  oder:  z'erst  chunnt  's  an  B-e*,  und  dann  müend  's 
d'  Lüt  erfare*  ScHSt.  (Sulger);  vgl.  Hunger  2  (Bd  II 
1448)  und  Chripf  (Bd  III  845).  Wenn  d'  Hungersnot 
i*  d'  Tischdrucke"  geit,  so  geit-si  auck  i"  B.  S  (Schild). 
I"  B.  briiele",  von  hungerndem  oder  noch  nicht  ge- 
sättigtem Rindvieh  B.  ,Ein  Pferd,  welches  durch  den 
leeren  B.  wiehert.'  Gotth.  De"  ganz  Tag,  all  am  B. 
stö",  beständig  mit  Essen  beschäftigt  sein  ThHw.  Eim 
de*  B.  [Brotkorb]  höcher  henke*  Th.  Der  Barmu" 
hechrun,  hejer  tuen,  lipfen,  Einen  knapper  halten  W. 
.Er  liess  ein  Jodeln  ertönen,  dass  seine  Kühe  in  den 
Baiiren  fuhren.'  Gotth.  ,Sellig  Lüt  hätte  man  bald 
im  B.  obe",  sie  grupen  bald  ein',  so  furchtsame  Leute 
habe  mau  bald  erschreckt,  gemeistert,  eig.  von  Pfer- 
den, die  im  Stalle  von  hinten  unversehens  gepeitscht 
gegen  die  Raufe  aufsteigen,  ebd.  S.  auch  Grind  (Bd  II 
761  u.).  Der  B.  im  Geg.s.  zur  niedrigem  Viehkrippe: 
Wir  a*  d'  Chrüpf  giboren  ist,  chund  nüd  an'n  B.  ZW.; 
ähnlich  Bd  III  845.  Mit  spec.  Bez.  auf  die  Bar-Lucken 
(Bd  III  1256)  von  einer  lichten  Stelle  am  Himmel: 
's  gi"t  schlecht  Wetter,  der  B.  isch  off  S;  vgl.  Bai- 
chen 3  e  (Sp.  1190).  —  b)  Krippe,  an  die  das  Vieh 
auch  angebunden  wird  AaF.,  OEnd.;  BO.  (in  Ha.  Bar- 
nen, sonst  Barni);  Gl;  Gr;  L;  P;  GA.,  G.,  T.;  Schw; 
Uw;  U;  W;  ZLunn..  Wettsw.  Syn.  Chripf  (Bd  IH 
845).  Auch  Futtertrog  für  Schweine  AaF.  .[Möchte 
es  eben  so  schlimm  wie  dem  diebischen  Knecht  er- 
gehn]  den  wirten,  die  mit  gevsrden  länt  ir  barn  loch- 
recht, und  si  hänt  ir  swingadem  ander  dem  barn!' 
Schachzabelb.     ,Oie    Kripe,    Kripfe,    Baren,    prssepe.' 


im 


Bar.  her.  liir,  bor,  bilf 


144 2 


Reh.  1662;  ebenso  Denzl.  1677;  1716.  Dem  Veh  geid's 
nid  bis,  es  hcd  de»  B.  volle"  BHa.  De'  Chilene"  de" 
B.  üssrüme"  Gr,  d'  Bami  rüme"  BO.  Wenn  e"  Mus, 
wen»  d'  Chile  frisst,  dürc''  de"  B.  lauft  und  d'  Cime 
erschrickt,  sc  uberchunt-sch'  am  Lxb  Chnüdere"  Gr. 
Man  soll  den  Cliüenen  nun  dürch  den  B.  zielin,  auf 
einmal  wenig  Heu  geben  GRKlost.  Er  tuet  's  Haider 
zum  B.  chere",  zäumt  ilas  Ross  am  Schwanz  auf,  fangt 
Etwas  verkehrt  an  U;  vgl.  gegen  Ia  .3  ß  (Btl  II  141). 
Machen  wie  d'  Rinder  an  der  Bami,  sich  ungezogen 
benehmen  BR.  Zuweilen  fällt  ein  unruhiges  Stück 
Vieh  rücklings  in  den  Barren  und  erdrosselt  sich  mit 
der  Kette,  falls  nicht  schnell  Hülfe  kommt;  daher  die 
Abfertigung  an  einen  ungeduldig  Drängenden:  Du 
wärst  eppe"  nüd  i"  d'  Bami  g'hljen  '.  ebd.  .Und  ob 
sich  semlich  ungefell  zuetrüeg,  das  der  ingetanen 
rossen  etliche  in  ein  harnen  vielen  [usw.].'  1531/44, 
Schw  LB.  ,Doch  hilft  an  dir  kein  warnen:  der  ruem 
bat  dich  erkickt;  bis  dir  an  deinen  barnen  dein  veech 
alssamt  erstickt.'  Val.Tschitdi  1533.  Am  B.  si",  durch 
Hindernisse  gebunden  werden,  nicht  frei  handeln  kön- 
nen UwE.  Eister  bloss  am  B.  sueche"  chlebe",  nicht 
von  Hause  weg,  nicht  in  die  Welt  hinaus  kommen 
SchwHö.  Nie  me  ab  B.  cho",  nicht  los  kommen  Z 
NGlatt.  Einen  e>  B.  tribe"  BO.,  fitere"  BO.f;  ZWettsw., 
.zum  B.  treiben'  (Spreng),  in  die  Schranken,  zur  Ord- 
nung weisen,  zum  Gehorsam  zwingen.  Me"  hiid  de" 
Söubursch  recht  zum  B.  g'füert  ZWettsw.  Mit  irrtüm- 
licher Anlehnung  an  .Barre',  Schranke:  ,Ich  nehme 
den  Clemens,  den  Bischofsberger  und  einen  Land- 
jäger, und  wir  treiben  die  Kerls  schon  zur  Barre 
[zwingen  sie  zur  Wahlurne  zu  gehen].'  S  Anz.  1874. 
In  der  ä.  Spr.  .zum  B.  bringen.'  .[Eine  hohe  Obrig- 
keit] erkennt,  fahls  beharrlicher  Widerspenstigkeit  und 
Ungehorsams  die  Winterturer  zum  baaren  zu  bringen.' 
BossH.-Goldschm.  ,Gott  wirt  die  gottlosen,  wenn  die 
mass  irer  sünden  voll  ist.  wie  man  sagt,  zum  baren 
bringen.'  LLav.  1582.  .Man  möge  in  mit  Gottes  hilf 
lichtlich  zum  baren  und  ghorsamme  bringen.'  Grob. 
Chr.  1599.  .Herzog  Hunald,  der  sich  abgeworfen  und 
Unruow  anzuerichten  vor  hatt,  ward  geduscht  und 
zum  Baren  bracht.'  JJRüeger  1606.  ,Ward  von  König 
Pipin  widernm  zum  B.  und  der  Gehorsame  bracht.' 
ebd.  ,Wir  lassen  uns  durch  die  göttlichen  Gerichte  nur 
nicht  aufwecken,  wil  geschweigen  zum  Bahren  brin- 
gen.' JMüller  1666.  .Wartet  nicht,  bis  dass  die  er- 
schrockenliche  Stimm  Gottes  uns  zum  Baren  bringen 
müsse.'  FWvss  1670.  .Also  kan  Gott  den  Menschen 
gehorsam  machen  und  zum  B.  bringen.'  ebd.  1672. 
, Zum  Baren  bringen,  ad  obsequium  redigere,  in  laqueum 
inducere.'  Hospin.  1683;  ebenso  Denzl.  1677;  1716. 
,Ich  will  dich  wol  zum  Barren  bringen,  in  laqueum 
te  inducam.'  Met.,  Hort.  1692.  Anders:  ,Die  kriegs- 
kneehte  durchbrachen  alle  gemacher  und  brachten 
zum  b.,  was  in  der  stadt  verborgen  lag.'  DZwinger 
1586.  A*  B.  cho",  zu  einer  einträglichen  Stellung 
gelangen  L.  De"  B.  wexle;  die  Krippe  wechseln, 
auch  von  Menschen,  an  einen  andern  Tisch  kommen 
Gr.  ,Das  ir  die  pfaffen,  die  dem  evangelio  wider- 
sträbend,  ab  dem  barmen  entbindend,  zeigt  an,  das 
ir  zuonemmind  an  dapfergheit.'  Zwingli.  ,Ich  kan  ein 
gwaltiger  chorherr  sin  und  hab  ein  hüerlin  an  dem 
bärren.'  NMan.  ,Dorzuo  mit  kleidung  herrlich  gan, 
ein  ross  und  huorn  am  barren  han.-  HBüll.  1533. 
,Der  pfarrer  hielt  nit  nun  ein,  sonder  zwo  kellerin 
Schweiz.  Idiotikon  IV. 


am  baren.'  Grob,  Chr.  1599.  .Am  Baren  halten,  alere.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  2.  (Barne",  Fl.  Bärne")  An- 
bindlehne für  das  Vieh  auf  Weiden  Ndw.  —  3.  (Barn, 
PI.  Barn)  .Heuboden,  der  nur  wenig  über  der  Tenne 
und  tiefer  als  die  Decke  des  Stallstockes  steht'  ApK.; 
ThHoi-ii  (TTobl.).  —  4.  (Barme")  Stall  für  Bergheu  Gr. 
Ahd.  hämo,  mhd.  vereinzelt  harne,  sonst  harn,  in  Bed.  1 
und  3.  Vgl.  auch  Schm.-Fr.  I  278;  Gr.  WB.  I  1137.  1139. 
Die  Form  Bare*  lässt  ein  ahd.  'harn  erschliessen ;  vgl.  das 
Nebeneinander   von  «ferro  :  sKrno. 

Und  er-:  1.  (U.-Bäre*)  =  Baren  1  b  AARickenb.  — 
2.  „(U.-Bären,  -Barnen)  Stange  oberhalb  der  Krippe, 
welche  das  Vieh  verhindern  soll,  mit  den  Vorder- 
füssen  in  dieselbe  hinein  zu  treten  Schw;  Zg."  — ■ 
Für-Barme":  gegen  die  Brust  des  Viehs  gekehrtes 
Brett  an  der  Krippe  GnKlost.  —  Geiss-,  Gitzi-: 
Krippe  für  (junge)  Ziegen  Gr.  —  Hüsli-Barn:  Fach 
für  das  Papier  im  Abort  ScHwBrunn.  ,Ob  das  Hüsli- 
bärneli  mit  Streui  oder  Bapier  versehen  sei.'  Schw 
Maitlivogtbrief.  —  Chue-Barme":  Krippe  für  Kühe, 
Rindvieh  Gr.  —  Kalber-Baren:  Krippe  für  Kälber. 
,Vom  k.  im  küestall  ze  machen.'  1570.  ZGrün.  Amts- 
rechn.  —  Ross-Barme":  Krippe  für  Pferde  GrRIi. 
,[Den  Franzosen]  was  zu  fliechen  so  not,  dass  si  ir 
halftern  von  den  rossbaren  schnitten.'  1511,  F  Sehrei- 
ben. ,Pfäl  zun  rossbaren,  sail  zun  zälten,  rosshätten.' 
G  Hdschr.  ,Zwei  mal  brucht  N.  N.,  als  er  die  buech 
zum  rossbaren  füert.'  1573,  ZGrün.  Amtsrechn.  ,[Ins 
Feld  sind  erforderlich]  Trog,  Rossbären,  Muelten 
[usw.].'  Kriegsb.  1644.  S.  noch  Gr.  WB.  VIII  1253.  — 
Söu-Bare":  Futtertrog  für  Schweine  L.  —  Schäf- 
Barme":  Krippe  für  Schafe  Gr. 

barne"  ApK.,  M.,  barme"  WG.:  1.  reih,  sich  zu 
Tische  setzen  WG.  Barmet-ech!  —  2.  ,die  Bürde  Heu 
auf  der  Emporscheune  gleichmässig  verwerfen'  Ar 
(TTobler).  —  Mhd.  Immen,  eine  Krippe  machen;  zur  Krippe 
gehen. 

Bärete"  BU.,  Barnele"  BSi.  —  f.:  ein  Barren, 
eine  Krippe  voll  (Futter).  ,Die  Kuh  lässt  Barreten 
voll  stehen,  wenn  sie  satt  ist.'  Gotth.  .Hansli  gab 
den  Kühen  eine  neue  Bahreten.'  ebd.  Bildl.  De" 
han-ich  schön  abg'silferet  [Dem  habe  ich  gehörig  meine 
Meinung  gesagt],  Der  het  e"  B.  it"d  wird  wol  es 
Wiltsehi  schwige"  BU. 

barrete":  dem  Vieh  das  Futter  (in  den  Barren) 
geben  PA1.  Stand  nid  lang,  um-mer  eherne"  helfe" 
barrote"!  non  fermarti  a  lungo,  per  venir  ad  ajutarmi 
a  dare  il  pasto  alle  mucche. 

zitzi-bäre"  ZRüml.,  -pure"  ZZoll.,  -bare"  t 
(Spillm.):  1.  Ruf  der  Meise,  Parus  cserul.  aaOO.  Der 
volle  Ruf  lautet:  z.,  z.l  und  darnach:  Judit,  Judit! 
ZRüml.  ,Zizibären,  faule  Mähren,  spinn,  spinn!' 
Schimpfr.  1651  (Ruf  der  Meise).  —  2.  Subst.  f.,  die 
Meise,  Blaumeise  Z  (Spillm.),  Rüml.  Andere  heissend 
es  [das  Tannmeislein]  von  seiner  stimm  zilzelperle, 
dann  es  singt  zul,  zil,  zap.'  Vogelb.  1557.  —  Vgl. 
Wackernagel,  Voces  26;  Winteler   1S92,   16  u. 

Mrett  UwE.,  barst  Ndw:  1.  geschickt,  anschlägig, 
flink  „AaF.  ;"  Uw.  Der  ist  e"  baretC  Purst,  er  hed  's 
uise"'brächt  Ndw.  —  2.  „listig,  verschmitzt  Uw." 

St.'s  Schreibung  J>äret'  ist  sicher  falsch.  Man  ist  ver- 
sucht, an  eine  Kontamination  aus^arö?  und  adrett  zu  denken. 

Bare't  (Dim.  Baretli)  AaWoW.;  BStdt;  ZZoll. 
(Dim.),    Berit  AaWoIiI.,   Birst  L;  Ndw;  W  —  n.  (in 

91 


1443 


Bar,  ber,  bir,  bor.  bur 


1444 


der  ä.Spr.  auch  f.):  Barett.  Spec.  a)  als  Bestandteil  der 
geistlichen  Amtstracht  Aa;  L;  Ndw;  W;  ZZoll. f  .Ich 
will  ir  [der  Priester]  unwüssenheit  anzeigen,  ungeacht 
wie  geleert  der  klein  finger  oder  das  baret  gefarw 
sye.'  Zwingli.  ,Hr.  Bullinger  trüge  täglich,  auch  auf 
die  Canzel,  auf  dem  Haupt  eine  Parete.'  Mise.  Tig. 
1722.  —  b)  eine  Art  niedern  schwarzen  Filzhutes  mit 
gleichförmiger  schwarzer  Krampe,  nicht  selten  mit 
goldenen  Ketten  geschmückt,  als  Auszeichnung  der 
Ratsherren  BStdt  (bis  1798).  's  Baretli  übercho",  Mit- 
glied des  grossen  Rates  werden  BStdt  f.  Und  het-si 
a"  Verstand  kei's  Übermäss  g'ha",  so  het-si-mer  doch 
d's  Baretli  'brächt  und  mit  dem  B.  si'  swö  Vogteie" 
cho".  Ende  XVIII.,  B  Taschenb.  1881.  ,Der  Patrizier 
sah  in  seinem  Jungen  einen  Schultheiss  mit  dem  Ba- 
retli auf  dem  Kopf.'  Gotth.  ,Wo  sind  die  guten  alten 
Zeiten,  wo  der  gemeine  Mann  demütig  aus  der  Laube 
auf  die  Gasse  hinausflüchten  musste,  wenn  er  einem 
gnädigen  Barettliherrn  begegnete?'  B  Fresspredigt 
1877.  ,[Es  wird  verordnet]  dass,  welcher  um  ein  ampt 
würpt,  schenke  gibt,  bareten  macht  und  derglichen 
tuot  oder  verheist,  dem  sol  keins  geben,  oder,  so  ers 
also  überkäme,  von  stund  an  genomen  werden.'  1525, 
B  (Ansh.).  Eine  .Ordnung  der  Baretlenen  halb'  vom 
J.  1675  bestätigt  eine  ältere  Verordnung,  wornach  die 
.Bürger'  oder  Mitglieder  des  Grossen  Rates  , Baretli', 
die  Ratsherren  (Mitglieder  des  Kleinen  Rates)  im  Rat- 
haus und  in  der  Kirche  ,hoche  Baret'  tragen  sollten. 
.Aller  Sammet  soll  männiglichen  zu  tragen  verbotteil 
sein,  äussert  was  an  Parreten,  Perüssen,  Schlüpfen 
[usw.]  gebraucht  wird.'  B  Luxusmand.  1715.  S.  noch 
die  Anm.  zu  Leid-Huct  (Bd  II  1788).  —  c)  der  seit 
dem  15.  Jahrb.  zur  Männertracht  gehörige  (niedere) 
Filzhut  der  Männer  übh.  ,Der  herzog  hat  uf  sinem 
houpt  ein  schlecht  schwarz  pyrret'  1473,  Bs  Chr. 
.Der  jung  Küng  hat  ein  baret  in  der  not  [bei  Grandson] 
verloren ;  da  hat  man  im  dis  [aus  der  Beute]  darfür 
geben.'  1476,  L  Beuterodel.  ,Vil  paretly  [der  Schiff- 
brüchigen], das  in  das  mer  fiel.'  HsSchürpf  1497. 
Hans  von  Griessen  hat  vor  Rat  öffentlich  dem  Michel 
Hag  zu  Wyden  .den  kämpf  gebotten  und  sin  birret 
dargeworfen.'  1508,  Z  Ratsman.  Um  1503  kamen  auf: 
,an  mannen  an  statt  der  zottenkäplin,  hoch  baretlin, 
filzhüetlin  . . .  zottet  hüet,  sturmbaretlin  [usw.].'  Ansh. 
,1480  jar  und  vorhar  was  der  bruch,  vil  silbers  ze 
tragen  an  wamslaren,  an  tegen  und  grosse  silberi  ror 
an  den  hüeten  und  pirreten.'  Vad.  .Die  us  den  hin- 
deren truegend  tannestli  an  iren  pareten.'  Val.Tschüdi 
1533;  s.  auch  Tann-Grotz  (Bd  II  838).  ,Gar  ein  hüpsche 
baret,  die  hat  mir  kouft  myn  bas  Gret.'  Ruef  1540. 
,Du  sitzst  ald  stast,  so  bhalt  die  leer:  's  bareet  züch 
ab,  zeig  inen  eer.'  Fris.  1562.  .Schwarze  baret  der 
guten  gattungen,  Schwytzer  baretli  18  stück.'  1571, 
Z  Inv.  ,Alle  Knaben  und  Mannspersonen  sollen  bei 
dem  h.  Tauf  Baretli  (oder  Leidhüet.  1703)  tragen.'  Z 
Mand.  1691/1735.  —  d)  Kopfbedeckung  der  Frauen. 
.Sonderlich  aber  [sollen]  die  Dienstmägt  keine  sydenc 
Harschnür,  güldene,  sammet  oder  sydene  Hüben,  keine 
ufgestellten  Paret  oder  Hütlin  [tragen].'  B  Mand.  1628. 
Frz.  barrette,  bfret,  it.  berretta,  mlat.  birretn,  birretum, 
bam  tum. 

Blatten-.  ,[Um  1521  kamen  in  BStdt  als  Mode 
auf  j  blattenbaretli,  schläpli,  ouch  von  sammat,  und 
schuoch,  an  zehen  hangend,  und  doch  zwifach  türer, 
dan    vornacber   puntsehuoch.'    Ansh.    —   Schwizer-. 


.[Beim  Einzug  Kaiser  Ferdinands  in  Basel,  den  8.  Jan. 
1562]  gieng  neben  Ihrer  Maj.  zu  Fuess  der  Herr  Burger- 
meister Krug,  drug  sein  Schwizerparretlin  in  der 
Hand.'  FPlatt.  1612.  S.  noch  Baret  c.  —  Sturm-: 
Mütze  mit  Schirm  (.Sturm').  Ansh.;  s.  Baret  c.  — 
Tatsch-:  flaches,  niedriges  Barett?  Vgl.  Tätsch- 
Chappen  (Bd  III  397).    ,2  tatschbaretli.'  1571,  Z  Inv. 

Barri:  Hundename  Bs;  Th;  Z. 

pariere":  1.  Folge  leisten,  gehorchen,  sich  fügen 
Bs ;  B ;  SchwE.  ;  Z.  D'  Magd  ivitt  nimm  p.,  si  macht  was 
si  will.  Breitenst.  Ordere"  p.  B.  Es  wott-mer  nit  p., 
von  einem  Werkzeug,  das  den  Dienst  versagt.  Id.  B. 
,Dem  Ammann  p.  und  gehorsamben.'  1664,  AAWett. 
Klosterarch.  ,Wenn  Jemand  nicht  p.  wolle,  so  werde 
ihm  Pfand  genommen.'  1734,  Absch.  —  2.  pharierc", 
beharren,  Bestand  haben  AaF.,  Ke.;  Th;  ZBenk.,  O., 
rS.  Er  pariert  d'ruff,  er  hed  (AaF.,  Ke.),  ist  (ZZoll.) 
d'ruft'  pariert,  er  beharrt(e)  auf  seiner  Behauptung 
Aa;  Th;  Z.  's  Wetter  pariert  nüd,  ist  unbeständig  Th; 
ZBenk.     Tr.,  aushalten  Ap;  Z  rS.    Er  mag  's  nüd  p. 

1  entlehnt  aus  lat.  panre;  s.  Gr.  WB.  VII  1461.  Zu  2 
vgl.   be-harrieren  (Bd   II    1516). 

üs-  I:  1.  parierend  ausweichen,  beim  Fechten  S 
(Schild  1873,  109).  —  2.  bis  ans  Ende  beharren,  aus- 
halten ZS. 

üs-pariere"  II:   aufbegehren  Ni>w.   —  Nif.  zu  Bs- 

balieren   (s.   Sp.    1183  u.). 

„Barrifel  m.:  ein  Stein  zum  Barrifelspiel  L." 
„bar(r)ifle°:  mit  flacher  Hand  Steine  aufwerfen 
und  dieselben  mit  umgekehrter  Hand  auffangen,    ein 
Spiel  der  Kinder  L."   Vgl.  bebschien  (Sp.  947),  bärbstlen. 

barrig  (St.1*),  „barig":  steif,  sperrig,  zunächst  von 
Tuch,  das  sich  aufträgt  „L."  —  Zu  ahd.  bamn,  rigere, 
starr  emporstehen.      Vgl.   bar-hämmig  (Bd   II    1271). 

hoch-:  hochfahrend.  Der  Pfarrer  zu  Bülach  ,syg 
unzüchtig  [zuchtlos],  hochbarig  mit  kostlichen  kleid- 
ren.'   1528,   Egli,  Akt.  —  Vgl.  ahd.  barrunga,  superbia. 

llarili  Ich  i  f.  .Ein  silberne  Barillen  sampt  der 
Giesskanten,  von  wysser  glatter  Arbeit,  haltent  zu- 
sammen 164  Lot.'  1653,  L  Silberschatz.  ,Ein  silberne 
Barillen  sainpt  den  Esquieren,  alles  von  tribner  Arbeit 
und  gesprengt,  vergült,  244  Lot.'  1663,  ebd.  .Zwei 
ganz  vergoldete  und  eine  zierdvergoldete  Baril  mit 
zwei  Eghieren.'  ebd.     S.  Z  Anz.  1881,  172/3. 

Vgl.  nihil,  baril,  jmrel,  baril,  Pokal,  Fasschen;  zu  frz. 
baril,   it.   barik,   mlat.   bariltus. 

barillin;  von  Beryll.  .Ein  parillin  paternoster.' 
XIV.,  B.  .Ein  barillen  bätti.'  XV.,  L  Inv.  .Ein  ba- 
rillin paternoster  mit  versilbertem  herz.'  1502,  L  Inv. 
,Zwei  barilliner  steine  [unter  Dingen,  die  zur  Schatz- 
gräberei  dienen].'  XVI.,  Bs.  —  Zu  mhd.  bariBe,  Nbf.  von 
beriUe,   lat.-gr.   berylluß. 

Baring:  Benignus  Zg. 

paripa:  im  Kinderreim  unter  Biber-Nüssli  (Sp. 
829  o.).  —  Dürfte  unmittelbar  oder  mittelbar  auf  lat.  pm- 
impar,  grad   ungrad,  zurückgehen. 

Paris  I  (Baris  BsStdt;  Tu;  ZZoll.):  die  fran- 
zösische Hauptstadt,  allg.  (Me"  macht  nwj  Ei"s  um 
's  Ander  (oder  Ei's  na'h-cm  Andere*)  wie  ;'  P.,  Be- 
schwichtigung eilfertigen  Drängens  BsStdt;  B;  Z. 
Wenn  Jmdes  Hosen,  Schuhe  usw.  sehr  schmutzig 
sind,  sagt  man:    Du   nutest  ditii  Hose",  Schnell  go*  P. 


1445 


Bar,   ber,  bir,  bor,  bur 


144t; 


schicke'  für  se  .-'  putze"  11.  S.  auch  Kamin- Feger  (Bd  I 
687),  Glogg  (Bd  II  610),  Löffel -Schlifft,  's  ist  ei' 
Dreck,  P.  und  Parschiss!  's  ist  ein  und  das  selbe. 
Eins  so  nichtsnutzig  wie  das  Andere  L  (derb). 

Zur  ersten  KA.  vgl.  frz.  ü  faut  fain  comrne  m  fait  <"< 
Paria,  il/uut  laiaser  pteuvoir.  Die  letzte  soll  eig.  bedeuten: 
mit  den  Franzosen  ist  man  so  wie  so  angeschmiert,  und  sich 
bezieheu  auf  die  Nichtauszahlung  des  Soldes  an  die  schwei- 
zerischen Söldner  in  französischen  Diensten.  Alte  Beziehungen 
zu  Paris  bekundet  folgeuder  Beleg:  .Gertrud,  Witwe  Burk- 
hards genannt  von  Baris,  gewesenen  Schiilthcissen  zu  Brem- 
garten,  und  ihr  Sohn  Jakob  von  Baris.'   1279,  Aa  Urk. 

Pariser:  1.  Zuname  Jmdes,  z.  B.  eines  Hand- 
werkers, der  längere  Zeit  in  Paris  zugebracht  hat. 
,N.  N.,  vulgo  Bariser  Schinder. '  XIX.,  ZSth.  ,N.  N., 
vulgo  Bariser  Schuhmacher.'  ebd.  —  2.  Pariserli, 
kleinste  Sorte  von  Schuhnägeln  mit  breiten,  runden 
Köpfen  B.     Syn.  Pariser  Nietli  (s.  Sp.  851). 

pariserlen:  unpers.,  nach  Pariser  Art  zugeben. 
,N.  N.,  der  die  Vormittage  erst  nachmittags  um  zwei 
Uhr  mit  dem  Mittagessen  schliesst  (der  Einzige  an  der 
ganzen  Bucheggberg-Sonnenseite,  bei  dem  es  so  halb 
und  halb  pariserlet).'  Gotth. 

Paris  II:  1.  (Bare'is  UwE.,  sonst  dim.  Parisli  Ar, 
Btirisli  ZStdt,  Parisi,  B-,  Barisei,  Bariseli,  Barisei, 
Barixeli  L)  Name  für  (kleinere)  Hunde  L;  UwE.;  Z, 
für  eine  gewisse  Schattierung  von  Hunden  Ar.  .Paris' 
hiess  das  Hündchen  des  Sennen  in  der  Klaridensage. 
Lüt.,  Sagen  204.  , Meinst  du,  ich  sei  dein  Parislein?' 
SrRww.  1824.  .Baris,  der  bund  [aus  L].'  1504,  Z  Glücks- 
hafenrodel. —  2.  (Parisli  S,  Pariserli  Th)  Äpfelsorte 
Syn.  Paris-Opfel.  —  3.  Pflanzenname,  a)  (Parisli  GG., 
Pariserli  G  oT.)  Traubenhyacinthe,  Muscari  racem. 
—  b)  „(Barisli)  Vergissmeinnicht,   Myos.  pal.  Obw." 

Zu  1  vgl.  den  Hundeuamen  Ihktor  als  Gegensatz.  Zu  2. 
Der  Apfel  des  Paris  wurde  als  Granatapfel  gedacht  (mhd. 
pans-ap/el,  malogranatum).  Doch  liegt  auch  eine  blosse  Ent- 
stellung oder  Unideutung  aus  Paraduli  (s.  Paradu-Epfd  Bd  I 
373)  im  Bereich  der  Möglichkeit.  Zu  3  a  vgl.  die  in  die 
gleiche  Familie  gehörige  Paris  quadrif.,  frz.  parisette,  herbe 
ä  Paris.   —    .Claus  Paris.'    1400,  Z  Katsb. 

Paris  III:  =  Paris-Chorn  (s.  Paradis-Chom  Bd  III 

473).  ZnrVerfälschung  von  Pfeffer  verwendet:  .Pfeffer- 
bulfer:  II  lib.  pfefter  und  V  lib.  parys  darunder.'  1594, 
L  (Visitationsbericht  über  eine  Apotheke). 

Parisli:  Bezeichnung  eines  .luftigen,  etwas  frivolen 
Frauenzimmers'  ZStdt  f.  —  Übertr.  von  Paris  II  l? 

bärix:  in  der  Verbindung  nix  b.  (auch  AäF.,  Ke.), 
nichts  da;  s.  Sp.  884. 

Viel),  entstellt  aus  frz.  par  ici  durch  Anpassung  an  nix. 
Die  RA.  könnte  ausgegangen  sein  von  dem  abwehrenden  Rufe 
»w-  jxtr  ici!  den  unser  Volk  von  Wache  stehenden  fran- 
zösischen Soldaten  während  der  Invasionszeit  oft  zu  höreu 
bekommen  mochte.     Vgl.   issiparUai  (Bd  I   547). 

Barixel  m.:  1.  Beispiel,  Muster  L f.  Nur  in  scherzh. 
S.  von  Personen  (vgl.  Muster  1  b  Sp.  544):  Wol,  uvl, 
du  bisch-mer  e"  nette  B.!  —  2.  in  der  scherzh.  RA.: 
Der  verstät,  kennt,  merkt  de"  B.,  Der  versteht  sich 
drauf,  hat  eine  feine  Nase  Ar;  ThHw.,  Müllb.;  Z. 
Vgl.  Bränz,  Tubak. 

Wahrsch.  Verstümmelung  von  frz.  par  exemple  ;  vgl. 
Exemprl  (Bd  I  022),  zum  Lautlichen  nam.  das  dort  ange- 
führte par  Ixempel. 

Parol  f.:  1.  das  gegebene  Wort,  Versprechen. 
Es  muess  verschribe"  [schriftlich  fixiert]  si";   de"  weg 


muess-er  Paroli  halte".  Wolf,  l!el.  Gespr.  —  2.  ,Pa- 
röl(en)',  leere  Worte,  Geschwätz.  .Sunt  fabuls,  sunt 
par  ölen.'  Vad.  II  200  (Randbemerkung  zu  einer  über- 
triebenen Behauptung).  .Aber  der  fürst[-Abt]  uf  her- 
schaft und  uf  richtumb  stelt,  sich  salben  lasst  mit 
judenöl,  mit  kntten,  schmer  und  mit  parül.'  ebd.  III 
428;  zu  .paröT  die  Erklärung:  ,die  Franzosen  haissend 
parola  fabeln  und  tantmär.' 

Barometer:  1.  Bar(.:)meter  kuSt,  Wohl.;  S;  Th; 
Ndw  (auch  Barmet);  Z,  Bammeter  AaoF.,  Bal(<Jmeter 
Ta-Arb.;  ZWetz.,  Barometer  AaF.;  BHk.,  U.  (1-«-); 
TBSteckb..  Bdremmeter  BR.,  Burmct(er)  Nnw,  Barncter 
SchScIiI.;  UwE.,  P-  Sch  oHa. ;  Scuw,  Baneter  GA.,  T. ; 
ScuRüdl.;  TuWängi;  ZO.  (auch  P-),  S.,  Bärneter  GG., 
P-  Sch  oHa.,  Biinitir  SchwE.,  Parli  ApM.  (selten)  — 
m.,  wie  nhd.  B.  ufe",  Regen  abe"  SBib.  Der  B.  ist 
g' falle",  stüt  schlecht,  aucli  mit  Bez.  auf  einen  schlecht 
gelaunten  Menschen  UwE.  —  2.  Baromcterli,  stinken- 
der Storchschnabel,  Geranium  Rob.  Gl.  —  Zu  2.  Die 
Pflanze  zeigt  mit  ihrem  Schnäbdi  das  Wetter  an. 

Barö'n  in.:  1.  wie  nhd.  Der  B.  spile",  vornehm 
tun  BsStdt.  Wie-n-en  Barän,  vornehm,  stolz  ZZoll. 
De"  Baröndli,  Spitzname  eines  Gauners  ScBBarg.  — 
2.  Kuhname  B. 

barii'sch2,  p-  (nach  einer  Angabe  -Ö«-):  barsch, 
trotzig,  selbstbewusst  Gl.  D's  B.,  das  barsche,  ent- 
schiedene Auftreten.  —  Aus  baro(n)'sch,  also  Abi.  vom 
Vor.  V      Vgl.  auch  herrösch  (Bd  II    1553). 

barröst.  .Etlich  herren  bettind  [in  der  Schlacht 
bei  Sempach]  gern  ir  hämisch  und  züg  von  inen  ge- 
worffen  und  b.  gestritten ;  do  möcht  inen  nit  so  vil 
wil  werden.'  Tschüdi  I  526. 

Könnte  ein  mhd.  'bar-ri'tste  sein,  =  in  blossem  Rast,  wobei 
allerdings  das  Bedenken  besteht,  dass  Rust  das  Gewaud  des 
Ritters  ohne  den  Harnisch  bedeutet  haben  müsste;  s.  übrigens 
Rust.  Mhd.  lar-russe,  auf  blossem,  d.  h.  ungesatteltem  Pferde, 
das  sich  lautlich  mit  unserm  W.  allenfalls  zsbriugen  Hesse, 
ist  aus  begrifflichen  Gründen  lern  zu  halten.  Vgl.  auch  Gr. 
WB.   I    1140. 

Barfigge"  (PI.  Barügge",  -ugge")  Ndw,  Berügge" 
BsStdt,  Barügge"  Aa;  Ap  (-ögge'J;  Bs;  B;  L;  Z  (auch 
P-J,  Berügge"  Bs  —  f.:  1.  Perrücke,  allg.  Etisi  Herre" 
hend  d'  B.  vor-em  Jör  a"  Nagel  g'henkt.  Häffl.  1799. 
.Blonde  Parüquen.'  JJUlr.  1733.  1755  haben  zwei 
Lungerer  gedroht,  dass  sie  an  der  Landsgemeinde 
,d'  Parüggen  steupen,  das  in  Luft  ummen  flüegen.' 
AKüchler  1895.  Scherzh.  entstellt:  Warumb  tragend- 
er numeda  jetz  ei"  Baracka?  GOldi  1712.  Übertr. 
auf  einen  üppigen  Haarwuchs:  Du  hast  e"  B.!  Bs 
Stdt;  Z.  —  2.  Beruggli,  Pflanzenn.  =  Wiber-List  2  b 
(Bd  III  1474)  Z  (Dan.). 

It.  parruca,  perruca,  frz.  perruque.  Italienische  Herkuuft 
verrät  unsere  Form  auf  -üggen;  für  Bs  ist  aber  eher  an 
analogische  Neubildung  des  Sg.  vom  umgelauteten  PI.  aus  zu 
deuken.  Der  Wortacc.  liegt  auf  der  zweiten  Silbe,  nur  B  spricht 
Biiriiyge".  B.  als  Zuname  (wohl  den  Träger  einer  Perrücke 
bezeichnend):   ,Jak.  Maurer,  gen.  Perügli.'   1780/1854,  ZSth. 

„Barrüsse"",  .Perrüssen'  f.:  festlicher  Baretthut 
der  Mitglieder  des  täglichen  oder  kleinen  Rates  zu 
Bern  vor  1798;  in  der  unter  Barett  erwähnten  Ver- 
ordnung v.  J.  1675  als  .hoche  Baret',  seit  dem  gleichen 
Jahr  aber  auch  in  amtlichen  Quellen  als  .Parrussen, 
Perrussen'  bezeichnet.  ,[Bei  der  zu  Ostern  erfolgen- 
den Bestätigung  oder  Wiedererwählung]  trug  der  ganze 


1447 


Bar,  ber,  bir,  bor.  bur 


1448 


Rat  die  schwarze  Amtstracht  mit  Seitengewehr  und 
seidenem  Mantel;  als  Kopfbedeckung  den  Sammethut, 
höher  für  den  kleinen  Rat  (Perrüsse),  niedriger  für 
den  grossen  Rat  (Barret),  bei  Vielen  umwunden  mit 
schweren  Ketten  Goldes.'  EFvFischer  1868.  .Aller 
Sanimet,  er  seie  glatt  oder  geblühmt  sowohl  als  andere 
kostbahre  seidene  und  baumwollene,  deren  Ellen 
breiter  Zeug  . . .  soll  männigklichen  zu  allen  Zeiten 
und  aller  Orten  zu  tragen  verbotten  sein,  äussert  was 
an  Paretten,  Parüssen,  Aufschlägen  der  Mannsröcken 
|us\v.]  gebraucht  wird.'  B  Luxusmandat  1715;  ähn- 
lich  1728. 

„bäri:  nur  in  der  Verbindung  er  ixt  b.  a)  ist  ein 
Lump,  hat  nichts  Sch.  —  b)  ist  tot  (roh),  ebd." 

Kutw.  aus  frz.  perl  oder,  durch  die  Schulspraehe  ver- 
mittelt, aus  dem  bei  deu  Komikern  so  häufigen  perii,  mit 
mir  ist's  aus. 

Biiri  f.:  bleibender  Nachteil,  Schaden,  Nachwelten. 
Syn.  Letzt  (Bd  III  1561),  Näggi  (Sp.  704).  E"  B. 
deren"  träge"  ZLunn.     Er  hat  e"  B.  dervo"  Z Stall. 

Biirli  I:  verschnittenes  Ferkel  SchScIiI. 
Dim.    zu    ahd.   barh    (Nbf.  zu    ahd.  barg,    s.   Barg),    ver- 
schnittenes Schwein,   wie  Fiirli  (Bd   I   921)  zu  farh. 

Bärli  IL  ,Genus  lampretse  alterum,  ein  bärle. 
b erlin,  beding,  bei  den  Niderlendern  pricke.'  Fischb. 
1563,  181.  ,Ein  sprüchwort  hat  man:  ein  berlin  ist 
des  lempfinds  bruoder.'  ebd.  —  Vgl.  Oken,  Tierreich 
3,  36  f. 

Bärli  III:  Branntwein  AALindenb. 

Baiiri,  P-  n.  (PI.  unver.):  1.  maskierte  Person. 
Spec.  Popanz  um  Weihnachten,  Mannsperson,  die  als 
abscheuliches  Weibsbild  in  wüste  Fetzen  gekleidet 
und  mit  vermummtem  Gesicht,  in  der  Hand  einen 
Besen  haltend,  als  Begleiter  des  Glutigels  sich  auf  den 
Strassen  herumtreibt  LG.  (Archiv  f.  Volksk.  II  228). 
Vgl.  Chlungen  (Bd  III  658).  Auch  von  den  Kindern,  die 
zur  Fastnachtzeit  maskiert  oder  mit  geschwärzten  Ge- 
sichtern, in  Kleidern,  die  aus  bunten  Lappen  zsgestückt 
sind,  von  Haus  zu  Haus  gehen,  um  ihre  Sprüchlein 
aufzusagen,  ebd.  —  2.  (auch  f.)  magere,  zerlumpt 
aussehende  und  unanständige  Weibsperson  L.  Si  ist 
nes  rechts  P.  —  Vgl.  Baui  (Sp.  896). 

per  phcr:  1.  durch.  In  der  RA.:  er  isch p.,  durch- 
gebrannt Bs,  ruiniert,  tot  ZStdt.  —  2.  =  frz.  par 
(distrib.).  wohl  allg.  Per  Pfund,  Ma""  usw.  ,Sie 
sollen  per  das  Pfd  25  ß  bezahlen.'  1725,  Z  Urk.  — 
Lat.  per.      1   aus  der  Studentenspr. ;   vgl.   t.r. 

Per  n.:  als  Kalenderzeichen,  Erdnähe  des  Mondes, 
perigEeum  B;  S.  Schuelmeister,  wenn- der  V  schütte" 
weit,  so  b'schüttet  geng  im  P.  Schwzd.  (B).  's  isch 
selb  AbrelleHag  just  im  P.  g'si",  nes  guets  Kalender- 
seiche" zum  Gülle"  füere".  Joach.  1885. 

Ber  Ber  BBr.;  Giitw.;  TirBerl.  fP-;,  Bere"  GitKloBt., 
ObS.,  Rh.;  PA1.  (Bern),  sonst  meist  Ber  —  m.,  PI. 
Bern  Gr  tw.,  Bere"  B;  Gr  tw.,  sonst  Bere":  1.  Bär. 
a)  das  Tier  selbst,  einst  der  König  des  deutschen 
Waldes  und  auch  bei  uns  überall  heimisch,  heute  ins 
rhätische  Hochgebirge  zurückgedrängt.  Vgl.  hierüber 
Tschudi,  Tierl.  6  365  f.;  Bühler  IV  26  f.;  auch  Tierb. 
1563,  14  b.  a)  ,Swer  einen  berne  vahet,  der  sol  dem 
ineyger  geben  die  rechten  haut  an  dem  berne  unz  an 
die  einbogen.'  um  1320,  Habsb.  Urb.  (Gl);  s.  Hand  3 


(Bd  II  1392).  1398  fürchten  die  Dorfleute  von  Obw 
Bizighofen  für  ihr  Vieh,  ,dass  es  inen  die  wölf  und 
bereu  essen.'  AKüchler  1895.  ,I)ie  tallüt  mögent 
jagen  beren,  wolf  und  lüchs  mit  der  bescheidenheit, 
das  si  im  [dem  Abt  von  Engelberg]  von  einem  beren 
das  houpt  geben,  als  das  von  alter  har  komen  ist.' 
1444,  Obw  Rq.  ,Der  Kopf  eines  jeden  Bären,  der  auf 
dem  Tessenberg  gefangen  wird,  soll  dem  Vogt  von 
Nydau  eingeliefert  werden.'  1456,  Absoh.  ,Die  beren- 
höupter  solle  man  nit  [wie  die  Köpfe  der  Wildschweine] 
schuldig  sin  der  oberkeit  ze  geben,  uss  der  ursach,  die 
wil  die  beren  nit  für  recht  wild,  sunder  für  schedlich 
tier  geachtet  werden.'  1489,  WALDMANNscher  Spruch. 
.Fangen  die  von  Schwarzeuberg  einen  alten  Bären, 
so  erhalten  sie  '/a  Gulden.'  1534,  Abscb.  ;  s.  auch 
Bären -Garn  (Bd  II  422).  ,Die  Schwyzer  Landsge- 
meinde erteilt  1572  dem  Hans  Blaser  das  Landrecht, 
weil  er  im  Klingentobel  einen  Bären  geschossen.' 
DKyd;  vgl.  Üf-läg2b  (Bd  III  1163).  1577  beschwer- 
ten sich  die  Bauern  von  TuWeinf.  udE.  über  Schädi- 
gungen durch  den  Bären,  den  Wolf,  das  Wildschwein. 
,Etlich  schiessen  gemsen  und  Steinbock,  andere  ste- 
chen baren,  wölf,  lüchs,  und  halt  man  es  für  ein  ehr, 
so  einer  ein  baren-  oder  wolfskopf,  die  er  gestochen 
hat,  an  sein  porten  aufschlecht;  an  etlichen  orten, 
wenn  einer  ein  baren  gestochen  hat,  füllet  er  die  haut 
mit  strouw  und  henkt  sy  für  sein  haus.'  JSimmler 
1577;  vgl.  dazu:  .[Des  Bären]  haut  wirt  mit  strow 
ausgefüllt,  henken  sy  für  die  heüser  an  die  Strassen; 
sunst  füllt  man  gmeinlich  allein  die  haut  seines  kopfs 
aus,  die  wirt  mit  glass  inn  äugen,  roter  tüchiner 
zungen  an  die  tor  und  türe  gmeiner  ratsheüser  oder 
reichen  leüten  palläst  aufgenaglet.'  Tierb.  1563;  noch 
TTobler  (42  b)  weiss  von  einem  ausgestopften  Bären 
an  einem  Haus  in  ArUrnäsch.  Über  die  letzte  Bären- 
jagd in  SB.  vom  J.  1737  s.  S  Kai.  1858,  43.  1815 
wurden  Bären  auch  noch  in  BGr.  gejagt;  s.  JRWyss 
1817,  603.  Über  nachgeahmte  Bärenjagden  in  B;  Gr; 
U  als  Volksbelustigung  an  der  Fastnacht  s.  Bd  III  23; 
Vonbun  1862,  104;  Arch.  f.  Volksk.  I  282;  über  einen 
Umzug  mit  dem  Bären,  den  die  Metzgerzunft  von 
ZStdt  bis  ins  XVIII.  am  Aschermittwoch  hielt,  s.Bären- 
Hüt  (Bd  II  1777).  An  die  Jagd  auf  den  Bären,  sowie 
an  dessen  gefürchtete  Kraft  und  Wildheit  erinnern 
auch  manche  formelhafte  Wendungen  und  RAA.  ,Sy 
[die  VOrte]  habend  schon  unser  land  geteilt  und  die 
bärenhut  verkouft,  ee  sy  den  baren  gestochen.'  1529, 
Z  Schreiben;  ähnlich  Mey.,  Hort.  1692.  ,Er  rüempt 
sich,  das  er  der  erst  sye,  der  den  Zwinglischen  irr- 
tumb  rächt  entdeckt  und  den  baren  gestochen  habe.' 
JSimml.  1576.  ,Den  Bären  aufwecken,  der  Sach  einen 
Anfang  machen,  aleam  jacere.'  Mey.,  Hort.  1692.  De" 
B.  i"  der  Tasche"  Im",  sein  Schäfchen  im  Trocknen 
haben  Z.  ,Den  Bären  in  der  Taschen  haben,  in  sua 
potestate  habere.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Sie  wüssten  wohl, 
was  der  Narr  meine  [näml.  Herr  des  Gutes  zu  werden]; 
aber  er  habe  den  Bären  noch  nicht  im  Sack.'  Gotth. 
Hü,  B.,  friss  de"  Tambur!  Ermunterung,  vorwärts 
zu  gehen  Z  (wohl  eig.  mit  Bez.  auf  den  herum  ge- 
führten Bären  und  den  ihn  begleitenden  Trommler). 
Her  B.  chunnt!  Ruf,  um  die  Kinder  zu  schrecken 
ScHwSteinen.  ,[Die  Feinde]  fluhend,  als  wäre  der 
russend  b.  binden  an  inen.'  Ansh.  ,Wie  ich  nun  also 
under  dem  boum  lag,  schrüwen  die  rappen  uf  dem 
bourn;  do  was  mier  gar  angst,  denn  ich  forcht,  der  b. 


1449 


Bar,  her,  bir,  bin-,  bur 


1450 


wäri  vorbanden.'  TuPlatt.  1572.  ,Ec  wett  ich,  dass 
mich  fräss  ein  b.!'  Beteurung.  Aal  1540.  ,Bötz  Bären 
Struss!'  schwört  ein  Jäger.  Mvricäus  1630.  Kinder- 
spiel und  Kinderlied.  ,Der  Bär  an  der  Kette',  ein 
Spiel  der  Knaben,  wobei  Einer  Bär,  ein  Anderer 
Bärenführer  ist,  die  Übrigen  den  Bären  mit  dein  Plump- 
sack  zu  treffen  suchen  Z.  In  einem  andern  Spiele 
versteckt  sich  ein  Kind  als  Bär,  während  die  übrigen 
herumgehen,  die  Worte  singend:  Chiimm,  mer  wend 
go"  Beri  stteehe',  's  ist  doch  aueH  ken  B.  im  Wald! 
Da  stürzt  sieh  plötzlich  der  ,B.'  auf  die  Sorglosen, 
die  schreiend  auseinander  stieben ;  das  Kind,  das  ihm 
zu  erhaschen  gelingt,  spielt  nachher  den  Bären  Z. 
Es  chunnt  e(n)  B.  und  tappet  daher  (in  Kür)  und 
frisst  dem  Büebli  (Meiteli)  de"  Schmer  (der  Buch  und 
der  Schmer)  Gr.  Es  chunnt  en  B.  vo"  Choste'z  her 
(wo  chunnt-er  her?  Bs;  B);  reo  will-er  hi"?  zum  Bue- 
bcli  (ivo  wott-er  üs?  i" 's  Buebelis  Hüs  B;  Z  tw.);  dabei 
ahmt  man  mit  den  Fingern  den  auf  das  Kind  zu- 
schreitenden Bären  nach  Bs;  B;  Th;  Z.  Es  giget  es 
Müsli,  es  tanzet  e"  B.  vom  Ofe'loch  dänne"  bis  oben 
i"  Cher.  oO.  Heb  dem  B.  de"  Schwans  üf  und  blös-em 
hin(d)e"  dri";  's  ist  en  goldigen  ('brötnenj  Opfel  (dinnj 
und  de''  g'hört  (g''dd)  di"  Aa  (Rochh.);  THBerl.  — 
ß)  der  Bär  nach  seinen  sonstigen  natürlichen  Eigen- 
schaften und  Gewohnheiten.  E"  Ma""  wie-n-en  B., 
ein  stark  gebauter,  robuster  Mann  Aa;  Th;  Z;  ent- 
sprechend es  Wibervolch,  e"  Jumpfer  wie-n-en  B.  Z. 
S.  auch  Müs  (Sp.  473).  Hunger  ha"  wie-n-en  B.  Th. 
Schwitze"  wie-n-en  B.  Aa;  L;  S;  Z.  Schläfe"  wie-n-en 
B.  Th  ;  Z,  mit  Bez.  auf  seinen  Winterschlaf.  S.  auch 
Liecht-M'ess  (Sp.  449);  dazu  noch:  Wenn  an  Licht- 
mess  die  Sonne  scheint,  so  kann  der  Bär  nicht  use" 
ZSternenb.  ,Uf  liechtmes  schein  die  sun,  und  darnach 
ward  es  kalt  und  schnygt  und  regnat  fast  und  ward 
wüescht  wetter,  und  der  her  wider  ins  loch  6  wuchen, 
sprechen  die  alten,  sol  es  winter  sin.'  1528,  HsStockar. 
Bei  der  gewöhnlichen  Annahme,  der  Bär  scheue  das 
Aas,  ist  folgende  Stelle  merkwürdig:  ,Ob  ein  b.  das 
todt  vich  wider  ausgrübe,  soll  der,  des  das  todt  vich 
gewesen  ist,  so  oft  das  beschicht,  widerumb  vergraben.' 
SchwE.  Klosterarch.  ,So  einer  arm,  dannocht  stolz, 
schein  der  reichtum  füeren  will,  spricht  man:  er  saugt 
an  den  dappen  wie  ein  b.'  Tiekb.  1563.  —  b)  der  Bär 
als  Wappentier,  a)  der  Abtei  und  Stadt  St  Gallen; 
vgl.  die  Sage  von  Gallus  und  dem  Bären.  ,Die  alten 
äbt  [von  G]  hand  in  iren  siglen  vast  nur  den  ainigen 
baren  des  gotzhus  gfüert.'  Vad.  (zum  Jahr  1361).  Den 
Bären  ira  Wappen  führten  auch  einige  Geschlechter 
und  Gebiete,  die  vom  Kloster  St  Gallen  abhängig 
waren.  So  das  Rittergeschlecht  und  später  die  Stadt- 
gemeiude  von  ZElgg  (vgl.  KHauser  1895,  50  f.),  so- 
dann das  Land  Appenzell.  ,Si  [die  Appenzeller]  sind 
ouch  mit  eignen  zeichen  in  das  veld  zogen.  Und 
habend  die  von  Appenzell  ein  baren  gfüert,  auf  allen 
vieren  gend,  darum  ouch  die  von  Altstetten  sampt 
den  böten  im  Rhintal  iren  baren,  gleicher  mass  gend, 
mit  einem  gäleu  sternen  und  andern  underscheiden 
noch  füerend;  die  von  Trogen  einen  baren  in  einem 
trog  stend;   die  von  Hundwil  einen  baren  mit  einem 

üden  zue  rugg  des  baren  gestellt;  die  von  Herisow 
einen  baren  mit  einem  gelben  klötzli  auf  der  achslen, 
[bis  zur  zeit  ongefar  1400  jar;  do  begaben  sich  all 
l^eginen   under   einen   stab  des  gerichts  und  rats  zue 

ppenzell  und  wurfend  einen  freigen,  aufrechten  baren 


auf  mit  rufen  klanwen,  welchen  si  noch  füerend; 
darum  nun  die  stat  zue  S.  Gallen  iren  hären  zu  einem 
underscheid  mit  gelben  klauwen  füert.'  Vad.  —  ß)  am 
bekanntesten  ist  der  Bär  als  Wappentier  des  Standes 
Bern,  zugleich  Symbol  für  dessen  Kraft  und  Eigenart. 
Die  Hegung  lebendiger  Bären  durch  die  Stadt  ist 
schon  z.  J.  1480  bezeugt;  z.  J.  1513  berichtet  Ansh. : 
,[Es]  kamend  bede  vänle  von  Bern  heim,  brachtend 
mit  inen  einen  jungen  baren,  welcher  dem  hern  von 
Trymoly  zuo  Lucern  geschenkt,  zu  Nowara  an  der 
schlacht  gelassen  was;  dem  ward  zuo  gedächtnuss 
diser  tat  das  bärenhüsle  ob  der  kefitor  gebuwen.' 
Vgl.  auch  KHowald  1872,  47.  Altbeliebt  ist  Bär  wie 
das  syn.  Mutz  (s.  Sp.  617)  als  bildl.  Bezeichnung  für 
den  Staat  Bern  und  seine  Angehörigen.  ,Da  hond  wir 
[die  B  Gesandten]  harus  geschütt,  was  im  sack  was, 
und  könnend  nit  anders  verstan,  dann  dass  si  [die 
übrigen  eidg.  Orte]  all  Valien  [nachgeben]  werdid 
und  der  frora  bar  zue  letst  allein  müesse  stan.'  1495, 
B  Schreiben  (Ansh.).  .Gott  hats  also  geschickt,  dass 
dem  starken  baren  zwen  stark  Bärtolt  [Berchtold 
von  Zähringen  und  Berchtold  Haller]  höchste  guettat 
bewist  haben.'  Ansh.  ,'s  gelt  [fremder  Herren]  betrügt 
al  weit.  Bär,  das  merk  wol,  so  blibst  im  hol!'  ebd. 
(Warnung  vor  dem  Reislaufen).  ,Sorg  und  arbeit, 
wie  der  ze  hitzig  Zürcher  low  den  ze  kalten  Berner 
baren  zum  krieg  erhitzigen,  und  hargegen,  wie  der 
ze  kalte  Berner  bär  den  ze  hitzigen  Zürcher  löwen 
zum  friden  erkielen  möchte.'  ebd.  (zum  Jahr  1529). 
Die  Unterwaldner  sollen  [in  dem  Handel  zwischen 
ihnen  und  Bern  vom  Jahr  1528]  gedroht  haben,  ,die 
kuo  uf  den  baren  ze  setzen.'  ebd. ;  vgl.  Bd  III  90. 
.[Zürichs]  klag  was:  der  bär,  wolgewapnet  und  stark, 
wölte  nit  kratzen.'  ebd.  ,Eb  si  [die  Berner]  sich  also 
wöllent  zwingen  lassen,  so  werde  e  der  b.  kretzen.' 
1532,  B  Schreiben.  S.  noch  geil  (Bd  II  210).  Häufig 
(wiederum  bes.  in  B)  ist  der  Bär  auch  als  Wirtshaus- 
schild,  bzw.  in  Namen  von  Wirtshäusern  (zum  Bare"); 
vgl.  Leu  (Bd  III  950).  ,Der  wirt  zum  baren.'  1529, 
AABremg.  Der  B.  auf  Münzen;  s.  Chrüs  (Bd  III  941). 
Allgemein  üblich  ist  es  in  Aa  und  B,  auf  grossem 
Lebkuchen  die  Figur  eines  Bären  einzupressen  oder 
aus  Zuckerguss  nachzubilden.  —  c)  Eim  en  Bär 
(Bare"  AaZ.;  Bs;  L;  Sch)  a'binde"  AaZ.;  Sch;  Th,  üf- 
binde*  Aa;  Bs;  B;  Gr;  L;  Th;  UwE.;  Z,  a'henke"  B; 
L;  Zg,  a"ge"  Bs;  Z,  Einen  mit  Erfundenem  zum  Besten 
halten,  ihm  Etwas  weis  machen.  Daher:  Das  ist  en 
B.,  ein  Aufschnitt  Aa;  Sch;  Z.  ,Das  heisset  den  Ber- 
nern  Bären  anbinden',  scherzt  ein  Lied  von  1714 
(Tobler,  Volksl.  LXVII)  mit  Bez.  auf  die  eben  er- 
zählte Tatsache,  dass  die  Berner  im  Gefecht  16  .ga- 
lante' Pferde  im  Stiche  lassen  mussten.  In  andern) 
Sinne:  en  B.  a'binde",  viele  kleine  Schulden  haben 
Sch.  ,Die  Bären  [Schulden]  abbezahlen.'  UBrägger. 
Er  hat  Bare",  si  brumme'd,  d.  i.  drängende  Gläubiger 
ScHSt.  (Sulger).  —  2.  übertr.  a)  vou  Menschen,  stark- 
gebaute, handfeste,  robuste  Person,  oft  mit  dem  Neben- 
begriff  des  Ungelenken,  Ungeschlachten  Ap;  Bs;  B;  Z. 
Er  ist  en  rechter  B.  En  Weltsbär  vo"  -  me",  zu  •  me" 
zweiadrige"  Chind,  Bueb  Z.  ,Die  kriegslüt  sind  irs 
lybs  baren  und  wölf.'  JMdrer  1559.  Mit  Bez.  auf 
Charakter  und  Benehmen:  Bi  Dem  isch  nit  guet  z' 
Hüs  si",  er  isch  e"  B.  Bs.  Si  sind  en  B.  und  blibe'd 
eine'',  von  Einem,  der  redet,  wie  er  denkt.  JAllensp. 
1897.    S.  auch  chretzig  (Bd  III  934).  —  b)  von  andern 


1451 


Bar.  her,  bir,  bor,  bur 


1452 


Tieren,  und  zwar  einerseits  als  Bezeichnung  derbge- 
bauter, dicker,  grosser  Tiere,  anderseits  (auch  dim.) 
als  Name  von  Haustieren  (Rindern,  Pferden,  Hunden, 
Katzen)  mit  bärenfarbigem  Fell  Z.  a)  oft  dim.,  Name 
einer  wohlgenährten,  starken  Kuh  mit  dicken  Füssen 
Ap,  eines  plumpen  Kindes  Bs,  einer  braunen  (grauen 
GlH.)  Kuh  Ap;  SchwE.;  W  (Bären);  Z.  Kuhname 
übh.  B.  —  ß)  Name  eines  Pferdes.  ,Da  kuft  [kaufte] 
ich  min  beren  aim  nietzger  ab  um  1  gülden.'  152ti, 
HsStockar.  —  y)  Name  eines  grossen,  starken  oder 
(auch  dim.)  eines  bärenfarbigen  Hundes  Ap;  L;  Z. 
—  8)  der  aus  der  Hew- Chats  [einer  Raupe]  ent- 
stehende Bärenschmetterling  BHa.  —  c)  von  Sachen. 
a)  Ramme  B  (Zyro);  Syn.  Betz.  —  ß)  Name  eines 
Geschützes.  .Eine  '/*  Carthaune  (12  Pfd),  der  Bär.' 
1697,  BStdt  (vRodt  1834,  93).  —  f)  Bezeichnung  von 
Fahrzeugen,  Flössen  zu  Kriegszwecken.  ,Die  Eidge- 
nossen Hessen  [im  J.  1445]  einen  grossen  Flotz,  der 
B.  genennet,  so  in  die  600  bewaatt'neter  Männer  ge- 
tragen, [auf  dem  Zürichsee]  verfertigen.'  HsEEscber 
1692.  ,Der  her,  der  eidgenossen  grosser  floss  im  obern 
Zürichsee,  denn  ein  grosser  ber  uf  dem  schirm  vor 
der  houptbüchsen  gemalet  stund.'  Edlib.  S.  auch  Osen- 
brüggen  1864,  187.  ,Die  Berner  Hessen  1665/72  auf 
dem  Genfersee  zwei  grosse  Rudersehiffe,  sog.  Galeeren, 
sammt  einem  kleinen  Fahrzeuge  bauen,  die  grossen 
und  der  kleine  B.  genannt.'  vRodt  1834.  —  8)  ,vin- 
culum  ligneum.'  Schulze  (nach  Goldast). 

Zur  weitern  Verbreitung  des  heute  fast  mir  noch  dein 
Naiueu  nach  bekannten  Tieres  in  älterer  Zeit  sei  noch  er- 
innert an  die  Genossenschaft  der  Ursarii  im  römischen  Turi- 
cum,  die  für  den  Tierkampf  im  Amphitheater  Bären  lieferten 
(vgl.  Vög.-Nüsch.  I  657);  dieselbe  erhellt  auch  aus  zahl- 
reichen Lokalnameu  (wobei  indess  zu  beachten,  dass  einige 
derselben  zum  Personennamen  B.  gehören  können;  vgl.  ,Bero- 
münster'  L).  ,Bär'  (Hof)  ZWald,  ,Bären'  Gr  (Bach);  ST., 
,Bern'  ApHuudw.,  ,Beruli'  ApSchweudi.  ,Bär-Au'  BLangn., 
,Bern-Au'  AaZ. ;  ,Bäreu-Acher"  SBalsth. ;  ,Bär-Egg'  ApSchö- 
nengr.;  B,  ,Bären-Egg'  GT.,  ,Beru-Egg'  GStdt  (,uf  die  Bern- 
egg.' Kessl.);  ThEmmish.;  ZHiuw.  (.Bernegk.'  1229);  ,Bär- 
Falleu'  BEggiw.,  Laugu.,  ,auf  der  Bär-Fallen'  BHk.,  , Bären- 
fallen-Wald' GPfäf.;  ,Beren-Fels'  BsL. ;  GT. ;  ,Beren-vang  in 
der  Schwendi.'  um  1290,  UwSa. ;  ,Bärlis-GrueV  AaWindisch; 
,Bär-Hegeu'  BSumisw. ;  , Bär-Halten'  (Alp  auf  dem  Stoss) 
Schw,  ,Bern-Halden'  BsSiss. ;  GKrtinimenau  (Alp  und  Wald); 
,Beru-Huseu'  ThBisch.;  ,Bern-Hütten'  WKar.;  ,Bärcn-Kopf 
Gr;  ,Bär-Loch'  ApWald;  ZF.,  ,Bär-Locheu'  ApHeid.,  ,Bären- 
Loch'  BErisw.,  Wattenw. ;  GrChur;  ,Ber-Mülli'  WV.;  , Bären- 
Mus'  BSteffisb.,  , unter  dem  Bärenmöslin  ob  Luthersmoos.' 
1C04,  AaEggenw.;  ,Bären-Matt'  B  (s.  Jahn  1857,  578);  S 
Laupersd.;  ,Bär-Bach'  BEggiw.,  Gr.,  ,Bären-Bach'  BG.;  Z 
DUrut.,  0.,  ,der  Wald  dem  Bärenbach  nach.'  1645,  UwE.; 
,Bären-Bad'  GrArosa;  .Bären-Boden'  BFrut.;  Gl  (Alp);  ,Bären- 
Bol'  ZRüml. ;  ,Bären-Burg'  GrAndeer;  ,Bern-Brugg'  Ap;  , Bär- 
Brunnen'  AaMönthal;  ,Bär-Eied'  BRüeggisb.,  ,Bären-Ried'  B 
Münchenbuchsee,  Oberbahn  ;  , Bern-Rain'  ThEmmish.;  ,Bären- 
Rüti'  LE.;  ,Bär-Sol'  BTruh,  ,Bern-Soll'  ApWald;  ,Bären- 
Vorsass'  BRUschegg;  ,Bären- Schwand'  BAdelb.;  ,Bärli- 
Schwanz'  ThBichelsee;  ,Bär-Stein'  Ap  (Alp);  ,Bär-Stang'  Ap 
Rehet. ;  ,Bären-Stoss'  LE.  (vgl.  den  Familienn.  ,Uoli  Bern- 
stoss.'  um  1450,  LWillis.);  ,Bären-Tobel'  Gr;  , Bären-Tritt' 
Gr;  ,Bären-Woid'  ZRussik. ;  ,Bär-Wil'  BHöchstetteu,  ,Bftren- 
Wil'  BsLangenbr.;  , Bären-Wald'  BG. ;  G  Anniversar  (,vasta 
et  alpestris  horridaque  Silva');  ,Bären-Warf  BRüschegg.  — 
B.  als  Personenname.  ,Bär',  Familienname  AaZof. ;  Bsf;  Bf; 
Th  (in  Hw.  Bhr  gegenüber  dem  appell.  Bär);  ZKn. ;  1483, 
Obw;  1521/6,  l!s;  1531,  Zg;  ZMettmenst.,  Riffcrschw.;  1532, 
ThSommeri;  1535,  ThKessw.  ,Pero.' 820.  876,  ZStdt.  .Mit 
Peru  von  Mcriswauden.'    1385,  Aa.     ,U.  Heck,    gen.  Beer', 


neben  ,Uoli  Bär.'  1527,  AaBremg.  Zss. :  ,Adal-,  Adil-pern' 
(Noni.).  S76.  925,  Z  Stiftsrodel,  ,Adilbero.'  964,  ebd.,  ,Adel- 
berone'  (Abi.).  1153,  ebd.  ,Wolfpero.'  um  950,  ebd.  ,Perin- 
wig.'  SS9,  Z  Urk.,  ,Perinwiga'  (Fraueuname).  um  970,  ZFäll., 
,Hans  Berwig.'  1531,  SchwMa.  ,Berold.'  857,  Z  Urk.,  .Perolt.' 
SSO.  950,  ebd.;  dazu  .Beroldingen'  U;  vgl.  auch  den  Hof- 
namen .Bernold, -olt.'  1369.  1564,  ZDietik.,  .Bemalten'  ZW. 
.Conrad  Berwart.'  1572,  AaAar.  Die  beiden  benachbarten 
Z  Ortschaften  .Bäretschwil'  lauten  in  ältester  Namensform  : 
1)  .Perharteswilare'  2)  ,1'eroltes-'  und  ,Perolfeswilare.'  Vgl. 
auch  Benihart.  Über  den  Bären  in  der  Legende  vom  hl. 
Lucius  s.  Vonbun   1862,   104. 

Obs-Ber.  ,Noch  ist  ein  art  [Bären],  die  allein 
dem  ops  gfar  ist,  von  einem  ort  an  das  ander  wandlet, 
die  heissen  wandelbaren  oder  opsbären.'  Tierb.  1563. 
.Hart  schlafen  wie  ein  O.,  gravi  somno  sopiri.'  Denzl. 
1716. 

A°-:  Lüge,  Aufschuitt  AASeethal;  vgl.  Ber  1  c. 
—   Gebildet  nach  An-Luy  (Bd  III   1218). 

Fotzel-:  Zottelbär.  Schelte  auf  einen  zerlumpt 
einhergehenden  Menschen  AiF.;  S,  auf  ein  plumpes 
und    zerlumptes  Weibsbild    Bs  (Spreng).     Albert  hi", 

A.  her,  A.  isch  e"  F.,  Spottreim  der  Kinder  auf  den 
Namen  Albert  S.  —  Hudel-:  Schelte  auf  einen  zer- 
lumpten Menschen  BR.  —  Budel-:  Zottelbär  Ap.  Dö 
nend  s'  en  schwarze"  Ziger  her  ond  fressi'd-e"  wie-n-en 

B.  Ap  Seealper  Lied. 

Bruinmel-:  mürrischer  Mensch  Bs.  ,Er  ist  ein 
rechter  Br.'  Sprww.  1824. 

Vgl. :  ,Es  sind  auch  etliche  spriiehwort  vom  baren  här, 
als  da  jemants  unwürss  umbgat  mit  im  selbs  redende  oder 
widcrbäfzend,  da  man  sagt:  er  gat  brummen  wie  ein  bär.' 
Tierb.   1563. 

Riss-:  Schelte  auf  Kinder,  die  in  eiuem  fort  ihre 
Kleider  zerreissen  Bs.  —  Schlag-.  ,ln  dem  Schweizer- 
land  findt  man  baren  die  menge,  gross,  stark,  freidig, 
die  schlahen  nider  ochsen,  pferd  und  was  sy  finden, 
darunib  sy  gebirgs  halben  steinbären,  irs  schlahens 
halb  schlachbären  genannt  sind.'  Tierb.  1563.  ,Ein 
grosser  Schlagbär  hat  sowol  in  Luzerner  Gebiet,  als 
durch  das  Land  Underwalden  und  anderstwo  sehr  vil 
Haupt  Viehs  nidergeschlagen  und  unermesslichen  Scha- 
den getan.'  JLCys.  1661.  —  Stein-  s.  Schlag-B.  — 
Tanz-.  Hand  ha"  wie-n-en  T.,  grosse,  derbe  Hände 
haben  ZZoll.  Hüener,  so  wo}  dra"  wie  T-e"  Z  Wiesend. 
Schwitze"  wie-n-e"  D.  BsStdt.  Bueb,  wenn  d'  nid  recht 
tuest,  so  würst  g'schlage"  wie-n-en  T.  St'HSchl.  — 
Wollen-:  Hundename,  um  1500,  Z.  —  Zottel-:  wie 
nhd.  B;  UwE.  An  Stelle  von  Fotzel-B.  in  dem  unter 
Diesem  angeführten  Reim  B. 

bereB:  1.  (bere;  auch  berle*)  auf  allen  Vieren 
gehen  (wie  ein  Bär)  Z.  —  2.  so  fest  und  so  lange 
schlafen  wie  ein  Bär.  Dan.  —  3.  a)  (ume'-Jbere",  träge 
herumsitzen  oder  -liegen,  z.  B.  auf  dem  Ofen,  einem 
Ruhebette  BE.,  Stdt;  SRechersw.  —  b)  herumfahren, 
sich  herumtreiben.  Du  muesch  nid  gäng  i"  dene" 
Chleidere"  desume"  b.  [und  sie  dadurch  ruinieren]  B 
Burgd.  —  4.  ein  Gefäss  mit  dem  Bären  (Berner  Wap- 
pen) bezeichnen  (z.  B.  beim  Eichen)  [oder  bemalen 
Blnterl.  'bereti  Tasse;  so  bemalte  Tassen  von  Ma- 
jolika BThun. 

steckli-b8re":  1.  mit  dem  Spazierstöcklein 
müssig  herumschlendern  ZO.,  Wyla.  —  2.  unschlüssig 
sein,  jeden  Augenblick  seine  Meinung  wieder  ändern 
ZRüml.  Mer  wend  iez  nüd  st.,  nicht  lange  hin  und 
her  reden    ZStdt.     Übh.  Umstände  machen  Z.     Auch 


1453 


Bar,  1>er,  bir,  bor.  bur 


1454 


dim.:  Mc"  cha"*  du  nüd  Steckliberek"  wöge'  Dem  Z 
(Däu.).  Im  gleichen  Sinne:  Steckliberi'S  mache',  ebd. 
Vgl.  das  syn.  Steckli  üf  und  Steckli  ab  mache".  — 
3.  tr„  Jmdn  zum  besten  haben  Z  oGlatttal. 

Abi.  von  ', Steckli- Be'r,  also  eig.  tun  wie  der  am  Stocke 
gehende  oder  tanzende  Bär. 

ge-beret  'beret:  bärenhaft.  1.  Adj.  a)  mit  Bez. 
auf  das  Aussehen  Ap.  E"  'bereti  Chue,  eine  stark 
gebaute,  diekgliedrige.  E"  'bereti  Schrift,  eine  grobe, 
wie  von  einer  Bärentatze  herrührend.  —  b)  e"  'bereti 
Meni'g,  eine  erzdumme  Meinung  Ap.  —  2.  Adv. 
a)  wild,  ungezogen  Ap;  ScHSt.  (Sulger).  Er  tued  'beret 
Ap.  Es  göd  'beret  zue.  ebd.  —  b)  verstärkend  vor 
Adj.     Es  ist  'beret  ehalt,  grimmig  kalt  Ap. 

Abi.  von  Bir.  Zu  I  a  wohl  auch  der  Kinderreim:  Es 
ehuniit  e"  jiircti  pereti  Müs  und  bitt.it  dem  Chindli  's  Bücheli 
us  ZMänned. ;  vgl.   Bar  1  a. 

Beri  (Bari  AaKu.,  Leer.,  L.;  L;  S,  Bari  Bs;  B;  Z) 
m.:  1,  Name  von  Hunden  und  zwar  von  grossen  L, 
von  dunkelfarbigen  und  langhaarigen  Z.  De"  B.  abla", 
übertr.  =  de"  Hund  ablä"  (Bd  II  1425)  AARued.  David 
zu  Goliath :  LO  du  der  B.  ab,  wie  d'  witt,  deswege" 
förchten-ich  mich  nid!  Der  Letst  het  nonig  g'schosse"! 
AGvsi  1899.  —  2.  (Bari)  Kuhnanie  UwSachs. 

„bärig:  grob,  robust,  z.B.  en  b-s  Mensch  G." 

Be'r  I  m.  (PI.  Bere"):  männliches  Schwein,  Zucht- 
eber BG.,  0.,  S. ;  FS.;  S;  Obw.  Isers  Lösi  ist  rissig, 
me"  müoss  mid  im  zem  B.  BHa.  Wenn  Eine'  vil 
jungi  Saldi  ha"  will,  so  muess-er  i"  der  Stung  zum  B. 
fare",  wo  's  ZU  vil  schlöt  S  (Volksglaube).  ,Von  den 
Behren,  welche  auf  die  Alp  Engsteln  getrieben  wer- 
den, soll  für  die  zwei  stärksten  und  währschaftesten 
den  betreffenden  Besitzern  jedem  eine  halbe  Kuh  Alp 
für  dasselbe  Jahr  zur  Benutzung  gegeben  werden.' 
Alpenw.  —  Ainhd.  6er,  ags.  bar.  Ber  als  Familienn.  BTrub; 
ZÜtik.     Vgl.  auch  Bez. 

Ber  II  Be'r  (PI.  Bere")  TiiBerl.,  Erm.,  Tag.,  Be're" 
GRD.(Tsch.),Rh.,  Spl.;  ScHSt.;  ThHw.;  ZEUik.,  Be're" 
GrD.,  Benre"  GO.,  Be2re"  AaB.  ;  Z ,  Bare"  AAAar.,  Leer., 
Zein.;   Bs;  B;  VO;  S,    Bare"  BStdt  —  m.  „VO;"  L; 
ScßSt;   Th;   Z,  f.  Aa;   Bs;   B;  Gr;  LG.,  Stdt;  S;  Ndw; 
ZGÄg.  —  Dim.  Berli,  Bdrli:    1.  Gerät  zum  Fischfang 
und   zwar   a)  aus  Weiden   oder  auch   aus  Draht  ge- 
flochtener,   langgestreckter    Fangkorb    GrD.,  Rh.;  L; 
THTäg.;  U.    .Reuschen  und  Bären  aus  Weidenzweigen 
geflochten,    in  welche  die  Fische   hinein  schwimmen, 
ohne  wieder  heraus  kommen  zu  können.'  Alpina  1827 
(für  Linth  und  Walensee).     ,Der  baren,  zum  fischen 
dienstlich,    qualus.'    Mal.  —  b)  grösseres,   aus   Garn 
gestricktes  (im  Gegs.  zu  der  aus  Weiden  oder  Eisen- 
draht geflochtenen  Rüschen  LS.;  Zg),  gew.  über  drei 
Reifen  gespanntes,  trichterförmiges  Netz  BS. ;  L ;  Schw  ; 
THErm.  (Fang-B.);  Ndw;  Zg.    Vgl.  Sack-Garn.     Die 
B.  wird  mit  Vorliebe  in  Gräben,  wo  sie  in  Seen  oder 
j  Flüsse  münden,   an  Flussufern  oder  in  Fachwerk  in 
'.  den  See  .gesetzt' ;    hie  und  da  lässt  man  sie  auch  in 
i  bedeutende   Tiefen    hinab    und   bezeichnet  die   Stelle 
lmit   einem  schwimmenden  Holzstück   LS.     ,Was   mit 
:der  Fischrute,   der  Geeren   oder  der  Stechschnur  ge- 
schieht, ist  weniger  bedeutend  als  der  Fang  mit  Garn 
jund  Bären.'  Businger  1811.    De"  Sepp  vo"  Ärmise  [L] 
]Und  der  Heiri  vo"  Senge"  [Aa]  sind  unei's  worde"  ob  dem 
\Bäre"setzen  im  Se  Wide".  MSchldmpf  1898.  —  c)  klei- 
i  neres,  trichter-,  sack-  oder  haubenförmiges  Netz,   an 


einem  Keifen  oder  (so  in  Bs;  B)  an  gekreuzten  Bogen 
befestigt,  die  ihrerseits  an  einem  Stiel  oder  an  einer 
Stange  festgemacht  sind;  dienlich  zum  Herausheben 
von  Fischen  aus  einem  Behälter  oder  auch  zum  Fisch- 
fang in  fliessendem  Gewässer  Aa;  Bs;  BS.,  Sigr. ;  GrD., 
Rh.,  Spl.;  LG.;  GO.;  SchSI;  S;  THErm.,  Hw.,  Tag. 
(gewoben) ;  Z.  .Reticulum  furcae  impensum.'  Id.  B. 
Syn.  Feimer  I  (Bd  I  826),  Mammen  II  (Bd  II  1271). 
Er  fällt  mit  dem  Bare"  de"  Fisch  [in  der  Küche]  und 
treit-e"  zum  Hof  üs.  MUsteri.  Die  im  Folgenden 
zsgestellten  ä.  Belege  gehören  wohl  meist  zu  a  oder  b. 
,Man  schribet  allen  reten,  dass  man  Jo.  und  Bürgis 
Schafiis  brieve  umb  ir  vischenze  stete  sol  han,  dass 
nieman  da  sol  enhein  gewerb  han  mit  traglen,  mit 
rüschen  noch  mit  berren  noch  mit  burdinen,  als  ir 
brief  hat'  Anf.  XIV.,  Z  Stadtb.  ,Es  klaget  N.  N.  uf 
Joh.  Bachs  vischer,  dass  er  im  half  einen  berren 
lupfen,  darin  fiengen  sy  dry  ele.'  1392,  Z  Rat-  und 
Richtb.  ,Das  die  vischer  gemacht  hettin  vächer,  rü- 
schen und  berren-leger  under  der  obern  brugg  zwü- 
schent  allen  stuodlen  und  ouch  ob  der  bruggen.'  1403, 
Z  Stadtb.  ,Dass  die  vächer,  die  berren,  die  rüschen, 
die  burdinen  und  die  swiren  von  alter  her  daselbs 
gewesen  werin  und  da  sin  sölten,  da  si  jetz  sint.'  ebd. 
,Wo  iemant  visch  stele  oder  visch  uss  den  rüschen 
oder  uss  den  beran  neme,  darüber  wellent  unser 
herren  richten.'  1422,  L  Ratsb.  ,Die  fischenz  mit  dem 
schöpfen,  rüschen  und  baren.'  1447,  JVett.  18ö4.  ,Mit 
garnen,  netzen,  beeren  oder  schnüeren  fischen.'  1479, 
Zg  Fischerbrief.  ,Ein  jeder  husmann  zu  Seon  mag  mit 
der  baren  im  bach  als  wit  des  dorfes  Seon  zwing  gat 
fischen,  sein  mal  zu  verbessern,  in  der  wochen  einisch.' 
1479,  AASeon  Dorfbrief.  ,Es  soll  nieman  kein  fach, 
berren,  rüssen,  schwiren  in  den  dorfbach  uf  und  uf 
machen  noch  setzen  an  deheinem  end.'  1487,  U  Urk. 
,Sy  vermeinend  die  selbigen  graben  [am  See  von 
ZPfäff.]  ir  eigen  guot  wären  und  sy  mit  ir  baren 
darin  setzen  und  fischen,  wie  inen  füegt.'  1491,  Z  Urk. 
,Dessglichen  so  mag  ein  vogt  zu  Griffensee  zu  herbst 
jerlichen  im  fornefang  vierzechen  tag  bereu  in  den 
berüerten  bach  setzen,  nämlich  zechen  beren,  und 
damit  fischen;  doch  das  er  die  unden  uff  setz  bis  an 
das  Wyl  und  nit  witer.'  Ende  XV.,  Z  (Rechtung  im 
Usterbach).  ,Das  die  von  Arow  nit  in  der  Suren 
vischen  sollen,  weder  mit  wädelen,  wellen,  trien  oder 
mer  beren,  ouch  nit  absehiahen,  bretten  und  der- 
glichen  schädlich  vischen.'  1526,  Aar.  Stadtr.  ,Sy 
mögend  mit  dem  beren,  mit  der  angelschnuer  und  mit 
freier  hand  fischen.'  1529,  BsBirseck.  ,Und  fieng  man 
[bei  einer  Überschwemmung]  fisch  mit  bärren  uf  der 
schützenmatten.'  Salat.  ,An  Sonntagen  darf  weder 
mit  netzen,  garnen  noch  baren  gefischt  werden.'  1537, 
B  Fischerordn.  ,Nieman  sol  darin  [in  den  Fluss] 
setzen  wäder  rüschen  noch  bärren  und  10  klafter 
wyten  rus  offen  lassen.'  um  1540,  Ndw  Rq.  Zu  jedem 
Garn  durften  [im  Sempachersee]  lt  Ordnung  von  1559 
gesetzt  werden:  6  Behren,  0  weite  Netze,  4  Baiehern 
und  2  Schnüre.  Später  wurden  zu  jedem  Garn  10 
Behren  gestattet.  Liebenau  1897.  1598  wurde  in  Obw 
verordnet,  dass  jede  Kilchhöre  ihrem  Land  nach  Fische 
fangen  und  ,bären'  setzen  dürfe.  AKüchler  1895. 
,N.  N.  hat  in  dem  Rohrgraben  diser  Statt  [Luzern]  in 
einem  Bähren  einen  Vogel  ungefchr  als  ein  Dulen 
gefangen.'  JLCys.  1661.  , Ischergarne,  Bären  und  War- 
tolfe  [verboten].'    1672,  BThun  Fischerordn.     ,Beren, 


1455 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bul' 


145(3 


Fischerberen,  excipulum.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Vil 
sind  deren,  die  den  ganzen  Sommer  über  [im  ZSee] 
Fische  in  denBehren  fahen.'  HEEscher1692.  .Niemand 
nüd  fischen  weder  mit  Fischruoten.  Watten,  Bern  noch 
Gablen.'  GrD.  LB.  Im  Bach  von  Owangen  dürfe  Nie- 
mand weder  mit  Garn  noch  Beren  fischen.  1704,  Th 
Aadorf.  , Fache,  Reuschen  und  Beeren  setzen.'  Z  Ge- 
setze 1757.  ,Wir  geben  Bewilligung,  zu  einer  tiefen 
Ferri  zwei  Beeren  zu  setzen.'  ebd.  S.  noch  Haggen  1 
(Bd  II  1090),  Mäscher  (Sp.  502),  ferner  Liebenau  1897, 
51.  109.  144.  RAA.  ,Wem  die  Fische  in  die  Bahre 
laufen  ungejagt,  soll  nicht  klagen.'  Gotth.  .Solche 
Gesetze  sind  für  nichts  Anders  gut,  als  für  den  Herren 
die  Fische  in  die  B.  zu  jagen.'  ebd.  De"  Afiikäte" 
gönnt-er  der  Verdienst  nit,  aber  de"  Doktere"  möcht-er 
d%  Fisch  i*  d'  Bare"  sprenge",  ebd.  .Anderen  nutzen 
schaffen  und  die  fisch  in  die  beren  jagen.'  1586,  Absi'h. 
Vor-em  B.  fische",  voreilig  sein  ScHSt. ;  Sprww.  1824. 
,Also  vischet  er  [Abt  Rösch]  vor  dem  bern  hin  [traf 
voreilige,  überflüssige  Vorsichtsmassregeln].'  Vad.  ,Du 
fischest  vor  dem  Beren  her,  prius  antidotum  quam 
venenum  adhibes.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Da  muoss  ich 
redlich  anhan  und  disen  visch  nit  ussem  beren  lan.' 
HvRüte  1532.  —  2.  (meist  dim.)  kleineres,  gestricktes 
Sacknetz  zu  andern  Zwecken,  a)  Schmetterlingsnetz  Z. 
b)  Netz,  worin  Fleisch,  Gemüse,  Obst,  Fische  uä.  vom 
Markte  nach  Hause  getragen  werden  Th;  Z.  —  c)  Netz 
zum  Aufbewahren  von  Nüssen,   ebd.;    s.  Nitss-B.  — 

d)  Heugarn    „VO;"    Lj    mTn;    Zg;   Z;    s.  Heu-B.  — 

e)  Haarnetz  für  Frauen  Z.  —  3.  langer,  walzenför- 
miger Korb  in  einer  Kufe  mit  zerstossenen  Trauben, 
aus  dem  der  Weinmost  herausgeschöpft  wird.  Syn. 
Saug-Gliorb  (Bd  III  453),  wo  die  Definition  zu  be- 
richtigen ist.  .Qualus,  ein  zeinen  oder  korb,  sygkorb, 
als  in  den  trotten  breüchlig,  eigentlich  baren.'  Fris.; 
Mal.  .Stellet  die  Standen  under  und  setzet  die  Bären 
oder  Seigkörbe  darauf,  supponite  labra  lata  et  super- 
imponite  qualos  seu  fisccllas.'  Red.  1662.  ,Dcr  Ber, 
Bären,  Seigkorb,  qualus,  fiscella,  sagena.'  ebd. 

Mild,  (nach  Ausweis  der  Keime)  ler(c),  btrre,  (ber)  in.. 
entlehnt  aus  lat.-gr.  pera.  Von  ä.  Schreibungen  mögen  noch 
angemerkt  werden:  ,Berren.'  1403,  ZStadtb.  (neben  ,bärren'); 
1415,  ebd.,  ,barren.'  1 5 4 < j ,  B  Fischerordn. ;  1565,  Ndw  LB., 
,bäien.'  1531,  LNeud. ;  LLav.  1582.  Die  schon  im  Mhd. 
vorhandenen  lautlichen  Verschiedenheiten  spiegeln  sich  in 
unsern  Formen  wieder:  Ber(e),  ber  setzt  sich  in  unserm 
Be'r(en),  Bi'ren  fort,  während  zu  berre  einerseits  Be2ren, 
anderseits  Beeren,  Beeren  die  regelrechte  Entsprechung  bildet. 
In  letzterer  Form  ist  unser  W.  mit  Beren  f.,  Bahre,  lautlich 
zsgefallen,  und  beide  werden  vom  Sprachgefühl  tw.  auch  als 
etymol.  identisch  empfunden.  Aus  dem  Einfluss  von  Btren 
erklärt  sich  auch  der  Geschlechtswecb.se] ;  doch  beachte  auch 
das  Geschlecht  des  lat.  Wortes.  Hieher:  Berhafte"  i-Mie), 
Name  eines  sog.  Rieses  (Fangstelle)  im  Untersee  bei  ThKrm. 

Obs-Beren:  Netz,  worin  die  Hausfrau  gekauftes 
Obst  vom  Markte  nach  Hause  trägt  Z.  —  Ä1-:  Netz 
zum  Aalfang.  Sogar  der  Schulmeister  musste  aufge- 
fordert werden,  er  habe  innert  kurzer  Frist  seine 
, Aalbären'  [in  der  Eulach]  zu  entfernen,  um  1580, 
ZElgg. 

Is-,  Der  Fischer  des  Abtes  von  St  Gallen  musste 
1486  auf  den  Herbst  ,Yssberen'  und  anderes  notdürf- 
tiges Zeug  zurüsten.  Liebenau  1897,  42.  —  Etwa  Netz 
zum   Fischfang  bei  gefrornem  Gewässer? 

Fisch-,  in  LWinikon  Fisch-Bare"  m.:  =  Ber  1 
L;  S.     ,Die  Stahren,    so  sicli  umh  disen  See    und  in 


Rohren  aufhalten,  werden  in  grosser  Mänge  in  den 
Fischbähren.  so  man  auf  die  Rohr  richtet  und  auf- 
spannet, gefangen.'  JLCvs.  1661.  In  der  ä.  Spr.  auch 
,Fischer-B.':  ,Ich  kumm  dir  nit  so  wit  in  die  hären. 
Was  gemeinst  du  mit  dem  f.?'  sagt  Einer  zu  St  Petrus. 
NMan.  , Otter  in  einem  F.  gefangen.'  HEEscher  1692. 
--  Die  Form  Bare* erklärt  sich  durch  Anlehnung  an  Bann  III. 

Gangfisch-:  grösste  Art  Beren,  einer  Fischreuse 
ähnlich  THBodensee;  vgl.  Abrecht  (Bd  I  42).  —  Grop- 
pen-:  Netz  zum  Groppenfang.  .Und  sol  och  nieman 
mit  enkeinem  groppenbärren  vischen,  won  der  einen 
vierden  teil  und  zwo  eine  ist  und  das  model  hat,  und 
süln  ouch  alle  gliches  modeis  sin.'  1336,  Z  Stadtb. 
Vgl. :  .Der  groppen  halb  ist  angesechen,  so  bald  und 
einer  im  leichrogen  ankompt,  das  söllich  groppen 
weder  mit  körben,  garnen  oder  bärren  nit  gefangen 
sollen  werden,  sunders  der  zyt  des  leichs  fry  syn. 
Es  sollen  ouch  dieselben  bärren  gut  zimlich  mitte 
haben,  damit  die  kleinen  groppen  hindurch  fallen.' 
1510,  B  Fischerordn.  —  Heu-:  1.  Netz  aus  dünnen 
Stricken,  in  welches  das  vom  Fuder  abgerechte  Heu 
zusammengefasst  und  hinten  an  den  Heuwagen  an- 
gebunden wird  ZB.,  Düb.,  S.  Auch  zum  Sammeln  des 
Laubes  im  Herbst  ZS.  —  2.  =  Bogen  2ev.  (Sp.  1063  o.), 
bes.  dazu  verwendet,  um  das  Heu  auf  dem  Rücken 
von  den  Bergen  nach  Hause  zu  tragen  ZO.,  W.  .Ein- 
mal habe  er  75  Kreiswellen  in  einem  Heubärren  vom 
Pfannenstiel  nach  Meilen  getragen',  prahlt  Einer  a  la 
Münchhausen.  Stutz  1850.  —  Hecht-.  ,Es  sol  auch 
fürbashin  niemand  kein  hechtbären  noch  hechtnetzen 
setzen  von  mittein  aprillen  unz  zu  usgehendem  mayen.' 
1512,  ZS.  Fischereinung.  —  Hopf-.  .Fremden  und 
Einheimischen,  die  nicht  Pächter  sind,  ist  das  Fischen 
mit  Wartolf,  Grundschnur,  Kalk,  Kügelein,  mit  schäd- 
lichem Einwerfen,  Wurf-  und  Treibgarn,  Setz-  und 
Hopf  baren,  mit  Lichtspahn  und  Hand  untersagt.'  1804, 
Bs  Fischerordn.  —  Hürling-.  , Erlaubt  waren  [auf 
dem  Bielersee]  die  Schnellgarne,  H.-Bären,  Fischruten 
und  Geren  zum  Stechen.'  Liebenau  1S97,  127.  Im 
Schloss  Pfäffikon  sind  1059  v.orhanden:  ,Lawelen-  oder 
Wingem-Bären,  Heurling-,  Karpfen-Bären.'  SchwE. 
Klosterarch.  —  Hutt-.  ,Wie  wir  ihnen  [den  Müllern 
an  der  Glatt]  zu  den  Huttbähren  das  Bretmass  geben, 
dabei  sollen  sie  bleiben,  damit  sie  Aale  fangen  können.' 
1554,  Z  Verordn.  —  Hütt-:  Netz  bei  einer  im  Wasser 
stehenden  Fischerhütte'?  , Disen  Räuber  [einen  Fisch- 
otter] hat  Schiffmeister  N.  in  seinem  Hüttbehren  bei 
dem  underen  Fischerhüttlein  gefangen.'  HEEscher 
1692.  —  Chopf-Be2rli:  =  Ber  3  e  Z.  ,Ein  schwarz- 
seidenes, gestricktes  Kopfberli.'  1806,  Z  Invent.  — 
Kerder-Bercn:  mit  Köder  versehenes  Netz.  ,Es 
ensol  nieman  Huschen  noch  berren,  noch  kerderberren 
legen  unz  an  die  alten  swiren.'  um  1300,  L  Ratsb. 
—  Karpfen-  s.  Hürling-B.  —  Krebs-:  Netz  zum 
Krebsfang.  Die  Krebsbehren  sollen  ,um  3  oder  4 
Knöpfe'  erweitert  werden,  damit  die  kleinen  Krebse 
ausschlüpfen  können.  1754,  L  Verordn.  Kein  Fischer 
darf  mehr  denn  30  Kr.  in  Form  der  engen  Netze 
haben.'  1777,  ebd.  —  Lös-:  sarkastisch  für  Ghopf-B. 
ZZoll.  —  Läwelen-  s.  IIürling-B.  —  Nase"-: 
grosses  Netz  zum  Fang  der  ,Nasen'  AALaufenb.  (f.); 
Z  (in.).     S.  auch  Blüemli-B. 

Nuss-:  sackförmiges  Netz,  worin  die  Baumnüsse 
(meist  am  Fensterpfosten)  zum  Trocknen  aufgehängt 
werden  Seu;  Z;  Syn.  Nuss-Gämli  (Bd  II  422).    , Seine 


li.-.r 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


1458 


Nachtkappe  ist  gegittert  wie  eine  Nuss  bahre  oder  ein 
Fischernetz.'  1779,  ZStdt.  -  .Nussbeerli',  Familienname; 
Einer  dieses  Namens  war   1503  Pfarrer  zu  ZBussikon. 

Blüemli-:  (grosses)  viereckiges  Netz  an  zwei 
gekreuzten  Bögen,  die  an  einer  langen  Stange  oder 
Rute  befestigt  sind;  es  wird  auf  den  Grund  des  Was- 
sers gesenkt  und  emporgeschnellt,  wenn  Fische  darüber 
stehen  ÄABb.;  Bs;  ZS.  Vgl.  Blüemli-Nelz  (Sp.  886). 
,Der  Fang  der  Nasen  geschieht  meist  mit  dem  Blümli- 
oder  Setzbehren,  die  in  das  Wasser  gesetzt  werden.' 
JVetter  18(34.  ,Kein  fischer,  so  nit  die  vischetzen 
empfangen,  sol  in  unserm  wasser  und  Rliin,  wan  das 
von  im  selber  luter  ist,  mit  einichem  streipfbären, 
blumelbärlin  oder  anderer  gattung  nüt  streipfen.'  1557, 
Aa  Fischerordn.  .Mit  blümel-  oder  zopf  beeren  soll 
niemand  am  sonntag  fischen.'  15S7,  JVetter  1864. 
.Sollen  alle  Fischer  durch  das  ganz  Jar  keine  Sägen, 
Leuwengarn  oder  Leuwinen,  Watten,  Streif-,  Zipfel- 
oder Blüemle-Bären  gebrauchen.'  1598,  ebd.  —  Setz-: 
=  Ber  1  a  B;  SB.;  ZS.  ,Der  Fischer  des  Abtes  von 
St  Gallen  musste  die  zum  Fischfang  nötigen  Geräte 
wohl  bereiten  als:  S.,  kleine  und  grosse  Storberen, 
Netze  für  die  Weiher,  Körbe  und  10  neue,  gute,  starke 
Riteren  (Fischerkörbe).'  1486.  Liebenau  1897.  ,Dem 
Fischer  stand  zu  das  Fischerrecht  in  der  Thur  mit 
Federschnur,  Setzberen,  Garnen  und  alle  andere 
Weise.-  ebd.  ,Den  Nasenfischfang  in  der  Birs  weder 
mit  Anglen,  Grundschnüren  noch  S.  beunruhigen.'  Bs 
Chr.  1779.  S.  noch  Hopf-B.  —  Schapf-,  Schöpf-: 
=  Bir  1  c.  ,Den  1.  Okt.  wurden  in  einem  Salmen- 
schapf  von  Fischer  N.  in  Kleinlaufenburg  5  grosse 
Sahnen  in  einem  Zuge  mit  einem  sog.  Schapfbahren 
[1.  -bahren]  geschöpft.'  AaB.  Abendpost  1878.  ,Mit 
der  federschnuer  mag  ein  ieder  wol  anglen  am  land 
truckens  fuess  on  schöpf  beren.'  1500,  AAWett.  Kloster- 
areb.  .Schöpfberen  oder  feimer.'  ebd.  S.  noch  Blüemli- 
Garn  (Bd  II  423),  Zug-Garn  (ebd.  426). 

Schorr-.  , Man  fanget  die  Groppen  mit  Reuschen, 
Burdenen  und  Schorrbehren.'  HEEscher  1692.  —  Viel]. 
bloss  verlesen  oder  verdruckt  für  das   syn.  Storr-B. 

Schwumm-:  kleines  Sacknetz  zum  Aufbewahren 
des  Waschschwammes  Z.  —  Staub-:  feinmaschiges 
Netz  zum  Fang  der  ,Hürlinge'  ZS.  ,Das  Fischen  mit 
St.  ist  nur  denen  gestattet,  die  mindestens  5  Fache 
erstellt  haben.'  1856,  Z  Ges.  ,Die  Eglikerdelen  und 
St.  sind  verboten.'  1710,  Z  Ges.  S.  noch  Staub-Fach 
(Bd  I  640),  Kretz-Garn  (Bd  II  421).  —  Storr-:  Netz, 
mit  dem  die  Fische  zugleich  aufgestört  und  gefangen 
werden.  ,Uie  husgenossen  ze  Tüebendorf  hand  das 
recht,  dass  si  in  der  Glatt  mugen  vischen  mit  dem 
storberen,  mit  einer  angelschnuor  und  mit  einer  zeinen 
[doch  nur  für  ihren  Haushalt].'  ZDüb.  Offn.  ,Mänklich 
soll  in  allen  rünnenden  wassern  mit  dem  storbären 
und  mit  dem  angel  mögen  fischen.'  1525.  Z  (Artikel 
der  Bauern).  ,Wie  bishar  der  storbär  nach  inhalt  des 
hrittlis,  dessglich  die  federschnuor  syent  fryg  gewesen, 
darby  soll  es  aber  bliben.'  1525,  Z  Verordn.  Vom 
Maitag  bis  St  Bartholomä  darf  Niemand  ,mit  beren, 
starberen,  lilachen'  und  anderm  Zeug  zum  Schaden 
des  Laichs  im  Rhein  und  an  den  Eingängen  der  Bäche 
fischen.  1535,  Absch.  (Sch);  ähnlich  1583:  ,mit  de- 
hainen  beeren,  storrberen,  linlachen.'  ,Am  gestad  des 
sees  werdend  sy  [die  Grundein]  mit  den  storbären 
ausher  gezogen  sampt  den  groppen.'  Fiscub.  1563. 
,Mit  verbottnen  Sachen  und  Instrumenten,  als  da  sind 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Spreitgarn,  Streifberen,  Blüemligarn,  Storberen  und 
Gnepfen.'  1643,  AAWett.  Klosterarch.  ,Das  ungebür- 
liehe  Fischen  mit  dem  Storrberen'  verboten.  Z  Mand. 
1649.  S.  noch  Streif-Garn  (Bd  II  424).  —  Stöss-: 
ähnlich  dem  Vor.  ,Was  einer  erwatten  mag,  da  mag 
iederman  vischen  mit  der  angelsnuor  und  mit  dem 
stötz-  [1.  stüz-]  berren,  es  si  in  der  Rüss  oder  in  bedien 
oder  in  giessen.'  1422,  L  Ratsb.  ,Mit  eim  stossbären, 
angel  und  derglich  unschädlich  vischen  sol  alzyt  er- 
loubt  sin.'  1526,  Aar.  Stadtr.  ,Die  groppen  werden 
zue  Zeiten  auch  mit  dem  stossbären  gefangen.'  Fischb. 
1563.  ,Die  gresslinge  werdend  in  grosser  menge  mit 
dem  st-en  gefangen.'  ebd.  ,Die  Grundlen  werden  am  Ge- 
stad des  Sees  mit  dem  St-en  sampt  den  Groppen  heraus 
gezogen.'  JLCys.  1061.  —  Strich-:  =  dem  Folg.; 
früher  zum  Groppenfang  gebraucht  ZS.  —  Streif-: 
Sacknetz,  das  hin  und  her  gezogen  wird;  vgl.  Streif- 
Garn  (Bd  II  424).  Mit  dem  ,streiffberen'  dürfen 
andere  Leute  [als  die  Fischer]  nicht  fischen.  1557, 
ZEglis.  Fischerordn.  Durch  Streif  baren,  Spreit-  und 
Streifgarne  wird  in  Aare  und  Rhein  viel  Schaden  ge- 
stiftet. 1563,  Absch.  S.  noch  Läuwi-Garn  (Bd  II  422) 
und  Bliiemli-B. 

Desch-.  Auch  im  Laich  ist  es  erlaubt,  , Geren' 
und  .Deschbären'  zu  gebrauchen.  1596,  Obw  Verordn. 

Zu  tatschen,  (ins  Wasser)  schlagen,  also  ungefähr  was 
Storr-B.  1 

Trucke11-:  Handnetz  zu  jedem  Fischerschiff, 
womit  die  Fische  aus  dem  Fischkasten  (Trucke")  ge- 
hoben werden.  Bodensee.  —  Wider-:  gegen  die  Strö- 
mung des  Wassers  gesetztes  Fangnetz.  Der  Abt  von 
Einsiedeln  klagt,  ein  Rapperswiler  habe  bei  Hürden 
,ein  widerberen  wider  des  wassers  rluss'  gesetzt,  was 
vorher  nie  geschehen  sei.  1411,  Z  Schiedspr.  —  Wi°-: 
aus  Weidengeflecht  bestehendes  Sieb  zum  Durchseihen 
des  von  der  Kelter  abfliessenden  Weinmostes  Bs 
(Becker).  Syn.  Trott-Sib.  Vgl.  Ber  3.  —  Zipfel- 
s.  Blüemli-B.  Vgl.  dazu  Zipfel-Garn  (Bd  II  426).  — 
Zopf-:  =  BlüemK-B.  (s.  d.). 

bere"  I:  mit  dem  Fangnetz  Fische  fangen  TiiTäg. 

Berete"  I  f.:  ein  Sacknetz  voll,  z.  B.  Fische 
ScHSt.  (Sulger). 

Ber  Be'r  III:  coli.,  Schläge  (als  Strafe  für  un- 
befugtes Überschreiten  der  Schranke  beim  Barrspiel) 
Aa  (Rochh.). 

bere"  bere"  II:  1.  (den  menschlichen  od.  tierischen 
Körper,  bzw.  Teile  desselben)  mit  Schlägen  bearbeiten; 
schlagen,  prügeln  „Ap;"  Bs  (Spreng);  Id.  B;  „Gl;  G; 
Sch;  Z."  Eim  de"  Rugge"  b.  Tu.  Bei  einem  gewissen 
Pfänderspiel  bot,  wer  ein  Pfand  auszulösen  hatte,  in 
gebückter  Stellung  seinen  Rücken  dar,  und  mit  dem 
Ruf:  Wer  b.  will,  der  ber!  wurden  die  Andern  ein- 
geladen, denselben  mit  den  Fäusten  zu  zerbläuen  Th 
(Pup.);  ZWyla,  Zoll.  ,Swa  ein  burger  dpn  anderen 
ald  der  in  der  stat  wont,  herret,  roufet  ald  slat  mit 
handen  ald  mit  stabe,  und  es  geklaget  ald  sust  offen 
wirt,  der  git  ein  halbe  m.  ze  buoze.'  1304,  Z  R.-Br. 
,Swa  dekeinr  unsir  burger  ussirthalb  unsirm  gerichte 
den  andern  lestert  mit  Worten  oder  mit  werken,  an- 
louffet,  slat,  rouffet  oder  bert  mit  gewaffender  oder 
mit  ungewaffender  hant,  wundet  zem  lamtagen  oder 
ane  lamtagen,  ze  tode  slat  oder  mordet,  oder  sweler- 
leye  unfuoge  er  im  tuot,  ubir  denselben  vreveler 
suln    unsir    stette    gerichte    alleklich    gan,    swa    daz 


U59 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bui' 


146Ö 


geschieht,  als  ob  ez  inwendig  unsir  ringmur  geschehe.' 
ebd.  ,Sy  [die  Landsknechte]  staltend  sich  zu  weren, 
die  Schwyzer  tatend  s'  b.  mit  iren  Schwertern  bloss.' 
1544,  Tobl.  Volksl.  ,[Der  Esel]  gadt  stäts  trag  ein- 
här,  muoss  derhalb  für  und  für  gebert  und  getriben 
sein.'  Tierb.  1563.  ,Man  muess  dich  gwüss  bald  anders 
leeren,  dich  mit  unbrennter  äschen  berren.'  RSchmid 
1579.  ,So  hend  sie  meinen  Zenz  gerührt,  dass  er  da- 
heimen  ligt  als  todt:  der  Herr  selbs  hat  ihn  also 
beert.'  MyricIus  1630.  —  2.  (eine  weiche  Masse) 
schlagend  kneten.  ,Depsere,  beeren,  würken,  kniitten, 
mit  den  henden  lind  oder  weich  machen.  Malacissare, 
weich  machen,  beeren,  knätten.'  Fris. ;  Mal.;  ähnlich 
Red.  1662.  Mit  Obj.  Anke",  Schmäh  b.,  die  frisch 
bereitete  Butter  (behufs  Ausscheidung  der  darin  ver- 
bliebenen Buttermilch)  durchkneten  und  dabei  zu 
Ballen  formen  Aa;  Ap;  Gl;  GA.,  G.,  Sa.,  oT.;  „Sch;  Z." 
Vgl.  Steinin.  1804,  205.  Lei(m)  b.  1)  im  eig.  S.,  Lehm, 
bevor  er  gebrannt,  übh.  verwendet  wird,  durchkneten, 
um  ungehörige  Bestandteile  auszuscheiden  und  ihm 
eine  gleichmässige  Consistenz  zu  geben;  zur  Erhöhung 
seiner  Zähigkeit  werden  ihm  dabei  oft  Gerstengrannen, 
Haare  udgl.  beigemischt  AALeer. ;  Ap;  BsL.;  „Gl;  G;" 
Sch;  Scbw;  Tu;  ZDättl.,  Fehralt.,  0.,  Zoll.  De  Lei'" 
ist  nid  g'nueg  'ber(e)t.  ,1416  band  unser  herren  die  rät 
Clausen  Küng,  den  ziegler,  ze  burger  enpfangen  und 
im  die  ziegelhütten  geliehen,  und  hat  ouch  [u.  A.] 
gesworn,  die  in  eren  ze  haben,  und  daz  er  alwegen 
den  herd  ze  winter  graben  und  berren  sol.'  Z  Stadtb. 
,3  werchlütenmal  Jacob  Scherer,  als  er  dem  Bremen  den 
leim  [zu  einem  Ofen]  bart.'  1536,  ZGrün.  Amtsrechn. 
,l)er  herd,  wenn  man  in  dert  und  bert  und  darnach 
brennt,  so  wird  er  hert.'  HvRüte  1546.  ,L)er  rossträck 
wirt  under  den  leim  gebeert,  damit  er  dester  zacher 
werde.'  Tierb.  1563.  ,Beer  Leim  mit  Schärwollen  oder 
Kühaar.'  JRLandenb.  1608.  ,Die  Mauren  kleib  und 
pflaster  wol  zusammen  mit  zähem,  wolgebeertem  Leim.' 
ebd.  ,Leim  beeren,  lutum  macerare,  depsere.'  Denzl. 
1677 ;  1716.  Sprw. :  ,Wann  man  den  Leim  nicht  beeret, 
so  wirt  kein  Kruog  daraus.'  JWirz  1650;  und  so  noch 
heute  Scu.  ,Es  wird  kein  Leim,  wenn  man  ihn  nicht 
zuvor  sollte  beeren  und  tretten.'  ebd.  —  2)  übertr., 
„an  einer  Sache  ohne  Erfolg  arbeiten  Ap."  Pflaster  b., 
den  Mörtel  zubereiten  ÄABb.  Wachs,  Teig,  Pflaster  b. 
Bs  (Spreng).  ,Ber  [die  genannten  Bestandteile]  an 
einer  wermi  mit  dem  eigerschume,  unz  daz  du  den 
schum  genzlich  darin  geberest.'  XV.,  G  Rezepte.  .Brich 
die  schiben  [die  sich  auf  der  gallertartigen  Masse  in- 
folge der  Abkühlung  gebildet  hat]  und  ber  sy  ob 
einer  gluote  als  der  wachs  bert.'  ebd.  , Bestrich  die 
hand  damit  und  beer  das  hörn  [geschabtes  Hörn]  wall 
[wohl]  darzwüschend  wie  ein  teig.'  Arzneib.  1556. 
,Cxvn  facilis,  weich,  lind  und  wol  gebeerts  wachs. 
Emplastrum  in  arboribus,  ein  gebeert  pflästerle  von 
leim  oder  wachs,  so  man  über  ein  zwy  schlacht.'  Fris. 
, Wachs,  das  wol  gebert  ist.'  FWürz  1634.  .Zerlasse 
Wachs  und  Harz  in  einem  Pfännlein  und  rühre  es, 
darnach  berre  es  mit  den  Händen.'  Rhagor.  1639. 
, Beere  das  mit  Hirzen  Mark.'  XVIL,  B  Arzneib.  ,Un- 
gebeert  Wachs.'  ebd.  Mist  b.,  bearbeiten,  zerschlagen 
GlH.  —  3.  Ptc.  'beret.  als  Verstärkung;  s.  Bd  I  782. 

Ahd.  harten,  mhd.  bern,  urvwdt  mit  lat./ertre.  Bemerkens- 
wert ist  die  ä.  Schreibung  mit  -rr-  (s.  Braune,  ahd.  Gramm. 
§  118);  zu  dem  langsilbigen  Stamm  gehört  das  .rückumlau- 
tende'  Pitt   .hart,'    1536,   ZGrün. 


ab-bere°:  1.  abprügeln  Aa;  „Ap;"  BsL..  Stdt 
(Spreng);  B  (St.b);  „Gl;  ü;  Sch;  Z."  Wer  beim  Barr- 
laufen  eine  festgesetzte  Schranke  überschreitet,  wird 
von  den  Mitspielenden  ab'beret  Aa  (Rochh.).  —  2.  kne- 
tend bearbeiten.  , Alsdann  nimbs  [das  Pflaster]  heraus 
aus  der  Pfannen,  beere  es  ab  mit  Camillcnöl,  machs 
zu  Zapfen.'  FWürz  1634.  ,Nimb  das  Pflaster  heraus, 
beere  es  ab  mit  den  Händen.'  ebd. 

i"-:  einkneten  „Ap;"  Gl;  „Sch;  G;  Z." 

ine"-:  hineinstopfen  Gl. 

er-:  1.  mit  Schlägen  bearbeiten,  zerbläuen  „Ap;" 
B;  „Gl;  G;  Sch;  Z"Rümlang;  .verberibus  excipere.' 
Id.  B.  .Heb  dich  hinus.  mach  nit  vil  gfert,  dir  wirt 
dyn  hut  sust  bass  erbert.'  JBinder  1535.  ,Tnond  si 
das  nit  und  wend  sich  speren,  so  wend  wir  inen  d'  hut 
erbeeren.'  Rüep  1550;  an  andrer  Stelle  .leeren  :  er- 
beeren.'  ,Bind  ihm  füess  und  händ:  mit  ruoten  solt 
in  wol  erbehren.'  VBolz  1554.  ,0  het  ich  nun  ein 
kleinen  anlass,  dass  ich  im  entkämi  auf  der  strass 
und  im  d'  hut  ein  klein  erbörti.'  Seb.Grübel  1560. 
.Deverberare.  redlieh  darauf  schlahen,  tülpen,  wol 
erbeeren.  Colla  mollia,  wol  erbeert  und  gezämpt.' 
Fris.;  Mal.;  s.  auch  er-tülpen,  -irischen.  ,Ich  will 
dem  ouch  syn  sächli  machen :  lasst  uns  die  Stockfisch 
wol  erberen,  so  lernen  sy  die  göttcr  eren',  sagt  der 
die  Christen  peinigende  Scherge.  Wagn.  1581.  ,Wan 
ein  frouwen  ein  man  schlacht,  so  mit  irem  man  in 
friden  stat,  sol  sy  zu  buoss  verfallen  sin  zwenzig 
pfund,  und  wenn  der  mann  die  frouwen  darüber  wol 
erbert,  sol  der  mann  sich  wol  verantwurt  han  und 
der  frouwen  und  niemand  mit  schuldig  sin.'  1595,  Zg 
Stadtb.  (Ztschr.  f.  schwz.  R.  I  d  47).  ,Beren,  erberen. 
ferire,  verberare.'  Red.  1656.  ,Dir  get  ein  junger 
Lecker  nach,  dem  wirstu  gwüsslich  werden  auch.  Der 
wirt  dir  dein  Guet  alls  verzeren  und  dir  dein  Haut 
fein  wol  erberen.'  Wahrs.  1675.  D'  Berner  und  d' 
Luzerner  händ  cnandere"  by  Vilmerge"  teufelis  Ding 
erbeert.  Gespr.  1712.  — ■  2.  ,Conspissare,  dick  machen, 
e.,  wol  beeren  und  knätten.'  Fris.;  Mal. 

üs-:  1.  verst.  beren  2;  auskneten  Gl.  Der  Anken  ü. 
GG.;  Schw.  —  2.  das  Ptc.  in  der  Verbindung  üs'hert 
feisst,  fett  zum  Zerspringen  Gl. 

use"-.  Es  beret  scMvarsi  Wulchen  use",  sagt  man. 
wenn  am  Horizonte  dichte  Wolken  aufsteigen  Gl.  — 
Uee"-b.  eig.   herauskneten,  -drücken. 

z°sämme°-:  „zskneten",  -drücken  „Ap;"  Gl;  „G; 
Sch;  Z."  ,Nime  ungelöschten  kalch,  speck,  schuo- 
macherharz,  ber  es  wol  zuosamen.'  Zg  Arzneib.  1588. 
D's  G'tcand  z.,  unordentlicli  zsballen  GlH. 

durche"-:  durchprügeln  Th. 

zer-:  zerbläuen.  Narr  zum  Publikum:  ,[Wenn 
ihr  ruhig  seid]  so  darf  ich  keim  sin  hut  zerberen.' 
GGotth.  1584. 

Leim-Bere"  Lä-B.  —  f.:  Trog,  ausgehöhlter 
Baumstrunk,  worin  der  Lehm  geknetet  wird  niTii 
(Früh).     Syn.  L.-Beri. 

Berete"  II  f.:  1.  Tracht  Schläge  Sch.  —  2.  ein 
zsgepresstes  Durcheinander  AALeer.,  eine  geknetete 
Masse  BsL.  —  3.  als  Quantitätsbezeichnung,  a)  was 
auf  einmal  'bert  wird;  z.  B.  e"  B.  Pflaster  [Mörtel] 
AABb.,  Lei"  ZDättl.,  Zoll.  Bes.  E"  B.  (Beretli)  Angge", 
Schmalz,  ein  Butterballen  von  5—6  Pfd  GA.,  G.  Der 
Pur  hat  ztche"  B-en  Angge"  z'  MärH  g'no".  Verallg. 
's  Letst  ro*  dere"  B.,  der  Rest  des  Vorrates  ZW.  — 
b)  Last,  grosse  Menge,  z.  B.  Holz,  Obst,  Nüsse  BsL.; 


1461 


Bar.  bei',  bir.  bor.  bui 


1  162 


„B;k  Sc»;  Thj  ZDätü.,  Wl.  E«  recht i  B.  China, 
chumm,  lis  BüSrdöpfel  »/'.■  i<h  hä"  wider  e"  B.  Hs'tö"  ZW1. 
ti'iiuss  e"  Zeinc"  roll  [Äpfel]  hci"-si  dort  g'ha*  stö" ;  's 
brückt  halt  e"  grössi  II.  icai/rr  imene'  so-n-e"  G'schiift, 
wo  so  oil  Manischen  am  Tisch  si".  Breitenst.  1864. 

Uni  I  f.:  Schlag,  Streich.  Spec,  Schlag,  den 
beim  Barrlaufen  auf  Stelzen  jeder  Mitspielende  dem 
die  Schranke  Überschreitenden  mit  seiner  Stelze  ver- 
setzt Aa  (Rochh.).  .[Der  Abt  soll]  die  ungestuorain 
und  die  hertin  und  die  hofertigin  und  die  ungehor- 
samin an  dem  anvange  dir  sunda  mit  perinon  old  mit 
ehestgunga  ir  lips  twengin.'  XIII.,  UwE.  Benediktiner- 
regel. ,[Die  Jünglinge,  die  sich  vergangen  haben, 
soll  man]  einwedir  mit  grözir  vastun  erbeitin  old  mit 
serfen  berinon  zuhtgon  [aut  ieiuniis  nimiis  affligantur 
aut  acribus  verberibus  coerceantur]  dur  daz,  daz  si 
geheilt  werden  fon  ir  mistat.'  ebd. 

Leim-Beri  f . :  =  Leim-Beren  ÄALeer.;  Th. 

berig:  leicht  zu  kneten  ApH.,  K.,  M. 

Ber  Be'r  IV  ApH.,  I.,  K.,  Lutzenb.,  M.  (BeerJ; 
GRUVatz;  ÜRh.;  THArb.  (jüngere  Form),  Beri.;  W, 
Beir  Ap;  GTa.;  TßBisch.,  Egn.,  Gütt.,  Rom.,  Schrofen, 
Beri  BO.  tw.  (so  S  i.) ;  GitChurw.,  D.,  He.,  L.,  Pr.,  Seh. ; 
PAL;  USil.,  „Urs.  (Bärri);"  WRar.,  BÖri  BBe.,  Interl., 
Be'ri  II  Aa;  Bs  f-e2-J;  B  (auch  0.  tw.);  Gl;  GRChur, 
He.  tw.,  Klost.,  Rh.,  S.,  Scuolms,  Spl.,  Tschapp. ;  L;  G; 
Sch;  Schw;  S;  u.  und  mTH;  Uw;  U;  W;  Zg;  Z,  Beieri 
G  uT.  —  PI.  Berini  PAL,  Boreni  BBe.,  sonst  unver. 
(Dat.  Berene")  —  n.,  in  TiiArb.  (lt  einer  altern  An- 
gabe); „UUrs."  f.  —  Dim.  Berit  Gr;  Tu;  Z.  Bereit 
AALeer. ;  ß;  Gr;  GSa.,  Beretschi  GrD. :  1.  Beere,  wie 
nbd.  allg.  Gelegentlich  auch  für  beerenförmige  Baum- 
früchte.  ,Es  gebe  gar  allerlei  Leute  [meint  eine 
Bäuerin];  da  müsse  man  wohl  luegen,  wem  man  traue. 
Sie  denke  immer  an  das  Sprichwort:  Es  gebe  gar 
viele  Beeren,  allein  es  seien  nicht  alle  Kirschen.' 
Gotth.  a)  (essbare)  Waldbeere.  I"  d'  Beri  gä",  in 
Berene"  si".  ,Do  was  sy  in  die  bery  gangen.'  um  1520, 
L  Hexenproz.  ,Es  war  schön,  wenn  ich  Beeren  suchen 
konnte,  zuerst  Erdbeeren,  dann  Heiti-,  später  Him- 
beeren und  endlich  Brombeeren;  wenn  ich  immer 
schönere  fand  und  reichlicher,  dass  ich  nicht  alle 
essen  konnte,  sondern  Schalen  von  Rinden  machte 
[und]  sie  heimbrachte.'  Gotth.  D'  Beri  sind  den  arme" 
L&ten  iri  Ernd  Z  (Dan.).  Vgl.  Beri-Lüt  (Bd  III  1523), 
-Mann  (Sp.  272),  -Tribel.  RA. :  ,Man  müsste  ja  mit 
Blindheit  geschlagen  sein,  wenn  man  da  nicht  sehen 
täte,  was  d'  Beeri  gelte"  [was  dahinter  steckt].'  Schweiz. 
Fam. -Freund  1857.  Spec,  Heidelbeere,  Vacc.  myrt. 
B  tw.;  UUrs.;  dafür  bläici  B.  Gl;  GRKlost.,  Spl.; 
SchwE.,  Ib.,  Ma. ;  UwEmm.,  Kerns;  ZGÄgeri,  schwärzt 
\B.  G  oRh.  Grä2bi  B.,  Brombeeren  ApK.  Röti  B., 
|  Erdbeeren  G  oRh.  —  b)  Traubenbeere.  A"  Maria 
'Himmelfart  sott-me"  lindi  Beri  g'seh",  wenn  der  Wein 
gut  werden  soll  ZZoll.  Beri  wie  Bleichugle" ;  Beri, 
'me"  chönnt  es  Häni  dri"  mache",  von  sehr  grossen, 
']saftreichen  Beeren,  ebd.  Beri,  me"  chönnt  Spatze" 
\\(ver-)schüsse"  mit,  von  harten,  unreifen  Beeren  Th;  Z. 
;Den  Winzern,  die  zu  bequem  sind,  die  beim  Trauben- 
Schneiden  zu  Boden  fallenden  Beeren  aufzuheben, 
ruft  man  zu:  D'  B.  gend  de"  Wi";  d'  Hatte"  [Kämme] 
händ  nitd  i"  (GRChur,  He.),  d'  Chämbe"  nw  de"  Schi" 
EiS.  ,Hört  den  Winzer  schelten:  Emsig!  füllt  die 
Selten!    Sollt  nicht  lässig  sein!    Leset  auf  die  Beeren! 


Will  euch  Mores  lehren:  Beere  geben  Wein.'  Z  Neuj. 
M.  lT'.'ii.  Es  liiiil  es  Beri  oertruckt,  sagt  man  scher- 
zend, wenn  der  auf  die  Traubenmasse  niedergelassene 
Kelterbaum  kracht  ZZoll.  Es  häd  es  Beri  vor-em 
(oder  im)  J.itrh  [des  Fasshahns]  1)  im  eig.  S.,  ofl 
als  scherzh.  Ausrede,  wenn  man  keinen  Wein  spenden 
will  ZZoll.  —  2)  übertr.,  die  Sache  hat  einen  Haken 
Gr.  Da  ward  eppe"  auch  e"  B.  im  Loch  si"  GRChur. 
Da  ist  e"  B.  im  Loch,  etwas  los  Gr.  ,Es  ist  noch 
eine  Beere  im  Loch.'  Sprww.  1824.  ,Wcnn  man  jetzt 
diese  Wintertrolen  [mit  denen  die  Menschen  verglichen 
werden]  solte  rupfen  und  von  Beeri  zu  Beeri  gehen, 
so  funde  man  so  viel  underschiedenliche  Sünden, 
Laster,  Ärgernussen  und  Missbräuch  under  uns,  dass 
man  traurig  bekennen  muss,  es  sei  ein  Weinberg, 
umb  den  es  also  steht,  in  einem  armseligen  Zustand.' 
FWyss  1672.  —  c)  RA.  Er  hed  es  B.  vom  Alte",  be- 
sitzt gewisse  (Charakter-)Eigenschaften  seines  Vaters 
AaF.,  Ke.  —  2.  übertr.  a)  Fingerbeere  Aa;  Ap;  Bs; 
„B;"  Gl;  Gr;  „L;  Sch;"  Th;  Z.  .Primores,  das  beere 
an  fingeren  oder  die  vordersten  finger.'  Fris.  ;  Denzl. 
1677;  1716.  ,'Axpü)T7jpid£u),  bald  die  äussersten  Beeren, 
bald  die  Hände  und  Füsse  abhauen.'  JBOtt  1736.  — 
b)  Handballen  GrV.  (vereinzelte  Angabe).  —  c)  runde, 
dicke  Nasenkuppe  ZZoll.  Der  häd  es  Beri!  —  d)  der 
vorderste,  gewölbte  Teil  eines  Maurerhammers  ZStdt. 
.Einen  Maurerhammer  am  B.  abgeschweisst.'  1837,  Z 
Stdt  Baurechn.  — ■  e)  die  Wurzeln  eines  gefällten 
Baumes  mit  dem  daran  haftenden  Erdreich  ZHirsl. 
(Dan.).  —  3.  böse  Weibsperson  BBe.  Ich  ha"  Alls 
ti'liort  [sagt  eine  Bäuerin  zu  ihrer  Magd]  u"'1  hätt-dich 
nid  üfg'ha",  we""  das  Beri  [die  böse  Nebenmagd]  auch 
a*  de"  Marc"  hättisch  g'schleipft.  AHeimann  1899. 

Ahd.  beri,  mild,  her  u.  (auch  f.).  Daraus  uuser  Ber;  zu 
der  Diphthongierung  in  Beier,  wozu  die  Ursache  jedenfalls 
in  eigentümlicher  Artikulation  des  folgenden  (tautosyllabi- 
scheu)  )•  zu  suchen  ist,  vgl.  Anm.  zu  Chern-Gert  (Bd  II  411). 
S.  auch  Anm.  zu  Erd-B.  Bert  ist  wie  Endi  (s.  Bd  I  317), 
Ghirsi  (s.  Bd  III  +81)  ua.  der  Form  nach  Dim.  (ahd.  'beri"). 
Das  uuserm  W.  und  später  auch  mehrern  seiner  Zss.  ver- 
einzelt zugeschriebene  weibl.  Geschl.  ist  anzuzweifeln;  die 
betr.  Angahen  stehen  sehr  wahrsch.  unter  schriftd.  Eiufluss, 
der  um  so  ungehinderter  sich  geltend  machen  konnte,  als 
das  mundartliche  Sprachgefühl  bei  dem  weit  überwiegenden 
Gebrauch  des  Fl.  über  das  Geschl.  des  W.  unsicher  geworden 
ist.  Eine  ganz  andre  Erklärung  der  RA.  vom  Beri  im  Loch 
(s.  1  b)  gibt  Bühler  II  30S.  —  Ortsnamen:  Beri-Gütsch  B 
Wynigen,  -Mus   ZWettschw.,  -Wachs  BG. 

Akte"-:  Frucht  des  Zwergholunders,  Attichs, 
Samb.  ebulus  B;  L;  U;  Z.  Als  Arzneimittel  ver- 
wendet B,  z.  B.  gegen  Magenkrampf  Z.  Früher  als 
Mittel  zum  Färben  des  Weins.  ,Wir  verbietend  nit 
weniger  auch  by  hoher  Straaff  das  schandtlich  Röten 
und  Färben  der  Wynen,  es  seige  mit  Kriesenen,  Akten- 
und  Holderbeeren,  Wiechselwyn  oder  andern  dergly- 
chen  Sachen  und  unehrbaren  Künsten,  als  dardurch 
den  Wynen  die  natürliche  Kraft  entzogen  wird.'  Z 
Mand.  1650;  ähnl.  1676,  Sch.  —  Ö1-.  ,01ea,  frucht  von 
einem  Ölbaum,  ölbeere.'  Fris.  .Ohlbehr  [PL].'  Güler 
1616.  —  Else"-:  1.  Eisbeere,  Sorb.  torm.  ZO.  ,Ker- 
nichtes  Obs  sind:  der  Apfel,  der  eintweder  ein  ge- 
meiner ist  oder  ein  Pomeranze,  Citron,  Granatöpfel, 
Küttene,  Nesplen,  Elschberlin.'  Spleiss  1667.  — 
2.  Traubenkirsche,  Prun.  päd.  AALeer.;  Z  (Hegetschw.). 
—  Elz-:  Frucht  des  Erdbeerbaumes,  Arb.  unedo. 
,Unedo,    elzbeere,    die    frucht   von    einem    frömbden 


1463 


Bar,  ber,  bir,  bor. 


1464 


bäum,  arbutus  genannt.'  Fris.;  Mal.  —  Ein-  Ber(i): 

rierblättrige  Einbeere,  Paris  quadrif.  Bs;  B;  Th;  U;  Z. 

Unzele"-:     Himbeere,    Eub.    Id.    LGunzw.,   Rö- 

merscllW.    —    Vgl.   Lunzelen-B. 

Erbsele»-  s.  Bd  I  433. 

Erd-,  Herd-  Erpperi  ("")  GiiChurw..  Ü.,  Luz., 
Pr.,  Seh.,  -ort  BO.,  -eri  AAEhrend.;  Bs;  B;  S;  üwE., 
-eieri  G  uT.,  Erppeier  THEgn.,  Eierpeier  ThKohi., 
Eiebeier  THGütt.,  Herpperi  {LI"J)  GRÜhurw..  V.,  -eri 
GRRh.,  S.,  Spl.,  V.;  L;  PPo.;  GSa.;  Ndw,  Epper  Ap 
Lutzenb.;  \V,  Epperi  ("")  GrD.,  Pr.,  Seh.,  ObS.,  -eri 
AABrugg,  Hölderb.,  Leer.,  L„  St.;  B;  VO;  GRHe.;  G 
Wallenst.;  SG.,NA.;  W,  ffipperi  PO.;  GRUVatz,  Eep- 
peri  ScHRüdl.,  E'pper  GGaiserw.,  Rh.,  Stdt;  THBerl., 
Tag.,  -eri  GWe.;  Sch  oHa.,  Nnk.,  Sibl.,  Stdt;  iuTh;  U; 
ZDättl.,  Flurl.,  0.,  rS.,  Uhw.,  W.,  Eipperi  ZMarth.  — 
n.,  Erprle"  ZDachsen,  Uhw.,  E'prre"  ScHSt. ;  ThHw., 
Maram.,  Müllh.;  ZBenk.,  Sth.,  Eiplre"  GStdt,  Ta.,  We.; 
oTh,  Müllh.,  Eupere"  THBerg,  Eipde"  Th  —  f.,  E'rti 
n.  BSi. :  1.  a)  Walderdbeere,  Frag,  vesca.  allg.  I" 
d'  E.  gä".  ,[Die  aufständischen  Bauern]  erklagende, 
dass  si  so  hart  geträngt,  dass  si  weder  tir  noch  ruow 
möchtid  haben,  e  am  firtag  müestid  schneggenhüsli 
suochen,  garn  zewinden,  erdber,  kriesen,  Schlehen 
gwinnen,  und  anders  derglichen  tuon.'  1525,  Ansh. 
,Fürs  ander  bin  ich  [der  Landvogt]  verstendigt  wor- 
den, das  etliche  personell  an  den  Sonntagen  und  ge- 
pannen  fyrtagen  in  das  holz  und  berg  hinus  durch 
die  koru-  und  haberzeigen  lauffind  den  eperinen  nach 
ze  günnen:  eperi  noch  kriesi  ze  suechen  und  ze  gün- 
nen,  wird  by  zwenzig  pfund  haller  unmichlässlicher 
straf  und  buss  verboten.'  1590,  ÄAWett.  Klosterareh. 
Vgl.  E.-Maitschi  (Sp.  80),  das  ,Erdbeeri-Mareili'  Gott- 
helfs.  Z'  früe  i'  d'  E.  gä",  zu  früh  sich  geschlecht- 
lichem Umgang  hingeben  Z.  Einen  i"  d'  E.  schicke", 
zum  Besten  haben  Z.  Er  het  en  Pur  ime"  röte"  Woll- 
hembli  für  en  E.  a'g'lueget,  hat  sich  arg  versehen. 
Sprww.  1869.  Das  war  (für  mieh),  wie  wenn  e"  Cime 
es  E.  funti  fverwütschtij,  viel  zu  wenig  AABrugg;  Z; 
s.  Cime  (Bd  III  86).  Er  het-ne"  g'no"  wie-n-e"  Cime 
es  E.,  ein  Schwinger  den  andern  B.  Er  verstöt  vo" 
dere"  Sach  so  vil  ivi  e"  Cime  vorne"  E.  Aa  ;  B.  Es  E. 
gross,  als  ungefähre  Massbezeichnung  Z.  Si  tuet  nun- 
mal  ame"  Herdbcri  abbisse;  von  einer  zimpferlichen 
Person  L.  ,Wenn  nur  mein  Vermögen  eine  Erdbeere 
wäre  [sagte  Einer],  so  würde  ich  es  essen,  damit 
meine  Erben  Nichts  bekommen.'  Dan.  Volksmedizin. 
Erdbeeren  sind  gut  gegen  Erfrieren  der  Gliedmassen 
GRConters,  gegen  Brand  GT.;  das  Kraut  liefert  einen 
blutreinigenden  und  harntreibenden  Thee  B;  G  oT., 
We. ;  ZZoll.  Die  Erdbeeren  gelten  als  gesund  für 
Männer,  als  ungesund  für  Frauen  (bes.  zur  Zeit  der 
Menstruation  GRMai.)  B;  Gr;  L;  G;  Sch;  S;  Z.  D'  E. 
helfe'd  ame"  Ma""  uf  's  Boss  und  dem  Wiberrolch 
under  de"  Bode"  (i"  's  Grab)  ScnSt,;  S  (Schild).  D'  E. 
sott-me"  dem  Wibervolch  verschlirpe",  und  dem  Ma"" 
helfe'd  s'  uf  's  Boss  ZZoll.  Weg-men  E.  sott  en  Ma"" 
vom  Boss  abe"  (stige'J  B;  L;  ScnSt,  und  e"  Frau  seil 's 
mit  ■1em~Schueh  verschlarpe"  Gn;  G;  ZHombr.  Die  E. 
im  Volksrätsel  s.  Rubel  (Bd  II  948);  vgl.  dazu:  Bäggli, 
wie-n-es  Erdberi  sä  rot,  wenn  's  ame"  sunnige"  Bainli 
stöt.  Stutz.  Im  Spiel.  Wer  ein  Pfand  auszulösen 
hat,  stellt  sich  hin  und  ruft:  Wald,  gib-mer  Epperi 
oder  Brumberi!  einen  Kuss  oder  einen  Sehlag  (LTobl.). 
—  b)  ivildi  E.,  Erdbeer-Fingerkraut,  Pot.  fragari&str. 


ZZoll.  —  2.  übertr.  Es  E.  uf  der  Nase;  ein  erdbeer- 
förmiger  Auswuchs  AALeer. ;  auch  von  den  roten  Pro- 
tuberanzen  auf  der  Nase  eines  Trinkers  ZZoll.  — 
Tann-E.  Tani'pi-re"  f.:  die  rote,  erdbeerähnliche 
Blutenknospe  der  Tanne  ZSth.  —  erd-bere",  -be- 
rene"  B,  herd-berene"  Ndw:  Erdbeeren  sammeln. 
.[Das  Erdbeeri-Mareili]  wollte  nicht  mehr  [Erdbeeren 
feil  tragend]  mit  der  Mutter  gehen:  niög  das  G'red 
und  G'stürm  nicht  mehr  boren;  o  erdbeeren  ist  viel 
schöner,  sagte  es.'  Gotth.  —  Erd-beret  E'pperet  in.: 
die  Erdbeerenlese,  bzw.  die  Zeit  derselben  ZZoll. 
,E.  am  Sonntag  auch  in  der  Morgenpredigt.'  Ende 
XVII.,  ZZoll.  (Notiz  im  Pfarrprotokoll). 

Ahd.  trdberi,  mild,  grtber.  Von  ii.  Schreibungen  seien 
noch  genannt:  ,Erbere'  (PI.).  1557,  Geschfo.  Ges.;  ,erbbäry.' 
1591,  L;  , Erdbeere'  (PI.).  HEEscher  1692.  Allen  unsern 
Formen  gemeinsam  ist  die  Assimilation  des  inl.  db  (bzw.  !/■) 
~^>  pp,  die  sich  bei  ungezwungenem  Sprechen  von  selbst  ein- 
stellt. Von  den  übrigen  lautlichen  Veränderungen  sind  zu- 
nächst zu  nennen  einerseits  der  dissimilatorische  Schwund 
des  ersten  r,  anderseits  die  Assimilation  des  e  (er,  «ej  der 
ersten  Silbe  an  das  nebentonige  e1  der  zweiten.  Die  Formen 
mit  es  in  der  ersten  Silbe  sind  entw.  auf  analoge  Weise  zu 
erklären  oder  aber  von  einer  Form  e'rp-  (<  S'rp-)  aus,  die 
zu  eirrp-  geworden  wäre  wie  Ber  zu  Beier;  die  Entscheidung 
ist  schwierig,  da  wir  die  genauen  Bedingungen  nicht  kennen, 
an  die  der  Wandel  von  e'r  >  ei'gr  geknüpft  war.  Aus  ' E'r- 
jier(i)  entwickelte  sich  E'rprn"  (daraus  durch  Dissimilation 
k'rj.'l,"  und  Epere*)  infolge  Konzentration  des  Tons  auf  der 
ersten  Silbe  und  Anlehnung  an  die  Subst.  auf  -ere"  (vgl. 
H&rd-Bir);  letztere  zog  auch  den  Geschlechtswandel  nach 
sich,  wobei  der  überwiegende  PI. -Gebrauch  fördernd  mit- 
wirkte. Eipde"  durch  Suffixtausch  (vgl.  Hümjyele"  unter 
llind-U.),  wenn  das  l  nicht  eher  auf  dissimilator.  Wege  in 
dem  zunächst  zu  Grunde  liegenden  " Eirpere"  entstanden  ist 
(vgl.  Erpele*);  Euprre"  zeigt  Labialisierung  von  et  vor  p;  vgl. 
Anm.  zu  Heid-Ber.  Die  Entstehung  der  Kurzform  Eni  setzt 
ein  noch  lebendiges  Gefühl  für  die  Zss.  voraus;  ihr  t  gegen- 
über der  Leuis  des  einfachen  Wortes  erklärt  sich  aus  der 
Inteusitätssteigeruug,  die  das  ausl.  d  des  ersten  Gl  iedes  vor 
dem  anl.  b  des  zweiten  erfuhr  (ert-per) ;  s.  PSchild  1891,  29. 
Vgl.  auch  die  analog  gebildeten  Heiti,  Hinti,  Rämi  (unter 
Ram-B.). 

Arles-:  1.  Frucht  des  Vogelbeerbaunis,  Sorbus 
aueup.  ,[Die  Amsel]  isst  würm  und  höuwschrecken, 
item  arlessbeer,  darzuo  wielesch  und  holderbeer.' 
Vogelb.  1557.  —  2.  Frucht  der  Zwergmispel,  Sorbus 
chamaimesp.  ,Die  kleinsten  holzbyrlin,  äschröslin  oder 
arlesbeer,  speierling,  spörbyrn;  Grseis  sorbus;  cor- 
mier.'  KdGesn.  1542;  darnach  bei  Fris. 

Ätere"-:  1.  Tollkirsche,  Atropa  bellad.  Z.  — 
2.  blaue  Brombeere,  Rub.  eres.  GG.  —  Die  Früchte  von 
2   werden  mit  Unrecht  oft  für  giftig   gehalten. 

Fuchs-,  in  UwSachs.  Fuxe"-:  Preisseibeere,  Vacc. 
vit.  Id.  Ap  ;  B  oE. ;  LE.,  W. ;  G ;  Od wSachs.  Die  Beeren 
gelten  nicht  selten  für  giftig  G. 

Füecht- Berli  :  Frucht  des  wechselblättrigen 
Milzkrautes,  Chrysosplen.  alternif.  LW.  —  Die  Pflanze 
liebt  feuchten  Standort. 

Vogel-Ber(i):  1.  halb  generelle  Bezeichnung 
aller  nicht  essbaren,  wenn  auch  nicht  giftigen  Beeren, 
die  den  Vögeln  zur  Nahrung  dienen  (sollen).  Insbcs. 
a)  =  Arles-B.  1  Bs;  GGoss.,  Stdt,  Ta.;  Sch;  ihTh;  U; 
Zg;  Z.  —  h)=Äteren-B.2  Sch;  Th;  ZZoll.  —  c)  Frucht 
des  gemeinen  Hartriegels.  Ligustr.  vulg.  GSa.,  We. ; 
SchKI.  —  d)  =  Mehc-B.  2  Sch.  —  2.  Frucht  der  Mistel, 
Visc.  alb.   Aa;   ZO.    —    2   beim   Vogelfang  verwendet. 

Fül-:    1.  Weichselkirsche,  Prunus  mahal.  B  (Im- 


1'4B5 


Bar,  ber,  bir,  bor.  bnr 


1166 


Obersteg).  —  2.  Frucht  dos  Faulbaums  (FülbGr-BaumJ, 

Rharanus  frang.  7,0. ;  Dürh.  —  :'..  Frucht  dos  Mehl- 
beerbaums, Sorb.aria  GüSeraeus,  UVatz.  —  Finger-: 
Fingerbeere,  allg.  (Nüd)  es  Fingerberis  gross,  als 
Massbezeichnung  B;  Z.  —  Bin  et-t'inken-:  =  Vogcl- 
B.lc  GWe.  —  Steiu-fass-:  Frucht  des  genieinen 
Sauerdorns.  Berberis  vulg.  Obw.  —  F  luder-:  Sumpf- 
od.  Morastheidelbeere,  Vacc.  ulig.  U.Mai.  —  Fraue"-: 

1.  a)  Frucht  des  gemeinen  Mispelstrauchs,  Mesp.  germ. 
GRÜVatz.  —  b)  =  Elsen-B.  1  ZHörnli.  —  2.  eine  Jo- 
hannisbeerart,  Ribes  WLö.  —  Gicht-:  Frucht  des 
Schneehalls  od.  Wasserholders,  Vihurn.  op.  ZWettsw. 

—  Gift-:  jede  giftige  oder  für  giftig  gehaltene  Beere. 
Insbes.  1.  vierblättrige  Einbeere.  Paris  quadrif.  B 
(Durh.);  LE.,  Stdt,  Sursee,  W..  Will.;  SchwMuo.; 
Zg;    Z,    häufigste    Bezeichnung    in    ScuwMa. ;    U.  — 

2.  a)  =  Gicht-B.  Gl  (Durh.);  Z.  —  b)  Beinholz  oder 
gemeine  Heckenkirsche,  Lonic.  xylost.  Z.  —  3.  schwar- 
zer Nachtschatten,  Solan,  nigr.  Zg.  —  4.  gemeiner 
Kellerhals,  Daphn.  Mezer.  GnRh.  —  5.  Alpenbären- 
traube, Arctostaph.  alp.  GRSeew.(l)än.).  —  Guggich-: 
=  Erbselen-B.  Aa  (Dan.).  —  Gügger-:  1.  =  Gicht-B. 
BSi.  —  2.  Frucht  des  gemeinen  Spindelbaums,  Evo- 
nym.  Europ.  BSi. —  Gürgitsch  Gürgetsch-beri  Grü., 
Pr.,  Seh.,  -beri  He.,  Giiretschberi  Rh..  Tschapp. :  =  Arles- 
B.l.  —  Gürmseh-  (in  Be.  Gümsch-):  =  dem  Vor.  B. 

—  Chern-gert  Cher-gerte"- :  =  Vogel-B.  1  e  ZZoll. 
.Wolzeitige  Kelngertenbehr  in  scharpfer  Laug  und 
wenig  Alun  gesotten  soll  ein  schön  blümerent  [bleu 
mourant,  hellblau]   Färb  geben.'  Zubers  Tageb.  1681. 

—  Geiss-:  halb  generell  für  minderwertige  Beeren- 
früchte; vgl.  Geiss- Haslen  mit  Anm.  (Bd  II  1677). 
1.  =  dem  Vor.  GRPr. ;  SThierst.  —  2.  Frucht  verschie- 
dener Arten  der  Heckenkirsche,  Lonicera,  bes.  der  ge- 
meinen (L.  xylost.),  der  blauen  (L.  cajrul.)  und  der 
Alpen-H.  (L.  alpig.)  GrD.,  He.,  Pr.,  Seh.  —  3.  =  Stevn- 
fass-B.  GsTrimmis.  —  Herr-gotte"-:  1.  Frucht  der 
Hundsrose,  Rosa  can.  ScuwReichenb.  —  2.  Frucht  des 
gem.  Weissdorns,  Cratieg.  oxyacanth.  GG.  —  Gut- 
tere0-:  gemeine  Stachelbeere,  Ribes  grossul.  mTH, 
Bisch.  Syn.  Gütterli  (Bd  II  533).  —  Gitzi-:  =  Geiss- 
B.  3  G  oRh.  —  Glücks-:  doppelte  Traubenbeere 
ScaSt,;  Tu;  ZZoll. 

Heid-  Heipper  W,  Heipperi  (it"/)  BHa.;  GrD., 
Pr. ;  USil.,  -eri  BHa. ;  GRÜhurw.,  D.,  S.,  Tschapp. ;  L W. ; 
PPo.;  Uw;  U;  W,  Äpperi  ScHNnk.,  Heiber  W,  Hei- 
beri  Aa;  ScHwSchindellegi;  Obw;  U,  Heupperi  Aa; 
Gl;  GrD.,  Luz.;  LE.,  G.,  Stdt,  W.;  Schw;  Zg;  ZNer., 
Richtersw.,  Heuberi  Gr,  -eri  AALeer.,  Seetal;  Bs;  B; 
GLÜbst.;  Gr;  LE.,  G.,  Stdt;  GA.,  G.,  Ta.;  SG.,  NA.; 
Ndw;  Zg;  ZO.,  Regensb.,  S.,  Stdt,  Zoll.,  Heide"- 
Heiduberi  PAL,  Heide"beri  (bzw.  Häde"-)  m.  und  uTh, 
Affeltr.  (-&-),  Mamm.  (Cliade"-),  Müllh.;  ZBenk.,  F.,  Tu., 
Zoll.,  Heidel-  Bs;  B  (Durh.);  GRÜbS.,  Rh.,  Schiers, 
UVatz;  Sch  (auch  Cheidel-);  T HTäg.  (Hä'delber);  Uw 
(Durh.);  U  (Durh.);  ZMaur,  Uhw.,  Wthur,  Heidli, 
Heiti,  Heite"  (s.  Bd  II  989),  Heitliber(i)  GS.,  oT.,  Heiti- 
beri  B  (Gotth.),    Heite'beri  GrRIi.,  Tschapp.,  V.,  Val. 

—  n.,  in  AASeetal;  GrD.  (lt  Bühler);  GTa.  f.:  1.  gem. 
Heidelbeere,  Vacc.  myrt.  aaOO.  I"  d'  H.  gä".  Beim 
Suchen  singen  die  Kinder:  Heubireli  günne",  d' Stildeli 
lo"  stö",  d'  Maitli  (d'  Bliebe")  iifhenke"  (dra"  henke", 
üsschicinge"),  d'  Bliebe"  fd'  Maitli)  lo"  gö"  AALeer. ;  L. 
Heuberi  a"  de"  Stüde"!  d'  Bliebe"  (d'  Maitli)  g'hore" 
zu  de"  Ffile"  Aa.    Heuberi  mer  weder  Laub,  de''  Müller 


(Neu'bür,  Gassme")  häd  si"  Frau  verchauft.  Wie  t&r? 
im  sibe*  Sack  roll  Sprür  Aa;  dazu:  wie  mer?  Um 
sibe"  Sack  voll  GMe"  AABb.;  weiter:  wie  minder?  Um 
en  Sack  voll  Schindle"  (Kochh.  1857,  179);  wie  gern:' 
Um  en  Sack  voll  Chern  ZW.  Heitbiri  me"  weder  Laub, 
di  alte  W%ber  sind  e  taub;  si  hoeke'd  uf  den  Este" 
und  fresse'd  alli  di  beste"  ZKloten.  Die  Früchte  ma- 
chen im  Sommer  einige  Wochen  hindurch  einen  be- 
trächtlichen Teil  der  Nahrung  ärmerer  Haushaltungen 
aus  (vgl.  JXSchnyd.  1782,  II  62)  oder  bringen  lohnen- 
den Ertrag  durch  den  Verkauf.  ,Sie  werden  roh  ge- 
gessen oder  zu  Brei  gekocht,  in  Compott  verwandelt 
oder  zu  einer  Weinbereitung  (Heidelbeerwein)  ver- 
wendet. Die  getrockneten  Beeren  dienen  als  Färbe- 
mittel für  Wein  und  Spirituosen.'  Anderegg  1897,  2-17. 
,Der  Most  lässt  sich  durch  schwarze  Kirschen,  Ho- 
lunderbeeren und  vorzugsweise  durch  Heidelbeeren, 
grün  oder  gedörrt,  leicht  und  schön  färben.'  JGut 
1873.  In  GrA.  färbt  man  mit  dem  ausgepressten  Saft 
der  H.  unter  Zusatz  von  Essig,  Alaun  und  Kupferschlag 
Tuch  und  Garn  schön  venetianisch  blau.  Gr  Sammler 
1805.  —  2.  röti  H.  a)  =  Fluder-B.  Aa  (Mühlb.).  — 
b)  =  Fuchs-B.  ,Vitis  IdiEa  foliis  subrotundis  non  cre- 
natis  baccis  rubris,  rote  Heidelbeere.'  JJWagner  1680. 
-  Heu-berler:  Heidelbeerensammler  L. 

Ahd.  heid-leri,  mhd.  heit-ber  (zum  ersten  T.  vgl.  Heid  II  S 
Bd  II  989).  Daraus  (durch  Assimilation  der  inl.  Cons.  wie 
bei  Erd-lier)  Meip-per(i),  bzw.  Hap-peri,  welche  Form  mit 
Aphärese  des  anl.  h  (zu  der  die  entsprechenden  Erscheinungen 
bei  Hind-fter  zu  vergleichen  sind)  in  Apperi  vorliegt.  Die 
weitem  Veränderungen  ergaben  sich  einerseits  aus  volks- 
etymol.  Umdeutung  des  ersten  Gliedes  der  verdunkelten  Zss. 
in  Heu,  die  sachlich  dadurch  nahe  gelegt  war,  dass  die  Beeren 
zur  Zeit  der  Heuernte  reif  werden,  tw.  wohl  auch  begüustigt 
wurde  durch  lautlichen  Wandel  von  ei  >  e.u  vor  p  (vgl. 
Anm.  zu  Erd-Ber),  anderseits  aus  Anlehnung  an  das  einfache 
Berti),  die  zur  Ersetzung  der  inl.  Fortis  durch  die  Lenis 
führte.  Von  Heid-ber  (gespr.  Heit-per)  giengen  auch  die 
Kurzformen  Heiti,  Heite"  usw.  aus,  deren  (  analog  dem  von 
Erti  (s.  wieder  Anm.  zu  Erd-Ber)  zu  erklären  ist;  Heiti-B. 
usw.  sind  darnach  im  Grunde  tautologische  Zss.  —  Heide"-B. 
ist  neben  Heid-B.  entw.  als  uneig.  Compositionsform  zu  be- 
urteilen oder  es  steckt,  was  wahrscheinlicher  ist,  im  ersten 
Glied  eine  Weiterbildung  von  Heid,  wie  eine  solche  mittels 
/-Suffixes  ohne  Zweifel  in  Heidel  zu  sehen  ist  (.heidelber' 
zuerst  bei  Ebinger  143S).  Über  das  Vorkommen  dieser  er- 
weiterten Formen  als  einfache  WW.  und  in  Zss.  s.  Gr.  WB. 
IV  2,  802/3.  Zu  der  Vocalkürzung  in  Hdde"-B.  vgl.  Hänel-B. 
unter  HeUel-B.  ua.,  zu  den  Formen  mit  anl.  eh  statt  h  Ana- 
loges  unter  Holder-,   Hind-B. 

Hode"-:  Steinbrombeere,  Ruh.  saxat.  GRjenaz. 
Syn.  Hunds-Hoden  2.  —  Häfeli-:  =  Herrgotten-B.  2 
G  oT.  —  Hag-:  Name  verschiedener  in  Hecken  vor- 
kommender Beerenarten  ZO.  Insbes.  1.  =  Vogel-B.  lc 
ZO.  —  2.  =  Gift-B.  2  b  LE.,  W.;  ScuwKüsn.  —  H eg- 
ge0-: =  Herrgotten-B.  2  ZHörnli.  Syn.  Heggen  I  (Bd  II 
1098).  —  Holder-  GRSchiers ;  mTn;  Z,  Cholder-  Tu 
Mamm.,  Holdere"-  ZO.,  Holler-  BU.:  Frucht  des  ge- 
meinen Holunders,  Samb.  nigra.  S.  noch  Akten-, 
Arles-B.     Vgl.  H.-Latwäri  (Bd  III  1486). 

Rech-holder-:  Frucht  des  gemeinen  Wachhol- 
ders,  Jun.  comm.  allg.  ,Wie  manigen  hatt  gehinderet 
[das  h.  Sakrament  zu  empfangen],  der  von  onmacht 
und  blöde  wegen  an  gewurz,  imber  oder  negele  an- 
gebissen und  gkuwen,  oder  ain  wenig  brantenwin  ge- 
trunken oder  ain  wechholterber  verschlindet  oder  zuo 
abend  den  mund  nit  gespuolet  und  derglichen.'  Kessl. 


1467 


Bar,  her,  bir,  bor,  bur 


1468 


.Ein  [wohlriechendes]  pulyer  us  räckholderberi  und 
wirouch.'  1545/60,  L  Spiel.  ,[In  ZRiesb.]  wird  die 
Schule  fleissig  gewüscht  und  etwann  mit  Äpfelschel- 
fen oder  Wachholderbeeren  geräuchert.'  Ende  XVIII., 
AZoll.  1899. 

Für  die  weitem  Formen  des  ersten  Gliedes  uud  die 
Verwendung  der  Beeren  vgl.  Reck-Holder  (Bd  II  1188); 
ausserdem  Gfd  51,  195;  HZahler  1S9S,  ST.  Als  Personen- 
name:  ,Hans  Räckholtcrbcri.'   1589,  ZSth. 

Hind-Ber  Himperi  (itv)  GitChurw.,  D.,  ObS., 
Pr.,  -eri  Bs;  B  (Zyro);  GrD.,  Pr.;  Z,  Chmperi  Sch, 
Himberi  Bs;  B;  Gl;  GrD.;  Scb;  U;  ZBaurna,  Stdt, 
Himpi  W,  Himbi  BStdt,  Himb.li  SThierst.,  Hümper 
Gl,  Hümberi  ÄALeer.,  Humpele' (f.)  GT.,Wyl;  THBerg, 
Egn.,  Fr.,  Hw.,  Müllh.,  Tag.;  ZSth.,  Hümpeliber  Ap, 
Hinte",  Hinti  (Himti  BGadra.) ,  Hunte",  Hüntele", 
Hünti  (s.  Bd  II  1476/7),  Hinde'ber  Ap  (Durh.),  Hinte"- 
beri  GrV.,  -eri  Gl;  GrRIi.,  Scuolms,  Spl.,  Tschapp., 
Val.,  Hünde'beri  GlH.,  Hünte'btr  ApM.,  Stein  (-beierj ; 
GlH.  (-beri),  Hüentefrjberi  GRh.,  Hüntelibeier  ApH., 
Hüntele"beier  GGoss.,Stdt,  Ta.,  Hündliberi  GT.,  Hindel- 
beri  AAMerenschw.,  Hunte'ber,  -beier  Ap  (Durh.),  Hitn- 
delbeier  G  uT.,  Impcri  GrAv.,  Schiers,  Valz.,  -eri  Aä 
Leer.;  BsL.;  B  (Durh.);  GHHe.,  Landqu.,  S.,  UVatz; 
LE.,  G.,  Stdt;  PPo.;  GSa.,  W.,  We.;  Scb;  SG.,  NA.; 
Uw;  U;  Zg;  ZFlurl.,  Küml.,  Uhw.,  W„  Zoll.,  Imberi 
ÄABb.,  Leer.;  B;  Git(St.b);  L  (St.b);  ScH;aScHw;Vw 
(Bhiner);  Zg,  Impere'ber  GuT.,  Impele'beri  AaF.,  Ke.; 
LE.;  GTa.,  Impele"  (f.)  Sch,  Imbele"  (f.)  ThBucIiw.; 
ZDachsen.  Ümpeliber  GuT.,  Umpele"  GWyl;  ScnSt.; 
TßAffeltr.,  Berl.,  Egn.,  Maram.,  Steckt».,  Umpele*  ScHSt. 
(Sulger),  Inde'ber  Ap  (Durh.),  Inte'ber  (bzw.  E'-)  ApK. 
(Tobl.),  -eri  G„Rh.",  Entele"ber  GTa.,  Önte'ber  Ap 
Heid.;  GGoss.,  „Rh.",  Stdt,  Ta.  (auch  G  1790),  -eier  Ap 
(Tobl.),  Öntelibeier  Ap  (Tobl.):  1.  a)  gem.  Himbeere, 
Rub.  Id.  allg.  Hinimbi,  H.,  schöni  H.!  ruft  der  Ver- 
käufer. BXri  1885.  —  b)  schwär zi  Himperi,  schwarze 
Brombeere,  Rub.  frut.  GRKlost.,  UVatz.  —  2.  (Him- 
peri, -beri  n.  Bs;  B,  nach  einer  ä.  Angabe  Himpere"  f. 
BsStdt)  einer  Himbeere  ähnlicher  Auswuchs  am  mensch- 
lichen Körper.  —  imperene":  Himbeeren  sammeln 
Ndw.  --  Im  per  et  m.  Ndw;  ZZoll.,  -crete"  f.  Ndw: 
Himbeerernte  und  Zeit  derselben. 

Ahd.  hint-beri,  mhd.  hint-ber.  ,Hind(t)beer.'  KdGesn.  1542  ; 
Tierb.  1563;  Denzl.  1677;  1716.  Zur  Erklärung  unsrer 
Formen  vgl.  die  Ann),  zu  Eni-,  Heid-B. .-  ein  Teil  der  dor- 
tigen Ausführungen  gilt  mutatis  mutandis  auch  hier.  Be- 
merkenswert ist  die  (auch  in  ausserschweiz.  MAA.)  weit 
verbreitete  Aphärese  des  anl.  4;  vgl.  dazu  etwa  Hummel 
(Bd  II  1295).  Rundung  von  i  >  ii  vor  m(p)  ist  häufig, 
aber  auch  vor  (gedecktem)  n  nicht  selten ;  vgl.  brünnen, 
Chünni  ua.  Das  ö  der  Ap  Formen  erklärt  sich  wie  in  bände" 
für  binde".  Das  e  von  Entele"-B.  gibt  wohl  ebf.  nur  die 
lokale  Ausspr.  von  l  vor  Nasal  (=  i')  wieder.  Bei  deu  For- 
men mit  u,  wie  auch  bei  einigen  mit  ii,  scheint  Anlehnung 
au  Hund  im  Spiele,  bei  Hüente(r)-B.  au  Huen.  (H)Impere", 
(H)Impele*  wie  Erperc",  -elen.  Die  Kurzformen  Himpi,  Himbi 
schliessen  sich  an  Himpcr(i),  Himb-  an;  zur  Bildung  von  Hinti, 
Hinte"  usw.  vgl.  Heiti,  Beite";  Hinte"-,  Hünte(le)*-B,  sind 
tautologische  Zss. 

Hunds-,  in  GrScuoIhis  Hunde"-:  1.  a.)  =  Hode>i-B. 
GrScuoIiiis,  UVatz.  —  b)  =  Äteren-B.  2  ÄABb.,  Brugg; 
ZoBaar.  —  2.  =  Gift-B.  1  GWeisst.  -  3.  =  Gift-B.  2  b 
ZO.  —  Hinzel-.  .Corymbus,  Träublein  wie  am 
Epheu,  Hinzelbeere.'  I'enzl.  1077;  1716.  —  Hunze"-: 
=  Hunds- B.  lb  ZKn.  —  Här-:  =  Hind-B.  Aa;  Ap 
(Durh.);  GLObst.;GA.,Ta.;  ZBenk.,  Kn.,  Nür.f,  Weissl., 


Zell.  —  Hirte"-:  schwarze  Rauschbeere  oder  Alpen- 
rausch,  Empetr.  nigr.  GrRIi.,  V.  —  Harz-:  Frucht 
der  Alpenrose,  Rhodod.  G  oT.  f 

„Heisel-  Ap",  Hasel-  ApH.,  I.,  51.,  Hasel-  ApHeid., 
K.  (Hasil-),  Walz.;  GGoss.,  Rh.,  Stdt,  Ta.;  ScHSt.;  Th 
Beil.,  Egn.,  Steckb.:  =  Heid-B.  1.  ,Von  Häselbeeren 
eder  Heidelbeeren  ein  Trank  [für  Fieberkranke].' 
TTobl.  1830. 

Zu  Keislen  (Bd  II  1688);  wegen  der  Bed.  vgl.  Schnuder-H, 
In  der  Form  Haxd-B.  scheint  a  (<  ei)  überall  gekürzt  (vgl. 
Hiide"-B.  unter  Heid-B.);  bezeugt  ist  die  Kürze  für  GStdt; 
SehSt. ;   ThBerl.,   Egu. 

Haxe"-:  Beere  der  weissen  Mistel,  Visc.  alb.  Aa. 

—  Hitz-:  direkt  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzte  und 
deshalb  verdorrende  Traubenbeere  Z  öS.  —  Jude"-: 

1.  Judenkirsche,  Phys.  Alk.  S.  —  2.  gem.  Tollkirsche, 
Atr.  beilad.  Syn.  Juden-Chirsen  3  (Bd  III  482).  .Er- 
innert euch,  wie  schädlich  da  etwan  seien  den  Kin- 
dern die  Judenbeeren,  wann  si  da  gross  werden,  einen 
da  wahnsinnig  und  schwindelhaftig  machen  können, 
da  doch  die  1.  Kinder  sie  für  schöne  Kriese  oder  Zi- 
berten,  die  da  etwan  auf  den  Bäumen  wachsen,  da 
etwan  abgewunnen.'  Ringgli  1736.  —  Johannis-  Aa; 
GrLuz.,  V.;  m.  und  uTh;  Z,  Jöhans-  GRUVatz,  Sant- 
Johannis-  m.  und  oTh,  Santihans-  Bs;  LE.,  Surs., 
Will.;  GoT.,  We.;  ScawMa.;  Uw,  Santehans-  Aa, 
Sant'hanse"-  Aa;  ZO.,  Santerhanse"-  Zu.:  1.  Johannis- 
beere, Rib.  rubr.  oder  nigr.  aaOO.  Wenn  die  noch 
grünen  Beeren  fallen  (vgl.  reren),  so  wird  ein  Gleiches 
mit  den  Traubenbeeren  geschehen,  wie  denn  übh.  das 
Gedeihen  der  Johannisbeeren  dem  Weinbauer  ein 
Vorzeichen  ist  für  das  Gedeihen  der  Trauben  ZZoll. 
.Beeren  eines  schwarzen  Johannisbeerstrauches,  am 
St  Johannistag  verschafft,  vertreiben  die  heftigste 
Gicht'  Ammann  1850.  —  2.  wildi  J.-Ber  =  Gicht-B. 
G  oRh. —  ,Kabe-Bcrlin':  Frucht  des  gem.  Kapern- 
strauches, Capp.  spin.  ,Von  einem  zentner  k.  ein  libr. 
[soll  man  für  das  , Geleit'  nehmen].'   1490,  AaB.  Urbar. 

Chüch-  GRh.  (K-),  Küche"-  GMarb.,  Chüchi-  G 
oRh.,  Kueche"-  GRh.:  1.  =  Ätere"-B.  2  GMarb.,  oRh.  — 

2.  gem.  Brombeere,  Rub.  frut.  G  oRh.  (Wartm.).  — 
Die  Beeren  siud  wie  mit  einem  bläulichen  Hauch  überzogen. 

„Kur-,  Kürli-"  Kürrli-,  Gh-  Gr;  GSa.:  Kornel- 
kirsehe,  Com.  inas.  , Kurbeere,  cornum.'  Mal.  — 
Chatze"-:  1.  =  Äteren-B.  2  ZLimm.,  W.,  Wettsw.  — 
2.  schwarze  Johannisbeere,  Rib. nigr.  ZNer.  —  Chotz-: 
kreuzblättrige  Wolfsmilch,  Euph.  lath.  BKalln. 

Chlepf-,  in  GoT.  Chlepfe"-:  1.  Frucht  des  gem. 
Kellerhalses,  Seidelbasts,  Daphn.  mezer.  GoT.;  Ndw. 

—  2.  =  Fluder-B.  ScHwIb.,  Ingeub.  —  Die  (anreifen) 
Beeren  zerplatzen,   ins  Feuer  gelegt,  mit  einem  starken  Knall. 

Chraje"-:  Moosbeere,  Vacc.  oxye.  Ap  (Durh.). 

Krammet(s)-:  =  Bechholder-B.  ,Wer  blut  harnet, 
der  siete  crametbeeri  im  wasser  und  trinke  zwei  tag 
lang  darvon.'  Künzli,  Wthurer  Chr.  .Nimm  Kramit- 
beer,  die  zwüschen  unser  Frauen  Tag  sind  brochen, 
stoss  durch  einander  in  einem  Mörsel  [usw.]',  Mittel 
gegen  Podagra.  XVII./XVIIL,  Arzneib.  ,[Wer  zu  viel 
Stuhl  hat,  nehme]  Krammetsbeeri  und  bratne  Küt- 
tenen,  mach  ein  kleins  Püntlin  von  Weizenmäl,  tu 
gepulverten  Mastix  und  Muscatnuss  under  das  Teigli.' 
ebd.    —    Vgl.   Krammets-Vogel  (Bd   I    695). 

Chrusel-  Aa;  Gl;  GrCIiui-;  LSursee,  Stdt,  W .. 
Will;  GG.,  S.;  Scu;  ScHwIb.,  Muo.;  uTh;  U;  Zg;  ZO., 
S..  Stdt,  Sth.,    Chrüsel-  AÄHolderb.,  Leer.;  B,    Gritsei- 


1469 


Bar,  t>ei\  bir,  bor,  bn 


IlTii 


Aa  (Rochh.);  BsStdt;  B  (Durh.),  Chriiscl-  Aa;  Bs; 
SBib.,  Ghrusi- GSa.,  Chnt.sk"-  GT.,  Chronic-  B:  =  Gut- 
teren-B.  Chrüselberi,  liläiri  Tinte":  <V Bliebe*  schmücke* 
wol  und  d'  Maitfi  stinke",  Spottreim  auf  Mädchen  Aa 
Leer.  ,4  Kruselbeerstauden  l(i  ß.'  1805,  Z  Haushal- 
tungsb.  ,Die  wyen  legend  ein  krauselbeerstauden  in  ir 
nest  für  vergalsterung  oder  anderen  schaden.'  Vogelb. 
1557.  .Kruselbeer  nennen  die  arzet  uvani  crispam  oder 
crispinam,  uvam  ursi.'  Tierb.  1563  (neben  ,Krausel- 
beer).  ,Kruselbeere,  nva  crispa.'  Mal.  ,Spineas  uvas, 
Kraussbeeren.'  Nov.  Vest.  1(592.  ,Uva  crispa,  Krausel- 
beere.' Denzl.  1677;  .Kräuselbeere.' 1716.  .Eine  Krau- 
selbeere, une  groseille.'  De  Lacour  1736.  .Kruschel- 
beer.'  Gr  Anl.  1838.  —  Chrotte"-:  Name  ver- 
schiedener schädlicher  oder  ungeniessbarer  Beeren. 
1.  a)  =  Gift-B.  2  a  ScHwlta.,  Muo.;  UwBuochs,  Emm.; 
U.  —  b)  =  Gift-B.  2  b  ApK.;  GHinterforst,  oRh.,  T.; 
SöhwE.,  G.,  Ib..  Ma.,  Muo.;  idTh;  Uw;  U.  —  2.  gem. 
roter  Hornstrauch,  Com.  sangu.  LE.,  Stdt;  ScbwE., 
Ib.,  Küsn.,  Ma.,  Muo.;  Uw;  U;  Zg.  —  3.  =  Fül-B.2  L; 
GW.,  We.;  SNA.;  mTH;  Uw;  Zg;  Z.  —  4.=  Vogel- 
B.  1  a  GWe.  —  5.=  Vogel-B.  1  b  „L;"  GS.;  Scbw 
Brunn.,Ma.;  „Zg;"  „Z"Rafz.—  6.  =  Vogel-B.  1  c G oRh.; 
mTH.  —  l.  =  Ein-B.  „L;"  G  OTerz.  —  8.  a)  Bitter- 
süss,  Alpranke,  Sol.  dulc.  U.  —  h)  =  Juden-B.  2  GS.;  S. 

Chrüz-:  1.  Beere  des  Kreuzdorns,  Rhamn.  cath. 
B  (Durb.).  .Kreuzbeere,  wähenbeere,  rhamni  unum 
genus,  fructu  myrti.  foris  nigro,  intus  viridi.  ob  id 
ad  colorem  eum  tingentibus  idoneo.  Cortex  arbori 
subniger  et  nitidus  quasi  ceraso,  intus  virens,  post 
luteus,  lignum  extra  candidum,  interior  medulla  rubet, 
eo  validos  arcus  nostri  fabrieant.'  KdGesn.  1542.  ,Die 
kreuzbeerin,  baccae  rhamni.'  Mal.  .Wolzeitige  Kreuz- 
beer in  Buchaschen-Laugen  gesotten  mit  Alun  [ua.] 
soll  ein  schönes  Saftgrün  geben.'  1681,  Zubers  Tageb. 
—  2.  fChrizli-B.J  Felsenstrauch,  Azal.  proc.  Obw.  — 
3.  (Chrüzli-B.)  =  Ein-B.  Smwlb.  —  4.  =  Fuchs-B.  GG. 

Zu  1.  Die  Angabe  Gesners  (am  Schluss  des  Beleges) 
ist  auffallig,  da  das  Holz  des  Kreuzdorns  ausserordentlich 
brüchig  ist.  3  nach  den  vier  kreuzförmig  gestellten  Blättern, 
4  nach  der  kreuzartigen  Zeichnung  der  Beeren. 

Lunzele"-:  \.  =  Hind-B.la  Aa.  —  2.  =  Chrusel-B. 
LErmensee.    —   Vgl.  Bunzelen-B. 

Lör-:  Frucht  des  Lorbeers,  Laur.  , Man  säet  Leu- 
cojen,  Nelken,  stecket  Lohrbeere  im  Merzen.'  JCSdlz. 
1772.  ,Wiltu,  dass  ein  Kind  schöne  Augen  gewünne, 
die  Muter,  die  weil  sie  das  Kind  im  Leib  tragt,  soll 
alle  Morgen  ein  Lorberi  essen.'  XVII./XVIIL,  Arzneib. 

HBull.  1540  schreibt  .laurber(boum)',  woraus  durch 
dissimilatorischen  Schwund  des  ersten  >•  ,Lauber(boum)'; 
s.  Sp.  1240.  Als  Familienname:  ,Clewi  Lorber.'  1394,  Z 
Ratsb. 

Lüs-:  1.  =  Gügger-B.  2  Uw;  Z.  —  2.  =  Herr- 
gotten-B. 1  GRPr.  —  3.  =  Herrgotten-B.  2  GRPani.  — 
Laxier-:  =  Chrüz-B.  1  B  (Durh.). 

Mül-:  Beere  des  weissen  und  schwarzen  Maul- 
beerbaums Bs;  B;  Sch;  U;  Z,  unterschieden  als  wissi 
und  schwarzi.  —  I)'s  Malheri,  Name  einer  Wirtschaft  BStdt. 

Melw-:  1.  die  (mehlige)  Beere  mehrerer  Apfel- 
rüchtler.  a)  =  Herrgotten-B.  2  Aa;  ApHeid.;  B;  „Gl;" 
GRSchiers;  GRorsch.,  T.,  We.;  Sch;  ThMüIUi.;  ZO.,  S. 
.Melberin,  appendix  spina.'  KdGesn.  1542.  ,Ein  bäum, 
spiha  alba:  die  Etschländer  nennen  die  frucht,  so  er 
"regt,  bärbrot;  hie  zuo  lant  wirt  sy  mälber  genannt, 
welche  der  bär  gar  gern  frisst.'  Tierb.  1563.  ,Paliurus, 


mälbeerestauden,  die  hat  vil  spitzig  dorn  und  vil  inte 
beere  bei  einanderen;  werdend  gebraucht  den  harn 
und  das  grien  ze  treiben.'  Fris.  ;  Mal.  —  b)  Beere 
mehrerer  Arten  der  Eberesche,  Sorb.,  nämlich  a)  des 
Mehlbeerbaums,  Crat.  s.  Sorb.  ar.  B;  Gl;  Gr;  Sch; 
U;  ZO.;  lt  Durh.  in  B;  Gl  röti  M.    Syn.  Mel"-Birli. 

—  ß)  der  zahmen  Eberesche,  Sorb.  dorn.  L;  Zg  (St.D). 

—  y)  der  Zwergmispel,  Sorb.  chamnamesp.  GrA.;  W 
(ImObersteg).  —  2.  Frucht  des  Schneeballs,  Vib.  Gr 
Samml.  1779,  231.  —  3.  =  Fluder-B.  W  (ImObersteg). 

—  mel,v-berene":  Jmden  übervorteilen,  ums  Geld 
bringen,  rupfen  B  oSi.  Ptc.  U"-g'mel"bcrenet  BHk., 
-bered  BHa.:  unangefochten,  ungeschoren.  .Du  kommst 
nicht  u.  von  ihm.'  Eine"  nin  denen  Nuchtbuoben  hei" 
s'  erwitscht,  die  Anderen  sin  u.  denn"  chun.  —  3  hat 
den  Namen  von  dem  mehlähnlichen  Überzug. 

M  uni-:  =  Fhider-B.  Ddrh.  ;  Hegetschw. 

Luxe°-Marti''-:  =  </!{(iera-_B.  2  BsRotenfl.  (Seiler). 

Nach  einem  gewissen  Luxe'-Murii"  [Martin,  Sohn  des 
Lukas],  der  (1835)  am  Genuss  der  Beeren  beinahe  gestorben 
wäre. 

Mies-  ZKatzensee,  „Mos-  Ap;  B" :  1.  Moosbeere, 
Vacc.  oxye.  aaOO.  —  2.  =  Fuchs-B.  Hegetschw.  — 
Mispel-:  =  Melw-B.  lbf  BO.  (Durh.).  —  Mueter-: 
=  Hind-B.  GSennwald,  T.  —  Näcll-Ber(l)i:  Beer- 
chen  an  einer  Traube,  das  infolge  verspäteten  Blühens 
nach  den  andern  sich  entwickelt  und  darum  ganz 
klein  bleibt  Z.  —  Nidel-Ber(i):  =  Hind-B.  GG.,  S. 

—  Nattere"-:  =  Gicht-B.  G  (Durh.).  —  Bach-: 
1.  =  Äteren-B.  2  GMarb..  uT.  —  2.  =  Hind-B.  1  b  Gr 
UVatz.  —  Buchs-:  1.  =  Fuchs-B.  AaShis;  BSign.; 
LE.,  Stdt,  Surs.,  Will.;  ScHwMa.  —  2.  gebräuchliche 
Bärentraube,  Arctostaph.  oll.  Ndw. 

Boek(s)-:  1.  (Bock-B.)  Schlehenpflanze,  Schwarz- 
dorn, Prun.  spin.  GSa.  —  2.  (Bocks-B.)  =  Chrotten-B.  2 
Gr.  —  3.  (Bocks-B.)  =  Vogel-B.  1  c  GWe.  —  S.  auch 
TTobler  273  b. 

Fül-baum-:  =  Elsen-B.l  GrV.  —  Bare"-:  Alpen- 
bärentraube, Arb.  alp.  GrD.  —  Purgier-:  =  Chrüz- 
B.  1  B  (Durh.). 

Stall-besem-:  =  Gift-B.  2  b  AaF.  -  Wegen  der 
Verwendung  der  zähen  Reiser  des   Strauches   zu  Stallbesen. 

Butte»-  Aa;  Bs,  Buttte"-  AAHolderb.;  SThierst.: 
=  Herrgotten-B.  1.  Das  Maitli  isch  [bei  dem  Heirats- 
antrag] rot  worde"  wie-n-es  BidÜe'beri.  BWvss  1863. 

—  Butze--:  =  Herrgotten-B.  2  GlH.  —  Bluder-, 
Pf  luder-:  =  Fluder-B.  W.  —  Blä'  Blau-  GRÜbS., 
Scuolms,  Blä-  Gh:  =  Heid-B.  1.  —  Profete"-:  1.  ,Pro- 
phetenböri',  Aufschrift  auf  einem  Medikament  des 
B  Wunderdoktors  Schüppach.  —  2.  RA.  Pr.  g'esse* 
ha",  alle  Weisheit  gefressen  haben  AiFri.;  L;  S 
(Schild);  Sprww.  1869.  Der  wird  jetzt  Pr.  g'esse* 
ha"!  wird  mehr  wissen  als  Andere  L.  Er  wird  d'  Pr. 
auch  nit  allei*  g'esse"  ha"  AaFH.  .Ich  bin  kein  Prophet, 
hab  keine  Prophetenbeere  geessen.'  Met.,  Hort.  1692. 

—  3.  übertr.  a)  weise  Reden  oder  Taten  Bs.  Nid 
Alles,  teas  er  sait,  si*  Br.  Bs.  Nit  Alles,  was  erligi 
Christe"  öppc"  für  I'fäl  hei",  sl"  Pr.  Breitenst.  — 
b)  pers.,  eine  mit  Ahnungsvermögen  begabte  Person 
BsStdt.  ,Du  bist  ein  Pr.',  hast  richtig  vorhergesehen, 
was  nun  eingetreten  ist.  Er  ist  es  rechts  Pr.,  ein  ge- 
scheiter Bursche  Aa. 

Bräm-Ber(i)  BHa.;  GRSchiers  (Tsch.),  Brem- 
GrA.,  Furna,  Valz.,  Bräm-  B;  Gl;  GRSchiers;  LE.,  G.; 
GA.  (-a-'-),  Sa.,  W.,  We. ;  SchwE.,  G.,  Morsch.,  Reichenb. ; 


1471 


Bar,  bei",  bir.  bor.  bui' 


1472 


SNA.;  Uw;  U;  ZüMenz.,  Brand-  Ndw,  Bräm-  SchwE., 
Främ-  BS.  (neben  Br-),  Brom-  AALeer.;  B;  GRSchiers; 
LStdt,  Sursee,  Will.;  GRh.,  Sa.,  uT.;  SchKI.;  mTH, 
Eschenz;  W;  ZFlurl.  (-ös-),  0.,  Fröm-  GWe.,  Brüm- 
AABb.,Sins;  Bs;  Gl;  GRHe.;  LStdt,  W.;  GSa.;  ScHStdt; 
SchwG.,  Kü.,  Ma.;  SThierst.;  ThHw.;  Zr;  Z,  Früm-  B 
Lyss,  Bru-  (ü  und  ü)  ApH.,  K..  M.;  GGoss.,  Stdt,  Ta„ 
Brä'me"-,  Brumme"-  Gl,  Brammer-,  Brommer-  B,  Brum- 
beri,  Brumbeli  BsPratt.  —  n.,  BrCbfrf  rnTH,  Brö'- 
berech  TuMüllh.,  Brumbcmr"  GrA.  —  f.:  1.  a)  schwarze 
Brombeere,  Rub.  frut.  aaOO.  Wenn  auch  da  und  dort 
weniger  geschätzt  als  Erd-  und  Himbeere  (vgl.  dazu 
Girizen-Mos  Sp.  470),  so  ist  die  Brombeere  im  Allg. 
dennoch  von  nicht  geringerer  Bedeutung  und  wird 
eben  so  eifrig  gesammelt  wie  jene.  Lueg  nur,  si.  [die 
ein  Gespräch  belauschende  Frau]  tuet,  nie  wenn  si 
wött  Br.  günne".  Stütz.  iW"  paste,  Br.  i"  der  Faste" 
[im  Februar],  als  ironische  Abweisung  LStdt.  Im 
Volksreim:  Brambereli  günne"  und  d'  Stüde"  lo"  stö", 
d'  Bliebe"  (d'  Meitschi)  üfhenke*  und  d'  Meitschi  (ä! 
Bliebe")  lo"  gö"  L  (Ineichen)  j  vgl.  Heid-B.  Über  Br. 
im  Pfänderspiel  s.  Erd-B.  Weiteres  s.  unter  Br.- 
Stüden.  —  b)  (in  GWe.  Bach-Br.)  blaue  Brombeere, 
Rub.  eres.  Gl;  GRHe.,  Schiers;  G;  Th,  auch  blaui 
(Durh.;  GWe.)  oder  wildi  Br.  (G  uT.).  Die  Früchte 
gelten  oft  für  giftig.  —  2.  röti  Br.,  Himbeeren,  Rub. 
Id.  GSa.  —  bräm-berene"  brand-  Nnw,  bremberene" 
GrA.,  brumberne"  Gr  oHe. :  Brombeeren  sammeln.  - 
ver-brum-berle"  BsStdt;  „Sch;u  ZO.,  -bröm-  Tu 
Müllli.;  ZWald  (-berele*):  vertrödeln,  verschleudern, 
leichtsinnig  versäumen,  's  Gelt,  d'  ZU,  Alls  v.  Das 
isch  nit,  so  ai"  Nöchmittag  um  der  ander  mit  Visite" 
go%  z'  v.  Er  hätt  e"  scheni  Stell  licnne"  ha"  im  Werch- 
hof,  aber  er  het  's  nadirlirh  wider  rerbrumbirlet  Bs. 

Alid.  bräm-beri,  nilid.  bräm-ber.  .Bramber.'  Ebinger  1438, 
,brumber.'  HsStockar  1519;  Vogelb.  1557  (,-beer'),  ,Brutn- 
beri.'  Z  Ges.  1779.  Fast  allg.  ist  a  der  ersten  Silbe  gekürzt, 
z.  T.  erst  nach  dem  Übergang  von  a  ~^>  o-,  o',  worauf  -Jim- 
weiter zu  -um-  sich  entwickelte.  Zu  Brem-B.  (e  Uml.  vou  ä) 
vgl.  die  von  Adelung  als  mundartlich  angeführten  ,Breme, 
Bremenbeere.'  Brame'-B.  ist  jüngere,  uneig.  Kompositions- 
form (vgl.  Brameu-Stüden);  daraus  und  aus  Brum-B.  mag 
Brumme"-B.  coutaminiert  sein.  Eigentümlich  ist  der  au  zwei 
entgegengesetzten  Enden  uusres  Gebietes  bezeugte  Übergang 
des  anl.  b  in  /.  merkwürdig  das  Zstreffen  mit  dem  aus  im- 
serm  W.  entlehnten  frz.  framboüe.  Zum  Schwund  des  m 
vgl.  etwa  den  niTh  Ortsnamen  gespr.  Höburg  <^  Homburg 
r<  Höhenburg),  chöd  <  ehond  (Bd  III  '263),  ferner  Wint.  74  ; 
Bru-B.  lehnte  sich  an  bru"  au  (TTobler  81  a).  Zu  den  For- 
men, in  denen  das  zweite  Glied  zum  blossen  Suffix  geworden, 
vgl.  die  analogen  Fälle  unter  Erd-,  Hind-B.;  hieher  auch 
(mit  Wandel  von  mb  >  mm)  der  erste  T.  der  tautol.  Zss. 
Brammer-,  Brommer-B.  Bröberech  nach  We"gerech?  S.  noch 
Ram-,    Tram-B.,  auch    Brunn. 

Preussel-Ber(i)  TaMamm.;  Hegetschw.,  Braissel- 
BsStdt,    Preusel-  AAWohlenschw.,   Prüsel-  ScuwArth: 

1.  =  Fuchs-B.     aaOO.    (ohne    AAWohlenschw.).    — 

2.  =  Mies-B.  1  AAWohlenschw.  —  Br  üsch-:  =  Fuchs-B. 
SchwLow.  —  Brust-:  Frucht  des  gem.  Judendoms, 
Zizyph.  vulg.  , Brustberlin  und  Sebesten.'  FWürz 
1634.  .Jujuba?,  Brustbeerlein.'  Bs  Apothekertax  1701. 
,Für  Hustenzeltlein  zu  machen  nimm  Küttenensaft 
2  Lot,  Süssholzsaft  2  Lot,  Brustbeerlisaft,  Fuchs- 
lungen.' XVII./XVIII.,  Arzneib.  ,'/s  Lot  Rbabarbara, 
2  Lot  Brustbeeri.'  1820,  ZZoll.  Rezept.  —  Brät-: 
=  Hitz-B.  Z.  —  Rif-:  Beere  des  gem.  Sauerdorns. 
Berb.  vulg.  Sch  (Durh.).     Syn.  Bif-spitz-B. 


Rani-  ScnwMuo.,  Bamer-  OewLung..  Bdmmi  BSi.: 
=  Brnm-B.  -  Abstr.  aus  Tram-B.  (s.  d.),  das  als  d'  Ram-B. 
aufgefasst  wurde.      Zu    Rämmi  vgl.    Aum.  zu   Erd-B. 

Runzele"-  AASins;  LE.,  G.,  Stdt,  „Bunzere"-  Aa 
Merenschw." :  =  Hind-B.  1  a.  —  Rer-:  =  Nüch-B.  ZNer. 

—  Rüsch-:    1.  =  Fluder-B.   B  (Durh.;   Hegetschw.). 

—  2.  =  Fuchs-B.  Bü.  —  Ratten-:  =  Juden-B.  2  S 
(Durh.).  —  Rotz-.  ,Grossularia  sylvestris  rubra. 
Ceanothi  levis  genus  sylvestre,  Gesn.  Rotzbeere.' 
JJWagn.  1080.  —  Gesuchter-:  =  Gicht-B.  ZWettsw. 

Side"-:  1.  =  Hind-B.  1  a  ZBauma,  Bub..  Dürnt., 
F.,  Hombr.,  Rüti.  —  2.  =  Hoden-B.  Gl  (Durh.). 

Von  den  feinen  weissen  Haaren  an  der  Unterseite  der 
Blätter   und  an   den   Früchten.     Vgl.   Har-B. 

Sür-:  1.  =  Fuchs-B.  BO.  —  2.  =  Bif-B.  LReid.; 
SchwLow.;  UwE. 

Süess-:  Maulbeere  GRoHe.,  Pr. 

Von  den  Anbauversuchen  beim  l'hilanthropinum  zu  Marsch- 
lins her  dem  Volke  bekannt  geworden. 

Sittere"-:  =  Bram-B.lb  GGoss.,  Stdt,  Ta.  —  Weil 
am   Ufer  der  Sitter  wachsend;   vgl.  Thur-B. 

Sü>-  (in  Z  Söu-):  1.  =  Herrgolten-B.  2  B;  LBeroro.j 
Z  (Hürlim.).    Spitzname  der  Bewohner  von  LRickenb. 

—  2.  =  Gutteren-B.  LT.;  UWascn. 

Schiess-:  1.  Beere  des  Faulbaums.  Rhamn.  frang. 
AAMuri.  —  2.  (Schüsse" -B.)  =  Gicht-B.   Z  (Hürlim.). 

—  Die  Sch.  werden  durch  Rohre  geblasen. 

Schieb-  B.  Schlich-  Bs  (Seiler),  Schlehe"-  GWe., 
Schliche"-  BsL.,  Schlieche"-  Nnw,  Schleie"-  AaF.,  Ke.: 
1.  Frucht  des  Schwarz-  od.  Sehlehendoms,  Prun.  spin. 
aaOO.,  zu  Thee  verwendet.  —  2.  Frucht  der  Kriechen- 
pflaume, Prun.  insit.  B.  —  Schlaf-:  =  Juden- B.  2. 
.Solanum  soporiferum,  schlaf  beerle,  sind  schwarz,  der 
grosse  eins  kirses.'  KdGesn.  1542.  .Wider  pestilen- 
zische krankheiten  [werden  den  Schweinen]  bletter 
von  dem  seüwkraut  oder  sehlaaff beere  genannt  under 
die  speiss  gemischt.'  Tierb.  1563.  ,Die  schlaaffbeere, 
Solanum  somnificum.'  Mal.  .Von  den  Gefahren  der  üol- 
beeren  oderSchlafbeeren.'  1768,  ZGes.  -  Schlecker-: 
=  Gicht-B.  LW.  —  Schluck-:  =  dem  Vor.  W.  — 
Schlange"-:  „meistens  alle  unbekannten  Beeren, 
die  man  mit  dieser  Benennung  den  Kindern  verdäch- 
tigen und  verbieten  will  B. "  Spec.  1.  =  Juden-B.  2 
„F;"  WLö.  —  2.  =  Ein-B.  B;  Gr.  —  3.  vielbluniige 
Maiblume,  Convall.  multifl.  B.  —  4.  =  Gicht-B.  Aa.  — 
5.  =  Akten-B.  BHk.  —  Schmalz-:  1.  =  Fuchs-B.  GSa., 
Wyl.  —  2.  =  Herrgolten-B.  2  GWyl. 

Schnuder-:  1.  =  Heid-B.  1  „L;"  Uw  (Gem.  1836). 

—  2.  =  Fluder-B.  BoE.;  Gl;  LE.,  W.;  GA.,  oT.; 
SchwE.,  G..  Ib.,  Kii.,  Muo.;  Uw;  U.  --  3.  (klebrige) 
Beere  der  Eibe,  Taxus  ZBub.,  Dürnt.,  Rüti.  -  Zu  1 
vgl.   Hciscl-B. 

Sehne™-:  1.  a)  Gartengeissblatt,  Lonic.  caprif. 
GTa.  —  b)  gem.  Schneeholder,  Lonic.  symphoricarp. 
rac.  Aa  (Müiilb.);  GWe.  —  2.  infolge  nasskalter  Wit- 
terung während  der  Blüte  in  ihrer  Entwicklung  ge- 
hinderte   kleine    und   harte  Traubenbeere    GRMaienf. 

Schwabe"-:  =  Elsen- B.  2  AaBuUw.  —  Vgl.  ,sv /,„>.- 
Chirten  (Bd   III   483). 

Sch  wider- WKar.,  Schulder-  B  (vRütte),  Schiri- 
dem«"-  BSi.,  Schulde"-  Gr  (Dmh.):  1.=  Bif-B.  aaOO. 
-  2.  =  Gicht-B.  W.  —  Vgl.  die  Anm.  zu  Schw.-Maüti 
(Sp.  211). 

Sch  welch-:  Beere  des  wolligen  Schneeballs.  Vib. 
laut.    Gitf'ast.,  He.,  Pr.  —  Seh wi°-:  =  Fuclis-B.  Gl. 


1473 


Bar,  ber,  bir,  bor.  bur 


1474 


Schwindel-:  1.  =  Fluder-B.  GG.  —  2.  =  Mies-B.  1 
Ap.   —    Von    der    narkotischen   Wirkung    der    Beeren;    vgl. 

Rü*,:h-B. 

Schwinde"-:  =  Bif-B.  BO.  —  Skuzel-:  =  .FJw- 
der-B.  W.  —  Speck-:  =  Schmah-B.l  GSa.  —  Spick-: 
=  Gicht-B.  Aa  (Mühlb.).  Vgl.  Schiess-B.  2.  —  Spitz-: 
=  Bif-B.  Gl;  GrCIiuiw.,  D..  Hc.Pr..  Sch.;  G  (allg.); 
ZoWalchw.  Die  eingemachten  Früchte  gelten  als 
Mittel  gegen  Husten  und  Verschleimung  der  Lunge, 
der  Saft  dient  als  Ersatz  von  Zitronensaft  und  zur 
Bereitung  von  Essig  und  Branntwein.  Wissi  Sp., 
baca?  berberid.  Z  (Apotheker  Vogel).  Der  [Wein] 
ist  wie  Sp.:  das  ist  jo  barer  Essig.  CBedsch  1898 
(GWe.).  —  „Rif-spitz-  Gl;  Gr",  Bi-spitz-  ZP., 
Wyla,  WVspife-  ZWyla:  =  dern  Vor.  —  Splnder-: 
=  Fuchs-B.  GRÜVatz.  " 

Spreng-,  Sprengg-:  Bezeichnung  für  alle  giftigen 
oder  als  giftig  geltenden  Beeren  GxSchiers  (AUlrich 
1896).  Spec:  1.  a)  Frucht  der  schwarzen  Hecken- 
kirsche, Lonic.  nigr.  GrD.,  Pr.,  Seh.  —  b)  der  gem. 
Heckenkirsche,  Lonic.  xylost.  GRPr.  —  2.  Beere  des 
Sanddorns,  Hippoph.  rhamn.  GRSchiers.  —  S.  =  Etn-B. 
GnChurw..  Luz.,  UVatz. 

Die  Kinder  werden  vor  dem  Genuss  der  Beeren  gewarnt, 
indem   man  ihnen  vorgibt,  sie  zersprengten  ihnen  den  Bauch. 

Sprünsel-  „Spreusei-:  übstkern  Gl."  Vgl.  Spr.- 
Cliern  (Bd  III  468).  —  Sprütz-:  harte  Beere  (bes. 
vom  Holunder,  Liguster,  Viburnus),  dgl.  mutwillige 
Knaben  durch  Röhren  (Pflanzenstengel)  hindurch  ein- 
ander oder  den  Mädchen,  auch  Erwachsenen  von  ferne 
ins  Gesicht  bliesen  (Beri  sprütze'J,  ein  früher  an  der 
Kirchweih  (Mitte  August)  geübter  Brauch  ZZoll.  Vgl. 
Schiess-,  Spick-B.  —  Stäch2el-  VO;  Scb;  Th,  Steiel- 
Th,  Stäl-  LHellbühl;  GW.;  THMüllh. :  =  Gutteren-B. 
In  Tu  tw.  nur  für  eine  Art  mit  rötlichen,  süssem 
Früchten  (s.  Strüchel-B.),  die  in  ThRoui.  als  röti  St. 
von  den  wissen  unterschieden  werden.  —  Stei(n)-, 
Stä*-:  1.  a)  =  Hunds-B.  1  a  ApHeid.;  Gl;  LW.;  GT.; 
Sch;  ScbwE.,  G.,  Ib.,  Ma.,  Muo.;  Uw;  ü;  ZLimm.,  ü. 
(Hürlira.),  Wl.  —  b)  =  Hunds-B.  1  b  Aa;  Zu.  (Hürlim.). 

—  2.  =  Fuchs-B.  AiVill.;    ZO.,  Zoll.;   Hegetschw.  — 

3.  =  Chrotten-B.  2  ScHwMa.  —  4.  gem.  Felsenbirne, 
Aron.  rotundif.  GrD.  —  St  erb-:  =  Gift-B.  als  war- 
nende Bezeichnung  gegenüber  oder  unter  Kindern  Z. 

—  Strüchel-:  eine  Art  Stachelbeeren  von  grüner 
Farbe  und  herbem  Geschmack  Th;  s.  Stachel-B.  — 
Tod-:  =  Gift-B.  5  GRSeew.  (Dan.).  —  Tüfels-: 
1.  a)  =  Spreng-B.  la  Aa  (Mühlb.);  G  oT.  —  h)  =  Spreng- 
B.  1  b  G  oT.  —  2.  =  Juden-B.  2  B  (Durh.).  S.  auch 
Schläf-Chrüt  (Bd  III  910).  —  3.  =  Äteren-B.  2  Aa.  — 

4.  =  Schlangen -B.  3  AaF.  —  Doli-:  =  Juden-B.  2. 
DWvss  1796.     S.  noch  Schläf-B. 

Tinte"-  (in  Obw  Dint-):  1.  a)  Beere  des  Hart- 
riegels oder  Tintenbeerstrauchs,  Ligustr.  vulg.  AaF., 
Ke.,  Leer.;  ApHeid.;  Bs;  B;  GT.,  We.;  SNA.,  Thierst.; 
diTh;  Vw;  als  schwarzi  T.  von  den  röte*  (in  Bed.  1  e) 
unterschieden  Z  (Hürl.).  —  b)  =  Spreng-B.  1  b  iuTh. 

—  c)  =  Elsen-B.  2  BO.  (Durh.).  —  d)  Weichselkirsche, 
I  Prun.    mahal.      ,Ceraso    affinis,    Gesn.    Tintenbeere.' 

JJWagn.  1680.  —  e)  röti  T.  =  Bif-B.  Z  (Hürlim.).  — 
I  2.  Spottname  auf  einen  Schreiber    Bs  (Seiler).     Syn. 
T. Schlecker.   —   Ans  den  unter  1  genannten  Früchten  wird 
|  oder  wurde  (von   Kindern)   Tinte  bereitet. 

Doppel-:  =  Spreng-B.  1  b   GGoss.,  Stdt,  Ta.    — 
Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


Tierli-:     Frucht   der    Kornelkirsche,    Com.  mas    Z 
Hirsl.  (Dan.). 

Thür-:  =  Hoden-B.  GWyl.  —  Nach  dem  Standort 
(am   Ufer  der   Thur);   vgl.  Sitteren-B. 

Tov{--.  =  Mies-B.  1.  Dürh.  —  Dorn-,  inGaUVatzj 
LW.;  UwBeckenr.  Dom-,  in  ScHwIb.  Dome"-:  \.  =  Gut- 
teren-B.  LW.;  ScHwIb.;  UwBeckenr.;  ZüWalchw.  — 
2.  =  Herrgotten-B.  2  Obw.  —  3.  =  Herrgott en-B.  1  Gr 
UVatz;  LE.;  G  oT.  —  Spitz-dorn  Sp.-dore*-:  = 
Spitz-B.  ScnwGalg.  —  Durst-:  1.  =  Bären-B.  GrD. 
(Bühler).  —  2.  =  Hirten-B.  GrD.,  Furn.  (Tsch.).  — 
Trübe"-,  in  AaF.,  Ke.;  Bs;  B  auch  Trubel-:  frische 
Traubenbeere,  allg.  ,Ein  Traubenbeeri  so  gross  als 
ein  Baumnuss.'  1699,  aZoll.  1899. 

Tram-  aScHW,  Ib.,  Muo.,  Trom-  ScnwArt,  Trem- 
W:  =  Bram-5.  1  a. 

Aus  d'  Bräm-B.  (PI.)  mit  Ausstossung  des  Lippenver- 
schlusslautes,  viell.  unter  dissimilatorischem  Einfluss  des  An- 
lauts der   2.  Silbe.      Vgl.    Ram-B. 

Trunkel-:  =  Hirten-B.  oder  Fluder-B.  Gr.  In 
der  Form  Trünkel-B.  auch  bei  JXSchnider  1781:  ,Auf 
die  Trünkelbeeren,  Brambeeren  und  Himbeeren  achten 
sich  die  Leute  wenig.' 

Das  W.  scheint,  nach  mehrern  erfolglosen  Anfragen  zu 
urteilen,  weder  in  Gr  noch  in  LE.  mehr  gebraucht  zu  werden; 
eine  genauere  Bestimmung  seiner  Bed.  ist  daher  unmöglich. 

Drossel-:  =  Ärles-B.  1  Gr  (Durh.). 

W  ä g e  1  i - :  =  Doppel-B.  G  oT.  —  Die  Beeren  bilden 
gleichsam  zwei  Kädchen,  ein   Wägelchen. 

Wieland(s)-:  gem.  oder  wohlriechender  Seidel- 
bast, Daphn.  mezer.  oder  cneor.  GrD.  —  Wulle"-: 
=  Hind-B.la  Z  (Hürlim.).  —  Wolf(s)-:  l.  =  Fül-B.2 
LE.,  Stdt,  Surs.,  Will.,  W.;  SchwE.,  G.,  Ib.,  Kü.,  Ma.. 
Muo.;Kdw;Zg.  —  2.  =  Juden-B.  2  Zg.  .Drei  Knaben 
[starben  oder  erkrankten  schwer],  als  sie  schwarze 
Beeren,  so  man  Wolf  beere  heisset,  gegessen.'  Z  Nachr. 
1753.  S.  noch  Schläf-Chrüt  (Bd  III  910).  —  3.  =  Ein- 
Ber  U.  —  4.  ährenblütiges  Christophskraut,  Act.  spie. 
Hegetschw.  —  Wi(n)-:  1.  frische  Traubenbeere  B. 
RA.:  D'  Hand  vu"  der  Butte",  's  hätf  Wi"be%rz"  drepi! 
GBern.,  d'  Hand  dervo;  's  si"  W.!  B  (vRütte),  Hände 
weg,  das  ist  nichts  für  dich,  geht  dich  nichts  an.  — 
2.  getrocknete  Traubenbeere,  Weinbeere  AaF.,  Ke. ;  B; 
Gr;  Sch;  Th;  Z;  in  ScHSchl.  sowohl  für  die  grossem 
als  auch  für  die  sog.  Rosinen;  in  Gr  werden  erstere 
grössi  Winberfl)i,  letztere  Winberli  genannt.  „  Wi*- 
beri,  Zibebe,  die  grösste  Art."  ,Item  von  einem  Zentner 
winber  1  lib.'  um  1400,  Aar.  Stadtr.  ,Ain  armen  man 
gegilbt,  mit  winberen.'  XV.,  G  Küchenordn.  .Bestrew 
es  denn  mit  den  kleinen  welschen  winberen.'  XV., 
Birl.  Kochb.  .Weinbeerle,  rosinle,  uva  passa,  vulgo 
passula.'  KdGesn.  1542.  .Astaphis,  meertreuble,  wein- 
beerle oder  resinle.'  Fris.  ;  Mal. 

Wanze"-:  =  Chatzen-B.  2  LReid.  —  ,Die  Beeren 
schmecken  nach  Wanzen.'   Rhiner   1866. 

Zilande"-:  =  Wielands-B.  ZZoll. 

bere"  II  Ap;  B;  L  (St.b);  GF.,  Ta„  T..  W.;  W; 
Zg  (St.b),  be%re*  ApK.,  M.,  beiere*  ApH.,  M.;  GF.; 
THEgn.,  berene"  GrA.,  Churw.,  D..  Klost.,  L.,  Luz.; 
U,  berene*  B;  UwE.,  berne*  GRHe.,  berne*  GG.,  Ms; 
SchwE.:  Waldbeeren  (bes.  Erd-,  Heidelbeeren)  sam- 
meln. [Wir  Kinder]  hei*  'beret,  g'öpflet,  Fürli  g'macht, 
im  Summer  'badet  ei*s,  der  Mamma  d'  Strumpf  voll 
Löcher  'brächt,  u*d  d'  Westli  nass  vo*  Schweiss.  Schwzd. 
(BStdt).     ,Oft  gieng  [das  Mädchen]   den  ganzen  Tag 

93 


1475 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


1476 


nicht  heim,  wenn  es  an  entferntem  Orten  beerte.' 
Gotth.     S.  noch  Besen-Binder  (Sp.  1355). 

a°-bere°:  Beeren  ansetzen,  von  den  Weinreben 
nach  dem  Blühen  ScnSt. ;  Th. 

Berener  GrLuz.,  Berner GRÜVatz  —  m.:  Beeren- 
sammlcr. 

Nüts-berer  m.:  Taugenichts  ApM.  —  Eig.  Einer, 
der  nüts  beret,  keine  Beeren  findet,  nach  Hause  bringt? 

Beret  GF.,  Bernet  GG.  —  m.:  (Heidel-) Beeren- 
lese.    Im  B.,  zur  Zeit  der  Beerenlese. 

berle",  berle":  1.  =  beren  GRChurw.  --  2.  de" 
Wi",  d'  Trübe"  b.,  mit  Hülfe  einer  Vorrichtung  die 
Traubenbeeren  von  den  Kämmen  absondern,  um  zu 
verhindern,  dass  diese  in  die  Kufe  kommen  und  dem 
Wein  ihren  Geschmack  mitteilen  GRChur.  He.  — 
3.  refl.,  Beeren  bekommen,  von  den  Reben  ScHSt. 
(Sulger);  ZS. 

ab-:  die  Beeren  abpflücken,  von  den  Kämmen 
sondern  BsStdt;  GRoHe.;  ScHSt,;  Th.  D'  Holdere; 
d'  Holderzasle"  a.  Gr  oHe.  —  a"-:  Beeren  ansetzen 
ScHSt. ;  Th.    D'  Trübe"  händ  scho"  a"'berlet. 

Chlin-berler  m.:  1.  Traube  mit  kleinen  Beeren 
ZZoll.  ,Den  11.  Sept.  sind  wir  alle  in  Traubenberg 
gefaren,  haben  alles  schön  gefunden,  nicht  gar  vil 
Trauben,  viele  Kleinbeerler,  aber  schon  zimlich  reif.' 
1779,  a  Zoll.  1899.  —  2.  Wein  von  kleinbeerigen 
Trauben  ZZoll.  Hür  giH  's  en  Chi.;  en  Chi.  wird  nie 
schlecht. 

tick-'berlet:  dicht  mit  Beeren  bestanden,  von 
Trauben  ZBuchs,  S. 

Peregrin(ns)  Bi'rgrrl":  rnännl.  Taufname  ThHw. 
Vgl.  auch  Pilgeri  (Sp.°1213). 

Perecker:  ein  Fisch,  eine  Entartung  der  Rötel, 
gekennzeichnet  durch  ganz  kleine  Schuppen  und  frü- 
here Laichzeit  Zg  (Ithen).     Syn.  Zwick. 

bere"  I:  1.  a)  (hervor)bringen,  meist  in  übertr.  S. 
,Der  sumer,  der  so  mange  wunne  bar.'  Hadlocb. 
.[Die  Ritter  sollen]  hüeten  sich  vor  dien  dingen,  die 
lasterlich  sind  und  in  bernt  unere.'  Schachzabelb.  ; 
s.  auch  geren  (Bd  II  403).  ,Soll  an  seinem  rechten 
dehainen  schaden  noch  abgang  nit  b.  noch  bringen.' 
1444,  THHagenw.  Offn.,  und  so  öfter  in  Urkunden  des 
XV./XVI.  in  den  Verbindungen  .keinen  schaden  (nach- 
teil,  gebresten)  b.  oder  bringen  (weder  b.  noch  brin- 
gen).' ,Dass  si  uns  und  unserm  gotzhus  nit  nutz  noch 
frommen  peren.'  1449,  G  Urk.  .[Eine  Sache]  me  ver- 
druss  denn  willens  oder  frucht  berende.'  1476,  Bs  Chr. 
.unser  prädicanten  syend  sünder  und  mögint  kein 
guote  frucht  baren.'  1529,  Egli,  Akt.  ,Gedult  darnach 
bewärung  bürt.'  UEckst.  —  b)  bere"  (3.  Sg.  bert  Th, 
Ptc.  'beret  THEgn.),  prägn.,  Frucht  tragen,  bes.  von 
Bäumen  und  „Weinreben"  Ap;  Sch;  Th;  ZW1.  Vgl. 
Ber- Ast  (Bd  I  575),  -Boll  (Sp.  1173).  Der  Böm  will 
nomme"  b.  Ap.  D'  Teilersbire'böm  bere'd  gern  ThHw. 
Der  Böm  hat  nümme"  'beret,  drum  häm-mer-e"  um'tue" 
THEgn.  In  der  ä.  Spr.  bes.  das  Ptc.  .berend'  in  adj. 
Function,  a)  von  Pflanzen.  .[Einer  klagt,  dass  ihm 
N.  N.]  berend  zwy  frevenlich  usgraben  hab.'  1396, 
Z  Ratsb.  Sonst  gewöhnlieh  in  der  Verbindung  , berend 
boum',  Fruchtbaum.  ,Etzwefil  bärender  böinen,  nuss- 
böm  und  öpfelböm.'  1384,  Z  Ratsb.  .Beret  böm 
und  reben.'  XV.,  GAltstätten.  , Welcher  ein  berenden 
bom  abhowt,  er  sy  wild  oder  zam,  der  nun  als  gross 


ist  als  ein  zwygstock,  der  git  10  ß.'  TnGütting.  Oft'n. 
,Von  ainem  berenden  bom  oder  aich  ist  die  buoss 
3  pfd.'  1467,  THHefenhof.  Offn.  .Welicher  einem  ein 
aichen  oder  ein  berenden  bom  howt,  der  ist  1  pfd 
pfening  verfallen.'  1469,  THRomansh.  Offn.;  ähnlich 
1472,  GT.  Offn.  ,Die  bernden  böum  tetend  s'  [die 
Feinde]  abhowen.'  1478,  Volksl.  ,Ein  grosser  schnee 
tat  grossen  schaden  an  berenden  bäumen.'  um  1530 
Haslerchronik.  .Auf  offnem  Gemeindeland  darf  Nie 
mand  bärende  Bäum  ausgraben.'  1676,  Aa  Offn.  Be: 
Übernahme  einiger  Güter  zum  Handlehen  musste  N 
N.  versprechen,  keine  .bärenden  Bäum'  umzuhauen 
1754,  THAad.  S.  noch  Läss  1  b  (Bd  III  1389),  Chirs 
Baum  (Sp.  1239),  ver-bannen  1  (Sp.  1279)  und  vgl 
Ber-Baum  (Sp.  1243).  —  ß)  von  Tieren.  ,[Die  Ab 
tissin]  sol  ouch  berndü  swin  und  masswin  ziehen  uf 
den  höfen.'  AAKönigsf.  ä.  Copialbuch.  S.  noch  Ger 
(Bd  II  401  o.).  —  2.  bere"  a)  mit  pers.  Subj.,  ertragen 
Er  hat  's  nid  'beret  ScHSt.  —  b)  unpers.  mit  unbest. 
Obj.,  ausreichen ;  Syn.  es  tuen.    Es  hat  's  nid  'beret.  ebd 

Mlid.  hirn.  Es  fallt  auf,  dass  SchSt.  in  Bed.  1  b  den 
Voc.  gedehnt,  in  Bed.  2  dagegen  die  alte  Kürze  bewahrt  hat. 
Eine  ähnliche  Differenzierung  zeigt  sich  z.  B.  im  Th  in  dem 
Verhältniss  von  bere*   Vb  zu    Bere"  Subst. 

über-:  refi.,  ,sich  übertragen',  d.  h.  zu  viele 
Früchte  bringen,  von  Bäumen,  auch  Weinreben  Ap; 
GFih.;  Sch;  Th;  ZW1.  Vgl.  sich  über-blüejen.  Wenn 
sich  de''  Böm  nnr  nit  überberet!  's  ist  nid  guet,  wenn 
sich  d'  Bäum  überbere'd;  si  g'end  's  nächst  Jär  derf'ür 
nüd.     Die  Beb  hät-sich  überberet  ZW1. 

er-.  Nur  im  Ptc.  , erboren':  l.wienhd.  .geboren.' 
XV./ XVIII.  (sehr  häufig).  ,Weri,  das  ein  kint  ein 
erbornen  vogt  hetti,  der  in  dem  tal  nit  sessi,  so  be- 
vogtet  es  ein  abt  mit  einem  ingesessen  talman.'  um 
1400,  UwE.  Öffnung.  ,Ein  erborner  Toggenburger.' 
Zwingli.  , Jesus,  in  dise  zyt  e.'  OWerdm.  1552;  dafür: 
,in  diese  weit  geboren.'  Herborn  1588.  Von  N.  N.  wird 
bezeugt,  dass  er  ,ehlich  e.'  sei.  1564,  Obw.  ,Von  edlem 
bluet  und  stammen  här  e.,  claro  sanguine  genitus. 
Blind  e.,  esecigenus.'  Mal.  ,Von  frommem  vatter  und 
mutter  e.'  DEcklin  1575/1667;  .gebohren.'  1736.  ,Die 
erbohrne  Landtlüt  und  nit  Undertanen  seindt.'  RCys. 
um  1600.  ,In  dem  Cirk  der  Eidgnosschaft  erborne 
Arme.'  Z  Mand.  1638.  ,Äg.  Tschudi  zu  Glarus  in  den 
Alpgebürgen  e.'  Sprecher  1672.  .Weil  sie  darauf  [auf 
die  evangelische  Religion]  e.  und  erzogen  sind.' 
JHTschcm  1749.  —  2.  gezeugt.  .Den  [König  Konrad] 
hat  er  [Kaiser  Friedrich]  bi  fro  Jola  von  Jerusalem 
e.'  Vad.  .Dann  der  vatter  den  söhn  von  ewigkeit  e. 
hat.'  Helv.  Conf.  1506/1644.  .Siner  Bastarten  einer, 
den   er   bi  einem  Kebsweib  e.  hatt.'    JJRüeger  1606. 

an-er-bore":  angeboren  ZO.,  S.  Das  ist-em  a., 
hat  er  von  seinen  Eltern,  von  einem  Talent,  einem 
Charakterfehler.  ,Mit  seiner  kraft,  so  im  von  natur 
a.  ist.'  Vogelb.  1557.     S.  auch  Fründ  2  (Bd  1  1304). 

ge-bSren:  hervorbringen.  1.  ein  Kind  g.  a)  wie 
nhd.  gebären.  Ich  wett,  ieh  rrär  nie  'bore"  ZSternenb. 
Zu-ische"  Bremgarten  und  Östere"  gibore",  dumm  Aa 
(Rochh.);  s.  aueli  Stier.  ,Sy,  die  den  antehristen  beren 
solt.'  Kessl.;  s.  ge-  (Bd  II  42  o.).  ,Ee  myn  kind  sind 
boren  worden.'  Ruep  1550.  ,Zue  der  arbeit  boren.' 
ebd.  .Venter  maturus,  zeitig  ze  gebären  oder  ze  ge- 
näsen, wenn  das  kind  im  muoterleib  yetz  schon  aus- 
tragt ist  und  geboren  sol  werden.'  Fris.  —  b)  vom 
Manne,    zeugen.     .Maximilian,    geboren    von    keiser 


1477 


Bar.  ber,  bir,  bor,  bur 


1478 


Fridrich  von  Osterrich.'  Edlib.  .Als  wenig  ein  mensch 
einen  engel  g.  mag,  also  wenig  mag  der  gefallen 
sündig  Adam  einen  unsündliehen  menschen  g.'  Zwingli. 
.Adam  hat  geboren  sün  und  töchteren.'  1530.  I.  Mos. 
,Wee  dem,  der  zue  seinem  vatter  spricht:  warumb 
gebirstu?'  1531/48,  Jes.  .König  Otto,  welchen  keiser 
Heinrich,  sein  vatter,  ee  er  an  das  reich  kommen 
were.  geboren.'  Vad.  ,Diser  Beroald  gebar  uss  sinem 
Gmahel,  Frow  Cathrinen,  Umbrechten.'  JJRüeger 
1606.  —  2.  Früchte,  Produkte  g.  .Hallow  gebirt  vil 
und  guoten  Wyn.'  JJRüeger  1606.  Blosse  Übertragung 
von  1  a  liegt  vor.  wenn  man  im  W,  sobald  sich  im 
Frühling  an  den  Reben  die  kleinen  Träubchen  zeigen, 
sagt:  ,üer  Wein  ist  geboren.'  .Am  9.  April  geborner 
Wein.'  W  Tagebuch.  ,Wann  eine  Zwiebel  [von  Hya- 
cinthen]  nicht  anhenken  will  und  unfruchtbar  ist,  so 
ritzt  man  mit  einem  Messer  unten,  wo  die  Würzlein 
ausschlagen,  auf;  ist  dann  noch  eine  Kraft  in  ihme 
zu  g.,  so  wirds  junge  geben.'  JCSclzer  1772.  —  3.  mit 
abstr.  Obj.  Das  hat  's  gibore",  Das  hat  es  (z.  B.  den 
Zwist)  verursacht  ApA.  .Dann  es  mir  oft  miner  con- 
scienz  ein  bsunderen  schmerzen  geborn  hat.'  Zwingli. 
,Das  wurde  in  den  unsern  grossen  Unwillen  g.'  1522, 
Strickl.,  Akt.  .Sollent  inen  keinen  nachteil  oder 
schaden  in  rechten  g.  noch  bringen.'  BossH.-Goldschm. 
,Die  Berg  und  Teler  geberend  vil  Lusts  und  Fröuden.' 
JJRüeger  1606.  En  Fähr  g.,  begehen  Z  (Spillm.). 
Er  hat  en  Fähr  gibore".  Der  Fäler  ist  da  scho"  gi- 
bore" g'si".  —  4.  refl.  Das  het-sich  gibore",  Das  hat 
sich  so  zugetragen  ApK.,  M.  (Tobler).  —  un-ge- 
berend.  ,Es  wird  nichts  ungebärends  und  unfrucht- 
bars  sein  in  deinem  land.'  1531,  Jes.;  dafür  1548: 
.unbärhafts';  1667:  ,missgebärendes.'  -  Zu  Bed.  1  —  3 
vgl.  lat.  partre,  zu  4  gr.  yi^VEoS-ai. 

an-ge-boren:  1.  a)  wie  nhd.  wohl  allg.  ,Sitmal 
der  mensch  sinen  nutz  und  er  us  nachangeborner 
[d.  i.  nach  dem  Sündenfalle  angeborner]  untrüwen 
art  suocht.'  Axsh.  —  b)  angestammt.  , Obiger  Traktat 
soll  auf  Stempelpapier  geschrieben  und  von  beider- 
seitigem angebornem  Siegel  bekräftigt  werden.'  Z 
Sattlerordn.  1804.  —  c)  ursprünglich.  ,Die  göttlich 
geschrift  hat  müessen  nach  sinem  [des  Papstes]  ver- 
stand wider  aingebornen  sinn  gezogen  werden.'  Kessl. 
—  2.  subst.,  der  Verwandte.  ,Das  ein  angeborner  und 
gesipter  dem  andern  wol  schänkung  tuon  möge.'  1526, 
Z  Rq.  .Herzog  Sigmund  von  Osterrych  als  ein  ange- 
borner des  kaisers.'  Ansh.  ,Der  küng  von  Frankrich 
als  angeborner  Philipps   von  Savoyen.'    ebd.  —  Zu  2 

vgl.    lat.   agnatus. 

lands-geboren:  eingeboren.  .Das  mer  ward, 
man  sölt  [zum  Bischof  von  Sitten]  einen  landsgebornen 
nemen,  der  anheimsch  blibe.'  Ansh. 

Ge-berer:  Erzeuger,  Vater.  .Des  herzogen  ge- 
I  bärer  und  vatter.'  1473,  Absch.  ,Der  gebärer,  vatter, 
I  schaffer,  generator,  procreator,  genitor.'  Mal. 

Gi-beri  f.:  Gebäranstalt  ZStdt  (vulgär). 

berhaft:  fruchttragend,  fruchtbar.  1.  von  leben- 
jden  Wesen.  ,ünd  wüssend  wol,  dass  bärhaft  oder 
lunbärhaft  syn  von  Gott  kumpt'  HBüll.  1540  (vom 
cEhstand).  .Das  maultier  ist  nit  b.'  Tierb.  1563.  ,Es 
i  was  ein  zeitliche  schmach,  wenn  eine  [Frau]  nit  p. 
ilwäs.'  LLav.  1582.  .Berhafte  Frawen,  wolgestalt.' 
(HRRebm.  1620.  .Weliche  Frouw  unfruchtbar  ist,  die 
soll  den  Brantenwyn  dick  [oft]  niessen,  so  wirt  sie  b. 


darvon.'  um  1659,  ZElgg  Arzneib.  —  2.  von  Bäumen 
(und  Reben)  „Sch;"  Tb;  ZDättl.,  Wl.  Berhafti  Schoss 
[Rebschosse]  ZW1.  .Surculus,  surkel,  schoss,  das  b. 
.In  den  urhowen  sollen  all  b. 
krissböum  und  eichen  beim  eid 
AaZ.  Dorfr.  .Niemand  soll  keine 
bir-,  öpfelbäum  oder 
ScuNeuh.  Offn.    .Ge- 


ist'   Ebinger  1438. 
böm,  als  öpfel-,  bir- 
verboten  sein.'  1550, 
bärhafte  bäum,  es  seien  kriess- 
andere  b-e  bäum  abhauen.'  1554 


nerosse  arbores,  b.  böum,  die  vil  frucht  gebend.'  Fris.  ; 
Mal.  .In  kriegen  werdend  die  reben  zerstrielt,  aus- 
geschlagen, die  b-en  böum  verbrennt.'  LLav.  1582. 
.Alle  b-e  Obst-,  Öpfel-,  Biren-  und  Criessbäum  sampt 
den  Eichen  sollen  an  1  Pfd  [Busse]  verpoten  sein.' 
1671,  AAKadelb.  .Beerhaft,  frugifer.  Arbor  generosa, 
ein  berhafter  Baum.'  Denzl.  1677;  dafür  1716:  ,nehr- 
hafter  Baum.'  , Welcher  dem  andern  Aichen  oder  sonst 
berhaftig  Böm  abhowt.'  1742,  Th. 

un-berhaft:  unfruchtbar  „Sch;  Th."  , [Die  Hexe] 
hab  des  müllers  dochter  unbärhaft  gemacht.'  1522, 
Ansh.  .Ich  bin  unfruchtbar  und  u.  gewesen,  hab  einen 
mann  30  jar  gehebt.'  1531,  IV.  Esra.  .Wenn  etwa 
eine  [Frau]  u.  oder  unfruchtbar  was.'  HBcll.  1540. 
.Dann  ich  [Zacharias]  bin  alt,  myn  husfrow  unber- 
haft.'  Aal  1549.    ,Wo  man  kolen  in  maultierhaut  eim 


bleibt  sy  u.'  Tierb.  1563. 
Fris.;  Mal.  .Sein  Ehe- 
mit   einem  Trank.'   RCvs. 

I  Fruchtbarkeit.    HBüll. 


weib  anhenkt  an  arm,  so 
,Sterilis,  u.,  unfruchtbar.' 
gemahel  ward  u.  gemacht 
um  1600. 

(Un-)Berhafti   f.:    (Un 
1540. 

berig:  1.  fruchtbar,  reichlieh  (jedes  Jahr)  tragend 
ApK.,  M.;  GTa.,  Oützw.;  Th;  ZSth.;  zumeist  von  Bäu- 
men, aber  auch  von  andern  Pflanzen:  e"  b-i  Böse' 
[Rosensorte]  GOUtzw.  Vom  Erdboden:  en  b-en  Acker 
GTa.,  en  b-er  Platz,  eine  üppige  Stelle  Ap.  Scherzh. 
auch  von  kinderreichen  Frauen  GTa.  —  2.  von  den 
Knospen  der  Weinrebe,  wenn  sie  glatt  und  weiss  sind, 
im  Gegs.  zu  den  durch  Frost  braun  und  flaumig  ge- 
wordenen: Frucht  versprechend  AaB.  Wenn  d' Bolle" 
a"  de"  Bebe"  b.  sind,  se  giH  's  vil  Wi*. 

Ahd.  (bei  Notker)  birig,  fruchtbar.  Der  Voc.  unsres  W. 
erklärt  sich  aus  dem   Einfluss  des  Vbs. 

milch-:  ergiebig  an  Milch  Ap. 

Bere-  e  .UBb.,  Z.  1815;  BBe.,  Br.,  Kirchb.,  Si.;  Gl; 
GRObS.,  Pr.,  Sch.;  ScHStdt;  ThHw.,  Müllh.;  ZBenk., 
Rafz,  Sth.,  sonst  Bere"  —  f.  (bei  Spreng  m.)  —  Dim. 
Berli  Ap;  B;  Z:  1.  a)  Tragbahre  (bes.  für  Steine)  Aa 
Wohl.,  Zein.;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  GKObS.,  Pr.,  Sch.;  L; 
GW..  We.;  Sch;  ThHw.;  Ndw;  Z.  RA.:  ,Die  Bahre 
immer  am  schwereren,  den  Stecken  am  dreckigen  Ort 
nehmen.'  ß  Hink.  Bote  1899.  ,Die  bärren,  darauf  man 
etwas  tragt,  feretrum,  capulum.'  Mal.  ,Feretrum,  ein 
totenbar  oder  baren,  darauf  man  etwas  tregt.'  Fris. 
,Dem  Wagner  Manz  von  der  Bären  zu  verbesseren 
6  ß.'    1687,  Zubers  Tageb.     Spec,    Totenbahre   GrD. 

—  b)  an  der  Kellerdecke  hangendes  Gestell  zum  Auf- 
bewahren der  Brotlaibe  Aa  (Hürbin).  Syn.  Hurd, 
Tragen.  —  c)  =  Bär  b  (Sp.  1432)  Aa;  Bs;  B;  L;  SL.; 
Th;  Z.  ,Ein  Kalb  und  eine  junge  Ziege,  denen  man 
auf  der  Bare  des  Wagens  ein  Bettlein  gemacht  hatte.' 
Breitenst.  Wir  Strit  a'fangt  [auf  dem  Wagen],  de" 
tuet-men  in  Bären  abe".  Der  Unabhängige  1865  (ZUst.). 

—  2.  a)  einrädriger  Schubkarren  (für  Gras  usw.),  von 
der  Bcnne"  (s.  Sp.  1290)   meist  unterschieden   durch 


1479 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


1480 


das  gerippte  Gestell  mit  oder  ohne  niedrige  Wände 
Aa;  ApK.,  Lutzenberg;  B;  GrD.;  L;  GSa.;  SG., 
NA.;  Z.  Syn.  Charten  (Bd  III  423).  In  THEgn.  = 
Binnen  4  (das  die  dortige  MA.  nicht  kennt).  .Hatte 
er  endlich  eine  Bahre  Futter  zusammengekratzt  [und] 
davon  in  den  Bahren  geworfen.'  Gottb.  —  b)  zwei-, 
auch  dreirädriger  Karren  oder  Schlitten  mit  offenem 
Kasten,  meist  zum  Fortschaffen  von  Dünger  Grü. 
(Tsch.).  —  3.  Bare'  m.,  Krippe,  Barren  für  Schafe 
und  Ziegen  GRTschapp.;  WRanda  (Ober-Bare*).  Bari 
n.,  kleiner  steinerner  Futtertrog  für  Pferde  WStalden. 

Mild,  ber  f.,  ahd.  "b'tra  (Stamm  berö-),  Nomen  instr.  zur 
Wz.  ber  oder  zum  Präsensstamm  von  beren,  tragen  (s.  d.); 
gebildet  wie  Breche*,  Binde*,  Trage*  usw.  Daraus  entlehnt 
frz.  biere.  Von  dem  nebenhergehenden  urspr.  syn.  Bär  (mit 
anderer  Ablautstufe)  hat  sieh  unser  W.  in  der  Bed.  differen- 
eiert;  nur  ausnahmsweise  stehen  Beide  gleichbed.  neben  ein- 
ander. Über  lautlichen  Zsfall  mit  Ber  II  s.  d.  Im  Übrigen 
berührt  sich  das  W.  begrifflich  nam.  mit  B'enne*.  Zu  3 
vgl.   Bore*. 

GülleB-Bere11:  Schubkarren  mit  Kasten  (von  der 
Form  eines  offenen  Fässchens),  für  Jauche  AaBI).,  F.; 
ZKn.  Syn.  G. -Binnen  (Sp.  1291).  ,Ein  Stosskarren,  ein 
Güllenbären,  4  unterschidliche  Taussen,  ein  Gon,  ein 
Korb,  8  Zeinen  und  Kräften.'  1818,  ZcUÄgeri  Kaufbr. 

—  Gras-:  1.  Tragbahre  für  Gras  GrA.,  Seh.  — 
2.  =  Gätterli-Charren  (Bd  III  424)  AaBI).,  F.,  Z.;  Bü.; 
ZS.  ,Uli  fuhr  mit  seiner  Gr.  nach  Hause  und  liess 
Anne  Liese  im  Klee  stehen.'  Gotth.  —  Heu-:  =  dem 
Vor.  2,  für  Heu  BU.  —  Herd-:  Schubkarren  zum 
Fortschaffen  von  Erde  BU.  (gew.  dim.  H.-Berli);  Schw; 
ZS.  —  Chat  Chöd-:  =  äem  Vor.  THEgn. 

Mist-:  Bire*  zum  Fortschaffen  von  Mist.  1.  Trag- 
bahre B;  GWe.,  barella  pel  letame  PA1.  Gang  gei  ä" 
Mistbiru*,  denn  wier  muessi  putze*  den  Gode*  [Stall]. 
Giordani.  ,Gerula,  müstber  vel  nutrix,  portatrix.' 
Ebinger  1438.  —  2.  Schubkarren  (mit  Kasten)  AaBI).; 
BU.;  S;  ZS.  ,Die  Rechten  seien  an  einander  gekom- 
men, sie  schickten  sich  zusammen  wie  Mist  und  Mist- 
bäre',  von  zwei  Eheleuten.  Gotth.  —  3.  für  ein  ein- 
faches Gespann  bestimmter  Schlitten  oder  zweirädriger 
Wagen  mit  offenem  Kasten  GrD.  —  Mhd.  mist-bir. 

Böckli-:  =  (?ras-J5.  AAßb.  —  B ü " - :  =  M ist-B.  2 
LG.  —  Brettli-:  Schubkarren  mit  Bretterkasten 
(statt  wie  die  Gras-  oder  Stöss-Biren  mit  geripptem 
Gestell)  AABb.  —  Brot-:  =  Beren  1  b  Bs  (Spreng). 

Rad-:  Schubkarren  Bs  (Spreng).  S.  auch  Schalt-B. 
,Axes,  sarculos  et  ccenovectrices,  id  est  radberren  und 
tröglin,  do  man  grund  mit  usstreit.'  1473,  Bs  Chr.  — 

Mhd.    rade-ber;  vgl.   engl,   wheelbarrow. 

Redi-:  zweirädriger  Schubkarren  S.  —  Lies  Re- 
dig-B.;  vgl.    Redig   und   liedig-Bennen  (Sp.  1291). 

Sand-:  Schubkarren  für  Sand.  ,1  pfd  15  ß  gab 
ich  N.  N.  urnb  ein  kalchkasten,  ouch  drei  stein-  und 
sandbären.'  1541,  Z Grün.  Amtsrechn.  —  Schieb- 
UwE.,  Schub-  ZRüml.,  Schub-  ThMüIHi.:  Schubkarren, 
in  UwE.  zum  Unterschied  von  der  Stöss-Biren  mit 
einem  Leitergestell. 

Schalt-:  =  dem  Vor.  Ap;  G  (auch  1799);  Sch;  Th; 
ZBenk. ;  =  Sch.-Bennen  THEgn.  ,Ein  Räderfuhr,  sie 
habe  entweder  ein  Rad  als  ein  Schaltbären  (Schub- 
karren, Radbären),  oder  seie  zweirädig,  ein  Karren.' 
Spleiss  16(37.  ,So  vil  ihrer  zween  Träger  an  einer 
Stang  können  tragen,  das  kann  einer,  wann  er  den 
Last  auf  eine  Sch.  gelegt,  vor  sich  her  stossen.'  ebd. 

—  Mhd.   arhalt-bir. 


Schürg-:  Schubkarren.  AaZ.  1815.  —  B"- 
schütti-:  =  B.-Binnen  THEgn.  —  Schläuf-:  sehr 
grosser,  auf  drei  Blockrädern  gehender  Schubkarren, 
namentlich  beim  Düngen  an  Halden  verwendet  GrD. 
Syn.  Zug-B.  —  Schwinge"-:  =  Böckli-B.  ÄAÜättw. 

—  Stei"-:  1.  starke  Tragbahre  für  Steine  ApHeid., 
Walz.;  B.  Syn.  Stein- Bär.  ,Umbe  zwo  steinberen 
14  ß.'  1382,  B  Stadtrechn.  —  2.  (langer,  einrädriger) 
Schubkarren  der  Steinmetzen  und  Maurer  zum  Führen 
von  Steinen  ApWalz.;  Bs;  Z.  —  Stöss-:  Schubkarren 
für  Gras,  Mist,  Jauche  usw.,  je  nach  der  Verwendung 
mit  verschiedenartigem  Gestell  oder  Kasten  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  GrD.;  L;  GSa.;  Sch;  Schw;  Nnw;  Zg;  ZS. 
Vgl.  Stöss-Bennen  (Sp.  1292).  Hie  [in  BO.]  möcht-i'h 
allwig  auch  nit  büre*;  nit  e'möl  mit  der  St.  chönne* 
s'  uf  d's  Land  fare*.  Marti  1898.  ,1m  Tenn  hat 
keine  St..  geschweige  denn  ein  Wägelein  oder  Karrli 
Platz.'  Gotth.  .Die  Bursche  fuhren  St-en  hochaufge- 
türmt mit  wohlriechendem  Kühdreck  auf  die  gewal- 
tigen Misthaufen.'  ebd.  ,Umb  ein  rat  an  stosberen 
5  ß.'  1400,  ZFraumünster  Rechn.  .Bannen,  St.  oder 
Kärrlein  [unter  Kriegsbedarf].'  Kriegsb.  1644.  Für 
,3  St.  zahlt  4  GL'  1657,  LE.  .Schubkarch,  Stoossbär, 
pabo,  unirotum  vehiculum.'  Red.  1602.  ,St.  zum  Schan- 
zen und  Gräben  ufzewerfen.'  1674,  Absch.  .Pabo, 
Rad-,  Stossbären.'  Denzl.  1677;  1716.  .Eine  neue  St. 
ohne  Rädli  4  fl.  11  ß.'  1806,  Z  Haushaltungsbuch.  — 
Töte»-:  Totenbahre  BU.;  PAL  —  Trag-  AALeer., 
Wohl.;  Bs  (lt  Spreng  m.);  Gl,  Trag-  AaF.,  Ke.;  GrPt., 
Sch.;  LE.;  GSa.;  Th;  UwE.;  W;  ZO.,  S.,  Sth.:  Trag- 
bahre. Dert  [in  jenem  Wirtshause]  heig-er g 'fresse*,  zwe 
hätte*  's  nit  uf-ere*  Tragbare*  dänne"  dreit.  1798,  LE. 
Hirsmontagsbr.  ,5  ß  umb  ein  tragbaren.'  1580,  ZGrün. 
.Bring  mir  die  Tragbären  her  [um  die  Leichen  weg- 
zuschaffen].' GGotth.  1619;  nachher  .bringt  d' Por.' 
ebd.  —  Trucke"-:  Schubkarren  mit  Kasten,  zum 
Transport  von  Mist,  Jauche  usw.  BE.  (Dim.);   L;  Z. 

—  Wage"-:  =  Beren  lc  Aa;  Bs;  Th;  Z.  ,1  grosser 
vierspänniger  Steinwagen  mit  einer  Wagenbähre.'  BsL. 
Ztgsanzge.  —  Ge-wand-:  Gestell,  worauf  die  nasse 
Wäsche  vom  Waschhaus  zum  Auf  hängeplatz  getragen 
wird  BBe.,  Hk.  —  Wösch-:  =  dem  Vor.  BU.  ,Bald 
wird  [bei  einer  Versteigerung]  ausgerufen  ein  Spinn- 
rad,  ein  Erdäpfeldrücker,    eine  Waschbahre.'    Gotth. 

—  Zug-:  (meist  von  Personen)  gezogener  grosser 
dreirädriger  Karren  mit  Kasten,  worin  Dünger  aufs 
Feld  geführt  wird  GrD.     Syn.  Schläuf-B. 

bore"  II:  1.  (bire*  Th;  Z,  dim.  berele"  Th;  Z,  birle* 
B;  L;  Z)  mit  einem  Schubkarren  fahren,  führen.  Mer 
irend  das  Gras  nüd  hei'"  berle",  mer  wend  lieber  's  Vi" 
ni*  und  de*  Wage*  ZZoll.  Wenn -nie*  muess  miste* 
und  de*  Mist  use'bärle*,  streue*  usw.   L  Nachr.  1865. 

—  2.  (beren)  mit  Anstrengung  tragen,  dann  übh.  sich 
an  etwas  abmühen  BBr.  Si  hein  lang  dran  umha* 
päred. 

Berete"  f.:  1.  eine  Beren  voll  AALeer.;  B;  GrD.; 
S;  Th.  Herdöpfel,  Rüebli  und  Grenchc'ivi*,  von  Nie- 
derem e*  ziligi  Bärete*  S  (Schild).  Mir  werden  ab- 
dätscht  [verregnet],  eb-mer  numen  ou'h  es  Bäretli  Gras 
händ  AaSuIit.  .Jakobli  war  14  Jahre  alt,  hatte  noch 
nie  eine  Bähreten  Gras  gemäht.'  Gotth.  S.  auch  in- 
machen  (Sp.  41).  ,Zum  fünften  soll  er  [der  Rathaus- 
wirt] dem  Pfarrherr  zu  dem  Pfrundgarten  20  Bäreten 
s.  h.  Buw  uss  dem  Ratstall   ze  geben  schuldig  sein.' 


1481 


Bar.  ber,  bir,  bor,  bur 


HS'J 


GrD.  LB.  —  2.  ein  grosses  Quantum  B,  ,copia  rei.' 
Id.  B.     E"  B.  Obs,  eine  ganze  Menge  Obst. 

ent-bere"  ■  imipfrc":  1.  ohne  etwas  sein,  auf  etwas 
verzichten,  etwas  unterlassen;  gew.  mit  Gen.  i.  Spr. 
(XIV.  XVI.).  Selten  abs.  ,[N.  X.]  sprach:  wend  ir 
nüt  enbern.  so  gand  mit  uns  herab  uf  die  wisen  und 
land  uns  enander  fersuochen.'  1385,  Z  Kats-  u.  Richtb. 
,Krej  [gemeint  ist  das  Etschland,  das  unter  dem  Bild 
einer  Krähe  vorgestellt  wird,  die  in  das  Gebiet  des 
Bündner  Steinbocks  ausgeflogen],  du  hetest  wol  em- 
born,  wärest  bliben  in  dinem  nest.'  1499,  Gr  Lied.  ,lch 
wollt  dem  herren  wol  vorlesen,  wie  du  füerst  so  ein 
schantlich  wesen,  dass  d'  wölltist,  du  hettist  emboren.' 
Ruef  1540.  In  der  lebenden  MA.  in  eingeschränkter 
Verwendung  wie  nhd.,  doch  kaum  irgendwo  recht  volks- 
tümlich; dafür  meist  äar-ä/nt  sin  (Bd  I  263).  —  2.  ver- 
missen Z.  J«*  ha"  de"  Wetzstei"  vergesse";  ich  e"'peren-e" 
recht.     Si  e"'pere"d  de"  [gestorbenen]   Vatter  schulich. 

Wol-  Wülepe2re":  Eigenname.  1.  in  den  Jahren 
1666  —  68  in  ZStdt  angelegtes  Pumpwerk,  durch  das 
die  .kleine  Stadt-  mit  Wasser  versorgt  werden  sollte, 
und  das  einen  Brunnen  auf  dem  Lindenhof  und  mehrere 
im  Thalacker  —  doch  nur  mangelhaft  —  mit  Sod- 
wasser speiste;  der  Name  zuerst  auf  dem  Gessnerschen 
Bruunenplan  vom  J.  1726.  ,Der  Brunnen  auf  dem 
Lindenhof  und  alle  die.  so  im  Thalacker  von  dem  sog. 
Wohlentbehren  laufen,  laufen  nur  zur  Sommerszeit.' 
1760,  Z  (Über  den  zweckm.  Gebrauch  der  Feuerspritze). 
—  2.  im  W.,  kleines  Haus,  urspr.  Jagdhaus,  in  ein- 
samer Waldwiese  ZKüsn.  ,Wolentbären.  Ein  Haus 
und  Güter  in  der  Pfarr  und  zürcherischen  Übervogtei 
Küssnacht.'  Leu,  Lex. 

Zu  1  vgl.  auch  N.  Z  Ztg  1899,  Nr  259/64.  Den  Aus- 
gangspunkt des  eigentümlichen  W.  dürften  Wendungen  wie 
Dan  ebönnt-mt"  wol  ^"'pert"  gebildet  haben,  worin  sich  das 
Urteil  über  die  unzweckmässige  oder  entbehrliche  Anlage 
kund  gab.      '2  dürfte  eine  Nachahmung  von   1   sein. 

Berenizin.:  verderbliche  Krankheit.  Si  g'hebt-sich, 
a's  winn-si  d's  B.  hett,  von  einer  hypochondrisch  kla- 
genden Person  GSa.  —  Lat.  Ursprungs  (ans  pernieiet)  wie 
Ettiken  (Bd   I   599),  ,Pest'  ua. 

beringgle":  Name  eines  Kartenspiels  mit  3,  4  oder 
mehr  Teilnehmern.  Alle  Sechser.  Siebner  und  Achter 
werden  aus  dem  Spiel  entfernt,  auch  der  Schellen- 
bube wird  bei  Seite  gelegt,  zählt  aber  beim  , Weisen' 
mit.  Jeder  Teilnehmer  erhält  4  Karten.  Zwei  gleich 
hohe  Karten  mit  dem  Schellenbnben  zusammen  heissen 
Bens  und  zählen  3  Punkte;  zwei  .Bern  in  einer  Hand 
werden  Tojjpel-Beris  genannt  (6  Punkte),  drei  Karten 
der  selben  Farbe  FIuss  (6  Punkte)  und  3  oder  4  gleich 
i  hohe  Karten  G'riert  (8  Punkte).  Die  höchste  Schelle 
im  Spiel  zählt  1  Punkt.  Gespielt  wird  nur,  wenn 
keine  der  genannten  Kombinationen  .gewiesen'  wird; 
wer  alle  Stiche  macht,  hat  den  Marsch  und  schreibt 
|2  Punkte  ZRichtersw.  f 

Beritsch  Bäritsch:  Name  der  Gutedeltraube  und 
ijihrer  Abarten  BBiel.  Syn.  Chlepfer  7  e  (Bd  III  678), 
ViSprützer.  ,Eine  Gattung  Reben,  geben  grosse  weisse 
|ITrauben  und  Bere,  werden  zu  Herbstzeit  schön  gelb, 
dieselben  werden  am  Bieller  See  Berritsch  genennet.' 
|Rhag.  1639;  s.  Guet-lüter  (Bd  III  1515).  —  Bäritsch, 
Same  einer  Abteilung  der  Bieler  Weinberge. 

Bir  Bi'r  (PI.  Blsre")  .-ULeer.  (Ber  neben  Bire", 
?h  Bere;   Bire");   ZB.,  Bai.,  0.,  S„    Bire",    seltener 


Bi*re"  (PI.  unver.)  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  GA.;  S; 
Tb;  Zg;  ZDättL,  Kn.,  Biere"  GiiChur,  Fan.,  He.  -  f., 
Bin  (PI.  Birini)  n.  PA1.  —  Dim.  Bireli  Gl;  GA.,  sonst 
meist  Birli,  in  GrLuz.  Bireggi:  1.  Birne,  allg.  Die 
best  Bir,  Birnsorte,  Colmar  d'ete  Th.  ,Unzweiet  Biren.' 
ZZoll.  1808.  Die  verschiedene  Wertschätzung  von 
Birne  und  Apfel  spricht  sich  in  der  RA.  aus:  ,Er  hat 
ein  Birren  verlanget,  aber  einen  Apfel  bekommen,  ex- 
tenuata  illius  spes.'  Mey.,  Hort.  1692.  Gueti  Bire", 
Tafelbirnen  Th.  Bire"  wie  Fige",  (rohe  oder  gedörrte) 
Birnen  von  vorzüglicher  Qualität  ZZoll.  Die  Birnen 
liefern  nicht  nur  ein  sehr  geschätztes  Getränk,  den 
sog.  Bire"-Most  (s.  Sp.  541  ff.),  sondern  sie  bildeten, 
namentlich  gedörrt,  früher  mehr  als  jetzt,  auch  ein 
wichtiges  Nahrungsmittel  besonders  der  Landbevölke- 
rung. ,1m  Winter  hatte  man  oft  Habermues  mit  teigen 
[in  ZZoll.  gedörrten]  Birnen  zum  Morgenessen'  Th 
(Sonntagsbl.  der  Th  Ztg).  ,Gabind  min  Herren  all  tag 
den  schützen  zur  abindürten  wins  zu  trinken  gnueg, 
darzuo  guot  simlen,  guet  kess  und  biren  und  pfersich.' 
Edlib.  N.  N.  beklagte  sich  vor  Gericht,  sein  Sohn 
müsse  bei  dem  Kost-  und  Lehrherrn  Hunger  leiden:  .am 
Morge  gebe  es  ein  düns  Müessly  und  wenig  Brocken 
darin  und  sygend  ihrer  viere  darzu,  und  zu  Mittag 
etwan  ein  Krautbrei;  es  beschüsse  aber  nüt,  wenn  er 
schon  ein  oder  vier  Birren  darzu  habe.'  1629,  ZElgg 
(KHauser  1895).  ,Die  Bieren  sind  so  mild  als  Schmalz; 
wer  die  gern  isst,  der  spart  das  Salz.'  Bs  Ausruf  bilder. 
RAA.  E"  Bire"  ha"  für  dranne"  z'  süge",  sein  Schäf- 
chen im  Trocknen  haben  BS.;  vgl.  frz.  avoir  une 
poire  pour  la  soif.  D'  Bire"  sl"  noeh  nid  zltig,  die 
Gelegenheit  ist  noch  nicht  da  B.  D'  Bire"  schütte", 
■teil  si  rif  sind,  das  Eisen  schmieden,  weil  es  warm 
ist  Gl.  Die  beste"  Bire"  sind  g'schütt(l)et,  z.  B.  bei 
nahendem  Alter:  die  besten  Jahre  sind  dahin  Gl.  ,Ich 
habe  schon  manche  Birne  reif  werden  sehen,  und  wenn 
sie  reif  gewesen  sind,  so  sind  sie  von  selbst  herunter 
gefallen,  ohne  dass  ich  geschüttelt  habe.'  Sch  Pilger. 
Er  mues'  go"  Bire"  schüttle"  (Sprww.  1869).  i"  d'  Bire" 
gä"  AaF.,  Ke. ;  ZW.,  rauss  sterben;  vgl.  Holz-B.  Eim 
(heimli'hJ  a"  d'  Bire"  gö°  1)  im  eig.  S.,  Birnen  stehlen 
Th;  Z.  —  2)  bildl..  dessen  Mädchen  besuchen  S;  vgl. 
Xxss  (Sp.  826),  Uneben.  .Einer,  der  in  den  Birnen 
gewesen,  [zahlt]  5  g  [Busse].'  1552,  ZElgg.  Der  Erst 
bim  Baum  list  d'  Biren  üf  ZZoll.  D'  Brunne'Use" 
hat  g'sät:  Lueg  d'  Biren  a"!  zu  Jmd,  der  eine  gute 
Ware  zu  teuer  findet;  s.  Sprww.  1824,  67.  's  isch  vo" 
dine"  Bire",  Zurückweisung  Jmds,  der  uns  einer  Sache 
beschuldigt,  die  ihm  wohl  selbst  nicht  fremd  ist  Aa 
Suhrental.  ,Er  wird  ihm  nit  trauen,  sagte  Eisi,  er 
werd  's  a"  sine11  Bire"  abne"  [indem  er  auch  nieman- 
dem zu  trauen  pflege].'  Gotth.  Er  nimmt  ('s)  a"  sine" 
Biren  a*  (ab),  wie  ander  Litte"  (irij  teigge'd,  beurteilt 
Andere  nach  seiner  eigenen  Denk-  und  Handlungs- 
weise ÄASt.,  Wohl. ;  Z.  Me"  g'sehd  a"  de"  eigene"  Bire", 
wie  andrer  Lite"  deigi'd  Obw;  vgl.  Gr.  WB.  II  40. 
Si"  wie-n-e"  teig(g)i  Bire",  aufgedunsen,  mit  schwam- 
migem Fleisch  behaftet,  vom  menschlichen  oder  tie- 
rischen Körper  BsStdt;  B;  Th.  Ja,  g'schisse"  Bire" 
sind  dreckt f.igg!  derbe  Abfertigung  Z.  .Die  wider- 
töuffer  stellend  ir  unwüssenheit  der  wält  als  ein 
wüssenheit  für,  grad  als  solle  man  nit  merken,  wo 
die  byren  im  sack  teig  sygend.'  HBull.  1531.  ,Henk 
den  mantel  nach  dem  wind,  dann  mit  gross  herren 
iss    nit   biru:    die    stil    werfend   s'  dir   an    die   stirn.' 


1483 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


1484 


Holzwart  1571.  ,Esse  deine  Birren  allein,  so  nimt 
dir  sie  niemand.  Wann  eine  gute  Birren  von  dem 
Baum  fällt,  will  sie  ein  jeder  selbst  essen.'  Met.,  Hort. 
1692.  Statt  der  Trauben  in  der  Fabel  vom  Fuchs: 
.Dir  ist  wie  dem  fuchs;  weist,  wie  er  der  biren  nit 
wollt.'  Zwingli.  S.  noch  üf-hin  (Bd  II  1325),  Hand 
(ebd.  1380).  Im  Kinderlied  vom  faulen  Knecht  Jag- 
geli:  J.  trott  go"  (d'J  Birli  schüttf IJe",  d'  Birli  wend  nüd 
falle'  usw.;  s.  Tsch.  80;  Staub,  Kinderbüchlein  1853, 
17.  Bir  am  Stock:  man  nimmt  ein  Tischmesser  in 
der  Mitte  zwischen  die  Finger  und  lässt  die  beiden 
Enden  mit  einer  gewissen  Kunst  auf  den  Tisch  auf- 
schlagen; dazu  spricht  man,  Takt  und  Klang  des  auf- 
schlagenden Messers  nachahmend,  wiederholt  die  an- 
geführte Formel  ZZoll.  Spec.  türri  B.  (in  Gr  und 
auch  sonst,  bes.  im  PI.,  als  Zss.  Türr-Bire"),  gedörrte 
Birne.  Für  e"  Bir  z'  tere"  brückt  's  es  Chläfterschit 
ZZoll.  Dürre  Birnen  dienten  mit  Brot  als  Zwischen- 
mahlzeit bei  der  Feldarbeit,  auch  als  Wegzehrung, 
Kinder  nahmen  sie  zum  Z'nilni  mit  in  die  Schule; 
mit  dürren  Birnen  beschenkt  man  brave  Kinder  bes. 
am  Vorabend  des  Nikiaus-  oder  Neujahrstages  Zg;  Z; 
vgl.  Leckerli,  (BJ  III  1248).  Us  dem  se'be"  schwäre" 
Trog  use°  het-er  amel  Schnitz,  düer  Berre"  ond  Nöss 
öbercho",  wo-n-er  noch  chli"  g'si"  ist.  Haüsfrd  (Th). 
.Meine  Tanten  sollen,  wenn  sie  auf  einen  Märit  gien- 
gen,  immer  ein  Stück  Brot  und  einige  dürre  Birnen 
im  Sack  gehabt  haben.'  Gotth.  S.  auch  Biren-Pitten, 
-Brot,  -Weggen,  ferner  B.-Schnitz,  -Stückli.  Eine 
Gegend  des  Kantons  Zürich  mit  ausgedehntem  Obst- 
bau hiess  man  das  ,Dürrbirenland.'  Schweizerbote 
1818,  177  b.  Auf  der  Fahne  von  ZGÜberwyl  waren 
neben  dem  Schutzpatron  St  Nikolaus  ein  Schwein,  ein 
Fisch  und  gedörrte  Birnen  dargestellt.  Von  Bruder 
Klaus  heisst  es:  Er  fastete  schon  in  seiner  Jugend 
,die  vasten  uss  alle  tag,  dass  er  nüts  ass  dan  zum  tag 
ein  kleins  stückly  brot  oder  ein  wenig  türrer  bim.' 
1488,  UwSachseln  Kirchenb.  Usg'seh"  ime-n-e"  türri 
B.,  von  einem  zsgeschrumpften,  magern  Menschen 
ZZoll.  Türr  Bire"  g'end  (e"J  guets  Bluet  mTH;  ZO.,  S. 
Oppis  z'  verlese"  ha"  wie  türr  Bire",  grossen  Vorrat  an 
Etwas  haben  Th.  Ich  gäb-e"  [den  Isaak]  nit  um  hun- 
dert dür  Byre*,  beteuert  Abraham.  1743,  L  Spiel;  vgl. 
Zwetschgen.  S.  auch  Hutz-Gür  (Bd  II  412).  Birnen 
werden  auch  gebraten ;  vgl.  Biren-Bräten.  ,Wenn  die 
Hex  das  gekönnt,  so  muss  sie  mehr  als  Biren  braten 
gekönnt  haben.'  Heutel.  1658.  —  2.  birnenförmiges 
Gefäss,  Schmuckstück  usw.  .Ein  silberne  verguldte 
verdeckte  Birren.'  1600,  L  Silberschatz.  ,Ein  ganz 
vergulte  Biren  sampt  dem  Teckel,  daruff  ein  Kindlin, 
ein  Vögelin  in  Händen  haltend.'  1649,  ebd.  ,Dem 
Carlin  [testiert]  eine  vergulte  Biren  sambt  dem  Deckel.' 
1658,  Gpd.  ,Ein  Paar  goldene  Bieren  Ohrenbehäng.' 
1789,  Inv.  —  3.  membrum  virile  Th  (Kdspr.).  Hieher 
wohl:  Si  cha""  die  Bire"  schütte".  Sprww.  1869,  102. 
-  4.  von  Personen.  Kosew.  für  Kind  B  (Zyro).  E" 
earti  B.,  von  einem  zarten  Frauenzimmer  Z.  E"  Türr- 
bir  =  Türrbiren- Heini  (Bd  II  1315)  Z.  —  5.  scherzh., 
Stoss  mit  dem  Knie  BHk.  Vgl.  Chnüiv-B.;  Biren- 
Stunggis,  -  Weggen. 

Mini,  bir,  PI.  bim.  Unser  zweisilbiger  Sg.  Bire"  ist 
eig.  PI. -Form.  Biri  ist  formell  Dim.,  aber  nicht  mehr  als 
solches  gefühlt;  vgl.  Chirri.  Ältere  Schreibungen:  Sg.  ,Bir.' 
Denzl.  1677;  1716  (neben  ,Birn');  Vestib.  1692:  SHott. 
1702,  ,Birr.'  JKCram.  1774.    PI.  ,Biren.'  Boner;  1371/91,  Z; 


1586,  SchwE.;  Zicgler  164",  .Birren.'  Haimonsk.  1531  (p-) ; 
FHaffner  1666;  Wurstisen  1765;  HPest.  1783;  XVIII.,  Z 
Kochb. ;  1809,  Z  Haushaltungsb.,  ,Byren.'  Mal.;  Tierb.  1563 
(p-):  Practica  1564:  JJBreit.  1629,  ,Bieren.'  Wurstisen 
1580;  Carolina  1734.  In  der  RA.  i"  d'  Bire"  gä",  sterben, 
neben  der  gleichbedeutendes  i*  '«  Birch  ga"  steht,  ist  eben 
deswegen  viell.  Bin"  eig.  =  Birken,  d.  h.  als  PI.  von  Birch  f. 
(s.  d.)  zu  fassen.  S.  noch  Bir-Buum  (Sp.  1243).  -  Zur  An- 
ordnung und  Erklärung  der  folgenden  Zss.  vgl.  die  Zss.  mit 
Epfd  (Bd   I   367  ff.). 

Eier-Bir  AAMuri;  B;  Gl;  GRFan.,  oHe.;  GRh. 
1804;  Th;  ZGutensw.,  Zoll.  1706,  Spitz-E.  B  (auch 
spitzi  E.);  FMu. :  eirunde,  gelbe  Tafelbirne;  , Sommer- 
Eierbirne'  (Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  LXX).  Syn. 
die  best  Bir,  Trdtrn-B.  In  TnRoggw.  wird  eine  grös- 
sere Sorte  (grössi  oder  wälschi  E.)  von  einer  kleinern, 
nun  abgegangenen  unterschieden.  .Ein  halbe  Juchar- 
ten    beim   Eierbirbaum.'    1653.    AAWett.   Klosterarch. 

—  Ibschler-,  Ibstler-  s.  Bd  I  63.  Jbschler.'  ZZoll. 
1760.  .lbschlen.'  Steinm.  1804  (GRh.).  Vgl.  noch 
Kohler  1864,  94.  —  Ach  er-:  mittelgrosse,  saure  Birne, 
die  einen  vorzüglichen  Most  liefert  Z  IS.,  bes.  Hirzcl, 
Horgen  udE.  —  Ochse"-:  eine  Mostbirne  Gl.  — 
Affeltranger-,  Affelträngler  s.  Bd  I  103  und  vgl. 
Schweiz.  Obstsorten  1876,  75.  —  Ägerste"-  AaMuh. 

—  Äglischer  ZB.,  O.  (Eglescher.  Stutz),  S.,  Agier- 
ZF.;  s.  Bd  I  131.  —  Zwei-äugler-:  Wirtschafts- 
birne mit  geteiltem,  bzw.  stark  eingeschnürtem  Kelch 
Th;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  LXVII.  Syn. 
Zwei-butzen-B.  —  Här-igel-:  eine  Koch-  und  Dörr- 
birne. Gut  1873,  18.  —  Augste"-  Ae;  B;  GRh.  1804; 
Th,  Äugstle"-  GRh.,  Äugstier-  Ap;  L;  Th;  Z;  s.  Bd  I 
154  und  vgl.  Tobler  30  b.  , Haber-,  Kugel-,  Liebes-, 
Rhein-Äugstler'  Th.  —  Buech-ackere"-  Th  (wenig 
verbreitet).  —  Äuli(s)-:  Wildling  von  Sargans,  eine 
Birnsorte,  die  zuerst  an  einem  1627  vom  Hochwasser 
des  Rheins  auf  das  Äuli  bei  GSa.  geschwemmten 
Bäumchen  gefunden  wurde;  s.  Schweiz.  Obstsorten 
1863,  Taf.  LXXXIX.  —  Ueli-  Th,  Hans-ueli-  Z; 
Syn.  Hung-B.     Vgl.  Bd  I  184.  —  Eis-   s.  Sp.  1243. 

—  Ammei-:  eine  kugelrunde  , mehlige'  Birne  ZDüb. 

—  Innelen  s.  Bd  I  296.  —  Anglischberger-  Aa 
Muri.  —  Engel-  SThierst.  —  Engelländer-  s.  Bd  I 
335.  Auch  ZZoll.  1808.  Englische  Sommerbutterbirne 
(Schweiz.  Obstsorten  1803). 

Engwiler-   Th.    —   Nach  dem  Ortsnamen  .Engwylen.' 

Anke"-:  Butterbirne  Aa  Kästal,  Köll.,  Meistersch  w., 
Würenlingen;  B;  S;  Zg.  Eine  ältere,  einheimische 
Sorte  mit  hellgrüner  oder  gelber,  meist  rötlich-grau 
berosteter  Schale,  verschieden  von  der  neuern  Butter-B. 
ZZoll.;  Syn.  Böllen-B.;  vgl.  auch  Schmalz-B.  Graue 
Herbstbutterbirne.  B  Stammregister  1866;  Schweiz. 
Obstsorten  1863,  Taf.  LXXVIII.  Ufdem  Baum  Anke"- 
birli  ablese".  Schwzd.  (B).  So  saftig  wie-n-e"  Anke"- 
bire".  JCOtt.  Vgl.  Butter-B.  —  Eppensteiner-  Tb. 

Epine"-:  (weisse)  Muskateller  Dornbirne  Z.  — 
Zu   frz.   ipine. 

Ärgeter-  Th;  s.  Bd  I  129.  —  Einer-  (lt  einer 
Angabe  Äner-) :  eine  früh  (zur  Erntezeit)  reifende 
Rousselette  BsL.;  SLeimenthal. 

Ernste"-:  ausgezeichnete  Mostbirne  ZKüsn. 

Die  Sorte  stammt  von  ZZoll.,  wo  der  Familienname  , Ernst' 
einheimisch  ist;  vgl.   Kohler   1864,  98. 

Ursula-  Th.    -    Wohl  nach  der  Reifezeit  (21.  Okt.). 

Ess-:  generelle  Bezeichnung  der  Birnsorten,  die 
roh   gegessen   werden,    im  Gegs.   zu   den  Choch-  und 


1485 


Bar,  ber,  bit,  bor,  bur 


1486 


Most-B.  allg.  —  ls-  Th.  —  ise"-:  eine  Koch-  und 
Dörrbirne.  die  sich  aber  auch  zum  Mosten  eignet.  Gut 
1873.  —  Isler-  AAMäg.,  Muri,  Isli-  ZThalw..  Wei.= 
Schtcärzi-B.  —  Sür-ätler  s.  Bd  I  588.  —  Ättis-: 
zarte,  rostfarbige  Birne  GitZiz.;  Syn.  Bost-B.  Eine 
Birnsorte,  die  man  zur  Herstellung  des  Bire'-Bräte" 
braucht  ZOGlatt;  Syn.  Rdben-B.  —  Fud-.  ,Ein  aeher, 
stost  an  fudbirbom.'  1451,  L.  —  Fige"-:  späte,  läng- 
liche, sehr  süsse  Gartenbirne  ZZoll.  Auch  Th;  Syn. 
Griten-,  Pfaffen-B.  ,F.,  delicatula.'  Id.  B.  —  Fügler- 
Th.  —  Fass-füller-:  frühe  Weinbirne  Tb;  Syn. 
Knaus-B.  —  Veldenzer-:  Koch- und  Dörrbirne,  die 
aber  auch  vortrefflichen  Most  liefert.  Gut  1873.  — 
Fändel-:  Birne,  vorzüglich  zum  Dörren  ScnSt. 
(Sulger).  —  V(e)rena-:  =  Schuärzi-B.  Scuw.  —  Fo- 
relle"-: Rotbirne,  in  zwei  Sorten:  .frühe  und  kleine 
F.'  Th.  Eine  Art  Rousselette  (Schweiz.  Obstsorten 
1863;    B  Stammregister  1866,  45).     Syn.  Franken-B. 

—  Lang-für^ler-  Th;  s.  Bd  I  939.  —  Fass-: 
eine  sehr  grosse  Birne  ZBauma.  —  Fässli-:  =  Tei- 
lers-B.  AAKästal,  Köll.,  Leer.,  Meisterschw.,  Wohlen; 
Th;  Z.  Eine  Tafel-  und  Dörrbirne.  Th  Stat.  — 
Fischbächler-  Z;  s.  Kohler  1864,  82,  wo  auch 
das  Syn.  .Fischäckerin.'  —  Fischentaler-  Th.  — 
F 1  a c h s -  Th ;  Syn.  Haber-,  Schmalz- B.  —  Flasche"-: 
Humboldts  Butterbirne  Th.    Der  Name  auch  AALeer. 

—  Fleisch-:  =  Schwärzi-B.  ZErl.;  nach  dem  saft- 
reichen, schmackhaften  Fleisch;  vgl.  das  Syn.  Speck-B. 
Eine  Art  grosser  Birnen  B  oAa.,  E.  Rotbackige  Birne, 
mit  rötlichem,  mehligem  Fleisch  Schw;  Zg.  Auch  Th; 
ZWäd.  —  Früe-  Th.  , Frühebirnen'  GRh.  (Steinm. 
1804.  313).  —  Fräuler-:  =  Schuärzi-B.  ZThalw.  — 
Franke"-:  =  Forellen-B.  Th.  Syn.  Mäuchlen-B.  Auch 
Z  (Dan.).  —  Frankfurter-:  brauner  Sommerkönig 
ZW1.  (Schweiz.  Obstsorten  1863).  Auch  AaKöII.  — 
Französe"-:  Rousselet  de  Rheims  B.  Syn.  Bose- 
letten.  S.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  LXX1X;  B 
Stammregister  1866,  44  und  vgl.  Französier  (Bd  1 1313). 

—  Friesi-  Th,  Friesli-  Gl;  GRh.:  =  Langstiler-B. 
,Drei  Kräften  Friesibyren.'  1684/5,  THSchochersw. 
Obstzehnt.  —  Fräste"- Gl.  ,Die  Eier-  oder  Frästen- 
birne.'  Gl  Gem.  —  Frau"e°-  I:  fürstliche  Tafelbirne, 
frz.  Cuisse  dame  gros  Th;  Syn.  Eier-,  Schmalz-B. 
.Sparbirne.'  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  XXIX.  — 
Jung-fr.  Jumpfere'-:  =  dem  Vor.  Th.  Auch  AaKöII. 
Dim.,  kleine,  süsse  Birnsorte,  die  oft  als  Zucker-B. 
verkauft  wird  Z.  ,Jumpfere-Bir.'  1780,  ZWipk.  Baum- 
rodel. S.  auch  B  Stammregister  1866,  43.  —  Wild- 
Frauke"-,  in  ApHinterhasle  Fraue"-B.:  fast  mittel- 
grosse Wirtschaftsbirne,  meist  zum  Mosten  verwendet 
Ap;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  129.  —  Spitz-güegi 

js.  Bd  II  163.—  Galle"-  Th.  —  StGaller-:  eine  Art 
Mostbirnen  ZSth.  —  Gelb-:    gelbe,   ziemlich  grosse 

IMost-  und  Dörrbirne  B.     .Beschnittene  Gelbbirli  aus 

jdem  Sehnitztrog  nehmen.'  Gotth.  —  Gold-  AaMuh. 
Würenlingen;  Schw;  Th.  Guld-  SThierst:    goldgelbe 

I  Birnsorte.  Syn.  Quart-B.  —  Gumpist- ScHSt;  Z  tw., 
Gumpisch-  AAKästal;  ApHeiden;  GRh.  (Mooser);  Sch; 
ScHwBr. ;  THFr.,  Steckb.;  ZSth.,  Zoll.:  1.  den   Winter 

|  über  in  Sauerkraut  (s.  Gumpist  Bd  II  317)  oder  auch 

Ünur  in  Wasser  eingelegte,  eingemachte  Birne  ScHSt. ; 

|JTHFr.,  Steckb.;  ZS.,  Wl.  Die  G-en  machen  im  Sauer- 
kraut eine  Art  Gärung  durch  und  erhalten  davon 
leinen  pikanten  Beigeschmack.  S.  noch  den  Scherzreim 
unter  Anne-Bäb  (Sp.  917),    wo   GRh.  (mit  der  Form 


Grumpüs-B.);  Th;  ZSth.  hinzuzufügen  und  Unot  I  58; 
Rochh.  1857,  313/4  und  Gumpist-Epfel  zu  vergleichen 
ist.  —  2.  eine  Birnsorte  (wahrsch.  nach  ihrer  Ver- 
wendung benannt),  in  ArHeiden  f  nach  einer  Angabe 
eine  aus  dem  Tn  stammende  feine  Tafelbirne  von  der 
Grösse  und  Form  der  Wasserbirne,  doch  gegen  den 
Stiel  hin  mehr  spitz  zulaufend,  mit  rötlichen  Streifen 
auf  der  einen  Seite;  eine  feinere  Birne  AAKästal;  in 
GRh.  (nach  Mooser)  =  Weinbirne,  von  Steinm.  1804 
unter  .wildem  Obst'  aufgezählt.  ,Ein  Zeinen  voll 
wissers  oder  guet  Gumpestbiren  [galt]  1  fl.  oder  mehr.' 
Landw.  Chron.  (zum  Jahr  1622).  S.  noch  Gumpistbir- 
Baum  (Sp.  1243).  —  Gämstler  s.  Bd  II  321.  — 
Guntershüser-  (Gunterzüser  hiTh,  Guntischüser  Th 
Hw.):  mittelgrosse  Mostbirne  (zuerst  um  1750  von 
einem  Mann  in  THGuntershausen  aus  Wildlingen  ge- 
zogen); vgl.  Th  Neuj.  1841.  13/4;  Schweiz.  Obstsorten 
1803,  Taf.  XIX;  TnStat.  52.  -  Güntisauer.  Gut  1873, 
17.  —  Garn-  GRh.  (Steinm.  1804,  314).  —  Garte"-: 
mittelgrosse  Ess-,  Koch-  und  Dörrbirne  AAKästal, 
Würenlingen.  —  Win -gart  Wingert-:  eine  Art 
harter  Birnen  Gr  oHe.  —  Gärtele"-  s.  Bd  II  440. 
Nach  Albrecht  eine  Spalierbirne.  —  Gerzler-  f-e'-J 
s.  Bd  II  449  und  vgl.  Kohler  1864,  92;  Schweiz.  Obst- 
sorten 1876,  83.  —  Gasse"-  Th;  vgl.  G.-Epfel  (Bd  I 
otis).  —  Leimen-gässler-  SThierst.f  —  Gässli-: 
späte,  ausgezeichnete  Mostbirne  ZKüsn.;  s.  Kohler 
1864,  98.  —  Gisler-  (in  L  häufiger  Gisle'-):  = 
Schwärzi-B.  L;  Zg.  —  Hof-gatter-  Th.  —  Gat- 
tich er  Th.  Wohl  =  .Gättikomer.'  ZZoll.  1760/79.  — 
Gattlicher-  ZWyl;  vgl.  G.-Wesp(l)en.  —  Güt- 
tinger-:  =  Wasser-B.  Th.  —  W  i"-Güetle°  s.  Bd  II 
558.  —  Herbst-güetler  s.  Bd  II  558  und  vgl. 
Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  X.  ,Zwei  Viertel  H.' 
1684/5,  THSchochersw.  Obstzehnt.  Lt  Dan.  auch  Z.  — 
Z wi-gutschler  s.  Bd  II  565.  —  Glogge"-:  grosse, 
runde  Mostbirne  ZHombr.,  Stäfa;  Syn.  Wasser-B.  Der 
Name  auch  SNA.  —  Glöggler  s.  Bd  II  620.  — 
Gläppler  s.  Bd  II  639.  —  Glas-.  Späti  Gl.  Th; 
Syn.  Schwizer- Hosen.  —  Grabe"-  Th;  ZZoll.  (Dim.). 

—  Grebler  s.  Bd  II  688.  —  Gruen-,  Gruem-,  in 
Aa  Grue'-:  kleine  bis  mittelgrosse,  sehr  ertragreiche 
Birnsorte  mit  grasgrüner  Schale,  vornehmlich  zur 
Mostbereitung  verwendet,  aber  auch  gedörrt  oder  (lt 
Zyro)  gebrannt  B;  ScHHa.;  SNA.,  Thierst.;  Z  (Kohler 
1864,  95).  ,Ein  alter,  grosser  Grunbirnbaum  war  auf 
der  einen  Seite  des  Häuschens.'  vAlmen  1897.  Bes. 
in  BE.f  allein  oder  mit  Kartoffeln  zusammen  gesotten 
als  Gericht.  .Des  Sonntags,  an  welchem  unsere  Weiber 
uns  nur  Grunbirnen  zu  kochen  vermochten  statt 
Fleisch.'  Gotth.  Es  wölfels  Kaffi  und  pär  a"'brönnti 
Gruembirli  derzue  kocht  eine  schlechte  Hausfrau 
ihrem  Manne.  Hänggi.  Vgl.  harb  (Bd  II  1591).  Späti 
Gr.  Gct  1873, 18.  Grue'-B.,  mittelgrosse,  rotgestreifte, 
feinschmeckende  Tafel-  und  Dörrbirne  AAKästal,  Ösch- 
gen.  Grüen-B.  I,  eine  feinere  Sorte  Th;  Syn.  Eigen-, 
Pfaffen-B.     Hieher  wohl  auch  .Grübiren.'  ZW.  1770. 

—  Edel-gruen-:  vorzügliche  Birnsorte  LWill.  Syn. 
Rintaler-B.  —  Zucker-grüen:  mittelgrosse,  ku- 
gelige, grüne,  in  der  Lagerreife  süss  schmeckende 
Ess-  und  Kochbirne  ZZoll.  —  Grund- 1:  Langstieier 
SThierst.  Auch  F;  Th.  —  Gründler-  Z  (Dan.).  — 
Gränggi-  Obw,  Gränggeli-  B:  generell  für  kleine, 
geringe  Birne.     Vgl.  Granggi  (Bd  II  780). 

Grassäne"-:    rundliche  Herbstbirne   mit  grüner 


1487 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


1488 


Schale  Z.  ,Vier  Viertel  Crassanen  und  St  Germain- 
birren.'  1801,  Z  Haushaltungsb.  —  Frz.  crasmne,  lang- 
gestielte  Herbsthirne,  Bergamottenbirne. 

Griesi-Bir:  =  Langstiler-B.  Th.    Syn.  Chriesi-B. 

—  Gross-  s.  Speck-B.  —  Graite"-:  Schweizer 
Wasserbirne  Th.  S.  Wasser-B.  —  Grauw-  Th;  Syn. 
,graue  Junkern-Hausbirne.' 

Haber-:  =  Flachs-B.  Th.  ,Ein  weg  für  sich  uf 
für  den  haberbirboum  unz  in  das  holz.'  XV.,  ZSchlier. 
Offn.  .Haberbirnbäumc  stunden  uA.  auf  dem  Gemeinde- 
land.' 1792,  ZElgg  (KHauser).  —  Wahrsch.  nach  der 
Reifezeit  (Zeit  der    Haferernte)  benannt. 

Häberli-:  eine  Tafelbirne  TaMüllh.  —  Habs-  Th; 
lt  BSchenk  Äbs-B.  —  Hoch-:  =  Beriker-B.  ZAff.  b/Z. 

—  Hede--  Th  (BSchenk).  —  Hödle",  Höttle-  s. 
Bd  II  995.  1774.  —  Häfele"-:  ziemlich  kleine,  lang- 
stielige, im  reifen  Zustande  rotbackige,  im  Übrigen 
lederfarbige,  sehr  süsse  und  schmackhafte  Birnenart, 
die  als  Dörr-  oder  Mostbirne,  auch  zur  Bereitung  von 
Bire'-Hung  verwendet,  seltener  gelagert  wird  GftPr. 
,Häflen-'  GRh.  (Steinm.  1804),  ,Häfler-B.'  Th.  S.  Hü- 
feien   (Bd  II   1019).   —  Alse°-hefti    s.  Bd  II  1065. 

—  Hägge"-:  frühreife,  längliche  Ess-,  auch  Dörr- 
birne ZZoll.  Syn.  Schwanz-B.  —  Hallwiler  Hal- 
beler-  AAKästal.  —  Hälegger-:  kleine  Mostbirne  Ap 
Vorderland;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  89. 

Holz-:  1.  wie  nhd.  Aa;  B;  GRh.  (Steinm.  1804); 
SThierst.;  Th;  Z.  I"  d'  H.-Bire"  gö",  sterben.  Sprww. 
1869;  vgl.  Bir  1.  Scherzrede:  Es  sind  Alks  H-e",  alle 
Birnsorten  sind  auf  Holz  gewachsen  ZMönch.  Spitz- 
name der  Bewohner  von  AASiglist.  (,weil  sie  mitten  im 
Stüde'land  wohnen').  —  2.  Birne  von  veredelten  Wild- 
lingen, meist  vorzügliche  Mostbirne.  Vgl.  Holz-Epfel 
(Bd  I  370).  Kleine,  herbe  Mostbirne,  früher  auch 
etwa  gedörrt  AAKästal.  Grössi  H.  ZEgg,  Pfäff. ;  vgl. 
Kohler  1864,  90.  ,Gelbe,  schwarze  H.'  Th  (.Sehwarz- 
holzbyren.'  1684/5,  TuSchochersw.  Obstzehnt).  Röti 
H.  ApVorderland;  GRh.;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876, 
96.  ,Zweyet  Holz-BireV  1760.  1808,  ZZoll.  Sonst 
gew.  nach  dem  Ursprungsort  oder  dem  ersten  Züchter 
benannt.  .Adams-'  Th.  ,Buchackerer-'  Th.  Eppishüser- 
Th;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  93.  Äschfejmer-  Z; 
s.  Kohler  1864,  83;  Schweiz.  Obstsorten  1870,  155. 
, Äschmanns-'  ZStäfa;  s.  Kohler  1864,  84.  Gunters- 
hüser-  (-  Guntershüser-Biren)  Th.  , Küfers-'  (=  Hap- 
perswller-BirenJ  Th.  .Kellers-'  Th.  ,Ludis-'  oTh;  s. 
Schweiz.  Obstsorten  1870,  131.  .Mocken-'  Th;  vgl. 
Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  XVIII;  Th  Neuj.  1841, 
15.  ,Biessenhofer-'  Th;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876, 
95.  ,Rei(n)-'  AaF.,  Meisterschw.;  B;  L;  Schw;  Th; 
Zg;  Z;  s.  Kohler  1864,  83;  Gut  1873,  61;  Schweiz. 
Obstsorten  1876,  107.  .Rieter-'  Th;  s.  Schweiz.  Obst- 
sorten 1876,  99.  .Sitterdorfer-'  Th.  .Steiner-'  GRh. 
(Steinm.  1804);  oTh;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  102. 
.Streu-'  GRh.  (Steinm.  1804).  ,Wettinger-';  s.  Gut 
1873,  17;  Schweiz.  Obstsorten  1876,  100. 

Hölzler-  Th.  —  Hone"-:  runde,  gelbe,  saure 
Mostbirne  ZThalw.;  s.  Kohler  1864,  86.  —  Hiiener- 
AAMeisterschw. 

Hänfler  Häufler-:  frühe  Birnsorte  L;  Th;  Z  rS. 
Wälsch  H.,  eine  sehr  saftige,  frühe  Birne  ZWald. 
Syn.  Fleisch-,  Speck-B. 

Der  Name  viel],  daher,  dass  die  Frucht  gleichzeitig  mit. 
dem  Hanf  reif  wird.  Im  Th  muss  wenigstens  der  Name  einge- 
wandert sein,  da  die  einheimische  Form  Jh't/In-  lauten  müsste. 


Hangel-  s.  Sp.  1243.  —  Hung-  GBHe.;  Th,  Hün- 
geli-  ÄAMeisterschw.  C-ö-J;  Schw;  Zg,  Hüngier-  Aa 
Kästal;  ApK.;  GRh.  (Steinm.  1804);  ScHwMa.;  Z:  = 
Hüngelen  1  (Bd  II  1369);  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876, 
103.  —  Hanse"-  ZMönch.  —  Hansli-:  frühe,  etwas 
säuerliche  Birnsorte,  ähnl.  der  Hirsch-B.  B  oAa.,  E.  Syn. 
mit  Schür-B.  BMerl.,  Thun.  —  Happerswiler-  Th. 

—  Häppler-:  =  tfä>;;/en(BdII  1479)  ApK.  —  Here°- 
Th,  Herre"-  AAÖschgen;  B;  SThierst.;  Z:  feine  Tafel- 
birne ÄAÖschgen;  B;  SThierst.  (.Aargauer  H.');  Th 
(.grosse'  und  .neue  H.'  Stat.  93);  Z.  Hire"birli,  kleine, 
süsse  Birnsorte  ThHw.  ,Was  ist  das  Beste  an  den 
Herrenbirnen?'  Antw.:  ,Dass  auch  die  Bauern  sie 
essen  können'  B.  ,1  Zeller  Viertel  Herrenbyrn.'  1684/5, 
THSchochersw.  Obstzehnt.  ,Bei  dem  Herrenbirbaum.' 
1653,  AAWett.  Klosterarch.  —  Herbst-,  grüeni:  - 
Schicizer- Hosen  Th.  —  Hurd-.  1760,  ZZoll.  —  Her- 
manns-: Umdeutschung  des  frz.  St  Germain  (Tschudi, 
Leseb.  221);  s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  LVHI. 
Syn.  Schengsermeng.  —  Ho  müsse"-  Th.  —  Hirs- 
Birli:  Zuckerbirne  L.    Auch  S.  —  Hirse°-Bir  Th. 

—  Hirsch-:  (oft  Dim.)  kleine,  kugelige,  süsse  Birn- 
sorte B.  —  Härtele"  s.  Bd  II  1646.  —  Geiss- 
hirt li:  Stuttgarter  Gaishirtel  B;  s.  Schweiz.  Obst- 
sorten 1863,  Taf.  XXXVII.  -  Hase"-:  unter  Dörr- 
birnen aufgezählt.  Kohler  1852,  83.  —  Häsler  s.  Bd 
II  1670.  Auch  AaMuh.  —  Hose"-:  grosse,  rotbackige 
Birnsorte,  welsche  Rousselette  AAZein.  Auch  Th.  — 
Schwizer-Hosen  s.  Bd  II  1697  und  Schweiz.  Obst- 
sorten 1863,  Taf.  XXVII.  —  Hüs-  SThierst. 

Hüsli-  Th;  Z.  —  Nach  der  Tradition  nrspr.  Birnen, 
die  an  der  Aussenwand  des  Hüsli  (s.  Uns  5  b  Bd  II  1703) 
gezogen  wurden. 

Beiji-hüsli-:  =  Wasser-B.  SThierst.  —  Blutt- 
hütler:  eine  Art  Winterbirnen;  s.  Schweiz.  Obst- 
sorten 1876,  133.  —  Zucker-hüetli-  Z. 

Heu"-  I  (in  GRh.  HÖ-):  oft  Dim.,  früh  (zur  Zeit 
der  Heuernte)  reifende,  kleine,  rundliche,  sehr  schmack- 
hafte Birnsorte  Aa;  Ap;  Bs;  B;  GRHe.;  GRh.,  W. 
(Steinm.  1804,  457);  Schw;  S;  Th;  Uw;  Zg;  Z.  Siehe 
Schweiz.  Obstsorten  1870,  109.  .Grosse  H.',  grüne  Mag- 
dalene;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  LXXXVII. 
,So  hat  der  Byli  ein  guoten  höwbirenbom,  und  wenn 
sy  ye  in  die  schwendi  wolten,  so  namen  sy  etwan 
under  dem  bom  biren.'  1544,  L  Hexenproz.  S.  noch 
an-gän  (Bd  II  18  u.).  RA.  Es  chunnt-em  wie  Heu- 
birli,  von  der  sprudelnden  Beredsamkeit  eines  Auf- 
gebrachten Obw;  vgl.  uf-hin  (Bd  II  1325).  S.  auch 
Heubiren-Baum  (Sp.  1244).  —  Heu" -bir  er  m.: 
1.  Heubirnbaum  Ap.  —  2.  Schelte  auf  eine  einfältige 
Weibsperson  ApK. 

Hutzeli-:  Holzbirne  Ap;  GRh.  (Steinm.  1804). 
Vgl.  H.-Baum{Sp.  1238/9)  und  Hutzlen  5  (Bd  II  1838). 

—  Jügler-  Th.  —  Jagd-:  eine  Art  Winterbirnen  Th. 

—  Johann  18-:  der  Heuw-B.  sehr  ähnliche  Birnsorte 
ScHHa.;  Th;  ZWäd.  —  Jakob(s)-,  Jokeb(s)-  Th;  Z, 
Jaköbi-  Z  (im  O.  Jokdbi-) :  früh  (um  den  Jakobstag) 
reife  Tafelbirne.  Vgl.  Kohler  1864,  100.  Die  Pomo- 
logen  unterscheiden  zwischen  ,Jakobs-B.'  =  grüne  Mag- 
dalena (s.  Heuw-B.)  und  ,Jakobi-B.'  =  Sparbirne  (s. 
Frauiven-B.).  —  Junkere"-:  grosse,  edle  Tafelbirne 
BHa.;  Th.  —  Neu-jär-  Th.  Vgl.  Chlaus-B.  - 
Jose"-:    grosse,  runde,  zitronengelbe  Birne   Gr  oHe. 

—  Chue-:- Wasser-B.  SThierst.  —  Chüe-:  grosse, 
dunkelrot  gestreifte,  sehr  saftige  Mostbirne  AAKästal, 


II-:' 


Bar.  ber,  bir,  bin.   hur 


1490 


Küll.   —    Chabis-   SThierst.   —  Choch-:   generell 

für  Birnen,  die  (nur)  gekocht  genossen  werden,  allg. 
.5  Tansen  frühe  und  späte  Kochbirren.'  1801,  Z  Haus- 
haltungsb.  —  Chugel-:  =  Gloggen-B.  ZA  ff.  b/Z.,  0. 
.Die  Kugelbirnc.  im  untern  Thurgau  auch  Wasserbirne, 
auch  Thurgauer  genannt.'  Tu  Neuj.  1811,  11.  .Wasser- 
oder Kugeibiren,  ganz  rund,  von  wässerigem  Ge- 
schmack.1 Gr  Sammler  1779  (für  Th).  ,Gross  Kugel- 
birne.- Stmkk.  1804  (GW.);  vgl.  Chuglen  (Bd  III  189). 
.(Rummeleter-)Kugelbhne'  =  Siiir-B.  Th  Stat.  .Weisse 
K.,  Belle  et  bonne.'  ebd.  Auch  =  dem  Folg.  Th;  Z 
Äff.  b/Z..  rS.  Der  Name  auch  AiMuri;  GKappel.  — 
Chugeli-:  =  .Brüf-.B.  Gl;  GT.;  Scbw;  SThierst;  Zg; 
Z.  Auch  AAÜeisterschw.  —  Chell  er-  GW.  (Steinm. 
1804);  SThierst.  —  Chalchbüeler:  Name  mehrerer 
Arten  von  Mostbirnen  Z;  vgl.  Kohler  1864,  85.  — 
Chilchb erger:  frühe  Birnsorte  Th.  —  Chil(e)- 
cheD-  Th;  Syn.  Süess-,  Schnitz-B.  —  Komini-  GKh. 
(Steinm.  1804).  —  Chümech-  Tu.  —  Kempte"-: 
eine  Tafel-  und  Wirtschaftsbirne  G;  Tb;  s.  Schweiz. 
Obstsorten  1870,  113.  —  Kanauer-  Th.  —  's  Kan- 
eiers-:  Sommer-Eierbirne  (Schweiz.  Obstsorten  1863). 

—  Channe"-  AiAar.,  Kästal,  Köll.,  Meisterschw., 
Öschgen;  Bs;  B;  F;  S,  Chante"-  AAWürenlingen;  Z: 
=  Länghr-B.;  in  ZZoll.  von  der  Längler-B.  unter- 
schieden, von  kannenähnlicher  Form.  Röti  und  wissi 
Ch.  SThierst.  .Deutsche  und  welsche  K.'  B  oAa.,  E. 
Frisch  genossen  würgt  die  K.  im  Halse;  vgl.  Würg-B. 
,[Die  Speise]  würge  Einen  wie  halbreife  Kannenbirnen.' 
Gotth.  ,Es  schnürte  ihm  den  Hals  zusammen,  als 
hätte  es  die  herbste  K.  gegessen.'  ebd.  Schnitten  von 
K-en  werden  in  Kuchen  eingebacken  (s.  Bd  III  140) 
oder  auch  in  Mütschi;  vgl.  Anderegg  1891,  15/6. 
,Bieren,    als   Kannen-  oder  Langbieren.'    Khag.  1650. 

—  Chünigs-:  deutsche  Nationalbergamotte,  .Sommer- 
könig, Birne  ohne  Kerne'  Gl;  Th.  Jnter  Pyra  Mos- 
catellina,  Saccharina,  Lardina  et  Regalia  magni  fiunt.' 
JJWagner  1680.  —  Künigsfelder:  frühreife,  runde, 
saftige  Birnsorte  ZZoll.  —  Chängele"-:  der  Chan- 
nen-B.  ähnliche  Birnsorte  L.  —  Chüngel-  AaMuh. 

—  Chapiziner-  Th.  —  Chatze"-chopf  s.  Bd  III 
413  und  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  LVH;  B 
Stammregister  1866,  52.  —  Chörbier-,  Chürbler- 
s.  Bd  HI  455.  .Die  Würgler-  oder  Körblerbirne.'  Th 
Gem.  —  Chürbsli-:  =  Schicizer-Hosen.  Köhler  1864, 
110.  —  Karchen-.  JGct  1873,  17.  —  Chorn-:  = 
Sper-B.  THFelben.     S.  Th  Neuj.  1841,  14. 

Chirsi  Chriesi-:  =  Lang-stiler-B.  Aa;  Ap;  Gl; 
GRChur.  Churw.,  Hald.,  He.,  Pr.,  UVatz;  G;  ScnwMa. ; 
SThierst;  Th;  Z;  vgl.  THNeuj.  1841,  14;  Kohler  1864, 
86.  ,Kriesebirn  oder  Langstieier;  sind  länglicht,  gegen 
den  sehr  langen  Stiel  zugespitzt,  gelb  und  rotbackicht' 
Gr  Sammler  1779  (für  Th).  Die  Chr.  ist  eine  vorzüg- 
liche Dörrbirne,  deren  Genuss  nach  dem  Volksglauben 
mehr  und  besseres  Blut  geben  soll  (TnRoggw. ;  ZO.); 
seltener  wird  sie  gemostet.  Chriesibiere"  gend  mich 
Most,  .auch  mit  Mittelmässigem  kann  man  noch  Etwas 
anfangen,  es  kommt  nicht  so  genau  darauf  an'  GRPr. 
(Tsch.).  ,Kriesi-  (neben  Friesi-)byren'  mehrfach  als 
Zehntabgabe.  1684/5,  THSchochersw.  Obstzehnt  — 
Chriesi-b irer:  Bezeichnung  des  Bauines  Ap. 

Chessel-:  =  Gloggen-B.    Tb.    —    Chiste"-    Th; 

I  Syn.  Chütten-,  Wolfs-B.  —  Katarine"-  Th.  —  Ch  üt- 
te°-:  =  Chisten-B.  Th.  —  Chatze"-:  schöne,  grosse, 

j  graue  Birnsorte    ApK..    von    herbem  Geschmack,    zur 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Mostbereitung  ZW.  Syn.  Marxen-B.  Ziemlich  kleine, 
pikant  schmeckende  Ess-  und  Dörrbirne  ThHw.  Auch 
GEh.  (Steinm.  1 8<j  I ) ;  ScnHa.  Vgl.  auch  Chätzler  (Bd 
III  594).—  Klarsrüter-TH.  -  .K  larsreute',  Th  Ortschaft. 

Chlaus-:  =  Chatzen-Chopf  Z;  s.  Kohler  1864,  99. 
Syn.  Pfund-B.  (Mause*-,  Klöse'-B.,  rotbackige,  harte, 
wohlriechende,  schmackhafte  Ess-  und  Kochbirne  Ap; 
=  Wild-Frauiven-B.  ebd.  (Schweiz.  Obstsorten  1876, 
129).  Auch  syn.  mit  Kassier  Z  (Kohler).  —  Klöse"- 
birer:  Bezeichnung  des  Baumes  Ap.  -  Die  Birne  wurde 
an  den   Chlaus-Baum  (Christbaum]  gehängt. 

Chlöster-  Th.  —  Klotz-.  JGut  1873,  17.  — 
Lands-knechten-  GRh.  (Steinm.  1804).  —  Chnoll-: 
Mostbirne  Tb;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  104.  — 
Tübe°-chnopf  s.  Bd  IH  753.  —  Chnorz-:  = 
Wasser-B.  SThierst. 

Knaus-:  frühe  Weinbirne  Z;  s.  Kohler  1864,  93; 
B  Stammregister  1866,  46.  —  Chnöttel-  Th.  — 
Chrügeli-:     der    Heubirne    ähnliche    Birnsorte     B. 

—  Chrüegler-  AaMuh.  —  Chrank-  Chraueh- : 
eine  Birnsorte  ähnlich  der  Channen-B.,  aber  viel 
herber  und  weniger  schmackhaft  B.  —  Chrän- 
ziker-:  Sommer-Eierbirne  ZElgg.  —  Christian-: 
Soramer-Apothekerbirne.  Uw  Gem.  —  Laub-  siehe 
Speck-B.  —  Lebere"-  Th.  —  Trüschen-Leberen. 
ZZoll.  1808.  —  Liebes-:  =  Liebes- Äugstier  Th.  - 
Leder-:  Birne  mit  lederartiger  Schale  Aa;  B;  Gr 
olle,  (klein  und  süss);  ScHHa. ;  Scbw  (lange,  grüne 
Mostbirne);  Tb;  Zg;  Z;  auch  1779,  ZZoll.  Syn.  grössi 
badischi  Most-B. 

Legi-:  längliche,  gelbe  Dörr-  und  Mostbirne  Th; 
Z;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1870,  139.  Auch  AAWüren- 
lingen. —  Wahrsch.  zu  Legi  6  (Bd  III  1197);  der  Baum 
trägt  sehr  reichlich. 

Lümer-  AAÖschgen,  Lümber-  AAKästal:  grosse, 
gelbe,  süsse,  späte  Birnsorte.  —  Heu-Lämpen, 
-Lämpischer  s.  Bd  IH  1276.  1278  und  Schweiz.  Obst- 
sorten 1876.  90  (.Heulampen-B.,  Heularnpeclr  für  Aa; 
L;  Scbw;  Uw;  Zg).  —  Zucker-lämpisch-  Z,  -läm- 
pischer ZZoll.  1760;  Kohler  1852,  83.  —  Linde"-  Th. 
—  Lang-  (Lambire"  AaFti.),  Langer-  Scbw:  Bezeich- 
nung langer  Birnsorten  AaFH.,  Kästal,  Muri,  Würen- 
lingen;  ZSth.  (Mostbirne).  Grosse,  lange,  grüne  Dörr- 
birne Schw;  Zg;  =  Längler  Z  (auch  1760,  ZZoll.). 
.Constanzer  L.'  ScnHa.  , Wilde  L.  oder  Halb-L.'  Tb. 
S.  noch  Würg-B.  —  Längle"-  Ap;  G,  sonst  Längler-: 
=  Länggelen  (Bd  III  1336),  Länglen  (ebd.  1337)  Ap; 
B;  G;  Th;  ZZoll.;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf. 
VII;  B  Stammregister  1846,  46.  Der  würgende  Ge- 
schmack der  Birne  kommt  am  wenigsten  zur  Geltung, 
wenn  man  sie  von  der  Stielseite  her  anbeisst;  daher 
(mit  scherzh.  Übertragung  von  Männern):  .Lenglebirn, 
die  ihre  Frau,  wenn  sie  nur  nicht  am  rechten  Ort 
anbeisst,  würgen.'  PScbeitlin  1837.  Haber-Längler, 
Tafelbirne  Tb.  —  Letten-.  1793,  Tb  (Ap  Kai.  1860). 
, Wilde  Letten-B.'  =  Aff'eltranger-B.;  s.  Schweiz.  Obst- 
sorten 1876,  75.  —  Letter-  Th;  s.  Th  Gera.  84.  — 
Läutsche"-:  Melonenbirne,  ,eine  der  herrlichsten 
Birnen'  ApK.  —  Luzerner-:  =  Teilers-B.  AaKöII.; 
Schweiz.  Obstsorten  1863.  —  Mäuchle"-:  =  Forellen- 
Bir  Th.  —  Muchler- Th.  —  Madame"-:  frühreife, 
kleine,   zarte  Tafelbirne    GRlgis,  Marschl.  (Tsch.  81). 

—  Lisi-madam-  GRh.  (Steinm.  1804).  —  Mari(a)- 
Magdalene"-  SThierst.;  ZO.,  sonst  einfach  Mag- 
dalena"-,   Mattelene"- :    die    um   Maria  Magdalenentag 

94 


1491 


Bar,  her,  bir,  bor,  bur 


1492 


(22.  Juli)  reifende  Sparbirne  ÄAMeisterschw.;  Schw; 
SThierst.;  Th;  Zg;  Z0„  Sth„  Zoll.  1760;  vgl.  Kohler 
1864,  100;  ferner  die  Synn.  Frauiven-,  Jakobi-,  Mar- 
gareten-B.  ,Grüne  Sommer-,  kleine,  grosse  M.'  Th 
Stat.  95.  , Einnahme:  vor  Magdalenenbiren,  das  Mässli 
a  5  ß.'  1802,  Z  Haushaltungsbuch.  —  Maukel-Bir. 
.Kleine,  gelbe  M.'  Th  Stat.  —  Mal-Bir(li):  mehlige 
Essbirne  ZZoll.  (auch  1760).  —  Maler- Gr.  —  Mai- 
länder-: Sommer-Apothekerbirne  Z;  Napoleons  But- 
terbirne Th.  —  Meili-  ZZoll.  1760;  1768.  —  Mil- 
lion^")- GRh.  (Steinm.  1804).  —  Mülibus  s.  Sp. 
184.  —  Müller-:  =  Gruen-B.   SBalsthal.     Auch    Th. 

Melker-:  =  Schilt- B.  SBalsth.  -  Zu  Melker,  Melchior. 

Melw-:  Birnsorte  mit  mehligem  Fleisch  AaKöII., 
Leer.,  Öschg.;  B;  GRh.  (Steinm.  1804);  SThierst.;  Th; 
ZZoll.  (gelb,  klein).  —  Mummällen  s.  Sp.  229.  — 
Eandammann  Landame"-:  späteste  Art  Tafelbirne, 
erst  im  Frühjahr  essbar  ZHott.  —  Marille»-:  früh- 
reife, zarte  Birne  GiiHe.  —  Mer-  AaMuh.  —  Mo- 
ritze"-: wahrsch.  der  grosse  Katzenkopf  ThHw.  — 
Stei°-müri-:  sehr  gute,  alte  Kochbirne  ScHHa.  Vgl. 
Sp.  384.  —  Margle",  Mafrjghr,  Märgle",  Märggele' 
s.  Sp.  403.  405.  Marchler-  ÄAKästal.  , Magelbirne.' 
ZZoll.  1760  (jetzt  Mägler-B.).  ,Märgler.'  JGut  1873. 
,Welsche  Maglerbirne',  eine  Mostbirne  ZWäd. ;  s.  Koh- 
ler 1864,  101.  , Zuger  Margeln'  =  Heuw-B.  Ndw.  Bot- 
Margler  ÄAMeisterschw. 

Marti"s-:  spät  (um  Martini)  reifende,  gute,  halt- 
bare Birne  Ap.  Vgl.  .Trockener  Martin,  Martinsbirne.' 
Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  LXIX.  —  Marti"s- 
birer:  Name  des  Baumes  Ap. 

Marie"-  Z,  Märxler  Th;  ZElgg:  sehr  späte,  vor- 
zügliche Mostbirne;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf. 
XC;  Kohler  1864,  90.     Syn.  .welsche  Würgebirne.' 

Maserö"-:  =  Schutzen-B.  ApK.,  Wolfh.  —  Nach 
dem  angenehmen,  würzigen  Geruch. 

Müsler-  Th;  ZTurb.,  Müsli-  ZBauma,  F.:  kleine, 
längliche,  süsse  Ess-  und  Mostbirne.  Syn.  Träten-B. 
—  ,Muscat-by rle:  myrapidia  pyra  odorata  sunt. 
Nimirum  quse  hodie  moschatula  vel  muscata  dicunt 
vulgo,  odorata  moschi  jucunditate;  poires  musquettes.' 
KdGesn.  1542.  —  Muskateller-  Muigr-  Sch,  Muigi- 
ScHHa. ;  Th  (BSchenk):  Muskateller-Birne.  Auch  GRh. 
(Steinm.  1804).  .Deutsche  M.'  Th  Stat.  ,Muscatell- 
biren,  pyra  superba.'  Mal.  — ■  Most-:  generelle  Be- 
zeichnung der  zur  Mostbereitung  verwendeten  Birnen, 
allg.  S.  Th  Neuj.  1841,  13.  Spec.  =  Gloggen-B.  Z. 
Grössi  badischi  M.  =  Leder- B.  Th.  ,Kellers  rote, 
weisse  M.';  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  106.  126 
(.Rot-,  Weisskellers-M.').  Bocks-M.  ApK.;  oTh;  s. 
Schweiz.  Obstsorten  1876,  78.  , Bocksmostbirnen,  die 
ungesödesten,  störrigsten,  stössigsten.'  PScheitlin  1837. 
.Waldershuser  M.'  Th;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876, 
122.  , Zuger  M.'  =  Tälers-B.  (Schweiz.  Obstsorten  1863). 
S.  noch  JGut  1873,  17.  —Mostler,  Mostler  s.  Sp.  544. 
Auch  Schweiz.  Obstsorten  1870,  131.  .Thurgauer  M.' 
s.  Kohler  1864,  92.  Gelw-M.  AaMuh,  Würenlingen; 
Ap;  G;  Th;  Z;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  XX. 
Grüe"-M.  AaMuh,  Würenlingen;  GRh.;  Th;  Z;  siehe 
Schweiz.  Obstsorten  1876,  87.  —  Bocks-matt-  Z.  — 
Mutti-  AAÜschgen.  —  Muetataler-:  =  Heu-Lämpen 
(Schweiz.  Obstsorten  1876).  —  Mueter-  I  ZZoll. 
1760.—  Guet-nacht-:=  Bisam-B.  Ap.  —  Nudle»-: 
-Gloggen-B.  LUfhusen.  —  Nagel-:  =  Langstiler-B. 
GrVt.   Auch  ZZoll.  1779.  -  Nägelis-  Th;  Syn.  Ge- 


sälz-B.  —  Schinen-nägelis-.  ebd.  Syn.  Ghisten-, 
Wolfs-B.  —  Kein-name"  Kanname"-  THHüttl.  — 
Nüsterli-  Th.  —  Gold-bächlen  s.  Sp.  956.  Gold- 
bächler  Ap  (zwei  Sorten);  L;  s.  Schweiz.  Obstsorten 
1876,  85.  —  Büchslen  s.  Sp.  1008.  —  Bagolle-- 
GW.  (Steinm.  1804).  —  Bäggel-Birli:  eine  Art  rot- 
backiger Birnen  Zg.  's  Brigittli  hed  Bäggeli  g'ha" 
wie-n-es  B.  Zg  Kai.  1882.  —  Röt-bäggler  AaKöII. 
.Rotbäggeli.'  JGut  1873;  s.  Scheid-B.  —  Bock-Bir: 
kleinere  Art  Birnen,  die  erst  im  Winter  mürbe  und  nur 
gekocht  gegessen  wird  B.  —  Belli-:  Belle  poire  Th. 

Bolle"-:  =  Anke"-B.  (iL;  ZS.  .Einnahme:  vor 
251/«  Mässli  Böllenbirren  ä  4  und  5  ß.'  1814,  Z  Haus- 
haltungsb.  —  Weil  nach  Form  und  Farbe  einer  Zwiebel 
ähnlich. 

Palmisch-:  ziemlich  frühe  Mostbirne  mit  grüner, 
auffallend  stark  punktierter  Schale  ZEgg;  s.  Kohler 
1864,  96.  Auch  bei  JGut  1873,  17.  —  Pomeranze"- 
Grj  Th  (,rote'  und  ,gelbe  P.').  Auch  bei  JGut  1873,  17. 
—  B ä n - :  =  Sürler-B.  AaMuh.  —  Bünggelen  s.  Sp. 
1380.  —  Bunt-  Th.  ,1  Grossviertel  Bündtbyren.' 
1684/5,  THSchochersw.  Obstzehnt.  —  Binze"-:  graue 
Butterbirne  THFr. 

Be2riker-  Z,  ,Ber(i)cher'  Z  (Kohler),  Becker-  Aa 
Würenlingen,  Berke"-  AaB.,  Berch-em-  ZNer.,  W.:  = 
Schwär zi-B.  S.  Kohler  1864.  87.  .Berikomer.'  ZZoll. 
1760.  Syn.  mit  Wasser-B.  AaB.  —  Zum  AaOrtsn.  .Berikon.' 

Beringer-  ScHHa.  —  Zum  Sch  Ortsn.  .Beringen.' 

Berg-  Ap  (in  K.  lt  TTobler  auch  BeH-B.);  GRh. 
(Steinm.  1804);  Th,  ,Berglen.'  Steinm.  1804,  Bergler- 
GRh.  (Steinm.  1804);  Th;  ZEgg,  Meilen:  vorzügliche 
Mostbirne;  s.  Th  Neuj.  1841,  10;  Schweiz.  Obstsorten 
1863,  Taf.  VIII;  Kohler  1864,  87;  B  Stammregister 
1866,  49;  ferner  JCFäsi  1766  (III)  151/2;  Gr  Sammler 
1779  (für  Th).  .Bergler,  die  einen  prächtigen  dou- 
blonengelben  Most  geben ,  der  das  Herz  erfreut.' 
PScheitlin  1837.  ,Ein  Mütt  Bergler-Birnen  kostete 
[1822]  1  fl.  12  Kr.'  JNater  1898.  ,Bergler.'  1684/5, 
THSchochersw.  Obstzehnt.  .Welsche  Bergler.'  ZPfäff. 
(Kohler).  —  Berg-,  Be't-birer:  Bezeichnung  des 
Baumes  Ap. 

Eine  sehr  alte  Birnsorte;  vgl.  auch  Berli-Most  (Sp.  543). 
Die  Birne  soll  in  der  Gegend  von  Berg  bei  ThArbon  bes. 
häufig  sein.  Be!t-B.  ist  ohne  Zweifel  nur  (irrtümliche)  ety- 
mologisierende Schreibung  für  gesprochenes  Be'ppire*,  das 
durch  Assimilation  aus  Bc-y-B.  entstanden  ist.  Zur  Form 
des  ersten  T.  vgl.  Berg. 

Bergamott  Bergemotti-  SThierst,  Bergimotter  Z 
Zoll.  Auch  Steinm.  1804  (für  GRh.,  W.).  —  Be8rli- 
ZEgg,  Erl.,  Zoll.,  Bärli-  LHa. :  ausgezeichnete  späte 
Mostbirne;  s.  Kohler  1864,  87  und  JGut  1873,  61. 
,Apud  Turgoios  ex  certa  quadam  pyrorum  specie,  quam 
vulgo  Berlibirren,  quasi  Bergbirren  vocant,  pyraeium 
prsstantissimum  conficiunt.'  JJWagner  1680.  ,Est  in 
Turgoia  pyrorum  genus  (vocant  Berlibirren,  forte  a 
pago  Turgoico  Bernang,  corrupte  Berlingen).'  SHott. 
1710.  Vgl.  noch  Berli-Most  (Sp.  543).  —  Bernegger-: 
=  Brunnen-B.  GAltstätten.  Auch  bei  Steinm.  1804 
(GRh.).  —  Birsen-  Th.  —  Wiss-barts-  Th.  — 
Röt-bärtel  L;  s.  Bartli-Rötler.  —  Geiss-bärtler 
Th.  —  Basler-  Th.  —  Bisam-  GRh.  (Steinm.  1804), 
Bisem-  GRlgis,  Ziz.,  Bismet-  ApK.  :  Birnenart  von 
bisamähnlichem  Geruch  ApK.;  mit  den  Kirschen  rei- 
fende, sehr  kleine,  gute  Tafelbirne  Gr.  —  Biessen- 
hofer-  Th.     Vgl.  Hoh-B. 


um 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bnr 


I  l:il 


Büscheli-,  P-:  kleine,  rundliche  Tafel-  und  Wirt- 
schaftsbirne  B;  F;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  82.  — 
Die  Früchte  hangen   in  Büscheln :   vgl.  Trübhn,    Truppel-B. 

Pastöre"-:  Poire  du  eure;  s.  Schweiz.  Obstsorten 
1863,  Taf.  LXXXVI.  —  Peters-.  .Kleine  P.'  Th.  — 
Bitter-  Th. 

Butter-:  feine  Tafelbirne,  .deren  Fleisch  wie 
Butter  im  Hunde  zerfliesst.'  Über  die  verschiedenen 
bei  uns  gezogenen  Arten  und  deren  Namen  vgl.  Th 
Stat.  89/90;  Schweiz.  Obstsorten  1863  (Register  samt 
den  zugehörigen  Tafeln).  ,Butter-B.'  Z  Zoll.  1760. 
.Einnahmen:  2'/2  Tansen  Butterbirren  6  r±.  10  ß.'  1801, 
Z  Haushaltungsb.  .Grüne  B.',  unter  Dörrbirnen  auf- 
gezählt.  Kohler  1852. 

Wie  die  Butterbirnen  selbst  Erzeugnisse  neuerer  Ver- 
edlungskunst sind,  su  ist  auch  die  Benennung  schriftsprach- 
lichen Ursprungs;  die  einheimischen  Entsprechungen  (aber 
gew.  für  andere,  ältere  Sorten  gebraucht)  s.  unter  Anken-, 
Schmak-B. 

Bitze°-  Th.  —  Zwä-butze"-:  Birnsorte  mit  zwei 
Butzen  ApK.;  vgl.  Zicei-äugler-B.  —  Blieblätschg- 
ler-:  =  Äglischer-B.  ZDielsd.  —  Planschette"- Gr. 

—  Laub-blätter- Th.  —  Bluet- Th.  —  Blätzli- 
Th.  —  Brum-.  , Zu  Hirslanden  by  dem  Brumbirbaum.' 
1642,  ZZoll. 

Brunne"-:  kleine,  rundliche,  sehr  saftige  Ess-, 
Koch-  und  Dörrbirne  ApVorderland;  GRh.;  s.  .Schweiz. 
Obstsorten  1876,  80.  —  Brunne°-birer:  Bezeich- 
nung des  Baumes  ApK. 

Brünier-.  ,Bräunler-B.'  GKappel.  —  Brünnler-, 
Bründler-:  =  Teilers-B.  Aa;  L;  Sch;  Z  (auch  1770, 
ZW.).  Kleine,  eiförmige  Mostbirne  Th;  s.  Schweiz. 
Obstsorten  1870,  117;  über  das  Verhältniss  zur  Tei- 
lers-B. ebd.  126  Anm.  Vgl.  auch  Th  Neuj.  1841,  11/2. 
.Weissbründler.'  Th  Stat.  .Welsche  Bründler',  Som- 
mer-Eierbirne. Th  Gem.;  Th  Stat.;  Schweiz.  Obstsorten 
1870,115.  .Bründler,  eine  eiförmige,  gelbe  Birne ;  ihr 
Geschmack  ist  beinahe  wie  der  Bergbiren.'  Gr  Sammler 
1779  (für  Th).  —   Brunn li-:  =  Teilers-B.  AiKästal. 

—  Brlsgauer-  Th.  —  Brät-:  Schweizer  Bratbirne 
ZS.;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  XLVII1.  ,Und 
soll  der  selb  Schinz  minem  herren  dem  abt  geben 
järlich  zwen  müt  gelesner  kassel  [1.  kessel?]  brat- 
byren.'  1408,  AaMuri.  ,1  Grossviertel  Bratbyren.' 
1684/5,  THSchochersw.  Obstzehnt.  .Welsche  Br.'  JGdt 
1873.  ,Marzen-Br.'  =  Gloggen-B.  Th  Stat.  —  Bröt- 
Th.  —  Pfaffe"-:  =  Figen-B.  Th.  —  Pfeffer-  GBh. 
(Steinm.  1804).  —  Pfullinger-:  frühe  Weinbirne  Th. 

—  Pfiner-:  =  Lang-stiler-B.  Th;  s.  Th  Neuj.  1841,  14. 

—  Pfund-:  Name  mehrerer  sehr  grosser,  dicker  Bir- 
nen (Schweiz.  Obstsorten  1863),  spec.  =  Chatzen-Chopf 
AAKästal,  Meisterschw.;  B;  Gl;  GRh.,  W.  (Steinm. 
1804)  SThierst,  (auch  wältschi  Pf.);  Th;  ZO.,  Zoll. 
,Aarer  Pf.'  Th  Stat.,  neben  ,Halb-pfund-B.'  .Volerua, 
handvöllige  Biren,  Pfundbiren.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
Quart-:  =  Gold-B.  Th.  —  Rebe"  R*ebe'-  (in  ZHed. 
R^ber-):  kleine,  rundliche  Dörr-  und  Mostbirne,  ähn- 
lich der  Wettinger-B.  Z;  s.  Kohler  1864,  88.  Auch 
bei  JGut  1873,  17.  Räbli-B.  Z  (Dan.).  —  Riburger-: 
Rousselette  ZStäfa.  —  Rubel- Th.  —  Ruch-.  .Rauch- 
birne.' Steinm.  1804  (GW.). 

Rüchler-:  =  Teilers-B.  AALeer.  —  Nach  dem  rauhen, 
herben  Geschmack. 

Rädler-:  mittelgrosse,  scheibenförmige,  schmack- 
hafte Birne  ApK.;  Th.    Syn.  Schibler-B.    ,Schwarz-R.', 


rundliche  oder  kreiseiförmige  Ess-  und  Wirtschafts- 
birne Ap;  G;  oTh;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1803,  Taf. 
XXX  VIII.  ,Wiss-R.',  kleine,  plattrunde  Ess-  und  Koch- 
birne Ap;  Gr;  G;  oTh;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1870, 128. 

—  Rägel-:  weissgelbe,  dünn-  und  langstielige,  süsse, 
wasserreiche  Birne,  ein  Leckerbissen  für  Kinder  Aa 
Kästal.  —  Regel-,  ,2  viertel  regelbyren.'  XV.,  Zins 
des  Dorfes  Berg  bei  TuArbon  an  das  Stift  St  Gallen ; 
vgl.  Berg-B.  --  Regeis-  Bs  (Spreng),  Rägelsch-  S 
Balsthal,  Räg(e)lisch-  Bo Aa.,  E. :  Schwy zer  Reigelsbirne, 
eine  späte,  ziemlich  grosse  Winterbirne.  —  Regle  r- 
uTh  (GScherer).  —  Rigel-  SThierst.  --  Rugeli-, 
Rügeli- :  =  Brät-B.  ZrS.  Syn.  Chugeli-B.  ,Rügeli-B.' 
ZZoll.  1779.  —  Rock-:  Owener  Ommer.  Th  Stat.  96. 

—  Rolle"-:  kugelige  Mostbirne  mit  langem  Stiel 
ZEgg;  s.  Kohler  1864,  93.  —  Winter  -  rolle"-:  = 
Chatzen-Chopf  B;  S  (Schweiz.  Obstsorten  1863).  Syn. 
W.-Trölen.  —  Römer-:  Sommer-Apothekerbirne  Gr 
Chur,  He.;  GW.  —  Römeren  GRh.  (Steinm.  1804). 
,Spät-R,',  eine  Spalierbirne,  ebd.  —  (Most-)Rum- 
nielter-:  =  Sül-B.  (Schweiz.  Obstsorten  1863).  ,Ro- 
melterbirn.'  JGut  1873, 17.  —  Rei"  Rä-Birli:  ziemlich 
frühe,    nicht  ganz  baumnussgrosse,  süsse  Birne  mTH. 

—  Rinder- Bir  ZWäd.  —  Ründele"-:  rundliche 
Birnsorte  GSa.  —  Rintaler-  (Bin-  AaMuh;  ZMettm., 
in  ZHed.  auch  Rinstaler-) :  -  Lang-stiler-B.  AaMuo;  L; 
Th;  Zg;  ZKn.,  Wäd.  —  ,Ras-:  Weinbirne  (Saxen).' 
ST.b  —  Ris-  ,Ries-.'  Th  Stat.  —  Ross-:  =  Gloggen-B. 
ZZoll.  Auch  AaBosw.;  GRh.  (Steinm.  1804);  ScHHa.; 
Th;  ZW.  1770.  .Grosse  und  kleine  R.'  Th.  —  Rosse- 
lgtte"-  BsStdt;  GRh.  (Steinm.  1804),  Rosele'tte'  Z, 
.Rosenletter'  (Th  Stat.),  RöseneHter  ZFlurl. :  Rousse- 
lette; spec.  Rousselet  de  Rheims  Z;  s.  Kohler  1864, 
104.  , Zürcher  R.,  kleine  R.'  (S),  Zürcher  Zucker- 
birne (Schweiz.  Obstsorten  1863).  Winter-R.,  Wiuter- 
birne  ZFlurl.  —  Rose"-  GRHaldenst.;  GRh.  (Steinm. 
1804);  Th  (,gelbgraue  R.').  —  Röslen  GRh.  (Steinm. 
1804).  —  Rössler-:  ziemlich  späte,  grosse,  runde, 
sehr  saftige  Wirtschaftsbirne  Z;  s.  Kohler  1864,  99. 
Lt  Schweiz.  Obstsorten  1863  =  Wasser-B.  —  Ros- 
marin-. Th  Stat.  —  Ruschlen  GRh.  (Steinm.  1804). 

—  Rost-:  =  Attis-B.  GRHe.  —  Rietwisler:  eine 
Mostbirne  Z;  s.  Kohler  1864,  91.  —  Rot-  ScnHa.; 
Th;  Z  (Dan.);  Syn.  Forellen-B.  Lt  Tsch.  in  Th  = 
Häfelen-B.   —    Stall-Rotlen   GRh.  (Steinm.  1804). 

—  Rötel-Birli  S.  —  Rötischer-Bir  ZZoll.  1760. 

—  Rötlen  GRh.  (Steinm.  1804).  —  Rötler.  Bartli- 
(auch  Walchwller-JR.,  eine  Wirtschaftsbirne  Zg.  , Bar- 
telrot.' LEbikon  Obstausstellung  1877.  Zuger-R.  Zg; 
s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  XCIX. 

Werch- rätscher  AAMuri,  -rätschier  L:  eine 
Frühbirne.  —  Viell.  nach  der  Reifezeit  (Zeit  des  Flachs- 
brechens). 

Herbst-saft-:  =Herbst-B.  Th.  —  Seigel-:  läng- 
liche, gelbe,  der  Channen-B.  ähnliche  Birne  BoAa.,  E. 

—  Sigerste"-':  (von  einem  Sigrist  in  ZKilchb.  zuerst 
verbreitete)  kugelige  Mostbirne;  s.  Kohler  1864,  101. 

—  Süg-:  weiche,  süsse  Birnsorte  ScHHa. 

Sül-  ScBSt.;  ThHw.,  Mamm.;  ZEgg,  Sali-  ApK. 
(neben  Sürli-);  GRh.  (Steinm.  1804);  Tb;  ZElgg,  Flun- 
tern:  späte,  kleine,  vortreffliche  Mostbirne;  s.  Schweiz. 
Obstsorten  1863,  Taf.  XXVIII;  Kohler  1864, 91.  .Säule-, 
Süli-,  Zürich-B.'  Th  Stat.  .Säulebiren;  ihr  Geschmack 
ist  herber  und  rauher  als  der  Bergbiren.'  Gr  Sammler 
1779,    268   (für  Th).     .Ein  Mütt   Säulibirnen   kostete 


L495 


Bar,  bor,  bir,  bor,  bur 


1490 


i.  J.  1822  nur  24  Kr.'  JNater  1898.  KA.  ,Die  :  S. 
gilt  nie,  was  sie  wert  ist'  (Schweiz.  Obstsorten  1863, 
aaO.).  In  ApK.  (lt  TTobler)  auch  eine  frühreife, 
sehr  kleine,  lang  gestielte  Birnenart,  die  nicht  ge- 
keltert wird;  Syn.  Tach-Nagel  (Sp.  690). 

Vom  Sprachbcwusstseiu  zu  Sa"'  gezogen  (s.  Suw-B.);  aber 
doch  wohl  durch  dissimilatorischeu  Schwund  des  r  aus  S&Her-, 
Sürli-B.  (s.  d.)  entstanden.  Säuerlicher  Geschmack  ist  für 
die  Birne  charakteristisch. 

Silber-Bir  Z;  bei  HSchinz  1842  unter  den  Most- 
birnen  aufgeführt.  .Einnahmen:  vor  2  Tansen  S.- 
birren  2  fl.'  1813,  Z  Haushaltungsb.  —  Sälvi-  GRh. 
(Steinni.  1804).  —  Salz-  Th.  —  Gesälz-  Tu.  Syn. 
Nägelis-B.  —  Sulzers-:  =  Schutzen-B.  ApGrub,  Reh- 
tobel,  Wald.  —  Sand-   ZHed.  —    Sür-.    JGdt  1873. 

-  Sürler-:  späte,  ziemlich  kleine,  kugelrunde  Most- 
birne von  saurem  Geschmack  AAMuri;  ZEgg,  Hed., 
Zoll.;  s.  Kohler  1864,  90.  , Säurler  =  saure  Teilers- 
birne.'  ebd.  81.  —  Sürli-:  =  Sül-B.  ApK.;  =Bärli-B. 
LHa.  —  Süess-  L;  ScHHa.;  Th;  ZZoll.  1760.  Syn. 
Chilchen-,  Tafel- B.  —  Süessler:  kleine,  runde, 
honigsüsse  Birne  ZZoll. —  Süters-:  eine  Wirtschafts- 
birne Ap;  G;  Th;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  120. 
—  Sew-  1:  eine  späte,  grosse,  runde  Wirtschaftsbirne 
GRoHe.;  vgl.  Tsch.  81.     Auch  ScHHa. 

Süw-.  ,Sau-,  kleine  Sau-B.'  =  Sül-B.  (Schweiz.  Obst- 
sorten 1863).  S.  auch  Chugel-B.  —  Aus  Sür-ß.f  Vgl. 
Anm.   zu  Sül-B. 

Schibel-  AAÖschgen;  ScHHa.  —  Schibier-: 
Name  mehrerer  Birnsorten  von  plattrunder  Form. 
Kleinere,  saftige  Wirtschaftsbirne  von  sehr  angenehm 
süssem  Geschmack  Th;  ZEgg  (s.  Kohler  1864,  96); 
Syn.  Chugeli-B.,  Schründler.  Mittelgrosse,  süsse,  nicht 
eben  saftreiche  Ess-,  Koch-  und  Dörrbirne  AAKästal. 
Späte  Most-  und  Dörrbirne  ZStäfa.  .Scheiblei",  Most- 
birne. HSchinz  1842.  Buch- Seh.,  eine  Wirtschafts- 
birne Ap;  G  (auch  Steinni.  1804  für  GRh.);  s.  Schweiz. 
Obstsorten  1876,  109.  ,Früh-,  Glatt- Seh.'  ebd.  — 
Scheid-:  genereller  Name  (herber)  Birnsorten,  die 
zur  .Scheidung'  [Klärung]  des  Mostes  dienen  AaF., 
Meisterschw.;  L;  Zg;  vgl.  Scheid-Most  (Sp.  543).  In 
spec.  Anwendung  AaF.;  ZEgg  (Kohler  1864,  91).  ,Als 
sog.  Scheidebirnen  sind  bekannt:  die  Märgler,  Rot- 
bäckeli,  Reinholzbirne,  Sauerbirne.'  JGdt  1873.  — 
Schaf-  Tu.  —  Schäfler-:  kleinere,  längliche,  an- 
genehm schmeckende  Birne  mit  bräunlichgelber,  dicker 
Schale  THFr.,  Hw.;  ZSth.,  Zoll,  (auch  1779).  Auch 
Tu  Gem.  1837;  HSchinz  1842,  85.  —  Schelle"-:  = 
Channen-,  Lang-B.  OBwSachseln;  vgl.  Gloggen-B.  — 
Sche'ller-:  eine  Wirtschaftsbirne  in  mehrern  Va- 
rietäten   Z;    s.  Kohler  1864,    84.     Auch  ZZoll.  1808. 

Scholle»-:  =  Isen-B.  JGüt  1873,  18;  =  Gloggen-B. 
SThierst.  —  Schals-  GW.  (Steinm.  1804).  —  Schilt-: 
eine  aus  dem  Sennhof  Schild  (SBeinwyD  stammende 
Spätbirne  SThierst.  —  Sche'ngserme'ng-  ZS.,  Stdt, 
.Schengsemengse'  (Kohler):  St  Germain.  Syn.  Her- 
manns-B.  —  Frauwen-schcnkel:  =  Frauwen-B.  Z 
Zoll.;  Tu  Stat. ;  Schweiz.  Obstsorten  1863.  .Römische 
Schmalzbirne';  s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Tai'.  LIX. 

—  Schür-:  =  Schwärzi-B.  Z1S.;  frühe,  sehr  beliebte 
Birnsorte  (verschieden  von  Schivärzi-B.)  ZZoll.;  gelbe, 
rotbackige,  runde  Kochbirne  BInterl.  (Syn.  Hansli-B.). 
Auch  sonst  in  B;  Tu.  ,lch  habe  zu  Martini  noch 
Scheurbirren  aufgelesen.'  1740,  Z  Zoll.  Auch  bei 
JJScheuchzer  1707;  s.  Würg-B.  —  Schutze"-:  klei- 


nere Ess-  und  Wirtschaftsbirne  Ap;  GRh.;  s.  Schweiz. 
Obstsorten  1876,  111.  Unter  .wildem  Obst'  aufgezählt. 
Steinm.  1804  (für  GRh.).  —  Schlucker-:  =  Läng- 
ler-B.  Th.  —  Schliseren-  GRh.  (Steinm.  1804).  — 
Sc1i1oss-Th.  —  Schlosser-Bir(li):  kleine  Grund- 
oder Stielbirne  SNA..  Thierst.  —  Schmid-  GRh.  — 
Schmeckerli  THSteckb. —  Gold-schmecklcr  Th 
Müllh.  —  Schmalz-:  saftige  Tafelbirne  AALeer., 
Öschgen;  B;  GRCast.,  Chur,  He.;  GRh.  (Steinm.  1804). 
Syn.  mit  Frauwen-B.  Ap;  Th  (auch  .römische  Schm.'), 
mit  Haber-B.  Tu  Stat.,  mit  Glas-B.  (Schweiz.  Obst- 
sorten 1863);  , weisse  Herbstbutterbirne'  (ebd.).  Auch 
Bs  Ausruf  bilder  1749.  —  Seh  nid  er-  Th;  JGut  1873, 
17.  --  Schnegge"-  ScHHa.;  Th  (BSchenk).  — 
Schnitz-:  Birne,  die  in  Schnitzform  gedörrt  wird  B. 
Syn.  mit  Süess-B.  Th.  —  Schrübe"  Strübe'-:  = 
Schutzen-B.  ApGrub,  Rehtobel,  Wald.  —  Schründ- 
ler- :  =  Schibler-B.  Th;  ZSth.  —  Schwabe"-  Th.  — 
Schwanz-  ZZoll.,  Schwänzler-  (Kohler  1864,  98), 
Schwänze!-  ( Kohler  1852) :  =  Längler-B.  —  Schwarz-: 
lange,  keulenförmige,  sehr  langgestielte  Birne  mit 
glatter,  meist  schwarzroter  Schale  ZEgg,  Stäfa.  Zoll.; 
s.  Kohler  1864,  92.  Syn.  mit  Marxen-B.  (Schweiz. 
Obstsorten  1863).  Auch  AAKästal,  Kbll.j  SThierst.; 
Th  (.Schwarzbirli').  —  Schwärzi-,  auch  Schwärzen-: 
kleinere,  saftreiche,  kräftige  Ess-,  Koch-  und  Dörr- 
birne Aa;  B;  L;  S;  ZZoll.;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1863, 
Taf.  LX.  —  Schwetzerei-  AaKöII.  —  Schwetzi- 
AALeer.,  Meisterschw.  —  Schwizer-:  späte  Wein- 
birne. Schweiz.  Obstsorten  1863  (zu  Taf.  VI);  Wasser- 
birne, ebd.  Auch  GRoHe.  —  Spiegel-  Th.  —  Speck-: 
Birne  mit  speckigem,  derbsaftigem  Fleisch  AAMeister- 
schw.;  ApK.;  GRh.  (Steinm.  1804);  ScHHa.;  SThierst.; 
Th;  ZZoll.  .Grüne  Sp.'  Th  Stat.  Syn.  mit  Fleisch- B. 
ZFäll.  Späte,  kleine,  nicht  eben  zarte  Birne  GRoHe.; 
Syn.  Speckelen.  ,Die  birlin  von  dem  kleineren  späck- 
birbaum.'  Vogelb.  1557.  ,Gross  pyren,  als  späckbyren 
und  dergleichen  gross  byren.'  Mal.  .[Die  Namen  der 
Birnen]  werden  von  Pflanzeren  selbs  ungleich  ge- 
braucht; dessen  will  ich  nur  ein  Exempel  anzeigen: 
es  ist  ein  gemeine,  aber  gut  und  nutzliche  Gattung, 
die  man  an  etlichen  Orten  Speckbiren  (und  recht) 
heisset,  an  anderen  Orten  Wasserbiren,  an  anderen 
Grossbiren  und  an  anderen  Laubbiren.'  Rhag.  1639/50. 
S.  noch  Chünigs-B.  ■ —  Speckele"  s.  das  Vor.  — 
Spältler-:  eine  Ess- und  Wirtschaftsbirne.  Th  Gem. 
84.     .Seespältler.'  Th  Stat. 

Sper(li)-,  Speier-:  kleinere,  vorzügliche  Dörr- 
und  Mostbirne  Th;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  112. 
Syn.  Waldischer-B. 

.Gehört  zu  den  ältesten  Th  Wirtschaftsbirnen.'  Zum  Vo- 
calismus  des  ersten  Teils  vgl.    Bei-,  Beere. 

Spiessle"  GRh.  (Steinm.  1804).  Spiessler  Th 
Müllh.  —  Spät-:  Spätbirne  Aa;  Th;  Z.  —  Spätler 
:  Marxen-B.  ZWettschw.  (Schweiz.  Obstsorten  1863). 
Auch  ZZoll.   1779. 

Spitz-:  kleine  Mostbirne  G;  Th;  s.  Schweiz.  Obst- 
sorten 1863,  Taf.  XXX;  ferner  Th  Neuj.  1841,  12. 
Auch  bei  JGut  1873,  17.  Die  Sorte  ist  um  TeEg« 
so  häufig,  dass  die  Frage  nach  dem  Obstertrag  übli. 
oft  lautet:  Chö'd-er  vil  Spitzbiren  über?  Zitronen 
birne,  eine  eiförmige,  ungewöhnlich  fein  schmeckende 
Birne  mit  gelber  Schale   GSa.     Eine  Essbirne    ZSth. 

,Es  ist  angewiss,  ob  die  Birne  ihren  Namen  von  ihrer 
eigenen  Form  oder  von  derjenigen  des  Baumes  erhalten  hat.' 


1497 


Bar,  ber,  bir.  bor,  bur 


1498 


Stube"-  Gr;  Gilb.  (Steinm.  1804). 

Stadel-:  eine  kleine,  runde,  schmackhafte  Birne 
Ap  (Tobler);  eine  kleinere,  vorzügliche  Wirtschafts- 
birne ApWolfh.;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  114. 
Auch  GKh.  (Steinin.  1804);  Th;  Z.  —  Stadel-birer: 
Bezeichnung  des  Bauines  ApK. 

Stadler-  Th;  ZO.  (klein  und  rund).  —  Stä- 
dele"-:  eine  kleinere,  runde  Birne  GSa.  —  Stüde"- 
Th.  —  Stäfliger-:  =  Hüener-B.  AAMeisterschw.  — 
Steffe"-:  eine  Essbirne  ZSth.  —  Stil-:  =  GHruen-B. 
BBe.,  R.  Auch  S.  's  Imbhüsli  unger  dem  grosse"  Still- 
bire'baum.  Hofst. 

Feiss-stiler  Th.  —  Der  Stielaasatz  ist  vom  Fleisch 
überwuchert.      Vgl.    Büppeeh    (Sp.  1427). 

Lang-  (Läng-)stiler-:  Langstielerbirne  AABb.. 
Kästal,  KölL,  Meisterschw.;  Bs;  GRh.;  S;  Th;  Z  tw.; 
s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  IX;  B  Stammregister 
1866,  48.  Auch  ZZoll.  1760.  .Appenzeller  Langstieler- 
birne'; s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  76. 

Stolle"-  SThierst.  --  Nicht  bestätigt;  viell.  für 
Schollen-B. 

Stueliger-:  mittelgrosse  Mostbirne  mit  sehr  lan- 
gem Stiel    ZEgg;    s.  Kohler  1864.  95.  —  Stüeli-  Z 
Mettru.    —    Stei°-    s.  Steinbir  -  Baum   (Sp.  1244).  - 
Steinis-GRh.  (Steinm.  1804).  —  Stengel-  SThierst. 

—  Stapfei-  BsStdt;  SThierst,  Stapfte«-  SWittersw., 
Stepfei-  SBreitenb.  (Lehrer  Studer),  Staffeis-  SBalsth. 
(Lehrer  Bloch):  Berner  Dornbirne,  eine  Rousselette. 
,Ein  Staffelbirbaum'  AASchenkenb.  —  Stotze"-: 
längliche,  kleine,  etwas  fade  Mostbirne  ApK.  — 
Stötzle":  eine  seltene  Mostbirne  ApK. 

Strick-:  fast  mittelgrosse,  nicht  sehr  saftreiche. 
aber  doch  sehr  angenehm  schmeckende  Ess-  und  Wirt- 
schaftsbirne Ap;  Gr;  GRh.  (Steinm.  1804);  Tu;  s. 
Schweiz.  Obstsorten  1876,  118.  .Frühe  und  späte 
Str.'  Th  Stat.  —  Strick  -  birer:  Bezeichnung  des 
Baumes  Ap. 

Streuler  ZEgg,  Hirzel.  Horgen,  Stäfa,  Streuli- 
Th;  ZWäd.,  Zoll.  1808:  =  Teilers-B. 

Vgl. :  ,Bei  uns  ist  ein  Gattung,  so  man  Sträuwlis  Holz- 
biren  heisset,  welche  ihren  Namen  von  Herren  Doctore 
Sträwlin  sei.   bekommen.'   Rhag.  1650. 

Strengle"-:  kleinere,  saftige  Ess-  und  Wirt- 
schaftsbirue  von  etwas  herbem,  doch  angenehmein 
Geschmack  GThal;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  116. 

—  Strüssler-:  =  Teilers-B.  AiWohlen.  —  Tafel-: 
=  Süess-B.  Th.  —  Tuffe"-  AAMeisterschw.;  Syn. 
Tüsseli-B.  —  Wi°-teigge°-  (tägge'-J  GRh.  (Steinm. 
1804).  —  Telischwiler-  AaMuo. 

Teilers-  AaMuh,  Wohl.;  Bf-i);  Gl;  GG.;  Schw; 
Th;  Zg;  Z  (in  Zoll,  seit  1808),  Täler-  Z  (vereinzelte 
Angabe),  Teilis-  ÄAWohlen;  B;  ZHed.,  Stall.,  Teiligs- 
AaF.,  Ke.,  Leer.,  Oschgen.  Würenlingen;  BoAa. ;  SNA.; 
ZUhw.:  kaum  raittelgrosse,  kreiseiförmige,  saftige 
Mostbirne, "  eine  unsrer  ältesten  und  verbreitetsten 
Birnsorten;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  L;  Kohler 
1864,  80;  B  Stammregister  1866,  48;  JGut  1873,  16. 
,Saure  T.'  =  Sürler  ZKüsn.,  Stäfa  (Kohler);  auch  ZZoll. 

,Der  Teilershirnbaum  ist  in  der  Schweiz  am  häufigsten 
in  den  Kautonen  Zürich,  Zug,  Luzern  und  Schwyz  verbreitet, 
wo  er  in  einzelnen  Gegenden  mehr  als  die  Hälfte  aller  Birn- 
bäume ausmacht.  Seine  Abkunft  ist  unbekannt;  er  ist  seit 
uralten  Zeiten  einheimisch  und  unzweifelhaft  der  Schweiz 
eigentümlich.'  Schweiz.  Obstsorten   1863. 

Taneggler-    Th  (BSchenk).  —  Danieli-    GRh. 


(Steinm.  1804).  —  T  iroler-:  =  Schwärzi-B.  L.  Eine 
von  Tirolern  im  Engadin  verkaufte  Birne;  s.  Tsch.  81. 

—  Tor-  Th.  —  Ober-tor-:  eine  mittelgrosse,  sehr 
angenehm  schmeckende  Ess-  und  Wirtschaftsbirne  Th. 

—  Turgauer-:  =  Gloggen-B.  (Schweiz.  Obstsorten 
1863).  Auch  AAMeisterschw.  —  Turgi-:  =  dem  Vor. 
ZEgg,  Küsn.,  O.,  Zoll.;  s.  Kohler  1864,  89.  —  Tür- 
ken-: Sommer-Apothekerbirne  (Schweiz.  Obstsorten 
1863).     Vgl.  BÖmer-B. 

Dorn-:  eine  feine,  saftige,  süsse  Essbirne  B.  Eine 
.schone,  rote  Essbirne  SchScIiI.  —  Ber  Wildling  soll  in 
einer  Doruhecke  gestanden  haben. 

Tisli-:  =  Marglen.  ,Dic  Magier-  oder  Tisli-B.' 
Kohler  1852,  83.  —  Aus  d'  Uli-BJ  s.  Sp.  1485. 

Tislikumer-:  =  dem  Vor.  ZZoll.  (auch  1808).  — 
Tüsseli-  AAMeisterschw.  —  Tettikämmer-  Aa 
Muri.  —  Trüble"  GSa.,  Trübler-  GKappel;  ZHed., 
O.,  rS.  (auch  Zoll.  1808):  kleine,  runde,  in  Büscheln 
wachsende  Ess-  und  Wirtschaftsbirne;  s.  Kohler  1864, 
97.  ,Träublesbirn'  (JGut  1873,  17);  .Träubelsbirne' 
(Schweiz.  Obstsorten  1870,  113).  Syn.  mit  Hüngier 
ScHwMa.  —  Winter-tr öle"  B;  SThierst.  , Augen 
machen  wie  W-en.'  Gotth. 

Triemli-:  eine  der  Äschemer  Holzbirne  ähnliche 
Birne  ZAlbisrieden ;  s.  Kohler  1864,  83.  —  Triemli, 
Lokalname   ZWied. 

Trumpele"-  SThierst.  —  Truppel-:  in  Trupple" 
wachsende  Ess-  und  Wirtschaftsbirne,  wahrsch.  = 
Trübten  ThHw.  —  Tropf-:  von  Birnen,  die  nur  ver- 
einzelt am  Baume  sitzen  (und  gleichs.  tropfenweise 
herunterfallen)  Z.  Entsprechend  Tropf -Epfel.  — 
Bluets-tröpfler  Th.  —  Triesner  GW.  (Steinm. 
18ii4). 

Trat-  ZZoll.  1760  (,Treht-'),  Träte«-  Gl;  Th  (.Dräh- 
ten-1); ZO.,  Zoll.  (.Dräten-.'  1779),  Träter-  ZStdt,  Zoll, 
(jüngere  Form);  HSchinz  1842,  Traue'-  GW.  (auch 
Trauer-);  Th  Stat.:  Sommer-Eierbirne;  s.  Kohler  1864, 
105  und  vgl.  das  syn.  Hier-B.  —  Wahrsch.  nach  der 
Form  benannt,  die  einer  Bobine  (s.   Trätli)  ähnlich  ist. 

Trotten-:  graue  Winterbirne  Th  Stat.  —  Wibli- 
Th.  —  Chilch-wih  Chilbi-:  zur  Zeit  der  Kirchweih 
reifende  Birne  ScHHa.;  ZZoll.  1760.  ,4  Tansen  Kilwi- 
birren  verkauft  5n.  8  ja.'  1821,  Z  Haushaltungsb.  (Sept.). 

Wadel-:  =  Länglen-B.  Th.  —  Vgl.  das  syn.  Schwanz-B. 

Wide"-  THÜSee.  —  Wäglen-  GRh.  (Steinm. 
1804),    Wägler-  Th:  =  Schibler-B.  —  Wiegler-  Th. 

—  Wülipusch-  G,  ,Wulibuschen'  GRh.  (Steinm. 
1804),  Büliputsch-  ÄAZof. :  =  Mülibus.  S.  noch  Wuli- 
wusch.  —  Waldischer-:  =  Sper-B.  ThHw.,  Müllh., 
Pfyn.  —  Wild-  Th.  —  Wolfs-:  =  Chisten-B.  Th. 
,W.,   Quitten-,    Kisten-,    Schienennägelis-B.'    Th  Stat. 

—  Welsch-  GRh.  (Steinm.  1804).  —  Wi"-:  Name 
verschiedener  Birnsorten  von  weinsäuerlichem  Ge- 
schmack, meist  vorzügliche,  sehr  saftige  Mostbirnen, 
doch  auch  gut  zum  Dörren  AaF.,  Ke.,  KölL;  Ap;  BU. ; 
L;  GRh.  (Steinm.  1804),  T.;  Schw;  S;  Th;  ZEgg 
(Kohler  1864,  93),  Ü.,  Sth.  Unterschieden  werden: 
.frühe  W.'  Th  (auch  Gem.  1837);  Schweiz.  Obstsorten 
1863,  Taf.  XL;  JGut  1873;  .späte  W.'  Ap;  G;  Th 
(auch  Gem.  1837);  Schweiz.  Obstsorten  1863,  Taf.  VI; 
JGut  1873;  ,graue  W.'  JGut  1873;  chleini  Wi'birli 
SThierst.  Sehampanjer-W .  Schw;  Th.  S.  noch  Th 
Stat.  100.  Syn.  mit  Turgi-B.  ZWei.  (Kohler  1864,  89). 
Eine  spätreife  Birne  mittlerer  Grösse  Gr  oHe.  ,Wei- 
birli.-    ZW.  1770.   —    Winter-:    spät   reifende    oder 


1499 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


1500 


über  den  Winter  dauernde  Birne.  Eine  spät  reifende 
Mostbirne  Aa;  Ap;  G  (auch  Steinm.  1804);  Th  (Gem. 
1837);  Z;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  133.  ,Die 
Würgler-  oder  Winterbirne  wird  erst  am  Ende  Oc- 
tobers  oder  im  Anfange  Novembers  zeitig,  so  dass  sie 
nicht  selten  aus  dem  Schneegestöber  herausgelesen 
werden  muss.'  Th  Neuj.  1841,  15.  Eine  feinere  Birne 
THMüllh.  Unterschieden  werden :  .frühe  und  späte, 
weisse  und  graue  W.'  Th  Stat. ;  ,grüen  und  spat  W-en.' 
ZZoll.  1808.  Syn.  mit  Brät-B.,  den  Klausgaben  bei- 
gelegt ZAff.  b/Z.  Eine  Art  Birnen,  die  sich  wegen 
ihrer  Härte  zu  Lagerobst  eignet  GrHc  ,Die  wurm- 
stichigen Winterbiren  bricht  man  ab,  ehe  sie  zeitig 
seind.'  Hedtel.  1658.  ,Winterbiren.'  ZW.  1770.  Auch 
SciiHa.  —  Würg-:  =  Längler-B.  (Schweiz.  Obstsorten 
1870,  129;  Kohler  1864,  98).  ,Die  sog.  Lang-  oder 
Würgbiren,  die  Scheurbiren  haben  [in  dem  trockenen 
Jahr  1706]  mehr  als  andere  Jahr  den  Hals  gewürgt.' 
JJSchedchz.  1707.  , Welsche  Würgebirne'  =  Marxen-B. 
Th  Stat.  —  Würgler-:  =  dem  Vor.  Th  (Stat.  100);  Z. 
,Länglerbirn,  sind  sehr  lang,  von  rauhem,  stark  zu- 
sammenziehendem Geschmack,  daher  sie  von  Einigen 
Würgler  genannt  werden.'  Gr  Sammler  1779  (für  Th). 
Eine  spätreifende,  kleinere,  vorzügliche  Mostbirne 
Th;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  135  (.Wirgler-  oder 
Würgebirne').  Auch  AAMeisterschw.  , Gelbe,  welsche. 
Winter-W.'  (unter  Mostbirnen).  Th  Stat.  115.  S.  noch 
Chörbler-B.  —  Wasser-:  sehr  saftreiche,  aber  wäs- 
serig schmeckende  Birne.  Vor  Allem  (auch  .späte  W.') 
die  weit  verbreitete  .Schweizer  Wasserbirne'  Th  (auch 
Gr  Sammler  1779);  ZPfäff.  (Schwizer-W.);  s.  Schweiz. 
Obstsorten  1863,  Taf.  XVII.  ,Die  Kugelbirne  oder 
Wasserbirne  ist  eine  eigentliche  Thurgauerin;  im 
Thurgau  wurde  sie  zuerst  gezogen,  und  im  Auslande 
nennt  man  sie  Schweizer  Wasserbirne  aus  dem  Thur- 
gau.' Th  Stat.  Eine  Tafel-  und  Wirtschaftsbirne,  = 
Schwizer- Hosen  B;  GRÜhur,  He.;  ZZoll.  (,spat  W-en' 
1808)  ;  vgl.  Tsch.  82.  Eine  der  Ghannen-B.  ähnliche, 
doch  bessere  Birne  BoAa.  Auch  AAKästal,  Öschgen; 
BHut.tw.;  GKappel,  Rh.  (Steinm.  1804,  unter  , wildem 
Obst');  ScHHa.;  ScHwMa.;  SNA.,  Thierst.;  Zg;  ZSth., 
W.  1770,  Zoll.  1808;  1684/5,  THSchochersw.  Obstzehnt 
(mehrfach).  Unterschieden:  ,Gross  und  klein  W-en.' 
GW.  (Steinm.  1804);  .kleine  W.'  auch  Th  Stat.  S.  noch 
Länggelen  (Bd  III  1336),  Beriker-,  Speck-B.  —  Wis-: 
unter  .Herbstbirnen'  aufgezählt.  Gl  Gem.  —  Wiss-  I: 
Birnsorte  mit  weisslicher  oder  hellgelber  Schale.  Eine 
spätreifende,  kleinere  Mostbirne  Aa;  B;  L;  Schw;  S; 
Zg;  Z;  s.  Schweiz.  Obstsorten  1876,  123.  Syn.  mit 
Schutzen-B.  ApHeiden,  Reute.  Weisse  Herbstbutter- 
birne. B  Stammregister  34.  .Frühe  W.'  ZAlbisr.,  Egg, 
Pfäff.,  Wei.;  s.  Kohler  1864,  91.  .Unterwaldner  W.', 
eine  Ess-  und  Wirtschaftsbirne;  s.  Schweiz.  Obstsorten 
lsTC,  125.  Auch  ScHHa.;  Th  Stat.  (unter  Mostbirnen); 
ZW.  1770.  —  Wiser-.  ,Für  ein  Zeinen  W-en  12 
(10)  g.'  1681/2,  Zobers  Tageb.  S.  auch  Gitmpist-B.  2. 
-Wespen-.  ;,Frühe  W.'  Th  Stat.  —  Wettinger-: 
eine  nrspr.  aus  AAWett.  stammende  Wirtschaftsbirne 
ZAlbisr.,  Thalw.;  s.  Kohler  1864,  96/7.  —  Zibele"-  S. 
—  Z  uger-:  =  Teilers-B.  (Schweiz.  Obstsorten  1863). 
Syn.  Zuger-Most-B.  AuchJ  SThierst.  —  Zucker-: 
Name  zuckersüsser  Birnsorten  Aa.  .Zürcher  Z.'  (oft 
Dim.),  eine  kleine  Tafelbirne  Schw;  Th;  Zg;  Z;  s. 
Schweiz.  Obstsorten  1803,  Taf.  XLVII.  Sommer-Apo- 
thekerbirne   (Schweiz.   Obstsorten    1863).     Syn.    mit 


Schutzen-B.  ApGrub,  K.,  Rehtobel,  Wald.  Auch  Gr 
Haldenst.;  GW.  (Steinm.  1804);  S.    S.  noch  Chünigs-B. 

—  Zimmet-  Gl;  Th.  Syn.  ,grüne  Sommerbirne.'  Th 
Stat.  —  Zangg-:  =  Knaus-B.  Th.  —  Zangger-: 
mittelgrosse  Ess-  und  Wirtschaftsbirne  Z;  s.  Kohler 
1864,  95;  Schweiz.  Obstsorten  1876,  137.  —  Wi°- 
zapfe"-:  =  Frauwen-B.  Th.  —  Zürich-:  =  Sül-B. 
Th.  Frühe,  mittelgrosse,  süsse,  saftreiche  Ess-  und 
Kochbirne  AAKästal.  ,Zürchbirne'  GRh.  (Steinm.  1804). 

—  Zitrone"-:  zitronenähnliche  Birne  GRChur.  .Rot- 
backige, rote  Z.'  Th  Stat.  ,Winter-Z.',  Poire  de  la 
Motte.  LEbikon  Obstausstellung  1877;  s.  Schweiz.  Obst- 
sorten 1863,  Taf.  LXXVII.  Auch  Gl;  GRh.  (Steinm. 
1804);  ZZoll.  1808. 

El(t)sch-:  1.  (Älsch-Birli)  Frucht  der  gem. 
Mispel,  Mesp.  germ.  Aa  (Mühlb.).  —  2.  (Eltsch-Bire*) 
Elsebeere,  Frucht  von  Sorb.  torm.  Sch.  —  3.  .Älsch- 
pyrbaum,  opulus.'  Mal.  —  Öre"-:  (meist  PI.)  =  Ö.- 
Glangger  (Bd  II  633)  Gi.H.     Vgl.  Bir  2. 

Erd-,  Herd-  1)  mit  nebentoniger  zweiter  Silbe: 
Erppir(e')  B  (Durh.);  F;  GRValz.;  LG.;  G  (Wartm.), 
Eppir(e*J,  -iere*  GRFanas,  Pr.,  Sch.,  Hcrppirfe*)  Aa 
oF. ;  FSs. ;  GRHaldenst.,  He.,  Mai.,  Mal.,  UVatz ;  L ;  Schw 
Arth.G.,  Kü.,Woll.;  Uw;  U;  „Zg",  ffippir(c')  AALeer. 
(-Vre*  und  -ehe*);  Gl;  GRHaldenst.,  oHe.,  UVatz ;  L 
Rusw.,  Sursee,  Will. ;  G;  ScHwArth,  G.,  Kü.,  Happire* 
GW.  —  2)  mit  unbetonter  zweiter  Silbe:  Hirppcre* 
Aa  oF. ;  F,  Heppere*  (Dim.  Hepperli  Aa)  Aa  oF. ;  FMu.  ; 
LSursee,  W.,  Will.;  SchwKü.,  Happere*  GGold.  —  f., 
in  L  tw.  (lt  Brandst.  1883,  26)  m.  —  3)  in  der  Kdspr. 
Hcrpi  Bs,  Heppi  AALeer.,  Hebe*  Hebi  H'ebeli  s.  Bd  II 
938,  Herdli  G  (Wartm.):  1.  =  Erd-Epfel  1  (Bd  I  379). 
aaOO.  G'rüstet  ist  's  Ztmmis  für  eus  uf  de*  Schlag, 
Härdbiere*  und  Schnitz.  JBHäffl.  1813.  Schnitz  und 
Hapere"  und  feisse",  g'möcklete*  Sprich  druff.  RBrandst. 
(L).  Ich  chann-ech  nur  chlini  Hebbirreli  ge*  z'  esse; 
sagt  ein  armes  Bäuerlein  zu  Jesus  und  Petrus,  die 
bei  ihm  einkehren.  JBEgli  1871.  /'*  lebe*  uf  Mine' 
Hebbiere*  und  ier  uf  euerne*,  bin  von  euch  unabhängig, 
soll  ein  Bäuerlein  einem  hochstehenden  Manne  an  der 
Landsgemeinde  zugerufen  haben  Gr.  ,Herdbiren.- 
1758,  F  Schreiben  (an  L).  .Herdbirnen'  wechselnd 
mit  .Herdäpfel.'  1758,  L  Schreiben  (an  B).  .Erdäpfel' 
in  der  Überschrift  einer  Anleitung  zum  Kartoffelbau, 
im  Texte  mehrfach  .Erdbirnen'  und  .Erdbiren.'  Gr 
Sammler  1779.  —  2.  (Erd-B.)  knollige  Sonnenblume. 
Topinambur,  Hei.  tub.  B  (lt  St.  und  Durh.);  GRh. 
(Steinm.  1804,298);  Z.  --  Bankert-E.:  =  B.-Erd- 
epfel  (Bd  I  381)  Gr.  —  Schwin-E.:  =  Sauen-Erd- 
epfel2  (Bd  I  381):Gr.  —  „herd-birrele":  nach  Erd- 
birnen  riechen  oder  schmecken." 

Zu  unsern  Formen  vgl.  die  vielfach  analogen  Verhältnisse 
bei  Erd-Ber.  Lt  Brandst.  1893,  26  stehen  in  L  die  Plur. 
Heppire*  und  Hippe*  neben  einander.  Letztere  Form  scheint 
bes.  in  Zss.  mit  einem  dritten  W.,  z.  B.  II. -Acher,  -Sturm, 
zu   Hause. 

Füst-:  scherzh.,  Faustschlag.  ,Metz:  Wenn  fust- 
byren  spystend  myn  lyb,  im  land  war  gwüss  kein 
schöner  wyb.'  Ruef  1540;  vgl.  Fünffinger-Chrüt  2 
(Bd  III  890).  —  Flueh-,  in  B  (lt  Zyro,  vRütte);  Z 
auch  Flüeh-:  Dim.,  Felsenbirne,  Aronia  rotundif. 
(Pirus  amel.;  Mesp.  chamamiesp.)  B;  „LE. "  S;  Z. 
,Alni  effigie  lanato  folio  minor.  Pyraster  idieus  vel 
petrseus.  Gesn.  Flübirlin.'  JJWagner  1680.  ,Coton(e)- 
aster  folio  rotundo,  non  serrato.     Cydonago  et  Dyos- 


1501 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


1502 


piron.  Gesn.  Flühbirli.  wibl  Küttenen.'  ebd.  — 
Frauwe°-  II:  1.  „Frucht  des  Weissdorns,  Cratasg.  ox. 
Gl";  Syn.  Herrgotten-Ber.  —  2.  Dim.,  Stachelbeere, 
Ribes  gross.  ScHwIb.;  Syn.  Mueter-Birli.  —  Ü"ser- 
Herrgotts-Bireli:  =  .F7ue/i-.B.  GMs.  —  Grüen-Bir: 
verächtlich  von  einem  unreifen,  grün  aussehenden 
jungen  Menschen,  .Grünschnabel'  Z  (Spillm.).  — 
Grund-:  l.  =  Erd-B.  1  BsL.;  BO.;  Gl;  GRhPr.;  G; 
Sch;  Zg;  ZW.  S.  auch  Äugstier  (Bd  1 154).  —  2.  =  Erd- 
B.  2  Z  (Durh.). 

H  e  u -  II  (in  GW.,  We.  H6-),  gew.  Dim. :  1.  =  Flueh-B. 
AaVüI.;  ÜSil.  —  2.  einknolliges  Säulchen- Knaben- 
kraut, Herrn,  mon.  GGoss.,  Rh.,  Stdt,  Ta.,  W. 

2  wahrsch.  nach  der  einer  Heubirue  ähnlichen  kugeligen 
Wurzelknolle  benannt. 

Hutzel-:  1.  gedörrte  ganze  Birne  Bs.  En  Schnitz- 
trog voll  dürri  Kirsi,  voll  H.-Birre'.  EKron  1867.  — 
2.  (lt  Socin  Hutze"-)  leichter  Stoss  mit  dem  Knie  in 
den  Hintern  Bs;  vgl.  Bir  5.  —  Chnoll-  n:  =  dem 
Vor.  2  Th.  Chn.-Bire"  ge".  —  „Chnüll-:  Schlag  mit 
der  gehallten  Faust  L;  Sch;  Z."  —  Chnüw-:  = 
Hutzel-B.  2  ZZoll.  —  Melw-Birli:  1.  =  Frauwen- 
B.  II 1  Sch.  —  2.  Frucht  des  Mehlbeerbaums,  Sorbus 
aria  Aa.  —  3.  =  Flueh-B.  ,Chamsmespilus,  Gesn. 
Mälpi.'    JJWagn.  1680.  —  Mueter-  II  (gew.  Dim.): 

1.  =  Frauwen-B.  II  1    ScHwMa. ;    ZBauma  (Dan.).  — 

2.  =  Frauwen-B.  112  ScBwMa.  —  Bode0-:  =  Erd-B.  1 
GRh. 

Bumpis-:  (PI.)  Schläge  Z.  —  Scherzh.  Entstellung 
ans   Gumpü-B.  mit  Anlehnung  an  Pumpis  (s.  Sp.   1264). 

Bären-:  scherzh.  für  Geschützkugel  der  Berner. 
,[Der  Feind]  was  in  fliechen,  ab  bärenbiren  schüchen, 
im  gschickt  in  dschiff  hinyn.'  1536,  Lied  vom  Genfer- 
zug  der  Berner. 

Sew-  11  (Dim.):  =  Flueh-B.  Urnersee.  —  Wächst 
an   den  steilen  Felsen,  die  den  Urnersee  einrahmen. 

Schmeck-:  Frucht  des  gemeinen  Quittenbaums, 
Cydon.  vulg.  GWe.    Vgl.  den  Birnnamen  Schmeckerli. 

—  Schmer-:  Beere  der  Hauseberesche,  Sorbus  (Pir.) 
dorn.  ,Sorba  sicca,  Sehmärbirlein.'BsApothekertax  1701. 

Spör-:  =  dem  Vor.  KdGesn.  1542;  Fris. ;  s.  Arles- 
Ber  2.  —  Vgl.   mhd.  eper-boum. 

Sprütz-:  1.  lockeres  Zuckerbackwerk  von  der 
Form  und  Grösse  einer  Birne,  den  rerbruetne"  Chugle" 
ähnlich  AaB.;  ZZoll.  Spr.-Bire"  werden  den  Kur- 
gästen u.  A.  schon  morgens  früh  vor  den  Zimmern 
angeboten  AaB.;  vgl.  ONägeli  1898,  12.  Die  Z  Man- 
date schrieben  vor,  dass  bei  dem  Nachtessen  der 
Zünfte  alle  Geflügel,  item  die  Sprützenbirren  gänzlich 
unterlassen  werden  sollten.  1701,  Hofmeister  1866. 
.Verbruetne  Küechlein  oder  Sprützbirren.'  ZZoll. 
Kochb.  1820.  Beliebtes  Festgebäck  an  der  Kirchweih 
ZZoll.,  am  Aarauer  Bachfischet;  s.  AGysi  1894,  10.  — 
2.  übertr.,  aufbrausender,  händelsüchtiger  Mensch  Z. 
Vgl.  Gdch-,  Pfitz-üf  (Bd  I  121).  —  Stei°-Birli: 
=  Flueh-B.  GWe.  —  Stotz-Bir:  Stoss  mit  dem  Knie 
ÄAZein.;  =  Hiren  (Bd  II  1568)  BHk.;  Knuff  auf  den 
Schädel  GT.  (scherzh.);  ,eine  Schlagdrehung,  d.  h. 
man  setzt  die  Faust  an  Jmd  an  und  treibt  sie  um 
ihre  Achse,  wobei  die  sich  einbohrenden  Fingerknöchel 
Schmerzen  verursachen'  Ap  (TTobler). 

Delsch-Birli:  1.  .Mehl-,  Schmerbeere,  Sorbus' 
Bs  (Spreng).  —  2.  Tels-Birli  =  Frauwen-B.  II 1.  Durh. 

—  Aus  d'  Eh-B. 

Tanne"-ßir:  Tannzapfen  Gl;  vgl.  T.-Epfel  (Bd  I 


384).  —    Wiss-  II:    1.  gew.  Dim.,    Kind    mit   weiss- 
blondem  Haar  und  zarter,  weisser  Haut  Z  (scherzh.). 
Syn.    W.-Brötli.    —    2.   Ei.    Gaunerspr.   (lt   Lüt.).  - 
Zize°-Birli:  =  Frauwen-B.  II 1  GW.    Z.,  Z.,  Mueter, 
darf-i'h  s'  esse'?  Volkslied. 

birele":  nach  Birnen  riechen  od.  schmecken.  Dial. 

bire":  Birnen  lesen.  ,Den  8.  Aug.  ist  N.  N.'s 
Dienstmagd  (indem  sie  im  Birren  behaft  war)  sammt 
einer  Leseten  ab  einem  Baum  uff  ein  Räbstecken  ge- 
fallen.' 1663,  BossH.-Goldschm. 

Birerm.:  Birnenzüchter?  Birnenhändler?  ,Hüno- 
bergs  des  Birers  hus.'  1348,  Z  Urk. 

Türr-Birer  m.:  (kleiner)  magerer  Mensch  Z 
(Spillm.).     Syn.  Türr-biren-Geist  (Bd  H  489). 

an-birle°:  refl.,  anfangen  Birnchen  zu  bilden 
ScHSt.     De-  Bluest  birlet-sich  a". 

Birell  m.  ,Den  grossen  Pfaffen  und  Birellen  soll 
der  Richter  herauslassen.'  1418,  Absch.  I  193. 

er-birele":  Etw.  durch  zähes  Festhalten  des  Zieles 
endlich  erreichen,  mit  dem  Nbbegriff  des  Kleinlichen 
Gl.     Er  hat  's  erbirelet. 

Wahrsch.  Abi.  von  Bireli,  Dim.  zu  Bir,  Birne.  Birdt*  wäre 
eig. :  sich  mit  Kleinigkeiten  abgeben.    Vgl,  Anm.  zu  Biriggel. 

Pirre"  f.:  porro,  Lauch  PA1. 

Vgl.  die  Syn.  Borr,  Burri  I.  Pirre"  konnte  =  Pürrc"  sein 
und  als  PI.  eines  '  Purre*  erklärt  werden.  Oder  liegt  eine 
Anlehnung  an  Bir,  Birne,  vor?  Vgl.  frz.  poireau  neben 
porreau. 

Biribis:  ein  1732  vom  Rat  von  Luzern  verbotenes 
Spiel;  vgl.  Wapf,  Wirtschaftswesen  38.  -  It.  biribisao, 
ein  Glücksspiel   mit  64  Kugeln,  aus  einem  Sacke  zu  greifen. 

„Biriggel  m.,  Dim.  -eli:  Krüppel,  kleines,  miss- 
ratenes  Ding  AaF." 

Vgl.  das  syn.  Biri-Binggis  (Sp.  1378),  auch  Biri-Bitz. 
Möglicherweise  ist  unser  W.  eine  blosse  dim.  Weiterbildung 
von  Bir  (s.  Bir  4)  mit  dem  selben  oder  einem  ähnlichen  Suffix 
wie  es  in  Mariggel  (Sp.  354),  Mannoggel  (Sp.  292)  na.  vorliegt 

ge-birlich.  .Genitalis  hora,  die  zeit  und  stund, 
da  das  weible  des  männlis  begärt,  g-e  zeit  oder  brunst.' 
Fris.    —    Zu  ge-beren  (Sp.    1476). 

BTrling  ThHw.,  sonst  Birli'g  (Bierli'g  THTäg.),  in 
B  um  Burgd.  Billi"g,  in  ScHwMa.  Birchli'g  —  m.  (in 
Th  lt  vereinzelter  Angabe  n.)  —  PI.  Birli'ge",  Billi'ge' 
BE.,  sonst  unver.  —  Dim.  Birligli  ZO.,  Birl^gli  Gr 
He„  UVatz,  Birli  GrRIi.,  S.,  Spl.;  GRh.;  S  (Schild): 
1.  kleiner,  kegelförmiger  Haufe  halbdürren  Heues 
oder  Emdes,  den  man  zum  Schutze  desselben  gegen 
den  Nachttau  oder  gegen  drohenden  Regen  am  Abend 
aufschichtet,  um  ihn  am  andern  Morgen  oder  bei 
wiederkehrender  schöner  Witterung  von  neuem  auf 
der  Wiese  auszubreiten  B  oAa.,  um  Burgd.,  O.,  S. ;  F; 
GrD.,  Landqu.,  Rh.,  S.,  Scuolms,  Spl.,  Tschapp.,  Val., 
UVatz,  Ziz.;  GA.,  F.,  G.,  Ms,  Rh.,  Sa.,  Stdt,  T.;  SG., 
Häg..  L.;  ScHwMa.;  THFelb.,  Fr.,  Hw.,  Müllh..  Steckb., 
Tag.;  W;  ZDättl.,  Düb.,  Elgg,  Glattf.,  O.,  Wülfl.  's  Heu 
uf  (od.  a")  B.  tue",  B.  mache".  Im  erstem  Fall  werden 
die  Haufen  (sofern  man  es  nicht  übh.  beim  blossen 
mädle"  bewenden  lässt;  s.  Sp.  74/5)  kleiner  gemacht 
als  im  letztern;  in  GA.  unterscheidet  man  darnach 
zwischen  dem  kleinern  B.  und  dem  grössern  Schocke", 
in  ScHwMa.  zwischen  dem  kleinern  Schöchli  und  dem 
grössern  B.  Sonst  ist  der  B.  im  Allg.  gleichbedeutend 
mit  dem  Schöchli,  auch  mit  dem  Höckerli  (Bd  II  1125) 


1503 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


1504 


GrRIi.,  dagegen  wohl  durchweg  kleiner  als  der  Schocke" 
(kleiner  als  das  Schöehli  in  GMs);  er  hält  die  Mitte 
zwischen  dem  Höckerli  und  dem  Schocken  oder  Tristen 
ÜRHe.,  Peist,  zwischen  dem  Schöehli  und  dem  Hufe" 
B  (Zyro).  S.  auch  Stock  und  vgl.  Gotth.,  Erz.  u.  B.  V 
154.  Eine  Oberaargauerin  erhielt  im  Emmental  den 
Spitznamen  Birh'g-Stüdle",  weil  sie  JB.  statt  des  dort 
allein  üblichen  Schöehli  zu  sagen  pflegte.  ,Als  Stüdeli 
da  oben  [im  Emmental]  von  seinen  Birligen  sprach, 
da  horchten  die  Leute  hoch  auf,  und  als  sie  endlich 
merkten,  was  Stüdeli  darunter  verstehe,  verwunderten 
sie  sich  sehr  und  fanden  im  höchsten  Grade  lächer- 
lich, dass  man  da  unten  [im  Oberaargau]  solchen 
Haufen  B.  sage;  es  seien  ja  Schöehli  und  wer  das 
nicht  wisse,  der  müsse  hinger  nache  der  Welt  daheim 
sein.'  Gotth.  Ganz  kleiner  Schober,  zu  dem  man  das 
auf  der  Wiese  ausgebreitete  halbdürre  Heu  bei  nassem 
Boden  auch  während  des  Tages  schichtet,  damit  das 
Heu  und  der  Boden  rascher  trocknen  GWallenstadter- 
berg;  Zu.  Auch  Häufchen  ganz  dürren  Heus,  dgl. 
zum  Behuf  des  Aufladens  desselben  gemacht  werden 
SL.;  uTh;  ZElgg.  Grosser  Haufe  Rietgras  GRh. 
(TTobler).  ,Schochen  Heu  oder  Haufen  Garben,  die 
man  auf  dem  Felde  zusammenlegt,  um  sie  fortzu- 
führen' Bs  (Spreng).  Auch  als  ungefähres  Mass  B;  S. 
Vgl.  die  Bestimmung  unter  Ar  fei  (Bd  I  443).  Wie 
der  oder  disen  I-züger  isch  cho"  b'richte",  wie  mängs 
Birrli  Heu  oder  Emd  men  uff  denen  oder  dise"  Matte" 
g'macht  heig.  Schild.  Ich  brückt  Hufe"  Geld  z'säme" 
wie  Birli'ge".  Gotth.  In  adj.  Funktion  übergehend: 
's  Heu  ist  hüt  sekö"  (oder  nid  e'mol)  B.  worde",  d.  h. 
so  weit  dürr,  dass  man  B.  machen  konnte  TuHw. 
,[Triefnas]  sass  auf  einem  birlinch  hoch.'  HWitten- 
weiler.  ,I)iewyl  kern  und  haber  im  feld  stat  oder  an 
semloten  lit  und  das  höw  nit  an  birgling  kompt,  so 
heist  und  ist  das  och  ligend  guot.'  Anf.  XV.,  ZKyb. 
Grafschaftsrecht  (,ßirrling.'  1075,  ebd.);  ebenso  Th 
Fisch.  Offn.  (.birling');  1599.  Z  Erbrechte  1831,  108 
(.birkling'),  ferner  1008,  ZGrün.  Amtsr.  (,Birrling'). 
,Daz  ist  daz  vogthöw,  des  sölent  2  fuoder  höwes  sin : 
Der  korherren  guot  under  der  huob  git  [trägt  dazu 
bei]  4  bürling.'  1420,  ZBass.  Offn.  ,Es  ligent  18  man- 
werch  wisen  in  der  vogtye;  der  selben  git  ieglichs 
järlich  einem  vogt  ein  birling  höws.'  1429,  ZAltst. 
Offn.  ,Ein  ietliche  huob  gibt  einem  weibel  järlich 
einen  birling  höuw.'  1409,  THÄad.  Offn.  ,Meta  feeni, 
ein  schochen  oder  tristen,  höuwschochen,  birling.' 
Fris.;  Mal.  ,Die  zendenmatten  zu  Ober-  und  Nider- 
endtvelden,  darvon  man  bissanher  für  uffstellen  der 
birlingen  das  gelt  geben.'  1585,  LMünster  Zehnten- 
urbar. ,Berm,  Beig,  Stoss,  Häuf,  Birling,  cumulus, 
acervus,  congeries,  pyra.'  Red.  1002.  ,Die  Zendgarben 
und  den  zehenden  Birlig  Heu,  Emd.  Flachs  und  Werch 
geben.'  AKvb.  1753.  —  2.  übertr.,  cumulus  stercoris  BS. 

Das  mlid.  VfB.  setzt  ohne  Beleg  bürhnc  an  und  so  auch 
die  Dialektwörterbücher  (stets  für  gesprochenes  Birling I). 
Nach  dem  Zeuguiss  unsrer  MAA.  und  der  a.  Spr.  (nur  eine 
Quelle  hat  ,bürling')  ist  aber  sicher  von  der  Form  Birling 
auszugehen.  Birli  erklärt  sich  zunächst  durch  Abfall  des 
ausl.  >j  (wie  Fingtrli  unter  Finger  3  Bd  I  8G4  aus  Fingvrli'g. 
ebd.  865),  und  erst  nachträglich  ist  diese  Form  als  Dim. 
aufgi-fasst  worden,  wie  denn  auch  ihr  neutr.  Geschlecht  nicht 
durchweg  feststeht;  vgl.  auch  Jlärli  m.  (Schöpf  68).  Rätsel- 
haft ist .  IlirrhWg,  womit  ,Birkling'  in  dem  Beleg  von  1599 
merkwürdig  übereinstimmt;  das  ein  Mal  bezeugte  .Birgling' 
stellt  sich  als  durchsichtige  Anlehnung  dar.    Das  W.  gehurt 


wahrseh.  zum  Präsensstamm  von  birn,  tragen,  und  seine  nrspr. 
Bed.  dürfte  der  im  Schwab,  (nach  Birlinger  lSGi,  83  a)  noch 
heute  lebendigen  eines  .Haufens  Heu,  wie  ihn  ein  Mann  tragen 
kann',  nahe  gestanden  haben;  in  dieser  Richtung  weist  auch 
die  Verwendung  des  B.  als  Abgabe,  für  die  doch  ein  eiuiger- 
massen  bestimmtes  Mass  gelten  musste.  Zur  Bildung  und 
Bed.  böte  Lüpßi'g  (Bd  III  1361)  ein  treffliches  Analugon. 
Vgl.   auch  Gr.   WB.   II  40. 

Ä m  t -  B i  r  1  i :  Haufe  von  Spätheu.  Wenn  d'  Storcke" 
's  erst  E.  g's'eh",  so  gö"-si  fürt.  Schild.  —  „Halb- 
Birlig:  kleiner  Heuschober  B;  F;  Gr;  S."  —  Chle"-: 
Birli'g  von  halbgedörrtem  Klee  B.  —  Weibel-:  als 
Abgabe.  ,Das  weibelampt  wird  von  den  burgern.  die 
von  irem  veld  die  weibelgarben  und  von  iren  wysen 
den  weibelbirling  gend,  verlihen.'  1535,  ZElgg  Herr- 
schaftsr.; vgl.  dazu  KHauser  1895,  280. 

birlinge"  ThHw.,  birli'ge"  B;  F;  Gr;  GF.,  G., 
Sa.;  „Sj"  Th;  ZAuss.,  B„  Elgg,  0„  Wäd.,  Wl„  birlge" 
GRHe.,  UVatz;  GA.,  billige"  B  um  Burgd.,  birle"  ApH.. 
I. ;  GrCIiutw.;  S  (Schild);  ZF.  (neben  birli'ge"),  Uhw., 
birchle"  ScHwMa. :  =  Birling  mache".  ,Oas  gewöhnliche 
Schöcheln  oder  Birligen  des  Aufgerecheten  schützt  das 
Futter  genugsam  vor  Tau,  nicht  aber  vor  dem  Regen.' 
B  Volksztg  1898.  ,Am  Abend  hatte  Niemand  Zeit  zum 
Aufrechen;  von  Birligen  (Haufen  machen)  war  vollends 
keine  Rede;  die  konnte  er  selbst  machen,  wenn  er 
welche  gemacht  haben  wollte.'  Gotth.  .Man  beriet, 
wenn  das  Gras   sehr  feucht  und  schwer  ist'    ApH.,  I. 

Piro:  Personenn.,  Pierre  FAuviertel.  —  Frz.  Pierrot. 

liier  (P-  GlK.;  Sch;  Th;  Z)  n..  in  AaF.;  ApSeealp; 
Sch;  Schw;  UwE.;  ZO.  m.:  1.  wie  nhd.  allg.,  doch 
bis  in  die  2.  Hälfte  des  XIX.  wenigstens  auf  dem 
Lande  nicht  oder  doch  nur  bei  besondern  Anlässen 
getrunken;  vgl.  JCFäsi,  Gesch.  des  Th  IV  104.  Gitete" 
B.  us  A})pe"sell  bietet  eine  Wirtin  auf  der  Seealp  in  Ap 
ihren  Gästen  als  etwas  Besonderes  an.  ,[MLuther,  zu 
den  zwei  Schweizer  Studenten,  mit  denen  er  im  Schwar- 
zen Bären  in  Jena  zusammen  getroffen :]  Schwitzer, 
trinken  mir  nach  ainen  fruntlichen  trunk  zum  segen! 
Und  wie  ich  das  glass  von  im  empfachen  wolt,  ver- 
enderet  er  das  glass,  bot  darfür  ein  stinzen  mit  win, 
sprechend:  Das  bier  ist  üch  unhaimsch  und  ungewon, 
trinken  den  win.'  Kessl.  In  den  Beschlüssen  der  Obw 
Landsgemeinde  über  den  Ausschank  geistiger  Getränke 
kommt  ,Pier'  zuerst  1052  vor.  AKüchler.  ,Es  gieng 
bei  diesem  Schiessend  sehr  hoch  her.  Wir  hatten  bei 
der  Mahlzeit  Würste  und  sogar  B.'  10S7,  Keller, 
Weinfelder  Chr.  ,Bier  und  siesse"  Most'  empfiehlt  ein 
Wirt  als  Hochzeitsgetränk.  Balz  1781.  Immerhin  war 
das  Bier  auch  bei  uns  schon  von  altersher  bekannt. 
Im  Habsb.-östr.  Urbar  werden  unter  den  Abgaben 
einer  Reihe  von  Hüben  im  Amt  Winterthur  auch  ,zwei 
viertel  kernen  ze  biere'  genannt.  Quellen  zur  Schwz. 
Gesch.  XIV  325  ff.;  vgl.  ebd.  300  über  den  .Bierhof' 
in  der  Vorburg  von  Kyburg.  S.  auch  Bier-Korn  (Bd 
III  473),  -Brüejer.  ,Das  bier  wirt  denen,  die  es  trin- 
kend, bitter.'  1531/48,  Jes.,  wofür  1007:  ,das  starke 
Getränk.'  , Met  und  Bier';  s.  Sp.  554.  , Wein  und  Bier.' 
11  "i"  uf  Bier,  das  rät-ich  dir:  B.  uf  Wi",  das  las'  nW 
si"  Bs;  L;  Th;  Z.  ,Man  gibt  im  weder  b.  noch  wein.' 
Schertw.  1579.  ,0m  Käs  und  Anken  kaufst  du  m 
Salz.  Kämen,  Haber,  Pier  und  Win.'  Com.  Beati.  ,Die 
so  Wyn  und  B.  vom  Zapfen  usschenkend.'  Z  Mand. 
1043;  ähnlich  Bs  Mand.  1778.  Vom  Bierausschank 
wurde  eine  Abgabe  erhoben.   ,Von  dem  B.  soll  allwegen 


1505 


Bar,  bor,  bir,  bur,  bur 


IMMi 


die  zohendo  Maass  zu  Umgelt  bezahlt  werden.'  1T55,  Z 
lies.  .Welche  sieh  mit  Bierschenken  abgeben,  [sollen] 
ein  von  den  auswärtigen  Bierhändlern  gestelltes  Ver- 
zeichnisa desjenigen  Biers,  so  sie  von  ihnen  bekom- 
men, eingeben.4  1774,  ebd.  —  2.  Obstwein  W  (der 
Ausdruck  Most  ist  wenig  üblich).  Öpfel-,  Birw-B. 
S.  auch  Putsch-Macher  (Sp.  53).  —  3.  e(s)  Bierfli), 
ein  (kleines)  Glas  Bier.  allg.  Nit  t<s  B.,  nicht  das 
Geringste   W.    —   Das  Masc.   nach    Wi",   Mo*t  ua. 

Oktober-:  scherzh.  für  Wein;  vgl.  das  Byn.  O.-The. 
.Nachdem  er  nun  das  0.  gar  zu  stark  eingenommen, 
stieg  ihm  der  Tunimel  in  Kopf.'  S  Kai.  1776.  —  Chü- 
beli-:  Tropf  bier  B,  auch  das  in  dem  Unterstellschäl- 
chen  unter  dem  Glase  sieh  sammelnde  Bier  Z.  — 
Korn-:  im  XIII. /XIV.  in  LStdt  ausgeschenkt;  vgl. 
AWapf,  Wirtschaftswesen  S.  9/10.  ,Wer  ein  schupposs 
sol  wisen,  dem  sol  man  in  dem  hove  [zu  UwE.]  ein 
mal  geben,  und  sol  man  ze  dem  mal  geben  k.  oder 
elseser  un'1  wisbrot.'  XII./XIIL,  UwBuochs  Hofr. ;  vgl. 
Wisings-Mäl  (Sp.  165).  —  Chrüegli-:  vornehmen 
Gästen  in  .Krüglein'  vorgesetztes  Bier  BsStdt;  vgl. 
Bs Nachr.  189S,  103.  ■ —  Füren-.  ,Etzwen  giengen  wier 
im  summer  nach  dem  nachtmal  [in  Breslau]  in  die 
bierhüser  gan  bier  heischen.  Do  gaben  uns  die  vollen 
Poläggen  purenbier,  das  ich  oft  so  voll  bin  worden, 
das  ich  nit  han  wider  zu  der  schuel  können  kummen.' 
ThPlatter  1572.  —  .Putschen-:  obba.'  Denzl. 
1677;  1716. 

biere":  Bier  trinken  SRech. 

Bierad:  Personenname,  Pierre  Adam.  Ein  ,B.'  war 
1505  und  1506  P  Tagsatzungsbote.  Absch. 

Biere"   Biarru*    m.:    tregghione    per   pietre   PAL 

(Giordani).  —  Danehen  in  der  gleichen  MA.  Mitt-Btru*  (s. 
Mist-Beren).  Der  Voc.  erinnert  an  frz.  biere,  Bahre,  Sarg; 
doch  ist  an  direkte  Entlehnung  jedenfalls   nicht  zu   denken. 

Pierri:  Personenname,  Peter  BBr. ;  WZerm.  (PieriJ. 
—    Das  frz.   W.   mit  einheimischer  Endung. 

Borr  Bör  II  m. :  Lauch,  Allium  porrum,  auch  als 
Gemüse  Schw;  Uw;  U.    Syn.  Burri.   -   Aus  it.  pom>. 

Bor  Bör  III  BSa.,  Si.  (T-J;  W,  Bour  (PI.  Bouri) 
PA1.  —  n.:  1.  Bohrer.  .dein  und  gross  höllin,  spiess- 
ysen  und  wogen'  feil  zu  halten,  wird  den  Schlossern 
erlaubt.  1526,  Bs  Schmiedezunft.  —  2.  Meissel,  Stemm- 
eisen BSa.,  Si. ;  PAL;  W.  —  3.  „Schroteisen,  mit  dem 
das  Heu  auf  der  Bühne  oder  der  Mist  auf  dem  Haufen 
abgestochen  und  weggenommen  wird  BSi." 

Ahd.  bora  f.,  Bohrer.  Bed.  2  und  3  lassen  auf  eine 
ältere  allgemeinere  Bed.   unsrer  Wurzel  schliessen. 

Nagcl-Börli:  =  N.-Näpperli  (Sp.  772)  AaFh. 

,Stich-Börli:  mundiburdio.'  Ebwger  1438.  — 
Die  lat.   Übersetzung  ist  unverständlich. 

Stemm-Bör  n.:  Stemmeisen  Gr. 

bSre"  (bare"  Z  rS.),  bzw.  bore":  bohren.  1.  im 
eig.  S.  De"  P/lueg  boret,  geht  zu  tief,  in  Folge  fehler- 
hafter Konstruktion  der  Pflugschar  Th;  ZZoll.  Es 
Loch  b.  En  Nebel,  das'-me"  chönnt  Löcher  drl"  b.  Th. 
E"  chrumm  'borets  Arschloch,  derbe  Bezeichnung  eines 
verdrehten  Menschen  ZStdt.  In'ii  Stall  b.,  in  den 
vier  Ecken  des  Stalles  kleine  Vertiefungen  anbringen, 
welche  mit  kleinen  Säcklein,  die  Schwefel  und  andere 
Zaubermittel  gegen  Viehkrankheiten  und  bösen  Zauber 
enthielten,  ausgefüllt  und  mit  genau  eingepassten, 
viereckigen  Holzstücklein  wieder  verschlossen  wurden 
ZZoll.  f     ,Zwci  Chorrichter   sind   censuriert  worden, 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


weil  sie  sich  haben  für  den  Viehpresten  in  den  Stall 
bohren  lassen.'  1675,  BBoggw.  F.n  Hohxchlegel  b. 
.Dem  Zimmermann  für  2  Tag  Tüchel  zu  boren  32  ß.' 
1689,  ZZoll.  Tageb.  Tünni  Brettli  /».,  so  viel  als  Nichts 
tun  SchScIiI.  .Er  borret  nicht  gern  dicke  Brätlein, 
otii  amantissimus  est.'  Mey.,  Hort.  1692.  Perle"  bore", 
feine  Arbeit  zu  verrichten  haben  Bs.  Du  g'siehsch 
g'nueg  öni  Liecht,  du  hesch  ja  keini  Perle"  s'  b.  De" 
Löffel  b.  1)  aus  dem  Dienst  laufen  —  2)  sterben  W ; 
s.  Bd  III  1153.  , Einem  den  Hegel  b.';  s.  Hegel  1 
(Bd  II  1081)  und  über-namen  (Sp.  724).  Ähnlich: 
.Einem  den  Düppel  b.'  ,Der  Spottvogel  boret  dem, 
welchen  er  verachtet,  mit  den  Fingern  den  Tüpel.' 
Spleiss  1667.  ,Ciconia,  das  Tüppelborren.  O  Jane, 
a  tergo  quem  nulla  ciconia  pinsit,  welchen  Keiner 
hinderwerts  verspottet.'  Denzl.  1677;  1716.  Vgl.: 
.Einem  den  Gecken  b.'  Gr.  WB.  IV  1,  1920  (auch  bei 
Mey.,  Hort.  1692).  In  allgemeinerm  S.  =  näpperen  2 
(Sp.  773)  AaB.;  Bs;  Th;  Z.  I"  der  Nase"  b.  Bs;  Th;  Z. 
Han  Uppis  g'höre"  b.,  wo-n-ich  durch  's  Holz  bi";  's  ist 
en  Specht  g'sl".  ,In  der  Nacht  erwachte  ich  und  hörte 
an  dem  Fenster  gegen  den  See  etwas  borren;  als  ich 
aufschaute,  sähe  ich  ein  Kerl  am  Fenster.'  1782,  Z 
Zoll.  Tageb.  .[Der  Papst  wollte  mit  seinen  zwei 
Schlüsseln]  den  himel  mit  gwalt  ufschliessen ;  er 
boret  lang  und  vil  daran,  es  wolt  sich  nienen  rimen, 
der  Schlüssel  wolt  kainr  inhingon.'  Traum  1522.  — 
2.  übertr.  a)  lang  z'  b.  ha",  viel  Mühe  und  Über- 
redungskunst anwenden  müssen  BThun.  —  b)  Ich 
ha*-mer  's  in  Chopf  'boret,  stark  eingeprägt,  gemerkt 
Z  (Spillm.).  Es  boret  mir  scho"  lang  drum  ume",  der 
Gedanke  beschäftigt  mich  schon  lange  Z.  Es  bäret- 
mer,  ich  fühle  Hunger,  Gewissensbisse,  ,es  wurmt  mir' 
Z  rS.  —  c)  =  näpperen  4  (Sp.  773)  L.  —  d)  mit  Acc.  P., 
töten,  in  der  Beteurungsformel  mag's-mi'h  pöre" 
[=  ge-b.J  GrPi'.  Mag  's  mich  p.,  wenn  ich  noch  e" 
Schluck  nümme* !  —  Mhd.  born,  ahd.  borön. 

ab-:  durch  Bohren  eines  Loches  einem  Teuchel 
Wasser  entnehmen.  ,Nieman  soll  kein  brunnen,  noch 
das  wasser  uss  den  brunnentrögen  ablon  und  bsonder 
die  tüchel  nit  a.  oder  ufhouwen,  als  bisshar  besche- 
chen  ist.'  1503,  ZStdt. 

a"-:  1.  anbohren.  E"  TannfenJ  a.,  z.B.  um  zu 
sehen,  ob  sie  im  Innern  gesund  sei  B;  Th;  Z.  En 
Chäs  a.,  zur  Probe  B;  Th;  Z;  vgl.  Ghäs-Näpper  (Sp. 
772).  Einen  a.,  um  einen  (verhassten  Menschen)  zu 
verderben:  man  bohrt  in  ein  junges,  saftiges  Bäum- 
chen ein  Loch,  steckt  darein  einen  Zettel  mit  dem 
Namen  des  Feindes  und  verstopft  es  wieder  unter 
Hersagen  eines  Zauberspruches;  mit  dem  Bäumchen 
wird  auch  der  Feind  langsam  dahin  siechen  Schw. 
Wie  der  Fisigügg  a"  im  chö'H  d's  Veh  verhäxen  oder 
gar  in  a.,  das  er  um  's  Lebe"  chämt.  MLienert  1891. 
's  Bluet  b'stelle",  's  Banne",  's  Warzen  e"weg  bete"  und 
's  A.  iet-em  nw  e"  G'spass  g'sl".  ebd.  —  2.  Eini  a., 
entjungfern  L.  —  3.  Einen  sondieren  Aa;  Bs,  in  auf- 
dringlicher Weise  ausforschen,  zum  Reden  nötigen  B. 
Einen  um  Geld  angehen  B;  Tu;  Z. 

in-:  einbohren.  Me"  mues'  (soll)  's  Chorn  %.,  den 
Dinkel  in  scholligen,  rissigen  Boden  säen,  so  dass  der 
Same  einsickert  Aa;  ScHSt.  (Sulger);  S;  Z.  Vgl.  inen- 
hudlen  (Bd  II  1003),  in-solen. 

üs-:  ausbohren.  Ick  ha"  schier  müese"  d'  Augen  ü., 
habe  die  Augen  sehr  anstrengen  müssen,  z.  B.  um  Jmd 
in    einer   Menge    zu    entdecken,    um   eine   Schrift  zu 

95 


1507 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


lr.ns 


entziffern  udgl.  Z.  Eim  d'  Augen  ü.,  bildl.,  Einen 
blenden  B;  L:  .blanditiis  oculos  alicuius  fallere.'  Id.  B. 
Minute',  wo  Öppis  z'  verdecke''  hed,  nimmt  's  Mül  roll 
Religion,  am  de"  Lüte"  d'  Auge"  üse'bore*.  JBEgli  1871. 

vor-:  1.  falsch  bohren,  durch  Bohren  verderben 
Aa;  B;  Th;  Z.  —  2.  einbohren,  in  einem  Bohrloch 
verbergen.  Wenn-me*  will,  ''ass  e'kei"  He.r  i*  's  Bus 
chunnt,  so  sell-men  e"  Nünhemmliwürze"  [Allium  vict.] 
t*  d'  Türschicelle"  v.  S  (Schild).  —  3.  durch  Bohren 
und  Einschlagen  eines  (hölzernen)  Nagels  in  das  Bohr- 
loch zsfügen  (im  Gegs.  zum  Leimen)  Aa;  Schw;  Z. 
Vgl.  ver-naglen  (Sp.  691),  -pflöcken.  ,Du  kannst  den 
Rindern  und  Kühen  den  Zaun  und  Hag  hoch  und 
stark  genug  machen  und  v.,  dass  keines  durchgehen, 
selben  umstossen  kann.'  Inderbitzi  1824.  Einem  auf 
die  angegebene  Weise  ein  Hindemiss  bereiten,  auch 
bildl.:  den  Riegel  schieben  ScawE.  Auch  von  dem 
Nagel  selbst:  .Druckerstift  im  Türschloss;  diesen  ver- 
bort.' 1837,  ZStdt  Baurecbn.  —  -1.  verboret,  verstockt 
Bs;  GW.;  Th;  Z.     Syn.  vernaglet. 

vor-:  einem  Nagel  oder  einer  Schraube  durch  Boh- 
ren den  Weg  durch  hartes  Holz  bahnen  Aa;  B;  Th;  Z. 

Borer  I  m.:  1.  Bohrer  Aa;  Bs;  B;  Th;  Z.  Syn. 
Näpper  1  (Sp.  771).  In  Z  bes.  das  Dim.  Börerli,  doch 
seltener  und  moderner  als  Näpperli.  Zwei  Borerli, 
Hörner,  im  Rätsel  von  der  Kuh  Gr  ObS.  -  2.  Holz- 
wurm Bs;  B.  —3.  Krankheitsname,  a)  Durchlöche- 
rung der  ganz  jungen  Früchte  des  Steinobstes,  bes. 
der  Kirschen  (seltener  der  Birnen),  durch  die  Larve 
des  Frostschmetterlings,  vom  Volke  aber  anhaltender 
Bise  oder  dem  sog.  Bise'-Bege"  zugeschrieben  Aa;  B; 
Sch;  Z.  Wenn  am  höhe"  Dunstig  der  Oberwind  göd, 
se  chöme"d  d'  Ghriesi  de"  B.  über  kküh.  .Nicht  ein- 
mal über  den  Ertrag  der  Kirschbäume  kann  heute 
etwas  Sicheres  gesagt  werden,  da  gegenwärtig  der  B. 
sein  Unwesen  treibt'  ß  Volksztg  1885.  Wenn  's  i"  's 
Tau  regnet,  se  chunnt  der  Bire'bluest  de"  B.  über 
ScHSt.  (Sulger).  ,Das  Steinobs  hat  den  B.'  8.  Mai 
1781,  ZWipk.  Tageb.  .Die  Näggeli  am  Kirschbaum 
haben  den  B.  sehr  stark.'  Mai  1780,  ebd.  —  b)  Krank- 
heit der  Bäume,  verursacht  durch  den  Borkenkäfer, 
der  sich  in  die  Rinde  einbohrt  AaZ.;  Bs;  B;  L.  S.  noch 
Cheibet  (Bd  III  104).  -  c)  Verstopfung  des  Leibes,  z.  B. 
als  Folge  übermässigen  Kirschengenusses  L.  De"  B. 
ha".    Syn.  Mürer  2  (Sp.  384).  —  d)  Hundekrankheit  L. 

Achs- :  =  Naben- Näpper  (Sp.  772)  AaFH.  — 
Öpfel-Börerli:  =  Öpfel-Höler  (Bd  II  1157)  Bs.  — 
Für-Borer:  eine  primitive  Vorrichtung,  womit  Kna- 
ben Feuer  erzeugen :  ein  Zapfen  aus  Hartholz  wird 
gegen  ein  Brett  gestemmt  und  zwischen  den  Hand- 
flächen oder  durch  eine  Schnur  in  quirlende  Bewegung 
gesetzt;  das  durch  die  Reibung  erzeugte  Feuer  wird 
durch  Zunder,  Werg  udgl.  aufgefangen  BBr.,  E.  — 
Hand-.  1837,  ZStdt  (Inv.  eines  Schreiners).  Vgl.  Haud- 
Nwpper  (Sp.  772).  —  Chefi-:  Käfigbohrer  GRlgis, 
UVatz;  s.  Tsch.  110.  —  Chäs-:=  Ch.-Näpper (Sp.  772) 
B.  -  Laffe»-:  B.  mit  löffelartigem  Ende  S.  -  Löffel-: 
=  dem  Vor.  Aa.  —  Lertsche"-:  wer  Lärchen  und  an- 
deres Nadelholz  anbohrt,  um  Harz  zu  sammeln  Gr. 
S.  Harzer  (Bd  II  1650).  —  Leist-:  B.  mit  meisselför- 
migem  Messer  S.  —  Nagel-:  wie  nhd.  —  Bode"-: 
Werkzeugdes  Wagners  Z.  —  Bütschgi-:  =  Öpfel-B. 
ZW.  —  Spitz-:  =  Spite-Näpper  (Sp.  772)  Aa;  Z.  — 
Stell-:    Bohrer  mit  verstellbarem  Messer  TuKreuzl. 


(Dan.).  —  Strübe"-:  Bohrer,  womit  man  ein  Ge- 
winde für  eine  Holzschraube  bohrt  Aa  (vereinzelte  An- 
gabe). —  Tüchel-,  Tünkel-:  1.  derjenige  Handwerker, 
der  Teuchel  bohrt  Aa;  Ap;  B;  Gl.  —  2. -Tüchel- 
Näpper  (Sp.  772)  Aa;  B:  GiiHe.,  Pr.j  Tu;  Ndw.  — 
Düppel-:  1.  Nürnberger  Trichter  S;  vgl.  boren  1.  — 
2.  (Tippcl-)  =  Fiir-B.  BInterl.  —  „Tüssel-:  Kork- 
zieher B"  (St.1).  —  Wide"-:  Name  eines  Nacht- 
Schmetterlings  Bs.  —  Gewind-:  Bohrer,  womit  der 
Schlosser  Gewinde  schneidet  B;  Z.  —  Windel-  (Wen- 
deZ-ZZoll.):  wie  nhd.  Aa;  B;  S;  Z.  —  Zapfe»-:  Bohrer, 
womit  Zapfenlöcher  gebohrt  werden  AaF.,  Ke.  — 
.Zwick-:  un  foret.'  De  Lacocr  1736. 

Bari  I  m.:    1.  de"  B.  ha"  a)  Hunger  haben  Scu. 

—  b)  mürrisch,  eigensinnig  sein  GRSplüg. ;  Z.  — 
2.  „Knauser  L." 

„borle":  (vb.  neutr.  mit  haben)  sich  mit  Mühe 
hineindrängen,  z.  B.  in  einen  dichten  Haufen  VO." 
Vgl.  näpperen  3  (Sp.  773),  büren. 

Becki-Böri  m. :  wandernder  Tongeschirrflicker 
BE.  Syn.  Becki-Büezer.  —  Vom  Bohren  der  Löcher  für 
ilie  Drahtnähte  beuanut. 

ReehcI1-Bdri  n.:  ein  gewisser  Anteil  am  öffent- 
lichen Quellwasser  für  den  eigenen  Brunnen  Gl. 

Wohl  eig.  der  Bohrer,  den  man  zum  Bohren  der  Löcher 
für  die  Rechenzähne  brauchte,  viell.  auch  verwendete,  um 
die  Öffentliche  Quellwasserleitung  zur  Ableitung  der  privaten 
Wasserauteile  anzubohren,  und  dann  wurde  das  W.  übertr. 
auf  diese  Anteile  selbst. 

Drü-  n.:  =  Drl-Näpper  2  (Sp.  773)  GLf,  zur 
Landsgemeinde  (noch  1870)  und  bei  andern  feierlichen 
Anlässen  getragen,  's  Ürli  hanget  im  Schläfgade" 
ob-em  Dr.  Gl  Volksgespr.  Er  hat  d's  Dr.,  der  Manie! 
und  der  Dege"  uf-e"   Tisch  g'worf'e".  ebd. 

Börli"g  m.:  1.  Bohrloch  im  Käse  BE.  —  2.  =  Cht'is- 
Borer  B. 

Bor  I  (Bär)  s.  Anm.  zu  Bär  (Sp.  1432). 

Bor  II  GrD.,  Furna,  Jen..  Bor  IV  GrA..  Churw., 
He.,  Pr.  —  f.,  in  GrD.  n.:  1.  Empore  (in  der  Kirche); 
Tribüne  GRChurw.,  D.,  He.,  Jen.,  Pr.  Es  erschrockenes 
Volchwerch  hed  's  hüt  [in  der  Kirche]  g'ha"  —  di  Bör 
und  unden-i"  Alls  platzet  g'stösse*  volle".  Schwzd. 
(GrPi\).  In  der  Hütte"  ist  denn  auch  eso  en  grössi 
Bor  für  d'  Sänger.  GFient  1898.  ,Man  hatt  ufgerust 
ain  b..  dahin  habend  sich  gesetzt  die  magistri  und 
vil  ander,  die  do  stuendend  uf  der  emborung  oder 
stuel,  der  ufgericht  was  vor  dem  rathus.'  Kessl.  .Er 
ist  hinin  [ins  Rathaus  geführt]  und  bald  herfür  uf 
die  b.  gangen.'  ebd.  .Menglichs  luf  [in  die  Kirche |, 
dass  es  also  eng  ward,  dass  schier  niemants  mer  in 
die  kilehen  mocht.  Darzue  sassend  die  z  wen  burger- 
meister   obnen   in  dem  berli   [1.  börli].'    Sicher  1531. 

—  2.  (Bor)  Asyl  beim  Fangspiel  der  Kinder  GJIarb. 

—  3.  übh.  oberer,  höherer  Raum,  Höhe;  nur  in  formel- 
hafter Verbindung  mit  Präp.  a)  uf  di  Bör  bringe*, 
aufs  Tapet,  zur  Sprache  bringen  GitPr.  —  b)  ,in  Bor' 
r"bär  GRC'hur,  He.,  Pr. ;  GTa.,  dr'bör  TuKrm.,  im  Bör 
GrA.:  empor,  auf.  a)  r'bör  (im  Bör)  si",  auf,  nicht 
zu  Bette  sein,  bes.  in  der  Nacht  nicht  ruhen,  sondern 
umher  gehen,  tätig  sein  GrA.,  ('hur,  He.,  Pr.  Der  ist 
albig  e'bör.  Schi  sind  früe  und  spät  im  Bör.  ,Swer 
dehein  anslid  smelzet  nachtes  oder  enbor.'  L  Ratsb. 
.Was  [ bei  dem  Überfall]  in  den  husern  enbor  in  den 
kammern  gewesen  ist,  ist  keim  nit  besehenen.'  1470, 


1509 


Bar,  her,  bir,  bor,  bur 


1510 


Bs  Chr.  ,Dass  der  schwäbisch  bund  mit  grossem  Volk 
embor  [sich  erhoben  habe]  und  des  f'ürnerucns  sig, 
unser  knecht  ze  umbziechen.'  1525,  Strickl.  ,l)ie 
abgefallnen  puren  wärind  widerumb  embor  und  well- 
ten Muri  innemeii.'  1529,  Absch.  —  ß)  e'bör  stti",  in 
die  Höhe  stehen,  von  den  Haaren  GTa.  , Heini  Sücss- 
trunk  ist  wider  unser  herren  botschaft  embor  ufge- 
standen.'  1525,  Egli,  Akt.  ,In  minem  herzen  wunder 
bringt,  das  bösen  lüten  allweg  glingt.  mit  allem  glück 
emboren  stond.-  Kief  1550.  —  y)  bei  andern  Verben 
(der  Bewegung).  Schich  c'bör  macht:",  (am  Morgen) 
aufstehen  GnPr.  Vieri  strecke"d  acht  Bei"  de'bör. 
ONägeli  1898.  ,So  man  den  seckel  ufs  bad  leid  und 
in  s  wasser  einboren  treid.'  1520,  Badenfart.  ,Gwardi- 
knecht  muossen  in  [den  Papst]  uf  ainem  kostlichen 
stuol  embar  tragen.'  Kessl.  ,Das  haupt  embor  tragen, 
den  köpf  strecken,  exereere  caput.  Embor  oder  fürhin 
kommen  und  sich  erzeigen,  emergere.'  Mal.  ,Dass 
weder  gericht  noch  recht,  gebot  oder  verbot  by  inen 
gehalten  [werde],  sunder  alles  embor  gange  [sich  auf- 
lehne], ein  jeder,  was  in  gelust,  handle.'  1529,  Absch. 
, All  laster,  sünd  embor  iez  gond.'  Ruef  1550.  , [Dieser 
Wasservogel]  gläbt  der  toten  schelmen,  so  embor 
schwimmend.'  Vogelb.  1557.  .Wynkeller  voll  Wasser, 
also  dass  die  Fass  ontbor  schwümmendt.'  RCvs.  — 
c)  ,zue  bor.'  .Mir  gand  schier  alle  haar  zuo  bor.' 
Haberer  1502.  Hicher  auch:  ,ze  bar  bringen',  zur 
Sprache  bringen.  Äg.Tschudi;  s.Anm.  zu  Bär  (Sp.  1432). 
Amhd.  bor  f.  in  Bed.  3,  oberer  Raum,  Hühe.  Zu  3  b 
vgl.  das  nhd.  ,empur\  das  als  moderne  Entlehnung  in  der 
Form  >:])i>r  in  unsern  MAA.  sich  ausbreitet.  Zu  dem  prothet. 
d  in  de'bör  vgl.  Aum.   zu   mitten  (Sp.  563). 

borlich:  hochmütig.  ,Ist  ein  spöttlich  red  und 
ein  widerchristenlich,  b.  muotmassung.'  Vad. 

Wohl  zu  mhd.  bor  stm.,  Erhebung,  Trotz,  Empörung, 
das  zum  Vor.  im  Ablautsverhältniss  steht  und  zu  dem  auch 
das  folg.  W.  als  verbale  Abi.  gehört. 

bore":  1.  a)  tr.,  in  die  Höhe  heben  BKanderst. ; 
FJ.  —  b)  refl.,  sich  erheben,  aufstehen  PGr.  [Der 
verlorne  Sohn]  hed-se  'berd  ond  is  zem  Atte  g'ganged 
(Übers,  von  Luk.  15,  20).  —  2.  Einem  eine  Arbeit 
aufladen,  zuschieben  BLenk.  Er  het-em  express  d's 
Schwärste  'bort.  —  3.  „auf  eine  listige  Art  etwas 
Besseres  wegnehmen  und  dafür  etwas  Schlechteres 
hinschieben  BO.  Mir  ist  etwas  gehört  worden."  — 
4.  verwenden,  aufwenden,  z.  B.  sein  Geld  an  ein  Kleid 
GrD.  —  5.  (böärre'  lt  Zyro)  Einem  die  Spitze  bieten 
BSigrisw.   —    Mhd.   beeren,  erheben. 

en-,  ent-:  1.  tr.,  emporheben,  erheben.  ,Ich 
glaub,  es  sig  kein  spiess  enbört  [:  gehört].'  1536,  Lied. 
,Der  Nebelozean,  hie  und  da  von  einer  krausen  Welle 
empört.'  UBrägg.  1792.  —  2.  refl.  a)  sich  erheben, 
eig.  und  bildl.  ,Es  kann  sich  kein  gräslin  so  klein 
enbören,  das  sy  [die  Ärzte]  es  nit  wachsen  hören.' 
NMan.  ,Die  herren  von  Zürich  habend  sich  embört 
und  sind  mit  irem  panner  uszogen.'  1529.  Absch.  .[Die 
Ostreicher  am  Stoss]  warend  nit  des  sinnes,  die  statt 
anzegrifen,  sonder  was  der  ansehlag,  dass  man  sich 
alda  enbören  [zum  Aufbruch  bereit  halten]  und  doch 
in  gueter  gwarsame  halten  sölte.'  Vad.  ,Wie  bald 
man  einen  Wolf  gewar  wird,  schlecht  man  Sturm 
über  ihn;  alsdann  empört  sich  eine  ganze  Landschaft 
zum  Gejagt,  bis  er  umbracht  oder  vertriben  ist.' 
ä.  Chron.  Sich  auflehnen:  ,Die  empöretend  sich  auf 
wider  Mose.'  1531,  IV.  Mos.    Entstehen:  ,Als  iez  kurz- 


lichen in  dem  herzogtum  von  Savoy  . . .  sich  etwas 
merklicher  irrungen  zwüschen  den  gelidern  desselben 
loblichen  hus  emboret.'  1471,  B.  ,Myn  stätes  opfer 
soll  nit  hören,  ob  glych  nüw  secten  sich  entbören.' 
Wagner  1581.  —  b)  sich  zutragen,  ereignen.  ,Ob  sich 
witer  etwas  wölti  enbören.'  1525,  Absch.  ,Zorn  und 
figendschaft.  so  under  fründen  sich  empört.'  1531,  ebd. 
,So  habind  sich  in  Mailand  grosse  partien,  pratik  and 
widerwärtikeit  enbört.'  Ansh.  —  3.  Einem  Etwas  e.. 
zeigen,  erklären.  .[Antonius]  kam  zuo  im  umbe  das, 
das  er  in  gesähe  und  hörte  sin  lere,  und  im  embörte 
von  tougner  künste  eteswas.'  Schacbzabelb.  V.  1845; 
ebenso  V.  710.  —  4.  wegnehmen.  , Altar  in  Kirchen 
fast  zerstöret.  Zieraten  entböret.'  1657,  Lied;  Var. :  .die 
Bilder  davon   tragen.'    —    Zu  4  vgl.  lat.  tollere,  frz.  enlever. 

Empöring  t. :  1.  das  Emporsteigen,  Erhebung. 
,Die  entbörung  der  bärmuoter  ist  ein  unnatürliche 
ufstygung  derselben  obsich.'  Buef  1554.  —  2.  Auf- 
bruch in  Waffen.  ,Urhab  der  entbörung  des  schwä- 
bischen punts,  herzog  Ulrichen  uss  sinem  Vaterland 
zuo  vertriben.'  Ansh.  Dieser  Tag  ist  angesetzt  wegen 
einer  .Empörung'  von  Kriegsleuten  in  Bünden,  welche 
zu  dem  Kaiser  ziehen  sollen.  1543,  Absch.  ,Sy  [die 
V  Orte]  seien  [1531]  uss  unlidenlicher  Hungersnot  zu 
kriegklicher  embörung  verursachet  worden.'  HBull. 
1572.  .Als  dann  wir  uss  verhengnus  Gottes  in  eim 
schweren  verderblichen  krieg  und  schädliche  enbörung 
gegen  unseren  eidgnossen  von  den  5  orten  gewachsen.' 
ebd.  (Z  Schreiben).  —  empöriseh:  zu  kriegerischer 
Unternehmung  geneigt,  kriegslustig.  ,[Wie  die  Stadt 
Bern]  verstuond  der  partien  empörischen  willen,  dass 
der  herzog  mit  gwerter  macht  vor  Jenf  und  die  von 
Friburg  ouch  uszeziehen  gerüst  waren,  sant  si  schnei 
ire  brief  und  ratsboten  [um  zu  vermitteln].'  Ansh. 

er-bören:  1.  heben,  erheben  GrRIi.  (Ptc.  er-bort). 
,Sölichs  übersichstygen  und  obsicherbören  der  bär- 
mueter.'  Ruef  1554.  In  moralischem  S.:  ,Wie  die  von 
Wil  sich  schampar  und  lichtfertiklich  hieltend  und 
mit  sufen,  tanzen,  umziechen,  trotzen,  tröwen,  mit 
tannesten  und  allem  muetwillen  erboretend  [sich  über- 
hoben].' Vad.  —  2.  losmachen,  von  der  Stelle  bewegen, 
z.  B.  ein  Stück  Holz,  das  am  Boden  liegt,  einen  fest- 
gefrornen  Stein  GitS.,  Scuolms,  Spl.  Me"  mag  's  fast 
nid  e.  Refl.  a)  sich  regen  GrRIi.,  Spl.  Es  het-schich 
erhört.  —  b)  mit  Neg.,  von  Kühen,  die  sich  zum  Kal- 
ben nicht  anschicken  wollen  GrD.  —  Er-börung  f.: 
Aufbruch  in  Waffen;  Empörung,  Aufruhr.  ,Wir  haben 
in  nit  vor  dem  krieg,  sonder  erst  in  aller  erpörung, 
da  wir  zue  feld  gelegen,  annemen  lassen.'  1532,  Bs 
Schreiben.  ,Schidbotten,  sy  um  die  kriegliche  e.  zu 
vertragen.'  1533,  S  Schreiben.  .Damit  man  der  e.  und 
frefler  band  möchte  fürkommen.'  Kessl.  .Erpörung 
und  aufruer  anrichten,  tumultuare.'  Mal. 

ver-:  (eine  Geldschuld)  übertragen.  .Wegen  des 
schädlichen  V.  und  Verstössen  der  Schulden,  da  der 
ein  der  Schuld  nit  gichtig  und  bekanntlich,  der  ander 
aber  sich  uf  Rechnung  brüeft  und  hierdurch  aller- 
syts  grosse  Wytleuffigkeiten  und  merklicher  Kosten 
verursachet  werden,  ist  unser  ernstiger  Will,  dass  die 
Unsern  sich  dessen  so  wyt  müglich  enthalten.'  B  Mand. 
1628.  —  Ver-börung.  ,Es  soll  einzig  umb  Bargelt 
gehandlet  werden,  damit  mit  der  zwungnen  Verböhrung 
Keinem,  wie  vor  disem,  zu  kurz  bescheche,  als  solle 
Keiner  gezwungen  sein,  uinb  seine  Summ  an  einen 
Andren  ze  fallen,  hiemit  die  gezwungne  Verböhrungen 


1511 


Bar,  ber,  bir.  bor.  bur 


1512 


als  ein  schädlich  Mittel  aufgebebt  sein.'  1670,  BSi.  Rq. 
, Wegen  Verböhrung  des  Bodenzinses.'  1717,  B  und  K 
(Absch.).  .Weilen  durch  Verböhrungen  und  Verstos- 
sungen  auf  ligenden  Güteren  haftender  »Schulden  aller- 
hand List  und  Gefährden  vorgehen,  solche  auch  in 
anno  1520  und  1524,  sonderlich  aber  in  den  grossen 
Wuchermandaten  de  anno  1013  und  1G28  verhütten 
worden.'  1731,  B  Ordn. 

mül-:  das  Maul  erheben,  schelten,  schimpfen. 
.Wie  ich  sy  immerdar  gebetten.  sy  solle  schwygen, 
ts.  sv  iedoch  widernmb  hinauf  in  das  Wirtshaus  gan- 
gen und  droben  noch  vil  Maulbörens  getriben.'  1637, 
L  Schreiben.  —   Vgl.  ,das  Maul  beren'  bei  Schmell.  I2  259. 

Böri  n.,  nur  in  der  RA.:  im  B.  si",  =  e'bör  si" 
(s.  Bor  3  ha.)  GaPeist.  Wenn  er  üf  ist,  muess  Alls 
im  B.  sin,  müssen  Alle  aufgestanden  sein. 

Pöri  f.:  krampfartiger  Hustenanfall,  heftiger  Anfall 
bei  Fieberkrankheit  BSi.   —   Vgl.  Suren,  Brechreiz  haben. 

a"-börig:  anschlägig,  geschickt  GrD. 

ge-pörlich:  erheblich.  ,G.  geschädigt.'  An. 
Tscbcdi.  .Gepörlichen,  verderblichen  schaden.'  ebd. 
—    Für  gebärlieh   (Sp.  1432)? 

Mutte"-Bor:  schmucklose,  eng  anliegende  weib- 
liche Kopfbedeckung  SThierst.  Vgl.  Matsch  3  d 
(Sp.  600). 

Bo'rasser:  Name  der  Thurgauer  im  Munde  der 
Juden  des  nördlichen   Bodenseeufers. 

Der  Name  angeblich  daher,  dass  die  betr.  Judeu  im  Th, 
aus  dem  sie  meist  herkamen,  so  gedrückt  worden  waren,  wie 
ihre  Almen  ehedem  iu  lluran  [Persien].  Vgl.  indessen  Port», 
den  gaunerischen  Namen  der  Schweiz  (Train  251)  und  Ave- 
Lallemant  4,  586. 

Borax  m.:  scherzh.  Bezeichnung  sauren  Weines 
ZS.  Es  gibd  hür  wider  e'mal  B.  —  Der  technische  Name 
,Borax'   scherzh.  auf  boren  umgedeutet. 

Bürele",  Bork"  f.:  Flachssamenkapsel  GnObS. 
Syn.  Bollen  2  c  (Sp.  1172). 

R&torom.  borla,  nach  Pallioppi  contrahiert  aus  borrella, 
him.   zu   b(u)orra;  s.    Auni.  zu    Burren   11. 

pnrre":  herausfahren,  von  unbedachter  Rede.  ,Ach 
wie  oftmal  ist  man  fürschüt'zig  und  fallt,  porret  heraus 
mit  einem  gäben,  unbesinnten  Urteil!'  AKlingl.  1702. 
—    Vgl.   bwren. 

borrle",  porrle":  poltern,  klopfen  Schw.  I)'  Laui 
hed  doch  grüseli'*  porrlet  über  d'  Flue  ine"  SchwMuo. 
Urne"  p.,  herum  poltern,  ebd. 

Borer  II  m. :  leichter  Rausch  ScuSt.    Er  hat  en  B. 

Böri  II  m.:     dem  Vor.  ZW. 

Boris  m.:  =  demVor.  SchSL  Vgl.:  ,Er  hat  einen 
Boreas.'  Z  Kai.  1804.    . 

Zugehörigkeit  zu  der  Sippe  Bor,  Bohrer,  wäre  nicht  un- 
Diiiglich;  doch  weist  das  syn.  Bvrri  eher  auf  Zshang  mit 
burren  und  der  vorigen  Sippe.  Zur  BilduDg  von  BVrie  vgl. 
Tampie,    1  ■  / , 

rlägge"-  (HöggC-JBUri,  in  AaZ.  Högge'-Böri  —  n.: 
bucklige,  verwachsene  Person,  krummes,  dummes 
Weibsbild  Aa,  etwas  im  Vergleich  zum  Vorbild  Un- 
förmliches, Unsymmetrisches,  Buckliges,  Karikatur 
Aa/.,  ,dcformis.'  Id.  li. 

Man  möchte  ai Dim. -Bildung  zu  Bor,  Bohrer,  denken. 

sii    dass    das  Ganze    idg.   einen    krummen,    buckligen    Bohrer 
(wie  etwa  der    Windel-Borer)  bezeichne!   hätte. 

Poris  ru. :  Knirps.  Zwerg  Gr*  >bS. 


pilr.  in  BsStdt;  BSi.;  Ndw  phür:  rein,  lauter,  un- 
vermischt,  nichts  als.  Syn.  bar.  1.  adj.  a)  vor  Stoff- 
namen. Fürs  Wasser,  klares  Wasser  Zg.  Pürer  Wi* 
BsStdt  (nur  so).  Fürs  Gold  BSi.;  Tu;  ZO.  .Ein  Fewr- 
flamro  ganz  paur  und  hell,  ohn  Äseh  und  Stein.-  Hs 
RRebm.  1620.  ,Der  Saum  eigen  gewachsenen  puren 
Baselweins.-  Bs  Maml.  1774.  .[Nicht]  pur  oder  eigen 
gewachsener  Baselwein,  sondern  etwas  Landwein  dar- 
unter.' ebd.  —  b)  übertr.  .Jätzer  als  ein  purer  leig 
[Laie].'  Ansh.  Es  puirs  letigs  Zanggiicese",  blosses 
Gezänk  Ndw.  P.  und  blössi  Bösi,  reine  Bosheit  BK. 
's  iseh  die  püri,  /uteri  Wärhit  B.  .  Ks  sollen  keine 
pure  Glücksspiele,  noch  andere  hohe  Spiel  nicht  ge- 
litten werden.'  Bs  Ref.-Ürdn.  1727.  —  2.  adv.  Es  si" 
p.  Chinder,  nichts  als  Kinder  BSi.  Das  sind  puirs 
Bliebe",  nichts  als  Knaben  Ndw.  Er  cha""  p.  Nid, 
p.  rein  Nid,  rein  Nichts,  ebd.  Es  dunkt-mi**  p.  näd 
änderst  Schw.  ,P.,  klar  und  heiter.'  Bs  Mand.  1529. 
.Allzeit  bekleit  gsin,  rein  und  pur.'  Com.  Beati. 
S.  auch  pur-lüter  (Bd  III  1515). 

pur  ig:  =  dein  Vor.  BsStdt.     P.  Walle". 

Bur,  Pur  In.:  1.  Haus,  Hütte,  a)  gew.  Dim.  Bürli, 
Alphütte  WBrig,  Naters;  Syn.  Stuben.  Es  wird  er- 
klärt, dass  jene  ,Bür-  (Hütten),  die  von  den  Alpge- 
teilen  erbaut  wurden,  diesen  angehören.  1393.  AmHerd 
(für  St  Ulrichen).  —  b)  Beinhaus.  Drei  mutwillige 
Gesellen  holten  einen  Schädel  aus  dem  Beinhause 
(bur)  zu  Basserstorf.  1559,  ZWthur.  Chr.  —  2.  Milch- 
kammer, Käsespeicher  in  den  Sennhütten  BKanderst. 
(Bürli),  Sa.,  Si. ;  ScuwMa.,  W.;  W.  Da  eiinc"  ist  na,'* 
es  P.,  sagte  der  Senn,  die  Tür  zum  Milchgaden  öff- 
nend SchwW.  —  3.  ein  Stall  (voll).  Es  P.  Veh  B 
(Zyro).  —  4.  „die  auf  der  rechten  Seite  des  Zwilchs 
oder  vierschäftigen  Tuches  schräge  laufenden  Faden- 
streifen BO.  Das  Tuch  hat  ein  gutes  B.,  wenn  die 
Fadenstriche  dicht  an  einander,  ein  schlechtes,  wenn 
sie  etwas  weit  aus  einander  stehen." 

Ahd.  bür  m.,  Haus,  Kammer:  auch  erhalten  in  nhd. 
,(Vogel-)Bauer.'  Das  Neutr.  wird  auf  dem  Eiutluss  von  Synn. 
wie  Uns.  Gemach  beruhen;  viell.  darf  man  auch  auf  Grund 
des  mehrfach  bezeugten  anl.  p  ein  älteres  'gebar  n.  er- 
schliesseu.  Zu  4  vgl.  Ha«  :,  m  (Bd  II  1704).  —  Das  W. 
hat  sich  iu  der  Form  des  Dat.  PI.  mehrfach  als  Ortsn.  er- 
halten (vgl.  Husen):  .Büren'  Aa;  B  (.Pereholtes-puron.'  894); 
L  (,Buron.'  1386,  .Bürren.'  14601;  G  (.Pinna.'  827,  .l'ur.a.' 
889);  S;  Th;  Ndw.  .Alt-Biiron'  L;  ,Han-Buron'  (jetzt  Häm- 
mere") Th;  ,Besen-Büren'  Aa;  .Sellen-Bliren'  Z.  Vgl.  HMeyer 
1S49,  52.  Hiezu  der  Familienname  Bürer  Aa;  Seh;  um 
1320,  ZFlunt.;  um  1400,  AaBrugg;  1518,  AaKöuigsf. ;  viell. 
auch:   .Heinr.  Burman.'    1397,   Aa  Urk. 

Chäs-Bür(li):  Käsespeicher  in  der  Sennhiilte 
WOG.,  Münster. 

Bet-  Bcppfir.  Nur  in  einer  Anzahl  Lokalnamen 
Tiillw.  (f.);  ZAff.a/A.,  Brütten,  Horgen  (f.).  Lindau. 
Niederhasli  (Bäpperi  f.),  Ötwil,  Riffersw.,  Thalh.  .Die 
Kapelle  StLieben, genannt  Betbuiv  1846,  /  Propsteiurk. 

Ahd.  I.eiitlmr,  mini,  bütebür  m..  lietliaus.  Her  L' instand, 
dass  an  mehrein  der  genannten  Orte  römisches  Genauer 
gefunden  wurden  ist,  weist  miiiilielicrweisc  darauf  hin,  dass 
altheidnische  Kultst&tten  in  christliche  Kapellen  umgewandelt 
wurden.  Vgl.  Gr.  iMyth.  1  3  75;  /.  Anz.  1803.  86.  An  die 
B.  bei  Tiillw.  hat  sieh  die  Sage  vi. in  .wütenden  Heer'  ge- 
knüpft; s.  Th  Beitr.  28,  26.  [Jas  Volk  deutet  übrigens  das 
W.  tw.  als  .bete,  Bauer!1  welche  Etym.  wieder  den  Ausgangs- 
piiukt  sagenhafter  Krzalilungeii  bildet.  .Bärtbnhr.'  1761,  /. 
(für  Horgen). 


151c 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


1514 


Stock-  (nach  einer  Angabe  m.):  Ziegerkeller, 
kleines  Gebäude  zur  Aufbewahrung  des  Ziegers  \V 
Binn,  G.  —  Ziger-:  =  dem  Vor.   WOG.,  Münster. 

G °-  bur  Pur  II  m.,  Dim.  Pürli  und  Pürli  (s.  1  b), 
PI.  Füre':  1.  Bauer,  Landmann.  Übh.  Jeder,  der 
Landwirtschaft  treibt,  gleichviel  ob  er  Grundbesitzer. 
Pächter,  selbst  Knecht  oder  Tagelöhner  sei  Gr;  Z. 
Der  P.  mache',  Landwirtschaft  treiben,  ebd.  .Gang 
nu  in  den  aker,  als  der  pauwer  oder  pauman.'  Vad. 
,Das  Korn-  oder  Bauernland  im  Amte  Nidau  im  Gegs. 
zum  Moosland  und  zum  weinbauenden  Seegelände.' 
Jahn  1857.    S.  auch  Püren-Land  (Bd  III  1304).    Spec. 

a)  ehrende  Bezeichnung  des  Besitzers  eines  Hofes  oder 
grössern  Bauerngutes,  mit  eigenem  Gespann  (von  min- 
destens vier  Stück  B;  Sch)  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Sch;  S; 
Th;  Ndw  (der  eigenes  Vieh  hält);  Z.  Vgl.  AHöpfner 
III  13'2,  bes.  aber  Gotthelfs  Bauernspiegel,  Uli  der 
Knecht  usw.  In  B  fuhr  (nach  einer  altern  Angabe) 
der  gnet  P.  mit  vier,  der  bös  P.  mit  zwei  Pferden, 
der  Tauner  mit  einem  Pferd  oder  Ghüeli  in  die  Ge- 
mein Waldung  und  nutzte  in  diesem  Verhältniss  die 
gemeine  Rechtsame;  doch  s.  auch  bös.  Als  ,Pur'  wird 
gehalten,  wer  in  allen  drei  Zeigen  zehn  Juchart  oder 
mehr  zu  eigen  besitzt,  als  , Halbpur',  wer  unter  zehn 
Jucharten  besitzt,  ,die  er  mit  eignen  Rossen  oder 
Rindern  zu  bauwen  vermöchte;  item  wann  Einer 
under  sächs  Juchart  zuo  jeder  Zeig  mit  eignen  Rossen 
oder  Rinderen  oder  sonsten  vermöchte  zu  bauwen, 
der  solle  als  ein  Tauwner  gehalten  werden.'  1642, 
AASiglisdorf.  .Bauren  und  Taunei"  als  zwei  Rang- 
stufen. L  Stadtr.  1706/65.  ,Die  Stift  bewilligt  1734 
den  Bauern  6,  den  Halbbauern  4  und  de»  Tauuern 
3  Klafter  Holz.'  MEsterm.  1875.  ,l)ie  samtlichen 
Einwohner,  Bauren,  Tagwner  und  Hintersassen  der 
Dorfgemeinde  Uzistorf.'  1781,  B  Rq.  Nach  einem  L 
Ratserk.  von  1826  betr.  Winikon  ist  ein  B.,  wer  mit 
eigenem,  ein  Tauner,  wer  mit  entlehntem,  ein  Halb- 
tauner,  wer  ohne  Zug  sein  Land  bebaut.  Der  einzelne 
Bauer  wird  sehr  häufig  nach  dem  Namen  seines  Be- 
sitztums bezeichnet :  Glangge*-,  Halde"-,  Bode"-,  Pütt-, 
Tüggel-P.  usw.  N.  N.,  de'-  P.  im  Tal  ZSth.  's  Pure" 
(im  Riet),  Zuname  einer  Grossbauernfamilie  ZWald. 
,Uoli  Zehnder,  der  Sehürlipuiv  1608,  TuTänik.  ,.Toh. 
Farner,  Möhenpaur.'  1711,  ZSth.  In  prägn.  S.  ist  P. 
=  en  guete"  [wohlhabender]  P.,  „ein  begüterter  Land- 
mann" B;  G;  Z.  ,In  GT.  gilt  das  W.  [Pur]  als  eine 
Art  Ehrenbezeichnung  für  die  Wohlhabenden.'  Franz 
1819.  D'er  cha""  noch  mol  e"  P.  abge"  G.  Er  ist  uf 
dem  Guet  e"  P.  ivorde"  B;  G;  Z.  Da  isch  noch  nie 
e'kei"  P.  g'storben  und  e"kei"s  Ross  verdorben,  iron. 
Bezeichnung  einer  Ortschaft  als  einer  armen  BR.  — 

b)  Dim.  Pürli  Aa;  Bs;  BU.;  Th;  Z,  Pürli  (so  weit 
neben  der  umgelauteten  Form  gebraucht,  gemütlichen 
Anteil  ausdrückend)  Aa;  Ap;  BHa. ;  L;  Schw;  Th;  Z, 
Kleinbauer,  Schuldenbauer.  De''  Rife"  tued  de"  Pür- 
ierte" we  ZZolI.  E'möl  ist  es  arms,  fromms  Pürli 
g'storbe".  Machari  1884.  —  c)  Inhaber  eines  Lehen- 
gutes, einer  Alpweide.  Der  fernig  B.,  der  letztjährige 
Lehenbauer  Gl.  — ■  d)  Bewohner  der  umliegenden 
Höfe,  den  Dorfbewohnern  gegenüber  SchwE.;  Ndw. 
D'  Dörfli'g  und  d'  Pure"  sind  a"  der  Chilbi  [im  Wirts- 
haus] durc''enand  uf  de"  Bänke"  g'hocket.  MLienert 
1888.  —  e)  der  Bauer  im  Gegs.  zum  Herrn  und  Städter 
usw.  Wenn  Knaben  über  ihre  künftige  Bestimmung  das 


Orakel  befragen,  so  begleiten  sie  das  Abzählen  der 
Blumenblätter  (oder  auch  der  Westenknöpfe)  mit  den 
Worten:  Herr,  F.,  Bettler  Ar.  Edelma"",  BSttelma*", 
P.  Tu.  (Cheiser,  Ghünig)  Her,  P.,  Diener,  Tauner. 
Bettler,  Schelm  B.  Her,  P.,  Chrdmer,  Bettler,  Müller, 
Wirt.  Edelma",  Schelm  BBurgd.  D'  P-e"  (fr)csse'd 
Schnitz  (oder  Fleisch)  und  Speck  und  d'  Herre" 
(frjesse'd  Schn'cpfe'dr'eck  (und  Euserein  muess  nie  nüt 
ha»)  Aa;  B;  Z.  Vgl.  auch  Her  I  (Bd  II  1521  f.). 
D'  Pure"  schnüze'd  an'n  Bode".  Und  d'  Stadtlüt  trä- 
ge'd  's  i"  der  Taschen  umme",  gibt  der  Bauer  zurück  Z. 
,Dass  in  maniglich  lieb  häte,  edel  und  gepüren.'  1336/ 
1446,  Z  Chron.  .Welcher  in  das  achtbuoch  geschriben 
wirt.  kunt  er  usser  acht,  so  git  er  dem  lantrichter 
sinen  achtschilling,  ein  herr  10  niarch  silbers,  ein 
edelman  5  niarch,  ein  burger  3  niarch  und  ein  gebur 
1  march,  si  mugen  dann  bas  mit  dem  richter  getä- 
dingen.'  1383,  Z  Stadtb.  ,Der  her  Gott  ist  auch  der 
buren  Gott  als  der  stattlüten.'  1557,  ZWthur.  ,Die 
puren  fand  jezund  an  listiger  werden,  dann  die  burger 
in  den  stetten.'  ebd.  .Purgatz  für  ein  Puren  oder 
schlechten  Menschen.-  um  1650,  ZElgg  Arzneib.  Vgl. 
auch  Meier  i  (Sp.  12).  Über  den  B.  als  Maske  s. 
Schwz.  Arch.  f.  Volksk.  I  185  und  Büren-BÖgg  (Sp. 
1084).  —  f)  P.  als  Schimpfw.  zur  Bezeichnung  eines 
ungebildeten,  zu  Ämtern  nicht  fähigen  Mannes,  im 
Munde  der  Aristokraten  Ap.  In  Morgant  1530;  Hai- 
monsk.  1531  ist  ,pur'  die  gew.  Übersetzung  von  frz. 
.villain.'  —  g)  der  Bauer  in  Sprichwörtern  und  Redens- 
arten, ec)  Wertschätzung.  D'  Pure"  sl"  üsi  Mure", 
sagten  die  alten  Berner  Herren.  Der  P.  im  Chat 
erhalt,  ivas  rlt  und  gät  (stätj.  allg.  —  ß)  Leben  und 
Lebensverhältnisse.  Der  P.  ist  en  'plägetc  Ma°". 
allg.  Bim  P.  heisst  's:  am  Morge"  früe  üf,  am  Öbe'd 
spät  nider,  friss  g'schicing  und  lauf  wider  GRh.  Siehe 
noch  Chat  (Bd  III  557).  En  P.  ist  nid  umz'bringe", 
me"  hau-em  denn  Hand  und  Füess  ab,  mit  Bez.  auf 
seine  zähe  Arbeitskraft  Sch  (Sulger).  Der  P.  g'hört 
zum  (hinder  de")  Pflueg  (und  der  Herr  zum  Pult)  L ; 
S  (Schild),  's  ist  Eine''  kei"  P.,  teenn  er  nid  cha"" 
sdje"  (und  Pflueg  ha"  Z)  und  Garbe"  binde"  Sch;  Z. 
Der  P.,  wo  nid  rechne"  und  miste"  cha"",  ist  si"  Lelie" 
lang  übel  dra".  ebd.  .Labor  sine  cura  macht  vil  armer 
Pura.'  1606,  TuArb.  Mscr.  De"  P.  ist  nie  arm.  Sprww. 
1869.  D'  P-e"  sind  allweg  i"  's  zuekünftig  Jör  rieh. 
ebd.  D'  Pure"  jüchze'd  erst,  icenn  s'  [nach  der  Ernte] 
hei"'  gönd  (fare'd  SchSI.),  man  soll  den  Tag  nicht  vor 
dem  Abend  loben  ScflSt. ;  Z.  Der  P.  ist  nie  ärmer, 
als  wenn  er  i'g'heimset  hed  L  (Ineichen);  ähnlieh  Z. 
Mülliwarm  und  ofe'warm  macht  die  riche"  P-en  arm 
Z.  mit  Bez.  auf  das  Brotbacken  und  -essen.  Engl 
Chuchi,  witi  Spicher  macht  die  chline"  P-e"  richcr. 
Sprww.  1869.  Drü  Ding  bringe'd  de"  P.  um  's  Ackerli : 
The,  Kaffe  und  Leckerli,  ebd.  Den  arme"  Puren  iri 
Chalbcr  und  de"  riche"  Puren  iri  Töchter  icerde"  nid 
alt  L.  —  y)  Eigenschaften  und  Gewohnheiten,  meist 
schlimmer  Art,  was  sich  einerseits  aus  der  gedrückten 
Lage,  dem  Mangel  an  Bildung  und  dem  langen  Unter- 
tanenverhältniss  der  Bauern  früherer  Zeiten,  ander- 
seits daraus  erklärt,  dass  wir  es  mit  Äusserungen  aus 
dem  Munde  der  Städter,  Gebildeten  usw.  zu  tun  haben. 
1)  Klugheit,  Schlauheit,  Verschmitztheit;  spitzbübi- 
sches Wesen.  En  P.  und  en  Pfarer  (Tokter  L)  wüs- 
se"d  me  als  en  Pfarer  (Tokter)  elei"  B;  L;  Z.  Wer 
en  P.  wott  bitrüge",   muess  grad  en  P.  mitbringe"   Z. 


1515 


Bar,  ber.  bir,  bor.  bnr 


1516 


Wer  en  P.  will  für  en  Narre"  ha",  muess  vor  ein" 
fresse"  ScuSt.  's  icürd-si<'h  kein  P.  drum  heule",  wenn 
er  nid  seho"  vorher  en  Schelm  ist,  die  Sache  ist  nicht 
von  Belang,  ebd.  Ahnlich:  Das  ist  grad  so  vil,  wie 
nenn  en  P.  en  falschen  Eid  tuet  Z.  .  1 ) o r  Baur  gibt 
gute  Wort,  aber  ich  komme  ihm  nicht  in  das  Dorf, 
sa<;t  der  Wolf,  fronti  nulla  fides.'  Mey.,  Hort.  1692. 
6.  bes.  noch  Lür  l  Bd  III  1376).  —  2)  Dummheit. 
Hochmut,  Die  dimmsie"  Bure"  häiid  die  greste*  Herd- 
epfel,  die  Dümmsten  haben  das  grösste  Glück  ßs. 
,[Im  J.  1525]  erfand  sich  wol  war  sin  der  spruch: 
Wenn  |man]  den  puren  bitt,  so  geschwilt  im  der  buch.' 
Hotz.  Urk. ;  ähnlich  Sprww.  1869.  Es  ist  besser  mit 
de"  Puren  unujö",  icenn  si  briegge*,  als  wenn  si  juchze". 
Sprww.  1869.  Wenn  der  P.  üf sitzt,  so  ritet-er.  ebd. 
—  3)  Schwerfälligkeit,  Trägheit.  ,Swa  der  adel  ent- 
edelt  sich,  das  es  tuot  untugentlieh,  das  ist  verre 
böser  vil,  denn  ein  vierschröter  gebur.'  Sciiachzabelb. 
Wenn  de''  P.  nüd  muess,  se  lupft -er  he"  Fuess  Sch; 
ZW.  De'  P.  lupft  de"  Fuess  erst,  wenn  er  muess  GRh. 
S.  noch  heiter  3  (Bd  II  1769).  —  4)  Roheit,  Völlerei. 
En  P.  und  en  Stier  ist  's  glich  Tier  GRh.  .Bauren 
gehört  Haberstroh,  asino  stramentum,  non  aurum.' 
Denzl,  1 1 >7 7  ;  1 7 1  * >.  Wenn  de''  P.  V  soffen  ist,  laufe" 
d'  Boss  am  beste".  Sprww.  1869.  .Meinst,  sy  habind 
einanderen  in  der  Stuben  hinder  dem  Tisch  gschlagen 
wie  die  vollen  Pauren.'  Schimpfr.  1651.  Emene"  volle" 
P.  soll  es  Heufueder  us  dem  Weg  B.  .Einem  vollen 
Bauren  soll  ein  geladener  Wagen  weichen,  sopitum 
canem  ne  excita.'  Mey..  Hort.  1692.  .Pauren  hand 
gern  kurz  Predigen  und  lang  Bratwurst.-  Schimpfr. 
1651;  Mey.,  Hort.  1692;  vgl.:  de"  Puren  ist  gaet  pre- 
dige". Sprww.  1869.  —  5)  Verschiedenes.  ,Kybig  puren 
ist  ein  bös  gschlecht'  UEckst.  ;  s.  Bd  III  108.  ,Drum 
hurtig  dran  wie  Puren  z'  Krieg.'  Com.  Beati.  De" 
Tambur  schlohd  de"  Zapfe'streich,  bis  de  P.  i"  d' 
Hose"  seicht,  Nachahmung  des  Trommelschlags  AaF. 
'*•  Här  stüt-em  wie  me°  verdammte"  P.  i"  der  Hol! 
(wohl  auf  einer  bildlichen  Darstellung  beruhend)  Z. 
S.  noch  Land-Vogt  (Bd  I  707),  fressen  (Bd  I  1322), 
Hand  (Bd  II  1380).  —  2.  jeder  junge  Mann,  der  eignen 
Rauch  führt  GrIV.  —  3.  verallgemeinert  für  Mensch, 
irgend  Jemand,  in  der  Abfertigung:  Das  göt  kan  P. 
Nüt  a"  Tu.  Verhüllend  für  , Gott':  Will's  der  P.l 
Beteurung  G.  —  4.  der  Bauer  im  Spiele,  a)  Pure" 
schicke"  =  barr-laufen  (s.  Bd  III  1139).  —  b)  Name 
der  Buben  im  Jassspiel,  spec.  des  Trumpfbuben,  der 
als  höchster  Trumpf  gilt  (Trumpf -Pur),  allg.  Vgl. 
Neil  I  (Sp.  715).  P.  und  Neil  und  Ass  (oder  und 
nass  i"  de"  Hose"  AAKe.),  die  drei  höchsten  Trümpfe. 
Nadle",  Fade",  Fingerhuet,  sticht  de  P.,  se-n-isch-cs 
guet  Z.  Si  g'heie'd  mit  dem  1'.  abe",  wird  den  Jassern 
von  TiiMüllh.  nachgesagt.  —  c)  in  einem  Zählspiel 
der  Kinder,  pure"  genannt,  wobei  es  darauf  ankommt, 
jede  Zahl,  die  7  enthält  (7,  17  usw.)  oder  durch  7 
teilbar  ist  (14,  21  usw.),  durch  das  W.  Pur  zu  er- 
setzen. Das  Zählen  geschiebt  sehr  rasch  und  geht 
vom  Einen  zum  Andern,  indem  je  das  Folgende  die 
folgende  Zahl  nennt;  wer  vergisst  oder  zögert,  am 
richtigen  Orte  Pur  (dafür  oft  Pur)  zu  sagen,  gibt  ein 
Pfand  Ar;  B;  Tu;  Z.  —  5.  Pürli,  kleines,  rundes 
Brötchen  aus  Pürli-Mel"  (s.  Sp.  221)  im  Werte  von 
•'.  Rappen,  als  Viertel  eines  Schütes  oder  in  Reihen 
gebacken,  gewöhnliches  Vorlegbrot  in  Wirtshäusern 
Ap;  GrCIiui-,  He.,  Pr.j  G  ;  Tu.    Syn.  Purli-Bröt,  Heren- 


Brötli.  In  Ap  meist  aus  der  Schabeten  des  Weissbrotes 
bereitet  und  vom  Bäcker  häufig  an  die  Kinder  seiner 
Kunden  verschenkt.  In  GtiChur  bilden  Pürli.  Schild- 
brot und  Laib  das  Weissbrot  im  Gegs.  zum  Hausbrot; 
früher  war  das  Weissbrot  ausschliesslich  Schildbrot;  der 
gesteigerte  Verkehr  brachte  auch  die  St  Galler  P.  und 
Laibe,  runde  und  längliche  (Kilias).  E"  Pärli  Purli, 
zwei  runde  Brötchen  an  einander,  ungleich  schwer, 
je  nach  dem  Brotpreis  5  —  10  Rp.  das  Stück  Ap.  Chauf 
■'cm  Mül  e"  Pürli  und  sehivig!  G.  .Fast  wöchentlich 
wird  sog.  PhTenbrod  gebacken,  und  in  den  Wirts- 
häusern werden  Bürle  vom  besten  Schiltmehl  und 
Fladen  zum  Wein  gestellt  —  Alles  Zeichen  einer 
herrlichen  Zeit/  1723,  ApWaldst.  Im  Rheintal  war 
A.  1769  [nach  einer  G  Brotordnung]  der  Preis  für  den 
ganzen  Schilt  Brot,  für  den  halben  Schilt  und  für  ein 
Paar  Bäurle  Brot  fest,  nämlich  4  Kreuzer  für  jenen, 
2  Kr.  für  je  eines  der  letztern.  ,1m  Jahr  1817  kostete 
ein  Halbes  Most  und  ein  Bürlein  am  Orte  der  Lands- 
gemeinde 15  Kr.'  Schlapfer  1839.  Puntner  Pürli, 
Brotweck  aus  Bünden  Z  (Spillm.). 

Mhd.  gebür(e),  ahd.  tjibüro.  I)ie  Schreibung  mit  vollein 
Präf.  herrscht  bis  zum  Ende  des  XIV.,  reicht  aber  in  ein- 
zelnen Ausläufern  bis  gegen  die  Mitte  des  XV.,  während 
anderseits  ,pur'  auch  schon  im  XIV.  nicht  ganz  selten  ist ; 
.puren'  neben  vereinzeltem  ,buren'  z.  B.  schein  in  den  ä.  Z 
Jahrbb.  Die  lebende  MA.  hat  im  Anl.  überall  p,  ausser  da, 
WO  anl.  F'ortis  iibh.  nicht  vorkommt.  Das  W.  gehört  zu 
Uu,-  I  ähnlich  wie  .Geselle'  zu  .Saal'  und  bezeichnete  urspr. 
den.  der  mit  Einem  die  Wohnung  teilt,  weiterhin  den  Mit- 
einwohner, Dorfgenossen.  Bauer.  Iu  uuserm  2  dürfte  sich 
also  eine  ältere  Bed.  erbalten  haben,  i  a  eig.  von  den  Bauern 
des  Schachspiels.  5  gehört  wohl  sicher  hieber,  wenn  auch 
der  Ausgangspunkt  der  Übertragung  nicht  klar  ist.  —  Pur 
als  Familienname  Z.  ,Die  3.  hofstatt  [zu  Stadelhofen]  bat  der 
Gebur,  die  andre  der  Pfnurr."  um  1300,  Z  Urk.  .Jak.  IV.  der 
erste  Stadtschreiber.  1336,  ZStdt.  .Heiur.  von  Trostberg,  geu. 
Gebur.'  1371,  Z  Stadtb.  .Hans  1'.'  1428,  Ap.  .X.  X.,  gen. 
I'.'  1450,  ZSellenbür. ;  1535,  ZZünikon;  1549,  ZSth.;  1609, 
AaHäggling.  (,Puwr').  ,Hans  Spörri,  zugen.  Pureuhans.'  1609, 
ZBäretschw.  kDas  Dim.  Pürli  als  Familienname  L.  '«  BürUt, 
Zuname  ThMüllh.  ,Clawi  Gebürlin.'  1400,  ZStdt.  .Andres 
Gebürli.'  1437,  S.  .Honsi  Pürli.'  1518,  ZHott.  .Melchior 
Lieuberger.  geu.  Bürle.'  1653,  AaWett.  .Jak.  Feister,  Bauer- 
lein.' 1698,  ZSth.  Zss.:  .Heimbur',  Familienname  G.  ,Joh. 
Keller.  Jungbauren.'  18S2,  ZTrutt.  .Micbelbaur',  Zuname 
ZStadel.  '«  Bachpürt*,  Zuname  Th ;  ZGuutal.  .Hans  Plister, 
den  man  nempt  Scbeggageliüiii",  neben:  .Haus  Pfisters, 
Scheggabürlis.'  1393,  Z  Stadtb.  (vgl.  .Tschekkapürliu',  älter 
.Schegga-,  Scheckenbürlin',  Name  eines  Bs  Patriziergeschlech- 
tes). .Heini  Hofmai),  den  mau  spricht  geburenbas.'  1392,  Z 
Katsb.    ,Jak.  Werndli,  gen.  Burenfind.'   1564,  ZAff. 

Albis-Pür:  der  Bauer  auf  dem  Albis  (einem  frü- 
hern Staatslehen)  Z.  Wenn  der  A.  am  Maitag  [1.  Mai] 
cha"°  Sehne  zeige",  so  mues'-er  se'b  Jär  nüd  zeise"  Z 
Zoll.f  (Tn'n  lisch)  ine"  ligge*  mit  den  Arme"  \eie-n-en 
A.,  nach  bäurischer  Art  die  Arme  auf  den  Tisch  legen 
oder  stemmen  ZStdt.  Du  bist  en  rechten  A.,  Tadel 
wegen  bäurischer  Haltung,  ebd.  —  Alpe"-:  .Bauer, 
der  eigene  Alphütte,  Stallung.  Alpwiese  und  Yiehstand 
zum  Käsen  hat'  GrD.  (Bühl.).  Gegs.  Füessler  2  (Bd  I 
1096).  —  Veh-:  Bauer,  der  vorzugsweise  Viehzucht 
treibt,  Viehbesitzer  AiLcer.;  Gr;  Uw;  Z.  Wi'pür 
arme''  Pur,  Chornpür  Mittelpür,  Vehpür  rlchc  Pur 
AALeer.  (Sprw.).  —  Geiss-  B;  Gh;  Schw,  Geisse"- 
Aa;  (iL;  Z:  (oft  Dim.)  Kleinbauer,  der  kein  Gross- 
vieh, sondern  nur  Ziegen  zu  halten  vermag;  vgl. 
Steinm.  1802,  103.    .In  der  Alp  Eien  sollen  die  Geis- 


1517 


Bar,  ber,  bir,  bor,  bur 


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banren  das  Laub  nit  prätendieren  und  sollen  die 
Eiengenossen  den  Geisbauren  im  Austagen  [Frühling] 
einen  Weg  zeigen  in  den  Geisberg.'  1707,  UwE.  Kq. 
Vgl.:  .Unser  Maitli  nmss  keinen  Kuhdreckstampfer, 
keinen  Schmalviehbauer,  einen  Herrn  soll  sie  heiraten 
rübis  oder  stübis.'  MLienert.  —  Giti-:  Spitzname 
eines  filzigen  Bauern  AaL.  —  Güeter-:  Grossgrund- 
besitzer, Grossbauer  ZO.  ,Die  Schachenlüt  band  sich 
erklagt  gegen  den  rychen  g-en  [in  BE.],  dass  sy  et- 
wan,  wenn  not  ynbricht,  allgemaebest  ylen,  land  die 
armen  als  die  vordersten  zanen  und  zahlen.'  15(i9,  B 
Arch.  —  Gnägi-:  =  Giti-P.  ,Das  Meitschi,  das  so 
einen  hundshärigen  Gn.  bekäme.'  Gotth.  —  Grägger- 
Pürli:  armes  Bäuerlein  L.  —  Halb-Pür:  Gewerbs- 
mann, der  neben  seinem  Gewerbe  mit  ein  bis  vier 
Kühen  Landwirtschaft  treibt  B.  Kleinbauer,  der  etwa 
zwei  Kühe  im  Stalle  bat  Aa.  ,1m  Gegs.  zu  den  Hof- 
besitzern wurden  im  XVI.  und  XVII.  in  L  die.  welche 
nur  Häuser  und  Gärten  besassen,  Halbbauern  genannt.' 
Seo.,  B.G.  S.  noch  Pur  1  a.  —  Hüener-:  verächt- 
liche Bezeichnung  eines  armen  Bauern;  eig.  einer,  der 
nur  Hühner  st.  Vieh  hält  SchwE.  .Unser  Gov  kann 
nicht  einen  Hübnerbauern  und  einen  Kalbertränker  hei- 
raten.' MLienert.  Die  ärmere"  Bürli,  d'  Hüenderbürli. 
ebd.  —  „Hang-Bür " ,  Hanger-Pürli:  Bauer  von 
wenig  Vermögen  L.  Syn.  Hangerli.  —  Herre"-Pür: 
Herrenbauer;  Bauer,  der  einen  schuldenfreien  Hof  und 
noch  Kapitalien  dazu  besitzt  Aa;  B;  Tu;  Z.  —  Hüs-: 
1.  Hausbewohner  mit  eigenem  Haushalt.  ,Wir  handt 
auch  gesetzt  und  gemacht,  dass  sich  keinerlei  ewige 
Zinsen  nit  sollend  machen  noch  versiglen,  es  seiend 
dann  Küchen-  oder  Spend-Zinsen ...  Es  wäre  denn 
Sach,  dass  ein  ehrsam  Richter  und  Gericht  erkennen 
mögend,  dass  ein  armer  Hausbaur  sein  Volk  auf  einem 
Lehen  erhalten  möchte,  mag  solches  auch  zugeben 
werden.'  GrKIosI.  LB.  —  2.  Hausherr  im  Gegs.  zum 
Mieter  B.  .Nahmen  doch  Dienstboten  ihre  Meister- 
leute zu  Gevatter,  Hausleute  den  Hausbauer  und  seine 
Frau.'  Gotth.  Wie  's  de"  so  geit,  wenn  der  H.  nit 
gäng  um  de"  Weg  isch,  het  Niemer  Sorg.  MWalden 
1880.  .Meinem  sei.  Grossvater  wurde  noch  von  seinem 
Hausbauer  erlaubt,  seine  Geissen  in  den  Gassen  weiden 
zu  lassen.'  SÄbi  1819.  —  Hütte"-:  Bauer,  der  die 
Milch  seiner  Kühe  in  die  Sennhütte  liefert  Z.  — 
Chüe-:  1.  Bauer,  der  wenigstens  eine  Kuh  halten  kann 
ZO.  (im  Gegs.  zum  Geissen-P.).  ,Es  wurde  den  Kub- 
bauern überlassen,  in  besondern  Versammlungen  die 
nötigen  Anordnungen  über  die  Ausübung  des  Weide- 
rechts zu  treffen.'  1724,  Gl  (Blumer,  RG.  II  1,  361). 

—  2.  (Uim.)  Kleinbauer  Tu.  Hämmeli,  wo  de  Herr 
Pfarer  vo"  de"  Chüelibürlene"  oder  vo"  D'ene"  übercho" 
hat,  die  lieber  die  fü"ft  Hamme"  aem  Pfarer  g' schickt 
hetti'd  Th.  —  Chunst-:  spöttische  Bezeichnung  eines 
Bauern,  der  nach  neuer  Methode  Landwirtschaft  treibt, 
ohne  Erfolg  zu  haben  ZSth.  —  Chorn-:  Bauer,  wel- 
cher vorzugsweise  Getreide  baut  AALeer. ;  B.    S.Veh-P. 

—  Chatze"-Purli:  in  einem  Zählspruch  der  Kinder. 
Pürli,  Pürli,  Ch.,  's  göt  e"  Frau  i"  's  Hüenerhüsli, 
listdi  beste"  Hüener  üs  [usw.]  Aa  (Rochh.).  —  Chleb  -: 
Bäuerlein  in  armseligen,  bedrängten  Verhältnissen 
GT.;  ZGlattf.  E"  Chlebbürli  mit-eme"  verschuldete" 
Heimetli  GT.  .Manch  armes  Klebbäuerli,  das  jetzt 
aufs  Blut  zu  tun  hat.'  UBrägger  1788.  —  Chlöster- 
Pür:    Bauer,  der   einem  Kloster    zinspfiiehtig  ist    L. 

—  Land-:  .agricola  in  planioribus  Helvetire  locis,  im 


Gegs.  der  Bergbauren.'  Frisch;  s.  Gr.  WB.  VI  98.  — 
Lands-:  Bauer  des  eigenen  Landes.  .Herzog  Uelrich 
von  Wirtenberg  bracht  zu  Balingen  zuesamen  100 
reisiger  pferd,  500  landspuren  und  bi  0000  eidgnossisch 
knecht.'  Ansii.  —  Länder-:  Bauer  aus  den  Urkan- 
tonen  UwE.  's  Länderbürli,  Titel  eines  Gedichtes 
im  Uw  Dialekt  mit  dem  Kehrreim:  's  isch  kei"  Norretl 
nes  Länderbürli  z'  si".  Ineichen  1859,  131.  —  Milch-: 
1.  .Lactarius,  der  Milebspeis  macht,  Milchbaur.'  Denzl. 
1077;  1710.  —  2.  =  Hütten-P.  Z.  —  Marter-:  (meist 
Dim.)  „Bauer,  der  kümmerlich  fortkömmt  oder  der 
das  Vieh  nur  sparsam  füttert  VO."  .Franz  [der  eine 
Erbschaft  von  5000  Lire  gemacht]  besass  so  viel  als 
fünf  Marterbauern  in  Gesehenen  zusammen.'  JWipfli 
(U).  —  Moser-:  Bauer  aus  dem  .grossen  Mos'  F. 
—  Mit-.  .Unser  guoten  mitpauren  von  Liechstall.' 
1499,  S  Wochenbl.  1846.  —  Mittel-:  (oft  Dim.)  Bauer, 
der  zwischen  Gross-  und  Kleinbauer  die  Mitte  hält, 
mittelmässig  begüterter  Bauer  AALeer.;  L;  Tb;  Z. 
's  ist  Nüd  uf  der  Welt  so  g'fellig  als  es  Mittelbürli 
[usw.].  JBHaffl.  1813.  S.  noch  Veh-P.  —  Neu-: 
neu  auf  ein  Gut  gezogener  Bauer,  meist  als  dauernder 
Zuname  ThHw.  f;  Z.  JMaag,  Neubauren'  ZBülach. 
.HUForster,  Neu  Baur.'  1752,  ZSth. 

Nach  (bzw.  -ö--,  -ö'-)  -Pur  Ap  (s.  Anm.) ;  B  (vor- 
herrschend); F;  Gl;  Gr;  L  (auch  -p.r);  PAL;  GA., 
Ms,  T.;  Scnw;  S  (neben  -pfr);  oTh;  U;  ZFehralt.,  O. 
(s.  Anm.),  Nächprr  Aa;  Ap;  Bs;  G;  Sch;uTh;Ni>w 
Z  —  PI.  Nächpüre",  -ppe»  (in  GStdt  Sg.  Nächp%r,  PL 
Ncichpüre"):  Nachbar.  1.  wie  nhd.,  in  engerm  und 
weiterm  S.  allg.  Wenn-me"  z'  icenig  Fründ  [Ver- 
wandte] häd,  se  ladt-me"  d'  Nächberen  i'  's  Leid  ZZoll. 
Mit  isen  [unsern]  Nächbüren  hindrem  Grad  [den 
Unterwaldnern]  BHa.  Ebe"  sag-ich  dö  zue  mim  Nach- 
her, Formel  bei  Tische  zu  einem  Neuangekommenen, 
um  ihn  ins  Gespräch  einzuführen  Bs.  ,Was  lüten  ze 
Obernhusen  ist,  si  sin  der  gottshüsern  ze  Einsidelen, 
uf  der  Kiehenow,  ze  St  Gallen,  St  Regien,  die  sint 
ein  ander  genoss  und  sond  ein  ander  erben  und  hant 
si  enhein  nachwendigen  fründ,  so  sol  si  ir  nächster 
nachgebur  erben  und  nüt  der  vogt.'  1393,  ZOberhausen- 
Kloten  Offn.  ,Item  ob  der  nachgeburen  der  gebursame 
oder  der  husgenossen  zwen  oder  dry  mit  einander 
stössig  wurdin.'  um  1460,  Z  Offn.  ,Er  [der  König  von 
Frankreich]  will  nit,  das  ein  solcher  sparr  und  nach- 
pur [wie  Savoyen]  sie  zwüschen  minen  herren  des 
punds  und  im.'  1476,  Bs  Chr.  ,Glych  als  einer,  der 
seinen  nachburn  mit  der  ax  bitt,  das  ist  als  vil:  tuost 
dus  nit,  so  wirt  die  ax  reden.'  Zwingli.  .Nachbaur, 
der  nach  bei  wonende,  vicinus.  Nachbauwren,  deren 
heuser  an  einanderen  stossend,  paneci.'  Mal.  .Von 
unsern  nachpuren  von  Engelberg.'  1567,  Ndw  LB. 
,Es  treff  an  gemein  landlüt,  gemein  nachpuren  oder 
sunder  personell.'  1585,  Scuw  LB.  , Hochgeehrter  Herr 
Nachbaur  Pfarrer!'  1702,  ZOGlatt.  S.  noch  lassen  1  b  i 
(Bd  III  1397).  Der  Nachbar  im  Sprichwort:  Ghauf 
's  Nöchbers  Rind  und  hüröt  sl"s  China,  so  iceist,  wer 
si  sind  L  (Ineichen);  vgl.  Mist  (Sp.  538).  En  gueter 
Nachher  und  e"  guets  Dach  sind  ame"  Hüs  Oppis  wert 
AABb.  Drü  Übel  sind  die  graste",  wo-men-eme"  Find 
cha""  wünsche":  e"  bösi  Frau,  en  böse"  Nachher  und 
es  bos(es)  lach  B;  ZZoll.  Ei"  Nöchber  muess  dem 
andere"  helfe"  L  (In eichen).  Me"  muess  de"  N.  nid 
witers  tue"  als  hinder  d'  Tür,  um  ihn  nicht  weit 
suchen  zu  müssen,  wenn  man  ihn  braucht,  ebd.   Besser 


1519 


Bar,  ber,  bir,  bor.  bnr 


1520 


en  Nachher  a"  der  Wand,  als  en  Brüeder  über  Land. 
Silger.  ,Es  ist  in  aller  weit  der  bruch:  mit  nach- 
puren  rieht  man  hüser  uf.'  BGletting.  ,Die  Sabäer 
sind  des  Joben  nachpauren  gewesen.  Mit  nachpuren, 
lautet  das  alt  sprücbwort,  muess  man  heuser  auf- 
richten. Job  wirt  seinen  nachpuren  vil  nachpürlicher 
früntschaft  und  diensten  bewisen  haben.'  LLav.  15S2. 
's  chann  Eine  nid  länger  z'fride*  si",  ah  der  N.  will. 
Sulger.  Wenn  d'  Nächpüre*  nit  wäre*,  so  war  Alles 
sicher  USch.  Wer  bösi  Nöchbere'  hed,  muess-si'''  selber 
rüeme"  L  (Ineichen).  ,Wir  sagend:  wer  sich  selbs  lobt, 
der  hat  bös  nachbauren.'  LLav.  1582.  ,Du  rüembst 
dich  selbst,  des  hab  ich  daren:  ich  mein,  du  habest 
bös  nachpuren.'  1597,  L  Ostersp.  S.  noch  über-laufen 
(Bd  III  1129).  .Nachbar'  und  .Freund.'  En  gueter 
Nüchber  ist  en  gueter  Eriind.  Sclgek.  ,üute  Nach- 
pauren sind  besser  als  wyt  entlehnte  Fründ.'  Schimpfr. 
1651.  , Damit  wir  für  jeden  zufall  doch  etwan  einen 
fründ  und  guten  nachpuren  hetten.'  1509,  Absch.  ,Ein 
fründ  oder  nachbur,  der  dir  oft  gedienet.'  LLav.  1584. 
S.  noch  Fründ  (Bd  I  1303),  Ge-mächling  (Sp.  20). 
Verallgemeinert:  gueti  Nöchbere'  si",  gut  mit  einander 
auskommen  (auch  ohne  Nachbarn  im  eig.  S.  zu  sein) 
Bs.  Bildl.  von  über  Nacht  unerwartet  gefallenem 
Schnee:  es  hat  en  neue"  Nächber  g'ge"  ZB.,  S.  ,Die 
Morgenröte  und  die  Sonn  in  ihrem  Aufgang  sind  Nach- 
bauren.' FWyss  1672.  —  2.  grundbesitzender  Gemeinde- 
genosse, stimmberechtigter  Bürger  eines  Ortes  Gr. 
,So  ein  frömbder,  der  nit  ein  geborner  nachbur  ist 
und  zur  ehe  nirapt  eine  nachpüry,  der  solle  für  ein 
gmeind  kehren  und  umb  die  nachburschaft  bitten.' 
1538,  Gr  Rq.  ,1589  ist  beschlossen:  wann  man  einen 
neuen  nachbauren  annimmt,  soll  er  einen  guten  har- 
nisch  haben.'  ebd.  ,Wo  einer  oder  der  ander  Nachpur 
in  gemelter  Gemeind  auf  seinem  Guet  Vieh  wintern 
wurde.'  1686,  GrA.  Alpstatut.  ,Uass  kein  Gemeind  in 
unsern  4  Dörfern  keine  leibeigne  Leut,  die  einen  nach- 
jagenden Herren  haben,  zum  Nachbauren  annemmen 
soll.'  Gr  VDörfer  1692.  ,Er  sei  frömbd  oder  heimsch, 
Hindersess  oder  Nachbaur.'  ebd.  ,Bei  der  allgemeinen 
Maxime  der  Gemeinden,  keine  neue  Nachbarn  anzu- 
nehmen, muss  notwendig  in  jedem  Dorf  eine  Oligarchie 
entstehen.'  Chcrer  Beitr.  1792.  ,A.  1664  ist  in  Truns 
entschlossen,  das  fürterhin  die  Uneheliche  Nachbai 
und  Gemeindsmann  sein  und  wohnen  mögen,  wo  der- 
selbigen  Vater  Nachbar  gewesen  ist.'  Gr  Gesetze  1827. 
S.  noch  Namen  (Sp.  722/3).  —  3.  in  allgemeinem)  S. 
als  gemütliche  Bezeichnung  von  Landleuten,  Leuten 
übh.,  bes.  in  der  Anrede.  Wohltat.  Jüngl.  1780,  41. 
,lsts  wahr,  liebe  Nachbarn?'  der  Gutsherr  zu  seinen 
Bauern,  die  nicht  seine  Nachbarn  sind.  HPest.  1781. 
Als  Anrede  eines  Fremden  an  die  Bauern  im  Wirts- 
haus, ebd. 

Mhd.  nachgebUrfe),  -bnr(e).  Zur  Abschwächung  des  zweiten 
Teils  vgl.  den  Ortsn.  Sleimn-  <&nii»8r  (Sp.  383).  In  4p; 
ZO.  stehen  Nächpfr  und  yßchpür  in  der  Weise  neben  ein- 
ander, dass  Ersteres  die  allg.  Bed.  von  .Nachbar'  hat,  Letz- 
teres spec.  den  benachbarten  Bauer  bezeichnet.  .Nachbaur' 
noch  bei  AKlingl.  1691  ;  1712,  Lied  (.Nachbauren  :  Mauren'). 
In  i  Mey.,  Wthurer  Chr.  wechselt  .Nachbur'  mit  ,Nachburger.' 
Zu   J  vgl.  Schneller   I-   1730;  Alem.   12,  205. 

FSld-Nächper:  (PI.)  Bauern,  deren  Grundstücke 
zsstossen  Tu.  —  Hock-:  der  neben  Einem  Sitzende 
BSi.  —  Neben-.  ,Es  klagen  die  Nebennachparn  des 
Geissberg,  Hundsmatt  usw.'  1653,  Bs  ( AHeusl.1854, 174). 


un-nachber  ünfnjächper:  1.  nicht  leutselig,  un- 
freundlich, rücksichtslos  A AWohl. ;  L;  Scuw.  U.  si', 
tue",  rumoren  und  dadurch  Andre  belästigen,  z.  B. 
von  Kindern,    einem    musizierenden   Nachbarn    L.  — 

2.  Da  isch-es  u.  3'  wune",  unheimlich;  von  einsamer 
Lage  ZLimm. 

Ohne  Zweifel  eig.  nicht.  Lieber  gehörig,  sondern  identisch 
mit  un-achtbar  (s.  Bd  1  81;  vgl.  auch  Nackber  Sp.  712); 
aber  vom  Sprachbewusstsein  hieher  gezogen,  wie  die  (für  L 
und  Schw  bezeugte)  Länge  des  a,  die  tw.  Gemination  des 
vorangehenden  n,   ausserdem   auch    die  Bed.    beweist. 

Näcbpürsami  f.:  Nachbarschaft  in  konkr.  S.  Bei 
den  Gemeinden.  Klöstern  und  der  .nachpursame'  ge- 
malte Fenster  betteln.  1549,  ZElgg  (KHauser  1895,  522). 

Nächpürschaft  bzw.  Nächi>rrschaft  f.:  1.  nach- 
barliches Verhältniss,  nachbarliche  Gesinnung.  ,Guot 
früntschaft  und  nochgepurschaft  machen.'  1476,  Bs 
Chr.  .Baden,  von  dem  wir  sunst  alle  eer  und  gebür- 
liche  nächpürschaft  hörend.-  Zwingli.  Die  Elgger 
haben  aus  .Nachbarschaft'  das  Aadorfer  Vieh  auf  ihrem 
Boden  weiden  lassen,  doch  dürften  die  Aadorfer  sich 
nicht  ein  Recht  daraus  machen.  1534,  ZElgg.  ,Ist  nit 
ilie  meinung,  dass  man  umb  gueter  nachpaurschaft 
willen  Gott  und  seine  wort  solle  übergeben.'  LLav. 
1582.  ,Um  gueter  Nachburschaft  willen  giengend  si 
semlichs  in.'  JJRüeger  1606.  —  2.  Verwandtsehafts- 
verhältniss.  ,Wan  ein  Persohn  ohne  Leibserben 
stürbe  und  aber  Bruders-  oder  Schwesterkinder,  bei- 
nebens  auch  Vaters-  oder  Mutterbruders-  oder  Schwe- 
sterkinder hinterliesse,  soll  in  solchem  Fahl  sich  je 
die  Erbschaft  der  Nachparschaft  conformiren  und  zu 
des  ohne  Leibserben  Verstorbnen  Verlassenschaft,  wan 
keine  Geschwüsterte  vorhanden,  Brüder-  und  Schwe- 
sterkinder die  rechte  und  einige  Erben  sein,  und  die  in 
gleichem,  aber  zurückgehendem  Grad  an  der  Erbschaft 
kein  Teil   haben  sollen.'    1675,    SchwE.  Hofrodel.  — 

3.  Vereinigung  von  Nachbarn  zu  geselliger  Unter- 
haltung GStdtf;  ZWthur.  , Schon  seit  sehr  alten 
Zeiten  haben  sich  in  Winterthur  die  Einwohner  aus 
einer  bald  grössern  bald  kleinem  Abteilung  der  Stadt 
in  Gesellschaften  vereinigt,  die  sie  Nachbarschaften 
heissen.  Die  Mitglieder  einer  solchen  N.  bezahlen 
bei  gewissen  Anlässen,  z.  B.  bei  ihrer  Aufnahme,  für 
erhaltene  Ehrenstellen,  Erbschaften  udgl.  eine  kleine 
Abgabe  an  eine  gemeinschaftliche  Kasse,  aus  welcher 
alljährlich  auf  den  Aschenmittwoch  für  die  Manns- 
personen ein  freundschaftlicher  Schmaus  veranstaltet 
wird.  Alle  8,  10,  12  Jahre  aber  wird  mit  ziemlichen 
Kosten  ein  grosses  Fest  gefeiert,  an  welchem  die 
ganzen  Familien  Anteil  nehmen,  das  zwei  Tage  lang 
dauert  und  das  man,  ungeachtet  die  Zeit  der  Feier  ganz 
willkührlich  ist,  den  grossen  Aschenmittwoch  heisst.' 
Schwz.  Nationalztg  1803.  ,Die  ganze  Nachbarschaft, 
Reiche  und  Anne,  Alt  und  Jung  wurde  auf  den  fest- 
lichen Tag  [von  Junker  Zollikofer]  geladen.'  AGrob 
1832  (GStdt).  1588  wurden  [in  LStdt]  die  .künigrych 
und  andere  derglychen  nachpurschaften  und  malet" 
wie  die  Tanzbelustigungen  auf  dem  Rathaus  unter- 
sagt. Liebenau  1881,  205/6;  vgl.  dazu:  ,Uf  Otmari 
1536  haftend  nachpuren  an  der  pfistergassen  [LStdt] 
zum  affenwagen  z'  morgen  gessen',  ein  sog.  Nachbar- 
schaftsessen gehalten.  Salat.  S.  auch  Nächberen-Bail 
(Sp.  1146).  —  4.  die  benachbarten  Häuser  mit  ihren 
Bewohnern;  gelegentlieh  auch  der  einzelne  Nachbar, 
allg.     Rüefe",   en  Lärme"   mache",   das'-me"  's  i"  der 


1521 


Bar,  ber,  bir,  bor,  liur 


1522 


ganze*  Nachbarschaft  ume*  g'höri  Tu;  Z.    ,Mit  weinen 

um!  beulen,  welches  die  ganze  nachbaurschalt  zur 
barmherzigkeit  bewegt.'  1595,  TbPlatter.  ,Man  könne 
etwan  in  einer  Nachbaurschaft  wegen  eines  schlechten 
Krautgärtleins  in  Zerwürfniss  geraten.'  SHott.  1666. 
Wie  g' fallt -der  di"  N.?  ein  Gesellschaftsspiel:  man 
sitzt  im  Kreise  aut'Stühlen;  Einer  steht  in  der  Mitte 
und  fragt  .lind  aus  dein  Kreise:  Wie  g'fallt-der  di" 
N.?  worauf  Dieser  andre  Nachharn,  oft  auch  .eine 
allgemeine  Veränderung'  wünscht.  Bei  der  Vertau- 
schung der  Sitze  sucht  der  Pragende  einen  Sitz  zu 
erhaschen.  Gelingt  es  ihm,  so  geht  seine  Rolle  an 
Den  über,  der  keinen  Sitz  erobert  hat  ßs.  —  5.  po- 
litischer Begriff,  a)  „abgeteilter  Stadtbezirk,  Quartier, 
ein  dem  Städter  in  Zug  eigentümlicher  Ausdruck.  Die 
Stadtgemeinde  ist  in  14  N-en  eingeteilt;  eine  der- 
selben macht  der  in  der  Schweizergeschichte  berühmte 
Seh  weinmarkt  aus,  die  Gasse,  wo  im  J.  1477  die  Ge- 
sellschaft der  tollen  Welt  ihr  Panner  (vorstellend  ein 
fruchtbares  Schwein  mit  unzähligen  Ferkeln  in  den 
mannigfaltigsten,  seltsamsten  Stellungen)  aufwarf. " 
.Jede  N.  besass  ihre  genauen  Grenzen,  jede  wählte 
ihren  Oberen,  den  Seckelmeister,  einen  Schreiber  und 
hatte  ihre  eigenen  Satzungen.  Diese  Statuten,  11  Para- 
graphen enthaltend,  mussten  bei  dem  alljährlich  statt- 
findenden .Nachbarschaftsmahl'  an  der  Tafel  gleich 
Anfangs  vom  .Nachbarschaftsseckelmeistei"  abgelesen 
werden.  Am  IG.  Aug.  1772  hielt  die  Nachbarschaft 
[Weinmarkt]  ihre  Versammlung,  an  welche  die  aus- 
gedienten Soldaten  die  .nachbäurlichen  Kriegsrohr'  zu 
bringen  hatten  usw.'  Elsener-Kal.  1882,  wo  noch 
Weiteres  zu  finden  ist.  —  b)  mehr  oder  weniger  ab- 
gesonderter Teil  einer  bürgerlichen  oder  kirchlichen 
Gemeinschaft  Gr.  Syn.  (Ge-)BArt.  a.)  Unterabteilung 
eines  Dorfes,  einer  Gemeinde,  auch  nur  Hof.  .Was 
andere  unachtsame  Nachbarschäftlein  und  Höf  be- 
langt.' Güler  1625.  .Nach  Catzes  gehören  auch  dise 
Nachbarschäftlinen."  Sprecher  1672.  , Tarasp  bestehet 
in  keinem  zusammenhaftigen  Dorf,  sondern  in  kleinen 
Nachbarschäftlinen  und  Höfen.'  Sererh.  1742.  .Dusch, 
nur  ein  kleines  Nachbarschäftlein  von  wenig  Häusern.' 
ebd.  —  ß)  bäuerliche  Genossenschaft  zur  gemeinsamen 
Benutzung  von  Wald  und  Weide,  kleineres  oder  grös- 
seres Dorf  als  Teil  eines  Gerichtes,  Hochgerichtes; 
vgl.  bes.  Bündn.  Monatsblatt  1897,  156  f.  ,Auf  Davos 
sind  14  Nachbarschaften,  7  im  Ober-  und  7  im  Unter- 
schnitt der  Landschaft.'  Bühl.  1  100.  156;  vgl.  Tsch. 
584.  ,Wir  ein  ganzi  gmeindt  und  nachpurschaft  zu 
Jenatz.'  1586,  Archiv  Jen.  ,Das  Hochgericht  Davos 
zerfallt  in  20  Nachbarschaften.'  Sprecher  1672.  ,Das 
ganze  Tal  [Misox]  wird  in  zwei  Vieariat  abgeteilt  und 
in  vier  Squadren  oder  Vierteil,  und  hat  fast  jede 
Squadra  acht  Nachbarschaften,  welche  ihre  Consuln 
haben.'  ebd.  .Dieweil  die  ganze  Landschaft  Lifenen 
iu  Nachbarschaften  oder  Gnossame  [it.  Text:  ,in  otto 
vicinanze']  abgeteilt,  deren  jede  ihre  besondere  Dorf- 
schaften und  besondere  Rechten  und  Gerechtigkeiten 
hat.'  XVII.,  U  Rq.  ,Die  Nachbarschaftslüt  in  Aschrina 
sind  zusammengetreten,  ein  Ordnung  und  Satzung  zu 
stellen.'  1686,  GrA.  , Avers  hat  kein  rechtes  Dorf, 
sondern  nur  etliche  Nachbarschaften,  deren  jede  aus 
10  bis  20  Häusern  besteht;  zu  diesen  Nachbarschaften 
werden  auch  etliche  Höfe  gezählt'  Sererh.  1742.  ,üie 
andere  Bürd  oder  Nachbarschaft  [von  Safien]  heisst 
Camana,    die   dritte  Bürd    oder   N.  oder  Schnitz,    wie 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


man  es  namsen  will,  dieser  Landschaft  heisst  Zalöng.' 
ebd.  ,Vier  Dörfgen  Igels,  Dajin,  Rumain  und  Fetix, 
die  zusammen  eine  N.  ausmachen.'  Gr  Sammler  1780. 
S.  noch  Werch-Meister  (Sp.  534).  -  Zu  5  vgl.  Bund  5  bf 

und   Aiim.   (Sp.    1357). 

Un-:  unfreundliche  Nachbarschaft.  .Mittel,  für 
die  Zukunft  Streitigkeiten  und  Unnachbarschaft  [zwi- 
schen der  Schweiz  und  Ostreich]  zu  verhüten.'  1587, 
Absch. 

ver-näch-pürt:  benachbart.  .Fygendsehaften 
vernachbarter  Gmeinden.'  Z  Mand.  1620.  ,Wie  grosse 
Ungleicheit  wird  gebraucht  by  vernachburten  Gmein- 
den!' JJBreit.  1631. 

ge-n äch-pürt:  =  dem  Vor.  .Mit  unsern  genach- 
burten  biderben  Lüten.'  ZWthur  Mand.  1580. 

be-näch-pürt:  =  dem  Vor.  .Zwüschend  den  be- 
nachburten  landen.'  RGualther  1581.  ,Sampt  den 
nechstbeiiacbbaurten  Freund.'  Bs  Chr.  1779.  Auch 
subst.  .Gegen  unseren  benachpurten.'  Z  Mand.  1596. 
.Etliche  der  Benachburten  an  den  Anstössen  des  Berner 
Gebiets.'  RCys.  ,Mit  den  Benachbawrten.'  Entlib.  1653. 
,Mit  ihrer  Benachbarten  Hilf.'  SHott.  1666. 

Näch-püri",  Nächp<ji"  f.:  Nachbarin,  in  Gr  auch 
Bürgerin.  ,Wenn  er  [der  Schulmeister]  zu  der  Nach- 
büri  geht,  dass  sie  ihm  eine  Woche  noch  die  Milch 
dings  gebe.'  Gotth.  .Von  irer  nachpeürin  und  Haus- 
genossen fordern.'  1531/48,  II.  Mos. ;  =  .Nachbarin.' 
1667.  .Ein  nachpürine  [Acc.].'  1541,  L.  ,Unsre  Nach- 
baurin.'  AKyburz  1753. 

näch-pürle"  nach-,  nöchp^rle":  (in  Bs  auch  refl.) 
sich  vertraulich  nähern,  z.  B.  mit  dem  Stuhle  näher 
rücken,  um  auch  einen  Bissen  zu  erhaschen,  am  Ge- 
spräch sieh  zu  beteiligen  Aa;  Bs;  GT.;  Th;  Z.  Spec. 
mit  Bez.  auf  den  Verkehr  der  Geschlechter:  n.  (mit 
enand),  (zu)  vertraulich  mit  einander  tun;  n.  mit 
Einerfe"),  vom  Manne,  sich  einer  Frauensperson  ver- 
traulich nähern,  ihr  in  erlaubter  oder  unerlaubter 
Weise  den  Hof  machen  Aa;  Ap;  Bs;  GStdt,  T.;  Soh; 
Th;  Z.  Ieh  weiss  nüd,  ich  tveiss  nüd,  Lisebetli;  der 
Salli  hat  nacht  i"  der  Liechtstubete"  wol  starch  g'nöch- 
berlet.  Es  chönnt  Hecht  Öppis  absetze"  ZO.  So,  da 
wird  g'nöehberlet !  Ir  Schlufene",  ir  Leckers- Chind,  ja 
wol  ä !  ACorrodi.  Er  häd  vor  der  Verlobi'g  so  fründli"'' 
g'nöehberlet,  dass  si-sich  halt  häd  müese"  e"tschlüsse", 
de"  Tschol  mit  irem  Händli  z'  biglücke".  MUsteri. 
Auch  unpers.  es  nöchberlet:  1)  der  Tag,  die  Stunde 
nähert  sich  Tb.  Es  nöchberlet  e fange" :  morn  heisst 's 
Adie  säge".  —  2)  es  wird  anzüglich  ZSth. 

näch-bürlicl>,  -lig  nöchberlig  (in  Z  g'n-):  nach- 
barlich. Die  ganzi  nöchbürligi  Rott,  die  Kinder  der 
ganzen  Nachbarschaft.  Joach.  1892  (S).  G'rad  so  aparti 
nächburlich  isch  dö  nüd  eister  zueg'gange*.  Schweizer- 
mund 1891  (Zg).  's  löt-sich  Alles  nöchberlig  z'sämme", 
rückt  zusammen,  im  warmen  Zimmer,  beim  Ofen. 
Breitenst.  .Man  werd  inen  [den  Rapperschwylern] 
gueten  geneigten  nachpürlichen  willen  erzöugen.'  1531, 
Z  Schreiben.  ,Da  sie  sin  küngliche  majestat  ganz  ge- 
neigt, sich  ouch  nächburlich  mit  allen  gnaden  gegen 
inen  [den  eidgen.  Orten]  ze  halten.'  Ansh.  ,Der  Graf 
[von  Zollern]  schickt  hieruf  einer  Oberkeit  [von  Sch] 
ein  fründlich  nächburlich  Schriben.'  JJRüeger  1606. 
,Der  Landvogt  sei  ufrichtig,  ehrlich,  fridsam,  fründ- 
und  nachbarlich  gewesen.'  1611,  Obw  (AKüchler  1895). 
,Aus  guter  nachpaurlicher  Freundschaft.'  Bs  Chr.  1779 
Spec.  Sich  nöchberlig  mache"  Bs,  (g')nöchberlig  tue"  Bs ;  Z 

96 


1523 


Bar.  ber.  bir,  bor.  hur 


1524 


sich  zudrängen,  (zu)  zutraulich  werden.  Schuck  het 
der  Jol;eb  g'suecht,  sirh  im  [dem]  Vreneli  n.  s'  mache' 
und  e"  WörÜi  mit  im  z'  verhandle'.  Breitenst.  Es 
wird -der  doch  nit  eso  Ernst  si"?  seit-er  drüf  tum 
Mareili  und  zoitt-si'*  n.  mache".  Si  aber  giH  im  e" 
Bang  [Stoss].  WSenn.  .Dabei  konnte  es  scherzen  und 
lächeln  und  das  eine  Mal  so  nachbarlich  tun  und  das 
andere  Mal  wieder  so  sittsam  und  züchtig,  als  ob  es 
sich  nicht  getraute,  ihn  nur  anzurühren.'  Breitenst. 
Becher-Pür:  (PI.)  arbeitsscheue  Insassen  der 
Schenken,  namentlich  entlassene  Söldner.  Mitte  XVII., 
Müller,  Schwz.-G.  (X  3,  19).  ,Die  fürnembsten  und 
reichsten  Bawren,  welche  man  mit  Übernamen  Becher- 
bawren  nennet,  dieweil  sie  die  Präfektos  gern  mit 
silbern  Becheren  zu  bestechen  pflegen.'  Heutel.  1658. 

—  Bode"-:  1.  Bauer,  der  ökonomisch  misslich  steht 
S  (Schild).  —  2.  Bauer,  dessen  Hof  ,im  Boden'  heisst  Z. 

—  Bann  Ba""-Bür:  Name  eines  Bannsteines  BsLäufelf. 

—  Mutte"  -  plütscher-:  ärmliches  Bäuerlein  S. 
Wenn-men  a's  e"  rechten  a'ständigen  und  nit  numme" 
so  a's  e"  31.  g'tcirben  und  g'werbe"  wott.  Schild  1866. 

—  Reb-:  Weinbauer  Ap;  B.  —  Rechtsami  Mecht- 
simi-:  Bauer,  der  an  seinen  Vorrechten  zähe  festhält 
SKriegst.  Jörg  isch  rabiate''  B.  g'si";  Chasper  het  's 
mit  de"  Taunere"  g'ha"  und  het  welle",  dass  alli  Burger 
glich  solle"  g'halte"  werde".  Hopst.  —  Bagger-:  (oft 
Dim.)  1.  (Klein-)Bauer,  der  sich  abrackert  und  trotz- 
dem (z.  B.  wegen  Überschuldung)  auf  keinen  grünen 
Zweig  kommt  LSemp.;  SB.,  NA.  —  2.  filziger  Bauer 
S  (Hofstätter).  —  Rindli-:  Bauer,  der  nicht  mehr 
als  ein  Bind  oder  eine  Kuh  zu  halten  vermag  AaF., 
Ke.  —  Ross-:  Bauer,  der  Pferde  zu  halten  vermag  S. 
S.  ge-frit  (Bd  I  1264).  —  Rüters-:  Spottname  der 
Schwaben  im  Schwabenkrieg  (Erwiderung  auf  die 
Verspottung  der  Schweizer  als  .Bauern').  ,Die  r-en, 
die  sind  frisch,    si  sitzend   bi   dem  Rin.'    1499,    Lied. 

—  Hindert-sicl1-:  Bauer,  der  in  Folge  von  Nach- 
lässigkeit, Ungeschick  uä.  ökonomisch  zurückkommt  B. 

—  Senn-:  Bauer,  der,  weil  er  neben  der  Weidewirt- 
schaft gleichzeitig  Feld-  und  Wiesenbau  betreibt,  Senn 
und  Pur  zugleich  ist  Jura  (Anderegg  1898,  645).  — 
Sennte"-:  1.  Bauer,  der  eine  so  grosse  Herde  hat, 
als  zum  Betrieb  eigener  Alpwirtschaft  erforderlich  ist, 
gewöhnlich  aber  Mitglied  einer  Genossenschaft  von 
Viehbesitzern,  die  aus  ihrem  Vieh  eine  Sennte"  bilden, 
welche  auf  gemeinschaftliche  Kosten  einem  Senn  unter- 
stellt wird  Gl;  Urkantone.  S.  auch  N.  Z  Ztg  1876, 
Nr  189  Feuill.  und  vgl.  noch  Steinm.  1802,  117;  Uvv 
Gem.  56.  — ■  2.  Bauer  auf  dem  ,Senntenhof'  AaMuh. 

Schache"-:  armer  Kleinbauer,  Tagelöhner  BU.;  S. 

Eig.  Einer,  der  an  oder  in  einem  Schacken  wohnt  oder  dort 

zu  seinem  Unterhalt  seine  Ziegen  weidet  und  Kartoffeln  baut, 

Schüfel-:  Sappeur,  Pionier;  lt  B  Taschenb.  1874, 
303  im  bernischen  Heere  schon  im  XV.  aus  der  Zunft 
der  Rebleute  genommen.  Vgl.  auch  vRodt  1831  II 
141;  ferner:  ,So  han  ich  ouch  bstellt  uss  dem  feld- 
pfluog  800  buren  mit  schuften  zum  geschütz  ...  die 
muoss  man  zuo  dem  herzüg  haben,  splanaden  machen, 
schanzen  zuo  graben.'  NMan.  Der  König  habe  45,000 
Fussknechte,  50  Stück  Büchsen  und  4000  .Schufel- 
bürli.'  1537,  Absch.  ,Den  5.  julii  ist  der  ritterschaft 
und  den  schaufelbauren  abgedankt  worden.'  1586, 
Lacffer.  Beitr.  ,Der  König  [batj  durch  seine  Schufel- 
puren den  Weg  machen  lassen.'  RCvs.  Soldaten  und 
.Schufelburen.'  1623,  Absch.    Der  Landvogt  [von  GSa.] 


soll  80  Musketier  und  20  .Schufflenpuren'  aus  dem 
Landvolk  ausziehen.  1629,  ebd.  .Schufelbaureir  müs- 
sen den  Stadtgraben  von  Bern  ausgraben.  Mtricats 
1630.  ,Ferners  sollend  auch  in  Bereitschaft  gehalten 
werden  für  100  Schufelburen  Bickel,  Schuften  und 
Hagmesser.'  1646,  Z  Mscr.  ,Das  Plapmul,  der  grob 
Schufelpur!'  wird  Nikiaus  von  der  Flüh  von  einem 
Teufel  genannt.  J.Mahl.  1674.  —  Schulde"-:  (meist 
Dim.)  Schuldenbauer  Aa;  B;  S;  Th;  Z.  S.  auch  Erl- 
tigs-Mannli  (Sp.  281).  —  Schind-:  =  Bagger-P.  1  u.  2 
SThierst.  —  Sehind-den-Büren.  ,Dechan  Sebastian 
Seh.',  fingierter  Name.  NMan.  —  Schäse"  -  Pur : 
Bauer,  der  sicli  eine  Chaise  hält,  ein  etwas  vornehmerer 
Bauer  ZKn.  —  Schnibeli-:  zärtliche  Schelte  einer 
Mutter  auf  ihr  vorlautes,  rechthaberisches  Kind  B 
Burgd.  —  Schwarz-:  =  Schwarz-Bueb  4  (Sp.  '.'11) 
BsL.  (viell.  bloss  individuell).  —  Stiere"-:  Bauer, 
der  Ochsen  hält  Z.  ,Der  Stierenbauer  Hcirech.'  HI'est 
1783.  —  Zis-tag  Zistig-:  Bauer  aus  der  Umgegend 
von  Bern,  der  alle  Dienstage  am  Wochenmarkte  in 
der  Stadt  zu  finden  ist  und  daheim  seine  Wirtschaft 
vernachlässigt  B.  —  Tauner-,  in  Bs  (lt  Seil.)  Deiner-: 
(Dim.)  Schuldenbäuerlein  .UWohl.;  Bs.  —  Tüttli-: 
Bauer,   der  mit  Kühen  (statt  mit  Ochsen)  pflügt   Tu. 

Trumpf-  s.  Pur  4b.  RA.:  Er  chiinnt  hiiv'e'drl" 
wie  def  Tr.   Z.    —   Der  Tr.  wird  oft  bis  zuletzt  aufgespart. 

W  i  d  e  m  -.  . Widebaur,  colonus  ecclesiasticus.'  Denzl. 
1677;  1716.  —  Walis-.  W.  mit  der  hölzige"  Sackür ! 
Neckruf  der  Kinder  AaKöII.  —  Ris-welle"-:  Bauer, 
der  den  Städtern  Reiswellen  liefert  Aa.  B'  B-e" 
V schissen  Ein,  wenn  si  nnmen  ussen  am  Wage"  Chne- 
bei  händ  und  inne'für  lüter  diiuns  G'städ.  Dietschi 
1814.  —  Wald-:  Schwarzwälder  Bauer.  ,Die  w-en 
und  die  us  dem  Klechgew.'  1525,  HsStockar.  .Diser 
Zit  erhuob  sich  Krieg  mit  den  Herzogen  von  Öster- 
reich und  dessen  Undertanen,  den  Waldburen  uf  dem 
Schwarzwald.'  1614,  Landw.  Chron.  —  Wildi-:  Bauer, 
dessen  Hof  in  einer  Einöde  (WildiJ  liegt  GrPi\  Der 
uHüenlehist  [ungeschlachteste]  W.  MKconi.  —  Wi"  -: 
=  Beb-P.  Aa;  B;  Z.  Auch  1530,  ZWetz.  S.  noch  Yeh-P. 
—  Wässer-:  Bauer,  der  seine  Wiesen  durch  Wässern 
düngt  B.  ,In  den  Wiesen  sah  man  in  breiten  schwar- 
zen Hüten  und  hohen  Holzschuhen  die  eingefleischten 
Wässerbauern  stehen  und  [vor  einem  Gewitter]  den 
zu  erwartenden  Wassern  die  Wege  bereiten;  denn  das 
Wasser  bei  Gewitterregen,  welches  die  Strassen  fegt 
und  die  Düngerhaufen  umspült,  ist  für  einen  rechten 
W.  oder  vielmehr  seine  Wiesen  das  beste  Labsal.' 
Gottu.  ,Er  hob  schon  ein  Bein  zum  Gump,  wie  ein 
W.,  wenn  das  Wetter  ändern  will.'  ebd. 

Züricb-:  Bremse  GA.,  O.  —  Vgl.  Botaw«(Sp.  1181), 
Schwab. 

püranisch:  bäurisch  BE.  Das  g'selit  aiirh  gar  so 
p.    US.    -    Zur   Bilduug   vgl.   grobänisch   (Bd   II    690). 

pure",  in  PJ.j  GrHc;  G  (Zahner);  ScuwE.  pürnt": 
1.  Landwirtschaft  treiben,  allg.  Auch:  als  Bauern- 
knecht auf  dem  Lande  arbeiten  AaB.  Viehwirtschaft 
im  Grossen  treiben  (zur  Butter-  und  Käsebereitung) 
Ndw.  „Der  Herr  N.  büret,  besorgt  selbst  das  Land- 
gut, lässt  es  unter  seiner  persönlichen  Aufsicht  be- 
arbeiten." Er  pnret  ji:  selber,  het  kei"  Ijchcina"" 
mir  B.  Im  Summer  In  der  grosse*  HU:  isch  's  u-ul 
ke*  G'spass,  das  F.;  doch  hlibi-me"  g'sund  bi  Speck 
und  Schnitz  und  brächt  c'kcini  Küre".  LReiden  Kai. 
1899.    Hütigstags  wott  Niemer  me'p.,  und  doch  mues' 


1525 


Bar.  ber,  bir,  bor,  bni" 


152« 


Alles  us  ''em  Pur  use"  g'lebt  hei"  ZZoll.  Mer  biire'd 
jelz  liim  WSbstuel  sue!  (iron.)  Stutz.  Me"  g's'eht,  dass 
si  nume"  nC*  halb  Imre".  sust  hätte" -si  nit  so  wisses 
Becke'bröt  uf  ''cm  Tisch.  Weibel  1S85.  .Der  Pfarrer 
Isidor  und  wie  es  ihm  mit  dem  Bauern  ergangen', 
Titel  einer  Schrift  von  XHerzog  1863.  Das  heisst 
'boret  [gewirtschaftet]!  Joach.  Wenn  d'  Herre* püri'd 
und  d'  rare"  herri"d,  so  giH  's  Lumpe".  Z  Wehr-Kai, 
1897.  S.  noch  in-Mn  (Bd  II  1335).  ünpers.  Es  (oder 
das)  jiüret  1)  es  sieht  nach  bäurischem  Wohlstand 
aus,  „es  verrät  einen  reichen,  geschickten  Landmann " 
Aa;  L.  —  2)  „es  riecht  nach  bäurischer  Gesittung, 
nach  dem  Stalle."  Wo  's  drecket,  dö  huret  's,  Bauern- 
gewerb  ist  nie  ohne  Dreck  S  (Schild).  —  2.  sich  wie 
ein  Bauer  benehmen,  a)  mit  verschränkten  Armen 
behaglich  breit  da  stehen  oder  einhergehen  AABb.;  B; 
ZW.  —  b)  mit  aufgestützten  Ellbogen  am  Tische 
sitzen  ZGlattf.  —  c)  nach  bäurischer  Art  rasieren  FJ. 

—  3.  das  unter  Pur  4  c  beschriebene  Spiel  machen  Ap. 

—  4.  spröde,  brüchig  sein,  von  dem  zu  behauenden 
Stein  LStdt  (Steinhauerspr.).  Der  Stei"  püret,  wenn 
beim  Behauen  Splitter  nicht  nur  vor,  sondern  auch 
hinter  dem  Meissel  abspringen. 

Bed.  4,  wenn  hieher  gehörig,  schliesst  sich  au  2  an: 
das  Verhalten  des  Steines  wird  mit  dem  (ärgerlichen)  Ge- 
fahren eines  Bauern  verglichen. 

h  in  den  -ab  e"-:  durch  ungeschickten  Betrieb  der 
Landwirtschaft  ökonomisch  zu  Grunde  gehen.  ,So  ein 
Springinsfeld  werde  mit  seinen  neumodischen  Pflügen 
und  Maschinen  bald  hinten  abe"  gebauert  haben.'  An- 
deregg 1891.  —  üs-.  Üspürfujet  hei",  abgewirtschaftet 
haben  B;  G;  Tu;  Z.  —  ver-:  (sein  Vermögen)  durch 
schlechten  Betrieb  der  Landwirtschaft  durchdringen  B. 

—  gross-:  den  Grossbauer  spielen  SchwE.  (MLienert). 
Puren",  -ei  f.:  das  Bauerngewerbe  Bs;  SchScIiI. ; 

Th.  Da'  ist  e"  P.  bi  derigem  [schlechten]  Wetter  I 
Tb.     D'  B.  üfsteeke: 

Bürete"  f.:  Bauernhof,  aus  Bauernhäusern  be- 
stehender Weiler  GhS. 

Püri  -ei  f.:  =  Füren  ZZoll.  Er  häd  Nüd  üf- 
g'stecJit  [erzielt]  uf  der  Pürei. 

püriere":  =  puren  1  SchwE. 

Pürieri"g  f.:  =  Püreri.  ebd. 

pürig:  1.  grob,  pöbelhaft  BHk.  S.  noch  machen 3 h^ 
(Sp.  33).  —  2.  büriej,  geschmacklos,  schreiend  in  den 
Farben,  sehr  bunt  Bs;  Syn.  kilbig. 

ver-pürle":  verbauern,  rustiflcari  Gl. 

pürochtig:  grob,  ungeschliffen,  unbeholfen,  z.B. 
von  einem  Mädchen  LV. 

Pürsami  f.:  1.  Miteinwohnerschaft  (einer  Stadt). 
,Swa  [bei  einer  Feuersbrunst]  hüser  nider  gebrochen 
werdent,  dien  sol  man  ir  schaden  abtuon  von  der  ge- 
bursami,  der  hüser  denne  belibent  unverbrunnen.'  Z 
Richtebr.  1304.  —  2.  die  Gesammtheit  der  Bauern, 
Bauernschaft.  Die  rechti,  werschafti  P.  B.  's  isch  bi 
der  P.  so  der  Bruch,  ebd.  ,Das  schadete  ihm  bei  der 
Bauersami  nichts;  weil  er  viel  bei  dem  Landvogt  galt, 
so  galt  er  bei  den  Bauern  desto  mehr.'  Gott».  , Kirch- 
bergs Bewohner  erhoben  sich  nie  über  den  Stand 
einer  achtsamen  Baursame.'  Jahn  1857.  ,Es  fielen  die 
gemeinden  und  bauersame  aus  dem  Rotenburger  amt 
für  die  statt  Luzern.'  Stumpf.  .Die  Bursame  lag  mit 
8000  Man  im  Väld  wider  ihre  Feind.'  1614,  Landw. 
Chron.     .Vor   beiden  Gesandten    und   der  Generalität 


haben  sich  gestellt  43  Ausschüsse  der  Baursame,  an- 
sehnliche Männer.'  1653,  Lauffer,  Beitr.  ,Ein  biderbe 
Baursame  auf  der  Landschaft  beschwert  sich  nicht,  in 
die  Kirchen  zu  kommen  am  Zinstag.'  JMüller  1661. 

—  3.  spec.  a)  Gesammtheit  der  grundbesitzenden 
Bauern  eines  Dorfes  im  Gegs.  zu  den  Eingesessenen, 
Tagelöhnern;  vgl.  Puren- Zunft.  ,Wir  die  dorflüt  und 
die  gebursami  gemeinlich  Zollinkon.'  1330,  ZZoll. 
(Eingang  einer  Urkunde).  ,Da  hat  die  gebursami  von 
Nüdorf  die  zimberlüt  uss  dem  walde  getriben  vreve- 
lich.'  138«,  MEsterm.  1875.  ,Wir  die  zwelf  [Vorsteher] 
und  die  gebursami  gemeinlich  des  dorfes  ze  Zollikon 
tuen  kunt  mit  disem  brief.'  1419,  ZZoll.  Urk.  ,Stöss 
und  misshelle  über  den  weidgang  zwischen  der  ge- 
bursame  ze  Rickenbach  und  denen  von  Niderwyl.' 
1437,  L  Urk.  Jtern  wan  die  gepursame  holz  wöltend 
in  ban  legen,  das  sol  die  gemeind  weder  uf  noch  ab 
legen  on  des  richters  wüssen  und  willen.'  1571,  L 
Zwingrodel.  S.  noch  an-forderen  (Bd  I  998),  Twings- 
Genöss  (Sp.  822).  —  b)  die  Bürgerschaft  ausserhalb 
der  Dörfer  Ap.  Es  cheit  [tönt]  nüd  wol  i"  der  P. 
osse".  S.  auch  Midchen- Grämpier  (Bd  II  739).  — 
4.  Landwirtschaft,  landwirtschaftlicher  Betrieb  G;  S; 
Ndw.  E"  Buirsami  fiere"  Ndw.  Er  ist  uf  der  P.  er- 
zöge" ivorde"  G.  Jn  der  Gemeinde  Sargans  leben  drei 
Geschwister,  die  zusammen  245  Jahre  zählen  und  die 
ihre  Bauersame  immer  noch  selbst  besorgen.'  G  Ztg 
1885.  Dir  [ihr]  im  reformierte"  G'länd  heit  vil  schöneri 
War,  schöners  Land,  schöneri  Frucht,  churzum  e" 
schöneri  B.  ei's  mir  bi-n-üs  S  (Schild). 

Bürschaft  f.:  Bauernstand.  ,Die  fromm  b.  ist 
selig  allzyt.'  Ruef  1514.  ,Die  tugent  macht  ein  edel- 
man,  die  der  b.  vor  sol  gan.'  ebd. 

Bürscheit  f.:  =  dem  Vor.  ,Der  adel  von  der  b. 
tuot  entspringen.'  Rdef  1514.  ,Ouch  der  römisch  adel 
ist  von  der  b.  geflossen.'  ebd.   —   Mhd.  geüurweheit. 

pür(e)le°:  1.  (pürle")  Landwirtschaft  im  Kleinen 
treiben  B;  Gl;  Z.  In  B  daneben  auch  pürele",  zum 
Unterschied  von  parle"  mit  der  Nebenvorstellung  des 
Pröblerischen.  Stümperhaften.  —  2.  (pürele",  in  B 
auch  pürele")  bäurisch  aussehen,  den  Bauern  verraten, 
in  Kleidung,  Manieren  usw.  Ap;  Bs  (auch  Spreng); 
B;  Gl;  G;  Th;  Z.  ,Er  bäurlet,  putidus  est.'  Denzl. 
1677;  1716.  Oft  unpers.,  es  pürelet,  es  sieht  bauern- 
mässig  aus  (in,  vor  dem  Hause);  auch  in  lobendem 
Sinne:  es  sieht  nach  einem  wohlhabenden,  tüchtigen 
Bauern  aus  Bs;  B;  Z.  —  3.  (pürle")  müssig,  vertrau- 
lich zusammen  sitzen  und  gemütlich  plaudern,  wie 
die  Bauern  namentlich  im  Winter  zu  tun  pflegen  Gl. 
Ich  will  e"  chlei"  zum  Heiri  durehe"  gu"  p.  Schwätze" 
und  b.  vo"  allerhand  Sache".  GHeer  1892.  Am  Sunntig 
näch  'm  Esse"  z'sämme"sitzem  und  über  die  Sach  mit 
enander  p.  ebd.  Nach  dem  sonntäglichen  Gottesdienst 
zusammenstehen  und  plaudern  USch. 

Purin  Z,    Püri"  B,    Püreni  L;  SchwE.;  Th;  Zu. 

—  f.:  Bäuerin,  Frau  des  Bauern,  insbes.  als  Herrin, 
Gebieterin  auf  einem  Bauernhof,  wohl  allg.  Wo  ieh 
Wittli'g  g'si"  bi",  het  's-mich  'eluecht,  ich  macht  emen 
iedere"  Zünstecke"  um  de"  Hals  falle*  und  ne*  frage", 
ob  er  well  cho"  B.  sl"  uf  d'  Bot  hinteri.  Gotth.  ,Die 
Alte  werde  meinen,  sie  wolle  Bäuerin  bleiben,  die 
junge  Frau  sollte  Hund  sein.'  ebd.  Si  muess  de"  Hans 
nüd  ha";  die  hätt  en  Höchmuet,  wenn  si  dort  Büreni 
chönnt  ge".    Stütz.     In  Zss. ;   z.  B.  Chnubel-Püri"  B, 


1527 


Bar,  ber,  bir,  bor,  Imr 


1528 


Ghilche" - l'iiri"  S,  Riet-Pürin  Z.  .Ein  alt  weib  im 
Gerbergesslin.  die  Lülbürenen  genannt  [eine  Quack- 
salberin].' um  1550,  BsStdt  (ThPlatter). 
Hüs-Pürin:  Hausherrin  BE..  M. 
pürisch  LStdt;  UwE.,  sonst  pürsch  (in  ApI. 
pörsch,  in  ApI.;  B  auch püsch) :  bäurisch.  1.  von  bäu- 
rischer Herkunft.  ,Der  geborn  Küng  von  Frankrych, 
Carolus  der  sibend,  [wurde]  durch  rat  und  band  einer 
zwanzigjärigen  bürischen  tochter  Johanna  wider  in 
sin  rych  und  er  gebracht.'  Ansh.  —  2.  bäurisch  ein- 
fach in  der  Lebensweise,  schlicht  und  derb,  aber  von 
solidem  Charakter,  im  Gegs.  zu  g'herrsch,  stettisch. 
Ir  müend  verlieb  ne",  's  ist  halt  p.  (oder  's  gut  halt 
p.  zue)  bl-n-is,  entschuldigend  zu  einem  Gaste  Ap;  B; 
Th;  Z.  Da'  ist  halt  noch  e"  Pilrschi,  sagt  der  Bauer 
stolz  von  seiner  Tochter  Tu.  Vorusse"  [im  Freien] 
lisme"  ist  nüd  p.  ZLimm.  Nitt  isch-em  [dem  eiteln 
Mädchen]  mer  guet  g'nues  g'si",  sogar  's  Dorf  z'  wüest 
und  d'  Sunne"  so  barsch.  Joacii.  1892.  , Versprechen 
sei  herrisch  und  Halten  bäurisch.'  AKüchler  1895 
(Sprw.).  ,Zuo  gebürschen  werken.'  1393,  Z.  , [Werde 
nicht  zornig]  wenn  man  dir  wirt  nach  pürscher  art 
die  warheit  ryben  in  den  hart:  wir  sind  schlecht 
puren.'  UEckst.  —  3.  spec.  von  ländlicher  Kleidung, 
bäuerlicher  Tracht  Aa;  B;  Th;  Z;  Gegs.  stettisch,  -lieh. 
Die  chunnt  doch  auch  noch  p.,  wie  's  de1'  Brach  ist, 
von  einer  Frauensperson,  welche  die  Bauerntracht  in 
Ehren  hält.  E"  fürnemi  pilrschi  B'chleidi'g  isch  vil 
chöstliger  als  e"  stettligi  B.  E"  pürsclie'  Lade",  Kleider- 
handlung für  Bernertracht  13.  ,Ich  gehe  in  die  Stadt. 
lasse  mich  anders  kleiden.  Das  Abgende  von  meinen 
bäursehen  Kleidern  kannst  du  dann  Alles  haben,  sagte 
Elisi.'  Gotth.  ,Die  tochter  bette  gar  eiber  schinende, 
wite  gebursche  cleider.'  Bs  XIV.  —  4.  bäurisch  im 
S.  von  unbeholfen,  linkisch,  roh  B;  GT.j  ZO.  Die 
isch  noch  recht  p.,  noch  nicht  ans  Stadtleben  gewöhnt  B. 
D'ere"  g'seht-men  uf  zeche"  Schritt  a",  dass  si  e"  pilrschi 
ist,  we"n  si  lanq  stettlig  derher  chunnt.  ebd.  ,Pür(i)sch', 
regelmässige  Übersetzung  von  vilain.  Mokgant  1531. 
,Beürisch,  agrestis,  rusticus.'  Mal.  S.  auch  grob  3 
(Bd  II  689).  —  5.  freundlich,  leutselig  BHk. 

bern-.  B.  [in  Berner  Tracht]  dether  cho"  Aa; 
B;  Z.  ,Gruber-Eisi  im  bernbürschen  Staat.'  B  Bauern- 
kalender 1889. 

pürschele":  in  Kleidung,  Sitte,  Sprache  bäurische 
Art  zeigen  B  (Zyro). 

Pü(r)schi  f.:  bäurische  Art,  einfache,  schlichte 
Lebensweise  Ap.  Si  machi"d  's  i"  der  P.  deco",  sie 
leben  als  einfache  Bauersleute.  ,Die  beüwrsche,  ein- 
faltigkeit,  rusticitas.  Die  peür(i)sche,  grobheit,  ru- 
ditas.'  Fkis.  ;  Mal. 

Pürlitz  m. :  Bauer  BStdt  (Schülersprache). 

Barr  BAarb.,  Burre"  I  BG.,  Schw.,  Thun,  Wohl.; 
IM  ii.,  S„  Burri  I  BFerenb.  —  m.:  Kater.  Syn. 
liiiiiiiel.   —   ,Burren',  Familienname  BKöniz. 

burre",  .innren':  1.  Schallw.  a)  vom  Trommel- 
wirbel. ,Die  grobe  hrummel  murret  und  durchein- 
ander purret.'  JCWeissenb.  1678.  —  b)  von  der  mensch- 
lichen Stimme,  a)  poltern,  schnurren.  ,l)er  Zürcher 
|  waren  bei  Kappel]  nit  über  1200  man,  welches  die 
schön,  gross  macht  ist.  darvon  du  so  richlich  schribst, 
und  purist,  sam  ir  unser  herrschaft  und  adel  in  der 
Eidgnoschafl  Bigend.'  HBi  i.l.  1532.  —  ß)  zornig  auf- 
brausen (jl.  —  y)  brummen,  zanken  L.    Er  hed  mit-cm 


'burret,  er  bat  ihm  heftige  Vorwürfe  gemacht.  — 
2.  „mit  den  Hörnern  ungestüm  auf  einander  stossen, 
von  Schafen  W."  —  3.  .Burrire,  burren,  wimslen  wie 
die  Ameisen.'  Denzl.  1677;  1716. 

Mini,  burren,  sausen,  brausen.  Zur  Geschichte  und  wei- 
tern Verbreitung  des  W.  im  Nhd.  vgl.  Gr.  WH.  II  545. 
VII  2277.  IX  1418.  S.  aneh  porrm.  Zur  Vermittlung  der 
Bedd.  1  und  3  vgl.  Anni.  zu  bunteren  /  (Sp.  1267).  Hieher 
wohl  (als  Nom.  ag.,  und  zwar  zu  Bed.  1)  der  Familienname 
Burri  BG.;  L;  S  (schon  vor  1660);  ZH.ingg  (,Dcr  Buri  von 
Höng.'  1402,  Z  Rat-  und  Riehtb.).  ,Uf  dem  hus  der  Bu- 
rinen  in  Niderndorf.'  1848,  Z  Stadtb.  ,Hans  I!.'  1  193,  Schw. 
.Blii  i  is-Ei,  -Hus',  Lokaluamen   B.     ,Im   Burri',  Hof  ZF. 

Burre"  II,  in  der  RA.:    er  ist  toorde*  wie  B.,  er 

brauste  plötzlich  auf  Gl. 

Burri  II  n.:  böses  Weib.  Xanthippe  Gl.  Das  i<t 
es  B.! 

burrig:  brünstig  (von  der  Katze)  F. 

burrle":  schreien,  von  der  Katze  zur  Brunstzeit 
BG.     Syn.  rammlen,  räuwlen. 

Burrli  I:  Hunde-  oder  Katzenname.  ,Mvn  b.  und 
ich.'  1501,  Z  Glückshafenrodel. 

h  urr  li-b  urrli:  ,wird  gebraucht,  etwas  anzudeu- 
ten, das  in  grosser  Hast  geschieht;  Hast,  Unordnung, 
Getümmel'  Bs  (Spreng).  ,An  Höfen  gehts  nachbar- 
licher zu  als  im  Wald.  Da  lebt  man  hurli  burli  durch- 
einander.'   AhbÜHL   1780.    —    Vgl.   Gr.   WB.   IV   2,    1967. 

burrlig:  =  burrig  BG. 

Burat  m.:  halb  aus  Floretseide,  halb  aus  Wolle 
gewobener  Stoff.  ,Es  solle  ein  Frömbder,  so  allhie 
spinnen  oder  B.  machen  Hesse,  von  jeder  Kisten 
1  Kronen  zue  Zoll  geben.'  1600,  ZStdt.  ,Die  allhie 
gespunnene  Syden  und  B.-  Z  Mand.  1621.  .Von  jeder 
Ballen  B.  soll  von  einem  Burger  1  Guldin  zu  Zoll 
gegeben  werden.'  Z  Zollordn.  1631/10.  .Allhier  [in 
ZStdt]  wird  grosse  Kaufmannschaft  getrieben  mit  der 
Seiden,  mit  dem  B.  und  Wein.'  HEEscher  1692.  ,In 
Welschland  führ  ich  hin  die  Waaren  diser  Statt,  die 
Fabrik  unsers  Volks  von  Seiden  und  Borat.'  ebd.  ,B.' 
unter  den  zu  verzollenden  Gegenständen.  1734,  BsStdt. 
,Es  soll  ein  Bürger  von  jedem  Stuck  B..  so  er  fabri- 
ciert,  8  Kreuzer  Zoll  geben.'  Z  Ges.  1757.  S.  noch 
Cadis  (Bd  III  147),  Lintsch  (Bd  III  1320).  -  Mlat. 
borraiium,  grobes  Tuch,  von  hurra  (s.  Burren  III)  ;  frz.  burat. 

buratin:  aus  Burat.  .Diejenige  Frauen  und  Töch- 
teren,  so  das  Tüchli  nicht  mehr  tragen  wollen,  [sollen] 
schwarze,  glattburatene  gebundene  Nachtröck  und  Für- 
gürtli  von  gleichem  Zeug  in  alle  Kirchen  und  Predigt- 
stunden tragen.'  Z  Mand.  1755/63.  .Zwei  buratene 
Mäntel.'  Z  Donstagsbl.  1787.  ,Zwei  schwarze  buratene 
Nachtröck.'  1789,  Z  luv.  .Frauen  und  Töchtern  sollen 
eine  schwarz-glattburatene  Kleidung  ohne  Mantillen 
an  Sonn-  und  Festtagen  in  die  Kirchen,  auch  an  die 
Leichenbegängnisse  und  als  Taufzeugen  tragen.'  Z 
Ges.  1793. 

Bu'rätsch  B;  L;   „Zg",   Börätsch  Aa;   BM.j    Scn; 

U;   W  (Börrätschj;   ZZoll.,   Birätsch   *cu*t.  (Snlger) 

—  m.:  1.  Borretsch,  Borrago  offic.  Aa;  B;  Lj  Sch; 
U;  »Z«;"  ZZoll.  Früher  auch  etwa  für  die  verwandte 
und  ähnliche  Ochsenzunge,  Anehusa  (Buglossum)  offic. 
In  den  Gärten  gezogen  dient  die  Pflanze  als  Zugabe 
zum  Salat  Seil,  zur  Bereitung  von  Kuchen  B  (s.  B.- 
Chüechli  Bd  III  111).  auch  zu  Heilzwecken;  vgl.  B.- 
Wasser.    .Buratsch  für  Kindenwehwasser.'  XVIII.,  Z 


1529 


IIa 


I)' 


liur 


1580 


Kochb.  .Borrago,  burrethz.'  Ebingkr  1438.  .Buglossum, 
borretsch,  wild  Ochsenzungen.'  1548,  Fkis.  , Buglossos, 
herba  euius  duse  sunt  species,  altera  domestiea:  Bur- 
retseh,  altera  sylvestris:  wild  Ochsenzungen  oder 
schafzungen.'  Fris.  ;  Mal.  .Gibe  im  zoo  trinken  win, 
darin  gsotten  syge  hirzzong.  engelsoes,  buretsch,  Och- 
senzungen, epfen  mit  der  würz.'  Zo  Arzueib.  1588. 
.Buglossus  herba,  Borretsch,  ochsenzung.'  Denzl.  1077; 
1716.  .Borretsch,  buglossum,  borrago.'  ebd.  .Nimm 
Ehrenpreis.  Malissen,  Rosmarin.  Majoran,  Ochsenzun- 
gen, Boretsch  ein  Handvoll.'  XVII./XVIIL,  Arzneir. 
.Borretsch,  wilde  Ochsenzunge.'  Helv.  Kal.  1780.  — 
2.  Lauch,  Schnittlauch  W.  —  3.  mit  dem  Messer  zu 
Brei  geschabter  Apfel  A^Leer.  Syn.  Bätzeten.  — 
4.  (Burrätseh  f.  ZSth.,  Forrätsch  m.  AAKaiseraogst, 
f.  ZRegensb.)  die  Schürze,  im  Volksrätsel.  Ma"",  stig 
üf  [in  den  Schornstein],  Frau,  heb  a"  B.  üf:  Ma"", 
gib  der  Frau  Tatsch  [Schinken]  *■  a"  B.  ZSth.  Ma"' 
gut  d'  Stig  iif,  d'  Frau  hebt  d'  Forätsch  üf;  da  nimmt 
de  Ma""  en  grosse"  Tatsch  und  rüert-e"  der  Frauen 
i"  d'  F.  ZRegensb.  Es  gut  e"  Ma""  der  Stig  üf,  d' 
Frau  liebt  der  F.  üf,  und  der  Ma""  gilt  der  Frau  nt" 
Tatsch  uf  <'e"  F.  AAKaiseraugst. 

Frz.  bourrache,  it.  borraggine,  in  Bed.  1.  Zum  Voc  der 
zweiten  Silbe  vgl.  Anm.  zu  ßinätuch  (Sp.  1308).  Zu  2  vgl. 
Borr  (Sp.  1505).      3   zeigt  Aulehmiug  an   ratschen. 

Püren-Borretsch:  gemeine  Ochsenzunge,  Bu- 
gloss.  offic.  Dcrh. 

Burre"  III  ,a":  1.  Scherwolle  zum  Stopfen  eines 
Polsters.  .Tomentum,  schärwull  oder  bolster,  b.  Leu- 
coniom,  baumwollen,  schärwollen,  b..  darmit  man 
etwas  ausfüllt.'  Fris.;  Mal.  —  2.  die  flockige,  zottige 
Bartflechte  an  Tannen  und  andern  Nadelhölzern, 
„Liehen  plicatos"  Gl.  —  3.  flechtenartiger  Hautaus- 
schlag der  Kinder  am  behaarten  Teil  des  Kopfes  Gr. 

—  4.  a)  „Burrfejli,  kleines  Kissen,  dgl.  man  vordem 
onter  die  Toopes  legte  Gr."  —  b)  Burrli  II,  Purrli 
(auch  Bürli,  P-)  m.,  Fallmütze,  gepolsterter  Koptring 
der  Kinder  GRh.,  Stdt.  Syn.  Bolli  (Sp.  1179).  — 
c)  Pürli  n..  Tragring  GW.  —  5.  Burri  n.  =  Gügi  4 
(Bd  II  160)  Gl.  —  6.  Burre"  m.  GitNuf.,  sonst  f., 
Dim.  Bürreli :  Rundholz,  a)  abgebrochener,  umge- 
stürzter Nadelholzbaum  Gr  hPr.  Syn.  Bonen.  — 
b)  Sägeblock  GRChor,  L.,  Nof.,  S.,  Scoolms,  Spl.  Syn. 
Trämel.  ,Die  Länge  der  Stämme  oder  Burren  (Stücke 
des  Stammes)  bestimmt  man  oft  nach  Axthalmen,  jeden 
zu  3  Schuh  angenommen.'  Gr  Samml.  1809.  —  c)  etwa 
3'  langer  Abschnitt  eines  Tannen-  oder  Buchenstammes 
GrHc,  L.,  Mal.,  Mastr.,  Pr.  Syn.  Tütschi,  Trümel, 
Und  üsg'rümt  us  de"  Töbel  sind  worde"  Tötsch,  B., 
Tütschi  und  Bonne".  Schwzd.  (GRSchiers).  Für  jedes 
Hundert  B.,  welches  den  Tessin  hinontergeflösst  wird, 
ist  als  Holzzoll  eine  Krone  zo  zahlen.  1620,  Absch. 
Von  100  .Trämlen'  sollen  3  Kronen,  von  100  ,B.' 
1  Krone,  von  100  ,Host'  ond  ,Borrit'  V2  Krone  Zoll 
beim  Flössen  genommen  werden.  1623,  Absch.  .Die 
B.  oder  die  znm  Flözen  [auf  dem  Inn]  bereiteten  Höl- 
zer.' Sererii.  1742.    Vgl.  noch  Burren-Gelt  (Bd  II  258). 

Mlat.  hurra,  it.  horm,  Scherwolle,  Wulst,  rätorom.  hurra, 
buorra,  gewalzter  Schneeball,  Sägeblock.  Hieher  viell.  der 
Lokalnanie  .Burren' :  N.  N.  ans  Luggarus  bittet,  man  mochte 
ihn  bei  seiner  Beamtnng  als  Holzmeister  des  Holzes  , Burren' 
bleiben  lassen.    1556,  Absch.     .Zburren',   Familienname  BSa. 

Burrit   s.  das  Vor.  unter  6  c    (Beleg   von  1623). 

-  Vgl.   Bride),   Gloss.   4  7. 


Burri  III  m.:  =  Borr  (Sp.  1505)  Gl. 

Burri  IV  m. :  1.  leichter  Rausch  ZBenken.  Syn. 
Bnri.  --  2.  Branntwein  AALindenb. 

Wabrsch.  zu  burren.  Vgl.  ndl.  borrden,  anfbransen,  spru- 
deln;  schnapsen;   borrel,  Schnaps. 

borrle":  behaglich  zechen,  trinken  SciiSt.  (Solg.). 

Burrli  III  m.:   Durchlauf  Ndw.     Der  B.  ha". 

burri  I:  nur  prädik.  Frist  b.,  verloren,  ein  Lump 
Sch.  Bes.  beim  Kartenspiel:  er  ist  b.  (icorde"),  hat 
■las  Spiel  verloren.  Syn.  futsch  (Bd  I  1142).  —  Frz. 
pourri,  verrottet,  verlumpt. 

burri  II  BHa. ;  L.  purri  FL,  S.:  Lockruf  für  Enten. 
Syn.  huri  (Bd  II  1585),  wurri.  Weisst  du,  wie  wie" 
den  Enten  chetted?  buri,  b.,  chun!  BHa. 

Porlte"  f.:  Ente  FS.  Nach  einer  Angabe  Purete", 
junge  Hähne  F.  —  Vgl.  horri,  bourri  m..  bourrita  f.,  Ente, 
Gans  (Bride),  Gloss.   47). 

Schüribi -buri(bi):  interjektioneile  Formel,  im 
Spruch  des  Wildmännchens  GnPr.  Schüribi -büribi, 
more"  tuen-ich  bache"  [usw.];  daruah  gän-i"*  mi"s  Chru- 
seli  heime",  ivil  ml"s  Chruseli  nid  u-eiss,  dass  ich  Hans 
Chacheli  heisse",  sehüribi-büri.  Bühler  I  313. 

Bnrris,  Borris  m.:  Borax.  .Chrysocolla,  heisst 
auch  der  borris,  damit  die  goldschmid  lötend.'  Fris.; 
Mal.  .Bereitung  des  Borres,  wie  sie  zu  Venedig  bräo- 
chig.'  JJNüsch.  1608.  ,Batrachiom,  Chymicis  Borris. 
Chrysocolla  factitia,  Borris  der  Gohlschmiden.'  Denzl. 
1677;  1716. 

Burrli  IV  m. :  Spassvogel,  Possenreisser  L;  ScH.St. 
(Solger).    —    Zu   it.  burlare,  spassen. 

nägge"-bnrrli  s.  Sp.  702. 

Burrli  V:  der  Hintere  BBorgd.,  Kirchb.  (Kdspr.); 
nur  in  der  Verbindung:  Eim  B.  fiegge",  ihm  den  Hin- 
tern zerbläoen.  Dan.  Dafür  sonst  gew.:  Eim 's  Burrli 
fiegge".  —  An  Zshang  mit  mhd.  bürel,  anns,  ist  kaum  zu 
denken. 

Pü'r'ö:  Uhu,  Ohreule  AAAarb. ;  BsL. 

Barschaft:  Bürgschaft.  ,Das  ir  dekeiner  an  unser 
dekeinem  anspräche  umb  gelt  oder  umb  schaden  von 
b.  oder  von  giselschaft,  von  gelte,  von  satzunge  hetti.' 
1315,  Gl  Urk.  I  135.  Der  Vogt  wird  ermächtigt,  den 
Hagelbeschädigten  auf  ,p.'  Korn  und  Haber  vorzu- 
schiessen;  doch  soll  das  Korn  nach  einem  Jahr  wieder 
erstattet  werden.   1548,  Absch.  IV  1  d,  1009. 

„Biir",  Barr  n.:  (auch  Ziger-B.)  grosses,  bütten- 
artiges oder  viereckiges,  an  den  Seiten  meist  mit 
kleinen  Löchern  versehenes  Gefäss  zom  Pressen  und 
Aufbewahren  des  Ziegers  Gl.  .Der  Zieger  wird  [ans 
dem  Kessel]  in  das  Ziegerbürr  getan  und  in  demselben 
gesalzen  und  mit  Steinen  beschwert.  Bis  in  den  Aogst- 
monat  kommt  der  Zieger  ins  grosse  B.,  der  dann  Bürr- 
zieger  genennt  wird;  nachher  aber  macht  man  nur 
kleine,  etwa  70  Pfd  haltende  Rindengefässe,  in  denen 
er  ins  Tal  geführt  wird.-  Steinm.  1802,  170.  ,In  einer 
Ecke  [der  Sennhütte,  spec.  des  Weilers]  steht  der 
grosse  Ziegerbürr,  früher  ans  Tannenrinde,  jetzt  ans 
Holz  verfertigt,  in  welchem  der  Zieger  aufbewahrt 
wird.'  Gl  Gem.  421. 

St.2  schreibt  „.Biir,  Bühr,  Barr."  Das  W.  ist  eine  Weiter- 
bildung zu  Bür  (Sp.  1512);  Grundform  bürja-.  Vgl.  Bauer 
(Sp.   S96). 


1531 


Bar,  bcr.  bir,  bor.  bnr 


1532 


Ge-bür  n.  (f.):  1.  was  Einem  zukommt,  gebühren- 
der Anteil.  ,Ist  doch  der  Stift  im  Hof  ihr  Gebur  mit 
vorbehaltener  Gerechtigkeit  nützit  desto  minder  ver- 
hüben.'  BCvs.  ,l)er  Underkeller  soll  vor  Mittag-  und 
Nachtessen  mit  seiner  Gloggen  ein  Merkzeichen  geben, 
damit  die  Dienstleut  wüssen  mögen  ir  Gebür  und  Not- 
durft abzuholen.'  XVII..  AaMuh.  —  2.  was  sich  ge- 
bührt, Schuldigkeit,  Pflicht.  Jedem  knecht  ein  manot 
15  gülden,  den  hopt-  und  amptlüten  nach  zimlichem 
gepür.'  Ansh.  ,Man  beschloss,  den  Abt  einzuschrecken 
und  zur  G.  zu  bringen.'  1712,  JNater  1S9S.  Der  haus- 
besuchende Prediger  soll  sich  nach  dem  Besuch  des 
Gottesdienstes  erkundigen,  ,und  wo  daran  Mangel,  die 
G.  freund-ernstlich  zeigen.'  Z  Predigerordn.  1758. 

Mhd.  gebür  n.  Das  Fem.  verrat  schriftsprachlichen  Kin- 
fluss.     Vgl.   noch   Gr.   WB.   IV  1,   1883. 

An-:  gebührender  Anteil.  .Ambtsleut,  die  ilmie 
[dem  Gotteshause]  ab  dem  Zehenten  zu  Borbach  sein 
A.  nit  richten  wolten.'  RCys.  Spec,  Erbanteil.  ,[Die 
Söhne  sollen]  den  Döchtern  dasjenig,  was  sich  ihnen 
zu  ihrer  Angebeur  im  Haus,  Scheuren,  Stallung,  Güe- 
teren,  sampt  Karren,  Wägen.  Pflüegen  und  Eisenge- 
schir  beziechen  tut,  zu  underschidenlichen  leiden- 
lichen Zileren  usshin  geben  und  bezahlen.'  1611,  Bs 
Rq.  II  106;  vgl.  ebd.  96. 

Un-:  (als  lästig  empfundene)  Gebühr,  Abgabe; 
s.  Zins-Meier  (Sp.  1-1).  --  Zur  Bildung  vgl.  Ün-Gilt  (Bd  II 
'2  +  1    Ann..). 

Erbs-:  Erbanteil.  .Durch  den  Wittwer  sollen  die 
etwann  noch  ohnerzogenen  Kinder  um  die  Nutzung 
ihrer  E.,  bis  sie  zu  ihren  Tagen  kommen,  behörig 
erhalten  und  verpflegt  werden.'  1757,  Bs  Rq.  ,Ein 
Auskauf,  da  entweders  der  Vatter  seinen  Kinderen 
oder  die  Söhne  ihrer  Mutter  und  Sehwesteren  ein  Ge- 
wisses für  ihre  E.  versprechen.'  ebd.  —  Sessel-. 
,1696  erhielten  die  Juden  wieder  auf  16  Jahre  sicheres 
Geleit,  und  man  lernte  ihnen  beträchtliche  Recogni- 
tionsgelder,  Prästanda,  S-en  für  die  Ehrengesandten, 
den  Landvogt,  den  Landschreiber  und  die  Kanzlei- 
diener abfordern.'  Aa  Gem.  432.     Vgl.  S.-Gelt. 

büren  I:  refl.,  sich  schicken,  zukommen.  .Zünen 
in  eim  zit,  so  sich  nach  gestalt  der  sach  je  dann  pürt.' 
1472,  LReiden.  ,Als  sich  das  nach  gelegenheit  der 
sach  wirf  bürren.'  Edlib.  .Und  handlet,  wies  eim 
schelmen  bürt.'  Rüef  1538. 

Eig.  identisch  mit  büren  II.  (Jbrigeus  ist  nicht  zu  ent- 
scheiden, ob  und  inwieweit  in  unseru  Belegen  einfaches 
büren  oder  zsgesetztes  ge-biiren  mit  synk.  Präf.  vorliegt.  Vgl. 
Bd  II  +1/2. 

ge-büren:  (auch  refl.)  sich  belaufen  auf,  betragen. 
,Denne  als  die  von  Underwalden  sprachen,  innen  ge- 
breste  zweier  mannen  sold,  das  gebart  10  pfd  16  ß.' 
1384,  B  Stadtrechn.  ,Töni  der  vischer  het  behept 
40  pfd,  geburt  1  pfd  [als  Steuer].'  1389,  B  Teilbücher. 
,Ein  march  silbers  kostet  7  guldin  und  1  ort,  das  ge- 
burt 9  pfd  1  ß  3  hlr.'  1421,  Absch.  ,Ie  dry  alt  Pfen- 
ning für  zwen  nüw  pf.  geben  und  nemen,  als  vi]  sich 
des  dum  in  sölichen  markten  gebürret.'  1425,  ebd. 
.Zerung,  ross  und  knechtlon.  briefkosten  gebürt  als 
zesamen  98  pfd.'  1428,  Z  Fraumünster  Rodel.  .Was 
wir  gelöst  band,  gebürt  sich  an  einer  summ  bi  7000 
gülden.'  1442,  Absch.  ,Von  ieklichem  pfund  1  Schilling 
zu  erschatz  geben,  als  vil  der  kouf  dann  geburti.' 
1449,  Schw  Rq.  ,Unsern  alten  owzins,  der  sieb  60 
viertel  vesen  järlich  gebürt.'  AABrugg,  alte  Schulordn. 


.Da  beid  summa  sich  uf  600  guldin  gepüren.'  1521, 
Absch.     Vgl.  noch  Gr.  WB.  IV  1,  1889. 

an-:  =  ge-büren.  ,Nieman  sol  dieselben  zeigen,  die 
also  in  brach  ligent,  nit  mer  inmachen  noch  inlegen, 
es  wäre  denn,  das  es  sich  ungeverlich  bi  einer  halben 
juchart  und  nit  darob  angepurte  an  dem  inzünen,  das 
mag  einer  wol  tuon.'   1462,  GSteinach  Offn. 

Ge-büri:=  Ge-bür  2.  .Nach  irem  verdienst  strafen 
und  der  gepüri  nach  gegen  inen  handien.'  1540,  Absch. 
—    Alid.   gaburl  f. 

ge-bürig:  gebührend,  geziemend.  .[Was]  im  ze 
tuond  g.  und  zuogehörig  sye.'  1532,  F  Schreiben. 

( ge-)b  ür  lic  h  :  =  dem  Vor.  .Darumb  ganz  not  und 
uns  gcburlich  ist,  dem  herzogen  zue  begegnen.'  1476, 
Bs  Chr.  ,Des  rechtens  an  ort  und  enden,  wie  das  b. 
wirt  sin.  erwarten.'  1517,  Absch.  .Darüber  siner  zyt 
bürlichen  soll  geantwurt  werden.'  1528,  ebd.  ,Zur 
Warnung  niernant  g-er  ist  dann  ein  grosser  Send.' 
Salat.  .Zimlicher  b-er  brauch,  usus  teinperatus.'  Mal. 
.Gegen  meiner  rechten  gebeurlichen  oberkeit'  Tierb. 
1563.  ,Und  bind  den  bruch  mit  einem  g-en  band.' 
Zg  Arzneib.  1588. 

Bürlikeit  f.:  Gebührlichkeit.  .In  aller  b.  hand- 
ien.' Ansh. 

Gc-bürt:  =  Ge-bür  2.  .Nach  aller  G.'  Myricäüs 
1630.    -    Ahd.   gaburida. 

bare"  II,  meist  mit  Dehnung  InVre",  in  Tu  am 
Untersee  büere"  —  Ptc.  'bürt  (in  PA1.  g'bird  und  mit 
.Rückumlaut'  g'bürt),  'bücret  TuUntersee:  1.  eine  Last 
(empor)  heben,  a)  mit  Acc,  auch  abs.  BE.,  G.,  Schw., 
Si.,  Stdt;  F;  LE.;  PAl.j  SBb.;  Obw;  W.  F><  maf's 
nid  b.,  's  isch-mer  z'  schirar  B.  Das  mag-i?h  nit  gi- 
birru"  W.  Der  [den]  birt  nit  en  Iedicedre".  ebd.  Er 
birt-nu"  [ihn]  wie-n-e*  Fedre".  ebd.  Wenn  oppe"  es 
stlfs  cltli's  Brügiwägeli  un'1  e"  schickigi  Matratze"  z' 
übercho"  war,  dass  wie"  's  [das  zu  transportierende 
kranke  Kind]  dermit  chönnt  ume*  und  ane"  b.  MWal- 
den  18S4.  Me"  mues'-si  [die  Kranke]  lüpfen  u"1  b.  B. 
Hier  muss  man  Alles  selber  bire"  und  lifte"  WBrieg. 
[Der  Säumer]  het  du"  Saum  am  JBodu"  uf  's  Bast 
ii'sjiannu"  und  so  alls  z'sämmu"  embrüf  uf  's  Gleit 
[Saumpferd]  gebirt  WSaas.  Mit  G'watt  mag -mit"  en 
Geis  hinne"  um  'büren  BR.  (Sprw.).  Nimm  da  die 
Stange"  und  bür  und  lüpf,  es  ist -mer  z'  schwär.  B 
Hist.  Kai.  1850.  Dem  Freisinn  gilt  kei"  Fortschritt 
mer;  ice°"  d'  Lut  am  Wage"  büre",  so  schreit  d's 
System:  itz  muess  der  Schleipftrog  [Hemmschuh] 
füre'!  B  Volksztg  1896.  S.  noch  Ghübel  (Bd  III  111). 
-  b)  spec,  die  Netze  oder  Setzschnüre  aus  dem 
Wasser  ins  Boot  heben  (dann  sie  reinigen  und  nach 
Hause  nehmen)  TuUSee;  ZoWalchw.(Fischerspr.).  Hut 
m/t'  noch  'tribet  si",  'bücret  sl".  ONägeli  (Groppenlied). 
Und  Jede'',  ivo  Schnüer  und  Netze"  büert,  e"  Seheffli 
coli  Fvrmli  mit  use"  füert.  ONägeli  1898.  .lillacbs 
[klagt]  uff  Uolin  Vischer,  dass  er  im  sin  drüschenburdi 
in  dem  wasser  burt.'  1391,  Z  Ratsb.  ,Es  soll  ouch 
kein  gwällburdi  vor  mitten  brachot  geburt  werden, 
darmit  der  hürlingleich  nit  verderpt,  sonder  goschirmpt 
blybe.'  1544,  Th Bodensee  Fischerordn.  —  c)  mit  Dat. 
P.,  Einem  beim  Heben  einer  Last  behilflich  sein  B. 
Bür-mer  docli  e"  chli" !  —  d)  bildl.  „Jmdn  durch  sein 
Ansehen  erhöhen,  unterstützen,  ihm  zu  einem  Amte 
verhelfen,  wie  man  etwa  Einem  einen  Baum  besteigen 
hilft    BSa."   —  2.  refl.,    sich   erbeben,    aufmachen    1'. 


1533 


Bar-  bnr.    Barb— burb 


1534 


Ich  bürre'-mich  un^'  ich  gä*  wider  min  Atte"  PIss. 
(Übers,  von  Luk.  XV  18).  —  3.  unpers.,  es  bürt-mi"*, 
reizt  mich  zum  Erbrechen,  ekelt  mich  B;  „F;u  SBb. 
Auch  mit  pers.  Subj.  a)  refl.  l'h  ha'-mich  fast  z'  Tod 
'hurt,  und  es  het  doch  nid  welle"  cho"  BE.  —  ß)  abs. 
lch  mues*  h.  B;  S.  Er  het  geng  i"  Eim  müesse"  b.  B. 
'/,'  Lärem  b.,  von  würgendem  Brechreiz  ohne  Ent- 
leerung- B.  —  4.  „die  Gebärmutter  herausfallen  lassen. 
Diese  Kuh  büret."  —  5.  „mit  Gewalt  in  einen  dichten 
Haufen  Menschen  oder  durch  eine  enge  Öffnung  in 
einen  Raum  einzudringen  suchen  LE."  Mit  ange- 
spannter Kraft  Etwas  durchsetzen  wollen,  ebd.  (St.b). 

Mhd.  bürn,  ahd.  Kurten,  in  Bed.  1;  das  W.  verhält  sich 
zu  Bor  II  wie  .zürnen'  zu  ,Zorn.'  Zur  Bed.  vgl.  hij.f, u 
(Bd  III  1355),  das  sich  auf  Kosten  nnsres  Wortes  ausbreitet 
und  dasselbe  da  und  dort  bereits  mehr  oder  weniger  ver- 
drängt hat.  i  steht  auf  schwachen  Füssen;  vgl.  biren  unter 
birchen.      Zu   5    vgl.   borten   (Sp.  1508). 

ab-:  =  ab-lupfen  2  (Bd  III  1358)  B;  W.  —  abe"-. 
ahe"-:  =  aben-lupfen  B.  —  über-:  refl.  =  über-lupfen  2  a 
B.  Überbür-di°hnit!  —  üf-:  aufheben  B;  F;  „LE.;" 
W.  Bür  die  Nüdlen  üf!  BSchw.  Das  mag  sich  nit 
erliden  üfz'birren  W.  Einem  Etwas  (7.,  aufhucken 
B  oSi.  —  ufe"-:  =  ufen -lupfen  BBe.  —  ume°-:  = 
umen-lupfen  a  S. 

ent-:  in  die  Höhe  heben;  spec.  vom  Brote,  dessen 
Binde,  wenn  der  Ofen  zu  stark  (nicht  zu  scbwach; 
s.  er-lupfen)  geheizt  ist,  empor  getrieben  wird  und 
sich  von  der  Krume  löst  GRhPr.;  W.  Z'  gehi  Ritz, 
e"  z'  heissen  Ofe"  entbürt  's  Bröd,  bläht  das  Brot  auf 
Gr.  D's  Bröd  hät-schich  entbürt  Gr;  W.  „Entbürts 
Brot  GrA."    —    Mhd.   en-bürn,   in   die  Höhe  heben. 

er-:  1.  =  er-lupfen  1  a  Bs  (Spreng);  „B;  LE.;  W." 
—  2.  Erde  aufhäufen  B  (Zyro).  —  3.  (wohl  refl.) 
sich  erheben,  in  Waffen.  ,Nach  sämlichen  erbüren 
und  sämlichen  samnungen,  so  die  von  Zürich  im  fri- 
den  alle  den  summer  gehept  hattent',  trafen  die  von 
Schwyz  Gegenmassregeln.  Fründ.  —  4.  refl.,  sich  er- 
brechen B;  „F."  Abs.,  von  den  würgenden  Krämpfen, 
die  dem  Erbrechen  vorangehen  B  oSi.  Syn.  worgen. 
l'h  ha"  müessen  e.  B.    -    Mhd.  er-bürn  in  Bed.  1. 

ase"-:  1.  herausheben,  z.B.  ein  Kind  aus  einem 
Tragkorbe  B.  —  2.  durch  Gunst  bei  den  Vornehmen 
Einen  zu  Ansehen  bringen.  Id.  B.  —  näche"-:  nach- 
rückend in  der  Höhe  halten.  Loch  gege"  Loch,  Fleisch 
im  Loch  und  mit  de"  Beine"  nöche'  'büret  S  (Rätsel 
vom  , Wannen').  —  danne"-:  wegheben  BG. 

Büri,  Büri  f.:  1.  Bewegung  (in  die  Höhe).  Nur 
in  den  Formeln:  nid  B.  tuen,  machen,  sich  nicht 
rühren,  nicht  Mucks  machen  GrD.,  He.,  L.,  Pr.,  Seh. 
Schi  händ  ei'fach  nid  B.  getan  GRPr.  Er  hed  getan, 
a's  ob  er  Nüd  g'horti,  und  häd  wegen  dem  G'schwätz 
nid  umme'glueged  und  nid  B.  g' machet.  GFient  1898. 
Seltener:  nid  B.  sin  GrD.  Wenn-ich  auch  g'rücft  han, 
hed-schi-schi'1'  nid  verrodt  und  ist  nid  B.  Auch:  nid 
B.  gän.  ebd.  [Die  Pferde  ziehen  ein  paarmal  kräftig 
an]  und  ue""  's  denn  nid  geid,  so  gänd-sch'  nid  B.  — 
2.  durch  eine  Mauer  gestützte  und  geschützte  Land- 
auffüllung am  Seeufer,  Terrasse,  Seegarten  „BO.," 
Thunersee;  „FMu."  Der  Übelstand,  welchen  die  in 
immer  grösserer  Zahl  in  den  See  hinaus  angelegten 
.Bührenen'  durch  Verengerung  des  Sees  herbeiführen. 
1751,  Absch.  (FMu.).  Die  Stettlersche  Behausung 
nebst  der  dazu  gehörenden  ,Bürri.'  ebd.  .Zu  diesem 
Haus   gehört   die   Bürre,    so  MGnHerren  1730  haben 


erbauen  lassen.'  1756,  Büberhofen  Stiftsurb.  —  Ahd. 
'burf,  Xom.  actionis  zu  Kurten.  Zu  2  vgl.  ahd.  huliburt, 
agger,  tuinulus. 

erst-ge-biirlich.  ,Sy  legtend  ouch  herfür  ...  die 
erstgebürlichen  recht  [m  itpu)X0Yevvrj|j.axa]  und  zähen- 
den der  fruchten.'  1531,  I.  Makk.  3. 


Barb  —  burb. 

Barb  m.  (ä.  Spr.),  „Bärbel  m.  (Dim.  Bärbeli)", 
Barbe"  I  f.  BsStdt;  ThEi-im.  (Dim.  Bärbli):  Fischname. 
1.  Barbe,  Cypr.  barb.  ,Ic1'  pfeif  auf  d'  Nase",  ich  fahne0 
da  unten  Bärbel.'  B  Hist.  Kai.  1813.  ,Der  barb,  ein 
fisch,  barbo.  Die  barbel,  barbus,  ein  fisch.'  Mal. 
, Barbus.  barbo,  barbulus,  ein  barben,  ein  barb,  ein 
barbel,  ein  bärbele;  ist  in  unsern  landen  ein  ganz 
bekannter  fisch.'  Fischb.  1563.  —  2.  ,Das  bärbele, 
mullulus,  ein  fischle.'  Mal.  —  Mer-Barbel.  ,Die 
m.,  besunderer  meerfisch,  trigla,  mullus.'  Mal. 

,Berbely.'  1336,  Z  Stadtb.  ,Der  barh(e).'  XIV.,  JSchenkl. ; 
UKemly  H69.  ,Der  barb.'  GMangolt,  Fischb.  .Barben.' 
HsEEscher   1692. 

Barbara.  Barbere:  1.  Name  der  Heiligen  und  des 
ihr  geweihten  Kalendertages  (4.  Dez.).  St  B.  ist  Schutz- 
patronin der  Kanoniere  (vgl.  Beil.  zur  Neuen  Z  Zeitg 
13.  Dez.  1897);  zu  ihren  Ehren  veranstalten  die  Ar- 
tillerievereine von  BsStdt;  S;  Z  an  ihrem  Tage  ein 
Fest.  Eine  Bruderschaft  ,zu  St  Barblen'  war  neben 
derjenigen  ,zur  Bekrönung'  mit  der  Einrichtung  und 
Leitung  der  L  Osterspiele  betraut.  RBrandst.  1884,  17. 
Wenn  am  Barbaratag  abgeschnittene  und  ins  Wasser 
gestellte  Kirschbaumzweige  in  etwa  zwei  Wochen 
grünen  und  blühen,  so  deutet  Dies  auf  eine  gute  Kir- 
schenernte Zg;  vgl.  Wih-Nacht  (Sp.  659).  —  2.  (Bar- 
bere" THiJntersee,  Bärbele"  SchwE.,  Barbilflja  W, 
Barble"  Gl;  GrL.,  ObS.,  S.,  Scuolms,  Spl.,  Tschapp., 
Val.,  Barfle"  „Gr;"  GSev.,  Barbel  „Ap;  G;"  ZO.  (Stutz), 
Dim.  Barbi  W,  Barfeli  GSev.,  „Bärbeli  Ap;  G")  weibl. 
Taufname.  Anne-Bärbere  TtiBerl.,  -Barbel  Z  (Usteri), 
-BreV  (umgek.  Bre-Anne)  Gü.  Volksreim:  Anne-Bär- 
bere, Zittere'bire",  scher-dich  hinder-em  Ofe"  füre"  usw. 
TuBerl.;   vgl.  Sp.  917. 

Altere  Formen  :  a)  des  Heiligennamens.  Nom.  , Bärbel.' 
UEckst. ;  Ansh.  Obl.  Gas.  .Barblen.'  Edlib. ;  Ansh. ;  RCvs. 
—  b)  des  Personennamens.  .Barbala.'  1408,  ZStdt  Steuerb. 
.Barbla.'  1513,  Arch.  Jenatz;  1532,  Egli,  Akt.;  1605,  Ar- 
düser.  .Bärbel.'  1532,  Egli,  Akt;  1570,  ZWetz.;  RCys. ; 
1659,  ApHeidei;;  XVII.,  ZHausen  a/A.  , Barbali.'  NMan. ; 
1526.  1531,  L;  1629,  U.  .Barbeli.'  1668,  BGr. ;  1712,  S. 
Die  in  der  lebenden  MA.  weiter  verbreiteten  Formen  mit  ge- 
sehwundenem  r  s.  Sp.  915.  —  Zu  dem  Fruchtbarkeitsorakel 
vgl.  das  Auspeitschen  mit  Zweigen,  die  am  Barbaratag  ge- 
schnitten  worden,  bei   Mannhardt,  Baumk.   620  a. 

Barbe  m.:  Pudel.  Nur  noch  in  den  Verbindungen: 
laufe",  a"ha"  [arbeiten]  wie-n-en  B.,  sehr  eifrig,  an- 
gestrengt ZHinw.,  Pfäff.,  S.  Tue"  wie-n-en  B.,  auf 
laute,  stürmische  Weise  seine  Ansprüche  geltend  ma- 
chen oder  sich  verteidigen  ZZoll.  ,Ich  hat  einen 
jungen  barbet  mit  lauffen.'  ARvff  1592.  S.  auch 
Wasser-Hund  (Bd  II  1434).   -   Frz.  barbet. 

Barbe"  II  Barbu  m.:  Onkel  PAger. 

Oberit.  barba.  Betr.  die  Verbreitung  und  Herkunft  des 
W.  vgl.  ETappolet,  Die  roman.  Verwandtschaftsnamen  103  ff. 


1535 


Barb     burb.     Karcli — burch 


1536 


barbieniscli,  .parpiänisch.'  ,Galli  Buwknecht,  der 
Silberknecht,  von  Zell  am  Untersee  eröffnet,  es  sei 
ihm  Herr  Rudolf  Nusser,  sesshaft  zu  Basel,  für  ,par- 
piäniscbes'  Tuch  7  Gulden  schuldig  geworden.  1535, 
Aesch.  ,111  ein  barbienisch  duoch  Hansen  zu  einem 
röckly  umb  wienachten.'  Mitte  XVI.,  L.  ,Ein  bar- 
biönisch  [sc.  Messgewand]  mit  einem  wissen  crüts.' 
LBerom.  Caplaneienb. 

Vif]].  Abi.  von  Barhiano,  dem  Namen  einer  Ortschaft  iu 
der  Provinz  Ravenna,  zur  Gemeinde  Cotignola  gehörig,  die, 
wenigstens  heute,  durch  ihre  Hanftncli-  und  Leinwandfabri- 
kation  bekannt  ist.  Der  Ort  Barbian  rfj  Bolzano  im  Südtirol 
scheint  weniger  iu  Betracht  zu   kommen. 

ßarbiner  m.:  halb-  oder  einjähriges  Stierkalb,  dgl. 

nach  Italien  verkauft  werden  GrPi\  Zippertig  [nieder- 
geschlagen] wie  en  nasser  B.  bin-i'''  in  e"  W'ii'licl 
g'gangen.  GFient  1898. 

lt.  barbino,  Pudel.  Die  Bezeichnung  stammt  ohne  Zweifel 
aus  dem  Munde  der  italienischen  Käufer.  Zur  Übertragung 
vgl.   Budd  1  -3  a   (Sp.  1033). 

Birbe"  f.:  Betschwester  W;  s.  letz  (Bd  III  1551  o.). 


„bäibstele":  =  bebschien  (Sp.  917)  Uw. 


Barch      burch. 

Barch  1  m. :  verschnittenes  männliches  Schwein 
ScnSt.  (Sulger).  ,B.  und  berz,  verschnittener  aber, 
majalis.'  Mal.  ,B.,  Eber,  verres.  Majalis,  verschnit- 
tener Eber,  B.  oder  Barg.'  Denzl.  1677;  1710". 

Nbf.  zu  Barg  (s.  d.),  ahd.  barult  neben  bärtig,  auch  in 
ausserschweiz.  MAA.  noch  heute  lebendig;  vgl.  z.  B.  Schni.- 
Fr.  I  268.  Die  Angabe  Sulgers  entstammt  aber  möglicher- 
weise nicht  der  lebenden  Sprache,  sondern  den  älteru  Lexiko- 
graphen. Immerhin  ist  zu  beachten,  dass  das  zugehörige 
Dim,  Bärli  I  (Sp.  1447)  gerade  auch  nur  für  Seh  bezeugt  ist. 

Barch  II  f.:  Pfarre.  Nur  in  der  Zss.  d'  Aa-Barch. 
die  Kirchgemeinde  ThAu  am  Fusse  des  Hörnlis  hTH; 
ZSternenb.  Abi.  Au-Bärchler.  In  der  ä.  Spr.  .barchi.' 
,Das  wörtlin  parochia,  das  wir  zu  teutsch  parochei 
oder  barche  und  etwan  kilchspil  nennend,  hat  von 
alters  har  den  umbkreis  oder  den  zirk  bedeutet,  der 
zuo  einem  bistuomb  oder  pfarr  gehört  hat.'  Vad.  ,l)ic 
wiber  in  der  barchi  Appenzell.'  ebd.  ,Abt  Diethelm 
schickt  in  etlicli  barchinen,  zu  erfaren,  welich  doch 
die  [Anhänger  der  Reformation]  werind.'  ebd.  ,In  der 
parchy  Wetzikon.'  1533,  FMey.  1881.  ,[Ein  Todschlag] 
so  beschechen  ist  in  deren  von  Hettlingen  fridkreis 
und  barchi.'  1544/73,  UMey.,  WthurerChr.  ,Zuo  usserst 
in  der  Barchi  der  Pfarr  Büesingen.'  JJRüeger  1606. 
—    Aus  lat.-gr.  parochia. 

Barche"  BS.;  F;  SB..  L..  NA.  —  m.  (St.b),  in  S 
nach  neuern  Angaben  f.  —  Dim.  Barchli:  Ruder- 
(auch  Segel-)Schiff  zur  Beförderung  von  Lasten  (Wein, 
Kaufmannsgütern,  Baumaterialien);  in  BS.  im  Gegs. 
zum  Bock  (s.  Sp.  1125)  mit  spitz  zulaufendem  Vorder- 
teil. Dim.,  eine  kleinere  Art  von  Barchen,  dann  übh. 
jedes  Ruderschiff  mit  festgemachten  Rudern  für  meh- 
rere Personen  im  Gegs.  zur  Loquette.  St.1'  .Die  Ein- 
wohner von  Brügg  [BS.]  sind  als  kundige  Fühler  sog. 
Barken  (kleiner  Lastschiffe)  bekannt.'  Jahn  1N57.  Ich 
iimchcn  aue*  i"  Fäljören  e*  schönt  Schwetti  Wi;  nimm- 


nen  alle*  z'  B-en  uff  Biet  dbe".  Schild  18S5.    .Du  kond- 

tend  wir  kaum  einen  |.den.'  1560]  barchen  ergreifen.' 
1530,  Ai'OSTElgesch.;  dafür:  ,des  Barken  kaum  mögen 
mächtig  werden.'  1667.  ,Als  nun  guot  wind  anstuond, 
habend  wir  uns  in  einem  kleinen  barchen  dem  grossen 
meerschiff  zuofüeren  lassen.'  Jos.Mal.  1593. 

Mhd.  barke,  aus  roman.  barca.  Auf  jüngerer  Entlehnung 
beruht  die  Form  .barggen':  ,Von  der  gestalt  der  barggen 
..der  schifflins.'  Fiscbb.   1663. 

Barketlin.  ,Das  grössere  Schiff  führt  entweder 
Last  und  wird  ein  Lastschiff  (eine  Lade)  genannt, 
oder  die  Menschen  als  das  Frachtschiff  (Marktschiff ), 
welches,  so  es  in  Kammern  (Zimmer)  unterscheiden 
ist,  man  ein  Lustschiff  (B.)  nennet.'  Spleiss  1667.  — 
Zu    frz.   barquette. 

Barchle"  f. :  =  Barchen  B  (vRütte). 

Barchet  Aa;  BsStdt;  B;  Z,  Barket  AALeer.;  GrS., 
Scuolms,  Tschapp. j  LG.;  Th;  Ndw  —  m.:  1.  Bar- 
chent, unterschieden  als  llnene''  und  bauu-elenC  B.  Z. 
RA.:  .Durch  den  B.  jagen,  Jmd  durch  alle  Proben 
gehen  lassen  und  ihm  so  lange  das  Grobe  benehmen, 
bis  man  ihn  durch  das  feinste  Sieb  treiben  kann.' 
Spreng.  Im  XVI./XVII.  war  B.  in  Sch  und  Z  belieht 
als  Schützenpreis.  ,Dry  ald  vier  Schütz  zur  Schyben 
umb  unserer  gn.  HH.  Gaab  des  Barchets  schiessen.'  Z 
Mand.  1619.  .Wellicher  unserer  gn.  HH.  Gaab,  den 
B.,  gwünt,  der  soll  dann  in  dem  selben  Jar  die  Bar- 
chettücher  nit  mer  ze  gwünnen  haben.'  ebd.  .Denen 
Schützen  zu  Stäfen  und  Männedorf  gibt  man  jährlich 
I072  Stück  B.  und  2  Paar  Hosen.'  1684,  Böhmer  1894. 
Vgl.  noch  KHauser  1895,  494.  723;  ZObf.  1897.  344, 
ferner  Jura-Schwarzwald  V  111  ff.  und  Verschiess-B. 
-  2.  ein  Kleidungsstück.  ,Von  einem  barchattlin.' 
1409,  Sch  Stadth.  (Schneiderordn.).  .Von  ainer  frowen 
barchat  mit  gelenken  und  mit  brysinen.'  ebd. 

Mhd.  barchant,  hur  hat.  barchet.  .Barchet.'  1526,  Bs; 
Mal.;  s.  auch  Btmbarin  (Sp.  1258).  .Barket.'  1800,  luv. 
Über  B.  als  Preis  bei  Wettläufen  s.  Schm.-Fr.  I  269;  Alem. 
III  276. 

Under-:  Unterrock.  Als  Leibfall  beim  Tod  einer 
Städterin  bezog  der  Leibherr  deren  bestes  Gewand: 
,Rock,  mantel,  vechväderen,  underbarchat,  hemd, 
schuoch,  tüechli  [usw.].'  1453,  Sch;  vgl.  Scu  Beitr. 
II  8  f.  —  (Jhlüster-:  eine  Art  Pelzpique  Z.  - 
Bett-:  als  Hülle  für  Bettfedern  verwendeter  B.  Tu;  Z. 

—  Scherli-:  eine  geringe  Art  B.  1795.  Z  (gegenüber 
.gutem  B.').  Vgl.  Scherli-Gam  (Bd  II  424).  —  Ver- 
schiess-:  der  bei  Schützenfesten  als  Preis  ausge- 
setzte Barchent.  XVI./XVII. ,  Sch.  .Um  dem  Schützen- 
wesen eine  immer  grössere  Ausdehnung  zu  ermög- 
lichen, wurden  von  1663  an  auf  jede  Zielstatt  der 
Landschaft  zu  dem  gewöhnlichen  V.  noch  weitere 
6  Ellen  als  Freigab  beigegeben.  Hailau,  als  die  grösste 
Gemeinde,  erhielt  18  Eilen.'  Jura-Schwarzwalu  V  120. 

—  Schützen-:  =  dem  Vor.  .Schützenbarchent  zu 
9  Wamsein.'  1645,  Z.  —  Schlänz-.  Schränz-:  B. 
von  glattem  Gewebe,  so  dass  er  gerissen  (statt  ge- 
schnitten) wird  Z.  Scherzh.:  Das  ist  rechte  Schi., 
von  einem  unaufhörlich  Farzenden.  Vgl.  Schlänz- 
Sammet. 

barcheti"  '/..  barchetig  BsStdt;  B:  von  Barchent. 

Birch  I  AaBIj..  Leer.,  Zof.j  Nnw;  ZO.,  Zoll.  f-cW, 
Birchc"  I,  bzw.  Birke*  Aa  (Mühlb.);  B;  GftSchiers, 
Val.j  <i^a.;  ScbwMuo.;  SNA.;  TllHw.  f-ch1-);  Nnw;  U; 


1537 


Barcli — burch.     Barcht  — burclit 


1538 


ZO.,  Buche*  „Ap;"  GT.  (-ch?-),  We.;  THOWangen, 
Tägerw.  f.  Bibfihe*  Ap;  GT.;  mTn,  Schönholzersw., 
Büke*  G  uRh.,  Birchi  n.  GlK.  —  m.  SchwMuo.  ;  Ndw 
(Bireh,  aber  Birche*  f.),  sonst  f.  —  PI.  Birche*  usw., 
in  AALeer.  auch  Bire*  —  Dira.  Birchelli  BBr.,  Bil- 
cheli  Ap,  sonst  meist  Birchli  usw.:  1.  Birke,  Bet. 
alba.  I*  de*  Birche*,  im  Birkenwald  AALeer.  ,In 
die  buchen,  die  da  stat,'  1495,  Zellw.,  Urk.  (Mark- 
beschreibung). ,Buochen,  birchen  und  dorn.'  1509, 
AAWett.  Klosterarch.  .Der  Schulmeister  hatte  nahe 
bei  seinem  .Strohhaus  eine  von  ihm  gepflanzte  Birch. 
ab  welcher  er  die  Reiser  schnitt  und  daraus  lange 
Ruten  machte,  mit  welchen  er  seine  Schäflein  ab- 
schwartete.' JLüscher  1S9S.  —  2.  Birch  m.,  Zucht- 
rute aus  Birkenreisern  ZW.  Dafür  scherzh.  auch  der 
Herr  Birch.  ebd.;  Madam  Birch.  HSulzer  1830.  .An 
der  Lehrsäule  ligt  Birch,  Hut,  Schmerz  und  Hohn.' 
7,  Xeuj.  St.  1694.  Vgl.  noch  birchin,  ferner  Birch- 
Joggeli,  -Besen,  -Riteten,  auch  Lüt.,  Sagen  367. 

Ahd.  bir(i)cha,  mhd.  birche,  birke.  Zu  nnsern  Formen 
vgl.  Chüchen  I  (Bd  III  229).  B.  in  Eigen-  (zumeist  Lokal-) 
namen.  a)  als  einfaches  W.  .Birch'  (möglicherweise  auch  zu 
Birch  II)  AaBözb.,  Ku.:  BsEpt. ;  BAarw. ;  ZgCham.  .Birchli' 
SchwE.;  ZEmbr.  .Bindie"'  GINUrn. ;  GrS. ;  WRar.  ,Bilche"' 
ApAppenz.,  Teuf.;  GGaiserw.  ,Zu  Birchen'  BG.  ,In  der  Bir- 
chen' BWyn.  .(Meyer)  von  Birch  [bei  AaMuri]',  Z  Familien- 
name (seit  1428).  .Hans  ze  der  Birchen.'  1389,  B.  —  b)  in 
Zss.  ,Birchen-Egg'  BLangn. ;  ,in  der  Birchegk.'  1600,  L.  ,Bir- 
chen-Feld'  AaZof.;  ApWalz.;  BG.  ,-Gufel'  GILintht.  ,-Gang.' 
ebd.  ,Birch-Hof  ZHüogg;  ,Birchen-Hof  GrHinterrh.  ,Bir- 
chen-Hubel' BG.  .Birch-Hugel' BsReig.  ,-HaIden' BLaupersw.; 
ZRorbas.  ,-Hölzli'  ZNWen.  ,-Lauenen' B  StSteph.  ,Birchen- 
L6h'  ZEH.  (urk.  .hirchinlo.'  XIII./XIV.  .Bürkilo').  ,Bilectaen- 
Mos'  ThTäg.;  ,Birken-Mos'  ZSth.  ,Birch-Matt(en)'  AaSeon ; 
SBeinw.  ,-Büel'  BArni;  XV.,  ZSehlieren.  ,Birchen-Rein'  Z 
Rorbas.  ,Birch-Rüti'  ZHöngg  (schon  1292).  ,-Schiir'  (Hof) 
ZEmbr.  ,Bilchen-Schutz.'  1563,  GKriess.  .Bilchen-Stein.' 
ebd.  .Birchen- Tal'  BR.  (.Birchen-Tan.'  1411).  .Birch-Weid' 
ZÜtik.  ,-Wil'  ZBassersd.  (s.  HMeyer  1849,  92  a).  .Bilechen- 
Wisen'  ThTäg.  .Birchmeier',  Familienn.  Aa  (schon  1500).  — 
c)  Abi.  ,Birchi'  n.  (vgl.  Buechi  Sp.  984)  BAdelb.,  Be.,  Bremg., 
Höchst.,  Köniz,  Steffisb.,  Vech.,  Wohlen;  SBib. ;  U(,Birki'; 
.Petrus  de  Birchi.'  1248);  WFiesch;  1464,  S.  ,Birchi-Acker' 
BGurz.;  ,-Hübeli'  BBoll.;  ,-Berg'  AaBremg.  (HBull.  1572); 
,-DorP  (Familienname).  1268,  Z  Urk.;  1308,  AaMuri.  ,Auf 
der  Bircheren'  BKöuiz.      ,In  der  Birchlen'   ZRiesb. 

Birch  II  n.:  Birkengehölz.  , Die  ober  zeig  stosst... 
an  das  birch,  so  gen  Wysendangen  gehört.'  1396/1464, 
ZHegi  Offn.  RA.:  i*  's  B.  gö*,  sterben  müssen  Aa 
Wohl.     Vgl.  Band  (Sp.  1324),  Bir  (Sp.  1482). 

Sonst  nur  noch  in  Lokalnamen:  Im  B.  AaSeon;  ZBonst.; 
1653,  AaWett.  .Hinab  bis  iu  das  B.'  1694,  AAWett.  ,In 
dem  birche.'  1273,  ZWthur.  ,1m  vorderen,  hinteren  B.' 
ZHünt.  ,1m  breiten  B.'  1408/1531,  ZZoll.  (jetzt  Breit-B.; 
urspr.  ,Breit-Birg').  S.  noch  Anm.  zu  Birch  I.  Zur  Bildung 
vgl.    Buech   II   (Sp.  982). 

birche":  die  Birken  im  Frühling  anbohren,  um 
Saft  zu  erhalten  BLangn. 

Bircher:  Familienn.  Aa;  B;  Gr;  W.  Der  Dokter 
B ,  scherzh.  Bezeichnung  der  Birkenrute  gegenüber 
Kindern  W. 

birchig  S,  büehig  ApK.,  birchi*  Tu;  U;  W;  Z, 
bilchi*  Ap,  bilichi*  mTH:  birken.  Birchi's  usw.,  Birken- 
holz. Enb-ener  Bese",  e*b-eni  Ruete*.  ,Schlach  das  mit 
ainer  bilckenen  ruoten,  unz  daz  es  schumet.'  XV.,  G 
Rezept.  ,1  pfd  6  fi  umb  100  birchin  stangen.'  1428,  Z. 
,Von  einer  reifstangen,  sie  sei  haslin,  birchin.'  1556, 
aZoll.    1899.     .Birchene,    haslene    und    andere    der- 

Scbwelz.  Idiotikon.  IV. 


gleichen  Rueten.'  JWirz  1650.  Birchene"  Chds  s.  Chäs 
(Bd  III  502).  Wart,  ich  gib-der  bilchige*  Käs!  ApK. 
Ähnlich:  Birchi's  Bröd  z'  chöru*  ge",  die  Rute  zu 
kosten  geben   W. 

„Birch  III:   Gebärmuttervorfall  B". 

Birche»  II  Birhen  f.:  Gebärmutter  der  Tiere  BBr. 

birche"  B;  SL.,  NA.,  birhe*  „F",  bire"  AALeer. 
(selten);  BHk.;  „F;LG.":  1.  den  Scheidevorfall  haben, 
von  Kühen  B.  —  2.  den  Gebärmuttervorfall  haben 
AALeer.;  BHk..  Si.,  IL;   „F;  LG.;"  S.    Die  Chue  biret. 

Synn.  s.  u.  Llb  (Bd  III  977),  beizen,  ferner  Auren  II.  Mit 
Letztem)  könnte  unser  W.  wurzelvwdt  sein:  zum  ableitenden 
■k  vgl.  Wilmanns,  Deutsche  Gramm.  II  113.  Die  Behandlung 
der   Verbindung  -rch-   wie  in   wdrchen  ua. 


Berchta:  1.  Bertä  (Dim.  BerteU)  Sch;  Th;  Z.  Berte 
Schw;  Th,  Berti  BsStdt  (kosend);  ZS.  (verächtlich), 
weibl.  Taufn.,  Bertha.  S.  Bela  (Sp.  1159).  —  2.  als 
Name  einer  Kalenderheiligen,  in  den  Verbindungen 
,uf,  an  St  lierchten  tag'  =  2.  Januar.  1382,  Z  Ratsb.; 
1426,  L  Ratsb.;  1451,  L  Stdt;  1452,  AAWett.  Kloster- 
arch.; 1457/88,  LBerom.;  1494,  B;  wofür  auch  bloss 
.(am)  Berchtentag.'  1492,  Scb  ;  1558/73,  LBerom.;  ,nach 
dem  Perchtag.'  1334,  Aa;  ,Prechentag.'  1374,  ebd. 

Zu  1.  .Berchta'  (flekt.  ,Berchtcn')  ist  bis  zum  Ende  des 
Mittelalters  die  gewöhnliche  Naniensform  (ältester  Beleg 
.Berhta.'  806,  G  Urk.);  daneben  aber  auch  schon  ,Bert(h)a.' 
—  Zu  2.  Zu  Grunde  liegen  sehr  wahr  sch.  Verbindungen  wie 
,ze  dem  berhten  tage,  ze  der  berhten  naht',  Übertragungen 
des  griech.-lat.  epiphania,  indem  man  das  attrih.  Adj.  als 
vorangestellten  Gen.  des  Namens  Berchta  verstand  und  diesen 
in  Beziehung  setzte  zu  der  bekannten  burgundischen  Königin 
dieses  Namens,  die  die  kirchliche  Tradition  als  Gründerin 
zahlreicher  Kirchen  nam.  im  Westen  unsres  Landes  feierte 
und  als  Heilige  verehrte.  Vgl.  hierzu  Z  Anz.  V  (18851  148; 
Arch.  f.  Volkskunde  I  284  ff.  Bezeichnend  für  die  angenom- 
mene Verknüpfung  ist  eine  alte  Notiz  im  Jahrzeitbuch  von 
LSchwarzenbach,  worin  der  2.  Januar  als  der  Tag  ,Berchte 
regine  Burgundie'  bezeichnet  ist.  Als  Name  eines  in  den 
Zwölften  umziehenden  gespenstischen  Weibes  (vgl.  hierüber 
namentlich  Grimm,  Myth.  >  169  ff.  *226  ff.;  Golther,  Germ. 
Myth.  492)  ist  B.  unserui  Gebiete  fremd;  wir  haben  dafür 
andre  Namen;  s.  Frön-Fasten(-Müeterli,  -Wibli),  Chlung(l)erin, 
H&ggen-Ncuien,   Sträggelen  ua. 

berchtele"&eVc7i(e/e"  ZO.,  beschtele*  ÄAWürenlos; 
Sch;  Th;  ZO.,  Eafz,  S.,  bettele*  Th;  ZSth.,  beHele*  Z 
Elgg,  O.,  Schlaft,  Wiesend.,  bettele*  ZMarth.:  1.  den 
B'erchteli(s)-Tag  (s.  d.)  feiern.  aaOO.  ,Es  ward  ouch 
abgestellt  das  fahen  und  zuo  dem  berchtalen  füeren 
nach  dem  nüwen  jarstag.'  HBull.  1572.  ,Bartle:  Ein 
gueten  Tag,  Nachbor  Jocklin,  und  ein  guetes  nüwes 
frödenreiches  Jor.  Warumb  kunst  nit  zu  mir  gähn 
bärteln?  Jockles:  Ich  wünsch  dir  och  ein  guets  Jor; 
aber  es  ist  mir  nit  um  's  Bärteln;  es  gschmöckt  mir 
weder  Wyn  noch  Most.'  Gespr.  1656  (.Thurgöwischer 
Bärtelin-Feyrtag').  ,Bacchari,  des  Bacchus  Fest  be- 
gehen, bechtelen,  schwermen.'  Denzl.  1677;  1716. 
,Becheln.'  Z  Neuj.  M.  1786.  —  2.  verallg.,  an  gewissen 
Tagen,  nam.  Markttagen,  zu  Neujahr,  auch  Ostern,  in 
einem  Privathaus  zssitzen  und  sich  bei  Essen  und 
Trinken  gütlich  tun  ZRafz;  in  ZSth.  bes.  zu  Ostern 
und  Pfingsten  unter  den  Kindern  üblich,  wobei  jedes 
Wein,  Brötchen,  Küchli,  Eier  usw.  selbst  mitbringt. 
Man  soll  auf  die  Lichtstubeten  Achtung  geben,  damit 
Niemand  in   denselben   ,bechteli.'    1664,  ZElgg.     ,An 

97 


1539 


Barch — bnrcli.    Bard—  burd 


1540 


Lichtstubeten  haben  sie  ihr  Bechtelen,  ihre  Scheid- 
weggen, wie  sie  es  nennen.'  1(367,  Z  Synod.  „Übh. 
Vergnügungen  nachjagen  Z."  —  3.  „faulenzen." 

Von  (St)  Berchten-Tag  aus  gebildet  wie  z.B.  chläus(e)te* 
(s.  Bd  III  697)  von  Chtaw<t-T<ig) ;  vgl.  auch  das  eis.  berchten. 
Ans  Zss.  mit  dem  GeD.  des  Gerundiums  unsres  W.  ist  der 
Name  Berchtelu-Tag  (Grdf.  '  BeYchtekne-T.)  hervorgegangen; 
vgl.  Büntelie-Tag  zu  büntelm.  Indem  dann  der  erste  Teil  als 
Dim.  zu  BercJit,  Berchtold,  aufgefasst  wurde,  ergab  sich  die 
Form  BSrchtdi-Tag  und  weiterhin  die  landesübliche  Schrilt- 
form   ,Bercht»lds-Tug.'     Vgl.  noch   Berchtold. 

„Bechtele"  f.:  Gesellschaft  junger  Leute,  die 
den  Bechtelistag  in  Saus  und  Braus  feiert  Z." 

Bgchtelete"  f.:  die  Feier  des  Berchtoldstages 
Sch.  ,Die  Gemeindsvorgesetzten  sollen  an  der  Bech- 
teleten  auf  die  Gemeindskosten  nicht  mehr  als  fi.  3 
zu  vertun  haben.'  1780,  ZOGlatt. 

Berchtete"  f.:  =  dem  Vor.  .Welcher  ein  fründ 
ald  erengast  mit  im  uff  die  berchtaten  und  eschen- 
mitwochen  nimpt,  der  solle  die  arten  für  in  gen.' 
1529,  AäZ.  Stubenr. 

Berchti,  Berchtli,  Bertfeßi  n.:  alljährlich  am 
Sonntag  nach  Dreikönigen  stattfindendes  Festmahl  auf 
dem  Zunfthaus  zur  Safran  (und  der  Schützengesell- 
schaft. St.b)  in  Luzern.  Wenn  d'  Burger  am  Bärtli 
pokuliere*.  Attentat  1884.  's  g'sehd  Mänge*  mumme* 
guet,  wenn  er  vom  Bärtli  hei'"  gö"  tued.  ebd.  —  Verk. 
aus  B.-Enmn  (s.   Bd    I   52S). 

Berchtold  Aa;  L;  Sch;  WZerm.;  Zg;  Z  (in  ZStdt 
auch  Bechtold),  Kurzformen  „Berchf,  Becht  AALeer., 
Berchtel  FStAnt.,  Bediel  TüMärst.,  Dim.  Berteli  LStdt: 
männl.  Taufn.  (im  Allg.  selten).  Vgl.  auch  Holdi  III 
(Bd  II  1190).  Als  Berchtoldstagsfigur:  Ich  bi"  der 
Becht,  ich  bi"  der  Becht,  han  es  Strouhäeteli  uff',  binden 
und  vor  Böseli  druff  AALeer.  (am  Berzelistag  gesun- 
gen). .Einen  zum  Berchtold  führen.'  ,Anno  1529  wäre 
zu  Zürich  noch  üblich,  dass  nach  dem  Neuen  Jahrstag 
Einer  den  Andern  gefangen  und  genötiget,  mit  ihme 
zum  Wein  zu  gehen  oder,  wie  man  sagte,  zum  B.  zu 
führen.'  vMoos  II  22. 

Die  Vollform  Berchtold  ist  in  den  ä.  Quellen  häufig,  auch 
als  Familienname(,Hans  Bechtold  von  Beinach.1  1  527,  Strick].  I ; 
heute  B'irchtdld  B;  L;  Z,  Bechtold  Sch,  in  ZStdt  auch  Bich- 
lold.  Kurzformen  als  Familienname:  ,Bercht.'  Xdw  Kai.  1889. 
Bechtd  ZZoll.  ,Heinr.  Berchtili.'  1524,  ZSth.  , Haus  Berchtel.' 
1611,  ZZoTl.  .Bertho.'  IX.,  G  Urk.  .Bertilo.'  um  786.  798. 
811,  G  Urk.;  .Perhtilo.'  um  820,  Z;  .Perhtelo.'  889,  Z; 
.lVrihtilo.'  um  900,  Z.  —  Über  B.  als  mythische  Figur 
s.  Grimm,  Myth.  '  172.  552;  Th  Beitr.  23,  49/51.  Zu  der 
Angabe  aus  tMoos  Tgl.  unter  be'rchtelen  die  Stelle  aus  HBull. 
1572,  aus  der  jene  sehr  wahrsch.  stammt;  der  Irrtum,  den 
vMoos  bei  der  Modernisierung  des  Ausdrucks  begeht,  spricht 
für  unsre  Auffassung  Ton  der  Entstehung  des  Namens  ,Berch- 
toldstag';   s.   Anm.   zu   birchteUn, 

berchtselc"  berzele":  1.  -  berchtelen  1  AaHoUI. 
—  2.  (in  AASchinzn.  in  der  Verbindung  Berzeli's 
mache")  verallg.,  sich  benehmen  wie  es  am  Berehtolds- 
tag  Brauch  ist,  Ulk  treiben  AASchinzn.,  Seet. 

B  e  r  c  h  t  s  1  e  t  e  n  Bechslete"  f. :  =  Bcchtelete"  AA'I'egerf. 


Bard  —  burd. 

Bai'd  W  (Kuppen,  lt  Tscheinen  Bart  I)  m.:  = 
Barch  I.  —  vgl.  das  syn.  Barr/,  das  Ton  St.  auch  für  W 
angegeben    wird    und  auf  dem    unsre   Form    wahrsch.   beruht. 


Pard:  Pardel.  .Es  sei  ein  p.  auf  der  strass.' 
1531/60.  Sprüche.   —   Mhfl.  pa  t. 

Kamel-.  .Camelopardalis,  auf  teutsch  ein  giraff 
oder  k.'  Tierb.  1563.  —  Leu-.  ,Panthera,  ein  kleiner 
löuwpard.'  Tierk.  1563. 

Pardel  m.:  Feuersalamander.  Salam.  mac.  ScnKl. 
Aus  ihm  kann  man  nach  dem  Volksglauben  Gold 
inachen ;  s.  Sp.  172.  —  Die  Übertragung  knüpft  an  das 
gelb  gefleckte  Fell   des  Pardels  an. 

liardaile",  perdaile*:  schlagen,  bläuen  GrPt.,  Sch. 
Lauf  ireiillic>',  bardail  di  Tiiggere*  äs  mit  dem  Bisme". 
Schwzd.  —  Verbale  Ald.  zu  rätorom.  battaüg,  batagl,  it.  battaglio, 
Klöpfel.      Zum   Einschnb  des  p  vgl.  Karnali  aus  canaiüe  ua. 

bardaus!  Interj.  entsprechend  nhd.  .bardauz!'  Ei- 
lst li.  dort  usen  plotscht  Bs  (Spreng). 

bär  dl!  Interj.  B.  Ja,  sä  sind  ja  d'  Wirt  au'1'  DöUer? 
Eh,  b. !  worum  nid?  Erzähler  1856.  -  Ans  frz. parDieul 

Bäi'd(e).  ,Berd(e)'  f.:  Gebahren. Gebärde.  XV./XV1I. 
(sehr  häufig).  Bes.  in  den  Verbindungen:  ,wis  und  b.'; 
,\vort  (oder  .red')  und  b.',  auch  ,art  und  b.'  (Ruef 
1550);  .sitt  und  b.'  (Fris.). 

Ahd.  bärida,  mhd.  beerde,  zu  baren  (s.  Sp.  1439).  Doch 
kann  sich  hinter  uuserin  W.  auch  das  zsgesetzte  (in  uusern 
ä.  Quellen  ebf.  nicht  seltene)  ge-barde  mit  synk.  Prüf,  ver- 
stecken; diese  Auffassung  wird  nam.  durch  die  Schreibung 
mit  p-  (so  bei  Vad. ;  Ruef;  Fris.)   nahe  gelegt;  s.  Bd  II  41/2. 

Un-(ge-):  übertriebene,  unschickliche  Gebärde; 
ungebärdiges  Benehmen.  .[Die  Gebärden  des  betäub- 
ten Jetzer  waren]  ein  so  grüwlieh  anschowen,  dass 
zu  gedänken,  Kristus  war  nie  mit  so  grülicher  unge- 
perd  verscheiden.'  Ansh.;  an  andrer  Stelle:  ,Dis  un- 
perd.'  ,Mit  siner  unberd  und  wuotung.'  Kessl.  ,Die 
predig  sprach  ein  jesuiter  uf  der  kanzlen  mit  grosser 
ungestüeme  und  unpärden.'  Jos. Mal.  1593.  .Derglei- 
chen Ungebärden  [Unschicklichkeiten].'  Sintem.  1759. 
—    Mhd.    ungebeerde. 

un-gebärd,  -f:  ungebärdig,  unartig  GrD.;  Gegs. 
galant  (Bd  II  202). 

bärden:  sich  gebärden,  auftreten.  , Sieh  kindisch 
stellen  und  berden.'  Kessl.  ,Sol  derjenige  noch  in 
Gold  und  Silber  b.,  der  nicht  weisst,  wann  die  Pest 
[ihn  dahinrafft]'?'  JJUlr.  1733.  S.  noch  üs-krüsen 
(Bd  III  864). 

un-(ge-)bärdig  unpärtig  ZDättl..  Lunn.,  Stdt, 
Sth.,  Zoll,  (-ä-),  unbärdig  B  (Gotth.),  ufnjbärtig  .Sch" 
St.;  ZKn.:  ungebärdig,  ungezogen,  wild.  aaüO.;  „von 
Sachen,  verwünscht  Sch."  En  u-C  Purst.  Das  ist 
en  u-s  Tue"  ZDättl.  .Ein  Schulmeister,  der  beim  Zü- 
geln gar  u.  sich  angestellt.'  Gotth.  .Doctor  Eck  nach 
siner  unbärdigen  wis.'  Ansh.  ,Us  edlen  lüten  werdend 
ungebärtig  und  nütsöllend  kinder  erboren.'  Vad.  .Ich 
[der  Teufel]  mach  s'  [die  Menschen]  in  sitten  gar  un- 
bärtig.' Ruef  1550.  Der  Ammann  beklagt  sich  auch  über 
einen  , unbärtigen'  Bauer,  der  ihm  in  seiner  Verwaltung 
viele  Späne  verursache.  1551,  Absch.  ,Bonis  morum 
carere,  unbärtig  sein,  nit  guote  sitten  an  im  haben.' 
Fkis.     .Ungebertiges   Kopf-Schüttlen.'   JHHott.  1666. 

huch-bertig:  hochfahrend.  Er  gehe  wenig  an 
die  Predigt  der  andern  Geistlichen,  sei  geizig,  .h.', 
ziehe  seine  Kinder  übel,  unzüchtig.   1528,  EEgli  1878. 

perd&t8Che° :  durchhauen,  abstrafen  GrPi'.,  Sch. — 

ContaminatioD  aus  den   syn.  perdailen  (s.  bard*)  und  tütsehen? 

biirdelc":  kleine  Heu-,  Streuebündcl  machen  UwE. 


1541 


Bard,  bord,  bird,  bord,  bnrd 


1542 


üf-burdeu:  aufbürden,  eig.  und  bildl.  Bs;  B; 
In;  Z.  ,Um  ihnen  grosse  Strafen  aufzubürden.'  Er- 
zähler 185(5.  ,Das  in  unserm  Land  frömbde  Dienst, 
Knäeht  oW  Magd,  angenommen  und,  wann  solche 
krank  und  bettligerig  werden,  dem  Spital  aufzubürden 
vermeinen  wollen.'  1730,  Schw  LB.  ,Man  tue  der  pa- 
pistischen Religion  da  und  dort  Unrecht  und  bürde 
ihro  Lehrsätze  auf,  die  sie  niemahl  ausgeheckt.'  Go- 
liath 1741. 

ent-:  entladen.  .Hierauf  ward  all  grob  und  kleines 
Geschütz  entburdet  [abgefeuert].'  Denkkl-Blümle  1674. 
.Damit  das  Haus  Osterreich  nicht  so  leichter  Dingen 
eines  mächtigen  Gegners  entburdet  wurde.'  Aufwecker 
1689.     .Sich  der  Sünden  e.'  Sebast.  1730. 

burdene"  UwE.,  burdine"  W,  burdne"  Bs  (Seil.): 
1.  zu  einer  Bürde  machen,  zsbinden,  bes.  von  Heu  Bs; 
W.  Pen.,  es  burdenet - sich  wol,  vom  Heu,  es  ergibt 
viele  Bürden  UwE.  —  2.  Heu  in  Bürden  nach  Hause 
tragen    W.   —   Ahd.   burdinön,  mlul.   burdenen,  belasten. 

üi-burdene"  GRHe.,  Rh.,  Valz.,  -burdne"  Bs;  Gr 
Mai.:  =  üf-burden.  —  zuehe(r)-burdene":  in  Bürden 
herbei,  nach  Hause  tragen  Gr  oHe.,  Valz.  Im  Brand 
is  schwär,  me"  muess  aWh  g'rad  gar  Alls  z.  Bis  me" 
d's  Holz,  d's  Heu,  d'  Streiti,  d's  Esse"  zuehergeburdenet 
hed,  cha""-mc"  menge"  Tropfe"  schwitze". 

Burdi,  einmal  (für  Gr)  auch  Burd  —  f.,  PL  Bur- 
dine",  -ene",  -ent,  Dim.  Bürdeli  ÄALeer.;  BsStdt;  BSi. ; 
UwE.;  Zg,  Bwrdeli  AaSL;  Ap;  BsL.;  B;  Gl;  Gr;  L; 
GA.,  0.;  Sch;  S;  Th;  Z:  1.  Bürde,  Traglast  übh. 
a)  im  eig.  S.,  im  allg.  je  nach  Art  und  Beschaffen- 
heit des  Gegenstandes  von  verschiedener  Grösse  und 
Form,  häutig  zsgebunden  und  dann,  tw.  unter  Zurück- 
treten oder  völligem  Schwinden  des  Grundbegriffs,  mit 
Bund  3  a  (Sp.  1356),  auch  Bündel  II  (Sp.  1362)  sich 
nahe  berührend;  oft  als  mehr  oder  weniger  bestimmtes 
Mass.  allg.  .Was  eins  in  das  schiff  getragen  mag,  das 
sol  er  [der  Ferge]  füeren  umb  den  jarlon;  hat  aber 
es  me  ze  tragen  den  ein  burdi,  davon  sol  es  Ion  geben.' 
SiHwWang.  Hofr.  E"  B.  träge",  das'-me"  fast  nid  z' 
schnüfe"  chunnd.  Öjipis  z'  Biirdene"-wis  devo"  träge"; 
s.  auch  6t  (Sp.  904).  E"  schwäri,  grössi,  höchi  B. 
E"  B.  Gras,  Laub.  ,Als  er  ein  Bürde  Gras  hat  wollen 
auf  sich  nemmen.'  FWürz  1634.  E"  B.  Büecher,  Lin- 
tüecher.  , Burdi  Täller.'  Bs  Kucheb.  S.  noch  Um- 
gang 2  d  (Bd  II  342),  Glas  (Bd  II  644).  Insbes. 
a)  (Heu-)B.,  Heubürde;  nam.  in  Berggegenden,  wo 
das  Heu  nicht  auf  dem  Wagen  eingeführt,  sondern, 
in  Seile  eingebunden,  von  Personen  nach  dem  Auf- 
bewahrungsort getragen  wird  Ap;  B;  Gr;  GA.;  Schw 
Ma.;  UwE.;  W;  Zg;  ZO.;  vgl.  Heu-Chappen  (Bd  III 
390),  Burdi-Sack.  Burdene"  lade"  [ins  Seil  fassen] 
GrPt.,  mache",  üfn'e",  Vträge"  Ap;  Z.  Wenn  eine  Heu- 
bürde us-em  Seil  g'hld,  jauchzen  Alle,  die  es  sehen, 
zum  Spotte  GkA.  Eine  B.  ist  im  allg.  =  6—8  Wusch 
oder  Ärfel  ZO.,  =  Vs  Chon-Heu;  jetziger  Preis  15 — 20 
Franken  auf  Davos.  Bühler.  , Ein  Kuhheu  =  8  Bürden 
ä  24  Wusch  ä  25  kleine  Krinnen  zu  36  Lot;  also  = 
5377  Pfund.'  JASprecher  1875.  Nach  Planta  1872 
wird  in  Gr  die  B.  zu  100— -120  Pfund  gerechnet  und 
die  Grösse  der  Bergwiesen  nach  der  Anzahl  der  Bur- 
denen, die  sie  ertragen,  bestimmt;  nach  andrer  An- 
gabe ist  eine  B.  =  126  Quadratfuss.  S.  auch  Heu-Tuech. 
Heulast  von  3  Zentnern  BSi.  (ImObersteg).  Heulast, 
die  nicht  getragen,  sondern  geschleift,  ausnahmsweise 


auf  Schlitten  befördert  wird  GrAv.,  D.,  L.,  Pr.,  1,'h.. 
S.,  Sch.,  Tschapp.,  V.;  so  gelegentlich  auch  andernorts. 
,In  solchen  Medern  oder  Bergwiesen,  die  von  den 
Ställen,  in  denen  man  im  Winter  das  Vieh  füttert, 
zu  lerne  sind,  als  dass  das  Heu  bei  der  Ernte  dorthin 
gebracht  werden  könnte,  wird  es  zuerst  in  Madställen 
(Bargün,  Bärge")  untergebracht  und  erst  im  Winter 
mittelst  des  Burdiseils  und  des  Zugs  in  Burdene" 
gebunden  und  über  den  gefrorenen  Schnee  nach  Hause 
geschleift.'  Tschumpert.  Zugtierlast  Heu,  während  die 
Mannslast  Fert  heisst  GRpr.  ,Aber  sol  der  meiger  von 
Höngg  dem  forster  in  mitten  in  der  hofwis  geben  ein 
burdi  [.pondus']  höws,  die  derselb  forster  selb  dritten 
uff  sich  mug  gehaben  [mit  Hilfe  von  zwei  Andern  auf 
sich  laden],  die  er  doch  allein  dannen  sol  tragen.' 
1338,  ZHöngg.  ,Fcenum  in  manipulos  vincire,  höuw  in 
bürdele  zusamen  binden.'  Fris.  ;  Mal.  ,Auf  Heuw  solle 
der  Schätzschilling  ehnder  nicht  gelegt  werden  mögen, 
bis  und  in  so  lang  die  letzte  B.  desselbigen  Jahrsblumen 
auf  dem  Gaden  ligen  wird.'  1769,  ScHwKüsn.  LB.  ,30. 
Juli:  angefangen  zu  emden.  10  Ärfel  zu  einer  B.'  1781, 
ZWipk.  Nach  der  Zahl  der  Burdenen  wird  der  Heu- 
ertrag bestimmt.  Wi  vil  Bordene"  ge''d  der  Bletz?  Ap. 
.Nicht  mehr  als  10  einzig  Burdenen  verwittert  Heu 
gemachet.'  1775,  aZoll.  1899.  ,Das  Emd  wurde  gut 
gewitteret,  gab  30  Burdenen  in  der  Seewisen  und 
Neugütli.'  ebd.  .Geehmdet  30—40  Bürden:  36  fl.'  1842, 
Z  Haushaltungsb.  Auch  für  Heuhaufen,  insofern  er 
dem  Quantum  einer  B.  entspricht  Ap  (Tobler).  — 
ß)  Streuebürde  Ap;  Th;  Zg;  Z.  Die  gewöhnlich  aus 
dem  Oberland  kommende  Streue  wurde  sonst  vom  See 
in  .Burdenen'  zur  Scheune  getragen.  1816,  aZoll.  1899. 
,16  Bürden  Streue.'  1818,  ZoÄg.  Kaufbrief.  —  y)  Bund 
Stroh  Aa;  Ap;  B;  Sch;  S;  Th;  Z.  Auf  die  Frage  wer? 
antwortet  man  scherzh. :  Der  Hans  Plär  mit  der  länge" 
Schär.  Er  het  e"  Frau  mit-ere"  B.  Strau.  Könnsch- 
se-n-auch,  könnseh- se-n-auch?  S.  ,1  fuoder  strouw,  trift 
50  bürdi.'  um  1515,  Schauberg,  Rq.  Dem  Prädicanten 
sollen  jährlich  100  .Burdenen'  Stroh  verabfolgt  wer- 
den. 1637,  Absch.  .25  Klafter  Höuw,  700  Burdenen 
Strauw.'  1696,  ZNGlatt  Inv.  ,1700  lieferte  Gachnang 
zur  Besoldung  des  Pfarrers  75  Burdenen  Stroh.' 
EStaüber  1894.  .Schaub  9  Bürdelin  ä  6  Kreuzer; 
mehr  1  Burdin  ä  9  Kreuzer.'  1707,  Sch  Rebbüechli. 
—  8)  von  Holz.  allg.  E"  B.  Holz,  e"  Welle"  Strau 
oder  en  alti  Hüsfrau !  rufen  die  Buben,  wenn  sie 
Brennstoff  fürs  Fastnachtfeuer  zsbetteln  S.  Mer  händ 
[beim  Holzsammeln]  gllch  e"  B.  g'ha";  mer  sind  halt 
uf  d'  Tannen  ufe"  g'chreslet  und  händ  d'  Näst  abe"- 
g'chnellt  Th.  ,[N.  N.  bezeugt]  dass  R.  Bertschi  und  sin 
sun  ein  dannin  holz  die  Lindmag  uf  füerten  und 
hatten  es  an  vier  burdi  gemachet.'  1390,  Z  Ratsb. 
.Und  soll  ainem  yeden  zu  yegklichem  how  geben  dry 
burdinen  holz.'  ZWiesend.  Offn.  ,Ein  bürdeli  gar  türr 
holz  woll  tert.'  1545/83,  L  Bühnenr.  .Jedes  Kind  zahlt 
[als  Schulgeld]  jährlich  15  Batzen  samt  2  Bürden 
Holz.'  1800,  UHospent.  E"  B.  Stüde"  Aa;  L;  Th;  Z. 
, Waghals  treit  ein  grose  B.  Studen.'  JMahl.  1671. 
E"  B.  Bebe"  [abgeschnittenes  Rebholz]  Th.  Es  G'sicht 
mache"  wie-n-e"  B.  Bebe"  ZElgg.  Spec.  Burdi  AaEIh-., 
sonst  Bürdeli,  Reisigbüschel,  Reiswelle  Aa;  BBurgd. ; 
Gl;  GRHe.;  L;  GA.,  Sa.,  Wallenst.,  We.;  S;  Syn. 
Puschlen.  In  Z  wird  unterschieden  zwischen  der  grös- 
sern Burdi  und  dem  kleinern  Bürdeli.  Bim  Üsputze" 
gihä  's  Wüschli   und   Burdene",   bim  Rute"  und  Üf- 


1543 


Bard,  berd.  bird,  bord.  bnrd 


1544 


näsle"  Welle"  ÄAEhrcnd.  Frau,  die  ins  Bad  reist,  zum 
Manne:  Vilicht  chöme'd  di  ander  Wuche"  Bürdeli  und 
Höh:  zell  s"  guet!  ACorrodi.  ,üürr  stecken  kurz  und 
schlacht,  darus  si  nun  hönd  bürdeli  (»macht,  yeglichs 
sechs  oder  acht  stecklin  sind.'  ZBletz  1536  (L).  .Für 
100  Weiden  16  ß  und  Bürdli  12  ß.'  1785.  Z  Haushal- 
tungsb.  .Gesträuch.  Bürdeli  oder  Stöcke.-  ZWthur 
Feuerordn.  1813.  Hieher  viell.  der  Kinderreim:  Bür- 
deli träge",  Niemerem  säge".  Schwzd.  (Aa)  vgl.  Sesseli. 
—  s)  c"  B.  Wide"  [Binderuten]  Tu;  Z.  .Wenn  der  fer 
in  der  ern  zu  inen  käme,  so  sollte  er  ir  einer  [1.  einem] 
ein  b.  widen  darlegen;  darus  möchte  er  4  widen  zu- 
eilen, welche  er  wollte,  und  sollte  man  im  darzue 
strouws  gnueg  geben,  und  möchte  daran  4  garben 
binden,  wie  guot  er  wollte.'  1452,  AAWett.  Klosterarch. 
.Um  10  Bürdeli  gewunden  Kornwiden,  da  an  jedem 
Bürdeli  55  sein  sollen.'  1689,  Zubers  Tageb.  —  £1  Bund 
Beb- Stecke",  -Stichel  Ap;  Gr  (30—50  Stück);  GRh. 
(50  Stück);  Th;  ZZoll.  (20—30  Stück).  ,Er  soll  in 
den  wingarten  geben  vier  burdin  stecken,  sol  an  einer 
burdin  sin  70  stecken.'  1449.  TuKlingenb.  Offn.  ,8  Bur- 
din Rebstecken  i  7  1  das  M[ille]  oder  21  Kr.  die 
Burdin.'  1707,  Sch  Rebbüechli.  ,10  B.  Stickel.'  1727. 
1729,  Absch.  In  GRh.  dient  B.  als  Mass  für  Rebland, 
=  50  Rebstöcke;  vgl.  Pfau,  Statist.  1863,  98;  eine  ab- 
weichende Angabe  bei  Steinm.  1804,  336.  ,Ein  Stück 
Reben,  ca  6  Bürden,  am  Kirchberg.  Zwei  Stück  Reben, 
ca  12  Bürden,  in  der  Grub.'  Bürger-  ü.  Bauernfr.  1827 
(GRh.).  ,50  Bürden  Stickel  weit  Beben.'  1828,  Ztgs- 
anzge.  —  rj)  Bund  Schindeln.  =  400  Stück.  JRHolzhalb 
1770  (Masstabelle);  Z  Marktordn.  1778.  —  %■)  Bund 
Stabeisen.  Von  einer  ,burdi  stabysen(s)'  werden  3  d. 
(6  d.)  üngeld  entrichtet.  1371/9,  Z  Stadtb.  ,Zwo  burdi 
isen  wegent  14  ruben  2'/s  pfund.'  1388,  ebd.  ,Ein 
burdi  isen.-  L  Zolltarif  1390;  XV.,  B  Geleitstarif.  — 
i)  Traglast  Mist  ZO.,  S.;  vgl.  Mist-Chratten  (Bd  111 
875).  [Den  Stadtherrn]  druckt  Mängs  se  schwer,  me 
eus  e"  B.  Mist.  Stütz.  ,Auch  sont  die  vorgen.  len- 
lüte  jerlichs  in  die  reben  legen  80  burdinen  guotes 
rinder  buwes.'  1334,  Z.  ,500  burdi  mist  in  die  reben.' 
1559,  ZGrün.  ,100  burdi  mist  anleggen.'  1573,  aZoll. 
1899.  —  x)  Traglast  Salz.  ,Du  und  der  Balz  müssen 
nach  Samen  hinunter  und  Jeder  eine  B.  Salz  holen 
und  Nachmittags  damit  auf  die  Alp.'  Obw  Kai.  1899. 
-  X)  e"  B.  Anke"  =  100  Pfund.  Uw  Gem.  —  p.)  ,Von 
einer  Trageten  oder  B.  leinin  oder  flächsin  Tuch.'  B 
Kaufhausordn.  1754.  —  v)  ,Gewürz-,  Salben-  und 
Pulver-Träger,  von  einer  Burdi  1  Kr.'  ebd.  —  o)  auch 
sonst  (nam.  als  Dim.)  i.  S.  v.  Bund,  Bündel,  Büschel. 
Es  Bürdeli  Leder  BsL.  Spec,  Bund  Schlüssel,  ebd. 
,[Nacb  vollbrachtem  Mord  hat  der  Mörder]  der  er- 
mördten  Dochter  ein  Bürde  Schlüssel,  so  sie  ange- 
habt, abgerissen.'  1665,  Bs.  ,Burdi  Rüeben,  Rettich.' 
Bs  Kucheb.  .Bindend  das  unkraut  in  bürdeli.'  1530, 
Matth.  ,Fascis,  ein  bürdete,  als  nämlich  ein  bürdele 
ruoten,  holz  oder  kleideren.'  Fris.  ;  Mal.  ,Wie  ver- 
manet  Scylurus  beim  Plutarcho  seine  sön  zuo  brüeder- 
licher  liebe,  mit  dem,  das  er  inen  anfangs  ein  bürdele 
pfeil,  hernach  einem  yeden  allein  ein  pfeil  gab  zuo 
zerbrechen.'  LLav.  1582.  .Zyland  ein  bürdeli.'  Zg 
Arzneib.  15Ss.  Rolfinks  .Fasciculus  temporum'  wird 
übersetzt  mit  ,ein  bürdlin  der  zit. •  1481,  Bs.  — 
b)  bildl.,  Last,  Bürde.  Verpflichtung  Aa;  Bs;  Sch:  S; 
Tb;  \V;  Z.  E"  schwärt  B.  (an  Eim,  an  ÖppisJ  ha". 
Der  hät-sv*  e*  rechti  B.  üfg'lade".    So-n-es  g'ringcrs 


Mannli  mit  so  vil  Chinge"  sig  übel  dru"  und  chönni 
so-n-e"  Burti  s'  trage"  mängisch  fasch  nit  prästiere". 
Schild.  Da  auf  einem  Boten  von  Zürich  die  grösste 
, burdi'  betr.  Vortragen,  Anbringen,  Red  und  Antwort 
geben  liege.  1533,  Absch.  .Da  wurdend  inen  [den 
Nonnen]  ire  regel,  vasttag,  strosäck,  metti,  zitgsang 
und  zuobät  und  derglichen  burdinen  abgnomen.'  Ansh. 
, Nit  sinnends,  wie  sie  abkommind  irer  schweren 
bürde,  des  Gottes  zorn,  der  uf  inen  ligt.'  Rbef  1550. 
.Ein  bürde  und  überlast  sein,  überlägen  sein,  oneri 
esse.  Befelch  und  bürde  etwas  auszerichten,  euratio.' 
Mal.  ,[Wir]  welche  doch  in  tragung  bürgerlicher 
burdinen  nicht  weniger  seind,  dann  sie.'  Würstisen 
1580.  .Damit  sein  [des  zu  schlachtenden  und  zu  ver- 
speisenden Australiers]  Fleisch  nicht  stinkend  wurd, 
muss  er  tragen  landsgmeinc  Burd  [die  landesübliche 
Pflicht,  sich  verspeisen  zu  lassen,  erfüllen].'  HRRebm. 
1620.  , Unserem  Land  ein  treffenlicher  Last  und  schwere 
Bürde.'  Z  Mand.  1641.  .[Dem  Prediger  sind  Busspre- 
digten] eine  schwere  Bürde.'  JMcll.  1665.  ,Desshalb, 
giebt  dir  Gott  etwas  zu  leiden,  wie  dann  einem  jeden 
Menschen  sein  Bürdelein  zugeteilet  ist.  oder  lasse 
sein,  das  dein  sei  ein  Bürde,  so  trage  auch.-  FWyss 
1672.  , Gleiche  Bürde  bricht  Niemand  den  Hals  ab, 
squalitas  haud  parit  bellum.  Gleiche  Bürde  helfen 
tragen,  ex  aquo  jugum  ducere.'  Denzl.  1677;  1716. 
.Diese  Bürde  [das  Amt  des  Schuleinziehers]  wird  einen 
jedwederen  treffen.'  1737,  ApHeid.  Scbulordn.  S.  auch 
under-gän  (Bd  II  22),  über-nemen  (Sp.  735).  Spec. 
von  ökonomischen  Lasten  Aa;  Tb;  Z.  Der  Schulden- 
bauer treit  e"  schwärt  B.  ,Dass  wir  der  predicanten, 
so  an  orten  unergangens  meres  predigen,  bürde  tra- 
gen.' 1532,  Strickl.  ,Dass  sy  des  kilchenguots  halb, 
so  verton  ist,  die  burdy  tragen,  sonder  fründtlich  und 
guetiglich  mit  einander  tragend.'  1534,  Zellw.,  Urk. 
Von  Dienstbarkeiten,  Reallasten,  die  an  Grund  und 
Boden  haften.  ,Do  wurdent  funden  und  ernüwret  die 
reht,  swärung,  burdenen  und  tragnüst  der  höfe  und 
der  lüte  ze  Höngg.'  1338,  HWeber  1869.  ,Es  sollent 
yetweders  elichen  gemechdes  erben  die  selben  be- 
ladenen  ligende  güeter  mit  der  burdin  haben  und  die 
selben  schulden  bezalen.'  1419,  Bs  Rq.  .[Kelnhof] 
geliehen  mit  siner  b.  und  tragnus  ane  minderung  aller 
Zinsen,  vogtstüren  und  grechtigkeiten.'  1466,  Hotz, 
Urk.  Von  moralischer  Schuld:  ,Wie  von  inen  gricht 
wurde,  also  uf  sy  selb  kam  die  bürde  [so  würden  sie 
wieder  gerichtet  werden].'  UEckst.  —  2.  übertr.  auf 
das  Seil,  das  der  Quere  nach  um  die  Heu-Burdi  (s.  lax) 
geschlungen  wird  GrAv.,  Bh.,  Tschapp. ;  Syn.  Burdi- 
Seil.  Vgl.  Zug.  —  3.  eine  aus  Reisigbündeln  (s.  unter 
1  a  8)  bestehende  Vorrichtung  zum  Fischfang  Z  f. 
.Burdinen'  beim  Fischfang  zu  gebrauchen  ist  verboten. 
1292/1371,  Z  Ratsb.  ,Wie  manig  burdi  ieglicher  vischer 
legen  sol.'  Z  Richtebr.  13U4.  Im  Rhein  und  davor  soll 
man  kein  .burdi  an  ein  rüschen-zötter'  setzen.  1544, 
Absch.  , Weder  mit  garn,  mit  netzen,  mit  sehnüeren, 
mit  burdinen  noch  derglychen,  dan  allein  vier  züg 
an  ruoten  im  nüwen  mögent  sie  järlich  ziechen.' 
1554,  L  Bericht.  S.  noch  Ferri  (Bd  I  918),  Ber  II 
(Sp.  1454),  ferner  Burdenen-Fischer  (Bd  I  1108).  — 
4.  häutiger  Sack,  worin  die  Eingeweide  der  Tiere  sich 
befinden  LStdt  (Syn.  Bursen);  die  Eingeweide  selbst  U. 
Tragsack,  Gebärmutter  bei  Tieren,  bes.  beim  Rind- 
vieh AaF.,  Ke.,  Leer.;  ApM.j  B;  Gl;  LG.;  GWallenst.; 
Scaw;  SL. ;  UwE.;  ZO.,  Zoll.;  auch  etwa  bei  Frauen  B. 


1545 


Bard,  berd,  bird,  bord,  burd 


1540 


D'  Chue  hiid  d'  B.  übericorfe",  sie  hat  die  Gebärmutter 
so  verdreht,  dass  die  Geburt  äusserst  schwer  von 
Statten  geht  ZZoll.;  vgl.  £.-11*1«/.  D'  B.  use"  g'hic" 
Schw,  usc'  mache'  AALeer. ;  Synn.  s.  u.  LibSb  (Bd  III 
977).  Vgl.  auch  B.-Band  (Sp.  1331),  -Bing.  B'  B. 
ditsse"  ham,  etwas  Ungeschicktes  oder  Ungereimtes 
tun  l'wE.  —  5.  Nachgeburt  beim  Rindvieh  AaoF.; 
Bs;  „LE."  (St.8);  ScHSt.  (Dim.);  U.  —  6.  Wurf  Junge, 
bes.  vom  Schwein  AaZ.;  B;  „Gl;"  Sch;  uTh;  „Z"Stb.; 
auch  von  Katzen  B.  Er  ist  mit  der  ganze"  B.  z' 
Markt  Sch.  .Zehn  schwarzgefleckte  Ferkeln  von  einer 
Bürde.'  Gottb.  ,Von  den  schwinen  wegen  söllent 
die  undertanen  irem  kilchherren  von  einer  b.  geben 
8  angster.'  1509,  LBuchenr.  ,Wer  ouch,  daz  der  sehwin 
keins  nicht  schön  wer,  hett  er  denn  der  selben  b.,  so 
sol  er  ein  anders  bringen.'  ZErnbr.  Offn.  —  7.  Träch- 
tigkeitsdauer  beim  Schwein  (10  Wochen)  AaZ.  Die 
Söuli  sind  e"  B.  alt.  —  8.  a)  vom  schwangern  Leib 
einer  Frau:  Si  het  e"  Burdi,  es  Bürdeli  B  (Zyro).  — 
b)  voller  weiblicher  Busen  Z  oTösst.  —  c)  Höcker. 
,Jörg  Widerkcr  von  Zürich  mit  der  burdi  uf  dem 
ruggen.'  1504.  Z  Glückshafenrodel.  —  9.  „(Dim.) 
Spottn.  auf  einen  verkrüppelten,  kleinen,  bucklichten 
Jungen  LE."  Als  Zuname:  ,Ich  Bilgri  Kilchmatter, 
den  man  nennet  Burdi.'  1370,  Gl.  ,Ruedi  Kilchmatter 
der  jünger,  den  man  nempt  B.'  1391,  ebd.  —  10.  Er 
hat  e"  B.,  einen  Rausch  GiiMai. 

Ahd.  bttrdin,  -i,  mtad.  bürde,  bürde.  Der  Uml.  fehlt  (vor 
der  r- Verbindung)  wie  in  wurd  (ahd.  wurti),  muri  (ahd. 
murwi)  usw.  Einsilbiges  ,burd'  im  Reim  auch  bei  Habertr 
1562.  Die  Bed. -Entwicklung  entspricht  tw.  der  von  Bündel  II 
(Sp.  1362/4).  Zu  3  vgl.  auch  Fromm.  Zeitschr.  VII  111, 
zu    10   Chräzen   13   (Bd   III   926). 

Über-Burdi:  nur  in  bildl.  S.  =  Über-Last  (Bd  III 
1463).  In  der  Rede,  die  ein  Landammann  bei  der 
Übernahme  seines  Amtes  hielt,  nannte  er  Dieses  eine 
Ü.  GRoHe.  , Last  und  überburdinen.'  Bossn.-Goldschm. 
.Wenn  er  gar  nüts  hatt,  wess  wil  er  geläben?  er  ist 
dem  nächsten  ein  überbürde.'  HBdll.  1531.  , Damit 
us  disem  lust  nit  wurde  ein  verdruss  und  ein  über- 
bürde.' Rüef  1540.  ,Si  tarnen  Uli  non  gravantur, 
wenn  sy  joch  sich  dessen  nit  beschwärend  oder  es 
inen  gleich  kein  überbürde  ist.  Gravis  coelo  ac  terris, 
Gott  und  den  menschen  überlegen  und  ein  überbürde.' 
Fris.  ,Item  welicher  ein  frömbden  oder  heimschen 
husmann  oder  husfrowen  in  unsers  dorf  setzet,  der 
soll  sy  voruss  und  ab  beholzen,  dass  sy  unserem  holz 
und  gemeinwerch  nach  sust  iemands  kein  schaden 
nach  ü.  sygen.'  1572,  aZoll.  1899.  ,Ein  nichtssöllen- 
der  mann,  der  yedermann  ein  beschwerd  oder  über- 
bürde seie.'  LLav.  1582.  ,Dass  der  mensch  imme 
selber  ein  Unlust  und  überbürde  ist.'  RGüalth.  1584. 
,Wer  müssig  gehet,  der  ist  ein  unnützer  Last  und 
beschwerliche  Überbürde  der  Erden.'  JMüller  1006. 
S.  noch  Tsch.  49.  —  Und  er-:  Stab  oder  stabförmiges 
Gerät,  das  man  einer  Schulterlast  von  der  andern 
Schulter  her  kreuzweise  unterschiebt,  um  das  Tragen 
zu  erleichtern  BBe.  (Dan.).  Syn.  Under-Häber  (Bd  II 
926).  —  Eren-Bürdeli.  ,Die  alten  Geschlechter 
hatten  ihre  Ehrenbürdele  (Fasces).  Die  priesterlichen 
Ämter  haben  ihre  Bürdele  auch,  welche  aber  nicht 
liegen  auf  den  Schultern,  sonder  sie  stahnd  im  Wan- 
del.' 1632,  Mise.  Tic. 

Erde"-Burdi.  ,Gleichwohl  wird  diese  unnütze 
Erdenburde    [gemeint  ist  Jetzer  in  Bern]    under   die 


Marterer  gezehlt.'  JJHott.  1707.  —  Der  Ausdr.  scheint 
dem  homerischen  ixtöaiov  &X&0£  otpoupv);  nachgebildet. 

Esels-.    ,Salina,  nachtschatt  vel  e.'  Ebinger  1438. 
-  „Vor-:    Mutterscheide,    allg."  (St,2).   —    Hand-: 
Heulast  auf  einem  Schlitten,  wie  sie  von  einem  Men- 
schen   befördert    werden    kann    GRPr.     Vgl.  Boss-B. 

—  Hauff-:  auf  Nacken  und  Haupt  getragene  Heu- 
oder Strohlast  GrV.  —  H  e  i  z  i  -  Burdi,  bzw.  -Bürdeli: 
Reisigbündel  Z ;  s.  Burdi  1  a  9  (am  Schluss).  ,Von 
10  tag  heizburdinen  ze  machen  2  pfd  11  (ä.'  1536,  Z 
Klosterrodel.  , Fasces  virgultorum,  ein  heizburde.' 
Fris.;  Mal.  —  Chol-.  Nur  in  der  RA.:  Chol-Bur- 
dene"  mache",  [eig.  Kohlenbündel  machen]  unnütze 
Experimente  machen,  unausführbare  Pläne  schmieden 
ZSchwam.  —  Käst-:  als  Heuabgabe  an  das  Sch  Klo- 
ster Allerheiligen.  ,Mansionarius  dabit  unum  onus 
feeni  quod  vocatur  castburdi.'  XII.,  Urk.  —  Krebs-: 
Vorrichtung  zum  Krebsfang.  LRichens.  Twingrodel 
1471.  —  Chris-Burdi,  bzw.  -Bürdeli:  Reisigbündel 
Gl;  GG.,  Stdt;  Th;  Z.  ,Für  Holz  und  Kreisburdinen.' 
1692,  Z.  --  Chräze"-,  Chräzi-Burdi.  In  der  RA. 
Chr.  mache",  ein  Kind  Huckepack  tragen  B.  —  Libs-: 
Leibesfrucht.  ,Eine  Kindbetterin  wird  vom  lieben 
Gott  ihrer  Leibsburdi  entlediget.'  ZWthur  Stadtb. 
.[Eine  Dirne  hatte  man  im  Verdacht]  dass  sie  in  der 
Frönide  ihre  Leibsburde  möchte  abgelegt  haben.'  1702, 
ZSth.  —  Manns-:  Traglast  für  einen  Mann.  , Allda 
nimbt  N.  N.  ein  kareten  oder  10  gross  spalten,  deren 
ein  jede  ein  m.  sige,  und  füert  sy  hin.'  1562,  Hotz, 
Urk.  —  Mess-.  ,Das  Heu,  das  in  Ursern  nach  dem 
schweren  Gewicht  beim  Centner  verkauft  wird,  hat 
im  übrigen  Kanton  ein  eigenes  Mass,  die  M.  von  36 
Quadratschuhen.'  U  Gera.  63.  —  Nach-,  Nöch-:  = 
Burdi  5  ApK.,  M. ;  „allg."  —  Rugge"-:  Traglast. 
Für  jede  .Ruggenburdi'  Waren  2  Angster  [Weggeld]. 
1610,  Absch.  —  Ris-:  =  Chrls-B.  ,Das  Fundament 
[zu  der  Festung]  war  gelegt  und  waren  dahin  Reiss- 
bürdelen eingetragen.'  FSprecher  1672.  , Scheiter, 
Rissburdenen,  Trämel.'  1756,  Schw  Rq.  —  Ross-: 
Trag-  oder  Zuglast  für  ein  Pferd  GuPr.  —  Respe"-  B, 
Resp(i)-  ZZoll.:  Bündel  aus  Astholz  von  Tannen  B, 
aus  Rebholz  ZZoll.  —  Schit-.  ,Das  Stift  lieferte  ihm 
[dem  Stiftsbäcker]  jährlich  5  Klafter  Buchenholz  und 
42  Scheitburdenen.'  Mem.  Tig.  1845,  297.  —  Spän- 
Burdeli,  -Bürdeli:  Bündel  Zimmerspäne  aScHW;  ZO. 
.Spänburdeli  ä  1  Batzen.'  DKyd  1863.  —  Stink(en)- 
Burdi:  kosend  von  einem  kleinen  Kinde,  das  man 
Huckepack  trägt  B.  Vgl.  Stink-Chäs  (Bd  III  509).  — 
Tüfels-:  erratische  Blöcke,  mit  denen  nach  der  Sage 
der  Teufel  eine  im  Bau  begriffene  Kirche  zerstören 
wollte,  die  er  aber  aus  irgend  einem  Grunde  an  ihrer 
jetzigen  Stelle  fallen  liess  B.     S.  B  Hink.  Bote  1875. 

—  Trag-:  =  Eaupt-B.  GrV.  —  Drüschen-:  Vor- 
richtung zum  Fang  der  Trüschen.  1391,  Z  Ratsb.  — 
Ge-well-:  an  einer  ,G'wellstatt'  angebrachte  Burdi 
(i.  S.  von  3).  1544,  THBodensee  Fischerordn. ;  s.  Th 
Beitr.  34,  108.  —  Wandel-:  Reisebündel  des  Hand- 
werksburschen. ,Sin  wandelburdin  uff  sich  nemen.' 
1504/32,  G  Ratssatzg.  —  Zug-:  Heubürde,  die  im 
Winter  über  den  Schnee  geschleift  wird  GrRIi.,  S., 
Scuolms,  V.;  s.  Burdi  1  a  a. 

bürdele":  1.  Reisigbündel  machen  Gr;  GWe. 
Syn.  büschlen.  D's  Philippli  hed  im  Wald  all  und 
ein  Tag  'bürdetet,   wenn,  Stet"   und  Bei"   g'froren   ist 


1547 


Bard— bnril.    Barf— burf.    Barg— bürg 


1518 


GRlg.    —   2.   in    kleinen    Bündeln    tragen    GrCIiui-w. 
D'  Ghimä  hei°-mer  fri  ettes  Holz  zuoher  gebürdelet. 

Bürdeler  m.:  wer  gewerbsmässig  Reisigbündel 
macht  Gl.  .Gesucht:  2 — 3  Bürdeler  für  dauernde 
Arbeit'  1887,  Gl  Nachr. 


Barf  — burf. 

Parfemier.  ,Da  dannen  er  [der  Papst]  mit  sampt 
etlichen  cardinälen,  bischofen,  prälaten,  hoflüten  und 
Homeren  in  sin  veste  Engelburg  on  p.  durch  heim- 
liche gäng  kum  entlief,  in  der  kilchen,  ouch  uf  S. 
Peters  altar  und  uf  der  Engeibruck  einen  jämer liehen 
tod  hinter  im  lassende.'  Ansh.  —  Wohl  =  frz.  parfiimoir, 
Räueherfass. 

bärtig:  =  bar-fuess  (Bd  I  1093).  Mit  barfige' 
Füesse".  EdMey.  1844.  —  Aus  der  üblichen  Form  barßa 
durch  Suffixtausch. 

parforss  BHk.,  parforsch  BSi. ;  GW.,  parforst  Ap; 
BM.,  parfost  BR.,  porfosch  ApK.,  porfost  Ai'H.,  I..  M., 
perforsch  BSi.;  ScuSt. ;  SBb.;  ZW1.,  perforst  Aa  um 
Brugg;  Bs;  B;  GF.;  Tu,  perfos  L  (Ineichen),  präfos 
W:  1.  mit  Gewalt,  durchaus,  um  jeden  Preis.  aaOO. 
(ohne  W).  Syn.  absolütfi),  partü.  Er  lied  's  p.  wolle' 
ApE.  Si  heige"  's  abselüt  welle"  zwänge",  der  Fnsn 
z'  huröte",  und  Das  heig  's  p.  nit  welle"  due".  JHofst. 
1865.  .Daraus  könne  p.  Nichts  werden.'  Gotth.  ,We- 
lich  herren  per  forz  ouch  forsten  sein  woltend.'  Vad. 

—  2.  express,  absichtlich  W.    Schi  heind-sus  p.  getan. 

—  3.  direkt,    ohne  Umstände   BsL.     Er  isch  p.  üf  's 
Wirtsims  zne  g'lo/fe". 

Frz.  par  faret,  it.  per  forza.  Der  Anl.  ist  tw.  (so  in  B) 
aspiriert.  Zur  Behandlung  des  Ausl.  Tgl.  z.B.  anders  (Bd  I  311). 

par  for  schiere"  ZLunn.,  perforsch'iere"  ScHSt. ; 
ZS.:  nötigen,  zwingen;  energisch  fordern,  erzwingen. 

perfekt p*-:  vollkommen,  ganz  AaF.,  Fri.;  Bs;  B; 
L;  Schw;  Ndw.  Das  ist  der  p.  Vater,  p.  si"  Vater, 
der  ganze  Vater  Ndw.  Es  ist  p.  esö,  mit  d'  g'seid 
liest,  ebd.  Zum  Ausdr.  nachdrücklicher  Zustimmung 
ß;  Schw.  A:  Si  fari'd  mit  dene"  MusserC,  ire  mier 
anno  Vierzgi  mit  den  Ussere".  B:  Perfekt.  Schw 
Faste.  1883. 

Perfekt:  in  den  Verbindungen  im  P.  si",  in  P. 
cho;  in  Verlegenheit  sein,  geraten  GaPr.  Dass  er  im 
Wäschchrüd  nid  ette"  bi  Dan  ohl  l>i  Dischem  in  P.  cho" 
chönnti.  Scnwzn.  Me"  muess  auch  jetz  no'h  c"  wanne" 
Hege"  loünteche?,  dass  d'  Wässerli  und  ili  Brünne'  vor 
l'nchiiic"  noch  Cl'.it.  ennclrhrinl,  sits.i  ehiinntend  die 
l'nii'  mid  der  Trenki  g'wüss  hi"  und  wider  leid  in 
P.  chu".  MKuon]  (GR.Schi.ers). 

Vgl.  rätorom.  tasciar  imperfect,  .wegen  Mangels  in  Ver- 
legeuli.it    lassen.'    fallioppi   358.     Die  Zss.  wurde   irrtümlich 

Präp.-Verbindung  aufgefa 

berl'e",  in  Th  bPrfe':  1.  vom  ersten  Umpflügen 
eines  Ackers.  ,Das  wiederholte  Pflügen  wird  unter- 
schieden in  berfen.  falgen,  ackern.'  GLHartm.  1817, 
10.  —  2.  Obst  oberflächlich  beschneiden  Th. 


Barg  —bürg. 

Barg  Burg  m.  —  PI.  mit  Unil..  in  Ndw  auch  Bärge" 
-  l>im.  Bargli  F;  GA.;  Th;  „W,  Bargli  S;  U: 
1.  =  Barch  1  GrBIi.,  S.,  Spl.,  Tschapp.,  V.j  GMarb., 
oT.;  SThierst.;  Uw;  W.  Bes.  verschnittenes  männ- 
liches Ferkel  B;  „F;"  GA.,  Rh.  (vgl.  auch  Steinm. 
1804,  281),  Sa.;  ScHSt.  (Sulger);  S;  Th;  „W."  E" 
Nünnli  und  e"  Bargli  Th  (Anon.).  .Verloren:  ein 
kleines  Schwein  (Barkli).'  S  Wochenbl.  1834.  Das 
nicht  reine  Fleisch  musste  in  der  finnigen  Schale 
[Finnenbank],  vor  derselben  auf  einer  besonderen 
Bank  die  ,galzeir,  und  die  .bärgen'  in  derselben,  ver- 
kauft werden.  Bs  XIV.  ,  Wiltu  och  machen  die  salben 
zuo  dem  pflaster,  nim  einen  vierdung  swinis  schmalz, 
das  von  einem  bargsy  komen.'  XV.,  G  Eezept.  .Verres, 
majalis.  ein  b.  oder  verschnittner  aber.'  Fris. ;  Mal.; 
Denzl.  1710.  .Damit  [die  zum  Schlachten  bestimmten 
.Stuck  Viehs']  desto  feisster  werden,  so  werden  ihnen 
die  Geburtsglider  abgeschnitten,  daher  sind  die  Wid- 
der, Bargen  und  Capaunen  u.a.m.'  Spleiss  1607. 
.Roter  B.';  vgl.  Böt-B.  .Wer  ein  ganz  schupposz  sol 
wisen  oder  geben,  dem  sol  man  ein  mal  geben,  un1' 
sol  man  ze  dem  mal  geben  kornbier  oder  Elseser  unJ 
wisbrot,  stichelerws  und  eins  roten  bargs.'  XII.,  Uw 
Buochs  Hofr.  (Abschr.  von  1400).  —  2.  Zuchteber  B 
Adelb.,„Sa.,"  Si.  —  Mhd.  bare,  -gm,  ahd.  bnrug. 

Gallen-:  Sarg  als  Abgabe,  die  auf  den  Tag  des 
h.  Gallus  entrichtet  wurde.  ,De  officio  sacriste  [in 
Schongowa]  datur  in  vigilia  Sti  Galli  unus  porcus 
de  V  ß  dictus  g.'  1327/33,  LBerom.  (Zinsbuch  des 
Eelleramtes).  —  Müli-:  Barg  als  von  einem  (be- 
stimmten) Müller  entrichtete  Abgabe.  ,In  Melsinkon 
molendinum  reddens  nimm  porcum  huobalem  qui  di- 
eitur  m.'  1327/33,  LBerom.  (Zinsbuch  des  Eelleramtes). 
, Molitor  de  Melsinkon  fert  suum  porcum  dictum  in.' 
ebd.  —  Marti"-:  Barg  als  auf  Martini  fällige  Ab- 
gabe. .Item  in  Oberwile  bona  reddentia  unum  porcum 
huobalem  dictum  M.'  1327/33.  LBerom.  (Zinsbuch  des 
Eelleramtes).  —  Buel-.  ,In  Ricbental  an  dem  Buele 
II  seopfosse]  reddentes  unum  porcum  huobalem  ijui  di- 
citur  B.'  1327/33,  LBerom.  (Zinsbuch  des  Eelleramtes). 

Rot-:  Barg  von  roter  Farbe.  Einem  Manne, 
dessen  , Vogtstochter'  behext  worden,  wird  geraten, 
er  solle  ,von  einem  c.  v.  Schwein,  so  ein  Rotbarg  sein 
müesse,  die  Blatteren  nemnien,  solche  mit  seiner  Vogts- 
tochter Harn  des  Morgens  anfüllen,  diese  mit  dreien 
Enöpfen  in  den  drei  höchsten  Nammen  zubinden  und 
sie  hernach  in  ein  Eänsterlin  einbeschliessen ;  da  werde 
innerhalb  zweimahl  24  Stunden  die  Persohn,  so  das 
Meidtlin  veruntreuwt,  kommen  und  zu  diesem  wollen, 
indehme  solang  das  Wasser  in  der  Blatteren  einbe- 
schlossen seie,  die  Unholdin  ihr  Wasser  nicht  lesen 
könne.'  1710.  Bs  Zauberprozess  (Arch.  f.  Volksk.  II 
485).  —  röt-bärgin:  von  einem  Bot -Barg.  ,R. 
sehmer'  häufig  als  Bestandteil  von  Heilmitteln;  so 
XV.,  G;  BArzneib.  1584/1640;  Zg  Arzneib.  1588(neben 
.rotberger  schmär');  ZElgg  Arzneib.  um  lti">0  (,rot- 
berger  Schmer);  Z  Zoll.  Arzneib.  1710  (.rotberger 
Schmär'  neben  .rotbärgeri  Schmär'). 

Her  Ausgang  -er  des  Adj.  beruht  auf  der  Annahme,  als 
oh  eine  Zss.  mit  Bürg  zu  Grunde  liege.  Rot-bergeri'  erklärt 
sieh  als  Kontamination  aus  dieser  umgebildeten  und  der 
urspr.    Form. 


1540 


Barg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


ir.r.n 


Schuel-.  .Scholaribus  deputatum,  quem  solent 
yocare  seh.'    1326,  LBerom.  (Stiftsmatrikel).     .In  Ni- 

derndorf  ein  huoba  reddens  . .  .  unum  porcum  de  X  ß. 
qui  vocatur  seh.'  1327/33.  LBerom.  (Zinsbuch  des 
Kelleramtes).  .Item  ein  seh.  4  pfd  werd.'  1558/73, 
LBerom.  (unter  den  Einkünften  des  Schulmeisters). 
—  Schwin-.  Abi.  .schwin-bergiir  :  ,sw.  fleisch.'  1412, 
Laüffer.  Beitr.  —  Steckiis-.  .In  Nüdorf  una  huoba 
dieta  in  dem  Hofe  reddens  III  poreos  huobales  .  . . 
horum  porcorum  unus  nuneupatur  st.  et  dividitur 
cum  porco  de  Tannon.'  1327/33,  LBerom.  (Zinsbuch 
des  Kelleramtes). 

bärgin:  von  einem  Barg.  .Wer  süwin  fleisch  für 
bergins  und  phiniges  für  schönes  verkoufet,  mag  daz 
bezügen  der  koufer,  im  sol  büessen  der  verkouli'ev 
mit  drin  phunden.'  1249,  F  Handfeste.  .[Der  Meier 
jedes  Klosterhofes  im  Aar-  und  Zürichgau  soll  dem 
zweimal  jährlich  seinen  Besuch  machenden  Abt  von 
Engelberg]  und  sim  güsinde  spinwidrin  fleisch  geben 
und  bergins  und  huenr  genuegü  und  enhein  ander 
fleisch  und  guoten  Elseser  und  enhein  lantwin,  uss 
swelem  hof  er  oueh  den  imbis  nimet.'  Anf.  XIV..  UwE. 
Den  Metzgern  wird  gesagt,  sie  sollen  also  feil  bieten 
und  verkaufen,  dass  sie  das  schön  , bergin'  Fleisch 
auf  den  Fleischbänken  zunächst  dem  Hause  auflegen. 
THFr.  Stadtordn.  1331.  .Xim  1  Ib.  bergin  smer.'  XV.. 
G  Rezept.  .In  reinem  berginen  Speck.'  XVII./XVIIL. 
Arzneib.    S.  noch  galzin  (Bd  II  296),  mueterin  (Sp.  596). 

Bargge"  f.,  Dim.  Barggli:  Mutterschwein  UWas. 

Pargädi :     Gesindel    GrV.    —    Aus   engad.   bargada, 

barjada   f. 

Pargauggle"  f. :  1.  Hagebutte,  Bosa  can.  GRBuchen. 
Jenaz  (AUlrich).  —  2.  (Perganggle")  Frucht  des  Sauer- 
dorns, Berb.  vulg.  GRPr.,  Seh.  (MKuoni). 

Zu  2  verweist  MKunni  1886,  2'J  auf  das  syn.  lom.  per- 
gangtas  (I.  pergauglaff), 

Bargel.  Dim.  Bargelti :  Tragkorb  für  Heu  TB. 
Syn.  Tschifelün.  —  Wohl  zum  Folg.  Vgl.  auch  oberit. 
bnrgo,   saeco  (Pozzo,   Gloss.    46). 

Bärge"  I  Bärge(n)  f.  (in  GrD.  nach  vereinzelter 
Angabe  m.) :  1.  (Heu-)B.,  einfacher,  ans  vier  Block- 
oder Steinwänden  bestehender,  mit  Brettern  oder  Stein- 
platten gedeckter  Heustall  auf  Bergwiesen  (Modem), 
worin  im  Sommer  das  Bergheu  vorläufig  untergebracht 
wird,  um  zu  Beginn  des  Winters  über  den  Schnee  zu 
den  Ställen  in  der  Nähe  der  Häuser  hinunter  gezogen 
zu  werden  GrA..  Churw.,  D.,  Pr..  Seh.,  Spl..  Trimmis, 
Valz.  Vgl.  Bündner  Monatsbl.  1897,  10.  ,100  und  100 
Heuscbeuern  (Bargen)  liegen  in  den  weiten  Bergen 
zerstreut  und  geben  das  Bild  einer  grossen,  zerstreuten 
Gemeinde.'  Alpenp.  1872.  Da  die  heuende  Familie 
sich  oft  mehrere  Wochen  oben  aufhält,  ist  entweder 
eine  Abteilung  der  Hütte  als  Kochhütte  abgegrenzt 
oder  ein  isoliertes  .Koehhüttli'  steht  neben  der  Bärge. 
CSchröter  1895.  S.  noch  Mad  (Sp.  72).  —  2.  a)  (Holz-) 
B.,  offene,  bedachte  Holzniederlage,  Holzschuppen  Gr 
ObS.     Vgl.  Sust.  —  b)  Vordach,  ebd. 

Churw.  bargia  f.,  Heu-  und  Yiehstall  auf  Bergwiesen; 
Holzschuppen;  gedeckter  EiDgaDg  zum  Haus  oder  Heustall. 
Das  W.  auch  im  Walgau.  MontafuD  und  Siidtirol.  Sererhard 
17  1'J,  III  6  schreibt  (wohl  mit  Anlehnung  an  .geborgen') 
,auf  der  Heuborgen.' 

(Heu-)Bargün  B.,r-,  Brrgn(n)  GrA.,  Pr.,  Seh., 
UVatz,  Bar-,  B^rguu(n)  GRFanas,  Luz.,  Seewis,  Valz. 


—  IM.  -ini,  -iiiin  —  in.,  „Bargwne*,  Bargäune*  f.  Gr", 
Bargüne'  f.  Gk  (Amstein)  —  Dim.  Bqr-,   Berg 

-um inli,  in  GrPi-.  auch  -äuntschi  (PI.  -äuntscheni): 
=  dem  Vor.  1.  Vgl.  Gr  Samml.  1781.  60.  Der  Sall- 
grner  [ein  Bach],  gär  e"  wntüenleher,  heil  Steine  'tmlt 
nie  Pargäuntscheni  [bei  einem  Wolkenbruch].  Scbwzd. 
(GRSchiers).  In  GaGrüsch,  Valz.  auch  als  Streue- 
schuppen benutzt  (Tsch.).  .Welche  Person  Gemächer. 
Häuser.  Stall,  Bargündina  [Var.  pargeündieya,  bar- 
gäun,  bergeün  dieya]  bauen  täte,  solle  nit  näher  als 
4  Währschue  innert  der  March  auf  das  Seine  solches 
tun  mögen.'  1654.  Gr  Kq.  —  Churw.  bargun,  margun. 
Hieher  auch  der  Gr  Dorfuame  Bergin  (.Bereüu,  PargSn,  Por- 
güu.'    1499,   Gr.      .Bargun.'    1528,   Strickl.). 

Bargüre",  Bargaure"  f.:  =  dem  Vor.  Gr. 

Durch  Fernassimilation  des  n  an  i-  aus  dem  Vor.  Auf 
unserni  W.  beruht  (mit  dissimilator.  Schwund  des  ersten  r) 
wieder   Bagauren  |s.   Sp.    10-V2). 

Bärge"  II,  Bargge"  f.:  Bangordnung,  Reihenfolge, 
in  der  Säumer  und  Viehtreiber  ihre  Tiere  zu  treiben 
haben  WV.  Ein  Pferd  in  die  B.  geben.  Vgl.  auch 
B.-Boss. 

pärge"  (Ptc.  pärget)  BSi.,  pärgge"  \V:  Etw.  un- 
achtsam, massiv  betasten,  in  den  Händen  herumdrücken 
(und  es  dadurch  verderben  od.  sich  damit  beschmutzen) ; 
(junge  Tiere,  z.  B.  Katzen)  derb  liebkosen,  herum- 
schleppen; bes.  von  Kindern.  Syn.  baltischen  II  (Sp. 
1407).  Hör  Dax  p.!  Du  muest  das  Lämmli  nit 
geng  so  p. 

Wohl  identisch  mit  pägen  I  (Sp.  1053).  Wenn  die  dort 
angedeutete  Et.vni.  zuträfe,  wäre  das  r  unsres  W.  sekundäres 
Einschiebsel. 

Bai'gi  GMs,  Bargü  ZWäd.  —  m. :  Bergaraasker- 
schaf.     Er  macht  Auge"  wie-n-en  B.   ZWäd. 

Berg  m.,  in  ApI.  Be2g  —  PI.  unver..  in  B;  Gr 
Berge"  —  Dim.  Birgit;  auch  Bergeli  B:  1.  wie  nhd. 
a)  in  allg.  S.  Oft  in  ausdrücklichem  Gegs.  zu  Boden 
(s.  Sp.  1025/6),  Tal.  Eine  (männliche  oder  weibliche) 
Person,  die  mit  grauen  Haaren  noch  (einmal)  heiratet 
und  deswegen  zur  Rede  gestellt  wird,  gibt  etwa  zur 
Antwort:  Es  Ixet  scho"  mängist  Sehne  uf  de'  Berge" 
g'ha*,  und  im  Tal  isch-es  noch  grüen  g'si"  Aa.  Die 
Alte"  lobi'd  d'  Berg  ond  züchi'd  i"  's  Tal  Ap  (TTobler). 
D'  Berg  lieben  und  lobe"  —  und  bllbe"  im  Bode"  Uw. 
.Man  muss  einen  B.  ins  Tal  werfen,  fünfe  grad  sein 
lassen.'  Mey.,  Hort.  1092.  ,Ein  B.  in  ein  Tal  werfen, 
mitius  interpretari  aliquid.'  Denzl.  1716;  auch  bei 
Sulger.  .Montes  aureos  polliceri,  b.  und  tal  (das  ist 
grosse  Ding)  verheissen.'  Fris. ;  Mal.;  heute  wie  nhd.: 
Eim  guld(ig)i  Berg(e')  verspreche".  D'  Berge"  blibend 
stä",  aber  cf  Lüt  begegnend  enandere",  von  unvermu- 
tetem Zstreffen  GrRIi.  Es  regnet  über  all  Berg  üs, 
von  einem  warmen  Landregen  im  Frühling  GlK.  .Auf 
den  höchsten  B.  sollte  man  gehen  und  für  mich  beten' 
Sch  (Dan.).  .Wenn  man  an  der  Auffährt  den  B.  hinauf 
geht,  so  geht  man  das  ganze  Jahr  leicht'  BSi.  (Volks- 
glaube); vgl.  dazu  Bd  I  1030  o.  Die  Bauern  auf  Furna 
[GrPi\]  drohten  einmal  ihrem  Pfarrer,  wenn  er  eine 
[ihm  anstössige]  Trauung  nicht  vornehme,  so  .wollen 
sie  ihn  ab  dem  B.  jagen.'  NSererh.  1742.  Das  Dim. 
natu,  beliebt  im  Kinder-  und  Volkslied.  Dort  oben 
uff'-nn  Bergli,  dort  stöt  e"  Französ,  Der  het  e"  schöns 
Gigli  un''  giget  drüf  lös  Bs  (Seiler).  Uf  dem  Bergli 
bin-ich  g'sesse":  o  irie  lustig  isch-es  g'si" !    O  t8*  cha""  's 


1551 


Barg,  berg.  birg-,  borg,  bürg 


1552 


schier  nid  vergesse?:  ehi)nnt-ieh  numc"  wider  hi"!  ]'<: 
vgl.  Goethes  Schweizerlied.    Wenn  Einer  will  uf  dem 

Birgeli  blibe",  so  mues-er  trachte"  nach  dem  Wibe- : 
es  Senne'meiteli  mues-er  ha"  usw.  B.  In  einigen  wei- 
tem RAA.  und  formelhaften  Verbindungen.  Am  B. 
(a")  si";  s.  Bd  I  250.  255.  Eim  der  B.  ang'winnen, 
Einem  einen  Vorsprung  abgewinnen.  Einen  überflügeln 
BHa.,  ,pr«valere,  superare.'  Id.  B.  .ZW*  nid  über  de" 
B.  si",  das  Schlimmste  noch  nicht  überstanden  haben 
(so  dass  noch  kein  Anlass  zum  Frohlocken  ii-t).  z.  B. 
von  einem  Kranken  Th;  Z.  [Der  Kranke]  hat  bös 
über  den  B.,  wird  schwerlich  mit  dem  Leben  davon 
kommen  W;  Sprww.  1869.  Es  gut  (de")  B.  ab  (mit- 
em),  vom  Bückgang  der  ökonomischen,  physischen, 
geistigen  Leistungsfähigkeit  Bs;  B;  Th;  Z.  Drum 
sige"  [seid]  iez  scho"  tvacker  b'stellt,  sunst  göt  's  noch 
's  Bergli  abe",  geht  es  schief;  zu  Schülern.  JMahly 
1856.  De"  B.  (ZZoll.),  sonst  z'  B.  stä",  wie  nhd.  von 
den  Haaren.  .All  haar  gen  b.  eim  sölltend  ston.'  Fun- 
kelin  1552.  .Sünden  so  schwer,  dass  einem  alle  Haar 
gen  B.  steigen,  wann  er  nur  daran  gedenkt.'  JMill. 
1666.  ,Es  ist  wol  natürlich,  dass  ab  den  Erschynungen 
Einem  schudert  und  alle  Haar  z'  Berg  gond.'  LLav. 
1670.  ,Er  redte  so  scharf,  dass  Einem  die  Haar  möch- 
ten nach  B.  stehen.'  AKlingl.,  Gn.  S.  noch  gän  (Bd  II 
322).  Er  ist  ganz  in'n  B.  tife",  mit  der  Stimme  beim 
Singen  in  die  Höhe  gegangen  Z  (Dan.).  In  Verglei- 
chen. W ulche"  wie  Birg  Aa;  Z.  Er  het  Schulde"  reie 
B.  GlMoII.  Bildl.  Es  ist  mer  e"  B.  ab  (B),  ab-em 
Hals  (B;  ScuSt.),  ,ein  Stein  vom  Herzen  gefallen.'  En 
B.  ab-em  Hals  lade".  —  b)  als  Bezeichnung  eines 
bestimmten  Berges  im  Munde  der  An-  und  Umwohner, 
so  z.B.  oc)  des  Gotthards  Schw;  Uw;  U.  [Vieh]  über 
de"  B.  tribe".  Es  gäd  vil  Veh  über  de"  B.,  nach  Italien 
Ndw.  —  ß)  des  ,Kolenbergs'  Bs  (Spreng).  Dort  be- 
fand sich  der  Schindanger;  daher:  uf  de"  B.  tue",  dem 
Wasenmeister  überliefern,  ebd.  —  y)  des  Ütlibergs 
ZStdt,  in  der  scherzh.  Rede  eines  Familienvaters:  !•'' 
gä"  nümme"  über  de"  B.,  will  keine  weitern  Kinder 
mehr;  vgl.  Hüetli-B.  —  S)  der  Lägern  ZDäniken,  in 
dem  adv.  Gen.  Bergs  als  Bezeichnung  der  westlichen 
Himmelsrichtung.  —  2.  übertr.  auf  etwas  an  oder  auf 
einem  Berge  Befindliches,  a)  der  auf  einer  Anhöhe 
gelegene  Teil  einer  Ortschaft;  z.  B.  der  Grabser,  Ma- 
strilser,  Zolliker  B.  Die  Bürger  ,im  B.'  werden  weniger 
besteuert  als   die  Bürger  ,im  Tal.'    1883,    ZKüsn.  — 

b)  über  dem  Dorf  gelegener  Wald.  So  als  Benennung 
des  grössten  Waldteils  der  Holzkorporation  von  ZZoll. 
(schon  1330),  des  Waldes  von  ZHerrlib.;  vgl.:  ,10  Stuck 
Holz,  so  durch  den  ganzen  B.  gand.'  1673,  ZHerrlib. 
Kaufbrief.     , Roter    B.\    Waldname    Gi.Hätzingen.   — 

c)  's  Bergli,  der  Weinberg  GRh.  ,3'/2  Vierling  Reben 
im  gemeinen  Berg.-  1653,  AAWett.  —  d)  in  der  Alp- 
wirtschaft, Bergweide,  a)  im  allg.  Sinne  Ap;  Ndw. 
„Bergweide  für  Vieh,  z.  B.  Kühe,  Pferde,  Schafe  usw., 
unterschieden  von  Alp  wie  genus  von  species  B;  LE.; 
S."  En  guetef  B.  Ap.  Z'  B.  gä";  in  Ap  auch  i"  d' 
Berg  (ine")  fare",  (das  Vieh)  zu  Berge  treiben.  Z'  B. 
si"  Ap.  Im  Summer  ist  das  meist  Veli  uf  de"  Berg 
Ndw.  ,Der  Appenzeller  heisst  seine  Alpen  Berge  und 
wenn  er  in  die  Alpen  gehen  will,  so  sagt  er:  in  die 
Berge  gehen.'  Stbinh.  1804.  .[Man  unterscheidet  zwi- 
schen den]  zahmen  Bergen,  auf  denen  das  Vieh  von 
dem  Anfange  des  Brachmonats  bis  in  die  Mitte  des 
Herbstmonats,    also    den    ganzen    Sommer    hindurch 


bleiben  kann,  [und]  wilden  Bergen,  welche  das  Vieh 
nur  in  dem  hohen  Sommer  6  bis  8  Wochen  beher- 
bergen können,  und  die  auf  dem  Rücken  der  höchsten 
Gebirge,  in  ApL,  liegen.'  ebd.  —  ß)  in  eingeschränk- 
terem Sinne:  unterhalb  der  eig.  Alpenregion  gelegene, 
eingehegte,  oft  noch  gedüngte  Bergwiese,  die  dem  Vieh 
im  Frühling  bei  der  Bergfahrt,  im  Herbst  bei  der  Tal- 
fahrt zur  Weide  dient,  während  das  Sonimergras  ab- 
gemäht und  zu  Heu  gedörrt  wird  B;  Gl;  Gr;  GSa. ; 
Schw;  S;  Uw.  Syn.  Vor-Alp  (Bd  I  195).  (Berg-JMad 
(Sp.  72.  74),  Heuw-B.;  vgl.  auch  Alp  (Bd  1 193);  ferner 
Alpenw.  III  111;  Tschudi,  Tierl.  5  487  ff.  Das  auf 
dem  B.  gewonnene  Heu  wird  t.  zu  gelegener  Zeit  ins 
Tal  befördert,  t.  in  der  bis  zu  Neujahr  währenden 
Vorwinterung  an  Ort  und  Stelle  verfüttert  Gr;  in  Gr 
ObS.  dient  der  B.  ausschliesslich  zur  Heugewinnung 
und  unterscheidet  sich  dadurch  vom  Maien-Säss,  auf 
dem  auch  Vieh  gehalten  wird.  .Auf  jedem  Berge  steht 
ausser  dem  Kühstall  ein  kleines  Berghäuschen,  wel- 
ches aber  häufig  nur  aus  einer  Küche  und  Stübchen, 
zu  dem  noch  etwa  ein  Schlafgemach  kömmt,  besteht 
und  nur  im  Sommer,  während  des  Heuens,  und  im 
Winter,  bis  das  Heu  aufgezehrt  ist.  bewohnt  wird. 
Manche  Berge  sind  dadurch,  dass  sie  das  ganze  Jahr 
durch  bewohnt  werden,  in  Heimatgüter  umgewandelt 
worden  [vgl.  bergen  S].  Die  Berge  bestehen  teils  aus 
gedüngten  Wiesen,  teils  aber  ungedüngten  Weiden 
oder  sog.  Mägeri.'  Gl  Gem.  1846.  Uf-em  Walisberg 
ist  en  B.  g'sin,  z'  mindst  hundert  Bindersuisd,  e* 
sunderbar  e"  schöni  G'l'ege"hi-t.  Schwzd.  (BLenk).  St 
hend  numede*  der  B.  müessen  ätze",  ob  s'  uf  d'  Allmig 
hend  chönne"  fare"  Schw.  Am  beste"  G'lege"heit,  mid- 
enandern  :'  vercheren,  hottend  seh'  [die  Nachbarskinder] 
im  B.  in  der  Voruinteri'g  dnbne"  g'han;  dort  heind 
irje"  Güeter  z'sämmeng'stössen  und  die  G'mächer  sind 
hert  nebe't  enandern  g'standen,  b' sunders  die  Gädem. 
GFient  1898.  Z~  B.  gn",  fare";  z'  (auch  am  B)  B. 
si".  Bueb,  mer  irei"  uf  's  Bergli  tribe"  usw.  B  Volks- 
lied. In  d'  Berge"  gän,  die  Ernte  in  den  Heubergen 
beginnen  GrRIi.  Mier  welle"  ge"  d'  Berge"  heue"  GrAv. 
Mer  wei"  ei's  z'  B.  gä",  wir  wollen  einen  Besuch  auf 
der  Alp  machen  B  (Zyro).  Vgl.  auch  B.-Fart  (Bd  I 
1036).  -Gang  (Bd  II  353),  -Dorf.  Die  Berge  werden 
vor  dem  Bezug  gesegnet  S.  Ich  denk,  mir  10"  der 
Pfarrer  cho":  mir  wei"  's  icie-n-üsi  Alte"  mache"  und 
äs,-  B.  auch  g segne"  lö".  Es  isch  nid  icetje"  feuf  Pfung 
Anke",  die  wo-me"  ge"  muess,  kei"  Gedanke".  Schild, 
Sennenf.  Der  Span  zwischen  dem  Bischof  von  Bs 
und  der  Frau  Glado  (Claudia)  von  Vergie,  Gräfin  von 
Valendis,  betreffend  gewisse  Waldmarchen,  , Berge', 
Wunn  und  Weiden  [im  Neuenburger  Jura]  wird  an 
Bern  gewiesen.  1522,  Absch.  (S).  .Welcher  dem  andren 
ein  rinderweid  schankte,  damit  er  ein  inner  in  einem 
bergmöcht  werden,  oder  zwen  mit  einandren  tauschen, 
damit  si  beid  ein  jedweder  in  ein  andren  berg  möchte 
ein  inner  zbergs  oder  ein  bergteiler  werden,  solchem 
betrug  vor  ze  sein,  sollen  sie  zbergs  weder  zug  noch 
gnoss  und  nit  innern  zbergs  sein.'  1558,  BSi.  ,Lüt 
und  vech,  was  uff  dem  vält  und  im  barg  gsyn,  [wurde 
von  dem  Hagelwetter]  übel  gschlagen.'  Ardüser.  ,An. 
1615  kauft  Solothurn  den  Berg  oder  Alp  Rumpel  umb 
2652  und  ein  halben  Gulden,  einem  Schultheissen 
zu  Ölten  sein  jährlich  Einkommen  zu  verbessern.' 
FrHaffn.  1666.  , Willi  eine  Zeit  haro  einandern  sehr 
grosser  Schaden  nit  nur  in  den  Grundgüetern,  sondern 


1553 


Barg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


1554 


auch  in  den  Heuwbergen  geschechen  und  zugefüegt 
worden,  als  ist  zu  gtueinem  Nutzen  von  Räten  und 
Graeindt  volgendes  Gsazt  gemacht  worden;  namblichen 
solle  in  das  künftig  niemand  in  der  ganzen  Landt- 
schaft befüegt  sein,  von  Mitten  Aprellen  hin  bis  auf 
St  Gallentag  einicherlei  s.  h.  Schmal-  oder  Rindvieh 
ungehüet  auszeschlachen,  seige  gleich  in  Grund  oder 
Berg,  und  das  by  Buoss  von  jedem  Hopt  Rindvieh 
zwei  Batzen  und  von  jedem  Hopt  Schmalvieh  ein 
Batzen.'  1697,  GrD.  LB.  ,Die  in  jeder  Pfarrei  liegen- 
den Güter,  Boden  und  Berg,  sollen  in  dieselbe  Pfarrei 
den  schuldigen  Zins  bezahlen,  in  welcher  sie  liegen.' 
1713,  U.  ,An  den  Bergen  soll  von  jedem  Klafter  [Heu, 
das  verkauft  wird,  als  Messerlohn]  4  Schilling  bezahlt 
werden.'  Gl  LB.  1807.  .Welche  Lust  und  Liebe  haben, 
auf  das  Berglein,  Rotraätteli  genannt,  zu  bieten.'  1809, 
SThierst.  Der  B.  ist  z.  T.  Genossenschaftseigentum, 
sei  es,  dass  jedem  Besitzer  eines  Talgutes  (wie  noch 
heute  in  BHa.)  ein  bestimmter  Anteil  daran  zukommt, 
sei  es,  dass  die  Besitzer  eine  freie  Korporation  bilden. 
.Durch  die  Zerstückelung  der  Liegenschaften  werden 
auch  die  [unveräusserlichen]  Bergrechte  verteilt;  aber 
jeder  der  neu  gemachten  Einschläge  bekömmt  nach 
einer  eidlichen  Schätzung  wieder  seinen  angemessenen 
Teil  davon  und  kann  einen  oder  zwei  oder  drei  Füsse 
von  einer  Kuh  zu  Berge  treiben.  Alsdann  muss  er 
freilich  mit  Andern  sich  vereinigen,  um  die  Füsse 
auf  vier  zu  bringen,  oder  er  muss  verhältnissmässig 
kleineres  Vieh  aufführen.'  JRWvss  1817.  Unter  den 
50  Alpen  des  Trubtales  [B]  sind  nur  2  gemeine,  48 
Privatberge,  2  obrigkeitliche,  6  Herrenalpen;  ,die 
Rechte  auf  gemeine  Berge  oder  Bauernalpen  sind 
keineswegs  mit  diesem  oder  jenem  Heimwesen  ver- 
bunden, und  sie  können  daher  nach  Belieben  ange- 
kauft und  wieder  veräussert  werden.  Diese  Berge 
werden  nur  mit  Milchkühen  und  jeder  derselben  mit 
zwei  Wucherstieren  besetzt.  Kein  Anteilhaber  darf 
sein  Bergrecht  unbenutzt  lassen.'  JJSchweizer  1830. 
Vgl.  B.-Herr,  -Lön,  -Recht,  -Zedel,  -Zins.  —  f)  über- 
gehend in  die  Bed.  Berganteil,  Alprecht  BHk.  B.  ha", 
Alprechte  besitzen.  ,Ein  jetlicher  sol  vier  Schweinen 
einer  kue  b.  zur  besatzung  legen.'  1558.  BSi.  Für 
,dreierr  kuh  b.'  am  Meienfall.  .zweier  kuh  b.  am  Hörn' 
und  460  Pfund  tauscht  [die  Gemeinde  BSigrisw.]  17l/s 
Kuh  B.  am  hintern  Tliüln  ein  ,mit  aller  rechtsame  in 
Staffel,  kessi,  schiff  und  geschirr.'  1563,  Hagenb.,  Sigr. 
,Wann  einem  an  gemeinen  Atzbergen  Berg  zufallt,  es 
seie  erbs-  oder  kaufsweis,  soll  er  denselben  alsbald 
sich  zuschreiben  lassen.'  1668,  BFrutigen.  .Verlorner 
(auch  freier,  untergegangener,  Staats-)  B.',  frei  ver- 
äusserliches,  von  keinem  Talgut  abhängiges  Bergrecht. 
,Der  einzige  Fall,  da  ein  solches  Recht  ohne  sein  dazu 
gehöriges  Grundstück  im  Tale  weiter  verkauft  werden 
mag,  ist,  wenn  das  letztere  durch  Überschwemmung 
oder  andere  Zufälle  gänzlich  verloren  gegangen,  und 
dergleichen  Rechte  von  blosser  Sommerung  werden 
von  den  Talleuten  etwas  seltsam  mit  dem  Namen 
des  verlorenen  Berges  bezeichnet.'  JRWvss  1817.  — 
3.  etwas  einem  Berge  Verglichenes,  a)  Felsen  GA. 
(St.b).  —  b)  (bemooste)  Erhöhung  im  Seegrund,  wo 
die  Fische  zu  laichen  pflegen.  Zur  Laichzeit  sollten 
die  Fischer  die  .Berge'  und  .Pöschen'  ausweichen. 
1421,  Liebenaü  1897  (Fischerordn.  für  den  Sempacher- 
see).  Vgl.  Balchen-B.  —  c)  (Trott-)B.,  die  auf  dem 
Kelterbett  zwischen  den  , Spangen'  und  dem  Kelter- 
Schwelz.  Idiotikon  IV. 


bäum  über  einander  eingeschobenen  Balkenstücke 
(s.  Glid  3  Bd  II  606),  die  den  Druck  vermitteln  /, 
Düb.,  Höngg  (PL),  Wäd.  (PI.),  Zoll.  —  d)  hoch  aufge- 
schichteter Haufe,  z.  B.  von  Kartoffeln  SchwE.;  Tu;  Z. 
—  e)  ,DEidgnossen  [im  Schwaderloch  1499]  danktend 
Got,  dass  diss  grülich  blitzend  weter  und  der  stachle 
b.  [Gewalthaufe  der  in  Stahl  gepanzerten  Feinde]  so 
gnädig  ersässen  und  zergangen  was.'  Ansh. 

Amhd.  berc,  altobd.  b'e'reg,  -ig.  Dass  die  Ausspr.  des  gern). 
ii  vor  (gedecktem)  r  statt  des  heutigen  e2  ehedem  auch  in  Z 
galt,  erweisen  die  Ortsn.  gespr.  ßceye"spsery.  Ste2rne"-.  \Y.Ü>"- 
b^nj.  Bei  Zss.  mit  einsilbigem  erstem  Glied  zeigen  sich 
bemerkenswerte  Reduktionserscheiuungen.  a)  in  der  Form 
blrig  mit  altobd.  Secundärvoc.  ist  infolge  Verschiebung  des 
Nebentons  ("""  zu  *"*)  das  Stamm -e  zu  g  reduciert  worden 
(so  in  Schimb^rig  LE.,  Kulb^rig  AaRinik.,  Üschberig  ZWyt., 
Gol(d)berig  ZZoll.,  mit  Reduktion  auch  im  ersten  Oliede 
Humerig  ans  Hungerberg  ZZoll.)  oder  ganz  geschwunden  (so 
in  Ib(e)rig  Scbw,  Aubrig,  Fluebrig  SchwW.,  Schaubrig  ZElgg) ; 
vgl.  die  entsprechenden  Erscheinungen  bei  Her-Berg  f.,  ferner 
Albrecht  <  -berecht  <^-bercht.  —  b)  die  Form  birg  erscheint 
tw.  zu  berg  reduciert:  so  in  Heimberg,  Binzbn-g  B,  Chil(ch)- 
perg  Aa;  B;  Th;  Z,  Mo(r)ip%rg  Z.  -  B.  in  Namen.  I.  als 
einfaches  W.  1.  in  Lokalnamen  (Dörfer,  Weiler.  Häuser- 
gruppen ua.).  a)  in  einfachem  Casus.  Berg,  z.  T.  öfter  in 
Aa;  Ap;  B;  F;  L;  G;  Schw;  Th;  W;  Zg;  Z.  BergU  Aa; 
Ap;  B;  G;  S;  Uw;  Z.  Berge"  (Dat.  PI.)  BTrub;  GIMatt  (,in 
den  weissen  Bergen');  SchwMuo.  (,Bergeu,  allgemeine  Alp  für 
allerhand  Vieh.'  Leu,  Lex.).  -  b)  mit  Präp.  ,AufB.'  BG., 
,aufdemB.'  B;  S;  Z,  ,auf  hohem  Bergle'  GrS.  ,Am  B.'  B. 
,Im  B.'  Aa;  BsL. ;  B;  Z.  —  2.  mit  Präp.  in  Familiennamen. 
,N.  N.  ab  dem  b.'  1390/1404,  ZStdt.  , Amberg'  LSemp. 
(schon  XIV.),  Surs.,  Wohlh.  (auch  13S6);  1536,  G;  1522. 
Schw.  ,Von  Bergen'  BHa.  ,Zeberg'  Schw  (schon  1522;  jetzt 
,Ceberg',  gespr.  Zeberg) ;  ,ze  Bergen.'  152S,  BO.;  ,zum  Berg.' 
XIV./XV.,  WStNikl.  -  II.  in  Zss.  1.  in  Lokalnamen,  a)  als 
erstes  Glied.  ,B.-Acker'  AaBrittn. ;  BBigl. ;  SBib.  (auch  1691/ 
1747);  ZRüti.  ,-Feld'  BAarw.  ,-Gasse' BG.  ,-Guet' BEggiwil; 
GlRüti.  ,-Hof  Aa;  B;  L;  Seh;  S;  Th;  Z.  ,-Halden'  ZHorgen. 
.Berchheim.'  1153,  Aa;  ,Bercheim.'  1090,  Seh.  .B.-Haus'  B: 
,-Häusi'  BBollig.  ,-Loch'  BBrittn.  ,Bergen-Moos'  ZSchlieren. 
, Berg-Matte' BWohlen.  ,-Scheuer' BGr.  ,-Stück.'  1580,  SBib. 
.Bergistall,  Berg  in  dem  Grindelwald.'  Leu,  Lex.  .Berg-Stoss' 
LE.  ,- Wacht'  ZKüsn.,  Heil.,  Zoll.  ,-Weid'  ApBer. ;  BEggiw. 
,-Winden'  AaBb.  ,-Wis'  GGoss.;  ThEgn.,  Hw.  (Birg,"-  II"«.) . 
,-Wisen'  ZWald.  ,In  der  B.-Zelg'  BOBalm.  —  b)  als  zweites 
Glied  in  unzähligen  Fällen,  von  denen  hier  nur  einige  Proben; 
s.  auch  HMeyer  1S49,  41  ff.  Für  die  Namengebung  kommen  in 
Betracht  a)  natürliche  Merkmale.  1)  Grösse,  Gestalt.  ,Hoh-( 
SBib.;  ,Hom-'  Aa;  BsL.;  B;  LRusw.  (.Honberch."  1277): 
G;  Z.  , Haggen-.'  1364,  ThAadorf.  ,Keglis-'  LE.  (.Chegels- 
perch.'  1236).  .Churzen-'  s.  Bd  III  499.  .Löffels-'  GT. 
,Lang-'  ZAffolt. ;  ,Langeu-'  SNunn. ;  ZF.,  Gontenb.  (Wald- 
rücken); .Langer-'  BoSi. ;  .Längen-'  B;Sch;  ,Längi-'  ZHorg. 
, Mutzen-'  ZObf.  ,Nadel-'  BGr.  ,Bogen-'  ZMeil.  ,Schüfel-' 
ZEgg  (Stück  Wald),  F.,  Hinw.  ,Stauf-'  AaSt.  .Strick-'  Gl 
Betschw.  (Berggut).  .Zinggen-'  GSchännis.  ,Zwisel(i)-'  Bln- 
nertk.,  Thun.  —  2)  Aussehen.  , Golden-.'  1374,  ZZoll.  .Glän- 
zen-.' 1741,  ZWein.  ,Gruoneberc.'  1236,  BMelchn.  .Blei- 
chen-'SZuchw.  .Brun-'  GT.;  .Brum-'  BGrims.,  Thun.  ,Schin-' 
LE.  (Schlm-);  SchwW.;  benannt  nach  dem  roten  Schein  in 
der  Abendbeleuchtnng;  in  SchwW.  geht  auch  die  Sage,  es 
sitze  im  Berge  ein  grosser  Karfunkel,  dessen  Leuchtkraft  in 
später  Nacht  geisterhaft  das  Gestein  durchdringe.  .Wissen-' 
AaStrengelbach;  UwE.  (,uf  den  wissen  B.'  1689):  ZZell.  — 
3)  Lage  in  der  Landschaft,  Himmelsrichtung.  , Abend-'  BThun. 
,Ober-',  HofnameL;  G;  Z.  ,Egg-'  GWattw.  ,Enner-' UwBuochs; 
,Enet-' Gl.  , Innen-'  BEggiwil,  .Inner-'  BWohl. ;  GrPr.  ,End-' 
BSteffisburg  (.Eniberg');  ZStadel  (.Emperg').  ,Under-'  BsEp- 
tingen;  BGrarenr. ;  ZF.  ,Engi-' Schw.  ,Usser-' WRar.  .Osten-' 
BsLie.  .Metten-'  BsL.;  B;  S;  .Mittel-'  GMuol.;  ZSchüneub. ; 
.Mittlist-'  ZEgg.   ,Nid-'  Schlossgut  zu  GMs  (.Nitberch.'  1265; 

98 


1555 


Barg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


1556 


umgedeutet  in  Nid-,  weil  es  das  grössere  Sarganser  Schloss 
auf  der  Sonnenseite  beneiden  solll;  ,Nider-'  BOThal;  GKriuau; 
1414,  UwE.  ,By-.'  1400,  BBurgd.  .Rheins-'  ZBiil.  (gespr. 
liii-B.).  ,Seelis-'  U  (.Seewelis-.'  1364).  .Wallis-',  Name  des 
Gemmipasses  in  B.  .Zürich-'  Z.  Aussichtsreiche  Lage:  ,Hei- 
ters-'  Aa  (so  auch  1527;  .Heitels-.'  1712).  .Kapfen-.'  1653, 
LE.  .Schönen-'  BsL. ;  F;  G ;  Tli ;  Z.  -  4)  klimatische  Ver- 
hältnisse. ,0halt-'  BSchUpf.  .Nebel-'  SNunn.  .Wulchen-'  G 
Rebst.  .Winter-'  ZWäd.;  .Winters-'  GKappel.  —  5)  geo- 
gnostische  Verhältnisse.  ,Erz-'  SBeinwil;  .Erzen-'  ApSchwell- 
brunu.  ,Isen-' ZAndelf.,  Obf.  .Fels-',  Dorfname  Gr.  ,Griessen-' 
BSeedorf;  ThAmlikon;  1557,  ZHott.  .Letten-'  ZZell.  ,Mult-' 
ZPfungen.  .Nassen-'  ApHeris.;  B.  ,Balni-'  SBalm.  „Rufi-  BO.; 
Schw."  .Schwebel-' BO.  (Schwefelbad).  , Wasser-' BCourroux; 
SBärschwil;  ZKüsn.  (auch  1627;  ,Was(s)eu-.'  1538,  heute 
Wdaaberg),  Maar.  —  6)  Vegetation.  .Eichen-'  AaSeengen;  B 
Lützelfl.;  ,Eich-'  BUetenhof;  GoRh.  (Aperg).  .Alberen-'  G 
Mörschwil.  .Eschen-'  ZWthur  (.Aeschaberk.'  1246;  .Esca- 
berg.'  1253).  ,lw-'  AaZeihen;  GWattw.;  Schw  (Ibrig;  ,Hy- 
berch.'  1257);  ThZihlschl.;  ZSeen.  .Buechholter-'  BThuu. 
,Hirs-'  ApK.  ,Heiti-'  BSi.  ,Laub-'  GButschwil,  Kilchberg; 
ZBachs,  Bauma  (.Louphirsperg.'  1242).  ,Löh-'  Gl  (Berggut). 
.Lind-'  BsL.:  GWattw.;  ZKiisu.,  Wthur;  .Linden-'  Aa;  Ap 
Wolfh.  ,Mos-'  ApHer.  .Mistel-'  BWyn.  .Buech-'  Ap;  G;  Seh;  S. 
,Binz-'  BBurgd.;  SGänsbrunnen.  .Beeren-'  ZWülfl.  .Butten-' 
LSchötz.  .Blom-'  GKappel.  ,Bram-'  BNeuenegg.  .Distel-'  Aa 
Aar.  (auch  1543).  .Wiseu-'  S Wiesen;  UwStans  (.Wisoberch.' 
1267).  —  7)  Tierwelt.  .Iltis-'  GNiederbüreu.  .Amsel-'  B 
Muri.  .Vogel-'  BsL.;  Gr  (Rheiuwaldhorn);  .Voglis-'  LNeu- 
kirch  (.Vogilsperch.'  1236).  .Hasen-'  AaEggenwil  (.Haseu- 
berch.'  1242).  .Chäfer-'  Z  (auch  1394).  .Rech-'  ZWäd.  (schon 
1510).  —  ß)  Beziehungen  zur  menschlichen  Kultur.  1)  das 
erste  Glied  bezeichnet  eiu  Rechtsverhältuiss,  uam.  den  Be- 
sitzer oder  Bewohner.  .Adlis-'  AaBözb.;  LRomoos;  ZHott. 
.Eppen-'  GOUzw. ;  S;  ThEschenz.  .Eris-'  ZRussik.  (, Eriches- 
perg.' 1044).  ,Feeren-'  BBolligen.  .Fridlis-'  Aa.  .Fründs-' 
ZWald.  .Leibens-'  ZWthur  (.Liebolts-.'  1256;  .Lipolts-.' 
1330).  ,Bal(t)s-'  ZEnibr.  (.Baldesperc'  um  1300).  .Bizi-'  Gl. 
.Wolfens-'  GMogelsb.;  ZBauma  ( Wolti-),  Wülfl.;  .Wolfis-'  B 
Wangen;  .Wolfs-'  ThErm.  Vgl.  auch:  .Heren-'  ThHw.  (im 
Bere'be'rg,  Waldteil,  früher  Klosterbesitz) ;  ZDietik.  .Chur-' 
Gr  (noch  jetzt  besitzt  dort  der  Bischof  von  Chur  eine  Alp). 
.MUM-'  B;  GGoldach,  Kappel;  ZÄugst,  Embrach ;  ,Mühl-'  Th 
Rapersw. ;  , Mühlen-'  ApReht.  .Meisperg'  ThGachn.  (.Conrad 
der  meier  von  Meiersberg.'  1330).  .Bischof-'  ApHeiden. 
.Pfaffen-'  ZWyla  (einst  wohl  dem  Abt  von  St  Gallen  gehörig). 
.Propst-'  AaKlingn.  (der  Propstei  Zurzach  gehörig).  .Zehnten-' 
AaKulm.  —  2)  Kirchengeschichtliches.  .Audreser-'  GPfäf. 
.Engel-'  FBösingen;  SDäuiken;  Obw;  ZBub.,  Stall,  (wonach 
Conrad  von  Seldenburon  1122  das  in  Obw  gestiftete  Kloster 
,E.,  mons  angelorum' nannte),  Zell.  .StAutoni-'  GrMastrils. 
,St  Georgen-'  GFlums.  .Allerheiligen-'  SHägend.  .Michaels-.' 
1300,  Gl  Urk.  .Mönch-'  ZWetzikon.  .Marien-.'  1499,  Gr; 
ZKilchb.  (Kloster;  bis  1529).  .Martins-'  WRar.  .Beaten-'  Aa 
Britta. ;  B  (gespr.  Batte"-B.).  .Pelagi-'  ThGottshus.  .Bruder-' 
ZWeiu.  —  3)  das  erste  Glied  ist  eiu  Vülkernanie.  .Hunnen-' 
SBib.  .Hünen-'  Zg.  .Böhmer-'  ZBirmcnsd.  .Römers-'  UwSaru. 
.Walser-'  GW.  —  4)  Art  der  Benutzung.  ,Alp-'  ApStein. 
.Käsen-' F.  .Muni-'BAarw.  .Bocks-' GT.  (auch  1530).  .Bünen-' 
AaOftr.;  .Beim-'  BThun;  .Bienen-'  BsLie.  .Sennen-'  ZWald. 
.Stieren-'  BTrachselw. ;  .Stierli-'  ZBirm.  Auf  verschiedenes 
Alter  der  Benutzung  oder  Besiedelung  deuten  die  Namen: 
,Alt-'  ZLimm.;  .Alten-'  B  (AlWbirg  BStdt);  SchwE.;  ZBir- 
mensd.  .Neu-'  GHelfenschw. ;  ThBussn. ;  .Neuen-'  SchwE.  — 
5)  Ertragsfähigkeit  im  Allg.  .Faul-.'  16S9,  UwE.  (vgl.  .fauler 
I!.'  UrChurw.).  .Feisten-'  Gr  St  Martin.  .Hunger-'  AaAar. 
(jetzt  mit  gesegnetem  Weinbau);  BFraubr. ;  ZZoll.;  1396, 
Z  Stadtb.  (.zwo  juchert  ackere  an  dem  II.').  Im  Besondern: 
.Obst-'  B.  .Apfel-'  BStMargr.  .Fimmels-'  ThGriescnberg. 
.Gersten-'  Th.  .Nuss-'  ZScIilatt  I.Nosi-.'  1260).  .Bonen-'  Seh 
Xeuh.;  ZDielsd.  .Birren-'  F.  .Trüben-' ZStäfa,  Zoll.  .Wein-' 
ZStdt,  Sth.  —  6)  Gebäude  usw.  .Kreuzli-'  AaB.  .Scheuer-' 
AaSeon.     .Zimmer-'   BOberburg;    ZHirzel   (.Zimhcr-.'   1315). 


—  y)  bedeutungsgeschichtliche  und  lautliche  Faktoren  er- 
zeugen Berührungen  zw.  Birg  uud  tiunj  als  zweiten  Com- 
positiousgliederu;  s.  Aum.  zu  Burg  und  vgl.  HMeyer  aaO. ;  Gr. 
WB.  IV  1  a  1776.  —  1)  Berg  und  Burg  wechseln.  .Obern- 
berg.'  1260,  BBurgd.,  jetzt  .Oberburg.'  Der  Baiperg,  Name 
der  .Habsbnrg'  bei  den  Umwohneru.  .Laufenberg.'  1360, 
ZWthur;  Aush. ;  L'Eckst.  (.Laufenberger  münz'),  sonst  ,-burg.' 
.Langenberg'  ZTü.;  .Langinburc'  1241.  1348.  Wale*-,  Wok'- 
btrg  BsL.,  offiziell  , Waidenburg.'  .Wessenberg'  und  ,-burg' 
neben  einander.  1521,  Strickler.  .Wartenberg'  und  .Wart- 
burg' wechselnd  bei  Bohny  1898.  —  2)  Berg  erscheint  als 
Fem.  ,2l/2  Juch.  Acker  uf  der  Froberg.'  1696,  ZNiedergl. 
.Die  Landeuberg'  ZBauma;  .Herman  von  der  Breiten-L.'  1328, 
Z  Staatsarch.;  ,(Hug,  Beriuger)  von  der  Hochen-Landeuberg." 
1378,  AaB.;  Vad.  ,By  der  alten  Regensperg.'  1456,  Z  Urk., 
neben  ,-burg.'  Latinisiert  als  ,-berga'  in  ,Guntram  de  We- 
celisperga,  Wecelesperga.'  1094,  Seh.  —  3)  Burg  als  Masc. 
,Im  Homburg'  ZSulzbach-Uster.  —  2.  in  Personen-,  bzw. 
Familiennamen,  a)  als  erstes  Glied,  .'/i  kernen  git  der 
Berghein  zu  Ludretikon.'  1320/30,  Z  Urb.  ,B.-Mann'  BoSi. 
(auch  XVI.);  UwGisw. ;  1490,  WBrieg.  .Elsbeth  Bergmcyeriu.' 
1525,  Z.  .Bergschön'  ZBäretsw.f  —  b)  als  zweites  Glied, 
zunächst  mit  Präp.,  bes.  .von,  ab',  dann  auch  ohne  solche. 
..lohans  Eichiberg.'  1360,  AaB.  ,Eggeuberg'  GGrabs.  .Die 
Fröidenbergin'  (neben  .der  Fröidenberger').  1410,  Z  Ratsb. 
.Gugelberg.'  1405/10,  ebd.  (neben  .Gugelberger').  .Swester 
Elsbeth  Goldenbergin,  prijolin  [am  Ötenbach  zu  Z].'  1389. 
AaB.  .GUuzenberg.'  1322,  Gl.  .Mützenberg'  BSpiez.  .Ruodolfus 
dictus  Branberg.'  1277,  UwE.  ,Schellenberg'  Z.  .Schiter- 
berg.'  1397/1576,  Z.  Am  häufigsten  aber  sind  Abi.  mit  -er: 
so  z.B.  .Eicheuberger'  BE.  .Engel-.'  1543,  LSemp.  .Geis-.' 
1300/1400,  ebd.  ,Hinder-.'  1522,  GRiiti.  ,Lam-.'  um  1600, 
F.  , Mau-.'  1522,  BThuu.  .Nider-.'  17  17,  Ndw.  .Nuss-.' 1509, 
ZEglisau.  .Baum-'  G;  Z.  .Von  der  Rospergerin.'  1348,  Z 
Stadtb.  .Rosenberger'  Z.  .Rötlis-'  BE.  .Sulz-'  Th;  1584, 
LSemp.  .Schufel-'  Z.  .Schall-'  UwLungern.  .Schellen-'  Z. 
.Spiegel-.'  1531,  Seh.  Vereinzelt  als  Flurname:  Lande'berger 
ZSth.  (schon  1570).  —  III.  in  Ableitungen.  Berger  (s.  d.). 
,In  der  Berglen'  ZZoll.  .Heini  Bärgi  von  Horgen.'  1523, 
Egli,  Akten. 

Öl-Berg:  1.  im  biblischen  S.  Übertr.  auf  eine 
gemalte  oder  plastische  Darstellung  der  Vorgänge  am 
Ö.  (nach  Matth.  26,  36/57  usw.).  Ineichen  (L).  Abt 
Ulrich  Rösch  (1463/91)  brachte  vermögliche  Bürger 
von  St  Gallen  .mit  hälen  Worten'  dazu,  ,dass  si  in  die 
kirchen  und  caplen  mancherlai  malen  und  machen 
liessend,  ouch  an  pfruonden  gaben  und  ewige  liechter 
und  ainen  ölberg  uf  den  kirchhof  under  ain  geweiht 
gehüs  mit  vil  kostens  ufrichtend.'  Vad.;  vgl.  dazu: 
,Zuo  mittem  kilchhof  stuond  ain  gehus  von  gehowen 
quaderstainen,  etwa  von  den  Grublen  gstift  und  er- 
buwen,  darinnen  waren  stainen  bilder,  wie  Christus 
an  dem  olberg  knuwet  und  die  junger  an  dem  berg 
unden  schlaffend  etc.,  vor  dem  gehus  stuond  ain 
hoehe,  runde  ussgeholte  stainen  sul  und  zuo  oberst 
ain  klain  verglasset  gemacht,  darin  an  [ein]  gstift  stetz 
brunnend  (oder  wie  es  nennet)  ewig  Hecht  brennen 
sölt;  aber  wie  man  dissen  olberg  abbrach  und  die  sul 
umb  gefeit,  war  diss  ewig  liecht  ussgelosehen.-  Kessl. 
II  158  f.  Von  Luzern  zogen  dem  Abt  nach  Korschach 
zu  Hülfe  2500  Mann  ,mit  ir  nüwen,  vor  nie  gebruchten 
paner  des  ölbergs.'  1490,  Ansu.  .Angnes  [Edlibach] 
starb  und  lit  begraben  zum  Grossen  münster  vor  dem 
ö.'  Edlib.  .Als  man  uff  den  hochen  donstag  zum  sacri- 
ment  gieng,  da  kament  man  und  wib  [gekleidet],  als 
weitend  sy  all'  ein  kilchwiche  oder  hochzit  zum  tanz 
gan,  und  gieng  niemon  um  den  aplos  an  ö.  nie.'  1524,  Z. 
1738  wurden  [in  ÜBwKerns]  anstatt  der  Ölberge  Sta- 
tionen   errichtet.    AKüchler  1886.     S.  noch   Gamahu 


15.-.: 


Barg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


1. -„>■ 


(Bd  II  297);  Bne6  (Sp.  927).  RA.:  Da  sitze'  (hocke') 
wie  (V  Jünger  am  0.,  schläfrig,  ohne  Gespräch,  von  einer 
Gesellschaft  B;  ScHSt.;  Th;  Z.  Se,  wüsse'd-er  ttiit 
Neus,  ir  Lüt?  Wie  sitze'd-er  au'h  a'se  (f schläfrig  dö, 
wie  (V  Jünger  am  Ö.,  füruör.  Nur  munter,  munter, 
es  muess  Oppis  c!iide°.'  Sti-tz.  —  2.  als  Lokalname  Aa 
Kaiserst,;  BsSiss.;  GWyl;  ScHStdt  (vgl.:  ,Ö.,  ein  Hügel 
nahe  bei  der  Stadt  Schaffhausen  an  der  Landstrass 
in  das  Kleggäu,  auf  welchem  vormahls  eine  dem  h. 
Wolfgang  gewiedmete  Capell  samt  vielen  Bildern  ge- 
standen, welche  a.  1529  in  Abgang  kommen.'  Leu,  Lex.); 
ZoWalchw.  ,1m  obern  Ölenberg;  auf  Ölenbergen' 
ZSth.  (gespr.  ÖUe'-B.;  .Ollenberg,  Öllenberg.'  1494). 
,Die  sonderbar  umgebogenen  Felsen  am  Ö.  bei  Sisi- 
kon.'  U  Gem.  1834.  .Lorenz  Bär  von  Ö.'.  ein  Zuger, 
f  1531  bei  Kappel.  —  Ölberger:  der  auf  dem  Ölberg 
(Name  eines  in  neuerer  Zeit  angelegten  Weinbergs) 
wachsende  Wein  GWallenst.  -  Zu  der  Wendung  ,an  Ö. 
gan'  in  dem  Beleg  von   1524   vgl.   Schra.-Fr.   I   62. 

I  s  -.  Du  bist  t"  den  Isberge',  sagt  man  beim  Spiel 
zu  einem  suchenden  Kinde,  wenn  es  weit  vom  Ziel 
entfernt  ist.  Rochh.  1857,  395. 

Üetli-,  im  Volksmund  meist  Hüetli-B.:  Berg  bei 
ZStdt.  Auf  ihm  befindet  sich  der  Chindli-Stein  (s.  d.); 
wohl  mit  Bez.  darauf  sagt  eine  Frau:  /■*  ha'  12  Mal 
müese'  über  der  Ü.  i'e",  habe  12  Kinder  geboren  Z 
Schwam. ;  vgl.  Berg  Iby.  S.  auch  Üf-Fart  (Bd  I  1030). 

Zur  Geschichte  des  Namens  vgl.  HMey.  1849,  49.  Die 
Form  .Hütli-B.'  begegnet  schon  in  Mandaten  des  XVII.  .Den 
ganzen  Hiitleinberg.'  JJUlr.  1727.  ,Zum  Hütliberg',  Haus- 
name  ZVVthur. 

Atz-:  =  Berg  2  d  ß.  ,So  ein  Berg  allhier  im  Land 
40  Küe-Sey  haltet,  ist  er  ein  Atzberg.'  1675,  BÄschi. 
S.  noch  Berg  2  d  y  (Sp.  1553).  —  Vieh-:  Bergweide 
für  Vieh  BLenk  (Anderegg  1898).  —  Venus-  (Frau 
Venes-,  Vrenes-  GHeiligkreuz,  Frau  Vrene'-  L;  Zc, 
Vrenelis-  GA.)  s.  Bd  I  916;  Lüt,  Sagen  86  ff.  Dazu 
noch  ein  paar  ältere  Belege.  .Einer  ist  zum  heiigen 
grab  gsin,  der  ander  by  St  Katherin,  der  dritt  us 
Venus  berg  kumt,  damit  wird  nun  dem  seckel  grumt. 
Das  alles  hand  pfaffen  erdacht,  die  puren  umb  das  ir 
gebracht.'  UEckst.  1525.  ,In  summa,  des  priors  cell 
was  frow  Venusberg.'  1529,  Bs  Chr.  ,Von  Venusberg 
singt  man  gar  vil.  vil  lieber  ich  das  hören  will  [von 
der  Tafelmusik  an  König  Belsazars  Mahl].'  JMürer 
1560.  —  Vor-:  =  Berg  2  d  ß;  „Frühlingsbergweide" 
Ap;  „B;  LE.;  S."  ,Die  Vorberge  (Vorsömmerig)  liegen 
am  Fuss  der  Alpen,  nicht  hoch,  haben  aber  noch  keine 
Alpenkräuter,  sondern  langes  Gras.  Der  Appenzeller 
benützt  sie,  ehe  er  in  die  hohen  Alpen  zieht  und  wenn 
er  von  diesen  herab  kömmt.'  Kronfels  1826.  —  Flöh-. 
.Verschiedene  derartige  Erdfestungen  oder  Refugien 
leben  noch  jetzt  im  Volksmund  unter  dem  Namen 
Flöhberge  (Fliehberge).'  Gfd  34,  372. 

Fri-,  Frei-:  1.  Bergbezirk,  in  dem  nicht  gejagt 
werden  darf  Gl;  Gr;  GO.;  Uw.  ,Min  herren  haben 
im  jar  1560  uss  bevelch  einer  ganzen  lantsgmeind 
abermalen  dem  gmeinen  landt  Glarus  zu  nutz  und 
guetem  ein  fryberg  im  Glärnischt  in  den  zilen  und 
marchen  wie  nachvolgt  gefryet  [gemeint  ist  der  Frei- 
berg am  Wiggis-  und  Rautistock,  der  1740  wieder 
aufgehoben  wurde].'  Ztschr.  für  schwz.  R.  .Die  Land- 
leute von  dem  Glarner  Canton  haben  den  Freiberg  zu 
einer  Fluchtstatt  der  Gemstieren  gemacht.'  JJScbeuchz. 
1708.    S.  noch  frien  (Bd  I  1263  f.)  und  vgl.  Friberg- 


Schütz.  --  2.  als  Eigenn.  Der  Fr.  (oder  PI.),  das 
ganze  Gebiet  zw.  Linth  und  Sernft  bis  zu  ihrer  Ver- 
einigung bei  Schwanden  Gl;  vgl.  Steinm.  1802,  210/2. 
Ein  Wildheuplatz  bei  GLÜätzingen.  .Freibergen' 
(Franches-Montagnes),  der  Bergbezirk  nordwestlich 
vom  Bielersee,  noch  über  den  Doubs  hinausreichend. 
,Die  frien  hufen  zugend  mitenander  frigs  muots  durchs 
gebirg  uf  den  Fryenberg,  für  Matsch  [Maiche  in  Hoch- 
burgund].'  1499,  Ansh.  Friberg,  eine  Gegend  unter 
der  Kirche  von  GRValz.  —  Frei-berger:  ein  auf 
den  Weiden  des  Bezirkes  BFreibergen  aufgezogenes 
Pferd  B.  .Unsere  einheimischen  Schläge,  wie  z.  B.  das 
hochgeschätzte  Freiberger  Pferd.'  Schweiz.  Bauer  1898. 

Guggis-:  nur  in  Ortsn.  Am  bekanntesten  als 
Name  einer  Gemeinde  im  B  Amt  Schwarzenburg.  Iez 
schwig  und  folg,  süsch  muesch  i'  's  ff..'  Drohung 
gegenüber  unartigen  Kindern  BU. ;  ein  Nachklang 
davon,  dass  im  XVI.  und  XVII.  der  Kanton  Bern  Vaga- 
bunden nach  G.  abzuschieben  pflegte.  Jenzer  1869. 
—  Guggis  -  berger.  Du  chunnst  daher  wie-n-e' 
Guggisberger,  in  unordentlichem,  wunderlichem  An- 
züge BE.;  mit  Bez.  auf  die  eigentümliche  alte  (nun 
abgekommene)  Tracht  der  Guggisberger.  Guggisber- 
gerli,  eine  Art  Tabakspfeife  der  Berner  Bauern.  ,Das 
ist  ein  Guggisberger  Kratten:  er  hat  nur  Wände  und 
keinen  Boden',  Spott  auf  einen  Landmann,  der  sich 
an  der  Kirchweih  dem  stillen  Trunk  ergibt.  AvArx 
1899.     Vgl.  auch  G.-Rechen. 

Ältere  Formen:  ,Mons  Guccha.'  1076;  .Montcuchin.' 
1182;  ,nemus  quod  Chucansperc  vocatur.'  1148;  ,Guggis- 
berg.'  1426.  Der  Name  findet  sich  auch  anderswo;  so  in 
BDürrenroth  (.auf  dem  G.'),  Erlenbach,  Höchstetten,  Sumisw. ; 
L  (,von  dem  guot  ze  Guggisberg.'  XIV.,  Rodel  des  Gottes- 
hauses im  Hof);  ThWeinf.  (hoher  Nagelfluhhügel,  auf  dem 
das  Schloss  Thurberg  stand).   Vgl.  auch  Gr.  Myth.  »  392.  3  645. 

Geiss-:  Bergweide  für  Ziegen  Uw.  Auch  als 
Lokalname  AaB.  (schon  1378),  Vill.;  BÜberw.;  Th 
Egelsh.;  ZStdt.  —  Geiss-berger:  eine  Art  Granit, 
erratischer  Block  B;  Gr;  S;  ibTb;  Ndw;  ZKn.  ,Item 
sollen  die  Müller  keineswegs  weiters  zween  Melser- 
steine  zusammen,  sonder  allwegen  ein  G.  mit  einem 
Meiser  brauchen.'  1671,  L.     Vgl.  noch  G. -St  ein. 

Gnaden-:  erdichteter  Ortsname.  , Das  Dorf  Fried- 
hausen auf  dem  Gnadenberg.'  Anf.  XVI.,  Hallers 
Bibl.  III  No  171  (im  Titel  einer  Satire).  —  Höch-. 
,1738  wurde  der  Balmhubel  abgehaget  und  denen  zu 
Dämpfeismatt  als  Zuflucht  und  Hoberg  angewiesen.' 
AKüchler  1886.  —  Niener-hi°-:  erdichteter  Berg- 
oder Ortsname;  im  Vexierbescheid  auf  die  Frage: 
Wohl'  gösch?  Uff  (der)  N.  BsStdt.  —  Haupt-.  ,Ist 
erkennt,  dass  förders  kein  H.  solle  geteilt  werden; 
was  aber  ander  gemein  Weidenen  anlanget,  soll  all- 
wegen nach  Erkanntnus  der  Landschaft  stan.'  1650, 
BSa.  Vgl.  Berg  2  d  $.  —  Herren-:  =  Berg  2  d  ß, 
sofern  er  sich  im  Besitz  einer  nicht  Landwirtschaft 
treibenden  (Patrizier-)Familie  befindet  BE.  (Anderegg 
1898).     Vgl.  H.-Alp  (Bd  I  195). 

Heuw-:  =  Berg  2  d  ß,  sofern  er  lediglich  zur  Ge- 
winnung von  Heu  benutzt  wird  BSi.;  Gl;  Gr;  W. 
Vgl.  Tsch.  60;  Anderegg  1897,  116.  144;  Tschudi, 
landw.  Leseb.  293/4.  ,Die  von  Fidris  mugent  den  ge- 
melten  höwberg  etzen  zwen  tag  im  brächet  und  dannen 
hin  sol  der  gemelt  berg  und  nieder  fryd  han  biss  acht 
tag  nach  Sant  Michelstag.'  1544.  Schiedsprcch  über 
.spen  und  stöss'  zw.  Fideris  u.  Jenatz  betr.  .die  Fidriser 


1559 


Barg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


15G0 


In, w berg.'  ,Die  Berggüeteren  sollen  über  das  ganze 
Jahr  gefreit  sein  und  soll  kein  Viech  darein  gschlagen 
werden;  wann  aber  Viech  in  den  Heüwbergen  pfent 
ward,  falt  dem  Meyer  vier  Piapart,  dem  Pfender  zwei 
Kreizer  für  jedes  Haupt  Grossviech.'  1660,  GnSchams 
Landschaftsbr.  ,Ihr  [der  Davoser]  Landsgelegenheit 
ist  ganz  lustig,  sonderlich  wegen  zweier  lustiger  fisch- 
reichen Seen,  wie  auch  wegen  der  schönen  hewreichen 
.Matten,  Hewbergen,  weidreichen  Alpen  und  Vichs- 
Sümrungen.'  FSprecherIö'72.  H.  als  Localname  B;  Gr; 
Scdw;  Th;  Z;  s.  Leu,  Lex.  X  146.  —  heuw-berge": 
das  Heu  im  Christmonat  vom  , Heuberg'  ins  Tal  schaffen 
BSi.  (ImObersteg);  syn.  d's  Heu"'  schleifen,  ziehen.  — 
Heuw-berger  ra.:  wer  die  Arbeit  des  ,Heubergens' 
besorgt  BSi.  Esse*  wie  en  H.,  mit  grossem  Appetit; 
syn.  wie  en  Trusch(er).     Auch  Familienname  B. 

Chue-,  Cftiie-Berg:  l.  =  Berg  2  d$,  sofern  er  als 
Kuhweide  dient  BFrut. ;  LE.  (Anderegg).  Der  Alteis 
sig  früeher  Chüeberg  g'si".  Am  Niese'  het-mw  bis 
z'  obrist  1(111°  Chüeberg.  Chüeberg  als  Lokalname  B 
Hasle  b/B.,  Rüedersw.,  Rüegsau  (im  vordere'  und  im 
hindere*  Ch.J,  Walkr.  —  2.  zur  Ernährung  einer  Kuh 
ausreichender  Berganteil.  Vgl.  Chue-Essen  (Bd  I  526). 
Die  Edlen  von  Scharnachtal  verkauften  1449  der  Stadt 
Bern  mit  ihrer  Herrschaft  Wimmis  ua.  auch  15  dazu 
gehörige  Kühberge  am  Stalden.  Gfo.  ,Wir  haben  der 
alp  Dannalp,  Stalden  und  Lachen  ein  stuelung  und 
besatzung  uffgelegt,  nämlich  120  kuoberg,  70  küe  und 
50  küe  da  uff  zu  triben.'  1520,  Obw.  ,[Bern  hat]  ir 
stat  Undersewen,  zuo  erkantnus  geleister  pflicht  und 
gelitens  Schadens  ersatzung,  hundert  küeberg  am  Se- 
vina  [Seitental  des  Lauterbrunnentals]  zuo  ewigem 
erblehen  gelühen.'  1529,  Ansh.     Vgl.  Berg  2  d  y. 

Chäle"-:  auch  Dim..  (erhöhter)  Richtplatz  Schw; 
Uw.  Dim.,  Name  eines  etwas  erhöhten,  ummauerten 
Platzes,  der  früher  als  Richtstätte  diente  LStdt. 
JBHSffl.  1813,  208  f.  behandelt  das  Chale'bergli  in 
einer  Charade,  welche  schliesst:  Wer  drüf  chunnt, 
lebt  g'wüss  nümme"  lang:  Gönd-mer  nit  z'  noch,  es  ist 
nid  Alls;  ach,  liebi  Lüt,  hiind  Sorg  zum  Hals.  ,Der 
Richtstatten  sind  zwo:  die  obere  nerapt  man  am  Kaien- 
berg, die  undere  by  dem  Hochgericht.  Da  würdt  es 
dann  in  der  Urteil  gemeldet,  an  welchem  Ort  die 
Execution  bschehen  solle.  Am  K.  köpft  man  und 
werden  glych  daselbs  begraben,  ettwan  rieht  man 
ouch  da  mit  dem  Brand;  unden  aber  mit  dem  Strän- 
gen, Brand  und  Bad.'  RCys.  um  1600.  ,Den  Statt- 
knechten gibt  man  von  jedem  Gefangenen  zum  Kallen- 
berg  20  ß,  den  Leufern  zum  Callenberg  10  ß.'  1640, 
L  Taxordn. 

Ahd.  chalobürg  bei  Notker;  vgl.:  ,Er  [Christus]  heizzet 
calvus  (chalawer)  föne  calvaria  (chaloberge),  dar  er  cruei- 
fixus  (kechriüzegot)  ward'  (Hattemer  II  165  a).  St.  erwähnt 
eine  „Kal(l)emnatte  in  LBerom.,  wo  vordem  das  Hochgericht 
stand."   .Kallenberg',  Walduame  Gl.    Auch  als  Familienname 

Bt;  Sf. 

Chole"-  Koli-:  Name  einer  Anhöhe  in  BsStdt, 
ausserhalb  der  alten  Ringmauer  von  1303  gelegen, 
seit  der  2.  Hälfte  des  XIV.  in  die  Ringmauer  einbe- 
zogen; urspr.  die  Freistätte  der  ,Giler'  (s.  Bd  II  212) 
und  Lahmen,  dann  auch  (lt  Spreng)  als  Schindanger 
gebraucht;  s.  Berg  1  b  ß.  Vgl.  nam.  Ochs  V  69/80; 
Bs  Taschenb.  1851,  1  ff.;  ferner  Friheit  5  (Bd  I  1267  f.) 
und  Kolenberg(er)-Gericht . 

.Der  Ort  hat  seinen  Namen  von   dem  Kohleuhrennen,  so 


allda,  als  äussert  den  alten  Stadttoron,  beschalle,  und  hiess  auf 
Kohlhäuseren.'  Bs  Chr.  1779,  11;  vgl.  dazu  Bs  XIV.  111. 
Eine  andere  Erklärung  gibt  Spreng,  Abhaudl.  1756,  34; 
nach  ihm  wäre  unser  W.  eig.  mit  dem  Vor.  identisch.  Vgl. 
auch  HÖsterley  1883,  328.    ,KoIcnberg',  Familienn.  1505,  B. 

Koli-berger:  ,wer  Dohlen,  Abtritte  udgl.  räumt' 
BsStdt;  früher  auch  der  Totengräber  (Seiler);  vgl. 
Ochs  V  70.  ,Es  gehörte  in  diese  Freiheit  auch  die- 
jenige Klasse  von  Leuten,  welche  in  der  Stadt  zu  den 
niedrigsten  Geschäften  verwendet  wurden.  Bei  der 
Pest  begruben  sie  die  Toten,  wofür  die  sog.  Kohlen- 
berger  noch  bis  in  die  jüngste  Zeit  das  Privilegium 
genossen,  von  jeder  Leiche  in  der  Stadt  eine  kleine 
Abgabe  zu  beziehen;  sie  reinigten  die  Cloaken,  fegten 
die  Kamine  und  leisteten  auch  bei  Executionen  Dienste, 
sie  waren  Diener  des  Nachrichters.  Seitdem  (1438) 
ein  Kornhaus  errichtet  worden  war,  dienten  sie  in 
demselben  als  Sackträger.'  Bs  XIV.  .Diese  Leute,  so 
eigentlich  die  Todtengräber  in  Pestzeiten  sind  und 
noch  heutigen  Tages  ein  gewisses  von  allen  Leichen 
beziehen,  wohnten  samt  dem  Scharfrichter  an  gleichem 
Orte,  wie  heut  zu  Tage;  nunmehr  werden  sie  meisten- 
teils zu  Säuberung  der  Gefangenen,  der  Gefängnisse 
und  der  Cloacken  gebraucht.'  Bs  Chr.  1779. 

Kilchs-Berg:  Kirchhöre.  .Zuo  Rinegk  in  Taler 
kilchsperg  gelegen.'  1465,  Alteidgen.  Arch.  ,In  der 
ganzen  Kilchsperg.'  1629,  ZSth. 

In  der  Form  Chirch-,  Chilch-ß.  häufig  als  Name  von  Ort- 
schaften, so  in  Aa;  BsL. :  B;  GT. ;  Th ;  Z.  Vgl.  Bd  III 
233  Anm.  Als  Bergname:  .Kilchberg,  rauher,  stotziger  Berg 
an  der  Aren  im  Gebiet  der  Stadt  Bern;  wilder,  hoher,  einem 
Kircheudach  gleichender  Berg  Schwlluo.'   Leu,   Lex. 

Kien-.  ,Es  gibt  auch  noch  einzelne  Bergweiden 
im  obern  Rheintale,  welche  man  die  Kienberge  nennt, 
und  die  ebenfalls  mit  Kühen  besetzt  werden,  wo  aber 
die  Talbewohner  alle  Morgen  und  Abend  die  Milch 
zu  ihrem  Hausgebrauch  in  die  Dörfer  herunter  tragen.' 
Steinm.  1804,  275;  vgl.  auch  Anderegg  1897,  175. 

Wahrsch.  identisch  mit  Chüe-B.;  zur  Form  des  ersten  Teils 
vgl.  Chue-Essen  (Bd  I  526)  mit  Anm.  , Kienberg',  Ortsname 
SNA.   (.Küenberg.'    1499,  Ansh.). 

Leber-:  der  Jura.  ,Der  Berg  Jura  genambt  der 
Läberberg.'  RCys.  , Diejenigen  roten  Steine  oder  Ge- 
bürge,  inuert  welchen  als  in  einer  Schalen  die  Erz- 
Aderen  streichen,  aber  zum  Gebrauch  unnütz  sein, 
heissen  sie  Leberberge,  von  der  Farbe.'  JJSchedcbz. 
1706.  Spec.  der  Abhang  des  Juras  zw.  Solothurn  und 
Grenchen.     Vgl.  noch  Leber  4  (Bd  III  976). 

Maie--:  =  Vor-B.  GA.,  Ms,  oRh.,  W.;  „Z."  Syn. 
Mai  3  (Sp.  3). 

Häufig  als  Ortsname,  so  in  AaSins  (.Meigenberch.1  1247; 
,Meienberg.'  1255;  1278;  1303);  BsHemmik.  (,Mai-B.') ;  B 
Zweisimmen:  GOHelfeuschw.,  Jona  (.Mayenberg.*  1444),  W. ; 
ThLanzenneunf. ;  Zg  (,ze  Meienberg."  1296);  wobei  aber  kaum 
überall  die  angegebene  appell.  Bed.  zu  Grunde  liegt,  sondern 
zum  Teil  eher  an  eine  poetische  Benennung  ähnlich  wie 
Maien- Wand,  Bluemen-Biry  zu  denken  ist.  Auch  als  Familien- 
name.   1379,  UwSa. ;   1391,  AaB.;    1489,  Zg. 

M8ss-:  Gemeindebergweide,  danach  benannt,  dass 
der  vom  Hüter  oder  Pächter  an  die  Anteilhaber  ab- 
zuliefernde Käseertrag  nacli  dem  Durchschnitt  der 
zweimal  jährlich  stattfindenden  Milchmessung  bestimmt 
wird.  Alpenw.  (SJura).    Vgl.  noch  bergenl,  M.-Tag, 

Nüere"-:  Nürnberg  Bs;  Th;  Z.  Was-men  im 
Bernbiet  chäset,  und  was  si  z'  N.  chöustle*  —  lueg,  us 
der  ganze"  Welt  si"  Sache*  dö  zum  Verlese'.  Breitenst. 


lr.t;  i 


Barg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


1502 


1863.  —  Nüere"bSrger:  1.  Bewohnor  von  Nürnberg. 
RA.:  Ich  gäne"  wie  d'  Nüere'berger  under-em  liege" 
dure\  Dan.  —  2.  der  Nürnberger  Trichter  Bs.  Es  Eim 
mit-em  N.  i'schütte".  —  3.  (l)iin.)  früherer  Name  der 
Leckerli  Bs.  —  4.  (Dim.)  eine  Art  Bratwürstchen  ZStdt. 

Balle"-:  (einer  .Ankenballen'  ähnlicher)  vorsprin- 
gender Hügel  oberhalb  BBr.  —  Balche"-  Balle"-. 
,Auf  den  beiden  Erhebungen  im  Sempachersee,  die  in 
alter  Zeit  vom  Volke  Ballenberge  genannt  wurden, 
laichten  die  schmackhaften  Fische  [die  Baiehen]  im 
Moose,  das  heute  fast  ganz  abgestorben  ist.'  Liebenaü 
1897,  135;  vgl.  ebd.  137.  —  Bann-:  gebannter  Berg- 
bezirk, a)  vom  Wildbann.  .Bamberg,  wie  weit  er  gehe 
und  wo  er  anfange.  Es  ist  der  bamberg  einglegt,  dass 
niemand  darin  jagen  noch  schiessen  soll,  ausgenom- 
men die  schädlichen  tier.  Es  soll  auch  niemandt  kein 
hundt  in  das  gebürg,  hohe  weiden  und  alpen  nemmen, 
damit  das  gwildt  hierdurch  nit  verjagt  und  getriben 
werde.'  ApI.  LB.  1585.  ,Der  Banbergen  halber,  darin 
die  Tier  gefryet,  sol  niemand  fürhin  Tier  oder  Gflügel 
schiessen  noch  fachen.'  1607,  U.  .Klyster,  Stanserhorn 
ua.  waren  [im  XVII.]  Bannberge,  wo  die  Gemsen  das 
ganze  Jahr  nie  geschossen  werden  durften.'  AKüchler 
1895.  —  b)  vom  Waldbann.  ,Auf  der  östlichen  Seite 
des  Fleckens  Altorf  ist  der  jähe,  waldige  Bamberg 
oder  Banberg,  weil  niemandem  erlaubt  ist,  nur  ein 
Bäumgen,  viel  weniger  eine  hohe  Tanne  zu  fällen,  bei 
schwerer  Straf  vor  die  Übertreter,  damit  nicht  etwa 
Bäume  oder  Steine  herabfallen,  welche  den  Häusern 
und  Ställen  den  Untergang,  den  Menschen  und  dem 
Viehe  aber  den  Tod  bringen  würden.'  JJScheüchz. 
1746.  —  Bure"-:  genossenschaftliches  Senntum  im 
Besitz  einheimischer  Bauern  BE.,  Thunersee. 

Blatte"-:  Berg  bei  GLSchwanden  mit  Schiefer- 
steinbruch. —  Blatte"-bergler:  Mitglied  der  zur 
Ausbeutung  des  Schieferbergwerks  gebildeten  Ge- 
nossenschaft GLSchwanden.  —  .Blattenberg'  als  Ortsn. 
auch  in  GWattw. ;   UUuterschächen. 

Blätsch-:  scheibenförmiger  Stein  oder  Stück 
Eisen,  womit  nach  einem  als  Ziel  aufgestellten  Stock 
geworfen  wird  SThierst.  —  Brejer-.  Brejerberger 
Stückli,  Schildbürgerstreiche  W.  Vgl.  Nätisser  (Sp. 
849).  —  Reb-:  Weinberg,  allg.  ,Ein  Abt  steckt  seinen 
Stab  stets  in  einen  guten  R.',  sprw.  mit  Bez.  auf  den 
guten  Wein  in  den  Klöstern.  ONägeli  1898.  —  Rebel-: 
scherzh.-iron.  für  Leber-B.  S.  Vgl.  reblen.  —  Ross-: 
Bergweide  für  Pferde  am  .Hohen  Rohnen'  Z.  Berg- 
name Schw.  Ortsname  Sch;  ZTöss.  —  Senn-:  Berg- 
weide für  Vieh  BsL. ;  BE.  (Anderegg);  S.  Das  iseh 
aber  e"  S.  g'si",  die  Lungere",  dass  me"  wlt  und  breit 
hei"  schönere"  g' fände"  het;  feufezwänzg  Chile  sige" 
uf  der  Weid  g'loffe",  so  dick  und  feiss,  's  war  uf 
keiner  e"  Tropfe"  Wasser  Mibe"  stö*.  Hausfrh  1885/6 
(BsL.).  ,Der  Arnenberg  [BSa.],  ein  S.  oder  eine  Söm- 
merungsalp.'  Jahn  1857.  —  Sinne"-:  die  Sonnenseite 
eines  Bergrückens  GrA.;  üw.  ,Die  vorherrschenden 
Waldungen  sind  die  Nadelhölzer,  besonders  in  den 
höheren  Teilen  der  Gebirge  und  an  den  sogenannten 
Schattenbergen ;  die  Laubhölzer  gedeihen  mehr  in  den 
tieferen  Teilen  und  an  den  sogenannten  Sonnenbergen.' 
Uw  Gem.  1836.  Übertr.  Ich  han  g'meint,  Eini  ab-em 
Sunniberg  [eine  leichtlebige  Frau]  mit  zerrupften 
Schuehnen  und  in  den  ersten  fü"f  Wuchen  schon  d's 
Zandwe  nützi-mich  nüd,  und  an  Einre"  van  der  Schat- 
tensiten   hei-me*   in-ere"  ehalten  lengen    Winternacht 


auch  nüd  Warms,  sagt  ein  alter  Hagestolz.  Schwzd. 
(GrA.).  Als  Lokalname  B;  L;  Th;  Z.  —  Schaf-: 
Bergweide,  die  nur  noch  für  Schafe  geeignet  ist  Ap; 
B;  Uw.  ,Uie  Gamchialp  [BFrut.],  eine  schöne  Alp  mit 
30  Kührechten  und  Sch.  für  500  Schafe.'  Jahn  1857. 
—  Schenken-  (FvTschudi),  Schenkel-  ZLimm., 
Schenkli-  AABb.  In  der  Abi.  Sch-er,  Name  der  Gut- 
edeltraube.  —  Schatte"-:  die  Schattenseite  eines 
Bergrückens;  s.  Sunnen-B.  —  Schnuder-.  .So  man 
den  Sehn,  hat  bstigen,  tuot  es  [das  Schlaraffenland] 
der  lingken  band  nach  ligen.'  Froschauer  Wandkai. 
1566.  S.  noch  Golggen  (Bd  II  233).  —  Schnügge"-: 
„eine  Anhöhe,  an  welcher  der  Fusspfad  sich  herauf- 
windet   Th."     Weiler    auf   einer  Anhöhe  bei  AAÜftr. 

Sehne"-:  wie  nhd.  Spec,  der  Glärnisch  GA.  — 
Schne™-b erger  m.:  1.  Pflanzenname,  Bergwohl- 
verlei,  Arnica  mont.  GrD.,  He.,  Pr. ;  PA1.  —  2.  aus 
den  zerriebenen  Blättern  von  1  bereiteter,  starker 
Schnupftabak  B;  GRHe.,  Pr.;  Th;  Z.  —  Schne"- 
bergeri"  (PI.  -erne")  f.  GRHe.,  -bergerne"  (PI.  unver.) 
f.  GßPr. :  -  Schnew-berger  1. 

Schrgcke"-.  In  der  Abi.  Schrecke"-berger :  1.  Name 
einer  Scheidemünze.  1621,  Absch.  V  2,  182.  —  2.  in 
der  RA.  Eim  en  Sehr,  i'jage",  Schrecken  einjagen 
Sch  (Kirchh.).   —   Vgl.  Gr.  WB.  IX  1672. 

Spiegel-:  Name  von  Anhöhen,  die  früher  als 
Warte  dienten  BLotzw.,  Suinisw.,  Seeb.  Auch  Gr 
Trimm.  (Weinberg).  —  Stei"-:  1.  ,der  massive  Fels 
oder  der  ganze  Felsberg  in  seiner  Nacktheit.'  JRWyss 
1822.  ,[Die  reichen  Hirten]  verlachten  den  Grübler 
im  St.  [den  Kristallsucher].'  ebd.  —  2.  Bezeichnung 
von  .Gebirgen,  die  durch  Einstürze  und  Umwälzungen 
entstanden  und  aus  lauter  Schutt  gebildet  sind.' 
JRWyss,  Skizze.  —  Sterne"-:  1.  Name  eines  Berges 
an  der  Grenze  von  Aa  und  L  und  eines  darauf  liegen- 
den Hofes,  eines  Bergdorfes  im  ZO.  (bei  der  Dorf- 
kirche erhebt  sich  der  Sterns-Berg),  mehrerer  nun  ab- 
gegangener Bergschlösser  in  B  und  S;  vgl.  Leu,  Lex. 
XVII  620/1.  —  2.potzSt!  euphem. Fluch  B;  Th;  Z. — 
Ditti-:  Name  eines  Hügels  bei  SZuchwyl,  mit  einem 
Brünnlein,  aus  dem  die  Hebammen  die  kleinen  Kinder 
holen  sollen.  Ein  jämmerliches  Geschrei  am  D.  deutet 
auf  schlechtes  Wetter.  Nach  der  Sage  rührt  es  vom 
Geist  eines  grausamen  Zwingherrn  her,  dessen  Burg 
einst  am  D.  stand;  seit  seiner  Ermordung  zieht  er 
als  schwarzer  Jäger  mit  einer  Meute  von  dreibeinigen 
schwarzen  Hündlein  jeden  Morgen  und  Abend  unter 
gewaltigem  -4fto6-rufen  zur  Jagd  aus.  —  Sin-wöl-: 
1.  ,Bi  unser  stat  zuo  St  Gallen  ist  ain  berg  haisst 
Rotmont,  ist  uf  tütsch  der  Senwelberg.'  Vad.  Ein 
, Semelenberg'  bei  GKriess. ;  in  Urk.  des  XV./XVI.  in 
den  Formen  ,Sinwel(l)en-,  Simblen-,  Simel(l)-,  Sim(b)- 
ler-,  Semblen-,  Sembier-,  Sewelen-B.';  s.  Hof  Kriess. 
(Register).  —  2.  Simeli-B„  in  einem  Volkslied  aus 
BG.;  vgl.  LTobler,  Volksl.  II  199  ff.  Auch  der  Name 
des  Berges,  in  den  der  Rattenfänger  von  Hameln  die 
Kinder  führte;  er  öffnete  sich  auf  den  Ruf:  Berg 
Simeli,  tue-di'h  üf!  ZZoll.  f 

We'llen-:  Eigenn.  Bes.  bekannt  als  Name  eines 
in  der  Limmat  stehenden  Turmes  in  ZStdt,  der  urspr. 
einen  Teil  der  Stadtbefestigung  bildete,  seit  Anf.  XIV. 
als  Gefängniss  diente  und  1837  abgetragen  wurde; 
vgl.  Vög.-Nüsch.  236  f. 

.Wellberg',  Berg  und  Höfe  LGrossw. ;  wozu  wahrsch. : 
.predium    in  Wellenberg  II    scapulos."    1408,    Gfd   (redditus 


1563 


Barg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


1564 


rcctorum  ecclesie  in  Ruswil)  und  .den  Marpach  uff  hinder 
dem  vordem  Wellenberg  dur  nider  in  den  Brunnwald.'  14-24, 
Seg.  RG.  (Grenze  zw.  Ruswil  and  Amt  Willisau);  ,Wel)-\ 
auch  .Wallberg'  LWillis.  I.Wellenberg.'  1386,  Gesehfo.  Ges.; 
1  177.  Jahrzeitb.);  .Wellenberg',  Schloss  und  Hof  bei  TliFr. 
(.Welleubiii-h.'  1248;  nach  Peter  aus  dem  Geschlecht  derer 
von  W.  wurde  der  Biberturm  in  ZStdt,  den  er  1533  kaufte, 
,zum  W.'  genannt.  Vög.-Nüsch.);  ZStäfa  (Weiler),  Weiningen; 
.im  W.'  BOberwyl  (2  Häuser).  —  Als  Familienn.  1477, 
LWillis.  Jahrzeitb.  (.Margret  Walenbergin');  1502,  LWillis.; 
1585,  LSchötz. 

Walser-Berg.  E"  Walserberger  =  Balf rieser  (Sp. 
1155)  GW.  —  Zins-:  Bergweide,  die  gegen  Zins  zur 
Benutzung  verliehen  wird.  ,Von  etlichen  Zinsbeigen 
wird  bei  Handänderung  der  darauf  befindlichen  Rinder- 
weiden dem  Amtmann  ein  Ziegerrumpf  oder  das  Geld 
dafür  zu  Ehrschatz  gegeben.'  1647,  Absch.  (BSehw.). 
Als  Lokalname  ZPfäff. 

bergachtig:  bergig.  ,Es  ist  zimlieh  ruch  und 
b.  daselbst  herum.'  JJRüeger  1606.  .So  ist  auch  das 
Aussprechen  selbst,  allein  von  wegen  bergächter 
Landsart,  viel  sterker,  männlicher  und  rauher  worden.' 
Guler  1616. 

bergele»  ApH.,  K.,  M.,  begele*  Ai>L:  unpers.,  nach 
Bergweiden  aussehen,  an  das  Leben  auf  solchen  er- 
innern.    Bö  hergeht  's  a'fenge". 

„Bergeler"  m.:  wer  auf  oder  an  dem  Berge 
wohnt,  im  Gegs.  zum  Talbewohner. 

Über-be'rgemer  m.:  der  jenseits  des  Berges  xax' 
££oxtjv  (in  diesem  Falle  des  Seerückens)  Wohnende 
TiiHw.,  Nussb.;  ZSth. 

Die  Bildung  nach  Stammemer  (Bewohner  von  Stammheim); 
vgl.  Buechemer,  Bewohner  von  Buch,  und  Bd  II    1277  o. 

berge"  I:  1.  intr.  a)  sich  als  Senne  den  Sommer 
durch  auf  einer  Bergweide  aufhalten  BO.;  F;  „LE.; 
S."  Er  berget  uf  Sefene",  am  Huti.  Ist  dann  auch 
noch  die  Frühlingsschule  absolviert,  so  ist  Freund 
Schulmeister  Senne  wie  alle  Andern,  zieht  mit  seinen 
Tieren  auf  die  Alp  und  ,berget.'  Osenbrüggen,  W. 
Geradezu  =  Älpler  sein  von  Beruf  BL.  Auch  vom 
Viehbesitzer:  Vieh  zur  Sommerung  auf  einem  ,Berge' 
haben  S.  Jo,  hätt  der  Dönel  [der  jetzt  als  Geist  um- 
gehen muss]  doch  zur  selbe'  ZU,  wo-n-er  a's  Senn  vom 
Unger-Grenche'berg  mit  Chnechten  und  mit  Mägde" 
g'hüset  het,  am  Messtag  d'  Wog  lo"  si"  und  nid  ver- 
feltscht,  so  hätt  auch  jeder  Bio;  wo  'berget  het,  a"  Chäs 
und  Anken  übercho",  was  recht  und  billig  ist.  Schild 
1860.  —  b)  auf  einem  ,Heuberg'  heuen  GRTrinim. 
c)  , wildheuen'  GRKlost.  (Tsch.),  Seh.  Syn.  alpen- 
heuwen  (Bd  II  1817).  —  2.  tr.,  ein  Stück  Weideland 
in  einen  Berg  (i.  S.  von  2  d  ß)  umwandeln  Schw.  Bald 
da,  bald  dort  wird  ein  Stück  von  einer  Senntenweid 
abgetrennt,  das  Stück  wird  .geberget'  und  wandelt  sich 
in  ein  kleines  Heimwesen  um.  Alpenw." 

„ver-:  mit  bergen  [i.  S.  v.  1  a]  verlieren";  z.B. 
dadurch,  dass  es  nicht  rationell  betrieben  wird  „B; 
LE.;  S." 

Bürger  m.:  =  Bergeler  BHL;  GRUe.,Pr.;  L;  Now; 
Zg.  Gegs.  Bödmet-  (Sp.  1032).  Gewöhnlich  lokalisiert: 
Bewohner  von  St  Beatenberg  BHk.,  Bewohner  der  über 
Schiers  liegenden  kleinen  Berggemeinden  Gr  vPr. 
(Muslrihcr-,  Strilscr-)  Ji..  Bewohner  des  Mastrilser 
Berges  GitHe.  Säg,  Chlevi,  sind  vil  TM  -'  einleite" 
g'si'S  B.  würd  's  g'wüsser  nid  sa  vil  g'ha*  ha",  die 
sind  jetzen  im  Langsiwirch  [Frühlingsarbeiten]  dinne' 


und   für   de'  wit  Weg   z'  fül  und  z'  müed.    Schwzd. 
(GrPi.).     S.  noch  Kapritzi  (Bd  III  401). 

Als  Familienn.  B;  Gr;  Z;  1320/30,  ZFlunt.;  1371/14(15, 
Z;  1421,  Schw:  1581,  ZMettm.  ,Im  B.',  Lokaln.  ZHegnau. 
Über-:  =  Über-b'ergemer ;  spec.  von  den  Bewohnern 
«les  Engadins  GrD.,  des  Schanfiggs  GrD.,  Pr.,  von  den 
Sajisern  und  Trimmisern  GRValz.  En  Überbergeri", 
eine  aus  dem  Engadin  oder  Sehanfigg  herstammende 
Kuh  GrD.  —  Ene°t-:  wer  jenseits  der  Berge  wohnt, 
bes.  von  den  Engadinern  Gr.  —  Abi.  ene't-bergisch. 
ebd.  .Ennetbergische  Räte.'  Helv.  Cal.  1780;  vgl. 
ene't-birgisch. 

Berget  m.:  die  Zeit  des  Wildheuens  GrScIi. 
ge-berget  'berget :  gebirgig  Ap.   E''hergets  Land. 
Bergi  f.:  Name  einer  .bergfarbigen'  (nach  JRWyss 
1817,   563   .bärenfarbigen')    Kuh    BO.     S.  Berg-Farb 
(Bd  I  988),  b.-farb  (ebd.  989).    .Bergen'  f.  1718,  S. 
(g*-)bergig:  wie  nhd.  L;  Th;  Z. 
bergisch  bergseh  ApH.,  begsch  ApI.:   1,  =  dem  Vor. 
Ap  (TTobler).  —  2.  „begsch,   einer   Alp   ähnlich    Ap. 
Es  ist  b." 

Bergle"  s.  Berg-Bir  (Sp.  1492).  .Habent  Turgoii 
duas  pirorum  species,  quae  non  alibi  proveniunt,  Berg- 
len  et  Bründlen  ipsi  vocant,  hoc  est,  pira  montana  et 
lontana:  quoruni  illa  montanis  locis,  hsec  in  palustri- 
bus  eopiosius  enaseuntur.'   JJWagn.  1680. 

Bergler  m. :  \.  =  Berger  BE.;  Gr  (allgemeiner  als 
Berger);  Uw;  Zg;  Z.  ,Hier  [auf  dem  Wege  zur  Lü- 
dere'-Chilbi]  der  urchige  B.,  unter  dem  Arm  die  älbe 
halbleinene  Kutte,  im  Munde  die  Tabakspfeife,  in  der 
Tasche  neben  dem  Zündhölzchen  immer  noch  Feuer- 
stein, Schwamm  und  das  mächtige  Feuerschlagmesser, 
in  der  Rechten  den  wuchtigen  Haselstock.'  Schweizer- 
Baüer  1898  (BE.).  Spec.  von  den  Bewohnern  der  (ie- 
meinde  Zollikerberg  ZZoll. ;  die  Einwohner  der  (ie- 
meinde  Sachsein  zerfallen  in  Bodmer  und  Bergler. 
,1625  wurde  für  die  Bergler  zu  Schwanden  auf  der 
Gemeindeallmend  gegen  einen  jährlichen  Bodenzins 
von  10  Schill,  eine  Sägemühle  errichtet.'  Hagenb., 
Sigr.  —  2.  wer  auf  den  .Bergweiden'  als  Senn  tätig 
ist,  Älpler  (deutscher  Jura) ;  spec.  der  ,Hirt\  der  auf 
den  Jungviehalpen  dieselbe  Stellung  einnimmt  wie 
der  Senn  auf  den  Kuhalpen  (W).  Anheregg  1898,  684. 
—  3.  f.,  verk.  aus  Bergler-Bir  (s.  Sp.  1492)  Ap;  G; 
Th;   ZO.,  S. 

Über-:  =  Über-berger  Z.  Spec.  von  den  jenseits 
des  Albis  (in  der  Gegend  von  Stallikon)  Wohnenden 
ZStdt;  sie  gelten  als  grob.  In  allgemeinen»  S.  der 
über  den  Bergen,  weit  entfernt  Wohnende,  auf  den 
man  sich  nicht  verlassen  kann  Z  (Spillm.). 

Bergschaft  f.  , Sämtliche  Berg-Anteilhaber  an 
einer  Alp  bilden  die  B.'  BGr.  Alpregl.  ,B.  und  Be- 
setzerschaft sind  von  einander  unabhängig  und  fähren 
getrennte  Verwaltung.'  ebd. 

Bergser  m. :  =  Berger,  spec.  von  den  Bewohnern 
des  Escherberges  LAltishofen. 

1 '.  e  r  g  sler  m. :  =  Bergler  1  L ;  Z  (Jucker).  Es  ,Braeo' 
brüeli'd  die  Beri/sler  Blieben,  dass  Eim  trümmlig  wird. 
JRoos  1892. 

Bergal  m.  Bs;  (iid'r.  (P-J;  Nnw,  Bergäle'  f.  Bs; 
'/.">.:  eine  Art  (feinen  Leinwand.  —  Frz.  per cale  f.  Für 
Hs;    /,    M    Betonung   der   eisten    Silbe   bezeugt. 

bergan :    eine  Farbenbezeichnung.    ,Dis  ist  kouf 


1565 


Barg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


15GÖ 


zuo  Leujon:  item  b.  1  pfd  bj  ahn  billichcn  1  ß  co- 
stenz  iL'  1478,  GMscr.;  nachher:  .zinober,  blygel, 
parisrot  [usw.].' 

Pergament  n.:  1.  (Perment  GG.;  „S",  Permat,  B- 
GrD.,  „Birment"  L  (Ineichen);  PAL;  W,  Purment,  B- 
Ndw,  sonst  meist  in  der  aus  der  Schriftspr.  entlehnten 
Form  Pergament,  Pergiment)  wie  nhd.  's  ist  wie  P., 
sagt  man  z.  B.  von  Tuch,  um  es  als  stark,  unzerreiss- 
bar  zu  bezeichnen  ZO.  E"  Bock  im  Pargiment  ha", 
in  schlimmer  Lage,  übel  dran  sein.  Wenn  äs  Weih 
einiseh  a*  das  verdammt  Goräschi-  Wasser  [Branntwein] 
g'uiihnt  ist,  da  hett  e*  Ma"  scho"  e"  wieste"  Bock  im 
Pargiment.  Der  Unbarmii.  1813  (U).  ,Und  Hess  an 
rächt,  sid  das  perment  wiriger  wer  dann  bapyr,  ob 
man  iro  der  urteil  an  perment  verschriben  ein  ab- 
schritt geben  sollt.'  1368,  Z.  ,Were  ouch,  daz  dirre 
brief  deheinen  gebresten  hetti  old  hienach  gewönne, 
es  were  an  dem  bermende,  an  der  geschrift  oder  an 
den  ingesigelen,  daz  sol  den  vorgenanten  Lampartern 
enkein  schade  sin.'  1384,  B.  .Bresthaft  werden  an 
berment,  an  siglen,  au  geschrift.'  1391,  GWallenst. 
,Der  selb  brief  ouch  ganz  und  geb  was  an  geschrift, 
an  bermit  und  an  insiglen.'  1400,  AaB.  ,Beid  rate 
hand  sich  bekennt,  was  ein  stattschriber  oder  der 
underschriber  briefen  oder  ander  geschritten  in  unser 
statt  namen  schribent,  so  der  statt  zugehörent,  in 
berment  oder  anders,  one  missiven,  daz  er  solichs  je. 
zu  vier  wuchen  einist  am  yngelt  verrechnen  und  da 
usgerieht  werden  sol.'  1477,  L.  ,10  gl.  die  han  ich 
gen  um  berment  eim  erbern  man  von  Ravensburg.' 
vor  1491,  Zg.  ,[Von  demselben  Mann]  hau  ich  bermet 
zuo  gesangbüechern  gekouft.'  ebd.  ,Sy  [die  Bücher] 
mit  guetem  bermet  und  costen  geschriben  warend.' 
Edlib.  ,Und  welicher  die  brief  uff  bergumen  wil  han, 
der  soll  ouch  das  berment  bezalen.'  1517/44,  Schw 
LB.  ,Uff  bapyr  oder  bärment  geschryben.'  Gualth. 
1553.  ,[Eine  Haut]  durchsichtbar  gleich  als  perment.' 
Vogelb.  1557.  ,Bly,  wachs,  schnüer,  bappir,  perment, 
das  macht  uns  guot,  gült  und  rent.'  B  Fasnachtspiel 
1558.  ,Aus  den  schaaffälen  wirdt  auch  perment  zu- 
bereitet, zu  der  geschrift  gebraucht  und  truck.'  Tiere. 
1563;  vgl.  it.  (carta)  pecora.  ,Scheda,  ein  blatt  papyr 
oder  perment,  zädel.  Membrana,  perment.'  Fris.  ;  Mal. 
.Lassend  dis  buch  in  schlechtem  berment  inbinden.' 
Äg.Tscbudi.  —  2.  (BirmeH  ZWthur,  BiermeH  Th 
Steckb.)  farbig  marmoriertes  Papier,  wie  es  nament- 
lich zu  Büchereinbänden  verwendet  wird.  —  3.  (Bir- 
met,  Dim.  Pirmetli,  PtrmeHKJ  als  Buchzeichen  ver- 
wendetes Bildchen  ZWthur.  Syn.  lli  (Bd  I  179).  — 
4.  (Birmint)  nur  präd.  in  der  Verbindung:  Die  Sä- 
gisse"  ist  B.,  zu  dünn  ausgeschlagen,  gedängelt,  so 
dass  sie  sich  leicht   (wie  Pergament)  verbiegt    ZNer. 

Mhd.  pergaminte,  pSrmint  mit  zahlreichen  weitem  Nbff. 
Für  ZWthur  wird  in  Bed.  2  auch  das  Masc.  angegeben. 
4  wird  durchaus  als  Adj.   empfunden. 

Jungfraue"  Jumpfere"-:  nach  dem  Volksglauben 
aus  der  Haut  von  Jungfrauen  oder  ungetauft  gestor- 
benen Kindern,  auch  von  ungebornen  Tieren  bereitetes 
Pergament.  , Segen  und  Gebete,  oft  in  Verbindung  mit 
dem  Anfang  des  Ev.  Joh.  auf  Papier  oder  Jungfern- 
pergament (das  aus  der  Haut  ungeborner  Tiere  be- 
reitet wurde)  geschrieben  und  bei  sich  getragen, 
dienen  als  Arnulet.'  HZahler  1898.  ,Hs  Blattmann  von 
Ägeri,  der  um  1597  wegen  Zauberei  sich  in  Luzern 
verantworten    musste,    hatte    unter   seinem    Apparate 


[uA.]  Jungfrauenpennent,  welches  nichts  anderes  war 
als  Pergament  von  einem  Lämmchen,  gut  für  Hauen 
und  Stechen.'  Lüt.,  Sag.  ,[Es]  ist  gewüss,  dass  solche 
Kraft  von  Natur  nicht  habend  die  Mittel,  das  Papyr, 
der  Jungfrawperganient,  die  Characteres  und  Buch- 
staben, die  hierzu  gebraucht  werden.'  Gwerb  1646. 
,Das  Jungferpergament,  also  genennt,  weil  es  aus  der 
Haut  eines  newgebomen,  vor  empfangenem  h.  Tauf 
gestorbenen  Kinds  gemachet  wird,  mit  sonderbaren 
Ceremonien  zubereitet  und  mit  gwüssen  Zeichen,  Wor- 
ten und  Namen  überschrieben,  ist  bei  Vielen,  frömbder 
Personen  Lieb  gegen  sich  zu  erwecken,  sehr  üblich.' 
Anhorn  1674. 

Vgl.:  , Manger  auch  karacteres  macht  ausz  pirmit  vir- 
gineura.'   HsViutler    1111   bei   Grimm,  Myth.  '  LV1. 

Pergamenter  m.:  Pergamentmacher.  .Burchart 
der  bermender.'  1303,  Bs.  ,Ira  Rinderniarkte  wohnten 
die  Bermender  oder  Berminer.'  Bs  XIV.  .Cunrat  Griess, 
der  bermiter  von  Hessenland.'  1424,  Z  Burgerb.  1637 
gab  es  in  Zürich  zwei,  1671  drei  Pergamenter.  ,Dem 
Pergamenter  Steiner  in  Zürich  um  9/4  Pergament  10  fl." 
1672.  Zubers  Tageb.  .[Die  Zunft]  zu  dem  Roten  Löwen 
oder  die  Gerwe,  da  sind  die  Pergamenter,  Rot-  und 
Weissgerwer.'  HEEscher  1692. 

pergamen  tin:  von  Pergament.  Es  pergimentins 
Helgli,  ein  Bildchen  auf  Pergament,  oft  als  Paten- 
geschenk verwendet  Ndw.  ,Zwoi  bermendine  bletter  in 
daz  erre  buoch.'  1380,  B  Stadtrechn.  .Missiven  und 
ander  etlich  verlegen  bergamäni  zettel.'  1532,  Vad. 
.Ungeacht  des  röinschen  babsts  isnem  und  bermentem 
gschütz  nam  er  [Friedrich  IL]  Rom  gwaltig  in.'  Ansh. 
.[Ich  bat  N.  N.]  ob  er  mier  weit  ein  bermentin  buech 
zu  kouffen  gen;  dan  ich  in  ein  mal  dry  hüpsche, 
grosse  biecher  gsen  verkouffen  und  wolfeil;  die  wil 
ich  den  stätz  vil  tischgenger  hatt,  hätte  ich  geren 
berment  kouft,  inen  zu  gen,  biechlin  drin  zu  binden.' 
ThPlatt.  1572.  S.  noch  gäben  (Bd  II  56),  ver-grlffen 
(Bd  II  716). 

Berge"  f. :  Obdach  GrPi\  Syn.  Scherm(en).  E" 
guets  G'tcüssni  ist  die  best  B. 

Hals-.  DazuHalsberger;  s.Helmer  (Bd  II  1204). 

Her-  Serberg  (modern),  Herb(e)rig  AaF.;  Bs;  B 
(Zyro);  Gr(P1.  -berge-);  S(BWyss),  He*rb(e)rig  GRPr.; 
Zu.,  Sth.,  Zoll.,  Herbig  S  (Schild),  Heberig  AaFu., 
Wohl.;  ZBauraa,  Wyla,  Heberi  ZFehralt.,  He-rbere' 
GRKlost.  —  f.:  1.  wie  nhd.  a)  Unterkunftsort  für 
Fremde,  Gasthaus,  a)  im  weitesten  Sinne,  der  leben- 
den Sprache  kaum  mehr  geläufig,  in  der  ä.  Sprache 
allg.  Dö  het-er  z'letscht  sl"  Herbig  auch  [der  Bettler 
bei  den  Bauern],  und  isch-es  blös  es  Bett  co"  Strau, 
so  lobt -er  doch  durch  's  ganze  Land  am  meiste'  no'h 
der  Büre'stand.  Schild  1853.  ,Do  gienge  er  [Hans 
am  Eggili]  ufhin  in  die  herberig  [des  Herzogs].  Do 
si  giengint  gegen  des  herzogen  herberg,  do  bekam 
inen  Schattenhalb.'  1500,  Absch.  (Verhör  betr.  den 
Verrat  zu  Novarra).  .[Die  armen  Leute]  müssen  vor- 
hin um  ein  herberig  luegen,  damit  sy  ir  heimwesen 
haben  und  nit  dörfen  auf  der  gassen  ligen.'  HPantal. 
1578.  ,Wo  aber  die  frömbd  Person  ehehafter  Ge- 
schäften halber  über  Nacht  verbleiben  wolte,  wird 
ihro  ein  Herberig  gezeiget,  darinnen  sie  über  Nacht 
verbleiben  muss.'  HCLav.  1644.  , [Christo  hat]  der 
Stal  des  unvernünftigen  Viehes  Platz  geben,  den  er 
in  der  Herberig   der  Bethleheiuiten    nicht  gefunden.' 


1S67 


Barg,  ber£.  birg,  borg,  bürg 


l.v,*. 


JMi'LLER  1073.  S.  noch  Bd  I  492  o.  ,Ze  h.  komen': 
,Wo  sy  [die  Käufer  der  Blanscheflar]  ze  herbrig  mit 
ir  kament,  und  do  nam  yderman  wunder  ir  scliöni.' 
1475,  Volksb.  .Zur  H.  legen-:  .Herzog  Sigmund  ward 
zu  Costnitz  ehrlich  empfangen  und  in  den  Einsidler 
Hoff  zur  H.  gelegt.'  Grasser  1625.  ,Ze  h.  sin':  ,In 
Scipions  huss  sind  fünf  hudler  ze  herberg.'  Morgant 
1530.  ,An  der  h.  sin-:  ,Die  Eidgenossen  hant  einen 
tag  gan  Luzern  gesetzt  uf  mitwuchen  in  osterfyrtagen 
ze  nacht  daselbst  an  der  h.  ze  sind.'  1445,  B.  ,Wir 
hond  also  keiserlicher  majestät  einen  andren  tag  an- 
gesetzt, uf  sontag  nach  Mathei  nachts  zuo  Lucern  an 
der  herberg  ze  sin  und  alsdan  alles  das  ze  handien, 
das  unser  notturft  ervordret  und  sich  gepürt.'  1515, 
Ansh.  .Einen  ab  der  H.  lösen';  s.  Bd  111  1441.  Dafür 
auch  ,aus  der  H.':  .Hielten  mich  die  heren  von  Fry- 
burg  erlichen  und  lösend  mich  us  der  herber  und 
zaltend  es  als,  was  ich  verzert.'  HsStockar  1519.  .Ist 
auch  befohlen  worden,  dene  [N.  N.]  aus  der  Herbrig 
zu  lösen.'  1653,  Bs.  —  ß)  in  der  heutigen  Spr.  be- 
schränkt auf  die  Gesellenherbergen  und  diesen  nach- 
gebildete gemeinnützige  Anstalten ;  in  ä.  Spr.  nur 
occasionell  in  dieser  Bed.  Da'  schmückt  noch  der  B., 
verrät  den  Handwerksburschen  ScaSt.  (Sulger);  syn. 
es  g'seUekt.  —  y)  ,die  elende  H.'  s.  Bd  I  17b'.  Über 
die  seit  1286  bezeugte,  1493  als  St  Jakobsspital  be- 
zeichnete , elende  H.'  zu  Bern  s.  Messm.  1831,  5.  55. 
,Cunrat  Küssnacher  ab  dem  Schwarzwald  hat  ver- 
gechen,  dass  er  ze  Bern  in  der  elenden  herbrig  ist 
gesin,  dass  er  ouch  die  statt  wolt  verbrennt  und  ver- 
raten han.'  1445,  B.  , Damals  ist  irgent  bei  3  Büchsen- 
schüss  ob  Kilchberg  [BsL.]  etwas  Wohnung  gewesen, 
die  eilend  Herberg  genannt.'  Worstisen.  —  b)  in  mehr 
abstr.  Sinne,  Beherbergung,  Unterkunft.  ,Es  sol  meng- 
lich wissen,  dass  wir  [der  Abt  von  Stein]  ünsern 
mayerhoff,  gelegen  ze  Burg  by  Strässberg,  habent  ge- 
lihen  Walthern  dem  mayer,  des  ersten  umb  ain  pfunt 
sechs  Schilling  haller  zins  uff  Sant  Martinstag  und 
umb  dry  herbergen,  die  erst  uff  den  vorbenempten 
Sant  Martinstag,  die  ander  uff  Sant  Hylaryentag,  die 
dritt  uff  den  Maytag.'  1287,  ScHSt.  , Wann  dann  aller- 
hand landstrychende  Krämer  [s.  Stümpel-Chräm  Bd  III 
812]  hochschädlich  und  besonders  den  Undertanen 
wegen  nohtgetrengter  Herberig  Bösers  ze  vermyden 
ganz  unerträglich.'  B  Mand.  1613/28.  , Weder  Wirt 
noch  ander  Lüt  sollind  derglychen  frömbdem  Gsind 
[Gauklern ,  Seilgängern  usw.]  Platz  und  Herberig 
geben.'  Z  Mand.  1650.  S.  noch  Volch  (Bd  I  801).  - 
2.  a)  (Miet-)Wohnung  für  Ortsfremde.  .Welicher  lius- 
lüt  anneramen  weite,  der  sol  keinen  husmann,  wer  der 
sige,  hinder  der  stift  und  den  pflägeren  unbefragt  und 
unerloupt  anneramen  und  insetzen,  es  sigind  glich 
frömde  huslüt  oder  die  schon  zevor  alda  one  der  stift 
vorwüssen  und  erlouben  sind  und  sich  von  einer  her- 
berg im  dorf  zuo  der  anderen  änderen  weltind.'  1573, 
Hotz,  Urk.  .Ruotschberger,  ein  tagnouwer  zuo  Schwa- 
mendingen,  von  Horgen  bürtig,  bat  umb  wyter  her- 
berig zuo  Schwamendingen.  Hat  dem  ziegler  gewer- 
chet,  und  da  der  Studer  die  huob  verkouft,  hat  er  die 
herberig  nit  mer  mögen  han.  Man  hat  im  vergunnen 
blatz  bis  Jobannis.'  1578,  ebd.  —  b)  (Miet-)Wohnung 
im  Allg.  AaFh.,  Menz.,  Bein.;  7,0. -f  ,In  eine  neue  H. 
ziehen',  eine  andre  Wohnung  beziehen.  ,Wann  ouch 
in  einem  Hus  zweierlei  ald  mehr  Hushaltungen  wärint 
oder  us  einem  Hus  zwo  Herbergen  gemacht  würden, 


solle  doch  dem  Hus  allein  syn  Grechtigkeit,  was 
daruf  gehört,  wie  brüchig  und  nüt  ferners  gefolgen, 
in  Gstalt,  als  wenn  es  nur  eine  Hushaltung  und  die 
Behusung  noch  unverteilt  und  in  einer  Hand  wäre.' 
1627,  ZWetz.  .Ein  Haus  mit  drei  Herbergen,  zwei 
Tilenen  [Schlafgemächern  über  der  Wohnstube].'  1755, 
G  Freitags-Avisblättlein.  ,Ein  untere  Herberg,  Stuben, 
Küche,  Xebend-Kammer,  nach  zwei  Kammeren,  ein 
Ergeli,  einen  Keller,  ein  oder  zwei  Läden.'  ebd.  ,Wer 
Teil  an  ein  Herbrig  hat.  Als  dass  die  Parten  nit 
können  eins  werden,  so  mögen  sie  die  Stuben  und 
Küche  nit  teilen,  sondern  die  zwei  Gemächer  ungeteilt 
lassen.'  Gr  Erbr.  1831  (für  Bergün).  —  c)  Amts- 
wohnung. ,Es  hat  ouch  ein  Caplonei  alda  [in  Thayn- 
gen],  so  [in  der  Reformationszeit]  zuo  einer  Schri- 
berei  und  Schuolmeisterei  geraten  ist,  die  ouch  ein 
zimlich  Usskommen  und  eigne  Herberig  hat.'  JJKübgbr 
1606.  ,Ein  Predicant  von  Basel  hatte  zu  Kilchberg 
im  Tockenburg  ein  schlechte  Herberig.'  Schimpfr.  1651. 
—  3.  Wohnung,  Behausung  übh.  D'  H.  a'htege"  (Bs), 
a"g'schaue"  (ZBauma,  Wyla),  sich  darnach  umsehen, 
wie  die  Braut,  bzw.  der  Bräutigam  wohnt.  , Jetlicher 
vor  sinem  hus  und  herbrig,  da  er  inne  sesshaft  ist.' 
BStadtsatzg  1413.  ,Hie  sollend  junge  leut  ermant  sein, 
was  gfar  darauf  stände,  wenn  sy  sich  nachts  auf  den 
gassen  finden  lassend,  da  sy  irer  gescheiten  halb  wol 
möchtend  an  irer  herberig  beleiben.'  LLav.  1582.  Am 
16.  September  werden  die  eidgenössischen  Gesandten 
[zu  Paris]  in  des  Herrn  von  Bellievre  [eines  könig- 
lichen Rates]  .Herbrig'  berufen.  1595,  Absch.  ,Diewyl 
die  Vile  der  Trinkhüsseren  in  der  Statt  und  znechst 
darvor,  in  denen  man  Wyn  vom  Zapfen  schenkt,  An- 
lass  zur  Liederlikeit  gebend,  so  wellend  u.  gn.  H.  ver- 
botten  haben,  das  keiner,  der  Wyn  schenke,  in  syner 
Herberig  oder  Keller  Wyn  trinken  lasse;  doch  mag 
man  wol  Wyn  vom  Zapfen  uff  die  Zunft  und  Gesell- 
schaften wie  von  Alter  her  beschicken  und  ein  Jeder 
an  söllichen  Orten,  da  man  Wyn  schenkt,  Wyn  rei- 
chen und  daheimb  in  syner  Herberig  trinken  oder  uff 
ein  ehrliche  Zunft  gehn.'  1627,  Z  Ratserk.  Das  ,Her- 
berglin'  [die  Waldhütte]  des  Bruders  Claus.  JMabl. 
1674.  ,Nicht  weniger  werden  wir  auch  diejenige,  so 
ohne  Vorwüssen  unserer  verordneten  Almosenpflegern 
dergleichen  Persohnen  [mittellose  Eheleute],  welche 
nicht  unsere  Burger  sind,  in  ihre  Herberig  aufnemmen 
und  selbigen  Underschlauf  geben  wurden,  mit  ernst- 
licher Straaf  ansehen  und  empfindlich  büssen.'  1703, 
Z  Mand.  ,Auch  ist  es  klar  verordnet,  dass,  so  ein 
Fremder  allhier  liegende  Güter  oder  Härbrig  in  un- 
serer Gemeind  kauft,  so  mag  der  Verkäufer  oder  seine 
Freunde,  je  der  Nächste  zuvor,  den  Zug  [das  Vor- 
kaufsrecht] haben.'  Gr  Erbr.  1831  (für  Bergün).  Auch 
bildl.:  ,Ein  Herberig  und  Underschlauf  der  Künsten.' 
Jo.Hotz  1673.  —  4.  Haus  und  Heim  Aa  (Rochh.);  Ap. 
,Wie  der  jüngst  sun  sines  vaters  herberig  [das  Wohn- 
haus mit  den  zugehörigen  Wirtschaftsgebäuden]  be- 
sitzen mag.'  1489,  LE.  Landr.;  vgl.  Wil-Stein.  ,Zum 
Verkauf  angetragen:  Eine  Herberg  zu  Mosberg  in 
einer  sehr  schönen  und  fruchtbaren  Gegend.  Diese 
besteht  aus  einer  eigenen  Behausung  mit  einem  Web- 
keller, genügsamen  Stallung  und  Heuhaus,  Wiesen 
und  Waldung,  ferner  einem  sehr  wohl  angebrachten 
und  bequemen  Sommerhaus  und  reichlichem  Wasser. 
Eine  zweite  Heimat,  nahe  bei  der  ersteren.'  1805, 
ApHeris.   —  5.  Haus-,  Wohnrecht  AaF.;  Syn.  Schliss. 


1569 


Barg,  her?,  birg,  borg,  bürg 


1570 


D'  Mucter  hed  d'  Herbrig  a"'du»gc",  hat  sich  ausbe- 
dungen.  im  Hause  weiter  wohnen  zu  dürfen.  —  6.  als 
euphem.  Entstellung  für  Herr-Gott  in  Fluchformeln. 
Hä  z'  Herbrig!  Aa  (Rochh.).  Potz  Herb(e)rigs-Berg, 
potz  H.-Stern!  BsStdt. 

Ahd.  heriberga,  mhd.  herberge.  Als  volkstümliche  Form 
hat  wohl  durchweg  die  auch  in  unsrer  ä.  Spr.  bis  ins  XVIII. 
vorherrschende  Form  Herb(e)rig  zu  gelten,  Herberg  ist  Ent- 
lehnung aus  der  Schriftsprache.  Bemerkenswert  ist  es 
«  urspr.  *')  iu  der  ersten  Silhe,  das  wahrsch.  auf  einem 
grössern  Gebiete  gilt,  als  unsre  Angaben,  vom  nhd.  Schrift- 
bild beeinflusst,  erkennen  lassen.  Zur  Form  des  zweiten 
Teils  vgl.  Aum.  zu  Berg.  Heberig  und  Herbig  erklären  sich 
durch  Dissimilation.  Über  den  Schwund  des  aus],  -g  s.  Anm. 
zu  Birting  (Sp.  1503);  vgl.  auch  , herber'  bei  HsStockar  1519. 
In  weiterm  Umfang  hat  sich  die  ma/Form  noch  in  Lokal- 
namen gehalten.  Heberig  AaSt.  (Wirtshaus  bei  Teufental); 
BLeissigen  (kleines  Gütchen  mit  Wohnung);  Gl  (als  Name 
von  Alpen,  z.B.  in  der  Gemeinde  Matt);  LEscholzmatt  („die 
H.  an  der  Beiehle11,  d.  i.  eine  kleine  Höhle"),  Herbrig  Ap 
Speicher  (Häusergruppe);  BAffolt.  i/E.  (2  Häuser);  GrUVatz 
(Stallung  auf  den  Bergen);  LRain  (Hof,  ,Chaltunerbirga,' 
1236),  Herbrigen  W  StNiklaustal  (Dörfchen).  Berbligen  B 
ODiesbach  (Dorf).  ,Zur  Herberg',  frühere  Wirtschaften  in 
ApGais,  Her.  (1559),  Speicher.  ,Die  kalte  Herberge'  BsL., 
i*  der  ehalte*  Berberig  BLangenta]  (Weiler),  „die  kalte  Her- 
berig  am  Luteraargletscher,  eine  Höhle  unten  an  nackter 
Fluh,  in  welcher  zuweilen  Gemsjäger  oder  Reisende  über- 
nachten"; ,an  der  neuen  Strass  untenher  der  kalten  Her- 
berg gegen  die  Brunnmatten.'   1768,  BRoggw. 

Naeht-Herb(e)rig:  Nachtherberge.  En  arme' 
reise*der  Hamperchsburseh  bittet  um-e*  N.,  stehende 
Bittformel  ZO.,  S.  Hand  ir  na'h  hei"  N.?  Frage  an 
einen  Bettler  oder  Handwerksburschen,  der  am  späten 
Abend  noch  ein  Almosen  heischt  ZZoll.  ,Die  Wirt 
[sollen]  keinen  Frömbden  und  sonderlich  die  armen 
Passierenden  nit  usschlachen  noch  die  Nachtherbrig 
versagen.'  B  Mand.  1628.  —  Bilger-H.  ,Als  nun 
König  Albrecht  auf  St  Peters  Berg  in  der  München 
Hofe  (da  lang  hernach  ein  wolhabender  Burger  ein 
Bilgerherberg  den  Frömdlingen  angerichtet)  sein  Her- 
berig genommen.' Wurstisen.  —  Silvester-Herbrig: 
Name  eines  Hauses.  1567,  GfiOVatz.  —  Maien-sass- 
Härberig:  Sommerhaus  auf  einem  Maiensäss.  Der 
Chünig  [von  Italien]  hüs  es  Stückli  usser  der  Stadt 
in  Monza,  ica  er  eso  en  Art  M.  heig  GßKlost. 

herbergele"  her-:  dumpfig,  moderig  riechen,  von 
der  Luft  in  einem  Gemache  AaF. 

herberge"  he'rbere*  GRKlost. :  1.  intr.,  Herberge 
nehmen.  Uf-em  Heu  h.,  übernachten  GRKlost.  Die 
Ritter  und  Gäste  mögen  fahren  ,und  herbergen'  in 
den  Wirtshäusern.  Anf.  XIV.,  B  Handfeste.  ,Sy  her- 
bergetend  by  einem  frommen  wyrt.'  Morgant  153Ö. 
Auch  refl.  ,Rengnold  Hess  ussrüeffen,  dass  yederman 
vom  töden  ufhörte  und  sich  herbergetend,  und  daz 
die,  so  nüt  in  der  stat  beherbergen  möchtend,  wyder 
in  das  läger  füerend.'  ebd.;  an  andrer  Stelle:  ,sich 
herbergertend.'  —  2.  tr.,  beherbergen.  .[Die  Boten] 
herbern  und  enpfahen  mit  iren  pferden  oder  rossen.' 
GPfäf.  Urb.  ,Und  da  im  [Wilhalm]  nieman  kein  er 
wolt  antuon  noch  herbrigen  und  da  kam  ein  burger 
und  bat  in,  dass  er  herberg  mit  im  nein.'  1475,  Volksb. 
,[Die  Wirte  werden  angewiesen]  söllich  argwenige  lüt 
[räuberische  Landstreicher]  nit  ze  husen  noch  ze 
herbrigen.'  1485,  Ansh.  —  3.  mit  Dat.,  einem  Tiere 
(im  Stalle)  Futter  reichen.  Der  Hans  füert  der  Münch 
[ein  Pferd]  in'n  Gaststall  und  seit  zum  Stallchnecht, 
Schweiz.  Idiotikon  IV. 


er  soll  im  h.  und  dernö'*  tränke".  Er  het  der  Haber 
schön  g' fresse"  [usw.]  BsLie.  (Meier).  —  Mhd.  Herbergen 
in  Bed.    1   und   2. 

in-.  ,[Die  von  Caesar  geschlagenen  Helvetier]  kom- 
mend widerumb  in  ihr  verlassnes  Vatterland,  findend 
aber,  dass  es  von  frembden  Gästen  schon  besetzt  ist, 
begehrten  wider  einzuherbergen,  welches  ihnen  die 
Rhetier  nit  gestatten  wollten.'   Sprecher  1672. 

be-:  1.  tr.,  wie  nhd.  Ä.  Spr.  ;  gew.  in  der  Form  ,bc- 
herb(e)rigen.'  ,Den  fünften  dises  monats  war  ich  in 
Waralle  im  würzhus  zum  lämbli  beherbriget.'  1598, 
Ardüser.  ,In  das  Closter  beherbriget.'  RCvs.  Auch 
refl.:  ,[Ich]  beherbergte  mich  in  der  Blumen  [zu 
Basel].'  1810,  Z  Brief.  —  2.  abs.,  Herberge  finden; 
s.  herbergen  1.  —  Be-herberi°g:  =  Herbirg  3.  ,Item 
ist  gesetzt,  das  wann  jemand  sein  ligendes  Gut  ver- 
kauft, oder  ab  Schulden  gibt,  oder  das  ihme  ab  Pfand 
und  umb  anderer  dergleichen  Ursachen  halber  ge- 
nommen wurde,  es  sei  ligents  Gut,  Behärbrigen,  Pfand 
oder  erblechenes  Gut  (alleinig  aber  ein  Tauschmärkt 
ist  hierin  nicht  vergriffen),  so  mag  der  Verkäufer  vor 
mäniglichen  innerthalb  eines  Jahrs  und  Tags  den  Zug 
dazu  haben.'  Gr  Erbr.  1831  (Oberhalbstein  und  Tiefen- 

kasten).  —  Abi.  von  'beherbern,  Nbf.  zu  beherbergen,  wie 
, herbern',  herbere"  neben   herbergen  steht. 

Her-berger.  ,Der  usser  und  der  inner  H.',  Na- 
men von  Weingärten.  1315,  ZZoll.  ,Ein  halb  juchart 
reben,  die  man  nemmet  der  H.'  1372,  AaB.  —  her- 
berglich: gastfreundlich.  , Das  Paulus  demnach  an- 
zeigt, das  der  bischoff  solle  h.  syn,  das  ist,  die  armen 
bimsen  und  herbergen,  zeigt  noch  sterker  an,  das  er  ein 
hus  muess  han,  soll  er  ze  herberg  empfahen.'  Zwingli. 

Kriegs-Bergen  f.?  -Berg  m.?  ,Wo  seind  eure 
Mithelfer,  auf  welche  ihr  euch  mehr  als  auf  Gott 
verliesset,  und  ihnen  zu  Gefallen  ihre  Stadt-  und 
Landfarben  wie  die  Affen  an  euren  Kriegsbergen  und 
Straussfedern  getragen.'   DZwinger  1568. 

Wind-Berg  m.:  1.  Staffelgiebel  ZStdt  (JRRahn). 
—  2.  (gotischer)  Ziergiebel,  a)  am  viereckigen  Kirch- 
turm die  in  der  Vertikalrichtung  der  Seitenwände  vor 
dem  vierseitigen  Helmdach  emporsteigenden  Spitzgiebel 
L;  ZStdt.  Zoll. ;  „eines  der  vier  obersten  Turmgeschosse 
auf  der  Futtermauer  in  gipfeiförmiger  Gestalt,  worauf 
der  Fuss  des  Turmes  ruht  und  befestigt  ist  L."  Die 
Geschicklichkeit  eines  Steinwerfers  wird  von  den  Kna- 
ben in  ZZoll.  etwa  darnach  bestimmt,  ob  er  bis  zum 
Cliilehe"zU,  zun  Wimperge",  zun  fundere*  oder  obere") 
Bälchlene*,  zun  Nase"  oder  zum  Chnopf  ufe*  mag. 
,Im  Jahre  1870  sollte  der  so  harmonisch  aufgebaute 
schlanke  Helm  des  Turmes  [zu  LRickenbach]  mit 
Wimbergen  geschmückt  werden.'  MEsterm.,  Rick. 
,Der  Kilchenturn  soll  80  Schuo  hoch  werden,  one 
die  Windbergen  oben  daruff.'  1608,  L.  ,Man  hat  [dem 
N.  N.]  den  Kirchturm  verdingt,  sol  ihn  machen  in 
folgender  Gestalt:  nemlich  ein  Helm  mit  vier  welschen 
Windbergen.'  1656,  LSerap.  —  b)  oberhalb  eines  Chor- 
stuhls. ,[Der  Meister  soll  machen]  in  dem  chor  des 
vermelten  stifts  zuo  Sant  Peter  ein  gestüel,  darin  die 
tuomherren  und  cappellanen  da  selbs  zuo  ziten  der 
götlichen  diensten  stan  werden,  ungevarlich  mit  sechs 
und  fünfzig  stuelen  uff  bede  siten  und  nemlich  ob 
yegklichem  gestüel  mit  windbergen,  violen  und  capi- 
talen.'  1494,  Bs. 

Ahd.  wintblrga,  mhd.  wintberge  f.,  Schutzvorrichtung  gegen 
den  Wind,  gezackte  Mauerziune.     Iu  den  ä.  Belegen  lässt  sich 

99 


1571 


Barg.  berg.  birg,  borg,  bnrg 


1572 


nicht  immer  erkennen,  wie  weit  noch  das  urspr.  Fem.  oder 
bereits  das  jüngere  auf  Anlehnung  an  Berg  beruhende  Blase, 
vorliege. 

berge"  II:  1.  aufbewahren,  behalten.  ,Was  ouch 
toter  visch  in  der  statt  ist  oder  in  die  statt  koment 
der  zit,  als  man  gewonlich  visch  an  dem  markt  veil 
haben  sol,  die  sol  man  all  für  sich  und  unverzogen- 
lich  uf  den  markt  bringen  und  do  verkoufen  und  nüt 
lenger  bergen  noch  behalten  in  hüsern  noch  in  schiffen.' 
1359,  Z  Stadtb.  (wiederholt  1396.  1497).  --  2.  ver- 
bergen; spec.  verhehlen,  liiugnen  B  (Zyro).  ,Ob  uns 
aber  in  künftigen  witter  anlangte,  wollen  wir  uwer 
liebe  uff  ir  gesynnen  nit  bergen,  sunder  alzyt  bereits 
gemüets  für  ander  gar  gutwillig  mitteilen.'  1476,  Bs 
Chr.  Refl. :  ,Als  sumeliche  lüte  den  andern  für  daz 
gerichte  gebietent  und  danne  nicht  fürhin  wellent 
gan,  wan  daz  si  sich  bergent,  unz  daz  si  ir  fuoge  des 
gerichtes  sehent,  den  selben  lüten  sol  der  Schultheis 
fürhin  gebieten.'  1348,  Z  Stadtb.  —  3.  refl.  mit  Neg„ 
sich  nicht  scheuen.  .Sydtenmal .  .  .  aman  Richermuott 
sich  nit  borgen  ze  reden,  er  wisse  kein  zeichen,  wenn 
ein  gelöuff  käme  [usw.].'  1531,  Absch.  IV  1  b  939.  - 
Berge te"  f.  In  der  Verbindung  B.  mache',  Ver- 
steckens spielen  ZWylb/Rafz.  —  Bergi"s:  =  dem 
Vor.  B.  mache"  B;  LSursee;  ScHSt.;  SThierst.  — 
Bergli°s:  =  dem  Vor.  Bs;  s.  Seiler  24  b,  wo  noch 
eine  Unterart  des  Spieles  mit  dem  Namen  Spring-B. 
angeführt  ist. 

ver-berge",  in  ThHw.  -bÖsrge":  1.  wie  nhd.  allg. 
RAA.     Der   geringere  Leibesumfang   eines  Menschen 
gegenüber    einem  andern  wird  etwa  mit  den  Worten 
gekennzeichnet:    er   chönnt-sich  hinder-en  v.   Th;   Z. 
Me"  hett  g'meint,  me"  chönnt-sich  hinder-en  hindere"  v., 
sagt   man,    wenn    ein  anscheinend    kräftiger   und  ge- 
sunder Mensch  plötzlich  stirbt  G;  Z.    Sich  i"  d'  Clilä- 
der   v.,   abmagern    AAßb. ;    vgl.   i"  d'  Chleider   falle" 
(Bd  I  750).     Das   Ptc.   ver -borge"    in    adj.  Funktion. 
Der  verborge"  Stich,  Lungenstich  Z;  syn.  der  heim! ieh 
Stich.     Verborge"s  Harz  =  Büggeli- Harz  (Bd  II  1655) 
ZWangen.    E"  Pflästerli  vo"  verborgnem  Harz  ZPfäff. 
.Verborgenes  frisches  weisses  Harz.'  Z  Arzneib.    ,Wer 
den  zechenden  ze  Wettischwil  empfacht.  der  gipt  dem 
lütpriester  zuo  Stalligken  vier  verborgne  stuck.'  1562, 
Z  Verkornmniss.     Du  bist  verborgtes,   verbirgst  dein 
wahres  Wesen  W.  —  2.  unterlassen.    .Derglychen  vil 
so  ich  umb   geliebter   kürze   willen   ze   melden   gern 
verbergen.'   RCvs.   —   2  aus  dem  ä.  ver-beren  umgebildet. 
Ver-bergerli°s:  =  Bergli's  Bs  (Seiler). 
Ver-bergete":  =  dem  Vor.   ,Das  Verbergeten  ma- 
chen (blinde  Kuh,  Finsternegelen),  da  sie  [die  Kinder] 
sich  verbergen   und   einander    suchen.'    Spleiss  1667. 
V  er-bergeze":  =  dem  Vor.     V.  mache"  ScaSt. 
Ver-bergi"s:  =  dem  Vor.    AaF.,  Ke.;   B  (Zyro); 
„L;u  Tu;  „Zg;"  Z;    Syn.  Versteck  fl)i"s.     V.  mache". 
,Wie  solches  war  zu  sehen  an  letster  Staudenschlacht, 
da  sie  [die  Feinde]  Verbergiss  gmacht,  sich  in  den  Wald 
verschloffen,    zu   fliehen  nicht  aufghört'    1712,    Lied. 
Chn  üttel-Verbergi"s:  ein  dem  schoppen-ballen 
(s.  Sp.  1153)    entsprechendes    Spiel,    wobei   statt   des 
Balls  ein  Plumpsack  verwendet  wird  Aa  (Rochh.). 
Blinds- Verbergs:  =  Ver-bergi"s  W.    Bl.  machu". 
Stunggeli   (Zu.),    Stünggeli  (Z  lt  Spillm.)  -Ver- 
bergi's.    St.  mache",  coitum  facere  (Sprache  der  Nacht- 
buben). 


Ver-bergli°s:  =  Ver-bergi"s  Bs.    V.  mache",  spüe". 

Guggeli  -  berge":  =  dem  Vor.  AaBL  S.  Gag 
(Bd  II  155). 

„Bergola",  Bärgle"  f.:  „Gerüst,  auf  welches  man 
die  Weinreben  hinaufzieht,  um  das  Holz  vor  Fäulniss 
zu  bewahren"  W.   —  It.  penjula. 

(Ge-)Birg  Gibirg  GRlgis,  Pirg  Gl  tw.;  GrV.; 
GSa.;  ZElgg,  Wthur,  Birg  Gl  tw.;  GrD..  He.,  Pr.,  Seh., 
Schud.,  Tschapp.;  GuT.;  ZTu.;  „allg."  —  PI.  Birgi 
GrD.,  He.,  Pr.,  Seh.,  Tschapp.  —  n.:  1.  coli.,  wie  nhd. 
Gebirge,  a)  die  Berge  an  sich,  im  Gegs.  zu  den  Tälern 
Gl;  Gr;  G.  Z'  B.  gä",  als  Jäger  oder  Wildheuer  Gl; 
Gr.  ,Ich  ging  [mit  N.  N.]  fast  an  die  nämliche  Stelle 
z'  B.'  WSenn  1871.  ,Es  soll  auch  Niemand  im  B. 
heuen  bis  nach  St  Jakobstag,  bei  der  Buss  1  Pfund 
Denier.'  1608,  Ordnung  für  die  Säntisalpen.  Spec.  von 
den  Alpen,  ,0b  aber  der  herr  wurd  gan  übers  b.,  er 
[der  ,sins  herren  huld'  verloren  hat]  sol  frid  haben. 
unz  er  wider  kumpt.'  vor  1309,  Aar.  Stadtr.;  .ist  aber 
das  der  herr  über  das  gebirg  vart.'  um  1510.  ,Und 
dö  das  her  alles  über  das  birge  kam,  dö  Hessen  si 
sich  nider  bi  der  stat  Octodor,  von  der  thebäischen 
Legion.  1330/1446,  Z  Chr.  ,So  das  Birg  ist  aufgetan, 
sieht  man  mengklich  gähn  Baden  [d.  i.  Leuk  im  Wallis] 
kon.'  HsRRebm.  1620.  Von  andern  Gebirgen:  ,1ns 
Suntgöw  und  Elses,  am  bürg  hinab  und  am  Rin  wider 
heruf.'  Ansh.  ,Das  Hochburgun,  ennert  dem  Bisanzer 
bürg  bis  gon  Orlienz.'  ebd.  —  b)  gebirgiges  Gebiet. 
Bergland.  ,Die  geiss  fröuwet  sich  birgs  und  wilds 
gestüdes  vil  bass  dann  der  weid.'  Tierb.  1563.  ,Das 
Birg  ist  auch  nicht  minder  reich  an  allerlei  Gfügel.' 
HsRRebm.  1620.  Spec.  von  der  benachbarten  Gebirgs- 
gegend G  uT.,  so  von  dem  gebirgigen  Teil  des  ZOber- 
landes  ZElgg,  0.,  Tö.,  Wthur.  Durch  's  ganz  B.  dert 
oben  über-ie;  's  ganz  B.  üs.  Stütz.  Übertr.  auf  die 
Bewohner:  Me"  cha"*  i"  dere"  [solchen]  Frage"  uf's 
B.  nüd  rechne"  ZTu.  Hieher  auch:  .Ulrich  und  Hans 
Rudolf,  die  Bossharten,  zum  alten  Hus  in  dem  Ge- 
birg [d.  i.  im  Sternenberg].'  1601,  ZBauma  Kaufschuld- 
brief. —  2.  in  der  ä.  Sprache  s.  v.  a.  Berg.  ,Die  ze- 
henden ab  den  biergen  [Flumserberg]  habent  hür  praht 
90  scheffel  haber  und  6  viertail.'  1381,  JCMdoth  1898. 
,Hie  kompt  Sant  Meinrad  an  das  birge  und  suochet,  wo 
er  ein  heimliche  wonung  vinden  möge.'  Meinradsleg. 
1464.  .Darnach  zugen  sy  [die  ausgewanderten  Schwe- 
den] mit  ir  macht  für  und  für  gegen  hochtütsche  land 
zu  dem  gebrochen  birg  [Fracmünd,  d.  i.  der  Pilatus].' 
NSohradin  1499.  ,In  üweren  [der  Eidgenossen]  bürg 
und  wälden.'  BGlett.  1557.  ,Den  berg  auf,  dann  das 
birg  hinab  [springt  der  Hase].'  Tierb.  1563.  S.  noch 
un-müglich  (Sp.  115).  —  3.  „Steinart  eines  Gebirges" 
Gl.     Guets,  brüchigs  B. 

Mhd.  gelrirge,  daneben  selten  birge.  Wie  weit  in  uusern 
MAA.  die  präfixlose  Form  gilt,  ist  bei  der  ungenauen  Schei- 
dung von  anl.  Fortis  und  Leuis  in  unsern  Angaben  nicht 
auszumachen.  ,B.'  in  Eigennamen.  ,Breit-B.',  bewaldeter 
breiter  Bergrücken  (s.  Anm  zu  Birch  II  Sp.  1537);  ,Eschen-B.' 
(,In  cinereis  montibus,  vulgo  E.,  in  praifectura  Sanensi  Ber- 
neusium.'  JJWagner   1680). 

Alp-:  die  Alpen.  , Alpbirg.'  CTürst  1489.  , Alp- 
bürg.' Ansh.  ,[Ein  Gesellschaft  frommer  Romaneren] 
sindt  zogen  über  das  hoche  Alpgebürg  und  kommen 
gen  Underwalden.'  1614/56,  UwKerns.  .Alpgebürg.' 
Sprecher  1672;  dazu  die  Abi.  .alpgebürgisch.'  ebd. 
(Tsch.  61).  —  Leber-gebürg:  -  L.-Berg.  Ansh.   — 


1578 


Barg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


157-1 


Nagel-gebirg:  =  N.-Flueh  (Bd  I  118(3).  „aUg.",  lt 
St."  in  Ap;  Gl;  L. 

Ge-barten-:  der  Apennin.  .Kr  sol  swerren  ein 
urfecht  und  über  das  Gebartenbirg  sol  er  gan  und 
niemer  mer  her  über  komen.'  1406,  Z  Ratsb.  (Urteil 
über  einen  Dieb).   —    Vgl.  Sehm.-Fr.   I   283  f. 

Feg-sand-:  Tuffstein  Gl.  —  Nach  seiner  Verwendung. 

birgächt(ig):  =  bergaekt.  ,Man  findet  die  hasel- 
hüener  auch  vast  in  den  hohen  birgächten  wählen.' 
Vogelb.  1557.  .[Die  Insel]  hat  vil  berg  und  tal,  wähle 
und  höher,  ist  derhalben  ein  birgächtig  unebne  insel.' 
DEckl.  1575;  .bergechtige.'  1736.  ,Das  Land  Liraosin 
birgecht  gar,  von  Resten,  Obs  und  Viech  fruchtbar.' 
HsRRebm.  1620.  —  .Byrgocht,'  Stultz  1519.  S.  auch 
Tsch.  61. 

birge"  —  Ptc.  (ge-Jbirget:  1.  im  Gebirge  jagen 
Gl;  GRRlost. ;  SchwMuo.  D's  B.  cha""  zu-n-ere"  rechte' 
Sucht  werde'  SchwMuo.  ,In  den  ersten  Tagen  dieses 
Monats  birgten  Sigrist  und  ich.'  WSenn  1871.  ,Es 
ist  verboten,  innert  den  Märchen  des  Freibergs  einiges 
Rotgewild  mit  ausgespaltenen  Rlauen  zu  tödten  oder 
aus  dem  Freiberg  zu  sprengen  oder  in  demselben  zu 
birgen.'  1596/1807,  Gl  LB.  Vgl.  Bergs-Mann  (Sp.  273). 
—  2.   Wildheu  sammeln  GRÜe.,  Seewis. 

Birger  P-m.:  1.  (Gems-)Jäger  GrV.  , Der  Birger, 
also  nennet  man  an  verschiedenen  Orten  die  Gems- 
jäger.' JJScbeuchz.  1706.  —  2.  Wildheuer  GrPt. 
(Kuoni). 

Ober-:  eine  Art  geringem  Burgunderweins.  ,Der 
Wein,  roter  und  weisser  Oberpirger  (kleiner  Bur- 
gunder), Elsasser,  Breisgauer,  wurden  [so!J  nicht  ge- 
spart, ebenso  wenig  Fische,  Fleischgerichte  und  Back- 
werke. Zum  Abschiede  gab  man  denen  von  Brugg 
noch  6  Ohmen  roten  Oberpirger  mit  auf  den  Weg.' 
1551,  Aar.  Jugendfest  (Aa  Gem.  1814).  S.  noch  elend 
(Bd  I  176  o.).  —  Hoch-  „Röchbürger:  1.  =  Höch- 
Läufer  (s.  Bd  III  1146)  U."  —  2.  eine  Art  geringen 
Weines;  s.  das  Vor.  ,Hüet  dich  ouch  vor  Zürich  wyn, 
Rlingnouwer,  Hochbirger  etc.'  Practica  1564. 

„(ge-)birgig":  gebirgig.  S.  auch  un-lustig  (Bd 
III  1479). 

har-birgig:  Übers,  von  cisalpinus.  ,Plinius,  ein 
mächtiger  Liebhaber  der  Elte,  schinet  fil  uff  der  gal- 
lischen Sprach  gehalten  haben,  als  welche  einest  der 
grösste  Teil  des  Nidergangs  gebrucht,  über  dis  das 
harbirgige  Gallien,  darin  er  geboren  war.'  Red.  1656. 

birgisch:  1.  gebirgig.  , Der  rauchen,  steinächten 
und  birgischen  Landsart.'  Guler  1616.  —  2.  den  Ge- 
birgsbewohnern, in  unserm  Fall  den  Bewohnern  der 
VOrte  eigen.  ,Es  ist  ouch  das  joch  und  der  übermuot, 
die  stolze  und  Unvernunft  der  Länderen  unsern  eiteren 
und  uns  ze  untraglich,  die  sitten,  regiment  und  das 
wesen  der  stetten  uns  traglicher  und  glichförmiger 
denn  der  birgisch  unvernünftig  übermuot,  und  ane 
zwyfel  wurdind  uns  die  erberen  stett  in  eeren,  lieb 
und  werd  halten,  so  wir  doch  von  denen  groben  lüten 
alle  schmach  und  uneer  hand,  als  wäre  Zürich  ir 
handlumpen  und  torhüeterin.'   1532,  Strickl.,  Akten. 

ene"t-:  vom  Gebiet  jenseits  der  Alpen,  spec.  des 
Gotthards.  Ober  die  .ennetbirgischen'  (oder  .ennet- 
bürgischen')  Vogteien  oder  gemeinen  Herrschaften  der 
alten  Eidgenossen  vgl.  Leu,  Lex.  VI  365.  ,1585  war 
N.  N.    Bote    an    die    ennetbirgische   Jahresrechnung.' 


AKüchler  1895.  Über  die  ,gelbe,  ennetbirgische  Biene' 
s.  FvTschudi,  landw.  Leseb.  317. 

Birgsler,  Pirgsler  m.:  1.  Bewohner  einer  (benach- 
barten) Gebirgsgegend  G  uT.,  spec.  von  den  Bewoh- 
nern des  gebirgigen  Teils  des  Z  Oberlandes  ZElgg, 
Wl„  Wthur,  Wyla;  s.  (Ge-JBirg  1  b.  Deine  .Birgsler', 
wie  sie  in  den  Gemälden  reden  und  handeln,  sind 
nicht  bloss  , Birgsler',  sondern  Menschen,  wie  es  deren 
auch  am  See  und  im  Weinland,  im  Knonaueramt  und 
im  Wehntal  zu  Dutzenden  gibt.  Stütz  (aus  dem  Ge- 
spräch eines  Freundes  mit  dem  Verfasser).  ,Es  hiess 
[1804  in  ZElgg]:  Die  Gebirgsler  und  Seebuben  kom- 
men.' RHauser  1895.  —  2.  =  Bergler  2  GT.  (Anderegg 
1897). 

birgsne":  =  birgen  1  GLSchwand. 

Bonen-Birg:  ein  Naschwerk.  ,Dass  die  Grämpier 
nit  nur  Obst,  sondern  auch  B.,  Birn,  Wegglin,  Biber- 
zelte, Rüchlin  und  ander  Schläkhwerk  feil  haben, 
dardurch  die  jungen  Rnäblin  zöchen,  ihnen  allerlei 
abnehmen,  ja  gar  zum  Diebstahl  verleiten.'  1700,  Ap 
Synodalprotokoll  (Jahrb.  II  4,  182). 

Borg  „m.":  1.  Schonung,  Rücksicht;  gew.  in  der 
Verbindung  öni,  öni  B.  BHk.,  R.;  LE.;  „Obw."  Er 
hed  öni  B.  uf-nen  g'rüerd;  ieh  han  g'wäss  'deicht,  er 
chönnt-nen  grad  töten  BR.  ,Wir  nehmen  ohne  Borg 
Laub,  Moos  und  Erde  aus  unsern  Wäldern  und  ma- 
gern dadurch  den  Waldboden  aus.'  Kasthofer.  Spec. 
in  ökonomischer  Hinsicht,  Sparsamkeit  B;  LE.  Wer 
so  öni  B.  brückt,  chunnd  nüd  üf  [kommt  in  der  Wirt- 
schaft nicht  vorwärts]  BR.  Namentlich  in  formel- 
hafter Verbindung  mit  Sorg.  I*  dem  Hüs  ist  weder 
Sorg  no'h  B.,  ist  man  gar  nicht  haushälterisch  LE.  Der 
brückt  öni  B.  u"d  Sorg,  es  [als  ob]  der  Back  d'  Sack 
dakar  trieg  BR.  —  2.  wie  nhd.  a)  in  der  Verbindung 
Borgs  ne",  ge"  AaFH.  ;  ScuwE.  ,[Den  Unterkäufern  wird 
empfohlen]  nüt  borges  ze  verkaufende.'  1409,  Bs  Rq. 
Dafür:  uf  Borg  (AALeer.),  uf  Borgs  (AaFH.;  Bs)  ne'. 
,[Der  Krämer]  musste  manchmal  den  Leuten  auch 
etwas  auf  .Borgs'  geben,  was,  undeutlich  angemerkt, 
schon  manche  kleine  Verwirrung  in  sein  Geschäft 
brachte.'  Breitenst.  1868.  .Conductis  nummis,  mit 
galt  auf  die  b.  genommen.'  Fris.  .Welcher  mit  dem 
andern  auf  B.  und  Kreide  spielen  würde,  dem  soll 
weder  Gericht  noch  Recht  darum  gehalten  werden.' 
1620,  B  Kriegsordn.  ,Umb  Dings,  uff  Borg  oder  Bars.' 
Z  Mand.  1627.  S.  noch  Dings- Chauf  (Bd  111.167).  — 
b)  in  Verbindung  mit  dem  syn.  Beit.  ,Wir  wend  nit 
dürfen  beit  noch  borg,  wo  man  uns  grad  nit  gnuog 
will  geben.'  Rcef  1550.  ,1m  Dingsverkaufen  des  Wyns 
ist  unser  Will,  das  der  Dingsverköufer  siner  Beit  und 
B.  wegen  sich  söllichen  Schlags,  wie  der  den  Ta- 
vernenwirten gemacht  wirt,  vergnügen.'  B  Wucher- 
mand.  1613.  .Wir  wollend,  das  den  Unseren  im  Är- 
göw  der  Dingsverkouf  des  Nörlingers  und  anderen 
schlechten  Tücheren.  die  sy  die  Zyt  dahero  wegen 
der  Beit  und  B.  umb  den  dritten  Teil  zu  tür  haben, 
genzlich  abgestrickt  syn.'  ebd.  .Ein  Würt  soll  keiner 
syner  Gästen  mehr  uf  Borg  oder  Beit  [Var.  .Dings'] 
zeessen  und  drinken  geben  dann  bis  uf  ein  Ürte  oder 
zehen  Schilling.'  1.  Hälfte  XVII.,  F  Stadtb.  ,Wan  Würt 
und  Wynschenken,  Schilt-  oder  Zapfenwirt  dem  einten 
oder  anderen  Burger  alhie  uff  Beit  und  B.  zu  essen 
und  trinken  gehen  möchte  mehr  dann  10  ß,  dem  solle 
weder  Gricht  noch  Recht  gehalten  werden.'  1627,  Aar. 


1575 


Barg,  berg.  birg,  borg,  bürg 


1576 


Stadtr.  ,0b  glych  einer  syne  Wahren  uff  Beit  oder 
B.  hingegeben  und  verkauft,  soll  er  jedoch  den  Zoll 
darvon  nit  weniger  zuo  bezalen  schuldig  syn,  dann 
als  wann  er  sölliche  umb  bar  Gelt  verkauft  hette.' 
Z  Zollordn.  1639.  ,Dass  auch  fürterhin  keiner,  so 
dem  anderen  Kernen,  Haber,  Roggen  oder  ander  Frucht 
fürsetzt  uff  Beit,  Borg.  Zil  oder  Tag  wyter  und  mehr 
uff  ihn  sehiahen  und  abnemmen  solle,  dann  die  Summa, 
so  er  ussgelyhen  hat,  gsyn  ist.'  Z  Mand.  1650.  — 
c)  ,z'  B.  setzen-,  aufs  Spiel  (oder  zum  Pfände?)  setzen. 
.Mein  Leib  und  Leben  setz  ich  z' B.'  JMahl.  1620.  — 
Mild,  bore,  -gea  in  Bed.  2;  ahd.  borga  f.,  observatio  (Notker), 
mild,   borge  f.,   Aufschub. 

borge"  —  Präs.  3.  Sg.  borget  —  Ptc.  'borget: 
1.  schonend  verfahren,  Sorge  tragen  B(allg.);  F.Mu.; 
LE.;  SL.j  Ndw;  W.  Öni  Borge",  ohne  Schonung, 
rücksichtslos  BSi. ;  W.  Schi  gent  mit  dum  Veh  um 
öni  Borgu".  Öni  Borgu'  und  G'wissW,  rücksichtslos, 
skrupellos  W.  Und  we"  der  Hirt  oieh  hat  weiht"  der 
Milch  Sorg  hä",  damit  d'  Lit  iri  Such  berchome",  so 
hat  der  Senno  öni  B.  und  G.  dran  gitribu";  nummu" 
guot  essu"  und  trichu",  chochu"  und  chiechlinu",  d' 
Nidla"  obun  ab  ne",  die  best  Süfi  brüchu"  und  darzuo 
nummu"  fülenzu*  icellu",  a's  wenn-er  nur  Buch  und 
kei*  Sei  hätti,  churz  und  guet,  bloss  schiner  böschu" 
Natur  g'folget  i"  Wortu"  und  Werku".  WSagen.  a)  mit 
Dat.  S.;  auch:  sparsam  mit  Etwas  umgehen.  „Dem 
Kleide,  Gelde  b."  Öni  Chummer,  öni  Sorge",  brüchen- 
i°*  dem  Geld  nid  z'  b.,  Herr  und  Meister  bin-ich  ja 
[usw.].  GJKuhn  1819.  ,[Das  liederliche  Weibsbild] 
borgete  dem  Brönz  nicht.'  Gotth.  Auch  abs.  ,Mit 
Esse"  und  Trinke"  borg  es  nicht;  es  mein,  das  sei 
witziger,  als  d's  Gehl  dem  Dokter  nachz'benglen.'  ebd. 
—  b)  mit  Dat.  P.  Du  muest  dum  Wib,  dum  Boss  b., 
darfst  ihnen  nicht  zu  viel  Arbeit  zumuten  W.  Me" 
mues-em  b.,  er  ist  noch  schwach  Ndw.  Ich  han  e"möl 
es  Schätzeli  g'ha",  i'h  han-em  ordlich  'borget :  ich  han-em 
Chäs  und  Ziger  g'gc"  —  dö  isch  's-mer  dra"  verworget. 
L  Volkslied.  Die  Sache,  bezüglich  deren  man  Jemand 
schont,  wird  durch  ,mit'  eingeführt:  ,Man  borgete 
[dem  vor  der  Niederkunft  stehenden  Meieli]  immer 
mehr  mit  Speis  und  Arbeit.  Erdäpfel  wollte  man  es 
keine  mehr  essen  lassen.'  Gotth.  Übergehend  in  den 
Begriff:  Nachsicht  üben.  Er  borget  Niemerem  B.  Es 
ist  guet,  cha"n  Der  Eim  nüd  vil  schade",  sust  Der 
borgeti  Eim  nüd  BR.  Dem  hän-i'1'  nit  giborget,  ich 
habe  meinen  vollen  Zorn  an  ihm  ausgelassen  W.  Ich 
han-im  lang  'borget,  aber  einisch  muess-me"  di  rüchi 
Siten  use"  chere",  süsch  nimmt -er  's  numc"  z'  fast  uf 
die  liechti  Aehsle"  B.  Auch  mit  verschwiegenem  Obj.: 
,Die  Jüngern  mahnten,  ja  nicht  anzufangen,  aber  wenn 
die  Andern  anfiengen  [nämlich  eine  Schlägerei],  so 
sollten  sie  sich  wehren  vom  Teufel  und  nichts  borgen.' 
Gotth.  ,Dass  dir  Gott  noch  borget  deiner  Bünden.'  Z 
Bib.  1560/1667.  ,Ist  worden  unser  Feind,  nichts  b. 
wird  er  uns  fürwahr.'  MyricXus  1630.  ,Schoonen,  b., 
übersehen,  parcere,  ignoscere.'  Red.  1662.  ,Andereu 
Sünderen  borget  Gott  ihre  Sund  bis  ins  dritt  und 
viert  Geschlecht,  ehe  er  sie  straft.'  FWtss  1673.  — 
c)  refl.,  sich  in  Acht  nehmen  B;  Ndw.  Er  muess-sich 
geng  e"  chli"  b.,  mit  Bez.  auf  seine  Gesundheit.  ,Sich 
wenig  schonent  und  borgent.'  RCys.  Mit  ror,  sich 
hüten  vor  Etwas,  „Etwas  auszuweichen  trachten"  LE. 
„Ich  will-mi'*  devor  b.,  mich  vor  diesem  oder  jenem 
Menschen,  vor  dieser  oder  jener  Gelegenheit  hüten." 


—  d)  abs.  Schi  borgunt  mit  dum  Schmalveh  gar  nit, 
nehmen  sich  damit  nicht  in  Acht,  so  dass  es  z.  B.  in 
Wiesen  und  Gärten  Schaden  anrichtet  W.  —  2.  spec, 
einem  Schuldner  gegenüber  Nachsicht  üben,  ihm  Auf- 
schub gewähren  AaZ.  ;  B.  ,Wölte  dann  der  selb  dar- 
umb  er  verlorn  hat,  fürbas  sinen  Schuldnern  tag  geben 
und  im  rner  b.,  das  mag  er  wol  tuon.'  1409,  Z  Stadtb. 
.Mit  ernstlicher  bitt,  wellest  mit  mir  als  einem  armen 
zaler  gedult  haben,  die  schuld  yezmalen  halb  nemmen 
und  mir  des  übrigen  teils,  bis  er  ouch  erarnet,  gün- 
stigklich  b.'  JWolp  1561.  ,Kein  Würt  noch  Stuben- 
knecht in  unser  Statt  und  Landschaft  soll  keinem 
Gast  keiner  Urten,  uff  was  Wyss  und  Mass  die  be- 
schallen, warten,  sonders  von  ihm  die  Ürten  angänds 
fordern  und  ynziechen ;  denn  so  ein  Würt  ald  Stuben- 
knecht einem  Gast  vil  oder  wenig  mehr  Zehrgälts 
borgen  und  beiten  wurde,  soll  er  nit  allein  dasselb 
verlohren  haben,  sonder  noch  darzu  er  und  der  Gast 
jeder  umb  5  Pfund  Gälts  gestraaft  werden.'  Z  Mand. 
1636/50.  —  3.  wie  nhd.,  (Geld)  auf  Borg  geben  oder 
nehmen   AALeer.  (.wenig  gebräuchlich');    SGrenchen. 

—  4.  aufs  Spiel  setzen.  .Sie  [die  Ahnen]  haben  keck 
geborgt  Gut,  Ehr  und  Leben  zsammen,  um  sich  der 
Tiranny  vollkommen  los  zu  winden.'  Spruch  an  der  Ka- 
pelle zu  OßTruns.  —  5.  Einem  Gewähr  bieten,  bürgen. 
,Du  bist  bei  uns  schon  lang  versorgt,  dein  Beispil  [dein 
bisheriges  Betragen  gegen  uns]  mir  nit  so  borgt;  du 
willst  nur  für  dich  hüsä",  üs  schmachten  lassen  bis 
usä"',  hält  ein  vorsichtiger  Vater  seinem  Sohne,  der 
das  Heimwesen  und  die  Erhaltung  von  Eltern  und 
Geschwistern  übernehmen  mochte,  entgegen.  LKInder- 
bitzi  1826.  .Dies  Kind  will  für  dich  b.  [dich  vor  Gott 
vertreten]',  wird  in  einem  alten  Weihnachtslied  aus 
ZGÄg.  im  Hinblick  auf  das  Christkind  zu  Adam  ge- 
sagt. —  6.  aufschieben,  zögern.  .Stand  auf,  Beate, 
leg  hin  din  Sorg,  in  diner  Sach  nit  lenger  borg,  voll- 
zbringen  die  ohn  allen  Rast.'  Com.Beati.  ,Do  ich  dann 
nit  mehr  b.  kann,  dass  ich  ihr  Majestät  vermahn.' 
JMahl.  1620.  —  7.  die  Menstruation  haben  BHk. 
El  Eis  Meitschi  isch  für  sl's  Alter  es  tolls,  es  muess 
scho"  b.,  ist  früh  entwickelt.  —  un -'borget:  scho- 
nungslos, rücksichtslos  B.     U.  zuefare*. 

Ahd.  borgen,  mhd.  borgen.  3  wird  für  S  als  veraltet  an- 
gegeben, was  gegen  die  sonst  naheliegende  Annahme  der  Ent- 
lehnung aus  der  Schriftspr.  spricht.  Zu  4  vgl.  Borg  2  c. 
7  eig.  sich  schonen? 

ver-:  durch  Borgen  (i.  S.  v.  3)  verringern,  von 
Gütern;  s.  miss-handlen  (Bd  II  1404). 

„borgsam:  schonend,  Sorge  tragend  B;  LE.; 
Obw."  —  un-:  unsorgsam;  „z.B.  in  den  Kleidern, 
für  die  Kleider,  für  die  Gesundheit  B"ü. ;  „LE.;  Obw." 

Bnrg  f.  —  PI.  Bürge":  1.  wie  nhd.  allg.  Von  einer 
kräftig  gebauten  Person  sagt  man:  Das  ist  Eini  wie- 
n-e"  B.  ZMönchalt. ;  syn.  wie-n-e"  Flueh.  Was  machst 
uf  miner  B.?  (B),  Tübli  uf  der  höche"  B.  (Z),  Name 
eines  Kinderspiels:  ein  etwas  erhöhter  Bezirk  wird  als 
.Burg'  abgegrenzt  und  ein  Verteidiger  dafür  bestimmt, 
der  die  (in  B  mit  dem  Rufe  Herreli,  ich  bin  uf  diner 
B.!J  anstürmenden  Spielgenossen  am  Betreten  der- 
selben zu  hindern  sucht;  gelingt  es  ihm  dabei,  einem 
Eindringling  einen  Schlag  zu  versetzen,  so  übernimmt 
derselbe  die  Rolle  des  .Burgherrn.'  Diin.,  kleine 
Burg;  s.  Leu,  Lex.  IV  501.  .Junker  Heinrich  von 
Mos,  alt  Schultheiss  ze  Luzern  [f  bei  Sempach],  hat 
ein  sitz   in  Uri   und   das   bürgle   zu  Merlischahen    in 


15' 


Karg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


1578 


Schwitzer  gebiet.'  Äg.Tsciu'di.  Auch  von  einem  burg- 
ähnlieh  gebauten  Herrschaftsrjan.se.  .Wie  nun  die  us- 
speehen  [der  Bauern]  Christophor  Winkler  baiden 
rechten  doetor  in  sin  burgle  in  des  abbts  grichten 
vor  der  statt,  nit  wit  von  dem  pulverhus  an  dem 
bach  gegen  Stainach  gelegen,  gon  gesechen,  habend 
sy  gegen  dem  morgen  obgenannten  tags  ainen  lermen 
geschlagen  und  mit  grossem  zuoloff  der  gotshusluten 
für  das  burgli  gefallen,  die  turen  uflgestosseii.  ver- 
mehrtem! den  doetor  unversechends  ze  ergriffen.' 
Kessl.  ,In  des  Hochrütiners  bürgli  oben  an  der  Bern- 
egg [bei  GStdt].'  ebd.  Noch  heute  als  Name  eines 
solchen  Hauses  GStdt  ('s  Bürgli).  —  2.  dem  Eigen- 
namen sich  nähernd  a)  als  Name  bestimmter  (heute 
abgegangener)  Burgen  und  des  sich  daran  anlehnen- 
den ältesten  Kerns  einer  Ortschaft  oder  auch  dieser 
selbst.  So  in  BsStdt  (,uf  B.',  die  Plattform  hinter  dem 
Münster;  vgl.  Bs  XIV.  4);  BBiel;  FStdt.  ,Es  wird  die 
Stadt  [Freiburg]  in  vier  Panner  eingeteilet,  als  die  B., 
frz.  Bourg,  die  Auw,  frz.  l'Auge,  die  Neuwenstatt,  frz- 
Neuve-Ville,  und  Spital,  frz.  les  Places;  und  ist  das 
erste  in  der  Mitte  der  Stadt.'  Leu,  Lex.  ,Der  Schul- 
meister des  Burgs  und  der  Auw.'  1757.  F.  D'  Burg, 
Burg  und  Städtchen  ZRegensberg  im  Munde  der  Um- 
wohner, üf  d'  B.  gä".  —  b)  im  übertr.  S.  als  Name 
burgähnlicher  Felsgestelle  BO.,  so  am  Brienzersee 
(,Aialp-B.'),  bei  Gr.  (am  Fusse  die  Ortschaft  ,Burg- 
Laueneir),  bei  Innertk.,  in  der  Nähe  der  ,Schynigen 
Platte'  usw.    ,Hinter-B.',  Name  einer  Alp.  1363,  BBr. 

—  3.  m.  (?)  Dorf  W.  Im  ganzu"  B.  isch  kei"  Bitzji 
Audio'  [Butter]  gesl". 

Mhd.  Iure  f.  Der  alte  PI.  ,bürg'  vereinzelt  noch  im  XVI., 
so  1531,  Num.  3  ist  Entlehnung  aus  frz.  bourg,  daher  das 
abweichende  Gesch].;  s.  auch  unter  2  a.  Über  Berührungen 
mit  Berg  s.  Anm.  zu  diesem.  Auch  Burg  wird  wie  Berg  in 
Zss.  mit  einsilbigem  erstem  Glied  tw.  mit  reduziertem  Voc. 
gesprochen,  z.B.  Chtberg,  Lenzberg;  doch  ist  häufig  die  volle 
Form  vom  einfachen  W.  aus  wieder  hergestellt.  —  B.  in 
Eigennamen.  1.  als  einfaches  W.,  mit  oder  ohne  Präp.  a)  in 
Lokalnamen.  Burg  (z.  T.  mehrfach)  in  Aa;  Ap;  BsL. ;  B; 
F;  G;  Seh;  S;  Th  («/  B.  bei  Eschenz);  Zg;  Z  (,Burch.' 
1260,  ZZell).  Bürg  ZBub.  I"  der,  üf  der  Burg,  Anhöhe  bei 
GMs  [d'  Burg  ab  fare",  die  Burggasse  hinunter).  .Bürgen 
(-Stock)',  auch  ,der  untere  Bürgen',  Bergname  Uw.,  ,(Enner-, 
Ennet-)  Bürgen',  Dorf  Uw  (, super  quodam  bono  an  burgon 
sito.'  1257);  ,Clauss  Achermauu  ab  Bürgen'  t  bei  Sempach. 
Äg.Tschudi.  S.  noch  Dorf-Mann  (Sp.  281).  Bürgli  Aa  Schwa- 
derloch;  BODiesbach;  Gl;  ZEllikon,  NHasli  (,bürgly.'  1436), 
Ried.,Stdt.  , Im  Bürgli'.  1690,  ZSth.  —  b)  in  Familiennamen. 
,Hans  Burg,  gen.  Kurz.'  1417,  AaB.  .Von  B.'  SOlten ;  um 
1300,  ThFr.  ,Volmar  in  B.'  1320/30,  ZRiesb.  , Hans  zur  B.' 
1530,  ThFr.  .Cunrat  Burgli.'  1386,  U.  —  2.  in  Zss.  a)  als 
erstes  Glied,  a)  in  Lokalnamen  (häufig  auf  dem  zweiten  Gliede 
betont,  z.  B.  B.- Acher  B,  -Bälde"  Th;  Z,  -Höhlt,  -Wü  bei 
ZStdt,  -WeidB;  Z).  ,B.-Acker'  B;  ZEgl.  ,-Au'  GFlaw.  (,Burg- 
ouwer',  Familienname.  1499/1524,6).  .-Feld' GAltst.  ,-Hubel' 
SBib.  ,-HoP  BSum.;  ZDielsd.,  Elgg,  Oss.  ,-Halden'  ApHeris. 
(auch  1538);  BsNiederd. ;  BRUegsau  ;  GStMargr. ;  ThBiehel- 
see,  Hw. ;  ZF.,  Mülchingen  (.Burchalda.'  1260),  Richters w., 
Stdt  (1386),  Sth.  ;  s.  auch  Bd  II  1175.  ,-Hölzli'  ZBül.,  Elgg, 
Riesh.  ,-Bttel'  BReichenb.,  Sumisw. ;  ZF.  ,-Rain'  BAlbers- 
wil.  ,-Weid'  B;  ZBäretschw.,  Wetz.  ,-Weg'  ThHw.  ,-Wis' 
ZHirsl.  —  ß)  in  Familieunameu.  , Burg-Mann',  , Burgen-Stein', 
,Burgen-Tal'  AaZof.  —  b)  als  zweites  Glied  in  Lokalnamen. 
Das  erste  Glied  bezieht  sich  auf  a)  den  Erbauer,  Besitzer  usw. 
,Üetli-'  GGommisw.  ,Lie(b)-'  ThDettigh.;  ZEgg.  ,Lütis-'  GT. 
(Dorf).  ,Lux-'  BOBUren;  ThEgnach.  .Biberlins-'  Z.  .Steffis-' 
BThun(,Stefenspurg.'1325).  ,Waltens-' Gr.  ,Wittins-' BsSiss. 

—  ß)  die    Lage    und    Umgebung.     .Ober-'    AaWindisch ;    B. 


.Hinder-'  ZgNeuh. ;  ZBär.  (Ort  unter  der  ehemaligen  Burg 
Grifenberg);  1290,  ZStdt  (Mühle).  .Schnabel-'  BAarwang. 
(,Snabel-'.  1236);  Z.  , Wald-' GStdt.  .Wilden-'  GoT.  .Winter-' 
GWaldk.  —  y)  Bestimmung.  .Wart-'  AaAarb.  —  8)  Alter, 
Aussehen.  , Alten-'  AaBrugg;  GRorsch.;  ThAmlik.,  Ottenb. 
.Neu-'  ApUrn. ;  ThMamm.,  Märst. ;  .Neuen-'  ZWlilfl.  .Schwar- 
zen-' B.   .Wissen-'  BSi. ;  GISchw. ;  als  Familienn.  1584,  LSemp. 

—  e)  Pflanzen-  und  Tierwelt.  ,IW-'  Aa;  G;  Schw;  Th;  ZSeen 
(s.  HMey.  1849,  45).  ,Eich-'  GRappersw.  ,Girs-'  ThKreuzl. ; 
ZWaltal.  .Habs-'  Aa  (.Habihtesburg.'  755;  .Habschburg.' 
134SI:  L.  , Kran-.'  1383,  BStadtrechn.  ,Bären-' GrAndeer. 
.Ried-'  BKö'uiz.  ,Win-'  GThal.  —  Q  Kirchliches.  .Engel-' 
GGaiserw. ;  ZRiesb.,  Stdt  (Hausname),  Wäd.;  .Engels-'  Bs 
Bubeud.  —  3.  Abi.  .Bürge!'  Obw  (.Der  Landenberg  oder  B. 
mit  dem  halbzerfallenen  Schloss.'  Obw  Volksfr.).  .Bürglen' 
BDelsb.  (frz.  Bourrignon),  Ha.  (1362),  S.;  F  (frz.Bourguillon); 
GINetst.  (,apud  collem  qui  dicitur  Bürgelen.'  1282);  LVitzn.- 
Rain;  GUzn. ;  SchwTugg.  (,ob  Bürglon  hin.'  SchwWang.Hofr. ; 
,von  sinem  guot  gen.  Bürglen.'  1450);  ThBichelsee,  Weinf. 
(auf  die  Grenzverhältnisse  zwischen  B.  und  dem  benachbarten 
Sulgen  bezieht  sich  die  RA. :  's  ist  Alles  dureh  enand  wie 
Sulgen  und  li.  Dan.);  UwGisw.,  Luug. ;  U  (.Burgilla.'  857; 
,Burgelou.'  1290);  ZGrün.  (.Acker  auf  der  B.').  .Bürgler', 
Familienname.   1407,  SchwMuo. ;   1460,   AaWett. 

Vor-:  äusserer  Burghof;  s.  Z  Ant.Mitt.  XXIII 288/9. 
,Dü  inre  bürg  mit  dem  turne  und  ein  teil  der  usren 
bürg  und  ein  teil  der  v.  ze  Regensberg.'  Habsb.  Urb. 
,In  der  v.  ze  Rotemburg  und  dabi  ligent  5  schuep- 
possen.'  ebd.;  vgl.  auch  Seg.,  RG.  I  426.  S.  noch  Bier 
(Sp.  1504).  ,Min  recht  an  dem  bifang  oder  v.  und  an 
dien  matten,  so  umbe  dieselben  bürg  [Wissenau]  li- 
gent.' 1344,  B.  ,Die  hofstatt,  genannt  V.'  zu  LWiggen. 
1383,  Seg.,  RG.  I  676.    Ortsname  BDelsb.;  GStMargr. 

—  Fri-.  Dazu  Frlburgerli,  Name  eines  Backwerks; 
s.  B  Kochb.  1830,  232.  —  Heide0-:  Name  eines  be- 
waldeten Hügels  bei  ZBassersd.  ,Oft  sieht  man  in 
dunkler  stürmischer  Nacht  einen  kopflosen  Reiter  auf 
einem  weissen  Pferde  von  der  Burg  herunter  aus  dem 
Walde  hervor  ins  offene  Gelände  in  schnellstem  Laufe 
forteilen  und  plötzlich  verschwinden.'  Henne  1874.  — 
Her-.  .Abbt  Ulrich  Hess  ihme  und  den  Seinen  zu 
Sichernus  ein  Plockhaus,  H.  genannt,  dahin  [ins  Rhein- 
tal] bauwen.'  Guler  1616.  —  Laufe»-  s.  Bd  III  1142 
(auch  unter  Laufen  1).  Laufe'burger,  scherzh.  für 
Wasser  U;  Z;    Syn.  Lüterbacher  (Sp.  955),   -brunner. 

—  Laie"-.  LüH  (BsStdt),  Läli  (B)  -burger:  unge- 
schickter, unanstelliger  Mensch.  Du  bisch  e"  rechte"  L. 

—  Magde-  s.  Sp.  118.  —  Nöten-.  .Predicanten,  die 
uff  schlechten  Pönitenzpfründen  hin  und  her  im  Thur- 
oder  Surgäuw,  im  Tockenburg  oder  Notenburg  und  an- 
deren Orten  mehrteils  ohne  Korn  und  Wein  sich  uff- 
halten  müssend.'  Schimpfr.  1651.  —  Röten-.  B.-burger, 
Name  eines  Wetterdämons  (angeblieh  ein  fortlebender 
grausamer  Ritter  vou  der  Rotenburg)  Aa;  BoAa.  Vgl. 
Tal-Herr  (Bd  II  1546).  ,Wenn  der  Gletscher  kracht, 
so  sagt  der  Roggwyler,  man  höre  den  R.'  Glür  1835. 
S.  noch  Bötenburger  Schiessen.  —  Salz-.  Salzburger, 
Apfelsorte  GKappel  (JInhelder  1869).  —  Süw-.  Sü"- 
burger,  Spottname  der  Freiburger  BSa. 

Sträss-  (in  AALeer.  Strössberg) :  die  bekannte 
Stadt  im  Elsass.  RAA.  Bis  go"  Str.  abe",  Bezeich- 
nung einer  weiten  Entfernung.  .Brüelen  wött  ich 
mögen,  dass  man  mich  gehören  möcht  bis  gen  Str. 
aben.'  Stutz  1839.  Das  gieng  bis  go"  Str.  abe",  z.  B. 
von  allzu  flüssigem  Teig,  der  einem  aus  den  Händen 
läuft;  auch  von  heisser  Suppe  mit  Bez.  auf  die  zur 
Abkühlung    erforderliche    Zeit    Z  (Dan.).     ,Gen    Str. 


1579 


Barg,  berg,  birg,  borg,  blirg 


1580 


faren',  um  Hab  und  Gut  kommen;  vgl.  Bader-Hag 
(Bd  II  1071).  ,Wer  solchen  gsellen  trawt,  nit  spart, 
gwüss  er  auf  dem  flotz  gen  Str.  fart.'  SGrübel  1560. 
Als  euphem.  Entstellung  (für  Strö*l)  in  Fluchformeln 
Ap.  Gott  Str.!  ÄALeer.  (auch  Gott  Tröstberg!  neben 
Gott  ströf-mer!);  SB.;  Z.  —  Sträss-bu  rger:  1.  (in 
ApHeid.;   Bs;  GoBh.;  Th;  Z  tw.  Dim.)  Pflanzenname. 

a)  Sommerlevkoje,  Cheiranth.  ann.  (Syn.  Str.-Nägeli) 
ApHeid.;  Bs;ScHSt.;  Th;  Z.  Winterlevkoje,  Mathiol. 
incan.  GoBh.  ,Für  Strassburger  4  ß.'  1793,  ZStdt 
Haushaltungsb.     S.  noch  Basler-Nägeli  (Sp.  694).  - 

b)  Goldlack,  Cheiranth.  Cheiri  ApK.  (TTobler).  — 
2.  Dim.,  Name  eines  Zuckerbackwerks  B;  s.  B  Kochb. 
1830,  232.  —  3.  eine  Tabaksorte  Ap;  GrPt.;  ZO.  f 
,Die  Pfeifen,  mit  dünnem  Str.  gestopft'  WSenn  1870. 
—  4.  Strassburger  Pfennig,  eine  im  XIV.  in  Z  nicht 
kursfähige  Münzsorte.  ,Gold  und  guldin  turney  (ve- 
netier,  krüzer,  strasburger,  kostenzer,  haller)  und  so- 
lich  pfenninge,  die  ze  der  münze  nicht  hörent,  die 
mag  iederman  wol  kouffen  und  verkouffen  mit  nüwen 
Pfenningen.'  1335,  Z  Münzordn.  ,[Man  soll  kaufen 
einen]  str.  urab  XVIII'/a  d.'  1364,  ebd.  S.  auch  Etsch- 
Chriizer   (Bd  III   944).   —   S.  noch  Str.-BriUlen,  -Vierteil. 

Tüfels-Burg:  Name  einer  alten,  ausgedehnten 
Erdfestung  im  Walde  bei  BRüti  (auf  S  Gebiet),  der 
Schauplatz  mancher  Lokalsage.  Vgl.  Ant.  Mitt.  XVI 
85  f.,  ferner  Henne  1874,  396.  Eine  Reliefdarstellung 
des  Bauwerks  befindet  sich  in  den  Sammlungen  der 
Kantonsschule  zu  Solothurn.  1738  beklagt  sich  S, 
dass  die  von  Rüti  die  Weide  in  der  sog.  T.  allein 
geniessen,  die  es  doch  1391  mit  den  Herrschaften 
Buehegg  und  Balmegg  erkauft  habe.  Absch. 

Wiflis-:  deutscher  Name  für  Avenches  (Aven- 
ticum).  .Wibelspurg.'  1380,  B.  ,Wiblisburg.'  1476,  B; 
Edlib.;  1526,  F.  — ■  Wiblis-burger:  eine  Pfennig- 
Münze.  ,Item  alle  weltsch  fünfer  von  Wallis,  Savoyer. 
Losner,  Wiblispurger,  Jenfer  und  ander  weltsch,  des- 
glich  alle  weltsch  pfeninge,  die  unzhar  umb  2  fünfer 
gangen  sint,  haben  wir  ganz  verrüeft.'  1487,  Münz- 
vertrag der  VII  Orte. 

Wig-.  ,Nulli  persone  licere  municionem  aliquam 
novam  que  vulgo  dici  possit  wieborg  in  civitate  preter 
ipsius  episcopi  voluntatem  vel  erigere  vel  ereetam 
tenere.'  1180,  Urk.  Kaiser  Friedrichs  I.  (für  Basel). 
Vgl.  wighaft. —  Wentele"-:  spöttische  Bezeichnung 
eines  grossen  hölzernen  Miethauses  in  BStdt. 

Burgauer:  B.  (-Trübe",  -Bebe"),  eine  Art  Elbelen 
(s.  Bd  I  187)  GRh. ;  Th;  Z.  Syn.  Ghnoller  (Bd  III  71 1 ), 
Churz-Stilcr.  Vgl.  Pfau  1863,  101  ;  FvTschudi,  landw. 
Loseb.  227.  Gross  B.  SNA.  ,l>ie  weisse  B.  in  zwei 
Varietäten.'  Th  Gem.  .Omnium  ex  albis  postremse 
sunt,  qua;  ea  de  causa  vocantur  B.,  nostratibus  paucis 
literis  interjeetis  Burgauer-Trauben,  quod  potum  ex- 
hibeant  vilem,  vili  plebi,  plebis  fseci  datum,  dicatum. 
Folia  habent  minus  et  ab  uno  tantum  latere  laciniata, 
incisa.'  Oenol.  1707.    Vgl.  (Gross-,  Klein-) Bürger. 

Burger,  Bürger:  1.  a)  (Burger)  Bürger,  Stadt- 
bewohner ApH.;  Zf;  spec.  von  den  Bewohnern  der 
Stadt  St  Gallen  ApH.  ,Des  ryches  oder  der  burger 
Strasse',  die  öffentliche  Heerstrasse.  1344,  Z;  vgl. 
Burgergässli  als  Name  öffentlicher  Gassen  im  alten 
Bern.  ,Die  belagerten  Feind  zu  Morben  [die  heimlich 
aus  der  Stadt  entrinnen  wollen]  versperren,  was  Bur- 
ger und  Hund  waren,  gebunden  in  die  Weinkelleren, 


dass  sie  nit  mit  derselben  Geschrei  und  Anbellen  ver- 
raten wurden.'  Sprecher  1672.  Oft  in  ausdrücklichem 
Gegs.  zum  Landbewohner.  ,Der  Besitzer  dieses  Wein- 
bergs [in  Jesaj.  V]  ist  nicht  etwann  ein  Burger  oder 
Landmann,  sondern  der  Herr  Zebaoth.'  FWvss  1672. 
.Wann  einer  Bürgerin  allhie  oder  Landtmännin  in  der 
Zeit,  dass  selbige  anderstwohin  ehelich  versprochen 
were,  etwas  in  Erbsweise  zufiehle,  soll  von  dem  ver- 
ziehenden Erbgut  der  halbe  Abzug  genommen  werden.' 
Z  Mand.  1699.  .Mithin  sollen  alle  Nebentbotten  ab- 
erkennt verbleiben,  also  dass  hinfüro  weder  Burger 
noch  Landmann  befügt  sein  solle,  seine  Zahlungen 
änderst  als  durch  den  Batschreiber  einziehen  zu  las- 
sen.' Z  Ratschreiberordn.  1761.  ,Dem  Landmann  die 
gleichen  Rechte  geben  wie  dem  Bürger.'  Gutmann  1795. 
—  b)  (Burger)  Dorfbewohner  Ndw;  Syn.  Dorf-Mann 
(Sp.  281).  —  2.  a)  (Burger  AAÄarb.,Leer.,  Zof.;  Bs;  B; 
G;  Th;  Ndw;  W;  Z,  Bürger  AAAar.;  GMs,  Birger  BBiel ; 
S  f;  Ndw)  wer  in  einer  Gemeinde  (durch  Geburt,  Ein- 
kauf, Schenkung)  das  Bürgerrecht  besitzt,  im  Gegs. 
zum  Beisassen,  Niedergelassenen  oder  Aufenthalter; 
s.  Gast  2  (Bd  II  484),  An-,  Hinder-,  Bi-Säss,  In- 
woner.  Die  Bürger  jeder  Gemeinde  bildeten  unter 
sich  einen  engen  Verband,  der  sich  den  Nichtbürgern 
gegenüber  bald  mehr,  bald  weniger  streng  abschloss; 
in  ihren  Händen  lag  die  Leitung  des  Gemeinwesens, 
sie  wählten  aus  sich  Rat  und  Gericht,  genossen  aus- 
gedehnte Freiheiten  in  Handel  und  Wandel  und  hatten 
allein  Teil  am  Ertrag  der  gemeinen  Güter  (Bürger- 
Nutzen);  in  neuerer  Zeit,  wo  die  meisten  Befugnisse 
der  Burgergemeinde  an  die  Einwohnergemeinde  über- 
gegangen sind,  ist  Letzteres  fast  noch  das  Einzige, 
was  dem  Bürger  zum  Unterschiede  von  dem  Nicht- 
bürger  verblieben  ist.  Vgl.  Seg.,  RG.1 174 ff.;  Bluntsclili, 
RG.  I2  385  ff.;  sodann  B.-Recht,  auch  B.-Rolz  (Bd  II 
1256),  -Hauw  (ebd.  1803),  -Ghnebel  (Bd  III  715), 
-Meister  (Sp.  520),  -Buech  (Sp.  991),  -Blitz,  -Brief, 
-Brot,  -Stuben.  En  (alter)  Bern-,  Zürich-B.  Er  will 
auch  en  Burger  werde",  sich  ins  Bürgerrecht  auf- 
nehmen lassen.  ,Gott  selber  ist  Burger  worden  zu 
Bern.'  Alter  Spruch  (mit  Bez.  auf  das  Kriegsglück 
der  Berner  seit  dem  Laupenkrieg).  .Kauft  eure  Hüte 
nicht  aus  der  Fern.  Nein,  so,  wie's  ehmals  hiess,  ihr 
Brüder:  dem  Burger  das  Geld!  so  heiss  es  auch  wieder.' 
Usteri  1854.  .Omnibus  Burgensibus  nostris  pascua 
nemora  que  vulgus  appellat  Allmenda  seu  Tribholz 
donamus  ut  eis  sine  banno  utantur.'  BThun  Handfeste 
1264;  dazu  im  Commentar  von  1779:  ,Die  Herrschaft 
verstehet  in  dem  ganzen  Diplomate  durch  Burgensis 
sonderheitlich  die  Bürger,  die  in  der  Stadt  wohnen 
und  die  Gebräuche  der  Stadt  erfüllen,  zum  Unterscheid 
des  Nonburgensis,  Ausburger,  Hospes,  Gast,  Advena, 
Ankömmling,  Villanus,  Landmann,  welche  des  Zolles 
nicht  befreit  waren,  nicht  freie  Handlung  treiben 
dörften,  auch  keinen  Anteil  an  gemeinem  Gute  hatten. 
In  den  nachfolgenden  Jahrhunderten,  da  die  Stadt 
Thun  nahmhafte  Bürger-Annehmungen  vornahm,  hatte 
es  eine  ganz  andere  Beschaffenheit;  man  konnte  Bür- 
ger in  Thun  sein  und  dennoch  an  einem  andern  Ort 
wohnen,  wenn  der  Udel  verzeigt  und  die  allfählige 
Teil  entrichtet  wurde.'  ,1383  wart  burger  Ruodi  der 
elter  von  Roschach  und  swuer  5  jar  du  nähsten  von 
dem  selben  tag  hin  b.  ze  sinne,  und  sol  geben  6  pfd 
den.  ieklichs  jars  ze  stör.'  G  Stadtb.  .Damit  si  [die 
Stadt  Zofingen]   ir  rät  und  äinpter  dester  bass  muge 


1581 


Bare:,  berg,  birg,  borg,  bürg 


1582 


besetzen,  wil  man  [nämlich  Bern]  der  iren  insässen 
keinen  zuo  burger  nemen.'  1490,  Ansh.  ,üass  man 
um  einen  nüw  erwälten  burger  sol  fragen,  und  wenn 
es  sich  am  driten  stost,  nit  witer.'  1527,  B  Ordn. 
(Ansh.).  .Wie  man  burger  anneme.'  ZElgg  Herr- 
schaftsr.  1535;  s.  Z  Statute  I  342/5.  ,lr  werdet,  ob 
Gott  wil,  ewer,  mich  zwar  gemachten,  mein  brnder 
Lorenz  als  hier  geborner  burger  nit  Verstössen.'  1598, 
LStdt  (Eingabe  von  Dr  Josias  Forer  an  den  Rat).  ,Es 
muss  ja  ein  undersehyd  sein  under  ein  burger  und 
under  eim,  der  nit  burger  ist.  Dan  dorumb  dörffen 
die,  so  nit  burger  sindt,  nur  allein  in  der  mäss  und  uft' 
dem  alten  märyt  allhie  ihre  laden  öffnen,  ihre  stand 
uffrichten,  feil  haben  und  ihre  gwerb  treiben.  Den 
bürgeren  aber  vergunen  ihre  freiheit  jähr  und  tag  zu 
treiben.'  ebd.  , Durch  den  Umstand,  wenn  ein  junger 
zünftiger  Burger  einen  eignen  Rauch  führt,  wird  die 
Vormundschaft  ohne  anders  aufgehoben.'  Z  Waisen- 
ordn.  1790.  [Die  Tauner  verlangten]  dass  ihnen  eine 
Entschädigung  für  das  ehemals  und  jetzt  noch  z.  T. 
besessene  und  ausgeübte  Weidrecht  im  gemeinen  Wald 
verabfolgt  werde  und  zwar  durch  Abtretung  von 
brauchbarem  Land,  unter  dem  Titel  .Bürger.'  1830, 
LRSchmidlin  1886  (SBib.).  In  eingeschränktem  Sinne, 
a)  der  gewöhnliche  B.  im  Gegs.  zum  vornehmen. 
Herren  und  Burger  ZStdt  f.  ,[Die  Ärzte  sollen  nicht 
mehr  fordern]  für  die  Visitation  dan  von  einem  Rei- 
chen 6  Bz.,  von  einem  Bürger  3  Bz.  und  von  einem 
gar  Armen  aber  nach  desselben  guten  Willen.'  1645, 
B  Ärzteordn.  —  ß)  Dim.  Bürgerli,  Bürger  aus  nied- 
rigem Stande,  im  Unterschied  von  den  vornehmern 
Burgern  Bs  (Spreng).  Die  Bürgerli  wend  so  guet  essen 
und  trinken  als  die  Burger,  und  hüsen  uf  der  Spittel 
und  uf 's  Zuchthüs.  Burger  und  Bürgerli  hend  beide 
einander  nötig  und  sollten  besser  zämenspannen.  — 
Y)  im  PI.  als  Bezeichnung  des  aus  Angehörigen  der 
regimentsfähigen  Geschlechter  gebildeten  Grossen  Ra- 
tes (der  Zweihundert)  BStdt  (bis  1798),  Thun  (vor 
1831);  F;  ZStdt  (bis  1798).  ,Da  nun  die  Eignossen 
von  burgren  kamment  [die  Ratsversammlung  verlassen 
hatten],  stund  uff  der  obrist  Zunftmeister  her  Hans 
Waldman  [usw.].'  1479,  Edlib.  Ansh.  II  416/7  unter- 
scheidet ,des  kleinen  und  grossen  rats  burger  zuo 
Bern'  als  , klein  rät'  und  .gross  rät  oder  burger',  die 
wieder  in  ,XVIer'  und  .gmein  burger'  zerfallen.  .Zu 
grossen  Rahts-Güedern  oder  sog.  Burgeren  angeschrie- 
ben [werden].'  Led,  Lex.  (für  BStdt).  Z'  Bürgere" 
werde",  in  den  Rat  der  Zweihundert  aufgenommen 
werden  B;  zue'n  Burgere"  cho",  in  den  grossen  Stadt- 
rat gewählt  werden  BThun  (lt  Zyro).  ,Als  meine 
hochgeachte,  gnädig  gebietende  Herren  Venner  und 
Heimlicher  in  ihrer  heutigen  feierlichen  Versammlung 
zu  Burgern  zu  ordnen  beratschlagt  haben.'  1747, 
Küenlin  1840  (F).  ,[1473]  ward  ich  von  minen  herren 
zum  Rüden  erweit  in  die  burger  und  gienge  mins 
alters  in  daz  19  jar;  doch  bleibe  ich  bin  dem  ampt 
[eines  Ammanns  im  Hof  des  Gotteshauses  zu  Ein- 
siedeln] und  kam  uff  dieselben  zit  nüt  in  die  rät.' 
Eolib. ;  an  andrer  Stelle:  ,Ich  Gerold  Edlebach  kam 
und  ward  erweit  in  grösen  rat,  die  man  nempt  die 
zweighundert,  als  man  zalt  1473  jar.'  ebd.  ,1542  kam 
ich  inn  burger.'  Escher-Chron.  (Z).  , Under,  in  die 
Burger  gan',  dem  grossen  Rat  angehören.  ,Es  sollen 
die  pfister  fürbasshin  8  erber  man  von  pfistern  haben, 
die  von    ir   zunft  wägen    under   die  burger  gangent, 


und  die  müller  I  erber  man,  die  under  die  burger 
gangent,  dass  also  damit  die  12,  so  von  der  gemeinen 
zunft  under  die  burger  gan  und  in  iro  zunft  richten, 
sollent  gesellet  syn.'  1431,  RGHofmstr  1866  (für  Z). 
N.  N.  , durfte  nicht  mehr  in  die  B.  gan',  da  er  als 
Aufseher  über  die  Fleischbänke  den  Metzgern  das 
Fleisch  über  dem  Schatzlingspreis  zu  verkaufen  er- 
laubt hatte.  1442,  Z  Gem.  ,Zun  Burgeren  schlahen', 
das  Zeichen  zur  Ratsversammlung  geben.  ,Als  die 
glocken  sechse  gschlagen,  fieng  man  an  zun  bürgeren 
schlachen.'  1585,  B  Arch.  Bes.  in  der  Verbindung 
,Rät  und  Burger',  der  Kleine  und  Grosse  Rat  BStdt  f, 
Thunf;  ZStdt  f.  Vgl.  Bäts-Glogg  (Bd  II  617)  und 
Vög.-Nüsch.  I  583.  RA.  Rot  und  Burger  ha",  ganz 
allg.  =  sich  beraten  ÄAKulmert.  Wo  d'  Sach  afe"  so 
wit  g'si"  isch,  dö  händ-si  B.  und  B.  g'ha"  und  sind 
einig  worde",  si  u-elle"  Hüs  und  Hei"'  rerchaufe".  -  - 
d)  .bedingter  B.',  in  Rat  und  Gericht  nicht  wählbarer, 
sonst  den  übrigen  gleichgestellter  Burger.  Z  Taschen- 
buch 1881,  31  (für  das  alte  Zürich).  —  s)  , innerer 
B.'  .Welche  inder  burger  syent.  Alle  die  in  unser 
statt  Bern  husheblich  gsessen  sind  und  allda  lieb  und 
leid  tragent,  sollent  der  statt  recht  haben.'  1539,  B; 
dafür  , inner  B.'  B  Gerichtssatz.  1615.  —  £)  ,inge- 
sessner  Burger'  s.  in-gesessen.  —  b)  Genosse  des  Burg- 
rechts; s.  Bluntschli,  RG.  I2  385.  .Strengen,  vesten, 
fursichtigen,  wysen,  lieben  fründt  und  getrüwen  bür- 
gere.' 1499,  Schreiben  des  Bischofs  zu  Chur  an  Zürich. 
.Quoten  fründe,  getrüwen  lieben  bürger  und  punt- 
gnossen.'  1499,  Schreiben  von  Z  an  Gr.  —  3.  (Bürger) 
Beisasse,  im  Gegs.  zum  Burger  W.  —  4.  Glied  einer 
kirchlichen  Genossenschaft.  ,Die  reformierte  Kirch 
gibt  ihren  Burgeren  in  die  Hand  die  h. Schrift.'  JHFäsi 
1696.  —  5.  (Bürger)  wie  nhd.,  Staatsangehöriger,  allg. 
En  Kantons-,  Schwizer-B.  An  den  in  der  Zeit  der 
Helvetik  gebotenen  Brauch,  jeden  Staatsbürger  mit  B. 
zu  titulieren,  erinnert  es,  wenn  noch  jetzt  etwa  B. 
scherzh.  i.  S.  von  Herr  gebraucht  wird:  der  Bürger 
N.  N.  ZZoll.  —  6.  (Bürger)  in  gemütlich  familiärem 
Tone  auch  für  Mensch  übh.  Das  ist  en  nette",  en 
wackere"  B.,  oft  iron.  Aa;  B;  Z.  Gelegentlich  auch  von 
Knaben:  Du  bist  e"  rechter  B.,  us  dir  gibt  's  öppis  B. 
—  7.  Traubensorte,  =  Burgauer.  ,Die  klein  und  gross 
Bürger',  unter  schweizerischen  Traubensorten,  ,so  zwar 
nicht  so  gut,  aber  gemeinlich  mehr  abtragen.'  Rhag. 
Die  lautgesetzliche  Form  ohne  Uml.  weicht  vor  der  schrift- 
sprachlichen überall  zurück  und  ist  tw.  schon  ganz  abge- 
kommen; verhältnissmässig  am  kräftigsten  behauptet  sie  sich 
noch  in  Bed.  2  a.  Als  Abi.  von  Burg  ist  das  W.  noch  ge- 
fühlt in  Bu3rger  (gegenüber  sonstigem  Bti2rger),  Bewohner 
der  Burg,  d.  i.  des  Städtchens  Regensberg  ZStdt,  W.  Bürger, 
Familienname  BE.;  1382,  LE. ;  1400,  S  (,Burki  B.,  burger 
zu  Soloturn');  1527,  Absch.  (Meister  Hans  B.,  Landmann 
zu  Schwyz,  Burger  von  Zürich,  auch  ,Haus  Scherer'  genannt); 
1528,  F;  1535,  BNidan;  XVI./XVII.,  SBib.  ,Hans  Bürger, 
der  stadtknecht.'  1519,  ZStdt.  In  Lokalnamen:  Im  Bürger 
ZThalw.     ,Burger-Au'   GBuchs,  ,-Mos'   L  Berom. 

Ab-:  wer  sein  Burgerrecht  aufgab  ;  von  Durh.  aus 
altern  B  Quellen  (des  XVI. ?)  angeführt.  —  Acht-: 
(PI.)  das  bürgerliche  Patriziat  im  Gegensatz  zu  den 
Edeln  und  den  Handwerkern  der  Zünfte;  aus  ihm 
wurden  jährlich  acht  als  Beisitzer  in  den  Ritterrat 
gewählt  BsStdt  (seit  dem  XIII. ).  Vgl.  Ochs  I  476. 
U  105;  Bs  XIV.  14;  AHeusl.  1860,  254  f.  ,Es  ist  by 
uns  ze  Basel  gewonheit,  das  man  drie  setzet  ze  un- 
züchtern  von  den  raten,  daz  ist  mit  nammen  ein  rittet 


1583 


Barg,  berg,  birg,  borg,  bürg 


1584 


und  zwen  von  den  achtburgern.  Die  achtburger  sint 
semlich  lüte  als  die  sint,  die  man  ze  Strassburg  ze 
stettmeistern  setzet.'  XV.,  Bs  Eq. 

Aktiv-Bürger:  Niedergelassener  G.  —  Sonst  al  lg. 
-stimmfähiger  Bürger. 

In-Burger:  innerhalb  des  Weichbildes  der  Stadt 
sesshafter  Burger  GSa.  Syn.  .inner  B.'  (s.  Burger  2a  e). 
.[Bei  Auffällen  kommen]  die  ynburger  vor  den  us- 
burgern  und  darnach  die  gest.'  um  1500,  Z  Auffalls- 
ordn.  Da  man  sich  gewöhnt  hat,  jeden  zu  Zürich 
zünftigen  Burger,  ob  er  nun  inner-  oder  ausserhalb 
der  Mauern  wohnt,  als  1.  zu  betrachten,  ,habent  wir 
daruff  unser  statt  Satzungen,  büecher,  gwonheit  und 
alt  harkommen  für  uns  genommen  und  uns  mit  wol- 
bewägnem  rat  erkannt  und  erlütert,  das  allein  die, 
so  indert  den  crüzen  und  in  der  statt  gesässen  sind,  mit 
sampt  den  vögten  und  amptlüten,  so  die  statt  hinuss 
uff  ihre  vogtyen  und  ämpter  setzt,  für  i.  genämpt  und 
verstanden  und  die  anderen,  so  ussert  den  crüzen 
gesässen,  für  ussburger  geachtet  und  gehalten  werden 
söllindt.'  Z  Ratsverordn.  1540/70.  ,Zu  Inn-Burgern 
und  in  allen  Sachen  und  Fällen  denen  in  der  Stadt 
wohnenden  Burgern  gleich  erklährt  [werden]  alle  in 
der  Stadt  Gerichten  und  Gebieten  gesessen,  so  das 
Burger-Eecht  ererbt,  oder  dass  sie  für  Inn-Burger 
angenommen  seiind,  Brief  und  Sigel  habend,  dess- 
gleichen  die  in  gemeinen  Herrschaften  oder  bei  andern 
lobl.  Orten  der  Eidgenossehaft  auf  Kirchen-Ständen, 
Gerichtsherrlichkeiten  oder  Land-Sitzen  sich  wohnhaft 
befindende  Burger,  welche  der  Gesellschaft  oder  Zünf- 
ten einer  allhier  einverleibet  und  jährlich  dahin  wie 
ein  anderer  die  gewohnte  Gebühr  erstattend.'  1672, 
Z  Ratserk.  —  Erb-:  im  alten  Bern  ein  Burger,  der 
nicht  nur  für  seine  Ferson,  sondern  auch  für  seine 
Nachkommen  das  Burgerrecht  besass;  von  Leibeigenen 
aus  eroberten  oder  angekauften  Herrschaften,  denen 
man  gestattete  sich  frei  zu  kaufen  und  das  Burger- 
recht gab,  unter  der  Bedingung,  samt  ihrer  männ- 
lichen Nachkommenschaft  auf  ewige  Zeiten  in  dem- 
selben zu  bleiben.  vMüi.inen.  Syn.  , ewiger  Inwoner.' 
Ludwig  von  Brandis,  den  Herrn  des  von  den  Eidge- 
nossen eingenommenen  Schlosses  Vaduz,  bezeichnet 
Bern  in  einem  Schreiben  von  1499  als  seinen  ,erb- 
burger'  (von  der  Stammburg  des  Geschlechtes  in 
BE.  her);  s.  Ansh.  II  117.  —  Üs-:  1.  ausserhalb  des 
Weichbildes  der  Stadt  wohnender  Burger,  Pfahlbürger 
„L;"  GSa;  „Zg."  S.  In-B.  und  vgl.  Seg.,  RG.  I  179/80; 
Bluntschli,  RG.  I2  388.  .Enheins  usburgers  kind  noch 
sin  gesinde  hant  burgers  recht,  er  enpfahe  denne 
burgrecht;  aber  aller  unser  ingesessner  burger  kind. 
du  binen  sint,  und  ir  wib  und  ir  diener  hant  burgers 
recht.'  Alt.  L  Ratsbüchl.  ,Yngesessen  burger  ze  Grü- 
ningen oder  ussburger,  die  dahin  hörend,  sond  alle  die 
gnad,  friheit  und  das  recht  haben,  als  die  dingstatt 
ze  Binzikon  hat.'  1435,  ZBinz.  Offn.  ,Wa  einer  unser 
ussburger  abgiengi  von  todes  wegen,  des  kind  oder 
dero  vögt  sönd  in  jars  frist  komen  und  das  burgrecht 
ernüwren.  Were  aber  das  sy  nit  also  in  jars  frist 
köment,  so  sönd  die  burger  darnach  tuon  als  sy  dun- 
ket.'  1478,  Zg.  ,Wo  ein  usburger  oder  usburgerin  mit 
einem  ingesessnen  burger  etwas  mit  recht  uszetragen 
hat  oder  ein  gast  mit  eim  burger.'  1480,  L.  .Welche 
usburger  syent.  Alle  die,  so  sich  in  unser  burgerbuoch 
inschryben  lassent  und  dannothin  der  usburgern  recht 
erfüllent,   sy    syent   in-  oder    usserthalb   unser   statt 


gricht  gsessen,  söllent  für  burger  geachtet  und  der 
leistung  und  gelts  halb  wie  die  ingsessnen  burger 
gehalten  werden.'  1539/1615.  B.  .Die  Einwohner  zu 
Vill  seind  Burger  zu  Sargans :  werden  darumb,  dass 
sie  nit  in  der  Statt  wohnen,  Ausburger  genennet.' 
Gdler  1G10.  ,Für  Ausburger  [werden]  erkennet  die- 
jenige, so  anderstwo  bürgerlich  oder  hausshablich 
sitzen  und  nur  von  drei  Jahren  zu  drei  Jahren  um 
Offenlassung  ihres  allhiesigen  Burger-Rechtens  anhal- 
tend, so  lang  sie  sich  ausserthalb  befinden  und  nicht  in 
die  Stadt  zeuhen.'  1072,  Z  Ratserk.  Der  aus  Luzern 
gebürtige  Apotheker  N.  N.  wird  als  Bürger  von  Sitten 
aufgenommen,  nachdem  schon  seinem  Vater  samt  dessen 
ganzer  Nachkommenschaft  1668  vom  Magistrat  die 
Rechte  eines  ,Ussburgers'  zuerkannt  worden  waren. 
1708,  WSitten  (Schreiben  des  Rates).  Die  .Ussburger 
zu  Stein  ennert  der  Brück'  werden  der  thurgauischen 
Landesherrlichkeit  entzogen  und  mit  Stein  verbunden. 
1713,  Absch.  ,Der  Stoss  kostet  für  Gemeindsgenossen 
3  Gulden  5  Batzen,  für  Ausburger  4  Gulden  Alpzins.' 
Steinm.  1804  (GW.).  ,Die  zum  Amt  Büren  gehörenden 
Dorfschaften  waren  der  Stadt  durch  einen  sog.  Aus- 
burger-Eid verpflichtet.'  Jahn  1857.  —  2.  Beisasse,  im 
Gegs.  zum  Burger  B  f.  B'  Usburger,  wo-me*  hüt 
I'woner  namset.  Bari  1885.  .Bis  jetzt  hatte  [die  Armen- 
pflege] es  doch  nur  mit  den  Burgern  zu  tun  und  Andere 
konnten  Einem  Nichts  vorschreiben.  Aber  jetzt  sollen 
wir  die  Burger  behalten  und  die  Ausburger  noch  dazu 
nehmen.'  BWochenbl.  1847.  In  SBib.  entrichtete  1513 
ein  Ussburger  bei  Aufnahme  ins  Burgerrecht  20  Pfd 
und  legte  den  Bürgereid  ab.  LRSchmidlin  1886.  ,1581 
wurde  ein  Rudolf  Rösch  gegen  Baarerlag  von  50  Pfd 
und  unter  der  Bedingung,  dass  er  einen  Harnisch,  ein 
Gewehr  und  einen  Feuereimer  hereinbringe,  als  Aus- 
burger von  Biberist  angenommen  und  ihm  erlaubt 
daselbst  einzuziehen.'  ebd.  , Aussburger.  a;rarius.' 
Denzl.  1677;  1716. 

Gras-Bürger:  Vorstädter  Bs  (Spreng).  —  Vgl. 
Grat-Aff  2   (Bd  I  101). 

Gröss-B  urger:  1.  Mitglied  des  nicht-adeligen, 
ratsfähigen  Patriziats  im  alten  Bern.  ,Die  Edlen  oder 
Herren  besassen  Land  und  Leute ;  die  Gr.  lebten  in 
der  Stadt  in  grössern,  bedeutenden  Gewerben,  die 
Kleinburger  in  mindern  Handwerken.'  EFvFischer 
1868.  —  2.  eine  Traubensorte;  s.  Burgauer.  .Eiben- 
arten :  die  weisse  Eiben,  gemeinhin  Klbele,  etwa  auch 
Grausilber  genannt,  die  Rotelbele,  die  Grossburger 
(grobe  Eiben),  Kleinburger  (gelbe  Eiben).'  JKettiger 
1857.  —  Kolderi-:  unzufriedener,  auf  die  Regierung 
schimpfender  Bürger  Bs.  Vgl.  Chol  derer  i  (Bd  III  238). 
—  Chlein-  s.  Gröss-B.  1  und  2.  —  Chnebel-: 
scherzh.  Umstellung  aus  Burger-Chncbel  2  (Bd  III  715). 
Postheiri  1887  (8).  —  Chrüt-.  ,Der  gemeine  Mann 
vernachlässigt  den  Gartenbau  gänzlich.  Mangold,  Kohl, 
Zwiebeln  und  Salat,  das  ist  alles,  was  er  zu  pflanzen 
sich  Mühe  giebt.  Er  nährt  sich  lieber  von  Milch  und 
Mehlspeisen  und  setzt  einen  Ruhm  darin,  kein  Kraut- 
bürger zu  sein,  wie  er  den  Städter  zu  nennen  pflegt.' 
IILLkiim.   1798  (Gr). 

Fud-loch-  Füdli;  Füdlf;  1.  engherziger,  arm- 
seliger Spiessbürger  BsStdt;  B;  Sch;  ZStdt.  —  2.  neu 
aufgenommener  Stadtbürger  ZStdt  (Spillm.).  —  3.  der 
gewöhnliche  Burger  im  Gegs.  zum  vornehmen  ZStdt 
(Spillm.).  —  Vgl.  den  Fiidburger  in  Köln  und  Strassburg, 
«I.  i.    Einer,  der  sich   das  Bürgerrecht  erheiratet  hat. 


1585 


irg,  berg,  birg,  borg,  bnrg 


1586 


La  ml  s  -  li  u  rg  e  r :  Landesbürger  Ap  (AHaUler  1839). 
-  Most-Bürger:  Klein-,  Spiessbürger  Zu;  Z.  — 
Mit-Burger:  =  Burger  2  b.  ,M.,  ein  frömbder,  der 
statt  t'reiheit  genoss  und  zuo  einem  burger  angenom- 
men, der  statt  und  des  lands  rächt  und  beschwärden 
teilhaftig,  gleich  wie  die,  so  in  der  statt  erborn  sind.' 
Mal.  —  Näcb-Burger:  Bürger  einer  nachbarlich 
befreundeten  Stadt.  ,Am  8.  tag  octobris  im  1559.  iar 
sind  die  von  Raperswyl,  unsere  trüwen  n.,  zu  uns  gen 
Winterthur  zogen  by  den  30  des  kleinen  und  grossen 
rats,  auch  anderer  bürgeren  mit  inen,  hand  by  uns 
ein  fasnacht  ghept;  man  hat  sy  auch  ein  ganzen  tag 
costfry  ghalten,  sind  am  sontag  kommen,  am  zinstag 
wyder  anweg  geritten.'  1540/73,  UMey.,  Chr.  —  Nüw- 
Neu-:  ein  neu  ins  Bürgerrecht  Aufgenommener,  allg. 
's  Neuburgers  Nähe'summer,  Martinisommer  ZW.  — 
Büscheli-:  Spottname  des  Bürgers  mit  Bez.  aufsein 
Recht  an  dem  aus  Reiswellen  bestehenden  Bürger- 
nutzen G.  —  Sei-:  alpberechtigter  Bürger  B  (Gotth.). 
—  Simpel-.  ,S.-Bürger  nannte  man  in  SBib.  früher 
solche  Eingekaufte,  die  Bürger  von  Ober-  und  Nieder- 
biberist zugleich  waren,  während  die  Einheimischen 
nur  Bürger  entweder  von  Oberbiberist  oder  von  Nieder- 
biberist  waren.  -Die  S.  hatten  politische  Rechte  wie  die 
andern  Bürger,  jedoch  keine  Rechtsame.'  LRSchmidlin 
1886.  —  Ge-schändi-:  =  Kolderi-B.  Bs.  —  Schup- 
pe"-, Scheppli-:  schöppelnder  Kannegiesser  Bs. 

Spiess-:  1.  wie  nhd.  —  2.  ehemals  Bezeichnung 
Desjenigen,  der  die  Milizaufgebote  in  die  Häuser  trug 
Bs  (Seiler). 

Noch  1818  soll  in  Chur  ein  Mann  gewesen  sein,  der  nie 
anders  als  mit  dem  Spiess  in  die  Bürgerversannnlung  gieng. 

Strecki-:  spöttische  Bezeichnung  des  auf  seine 
Privilegien  stolzen,  engherzigen  Bürgers,  mit  Bez. 
darauf,  dass  jeder  Bürger  vom  Gemeindeland  ein  Stück 
(Strecki)  zur  Benutzung  erhielt  LBerom.  —  Ge-ding-. 
Die^Aufnahme.  ins  Bürgerrecht  [von  ZElgg]  wurde 
manchmal  an  gewisse  Bedingungen  geknüpft,  weshalb 
diese  Art  von  Neuburgern  auch  G.  genannt  wurden. 
So  wird  1537  Mathis  Müss  .wegen  der  Kramerei'  zu 
einem  Burger  angenommen,  allein  mit  dem  .heitern 
Beding', ^dass  Elgg  sich  vorbehalte  ihn  zu  vertreiben, 
wenn  er  die  Kramerei  aufgebe.  KHacser  1895.  — 
Totzel-:  Spiessbürger  AiAarb.  --  Zapfe"-:  wer 
gewohnheitsmässig  das  Wirtshaus  besucht  BsStdt. 

bürgere".  Er  hat  sich  b.  lä",  hat  sich  ins  Bürger- 
recht aufnehmen  lassen  B;  ZUhw.  (Dan.). 

ver-.  Nur  im  Ptc.  verburgeret :  eingebürgert  B. 
Z'  Bern,  z'  Thun  v.  si".  .Sowohl  die  allhiesige  Ver- 
burgerte  als  Fremde  sollen  die  Lehen-Consens  alle 
sechs  Jahr  um  einen  leidentlichen  Tax  erneuern  zu 
lassen  verpflichtet  sein.'  Sch  Auffallsordn.  1743.  fe- 
ilen aus  der  Frönide  kommenden  jungen  Verburgerten 
[ist  das  Tragen  fremdländischer  Kleidung  nur  sechs 
Wochen  gestattet].'  Z  Mand.  1755.  ,AUe  unverbur- 
gerte  Weibspersonen,  die  hier  im  Dienst,  Kost  und 
Lohn  stehen,  sollen  in  ihrer  ordinari  Kleidung  an 
Sonn-  und  Festtagen   zur   Kirche   gehen.'   ebd.  1790. 

bürgerlich,  bürgerlich:  1.  (bürgerlich)  dem 
Burger  (i.  S.  von  2  a)  zugehörend,  ihn  betreffend  B. 
Der  Bode"  isch  noch  b.,  gehört  noch  den  Bürgern. 
.Bürgerliche  Bedienungen',  im  alten  Z  die  städtischen 
Ämter.  —  2.  (bürgerlich)  dem  Bürger,  dem  Mittel- 
stände gemäss,    allg.     En  ordinari  bürgerlichi  Chost. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


B.  choche".  B.  g'chleidfejt  gl".  ,Zizers  ist  ein  schöner 
grosser  bürgerlicher  Flecken  an  der  Landstrass.'  Si> 
rerh.  1742.  —  3.  höflich.  ,Sich  bürgerlich  und  freündt- 
lich  erzeigen,  bürgerlicher  und  freündtlicher  eingang 
oder  anfang  einer  red.'  Mal.  .Ist  derowegen  noch 
einmahl  meine  bürgerlich  untertenige  vleissigo  pitt 
an  euch  m.  gnädige  vätteren  und  oberen.'  1599,  L. 

.Bürgerlich.'  OWerdin.  lö.VJ;  dafür  regelmässig  .bürger- 
lich.'  Herborn    1588.      Zu   3   vgl.   frz.   civil. 

un-burgerlich.  ,U.  tuon',  sieh  nicht  benehmen, 
wie  es  einem  Bürger  geziemt.  1529,  Ansh.  V  368. 

Burgersami,  Bürger-  f.:  die  Gesamtheit  der 
Bürger  eines  Ortes   B;    Z.     Vgl.  Pürsami  (Sp.  1525). 

Burgerschaft  f.:  1.  coli.  a)  =  dem  Vor.  ,Abgschrift 
des  briefs,  so  zwischet  der  christenlichen  b.  der  zwaien 
orter  Zürich  und  Bern  uffgericht  ist'  1528,  Kessl. 
—  b)  kirchliche  Gemeinschaft.  ,Wer  in  disem  Punkt 
der  reinen  Lehr  verfählt,  der  wird  zur  B.  der  Kirchen 
nicht  gezehlt.'  Rdd.Mev.  1650.  —  2.  abstr.  a)  Bürger- 
recht, in  der  Zss.  B.-Franlen  (Bd  I  1309).  —  b)  Burg- 
recht. ,Was  dise  b.  [zw.  Zürich  und  Bern  und  zw. 
Zürich.  Bern  und  St  Gallen]  bindet  oder  binden  mag, 
unrecht  und  redlich  zehalten  und  dem  gnuog  zetuon 
ungefarlich.'  1528,  Kessl.  .[Der  Rat  versprach]  weder 
Bischöffen,  Äbten,  Prälaten  noch  andern  frömbden 
Pfaffen,  Fürsten  und  Herren,  so  nit  in  unserer  Stadt 
und  Landschaft  gesessen,  kein  Schirm  noch  B.  mehr 
zuzusagen.'  1531,  Kappelerbrief.  Der  Abt  von  Belle- 
lay,  seit  langem  Burger  von  Solothurn,  soll  angehalten 
werden,  das  Burgrecht  (,B.')  mit  Solothurn  zu  er- 
neuern. 1555,  Absch.  Im  gleichen  Sinne  ,Mitburger- 
schaft.'  ,Dann  als  wir  mit  einer  statt  Costenz  einer 
m.  halb  in  gespräch  und  underhandlung  kommen  und 
gegen  etlichen  der  fürnemisten  under  inen  [denen  von 
Schaffhausen]  der  sach  gedacht,  ob  ein  guoter  will 
oberzelter  burgerschaft  halb  by  inen  ouch  möchte 
erfunden  werden,  ward  unserm  hotten  mit  vil  frünt- 
lichen  Worten  erscheint,  dass  es  diser  zyt  nit  er- 
schiesslich  sin  möchte.'  1529,  Absch. 

Burga  I,  Bürge"  ÄABb.;  GlMoII.;  ÜRFurna,  Mai.; 
LBallwyl;  SchwE.;  THPfyn;  UAnderm.  —  f., ■Burgel, 
Bürget  SchwE.  —  m.,  Burgele"  GGrabs,  Burgle»  Gl 
Elm,  Lintth.  —  f.,  „Burgeli"  I  AABb.;  Gl;  GiiFurna, 
Mai.;  GSev.;  SchwE.;  SLandschaft;  Z,  Burgeli  Aa, 
Burgi  („grob")  Aa;  GRFurna;  LBallw.,  Stdt;  SchwE.; 
Slfental,  OBuchsiten,  Meltingen;  Uw,  Bürgi  AaBIj.; 
SchwE.,  „Burgetli",  BurgH  GLLintth.  —  n.:  1.  weibl. 
Taufn.,  Waldburga,  selten  =  Notburga.  -  2.  Burgili, 
kosende  Bezeichnung  eines  kleinen  Kindes  ZWyl  b/Rfz. 

Für  AaBb.;  LG.;  Sch;  ThSitterd.;  WZerm.;  Zg  ist  auch 
die  Vollform  Walburga,  für  AaBb.  Nötbunja  bezeugt;  vgl.  auch 
Walkurga-Tag.  , Walburga.'  XV./XVI.,  ThLangrickenb.  ,Elsy 
Süss,  genannt  Walpurg.'  1543,  ZSth.  ,Burgi.'  1406,  ZRorb. ; 
1300/1595,  LNeuenk.  Jahrzeitb.   .Burgula.'XVI.,  BRiiedersw. 

Burgler  s.  Hasler  (Bd  I  380). 

Burga  II,  Burgeli  II:  Koseform  für  Burgunda  GrD. 

Purgänz  B-  Sch  (Pilger  1884),  Burganz,  -ans  Sch 
St.  (Sulger)  —  f.:  Brechmittel.  ,Was  das  Vreni  einmal 
im  Kopf  hat,  das  bringt  man  ihm  mit  einem  Dutzend 
Purganzen  nicht  mehr  raus.'  Gotth.  Typisch  für  etwas 
Unangenehmes,  Widerwärtiges:  's  ist-mer  z'  wider  wie- 
n-e"  P.  ScHSt.    —    Aus  lat.  purgantia. 

Purgäz,  Burgäz,  in  PAL  Pulgäz,  in  Bs  auch  Pur- 
gäsi  —  f.,    in   B   (neben  häufigerni  f.);   GrD.  ;   PAL; 

100 


1587 


Barg,  berg.  birg.  borg,  bürg 


1588 


Xnw  (neben  f.)  m.:  Arzneimittel  zur  Reinigung  der 
Verdauungswege,  und  zwar  Brechmittel  AaKu.,  Leer., 
L.;  Ar;  B;  GTa.,  Abführmittel  Bs;  PAL;  Ndw;  unter- 
schieden als  Obsich-P.  und  Nidsich-P.  Bs;  GrD.;  Z. 
lch  will  im  [dem  Magenkranken]  afen  e*  B.  gl",  Praxis 
älterer  Ärzte.  ,Wenn  eins  von  der  Familie  einen 
Trank  trinken  musste,  bekam  ich  den  Best  davon 
oder  den  zweiten  Aufguss,  es  mochte  nun  eine  Purgaz 
oder  eine  Laxierig,  ich  gesund  oder  krank  sein.'  Gotth. 
Scherzh.  auch  von  saurem  Getränk:  Es  gät-der  für  e" 
P.  ZO.,  S.  ,Eins  hunds  purgatz.'  UEckst.  ,Die  pur- 
gatz,  ein  reinigende  arznei,  purgatio,  alvi  ductio,  alvi 
purgatio;  arznei,  die  den  stuolgang  treibt,  pharmacum.' 
Mal.  .[Einer  Kranken]  umb  12  Schilling  ir  purgaz, 
mer  8  Schilling  umb  ein  purgiertrunk  mit  malvasier.' 
1571,  L.  ,Bin  etliche  Tag  vil  kranker  gewesen,  wel- 
ches mir,  der  ich  mit  der  Melancholia  hypochondrica 
behaftet  bin,  von  einer  jeden  Purgatz,  si  sye  ring 
oder  stark,  widerfehrt.'  JJNüsch.  lb'08.  Der  Natur 
.mit  einem  Purgätzlein'  helfen.  JZiegler  1647.  ,1682 
starb  eine  Klosterfrau  [in  TuTänikon]  an  den  Folgen 
eines  unglücklichen  Purgatzes.'  JNater  1898.  ,Für 
l  Purgatz  und  für  l  Mundwässerli  9  ß.'  1684,  Zubers 
Tageb.  S.  noch  Ge-bür  1  e  (Sp.  1514).  In  Vergleichen 
wie  das  Vor.:  's  isch-mer  (z'icider)  wie  B.  AAZein., 
wie-n-e"  P.  AaF.,  Ke.;  Sch;  Z,  widert  mich  an;  z.B. 
Jemandes  Geschwätz,  's  isch-mer  wie  B.,  tce""-me"  mit 
Dem  Oppis  ?'  düent  hat  AAZein. 

Aus  lat.  purgatio.  Anl.  P-  wird  angegeben  für  AaF., 
Ke.;  Ap;  BBr.,  oE.,  0.  (Zyro);  GrD.;  GTa.;  SchSt. ;  ZO., 
Wthor,  IS-  für  AaKu.,  Leer..  L. ;  B;  Ndw;  Ztw.  Der  Acc. 
liegt,  so  weit  Angaben  darüber  vorliegen,  auf  der  zweiten 
Silbe;  nur  für  AaLeer.  ist  *"  bezeugt.  Vgl.  dazu  KoU&tz 
(Bd  III  209),  das  auch  zum  Geschlechtswechsel  Analogien 
bietet.     Weitere  Schweiz.  Belege  s.   bei  Gr.  WB.   VII   2253. 

purgä'ze":  1.  ein  Brechmittel  gebrauchen;  sich 
erbrechen  Sch  (Kirchh.).  Es  ist  zum  P.;  Syn.  zum 
Chotzen  (Bd  III  599).  —  2.  laxieren,  ebd. 

purgiere»  (purgiere"  GrPi\).  in  AALeer.;  B;  Th 
burgiere*:  1.  mit  einem  Brechmittel  (Ap;  B;  GrPt.) 
oder  Abführmittel  (AALeer.;  GrPt.  ;  Th)  den  Körper 
reinigen.  l)er  Toikter  hat -mer  Oppis  zum  P.  g'ge". 
Tr. :  Die  Mixtur  hät-mich  g'höria  purgiert.  S.  noch 
Gr.  WB.  VII  2242.  RA.  Da'  soll  doch  's  Wetter  b.l 
Äusserung  starken  Unwillens,  etwa  =  das  soll  doch 
der  Teufel  holen  TiiBerl.  ,P..  purgatz  eingäben,  pur- 
gare.' Mal.  ,Repset  [Recept]  zu  burgieren.'  ZElgg 
Arzneibuch  1650.  Vgl.  Purgier-Chorn  (Bd  III  473), 
-  Wasser.  —  2.  reinigen  übh.  .Die  gedistillierten  wasser 
sollend  ouch  zwischen  den  visitationibus  purgiret  und 
sittlich  durchgesiget  werden.'  L  Apothekerordn.  1592. 
,Ein  Ort-Geländ  zwischen  Tauffers  und  Glarus,  da 
etwann  vor  Zeiten  das  in  nächsten  Bergen  daherumben 
ausgebrannte  Erz  gesäubert  und  purgiert  war.'  Spre- 
cher 1672.  —  3.  (refl.)  in  übertr.  S.,  sich  rechtfertigen. 
,üass  wir  uns  vor  üweren  gnaden  purgiertind  und  ent- 
schuldigetend.'  1597,  B.  , Desnahen  ihme  sehr  lieb, 
dass  er  dermalen  vor  einer  h.  Ehrencomission  sich 
disfahls  zu  pnrgiren  den  Anlass  habe.'  1730,  Z  Bericht. 

Purgieri°g  (P$rgieri*g  GrPi.),  B-  f.:  Brechmittel 
Ai'  (häufiger  als  Purgaz);  B;  GrePr.,  Abfuhrmittel  Bs; 
GnPr.j  Th.  E*  Laxieri'g  ald  e*  P.  Sohwzd.  (GrPi-.). 
,Ich  hatte  es  nicht  wie  viele  Weiber,  denen  eine  tüch- 
tige Plärete  viel  besser  tut  als  eine  IV  Gotth. 


Burgaz(i)  Gl.  Burgüzi  GlEIui.  Näfels :  Pankraz  ; 
s.  Sp.  1391. 

Burgel   s.  Gränsel  (Bd  II  783)   und  vgl.  B.-Chrüt 

(Bd  III  905).    —    S.  auch   Gr.   WB.    II    53G. 

Burgnnd.  Noch  für  das  XIII./XIV.  liegt  Bern  in 
B. :  ,Die  bürger  von  Bern  und  alle  unser  eitgenoze 
von  Buorgendon.'  1251,  Kopp,  Urk.  Merkwürdiger- 
weise hat  selbst  Ansh.  II  277  noch:  ,In  Bürgen  zuo 
Bern.'  ,In,  ze  Burgenden.'  1370,  AABrugg;  1384,  B 
(neben  ,von  Burgunden');  1386,  AaZoL  ,Der  herzog 
von  Burguny',  sonst  .Bruguny.'  Edlib.  ,Das  land  Bur- 
gun;  im  Burgun;  in  disem  land  Bürginen.'  Ansh. 

Burgunder  m. :  1.  als  Volksname.  Wenn  im 
Hochsommer,  auch  im  Herbste  die  Solothurner  das 
Wetter-Schiessen  (s.  d.)  hören,  sagen  sie,  ,die  toten 
Burgunder  im  Murtensee  regten  sich  und  machten  den 
Schweizern  bös  Wetter.'  Henne  1874.  —  2.  a)  =  B.- 
Hemd (Bd  II  1300)  Bs;  B;  S.  I«  mi*  B.  soll  mi" 
[neugeborner]  Blieb  z'erst  g'llret  werde*,  das' -er  ro" 
jung  iif  so  a"  d'  Arbed  g'wanet  sig  wie  ml*  B.  Sonn- 
tagspost 1868  (B).  S.  noch  Mutz  (Sp.  617)  und  vgl. 
auch  Blusen- Chünig  (Bd  III  330).  Auch  Überhemd 
übh..  gleichviel  von  welcher  Farbe,  in  BE.  früher 
gewöhnlicher  Bestandteil  der  männlichen  Alltagsklei- 
dung, nam.  auch  für  Knaben.  —  b)  Ärmelweste  der 
Weiber  Nnw.  —  3.  , kleiner  B.',  Wein  aus  der  Graf- 
schaft Neuenburg.  ,In  früheren  Zeiten  war  der  El- 
sasser Wein  der  beliebteste  im  Aargau.  Auch  aus 
der  Grafschaft  Neuenburg  trafen  viele  Weinlieferungen 
(kleiner  B.)  hier  ein.'  Aa  Gem.  181  I. 

Zu  1.  .Burgunner.'  Vad.  Im  XIII./XIV.  nicht  selten  als 
Zuname.  ,An  des  Burgunders  rüti.'  XIII.,  AaFislisb.  ,Uf  dez 
Burgunders  guet.'  Ende  XIII.,  L.  .2  quart.  kern,  von  dem 
wingarten  Uolr.  Keppellers  git  der  Bürgender.'  1320/30,  '/.. 
,Heinr.  Bürgender.'  ebd.  ,Her  Johaus  Bürgender,  lütpriester 
ze  Swanden.'  1385,  Gl  Urk.  Vgl.  auch  B.-Chellen  (Bd  III 
201),  -Rosa. 

burgundisch.  ,Zwo  b.  deckinen  uf  die  chorsärk.' 
1525,  Z  (lnv.  des  Chorherrenstiftes).  .Medica,  gül- 
denen Steinklee,  b.  Hew.'  Denzl.  1677;  dafür  1716: 
,ein  Kraut  wie  Wicken.' 

Bürg  m.,  PI.  Bürge*:  Bürge.  Eim  B.  si',  (Geld-) 
Bürgschaft  für  ihn  leisten;  unver.  auch  bei  plur. 
Subj. :  Zire  Fr  und  sind-em  Bürg  g'si".  B.  und  (Selbst-) 
Zaler,  wer,  ohne  dass  Zwangsmassregeln  gegen  den 
Schuldner  vorangehen,  die  Bürgschaft  einzulösen  sich 
verpflichtet  Gr;  Th;  Ndw;  Z.  Sprw.:  Der  Herrgott 
ist  en  lange  B.  und  sichere''  Zaler  Z  Wangen.  De" 
Bürge"  (GRHe.),  (d'J  Bürge"  (S;  Z)  tuet-me"  würge"; 
s.  bürgen.  S.  noch  Fründ  (Bd  1  1303),  Gült  (Bd  II 
289).  In  einer  L  Urk.  von  1385  wird  zwischen  .Gülten' 
und  .Bürgen'  in  der  Weise  unterschieden,  dass  Erstere 
mit  Pferden,  Letztere  ohne  Pferde  in  Sursee  Gisel- 
schaft  halten  sollen.  Seg.,  RG. 

Heim-.  .Henrieus  Heinburge',  Zeuge.  1215,  Bs 
ÜB.  I  59.  .Gottfr.  Heimbürger.'  1897,  S.  -  S.  Lexer 
I    1216/7. 

Hinder-:  Rückbürge  Gr  (Tsch.).  —  Lib-:  Geisel. 
.Fürnemme  Leibbürgen  oder  Geislen.'  JLCvs.  1661. 
S.  noch  das  Folg.  —  Leist-:  =  dem  Vor.  ,Vier  erbar 
man  uss  Walgöw  [werden]  zu  tröstern  genommen 
oder  leistbürgen.'  1499.  Gr.  Auch  bei  Wurstisen  1586 
(wechselnd  mit  .Leibbürg');  Guler  1616;  Grasser  1625. 
S.  noch  Qisel   (Bd   II    167)    und  Gr.   WB.  VI  721. 


1589 


Barg— borg.    Bargg— burgg.    Bark— burk.    Bari— burl 


1590 


Na'"-:  =  Hindci-B.  AaF..  Ke.;  B;  ZO.  Dazu  nö«*- 
bürge"  AaF.,  Ke.  —  Pfands-.  .Damit  diser  frid  ein 
glowen  hätte,  wurden  von  den  Franzosen  ufgemuzte 
pfandsbürgen  den  Eidgnossen  heimzefüeren  geben.' 
Ansh.  —  Ruck-  ZZoll.,  sonst  Rück-:  wie  nhd.  S.  auch 
DYYyss  1796,  171. 

bürge":  bürgen,  allg.  Sprw.:  B.  tuet  (oder  heisst) 
würge*  FMu.;  GMs;  S;  Z. 

üs-:  1.  durch  Verbürgung  befreien.  .[Die  von 
Matsch]  habent  auch  den  unsren  uf  der  Strassen  uf- 
gehebt  95  ochsen,  die  habent  die  unsren  müessen 
ussbürgen  umb  fünff hundert  duggaten.'  1411,  Fopfa 
(Klage  des  Bischofs  von  Chur).  .[Der  gefangene  Herr 
von  Brandis  wird  von  Bern]  uf  widerstellen  gon  Bern 
usgebürgt.'  1499,  Ansh.  —  2.  durch  Bürgschaft  voll- 
ständig sicher  stellen.  .Wenn  unsere  Vorfahren  einem 
Freunde  oder  Feinde  Tröstung  gaben,  so  ward  er  mit 
Leib  und  Gat  ausgebürgt  oder  wenigstens  vor  aller 
Gefahr  sicher  gestellt'  Sintem.  1759.  —  ver-:  1.  Bürg- 
schaft leisten  (für  Etw.).  Der  Abt  von  St  Gallen  be- 
klagt sich  u.  a.,  dass  die  Städter  ,im  sin  gotzhuslüt 
vieugend  und  dieselben  einem  rat  v.  [für  das  Löse- 
geld Bürgschaft  leisten]  müesstend.'  Vad.  .Geld  v., 
für  einen  zuo  bezalen  versprächen .  exproinittere.' 
Mal.  's  Rieht  v.,  für  das  Erscheinen  vor  Gericht 
Bürgschaft  leisten  Zu.  ,Si  duo  hospites  non  Bur- 
genses  alter  alterum  in  causam  trahere  voluerit  pre- 
coni  loco  sculteti  dabunt  fidejussores  quod  ambo  com- 
parebunt  in  judicio  et  si  unus  illorum  defuerit  reus 
habebituiv  BThun  Handfeste;  das  nennt  der  Commen- 
tator  von  1779  ,das  Recht  v.'  —  2.  durch  bürgen 
verlieren;  s.  ver-hüsen  (Bd  II  1742). 


Porgg:  1.  Pörgg  in.  (PI.  PÖrgg)  GiiChur,  Pr., 
Porgge*  f.  UMad.;  WVisperterm.,  (geringes)  Schwein. 
Drei  monatliche  .Pörklein',  unter  dem  Jahreseinkom- 
men eines  pensionierten  Geistlichen  aufgeführt.  1511, 
F  Pfrundbrief.  —  2.  Porgge*  W,  B-  USil.  (m.),  PÖrggli 
GRPr.,  unreinlicher  Mensch.  —  Rätorom.  porc(h).  it. 
porco,  jwrea. 

Porggatsch    m.:     Schweinekerl    GRChur.   —   It. 

porcaccio. 


Bark  — burk. 

S.  auch   die   Gruppe   Barch  —  burch. 

Burk  „m.  B",  Burk,  Bürk,  Burkit  f.  BE.:  „wer, 
z.  B.  beim  Kegelschieben,  gegen  Mehrere  spielt  und 
gegen  den  sich  auch  Mehrere  vereinigen;  und  meton. 
von  Einem,  der  in  einer  Gesellschaft  der  Gegenstand 
des  Gespöttes  sein  muss  B."  In  etwas  anderm  Sinne 
heute  in  BE.:  wenn  beim  Kegel-  oder  auch  Ballspiel 
eine  Partei  um  Einen  stärker  ist  als  die  andere,  so 
schiebt  oder  wirft,  um  den  Unterschied  auszugleichen. 
Einer  von  der  schwächern  Partei  für  zwei  mit  Gewinn 
und  Verlust  für  zwei,  oder  es  wird  (nach  anderer  An- 
gabe) aus  der  stärkern  Partei  Einer  ausgelost,  der 
auch  bei  der  schwächern  mitspielt;  man  sagt  dann 
von  dem  Betreffenden:  Er  het  d'  B.  g'ha*,  g'no*.  Vgl. 
Blind. 

Bnrke't  s.  Burg-hart  (Bd  II  1645),  wozu  hier  noch 
einige   Nachträge.     1.  Burket(li)  L;  Th,   Bürget   Gl, 


Buck(i)  L.  Burgi  Gl,  Taufn.  Säg  B.  mit  der  Nunc*! 
eine  Vexieraufgabe,  insofern  sie  vom  Angeredeten  auch 
so  aufgefasst  werden  kann,  als  habe  er  B.  mit  der 
Nase   (statt  mit  dem  Munde)    zu   sprechen    ZBül.  - 

2.  (de  Bürkli)  landesübliche  Bezeichnung  der  vom 
Bürklischen  Verlag  in  Zürich  herausgegebenen  .Zür- 
cherischen Freitagszeitung',  des  .Zürcher  Kalenders' 
und    des    .Reisebegleiters'    (Eisenbahnkursbuch).    - 

3.  Burket,  Chenop.  alb.  GrCIiui-. 

Ältere  Formen  des  Personennamens:  .Burki.'  1:586,  BTh.; 
1400,  S,  .Burgki,  Bürgkelli.'  1389,  B,  .Burkli.'  1396/8,  Z, 
,Bürgi'  (Gen.  .Bürgis',  Acc.  .Bürgin').  1335,  Gl;  1385/1440, 
ZStdt;  1415,  AaMell.  (.Bürgin').  Familienname:  , Burket.' 
1491,  G,  .Burclii,  Burckhi.'  XVIII.,  SBib.,  Bürgi  B;  Sclnv ; 
UwSa.  (schon  1485);  UUrs. ;  Z;  1348,  Aa  (.Burgi');  1521, 
ZMänned.;  1523,  ZRicht,;  1524,  ThRheinkl.:  1531,  Zg; 
ZMeil.;  1540,  Bs;  Anf.  XVII.,  SBib.;  1744,  UwLung.  ,Cuoni, 
Welti  Bürgis  ze  Schernz.'  1432.  Aa.  Lokaluamen:  Burketli 
ZSth.  Im  Bürgi  ZWulfl.  Im  Birgit  ZStäfa;  dazu  der  Fa- 
milienname .Bürgisser.'    1523/31,   AaF. 


Bari  — burl. 

Barlaba.  Eine  Hexe  bekennt,  der  Teufel,  genannt 
B.,  sei  ihr  Buhle  gewesen.  1520,  Z. 

Parlament  n.:  1.  Unterredung,  mündliche  Unter- 
handlung. ,Der  gottlos  Küng  vom  P.  des  Bischofs 
Heiligkeit  erkennt.'  JMahl.  1620.  Spec,  Vergleichs-, 
Friedensunterhandlung.  ,Im  Fall  er  [der  Anführer 
der  Aufständischen]  Willens,  das  Parlement  mit  mir 
fürzunemen,  so  mag  ich  leiden,  dass  er  drei  seiner 
Vertrauten  zu  ihme  neme.  Das  will  ich  auch  tun 
und  wollen  in  Mitte  zwischen  beider  Parteien  Volk 
der  Länge  nach  Red  halten.'  ARyff  1594.  ,Und  sind 
wir  13  Stund  lang  mit  diesem  P.  umgangen.'  ebd. 
,Im  P.  und  Vertragshandlung.'  RCys.  Auch  von  schrift- 
lichen Auseinandersetzungen,  Friedensvorschlägen. 
Chr.  v.  Landenberg  hat  durch  seinen  .bubeir  ein  lan- 
ges ,p.'  geschickt.  1540,  Absch.  IV  1  c  1213.  Zwei 
Bürger  des  aufrührerischen  Mühlhausen  werden  be- 
schuldigt, der  vor  der  Stadt  stehenden  eidgen.  Haupt- 
leute .freündtlich  parlarnent'  der  Gemeinde  verschwie- 
gen zu  haben.  1587,  Absch. —  2.  (Rats-)Versammlung; 
Gesellschaft,  spec.  eine  solche,  in  der  es  wüst  und 
lärmend  zugeht.  Hans  Schärer  von  Oeningen  (,wär  bi 
den  puren  ennethalb  Rins  und  Bodensees  gelegen') 
zu  Hug  von  Landenberg  [mit  dem  zusammen  er  in 
Frauenfeld  zecht] :  .Wie  züchen  dine  puren  im  p. 
umbhin?  Wir  wend  das  p.  ouch  han  und  dir  die 
straich  ouch  machen.  Kessler,  far  inhin  uf  dem  p.! 
Also  schluog  er  der  landsknechten  straich.'  1525, 
Absch.  IV  1  a  741.  ,Comes:  Was  hands  dann  für  ein 
parelement,  dass  inen  das  land  solt  werden  abkent? 
Consul:  Es  hat  ein  rott  sich  zamen  tan  in  unsers 
wirts  hus  mit  solchem  pracht,  spilent,  schryent,  sufent 
tag  und  nacht,  hand  ouch  mätzen,  unnütz  fasels  vil, 
ein  gschrei  mit  gsang  und  seitenspil,  dass  ir  menger 
in  einr  nacht  und  tag  an  einem  guldin  nit  gnuog  han 
mag.'  Salat  1537.  Über  das  .Ehren-Parlament'  am 
Narrenfest  in  THWeinf.  s.  Narren-Fest  (Bd  I  1116); 
Keller,  Weinf.  Chron.  (1864)  II  26  ff.  —  3.  (Parliment) 
in  der  Formel:  im  ganze*  P.,  durch  die  Bank,  durch- 
weg Ndw.  Im  ganze*  P.  sind  Alli  hibsch,  ist  e*kei*s 
Wiests.     Im  ganze"  P.  findt-me"  kei*s  rechts  Glas. 


1591 


Bari,  berl, 


bor],  bnrl 


l.Vi-J 


Parlamenten:  parlamentieren.  .Mit  denen  im 
schloss  zu  parlimenten.'  1522,  Strickl. 

parle":  1.  a)  reden.  Gacnerspr.  ,Barlet,  gret.' 
Edlib.  (WB.  des  Rotwälscben).  S.  aucb  Gengenbach, 
Bettlerorden  469.  —  b)  .mit  Eini  p.',  reden,  mündlieb 
unterhandeln.  ,Wenn  man  mit  den  conventzhern  hat 
gebarlat  um  usskofen  und  was  mau  inen  hat  wellen 
geben.'  Sicher  1531.  ,Het  man  nit  mit  der  puren 
hoptman  gbarlat,  so  wer  inen  in  der  stat  spate  en- 
schüttung  kommen.'  ebd.  ,Der  Pfaff  wird  p.  stark 
mit  ihr,  sei  soll  nit  leisten  dein  Begier.'  JMahl.  1620. 

—  2.  französisch,  auch  übh.  in  fremder  Sprache  reden, 
meist  mit  dem  Nebensinn  des  Raschen,  Sprudelnden 
Ap;  Bs;  Tb;  Ndw;  Zg;  Z.  Min  Bueb  cha"*  scho*  ita- 
licmisch p.,  nüt  Schoners  Z.  Parli-Joggli,  Name  eines 
1830  aus  Frankreich  zurückgekehrten  Gardesoldaten, 
der  allein  im  Dorfe  französisch  konnte  ZErl.  — 
3.  rasch,  unverständlich,  sinnlos  reden,  plappern  BO.; 
Ndw;  Z.  ,Das  Gemurmel  der  durcheinander  parienden 
Stimmen.'  EWartenstein  1866.  ,Urauf  fangen  sie  ko- 
misch zu  p.  an,  dass  Keiner  den  Andern  verstehen 
mehr  kann.'  Z  Kai.  1806.  Vom  Sprechen  kleiner  Kin- 
der AAFri.  Vom  Vogelgezwitscher:  Wie  chönne'd  s' 
[die  Spatzen]  nüd  p.!  KdMby.  1844. 

Frz.  parier.  Auf  it.  parlare  beruht  höchst  wahrsch.  das 
Sp.  1145  behandelte  polare"  (mit  dissinülator.  Schwund  des 
ersten  r),  palsle*  (mit  Fernassim.  des  r  an  I),  dazu  das  Nom. 
ag.  Palsri,  Palali  usw.;  vgl.  ,parlaren'  bei  Gr.  WB.  VII  14  04. 

Parlete"  f.:  wirres,  unverständliches  Durchein- 
anderreden ZO.  Si  bete'd  g'wüss  de"  Böscehram  ? 
E"  P-en  isch  g'si"  und  Lüt !  ich  ha"  ml"  Lebtig  Nüt 
so  g'seh".  Stütz. 

Parle'wu:  scherzh.  für  Franzose  B;  Z.  Ge''t-ne" 
recht,  dene*  Donners  Wälsche",  schleht-si  z'  Tod,  die  P. ! 
NvDEGGER    1885.    —    Frz.  parlez-vous. 

parlifrangss  Th;  ZZolL.  barlifrayssi  BsL.  Ph 
cha""  nit  b.,  kann  nicht  französisch.  —  Frz.  parier 
francai*. 

parliere":  =  parle»  2  Bs ;  B ;  L ;  Z.  Klavier  spilen 
iiiul  wältsch  p.  .Parlieren  wie  ein  Wcltsch.'  Gotth. 
F/iht  a"  am  Würtshüstiseh  p.  uf  Wältsch  u"d  Putsch. 
Schwzd.   (BSi.).    -    Vgl.  auch   Polier  (Sp.  1155/6). 

barliggC-barlägge"  L.  bcrligge'-berldgge"  Z,  bo- 
ligge'-bohigge"  BsStdt:  1.  Ausruf  des  Käsperli  im 
Puppenspiel   BsStdt.  —  2.  s.  Figgen  I  1  (Bd  I  713). 

—  3.  Ausruf  der  Gleichgültigkeit,  =  es  liegt  mir  nichts 
dran  L. 

Vgl,  Gr.  Wß.  I  1525/0;  it.  far  berlic(ehe)  berloc(ehe), 
Hokuspokus  inachen,  beschummeln:  piemont.  b'rlV:  <:  b'rlol.-. 
invocazione  magica  dei  ciurmadori;  locuzioue  senza  senso 
allusivo  al  demonio;  andi  «  b'rRk,  andar  a  risico  (Pozzo); 
femei   frz.    brelique-breloque,    Hals   über   Kopf. 

Barlandött  P.M.,  Berlandött  PPo.  —  PI.  -otte"  — 
in.:  Häscher,  finanziere,  preposto.  —  Piemont.  b'rlandit, 
gabelliere  (Pozzo). 

Parlis:  1.  Parlü  n.  (nach  St.  m.)  Gichter,  Krämpfe 
der  kleinen  Kinder  W.  —  2.  n.,  Schlagfluss  und  die 
dadurch  bewirkte  Lähmung.  ,In  traf  das  parlis, 
das  er  zuo  der  rechten  siten  genzlich  erlaraet.'  Anf. 
XV.,  G  Handschr.  ,Der  siechtag,  den  man  nempt 
bailis,  [ hat]  die  frowen  geschlagen.'  ebd.  .König 
Wenzel  starb  zu  Prag  an  dem  parlis.'  Vad.  ,Das 
pärliss,  schlag  und  andere  läme.'  Tierb.  1563.  .Für 
den    schlag    parlis    nimm   räckholderber    [usw.].'    Zg 


Arzneib.  1588.  Daneben  in  den  Formen  .Parli,  Per- 
li(n).'  .Paralasis,  parly.'  Ebinger  1438.  .Weiher  dem 
andern  das  vallend  übel  oder  barly  wünste.'  1464, 
Bs  Kq.  ,'s  berlin,  vallend  siechtag  und  ander  ruch 
siechtag.'  HvRüte  1532.  ,Mit  einer  Krankheit,  so  man 
Pärlin  nennt,  ergriffen.'  1642,  L.  .Das  Barli  oder 
Schlag.'  ZElgg  Arzneib.  um  1650.  ,Perle  n.,  Schlag- 
fluss, Paralysis.'  XVII.,  Bs  (Spreng).  .Denen,  die  das 
Paralysis  oder  das  Barlen  oder  der  Schlag  die  Zungen 
getroffen  hat.'  XVH./XVI1I.,  Arzneib. 

.Mlid.  par(a)lis,  aus  gr.-Iat.  paralysis.  S.  auch  Gr.  WB. 
VII    145S/9   und   vgl.   noch  perlen-siech. 

Berlang  (Be!r-  THBerl.)  m.:  ein  Glücksspiel  mit 
Karten  Ap;  GStdt;  ScHStdt,  St.;  Th;  Z;  jetzt  fast 
überall  abgekommen.  Nach  einer  Angabe  in  THBerl. 
vornehmlich  am  Neujahrstag.  in  ScHSt.  .vor  der  Brücke' 
am  Berchtoldstag  gespielt.  Jeder  Spieler  erhält  drei 
Karten;  der  Gebende  macht  einen  Einsatz  in  die 
Kasse.  Nach  Einsicht  der  Karten  kann  der  erste 
Spieler  in  der  .Vorhand'  ein  Angebot  machen,  z.  B. : 
mir  gilt's  1  Franken;  der  Nächste  .überhaut':  mir 
gilt's  2  Frk. ;  der  Dritte  bietet  noch  höher  usw.,  jedes- 
mal mit  entsprechendem  Einsatz.  Wer  schliesslich 
alle  Andern  überbietet,  streicht  ohne  Weiteres  den 
Inhalt  der  Kasse  ein;  , halten-  aber  die  Übrigen  das 
letzte  Angebot,  so  wird  das  Spiel  aufgedeckt  und  fest- 
gestellt, wer  die  meisten  Punkte  hat.  Am  meisten 
zählen  3  gleiche  Karten  (Drittglich  oder  Bedang) ; 
das  Allerhöchste  sind  3  Ass  (Ass-  oder  Natür-B.J, 
dann  folgen  3  Könige.  3  Damen  usw.  In  zweiter  Linie 
stehen  Sequenzen,  in  der  Reihenfolge :  3  vom  Ass 
(31  Punkte),  vom  König  (30  Punkte)  usw.  Hat  Einer 
3  vom  König,  ein  Anderer  aber  das  Ass  dazu,  so  ge- 
winnt Dieser;  denn  das  Ass  .tötet'  die  Sequenz.  Das 
Spiel  ist  unentschieden  (.steht'),  wenn  2  oder  3  Spieler 
gleich  viel  Punkte  in  ihren  Karten  vereinigen  (nach 
ONägeli).  —  Frz.  brelan,  ein  Kartenspiel,  afrz.  brelenc.  ber- 
lenc,  Brett  zum  Würfelspiel  ;   span.  berlanga,   ein  Würfelspiel. 

Schaf  fh  üser-:  eine  (aus  Schaff  hausen  einge- 
führte) Abart  des  gewöhnlichen  Berlanga  THBerl.  Bei 
Diesem  heissen  Pique-Dame  und  Carreau-Bube  Bam- 
per,  wenn  sie  mit  zwei  andern  gleiebgradigen  Karten 
(z.  B.  2  Assen,  Königen)  zusammen  einen  .unechten 
Berlang'  bilden,  der  zwar  von  jedem  echten  Berlang 
gestochen  wird,  selbst  aber  jede  andere  Kombination 
sticht  (Dr  Brugger). 

berlange":  Berlang  spielen  AaZ.;  Ap;  ScHSt.; 
Tu;  Z. 

IVrleg.  Kannst-mer  uf  der  P.  cho",  kannst  gehen, 
wo  du  willst  GrV. 

Berli"  n.  LBerom.,  P-  Bs  (Spreng);  Ndw,  sonst 
meist  in  der  aus  der  Schriftspr.  entlehnten  Form 
Perle"  f.:  1.  a)  Perle.  Peru"  bare"  Bs  (Spreng);  s.  Sp. 
1506.  Du  g' siehst  g'nueg  öni  Liecht,  du  hesoh  jo  keini 
Perlt"  s'  bore".  —  b)  übertr.  .Er  ist  ein  saubers  Per- 
lein, homo  nauci.  nullius  frugis.'  Mey.,  Hort.  1692.  — 
2.  Perle'  f.,  Hornknopf  GitVal. 

Mhd.  b'irlin,  Dim.  zu  birbs  f.  Wie  in  der  echten  IIA., 
so  herrscht  das  Dim.  auch  iu  der  ä.  Spr.,  aber  ohne  mehr 
als  Dim.  empfunden  zu  werden.  Belegt  ist  für  den  Nom.  Sg. 
.Bärly.'  Bib.  1531;  .Berle.'  Tierb.  1563;  RCys..  .Perle.' 
Bib.  1667;  Disc.  1721;  JUlr.  1727;  .Berlin.'  Kuef  1554, 
.Biirliu.'  Zwiugli.  .Pärlin.-  Bib.  1530;  Mal.;  .Peilen.'  JUlr. 
I7:s:j;    .Perbin.-    FWyss   1673.     PI.   ,BerIi."  Salat;    ,1'ärli.- 


1598 


Bari— burl.     Barm — bun 


1594 


Bib.  1560  j  ,BSrle.'  Fris.;  , Parle.'  Bib.  1548;  Fris. ;  .Berlin.' 
I47n.  Abscli.;  1530,  ebd.;  Kessl.;  Tierb.  1563;  .Perlin.' 
JM011.  1CG5;  Herpnrt  1669:  .Bärlin.'  Stolz  1519;  Zwiogli; 
Bib.  1560;  157S,  IiCvs. :  .Pärliu.'  Bib.  1530;  B  Gerichts- 
satzg  1615;  .Berlen.'  1371,  Z;  .Perlein.'  1671/96,  L  (neben 
.P&rlein');  CISchob.  1699;  Bs  Apothekertax  1701.  Gen.  PI. 
.Perlinen.'  16S5/1703,  Z  Mand.;  .Perlenen.'  1680,  ebd.  Dat. 
PI.  .Berlin.'  1385,  Z  Ratsb. ;  Ansh. ;  Rüeger  1606;  Z  Mand. 
1650;  .Perliu.'  Ansh.;  RCys. ;  .Bärlin.'  1 550,  SchwE. ;  ,Pär- 
lin.'  Bib.  1531/60;  .Berulin.'  1175.  Bs  Chr.;  .Berlinen.' 
BCys.     S.   noch   Berli-Ei  (Bd   I    17). 

Adcls-Perle":  „Salmo  marsena,  Adelfisch  [s.  Bd  I 
1099]  als  im  ersten  Jahre"  Bodensee;  s.  GLHartm. 
1827,  140.  —  Aus  den  kleinsten  Schuppen  des  Fisches  wurde 
angeblich  früher  der  Saft  für  die  Glasperlen  bereitet;  siehe 
GLHartm.   aaO.    144. 

Spiess-Perle":  durch  Brechen  von  Spiess-Glas 
(s.  Bd  II  645)  hergestellte  Glasperle  (mit  unpolierter 
Bruchfiäehe)  Z.  —  Wasser-.  ,[Es  sollen]  keine  an- 
dere Haarband  als  von  faltsehen  oder  Wasser-Perlinen 
getragen  werden.'  Z  Mand.  1703. 

berlocht,  -geht:  mit  Perlen  besetzt.  .Ein  sidin 
altartwehelen  mit  einer  berlohten  listen.'  1357,  Arg. 
.[Sie]  haben  demselben  von  Strassburg  ein  perlechten 
kränz  [Rosenkranz?]  zerryssen.'  1469.  Bs  Chr. 

Berlogge":  Berlocke,  Uhrgehänge  ThEiiii.  ,  Kin 
Perlockhen  von  Gold.'  XVIIL,  L  luv.  ,Ein  goldenes 
Berlogen.'  1789,  Inv. 


Barm  —  burm. 

er-barme"  —  Ptc.  erbarmet:  1.  Erbarmen  haben, 
Mitleid  fühlen,  auch  beklagen,  a)  mit  act.  Subj.  a.)  mit 
Acc.  P.  Erbarm  Gott  de"  Hans!  S  (Joach.).  —  ß)  mit 
Dat.  P.  Ich  han-me"  erbarmet  Gr.  —  b)  mit  pass.  Subj. 
Aa;  B;  Gl;  Z.  Die  Lut  sind  z'  e.  ,Die  etwann  nit 
erbarmet,  iezt  aber  erbarmet  sind.'  Zwingli  (I.  Petri  2); 
oi  oüx  TjXer)(ievoi  vöv  dl  ^AetjS-svtes.  —  c)  unpers.;  das 
Obj.  steht  im  Gen.  oder  Dat.  Deru"  Chinder  ist  z'  e., 
schi  stand  meist  am  läru"  Barmu"  W.  Dir,  d'ene" 
Lüte"  ist  z'  e.  GrS.,  Scuolms,  Splüg.  Auch  ohne  Obj. 
.Wann  der  Eiffer  an  disem  Tag  nicht  besser  als  die 
Vorbereitung,  so  ist  es  wol  zu  e.'  Müller  1665.  — 
2.  refl. ;  der  Gegenstand  des  Erbarmens  wird  im  Gen. 
(so  bei  Fris.;  Joh.Wetzel  1583)  oder  mit  ,über'  ein- 
geführt. Ä.  Spr.  —  3.  mit  Acc.  P.,  zum  Erbarmen. 
Mitleid  bewegen,  a)  mit  pers.  Subj.  B;  GRHe.,  Pr.. 
Valz.;  L.  Du  erbarmst  mich,  so  e"  Selligi  müesse" 
z'  ne".  Gotth.  .Der  Knecht  hätte  sie  erbarmet,  sonst 
hätte  sie  schon  längst  Lärm  gemacht.'  XHerzog  1863. 
.[Ich,  der  verschmähte  Liebhaber,  hoffe]  daz  ich  si  noch 
möcht  irbarmen,  daz  si  mich  armen  nicht  enwolte 
län.'  Hadlacb.  .[Ich]  gon  in  bösen  hudlen  und  fetzen, 
als  ob  ich  die  lüt  e.  soll.'  B  Fasnaehtsp.  1558.  ,Mi- 
sereor  illius,  ich  erbarm  mich  seinen,  oder,  er  er- 
barmet mich.'  Fris.  .Die  [andern  Geissbuben]  hulffen 
mier;  in  sunderheit  einer,  den  erbarmet  ich,  und  datt 
mier  vill  guots.'  ThPlatt.  1572.  ,Er  kleidet  die  Ar- 
men; alle  Betriebte  ihn  e.'  GGotth.  1619.  ,Sein  Wyb 
und  Kind  e.  mich.'  JMahl.  1674.  —  b)  mit  unpers. 
Subj.  ,'s  [muss  Einen  doch  e.'  MEY.-Mer.  Dass  's 
Gott  erbarm!  formelhaft  i.  S.  v.  erbärmlich  B;  Th;  Z. 
Es  ist  es  Wetter  g'si",  dass  's  G.  e.  Er  häd  Schlag 
übercho",  dass  's  G.  e.    .Burgermaister  hab  geredt,  wir 


rietent,  daz  Gott  dierbarm:  ain  gmaind  sölt  uns  die 
stegen  ab  werften.'  1491,  G  (Zeugenaussage).  Herr 
lesesli,  dass  's  G.  e.:  zu-änzg  Suppen  u"d  Tee"  einzigi 
warm  B.  Erbarm  's  Gott  der  arme"  Sei,  die  de"  un- 
artig Möntsch  einisch  als  Ma"m  imtess  ha".  Hausfkd 
1888.  ,Ir  sind  's,  dass  Gott  möcht  e.,  ärmer,  dann 
üch  jemand  acht.'  U Eckst.  .Erbarm's  Gott,  dass  ich 
alter  mann  nun  leid  on  fröud  erzogen  han.'  Roef  1540. 
Auch  =  weh  tun,  betrüben.  ,Ich  muosste  [mich]  mit 
einem  streiwenen  schinliuot  sampt  einem  schlechten 
meyen  doruff  behelfen,  welches  mich  ein  wenig  er- 
barmet.' 1560,  ARyff.  —  Gott- erbarm(s),  -er- 
barme" s.  Bd  II  515.  Dazu  hier  noch  einige  Nach- 
träge. Es  ist  zuem  G-e"!  Gl;  Z.  E"  Hitz  [usw.]  zum 
Gotterbarm.  Chrank  und  arm  ist  e"  topplets  Gott- 
erbarm ZStäfa.  En  junge''  Imb  im  Mai  ist  wert  es 
Fueder  Heu;  im  Heuet  aber  e"  Schicarm  ist  nur  e"  G. 
Nat.-Kal.  1865.  Dö  bist  du  noch  (e"  par  Stund,  wit) 
hinder  Gotterbarmfe")  g'si',  warst  du  noch  nicht  ge- 
boren Aa;  Gl;  Th;  Z.  Gotterbarm,  ein  erdichteter,  sehr 
ferner  Ort  des  Elends  Ap.  Drei  Stund  hinder  Gott- 
erbarmfe"), sagt  man,  wenn  Jemand  oder  Etwas  noch 
sehr  ferne  ist  Ap  (TTobler);  Z,  von  einem  weltab- 
gelegenen Orte  U.  Als  Name  bestimmter  Orte:  Gott- 
erbarms, abgelegener  Ort  an  der  Splügenstrasse  Gr, 
angeblich  in  der  Pestzeit  ausgestorben.  Gotterbarm 
LOberkireh.  Gotterbarm- Weg  BsStdt. 

Manchenorts  (so  in  Th;  Z  tw.)  hat  sich  das  W.  nur  in 
den  formelhaften  Verbindungen  mit  ,Gott'  erhalten,  während 
im   Übrigen  ver-barmen  gilt. 

Er-barme"  n.    Es  ist  es  E.!  traurig,  kläglich  Gl. 

Er-bärmd  f.:  Erbarmen  BsL.  (Spreng);  BSa.; 
ScHSt.  (Sulger).  E.  mit  Eim  ha".  In  der  ä.  Spr.  vom 
XIV. /XVIIL  häufig.  .Wir  Walther  von  Gottes  erberm- 
den  apt  des  gotzhuses  ze  Engelberg.'  1307,  Gfd. 
.Durcht  erbermde  Gots  des  allemechtigen.'  1476,  Bs  Chr. 
.Erbarmd  und  mitliden.'  1499,  U.  ,[Der  Tod  meines 
Vaters]  hat  mich  in  gross  erbärmd  gsetzt  gegen  mynen 
so  kleinen  gswisterten.'  Ardüser  1572/1614.  ,So  wird 
kein  Erbärmd  gehalten.'  CMever  1657.  ,Die  Erbärm- 
den  [PI.].'  AKlingler  1691.  ,Mein  Eingeweid  wallt 
von  Erbärmd.'  UBragger  1777.  —  Gotts-.  ,Die  land 
beschädiget,  dass  es  ein  g.  ist.'  Ansh. 

er-bärmd:  Erbarmen  erregend.  ,Uf  langen  er- 
bärmbden  fürtrag  der  armen  burgern  von  Jenf.'  1525, 
B  Schreiben. 

Er-bärmet  n.:  =  dem  Vor.  GrA.  Es  gross  E. 
han  mid  Eim. 

er-bärmet:  wer  sich  erbarmt,  mitleidig  GrA., 
Valz.  En  Erbärmete''.  Ich  bin  de""  so  z'  vil  erbnrmeti. 
Es  erbärmets  Herz  han. 

Er-bärmigkeit  f.  Erbärmket  ZStall.,  Zoll.,  Er- 
bärnktf,  ZLunn.,  Erbärmkt  u.  ScHSt.  (Sulger),  Er- 
barmte Sca  (Kirchh.):  Erbarmen. 

er-bärmiglich  .erbärmklich':  1.  barmherzig.  ,Er 
was  e.  und  barmherzig  gegen  den  Kristen.'  Morgant 
1530.  -  -  2.  Erbarmen  erregend.  ,Und  meint  ietlicher, 
dass  sy  [die  Bilder]  lebendig  sygent,  also  erbännk- 
lichen  sind  sy  gemacht.'  HsSchürpf  1497.  ,Ser  kläg- 
licher und  erbärmklicher  wis.'  Ansh.  ,Er  e.  dort  am 
ruggen  lyt.'  Haberer  1562.  .Miserrimi  temporis,  der 
eilenden  und  erbermklichen  zeit'  Fris. 

gotts-.  Wie  ist  das  e"  gottscbärnklichs  G'wüel ! 
Stütz. 


1595 


Barm—  bin 


Barn  —  burn 


1596 


er-bär misch:  mitleidig  GrAv. 

er-bärmlich:  Erbarmen  erregend.  .Witwen,  wei- 
sen und  erbermliche  personen  [im  frz.  Text:  ,per- 
sonnes  pitoyables'].-  F  Stadtb.  .Auf  dem  See  hat  sich 
ungefärlich  urab  das  Jahr  1616  ein  erbärmliche  Ge- 
schieht zugetragen.'  JLCvs.  ,Wie  er  den  Juden  die 
Pflüg  in  die  Rucken  gehen  lassen,  ist  in  den  Bücheren 
der  Maccabäeren  e.  zu  lesen.'  FWyss  1672.  Auch 
(mit  Anlehnung  an  ,Erbärmd')  in  der  Form  ,erbärmd- 
liclr:  .Die  erbärmdliche  Schlacht  [bei  St  Jakob  an 
der  Birs].'  JGross  1624.  In  der  lebenden  Spr.  wie 
nhd.  a)  als  steigerndes  Adv.  E.  trü/rig  dri'luege"  L. 
's  hät-mi'h  e.  (/fröre*  B;  Th;  Z.  —  b)  elend,  schlecht. 
Ki>  e-e"  Kerli. 

gotts-:  Verstärkung  von  erbärmlich.  Syn.  gotts- 
jämerlich.  1.  erbarmenswürdig,  elend  Ap;  GRTschapp., 
Valz.;  Th;  Z.  En  g-er  Mensch,  en  g-i  Hütte',  Er- 
zieji'g.  —  2.  als  steigerndes  Adv.  Ap;  Bs;  B;  GRFurna, 
Kl.,  Tschapp.,  Ziz.;  Th;  U;  Z.  En  g.  Närrseher  Gr 
Furna.  Eine"  g.  durche"hau"'e".  G.  schreie",  lamentiere", 
brüele",  tue". 

Er-bärmniss  Zg  Kai.  1867,  Erbiirmnist  Gl,  Er- 
bärmist Gl;  GrAv.,  D.,  He.,  Pr.,  Seil..  Tschapp.,  Er- 
bärmisch  GrU.,  S.,  Scuolms,  Splüg.,  Erbarmst  GRÜbS.. 
Erbarmst  GW.;  ZDättl.  —  f.  GrAv.,  D.,  He..  Pr.,  S., 
Seh.,  Tschapp.;  ZDättl.,  n.  GkD., ObS.,  Scuolms,  Splüg.; 
GW.:  Erbarmen.  Wer  mit  Tierlene"  nid  E.  hed,  hed 
aw*  nid  mit  de"  Lüte".  Eis.  Zg  Kai.  1867.  ,Er  erregte 
wenig  Erbärinniss.'  VMeyer  1762. 

ver-barme":  1.  =  er-barmen  1  b  Aa;  GG.,  T.;  Sch; 

Th;  Z.  Er  ist  nüd  z'  v.  ,Wer  sich  in  seinem  Haus 
auf  den  Kopf  regnen  lässt,  ist  nicht  zu  v.'  Sprww. 
1824.  —  2.  a)  =  er-barmen  3  a  AaF.,  Ku.;  Gl;  GG.; 
Tu;  Z.  Mich  verbarme'd-s'  [die  Kinder],  möcht  ab- 
ene"  grlne".  Stutz.  Du  arme"  z'  verbarme",  wie  tropfist- 
mi'h  auch  (für  du  armer  Tropf  usw.),  seherzh.  Ausdr. 
des  Bedauerns  Z.  ,Wie  würd  es  der  guten  ehrlichen 
Baursame  gehen?  Verbarmete  mich.'  Museum  1794. 
—  b)  =  er-barmen  3  b  Aa.     's  verbarmet  Ein. 

Ver-barme"  n.:  Erbarmen  Aa;  BsL.;  Sch;  Th;  Z. 
V.  (in  Sch  auch  Verbarme'sJ  ha"  mit  Eim.  Si  het 
a'foh  grinen  und  schreie",  's  isch  e"  V.  g'si".  Breitexst. 

Ver-barmer  m.  s.  Ver-gunner  (Bd  II  334). 

Ver-bärmigkeit  f.  Verbärmk.J  Z,  Verbärnket 
Sch  (JMeyer);  Z,  Verbänhi  ZO.,  Verbärmkt  n.  ScuSt. 
(Sulger),  Verbämkt  ZF.,  Verbärmch  ScuStdt:  Er- 
barmen. V.  mit  Eim  ha:  Es  hät-is  fast  d'  Ver- 
bärmked  überno",  wo  's  Saldi  niuess  eso  en  Geuss  ablö". 

ESc8ÖNENBER6ER. 

ver-  bärmiglich  verbämklich :  erbärmlich.  V. 
schreie"  SchScIiI. 

v  er-bärmlich.  .Also  dass  [in  Lissabon  nach  dem 
Erdbeben]  Alles  v.  [verbrämlich.  Hdschr.]  aussiebet.' 
1755,  Z  Tageb. 

Ver-bärmniss  SchwE.,  Verbärmnisch  SchwE., 
Verbärmnisi  GG.,  Verbärmiss  GPfäf.,  Verbärmisch  GA:; 
SchwE.,  Verbärmst  Ap;  GBern.,  F.,  Sa.,  Schmerik..  Ta.. 
T.j  Th;  ZO.  —  f.  Tu,  n.  GG.,  m.  Ar;  TiiEschenz: 
Erbarmen,  Wo-n-er  (der  verlorne  Sohn]  a"  's  Hüs 
zue  cho»  ist,  het-e"  sin  Vater  g' sehn  und  het  V.  mit-em 
g'ha*.  Dial. 

Bärmd  f.:  Erbarmen.  ,Zur  B-irmbt  bereit.' 
GGotth.  1619. 


b ä r  m  iglich  bärnkUA :  Adj.  zur  Bezeichnung  eines 
sehr  hohen  Grades,  Masses.  Mit  so-me"  b-che"  Rich- 
t  um.   Stutz. 

bärmlich:  erbärmlich,  beklagenswert.  ,Ze  gros- 
sem b-en  schaden.'  1422.  Zellw.,  Urk.  .Dass  sy  an 
iren  güeteren  so  b.  nit  geschadgot  werden.'  1449,  Tu 
Kliugenb.  Offn. 

ab-bärmele":  in  der  RA.  {*  muess  fast  a.,  den 
Geist  aufgeben  L. 

Berm(en)  f.:  1.  ,Die  Berm  ist  ein  Platz  oder  Weite, 
so  zwüschen  dem  Graben  und  Wal  vornen  gelassen 
wird,  sonsten  der  Fuss  des  Wals  genant;  sein  Breite 
ist  ungefähr  4  biss  in  8  Schuh.'  Kriegsb.  1614.  — 
2.  CSträsse"-)  Berme" ,  Strassenbord  und  Graben  Z 
(Spillm.).  Abhang:  Er  ist  über  d'  B.  abe"  g' falle" 
ZZell.  —  Frz.  berme.  W.illabsatz.  Berm  ra.,  Xame  eines 
stafenartig  erhöhten   Grundstückes  AaZein. 

„Bermet,  Bermet  n.:  ein  höchst  gefährlicher  Typhus 
am  Rindvieh  Scuw;  Zg"  (St.8).  —  Wahrsch.  identisch 
mit  Bär-Mund  (Sp.    322). 

PBrmissiön  f. :  1.  Erlaubniss  B.  Wer  het-der  d'  P. 
g'ge"?  —  2.  spec,  Urlaub  S.  Vor  zwe  Tagen  isch-cr 
hei"  cho"  uf  P.  BWyss  1863. 

permittiere"  ZHed.  (Wolf),  -mettiere"  BsStdt, 
-midiere*  B :  erlauben;  gewöhnlich  nur  in  Wendungen 
wie:  Das  (Dcrigs,  Sottigs)  ist  nüd  permittiert.  Selbigs 
sig  doch  neue*  nit  permidiert.  Gotth. 

Perniollja  GrD.,  Perno(u)llj<;  GRJenaz,  Pr..  Sch. 
—  f.:  gew.  PI..  Beere  des  Schlehenstrauchs.  Prun. 
spin.    —    Bätorom.  pemiu(o)glia. 


Barn  — burn. 

Barnabas  Bärnebass  AAFri.;  Z,  Bärfbass  SchwE.  ; 

ZZoll.:  männlicher  Taufname.  Name  eines  Kalender- 
tages (11.  Juni).  Bauernregel:  Eignet 's  a"  Sant  B.. 
schwint  de''  Wi"  bis  i"  's  Eass  Z  ;  s.  auch  üben  /(Bd  I  34). 
Die  Form  ohne  n  beruht  möglicherweise  auf  einer  Ver- 
mischung von  .Barnabas'  mit  dem  gleichfalls  biblischen  ,Ba- 
rabbas.' 

Parni's  (PI.  Parniser)  U  —  n.,  Parnise"  PAL;  W 
(auch  1780),  B-  UwE.;  USil.,  Pemise"  BO.;  Gr;  G 
Kapp.;  U,  Pernisle"  BHaslib.  —  f.:  Steinhuhn,  Perdix 
sax.  BO.;  Gr;  GKapp.;  UwE.;  USil.;  Rebhuhn,  Tetrao 
perd.  PAL;  U;  W.  Vgl.  Tschudi,  Tierl.a272;  AFeier- 
abend 1873,  106.  , Pemise,  Parnissli,  das  Steinfeld- 
huhn, griechisches  Feldhuhn.  Steinhuhn,  Perd.  sax.' 
Meisner  u.  Schinz  1815.  .Perdix  major,  zu  teutsch  ein 
pernijsen,  parnijsse,  ein  wältsch  oder  rot  räbhuon.' 
Vogelb.  1557.  .Der  parnisen  fahung.'  Wcrstisen  1580. 
.Fasanen,  Pornysen,  Steinhühner.'  1611,  W.  ,Stein- 
hüener  sind  da'gmein  allzeit,'  Parnisen  in  der  Gross, 
Gestalt,  als  ein  gross  Räbhuen  man  es  halt.'  Rebm. 
1620.  , Bären,  Luchs,  Parnissen,  Wachholdervögel.' 
Güler  1625/6.  ,Umb  ein  Bärnisen  und  ein  Luten 
10  Btz.'  1661,  B  (Rechnung  für  ein  Neujahrsmalil). 
.Steinbock,  Ybschen,  Parnisen  und  vil  andere  gute 
Schnabelweid.'  FrHappner  1666.  , Perdix  major,  germ. 
Parneisen.'  JJWagner  1680.  .Parneissen  oder  Rot- 
hüner.'  JJSchedcbz.  1699.  .Pernisen-  unter  essbaren 
V8geln.    GHeii>.   1732.     .Mit    Parnislinen.'    1732,    W. 


1507 


Barn— bnrn.  Barp— bnrp 


L598 


Drosslen,    Amslen,    Farneisen.'    JJScheüchzer    1746. 
.Tetrao  rufus.  die  Pernisse.'  G  Wochenbl.  1798. 

It.  pernio  ,  ans  lat.  perdix;  piemont.  p'rnt»,  bergam.  penn», 
rätorom.  pernüch.  Hiebet  sehr  wahrsch.  das  bei  OEckst 
(Ryehst.)  zweimal  vorkommende  ,parn6ssli(n)':  .Was  wilt  im 
vil  hebreisch  sagen  ;  er  könnte  bass  p.  jagen.'  ,Ich  gloub, 
es  sy   Balaams  essli :   Murnar  hett  lieber   ein  b.' 

Pernamen  n.:  Geleitschreiben,  Pass.  ,Als  bald 
wier  das  p.  suoehtent  und  erlösten  in  von  stund  an.' 
Stclz  1519.  —  Wahrscb.  Entstellung  aus  pers.-türk.  perm&n, 
einer  Nbf.  zu  fermän,  firmün,  amtliches  Schreiben,  Pass. 

Berna'se"  f.:  kleine  eiserne  Feuerschaufel,  die 
man  beim  Feuerherd  braucht  W. 

Piemont.  b'rnaea,  bergamask.  bernas,  barnec,  comask. 
bernha,   larnttsch,   im  Patois  der  Westschweiz  bernar,  bernadzo. 

Berne"  f.:  Bergdohle,  Corv.  pyrrh.  Gr.  (Meisner 
u.  Schinz  1815,  58). 

Berner  I  m.:  1.  Einer  aus  dem  Kanton  oder  der 
Stadt  Bern.  B.  heissen  bei  den  angrenzenden  Lu- 
zernern noch  immer  die  Bewohner  des  Aargau,  so 
z.  B.  in  LBerom.  die  Bewohner  von  AAPieinach.  Der 
B.  gilt  als  bedächtig,  schwerfällig,  ungeschlacht;  vgl. 
3Iutz,  Ber,  ferner  numen  (Sp.  753).  E"  ßner  B.  ge- 
hört zu  den  Dingen,  die  es  nicht  gibt  Aa.  1499  höhn- 
ten die  über  die  zögernde  Politik  Berns  ungehaltenen 
Eidgenossen:  ,Die  Bernerlin,  die  kistenfeger,  die  Schel- 
men, die  wälseben  heignossen  wärind  guot,  ein  flucht 
ze  machen.'  Ansh.;  vgl.  ebd.  III2  263.  —  2.  Refor- 
mierter, im  Munde  der  Bewohner  von  AaF.,  Leer. 
(Gegs.  Luzerner);  F;  LE..  G.;  W.  —  3.  Kuhname  W 
(AmHerd).  —  4.  Bezeichnung  des  kalten  Nordwindes 
W.  Hut  bläst  der  recht  B.  —  5.  Kartoffelsorte;  s.  Bd  I 
381.  —  6.  eine  Münze.  .Um  100  march  b.,  die  sie  ge- 
lihen  habent.'  1296,  Gr  Urk.   ,320  pfd  und  10  ß  b.'  Ansh. 

Im  ersten  Beleg  tmter  6  bezieht  sich  B.  auf  Wälscb- 
Bern,  d.  i.  Verona;  s.  Schm.-Fr.  I  279.  B.  als  Familien- 
name BStdtf;  FStdtf;  Uf;  XIII.,  AaZof.;  XIV.,  BsStdt 
(dazu  der  Hausname  ,zum  B.'  Bs  Stadtb.  1890,  231;  von 
Spreng  mit  Berner  II  in  Zshang  gebracht);  1394,  Z  Ratsb. ; 
1459,  ZElgg.  Als  Zuname  ThHw.f  .Barbara  Bleuler,  Ru- 
dolfen Berners.'   1766.   ZZoll. 

bernerisch:  reformiert  LBerom. 

„bernerle":  ein  Kegelspiel,  welches  darin  be- 
steht, dass  jeder  Spieler  z.B.  20  Kreuzer  einsetzt  und 
dann  wieder  so  viele  Kr.  herausnimmt,  als  er  Kegel 
schiebt;  wenn  aber  von  ihm  mehr  Kegel  umgeworfen 
werden,  als  noch  Kreuzer  sich  vorfinden,  so  muss  er 
das  Mangelnde  mit  so  viel  Kreuzern  ersetzen." 

Berner  II  m.:  .hoher  Erker,  sublime  podium,  oder 
sonst  ein  erhöehter  Ort.'  Spreng;  s.  Anm.  zu  Berner  I. 

Bemhart  Bernd  (Dim.  Bernetli)  AAAar.,  Hold..  St.; 
„L;  G;  Sch;u  Z.  Bernig(li)  Sch,  Benert  Bs,  Berni 
(Dim.  Berneli)  Bs;  B;  Gr,  Berti  (Dim.  Beneli)  BsL. 
(lt  Spreng  .pöbelhaft');  B;  L;  „S;"  Zg;  Z,  Beni  (auch 
Be'noJ  GrD.:  1.  männl.  Taufn.  .Berny  Müller.'  1513, 
GRJenaz.  .Bernet  Mundtweiler.'  1653,  AAWett.  Als 
Familienname:  .Bemhart'  B;  Gr;  LStdtf;  Sf;  Z 
Stdtt,  Bernd  GStdt.  Berni  SBib.  (auch  1797).  St 
Bernards  Mantel,  Name  eines  bes.  starken  Getränks  (V): 
Wann- er  [Herr  Hans  Rapieri]  scho"  ganz  vöücr  im'1 
schürt  muri  iseh  fi'si",  a's  wie  a"  Sü  m  der  Chötlacha", 
dass  ma"  hed  Tür  und  Tor  met  im  i'ränna"  müga", 
so  hed-er  nottig  noch  ganz  halbmässig  Fldscha"  foU  in 
Gesundheit    Samethansa"    Saga"    ässg'soffa*    un°    si'h 


redW*  B' scheid  'to*,  und  hed-sich  z'letscht  noch  met  St 
B-s  31.  zuedeckt.  Rapieri  1700.  —  2.  .der  grosse  Bern- 
hard-, Name  der  Glocke  zu  GnPrada;  s.  Arch.  f.  Volksk. 
IH  184. 

S.  Doch  Hardi  (Bd  II  1596),  Benz  I  (Sp.  140S).  Mit 
St  B-t  Mantel  ist  ohne  Zweifel  eig.  der  Mantel  des  hl.  Bern- 
hard von  Clairvaux  gemeint,  den  Dieser  nach  der  Legende 
hatte  ins  Feuer  fallen  lassen  und  unversehrt  wieder  heraus- 
zog; aber  der  Sinn  unserer  RA.  bleibt  trotzdem  unsicher. 
Vgl.  übrigens  Steffent  Mantel  in  dem  Bd  III  31'augeiührten 
Trinkspruch. 

Bernhardin    Biredi":    männl.  Taufn.    aScßw,  E. 

Pernitsch  in. :  zweirädriger  Karren  mit  Kasten 
zum  Führen  von  Sand.  Mist  usw.  GrPt.  Er  hed  den 
Nutz  [Alpnutzen]  eben  nid  uf-emen  Bedig  old  ime"  P. 
g'han,  sondern  g'sommet.  GFient  1898.  —  Wohl  etym. 
identisch   mit   Bcnnetsch   (s.   Sp.    1292). 

pernndle":  bes.  in  der  Zss.  ummer-p.,  (herum) 
drücken,  pressen,  balgen  GRPr..  Sch. 

Eig.  Zss.  mit  n-udlen  (s.  Sp.  676);  das  Präf.  per-,  das 
auch  in  per-mixlen  (Sp.  608),  perdäuchen  (Sp.  1540)  vorliegt, 
scheint   von  perdaihn  (ebd.)   ausgegangen. 

Bim  in.:  der  vorderste  Teil  des  Schwanzes  beim 
Vieh  GrL.     Syn.  Storzen. 

Biirne°m.:  1.  Quell.  .Zu  Dagelines  burnen.'  1278. 
Bs  Urk.  H  143.  ,[Die  jungen  Leute]  luodent  sü  [die 
Damen]  über  burnen  und  in  garten.'  NvBasel  (Bs 
XIV.  289).  —  2.  (Bumo)  Teuehei  PIss.  (Schott  274). 
-    Zu    1    vgl.    Leser   I    397. 

burne":  brennen.  .Burnende  kerzen.'  NvBasel.  - 
Vgl.  Lexer  I   397. 

Bü'rnnss,  in  ZZoll.  f  Bönuss  —  m.:  grosser, 
schwerer  Winterüberrock  Aa;  B;  ThHw.  ;  ZO.,  S.  Lan- 
ger Mantel  mit  Kapuze  Bs;  S.   —  Frz.  bournous. 


Barp  —  burp. 

ver-bi  -  bärpele":  verhätscheln  BsStdt.  S.  Sp. 
919/20. 

Perpendikel  Parpandikgl  GRÜbS.,  Perpentikel  lis 
Stdt.  Perpgdikd  GRPr.,  Sch.,  -tikel  G,  Per(e)bendikel, 

B-  AiWohl;  Schw;  ZZoll.,  -tikel  AaF.,  Ke.;  Th,  Ber- 
h:dikel  Bs;  Gl.  Pernutikel  G,  Ben.ßikel  ZXer..  Bentikel 
ZZoll.:  Perpendikel  an  der  Uhr.     Syn.  Schivenkel. 

Perpetuelle"  f.:  Katzenpfötchen,  Gnaph.  antenn. 
GrCIiui-  (Anderegg). 

Borpele"  -ö-'-  BsStdt;  „GSax",  Börbele"  BsStdt  —  f. ; 
rote  Pustel,  z.B.  von  Insektenstichen  herrührend; 
.kleine  auffahrende  Hitzbeule'  (Spreng).  [Entstellende] 
Bi'ppeli  und  Be2rbeli.  RKelterb.  Verstoche"  wordf 
bin-ich  oo"  de"  Wäntele",  dass-i'h  voller  B.  g'si"  bi" 
BsStdt.—  Zan-:  pustelartiger  Ausschlag  bei  Kindern 
während  des  Zahnens  Bs. 

Purple"  Burble"  AAZein.  —  f.:  Masern  AAZein.; 
auch  von  andern,  mit  Hautausschlägen  verbundenen 
Krankheiten.  .Urschlecht,  Purplen,  Massern  und  Stupf- 
len.'  AABrugg  Arzneib.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII  2002.  2255. 

PTirpe"  f.:  =  Püpen  (Sp.  1425)  ZW. 

pürpe",  Dim.  pürpele":  auf  der  Pürpe"  blasen 
oder  auch  auf  einem  andern  Instrumente  schnarrende. 
dumpfe  Töne  hervorbringen  ZXer..  W. 


1 599 


Barp — liurp.    Bars— burs 


1600 


Pnrpnr:  1.  .Purper  f.',  Purpurschnecke.  Fischb. 
1563.  —  2.  (Purper  Nnw)  m.,  wie  nhd. 

purperlin:  purpurn,  .ßkleidt  mit  p.  wate.'  1592, 
LlED.  —  Contamination  aus  'purpelin  (zu  purpd,  Purpur) 
und  purpertn. 


Bars  — burs. 

Bärsette"  f.:  =  Espersetten  1  (Bd  I  571)  B;  ÖL., 
Starrk. 

Pers  m.:  Persienne,  ein  bunter  Baumwollstoff  Bs 
(Becker). 

Vgl.  jjeraeni  (ans  p'erai^ntni)  Schlültli  (jenseits  AaK.). 
Von  der  verkürzten  Form  des  Stoffadj.  scheint  das  einsilbige 
Grundw.  ausgegangen  zu  sein. 

Persie2  nen  f.  Z,  Bersiöme*  L;  Ndw;  USil.,  I'er- 
siän  UwE.:  =  dem  Vor.  ,Von  fremdem,  baumwollenem 
Zeug,  Persiennes  genannt.'  B  Mand.  1728.  ,Ein  Ge- 
staltrock von  Persiänen.'  1789,  Inv. 

Die  Form  auf  -ane"  erklärt  sich  durch  Rückbildung  aus 
dem  Stoffadj.  auf  -e2ni". 

persie2nin  7,0.,  persie'nig  BsLie. :  aus  Persienne. 
Persienigi  oder  indienigi  Bock.  .Ein  persiänencs  Für- 
tuch.' Zg  Signal.  1771.  .Persienene  Naehtröck.'  Z 
Donnerstagsbl.  1787.  Wand  vo'  persienenem  Papir 
nennt  das  Storchenegg-Anneli  die  bunt  tapezierten 
Zimmerwände  in  der  Stadt.  Stutz. 

perse'  Aa;  Bs;  B;  Ndw;  Z,  pirsche  B  (Gotth.): 
versteht  sich,  selbstverständlich,  natürlich.  In  ZStdt, 
wenigstens  bis  vor  Kurzem,  so  gebräuchlich,  dass  die 
Stadt  davon  den  scherzh.  Namen  Persepolis  erhielt 
(s.  Osenbr.  1863,  144);  nach  Stutz  wird  der  Ausdr.  im 
ZO.  als  fremd,  städtisch  empfunden.  Chunnst  hüt? 
(Hä)  p. !  Ja,  heit  dir  o'h  nüt  g'ieüsst  ?  Kei"s  Tönli, 
p.  nid.  OvGreyerz  1898.  Auch  scherzh.  verlängert: 
p.  und  per  Land  ZStdt.  -  Der  Anl.  ist  tw.  (so  iu  Aa; 
Bs;   Ndw;  Z)  aspiriert. 

ße2rsen  f.:  .diejenige  günstige  Lage  der  Kugel 
beim  Kreiseln  (Spicken),  aus  welcher  man  mehrere 
glückliche  Würfe  nach  einander  tun  kann4  Z  (FStaub). 

Bersich  Bl'rsig  BsStdt:  der  gemeine  Barsch,  Perca 
fluv.  BsStdt,  und  zwar  im  ausgewachsenen  Zustande. 
GLHartm.  1827.  S.  Egli  II  (Bd  I  144).  .Die  Vermeh- 
rung der  Barsche,  Bärsig  fordern.'  1762,  Liebenau  1897. 

Persiga  f.:  Pfirsich  PAL  —  It.  ;,<•,•»;«,. 

PheTSö'n  f-ö"  GrV.,  -ü"  Gl;  GA.)  f.:  1.  wie  nhd. 
allg.  .Dekein  parson,  man  oder  wibes  bilde,  jung  oder 
alt.'  1449,  UwE.  Urk.  Spec,  erwachsene  Person:  , Falls 
ein  Kind  oder  P.  mit  Tod  abgeht.'  1633,  GRh.  Erbr. 
—  2.  spec,  Frauensperson,  oft  in  ungünstigem,  mehr 
oder  weniger  verächtlichem  S.  Aa;  Bs;  B;  Th;  Zg;  Z. 
Prägn. :  Das  ist  e"  P.,  eine  Frauensperson,  die  etwas 
vorstellt,  von  stattlichem  Äussern  Z.  Es  (chllses) 
Persöndli,  eine  kleine  Frauensperson  Z.  In  einer  Ka- 
pelle auf  dem  Rigi  steht  auf  einer  Votivtafel  zu  lesen, 
es  seien  bei  einem  Schiffbruch  auf  dem  See  ,8  Per- 
sonen und  ein  Pur'  gerettet  worden.  —  3.  Rolle  eines 
Schauspielers  (lat.  persona).  ,In  einem  spyl  nennest 
den  einen  Saul,  den  anderen  Samuel,  die  ir  p.  allein 
füerend.'  LLav.  1569;  dafür  1670:  .weil  sie  derselbigen 
P-en  vertretten.'  .Bald  trittet  auf  diser  Fürst,  bald 
jener  Herr,  spilt  seine  I\.  gehet  darvon.'  AKlingl.  1688. 


In  den  ä.  Quellen  oft  in  der  Form  , Parson',  so  1132, 
Zg:  my.  ebd.;  Edlib.;  1572,  ZZoll.  .Parsal!.'  XVI..  81. 
,Pärsun.'    1726.  Ndw. 

Eren-.  ,Mein  gn.  Hrn.  die  Junker  Obervügt  [sind] 
in  Ehrenpersonen  [in  höchsteigner  Person,  offiziell] 
den  1.  Sonntag  Sept.  a.  1645  in  die  Gmein  zu  Zollikon 
kommen.'  ZZoll.  Pfarrb.  —  Sunder-.  Desgleichen 
sollten  .Sonderpersonen',  d.  h.  einzelne  Gerichte  oder 
Privatleute,  die  eigenmächtig  .krieglich  uffruhr  an- 
fiengen,  gestraft  werden.'  1524,  Gr  Urk.  ,Nit  allein 
Sonderpersohnen,  sonder  auch  die  ganze  Gemeind  des 
Dorfs.'  RCys. 

Personäli  n. :  die  Personalien  eines  Verstorbenen, 
die  beim  Begräbniss  vom  Pfarrer  in  der  Kirche  mit- 
geteilt werden  Ap  (JMerz  1836). 

Persöni"  f.:  verächtliche  oder  mitleidige  Be- 
zeichnung einer  Frauensperson  B. 

persönlich:  1.  von  ansehnlicher  Gestalt,  statt- 
lich. Das  Umziehen  mit  Spiel  in  der  Stadt  wird  nicht 
.Schuelern'  und  jungen  Leuten  erlaubt,  sondern  nur 
solchen,  ,die  zuo  iren  rechten  tagen  kommen,  wol  er- 
wachsen und  personlich,  redlich  lüt  sind.'  1497,  Z 
Ratserk.  ,Abt  Cuon  war  ein  grad,  persönlich  man.' 
Vau.  .Von  leib  ein  stark,  grad,  vierschröt,  persönlich 
man,  von  gemüet  senfts  und  früntlichs  wesens.'  ebd. 
—  2.  eine  Person  betreffend.  ,2-tatijp,  ist  ein  pfennig 
xin,  doch  vil  me  gölten  dann  by  uns  die  personlichen 
zollpfennig.'  Zwingli  (zu  Matth.  XVII  27).  Persönlich 
werde',  von  sachlichen  Auseinandersetzungen  zu  per- 
sönlichen Anspielungen  und  Angriffen,  wohl  sogar  zu 
Tätlichkeiten  übergehen  Aa;  B;  Tb;  Z.  —  3.  adv.,  in 
eigner  Person, "wie^nhd.  allg.     .Parsonlichen.'  Edlib. 

birs:  in  der  Verbindung  ,b.  machen-,  ausrauben; 
vgl.  Birs  I  2,  Fri-B.  2.  ,Ain  guot  mann  habe  den 
knechten  profiand  zuogefüert,  sigind  zwen  von  Nükilch 
an  ihn  kommen,  ihn  birss  zu  machen  anderstanden 
und  ihm  vil  brots,  wol  für  20  balzen,  mit  gewalt  ge- 
nommen.' 1532,  Gfo.  VIII  412  (Sca). 

Birs  I,  Birsch  f.:  1.  Jagd,  wobei  das  Wild  umher 
gescheucht,  vom  Einzelnen  beschlichen  wird,  im  Gegs. 
zur  Jagd  auf  Anstand  oder  Treibjagd;  auch  Vogel- 
jagd L  (Ineichen).  Uf  d'  Birs  ga"  Th.  Vgl.  B.-Jagd 
(Bd  III  23).  -Patent,  -Gewer.  ,Von  wegen  der  frien 
birs  gerichten.'  Ansh.  —  2.  vom  Strassenraub?  Heini 
Uotinger  von  Baar  wird  verklagt,  dass  er  ,bi  Barre 
uff  der  pirsse  an  fryer  landsträss'  Einem  ,ein  ros 
frefenlich  nam',  einem  Andern  .sine  rinder  von  einer 
tiechseln  entwert.'  1400,  Z  Ratsb.  —  3.  übertr.  .Leider 
habt  ihr  euern  Kindern  zu  viel  freie  Pürsch  gelassen.' 
Sch  Pilger  1884. 

Fri-  Frei-Bürst:  1.  „Fr.  ha",  offenes  Spiel  haben, 
zu  tun,  was  man  will,  wenn  man  nicht  unter  Aufsicht 
ist   Sch."  —  2.  „Fr.  si",   in  der  Rappuse  sein    Sch." 

Ge-pirs  f.    ,I)er  freien  Gepirs  halb.'  Stettler  1627. 

birse™  „L;"  Tu,  birsse",  p-  B,  hirsche"  BLenk; 
GRValz.,  p-  GrA.,  bürse",  bürste"  I  Tu:  1.  a)  auf  die 
(Vogel-)Jagd  gehen  B;  „L;"  Tu,  bes.  eine  Liebhaberei 
der  Knaben  B  (Zyro).  .Niemand  sol  an  kainen  fyr- 
tagen  nit  hessen  [Hasen]  jagen,  birssen  noch  sunst 
ganz  kainerlai  waidwerk  triben.'  Sch  Ratsprot.  1496. 
,Man  verbiet  das  pirssen  und  schiessen  darumb,  dass 
einer  siner  arbeit  acht  hab  und  niemas  darvon  kein 
schail  entstand.'   1525,  Z  Ratschlag.     .Vil  [Burgunder 


1601 


Bars,  bers,  hirs.  hors.  lmrs 


1602 


bei  Muvten]  lieffen  in  den  see,  Sicherheit  zuo  suochen, 
die  birset  man  gleich  den  antvöglen.'  Wtrstisen  1580. 
.Männiglich  hat  sich  an  Sonn-  und  Festtagen  [uA.]  des 
Jagens  und  Birsens  mit  und  ohne  Hund  zu  enthalten.' 
1783,  S  Mand.  S.  noch  voglen  1  (Bd  I  698),  Bohr  2  (Sp. 
1180).  —  b)  übertr.  in  der  RA.  Eine" pirsche* län,  Einen 
in  seinem  Laufe,  in  seinem  Gebahren  und  Unternehmen 
gewähren  lassen  GitA.  Iz  lid-en  länp.i  —  2.  schla- 
fen, prügeln  BLenk.  —  3.  zanken,  streiten  GRValz. 
Schi  lieind  mid  enandere"  z'  birscke*,  gebirsehet. 

a°-pürsche'1:  (das  Wild)  beschrieben,  um  zum 
Schusse  zu  gelangen  Gr  (Alpenztg  I  178).  —  er-. 
.Etliche  Gembsen  zu  erbirsen.'  RCys. 

Birs  II  f.:  1.  Flussname.  .Birsa.'  1101,  Bs  Urk. 
's  Wasser  isch  g'loff'c"  rcie-n-e"  B.,  sehr  rasch  SLei- 
menth.  —  2.  Hundename  BsL.  —  Zu  2  vgl.  Wacker- 
nagel, Kl.  Sehr.   III   79;   Ztschr.  f.  d.  Ph.  31,  501. 

Borsel  m.:  Netzhaut  um  die  Eingeweide  beim  ge- 
schlachteten Rinde,  samt  dem  daran  hangenden  Fette; 
dem  Ge-chrös  beim  Kalbe  entsprechend  GStdt.  .Der 
Borsel,  der  Magen  und   die  beiden  Engfält'  Th. 

Börse-  LStdt;  Z,  Borsche*  GlMoIL,  Börsch  (PI. 
Barsche")  Gl,  Bürse*  ZZoll.  —  m. :  1.  =  dem  Vor., 
beim  Schlachtvieh  übh.  LStdt,  spec.  bei  Schweinen  Z. 
Gekröse  GlMoII.  Grie"  und  Börse"  frei  [unberechnet], 
Formel  beim  Schweinehandel  Z.  Von  den  unter  die 
Chorherren  zu  verteilenden  Stücken  von  Schweinen 
werden  dem  Koche  zugeteilt  ,carnes  que  dieuntur 
vorslage  et  horsen  et  mittein  et  caude.'  XIV.,  Z. 
.Schäfschädel  und  schäfbüch  sol  ietlichs  nit  höcher 
dan  umb  acht  haller  geben  werden,  der  borsan  sol 
aber  in  dem  büchli  sin.'  1495,  AABrugg  Metzgerordn. 
—  2.  Wamme  Gl.  —  3.  Hemdkrause  Gl. 

Mlat.  bursa,  it.  borea,  mhd.  buree,  Beutel;  also  eig.  identisch 
mit  dem  Folg.  Zu  1  vgl.  auch  Schm.-Fr.  I  281,  zu  3  Chrö» 
(Bd   III   859). 

Bnrs.  BurschftJ :  1.  (f.)  gemeinsamer  Beutel,  Kasse 
einer  (Zech-) Genossenschaft.  Wirt  zum  verlornen 
Sohn:  ,Gib  mir  also  bar  uf  d1  sach  und  schüss  in  d' 
purs  ein  gülden  old  hundert.  Wann  denn  das  selbig 
ist  vertan,  wird  's  wider  an  ein  inschiessen  gan.'  Salat 
1537.  —  2.  (f.)  coli.,  Genossenschaft,  zunächst  von 
Leuten,  die  auf  gemeinsame  Kosten,  übh.  zusammen 
leben.  ,L>ie  Bursch,  Bürs,  Gesellschaft,  contubernium, 
sodalitium.'  Red.  1662.  .Bursch,  contubernium,  sodalitas. 
Bursa,  barbaris  [?],  Gesellschaft,  Bursch.'  Denzl.  1677; 
1716.  a)  Konvikt  von  Studierenden.  „Burse",  Kollegium, 
in  welchem  grössere  oder  kleinere  Gesellschaften  von 
Studierenden  auf  einem  oder  mehreren  Zimmern  bei- 
sammen wohnen,  sich  an  gewisse  Gesetze  binden  und 
für  die  Kost  ein  Geringes  bezahlen  müssen.  Bis  zur 
Revolution  die  allgemeine  Benennung  der  Kollegien 
an  der  Hochschule  zu  Basel."  S.  noch  Bursant  und 
vgl.  Gfo.  I  160;  Bs  Stadtb.  1890,  70.  ,Bursa  propria, 
B.  ad  Rosa;.'  Bs  XIV.  96.  ,1496  wurde  die  Zahl  der 
Bursen  auf  vier  heruntergesetzt:  1.  die  Pariserburs, 
2.  die  im  Unterkollegium,  3.  die  Leuenburs,  nachher 
neue  B.,  4.  unbekannt.'  Ochs  V  161  f.  ,Es  sollen  jetzt 
nicht  mehr  als  zwei  Bursen  angesehen  werden,  darin 
alle  Scolares  artium  stehen  [wohnen]  sollen.'  1504, 
Bs  Ratsbeschl.  Rotte  aus  gemeinsamem  Beutel  leben- 
der Studenten:  ,Und  zoch  do  unser  purss  uf  Hall  in 
Saxen  zu  und  giengen  in  die  schuel  zu  S.  Ulrich.' 
ThPlatter  1572.    —  b)  Rotte,    Abteilung   zusammen 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


lebender  Kriegslcute.  Auch  sollen  die  Hauptleute  die 
Rottmeister  ermahnen  and  heissen,  die  .burs-'  ver- 
wandten zu  Gehorsam,  guter  Zucht  zu  halten.  1531, 
Schreiben  des  Z  Rates.  N.  N.  von  Uri  fragte  einen 
Schwyzer:  ,Willt  ouch  z'  krieg?'  und  sagte  dann: 
.Aber  ich  nüt;  ich  weiss  ouch  ein  purst,  die  ouch  nit. 
zien  will  [folgen  drei  Namen  von  Schwyzern].'  1531, 
Schw.  Das  gesammte  Stabspersonal  war  in  sogen. 
Bursen  (bourses)  oder  Kameradschaften  in  Bezug  auf 
die  Einquartierung  und  Verpflegung  eingeteilt.  1560/89, 
B  (vRodt  1831  II,  181  f.).  Diejenigen  Personen,  ,so 
in  seinem  logement  und  purss  gesin.'  ebd.  ,Conimi- 
litium,  geselschaft  im  krieg,  ein  ganze  burss  kriegs- 
volk.  Contubernium,  ein  kammer  voll  kriegsleut,  ein 
gselschaft,  ein  burss,  ein  häufen  kriegsknecht.  Mani- 
pulus,  ein  purss  von  zehen  kriegsleuten.  Von  b.  zuo 
b.,  von  einer  rott  zuo  der  anderen,  manipulatim.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Die  heiige  fromme  burs,  St  Victor  und 
syn  gspan  St  Urs  mit  iren  gsellen.'  Wagn.  1581.  ,St 
Viktor  und  St  Urs  sammt  irer  ritterlichen  b.  selbs  66 
sind  entwichen,  us  St  Maurizen  läger  gstriehen.'  Mau- 
ritiana  1581.  ,Dis  wollt  nicht  tun  der  held  Sanct 
Urs,  auch  keiner  unter  seiner  b.'  GGotth.  1599.  ,Der 
Bischof  tet  die  ganze  Bursch  [die  Heiligen  Mauritius. 
Viktor  und  Urs  sammt  ihren  Gesellen]  von  newem  zu 
Ritter  schlagen.'  1635,  Lied.  .Commilitium,  Spiess- 
gesellschaft,  Bursch.  Bursch  Soldaten,  manipulus, 
commilitium.'  Denzl.  1677;  1716.  Übergehend  in  die 
allgemeinere  Bed.  von  Kriegsmannschaft:  .Wann  ein 
Underofficier  die  Pursch  ein  und  anders  Mal  ermahnet, 
von  Spielen  und  Saufen  abzustehen.'  Kriegsrecht  1704. 
.Eine  schöne  Pursch',  vom  Heere  des  Xerxes.  GHeid. 
1732.  —  c)  Zech-,  Tischgenossenschaft.  ,Her  Hans 
Waldman,  ritter,  her  Hans  Helfenstein,  lipriester  [fol- 
gen 10  weitere  Namen]  in  einer  purss  zum  Schneggen 
[in  Zürich].'  Edlib.  ,So  warent  unser  vier  in  einer 
purss  [auf  einem  Seeschiffe];  do  koftend  wir  vier  für 
32  tuggaten  win,  anken,  käs,  ris.'  HsSchürpf  1497.  ,Ein 
jeder  dechant  [im  Kloster]  sass  mit  seiner  burs  zue 
tisch.'  Vad.  ,In  aller  fülle  und  weinfeuehte  hat  er 
sich  [Schultheiss  Ritter  von  L]  samt  seiner  putscht 
auf  einer  ersten  mess  in  ein  kalt  wasser  geworfen.' 
1559,  Mise.  Tig.  ,So  haben  wir  nit  unterlassen  können, 
üch,  üwer  lieben  husfrouwen  und  der  frouwen  von 
Roll  (diewil  ir  in  einer  puus  [!]  sin  sollend)  mit 
wüntsebung  guter  gesundheit  ein  halb  dozet  krönen 
[zur  Badekur]  zu  verehren.'  1584,  S.  ,0  hätt  ich  eines 
Fürsten  Guot,  ich  weis,  ich  wett  auch  lustig  sin  bei 
guoter  Burst  und  guotem  Win.'  Com.  Beati.  .Bald 
kom.pt  ein  frische  Burs  dahin  [ins  Bad  Leuk],  alt, 
jung,  reich,  arm,  Man  und  Fräwlin.'  HRRebm.  1620. 
Übertr.  auf  die  Räumlichkeit,  in  der  gemeinsam  ge- 
speist wird,  Kosthaus:  ,Er  [der  Zeuge]  habe  etlieh 
[Wiedertäufer]  mit  fachlen  gsehen  in  die  bursen  hin 
und  her  laufen.'  1525,  ZZoll.  —  d)  genossenschaft- 
liche Vereinigung  von  verschiedener  Art  und  Zweck- 
bestimmung, a)  von  Metzgern.  ,Dis  Jahr  hat  man 
wegen  des  Jahrgangs  bösen  Ansehens  den  Metzgeren 
erlaubt,  dass  sie  in  zweien  Pursten  abgeteilt  mit  ein- 
anderen  metzgen  mögen.'  1635,  SchwE.  Klosterarch. 
—  ß)  von  Schauspielern.  ,Die  Schauspieler  wurden 
[im  alten  Luzern]  angewiesen,  sich  zu  Bursen  oder 
Rotten  zusammenzutun.'  RBrandst.  1886.  —  y)  s.  Fri- 
heit  5  (Bd  I  1268).  —  8)  von  den  wässernden  Wiesen- 
besitzern.   ,Die  Wässermatten  sind  in  drei  Rotten  oder 

101 


1603 


Bars,  bers,  birs,  bors,  biirs 


1604 


Purst  abgeteilt.-  1594,  .<WKe.  —  e)  Purss,  Abteilung 
von  Gemeindeeinwohnern  zur  Ausführung  von  Ge- 
meindewerken BR.  Syn.  Bott(en).  Vgl.  Biirs- Meister 
(Sp.  520).  Z1  Purssfvüs,  abteilungsweisc.  , Wenn  ein 
Werkvogt  von  einem  Ammann  oder  anderem  von  seiner 
Burst  ermanet  wärt,  dass  er  tügo  zue  wägen  [An- 
stalten treffe  zur  Öffnung  der  verschneiten  Wege].' 
GrAv.  LR.  1622.  —  Z)  Burst,  Genossenschaft  der  bei 
der  Fänderbesetzung  mitwirkenden  Jungmannschaft 
WZerm.  —  e)  Burs,  P-  BO.,  Purss  (PI.  Purssi,  Dim. 
Pitrsselli)  BR.,  Bursch  B  (Gotth.),  P-  B;  ZO.,  Burst  B 
Ha.,M.;  W;  ZDynh.,Regensb.,  P-  ApK.;  B;  Th;  ZO..S.. 
Stdt,  Stall.  <x)  Genossenschaft  der  ledigen  Bursche;  die 
Jungmannschaft,  männliche  Jugend  (eines  Ortes)  B;  Z; 
oft  mit  dem  Zusatz  jung,  ledig.  ,Mit  meiner  Marie 
fürzufahren  [näml.  Hochzeit  zu  machen],  damit  ich 
sobald  möglich  aus  der  Burscht  komme;  denn  auf  die 
Länge  könne  es  so  nicht  gehen,  wenn  ich  meinen 
Schulmeisterposten  behalten  wolle.'  Nvd.  1885  (BG.). 
Bas  hed  die  jung  Burst  g'macht  BHa.  Du  hättisch- 
mer  numme"  nie  e"  Bock  g'ge",  dass-ich-mieh  mit  der 
Putsch  hätt  chonne"  lustig  mache",  Übers,  von  Lucas 
XV  29.  Dial.  (BNSi.).  ,An  dise  ort  [von  Bäumen  be- 
schattete Plätze  der  Stadt  Basel]  verfüget  sich  die 
junge  burs,  wann  sie  freud  und  kurzweil  zu  treiben 
haben.'  Wurstisen  1580;  dafür  1705:  , Bursch.'  .Der 
Gott  Arcadie,  der  Pan,  füert  unser  junge  Purst  auch 
an.  Sy  laufen  [an  der  Fastnacht]  durch  die  Stadt 
darvon,  in  Böggenkleidern  angeton,  als  wärend  s'  all 
von  Sinnen  kon.'  Pred.  1601.  ,Kam  mein  Mueter  und 
sagt,  die  junge  Burss  suochte  mich.'  FPlatter  1612. 
Junge  Burst  hat  nächtlicher  Weis  ein  Unwesen  gführt 
vor  dem  Gsellenhaus  und  auf  dem  Kilchhofgätter  einen 
Sprenzel  gebrochen.'  1638,  ZZoll.  ,Es  ist  mir  lieber, 
dass  mein  Herr  sich  mit  Hunden  und  Jagen  erlustige, 
als  dass  er  mit  der  Bursch  fresse,  sauffe,  spiele.'  Heut. 
1658.  ,Es  ziehet  die  junge  Bursch  in  Bündten  bei 
angehendem  Winter  haufenweis  Italia  zu.'  FSprecher 
1701.  ,Der  Spott  der  fleischlichen  jungen  Bursch.' 
JJUlr.  1733.  ,Die  neulich  erst  Konfirmierten  ver- 
meinen, aus  der  Kirchen  könnind  sie  mit  der  Bursch 
lauften,  auf  den  Kegelplätzen,  in  Wirtshäusern  sich 
einfinden.'  JKHofmeister  1744.  Pursch  (n.),  das  ledige 
Volk,  Jünglinge  und  Mädchen  BSi.  Das  junge  Volk 
Qbh.,  die  Jugend,  Kinder  B;  Th;  W;  ZO.  D'  Bursch 
hat  's  esö  ZO.  [Der  Pfarrer]  hat  halt  'denkt,  es  g'hör 
der  junge"  Purst  Freud.  Stutz.  .Niemand  hat  ein 
Schulhaus  gerne  vor  der  Türe,  weil  man  das  Vor- 
urteil hat,  vor  der  Bursch  syg  nüt  sicher.'  Gotth. 
Ischi  Burst,  unsre  Kinder  W.  —  ß)  übergehend  in 
den  allgemeinem  Begriff  von  (wilde,  ausgelassene) 
Gesellschaft,  Haufe,  Sippschaft,  Bande,  zunächst  wieder 
von  jungem  Volk  ApK.;  B;  oTh;  Z.  „User  si"  en  ord- 
lichi  Burs  g'si",  wir  sind  eine  ziemliche  Gesellschaft 
gewesen  BO."  Ph  singen  um-ene"  Wurst,  's  ist  eitsen  e" 
ganzi  Burst  ('s  sind  euser  gar  vil  Burst  ZStall. ;  vgl.  3  b) 
Zliynh.,  Regensb.  (Wurstbettellied).  ,Ganze  Bürste... 
die  sämmtliche  junge  Garde.'  Gotth.  Das  ist  e* 
(schlimmi,  süberi)  Purst  [Sippschaft]!  BO. ;  ZO.,  S. 
[Die  Angehörigen  der  Familie  N.]  si"  im  Ganzen  c" 
chlin  e"  g'schäntegi  Purss,  eine  heikle  Gesellschaft  BR. 
Es  Pursselli  Chind,  ein  Trüppchen  Kinder,  ebd.  ,Ich 
dacht  [beim  Anblick  eines  Mönchs  und  einer  Nonne, 
die  sich  unziemlich  aufführen]:  bettent  ir  also  den 
curs    |die  Reihe,  der  vorgeschriebenen  Gebete],    so  si 


der  tüfel  in  üwer  purs.'  Salat.  ,Ein  burss  böser  un- 
ghorsamer  knaben.'  Schertw.  1579.  .FrSprenger.  wel- 
cher viel  wider  und  mit  disem  Zauberbürstlein  [Volk, 
Gelichter,  das  sich  mit  Zauberei  abgab]  zu  tun  ge- 
habt.' RGwerb  1646.  ,Das  Frechest  in  der  Burscht 
[spielenden  Kindersehaar]  nimmt  an  dos  Geiren  Amt.' 
CMey.  1657.  .Hüte,  dass  durch  faule  Bursch  dein 
Kind  nicht  werd  angestecket.'  ebd.  ,Hei  lustig,  frö- 
lich,  liebe  Burst,  heut  ein  Braten  und  morgen  ein 
Wurst!'  L  Comedy  1662.  ,Da  die  Carthaus  Ittingen  von 
einieher  mutwilliger  Bursch  mit  Feur  angesteckt.' 
Mise.  Tig.  1722.  Teufel  zur  Eva:  .Bei  deiner  Burst 
[Gesellschaft]  ist  dir  wohl  gangen.'  1733,  L  Spiel. 
,Eine  junge  Pursch,  die  ihre  Eltern  bestohlen  und 
andere  Bubenpossen  verübet.'  Goliath  1741.  Auch 
von  Tieren.  Das  ist  e"  nassi  Purst,  seit  de  Frösche"- 
ma",  wo-n-em  d'  Fröschen  über  de"  liuggen  ahe"  sei- 
che'd  Z.  Die  Schaf  g' fallen  mir;  we"  's  muglich  ist, 
su  u-ollt-ich  denn  och  ei's  von  der  Purss  [Rasse]  BR. 
Es  Pursselli  Geiss,  eine  kleine  Herde  Ziegen,  ebd.  — 
3.  in  pluralischem  S.  verstanden  und  daher  mit  plur. 
Attr.  und  plur.  Präd.;  als  Übergang  zu  4.  a)  ledige 
Bursche.  Geit  Eine''  eme"  Meitschi  nä'h;  doch  das 
het  alli  Burs  für  Nare":  hald  seit-es  nei",  bald  seit-es 
ja.  GJKchn.  D'  Burs  hei"  alli  ndc,i-n-im  [dem  schönen 
Mädchen]  g'seh".  ebd.  Juheie",  ir  Burs  u"d  Meitscheni, 
hüt  soll  e"  Tag  der  Freude"  si".  B  Volksl.  ,Ich  [der 
Schulmeister]  solle  mich  nicht  mit  den  jungen  Burst 
abgeben.'  Gotth.  —  b)  Burschen,  Gesellen,  im  guten 
oder  schlimmen  Sinne.  Das  si"  schlimmi  Burst  Bs. 
Es  fluechi'd  die  junge"  Pursekt.  MUsteri.  E"  Wage" 
voll  vom  junge"  Purss.  JRWyss.  Mir  Oberländer  si" 
recht i  Burs,  mir  hei"  's  den  Anderen  tise":  meu  Summer 
und  Winter  lustig  si",  sig  's  bi  der  Milch,  sig  's  de"* 
bim  Wi",  kei'ticeders  tuet-is  grüse"!  BO.  Kuhreihen. 
Me"  brückt  iezt  lüter  lustig  Burst,  das  brav  Guräschi 
hend.  1799,  Kriegslied.  .Wackere  gsellen  und  burst 
eines  tags  von  Zürich  gen  Strassburg  fuoren.'  Schwei- 
zers <.'hr.  (Z).  Eine  ,Landjäge'  ins  Werk  setzen,  damit 
solche  unnütze  , Purst'  aus  dein  Land  vertrieben  wer- 
den. 1619,  Absch.  ,Von  100  Mann  allweg  10  gute 
ledige  Burss  von  20—30  Jahren  ausziehen.'  1661,  B 
(vRodt).  ,Wann  sich  derlei  Pursch  [Landstreicher] 
betretten  licssen.'  G  Mand.  1760.  —  c)  junge  Leute 
beider  Geschlechter.  [Der  Vater]  irott  die  jungen 
Burs  zu-n-enangere"  [einander  heiraten]  lä*.  Woiilt. 
Jüngl.  1780  (B).  —  d)  Kinder,  Knaben  und  Mädchen 
B  (allg.);  oTh;  W.  Wo  si*  d%  Pursch(t)?  B.  Die 
Porst  tö"d  awh  öbersteüig  [übermütig]!  oTh.  Send  ihis 
Porst!  ebd.  Das  si"  üppe"  d's  Pfarrers  Burst,  wo 
stilli  Spil  mache"  um  d's  Hüs  ume".  MWalden  1880. 
Mir  hei"  g'rad  nit  Münz,  üser  Bursch  cheun-ech  de"" 
morn  d's  Löndli  bringe".  Weibel  1885.  —  c)  von 
Tieren.  ,Und  die  Burst  [Vogelschaar]  auf  grüener 
Linden  sangen,  wären  s' angezecht.'  JCWeissenb.  1678. 
—  1.  Burs,  P-  BO.,  Burss,  P-  BBe.,  Hk.,  Bursch,  P- 
Bs;  B,  Burst  (bzw.  -«*-)  Bs;  BHa.;  „VO;"  Gl;  Gr 
Chur,  Rh.;  G;  S;  UwE.;  WLeuk;  Zg;  ZO.,  Stdt,  Purst 
(bzw.  -«'-,  -ö'-)  Aa;  Ap;  BBr.,  R.;  F;  GrA.,  Av.,  He., 
Pr.,  Seh.;  LRerom.;  Tu;  Ndw;  Zg;  Z,  Bürst  BHk.  — 
PI.  Bürst,  P-  Gr,  Bursche;  P-  Bs;  B,  Bürste;  1>- 
Aa;  Bs;  B;  LBerom.;  Th;  U;  Zg;  Z  —  m..  Diu.. 
Bürschli,  P-  AaF.,  Zein.;  B,  Bürstli,  P-  Bs;  B;  GnPr.j 
Tu;  Z  a)  lediger  Bursche  B;  GrAv.,  Chur,  He. ;  W; 
Ztw.     Auch:    Hagestolz    von    höherm  Alter    WLeuk. 


1005 


Bars,  bers,  birs,  bors,  burs 


löOü 


Syn.  Clmab,  Buch.  E"  Burs  wott  :u  sim  Meitschi 
gä'.  GJKühn  180G.  Öis  jungen  Blossen  die  lustigen 
Mctscheni  e'tccg  ne".  Wohlt.  Jvngl.  1780  (B).  De' 
Purste'  i'  Stecke'  bisse',  von  Mädchen,  die  durch 
schnippische  Reden  oder  Antworten  die  Heiratslustigen 
abschrecken  BO.  An  der  Lugmilch  sind  ette"  zwiische'd 
7  und  10  Meitje'  g'sln  und  4  oder  5  Purst  Gr  (Fr. 
Khätier  1890).  Wenn  di  l'iirst  mit  andern  Purst  a'statt 
mid  Meitjen  tanzend,  se  seid  man,  sein  tüejend  nun 
bocken  GrScI).  —  b)  wie  nhd.  Bursche,  allg.  P1'  hän 
Sün,  dri  starch  Biost  Gß.Rh.  Drei  Purste',  si  chörmte* 
d'  Türggei  vergifte"  B.  Ph  bi"  bim  Eid  en  schöne'' 
Burst.  Stütz.  En  wackere''  Purst  Tu;  Z;  e"  lustige' 
Pars.  B  Hist.  Kai.  1802.  E' Leckers  Purst.  E"  b'rings 
Piirstli  Tu;  Z.  Oft  prägn.:  Das  ist  (bi  Gott)  en  P.! 
im  guten  oder  schlimmen  S.  B;  Tu;  Z.  Du  bisch  fi" 
schon  e'  F.,  ein  Prachtskerl  B.  Iez  sind  die  Eid- 
g'nosse'  de"  scho'  Purste'  g'si',  wo  s'  fir  sich  selber 
g'si'  sind  [nach  der  Vertreibung  der  Vögte].  Schweizek- 
mond  1891  (ü).  Wortspielend  mit  Burst,  Borsten: 
Was  ischfj  Burst?  wird  ein  Knabe  gefragt,  worauf 
die  Antwort:  Söuhör,  Herr  Vetter  (Herr  PfarerJ ! 
Bs;  B;  vgl.  auch  B  Hist.  Kai.  1848  G  1.  Das  isch  e' 
Burst  (e"  Bürschli)  wie  Söuhör  fumme"  nit  gar  so  fln) 
AAZeiu.;  Bs.  .Zwinglius  hat  durch  sinen  verordneten 
bust  [seinen  Famulus  ThPlatter]  all  tag  gewist,  was 
von  d.  Ecken  [auf  der  Disputation  zu  Baden]  fürtragen.' 
Kessl.    , Sodalis,  Mitgesell,  Burs,  Gespiel.'  Denzl.  1716. 

—  c)  Kind,  Knabe  oder  Mädchen  BHk.  Warted,  ir 
Piirstli  ir!  drohend  zu  Kindern  Th;  Z.  Das  sind 
Tüsigs  Piirstli.  ebd.  —  d)  scherzh.  gelegentlich  auch 
vom  Vieh  BHk.  D'  Hane"  sind  uf  allen  Tischen  um- 
mer  g'fläderet.  Er  well  die  Purst  iez  denn  schon  uf 
d'  Site'  tuen,  dass-nen  der  Übermuet  vergangi.  GFient 
1898  (GRPr.). 

Vgl.  Gr.  WB.  II  546/9.  Die  Angaben  mit  aul.  B-  stehen 
sicher  tw.  unter  dem  Einfluss  des  nhd.  Schriftbildes:  wahrseh. 
wird,  abgesehen  von  den  MAA.,  die  im  Anl.  übh.  nur  Leuis 
kennen,  überall  P-  gesprochen.  Hieher  .Burstliu',  Name  eines 
Teufels  (1583,  L  Osterspiele)? 

Adels-Burst.  ,Von  den  Gefreiten  oder  Adels- 
borsten. Ihr  Ampt  ist,  in  der  Guarnison  die  Eonde 
zu  tun  und  des  Tags  an  den  Porten  die  frömbden 
Leut  examinieren,  Karren  und  Wägen  zu  visitieren, 
im  Feld  aber  die  aussersten  Schiltwachten  (sentinelles 
perdues)  zu  versehen.'  Kriegsbüchl.  1644.  —  Vgl.  Gr. 
WB.   I    177,  einen  weitern  Beleg  ebd.   II   547  u. 

Kärli-Purst:  verstärktes  Purst  (i.  S.  v.  Burs  4  b) 
im  guten  oder  schlimmen  S.  Aa;  Bs;  L;  Th;  Zg;  Z; 
spec.  tüchtiger  Bursche,  kecker,  verwegener  (auch  un- 
gewöhnlich schlauer)  Gesell  Aa.  So  ne"  unkamplete 
K.  LBerom.  E*  ganze  Schwärm  Kosake',  halbwild! 
Kerliburste" .  FOschwald  (AaL.).  G'homet  muess  dö 
si'  bi  dene"  Kerlipurste',  bis  dass-si  e"  Chopf  über- 
chömme'  a's  wie-n-es  Viertel.  AGysi  1899.  S.  noch 
rer-lesen  (Bd  III  1418).  —  Zur  Bildung  vgl.  das  analoge 
Kärli-Mvwer  unter  Muaaer  2  a  (Sp.  485). 

Kriegs-:  =  Burs2b.  .Manipulares  judices,  richter 
von    einer    kriegsburss    auserlesen.'    Fris.  ;    Mal. 

Schmelzer-.  ,Gar  der  Erden  tiefste  Hol  meiden 
nicht  die  Bergeknapen,  noch  das  Feur  die  Schmelzer- 
bursch.'  CMey.  1657.  —  Studenten-:  =  Burs  2  a. 
.Studiosa  cohors,  Studeutenbursch.'  Denzl.  1677;  1716. 

—  Hand- werks-  Hanter(eh)s-,  Hanterechs-,  Ham- 
perchs-Pursch(t) :  Handwerksbursche,  allg.    ,Die  .Sund 


trägt  die  Straf  auf  dem  Buckel,  wie  die  reisende  Hand- 
werksbürschel  ihre  Ranzen.'  S  Kai.  1737.  S.  auch 
Näschel  II  (Sp.  835). 

Bursant  m.:  „ehemaliger  Name  der  Studenten 
oder  Seminaristen  im  Collegium  des  Erasmus,  die  den 
Freitisch  genossen  BsStdt."  .Bursanten,  einheimische 
und  fremde  Studenten,  welche  auf  obrigkeitliche  Ko- 
sten oder  aus  milden  Stiftungen  mit  Zimmer  und  Kost 
versorgt  werden.  Dergleichen  Stiftungen  und  die  darzu 
gewidmeten  Häuser  selbsten  werden  von  den  Alten 
gemeiniglich  Bursen  genennt.'  Spreng.  S.  auch  bur- 
sieren.   —   Ptc.   Präs.   eines  stud.-lat.   Vb.   bureare. 

burse":  1.  Angehöriger  einer  Burs  (i.  S.  v.  2  b) 
sein.  Wer  die  Gesellschaft  [zur  Safranzunft]  erkauft 
hat,  soll  Bürger  werden,  Harnisch  und  Gewehr  an- 
schaffen und  mit  den  Bürgern  .reisen  und  pursen.' 
1502/1691,  LStdt.  Alle,  welche  in  die  Schneiderzunft 
aufgenommen  werden,  sollen  mit  der  Gesellschaft  .rei- 
sen und  p.'  1581,  ebd.  —  2.  sich  (z'sämme'J  purs(s)e', 
sich  versammeln  BO.    S.  auch  ge-mein  6  (Sp.  301). 

halli-bursche":  lärmen,  , wüst  tun-,  von  jungen 
Männern  FOberried. 

Burs(e)ner  m.:  Schatzmeister  einer  Gesellschaft. 
Gemeinde.  ,[Der  Schatzmeister]  hiess  beim  Schlüssel 
Seckler,  bei  Safran  und  Webern  Seckelmeister,  beim 
Safran  im  XV.  Bursener.'  Geering  1886  (BsStdt).  ,Das 
ein  raut  und  die  klein  gemeind  mit  einandem  alle  ir 
empter  besetzen  sollen,  es  sye  sturer,  ungelter,  purs- 
ner,  zoller  ald  wie  sy  genant  sind.'  um  1400,  THÜiess. 
Stadtr.  ,Wenn  man  das  ungelt  innimpt,  so  sol  der 
bursner  geben  dem  sehuelmeister  1  ß  und  dem  weibel 

1   ß.'    ebd.    —    Mhd.   bursenaere. 

bursiere":  Mitglied  einer  Burs  (i.  S.  v.  2a)  sein. 
,Man  nähme  ihn  [einen  Z  Studenten]  in  das  under 
Collegium  [in  BsStdt]  mit  N.  N.  auf.  Da  bursierten 
sie  under  Dr  Huldr.  Hugualdo.  Ihre  Mitbursanten 
waren  [folgen  die  Namen].'  um  1540,  Mise.  Tig. 

In-bürsat:  was  in  den  Beutel  gelegt  wird,  ge- 
meinsame Einnahme  einer  Gesellschaft.  ,Item  all  Wo- 
chen soll  ein  quotidianer  von  den  inbürsaten  der 
quotidian  verteilen.'  1552,  L  Rechnungsbüchl.  des  Quo- 
tidians  der  Hochstift.    —   Vgl.  it.  imbormre,    frz.  embourser. 

Bürschel  AaL.;  S,  Bürstel,  P-  AAKulmert;  B; 
LE.;  SchwE.;  S  —  m.:  Bursche.  E«  brave",  tolle'' B. 
E"  junge,  freche  B.  Es  het  im  Land  e'mäl  e"  Börstet 
g'ha",  wenn  's  umme*  keine"  me  so  giH  LE.  Das  ist 
e'  B!  Aa. 

Bursat,  Burset  m.:  (halb)seidener  Zeug.  , Item  ein 
syden  bursat  wammest.'  Bs  luv.  (Erasm.).  , Burset 
21  stück.'  1571,  Z  Inv.  ,Vom  Zentner  Burset  10  Kr.- 
1733,  Bs  Zolltarif.   -   Mhd.  bursat. 

bursatin:  aus  Bursat.  ,1  schwarz  b.  chorkappen.' 
1550,  SchwE.  Inv.  ,1  schwarz  bursatis  libli.-  1551 
Z  Inv. 

Bürs  f.  .Findet  man  eine  gewisse  Anzahl  Häuser 
nahe  bei  einander,  so  heisset  man  es  eine  Beurs,  und 
stehen  sie  ganz  aneinander  und  sind  mit  einer  Kirche 
versehen,  so  wird  es  Dorf  genannt.'  Langhans  1753 
(BSi.).  .Daselbst  [in  BAblentschen]  liegen  einige  Beur- 
sen  oder  Höfe.'  Flsi  1768.     Vgl.  Bürt. 


1607 


Barsch— bursch.     liarst     burst 


Kid« 


Barsch  —  bursch. 

„Bersch,  Birst  B;  VO.;  Z",  Perschft)  BE.  —  in.: 
einzelner  stöhnender  Laut,  heftiger,  von  Stöhnen  be- 
gleiteter Atemzug,  bei  schwerer  Arbeit  oder  Schmer- 
zen.    Syn.  Grochs   (Bd  II  702),   Berz.     E"  P.    üslä". 

Ge-bersch  Pe(r)sch  n.:  Gestöhn  ScawMuo. 

barsche»  BE.  (pir^e"),  M.;  Schw  f-i'-J,  bifrjsche" 
ScawMuo.,  berste",  p- 1  AADegerf. ;  BE.;  Ndw;  Z:  keu- 
chen, ächzen,  stöhnen,  unter  einer  Last,  bei  schwerer 
Arbeit,  überfüllten!  Magen,  Fettleibigkeit.  Schmerzen. 
Vom  Vieh,  wenn  es  unmässig  gefressen  hat  ZLunn. 
Syn.  grochsen,  b'ertschen,  herzen.  De  berschist  doch 
fri.  ■isiric  wenn  d'  wettist  vergä*  SchwMuo.  Er  besehet 
eister  Oppis  umme*,  hat  immer  zu  seufzen,  bes.  in 
Folge  von  Kränklichkeit,  ebd.  Ähnlieh  in  der  Ver- 
bindung gäng  bisten  und  b.,  gäng  (Öppis)  z1  bisten 
und  z'  b.  ha"  B. 

„v  er -barsche",  -bärste":  vor  Stöhnen  beinahe 
sterben;   v.  län,  ausstöhnen  lassen  B;  VO;  Z." 

B8(r)schi  m.:  Mensch,  der  gleich  oder  oft  ächzt, 
seufzt  ScuwMuo.     Er  ist  en  rechte"  B. 

„bärschig,  bärstig:  bei  schwerer  Arbeit  stöhnend; 
auch  kränkelnd  B;  VO;  Z." 

„Forscher  m.:  Schweinehirt  F.  Syn.  Portschi.'' 
—    Frz.  porcher. 


Barst—  burst. 
(v er-) barste":  (zer-)bersten  FMu.  Ph  mites'  schier 

V.    —    Vgl.    harzen. 

berste"  II:  sich  aufblähen.  , Berstet  und  brüstet 
ihr  euch  in  eurer  Gottlosigkeit.'  AKlixgl.  1691. 

Wahrsch.  mit  bersten  I  (s.  barschen)  identisch  und  im 
Ablautsverhältniss  zum   Vor.;   vgl.    Aum.   zu   harzen   J. 

Burst  II  m.  Aa  (P-  Jonen);  Bs;  B  (lt  vRütte);  Gl; 
Gr;  LE.;  G;  Sch;  Th;  UwE.;  Z,  n.  B;  Gr;  Sch 
(JMeyer);  Ndw;  W:  1.  a)  coli.,  die  Borsten  des 
Schweines,  allg.  De''  B.  g'hört  dem  Metzger,  bildet 
eine  Zugabe  zum  Lohne  des  Schweinemetzgers  B; 
ZO.,  Zoll.  Wisse"  und  Böte"  heig-er  'tränke",  ine"  hätt 
könne"  e"  Möre"  drinn  bade",  dass-em  [l.-ere"]  der  B. 
Iiätt  g'lä".  Stalder  1798.  ,Sues  densae,  seüw,  die  dicken 
b.  habend.'  Fris.  ,Uf  dem  Helm  [des  Wappens]  ein 
schwarzer  Eberskopf  mit  sampt  dem  Hals  und  wissen] 
B.  daran.'  JJRüeger  1606.  .Kleiderbürsten,  vollkom- 
men von  B.  gemacht.'  Bs  Taxordn.  1646.  S.  auch 
Burs  4  b.  In  weiterm  S.  auch  von  den  borstigen 
Haaren  anderer  Tiere.  ,Da  strubt  der  bär  syn  b.  so 
ruch.'  XVI.,  Lied.  Jubatus,  derauf  dem  hals  dahinden 
ein  b.  oder  mäne  hat.'  Fris.  S.  auch  Chatz  (Bd  III 
583).  Borstiger,  struppiger  Schopf  des  Menschen  Aa; 
Gl;  Th.  Hast  du  en  B.!  Er  stellt  de"  B.,  hat  die 
Haare  wild  durch  einander  ZKn.  S.  noch  Hittz-Gür 
(Bd  II  112).  1JAA.  Dick  [dicht]  wie  B.  GrIIc.  Eine" 
6mm  P>.  [Schöpfe]  ne"  Aa;  ZZoll.  Wer  nur  e"  chli° 
(litrtischi  hed,  der  fürchted  G'spenster  nid;  er  nimmt 
s'  bim  I'.  mal  risiliert  s'.  JBHäffl.  1813.  Als  Typus 
des  Steifen,  Widerhaarigen,  Schwierigen:  Das  ist  B., 
,Das  hat  eine  Nase'  (InFurna.  Pr.  .[Das]  gieng  den 
guten  Deutschen  sehr  wider  den  B.'  B  Dorfkai.  IM'-",. 
Der  B.  mache",  sich  zum  Kampfe  stellen,  anschicken 
(von   Tieren  und  Menschen)  Gr.    .Hab  ich  -v  genempt, 


so  hab  ich  den  ruhen  b.  nit  ufgerichtet'.  mich  keiner 
heftigen  Ausdrücke  bedient.  Zwingli.  , Eilends  fort- 
gang,  ehe  dein  B.  am  Galgen  hang.-  1656,  Lied.  Ob-ich 
dem  Noclie'süechle"  zueluegi  oder  nit,  ist  an  [ein]  B., 
hin  ist  hin.  APletscher  1880  (Sch).  —  b)  (PI.  Burst 
GRRh.,  Valz.;  ZO.,  Zoll.,  Bürste*  Bs;  GrAv.,  He.  f-o-J, 
Tschapp.,  Bürster  BG.,  sonst  unverändert)  einzelne 
(Schweins-) Borste  Bs;  BG.;  Gr;  G  (Zahner);  Sch 
(JMeyer);  Ndw;  W;  Z.  .Si  sprechent,  dass  eins  bur- 
stes  kraft  den  sütern  den  drät  wise  in  das  loch.' 
Schachzabelb.  ,Ein  schweinin  herz  klein  gehaeket  mit 
etlichen  schweininen  bürsten.'  Vogelb.  1557.  , Etliche 
wallfisch  habend  an  der  zänen  statt  lange  bürst.'  Fischb. 
1563.  ,Seta,  burst,  als  seüwburst  oder  dgl.  rauch  har.' 
Fris.;  Mal.  ,üas  schwein  hat  oben  über  den  rugken 
her  rauch  stechend  purst.'  Mangolt.  RA.:  .Bi  de" 
Bürsten  a'fasse",  wie  mit  der  Bürste  von  Grund  aus 
reinigen,  grundsätzlich  verfahren'  Bs  (Spreng);  dafür 
Schild  1876,  78  (wohl  entstellt):  bi  der  Bürste"  a. 
Oft  zur  Bezeichnung  geringen  Masses  oder  Wertes; 
vgl.  Här  5  (Bd  II  1506).  Kein  B.,  nicht  das  Ge- 
ringste Z.  D'  Böne"  sind  ken  B.  g'wachse"  sit  zicö 
Wucher*  ZZoll.  Es  nützt  ken  B.  ZVVthur.  ,Digitum, 
unguem  latum  non  discedere  ab  aliqua  re,  nit  umb 
ein  b.,  nit  umb  ein  klein  wenig  wychen.'  Fris.;  Mai..; 
ebenso  Denzl.  1677;  1716.  .Er  ist  nicht  einen  B.  wert.' 
Mev.,  Hort.  1692.  —  2.  (lt  Durh.  auch  Burss)  kurzes, 
borstiges,  hartes  Gras  AABb.;  BG.,  Si.;  GlK.;  GrD.; 
LE.;  G;  Th;  Z.  Syn.  Fachs  (Bd  I  655).  Es  hat  nW 
(en)  B.  uf  der  Wise"  B;  Z.  Spec.  a)  steifes  Borsten- 
gras. Nard.  strieta  B;  Gr;  LE.;  Schw;  Z.  Syn.  Isen- 
Gras.  Hunds -Här.  —  ß)  blaue  Seslerie,  Sesl.  caer. 
GRh.,  Sa.  —  y)  Schwingel,  Festuca  rubra  und  pumila 
GrD.,  Fest,  ovina  AABb.  —  8)  Rietgrasarten,  Carex 
davall.,  pi'fecox,  glauca.  riparia  B.  —  .'!.  als  Name  von 
Wiesen,  die  mit  Borstengras  bewachsen  sind,  ,1m  1!.' 
BKöniz;  GrD.;  GT.;  TnHomb.,  Hw.;  ZWied.  .Bürstli- 
GS.  ,Bursti'  (ahd.  burstahi?).  1798,  TnEgn.  Burst- 
Bühel  Ar.  Bitrst-Ried  GWe.  ,Burss-Reuti.'  1653,  Aa 
Wett.  Burst- Wis  ZSth.,  Wied.  Vgl.  auch:  ,Burst- 
Boden,  auf  dem  nichts  wächst  als  wilder  Sevi  und 
kurzes,  borstenähnliches  Gras.'  Steinm.  1804  (Ar). 

Ahd.  burxt  (PI.  hursli)  m.,  borst  (PI.  borst  und  borstir)  u.. 
mhd.  bunt  (selten),  borst  mn.,  in  Bed.  1  b.  Die  RA.  unter 
1  b  dürfte  den  (iu  der  betr.  MA.  sonst  abgekommenen)  um- 
gelauteten  PI,  unsres  W.  enthalten,  wodurch  die  Beziehung 
auf  Bürste*  hinfällig  wird;  sie  scheint  eig.  zu  bedeuten:  eine 
Sache  gleich  an  ihrer  unangenehmen  Seite,  energisch  und 
gründlich  anpacken;  vgl.  ,den  Stier  bei  deu  Hörnern  nehmen.' 

Süw-  Th,  Su"-,  Söu-  Aa;  B;  Z:  gew.  coli., 
Schweinsborsten.  Du  liest  (es)  Hör  wie  S.  AaF.,  Ke.; 
B;  ZO.,  dann  auch:  Du  hast  en  richte'S.,  struppiges 
Haar  Th.  ,Der  seüwburst,  seta  porcina.'  Mal.  .Was 
unsere  Metzger  und  Kuttler  an  schwyninem  Schmalz, 
Schmär,  rauwen  oder  dignen  Zungen,  Süwburst. 
Klauwenschmalz  udgl.  verkaufent.'  Z  Mand.  1640;  Z 
Ges.  1757.  —  Sch win-:  =  dem  Vor.  .Ximni  schwein- 
burst,  den  zerhack  klein.'  Vooelb.  1557.  —  Wider-: 
1.  struppiger,  borstiger  Haarbüschel  GW.  2.  Wider- 
spenstiger, Widersacher;  auch  widriges  Hinderniss  bei 
der  Arbeit,  ebd. 

bürste",  in  AaF.,  Ke. ;  LG.  tw.;  Zo  p-:  1.  das 
Schwein  beim  Schlachten  der  Borston  entledigen  BSi. 
—  2.  a)  Einen  beim  Schopf  nehmen,  zausen  BSi.  — 
b)  (mit  enaiid)   b.,    sich    raufen,    ringen,    die    Kräfte 


1609 


Barst,  berst,  birst,  borst,  bnrsl 


1610 


messen  Aä;  B;  L;  Uw;  Zg.  8.  auch  Mut  1  d  (Sp.474) 
und  vgl.  säu-hären  (Bd  II  1511).     Unpers. :   Das  hed 

/ntrstet,  ist  hart  hergegangen,  bei  einem  Streit,  einer 
Rauferei  LG.  Übertr. :  Er  hat  auf*  alliu-il  z'  b.,  hat 
mit  ökonomischen  Sorgen  zu  kämpfen  Bs  (Seiler).  — 
c)  zanken  UwE.  —  3.  tr..  „eine  Arbeit  durch  Auf- 
bietung seiner  ganzen  Kraft  zu  Wege  bringen.  Er 
hat  es  b.  mögen  BO."  Spec,  eine  schwere  Last  von 
einem  Ort  zum  andern  schaffen  BHa.  Syn.  brüste)). 
—  4.  von  ausgelassenem  Benehmen,  tollem  Treiben 
einer  Gesellschaft  ZGStdt.  Die  händ  ei's  purstet 
z'sämme"  '. 

Zur  Bed. -Entwicklung  vgl.  bes.  belzai  (Sp.  1224/5).  Bed.  4 
(und  2  b)  Hesse  sich  auch  au  Buri  (2  e  oder  4)  anknüpfen, 
worauf  sie  dem  Anschein  nach  auch  vom  Sprachgefühl  be- 
zogen wird. 

er-:  tr.,  zausen,  durchprügeln  BE.;  Gl;  Zu.,  S. 
Die  händ  enand  nüd  übel  erburstet '.  —  üs-.  Si  händ 
enand  üspurstet,  ihren  Streit  tätlich  mit  einander  aus- 
gemacht SchwMuo.  Mit  Eim  it.,  eine  streitige  An- 
gelegenheit ordnen  Bs.  —  use"-:  tr.,  Einen  auf  ge- 
walttätige Weise  aus  dem  Zimmer  treiben  Schw.  — 
Ter-:  zu  Burst  (i.  S.  v.  3)  werden,  vermagern,  von 
Alpweiden  ScHwMa. 

bursterig:  borstig,  von  Gras  Gl. 

Burstete"  f.:  Rauferei;  Ringkampf  (von  jungen 
Leuten)  L;  Uw.  ,Er  hat  mit  den  Liberalen  zwei 
Barschteten  durchmachen  müssen.'  Nnw  Kai.  1887. 

burst  ig  (g'-b.  ZU..  Zoll.):  wie  nhd.  borstig,  eig. 
und  bildl.  B;  Gl;  Th;  Z.  Purstigs  Gras.  ,Uas  Mai- 
wetter sieht  allewil  noch  borstig  aus.'  UBkägg.  1787. 

Bürste"  f.:  1.  wie  nhd.  allg.  In  AäB.  auch  der 
Kehrwisch;  Syn.  Wüscher.  Über  die  B.  des  Fastnachts- 
narren  s.  Sp.  648  o.  Bürste"  sueche",  Spiel:  Eines  der 
Mitspielenden  hat  eine  Bürste  zu  suchen,  welche  die 
andern  in  einem  Kreis  auf  dem  Boden  Sitzenden  unter 
ihren  Knieen  durch  schieben,  die  Stelle,  wo  die  Bürste 
sich  befindet,  bisweilen  durch  neckisches  Klopfen  ver- 
ratend Ap.  Syn.  Schüehli  suechen,  Schlaufen.  RAA.: 
Mit  der  B.  scharf  i"  's  Zug  fare",  schonungslos  Kritik 
üben  Th.  Errinnen  asivie  e"  B.,  von  der  dicht  auf- 
schiessenden  Saat  GrPi\  Diel  [dicht]  wie  B.  GRHe. ; 
vgl.  bürsten-dick.  —  2.  übertr.  a)  auf  Pflanzen(teile), 
insbes.  auf  bürstenähnliche  Blüten-  und  Fruchtstände. 
<x)  (Bürste"  GT.,  W.,  We.,  Bürsteli  ZWald)  Rohrkolben, 
Typha  latif.  Syn.  Kanonen-Butzer.  —  ß)  (Bürsteli,  in 
Bs  BürstliJ  im  Allg.  die  der  Klasse  der  Compositen 
eigenen  Fruchtstände  ZO.;  spec.  der  stengellosen  Eber- 
wurz, Carl,  acaul.  BsWensl.;  GoT.;  ZO.  Bürste", 
Krupdistel,  Cirs.  acaul.  Gr.  ,Bürstli  oder  Krätzerli', 
auch  , landsfremde  grosse  Disteln'  genannt,  eine  Zehnt- 
frucht. 1090/ 1708,  LErmensee,  Gelfingen,  Hitzk.  — 
f)  (Bürsteli)  verschiedene  Seggenarten,  bes.  Carex 
pra;c.  und  mont,  ZO.  —  8)  (BirsteliJ  Haarmoos,  Po- 
lytrich.  UwEmmett.  —  e)  (Bürsteli)  Frucht  verspre- 
chende Blütenstände  der  Apfel-  und  Birnbäume  nach 
dem  Verblühen  (mit  Bez.  auf  die  übrig  gebliebenen 
hervorstehenden  Staubfäden  der  Fruchtknoten)  ZZoll. 
Syn.  Schnäuzli.  .Fruchtbringender  Baumzweig'  BsLan- 
genbr.  —  b)  (Bürst(e)li)  die  Bürstehen  an  den  Füssen 
der  Bienen,  mit  denen  sie  den  Blütenstaub  sammeln 
BE.  Vgl.  Chorb  6  (Bd  III  452).  —  c)  (Bürsteli)  das 
kleine  k  der  deutschen  Druckschrift  ZZoll. f  (Kdspr.). 
—  d)  aufstehende  Kopfhaare   des  Menschen    Z.     DA 


hast  e"  B..'  -■  'S.  von  Personen.  E"  strengi  B.,  böses, 
geiziges  Weib,  arger  Geizhals  W. 

Oberte"-:  angeblich  eine  Bürste,  mit  der  die 
Oberte"  (Bd  I  54)  gefegt  wird.  Man  macht  sich  mit 
einfältigen  Personen  vor  Beginn  der  Ernte  oder  am 
Schluss  des  Dreschens  den  Scherz,  sie  nach  der  O. 
auszuschicken  Aa;  Z.     Vgl.  Wurst-Hobel  (Bd  II  947). 

—  Veh-:  Bürste  zum  Reinigen  des  Viehs  Th;  Z.  — 
Fenster-.  Bs  Taxordn.  1(346.  —  Fass-:  Bürste  zum 
Ausfegen  der  Fässer  Th;  ZS.  —  Gänse"-Bürstli: 
Gänseblümchen,  Bell.  per.  S  (Joachim).  —  Garte"- 
Bürst(e)li:  gefülltes  Massliebchen,  Bell.  per.  flore 
pl.  bort.  B;  L.  —  Güsel-Bürste":  Kehrichtbürste 
AaWoIiI.  —  Hase°-Bürstli:  =  Gänsen-B.  S. 

rhilcl,e°-Bürste":  Zuname  eines  Mannes  mit 
einem  Krauskopfe  Zg. 

Eig.  wohl  die  grosse  runde  Bürste  an  langer  Stange,  mit 
welcher  der  Sigrist  die  Kirchendecke  von  Spinngeweben  und 
Staub  reinigt. 

Kante"-.  Bs  Taxordn.  1646.  —  Kopf-.  ,K-en  der 
besten  Gattung.' Bs  Taxordn.  1646. —  Chas-:  Bürste, 
mit  der  das  aufgestreute  Salz  in  den  Käse  gerieben 
wird  B.  —  Chat-:  grobe  Bürste,  womit  der  trockene 
Kot  von  den  Schuhen  entfernt  wird  ZStdt,  Zoll.  — 
Lus-:  scherzh.  Bezeichnung  der  Haarbürste  Z.  Auch 
als  Hausname  ZStdt  f.  —  Chnopf-:  kleine  Bürste 
zum  Putzen  der  Uniformknöpfe  (Militärspr.).  —  Muli- 
Bürst(e)li:  1.  =  Gartcn-B.  AARuppersw.;  L;  SNA. 
Syn.  Müller-Blüemli.  —  2.  kleiner  Baldrian,  Val.  di- 
oica  Aa  (Mühlb.).  —  Melw- Bürste":  fusslange 
Bürste  mit  ebensolangem  Stiele,  a)  beim  Backen  dazu 
verwendet,  Brot  und  Backgeräte  vom  Mehlstaub  udgl. 
zu  reinigen  B;  Tu;  Z.  Die  M.  soll  weisse  Borsten 
haben;  sie  soll  nach  dem  Hebten  mit  aufwärts  ge- 
kehrten Borsten  quer  über  den  Muldendeckel  gelegt 
werden,  damit  Hexen  und  Hausgeister  das  Aufgehen 
des  Teiges  nicht  stören;  sie  soll,  während  das  Brot 
im  Ofen  ist,  vor  der  verschlossenen  Ofentür  liegen, 
sonst  läuft  der  Teig  wieder  aus  dem  Ofen  heraus  Tu  f. 

—  b)  Tischbürste  ApK;  Th;  Z.  —  c)  „Hausstaub- 
besen".  Kehrwisch  Aa;  B;  „VO;  S;u  Z.  —  Messer-. 
Bs  Taxordn.  1646.  —  Mutte"-:  Bürste  zum  Reinigen 
der  Mutten  (Sp.  577)  Uw.  —  Nebel-:  Spitzname  G. 

—  Ab-netz-:  Bürste,  womit  der  Sticker  die  Fäden 
mit  flüssigem  Wachse  netzt  Ap;  G.  —  Pappe"-:  Buch- 
binderbürste; auch  spött.  Benennung  breitgestutzter 
Barte  Bs  (Spreng).  —  Ross-:  Pferdebürste  Aa;  Bs; 
B;  Tu;  Z.  .Für  ein  R-cn  der  runden  Gattung.'  Bs 
Taxordn.  1646.  —  A"-salb-:  Bürste,  womit  der  We- 
ber den  Aufzug  schmiert  Ar.  —  Sanimet-:  Rohr- 
kolben. Typha  latif.  B.  —  Süw-.  Kei"  S.  wert.  Sprww. 
1869.  Vgl.  Burst  1  b.  —  Schueh-:  wie  nhd.  allg. 
Mit-ere*  Seh.  schasse'  (chönne"),  Unmögliches  tun, 
auch  von  Einem,  der  handgreiflich  lügt  Z  (Dan.).  — 
Schlichti-:  Bürste,  womit  der  Weber  das  Zettel- 
garn , schlichtet'  Aa;  B;  Gr;  Z.  —  Schmeiz-  GrA.. 
Cast.,  Glar.,  Schmeizi-  GRKlost. :  =  dem  Vor.;  Bürste, 
womit  die  Schlichti  oder  Schmeizi  an  die  Fäden  des 
Zettels    gespritzt    (g'schmeizt)    und    gestrichen    wird. 

—  Schmutz-:  Bürste  des  Webers,  ähnlich  der 
Schlichti-Bürste"  Z.  —  Schwerz-.  Bs  Taxordn.  1646. 

-  Stil-:  Bürste  mit  langem  Stiel  BBe.  —  Läng- 
stil-: =  ChAs-B.  Andf.regg  1897.  —  Weber-,  Bs 
Taxordn.  1646.  —  Wichsi-:  Bürste  zum  Wichsen 
der  Schuhe  Bs;  B;  Th;  Z.  —  Wolfs-:  Pflanzenname. 


Kill 


Barst     Imrst.    Hart  — burt 


1612 


XVII.,  BArzneib.  —  Würze»-  S,  Wärdi-  L:  Reis- 
bürste. —  Wasen-l!ürst(e)li:  Massliebchcn,  Bellis 
per.  B;  L;  G;  SG. 

bürste"  II:  1.  wie  nhd.  bürsten,  allg.  l.'AA. 
Silier  Schnell  b.,  seine  Pflicht  tun  BHk.  Uf-emen 
andere"  Bogge"  börste",  Einen  für  einen  Andern  ent- 
gelten lassen  G.  Clntrzi  Hose"  sind  bald  'burstet,  ge- 
ringe Mittel  reichen  nicht  weit  GRHe.  Im  gleichen 
Sinne:  Churzi  Hör  si"  glVh  'barstet  B;  auch:  kleine 
Geschäfte  sind  bald  erledigt,  ebd.  ,I>ie  kurze  Har 
sind  gleich  gcbürst,  die  kleine  Häg  sind  gleich  er- 
stigen.' JCWeissenb.  1702.  S.  noch  Bd  II  1502  und 
mutz  1  a  (Sp.  015).  De  muesch  -vier  'bürstet  si",  bis 
's  Hör  jetz  lösch,  mit  Bitten  bearbeitet  werden,  bis 
du  nachgibst.  Breitenst.  (Bs).  E"  Weibel  [Gerichts- 
bote] isch  du-  sü ferst  Mansch  wo  's  gi''t:  er  wird  vor 
alle"  Türe"  'bürstet;  bürstet-men-e*  nit  mit  der  Bürste", 
so  bürstet-men-e"  doch  mit  dem  B'ese".  Schild  (S).  ,I)en 
grind  band  wir  in  [den  Feinden  in  der  Schlacht] 
bürst.'  1544,  Lied.  .Sind  still,  ich  tuon  eim  sust  d' 
lüs  b.,  old  leg  im  an  myn  narrenkappcn.'  Maukitiana 
1581.  —  2.  übertr.,  Einen  hart  hernehmen,  mit  Worten 
oder  Werken  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Sch;  S;  Tu;  Ndw;  Z. 
's  sind  Tülle",  wie  s'  mich  'bürstet  händ  [beim  Karten- 
spiel]. Stutz.  Una  wenn-is  Eine  foppe"  will,  De" 
wei'-mer  ordlirh  b.  AHeimann  1899.  In  der  ä.  Spr.  mit 
Dat.  P.  .[Die  Reformatoren]  band  mir  [Dr  Faber] 
gebürstet,  des  ich  mein,  und  alls  mit  heiiger  gschrift 
allein;  ich  ward  noch  nie  so  wol  ussgeriben  in  der 
badstuben,  noch  doneben.'  NMan.  Plutus  zum  armen 
Bauern:  ,Ich  wollt  dir  nit  ein  schnelling  gen  für  alles, 
das  du  gwünnen  würst;  ich  hoff,  dir  soll  wol  werden 
gbfirst.'  HBiiLL.  1533.  ,Her  künig,  grossmächtigister 
fürst,  billich  man  jetzt  den  pfaffen  bürst.'  SBire  1535. 
.Einem  b.,  striegeln,  gravius  aeeipere  alqm.'  Mey.,  Hort. 
1692.  S.  noch  db-lceren  (Bd  III  442).  Einem  mit  Zu- 
trinken hart  zusetzen?  ,Die  znacht  bim  wyn  tuend 
toben  und  sind  der  Sünden  knächt.  Am  morgen  fahends 
wider  an,  da  sys  den  abend  band  gelan,  wil  einer  dem 
andern  b.  und  trinkt,  ee  in  tue  dürsten.'  BGletting 
(nach  Jes.  5,  11  und  22).  Spec.  a)  betrügen,  schä- 
digen Z.  .Viele  Leute  meinen,  auf  ehrlichem  Wege 
könnten  sie  kaum  das  kalte  Wasser  verdienen;  nur 
dann  sei  was  zu  gewinnen,  wenn  man  bald  diesen, 
bald  jenen  recht  b.  könne.'  Stutz.  Bes.  in  der  verstär- 
kenden Verbindung:  Eine"  b.  und  strdle"  [kämmen]  Bs; 
B;  Z.  Syn.  blitzen  und  Straten.  Wer  de"  Jude"  ander 
d'  Händ  chunnt,  De''  isch  'bürstet  und  g'strälet.  Wenn 
Eine 'hürötet  und  g'röt,  so  hät-er  en  schöne"  Hüsröt ; 
wenn  Eine'  hürötet  und  falt,  so  ist -er  'bürstet  und 
g'strält  ZZell.  De''  war  'bürsted  und  g'strdlt  g'si" 
|  wenn  er  die  N.  geheiratet  hätte  |  und  hätt  nit  brücke" 

säget:  Gott  ströf-mich!  Schwzd.  (BsL.).  —  b)  aus- 
schelten,  heftig  tadeln  B.  —  c)  prügeln,  durchbläuen, 
.klopfen'  Aa;  Bs;  B;  Gl;  GAIels;  S;  Tu;  Ndw;  „allg." 
.Wie  die  Franzosen  [1798]  Lust  hätten  an  das  Land 
hin,  wie  man  sie  aber  b.  wollte.'  (iotth.  Da  han-ich 
sn-n-e"  Kerli  erwütscht,  er  hei  g'rad  g'loge"  g'ha".  De" 
han-v''  'bürstet,  'i'rhütet,  er  wird  no°h  mängisch  denke" 
tlru".  GStücki  1 897.  ,üuch  Messen  wir  büchsenschützen 
hinacb  mit  den  reisigen,  die  inen  [den  Feinden]  trü- 
licben  pürstetend.'  1522,  Strickl.,  Akt.  Die  Zuger 
wollen  die  Zürcher  in  Zug  ,b.'  1529,  ebd.  ,Man  hat 
in  [den  Spaniern  beim  Überfall  von  Konstanz]  redlich 
bürstet,   dass   mengen   nit   mer  dürstet.'    1548,   Lim. 


Nach  dem  Siege:  ,Gelt,  wir  habind  bürst,  unserm  fynd 
fyn  braten  d'  würst.'  RSchhid  1579.  .Tat  da  vil  Bengel 
rüsten,  damit  den  Schwaben  z'  bürsten,  die  Spanier 
z'  butzen  aus.'  1622,  Lied.  —  3.  weidlich  trinken, 
saufen  Bs;  BS.;  L;  G;  Sch;  Th;  Z.  Die  Kerli  händ 
z' sämmen  Oppis  'bürstet  S<n ;  Z.  Wil  si  dürsti'd,  mütis 
üs  mtings  Schöppli  bürsti"d.  JBHäffl.  (L).  —  4.  „refl.. 
die  Haare  sträuben,  von  Tieren;  sich  wider  Etw.  auf- 
lehnen, von  Menschen  Gr." 

3  schliesst  sicli  unmittelbar  an  2,  indem  es  wohl  eig. 
bedeutet:  dem  Getränk  hart  zusetzen;  vgl.  wieder  beizen 
(Sp.  122t).  4  ist  direkte  Abi.  von  Burst;  vgl.  auch  Schm.-Fr. 
I  282.  Schertweg  1579  hat  eine  KA.  ,gan  b.  gan'  etwa  i.  S.  v. 
sich  zum  Teufel  scheren :  ,Gang  von  mir  hin  [pflegen  Hetzen 
zu  den  Mänuern  zu  sagen,  deuen  sie  das  Geld  aus  der  Tasche 
gelockt  haben]  du  armer  gauch !  Was  bistu  für  ein  schlechter 
man!  Du  magst  wol  jetz  gähn  b.  gähn:  hast  du  kein  gelt, 
was  tuost  du  hie?'  Aber  es  ist  unsicher,  ob  die  RA.  hieher 
gehöre.      Viell.   zu   birsenf 

ab-:  1.  wie  nhd.  —  2.  verst.  bürsten  2  c  Ndw. 
.Also  ward  ihnen  [den  Zürchern  am  Gubel  1531]  un- 
suber  abbürstet,  ab  dem  berg  gejagt  und  hinabge- 
zündt.'  Äg.Tschddi.  —  üf-:  refl.,  sich  sträuben;  vgl. 
bürsten  4.  ,Es  ist  fleischlichen  Ohren  lustig  Beicht 
zu  hören,  und  mag  sich  die  geschorrene  fron  [die 
Haarkrone  um  die  Tonsur  herum]  wohl  aufbürsten, 
wenn  der  König  und  die  Königin  dem  Beichtvattcr 
fussfällig  [ihre  Sünden]  entdecken.'  Goliath  1741  (vom 
Beichtehören  der  Jesuiten  an  Fürstenhöfen).  —  er-: 
=  ab-b.  2  B;  Ndw.  S.  noch  Cheib  3  (Bd  III  101).  — 
üs-:  1.  wie  nhd.  allg.  Was-me"  nid  ü.  cha"*,  muess- 
me"  üschlopfe",  wer  nicht  hören  will,  muss  fühlen  Gl. 
—  2.  züchtigen  GMs.  --  3.  ausbeuten,  ausnutzen. 
.[Des  Kirchenraubs  macht  man  sich  schuldig]  auf 
Ämtern,  da  solche  geistliche  Güter  verwaltet  werden, 
durch  Aussaugen,  Ausbürsten  derselben,  das  ihnen 
geschwinden  möchte.'  AKlingl.  1702.  —  4.  austrinken 
SchSL  (Sulger).  Vgl.:  ,Es  dürst  mich  wol  so  treffen- 
lich seer,  dem  [Wein]  will  ich  trüwlich  usharbürsten 
[bis  auf  die  Neige  trinken].'  Aal  1549.  —  ver-:  her- 
nehmen B.  Wenn  's  numme"  die  Tasche"  [Hexe]  recht 
verbürstet,  bis  si  cha"  üfgeiste".  Schwz.  Dorpkal.  1859. 

wider-bürstig:  widerspenstig  L;  U. 

Bürstner  m. :  Name  eines  kleinen,  rötlichen  Vo- 
gels. ,Disen  [den  Rotschwänzchen  uä.]  mögend  villicht 
auch  die  zwen  vögel  verwandt  sein,  aus  welchen  der 
ein  ein  b.,  der  ander  ein  wegflecklin  genennt  wird.' 
Vogelb.  1557. 

Bnrst  III  n.:  das  Sichaufblähen,  Sträuben,  eig. 
(z.B.  von  Fröschen.  Katzen)  und  bildl.  W.  Er  macht 
as  scharpfs  B.,  bläht  sich  auf,  tut  gross,  ebd. 

Wohl  eig.  Gt-bursi(e)  zu  einem  Vb  "bunten,  sich  auf- 
blähen, sträuben,  einer  Nbf.  zu  bürsten  (s.  bürsten  4  und  uf- 
bürsten).  Doch  ist  auch  Identität  mit  Burst  II  nicht  aus- 
geschlossen;  vgl.  Sp.  1607  u. 

bürste"  III:  bersten,  zerspringen.  ,Es  m ficht  Einer 
aus  einand  b.  vor  lauter  reiner  Täubi.'  Stutz. 


Bart  — burt. 
Vgl.  auch  die  Gruppe   Bard  usw. 

Hart  11  ni.  Bart  (in  ZU.  auch  P-),  in  Ar  tw.;  BBr.; 
GüObS.,  S.,  Scuolms,  Spl.,  Tschapp.;  S  (Schild)  Bärd 
—  PI.  mit  Ural.  —  Dim.  BärÜi,  Bärtji:  1.  von  .Men- 
schen, a)  (Backen-  und  Kinn-lRart.  allg.   Vgl.  Schnnue. 


1613 


Bart,  liert.  birt,  bort,  burt 


1614 


Schnüz.  Der  B.  gilt  im  Allg.  als  Kennzeichen  und 
Zierde  des  Mannes.  S.  gürten  (Bd  II  44(5).  Wurden 
Knaben  und  Mädchen  gleichzeitig  zur  Taufe  gebracht, 
so  kamen  die  Knaben  zuerst  an  die  Reihe,  weil  man 
fürchtete,  sie  bekämen  sonst  keine  Barte  ZEllik.,  Sth. 
Sprww.:  E"  Mamm  und  e*  Schlüssel  öni  B.  sind  vo* 
kurioser  Art  L.  E"  Ma"  üni  B.  hat  M'iberart  G. 
Uf  d'  Site",  n-as  ke'  B.  hat!  Aufforderung  an  Frauen 
und  Kinder,  sich  zu  entfernen  GBern.  Wä  B.  sl,  si 
Verstand  Gr  hPr.  Wo  no'h  ke*  B.  ist,  ist  ke*  Ver- 
stand S.  Doch  wurde  noch  in  den  1860er  Jahren  das 
Tragen  eines  starken  Vollbartes  beim  gemeinen  Manne 
als  Anmassung,  wo  nicht  gar  als  sündhafte  Vermessen- 
heit betrachtet.  ZO.;  ähnlich  um  1830  in  BsL.  (siehe 
CSchneider  1886,  21).  Vgl.  auch  das  Gespräch  über 
d'  Bart  bei  EFeurer  II  40/4.  Über  das  Tragen  von 
Barten  im  XVII.  s.  Gfd  35,  203.  Je  grauer  der  B., 
je  grösser  der  Bock,  von  Weiberjägern  AiAar.  S.  noch 
rät.  De*  B.  (ab-)mache',  ahne",  abe'tue",  schabe";  Syn. 
harten.  1522  .Hessen  viele  der  eifrigsten  Bauern  [im 
Th]  die  Barte  nicht  mehr  scheren  und  beteuerten, 
dass  sie  dieselben  so  lange  werden  wachsen  lassen, 
bis  sie  ihrem  Lande  von  den  Eidgenossen  eine  Un- 
abhängigkeitserklärung würden  ausgewirkt  haben.' 
Pupik.  II •  57;  vgl.  Bd  U  1502  u.  „Einem  den  B.  ma- 
chen, seine  Pläne  vereiteln  Gr";  anders:  „Eim  e"  B. 
mache",  einen  derben  Verweis  erteilen  VO.1-  B.  a* 
de*  Zünde"  ha*  1)  weise,  geschickt,  erfahren  sein  - 
2)  Ansehen  haben,  viel  vermögen  Ndw;  s.  Här  (Bd  II 
1504).  Er  het  i*  sim  Lebe"  nie-n-es  Geissli  g'ha",  und 
wenn-em  's  G'chol  zum  B.  i"  g'icachse*  icär,  auch  wenn 
ihm  das  nötige  Futter  zum  Mund  hinein  gewachsen 
wäre;  von  einem  faulen  Menschen  S  (Schild).  Etwas 
[so  gut]  kennen  icie  sl*  B.  S  (Hänggi).  Etwas  in'n 
B.  (ine*)  brummte",  auch  von  Frauen  B;  Th;  Z.  B. 
ribti*,  sich  mit  dem  Bart  an  Jemandes  Gesicht  reiben, 
als  scherzh.  Liebkosung  W,  in  Z  Eim  en  B.  a'messe"; 
vgl.  bärtlen.  Es  Müntschi  öni  B.,  e*  Suppe*  öni 
Schmalz  (Salz).  Scbweiz  1858.  Sich  nild  im  B.  chratze* 
lä",  mit  sich  nicht  scherzen  lassen  Sch;  Th;  Z.  ,Wer 
ihm  in  B.  greiften  lasst.  dem  hofiert  man  endlich  aufs 
.Maul.'  Denzl.  1677;  1716;  vgl.  grasen  (Bd  II  798). 
,Die  Gemütsart  der  Einwohnern  soll  ziemlich  rauch 
sein;  sie  schlagen  gern,  daher  es  zwischen  ihnen  und 
den  Flimsern,  die  sich  auch  nicht  gern  in  den  B. 
greifen  lassen,  an  den  Märkten  zum  öftern  harte  Ba- 
taillen  gesetzet.'  Sererh.  1742.  25m»  in  B.  grife*,  mit 
ihm  Händel  anfangen  U.  ,Barbam  alicui  vellere,  Einem 
in  den  B.  fallen,  verhöhnen,  verachten.'  Denzl.  1677; 
1716.  S.  noch  fallen  (Bd  I  751).  .Welcher  dem  An- 
dern den  B.  usszücht  oder  ime  ohne  Auszühen  sonst 
in  Argem  drin  grifft,  der  verfallt  dem  Land  um  4  fl.' 
GrD.  LB.;  ähnlich  GRKlost.  LB.  1640  wurde  Einer 
um  100  Pfd  gebüsst,  weil  er  dem  Landschreiber  den 
B.  ausgerissen.  ZObf.  1897.  Eim  i*  B.  hange",  ihm 
widersprechen  UwE.  Eppem  in  B.  stän,  sich  ihm 
widersetzen,  furchtlos  Widerreden  BB.  Dene"  irill-i':h 
unter  de*  B.  stä",  dass  si  wüsse*,  dass  Eisi  Eisi  blibt. 
Gottb.  Vgl.  ander  d'  Zä"  stä".  ,Adire  aliquem,  einen 
rauch  anfallen,  bescheiten  und  in  b.  ston.  Testes 
acerrimi,  häftige  und  scharpfe  zeugen,  die  streng  uff 
ein  sach  tringend  und  die  es  einem  im  b.  habend. 
Oratione  feroci  refutando  plebem,  in  b.  habende, 
straaffende,  widerstönde.'  Fris.  ,[Die  Hexe  habe]  im 
in  b.  gfluecht   und   gredt:    es   muos   im   nit  gschänkt 


werden!  Mornades  syg  im  ouch  ein  ross  krank  \\< ir- 
den.' 1549,  L  Hexenproz.  2?i'»i  Öppis  in'n  B.  i*e*  sägi », 
ins  Gesicht  AABb.;  Z.  .Heftest  du  nicht  geleit  gehept, 
du  hottist  als  ein  böss  vard  getan,  als  du  ie  getät, 
das  muoss  ich  dir  in  din  b.  inhin  sagen.'  1405,  Z 
Ratsb.  .Maculam  alicui  innrere,  Einem  einen  Schand- 
flecken anhenken.  Einem  Eins  ins  [!]  B.  werfen.'  Denzl. 
1716.  ,Gotts  b.',  unter  verbotenen  Schwüren.  1344, 
Z  Stadtb.  —  b)  übertr.,  von  Speiseresten  herrührende 
ünreinigkeit  um  den  Mund  Gr;  Z.  Vgl.  Schnauz.  — 
c)  Kinn  GrV.  (wo  das  W.  ,Kimr  unbekannt  ist).  — 
2.  von  Tieren,  z.  B.  Ziegen,  allg.  —  3.  von  Pflanzen, 
a)  die  einem  Barte  ähnliche  Zeichnung  auf  dem  untern 
Blumenblatt  des  Stiefmütterchens.    Viola  tric.   AABb. 

—  b)  Büschel  von  Faserwurzeln,  bes.  an  Kartoffeln, 
Rüben,  wenn  sie  im  Keller  anfangen  zu  keimen  AABb.; 
B;  ZO.  An  Weinreben:  Wurzeln,  welche  die  Augen 
der  beim  .Gruben'  in  die  Erde  gelegten  Schosse  trei- 
ben GRh.  (Steinm.  1804,476).  —  c)  roter  oder  weisser 
(abgestorbener)  Pistillbüschel  an  den  Maiskolben  B; 
GRHe. ;  GRh.,  We.  —  d)  Grannenbüschel,  spec.  an  der 
Bartgerste  ZO.  —  e)  langer  Schimmel  an  Brot,  Rahm, 
Eingemachtem  usw.  AABb.,  Kulmert;  B;  L;  Z.  Wenn- 
me*  z'  Ziten  um  nid  anket,  händ  all  Milche"  Bärtli. 
JBHaffl.  1813.  ,Sie  mussten  dem  Brot  erst  den  B. 
abmachen,  ehe  sie  es  auf  den  Tisch  stellen  konnten.- 
Gotth.  ,Es  gibt  alte  Schulhäuser,  wo  vorhandene 
Lehrmittel  in  den  Schränken  faulen  oder  Barte  be- 
kommen, ein  schlagender  Beweis,  wie  fleissig  man  sie 
benutzt.'  ebd.  —  f)  kurzes  Gras  AALeer.  —  g)  Bart- 
flechte, Usnea  barb.  GRÜhurw.  —  4.  von  andern  Din- 
gen, a)  Büschel  von  Spänen  am  einen  Ende  von  tan- 
nenen  Scheiten  abgetrennt,  damit  diese  leichter  Feuer 
fangen;  auch  das  so  hergerichtete  Scheit  selbst  BHk.. 
R.  Mach  g' schwind  es  par  Bart  uw'  Sprissi,  su.  chönnc"- 
mer  lebig  a"füre"!  —  b)  Schlüsselbart.  allg.  —  5.  siehe 
Heil-Hund  3  (Bd  II  1431). 

Eigentümlich  ist  die  Wenduug:  Jmdm  L\h  und  Hurt 
gleich  sehen,  auch   von   Franenspersoneu   Th. 

Geras-:  Fruchtstand  des  Alpen  -  Buschwindrös- 
chens, Anem.  alp.  Uw  (am  Sehoneggpass).  —  Geiss-: 
1.  (Dim.)  Spitzbärtchen  Z.  —  2.  Pflanzenname;  vgl. 
Bock(s)-B.  a)  geiss-  oder  ziegenblättrige  Spierstaude, 
Spir.  ar.  Syn.  Geiss-Bengel  (Sp.  1372).  .Aruncus,  g.- 
Fris.;  Mal.  Die  Pflanze  war  officinell.  .Geissbart- 
wurz  sampt  den  Bluemen  zerstossen.'  ZZoll.  Arzneib. 
1710.  ,Geissbartwasser',  ein  Bestandteil  des  , Kloster- 
frauenwassers.' a.  Arzneib.  —  b)  Sumpf-Spierstaude. 
Spir.  ulm.  Z  Anl.  1775.  —  c)  Wiesenbocksbart,  Trag, 
prat.  Mal.  —  d)  Korallenschwamm.  Clav,  (her.)  corall.. 
ein  vielästiger  Pilz  B.  —  e)  (Dim.)  Wollgras,  bes.  das 
breitblättrige,  Erioph.  lat.  L,  Erioph.  polystaehyon  (lt 
Leuuis  =  Erioph.  lat.  und  Erioph.  ang.)  „L;"  Uw.  Syn. 
Benseli  (Sp.  1393),  Geiss- Zöggeli.  —  Herr-gotts- 
Bärtli:  =  Megel-Chrüt  (s.  Bd  III  901).  .Herrgotts- 
bärtlein,  polygalon  herba.  Pimpinell,  wie  etlich  ach- 
tend.' KGesn.  1547.  .Polygala,  Kreuzblume,  Ramsal. 
Herrgottsbärtlein."  Denzl.  —  Gitzi-:  =  Geiss-B.  2  eG. 

—  Hechel-Bart:  Familienname.  1400/12,  Z  Ratsb. 
.Bertsche  H.',  fingierter  Name  eines  Freibeuters  im 
Bauernkriege.  UEckst.  —  Hack-:  Davalls  Segge.  Gar. 
Davall.,  eine  binsenähnliche  Sumpfpflanze  mit  zähem 
(nicht  über  3  dm  hohem)  Halm,  zum  Anbinden  von 
Rebschossen,  Fegen  von  Metallgefässen  oder  zu  Biet- 
Besen    verwendet    ZAff.  b/Z..  Otelf..   Seeb.,   W.;     vgl. 


1615 


ßart.  bert,  birt,  bort,  burt 


1616 


Bart  3  f.  ,Dass  die  guten  Grasarten  verderben  müssen, 
und  hingegen  nur  schlechtes  Riedtgras,  H.,  Binsen, 
Mies  usw.  gezeuget  wird.'  1760.  Z  Ges.  Vgl.  auch  das 
syn.  Binz  (Sp.  1411).  —  Ch  ü  de  r- Hart:  1.  Bart  aus 
Werg,  wie  ihn  z.  B.  der  St  Nikiana  trug  ZZoll.  — 
2.  struppiger  Bart  S  (Schild).  —  Chnebel-:  Schnurr- 
bart G.  ,Wir  [sagt  ein  Zürcher]  müessend  ein  l'art  an 
die  knebelbärt  hin;  da  meint  er  die  Eidgnossen  in 
ländern.'  1524,  HBull.  ;  vgl.  Absch.  IV  1  a.  478.  Ein 
S  Chorherr  eiferte  gegen  das  Barttragen  derjenigen 
Chorherren,  welche,  vom  borromäischen  Kollegium  zu 
Mailand  kommend,  allgemein  die  Erlaubniss  hatten, 
Knebelbärte  zu  tragen,  um  1608,  LRSchmidlin.  - 
Milch-:  Milchreste  unterhalb  des  Mundes,  bei  kleinen 
Kindern  Z.  —  Bediste"-:  unterhalb  des  Kinnes  ge- 
tragener (oberhalb  rasierter)  Bart  gewisser  (Pietisten-) 
Prediger;  dann  übh.  von  unkräftigem  Bartwuchs  Bs 
Stdt.  —  Bagge"-:  Backenbart,  allg.  —  Bocks-,  auch 
Bock-  B;  Th;  U:  1.  (Dim.)  =  Geiss-B.  1  Tu.  —  2.  Pflan- 
zenname, a)  Spierstaude,  spec.  a)  (auch  Wald-B.  B 
1t  Durh.)  =  Geiss-B.  2  a  Aa  (Mühlb.);  GoT.;  U.  - 
ß)  =  Geiss-B.  2  b  Aa  (Mühlb.);  BE.,  0.  , Bockbart, 
Flores  Ulm.'  B  (Apothekerspr.);  wird  zu  Thee  ver- 
wendet. —  b)  haariges  Laserkraut,    Las.  hirs.   UUrs. 

—  c)  wahrsch.  eine  Art  Flockenblume.  Cent.  GRFan. 
(Tsch.).   —   ä)  =  Siden-Huet  (Bd  II  1790)    GrD.;   U. 

—  e)  wie  nhd.  , Bocksbart,  herb,  come,  tragopogon, 
ein  guet  wintersalat  kraut.'  Mal.  —  Kife"-  Bs;  Z, 
Hüft'-  Aa  (Rochh.);  BsL.:  =  E.-Mül  (Sp.  181).  Einen 
B.  hielt  man  für  ein  Zeichen  der  Gesundheit  Bs.  — 
Sehern-,  Schim-:  1.  ,Schön-B.',  Larve.  Fris.;Mal.; 
s.  Gr.  WB.  IX  1487.  —  2.  ,Schin-B.\  bildl..  Schein- 
manöver.  ,Doch  dass  die  von  S.  Gallen  dem  spital 
solichs  [ein  abgetretenes  Besitztum]  uss  irem  aignen 
guet  ergetzen  und  abtragen  söltend.  Diss  was  ein 
schinbart.  damit  man  achten  sölt,  der  stat  und  nit 
dem  spital  were  das  sin  abgnomen.'  Vad.  —  Schleck-. 
,0b  doch  Berengarius  den  Papst  summum  Pontificem 
und  Pulpiflcem,  das  ist  den  grosten  Prachthansen  und 
Schi,  genennet.'  Vollenw.  1642.  —  Schmal-Bärtli: 
Ziegenname  BGr.  —  Schneggen-  Bart.  ,Botz  sehn, 
und  feissen  speck  in  d'  rueben!'  euphem.  Schwur. 
Wagner  1581.  —  Schnauz-:  1.  Schnurrbart  Ar;  S; 
ZO.  —  2.  =  Bart  1  b  Ap. 

Schwizer-,  ,Der  Connetabel  ist  ein  man  umm 
Cll  jar  alt,  hatt  ein  breit  angsicht,  ein  schwytzerb.', 
melden  eidgenössische  Gesandte  1557  aus  Paris.  — 
Vgl.    Gr.    WB.    IX   247-2. 

Spitz-Bärtli:  eine  zu  15  Kr.  gewertete  Münze, 
iiM  auch  polnische  örtli  genannt.  1021,  Absch.  V  2, 
182.  —  Stuffel-Bart  „B;  VO;  S",  Struffle"-  Aa 
Wohl.:   „Bart  mit  steifen  Haaren",  Stoppelbart. 

Striib-.  In  der  Abi.  strüb- harte"  strübärte* 
A a I.i'L-r..  strupparte*.  Schulze:  tr.,  Jmdn  zerzausen, 
durchprügeln  AALeer. ;    übel  halten,  quälen.  Schulze. 

—  „  Strüb-bartete"  f.:  Affäre,  wo  es  hitzig  zu- 
geht Gl." 

Tüfels-:  =  Bocks- B.  2  d  GoT.  —  Tann-  Gr; 
„LG.;"  G oT. (Tarn.-);  UwE.,  Tanne'-  Gr;  GW. :  Bart- 
flechte, Usnea,  bes.  Usn.  barb.  „Liehen  plic.  [=  Usn. 
plicata]  LG." ;  Syn.  Fänggen-Hür  (Bd  II  1507),  (Tann-) 
Uaii.  In  T.  hüllen  sich  die  Wildmannli  an  der  Alpler- 
chilbi  zu  UwStans;  s.  Sp.  284.  Aus  T.  fertigt  man 
Quasten  an  die  Moos-  und  Papierrosenkränze,  mit 
denen   das  ganze  Jahr   hindurch    Kanzel   und  Orgel 


geschmückt  sind  GRMai.  Uer  T.  wird  auch  als  Futter 
verwendet;  s.  Anderegg  1897,  67. 

Ton(d)er-:  1.  Donder-Bar,  gem.  Hauswurz,  Sem- 
perv.  tect.  Aa  (Heinmann).  Sie  hält  von  dem  Haus, 
auf  dem  sie  steht,  den  .Donner',  aber  auch  jedes  andere 
Unglück  fern.  —  2.  .Donnerhart',  rote  Fetthenne,  Sed. 
purp,  (tel.)  B  (Durh.). 

Zu  1.  Die  Form  Donder-Bar  findet  sieh  auch  in  den 
Kiäutcrbüchern  (so  bei  Bock.  Brunschw.,  Brunfele).  2  ist 
wahrsch.   von    1   übertr. 

Wald-:  =  Bocks-B.  2  a  a  B  (Durh.).  —  Zuck- 
Bärtli:  Familienname.  X1V./XVIL,  AaZoI'. 

,bartächtig:    die  bärt  tragend,    barbiger.'    Mal. 

—  Mild,    bartolit. 

harte"  (harde"  ArM.;  GRObS.,  S.,  Spl.),  in  GG. 
bartne":  1.  ,Pubescere,  anfallen  bart  überkommen, 
harten,  mannbar  werden.'  Fris.  ;  Mal.  —  2.  barbieren 
AALeer. ;  Ap ;  Bs ;  B ;  F ;  Gr  (auch  Chur,  He.) ;  L ;  PA1. ; 
GF.,  G.,  Sev.,  T.;  Z.  Eine"  b.  I'h  tue"  (lönJ  mich  lo"  b. 
ZO.  Wo  d'  bartet  liest,  liest  au°h  noch  ame"  Mensch 
glich  g'seli"  und  iez  siehst  wie  en  Wilde.  EFeirer; 
vgl.  Bd  III  932.  Wenn  Eine  gern  es  Meitli  hält,  so 
soll-er  nit  z'  lang  warte".  Wenn  er  's  e'möl  am  Schir- 
me" het,  so  brncht-er  mumme"  z'  b.  LReiden  (Kai.  1899, 
21).  ,Dem  Knecht  war  es  auch  nicht  recht  [in  die 
Kirche  zu  gehen]:  er  hätte  noch  nicht  bartet,  sagte 
er,  und  sein  Messer  haue  nichts.'  Gotth.  —  3.  „tr., 
Jmdm  einen  derben  Verweis  gehen  VO."  —  4.  an 
einem  Holzscheit  einen  Bart  (i.  S.  v.  4  a)  schneiden 
BBe.  —  5.  einen  Klumpen  oder  Zapfen  bilden,  von 
Bienenvölkern  vor  dem  Ausschwärmen  Z.  Der  Imb 
bartet.  Syn.  usen-liggen.  —  un-' bartet:  unrasiert 
ZZoll.    Wottst  u.  furtgä"? 

ge-bartet,  in  PA1.  g'bortner  (präd.):  bärtig.  ,Zwen 
ander  mit  härteten  angesicht.'  Kessl.  .[Der  Weissars 
hat]  an  dem  hals  so  lang  haar,  als  wann  er  gebartet 
wäre.'  Tierb.  1563.  .Berchtold,  der  bartet  genannt.- 
JJRüeger  1606.  ,Barbatus,  gebartet,  der  einen  Bart 
hat'  Denzl.  1677;  1716.  —  un-:  hartlos.  ,Ein  un- 
barteter  hebreischer  sprach  dolmetsch.'  Ansh.  ,[Die 
Sittiche]  liebend  die  ungehärteten  leut  gern,  fürauss 
die  kind.'  Vogelb.  1557.  ,Ein  gar  junger,  unbarteter 
Fürst.'  JJRüeger  1606.     Auch  bei  Spleiss  1667. 

Bartete"  f.:  1.  das  Barbieren  Ap;  Z.  —  2.  das 
Barbierte  Ap  (TTobler);  Z. 

bartig,  bärtig  I:  1.  (bartig)  bärtig  B  (Zyro). 
.Studenten,  keck  und  b.'  Probst  (Bs).  —  2.  a)  (bärtig) 
einen  Bart  (i.  S.  v.  3  b)  habend,  z.  B.  von  Rüben  AABb. 

—  b)  (bartig  B;  „LG.",  bärtig  B)  schimmlig.  .Bücher 
bärtig  werden  lassen.'  Gottb. 

'bartlet:  bärtig  OnHe.     En  Ber. 

Bartli  I  m.:  Mann  mit  (ungewöhnlich)  grossem 
Barte  AALeer.;  Ap;  Gl;  GrHc,  Tschapp.;  GA.,  Sa.,  T.j 
SchSI.  ;  Z.  Einen  Mann  Namens  Peter  Schwarz  nannte 
man  wegen  seines  ungewöhnlichen  Bartes  Bartli-Peler 
GSa.  Hieher  wohl  auch:  .Hanseli  Meyer,  genannt 
Bartle.'  1653,  AAWett.  Klosterarch.  —  Vgl.  Aura,  zu 
Bartolomäus,   zur   Bildung   Hürli  (Bd    II    1512). 

Chatze"-:  Spottname  G. 

Mues-:  alter  Mann,  der  beim  Essen  das  Mnes  in 
den  Bart  schüttet  L. 

Vgl.  muosbart  bei  Lexer  I  2240.  Möglich  wäre  aber 
auch  eine  Zss.  mit  Bartli  II  (Bartholomäus)  in  appell.  Bcd., 
so  dass  das  \v.  Einen  bezeichnete,  der  («eil  zahnlos)  nur 
ii  ich    Mues  |  Brei]  es^en   kann. 


1617 


Bart,  bert,  birt,  bort,  burt 


1618 


Sau-:  Schelte  auf  einen  unsaubern  Menschen  in 
phys.  un'l  nior.  Hinsieht  GW.  —  Könnte  ebf.  zu  VartU  II 
gehören. 

Schampartli:  einer  der  Spitznamen  des  Abtes 
Ulrich  VIII.  von  St  Gallen.  Museum  1795,  17.  —  Wohl 
eine  Entstellung  ans  .Schembart'    (vgl.   Gr.   WB.  IX   1487). 

bärtle":  1.  einem  Unbärtigen  im  Scherz,  als  Lieb- 
kosung mit  dem  Bart  das  Gesicht  reiben  Gl;  Gr; 
„Uw;  U",  wobei  man  vorgibt,  ihm  einen  Bart  pflanzen 
zu  wollen  UwE.  In  GiiChur,  He.  in  der  Weinlese  die 
übliche  Strafe  für  Frauen  und  Mädchen,  wenn  sie  den 
Traubenträgern  Puppen  (s.  Sp.  1423)  an  die  Tansen 
hängen.  —  2.  im  weitem  S.:  „liebkosen,  streicheln 
Gr;  Uw;  ü";  Jmdm  das  Gesicht  mit  Russ  beflecken, 
eine  Neckerei,  die  bes.  am  Aschermittwoch  zwischen 
Knaben  und  Mädchen  von  Alters  her  üblich  ist  Gr. 
—  3.  „Jmdm  einen  kleinen  Verweis  geben  VO." 

Bärtier  m.:  Beiname  eines  Mannes  mit  einem 
Vollbart  UwE. 

Geiss-:  Birnsorte  Th;  s.  Sp.  1492. 

Bärtling  m.:  Einsiedler,  Klausner.  ,Die  b.,  die 
sich  auf  ein  gelegen  ort  in  die  hölzer  ziechend  und 
bürsten,  besen,  ofenkrueken  und  mausfallen  machend.' 
Vad.  1  31.   -   Vgl.  Schra.-Fr.   I  283. 

bärts(e)le":  1.  (bärtsle")  „liebkosen,  schmeicheln, 
gleichsam  den  Bart  streicheln  UUrs."  Insbes.  Kinder 
verzärteln,  ihnen  in  Allem  den  Willen  tun  UwE.  Syn. 
täggelen.  —  2.  (bärtsele")  kindisch,  zärtlich  tun,  um 
zu  gefallen  Ndw. 

ver-bärtsele":  (Kinder)  verweichlichen,  ver- 
zärteln L. 

Part  —  PI.  Parte-  —  f.  (m.):  1.  a)  (in  BHk.  m.) 
Teil,  Anteil,  fast  nur  in  der  RA.:  (Ich)  für  ml"  P., 
(ich)  für  mein  Teil  AABb.;  B;  GlK.;  GT.;  Z.  Ich 
für  ml"  P.  glaub  's  nit  (AaB.),  wott  nüt  dervo"  (B). 
Für  mi*  P.  g' fallt -mer  das  besser  als  d's  andere  B 
(Zyro).  Jnvicem,  dargegen,  für  dein  part.'  Fris.  — 
b)  Teil,  Abteilung  Ndw;  Z.  E"  P.  gäd  weg,  en  anderi 
P.  bllbt.  —  2.  (lt  Spillm.  in  Z  auch  m.)  spec.  Partei 
(in  einem  Rechtsstreit,  Kampfe)  AaF.;  B;  Gl;  GrPi\; 
ScHSt. ;  SchwHö.;  Ndw;  Z;  spec.  von  den  Nachtbuben 
Gl  (Schindler).  Me'  viues1  bed  Parte"  g'here"  Ndw. 
I'  dem  Punkt  sind  bed  Parte"  einig  g'sl".  SchwHö. 
Volksbl.  ,Ein  Manns  Red  ein  halbe  Red,  man  sol 
die  Part  verhören  bed'  soll  über  der  Tür  des  alten 
Ratssaals  in  ZWthur  gestanden  haben.  ,I)ie,  so  diner 
p.  sind.'  Zwingli.  ,Ein  jede  party';  gleich  darnach: 
,ein  jede  part.'  1530,  Absch.  ,Zwei  grosse  parteien: 
die  einte  part  waren  die  Heduer,  der  anderen  part 
hauptsächer  die  Sequaner.'  Tschudi,  Gallia.  ,Bed  part 
klagtend  naher,  nämlich  die  vier  ort:  si  wärid  inen 
nit  zuozogen,  der  ander  part:  er  wäre  verlassen.'  Ansh. 
,Fidem  populi  Romani  sequi,  der  Römer  part  anhangen. 
Part  oder  partei,  pars.  Einsi  part  beschirmen,  tutari 
partes  alicujus.'  Fris.;  Mal.  Ratsrichter:  ,Die  mehrere 
Stimm  das  Urteil  feit,  die  Parten  werden  inhär  gstelt.' 
JMahl.  1674.  S.  auch  Handlung  (Bd  II  1406).  Auch 
in  individ.  Bed.:  Anhänger  einer  Partei;  doch  nur  im 
PI.  .[Die  Wiedertäufer]  machend  inen  dann  parten 
und  junger.'  HBull.  1530.  ,Ist  gar  nit  göttlich  noch 
billich,  das,  so  ein  pfarr  ledig  worden,  ein  yeder 
louffe,  bättle,  gyle,  gaaben  verheisse  und  gäbe,  die 
undertonen  anfachte,  parten  an  sich  hänke,  ganz 
schaaren  fürbitter  mit  im  füere.'  Z  Mand.  1532/80.  — 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


3.  Part  AaF.;  ScHwMa.;  Z;  PI.  Parte'  AaF.  (auch  B-); 
SchwE.,  Ma. ;  Z  (lt  Hürbin  in  AaF.,  lt  Hunz.  in  UAn- 
derm.,  Hosp.  in  dieser  Form  auch  als  Sg.),  Mietpartei, 
Haushaltung,  sofern  deren  mehrere  im  gleichen  Hause 
wohnen,  unter  Umständen  auch  von  einzelnen  Per- 
sonen. E"  Part  Hüslüt  ZLunn.,  0.,  Zoll.  I"  dem  Hüs 
wone"d  vier  Parte".     S.  noch  Her-berg  (Sp.  1568  o.). 

Vgl.  Gr.  WB.  VII  1465/fi.  Zn  3.  Bei  dem  überwiegen- 
den Gebranch  des  PI.  lag  die  Übertragung  der  Pl.-Form  ant' 
den  Sg.   nahe. 

Gege°-:  1.  Gegenpartei.  ,Dann  der  bapst  und 
sin  anhang  sygend  ein  part;  die  werdind  von  den 
evangelischen,  irer  gegenpart,  anklagt,  dass...'  1576, 
Mise.  Tig.  .[Papst  Formosus]  so  von  seiner  Gegen- 
part, den  Sergianischen ,  fast  undergetruckt  war.' 
Sprecher  1672.  —  2.  m.,  Widerpart,  Prozessgegner 
Ndw.  —  Halb-:  wie  nhd.  ÄALeer.;  ScHSt.;  Th.  — 
Contra-:  Gegenpartei.  1592,  ÜRMünster  Rq.;  wech- 
selnd mit  .Gegenteil.'  S.  noch  das  Folg.  —  Wider-: 
1.  f.,  Gegenpartei  (bei  einem  Rechtsstreit)  UwE.  ,In 
bywesen  syner  dahin  [vor  Rat]  geladnen  w.'  1516/79, 
F  Stadtb.;  =  ,contrepart'  im  frz.  Text.  .Desciscere, 
abfallen,  zun  feinden  fallen,  auf  die  w.  geben.'  Fris.; 
Mal.  ,Die  von  Zuoz  wollend  's  [das  Gericht]  in  ierem 
dorf  haben  und  die  w.  zu  Scamfs.'  1573,  Ardüser; 
Var.  , Contrapart.'  ,Ein  Kundschaft  stellen,  welche  nit 
seiner  Part,  sonderen  der  W.  verwandt  wäre.'  1756, 
Schw  Rq.  S.  noch  Appellations-Guldin  (Bd  II  228). 
Einem  ,W.  halten',  wie  nhd.  .[Seine  Vorstellungen] 
halt  ich  nit  fast  gern  und  hult  [ihm]  etwan  W.' 
FPlatt.  1612.  .Wann  er  für  [den  Gedrückten]  redt, 
sich  für  ihn  einlegt  und  W.  haltet,  so  lang  er  kann 
und  mag,  wann  er  sihet,  dass  man  den  Armen  un- 
verhörter  Sach  verteilen  wil.'  FWyss  1673.  —  2.  m., 
Gegner  UwE.,  spec.  Prozessgegner  Z. 

a-part,  -parti(g)  s.  Bd  I  361. 

parte":  refl.,  sich  zu  Abteilungen  zstun,  sich 
Parteien  SchwE.;  Ndw. 

partle"  Aa;  Gl;  Th;  Z,  pärtle"  S;  Z,  battle'  Th 
Berl:  ein  Kegelspiel  machen,  bei  dem  die  Spieler  sich 
in  zwei  Parteien  teilen.     Vgl.  Partel-Partl. 

Partätze":  wie  Panischen  (Sp.  1439).  Was  nützt 
de""  omc*,  i"  d's  Hunds  P.,  die  zentränal  Armpfleg? 
Der  Unbarmh.  (U). 

Partem,  Parten  n.  (auch  m.):  1.  Gesang  Gaben 
heischender  armer  Stiftsschüler.  , Hofschüler  sollen 
wegen  Winterkelte  um  Michaelis  bis  z'  Meyen  nit  mer 
gehalten  syn,  das  Partem  durch  die  Stadt  zu  singen.' 
1597,  L  Man.  —  2.  das  den  Schülern  gespendete  Al- 
mosen. .Derhalben  wüssen  wir  im  nit  änderst  zu  tun, 
dann  das  ein  Schulmeister  die  burger  ansprech,  so  nit 
wollen,  das  man  vor  irer  tür  täglich  singe,  was  si  für 
ein  partem  wollen  geben  für  ein  wuchen,  und  die  soll 
er  ordentlich  ufzeichnen.  Und  damit  si  nit,  dann  ein- 
mal, am  fritag,  gemeinlich  darvor  singend  und  das 
partem  innemend,  sollen  si  die  hüser  erkennen  mit 
angeschlagnen  zedel,  partem  daran,  wie  auch  an- 
derschwo  brüchlich.'  F  Schulordn.  1577.  ,Wievil,  des 
partem  halben,  schuler,  es  sien  heimsch  oder  frömbd, 
sollen  teilhaftig  sin,  nach  dem  es  zu  oder  abnimpt, 
wollen  wir  kein  zaal  bestimbt  haben,  sunder  auch, 
wie  ander  ding  mehr,  von  welchen  nit  gwüsse  Ord- 
nung mag  geben  werden,  den  schulherren  heimsetzen.' 
ebd.   ,Des  partens  halber  sind  etlich,  die  man  vermeint, 

102 


1(519 


Bart,  bert,  birt,  bort,  burt 


1620 


des  almuesens  nit  notwendig  sein.'  1578,  Ordnono  der 
L  Stiftsschule  im  Hof.  ,[An  andern  Orten]  ist  es  brü- 
chig, dass  die  Alphabetarii  sind,  des  partens  halb 
stillston  müessend.  bis  dass  si  den  Donat  haben.'  ebd. 
,Item  das  der  armen  schueler  halb  ein  gewüsse  zal 
geordnet  werde,  so  den  parten  haben  sollen.'  1590, 
ebd.  S.  auch  P.-Trückli.  —  3.  ,Partem,  der  Parator 
oder  Calefactor  in  der  Knabenschule  des  mindern 
Basels.'  Spreng. 

Zu  1.  Parlem!  (ein  Stück  !)  war  eig.  der  Ruf,  mit  dem 
die  Schüler  das  Almosen  (als  Lohn  für  geleisteten  Chor- 
dienst) heischten;  Tgl.  nam.  Sohnlid,  schwäb.  WB.  4:2 ;  Kii- 
chenschmnck  1862,  XII  88;  Birl.,  Volkst,  II  271,  sowie 
,Parteke(n)'   hei   Gr.   WB.   VII    1171. 

Partist  m.:  Name  armer  Schiller,  die  den  Dienst 
als  Chorknaben,  spec.  als  Chorsänger  versahen  und 
dafür  ihren  Unterhalt  emptiengen  S;  ZGt;  in  S  ge- 
hörten sie  dem  vom  St  Ursusstift  unterhaltenen  Kna- 
benconvict  an.  , Der  deutsch  Schuelmeister  soll  uf  die 
alldorten  speisenden  Partisten  Achtung  haben,  damit 
sie  sich  bescheidentlich  verhalten.'  S  Aland.  1708. 
,[Es]  soll  H.  Pfarh.  an  dem  Tag  der  Jahrzeit  ein  Re- 
quiemampt  mit  zwei  Partisten  aus  dem  Stift  St  Ursi 
singen,  welche  Partisten  von  H.  Pfarhern  sollen  be- 
zahlt werden.'  1713,  SBib.  Jahrzeitb.  ,1589  erhielten 
die  fünf  armen  Schueler  (die  heutigen  Partisten)  vom 
Rate  neue  Kleider.'  Stadlin  1824. 


Partner:  =  dem  Vor.  S  Urk. 


Abi.    von  Parten. 


Barte"  I  f.:  1.  a)  „eine  Art  Axt,  auf  der  einen 
Seite  mit  einem  (breiten)  Beil,  auf  der  andern  mit 
einem  Hammer,  Schlachtbeil  des  Metzgers  GR"D.,Val.; 
Tb;  Z;  in  Gr  früher  auch  zum  Zerlegen  des  Fleisches 
in  Riemen  verwendet.  Beim  sog.  Eierwerfen  am  Oster- 
montag trugen  die  Metzgergesellen  im  festlichen  Zug 
auf  den  Spielplatz  eine  ,B.'  in  der  Rechten  GaChur; 
s.  Arch.  f.  Volksk.  II  130.  ,Auch  ist  [bei  Viehseuchen] 
gebotten,  innert  13  Wochen  in  der  Haab  zu  schicken 
[Vieh  zu  veräussern]  nit  änderst  als  an  die  B.',  d.  h. 
zum  Schlachten.  1712,  Steinm.  (Ap).  —  b)  als  Werk- 
zeug des  Zimmermanns.  ,l>irre  vende  betüt  ouch  ein 
zimberman;  das  merkt  man  an  der  b.  wol,  die  dirre 
vende  haben  sol  in  der  linggen  hant.'  Schaciizabelb.  — 
c)  als  Waffe,  Streitaxt.  ,Ein  bart'  als  Bestandteil 
einer  Hinterlassenschaft  unter  andrem  Kriegsgerät 
aufgezählt.  1455,  L.  ,Die  [verfolgenden]  puren  kamen 
herfür  mit  parten,  die  sy  werfen  konten.'  ThPlatt. 
1572.  ,Barde'  als  Waffenstück  erwähnt  in  einem  In- 
ventar der  Bs  Safranzunft.  S.  noch  Twer-Ax  (Bd  I  620). 
-  2.  (Wasser-JB.  =  Wasser-Hauicen  (Bd  II  1813)  Gr. 

Mhd.  harte,  Beil,  Streitaxt;  Abi.  von  Bari:  das  breite 
Beil  wurde  mit  einem  Barte  verglichen;  vgl.  den  Schlüssel- 
bai't.  Hieher  wohl  der  Name  des  Seh  Geschlechts  ,Barter* 
(auch  ,P-'),  das  im  Wappen  zwei  gekreuzte  Barten  (Äxte) 
fuhrt;  zum  listen  IIa]  erwähnt  a.  1367:  .Julians  des  barters 
hos.1    Urk.      Vgl.   JJRüeger    1606,   640/1. 

Häl-  S;  Tu;  ZU..  Zoll..  Alam-VAl,  Hrile"-GRFr., 
Scuolms,  Haft-  Z,  ffile"-  SchwE.,  Hele"-,  He'le'-  B; 
GrOdS.,  S.,  Spl.;  Sch  (Kirchh.),  Hell-  GROhurw.,  L., 
l.uz.,  Trimniis.  Ihli-  AALeer.,  Heni-  GRTschapp. 
-Barte»  (in  B;  ÜrCIiuiw.,  L.,  Luz.,  ObS.,  S.,  Scuolms, 
Spl.,  Trimmis,  Tschapp. ;  ZO.  tw.  -Barde"),  in  Z  auch 
lluli- Parte",  in  Seil  (lt  Kirchh.)  Hrh"-Parte" :  1.  Helle- 
barde, eine  Hauptwaffe  des  altschweizerischen  Fuss- 
volkes,  in  der  Hauptsache  bestehend  aus  einem  breiten 
Beil  an  langem  Stiel,  mit  mehrfachen,  im  Laufe  der 


Zeit  wechselnden  Zutaten,  die  sie  auch  zur  Stoss-  und 
Reisswaffe  geeignet  machten.  Vgl.  Tafel  I  bei  Elgger 
1873,  ferner  vRodt  1831,  43;  MJähns  1880,  751/2; 
KBürkli  1880,  118/23;  Demmin.  die  Kriegswaffen 
-  609/11.  Vorrat  an  H-en  barg  ehedem  jedes  Zeug- 
haus, jede  Rüstkammer,  aber  auch  im  Hause  des  wehr- 
haften gemeinen  Mannes  fehlte  sie  nicht;  s.  Z  Taschenb. 
lOnii,  227.  Für  ihre  Beliebtheit  im  Kampfe  spricht 
folgender  Erlass  Zürichs  vom  Jahr  1515  an  seine 
Untertanen:  ,Als  die  halbarten  wöllent  zuo  gemein 
werden  und  man  die  spiess  lat  ligen,  ist  MHHn  mei- 
nung,  welher  sterke  und  möglich eit  halb  einen  spiess 
muge  fertigen,  dass  derselb  die  h.  solle  lassen  liggen 
und  einen  spiess  tragen.'  Vgl.  dazu  Geschfo.  Ges. 
XIV  29.  Später  zurücktretend,  wurde  sie  doch  noch 
im  Zwölferkrieg  (1712)  verwendet;  noch  1731  wurde 
in  den  ennetbirgischen  Vogteien  ein  Zoll  auf  ,Halli- 
partenschäfte'  festgesetzt.  Absch.  ,Habebant  Switenses 
|  bei  Morgarten;  der  Verf.  schreibt  als  Zeitgenosse] 
in  inanibus  quodam  instrumenta  occisionis  gesa,  in 
vulgari  illo  appellata  helnbartam,  valde  terribilia, 
quibus  adversarios  firmissime  armatos  quasi  cum  nova- 
cula  diviserunt  et  in  frusta  coneiderunt.'  Vitodüran. 
,Rex  Boeiuus  perveniens  ad  aciera  virorum  de  Glarus 
[1330  vor  Colmar]  vidensque  eorum  instrumenta  bellica 
et  vasa  interfeetionis  gesa,  dieta  in  vulgari  helnbarton, 
amirans  ait:  O  quam  terribilis  aspectus  est  istius 
eunei  cum  suis  instrumentis  horribilibus  et  non  mo- 
dicum  metuendis.'  ebd.  ,Eiu  mordachs,  zwo  halen- 
barten.-  1445,  AaB.  .Hagenbach  mandavit  in  suo  bali- 
vatu,  ut  qui  arma  sufliciencia  non  haberent,  sibi  axes 
sive  jhesus,  hoc  est  mordax  et  halebarten  faecrent.' 
1473,  Bs  Chr.  ,Mit  halebarten  wil  ich  dir  strelen  und 
zwagen  mit  dinem  bluot.'  1499,  Volksl.  Jedes  Ort  soll 
verordnen,  dass  man  zu  den  .halbarten'  ein  Schwert 
oder  Mordächsli  trage,  wie  das  von  Bern,  Luzern  und 
Uri  bereits  angeordnet  ist.  1499,  Absch.  ,Und  ob  der 
könig  sich  für  Bellenz  legerti,  so  wölten  sy  an  den 
enden  im  eins  rechten  sin  mit  iro  halparten  und  ir 
üb  und  guet  daran  setzen.'  1502,  Absch.  (Antw.  auf 
einen  Vorschlag,  den  Rechtsweg  zu  beschreiten).  ,Die 
herren,  die  uns  mit  ysen  und  hallbarten  nie  hand  mö- 
gen gwünnen.'  Zwingli.  .In  derselben  stund  haben 
sie  [die  Glarner,  als  sie  den  Reformierten  zuziehen 
wollten]  am  himmel  wunderliche  zeichen  gesehen  als 
lange  spiess.  hellenparten,  büchsen;  dise  seind  zer- 
flossen und  zergangen  und  bluetlärb  worden.'  1531, 
Zellw.,  Urk.  (von  der  Kappeier  Schlacht).  .Ist  etlichem 
eins  mit  flacher  haliparten  worden.-  1531,  Absch.  (Z). 
Von  Waldmann  hiess  es,  man  habe  ,ein  vass  halbarten 
(haliparten)  in  sinem  keller'  gefunden.  Ansh.  ,Bi- 
pennis,  hallenbarten,  ein  biel,  so  zuo  beiden  Seiten 
hauwet,  breitax.'  Fris.  ,Er  rennt  die  tür  mit  einer 
hallenbarten  auf,  perrumpit  limina  bipenni.'  Mal.  .Sie 
legen  [den  Leichnam]  auf  zwo  halbarten.'  GGotth. 
1599.  , Unter  dem  Panner  sollen  sein  hie  ob  dem 
Wald  400  Mann,  nämlich  120  Harnisch,  8n  Musquetier, 
80  Haggen,  120  Spiess  und  Hellbarten.'  1614,  Obw. 
.Unterdessen  müssen  die  jungen  Studierlöffel  nicht 
ineinen,  dass  sie  drum  alle  Glehrtheit  allein  gefressen 
haben,  wollen  ihnen  zeigen,  dass  unsere  Haliparten 
auch  nicht  verrostet  sind.'  Mdseum  1794  (Brief  eines 
alten  Landpfarrers  an  einen  andern  über  Wielands 
Briefe  von  Verstorbenen).  Die  H.  hatte  eine  bestimmte 
Länge;    urspr.  betrug  sie  .V,    durch  ein  B  Mand.   von 


1621 


Bart,  bert,  birt,  bort,  burt 


1622 


1686  wurde  sie  auf  84  festgesetzt  (vRodt).  Daher  ihre 
Verwendung  als  Massbestimmung.  .Ungefähr  einer 
Halbarten  hoch.'  RCvs.  .So  Einer  mit  einem  Müll- 
stein versenkt  wurde  im  nächsten  Weyer,  der  einer 
Hallbarten  tief,  wäre  im  Weyer  zum  Ertrinken  nicht 
Wassers  genug?'  1631,  JJBreit.  .[Gewisse  Wasser- 
vögel] komment  so  nahend  an  das  Land,  dass  man  s' 
mit  einer  Halleparten  erlangen  köndte.'  JLC'vs.  1661. 
Schon  früh  wurden  die  Wächter  der  Ordnung  mit 
H-en  bewaffnet,  und  in  dieser  Verwendung  hat  sich 
da  und  dort  bis  zum  heutigen  Tage  die  H.  er- 
halten. So  ist  noch  jetzt  in  ZZoll.  die  Mannschaft, 
die  bei  Feuersbrünsten  den  Ordnungsdienst  versieht. 
mit  Halbarte'  ausgerüstet.  Bes.  trugen  solche  die 
Nachtwächter;  in  ZÖtw.  a/L.,  wo  der  Nachtwächter- 
dienst zwischen  den  einzelnen  Bürgern  von  acht  zu 
acht  Tagen  wechselte,  wurde  noch  in  neuerer  Zeit, 
wenigstens  als  Zeichen  der  Aufforderung,  je  dem- 
jenigen, an  dem  die  Beihe  war,  die  H.  zugestellt. 
,Dass  die  Dorfwachten  [auf  die  Bettler]  ihr  flyssige 
Ufsicht  habind  und  nit  nur  mit  den  Halbarten  uf  der 
Achslen  umbhin  gangind.'  Z  Mand.  1641.  ,Die  6  Göu- 
ni er  stellen  sich  mit  ihren  Harnisch  und  Haieparten 
um  den  Ring  [die  Gerichtsschranken].'  GrD.  LB.  Mit 
einer  .Hallebarde'  bewaffnet,  musste  zur  Handhabung 
der  Bettlerordnung  von  1674  in  LSemp.  aus  jedem 
Hause  Einer  einen  halben  Tag  Wache  stehen.  Gfd. 
.Dem  Schwertträger  [mit  dem  Kichtschwert]  gant  vor 
zwen  Weibel  mit  Hellenparten.'  XVII.,  Obw  Rq.  RA. 
H-e%  schnie'  (GrPt.),  regne"  (Sch;  ZO.),  Bezeichnung 
des  schlimmsten  Unwetters;  vgLSpiess.  TTen»'s[auch] 
Hallbarde"  regne"  war*,  chünnt-ich  morn  nüd  diheime' 
st".  Stütz.  Der  von  einem  Unwetter  auf  dem  Berg  über- 
raschte Geissbube  erklärt,  ,er  wölte  heim  und  sölte 
es  halbarten  schnygen.'  1531,  L  Hexenproz.  , Hellen- 
parten, um  Gottes  willen  gib  Feuer!'  Ausruf,  wenn 
man  in  der  Not  ist  und  sich  auf  irgend  eine  Weise 
helfen  will;  s.  Sprww.  1824,  81.  —  2.  in  Flurnamen. 
,An  Fendrich  zun  Büels  Halmpartenacher  [gränzend].' 
1597,  LSemp.  ,Zwo  Jucharten  in  der  Halbarten.'  1653, 
AAWett.  Klosterarch.  Vgl.  Harnisch  (Bd  II  1610  o.). 
Panzer  (Sp.  1408).  —  Sempacher-:  eine  jüngere, 
leichtere  Art  Hellebarde;  erst  seit  1656  in  Zürich  und 
Bern  in  grossem  Mengen  verfertigt.  So  bestellt  Bern 
nach  1656  .viertausend  Hellebarden  nach  Sempacher 
Art,  damit  viel  eher  eine  Victorie  als  durch  Geschoss 
zu  erhoffen  sei.'  KBürkli  1886.  , Magst  du  auch  wol 
by  dir  han  ein  Sempacher  halbarten.'  1576,  Lied  (L). 
.Gesum,  ein  Gattung  Pfeils,  Schweinspiess,  Partasane, 
vulgo  Sempacher  Helleparten.'  Denzl.  1677;  1716. 

Die  Grundformen  sind  halm-,  heim-  (viel!,  auch  halb-)barte, 
d.  i.  Barte  mit  Stiel;  vgl.  Hahn,  Helm  (Bd  II  12021,  Halb, 
Hell  (ebd.  1161).  In  Hal-B.  ist  m  zw.  l-b  verklungen;  die 
Formen  mit  zweisilbigem  erstem  Teil  beruhen  auf  halem-, 
helrm-L.  mit  altalem.  Secuudärvoc.  Aus  nnsern  ä.  Quellen 
führen  wir  noch  folgende  Formeu  au :  .Halmpart'  (neben 
.Halbarten').  RCys.  , Hainbarten.'  1357/1544,  Schw  LB. 
,HaI(l)enbarten.'  1474,  Volks!.;  1489,  Z  Inv. ;  1499,  6r  Lied; 
1564,  Z  Inv.  (,-bartli').  .Hallebarten.'  Sprecher  1672.  .Halle- 
parten.'  VFriderich  1619.  .Halabarten.'  JLenz  1499.  .Halla- 
parten.'B  Fastnachtsp.  1522.  .Halbarten.'  1476,  Beuterodel ; 
Ruef  1514;  LLav.  1582.  .Hellenbarten.'  HsStockar  1519; 
GGotth.  1599  (nebeu  .halbarten').  .Hellebarten.'  1576,  Z 
Inv.  ,Hcl(l)barten.'  1402,  ZRatsb.;  1641,  ApI.  Archiv. 
.Heiparten.'    1640,   Gr.     Vgl.  noch  Gr.   WB.   IV  2,  969. 

Hal-barter  m.:  wohl  eig.  Verfertiger  von  Helle- 


barden. Als  Familienname  Wßinn.  ,Töni  Hallen- 
barter.'  1498,  UUrs.  ,Der  Halbarter',  ein  Diener  Jörgs 
auf  der  Fluh  von  Obw.  1512,  Absch.  .Jennius  Hala- 
barteiv  1528,  ebd.  (WGoms). 

Hal-bartier(er)  m. :  Hellebardenträger  beim 
Heere.  .Die  hallbartierer  und  spiessknecht  müessten 
mit  leichten  rüstungen,  namblich  einer  Sturmhauben, 
ruggen-  und  bruststuck  armiert  sein.'  1529,  Absch. 
.Vor  1600  waren  bei  einem  Fähnlein  gewöhnlich  40 
Hakeuschützen,  40  Geharnischte  mit  langen  Spiessen 
und  220  Pikeniere  und  Hellebardiere.  Diejenigen, 
welche  mehr  Erfahrung  besassen,  wurden  zu  den 
langen  Spiessen  verwendet,  welche  geharnischt  in  den 
ersten  Gliedern  stunden.'  Obw  Volksfreund.  Nachher 
trat  die  Zahl  der  H.  zurück:  .Man  soll  trachten,  unter 
jedem  Landeszeichen  2/a  Musquetiere  und  '/s  Pikeniere 
oder  Halbartierer  zu  haben.'  1696,  Obw.  Vgl.  noch 
Spiess- Knecht  (Bd  III  730),  Hand-Biel  (Sp.  913), 
Absch.  V2,  2237;  Gfd  XVI  82.  H-iere  als  Ehren- 
wache bei  Prozessionen :  .Jedem  Musquetier  und  Hall- 
bartier [gab  man  am  Herrgottstag]  '/*  Mass  Wein, 
V»  Brot'  XVII.,  AaMuh. 

Metzger-Barte":  =  Barten  1  a  Gr. —  Schlah-: 
=  dem  Vor.  ScaSt.;  TiiTäg.  —  Wise0-:  =  Barten  2 
GnTrimmis. 

Bartle"  f.:  Beil  TuArbou  (selten). 

Barte»  II  f.:  =  Chüder  1  (Bd  III  151/2)  ÄABb..  F., 
Hold.,  Leer.;  L;  ScawE.,  Muo. ;  Ndw;  U;  Zg;  „Z"Lunn., 
Stall.  „Es  gibt  zweierlei  Arten  :  das  zuerst  Abfallende 
nennt  man  die  gröbere  B.  oder  auch  B.  schlechtweg, 
und  das  bei  der  feinern  Hechel  Abfallende  Lauter- 
barte, d.  i.  reinere  B.  VO;  Z."  Mit  Schwitze"  und 
Warte  gid  's  Riste"  und  Barte"  AiWohlen.  Si  cha"" 
im  Höfli  unne"  B.  spinne",  spottet  ein  Mann  über 
seine  Frau,  die  er  aus  dem  Hause  ausgesperrt  hat  U. 
Cho"  u-ie-n-e"  Müs  us-ere"  Chunklete"  B.,  absonderlich, 
geschmacklos  gekleidet  sein,  von  Frauen  L.  S.  noch 
Gumma  (Bd  II  307),  Werch.  .Barteli  [1.  harten?]  ist 
das  werk  von  flachs  oder  hanf,  so  in  der  hächlen 
bleibt  und  näbend  sich  gelegt  wirt.'  Mal.  —  Abi. 
von  Hart. 

Lüter-  „VO;"  L;  Ndw;  „Z";  s.  das  Vor.  Der 
Pfarrer  zu  LNeud.  bezog  1662  an  Hanfzehnten  .Risten 
126  Pfd,  Rätschristen  29  Pfd,  Luterbarten  16  Pfd. 
Raitbarten  56  Pfd,  Rätschbarteu  18  Pfd.'  MEsterm. 
1875.  —  Reit-:  Barten  von  .gereitetem',  d.h.  von 
Hand  gebrochenem  Hanf.  Nur  die  dickern,  bessern 
Stengel  werden  ,gereitet'  und  Abfall  ist  daher  wenig 
zu  erwarten.  S.  auch  Lüter-B.  —  Ratsch-:  Barten 
von  geringerm  Hanf,  der  nicht  von  Hand,  sondern  mit 
der  , Ratschen'  [Breche]  gebrochen  wird;   s.  Lüter-B. 

bärtig  H  AaF.;  „VO;"  L;  Ndw;  „Z",  bärti» 
LWiil.j  Ndw:  1.  von  Barten  gemacht;  vgl.  Chüder  3 
(Bd  HI  152).  B-s  Garn,  Tuech.  .Zoll  vom  Zentner 
Risten,  bärtin  und  flächsin  Garn.'  1670,  Absch.  ,Für 
bartiges,  rauhes  und  gebleichtes  Tuch.'  1741,  ( iß\v 
Rechnungspost.  .Ristigs  und  bertigs  Garn.'  1754, 
AAKe.  —  2.  übertr.  a)  „Es  g'seht  i"  dem  Hüs  b.  üs, 
ärmlich  L."  —  b)  von  Personen,  „schlecht,  gemein, 
niedrig"  L.  „'s  ist  numme"  e"  b-er  Mensch,  ein  ge- 
meiner Mensch  von  niedriger  Herkunft." 


holi-barte" 
II  1155). 


ein  Kinderspiel  UwE.;    s.  Holi  (Bd 


1623 


Hart,  bert,  birt,  bort,  burt 


1624 


sclirual-barte":  1.  knapp  zu  essen  haben,  kümmer- 
lich leben  AAKulmert.,  Leer.;  B;  L.  Grüsli°*  schm. 
miiesse".  ,Sie  sahen  einem  Winter  entgegen,  wo  ge- 
schraalbartet  werden  musste.'  Gotth.  —  2.  „neutr., 
höflich  schmeicheln  W."  —  Zu  1.  Das  syn.  ichmal-mühn 
(Sp.   183)  macht  Zugehörigkeit  zu   Bart  II    wahrscheinlich. 

„partesclliere":  tr.,  teilen  ü."  -  Aus  it.  parteggian. 

Parti',  Parte i  f-B- Aa  lt  Hürbin ;  B)  f.:  \.  =  Partla. 

Übertr.  a)  Nutzen,  Vorteil,  in  der  RA.:  Partei  us  Öppis 
zieh*  B  (Zyro);  frz.  tirer  parti  de  qc.  —  b)  Einem 
Parti  (je*,  durch  Zeichen  (mit  Augen,  Fuss  oder  Hand) 
heimlich  Etwas  kund  tun  UGösch. ;  frz.  donner  part 
ä  q.  —  2.  (Partei  ÄAf;  B,  Parti  Th;  Z)  =  Part  Ib. 
Ei"  P.  geit  de"  Weg  im'1  ei"  P.  der  ander  B.  Ei" 
P.  von  öise"  Lüte"  het  z'  Nacht  lieher  Suppe",  di  ander 
Gaffi  Aa.  (Reise-)Gesellschaft:  ,Nun  muss  mir  eine 
reisende  Partei  wohl  gefallen,  ehe  ich  ihr  ein  Almosen 
gebe.'  1692,  Z  (von  Handwerksburschen).  —  3.  (Partei 
ÄAf;  B;  Th;  Z,  Parti  Aa;  Gl;  L;  Th;  ZSth.)  spec. 
a)  =  Part  2.  Ph  ha"  si"  P.  (a')g'no*  Aa  ;  B.  Kei"  P.  soll 
der  andere"  z'  nach  tue".  Gl  Volksgespr.  ,Eine  treue 
Seele,  von  welcher  Vreneli  sicher  wäre,  dass  sie  nicht 
P.  mit  den  Andern  gegen  sie  machen  würde.'  Gotth. 
,Do  ist  uff  unser  party  nit  24  mann  tod  bliben.'  1476. 
Bs  Chr.  .Carolus  bracht  mit  der  gallen  siner  partig 
lifrung  und  hilf.'  Ansh.  S.  noch  gab  (Bd  II  67).  In 
allgemeinem  Sinne:  Mi"  mues'  i"  der  Wild  wüsse" 
die  rechti  P.  z'  ergriffe",  si"  P.  z'  ne",  verstehen  je 
nach  den  Umständen  die  richtige  Entscheidung  zu 
treffen  B  (Zyro).  —  b)  Spielpartei  Aa;  B;  Gl;  L;  Th;  Z. 
Mer  wend  Ei"s  chegk",  aber  nur  z'  P.  L.  ,Die  Spielen- 
den teilen  sich  [beim  Hurnussen]  in  zwei  Partieen: 
die  eine  hat  den  Hurnuss  zu  schlagen,  die  andere  ihn 
aufzufangen.'  Gotth.  —  c)  (Partei)  =  Part  3  Aa;  B; 
Th;  Z.  ,1m  Früeling  1692  war  grosser  Mangel  an 
Kernen.  Wurde  gut  befunden  von  den  Obervögten, 
dass  nicht  mer  als  zwei  oder  drei  Parteien  bachen 
sollten.  Der  Kernen  musste  im  Kornamt  geholet  und 
den  Parteien  Zedel  vom  Pfarrer  gegeben  werden.' 
ZZoll.  Pfarrprot.  —  4.  (Parti,  in  B  lt  Zyro  Partei, 
lt  vRütte  nur  für  c  neben  Parti)  wie  nhd.  Partie, 
a)  Spielpartie  Aa;  B;  Gl;  L;  G;  Th;  Z.  Wei*-mer 
e"  P.  mache"  z'sämme"?  Der  Papa  macht  och  gern 
si's  Parteili  amene"  Äbend.  B  Taschenb.  Adie  P.,  sagt 
man  resigniert,  wenn  man  einen  unwiederbringlichen 
Verlust  erlitten  hat  G;  Th;  Z.  —  b)  Verguügungs- 
partie  Aa;  B;  Th;  Z.  Verallg.:  auch  bi  der  P.  si", 
auch  mit  dabei  sein  Aa;  Th;  Z.  —  c)  Heirat,  allg. 
E"  gueti  P.  —  d)  Teil  einer  Fläche,  eines  Gegen- 
standes Aa;  Th;  Z.  Das  ist  e"  bösi  P.,  z.  ß.  an  einer 
Strasse,  einem  Kleide.  Spec.  als  verhüllender  Ausdr. 
für  genitalia  ZSth.  (Schneiderspr.).  —  e)  Anzahl, 
Menge  von  Dingen  gleicher  Art  Aa;  Th;  Z.  E"  P. 
Wan",  Zigarre".  -  Über  das  Verhältniss  von  Parti .-  Fand 
vgl.   ür.    W'B.    VII    1466.    1477. 

Hinder-Parti:  scherzh.  für  Hinterer  Th. 

Partei- (Gl;  S;  Th;  Z),  Battel-  (THBerl.)  Parti : 
Kegelpartie,  bei  der  die  Spieler  sich  in  zwei  Parteien 
teilen ;  s.  partlen. 

Maie"-säss-Parti:  Lustpartie,  welche  die  jun- 
gen Leute  von  Chur  alljährlich  im  Frühling  bald  nach 
der  Alpfahrt  auf  die  Maiensässe  unternahmen;  die 
Mädchen  schmückten  die  Bursche  mit  Alpenblumen- 
kränzen; der  Aufenthalt  oben  schloss  mit  einem  vor 


einer  Alphütte  abgehaltenen  Picknick,  bei  dem  Nidlen 
oder  Luggmilch  die  Hauptrolle  spielten.  Vgl.  Bawier 
1835,  55;  vTscharner  1829  I  178;  helv.  Alm.  1806, 
65/92.  In  neuerer  Zeit  ist  der  Name  übergegangen 
auf  einen  Ausflug,  den  die  Churer  Schuljugend  in  Be- 
gleitung von  Eltern  und  Lehrern  alljährlich  vor  der 
Alpladung  auf  die  Maiensässe  macht. 

Schlitte°-Parta'  Ap;  B  (Zyro),  sonst  -Parti: 
wie  nhd. 

Tanz -Parte'.'  Tanzvergnügen  B  (Zyro). 

Wider-Parti:  Gegenpartei.  ,I)az  die  hoptlüt  in 
willen  und  fürnemen  syen,  gegen  denen,  so  uff  der 
widerpartyg  ligen,  zuo  ziehen.'  1499,  Z  Schreiben.  ,[Die 
Söldner]  sind  von  im  zur  widerparty  geluffen.'  1501, 
Absch.  ,Er  wurde  sich  zuo  desselben  widerparty  füe- 
gen.'  Zwingli. 

parti(j)e"  BHk.;  ,L",  sonst  parteie":  1.  tr.,  in 
Parteien  trennen.  ,Pratik  [des  Königs  von  Frankreich] 
der  Eidgnossen  knecht  ufzewiglen,  die  Lamparten  par- 
tien  [usw.].'  1513,  Ansh.  —  2.  a)  reeipr.,  „sich  in 
Parteien  teilen,  uneinig  mit  einander  werden  B"SL; 
„Gr;  L;  Scii;"  Z.  —  b)  refl.,  Rotten  bilden,  sich 
zsrotten  BSi.  ,Das  sich  etlich  der  raten,  dry,  fier 
oder  fünf,  sich  gesundert  und  partyot  haben  und  für 
sich  selbs  rat  gehaben.'  1491,  G.  ,[Es]  haben  sich 
die  Knaben  von  Oberhaslen  und  Oberglatt  mit  ein- 
anderen partiget  wider  die  von  Rümlang.'  1660,  Z 
Synodalbericht.  Auch  abs.,  Parteiungen  anzetteln. 
,Ob  sich  yemand  understan  welti,  hinder  ainem  rat  zuo 
partyen,  ainungen  oder  unruob  ze  machen.'  1491,  G. 
—  c)  refl.,  „Partei  wider  Jemand  ergreifen  L"  (lt  St.1 
auch  B;  Gr;  Sch).  ,Sich  p,  (zue)',  Partei  nehmen 
(für).  ,Dieweil  der  Herzog  sich  zum  Pabst  Johannes 
parteiet.'  XVII.,  JLüscher.  ,Man  bedienet  sich  aller 
Mittlen,  wenn  Andre  sich  zu  uns  parteien,  ihren  Ab- 
fall von  uns  zu  verhüten.'  Discourse  1722.  Bes.  als 
Ausdr.  der  Rechtsspr.  ,Das  partygen  ist  von  UGnHHn 
von  Zürich  verbotten,  darumb  soll  sich  nyemants  p., 
sonder  scheiden  und  die  sach  zu  friden  und  zum 
rechten  stellen.'  1534,  ZAnd.  Herrschaftsr.  ,Wo  ye- 
mande  mit  dem  andern  stössig,  sol  ein  yeder,  der 
darzu  kumpt,  frid  ufnemen  by  sinem  geschwornen  eid 
und  nüt  in  huffen  howen,  stach  en,  schlan,  noch  zuo- 
grirten  ald  partyen.'  1542/4,  SchwLB. ;  daneben:  ,Wel- 
licher  sich  partyet,  zuogrifft  ald  zuoschlat.'  ebd.  ,Daz 
sich  niemant  soll  bartigen  und  soll  iederman  scheiden 
und  helfen  frid  machen.'  ScawMa.  LB.  Die  Strafen 
für  , Partyen'  usw.  sind  künftig  für  malefizisch  in 
Rechnung  zu  bringen.  1624,  Absch.  S.  noch  Friind 
(Bd  I  1304).  —  d)  abs.,  parteiisch  sein  BHk.;  spec, 
ungerecht  richten  ZKn. 

partiig:  1.  in  Parteien  gespalten.  ,Wan  d'  Eid- 
gnoschaft  zwischen  den  küngen  uf  vast  häler  wag 
stuond,  ouch  partiig.'  Ansh.  —  2.  einer  Partei  ange- 
hörig. ,A11,  die  partigig  darin  sind.'  1490,  G.  ,Sich 
p.  machen.'  ,Beschech  ouch,  dass  die  gesellen  under 
einandren  stössig  wurden,  da  sol  menigklich  scheiden 
und  sich  nit  partigig  machen,  einem  teil  furer  zuo 
helfen  old  biständ  ze  tuond.'  1476,  Bs  Chr.  Prägn., 
zur  feindlichen  Partei  haltend:  .Denn  graff  Heinrich 
von  Salgans  was  etwas  bartigig  und  der  herschaft 
[Österreich]  zuostuond.'    Edlib. 

uii-:  unparteiisch.  ,Sol  er  lüt  darzu  neminen  des 
rats    onbartyig.'    Ap  LB.  1409.     ,Ainen    unpartigigen 


16'26 


Bart,  bert.  birt,  bort,  bur't 


162(5 


gemeinen  mann.'  1471,  GRb.  Er  verlange,  dass  das 
Schreiben  ,von  welsch  zuo  tusch  unpartigig  gemacht 
[übersetzt]  werd.'  1491,  G  Eatsb.  ,Z'  Fridhusen  sind 
unpartygig  lüt;  si  schonend  weder  pfaffen  noch  gwalt 
nüt.'  UEckst.  ,So  mügend  sy  ein  landvogt  anruofen 
um  ein  unpartig  gericht.'  1531,  Strickl. 

partiisch,  partei(j)isch:  1.  .Partischer  kib  [Partei- 
hader] lat  kum  ou  schaden  nach.'  Ansh.  —  2.  =  par- 
tiig 1.  ,Sy  sind  in  der  statt  schon  yetz  partysch,  zwy- 
trächtig  und  under  einanderen  fyend.'  1522,  Stkickl. 
,Die  von  Glaris  sigen  mit  einandren  bartigesch  gesin, 
doch  habent  [sie]  sieh  mit  einandren  vereinbart.'  1531, 
ebd.  .Uneinigkeit  ein  rych  zerstört;  partyest  syn  mag 
gar  nit  bston.'  HBcll.  1533.  —  3.  =  partiig  2.  ,Man 
seit,  dass  vil  burger  in  Cöln  synt,  die  sich  partyesch 
[zur  Gegenpartei]  halten  und  ein  zuesohub  tüegent 
dem  von  Burgund  mit  bulver  usw.'  1475,  Bs  Chr.  .[Es 
soll]  sich  niemans  partigist  oder  argwennig  erzeigen.- 
1528,  ebd.  ,Wann  eines  Buren  Dienst,  Knecht  oder 
Magd,  nit  in  Fründtschaft  oder  sonst  nit  parteyisch 
ist,  so  soll  einer  Kundtschaft  sagen  mögen.'  1668, 
ZGrün.  Amtsrecht.     In  der  lebenden  Spr.  wie  nhd. 

un-:  wie  nhd.  ,U.  (still)  sitzen',  sich  neutral  ver- 
halten. Assn.  En  Unparteiische'',  Vertrauensmann  als 
Vermittler,  bes.  bei  Ehrenhändeln  B;  Gl;  Z. 

Unpartischung.  Zürich  bitte  dringlich,  zu  be- 
denken, dass  man  nicht  so  bald  wieder  zu  solcher  ,U. 
und  Neutralitet'  kommen  dürfte.  1536,  Absch. 

Bartolomäns:  1.  Bärtlime  Ap;  L  (Ineichen);  Obw. 
Bartkme  ThE™.,  Bärtli  II  Aa;  Ap;  BE.;  „VO;" 
Gl;  GrPt.;  G;  ScBSt,;  S;  Th;  Uw;  „Z".  Bart  BE. 
(selten),  Bärtel  B;  „VO;  S;  Z",  Bdrtel  F,  Bärti 
„BO. ;"  Gl,  Bärtier  (verächtlich)  Ap,  Bärteli  (verächt- 
lich für  einen  Kleinen,  im  Gegs.  zu  Bärtli)  ApK., 
„Bächtli  F",  männl.  Taufn.  Scherzreime:  Bärtli,  bist 
artlieh?  oder:  He  du,  min  tüsiger  B.,  nie  bist  doch 
du  so  artlich!  Ap.  , Bärtli,  der  Korber',  Titel  einer 
Erzählung  Gotthelfs.  Nach  Gr  Hexenprozessakten  war 
.Bärtli'  einer  der  Namen,  die  der  teuflische  Bräutigam 
bei  der  Hochzeit  sich  gab.  Jäklin  1878.  —  2.  Bärt- 
lome  B,  Bärtlime  AABb.;  GRParpan,  Pr. ;  L  (Ineichen); 
GMs;  ScHSt;  ScBwMa.;  S;  Th;  UwE.;  Zg;  ZKn..  Zoll., 
Bärtlime  BsL.;  BMerzl. ;  ScHSchl. ;  Th,  Name  des  Ka- 
lenderheiligen bzw.  -Tages  (24.  Aug.).  Der  Tag  war 
früher  Zins-  und  Zahltermin  Z.  Uf  B.  zeise".  Die  erst 
Zali'g  uf  B.,  die  zieeiti  uf  de"  Martini.  Wolf,  Gespr. 
An  B.  wird  ein  grosser  Markt  (B.-Märkt)  abgehalten 
GSa.;  ScHSt.  S.  auch  B.-(Sunn-)Tag.  Mit  dem  Tage 
beginnt  der  Herbst,  er  gilt  darum  als  Lostag.  St  Rie- 
mens eus  de"  Winter  bringt,  St  Fetri  Stuel  dem  Früeli'g 
winkt,  de"  Summer  bringt-is  St  Urban,  de''  Herbst  fähd 
mit  B.  a"  AABb.;  ähnlich  Sulger.  B.  nimmt  de"  Dun- 
ner und  bringt  de"  Sehne  ScnwMa.  B.  bringt  Summer 
oder  Sehne  GRParpan,  holt  es  Sümmerli  oder  en  Sehne 
GRPr.,  bringt  Rifen  und  Sehne  Z,  bringt  e"  Chübel  roll 
Sehne  Zg.  .Gewitter  um  B.  bringt  Hagel  und  Schnee' 
AABb.  2Vöe*  B.  ist  hinder  jeder  Stade"  Fege"  AABb., 
B.  —  hinger  jedem  Hag  Begen  oder  Sehne  BsTerw. 
Z?  B.  schreie"  d'  Vögeli  ach  und  we  BMerzl.  Wenn 
der  Bärtlime  schön  ist,  so  werdet  d'  Brummberi  über 
all  Berg  rif  AABb.  Begen  im  (um)  B.  tuet  de"  Trübte" 
(gar)  we  AABb.;  L.  Begen  im  St  B.  dütet  uf  nasse" 
Herbst  L  (Ineichen);  dagegen:  wenns  .am  Bartholome' 
regnet,  so  soll  der  Bauer  den  Säesack  anziehen  (d.  h. 


er  soll  sich  mit  dem  Säen  sputen,  weil  nachher  solche 
Trockenheit  eintritt,  dass  später  gestreuter  Same  nicht 
mehr  keimen  würde)  See.  Erst  nach  B.  eingebrachtes 
Emd  liefert  geringen  Ertrag;  vgl.  Amad  (Bd  I  213), 
ämdelen  (ebd.  214).  's  hat  vom  Rege"  z'  B.  bloss  Herd- 
öpfel,  kei"  Gras  g'ge"  ScuSchl.  ,\Venn  im  B.  Reif,  so 
kommt  noch  ein  Altweibersommer'  L  (Ineichen).  Z'  B. 
söll-me"  röti  [Trauben-JBm  g'seh"  Bs.  -  3.  Bärtlime 
S;  U;  Z,  Bärtli  Aa;  Bs;  Gl;  GT.;  Sch  (auch  Bätli  lt 
Kirchh.);  Schw;  Th;  Obw;  Zg;  Z.  Bartel  SciiSt.;  Th ; 
ZSth.,  in  der  RA.:  Wüsse",  wo  (äer)  B.  de"  Most  holt 
(in  Gl  auch  feil  hat),  wissen,  wie  es  sich  mit  den 
Dingen  verhält,  mehr  wissen  als  Andere.  aaOO.  Der 
Toni,  als  A"fänger,  het  noeh  nit  recht  g'wüsst,  wo  B. 
Most  holt.  BWtss.  ,Der  Jakob  sei  eben  ein  Fino,  wie 
es  wenige  gebe;  der  wisse,  wo  der  B.  den  Most  hole.' 
Breitenst.  .Andre  Lüt,  die  och  wüssen,  wo  Barthle 
den  Most  hollet.'  Th  Gespr.  1656.  .Es  weisst  noch 
Niemand,  wo  B.  Most  holt.'  Sprww.  1824;  vgl.  ebd. 
319.  Eim  zeige",  säge",  wo  (der)  B.  de"  Most  holt 
(i'schänkt  ZPfäff.)  Aa;  Bs;  GT.;  Th;  Obw;  U,  (Most) 
feil  het  S,  den  Meister  zeigen,  zurechtweisen.  , Jakob 
sagt:  Respekt  vor  Denen  [den  Bauern]!  Das  waren 
die  Ersten,  die  ihren  Herren  sagten,  wo  B.  den  Most 
holt.'  ADiethelm.  Bueb,  icenn  d'  iez  nüd  bald  folgist, 
se  chumm-ich  g'wüss  und  zeig-der  mit  de"  Füste",  wie 
der  B.  de"  Most  i"schänkt  ZPfäff.  Da  hat  de  B.  de" 
Most  g'holt,  da  liegt  der  Has  im  Pfeffer  Schw;  Zg. 
—  4.  Barth,  Name  des  Vorsitzenden  beim  .Bartli- 
spiel',  bzw.  der  hölzernen  Maske,  die  er  trug  ScnwBr.-(-; 
s.  B.-Spil  und  vgl.  Bd  II  1542.  —  5.  Bärtlime,  bär- 
tiger Mensch  Z.  ,Er  ist  ein  ganzer  Barthlime,  pro- 
nomi  [!]  barba.'  Met.,  Hort.  1692. 

Zu  1.  Altere  Formen  des  Tanfnamens:  .Bartholome, 
-ame.'  1435/49,  GEh.  ,Bart(h)lome.'  1382/1415,  ZRatsb.; 
1539,  Ap;  G.  ,Bes  Barthlime  maiers  tachstuol.'  1544/73. 
UMcy.,  Chr.  .Bartlyme'  neben  , Bärtli.'  1525/1600,  ZHinw.; 
1560/1600,  ZHombr.  .Bartli.'  1459,  Zg;  1492,  AaF.;  1537, 
ZElgg;  1577,  SBib. ;  1579, ZGrün.;  1731,  ApTrogen.  ,Bär- 
theli.'  1527,  ThKurzd.  B.  als  Familienname:  .Uolrich  Bar- 
tholomäus.' 1320/30,  Z  Stiftsurb.,  .Hans  Barth(o)lome,  gen. 
Füessli.'  1435/56,  ZStdt,  .Bärtlime.'  1519/21,  ebd.;  XVII. / 
XIX.,  S.  .Bartli.'  1529,  ZRegensd.;  1554,  U.  Hieher  viel!. 
auch  der  Familienname  .Bart' BRadelf. ;  XVI..  Bs;  1547.  ZSth. 
Zu  2.  .Vor  sant  Bartulameus  tage.'  1347,  AaB.  Urk.  StB.  war 
Schutzpatron  der  Kirche  in  ZNiederhasli  (1188),  des  Siechen- 
hauses zu  BBurgd.,  desjenigen  zu  ZRüti  (neben  St  Jodocus), 
einer  Kapelle  in  BGottstatt  (wovon  der  heutige  Bartlom?-Hoj 
den  Namen  hat),  in  F  (BäcTtleni-Ohappeli),  in  ObwKägisw. 
Die  RA.  unter  3  soll  davon  ausgehen,  dass  es  um  den  B.-Tag 
gewöhnlichen  Menschen  noch  nicht  möglich  ist,  etwas  Sicheres 
über  den  Ausfall  der  Weinlese  vorherzusagen;  doch  vgl.  auch 
Wackern.,  Kl.  Sehr.  III  158/9.  S.  noch  Th  Beitr.  23,  55. 
Zu  5.  Die  Umd.  des  Namens  auf  Bart  mochte  um  so  näher 
liegen,  als  St  B.  mit  starkem  schwärzlichem  Bart  dargestellt 
zu   werden   pflegte. 

partil  Ap;  B;  Th;  Z  (im  0.  auch  b-),  bardu  Aa 
Zein.;  Bs,  portu  AaF.,  Ke. ;  ZWildb..  pertu  Ap,  perdu 
SchwE.:  um  jeden  Preis,  durchaus.  Er  lidet's  p.  nüd, 
er  wott  's  p.  (nüd)  ha".  Wenn  ir  's  p.  nüd  ivend  zue- 
g'e",  se  nimm-i^-si  bigopp  nu  z'  leid  [zur  Frau].  Stütz. 

Frz.  par  tout.  Der  Ton  liegt  gew.  auf  dem  «,  das  meist 
auch  gelängt  ist. 

Bert:  Personenname.  1. Norbert  S.  —  2.  Albert.  oO. 
Bertel:   1.  Albert.  —  2.  Robert  GStdt. 
Berti:  Albert  Aa;  Bs;  B  (auch  Bertli);  Z. 


1627 


Bart,  bert.  birf.  bort,  hurt 


1628 


Bi:rte°  f.:  Verlustzeichen  beim  Kartenspiel  Mar- 
schen (Sp.  424),  bestehend  in  einer  Null  AAZein.  Eine 
B.  bekommt  diejenige  Partei,  die  den  Trumpf  ein- 
nimmt und  nicht  drei  Stiche  macht.  Vgl.  Erd-Ejifel 
(Bd  I  379  u.).   -   Frz.  perte. 

Bertram  in.  Wilde'  B.,  Bertram-Schafgarbe,  Ach. 
ptarm.  BU.  Rom.  Bertram,  Anac.  pyrethrum,  ein  Mittel 
gegen  Zahnschmerzen.  Z  Anl.  1775.  .Pyrethrum.  herba. 
b.'  Fris. ;  Mal.;  Denzl.  (mit  dem  Zusatz:  .Speichel- 
wurz).  Auch  bei  JJNüsch.  1608;  JRLandenb.  1608. 
—    Ans  pyrethrum  verdorben. 

Biert  m.:  (Vorder-  oder  Hinder-B.)  vordere  oder 
hintere  Hälfte  eines  vierrädrigen  Wagens,  zur  Be- 
förderung von  Langholz  gebraucht  GrD.,  Klost.  — 
Kätoroui.   Licrt,  aus  lat.   birota. 

Bort  AABb.,  F.,  Ke.,  Leugg.;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr 
Churw.,  D.,  Luz.,  Mal.,ObS.,  S..Schud.,Scuolms,Tschapp., 
V.;  L;  ScawE.;  S;  UwE.;  W;  ZKn.,  0.,  S.,  Port  I  Aa 
Leer.;  Ap;  B;  GrD.,  He.,  Pr.,  S.,  Seh.,  Tschapp.;  GSa.; 
Sch;  Th;  ZO.,  S.,  Bord  BsLie.;  BHa.;  GrD.,  Pr.,  Seh.; 
üw,  Ford  Ndw  —  n.,  in  GRPr.  (lt  vereinzelter  An- 
gabe); GSa.  in.  —  PI.  unver.  GlK.;  ScinvE.;  ZO.  t\v.. 
sonst  Bürter,  P-  —  Dim.  Börtli,  P-,  in  Gr  auch 
Bördji:  1.  Rand,  äusserstes  Ende  eines  Dinges,  z.  B. 
eines  Tellers,  Tisches  Gl;  Nnw;  Z,  eines  Bettes  Ap; 
Th.  Nimm  da'  Tuech  am  B.,  nid  i"  der  Mitti!  Sch. 
,Metula,  Börtli.'  Schulze.  ,Die  port  und  end  [der  Ge- 
webe im  menschlichen  Körper].'  Ruef  1554,  wofür  in 
spätem  Ausgaben:  ,ort  und  end.'  ,Diese  muscheln 
habend  dünne  läffzen  oder  pörter.'  Fischb.  1563.  ,Die 
schal  diser  schuäggen  ist  an  den  borten  weiss.'  ebd. 
.Margo,  das  bort,  end  an  einem  yeden  ding.  Margo 
libri,  das  bort  eines  buochs.  Margo  oculoram,  das 
bord  der  äugen.  Orse  poculorum,  das  bort  der  bä- 
cheren.  Marginata  tabula,  mit  einem  grossen  b.  Po- 
cula  circum  oras  contingere  melle,  umb  das  port  umb- 
hin  mit  honig  bestrychen.  Chrysendeta,  geschirr  mit 
guldinen  spangen  oder  porten.'  Fris.;  Mal.;  s.  auch 
Ort  (Bd  1  482),  Irinnen  (Bd  III  828).  .Verstopfs  [das 
Gefäss]  dermassen  zu,  dass  das  Papeir  allein  an  den 
Porten  um  das  Mundloch  des  Glases  beklebe.'  JJNüsch. 
1608.  ,So  die  Bort  [der  Wunde]  rot  seind  und  glipet, 
so  wollen  sie  etwas  hinfallen  und  ist  gar  nit  gut.' 
FWürz  1634.  ,Bort  eines  Dings,  margo,  extremitas, 
ora.  Labrosus,  das  ein  B.  oder  Leffzen  hat.'  Denzl. 
1677;  1716.  Jets  ziehet  da"  runde"  By  Stengel  [Lad- 
stock] uss,  macht-e"  kurz,  am  Bordt  fasse",  steckt-än 
iss  Loch  ina  [usw.],  Kommando  bei  Gewehrübungen. 
Helv.  in  pace  1694.  Vgl.  auch  B.-Latten  (Bd  III  1483), 
-Band  (Sp.  1331).  Insbes.  a)  Schiffsrand;  Seitenwand 
des  Schiffes  B  (Zyro),  ,die  langen  Laden  zu  beiden  Sei- 
ten des  Schilfes'  Aa  (Rochh.).  ,Es  sollen  die  fiossschiff 
gemessen  werden  von  einem  port  zum  andern.'  1401, 
JVetter  1864.  ,üas  garn  über  des  schiffs  port  einziehen.' 
Z  Fischereinung  1512.  ,Die  Schiffleut  haben  Alles 
über  das  Port  ins  Meer  geworfen.'  AKlingl.  1695/1704. 
,Das  den  26.  Juli  1723  gehaltene  Maiengericht  schrieb 
vor.  dass  kein  Waidling  mehr  als  auf  einen  halben 
Werkschuh  Port  geladen  werden  soll  [sein  Rand  soll 
noch  '/»'  über  das  Wasser  hervorragen].'  JVetter  1864. 
.Der  Bott  soll  die  Waare  auf  kein  Schiff  laden,  es 
habe  denn,  wenn  es  geladen  ist.  noch  einen  Schuh  B. 
über  das  Wasser.'  Gl  Postordn.  1805.  S.  noch  gnepfen 
(Bd  II  671).  —  b)  oberer  Rand   eines  Gefässes.    Be- 


hälters, so  einer  Pfanne  ZU.  Wenn  's  Heide"fur  am 
P.  umme"  fart,  se  gi''t  's  gUch  ander  Wetter  ZO.  (Volks- 
glaube). Er  geid  hert  an  d's  Bort  [des  Jauchekastens] 
zuehi".  GFient  1898  (GRPr.).  —  c)  erhöhter  Rand  an 
Kuchen  (Weihen,  Tünnen)  udgl.,  der  das  Abfiiessen 
des  Aufgusses  verhindert  Ap;  Th  (gew.  Dim.);  ZO. 
Es  B.  mache",  üfsetze".  —  d)  an  Zeugen,  Kleidungs- 
stücken uä.  a)  (oft  Dim.)  Saum,  schmaler  Streifen 
am  Tuchrand  SB.,  durch  besondere  Zeichnung,  Farbe 
usw.  sieh  abhebende  Einfassung,  Zierbesatz  an  Klei- 
dungsstücken, Tüchern,  Teppichen,  Kissen  Bs;  B;  Gr; 
Sch;  Th;  Z.  Ermeli  mit-eme"  Börtli  Bs.  .Wachtmeister, 
Corporale  und  Cadetten  durften  beim  Versehen  ihrer 
Funktionen  goldene  Bördleiu  an  ihren  Uniformen  tra- 
gen.' XVIIL,  Bs  Jahrb.  S.  auch  Ger  (Bd  II  401).  Auch 
verzierter  Rand  von  Kupferstichen  Holzschnitten, 
Trauerrand,  weisser  Rand  an  Briefbögen  B.  ,Es  gibt 
Deren,  die  Einem  schreiben,  manchmal  drei  Seiten 
lang  und  noch  an  allen  Börtern.'  Gotth.  —  ß)  Krempe 
GrS.,  Scuolms,  Tschapp.  —  y)  Dim.,  oberer,  auf  be- 
sondere Art  gestrickter  Rand  am  Strumpfe  Aa;  Bs; 
B;  Sch;  Th;  Z.  ,Eine  solche  [im  Welschland  er- 
zogene] Tochter  kömmt  selten  in  Jahresfrist  [beim 
Stricken]  vom  Börtli  bis  zu  den  Fersern.'  Gotth.  — 
e)  aus  einer  Reihe  gleichartiger  Pflanzen  (z.  B.  Sem- 
pervivum,  Gent,  acaulis  ua.)  bestehende  schmale  Ein- 
fassung eines  Gartenbeets  B.  —  f)  vom  Erdboden, 
a)  Uferrand,  -böschung  eines  Sees,  Flusses,  Baches 
Aa;  Bs;  B;  GlK.;  GRPr.;  GSa.;  Schw;  S;  Th;  UwE. ; 
W ;  Z.  Mörschli  [Moros]  ist  da  lang  am  Bord  üf  und 
ab  g' gange"  GrPi\  (aus  einer  Travestie  von  Schillers 
Bürgschaft).  S.  noch  eben  (Bd  I  43),  Güsi  (Bd  II  478). 
,Das  Fahr  mit  dem  dazu  gehörenden  Acker,  jenseits 
der  Aar  am  Port  gelegen.'  Jahn  1857  (nach  einer  Urk. 
von  1307).  .Jetwederhalb  dem  bach  uff  dem  bort.' 
1410,  ZZoll.  Urk.  .Hans  Heid  und  sin  rot  schwum- 
mend  hinüber  [über  die  Tresa],  verjagten  d'  Franzosen 
und  behielten  das  bort.'  Ansh.  ,Wen  zwen  mit  ein- 
andern  im  fuortbach  in  zerwürfnus  kement  und  ein- 
andern  schlüegent,  fald  einer  harwerts  an  das  bort, 
so  soll  in  ein  vogt  der  herschaft  Rägensperg  straffen, 
fald  er  aber  hinwart  uff  das  bort,  soll  in  ein  vogt  im 
nüwen  Anipt  straffen.'  1556/62,  ZDielsd.  Offn.  ,Der 
spyr  nistet  in  porten  der  fliessenden  wasseren  seer 
tief.'  Vogelb.  1557.  ,Ripa,  labrum,  fibra,  crepido,  ein 
bort  oder  gestad  eines  flusses,  sees,  brunnens;  das 
port  am  wasser  oder  fluss.  Ripis  compescere  fluvium, 
das  wasser  im  runss  behalten  oder  weeren,  dass  es 
nit  über  das  port  aushinlaufe,'  Fris.;  Mal.;  Denzl. 
1677;  1716.  .Am  gestad  [Var.:  bort]  des  Rhodans.' 
Mauhitiana  1581.  ,Der  Rhin  louft  zwüschent  zweien 
tiefen  Borten  ingeschlossen.'  JJRüeger  1606.  ,Das 
Bordt  ist  unterfressen,  actum,  deploratum  est.'  Met., 
Hort.  1692.  ,Am  Port  oder  Sand  des  Baches.'  Sererh. 
1742.  .Sotane  Eiuschlagung  soll  beschehen  [statt 
durch  tote  Zäune]  durch  währschafte  Gräben  und  Auf- 
werfung hoher  Pörteren,  mit  Tannlinen  oder  Dornen 
besetzet.'  B  Forstmand.  1753.  .Es  soll  verbotten  sein, 
allen  Landwasseren  nach,  wo  hohe,  erdbrüchige  Pörter 
und  Gräben  sich  befinden,  einiges  Holz  zu  bauen.'  ebd. 
1766.  .Mauerkot  an  den  Bort  der  Liminat  anzulegen 
[ist  verboten].'  1763,  Z  Ges.  .Das  Damm  oder  Port 
am  Mühlebach.'  1829,  Z  Rykon  Kaufbr.  —  ß)  Rand, 
ansteigende  oder  abfallende  Böschung,  (mit  Gras  oder 
Gesträuch    bewachsener)   Grenzrain  an  Grundstücken 


1629 


Bart,  bert.  birt,  bort,  buri 


|.;:;n 


(Wiesen. Äckern,  Gärten),  Strassen  und  Wegen;  kleiner 
Abhang  Aä;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  GSa.;  StH;  S; 
Th;  Nnw;  W;  Z.  Pörtli,  spec,  Rasenweg  zwischen  den 
.Kammern  und  Fachen'  im  Weinberg  ZS.  Es  B.  ab- 
mäje'.  A"  dem  B.  ehunnt-me"  mit  dcm  Pflueg  nid  zue 
[weil  der  Abhang  zu  steil  ist]  Sch;  Th;  Z.  ,1hm  falle 
das  Korn  nie,  numme"  hie  und  da  öppen  es  Hämpfeli 
amene"  Port.'  Goitii.  Ein  Betrunkener,  dem  Jmd  vor- 
hielt, er  brauche  eine  breite  Strasse,  antwortete:  Er 
sönd  g'wöss  en  Bötsherr,  die  loufi'd  gern  off-em  B. 
osse"  Ar.  Mit  dem  Wage"  über  's  B.  abe"  fare";  über 
's  B.  abe'  tröle".  ,Wo  sie  diese  Breite  nicht  hat, 
müssen  die  Porter  geschlissen  und  der  Strasse  die 
vorgeschriebene  Breite  gegeben  werden.'  S  Strassen- 
regl.  1817.  ,Umb  den  Boden  zu  ringsweis  ward  ein 
Port  oder  kleins  Meurliu  aufgeführt  aus  ungebachnen 
Ziegelsteinen.'  JRLandenb.  1(308.  Steil  abfallender 
Rand  einer  (Hoch-)  Fläche,  eines  (kleinen)  Hügels, 
Felsens,  abschüssige  (Gras-)Halde  Ap;  B;  Gr  (lt  Bühler 
auch  als  Ackerland  verwendet);  SchwE.;  Uw;  W;  Z. 
Auch  ein  Hügel  selbst  mit  steil  abfallendem  Rande 
Gr;  Stalder.  Mit  Rasen  bewachsener  Berggrat  Gl. 
Er  ist  uff  dem  B.  tisse"  (z'  usserst  am  B.J  g'stande", 
am  Rande  eines  jähen  (Fels-)Absturzes  „LE.;"  Ndw; 
W;  Z.  I"  de"  Pörtere"  ume'chräble"  [herumklettern] 
BO.  Gott  häd  g'wüss  auch  Freud  an  dem  lustege' 
Völchli,  sus  hätt-er  afe"  ätten  Eine"  dürch  das  grousam 
stotzig  Bord  ander  dem  Bode"  [Hochfläche]  ab  län 
droh".  Schwzd.  (GrScIi.).  .Die  [Kühe]  weidetend  sich 
umb  das  bort  in  den  wisen.'  Rdef  1540.  ,Die  Mark 
gehet  schreg  über  die  Felder  bis  herfür  auf  das  Port, 
da  ein  alter  Lindenbaum  stehet'  1694,  AAWett.  Kloster- 
arch.  ,Das  Feld  bei  Jenaz  hat  zwei  oder  drei  Satz 
oder  um  etwas  erhüchte  Porter  ob  einandem,  welches 
eine  Anzeigung  ist,  dass  das  Landwasser  vor  Zeiten 
sein  Lager  hocher  müsse  gehabt  haben  als  jezund.' 
Sererh.  1742.  ,Ich  habe  [bei  Arbeiten  zur  Bodenver- 
besserung] mehr  als  sechs  Bannen  voll  Steine  das 
höche  Bort  hinnen  aben  geworfen  und  eben  gemacht.' 
1781,  ZZoll.  S.  noch  ße-münd  (Sp.  322).  —  g)  im 
Reim  auf  ,Ort':  's  Börtli  isch  au'''  es  Örtli  L.  Auf 
die  Frage  a"  welkem  Ort?  erteilt  man  etwa  den 
Vexierbescheid:  Arne"  P.,  reo  l;an  Ofe"  stöt  ThHw. 
—  2.  übertr.,  in  formelhaften  Wendungen,  a)  i.  S.  v. 
Ende,  Ziel,  Äusserstes.  Am  B.  si"  Gl;  GrPi'.  Am 
B.  lige",  überwunden,  verloren  sein  L.  Gell,  de  list 
am  B.!  ,Iez  facht  an  der  Schwyzer  Pracht:  die  Eid- 
gnossschaft  ist  glich  am  P.  [am  Rande  des  Verderbens].' 
JMahl.  1674.  Afenge"  off  <'em  Port  osse"  se",  auf  dem 
Äussersten  Ap.  Etwas  an  e"  B.  bringe",  zum  Ab- 
schluss  bringen  GrPt.  Si  hend  eister  eppis  ume"  z' 
fliehe"  and  megi'd  doch  nid  recht  a"  's  Bord  und  neiive* 
nie  recht  iclters  g'ricke".  Schwzd.  (Uw).  D'  G'schicht 
muess-mer  iez  da""  eins  an  es  B.  BHa.  An  es  (kei'sj 
B.  cho"  (mit  Eim,  ÖppisemJ,  (nicht)  fertig  werden 
Aa';  Ap;  BHa.;  Gl;  GRHe.,  Pr.;  Sch;  Th;  Ndw;  Z. 
I>'  Freud  findt  hei"  P.  Z  (Brandenb.).  ,Wann  ich 
bald  komb  zum  Port',  ans  Lebensende.  Ende  XVIL, 
StAnnalied;  doch  vgl.  auch  Port  IL  .Um  mit  dem 
Handel  einmal  an  Bord  zu  kommen.'  PTschudi  1726, 
neben  .zum  Ende.'  —  b)  am  P.  si",  am  Berge  stehen, 
in  Verlegenheit  sein  AALeer. ;  Z. 

Mhd.  hört,  -tes  mtl.,  Rand,  bes.  des  Schiffes.  Unser  ausl.  t 
zeigt  den  alten  hd.  Lnutstand,  das  d  des  schriftsprachlichen 
W.    ist  nd.     Über  die  Schreibung  des  Anl.  gilt  das  Sp.  1364 


Anm.  Gesagte;  auch  das  ausl.  d  mag  zum  Teil  auf  dem  Eiu- 
fluss  der  nhd.  Form  beruhn.  Dehnung  des  Voc.  scheint  ausser 
in  GrHe.,  Pr. ;  ZW.  überall  eingetreten.  Das  Dim.  It,.nli 
könnte  auch  zu  Borte"  geboren.  —  Das  W.  begegnet  häufig 
in  Lokalnamen,  die  zumeist  an  die  Bed.  .Abhang,  abschüssige 
Halde'  anknüpfen.  /'»/•/,  Meines  Dorf  am  Ufer  der  Zihl  B 
(Jahn  1857).  Börtli,  P-  B;  Gl  (Berggrat).  Ob  B.  Gl.  üf 
dcm  B.  BAbl.,  Adelb.,  Br.  (iuisserster  Teil  des  Dorfes  neben 
dem  Mühlebach),  Farni,  Hk.,  Lenk,  Sa.,  Schangn.,  Sigr. ;  GrA., 
D.,  Luz.,  Schud.,  V.,  Valz.  (länglicher  Hügel);  UwE.  (abschüs- 
siges Landgut;  ,Hans  Casper  auf  dem  Fort..'  1731),  uf  dem 
Börlji  GrGrüsch  (Berggut),  uf  de"  ßörler  GrD.,  Valz.,  uf  Port 
BSumisw.  .Zwischen  den  Portern'  BAdelb.  Am  B.  GGom- 
misw. ;  WLeuk.  Im  B.  ZEgg.  Das  Hotel  du  Port  in  LE. 
soll  lt  Osenbr.  aus  älterem  am,  zum  P.  verwälscht  sein. 
Auget-B.  W  (vgl.  W  Sagen  199),  Aletsch-B.  W,  Wiler-B.  W 
(Rand  des  Abhangs,  der  das  Plateau  von  Wylern  beim  Pfarr- 
hause von  Binn  abschliesst).  , Höhen-Port'  Schwlb.  ,Holz- 
Bort'  GIMitlödi  (Alp).  ,Mühle-Port'  Milihort  BAdelb.  (s.  Jahn 
1S57,  396).  Bäss-Port  LStdt  (über  dem  Reussufer).  Bort- 
Acher  ZWetz.,  ,Bort-Grund'  (, Heini  am  B.'  XIV.,  UwAlpn.), 
, Port-Häuser'  B,  Port-Bürt  BHk.  (einer  der  vier  Gemeinde- 
bezirke; nach  einer  Angabe  dafür  auch  Port  im.),  Port-Weid  B. 
In  Familiennamen:  Ambort  W,  Portmann  L  und  wohl  auch 
Borter  WBriegerberg ;    1433,   WErnen. 

Acker-,  Acher-:  Ackerrand,  mitunter  auch  = 
Für- Haupt  1  (Bd  II  1498)  GRFan.,  He.,  Klost.  — 
Falche"-:  mit  Falchen  (Bd  I  798)  bewachsene  steile 
Waldlichtung  ZO.  —  Win-gart-  Wingert-:  mit  Rasen 
bewachsener  Rand  an  oder  zwischen  Weingärten,  gew. 
als  Fahr-  oder  Fussweg  benutzt  GRChur,  He.;  s.  Tsch. 
110.  —  Herd-:  Erdböschung  BBe.  —  Huet-:  Hut- 
rand Z.  Huteinfassung:  .[Nicht  verboten  sind  u.  A.] 
goldene  und  silberne  Hüetport'  B  Mand.  1728.  — 
Ort- heu™-,  Rüch-heuw-:  Abhang,  an  dem  nur  Ort- 
oder Büch-Heuw  (Bd  II  1817.  1819)  wächst  ZO.  — 
Chäs-:  =  Ch.-Fisch  (Bd  1  1102)  WG.  —  Mägeri-: 
Abhang,  an  dem  Mager-Heuw  (Bd  II  1819)  wächst 
GW.  —  Nidel-PörtZ;':  Ansatz  von  Rahm  am  Rande 
des  Gefässes,  worin  derselbe  stehn  gelassen  wird 
ZO.  —  Rüfi-Port,  -Bord:  Rand,  Abhang  an  einer 
Büfi,  einem  Waldbache  GRHe.,  Pr.  .Das  der  Feind  in 
den  newen  Weingarten  sich  auf  einem  Rüffiport  in 
die  Schlachtordnung  gestellt.'  Gr  Handlung  1632.  — 
„Rugg-:  Bord  des  Berges,  der  von  seiner  Form  den 
Namen  Rugg  [Rücken]  hat  GT."  —  Räm  Rom- 
Pörtli:  =  Nidel-P.  ApH.,  M.  Dieser  Rahm  wird  nicht 
selten  äusserlich  als  kühlende  Arznei  angewendet 
Ap.  —  Rör-Bort:  Schiffswand  BO.  —  Stüde"-: 
mit  Gesträuch  bewachsener  Abhang  B;  L  (Schür- 
mann); Z.  ,Das  Kohlmätteli  nebst  etwas  Studport.' 
BVolksztg  1885.  —  Bett-statt  Bettschet-:  Bettrand 
Ap.  —  Strasse"-:  Strassenrand  Aa;  Gr;  SchwE.; 
Th;  Z.  —  Täller-:  verzierter  Rand  eines  Tellers  Z. 
—  Weber-PörtH:  verstärkter  Rand  an  Strümpfen 
oder  Vorärmeln  Z.  —  Wasen-Port:  mit  Rasen  be- 
wachsenes P.  AALeer.,  Suhrent. ;  Th.  B'richte"  wie-n-es 
W.,  viel  unsinniges  Zeug  schwatzen  AALeer.,  Suhrent. 

Borte"  f.,  in  der  ä.  Spr.  auch  m.:  1.  wie  nhd., 
Borte,  Tresse,  als  Besatz  von  Kleidungsstücken  Bs;  Z. 
.[Verboten  werden]  güldene  und  silberne,  gute  und 
falsche  Borten.'  1718,  ApTrogen.  S.  auch  Gras-Bogen 
(Sp.  1066).  In  älterer  Zeit  auch  als  (Frauen-)Gürtel. 
,Ein  beschlagen  langen  fraueuporten.'  XV.,  L  Invv. 
(öfter).  ,Ein  beschlagnen  porten',  als  Gewinn  aus 
einem  Glückshafen.  1495,  ZDiet.  ,1  rot  porten  10  lot, 
1  schwarz  porten  ll'/a  lot,  2  grüene  porten  ö'/i  lot.' 


1631 


Bart,  bevt,  birt.  bort,  burt 


1632 


Ende  XV.,  Z  Inv.  ,Ein  gestickt  bort,  mit  den  12  botten 
und  silbernen  zeichen.'  1525,  ZInv.  ,1  roten  guldinen 
beschlagnen  gürtel,  1  guldis  pörtli  mit  1  senkeli  und 
schlössli.'  um  1551,  Z  (unter  den  ,kleinoten'  eines 
Fräuleins).  ,1  sänkel  und  ringgen  zu  einer  porten, 
1  guldiner  sänkgürtel  und  1  gürtel  mit  gewerchtem 
silber  beschlagen.'  XVI.,  Z.  —  2.  „feierlicher  Kopf- 
putz der  Bräute  auf  dem  Lande  Sch."  Börtli,  jung- 
fräulicher Kopfschmuck,  bestehend  aus  einem  etwa 
5  cm  breiten  Reifchen  aus  Pappe,  das  mit  Seide  über- 
zogen und  dicht  mit  dünnen  Messing-,  Silber-  oder 
Goldplättchen  besetzt  ist,  die,  weil  lose,  beim  Gehen 
ein  leises  Klingen  verursachen;  das  Börtli  wurde  wie 
ein  Kranz  bei  Taufen  von  der  Patin,  bei  Hochzeiten 
von  der  Braut  und  an  der  Fronleichnamsprozession 
von  den  Jungfrauen  getragen,  bei  letzterer  Gelegen- 
heit oft  noch  mit  einem  Kränzchen  von  Hahnenfuss- 
blüten  gekrönt  LE.  f  Am  Herrgottstag  für  Schueh 
und  Börtli  ;um  Umgü'  [Prozession].  JRoos  1892. 
/Perle'-JBorte',  ehemals  ein  vierschrötiger,  mit  Perlen 
und  Edelsteinen  versetzter  Kopfschmuck,  mit  welchem 
die  Jungfrauen  bei  Kindtaufen  und  bei  ihrem  hoch- 
zeitlichen Kirchgange  und  Gastmahle  prangten'  Bs 
(Spreng).  ,Die  besondere  jungfräuliche  Zierden  und 
Zeichen,  oder  Schäppel,  Perlein,  Borten,  den  Kranz 
tragen  usw.'  Leu   1727  (nach  alten  Mandaten). 

Mhd.  borte  m.,  Rand;  Band  (als  Gürtel,  Besatz  usw.). 
S.   Doch   Anni.   zu    Bort.      Zu    '2    vgl.    Har-Band    (Sp.    1329). 

borte":  an  Kuchen  das  Bort  machen  Z;s.  Bortlc. 

ver-portieren:  mit  Borten  besetzen.  ,üas  Ehren- 
parlament mit  verportierten  Hüten.'    1728,    TiiWeinf. 

„bortne":  den  Samenhanf,  wenn  der  Fimmel 
herausgezogen  ist,  vollends  von  dem  Unkraut  rei- 
nigen Zg." 

„Viel!,  daher,  weil  Dian  den  Sauienhanf  gern  an  den 
Borten,    d.   i.  an   den   Enden    der   Hanfländer   stehen    lässt. " 

börtig,  in  ZLnnn.  ebe°-b.:  bis  zum  Rande,  zum 
Oberfliessen  voll,  von  Gewässern  BS.;  L;  ZLunn, 
D'  Ar  ist  b. 

börtle»,  ;)-.-  1.  Börtli  machen  B;  Z;  s.  Bort  1  d. 

—  2.  =  bortnen  „Zg." 

Port  II  n.:  Hafen,  a.  Str.  a)  im  eig.  Sinne.  ,So 
bald  das  schiff  lendt  und  ins  p.  kommt.'  1460,  Bs. 
,Der  wind  ward  guot  und  fuort  das  schif  unz  vast 
nach  an  das  p.'  Morgant  1530.  ,Die  Häfen  und  Port.' 
RCys.  Als  Masc:  ,Ein  Schwümmer,  der  den  P.  nicht 
finden  kann.'  JHott.  1666;  neben  ,das  P.'  —  b)  übertr. 
.Wir  bittend  euch  widerumb  in  das  P.  des  rechten 
versicherten  Gestats  begeben',  zum  katholischen  Glau- 
ben zurück  zu  kehren.  Gulden  Bund  1585/1658.  ,Man 
nahm  uns  in  die  Schiff  und  in  die  Sicherheit.  Das 
Rathaus  war  mein  Bort:  dort  hat  man  diese  Wunden 
besorget  und  verbunden.'  FJHermaxs  1755. 

Das  Nentr.  auch  noch  bei  liKönig  1695.  Stulz  1519 
braucht  das  W,  als  Fem.:  ,Io  vetlicher  p.';  dazu  der  schw. 
PI.:   , porten.'  ebd. 

Port  III:  Bestellgebühr,  Porto.  ,üem  Churer  Botten 
für  das  vom  Hm  [Pfarrer]  von  Galgenen  [geschickte] 
Gembs  P.  von  Lachen  zalt  20  ß.'  1689,  ZZoll.  Tageb. 

In  der  lebenden  MA.  gew.  Porto.  ,In  den  Brieflohnen 
oder  Porto.'   1C75,   F. 

Brief-Porte"  (PL):  =  dem  Vor.  ,\Vie  von  denen 
Particularen  vilfältig  wegen  Erhöhung  der  Briefporten 
geklagt  worden.'  1748,  F.   ,[I)er  von  den  Postpächtern] 


wegen   der  Briefporten   eingegebene  und  eigenhändig 
unterschriebene  Tarif.'  1758,  ebd. 

Nicht  recht  klar  ist  die  Stelle:  ,Die  Posten,  die  Brief- 
porteD,  Buchläden  sind  nach  gefahrlichen  Büchern  zu  visi- 
tieren.'   1769,  Absch.  VII  2.   317   (betr.  F). 

Pass-Port,  -en  f.:  Geleitsbrief.  , Passporten  oder 
gleitsbrief,  symbolum,  commeatus,  permissus,  venia. 
Libellus,  ein  p-en  oder  zädel,  so  man  gibt  an  ein 
zoller.'  Fris. ;  Mal.  .[Für  die  Reise  wurde  uns  von 
den  GnHHn]  zugestellt  ein  offen  fürgeschrift  und 
glich  als  ein  p-en.'  Jos.Mal.  1593.  Heide  zu  einem 
Juden,  den  er  getötet  hat,  mit  Bez.  auf  dessen  Todes- 
wunde: .Die  P.  du  ihm  [Gott]  zeigen  sott.'  GGotth. 
1619.  Urlaub(schein),  auch  Dienstzeugniss,  bes.  von 
Soldaten.  .[Solche,  die  aus  dem  Felde  heim  laufen, 
sollen  an  Leib  und  Gut  gestraft  werden]  es  were  denn 
saeh,  dass  si  guote  Wortzeichen  oder  brief  und  bass- 
borten  bringent.'  1499,  S.  Auch  wer  wegen  Krankheit 
heim  müsste,  soll  zuvor  vom  obersten  Hauptmann  ,ein 
bassport'  erwerben  und  den  seinen  Herren  zeigen. 
1512,  Absch.  Befehl  an  die  Vögte,  .die  ohne  p-en  aus 
dem  felde  heimgekehrten  eilends  an  her  zu  schicken.- 
1531,  Strickl.  ,Commeatum  militi  dare,  ein  Urlaub 
oder  p-en  gäben.  Causaria  missio,  ein  eerliche  p. 
(p-en.  Denzl.  1677;  1716).  Qui  causarie  missus  est, 
der  ein  eerliche  p-en  hat  oder  aus  redlicher  ursach 
geurlaubet  ist.  Gratiosa  missio,  ein  p.,  die  einem 
kriegsmann  aus  gunst  nachgelassen  ist  vor  dem  zeit 
oder  zil,  und  er  den  sold  verdient  hat,'  Fris.  ;  Mal. 
,MHHn  [Prinzipale]  haben  mir  ein  ordentlichen  ab- 
scheidt  und  bassbort  uff  zinstag  den  27.  sept.  1569 
gegeben.'  ARyff  1591.  ,[Er]  ist  ein  eerlicher  Kriegs- 
mann nach  Lut  syner  P-en.'  1600,  Ardüsek.  ,Ein 
Soldat,  der  sich  seiner  P.  rümpte.'  Schimpfr.  1651. 
RA.  .Einem  p-en  gäben',  den  Abschied,  Laufpass 
geben.  NMan. 

Port(e")  I  f.:  Name  der  Stationen  an  Alpenstrassen, 
wo  die  transitierenden  Waren  umgeladen  werden 
mussten;  dann  übertr.  auf  die  (aus  einer  oder  meh- 
rern politischen  Gemeinden  oder  ganzen  Talschaften 
bestehenden)  Genossenschaften,  welche  die  Strassen 
gebaut  hatten  und  unterhielten  und  denen  dafür  die 
Erhebung  von  Weg-  und  Brückengeldern,  bes.  aber 
das  ausschliessliche  Recht  zustand,  den  Warentrans- 
port je  von  einer  Station  zur  andern  zu  besorgen  Gr 
(XVIII.).  Vgl.  Porten-Genöss  (Sp.  822),  -Recht.  Auf 
der  Strasse  von  Chur  nach  Bellenz  bestanden  sechs 
solcher  Porten  (Port  Im  Boden,  Thusis,  Schams,  Rhein- 
wald usw.).  Näheres  über  die  Geschichte  der  P.  s.  Gr 
Monatsbl.  1898,  241/5.  265/74.  290/6. 

Rätoroni.  port,  jiorti  m.,  Auf-  und  Abladesteile,  Waren- 
niederlage;  s.  Pallioppi  555  a.  Das  Fem.  wohl  zunächst  in 
der  Zss.  ,P. -Genossenschaft'  und  dann  auch  für  die  abge- 
kürzte Form   beibehalten. 

Porte"  II,  in  W  daneben  Port  (Pord  WKippel, 
Münster,  StUlr.,  Simpeln,  Turtm.)  —  f.:  1.  a)  Pforte, 
Tor  Aa;  Ap;  Bs;  Gl;  GRPr.;  Ndw;  U;  Z.  Grad  rorne- 
ob  der  P.  [der  Festhütte]  hed  's  eso  es  G'mdli  g'han. 
(iFiENT  1898  (GRPr.).  Am  längsten  haftete  das  W. 
in  den  Namen  der  (nun  verschwundenen)  alten  Stadt- 
tore, wie  Uhröne'-P.  (jetzt  noch  als  Hausname)  ZStdt. 
.Kr  wurde  zu  Trier  vor  die  porti  an  einen  nussboum 
gehangen.'  1473,  Absch.  .[Es]  ist  im  der  weg  oder 
port  fürkommen  [verlegt  worden]:  do  er  henuss  wolt 


1633 


Bart,  bert,  birt,  l)ort,  linrt 


1634 


gen  Sant  Fiden,  rieng  man  in.'  Sicher  1531.  , Hart  an 
der  statt  Koni  gegen  der  parten  Sancti  Spiritus.'  Kessl. 
.Eweren  Spiess  durch  die  Torten  feit!'  unter  den 
Kommandoworten  ,uber  den  Spiess.'  Val.Friederich 
1619,  16;  wozu  S.  19  nähere  Angaben  über  die  Aus- 
führung. .Einem  Krieg  im  Land  schliesst  auf  die 
Porten.'  Stettlkr  1(142.  In  biblischer  Spr.  von  der 
Himmelspforte.  .Maria,  welche  ein  einige,  ewige  por- 
ten  bliben  ist  [durch  die  man  in  den  Himmel  gelangt.].' 
1527,  HHill.  .Das  ist  die  einige  Porten,  dardurch 
euere  Seelen  iu  den  Himmel  gereichen.'  AKlingl.  1088. 
.Hoit'e,  der  grosse  Fürst  werd  mir  alldort  mit  seinem 
Schlüssel  öffnen  die  Himmelsport.'  1744.  Obw  Grab- 
schrift.  —  b)  Haus-,  Zimmertür  GrPi\  (Kuoni);  PPo.; 
W  (neben  Tür);  unterschieden  als  Hüs-,  Stubu'-P. 
usw.  W.  Vgl.  auch  Baichen  (Sp.  1190).  Vor  der  eignun 
P.  icischun  W.  Was  nuin  den  Armun  zet  P.  üs  gibt, 
das  chunnd  hüfu'iwis  zun  Pfeistrun  um  In.  ebd. 
—  c)  (oft  Dim.  Portli)  Zaunlücke,  Durchgang  durch 
einen  Zaun,  nur  so  breit,  dass  Menschen  und  Vieh 
einzeln  durchgehen  können  BÜ.  (einzelne  Angabe);  Uw. 
Syn.  Lucken  b  (Bd  III  1255).  ,Von  porten  und  türly. 
Wer  port  ald  türly  offen  lad,  ist  kon  um  2  pfd  buess. 
Wer  porten  hat,  da  einer  türli  sol  han,  der  ist  ouch 
kon  um  2  pfd  buess.'  um  1500,  Ndw  Rq.  ,Wo  einer 
den  andern  atzte  Winterszit,  diewyl  die  Porten  offen 
sind.'  1605,  SchwG.  Rq.  ,So  einer  eine  Porten  offen 
tindt,  so  solle  er  sie  auch  wiederum  vermachen,  und 
gehört  dem,  der  die  Porten  offen  findt,  20  ß.'  1751, 
Schw  Rq.  S.  Be-legi  (Bd  III  1200).  —  2.  beweglicher 
Boden,  Klappe  am  Büiv-Chorb  [Behälter  zum  Tragen 
von  Mist   oder  Erde]    WG.,  Visperterm.     Syn.  Bbdli. 

Jüngere  Eutlehnuug  aus  dem  Rom.  In  den  ä.  Quellen 
gellen  die  starke  und  schwache  Flexion  des  W.  durchein- 
ander. Der  militärische  Befehl  unter  1  a  erklärt  sich  daraus, 
dass  er  eig.  vor  dem  Sturm  gegen  eine  Pforte  gegeben  wurde; 
vgl.  Rüstow,   Gesch.   der  Inf.   I   3 IS. 

Vor-.  ,Das  Schloss  nebst  den  Vorporten  schleifen.' 
1712,  Hess,  Badenf.  —  Ge-:  =  Porten  1  c.  ,Es  soll 
nieman  das  gemeinmerky  genote  verschlachcn,  wann 
das  offene  geborten  haben,  da  man  uss  und  in  möge 
farn.  Verschlüege  yeman  die  gemeinmerky  als  ge- 
note, das  es  nit  offene  lücken  hette,  der  müesste  es 
bessern.'  1339/1544,  Schw  LB.  ,[Ich]  tuon  ouch  kundt 
an  disem  offenen  briefe,  das  ich  oder  min  erben  dem 
vorgenampten  guot  die  geporten  offen  lassen  soll  von 
SantGallen  mess  hin  unz  zu  mitten)  merzen.'  1340/1544. 
ebd.  —  Chirche"-:  Kirchentür  W.  D's  Panda  ist 
icol  es  heiligs  Ort:  Da  chunnt  der  Gletscher  selbst  vor 
d'  Ghirchu'port.  —  Post-.  ,Von  den  kleinen  Auslass- 
oder Postpörtlein.  Man  machet  sie  in  der  Mitte  des 
Tors  oder  Porten,  damit  des  Nachts,  wo  Volk  aus- 
oder  hinein  wollte,  nicht  die  ganze  Porten  eröffnet 
werden  müsse.'  Kriegsb.  1644.  -  -  Schutz-:  Fall- 
gatter, -Tür.  Kriegsb.  1644;    s.  fällen  (Bd  I  759). 

portne":  Haus  und  Hof  schliessen  GWallen- 
stadterberg. 

Portner  m.:  1.  (Kloster-)Pförtner  L;  PA1.  Siehe 
Nidel  (Sp.  673).    .Portnei"  neben  ,Torwarter.'  1531/48. 

1.  Chron.  .Janitorem,  portner.'  Fris.;  Mal.  Bildl. 
,Ein  Statthalter  Christi,  ein  portner  des  himmels.' 
RGdalth.  1546.    S.  auch  Mantel-Gelt  (Bd  II  255).  — 

2.  .Pörtner'.  Name  einer  militärischen  Gesellschaft, 
deren  Mitglieder  ,sint  1713  auf  der  Schanz  bei  der 
Kronenporte  (daher  sie  auch  den  Namen  haben),  sint 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


1772  aber  in  dem  Schopf  hinter  dem  Schanzenhof  sich 
den  Sommer  über  wöchentlich  zwei  Mal  in  den  Waffen 
üben.'  vMoos  1775;  vgl.  noch  Mem.  Tig.  1742,  508; 
DWyss  1796,  244/5.  Von  1744—98  gab  die  Gesell- 
schaft, auch  .Gesellschaft  der  Pförtner'  oder  .Porten- 
Collegium'  genannt,  Neujahrsstückc  heraus;  vgl.  dar- 
über Z  Neuj.  St.  1857,  26/8. 

Portne riQ  f.:  Pförtnerin  PAL;  SchwE. 

Pört(e)r'e  AaF.,  Ke.;  B;  GF.,  Pörl(e)rett  Aa  (Gysi); 
Th;  Z,  Poterett  ÄASt.,  Podfejrctt,  B-  Z  (in  Rüml.  B6'- 
derettj  —  PI.  unver.  oder  -elter  Tu;  Z  —  n. :  Porträt, 
im  weitern  Sinne  jedes  eingerahmte,  an  der  Wand 
aufgehängte  Bild.     Syn.  Taflen. 

Ab -Portrett  n. :  Porträt  ÄAWohlen. 

ab-portriereu:  porträtieren  ÄAWohlen. 

Portugal.  In  dem  Zuruf:  Hell  üf,  P.!  L;  siehe 
Bd  I  121. 

portugalisch:  portugiesisch.  Ansh. 

Portun,  .Partuir  f.:  eine  auch  als  Gefängnis  ver- 
wendete Feste  in  Beilenz.  Die  grosse  Rechnung  über 
den  Bau  der  Parthun.  1623,  Absoh.  Die  übrigen  Sol- 
daten haben  die  Parthun  und  beide  Porten  zu  be- 
wachen.   1629,   ebd.    —    Wohl  zu  it.  jtortone. 

Portuner  m.:  Wächter  auf  der  ,Portun',  zu  den 
von  den  Eidgenossen  in  den  .ennetbirgischen  Vogteien' 
eingesetzten  Amtleuten  gehörig.  Vgl.  Absch.  IV  1  e, 
540;  IV  2,  1323;  V  1,  1637.  1683;  V  2,  1841. 

Burt,  Ge-burt  f.:  1.  als  Vorgangsbezeichnung. 
a)  das  Gebären.  ,An  der  purt  sterben.'  Z  Bibel  1531 ; 
ThPlatt.  1572.  .Dieweil  [das  Meerschweinchen]  8  oder 
9  junge  in  einer  burt  härfür  gebäre.'  Tierb.  1563. 
.Burt  fürderen.'  Zg  Arzneib.  1588.  —  b)  das  Geboren- 
werden.  .Von  Christi  unsers  lieben  Herren  purt.'  1529, 
HBdll.;  JFdnkemn  1553  (neben  ,burt,  geburt');  ,burd.' 
1531,  GuJen.  —  2.  ,die  B.  stellen',  das  Horoskop 
stellen.  ,Tage  wehlen,  Burten  stellen  ist  ein  eitle 
Fantasei.'  R.  u.  CMey.  1650.  —  3.  das  Geborne  (Kind, 
Junges);  Nachkommenschaft.  H.  von  Freienstein  ver- 
kauft an  die  Propstei  Zürich  das  Eigentum  an  ge- 
wissen Eigenleuten  ,und  an  der  geburt,  so  von  inen 
kumet.'  1314,  Z.  ,Und  daz  sind  die  geburten  Jacobs.' 
1531/48,  I.  Mos.;  dafür  .Geschlechter.'  1667.  ,Ire  küe 
bringend  die  purt  für.'  Z  Bibel  1531;  ,burt.'  1560. 
,Wan  da  niemands,  weder  burt  noch  mag,  man  noch 
wib  [usw.]  des  andren  verschont.'  Ansh.  ,üie  burt, 
geburt,  das  jung,  partus.'  Mal.  —  4.  Dim.,  Nachge- 
burt. .Tribent  das  Bürtlin,  desglichen  die  tote  Frucht 
uss.'  ZZoll.  Arzneib.  1710.  ,Lauch  und  Beterlinsaft 
ist  ein  träffenliches  Mittel,  das  Gebürtlin  von  Kind- 
betterinnen zu  triben.'  ebd. 

Mhd.  burt,  geburt.  Zur  Schreibung  des  Anl.  vgl.  Anni. 
zu  Barde  (Sp.  1540).  Das  W.  berührt  sich  (bes.  iu  Bed. 
3   und   1)  mit  Burdi   5    und  6  (Sp.  1545). 

Un-:  bildl.,  Missgeburt.  ,So  hat  [die  Pension] 
gebracht  und  erzogen  under  vilen  andren  unpurten  für- 
namlich  eigennutz,  unghorsam  usw.'  Ansh.  —  Heil-: 
weibl.  Personenname,  um  924,  ZHöngg.  —  Miss-: 
Missgeburt.  ,[Hiob  wünscht]  er  wäre  wie  ein  m.,  die 
in  muoterleib  gestorben  ist.'  LLav.  1582.  Auch  bei 
Ruef  1554;  Vogelb.  1557.  —  Nach-:  Nachgeburt. 
Rdef  1554.  S.  noch  Gr.  WB.  VII  33.  —  Wider-: 
Wiedergeburt.  ,Die  w.  von  üblicher  kindtschaft.' 
Kessl.     Auch  bei  R.  u.  CMeyer  1650. 

103 


1635 


Bart — hurt.     Bartsch— burtseh.     Barw — burw 


1636 


er-gebnrt:  als  attr.  Adj.  in  Verbindung  mit  ,Ge- 
burts-,  Namenstag',  formelhaft  bei  Glückwünschen 
Erwachsene!  ZO.  .Ich  weusch  dir  tausend  Mal  Glück 
und  Sägen  auf  dein  ehrgeburtes  Namensfäst.'   Stütz. 

ge-burtlich.  .DerGrave  von  Vallendis  mit  sampt 
einem  purtlichen  schloss  und  statt.'  CTürst  um  1489. 
.Ihr  aller  geburtlich  Abkommen  gibt  die  volgende 
Tafel  klarlich  zu  erkennen.'  Gülek  1616. 

hurtig:  gebürtig  Gr.  ,B.,  bar  erboren,  harkom- 
men,  oriundus.'  Mal.  Auch  bei  LLav.  1569  (.gebürtig.- 
1670);  1586,  ZHöngg;  Guler  1616;  1663,  Bauernchr.; 
FWyss  1672;  .pürtig.'  Rt'vs. 

v  o  1 1  - :  =  ztcei-bändig  (Sp.  1340).  Gr  Erbrechte  1831. 

Burtje"  f.:  Gesellschaft  (mit  verächtlicher  Nbbed.), 
Gesindel  BSa.,  oSi.  Ich  sinnen,  die  Bitrtja"  [zwei 
Kirschendiebe]  wieri  doch  wol  eppen  nii  'bliben,  minn 
si  hätti  chönnen  Glider  weiggen  [sich  rühren].  Scuwzu. 
(BSa.).    Die  frömdi  B.  [drei  fremde  Gesellen].  Romang. 

Wahrsch.  Abi.  von  Buri  i.  S.  v.  Nachkommenschaft.  Vgl. 
zur  Begriffseutwicklung  Fasel  (Bd  I  1055/6),  Geschlüech,  auch 
»hd.   ,Brut.' 

Bu'rt  (auch  P-),  in  BBe.  (lt  Dan.)  auch  Bilrit,  P-, 
in  P  (lt  Schott)  Bürt  —  PI.  -e»  —  f.:  =  Nachbar- 
schaft 5  b  (Sp.  1521);  Allmendgenosseuschaft  mit  flur- 
polizeilichen und  in  Gr  früher  auch  politischen  Ge- 
rechtsamen BO.;Gr;P.  ,Bäuertgemeinden,  Genossen- 
schaften, bei  welchen  das  Nutzungsrecht  gewöhnlich 
auf  dem  Besitz  eines  Haus-  oder  Feuerstattrechtes  be- 
ruht und  deren  Nutzungsrecht  in  der  Berechtigung  zum 
Bezug  von  Brenn-,  oft  auch  von  Bau-  und  Zäuneholz, 
sowie  in  einem  mehr  oder  weniger  beschränkten  Weide- 
recht besteht  BO.'  Ztschr.  f.  Gemeinn.  1865, 409 f.  ,Eine 
Bäuert  oder  Bäuerd  heisst  im  BO.  jede  Gemeinde  von 
zerstreut  liegenden  Häusern,  die  eine  Abteilung  eines 
Kirchspiels  bildet,  für  sich  eine  eigene  Ökonomie  hat 
und  gemeinsame  Alpen  benutzt,  wie  dies  vorzüglich 
in  den  Talungen  von  Oberhasle,  Interlaken,  Frutigen 
und  Simmental  der  Fall  ist.'  Jahn  1857,  ähnlich  bei 
Stalder.  ,Die  Bäurde,  Dorfgemeinde.'  Zscuokke  1797. 
, Reichenbach,  eine  Kirchgemeinde  mit  ca  2000  Ein- 
wohnern, zerfällt  in  8  Barte",  mit  eben  so  vielen 
Schulen.'  Zyro.  Die  Pfarrei  BHk.  zerfällt  in  4  Bürte" 
(worunter  die  Mittelst-,  Port-,  Schwändi-B.),  in  BBe. 
gibt  es  eine  inneri  und  eine  usseri  P.  ,Für  einen  der 
Ansiedlung  im  Tale  vorangegangenen  Anbau  der  Tal- 
höhen spricht  der  Umstand,  dass  nur  die  drei  Ge- 
meinen Gimmelwald,  Murren  und  Wengi  den  Namen 
und  die  Rechte  sogenannter  Bäurden  haben  und  dass 
der  Talgrund,  wo  jetzt  die  Kirche  steht,  mit  allen 
Rechtsamen  und  Obliegenheiten  seiner  Bewohner  drei- 
fach geteilt  jenen  Bäurden  untergeordnet  ist.'  Jahn 
1850.  , Einer  jeden  Paürt  und  Gemeind,  so  Almenden 
besitzen,  soll  frei  gestellt  sein,  ire  Ahnend  zu  nutzen, 
zu  niessen  [usw.].'  1668,  BFrut.  ,Ich  bin  in  einer 
Nacht  in  drei  Bäuerten  geritten  und  habe  elf  Per- 
sonen die  Augen  zugedrückt.'  B  Kirchl.  Jahrb.  1893 
(Bericht  eines  Pfarrers  im  BO.  aus  dem  Pestjahr  1670). 
S.  noch  Bürt-Mann  (Sp.  273).  Die  politische  Gemeinde 
GrS.  ist  in  4  Fürten  eingeteilt,  deren  jede  ihren  Vor- 
steher, Geschwornen,  hat;  die  4  Vorsteher  der  P.  bilden 
mit  dem  Gemeindeammann  als  Vorsitzendem  den  Ge- 
meinderat. Vgl.  Tsch.  584  ;  Sprecher  1672,  206,  sodann 
Sererh.  1742,  II  31  (mit  dem  Syn.  Schnitz);  Leu,  Lex. 
XVI  14;  Gr  Sammler  1783,  120.    .Welicher  Bürde  das 


Wolfgaren  geschlagen  wärde,  die  salb  Nachpurschaft 
sol  daz  Garen  abnemen.'  XVII.,  GrS.  Landsatzg.  .Die 
Nachpuren  in  der  selben  Pürd  mögen  Kuntschaf  darumb 
[wegen  Überladung  der  Alpen]  gäben.'  ebd.  .Der  Stie- 
ren und  Kalberen  last  man  yeder  Nachpurschaft  zu, 
wie  sy  gut  dunkt,  ouch  der  Waiden  halben  zu  schir- 
men und  schützen,  wie  ain  yeda  Pürd  gut  dunkt.'  ebd. 
.Die  Nachbarschaften  oderGebürden  des  ganzen  Lands 
[GrD.]  sind  zwanzig,  dann  es  sind  die  Wohnungen 
hin  und  wider  nach  Gelegenheit  der  Höfen  und  Gü- 
teren, wie  sonst  in  den  Wildenen  überall  zu  sehen, 
zerstrewet  und  von  einandern  gebawen.'  Sprecher 
1672,  317;  vgl.  dazu  B.  I  200. 

Ahd.  (Notker)  yehünln,  <i<hiundvt.  <j>hiu>-ibi,  mini,  ijilnirde, 
(bewohnte)  Landschaft;  CollectivbildUDg  zu  ge-büre.  Das 
gleichbcd.  mad.  bürde,  jetzt  Börde,  steht  wegen  des  kurzeu 
Voc.   uuserni   W.   fern. 

Bürter  m.:  =  Bürt-Mann  (Sp.  273)  BHk.  Eh 
Mittelst-,  Port-,  Schwändi-B. 


Bartsch  —  burtseh. 

Bartsch  „BGr.;"  Gl,  Bartsch  Gl,  „Bartsch!,  Bärschi 
W",  Bertscho  (verächtlich  Bertschi)  WZerra.:  männl. 
Taufname,  Bartholomäus. 

Bcrtsclie"  f.:  Stange  Bs;  S  (in  den  Grenzbezirken 
gegen  Frankreich).  —  Frz.  perche. 

bertsche" :  =  berschen  USil.;  Zg.    Kränkeln  U. 

Be'rtsclli:  männl.  Taufname,  Berchtold  BE. 

Der  Name  war  bes.  im  XIV. /XV.  sehr  beliebt  und  ver- 
breitet: .Bertschi(n).'  13:37,  Zg:  um  1340,  Z  Stiftsurb.  (dafür 
,Berchtold.'  um  1330);  1379,  Z;  1385,  AaB.;  1386/1412, 
ZKatsb.;  1400,  ZElgg;  140G,  Gl;  14'23,  Th;  KCys.  .Bartschi 
Leinbacher'  und  .Bärtzschi  Gross.'  f  1444  bei  Greifensee. 
.Bertschi  Triefnas',  Name  des  jungen  Bauern  in  HWitten- 
weilersRing.  ,Berschi.'  1358,  AaB.;  1381,  Z  Ratsh. ;  1405,  G. 
Als  Familieuuame  Bertschi  Aa:  BE. ;  Seh;  13813,  L  uud  Ndw; 
1388/1482,  GKh.  (auch  ,Berschi');  139S,  L;  1513,  B;  1531, 
Zg  uud  Z;  um  1Ö75,  SchwK.;  XVII.,  Bs;  162S,  Z.  .Bertzliu 
Eiliuholz.'  1415,  Hof  Kriessem.  Bertseh,  Familienn.  Gr 
Furna;  GO.  ,UoIrich  Bertz  (Bärtz)',  Kanzler  des  Abtes  von 
St  Gallen.  1518/34,  Hof  Kiiessern;  Kessl.;  Vad.;  .Itelhans 
Bertz,  diener  der  kirchen  zuo  Romishoru.'  1535,  Kessl.; 
,ainer  von  Korschach,  der  Bertz  genannt.'  1538,  ebd.  .Bertsch- 
man  Megger.'  1386,  L.  .Bertschnian  (oder  Berchtold)  von 
Kinach.'  13S7,  ebd.  .Bertschman  von  Hertembeig,  burger  ze 
Rinfeldcu.'  I3S7,  AaB.  Vgl.  auch  den  Dorfuamen  , Bertschi- 
kon' Z  und  die  Familienn.  ,Bertschikcr',  Bertsehiwjcr  Z. 
,Lienhart  Ber(t)schiner.'   1491,  G. 

Piertsch  m.,  verst.  Süw-,  Schivi"-:  Schweinekerl 
GrPi\   —    Aus  dem   Rätorom. 

„Portschi  m.:  =  Porscher  FU."  Da  est-er  [der  ver- 
lorne Sohn]  zu-mena"  riche"  Burger  vam  selbe"  Dann 
g'gange"  o"rf  disa''  schickt -nc  of  si's  Dandguet  a's 
Schwlne"portSchi. 


Barw  —  burw. 

Berwer  m.  (auch  n.):  1.  rauher,  zottiger  Kleider- 
stoff aus  Schafwolle;  vgl.  ABürkli  1S77,  49;  Z  Ta- 
schenb.  1879,  68  (wornach  .dicker  und  tunner  Berower' 
im  XVI.  in  Zürcher  Häusern  verwendet  wurde).  .Wel- 
cher in  unserer  statt  dehein   dünnes   berwen    macht, 


1637 


Barw — burw.     Barx — burx.     Harz — burz 


l.;:;s 


der  soll  zetteln  sechs  stücke.'  1307,  B  Verordn.  (lt  S 
Wochenbl.  1829,  157).  .Berwer.'  1469,  L  St  Urban 
Rechnungsb.  —  2.  ein  Stück  solchen  Tuchs,  wie  es 
auf  den  Markt  kam.  ,Wie  ein  dick  berower  sin  sol 
und  wie  man  in  verkoufen  sol.  Ein  dick  b.  sol  sin 
an  der  breiti  ein  achtod  teil  und  anderhalb  eine  breit; 
unde  mag  man  in  machen  kurz  oder  lang,  wie  der 
man  wil.  Die  tünnen  berower,  so  si  gewalchen  wer- 
dent,  die  sun  sin  zweier  eine  breit,  eis  sechszehemles 
teils  minder.  Die  tünnen  b.  sol  nieman  an  dien  wellen 
trüchenen.'  1304,  Z  Richtebr.  .Von  eim  berwart  1  ß.' 
um  1400,  Aarauer  Zolltarif.  .Ein  berwer  [zahlt]  1  ß.' 
XV.,  B  Geleitsbr. 

berwerin.  ,Derselb  kilchherre  sol  wisethaber  von 
in  nemen,  wie  swach  der  ist,  doch  das  derselb  als  wol 
berait  sin  sol,  der  in  uf  ainen  berwerinen  mantel 
schüttet,  ist  danne,  das  dehain  helw  an  dem  mantel 
gehanget,  so  sol  in  der  kilchherr  nüt  nemen.'  1393, 
GBernhardzell  Offn. 

Vgl.  .Berwer-  (auch  Berwertz-,  Berlin-)  Mantel'  bei  Gr. 
WB.  I  1539.  Lexer  I  200  vermutet  Zugehörigkeit,  zu  nilat. 
berbicinue,   Schaffe]], 


ßorxe".  Nur  in  der  Verbindung  Eim  Borxen  a"- 
rüere",  ihm  durch  Hexerei  ein  leibliches  Übel  an- 
hängen ZKn. 


Baiz  —  burz. 

„Barz  I  m.:    Bruch,  Riss,   zunächst  im  Holze  B." 
„harze"  I,    verst.  ver-b.:    (zer-) bersten    B."  — 

„Barzete"  f. :  =  Barz  B." 

Wahrsch.   mit   der    folgenden  Gruppe   identisch,    da   die 

Begriffe  , bersten'   und   , strotzen'   sich  nahe  berühren. 

„Barz  II  m. :  Gedränge,  dichter  Haufe  von  Men- 
schen B",  ,densa  hominum  frequentia.'  Id.  B. 

harze"  II:  1.  „hervorragen ;  strotzen  B."  , Parzen, 
voll  sein,  turgere.  Voller  leib,  der  von  volle  barzet, 
corpus  plenum.  Also  voll,  dass  es  parzet,  conferta.' 
Fris.  ;  Mal.  , Turgere,  aufgeblasen  sein,  gesteckt  [voll] 
sein,  barzen,  starzen.'  Denzl.  1677;  1716.  Von  Speise 
vollgestopft  sein,  so  dass  man  nur  mit  Mühe  atmen 
kann  B  (Zyro).  —  2.  fp-J  langsam,  mit  Mühe  sich 
durch  eine  enge  Öffnung  heraus-,  hindurchdrängen, 
von  weichen,  halbflüssigen  Dingen  BSi.  ,Ein  fauler. 
in  der  Hand  zerdrückter  Apfel  parzet  zwischen  den 
Fingern  durch'  (ImObersteg).  Sich  mit  Mühe  durch 
ein  Gewühl  hindurchdrängen  B  (Zyro).  —  3.  aus  Mut- 
willen, wie  unsinnig  auf  etwas  Weichem,  Schwellen- 
dem (z.  B.  auf  dem  Grase,  auf  Kissen)  herumstampfen 
oder  sich  darauf  herumwälzen  ZW.  —  Mhd.  harzen. 
strotzen,  hervordrängen. 

ge-barzet.  , Barzet,  accumulatus,  turgidus.'  Id.  B. 
Parzet  (verst.  i'parzet  AaBosw.)  roll,  gestopft  voll, 
von  Taschen,  Säcken,  Körben  usw.  AauF. 

Barzete"  i.:  =  Barz  II  „B;"  Id.  B. 

barzetig:  =  ge-barzet  „B." 

harzig:  1.  =  dem  Vor.  „B;"  Id.  B.  —  2.  ,kühn. 
B.  tue",  gross  tun.'  G  1790. 

Zu  '2  vgl.  ahd.  parzinti,  rancidus,  furibundus;  parzunga, 
raueor,  superbia,  invidia;    ferner   , aufgehlasen',  ge-achvntüen. 


Parzifal:  Untcrherold.  ,[Sie]  schicktend  die  ab- 
sagung bi  einem  alten  hcrold  und  p.'  Edlib. 

Dmdeutung  des  aus  frz.  poursuivant  entstellten  mhd. 
parzivant  (.parsiphant.'  1173,  Bs  Chr.)  auf  den  Namen  des 
Helden  von  Wolframs  bekannter  Dichtung.  Das  Fortleben 
des  Namens  im  XVI.  ist  auch  sonst  bezeugt:  ein  Parcifall 
Planta  von  Zuz  war   1533  Commissarius  von  Cleven. 

Berz,  P-  in.:  =  Bersch  (Sp.  1007)  B;  .nicht  bloss 
der  Stossseufzer,  auch  der  damit  verbundene  Ruck' 
(LTobler).  E"  tolle"  B.  üslä",  beim  Heben  einer  Last. 
Er  [der  Sterbende]  het  noch  ne"  B.  'tä*  u"'1  du  isch  's 
üs  ifsi".  .Hans  Joggeli  erhob  sich  mühsam  von  seinem 
Tängelstocke,  was  ihm  jeweilen  einen  langen  B.  aus- 
trieb.' Amer.  Schwz.-Kal.  1888.  ,Hansli  legte  sich  mit 
einem  sanften  B.  zum  Schlafen  z'weg.'  Gotth. 

berzechtig:  grossprecherisch.  ,Ir  redend  gern 
sömliche  geschwullne  und  bärzächtige  wort  wider  den 
h.  kindertouff.'  HBüll.  1561. 

berzele":  1.  sich  behaglich  dehnen  nach  durch- 
wachter Nacht  (ohne  einen  Laut  von  sich  zu  geben) 
AaKöII.  Behaglich  im  Bette  liegen  ohne  zu  schlafen, 
von  Kindern  ZO.  —  2.  von  dem  behaglichen,  leichten 
Stöhnen,  das  Kinder  unmittelbar  vor  dem  Erwachen 
hören  lassen  ß.  Fertig  mache",  gab  d's  Liseli  erwachet; 
los,  es  bärzelet  scho".  MWalden.  —  3.  klagen  S.  Ich 
ha"  nit  e"möl  dürfe"  chlage";  wol,  d'  Stiefmutter  wurd- 
mer  nes  Licdli  g'sunge"  ha" !  Jo,  du  settsch  ne"  Stief- 
mueter  ha",  de"  chönnst  höre"  b.!  Joach. 

herze*  (-&-),  in  Obw  (lt  vereinzelter  Angabe) 
bersst":  l.=barzen II 1.  .Corpus  plenum,  wol  ersettiget, 
der  von  volle  herzet.'  Fris.  —  2.  a)  tr.,  Gegenstände 
dicht  ineinander  drängen,  zsdrücken  AAWohlen.  — 
b)  intr.,  sich  mit  aller  Kraft  hinein-,  durchdrängen, 
-zwängen,  z.  B.  in  einen  überfüllten  Raum,  zwischen 
engen  Sitzreihen  hindurch  AADegerf.,  Schinzn.,  Wohl.; 
Bs.  Sich  gegen  Etw.  anstemmen  ÄASchinzn.  —  3.  =  bar- 
zen 3  ZS.  (Ume"-)b.  1)  sich  vor  Unbehagen.  Schmer- 
zen auf  dem  Lager  herum  wälzen  AAKulmcrt.,  spec. 
von  fiebernden  Kindern  AAÜrugg.  —  2)  auf  allen 
Vieren  kriechen,  von  Kindern  AABrugg.  Du  berzist 
an  allen  Orten  ume".  —  4.  a)  sich  winden  und  drehen, 
sich  (keuchend,  stöhnend,  ächzend)  abmühen  an  einer 
schweren  Arbeit,  beim  Heben,  Fortbewegen  einer 
Last  usw.  (z.  T.  mit  der  Nebcnvorstellung  des  man- 
gelnden Erfolges);  sich  langsam,  mitMühe  (z.B. bergan) 
bewegen  Aa;  Bs;  B;  Schw.  An  Öppis  ume"  b.  Aa;  Bs. 
Er  het  afe"  lang  dadra"  perzet  BSi.  Nume"  der  arm 
Tafel  [von  Bauer]  muess  me  mit  Gharst  und  Flegel 
pärze".  B  Dorf  kal.  1882.  In  formelhafter  Verbindung: 
6.  und  chnorze"  BsStdt;  s.  Bd  III  760.  —  b)  mit  Her- 
vortreten der  Geräusch-  oder  Lautvorstellung,  =  ber- 
schen  (Sp.  1607)  Aa  (ohne  B.);  Bs;  B;  GlU.;  L;  GRh., 
Ta.,  W.;  S;  THPfyn;  Uw;  W;  Z.  Mit  unsicherer  Bed.. 
wohl  bloss  dem  Reim  zu  Liebe  in  dem  Spruch,  den 
man  zu  sagen  hat,  um  seine  Warzen  los  zu  werden: 
lch  und  mini  Warze"  gange"  jiz  i"  d's  Nächbare"  Hüs 
ga"  b.,  wobei  man  an  der  Glocke  des  Hauses  zieht 
und  darauf  ungesehen  sich  davon  macht  B  (Zyro). 
a)  unter  einer  Last,  bei  schwerer  Arbeit,  bei  hartem 
Stuhlgang  udgl.  D'  Hütte"  voll  Brot  mache"  d'  Becke"- 
chn'echte"  z'  b.  und  z'  schnüfe".  Breitenst.  ,Die  Heg- 
nauer  sperzten,  berzten  und  schnerzten,  schoben  und 
schnoben,  dampften  und  stampften  [als  sie  ihre  Kirche 
an  eine  andere  Stelle  rückten].'  Reithard.    In  formel- 


1639 


Barz,  berz,  birz.  borz.  burz 


1640 


hafter  Verbindung  mit  Synn.  ,Er  rühmte  die  Knechte 
und  trieb  sie  damit  zu  übermässigen  Anstrengungen 
und  lachte  den  Buckel  voll,  wenn  sie  so  recht  by- 
steten  und  berzeten.'  Gotth.  ,Es  war  recht  lustig  zu 
sehen,  wie  zuweilen  an  einem  recht  heissen  Nach- 
mittag das  eine  der  dicken,  alten  Weiber  hinaus  aufs 
Feld  gieng  an  irgend  eine  schwere  Arbeit  und  da 
bystete  und  berzete,  nur  um  der  Nachbürin  zu  zeigen, 
dass  es  die  rüstigere  sei  und  nit  so  nen  fuler  ELung.' 
ebd.  .Aber  er  bistete,  berzete,  gruchsete  unter  dem 
Gewichte  dieser  Säcke,  dass  er  manchmal  fast  zu  er- 
sticken fürchtete.'  ebd.  ,Sie  hatten  zehnmal  Zeit  [zur 
Arbeit],  aber  sie  berzeten  und  gruchseten  dabei,  als 
wären  ihnen  auf  einmal  zwei  Bauernhöfe  auf  den  Hals 
gefallen.'  ebd.  —  ß)  infolge  von  Atembeschwerden, 
z.B.  bei  Fettleibigkeit,  überfüllten!  Magen,  Brust- 
leiden.  Herz!  Wer  nit  g'schnüfe"  mag,  der  herz!  ruft, 
wer  beim  Kartenspiel  Herz  ausspielt  Bs.  's  het  en 
Esse'  g'ge",  bis  Alls  perzt  het  BsLie.  .Sonderlich  von 
einem  krächzenden  Redner'  Bs  (Spreng).  Mit  Acc.  des 
Ergebnisses:  Fäl's  du  's  g'schnuppc"  u"'  6.  mechtist,  es 
Med  uf  d's  Albristhore"  uehi"  z'  gä".  DGemp.  (BSi.).  — 
Y)  infolge  von  physischem  oder  moralischem  Sehmerz, 
Krankheit,  Unbehagen,  auch  aus  übler  Gewohnheit. 
Was  hesch  o  geng  z'  b.?  Eini  het  Das  z'  b.  g'ha", 
die  Anderi  Disers.  BWvss.  Si  het  allederhand  g'ha" 
z'  chlagen  und  z'  b.,  si  isch  e"  ZiprinU  g'sl"  in  alle' 
Teile'.  Breitenst.  ,üas  Alles  kniepet,  dreyt,  sperzt, 
klönt,  brummt,  berzet,  räsoniert  und  schlägt  oft  wun- 
derlich durch  einander.'  Gotth.  (von  einer  Gemeinde). 
,In  zweien  Betten  [im  Spital]  berzete  und  stöhnte  es.' 
ebd.  ,Der  [kränkliche]  Mann  mochte  husten  und  b. 
[Var.  gruebsen],  so  nötlich  er  wollte,  sie  zeigte  ihm 
kein  Mitleiden.'  ebd.  Von  Tieren.  ,Ein  kleines  Kuhli 
begann  von  der  hintern  Wand  her,  wo  es  fast  erdrückt 
wurde,  zu  b.  und  zu  keuchen.'  Gotth.  We"  d'  witt, 
su  gruchs  e"  chlei",  nimm  der  Gring  i'  d'  Häng  u"' 
bärz  wie  es  Boss,  ive™  's  Büchice  het.  ebd.  [Die  Kuh, 
die  die  , Völle'  hat]  llt  am  Bode",  het  g'muchset  und 
'berzt  und  isch  üftribe'  g'si"  ivie-n-e"  giftigi  Chrott 
BsLie.  ,Hie  und  da  drehte  sich  die  eine  oder  andere 
[der  ruhenden  Kühe]  stöhnend  und  bärzend  auf  die 
andere  Seite.'  Anderegg  1891.  ,Er  hat  mich  aber  gar 
zerstört,  all  tänn  im  lib  sind  mir  umbkert  und  truckt 
mich  übel  übers  herz,  dass  ich  die  ganz  nacht  lig 
und  herz.'  HsRMan.  1548.  .[Der  zum  Tode  Getroffene] 
hat  gschnufet,  berzet  wie  ein  Schwein,  welches  dem 
Tod  gar  nah  tut  sein.'  GGotth.  1619.  , Absonderlich 
wird  der  Abram  barmherzig  b.'  1743,  L  Spiel.  — 
c)  sich  unwohl  fühlen,  kränkeln,  und  Dies  durch  Ge- 
bärden oder  Laute  zum  Ausdruck  bringen  Aa  oF., 
Knlmert.;  F;  L;  UwE.  Syn.  müderen  (Sp.  88).  Was 
liest  z'  b.?  Er  hed  scho'  lang  ume"  'berzet  UwE.  De'' 
berzet  Öppis,  ist  oft  leidend  L  (Brandst.).  Der  Getti 
ist  nit  bettligerger,  aber  perzet  het-er  schon  meder  sechs 
Woche"  F.  Eisder  b.  stirbt  nid,  eisder  chrache'  löt 
nid  L  (Sprw.);  vgl.  gäng  (Bd  II  356).  —  5.  die  Glieder 
strecken  (und  dabei  einen  Laut  der  Langeweile  und 
des  Behagens  zugleich  von  sich  geben),  z.  B.  am  Mor- 
gen nach  dem  Erwachen  AALeer. ;  B.  -  (i.  =  berzelen  1 
'/At.  (selten).  —  Abi.  Gc-berz  (l'-J  n. 

Zu  harzen  im  Ablautsverhaltniss.  Vgl.  auch  Schm.-Fr. 
I  284,  ferner  borzen.  In  AaSchinzn.  gilt  für  Bed.  2  b  b£sm", 
ebenso  in  AaBrugg  für  Hed.  :1  (gegenüber  b»erze*  für  Bed.  4), 
was  auf  alten  Uml.   weist;    möglicherweise   handelt   es  sich 


hier  um  eine  Entstellung  aus  dem  syn.  »/»,;,",•  vgl.  ebd. 
Balier  für  Spalier. 

ufe"-berze°:  sich  mit  Mühe  in  die  Höhe  ar- 
beiten. D'  Marter  lüpft  mit  dem  rechten  Arm  ires 
China,  das  uffa*  bärzet  an  der  Fraue'  Chleid.  Henne 
1824  (G).  —  a"-.  Der  Bottlne"  a.,  mit  Anstrengung 
anziehen  BsStdt.  —  er-:  Etwas  mit  Ach  und  Krach 
herausbringen,  erzwingen  Bs  (Spreng).  —  üs-:  sich 
behaglich  streckend  ausruhen.  ,Sich  plagen  und  wie- 
der sich  ausbärzen.'  Dennler  1817,  '275.  —  use°-: 
sich  herausarbeiten,  -drängen  G.  (Laute)  heraus- 
drücken BsStdt. 

Berzer  ra.  In  dem  Sprw.:  Jungi  Berzer  gend  alli 
Gruchser,  wer  jung  stets  kränkelt,  wird  es  auch  im 
Alter  tun  (kann  aber  dabei  sehr  alt  werden)  L. 

ge- berzet.  In  der  Verbindung:  perzet  voll  - 
parzet  voll  ÄAWohlen. 

bgrzge"  (p-  BBr.):  1.  =  herzen  4  a  BO.  —  2.  ge- 
ringfügiger Ursachen,  Schmerzen  wegen  gleich  jam- 
mern und  stöhnen  GiiNäf. 

Berzi  I  (in  Gi-Näf.  auch  Berzgi)  m. :  =  Berschi  Aa  ; 
Bs;  Gl;  L;  Uw.  Mensch,  der  immer  kränkelt  und 
Dies  durch  sein  Benehmen,  durch  Stöhnen  und  Klagen 
(oft  in  übertriebener  Weise)  zu  erkennen  gibt  Aa;  L; 
Uw.  En  neige''  B.  E"  junge'  B.,  en  alte  Gruchsi 
(oder  mit  Vertauschung  der  beiden  Synn.)  L;  s.  Berzer. 

Berzi  II  f.  D'  B.  ha',  scherzh.  von  Leuten,  die 
die  Kränkelnden  spielen  L.  Wo  fält  's  im  Brüeder? 
Der  hed  d'  B.   -   Zur  Bildung  vgl.  YMi,  Füll,  (Bd  I  785). 

Berzi  III  n.:  mutwillig  lärmendes,  ungebärdig 
schreiendes  Kind  GlH.  Tue"  wie-n-es  B.  —  Seltnere 
Nbf.   von  JJörzi  (s.  d.). 

ge-biirzig  p-:  übler  Laune,  verdriesslich,  mür- 
risch, bes.  von  Kranken  ZGlattf. 

berzle0:  (Speise)  langsam,  widerwillig  kauen  oder 
mit  der  Zunge  zurückstossen,  bes.  von  Kindern;  auch 
von  Tieren,  z.  B.  Ziegen  GRh. 

He iva  f.:  eine  Massbezeichnung.  .Debet  ei  dari  in 
vigilia  Nat.  una  b.  seracii  [Zieger].'  1330,  Gfd  19,  Llt. 

(ge-)birzig:  =  ge-berzig  ZGlattf.,  von  kleinen  Kin- 
dern   ZBül.,  W.,  Woll.     G'schalkig  und  b.   KiiMeveu. 

Borz  m.:  1.  abstr.,  Fall  Ap.  Es  hed-em  de'  B. 
g'ge",  das  Schicksal  hat  ihn  überschlagen,  ebd.  — 
2.  concr.  a)  vorstehendes  Ende  L  (Ineichen).  — 
b)  =  Borz-Huen  (Bd  II  1376)  AABb.  —  c)  unruhiger 
Mensch,  ebd.;   Syn.  Feg-Nest.     De  bist  en  rechte''  B. 

i'hnoll-:  kleiner,  dicker  Mensch  B;  „L."  — 
„  ver-chnollborze":  eine  Strickerei  nicht  zügig 
[elastisch]   machen    B.     Bes.  im  Ptc.  verchnöllborzet." 

-  chnollborzig:  1.  „verhüttet,  verhockt  [zwerg- 
haft, verkrüppelt],  von  Pflanzen  und  lebenden  Ge- 
schöpfen B;  L."  —  2.  „nicht  zügig,  unegal",  ver- 
worren, von  einer  Strickarbeit  B;  „L."  —  3.  „dick, 
plump,  von  Broderie,  Gepäck  B;  L." 

Borze",  P-  f.:  unruhiges  Kind  B.  Cha">St-di'h 
nid  bal'  e"  chli"  still  ha"?  Bist  e"  rechti  1'.!  sagt 
eine  Mutter. 

borze"  (-o1-  AaBIj.,  Bosw.,Brugg,  sonst -ö-, -öt-J,  in 
AaZ.;  Bstw.;  Btw.;  SchwE.;  SB.  porze":  1.  d.)  =  bSr- 
zen  1;  „heraus-,  hervorragen,  herausstehen,  allg." 
.Eminulus,  etwas  höher,  füraas  borzende.'  Fris.;  Mai,. 

-  b)  spec,  von  dem  in  die  Boss  [Röste]  gelegten  Hanf, 


1011 


Barz.  berz,  birz.  borz.  burz 


1642 


aufschwellen  (wobei  er  die  Stangen,  die  ihn  nieder- 
halten sollen,  hebt  und  sprengt  oder  sich  zwischen 
denselben  empor  drängt)  ZFlaach.  Wenn  der  Hanf 
schon  am  ersten  Tage,  nachdem  er  eingelegt  worden 
ist,  borzet,  soll  es  ein  gutes  Weinjahr  geben.  —  2.  den 
Hintern  vorstrecken  Schw;  UivE.,  mit  vorgestrecktem 
Hintern  und  gekrümmtem  Rücken  da  stehen  ScBwMno. 
(selten  und  roh),  den  Hintern  und  die  Kniee  hervor- 
drangen Nun-,  =  Eim  Bock  stän  (Sp.  1125).  um  ihm 
als  Stützpunkt  zu  dienen  SB.  Ungewöhnliche,  oft 
unanständige  Stellungen  einnehmen  BumAarb. ;  .in- 
decenter  corpus  gerere.-  Id.  B.  —  3.  a)  (mit  vorge- 
strecktem Hintern  und  gekrümmtem  Kücken)  mühsam 
sich  bewegen,  einhergehen  B;  Schw;  Uw.  [Die  Lahme] 
hötscht  am  alte"  Grgnauschloss  verbl;  si  schnögget, 
borzet  mängi,  mängi  Stund;  si  süfzget,  muess  oer- 
schnüfe".  Schwzd.  (ScHwMa.).  —  b)  bes.  von  kleinen 
Kindern,  (mühsam)  auf  allen  Vieren  herumkriechen, 
berumklettern.  auf  den  Knieen  oder  auf  dem  Hintern 
herum  rutschen  AaFii.;  Bs;  B  oAa.,  M.,  0.;  Sch;  SG. ; 
Th;  Uw;  ZBafz.Sth.  Syn.  mächen  1  (Sp.  62).  schnüggen. 
Er  göt,  und  nenn  er  müesst  b.  ZEafz.  Meist  in  der 
Verbindung  ume"-b.,  dann  auch  ufe"-,  abe'-b.  's  Chindli 
ist  uf  dem  Boden  ume",  uf  de"  Stuel  ufe"  'borzet.  Her: 
doch  nid  eso  des  ume".'  BBe.  Über  enand  ie"  b.,  über 
einander  klettern  und  purzeln  Th.  —  c)  (gew.  ume"-, 
umenand-b.)  auf  dem  Boden,  Grase,  im  Heu,  Bette 
herum  purzeln,  kollern,  sich  unruhig  hin  und  her 
bewegen  (bes.  mit  den  Beinen),  strampeln,  zumeist  von 
Kindern,  seltener  von  Erwachsenen,  die  sich  träge 
oder  auch  im  Fieber,  vor  innerer  Aufregung  auf  dem 
Lager  herumwerfen  AAFri.,  Ruiniert.;  Bs;  B;  „VO; 
Sch;"  SchwE.;  Th;  UwE.;  ZA.,  Stdt,  \VL,  um  Wthur. 
Nicht  ruhig  sitzen  oder  liegen  können  AABb.,  Fri.; 
GRh.  Träge,  ungeschlacht  herum  liegen  oder  lehnen 
Ap;  GO. ;  Th.  Er  borzet  im  Gras,  Bett  ume",  wälzt 
sich  im  Grase,  Bette  herum,  „sperrt  Hände  und  Füsse." 
Was  hesch  o  geng  z'  b.,  du  etciger  Eegnest?  häb-dicb 
doch  einisch  still!  B.  Es  muess  wirblig  e"  Blög  si", 
Zwillingli;  denn  wenn  ei's  drunggen  hed  und  wider 
am  I'schlöffen  isch,  so  föht  's  ander  a"  z'  p.  Schwzd. 
(Bs).  —  d)  überstürzen  Ap.  Purzeln:  ,Wer  Andern 
Gruben  grabt,  borzt  endlich  selbst  darein.'  Lied  1712. 
—  4.  =  herzen  2.  a)  tr.  (ine"-,  i"e"-J  b.,  gewaltsam  hinein- 
drängen, -drücken,  -pferchen,  z.  B.  einen  Eork  in  die 
Flasche,  Waren  in  einen  Behälter  AABb.,  Brugg,  F., 
Fri..  Z.;  Bs;  BBe.  Witt  iez  Da-  >w<h  ie"  b.?  's  ist 
jo  Vpareet  roll  AaBosw.  Isch  's  kei"s  Wunder,  dass's 
nit  bim  Ine'borze"  [einer  Schüssel  in  den  schon  ge- 
füllten Korb]  Sprung  und  Scherbe"  giht?  ThMet.- 
Merian.  —  b)  intr.,  gewaltsam,  mühsam  eindringen, 
sich  durchzwängen,  z.  B.  in  oder  durch  ein  Gedränge, 
„mit  dem  Xbbegriff,  dass  der  Hintere  stark  heraus 
stehe"  AAAar.,  Brugg,  Leer.,  Z.;  Bs;  „B;  VO;"  L; 
SchwE.;  S;  Uw.  Spec.  von  den  Hühnern:  sich  in  den 
Boden  einwühlen,  darein  Löcher  machen  AaFiü.  ;  Syn. 
nüelen,  nesten.  Vom  Wühlen  des  Maulwurfes  in  der 
RA.:  mit  de"  Schermüse"  b.  müese",  sterben  müssen 
AAZein.;  s.  Sp.  479.  Meist  in  Verbindung  mit  Rich- 
tungsadv. Cine"-,  use"-,  füre"-,  dur''e"-b.).  Durch  d'  Lüt 
durche"-h.  ,Bin  hinter  den  Tisch  hinteren  geborzt  und 
habe  mein  Glas  bestellt'  S.  Wo  si  i"  tlse"  Bank  [in 
den  Kirchenstuhl]  'borzet  isch  für  d's  Tüfels  G'walt 
Wd  z'  vorderist  abg'hoeket  und  ires  G'schirr  [Gesäss] 
iche"  'drückt  heb.   Gottii.      Wie  der  erst  Bis  chunnt 


und  nill  zum  I'fcister  i"  //.  [sich  durchs  Fenster  zwän- 
gen]. BWvss.  [Sie]  sig  eso  im  Ifer  g'si",  dass  si  als 
mit  dem  offene"  Bärebli  an  der  Dire"  'borzt  heb,  bis 
Eini  zue-n-ere"  sait:  He,  mache" -Si  doch  z'erst  Inen 
Ire"  Bärebli  ssue.  EHetzel.  Refl.:  Was  mittsch-di'1' 
du  durche"  h.?  Zuruf  an  Einen,  der  sich  durch  einen 
Ring  von  Zuschauern  durchdrängen  will  B  (Zyro). 
Übertr. :  I)'  Stadtsach  isch  halt  bös  cerknorzt,  Fretndi 
sind  dn"  ine"  borzt  [haben  sich  eingedrängt].  Hindern. 
Es  isch  im  dach  entlige"  g'röte",  me'z'b.  [durch  allerlei 
Umtriebe  gelungen,  in  die  Gesellschaft  aufgenommen 
zu  werden],  geh  teie-men-im  het  z'  merke"  g'ge",  er 
sig  u"wert  B.  S.  auch  chnorzen  (Bd  III  760).  Sich 
drängen,  stossen,  von  einer  dichten  Menschenmenge 
L;  S;  spec.  =  Chäs  drucken  (Bd  III  502)  L;  GT.  Un- 
pers. :  Wie  het  Das  'gradlet  [gewimmelt]  und  'borzet 
i"  der  Gaststube" !  Joach.  —  5.  a)  =  herzen  4  a,  doch 
in  beschränkterm  Umfange  mit  der  Vorstellung  be- 
gleitender Laute  (Keuchen,  Stöhnen  usw.):  aus  Leibes- 
kräften (mit  Händen  und  Füssen  und  dem  Hintern) 
sich  stemmen,  sich  abmühen,  z.  B.  an  einer  Last,  bei 
hartem  Stuhlgang,  in  ökonomischer  Bedrängniss,  auch 
von  geistiger  Arbeit,  oft  mit  dem  Nebenbegrilf  der 
Langsamkeit,  Ungeschicklichkeit,  unzulänglicher  Kraft, 
mangelnden  Erfolges  AABb.,  Kulmert.,  Leer.;  Bs;  B 
(allg.);  FMu.;  SchwE.,  Ma.;  U.  Gang  doch  e'icegg, 
das  ist  numme"  'borzet,  vergebliches  Bemühen  BSi. 
Du  cha""sch  lang  b.,  du  bringst  die  Bechni'g  doch  nid 
use"  B.  Doch  ie  me  mer  müesse"  b.,  freut  's-is  de"", 
we"  's  g'räten  isch.  GStdcki.  An  Eim,  an  Oppis  ume" 
b.  Z'  b.  ha"  an  Oppis,  an  Eim  (z.  B.  um  ihn  zu  über- 
reden) B.  ,Er  habe  genug  zu  b.  und  wisse  nicht, 
wo  wehren.'  JGProcst  18S9.  Die,  wo  o  g'nueg  z'  b. 
hei",  die  ge"  [als  Beitrag]  es  Füfzgi  [50  Rappen],  die 
Andere"  es  Eränkli.  Bari  1880.  Verbunden  mit  Synn.: 
b.  und  chnorze*  Bs,  b.  und  chrafte"  (müesse")  BSi. 
Tr.:  E"  Schlei  fete"  Holz  ufe"  b.  BBe.  —  b)  =  herzen  4  b, 
bei  schwerer  Arbeit  keuchen,  ächzen  BG.  B.  und 
biste".  —  6.  Getreide  (Hafer,  Dinkel),  während  es 
noch  in  Garben  gebunden  ist,  vorläufig  dreschen 
(wobei  die  äussern  Ähren  abgeschlagen  werden  oder 
die  besten  Körner  herausfallen);  die  Garben  werden 
zu  dem  Behufe  entw.  einzeln  von  einem  darauf  Rnien- 
den  am  Bande  gehalten  oder  in  dicht  geschlossener 
Reihe  auf  die  Tenne  gelegt  ZO.  Syn.  bössen,  bözen, 
pfleglen.    Me"  muess  de"  Haber  z'erst  b. 

Im  Abi.  zu  harzen,  herzen.  Vgl.  auch  Schul. -Fr.  I  2S5. 
Zu  6.  Das  W.  geht  viel],  urspr.  auf  die  nach  dem  Ab- 
schlagen der  Ähreu  starr  emporstelienden  Halme;  vgl.  Borzen, 
Reiser,   Gesträuch.   Gr.   Wß.   II  2+7. 

ab-.  D'  Art  von'n  Garben  a.,  abdreschen  ZO.  — 
er-:  (mit  Mühe  und  Not)  erzwingen,  durchsetzen  B. 
Hesch  's  doch  no'h  chönne"  e.,  dass  si  dich  uf  d's  Beisli 
mitneme"?  Jetz  het-er 's  doch  z'letst  erhorzet,  dass  er 
das  Hüsli  het  chönne"  chaufe".  ,So  ward  endlieh  dem 
armen  Gritli  seine  erborzete  Badekur.'  Gotth.  — 
use"-.  ,Extuberare,  ein  bülen  gewünnen,  aufschwäl- 
len.  aushiuborzen,  sich  häraus  bücken.'  Fris.  Von 
dicken  Flüssigkeiten,  die  aus  einer  engen  Öffnung 
heraustreten:  Es  borzet  Eiter  us  dem  Chnüppel  use" 
SchwMuo.  Von  Menschen:  sich  .borzend'  (aus  einer 
Enge)  heraus-,  hinausarbeiten.  Auch  tr. :  Etw.  heraus 
zwängen,  z.  B.  aus  einer  überfüllten  Tasche  BBe.  — 
ver-:  durch  Borzen  (i.  S.  v.  3c)  in  Unordnung  bringen 
Bs;  B;  Tu;  ZA.,  Stdt,  Wl„  um  Wthur.  's  Gras,  's  Heu  v. 


1643 


Barz,  berz.  birz.  borz.  bnrz 


1Ö44 


Kindern  macht  es  ein  Vergnügen,  die  zum  Sonnen 
ausgebreiteten  Bettstücke  zu  v.  Auch:  einen  Wund- 
verband  durch  unruhiges  Liegen  verrücken  B.  — 
dürc''hin-:  tr.,  Etwas  erzwingen,  durchsetzen  B. 

ßorzer  in.:  1.  Nom.  ag.  zu  borgen  (i.  S.  v.  3  b 
und  c)  Scii;  Tu.  —  2.  =  Bors- Huen  (Bd  II  1376)  Aa 
Leugg.;  ZO.  (l)im.). 

ge-borzet.  In  der  Verbindung porzet  voll  (s.  Bd  I 
782);  auch  AABrugg,  Wohl.;  ÜRoHe.  (bözet  v.);  Th;  U. 

Borzete"  f.:  1.  Nom.  act.  zu  borgen.  Si.ec.  a)  Ge- 
dränge Ap;  Bs;  B;  „L;"  ZSth.  Da'  ist  e*  schülechi 
B.  g'si"!  —  b)  Gepurzel  GEorsch.  —  2.  durch  Borgen 
(i.  S.  v.  3  c)  angerichtete  Unordnung  ZDättl.  Syn. 
Troleten,  Walleten.  Das  ist  c*  B.  i"  dem  Grus!  — 
3.  a)  Gruppe,  Knäuel  von  Kindern,  die  auf  dein  Boden 
herum  kriechen  „B;  Sch;"  ZDättl.  —  b)  ,conferta 
moles.'  Id.  B. 

borzetig  borzedig,  p-:  1.  „hervorragend."  t- 
2.  wie  ge-borzet  in  der  Verbindung  b.  voll  Bs. 

borzge":  1.  =  borzen  4  li  SchwE.  Wo-n-er  aber 
zuem  Pfeisterli  ine"  wott,  ist-er  trutz  allem  Drücke* 
bloss  halbwegs  ine"  cho*  und  heil  borzget  und  ifrangget 
und  g'janxet.  MLienert.  —  2.  =  borzen  5  a.  ebd.  Er 
hed  um  Schütte'  'borzget  für  ne"  Uff  .:'  ha*.  MLienert. 

Borzi  I  m.:-Borzerl  AaFim.;  BO.  Wer  im  Ge- 
dränge Andere  stösst  SenwK. 

Borzi  II  n.:  etwas  Hervorstehendes,  a)  Hinterer 
Schw;  Nuw;  „Zg."  A:  Hed  si  au'*  e"  Reifroclc?  B:  Ic" 
ha*  si  auch  nie  um  's  B.  ume*  g'schaued  Scbw.  Bes. 
in  der  RA.  (es)  B.  mache",  beim  Bücken  Schw;  Zg. 
—  b)  Eiterbeule  ScbwMuo. 

borzig:  1.  „=borzctigl."  —  2.  steif,  was  sich  nicht 
leicht  biegt  oder  nachgibt  Bs.  Syn.  starzig.  --  3.  b. 
voll  =  ge-borzet  roll  AaL. 

b  ö r  z e  1  e "  (auch  p-) :  =  tue"  icie-n-es  Borzi  (s.  d.)  Gl. 

börze"  (börze*  Gr,  berze"  Nnw):  1.  intr.  oder  refl.. 
den  Leib  oder  einen  Teil  desselben  vorstrecken,  sich 
breit  machen  GrJcii.,  Igis,  Klost.,  Valz.  Wenn  Ei"s 
ime"  Chilche'stuel  sich  so  breit  macht,  dass  Anderi  nid 
Platz  hend  nebe*t-em,  so  seid-me",  er  hei  so  'boret  Gr 
Igis.  Er  hed  schielt  geborzt,  den  Bauch  oder  die  Brust 
hervorgestreckt  GßKlost.  —  2.  a)  mit  den  Beinen. 
Knieen  stossen  Ndw.  Syn.  starren.  Mit  de"  Chneiu-e" 
b.  (im  Bette).  —  b)  =  borzen  4  b.  ebd.  Er  berzed  fire*, 
drängt  sich  durch  die  Volksmenge.  D'  Baitcele"  berzed 
iti.se",  durch  ein  Loch  im  Sacke.  —  c)  =  borzen  5  a.  ebd. 
Er  wird  no°"  recht  b.,  bis  er  das  Holz  g'werched  hed. 

üf-:  refl.,  wulstig  empor  stehen.  ,Es  haben  auch 
die  waren  äffen  um  die  schiäff  etwas  mauwechtigen 
dicken  fleischs,  das  sich  uf  bürzt,  aber  bei  der  schädel- 
naat  nidersitzt.'  Tierb.  1563;  bei  KdGesn.  1551  ,plu- 
rimum  attollitur.'  —  an-:  refl.,  sich  den  Bauch  tüchtig 
füllen,  von  Menschen  und  Tieren  GnhPr.;  Syn.  sich 
an-büchen,  -butzen.  —  üs-:  (den  Bauch)  vorstrecken 
QfiJen.,  Valz.  —  ver-:  =  ver-borzen  Ndw.  D's  Li"- 
lache*  ganz   r. 

Börzi  n.:  1.  =  Borzi  II.  a)  kleine,  beerenartige 
Erhöhung.  Knötchen  auf  der  Haut,  an  Geschirr  Ndw; 
=  Borzi  II  b  ScbwMuo.  —  b)  Steiss  des  Geflügels, 
Bürzel  L;  Nnw.  Hinterer  des  Menschen,  in  der  Ver- 
bindung es  li.  mache*  UwE.;  s.  Borzi  II  a.  —  2.  (1t 
einer  Angabe  I'-i  Berzi  III  Gl.  Tue*  tvie-n-es  B. 
mir  ii'  Börzi),  -ich  ungebärdig  benehmen,  lärmen, 
schreien.   —    Vgl.   /;».  ,. 


Porz  f.:  Anteil,  bestimmtes  oder  beschiedencs  Teil 
Bs  (Spreng).  .Ein  trunk,  zween,  drei  din  p.  sol  syn; 
wants  übertritst,  so  wirst  voll  wyn.'  Fris.  1562.  .Als 
der  knecht  dein  elephanten  alle  tag  von  seiner  p.  und 
mäss  hinderhielt.'  Tierb.  1563.  ,Pars,  ein  teil,  ein  p. 
Particula.  portiuneula,  ein  kleine  p.,  pörzly.  Attenua- 
tus  vietus.  ein  kleine,  beschnittne  p.  oder  schiächte 
narung.  Cibus  diurnus,  speiss  oder  p.  für  einen  tag.- 
Fris.;  Mal.  ,Obwol  er  nit  mer  trank  dann  sin  pörzlin, 
hat  er  die  läber  gar  verderbt.'  1574,  Mise.  Tig. 

Porziö'n  f.  (in  GrPi\;  Th  Porzii),  Dim.  Por- 
zion(d)l) :  wie  nhd.  Gern -mer  e*  P.  Chäs,  aber  eini 
für  en  Schiffme"!  d.  h.  eine  recht  grosse  Portion  ZZoll. 
Lieber  i*  's  Wirtshüs  go"  es  Porziöndli  ha*  (als  sich 
mit  dem  Familientisch  begnügen)  Z.  Der  hat  si*  Por- 
ziünli  [Tracht  Prügel]  eneütscht!  GSa.  Vom  Zins- 
betreffniss  in  einer  Einzinserei:  , Jedoch  so  jedem 
Schuldner  seine  P.  Zins  allein  wäre  abgenommen  und 
er  absonderlich  wäre  quittiert  worden.'  Z  Ratschreiber- 
ordn.  1761. —  Erbs-:  Erbanteil,  .unter  mütterlichen 
Mitteln  soll  anders  nichts  verstanden  werden  als  die 
E.,  die  der  Erblasser  selbst  von  der  Verlassenschaft 
seiner  Mutter  bezogen  hat.'  1772,  ZWtliur  Erbr.  — 
Bure11-:  tüchtige  Portiou  (Speise)  L. 

porziön(d)le":  1.  in  (kleine)  Portionen  teilen  B 
(auch  rer-p.);  GrPi-.  —  2.  im  Wirtshaus  ein  einzelnes 
Gericht  bestellen  L;  Z.  's  P.  chost't  Geld,  mit  Bez. 
auf  Jmd,  der  regelmässig  im  Wirtshaus  seine  Portiön- 
chen  verzehrt  Z. 

Pro-pörz  m.:  volksübliche  Bezeichnung  des  Sy- 
stems der  Proportionalwahl  (seit  Ende  XIX.).  Auch 
bloss  Porz:  Porz  und  Antiporz  war  das  Losungswort 
bei  einer  Abstimmung  über  die  Einführung  der  Ver- 
hältnisswahl G  (Curti  1896). 

Porzelan,  B-  Aa;  B;  Th;  Z,  Porselü(n),  B-  Z,  Bur- 
selän  ZZoll.:  wie  nhd.  (lez  ist)  alles  P.  zum  Tüfel, 
Alles  dahin  Th. 

porzeläni",  /;-  Th;  Z,  porseldni*  Z  (Usteri).  6i*r- 
seldni"  Zu.,  Zoll.,  büsseldni*  ZO.,  porzelänig  Z.  pnr- 
zelinig  AaF.,  buaelinig  BG. :  von  Porzellan. 

Iu  Z  trägt  die  erste  Silbe  den  Acc.  Zu  den  verschiedenen 
Formen  vgl.   Gr.   WB.   VII   2007. 

Borz(e)nauer  Th;  ZHettl.,  Bö'znauer  ThHw.:  eine 
(geringe)  weisse  Traubensorte;  1t  Th  Gem.  87  mit 
zwei  Unterarten.  .Alle  schlechten  Kebstocke  (z.B.  die 
Borznauer)  auszurotten  und  bessere  Sorten  zu  pflan- 
zen.' Z  Verordn.  1614.  S.  auch  Elbclen  (Bd  I  187), 
ferner  Önol.  1707,  38.    Vgl.  Burgauer  (Sp.  1579). 

Burz  m.:  =  Bors  1.    En  B.  (ZFlurl.),  es  Bürzel* 

(Aa   1t  Hürbin)    mache",    sich    überschlagen,    stürzen, 
z.B.  beim    Schlittenfahren.  —   Bänseli  Keimte  auch  zu 

Bürzel  gehören;   s.   d. 

burze"  (in  ZB.jp-):  l.(äbe*-b.J  herunterpurzeln  Z. 

-  2.  herumkollern,  -purzeln,  sich  herumtreiben,  von 
Kindern  AiFri.,  Zof.  —  3.  stopfen  ZB.  En  Sack  t)OÜ 
Laub  b.  Vgl.  borzen  4  a.  —  4.  =  borzen  <i  ZBauma, 
Wyla.     Garbe*  b.    -    Mhd.  burzen,  stürzen. 

ab-:  =  ab-borzen.  No'h  g' schwind  «.,  um  Körner  zur 
Aussaat  zu  gewinnen  ZWyla.  —  iB-purze":  verst. 
burzen  3  ZFehralt.,  0.  —  Ptc.  f-purzet  ZFehralt,, 
U.,  Vpurzet  lull  ZFehralt.,  Lunn.,  (*.:  strotzend,  ge- 
stopft voll,  's  IIüs  i.  roll  Lüt.  Stutz. 
Burzerli  n.:  =  Borzer  2  ZKn. 


Mi: 


Barz,  bevz,  birz,  borz,  bnrz 


1646 


ge-burzet:  =  ge-borzet.  De  Chorb  ist  purzet 
b'lade:  Scbwzd.  (Z).  Purzet  voll  ZRjkon.  D' Muelten 
ist  ja  purzet  volle''.  ESchönenrerger  (Z). 

Bürzel  111.:  1.  etwas  (rundlich)  Hervorragendes, 
a)  Steiss  des  Geflügels  Aa;  G;  SciiwE.  ,Uropyginm, 
der  b.  an  onerieren  und  anderem  gfügel,  daran  die 
schwanzfaderen  stond.'  Fris.;  Mal.  Auch  vom  Men- 
schen. , Went  du  den  rugrat  von  oben  herab  salbist 
bys  uff  den  burzel.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Dor  Steuss, 
B.,  uropygium,  podex.'  Eed.  1662.  —  b)  Höcker  auf 
der  Stirne  des  Viehs  IVPäg.  —  c)  wulstiger  Haar- 
knoten Bs.  Syn.  Bibel.  —  d)  kleine  Erderhöhung, 
Höcker,  auf  freiem  Felde  oTu,  Beil.,  Tag.;  ZBenken. 

—  2.  Börzel  a)  Blitzen  an  Äpfeln  und  Birnen  SchwE. 

—  b)  vulva  SchwE.  —  3.  =  Chnoll-Borz  G  1790;  Th 
Mölln.  Du  cldlne*  B.!  —  4.  geräucherte  Wurst  Z 
Wtliur.  Syn.  Büren-Schübling.  —  5.  Fall  kopfüber, 
Purzelbaum  Zg;  ZO.  E"  B.  mache*  Zg.  —  6.  Seuche. 
Sterben.  ,Es  erreget  sich  dise  sucht  also  streng,  das 
täglich  doran  Ö — 10  personell  vergiengen;  ja,  es  mehret 
sich  dieser  b.  von  tag  zuo  tag,  biss  die  sommerhitz 
am  grössten.'  Wurstisen  1580.  ,ln  der  strengsten  pe- 
stilenz  baten  den  cardinal  seine  guoten  freund,  er 
solte  sich  aus  dem  b.  machen  [die  Pest  fliehen].-  ebd. 

Zu  1  d  viel!,  der  Flurn.  Bürzelmatt  AaRufenach.  Zu  C 
vgl.   (ir.  WB.   II  553/4. 

,Arss-:  dorsi  crepido.'  Fris.;  Mal.  —  Bode"-: 
kleines  Kind,  das  kaum  gehen  und  stehen  kann  Scu. 
Vgl.  B.-Hock  (Bd  II  1122). 

ent-bürze":  1.  intr.,  Erhöhungen  bilden,  höckerig 
sein,  vom  Erdreich  GnGrüsch.  In-ere"  Wis,  tea  d's 
Erdrich  va*  de"  Müsch  üfg'worfe"  ist,  is  [ist  es]  ent- 
bürzt. —  2.  tr.  bzw.  refl.,  von  sieh  verschlimmernden 
(aufschwellenden,  aufbrechenden)  Wunden,  Geschwü- 
ren GRKlost.  Syn.  ver-güeten  (Bd  II  550),  er-bel!en 
(Sp.  1154).  Mit  Hampfsehlcize"  chönntist  die  bösch 
Hand  e.  Ich  han-mich  entbürzt.  Der  Eis'  hed-schich 
entbürzt.  —  3.  tr.,  erzürnen;  refl.,  zornig  werden  Gr 
Klost.  Er  hed-schich  entbürzt,  wie-scW  me*  g'seid 
heind,  dass  en  Andere''  ze  schwer  Trine"  z'  Hengert 
gangi.  Meist  als  Ptc,  empört,  aufgebracht;  gereizt, 
empfindlich  GrPt.  Entbürzt  sin  über  Ettes.  Wegen 
dem  einzigen  Wörtschi  ist-er  schön  entbürzt. 

Bürzi  n.:  1.  wesentl.  =  Börzi  1,  Bürzel  1.  a)  klei- 
ner Auswuchs  auf  der  Haut  von  Menschen  und  Tieren, 
an  Bäumen  BHa.;  L;  UwE.;  am  Brotlaib  (Syn.  Anggeli 
Bd  I  340)  B.  Übh.  etwas  Kleines  UwE.  —  b)  Haar- 
knoten B.  Die  Bürzi  binden  im  Acke"  BBe.  —  c)  Steiss 
des  Huhns  und  andern  Geflügels  Bs;  BE.,  M.,  0.;  ZO. 
,Die  Köchin  versorgte  [verspeiste]  den  Rest  [der  Gans] 

tund  mit  besonderem  Wohlgefallen  das  B.'  Gotth.  — 
d)  (vorstehender,  aufgebauschter)  Hinterer  von  Men- 
schen, bes.  Frauenspersonen  B;  Schw;  Uw.  's  B. 
mache"  UwE.,  ,das  B.  usenstrecken'  Bs  (Spreng),  den 
Hintern  vorstrecken,  z.  B.  beim  Bücken,  Gehen,  ,'s  B. 
gschwungen    war    mein    Lohn.'     JMahlkr    1020.    — 

12.  Butzen  an  Äpfeln  und  Birnen  BHa.;  SBib.  — 
3.  a)  das  Loch  im  After  SBib.  —  b)  Scheide  von 
Tieren  SBib.,  bes.  die  stark  gerötete  Scheide  des  läu- 
figen Schweines  Schw;  Ndw.  —  c)  genitalia  mul.  Nnw. 
Das  ist  Eini  mit-eme*  firige*  B.,   eine  geile  Dirne. 

—  4.  Schelte  auf  Mädchen  (auch  Frauen),  vorlautes, 
eingebildetes,  einfältiges  Ding  Bs;  B.  Es  rornems  B. 
Wege"   so    emene*    üfg'strässte"    [aufgedonnerten]   B. 


MWalhen  1*84.  .Lisi  war  keines  unserer  radikalen 
Bürzenen.'  Gotth.  In  Zss.  mit  Berufsbezeichnungen 
selten  auch  von  Männern  ß.  Begeret-der  de",  dass 
t'''-mich  hintersinneti,  trenn  so-ttes  Dokterbürzi  nüt  ttf- 
mer  het?  Gotth. 

Fade"-:  abgerissenes  Fadenendchen  BSi.  Was 
han-ich  umhi*  hie  am  Svhürzi?  Acht  's  mannte"  nüt, 
es  ist  es  F.  DGempelkr.  --  Kegente"-:  =  3Ieister- 
Chatz  (Bd  111  593),  zumeist  von  Mädchen,  lt  Zyro 
auch  von  Knaben  B.  Das  alt  R.  i"  der  Chuchi  ttsse". 
M  Wilden. 

bürzle"  (purzle"  Btw.;  GRtw. ;  GFlums,  pürsle* 
GnNuf.),  Dim.  bürzele"  BKirchb.;  LSemp.;  Z,  in  Bs; 
S;  Th;  ZO.  auch  burzle":  einen  Purzelbauni  schla- 
gen, a)  absichtlich,  als  Knabenvergnügen  Ar;  B;  Gr; 
LSemp.;  UwE.  Chiimm,  mer  icei"  ei"s  b.!  Weleher 
cha""'s  liest?  Lag' schaue"!  B.  Dafür:  übertsich,  (zum) 
Ghopf  üs  b.  Bs.  ,Die  Jüngsten  übten  sich  [zur  Herbst- 
zeit] auf  den  gebräunten  Matten  im  Zumkopfausbür- 
zeln.'  Bs  Nachr.  Wenn  d'  Bajassli  im  Blettli  hemme" 
[als  Ankündigung  von  Maskenbällen],  so  fruit  's-mieh 
jedesmal;  's  Herz  göt-mer  üf  und  ich  mecht  am  liebste" 
lopfüsbirzlc".  Bs Nat.-Zeitung.  Vgl.:  Fast  zum  Chopf 
üs  h.,  heftig  zu  Boden  stürzen  Bs.  B.  als  bezahltes 
Kunststück  von  Gauklern;  s.  Arentürer  1  (Bd  I  104). 
.Man  sagt  gmeinlich :  mit  b.  gwunnen,  mit  b.  verton 
[wie  gewonnen,  so  zerronnen].'  LLav.  1582;  ähnlich 
Lindinner  1733.  .[Mein  Weib]  gseet  wie  Butter  an 
der  Sonnen,  als  häts  der  Ryt  mit  B.  gwunnen.'  JMaiil. 
1074.  's  g'seht-ech  üs,  a's  wenn 's  der  Düfcl  mit  B. 
g'wutme'hätt,  es  herrscht  eine  gräuliche  Unordnung  L. 
.Der  Hof  werde  kurzum  müssen  verkauft  werden;  dort 
gehe  es  auch,  als  ob  es  der  Teufel  mit  Purzeln  gewon- 
nen hätte.'  Gotth.  Entstellt:  Lache",  wie  wenn 's  der 
Börzli  g'gttnne"  hätt,  ein  Spitzbube  sein  Aa  (Iiochh.). 
-  -  b)  (kopfüber)  fallen,  purzeln,  mit  scherzh.  Nbsinn 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  GFlums,  T.;  Scu;  Scnw;  Tu; 
Uw;  Zg;  Z.  Syn.  gürpslen  (Bd  II  429),  bocken,  böcklen 
(Sp.  1134.  1138);  vgl.  auch  (über-)chegleu  (Bd  III  182). 
Bist  'bürzlet  bim  Schüfe*.  MUsteri.  Es  gV'd  e"  Bück, 
jetzt  birzled-er  und  lid  im  Grabe"  un''e"  Ndw.  Meist 
in  Verbindung  mit  Richtungsadv. :  «6c*-,  ttse"-,  ine*-b. 
Us  dem  Bett  ttse",  uf  de"  Boden  use",  in  Graben  übe" 
(ine*),  d'  Stegen  ab  b.  Auch  bildl.  Wart  Der  numme", 
Dem  wei*-mer  's  scho*  reise;  dass  er  bürzlet  B.  Me" 
sott  ned  grad  so  im  Schnapp  in'n  Ehestand  ine"  börzle*. 
Ap  Kai.  1860  (Th).  S.  auch  Chanzlen  (Bd  III  378). 
,Er  sach  wol,  dass  si  über  das  schif  us  bürzlet,  ob 
aber  N.  N.  iro  das  ted,  das  weis  er  nit.'  1413,  Z  Ratsb. 
,Paruf  bürzloten  si  die  stägen  ab.'  1474,  ebd.  ,Als 
ein  grosser  markt  zu  Cläven  was,  sind  die  Walchen 
[um  der  Pest  zu  entfliehen]  über  einander  gebürzlet; 
hat  ein  jeder  der  erst  wollen  darvon.'  1503,  Gr  Brief. 
,In  pulvere  volutari,  sich  im  staub  umhin  walen  und 
welzen  oder  sudlen,  b.  Devolvi  ex  sublimi,  hoch  ab- 
bin fallen  oder  b.  Deruere,  abhinfallen,  -bürzlen. 
Foras  proruunt  se,  bürzlend  oder  fallend  zur  tür 
hinaus.  Super  alium  alius  corruerunt,  sy  sind  über 
einanderen  gebürzlet.  Irruptionem  facere,  übereinhin 
b.  Pracipitare  istuc  est,  das  du  redest,  ist  überhin 
bürzlet,'  Fris.;  Mal.  ,Gross  hufen  bliben  ligen  tot, 
sind  uf  einandren  bürzlet.'  1569,  Schlachtlied.  ,Gang 
du  nicht  zu  nahe,  oder  wir  schiessen  euch,  dass  ihr 
bürzlen.'  JGross  1624.  Man  wünschte,  der  Schuss 
hätte   den  Schultheissen   getroffen,    , damit   er   ab  der 


lillT 


Bars — bnrz.    Bas— bus 


164* 


Meren  aber  ghit  were;  es  werde  aber  noch  der  Eine 
oder  Andere  über  die  Meren  aben  b.'  1653,  L  (Geschfo. 
Ges.).  ,Volvi,  bürzlen.'  Denzl.  1677;  1716.  -  Die  For- 
men mit  u  und  ü  werden  im  ZO.  durch  einander  gebraucht. 
übei'-bürzle"  (untrennbar):  einen  Purzelbaum 
schlagen  B;  ZO.,  S.  Kopfüber  um  ein  gespanntes 
Seil  sich  schwingen,  an  dem  man  sich  mit  den  Ell- 
bogen einhängt,  ein  Kraftspiel  der  Älpler  SchwMuo. 
Sich  überschlagen,  kopfüber  stürzen  AaP.,  Ke.j  B; 
Gl;  G;  ScnSchl.;  ScuwMuo.;  Th;  Z.  Syn.  iiber-böckkn. 
Bildl..  überkippen :  D'  Wuchert  ist  überbürdet,  sagt 
man  am  Mittwoch  Z.  ,[N.  schoss  Einen]  ab  dem 
münstertnrm,  dass  er  überbürzlet.'  Vau.  .[Der  Bär] 
ist  gschickt  mit  walen  und  walet  sich  oft  aus,  dass 
er  den  jägeren  entgadt;  er  überbürzlet  auch  vilmals 
und  löst  sich  also  aus  den  seilen).'  Tierb.  1563.  ,Cy- 
bistema,  in  Caput  volvi,  das  springen  und  ü.'  Fris.  j 
Mal.;  Denzl.  1677;  1716.  —  um-;  umpurzeln  Bs;  B; 
Th;  Z.  —  umen-:  herumpurzeln,  -kollern,  von  Kin- 
dern Th;  Zg.  —  finster-  s.  f.-bützlen.  —  gepse"- 
pürzle":  ein  Kunststück,  welches  darin  besteht,  dass 
mau  sich  auf  dem  Boden  einer  umgekehrten  ,Gepse' 
auf  den  Kopf  stellt,  sich  überschlägt  und  wieder  auf 
die  Beine  zu  stehen  kommt,  ohne  den  Erdboden  zu 
berühren  GrA.  (CSchröter  1895,  203). 

heu-:  Purzelbäume  schlagen  AAWohlen. 

Eig.  von  den  Knaheu,  die  im  .Heuet'  zum  Vergnügen 
über  die  Heuhaufen  purzeln. 

brugg-:  ein  Spiel  junger  Leute:  ,uian  stellt  sich 
mit  Knie  und  Hand  gleichsam  vierbeinig  auf  den 
Boden,  Einer  neben  den  Andern,  so  dass  Brügge'  ent- 
stehen ;  einer  der  Spielgenossen  legt  es  darauf  an, 
quer  über  die  Brügge"  zu  purzeln,  und  wer  am  meisten 
Brücken  überpurzelt,  hat  den  Sieg'  Ar  (Tobler).  — 
stink-:  Purzelbäume  schlagen  ScHMerish.  —  ze- 
che"-: ein  Spiel  der  Knaben,  wobei  sie  die  Beine 
kreuzen,  die  beiden  grossen  Zehen  mit  den  Händen 
fassen  und  so  sich  überschlagen;  wer  es  am  längsten 
aushält,  ist  Sieger  GA.,  Wallenstadterb. 

Bürzler  m. :  Purzeltaube  Bs.  —  So  genannt,  weil 
sie  sich  im   Fluge  überschlägt. 

Schüre0-:  Landstreicher,  herumziehender  Gaukler 
AAZein.;  Bs.  J9'  Schire'birzler,  wojedi  Nacht  uf-emen 
andere"  Strauhilfe"  schlafe".  Bs  Nat.-Zeitg. 

Bürzlete"  f.:  Gepurzel  AABb.;  Bs;  Gr. 

Stengel-:  Lustbarkeit  nach  Beendigung  des 
.Hanfreiteins'  AAEhr. 

Bürzli  m. :  wer  leicht  stürzt  B. 

Heu-Bürzli  Aa Aar.,  Oberflachs;  S  (in  Aa;  B;  S 
lt  vereinzelter  Angabe  -BürziJ  n.,  ,Hau-Burzi  ni. 
Aa":  Purzelbaum.  Es  H.  mache"  =  heu-bürzlen.  Si 
trampet  uf  einisch  mit  ,lem  lingge*  Fuess  in-e"  grus- 
lige" Chüetritt  abe",  macht  es  Heupürzli  und  schüttet 
's  Gütterli  üs.  B  Dorfkai.  1871. 

bürzli^ge".  p- :  kopfüber  (stürzend)  B,  „mit  auf- 
gestrecktem Hintern."  ,Dass  do  N.  hindnan  zuo  im 
sleich  und  nam  in  hindnan  bi  sinem  ars  und  sties  in 
burzlingen  in  das  wasser.'  1413,  Z  Katsb.  ,Vil  der 
heimbschen  und  frömbden  oftermahlen  gedacht  ge- 
wesen, den  blieben  ab  der  canzel  burzlingen  hinab 
zu  stürzen.'  1588.  ScnwE.  Klosterarch. 

über-:  =  dem  Vor.  Aa.  Und  ii.  ronnt-er  drüf  öni 
Gruse"  ro"  fruschem  dermitzt  i"  de"  Strudel  üse". 
AGysi  (Travestie  von  Schillers  Taucher). 


Burzelc":  gem. Portulak,  Port.  oler.  6r;  vgl. Börzel- 

Chrüt.  ,1'ortulaca,  bürzel.'  Ebingkr  1438.  .Burzlen 
l  Lot.'  JRLandenb.  1608.  .Bürzel,  Bürzel,  Bürzeln, 
Burgel.'  Denzl.  1677;  1716.  .Portulacse,  Burzelen.' 
Bs  Apothekertax  1701.  .Bürzel.'  Sclzer  1772.  8.  auch 
Wolfs-Milch  (8p.  206). 


Bas,  hes,  bis,  bos,  bus. 

Bas  Bäs  Gl;  L;  Schw;  Th;  ZS.,  Btise"  BBr..  E„ 
L..  0.,  Schw.;  F;  S,  Base"  BSchw.,  S.,  Base"  F  (ver- 
ächtlich) —  f.,  Basi  WG.,  Bös»  n.  S,  Basi  (PI.  Bär 
senc")  Ap;  BE.,  Stdt;  GrAv.,  D.,  Pr.,  Rh.,  Seh.,  Tschapp. ; 
GRh.,  Stdt;  Sch;  Tu;  ZeA.,  Bäsi  AaF.,  Ke.,  Kulmeri, 
Leer.,  Schinzn.,  Z.;  Bs;  GrD.,  He.;  GSa.;  Schw;  UwE.; 
Zg;  ZO.,  S..  W.,  Bäs  (prokl.  vor  voc.  Anl.,  z.  B.  Bäs 
Anne,  Urscheli)  ApWolfh. ;  GaPr.  —  f.,  in  AALcer. ; 
BE.;  GRtw.;  UwE.  tw.  n.,  Diin.  Baseli  B  (Wohltat. 
Jüngl.  1780),  Baseli,  Baseli  Gr,  Bäsli  S;  Z:  1.  Base, 
und  zwar  zunächst  und  vorwiegend  Tante  (Vaters- 
oder Mutterschwester),  dann  weibliches  Geschwister- 
kind, weiterhin  auf  alle  weiblichen  Verwandten  bis 
in  fernere  Grade  ausgedehnt,  wiewohl  z.  T.  nicht  ganz 
so  weit  wie  Vetter  für  die  männlichen  Verwandten; 
jetzt  mehr  der  ländlichen  Sprache  angehörig.  allg. 
A"  's  Bases  Gräbt.  Joach.  (S).  .Jetzt  kommt  es  nicht 
mehr  vor,  dass  die  Weiblein  vor  der  Kirche  sich 
zärtlich  begrüssen  mit  einem  Kuss  und  der  Anrede: 
LiebuBäsu."  Davoser  Bl.  1870.  Frau,  Jumpfer  Bäs 
(zum  Unterschied  von  dem  indifferenten  Bäsi)  als  re- 
spektvolle Anrede  Sch;  Schw;  Th;  Z.  No'h  es  Tässli, 
Frau  Bas.'  MUsteri.  D'  Frau  Bas  mit  der  Schnore*- 
nas,  der  Lebbär  und  si"  Frau,  kennst  s'  au'*?  als  ab- 
fertigende Antwort  auf  die  Frage:  Wer  ist  bi  euch? 
Sprww.  1869.  Landschreiber  Locher  ermahnte  schrift- 
lich die  .Frau  Bas'  [die  Äbtissin  von  Tänikon],  nicht 
viel  Bescheid  zu  geben.  1609,  TuAadorf.  ,Sin  bas 
selig.'  1409,  Z  Ratsb.  ,Die  jungfrow  Maria  und  ir  bas 
Elisabeth.'  Zwingli.  .Vatter  und  muotter  oder  ge- 
schwüsterti  oder  sünst  fründ  und  basen.'  1530,  Aar. 
Stadtr.  Mit  .min  bässy'  redet  Rengnold  die  Frau 
seines  Vetters  Roland  an.  Morgant  1530.  ,Wenn  ein 
ehelich  kind  oder  mehr  werend  und  ihnen  ein  öhy 
oder  bäsy,  ihres  vater  oder  mutter  bruder  oder  Schwe- 
ster, abstürbe  ohne  leiberben,  so  sollen  dieselbigen 
kind  dieselben  öhy  oder  bäsenen  erben  an  ihr  vater 
oder  mutter  statt,  so  vil  sie  betten  mögen  erben  mit 
anderen  öhy  oder  besenen,  so  noch  am  leben  sind.' 
1556,  Gr  Rq.  ,By  myner  bäsi  Dillia  sei.,  myner  mueter 
schwester.'  Ardüser  1572/1614.  .Mine  bäslin,  des  vat- 
ters  schwestren.'  ThPlatt.  1572.  ,Zwo  Anna  von  Rad- 
egk,  so  Verwante  und  Bäsinen  gewesen.'  JJRüegbr 
1606.  ,Wie  lebent  ir,  myn  liebe  Bas?'  GGottii.  1619. 
.Coguata,  Bas,  Bäsi.'  Denzl.  1677;  1716  (nur  ,Bas'). 
.Der  Herr  Vetter  seie  von  mir  freundtlich  gekriesst, 
wie  auch  Bess  Annamaria.'  um  1700,  Arzneib.  .Die 
Bess  Agada.'  ebd.  .Bass  Anna  Barb.  Zoller.'  1785,  Z. 
Die  recht  Bäsi,  die  Muhme  Ap.  .Ob  Sach  sein  wurde, 
dass  Bruder-  und  Schwästerkinder  erfunden  wurden, 
alsdann  sollend  sie  erben  neben  Olli  und  rechter  Bäsi, 
und  so  kein  Öhi  und  recht  Bäsi  mehr  vorhanden  weren, 
alsdann  erbend  ein  jedes  Bruders-  oder  Schwästerkind.' 
1692,  GRVDörf.    Vgl.  auch  Gotten  1  (Bd  II  523).  — 


1649 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1650 


2.  (Bäsi)  Benennung  der  Meisterin  von  Seiten  der 
Mägde  auf  der  Landschaft  Bs  (Spreng).  —  3.  ,(Biisi, 
auch  Allermanns-,  Jedermanns-!}.)  eine  Stifterin  weit- 
läuftiger  Schwägerschaften'  Bs  (Spreng).  —  4.  (Bäsi) 
Hexe  ScnSt.  (Sulger).  —  5.  (Base)  Geliebte  W  (Tschei- 
nen).  .Die  bäsy,  bäse,  buel,  amica.'  Mal.  .Amicula,  ein 
buele  oder  bäsle.'  Fris.  —  6.  Plaudertasche,  auch  aufs 
männliche  Geschlecht  übertragen  Tu;  Z.  Syn.  Frau- 
Bas.  Bäsi  Günggili,  B.  Bfibili,  alberne  Person,  auch 
Mannsperson  von  weibischem  Charakter  Seil  (Kirchh.), 

—  7.  (Schamsei-  Bäsi)  =  (Bäsi-)  Gölten  ü  (Bd  II  525). 

Ahd.  !>nsa,  nihil.  base.  Die  Dehnung  in  (Frau)Bas  ist 
für  Srh;  Th  auffällig.  Bäsi  ist  urspr.  Koseform;  vgl.  Äni, 
Atti,  Caiti.  Als  Neutr.  hat  es  wohl  überall  Jim.  Bed.;  in 
BE.  ist  Bäsi  n.  kosend,  im  Gegs.  zu  Base".  In  Urk.  von  AaB. 
erscheint  das  W.  als  .pesli.'  1358,  ,pesel.'  1374,  Dat.  ,pesliu.' 
1358,  .peseln.'  13G1,  und  zwar  durchgehend  als  Fem.  .Basen' 
(Acc.  Sg.).  Ansh.  .Basinen'  (PI.).  15+4/73,  ÜMey.  Chr.,  ,bä- 
siuen.'   ThPlatt.    1572.      ,Bäse.'   um   1G10,  ZStdt. 

Frau-Bä's  (bzw.  Frä-B,is).  in  Z  auch  Frä-Bä'si: 
1.  s.  Bas  1.  —  2.  Person,  die  viele  Komplimente  macht; 
auch  von  Männern  Bs;  Th;  Z.  D'  Fr.  an'n  Nagel 
henke",  im  Verkehr  die  Förmlichkeiten  bei  Seite  lassen, 
z.  B.  das  vertrauliche  Du  einführen  Z  (Dan.).  —  3.  „Bei- 
name eines  schwatzhaften  Weibes,  selbst  eines  Mannes, 
der  kein  Geheimniss  bei  sich  behalten  kann  oder  der 
sich  für  Sachen  interessiert,  die  nur  Weibern  zuge- 
hören, oder  eines  Menschen  von  feigem,  unentschlos- 
senem, furchtsamem  Wesen",  Krähwinkler,  Spiessbür- 
ger  „Aa;"  Ap;  Bs;  „B;  L;"  Sch;  „S;"  Th;  Z.  S.  auch 
üs-fräglen  (Bd  I  1292).  —  4.  =  Flinggen  1  (Bd  I  1202) 
LG.;  „Zg."  Si  heel  e*  furchtbäri  Frau-Bäs  L.  — 
5.  =  Bas  7.  D'  Frau-Bäsi  hinder-em  Spiegel  b'haltet 
bösi  Chind  im  Zügel.  Sprww.  1369.  —  Hose"-Frau- 
Bäsi:  weibischer  Mann.  HSulzer  1830,  20.  —  frau- 
bäsen  Ap;Gl;  Z  (auch  frä-bäse"),  -bäs(e)le"  Bs,  „-&a- 
sele",  -bäsele"  B;  VO" :  1.  „übertriebene,  kleinstädtische 
Komplimente  machen  B;  VO";  auf  solche  Art  schmei- 
cheln ZZoll.  —  2.  plaudern,  klatschen  Bs;  Gl;  ZZoll. ; 
„sich  mit  Weibergeschäften  und  kleinlichen  Weiber- 
intriguen  abgeben  B;  VO."  —  3.  (in  ApH.  frau- 
bäse"  tue")  Haushaltung  spielen  (von  Kindern)  Ap. 
Vgl.  die  Anm.  zu  g'vätterlen  (Bd  I  1131).  —  Frau- 
Bäseten  f.:  1.  Geplauder,  Weiberklatsch  Z.  Das  ist 
auch  e"  Fräbäsete",  wenn  eso  es  pär  Wiber  g'sämme"- 
chömme'd.  —  2.  Fr.  mache"  =  frau-basen  3  Sch  St. 
(Sulger). 

Gotten-Bäse°  S,  -Bäsi  Bs:  1.  =  (Bäsi-) Gatten 
(Bd  II  523  u.)  Bs;  S.  Gang,  säg  ''em  Vettergötti,  der 
Gotte'basen  und  ''em  Brueder  Hans-Christe".  Schild 
1885.  ,Als  er  bei  seiner  Gottebäsi  mit  der  Mutter  an 
die  Taufsuppe  gehen  durfte.'  Breitenst.  -  -  2.  alt- 
fränkische Frau  Bs. 

Hinder-Bäsi:  Base  des  Vaters,  der  Mutter  Gr 
He.,  Klost.,  Valz.    —    Vgl.   frz.  arriere-nemt,  -niece. 

Kaffe-:  Kaffeeschwester,  Klatschbase.  Ndw  Kai. 
1899.  —  Chleb-Base":  Tante  durch  Verschwäge- 
rung FO.  (verächtlich).    Vgl.  Chleb-Vetter  (Bd  I  1133). 

—  Bätsch-Bäsi:  Klatschbase  AaF.,  Ke.;  BsL.;  GW. 
Vier  Wiber,  too-mer  allimäl  an  der  Büchi  hat",  es  sl" 
vier  Schnädere"  und  ratsche"  gern,  nie"  sait-ene"  nit 
vergebe"  Rätschbäsene"  BsLie.  —  Schuel-Bas  S, 
-Bäsi  Bs:  1.  Kleinkinderlehrerin  Bs  (Häfelischuel-B. 
Spreng);  ,die  eine  Winkelschule  für  kleine  Kinder 
oder   junge    Nähterinnen    hält'    Bs   (Spreng) ;  =  Ler. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Gatten  1  (Bd  II  525)  S.  —  2.  die  Frau  des  Dorf- 
schullehrers  (Vetter  Schuelmeisters)  BsLeimental.  — 
Schleck-Bäse"  B,  -Bäsi  B;  Tu;  Z:  Schleckerin.  — 
Schnupf-:  Tabakschnupferin.  .Schnupf basen  sind 
langsam.'  Schweiz  1858  (Sprw.).  —  Sch  wanz-Bäsi : 
Mädchen,  das  schwänzelt  Bs  (Becker).  —  Schwätz- 
Bäsi:  Klatschbase,  auch  von  männlichen  Personen 
Ap;  Bs;  B;  Gr;  Sch;  Th;  Z.  —  Stadt-Bäsi:  wer  alle 
Neuigkeiten  weiss  Bs.  —  Tätsch-Bäsi:  =  Schivätz- 
Bäsi  Gr;  Z;  „allg."  —  Trubel-Bäsi:  Bekannte,  die 
alljährlich  Trauben  als  Geschenk  bringt  Aa  (Dan.); 
vgl.  Trubel- Vetter  (Bd  I  1133). 

bäsele":  schmeicheln  AaF.  Vgl.  frau-basen  1. 
ferner  die  Gruppe  Baseli  (Sp.  1662). 

bäsele"  GRh..  „Sax",  bäsle"  GSennw. :  mit  Puppen 
spielen,  Kinderspiel  treiben. 

gc-vatter-bäslcn:  =  ge-vätterlen  2  c  (Bd  I  11:11). 
Der  Teufel  soll  einem  der  Hexerei  angeklagten  Hirten 
aus  GT.  zwei  Mädchen  zugeführt  haben;  der  Hirte 
.gvatterbäslet  mit  ihnen.'  um  1600.  Z. 

bäse°  I  ZZoll.,  bäse"  Z,  bäsene"  GrD.,  Pr. :  1.  eine 
Person  Base  nennen  und  so  als  Verwandte  ehren  ür; 
Z;  vgl.  vetteren  (Bd  I  1133).  Si  tuend  enand  immer 
nach  vetteren  und  b.,  betrachten  sich  immer  noch  als 
Verwandte  ZZoll.  —  2.  Bäsi's  mache"  =  bäselen  ZNer. 

bass  bas  B  (in  unbetonter  Stellung);  F,  bos  PAL, 
sonst  bäs  (bäss):  Adv.  1.  mit  bewahrter  comp.  Bed. 
a)  wie  nhd.  besser,  auch  i.  S.  v.  stärker,  mehr.  Es 
ist  b.  so  BSi.  Ntlts  b.,  um  Nichts  besser  FJ.  B. 
b'schiesse",  besser  helfen  B.  Nimm  es  Möckli  Bröd 
i"  Sack,  dass-es  b.  erliäe"  magst  L.  E"  neue  Müller, 
tvo  's  Hanterech  bäss  verstöd.  JBHäitl.  1813.  .Einem 
fehlt  Dies,  dem  Andern  Das;  hab  ich  geirrt,  so  treff 
mans  bas.'  1809,  AASeon  (Hausinschr.).  Vgl.  noch 
Gugg-durchs-Glas  (Bd  II  179),  bas-latzen  (Bd  III  1548). 
Allg.  in  den  Quellen  des  XIV./XVII.  ,Unz  uf  die 
stund,  das  er  si  [der  Mann  die  Frau]  bas  handelt.' 
1359,  Z  Stadtb.  .Sidmaln  er  bas  denn  ander  richten 
und  erkennen  mag.'  XV.,  LBerom.  ,Der  vergift  lu- 
therisch und  bass  zu  reden  tüfelsch  gloub.'  1526,  I. 
Schreiben.  ,Ich  will  die  sach  bas  erklären.'  Zwingli. 
,Der  pfarrer  von  N.  sol  sich  erberlich  halten  und  bass 
studieren.'  1529,  Z  Synodalakt.  .Welcher  sich  ver- 
machtet, der  tuot  wol;  welcher  sich  aber  nit  ver- 
mächlet,  der  handelt  bass.'  1531/48,  I.  Kor.;  ,tuot 
Wägers.'  1560.  .Hoptlüt,  b.  zur  gülden  gilgen  dann 
zum  plinen  [bleiernen]  ablas  abgericht.'  Ansh.  Die 
Herren  mögen  .die  nasen  bas'  über  die  Sprüche  und 
Verträge  halten.  1545,  Absch.  ,Nun  wollend  wir  sö- 
liches  noch  bass  erlüteren.'  OWerdm.  1552;  .besser 
erklären.'  Herborn  1588.  ,Sä,  lis  in  [den  Brief]  du, 
du  gsehst  vil  bass.'  JMürer  1559.  ,Wer  möchte  essen 
und  eilen  b.  dann  ich?'  1500,  Pred.  ,Pedibus  raelior, 
er  ist  b.  zue  fuess,  er  mag  b.  laufen.  B.  hauwen 
dann  ein  mässer,  vincere  aciem  ferri.  B.  singen,  melius 
canere.'  Fris.;  Mal.  ,Welchs  wurd  mir  b.  erschies- 
sen'?'  TStimmer  1580.  ,Es  wäre  guet,  es  stüende 
bass.'  GGotth.  1599  (auf  die  Frage:  wie  stehts?). 
,[Das  Vieh  könne  auf  der  Weide  sich]  des  Nachts 
vil  bas  weder  by  Tag  von  wegen  der  Hitz  erbesseren.' 
1622,  ZZoll.  ,Mir  gefallt  das  Fasten  b.,  dass  du  die 
Band  [des  Schuldners]  auftüegest.'  1665,  Jes.  Häufig 
die  Verbindung:  ,dest(er)  b.',  desto  besser,  eher.  Bi- 
ster bas,  eo  melius.'  Id.  B.    Bist  (disch,  desch)  bas  B. 

104 


1651 


Bas,  bes,  bis,  bos.  bus 


1652 


.Durch  das  er  die  burger  dester  b.  bewache.'  Habsb. 
Ubb.  ,Das  er  dester  b.  die  undertanen  möge  berichten.' 
1488,  LRusw.  .Er  mag  lychtlich  geschikter  werden, 
die  andern  [Bücher  des  N.  T.]  auch  dess  b.  zu  leeren.' 
Zwingli.  .Facilius,  destar  b.'  Fris.  .Damit  sie  dest 
bass  by  einander  husen  und  blyben  mögint.'  DUO. 
ZEglis.  .Damit  die  Gemeinden  desto  b.  damit  ver- 
sehen sein  möchten.'  1639,  Sch  Ratsprot  RA.:  ,Wer 
b.  mag,  der  tut  b.',  Jeder  strengt  sich  nach  Vermögen 
an,  tut,  was  er  kann.  Sprww.  1824.  In  der  ä.  Spr. 
stets  in  ungünstigem  Sinne.  ,Wer  bass  mocht,  der 
tet  b.',  Jeder  raubte,  so  viel  er  konnte.  GWyl  Copialb. 
.Wer  b.  wider  in  [Waldmann]  mocht,  der  tat  b.'  Äg. 
Tschudi.  .Da  ward  ein  flucht  gmachet  über  die  Sil- 
brugg;  wer  b.  mocht,  der  tet  b.'  Vad.  ,Ein  jeder 
lueget  syner  schanz,  man  spricht:  wer  b.  mag,  der 
tuet  b.;  wer  fleisch  hat  z'  essen,  isst  nit  gras.'  Aal 
1549.  ,Ir  bruchen  grossen  nyd  und  hass;  welcher  b. 
mag,  der  tuet  auch  b.,  sind  in  allen  dingen  verruecht.' 
VBoltz  1550.  ,Da  haglet,  fluechet  und  schwuer  menk- 
licher  über  den  Zwingli  und  den  Leuwen;  man  nennt 
sy  ketzer,  schölmen,  böswicht:  wer  b.  macht  [1.  mocht], 
der  tat  b.'  1574,  Mise.  Tig.  .Daher  reisse  in  Teutschen 
landen  grosse  Unordnung  und  frechheit  ein;  welcher 
b.  mochte,  der  tete  b.;  der  sterkest  hat  recht  und 
trange  den  schwecheren  under  sich.'  Würstisen  1580 
(Schilderung  des  Faustrechts).  ,Gwalt  gieng  für  Recht 
und  wer  b.  mocht,  der  tet  b.'  JJRüeger  1606.  .Wer 
b.  mag,  der  tut  b.,  cui  vis,  is  jus  non  metuit,  jus 
obruitur  vi.'  Denzl.  1716.  Ähnlich:  ,Wer  b.  mag,  der 
fyret  nit.'  Sprww.  1824.  .Welcher  bass  mag,  sich  nit 
spart',  der  Tollste  ist  der  Bravste.  UEckst.  —  b)  spec. 
mit  Bez.  auf  leibliches  (auch  seelisches)  Befinden, 
äussere  Lage,  o)  mit  Dat.  P.,  meist  unpers.  Es  ist-mer 
(wider)  b.,  ich  fühle  mich  (wieder)  besser  B;  ZGÄg.;  ZO. 
Es  ist-mer  b.  (auch  böser),  wenn-ich  wenig  isse"  UwE. 
Blib  g'sund,  es  ist-der  b.  G.  ,Es  war  mir  nie  b..  als 
da  ich  Schnuder  und  Brod  ass.'  Sprww.  1824.  Gön-ich 
durch  d'Wise",  so  netzt-mieh  das  Gras;  wär-ich  deheime", 
se  war  's-mer  vil  b.  Stütz,  's  ist  im  [dem]  Soldat  doch 
niene"  bäss  [als  im  Felde].  JBHiFFL.  1813.  ,Es  ist 
euch  dort  [im  Himmel]  baas  als  hier,  gleich  wie  es 
einem  bösen  Vater  hier  b.  ist  als  dort'  Inderbitzi 
1826.  's  ist  käne"  Lüte"  b.,  a's  üsre"  Chüeije":  si  tritt- 
li"d  oss  ''cm  Bach  ond  ntögi'd  trüeije".  Ap  Lied.  Ond 
ioenn-ich  zu  der  Senneri"  chomm,  so  isch-mer  g  lenger 
i  b.  Ap  Lied.  S.  noch  billlb  (Sp.  901).  Wie  besser 
der  Wi",  wie  b.  er  mer  tued  L.  ,Dass  der  tut  mir  täte 
lichte  bass.'  Hadl.  .Wenn  ich  von  tröumen  gspyst 
möcht  werden,  keim  mann  war  b.  uf  diser  erden.' 
JBinder  1535.  ,Ich  weiss,  dass  keinem  volk  uf  erd 
so  wol  ist  oder  dem  bass  werd  als  uns.'  JMurer  1559. 
.Drink  das  saft,  ab  dich  das  feber  angot,  so  wirt  im 
bass.'  Zu  Arzneib.  1588.  ,Bas  als  manchem  Prasser 
bei  dem  vollen  Tisch  ists  uns  Kameraden,  wenn  wir 
können  baden.'  Z  Neuj.  Musikg.  1792.  —  ß)  ohne  Dat. 
B.  si"  1)  sich  besser  befinden.  Hit  bin-ieh  b.  a's  gester 
Ndw.  l'h  bin  da  b.,  wann  dert  BHa.  Nit  b.  a's  me" 
hie  sig,  näm  's  Eim  dest  me''  Wunger,  dass  es  dänne" 
nit  besser  g'gange"  sig.  Gotth.  ,Der  Enzianenthee  sei 
wohl  bitter  und  mache  einem  nicht  besonders  gut; 
aber  wenn  es  vorüber  sei,  so  sei  Röseli  selber  b.  und 
danke  ihm.'  vonAi.men  1897.  BUbich  da"  acht  allei"? 
Nei",  onei"!  's  ist  silbander  vil  b.  GJKuun.  —  2)  besser 
dran  sein,  besser   tun   B.     Du  bisch  b.,  we""  d'  de' 


Weg  gäsch  u"d  nid  der  ander  B.  Hu  bist  b.,  we"  d' 
Das  üf  Schütte'  nimmst  BBelpb.  Du  wärist  jede'- 
falls  b.,  du  täusch  schwige".  CWeibel  1885.  I'h  lige' 
iez  b.  csö  B.  Er  häd  b.  g'lebt  a's  der  Brüeder,  Hess 
sichs  wohler  sein  Ap.  Sprw.:  Wer  u'verschant  ist  (sich 
nüd  schämt),  (Der)  lebt  dest  (dester,  daster,  des,  dis)  b. 
AaKöII.,  Suhrent.;  B;  ZZoll.  .Wer  sich  nüt  schämt, 
der  lebt  des  b.'  JMabl.  1620.  —  c)  eher,  lieber.  Blib 
du  b.  e'  Geissbueb  wem  en  Bettelbueb  BHk.  E"  Kaffi 
war  guet,  oder  b.  noch  e"  The.  Schwzd.  (Ap).  ,Mines 
todes  wände  ich  b.',  ich  vermutete  eher  meinen  Tod. 
JJBodmeh  (Proben  der  alten  schwäb.  Poesie).  S.  noch 
fruit»  1  (Bd  1 1283),  Fülli-Märeh  (Sp.  395).  —  d)  wohl- 
feiler, billiger.  Zur  Entwicklung  dieser  Bed.  vgl.  die 
unter  Ge-bur  1  e  (Sp.  1514)  ausgehobene  Stelle  aus 
dem  Z  Stadtb.  (v.  J.  1383).  ,Das  er  old  sin  erben 
disen  kouf  hettin  bass  gegeben,  denn  si  genennet.' 
1301,  BFrut.  Urk.  ,Ob  joch  das  were,  das  er  den 
wyn  bas  würde  gebende.'  Z  RBr.  1304.  ,Wil  ers  [das 
Lehen]  aber  wider  koffen,  so  sol  man  im  es  b.  geben 
denn  eim  andern.'  LMalt.  Ott'n.  Vgl.  bas-feil  (Bd  I 
773).  —  e)  bei  adv.  Bestimmungen.  Vgl.  ,Bas,  besser, 
per  comparativum  redditur.'  Denzi,.  1716.  a)  bei  lo- 
calen  Bestimmungen,  bes.  (Orts-  oder  Kichtungs-)Adv., 
wie  nhd.  weiter  Ap;  B;  GA.;  Uw;  ZO.,  S.  f;  „allg." 
B.  abe",  obe",  ufe",  ane",  ine",  füre",  hindere",  dur'he". 
,B.  üf,  abe",  altius,  profundius.'  Id.  B.  B.  nohe",  naher 
herzu  Ap.  Trlb  i"ha",  wol  zuha",  da  zuha",  b.  zuha". 
Ap  Kuhreihen.  ,Er  solle  b.  hinger  sta"  oder  b.  füre".' 
Gotth.  In  der  ä.  Spr.  (wie  amhd.)  z.  T.  noch  nach- 
gestellt: ,Us  bas  [weiter  aussen]  ein  juchart.'  1287, 
Bs  Urk.  .Daselbsten  wenig  hinab  bas  ist  der  platz.' 
1460,  Bs.  .Tüegind  her  bass  zuo  mir  treten.'  Haberer 
1562.  .Fürhin  bas  in  das  Dorf  Praden.'  Güler  1616. 
.Ein  wenig  fürhin  bas  oben  im  Wald.'  ebd.  Vgl.  auch 
noch  fiir-bas.  Sonst  wie  heute  mit  Voranstellung. 
.Einer  sitzt  b.  oben,  der  ist  der  allmechtig  Gott.' 
Ruep  1550.  .Anterior,  b.  vornen.  B.  unden,  inferior. 
B.  dran,  weiter,  porro.'  Fris.;  Mal.  .[Ich  bin  ent- 
schlossen] noch  wytter  in  die  wüeste  z'  gon,  b.  von 
der  weit'  1576,  Meinradslegende.  ,B.  herwärts  gegen 
Hierusolem.'  Lüssy  1590.  ,Suoch  [in  dem  Buche]  fünf 
Bletter  bass  vornen.'  1618,  ApTrog.  ,In  dem  Boden 
b.  unden  war  das  Schloss  Marschlins.'  Sprecher  1672. 
,Er  ist  schier  tot;  ach,  war  er  doch  nur  bass  [näher] 
bei  Hus!'  JMahl.  1674.  ,Ein  wenig  b.  obsich  kom- 
men.' HsEEscher  1692.  ,B.  oben,  superior.'  Denzl. 
1716.  ,Den  tadelt  der  Prophet  b.  unden  in  unserem 
Text'  JJUlr.  1733.  S.  noch  chlein  (Bd  III  653),  niden 
(Sp.  669/70),  Bodem  (Sp.  1022  u.).  —  ß)  bei  Zeitbe- 
stimmungen. Bus  vorgester,  am  Tage  vor  vorgestern, 
vor  drei  Tagen  GLf;  GA.,  O.  B.  übermoVe*,  am  Tag 
nach  übermorgen,  ebd.  B.  vorßred  GlH.  f,  vorferig 
GA.,  efire"  GrV.,  vor  drei  Jahren,  's  b.  vorletst  Jär 
Gl.  —  f)  in  pleonastischer  Verbindung  mit  Comp. 
.Domit  er  zu  uns  neher  bass  geruckt  ist'  1475,  Bs 
Ohr.  ,Der  Zürcher  huf  ist  der  grösser,  aber  der  unser 
ist  der  bast  [1.  bass?]  gerüstet  und  dapfrer.'  1529, 
Absoh.  ,Bass  geschmaekter.'  KdGessn.  1542.  ,Magis 
notus,  b.  bekannter.  Compositior,  geschickter  und  b. 
gerüster.  Nihil  descriptius,  nüt  b.  geordneteres.'  Fris. 
Vgl.  auch  bas- feiler  (Bd  I  773),  bas  fürer  (unter 
fürer  1  Bd  I  968);  wozu  noch:  .Jovius  [Bergname] 
setzt  fiirer  bass  die  Alpes  Argentarias.'  HRRebm.  1620. 
—  2.  übergehend  in  die  positivische  Bed.  ,wohl,  gut' 


1 .;:,:: 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1654 


AiWohlen;  Ap;  B;  GlH.;  L;  SciiwE.;  Zg;  ZBülacli, 
Kn.,  0.  Den  Übergang  zeigen  Angaben  wie:  es  ist-mer 
b.,  es  ist  mir  besser,  wohl  ZeÄg. ;  ZKn.  Ilüt-ie  isch- 
mer  jetzt  icider  b.;  es  isch-mer  noch  nid  recht  b.  Aa 
Wohl.  Es  ist-mer  b.  g'si",  es  war  mir  wohl  dabei  GlH. 
Es  ist-mer  ganz  b.  debi  ZBül.  „Es  ist-mer  nüd  so  b.  Z." 
Es  ist  keim  Mensch  se  b.  wie  mir.  Stütz.  Drum  isch- 
mer  au'"  so  teol  und  b.  ebd.  Ach,  es  wird-mer  so  we 
und  so  b.  ebd.  Uf  ''en  Alpe',  ö  wie  iscli  Eim  wol 
und  !>..'  KMey.  1814.  G'sund  und  b.  und  frisch  icie 
im  Bach  dem  Fisch  wird  's  Eim  uiiger  jo  [bei  einem 
Glase  Wein],  ebd.  Wie  h.  ist  mir  da  obe',  so  noch  am 
G'wölch  dazue!  Ap  Lied.  Si  heige*  lang  bos  g'ha",  si 
welle* -ne*  jetz  o  la*  b.  si*,  sie  wollen  es  sich  jetzt 
auch  wohl  sein  lassen.  Gotth.  Drum  gaume'd  wol 
und  lönd-i  b.  si*  dö.  Stütz.  ,Es  geschieht  jedem 
Menschen  b.,  der  wohl  sterben  kann.'  ebd.  Ir  [der 
Arzt]  hend  doch  nu  [noch]  es  3fitteli,  's  chö**t-em 
[dem  Kranken]  6.  tue*.  MLienert  1891  (SchwE.).  Jch 
will  mein  Pfeiflein  beiseite  legen;  der  Tobakrauch  tut 
dem  Husten  nicht  b.'  um  1800,  Gespr.  in  einer  Dorf- 
schenke. Ich  bin  allengge*  f'i*  teol  a's  b.  (wie  zu 
Zweien)  BHa.  Es  hed-em  h.  üsg'gc*  (bei  der  Arbeit) 
ZKn.  Gang-mer  nid  über  mi's  Gras,  oder  ich  prügle*- 
dich  b.  [tüchtig].  L  Yolksl. ;  s.  auch  er-beren  1  (Sp.  1460). 
,In  der  Stadt  verweilen  ist  nicht  b.;  drum  eilen  lieber 
wir  aufs  Land/  Z  Neuj.  Mus.  1796.  G'hörst,  Ätti,  säg 
der  Mueter  Das;  si  het  mir  alhcig  wellen  b.  JMahl. 
1620.  —  3.  von  2  ausgehend  mit  neuer  Steigerung. 
a)  Comp,  böser  Ap;  B;  L;  GoT.;  Uw;  ZKn.,  0.,  W., 
bäser  Z  (lt  Spillm.).  „Mein  Bruder  versteht  es  b.  weder 
du."  Destob.  ZW.  , Bettelfrau:  Ich  könnt  mein  Kind 
dest  b.  säugen,  oft  destor  ringer  es  auch  gschweigen.' 
GGotth.  1619.  Damit  eine  Bürgerstochter  .desto  b.' 
ihr  Brot  verdienen  könne.  1673,  ZElgg.  Vom  Be- 
finden. Hit  bin-i'"  bäs  a's  gester,  vorgester  bin-ieh  aber 
bäser  g'si*  Ndw.  's  ist-mer  wider  b.  Z.  Wem  ist -es 
b.  a's  dem  Senn?  GT.  Sennenlied.  Es  chönnt-em  nüd 
b.  se*  Ap.  Ach,  lass-mich  doch  auch  jömere";  es  loird- 
mer  b.  doch,  wenn  's  scho*  nüd  hilft.  Stütz.  ,Es  sei 
ihm  tausend  Mal  b.,  wenn  er  ledig  bleibe.'  ebd.  Ich 
chomme*  mit  bes  ge*  Meglisalp  ui,  oder  noch  b.  [weiter], 
wenn  ich  cha**.  AHalijer  1839.  .Eine  Stund  unter  dem 
Hospital  liget  das  Dorf  selbs  und  eine  Stund  basser 
hinab  St  Gallo.'  JJScheuchz.  1708/46.  —  b)  Superl. 
am  bäsiste*  L;  Ndw,  am  bäste*  Ap;  B;  UwE. ;  Zf; 
„allg.",  der  bäsist  ScHwBr.,  de  bast  Th.  Du  tuesch 
am  haste*,  we*"  d'  daheim  blibsch  B.  Es  isch  guet, 
dass  userein  albeinisch  nit  am  b.glairt.  MYValden  1880. 
,Sie  hätte  jetzt  am  b.  Zyt  derzue.'  Gotth.  's  g'fallt 
iedem  Narre*  si*  Chappe*  de  bast  Th.  Vom  Befinden. 
's  ist-mer  nid  am  b.  Ap;  B;  L;  UwE.  ,Wenn  er  nur 
schlafen  könnte,  so  wäre  ihm  am  b.'  Gottb.  Ich  bin 
eso  am  b.  Z  f.  Mir  wei"  dert  i"  das  Eggeli  ueche*, 
da  si'-mer  am  &.,  's  stört-is  Niemer.  CWeibel  1885. 
.Aller  bast'.  ,Als  die  eidgenossen  mit  in  fachten  fast, 
deten  inen  ir  kurz  waffen  allerbast;  des  hat  empfunden 
die  welsche  garJ.'  NSchradin  1499.  ,Er  nam  under 
sinen  rossen  das,  das  im  allerbast  geliebt.'  Zielt  1521. 
,Und  Seiten  die  frowen,  er  wer  allerbassest  zuogerüst.' 
ebd.  ,Optime,  allerbast.'  Fris.  ,Was  uf  ermältem  tag 
gehandlet,  wirt  allerbaast  uss  dem  abscheid  verstan- 
den.' HBcll.  1572.  ,An  dem,  am  basten.'  ,Der  selben 
kriegen  zyt  und  schlachten  üch  an  dem  b.  wüssend 
sind.-    1525,   Absch.     .Welcher  anschlag  am   b.  [aufs 


Beste]  griet.'  Vad.  Jch  sich  wol:  wer  am  b.  mag, 
der  tuot  am  b.'  Rdef  1550;  s.  unter  1  a.  ,Dass  die 
stuck,  so  am  tier  am  meisten  und  b.  zur  töuwung 
dienen,  am  besten  ze  essen  seien.'  Tierb.  1563.  ,Der 
ilarvon  am  b.  wüssen  mag.'  LLav.  1569;  ,am  besten.' 
1670.  ,Ihr  Priester  jetz  wüssen  am  b.,  wie  solche 
bewirten  und  Christum  begasten.'  JCWeissenb.  1678. 
.Zum  basten.'  .Welches  land  üch  zum  b.  füeg.'  Rüef 
1540.  ,Nit  zum  b.'  Ansh.  ,Mit  Gelt  nit  bim  basten 
verfasset.'  ECys.  , Albrecht  wolt  im  darum  nit  bi  dem 
basten  truwen.'  JJRüeger  1606.  ,Derselb  mir  tat  im 
basten  gfallen.'  JMürer  1575. 

A nihil,  laß,  got.  'batis,  adv.  Comp,  neben  dem  adj.  hisser 
(s.   d.).      Zu    1  f  vgl.   mir  3  a  8  (Sp.  366). 

u(n)-bäs:  unwohl  AaF.;  BM.     Vgl.  un-pass. 

vor-bass:  =  dem  Folg.  1  b.  ,V.  demme  nachzu- 
kommen auf  sich  genommen.'  167:'.,  Schw  LB.  ,Dass 
der  Frid  alwegen  und  v.  nach  der  Meien  Landsgemeind 
3  Wuchen  und  3  Tag  gelten  solle.'  1684,  ebd.  ,Dass 
v.  kein  Schürfer  gegen  den  Schuldner  das  Recht 
brauchen  möge.'  1691,  ebd. 

für-:  1.  a)  räumlich:  weiter,  vorwärts  Gr  (Tsch.); 
Zg.  Gönd  ir  nur  fr*  g' schwind  fürbas.  Schwzo.  (Zg 
UÄg.).  ,Do  kam  er  gen  Waltkilch  und  torst  nüt  f.' 
1407,  G.  ,Näm  auch  ein  frömder  mann  an  einem  für- 
gang trübel  und  aber  keine  sakete,  dann  sollen  die 
bannwarte  in  nit  pfänden,  dann  in  heissen  f.  gan; 
aber  ein  heimischen  mögen  si  wol  pfänden.'  1426, 
Z  Ellik.  Bannbrief.  ,Wo  der  brief  hinkumpt,  den 
schickend  f.,  bi  eid  und  ere.'  1499,  Gr.  ,Und  sol  sy 
[die  Stücke  Vieh]  nieman  wann  mit  einer  summer- 
latten  oder  mit  sines  rockes  ermel  usert  sim  schaden 
tryben,  noch  nit  f.'  1561,  SchwKü.  ,Ihr  kriegsleut 
steht  ans  seil  und  ziehnd,  ein  klein  f.  ihrs  [das  Ross] 
rucken  müend.'  GGotth.  1599.  ,Die  Schiff  mochtend 
nit  f.  gfüert  werden  wegen  des  Loufens.'  JJRüecer 
1606.  Bildl.  ,Doch  was  der  Ehstand  hat  und  ist, 
wirst  du  erst  dann  erfahren,  wenn  d'  f.  darin  kommen 
bist  und  f.  wirst  verharren.'  Stütz.  ,Hant  si  [die 
Räte]  dehein  stos,  darumb  sun  si  es  furbas  wisen 
[d.  i.  an  die  Burger  kommen  lassen] ,  ob  si  wellent.1 
XIV.,  L  Ratsb.  —  b)  zeitlich:  weiter(hin),  künftig  Gr 
(Tsch.).  ,Diewil  ich  lebe  und  nit  f.'  1342,  AAKlingn. 
Reg.  ,Wenne  man  die  selben  badstuben  buwen  und 
f.  besseren  wil.'  1343,  AaB.  Urk.  ,Da  by  sol  es  be- 
stan  und  beliben  und  die  selben  ussgerichten  kind 
sond  den  f.  ankein  ansprach  wider  zue  ir  vatter  guet 
haben.'  1427,  ScHwMa.  LB.  ,Zuo  wil  siner  und  miner 
leptag  und  nit  f.'  1448,  GBern.  ,Üer  redt  also . . . 
F.  [weiter]  so  sagt  er.'  1499,  Gr.  ,Die  täglichen  oder 
wuchenrät  sollend  f.  gehalten  werden,  wie  man  sy 
angefangen  hat  zu  bruchen.'  1597,  Ap  LB.  ,In  Hoff- 
nung, die  alte  Liebe  werde  f.  bestehen.'  1637,  Schw 
Rq.  ,Lass  es  sieden,  bis  es  Wasser  wird,  und  lass  es 
f.  sieden,  bis  es  ein  Stein  wird.'  um  1700,  Z  Arzneib. 
Wer  fortgezogen,  aber  nirgends  sich  eingekauft  hat. 
wird  noch  .fürbaas'  als  Gemeindegenosse  betrachtet. 
1787,  SBib.  Dorf  brief.  S.  noch  Gadem  (Bd  H  116), 
Mulchen  (Sp.  208).  —  c)  quantitativ:  in  höherm  Masse, 
mehr.  ,Da  sol  man  von  ieclicher  lieh  den  halben  Ion 
geben  und  nicht  f.'  XIV.,  Z  Ratserk.  ,Und  sol  ime  an 
sinem  guet  v.  nüt  besweren,  in  allodiis  non  debet 
ipsum  penitus  aggravare.'  XIV.,  BHandf.  .Nichts  f.  auf- 
legen noch  zumuten.'  1352,  Aa  Urk.  ,Umb  das  er  [der 
Weibel]  hört  sagen,  das  sol  er  bringen  an  sin  obern 


1655 


Bas,  bes,  bis,  bos.  bus 


1656 


und  sol  nüt  f.  gezüg  sin  denn  als  ein  ander,  der  es 
gehört  hat.'  ZBasserst,  Offn.  .[Die  Leute  zu  GBern.] 
sollend  auch  von  des  vogts  wegen  niemand  pfand  sin 
f.  denn  die  stür  langet,  die  sy  ainem  vogt  pflichtig 
seient.'  1459,  GBern.  —  2.  gesteigert,  Fürbasser,  fort- 
hin, ferner,  weiter  Bs  (Spreng),  a)  zeitlich,  entspre- 
chend 1  b.  ,Were,  das  den  meister  und  den  meren 
teil  des  rates  duchte,  das  er  f.  solte  gebüesset  werden.' 
1336,  Z  Stadtb.  ,Und  mag  in  [den  gebüssten  Bürgern] 
der  burgermeister  dannoch  f.  gebieten,  ob  es  not- 
dürftig ist.'  1336,  Z  Eatserk.  ,Wer  auch  Fische  kauft, 
um  sie  f.  zu  verkaufen,  das  mögen  die  Fischer  wehren.' 
1354,  Bs  (Ochs).  ,Wer  dass  wir  mit  einandem  zu  rat 
wurdent,  in  der  genanten  überkoimiuss  ützit  f.  ze  min- 
dern, ze  meren  oder  bas  ze  lütern,  dass  wir  das  wol 
tuon  mögen.'  1406,  Absch.  ,Wir  wüssen  nit,  wie  sich 
sölicher  gewerb  f.  machen  wird.'  1444,  B.  ,Ob  yeman 
in  uuserm  lande  dhein  erbe  besessen  hette  ein  jar, 
sechs  wachen  und  drye  tag.  der  oder  die  mögend  das 
selb  erb  f.  inne  haben.'  1451/1544,  Schw  LB.  ,Er  sol 
erwarten,  wie  inen  der  rat  und  gemein  lantlüt  f.  stra- 
fent.'  um  1470,  Gl  LB.  ,Er  sol  f.  Zinsen  wie  von 
alter  har.'  1471,  AaK.  Urk.  ,Die  kurfürsten  sind  f. 
[ferner]  ander  inen  beredt  und  eins  worden,  dass...' 
1476,  Bs  Chr.  .Fürbasser  (ie)mer.'  ,Swa  das  iemer 
f.  inere  an  dekeinem  unserm  knechte  erfarn  und  be- 
wiset  wirf  1343,  Z  Stadtb.  ,Ein  ieclicher  Jude,  in 
des  hant  das  selbe  hus  f.  iemer  kumt.'  1347,  ebd.  ,So 
wir  ietzt  haben  oder  f.  iemer  gewinnen.'  141  ö,  Urk. 
des  Grafen  von  Toggenburg.  ,Gan  lassen  und  sy  f. 
nier  nit  bekumbern.'  1420,  Bs  Kq.  .Fürbasserhin.' 
,[N.  solle]  fürbasserhin  nie  mehr  in  irem  land  am- 
mann  noch  des  rates  werden.'  1427,  Z  Schreiben.  ,Si 
wellen  ouch  fürbasserhin  für  ir  recht  halten.'  1480, 
L  (öfter).  —  b)  entsprechend  1  c.  ,Der  spital  und  sin 
pfiegere  süllent  30  müt  roggen  jerlich  von  dem  zehen- 
den innemen  und  mich  [den  Kirchherrn]  nit  f.  nöten 
noch  bekünibren.'  1360,  AaB.  ,Und  sol  oueh  unser 
houptbrief  hinanthin  nit  mer  haft  sin  noch  si  f.  binden 
denn  umb  die  genanten  1496  fl.'  1400,  ebd.  Wer  diese 
[vorher  angeführten]  Pflichten  erfüllt  hat,  ,der  sol 
des  jares  dem  huse  nüt  f.  ze  dienent  gebunden  sin, 
er  tüege  es  dann  mit  guotem  willen.'  1428,  Aa  Urk. 
—  3.  wohlfeil.  ,Wer  win  schenkt,  den  er  fürbas 
kauft  hat,  der  sol  an  ainer  niass  nicht  mer  gewinnen 
denn  1  Schilling.'  1459,  GRh.  —  4.  fürbäs,  fürwahr, 
wahrlich  UwE. 

Zur  lied.  vgl.  fürer  (Bd  I  i((i7).  ,Fürbas',  Familienname. 
lli'-.',  UwE.;  ,Jckli  F.'  1412,  Z  Ratsb. ;  ,Hnns  F.  ze  Hot- 
tingen.'   1473,  Z. 

Schind-bas  m.:  Leuteschinder  S.  I'h  tat  's-em 
gar  nit  ,:'  G' falle",  dem  Seh.!  Joach.  —  rmperat-Bildung 
wir   Stigüf,    ffieatand  uva. 

base"  II  läse*  (in  PA1.  bosi"):  meist  unpers., 
besser  werden,  vom  (körperlichen)  Befinden  B;  PAl.j 
Schwj  Ndw;  ZO.f  Es  baset-mer  B;  Ndw.  „'s  hed-cm 
sid  nüm  nl  'baset,  es  hat  sich  seit  neulich  mit  ihm 
(dem  Kranken)  viel  gebessert  BO."  Doch  auch  pers.: 
„Mein  Freund  baset."   -   Ahd.  baßßrn. 

bäsere":  bösen  II  Ap;  ZO.f  Es  hed-mer  wider 
'büseret. 

Bäsi  f.:  Wohlsein  ApK.,  M.  Es  ist-em  enest  au"* 
e'  B.,  er  befindet  sich  unendlich  wohl. 

Pass  I  in.:  1.  (in  ä.  Spr.  auch  f.)  Durch-,  Über- 
gang,   zunächst    in   ahstr.   Sinne.     .Dass   si   uns   pas 


and  weg  gehont  dnr  ir  laut.'  1419,  Absch.  .[Einem] 
den  pas  vorhalten.'  Morgant  1530.  ,Der  küng  wurde 
bäbstlicher  heilikeit  keinen  p.  abschlahen.'  Ansh.  ,Ni 
patefecissent  hostibus  viam  una  porta,  wenn  sy  dem 
feind  nit  durch  ein  tor  p.  gäben.'  Fris.  ,Dass  ihnen 
nimmer  P.  versperet  war.'  RCvs.  ,Der  Gatter  soll 
hinweg  getan  werden,  damit  das  Vieh  obsich  und  nid- 
sicli  synen  fryen  P.  und  Durchgang  haben  möge.' 
1666,  ZZoll.  ,Es  hat  der  Keiser  denen  Eidsgenossen 
den  Pass  abgesagt  und  kein  Korn  mehr  in  die  Eidt- 
gnoschaft  führen  noch  tragen  lassen.'  1692,  Bauern- 
chron.  , Wegen  hiesigen  strengen  Passes  [lebhaften 
Durchgangsverkehrs].'  1692,  Z.  Säg  mir  nur,  ico  die 
Bärner  zun  Zürcheren  ko"  seigen  und  u-o  si  beigen  1'. 
g'han.  Gespr.  1712.  ,Der  Pas  ist  aus  dem  Schwaben- 
land aller  Orten  versperrt  worden.'  1770,  Baoernchron. 
In  der  Verbindung  ,Pass  und  Repass' :  ,Der  Rat  wird 
den  Entlebuchern  P.  und  Repass  ins  Bernbiet  zu  ver- 
schaffen suchen.'  1653,  L.  Den  emsischen  Hebräern 
ist  der  .bisher  begünstigte  P.  und  Repass'  auch  ferner 
angedeihen  zu  lassen.  1775,  GBern.  Übertr.  auf  den 
Ort  des  Durchgangs,  bes.  Bergpass.  ,Die  kriegsknecht, 
so  an  der  p.  an  dem  wasser  waren  gelegen.'  1521, 
Strickl.  .Als  die  Eignosen  das  Swaderlow  und  ander 
pasen  am  Rin  uf  und  nider  besatztend.'  Edlib.  ,Da 
zog  man  durch  die  Etz  gan  Dietrichbern,  da  kamend 
die  Vinediger  zun  Eignossen  und  demnach  durch  alle 
hassen  und  nam  man  das  ganz  land  Mailand  in.'  ebd. 
,Die  passen  ingnan.  Wyssenow  besetzt.'  1529,  Absch. 
(B).  Alle  Vögte  und  Grenzwachen  (.passen1)  in  Kennt- 
niss  setzen.  1530,  Absch.  ,1ns  gebürg  an  die  passen 
ziehen.'  Ansb.  ,Er  liess  an  der  Adda  die  passen  und 
im  land  die  starken  platz  besetzen.'  ebd.  S.  noch 
Metall  (Sp.  555).  RAA.  Am  P.,  an  stark  begangener 
Stelle  B,  am  Wege  AAWohlen.  (Eim)  am  P.  (Aa 
Wohlen),  a"  P.  (AaF.,  Ke.;  S),  z'  P.  (S;  Th;  Z)  stä; 
auf  Jmd  warten,  indem  man  sich  an  dem  Wege,  den 
er  zu  passieren  hat,  aufstellt;  ihm  autlauern.  Morn- 
drisch,  wo  der  Pfarrer  spaziere"  g'gangen  isch,  bi  eusem 
Hiisli  verbi,  iseh-em  mi"  Mueler  a"  P.  gestände"  und 
het-em 's  g'clüagt.  Joach.  1885.  P1'  chann-der  nüd 
immer  z'  P.  stä",  zu  Diensten  bereit  stehen  ZO.,  Stdt; 
Syn.  gespannen  stän.  —  2.  Reisepass.  allg.  Eim  de* 
P.  anderschribe",  Einem  den  Abschied  geben,  ihn  fort- 
jagen B;  S.  —  3.  passender,  angemessener  Zustand, 
Verhältniss;  nur  in  RAA.  a)  z'  P.  stä",  mit  Dat.  1'., 
für  Einen  passen,  ihm  anstehen.  Nei",  Da'  [Präsi- 
dentin] mihi'*  ned  si";  Da"  stöt-mer  ned  recht  z'  P., 
sagt  Eine,  der  man  den  Vorsitz  bei  einem  Kaffee- 
kränzchen angetragen  hat.  Schwzd.  (iiiTh).  —  b)  z'  P. 
chu",  zurecht  kommen,  sich  zurecht  finden  Gl;  ZO.f, 
seine  Absicht  erreichen  SchwMuo.  Syn.  z'  Gang  (Bd  II 
338),  z'  Schlag  ebo:  Ph  chumme"  gar  nüd  z'  P.  Bist 
du  bim  Holz-üsteile"  gester  nurh  z'  P.  cho",  noch  auf 
deine  Rechnung  gekommen?  SchwMuo.  Im  Hamid 
sim-mer  g'sl",  aber  ich  ha"  nid  möge"  mid-em  z'  P. 
g'cho".  ebd.  „Z'  P.  kommen,  sich  mit  Einem  wohl 
vertragen,  's  ist-mer  z'  P.  cho",  hat  mir  zum  grössern 
Vorteil  ausgeschlagen."  —  c)  z'  P.  si".  a)  guet.  übel 
:'  ]'.  si"  mit  Eim  (in  ZO.  auch  mit  blossem  Dat.),  ihm 
wohl,  übel  gesinnt  sein;  gut.  schlecht  mit  ihm  stehn, 
auskommen  GF.;  Nnw;  Z.  Si  sind  nüd  guet,  nüd  am 
beste"  z'  P.  mit  enand  Z.  Wär-er  nvf  au<h  eso  mit 
im  z'  P.!  stünde  er  nur  auch  so  gut  mit  ihm.  JSenn. 
.Darum   waren   die   zwei  Schwestern    nicht   besonders 


Has,  bes,  bis,  bos,  bus 


1658 


gut  z'  bas  mit  einander.'  Ndw  Kai.  18S9.  .Jetzt  bin 
ich  [der  Teufel]  wol  mit  inen  [den  Gottlosen]  z'  p.' 
NMan.  ,Sei  [die  Liebe]  tragt  kein  Neid,  sei  tragt  kein 
Hass,  mit  Jedermann  ist  sei  woll  z'  b.'  Com.  Beati. 
Moloch:  ,Hab  ihnen  [den  Adeligen]  ihr  Herz  erfüllt 
mit  Neid  und  Hass,  dass  sie  gar  nienen  seind  zu  P. 
mit  ihrem  Herzog.'  Mtricäus  1630.  —  ß)  fguet,  recht) 
z'  P.  si",  guter  Dinge,  aufgeräumt  sein  Aa;  B;  L;  S. 
„Mein  Freund  ist  z'  P.,  in  guter  Laune."  Iscli  de"" 
<ler  alt  Ätti  guet  z'  P.  g'sl",  so  het-er  denn  de"  Frömde" 
si"  Lebe'sg' 'schickt  erzellt.  Hofst.  1865.  Nid  guet, 
schlecht  z'  P.  sl",  schlecht  aufgelegt  sein  Aa;  B;  L. 
,Des  wird  die  küngin  wol  syn  z'  b.,  so  's  erdrich  von 
des  [Johannes]  bluet  ist  nass.'  Aal  1549.  .Drumb 
sollend  irs  nit  lang  verzie1"1,  damit  er  [der  Wartende] 
nit  werd  übel  z'  b.'  JMürer  1567.  ,Das  tuen  ich  gern, 
bin  gar  wol  z'  b.,  will  dapfer  stau  wol  zue  dem  fass.' 
BScbmid  1579.  ,Der  kaiser  ist  nit  wol  ze  b.,  zuen 
Christen  tragt  er  nyd  und  hass.'  Wagn.  1581.  ,Gar 
wol  bin  ich  vernüegt  und  z'  p.'  ChMurer  1596.  ,In- 
firme  animatus,  der  nicht  wol  zu  p.  ist.'  Denzl.  1677; 
1716.  —  y)  vom  Befinden;  Syn.  z'  Weg  sl".  Er  ist 
wider  z'  F.,  wieder  wohl  ZZoll.f  Er  ist  nüd  (recht) 
z'  P.,  unpässlich  B;  Gl.  Guet,  übel  (schlecht)  z'  P. 
BHk.,  Si.  lch  bi"  nüme"  guet  z'  P.,  bin  nicht  mehr 
kräftig,  bes.  mit  Bez.  auf  das  Gehen  ThMüUIi.  ,Wann 
man  wol  zu  p.  [ist  der  Käse  zu  empfehlen].'  GHeid. 
1732.  —  4.  in  der  RA.:  lezt  ist  andere  P.,  hat  sich 
die  Sachlage  geändert  TuErm.;  s.  ONägeli  1898,  8. 
—  5.  das  Dominospiel  ZO.;  Syn.  Pass-Spil.  Vgl. 
pässlen  2. 

It.  pamo,  frz.  ;,««,-  vgl.  Gr.  WB.  VII  1494  ff.  Direkt  aus 
dem  Frz.  scheint  die  Wendung  .Einem  den  P.  nehmen'  zu 
stammen  in  der  Stelle:  ,Die  Subordinationeu  invertieren  und 
umkehren,  einem  grossen  Herren  den  P.  nemmen,  sagen: 
Ich  scharre  mich  viel  um  diesen  oder  jenen,  sich  glorifieiereu 
können:  Der  hat  mir  auch  einsten  müssen  nachtretten.'  B 
Spektatenr   1734. 

Aggili-,  Mach  A.l  solve  alvum,  zu  Kindern 
ScnSt.  —  Frucht-:  Durchgang  für  Getreide.  ,1771 
[wurde]  auch  der  Fr.  von  Seiten  des  römischen  Reichs 
gespert,  dessnahen  ein  grosser  Hunger  entstanden.' 
AnHeid.  Monatsbl.  1837.  —  Korn-:  =  dem  Vor.  ,Der 
Canton  Schaffhansen  hat  den  Kornpas  gegen  die  an- 
dern Cantön  gespert.'  1817,  Bauernchkon.  —  Lauf-: 
Geleitsbrief,  Reisepass,  bes.  für  Arbeit  und  Unter- 
stützung Suchende.  .Jeder  Stand  soll  mit  Erteilung 
der  Laufpässe,  namentlich  in  den  Vogteien,  sehr  spar- 
sam sein.'  1766,  Abscii.  , Alles,  was  der  Ausländer  in 
Preussen  als  ein  alter,  unbrauchbahrer,  blessirter 
Soldat  zu  erwarten  hat,  ist  ein  L.,  womit  er  als  eine 
Guttat,  die  ihme  der  Konig  erzeigt,  durch  alle  seine 
Lande  ungehindert  darf  betteln  gehen.'  1777/80,  Z  Ta- 
schenb.  1900,  140.   —  Durch-:  Vorratskammer  GrHc 

pass  I,  in  ScnSchl.  fräs:  präd.  Adj.  1.  passend, 
angenehm.  Da'  ist-mer  fr.  SchScIiI.  Da'  ist-mer  ned 
(recht)  p.  ThMüUIi.  —  2.  aufgelegt,  gestimmt.  ,Zu 
Zug  hat  es  an  der  Landsgemeinde  windig  ausgesehen, 
Ägeri  und  Menzingen  waren  nicht  wohl  p.'  1764,  Z 
Brief.  —  un  um-  ÄALeer. ;  ScuSt.,  W-,  o"-  Ta:  un- 
pässlich.    ,Ein  unpasses  Kind.'  LJBrägg.  1787. 

passä'bel:  leidlich,  erträglich;  ziemlich,  allg. 
's  isch  p.  chüel  Bs  (Spreng).  Der  Gesang  war  ,p.',  er 
hätte  besser  sein  können.  1772,  JNater  1898.  Iron. 
für  gehörig,  sehr  B.     De''  ma'-'  p.  esse",  %'pache". 


Fassade"  f.:  1.  Zehrpfennig  für  Durchreisende: 
.Das  Fechten  und  Bättlen  fürnämlich  in  den  Stätten 
und  Orten,  da  ihnen  die  P.  oder  Zebrpfennig  ent- 
richtet wird,  [ist  den  Handwerksburschen]  verbotten.' 
B  Mand.  1727.  —  2.  „Besteck  für  Messer,  Lötfel  und 
Gabel  UUrs."   —  Frz.  pmaadef  iu  Beil.  1. 

TJs-.  ,Die  Compagnie  hatte  [1638]  1  Capitaine 
d'armes,  3  Corporale,  3  Auspassaden  (Gefreite)  und 
20  Rottraeister.'  vRoht  1831. 

Pässang  m.  Bes.  in  der  Verbindung:  am  P.,  an 
der  Heei Strasse  Tu;  Z.  Ich  macht  nüd  eso  am  P. 
ICOne".    —    Vgl.   frz.   chemin  paiennl,   lebhatte  Strasse. 

Passant  m.:  Vorübergehender,  Durchreisender, 
allg.  Spec,  reisender  Handwerksbursche,  der  für  eine 
Nacht  in  der  ,Passantenstube'  Herberge  findet  BStdt. 

Passeif.:  Durch-,  Übergang.  Jnen  [den  Spaniern] 
die  passcien  [über  den  Fluss]  zue  verhalten.'  1521, 
Strickl.  ,Rebegk  an  der  passey  Puntowigk  [in  der 
Lombardei].'  ebd.  Wegen  des  Durchzugs  von  Lands- 
knechten habe  man  alle  .passeyen'  besetzt.  1525,  B 
Schreiben.  , All  stett,  Schlösser  und  passeyen  sollen 
offen  und  ufgetan  sin.'  1526,  Absch.  (Burgrecht  von 
B  und  F  mit  Genf).  ,So  ist  uf  unsere  passei  zu  uns 
verordnet  Fryburg,  Solaturn  usw.'  1515,  Ansh.  (Schrei- 
ben der  B  Hauptleute);  daneben  .pass'  f.  ,Sind  die 
Schlösser,  insonderheit  Wiggen,  die  anstösser,  ouch 
ander  passeien  wol  versetzt  mit  lüten.'  1531,  Strickl. 
(B).  —  Entlehnt  aus  rom.  'jjasmie  (vgl.  paesahie  bei  Bride], 
Gloss.  278),  das  auf  mlat.  passagium  (it.  pawaggio,  frz.  pas- 
mge)   beruht. 

passe"  I  (3.  Sg.  Präs.  und  Ptc.  passet,  in  Bed.  5 
passt  Tu;  Z):  1.  sich  wohin  begeben,  gehen.  ,Die 
Berner  vermeintend,  die  strass  war  gehür,  wölkend 
iez  zuo  in  [den  Genfern]  bassen.'  1535,  Volksl.  (B). 

—  2.  a)  abs.,  Spielausdruck:  ein  Spiel  vorübergehen 
lassen,  ohne  mitzuspielen,  z.B.  beim  Kartenspiel  wegen 
schlechter  Karten  B;  Th;  Z.  Ich  passe"  Z,  ich  pass(e') 
Tu,  päss  B,  ich  verzichte  diesmal  aufs  Mitspielen;  Syn. 
ich  chume",  mache"  nüd.  —  b)  ein  Vorhaben,  Unter- 
nehmen miessen  län  p.,  darauf  verzichten,  es  ver- 
schieben müssen  BL.  Er  hed  miessen  län  p.  (Das  und 
Das  zu  unternehmen).  —  3.  a)  seine  Aufmerksamkeit 
auf  Etwas  richtend  ruhig  verharren,  auf  Etwas  warten 
Bs;  B;  Scu;  S;  Th;  Z;  gew.  mit  abh.  Zeitsatz.  Du 
cha""st  (lang)  p.,  bis-ich  wider  zue-der  chume;  bis-er- 
der 's  giH!  Oft  iron.:  Ir  Buebe"  werdet  p.,  bis  ir 
Dere"  [solche  Mädchen]  heit!  JGlütz  (S).  Der  cha""- 
mer  p.,  wartet  vergeblich,  kann  mir  gestohlen  werden 
Bs;  Th;  Z.  Denn  chann-er  en  anders  Mal  p.,  leer 
abziehen.  MUsteri.  Spec.  a)  vom  Jäger  auf  dem  An- 
stand. Da,  wie  die  Bure"  tribe"  hinner  aem  Grat  «"'' 
d'  Herre"  passe"  chli*  ob  Biffe'matt.  HNtd.  1895  (BG.). 

—  ß)  in  der  Schwingerspr.,  ruhig  verharrend  einen 
günstigen  Augenblick  zum  Angriff  abwarten.  —  b)  mit 
Dat.  oder  üf  Eine",  Öppis  p.,  warten,  lauern  Aa;  Bs;  B; 
Gl;  Gr;  Sch;  S;  Th;  W;  Z.  D'  Chatz  pass(e)t  üf-ene" 
Müs.  Er  passt-ra  [ihr]  allzit,  von  einem  Liebhaber 
W.  ,Ein  Jäger  gieng  hinauf  oberhalb  das  Dorf,  um 
den  Füchsen  zu  p.'  Jecklin  1876  (Gr).  ,Lasst  uns 
ziehen  durch  die  Gassen,  lasst  auf  diesen  Heiland  p., 
etwann,  wann  er  durchgeführt.'  JCWeissenb.  1679.  — 
4.  p.  üf,  gehören  zu  SchwW.  Das  Hüs  passt  üf 
Innertal.  —  5.  angemessen  sein,  sich  schicken,  wie 
nhd.   allg.     Auch  refl.   Bs;  Tu;  Z.     '  s  passt  -  si'h  nid. 


1659 


S,  bes,  bis,  bos,  büs 


1660 


—  6.  Name  eines  Gewinnspieles  mit  Würfeln.  S.  flüssen 
(Bd  I  1218).  Vogt  Hagenbach  trug  auf  seinem  linken 
Ärmel  drei  Würfel,  .darumb  ein  spruch :  ich  pass, 
der  meinung  mit  den  Eidgenossen  ze  spilen,  die  aber 
demnach  achtzene  wurfend,  dardureh  er  syn  spil  ver- 
lor.' 1474,  Bs  Chr.  Unter  den  wegen  ihrer  Kost- 
spieligkeit verpönten  Glücksspielen  aufgeführt.  1533, 
Egli,  Akt. 

ab-passe":  1.  tr.,  Etwas  passend  machen  Th.  E" 
Brett  a.  —  2.  a)  mit  Acc,  abwarten.  De"  recht  Ange- 
blich a.  B;  Seil;  Tu;  Z.  —  b)  mit  Dat.,  auf  Jmd  (Etwas) 
warten,  lauern  Aä;  B;Th;Z.  Mach  einist,  i'h  cha""- 
der  nümme"  länger  a.  Er  hät-em  [dem  Traubendieb] 
bis  am  Morgen  am  Diu  abjjasst. 

üf-:  wie  nhd.,  genau  Achtgeben,  allg.  S.  Häftli- 
Macher  (Sp.  51).  ,Kaum  ist  Frau  N.  zu  Hause  ange- 
langet, so  passen  schon  ihre  Wascherinnen,  Näherinnen 
daselbst  auf,  ihre  Befehle  zu  vernehmen.'  Sintem. 
1759.  Mit  Dat.,  Einem  auflauern  Gr;  S;  Th;  Z.  Das 
lied   en  Hirt  erliggt  und  ma   [ihm]   üfgepasset   GrD. 

—  Pass-üf  m. :  1.  leichter  Pflug  mit  zwei  festge- 
machten Streichbrettern,  mit  dem  man  im  Kreise 
fahren  kann,  dessen  Handhabung  aber  besondere  Auf- 
merksamkeit erfordert  L.  —  2.  die  Reihenpferdehacke. 
JDängeli  1860,  52. 

an-:  wie  nhd.  allg.  —  An -pa s s  Ampass  m.:  An- 
satz am  Amboss  mit  gewölbter  Oberfläche,  welcher 
Eisenstücke,  bes.  Hufeisen,  angepasst  werden,  um  ihnen 
eine  gleichmässige  Krümmung  zu  geben  Z.  —  Das  W. 
verrät  sich  durch  die  forin  des  Prüf,  als  junges  Lehitw. 

anen-.  ,Wenn  mir  nun  kein  Maidli  anne"passt 
[zu  mir  passt]  wie  euer  Nenneli,  was  soll  ich  dann 
anfangen!'  JSenn  1854.  —  i°-:  1.  einpassen,  wie  nhd. 

—  2.  intr.,  hineinpassen,  gut  geraten,  einschlagen. 
OJctoberthe  [Wein]  cha""  's  hur  i"  Ströme"  g'e"  und, 
passt  der  Ängsten  i",  ei"s  trutz  ''em  Elferwi".  Sdlger 
(SciiSt).  —  er-:  durch  langes  Warten  treffen  Z.  I'h 
han-en  endli'1'  erpasst.  —  üs-.  Eim  it.,  auf  Einen 
gleichsam  bis  zu  Ende  warten,  d.  h.  bis  er  kommt 
SchScIiL;  ZFlurl.,  Uhw.  Ph  han-em  [dem  Apfeldieb] 
e"  ganzi  Stund  üs'passet.  —  ver-  I:  1.  wie  nhd.  Aa; 
B;  Th;  Z.  D'  G'lege'heit,  d'  ZU,  de"  Zug  v.  's  Spil  v., 
vorübergehen  lassen  Th.  —  2.  versperren.  Ich  will 
-em  's  scho"  v.,  ihn  daran  hindern  ZKn. 

Passe"  f.:  Tour,  Kehr  beim  Kegelspiel  BSi.  — 
Vgl.   frz.  paJiaie. 

Passi  f.:  Warte,  Lauer,  üf  der  P.  si"  BTh. 
Unterhaltungsbl.  1897. 

Fuchs-.     Uf  d'  Fuepassi  gä"  W. 

passiere":  1.  intr.  a)  vorbei-,  vorübergehen  B; 
Th;  Z.  Land  doch  die  Frau  p.!  Si  sind  passiert,  du 
chunnst  z'  spät.  —  b)  =  passen  2  a  B.  Ich  lä"  das  Mal 
p.  oder :  ich  passiere"  das  M.  —  c)  als  erträglich  durch- 
gehen, angehen;  erträglich,  leidlich  sein.  allg.  A:  Wie 
gät's?  B:  's  passiert  Aa;  Bs;  B;  Th;  Z.  Die  Arbet  pas- 
siert. Die  Schnell  jiassiere'd,  sind  nicht  übel  gearbeitet. 
,Gar  ungute  Sachen  und  Händel,  die  nebend  der  Ehr- 
barkeit nit  bestehen  noch  p.  mögen.'  1653,  LE.  ,Das 
ist  ein  Unvollkommeiiheit,  die  nebend  dem  höchsten 
Gut  nit  p.  mag.'  JMüll.  1661.  —  d)  gelten,  anerkannt 
werden.  , Madlee,  des  Besers  [Tochter],  verstand  sich 
ordentlich  aufs  Besenbinden ;  das  hatte  sie  ihr  Ätti 
gelehrt,  der  unter  den  Besem  als  Autorität  passierte.' 
Stutz.    Hieher  auch:  ,üer  will  Gesellen  halten,  mns> 


zuvor  in  seiner  Kunst  allhier  Meister  bassieren,  sonsten 
könte  ein  Jeder  ein  Apothecer  sein  und  wohlerfahrne 
Gesellen  haben.'  1740,  L.  —  e)  begegnen,  vorfallen. 
allg.  Syn.  arriu-ieren.  Wie  glich  ist  Öppis  [ein  Unfall] 
passiert!  's  ist-em  Öppis  passiert,  es  ist  ihm  ein  Miss- 
geschick begegnet.  —  2.  tr.  a)  durchseihen.  ,Man 
passiert  die  Saase  [Sauce]  durch  ein  Sieb.'  ZZoll. 
Kochb.  1820.  —  b)  .passiert  werden'  =  1  d.  ,Es  haben 
die  Uncatholische  wider  die  Bündt  vilfaltig  gehandelt, 
können  derowegen  für  derselben  Ausleger  nicht  pas- 
siert werden.'  Evang.Gegenbericht  1658.  ,Die  Schlosser 
u.a.  wünschen  eine  Lade,  Handwerksbräuche  und  Ord- 
nungen einzurichten,  damit  die  Lehrknaben  auf-  und 
abgedungen  und  mit  Lehrbriefen  versehen  und  in  der 
Fremde  passiert  werden  können.-   1721.  Absch. 

passierlich:  erträglich,  annehmbar.  Aus  dem 
Verzeichniss  der  wunderbaren  Wirkungen  des  Heil- 
quells habe  ich  .allein  genommen,  so  vil  mir  die  Ver- 
nunft dictiert  und  ich  vermeint  by  verstendigen  Lüten 
p.  syn.'  RCys. 

pässle":  1.  lauern,  spähen  BO.  Gege"  d's  Rüfli- 
horen  ga"  g'lüsslen  u"a  ga"  bässlen,  um  allz  üsz' spin- 
tisiere*. DGemp.  1884.  ,Wie  er  fertig  ist,  geht  er  ans 
Fenster  und  pässlet,  wie  es  mit  den  Vorbereitungen 
zur  Abfahrt  rückt.'  B  Hist.  Kai.  1887.  —  2.  Domino 
spielen  ZO.;  eig.  die   Steine  zspassen. 

füre"-  s.  ge-lüsslen  (Bd  III  1456). 

pässlich:  1.  verträglich.  Tuend  doch  nur  nid  wie 
G'speister,  si"-mer  p.  mit  enand.  JBHäffl.  1813.  — 
2.  gesund,  wohl  ZKn.     Nüd  p.,  unwohl. 

u(n)-:  unpässlich.  allg. 

Pass  II  m.:  Schlitten  aus  Holzstäben  BBr. 

Bass  Pass  III  m. :  Basstimme.  Wenn  Eine''  röcht 
üfbigert,  su  isch-me"  frö  u*d  git  im  noch  e"  Pfoste", 
b'sungerbar  wenn  er  öppe"  e"  Schnäuzler  isch  oder 
doch  emel  e*  P.  Gotth.  S.  noch  müggen  (Sp.  125). 
G'huslete''  F.,  scherzh.  Bezeichnung  eines  schlechten, 
beständig  in  andere  Stimmen  abirrenden  Basses  Z. 
En  Sünde'jiass  [gewaltigen,  kräftigen  Bass]  singe" 
ZZoll. 

Stei°-chole°-:  rauhe,  hässliche  Basstimme  '/,. 
Heb  's  Mül  zue,  du  vertüflist-ene"  jo  mit  dim  St.  de" 
ganz  G'sang.  Alpenwelt  1889.  —  K unter-.  De'' 
Noppli  holet  fest  i"  's  Fass,  das  tont  g'rad  icie  de'  K. 

ESCHÖNENBERGER    1897    (Z). 

b a s s e °  passe"  II:  1.  Bass  singen  Th;  ZZoll.  ,Die 
alten  sollend  zum  gsang  b.'  Mauritiana  1581.  — 
2.  die  Bassgeige  spielen  SchwMuo. 

bassieren:  =  dem  Vor.  1.  ,So  fachts  [den  Gesang] 
ir  an,  ich  will  b.'  [ein  Anderer  will  .tenorieren']. 
Mirer  1559. 

pass  II.  meist  präd. :  1.  welk,  dürr,  von  Pflanzen 
(Blumen,  Früchten)  GLObst;  GiiChur,  !>.,  Mal.,  l'r.. 
Rh.,  Sch.,  Spl.;  GMs,  „Sax,"  Wallenst.  P.  werde".  D's 
Heu  isch  passes  GRSpl.  Passni  Ben,  eingetrocknete 
Beeren  GLObst.  —  2.  matt  (vor  Müdigkeit,  Unwohl- 
sein), von  Menschen  und  Tieren  GrD.,  Mal.,  Spl. 
IT  Chue  ist  passni  GnSpl. 

Chnrw.  /«(**,  welk,  vertrocknet,  it.  paeso,  eingeschrumpft, 
lat.  paa8U8,   vertrocknet,   saftlos. 

passe"  III:  welken  GrD.;  „GSaX;"  W.  Ein  Blu- 
menstrauss  passet.  —  'passt:  von  Wein,  der  aus 
eingetrockneten  Beeren  bereitet  ist  GLObst.     Passte'' 


1661 


Bas.  bes,  Ms.  bos,  bus 


1062 


U'r.  i/c   H'("  ist  passt.    Vgl.  das  ,vinum  passam'  der 
alten  Römer. 

ver-  II:  verwelken  GrU.,  Pr.;  GFlums,  „Sax." 
jy  Hitinerbliie.it  [Alpenrosen]  sind  verpasset  GrD. 

Basadinger  Bas%-.  In  der  RA.:  er  ist  W£  en  ab- 
trünnige'' B.,  ein  wortbrüchiger  Mensch  ScuSt.  (Sulg.). 

—  Basadingen,    Dorf  im   uTh. 

Basanient  n.  ,Stereobates,  ein  stein  oder  blatten, 
darauf  man  ein  saul  setzt,  das  b.'  Fris.  ;  Mal.  —  It. 
bammento,   Grundmauer,  Sockel. 

Passament  n.:  1.  Borte,  Tresse,  Posamentierarbeit. 

.Hosen  und  Wammes  mit  P-en,  auch  Taffet-  oder  an- 
dern sydinen  Strichen  zu  übersetzen,  sol  abgestrickt 
sein.'  G  Mand.  1611.  , Auf  Mäntel,  die  nit  aus  seidenem 
Zeug  gemacht  sind,  sollen  die  höhern  Standspersonen 
mehr  nit  als  zwei  P.,  deren  jedes  breiter  nit  seie,  als 
eines  Zwerchflngers,  setzen  lassen.'  ebd.  , Alten  und 
jungen  Mannspersonen  wird  verboten  die  seit  kurzer 
Zeit  aufgekommenen  breiten  Mantelkragen  sammt  Be- 
satzung derselben,  wie  auch  Mäntel  mit  goldenen  oder 
silbernen  Schnüren,  P-en  oder  Gallunen  neben  und 
unten.'  B  Mand.  1628.  .Von  1  Ctr  silber  und  guldin 
Spitz,  P.  und  andre  von  Silber  und  Gold  gewürkte 
Waren  '/«  Krön  [Zoll].'  1670,  Absch.  —  2.  amtliche 
Ausfertigung  eines  gerichtlichen  Urteils,  Vollmacht. 
,N.  N.  legt  einige  P-e  vor,  die  er  gegen  seinen  Bruder 
erhalten  hat,  aber  nicht  zum  Vollzug  zu  bringen  ver- 
mag.' 1537,  Absch.  ,Das  gegen  N.  genommene  P.  ist 
aufgehoben  worden.'  1539,  ebd.  ,Ihr  erlangtes  Urteil 
(alias  P.)  aufzuheben.'  1540,  ebd.  ,N.  forderte  die 
Richter  auf,  ihm  seine  Ansprache  nebst  allen  Kosten 
durch  Erteilung  (,mit  Erlangung')  eines  rechtlichen 
P-s  mit  ihrem  ordentlichen  Urteile  zuzusprechen.'  1548, 
ebd.  —  Frz.  jiassement  iu  beiden  Bedd.  Zu  1  vgl.  auch  Gr. 
WB.   VII   2009.     2  bezieht  sich  stets  auf  wälsches  Gebiet. 

passamente" passi-  BsLie. ,  pasi-,  ö-Aa;  Bs,  posn- 
ÄAAar. :  posamentieren;  den  Beruf  eines  Posamen- 
tierers betreiben.  ,üie  guten  Leute  meinten,  wenn 
ein  Weibsbild  nur  meisterlich  posamenten  könne,  so 
sei  der  Grund  des  Glückes  gelegt,  und  hatten  keinen 
Hochschein,  wie  eine  Hausfrau  beim  rechten  Haus- 
halten manchmal  mehr  verdient  als  bei  ihrer  Arbeit 
an  der  Seide.'  BreitENST.    1860.    —    Frz.  passementer. 

z'rugg-:  =  zurugg-lesen  (Bd  III  1418)  AAAar. 

Passementer,  B-  BStdt,  Pasi-  AaF.,  Ke.,  Basi- 
Bs;  ZZoll.  —  m.:  Posamentierer.  ,Die  Pasament  er 
künstlich  wipt,  auch  Band  um  die  Bezahlung  gibt.' 
Auf.  XVIII.,  ZStdt  (Ofeninschr.  zur  Figur  des  ,Basi- 
menters').  ,Sekler,  Nadler.  Passamenter,  Gürtler, 
Hosenstricker  usw.'  als  Glieder  der  Safranzunft.  Z 
Ges.  1757.  ,Die  zünftigen  Bortenwirker  oder  Passa- 
menter.' Bs  Stadtb.   1890,  51.   —   Frz.  paesementier. 

Bassäng,  P-  n.:  irdene  Waschschüssel  B.  ,1  sil- 
berin  batzin   sampt  der  Wasserkanten.'    1595,    L  Inv. 

—  Frz.  basein. 

Bäsäuggel  m. :  Mensch,  der  sich  närrisch  gebärdet, 
Hanswurst  TbHw.     Syn.  Bagäuggel  (Sp.  1052). 

basedi'sle"  Z,  passledlsle"  Bs:  eine  Art  Würfelspiel 
Bs,  Kartenspiel  Z.  Mi"  31a""  tuet  nit  spile";  er  passle- 
dislet  jo  nur,  und  'passledislet  lieh  nit  g'spilt.  EKron 
1867.  —  Zu  frz.  passe-dix,  das  Elfern  (Spiel  mit  drei  Würfeln). 


Basel:  Stadt  und  Kanton  Hasel.  Er  ist  ro"  Basel, 
sagt  man  mit  scherzh.  Verspottung  der  für  die  dortige 
MA.  charakteristischen  Vocaldehnung  Z.  Bis  uf  B. 
abe",  Bezeichnung  einer  weiten  Entfernung  Tu;  vgl. 
Sträss-Burg  (Sp.  1578).  Wenn  von  einer  Person,  ihrem 
Vermögen,  Können  usw.  viel  Aufhebens  gemacht  wird, 
tritt  man  dem  etwa  mit  den  Worten  entgegen :  Jo,  's 
mag-sich  vertrüge"!  's  hat  noch  ril  Herig  bis  go"  B. 
abe"  Tu.  Chaust-mer,  wo  d'  witt,  und  z'  B.  muest  Heu 
ha",  derbe  Abweisung  L  (JBEgli  1871).  Hrü  Höri, 
drü  Ha.ili,  Züri"*,  Bern  und  Basti,  Schupfe",  Bad  und 
Weich:  wie  vil  sind?  (12)  Z.  S.  noch  Finger  (Bd  I  863), 
Für  (ebd.  942  f.),    Chur  (Bd  HI  448),   Löffel-Sehliffi. 

Basler  m. :  1.  Einer  von  Basel.  ,Es  gehen  18  B. 
auf  einen  Juden.'  Sprww.  1824.  ,Es  gehört  auf  der 
B.  Tisch',  ist  eine  Ungezogenheit,  ebd.  —  2.  Zuname 
von  Leuten,  die  eine  Zeit  lang  in  Basel  lebten.  ,Konr. 
Langhart,  B.'  1764/1834,  ZSth.  Familienname  Aa;  Z. 
, Walther  B.',  Zeuge.  1304,  UwE.  Urk.  .Entzwischent 
HKoufmans  und  der  Basierinen  aker.'  1357,  AaB. 
Urk.  —  3.  Name  von  Früchten,  a)  grosser,  rotge- 
streifter, wohlschmeckender  Apfel,  eine  Art  Sommer- 
rambour  GaChur,  Churw.,  Ig.,  Peist,  Ziz.  —  b)  Kar- 
toffelsorte; s.  B.-Erdepfel  (Bd  I  381).  —  c)  .Basier 
Erbsen'  s.  Höpfner  1788,  40.  46.  —  d)  Bezeichnung 
frühreifer  Kirschen  aus  dem  Kanton  Basel,  früher  die 
ersten  auf  dem  Zürcher  Markt  Z. 

Baseli:  1.  Basili  mache"  Nnw,  Biseli-  (oder  Buseli-) 
Baseli  mache"  (mit  Eim)  L,  Bücklinge  machen,  von 
Kindern  Ndw;  Komplimente  machen,  schön  tun  L; 
Ndw.  Und  poldert-er  z'  Nacht  de"",  dass  d' China 
drob  erwache",  so  muess-me"  noeh  Buseli-Baseli  mache", 
sust  schimpft -er  und  cholderet.  Mohr  1880  (L).  — 
2.  in  der  BA.  's  ist  Biseli  was  Baseli  Tu,  Bush  was 
Basti  ZTurb.,  es  ist  Beides  gleich  viel  wert,  d.  h. 
gleich  schlimm.  Vgl.  Hans  (Bd  II  1468).  —  Zu  1  vgl. 
Baselimä,  aber  auch  frau-basen  und  basclen  (Sp.  1640.  165U). 
Die  hier  vereinigte  Gruppe  dürfte  übh.  aus  verschiedenen 
Quellen  zsgeflossen  sein.     Vgl.   bes.  auch  binden  (Sp.  1666). 

Bäsi.  In  der  RA. :  Es  ist  Büsi  was  B.  =  dem  Vor.  2 
ZWyla. 

basele":  =  badeten  3  (Sp.  1016/7).  Si  tuet  irem 
Ma""  Alles  z'weg  b.,  verwöhnt  ihn  durch  ihre  Dienste 
BHuttw. 

Biseli-Bäseli.  In  der  Verbindung  B.-B.  mache": 
a)  „einem  Kinde  mit  einer  Feder  uä.  kitzelnd  unter 
dem  Naschen  hin  und  her  fahren,  wobei  gesprochen 
wird:  Biseli-Bäseli  Aa."  —  b)  einem  Kinde  eine  schmer- 
zende Stelle  sanft  streicheln  mit  den  Worten:  Biseli- 
Bäseli,  Chatze"stegeli,  wenn  das  Buseli  umhi"  chunnd, 
so  ist  [Name  des  Kindes]  umhi"  g'sund   „BO." 

Bisi-Bäsi:  1.  B.-B.  mache"  a)  mit  Dat.,  schön 
tun  B.  —  b)  Ich  icill-der  B.-B.  mache",  den  Meister 
zeigen  BuE.  —  c)  Umstände  machen  B.  —  2.  Flausen 
BuE.     Has  si"-mer  B.-B. 

Bilselimä,  in  THErm.,  Herd.,  Hw.  Baseliba:  1.  in 
der  Verbindung  B.  („VO;"  L;  „Sch;"  Th;  Uw;  „Z"), 
de"  B.  (AaWoIjI.,  Z.;  „VO;"  LG.,  Stdt;  „Sch;"  Schw; 
„Z")  mache",  Bücklinge,  unnötige,  übertriebene  Kom- 
plimente („nach  Art  junger  Stutzer")  machen;  allzu 
höflich,  nachsichtig  mit  Einem  verfahren.  Höflich 
macht  Alls  B.  Ineichen  1859.  Flattieren  und  binden 
und  vore"  B.  und  Kumplimenl  mache".  JBEgli  1871  (L). 
B.  lä'-mer  nit  gern  mache".  Fhitschi  1888.     Eso  mit 


1663 


Bas.  bes,  bis,  bos,  bus 


1664 


(her  machen-i'h  de*"  nuch  nid  eister  eso  de"  B.  Sohw. 
Chumm  iez  einist,  i'h  ha"-der  lang  g'nue*  de"  B.  (/macht 
AAWobl.  Da  würt-men  ez  no'h  vil  B.  [Federlesens] 
mache',  ja  u-ol!  ThHw.  .Labratum,  das  Handküssen, 
Reverenz,  Basselniann  (Baselraan).'  Deszl.  1677;  1716. 

—  2.  im  Volksrätsel  der  über  die  Pflugsterz  gebückte 
Bauer;  vgl.  Hanseli-Mann  (Sp.  260),  Zundel-Mann 
(Sp.  288).  Vier  Reddedidänz  [Kader],  vier  g'hörig 
Schuänz  und  hinde*  dra"  der  B.  ZKn. 

Aus  frz.  baiter  la  mnin.  Die  Form  mit  Art.  zeigt  Umd. 
auf  Mann;  vgl.    Gatzt-Mann   (Sp.  257). 

Passelitang  BsL.,  Passelidang  SHessigk.,  Basscli- 
dang  BE.,  Basslitang  S  (Schild).  Basslidang  Bs,  Ba- 
selitang  BhE.;  ZO.  (Stutz,  neben  Baseltang),  Baseli- 
dang  Gl;  ZA.,  Grün.,  0.,  Rüml..  S.,  Uster,  Basilidang 
ScHSt. ;  ZBül.,  Rafz  (neben  -gang),  Passilitamm  GrPi'.. 
Baselita,  P-  GrvPi.,  Passeligang  Z,  Baseligang  ZBub. 

—  n.,  in  BsL.;  S;  ZZoll.  m.:  1.  Zeitvertreib,  meist 
in  der  Verbindung  für  P.  (für  •'e*  P.  BsL.;  S,  für 's 
P.  BhE.),  zum  Zeitvertreib,  zur  blossen  Kurzweil. 
Ph  bin  nit  für  de*  P.  da  BsL.  Es  gut -im  für  (für 
''<■",  für  's)  P.,  es  geht  ihm  für  Nichtstun.  Für  Passeli- 
gang über  Feld  gä",  zum  Zeitvertreib  einen  Spazier- 
gang machen  Z.  —  2.  adv.,  ganz  gemächlich  Z.  Si 
mache'd  's  nur  eso  b.  ZA.,  S.  Wenn  Eine  nw  eso  b. 
schafft,  chunnd-er  a'  leei's  Port  ZZoll.  Cha""st  b. 
laufe*,  de  hast  nach  ZU  g'nueg.  ebd.  —  Frz.  (pour) 
paest  '■  le  temps. 

Base"  f.  Nur  in  der  RA.  „einander  in  der  B.  sein, 
einander  lieb  sein,  mit  einander  gut  stehen  BU."  En- 
andren  nüd  in  der  Basen  sin,  einander  Spinnenfeind 
sein  BR. 

Passen:  eine  Art  Geschütz.  ,Und  brachten  mit 
ihnen  viel  Passen  und  Cammerstück,  dannit  sie  grossen 
Schaden  under  uns  taten.'  Herport  1669.  ,Si  lauften 
gegen  uns  mit  etlichen  Passen,  die  mit  Schreit  geladen 
waren.'  ebd. 

Passeten.  ,Die  Stadt  Winterthur  erhielt  1712  den 
Befehl,  vier  ihrer  Stücke  (zwei  P.  und  zwei  gewöhn- 
liche Stücke)  nach  Elgg  zu  befördern.'  JNater  1898. 

Bassette":  ein  Glücksspiel  mit  Karten;  s.  bocken 
(Sp.  1134.  1135).  ,1732  wurden  in  Luzern  folgende 
Spiele  verboten:  Birribis,  Faraon-Basette,  Lands- 
knecht, Trischaken,  Oberlanden.'  Liebenad  1881.  — 
Frz.   basKtte. 

Bassidör  m.:  (französischer)  Ambassador  Sf;  siehe 
Oltner  Tagbl.  1899,  Nr  208. 

Basilie",  Bäsilge*  ApK.  —  f.:  1.  Basilienkraut. 
Ücimum  basilicum  ApK.  ,Acinus,  wild  basilien  oder 
klein  b.  Ocymum,  ozymon,  b.,  ist  ein  zam  kraut,  gar 
lieblich  und  wolgeschmackt.'  Fris.;  Mal.  .Consolidan. 
bassylen,  peterli,  ruten,  wilde  salbin.'  Zg  Arzneib. 
1588.  .Basilien,  Basilgen.'  JKLandenb.  1608.  ,Wann 
die  gröste  Hitz  vorbei,  so  säet  man  bei  wachsendem 
Mond  das  Mistbett  an  mit  Salat,  Monat-Rättich,  Se- 
ien, Cardifiol,  Basilien,  Majoran,  Randen.  Mangold 
alles  unter  einanderen.'  JCSulzer  1772.  —  2.  .wilde 
Basilien',  gem.  Taubenkropf,  Cucubalus  Behen.  Duhh. 

Basilisk  Basilischg  G ;  Ndw  (auch  Basrlischg).  Ka- 
suist ApH.,  K. ;  Nnw  —  m.:  1.  ein  fabelhaftes  Unge- 
heuer, Basilisk  Ap;  Gr;  G;  Xnw.  .Ein  Gesicht  schnei- 
den wie  ein  B.'  GFient  1896  (GaPr.).  Wenn  en  B. 
Enn  [Einen]  a'luege*  cha",  söb-me*  ene*  cha"  g'sieh, 


mos-me*  sterbe*  ApH.  Als  Schimpfw.:  Da'  häst-em 
jetz  nüd  öbel  a'g'ge",  du  Basilischg  du!  AHalder  1839 
(Ap).  Seppli,  wörf-em  du  de*  Schnopf  i"'s  G'sicht,  so 
ward  der  Basilischg  blend  ondlam  z'möl !  ebd.  's  Wib 
tat  wie  en  ibige  Basilischg,  wenn-i'*  wider  kii*  Geld 
brächt,  ebd.  ,Etlich  abenteurer  zeigend  solche  tier 
[Meerpferdehen]  anstatt  der  basilischgen.'  Fischb.  1563. 
Vgl.  noch  Kohlrusch  316;  Bs  XIV.  65.  —  2.  Name 
eines  Geschützes.  ,Ein  B.  schiesset  40  Pfl  Eisen.' 
FrHakpn.  1666.  Vgl.  Feld- Schlang.  —  3.  ein  Basler 
Taler  Ap.  —  Zu  3.  Der  Greif,  Wappenhalter  des  Basier 
Wappens,  wurde  als  Basilisk  gedeutet.  Vgl.  auch  Schweiz. 
Schausp.  II    168. 

Basilius  Basili  S;  Tu;  Ze,  Bässdi,  Bdssill  BsPfeff.: 
männlicher  Taufname.  —  Hieher  viell.:  ,Haus  Basseli  von 
Heslebach.'    1393/1412,  Z  Ratsb. 

Passion  (Passiö*  L  tw.,  Pdssiän  ZZoll. f)  f.,  in  L; 
Schw;  ZZoll. f  m.:  Leiden,  Leidensgeschichte  Christi; 
das  feierliche  Andenken  an  Christi  Leiden  und  Tod, 
wie  es  am  Palmsonntag,  am  Mittwoch  und  Freitag 
der  Charwoche  durch  Lesung  der  Leidensgeschichte 
in  den  Kirchen  begangen  wird.  Kath.  Schweiz.  De* 
P.  singe*  s.  Bd  II  539.  ,Also  bichtend  [bei  einem 
drohenden  Schiffbruch]  je  aner  dem  anderen,  und 
sprach  man  den  phassion  und  sang  man  die  litanig 
und  das  salve  reina.'  HsStockar  1519.  ,Am  hochen 
donstag  habe  er  [der  Geistliche]  zuo  Zolliken  den  p. 
gepredigot.'  1523,  a  Zoll.  ,Das  capitel  git  im  [dem 
Prädjkanten]  ein  pfund,  so  er  den  p.  prediget.'  1527, 
LBerom.  ,I)octor  Cristoff  Schappenlers  [Pfarrers  in 
GStadt]  censura:  das  er  menklich  woll  gefall,  preter 
das  er  nit  willig  sig  ze  helfen  den  p.  ze  predigen.' 
G  Syn.  1530.  ,Am  palmtag  facht  man  nach  der  predig 
das  hochampt  an,  in  welchem  man  den  p.  singt;  am 
zinstag  darnach  singt  man  den  andern  p. ;  am  mitt- 
wochen  darf  man  nit  predigen,  macht  der  p.  und  so 
vil  hiebt  hören.'  1588,  Schw.  ,1626  wurde  [in  Z]  der 
Passionswochen  und  -predigten  halben  ein  neue  Ord- 
nung gemacht,  da  sonst  zuvor  der  ganze  P.  in  sehr 
langen  Predigten  am  hohen  Donstag  und  Charfreitag 
erkläret  worden.'  Mise.  Tig.  ,1m  Ryntal  hat  einist 
Hr  Walser  den  P.  in  drei  Stunden  ausglegt.'  Schimpfr. 
1651.  ,Die  Histori  des  P-s.'  JMlll.  1661.  ,Der  P. 
vor  dem  P.,  20  Predigten  von  JBOtt,  Zur.  1732.'  .Am 
Sonntag  Invokavit  muss  mit  dem  P.  angefangen  und 
selbiger  in  neun  Predigten  absolvieret  werden,  darvon 
die  letzte  von  der  Begräbniss  Christi  am  Charfreitag 
Morgen  gehalten  wird.'  1787,  a  Zoll.  Von  bildlicher 
Darstellung  der  P. :  ,Der  p.  an  dem  lettner  ist  gemolt 
worden.'  1516,  Bs.  ,[In  der  St  Laurenzenkirche]  warend 
gemalet  an  einem  ort  der  p.  Christi,  am  andern  Sant 
Laurenti.'  Kessl.  Über  dramatische  Darstellungen 
der  P.  s.  Breehtold,  Lit.-Gesch.  204  ff.  253  ff.  466  ff. 
,Dass  man  den  Jätzer  nach  gespiltem  p.  gon  himmel 
ze  faren  machete.'  Ansh.  ,Am  ostermittwuchen  und 
donstag  [1538]  regiert  ich  den  p.,  ward  fast  wol  gspilt 
mit  wenig  fäler.'  Salat.  RA.:  ,Sein  alter  rollenden, 
auf  sein  zeit  kommen,  sein  p.  (wie  man  spricht)  aus- 
spilen,  fabulam  aitatis  peragere.'  Fris.;  Mal. 

Basle"  f.:   Waschbecken  PA1.  (Giordani). 

Pässe"  f..  „Pässli":  zsgepresste,  kompakte  Schicht, 
Lage  eines  Stoffes  B^O.".  R,  F."  V.  Heu,  dgl.  eine 
um  die  andere  von  einem  Heustock  oben  abgenommen 
werden  kann.    In  Bergen  si"  vil  norh  ganz  Pässi  Sehne 


1665 


Ras,  bes,  bis,  bos.  bus 


1666 


eppe*  i"  Tillen  BR.   Bässe",  die  festen  [fladenförmigen] 
Exkremente  des  Viehs  auf  dem  Mattlande  BHk. 
pässne":    refl.,    zu    einem    zshängenden   Ganzen 

zskleben  BR.  D'  llittfedri  pässne"-sir"  ganz,  ue"*-mu" 
si  und  yäng  guctig  üfschottled  itn'!  ü/'lüggcd. 

basimungO -r:  derbste  Abweisung  TuBerl.  Syn. 
leck-mcr  im  Arsch!  —  Aus  frz.  baUa  «ton  coeur  (für  etil); 
vgl.    das   syn.   blärimunggü. 

bässlig  bäslig:  unmerklich  steigend  oder  sich  sen- 
kend, vom  Erdboden  WLö.  —  bässlige"  Adv.  D's 
Mannli  mit  schiner  Tregi  emab  bis  uf  die  Kalputraner 
Brigg»*  und  va"  da  bässligu"  der  im  [durch  den] 
Gradier  Birg  enhruf.  W  Sagen  (WStalden). 

Bässmer  m. :  kleines,  schlecht  gedeihendes  .Schwein  ; 
dann  übh.  im  Wachstum  zurückgebliebenes,  verküm- 
mertes Geschöpf,  auch  von  Menschen  GMels.  Syn. 
Pörgg  m.  (ebd.);  s.  Sp.  1589. 

Pais  m. :  Gewicht  PA1.   —   It.  peao, 

Paisang  id.:  Bauer  ScnwE.;  ZZoll. f  Als  halb  ver- 
ächtliches, halb  scherzh.  Scheltwort:  Du  P.! 

Das  Wort  stammt  wabrsch.  aus  der  Zeit  von  1798/9, 
wo  es  von   französischen  Soldaten  viel  gehört  werden  mochte. 

Baus  m. :  in  der  Verbindung  kei*  B.,  nicht  das 
Geringste  S.    Du  hesch  kei"  B.  derro"  g'wüsst.  Schild. 

—  Emphatisch  st.  Bus  (s.  d.),   wie  lausig  für  lüsig. 

Baus  f.:  Katze  GStdtf. 

Bau  sei.  Bäusel  —  m.,  Dim.  Bauseli,  Bäuseli: 
etwas  Flockiges,  Wolliges,  sich  weich  Anfühlendes. 
1.  a)  (Bäusel  ZB..  Fchr.,  Bauseli  Gl;  ScHwArth.  Ma. ; 
ZZoll.,  Bäuseli  ZFehr.,  0.)  Samenhaare  oder  Pappus 
verschiedener  Pflanzen  ZFehr.,  z.  B.  des  Löwenzahns 
Gl;  ZB.,  0.,  des  Wollgrases  ScHwArth,  Ma. ;  ZZoll., 
oft  auch  Benennung  der  betr.  Pflanzen  selbst.  — 
b)  (Bäusel)  Fahne  des  Schilfrohrs  Z.  —  2.  (Bäuseli) 
Haarbüschel  am  Schwanzende  des  Eichhörnchens 
ScHSt.  —  3.  (Bausei  SchwE.,  Bäusel,  Bäuseli  ZFehr., 
0.,  S.)  Troddel  (z.  B.  an  einer  Mütze).  —  4.  (Bauseli) 
Halspelzchen  ZHed.  —  5.  (Bausei)  zarter  Zieger  BoSi. 

—  6.  (Bausei)  Kosename  der  Katze  Aa.  —  7.  a)  (Bausei 
„Ap;u  Th;  „Z"A.,  Bauseli  ScaSt. ;  Th;  ZA.,  Sth.,  Bäu- 
seli ScHSt.)  kosende  Bezeichnung  des  Kalbes,  bes.  in 
der  Kdspr.  Auch  Füllen  Z  (Dan.).  —  b)  kosende 
Schelte  zu  Kindern,  närrisches  Ding  Th.  Du  bist 
doch  en  rechte  Bausei !  -  Vgl.  Fau»d(Bi  I  1065),  Mausen 
(Sp.  446),  Msel,  Busel;  weiterhin  Bensei  (Sp.  1393). 

Chue-Bausel  in.:  Kuhkalb  Th. 

Riet-Bauseli:   Wollgras  ScHwMa.;  USisik. 

Stier-Bausel:  Stierkalb  Th. 

b  a  u  s  (e)  1  e  ° :  1.  bausle*,  unpers.,  in  grossen  Flocken 
schneien  ZO.  Dim.  bausele",  bäusele;  in  spärlichen 
kleinen  Flocken  schneien,   ebd.     Es  bäuselet  e"  chli*. 

—  2.  bäusele*,  flocken,  von  Kleiderstoffen  (bes.  Seide), 
wenn  sie  durch  Reiben  ihre  Appretur  verlieren  Tu. 
Bausle*,  faserig  werden,  von  Garn,  Geweben  ZO.  — 
3.  bausle*  a)  vom  Baumwollzeuge,  das  beim  Weben 
Knötchen  bekommt;  oder  vom  Faden,  der  sich  dabei 
leicht  zu  Knötchen  zsdreht  Ndw.  —  b)  vom  Weber, 
so  weben,  dass  im  Gewebe  ungehöriger  Weise  Knöt- 
chen entstehen  Ndw.  —  4.  bausele*  a)  in  der  Küche 
unnütze,  kleinliche  Arbeiten  verrichten  Bs.  —  b)  das 
letzte  Heu  zsrechen  Bs.  —  Vgl.  die  Sippe  Pauset  (Bd  I 
1065  ff.),  fus(e)len,  fitsten  (ebd.    1084),  husten,   bütelen. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


ver-:  zerzausen.  Er  schlöt-en  i*  Sehne  use*  und 
verbauslet-e*,  versalzt-e*  und  verwätscht-e*,  dass  's 
füret.  MLienert  (SchwE.). 

Bauseli:  1.  in  der  Verbindung  es  Bauseli,  Bäuseli 
mache*,  vom  Kinde,  das  der  Mutter  liebkosend  mit 
dem  Händchen  über  die  Wangen  fährt  ÄASulzt.  — 
2.  in  der  Verbindung  Buseli-Bauseli  mache",  mit  aus- 
gesuchter Höflichkeit,  zarter  Rücksicht  verfahren; 
Umstände,  Federlesens  machen  ZO.  Si  %v'crde"d  ämcl 
doch  nüd  öppe*  noch  meine*,  dass-mer  dö  noch  B.-B. 
machi.     Vgl.  Baseli  1. 

Banse"  f.,  Dim.  Bäuseli:  vulva  Ai\  Syn.  Mau- 
sen, ebd. 

Bausi:  1.  in  der  Verbindung  Bausi-Bausi  mache*, 
ins  Gesicht  schmeicheln  ÄARemetsw.  —  2.  Bausi  n., 
Dim.  Bauseli  a)  kleine  Flocke  Wolle,  Baumwolle  udgl. 
Ndw.  Knötchen,  dgl.  sich  beim  Weben  ungehöriger 
Weise  im  Baumwolltuche  bilden,  ebd.    Vgl.  bauseien 3. 

—  b)  Kosename  der  Katze  Bs;  Z.  —  c)  vulva  B. 
Busi-Bausi:  =  Bausi  2  b  Z. 

Bausle"  f.:  1.  Zotte;  spec.  zottiges  Ende  des 
Haarzopfes  ScnSt.  Zottel,  Quaste  ZWyla.  —  2.  junges 
Kalb  SchSL  —  3.  närrisches  Ding,  von  Mädchen,  auch 
Frauen  Th. 

Riet-:  =  Bausei  1.  a)  Wollgras  ScHwMa.  — 
b)  Schilfrohr,  ebd.  —  Sew-:  =  dem  Vor.  b  SchwMu. 

—  Sträu"-:  =  dem  Vor.  ebd. 

bauslig:  faserig,  von  Garn,  Geweben  ZO. 

Bauss.  Nur  im  PI.  Bäuss,  P-  als  Name  eines  fin- 
gierten Gerichtes  ZTu.;  s.  Chrebs-Chuttlen  (Bd  III  575). 

Banss  Bo'uss,  Bi-bo'uss  ZZoll.,  Baussel,  Bo'ussel  Z, 
Bo'ussi  ZBül.  —  m.,  Dim.  Bausse(r)li  Z,  B»-bausse(r)li 
ZW.,  Bb-bo'usseli  Z:  Hund  (Kdspr.).  Syn.  (Wo-) 
Wauss.  Eim  de"  Bouss  (auch  Spür-B.)  mache",  als 
Zwischenhändler,  Spürhund  dienen  ZZoll. 

Weiterbildungen  von  dem  Schallw.  bau,  hou  als  Nach- 
ahmung des   Hundegekläffs.      Vgl.   lauzen. 

Bauser  I  m.,  Dim.  Bäuserli :  =  dem  Vor.  BsBirs.; 
BBrisl.;  SThierst. 

banse"  I:  herum  stöbern,  wühlen,  z.B.  in  einem 
Schranke,  und  dabei  die  Gegenstände  unordentlich 
durch  einander  werfen  BsBirs.    Syn.  nausen  (Sp.  803). 

üs-:  aussuchen,  durchsuchen,  -wühlen  BBrisl. 

banse"  II:  „lange  Züge  tun",  zechen  BsStdt,  .wacker 
und  redlich  trinken'  (Spreng).  Mer  hend  mit  einander 
'baust.  Ochs.  Tr.:  He,  bauset-dir's  [das  Bier]  num- 
me*!  wo-n-i'h  das  ha*  lo"  reiche*,  hei'-si  wäger  noch 
ml.  Breitenst.   —   Vgl.  lasen  (unter  Bus  II). 

üs-:  bis  auf  den  Grund  austrinken  Bs;  .einen 
Becher  redlich  ausleeren'  (Spreng).  ,Ausgebaust  und 
g'schnäbelet  (g'wädelet),  abgeputzt  und  g'fädelet', 
sagt  man  scherzend  zu  Kindern,  wenn  die  Milchflasche 
oder  die  Schüssel  leer  ist  BsStdt;  vgl.  üs-butsen.  — 
z'sämme"-:    mit  Gier  austrinken  oder  aufessen   Bs. 

Bauser  II  m.  Der  Herr  Litenant  B.,  scherzh. 
von  Einem,  der  gern  trinkt  BsStdt. 

bausere":  mit  der  Armbrust  sclüessen  GSev. 

Bisi-Bänsi  m. :  Zwitter,  Hermaphrodit  ThFi\ 

besele"  (-&-):  1.  tr..  ein  Kind  streichen,  ihm  die  Rute 
geben  B.  —  2.  intr.,  mit  kleinen,  schnellen  Schritten 
einher  gehen,  trippeln,  zunächst  von  Kindern;  dann 
auch  von  Erwachsenen,   mit  dem  Nbsinn  des  Eitlen, 

105 


1667 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1668 


Selbstgefälligen  GA.,  Rb.;  Tuüozw.,  Kessw.  Sj'n.  war 
dehn.  Wo  teitt  jetz  hi"  b.?  Mutter  zum  Kinde  GEh. 
Der  Mucter  nache"  b.,  von  einem  Kinde  GA.  [Das 
eitle  Mädcben]  ist  mit  dem  neue"  Bock  g'schuind  i" 
<V  Kirche"  'beseiet  GRb.  Si  ist  devo"  'beseht  wie-n-e" 
Gräfin,  ebd.  —  2  wohl  mit  Bez.  auf  die  schnelle  Bewegung 
des  Handbesens,  z.  B.  beim   Schwingen  des  Rahms. 

B  e  s  e  1  e  r  m. :  spöttische  Bezeichnung  eines  Knaben 
oder  eines  kleinen  Mannes,  der  mit  kleinen,  schnellen 
Schritten  geht,  Jradn  geschäftig  und  schmeichelnd 
umtrippelt  GA. 

Besem  Besme"  GrAv.,  Churw.,  D.,  L.,  ObS.,  Pr., 
S.,  Spl.,  V.,  Besmo"  P;  W,  Besmu"  PAL,  Bese"  Gl; 
GrCIiui-,  D.,  He.,  Pr.,  Seh.,  Bese"  Ar;  B;  Gl;  G  mRh. 
(-ea-),  Stdt;  Th  (im  obern,  hintern  und  mittlem  Teil 
bis  Weinf.,  am  USee  in  Esch.  und  Tag.),  Bese"  Aa; 
Bs;  L;  GSa.;  Schw;  S;  üw;  D;  ZeA.,  0.,  S.,  Be'se" 
ScHSchl.;  Th  (im  untern  Teil  von  Wig.,  Märst.,  Ami. 
abwärts  einschliessl.  Thund.,  Stettf.,  Matz.,  am  TJSee 
in  Erm.  und  Tag.);  ZBül.,  Elgg,  Embr.,  Glattf..  Klot, 
Regensd.,  Sth.,  Uhw.,  W.,  Wthur  —  m.,  Dim.  Besemli 
BsStdt;  GrAv.,  Calfr.,  Nnf.,  ObS.,  Pr.,  Rh.,  S.,  Scuolms, 
Spl.,  Tschapp.,  Val.,  V.;  üwE.,  Besemji  GrD.,  Pr.,  Seh.; 
PAL,  Besmeli  GrD.,  Pr.,  Seh.,  sonst  (auch  in  GRChur, 
D.,  He.,  Pr.,  Seh.)  Beseli:  1.  a)  (Kehr-)  Besen,  allg. 
En  birchener,  ftciss-J  tannenC  B.  Die  B.  verfertigt 
entweder  der  Landmann  selber  oder  der  Besen-Binder 
(s.  Sp.  1355).  ZicüscheH  dem  Fuetem  ist  im  Winter 
e"  lengi  ZU;  albig  Scheite"  und  Besme"  machen  mag- 
me*  nid.  GFient  1898.  Den  Bewohnern  von  ZSternen- 
berg  wird  nachgesagt,  dass  ihr  Pfarrer  B.  gebunden 
und  Chrätten  geflochten  habe.  Ähnlich  heisst  es  in 
einem  Spottreim  auf  AAÜrkh. :  De''  Schu'meister  cha"" 
nid  Vene"  und  de''  Pfarer,  der  macht  B.  Aa.  S.  auch 
Bärtling  (Sp.  1617).  Anno  1S15  hat  de''  Künig  vo" 
Brüsse"  [unerkannt,  als  Spion]  bim  Radhüs  z'  Zürich 
B.  feil  g'ha"  ZZoll.  (Volkssage).  RAA.  Jeder  B.  lobt 
seinen  Binder.'  AvArx  1899.  Die  neue"  (Neui,  früschi) 
Bese"  wüsche"  d  (all)  wol  (oder  guet),  ,neue  B.  kehren 
gut-,  bes.  mit  Bez.  auf  Dienstboten,  Angestellte  übh. 
B;  L;  Sch;  S;  Th;  Z;  auch  erweitert:  (aber,  und)  die 
alte"  wüsse'd  d'  Winkel  wol  [haben  Erfahrung]  ZFlaach, 
Wl.,  wüssend  d'  Wichlen  GnFideris  (s.  Tsch.  64),  nend 
's  us  den  Eggen  use"  [arbeiten  gründlicher]  L.  Mit 
neue"  Bese"  umseht -me*  guet  und  di  alte"  b'chönne" 
d'  Egge",  Neulinge  in  einem  Beruf  haben  mehr  Eifer, 
alte  Praktiker  mehr  Kenntniss  der  Wege  und  Schliche. 
Schild  (S).  ,Neuw  besem  wüschen  wol,  spricht  man.' 
YBolz  1554.  Wusch  numme"  vor  diner  Türe";  wenn 
d'  fertig  bisch,  so  hast  ken  B.  me.  Rochii.  De'  B. 
wuscht  siifer,  Gottes  Gerichte  räumen  gründlich  auf, 
gehen  tief  B  (sprw.).  ,Gott  braucht  die  Ungläubigen 
als  einen  Bäsem,  sein  Kirch  zu  säuberen.'  JJMüll. 
1661.  ,Zwinglius  hat  Alles,  was  dem  Wort  Gottes 
zuwider  gewesen,  mit  dem  rauchen  Besen  ausgekehrt.' 
Hott.  1666.  ,Die  Belagerten  wüschen  die  Ort,  welche 
man  [mit  Geschossen]  getroffen,  zum  Spott  mit  Bosnien 
ab.'  Sprecher  1672  (z.  J.  1199).  De"  B.  fitere",  das 
Regiment  führen  Gl.  Die  sülle'd  dünn  glich  nüt 
glaube",  dass  si  das  Mal  der  B.  füere"  und  der  Bund 
nach  ire"  Clwpfc"  modle"  chänne'd.  Gl  Volksgespr. 
Ei/m  der  B.  vor  d'  Tür  werfe"  =  den  Sack  vor  die  T. 
w.  Bs  (Spreng).  Eine"  mit  dem  B.  fürt  jage"  Th;  Z; 
in  B  Eim  mit  dem  B.  fürt  gl".  S.  auch  bürsten  (Sp. 
1611).     In  Vergleichen:    De'   Chabis  ist  wie  (en)  B., 


nw  noeh  (en)  JB.,  wenn  er  von  Raupen  zerfressen  ist 
Th;  Z.  Das  ist  nw  en  B.,  spöttisch  von  einem  Blumen- 
strauss  Th;  Z.  Du  verstäst  so  eil  dervo"  wie  de''  B.  Z. 
Er  kennt  so  u-enig  us  der  Bible"  a's  de''  B.  Stutz. 
Glaube  und  Brauch:  An  Allerheilige"  mues'-me"  wiss- 
tanni"  Bese"  hau'ce",  denn  fallt  de"  ganz  Winter  's 
Chris  nüd  d'rab  ZZoll.  An  vielen  Ölten  in  Obw 
inusste  ein  Kind  jährlich  einen  B.,  wie  wöchentlich 
ein  Scheit,  in  die  Schule  bringen.  Obw  Volksfr.  1883. 
Wenn  die  auswärts  sich  verheiratende  Braut  beim 
Verlassen  des  Dorfes  durch  Einschlagen  eines  andern 
Weges  den  , spannenden'  Burschen  entwischte,  so  räch- 
ten Diese  sich  dadurch,  dass  sie  die  Strasse  mit  B. 
kehrten,  als  ob  dieselbe  verunreinigt  worden  wäre 
BsBirs.  Chönne"  nf-'!em  B.  rite",  eine  Hexe  sein  B. 
.Stelle  den  B.  gerade  auf  an  das  Tenntor,  so  vertreibt 
dies  die  Hexen'  Z  (Dan.);  s.  auch  Chrüz  (Bd  III  939). 
.Wenn  eine  Hexe  ins  Haus  kommt,  muss  man  den 
Kehrbesen  verkehrt,  d.  h.  mit  dem  Wischer  obenauf, 
hinstellen'  UwHergisw.  (Lütolf).  Ein  B.,  verkehrt 
(z'uuderobsi'h)  gestellt,  schützt  kleine  Kinder  vor  Be- 
hexung ZHorg.  ,Den  Urin  durch  einen  neuen  B.  ge- 
lasen oder  ein  Knotten  in  das  Hemt  geknüpft  auf  der 
linken  Seiten,  so  vergeht  es  [das  .Schneiden  des  Urins'] 
lengstens  in  einer  halben  Stund.'  BSi.  Arzneib.  (HZahler 
1898,  91).  —  b)  Dim.,  kleiner  Besen,  a)  zum  Schwin- 
gen, bes.  des  .Nidels'  B;  GT. ;  ZO.  .Der  Vater  schwang 
den  Nidel  [womit  seine  Knaben  für  tadelloses  Eosen- 
kranzbeten  belohnt  werden  sollten]  in  der  Kupfer- 
gelte mit  dem  Extrabeselein,  das  der  älteste  Bube 
etliche  Wochen  vorher  schon  aus  selbstgeholten  und 
selbstgeschälten  Rottannenzweigen  möglichst  fein  zu- 
sammengebunden hatte.'  Sonntagsbl.  des  Bund  1900 
(GT.).  ,Scbwings  [das  Eiweiss]  mit  einem  Bäsemli.' 
XVIII..  Z  Kochb.  —  ß)  als  Zuchtrute.  D's  Beseli  ge", 
ein  Kind  mit  der  Rute  züchtigen  B.  —  y)  .Scopula, 
bäsemle  oder  ein  gwandbürst.'  Fris.;  Mal.  —  2.  übertr. 
auf  etwas  einem  Besen  Ähnliches,  a)  .Ich  han  gsechen 
ein  Besmen  am  Himmel  nebet  dem  Mon  stan.'  1605, 
Ardüser.  —  b)  (in  Ar  Dim.)  Haarbüschel  am  Ende 
des  Kuhschwanzes  Ap;  GRÜhurw.,  L.,  Pr.  —  3.  scherzh. 
Bezeichnung  von  Frauen  und  Mädchen  GRChur.  Von 
Mädchen  allg.  in  der  Studentenspr.  und  von  da  aus 
auch  in  weitere  Kreise  gedrungen;  in  AaB.,  Z.  in  dieser 
Verwendung  Be'se"  gegenüber  B.ese"  in  der  gew.  Bed. 
Ahd.  bi'eamo,  mild.  b'es(e)me,  besem.  , Besem.'  Z  Bih.  17H7; 
JCSulzer  1772;  ,mit  Besemen  gekehrt.'  JJL'lr.  1733.  Zu 
dem  auffallenden  Voc.  in  Be'se"  vgl.  Fese"  IBJ  I  1069,  wo 
aber  ThHw.  zu  streichen!,  ferner  Beitr.  13,  391.  ,Sul  ob 
dem   Basen',   Hausname  in  ZStdt. 

Eier-Beseli:  kleiner  B.  aus  geschälten  Reisern 
zum  Eierschwingen  Z.  —  Ofen-Bese°:  grosser  B. 
aus  Tannen-  oder  Föhrenzweigen  zum  Auswischen 
des  Backofens  AaE1ii\ ;  B;  L;  Z.  Syn.  Ofen-Wüsch(er). 
Mit  einem  an  erhöhter  Stelle  auf  dem  Schiiebelhorn 
aufgesteckten  O.  mahnte  man  bei  Tage  die  jenseits 
des  Berges  Wohnenden  zu  Hilfe  ZF.  Als  Attribut 
des  Kaminfegers  B.  De''  Chämi'ßger  mit  dem  U. 
dient  als  Popanz  für  die  Kinder  (vgl.  Chämin-Feger 
Bd  I  687);  in  Volksreimen  erscheint  er  als  kölnische 
Figur:  Und  der  Ch.  mit  dem  O.  ist  i"  d'  Milchsuppen 
abe"  g'heit.  —  Albere"-:  spött.  Bezeichnung  eines 
hagern  Menschen  ZUhw.  (Dan.).  —  t"-füecht-Be- 
s  e  1  i :  kleiner  Besen  aus  geschälten  dünnen  Reisern,  wo- 
mit die  Wäsche  vor  dem  Plätten  eingefeuchtet  wird  B. 


1669 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bils 


1670 


-  Fftr-Bese':  kleiner  Handbesen  aus  Rietgras,  den 
man  am  Feuerherd,  nam.  zum  Zskehren  der  Asche 
verwendet  ZW.  —  Fitz-:  quirl  förmiger  Besen  (gew. 
aus  einem  kleinen  Tännchen  mit  geschalten  und  zsge- 
bundenen  Astchen)  zum  Schwingen  des  .Nidels'  Z 
Bauma.  8.  fiteen  (Bd  1  1152).  —  Fotze"-:  Frucht- 
stand der  Alpenanemone,  Anem.  alp.  GoT.  —  Güsel-: 
Kehrichtbesen  L.  —  Grotz-:  Besen  aus  einem  Tan- 
nenwipfel mit  geschältem  Stammchen  und  gestutzten 
Ästen,  zum  Zskehren  der  Laubstreue  verwendet  BBr., 
„0."  ,Zu  Tannen(-Alp)  darf  man  keine  Grotzenbesen 
machen.'  1635,  Obw  (A Küchler).  —  Halm- Gl;  GoT.; 
SunwE.,  Hai-  ScnwE.,  Halm-  GW.;  SchwE.,  G.,  Ib., 
Kü.,  Häl^m-  aScHw:  Besen  aus  Blaugras,  Molin.  eser. ; 
Syn.  Fi'ir-B.  Si  stellt  d'  Güselschüfle"  und  der  H. 
e'tceg.  MLienert  1888.  —  Här-  Hö2r-:  Kehrwisch  (aus 
Borsten)  Ap;  Syn.  Färber.  —  Herd-:  =  Ofen-B.  Z' 
Altstetten  isch-es  lostig,  wo  's  's  ganz  Jör  nie  schneit, 
wo  der  Chemmi'feger  mit  ''em  H.  i"  d'  Milchsuppen 
abH'-keit.  AToblek  1899  (ApI.). 

Haxe--:  X.  =  Hären-,  Narren-Ast  2  (Bd  I  574), 
und  zwar  an  Weisstannen  Aa;  Bs;  B;  VO;  S;  Th;  Z, 
an  Kirschbäumen  AAFri.;  B;  L;  Z;  s.  Schweizer  Bauer 
v.  9.  IX.  1898.  Im  ZO.  schied  man  die  H.  sorgfältig 
aus  dem  Brennholz  aus.  weil  man  glaubte,  sie  zer- 
sprengten den  Ofen,  brächten  übh.  Unheil  ins  Haus. 
H.  galten  als  Schlupfwinkel  von  Zauberern  und  Un- 
holden. Eochh.  Sag.  II  202.  Uf  de"  H-e'  rueje"  d' 
Hexen  üs.  Schild  (S).  —  2.  Mistel,  Visc.  alb.  Aa; 
B;  Z.     Syn.  H.-Nest  (Sp.  839). 

1  pflegte  man  im  Neuenburger  Jura  auf  dem  Dach  des 
Hauses  festzunageln  als  Schutzmittel  gegen  den  Blitz. 

Jeist-:  (Besen  aus  dem)  gem.  Besenstrauch,  Saro- 
thamn.  scop.  (Genista  scop.)  ScHwKüsn.  —  Chris- 
(Chrls-,  Chris-,  Chre!s-,  Grls-;  s.  Bd  III  853):  Besen  aus 
Tannenreisern  Ap;  B;  Th;  Z.  .Kresibesen.'  1504/32, 
G  Ratssatzg.  —  Meister  Mäster- :  wahrsch.  =  Meister- 
Chats  (Bd  III  593)  G.  —  Nidel-:  kleiner  Besen  zum 
Schwingen  des  .Nidels'  Gr.;  UGösch.;  Z;  Syn.  Frilsen 
(Bd  I  1330).  Jetzt  auch  für  eine  dem  selben  Zweck  die- 
nende Vorrichtung  aus  Draht  ZStdt.  ■ —  Balm-:  Bü- 
schel von  Zweigen  immergrüner  Sträucher,  dgl.  nach 
Art  eines  Besens  zsgebunden  und  auf  einen  Stock 
gesteckt  am  Palmtag  zur  Kirche  getragen  werden  L 
(Ineichen).  —  Bins-:  =  Halm-B.  L.  —  Birch-  UwE., 
Büich-  mTu:  Besen  aus  Birkenreisern.  —  Burst-: 
-Här-B.  ZHombr.  —  Busel-  L;  aScHw  (-Ü-);  ZoOÄg., 
Buseli-  UwBuochs:  Besen  aus  den  Fahnen  des  Schilf- 
rohrs, Phragm.  comm.  .Gleichsam  als  Waffe  tragen 
die  Legohren  [Fastnachtsnarren]  in  ZGÜÄg.  neue  B., 
an  deren  Stiel  die  Brote  stecken.'  Arch.  f.  Volksk.  I  67. 

—  Bot-:  Strohwisch  an  einer  Stange,  als  Verbot- 
zeichen an  der  Grenze  von  Grundstücken  aufgestellt 
BHk.  —  Bütschgi-:  Kelch  an  Äpfeln  und  Birnen 
ScnwMa.  —  Bruch-:  aus  Erikabüscheln  gebundener 
Besen  GrPi\  —  Brüsch-  (meist  Dim.):  =  dem  Vor. 
B;  G;  Schw;  UwE.  —  Rör li- :  =  Busel-B.  L.  —  Ris-: 
1.  „Besen  aus  Birkenreisern  VO",  Reisigbesen  Ap; 
ThHw.  —  2.  Besen  aus  Reiswurzeln  Aa;  B;  UwE.;  Z. 

-  Riet-:  =  Halm-B.  B;  VO;  Z;  vgl.  Binz  (Sp.  1411), 
Hack-Bart  (Sp.  1614).  —  Schmal-  LE.,  Surs.,  Will.; 
Uw,  Schmäl-,  Schmäle"-  LE. :  =  dem  Vor.  —  Schwing-: 
=  Eier-B.  ,Die  Eier  mit  einer  Kellen,  besser  aber  mit 
einem  Schw.  geklopft.'  ZZoll.  Kochb.  1820.  —  i"- 
sprütz-Beseli:  =  Infüecht-B.  ZO.  —   Stöf'er-  Aa 


Leer.,  Stuf  er-  L:  abgenutzter  Besen.  Numme"  mit 
dem  St.  i"  der  Jlnml  r<<l-ich  mit-ere"  AALcer.  — 
Stall-,  Stäl-:  im  Viehstalle  verwendeter  Besen  aus 
Reisern  (nam.  des  Beinholzes,  Lonic.  xyl.)  B;  Th;  Z. 
—  Stump-  B,  Stumpe"-  Aa;  Z:  =  Stofer-B.  Sust 
ihumm-ich-ech  de"  Weg  mit  dem  St.  cho*  zeige".  FOsch- 
wald  1897.  —  Schütt-steill-Beseli:  kleiner  Besen 
zum  Reinigen  des  Schüttsteins  in  der  Küche  B;  Z.  —  ■ 
Staup-Bese":  wie  nhd.  BE.  ,Mit  dem  Staubbesen 
ausgestreichelt  werden.'  B  Fresspred.  1877.  ,Des  Räb- 
mans  Knab,  der  in  [den  Raubmördern]  das  Haus  ge- 
öffnet, [ist]  mit  dem  Stoubbesen  zur  Stat  [Zürich] 
hinaus  gejagt  worden.'  1687,  Landw.  Chron.  ,Die  ver- 
fehlenden Müllerknecht  sollen  mit  Stellung  an  den 
Pranger,  dem  St.  und  Verbandisierung  von  unseren 
Landen  abgestraft  werden.'  Z  Mand.  1700.  ,Die  Bättier 
mit  dem  Staubbäsen  oder  an  der  Stud  züchtigen 
lassen.'  ebd.  1724.  , Damit  sie  entweders  mit  dem 
Schallen  werk,  Staupb.  und  dergleichen  könnind  ab- 
gestraft werden.'  B  Forstordn.  1725.  .[Bettler  und 
Strolche]  die  wir  mit  dem  Staubb.  oder  an  der  Stud 
züchtigen  lassen  werden.'  Z  Dorfwachten  1771.  — 
Storr-:  abgenutzter  Kehrbesen  aus  Beinholz-  oder 
Birkenreisern,  bes.  im  Stalle  verwendet  ScnSt. ;  Tu. 
Übertr.  auf  struppig  aussehende,  von  Raupen  zer- 
fressene Pflanzen  (Kopfkohl,  Bäume),  ebd. ;  vgl. :  De1' 
Born  sieht  üs  wie  en  St.  —  Stadt-:  „Person,  die  alle 
Stadtneuigkeiten  wie  mit  einem  Besen  zskehrt",  Neuig- 
keitskrämerin,  Klatschbase  „L;"  Scn;  ZKn.  (1832). 
,Wie  ein  sog.  St.  seine  Nase  in  Alles  stecken.'  S  Wo- 
chenbl.  1835.  —  Fiir-stett-Beseli :  =  Für-B.  S. 
Ig  selber  ha"  lere"  Base"  binde",  s'erst  die  chlinere* 
tannige"  Fürstettbäseli,  nötisnöh  aueh  die  andere"  grö- 
bere". Joach.  1892.  —  Strau-Bese":  =  Bot-B.  B.  — 
Streui-:  Besen,  womit  im  Walde  Streue  zsgekehrt 
wird  GrD.,  He.,  Pr.,  Seh.  —  Strich-:  Besen  aus 
derben  Reisern  zum  Reinigen  des  Strichgrabens  im 
Stalle  Z.  —  Dorf-:  Schelte  auf  Weibspersonen,  ana- 
log dem  Stadt-B.  Aa.  —  Wiss-:  Name  einer  Kuh  mit 
weissem  Schwanzende  Ap.  —  Züffel-:  Personenname. 
,Item  9  pfd  4  ß  dem  Züffelbessen  zu  Thun  umb  ein 
Fenster.'  1554,  ÄAZof.  Rechn. 

bes(e)me°:  1.  (lt  Zyro  besene")  Besen  machen 
BO.  Hit  hed  i"ser  Dratt  'besmed  BHa.  —  2.  (mit 
dem  Besen)  kehren  Gr;  W;  Z.  Es  Wintersch  hed-sche 
[die  Klubhütte]  du  e"  Laubene"  in  de"  Se  ab  gebesmet 
[gefegt].  GFient  1898  (OßPr.).  S.  auch  Cime  (Bd  III 
90/1).  —  3.  fort  b.,  sich  aus  dem  Staube  machen  W. 
Ein  Stück  Vieh  besmut  fort,  ist  fort  gebesmut. 

er-:  (mit  dem  Staupbesen)  züchtigen.  ,Und  will 
sy  mit  dem  bäsen  der  verderbung  erbäsmen.'  1531, 
Jes.;  ,erbässmen.'  1548;  .ausfegen.'  1667.  .Zwingli 
sagt  ouch,  Gott  wurde  sy  [die  Eidgenossen]  darum 
erbesmen,  das  ist  strafen.'  HBull.  1572. 

üs-bese":  auskehren;  Jmdm  den  Text  lesen  B;  S. 
,\Venn  ich  appard  essen  würde,  da  täten  sie  erst  recht 
ausbesen  und  mich  ausführen;  ich  müsste  geng  hören, 
wie  ich  hochmütig  geworden.'  Gotth.  —  z'sämme"-: 
zskehren  L.  Wie-n-es  taubs  Meitli  's  G'müder  uf 
dem  Estrich  z'sämme'bcset.   RBrandst. 

Besnier,  in  ZO.  Beser  (s. passieren  1  d)  m. :  Besen- 
binder.    ,Bäsmer,  der  Bäsen  macht,   scoparius.'   Mal. 

.Besnier',  auch  ,Bäsmer',  Familienname  in  ZgOÄg.  ,Hans 
Keller,  gen.  Besnier',  aus  dem  Thurgau.  1525,  Absch.  ,1m 
Besnier',   Lokalname  ThKui-ziick. 


1671 


Bas,  bes,  bis.  bos,  bus 


1672 


besser:  Comp,  zu  guet  (s.  BJ  II  535  ff.);  im  Allg. 
wie  nhd.  1.  adj.  Oft  mit  dem  Positiv  guet  zsgestellt. 
Es  ist  Nüd  b.  tveder  öppis  Ouets  L  (Ineichen).  »S'ö, 
(das  ist)  guet  für  nid  b.,  sagt  man  scherzh.,  wenn 
man  eine  Handarbeit  als  fertig  bei  Seite  legt  B.  Guet 
ist  guet  und  b.  ist  b.,  das  Bessere  ist  dem  Guten  vor- 
zuziehen Gr.  Häufig  auch  bloss:  6.  ist  b.  (wobei  ist 
den  Satzton  trägt),  z.  B.  zur  Begründung  einer  nicht 
durchaus  notwendig  erscheinenden  Vorsichtsmassregel 
B ;  Th  ;  Z.  a)  von  Sachen,  's  6.  Zimmer,  das  Gastzimmer 
B;  Z  (Dan.).  ,Ein  weisses  Tischtüchlein  hervorgeholt 
und  das  bessere  [stattlichere]  Kaffeegeschirr.'  Sch  Bote 
1884.  Die  bessere"  Chleider  a'lege"  B;  Th;  Z.  Wenn  sie 
Kuchen  essen,  so  sollen  sie  gang  d's  b.  Ort  uf  d'  Zunge* 
ne",  letzter  Rat  eines  zur  Hinrichtung  Geführten  an 
die  Menge  BBurgd.  Es  ist-mer  am  bessere"  Ort  mit 
nutz,  sagen  Kranke,  die  überall  Schmerzen  leiden  Gr; 
s.  auch  hinken  (Bd  II  1407),  wozu  noch:  Er  g'siht 
Nüt  am  besseren  Aug  GlMoII.  Vgl.  2  a.  's  b.  [gesunde] 
Teil  normen  a'g'steckte"  Herdöpfel  Th.  „De"  b.  Teil, 
die  grössere  Hälfte  B;  L."  ,Lät  er  si  [der  Pächter 
die  Güter]  ouch  b.,  die  besserunge  sol  man  ime  wider 
geben  unt  sinen  schaden  abe  tuon,  als  biderbe  lüte 
sich  erchennent.'  1301,  Z  Urk.  ,Und  was  die  matt  b. 
[ertragreicher]  ist.  gehört  dem  gottshus  an  buw.'  XIV., 
LWill.  .Pfand,  die  des  dritten  teils  b.  sint.'  ZRegensb. 
üffn.  1456.  ,Zu  dem  das  bessre  Sicherheit  in  stetten 
ist,  dazu  fryheit.'  Ruef  1550.  .Habend  wir  doch  den 
Verzug  noch  den  bessern  [mildern]  Weg  ussgelegt.' 
Z  Täuferber.  1639.  Übergehend  in  abs.  Bed.:  e"  besseri 
[recht  gute]  Zigarre",  e"  bessers  [vorzügliches]  Wi'li  B; 
Tu.  Mit  Ellipse  des  Subst. :  en  Schoppe"  vom  Bessere" 
[näml.  Wi"]  B;  S;  Tu;  Z.  Reichet  e*  grössi  Channe" 
vom  Nochbessere".  Schild  1885.  Besser  [näml.  Karten] ! 
ruft  beim  .kritischen  Jass'  (s.  Bd  III  69)  Derjenige, 
der  es  mit  den  Andern  aufnimmt  Z.  Drei  besser(i), 
d.  s.  drei  Karten,  die  jedem  Mitspielenden  zu  seinem 
Spiel  hinzu  verdeckt  ausgeteilt  werden,  und  die  er 
nachher  gegen  drei  aus  seinem  Spiel  zu  entfernende 
Karten  eintauscht  Z.  Mache"d-mer  en  Blinde"  [s.  d.J 
oder  drei  b.?  Subst.  Wenn  oV  nünt  Bessers  [Ver- 
nünftigeres] weist,  so  schwig  Th.  's  chunnt  nüd  Bessers 
nahe",  Rat,  sich  ans  Gegebene  zu  halten  B;  Th;  Z. 
.[An  die  Stelle  eines  schlechten  Priesters]  der  Bischoff 
oder  Abbt  den  besseren  erwehle.  Wiewol  es  zweiflig 
ist;  wann,  nach  dem  alten  Wort,  das  Besser  selten 
kriegt  ein  ledig  stehndes  Ort.'  R.  u.  CMey.  1650.  ,Es 
kömmt  nie  nichts  Bessers  hinten  nach.'  HPest.  1781. 
Einen  guten  Freund  empfängt  man  bei  seinem  Ein- 
tritt etwa  mit  dem  neckischen  Gruss:  Chunnt  nüt 
Besserseh  nache"?  B.  Me*  muess  (mer  wendj  's  B. 
hoffe",  's  Böser  (Schlimmer,  Ander)  chunnt  vor-em 
(oder  vorne")  selber,  chunnt  sust  B;  L;  G;  Z.  's  B. 
chunnd  niene*  z'letst  (weder  i"  der  Zigersuppe")  Z. 
,Der  span  bracht  beid  teil  um  bessers  dann  6000  gnl- 
liiii.'  Yad.  .Er  hat  bekennt,  er  habe  Hans  Hüter, 
siiiem  vetter,  1  fl.  gstolen,  sye  im  aber  bessers  wider 
winden.'  1597,  Ap  Malefizb.  , Mehrer  Teil  das  B.  ge- 
zogen [gesiegt].'  Guler  1616.  .[Der  Schuldner  bleibt 
in  Schuldhaft]  bis  dass  er  solches  Gelt  bezahlt  oder 
von  dem  Ansprächet'  ein  Bessers  und  weiteren  Beittag 
erlangen  mag.'  I.  Stadtr.  1706/65.  —  b)  von  Personen. 
Die  bessere*  l'üre",  die  wohlhabendem  B;  Tu;  Z.  Die 
b.  Klass  (Lüt),  die  bessere"  (Lüt),  im  Gegs.  zum  ge- 
meinen  Volke   l!s;    B;    Seil;    Tu;    Z.     Auch    liier    mit 


Schwinden  der  rel.  Bed.:  Er  ist  en  bessere  [ziemlich 
wohlhabender]  Pur  g'si"  Th.  E*  grössi  Sigare",  die 
jedenfalls  e*  bessere"  Her  verlöre*  g'ha"  hei  Bs.  S.  noch 
Hüs  (Bd  II  1700).  In  mor.  S.:  Er  ist  keine"  vo"  de" 
Bessere"  Bs;  Th;  Z;  dafür:  er  ist  nid  der  B.  Bs;  S. 
Auek  der  Christe*  ist  nit  der  B.  g'si*,  hat  Alls  üs- 
g'schänzelet.  Joach.  1885.  Oft  iron. :  Das  ist  (auch)  en 
bessere"  (Herr)!  Th;  Z.  Das  ist  aucn  eine"  vo*  de" 
Bessere"  (vo"  der  bessere"  Sorte"),  ein  leichtsinniges 
Bürsehchen  Tu;  Z.  —  2.  adv.  a)  mit  Bez.  auf  körper- 
liches, auch  seelisches  Befinden,  Lage,  Verhältnisse. 
Min  Euess,  der  Finger,  der  Atti  ist  wider  (ganz)  b., 
wieder  (völli?)  hergestellt,  geheilt  Ar;  Bs;  B;  Gr; 
Th;  Uw;  Z;  vgl.  frz.  il  est  mieu.r.  Der  Tokter  channe* 
nüd  b.  mache",  nicht  heilen  Ap.  Sonst  auch  wie  nhd.: 
es  gät,  ist-mer  (wider)  b.  allg.  Iez  wird  's  ('s  wird)- 
mer  nümme"  b.!  Ausdruck  des  höchsten  Erstaunens, 
gleichs.:  ich  kann  mich  von  meinem  Erstaunen  nie 
mehr  erholen;  oft  scherzh.  Bs;  Gr;  G;  S;  Tb;  Z.  So, 
de"  Weg  göt  's?  oder:  Was,  scho"  so  spät?  iez  tvird 
's-mer  n.  b.  Wenn  's-der  no"  noch  b.  wärt!  sagt  man 
halb  scherzh.,  halb  spöttisch  zu  Einem,  der  Erstaunen, 
Freude  in  übertriebener  Weise  äussert  Tu.  Einen 
züchtigen,  schlagen,  stossen  usw.,  das'- er 's  lieber  b. 
hett,  aufs  empfindlichste  Th;  Z.  Wenn-er  iez  nüd 
höre'd  zangge",  se  chumm-ich  mit  der  Buete"  und  hau-i 
[euch],  das'-er's  lieber  b.  hetti'd,  zu  Kindern.  Er 
chunnt  wider  en  Stöss  uf  de*  Buch  über,  das' -er  's 
lieber  b.  g'ha*  hett.  Schwzd.  (Th).  's  mues'  guet  si", 
bis  's  b.  chunnt,  Antwort  auf  die  Frage  nach  dem  Er- 
gehen B;  G;  Th;  Z.  's  chunnt  nüd  b.  [die  Verhält- 
nisse der  Familie  werden  sieh  nicht  bessern],  bis  d' 
Chind  dobe*  [erwachsen]  sind.  —  b)  mit  Bez.  auf  das 
Betragen;  vgl.  guet  5  (Bd  II  544).  ,Und  tut  er  ein 
wenig  b.  [führt  er  sich  solider  auf]  und  zu  Haus  mehr 
schallen  als  früher,  das  ist  wieder  [nur]  so  ein  An- 
lauf' Joach.  1898.  —  c)  quantitativ.  ,Sein  Schwieger- 
vater gab  ihm  grobe  Worte  statt  Geld;  er  hatte  sie 
wahrscheinlich  auch  b.  [leichter  zur  Hand].'  Gotth. 
Das  wird  dich  b.  freuen  (als ...)  B.  's  toirt  Vieri  si"  oder 
Öppis  b.,  darüber  Bs.  ,Um  drei  Viertel  uf  Sibeni  oder 
etwas  b.'  Sieber.  B.  a's,  mehr  als,  vor  Zahlangaben 
GT.  Scho"  wider  's  par  Neutaler,  wider  b.  's  [als]  der 
Zis  von  100  Güldene".  Der  bek.  Unbarmii.  (U).  ,Er  hat 
gevangen  mich  und  min  sun  Ruedin  und  nam  uns  do- 
zemalen  b.  denn  30  guldin  wert.'  1387,  Ll'fäff.  .Er 
habe  im  verstolen  usser  einer  laden  b.  dann  dryer 
guldin  wert.'  1389,  Z  Ratsb.  ,Sind  vil  von  euch  um- 
kommen'? B.  als  200.'  Gespr.  1712.  ,Ein  Küffy  hat 
1711  uf  Glaris  b.  als  für  1000  Gl.  Schaden  verriebt' 
um  1730,  Gr.  Vgl.  1  a  (am  Ende).  —  d)  in  Verbin- 
dung mit  lokalen  Bestimmungen,  bes.  Orts-  und  Rich- 
tungsadv., weiter  B;  Gl;  Gr;  L;  Seil;  Th  ;  Z.  B.  obe*, 
un(d)e",  füre",  ufe*  (ue*J,  durche*.  ,Chumm  b.  füre*, 
propius  accede.'  Id.  B.  B.  ab,  üf,  in,  üss,  her,  düreh 
Gr.  ,B.  hinab  wird  dises  tal  vall  Bugnana  genennet.' 
Äg.Tschudi.  ,B.  hinab  under  dem  Stutz.'  RCvs.  Man 
solle  mit  dem  Baue  ,b.  uffaren.'  1003,  L.  .Will  iezund 
b.  zue  ihm  gan.'  Com.  Beati.  ,B.  dem  Berg  zue.'  Guler 
1010.  ,B.  hinunter  teilt  sieh  der  Rhein  in  zwei  Ströme.' 
1619,  Z  Reisebeschr.  ,B.  oben  im  ersten  (Jap.  an  die 
Römer  spricht  Paulus.'  JJMüll.  1001.  .Auf  der  rechten 
Seiten  des  Königs  b.  vorher  in  dem  Chor  in  einem 
hohen  Stuel.'  Pariser  Reise  1064.  ,B.  unten',  an  spä- 
terer Stelle  des  Buches.  AKlingl.  1091.    ,B.  hinunter 


167! 


Bas,  bes.  bis,  bos,  bns 


1074 


auf  das  freie  Feld.'  1712,  Bs  Brief.  ,11.  unden.'  Sererh. 
17-12.  ,Das  Gebet  steht  b.  hinten.'  Wirz  1772.  .Alle 
sollen  sich  deine,  was  b.  unten  [in  den  Statuten]  vor- 
kommet, durchgehend*  unterziehen.'  1786,  GKapp. 

Zu  -  v?].  das  gleichbed.  />'(*«,  das  vor  unserni  W.  mehr 
und  mehr  zurückweicht.  Doch  behauptet  hast  noch  da  und 
dort,  so  in  B,  die  Herrschaft  Über  das  Verhältnis»  der 
beider:   Formen   in   Ap  Tgl.   TTobler  36  b. 

Kein-besser:  Apfelsorte;  s.  Bd  I  374. 

nie'-:  scherzh. pleonastischer Comp. ;  vgl.mer 3 a& 
(Sp.  306).  1.  von  Wein;  vgl.  besser  1  a.  Ich  macht  fe" 
Fh'ische'J  com  Mi'bessere",  sagt  ein  Gast  im  Wirts- 
haus B;  Seil;  Z.  Gebt-is  com  M-e'!  von  eurem  guten 
alten  Wein  (interioris  notffi)  B  (Zyro).  ,Dann  schien 
ihm  dieser  Wein  noch  nicht  gut  genug,  sondern  es 
befahl  vom  M-n.'  Gotth.  ,Der  Wirt  kam  noch  mit 
einer  Extraflasche  und  sagte,  er  wollte  alle  Freitage 
Eine  vom  M-en  zum  besten  geben,  wenn  alle  Freitage 
solche  Leute  bei  ihm  Hochzeit  hätten.'  ebd.  ,Der 
ganze  Spektakel  [einer  Festlichkeit]  laufe  am  Ende 
auf  ein  drittes  Plättli  und  manchmal  sogar  auf  eine 
Flasche  vom  M-n  hinaus.'  ebd.  -  2.  d's  M-e,  der 
Nachtisch  B.  —  3.  bildl.  Das  ist  iez  afe"  cum  M-e", 
das  ist  nachgerade  arg  B.  —  4.  pers.  Einer  vo"  de" 
Mirbessere",  ein  ausnehmend  tüchtiger  Mensch,  oft 
iron.  B;  S.  ,Das  [schlechte  Füttern  des  Viehes]  sei 
da  nicht  der  Fall,  antwortete  der  Stallknecht;  der 
Bauer  täts  nicht  so,  das  sei  Einer  von  den  Meh- 
bessern.'  Gotth.  —  ver-mer-bessere":  scherzh.,  ver- 
bessern. .Die  Nidle,  welche  dazu  dient,  die  schlech- 
tere Milch  zu  v.'  Alpenhorn  1871,  73  (BE.). 

Me  r-  m.  (?):  über  den  geschuldeten  Betrag  hinaus- 
gehende Leistung,  Entschädigung.  ,Dass  richtig  zinset 
und  zahlt,  umb  das  Überwarten  aber  der  verfallnen 
Haubtgüeteren  einicher  Mehrschatz  oder  Mehrbesser 
nit  geforderet  werden  solle.'  ZWuchermand.  1053. 

bessere":  1.  mit  Acc.  S.,  auch  mit  verschwie- 
genem Obj.  a)  in  einen  bessern  Zustand  bringen. 
,Swas  der  stat  guot  si,  das  sol  an  des  rates  eid  stan. 
wie  si  das  gefürdern  und  gebesseren.'  1304,  Z  Richtebr. 
,Man  sol  ouch  den  boungarten  in  eren  hau  unt  das 
hus  b.  unt  nicht  ergeren.'  1315,  ZZoll.  Urk.  Die  von 
GBerneck  haben  einen  Weg  von  der  Herbrugg  bis 
ins  Biet  hinauf,  welcher  von  den  beiderseitigen  An- 
stössern  gemacht  und  .gebessert'  werden  müsse.  1431. 
JGöldi  1897.  .Die  selben  briefe  sollen  ganz  in  iren 
kreften  beliben,  und  wellen  wir  inen  die  b.  und  nit 
schwechern.'  1449,  B  Urk.  .[Bern  hat  1497]  denen 
von  Sibental  ire  lantrecht  erlüteret  und  gebessert.' 
A.nsii.  1601  wurde  das  Dach  der  Kirche  .gebessert 
und  gedeckt'  SBib.  .[Betet]  für  alle,  die  da  Steg  und 
Weg  b.,  damit  ihnen  Gott  auch  welle  zeigen  Steg  und 
Weg  zur  ewigen  Seligkeit.'  1603,  ebd.  (Liturgie). 
S.  noch  Mal  (Sp.  154),  Bessering.  Spec.  a)  das  Erd- 
reich b.,  düngen  „Sch;"  ZBenken.  ,Das  wasser,  die 
Suren,  uf  ir  matten  füeren  und  die  damit  wässeren 
und  b.'  1515,  Aar.  Stadtr.  ,Die  Erde  [des  Gartens] 
mit  kurzem  Schafniist  b.'  JCSulzer  1772.  —  ß)  abs., 
beim  Kartenspiel  mit  Karten,  die  man  dem  unverteilt 
gebliebenen  Rest  entnimmt,  sein  Spiel  verbessern  B. 
—  Y)  mit  unbest.  Obj.,  vom  körperlichen  Befinden. 
Bessert  's  Gott!  ZZoll.,  besser-der's  Gott!  Gr,  Ab- 
schiedsgruss  an  Kranke.  Als  formelhafter  Briefschluss: 
,Ja,  ich  will  doch  einmal  aufhören.  Besseris  Gott!' 
Stütz  1839.   —    b)  erhoben,    vermehren.     (Eim)   der 


Lon  (B),  den,  um  Lux  (Gk)  li.  Hieher  mit  verschwie- 
genem Acc.  die  scherzh.  Wendung:  Der  lieb  Got>  hed- 
isch  e"  Mattet  gebesseret,  hat  uns  den  Winter  um  einen 
Monat  verlängert  GnSch.;  vgl.  üf-b.  ,Won  wir  die  vor- 
benemten  alten  pfruonde  nu  gebessert  haben  mitzehen 
müt  kernen  ewiges  geltes  ...  und  won  wir  die  selben 
pfrüende  an  der  gülte  gemeret  haben,  wellen  wir  ouch, 
das  si  gemeret  und  gebezrot  werde  mit  gotzdienste.' 
1358,  AaB.  Urk.;  vgl.:  ,N.  melioravit  dotem  in  Zotlin- 
kon.'  1315.  ZZoll.  (Überschrift  einer  Schenkungsurk.). 
,Das  erst  jar,  als  man  dem  spital  sin  gült  gsetzt  und 
gebesseret  hat.'  1542,  ZElgg.  .Damit  aber  d'  Eid- 
gnossen  sölicher  stürmen  abkömid,  bessereten  alle  ort 
iren  zuosatz  [Besatzung].'  Ansh.  —  c)  de"  Tritt  b., 
beschleunigen  FJ.  —  d)  ein  Vergehen  büssen,  Strafe 
dafür  zahlen;  einen  Schaden  vergüten.  ,Weler  burger 
darüber  tete,  der  muos  das  b.  mit  10  marken  Silbers.' 
L  ä.Ratsb.  .Richten  umb  frefen  und  tüben,  und  swas 
gebesrot  was,  da  nam  ein  probst  zwein  teile  und  ein 
vogt  den  dritten.'  um  1330,  LNeud.  Urk.  ,Ob  iemand 
neme  dem  andren  das  sin.  das  soll  er  b.  mit  10  pfd 
oder  mit  der  band.'  AAWett.  Offn.  ,Wär  sach,  das 
einer  ein  wib  nem,  die  nit  des  gotshus  war,  der  möcht 
si  b.  mit  10  pfunden.'  ebd.  ,Täte  ieman  dawider,  der 
sol  es  den  vier  dorfmeigren  b.'  AALunkh.  Offn.  ,'Swas 
man  mit  00  Schillingen  besserot,  des  sind  die  zwen 
teil  des  schultheissen,  der  dritteil  des  herren.'  1385, 
ScHSt.  Urk.  .[Die  von  Aarau]  geti'auen,  dass  der  von 
Hallwyl  ihnen  solchen  Schaden,  Schmach  und  Frevel 
b.  und  ablegen  soll.'  1424,  Aa  Gem.  ,Wer  einen  march- 
stein  rugkte,  der  soll  das  b.  mit  18  pfd.'  um  1550, 
ZBonst.  Offn.  S.  noch  ge-  (Bd  II  49).  Auch  ohne  Acc. 
,Swer  irs  herren  hulde  verlieret,  der  sol  besserun  nach 
der  besserunge,  die  zuo  Rinvelden,  zuo  Kolmer  alder 
in  anderen  vrien  stetten  stat.'  1283,  Aar.  Stadtr.  N. 
verklagt  Einen,  der  ,zuo  im  sprach:  du  verch  bös- 
wicht! und  getrüwet,  dass  er  für  in  besren  soll.'  1384, 
Z  Ratsb.  Mit  Acc.  der  Busssumme.  ,Wer  einen  Stein 
zuckt  und  gegen  den  Andern  wirft  und  ihne  trifft, 
der  besseret  10  pfd  1  den.;  fehlet  aber  der,  so  den 
Wurf  tut,  so  besseret  er  20  pfd  1  den.'  Bs  Landesordn. 
1757.  .Welchem  für  Recht  gebotten  ist  und  es  ver- 
achtet, der  besseret  3  ß,  und  wenn  ihme  wieder  für- 
gebotten  und  er  ungehorsam  fanden  wird,  soll  er  6  ß, 
und  wird  ihme  für  das  dritte  Mal  verkündet,  ohne 
dass  er  sich  stellet,  soll  er  9  ß  verbesseren.'  ebd. 
S.  auch  Glimpf  (Bd  II  626).  Eine  Spur  dieser  sonst 
abgekommenen  Bed.  hat  sich  erhalten  in  Spielaus- 
drücken, a)  beim  Ballspiel.  Mit  den  Worten  Dinge" 
b.!  erbietet  sich  der  eine  Spielende  dem  andern,  der 
den  Ball  geliefert  hat,  diesen  zu  ersetzen,  falls  er 
verloren  geht;  mit  den  Worten  'botte"  b.!  verwahrt 
er  sich  dagegen  Bs.  —  ß)  beim  Kegelspiel :  als  An- 
werfender den  ersten  Wurf  ungeschehen  erklären, 
indem  man  den  Einsatz  verdoppelt  S.  —  2.  mit  Acc.  P. 
a)  Einen  büssen,  strafen.  ,So  leg  man  in  in  Wellen- 
berg; da  sol  in  der  rat  bessirn  umb  den  meineit  und 
umb  die  ungehorsam,  als  den  meren  teil  zitlich  dunket.' 
1304,  Z  Richtebr.  ,Ein  b.  an  libe  und  an  guot.'  1318, 
B.  , Weiher  knecht  [Wächter]  also  dristunt  gebessert 
wirt,  den  sol  man  ze  dem  vierden  male  ab  der  wachte 
nemen  und  einen  andern  an  sin  stat  dar  setzen.'  1340, 
Z  Stadtb.  ,Wir  habint  ouch  den  N.  von  der  vorge- 
schribnen  sache  wegen  gebessret,  also  dass  er  dem 
vogt  geben  sol  25  pfd.'  1390,  TnDiess.  Stadtr.     ,Das 


1675 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1676 


er  welle  ungestraft  unJ  angebessert  beliben  von  unser 
herrschaft.'  1393,  Z  Stadtb.  ,Si  haben  nach  ir  Satzung 
und  gewonbeit  N.  gestraft  und  gebessert  umb  ein  pfd.' 
1506,  S  Urk.  In  der  allitt.  Formel  büessen  und  b.  L 
(Ineichen).  ,I)ie  [Fehlbaren]  soll  ein  rat  b.  oder 
büessen.'  1348,  Z  Ratserk.,  ,b.  und  büessen.'  1396, 
ebd.  ,Man  sülle  den  N.  darumb  büessen  und  b.  und 
er  solle  iro  ir  smacht  und  schand  ablegen.'  1115,  Z 
Ratsb.  —  b)  Einen  entschädigen.  , Weiher  sich  einer 
wisnuss  erbüt,  sye  warumb  es  welle,  der  sol  haben 
zwen  unversprochen  mann;  wist  er  sin  sach,  so  sol 
der  ander  iegklichen  zügen  b.  mit  30  schillig.'  1500, 
GKriess.  Urk.  ,Wer  holz  hauwt  im  berg,  der  soll 
von  jedem  stumpen  einen  probst  b.  mit  1  pfd  pfennig.' 
1533,  ZSchwam.  Offn.  —  3.  intr.,  meist  unpers..  besser 
werden.  Es  änderet  gäng  u"'  besseret  mit,  von  den 
politischen  Zuständen  B.  Es  besseret  (-em),  es  geht 
dem  Ende  zu,  von  einer  Arbeit,  Wanderung  udgl. 
Tn;  Z.  Es  besseret  all  Stund,  tröstender  Zuspruch 
an  Solche,  die  es  kaum  erwarten  können,  bis  eine 
Arbeit  fertig,  das  Ziel  erreicht  ist.  ebd.  Wenn  's  nild 
besseret,  so  schwint  's,  sagte  ein  Fährmann,  als  man 
nach  langer  Fahrt  sich  endlich  dem  Ziele  näherte 
St'HwPfäff.  Spec.  vom  körperlichen  Befinden,  allg. ; 
Gegs.  böseren.  Es  besseret  (mit-em,  auch  mit  blossem 
Dat.  B;  Uw).  Es  het  im  schlecht  'besseret  BBe.  ,Es 
ist  magers  und  ungsüngs,  aber  es  werde  ihm  schon  b., 
wenn  es  einen  Mann  habe.'  Gotth.  Es  isch  bim 
N'erve'fieber  gäng  am  chutzligste",  wenn  's  gege"  d,m 
B.  zue  geit.  I'Weibel  1885  (B).  's  Bei",  de'  Bruch 
hat  'besseret.  ,Wenn  er  [der  Patient]  auf  die  Mittel 
und  gedachte  Zeit  nicht  völlig  b.  wollte.'  1717,  L 
(Dr  Lang).  Auch  vom  Wetter:  's  Wetter  besseret,  's 
besseret  mit  dem  W.  Th;  Z.  —  4.  refi.  a)  vom  Wetter. 
allg.  's  Wetter  besseret- sic''.  —  b)  vom  Aussehen,  Be- 
finden Ar-.  Er  hät-sich  rau  'besseret,  sieht  bedeutend 
besser  aus.  —  c)  moralisch,  allg.  Es  isch  Eine''  scho" 
e"  schlechte''  Hond,  wenn  er  sich  mues'  b.  AaF.,  Ke. 
Du  besserest-di"''  wie  ('s)  Chollers  Most,  und  ener  ist 
z'  Essig  wurde",  oder  wo  esselig  worden  ist  G ;  Tb  ;  vgl. 
Sp.  541  u.  Er  besseret-sich  wie-n-en  alte  Händsche"  Z. 
.[Die  Wiedertäufer]  künnind  sich  wenig  von  dem  prä- 
dikanten  b.,  wol  aber  ärgern.'  1522,  Egli,  Akt. 

über-bessere"  (trennb.).  ,Ü.  lassen,  durch  einen 
Überbrief  die  laufenden  Schulden  decken  lassen'  ScHSt. 
(Sulger).  —  Über-besse  ri"g:  zweite  Schuldver- 
schreibung, Nachpfandbrief  Bs;  Tu;  Z.  Er  ist  dem 
N.  N.  Bürg  g'si"  für  die  erst  Hypothek  und  hat  noch 
iis  slm  Sack  Geld  gge"  uf  en  Ü.  Schwzd.  (Tu).  .Wollte 
Einer  die  Ü.  seiner  bereits  verpfändeten  Güteren  einem 
Anderen  gar  oder  zum  Teil  einsetzen,  so  mag  Solches 
durch  eine  Obligation  wol  beschehen.'  1757,  Bs  Rq. 
.Wann  der  Schuldner  in  einer  Obligation  auf  die  Ü. 
der  eingesetzten  Underpfänderen  mehrercs  Geld  ent- 
lehnen und  der  Gläubiger  es  ihme  geben  will,  so 
braucht  es,  wann  nichts  Weiteres  eingesetzt  wird, 
keiner  ferneren  gerichtlichen  Fertigung.'  ebd.  S.  noch 
ver-halten  (Bd  II  1234). 

ü  f-.  Eim  de"  Lön,  am  Lön  it.,  den  Lohn  erhöhen 
GrHc  ;  Z ;  dafür  gew.  ohne  Acc. :  Eim  ü.  Th.  D'G'meind 
hat  dem  Lirer  WO  Franken  Ü /'besseret.  Scherzh.: 
Me"  hät-em  [dem  Sträfling]  e"  Jär  üf  besseret,  seine 
Strafzeit  um  ein  Jahr  verlängert  Th.  —  Üf-besse- 
ri"g:  Gehaltszulage,  Zugabe  übh.  Gr;  Th. 

er-:    1.  tr.  (auch  refl.),  in  einen  bessern  Zustand 


bringen,  (materiell  oder  geistig)  verbessern  BR.;  Ndw; 
U.  A"  dem  Blieb  ist  nit  z'  e.  U.  Er  het  durch  die 
Streich  nit  erbesseret,  seine  Lage  nicht  verbessert,  ebd. 
Es  hed-mich  nid  erbessred,  iron.  Antwort  eines  durch 
Sturz  arg  Zugerichteten  auf  die  Frage  nach  dem  Be- 
finden BR.  ,Von  wässern  wegen  ist  beredt,  das  sich 
ein  jeder  durch  den  andern  mit  wässern  e.  mag  umb 
ein  zimlichen  zins.'  1489,  L  Rq.  ,Was  sy  nutzes  also 
daruss  bringen,  das  sol  dem  gemeinen  stettli,  sich 
daruss  ze  e.  und  anderer  notdurft  ze  bruchen  und 
ganz  nit  sonderen  lüten  heimdienen.'  1515,  BLaupen. 
Nach  des  Mannes  Tode  soll  die  Frau  .von  des  mannes 
guot  und  dem,  das  sy  bede  by  einanderen  gewunnen, 
erspart,  erbesseret,  ererbt  oder  wie  sy  es  überkommen 
hettind,  '/3  fur  eigen  nemen.'  1556,  AABrugg  Erbr. 
,Es  ist  ir  [der  Familie]  das  alt  wapen  erbessret.'  1581, 
Ardüsek.  ,Dann  was  ich  zevor  in  der  französischen 
sprach  gelernet,  by  ihme  wol  erbessert  hab.'  Jos.Mal. 
1593.  S.  noch  bass  (Sp.  1650).  Spec.  a)  „(ein  Stück 
Land)  urbar  machen,  in  Aufnahme  bringen  B;  L." 
,Die  Allmenden  e.  und  rüten.'  1607,  U  Rq.  Im  In- 
strumente (über  Wald  und  Alpen)  sei  der  Ausdruck 
.bonitieare'  durch  ,e.',  nicht  durch  .erweitern'  erklärt 
worden.  1658,  Absch.  —  b)  ausbessern,  in  Stand 
setzen,  z.  B.  eine  Strasse  Schw.  ,Und  was  den  schue- 
lern  [vom  Singen  um  Weihnachten]  an  gelt  wirf, 
dasselb  sollen  si  zimlich  ze  niessen  gebruchen,  och 
damit  des  tüvels  [einer  Maske]  kleidung  järlich  e.' 
um  1500,  ÄABrugg  Schulordn.  ,Das  haus  e.,  domum 
restituiere.'  Mai..  ,Die  müli,  die  vor  alter  ganz  prest- 
haft  und  buwlos,  ward  widerumb  zuogerüst  und  er- 
bessert.' 1585,  L.  .Meister  Rudolfen  dem  kantengiesser 
von  allerlei  geschirr  zu  e.'  1596,  Z  Zunftrechn.  .Es 
hat  dieser  Erdbibem  also  die  Turn  und  Küchen  ge- 
schediget,  das  man  etlich  Teil  müssen  abschlyssen 
und  wider  nüw  machen,  etlichs  aber  sonsten  mit 
grossen  Kosten  wider  e.'  1601,  L  (RCys.).  ,Wann  die 
Büw  nit  ehaft  wären,  sondern  man  in  den  Hüseren 
nur  hie  und  da  Klütterwerch  machte  ald  etwas  er- 
besserte, dass  man  dafür  dheinen  Buwschilling  mehr 
zalen  sölli.'  1618,  Z  Ratserk.  ,Also  hat  man  stets  an 
dem  Schloss  erbessert.'  Guler  1625.  .Da  die  Capell 
viel  E-s  mangelt,  soll  ein  Untersuch  zeigen,  wie  viel 
mangelt.'  1694,  L  Ratsb.  S.  noch  Gr.  WB.  III  717. 
—  c)  in  moralischem  S.  ,Wir  möchtend  uns  aus  den 
geschriften  der  heiligen  e.'  LLav.  1582.  .Menschen, 
die  von  seiner  heiligen  Lehr  und  guten  Exempel  be- 
gehrten erbessert  zu  werden.'  RCvs.  —  2.  intr.  ,E., 
besser  werden,  meliorescere.'  Mal.  —  Er-besseri"g. 
.Oder  seine  Sachen  sonsten  ein  treffenliche,  glückliche 
E.  bekämen.'  RCvs.  ,Dise  E.  [der  Strassen  durch  Se- 
verus]  erstreckt  sich  von  Augsburg  aus  gegen  Italien.' 
Guler  1616.  ,Dann  hieraus  nicht  die  Zeit  der  ersten 
Begründung  [der  Stadt  Basel],  sondern  ihrer  E.  zu 
vernehmen.'  Wurstisen  1765. 

üs-:  gut  machen.  .Wenn  ein  Bürger  sich  durch 
Sünde  etwas  zugezogen  hätte  und  er  wollte  das  aus- 
bessern (.emendare'),  der  kann  es  tun,  und  seine  Erben 
sind  schuldig,  selbiges  zu  erstatten,  wenn  er  es  nicht 
vor  seinem  Tode  ausgebessert  hat  (,illud  emenda- 
verit').'  BThun  Handfeste  (t'ommentar  von  1779). 

ver-:  1.  =  er-besseren  1.  Er  hat 's  (auch  hät-si''') 
nid  verbesseret,  hat  nüfnjt  verbesseret,  hat  (durch  irgend 
eine  Änderung,  einen  Schritt,  den  er  unternommen) 
seine  Lage  nicht  verbessert  Th;  Z.     ,Ichs  gar  nit  v. 


1677 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bns 


1678 


kann',  ich  weiss  nichts  Besseres,  Formel  der  Stimm- 
abgabe bei  Beratungen  nach  vorausgegangenem  Antrag. 
Rief  1540.  Spec.  a)  =  er-li.  1  a.  D'  Welt  v.,  den  Boden 
ergiebiger  machen  Gl.  —  b)  =  er-b.  1  b.  ,[An  N.  N.] 
wegen  sie  den  alten  Weg  uf  den  Weissenstein  ver- 
besseret und  ein  Jahr  lang  in  Ehren  erbalten,  25  Pfd.' 
1624,  S  Staatsrecht  —  c)  =  er-b.  1  c.  .Zwifelt  uns  nit, 
er  wurde  sieh  bewysen  und  halten,  das  sy  in  zu  v. 
nit  begerten.'  1503,  Z  Schreiben.  ,Sehuolmeister  ur- 
louben,  wo  si  es  verdienen  und  nach  vilen  ermanungen 
sich  nit  wollten  darab  v.'  F  Sehulordn.  1577.  ,Gute 
Atteste  ihres  verbesserten  Lebens.'  1761,  ZStäfa.  — 
2.  =  besseren  1  b.  .Wann  sie  [die  angeworbenen  Sol- 
daten] mit  dem  Feind  getroffen  und  Gott  den  Sig  ver- 
lyhen,  soll  ihnen  eines  Monats  Sold  vermehrt  und 
verbessert  werden.'  1003,  Gr  Bnndsart.  —  3.  a.)  =  bes- 
seren  1  d.  ,Wo  ir  vech  etwerem  an  synen  güetern 
schaden  zuofüegte,  sollten  sy  denselben  wideiumb  v. 
und  [ausserdem]  1  batzen  buoss  abzutragen  schuldig 
syn.'  1552,  ZZoll.  .Der  herrschaft  mit  dryfacher  buoss 
v.  und  ablegen  on  alle  gnad.'  1582,  BEnggist.  Badordn. 
Mit  Acc.  der  Busssumme.  ,Wer  ouch  ein  stein  ufhebt 
oder  anders,  das  einem  menschen  schedlich  were  an 
sinem  libe  und  leben  und  nit  triff  et,  der  sol  v.  ein 
toten  man.'  1404,  B  Rq.  .Welche  uss  zorn  schweren 
wurdind,  die  sollend  für  jede  schwüer  ein  krüzer  on 
gnad  v.'  1530,  Tu  Mand.  .Welcher  auf  diser  stuben 
ein  kartenspil  zerreist,  frävenlichen  zuo  dem  fenster 
aus  oder  hinder  die  stubentür  wirft,  dessglichen  Würfel. 
der  verbessert  der  stuben  1  Schilling.'  1533,  AALaufenb. 
Metzgerordn.  .[Der  Fehlbare]  solle  1  Mk  Silber  v.' 
Bs  Ref.-Ordn.  1715.  ■ —  b)  bestrafen.  .Unzucht  in  dem 
bad  mit  Worten  oder  werken  mag  durch  die  bader- 
gesellen gestrafet  und  durch  ihren  schultheissen  und 
gerieht  verbessert  werden.'  1578,  AaB.  —  Ver-bes- 
seri°g:  1.  moralische  Besserung.  ,Wie  oft  sind  wir 
für  Gott  kommen  und  haben  ihm  die  V.  versprochen!' 
JJMiLL.  1665.  —  2.  Berichtigung,  Genugtuung.  ,[Die 
Beschwerden  der  eidg.  Deputierten  über  Pressangriffe 
bewirkten]  dass  in  der  nachgehenden  Gazette  oder 
ordinari  Zeitung  die  V.  besehenen.'  Pariser  Reise  1664. 

näcb-,  nache*-:  1.  nachträglich  verbessern.  An 
ere*  Arbet  n.  GRlle.  ,Ach,  wenn  d'  Manne"  mängisch 
wüsste",  wie  die  Zweute"  [Frauen]  wäre",  sie  hätten 
besser  Sorg  zu  de"  Erste"!  Nit,  dass  ich  zu  klagen 
habe.  Myner  ist  mir  lieb  und  wert;  ich  bekäme  keinen 
bessern  und  er  gönnt  mir,  was  ich  brauche.  —  Ich 
ha"  welle"  lose",  antwortete  Johannes;  du  hast  aber 
nache"'besseret.'  Gotth.  S.  noch  Gr.  WB.  VII  29. 
Nachträglich  ersetzen :  ,Üie  ausgegangenen  oder  krän- 
kelnden Stämme  muss  man  nachbessern.'  Gr  Sammler 
1779.  —  2.  nachträglich  erhöhen,  hinzufügen.  (Eim) 
am  Im'  n.  GRÜe.  „Weil  N.  eine  schlechte  Pfründe 
besass,  hat  man  ihm  jetzt  jährlich  100  Fr.  nachge- 
bessert VO."  —  Näch-besse  ri"g:  =  Über-bessering. 
Syn.  Näch-Gang  (Bd  II  352).  ,Die  [Gläubiger],  so 
Universalverschribungen  haben,  die  keine  spezificiertc 
Underpfand,  sunder  nur  Hab  und  Guot  in  genere  oder 
etwan  eine  N.  vermelden  [beim  Konkurse].'  1684,  Aa 
Wett.  Klosteraruh. 

zue-:  =  üf'-b.  GRÜe.,  Pr.  —  Z  ue-besseri°g:  = 
Üf-bessering  GRHe.,  Pr. 

Besserer  m.:  Einzieher  von  Bussen  Bs  f.  Als 
Familienname:  .Peter  B.,  undermeiger  zu  Benken.' 
1463,  Bs. 


Besser(e)te°  f.:  1.  Aufbesserung  des  Lohnes, 
Trinkgeld.  Dem  Wachtmeister  N.,  der  1502  die 
Melchabrüeke  ,wol  und  genuogsam  gemacht  habe-,  gab 
die  Regierung  als  .besseret'  4  Kronen,  der  Frau  ein 
.schirlütz-  und  dem  Knecht  Tuch  zu  Hosen.  AKüchler 
1805.  S.  noch  Far  II  1  (Bd  I  886).  —  2.  Entschä- 
digung. N.  beschwert  sich,  dass  zur  Zeit  seiner  .Min- 
derjährigkeit seine  Güter  um  ganz  geringes  Geld  ver- 
setzt oder  verkauft  worden  seien  und  er  nun  weder 
die  Zurückstellung  dieser  Güter,  noch  eine  Entschä- 
digung (.Besserte')  erlangen  möge.  1537,  Absch.  — 
3.  Verbesserung,  Vermehrung  eines  Gutes,  bzw.  der 
daraus  sich  ergebende  Mehrwert  desselben  (über  das 
darauf  lastende  Kapital,  im  Eherecht  über  das  Ein- 
gebrachte hinaus).  Syn.  Bessering  4.  In  Betreff  der 
.besserten  der  herrschalt  [Greyerz].'  1553,  Absch.;  vgl. 
nachher:  .die  seit  der  Einsatzung  erfolgten  Käufe.' 
.In  Versatzungen  uf  Widerlosung  ist  zu  Vermydung 
Gezenks  von  wegen  der  Besserte  oder  Böserte  und 
derselbigen  Ersatzung  (,pour  eviter  disputes  de  la 
mieulvaillance  et  diminution  ou  pejorement  et  de  la 
restitution  d'icelles')  gesatzt  und  geordnet,  das  in  den 
Widerlosungen  der  versetzten  Stucken  weder  Besse- 
rung noch  Böserung  des  Stuckes  (,1a  melioration  ou 
pejorement  de  la  piece')  weder  von  einem  noch  von 
dem  andern  Teil  ze  bevorderen,  sunders  ein  jeder  syn 
zugehörende  Gebür  nemmeu  solle.'  1630,  F  Stadtb. 
,Ein  Schuldner  mag  die  Besserte  oder  Ablösung,  so 
er  uf  einem  versetzten  Stuck  hat,  einem  andern  wohl 
verkaufen.'  ebd. 

Besseri"g  f.:  1.  wie  nhd.,  vom  physischen  oder 
moralischen  Zustande.  Gueti  B.  s.  Bd  II  539  o.  ,Hat 
dise  arzni  zuo  noch  böserer  b.  gereicht.'  Ansh.  Bessere 
Ordnung,  Verfassung:  Die  von  Grindelwald  haben  es 
dem  Rat  von  Bern  überlassen,  ,ein  b.  ze  ordnende 
Und  ze  machenne  über  unser  lip  und  guot.'  1349, 
Absch.  —  2.  Verbesserung,  (materielle)  Förderung. 
.Dadurch  [durch  Verlegung  einer  Strasse]  ir  stat 
[Stadt]  gebessret  wurd,  begerten  inen  ouch  zuo  so- 
licher  b.  hilflich  ze  sind.'  1441,  Aar.  Stadtr.  ,Zuo  b. 
irer  stäten  hat  ein  stat  Bern  friheit  geben  irer  stat 
Aarburg,  drie  jarmärkt  und  einen  wochenmarkt  ze 
halten.'  Ansh.  —  3.  spec,  Verbesserung  des  Erdreichs, 
Düngung;  Dünger  „Sch;"  ZBenk.  ,Unt  war,  dass  er 
[der  Pächter]  dekeines  jars  sumig  war  an  dem  bu 
der  reben,  dass  siu  da  von  bresten  heften,  des  sun  wir 
beidenthalp  reblüt  umb  nemen  und  siu  die  heissent 
besseren,  die  b.  sol  in  die  reben  geleit  werden.'  1315, 
ZZoll.  Drk.  .Wann  Einer  eines  Andern  Gut  mit  seiner 
eigenen  c.  v.  Besserung  inistet.'  Bs  Gescheidsordn.  1770. 

—  4.  =  Bessereten  3;  vgl.  Ztschr.  f.  schwz.  R.  VII  a  124. 
,Lät  er  [der  Pächter  einer  Mühle]  si  ouch  besser,  die 
b.  sol  man  ime  wider  geben  und  sinen  schaden  abe 
tuon.'  1301,  Z  Urk.  Bei  Versteigerungen  sollen,  .damit 
ein  biderman,  was  er  uf  sollich  ligend  guet  bieten, 
wüssen  mög,  die  bodenzins  durch  den  schulthessen 
eigentlichen  benamset,  angezöigt  und  demnach  mit 
vorbehaltung  der  bodenzinsen  die  b.  solcher  ligenden 
stucken  ufgerüeft,  vergantet  und  verkouft  werden.' 
1545,  Bs  Rq.  .Von  der  B.  oder  Minderung  eines  Lehen- 
guts, de  la  mieulxvaillance  ou  diminution  du  fied.' 
1630,  F  Stadtb.  Bei  den  Taunerheimwesen  ,wird  nur 
die  B.  verkauft  und  verschrieben.'  um  1720,  LSchötz. 

—  5.  Vermehrung,  Aufbesserung.  Dem  Söldner  N. 
gibt   man   für  ein  Jahr  ,35  pfd  den.  und  git  man  im 


1679 


Bas.  bes,  bis.  bo>.  bus 


1680 


5  pfd  den.  zu  b.'  1404,  G  Seckelanitsrechn.  ,Die  B. 
der  Pension  des  Landes  Appenzell  ist  [vom  französ. 
König]  gänzlich  abgeschlagen.'  1500,  Absch.  ,So  hat 
[1502]  ein  stat  Bern  zuo  b.  irer  herschaft  erkouft  und 
an  sich  gebracht  Urges,  Bibren,  Güminen.'  Ansh.  — 
0.  Entschädigung,  Belohnung.  ,Usgen  Hans  im  Haslach 
zuo  ainer  besrung  vom  baren  ze  pflägen  von  2'/a  jaren.' 
G  Seckelamtsbuch  1490.  ,Es  ist  ouch  in  diser  etäding 
luter  beredt,  das  N.  N.  der  Anna  N.,  siner  elichen 
husfrowen,  des  ersten  morgens,  so  sy  von  im  in  bruts 
wys  ufstat,  zu  rechter  morgengab  und  für  ir  b.  geben 
soll  zweinzig gülden.'  1501,  ZZoll.  Ehvertrag.  200  Pfd 
geben  ihm  MGH.  als  Lohn  und  ,p.'  für  seine  guten 
Dienste.  1507,  L  Seckelanitsrechn.  —  7.  Busse,  Strafe. 
,Swer  ein  vrevel  toet,  die  man  gerichten  sol,  der  sol 
driu  phunt  geben  zuo  besserunge.'  1283,  Aar.  Stadtr. 
(Rudolfina).  ,Swer  einen  mit  gewafender  hant  wundet. 
der  sol  5  pfunt  geben,  ald  man  sol  im  die  hant  abe 
slahen  zuo  b.'  ebd.  Vgl.:  ,Alle  seien  einig,  dass  das 
Wort  B.  in  der  Rudolfina  eine  Strafe  bedeute,  in  wel- 
chem Verstand  es  auch  in  antiquissimo  codice  legum 
der  Statt  Zürich  genommen  werde.'  1723,  Aar.  Stadtr. 
477.  S.  noch  er-geben  (Bd  II  83),  Bot-Qelt  (ebd.  259). 
,Die  grosse  B.'  ,Wer  sinen  eide  vor  gericht  bütet 
umb  ein  sach  ze  tuende  unschuldig  ze  sinde  und  der 
darnach  schuldig  funden  wirt,  der  sol  ein  jar  vor  den 
crüzen  leisten  und  darzue  die  grosse  bessrunge  ver- 
fallen sin  ane  genade.'  1401,  Bs  Rq.  ,Wer  da  ver- 
bessert die  grosse  b.,  das  ist  63  pfd,  von  dem  sollent 
die  ganz  genommen  werden  und  gegen  dem  er  ge- 
bessert hat  [dem  Beschädigten],  sol  er  ouch  zem  drit- 
teil so  vil  geben.'  1457,  ebd.  ,Bede  rate  hand  be- 
schlossen, dass  die  ladenherren  hinfür  von  allen  b-en. 
nemlich  die  grosse  b.  und  siben  mann  unrecht,  so  an 
dem  gericht  bekennt  werdent,  nit  under  dem  dritteil 
den  raten  nemen  sollen.'  1458,  ebd.  I  188  (Verteilung 
der  Bussen).  ,Uass  die  selben  personen  [die  sich  der 
Doppelverpfändung  schuldig  gemacht]  umb  die  grosse 
b.,  nämlich  00  pfd,  gebessert  werden  sollen.'  1539/00. 
ebd.  ,Die  kleine  B.'  ,Die  scheidlüte  mögen  die  Über- 
treter jnmb  misshandlung  für  sye  gehörend  von  5 
Schilling  uf  biss  uf  1  pfd,  die  man  nempt  die  klein 
b.,  selbs  wol  darumb  erkennen.'  1486,  Bs  Rq.  ,Was 
aber  Sachen  dermassen  wären,  dass  die  witer  denn 
umb  die  klein  b.  gestraft  solten  werden,  nemlich  von 
1  pfd  biss  uf  20  pfd,  ist  beschlossen  [usw.].'  ebd. 

Töte"-:  scheinbare  Besserung  im  Befinden  eines 
Kranken  vor  dem  Tode;  „die  Besserung,  bei  der  sich 
die  Kranken  kurz  vor  dem  Tode  recht  wohl  zu  be- 
finden wähnen,  dann  aber  schnell  dahin  sterben  VO;" 
GA.,  G. 

besserlich:  förderlich,  zur  Besserung  gereichend. 
.Gesunde  geistliche  leer  und  ein  frumm  b.  leben  dem 
volk  herfür  bringen.'  B  Synod.  1532/1775.  .Demnach 
der  model  zu  reden  behalten  und  geendert  würd,  wie 
es  immer  besserlichen  jeder  zyt  sin  mag.'  ebd. 

Beiss  f. :  das  Beissende,  beissendes  Ding.  In  der  Sage 
von  einem  Handbuben,  der  gegen  das  Versprechen  des 
Sennen,  ihm  eine  Glockengeiss  zu  schenken,  einen 
Melkstuhl  aus  einer  verlassenen  Alphütte  holte,  indem 
er  ihn  furchtlos  unter  dem  riesigen  Berggeist,  der  sich 
drauf  gesetzt  hatte,  wegriss;  als  der  Senn  nachher 
nicht  Wort  halten  wollte,  rief  ihm  der  Berggeist  zu: 
,Dem  ßuoben  gehört  die  Glockengeiss;  wären  aber  nit 


gewesen  die  Hitz  und  der  Witz  und  die  B.,  die  Glocken- 
geiss war  din  gebliben.'  Henne  1874,  102  f.  (GSev.). 

Hundeli-:  in  einer  der  vorigen  ähnlichen  Sage 
von  einem  Sennen,  der  sich  anheischig  machte,  um 
den  Preis  einer  Zitgeiss  einen  bei  der  Talfahrt  in 
einer  Alphütte  zurück  gelassenen  Melkstuhl  zu  holen. 
Er  nahm  mit  sich  Feuerzeug,  einen  Hund  mit  Sporen. 
ein  Messer  mit  eingegrabenem  Kreuzzeichen  und 
Agathabrot.  Wie  er  den  Melkstuhl  berührte,  rief 
eine  sonderbare  Stimme:  Hettist  du  nit  Fiirli  heiss 
und  Eundilibeiss  und  Messerlispitz,  i'h  wett-der  helfe' 
d'  Zitgeiss  g'wünnen.  Henne  1874,  102  (GMs). 

Ab-:  1.  (Tüfels-)A.  n.,  coli.,  Ungeziefer,  das  den 
Pflanzen  die  Wurzeln  abbeisst  AlFri.,  Sulz  (Laufenb.). 
's  A.  regiert  oder  's  Ixet  halt  nit  chönne"  wachset,  teil 
's  A.  derzue  cho"  isch,  heisst  es,  wenn  auf  den  Wiesen 
die  Pflanzenwurzeln  abgenagt  werden  und  die  Gräser 
absterben.  —  2.  Pflanzenn.  a)  Nelkenwurz,  Geum 
comm.  und  urban.  AABb.  —  b)  (Tüfels-JA.  LE.,  Hell»., 
Abbeis,  Abbeis  (St.b),  Ruhrwurzel,  Potent,  torm.  Vgl. 
Ab-Biss. 

Ör-ab-:    Familienn.     ,Heinr.  Orabpeis.'  1277,  Bs. 

Chern-:  =  Hirs-Fink  (Bd  I  867),  Bollen-Bick 
(Sp.  1117).  —  Die  Schreibung  ,-beyss'  bei  Fris. ;  Mal.  lässt 
nicht  entscheiden,  ob  -ei-  oder  -i-  zu  Grunde  liegt;  für  Ersteres 
spricht  aber  das  Nebeneinander  von  .steinbysser'  und  ,kern- 
beiss'   im   Vogelb.  1557. 

Tu'bel-:  Familienn.  Aa;  dafür  spöttisch  auch 
Tüfelbeiss. 

,Dübelbeiss.'  17G4,  älter:  .Tüfelbeiss.'  1530,  Strick!.; 
1687  (.Düffel-');  doch  auch:  .Tüfelbis.'  1409,  Z  Stadtb.  (kein 
Zürcher),  .Hans  Tüfelbyss  von  Schinznach."  1504,  Z  Glücks- 
hafenrodel;  .Tüfelbess.'  1408,  AaSchinzn.:  1(5(19,  B  Verzeich- 
niss  (als  Zuuaine);   ,Düfelbess.'  1540,  AaBrugg;  1557;  1687. 

Hü r-en -beiss  Härembeiss  L  (neben  -peiss),  -beis 
GSa.,  Hürumpeiss  AABrugg.  Elfingeu,  Schottland,  Seon, 
Wegenst.,  Wohl.;  Gl  (selten);  LSemp.,  Sursee;  Schw; 
Ow,  -peis  G,  üürea-beiss  GRHe.;  GoT.;  S,  -bäs  Th 
Mattw.,  Untersee,  -peiss  BoAa. ;  Gl;  GrHc,  Mal.;  L; 
Schw;  THÜiess. ;  ZB.,  Kn.,  O.,  S.,  Stdt,  W.,  -päss  ScHSt. ; 
iiiTk,  -peis  AALeer.;  ApH. ;  Bs;  GRHe.;  TaFr.,  -päs  Ar; 
G;  Sch;  THEgn.,  Esch.,  Hw.,  Pfyn,  Steckb.;  ZSth.,  -päs 
Th,  -peizg  ZStall.,  Hüribeiss  AaFii.;  BsL.;  GO.,  W.; 
SBib.,  -beiz  S,  Hiirlebeis  BBrisl.,  Hürlibeiss  Schw, 
Ürepeiss  GRJenatz,  Uropeiss  ZF.  —  n.  AiZein.;  Gl; 
ZDättl.,  sonst  m.,  Dim.  Hüre'beissi  S:  die  erste  Frucht 
des  Jahres  (Spinat,  Bohnen,  Kartoffeln,  Kirschen,  Bir- 
nen, Äpfel),  wenn  sie  als  Gericht  auf  den  Tisch  ge- 
bracht wird  (in  AABrugg;  Gr  auch  von  dem  ersten 
Brei  oder  Kuchen  aus  Biestmilch,  in  L  scherzh.  vom 
ersten  Kinde);  dann  übh.  ungewohnte,  besonders  wohl- 
schmeckende Speise,  Lieblingsspeise,  Leckerbissen,  und 
übertr.  etwas  Seltenes,  wonach  man  Verlangen  hat, 
ein  rarer  Genuss.  allg. ;  vgl.  Hürling  5  (Bd  II  1586). 
Vi,  Hürebeiss!  rufen  die  Kinder,  wenn  die  Mutter  im 
Sommer  die  ersten  Bohnen,  Rüben.  Äpfelschnitze  usw. 
kocht  S.  Potz  tüsig,  händ-er  Chriesi?  da'  ist  en  rechte'' 
Hürepäs!  Sch.  A"  's  Lienetlis  Höchsig  cha"-mer-sich 
wider  einist  ernüefere' ;  mir  am  H.  und  de''  Lienetli 
a*  sim  G'speusli  AaWoIiI.  Das  ist  (en)  H.,  das  ist 
ein  seltener  Genuss.  allg.  Auf  die  Frage:  Was  giH  's 
z'  Mittag?  erhält  das  Kind  von  der  Mutter  etwa  die 
ausweichende  Antwort:  es  Hüre'beissi  SStarrk.  ,1hm 
schienen  derartige  Anlässe  kein  Hürepais  zu  sein.' 
Stutz.     ,Wenn  ein  clostermensch   und  ein  geistlicher 


ItWl 


Bas,  Lcs,  bis,  bos,  bna 


1682 


unküsch  ist,  so  ist  es  dein  tüfel  nüwrat,  hürundbeiss, 

es  ist  ein  seltsam  speis.'  Geiler.  ,Pr;emetium,  quod 
pnrlibationis  causa  ante  prsemetitnr,  die  erst  zeitig 
fruclit.  heürenpeiss.'  Fris.  ;  Mal.  ,A1s  Einer  von  Eira 
gfraget  worden,  was  Nüws  bei  ihm?  antwortet  er,  bei 
i ii in  seigind  schon  d'  Kifel  reif;  er  hab  erst  kurzlich 
mit  seiner  Frauwen  ein  guts  Mähli  gessen,  sei  Haüren- 
peiss.'  Schimpfr.  1651.  ,Heurebeiss,  die  ersten  Früchte, 
primitiae  fruetuum.'  Denzl.  1710.  Spruch  und  Brauch: 
H.  mach-di'*  g'sund  und  feiss!  als  Wunsch  Gl.  ,Hüren- 
peiss,  mach  mich  gsund  und  feiss,  mach  mich  gross 
und  stark,  dass  ich  all  Paaren  überwachs.'  Schimpfr. 
1651.  Der  H.  macht  d'  Meitli  feiss,  Scherzreim  Z. 
Kommt  ein  H.  auf  den  Tisch,  darf  man  einen  stillen 
Wunsch  tun  Bs.  Wenn  H.  aufgetragen  wird,  pflegt 
der  Erste,  der  es  bemerkt,  seinem  Tischnachbarn  einen 
leichten  Schlag  auf  Kopf,  Schultern  oder  Rücken,  auch 
einen  Stoss  mit  dem  Ellbogen  zu  versetzen  oder  ihn 
am  Ohr  oder  Haar  zu  zupfen,  worauf  dieser  Gruss 
die  Kunde  um  den  Tisch  macht,  begleitet  von  den 
Worten  :  H.,  gib  dem  Anderen  (Disem)  au''1  Ei"s  (A"s)! 
d.  i.  einen  Schlag,  Stoss  usw.  (auch  gedeutet  als:  gib 
dem  Andern  auch  etwas  davon)  Aa;  L;  G;  Sch;  Th; 
ZB.,  Kn.,  0.,  W.,  Wl.,  das  ist  H,  gib  im  Nachher  ouch 
Ei's!  AALeer.,  H.,  gib 's  unter!  BsL. ;  in  L  antwortet 
der  Angestossene  auf  den  Ruf  H. !  mit:  macht  d'  Nare" 
feiss!  In  Ap  pflegt  man  beim  Überbringen  des  H. 
eine  Maulschelle  zu  versetzen  oder  das  Haar  zu  raufen 
(TTobler). 

Wahrsch.  Substantivierung  eines  formelhaften  mhd.  hiure 
enbeiß  fPrät.  zu  en-bissen;  s.  Sp.  1090],  eig.  =  neuer  habe 
ich  zum  ersten  Mal  (davon)  gegessen.  Die  Vorstellung  ,zum 
ersten  Mal'  wurde  mitgedacht  wie  in  H&r-üt  (Bd  II  1586); 
vgl.  auch  Hiir-uf  (ebd.).  Die  Formel  dürfte  zunächst  in  dem 
oben  mitgeteilten  oder  einem  ähnlichen  Spruche,  der  den 
beim  Auftragen  des  ersten  Gerichtes  üblichen  Brauch  be- 
gleitete, gebraucht  und  von  da  aus,  nachdem  sie  für  das 
etymologische  Bewusstsein  des  Volkes  undurchsichtig  ge- 
worden war,  als  Bezeichnung  des  ersten  Gerichtes  selbst 
gefasst  worden  sein.  Über  ähnliche  subst.  Verwendung  von 
Satzformeln  s.  GRoethe,  Reinmar  von  Zw.  288  f.  614.  Als 
Gesehl.  ist  darnach  das  Neutr.  zu  erwarten;  das  vorherr- 
schende Masc.  beruht  auf  dem  Einfluss  von  Synn.  Bemerkens- 
wert sind  die  Deutungen  und  Umbildungen,  die  das  etyin. 
ganz  isolierte  W.  im  Volksmund  erfahren  hat.  Auf  einem 
Teil  des  Gebietes  wird  es  als  eine  Zss.  mit  Huret,  Heirat, 
empfunden;  daher  die  häufige  Schreibung  Hüret-b.;  vgl.  auch 
Sprww.  1824,  252;  ein  Zürcher  erklärte  es  denn  auch  dem- 
entsprechend als  Hochzeitsbissen.  Der  Th  Anon.  vermutete 
darin  frz.  heureux  repas.  Zu  der  Umgestaltung  des  W.  in 
eine  copulative  Verbindung  (Ilürumjteiss,  d.  i.  Uür-und-beiss ; 
so  schon  bei  Geiler)  vgl.  Anm.  zu  und  (Bd  I  323);  an  sie 
schliesst  sich  die  Entstellung  Bül  und  Beiss  in  einer  alten 
RA.  feiss  wie   Bül  und  Beins  aus  AaWohlen. 

Süre"-beiss:  Sauerampfer  ZKloten.  —  Wahrsch. 
nach  Anal,   des  Vor.  gebildet. 

hart-beiss  Bs  lt  Spreng  (hartpais);  GRGlar., 
ObS.;  SchSI  (-bäs);  Z  (Spillm.),  he'rt-,  he'rt-beiss  Aa 
Brugg,  Zein.;  GrD.,  L.,  Rh.;  GoT.,  W.;  Sch  (-bäs);  Z 
Dättl.,  herbeiz  GisValz.,  hart-beissig  Bs  (hartpaisig. 
Spreng);  B  (Dan.);  ZLunn.,  hert-beissig  AABrugg,  St.; 
Bs;  Z:  1.  im  eig.  S.  a)  hart  beissend.  ,Die  rissenden, 
zanbleckenden  ryden  [Rüden,  d.  i.  der  schwäb.  Bund 
1499]  muostend  einist  iren  alten  hass  regen  und  irer 
hartbeissen  [Var.  hartbyssigen]  zänen  lust  biezen.  und 
also  dann  mit  zerbissnen  zänen  und  zerrissner  hut 
leren    frid   und   ruow    haben.'   Ansh.  —   b)  „hart   zu 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


beissen,  sauer.  Ein  hartbeisser  Apfel  I,;  Z."  — 
2.  „hartmäulig,  von  Pferden  L;  Z."  —  3.  bildl.  a)  vom 
Menschen :  a)  abgehärtet,  unempfindlich  (bes.  gegen 
Witterungseinflüsse,  Schmerzen),  zähe,  ausdauernd  Aa; 
Bs;  Gr;  GoT.;  Seil;  ZLunn.;  „allg.;  fest,  standhaft, 
tapfer  Lj  Z."  En  hertlms(nkr  Ma"  Sch.  Si  ist  e" 
hartbeisses  Mensch  Z  (Spillm.).  Die  wilde"  Mannte 
sind  schwarz  und  chli"  und  öne  G'wand,  hertbeiss  und 
g'fi.v  und  völlig  g'höret  g'si*.  Alpenbote  1827.  ,Die 
alten  Inhaber  [von  Gk]  waren  rauhe,  starke  und  hart- 
beisse  Leut."  Güler  1616.  .Siliceus  vir,  hartbeisser 
Mann.'  Denzl.  1677;  1716.  Adv.:  Herthas  g'wnnet  VW 
Juge'd  Sch.  Herthas  Stand  halte",  ebd.  —  ß)  harten 
Sinnes,  hartnäckig,  starrköpfig  Bs;  Sch;  Z,  hartherzig 
B;  Z.  Selb  ist  en  hertbäser  Ma" :  's  ist  nüt  mit  im 
z' hand  ScnSchl.  Das  ist  en  h-er  (Kerli)!  Z.  ,Jene 
[Leute  weltlichen  Standes],  wie  hartbeiss  und  spröd 
sie  auch  sind,  erkennen  doch  ihre  begangene  Miss- 
tritt, bitten  um  Verzeihung.'  JJBkeit.  1638.  S.  noch 
Gr.  WB.  IV  2,  509.  —  b)  von  Sachen:  zähe,  schwer 
zu  bearbeiten,  z.  B.  von  einem  Steine,  Stück  Holz  Z, 
schwer  zu  lösen,  von  einer  Aufgabe  Z  (Dan.).  Du 
hast  da  en  Härpeissen  underhänds,  zu  Einem,  der  sich 
an  einem  schwer  zu  bearbeitenden  Gegenstande  ab- 
müht ZDättl.  Als  Fluni.  ,Dry  juchart  genant  hart- 
beissen in  der  breity.'  1522,  Tn  Beitr.  32.  20.  ,Ein 
manmad  genant  hartbeissa.'  ebd.  Vgl.  Härti  (Bd  II 
1647).  —  lind-pais(ig):  Gegs.  zu  hart-beiss :  , weich 
von  Leib  und  Gemüt'  Bs  (Spreng). 

bart-beiss:  bärbeissig,  wild.  , Wider  frefne,  bart- 
beisse  leut,  die  ander  leuten  überlegen  warend,  legt 
ich  [Hiob]  mich  ein,  ich  stuond  inen  in  die  zän.' 
LLav.   1582.    —    Wohl  verdruckt  für  .hartbeisse.' 

Beissel  m. :    Mensch,    der  immer  keift  AaF.,  Ke. 

beissen:  beizen.  ,Mit  gerstenmel  oder  sunst  ge- 
beisstom  körn.'  Vogelb.  1557.  ,Gebeisste  gersten,  ge- 
beisster  hirss.'  ebd. 

Penss  in.:  (närrischer,  läppischer)  Bursche  Aa  um 
Aar.,  Brugg,  Ruedert,  Safenw.,  Suhrent.  E"  junge  P. 
Du  bist  e"  rechte',  e"  schöne"  P. ! 

Pls:  männl.  Taufname,  Pius  Gl. 

Bis  I  1.  GlH,  Moll.,  Näf.;  L  (Ineichen);  Uw,  m. 
AARuedert.,  Wohl,  (häufiger  als  Bise');  Gl  tw.;  Gr 
(St.b);  L  (RBrandst);  GFlums  (BW);  Sch  (St.b);  UwE., 
Bise"  f.  AAElfingen,  Leer.,  Muhen,  Safenw.,  Wohl.; 
Bs;  B;  FMu.;  GrAv.,  Nuf.,  Rh.,  S.,  Scuolms,  Spl., 
Tschapp.,  V.;  S  (in  Bb.  -i-);  W,  BWe"  GRChurw.,  D., 
Glaris,  Klost.,  Sch.,  Schuders,  UVatz;  GWallenstadter- 
berg,  Bise"  I  in.  GrRIi.,  Tschapp.;  PPo. ;  ZOSth.  (in 
USth.  nicht),  BWe"  GRÜbS. :  1.  a)  schneidend  kalter, 
trockener,  aufhellender  Wind.  aaOO.  (ohne  Gl;  Gr 
tw.;  GFlums,  Wallenstadterberg),  und  zwar  a)  gew. 
der  Nord-  oder  Nordostwind;  auch  Nordwestwind  BHa., 
Ostwind  B  tw.  Syn.  Bis-Luft  (Bd  111  1160),  -Schön, 
-  Wind.  ,Byss  ist  ein  hiesiges  Landt-Wort  und  heisst 
also  der  Wind,  welcher  von  Ost,  item  auch  der,  so 
von  Nord  härkommet.  Den  ersteren  nennet  man  in 
hiesiger  Gegend  die  Äckherli-Byss,  den  anderen  die 
Ar-Byss.  Der  erstere  wehet  zwar  oft  im  Jahr,  doch 
sonderheitlich  einmal  im  Fruhe-Jahr  durch  etliche 
Tag  und  bringt  grosse  Kälte,  wird  benamset  die  grosse 
Byss.  So  lang  diso  Byss  nit  kommet,  ist  kein  Som- 
mer zu  hoffen,  wie  deren  Alten  Sprichwohrt  und  ge- 
wisse Lehr,   die  von  der  Erfahrnuss    bestelltet  wird.' 

106 


1G83 


Bas,  bes.  bis,  bos,  bus 


1684 


XVIII.,  FNJacob  (UwSa.).  D'  B.  chütet,  zieht.  Nach 
dem  W  Volksglauben  ist  die  B.  erst  seit  der  Refor- 
mation ins  Land  gekommen;  mit  der  Kälte  im  Glau- 
ben sei  auch  Kälte  in  der  Natur  eingetreten.  Rupfen 
1851,  44.  .Aquilonia  loea,  ort  da  die  byss  vil  rychsnet 
oder  stäts  wäyet.'  Fris.  ;  Mal.  .Die  Bisen  blaset.  Die 
B.  kumbt  von  Nord,  welcher  Wind  hier  den  Meister 
spilet.'  GKönig  1695.  ,Die  Bäurin  ist  besorgt,  dass 
alle  die  Herdspisen  [Feldfrüchte]  sie  bringe  unter 
Dach,  eh  sie  gefrört  die  Bisen.'  Berglieüer.  .Wenn 
auch  einst  von  Brand  und  Bisen  die  Waide  falbt.  die 
Eicheln  risen.'  Sintemal  1759.  Zur  Bezeichnung  der 
Himmelsrichtung;  vgl.  bisen-halb  (Bd  II  1109),  -toerts. 
.Gegen  der  byss',  gegen  Nordosten.  Türst  um  1489. 
Wenn  ein  Bär  unterhalb  [des  als  March  dienenden 
Brunnens]  .gegen  der  byseu'  gefangen  würde,  so  ge- 
borte das  Haupt  nach  Neuenburg.  1521,  Absch.  (Grenz- 
bereinigung zw.  Neuenburg,  Waadt,  Burgund).  ,Aqui- 
lonaris,  gegen  der  byss  gelegen  oder  gegen  mitter- 
nacht.  Septentrio,  die  byss,  mittnacht.'  Fris.;  Mal. 
.Wenn  man  den  Sack  [Lokalname]  tuet  obsich  gon, 
gegen  der  Bisen.'  Myricäcs  1030.  .Gegen  Bisen',  gegen 
Norden.  1720;  1763,  Abscu.  (Grenzbereinigungen  zw. 
B  und  F  im  Seeland).  —  (ä)  schwarzi  B.,  Nordwest- 
wind AALeer. ;  B,  Nordwind  B  (Zyro),  Ostwind  S.  ,Der 
rauhe  Ostwind  oder  der  schwarze  Bisen  behauptet 
besonders  im  Frühlinge  und  im  Herbste  die  Ober- 
hand, dauert  meistens  einige  Wochen  an  und  ist  im 
Winter  von  schneidender  Kälte,  im  Sommer  von  Hitze 
und  Trockne  begleitet.'  S  Gem.  1836.  Vgl.  Sehwam-B. 
—  y)  .grosse  B.'  s.  a.  —  b)  heftiger  Wind,  der  kalte 
und  feuchte  Nebel  oder  auch  Regen  und  Schnee  bringt 
P;  W;  in  PPo.  der  Regen  bringende  Südwind  oder  ein 
nur  kurze  Zeit  anhaltender,  Schnee  bringender  Nord- 
wind. —  2.  übertr.  a)  (mit  dem  Nordwind  verbun- 
denes) Schneegestöber,  Schneestäuben  GrAv.,  Churw., 
D.,  Klost.,  Rh.,  Seh.,  Tschapp.;  GFlums,  Wallenstadter- 
berg.  Es  chunnt  e"  Bisch  GFlums.  —  b)  leichte 
Schneedecke  GRÜbS.  —  c)  (in  W  auch  Blsi  n.)  =  Bis- 
Ncbel  (Sp.  632)  BHa.,  „0.;"  Gl  (nur  in  dieser  Bed.); 
PPo.  (wo  Nebel  nicht  üblich);  W;  dichter  Nebel,  der 
auf  den  Bergen  oder  im  Tale  dem  Boden  nach  schleicht 
Gl.  E"  chalti,  e"  ßsteri  B.  W.  D'  B.  chunnt,  hanget 
an'n  Berge"  Gl.  D'  B.  ist  so  digg  g'lege",  das'-me" 
nüd  e"  Stigg,  nüd  Stubes  mt  umme",  nüd  d'  Hand 
vor  dem  G'sicht  g'sih"  het  GlMoII.  ,Das  Schlimmste, 
was  im  gegenwärtigen  Fall  die  Wanderer  treffen  konnte, 
war  das  Herannahen  einer  schwarzen  Bise,  die  sie 
nach  kurzem  Aufenthalte  auf  dieser  Höhe  [der  Sandalp 
am  Tödi]  zur  eiligen  Flucht  zwang.'  FKeller.  RA.: 
,In  der  Beis  herumfahren',  von  einem  Redner,  der 
den  Faden  seiner  Rede  verloren  hat.  Ebel.  Vgl.  noch 
B.-Gtcht  (Bd  II  112),  -Bauch. 

Ah J.  ljisri  f.  (Notker),  mhd.  bise  f.  (nur  in  obd.  Quellen); 
auch  Gr.  WB.  I  1398;  Schm.-Fr.  I  291;  Fr.  Ztschr.  IV 
186.  Über  die  Verbreitung  des  W.  auf  roman.  Gebiete  vgl. 
Diez  4  52  f.  Der  tw.  Übergang  vom  Fem.  zum  Hase,  erklärt 
sich  aus  dem  Einfluss  von  Synn.  (vgl.  Fön  Bd  I  843/4,  Luft 
liil  111  1  157,  Wind).  Einen  alten  (freilich  nicht  ganz  sichern) 
Beleg  für  das  Hase,  enthält  die  Stelle:  ,Den  beissen  Ostwind 
und  dergleichen  starke  blast  hassend  sy  [die  Muscheln]. ' 
Fischh.  1563,  134  a.  Von  Ortsnamen  dürften  hieher  ge- 
hören: ,Bys-Egg'  BHottwyl,  Madiswyl,  Sumisvvald,  ,-Luft' 
BWorb;   ,Bysou-Feld'   BG.;   ,-Berg'   FStdt  (Leu,  Lex.). 

E-Bis,  -Bise"  m. :  Südostwind  ZBäretsweil,  Strahl- 
egg.    Syn.  Ober-Bis-icind.     's  ist  E.     Der  E.  bringt 


de"  gröst  Sehne,  ebd.  —  Äcker li-  s.  Bis  1  a  ct.  — 
Ar-  (Are'-  AAÜuedert.)  Bis  f.  Ndw,  m.  AARuedert. ; 
L;  Zg;  ZAuss.,  -Bise"  f.  BE.:  der  von  der  Aare  her 
kommende,  Regen  bringende  Nordwestwind.  aaOO. ; 
in  Uw  auch  der  Nordwind.  .Der  eigentliche  Nord- 
wind oder  Boreas  heisst  hier  im  allgemeinen  die  Bys, 
zuweilen  auch  Aarbys,  wahrscheinlich  weil  er  über 
die  Aare  oder  den  Aargau  hieherströmt.'  Uw  Gem.  1836. 
,Wie  dan  der  Arbiss  Bruch  ist'  Stockm.  1606.  ,Wann 
die  Arbeyss  den  Fön  bestreit,  zum  Haglen  fast  ge- 
wogen, nimb  dein  Quartier  bei  disem  Hirt,  dem  Wetter 
zu  entrannen.'  JLCvs.  1661.  .Borolybicum  seu  Zephyro- 
Boream  norninant  Arbys.'  Cappeler  1767.  .Nordwest, 
Aarbys.'  JXSchnvder  1782  (LE.).  S.  noch  Bis  1  a  a. 
Zur  Bezeichnung  der  Himmelsrichtung:  ,[Von  Luzem 
aus  liegen]  gegen  der  pfön  die  herschaft  Weggis,  gegen 
die  arbiss  Willisow  und  Sursee,  Sursee  mer  gegen 
mitternacht;  gegen  sibengestirn  die  grafschaft  und 
statt  Rottenburg.'  Türst  um  1489.  —  Oster-Bis  f.: 
1.  Nordostwind  Ndw.  ,1m  Frühling  herrscht  besonders 
auf  dem  äussern  See  der  Küssnachterbys,  zu  Ostern 
gleichsam  periodisch,  daher  auch  Osterbys  genannt.' 
Uw  Gem.  1836.  ,Den  Nordwestwind  [nennt  man]  Aar- 
bys, den  Nordwind  selbst  Bys  und  den  Nordostwind 
Osterbys.'  Pil.  u.U.  .Osterbys  norninant  aretapelioten 
seu  Euro-Boream.'  Cappeler  1767.  —  2.  Ostwind  LV., 
W.  (Dan.).  —  Föne°-Bise°:  der  gewöhnlich  kurz 
vor  dem  völligen  Eintritt  des  Föhns  auftretende  Nord- 
wind U.  —  „Früeli"gs-Bis  f.:  der  dichte  Frühlings- 
nebel Gl."  —  Glarner-Bis.  ,Der  Gl.  ist  für  Uw  der 
Ostwind,    bringt  Trockne  und  Kälte.'   UwGem.  1836. 

—  .Gletscher -Bise"':  kalter  Gletseherwind.  Kohl, 
Alpenreisen;  s.  Fr.  Ztschr.  VI  81.  —  Gregö  ri-Bise" 
f.:  am  Gregoriustage  (s.  Bd  II  723)  wehende  Bise  B 
Lotzwyl.  S.  noch  Chrebs  (Bd  III  782).  -  Herbst- 
„Bis  Gl",  -Bise"  VV  —  f.:  der  dichte  Herbstnebel.  — 
Küsnachter  -  Bis  s.  Öster-B.  —  Land- Bise"  f.: 
das  ganze  Land  bedeckender  Nebel  W.  —  Berg-Bis: 
(vom  Borg  her  wehender)  Nordost-,  Ostwind  Zg. 

Rin-  „Rimbise"  f.:  Ostwind  UUrs."  —  Aus  dem 
bündnerischeu   Kheintal   kommend. 

Schwarz-Bis  „m.,  f.:  Nordostwind  oder  vielmehr 
Nordwind  L."  Auch  bei  JXSchnyder  1782,  14.  —  Üs- 
tag-Bise"  f.:  Frühlingsnebel  W.  —  Tal-Bise"  f.: 
Talnebel  W.  —  Wälder-Bise"  f.:  der  vom  Schwarz- 
wald her  wehende  Nordwind  Aa  (Rochh.).  Syn.  Wälder. 

bise"  I,  b  isene":  1.  unpers.  a)  bise"  BHa.;  GrAv., 
S.,  Scuolms,  Tschapp.;  L;  SchwE.;  „allg.",  bu'e"  GrD., 
Pr.,  Seh.;  GFlums  (Vtc.'biiet),  Ta.,Wall.,  bisene"  GrS.; 
UwE.,  vom  heftigen  Wehen  der  Bise  BHa.;  L;  SohwE.; 
„allg.",  bes.  sofern  sie  Schneegestöber  (staubförmigen 
Schnee)  mit  sich  bringt;  winden  und  schneien  übh. 
Gr;  GFlums,  Ta.,  Wall;  UwE.  Es  biset.  Truche"  b. 
GFlums.  —  b)  bise",  von  dichtem,  kaltem  Nebel  BHa.; 
Gl.    Syn.  bis-neblen  (Sp.  632).     Es  bised  hü  griselüeh. 

—  2.  (bü'e",  p-J.  Es  bischet,  sagt  man  beim  Melken 
von  Kühen  und  Ziegen,  wenn  (z.  B.  infolge  eines  or- 
ganischen Fehlers)  die  Milch,  statt  in  einem  dicken 
Strahl,  staubförmig  zerteilt  aus  den  Zitzen  kommt 
GFlums,  Ms.  Auch  pers.:  Die  Chue  tnschet  (an  eint 
Strich).  -  3.  bise"  BBe.,  Br.,  Si.;  F;  Gl;  Gr1>.,  L., 
Pr.,  Seh.;  L;  PAL;  GA.,  oT.;  U;  W,  bü'e"  GROhur, 
He.,  Pr.,  Seh.,  Tamins;  GMs  (auch  p-).  Sa.,  Wall.,  bi- 
sene" BSi. ;  GrAv.,  Pr.,  Rh.,  S.,  Scuolms.  Spl..  Tschapp. ; 
LV.;  Uw,   Ptc.  gebiset  Gr;  W  (gibisot),   'bisenet  Uw, 


I,;s,;, 


Bus,  bes,  bis,  bos,  bus 


1686 


"Mse"  HÜ.,  mit  .haben'  W  ;  St.*,  mit  .sein'  und  .haben' 
Gr  (Tsoh.),  mit  .sein'  U:  a)  vom  Vieh  auf  der  Weide, 
unter  dem  Druck  der  Gewitterschwüle  oder  von  den 
Stieben  der  Bremsen  getrieben,  mit  emporgehobenem 
Schweife  wie  toll  dahinstürmen  B;  F;  Gl;  Gr;  L; 
PAL;  G;  l'w;  U;  W;  „allg."  Syn.  Innigeren  1  (Sp. 
1054),  bremsig  si".  Auch:  sieh  voll  Übermut  herum- 
tummeln, vom  Jungvieh  auf  der  Alp  GMs.  Wir  ehenne' 
[das  Vieh]  noch  »et  üslasse",  si  wurde'  siist  b.  [weil 
es  noch  zu  heiss  ist]  BSi.  Das  JB.  der  Kühe  gilt  als 
Anzeichen  schlechten  Wetters  F;  GrRIi.;  W.  We" 
d'  Hab  of  der  Weid  omen-anhi'  blset,  so  giht-es  nahi" 
noc*  sauft  es  Onicetter  F.  S.  noch  Schatt-Gadem  (Bd  II 
120).  —  b)  von  Menschen,  sich  eiligst  fortbewegen, 
davonschiessen  BO.;  Gr  (Kuoni);  GoT. ;  Uw.  Er  ist 
vor-mer  dani  'bisen,  das*-icb  im  Augenblick  nüd  nie  ha" 
von  im  g'sehn  BO.  Mit  dem  Nbbegriff  übereifriger 
Geschäftigkeit  BO. ;  Ndw;  Syn.  umen-schiessen.  Am 
Abe"1  bise"  die  Gitete"  [die  Fleissigen,  iron.],  am  Morge* 
lige'  s'  mit  Muesse"  BBe.,  Si. 

2  ist  vpo  1  übertragen:  der  zerstiebende  Milchstrahl 
wird  dem  stiebenden  Schnee  verglichen.  Zu  3.  Die  Länge 
des  Voc.  ist  in  solchem  Umfang  bezeugt,  dass  sie  fürs  gauze 
Gebiet  als  gesichert  gelten  darf.  Es  besteht  demnach  ein 
quautit.  Unterschied  von  dem  gleichbed.  ahd.  bisön,  nihd. 
bisen;  vgl.  über  die  weitere  Verbreitung  des  W.  Gr.  WB. 
II  3.  46.  Zur  Bed.  vgl.  noch  laufe"  aie  's  Bise"-,  Bisiie'itter. 
Die  ganze  Sippe  ist  wahrsch.   onomatopoetischen  Ursprungs. 

umme"-bise°:  1.  vom  Vieh,  wie  toll  umher- 
rennen Gl.  —  2.  von  Menschen,  a)  „voll  Zorn  hin 
und  her,  auf  und  ab  rennen  Gl;  L."  —  b)  bei  Nacht 
lauernd  umherstreichen  Gl;  „L."  —  er- bische":  = 
bisen  3  a  GRl'hur,  Pr.,  Tamins.  D'  Chue  ist  erbischet. 
—  ver-bischen:  verschneien  GFlums.  Am  Morge" 
sind  Alp  und  Hütte"  tüf  cerbischet  g'si". 

bisen  ig:  1.  von  der  Witterung,  wenn  es  windet 
und  schneit  GrRIi.,  Tschapp.  Hut  is  's  b.  —  2.  vom 
Vieh,  zum  Bisen  geneigt,  ebd.  Hut  sind  d'  Chüe 
bisenigi. 

Bis  er  m.:  kleiner  Schneefall  Gr  (vereinzelte  An- 
gabe). —  Are"-:  =  Ar-Bis  AALeer. 

bisere":  eiligst  (davon)  laufen,  von  (kleinern) 
Tieren  und  Menschen,  bes.  Kindern  AAÜött.,  Zein. 
Da"  Boss  ist  'biseret,  durchgegangen  AAÜött.  Der 
aufgejagte  Hase  isch  'biseret,  dass  men-e"  im  Wetter- 
leich nümm  g'seh"  hat  AAZein.  Ici  ha"  müesse"  b., 
das'-em  nohe"  cho"  bi".  ebd. 

bis(e)rig:  neblig.  ,An  einem  bissrigen  Tage.- 
Henne  1874  (GlL.).  —  Zur  Bildung  vgl.  bvrsterig  (Sp.  1609), 
ferner  beterig,  schajferig. 

Bischete"  f.:  vorzüglich  durch  den  Nordwind 
erzeugtes  Schneegestöber  GRKlost. 

bisig  B;  Z,  bü'ig  GaChurw.,  oHe.,  Klost.,  Valz.: 
1.  a)  vom  Wetter,  wenn  die  Bise  weht  B;  Z;  in  Gr 
=  bisenig  1.  Bisigs  Wetter,  en  bisige''  Winter.  ■ — ■  b)  kalt 
und  neblig  „Gl;"  W.  Syn.  bisfe'J-neblig.  Voll  Höhen- 
rauch BHa.  —  2.  =  bisenig  2  GrCIiutw.,  oHe.,  Klost., 
Valz.     D'  Galti  sind  b. 

bisle":  unpers.,  von  Regen,  der  durch  die  Bise 
hergeweht  wird  BSa. 

Bis  II  f.:  das  Schwärmen  und  Stechen  der  Insekten 
während  der  heissen  Tageszeit  im  Sommer,  worunter 
das  Vieh  sehr  zu  leiden  hat;  seltener  übertr.  auf  die 
grosse  Hitze  selbst  Ar.    Das  Vieh  hed  d'  B.,  wird  von 


den  Insekten  geplagt.  D'  B.  ist  hüt  starch.  Er  chonnd 
g'rad  i"  it'  B.  ine",  ,er  kommt  gerade  in  die  Hitze  (des 
Tages,  den  Kerbtieren  entgegen).'  „In  der  1>.  gehen." 
Präd.:  's  ist  (hüt)  B.  N.  hat  am  15.  April  17  IS  .Bre- 
men aus  der  Fisel-Eg  aussen  im  Hosensack  mir  Haus 
getragen,  und  schon  allenthalben  Beiss  gesein',  Kenn- 
zeichnung eines  frühen  Sommers.  Will..  Ar-  Thron. 
Adv.:  B.  iinh.  H/he",  , des  Abends,  vor  dem  Austreiben 
der  Kühe  aus  der  Hütte,  melken,  weil  die  Insekten 
in  der  hohen  Sommerhitze  früher  im  vollen  Fluge 
oder  Schwärme  sind'  Ap;  Syn.  oss  dem  Stall  milche". 

Die  Ausspr.  Blas  (bei  TTobler  53  b)  ist  nach  zuver- 
lässiger Erkundigung  unrichtig,  also  Zshang  mit  bissen,  an 
den  nach  dem  Wortlaut  seiner  Definition  („durchgreifende, 
durch  den  Schweiss  beissende  Sommerhitze")  auch  Stalder 
deukt,  schon  aus  lautlichen  Gründen  unwahrscheinlich.  Viel- 
mehr dürfte  das  W.  mit  der  vorigen  Gruppe  zsgehören ;  vgl. 
bes.  Visen  I  3. 

bise"  II:  unpers.,  von  den  in  der  heissen  Tages- 
zeit schwärmenden  und  das  Vieh  plagenden  Insekten 
Ap.     Es  biset  starch,    „es   ist  ein  grosses  Gesumme." 

Biss  I  Bs;  BO.  (Zyro);  GrS.;  Z,  Bis  III  BBr.,  Ha., 
R.;  ScuwMuo.;  Ndw;  U;  Z  —  in.,  in  GrS.  n.  —  Dim. 
Bissi  n.  AaWoIiI.:  1.  a)  das  Beissen,  Hautjucken  BR. 
lch  hau  eimmel  am  ganzen  Lib  en  B.,  graä-a1s-ich 
Chratz  hätt.  Es  Bissi,  juckende  Stelle  auf  der  Haut 
AaWoIiI.  (Kdspr.).  Beisseuder  Hautausschlag.  Krätze 
BBr.,  Ha.;  GrS.;  Ndw;  U.  Dim.,  juckende  Pustel  auf 
der  Haut:  ,Wann  Sterbend  ausgahnd,  so  bald  es  Einen 
in  ein  Achslen  oder  Schenkel  sticht,  so  bald  Einem 
ein  Beissle  oder  sonst  Etwas  wachst,  wann  etwann 
Einen  nun  ein  Floh  beisst,  furcht  er  von  Stund  an, 
es  seie  anders  Nichts,  dann  der  bitter  Tod.'  JJ Breit. 
1629.  —  b)  Mottenfrass  BO.  (Zyro).  Vgl.  bissen.  - 
2.  Schneide  des  Messers,  in  der  Verbindung  Bugg 
oder  B.  (auch  B.  oder  Bugg  Z).  Zwischen  zwei  Dinge 
oder  zwei  Teile  eines  Dinges,  unter  denen  Jemand 
wählen  soll,  wird  hinter  seinem  Rücken  ein  Messer 
flach  hin  gelegt  oder  gehalten,  und  dann  wird  gefragt: 
B.  oder  B.?  Antwortet  der  Gefragte  z.  B.  mit  B., 
erhält  er  das  Stück,  dem  die  Schneide  zugekehrt  ist 
Bs  (auch  bei  Spreng);  ScHSt.  (Sulger);  ScuwMuo.;  Z. 
Auf  diese  Weise  pflegten  ehedem  die  Schuhmaeher- 
meister  das  Fleisch,  das  sie  ihren  Gesellen  zu  Mittag 
zu  liefern  hatten,  unter  diese  zu  verteilen  Z.  In  Ndw 
wird,  nachdem  zuerst  die  Frage  gestellt  worden  ist, 
das  Messer  zwischen  die  beiden  Stücke  fallen  gelassen. 
Auch  bei  Wetten,  wobei  dem  Rücken  des  Einen  der 
daran  Beteiligten  der  Rücken  oder  die  Schneide  eines 
Messers  zugekehrt  und  dann  die  Frage  gestellt  wird 
Bs;  Z.  Syn.  Bugg  oder  Bitz,  Bugg  oder  Schnid.  ,Rugk 
und  byss  machen,  aciebus  ludere.'  Mal.  ,Ruck  oder 
Beiss  machen,  acie  eultri  ludere.'  Denzl.  1716.  —  Mhd. 
biß  m.,  das  Beissen,  gebissene  Stelle.  Vgl.  auch  Schru.-Fr.  1 291. 

Ab-Bi'ss,  -Bi's:  ein  (abgebissenes)  Stück,  z.B. 
von  Brot  AASafenw.,  Schöftl.;  BoAa.  Syn.  Ab-Biss. 
—  An-Bi's:  (zuerst)  abgebissenes  Stück,  z.B.  eines 
Apfels  AAlIuhen,  Ruedert.,  Safenw.,  Schöftl.;  SStarrk. 

Biss  II  f.:  1.  Krätze  ApM.  —  2.  uneig.,  pruritus 
genitalium  Ap. 

Bisse"  m. :  (durch  Ungeziefer  bewirktes)  Haut- 
jucken GRTschapp. 

bisse"  (bise"  AaF.;  GMs),  Imp.  bis  AAKäst.,  Leer.; 
BBr.;  LBerom.,  Prät.  Conj.  biss  Aa;  BsL.,  bi's  AALeer. ; 
B,    bi-s  Ndw,    bissi   AAKäst.  (neben  biss);   GrD.,  Pr., 


1687 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bns 


1088 


Seh.,  Tschapp.,  bi'ssti  Aa;  GRChur,  He.,  Tschapp.;  Z, 
bVssti  Aa,  Ptc.  gebisse"  GrU.,  Pr.,  Seh.,  sonst  'bisse': 
im  Allg.  wie  nhd.  1.  (mit  den  Zähnen)  beissen,  eig. 
und  bildl.  allg.  a)  abs.  /'*  cha"  bald  nümme"  b., 
meine  Zähne  werden  schlecht.  Mit  guete'  Zäne"  übel 
b.,  Nichts  zu  beissen  haben  ScHSt.  (Sulger).  .Der 
zeitliche  Mangel  ist  öfters  ein  böser  Ratgeb  zum  Selbst- 
mord, insonderheit  bei  Denen,  die  zuvor  Alles  vollauf 
gehabt  und  jetzt  mit  guten  Zähnen  übel  beissen  müs- 
sen.' AKlingl.  1091.  Der  Hund  bisst,  ist  bissig.  Hund, 
wo  belle'd,  bisse'd  nid.  D'  Fisch  trotte"  hitt  nid  b-, 
anbeissen,  sich  fangen  lassen,  auch  uneig.  vom  Ver- 
kehr der  Geschlechter  ß  (Zyro).  's  Messer  bisst!  War- 
nung an  kleine  Kinder,  die  nach  einem  Messer  langen 
Aa;  B;  Tu;  Z.  Mit  den  Worten  's  bisst  sucht  man 
sie  übh.  vor  der  Berührung  eines  Gegenstandes  zurück- 
zuschrecken B;  Tb;  Z.  Umgekehrt  sagt  man  ermun- 
ternd zu  einem  Furchtsamen,  der  sich  nicht  getraut, 
sich  an  Jmdn  oder  Etwas  zu  machen:  (Nu''  kei*  Angst) 
's  bisst C-di'hJ  nüd!  B;  Tu;  Z;  vgl.  Iwein  V.  2260. 
Beim  Spiel  , Tupfen'  ruft  man  dem  Spieler,  der  nahe 
daran  ist,  die  getupfte  Nuss  zu  berühren,  zu:  's  bisst! 
(LTobler).  —  b)  mit  präp.  Bestimmung  des  Zieles. 
I*  's  Gras  b.,  wie  nhd.  ,Verzeihet  mir,  dass  Mancher 
muss  in  den  Wasen  beissen.'  Jos.Wetter  1663.  In'n 
Chnebel,  Bengel  b.  (müesse")  s.  Bd  III  713;  Sp.  1371. 
I"  d' Chette' b.  (miiesse")  s.  Bd  III  504.  Dri"  6.  1)  frisch 
ins  Zeug  gehen  L;  S;  Z.  Ich  cha"  das  Mol  auch  nid 
grüslich  dri'  b.,  nicht  viel  Geld  ausgeben  L  (A  zur 
Gilgen).  —  2)  sich  auf  Etwas  einlassen  Z.  Er  hat 
und  welle'  dri"  b.  Mit  hinzugefügtem  Dat.  P. ;  s.  Sp. 
1605  o.  —  c)  mit  Acc.-Obj.,  gew.  der  Person.  S.  Hund 
(Bd  II  422).  Es  wird-di°*  Niemer  b.,  du  brauchst 
keine  Angst  zu  haben  L;  Th;  Z.  Si  bisse'd  (Das 
bisst)  cnand  nüd,  sagt  man  scherzh.  von  Gegenständen 
oder  Personen,  wenn  z.  B.  beschränkter  Baum  nötigt, 
sie  nahe  zszurücken  B;  Tu;  Z.  D'  Herre"  und  d'  Bure' 
bisse' -nanger  nit,  halten  zusammen  (gegenüber  den 
Taunern).  Hofst.  (S).  ,Unser  herren  sind  nüt...sy 
byssend  die  5  Ort  nit.'  1532,  Strickl.  ,Hoch  verwortfen 
wirt,  das  etlich  nit  wollen  den  fuchs  beissen  und  mit 
flyss  reden,  das  man  gern  höret.'  B  Syn.  1532/75; 
s.  Fuchs  (Bd  I  656).  , Seinen  herren  beissen,  dentes 
in  dominum  offerre.'  Mal.  Mit  abstr.  Subj.  .David: 
Ich  will  flux  eben  uff  die  fart  [um  die  100  Philister 
zu  erlegen];  was  ists,  wann  ich  schon  lenger  ward; 
dann  mich  die  lieb  auch  schon  hab  bissen.'  Holzwart 
1571.  Durch  eine  präp.  Bestimmung  erweitert.  De'' 
Storch  het  d'  Mueter  i"  's  Bei"  'bisse',  sagt  man  zu 
Kindern,  die  sich  erkundigen,  was  der  (niedergekom- 
menen) Mutter  fehle  Z.  Sich  i"  Finger  b.  s.  Bd  I 
862  u.  Seltener  mit  Acc.  der  Sache,  meist  in  per- 
fectivem  Sinne  =  zerbeissen.  Mütteli  b.  s.  Sp.  572. 
Stümpli  b.  s.  Stumpen.  Ich  cha"  's  Brot  nüme'  b., 
wegen  schlechter  Zähne.  Scherzh.  von  Einem,  der 
sichs  schmecken  lässt:  Er  cha" 's  guet  b.  AALeer. ;  Z. 
auch  vom  Liebhaber  eines  guten  Tropfens:  Er  cha"' 
der  Wi'  guet  b.  B;  S;  Z.  Das  cha"-me',  lät-sieh  b.! 
schmeckt  vortrefflich  Z.  Das  mag-ich  b.,  das  gefällt 
mir  Ndw;  U.  Nüt  z'  b.  und  z'  breche"  (z'  g'nage"; 
s.  Sp.  695)  ha',  wie  nhd.  Gr;  Tu;  Z.  .Wann  er  die 
ross  [zum  Botendienst]  nit  (hette),  so  hette  er  dick 
weder  ze  b.  noch  ze  brechen.'  1526,  Egli,  Akt.  .Fünf 
arme  kleine  kind,  die  wäder  zuo  b.  noch  zuo  brächen 
band.'    1531,   Strickl.     .Hast   du   ye  yemants  gsehen 


gastfry  sin,  der  kein  hus,  nüt  ze  essen,  ze  trinken. 
ze  byssen  noch  ze  brächen  hatV'  HBcll.  1561.  Übertr. 
von  einem  starrköpfigen  Menschen:  Er  ist  nid  z' bre- 
che" und  z'  b.  UwE.  —  d)  ,mit  Einem  b.',  sich  mit 
ihm  herumbeissen.  ,In  der  vergangenen  Nacht  ist  ein 
Fux  zum  Hus  komen,  hed  mit  den  Hunden  bisen; 
hed  einer  6  Jungi  ghan,  hed  ims  alli  erbisen;  han 
ein  Schafbock  ghan,  hed  in  auch  in  d'  Nasen  bisen.' 
1641,  Zg  Tageb.  —  2.  beissen,  stechen,  von  Insekten 
(Ameisen,  Flöhen,  Läusen);  vgl.  Anm.  zu  Ameisen 
(Bd  I  217),  Flöh  (ebd.  1183),  hecken  (Bd  II  1116), 
Lus  (Bd  III  1451),  Flöh-Biss,  ferner  Biss-  Wurm.  — 
3.  reü.  D's  Zug,  Tuech  bisst-sieh,  sagt  man,  wenn 
kleine  Löchlein  wie  von  Motten  drin  entstehen  BO. 
(Zyro),  wenn  es  von  Motten  zerfressen  wird  BBr.,  E., 
Si.  —  4.  a)  eine  beissende  Empfindung  auf  der  Haut, 
Hautreiz  verursachen,  allg. ;  oft  unpers.,  auch  mit  dem 
gereizten  Körperteil  als  Subj.  We*'-mu"  Chratz  het, 
das  bisst  recht  BSi.  Rauhwollene  Kleidungsstücke, 
z.  B.  Strümpfe  bisse'd  Ein  B;  Tu;  Z.  Der  Rauch  bisst 
Fun  i*  d'  Auge",  Ein  i"  den  Auge".  Wenn  's-eli''' 
bisst,  so  chratz!  Ap;  Bs;  B;  Th;  Z;  s.  Bd  III  929. 
,Was  sie  nicht  beisse,  begehrten  sie  nicht  zu  kratzen.' 
Gotth.  Das  hat  (a'  d'  Öre'J  'bisse"!  von  einer  Ohr- 
feige, von  grimmiger  Kälte  B;  Tu;  '/..  TJf  'cm  Jura 
bisst  's,  wenn  's  ehalt  ist  Aa.  Es  bisst •mich  eso  an'n 
Beine',  es  gi''d  Sehne  Z.  Ja  so,  bisst  's-dich  de't,  fehlts 
dort?  B;  Z.  Wenn  's  Eine'  im  rechten  Aug  bisst,  so 
bedütet  's  öjipis  Guets  Z.  Es  bisst-mich  am  rechten 
Auge'lid  (am  rechten  oder  auch  Eng  gen  Aug),  es  chotmd 
Neber  Ap;  s.  noch  Bd  I  135.  's  recht  Aug  bisst -m /■'', 
ich  muess  Ettis  g'cre'  g'sih'  Gl.  D'  Nase"  bisst-mi'"'', 
ich  initc.ss  gallig  [aufgebracht]  si".  ebd.;  s.  noch  Sp.  798. 
Seltener  von  der  Reizung  der  Geruchs-  und  Ge- 
schmacksnerven. De''  Schnupftubal:  bisst  i"  der  Nase". 
De''  Süser  bisst  uf  der  Zunge".  ,Biss  dich  üt,  so  jukel 
[kratze]  dich!'  als  herausfordernder  Zuruf.  1394,  Z 
Ratsb. ;  dafür  im  gleichen  S. :  ,Biset  dich  üt,  so  juk 
dich  da!'  1409,  ebd.  ,Die  Juden  band  aber  etwas 
nüws  vorband,  d'  hut  bysst  sy,  in  wirt  gwüss  der  Ion; 
kummts  us,  so  ists  schon  um  sy  ton.'  Fdnkelin  1553. 
,So  man  inen  etwas  in  die  ougen  strycht,  das  sy  bysst, 
darvon  der  Speichel  oder  fluss  gemeeret  wirt.'  Roef 
1554.  ,Die  läber  von  den  meer-rochen  sampt  der  gallen 
wirdt  gebraucht  zuo  dem  beissen  und  raud.'  Fiscnn. 
1563.  .Prurio,  beissen,  jucken,  als  wenn  einen  ein 
raud  beisst.  Der  ganz  rugken  beisst  mich,  dorsum 
totum  prurit.'  Fris. ;  Mal.  .Sein  haut  hat  ihn  ge- 
bissen, die  ward  ihm  gejucket  [zerkratzt]  frei.'  1569, 
Lied.  .[Die  Ausschliessung  von  der  Nachfolge  in 
Rhätien  durch  König  Dietwald]  König  Hilfl'werten  so 
übel  in  die  Nasen  beiss,  dass  er  aus  Neid  und  Ver- 
bunst  seinem  Bruoder  Leutharen  Onruohwen  anrichtet.' 
Guler  1616.  S.  noch  jucken  (Bd  III  38),  abJegcn  (ebd. 
1177),  Buggel  (Sp.  1088).  —  b)  uneig.  's  wird-di* 
nüd  b.,  wird  dir  gleichgültig  sein  können  Z;  Syn. 
figgen  4  (Bd  I  714).  Bote  zur  Entschuldigung  des  mit 
seinem  Gewerbe  verbundenen  unnötigen  Schwatzens: 
,Waa  ligt  daran,  war  man  schon  spott  und  etwan  eim 
das  maul  aufreisst,  den  allzeit  bald  das  wunder  beisst.' 
TStihmer  1580.  Spec.  a)  reizen  i.  S.  v.  gelüsten  „B" 
Ha.,  R. ;  „VO;  Gl;  Z."  „Es  tuet-e"  nid  b.,  es  gelüstet 
ihn  nicht,  er  darf  es  nicht  wagen,  Das  und  Das  zu 
tun  [so  gern  eis  täte]."  Si  hätten  -is  geren  ei's  bim 
Grind  g'non,   aber  es  hed-si  nadist  nüd  'bissen   BR. 


1689 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


Kühi 


Tr>iY-mi<h,  wenn's-diek  bittst.  ebd.  i/i'it  hed's-mi'1'  nüd 
'bisse',  (("  (/'  .4r6e<  «'  r/n".  ebd.  —  ß)  ärgern,  ver- 
driessen,  wurmen,    z.  li.   von  .spitzigen'  Bemerkungen 

Bs;  B;  Tu;  Z.  Bisst 's-di<h,  nimmst  du  es  übel?  B. 
Dus  hct-niich  'bisset,  gass  selbe"  Tag  der  Herr  Schönler 
lue  g'sl*  iscli  und  an'h  nid  e"  Minute"  '/At  g'ha"  het, 
bi-n-is  dnrchc"  z'  cho".  Breitenst.  .Das  hat  dyn  vatter 
übel  bissen  [dass  die  Mutter  dir  heimlich  Geld  zu- 
gesteckt bat].'  JBinder  1535.  ,Die  schmach  und  flacht 
die  fürsten  gar  übel  baiss.'  Vad.  ,Disen  [Schüler  soll] 
das  schelten  übel  b.'  F  Schulordn.  1577.  ,Das  beisst 
den  Pfaff,  er  möcht  d'  Zahn  blecken.'  JMahl.  1620. 
,Und  bisse  den  Bapst  übel  den  [!]  grossen  Verlurst, 
den  er  vor  Ravenna  von  den  Franzosen  erlitten.' 
FSprecher  1672.  ,I>as  meiste,  das  sie  bisse,  war,  dass 
Bricht  gegeben  ward,  dass  sie  auch  mit  ihrem  vorigen 
Ehmann  ungütlich  gelebt.'  1699,  ZSth.  ,Es  reuet, 
beisset  und  peiniget  ihn.'  AKlingl.  1695/1704.  S.  noch 
Stupf-Lied  (Bd  III  1098).  —  ge-bissen  "bisse":  a)  adj. 
und  adv..  schnippisch  ZZoll.  Er  hat  se'b  eso 'b.  g'sait. 
Das  ist  e*  'bissni.  —  b)  „hochtragend,  stolz  im  Äus- 
sern, zunächst  von  Weibspersonen  Bs."  —  c)  „nied- 
lich", mit  Geschmack  gekleidet  Bs  (Anon.).  E"  'bisse" 
Mailli.  —  ebe°-'bisse":  zumeist  von  (altern)  weib- 
lichen Personen,  a)  im  eig.  S.  vom  Gesichtsausdruck, 
mit  zsgekniö'enen  Lippen.  —  b)  übertr.  auf  Benehmen 
und  Charakter.  <x)  schnippisch,  kurz  angebunden.  — 
ß)  pedantisch  genau.  —   f)  geziert,  preziös  Z. 

Hieher  wohl  (als  hup.)  der  Hiimlenanio  .Byss.'  Z  Glüuks- 
hafenrotiel  1504  (neben  ,Fass',  ,Wer-dich');  vgl.  auch  den 
S  Familiennamen  ,Byss'  (seit  dem  XV.),  der  aber  auf  Grand 
der  bei  Leu,  Lex.  III  570  angegebeaen  ä.  Form  ,Bysso'  als 
Nom.  ag.  (ahd.  'bifio)  zu  vorstehen  ist,  ähnlich  wie  Bind 
(Sp.    1342).      ,Biss  in  das  ror',   Zuname.    1409,   Z  Batsb. 

ab-:  wie  nhd.  allg.   Ghwtz  (oder  schmal  B)  müesse" 

a.,  sich  mit  Wenigem  begnügen  müssen,  knapp  zu 
leben  haben  B;  S  (Schild).  ,Wo  [von  Eheleuten 
in  Tagen  der  Not]  das  Andere  alleine  entbehren,  ma- 
gerer abbcissen  soll,  da  kömmts  nicht  gnt.'  Gottii. 
Düfel,  biss  ab!  Ausruf  der  Bewunderung  S  (Schild). 
Der  Most  ist  guet,  me"  chann-e"  g'ad  a.  niTu.  Da 
bisst  kei"  Müs  en  Eade"  (mV)  ab,  daran  ist  Nichts 
mehr  zu  ändern,  das  ist  eine  ausgemachte  Sache  B; 
GRh.;  ScnSt,;  Tu.  S.  noch  (Eier-) Weggen.  .Wenn 
du  Kinder  hast,  die  du  vor  dem  Stehlen  bewahren 
willst,  so  mnsst  du  ihnen  das  erste  Mal  die  Nägel  an 
den  Fingern  nicht  abschneiden,  sondern  abbeissen.' 
Ammann  1850.  Sich  de""  fast  d'  Finger  a.  [vor  Reue, 
Verdruss],  tve""  's  z'  spät  iseh  B.  's  wird-der  de"  Cliopf 
Niemer  a.,  Ermunterung  eines  Furchtsamen,  Un- 
schlüssigen Th;  Z.  ,Kumpt  es  dann  zuo  einem  krieg, 
so  wellend  wir  hie  in  der  statt  dem  krieg  das  houpt 
(das  ist  der  burgermeister)  bald  abbyssen.'  HBcll. 
1533.  .Sintemalen  sonst  das  strenge  Recht  dir  den 
Kopf  abbeissen  wurde.'  JMet.  1694.  Alle"  Heilige" 
d'  Füess  a.  s.  Bd  I  1088/9.  —  Ab-bisser  m.:  eine 
Krankheit  im  Korn  L  (Ineichen).     Syn.  Bisser. 

über-  (untrennbar):  den  Ärger,  Schmerz,  auch 
das  Lachen  verbeissen  BE.  Er  uberbisst.  —  ume"-: 
1.  ringsherum  anbeissen,  im  Spiel  Bingli  u. :  Einer 
der  Spieler  steckt  ein  (möglichst  schmales  und  hart- 
gebackenes)  Bingli  zw.  die  Zähne  und  versucht  nun 
den  Rand  ringsum  abzubeissen,  ohne  das  Ringli  mit 
den  Händen  zu  berühren,  zu  zerbrechen  oder  fallen 
zu  lassen.    Die  Aufgabe  wird  dadurch  noch  erschwert, 


dass  die  andern  Alles  aufbieten,  ihn  zum  Lachen  zu 
bringen.  Gelingt  ihm  sein  Kunststück  dennoch,  ge- 
hört ihm  das  Ganze,  andernfalls  trägt  er  die  Spiel- 
kosten LStdt.  —  2.  (unter-,  umhc-b.)  Jmdn  oft  mit  bösen 
Worten  anfahren  Gn  (Tsch.).  —  a"-:  wie  nhd.  allg.; 
in  Ndw  auch  von  allen  schneidenden  und  klemmenden 
Werkzeugen  (Hobel,  Zange  udgl.).  —  en-  umMsse": 
zu  Mittag  speisen  PAL  liest  nid  loül  umbisse",  hast 
du  nicht  gehörig  zu  Mittag  gegessen?  AScuott.  Inder 
altern  Sprache  auch  von  andern  Mahlzeiten.  .Sweler 
schultheisse  Zürich  ist  oder  an  des  schultheissen  statt 
Zürich  sizet,  der  sol  anvahen  ze  gerichte  sizen,  so 
man  früe  dem  rate  littet  oder  derselben  zit,  und  sol 
mit  namen  richten,  unz  dass  man  fronmesse  gesungen 
hat  oder  unz  dass  man  Zürich  gemeinlich  enbisen 
wil.'  Z  Ratserk.  1332.  ,An  dem  mentag  vor  ingentem 
maien  vastet  der  küng  [Albrecht]  die  ernd  und  gieng 
do  enbissen.'  Kuchimeister  1335.  ,Diu  muoter  gebeite 
küm,  bis  man  embeis.'  Schacuzabelb.  ,A1s  dick  ein 
portner  rillt,  so  sol  ein  maier  oder  der,  der  von  sinen 
wegen  da  sitzet,  enbissen.'  1383,  GRotmonten.  ,l)er 
bannwart  [von  ZFluntern]  sol  ze  summerzit  mit  den 
hirten  hein  und  sol  enbissen  one  gevärde  und  damit 
wider  ze  holze  gan.'  um  1430,  Z.  ,Wel  das  holz  füe- 
rend,  den  sol  man  geben  ze  enbissen  oder  aber  einem 
ieglichen  rad  ein  brot.'  XV.,  Z.  —  Mhd.  enbtßm.  Dazu 
die  nomin.  Zss.  Imhis»  (Bd  I  236  ff.).  Vgl.  auch  Hür-en-beisa. 
er-:  1.  a)  (mit  den  Zähnen)  zerbeissen.  a)  im 
eig.  S.,  z.B.  Fleisch  GrCIiui-.  Das  ka""-me"  nid  e. 
,Als  das  maultier  getrunken,  hat  ein  hecht  im  sein 
undere  läfzen  erbissen.'  Fischb.  1563.  Aufbeissen, 
von  Nüssen :  Mi"  seit  alig,  's  b'reichi  e"  Jedem  e"  JSruss 
i"  d's  Mül,  wo-n-er  nid  mag  e.  MLien.  1891  (SchwE.). 
—  ß)  bildl.  .Concisus  ignominiis,  ausgericht  und  er- 
bissen mit  schältworten.'  Fris.  ;  Mal.  —  b)  tot  beissen 
Lila.;  Gl;  Gr;  GT.  Hat  meö  [im  XVII.]  c"  Sü"  d' 
Färli  erbisse",  g'schivind  hat  's  g'heisse":  d'  Häxe" 
hend  's  'tue".  Schwzd.  (GRPr.).  .Moses  schlang  wirt 
der  zoubreren  schlangen  erbyssen;  Gott  wird  stryten, 
überwinden  und  üch  den  sig  in  die  händ  geben.' 
Zwingli.  ,Uie  männly  [der  Kaninchen]  erbeissend  ire 
jungen  gleich  als  die  meuder  die  jungen  katzen.' 
Tierb.  1563.  S.  noch  bissen  1  d.  Vom  Hautreiz:  Es 
erblsst  Ein"  fast,  juckt  Einen  fast  zu  Tode  GrD. 
Es  chunnil  e"  Jumpfere"  vo"  Stange'bach,  schi  hed  es 
Ding,  es  erbisst-schi  fast,  sehi  hed  dem  Vater  g'schribe", 
schi  hei  es  Mässli  Sah  d'ra"  g'ribe",  die  Blssi  si-ere" 
nejtte"  'Mibe",  Rätsel  vom  Knoblauch,  ebd.  —  c)  bildl., 
(eine  Arbeit)  bewältigen  Gr.  —  2.  refl.  ,Die  starken 
ryden  [der  schwäbische  Bund  i.  J.  1499]_  muostend 
sich  e.',  ihre  Beisslust  befriedigen.  Ansh.  (Überschrift 
eines  Abschnittes).  ,Sich  e.  mit,  gegen  Einem',  sich 
mit  ihm  herumbeissen,  herumschlagen,  in  Worten 
oder  Taten.  ,Sant  Bernhard  hat  sich  mit  predigen 
und  sehreiben  gar  gwaltig  und  freidenklich  mit  mönch 
und  bischofen  erbissen.'  Vad.  .Gleicherweise  muosste 
sich  auch  Constantinus  mit  ihnen  [den  Alemannen] 
erbeissen.'  Wdrstisen  1580.  ,Bei  den  Worten,  in  denen 
der  älteste  Sohn  mit  dem  Vater  nochmalen  des  jün- 
geren Brueders  halb  sich  erbeisst.'  JWirz  1650.  ,Wann 
Stand  entgegen  Stand  so  lang  sich  räss  erbeisst,  bis 
dass  des  Friedens  Band  sich  trennet  und  zerreisst.' 
CMey.  1657.  —  3.  de"  Gr  wunder  e.,  in  seinen  Erwar- 
tungen (z.  B.  hinsichtlich  des  Geschmackes  einer  Baum- 
frucht, einer  Speise,  der  Annehmlichkeiten  einer  Be- 


1691 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1692 


schäftigung  usw.)  getäuscht  werden  Obw.  —  4.  Das  liest 
erbisse",  erlogen  GfiFid. —  Ptc.  er-bissen.  ,Coctara 
dicitur  ceeli  temperies,  guot,  fruchtbar  oder  wol  er- 
bissen  wätter,  das  die  frücht  zeitiget  oder  reif  macht.' 
Fris.  —  üs-,  use' -bisse" :  1.  (üs-b.,  in  B  auch  use"-b.) 
ausbeissen,  im  eig.  S.  Sich  en  Za*  ü.  ,Noch  ist  das 
das  allerbest  und  beisset  dem  anderen  allem  die  äugen 
aus  [überbietet  alles  Andere],  dass  er  [der  katholische 
Gegner]  von  ihm  selbs  ausgibt,  er  seie  auch  in  dem 
selbigen  [protestantischen]  tauf  getauft.'  1589,  Zellw. 
Urk.  —  2.  (use"-b.)  bildl.,  Jmdn  oder  Etw.  von  seinem 
Platze  verdrängen  B.  Er  ist  use"'bisse"  wurde".  ,Da 
ward  nun  zum  Pabst  erwühlet  Honorius,  welchen  aber 
Alexander  II.  ausgebissen  hat.'  JGross  1624.  General 
Werdmüller  und  sein  Bruder,  im  Ärger  über  das  Verbot 
des  Rates,  lange  Haare  und  kurze  glatte  Kragen  zu 
tragen,  sagten.  ,man  wüsse  nit,  was  man  inen  z'  Leid 
tun  wolle,  damit  mans  aus  dem  Bat  ausen  beissen 
möge.'  1656,  ZGem.  ,Die  Reformation  hatte  einen 
guten  Anfang  dieser  Orte  [im  Misox]  gemachet,  doch 
die  prävalierenden  Wiedersacher  haben  sie  durch  man- 
cherlei Bossheiten  bald  ausgebissen.'  NSererii.  1742. 
Spec,  Jmdn  bei  einem  Andern  ausstechen,  aus  dessen 
Gunst  verdrängen  B.  ,Wie  Jedes  das  Andere  auszu- 
beissen  suche  und  der  Schlaueste  und  Schlechteste 
gewöhnlich  oben  an  komme.'  Gottu.  —  3.  refl.,  sich 
aus  einer  schwierigen  Lage  geschickt  und  mit  Ehren 
herausziehen  Bs;  B;  L;  Sch;  Tu;  Z.  Er  hät-sic''  noch 
guet  use^bisse". —  üs-ge-bissen:  auserlesen.  ,1  Pfd 
ausgebissen  Zimmatrinden.'  JJNüsch.  1608;  ebenso 
JRLandenb.  1608. 

ver-bisse":  1.  a)  zerbeissen  Aa;  B;  Gl;  Th;  Z. 
Er  mag  Haselnüsse",  BariUe'stei"  v.,  er  hat  sehr 
starke  Zähne  ZO.,  Zoll.  Was  wem-mer  jetz  a"fange", 
dass-mer  d'  Hä/fti  clra"  hend?  Antw.:  Miis-Ghegel  v., 
so  bllbt  d%  Hälfti  an'n  Zäne"  ZB.;  vgl.  Anken-Ballen 
(Sp.  1149).  Pflanzen  (spec.  junge  Triebe),  Stoffe  usw. 
durch  Zerbeissen  zu  Grunde  richten  B.  Verbisse's 
Zug,  von  den  Motten  zerfressener  Wollenstoff  B.  — 
b)  tot  beissen  GnoHe.  —  2.  wie  nhd.,  (durch  Zsbeissen 
der  Zähne)  die  Äusserung  einer  innem  Erregung  in 
Gebärde  oder  Laut  unterdrücken,  zurückhalten  B;  Th; 
Zg;  Z.  D'  Täubi  v.  Mit  verschwiegenem  Obj.:  er 
verbisst,  presst  vor  Schmerz,  Zorn  die  Zähne  zusammen 
BSi.  Due  numme"  v.  [verbeisse  nur  deinen  Zorn], 
ich  fürchten  dich  mit.  ebd.  En  verbissne*  Wind,  ein 
halb  unterdrückter  Bauchwind  Bs  (Becker).  —  3.  refl., 
sich  festbeissen,  z.B.  von  einem  Hunde  B;  auch: 
der  Hund  het  verbisse"  BO.  (Zyro).  —  ver-bisse". 
En  rerbissne  Mensch,  Mensch  voll  Ingrimm,  Neid, 
bissig,  giftig  B;  Gl;  GrHc,  Tschapp.;  Tu;  ZStdt. 
S.  auch  filzen  (Bd  I  823/4).  —  Ver  -  bissenheit. 
,Dann  endlich  soll  freilich  aus  obiger  Geschieht  [von 
dem  jungen  Papirius]  Jedermann  lehrnen,  es  sei  eine 
galante,  löbliche,  erspriessliche  Sach  um  eine  recht- 
mässige V.  und  Verschwiegenheit.'  GHeidegger  1708. 

e"-weg-.  Zuel  und  biss-der  e'ieeg  die  Chue,  sagt 
man  beim  Mühlenspiel,  wenn  man  seine  , Mühle' 
schliesst  und  dem  Gegner  eine  Bohne  wegnimmt  ZO., 
Zoll.  —  zer-.  Zerbisse"  nennt  man  solchen  Zieger, 
der  sich  nach  dem  Ausscheiden  mit  Echis  nicht  zu 
einem  Klumpen  ballen  will,  sondern  sich  in  kleinen 
Stücken  im  Kessel  herumtreibt  B  (HsNydegger). 

W  urm-Bisse"  n.  ,Die  üarmgicht  [des  Viehs] 
nennt  man   bei   uns   [in  Gl]   das  Wurmbeissen,    weil 


man  glaubt,  die  Intestinalwürmer  verursachen  sie.' 
Stbinh.   18U2. 

Ze-bisse"  n.(?):  Mittagsmahl  PGr.  (Schott  1842, 
274). 

Bisser  m.:    1.  (Dim.  Bisserli)  Zahn  Ap  (Kdspr.). 

—  2.  a)  Mundstück  an  der  Tabakpfeife  oder  am 
Zigarrenhalter  B;  S.  Bisser  han-ich  de""  uerchätsehet 
ze  Dotze'dicis,  wenn  's  [die  Not]  z'  arg  isch  g'si". 
JHofst.  1865.  .Wenn  die  Kinder  die  Mundfäule  haben, 
so  soll  der  Vater,  wenn  er  raucht,  ihnen  den  Beisser 
der  Pfeife  in  den  Mund  stecken'  BSi.  (HZahler  1898). 

—  b)  abgeflachtes  Röhrchen,  das  in  die  röhrenförmige 
Verlängerung  an  der  Tränkgelte  gesteckt  wird  und 
das  man  dem  zu  tränkenden  Kalbe  ins  Maul  gibt  BSi. 

—  3.  eine  Krankheit  im  Korn  L  (Ineichen).  Syn. 
Ab-bisser. 

Ürbsi-:  Schreckgespenst  für  Kinder  Bs;  siehe 
Grübsch  I  (Bd  II  697).  —  lse°-:  1.  Eisenfresser. 
,Das  isenbyserle,  rabiosulus.'  Mal.  ,Wie  ein  eisen- 
beisser,  der  jedermann  tod  haben  will,  wenn  er  wund 
wird,  rüewig  sein  muoss,  also  kann  Gott  das  meer 
paschgen.'  LLav.  1582.  ,Gott  tröuwt  den  eisenbeissern 
under  seinem  volk,  sy  werdend  von  forcht  das  wasser 
nit  mögen  verhalten.'  ebd.  ,Wcr  ist  so  ein  Eisen- 
beisser,  der  nicht  einem  espenen  Laub  gleich  werde, 
wann  gross  Donderwätter  vorhanden  ist'?'  FWvss  1672. 
.Immodicus  jaetator,  Eisenbeisser.'  Denzl.  1677;  1716. 
,Die  stolzesten  atheistischen  Schnarcher  und  Eisen- 
beisser.' JJUlr.  1733.  Vgl.:  ,Die  isenbissenden  junk- 
hern,  deren  einer  zechen  puren  in  eim  pfeffer  wolt 
gfressen  haben,  dorstend  iezt  ir  zehen  einen  puren 
kaum  ansehen.'  Ansh.  —  2.  Mensch  von  eiserner  Ge- 
sundheit und  Kraft,  der  Alles  zu  ertragen  vermag. 
Id.  B.  —  Vgl.   Gr.   WB.   III  368. 

<'hernen-:  Spottname  des  Müllers;  in  dem  Spott- 
reiin :  (Müller,  Muller  oder  Müller,  Mel"er  —  Rogge"- 
st'eler)  Gh.  —  Hose'schisser  ScuSt. ;  Z.  —  Nüsse"-: 
Tannenhäher,  Nucifr.  caryocat.  UAlt.,  Sil.  —  Nietli-: 
Geizhals  AaHallwylersee.  —  Bolle"-:  Blutfink,  Loxia 
pyrrh.  Syn.  B.-Bicker  (Sp.  1120).  ,Er  isst  gar  gern 
die  bollen  ab  den  böumen.  darum  in  die  Teutschen 
ein  bollenbeisser  nennend.'  Vogelb.  1557. 

Bare"-  (Bare"-,  Barme"-,  Barne"-) :  Krippenbeisser 
„Gr.;"   L  (Ineichen);   GoRh.  (Steinm.  1804);    „Schw." 

—  Vgl.   BarnbeUttr  bei   Gr.    WB.    I    1139. 

Bire"-:  Spottname  der  Fürschlösser  [Bewohner 
der  obstreichen  .Herrschaft'  in  Gr]  im  Munde  der 
Prättigauer.  Bes.  in  dem  Spottreim:  B.  —  Hose'schisser 
(den  die  Herrschäftler  mit  Prättigauer  —  Chäsmiiu'rcr 
beantworten).  Auch  in  einem  Spottreim  der  Bewohner 
von  BU.  auf  die  Oberländer:  Oberlänger  —  Brot' 
g'schänger,  B.  -  Hose'schisser.  —  Brom-:  =  Bollcii-B. 
BG.,0.  Syn.  Brom-Äss(Hi  1499).  -  Stein-:  1.  Vogel- 
name =  Chern-Beiss  (Sp.  1680).  ,Es  kernend  [1529  zu 
LSemp.]  vogel-fliege  als  dick,  das  man  den  himel,  see 
noch  berg  zuo  keiner  syten  sehen  möchte,  warte  wol  ein 
stund,  und  werend  fast  gstalt  wie  d'  steinbisser,  fluge 
ouch  einer  in  d'  kilchen,  den  fieng  Schürman  mit  der 
band.'  Salat.  .Coccothraustes,  Steinbeisser,  ein  Vogel.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  2.  Fischname,  Neunauge,  gem. 
Flusspricke,  Petrom.  fluv.  S;  USil.  —  Vgl.  mhd.  ttmv 
In/M.)  Tu.,  saxatilis  piscis. 

Tabak-:  =  Bisser  2  a  B.  Jetzt  hatte  Käthi  vollauf 
zu    tun    mit    Tabakverkaufen,    Cigarrenzerschneiden, 


1693 


Bas.  bes.  bis.  bos,  1ms 


I<:ri| 


Probieren  von  Tabakbeissern.  Anknüpfen  von  neuen 
Schnürli  nnd  Quasten  an  die  Sonntagspfeife.'  Baüern- 
kal.  1887.  —  Trübe"-:  scbarfer.  das  Ausreifen  der 
Trauben  fördernder  Herbstnebel  SriiSt.  (Sulger);  Th; 
Z.  Syn.  Tr.-Chocher  (Bd  III  125).  —  Warze»-. 
.Wenig  gefährlich  ist  der  sog.  W..  die  grosse  Gras- 
heuschrecke mit  gefleckten  Flügeln.'  B  Hist.  Kai.  1872. 
Bissi  f.:  1.  das  Hautjacken  GrD.,  Pr.  Der  Ätti 
rimpet  und  rampet  noch  as  Bitschi  wägen  aswas  Jcar- 
jöse'  B.  im  Rügg.  Scuwzd.  (GrPi\).  S.  auch  er-blssen  1  b. 

—  2.  Krätze  GrL.,  Pr.,  Scuolms. 

bissig:  1.  (in  ZStdt,  Zoll,  g'-b.)  beissend.  a)  im 
eig.  S.  Wenn  du  nit  Bissigs  und  Brönnigs  [Hund  und 
Fackel]  bi-der  hättisch,  tät-iek-dieh  i*  tütig  Stückleni 
zerrisse*,  ruft  der  böse  Geist  dem  mit  der  befreiten 
Kuh  abziehenden  Knechte  zu.  Henne  1874,  104  (BE.); 
vgl.  Beiss  (Sp.  1079).  Zum  Beissen  geneigt,  bissig, 
von  Hunden  Bü. ;  GrRIi.  .Beissig,  der  beisst.  mordax.' 
Mal.  —  b)  von  Kälte.  Nebel  Ap;  BsL.;  B;  Gl;  Gr; 
GFlums,  W.:  Th;  Z.  E"  b-i  Chelti,  b.  ehalt.  G'rad  im 
bissiget  Winter,  's  ist  küt  b.  —  c)  von  Menschen, 
bissig,  gehässig  B  (Zyro);  L;  ZLunn.    Er  ist  Wetters  b. 

—  d)  von  Reden  B.  ,Ein  scharpfe  oder  beissige  ge- 
schrift,    die  einen  übel  sticht,    dentata   Charta.'    Mal. 

—  2.  leicht  zu  beissen,  von  Speisen  B  (Zyro).  — 
3.  a)  („bisig,  bissig  Vw;  Z")  krätzig,  räudig  ApH.,  I.. 
M.;  B;  L;  „Vw;  Z."  .[Lässt  man  am  9.  des  Monats  zur 
Ader]  wird  man  gern  beissig  am  ganzen  Leibe'  (Ader- 
lasstafel in  den  Kalendern).  .Ein  arbeitsäliger.  räu- 
diger, schebiger,  kretziger,  beissiger  Gsell.'  Scuihpfr. 
1651.  .Schau  den  Strehl,  der  zwei  Mal  schon  das 
beissig  Haubt  gestrehlet.'  Epigr.  1712.  S.  noch  an- 
gelaufen  (Bd  III  1132).  Auch  vom  Vieh:  Es  ist  b., 
sagt  man,  wenn  es  infolge  krankhaft  erhöhter  Reiz- 
barkeit der  allgemeinen  Bedeckung  oder  eines  Teils 
derselben  an  harten  Gegenständen  sich  reibt,  eine 
Folgeerscheinung  der  Räude,  am  häufigsten  ein  Sym- 
ptom dieser  Krankheit  selbst.  Arcb.  vet.  ;  vgl.  TTobler 
54  a.  —  b)  von  Zeug,  das  von  den  Motten  angefressen 
ist  BO.  —  Mhd.  bißec  in  Bed.  1.  Vgl.  bissig.  3  a  ist  Abi. 
von  Biss. 

Bissigi  f.:  Krätze  B;  LE.,  Malters.  E"  B.  ha", 
räudig  sein.  ,Das  Jucken  oder  Kretzige,  Byssige, 
Pruritus.'  RCts. 

BIss  I  (Bis  PAL;  GMs,  Bi2s  BO.;  Ndw)  m.  —  Dim. 
Bisji  PAL:  1.  a)  Biss  AALeer.;  Bs;  B;  GrS.,  Scuolms, 
Spl..  Tschapp.;  PAL;  Tb;  Ndwj  W;  Z.  De"  Hund 
hnt-em  en  B.  g'ge*.  —  b)  Hautjucken,  Krätze  GMs; 
Nnw;  W.  —  2.  so  viel  man  auf  einmal  abbeisst, 
Bissen  übh.  AALeer.;  Bs;  GrS.;  PAL;  GStdt;  Tu; 
ZO.,  S.,  Stdt.  Gim-mer  auch  en  B.  (z.  B.  von  einem 
Apfel),  sagt  ein  Kind  zum  andern.  .Morsus.  ein  bitz 
oder  ein  biss.'  Fris.;  Mal.  Häufig  als  Dim.:  .Eine 
andere  Menge  der  Leute  streckt  Hände  und  Zunge 
aus  nach  guten  Bisslein;  man  teilt  die  Stellen  aus 
wie  Siegesbeute.'  Gotth.  .Ofellam,  ein  stuck  fleisch 
oder  brot,  ein  stückle  oder  bissle.'  Fris.  1502.  ,Nec 
digitis  tenta  nee  pinguia  delige  frusta.  die  guoten 
bissle  gryff'  nit  an.'  ebd.  .Uuote  bissle  oder  mümpfele 
lieb  haben,  den  bauch  lassen  meister  sein,  ventre 
duci.'  Mal.  S.  noch  meister-lös  (Bd  III  1431),  Munt- 
pfel  mit  Anm.  (Sp.  232).  —  Zu  2.  Das  Dim.  kaDn  auch 
zu   Busen  I  (Sp.  1696)  gehören. 

Ab-:  1.  =  dem  Vor.  2  S.    Gim-mer  auch  en  A.  (z.  B. 


von  einem  Apfel).  —  2.  (Äbbiss)  Pflanzennaine,  Blut- 
wurz,  Potent,  tonn.  LE.  (Rhiner).  Syn.  Ab-beiss.  — 
Tüfels-Ab-biss,  -biss:  Pflanzenname.  Ladern  Vor.  2 
LStdt.  Surs.,  \\\.  Willis.;  Sciiwlb.;  Nnw.  —  2.  Berg- 
nelkenwurz, Geum  mont.  GRÜonters.  —  3.  Teufels- 
abbiss,  Succ.  prat.    Aa   (Mühlb.);   LStdt;  Uw  (Durh.). 

—  4.  gem.  oder  Tanben-Sternkopf,  Scab.  columb.  BO. 
(Durh.). 

Adams-Biss.  .Larynx,  Luftrohrloch.,  A.'  Denzl. 
1677;  1716;  (darnach?)  auch  bei  Sulger.  —  Vgl.  das 
syn.   .Adamsapfel.' 

An-:  1.  zuerst  abgebissenes  Stück  (eines  Apfels), 
erster  Bissen  AAGontenschwil,  Muri;  Sch;  Tb;  Z. 
Erster  Anschnitt  eines  Brotes  L.  —  2.  Köder;  siehe 
Äss  I  3  (Bd  I  498).  —  3.  Frühstück.  .Man  speiset 
auch  in  der  Schweiz  gewöhnlich  wenigstens  dreimal, 
und  wenn  man  das  Essen  bei  dem  Caffec  Nachmittags 
dazu  rechnet,  wol  viermal,  indem  Schinken,  Braten, 
Käse  und  Brod  dabei  aufgesetzt  wird.  Eben  so  ist  es 
auch  des  Morgens  zum  Caffee,  so  sie  einen  Anbiss 
nennen,  wobei  auch  der  Wein  nicht  fehlt.'  Gercken 
1784,   282.    -    Zu  3   vgl.   Anm.   zu    Imhi«,  (Bd    I    237/8). 

I0-:  eine  im  8.  bis  9.  Altersjahr  eintretende  Er- 
scheinung am  Gebiss  des  Pferdes,  die  darin  besteht, 
dass  der  hintere  Rand  der  obern  Schneidezähne  im 
Verhältniss  zur  Reibefläche  derselben  kantig  oder 
hakenförmig  vorsteht;  sie  dient  als  Mittel  zur  Alters- 
bestimmung des  Tieres  (Sprache  der  Tierärzte).  — 
Flöh-:  =  Flöh-Bick  (Sp.  1117)  Gr  hPr.,  S.,  Scuolms, 
Spl.,  Tschapp. 

Hunds-.  .Für  toub  hüntzbyss.'  Zg  Arzneib.  158S. 
,Die  wütende  Hundsbiss.'  BSi.  Arzneib.  —  .Hundbiss', 
Familienname;  s.  Bd  II   1422. 

Kraft-.  .Refectio  eibi.  Kraft'tbisslein.'  Denzl.  1716. 

—  Lock-.  .Christus  hat  seine  jünger  ein  muster  der 
zukünftigen  herrligkeit  wollen  sehen  lassen  und  inen 
[auf  dem  Berg  der  Verklärung]  als  vil  als  ein  lock- 
bisslin  derselben  geben.'  LLav.  1587.  —  Ver-suech-. 
,Die  strafen,  die  Gott  den  gottlosen  hie  in  zeit  antuet. 
sind  allein  v.-bisslin,  bis  dass  inen  das  gross  mal  auch 
geben  wirf  LLav.  1587.  —  Schleck-:  Leckerbissen. 
.Ein  Pfäfflein,  das  sich  am  Leibe  nichts  abgehen  Hess 
an  sog.  Sehleckbisslein,  sei  es  Fastenzeit  oder  nicht.' 
Guckk.  1843.  .Recisa,  das  anghouwen  ist  oder  abge- 
houwen,  stücke  [1.  .stückle']  oder  schläckbissle.'  Fris. 
1562. 

Biss  II  AaZ.;  Ap;  BsReigoldsw.. St.lt  (Spreng);  Gl; 
Gr;  Ltw.;  GRorsch.,  Stdt,  W.;  Sch;  Th  (vorherr- 
schend); ÜSil.j  ZO..  Bis  Bs  (Seiler);  BBr.;  Ltw.; 
GMs;  SchwE..  Bi!ss  AALeer.;  Ap;  GLÜiesb.;  Z  (Dan.), 
Bi3s  AaF.,  Gontenschw..  Ke.,  Leer..  Schöftl.,  St.;  Ap; 
BsL.  tw.;  B  (allg.);  FDüd.,  Mu.;  Ndw;  UwE.;  Zg; 
ZBülach,  S.,  Ge-biss  I  Gr;  PA1.  (G'bis);  W,  Pis.s 
AiGontenschw.,  Muri,  Schöftl.;  Ap  (in  Hundw.  Pöss); 
GlK.;   GTa..  T..  NUtzw.;   THAml.,  Berg,  Kessw.,  USee 

—  n.,  PI.  (Ge-)Bissi  Gr.  Bl'-ser  Z  (Dan.),  sonst  wie  Sg. : 
1.  a)  coli.,  Gebiss.  bei  Mensehen  und  Tieren,  allg., 
mit  Bez.  auf  Menschen  da  und  dort  als  niedrig  em- 
pfunden. E"  B.  ha'  wie  en  Hund  Sch  Schi.,  wie- 
n-es  Ross  AaF.,  Ke.,  ein  starkes  Gebiss;  es  B.  wie  es 
Müsli,  zierliche  weisse  Zähne  B.  E"  ganzes  B.,  bei 
dem  die  Zähne  in  den  Wurzeln  zsgewachsen  sind 
ZO.,  Zoll.  De"  Tökter  häd-em  de"  Za"  nüd  chönnen 
üszere",  er  häd  halt  e"  ganzes  B.  Nach  dem  Volks- 
glauben soll  es  auch  Leute  geben  (bes.  Schwaben),  die 


1695 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1696 


e"  topplets  B.,  d.  h.  zwei  Reihen  Zähne  neben  einander 
haben;  solche  Leute  seien  unglaublich  starke  Esser, 
aber  auch  von  grösster  Körperkraft  ZZoll.  ,Der  biber 
hat  ein  grausam  biss  im  obern  und  andern  kiffel.' 
Tierb.  1563.  ,Der  walfisch  hat  ein  stark  biss.'  LLav. 
1582.  —  b)  die  Spur  des  Gebisses  an  angebissenen 
Früchten  udgl.  Nnw  (Mathys).  —  2.  das  Maul  einer 
Zange  AaWoIiL;  L  (Ineichen);  Ndw.  —  3.  Pferde- 
gebiss  als  Bestandteil  des  Zaumes,  allg.  .[Des  Kiesen 
Marcus]  pfert,  erschrocken  ab  dem  stich,  nam  daz 
pyss  inn  die  zen  und  fleng  an  zelouffen.'  Morcakt 
1530.  .Tue  im  [dem  Esel  vor  dem  Fressen]  us  dem 
mul  das  biss.  Wol  süberlich,  gryfs  hoflich  an,  lueg, 
stoss  im  us  kein  füllizan.'  Haberer  1562.  ,Die  fyend 
[der  Makkabäer]  habind  von  himmel  fünf  herrlich 
mann  uff  pfärden  mit  guldinen  bissen  gesähen.'  LLav. 
1569;  , Zäumen.'  1670.  ,Grab  am  Sandt-Johanns-Tag 
St  Johanns-Wurz,  bind  sie  den  Pfärden  in  das  Biss 
oder  in  Schwanz,  so  kanst  24  Stund  ungefüeteret 
reiten.'  BSi.  Arzneib.  RAA.  Eim  's  B.  i"tue",  eig. 
von  Pferden,  uneig.  auch  von  andern  Tieren,  dann 
von  Menschen  =  Einem  Zügel  anlegen  B;  L;  Th;  ZO. 
Me"  cliönnt  se  vil  erhüse",  wenn  Alls  im  Dorf  de" 
Hunde'  's  B.  Vtät,  meinen  die  Schelme  in  der  Ge- 
meindeversammlung. JBHäffl.  1813.  .Statt  gleich  zu 
Anfang  beim  ersten  Lumpenstreich  ihm  [dem  Sohn] 
gehörig  das  Gebiss  anzutun  und  ferm  auf  die  Finger 
zu  klopfen,  wie  sichs  gebührte,  hat  er  ihm  immer 
durch  die  Finger  gelugt  und  fünfe  grad  sein  lassen.' 
Joach.  1898.  ,Ich  bedacht  menschlicher  natur  blödig- 
keit,  wenn  irs  biss  nit  ins  mul  wirt  gleit'  Ruef  1540. 
,So  in  [den  widerspenstigen  Juden]  nit  wirt  yngeleit 
ein  biss,  so  ninipt  unghorsam  überhand.'  JMurer 
1567.  .Lingua;  moderandum  mihi  est,  ich  muoss  schwei- 
gen, ich  muoss  der  zungen  ein  biss  einlegen.'  Fnis. 
,Eim  ein  biss  einlegen,  züchtigen,  meisteren,  einsi 
fürnemmen  verhinderen  oder  hinderstellig  machen.' 
Mal.  ,Wan  diser  tüfel  weder  stil  ston  noch  ruow 
haben  kont  noch  mocht,  biss  im  vom  gwaltigen  Gott 
ein  zom  mit  hertem  biss  angelegt  ward.'  Ansh.  ,Gott 
wird  legen  ein  Ring  an  d'  Nasen  dein,  ein  hartes  Biss 
auch  in  dein  Mul,  gleich  wie  man  tut  eim  frechen 
Gul.'  GGotth.  1619.  .Wann  Einer  ein  Gelübd  tut... 
und  er  könte  es  halten,  wann  er  ihm  selbst  nur  ein 
wenig  ein  Biss  eintun  wolte.'  F  Wvss  1673.  ,Der  Geist 
wird  gezäumet,  allen  Propheten,  Evangelisten  und 
Apostlen  ein  Biss  in  den  Mund  gelegt.'  ClSchob.  1699. 
Ma"  ieerd-na"  [den  ,Örtlern']  ei".-.'  Biss  hinda"  und 
vorna"  o"  d'  Schnorra*  lega",  dass  si  u-ol  toSräind 
bliha'  lö",  i"skü"ftig  an  de"  eusriga*  mineidig  und  un- 
trüw  z'  werdet,*,  das  würd-ma"-na".  Göldi  1712.  Eim 
's  Piss  i"  's  Mül  ge",  ihm  Etwas  auf  die  Zunge  legen, 
Gelegenheit  verschaffen,  etwas  Vorteilhaftes  zu  sagen 
oder  auch  zu  tun  GTa.  Über  's  Bis  i"e"  trinke",  etwas 
Unangenehmes  tun  müssen  ZBül.  Im  gleichen  Sinnc(V): 
Me"  mucs"  mängsmäl  Sache"  mache"  über  's  Bisss  itse" 
Z  (Dan.).  —  4.  (Biss  GW.,  Ge-biss  Gr;  1 ' A 1 . ;  \V)  als 
Vorgangsbezeichnung,  a)  das  Beissen  (mit  den  Zähnen) 
W.  —  b)  das  Hautjucken.  Er  hed  es  grüselic''s  G. 
Ich  ha"  es  11.  am  ganze"  Lib.  —  c)  Gezänk.  ,l)en 
gottseligen  Märtyrern  Cyprianu.ni  hat  [seine  Ahnung] 
nicht  betrogen,  als  er  zu  seiner  Zeit  das  Gebiss  und 
Wiederwillen  der  Zeiten  Dieneren  für  einen  gewüssen 
Vorbotten  gehalten  der  under  Valeriano  und  Galieno 
bald  erfolgten    schweren  Verfolgung.'   JJBrkit.  1624, 


Amhd.  biß,  r/ebiß  n.  Zu  1  a.  In  AaGontensehw.,  Muhen, 
Schüft),  soll  eine  Differenzierung  in  der  Weise  eingetreten 
sein,  dass  Bi2a  das  menschliche  Gebiss.  Piss  das  tierische 
bezeichnet.     Zu   4  c  vgl.   Gr.   WB.   IV  1  a  1789. 

Über-  Uber-BVs:  Gebiss,  bei  dem  die  eine  Zahn- 
reihe über  die  andre  hervorragt,  bes.  von  Pferden  B. 

—  über-bissig  (uber-bi-sig  B):    ein    Über-Biss  ha- 
bend, spec.  von  Pferden  B;  „VO." 

1s- Piss:  Gebiss,  in  welchem  angebiieh  alle  Zähne 
zshangen  (vgl.  ganzes  Biss  unter  Biss  1  a)  und  des- 
wegen keiner  krank  wird  GlK.     Syn.  Ris-B. 

Galgen-Biss.  ,Ich  will  dir  [dem  Assyrerkönig] 
einen  ring  in  die  nasen  und  ein  g.  ins  maul  legen.' 
1531/48,  Jes.  =  ä|ißaXm  . . .  x«^iv6v  elj  xä  yzi\r\  oou.  LXX. 

,G.:  Pferdegebiss  mit  einem  Galgen  oder  Bogen.'  Gr. 
WB.  IV  1  a   1174. 

Hand-:  Gebiss  des  ,Hand-Rosses'  Aa  (Hürhin); 
ThHw.  —  „Bremsel-:  eine  Art  Pferdezaum  mit 
eisernem  Gebiss  Ap",  zum  Zähmen  wilder  Pferde  ver- 
wendet. —  Ris-Piss  GlK.,  -Bis  GMs:  =  Is-B.  — 
R os s- Biss:  =  Biss  3.  1513,  L;  XVII.,  AaMuH  Ge- 
sindeordn.  —  Sattel-:  Gebiss  des  Sattelpferdes  TbHw. 

—  Zangc°-Bi2s:  =  Biss  2  Aa. 

Bisse"  I  m.:  Bissen  GoT.;  ZO.  Derbes  Stück 
(z.B.  Brot)  BsRotcnfl.;  Syn.  Fetzen,  Wampen.  ,So 
eins  ein  bissen  inschieben  wil,  so  stond  darneben  der 
kinden  vil,  die  nemmends  inen  us  den  henden',  Schil- 
derung des  Ehestandes.  NMan.  1520.  .Er  wirtt't  seine 
schloossen  wie  bissen.'  1530,  Psalm;  masl  ((jcujicüj. 
LXX.  ,Iss  dann  's  Müessle  mit  mir,  will  dir  nöwe 
seltzame  Bisen  verjähen.'  Künkelst.  1655  (Tb).  — 
Ahd.   bißßo  m.,    bißßa   f.,    mhd.   bißßc  m.      Vgl.   Bissin  IT. 

Schau-:  Probestück.  ,Er  erzält,  wie  die  Seligkeit 
der  gläubigen  sei.  Dieses  aber  ist  allein  ein  Schau- 
bissen. Sonst  hat  Gott  denen,  die  in  lieb  haben,  zue- 
gerüstet,  dessgleichen  kein  aug  nie  gesehen.'  Alte 
Predigt. 

bisse"  1  bisu":    spezzar  il  pane    PA1.  (Giordani). 

—  Abi.   von  Bits  I   (Bis). 

bissig:  1.  =  bissig  1  (Sp.  1693).  a)  bissig,  z.B. 
von  Hunden  Gr;  L;  Th;  UwE.;  Z.  S.  auch  hart- 
bännig  (Sp.  1284).  —  b)  scharf,  von  Flüssigkeiten, 
z.B.Lauge  UwE.  —  c)  =  bissig  lb  Z.  —  d)  =  bissig  lc 
Gr;  L;  G;  Th;  Uw;  Z.  —  e)  von  Worten  Gr;  Th; 
Uw;  Z.  B.  rede".  S.  auch  pöchisch  (Sp.  972).  — 
2.  =  bissig  3  a.  .Bissig,  reüdig  und  krätzig  sein,  per- 
pruriscere.'  Mal. 

a"-bi2sig:  von  Einem,  der  auf  einen  Handel 
leicht  eingeht,  .anheisst'   SchwE. 

bissle",  auch  ab-:  einen  Leckerbissen,  um  den 
Genuss  zu  verlängern,  in  kleinen  Bissen  verzehren, 
wie  Kinder  oft  tun  G. 

Pissli°g  m.     E"  P.  Bröd,   ein   Laib    FJ.  1781. 

Biss  III  Ai'H.,  I.,  Lutzenh.,  M.;  Zßauma  (AKsegi), 
Ge-biss  Piss  Aa  (Rochh.);  ArH.,  I.,  K.,  M.  —  n.,  Dim. 
Bissli,  P-  Ap:  Keil  (zum  Holzspalten).  Spec.  =  Sech- 
Bissen  Aa  (Rochh.).  —  Lt  einer  Angabe  von  ßt««  [Gebiss] 
durch   bewahrte   Voc-Kflrze   lautlich   differenziert. 

Bisse"  II:  1.  Bisse"  AaF.,  Hl.,  Kulmert,  Leer.,  Z.; 
Btw.j  Gl;  GR(St.»);  L;  GF.,  G.,  oT.;  Scaw;  SNA.; 
W;  Zo,  Biss  Gl;  GG.  —  m.,  Bisse*  AaEihI.,  L.,  Zein.; 
ApLutzenb.j  Bs;  BE.,  B.,  Sa.,  Si. ;  Ha;  PAL;  (iBern., 
l'lunis,  Ms,  W.,  We. ;  ScH;  SRech.,  Scliwa.;  TuEgn., 
Hw.,  Müllh.;    Uw;    W;    ZDättl.,  ().,  Stdt,  Sth.,  Zoll., 


1697 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bris 


I69S 


Biss  ZO.  —  f.  -  PI.  Bissi  BO.,  Dim.  BtssK  (Etay»^ 

auch  Bisscii:  (Holz-,  seltener  Eisen-) Keil,  zumeist 
zum  Spalten  von  Holz,  auch  Steinen  usw.,  dann  (häufig 
ihm.)  zum  Verkeilen;  in  Gl;  Git;  L;  GoT.  auch  = 
(hinten  I  (Bd  II  382).  Syn.  Weggen,  das  aber  man- 
chenorts, zum  Unterschied  von  B.,  spec.  einen  grossen 
oder  einen  Eisenkeil  bezeichnet,  wofür  sonst  auch 
iseni  B.  Muest  e"  B.  ine.*  schlahe",  es  [z.  B.  der  Axt- 
halm, ein  Stuhlbein]  chlaffet  sus  alliuil.  ,Mit  diesem, 
jenem  Geräte  scheint  ein  böser  Geist  ins  Haus  zu 
ziehen,  er  stellt  sich  in  den  Ehefrieden,  es  ist  der 
Bissen,  der  die  Herzen  aus  einander  treibt  wie  der 
Eisenwecken  die  verharztesten  Stücke.'  Gottu.  ,[Der 
Ordensmeister]  hat  ein  bände!  ab  siner  schuben  ge- 
rissen und  sich  damit  an  ein  kleine  bissen,  oben  in 
d'  wand  gesteckt,  gehänkt.'  Ans«.  ,Aber  das  volk  dar- 
innen [in  Babbat-Ammon]  fuort  er  [David]  heraus  und 
teilet  sy  mit  sägen  und  eisinen  haacken  [,Trüschwagen.1 
1607]  und  bissen.'  1531/1667,  I.  Curon.  =  £v  Siaax^ouai. 
LXX.  ,Man  meint,  die  bissen  an  der  armkettinen 
[eines  Gefangenen]  wäre  nit  wol  versorgt  und  inge- 
schlagen gsin.'  1534,  Äg.Tsciiudi.  .Steckt  die  bissen 
der  kettinen  stark  in  der  wand,  wie  sy  hinyn  ge- 
schlagen was,  und  warend  noch  fünf  ring  von  der 
kettinen  an  der  bissen.'  ebd.  .Die  biss,  von  holz  oder 
von  eisen  gemachet,  holz  zuo  spalten,  euneus.'  Fris.  ; 
Mal.  .Under  anderen  götzen  was  ein  grosser  herr- 
gott  vorhanden  [zu  St  Gallen],  den  zersaget  man 
sehyter  länge  und  treib  die  blütsche  von  einandren 
mit  bissen  oder  weggen.'  HBdll.  1572.  ,Die  Beinlein 
zu  dem  Steinobs  [zum  Lösen  der  Binde  beim  Ocu- 
lieren]  sollen  formiert  sein  wie  ein  kleines  Bisslein 
oder  Wecklein,  den  Spalt  damit  zu  öffnen.'  Bhag.  1639. 
.[Zum  Feldzeug  gehören]  eisen  und  hölzerne  Bissen.' 
Kriegsb.  1644.  ,C'uneus,  ein  Bissen  oder  Keil.'  Denzl. 
1677.  ,Die  Ziegelhütte  bei  Tössriedern  war  Lehen 
der  Städte  Eglisau  und  Bülach,  welche  dem  Ziegler 
[die  zum  Holzspalten  nötigen]  Schlegel  und  Bissen 
lieferten.'  XVII.,  AWild  1883.  ,Die  Schiefersteine 
werden  in  Glarus  mit  eisernen  Bissen,  so  sie  in  den 
Zwischenräumen  hineinschlagen,  leicht  von  einander 
getrennt.'  JJScheuchz.  1707.  S.  noch  Chidel  (Bd  III 
1149).  Im  Sprw.  ,Man  muoss  zuo  den  unspältigen 
stocken  axen,  sagen,  bissen,  weggen  und  Schlägel 
bruchen.'  Ansh.  (mit  Bez.  auf  die  aufständischen  Hasli- 
taler  und  Interlakener  1528).  ,Zu  einem  (Auf  einen) 
harten  Ast  gehört  ein  harter  Bissen.'  B  Syll.  1676; 
Denzl.  1716,  ,ein  harte  B.'  Denzl.  1677;  Mey.,  Hort. 
1692;  Mey.  1694;  Sprww.  1824,  194.  ,Ein  harter  Ast 
muss  ein  harte  Bissen  haben.'  Hospin.  1683.  Spec.  = 
Sech-B.  Aa  (Rochh.).  —  2.  Bisse'  f.  (in  GlH.;  ZO. 
tw.  m.) ,  Dim.  Bisseli,  Bissji,  Bisselti,  keilförmiges 
Stück,  a)  (Häu"-)B.,  grösseres,  vom  Heustock  abge- 
schrotetes Stück,  das  für  einige  Tage  zur  Fütterung 
des  Viehs  ausreicht  GRÜhur,  D.,  He.,  ObS.  (P-),  Pr., 
S„  Scuolras,  Seh.,  Spl.,  Tsehapp.,  V.;  W.  E"  B.  (Hau") 
usse"  schrote".  —  b)  von  Brot,  Käse,  auch  grösseres  Stück 
übh.  AAEhr.,  Zein.;  GlH.;  Tu;  Ndw;  ZDättl.,  0.,  Sth. 
Da"  ist  e"  rechti,  e"  g'hörigi  B.  Wortspielend  zu  einem 
Knaben  mit  einem  tüchtigen  Stück  Brot  in  der  Hand: 
Wenn  die  B.  nid  sprengt,  denn  nem  de1'  Tüfel  de" 
Stock  !  ZSth.  ,Hans  Jogli  Schmid  hed  in  wellen  mit 
einer  Bisen  Käs  warfen.'  1641,  Zg  Tageb.  ,Acherleut. 
Wann  si  zum  erstenmal  zu  Acher  fahren,  deren  vier, 
jedem  lji  Mass  Wein,  */»  Brot  sambt  einem  Bissen  Käs. 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Item,  wann  si  junge  Stieren  anfüeren,  auch  so  vil.' 
XVII.,  AaMuh  Gcsindeordn.  —  3.  Bisse"  f.,  ärgerliche 
oder  auch  scherzhafte  Bezeichnung  weiblicher  Per- 
sonen GRHe.,  spec.  zanksüchtige  Weibsperson  GRMal. 
Die  Tonders-,  Hii.re'-B. 

Mlul.  Oißße  m.,  Keil;  s.  auch  Schul. -Fr.  I  292.  Das  W. 
gehurt  mit  den  zwei  vorhergehenden  Sippen  Hin  und  RUn 
zu  eiuer  Wurzel  und  ist  mit  Hinnen  I  auch  in  der  Bildungs- 
weise identisch  (ahd.  wäre  ebf.  bißßo,  bißßa  zu  erwarten); 
es  hat  sich  aber  im  Sprachgefühl  aus  diesem  Zusammen- 
hang gelöst,  indem  es  die  urspr.  allgemeinere  Wurzelbed. 
.spalten'  festhielt  (Bisse"  eig.  .Werkzeug  zum  Spalten'),  wäh- 
rend im  Übrigen  Specialisierung  derselben  (zu  ,mit  den  Zähnen 
zerspalten,  zerkleinern')  eintrat;  vgl.  auch  mhd.  beißet.  Doch 
ist,  die  Möglichkeit  nicht  abzuweisen,  dass  die  Bed.  ,Keil' 
sich  erst  seeundär  (durch  Übertragung  auf  Grund  der  Form- 
ähnlichkeit)  aus  der  Bed.  .Bissen'  entwickelt  habe;  vgl.  auch 
das  etyniol.  entsprechende  aisl.  bite  1)  Bissen,  2)  Quer-,  Trag- 
balken. 3  reiht  sich  an  die  zahlreichen  Beispiele  für  Über- 
tragung von  Gerätenamen  auf  Personen;  die  spec.  Beil.  .zank- 
süchtiges Weib'  beruht  wohl  auf  dem  Anschluss  an  ,bissig.' 
,(ln  der)  Bissen',  Ortsn.  (eine  keilförmige  Schlucht)  BSa. ; 
vgl.  Jahn  1857,  206.  ,[Die  Mark  geht]  aus  der  Bissen  in 
Berusbad.'   1522,  Hof  Kriessern. 

ise°-Bisse»m.  GLNäf.;  aScuw,  f.  Th;  ZStdt  (1815): 
eiserner  Keil.  —  Gunt-Bisse"  Aa  (Rochh.),  -Biss 
Gionpiss,  -e'ss  n.  Ap:  =  Gunten  I  (Bd  II  382).  Syn. 
Bund-B.  —  Roll -Bisse":  Holzkeil  G;  Tu;  Z.  ,Das 
holzbyssle,  euneolus.'  Mal. 

Chäs-Bt'sse"  m.  AaF.;  Gl;  L;  Zg,  f.  BsL.:  Tu; 
ZDättl.,  0.,  Stdt,  Zoll.,  -Biss  f.  Z  (Spillm.),  -Biss  n. 
ZBauina:  1.  keilförmiger  Ab-  oder  Ausschnitt  von 
einem  Käselaibe  AaF.;  BsL.;  Th;  Zg;  Z,  in  ZGOÄg. 
gew.  der  vierte  Teil  desselben.  Wer  am  Chässännet 
den  Sieg  davon  trägt,  erhält  einen  Ch.  als  Preis  Zg 
OÄg.  —  2.  Satteldach  eines  Kirchturms,  bzw.  ein 
Kirchturm  mit  einem  solchen  Dache  AaF.;  BsL. ;  Gl; 
L;Th;Z.  Syn.  Chds-Bitz.  Vgl.  Bissen-Tach.  D' Bos- 
meler  [die  Bewohner  von  ÄABoswyl]  händ  nor  e*  Ch. 
AaF.  —  chas-bisse":  ein  Spiel.  Zwischen  zwei  am 
Boden  kauernde  Knaben  wird  ein  dritter  als  Keil  ein- 
geschlagen, wobei  ein  vierter  kleinerer  Knabe  als 
Schlägel  gegen  die  Bisse"  geschwungen  wird,  Hinterer 
gegen  Hintern  Z  (Hirzel).  Syn.  Höh  spalten  (Bd  II 
1247). 

Chötti- Bisse"  f.:  =  Gunt-B.  GrL.  —  ßu  nd-Biss 
n.  Bumpiss,  -e'ss:  =  Gunt-B.  Ap.  —  Sech -Bisse"  f.: 
der  hölzerne  Keil,  der  zur  Befestigung  des  Sechs  im 
Pflugbaum  dient  SSchwa.  Syn.  Sech-Weggen.  — 
Schlei t er- Bisse":  eine  Schindel,  die  am  Sech  auf 
der  dem  , Sechweggen'  (s.  das  Vor.)  entgegengesetzten 
Seite  eingetrieben  wird,  um  dem  Sech  die  Richtung 
zu  geben  LWyn.  Vgl.  sechen.  —  Stei"- f.:  1.  (Stei*- 
Bisse")  eiserner  Keil  der  Steinbrecher  BR.  —  2.  (Stei*- 
Bisse",  lt  Spillm.  -Biss  f.)  volkstümliche  Bezeichnung 
der  unter  den  Pfahlbauresten  gefundenen  Steinkeile 
ZS.  —  3.  (Stei"-Piss  f.)  Geschiebebank  in  einem  Flusse 
(in  der  Thur)  ZAndelf.,  Flaach.  —  4.  (Stei"  -  Bisse; 
-Biss)  Pflanzenn.,  Steinsame,  Lithosperm.  arv.  oder  off. 
ZW.  —  Tangel-Bisse",  in  Gr  auch  Tüngel-B.:  klei- 
ner, keilförmiger  Amboss,  auf  dem  Sicheln  und  Sensen 
geschärft  werden  GRÜhur,  D.,  He.,  Pr.,  Seh.;  GSa.  D' 
Meiserberger  warend  [an  der  Landsgeineinde]  de"  ganz 
Nuuchmittag  nit  ab  Dätsch,  und  ivinn  's  A'bouss  und 
T.  g'hagglet  hett.  Albr.  1888. 

bisse"  II  Ap  (in  K.  p-);  GrL.;  Z,  lt  St.b  in  B; 
L;  Sch;  Zg,  bissne"  Gl;  GSa.,  bisne"  GRValz.,  bisme" 

107 


1699 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1700 


GnChur:  1.  einen  Keil  einschlagen;  verkeilen.  aaOO. 
Lime",  //icke"  und  b.,  sust  hat  Ein  der  Tüfel  Vschisse*, 
sagen  die  Schreiner  Z.  —  2.  Ptc.  gebisset  ('bissnet  auch 
USa.),  in  der  Verbindung  geb.  voll  s.  Bd  I  782. 

a "-bisse":  Etwas  mittels  eines  Keils  an  Etwas 
befestigen,  z.  B.  die  Kälberkette  in  einer  Wand  GrL. 

—  i"-:  1.  i"-b.  B;  GG.;  ZO.,  ine"-b.  ÄALeer.;  B;  L; 
GF.     a)  einen    Keil   eintreiben,    einkeilen.    aaOO.  — 

b)  übertr.,  sich  wie  ein  Keil  in  eine  Volksmenge  ein- 
drängen B  (rcfl.);  L.  .Wenn  man  weiss,  wie  das  an 
Jahrmärkten  sich  drängt  und  sich  einbisst,  wo  man 
erst  kaum  ein  Bein  über  eine  Bank  bringen  kann  und 
drängt  und  drückt,  bis  endlich  der  ganze  Leib  sich 
hineingeschoben,  akkurat  wie  ein  Keil  in  hartes  Holz.' 
Gotth.  —  2.  Ptc.  i"'bisset  GkS.,  Scuolms;  ZLunn.,  in- 
gebissnet,  -'bissnet  GfiHe.,  Landqu.,  Fr.,  i"'bisnet  G 
Weisst.,  l*'bismet  GrCIiut,  in-gebisse",  -'bisse*  GRChur, 
Glaris,  Spl.;  Z,  in  der  Verbindung  l.  voll  =  ge-bisset 
voll.  „Die  Kirche  war  ingebissen  voll  Leute."  — 
ander-  (untrennb.):  einem  Gegenstande  durch  Unter- 
schieben eines  Keils  einen  festen  Stand  geben  Z 
(Spillm.).  Die  Süle"  gnappet  (oder  haldet),  wie"  mues'- 
si  u.  —  üs-.  Ptc.  üs'bissnet.  Ü.  im  G'wand,  von  Jmd, 
der  sein  Kleid  so  ausfüllt,  dass  es  kein  Fältehen  wirft; 
sonst  meist  in  der  Verbindung  ü.  voll  =  ge-bisset  voll 
GSa.  —  v er- ferne-  Ap;  BO.;  GrRIi.,  ObS.,  S.,  Scuolms, 
Spl.,  Tschapp.,  V.;  L;  Sch;  Th;  Uw;  Zg;  Z,  -bissne" 
Gl;  GrD.,  He.,  Pr.,  Sch.;  SchwMuo.  :  verkeilen.  En 
Haue'stil  (oder  e*  Haue*),  en  Axhaltn  v.  —  Ver- 
bissi"g  f.  GrRIi.,  Tschapp.,  -bissni'g  GrD.,  He.,  Pr., 
Sch.  —  PI.  -e(n):  Verkeilung. 

zesämme"-:  zskeilen  Ap.  Z'sämme"'bisset,  zsge- 
drängt,  z.  B.  von  mehrern  Personen  auf  einem  kleinen 
Fuhrwerk  Th;  Z. 

bis,  in  BSa.,  Si.  bisst,  in  W  büs,  bos  neben  bis  (bis 
PAL):  im  Wesentlichen  =  une  (Bd  I  360).  1.  wie  nhd. 
bis.  a)  vor  Präp.  Bis  uf,  go"  Zürich.  ,Bitz  uff  aller 
seien  tag.'  1473,  Absch.  ,Von  morgens  zu  acht  uren 
bitz  zwüschent  zweien  und  dryen  noch  mittage.'  ebd. 
Bis  e'  Mailand  WLö.  Bis  z'  Nacht,  z'  Äbe'd;  s.  auch 
Bd  I  38.  B.  im  Homer  [Februar].  Bis  am  Abe"d, 
Morge".  Bis  a*  1)  einschliessend,  „mit,  samt  TJUrs. 
Was  hast  z'  Morge"  [zu  Mittag]  g'hä"?  Antw.:  Allerlei 
bis  an  Pastete"."  Bis  an  e"  Brosme",  an  e"  Tropf, 
bis  auf  die  letzte  Brosame,  den  letzten  Tropfen.  Id.  B. 

—  2)  abschliessend  B;  Gl;  Th;  Z.  Er  fräss  es  Boss 
bis  a*  d'  Ise",  hat  einen  ungeheuren  Appetit  ZZoll. 
Alle  bis  a*  zieh.  ,Nach  und  nach  kamen  Alle  zurück 
bis  an  meinen  Vater.'  Gotth.  ,Es  ward  mit  recht 
erkant  und  gesprochen,  dass  die  Wallisser  sollten  denen 
von  Bern  iren  schaden  ablegen  und  dem  von  Karen 
das  sin  wider  keren  bis  an  hundert  tusent  guldin.' 
Etterlin  1507.  —  b)  vor  andern  Adv.  B.  enen  use", 
de(r)t  use",  ad  infinitum  Aa;  B;  Th;  Z.  B.  dä(nn), 
bis  dann,  dahin.  B.  dann  ist  früe  hin  und  spät  da 
ZW.;  s.  Bd  II  1318.  B.  gli"',  bald  GLÜbst.  B.g'nue(g), 
zur  Genüge  Aa;  B;  Gl;  Th;  Z.  S.  noch  bis-unz  (Bd  I 
360),  -bar  (Bd  11   1564),  -nu  (Sp.  630),  -dar,  -zue.  — 

c)  als  Präp.  Bus  Visp  W.  S.  noch  Bis-hnbiss  (Bd  I 
238),  -Nacht  (Sp.  657),  -Mittag.  —  d)  (auch  b.  dass) 
als  C'onj.  allg.  Wart,  b.  i<*  chumme"!  du  kannst  noch 
lange  warten  Z.  Wart  noch,  b.  ä" gast!  scherzh.  Zuruf 
an  Einen,  der  zu  lange  bleibt  Z.  In  formelhafter 
Verbindung:    b.  und  so  lang  a's   AALeer.     , Di"  Rock 


niusst  ge"  zum  Underpfand,  b.  und  so  lang  du  bezahlt 
hast.'  Wolf,  Bei.  Gespr.  ,Man  sölli  im  sin  Anteil 
siner  Herlikeit  in  Arest  nämen,  bis  und  so  lang  er 
sich  in  Straf  und  Ungnad  und  Gnad  ergäbi.'  1641,  Zg 
Tageb.  —  2.  (bi'-'s  GF.)  adv.,  bis  dahin,  unterdessen, 
inzwischen  Ap;  Gl;  GF.,  Stdt,  Ta.  Wart  du  b.  Mer 
teend  b.  e'fange"  gä".  [IchJ  will  b.  e"  Bränzli  ne". 
JMerz.  .Ich  will  mich  biss  abwäsend  machen,  weil 
ihr  erfahrend  alle  Sachen.'  JMahl.  1674.  —  3.  Conj., 
so  lange  als  GRHeinzenb.  B.  mer  Kind  g'si"  sind,  so 
lange  wir  Kinder  waren.  ,Danzen,  fraw,  noch  uweren 
sin,  bis  de  [die]  pfiff  ein  ton  gewinn',  sagt  der  musizie- 
rende Tod  zur  Edelfrau.  Bs  Totentanz  (ZfdA.  IX  344). 
Mhd.  biß.  Zu  der  Form  ,bitz'  (auch  noch  1470,  Bs  Chr.) 
vgl.  das  vereinzelte  mhd.  bitze  (in  einer  Strassburger  Hdschr.), 
innd.  bitte,  belle  neben  bet.  Die  W  Form  büs  ist  Compromiss- 
form  aus  bis  und  üs  (<  unz  Bd  I  300).  Zu  3  vgl.  got. 
mite,  griech.  eiog,  lat.   dum. 

rfäh-bis  no'bes:  Adv.,  nahe  ApK.,  M.  Emm  z'  n. 
cho",  Einem  zu  nahe  treten.  N.  zue,  beinahe.  Es 
hed  's  n.  zue  g'ge". 

bisig  G;  ScHSt;  Th;  ZO.,  rS.,  büssig  „WStalden, 
„busse",  bussunt  W",  büssund  WStalden,  Visp:  Adv., 
=  bis  ,?.  B.  wird  noch  mängi  Mit*  in  en  ander  Loch 
ehrliche".  Solger.  Dünn  [wenn  die  mechanischen  Web- 
stühle verboten  werden]  wem -mer  zale",  was  mer 
schuldig  sind,  aber  b.  eidlich  nüd.  Stutz.  —  Zur  Bildung 
vgl.   unz  (Bd  I  360)   und  nam.   ia   (Bd  I   629/30). 

Bisägge°  PA1. ;  W,  Bissiiggc"  W  —  f.:  Strohsack, 
Strohmatratze.  —  Frz.  bismc,  besace,  it.  buaccia,  Quersack, 
Bettelsack.      Zum   Ausgang  vgl.   Casagge"  (Bd  III   499). 

Bisam,  Bisem  Aa;  ApI.j  Bs;  BE.;  L;  GW.  f-«-J, 
We.;  ZO.,  Bisme"  GoT.,  Bismet  ApH.,  L,  K„  M.;  Th; 
ZO.,  Zoll.  —  m. :  1.  a)  Bisam,  Moschus,  z.  T.  abge- 
kürzt für  B.-Chatz  (s.  Bd  III  593).  ,Die  kostlichen 
zarten  leut  legend  in  [den  Bisam]  zun  kleidern,  röu- 
chend  die  säl  und  wonungen  darmit,  tragen  an  pater- 
nostern  gülden  oder  silberin  öpfel,  darin  der  b.  be- 
halten, und  wollen  rauhe,  vergifte,  ungesunde  lüft 
darmit  verhücten.  Vil  weiber  sich  den  buolen  darmit 
zuorüsten.  Wäm  vil  onmäehtig  wirt  und  in  glidern 
schwach,  dem  ist  b.  guot.'  Tierb.  1563,  28/30.  ,  Bisem' 
als  Zutat  zu  Quitten-Compott.  XVIII.,  Z  Kochb.  RAA. 
Er  b'chönnt  der  B.  vom  Müse'dr'eck  L  (Ineichen); 
vgl.  dazu:  ,Oft  verkauft  man  marder-  oder  meuss- 
träck  für  bisem.'  Tierb.  1563.  Die  brüne"  Schnegge" 
schmecki'd  tele  B ,  es  gi''t  guet  Wetter  Ap  (Wetter- 
regel). ,Non  bene  ölet  qui  (qua1)  bene  semper  ölet 
(Martial):  Wo  man  nur  allzeit  Bisem  schmeckt,  da- 
selbst er  meist  viel  Gstanks  bedeckt.'  B  Sylloge  1676. 
S.  noch  Mosch  (Sp.  505).  —  b)  abgekürzt  für  B.-Epfel 
(Bd  I  383)  oder  B.-Chnopf  (Bd  111  752).  ,I)ie  b.  und 
orenbehenk',  unter  weiblichen  Schinuckgegenständen. 
1530/96,  Jes.;  jetzt  ,die  Riechfläschchen.'  —  2.  Pflan- 
zenname.  Eine  wohl-,  bisamähnlich  riechende  Garten- 
pflanze ApK.,  M.  (TTobler).  a)  Reiherschnabel,  Erod., 
und  zwar  a)  meist  der  Bisam-R.,  Erod.  mosch.  GoT., 
W.,  We.;  ZO.,  Zoll.  —  ß)  vereinzelt  auch  der  gemeine 
R„  E.  cicut.  BoE.  —  b)  Bisam-Malve,  Malv.  mosch. 
ZO.  —  c)  Acker-Knautie.  Knaut.  arv.  Aa  (Mühlb.).  — 
d)  wilder  B.,  gem.  Flockenblume,  Centaur.  jac.  Aa 
Wildegg.     Vgl!  B.-Chütz  (Bd  III  604),  -Bluem. 

Ahd.  bieamo,  mhd.  bisem,  mlat.  bisamum.  Zur  Form  des 
W.  vgl.  auch  die  Zss.  B.-Chatz  (Bd  III  59S),  -Ohrvt  (ebd. 
905),    -Uir  (Sp.    1492),  -Tier.     Bi»me*  lässt  sich  direkt  an 


1701 


Bas,  lies,  bis,  bos,  bus 


1702 


ahd.  bitamo  anknüpfen,  ilcsscu  obl.  Cas.  (biiamin  usw.)  in 
den  Nom.  iibertr.  worden  wären  (vgl,  den  Dat.  PI.  .liisemeu.' 
Tierb.  1563);  daraus  Sinnet  durch  Autritt  eines  i  wie  in 
zahlreichen  ähnlichen  Fällen.  Die  Form  ,bismecht'  in  ,bis- 
mecht-öpfel'  (1413,  Z  Ratsb.;  vgl.  dazu  Bumtch-Chrüi  Bd  III 
905)  ist  adj.   Abi.   mittels  Suff,  -ehi  (mhd.  'bisemthi). 

Chatze"-:  1.  =  dein  Vor.  2ao  B  (vRütte).  — 
2.  eupliem.  für  den  scharf  riechenden  Harn  der  Katzen 
BLangnau  (Dan.). 

biseme".  Dazu  ge-bismet:  .gebissmet  rosen- 
wasser',  bei  der  Herstellung  falschen  Bisams  ge- 
braucht. Tiekb.  1563. 

üs-bisemen:  einen  Bisamgeruch  ausströmen. 
Ubertr.  ,So  bisemet  diese  edle  Tugend  ihren  herr- 
lichen Geruch  aus.'  JJUlr.  1727. 

bismele"  I:  1.  nach  Bisam  riechen  Gr  (St.b);  L; 
Sch;  Z.  —  2.  (pers.  und  unpers.)  scherzh.  euphem.  für 
stinken  Zu.,  S.,  Stdt.    Vgl.  viönten  3  (Bd  I  635). 

ge-bismelig  p-:  stinkend  ZO. 

Plssel,  B-  (nach  einigen  Angaben  Bisel)  W,  Pisser 
W  (so  in  Goms)  —  m.:  aus  Bruch  uä.  (Bissei- Chrüt) 
verfertigte  Bürste  zum  Scheuern  der  Milchgefässe. 

Aus  •Binzel,  '  Bmzer,  Nbf.  zu  Pinezer  (Sp.  1309).  Zum 
Lautlichen   vgl.   uss  <  unz   (Bd   I   360). 

bisele":  nach  Urin  riechen  B. 

Bisil  Bi'si  (Bisi.  St.2)  n.:  Urin  (Kdspr.).  Meist 
in  der  Verbindung:  B.  (auch  es  B.J  mache",  pissen, 
von  Kindern  B  (allg.);  U. 

bisle"  I  (bi'sle"  B),  in  F  piile":  zartester  Ausdr. 
für  pissen,  zunächst  und  zumeist  von  Kindern  B 
(allg.);  F;  Gr;  L.     Vgl.  brünzlen. 

Vgl.  Schm.-Fr.  I  409;  Gr.  VfB.  VII  1S6S/9.  Die  Sippe 
ist  wahrseh.  onomatopoetischen  Ursprungs  (vgl.  mach  bs  —  bs! 
als  Aufforderung  gegenüber  Kinderu)  und  Entlehnung  aus 
frz.  pisaer  abzuweisen. 

Biseli  s.  Baseli  (Sp.  1662). 

Bisent  Bisära  ra.  und  f.  ZStdt,  Zoll.,  n.  ZMönchalt., 
Bö'se-nt  n.  Ap,  Bisang  m.  ZZoll.,  Bise"  m.  Z:  1.  Wi- 
sent. ,Bisan,  Bisent,  Mänestier,  bison,  bonasus.'  Eed. 
1692.  —  2.  in  RAA.  a)  als  Typus  stürmischer  Schnel- 
ligkeit. (So  schnell)  laufe",  renne"  wie-n-en  (wie-n-e", 
wie-n-es)  B.  ZMönchalt.  Stdt  (HMey.  1849,  90  a),  Zoll. 
So  <f schwind  wie-n-es  Bisentli  Z.  , Schnell  wie  ein 
Bisen.'  Kochh.  Bössli,  iez  lauf,  was  d'  cha""st,  lauf 
wie  der  Bise"!  ESchönenberger  (Z).  —  b)  tue"  wie  en 
B.,  wildes  Geschrei  erheben  ZStdt  f;  Syn.  wie-n-es 
Löh-Bind.  —  3.  Name  .eines  unsichtbaren  Ungeheuers, 
welches  in  den  Lüften  schwebte  und  allerlei  Lärm 
machte,  z.  B.  schrie  wie  ein  Kind,  wie  eine  Katze, 
heulte  wie  ein  Hund,  kreischte  wie  die  Krähen  usf. 
Im  Volksglauben  noch  bis  über  die  Mitte  des  vorigen 
[XVIII.]  Jahrhunderts.  Man  sagte,  man  müsse  sich  auf 
den  Boden  legen,  wenn  es  einem  begegne'  Ap  (TTobl.). 

Zu  1  vgl.  Schade,  WB.  1173  ff.  Das  an!,  b  auch  im 
Bair.  (Schm.-Fr.  I  29 1).  3  erinnert  ganz  an  die  Form,  in 
der  anderwärts  die  Vorstellung  von  der  ,wilden  Jagd'  heute 
auftritt;  vgl.  Vi'uetie-Her  (Bd  II  1555,  bes.  1557).  Mög- 
licherweise sind  auch  die  RAA.  unter  2  nicht  unmittelbar 
als  Erinnerungen  an  den  Wisent  aufzufassen,  sondern  wurzeln 
zunächst  ebf.  in  der  mythischen  Metamorphose,  die  nach  dem 
Ausweis  von  3  die  Vorstellung  von  dem  laugst  verschollenen 
Waldtier  in  der  Phantasie  des  Volkes  durchgemacht  hat. 
Daneben  scheint  auch  Anlehnung  an  die  Gruppe  von  Bis  I 
im   Spiele;  vgl.   nam.  Btsen-Wgtter. 


Üf- läse  wer  m.:  Name  eines  im  XIV. /XV.  in  ZStdt 
erscheinenden  Gewerbes.  .Khornmacher  und  uffbise- 
wer  sind  zwei  an t werk  und  stillen  ein  gesellschaft  mit 
einander  haben  und  nicht  ein  zuuft  und  sullen  mit 
allen  Sachen  einem  burgermeister  wartende  syn  und 
der  >tatt  panner.'  1336.  Gescdworner  Brief,  wiederholt 
1393  und  1498.  ,Vischer,  grempler,  uf  bisewer,  kürsen- 
ner,  gerwer,  kornmaclier  haut  nüt  [keine  Prozessions-] 
kerzen.'  1396,  Z  Stadtb.  I  301.  Die  U.  befassten  sich 
mit  dem  Transport  von  Getreide  (Mehl)  oach  auswärts. 
,[1416]  ist  den  melmachern  gunnen:  als  den  ufbise- 
wern  ir  einem  in  der  wuchen  vier  stuck,  an  welicher 
lei  guotes  daz  ist,  erloubt  ist  enweg  ze  füeren,  und 
der  selben  einer  in  den  selben  vier  stucken  ein  malter 
habern  enweg  wölte  füeren,  und  er  aber  ein  müt 
halber  [1.  haber]-melwes  lieber  für  ein  malter  habern 
enweg  füeren  wölte,  das  mag  nu  einer  wol  tuon  und 
einen  müt  habermelwes  für  ein  malter  habern  enweg 
füeren,  und  mugent  ouch  die  inelmacher  ir  einem 
den  selben  müt  melwes  in  der  wochen  wol  geben. 
Wult  er  oucli  die  vier  stuk  an  italigem  habern  enweg 
füeren,  so  mugent  inen  die  melmacher  für  die  vier 
malter  habern  vier  müt  melwes  geben.  Dis  rüeret 
an  die  Ordnung  umb  daz  guot,  daz  über  den  Walense 
erloupt  wirf  Z  Stadtb.  I  391.  ,Aber  als  den  uf  bise- 
wern  gen  Glarus  und  in  die  March  erloubt  ist  un- 
verdingoten  koufT  ze  füeren,  und  ouch  den  von  Glarus 
und  in  die  March  sol  dis  Ordnung  nicht  binden  noch 
angan.'  ebd.  392.  Daher  erscheinen  die  U.  zusammen 
mit  den  , Kornherren':  ,Dis  [die  vorher  Genannten] 
sint  die  uffbisewer  und  kornherren,  die  [einige  der 
ans  Zürich  vertriebenen,  Strassenraub  treibenden 
.Äusseren']  viengen,  bunden  und  übel  handelten.'  1341, 
Z  Stadtb.  I  98.  Auch  Frauen  betrieben  das  Geschäft; 
so  erscheinen  in  einem  Vcrzeichniss  der  U.  von  1397 
(das  auf  ein  solches  der  , Kornmacher'  folgt)  ua.  auch 
die  ,Wettiswilerin'  und  .des  Kündigen  wib  in  Gassen.' 
Z  Ratsb.  Mehrfach  werden  U.  als  Beistände  vor  Ge- 
richt erwähnt,  so  1397.  1415,  Z  Ratsb. 

Die  oben  angegebeue  Form  des  W.  steht  durchaus  fest; 
die  Lesung  .uffbrosener'  (Äg.Tschudi),  .ussbisswer'  (FvWyss 
bei  Yög.-Nüsch.  II  228  Ann).  5)  ist  falsch.  Hinfällig  ist 
natürlich  auch  die  an  der  zuletzt  angeführten  Stelle  ausge- 
sprochene Vermutung  eines  Zshangs  mit  den  Strassburger 
,obessern'  [Obsthändlern]. 

Bisi  H:  Hitzblätterchen  ScHSt.  (Sulger),  kleine 
Ausschläge  auf  der  Haut  GMs  (Bisi). 

Bisi  III  Ap  (auch  P-);  GStdt  —  m.,  Dim.  Biseli 
Ap:  membr.  vir.  (Kdspr.).    Vgl.  Pisi-Hvyfj,  sperma  Ap. 

bisle"  II  -%'-:  über  ein  kleines  Unwohlsein  klagen 
Gl  (vereinzelte  Angabe). 

bislig  I  -i2-:  1.  empfindlich  Gl  (vereinzelte  An- 
gabe). —  2.  Es  ist  b.,  unbehaglich,  unangenehm  (1lK.,S. 

Für  'bisele*  zu  Bios  usw.,  also  urspr.  von  juckender  Hant- 
empfindung? 

bislicll,  , bislig'  II:  1.  in  Verbindung  mit  .Viertel' 
(.quartale')  im  XIII. /XV.  häufig  zur  Bestimmung  von 
Abgaben  an  Getreide,  urspr.  wohl  das  gestrichene' 
Viertel  im  Gegs.  zum  .gehäuft'  vollen,  dann  aber  übh. 
ein  (wohl  nach  Zeit  und  Ort  verschiedenes)  geringeres 
.Viertel'  im  Gegs.  zum  .Viertel'  schlechthin.  Im  Habsb. 
Urbar  (I  208/9  Maag)  wird  für  das  Amt  Grüningen 
ein  .Viertel'  auf  9  Immi,  ein  .bislig  Viertel'  auf  6  Itnmi 
bestimmt:    ,1  imi  kernen,    der   9  ein   viertel  tuont'; 


1703 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1704 


,das  Brunneguot  giltet  6'/a  viertel  kernen,  1  bislech 
viertel  habern  —  das  sint  6  imi  [Zusatz  von  anderer 
Hand]  —  und  3  ß  phenning.'  ,[Eine  Schupposse]  giltet 
dem  gotteshuse  ze  Hilzchilc  ze  hovezinse  sechs  verteil 
kernen  unt  ein  biselichez.'  1285,  LHitzkirch.  ,Fratres 
ab  Steiga  [zu  ZWallisellen  bezahlen  ans  Stift  Gross- 
niünster]  2  mod.  spelte  et  1  quart.  bisleich.'  1293,  Z 
Propstei-Urk.;  so  mehrfach,  einmal  auch:  ,2  quart.  et 
umun  bisleich.'  , Schenkers  guot  [zinst]  ez  bisligs 
viertel.'  XIII.,  LMalters.  ,Rengemans  huoba  giltet 
4  malter;  darin  git  [u.  a.]  Geringes  hofstat  2  vierteil 
und  eis  biselichs.  Dir  summe  ist  4  malter  und  3  vier- 
teil und  1  biselichs  vierteil.'  XIII.,  L;  in  lat.  Fassung: 
,die  huob  Ringmanus  IVor  maltera  et  tria  quartalia 
et  unum  quartale  bislig.'  ,Ze  [Ai]Brugge  nidrent  der 
Kebgassen  lit  ein  acker;  der  giltet  ze  zinse  1  bysling 
vierteil  kernen.'  Habsb.Urb.  ,ZeLumphar  [AALauffohr] 
ist  ein  güetlin  giltet  ze  zinse  1  bysling  vierteil  kernen 
und  2  vierteil  habern.'  ebd.  .[Dictaj  possessiones] 
dant  pro  censu  ein  bislig  viertel.'  1310,  L.  ,3  fiertel 
kernen  und  1  fiertel  bislich  git  Peter  im  Hof.'  um 
1330,  Z  Stiftsurb.  ,9  fiertel  und  1  bisligs  vesen  git 
C.  huober.'  1340/50,  ebd.  ,Uf  der  hofstatt  stuond  ein 
bisslig  viertel  haber  zendenhaber.'  1411,  ZfiBaar. 
,Heini  Clewi  git  ...  7ß  und  2  bislinge  fiertel  haber.' 
1412,  ZBorsikon  Offn.  .[Einkünfte  vom]  Hinderbüel: 
3  viertel  1  bissling.'  1596,  AaMuh  Klosterurbar.  — 
2.  von  Grundstücken,  wohl  mit  Bez.  auf  Umfang 
und  Ertrag.  ,Item  ein  bisligu  huoba  [nach  Esterm. 
1875,  290  früher,  Setin-plena'  genannt,  d.i.  wohl  ,Semi- 
plena']  reddens  1  castratum  2  quart.  trit.  12  ß  et 
1  porcum  de  10  ß,  qui  vocatur  schulbarg;  mediam 
partem  huius  huobe  colit  C.  in  Niderndorf,  alteram 
partem  huius  huobe  colit  Metzi  zer  stappfen.'  1327/33, 
LBerom.  (Zinsbuch  des  Kelleramtes). 

Wahrsch.  eins  mit  mhd.  bi-,  bi-eleht,  voll  bis  an  den 
Rand,  schlicht  voll;  s.  Mhd.  WB.  II  2,  394.  Vgl.  dazu 
ZfdA.  6,  189  f.,  nara.  das  dort  angeführte  Schwab,  beinschlecht: 
,Vom  weichen  körn  soll  der  müller  vom  imnii  einen  aufge- 
häuften, vom  harten  einen  beinschlechten  metzen  mallon 
nenien.'  1317,  Ulmer  Yerordü.  .Acht  beinschlechte  sind 
sechs  aufgemessenen  gleich.'  ebd.  Zu  der  lautlichen  Ent- 
stellung des  zweiten  Compositionsteils  vgl.  etwa  vil-lich  <^ 
eil-hcht  (Bd  III  1049),  Famach,  M'ienach  <  -nacht  (Sp.  645. 
658),  henig  <  hi-nacht  (Sp.  661). 

Msrne"  I  BBe.;  „GR"Pr.  (Kuoni);  GO.,  W.,  We., 
6i'«»ie"  GRoHe.,Pr.,Rh.,  Valz.;  W,  bismele"  II  GrCIiui-, 
Mai.,  Mal.,  bimele"  GrRIi.:  flüstern,  murmeln.  aaOO. 
Syn.  flismen  (Bd  I  1212).  „Viele  Lippenbewegungen 
beim  Reden  machen  W;  Abi.  Bischmer."  Er  tuet 
immer  b.  und  betu"  W.  Wie  der  President  g'seid  hed, 
ich  si  sövel  anhänglicher,  so  bischmet  dort  Eine'':  Ja 
b'sunders,  wenn  esicas  z'  fressen  ummer  si.  GFient 
1898.  In  de*  Stüde;  Püsche"  und  Tanne*  hed  's  esie 
'bischmet  wie  ra"  Geisterhüch.  MEuoni. 

Angaben  aus  GrPr. ;  GSev.,  We.  schreiben  bissme",  aber 
wohl   nur  zur   Kennzeichnung  der  Ausspr.  -am-  statt  -im-. 

zue-:  zuflüstern  Gr;  W.  Aber  d'  Herrn"  heigi" 
oich  verno',  was  /htm  Stiibu'ofu*  sl  uisgitädrot,  vor- 
giplugetschot  und  zuogebischmot  wordu*.  W  Sagen. 

bismerle",  biimerle*:  Dim.  zu  bisme>i  GnPr. 

Bismete" -BiiiHfie"  f.:  Geflüster  GRlg.,Klost., Valz. 

bisme"  II:  =  bidmen  1  (Sp.  1019),  spec.  von  der 
Erde  AaWoIiI.,  Z.f;  Scnw.  Wenn 's  wie  z'  Goldau  b. 
setti.  Scbwzd.  (Suhw). 


F.  cd  -  Bisme"  n.,  in  ApK.  -Bisem:  =  Erd-Bidcm 
(Sp.  1019)  AaWoIiL,  Z.f 

erd-bisme°:  =  <T(J-&iW»ic»(Sp.  1019)  AaWoIiI.,  Z.f 

Bisöpe" :  =  Hgsop  (Bd  II  1688)  BHa. 

Biesse"  AABb.;  Bs;  B;  GlH.;  SThierst.;   Th;   Z, 
Firne'  AALcer.;   BsL.;   BSi.;   GRPr.;    Tu;    Z,    Biese' 
GlH.,  K.;   GW.,  We.  —  f.,    Dim.  Bicssli  Ap;    Bs;   B; 
Gr;  G;  ScHStdt;  Th;  Z,  Piessli  ÄALeer. ;  ApH.,I.,M.; 
Bs  (Spreng);  B;  G;  Th ;  Ndw;   Z,  Biesli  ApK.;  GlH: 
1.  a)  e'  B.  (Brot,  Chäs),  sehr  grosses,   derbes  Stück 
Gl;    GW.,  We.    —    b)    bedeutende    Summe    (Geldes) 
GRPr.,  Seh.    —    2.   a)  mittelgrosses   (Transport-)  Fass 
AABb.,  Leer.;  Bs;  B;   SThierst;    Tu;   Z.     Auch   dim. 
AALeer.;  Bs;  B.  —  b)  Kanone  Aa;  Bs;  Z.    ,Dic  zwei 
Piecen  auf  der  Landschaft  rückton  vor,   die  eine  be- 
spannt,   die   andre   am    Schlepptau    gezogen.'    Schulz 
(Notizen    zur   Geschichte    von    BsL.).    —    c)   übertr., 
hochgewachsene,    wohlbeleibte    Weibsperson    B.     E* 
tolli,  e'  fermi  B.    Auch  Dim.,  liederliche  Weibsperson 
ZStdtf  (P-)-    —   3.  (nur   Dim.)    seit  Auf.  XVI.   auf- 
tretende,   noch    zu   Anf.  XIX.   geläufige   Bezeichnung 
für  gew.  fremdländische  Scheidemünzen  wechselnden 
Wertes,  am  häufigsten  ein  „Silberstückchen  von  5  frz. 
Sols    oder    ein   Sechskreuzerstückchen"  AALeer.;  Ap; 
B  (nach  Zyro  eine  Kupfermünze);  Gl;  Gr;  G  (Zahner) ; 
Tu;  Ndw;  ZO.,  Sth.    In  ZStdt  galt  ein  P.  4— C  Schil- 
ling,   in    GlH.   5  Schilling,    in    BsStdt    ,drei   Batzen 
[Drci-batze"-Büessli  Bs  Anon.]  oder  10  Sols'  (Spreng). 
,[1807]  fanden  sich  von  grösseren  Geldsorten  fast  keine 
mehr  im  Umlauf,  dagegen  aber  häufig  fremde  Scheide- 
münze, bes.  deutsche,  geringen  Gehaltes.    Es  wurden 
zwar   im  Heumonat   die  Kupferkreuzer   auf  2  Pfund, 
die  Groschen  auf  2  Kreuzer  und  die  sog.  P.  auf  5  Kr. 
herabgesetzt  und  einige  Sorten  ganz  ausser  Kurs  ge- 
setzt;   doch    wurden    viele   Landleute    bedeutend    ge- 
schädigt'   Schläpfer    1839    (ApWaldstatt).      , Piessli, 
Piecette,  ehemalige  freiburgische  Silberstücke  von  7, 
14,  28  und  56  Kreuzern,  die  (1810)  herabgesetzt  und 
(1811)    wegen    ihrem    schlechten   Gehalt    völlig    ent- 
münzt wurden  und  nun  selten  sind.-  Kuenlin  1834  (F). 
Vom  Guldi  es  B.,  gew.  Anteil  an  der  Verkaufssumme 
für  Unterhändler,    um  1820/40,  ZS.     Es  Tiinzü,  gelt, 
noch  möchtist  tue"!   Jo,  Schätzeli,  lopf  nor  d'  Fiiessli! 
No",  Giger,  mach  du  wacker  zue;   se,    dö  liest  e"  par 
B.  Sang  und  Klang  1899  (Ap).    ,Es  gab  in  den  Staffeln 
auch  Streit  und  blutige  Händel,    welche  der  Bürger- 
meister zu  Freiburg  hernach    recht  gern  schlichtete, 
weil    ihm    diese   Raufereien   viele    Krontaler   und   I'. 
eintrugen.'  Kuenlin  1834.    , Piessli'  mit  dem  Bildnisse 
Ludwigs  XIV.  Z  Münzmand.  1714.    Auf  das  Ansuchen 
eines  Ausschusses  der  Landgrafschaft  [Thurgau]  wur- 
den die  ,Piesslein  mit  Zweifelstrichen  und  Lilien'  auf 
6  Kreuzer  tarifiert,   die  andern  ,P.'  auf  5l/a  Kreuzer, 
die  .Högcrlin'  auf  2  Kreuzer    und    die  Groschen   auf 
11  Pfennige.    1716,    Absch.     Auf    Zürichs    Eröffnung, 
dass  trotz  der  Taxierung  der  P.  und  Groschen  auf  6 
und  3  Bernerkreuzer    dieselben    zu  4  und  2  Zürcher 
Schilling  den  Leuten    aufgebürdet  werden,    wird   ein 
allgemeines    Münzreglement    für    wünschenswert    er- 
achtet. 1721,  Absch.     ,Die  Schiltliduplon  ä  tl.  7.  16  ß, 
der  Ducate   ä  fl.  4.  4  ß.   der  Louisblanc    ä  fi.  2;   oder 
man  wolle   ihnen  B.  oder  Ländermünz   geben.'    1724, 
Troll  (Bestimmung  über  die  Wertung  der  Geldsorten 
bei  Ausfertigung  des  Kaufbriefes  für  den  Eschenberg) 


1705 


Bas,  bes,  bis.  bos,  bus 


1706 


,[Ein  verkommenes  Weibsbild]  mache  falsch  Gelt,  als 
P.  und  Dreissig-Sols.'  Bs  Mand.  1735.  .Erlaubte  Scheid- 
Münzen:  Fünf  bätzier  von  Lucern,  Genf  und  Neuen- 
burg samt  ihren  Bruchstücken,  Ortli  von  Schweiz  und 
Schaffhausen  oder  alte  Eilfschilliger,  Plappert  von 
Basel  oder  alte  Vierschilliger,  Piecettes,  deren  3  ein- 
fache um  5  Berner  Batzen.'  B  Münzmand.  1756.  S.  noch 
gloggen-ganz  (Bd  II  887),  Lieder-Macher  (Sp.  52)  und 
vgl.  B.-Fach'er,  knauseriger  Mensch  Ap;  b.-uertig. 
Sprw.  BAA.  Er  ist  ken  Batze*  wert,  wann- er  es  B. 
im  Sack  hat.  Sprww.  1824;  1869.  ,Ich  will  lieber 
einen  geschwinden  Batzen  als  ein  gemach  Biesslein.' 
ebd.  182-1.  D' Frau  ist  über  es  Biesli  Meister,  Bechts- 
sprw.,  die  beschränkte  Handlungsfähigkeit  der  Frau 
bezeichnend  Gl;  s.  Z  Monatsschr.  II  277;  vgl.  Wiber- 
Märkt  (Sp.  415).  —  4.  „etwas  keilförmig  Spitziges; 
z.  B. :  Etwas  mit  einer  Biesse  aus  einer  Spalte  heraus- 
grübeln oder  eine  Biesse  in  ein  Holz  hineinschlagen  L" 
(St.2).  ,Was  anbetrifft  obengemeldte  silberne  Instru- 
ment, welche  jetzo  gemeiniglich  bestehen  aus  ein- 
fachen oder  doppelten  Piecettes  (Piesslenen),  so  an 
einen  eisernen,  starken,  schühigen  oder  längeren  Draht 
genietet  werden,  ist  wohl  zu  bemerken,  dass  die  Zähne 
nicht  sollen  zu  lang  oder  zu  spitzig  sein,  damit  man 
nicht  zu  tief  in  die  Zungen  einsteche  [beim  Öffnen 
von  Geschwüren   beim  Vieh].'   Z  Sanitätsmand.  1732. 

Frz.  piece;  vgl.  Gr.  WB.  II  563.  Zur  Bed.  vgl.  nani. 
auch  Stuck.  Rätselhaft  ist  Bed.  4 ;  darf  man  aü  eine  Ent- 
stellung aus   frz.  pince,  pincette  denken? 

Österen-Biessli:  Geldstück,  zum  Examen  am 
Ostermontag  an  die  Schüler  ausgeteilt  ApHundw., 
Stein  f.  S.  Ö.-Batzen.  —  Churer-Piessli:  eine 
ausser  Kurs  gesetzte  Münze.  Z  Ges.  1757, 189.  —  Sant- 
Galler-Piessli:  etwas  bauchiges  Sechskreuzerstück 
mit  dem  Bären  des  Abtes  von  St  Gallen  auf  dem  Avers 
Ap  f.  —  Basler-Piessli.  Es  neus  B.  =  13  Batzen 
BsL.  (um  1820).  —  Stall-Piessli:  (für  das  Ein- 
stellen von  Vieh  entrichtetes)  Stallgeld  Ap.  Verkäufer: 
Nä,  Josua,  säg  noch  e"  Wort  [biete  noch  etwas  höher]. 
söss  nemm-i*'1  lieber  's  Chuoli  fort.  Käufer:  's  St.  ond 
noch  zwo  Möss  Wi°.  JMerz. 

Biesso:  Otter  P  (Schott  1S42,  274). 

Bös  m.  Nur  in  der  EA.:  er  städ  eswie-n-e"  B., 
bolzgerade  Nuw. 

bös  (neben  bös)  Gr  (FStaub);  P  (Schott  1842,  274; 
doch  in  AI.  bes,  beis,  d.  i.  bös);  W  (FStaub),  sonst  bös 
(in  GrAv.,  Churw.,  D..  ObS.,  Fr.,  Rh.,  S.,  Seh.,  Scuolms, 
Tschapp.,  V. ;  W  tw.  bös,  bzw.  bei).  Comp,  böser,  Sup. 
bösist,  bÖSt:  böse;  vgl.  den  Gegs.  guet  (Bd  II  535  ff.). 
I.  von  Unpersönlichem.  1.  nach  Beschaffenheit  oder 
Leistungsfähigkeit  mangelhaft,  geringwertig,  schlecht; 
zunächst  in  physischem  Sinne,  a)  von  Tieren.  .Brachte 
dann  ein  her  den  seumer  [Saumtier]  herwider,  er  sy 
besser  oder  böser  worden,  so  sol  ein  her  den  seumer 
wider  geben.'  XV.,  Th.  .Uff  dem  merkt  [zu  Zurzach] 
warend  die  ros  wolfel  und  gultend  die  büsen  ros  als 
vil  als  die  gueten.'  1524,  HsStockar.  ,Dass  sy  das 
böst  under  der  herd  ussuochtend  als  das  blind  und 
lam  fech  zu  synem  opfer.'  Zwingli.  ,Das  mau  Heini 
fast  böse  küe  gebe  un  ross,  die  im  merenteils  zu 
unnütz  abgangen.'  Aar.  Chr.  1540.  ,Man  soll  auch  in 
disem  vych  [bei  den  Hennen]  wie  in  anderem  das  best 
auserläsen  und  das  böst  verkauffen.'  Vogelb.  1557 
Ein  paar  Binder,  ,nit  die  besten,  auch  nit  die  bösesten. 


und  schlechtesten.'  1586,  ZHöngg.  —  b)  von  Körper- 
teilen, mit  Bez.  auf  ihre  Funktion.  ,Böse  Augen,  bös 
Gesicht',  von  Natur  schwach.  ,Der  esel  hat  böse 
und  nit  vast  langwirige  äugen.'  Tierb.  1563.  ,Blüd 
Gsicht  sterkon.  Wer  ein  tunket  und  bös  Gsicht  hat.' 
um  1650,  ZElgg  Arzneib.  , Eisenkrautwasser  ist  gut 
für  alle  neblichten  schwärende  Augen  und  die  böss 
Gesieht  haben.'  XVII./XVIIL,  Arzneib.  E"  böser  Mage' 
Bs;  Th.  ,Der  einen  bösen  magen  hat,  cacostomachus.' 
Mal.  —  c)  vom  Erdreich  mit  Bez.  auf  dessen  Ertrag- 
fähigkeit, unfruchtbar.  „Böses  Land."  E"  böser  Acher 
Bs.  N.  N.  klagte,  er  besitze  1  Juch.  Eeben  , böses 
Feld',  die  einmal  18  und  einmal  30  Mass  Wein  ab- 
geworfen haben.  1529,  TaAad.  ,Malignus  ager,  ein 
böser  acker,  der  nit  vil  frücht  bringt.'  Fnis.  , Böser 
Herd  soll  mit  anderem  gutem  feisstem  Herd  verbesseret 
werden.'  Ehag.  1639.  Von  Grundstücken,  mit  Bez.  auf 
ihren  Zustand,  schlecht  gepflegt,  mit  Unkraut  bewach- 
sen AaF.;  Th;  Z.  En  böser  Acher,  bös  Rebe".  .Wenn 
ein  Lehenmann  das  Lehengut  durch  eigne  Schuld,  Un- 
sorg  und  Trägheit  lasst  böser  werden  und  nit  buwt 
[verwirkt  er  dasselbe].'  F  Stadtb.  —  d)  von  Natur- 
produkten, Lebensmitteln  usw.;  auch  =  schadhaft,  un- 
brauchbar geworden.  ,Die  vier  hölzer  [Leistung  an 
das  Kloster  ZEüti]  sollend  syn  vier  tannen  im  wald, 
ungefarlich,  nit  die  besten  noch  die  bösesten.'  1476, 
GB.  , Aedes  male  materiatse,  aus  bösem  holz  gemacht.' 
Fris.  Bildl. :  ,Dass  die  nüw  sectischen  erzmeister  bös 
böum  und  falsch  propheten  sind,  ist  luter,  heiter  und 
klar  zu  merken.'  Salat.  „Böses  Futter."  ,Der  zins- 
lütcn  ross  höw  geben,  weder  zum  besten  noch  zum 
bösten.'  1584,  LNeuenk.  ,Auf  einer  seifen  [der  Strasse 
war]  das  grass  vil  böser  denn  das  ander,  und  das- 
selbig  böss  grass  eins  teils  zertretten,  eins  teils  aber 
abgefressen  war.  Das  guote  grass  aber  auf  der  andern 
Seiten  was  gar  schön  und  ganz.'  Jou.Wetzel  1583. 
,[Als  Abgabe]  ein  viertel  haber  heisset  rochhaber;  wie 
böse  der  ist,  den  sol  man  nicht  versprechen  [zurück- 
weisen].' Habsb.  Urb.  ,[Kain :]  Under  allen  bösten 
garben  will  ich  im  [Gott  zum  Opfer]  geben,  zammen- 
scharben.'  Bcef  1550.  Von  der  Spreu  im  Gegs.  zum 
Korn.  .[Fürkäufer:  Ich  hab]  vil  sprüwer  unders  körn 
geschrenket,  das  bös  gemischlet  in  das  guot,  wölehs 
als  der  schandtlich  gytsack  tuot.'  Aal  1549;  vgl.  dazu: 
,Ein  mensch  will  ungemeistert  sein,  alle  zeit  entbor 
schwimmen  als  ein  wurmessig  erbs  in  eim  haffen  und 
das  böss  in  der  wannen.'  Geiler.  Bösi  Herdöpfel, 
angefaulte,  kranke  Kartoffeln.  Ebenso :  bösfesj  Obs. 
,Böse  oder  öde  [taube]  nüssen.'  Tierb.  1563.  ,Man 
sol  nachgan  und  richten,  als  etwer  ze  Nümarkt  bös 
unredlich  fleisch  veil  gehept  und  es  den  lüten  ze 
kouffen  geben  hat.'  1389,  Z  Eatsb.  ,Swer  och  bös 
visch  ze  mark  trait  vaile,  die  sol  er  dannan  tragen 
unverkouft,  swene  er  ez  gehaissen  wirt  von  dien,  die 
darüber  gesetzet  sint.'  um  1400,  TiiDiess.  Dem  Fischer 
N.  war  bei  seinem  Eide  aufgetragen,  ,die  visch,  so  an 
den  markt  komen,  ze  geschouwen  und  da  nieman  en- 
heinen  bösen  visch  sülle  lassen  verkouffen,  und  was 
böser  vischen  darkomen,  die  sülle  er  zersniden  und 
in  den  sew  werfen.'  1414,  Z  Eatsb.  Wer  ,böse  fisch' 
feil  bot,  wurde  um  ]  Pfd  bestraft.  1470,  L.  ,Welicher 
och  bös  schmalz  oder  sust  ze  lützel  schmalz  brechte.' 
XV.,  SchwE.  Hofrodel.  ,Man  sol  nachgan  und  richten, 
wer  das  bös  salz  Übernomen  und  das  guot  salz  ge- 
müschlet   hat,   oder   ob   ieman  das  bös  salz  verkouft 


1707 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1708 


bab,  sid  dem  mal  dass  es  verbotten  ist.'  1382,  Z  Ratsb. 
,Uft'  die  zitt  bin  icb  uskun  an  salz,  und  gultend  die 
büssen  schiben  und  fesslin  as  vil  als  die  guoten  und 
gewann  ich  nit  fyl  an  dem  salz.'  1527,  HsStockak. 
,Der  bronn  ist  bös,  so  mag  ouch  der  bach  darvon  nit 
guot  syn.'  Zwing«.  Das  [Kopfweh]  wird  vom  Wi" 
si",  sagte  Anne  ßi'ibi,  und  doch  ist  der  nit  tippe*  bus 
g'si",  mir  macht-er  b'sunderbar  wol.  Gotth.  Bösi  Milch, 
durch  mitgerissenes  Blut  rot  gewordene  Milch  euter- 
kranker Kühe  B,  vom  Volk  als  Strafe  für  das  Aus- 
nehmen von  Vogelnestern  aufgefasst;  s.  Röt-Hüserli 
(Bd  II  1748).  Mer  hei"  nume*  g' wärmts  Chrüt  und 
bösi  Milch.  Gotth.  —  e)  von  menschlichen  Erzeug- 
nissen jeder  Art.  allg.  E*  bösi  Arbet.  Die  Arbet  ist 
nit  bös,  annehmbar,  wohlgelungen,  z.  B.  von  einem 
Schulaufsatz.  ,Carmina  mala  condere,  böse  vers  ma- 
chen.' Fris.  ;  Mal.  An-ere*  böse*  War  ist  mint  s' 
g'ivünne*.  Sdlger.  ,Du  macht  wol  nit  ein  witzig  kouf- 
man  sin,  dass  du  guotes  umb  bös  gist.'  1400,  Z  Ratsb. 
,Böse  kaufmanschatz,  die  nit  wärschaft  oder  an  deren 
kein  gwün  nit  ist,  improba  merx.'  Mal.  Jneptis 
ehartis  amicire  aliquid,  etwas  in  bös  papyr  oder  ma- 
culaturen  verbinden  oder  einwicklen.'  Fris.  Von  Ge- 
weben: 1)  von  geringer  Qualität,  mit  Rücksicht  auf 
das  verwendete  Material.  ,Ze  gottesdienste  und  ze 
tische  suln  sü  gan  in  mentelen,  die  erberlich  und 
geistlich  gesnitten  sin,  von  kembelichen  tueehe,  daz 
nuit  ze  kospar  si  noch  ze  böse.'  1314/21,  Statuten 
der  Lazariter;  s.  Chrieg  (Bd  III  793).  ,N.  gab  im 
[dem  Schneider]  banmwullen,  die  er  im  in  den  Schop- 
pen solt  tuon,  die  was  fast  bös,  darzuo  was  ir  ze 
lütze).'  1413,  Z  Ratsb.  —  2)  mit  Rücksicht  auf  die 
Webeart.  ,Swer  ze  Zürich  dehein  zwilchen  ze  böse 
machet  [zu  locker  wibt],  der  git  10  ß  ze  buoze.'  1305, 
Z  Riehtebr.  .Wir  sin  ouch  einhellig  worden  umb  daz 
gebend,  daz  gen  Wien  und  gen  Ungern  gehört:  wel- 
ches da  ungewonlich  bös  ist,  und  sich  die  drije  des 
erkennent.  da  git  ein  10  ein  langer  sleijer  und  ein 
totzan  sechs  ein  langer  houpttuoch  ietweders  drij 
Schilling  und  ein  siben  ein  langer  sleyer  achtzehn 
pfennig  ze  buosse.'  1363,  Z  Stadtb.  ,Es  hat  sich  er- 
funden, dass  die  Türstin  etswas  valsches  mit  dem 
tuech  getriben  hat,  won  es  obnan  guet  ist  und  nidnan 
bös.'  1383,  Z  Ratsb.  ,Do  rett  die  junkfrow  und  sprach, 
si  gelopte  wol,  dass  es  [das  von  den  Kindern  herge- 
stellte Gewebe]  bös  wer,  won  das  werch  were  gar 
bös  und  könde  es  nit  besser.'  1395,  ebd.  .Man  soll 
nachgan  und  richten,  als  der  Wasserflu  dien  lüten 
siden  ze  kouffen  git  für  Bolyaner  siden  und  man  aber 
spricht,  es  si  nit  Bolyaner  side.  [Was  eine  Frau  von 
Wasserflu  erhielt]  das  was  grosse  unreine  side.  Do 
klagt  si  dem  Wasserflu,  ir  wer  bösi  side  worden.  Do 
sprach  er,  er  wölt  si  des  hie  nach  ergetzen.'  1400, 
ebd.  Von  Kleidern,  Wäsche  udgl.;  gew.  =  durch  star- 
ken Gebrauch  abgenutzt,  fadenscheinig,  blöde;  löchrig, 
zerrissen,  beschädigt,  allg.  ,Bös,  fragilis,  attritus,  de 
vestimentis  dicitur.'  Id.  B.  „Bösi  Chleider",  Schuck, 
Hose*,  Strumpf.  Beisi  Wor,  roba  cattiva  PAL  (Giord.). 
An  beise  Gang,  una  cattiva  piega.  ebd.  En  böser 
Sack.  Tue  's  bös  Zug  uf  d'  Site*,  das'-me*  's  cha"* 
büeze"  ZDättl.  Scherzh.  zu  einem  Kinde  beim  Ab- 
schied: Ie''  luss  (/'  Murin-  grüc;c*,  und  wenn  st  öppis 
Böses  hei,  so  soll  si  's  selber  büeze*  ZStall.  Mich  dftri'd 
g'ad  die  arme*  Litt  [im  Winter]  6»  schlechter  Chost 
iniil  busein  G'icand.  JMerz.    Jung  (auch  hiibschi)  lÄit 


und  bös  G'wand  findt  an  allen  Orten  A'hang.  mit 
zerrissenen  Kleidern  bleibt  man  überall  hängen  L. 
.Und  das  sei  dann  nicht,  dass  es  nichts  hätte;  Kleider 
hätte  es  mehr  als  manche  Bäurin,  13  gute  Hemden 
und  böse,  es  wisse  nicht  wie  viel.'  Gotth.  Wenn  d' 
Frau  d'  Wasch  hat,  so  hat  de"  Ma**  e*  scltsni  Frau 
und  e"  böses  Hembd.  Sprww.  1869.  Vil  Rutsche*  macht 
bös  Hose*,  häufige  (Berufs-,  Wohnungs-)Änderung  ist 
nicht  vom  Guten  ScHSt.  (Sulger);  ZBucli.  I"  böse* 
Hose*  si*,  stä*,  in  schlechtem  Zustande,  schlimmer 
Lage  sich  befinden  AaL.;  B;  dafür  i*  böse*  Schuehne" 
stä*  Th;  Z.  Vor  100  Jöre*  ist  eusi  Schleie  i*  böse* 
Hose*  g' Stande*.  Vna  Ei*s  vor  Allrnu*  muesst  mir 
losen,  süst  bist  du  z'  Hand  in  bösen  Hosen :  B'schlüss 
d'  Stalltür  nit,  ich  wollt  's  nit  han,  la  s'  wit  u*d  wagen 
offen  stän.  JJRomang.  ,Der  [der  Heirat  abgeneigte] 
Vater  konnte  weder  die  Minderjährigkeit  noch  die 
Unzurechnungsfähigkeit  gesetzlich  geltend  machen  und 
befand  sich  so  in  bösen  Hosen.'  B  Dorf  kai.  1807.  Da 
isch  's  (oder  das  ist)  wit  ume*  bös,  die  schadhafte 
Stelle  (an  einem  Kleidungsstück)  ist  von  bedenklichem 
Umfang;  dann  übh.:  da  stehts  sehr  bedenklieh,  z.B. 
in  ökonomischer  oder  moralischer  Hinsicht  Aa  ;  Th;  Z. 
Bus  ufbös  mache*  (blätze*  ZWthur),  schadhafte  Stellen 
mit  schadhaften  Flicken  ausbessern  Ap;  Bs;  ZWthur; 
vgl.  Matth.  9,  16.  Der  Vater  bacht  vorg'gesse's  Bröd 
ond  d'  Mueter  macht  bös  of  bös,  antwortet  in  der  Ap 
Volkssage  der  Knabe  auf  die  Frage  des  tyrannischen 
Vogts;  vgl.  Schwzd.  IV  2,  18.  ,Do  si  wolt  ir  blunder 
von  dem  hus  tragen,  do  hat  si  ein  bösen  rock  und 
sagspen  in  dem  sack.'  1390,  Z  Ratsb.  ,Alt  ludern  und 
bös  ding.'  1398,  ebd.;  dafür  nachher:  ,alte  schuoch 
und  lumpen.'  Der  Hexerei  verdächtig  sitzt  in  Solo- 
thurn  gefangen  Frau  Margret  von  Nüremberg  ,in 
einem  bösen  blawen  mantel.'  1482,  L.  ,9  böse  läder- 
küssy,  3bösse  gutschenküssy.'  1551,  AaB.  (Schlossin v.). 
,28  linlachen,  klein  und  gross,  guet  und  böss.'  1557, 
Z  Inv.  ,Ein  bös  sammetparett,  ein  bös  schwarz  par 
hosen,  ein  bös  schwarz  line  roekly.'  1561/2,  Inv.  (des 
HsSalat).  ,2  guete  und  böse  tischlachen,  7  neue,  dazu 
3  handzwechelen.'  1575,  Bs  Stadtb.  ,Verwicklen  das 
Gefess  wol  mit  Abweschlunipen  oder  mit  einem  bösen 
Sack.'  JRLanuenb.  1608.  ,Den  Bruch  die  grossen 
Herren  hendt:  wans  d'  ündertanen  versuochen  wend, 
so  legents  böse  Kleider  an,  damits  nit  kene  Jeder- 
man.'  Com.  Beati.  ,Du  armer,  blinder,  alter  Stock  in 
deinem  bösen  bletzten  Rock.'  Bs  Totentanz  1621. 
, Küssin,  gute  und  böse.'  1659,  SchwE.  , Nichts  Rechts 
kan  ihr  machen  der  Schneider,  hat  doch  nur  ein  böss 
Hembd,  faule  Kleider.'  Wahrs.  1675.  .Hembder  sind 
[den  jungen,  vornehm  tuenden  zürcherischen  Geist- 
lichen] nur  eine  Nebensache,  die  Hauptsache  ist  's 
Auswendig  —  wann  dann  schon  die  acht  Hembder 
binden  und  vornen  alt  und  bös  sind,  das  macht  nichts.' 
1779,  Z  Taschenb.  1881.  ,Barfuss,  d.  i.  mit  bösen 
Hosen,  Strumpf  und  Schuhen,  Reisende.'  Densler 
1817.  Vgl.  auch:  ,Uoli  Bösshes',  Familienname.  1576, 
Meinrausleg.  ;  s.  Bd  II  1678.  Von  allerlei  Geräten. 
En  böse''  Reche*,  z.  B.  mit  unvollständigen  Zähnen. 
E"  bösi  Wäg,  mit  einem  Konstruktionsfehler.  Bösi 
Fenster,  schlecht  schliessende,  morsche  ß;  Z.  E* 
bösi  Stande*,  eine  durchlässige  Tu;  Z.  ,Die  Kuh  sollte 
eine  neue  Halfter  haben  und  der  Melchkübel  sei  bös.' 
Gotth.  ,1  bösen  swinspiess.'  XV.,  BsWaldenburg. 
,Wier   hatten   besin   schlos   an  dregen    [Trögen],   ain 


1709 


Bas,  bes,  bis,  lins,  bus 


1710 


Schlüssel,  der  det  etwan  mengen  uff.'  HsStockar  1519. 
.[Die  armen  Eheleute]  ligend  nachts  in  bösen  betten.' 
N.Max.  1526.  ,Als  die  fändli  und  panner  in  bösen 
ghaltern  gelegen  und  also  in  abgang  gericht  [waren].' 
1543,  Z  Ratserk.  [Im  Vorkeller]  .bössi  fässli',  der 
Feuerpolizei  zuwider  mit  .eschen'  angefüllt.  XVI.,  Z 
Taschenb.  1879.  ,Ein  klein  möschi  kesseli  und  sunst 
ein  bös  kesseli.'  1561/2,  Ixv.  (des  HsSalat).  ,12  gute 
und  böse  tische.'  1575,  Bs  Stadtb.  .Beide  trottgeschirr, 
so  gar  bös  gesin,  gebunden.'  1577,  ZGrün.  Von 
Schiffen.  ,Si  haben  ein  beses  Schiff  gehabt  und  das- 
selbige  überladen.'  1652,  UwSa.  .Zwischen  den  Burg- 
ställen [an  und  im  Lowerzersee  haben]  vor  wenig 
Jahren  durch  ein  liederlichen  Zustand  eines  bösen 
Schiffs  geist-  und  weltliche  Personen  ein  Schiffbruch 
erlitten.'  JLCvs.  1661.  Von  Baulichkeiten.  E"  böses 
Hüs,  ein  haufälliges  Bs.  E"  höses  Tach;  s.  Sp.  1518. 
,Ein  Ordnung,  die  huser  in  der  stat  ze  besechen.  und 
weles  bös  sy,  daz  man  die  gehütet  und  ordnet  ze 
bessren.'  1441,  Aar.  Stadtr.  ,[Nur]  an  einer  muren 
haben  sy  etwo  wenig  bosz  huslin  abgebrochen.'  1475, 
Bs  Chr.  (Belagerung  Ton  Neuss).  , Dornach  hat  bös 
muren  und  schwach  werinen.'  Ansh.  .Unser  gotzhus 
Engelberg  [hat]  ein  alt  bös  hus  zu  Lucern  gehan  by 
der  cappel  und  die  closterfrowen  noch  ein  bösres 
daran.'  1538,  UwSa.  .Unser  bachmeister  soll  muren, 
so  bresthaft,  bös  und  buwfellig  sind,  unseren  buw- 
herren  anzeigen.'  1539,  B.  Die  Baumeister  werden 
beauftragt,  ,von  wegen  der  bösen  hüseren,  so  allent- 
halben in  der  statt  sind',  zu  ratschlagen.  1555,  ZStdt. 
,Die  zwölf  sollend  zue  herbstzyt  die  öfen  bschouwen, 
und  wo  sy  einen  bössen  findend,  den  heissen  machen.' 
1576,  ZHöngg.  E*  bosi  Sträss,  eine  schlecht  unter- 
haltene Bs;  Th;  Z.  .Den  ist  kein  wäg  nit  zböss  nach 
zwyt.'  Bi'EF  1539.  ,Pertusa  compita,  straassen  Ton 
häftigem  hin  und  wider  wandlen  schier  gar  verschlissen 
und  böss.'  Fris.  ,Böse,  ruche,  zum  Faren  unkomm- 
liche  Strassen.'  Z  Mand.  1707.  ,Es  sol  ein  Weibel 
mit  Denen,  so  ime  zugegeben  werdend,  die  Faden 
[Zäune]  beschauwen  und  die  bösen  leiden.'  1671,  Z 
Schwam.  Von  Münzen,  ausser  Kurs  gesetzt,  verrufen; 
Gegs.  ,guet  und  gäng'  (s.  Bd  II  583).  .Abgängen  in 
böser  münz  und  gülden  diss  jare  38  pfd  2  ja.'  1456/7, 
Bs.  ,Uff  die  zitt  schank  ich  3  fueder  win  us  in  3  dagen 
und  lüst  vil  hyes  gelt,  und  beschis  man  mich  heftig, 
und  kond  nüt  mit  lieb  inbringen  von  lütten  und  von 
drinkstuben.'  1525,  HsStockar.  Aus  der  Geleitbüchse 
von  AaB.  10  gute  dicke  Plaparte,  4  ,böse'  Plaparte 
[usw.],  1527,  Absch.  ,Dann  han  ich  Peter  Kor  dem 
goldschmid  geben  umb  alles,  so  er  niGnH.  gemachet 
hat,  es  sy  an  löufferbüchsen  und  baren  ze  giessen 
zum  muosshafen  mitsampt  den  broben,  so  er  tan  umb 
der  bösen  münz,  43  pfd  3  ß  10  d.'  1559,  B  Staatsrechn. 
S.  noch  fül  (Bd  I  787),  Beheimsch  (Sp.  1093),  Pfenning. 
.Pondus  malum,  ein  falsch  oder  böss  gewicht,  übel 
gewägen  und  nit  schwär  genuog.'  Fris.;  Mal.  — 
f)  von  Handlungen,  Fähigkeiten  und  andern  Verhält- 
nissen. En  böse"  Gang  ha*,  hinken  Z.  .Aeger  pedibus, 
nit  wol  ze  fuoss,  der  ein  bösen  gang  hat.'  Fris.  ,[Der 
Vogel]  Chlorion  ist  ganz  artig  zuo  allen  dingen,  er 
hat  aber  einen  hösen  [mühsamen]  flug.'  Vogelb.  1557. 
E*  bosi  Hand,  eine  schlechte  Handschrift  Bs.  ,Ein 
böse  gedächtnuss',  ein  schwaches  G.  Zwixgli.  .Diewyl 
sich  ouch  finden  lasst,  das  mit  den  kilehengüeteren 
und  almuosen  der  armen  übel  hus  gehalten,  böss  und 


an  etlichen  enden  gar  kein  rechnung  genommen  noch 
gegeben  wirdt.'  Z  Mand.  1530.  ,Der  böst  kouf,  der 
an  vorteilhafteste;  s.  Anm.  zu  Isen-Grind  (Bd  II  765). 
,So  der  Schuldner  kein  farendi  pfandt,  aber  ligent 
guot  hat,  sol  einer  den  schätz  [Pfandschätzung]  nemen 
nit  zum  besten  und  nit  zum  husten.'  um  1530,  Obw. 
Von  Schuldforderungen;  s.  guet  (Bd  II  538).  —  g)  in 
einigen  sprw.  RAA.,  z.  T.  aufs  moralische  Gebiet  an- 
gewendet. Das  ist  en  böser  Chrüzer,  wo  en  Guldi" 
schadt  ScHSt.  ,Man  sagt  gemeiniklich  :  das  ist  ein 
bösser  pfennig,  der  ein  gülden  schadet.'  LLav.  1584. 
Es  ist  en  böser  Brunne",  wo  wie"  Wasser  dri"  träge" 
mites'  ScaSt.  (Sulger).  's  ist  e*  bösi  Henne",  wo  d' 
Eier  vertreit.  ebd.  ,Das  ist  eine  böse  Katz,  die  ihr 
selbst  nicht  mausen  mag.'  Mey.,  Hort.  1692.  ,'s  best 
wird  allzyt  der  hosten  sauw.'  Grob  1599.  ,Der  hosten 
Sau  wird  oft  die  beste  Eichel,  fortuna  non  semper  ad 
meliores  pervenit;  quo  quis  ncquior,  hoc  fortunatior, 
fortuna  fovet  ignavos.'  Hosp.  1683.  ,Der  vogel  bös, 
ist  bös  syn  ei  [xaxoü  xöpaxog  xaxöv  q>4v].'  HvRüte 
1546.  ,Solt  es  dann  ein  Wunder  sein,  wann  die  Jun- 
gen von  den  Alten  mausen  lernen,  ein  böser  Rab  ein 
böses  Ei.  ein  Scorpion  gebiert?'  AKlingl.  Gn.  ,Wer 
mit  bösen  Vöglen  Beuget,  der  wird  mit  inen  gefangen.' 
FYVyss  1673.  Von  faulem  Baum  kombt  bösse  Frucht.' 
1665,  ZSth.  —  h)  adv.  Wer  's  nie  Ms  macht,  der 
macht  's  nie  guet  LReiden.  Bös  lese",  mangelhaft  Bs. 
,Ein  alter  Bauer,  der  ziemlich  bös  las.'  B  Dorfkai. 
1859.  ,Die  Krämerstochter  tat  Nichts  in  der  Haus- 
haltung und  auf  dem  Felde,  sondern  wartete  den 
Laden  ab  und  tat  auf  der  Bank  vor  demselben,  als 
ob  sie  nähe  oder  lisme,  was  sie  leider  bös  genug 
konnte.'  Gotth.  .Deterius  scripta,  übeler  oder  böser 
geschriben.'  Fris.  .Der  Teufel  Eigennutz  redt  böss 
tatsch',  Bühnenanweisung.  Joh.Mahl.  1674.  .Barbarus, 
der  böss  latein  redt.'  Denzl.  1716.  Nud  bös,  nicht 
übel,  tüchtig  Z.  Si  händ-e"  nüd  bös  ergütschet.  — 
2.  moralisch  schlecht,  übel.  Der  Alls  hed  g'gcsse"  mit 
den  Wtber  's  bese"  Lebi's  PA1.  (Übers,  von  Lukas 
XV  30).  Gucti  Triw  empföhd  beise"  Low  PAL  (Giord.). 
,Du  muost  ein  bösen  eid  [Meineid]  darumb  tuon  und 
bist  ouch  hös  gnuog,  dass  du  ein  bösen  eid  darumb 
tuost.'  XIV.,  Z  Ratsb.  ,Die  underkoufer  sollent  ouch 
dheinen  bösen  koufe  machen  noch  darzuo  reden,  daz 
yemand  verkoufe,  daz  nit  vorhanden  sye.'  1409,  Bs  Rq. 
.[Einer]  rett,  der  Meis  war  ein  rechter  schelm,  und 
hat  die  bösen  wort  mer  denn  einest  gerett.'  1415,  Z 
Ratsb.  , Einung  um  die  acht  bösen  wort',  nämlich 
,mörder,  kätzer,  meineid,  dieb,  bösswicht,  du  lügst 
oder  [wenn  Einer]  ein  hiesse  sin  muoter  ghyen.' 
1450/1544,  Scaw  LB.  ,Es  werint  bös  lüt  im  rat,  die 
bös  rechnung  habint  gen.'  1491,  G  Verhör.  Ein  solo- 
thurnischer  Untertan  entweicht  wegen  ,bösen  lümb- 
den.'  1498,  LRSchmidlin  1895.  ,Vor  allen  dingen  Gott 
zuo  lob,  der  heiligen  cristenheit  zuo  eren  und  durch 
willen  der  billichheit,  so  sind  all  böss  schwur  ver- 
hörten bi  eim  pfund  wachs.'  1503,  Bs  Rq.  , Alles,  so 
nit  von  Gott  kommt,  bös  ist.'  Zwingli.  ,Ir  zwingend 
d'  lüt  mit  dem  ban,  dass  man  bös  muess  für  guet 
han.'  UEckst.  1525,  Klag.  ,Wee  dem,  der  unrecht- 
fertig böss  guot  begirlich  in  sein  haus  raspet.'  1530, 
Habak.  .Wurdend  ouch  [1489  in  Zürich]  die  und 
ander  bös  reden  [auf  Waldmann]  mit  böserer  Ver- 
böserung dem  gmeinen  man  hart  ingebildet.'  Ansh. 
,Böse  zuored,   maledictio.     Böse  ding  von  eim  sagen, 


1711 


Bas.  bes,  bis,  bos,  bus 


1712 


eira  übel  zuoredcn,  sinistris  sermonibus  carpere  ali- 
quem.  Ein  böss  geschrei  oder  böser  lümbden,  fania 
adversa.  In  einem  bösen  gesclirei  sein  oder  ein  bösen 
lümbden  haben,  rumore  adverso  esse,  male  audire.' 
Mal.  ,Die  Herren  [in  der  Burg  Falkenstein]  fieng 
man,  aber  ihre  Diener  wurden  vor  dem  Schloss  ent- 
hauptet, nach  dem  alten  Sprüchworte:  Böser  Dienst, 
böser  Lohn.'  Wurstisen  1580.  —  Subst.  's  Bös  a)  das 
sittlich  Schlechte.  We""-mer  Alls  i"  eim  Schnitz  e'weg 
list,  so  chunnd  Eim  g'wüss  nud  Böses  debl  z'  Sinn, 
mit  Bez.  auf  gelegentliche  Derbheiten.  .IRoos  1892, 
Vorw.  Mer  hei"  öppe"  mit  Bös  mit  enangere*  g'redt, 
entgegnet  Meyeli  dem  anscheinend  eifersüchtigen  Ja- 
kobli.  Gotth.  ,Es  macht  ein  böses  regiment,  wo  man 
das  bös  für  guot  erkennt.'  JBinder  1535;  vgl.:  , Böses 
siechs  regiment,  segrota  respublica.'  Mal.  ,Dare  malum, 
malum  objicere,  etwas  böss  tuon.'  Fris.  ;  Mal.  — 
ß)  d's  Böia,  s.  v.  a.  der  Bös  (s.  II  3  c)  W.  Es  soll 
mich  d's  B.  holw.  Das  ist  nit  nalirlichs,  da  het-mer 
d's  B.  g'holfW  uberhar  trägw  [die  schwere  Last  ge- 
stohlener Äpfel].  W  Sagen  (Stalden).  —  3.  durch 
schlechte,  ungünstige  (phys.  oder  moral.)  Beschaffen- 
heit Schaden  drohend  oder  wirkend,  arg,  schlimm,  ge- 
fährlich, unangenehm,  a)  von  allerlei  Dingen.  E" 
böses  Buech,  ein  schädliches.  E"  bösi  Stege",  Brugg. 
Das  ist  c"  böser  Häuf,  sagt  eine  Mutter,  wenn  sie 
eine  arg  zerrissene,  schon  oft  geflickte  Knabenhose 
ausbessern,  der  Arzt,  wenn  er  einen  unheilbaren  Kran- 
ken behandeln  soll  L;  s.  Bd  II 1438.  Vgl.  auch  Charten 
(Bd  III  488),  Batzen,  Brief,  Pfenning.  Mit  spec.  Bez. 
auf  Geschmacks-  oder  Geruchsemptindung.  So  sagt 
man  von  Getränken,  Speisen,  die  man  gekostet  hat, 
sie  seien  nit  bös,  schmecken  nicht  übel  B;  Tu.  Vgl.: 
e"  böses  Trinke",  ein  unangenehmes  Bs;  Tu.  ,Iss 
lustig,  lieber  Bruder  mein;  ich  mein,  der  Fisch  werd 
nit  bös  sein,  meinsteils  fürwar  gut  dunkt  er  mich.' 
GGottu.  1619.  .Tue  Imper  und  Salz  daran,  [die  Stock- 
fische] sind  nit  böss.'  XVIII.,  Z  Kochb.  Bildl.:  ,Er 
[sei]  allein  darumb,  dass  es  ein  bös  kraut  sei,  ge- 
sinnet, kein  weib  zu  nemmen.'  Joii.Wetzel  1583;  in 
anderm  Sinne  Bd  III  886.  Von  der  Empfindung  selbst. 
E"  böser  G'schmack,  ein  widerwärtiger  Geruch  Bs;  Th. 
Beiser  Gust,  cattivo  gusto  PA1.  (Giord.).  ,Die  Materi 
empfahet  einen  bösen,  unliebsamen  Geruch.'  JRLan- 
denb.  1608.  ,Dass  nicht  etwan  durch  böss  Gestank  der 
Luft  verderbt  wurde,  sind  die  todten  Cörper  verbrennt 
worden.'  FSprecher  1672.  S.noch  gräuicelen(BAJl8'33). 
Bemerkenswert:  (en)  böse"  Wi"  (oder  es  böses  Trank) 
trinke",  durch  den  Weingenuss  in  gereizte,  zanksüchtige 
Stimmung  zu  geraten  pflegen  Aa;  Bs;  B;  F;  Gl;  S;  Th; 
Z.  Auch  mit  Bez.  auf  den  einzelnen  Fall:  Er  hat  hiit 
(en)  böse"  Wl"  'trunke".  —  b)  spec.  von  Dingen  und 
Zuständen  der  umgebenden  Natur.  En  böse''  Weg,  ein 
schlimmer,  gefährlicher.  D's  bö*  Ort,  wa  Christe"  mid 
schi"er  Vrönegg  üf  [aufgestiegen]  ist.  MKüoni  (Gr 
Schiers).  ,Vom  Veltlin  hinauf  hat  es  böse  Tritt  und 
Fussstapfen  durch  Platten  und  Felsen,  die  aber  also 
zugericht  sind,  dass  man  mit  Reit-  und  Saumrossen 
durchkommen  kann.'  Gdler  1625.  ,Ritten  zu  dem  berg 
Karandana  und  zu  aim  guoten  brunnen  und  über  das 
bes  gebirg  und  wildina.'  HsStockar  1519.  ,Jugum 
asperum,  ein  raucher  und  böser  berg.'  Fris.;  Mal. 
En  böser  Winter,  ein  strenger,  grimmer.  Bös  Wetter, 
schlimme  Witterung.  ,Sie  wollen  nicht  reisen,  es 
macht  ihnen  zu  bös  Wetter.'  Gotth.     's  stät  e"  böses 


Wetter  am  Himmel,  ein  gefährliches  Unwetter.  ,Wir 
habend  bös  wätter  gehabt,  böse  wind  oder  gegenwind, 
tempestate  adversa  usi  sumus.'  Mal.  ,Gär  nass  und 
böses  wetter.'  1596,  Ardüser.  ,Es  war  in  allen  dryen 
herbstmonaten  nie  kein  kalter  oder  böser  tag  gewesen.' 
1599,  ebd.  ,Den  9.  Mai  kam  ein  böss  Hägeli  von 
Kelte;  tat  den  Raben  wee.'  1661,  Bauernciir.  S.  noch 
Burgunder  (Sp.  1588).  En  böse  Luft,  Wind,  ein 
schädlicher,  spec.  (nach  dem  Volksglauben)  als  Krank- 
heitserreger Aa;  B;  S;  Tn;  Z,  Zugluft  Aa  ;  Bs;  B. 
Vgl.  Luft  (Bd  III  1158),  Wind.  In-e"  böse"  Wind 
cho",  sich  erkälten.  Si  ist  in-e"  böse"  Luft  cho", 
heisst  es  z.B.  von  einer  Kuh  mit  entzündetem  Euter  B. 
,Wie  man  in  einen  bösen  Luft  kommen  könne,  man 
geschwollen  werde  über  und  über,  dass  man  die  Augen 
nicht  mehr  sehe,  so  müsste  auch  an  sie  ein  böser 
Luft  gekommen  sein,  aber  an  ihre  Seelen,  dass  sie 
einander  selbst  nicht  mehr  kennten,  und  seien  sie  doch 
Mann  und  Frau.'  Gotth.  , Böser  und  ungesunder  luft, 
malitia  coeli.'  Mal.  —  c)  von  Zuständen  oder  Eigen- 
schaften des  menschlichen  Körpers,  a)  e"  bösi  Hund, 
en  boser  Finger,  e"  böses  Bei",  mit  einer  Wunde,  Ent- 
zündung, einem  Geschwür  behaftet.  Bösi  Auge",  ent- 
zündete, triefende.  E"  böses  Mül,  aufgeschwollene 
oder  mit  Schorf  bedeckte  Lippen  ;  s.  noch  in-machen 
(Sp.  43).  En  böse''  Chopf,  ein  grindiger.  ,Fast  Alle 
hatten  böse  Köpfe,  worüber  der  Fried  und  das  Bäbi 
[die  Eltern]  als  über  ein  Zeichen  ausnehmender  Ge- 
sundheit ihrer  Kinder  eine  herzliche  Freude  em- 
pfanden; die  guten  Leute  wussten  nicht,  dass  böse 
Köpfe  nur  desshalb  für  gesund  gehalten  werden,  weil 
der  giftige  Krankheitsstoff  irgendwo  einen  Ausweg 
findet,  statt  innerlich  zu  rumoren.'  Breitenst.  ,Nur 
schade  ist  es  gewesen,  dass  Jakobli  zuweilen  etwas 
Böses  [an  seinem  Köpflein]  hatte,  bald  böse  Augen, 
bald  eine  böse  Nase,  bald  böse  Ohren,  kurz  mit  etwas 
Bösem  kam  er  selten  aus.'  Gotth.  ,Arzat  mit  den 
bösen  ougen  het  gesworn  und  geseit.'  1393,  Z  Ratsb. 
,Der  byschoff  von  Losan  hat  ein  guety  zyt  vast  ein 
bösen  Schenkel  und  vil  grosses  schmerzen  davon  ge- 
hept.'  1488,  UwSachs.  ,Für  böse  fule  melancolische 
negel  an  fingeren  und  an  zechen  ab  zuo  ledigen,  das 
abfallent  und  guot  wachsent.'  ZGArzneib.  1588.  , Heilet 
bösse  brästende  schinbein  und  andere  brästen  mer.' 
ebd.  ,Lig  uff  dem  guoten  or  biss  zuo  mitternacht, 
darnach  lige  uff  das  böss  or,  lige  ouch  also  biss  zuo 
tag.'  ebd.  , Nicht  gesunde,  sonder  böse  Schenkel.' 
1616,  Mise.  Tig.  ,üie  alte  Base,  welche  ein  böses 
Bein  hatte,  musste  bei  uns  beiden  Kindern  gaumen.' 
1766,  Th.  S.  noch  Grind  (Bd  II  759).  —  ß)  ,Alle 
gemeine  ougenbrästen  küment  gmeinlich  vom  hirni 
und  houpt,  von  viler  böser  füechtigkeit,  auch  von 
einem  fulen  magen  und  böser  läber,  so  in  das  houpt 
rüchent.'  Zu  Arzneib.  1588.  S.  noch  Bluet,  Wasser. 
—  f)  e"  böses  Hai;  Hörli,  Wimperhaar,  das  sich  nach 
dem  Augapfel  zu  krümmt  und  einen  entzündlichen 
Reiz  auf  denselben  ausübt  Ap;  Zu.  Syn.  uilds  Hörli. 
Anders:  bösi  Hat;  Wimperhaare  mit  kranken  Wurzeln, 
die  kleine  Entzündungen  verursachen  B.  —  8)  's  bös 
Öderli,  der  leicht  reizbare  und  sehr  empfindliche  Ell- 
bogennerv ArK.,  31.,  Stein.  Syn.  Narren-Beinli  (Sp. 
1302).  Em  a"  's  bös  Öderli  ane"  cho",  auch  bildl., 
dessen  empfindliche  Stelle  berühren,  ebd.  —  e)  e" 
böses  Mül,  ein  Lästermaul;  auch  in  persönl.  Sinne. 
,Ein  lästerliche  böss  maul,  das  yedormann   übel  redt, 


1713 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1714 


improbum  os.'  Mai..  ,Es  machend  etwan  auch  der  sönen 
weiber  oder  andere  böse  menler  vil  Unwillens.'  LLav. 
1582.  Eim  c(s)  bös(es)  Mül  a'henke*  (B;  Tu),  d's  bus 
Mül  darha*  (B);  s.  Bd  II  1460.    Er  tuet,  wie  wenn-er 

ka*  hb.*  öderli  in -cm  hett,  stellt  sich  gutmütig  Th. 
E"  böse*  Grind,  Ghopf  ha*,  sehr  eigensinnig  sein  11. 
,Lisebethli  hatte  einen  bösen  Kopf,  Hess  sieh  nicht 
viel  sagen  und  begehrte  auf  wie  ein  Rohrspatz.'  Gottb. 

—  £)  von  den  Augen,  Gesichtszügen,  als  Ausdruck 
zorniger  Erregung,  strenger  Gemütsart;  vgl.  II  4. 
Bösi  Auge*,  e*  bös(es)  G-'sicht  mache*.    Bös  drr"  luege*. 

—  d)  von  andern  Zuständen,  Verhältnissen,  Hand- 
lungen. BÖsi  Zlte*.  ,Ir  werdend  nümmen  stolz  haryn 
treten,  denn  das  wirt  ein  aller  böste  oder  rucheste 
zvt.'  Zwingli.  ,ln  zeit  böser  lauften.'  1578,  JGöldi 
lv'.'7.  Er  hiit  e*  böses  Alter,  ein  beschwerliches,  en 
böse*  Winter,  der  Winter  bringt  ihm  viele  Unannehm- 
lichkeiten, Krankheit  udgl.  ,Böser  Lebtig,  vita  aerum- 
nosa.'  Id.  B.  Er  het  e"  bösi  Lebtig  [ein  schlimmes 
Leben]  bl-n-im  g'ha"  B.  En  böse''  Handel;  e"  bösi 
G'schicht,  Saeh.  .Eine  böse  sach  haben,  die  wenig 
gunsts  hat,  causa  laborare.  Die  sach  kan  nit  böser 
werden,  dann  sy  gerad  yetz  ist,  peiore  res  loco  non 
potest  esse  quam  in  quo  nunc  sita  est.'  Mai,.  ,Die 
Seufzen  armer  notleidender  Leuten  werden  gewüss  als 
himmeltringend  von  Gott  erhört  und  allen  denen  eine 
böse  Sach  machen,  die  daran  Ursach  sind.'  PWtss 
1672.  .Colligere  invidiara,  ein  bösen  gunst  überkom- 
men.' Fris.;  s.  auch  Bd  II  377.  E*  böses  Zeiche*. 
,Ein  böss  zeichen,  ein  anzeigung  etwas  unfals  oder 
böses,  signa  atra.'  Mal.  Der  ,böse  Bund'  von  1352; 
s.  Absch.  VII  2,  170.  Die  ,böse  Fastnacht',  das  Fast- 
nachtsturnier in  Basel  von  1376,  bei  dem  die  tur- 
nierenden Herren  von  den  Bürgern  vertrieben  wurden; 
vgl.  Wurstisen  1580,  189  ff.  Der  ,böse  Friden';  s.  Bd 
I  1276.  (Eim)  e*  böses  Recht  mache*,  ein  für  ihn  un- 
günstiges Präcedens  schaffen  ZO.,  S.  Du  muest-mer 
he*  b.  B.  mache*,  sagt  ein  Arbeiter  zu  einem  andern, 
der  um  geringem  Lohn  arbeiten  will.  ,Er  [der  Nach- 
bar] macht  Einem  immer  ein  böses  Recht,  indem  man 
Einem  alle  Augenblicke  sein  Beispiel  vorhält,  wie 
ordentlich  dieser  Mann  mit  Weib  und  Kind  lebe.' 
Stütz.  ,Ein  anderer  [als  Hiob]  wäre  vor  gericht  nicht 
erschinen,  hette  gesagt:  Ich  will  im  [dem  Dienst- 
boten] nit  so  vil  zuo  gefallen  tuon  oder  ich  will  mir 
und  anderen  herren  nit  ein  böss  recht  machen.'  LLav. 
1582.  ,Sollte  einer  über  diesen  gesetzten  Tax  handien, 
einem  anderen  dadurch  ein  böses  Recht  zu  machen, 
so  solle  er  in  die  Laad  2  fl.  20  ß  bezahlen.'  Z  Sattler- 
ordn.  1804.  Eim  bösfes)  Spil  mache",  Ungelegenheiten 
bereiten  B;  Z.  Eim  en  böse*  Markt  mache*;  s.  Sp.  411. 
.Hüet  dich,  dass  du  es  nit  mer  tüegest,  du  tuest  anders 
ein  bös  vart.'  1414,  Z  Ratsb.  .Also  haben  si  iren 
ufloff  gemacht,  haben  etlich  angenomen  und  sust  iren 
bösen  gwalt  und  muotwillen  getriben.'  1491,  G.  Bösi 
Ding  tue"  (mitesse*),  um  sich  aus  momentaner  öko- 
nomischer Bedrängniss  zu  helfen.  Nachteiliges  tun 
(müssen),  z.B.  Grundstücke  oder  Vieh  unter  dem  Werte 
verkaufen  oder  dadurch,  dass  die  eigenen  Guthaben 
nicht  eingehen,  gezwungen  werden,  Geld  aufzunehmen 
usw.  BHk.,  R.  .Insbesonders  [danke  ich  Gott],  dass 
mich  kein  Unglück  getroffen,  vor  besen  Schulden  bin 
behüetet  worden.'  1741,  Bs  Wirtsbuch.  ,Von  einem 
Übel-Täder,  dem  man  einen  bösen  Tod  antun  wolte.' 
Schimpfr.  1651.    S.  auch  Blick.  —  e)  vor  Subst.,  die 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


an  sich  etwas  Ungünstiges  bedeuten,  oft  lediglich  zur 
Steigerung  des  Begriffs.     E*  böses   Ung'fcll.     E"  bösi 
Chranket.  So  nam.  bei  Benennungen  bestimmter  Krank- 
heitszustände.    E*  bösi  Wunde".    ,Das  ist  gleich,  wie 
wenn  ein  Mädchen  einen  bösen  Beinbruch  hat;  heilen 
werde  es  wohl,    ansehen  werde  man  ihm  einstweilen 
nicht  viel,    aber  seilig  Ding  gäbten  halt  böse  Alter.' 
Gottu.     .Mischle  darunder  spangrfleni,    1  lod  minder 
oder  mer,  nach  dem  der  grind  böss  ist.'   Zr,  Arzneib. 
1588.    En  boser  Hueste",  e"  böses  Chopfive.    ,Für  böse 
iiüss  im  Hb.'  Zo  Arzneib.  1588.    .Alois  Künzli,  Soldat 
auf  Korsika,    starb   am  bösen  Fieber.'    1779,   JNater 
1898.    Vgl.  noch  Bluter,  Sucht,  Stich,  Vier-Teil,  Ding, 
We,   Wesen.   —    f)   präd.     Das   ist   (vil)   bös,    (sehr) 
schlimm.     ,Es  wäre  öppe"  bös,  wenn  man  einen  Jeden, 
den  man  angesehen  hat,  gleich  heiraten  müsste.'  Gotth. 
,Es  wäre  auch  nit  bös,   das   si   [die  Schüler]   etliche 
wort    und   schwäre    vers    uf  das    geschwindist   uszu- 
sprechen   gewönt   wurdend.'    F  Schulordn.  1577.     ,So 
uGnH.  inen  möchten  gefallen  lassen,  würde  nicht  böse 
sein,  wann  Hintersassen  wollen  angenommen  werden, 
dass  sie  zuvor  irer  Religion  halben  Bekenntniss  täten.' 
JJBkkit.  1623.   ,BÖs  für  Eine"  si",  nocere  alieui.  Es  ist 
bös  für  in,  ihiss  er  jung  ist,  adolescentia  ipsi  prseiudieio 
est.-    Id.  B.     ,Ye   lenger   ye   böser    werden,    in   peius 
ruere.'  Mal.    ,Es  werde  böser,  weder  es  noch  nie  ge- 
wesen.' Lindinner  1733.    ,Wo  er  oder  sini  Sün  etwas 
grett  band,  ist  dismal  inen  alles  für  und  bös  ghalten 
worden,   da  sis  doch  nit  bös  gmeint  band.'   1641,  Zg 
Tageb.     S.  auch  machen  (Sp.  29).  —  g)  adv.    Es  bös 
ha*  (in  B;  L;  S  auch  ohne  es),  in  schlimmen  Verhält- 
nissen leben,  darben  müssen;   bes.  auch  von  Dienst- 
boten, Angestellten:   strenge,  knapp  gehalten  werden 
Bs;  B;  L;  S;  Th;  Z;  8.-4.    's  ist-ere"  [der  armen  Frau] 
jo  guet  g' gange",   ''ass  si  hed   chönne*  sterbe";   si  hed 
irer  Lebtig  bös  g'nueg  g'ha*.  JRoos.    D'  Dienste*  hünd's 
bös  bi-n-em.   Er  het  bös  icie-n-e"  Hund:  schlecht  z' esse; 
vil  icerehe*  u*d  de""  noch  geng  g'schmult  sl"  B  (Zyro). 
S.  auch  bass  (Sp.  1653).    Bris  ha*  ob  Eim,  Übles  von 
ihm  reden,  ihn  verlästern  GoT.    Dere"  Wlber  han-ich 
miner  Lebtig   nie   möge*,    wo   all  ander   Lüt   durche*- 
g'schlage"  und  ob-ene*  bös  ka*  hend.   B  Dorfkai.  1890 
(GoT.).     Bös  dra",  bös  z'weg  si*,   schlimm  dran  sein, 
in  Bez.  auf  körperliches  Befinden,  ökonomische  Lage 
usw.;    verstärkt   bös  drin  si"   B.     Da  sieht's  bös  üs. 
Es  stät  bös  (mit-emj,  gät(-em)  bös.     Bös  a"cho",   a"- 
renne".  Eim  Öppis  bös  üslege";  auch  der  bös  Weg  ü.  B; 
vgl.  ver-cheren  5  (Bd  III  439).    Bös  schribe*,  schlimme 
Nachrichten  geben    Bs  (Seiler);  B.     Steigernder  Bed. 
sich  nähernd:  Bös  z' tue*  ha"  mit  Öppis,  z.B.  mit  einer 
Wunde,  die  nicht  heilen  will  B.     Im  Summer  het-er 
am  böste"  z'  tue"  mit  sim   [wunden]  Bei".     Als   stei- 
gerndes Adv. :    ,Ein  solcher  Seheidt   [Be-,  Entscheid] 
mich   böser  freidt   dan   alles  Geld  der  ganzen  Welt.' 
('um.  Beati.    (Nid)  bus,  (nicht)  arg,  sehr  GrD.  (Bühl.). 
In  ile"  Beine"  und  an  der  G'sicht  hed  's  uf  d'  Letsti 
ättes,    aber  nid    bösch,    g'lugget,   ist    die   Geschwulst 
etwas  zurückgegangen.  —  h)  subst.    a)  's  Bös  (in  Gr 
Tschapp. ;   S;  W  's  Bösr,   bzw.  's  Böig),    Krankheits- 
name.    1)  Krankheit  des  Viehs,    ,die  man   nicht   be- 
nennen   kann',    vom   Volk    für    eine   Wirkung   bösen 
Zaubers  gehalten  W.  —  2)  Milzbrand  des  Viehs  (nach 
Anderegg  1898.  409  Rauschbrand)  Gr;  GA.    ,Die  Bau- 
seuche, das  Böse,   der  Kot,   der  fliegende  Brand,   das 
laufende  Feuer   oder  das  Viertel,    wo  die  Kühe  Blut 

108 


1715 


Bas,  bes,  bis,  tos,  bus 


1716 


misten,  eine  eigentliche  Entzündungskrankheit,  der 
vorzüglich  junge  Kühe  ausgesetzt  sind.'  Alpina  1806. 
—  3)  Pestilenz  beim  Menschen.  .Innerhalb  24  Stun- 
den, nachdem  sy  [die  Kranken]  das  Bös  angestossen.' 
ZZoll.  Arzneib.  1710.  —  4)  's  Bösen  am  Mül,  bei 
Schweinen,  die  Mundfäule.  Wenn  e"  Sou  's  Bösen  am 
Mül  het,  so  sell-me'-ren  es  BiemH  vo"  de"  Mül-IAppen 
abhauen  und  i"  's  Chemi  hänke".  Wie  das  Riemli  ab- 
dorret, so  vergeit  auch  's  Böse.  Schild  (S).  —  5)  ,I>as 
böss  an  der  band,  für  den  ungenanten  oder  wurm.' 
Mal.  Syn.  's  bös  Tier.  —  ß)  der  Krankheitsstoff,  in 
der  RA.  '*•  Bös  mues'  use",  bei  Ausschlägen  oder  äusser- 
lichen  Geschwüren  angewendet,  oft  scherzh.  mit  be- 
absichtigter Zweideutigkeit  B;  Th;  Z.  —  y)  übh.  etwas 
Schlimmes,  Unangenehmes;  Nachteil,  Unheil.  So  in 
der  Verbindung  Guets  und  Bös(es).  I*h  ha"  eil  erlebt. 
Guets  und  Bös.  ,[Wer  ein  Erbe  annimmt]  soll  ohne 
einich  Mittel  und  Fürwort  Erb  heissen  und  syn,  Bös 
und  Guets  des  Erbvals  haben';  im  frz.  Text  .retirer 
le  bon  et  le  pire  de  l'heritage.'  XVII.,  F  Stadtb.  [Der 
Knecht  auf  dem  Heiniweg]  denkt  a*  nüd  Guets  und 
nüd  Böses,  als  ihm  plötzlich  ein  Geist  begegnet. 
Hausfrd  (ZHerrlib.).  We""-men  a"  nüt  Böses  denkt, 
formelhaft  =  ohne  dass  man  sich  dessen  versieht,  ganz 
unverhofft,  zunächst  mit  Bez.  auf  unangenehme  Zu- 
fälle; dann  aber  oft  scherzh.:  We*"-men  a"  nüt  Böses 
denkt,  chunnst  du  de'th'er,  zu  einem  Freunde.  Sich 
nüd  Bös  lo"  träume",  auf  nichts  Unangenehmes  gefasst 
sein  L.  ,Es  träumte  dem  N.  selber  vom  Bösen  wegen 
seiner  Antwort.'  HPest.  1783.  Es  würd-me  will's 
Gott  nüd  Bosch  [kein  Unfall]  zueg'stössen  sin  GrD. 
De"  G'storbne*  soll  nie"  nüt  Böses  näehrede".  ,Er 
bnaehtet  in  syns  brueders  hus  Pbilippi,  der  nit  bös 
nam  drus,  dann  er  vertrüwet  im  fast  wol.'  Aal  1549. 
S.  noch  Bahnen  (Sp.  1217).  Mit  Bös  muess-me"  's  Bös 
vertribe"  L  (Ineichen).  , Böses  leiden,  unfaal  und  Un- 
glück haben,  habere  malum.  Böses  beweisen,  mala 
inferre.'  Mal.  Der  Strit  hetti  g'hand  in  d's  Boschen 
übergü"  chönne"  GßPr.  (Kuoni).  D's  Böser  tue"  (gegen 
Kim),  bei  einem  Tausch,  einer  Teilung  das  schlech- 
tere Teil  erwählen,  zu  kurz  kommen  BHa.,  R.;  „LE.; 
d's  Böser  übercho"  BO.;  LE."  „D's  BÖst  mache'  geg 
Eim  B;  LE.",  Böst  mache"  B,  Verlust,  Schaden  leiden; 
Gegs.  Best  machen.  Ich  ha"  Böst  g'macht,  den  Kürzern 
gezogen.  ,Böst  mache"  an-ere"  Such,  perdere  in  em- 
ptione  rei.'  Id.  B.  ,Dasselb  uns  tröst,  er  hab  nun 
überkan  das  böst',  das  Schlimmste  erlitten.  JMdrer 
1567.  ,In  Sorgen,  die  Eidgenossen  würden  das  Böser 
haben',  den  Kürzern  ziehen.  RCvs.  ,Das  Böser  an 
die  Hand  nehmen';  s.  Hand  (Bd  II  1381).  S.  auch 
besser  (Sp.  1671).  Geschieh  (g'scheS,  g'schäch,  in  L 
auch  gab  's)  nütBösers!  Formel,  womit  man  ein  Miss- 
geschick zu  beschönigen,  sich  selbst  oder  Andere  dar- 
über zu  trösten  sucht  Bs;  B;  L;  Th;  Z;  auch  mit  dem 
scherzh.  Zusatz:  weder  Eier  im  (oder  in' n)  Anke"  L; 
Zg,  ueder  unzügeti  Anke'tünkli  Tu.  ,Ie  lenger  ich 
bettet  hab,  ie  bösers  ist  unser  sach  halb',  desto  schlim- 
mer ist  es  mit  unserm  Übel  geworden.  1531,  LHexen- 
prozessakten.  In  formelhaften  präp.  Verbindungen.  ,Z' 
Bösem,  ad  nocendum.'  Id.  B.  ,Das  bschicht  nit  z'  bö- 
sem, dass  ichs  meld,  dann  sy  [die  Feinde]  nit  mer 
sind  wiber  wert.'  JMürer  1559.  Eim  z'  Bösem  teelle", 
Einem  übel  wollen,  feind  sein  B.  .Wir  haben  dir  nicht 
z'  Bösem  wollen,  unglücklich  zu  machen  begehrten 
wir  dich  nicht.1  Gotth.    E$  göt  ,:'  Bösem,  gilt  in  wirk- 


licher Feindschaft  AALeer.  Eim  z'  Böst  lebe"  (Aa 
Wohl.),  Eim  z'  Böst  (AaFiL,  Leer.,  Wohl.),  z'  Bösist 
(AaWoIiI.),  's  Bös  (AaFh.)  mache",  Einem  zum  Scha- 
den handeln  oder  reden.  Eim  bim  en  Andere"  z'  Böst 
mache"  Z  (Spillm.).  Eim  z'  Böst  (AAKäst,  Kall.,  Leer.; 
Ar;  B;  Gl;  Gr;  L;  Tu;  UwE.;  Zg;  Z),  s* Bisist (Ndw), 
z'  Böi,  z'  Bei  (GRObS..  S.,  Scuolms,  Tschapp.,  V.;  W) 
rede"  ('s  Böst  rede"  AaFH.),  Einem  zum  Schaden  reden, 
ihn  verleumden.  Me"  muess  ante"  3Iensche"  nit  's  Bösl 
[1.  nid  z'  B. ?]  rede",  me"  uiässt  nid,  wo-men-en  noch 
bräche"  cha""  Scn.  Wenn  d'  zue-n-em  chöst,  red-mer 
doch  nünt  z'  Böst  Ap.  ,Es  machte  mich  böse,  dass 
hier  ein  Weib  mir  ins  Handwerk  pfuschen  wollte, 
und  ich  redete  dem  Meitschi  [das  ,auf  G'schaui'  kam] 
z'  Böst,  wie  ich  nur  konnte.'  Gotth.  ,Es  ist  deswegen 
wenig  Liebe  bei  Denjenigen,  welche  mit  bussfertigen 
Gefangenen  kein  Mitleid  haben  und  denselben  das 
Böst  reden.'  JMey.  1694.  Auch  mit  abh.  Satze:  ,Er 
hat  mir  z'  Böst  geredet,  ich  trage  gestohlenes  Gewand.' 
1877,  Z  Prozessakten.  Eim  z'  Böst  si",  auf  Jmdes 
Schaden  bedacht  sein.  .Ihr  wäret  sonst  eurer  Kinder 
Stütze  und  jetzt  redet  ihr  wider  sie;  warum  wollt 
ihr  uns  z' Böst  sein?'  Gotth.  , In  keim  Bösen',  nicht 
in  böswilliger  Absicht.  .Ich  bin  ein  frommer  biderb- 
man  und  hab  das  in  keim  bösen  gtan,  das  er  mir  zu 
einer  schalkheit  macht;  was  han  ich  von  sym  gböch 
undpracht?'  HBull.  1533.  , [Hab  ich  irgendwie  gegen 
deinen  Willen  gehandelt,  so  ists]  in  keinem  bösen 
bschehen.'  JBinder  1535.  ,Sy  [diese  Welt]  mag  uns 
haab  und  guot,  wyb  und  kind  und  (wenn  es  uffs  böst 
gadt)  den  lyb  neminen.'  RGualth.  1535.  , Lieber  fr  und 
und  trüwen  lantlüt!  wie  ir  sind  kon  zuosamen  hütt, 
im  hosten  sond  irs  nit  verston  ald  han  sunst  nit  kein 
argwon,  das  ich  uff  hütt  z'  ungschickter  zyt  han  bieten 
lan  bim  eid  üch  hüt.'  Ri-ef  1538.  ,Zum  hosten  aus- 
legen'; s.  ver-chcren  (Bd  III  439).  Bekümmer  du  dich 
nw  iniil  um  in,  mi's  Madleni;  z'  Böst  das'  ['s]  gäd, 
so  häd-er  sin  guots  Handwerk.  Göldi  1712.  —  4.  über- 
gehend in  den  Begriff  schwer,  schwierig.  E"  böses 
Mache";  s.  Sp.  35  o.  ,Die  Besteigung  des  Wetterhorus 
wurde  von  den  Führern  als  eine  der  bösesten  in  den 
Berner  Alpen  bezeichnet.'  Alpenwelt  1889.  Bösi  Side", 
böse1'  Fade",  e" böses  Wupp,  schwierig  zu  verarbeiten  Bs; 
B;  Z.  ,Böse''  Täber,  difficultates  insuperabiles.'  Id.  B. 
E"  bösi  Üfgab  B;  Th.  Üsen  hat  die  böst  Bolle":  er  mo" 
de''  Teil  si"  [spielen].  APletscher  (Sch).  Im  zu-eute" 
Jör  ha»-ich  de"  Kadi  chönne"  n'e";  das  ist  aber  es  bösers 
Buech  g'si"  a's  's  Name'büechli.  Aa  Schulmstr  1887. 
Vgl.  auch  bös-ding(s).  Präd.  ,Kein  Gscbrift  kompt 
mir  so  böss  für  d'  Hand,  die  ich  nit  kau  und  woll  ver- 
stand.' Com.  Beati.  Mit  ergänzendem  Inf.  's  ist  bös 
laufe",  z.  B.  bei  Glatteis  Tu;  Z.  Da  ist  bös  mache", 
rate",  helfe",  bös  zuc(z')cho"  [heranzukommen]  B;  L; 
Th;  Z.  Mit  Dem  ist  bös  Chriesi  esse".  Es  ist  im  bus 
n'  treffe",  z'  b' rei  ehe"  (B;  Th;  Z),  me"  cha""  's  im  bös 
treffe"  (Zu.),  es  ist  schwer,  es  ihm  recht  zu  machen. 
,Es  sei  bös,  durch  den  Wald  zu  fahren,  wenn  man 
nicht  recht  bekannt  sei.'  Gotth.  ,Und  ist  fast  ein 
ruch  lant  mit  vil  gelwer  blatten  und  fast  bös  zu 
reiten.'  HsScbÜrpf  1497.  .Es  tielend  auch  zu  Zürich 
vil  lüten  löcher  in  an  iren  leibern,  so  in  badstuben 
gewesen  und  geschrepfet  haten,  gar  böss  zu  arznen.' 
Val.Tschdih  1533.  ,Es  ist  sich  gar  böss  an  üch  /.' 
schryben.-  VBoltz  1551.  ,Verba  illuctantia,  schwäre 
wort,  die  büss  auszesprechen  siml.'    Fris.     .Blattern. 


1717 


Bas,  bes,  bis,  hos,  bus 


1718 


bös  zu  heilen.'  FW  in/,  1634.    ,  Weil  das  Vieh  auf  das 

Brachfeld  zum  Weiden  getrieben  wurde,  indem  mächtig 
vi I  Unkraut  darauf  wuchs,  ist  es  bös  pflügen  ge- 
wesen.' 1793.  Tu.  RAA. :  ,Es  ist  bos  stehlen,  wo  der 
Wirt  selbst  ein  Dieb  ist'  ScHSt.  (Sulger),  wo  Nüd 
isch  L  (Ineichen).  ,Die  alten  Vögel  sind  böss  rupfen.' 
Mb?.,  Hort.  1692.  Bös  ha",  sich  mit  schwerer  Arbeit 
abplagen,  sich  abrackern  B;  Lj  s.  3  h.  ,Sie  wüsste 
nicht,  für  wen  sie  bös  haben  sollte  bis  ins  Grab.' 
Gotth.  ,Der  Roggwyler  ist  gewohnt,  bös  z'  ha"  und 
gnueg  z'  tue"  und  Viele  würden  selbst  das  Bessere 
nicht  annehmen,  wenn  man  es  ihnen  auch  anbieten 
würde.'  Glur  1835.  S.  noch  haben  (Bd  II  873).  Bös 
han  über  den  Berg;  s.  Sp.  1551.  Mit  ergänzendem 
Infinitiv.  Er  hat  bos  Alle"  recht  z'  tue"  Z.  S.  noch 
chlepfen  (Bd  III  ii74).  Unpers. :  's  wird  bös  ha',  schwer 
halten  B.  ,Es  wird  bös  gehen,  ehe  er  euch  hört.' 
Gottb.  Er  het-ien  g'rad  bös,  kann  sich  kaum  ent- 
halten GrPi'.  Der  Graf  Buedolf  von  Habsburg  [der 
der  Stadt  Zürich  gegen  den  Raubritter  Leuthold  von 
Regensberg  beisteht]  het-ien  zwar  sus  mit  Stelen  au°* 
boi  g'han,  aber  er  hed  gedeicht,  ere"  riche"  Stadt  müess- 
me*  Attes  .'  G'fdllen  tuen,  vülicht  glück-es-»i'h  [bringe 
es  Glück].  GFient  1S98.  —  II.  von  Personen.  1.  mit 
Bez.  auf  ökonomische  Lage,  soziale  Stellung.  En 
böser  Pur;  s.  Sp.  1513.  Vgl.:  ,Sy  erstachent  [bei  Nä- 
fels]  uff  DC  man,  guot  und  bös  [vornehm  und  gering, 
Ritter  und  Fussknechte].'  1388,  Constanzer  Chr.  — 
2.  mit  Bez.  auf  Brauchbarkeit,  Tüchtigkeit.  En  böse'' 
Helfer,  der  mehr  hindert  oder  Schaden  anrichtet  als 
hilft  B;  Th;  Z.  , Man  gemeinlichen  seit,  das  enkeiner 
antwerklüte  si  so  vil  als  böser  arzate.  [Denn]  wan 
zwen  bi  enauder  sint.  under  den  zwein  man  schiere  vint, 
das  der  eine  ein  arzat  ist.'  Schachzabelb.  ,[Der  Abt 
von  Beinwil]  ist  och  ein  fast  bösser  Eignoss  und  rett 
üch  und  allen  Eignossen  übel.'  1499,  S.  ,[Es]  ist  die 
gmain  red:  je  nächer  Rom,  je  böser  Christen.'  Vad. ; 
auch  bei  JJMüll.  1673.  .Einer  solt  ein  Malenschloss 
an  einem  Stal  einbschliessen;  dass  kann  er  mit  keim 
Lieb  zubringen  und  sagt  druf  zu  im  selbs:  Ich  hett 
ein  bösen  Dieb  geben  ;  wann  ich  nit  kann  zubschliessen, 
wie  wolt  ich  erst  können  ufftun'?'  Schimpfr.  1651. 
.Nicht  vergebens  heisset  es:  je  besser  der  Spieler,  je 
böser  der  Christ.'  SHott.  1702.  —  3.  mit  Bez.  auf 
die  sittliche  Beschaffenheit.  Sie  sollen  das  Evangelium 
so  .harfür  tragen,  dass  guot  und  bös  wüssind,  welchen 
weg  man  zuo  Gott  komme.'  Zwingli.  ,Böss,  der  nit 
guot,  malus,  pravus,  perversus,  malignus,  nocens. 
Böst,  der  allerbest  under  allen,  pessimus.'  Mal.  Siehe 
auch  guet  (Bd  II  535).  Insbes.  a)  , böses  wib-,  sittlich 
anrüchige  Weibsperson,  gewerbsmässige  Dirne.  Das 
Kloster  Ötenbach  behält  sich  bei  einem  Hausverkaufe 
vor,  dass  darin  ,kein  gemein  noch  böse  wip  beliben 
sol.'  1306,  Z  Stadtb.  ,Den  mannen  ist  notdürftiger 
vil,  sich  ze  hüeten  vor  bösen  wiben  [als  den  Frauen 
vor  den  Männern].  Nieman  kan  gar  geschähen,  was 
schaden  ein  man  mag  empfan,  der  böser  wibe  gesel- 
schaft  wil  hau;  damite  si  verswechent  sich:  des  mag 
man  schouwen  tegelich  an  vil  mengem  die  warheit.' 
Schachzabelb.  S.  noch  Gast  (Bd  II  484),  hübsch  (ebd. 
965).  Häufig  als  (gerichtlich  eingeklagter)  Schimpf. 
,Ich  wil  [deiner  Tochter]  sagen,  dass  si  ein  bösi  ver- 
hiti  huorr  ist,  ein  usverhiti,  und  dass  vor  eim  jar 
was,  und  seifen  mir  das  min  winmer,  dass  si  ein  ze 
Altorf  in  einer  kripfen  lies  gehyen  . . .  und  din  man, 


der  tüsching,  ein  bös  man  und  du  bös  wip.  und  du  bist 
bös,  und  was  bi  dir  ist,  das  wird  bös  and  böser  dann 
ein  natrenswank.'  1386,  Z  Ratsb.  ,Es  klaget  Elsbeth, 
Gerungs  Berners  wib,  uff  Heini  (Jumpost,  dass  er  zuo 
ir  sprach,  si  wer  ein  böss  wib,  und  er  neme  nüt  alles 
das,  so  er  übersech,  dass  er  als  böss  wer,  als  si  wer.' 
1390,  ebd.  N.  habe  zu  ihr  gesagt,  ,si  wer  ein  bösi 
frouw  und  ein  bösi  lachnerin.'  1402,  ebd.  ,N.  hab 
gesprochen,  si  sig  ein  recht  bösi  und  ödi  frow.'  Blaspii. 
acc.  ,Du  bist  ein  recht  bös,  bös  wip.'  ebd.  ,Si  sie 
die  böste  frowe,  so  in  Lucern  sy,  und  der  rech  husten 
frowen  eine.'  ebd.  Weiteres  s.  ZfdA.  18,  405.  — 
b)  von  Mannspersonen.  Einer  klagt,  N.  habe  ,offen- 
lich  under  gemeiner  zunft  ougen'  zu  ihm  gesprochen, 
,er  wer  im  nüt  gnueg  guet,  dass  er  ab  im  ald  ab  ieman 
richti  und  wer  im  ze  bös,  dass  er  über  ieman  raten 
oder  erteilen  soll.'  1386,  Z  Ratsb.  ,Die  [angeklagten] 
kürsiner  knecht  redent  von  im  [dem  Kläger],  er  hab 
inen  ir  gelt  in  einer  ürten  underslagon,  und  wellent 
in  nu  für  bös  haben  [sie  haben  ihm  ,das  kürsenant- 
werch  verbotteir].-  1404,  ebd.  , Böser  blieb' s.  Sp.  927. 
929.  Vgl.  auch  Bös -Wicht.  —  c)  subst,  äe(r)  Bös, 
der  Teufel  Ap;  B;  „VO;"  Gr;  L;  Sch;  „S;"  Z,  wofür 
auch  der  bös  Geist  GrPi\  (Fient).  Der  Bös,  Gott 
b'hüet-is  (dervorj!  B;  Z.  Der  Bös  läd-em  he"  Rue, 
b' sunders  uf-enes  Fest  feines  der  hohen  kirchlichen 
Feste,  wo  nach  dem  Volksglauben  der  Teufel  bes. 
tätig  ist]  ZZoll.  Es  isch  grad  der  Bosch  ime",  er  hat 
den  Teufel  im  Leibe  Gr.  Es  g'heit  s'  gar  verfluecht, 
wenn  s'  Oppis  g'hori'd  com  Zwingli;  de"  Bös  nimd 
s'  schier.  Wolf,  Rel.  Gespr.  ,Auf  ein  Ämtlein  plangen 
wie  der  Böse  auf  eine  Seele.'  Sch  Pilger  1896.  ,So 
sie  ira  der  böss  in  dem  holz  zuo  vilmalen  erschinen 
und  nun  zweimal  in  menschen  gestalt,  sust  sie  eralwcg 
in  rappen  gestalt  um  si  geflogen.'  1522,  Ansh.  ,Der 
böss  wirt  für  den  teufel  genommen.'  Mal.  ,I)er  Boss 
sei  im  [trotz  fleissigen  Betens]  einist  als  änderst  in 
d'  Schue  kommen,  und  er  könn  in  nit  mer  draus  trei- 
ben', antwortet  Einer  auf  die  Frage,  warum  er  ,so 
böse'  Schuhe  trage.  Schimpfr.  1651.  ,Der  Bös,  sagen 
wir,  Gott  behüt  uns.'  JJUlr.  1727.  In  Personen- 
namen: .Eberli  Biss-den-Bösen  von  Winterthur.'  1395, 
Z  Ratsb.;  vgl.  Tübel-Beiss  (Sp.  1680).  ,Die  Bösen', 
die  bösen  Geister.  ,Hauw  drei  Stüden  ah  von  Vuder- 
Räben  in  aller  Bösen  Namen.'  BSi.  Arzneib.  —  4.  mit 
Bez.  auf  Gemüt  und  Charakter,  a)  von  bleibender 
Eigenschaft,  a)  zum  Schaden  geneigt,  übelwollend, 
feindlich.  En  boser  Nachher;  s.  Sp.  1518.  Bös  L&t 
ha',  Feinde,  Neider  haben.  Er  hat  ken  böse"  Mensch 
g'ha",  von  einem  Verstorbenen.  Spec. :  ,Bösi  Lüt,  in- 
cantatores.  Das  chunnt  vo"  böse"  Lüte"  her,  venefieiis 
et  incantationibus  factum  est.'  Id.  B.  D's  besch  Voleh 
=  Nacht-Volch  (Bd  I  804)  W.  Er  ist  unner  d's  b.  V. 
chon,  heisst  es  von  Hirten  oder  Bergleuten,  die,  nach- 
dem sie  an  gewissen  Schluchten  oder  Grähen  vorüber- 
gegangen sind  oder  dort  geruht  haben,  plötzlich 
Schmerzen  an  Füssen,  Beinen,  Armen,  Händen,  Augen 
oder  Ohren  fühlen  oder  vom  Fieberfrost  geschüttelt 
werden.  Die  daraus  sich  entwickelnden  Krankheiten 
seien  schwer  zu  heilen  W.  Der  bösi  Christ  hat  im  Spiel 
die  Andern  zu  fangen,  die  sich  ihm  unter  dem  Ruf: 
Flieht,  flieht,  der  bösi  Christ  chunnt !  zu  entziehen 
suchen  LE.  S.  auch  Christ  (Bd  III  868).  —  ß)  hart, 
streng,  unbarmherzig.  En  bÖser  Ma",  Vater,  Lerer, 
Meister;   e"  bösi  Stüfmueter.     Der  Vater   ist   bös   mit 


171!» 


Bas,  bes.  bis,  bös,  bus 


172ü 


de"  Ghinde:  Der  Uns  Ma*"  =  Böli-Mann  (Sp.  271)  Bs 
(Seiler),  's  ist  en  böse''  Ma"  dusse",  es  geht  ein  kalter 
Wind  draussen,  zu  Kindern  AaF.,  Ke.;  ZO. ;  s.  auch 
Sp.  240.  ,A11  dry  schluogen  in,  dass  er  wund  wart. 
in  sin  houpt  und  hatten  in  hert,  darüber  dass  er  nu- 
went  sprach:  ich  wölt  all  bös  herren  gessen  hau.' 
1383,  Z  Eatsb.  —  f)  leicht  reizbar,  bösartig.  Nimm- 
dieh  in  Acht  vor  Dem,  das  ist  en  böse*  Kärli!  Von 
Tieren.  En  böser  Hund,  Muni,  es  böses  Boss.  Bösi 
Hund  händ  e"  verzüset  Fell  SchSL  (Sulger).  De"  böse" 
Hunde"  mues'-me"  Brot  vorwerfe"  TiiMüllh.;  Z.  Von 
weiblichen  Personen.  Die  böse"  Wiber  händ  alliuil 
schöns  Wetter  zur  Wasch  Z.    Me"  hct-tner  so  mängisi 


(/'seit,    i'h   überchömm   e"ke"    Ma"", 


sig   z'  b'rings 


der  für  u"a  z'  bös   u"d  z'  bleichs.   Gotth.     Ich  han   es 
Meitelti,  das  ist  denn  o"ch  firüs  es  güets,  aber  mächtig 
es  bess,   fleissig  und  geschickt  zur  Arbeit,    aber   bös- 
artig BHa.    Hieher  auch  die  scherzh.  Antwort  auf  die 
Frage  nach  Jemandes  Befinden:  (Er  ist,  ieh  bi")  no°h 
alliuil  (bzw.  gäng)  g'sund  und  bös  B;  Tn;  Z.    Aber  jitz 
säget:  wie  geit  's?  Sit-der  gäng  noch  g'sund  u"d  bös?  B. 
Von  Kindern  1)  ungehorsam,  eigensinnig,  boshaft.  En 
böser  Bueb.  —  2)  spec.  von  Wickelkindern,  reizbar,  ner- 
vös, unruhig,  in  einem  fort  schreiend  AALeer. ;  Bs;  B; 
Th;  Z.    Die  böse"  Chind  ic'erde'd  nüd  feiss  Z.  —  8)  in 
mildenn  Sinne,  zu  Schelmenstreichen  geneigt,  schalk- 
haft, neckisch  BO.;  Th.  —  b)   von   vorübergehendem 
Zustand,  gereizt,  erzürnt,  aufgebracht.   Es  ist  e"  chlini 
Welt  bös,  wenn  du  bös  bist,  zu  schmollenden  Kindern. 
Bös  si",  verde";  lune"  bös  mache".  Er  ist  büe''  cho"  W. 
, Meister  Hans   ist   bes,    dass   si    ein  meitlin   gemacht 
hat.'    XVI.,   Bs  Brief.     Auch  von  Tieren.     D'  Brcme" 
sind  hüt  bös,  wenn  sie  Menschen  und  Vieh  belästigen. 
Muni  bös;  s.  Muni  I  (Sp.  316);  scherzh.  von  Einem, 
der  sauer  dreinschaut  AaKöII.    Mit  Umdeutung:  Mö1- 
n-ich  [muss  ich]    bös?!    scherzh.  Drohung   gegenüber 
Kindern   Tu.     Bös   si"  über  Eine",   mit  Eim.     Subst. 
De"  Bös  (S;  Z),  de"  Böse"  (Ap)  ha",  schlechter  Laune 
sein;    Gegs.  de"  Guetfe")   ha".     Er  hat  de"  Bösen  im 
Chopf.  Daniker.  —  c)  subst.,  in  einigen  weitem  for- 
melhaften Wendungen.     Nit  der  Böst  si"  zcelle",  ent- 
gegen kommen,  guten  Willen  zeigen  B.     ,So  sy  [die 
Twingherren]  angesuocht  sind  worden  [der  Stadt  Bern 
einen  Dienst  zu  leisten],   hat  keiner  der  böst  wollen 
syn  und  die  stat  ouch  wie  die  vorderen  wollen    ver- 
eren.'    ThFrickart  1470.     , Thomas  [nachdem  bereits 
sechs  Apostel  gelobt,  treue  Arbeiter  im  Weinberg  zu 
sein]:  Ich  wil  ouch  nit  hie  sin  der  böst.'  Ruef  1539. 
,Ich    an    [den    Kriegs-]  knechten    so    vil    gspür,    dass 
keiner  gwüss  wirt   syn   der  böst',   dass  Jeder   seinen 
Mann   stellen   wird.    JMurer  1559.     ,|  Bei  der  Samm- 
lung von  Beiträgen  zu  ,Badschenkenen'  an  die  Magi- 
strate hat]  Niemandt  gern  der  Böst  sein  wollen,  aus 
Forcht,  er  und  die  Seinen  dessen  in  ander  Weg  höch- 
lichen  zu  entgelten  haben  werden.'  JJBreit.     ,Wend 
Adams  kind  uns  allweg  hassen,  so  müends  den  bösen 
an  uns  finden,  unangseen,  dass  wir  sind  der  fründen.' 
Ruep  1550.     ,'i'rummenschlaher:    Das  yeder  [Burger] 
mit  hämisch   und   gweer    sich   uf  den   grossen  platz 
har  keer:   es  soll  keiner  kein  bösen  gen,  ir  werdend 
etwas  nüws  vernen.'  JMurer  1559.     Belsazar  zu  den 
Schwarzkünstlern:  ,So  bruchend  fiyss  und  btrachtends 
wol  [was  die  Flammenschrift  an  der  Wand  bedeute]. 
Die  Schwarzkünstler:    Syn  gnad  kein   bösen  gspüren 
sol.'    ebd.  —  5.  bei  Subst.  mit  ungünstiger  Bed.  zur 


Steigerung  des  Begriffs,  arg.  schlimm.  Mit  sine"  Ka- 
noniere" wett-er  der  böst  Find  dem  Gugger  zue  jage". 
Bari  1S83.  En  böse''  Konkurrent.  In  ä.  Zeit  als  Ver- 
stärkung bei  Schimpfnamen;  s.  3.  ,Nesa  Z.  sprach 
zuo  Elhorns  schuomachers  wip,  si  wer  ein  bösi  diebin.' 
1394,  Z  Ratsb.  ,Bürgi  B.  sprach,  Katherine  H.  sie  die 
böste  wülpe,  die  am  Grunde  ist.'  um  1400,  L;  s.  noch 
ZfJA.  18,  400.  —  6.  zur  Bezeichnung  des  Ausser- 
ordentlichen, Ungewöhnlichen  in  Neigungen,  Eigen- 
schaften, Fähigkeiten.  Das  ist  e"  Böser,  ein  im  Guten 
oder  Schlimmen  hervorragender  Mensch  L  (Ineichen). 
Es  ist  Keine"  so  bös,  er  findt  «oc*  en  Bösere",  ebd. 
Spec.  a)  en  böser  Jeger,  Spüer,  Bäckler,  ein  leiden- 
schaftlicher Ai'  (TTobler).  Auch  präd.  Bös  uf  (in 
Ap;  GF.  über)  Öppis(em)  si"  1)  es  leidenschaftlich 
lieben,  begehren;  versessen,  erpicht  darauf  sein  Aa 
Köll.,  Leer.;  Ap;  B;  „VO;"  GF. ;  „nur  in  der  Bauern- 
sprache. "  Im  Herbst  si"  d'  Wespi  bös  uf  de"  Quetschger 
[Zwetschgen]  B.  Er  ist  bös  ober  d'  Chnesi,  d'  üpfel 
Ap;  GF.  Er  backtet  im  Bett  ine",  so  bös  ist -er  ober 
de"  Back  Ap.  Bös  uf  dem  linde"  Brot  si",  den  Mäd- 
chen nachstellen  AaKöII.  —  2)  es  stark  abnutzen, 
viel  davon  brauchen  B.  Er  ist  bös,  e"  Böse''  uf  de" 
Hose",  Schuehnc".  —  b)  schlau,  durchtrieben;  s.  ge- 
viert  (Bd  I  925).  -  c)  in  günstigem  Sinne,  unge- 
wöhnlich geschickt,  tüchtig,  routiniert,  „fein,  listig, 
gelehrt,  wohlerfahren"  AaZ.;  Ap;  Bs  (Becker);  B; 
„VO;"  L;  „S;"  UwE.;  W;  zunächst  wieder  bei  Nom. 
ag.  En  böse1'  Schütz(e"),  Jeger,  Spiler,  Cheigler,  Heuer, 
Tokter,  Prokeräter.  En  böschc  MärHer,  gewandt  und 
listig  im  Kaufen  und  Verkaufen  W.  En  böse'  l'ur  B. 
E"  böses  Chind,  ein  geistig  bes.  entwickeltes  Th.  ,Der 
diesjährige  Seewein  werde  ein  so  kräftiger  Bursche 
werden,  dass  er  selbst  den  bösesten  Schwinger  aus  dem 
Trubschachen  auf  den  Rasen  legen  werde.'  Schweizer 
Bauer  1898.  Auch  von  Tieren;  s.  Bing-Chue  (Bd  III 
95).  Präd.  Er  isch  so  bös  wie-n-e"  Tokter,  versteht 
sich  auf  die  Behandlung  von  Kranken  so  gut  wie  ein 
Arzt  B.  Mit  Dat.  S.,  einer  Sache  vollkommen  ge- 
wachsen sein,  sie  von  Grund  aus  verstehen  BHk., 
Ha.,  R.  Er  isch-mu  (nid)  böse'',  versteht  sich  (nicht) 
gut  darauf,  ler  sid  Dem  beser  wan  die  Meiste".  Er 
chouft  gäng  g' fellig,  er  mues'-im  böse1'  sin.  Du  bist-mu 
fi"  böse",  Oppis  z'  errate".  D'  Engländer  sind  beschi 
fir  über  d'  Berg  z'  gä"  W.  Bös  si"  uf  (B),  in  (Bs;  B) 
Öppis,  .in  aliqua  re  singulari  dexteritate  et  sollertia 
pollere.  Er  ist  bös  uf  Allem,  was  d's  Bechnen  a"g'seht, 
ad  omnia  quoe  calculum  speetant,  ei  naturalis  ingenii 
dexteritas  est.'  Id.  B.  Bös  im  Wasser  si",  sich  ausge- 
zeichnet aufs  Wasser-G' schaue"  verstehen  Bs  (Becker). 
,[Ich  will  mir  von  dir]  wahrsagen  lassen,  du  sollst 
bös  drin  sein.'  Gotth. 

Ahd.  bösi,  mlul.  boese.  Das  unumgelautete  bös  kann  auf 
einer  alten  a-Bildung  neben  der  sonst  herrschenden /a-Bildnng 
beruhen  (vgl.  über  derartige  Doppelformen  Wilmanns,  Deutsche 
Gramm.  11  414  f.),  sie  kann  aber  auch  die  arspr.  Adv.-Form 
(ahd.  'boso)  fortsetzen.  .Boss'  auch  1475,  Bs  Chr.  Für  don 
Sup.  kommen  die  Formen  Uni  und  bösist  manchenorts  neben 
einander  vor,  wobei  (so  in  Gr;  L;  UwE.;  Z)  die  erstere  auf 
formelhafte  Verbindungen  wie  -'  bösi  reefe"  ndgl.  beschrankt 
ist.  Die  Bedd.  lassen  sich  z.  T.  nicht  strenge  scheiden,  da 
sie  vielfach  in  einander  übergehen,  bes.  gilt  das  mit  Boz. 
auf  I  1—4.  Zar  Bed. -Entwicklung  vgl.  im  Übrigen  arg 
(Bd  I  115),  gram  (Bd  II  731),  schlickt.  —  Bös  in  Eigen- 
namen, a)  in  Ortsnamen;  vgl.  1  1  c  und  :i  b.  <x)  BSseli,  Name 
einer  Alp    Ap.     .Ober-,    Mittler-,   Under-Büs'    SBoinwil.    — 


1721 


Bas,   lies,   bis,   hos.   1> n s 


1722 


P)  ,Bös-Egg'  LWillisan  (,Elsn  ab  der  bösen  eggleii,  Mechilt 
ab  der  bösen  egg.'  XV..  Jahrzeitb.).  .BSs-Amf  s.  Bd  I  B45. 
,Bös-Arui'  BBiglen;  LScbUpfeo.  ,BSg-Feld'  AaRottenschwi). 
,Bös-Guet'  1546/1798,  ThEgn.  ,Im  bösen  Graben' BG.  ,B«s- 
Halden.'  1674,  ThEgn.  ,Im  bösen  Ker'  BSeedorf.  ,Das  bös 
Leen'  s.  Bd  III  1'2'M.  ,Bös-Matt'  BTierachern.  ,Ini  bösen 
Brunnen.'  1658,  AaWett.  ,Dio  böse  Rflbi.'  1560,  Obw.  ,Die 
böse  Seite-  BHandeck  (Jahn  1857,  409).  ,Das  böse  Täli,  jetzige 
Welschtobel.'  1511,  Gr.  ,1m  bösen  Tritt'  BLangnaa.  ,Bösen- 
Weg',  Aiker  ZRüml.  ,Iui  bösen  Zeig'  BSigriswil.  Auf  ge- 
schichtlichen  Ursprung  deuten  die  Benennungen:  , böser  Rat', 
eine  Felshöhle  bei  BBe. ;  .böser  Stein  oder  Bruderstein'  (bei 
dem  ein  Herr  von  Rotenfluh  seinen  Bruder  erschlug)  BGsteig- 
wiler.  —  b)  als  Zuname  von  Personen;  vgl.  II  3  und  4. 
.Bös  Nes(a),  hnorenwirtin.'  1409/11,  Z  Katsb.  .Man  sol  nach- 
gan  und  richten,  dass  Bös  Sumerfogel  minen  herren  ir  zoll 
entfücrt  hat.'  1415,  ebd.  .Bös  Beringer  von  Landenberg.' 
um  1440,  ZO.  Heinrich  Elsener  von  Luzern,  genannt  der 
.Boss  Heini'  (zeichnete  sich  in  den  Burguuderkriegeu  aus). 
L  Hauskai.  1S75.  .Bössbuob  Äbli',  Kriegsmaun.  Ende  XV., 
Vad.  ,Bös  Uotz  von  Gisling,  der  kessler  Zürich.'  1504,  Z 
Glückshafen.      .Der  Boss  Jägliu.'   1560,  LNeud. 

Verstärkende  Zss. 

in -bös.  ,Der  Vesenstoub,  müller,  sprach  zu  Claus 
Husers  wip:  si  wer  ein  recht  ynbös  wip.'  1390,  Z 
Eatsb.  —  hunds-.  Ich  ha"  h.,  muss  arbeiten,  werde 
gehalten  wie  ein  Hund  B.  lch  cha"  's  bim  Eid  nüd 
läse',  g'sekst.  Es  hei  gar  h.  Name*  drin,  schwierige, 
von  Fremdwörtern.  Stotz.  --  bode"-  Bs;  B;  Scu; 
Th;  Z.  En  bode"böser  Acher,  ein  völlig  unfruchtbarer 
oder  vernachlässigter.  Da  sieht  's  b.  üs.  's  ist-em  b. 
g'gange".  Es  stät  b.  mit-em  (gesundheitlich,  ökono- 
misch oder  moralisch).  .Der  Han  ist  so  bodenbös 
[zornmütig]  und  tuet  mir  d'  Hennen  so  fast  jagen, 
dass  ich  irns  nit  mer  mag  vertragen.'  MStettler  1600. 
—  schand-  Bs;  B.  ,Die  Weiber  auf  dem  Römerhof 
galten  für  seh.  und  dass  sie  ihre  Männer  unter  dem 
Pantoffel  hielten,  als  ob  für  sie  allein  eine  Ausnahme 
in  der  Bibelordnung  stände,  und  ein  gleiches  Regiment 
führten  sie  auch  gegen  ihre  Söhne.'  B  Hist.  Kai.  1864. 
,Üu  machst  dir  einen  schandbösen  Namen.'  JMey.  1694. 

böse" I  GL(lt  Schuler 2?-);  GG., Wallenstadterberg; 
ScHwE.,Ma.,  W.,  bösse*  ScawW.  (eine  Angabe),  pösse" 
GA.,  sonst  böse",  bzw.  böie*  —  Ptc.  -et:  1.  zumeist 
unpers.,  schlecht(er),  schlimm(er)  werden  Aa;  Ap;  Bs; 
B;  Gl;  Gr;  „L;"  ScH;  Schw;  Th  ;  Uff;  W ;  Zg;  Z. 
,Böse'  vel  bösere',  in  deterius  vel  peius  vergere.  de 
morbo  plerumque  sumitur.'  Id.  B.  a)  von  Unpersön- 
lichem im  weitesten  Umfange.  De*  Weg,  die  Wunde" 
böset.  ,Die  Augen  bösen  Ihnen,  lesen  Sie  also  nicht 
viel  mehr.'  Gotth.  Auch  refl. :  ,Der  selbig  brest  [das 
,böse  Bein'  habe]  sich  ye  lenger  ye  vester  sich  [!]  ge- 
bösset.'  um  1500,  L  Hexenproz.  .Die  Zeiten  haben 
wirklich  böset.'  ADennler  1817.  Es  tued  a'fenge"  b., 
die  Sache  fängt  an  schlimm  zu  werden  Ap.  [Da  kommt] 
der  Tafel :  jetz  böset  's.  MLienert.  S.  auch  Metzg 
(Sp.  624).  Insbes.  a)  von  Kleidern,  Lebensmitteln. 
Geräten  usw.,  schadhaft(er)  werden.  Die  Hose"  bose'd. 
Das  Fass  böset.  —  ß)  von  der  Jahreszeit,  Witterung. 
's  Wetter  böset.  's  böset:  's  schwärzet  i"  der  Teufi, 
beim  Herannahen  eines  Gewitters.  MLienert.  's  böset, 
sagt  man  im  Herbste,  wenn  das  Laub  fällt  Z.  — 
■f)  vom  körperlichen  oder  ökonomischen  Zustand  des 
Menschen,  „'s  hed  grüsclich  'böset  mit  dem  Kranken." 
Ja,  jetz  böset  's  eige"li'h  sehe"  :  d'  Hörli  bleiche".  Schwzd. 
(Aa).  Hett-er  nw  das  Tüfels  Schnapsbrönne"  nit  a"- 
g' fange":  vo"  dere"  Stung  a'  het  's  a'fah"  böse".  Weibel 


1885.  ,Auch  Eöselis  Jugend  geht  vorbei  und  dann 
böset  's  mit  dem  Wohlansein.'  von  Almen  1897.  — 
b)  von  Menschen,  a)  mit  Bez.  auf  deren  physischen 
Zustand  oder  Leistungsfähigkeit.  ,Böset hätte  er  [durch 
die  Kur]  auch  nicht.'  Gotth.  Unpers.;  das  logische 
Subj.  erscheint  im  Dat.  oder  durch  mit  angeknüpft: 
Es  hät-em  'böset,  es  böset  mit-em.  ,In  Zeit  einem  Jahr 
hatte  es  ihm  gar  fast  geböset.'  Gotth.  .Auch  Uli 
bösete  es',  er  leistete  weniger,  ebd.  Auch  refl.:  Es 
böiot-iieh  mit  im  W.  Spec,  abmagern,  auch  von  Tieren 
Gl;  GrV.;  GA.,  G.,  Wallenstadterberg;  ScHwMa.,  W. 
D's  Chind  het  vil  'böset.  Er  hat  raus  'böset.  Der 
wüsst,  d'  Färli  sind  begert:  lönd  .•>•'  nüt  böse'.  Scuwzu. 
(Schw).  —  P)  mit  Bez.  auf  die  ökonomischen  Ver- 
hältnisse. Es  hed  (mitj-em  'böset,  seine  Lage  hat  sich 
verschlimmert.  —  y)  mit  Bez.  auf  den  Gemütszustand. 
Der  Blieb,  der  Hund  böset  Aa;  B;  Z.  Er  bötet  1)  er 
wird  strenger,  härter  W,  „zorniger."  —  2)  er  wird 
böse,  zornig  GitChurw.  Es  wdr-sich  desse"  nüt  z'  ver- 
iruiigere".  we""  's  0"'h  ü'sein  Herrgott  böseti,  ice"  doch 
d'  Welt  all  Tag  schlimmer  wird.  Gotth.  —  2.  Böses 
tun?  .Ich  weiss  [sagt  ein  Kriegsmann],  es  tuot  rairs 
bald  vor  keiner,  ja,  der  den  bauren  trog  ufstosst;  ich 
hab  nun  inanigmal  gebosst.'  Holzwart  1571. 

Mhd.  böten,  boesm,  schlecht  werden  oder  sein.  In  Gl 
mit  lautlicher  Differenzierung:  böse'  in  der  Bed.  abmagern, 
sonst  böse'. 

er-:  1.  fer-böse")  tr.,  erzürnen,  doch  nur  in  be- 
schränkter Verwendung,  z.B.  Das  cha""-mich  auch  c! 
Das  het-mich  grüslich  erbösst  Aa.  —  2.  fer-böse"  Gl, 
-beisi"  PA1.)  aufgebracht,  zornig  werden.  —  3.  Ptc. 
er-bösst,  wie  nhd.  Bs;  Gr;  Z. 

ver-:  1.  (cer-bose")  tr.  a)  „böse,  schlimm  machen." 
.Durch  dich  [Landvogt]  ist  alles  volk  verbösst,  das 
Christ  mit  sym  bluot  hat  erlösst.'  VBoltz  1551.  - 
b)  „Etwas  schlimmer  darstellen,  als  es  in  sich  ist." 
-  2.  tver-böse")  iutr.  a)  D'  Kue  hed  rerböst,  hat 
(z.  B.  infolge  eines  Unfalls)  zu  früh  gekalbt  Bs.  — 
b)  , Verbösen,  etwas  böss  und  schandtlichs  tuon,  im- 
probare.'  Mal.  —  c)  Ptc.  ,ver-bost',  zornig.  ,Dem 
rappen  ist  der  esel  gar  feind,  ursach:  der  verbösst 
vogel  fleugt  unib  in  här  und  verseert  im  mit  kratzen 
seine  äugen.'  Tierr.  1563.  —  3.  refl.,  sich  vergehen 
Z  (Spillm.).     Er  hät-sich  i'  sim  Lebe'  nüt  verböst. 

„grob-böse":  sich  grob,  trotzig,  unartig  be- 
tragen BO. "    —   Wohl  eher  zu  hassen. 

bösere"  ApI.  (in  der  Bed.  .abmagern'  lt  vereinzelter 
Angabe),  sonst  bösere",  bzw.  bösere" :  1.  intr.,  auch  refl. 
=  6öse«  1  Aa;  Ap;Bs;B;Gr;L;G;  Sch;Tb;Uw;  Zg;  Z. 
.Böseren,  böser  machen  und  werden,  sich  b.,  ad  peius 
transire,  recrudescere.'  Mal.  a)  von  Unpersönlichem. 
Das  Bei"  böseret;  es  böseret  (mit  dem  Bei").  Scherzh.: 
Es  böseret,  es  böseret,  der  Schall;  chunnd  wider  üf  Zu. 
,Es  böserte  mit  dem  Handspinnerverdienst.'  Stutz. 
,Won  si  wonden,  die  sach  sült  sich  han  gebessert,  do 
bösert  sy.'  1399,  Z  Ratsb.  ,Es  wollt  aber  in  nünt 
helfen;  es  bössert  erst  darab,  dann  das  im  für  und 
für  etwas  unfals  begegnete.'  1548,  L  Hexenproz.  Sonst 
meist  refl.  Vgl.  die  Ap  Anekdote  bei  TTobler  70/1. 
,Wenn  sich  die  wise  [Wiese]  bösreti.'  1332,  ZEglisau. 
.Aggravantur  vulnera,  die  wunden  werden  erzürnt  und 
böserend  sich.'  Fris.  ,Der  wäg  hat  sich  vom  ragen 
böseret,  ist  vom  ragen  gar  wüest  und  böss  worden, 
iter  factum  corruptius  imbri.  Der  präst  böseret  sich 
von  tag  zuo  tag,  ingravescit  in  dies.'  Mal.    ,Es  sollen 


1723 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1724 


die  Leibdinggüter  in  Ehren  gehalten  werden,  dass 
sie  sich  nicht  böseren.'  Ar  LB.  1747.  —  b)  von  Men- 
schen, auch  Tieren,  o)  mit  Bez.  auf  das  leibliche  Be- 
finden, die  ökonomische  Lage.  Es  böseret  viit-em. 
Er  böseret-si,!h,  sein  Zustand  verschlimmert  sich  Ap; 
GrScuoIihs,  Spl.;  GSa.  ,Hat  es  sich  mit  einem  Pa- 
tienten geböseret,  hat  man  die  Ursache  auf  dieses 
tatarische  Sauertrank  [den  Zürcher  Wein]  geleget.' 
J.TScheuchz.  1716.  Spec,  abmagern  ArjGnObS. ;  GW., 
Wallenstadterberg;  Th;  ZU.,  häufiger  refl.  Ap;  GrAv., 
D.,  He.,  Valz.;  GF.,  Ta.,  Wsst.  Du  hest-di'*  tuest  auch 
'böseret  Ap.  Tritte"  hed-schich,  sit  seh'  im  Land  rer- 
hürätet  ist,  grusig  geböscheret  GrHc.  Das  Höjitli  Ve* 
hed-sehv*  in  der  Sümmeri'g  leid  geböscheret  Gr.  — 
ß)  mit  Bez.  auf  den  moralischen  oder  Gemütszustand; 
nur  refl.  Ap.  .Welcher  nun  sich  ab  iren  [der  Refor- 
matoren] predigen  bösert  und  kein  guote  frucht  ge- 
pirt,  ist  nit  des  Samens,  sunder  des  grunds  schuld.' 
1524,  Absch.  .Der  esel  bösert  sich  stätigs  ab  dem 
müessiggang.'  Tierb.  1563.  Ein  Ärgerniss  nehmen, 
sich  ärgern.  ,Nu  sol  sich,  der  daz  liset  oder  hört 
lesen,  nit  hievon  böseren  noch  in  übel  ufnemmen  und 
vermerken,  daz  dise  heiigen  [von  der  thebäischen  Le- 
gion] daz  liden  und  die  marter  gefiochen  haben.' 
1336/1446,  Z  Chr.  ,So  kusch  was  sin  meine,  das  er 
nit  wolt,  das  ieman  sich  an  im  geböserte.'  Schach- 
zabelb.  V.  12792.  —  2.  tr.  a)  verschlechtern,  ver- 
schlimmern B;  Gr  (selten);  Ndw.  ,Was  sie  [die  Ärzte 
und  Geistlichen]  an  einem  Orte  bessern,  bösem  sie 
am  andern.'  Gotth.  ,Es  ist  mir  jetzt  so  wohl,  dass 
ich  Nichts  bessern,  nur  bösem  kann.'  ebd.  ,Güter,  so 
mit  Achern  geböseret  und  die  Unterpfand  geschwächt 
werden.'  Ndw  LB.  1867.  ,Nieman  sol  enhein  pfening 
bösren  noch  usschiessen,  wand  als  er  im  wirt,  also 
sol  er  in  von  im  geben.'  Anf.  XIV.,  L.  ,Wär  och  daz 
der  selben  dinge  dehaines  beschäch  vor  dem  rat  ald 
vor  gericht,  swer  daz  böseret  denn  ze  mal  ald  dar- 
nach mit  herten  Worten  oder  werken,  der  sol  och  als 
vil  ze  buosse  geben  unser  statt,  als  vil  der  git,  der 
den  kriege  [den  Streit]  an  hett  gevangen.'  XIV.,  Sch 
Stadtb.  In  der  Erwartung,  sie  werden  ,das  bessren 
und  nit  bösren.'  1526,  Absch.  ,Es  soll  nyemand  mit 
wegnen  und  karren  faren,  damit  der  weg  nut  zer- 
brochen und  geböseret  werde.'  1531,  B.  , Damit  [mit 
blossen  Verordnungen  gegen  das  Beislaufen]  ward  nüt 
gebesseret  noch  geböseret.'  Ansh.  ,Sy  [die  Gelehrten] 
dörftend  üch  verwirotter  machen,  böseren  all  üwer 
sachen.'  Ruef  1538.  .Böseret,  corruptus,  böser  wor- 
den.- Mal.  .Möchte  aber  der  Köufer  solches  Stuck 
in  Unbuw  halten  und  solches  vil  mer  bösern  denn 
bessern,  soll  er  dem  Verköufer  Ersatzung  geben.' 
1600,  Aar.  Stadtr.  —  b)  spec,  schmähen,  herunter- 
machen, verleumden.  ,Lüti  T.  klaget  uf  H.  Bremen, 
dass  er  gieng  zu  Chuonin  W.  dem  pfister  und  in  bösret 
und  schuof,  dass  Lütin  T.  beschlossen  wart  das  sin 
und  des  er  zu  schaden  komen  ist.'  1384,  Z  Ratsb. 
,( '.  Rüediger  sprach  zu  Petter  Müller,  er  hetti  in  ge- 
bösret  gegen  die  Hagnöwerin.'  1385,  ebd.  ,Die  predi- 
canten  sollen  weder  die  mess  noch  andere  brüche 
schelten,  schmächen  noch  bösem.'  1528,  Absch.  .Was 
recht  geredt  wirt,  mit  toubem  lestren  verargen  und 
böseren.'  Zwingli.  —  Böser(e)te°  f.;  s.  Bessereten  3 
(Sp.  1678).  —  Böserung.  ,lch  erman  üch,  ir  wöllind 
predgen  nach  der  einfältigen  meinung  Christi  zuo 
besserung  und  nit  zuo  böserung.'  1523,  Leo  Jlid.    .Die 


verordneten  Schätzer  [sollen]  den  Wert  oder  Unwert 
der  Güter,  auch  die  Besserungen  oder  den  Abgang 
(bösserungen)  derselben  erwägen  und  bedenken.'  1578, 
JGöldi  1897.  .Wann  der  Lehenmann  in  dryen  Jaren 
ein  anderen  nach  kein  Zins  ussrichtet  oder  das  Gut 
so  schlechtlich  in  Eheren  und  Buw  haltet,  das  Schwe- 
cherung  und  Bösserung  desselben  ze  besorgen.'  B 
Gerichtssatz.  1615.   —    Mini,  boeeern. 

er-bösere",  bzw.  -böiere":  1.  sich  verschlimmern 
GrL.  ;  Ndw  (refl.).  —  2.  tr..  schlechter  machen,  ver- 
schlimmern  BR. 

ver-bösere",  bzw.  -böiere":  1.  tr.  a)  =  bösereti  Sa 
GrAv.,  D.,  Pr.,  Rh.,  S.,  Sch.;  L  (St.b);  Zg  (St.b).  E" 
Wunde"  ».,  d's  Vermögen  c.  Gr.  , Zwingli  hat  die  sach 
nit  gebessert,  sunder  sinethalb  gebösret.'  1533,  Dr 
Faber.  , Verböseren,  prästhaftig  machen,  vitiare,  com- 
movere.  depravare,  ingravare,  deterius  facere,  deterere, 
affligere.  Einsi  gunst  v.  oder  böser  machen  und  schwe- 
cheren,  exuleerare  gratiam  alieuius.'  Mal.  .Dieweil 
Job  ander  bösen  leuten  gewonet,  hette  er  bald  mögen 
verbiiseret  werden.'  LLav.  1582.  .Welcher  Nam  (Ma- 
desen)  von  dem  Wörtlein  Tarvesede  durch  ein  ver- 
böserte  Verkürzung  härfleusst.'  Gdler  1616.  ,Nach 
anderen  Sachen  ist  nichts  alieniert  noch  verböseret 
worden.'  Gr  Handlung  1632.  .Were  es  aber  Sach, 
dass  [zwei  Eheleute]  das  Ire  bei  einander  vertan  oder 
verbösert  heften.'  GRVDörf.  1692.  .Wann  der  Lehen- 
mann in  dreien  Jaren  kein  Zins  gibt  oder  das  Gut 
verbesseret,  ist  die  Lehenschaft  verwürkt.'  B  Gerichts- 
satzg  1721.  S.  noch  Ena  (Bd  I  315).  Mit  unbest. 
Obj.:  Ich  ha"  's  verböseret,  habe  einen  schlimmen 
lausch  gemacht,  meine  Lage  verschlimmert  B.  — 
b)  Etwas  schlimmer  darstellen,  als  es  ist;  =  böseren  2  b 
B;  Stalder;  lt  St.b  in  Gr;  L;  Zg.  ,Ir  wollen  nit 
einem  jeden  verträger,  so  üch  und  uns  gegen  ein- 
andern  begären  zuo  v.,  zuo  verhetzen  und  zuo  ver- 
wirren, nit  ghör  uoch  gelouben  geben.'  1531,  Absch. 
,üie  vom  Rüden  beguntend  den  Waldmann  zu  v.,  wa 
si  kundent.'  Äg.Tschddi.  .Wir  wöllent,  dass  keiner 
[der  Meister]  dem  andern  syn  arbeit  weder  schetzen, 
verachten  noch  v.  solle,  es  sye  dan  sach,  dass  er 
darzuo  von  einem  ganzen  handtwerch  verordnet  werde.' 
1579,  AaZoL  Tischmacher-Ordn.  .Sancy  hat  mich  by 
üch  inGnH.  mit  sinem  schantlichen  verräterischen  für- 
trag v.  wollen.'  1589,  Pfyffers  Verantwortung.  ,[Die 
Apotheker]  sollend  einanderen  [nicht]  verbösseren  noch 
hinderreden.'  1592,  L  Apothekerordn.  ,Ob  Jemand  sein 
Oberkeit-durch  Schüben  verbösserte  oder  verklinerte.' 
L  Ansehenb.  —  c)  Jmdm  Ärgerniss  geben.  ,Dem  ampt- 
man  ist  zuogelassen,  das  verbösrend  oug  usszestechen 
und  die  verbösrend  band  und  fuess  abzuhouwen.' 
Zwingli.  ,Wir  haben  bishar  gefüert  uneerbar  schänd- 
lich leben  mit  frowen,  damit  wir  männiglich  übel 
verärgret  und  verbösret  haben.'  ebd.  —  d)  zornig(er), 
wild  machen,  z.B.  einen  Bienenschwarm  AAAbtw.,  Bal- 
dingen, Mand.  —  2.  refl.  a)  sich  verschlimmern  UwE.; 
ZO.  , Einen  guoten  gesunden  Lufft,  der  sich  nach  Ab- 
werfung des  Wassers  übel  verbössert  hat.'  Gcler  1616. 
—  b)  ein  Ärgerniss  nehmen.  .Weist  du,  dass  die  Phari- 
säer, so  sy  das  wort  gehört,  sich  verböseret  habend 
und  verüblet?'  Zwingli.  .Anfänglich  ist  [bei  den 
Christen]  der  ebebruch  so  seltsam  gewesen,  dass  man 
sich  nit  offt  daran  verbössret  hat.'  ebd.  —  3.  intr. 
a.)  =  böseren  1  UwE.  —  b)  =  2b.  .[Man  solle  die  Bilder 
heimlich]  damit  nieman  darob  v.  möcht,  daniien  tuon.' 


1725 


Bas.  bes.  bis.  hos.  btls 


1720 


1524,  ZEglisan.  —  ver-boseret:  sittlich  verdorben. 
..Mit  den  verböserten,  kricgschen  und  bluotigen  hufen.' 
1532,  Strickl.  ,Sy  sind  all  mit  einandren  abgefallen, 
all  mit  einandren  verboseret.1  OWerdm.  1552.  .In 
disen  leisten  zyten  gar  nach  alle  stand  verbesseret 
und  dero  wenig  sind,  die  mit  leben  und  wandel  sich 
haltiml  und  erzeigind.  wie  sy  sülten.'  B  Wiedertäufer- 
roand.  1597.  .80  alles  verderbt  und  verboseret  und 
bieniit  zur  Straf  Gottes  reif  ist.'  JJMiLL.  1665.  —  un- 
verbuseret:  1.  von  Gegenständen,  unversehrt,  ganz. 
, Diese  beidseitige  Kirchweg-Mauer  noch  auf  den  heu- 
tigen Tag  noch  ganz  ungebrochen  frisch  und  u.  am 
Boden  ligend.'  NSererh.  1742.  —  2.  von  Rechtsan- 
sprüchen, ungeschmälert.  .Jegliche  Gemeind  möge  bei 
irer  hergebrachten  Reehtungen  u.  bleiben.'  FSprecher 
1672.  ,Wir  lasend  ihre  Rechte  u.,  wie  in  dem  alten 
Brief  verschrieben  steht.'  Iö8t>,  GrA.  .Jedes  Geschwi- 
sterte  soll  lebenslänglich  und  u.  des  Hauptguts  ge- 
messen mögen.'  1710,  GrCIiui-  Erbr.  —  3.  moralisch 
unverdorben.  .Seine  noch  bis  dahin  unverböserte 
Kinder.'  FWvss  1070.  , Diejenigen,  die  noch  unver- 
bössert,  aufrecht  und  fromm  sind.'  ebd.  —  Verböse- 
rung: 1.  Verschlechterung,  Verschlimmerung.  ,V.. 
depravatio.'  Mal.  ,In  disen  predigen  ward  nüt  gelerl 
von  unser  v.'  HBull.  1572.  .Durch  V.  des  Gesprächs 
bat  die  Zit  (in  D'abnow  —  Danow)  das  b  fallen  lassen.' 
JJRürger  1006.  ,Aus  Sealberg  ist  mithin  aus  V.  und 
Abgang  der  rätischen  Sprach  Schalberg  oder  Schol- 
berg  gemacht.'  Guler  1010.  S.  auch  bös  12.  ■- 
2.  Ärgerniss.  .Ärgernuss  oder  v.,  griech.  scandalon.' 
Zwingli.  ,Eine  yede  kilch  schlüsst  uss  der  gmeind 
und  verbannet  den,  der  011  schäm  mit  verbössrung  der 
gmeind  sündet.'  ebd. 

bösge":  1.  aus  Bosheit  oder  Mutwillen  Schaden 
stiften,  einen  schlimmen  (meist  aber  ziemlich  harm- 
losen oder  doch  als  harmlos  aufgefassten)  Streich  ver- 
üben, vornehmlich  von  Kindern  Aa;  Bs;  B;  L;  G; 
Sch;  S;  Th;  Z.  Haupikä/rli  sind  si  [manche  Kinder] 
im  Bösge".  Sciiwzd.  (L).  Meist  mit  efficiertem  übj., 
doch  last  nur  in  der  Form  eines  pronom.  Acc. ;  Syn. 
Öppis  a'steüe".  Was  hast  wider  'bösget,  dass-der  d' 
Mueter  Tatsch  g'g'e"  hat?  Wer  hat  Das  wider  'bösget? 
sagt  man  etwa  beim  Anblick  eines  zerbrochenen  Gegen- 
standes. De'' Niemert  ist  en  arme''  Ma"":  wa'  letz  ist, 
muess  er 'bösget  ha".  Schwzd.  (Sch).  .Hoffentlich  macht 
der  Juli  wieder  gut,  was  der  Mai  und  Juni  gebosget 
haben.'  B  Volksztg.  Ung'rimts  Zug  b.  Hofst.  1865. 
Mit  Dat.  P.,  „Jmdm  einen  mutwilligen  Streich  spielen 
AaF."  —  2.  .leicht  zürnen  oder  sich  schalkhaft  zei- 
gen' GWallenstadterberg.  —  3.  Jmdn  mit  Worten 
böse,  hart  anlassen  UwE.  Der  Vater  bösged  mit  de" 
Göfe",  schilt  seine  Kinder  gehörig  aus. 

Ans  'bösigen,  wahrsch.  direkte  Weiterbildung  zu  mhd. 
lögen.  Böses  tun,  da  eiue  zu  Grunde  liegende  Adjektivforni 
nihd.  'bösev,  ahd.  'bösaej  nicht  wohl  vorausgesetzt  werden 
kaun.  Über  durartige  verbale  Weiterbildungen  auf  -igen  vgl. 
Wilmanns,  Deutsehe  Gramm.   II    112. 

er-bösgen:  refl.,  erbost  werden  Bs  (Spreng). 

ver-:  1.  =  bösgen  1  in  verst.  Sinne  B;  S.  Wenn 
dlbe"  z'  Obe"1  [in  der  Schule]  's  Register  abe'g'lese" 
worden  isch  vo"  Däne",  wo  g' schwätzt  oder  süst  Öppis 
rerbösget  g'ha"  hei".  Joachim  1892.  —  2.  (verböige'J 
Jmdn  verunglimpfen,  in  den  Schatten  stellen  ApH. 
—  3.  (rer-bösge")  =  rer-böseren  1  d  AiLengn.,  Vogel- 
sang (Bezirk  Z urzach). 


boshaft:  1.  ho*haf't  a)  ziemlich  schlimm,  von 
Krankheitszuständen  GrD.,  l'r.,  S.,  Sch.,  Tschapp.  E* 
binhafti  Chranket.  E"  böihafli  Hand,  mit  einer  nicht 
angefährlichen    Entzündung.     Di    Tschina   hed  's  b., 

ihr  Zustand  ist  ziemlich  bedenklich.  —  b)  Er  ist 
bdihaft  nüd-re".  bebandelt  sie  ein  wenig  lieblos,  ebd. 
—  2.  wie  nbd.  allg.  .Und  ist  solches  Feuer  durch 
einen  boshaften  .Mann  [eingelegt  worden].'  1810, 
Bauernchron. 

böshaftig:  1.  von  Krankheitszuständen.  .Geblüet, 
wo  es  hitzig,  wüetend  oder  h.'  Rcef  1554.  —  2.  =  bos- 
haft 2  GRÜhur.  He.  In  der  ä.  Spr.  auch  specieller  = 
arglistig,  schlau.  ,Die  ryssin  wurd  Sathan  und  Asta- 
roth  erschrecken,  nach  ist  sy  vil  veitscher  und  boss- 
haftiger  [frz.  subtil].'  Morgant  1530.  ,B.,  geschid.  be- 
truglich, malitiosus.  subdolus,  astutus,  veteratus,  sub- 
ratus,  callidus,  fraudulentus,  improbus.'  Mal.  S.  noch 
ge-riert  (Bd  I  925).  —  ,Böshaftigkeit:  ein  böser 
und  verkerter  will,  malignitas.'  Mal.  —  ,böshaftig- 
klich:  wider  rechts  und  billichs,  depravate,  mali- 
tiose.'  Mal. 

Bösheit,  in  PAL  Beishait  f.:  1.  wie  nhd.  Auch 
in  milderm  Sinne,  Mutwillen.  Öppis  us  liiter  B.  tue" 
AaLcot.;  B.  .Bossheit,  ein  böser,  arger  list,  dolus  malus, 
astus,  malignitas.  astutia.  malitia,  perversitas,  pra- 
vitas.'  Mal.  Von  boshaftem,  böswilligem  Heden  oder 
Tun.  [Der  Advokat  hat]  all  verdammt  Haggerie"  und 
B-e"  für'brungen.  GFient.  .Man  hat  bruoder  Berchtold 
von  Freiburg  die  stat  iemer  verbotten  umb  die  grossen 
bosheit  und  triegheit,  die  er  tet,  daz  er  messe  sang, 
bichte  horte,  prediete  darüber  daz  er  nie  ze  priester 
ward  gewicht.'  1306,  Z  Stadtb.  S.  noch  verdächt-muetig 
(Sp.  589).  —  2.  Krankheitsstoff.  .[Das  Pflaster]  zuchet 
die  bossheit  herfür.'  Z<;  Arzneib.  1588. 

Böskeit  Bösl;,:t,  -<ß  f.:  =  Bösheit  1  Bs;  GrHc.;  GO.; 
S.  B.  trlhe"  GO.  ,Er  hab  mir  min  pl'ert  und  swert 
verstollen  und  tüege  mir  stetz  söllich  bossketen.'  Mor- 
gant 1530.  ,Ir  grobi  art  mit  der  bossgkeit  hat  sich 
in  die  ganz  wält  ussgespreit.'  Ruep  1539.  ,Aus  boss- 
keit.'  Tierb.  1563.  .Wo  böse  Bosketen  sich  zuetrüegen, 
solle  ein  jeder,  der  im  Verdacht  sein  möchte,  angenz 
von  einer  Obrigkeit  beschickt  und  bei  dem  Eidt  be- 
fragt werden.'  GrD.  LB. 

Nbf.  zu  BüH-hai  mit  Ersetzung  des  Suflixes  -heil  durch 
das  in  andern  Fällen  lautgesetzlich  entwickelte  -(e)keil  wie 
in  Fiil-keit  für  Fül-heil  (Bd  I  7911;  vgl.  darüber  Wilmanns, 
Deutsche  Gramm.  II  3S4.  Zurüekl'uhrung  auf  eine  urspr.  Zss. 
'bötec-heit  ist  abzuweisen,  weil  es  ein  Adj.  'bösec  wohl  nie 
gegeben  hat;  s.  Anin.  zu  bösgen.  -ket  für  -k/et  mit  Verlust 
der  Affrikation    wie  auch  sonst  in  der  Verbindung  -sie-. 

böslicl':  1.  böswillig.  ,üer  vorgenant  Andreas 
rette  vor  unsern  erbern  hotten,  wir  hetten  verhitklich 
und  böslich  an  im  gefaren.'  1399,  Z  Stadtb.  ,Du  ver- 
hiter  böswicht,  wie  woltest  du  mir  min  man  so  bös- 
lich ermürden!'  1413,  Z  Ratsb.  ,Saul  sach  David  boss- 
lich an  von  dem  tag  an  und  fürhin.'  1531,  I.  Sah.  ,Die 
eitern  sollend  ire  kind  nit  jämerlich  versetzen  oder 
bosslich  und  liederlich  versumen.'  HBüll.  1540.  ,Böss- 
lich,  arglistigklich,  veteratorie,  nequiter,  fraudulenter. 
Bösslich,  träffenlich  übel,  pessime,  malitiose,  male- 
fleiose,  maligne,  astute,  male,  prave.'  Mal.  —  2.  bos- 
haft, schelmisch,  neckisch  BM.,  0.  Böslich  lache", 
lächle". 

bösele":  kindisch  trotzen,  widerspenstig  sein  B. 
Syn.  täubelen.     Der  Bueb  böselet. 


1727 


Bas.  bes.  bis.  bos.  bus 


1728 


Böseli  ra.:  leicht  reizbarer,  zornmütiger  Mensch 
GLNäfels.     Er  ist  e"  B. 

Bösi,  bzw.  Böäi  f.:  1.  a)  abstr.,  mangelhafte  Be- 
schaffenheit, schlechter  Zustand.  .Liters  caduca\ 
verblichne  buochstaben,  die  man  von  böse  nit  läsen 
kau.'  Fkis.  .[Wann]  ein  Hus  nidervalt  von  Böse  we- 
gen.' P  Stadtb.  ,Wann  unsere  Sömer  in  Böse  des 
Wegs  herin  faren  wollend,  [sollen  sie]  ein  Knecht 
herin  schicken,  damit  by  Ziten  der  Weg  verbesseret 
[werde].'  GrD.  LB.  —  b)  concr.  a)  unfruchtbare  Stelle 
in  Wiesen  und  Äckern  Gr.  —  ß)  schadhafte  Stelle  im 
Tuch,  an  Kleidern,  ebd.  Syn.  Bhidi.  Fehler,  Schaden 
GrD.  (Bühler).  —  2.  a)  abstr.,  schlimmer  (bes.  krank- 
hafter) Zustand.  Er  hed-sich  verletzt,  und  du  isch  's-em 
z'  B.  g'röte',  die  Verwundung  hat  einen  schlimmen 
Verlauf  genommen  UGurtnellen.  Das  ist  e"  B.  mit 
der  Chue,  sagt  man  z.  B.,  wenn  sie  immer  mehr  ab- 
nimmt GrV.  —  b)  concr.  a)  kleine  Wunde,  z.B.  am 
Finger  GrS..  Scuolms,  Tschapp.  —  ß)  (für  Menschen 
oder  Vieh)  gefährliche  Stelle  im  Hochgebirge  BO.  J" 
d'  B.  cho",  auf  einer  Bergpartie.  Jitz  sl"-mer  us  der 
B.  use".  Bt'isene",  steil  abfallende  Wildheuplätze  U. 
.In  den  sog.  Bösenen  (steilem,  ungebautem  Land,  wo 
keine  Gaden  sind)  wird  das  Heu  in  pyramidenförmigen 
Haufen  um  eine  eingepfählte  Stange  befestigt.'  ("Gem. 
Als  Lokalname:  Eine  Felsschlucht  in  der  Böii  GrNuI". 

—  3.  Krankheitsstoff.  D'  B.  schlöhd-em  use"  (Ai>), 
will  use*  (Gl;  Z),  sagt  man  (mit  boshafter  Anspielung 
auf  Bed.  5)  zu  oder  von  Einem,  der  einen  leichten 
Hautausschlag,  bes.  um  den  Mund  herum,  hat.  — 
4.  schlimme,  schwere  Strafe.  Die  Ausfuhr  Von  Lebens- 
mitteln aus  dem  Herzogtum  Mailand  nach  dein  Tessin 
sei  bei  hoher  Busse,  ,bei  henken  und  aller  böse'  ver- 
boten. 1527,  Absch.  —  5.  a)  Bosheit.  Ich  will-der  bald 
d' B.  üstribe*.  Auch  nur:  „spasshafter,  feiner  Mutwille 
BO.  De''  Kerl  hat  's  numme"  vor  B.  7«"."  —  b)  Äusse- 
rung der  Bosheit  in  Worten  und  Werken.  Schlimmer 
Streich  Bs  (Seiler).  Bes.  in  der  Verbindung:  alli  B. 
tribe*  (ZZoll.f),  .anfallen,  tuen,  sagen'  (ä.  Spr.).  ,Ver- 
rätery,  niord.  brand,  rauh  und  alle  böse.'  HBull.,  Tig. 
.Auf  den  folgenden  Sonntag  Invocavit  stosst  man  der 
Fastnacht  ze  vollen  den  Boden  aus,  also  daz  man  zu- 
trinket, spilet,  danzet  und  alle  Böse  anfallet.'  F'ast- 
NACHTB-Pred.  1G01.  ,l(er  verlorne  Sohn  hat  seines 
Vaters  Haus  verlassen,  ist  ausschweif  und  liederlich 
worden  und  hat  alle  Böse  angefangen.'  JWirz  lb'50. 
.Ich  hab  ihm  [meinem  Mann]  alle  Böse  gseit.'  Sciiimpfr. 
1651.  .Prediger  [gegen  die  man]  alle  Böse  tut  und 
sein  verruchtes  Herz  ob  ihnen  erkühlt.'  AKlingi..  1688. 

—  0.  a)  Aufgebrachtheit,  Unwille,  Zorn;  auch  die  Ver- 
anlagung dazu  AALeer.;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  L;  GF.,  G. ; 
SciiSt;  Th;  UwE.;  Z.  „Etwas  aus  B.  befehlen;  Gegs. 
in  der  Güte."  Er  hat  's  i"  der  B.,  us  B.  'tä*.  Er  het  im 
in  aller  B.  Das  und  Das  (/seit.  Der  ist  auch  e"  B.  g'si"! 
SciiSt.  (Sulger).    Du  häst-mi'1'  auc'>  e*  B.  (/macht!  Z. 

-  b)  Strenge  GrAv.,  ]>.;  GF.,  G.;  Z.  Es  ist  bi  im 
mit  Güeti  und  Bo<i  nüt  ausrichte*.  Me*  muess  dö  mit 
B.  derhinder,  mit  Strenge  verfahren  GF.,  G. ;  Z.  Ich 
hän 's  uf  all  Wig  mit-tne* probiert,  mit  der  Güeti  und 
Bim  GrAv.  .Mit  Verheissungen,  mit  Bedröuwungen, 
mit  Güte  und  mit  Böse  (hler  1616. 

böslScht:  ziemlich  bös;  z.B.  böslechti  Ghleidcr, 
die  anfangen  schadhaft  zu   werden   UwE. 

Bösli°g  in.:  zornmütiger  Mensch;  inshes.  bös- 
artiges, eigensinniges  Kind  UwE.  -  Ahd.6ö»i(%,  nupix. 


Bb8sliBgen":  Adv.,  kaum,  mit  Mühe;  .Syn.  bös- 
dings. " 

bosli"gen:  Bosheit  treiben  BLenk. 

Boss  f.:  (verrufene)  Herberge.  ,So  band  sy  in  [den 
leichtsinnigen  Jüngling]  gfüert  in  ein  booss,  da  für- 
gond  schand  und  laster  gross.  Da  bringends  in  umb 
guot  und  hab.  wird  eerlos  gricht  an  bättelstab,  von 
huoren  gsehlagen  uss  dem  huss  und  grad  von  denen 
gstossen  uss,  die  syn  guot  an  sich  zogen  band.'  JMdrer 
1560. 

Aus  der  Gauuerspr. ;  vgl.:  ,ln  die  poese,  daz  ist  in  die 
herberg.'  1430/40,  Bs  Chr.  III  564,  ferner  die  Zss.  .ars- 
posse',  .sevel-,  sunneu-boss.'  ebd.  5ß7  mit  den  An  nun.  dazu, 
auch  Gr.  WB.  II  2BS.  Lütolf  verzeichnet  ein  gaunerisches 
,bosseu  =  chilten.' 

Am-boss  AALeer.;  GT.,  -bös  BBr.;  Gi.K.;  L;  PA1. 
C-bousJ;  Sch;  S;  Th ;  Z,  A-bös(s)  Gl;  GSa.,  AmpösfsJ 
Zu.  —  m.,  PI.  mit  Uml.  AALeer.;  GSa.;  Th;  ZS„  Am- 
bösc*  L:  1.  Amboss.  Me"  seil  nid  eister  uf  eint  A. 
schmide"  L  (Ineichen).  Zittere*  wie  en  A.,  nicht  im 
mindesten  zittern  Z.  Der  A.  dient  seit  alter  Zeit 
auch  als  Böller:  A* 's  N.'s  Höchsig  händ  d'  Chnäbe* 
us  zive  Amböse"  /schösse"  ZZoll.  —  2.  Unterleib  S. 
—    Mini.   an(e)bö£. 

Horn-A.:  Amboss  mit  Hörnern.  .Ein  anbos,  zwei) 
blebelg,  ein  kupfrin  ougisen,  acht  hemer,  achtzehen 
Zangen,  ein  hornanbos  und  ander  klein  geschirr,  daz 
man  in  einer  sniitteii  bruchet.'  1384,  Z  Stadtb.  Auch 
1438,  L.     ,H.,  consessor.'   Mal.  —  ,Kalt-.'    1438,  L. 

.Schek-.'   1438,  L.   —   Verschrieben  für  das  Folgende? 

Ste'ck-:  leichter,  tragbarer  Amboss,  der  entw.  in 
eine  Öffnung  im  Boden  oder  in  einen  Holzblock  ge- 
steckt wird,  im  Gegs.  zum  grossen,  festen  Schmiede- 
amboss  Z. 

Stei n-böss  -bös:  Lokalname  ZSchlieren.  ,Zwo 
Jucharten,  das  Steinbössle.'  1653,  AAWett.  Klosterarch. 

Ygl.  auch  den  Z  Ortsn.  .Rorbas',  urk.  ,Rörboz'  (HMey. 
1849,  27).  aig.  ,Rohrschlag',  d.  h.  Ort,  wo  mau  Schilfrohr 
(ab-)schlägtV 

liösse"  AaF.,  Ke.,  Kütt,  Leer., Leugg.,  Z.;  Bs;  BU.; 
„VO;  Gl;"  L;  SThierst.;  U;  Zg;  Z,  p-  ZÜbf.,  böse*  II 
AABb.  (auch  lt  Hürhin);  Bs  (Seiler);  BKirchb.  (ver- 
einzelte Angabe),  jiöse*  SBib.  (Schmidlin) :  1.  stossen 
Bs  (Spreng);  U.  Heftig,  „gleichs.  kanipfartig"  gegen 
einander  drücken,  stossen,  von  Mehrern  L„E.-,  G. 
„Si  händ  'bösset."  Durchwalken,  durchprügeln  Aa 
Wohl.  ,Der  dem  andern  an  syne  türe  frävellichen 
bazet,  wirfet  und  stozet,  gebe  aine  march  silbers  ze 
buoze  und  sol  zwene  manode  von  der  stat  sin.'  1290, 
Sch  Richtebr.  ,Swer  dein  andern  frävenlichen  über 
die  swelle  ald  in  das  hus  jagt  ald  suochet  ald  der  an 
sin  hus  frävenlichen  bösset  ald  wirffet  ald  stösset.' 
1359,  G.  —  2.  in  mehrern  spec.  Anwendungen,  a)  (Ku- 
geln) stossen,  als  Spiel.  ,Es  spricht  H.  von  Frouwen- 
felt,  dass  in  der  Stirin  noti  ze  bossen;  des  bosset 
ouch  er  mit  im  so  verr,  dass  der  Stirin  im  6  ß  schuldig 
wart.  H.  Strubinger  dicit  [sagt  aus],  dass  sie  mit  en- 
ander  bosseten  und  dass  jetweder  ein  spil  wolt  hau  ge- 
wunneii.  Do  warf  der  Stirn  die  kuglen  hin  und  sprach 
[usw.].'  1381,  Z  Ratsb.  ,Es  sol  ouch  in  dem  gcriht 
nieman  spilan  oder  karten,  und  wer  das  briht,  der  git 
ze  buosse  unser  statt  ain  pfd,  als  dik  es  beschult. 
Aber  bfissan  und  walan  und  bretspil  ald  schauchzebel 
und  schiessen   mit  dem  armbrosl  ist  usgelassen,   das 


1720 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1730 


man  damit  nüt  verlüret.'  1389,  Z  Stadtb.  .Uff  den 
trinkstuben  mag  man  wol  b.'  1421,  Z  Katsb.  —  b)  Nuss 
b.,  Nüsse  vom  Baum  herunterschlagen  B.  —  c)  Hanf 
schlagen  und  brechen  AALeer.,  klopfen  Aa  (Rochh.). 
Vgl.  Hanf  (Bd  II  1438).  —  d)  (Garben)  6.  =  bor:en  6 
(Sp.  1642)  AABb..  F..  Ke..  Kütt..  Leer..  Z.;  Bs;  BoAa., 
K.'.  M.;  L;  SBib.,  Thieist;  ZObf.  Die  Garben  werden 
Dachher  wieder  auf  die  Für-TM  getan  und  erst  im 
Winter  ganz  ausgedroschen  Aa.  Das  Nachdreschen 
der  beim  B.  noch  nicht  ausgekeimten  Ähren  heisst 
mutze'  B;  s.  Sp.  619.  Auch  abs. :  Mer  hei'  'bösset  B. 
Dreschen  übh.  AAWohlen.  —  e)  „den  Schaub  6.,  den 
in  Büschel  gebundenen  Schaub  so  lange  an  die  Wand 
klopfen  oder  stossen.  bis  derselbe  eben  wird."  Roggen- 
schaub  büschelweise  schütteln,  damit  die  kürzern 
Halme  heraus  fallen  AaP..  Käst.  Syn.  üs-schauben.  — 
3.  Hanf,  Flachs  in  Gebinde  legen,  in  Büschel  binden 
„VO;  Gl;"  LG.;  Z,  den  rohen  Hanf  zu  Zöpfen  drehen 
AALeugg.;  _B;"  SThierst. 

Mhd.  bößen,  st.  und  sw.  Vb.,  in  Beil.  1,2  a  und  d  (körn 
yeböfien).  Vgl.  auch  Gr.  WB.  II  2G8/9.  3  ist  Abi.  Ton 
Bossen. 

ab  - :  =  bössen  2  d  AAKütt.;  Zg.  Weizen  a.  —  er-: 
verst.  bössen  1  in  übertr.  Sinne;  s.  Sehin-Bein  (Sp. 
1303).  —  arsch-:  a)  abs.,  den  Hintern  gegen  eine 
Wand  stossen  Aa.  .Arssbossen,  tundere  dunes.'  Mal. 
—  b)  mit  Acc.  S.,  .mit  dem  Hintern  an  Etwas  schla- 
gen, stossen'  Bs  (Spreng).  —  c)  mit  Acc.  P.,  „Jmdm 
mit  dem  Knie  Stösse  in  den  Hintern  versetzen  Aa", 
,ihm  den  Hintern  anprellen  und  zerstossen'  Bs  (Spreng). 
,[Narr,  zur  Ruhe  malmend:]  Drum  will  ich  alle  gwarnet 
han,  es  wöll  sich  menklich  daran  stossen ;  den  narren 
wirt  man  sust  arsbossen.'  Aal  1549. 

stöl-bösse"  -böse"  ZLunn.,  -pösse"  Bs  (Spreng). 
-pöse'  Bs(Anon.):  1.  tr.,  hin  und  her  stossen  Bs(St.b); 
,hin  und  wider  stossen,  zu  grober,  harter  Arbeit  Jmd 
missbrauchen.  Ein  armes  Waislein  gottlos  herum 
stolpossen'  Bs  (Spreng).  ,Concisus  pugnis  et  calcibus, 
wol  geschlagen  und  dülpet  mit  fettsten  und  mit  füessen 
gestollbosset.  Jactatus,  das  hin  und  wider  werfen 
und  stollbossen.  Quassare,  zerbrächen,  zerstossen. 
stollbossen.  Aftlictare,  stolbossen,  sülehen  und  be- 
trüeben.'  Fris.  ;  Mal.  .Etliche  wilde  gesellen  [haben 
1524]  ein  anschlag  gemacht,  den  doctor  [Vadian]  in 
der  herberig  [zu  Zug]  zuo  überfallen,  ir  suwwerch 
mit  im  zuo  tryben  und  in  dem  schimpf  im  die  oren 
abhowen  und  in  stollbossen  genuog.'  HBcll.  1572. 
, Quassare,  schüttlen,  zerrüttlen,  stollbossen.'  Denzl. 
1677;  1716.  —  2.  intr.  (meist  ume"-  Bs),  ,von  einem 
Ort  zum  andern  Verstössen  wandern  müssen,  hin  und 
her  schlenkern,  umherstolpern'  Bs  (Anon.),  „müssig 
herumstreichen  Bs",  unnötig  umhergehen  ZLunn.  — 
stol-pössere":  stolpern  AaWoIiI.  —  Stöl-pössi 
m. :  Stolperer  AaWoIiI. 

stor-bösse":  herumbalgen  GO. 

Bosse-  Aa;  Bs;  „B;  VO;  Gl;"  L;  PA1.  (Boussu); 
ScbKI.,  Nnk.;  S;  Th;  Z,  Böse"  AaF.,  Fri.  (Hürbin); 
Bs;  GaL.  (GLHartm.)  —  f.  Bs  (auch  m.);  L  (RBrandst); 
SchKI.  (in  Nnk.  m.);  Th  (doch  vorherrschend  m.), 
sonst  m.,  PI.  Bös(s)e"  Aa;  Bs;  S;  Th,  mit  Uml.  Aa 
Ehr.,  Zein.,  Z.;  ZDättl..  Fehr..  Ratz,  Dim.  Bössli,  in 
PA1.  Boussji:  1.  a)  Bündel  von  geklopftem  Hanf  (ea- 
napa  stigliata)  PA1.  Zopfartig  geflochtenes  Bündel 
,gereiteten'  oder  gebrochenen  Hanfs  (2—3  Pfd  schwer) 
AauF.;  Bs;  „B;"  SThierst.     Die  Bossen  werden  aus 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


je  drei  Büscheln  geflochten,  die  man  neben  einander 
auf  ein  Brett  legt  und  an  dem  einen  Ende  mit  einem 
Faden  zusammenbindet;  um  dasselbe  zu  befestigen, 
wird  etwa  ein  Kind  darauf  gesetzt.  Ist  der  B.  ge- 
flochten, so  zieht  man  ihn  vom  Brette  herunter, 
wobei  das  Kind  mitrutscht;  man  nennt  das  scherz- 
haft Bosse"  rite'  Bs.  (Hanf-,  Werch-,  Flachs-)  IL, 
Hanf-  oder  Flachsbündel  AaF.,  Hold.,  Leer.,  Zein., 
Z.;  Bs;  L;  SchKI.;  ZFehr.,  Rüml.,  und  zwar  spec. 
aus  rohem,  eben  ausgezogenem,  noch  nicht  geröstetem 
Hanf  oder  Flachs  „VO;  Gl;"  GaL.;  Th;  ZDättl..  oder 
aus  geröstetem  Hanf  (vor  dem  Beilen  oder  Ratschen) 
AAOEhr..  F.,  Fri.;  S.  Bf  Bär  het  gracl  erst  das 
g'söret  und  guet  g'wetteret  Werch  in  glatte'  Bosse" 
vom  Feld  hei'"  'brächt;  's  isch  rösch  jetz  und  troch 
und  cha"",  we"*-me"  will,  g' ratschet  u-erden  oder 
g'reitet.  BWtss  1885.  .[Nach  dem  .Reffen']  bindet 
man  die  Leinenpflanzen  vermittelst  Tannen-  oder  Wei- 
denzweigen in  .Boosen'  (Büschel)  und  legt  sie  in  Gru- 
ben stillstehenden  Wassers  (,Roosen'),  wo  sie  mit 
einem  hölzernen  Gatter  bedeckt  und  mit  Steinen  be- 
schwert werden,  bis  eine  gewisse  Gärung  vorgegangen 
ist.'  GLHartm.  1817.  ,Bei  gehörigem  Grad  der  Zei- 
tigung, den  mau  nicht  überwarten  soll,  wird  der  Lein 
mit  den  Händen  aus  der  Erde  gezogen,  dann  in  Bündel 
oder  Bösen  gebunden  und  nach  Hause  gefahren.'  Alp. 
1827  (Ostschweiz).  ,Der  hanfbossen,  hanfburdinen, 
manipulus  canabeus.'  Mal.  ,Flachspoossen ,  Wälle. 
Bürde,  fascis  lini,  merges.'  Red.  1662.  ,[Die  Nacht- 
buben von  OErlinsbach  verderbten  dem  Pfarrer]  75 
Bossen  Wei'ch.'  1674,  AAGem.  S.  noch  Chnütschi  2 
(Bd  III  774).  Wergbündel  des  Seilers:  ,Als  mich  [der 
Seilermeister]  anstalt,  kond  ich  kum  den  hanfpossen 
ufhenken  und  vast  wenig  träien.'  ThPlatter  1572. 
—  b)  Bund  Stroh  (bes.  Roggenstroh),  nach  Art  einer 
Garbe  mit  gleich  gerichteten,  langen  Halmen,  aus  dem 
die  kürzern  Halme  durch  Schütteln  entfernt  worden 
sind  AaF.,  Käst,  Zein.;  Bs;  L;  Sch;  Th;  ZRafz.  W.  E>, 
B.  Slrau",  Schaub  ScnSehl.  (Bogge'-JB.,  einmal  ttber- 
droschene  Roggengarbe  AaZ.;  ZeA.  Vgl.  Böss-Boggen. 
.Zu  verkaufen:  Sehr  schönes  Weizenstroh  und  Roggen- 
bossen' ZStäfa  (Ztgsanz.).  —  2.  scherzh.  für  eine 
kleine,  dicke  Weibsperson  AaF.,  Ke. 

Ahd.  bößo,  mhd.  büße  in.  in  Bed.  1  a.  Der  Name  wohl 
mit  Bez.  darauf,  dass  die  Bossen  .geschlagen'  wurden,  z.  T. 
noch  werden  (s.  Bd  II  1438),  viel],  aber  auch  nach  der 
(wenigstens  dem  Flaehsbündel  eigenen)  kurzeu  gedrungeneu 
Form;  vgl.  die  Übertragung  bei  2  (wozu  Bündel  3  Sp.  1364), 
sowie  die  Anm.  zu  PUss  I. 

, Wasser-Bossen:  ein  bürde  hanf,  wie  sy  aas 
der  ross  oder  wasser  zogen  wirt,  manipulus  cana- 
binus.'  Mal. 

Bössete"  f.:  1.  „stürmisches  Gegeneinanderstossen 
oder  -prallen  LE."  —  2.  coli.,  so  viel  Garben  (8 — 10 
Stück)  als  man  auf  einmal  bösset  Aa.  —  3.  „Bündel 
von  rohem  Hanf  oder  Flachs  VO;  Gl;  Z." 

Püss  I,  Pösse"  I  m.:  1.  a)  Poss  AALeer. ;  Ap;  Gl; 
GRÜVatz;  „LE.;"  G;  ScHwMa.;  S;  Th;  ZO.,  Wl„  Boss 
Gr  (St.b);  GEbnat,  F.;  SchSi.  (Sulger).  Posse"  BBe., 
Leiss.,  0.  (Zyro)  —  PI.  Pöss  Ap;  G,  Posse-  Ap;  GT.; 
Th  —  Dim.  Pössli,  B-  Gr  (St.b);  GF. ;  SchwE.,  Possli, 
B-  Ap;  GA.,  T.,  Wl„  W.;  SchwE.;  Th;  Ndw;  Zg;  ZO. 
(in  Gr;  GA.,  Oützw.;  THArb.,  Kurzriek.,  Märst.,  Wig.; 
Ndw;  Zg  m.),  Possi  m.  BoE.:  Bursche,  Kerl.  aaOO., 
mit   dem   Nbsinn   des   (unverhältnissmässig)  Kleinen, 

109 


1731 


Bas,  bes,  bis,  bos.  bus 


1732 


Dicken,  auch  Drolligen,  zunächst  von  Knaben,  dann 
von  männlichen  Personen  übh.  Ap;  BoE.;  Gl;  GF., 
Sa..  T.,  WL  W.j  Th;  Nnw;  Zg;  ZWthur;  frischer, 
mutwilliger,  auch  im  schlimmen  Sinne:  zu  losen  Strei- 
chen geneigter  Bursche,  Schlingel  ÄALeer. ;  Ap;  Gl; 
Gr;  G;  ScHwMa.;  Th;  Zg;  ZO.  Poss(li),  schalkhafter, 
eigenwilliger,  jähzorniger  Bursche  ZO.  Bossli,  Bössli, 
geweckter,  übermütiger,  leichtsinniger  Bursche  SchwE. 
De''  Poss  häd  wärlich  Chritz  im  Chopf,  cha"  sini  Fuß 
seile'.  PHeng.  1836.  0  du  Poss!  Antwort  einer  Frau 
auf  eine  Spottrede  ihres  Gatten.  ACorrodi  (Z).  Dil 
bist  en  Kärli-Poss,  ein  Prachtskerl  (iron.)  ZF.  En 
Hopt-Poss,  ein  grosser,  wackerer  Bursche  Ap.  En 
rücke",  ung'u-enter  Poss  GT.;  ZO.  E"  schöne  Poss 
AALeer.  En  chliner  Poss(li)  G;  Tu.  Dim.  Possli, 
Knabe  Ap;  auch  kosend:  e"  (chlises,  liebs)  Possli  Ap; 
oTh;  ZWthur.  Wart,  du  (chline'')  Poss,  du  Possli, 
ich  will-der!  Drohung  zu  (kleinen)  Knaben  GA.;  Th. 
E"  nüntigs  Possli,  ein  körperlich  unscheinbares,  win- 
diges Bürschchen  ApVorderl.  Iron. :  Das  ist  en  heitere 
Poss!  Ap;  Tu,  bes.  wieder  als  Dim.:  es  heiters,  schöns, 
Silbers  Possli  ZO.  S.  noch  un-guet  (Bd  II  545).  Sprw. : 
Wirtstöchteren  und  Müliross  sind  nit  für  niedere"  P., 
eignen  sich  nicht  für  den  ersten  Besten.  Schild  (S), 
e"  Müllerstochter  und  es  Müliross  passe"  nid  zumene" 
Büre'poss  AiLeer.  Kinderrätsel:  E"  Krieger  ist  lee" 
Poss,  e"  Chliner  ist  nit  gross,  e"  Grösser  ist  nit  chli": 
iez  röt:  wo  bin-ich  g'si"?  Bochh.  1857.  Zäum  hänt 
Boss,  der  Krieger  ist  e"  Poss,  e"  P.  ist  de"  Krieger, 
Chinde"  muess-me"  wiege",  ebd.  (aus  einem  Wiegen- 
lied). Häufig  in  ä.  Spr.,  vorab  im  XVI.,  gew.  in  üblem 
Sinne.  .Sich,  du  unverschampter  p.,  wie  gedarstu  so 
ein  unredlichen  lug  so  geschlagenlich  uff  einen  bi- 
derben man  schryben?'  Gvrenr.  1523.  , Weder  Jhero- 
nimus  noch  kein  andrer  mögen  mich,  der  ein  schlechter 
poss  bin,  darzuo  bringen,  das  ich  die  creatur  anrüeft'e.' 
ebd.  (Worte  Zwingiis).  ,So  die  essenden  nit  muot- 
willer  oder  geil  possen,  sunder  eersame  lüt  und  guoter 
conscienz  sind.'  Zwingli.  [Glatthans  zu  seinen  Ka- 
meraden:] ,Wo  nun  us,  ir  armen  bossen?'  HsSalat. 
,Lanzknecht:  Ich  zech  ouch  gern  mit  guoten  possen, 
si  seigind  Schwaben  ald  Eidgnossen.'  HsRMan.  ,Was 
dann  sind  diser  rauwen  bossen  [Kriegsgesellen].' 
JMürer  1559.  ,Myn  gsellschaft  sind  jung  oerlich 
bossen,  die  auch  zum  teil  hand  d'  ürten  z'  gen.'  ebd. 
1560.  .Johann  Matthis  von  Harlem  uss  Holland,  ein 
pfister  sines  handtwerks,  aber  ein  frächer  vilschwätzen- 
der  poss.'  HBüll.  1561.  ,Die  vollen  possen,  die  spat 
von  einander  gond,  sagend  etwan,  sy  habind  dises  und 
yenes  wunderbarlich  und  erschrockenlich  zeichen  ge- 
sähen.' LLav.  1569;  , volle  Saufbrüder.'  1670.  , Etliche 
kriegslüt,  pensioner  und  frävel  possen  in  den  VOrten 
trowtend,  wenn  dann  Zwingli  wurde  faren  durch  die 
gemeinen  herschaften,  wölltind  sy  ein  gejagt  ansähen 
und  versuochen,  ob  sy  wildprät  schiessen  oder  sunst 
fahen  kiintind.'  HBull.  1572.  ,Myn  lieber  poss,  wo 
kommst  du  heri"  Mauritiana  1581.  ,Als  a.  1609  ein 
armer  Poss  und  Arbeiter  von  etwas  Missetat  wegen 
mit  dem  Schwärt  gericht  werden  sollen.'  R(  'vs.  .Komm, 
Boss,  nimm  Speis!'  ruft  ein  Jäger  seinem  Burschen 
zu.  Mvkicaus  1630.  ,Der  Poss,  Bub,  Knab,  Karle, 
pusio,  pupus,  puer.'  Red.  1662.  —  b)  („Poss,  Possli". 
Boss  ScHSt.)  Narr,  „Possenmacher."  ,'s  gibt  ein  Buss 
(Possenmacher)  aem  andere"  d'  Hand,  es  kommt  doch 
immer    einer    über    den    andern-  [V].    ScHSt.  (Sulger). 


.Sannio,  narr  in  einem  Schauspiel,  poss  oder  possen- 
reisser.'  Fris.  —  c)  in  Personennamen.  Boss,  Spitz- 
name BRoggw.  ,Ottli  Farner,  genannt  Possli.'  1524, 
ZSth.  ,Hans  Farner,  den  man  nembt  Bossly.'  1530, 
ebd.  ,Hans  Zender,  genannt  Bossli.'  1653,  AlWett. 
Klosterarch.  ,Jagle  Zimmermann,  genannt  Bössli.'  ebd. 
Als  Familienname:  Boss  BInnertk.,  Walkr.,  Bossli  B 
Innertk.  —  2.  Poss,  kurzes,  dickes  (Oberländer) 
Schweinchen  Gr  U Vatz.  —  3.  Poss,  Boss,  Bössli, 
Hundename  Schw.  Jch  ha"  weder  Chüe  nurh  Binder, 
nuch  Hüender,  nuch  Esel,  nueh  Boss,  Nüd  weder  e* 
Hund  und  der  heisst  Boss.  Schw  Hausratbrief.  Ende 
XVIII.  ,Der  Possli,  ein  drolliger,  freundlicher  Mops 
mit  abgeschnittenen  Ohren.'  um  1804,  Z.  —  4.  Zier- 
figur, Zierat,  (schmückendes)  Beiwerk  von  erhabener 
Arbeit,  zunächst  in  der  Gestalt  eines  .Possen.'  a)  Holz- 
schnittfigur als  Druckerzeicheri.  1524  beklagten  sich 
die  VOrte  auf  einer  Tagsatzung  zu  Luzern,  die  Zür- 
cher hätten  eine  Druckschrift  erlassen  und  verbreitet, 
und  es  seien  auf  solche  Büchlein  , bossen'  gemacht, 
vermutlich  ihnen  zu  Leid,  in  dem  Sinn,  dass  die  Eid- 
genossen nichts  anderes  als  Bauern  seien.  Die  Zürcher 
verteidigten  sich:  ,Dazu  habent  wir  verstanden  (den) 
Unwillen  der  possen  (halb),  so  uf  unser  usgangen  ge- 
truckt  Schriften  sind  gemacht;  das  ist  niemas  zuo 
tratz,  ouch  uns  onwüssent  beschechen,  dann  solich 
possen  des  truckers,  der  Hager  genant,  zeichen  sind, 
und  brucht  sich  des  niemas  ze  lieb  noch  zuo  leid.' 
Uri  schreibt  nicht  ganz  befriedigt  zurück:  ,Der  bossen 
halb  mögend  wir  gelouben,  sölichs  nit  uss  üwer  be- 
felch  geschächen,  möchtent  aber  wol  liden,  dass  der 
drucker  sich  eins  andren  bossen  gebrucht  hätt,  diewil 
(er)  doch  nit  uf  die,  so  den  Eidgnossen  geschickt, 
ouch  druckt  worden';  vgl.  Absch.  IV  1  a  413.  421.  422. 

—  b)  ,Die  possen,  als  die  man  an  die  brunnen  macht, 
wasser  auszeblaasen,  oder  kindle  an  den  rören,  die 
wasser  ausschräyend  oder  brünzlend,  persona;.'  Fris.; 
Mal.  —  c)  Schildhalter  auf  Wappen.  Stumpf;  s.  Gr. 
WB.  II  262  o.  —  d)  in  der  Holzschnitzerei.  .Die  vier 
pild  und  anderen  vier  possli  [für  das  neue  ,Mannen- 
gestüel']  dem  pildhower  zuo  schniden  1  pfd  5  ß.'  1518, 
Bs  (Baurechnung  der  Kirche  zu  St  Peter).  S.  auch 
Bildung  (Sp.  1202)  und  vgl.  Laub-P.  —  e)  als  Uhr- 
gehänge. ,[An  der  Uhr]  muss  eine  Ketten  von  6  fl. 
und  an  derselben  müssen  allerhand  goldene  und  sil- 
berne Possli  hangen,  das  Stuck  vor  einen  Krontaler, 
z.  E.  Schälleli  und  Rölleli,  wie  des  Amtmanns  Schoss- 
hündli  usw.'  1779,  Z  (über  den  Luxus  der  jungen 
Geistlichen).  —  f)  Possli  n.,  Visierkorn  am  Schiess- 
gewehr  Gl;    ScHSt.  (Sulger).     Syn.  Mugg  (Sp.  129). 

—  5.  zierliche,  passende  Gestalt,  Haltung  und  Ge- 
bärde. ,Ornamenta  ad  rem  aliquam  adhibere,  eim 
ding  ein  gestalt  oder  possen  gäben,  etwas  zieren.' 
Fris.  ,Der  äff  will  stätigs  alle  gepärd  des  menschen 
treiben,  ist  aber  nit  so  geschickt  und  fält  im  der  poss; 
das  bringt  dann,  dass  die  kinder  sein  lachen  müssen.' 
Tierb.  1503.  ,In  Bossen  stellen',  die  rechte  Gestalt 
geben;  vgl.  bossieren.  ,Die  spillüt  wond  [waren]  so 
wol  in  bossen  gstelt;  ein  jeder  luogt,  dass  er  nit  feit', 
beim  Empfang  der  Zürcher  in  Strassburg.  1576,  Spruch 
des  CTWirri  von  Aarau.  Mit  Refl.-Obj.,  sich  (gut)  an- 
stellen zu  Etwas:  .[Die  Frau]  musst  dergleichen  männ- 
liche Sachen  [reiten,  jagen  usw.]  verrichten,  in  wel- 
chem allem  sie  sich  gar  ernstlich  in  den  Bossen  stellen 
könnt.'  (iiiLER  1625.  —  6.  a)  äussere  Haltung,  Gebaren 


1733 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bns 


1734 


übli.  .[Mutter  zu  ihrer  Tochter:]  Lauf  auch  nit  dahar 
wie  ein  ross,  es  war  sonst  ein  bäurischer  boss.'  Holz- 
wart  1571.  —  b)  spec.  von  den  Gebärden,  dem  Spiel 
des  Gauklers,  Possenreissers,  Schauspielers.  .Damit 
ein  yeder  [Schauspieler]  sin  bossle  mach  uff  das  best, 
als  er  das  kan.'  Z  Laz.  1529  (Vorred  des  Herolds). 
,Yetz  macht  der  tod  sine  bossen  vor  dem  tisch  und 
spricht  nüt.'  ebd.  ,Jetz  kommen  die  narren  und  ma- 
chen ire  bossen.'  ebd.  S.  auch  Gauggler  (Bd  II  172). 
—  c)  Posse*  in.,  Dim.  Pössli,  wie  nhd.  Possen,  Schaber- 
nack. Scherz,  sonderbarer  Einfall  Aa;  Bs;  B;  GlK.; 
GüVal.;  L;  Th;  Z.  Spec.  von  den  satirischen  Anspie- 
lungen (ift  10—12  an  Zahl)  auf  Torheiten  und  Ver- 
gehen einzelner  Personen,  welche  den  zweiten  Teil 
des  .Hirsmontags-Briefs' (s.  d.)  bilden  LE.  E*  Posse*! 
=  du  scherzest,  bist  nicht  recht  bei  Trost,  als  Antwort 
auf  eine  sonderbare  Rede  B  (Zyro).  Meist  nur  in  be- 
stimmten Verbindungen:  Eim  en  Posse*  spile*  Aa;  B; 
Tb;  Z.  Mack-mer  ken  Posse"!  Th.  Posse*  mache", 
tribe*  Aa;  Th;  Z  (in  Zoll.  Pössli  tribe*);  gelegentlich 
auch  von  Pferden  Aa.  ,Zuo  end  desselben  punktens 
ryssest  gar  ein  guots  pösslin',  begegnet  dir  ein  Miss- 
verständniss  des  Textes.  Zwingli.  .Ich  will  im  ein 
fyns  bössli  ryssen,  in  knütteln,  dass  er  sich  möcht 
bschyssen.'  Rdef  1540.  .[Die  Böcke  haben  die  Feinde] 
vilmal  gezwackt  und  manchen  possen  gerissen.'  Z 
Ofeninschr.  ,Da  hat  sich  ein  lächerlicher  poss  zuo- 
getragen.'  Tierb.  1563.  ,Hem  astutias,  gesich  die  ge- 
schwindigkeit  oder  list,  das  kan  mir  ein  list  oder  ge- 
schwinder poss  sein.'  Fris.  ,Ein  guoten  bossen  oder 
list  anrichten,  instituere  astutiam.'  Mal.  ,Die  zvollen 
irer  sinnen  und  Vernunft  beraubet,  gond  mit  selzamen 
possen  um,  sagend  von  vilen  erschynungen.'  LLav. 
1569;  .Einbildungen.'  1670.  .[Dass  ein  Jeder  bei 
Tisch]  sin  spis  mit  holdsäligen  fabeln  oder  mit  eer- 
lichen  schimpfreden  und  guote[n]  possen  oder  mit  un- 
zenkischen  disputationen  glich  als  mit  besundern  gat- 
tungen  der  spetzereien  besprenge  und  wolgeschmackt 
mache.'  F  Schulordn.  1577.  .Sich,  mein  Gsell,  ist  das 
nit  ein  Poss?  Dass  den  Tropfen  all  Plag  anstoss, 
der  mir  mein  Buchs  abglassen  hat!'  JHGrob  1603. 
,Faceti*  sermonis  condimenta,  ein  gut  Bösslein  im  Ge- 
spräch tut  wol.'  Denzl.  1716.  S.  auch  artlich  (Bd  I 
478),  fri  (ebd.  1259),  Lands-Friden  (ebd.  1282),  Anin. 
zu  Fratz  (ebd.  1343),  für-gän  (Bd  II  29). 

Zu  1  a.  Mhd.  boße  m.,  als  verächtliche  Bezeichnung  für 
eineu  Monschea  einmal  in  der  Verbindung  trunken  b.,  sodann 
in  der  Zss.  tcnodeböße,  kleiner,  dicker  Kerl  (Mhd.  WB.  I  230), 
steht  im  Ablautsverhältniss  zu  unserm  W.,  das  auf  mhd. 
'boßße  weist;  vgl.  auch  Schm.  I2  410;  Gr.  WB.  II  267. 
Wenn  als  Gruudbed.  .kleines,  dickes  Ding'  anzusetzen  ist, 
dürfte  das  W.  mit  bossen,  schlagen,  klopfen,  wurzelverwandt 
sein;  zur  Bed. -Entwicklung  vgl.  u.  a.  die  Anm.  zu  Bossen 
(Sp.  825).  Bei  4  ist  tw.  Einfluss  des  (übrigens  gleichfalls 
zum  deutschen  bossen  gestellten)  frz.  bosse  zu  erwägen ;  vgl. 
Possen  II,  bossieren.  Zu  Bed.  4  — 6  vgl.  Gr.  WB.  II  261  f. 
S.  auch  noch  Böser  III,   Butz. 

Fecht-Bossen:  Gebärde  eines  Fechters.  , Er  tuet 
ein  reverenz,  machet  ein  f.'  Mauritiana  1581.  .Fechter- 
bossen.' ClSchob.  1699;  s.  Bd  III  380.  —  ,fecht- 
pössisch:  wie  ein  fechter,  palaestrice,  athletice.'  JIal. 

Gaugier-,  Kuenzen-.  ClSchob.  1699;  s.  Bd  III 
380.  —  Karporals-Posse".  K.  im  Sinn  ha",  allerlei 
Schlimmes  BE.  —  Chatzen-Posse°.  Kei*  K.  ma- 
che*, kein  Federlesens  machen,  keinen  Spass  verstehen 
Bs.  —  Kriegs-Possen.  ,[Er  hat]  mithin  den  grawen 


Pündteren  etliche  Kr.  gerissen,  wie  es  dann  die  Ge- 
legenheit des  Kriegs  gefügt,  dessen  sye  ime  auch 
treffenlich  gram  worden.'  RCvs. 

Laub-Possen.  ,Das  recht  teil  des  loubwerks 
und  des  loubpossen  [an  den  Säulen]  soll  von  teiltem 
gold  vergült  werden.'  1512,  Bs  (Baurechnung  der 
Kirche  zu  St  Peter).  —  Yiell.  ,buckelförmig  vorspringen- 
des  Laubwerk.'     Vgl.  Poss  4  d. 

Lumpe"-Posse°  (PL):  verstärktes  Possen  6  c  Bs 
(Seiler).  —  Schalk-Possen.  Der  im  Streit  mit  Rott- 
weil liegende  Christoph  von  Landenberg  führt  aus, 
der  von  Rottweil  gewünschte  Anstand  sei  abgelaufen, 
ohne  dass  man  ihm  eine  Antwort  erteilt  hätte,  und 
habe  man  ihm  damit  nur  einen  ,Sch.'  gemacht,  wo- 
durch er  in  grosse  Kosten  geraten.  1540,  Absch.  — 
Schelm en-Bossen.  ,Das  heisst  guot  seh.  gerissen.' 
NMan.  —  Schimpf-Bossen.  ,Uss  disem  Zug  erhebt 
sich  ein  Seh.  von  zwen  Soldaten.'  Joh.Mahl.  1674.  — 
Wuecher-.  .Dise  wuocherpossen  duldend  ir  nit  allein, 
sonder  ir  trybend  sy  selbs.'  Zwingli  II  409. 

Boss  f.:  Schimpfname  auf  Weibspersonen.  ,[Eine 
Frau  verklagt  die  andere]  dass  die  zu  ir  sprach,  si 
wer  ein  verhiti  lungo  und  ein  verhiti  boss  und  möcht 
nieman  vor  ir  unbeschissen  sin.'  1377,  Z  Ratsb. 

posse":  Possen  reissen,  Unfug  treiben.  .Fluchen 
und  Schweeren,  Jolen  und  Schreien,  Zotten  und  P.' 
JJMüll.  1665.  .[Die  Studiosi  sollen  u.A.  meiden]  schant- 
liches  Schärzen,  Zotten  und  P.'  Sch  Schulordn.  1687. 

Posse"  II  m. :  das  roh  gelassene  untere  Ende  eines 
in  den  Boden  eingesetzten  behauenen  Steines  Z. 

Frz.  bosse,  (rundliche)  Erhöhung,  Buckel;  als  ,Bosse(n)' 
allg.  in  der  Sprache  der  deutscheu  Baukunst. 

bossiere":  Etwas  (hauend,  hämmernd)  aus  dem 
Groben  herausarbeiten  SNA.  Etwas  formen,  gestalten. 
,Die  reichen  machen  [den  Eichhörnchen]  heusslin  aus 
schindlen,  die  da  ein  ausgang  haben  in  ein  von  dräten 
gemacht  rad,  aufs  lustigest  possiert,  darinn  es,  biss 
es  ermüedet,  umblauft'e  und  sich  erspacier.'  Tierb. 
1563.  ,Aus  Wachs  gemachtes  und  possiertes  Jesus- 
kindlein.' 1658,  Gfd  (L).   —  Vgl.  Gr.  WB.   II  266. 

Bossiererm.  .Ceroplastes,  B.  in  Wachs.'  Denzl. 
1716. 

Bossieri"g  f.:  1.  Verzierung  in  erhabener  Arbeit. 
Die  schön  silbemi  Zucker-Töse"  mit  der  künstliche"  B. 
ONägeli  1898.  —  2.  =  Ab-Lauf;  s.  Bd  LH  1114. 

possle":  Unfug,  Possen  treiben  Bs  (Seiler);  GrPt. 

posslig.  in  Bs  auch  poslig:  possierlich,  lächer- 
lich, sonderbar,  bes.  von  Gebärden  oder  Worten  AaL.; 
Bs;  B;  F;  S.  Er  ist  gar  p.  im  Lache"  FKerzers.  P. 
z'  biege"  AaL.  Selbi  de"t  i"  der  p-e"  Hübe"  ist  e"  Schici- 
zeri"  [Schwyzerin].  FOschwald  (AaL.).  ,Es  gilt  immer 
als  ein  gutes  Vorurteil  für  ein  Völklein,  wo  in  einer 
Gemeinde  es  noch  posslige,  komische,  in  Reden,  Den- 
ken und  Grundsätzen  b'sonderbare  Menschen  gibt,  die 
nicht  in  allem  Andern  nüchgigen  oder  nöchgaggen, 
sondern  es  nach  ihrem  Kopf  machen.'  Glur  1835. 

Pössel  m.,  PI.  Pössle" :  .Bursche,  flinker  Kamerad, 
heiteres  Bürschcheir  B  (ImObersteg). 

Pösseler  m. :  kleiner,  dicker  Mann  BoE. 

Pössin  f.:  anrüchige  Weibsperson,  Dirne.  ,Spiler, 
Spitzbuben  und  unverschambte  Pössenen.'  JJBreit. 
1639.  ,Die  sich  in  aller  Üppikeit  und  Unfläterei  wel- 
zen,  denen  nicht  wol,  sie  seien  dann  bei  iren  Bössinen.' 


I 


17:;:. 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1736 


JWmz  1650.  ,Soll  ein  rechte  Pössin  und  Mätz  sein.' 
1665,  ZSth. 

possisch.  ,P.  sein,  etwas  gefeerts  treiben,  sältzam 
gebärden  an  sich  nemmen,  gestieulari.'  Mal. 

pössle",  „auch  6-",  in  G  auch  pössele" :  „kleine 
mutwillige  Streiche  spielen",  doch  auch  in  schlim- 
mem] Sinne :  lose  Streiche  verüben  und  dadurch  Scha- 
den stiften,  bes.  von  dem  Treiben  der  Nachtbuben  Ap; 
Gr;  „LE.;"  GW.;  Sch  (Kirchh.).  Ir  Wetters  Bliebe", 
wartet  nur,  bis  üsere*  Pfarrer  ehunnt:  er  wird-i  euers 
P.  schu'  verleide".  G  Kai.  1S54.  Er  chönnd  nünt  a's 
p.,  sagt  eine  Mutter  zu  ihren  Buben  GWidnau.  .Der 
Hausgeist  pösselte  im  Haus  oder  richtete  im  Stall 
irgendwie  Unheil  an.'  Jecklin  1876.  Mit  Dat.  der  be- 
troffenen Person  Ap;  Gr;  GG.,  Rh.,  T. 

Pössler  m.:  Possenmacher  Scu  (Kirchh.);  Staluer. 
Zu  mutwilligen,  schlimmen  Streichen  (bes.  Nacht- 
bubenstreichen) geneigter  Bursche  Ap. 

Pössleto"  f.:  Schabernack  ApII.,  M. 

„Pössling:  =  Poss  4  f  Gl." 

Poss  II  „Ap;  Gl;"  G;  „Sch;Schw;"  THTäg.;  ZO., 
Boss  „Ap;  Gl;  G"T.;  „Sch;  Schw"E.;  Posse"  GrV.; 
GRb.;  Th  (selten);  ZDättl.  —  m.,  PI.  Pöss,  B-  GA., 
G.,  Stdt,  T.,  Wl.;  SchwE.;  THTäg.;  ZO.,  Posse-  GRh.; 
ZDättl..  Dim.  Pössli,  B-  Ap;  „Gl;"  GRMaienf.;  GG., 
Rh.,  Stdt,  T.,  W.;  „Sch;"  a„ScHw;"  THBerl.,  Bisch., 
Eschenz  tw.;  „Zg;"  ZDättl.,  0.:  fast  nur  im  Plur.  und 
zwar  vorherrschend  Dim.,  Überstrumpf,  Kamasche. 
aaOO.;  bei  St.2  unterschieden  als:  1)  „Halbstiefel, 
eine  Art  Uberstrümpfe,  die  nur  bis  an  die  Waden 
gehen  Ap;  Gl;  G;  Sch.  —  2)  Strümpfe,  die  bis  unter 
die  Kniee  und  an  die  Knöchel  reichen  Schw;  Zg." 
, Kurze  Überstrümpfe  von  schwarzem  Tuch,  die  von 
1798  bis  um  1820  als  Beinkleider  Mode  waren'  aScBW. 
Synn.  s.  u.  Fink  II 3  (Bd  I  869).  ,Surae,  stifel,  pössle. 
Cothurnus,  halbstiffel,  stiffel  bis  an  den  halben  waden, 
wie  sy  die  Jäger  tragend,  pössle.'  Fris.  ;  Mal.  ,Die 
Baurenstifel  (Pössle),  welche  den  halben  Schenkel  be- 
decken.' Spleiss  1667.  , Cothurnus,  hohe  Schuh,  Bund- 
schuh, Pösslein.'  Denzl.  1677;  1716. 

Mlid.  huß  in.,  wahrsch.  zur  selben  Wurzel  wie  hassen, 
stossen,  schlagen;  zur  Bed.-Entwicklung  vgl.  (Arm-)Stöbs, 
Über  die  weitere  Verbreitung  des  W.   s.   Gr.    WB.   II  268. 

Bosselierer.  .Mediastinum,  ein  sudler  oder  haus- 
knecht,  so  man  zuo  den  aller  verachtesten  wärken 
braucht,  bussler,  stallbuob,  bosselierer.-  Fris.  .Kessler, 
ein  figensack  und  possilierer  der  Luthery.'  Linuinner. 
Wthurer  Chr.  —  Vgl.  Gr.  WB.  II  261.  264.  Mal.  hat  dafür 
,bochselierer' ;   s.   Anm.  zum   Folg. 

bossle»:  klopfen.  ,Da  begund  in  [Jetzer]  beider 
nacht  der  supprioi  versuochen  mit  bosslen,  steinwerfen 
und  gleich  gebaren  als  ein  geist.'  Auf.  XVI..  Siml.,  Urk. 
,Der  falsch  geist  kam  mit  solicher  ungestüemigkcit  in 
das  clostcr.  das  sich  jedermann  darab  entsitzen  muest, 
und  nach  langem  grausamklichem  bosseln  fuegt  er 
sich  in  des  brueders  zell.'  ebd. 

Mlid.  lößein  (boßßeln  I,  Itorativbildung  zu  lößen;  s.  Lexer 
1  886,  ferner  Gr.  WB.  II  265.  Über  den  Wechsel  oder  die 
Verniengung  mit  dem  syn.  bochsdn  (Sp.  99S/9)  vgl.  Bochsel- 
Arbeii   (Bd   I   42;!),  -Nacht   (Sp.  657),  sowie  das  Vor. 

sehne- böse"  (lt  einer  Angabe  -bösse"):  in  feinen 
Eiskörnern  schneien  Gl.     Es  schneböset. 

Schne-Böseli  n.:  Fall  von  feinkörnigem  Schnee 


GWb.   —   Schm.   I2  288   hat  in  gleicher   Bed.  echne-baieseln, 
das  aber  lautlich  mit  unserni  W.  nicht  zu  vereinigen  ist. 

Böser  I  m. :  Fleisch,  das  den  Juden  rituell  zu 
essen  erlaubt  ist  Aa„F.",  Z.  —  Hebr.  basar.  Vgl.  auch 
gaunerisch  Busi,   Fleisch  (Lütolf). 

Böser  II,  ßösel  m.:  1.  (Böser  ApM.,  Teufen, 
Basel  Ap,  Pösel  I  ApK.)  der  abgeschnittene  Schweif 
einer  Kielfeder,  gelegentlich  zur  Schonung  der  Spitze 
in  die  Öffnung  gesteckt.  —  2.  (Böser,  Dim.  Böserli 
Aid..  Teufen,  Basel,  Dim.  Böseli  ApStein,  Teufen,  Be- 
seli  ApH.  tw.)  Geschoss  fürs  Blaserohr,  bestehend  aus 
einem  feinen  Nagel  oder  einer  starken  Stecknadel, 
deren  Kopf  in  Wollgarn  eingewickelt  wird,  auch  aus 
einem  Nagel  mit  Haarbüschel  am  einen  Ende.  B. 
blöse",  schlisse".  Vgl.  B.-Bör.  —  3.  a)  Böser,  kurz- 
haariger Rasierpinsel  Ap  f-  —  h)  Basel  (in  ApK.  P-), 
Dim.  Böseli  Ap;  GStdt  (lt  vereinzelter  Angabe  -Ö-), 
älter  BeselfiJ  Ap,  Pinsel  übh.  Auch  übertr.,  Dumm- 
kopf GStdt.  —  4.  Böserfli),  seltener  Böselfi),  kleiner, 
schwacher  Mensch  Ar. 

Mit  Kontraktion  von  au  :  äu  }>  ö  :  b  für  *  Bausei-,  Bausei; 
s.  Sp.  1665.  Im  Ablautsverbältniss  dazu  steht  das  z.  T.  syn. 
Buad(i),  Büsel(i);  s.  d.  Auf  '  Bauser  könnte  das  Sp.  1666 
angeführte  bnusere"  zurückgehen,  sofern  es  eig.  bedeutete: 
•  Bauser  schiessen,  wobei  B.  den  gefiederten  Pfeil  bezeichnet 
hätte.  Die  Form  Besel  gehört  sicher  in  andern  etymol. 
Zshang;  sie  ist  lautgesetzlich  aus  Binsel,  'Binsd  (Sp.  1393) 
entwickelt  wie  Ap  Bese*  ans  'Binse'.  Binse'  (Sp.  1411).  Die 
selbe  Herleitung  ist  übrigens  auch  für  Basel  möglich,  unter 
Berücksichtigung  der  gewissen  Ap  MAA.  eignen  Labialisie- 
ruug  von  i/e  ~^>  ü  wie  in  bände"  für  binde*,  Ünte"-Ber  für 
Hind-Ber  (Sp.  1467),   Bösent   für  Bistat  (Sp.  1701)   uara. 

Bappi-Bösel:  Kleisterpinsel  GStdt. 

Böser  III,  in  ApK.  Pösel  II:  etwas  Kurzes.  Dickes. 
a)  kleine,  dicke  Person  Ap  (allg.).  Er  ist  doch  en 
eliorzer  Böser  (Pösel).  —  b)  (auch  Dim.  Böserli)  bei 
den  Ziegenhirten  eine  kurze,  dicke  Ziege  Ap. 

Viell.  mit  Red.  von  ß  >  »  aus  ä.  boßer;  vgl.:  ,boszer 
oder  zwerg,  manganus'  im  Voc  theut.  von  14S2  (Gr.  WB. 
II  267).  Das  W.  würde  sich  demnach  mit  dem  in  der  Anm. 
zu  Poss  I  erwähnten  inhd.  löße  zu  bossen  stellen.  Posel  er- 
klärt sich  möglicherweise  daraus,  dass  die  Doppelheit  Böter  : 
Basel   bei  Böser  II  auch   auf  unsere   Bed.   übertragen    wurde. 

pöseret  GlK.;  GT.,  pö'seret  GT.,  po'seret  GT., 
pö2serlet  GT.:  übermässig  fett,  aufgedunsen  GT.  Zum 
Zerplatzen  voll,  infolge  übermässigen  Essens  oder 
Trinkens;  auch  in  der  Verbindung:  p.  roll  GlK. ;  GT. 
,Babeli  [dem  der  Arzt  verboten  hatte.  Milch  zu  trin- 
ken] nicht  faul  mit  dem  Kopf  in  den  Eimer  hinein 
und  zog  nach  Herzenslust,  bis  es  boseret  war.'  III. 
Kai.  1851.  Der  Pöseretst  1)  der  Fetteste,  Dickste.  - 
2)  wer  (z.  B.  in  einer  Gemeinde,  nach  eigenem  oder 
anderer  Leute  Urteil)  der  Gescheiteste,  Angesehenste 
ist  GT.  -  Das  ebf.  für  GT.  angegebene  syn.  bö/eret  (Sp. 
1045)  ist  ohne   Zweifel   Schreibfehler   für  böseret. 

üs-pösmeret:  =  üs-'bissnet  (s.  üs-bissen  Sp.  1699) 
GW1. 

Possess  f.  und  in.:  Besitz.  XV./XVII.  Die  Äbtissin 
stützte  sich  auf  ihr  gutes  Recht,  die  Kläger  dagegen 
auf  den  langjährigen  .possess.'  1507,  THAad.  , [Einer 
Adeligen  war]  zu  Heiinstür  die  Landtschaft  Ärgöw 
versprochen,  dessen  aber  ir  Gemahel  nit  in  Pösses 
oder  Nutzung  komen.'  RCts.  ,ln  sin  Possess  und  Re- 
giment nemmen.'  Com.  Beati.  In  spec.  Sinne:  ,Wir 
habint  doctor  Viten  zuo  Sant  Fiden  ingesetzt  und  doctor 


IT::; 


Bas,  bes,  bis.  bos,  1ms 


173s 


Bischöfen  uss  der  possess  trieben.'  1  100,  G.  —  Das 
Köm.  auch  noch  1581,  Strick].;  Ansh.;  JJHott.  1666,  das 
Fein,   neben  dem   Masc.  bei   RCys. 

positiv,  in  B;  7.O.,  S.  posidiv,  in  Z  auch  positiv,  b-: 

1.  adj.  a)  von  Personen,  entschieden,  energisch,  hart- 
näckig, mit  dem  Nebensinn  des  Rücksichtslosen,  1 'er- 
ben, selbst  Brutalen  Z.  E"  posedivi  Frau.  Das  ist 
en  Positive.  —  b)  von  Sachen,  bestimmt  Sciiw;  Ndw. 
Er  hed-mer  efkei's  positivs  Wort  uise"  g'ge"  Ndw.  — 

2.  adv.,  bestimmt,  durchaus  B;  Schw;  Ndw;  U;  Z. 
P.  das  hed-er  g'seid;  es  ist  p.  esö  Ndw.  Ph  ha*  's  p. 
glöibt  U.  (Ja)  p.!  iron.  Antwort  =  warum  nicht  gar 
ZZoll. ;  Syn.  ja  prezis. 

Positiv  n.:  Stell-,  Stubenorgel.  .Allein  die  mezger 
biessen  ire  zwen  kaplan  uf  iren  altaren  das  fest  [be- 
gehen] mit  gesungner  mes  und  verdingtem  posityf 
(dan  die  kororgel  beschlossen).'  Ansh.  .Positiff,  orglen, 
instrument  mit  pfeiffen.  die  man  blaasen  muoss  mit 
grossen  blaasbelgen.'  Mal.  ,Uf  das  sol  der  Organist 
glich  das  Te  Deum  laudamus  uf  dem  positivo  anheben.' 
F  Schnlordn.  1577.  .Der  wylen  sy  essent,  soll  p.  oder 
musica  gan.'  1597,  L  Schausp.  ,Alwo  ich  sy  empfieng 
und  machte  ein  wenig  uf  dem  P.'  1663,  Z  Taschenb. 
1883.  ,Der  Stadtrat  hatte  [1710]  um  40  Taler  ein 
sogenanntes  P.  (tragbare  Orgel)  angekauft.'  Aä  Gem. 
,1810  wurde  [für  das  Z  Waisenhaus]  ein  P.  statt  der 
Orgel  für  12  Louis  d'or  angeschafft.'  BSpyri  1871.  — 
Vgl.   Gr.   WB.   VII   '2012. 

bossle"  II:  auf  dem  Rücken  tragen.  .Tragen,  b., 
kreezen.'    Ked.  1662.     S.  noch   chräzen   (Bd  III  927). 

nminen-bosle°:  sich  herumtummeln  Bs.  —  Wenn 
o=u2,  viel!,  zu  Base"  (s.  d.).   Doch  vgl.  Auehpossltn  (Sp.  1734). 

Pbosüne°  f. :  Posaune.  Er  bläst  a"  P.,  schreit  laut 
AALeer.  Er  häd  e"  Stimm  wie-n-e"  P.,  von  einer 
starken  Singstimme  ZZoll.  ,Zuo  den  orten  stuonden 
zwen  engel  mit  busanen.'  Kessl.  ,Zur  zyt  der  letsten 
pasunen.'  HBull.  1561.  .Wan  in  der  figur  Moysis 
Gott  uf  den  berg  kompt  und  Moyses  zum  volk  gat, 
soll  man  pusonen  lassen  gan.'  1597,  L  Schausp.  Auf 
Schweiz.  Ofenkacheln  des  XVI.  sind  P-en  oft  auch  im 
Munde  von  Frauen  abgebildet.  Die  P.  ersetzte  früher 
in  Dorfkirchen  die  Orgel  Aa;  B.  1683  wurden  in  Aa 
Bozen,  um  den  Gesang  zu  unterhalten,  P-en  bestellt. 
an  deren  Stelle  erst  1809  wieder  ein  Vorsinger  trat. 
S.  noch  Her-Pauken  (Sp.  110ü). 

Weitere  ältere  Formen :  , bussauen.'  Ziely  1521;  Morgant 
1530,  .pusanen.'  1530,  Matth.,  .pusaunen.'  1587,  Josua,  pu- 
sonen.' Vad.,  ,pusun.'  Fischb.  1563,  ,bosonen."  Sicher  1531, 
.pausaunen.'  1548,  Jeremia,  , pasunen.'  NMan. ;  OWerdni. 
1552;   HBull.  1571,   .pasaunen.'   RGualth.  1586. 

posüne":  1.  posaunen.  Er  posünet,  schreit  laut 
AALeer.  .[Die  Wiener  haben  nach  dem  Abzug  der 
Türken]  gepriffet,  basunet,  bögget,  trumetet,  gesungen.' 
Ansh.  ,Man  hört  frolich  ersehallen,  basunen  der  pro- 
pheten  hörn.'  1536,  Tobl.,  Volksl.  (I  41).  —  2.  clare 
pedere  B. 

Posüner.  ,Hie  sieht  man,  wie  so  gwaltig  des  ent- 
christs  forcht  und  er,  dass  siner  doten  kilchen  und 
doten  pfiferen  so  hoch  verschont,  da  aber  um  Christus 
lebendigen  kilchen  und  basuner  nu  gar  kein  rechuung 
gehalten  wird.'  Ansh. 

Posünist:  Posaunenbläser.  ,Die  Stadtposau- 
nisten und  Zinkenbläser  erhielten  Befehl,  in  den 
Sonntags-Kinderlehren  zu  erscheinen  und  die  Gesänge 


mit  ihren  Instrumenten  zu  begleiten.'  1742,  Aa  Gem. 
.Posunisten.  Zinkenist,  Cantor',  städtische  Amter. 
1784/94,  A.AZof.  ,An  Kirchenniusikanteu  (Bosenisten 
und  Zingenisten)   wurde   ehemals  jährlich,    angleich, 

von   10 — 13  Kronen  bezahlt.'  Glüh  1835. 

bris,  Bus  I:  1.  a)  bü's,  bü's  AAKäst.,  Zein.,  Z.;  Bs 
Stdt;  LG.;  Sch;  Z,  büss  B,  bü's,  ba's  AaBd.,  OEnd., 
F.,  Käst.,  Kulmert.  Leer.,  Seet.;  Bs;  BHk. ;  LBerom.; 
Sch;  SL.;  ZO.,  bü'ss  B,  bü'si  Aa;  Th;  Z,  bü'ssi,  bü'ssi 
B:  meist  wiederholt,  Lockruf  für  die  Katze.  Biseli, 
büs-büs!  BsStdt.  Ghumm  büs-büs  (ZStdt,  Zoll.),  6üsi- 
büsi  (Tu);  chumm  Büseli,  büs-büs!  AAWohl.;  ZO. 
BüsfsJ-büsfsJ  mache"  (gew.  mit  Dat.  P.,  auch  mit  Eim). 
schonend,  rücksichtsvoll  verfahren,  schmeicheln  (um 
irgend  einen  Zweck  zu  erreichen)  AAKulmert.,  Seet.; 
Bs;  B;  dafür  in  BsStdt  Biseli  (od.  BaseliJ -büs  m.,  in 
AaFH.  Baseli-büs  m.,  in  Aa;  ZO.  Büseli  m.  Vgl.  Baseli. 
Ich  mach  nit  lang  Eederlesi"s  und  Buseli-büs  Bs.  ,Man 
kann  nicht  immer  büs-büs  machen,  man  muss  manch- 
mal auch  chutz-chutz  machen  können'  S;  vgl.:  Me" 
cha""  nüd  allcwil  säge":  büsi,  me"  mues"  auch  öppedie 
mache":  chutz  ZFehralt;  s.  Bd  III  605.  Es  isch  g'nueg, 
wenn  si  dene"  Herre"  gäng  schön  büss-büss  mache"  und 
ua'h  irer  Pfiffe"  tue"  tanze".  Bari  1885.  .Die  ihnen 
so  ordeli  Büseli  büs  machen  könnten  und  ihnen  flat- 
tierten hinten  und  vorn.'  Breitenst.  1860.  Die  hefische" 
Maniere"  sin  deheime"  auch  nit  abwegs  g'si",  wo-n-er 
mit  eme"  Jede"  het  miesse"  Biseli  büs  mache".  Schwzd. 
(Bs).  Me"  muess  mit-em  [einem  Pfiffigen]  büs-büs 
mache"  [um  ihn  zu  gewinnen].  Sprww.  1869.  Ich  due- 
mich  nit  mit  Biseli  büs  und  Schnegge"dänze"  Wöge"; 
grad  wie's-mer  isch  und  änderst  nit,  so  sag-ich  halt 
mi"  Meini"g.  MEY.-Mer.  —  b)  Bü's  Z,  Bü'ss  B,  Büs 
AaWoIiI.,  Bü'ss  B  -  f.,  Bü'si,  Bü'si  AAZein.;  BsStdt; 
L;  SG.  C-ü'-J,  Ölten  (-ü'-J;  Th;  Uw;  W;  Zg,  Bü'ssi  B; 
S  (Hofst.),  Bü'si  Bs;  Zg,  Bü'si  AAßb.,  Käst.,  Leer., 
St.,  Suhrent.;  BsL.;  Gl;  L;  GUtzn.;  ScHNnk.,  St.;  Th; 
Z,  Bü'ssi  B  (im  O.  auch  P-);  S,  Büssi  W,  Bü'seli, 
Bü'seli  AAKäst.;  LG.;  SobwE.;  Uw,  Bü'sseli  B.  Busselt 
W,  Bü'seli,  Bü'seli  Aa;  L;  Sch;  Th;  W;  Zg;  Z,  Bü'sseli 
B.M.;  S,  Büsseli  AaHoW.;  W  —  n.  (in  Th  Busi,  Büsi 
m.,  in  ScHNnk.  f.  als  Bezeichnung  für  die  weibliche 
Katze):  Kosename  der  Katze,  zunächst  beim  Locken 
und  in  der  Kinderspr.  Was  strichsch  denn  am-mer 
auc*  cerbi,  du  Bisi  du,  und  machsch  miau?  Mey.-Mer. 
Er  cha""  häle"  wie-n-es  Büsi  ZZoll.  Der  isst  wi-n-es 
Büsi,  wenig  L.  Und  mit  de"  Boss  yeit  das  [Mädchen] 
um,  tvie  wenn  's  Büsseni  wäre".  OvGreyerz  1898.  Es 
Meitschi  und  e"  jungi  Büss  ist  die  s'elbi  Sorte".  Hacsfrd 
1885  (B).  Es  geit  NM  über-n-es  taubs  Wibervolch: 
e"  Leu,  e"  Bär  isch  d's  reinst  Büssi  dergege".  FEber- 
sold  1897  (B).  Alli  Büseli  sind  noch  blind,  wenn  si 
erst  acht  Tag  alt  sind;  aber  wenn  si  elter  sind,  sind  die 
B.  nümmer  blind,  Ammenspruch  B;  Th;  Z.  E.rgüsi, 
sechs  Büsi  g'end  drü  Par  Ghatze"  Z  (Dan.).  Häb  's 
Büsi!  scherzh.  Verdrehung  von  excusez!  als  Zuruf  an 
Niesende  AALeer.  Lid-dich,  Büsi!  Noch-n-e"mol  ine" 
und  noch-n-e"mol  use" !  hat  die  selb  Büri"  g'seit,  wo  si 
d'  Chatz  für  en  Ofe"pftuder  [-Wisch]  'br ficht  hat  SchSL 
Holla,  Püssi!  herausfordernder  Ruf  der  Nachtbuben, 
worauf  als  Antwort:  Figga,  P.!  BAdelb.  Holla.  Büsi ! 
S,  uha,  Büssi!  B;  S  =  halt  da!  Ieh  ha"  scho"  g'meint, 
i'h  sigjetz  starch  g'nue?  und  chönn  mi"s  Bröd  ellei"  ver- 
diene"; aber  ohä  Büssi,  dö  isch  mi"s  Eiden  erst  recht 


1739 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bns 


1740 


a"g'gange".  Hadsfrd  1887  (S).  Mit  dem  Rufe:  Abe", 
Büsi!  schlug  der  in  angeheitertem  Zustand  heim- 
kehrende Mann  die  auf  dem  Tische  stehende  Kaffee- 
kanne, die  er  für  die  Katze  hielt,  hinunter  ZZoll. 
Abe",  Büsi!  herunter,  fort  mit  dir  (oder:  damit),  bes. 
als  Aufforderung  an  Jmdn,  eine  angemasste  Stellung 
zu  räumen  Aa;  Lj  Z.  In  ähnlichem  Sinne:  Abe" 
fache"),  Büssi,  ab  der  (Herdöpfel-)Rösti!  BBe.,  E.  ,Am 
6.  Sept.  1839  hiess  es:  Abe",  Büsi!  und  die  Straussen- 
regierung  ist  geflogen.'  Lueginsl.  1891.  Abe",  B.!  Bus, 
andere" !  Spkww.  1824.  Vndere",  Büsi,  d'  Chatz  ist  da! 
Z  (Dan.).  Leg-dich,  Büseli,  oder  ich  chutzle"-dich !  L. 
Im  Chätzli  Büseli  säge",  Beleidigung  noch  mit  Schmei- 
chelei verbinden  AAZein.;  vgl.  der  Chatz  Chatz 
säge",  die  Sache  gleich  beim  rechten  Namen  nennen. 
,Er  sagt  nicht  Büsseli,  wenn  er  eine  Katze  sieht.'  B 
Hist.  Kai.  1834.  Er  schafft  dem  Büsi,  arbeitet  zu 
seinem  Schaden.  Sprww.  18(39.  Nach  einem  Schmause 
pflegte  Einer  Etwas  von  den  Speisen  zszupacken  und 
mitzunehmen,  angeblich  für  's  Büsi  (in  Wirklichkeit 
für  seine  Frau)  ZStdt.  's  ist  Büsi  was  Basi;  s.  Sp. 
1662.  Dem  Büsseli  miau  mache",  schmeicheln  SL. 
Büseli,  mach  miau!  Kinderspiel:  Eines  der  Spielenden 
hat  die  Aufgabe,  mit  verbundenen  Augen  eines  der 
Übrigen  durch  Betasten  (gew.  mit  einer  Bürste)  und 
an  der  Stimme  zu  erkennen,  Letzteres  in  der  Weise, 
dass  das  Betastete  auf  die  Aufforderung:  Büseli,  mach 
miau!  natürlich  mit  möglichst  verstellter  Stimme 
miau  macht.  Das  Erkannte  übernimmt  die  Rolle  des 
Tastenden  oder  gibt  ein  Pfand  Aa;  Th;  Z;  vgl.  Rochh, 
1857,  435.  —  2.  a)  büs  ArK.,  Lutzenb.;  THEgn.;  ZO., 
büs  GA.,  büi,  biii  Ap;  GrD.,  S.,  Scuolms,  Tschapp.; 
GSa.,  boi  GRPr.,  Seh.  (MKuoni  1886,  8),  büi  GMs,  büii, 
büsi  GrD.,  Pr.,  Seh.,  UVatz;  GFlums,  W.,  boii  Gr,  büii 
GMs,  büili  GlK.,  büieli  Gr;  GSa.,  btUili  GlH.,  K.,  „bus, 
bui,  büieli,  büii.  allg. " :  meist  wiederholt,  Lockruf  für 
(junges)  Kindvieh,  spec.  für  Kälber.  Chomm  bus-bus- 
bus!  TaEgn.  Buscheli  busch-busch-btisch !  Lockruf  beim 
Sammeln  der  Kühe  GrD.  Büschi-li;  püscha-le!  Gr 
UVatz.  Bus  ho-ho-ho!  GA.  Hö-ho-ho,  chomm  ivädlich- 
u-ädHch-wädlieh  husch!  Sang  und  Klang  1899  (Ap).  ,Auf 
der  Bärlaui-Alp  [SchwW.]  vernimmt  man  oft  in  der 
Nacht  den  [geisterhaften]  Ruf:  büs  ho-hopp!'  Osenbr. 
1864.  Ich  machen  busch-busch  und  sägen:  Ich  will-dieh 
schon  z'  Seili  triben,  mi"s  Chüeli !  GFient  1896  (GrPi\). 
Due  bin-ich  finer  [freundlicher]  worden,  ich  han  g'sehn, 
dass-me"  da  busch-busch  machen  muess.  ebd.  1898.  — 
h)  Bus,  Bui  in.  Ap,  Büsi  Ap;  L;  G;  SchwE.;  ZKn., 
Bussi  PAL,  Büii  Gr;  GW.;  SchwE.;  UwE.;  Ndw;  W; 
Zg,  Buii  „ÄA"Merenschw.;  BBr.,  Si.;  „Gl;"  Gr;  L; 
GWb.,  We.;  Obw;  „Vw",  Büsi  GUtzn.,  Büseli  Ap;  Gr 
Mai.;  G„Rh.\  oT.j  „ScHwMa.;"  Tu  f-ä-J;  Z,  Büieli 
Gl;Gr;  GSa.,W.;UwE.;ü,  BuieliAi.-  „Gl;Vw",  Bush 
Ap;  GRh„  Ta.,  Utzn.;  SchwE.;  o  und  hTH  (-Ü-);  ZKn., 
0.,  S.  f-ü'-J,  W.,  Büili  GlK.,  Büseli  ,Ap;"  GG.,  „Rh.", 
Ta.;  „ScmvMa.;"  Tu  (Ap  Kai.  1831),  Büieli  ApL;  GlH., 
K.;  GSa.,  Büieli  Ar,  Büsli  GitMai.  —  n.:  Kosename 
für  (junges)  Rindvieh,  zunächst  beim  Locken  und  in 
der  Kdspr.  Büschi,  chomm!  GnUVatz.  B's  Buscheli 
chunnd  üitValz.  Chumm,  mer  wend  zem  Büschi,  sagt 
man  zu  einem  Kinde,  ebd.  Schöf  und  Busi  und  Hund. 
Schwzd.  (L).  Stön-ieh  üf  und  gö"  voruse"  über  Weid 
und  Wisc"  hi",  g'siehn-ieh  mini  liebe"  Base",  Schöf  und 
Geissen  au'h  derbi.  (i  Kai.  1855  (GWildh.).  Spec.  für 
(einjähriges)    Kalb    (Aa;   Ap;   Gl;   GitMai.;   L;   PAL; 


GG.,  Rh.,  oT„  Utzn.,  W.;  Th;  U;  „Vw;"  Zg;  ZKn.,  0., 
Zoll.)  oder  junges  Rind  (Ap;  BBr.;  Gl;  Gr;  GMs, 
Rh.,  Ta.,  oT.,  W.;  SchwE.;  Uw;  ZO.).  Busli,  das  weib- 
liche Kalb  im  Unterschied  vom  Bullenkalb  (Chälbli) 
Ap  tw.  Tue"  teie-n-es  Busli,  sich  mutwillig  herum- 
tuinmeln  ZO.,  Zoll.  Dumm  wie-n-e"  Büseli,  sehr  unge- 
schickt GoT.  ,Sepplunz  bei  seinen  zwei  Kühen,  einem 
Busli  und  drei  Geissen.'  SchwE.  Kai.  1891;  vgl.  noch 
C/(a?&i(BdIII215).  Auch  für  Kuh  Gr;  GSa.;  SchwE. ; 
Kuh  von  schöner  Gestalt  und  Farbe  W.  Kuh,  die  man 
selbst  gezogen  hat  ApH.  Der  Melk  ist  go"  e"  Chue 
melche",  der  Bärli,  si"s  Busi.  MLienert.  —  3.  a)  büs 
Z  (Dan.),  bus  AAZein.,  Z.,  bui  Lüietw.:  gew.  wieder- 
holt, Lockruf  für  Füllen.  —  b)  Busi  Z  (vereinzelte 
Angabe),  Büii  BM.;  SG..NA.,  Büseli  AABb.;  Z  (Spillm.), 
Büieli  AAAarb. ;  S,  Busli  ZRüml.,  W.:  (ganz  junges) 
Füllen.  Du  bist  ke"s  Bush  mer!  ZW.  —  4.  Büsi, 
Ferkel  BAdelb.  (hingegen  Püssi,  Katze).  —  5.  Büsi, 
Hühnchen  Gl.  —  6.  Bü'seli,  kleines  artiges  Tier  übh. 
AABald.  —  7.  von  Menschen,  a)  Bi'si,  Schmeichler  Bs. 
Büssi,  schmeichelndes,  liebkosendes  Kind,  Schmeichel- 
kätzchen BSchw.  —  b)  Bas  f.  Bs.  Busi  GnFid. ;  ZO., 
Büseli  Aa;  GnFid.;  SchwE.;  Zg,  Buserli  GRFid.,  Busli 
ZStdt  (vereinzelte  Angabe),  Büseli  Ap;  Gl;  SchwE.; 
ZS. :  Kosename  für  kleine  Kinder.  In  Bs  auch  mit 
scheltendem  Nbsinn:  du  Ideini  Büs!  BsStdt.  S.  noch 
Chrüseli  (Bd  III  863).  Auch  als  Schmeichelname  für 
ein  junges  Mädchen.  Du  liebs,  herzigs  Büseli  du! 
MLienert.  .Schau,  liebs  Büseli,  bin  ich  auch  kein 
Gelehrter  geworden,  so  kann  ich  doch  ein  Maitli  lieb 
haben.'  ebd.  's  Marieli  ist  es  rerliebts  Büseli  g'si" 
und  es  wilds.  ebd.  's  Nänneli  ist  es  arms  Büseli.  Zg 
Kai.  1867.  Büsi,  schöne,  junge  Frau  AaWoIiI.  ,Büssi, 
mollis,  delicata  femina.'  Id.  B.  Büsi,  kleine,  magere 
Weibsperson  LBerom.  Si  ist  nur  so-n-es  Büsi.  — 
c)  Busi,  Büsi,  nichtsnutzige,  verdächtige  Weibsperson 
L.  Syn.  Bauschi,  Büz.  —  d)  Busi  ZKn.,  _B»«»Schw; 
UwE.;  Ndw;  Zg,  Büseli  GoT.,  Busli  Ar;  GF.;  ZO. : 
grober,  ungeschliffener  Kerl  GoT.;  ScuwE.,  Ma. ;  UwE.; 
Ndw;  Zg;  einfältiger,  dummer  Mensch  Ap;  GF.,  oT. ; 
SchwE.;  ZKn.  Scherzh.  von  Einem,  der  sich  über- 
mütig, wie  toll  gebärdet  ZO.  Syn.  Chalb,  —  8.  Büieli, 
Tannzapfen  als  Kinderspielzeug  GnChur.  Vgl.  Chuele 
(Bd  III  91),  Loben  1  c  (ebd.  996).  —  9.  Büsi  AALeer., 
Büssi  B,  Büseli  ScnwMa. ;  Zg,  Büseli  Aa;  Th;  ZO. 
(selten),  Büseli  VO,  Büsseli  AaDoU.,  Büseli  BsL., 
Büseli  AABb.,  F.,  Käst.,  Kulmert.,  Schneis. ;  Bs;  Sch 
Schi.;  Th;  Z  (-ü'-J,  Büsseli  B  (in  Si.  P-);  S,  „Büsseli, 
Büseli,  Büseli  B;  VO;  Sch;  Z",  etwas  Flockiges,  Wol- 
liges, Zottiges,  sich  weich  Anfühlendes  (bes.  von  rund- 
licher, kugeliger  Form)  AALeer.;  ScnwMa.;  Th;  Zg;  Z. 
a)  von  Pflanzen(teilen).  a)  Blutenkätzchen,  bes.  der 
Weiden,  Haseln,  Pappeln,  Erlen  Aa  ;  Bs;  B;  ScuSchl. ; 
S;  ZFehralt.  Lueg,  wie  's  Büsseli  uf  dem  Uasehu-ig 
si"s  Chöpfli  streckt!  Joachim  (S).  Im  Früeli"g  chumm- 
ich  als  Büseli  a",  im  Summer  legg-ich  zweu  Böckline" 
a" ;  's  erst  channst-mer  abrisse",  's  zweut  mucsch-mer 
abbisse",  wenn  d'  mich,  wenn  d'  mich  witt  ha"  Aa  (Rätsel 
von  der  Walnuss).  —  ß)  Samenfederchen  der  Korb- 
blütler, wie  z.  B.  der  Disteln,  der  Pappus  des  Löwen- 
zahns B;  L;  S;  Th;  Z.  Me"  mues'  nüd  warte",  bis  der 
Ijierprest  [Seneeio]  Büseli  häd,  sust  rersämet-er-sich 
ZZoll.  —  y)  Flocke  des  Wollgrases,  Eriophor..  und 
dieses  selbst  Aa;  B;  L;  Schw;  S;  Th;  Uw;  U;  Zg;  Z; 
vgl.  Büseli-Gras  (Bd  II  795).   -  8)  Fahne  des  Schilf- 


1741 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bus 


1742 


rohrs,    Phragm.  conim.    Aa; 
Halsiielz    (für   Kinder)    ZO., 


UwBuochs. 


1))  Büsi, 


W.     Syn.  Chat-,    Chut: 


,Die  Palentinen  von  Buselein  betreffend  scind  selbe 
den  Burgers,  Bei-  und  Hindersässen-Frawen  erlaubt/ 
L  Mand.  1732.  .W'ormit  die  new  aufgebrachte  Strau- 
und  Buseleinarbeit  verboten  sein.'  ebd.  —  c)  Faser-, 
Haarbüschel,  wie  am  Pinsel  uä.,  zum  Kitzeln  Aa;  Bs. 
Ausgefasertes  Ende  einer  Schnur,  eines  Strickes  Zg. 
Büschel  an  einem  Ende  zsgebundener  (Woll-)Fäden 
BAarb.  —  d)  hinten  mit  Seiden-  oder  Wollfäden  be- 
fiederte Nadel,  als  Geschoss  fürs  Blaserohr  „B;  L;"  Z. 
Büseli  blase",  schlisse"  Z.  —  e)  kleine,  weiche  Quaste 
Aa;  BSi. ;  L;  Zg.  —  f)  Fransen  an  den  Frauenkappen 
AABb.  —  g)  „wolliges,  rundes  Schnürchen,  bes.  um 
einen  Hutkopf  L."  —  h)  Flocke,  kleines  Anhängsel 
von  Wolle,  Seide,  Haar;  Flaum  AADött..  Kulmert.;  „B; 
Vü;"  L;  „Sch;"  Th ;  üwE. ;  Zg;  Z.  BaueJe"-,  Side"-, 
Wulle"-B.  Ghumm,  »"*  will-di'h  abbutze";  du  liest  jo 
Buseli  am  Bock  Zg.  Eim  Büseli  ablest",  abblase",  von 
Jemandes  Schulter  oder  Kücken  (aus  Schmeichelei) 
Flöckchen  lesen,  wegblasen  ZZoll. ;  vgl.  lat.  floecos 
legere,  gr.  xapcfoXoyeci).  Büseli  blase",  ein  Spiel:  eine 
Flocke  wird  von  gedrängt  um  einen  Tisch  Sitzenden 
hin  und  her  geblasen,  wobei  Jedes  darauf  bedacht  ist, 
sie  von  sich  abzuhalten  ;  Dasjenige,  an  dem  sie  haften 
bleibt  oder  bei  dem  sie  zu  Boden  fällt,  gibt  ein  Pfand 
ZStdt,  Zoll.  Wenn  ein  fremder  Gegenstand  ins  Auge 
gedrungen  ist,  so  soll  man  auf  die  linke  Fussspitze 
blicken,  das  Auge  reiben  und  sagen:  Wissi  Frau 
hinter  dem  Aug,  tue  mier  das  Büeseli  ['.]  us  dem  Aug. 
HZabler  1S98  (BSi.).  —  i)  Büsi  Ndw,  Büseli  Z,  zsge- 
rolltes  Knöpfchen,  dgl.  das  Garn  beim  Weben  z.  B. 
des  Barchents  bildet.  —  k)  Buseli,  Anflug  eines  Kinn- 
bartes unter  der  Unterlippe  L.  Syn.  Mugg.  —  1)  Busi 
GlK.,  sonst  auch  Büsi,  vulva.  —  10.  Büseli,  leichter 
Rausch  AALindenb.,  Zein.  Vgl.  die  Synn.  Fanen,  Zopf. 
Unsere  Sippe  dürfte  auf  mindestens  zwei  Quellen  zurück 
gehen,  deren  Bestandteile  im  Einzelnen  nicht  mehr  zu  unter- 
scheiden sind,  einerseits  auf  einen  Lockruf  (vgl.  Aiun.  zu 
ff««i  /  Bd  II  472,  dazu  den  auch  hei  uns  verbreiteten  Lockruf 
Is-bs  für  Katzen),  anderseits  auf  eine  Lautmetapher  büa  als 
Bezeichnung  des  Wolligen,  Weichen.  Weitere  Entfaltungen 
dieser  Wurzel  s.  unter  Baus  (Sp.  1665  f.);  vgl.  auch  Fatud 
(Bd  I  1065  ff.),  weiterhin  Budd  I  (Sp.  1033  ff.):  Wechsel 
von  d  und  s  im  Wurzelauslaut  ist  eine  häufige,  auch  io  den 
folgenden  Gruppen  mehrfach  zu  Tage  tretende  Erscheinung. 
Die  Formen  auf  -i.  urspr.  Dim. -Bildungen,  werden  kaum 
mehr  als  solche  empfunden,  dafür  die  Erweiterungen  auf 
-eli.  wobei  zu  bemerken,  dass  diese  auch  auf  Busel  bezogen 
werden  können.  Die  Formen  mit  und  ohne  Umlaut  (Büsi  : 
Busi,  -eli)  unterscheiden  sich  im  Allg.  durch  den  Gefühls- 
wert, indem  die  Letztern   stets  kosenden  Nbsinn  haben. 

Federe°-Buseli:    Wollgras,  Erioph.  St'HwKüsn. 

—  Flattier-Büsi  „Aa;  VO;  Sch;  S;"  Z,  -Büssi  B 
Schw.,  -Büseli  Bs:  Schmeichelkätzchen,  auch  von  Per- 
sonen, bes.  Kindern.  —  Geisse°-Büseli:  Gänse- 
blümchen, Bell.  per.  AASiglist.  —  Häl-Büsi:  =  Flat- 
tier-B.  Z.  —  häl-büsele":  schmeicheln  Z.  —  Her- 
re°-Busili  ZRafz,  -Büseli  ZAndelf. :  Füllen  (Kdspr.). 

—  Hasel-Busi  BThun,  -Büseli  AaSi.;  SG..  NA.,  in 
AaWoIiI.  auch  Haselnuss-Büseli:  Kätzchen  des  Hasel- 
strauchs. TTe""  d'  Haselbuseni  im  Hag  ivl*  [wollen] 
a"fah  tribe".  BThun  Unterhaltungsbl.  1897. 

Chatzen-Busi  LG.,  -Bussi  S,  -Büsi  TiiHw.;  Z 
(Dan.),  -Büseli  Bs;  SB.,  Chätzli-Büseli  AAZein.  —  n.,  in 
Th  m. :  1.  Scherzn.  der  Katze.    Unter-dem  Ofe"  schnüft 


's  Ch.  Breitenst.  Ch.  mache",  schmeicheln  AAZein. 
Gh.,  mach  miau!  ein  Spiel  SB.;  s.  Bus  Ib.  —  2.  Ch.- 
Buseli,  Halspelzchen  Aa  (Rochh.).  —  Tantol.  Zss.  wie 
z.B.  Süli-Hüsi  (Bd  II   1671). 

„  Ch  utzi-Busi :  =  dem  Vor.  L."  --  Lische"- 
Büssi:  Alpen-Wollkraut,  Erioph.  alp.  BBuchholterb. 

—  Müli-Büseli:  =  Geissen-B.  AABuckt.,  Zcgl.  Syn. 
Müller-Blüemli.  —  Milch-Büsi:  Katze,  welche  nur 
Milch  als  Nahrung  begehrt  Aa;  Z.  —  Mos-Buseli: 
Wollkraut.  Erioph.  LE.  —  Nase"-Büsi:  naseweises, 
vorlautes  Mädchen  ScnHa.f  —  Bom-Büseli  s.  Chrü- 
seli  (Bd  IH  863).  —  Chind-better-ßuseli:  =  ver- 
bruetni  Chugle",  ein  Gebäck  L;  s.  Chuglen  3  a  (Bd  III 
188).  —  ButtIeD-Bussi:  haariger  Kern  der  Hage- 
butte B  (Dan.).  —  K ied- Busel i  LSurs.,  Will.;  Ndw; 
Zg,  -Büseli  AaK. :  =  Mos-B.  —  Rammel-Büseli: 
1.  mutwilliges  Kätzchen  ScuSchl.  —  2.  von  Kindern, 
die  wie  junge  Katzen  sich  herum  balgen  und  über 
einander  purzeln,  oft  in  der  Verbindung:  Bäz-Chätzli, 
B.  ebd.  —  TäneI,-Büs,  -Büseli:  liebkosende  Be- 
nennung der  Katze  UwBüren.  —  Tscb  ungge°-Bü- 
seli:  Scheltwort  gegen  Kinder  Th.  — ■  Tschuppel- 
Büsseli:  Schwanz  im  Rätsel  von  der  Kuh:  Vieri 
lampe",  vieri  stampfe",  vieri  luege"  der  Himmel  a"  und 
's  Tsch.  hinde"  dra"  S.  —  Wide"-Büs(s)eli:  Weiden- 
kätzchen Aa;  B;  S.  Auch  Titel  einer  Erzählung  von 
JJHofst.  (S).  —  Wrulle"-Büseli:  Wollflöckchen  Z. 

—  Zi-Büseli  L;  SchwE.,  -Büsi  ZLunn.,  -Büseli  L: 
Schmeichelname  der  Katze.  Gueten  Öbe",  Frau  Böse", 
was  chochid-ir  z'  Nacht?  Was  händ-er  mit  eusem 
Zibüseli  g' macht?  Es  hocket  am  Bai"  und  chratzet  am 
Stei",  mer  wend  mit  eusem  Z.  hei'"  L.  Auch  Schmei- 
chelname eines  Mädchens.  ,Dir,  mein  Schatz,  dir, 
mein  Z.,  tue  ich  Alles  z'  lieb.'  MLienert.  —  Tantol. 
Zss.   wie  Chalzen-B. 

Ziger-Buseli:  ein  Gebäck  aus  Zieger  L.  — 
Tann-zapfe°-BüschM:  Kern  des  Tannzapfens  W. 
-  Zisi-Busi  Schw,  -Büseli  UwE.:  =  Zi-B.  —  Zizi- 
Büsi  Th;  ZO.,  -Büseli  Aa;  Z  (Dan.):  =  dem  Vor.  Syn. 
Zizili.  Z.,  mach  miau!  beim  Blindekuhspiel  ZO. 
,Büsi,  Zizibüsi,  die  Katze.'  Alp.  1821.  G'gangner  Weg, 
über  z'  Weg,  Düpfnägeli,  Elle"bögeli,  Friesi-Müseli, 
Zizibüseli,  Gliederbezeichnung  durch  Tupfen  von  der 
flachen  Hand  an  bis  zum  Stirnhaar.  Rochh.  1857,  109. 

Buseli,  Büsel  m.:  Abi.  von  Bus  in  vergröbern- 
dem, pejorativem  Sinne.  1.  Büsel  Aa;  ScuSchl.,  Büsel 
AASeet. ;  ZO.,  (grössere)  Katze.  —  2.  Büsel  THHerd., 
Märst.;  ZO.,  Büiel  GW.,  Kalb,  Rind.  —  3.  Büsel, 
Scheltname  a)  eines  Schwächlings  LBerom.,  eines 
weibischen  Burschen  (Bihssel)  Aa  (Rochh.).  Der  isch 
nur  so-n-e"  B.,  der  isch  nid  e"mol  go"  stimme";  so 
Eine"  wem-mer  nid  i"  der  G'mein  inne".  Schwzd.  (L). 

—  b)  eines  gemeinen,  unredlichen,  unhöflichen  Men- 
schen AASeet.,  Wohl.  —  c)  eines  Gewohnheitstrinkers 
AALindenb.  —  4.  Bü'sel,  Bü'sel:  =  Bus  9.  Büsel,  etwas 
Flockiges,  Flaumiges  ZO.  a)  (Basel)  runder  Halspelz 
SchScIiI.  —  b)  flatternder  Büschel,  z.  B.  Fahne  der 
Kielfeder,  des  Schilfrohrs  uä.  Z.  —  c)  Wollgras, 
Erioph.  SchwE.  —  d)  weiche  Quaste,  Troddel  L;  Zg; 
ZZoll.  Der  häd  e"  schone  B.  a"  der  Chappe"  Zg. 
Hieher  (?):  ,50  Par  Strumpf  ohne  Busel.'  1808,  Z  Inv. 

—  e)  Flocke,  kleines  Anhängsel  von  Wolle,  Haar 
usw.  L.  —  5.  Büsel,  neugebackenes  Brot  AaWoIiI. 

Ried-Busel:  =  Busel  4  c  ScHwIberg. 


1743 


Bas.  bes,  bis,  bos,  lins 


1744 


busele"  I:  1.  Jritielef  a)  kalben  UUrs.  —  b)  sich 
grob  aufführen,  ebd."  —  2.  busele",  mit  einem  Busel 
schmücken.  Hübsch  gelb  isch-es,  hübsch  'buselet  isch-es; 
säg:  teer  ist  de''  Mit"",  wo  so  b.  cha""?  L  (Kinderrätsel 
vom  Löwenzahn).  Vgl.  buselieren.  —  3.  busele",  kil- 
ten   Obw. 

herz-busele":  Jmdn  herzen,  liebkosen  Z  (Jucker). 

ge-bus(e)let  püselet.  Ndw,  piiselet  L,  puslet  Aa 
Leer.,  püselet  Aa.,  FSeet.;  Bs;  LG.,  pusselet  B.  puslet 
ÄALeer.:  1.  was  sich  weich  anfühlt,  wollig,  flockig, 
faserig,  zottig  B  (auch  im  Id.  B);  L;  Ndw.  Es  püselcts 
Tschöpli  Ndw.  E"  püsseletef  Graswurm,  eine  behaarte 
Raupe,  Teufelskatze  B.  S.  noch  buselen  2.  —  2.  an- 
getrunken, leicht  berauscht  Aa;  Bs;  L. 

a"-püselet  AaF.,  Ke.,  -puslet  AALeer.:  =  dem 
Vor.  2. 

ver-buslet:  1.  gefranst,  gefasert,  zerfetzt  AaBIj.; 
L.  E"  verbuslets  Seil;  Syn.  rer-fötzlet.  —  2.  ver-büselet, 
weinselig  AaF.,  Ke.  Er  biegt  ganz  v.  dri".  Vgl. 
buselig  3. 

buseliere":  1.=  buselen  2.  Hübsch  gel"'  isch  ['s], 
hübsch  buseliert  isch  ['s] ;  selig  isch  der  31a"",  der  's  b. 
cha""  Aa  (Kinderrätsel  vom  Löwenzahn).  —  2.  mit 
einem  Flederwisch  (Busel?)  wischen?  .Die  Frau,  die 
rüstet  an  dem  [Hochzeits-]Mahl;  die  Jungfer  ist  denn 
in  dem  Saal,  tut  sauber  buhselieren.'  Altes  Uw  Lied 
(Abschrift  von  UBrägger  1779). 

ab-,  üs-:  tr.,  Jmdn  schmücken,  ausschmücken 
SruSt.  (Sulger). 

bus(e)lig:  l.büselig,  buselig  AAPri.,  Zof. ;  BsStdt; 
L;  Sch;  THpfyn;  Zg  (St.b),  büslig  Bs,  büslig  AaF., 
Käst.,  Zein.;  „VO;"  L;  SchScIiI.,  Stdt;  Z,  bitssfig  AaF., 
buselig  BsL. ;  Z,  büsselig  B,  ge-b.  püselig  AaF.;  Z, 
puslig  Tu;  ZO.,  Zoll.:  a)  =  ge-buselet  1  (.hirtus,  vil- 
losus.'  Id.  B);  z.  B.  von  abgeblühten  Distelköpfen,  vom 
Pappus  des  Löwenzahns,  von  Pelz,  Quasten  uä.,  von 
aufgekratzten,  aufgerissenen  Stoffen,  auch  von  Seiden- 
zeugen, die  nicht  glatt  und  sauber  geputzt  sind  AaF., 
Fri.;  BsStdt;  B;  „VO;"  L;  Sch;  Th;  Z  (in  Zoll,  puslig). 
B-er  Barche"t.  Wenn  d'  Bolle"  [Fruchtknospen  an  den 
Weinreben]  flümig,  büslig  sind,  häd-mer  nüd  vi!  111" 
.-'  hoffe"  AaF.  —  b)  mit  kleinen  Flöckchen  von  Wolle 
usw.  behängen,  „haarig  L;"  TflPfyn;  ZZoll.  (buselig), 
-  2.  büslig  a)  =  fotzelig  (Bd  I  1156)  Bs.  —  b)  übertr., 
schmutzig,  gemein,  ebd.  —  3.  „busselig",  büsselig  S, 
büslig  AaF.,  puslig  Th,  umflort,  schlaftrunken,  von 
den  Augen;  z.  B.  infolge  eines  leichten  Rausches. 
Pusligi  Auge"  mache".  Wo  fall  's?  Du  luegsch  so 
büsselig  use"!  Hesch  so  Schlaf  oder  bisch  süst  nit  z' 
Pass?  Joacii.  1881.  Vgl.  Busel-Aug  (Bd  I  138).  — 
4.  büslig,  angetrunken  Aa.  —  5.  puslig,  gerne  Mut- 
willen treibend,    schäkernd  (wie  ein   Kalb)  ZO.,  Zoll. 

Gingge°-Buse"  f.:  unansehnliches  Weib  Gl. 

bü'sch'ene":  sich  wie  ein  Kalb,  grob,  roh  be- 
nehmen Ndw.  Urne"  b.,  wie  ein  Kalb  herumspringen, 
sicii  herumtreiben,  ebd. 

Räsi-Büsi  in.  Nur  in  der  RA.:  Dri"  Schüsse? 
we-n-en  R.  ScHStdt.   —   11.,  wütender  Kater? 

busig  I:  1.  bü'sig,  wollig,  haarig  AALeer.  B-s 
Zug.  —  2.  büiig,  grob,  roh  (wie  ein  Kalb)  Ndw. 

Busle"  Bu'sk",  Bu'sk":  1.  (in  1!  Bü'ssle",  in  BR. 
Bussele")  Katze  B;  L;  ScHStdt;  ZStdt.  Als  eine  grosse, 
schwarze  B.  (L),    e"  schöni,   langt  B.  (SenBarg.)    be- 


zeichnet das  Kind  in  der  bekannten  Sage  die  Schlange; 
s.  Sp.  140  u.  —  2.  a)  kosende  Bezeichnung  eines  klei- 
nen Kindes  ZStdt.  —  b)  dicke  Weibsperson  Th.  — 
c)  auch  Hibusle",  die  Hebamme  AaZ.  —  d)  anrüchige 
Weibsperson  AaF.;  Z.  —  3.  (in  AaFi-L  auch  Busele", 
in  AAHold.  auch  Bussele",  in  AaF.  auch  Bussle")  = 
Busel  4  AaF.;  uTh.  a)  die  Samenköpfe  vieler  Korb- 
blütler, wie  Löwenzahn,  Disteln  usw.  AaBK,  Zein.  — 
b)  Wollkraut,  Erioph.  ScHwIb.,  Ma.  —  c)  Pompon  auf 
dem  Käppi  des  Soldaten  ZDättl.  —  d)  Quaste,  Troddel 
(an  einer  Kappe  uä.)  Aa;  BsL.;  „L;"  ZBül.,  Dättl.,  W.. 
Zoll.  .Sie  zündete  ihm  die  B.  an  der  Kappe  an.'  Z 
Prozessakten.  Schmitze  an  der  Peitsche  Aa.  — 
e)  Fransen  AABb.;  L;  Z.  Lueg  iez  au'h  das  Schirmli 
a",  's  hat  B.  dra"  icie  ame"  Flüge"garn.  KdMey.  1860. 

—  f)  vulva  Z  (Jucker). 

Pfund-:  übermässig  fette  Weibsperson  GStdt.  — 
Ried-:  =  Buslen  3  b  SchwG.  —  Ross-:  Pferdekot 
AaWoIiI.     Syn.  Moss-Budlen. 

busle"  I:  1.  kalben  ApH.  (selten).  —  2.  raut- 
willig sein  ZW.  —  3.  „busseln,  busein,  sanft  streicheln, 
liebkosen,  selbst  wenn  es  um  Vorwürfe  zu  tun  ist  VO." 
Syn.  bäuselen  ZBül.  (zu  Sp.  1065).  —  4.  in  grossen 
Wirbelflocken  schneien  ZO.  Wie  's  auch  buslet  und 
schneit!  Stütz.  —  Zu  4.  Das  syn.  butllen  I  3  (Sp.  1034) 
weist  auf  Zshang  mit  der  Gruppe  von  Btiscl  II ,■  doch  spricht 
der  Voc.  u1  (<C  'V  dagegen. 

ihii'l,'e°-:  tr..  durchprügeln  Aa. 

Buslete"  f.  Das  ist  e"  B.l  z.  B.  von  Seidenstoff, 
der  leicht  fasert  Z. 

Busli  m.:  der  zu  Weihnachten  umgehende  Knecht 
Ruprecht  AaB.  (Dan.). 

Büsöggel  m. :  Scheltname,  Laffe  AALeer..  St.  Er 
schint  Eim  nume"  so-n-e"  B. 

busele":  1.  Junge  werfen  (von  Katzen)  L.  Syn. 
chätzlen.  Wenn  eusi  Chatz  nid  b.  will,  was  Tüfels 
macht-me"  de""?  Me"  gid-ere"  Speck  und  Öpfelschnit:: 
was  gilt's,  si  büselet  de""'.  —  2.  kalben  GG.;  „Scuw 
Ma."  —  3.  a)  „busseln,  büsslen,  büslen,  Kinderwerke 
treiben,  tändeln,  spielen,  nach  Art  junger  Katzen  GRh." 

—  b)  busele"  AaZ.;  Bs,  bussele"  B;  S.  busele"  Lj  ZBül., 
Wettschw.:  tun  wie  eine  Katze,  schmeicheln,  oft  mit 
Dat.  P.  Vor  der  Hochzit  tuet-nu"  nume"  bussele",  nohe" 
seit-me":  Chatz,  Chatz!  Schild.  De"  Flattierseckel  heil 
dem  Eötzel  'büselet,  bis  er  wider  's  Gnadenbrot  über- 
cho"  hed  ZWettschw.  De"  Litte"  go"  b.,  bis  si  endlig 
säge",  si  welle"  denn  go"  luege".  Breitenst.  —  4.  „tr., 
Einen  auf  gelinde  Art  tadeln,  Einem  sanfte  Vorstel- 
lungen machen,  eig.  kitzeln,  allg."  —  5.  a)  faserig, 
flockig  werden,  z.B.  von  Seide  BStdt;  Z.  Syn.  ehü- 
deren  I  (Bd  III  152).  —  b)  „allmählich  verfliegen 
(vom  Pappus  des  Löwenzahns),  allg.;"  Z.  —  c)  un- 
pers.,  in  einzelnen,  leichten  Flocken  schneien  BsStdt; 
ZBaurua. 

Busse  ler  m.:  Schmeichler  B. 

Bus  II  f.:  Hülle  und  Fülle,  spec.  im  Trinken. 
,[Die  Säufer]  sind  die  wilden  tier  im  garten  [in  des 
Herrn  Weingarten];  die  machends  by  [Var.  ,mit']  der 
pauss.  Mit  spiess  und  hallen  harten  möcht  maus  kam 
tryhen  uss.'  BGlettin«  (Fortsetzung  der  unter  bürsten 
Sp.  1011  ausgehobenen  Stelle).  Zechgelage  ('?):  .Hilft 
ihm  die  becher  lären  aus,  biss  mittnacht  halt  mit  ihm 
die  paus.'  Schwab.  Uhu  1588.  Unklar,  wie  es  scheint, 
mit  persönl.  Bed.:  ,Narr:  Kum,  fröuwü  flu,  mir  wend 


1745 


Bas,  bes,  bis,  bos,  biis 


1746 


zum  win:  es  gilt  dir  eins  gar  os!  Äthiopissa  (ein 
mörin,  dänzerin):  Ich  halt  dirs  wie  ein  bus!-  M.u- 
hitiana  1581  (Act  I.  Sc.  I).  -  Vgl.  Schm.  I-  409;  Gr. 
WB.   I    11 117. 

büs:  präd.  Adj.,  besoffen.  Der  betrunkene  Ratsherr 
sagt:  .Kuinin  her,  weibel,  uml  trink  das  us.  wir  sind 
zwar  ietz  alls.uniiien  pus/  um  1550,  Mellingkr  Narren- 
beschwörung. 

büsen:  saufen,  schlemmen.  .Leiten  sich  gon  Mül- 
luisen.  da  teten  s'  prassen  uiul  p.'  Lenz  1499.  .Und 
sassen  da  und  schlempten  und  busseten  oder  brasseten 
biss  in  die  tiefe  nacht.'  1529,  Bs  Chr.  ,Eäller:  Ich  wil 
gon  fassen  in  rainen  buch  ein  ko]if  ald  zwen  .  .  .  im 
Schlaftrunk  mich  zur  mutzen  setzen,  mit  deren  busen, 
trinken  win.  das  es  ein  lust  und  fröud  muoss  sin.' 
Lief  1539.  ,P.  und  prassen,  Tag  und  Nacht  bym  Wyn 
sitzen.'  B  Mund.  1601.  .Darnach  hab  sy  im  [dem  bösen 
Geist  in  Gestalt  eines  .hübschen  Knaben']  und  sinem 
Gsind  müssen  verheissen,  in  irem  Huss  bussen  und 
brassen  Ion.  Darnach  sye  er  mit  sinem  Gsind  oftmalen 
kon  und  puset  und  prasset.'  1601,  Ap  Maleflzb.  .Tag 
und  Nacht  sitzen,  b.,  prassen,  toll  und  voll  werden.' 
JJReeger  1606.  Ein  Mann  und  eine  Frau  werden  um 
1  Pfd  gebüsst,  ,wil  si  mit  den  Sundersiechen  stetigs  pus- 
send  und  prassend.'  1625,  AaL.  ,Item  sollend  verbotten 
syn  die  Kilbinen  und  Versammlungen,  so  die  Sennen 
in  Wirtschaften  ein  schandlich  Leben  geführt  mit  P., 
Prassen  etc.'  B  Mand.  1628.  .Wider  das  unmenschlich 
Zu-  und  Übcrtrinken,  auch  alle  anlässige  Mittel  der 
Trunkenheit,  Paussen  und  Prassen.'  ebd.  1667.  ,Da 
[bei  einem  Gelage]  hand  wir  z'  b.  stattlich  wol.  fyn 
dass  mir  könnid  d'  Hosen  voll.'  Joii.Mahl.  167). 

Vgl.  Gr.  WB.  II  563.  Kirchh.  verzeichnet  für  Seh  die 
Form  buiin,  saufen,  deren  o  wahr  seh.  auf  an  zurückgeht  und 
die  daher  mit  dem  syn.  baust n  II  (Sp.  Ifi66)  zu  vereinigen 
ist:  vgl.  aber  ver-büsen.  Hieher  wohl  der  Bs  Familienname 
Büser.  .i'unr.  Euggwiler,  Buser  genannt,  blaichmaister  von 
St  Gallen.'   Kcssl. 

üs-:  =  üs-hausen  (Sp.  1666)  Bs  (Spreng).  —  Spreng 
giljt  die  Formen  mit  ««   und  u  neben  einander. 

ver-:  verprassen,  verschwenden  Seil  (Kirchh.). 
.[Du  hast]  das  klosterguot  verbuset  [:  gemüset]  allein 
nun  mit  huorery.'  Lind.  Wint.  Chr. 

busle"  II:  „sich  tummeln,  bes.  bei  einem  Trink- 
gelage; in  Saus  und  Braus  leben  ScnwMa."  Und  sitzt- 
men  einist  z'sihnme"  zum  Vieredrissger  [Wein]  her,  so 
buslel  Alls,  wie  ice""-me"  cor  Freude"  narrchtig  nur. 
Hengeler  1830. 

Busli  m.:  .liederlicher  Kerl",  Bruder  Liederlich 
ScnwMa. 

Btt'ss  I,  Püss  B,  Püs  PAL  —  m.,  Büssi  In.  B;  L. 

Dim.  Bässeli,  P-  B:  1.  (kleiner)  Schlag,  Stoss.  bes. 
mit  losgeschnelltem  Finger;  Nasenstüber  B;  L;  Syn. 
Sehnelling.  ,Colpo,  fracasso'  PAL  Wenn  d'  nit  Acht 
ge"  wottsch,  su  ilberchunnsch  e"  B.,  Drohung  des  Leh- 
rers B.  .Im  Frühling,  wenn  der  Hirt  zu  Berg  kam, 
gab  er  ihm  [dem  Perpendikel  der  Wanduhr]  einen  B.. 
und  dann  machte  es  Tiktak  bis  im  Herbst,  da  er 
wieder  zu  Tal  fuhr.'  B  Volksztg  1898.  .Fuer  mit  im 
zue  der  türen  auss  und  gab  im  manchen  herten  bauss.' 
Schertw.  1579.  ,Dis  [der  Kampf  mit  Kolben]  ist  He- 
raklis  uralter  kämpf  und  strauss:  seer  freisam  gib  ich 
dir  manchen  harten  bauss.'  Macrit.  1581.  —  2.  Büssi. 
kleine  Beule  oder  blauer  Fleck,  herrührend  von  einem 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Stoss  oder  Schlage  Bj  „L."  —  8.  übertr..  ein  Ge- 
ringes, eine  Kleinigkeit,  nur  in  Verbindung  mit  Neg. 
Syn.  Sehnelling.  Kei"  Büss,  nit  c"  B.,  nicht  das  Ge- 
ringste, kein  Bissehen  B.  Der  Krämerin  machte  eine 
solche  Schwierigkeit  .nicht  einen  Buss.'  Gotth.  .Die 
menschliche  Natur  hat  sich  seit  Moses  allem  Fort- 
schritt zum  Trotz  auch  nicht  um  einen  Buss  geändert.1 
ebd.  —  Mhd.  büß  in.,  Stoss,  Schlag.  Büsri  eig.  Dim.  Siehe 
noch  die  Ann),  zur  folgenden  Gruppe. 

Nase"-Büss  B;  L  (St.'1),  -Püss  B,  -Büssi,  V-  L: 
Nasenstüber.  Eim  e"  N.  ge".  .Er  habe  [von  dem  Ge- 
spenst] einen  Nasenbuss  bekommen,  dass  ihm  die  Nase 
geschwollen.'  Gotth. 

büsse"  I  püsse"  BSi.,  püssene"  BoSi.,  büsse"  „B; 
L;"  SchwNuoL,  püsse"  B:  La)  mit  losgeschnelltem 
Finger  treffen,  einen  Nasenstüber  geben  BE.,  Si.  ,Er 
nahm  eine  Flasche,  stellte  den  Zapfen  auf  die  Öffnung 
und  püsste  denselben  mit  dem  Mittelfinger  über  die 
Menge  hinweg.'  Addrich  1*77.  —  b)  „derbe  klopfen, 
schlagen,  bes.  mit  der  Faust  B;  L."  De"  will-ich  ei"s 
nach  Nöte"  passe"  und  icie-n-e"  Hund  zu  Bude" 
schiesse".  B  Dorfkal.  1879.  —  2.  anprallen,  liest  neu- 
nte" r/hort,  dass  d'  Vledermüs  im  Dunkle"  uümme" 
wüssi,  wo  dure!'c"?  sich  am  Egg  com  Hüs  Verstösse" 
heig  und  büssi?  SchwNuoL  -  .Mini,  biußen,  büß  n,  bießen, 
süssen. 

bussele":  tr.,  gelinde  strafen  L  (lt  Zyro). 

Bü'ss  II  in.:  1.  Püss  BoSi.,  Püsseli  BE.,  Eiterbeule. 
-pustel.  —  2.  „Bussi  L",  Busi  (bzw.  Bisi,  Boisi)  L'w 
allg. ;  LJSiL,  Dim.  Büsfsjeli,  kleines,  rötliches  Bläschen 
auf  der  Haut,  herrührend  von  Hitze  oder  von  Krank- 
heitsstoff. Vgl.  Büzen.  Er  ist  coli  B.  „Kritischer 
Ausschlag  an  den  Lippen,  Lippengeschwür  L."  — 
3.  Büssi  BM.,  Busi  BStdt,  Büssli  B,  Bilsli  Aa,  Fühl- 
hörnchen der  Schnecke.  Syn.  Pfnüsli,  Düsli.  Schneg- 
ge",  Schnegge"-Hüsi  f-Hüsli),  zeig-mer  dini  B.,  zeig-mer 
dini  vieri  Hom  oder  ich  sclilah-di'h  an  e"  Tor»  li 
(Kinderreim).  —  Etym.  identisch  mit  Büssi.  Zur  Bed.  vgl. 
frz.  pousse,  Hautausschlag,  Blattern.    S.  auch  Münsi  (Sp.  487). 

büssöcht(ig):  schwellend,  hervorstehend.  .Darum 
muss  man  inen  [den  Hähnen]  den  muetwillen  weeren 
mit  einem  bussechten  leder,  das  machet  man  rund  und 
schneidet  mitten  ein  loch  darein,  dadurch  stosst  man 
dem  han  seinen  fuess.'  Vogelb.  1557.  ,Etlich  [Ratten] 
mit  roten,  baussechtigen  äugen.'  Tierb.  1563.  ,[Die 
Haselmaus]  hat  grosse,  baussechtige  äugen.'  ebd.  Vgl. 
Puss-Aug  (Bd  I  138). 

büsse"  II,  in  ZW.püse":  schwellen,  strotzen, 
hervorstehen.  ,Lueg  zue,  wie  dir  die  ougen  bussen : 
sie  ragend  für  den  köpf  wit  ussen.'  NMan.  ,Do  surf 
ich,  dass  mir  d'  oagen  busen  [:  susen].'  ebd.  ,Ich  mein, 
ich  hab  in  fry  erdusst  [im  Spiel  geplündert]:  lueg 
nun,  wie  mir  min  seckel  busst!'  JBinder  1535.  ,Lass 
gsen,  was  busst  dir  binden  [zur  Tasche]  uss?'  ebd. 
,[Der  französische  Werber]  mit  sinem  busenden  seckel 
voller  goldskronen.'  Kessl.  ,Der  ougöpfel  wirt  gross 
und  busset  mit  gar  unlieblichem  anblick.'  Rüef  1554. 
.Es  was  sin  kleid  zerschnitten,  durch  die  schnitz 
busset  die  syden  heruss.'  HBpjll.  1561.  .Alauda  guttu- 
rosa  genannt  von  dem  baussenden  rächen.'  Fischb. 
1563.  .[Arzneimittel]  zue  dem  ausbaussenden  nabel.' 
ebd.  .Wenn  einer  z'vil  trinkt,  dass  im  anfahend  die 
äugen  brechen  oder  für  den  köpf  usshin  pussen  wie 
einem  hasen,  den  einer  ein  myl  zwo  an  einem  sattel- 

llu 


1717 


Bas,  bes,  bis.  hos.  bns 


1748 


bogen  gefüert  hat.'  LLav.  157S;  ,für  Jen  Kopf  herauss- 
panssen.'  ebd.  1070.  ,Ire  äugen  baussend  herauss  von 
feisste.'  1580/1707,  Psalm.  ,Nun  pausest  du,  tu  modo 
turges.'  Reo.  1062.  ,Es  seheint,  als  lebten  seine  [des 
Hanfbutzen]  Hosen,  so  unvergleichlich  pausen  sie.' 
Sintemal  1759.  Spec..  bauschen,  steif  sein,  z.  B.  von 
Frauenkleidern  ZW.  Syn. stürzen.  -  Mhd.fcüjSen,  turgere. 

büsig:  aufgebauscht,  aufgeblasen  ZW1. 

(üs-)püsst  GFlums,  Sa.,  (us-Jpüselet  GFlunis: 
vollgestopft,  zum  Strotzen  ausgefüllt,  von  Taschen. 
Säcken,  Kissen.  Kleidern  usw.  Bidz,  wie  men  albigs 
g'macht  hat,  üspüsst  mit  Grübe".  Pkochet  1855  (GSa.). 
Gew.  in  der  Verbindung  ü.   voll. 

Bus  III  Suis.  So  heisst  in  einer  Uw  Sage  der 
Hund  des  Burgvogtes  auf  Proniout  am  Lopperberg; 
s.  Pilatus  und  Uing.  184. 

Hurrli-Bus,  -Püs  B;  L,  -Bus  Aa;  S,  -Bü'ss  L, 
-Bti'ss  B;  TnThnnd.,  -Pü'ss  B;  LBerom.  (PI.  -Pü'sse"), 
-l'n'ss  Aa,  -Baus  S;  Z  (LTobler),  -Bauss  L  (Ineichen) 

—  m.:  1.  als  Interj.  .Hurlipus,  unser  jar  ist  us!' 
rufen  Schlemmer,  als  sie  bezahlen  sollen.  NMan. 
,Mich  freüwt  die  sach!  Ohurlipuss!'  StMeinradsleg. 
1570.  —  2.  Lärm.  Tumult;  bes.  vom  Kampflärm.  ,Da 
haftend  wir  ein  wilden  hurlebus:  die  Sundgöwer  haf- 
tend darab  ein  grus.'  1468,  Volksl.  ,I)en  fynden  macht 
man  hurlibus;  ir  übermuet,  der  was  bald  uss:  man 
zeiget  in  die  Strassen.'  BGletting.  ,Icli  sorg,  es  geb 
ein  hurlipus;  doch  wollen  wirs  flissig  richten  us.' 
1568,  B  Esther.  —  3.  übertr.  a)  auf  Dinge,  a)  .Hurli- 
bus', Name  eines  Geschützes.  BGletting  (Odinga  20). 

—  ß)  =  Hurrli-Bueb  1  (Sp.  932)  Aa;L;S;  TnThund. ;  Z. 
Es  göd  nüd  uf  eim  Bei"  als  der  Hurrlibauss,  und  der 
g'heit  z'letst  aw1'  um  L  (Ineichen).  Sich  wie-n-e"  Hurli- 
pus winden  und  dm /<"  L.  —  b)  auf  Personen,  a)  leb- 
hafter, unruhiger,  unüberlegt  handelnder  Mensch, 
Bursche  L;  TuThundorf.  Syn.  Hurrli-Bueb  3.  — 
ß)  Mensch,  der  stets  fröhlicher  Laune,  zu  Spässen 
aufgelegt  ist,  Hanswurst  B;  L.  Syn.  Hauderidau 
(Bd  II  984).  S.  auch  Pumper- Niggel  4  (Sp.  707). 
Auch  als  präd.  Adj.:  Er  ist  hurlibus,  aufgeräumt. 
Sprww.  1869.  —  4.  ,der  Hurrlipuss'  (1575,  L  Hexen- 
proz.),  , Hurlibus'  (1578,  ebd.),  Name  des  Teufels. 
S.  auch  Lüt.,  Sagen  223.  —  Vgl.  , Hurlebaus'  bei  Gr. 
WB.  IV  2,   1967. 

Burli-Buss:  Name  eines  Boten  des  Teufels.  ,Ich 
bin  der  bostknecht  B.'  Rüef  1538. 

biiss:  Interj.  (auch  wiederholt),  als  spöttischer, 
verächtlicher  Ausdr.  der  Abfertigung,  Wegwerfung  = 
warum  nicht  gar!  geh  mir  doch!   L. 

Bussanädi:  Gesindel  GkV.  —  Vgl.  romm.  puachanada, 
Streue,  dürres  Gras.     Zur  Bed.  vgl.  etwa  Gusel  (Bd  II  47'2). 

Busard  m.,  Dim.  Busardji:  Schnürleibchen  der 
I' rauen  PA1.  (Giordani). 

Basel  II  m.:  unreine  Flüssigkeit  Ar.  —  Vgl.  Fusel  II 
(Bd   I    1084). 

Bö  sei  III  m.:  jTJntermagd,  die  in  alle  Winkel 
kriecht  und  was  Niemand  will,  verrichten  1UUSS', 
Aschenbrödel  Bs  (.Spreng).    Syn.  Budel  I  5  (Sp.  103 1 ). 

Ge-busel  Gi-busgl  n.:  1.  Kehricht,  Abraum,  aller- 
lei wertloses  Zeug  WVisp.  Syn.  Ge-bauzel.  —  2.  Ge- 
sindel,   ebd.   —   Zu   1   vgl.  Fuael  II  l,  zu    1    und  2   Quid. 


busle"  III:    1.  in  Allerlei  herumwühlen,  wie  die 

Schweine  W.  —  2.  .Allerlei  machen  und  scheuern' 
(TTobler),  geringe,  niedrige,  schmutzige  Arbeit  (Buscl- 
Arbet)  verrichten,  putzen  Ar;  Bs.  I"  der  Chuchi  b. 
Der  Hundsjung,  wo  muess  b.  und  laufe"  und  Cum- 
missiöne"  verrichte".  Bkeitenst.  „Tr.,  ein  Haus,  ein 
Gemach  scheuern  Gl." 

hüs-:  eig.  das  Haus  scheuern;  sich  häuslich  ein- 
richten. .Die  Saracenen,  so  schon  in  die  10  Jar  in 
Hispanien  hussbusslet  haftend,  ijui  ab  annis  X  lli- 
spanias  oecupaverant.'  JJRieger  1006.  .Rudolf  von 
Habsburg  dempt  den  Marggrafen  von  Baden  und  den 
Grafen  von  Würtemberg,  die  im  Herzogtum  Schwaben, 
so  ledig  stuond,  zimlich  hussbussletend;  aber  si  muess- 
tend,  was  si  ingnommen,  widerum  herussgeben.'  ebd. 

chilbi-:  scherzh.,  auf  die  Kirchweih  das  Haus 
und  die  Geräte  scheuern  Gl. 

Busler  in. :  ,mediastinus.'  Fris.  ;  Mal.;  s.  Bosse- 
lierer (Sp.  1735). 

busme":  in  Küche  oder  Stall  die  untergeordneten 
Geschäfte  verrichten,  scheuem,  waschen;  mit  verächt- 
lichem Nbsinn  BHk.,  R.,  Thunersee;  „alle  den  Morgen 
durch  in  einer  Sennhütte  obliegenden  Verrichtungen 
abtun,  z.  B.  den  Käse,  Zieger  machen,  waschen  usw.- 

„üs-:  die  obliegenden  Arbeiten  vollenden,  bes.  bei 
Sennen.  Wottisch-mer  Oppis  ü.?  willst  du  für  mich 
noch  Dieses  oder  Jenes  verrichten,  ausmachen    BD." 

Busmete"  f.:  der  ganze  Quark.  Plunder;  Menge 
BR.  In-ert"  settige"  grosse"  Hüshalti"g  chönnc"-si  fin 
Busmcti  übertueti  [übers  Feuer  setzen]. 

Buseli  n.:  kleines  Mass.  '/«Schoppen  ZBauma.  Es 
B.  Bränz.    —    Nbf.   zu   Budeli;  s.  Sp.  1035. 

„Blisseli,  Büsseli:  Läuse  G  (Kdrspr.)."  —  Nicht 
bestätigt. 

Biise"  Buhe":  gew.  PI.,  Rangen,  wildes,  nichts- 
nutziges Kindervolk  BsL.  Do  si"  die  Donners  Bus, 
g'gange"  und  hei"-mer  d'  Hitener  use"g'lö"  BsLang.  Dö 
chömme"-si  tfsämme",  die  Buxe",  us  der  ganze"  Famili 
und  standen  und  quälen  und  greusse",  wotte"  von 
Allem  z'erst  und  motten  Alles   versueche".   Bkeitenst. 

biisse"  III:  kränkeln;  matt,  schwach  sein  LG. 
ume°-püsse":    serbeln,    sich    kränkelnd    herum- 
schleppen B;  LG. 

„Büssi   n.:    kränkliche    Person    LG."     -    Vgl.  Ars 

syn.   »mmru   //  (Sp.  482). 

busere"  1  busere".  in  GnUVatz  püsere" :  keifen, 
grollen,  schelten,  aufbegehren  GnL.,  Pr.,  Seh.  Syn. 
chlbcn  (Bd  III  100/7).  Versand  -  di'h  nid  dur'1'  e"  SO 
es  leids  Getue"  und  B.  Schwzd.  (GuPr.).  B.  und  taube". 
MKuoni.  Fluchen,  schwören,  grollen  W;  .fluchen, 
bes.  in  fremder  Sprache  VO." 

Roman,  buserar,  wüten,  Unheil  anrichten,  zu  Grunde 
richten;  busra,  Zorn,  Wut,  Grimm;  Büberei. 

ver-:  verderben,  verschwenden  GnRh.  Syn.  ver- 
tüflen.  Eim  Öppis  v.,  einen  Plan,  ein  Geschäft  durch- 
kreuzen, vereiteln,  ebd. 

Busere"  f.:  Ungelegenheit,  missliche  Lage.  Wenn 
du  Einen  verleumdest,  übh.  etwas  Unrechtes  tust. 
chüst  in-i  Buseru"  W.  Eim  en  B.  mache",  Einem  einen 
Streich  spielen  GuPr..  Rh.  Von  Einem,  der  ein  ge- 
meinschaftliches Unternehmen,  an  dem  er  selbst  be- 
teiligt ist,  durch  ungeschicktes  Handeln  zum  Scheitern 


1719 


Bas,  bes,  bis,  bos,  biis 


1750 


bringt,  sagl  man:  J-.r  hed  i ■■  wiiesti  B.  g'machet  GkPi\, 
Uli.  —  Tsch,  vorgleicht  roman.  /er  üna  buzra,  otwas  Un- 
geschicktes  tun. 

Bus(e)rete»  f.:=  Wider-Uben  (Bd  III  969)  W. 
In  di  Busrata"  clm". 

er-busere".  Ptc.  er-bitscret:  .weichlich;  rückgängig 
im  Gedeihen  in  Folge  nachteiliger  Einflüsse,  von 
Tieren'  Gr.    —   Vgl.  er-buderm  (S|i.  1086). 

büsere"  II  bü'sere":  tändeln,  kosen,  Dmgang  mit 
einer  Liebsten  haben  UwE.  f 

Buseri"  f..  Dim.  Buserli:  Liebchen,  Buhle  UwE. 
Der  Hans  ist  ZU  seiner  B.  (/'gange"  und  heil  mit-ere" 
'bltsered.  —  Der  Voc.  verbietet,  ZsgehSrigkeit  mit  butelen  IS 
(Sp.  1743)  anzunehmen. 

Pnscron  in.:  Buhlknabe,  7ix'.5ixd.  ,üie  päpst  ha- 
bend fröml  mit  iren  puseronen  und  üppigem  gsind.' 
RGdalth.  1546.  —  Vgl.  die  Auni.  zu  Puhcherun  (Sp.  1220), 
ferner  Kluge,  Etym.  WB.  6  65. 

Büsi:  in  der  RA.  wie  B.,  schnell,  mit  Leichtigkeit 
BHa.j  L.  Öppis  wie  B.  vcrchnelle".  Syn.  wie  Bux 
(Sp.  999). 

biisig  II  (bü'sig  AaF.).  in  Schw  auch  büsig:  1.  nett, 
hübsch  herausgeputzt,  schmuck,  in  der  Kleidung  (bes. 
von  Mädchen)  AaF.,  Mcrenschw.;  BHa.;  L;  Schw.  Es 
busigs  Meiteli,  alts  Fraueli  AaF.  Das  ist  es  busigs 
Meitschi,  es  chunnd  nie  g'schlamped,  lad  d'  Fachen  nid 
Irin  hangen  BHa.  —  2.  a)  in  ZZolh  pü'sig,  „aufge- 
räumt, wohlgemut  Z"Lunn.,  Stall.,  Zoll.  Es  artigs, 
busigs  Herli.  RBaur.  —  h)  von  Mädchen,  lustig,  mut- 
willig im  Verkehr  mit  den  Burschen,  zum  Liebeln 
geneigt,  „geil,  heiratslustig  SrnwMa.;  Zr,.  Si  ziehnd 
iez  hei'"  [vom  Mähen],  iV  Meitli  biisig,  d'  Buebe"  wach 
Schw.     Es  busigs  Meitli. 

In  nnserm  W.  scheinen  sich  zwei  verschiedene  Stämme  zu 
mischen,  deren  Anteil  sich  jedoch  schon  wegen  der  unzuläng- 
lichen Angaben  über  die  Qual,  des  Voc.  nicht  genau  scheiden 
lässt.  Der  Voc.  «'  lässt  Zshang  mit  Bus  I  vermuten,  was 
sich  auch  von  Seiten  der  Bed.  empfiehlt;  vgl.  bes.  Sp.  1740. 
Für  u2  fehlt  eine  sichere  Anknüpfung;  vgl.  allenfalls  das 
mit  2  syn.  busper. 

„bus(s)lig:  possenhaft,  tändelnd,  zum  Liebeln 
aufgelegt;    wer  leicht  mit  sich  schäkern  lässt   AaF." 

üf-büsele":  refl.,  sich  aufputzen  SchwE.  tjf- 
'büsclet,  herausgeputzt,  von  Frauenzimmern. 

Büsler  m. :  =  hübscher  Blieb  (Sp.  929)  Schw. 

Pnsil  m. :  Bürschchen.  ,Und  hah  ich,  noch  ein  P. 
von  sechs  Jahren,  die  Ehr  gehabt,  mit  ihr  fürstl.  Gn. 
zu  fahren.'  FkHaffner  1600.   —   Lat.  pusillut. 

Busili:  Koseform  für  Eusebius  Sch  (Kirchh.). 

Die  Lesung  ist  nicht  ganz  sicher,  es  könnte  auch  /liisili 
heissen.  Heute  ist,  nach  eingezogenen  Erkundigungen  die 
Form   in   Sch   nicht  mehr  gebräuchlich. 

er-pusinieren.  ,Er  meint  ouch,  wo  man  dieselben 
und  die  grossen  puren  in  stetten  (nit?)  wol  erpusinier, 
dass  der  keiser  und  küng  kein  ghorsam,  sunder  allweg 
uflöuf  und  anhangs  ze  besorgen  hab.'  1528,  Absch. 
IV  1  a  1273. 

Bnssliment.    ,Botz  B. !•  Schwur.  GGottu.  1599. 

Bus:  Vogelname,  Mäusebussard,  Falco  Buteo  Bs 
(Alp.  1821,  432).     Syn.  Buz.   -   Frz.  iure. 

pussele":  pröbeln,  pfuschen,  stümpern  TiiTäg. 
Vereinzelte,  nicht  bestätigte  Angabe.     Wenn  sie   richtig 
und   nicht  für  das  am  gleichen  Ort  vorkommende  gleichbed. 


pättchch     i.iii-iii   ist,    so  wäre  etwa  an   nähern   Zshang  mit 
bair.  pusseln,    pusseln   (Schal,  1  -   HO)   zu   denken;    vgl.  auch 
i  n  r   (Sp.   1  735). 

häge"-büssig  ZLnnn..  h6ge"-büssig  ZDüb.,  -büsig 
Z  (Spillm.),  -bützig  ZGlattf.,  hüger-büssig,  -büssisch, 
-bäussig  AaWoIiL,  -büsig  AASt..  -bützig  A.ASt..  Wohl. 
(auch •bützischj,  ch Sgea-büssig  ZUster,  b6gea-büssig 
ZBauma,  -bützig  ZWettschw.:  widerspenstig,  starr- 
köpfig, widerhaarig,  aufbegehrerisch.  Die  Jump f er 
ist  e"  boge"bützegi,  si  läd-sich  nüd  a"  de"  Zäne"  lan- 
gete" ZWettschw. 

Vgl.  die  Synn.  hoppen-hüssig  (lid  II  17.r»:S),  hoppeti;  ehvppel- 
mutig   (Sp.  4S3),  zum   zweiten   T.   spec.   rau-,    ram-bauzig. 

Buess  (V-  Ap;  LBerom.),  lt  St.  „Buesse*"  —  f., 
PL  Buesse":  1.  eine  nicht  gar  feine  Naht  Bü.  — 
2.  Befriedigung  von  Begierden.  ,Böse  Buss,  Geschwätz 
und  Arglistigkeit  zu  meiden.'  17o7,  Sirach  (Überschrift 
des  19.  Kap.).  —  3.  Entschädigung,  Lohn.  .Demnach 
so  habent  min  herren  rät  und  vierzig  [den  Pflstern] 
zu  einem  Ion  ze  geben  verordnet:  von  einem  müt  mel 
ze  bachen  4  ß  h.,  und  das  sy  sust  nützit  zu  buoss 
nemen,  weder  mel,  brot  noch  teig.'  1517,  AaB.  Stadtr. 
—  4.  Geldbusse,  allg.  Einen  in  e"  B.  verfeile",  eine 
Geldbusse  über  ihn  verhängen  B;  Z.  I"  d'  B.  cho" 
Gr;  Z,  e"  B.  übercho"  Th.  1"  Straf  und  P.  verfalle" 
Ap.  I"  der  B.  si",  bussfällig  sein  Ap;  B;  Gr;  Th;  Z. 
Bi  B.  s.  Sp.  90b*.  's  ist  nüd  bi  der  B.,  es  geschieht 
freiwillig  Z.  Bi  der  (höchste")  B.  uf  d's  G'mei"uerch 
büte",  bei  Busse  von  einem  halben  (ganzen)  Gulden 
GrHc  D'  B.  abeerdiene",  sie  statt  in  Geld  durch  ent- 
sprechende Arbeit  leisten  Ap;  Th;  Z.  Eine  Kuh  .kommt 
in  die  B.',  wenn  sie  im  Falle  des  Verkaufs  nicht  auf 
die  angegebene  Zeit  kalbt  GuPr.  Nach  dem  Hornuss- 
spiel  wird  von  den  Parteien  im  nächsten  Wirtshaus 
,die  B.  getrunken.'  Roche.  1857,  453.  ,Uie  so  in  den 
twing  gehörent,  sond  malen  in  der  müli  ze  Tagmer- 
sellen;  welicher  aber  das  nit  teti,  der  sol  ze  b.  ge- 
setzet werden  umb  10  ß.'  1346,  LDagmers.  Offn.  ,0b 
aber  der  rnüller  sumig  weri,  harumb  sol  ein  müllcr 
ze  b.  stan  ze  gelicher  wis.'  ebd.  , Weiher  der  huoben 
7  schuoch  hat,  den  sol  man  nit  vahen  um  einhein  b., 
wan  man  sol  im  trüwen.'  XIV./XYIL.  ZBass.  Offn. 
,Und  ob  sich  in  einer  sach  begeh,  das  sich  die  buessen 
steigerten,  so  tuet  ie  die  höcher  b.  die  minder  ab.' 
1524.  ScnwWoller.  Bussenrodel.  ,Es  ensoll  ouch  nie- 
man  den  andern  pfenden  im  spil,  sunder  ob  einer  dem 
andern  abtragen  wellte,  das  der  ander  nit  liden  wellt, 
so  soll  er  im  sagen:  Stand  mir  by  der  b.'  Schw  LB. 
,Sy  habend  es  mit  fröuden  und  guotem  willen  geton, 
nit  zwungenlich.  habend  nit,  wie  wir  gemeinlich 
sagend,  ein  h.  abgewerket.'  LLav.  1582.  S.  auch  Ei- 
ning  i  (Bd  I  281),  Frevel  (ebd.  1287),  Ben  (Sp.  1286) 
und  vgl.  Buessen- Gericht.  ,Die  grosse  buosse  [für 
Verwundung  mit  Waffen],  das  ist  10  mark.'  um  1400, 
LRatsb.;  dafür  .die  mere  buoss.'  1424,  ebd.  , Macht 
er  aber  [mit  einem  Wurfgeschoss]  den  andern  bluot- 
runs  oder  herdfellig,  so  soll  er  umb  die  gross  buoss 
gestraft  werden.'  1535,  ZKn.  Statut.  S.  noch  Bluntschli, 
RG.  I  226/7;  Seg.  RG.  II  675;  Osenbr.  1863,  17;  Gfd 
33,  90  und  vgl.  Bessering  (Sp.  1679).  Über  die  ,er- 
liche  B.'  s.  Bluntschli,  RG.  I  247.  —  5.  kirchliche 
Busse.  Zer  B.  betu",  die  vom  Beichtvater  als  Busse 
auferlegten  Gebete  sprechen  W.  E"  B.  mache";  s.  für- 
gän  2  (Bd  II  29).  S.  auch  nümmen  (Sp.  753).  Nicht 
selten  übertr.  auf  körperliche,  nam.  kriegerische  Züch- 


1751 


Bas,  bes,  bis,  bos,  bns 


1752 


tigung;  bes.  in  der  Verbindung  .einem  (die)  b.  geben.' 
So  in  den  Eingangsstrophen  des  kleinem  Sempacher- 
liedcs  (Tobler,  Volksl.  II  10/1).  .[Die  von  Konstanz] 
hettind  gern  geben  b.  den  puren  von  Appenzell.'  Ar 
Reiinchr.  1406.  .Solichs  [solelie  Missetat]  dürfen  sy 
nit  bichten,  denn  wir  und  die  unsem  inen  b.  dorumb 
geben  wollen.'  147G,  Bs  Chr.  ,Ir  [die  Landsknechte] 
namend  [bei  Bicoeca]  d'  flucht  bi  ziten,  ir  forchtend 
der  Schwyzern  b.'  NMan.  ,Ich  [der  Tod]  wil  dir  geben 
hie  die  b.,  das  du  haupt  über  arsch  kehren  rauost.' 
1576,  Meinisadsleg.  —  6.  a)  , eines  Heiligen  B.',  Ge- 
brechen, das  als  von  einem  Heiligen  auferlegte  Sünden- 
busse aufgefasst  wird  und  von  dein  er  helfen  kann. 
,Es  ist  kein  presten  so  seltsam  nit,  wenn  man  uns  [den 
Ablasskrämern]  numen  etwas  gelts  drum  git,  wir  kön- 
nend im  sagen,  was  helgen  b.  es  ist.'  NMan.  Als  1540 
Marg.  Elsener  von  Zug  von  der  Wallfahrt  zu  StBurk- 
hart  (bei  AABeinwyl;  s.  Arch.  für  Volksk.  III  292  Anm.) 
heimkam,  .hat  sich  funden,  dass  sy  der  dry  helgen 
buossen  ghan.'  L  Urk.  Spec.  a)  .StAntonis  b.\  der  feu- 
rige Gürtel,  Gürtelrose.  Syn.  Antonius-Für  (Bd  I  944). 
,Er  hat  StAntonis  b.'  1450,  L  ümgeldb.  ,Ein  toüfter 
jud  von  Nürenberg  hat  StAntonien  b.  also  treffent- 
lieh, dass  im  niemand  möcht  gehelfen.'  1488,  Gfd 
(Gebetserhörung  beim  Grab  des  sei.  Bruders  Klaus  in 
UwSachs.).  ,StAntony  Buossen.'  XVII.,  L  Almosen- 
brief. —  ß)  ,StValentins  b.',  Fallsucht;  vgl.  Valentin 
(Bd  I  705).  ,Ein  tochter,  die  sig  vast  beladen  gsyn 
mit  Sant  Valantins  b.'  1493,  UwSachs.  —  b)  „Blut- 
geschwür; die  Buessen  (PI.)  oder  das  Buessen-  Wesen, 
Alles,  was  von  einem  verdorbenen  Geblüte  herrührt, 
rheumatische  Beschwerden  usw.  B."  ,Buesse",  poda- 
gra.'  Id.  B.  Hierher  wohl  auch:  Ha"  schier  mi*s  Bei" 
verrenkt  [klagt  ,die  arme  Gred'];  ha"  würMi'*  noch  e" 
Pflaster  üf,  ich  zeig  's  nit  Jederma"" ;  's  möcht  öppe" 
heisse",  ieh  häd  c"  Buess  oder  sust  e"  Muster  (/'Im". 
1827,  L  Lied  (Arch.  f.  Volksk.  III  126).  —  7.  Strafe 
übh.,  Bein;  schwere  Aufgabe,  Pflicht  Ar;  Bs;  GT. ;  U. 
Muess  ist  herti  B.  L  (Ineichen).  Es  isch  es  Elend, 
e"  hellisehi  B.,  wie-n-ich  und  en  Andre''  si'h  pinige" 
[abarbeiten]  muess.  Schwzd.  (U).  's  isch-mer  <:"  B, 
üsz'gö"  In  der  Chelti  Bs.  All  Tag  Schnei  ha"  ist  g'wüss 
e"  harte  B.  G  Kai.  1854.  's  isch  e"  B.  für  e"  Frau, 
so  füli  Chnechte"  z' regiere".  Bkeitenst.  Alles,  wa'-me" 
chönne"  mues,  ist-ercn  [der  fleissigen  Sennenfrau]  au'h 
/.•«"  B.  Sang  und  Klang  1899.  , Solamen  miseris  socios 
habuisse  malorum,  es  ist  den  arbetseligen  ein  fröd,  ir 
b.  mitgsellen  ze  hon.'  Ansh.  ,Ein  andren  rank  ich 
suechen  muess,  dass  ich  der  b.  und  hungersnot  an 
win  und  brot  hür  mi'ig  entgan.'  JBinoer  1535.  ,Es 
was  im  herzen  mir  ein  b.,  als  ich  sy  [eine  erbeutete 
Gefangene]  sach  dem  alten  ritter  hinfüeren.'  ChMukku 
1596.  —  8.  strafbare  Handlung.  .Was  buosen  hinfür 
underm  Bein  geschehend,  das  diss  mit  zwifalter  buos 
sol  verbessert  und  büezt  werden.'  1501,  AaB.  Stadtb. 
,<>b  die  priesterschaft  mit  jemand  zuo  hader  oder  zer- 
würfnuss  kämend,  oueh  buossen  oder  frävel  begien- 
gend.'  1  "i-J:;.  Absch.  ,Ob  aber  etlich  buossen  und  frevel 
usserthalb  deren  von  Loupen  zilen  begangen  sind.' 
1")  15,  BLaupen  Verordn. 

Im  Talb.  vnn  UUrs.  um  1530  begegnet  neben  ,buoss' 
mehrfach  die  Schreibung  ,buosch.'  Zur  rechtsgescliichtlichen 
Entwicklung  des  Begriffs  der  0.  »gl.  Osenbr.,  Alem.  Strnfr. 
64/80;  ferner  Blumer,  Rß.  I  93.  218.  276.  117  f.  II  13  f. 
Zu    -    vgl.  Frevel  t   (Bd    I    1287), 


Gf-Buess.  .Dass  fürohin  Keiner  mehr  soll  auf 
einhundert  Guldi  Aufbuoss  [Zins]  geben  als  0  Guldi, 
es  seien  new  oder  alte  Schulden.1  GiiVDörf.  1092.  Vgl. 
Üf-Buez.  —  (E-)Pad-:  Strafe  für  Frevel  an  Grenz- 
zäunen oder  für  Lässigkeit  in  Herstellung  derselben. 
,Und  die  phadbnossen  und  die  richtschilling  und  holz- 
buossen  in  den  rechten  bannen'  fallen  beiden  Gottes- 
häusern (Wettingen  und  Engelberg)  zu.  XIII.,  Aa 
Fislisb.  Offn.  ,Die  vadbuossen  sol  der  dritt  pfenning 
unser  sin  und  die  zwen  den  dorfiüten.'  AiWürenl. 
Offn.  .All  buossen  sind  unser,  die  da  vallent,  und 
die  rechtschilling  und  die  v-en  all.'  ÄARüfenach  Offn. 
,Was  aber  holzbuessen,  ehevadbuessm  [sind],  hört 
halb  dem  meier  und  halb  dem  abt.'  1179,  AAWett. 
Klosterarch.  —  Holz-:  Busse  für  Waldfrevel;  s.  das 
Vor.  —  Herrschafts-.  Dass  alle  Wirte  der  Stadt 
und  der  Herrschaft  [Murten]  bei  Strafe  der  , Herr- 
schaftsbusse' keine  andern  Flaschen  zum  Weinaus- 
sclienken  gebrauchen  dürfen  als  .gefeckete.'  1767, 
Absch.  —  Reu-chaufs-:  Busse,  die  im  Falle  eines 
Reukaufes  gemäss  richterlichem  Erkenntniss  an  den 
Fiskus  zu  bezahlen  ist  Z  f.  —  Klag-:  Busse  für  un- 
begründete, falsche  Anklage.  N.  N.,  der  sich  über 
Verlust  an  dem  ,Amt  der  Klagbussen'  beschwert,  wer- 
den am  Rest  10  Pfd  geschenkt.  1534,  Absch.  (F). 
,5  pfd  gab  N.  N.  für  ein  kl.'  1570,  ZGrün.;  .verklag- 
buess.'  1573.  —  Nessle"-:  Geldbusse,  welche  eine 
junge  Frau,  wenn  sie  zu  früh  in  die  Wochen  kommt, 
zu  bezahlen  hat  GrHc     Vgl.  Nesslen  1  (Sp.  805  u.). 

—  Reformation  s-:  für  Übertretung  des  sog.  Rc- 
formationsmandats  verhängte  Busse.  1615,  ÄABrugg 
Stadtr.  —  E-schimpfs-.  .Wann  Regula  Huber  das 
dein  Heinr.  H.  formblich  getane,  mit  1  Dukaten  Ehe- 
pfand bekräftigte  Eheversprechen  zu  halten  renitent 
sieli  erzeiget,  als  haben  wir  erkennt,  dass  das  zwü- 
schent  ihnen  Passierte  aufgebebt,  sie  von  einanderen 
ledig  und  das  Pfand  confisciert  seie  und  die  Huberin 
10  Pfd  E.  entrichten  und  dem  H.  zur  Indemnisation 
80  Pfd  bezahlen  solle.'  1741,  Z  Ehegerichtsentscheid. 

—  Schlacht-:  Busse  für  Schlägereien.  Die  .Schi.' 
für  Schlägereien  an  Markttagen  war  gewöhnlich  ver- 
doppelt. XVI.,  AaL.  (JMüller  1867, 168).  ,Von  Schlacht- 
buoss.  Wo  zwen  einandren  schluegen,  so  ist  es  dem 
Anglänger  10  ß  Buoss.'  1605/1751,  SchwG.  LB.  - 
Schlag-:  =  dem  Vor.  ,Ein  Schi,  in  der  Engelweichung, 
item  an  einem  Jahrstag  soll  10  Kronen  sein.  Item  an 
einem  offnen  Jahrmarkt  9  l'fd.'  1601,  SchwE.  Hofrodel. 
,Wann  Frid  aufgenommen,  mag  ein  Landmann  den 
Fronden  die  Schi,  zu  bezahlen  anhalten.'  1756,  Schw 
Rq.  S.  noch  ein-fältig  1  (B,l  I  818).  —  Tag-:  Lei- 
stungs-,  Verbannungsstrafe.  ,Waz  der  bessern  solte,  an 
dem  die  unl'uoge  gesuochet  wirt,  daz  sol  der  für  in 
bessern,  der  die  unl'uoge  und  den  urhap  gesuochet  hat. 
anent  tagbuosse.'  1352,  BBiel  Handf.  (Fontes  rer.  Bern. 
VII  622).  ,Und  wenne  er  uskumet,  so  sol  niemer  er 
in  die  stat  komen,  bis  daz  er  sinen  einung  vergolten 
und  sin  tagbuosse  geleiste.'  ebd.  (623).  —  Dägcn-: 
Busse,  welche  diejenigen  erwachsenen  Mannspersonen 
zu  entrichten  hatten,  die  ohne  Degen  den  Gottesdienst 
besuchten  (in  der  Regel  3  Batzen).  XVII./X VIII..  Tu 
Aad.  (JNater  1898,  564).  S.  noch  Dägcn.  —  Trüler-: 
vom  Gericht  auferlegte  Geldbusse  für  Prozessucht 
(Trölerei)  Z.  Er  häd  de"  Prozess  verspilt  und  nucl'  e" 
ZV.  übercho".  ,In  einer  Appellationsstreitigkeit  wegen 
Zehntverweigerung    wurden  drei  Bauern   in  Stäfa  in 


IT.'.: 


I!as,  bes.  I.is.  1ms,  Ims 


11 


20  Pfd  Tr.  and  30  Pfd  Prozesskosten  verfällt.'  am 
1750,    /.statu.  Weid-:    Basse   für    anberechtigte 

Benutzung  der  Weide.  ,Wer  frömbd  veech  hinin  ze 
weid  trybt,  sol  iedesmal  für  den  fräfel  20  btz.  und 
die  w.  darzuo  geben.'  1569,  ZSchwam.  Bussenordn 
,By  syner  [des  Zieglers]  zal  veebs  der  dry  houpten 
[auf  die  Weide  zu  treiben]  sol  es  blyben,  by  der  w. 
und  nüt  darüber  haben.'  ebd.  —  Wald-:  Gebühr  für 
bezogenes  Holz  GisPr.  —  Zue-:  Zugabe,  bes.  uro 
Jmdn  zu  entschädigen  ZO.  ,Er  strich  so  wacker  ein, 
dass  er  bis  an  eine  kleine  Zubusse  wiederum  etliche 
Nächte  damit  auslangen  konnte.'  Sintemal  1759.  Syn. 
Zue -stupf.  —  Unzucht-:  Disciplinarbusse.  .Was 
sachen  sint.  u-en.  frävel,  besserung,  eigen  oder  erb 
berüerend,  die  sollen  gefertiget  werden  in  den  ge- 
richten.  in  den  sy  bescheen  oder  gelegen  sint.'  1501. 
Ansi  ii. 

un-buessbar.  .Von  u-en  [nicht  busswürdige 
Dinge  betreffenden]  Satzungen  einer  Landschaft.' 
GrD.  LB. 

buessenB(in  Bed.  4  a.  sonst  -üe-);  Gr  (in  Bed.  5  a, 
sonst  -üe-),  büesseP.  allg.,  in  LBerom.;  UwE.  püesse": 
1.  (einen  Schaden)  ausbessern,  flicken:  doch  nur  von 
gröberer  Arbeit  BO.  Dass  ein  Büchsenmeister  allen 
Mangel  in  zwei  Schlössern  bereits  .gebüesst'  und  es 
im  dritten  sogleich  tun  werde.  1547,  Absch.  Spec. 
Kleider  ausbessern,  dann  aucii  nähen  übh.  BO.: 
„schlecht  nähen  BGadmen."  Das  hätt-ich  eitnel  o°h 
nid  'deicht,  das'-ic*  noch  dem  Bitndesiceibel  miesst  der 
Sehlufi  [Kittel]  biessen  BHa.  .Stich  geleiches  tiefe  und 
tiefer,  die  man  meisslen  oder  büessen  müesse  [lieissen 
.wundat'].'  1449,  Bs  Rq.  ,0b  ein  streich  beschehe, 
das  die  hut  wiche,  das  doch  nit  sorglich  war,  das  das 
darumb  nit  ein  wundat  heissen  sol,  ob  man  es  joch 
büessen  oder  meisseln  müeste.'  ebd.  —  2.  (einen 
krankhaften  Zustand)  heilen.  .Und  sprach,  si  hetti 
ira  das  houpt  schön  gemachet  und  den  grint  gebüesset.' 
1385,  Z  Ratsb.  .[Bei  der  Abtei  Pfäfers]  sind  holl,  uss 
denen  heiss  wasser  entspringt  den  gelidren  und  zuo 
büessen  die  melankolei.'  CTürst  1495.  —  3.  (ein  Ge- 
lüsten usw.)  befriedigen,  stillen.  Vil  lian  büesst  kein 
Glt,  viel  besitzen  schützt  nicht  vor  Geiz  BR.  De" 
G'lust  b.  B;  L;  Uw;  Z.  ,Habe  etwan  trüben  ab- 
gwunnen,  allein  den  glust  [zu]  büessen.'  XVI. .  '7. 
Gerichtsakt.  ,Drumb  mügend  ir  üwers  herzens  lust 
wol  büessen.'  Rief  1550;  s.  auch  hart-beiss  la  (Sp. 
1G81).  ,Sin  notturft  b.'  ebd.  ,Sorg,  wart,  trüw  han 
ich  dir  erzeigt,  durst,  hunger  büesst  und  dich  bekleidt.' 
Haberer  1502.  ,Sitim  deponere,  den  durst  löschen  oder 
büessen.  Poma  destituunt  famem,  die  öpfel  büessend 
dem  l'antalo  den  hunger  nit.'  Fris.  ,Drum  büessend 
ietz  des  hungers  not.'  1570,  Meinradsleg.  (Einladung 
an  Gäste).  ,Den  turst  biessen.'  Com.  Beati.  .[Hungers- 
not] so  gross,  dass  die  Menschen  ihren  Hunger  mit 
Kot  und  Unrat  gebüsset.'  JMüller  1661.  Häufig  in 
der  Rechtsformel:  .Einem  hunger  und  frost  b.',  Nah- 
rung und  Obdach  geben.  ,Er  hat  ouch  den  N.  N.  in 
sinem  hus  gehept  ein  jar  und  im  essen  und  trinken 
geben  und  hunger  und  frost  gebüesset.'  1389,  Z  Ratsb. 
.Und  hat  Heinr.  Z.  verheissen,  den  Job.  B.  [einen  Ver- 
pfründeten]  bi  im  in  sinem  hus  zu  haben  und  im  hun- 
ger und  frost  ze  büessen  und  im  sin  notdurft  ze  geben.' 
1404,  Z  Rq.  ,üas  land  oder  amt  soll  dem  [in  Folge 
des  Krieges]  wunden  man  und  sinen  kinden  essen  und 
trinken  geben,    hunger  und  frost  bössen,  so  lang  bis 


dass  der  wund  wie  vor  geworchen  mag.'  I  176,  L  Statut, 
.her   Stellen   s..ll   sy  ir  leben  lang  bau,   iren  linder  und 

über,  spys  und  trank,  hunger  und  frosi   büe  sen  und 

geben,-  1546,  LRiekenb.  Leibgeding,  .Auch  soll  er 
ihn  [der  Meister  den  Lehrling]  decken  und  legen, 
auch  Hunger  und  Frost  büssen.'  1738,  ApTrog.  Bats- 
prot.  —  4.  a)  (Geld-)Busse   leisten    B;   Gr;  Dw;  W; 

„allg."  .Der  [Fehlbare]  sol  einem  iegklieliein,  der  daz 
von  im  klaget,  büezen  mit  drin  phunden.'  1249/1410, 
F  Handf.  Gew.  mit  Acc.  der  Bussumme.  ,Der  burger 
sol  büezen  dem  schultheizen  sechzig  Schillinge.'  ebd. 
,S\veler  zunftbruoder  sinem  Zunftmeister  nicht  wollte 
gehorsam  sin,  so  er  im  gehütet,  der  buosset  5  ß  der 
zunfte.'  1336,  Z  Ratsb.  .Wer  messer  oder  schwert 
zukt  oder  des  glich  in  zornigem  muot  in  unserm  tal 
oder  einer  den  andern  bluotrunss  machet  oder  mit 
steinen  wirft:  wer  dero  deheins  tuot  an  einem  sunnen- 
tag  oder  gebannen  virtag,  wa  er  joch  das  im  tal  tete. 
der  oder  die  söllent,  welch  das  getan  hetten,  buossen 
an  die  stol  drü  pfund  und  an  den  stab  dristend  nun 
Schilling.  Wer  oder  welche  aber  das  tetend  an  einem 
Werktag,  beschieht  es  denn  in  dem  hoff,  so  sol  aber 
er  oder  die  das  tetind,  buossen  dieselben  vorgenant 
grossen  buoss  an  die  stol  drü  pfund  und  dristund  nun 
schillig  an  den  stab.'  1444,  UwE.  Spruchbrief.  ,Wer 
boumstützen  houwt  und  dieselbigen  nit  bhaltet  über 
jar,  sol  iedesmal  lut  des  einungs  1  pfd  büessen.'  1569, 
ZSchwam.  ,N.  N.  wegen  Einkauf  von  dürrem  Obst 
busset  18  Pfund  und  10  Pfund  dem  Laider.'  1785, 
ZKyb.  Amtsrechn.  Mit  Acc.  der  Person,  für  die  Busse 
geleistet  wird.  .Welcher  einen  heisst  frävenlich  liegen, 
ob  dann  einer  den  Schlacht  oder  sticht,  so  sol  der  in 
hat  heissen  liegen,  der  anfänger  sein  und  beid  büessen.' 
1490,  LRotenb.  .Der  Totschläger  soll  den  Entleibten 
also  büessen,  dass  er  künftigen  Sonntag  soll  ohne 
Mantel  und  Gewehr  enzwischen  zwei  Wächteren  in 
die  Kirch  gehen.'  1600,  Ap  LB.  ,Den  friden  [für  Frie- 
densbruch]  büessen'  s.  Bd  1  1277.  —  b)  wie  nhd.  im 
übertr.  S.  allg.  Er  hat  sin  Wunderfitz  mües'e"  büesse". 
S.  noch  Mal  (Sp.  155  u.).  —  5.  tr.,  mit  Busse  belegen, 
strafen,  a)  von  Geldbusse,  allg.  Er  ist  für  d'  Obrigkeit 
beschickt  wordt"  liege"  Holz frevel ,. .  Wege"  was  er  denn 
g'meint  hei,  dass  men-en  buesse*  well?  GFient  1v!>s 
(GuPr.).  ,Mit  sampt  hundert  pfund  pfennigen  Sant 
Galler  werung  rechter  straff  und  buoss  usszerichten 
und  zuo  vertrösten  gebuoset'  1490,  G  Urk.  —  b)  von 
kirchlicher  Busse.  ,[Jetzer]  ward  vom  bichtvater  mit 
psalter-,  bet-  und  ruotendisciplin  gebuosset.'  Axsu. 
Refl.:  .[Jetzer  liess  sich]  ein  isene  ketten  bringen, 
sich  damit  ze  büessen.'  ebd.   —   Vgl.  bin-, ,,. 

ab-buessc":  tr.,  mit  (Geld-)Busse  belegen  GrD., 
hPr.  ,AUe  diejenige,  so  desswegen  abgebuosst  werden 
und  die  Buoss  nit  zu  gäben  habend.'  GrD.  LB.  .Wid- 
rigenfalls wir  einen  Solchen  für  den  Täter  Selbsten 
halten  und  darnach  abbüssen  würden.'  Z  Mand.  1755. 
—  aD-büesse°:  annähen  BHa.  E"  Chnopf  anbiessen. 
,Der  touff  wirt  nit  ggeben,  das  er  neisswas  im  men- 
schen würke,  sunder  das  dem,  der  zue  der  kilchen 
kumpt,  die  krüze  anbüesst  werdind,  das  ist,  das  er 
mit  dem  gemeinen  zeichen  des  volks  Gottes  verzeichnet 
werde.'  Zwingli.  —  üs-büesse°:  ausbessern.  .Leute, 
die  die  Lücken  [ihrer  Beredsamkeit]  mit  keinen  ver- 
griffenen Rednerblümgen  auszubüssen  nötig  haben.' 
SiNTEM.  17.">9.  —  ver-büesse":  1.  „zusammennähen 
BO."      -  2.  etwas  Busswürdiges,  Strafbares  begehen. 


1755 


Bas.  bes.  bis,  bos.  bus 


1756 


,<H>  ein  man  etwas  verscblahen  ald  v.  oder  sonst 
.(was  mit  frävel  verwürken  wurde.'  1512,  Z  Rq,  — 
für-büesse":  Vorsorge  treffen,  vorbauen.  ,Die  des 
täglichen  sägen  Gottes  nit  aebtend,  sunder  mit  eigner 
fürwitz  uf  die  künftig  zyt  f.  wellend.'  RGualth.  1559. 
,Als  etliebe  [der  Israeliten]  uss  fürwitz  wellen  f.  und 
nier  [Mannah]  gesammlet  habind,  sye  dasselbig  er- 
fulet.'  ebd. 

Buesser  m. :  Frevler;  s.  Achter  (Bd  I  79). 

Buess(n)er  in.:  Beamter,  der  die  vom  Rate  ver- 
bängten Bussen  einzog.  XV.,  GStdt.  .Buossen  vom 
buoser  5G  pfd  6  ß  2  d.'  1486,  G  Seckelamtsbuch.  ,In- 
gnon  vom  buossner  von  87.  jar  von  den  alten  buosen 
55  pfd  11  ß  Id.;  ingnon  von  den  nüwen  buossen,  die 
der  statschriber  inzücht  146  pfd  1  ß  10»/i  d.'  1487, 
ebd.  Auch  Bussenbezüger  bei  Gesellschaften.  ,Zu 
steifer  Handhabung  der  Gesetze  wählten  sie  [die  Mit- 
glieder der  Musikgeselisehaft]  einen  Obmann,  Seckel- 
meister,  Schreiber  und  B.'  1636,  PScheitlin  1837. 

Rats-.  XVIII.,  GStdt;  s.  das  Vor.  .Denen  drei 
Unter-Burgermeisteren,  dem  Steurmeister,  dem  Rats- 
bussner,  dem  Stadtschreiber  ligt  ob  die  Versorgung 
der  Wittwen  und  Waisen.'  Leo,  Lex.  S.  noch  Abzug- 
Herr  (Bd  II  1549). 

bliess:  Schlittenruf  AaEihL;  Sprww.  1869,  23.  Syn. 
bue(n),  nbuen  Aa;  s.  auch  Sp.  1322. 

buesaclltig.  .Buossacbtig,  mit  grossem  buosen.  die 
gross  tutten  und  brüst  hat,  mammosa.'  Mal. 

Buesem  Bueso  W,  Buesn  PAL,  sonst  Buese"  (in 
AAKri.;  BsL.;  ZW '. Bucssc")  m.,  in  AaI-M.;  BsL.;  B;  S 
f.  —  PI.  Büese"  Ap,  Dim.  Büeseli  AABb.,  K.;  L:  Busen. 
1.  Brust  Aa;  Bs;  B;  L;  Uw;  W;  Z.  Am  B.treit  [in 
hundert  Jahren]  Jeden  es  Fenster  zum  Ine"luege"  für 
d'  Dökter,  wo  's  fäli.  Schwzd.  (AAZof).  Bes.  als  Sitz 
psychischer  Vorgänge  oder  Zustände  gedacht,  in 
einigen  festen  Verbindungen.  Eppis  im  B.  ha",  fiere", 
im  Schilde  führen  New.  De"  Schelm  (Schalk)  im 
B.  ha",  Hintergedanken  haben,  nicht  aufrichtig  sein 
L;  Z.  ,üie  Phariseer  klagen  Zacheum  an  wegen 
seinen  Sünden,  und  fragten  sie  doch  die  grössten  Schel- 
men in  dem  Bussen.'  AKlingl.  1688.  ,l)a  uns  unsere 
händel  weit  tiefer  in  buosen  greifen',  zu  Herzen  gehen. 
Wurstisen  1580.  .War  ihm  der  has  also  tief  in  buosen 
gefallen',  der  Mut  so  sehr  gesunken,  ebd.;  s.  auch 
Has  (Bd  II  1665).  Auch  als  Sitz  des  Lebens:  ,Der 
tod  ist  dem  menschen  naach  oder  im  buosen,  finis 
vihe  mortalibus  astat.'  Mal.  —  2.  a)  weibliche  Brust 
Ai'K.,  M.j  L.  Syn.  Herz.  Issbräv  Müeseli,  so  wachst- 
der  di"s  Büeseli,  Aufmunterung  an  ein  kleines  Mäd- 
chen; vgl.  Sp.  1426.  —  b)  Kuheuter  PAL  —  3.  a)  der 
ilie  Brust,  bes.  die  Herzgegend  bedeckende,  gewölbte 
Teil  des  Gewandes,  zunächst  des  Hemdes,  worin  z.  B. 
Landleute  bei  der  Arbeit  das  Taschentuch  ua.  auf- 
bewahren Bs;  B;  L;  Z;  vgl.  die  entsprechende  Ver- 
wendung des  röm.  sinus,  des  grieeh.  xöjjiog.  Für  de" 
Pfarrer  and  de"  G'memdröt  z'  vertäube",  het -  er  -  sich 
am  Höchsigtag  e"  n-eltsgrösse"  Lüsblueme"  -  Maie"  a" 
B.  g'steckt.  FOschwald  1900  (AaL.).  Er  häd's  Nas- 
tuech  zum  11.  üsg'na"  und  de?  Schweis  abtrocknet  ZZoll. 
De"  Schmidfränz  hed  wi  de'  Blitz  de"  Dopen  e"ucg 
i/hu"  und  £"  B.  <"<".  Schwzd.  (L).  Im  Abrelle"  [1798] 
hend-is  d'  Schwyzer  gar  noch  d'  Fan  i"  B.  g'jagt. 
JBHäppl.  1801.  .Enkeine  zerunge  liatt  er  in  dem 
seekel  noch  in  dem  buosen.'  Sciiachzabelb,  ..Mir  ist  niit 


ein  sidin  tuoeb  und  ein  kelcb  us  dem  buosen  gezogen 
als  dir,  du  verhiti  diebin!'  1386,  Z  Ratsb.  .Wenn  irs 
dann  nit  hören,  so  wellend  wirs  in  buosen  stossen 
und  widerum  heimtragen',  sagt  ein  Z  Tagsatzungsge- 
sandter.  1529,  Absch.  Die  6  Orte  wollen  den  Boten 
von  L  und  Zr.  eine  versiegelte  Mahnung  ,in  den  buo- 
sen' geben.  1542,  Absch.  ,l)ie  hend  im  buosen  haben, 
am  ofen  ston,  das  ist  faul  und  trag  sein,  manum 
habere  sub  pallio.'  Mal.  .Der  bapst  gäbe  dem  ge- 
sandten ein  breve  oder  brief  in  buosen.'  Wdrstisen 
1580.  Die  Gesandten  antworten  dem  frz.  Ambassador, 
,er  habe  es  uss  imme  selbs  erdacht,  welches  sy  imme 
in  der  Form,  wie  ers  geredt,  widerumb  in  die  Buosen 
schieben  wollen.'  1610,  Absch.  ,Gwünn  das  Kraut 
Agrimonien  mit  den  Stenglen  und  Würzen,  legs  in 
den  Buesen  uf  blosse  Hut,  so  wirst  nit  müed,  wann 
du  über  Feld  gast.'  um  1650,  ZElgg  Arzneib.  Diesen 
Tadel  solle  der  Legat  , dartun  oder  man  werde  es  ihm 
in  den  Busen  schieben.'  1658,  Absch.  S.  noch  Gold 
(Bd  11  224).  —  b)  Brusttuch  AAEhr.f  (Lehrer  Frei). 
—  4.  Busentasche  im  Kleide  AABb.,  F.,  Fri.,  Hold., 
K.,  Z.;  BsL.;  B;  LG.;  S;  Ndw;  „Zg;"  ZLunn.,  RüinL. 
Stall.,  W.  In  Zss.:  Chittel-B.  BsL.,  Mutze"-B.  AioFri. ; 
Bs,  Bock-B.  AaWoIiL  Die  Andere"  bringe"  Wi",  ilic 
Mannen  im  B.  und  d'  Wiber  untcr-em  Fürtech.  Brei- 
tenst.  Er  [der  Bauer]  leit  de"  Sunntigchittel  a"  und 
nimmt  de"  Has  in  d'  B.  i"e"  und  trampet  de"  Schloss- 
weg  üf  und  het  [als  der  Schlossherr  den  Hund  auf 
ihn  hetzt]  der  Has  lo"  zue  der  B.  fis  springe".  BWvss 
1863.  .Hansli  wollte  sein  Pfeifchen  in  den  Busen 
(Tasche)  stossen.'  Gotth.  S.  noch  Motsch  (Sp.  598). 
Auch  dim.,  Westentasche  AaEIh-. 

Alid.  buosum,  buoBam,  nilul.  buosem,  buosen  Dl.  .Bliesen»' 
noch  bei  GMüller  1G57;  ,der  Landbusein',  Titel  einer  Schrift 
von  JJBodmor.  Das  Fem.  gilt  zunächst  in  der  Bed.  4  und 
ist  von  Tasche"  übertragen.  Zur  Verstärkung  des  inl.  «  vgl. 
Trueut"  für  Truese",  ferner  Tüsse",  Dose.  In  Ortsn.:  .Der 
Buseu,  älter  Buosen.  wilde  Alp  im  Hintergründe  des  Lauter- 
brunnentales.'  Jahn  1857.  Der  ,Bnoseribach  [am  Utliberg].1 
um  1-210,  Z  Urk.  .Buesenliard'.  Weiler  ZHerrl.  .BuesentaP 
(gespr.   Buease"tal)   ZBär. 

Henr'li(s)-  f.  S.  Hemper-  m.  ZZoll.:  Brustöffnung, 
Bruststück  des  Hemdes.    Mit-eme"  Mcic"  im  Chnopf- 

loch,  ''ass  fast  die  ganzi  Hem''lisbuese"  'deckt  het. 
BWvss  1863. 

büesme"  (in  Gr  lt  Tsch.  büessme"),  nur  im  Ptc. 
'büesmet:  1.  mit  einem  Leibbruch  behaftet,  ineist  nur 
vom  Vieh  gebraucht,  wenn  z.  B.  ein  Stück  dem  andern 
mit  den  Hörnern  in  den  Bauch  stösst,  so  dass  die 
Eingeweide  aus  dem  Netze  treten  und  knollige  Er- 
höhungen entstehen  GrD.,  He.,  Igis,  Mai.,  Pr.,  Tsehapp. ; 
GMs,  Wb. ;  ScnwMuo.j  auch  von  grossen  kugeligen 
Auswüchsen,  die  sich  infolge  Wucherungen  des  Ge- 
webes bilden  GMs.  User  Chücli  ist  'büesmet.  E" 
'büesmeti  Chue.  —  2.  in  der  Verbindung  'büesmet  roll, 
gestopft  voll,  von  einem  Tiere,  das  sich  übervoll  ge- 
fressen hat  GMs. 

e(n)t-:  1.  a)  tr..  durch  Homstoss  einen  Netzbruch 
(bes.  Leistenbruch)  beibringen,  vom  Vieh  GrD.,  L., 
ObS.,  Pr.,  S.,  Scuolms,  Tscbiertsch.,  UVatz.  Die  halb- 
iviss  Geis*  hed  di  Muttlc"  entbüessmet  Gnlilost.  Häufig 
im  Ptc.  ent' büesmet  =  'büesmet  1.  aaOO.  —  b)  retl.,  sich 
einen  Leibbruch  zuziehen,  vom  Vieh  (iaGlaris,  ObS., 
V.  —  2.  „(ein  Glied)  beschädigen,  verrenken.  Eni- 
büessmet,    beschädigt,   mit   einem  gebrochenen  Glieds 


]  i 


Ba 


lnis.    Bask — liu.sk.    Basqn— Busqu.    Basch -Busch 


1,  \i 


behaftet,  bes.  vom  Rindvieh  Gr."  Beschädigen,  z.  li. 
eine  Sensi;  GrD.  Syn.  geschänden.  —  Vgl.  das  syn, 
rätoroui.  abuda-r,  zu  bouda,  Beule. 


Biskott(en):  1.  Zwieback.  .Zu  der  morgensuppen 
ein  schüfely  mit  malvasier  mit  einem  brot,  das  wiss 
sye,  oder  wyss  byscotten.'  Stulz  1519.  .Allweg  frisch 
brot  oder  wyss  byschotten,  so  man  das  wiss  brot  nit 
mag  hau  ungefarlich.'  ebd.  .Cibarius  panis,  wider- 
gebachen  brot,  biseoten  genannt,  oder  fuorig  brot.  grob 
hausbrot.'  Kias.  .Es  wurde  Wein.  Bisgoten,  Fleisch, 
Eier,  Fasmiss  eingekauft  und  mit  Flaschenzügen  auf 
das  grosse  Schiff  hinauf  gezogen.'  Stockmann  lOOti. 
.Als  wir  aber  zu  Land  kommen,  babent  wir  be- 
funden, dass  uns  weder  Wein  noch  Hier  ersawert, 
auch  kein  Bisseott  ergrawet,  weilen  wir  zuvor  alles 
aufgezehrt  habend.'  JLCys.  1661.  .Bisweilen  [macht 
man]  auch  zweigebackenes  Brot  (Biskotcn),  damit  es 
nicht  schimlecht  werde.'  Stleiss  lb'67.  .Buccellatus 
panis,  Schilf  brot,  Bisskotten.'  Denzl.  1677;  1710.  — 
2.  (Biigottli)  Zuckerbrötchen,  Biscuit  L. 

Zu  it.  bücotto.  Vgl.  Schm.-Fr.  I  293;  Gr.  WB.  II  16. 
Zu  2.  Nach  den  meisten  Angabeu  trägt  die  erste  Silbe  den 
Wortton,  nach  andern  (so  RBrandst.)  die  zweite. 

Biskotti'n  Bisg-  Gu,  Bisgntli"  GuChur,  Biigo-, 
Biigcttifn)  Um 'hur,  D.  (auch  P-),  Landq. :  feine  Zwie- 
backschnitte,  als  Kaffee-  oder  Theebrot,  auch  zum 
Wein  genossen. 


Pasquill  Baschgül  Ndw  —  n.,  Passqucll  ScnSchl., 
Passquelle"  AaSL  ;  Tu,  Pasquille"  Z  —  f.:  wie  nhd. 
Me"  hat  ''cm  N.  e"  P.  g' macht  und  e'  Nacht  uf  d'  Tür- 
schwellen  ane"  g'lcit. 


Basch  —  husch. 
S.   auch   die   Gruppe    Batach   usw. 

Basch-   in. :     Pasch    beim    Würfelspiel,    auch    das 
Würfelspiel  selbst  THEschenz  f.     En  B.  mache". 
bäsch2e":  mit  Würfeln  spielen,  ebd. 
üs-:    auswürfeln,  ebd.     En  Schoppe",   d'  Urte"  ü. 

Basch':  1.  Basch  Ap;  Gl;  GA.,  Ta.;  „Schw",  Bäsch 
ÄAWohlen;  Ap;  Bs;  L;  GA.  (verächtlich);  SchwE., 
Päsch  LBerom.,  Büschel  (verächtlich)  L;  SchwE.,  Pä- 
schcl  LHa.,  Baschi  AiEäst.,  Kulmert.,  Zein. ;  Bs;  B; 
GRPr..  Seh.;  L;  G;  ScnSt.;  ScHW;  S;  Th;  UwE.;  W; 
Zg,  Paschi  AaF.,  Ke.;  B;  PGr.,  Bäschi  Bs;  L;  ScuwE., 
Baschli  Gl,  Bascheli  Bs;  L;  UwE.,  Bäscheli  Ap  (ver- 
ächtlich);   Gl;   L;   UwE.:     Kurzform    für    Sebastian. 

a)  für  den  Heiligen.  Sankt  Baschi  LHa.  ,War  ich 
nur  ins  Baschis  Namen  nicht  Ratsherr  worden.'  LKIx- 
derbitzi  1831.  ,S.  Michael  und  S.  Baschi  das  Übel 
kehren    von    dir!'    Segensformel.    RGwerb    1646.    — 

b)  Taufname.  aaOO.  's  Büsche",  Sebastians,  Familien- 
zuname AxWohlen.  Brand-Basch,  Sebastian,  der  auf 
dem  .Brand'  wohnt  GA.  ,A.  und  B.  Rupp,  Schärbaschis.' 
1878,  AASeon.  D's  Weger-Basehi,  volkstümlicher  Name 
des  Sebastian  Weger  von  WGeschenen,  der  zu  Ende 
des  XVIII.  und  im  Anf.  des  XIX.  lebte  und  bes.  durch 
riesige    Korperstärke    unter    seinen    Landsleuten    be- 


rühmt wurde;  daher:  r"  Ma""  wie  d's  II'..  ein  wahrer 
Herkules  W.  Baschi,  Zuname  eines  Wirtes,  de  eil 
Grossvater  Sebastian  geheissen  halte  TnEschcnz. 
Übergehend  in  appell.  Bed.  Do  [im  Kriege]  hed  's 
g'heissc":  ,Drüf,  Bäsch!'  Vit"  Ilatid  hend-se-si  g'no". 
L  Vaterland  ls77.  Paschi  s.  v.  a.  Freund,  Kamerad 
Z  (Hürlim.).  —  2.  Basch  GO.,  V-  B  (Zyro),  Baschi 
AAFri.,  Käst.;  Bs;  BAarb.;  „VO;"  ScuwE.;  S;  Tu  (in 
Müllh.  BäscliHJ;  UwE.,  P-  AaF.,  Ke.;  H;  SciiNnk.; 
ThHw.;  UwE.;  ZS.,  Baschli  GO. :  a)  gutmütiger,  geistig 
etwas  beschränkter,  vierschrötiger  Mensch;  Tölpel 
AaF..  Käst.,  Ke.;  Bs;  B;  „VO;"  Seil;  S;  Tu;  UwE.;  Z; 
.omnium  dicto  audiens.'  Id.  B.  Syn.  Baschi-Hans  Schw, 
Oft  in  den  Verbindungen  e(n)  guetc,  tiimme'',  c(n) 
rechte''  B.  , Möchte  ihms  wohl  gönnen,  dem  guten 
Paschi.'  Nyd.  1890.  ,Wir  haben  einen  guten  Baschi, 
den  Staat;  der  muss  den  Schaden  tragen,  an  dem 
Niemand  Schuld  sein  will.'  B  Kai.  1841.  ,Wenn  die 
andern  Knechte  dem  Joggi  Streiche  spielten,  so  lachte 
der  Meister  sich  fast  krank  und  sagte  zu  seiner  Frau: 
So-n-e"  Baschi  muess-me"  imen  ledere"  Htts  ha".  B 
Hink.  Bot  1899.  Spec,  schwacher  Ehemann,  Pantoffel- 
held. Id.  B.  —  b)  langsamer,  ungeschickter  Arbeiter, 
auch  Faulenzer  B;  SchwE.;  Z.  Du  füle*  Baschi! 
MLienert  1891.  Du  lingge''  Paschi!  zu  Einem,  der 
linkshändig  arbeitet  B.  —  c)  drolliger  Bursehe,  der 
zu  allen  dummen  Streichen  lacht  und  mithilft  AAFri. 
Einer,  der  gern  Spass  macht  Bs.  —  d)  bajazzoartig 
gekleideter  Mensch,  bes.  Vermummter  an  der  Fast- 
nacht, der  aus  blosser  Liebhaberei,  nicht,  wie  der  Bogg, 
um  Gaben  zu  erbetteln,  sich  maskiert  ZRichtersw. 
—  e)  Vielfrass  SchwE.  —  f)  unordentlicher  Mensch, 
Schmierfink  GO.;  ThHw.;  Z  (Dan.).  Auch  Pfuscher 
Th.  Bist  en  rechte1'  P.,  we  d'  da'  [diese  Arbeit]  wider 
g'macht  hast!  —  3.  Baschi,  Apfelsorte  B. 

S.  noch  Sebastian.  Zum  Übergang  des  inl.  »i  >  tcli  vgl. 
Bauch,  Baschli  unter  Bast  II  und  ///.  Ältere  Zeugnisse  für 
die  Kurzform:  .Baschi.'  1533,  G;  XVI.,  ZStdt;  1507,  Th 
Aad.;  1568/1615,  ZZoll.;  1604,  ZSth.;  1612,  Ndw;  1637, 
Oli  w;  1639,  ZEIgg;  1641,  Zg;  1653,  AaWett. ;  BsSiss. ; 
11,94,  Helv.  in  pace  (Bauernuame);  1697,  AaJonen.  .Baschin.' 
1611,  BsStdt.  , Baschen.'  1554,  G  (Dat.);  1653,  BLangeut. 
.Baschli.'  1556,  ZZoll.;  1580,  ZGriin.  .Bascha.'  1588,  G. 
Als  Familienname:  .Baschli.'  1573,  Ardiiser;  .Bäschliu.' 
SchStdt.  .Baschen  Garten,  Wis;  Baschlis  Acker',  Fluni. 
1798,   ThEgn. 

Narre™-  Näre"-Büsch'i :  a)  verstärktes  Basch  2  a 
Bs.  —  b)  närrischer,  komischer  Kerl.  Du  bisch-mer 
e"  rechte''  N.,  du!  Bs  (An.  ad  St.).  /'*  ha"  z'lctst  gar 
nimmt"  d'rüf  g'lost,  ivas  der  N.  Alles  g' schwätzt  het, 
und  ha"  'denkt,  die  dumme"  Gidanke"  w'erdcn-em  mit 
der  Zu  ro"  selber  vergö".  BsNat.-Ztg  1895.  Auch  eine 
Charaktermaske  an  der  BsFastnacht.  —  Sü-  (ThHw., 
Müllh.).  Sou-,  Söu-  (Z)  PäschH  (in  TiiMüllh.  -Bäsch-'i): 
schweinischer  Mensch.     Syn.  Sü-Ludi. 

Baschägg  in.:  Tölpel,  dummer  Kerl  L. 

baschägge":  liebeln,  caressieren  Uw.  Syn. 
narren  1  (Sp.  783).  Boschoggist  ordlich  eppen  ei"s,  se 
gi''t  's  [das  Mädchen  im  Wirtshaus]  der  z'erste"  Hir- 
und-Beiss.  Schwzd.  -  Zur  Bildung  des  Subst.  vgl.  ffun- 
näga  (Bd    II    13  10). 

päsch'2en:  als  Paschi  (s.  Bosch  2  d)  herumgehen 
ZRichtersw. 

Basch-öli  m.:  dummer  Kerl  Ar.  —  Him. -Bildung 
zu  Baschö   (s.  Sebastian  I   wie   Narröli  zn    Narrö   (Sp.  785). 


17:.!' 


Bascli,  besch,  bisch,  bosch,  buscb 


1760 


I'ascli-a  in.:  1.  Name  für  grössere  Hunde  L.  Vgl. 
Sultan,  Türgg.  —  2.  Stiername  Scuwlngenb. 

bascliele":  Allerlei  durch  einander  plaudern  L. 
Syn.  waschten. 

nasche":  Frieden  machen,  einen  gütlichen  Ver- 
gleich treffen  „GR"Chnr,  ObS.,  Rh.,  S.  Syn.  patschen. 
Schi  häml  'paschet.  —  Rätorom.  payiar,  jmjar,  sühnen, 
it.  vaciare. 

Päschi  f.:  gütlicher  Vergleich  GnObS.  Syn. 
Patsching. 

Basch'i  in.:  llandbube  des  Sennen  auf  der  Alp 
GMs,  Wh.     Syn.  Bateger. 

Frz.  page,  it.  paggio,  rätorom.  paggi;  zur  Bed.  Tgl.  frz. 
/,,,,/,  ,1,  l,,\iru,  Stalljunker  (dazu  Junger  I  Bd  III  47).  Zur 
Form  vgl.:  .Baschen' =  Pagen.  JCWeisseub.  1701. 

I'asch'i  (auch  B-  BS.)  n.:  Gemenge  von  Erbsen, 
Wicken,  Mais,  Hirse,  Hafer  usw.,  gew.  auf  magerm 
Neubruch  gepflanzt  IS;  „Sch."  Vgl.  Mischleten  :.'  (Sp. 
505).  , Erbsen,  Wicken,  P.,  Linsen'  erwähnt  unter 
dem  grossen  Zehnten.  1798/1803,  B.  .Mühlikorn,  P., 
Gersten.'  1804,  L  Kantonsbl.  (für  B).  ,Ein  Wiken- 
oder  Pascliiacker  wirft  so  viel  ab  als  ein  Kleeacker.' 
B  Bist.  Kai.  1826.   —  St. 's  Angabe  für  Seh  nicht  bestätigt. 

I'asclior:  Name  einer  Münze.  Mehrfach  im  Will, 
in  den  Rechnungen  der  Gemeinde  FCordast;  z.  B. : 
,N.  N.  schuldet  4  Taler;  darauf  empfangen  1  B.  und 
20  Batzen.'  —  Frz.  bajoire  f.,  Münze  mit  zwei  hinter  ein- 
ander stehenden   Gesichtern. 

iis-bascliuiiggen:  ausschimpfen,  -zanken  AiWiden 
bei  Lengn.f     Si  händ  enand  üsbaschungget. 

bascli-ele"  Aa  (vorherrschend);  Bs;  B;  GuD.;  L; 
GA.,  F.,  T.,  Wl.;  Seil;  Tu;  UwE.;  Zg,  päscWele*  AaF., 
Ke.j  Ar;  Gl;  GT.;  ThHw.,  Tag.;  U;  Z,  bäschle"  Bs 
(Spreng);  L  (auch  p-).  bäschtele"  SchwE.;  UwE.,  bäsch- 
terle"  AaFh.,  bäschtle"  Sch:  1.  kleine,  leichte  Arbeiten 
verrichten,  Kleinigkeiten  zurechtmachen,  ordnen,  mit 
dem  Nbbegritt'  minutiöser  Sorgfalt,  der  Umständlich- 
keit, Gemächlichkeit;  tändeln;  bes.  allerlei  kleine 
Handarbeiten  ausführen  (z.  B.  schnitzeln,  drechseln), 
ohne  sie  handwerksmässig  gelernt  zu  haben;  basteln, 
künsteln  Aa;  Ap;  Bs;  BBrisl.;  Gl;  GrD.;  L;  GA.,  F., 
T.j  Sch;  Th;  UwE.;  Zg;  Z.  Das  ist  nur  päschelet, 
heisst  nicht  gearbeitet,  sondern  getändelt.  Drowi 
isch-es  nüd  gad  'bäschelet,  keine  unnütze  Spielerei. 
Mehz  1828.  Piischeli-  Wagner,  Spitzname  eines  Wag- 
ners ZSth.  Er  bäschlet  so  lang,  bis  er  Alles  verheil 
Bs  (Spreng).  .4«  Öppis  ume"  p.,  an  Etwas  herum- 
hantieren, auch  nur  herumtasten,  damit  spielen  Aa; 
Gl;  GF.;  SihwE.;  Tu;  Z.  Er  päschelet  alliieil  am 
Glichen  ume",  kommt  in  seiner  Arbeit  (vor  lauter 
Sorgfalt)  nicht  vorwärts.  Der  Alt  hed  a"  der  silberne" 
< 'lu'tli  tu  min  "  'bäschtelet.  MLiENEliT  1891.  's  Sohlatc"lcor 
[die  Franzosen  1798],  das  u" verschont  am  Geldkumödli 
anie"  g'lödlet  oder  am  schliche"  Wibli  ume"  'bäschtelet 
hat.  ebd.  1888.  Hcb-mer  de"  Dege",  Blieb,  ond  tue-mer 
iiml  :'  eil  domit  le  Merz  1828  (Ar).  Er  muess  all 
Öppis  päschelet  ha",  ist  nie  müssig  Tu ;  Z.  Es  gi''t 
allcieil  Öppis  .'  bäschle",  (UtSS  mc"  nit  darf  mücssig 
gö"  Bs  (Spreng),  Ein  alter  Mann,  dessen  Kräfte  zu 
strengerer  Arbeit  nichl  mehr  ausreichen,  päschelet 
alliwil  noeh  Öppis  Tu;  '/■■  Der  Jtabbc"  l.iuint  ufft"  im 
Sihlöfrogg,  wie  allcieil.  wenn  er  Ebbis  :'  b.  oder  sumst 
Ebbis  .:'  mache"  hei.   wo  's  schad  war  für  </'  ßleider. 


Schwzd.  (Bs).    S.  auch  chlutteren   (Bd  111  704).     Mit 

effleiertem  Übj.,  mit  Bäscheli"  zu  Stande  bringen,  ver- 
fertigen. Öppis  (z'weg,  z'sämme")  b.,  z.B.  ein  (Holz-) 
Gerät,  ein  Blumensträusschen  Aa;  Bs;  GF.;  Sch;  Tu;  Z. 
D'  Vogelschiche",  wo  der  Grössvatter  ro"  Schindle" 
}'sämmeH'bäschelet  und  in  d'  Muesg'länder  g'stcggl  heb. 
Schwzd.  (Bs).  De*  Buch  hat  e"  g'schickti  Hand:  allc- 
ieil wässt-er  Öppis  z'  b.  Sch.  ,Übh.  eine  Arbeit  zu 
Stande  bringen;  auch  Midi.,  z.B.:  ein  junger  Lappi, 
der  eme"  Maith  schon  c"  Kind  'bäschlet  hct.'  Spreng; 
vgl.  zeiceg -stiften.  Öppis  z'weg  p.,  auf  recht  diplo- 
matischem Wege  erreichen  AaF.  So,  hesch  ie:  Das 
chönne"  z'weg  p.?  Spec.  a)  Geschirre.  Geräte  aus 
Holz  schnitzen  GrD.  .Leider  ist  das  B.,  die  Erzeugung 
von  Holzgeschirren  für  Milch,  Butter,  Brod,  Mehl, 
Heugeräte,  beinahe  ganz  erloschen,  während  Selbes 
des  Winters  früher  manchen  Batzen  abwarf.'  Bühler. 
—  b)  fpuacksalbern  GoT.  An  Eim  ume"  b.,  herum- 
doktern, ebd.  —  c)  obsc,  coitum  facere  Ap.  Vgl.  ge- 
rätterlcn  2  c  (Bd  I  1131).  —  2.  (Mm  b.  Aa;  Zg)  Jmdn 
mit  grösster  Sorgfalt  pflegen,  z.  B.  ein  überzartes, 
kleines  Kind  Aa;  G;  Zg.  Übh.  sanft  und  schonend 
behandeln  Zg.  Jmdn  begütigen,  besänftigen;  durch 
gute  Worte,  allerlei  Überredungskünste  zu  Etwas 
bringen  AaF.,  Ke.  Er  hed-en  i"e"  'bäschelet  [ins  Haus 
hereingelockt],  zum  Hüs  üs  'bäschelet  AaF.  Die  Frau 
hed  ire"  Ma""  ordlic1'  g'wüsst  [aus  dem  Wirtshaus] 
hei'"  z'  b.  ebd.  Die  Mutter  päschelet  ihr  eigensinniges 
Kind  ins  Bett.  ebd.  —  3.  Mischmasch  machen,  in  eig. 
und  übertr.  S.,  betrügen,  übervorteilen  LG.;  GA.,  Wh. 
Ein  Unrecht  verdecken  wollen  L.  Päschelcte1'  Wi", 
durch  Mischung  gefälschter  Wein  GA.  Das  ist  nie 
'bäschelet,  eine  unredliche  Machenschaft  L. 

Wackeruagels  Vermutung  (Kl.  Sehr.  111  173),  das  in 
gleicher  oder  nah  verwandter  Lautform  und  Bed.  auf  dem 
ganzen  obd.  Gebiet  und  darüber  hinaus  verbreitete  Wort,  sei 
eine  Abi.  von  Basch(i),  der  Kurzform  zu  Sebastian  (Sp.  1 T r> 7 ) , 
befriedigt  aus  begrifflichen  und  geographischen  Gründen 
wenig.  Mehr  für  sich  hat  die  ebd.  angedeutete  Anknüpfung 
an  Baut,  wobei  daran  zu  erinnern,  dass  der  Bast  als  Binde- 
mittel in  früherer  Zeit  viel  häufiger  und  allgemeiner  ver- 
wendet wurde  als  heute;  vgl.  auch  betteln  bei  Hr.  WB.  I 
1676.      S.   noch  büschelen. 

ver-:  1.  mit  Bäsohelen  (i.  S.  v.  1)  zu-  oder  durch- 
bringen, vergeuden  ApL,  M.;  GA.,  F.;  Z.  D'  ZU, 
's  Geld  v.  Durch  Ungeschicklichkeit  verderben  U.  — 
2.  verhätscheln,  verwöhnen  AaF.;  BHa.  Die  China 
sin  rerhäschelleti  und  eerbäschelleti  BHa. 

Bäscheler  AaZ.j  Bs;  GA.,  F.,  T„  Wl.;  Sch.  V- 
Th;  Z,  „Bäschler",  Bäschtler  Sch  —  m.:  1.  a)  lang- 
samer, umständlicher  Arbeiter  Tu.  —  b)  Einer,  der 
Lust  und  auch  Geschick  zu  allerlei  kleinen  Hand- 
werksarbeiten  (bes.  in  Holz)  hat,  ohne  sie  regelrecht 
erlernt  zu  haben  Bs;  GA.,  F.,  T.;  Sch;  Tu;  Z.  Er 
ist  cn  Erz-B.,  ein  Tausendkünstler.  —  c)  spec.  Einer, 
der  mit  heilkräftigen  Salben  und  Kräutern  hausiert, 
Quacksalber  GoT.  —  2.  Betrüger  GW1. 

Päschelcte"  f.:  Verrichtung  geringer  Arbeit, 
kleinliche  Hantierung  ApL,  M. 

Bäscheli  Bäschclci  f.:  (kleinliche)  Liebhaber- 
arbeit in  Holz  uä.  Bs.  ,Bei  seinen  fortgesetzten  Bä- 
scheleien  gabs  noch  mehr  solche  Verletzungen  in  die 
linke  Hand.'  Ap  Sonntagsbl.  L880. 

Bäscheli  m.:  a)  langsamer  Arbeiter  AAZein.  — 
b)  Tausendkünstler,  ebd. 


1761 


Hasch,  besch,  bisch,  bosch,  busch 


1762 


l'äseh-'o"  in.:  die  gemeinsame  Lustbarkeit  einer  sog. 
Nachbarschaft  in  ZWthur.  En  ]'.  ha".  —  Verk.  ans 
HaupitJ-  I-.7,.",-   s.   Bd    I    566. 

pasche":    schleppen    AiBrcmg.   (Lehrer    Frei).  - 

Nicht    bestätigt. 

Bischer,    PI.   Bäschere",    Dim.   Bäscherli   —   m.: 

1.  harter,  knotenartiger  Auswuchs  an  Bäumen  Gr.  — 

2.  kleine,  dicke  männliche  Person,   .auch  Tier"  GnA., 
Klost.,Peist.  —  Vgl.  Tech.  52,  ausserdem  Bäasmer  (Sp.  1665). 

Bausch  I  in.:  1.  Paisch,  Bausch,  Wisch  N'nw.  Dim. 
Bauscheli,  Flecke  von  Wolle  udgl.  Gl.  —  2.  in  der 
Verbindung  i"  Bausch  und  Böge",  wie  nhd.  Tu.  — 
Vgl.  Busch. 

bauschen  I.  ,Granditas  verborum,  das  Wörter 
panschen. •  Denzl.  1 7 1  <  J . 

(g°-)bauschig  I  p-,  auch  bauschtig:  wulstig, 
sperrig,  bes.  von  Kleidungsstücken  Z.  V.  dfther  cho". 
Pauschigs  Heu,  Strau,  Jas  sich  nicht  zsdrücken  lässt. 

Bausch  11  in.:  unlauteres  Geschäft,  Abmachung 
GO.     ,Sie  haben  mit  einander  einen  B.  gemacht.' 

bauschele":  1.  a)  „Sachen  durcheinander  mi- 
scheln  L."  —  b)  „ein  Geschäft,  eine  Arbeit  ganz 
dumm  und  unordentlich  vornehmen ";  dumm,  unüber- 
legt handeln  L.  —  c)  bau<'(ejle",  undeutlich  durch- 
einander reden,  plappern,  z.  B.  von  kleinen  Kindern. 
Betrunkenen;  viel  und  albern  schwatzen  L.  ■ —  2.  „fäl- 
schen L."  .Etwas  durch  hinterlistige  Besorgung  oder 
Verwaltung  gewinnen,  auch  ein  Durcheinander  machen 
zu   seinem  Vorteil   und   eines  Andern  Schaden'    AaZ. 

—  3.  liebkosen  U  (selten). 

„ver-:  1.  eine  Arbeit  aus  tölpischer  Unachtsamkeit 
verderben  oder  eine  Sache  an  einen  unbekannten  Ort 
hin  legen;  auch  einen  Vorteil  usw.  aus  Einfalt  oder 
durch  albernes  Geplauder  verlieren  L.  —  2.  verfäl- 
schen, z.B.  beim  Kartenmischen,  ebd." 

bausche":  1.  „Sachen  oder  Worte  ohne  Ordnung 
durcheinander  mengen  L.  Zss.  rec-6."  —  2.  bauS'e", 
ein  unlauteres  Geschäft  abschliessen,  z.  ß.  zum  Scha- 
den eines  Dritten  GO.     Si  hend  mit  enand  'bauschet. 

—  3.  mit  vollen  Backen,  gierig  essen  „Gr;"  GSa.  — 
4.  (Kleider)  zerknittern  AALeugg.;  Syn.  rer-chrüglen. 

Bau  seh  i  n.:  nichtsnutzige  Weibsperson  L. 

bauschig  II:  zerknittert  AALeugg. 

er-pauschlen:  =  er-pan(tjschlen  (Sp.  1407)  W. 
Das  Erpauschlu"  hat -mit  nit  guet  gitä",  von  Einem, 
der  durch  einen  Sturz  sich  eine  heftige  Erschütterung 
zugezogen  hat. 

„Bauschler,  Bauschli  m.:  Einer,  der  bau- 
schfeßet  L." 

„bauschlig:  unordentlich,  verworren  in  Reden 
und  Handlungen,  auch  etwa  unredlich  L." 

Zur  ganzen  Gruppe  vgi.  die  Gruppen  von  Bartsch  I 
und  II  (Sp.  1405  ff.);  möglich,  dass  bausch-  wenigstens  tw. 
durch  Vocalisierung  des  n  geradezu  aus  ban(t)sch-  entstanden 
ist.      Vgl.   auch   Bautsch. 

Bisch,  Dim.  Bischli:  Kurzform  für  Baptist  ApI., 
Stein;  GoT.     's  Bische",  Baptists. 

bisch'-'e".  Fast  nur  in  der  Verbindung  Bisches,  -is 
mache",  das  Fangespiel  machen  GG.  Das  fangende 
Kind  ruft  den  Andern  zu :  Vögeli,  Vögeli,  füg  üs  oder 
du  bisch- es!  Eine  bes.  Art  ist  das  Hüre"-Bisches 
(mache");  s.  Hüren-Fähens  (Bd  I  7'_':'.). 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


Big.  der  Spielruf   (du)   bisch-cn    [-.   nn),    als  Ni i   dos 

Spiels  gefasst  und  an  die  zahlreichen  gleich  ausgehi  ndi  n 
Spielnaraen  auf  -.*,  -is  (<-en«J  angeschlossen;  s.  Bd  I  7'^::. 
Der  von  jen  Einsendern  als  Behr  selten  angegebene  analog. 
Inf.  bische"  dürfte  in  Wirklichkeit  kaum  vorkommen. 

Bisclli:  Kurzform  Ihr  Tobias  GrD.  —  Vgl-  Beia 
(Sp.  '. ). 

Bischof,  in  1.  auch  Bisehofl  in.:  1.  wie  nhd. 
RAA.  ,Aber  sprach  er  /.im  dem  .Moser:  wer  er  joch 
als  gross,  dass  ein  b.  uf  im  säss,  dennocht  wölt  er 
im  nit  nächgien  [=  nach  jehenV]  als.  das  er  erdächt. 
Do  redt  der  Moser:  und  säss  joch  ein  tüfel  uf  im, 
so  möcht  er  im  nit  nächgien  als,  das  er  gern  sah.' 
1308,  Z  Ratsb.  ,B.  oder  Bader'  s.  Sp.  1015.  S.  auch 
Chats  (Bd  III  587).  ,Der  hl.bischoffin  Cham  ohn  nam 
hilft  den  kleinen  kindem  allesam';  s.  Arch.  f.  Volksk. 
I  214.  Über  den  StNiklaus  als  B.  s.  Bd  III  689;  Arch. 
f.  Volksk.  I  04.  —  2.  der  B.  im  Kinderspiel.  Mir  zwei 
si"  g'schwüsterti  China,  mir  laufe"  um  ,:e"  Ring,  mir 
wei"  der  B.  ha".  ,Mir  g'ent  der  B.  nit,  bis-der  3  Mal 
urnmc"  slt,  und  wenn-er  3  Med  ummc"  sit,  chönnet-er 
der  B.  ha"1  AaOIso.j  s.  Papst  (Sp.  1427/8).  B.,  B., 
Sohämele:  bis-irh  diu  M<>1  umtue"  bi"!  Und  wenn-ich 
drtl  Mol  umme"  In",  hoek-ich  uf  de"  Bude",  Kinder- 
spruch beim  Tschemcle"  Aa;  s.  Rochh.  1857,  381.  Die 
Kinder  drehen  sich  im  Ringelreihen  und  singen:  Mer 
wend  en  neue"  B.  setze":  1,  2,  3;  mer  wend-em  Ei"s 
uf  d'  Nase"  setze":  1,  2,  31  Inmitten  des  Kreises  steht 
der  alte  B.,  vor  ihm  der  Spielführer  und  tippt  ihm 
bei  1,  2,  3  mit  dem  Zeigefinger  auf  die  Nase.  Der 
Erste,  den  der  B.  am  Lachen  ertappt,  wird  neuer  B. 
ZB.  ,Wir  setzen  einen  B.  und  hiri  hari  hö!  wer  gend- 
em  d'  Hand  i"  d'  Fresse"  und  öni  Apropö!'  Tu  (beim 
Reigentanz  gesungen).  Über  das  uralte  Bischofsspiel 
(episcopatus  puerorum)  oder  das  Gregorius-Kinderfest 
s.  Rochh.  1857,  501  f.  und  Gregor  (Bd  II  723  f.).  sowie 
Püren-B.  —  3.  Derjenige,  der  im  Kartenspiel  Alles 
verliert  und  die  Zeche  zu  bezahlen  hat.  Küknlin 
1834  (F). 

Scherzh.  entstellt:  ,der  byssdschaf.'  154G,  G.  In  Eigen- 
namen: a)  , Bischof,  Familienn.  Bs  (seit  dem  XV.);  BBiel; 
ZF. ;  XIII./XVL,  BStdt,  XIV.,  Schw;  Z,  XV..  AaB. ;  GWyl, 
XVI.,  BsPratt.;  SchStdt  ThMatz.  ,Konr.  der  b.'  1336,  G 
Kriess.  —  b)  in  Ortsn.  .Bischof  1)  Name  einer  Alp  GlKlm. 
2)  Weiler  BFraubr.;  vgl.  den  Ortsn.  Pre-l'Eväquo  im  Kt. 
Genf.  ,Bischofs-Berg',  Weiler  ApHeid.,  ,-Brugg'  Grlgis  (der 
Zoll  gehörte  dem  Bischof  von  Chur),  , -Stein'  BsGcIterk.  r, 
,-Zell'   Th  (Episcopi   [Constantiensis]  cella). 

Boch-:  anmassender,  stolzer  Bischof.  ,Das  er- 
kiesen umb  einen  lerer  soll  nit  eins  frömden  b-s  oder 
abts  syn,  sunder  der  kilchen.'  Zwingli.  .Ein  frommer 
bisebof  us  Massilia,  der  der  geschrift  gottes  bas  be- 
liebt was,  denn  unsere  poebbisehof  iezund  sind.'  ebd. 
— ■  Puren-:  Figur  bei  einer  Mummerei  vor  Weih- 
nachten ZStdt  f.  .Widerker  seit:  er  und  die  obge- 
nannten  [13  Kameraden]  syen  mit  einandern  in  scho- 
pen  und  mit  dem  p.  gangen.  R.  Stucki  seit,  das  er 
und  die  obpschribenen  mit  irem  bischof  zum  roten 
huss  zu  nacht  gessen,  und  haben  demnach  mit  dem- 
selben irem  bisebof  zum  frowenmünster  wellen  zum 
tanz  gon.  F.  Werdmüller  seit,  das  er  der  schopennar 
gesin  sig  und  were  in  Kratz  hinderhin  geloffen,  und 
do  fragte  er  iren  bisebof,  wo  sine  mitseilen  weren.' 
1474,  Z  Ratsb.  —  Schöpen-:  ähnlich  dem  Vor.  ,Jak. 
Werdmüller,  der  seh.,  seit,  er  syg  nie  in  hof  [des  Frau- 

111 


1763 


Basch,  be  ch,  bisch,  boscb,  busch 


1764 


münsters]  komen  and  wüss  nit,  was  da  inen  Vorgängen 
syg.'  1  171,  Z  Eatsb. 

Bischoftuem.  .Hain!  müessen  schweren,  alles 
das  zu  bapsttum  und  b.  ghört,  festenklich  zu  halten 
und  glauben.'  1640/78,  OMet.  Chr. 

Bischtuem  n.  's  Bischtem, das  kath.Birstal,  bis  zur 
Revolution  Untertanenland  des  Bischofs  von  Basel  Bs. 

Mhd.  biachtuom,  lietuom.  ,Biscli-.'  7,  Richtebr.  1304; 
HEEscher  1692.  Zur  Verkürzung  des  ersten  Teils  vgl.  die 
Ortsnamen  .Bissau'  Ap  (noch  1540  ,Bischofsan'),  .Bisrüti' 
Th   (aus  .Biscbofsrüti'). 

Bischtümler  m.:  Bewohner  des  D.Turas  als  ehe- 
maligen Bestandteils  des  Bistums  Basel  Bs;  B. 

Blsch'nss  m.:  grosser  baumwollener  Shawl.  um 
1800,   ZStdt   (Dan.).    -   Aus  byssns? 

l'iesclie"  f.:  1.  Schuppe;  unförmlicher  Schorf  über 
einer  Hautwunde  BSi.  —  2.  in  der  scherzh.  RA.:  Ei- 
ltet c"  P.  chenne"  use"  ne",  er  hat  eine  tüchtige  Lektion 
bekommen,  hat  tüchtig  zahlen  müssen,  ebd. 

Da  simmentalisch  ie  altem  S  entsprechen  kann,  wohl 
etym.   identisch  mit  Pässen   (Sp.  1664/5). 

biosclie":  in  der  BA.  biosehet-ehe!  macht  euch 
herbei,  damit  Jeder  seinen  Teil  bekomme;  teilt  euch 
drein,  verständigt  euch  mit  einander!  bes.  bei  der  Ver- 
teilung von  Lebensmitteln  gebraucht  W. 

Bosch  Z  (unsichre  Angabe),  Pösch-e"  I,  B-  AaE1ii\; 
GiiHe.;  L;  ScuKl.tw.;  SciiwE.;  ZBauma,  Fehr.  (neben 
-ö-J,  Stdt,  Posch,  B-  AABb.;  BE.,  St.;  „VO;  Z",  Po- 
uche», B-  Aa;  Bs;  BO.;  Gl;  GRÜVatz;  L;  GSa.,Wb., 
W.;  Sch;  SciiwE.;  S;  Tu;  Ndwj  UwE.;  Zo;  Z  —  m. 
Aa;Bs;  „B"Br.,Ha.,R.;  „VO;"  GuHe.;G;ScH;ScinvK.; 
SG.,  NA.;  Th;  UwE.;  Z,  f.  (Pasche",  B-J  AALeer.;  B 
(Zyro);  L;  GWb.;  S;  Ndw;  UwE.,  PI.  Pösche",  B-, 
Dim.  Pöschli,  B-  Aa:  1.  Busch,  Strauch,  zunächst  von 
Laubholz  Aa;  BThunersee;  L;  GWb.;  SchwE.;  S;  Th; 
Ndw;  UwE.;  Z.  Zss.  Erle"-,  Esche"-,  Bändli-P.  En 
Bosche"  Haselstüde"  AaEIh-.  En  Pösche"  Tannli,  einige 
dicht  beisammen  stehende  Tännchen  AAKästal.  Auch 
von  einem  einzelnen  buschigen  Tännchen  ScHSchl.  All 
Äbig  slge"d  die  [Liebenden]  mit  enand  uf-encs  chll"s 
Fluehlt  i"  Bosche"  ga"  sitze".  MLien.  Die  Bursche" 
brechifd  zue  de"  Bosche"  üs.  ebd.  Bi  der  Pöschen 
ttssc"  hiess  bis  1849  eine  Stelle  mit  einem  Weiden- 
busch im  See  bei  der  alten  Hofbrücke  LStdt.  S.  noch 
er-grifen  (Bd  II  716).  ,Bas  swer  ich  bi  dem  Gott  Sa- 
baoeht,  der  erschein  Moysi  in  dem  brinnenden  böschen.' 
1111.  ZWthur  Batsb.  (Judeneid).  ,üo  Gott  Moysi  er- 
schein in  dem  brennenden  boschen.'  MIO,  Bs  Beitr. 
.Teil  schoss  in  der  holen  gassen  hinder  einem  poschen 
ein  pfyl  in  herren.'  Etterlix.  ,Under  einem  böschen 
dornen  tindt  man  dick  vil  wolgeschmackter  rosen.' 
Zielt  1521.  ,Es  stecket  der  alt  wolf  in  eim  dicken 
pöschen.'  1528,  Strickl.  ;  dafür  nachher:  ,uss  dem 
dicken  gstüd.'  ,Der  has  wonet  gern  in  ängen  pöschen, 
dickem  gestüd.'  Tierb.  15G3.  ,I)er  schmeichelnd  die 
Maitrcss  regiert,  die  wieder  in  den  Poschen  führt  den 
Staatsmann. •  Huber  1787  (Bs).  —  2.  auch  von  andern 
tiewächsen  einen   Husch  oder  Büschel  bil- 

den, bes.  von  Gras,  dann  auch  von  Getreide,  Gemüse- 
pflanzen ua.  Aa;  Bs;  BBr.,  R.;  Gr;  L;  GSa.,  \Yb..  \V.: 
Scn;  Th;  Ndw;  UwE.;  Zo;  ZKn.,0.,S.  En  P.Gras, 
GhU,  l'.diir",  Herdöpfel;  daher  auch  in  Zss.  wie  Erbse"-, 
Bonc"-,  Eerdöpfel-P.  aa.     'Enganzf  B.  Nägeli  A\Bh. 


Bösche"wis  [in  Büscheln]  stät  der  Same"  [die  Saat]  Tu. 

RA.:  De"  P.  merke-,  den  Braten  riechen  Z.  .Aus  Neu- 
gierde sind  Böschen  ausgezogen  worden  und  man  fand 
schon  neue  Erdapfel.-  Z  Kai.  1801.  .Man  schneidet 
von  einem  Pöschen  zwei  Schosse  dem  Boden  eben 
weg.'  ebd.  ,\Venn  der  .läger  sieht  einen  Böschen  Gras 
und  glaubet  gar.  es  sei  ein  Bas.'  HSulzek  1828.  In 
Gl  spec.  von  den  hoben  Grasbüscheln,  die  an  Stellen 
wachsen,  wo  die  Weidekühe  den  Mist  haben  fallen 
lassen,  und  die  vom  Vieh  nicht  gern  gefressen  werden, 
daher  man  denn  in  der  Heuernte  um  cilli  Pöschen  ume" 
mähen  muss.  .Nach  hl.  Kreuztag  sollen  weder  Pöschen 
noch  Feissgras  mehr  gemäht  werden.'  1834,  Z'.A<„'\ 
Allmendordn.  .Hinder  dem  selben  böschefn]  gras  uf- 
enthalb  der  horgrasen.'  1350,  SchwE.  Klosterarch. 
I  abgerissener  oder -geschnittener)  Büschel  Ulla.:  Soh. 
En  Bosche"  Gras,  Lauch,  eine  Hand  voll  Scu  ( Kirchh.). 
Was  liest  jit:  du  da  fir  en  Peschen  Blüomen?  Ulla. 
.Ein  kraut  oder  boschen  von  blättern,  on  Stengel, 
bluom  und  somen.'  KdGesn.  1542.  —  3.  mit  Gras  be- 
wachsenes Stück  Erde,  Rasenstück  AABb.,  Leer.;  Bs; 
„B;  VO;u  GrHc;  GSa.;  Sch;  Tu;  Z.  Pöschen  ab- 
stielte", üslupfe",  mit  Pösche"  tecke"  Z.  .Grüener  pösch, 
der  noch  vil  gras  hat,  vivus  caespes.'  Mal.  .Hat  drei 
tag  mit  zweig  rossen  böschen  us  dem  wyger  gfüert.- 
1567,  ZGrün.  ,Der  Bosch,  Schülp,  Rase,  Wase,  Batz, 
cespes,  balatro.'  Red.  1662.  S.  noch  Griess-Boden  (Sp. 
1030).  Spec,  kleine,  mit  Gras  bewachsene  Erhöhung 
(bes.  Ameisenbügel)  in  Wiesen  BSi.;  UwE.  Mit  Riet- 
gräsern bewachsener  Höcker  in  Sumpfwiesen  ZZoll. 
(Mit  Gras  oder  Buschwerk  bestandene?)  Erhöhung 
des  Seegrundes;  s.  Berg  3  b  (Sp.  1553).  -  1.  Busch, 
Büschel  von  Haaren  uä.  Scn;  Th;  Z.  Er  häd  nur  eso 
en  P.  am  Cltiitui,  von  einem  buschigen  Kinnbart  ZZoll. 
Du  hast  efangen  en  ordleche"  Pösche"  [Haarschopf], 
chönntst-en  wider  e"mol  schere"  lo"  Th.  Eine"  bim,  am 
Pösche"  ne"  Sch;  Th.  En  Bosche"  Hör,  eine  Hand 
voll  Sch  (Kirchh.).  Eim  en  ganze"  P.  Hör  üszerc" 
Sch;  Th;  Z.  Der  Huet  [des  Freiherrn]  mit  dem  mäch- 
tige" buslige"  Pösche".  E Schönens.  ,So  eim  die  nasen 
bluotet,  so  sol  man  ein  böschly  [Hasenhaar]  zuosamen 
wicklen  und  in  die  nasen  schoppen,  gestellt  das  bluot.' 
Tierb.  1503.  ,Ein  pöschen  linds  höuws  oder  wullen.' 
ebd.  —  5.  Böschli,  Strohbüschel  Aa  (Rochh.).  ,Zwen 
böschen  strouw.'  1429.  ZRatsb.  ,loo  böschen  strouw', 
zum  Pfrundeinkommen  in  AaZ.  gehörig.  1531,  Strickl. 
—  0.  T'ösch,  B-,  Büschel  von  Haselnüssen,  die  zu  3,  1 
und  mehr  an  einem  Zweige  sitzen  BF...  M.  Ph  ha* 
noch  vier  Böschfe")  g'funde".  —  7.  Pöselt'e",  im  Eisen- 
handel, Büschel,  Gebinde  von  Kleineisen  (Poschen- 
ise"  Z),  d.  i.  Flacheisen  bis  auf  etwa  27  nun  Breite, 
Kund-  und  Gevierteisen  bis  18  mm  Durchmesser,  un- 
gefähr 1  Zentner  wiegend;  seltener  für  ein  Gebinde 
von  Blechtafeln.  Ostschweiz.  ,P.'  von  Nageleisen.  I. 
Intelligenzbl.  1834.  ,Kerntsch  ysen,  nagel,  trat,  blech, 
harnest  oder  stächlin  blech,  so  uss  Kernten  gfüert 
wirt,  da  allweg  zwei  stugk  oder  pöschen  ein  soum 
wegen  ungfar  uf  dryg  centner,  da  git  jeder  soum  1  ß 
I  hlr  zoll.'  1567,  Z  Zollbuch.  ,Ein  soum  stächet  odei 
zwen  pösch  ysen,  die  ouch  ein  soum  sind,  ^'it  durch 
zoll  2  erüzer.'  ebd.  ,Vom  Boschen  Eisen  3  Kr.  [Zoll].' 
1611,  JGöldi  1897.  ,Das  benötigte  Eisenblech  zu  den 
Rüstungen  wurde  poschenweise  vom  Auslände  erhan- 
delt, die  Pösche  zu  22  Blechen,  deren  es  zu  50  Reuter- 
rüstungen    16   erforderte.'    1690,    BStdt    (nach    ^  Rodl 


1765 


Basch,  besch,  bisch,  boscli,  bnsch 


[?i;n 


1834,  241).  ,Ein  Poschen  Bisen.'  Bs  Mand.  1779.  - 
8.  von  Menschen,  a)  Pösch'ef,  B-,  Schelte  auf  ein 
mutwilliges,  naseweises,  ungehorsames  Kind  Bs;  Scn; 
Thj  /stli.  Di  ■  dtmnerschiessig  B.!  Bs;  Syn.  Wipfel. 
Wart,  iln  Tüsigs  /'..  i'*  will-der!  Tu.  —  b)  Bösch'c". 
B-,  Spitzname  der  Bewohner  des  ZSurbtals  (Wewtaler 
B.J,  auch  derjenigen  von  ZNer.  (Nerer  l'.J,  Stadel  and 
Steinmanr  im  Munde  der  Nachbarn.  I)'  Stadler  (Stei- 
mcrer)  Busche"  hänkend  d'  Frösche",  Spottreim. 

Mlid.  I.uwh  (nebeu  husch),  husche  in.  Aul.  /)  (Assim.  an 
ilii'  inl.  Fortis?)  wohl  überall,  wo  überli.  an).  Fortis  vor- 
kommt; die  zahlreichen  Schreibaugeu  mit  h  stehen  anter  dem 
l'.inlluss  des  nhd.  Schriftbildes.  Die  Formen  mit  Uml.  sind  eig. 
PI. ;  aus  missverstandenem  PI.  erklärt  sich  auch  das  Fem.  Vgl. 
Frötch  (Bd  I  13j3).  13.  in  a)  Ortsnamen.  , Bosch'  GEschenb., 
Gommisw. ;  ZgC'iam ;  ZWatt,  .Pöschen'  GrMalix  (f.);  GAu; 
ZSth.  (.Bosch.'  1494).  .In  einer  rietwiss,  heisst  die  böschen.' 
um  1450,  SchwTnggen.  ,1m  Posch'  (n.),  Gegend  mit  Gehölz 
ZRegenst.,  ,im  Püscheu'  BWaltorsw. ;  ZHütten,  Pfäff.  (Streue- 
landl.  .in  der  (obern,  untern)  Posch'  ZBub.,  Uster,  ,in  Pö- 
schen'  ZBasserst.  ,Busch(eu)-Acber'  ZGoss.,  Ilittn.,  .Böschen- 
Hubel'  BEohrb.,  ,-Halden'  AaHottw.,  ,-Hüsli'  BSeeberg. 
,-Mülli'  GDegersh.,  ,-Bach'  GMogelsb.,  ,-Ried'  BLenk,  ,-Rot' 
LMciersk.  ,Böschi'  ZgÄg.  (aus  ,-ech';  vgl.  mini,  buschach). 
,Bösehis'  GrSchiers.  —  b)  Familiennamen.  .Bosch'  ThMärst., 
,B5sch'  (Posch)  CT.:  14  L6,  GBern.  (.Heinz  Böschen  hofstatt'); 
1442/1544,  L  (,Püschl);  1157,  AaBremg.;  1522,  GRh. 
.Klaiieii-l'iiseli'  Aa.  ,Böschli.'  1379,  ZPfäff.  .Böschiner.' 
153S,  ApGais. 

Eichen-Büsclie"  in.:  Zwergeicho  SG.  —  Am- 
beisse"-Pöschen  m.:  Ameisenhaufe  BSi.  —  Fe- 
der-: Federhusch.  ,An  statt  [der  frühem]  hanen- 
federbüsch  [fieng  man  in  Folge  des  Reislaufens  zu 
tragen  an]  dick  strussfederbösch.'  Ansii.  ,Fäderpöschly, 
cristula.'  .Mal.  .Wie  Polyhius  sehreibt,  dass  die  alten 
römischen  kriegsleüt  getragen  haben  ein  federposchen 
beinach  einer  eilen  hoch,  also  ist  es  auch  noch  bei 
den  Eidgnossen  im  brauch,  dass  die  sich  herfür  .stellen 
und  dapfer  erzeigen  wollen,  federposchen  tragen,  mehr- 
teils  weiss  oder  der  färben,  deren  ire  fenle  und  panner 
ist.'  Jos.Simml.  1577.  —  Gras-:  Grasbüschel  (samt  den 
Wurzeln),  Basenstück  Aa;  Bs;  Th;  Ndw;  Z;  „Hand 
voll  Gruse  L;  Z."  Ich  ha"-mich  amene"  Gr.  g'hebet. 
,Der  binz  wachst  nit  dann  in  der  bützen,  so  wirt  der 
grassbosch  nit  gross  ohne  wasser.'  1531/00,  Z  Bibel; 
.grassbösch.'  1548.  ,Perna,  ein  grasspösch  gleich  wie 
ein  hamin.  Viridante  toro,  auf  einem  grüenen  wasen 
oder  grassböseben.  Der  grasspösch,  gramineus  esespes, 
esespes,  gleba.'  Fris.  ;  Mal.  .Wohnungen,  welche  sie 
mit  Laub  und  Grashöschen  vor  dem  Begen  gesichert.' 
Pündtneh  Handl.  1032.  ,Csespes,  Grassböseben,  Wasen.' 
Denzl.  1677;  1710.  ,Ein  Crystall,  der  einen  ganzen 
Grashöschen  vorstellet'  JJSchecchz.  1708/40.  —  Här-: 
1.  Haarbusch  bes.  vorn  über  der  Stirne  Z.  —  2.  strup- 
piger Haarschopf  TuSteckb.  —  Hasel-Bö  sehe":  Ha- 
selbusch ZKn.,0.    .Hasselhöschen.'  1611,  JGöldi1897. 

Hutten-Pösche":  ,inselartig  von  Carex  gebil- 
deter Wegbodeu,  Ruhekegel'  Gl.  Filzartig  verwach- 
sende Binsen  und  Seggen,  drgl.  in  den  Gräben  den 
Abrluss  des  Wassers  und  dadurch  die  Entsumpfung 
hemmen  Gl!'.  (Entsumpfungsgebiet  der  Linth). 

Dazu  der  Lokalname:  (i"  de")  Bütten-Pmche",  ehedem 
eine  kleine,  mit  Seegras  bewachsene  Insel  zwischen  Weesen 
und  dem  Waleuberg,  heute  nur  noch  als  kegelförmige  Er- 
höhung über  das  ringsum  angeschwemmte  Land  hervorragend; 
vgl.  KEscher  vdLiuth,  Kotizenhlätter  IV  53.  370  (wo  irrtüm- 
lich   .HiiltfiilMisi-ben'). 


Häxe"-Bösche"  m.  und  f.:  Häxen-Besen  (Sp. 
1669)  S.  —  Cbürhen-Pöschen;  mehrere  eng  bei- 
sammen stehende  Kürbisstauden  AaEIw.  —  Ghorn-; 
Getreidebüschel.  Winter  u-ösche"  (gihä  gross  L)  Chorn- 
pösche",  Winterregen  ist  Vorzeichen  eines  fruchtbaren 
Sommers  (Bauernregel)  L;  ZB.,  Kn.,  S.  —  Chrotte"- 
(Pl.):  1.  Löwenzahn,  Leont.  tar.  BS.;  Tu;  ZO.,  S.  — 
2.  Dotterblume,  Caltha  pal.  Aa  (Rochh.).  —  Chrüt-: 
1.  Krautbüschel,  -stock.  ,Ein  geiss  gieng  der  andren 
nach  über  ein  schroten  uff,  das  sy  blösslich  die  fuess- 
klöwlin  mochten  stellen  uff  die  krudpöschlin,  die  uff 
dem  felsen  gewaxen  waren.'  TnPLATT.  1572.  —  2.  ein 
Stock  Gartenmangold  ZO.,  S.  —  Läuen-Bösche": 
Name  eines  Gebüsches  auf  einer  kleinen  Rheininsel 
TiiMamm.  —  Lös-,  Lus-P ösch e":  1.  Mensch,  dessen 
Haarschopf  voll  Läuse  ist  SchSL  —  2.  Taugenichts, 
Lausbube.  ehd.  —  Mies-:  mit  Moos  bewachsenes 
Stück  Erde  Z.  ,1  pfd  gab  N.  umb  das  er  ein  tannen  im 
gmeinwerch  abghouwen  und  darnach  ein  miesböschen 
uf  den  stumpen  deckt.'  1500,  ZGrün.  —  Nessel-: 
Nesselbusch.  .Der  wurm  schleich  unz  ze  einem  grossen 
nesselböschen.'  Deutsche  Volksb.  —  Bock-Bösche": 
blaue  Seslerie,  Sesl.  caer.  SchwG.  —  Bluemen-.  ,Ein 
langer  hangender  bluomenboschen,  wie  ein  strauss- 
feder,   als  am  hirs,   fench   und  ror.'    KGesn.  1542.  — 

—  R6T-.  ,Arundinetum,  rorbösch  oder  im  ror,  da  vil 
ror  wachsend.'  Fris.;  Mal. 

B  iet-Pösch  e°:  1.  vereinzelt  stehender  Weiden- 
busch auf  Sumpfwiesen  L.  —  2.  vereinzelter  Stock 
von  Carexarten.  ebd.  —  Das  Haus  zum  .Riedbösehen.' 
1777,  SchStdt. 

Schelme"-:  Grashüschel,  den  Einer  beim  Mähen 
an  der  Stelle,  wo  er  von  seinem  Grenznachharn  , über- 
mäht' worden  ist,  zu  dessen  Schande  stehen  lässt  GSa. 

—  Stüd-  L;  ZO.,  Stade"-  ScbwE.;  Ndw;  ZO.:  Stau- 
dengebüsch. I"  de"  St-e"  umenfare",  sich  im  Dickicht 
herumtreiben  SchwE.  Er  hed-sich  chenne"  in-ere" 
Stttidcpeschen  inne"  verberge"  Ndw.  Im  Herbstmonet 
cha""  hinder  iederem  St.  füren  en  Benge"  [Begen]  cho" 
ZO.  Alle"  St-e"  schuldig  si",  Jedermanns  Schuldner 
sein  ZO.  Derig  giH  's  nüd  an  iederem  Stüdpöschef, 
Solche  sind  selten,  ebd.  ,Es  kurapt  hür  noch  einist 
in  der  haherärn  darzuo,  so  wellent  wir  einander  uf 
dem  ärnfeld  in  den  studböschen  umbherjagen,  dass  uns 
die  grind  bluoten  mücssend.'  1530,  Strickl.,  Akten 
(Drohung  eines  Luzerners  gegen  einen  Zürcher).  , Eins- 
mals, als  er  an  einem  Sambstag  Abens  bis  über  Bet- 
glogken  uf  einen  Studpöschen  an  der  Rüss  Tischende 
[sich]  enthalten.'  RCvs.  —  Tann-:  Tannbusch  ZO.,  S. 

Tom-:  Dornbusch  Tu;  Ndw;  ZO.,  S.  —  ,Dorn- 
pöschen',  Flurname  ZHorg. 

Tschüder-:  Schelte,  eig.  auf  eine  ungekämmte 
Person   ZS. 

Wide"-:  Weidenbusch  ZO.,  S. 

,Im  Weidböschen',  Flurname.  1697,  ThEgn.  (nebeu  .in 
Weidbüschen').  Als  Familienname:  ,Uolr.  Widenhösch  ze 
Küssnach  bi  dem  Lutzersee.'  1394,  Gl  l'rk.  .Niclaus  Wyden- 
boseh,   schuolmeister.'    147S,   B. 

Wase"-Posche"  GroHc,  -Büsche"  Aa;  Th;  ZO., 
S.  (auch  Was-B.  ZZoll.):  =  Gras-B.  W.  absteche",  mit 
dem  Spaten  ausheben.  ,Cruda  terra,  ein  wasenbosch. 
erdschollen.  Csespes,  ein  wasenpösch.  Der  wasspösch, 
ca?spes.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  Fuder  Wasenhöschen  zu 
stechen  20  ß.'  1805,  Z  Haushaltungsh. 


1767 


Basch,  bescb,  bisch,  lioscli.  bnsch 


1768 


pöschecht:  buschig.  .  1  ';t -  Kraut  Heilblatt  wächst 
gern  bei  den  Brünnen,  ist  niderträchtig  und  p.'  JLCvs. 

1661.    —    Mhd.   buechaht. 

„huschele":  verwirrt  durcheinander  plappern;  eine 
Sache  linkisch  angreifen  L.  Zss.  rer-b."  —  Nbf.  zu 
bauschet*  n. 

Posche"  II  f.:  Tasche  in  einem  Kleide  W.  Die 
Trina  [Katharina]  hei  Erbisjini  in  die  1'.  gitä*  und 
allerwego*  gizetterot  [verstreut].  W  Sagen.  —  Frz. poche. 

bOSCll'e"  (auch  p-):  Spiel  mit  (acht)  verschieden- 
farbigen hölzernen  Kugeln  (Bosche"-Chrugle"),  die  nach 
dem  sog.  Posterli  geworfen  werden,  einem  Oetogon, 
dessen  Seitenflächen  mit  verschiedenen  und  zwar  den 
selben  Farben  wie  die  Kugeln  bemalt  sind.  \\  essen 
Kugel  nach  dem  Werfen  in  der  Farbe  mit  derjenigen 
der  ubersten  Fläche  des  Posterli  übereinstimmt  oder 
auch  Diesem  am  nächsten  kommt.  Der  hat  gewonnen  B. 
Mer  wei"  eins  ga"  hasche",  ga"  Bosche"  spile".  —  Vgl. 
botschi " 

huschele"  AaZ.  1815;  ScuSt.  (Sulger),  pöstle"  AaZ. 
1815:  =  Mschelen  1  (Sp.  1759). 

Böscheler  Postler  in.:  =  Bäscheler  AaZ.  1815.  — 
Vgl.  Schm.  I2  410. 

Busch-  AAl.eer.,  Z.;   Tu,   P-  AaP.,  Ke.,  Leer.;   Th 

1".i in. :  /Dielst.,  Büscht  AiLeer.,  Zein.;  „G;"  Tu,  P- 
AALeer.;  ThHw.,  Tag.  —  in.,  PI.  Büsch(t),  P-  Aa;  Tu, 
Dim.  Büschli  AaZ.,  Büschli  AaZ.;  B;  Gl;  Ndw;  W, 
P-  '/..  Büsch'eU  Gl.  Büschtli  AALeer.,  Z.;  BsStdt  (-V-); 
LBerom.;  Th,  P-  ThHw.:  1.  Bausch.  Wulst,  als  Be- 
standteil der  Tracht,  a)  der  männlichen;  s. zer-hauwen 
(Bd  II  1810).  —  b)  der  weiblichen,  a)  ,Die  grossen 
Rock  und  Busch  umb  die  Weichi,  weliche  die  Kleider 
zerspreitend.1  Z  Mand.  1610.  .Analectis,  Beuschlein, 
Pülsterlein,  so  die  mageren  Mägde  under  die  Schul- 
teren legen.'  Dknzl.  1077;  1716.  —  ß)  Blschli,  Zierat  am 
.Haarsehubel' der  jungen  Mädchen  W.  —  2.  &)  =  Hür- 
dell  (Bd  II  1605)  G;  TnTäg.  Syn.  Burren  III  (Sp. 
l-r>29).  —  b)  „Fallmütze  G."  —  3.  a)  (auch  Dim.) 
-  Hürdel  ;?,  bes.  Wulst,  Gebinde  von  Stroh,  auch 
Reisig,  Beben  uä.,  als  Unterlage  von  Fässern  und 
andern  Lasten  AiZein.,  Z.;  THAad.,  Hw.,  Tag. ;  auch 
eine  geschweifte  Unterlage  aus  Holz  z.  B.  unter  dem 
Jauchefass  Z  Dielst.  —  b)  Bund  Schilfrohr,  von  Knaben 
als  Unterlage  des  Körpers  bei  Schwimmversuchen  ver- 
wendet TiiAad.f  —  4.  (meist  Dim.)  Bäuschchen,  Kom- 
presse,  dgl.  man  auf  Wunden  oder  kranke  Körperteile 
legt,  früher  bes.  bei  Aderlässen  gebraucht  AaZ.;  Bs; 
B;  Gl;  Th;  Ndw;  Z.  Büscht,  selbst  gemachte  Nabel- 
pelotte  TnAad.  ,Splenium,  ein  bausch  oder  beuschle, 
das  die  wundarzend  oben  auf  das  zügle  legend,  wenn 
-v  ■■inen  verbindend,  ein  pflaster  oder  zügle. '  Fris. ; 
Mal.  .Dicke  Bäuschlein  von  leineni  Tuech.-  FWürz 
1634.  .Du  sollt  mit  den  Bäuschen  und  Binden  solche 
Fürsehung  tuen,  dass  der  Eiter  gezwungen  werde. 
selber  auszulaufen.-  ebd.  ,Lege  das  Hauptpflaster  dar- 
auf, nachmalen  einen  linden  Busch  darüber.'  ebd. 
S.  noch  Bund  (Sp.  13.-).")).  Kleine,  zsgeballte  Flocke 
von  Wolle,  Baumwolle,  dgl.  man  in  die  Ohren  oder 
in  bohle  Zähne  steckt  L;  Ndw:  ZO.,  S.;  Syn.  Büzi. 
Charpie  B;  Z.  Mer  wei"  Büschli  mache  [Charpie 
zupfen];  »o  weit  nie,  wänn-me"  so  üppis  nötig 
Ini  B.  .liüsclilein  and  Carpei.'  Mikalt  1691.  — 
"'.  Büschtli, mit  einem  Borstenbüsche]  versehener  Holzen 
der  Armbrust  Aa! r.    Vgl.  Büschli-Büchs  (Sp.  1004). 


6.  Püsclili,  Strohwisch  an  einem  l'fahl  als  Verbot- 
zeichen auf  Grundstücken  AauF.  —  7.  a)  Busch  von 
Federn  uä.  AaP.,  Ke.  Die  hed  e"  rechte"  (Federe"-) 
Püsch  uf  ''em  Huet  obe".  —  b)  (starker,  struppiger) 
Haarbusch  AaP.,  Leer.  De"  Püsch  stelle",  eig.  hoch 
frisiert  sein,  bildl..  sich  herausputzen,  schmücken  Aa 
Wohl.  —  8.  Püschli,  Büschel  von  Buchs-  und  Seven- 
baumzweigen,  dgl.  an  die  Bahnen  gehängt  und  am 
Palmsonntag  zur  Kirche  getragen  werden  AaF..  Ke. 
Wie  mängs  Püsclili  machst  am  Bahne"?  Vgl.  Ghrüter- 
Puschlen.  —  9.  a)  kleiner,  stark  belaubter  Baum  Aa 
Leer.  —  b)  (Püsch  AaWoIiI.,  Büsch(li)  AaZ.,  Büschli 
AaEIh'.,  Püschli  AauF.).  vor  einer  Eigengewächs- 
wirtschaft (B.-Wirtschaft)  aufgestecktes  kleines  Tänn- 
chen,  auch  Zweig  einer  Stechpalme  oder  eines  Buchs- 
baumes; s.  Sp.  0.  —  10.  in  der  Verbindung  i"  Busch 
(neben  Bü2sch)  und  Böge",  in  Bausch  und  Bogen  Aa 
Leer.  Oppis  Bunsch  ['.]  u'"'  Böge"  [rundweg]  abirlsi- 
BBe.  (Dan.). 

AhJ.  büse,  mhd.  büsch  (PI.  Husche),  biutchi  ik'vYViirz- 
burg,  Schwanr.  V.  1054)  in.,  Schlag,  (dadurch  verursachte) 
Beule:  Wulst;  vgl.  auch  Gr.  WB.  1  1198/9;  Schm.  1-297. 
Büscht  mit  angetretenem  I  wie  Fleucht  (Bd  I  1221),  bemächtig 
neben  bauschig  (Sp.  1761).  Hoch  konnte  auch  alte  Vor 
schiedenheit  des  Wurzelausl.  vorliegen  (-«(  neben  -seh ) ;  vgl. 
bansten,  turgere  (Gr.  WB.  I  1201),  ferner  bausttrtn  und  (da 
die  Begriffe  des  Schwellens  und  Bissens  sich  nahe  berühren) 
husten.  Nimmt  man  dazu  das  wohl  cht',  vwdte  //«»*  (Sp.  174.'>), 
so  ergibt  sich  ein  Nebeneinander  ähnlich  dum  von  mhd. 
In/.;,  n  :  krischen  :  krish  n. 

Gülle°-Pusch  (PI.):  =  Busch  3  a  ZRafz.  Uf  ''ein 
Tifibaum  häd  's  zwe  G.,  dass  's  Gülle"fass  nid  abe"- 
rugelet.  —  Tann-Büschli  Aa;  „B;"  L;  UwE.;  Zg, 
-Büschtli  AALeer.  (neben  -Büschli);  UwE.,  -Büschli 
GnPr..  -Püschli  AAWohlen,  Tannw-Bischli  W:  junge 
Tanne,  etwa  bis  zu  Mannshöhe  Aa;  L;  UwE.  „Samcn- 
lodc  B;  L;  Zg."  Bes.  abgehauene  junge  Tanne  oder 
auch  der  Wipfel  einer  altem  Tanne  „B;"  GaPr.;  L; 
UwE.;  W;  Zg.  Es  sübers  g'schleizts  T.  ist  der  besser 
Chäsrüerer,  als  mit  b'schissnen  Täpen  ime"  Chessi 
timmer  hantieren.  Schwzd.  (GaPr.).  Ein  T.  wird  über 
der  Haustür  von  (Eigengewächs-)  Wirtschaften  be- 
festigt Aa;  L;  Zg  (s.  Bd  I  572),  oder  bunt  geschmückt 
auf  den  First  im  Rohbau  vollendeter  Häuser  gesteckt 
Aa  ;  L;  s.  Sp.  4.  Am  Sttnndig  hünln"d  's  Mostheireche" 
's  T.  nse":  's  isch  A"trinket  AAWohlen. 

„Dusch,  Büsche"  B;  L",  Büsche",  P-  (bzw.  -»-) 
Gk  (im  Seh.  -öu-,  in  A.  lt  Tsch.  -Ö-);  PAL;  W;  ZKehr.. 
Büschftje"  AaZ.  —  m.  „B;u  GnChurw..  D..  Glaris,  Xuf.. 
Pr.,  S..  Seh.,  Val.,  UVatz;  PAL;  ZPehr.,  f.  GuA..  Av., 
Chur,  D.,  He.,  L.,  ObS.,  Pr.,  Rh.,  S„  Seh.,  Tschapp., 
UVatz,  V.,  Dim.  Büschli,  P-  Gk,  Büscheli,  Büschi,  P- 
liel'r.;  1.  „Beule,  Geschwulst  B;  L."  —  2.-  Busch  3  a 
ZPehr.  —  3.  a)  junger  Nadelholzbaum  (bes.  Tanne 
oder  Föhre)  bis  etwa  zu  lim  Höbe  Grj  W;  ,abete' 
PAL  Waxt  der  Wald  guet?  Hed  's  g'irüss  hi"  und 
icidcr  afe"  wacker  I'üschc"?  Nei",  nie"  g'siehd  fcei" 
rechti  1'.,  es  sind  Alls  nw  Püscheni.  MKooni  (Gnl'r.). 
I'iini"  im  Tobel  sind  Stüde"  und  P.  traufnass  g'sin. 
GPient  1898  (GitPr.).  Esie  heind  seh'  auch  dielengen 
Hers-Ziten  Nüdz'tuen  g'han,  und  dt""  sind  seh'  etten 
under  en  P.  if  legen  und  heind  enandern  eltes  üsg'füzlei 
und  üsg'schänzlet.  ebd.  .Krüpplichte  Büschen.'  Gr 
Anl.  18:'.8.  Bes.  abgehauene  junge  Tanne  (samt  den 
Ästen)  Gr.  Der  Kiese  e.liiiuitil  mit-eme"  Püsehen  in 
der  Hund,   stellt   den   für  der   Itutsliih,      uider.   dass   di 


1769 


Basel),  besch,  bisch,  bosch,  bnscli 


1770 


Tscliätschel  [Tannzapfen]  üsg' flöge"  sind.  GFient  1898 
(GitPr.).  Der  Büschen  bedienl  man  sich  zum  Kamin- 
kehren Gk;  nam.  aber  werden  solche  bei  Wasser- 
güssen   zur  Ablenkung  der  Flut   und  Sicherung  der 

Wahren  längs  den  Bach-  und  Flussborden  eingehängt 
GitChur,  oHe.,  Mai.  Das  Büsche'-haue"  zur  Eindäm- 
mung verheerender  Waldbäche  und  Flüsse  war  früher 
ein  Gemein- Werch  (Tsch.).  .Heim  Holz-  und  Stein- 
l'iihren  zu  den  Wuhrungen  des  Rheins  wird  bezahlt 
Ton  dem  Fuder  Beuschen  1  ti  20,  vom  Fuder  Stein 
36  Kr.'  179:!.  Hof  Kriess.  ,Die  Wuhre  mit  Weiden- 
holz statt  des  tannenen  oder  der  sog.  Püschenen  an- 
füllen.' HLLehmann  1799.  —  b)  =  Busch  9h  AaZ.  — 
4.  scharfer  Hahnenfuss,  Ran.  acr.  GnObS.  —  1  nach 
der  Forniähulichkeit  mit  einem   Tännchen. 

ibis-Puschc"  f.:  kleine  Silbertanne  GiiPr.  — 
Schindel-Büsche"  (-Bäusche*):  Tanne,  aus  der 
Schindeln  verfertigt  werden  GnCast.,  L.,  Malad.;  vgl. 
Schindel-Lärch  (Billl  1380).  _  Tann-  s.  Tann-Busch. 

Busch2  AALeer.  (auch  -seh');  ZZoll.,  sonst  Piisch-, 
in  AaFuII,  Leer.,  Leihst. ;  BRüti  b/Arch  Pascht,  in  PAL 
Bischt  —  n„  Dim.  JPüsch(t)li:  1.  a)  farbiger  Ein-  oder 
Aufsatz  am  obern  Saum  der  Juppe",  mit  derselben 
gefältelt  L;  Zg;  ZKn.;  s.  Juppen  1  (Bd  III  53).  — 
b)  .gonna'  PA1.  (Giord.).  —  2.  a)  =  Busch  3  a  AALeer.; 
„B;   L;"    Z.  —  b)  =  Busch  G   AALeer.    Syn.  Sehaub. 

—  c)  =  First-Joggeli  (s.  Jogg  4  a  Bd  III  26  u.)  AaBüi-.. 
Füll,  Gans..  Leer.,  Leibstatt,  Öschg.,  Sarm.,  Wegenst. 
(Dim.);  BRüti  b/Arch. 

Der  überwiegende  Anl.  P-  und  das  neutr.  Goschl.  lassen 
anfeine  zu  Grunde  liegende  Coli. -Bildung  Ge-busch  sehliessen. 

büsche":  1.  schlagen.  ,Desgleichen  soll  Keiner 
dem  Andern  vor  seiner  erkauften  Fischenzen,  es  seien 
gleich  Fach  oder  Fährinen.  Tribinen,  auch  kein  Fisch 
darvon  jagen  noch  steuben.  bei  5  Pfd  Buss;  sonder 
sieh  des  Tribinen,  Beuschens,  Steinwerfens  und  Stos- 
seus  im  Übersee  gänzlichen  müssigen  und  allein  die 
Netzen  setzen  und  des  Glücks  erwarten.'  1001,  SchwE. 
Klosterarch.  —  2.  tr.,  mit  einer  Kompresse  belegen. 
.Sollt  auch  das  Loch  nit  b..  wie  mit  den  Schlitzbrüchen 
geschieht,  sonder  dem  Loch  wol  Luft  lassen.'  FWürtz 
1634.  —  3.  (huschten)  intr.,  vor  einer  Wirtschaft  einen 
Busch  (in  Bed.  9  b)  aufpflanzen  AaZ. 

büschin  bischin:  tannen  PAL 

Busch-,  Pusch-  Aa;  ApM.  (PL  Pusche");  Bs;  Gr 
Churw.,Pr.;  GId.;  Tntw.;  ZSth.,  BüscWe",  P-  A?K.; 
GrHc;  Th  tw.  —  m.:  1.  a)  =  Bosch  1  Aa.  ,Ein  Bu- 
schen Dorn  zweg  rüsten.'  1733,  L  Spiel.  Der  ,Kappel- 
Busclr,  ein  Gehölz  bei  Scuwlmmensee.  Henne  1874. 
, Claus  durch  den  Busch',  Name  eines  Bauern.  UEckst. 

—  b)  Busch  AaZ.  (Dim.  Büschli),  Päsch  AAZuf.  = 
Busch  9  b.  Büschli,  buschiger  Wipfel  einer  Tanne  L 
(JRoos).  —  2.  a)  =  Bosch  2  AALeer.;  GitChurw.,  l'r.; 
G;  Tn;  ZSth.  En  B.  Nägeli  Gr.  En  P.  Heuberi  Aa 
Leer.  ,Der  weibel,  der  allein  den  bluomen  des  erd- 
rychs  pfändet  und  nit  den  grund,  soll  allein  ein  hand- 
voll  oder  ein  buschen  des  bluomens  abschnyden  und 
den  dem  gelten  in  die  band  geben  und  darmit  in  die 
possess  dcsselbigen  setzen.'  1522,  F  Stadtb.  ,In  Ver- 
pfändung von  heuw,  strow  und  andrem  fuoter  soll 
derjenig  gläubiger  präferieret  werden,  der  des  weibels 
zügnus  und  ein  buschen  zum  Wortzeichen  hat.'  ebd. 
,Ein  grienen  Buschen  von  Kornähren  ab  dem  Feld  uf- 
stecken.'  RC'vs.  —  b)  Busch.  Büschel  Haare,  Federn  uä. 


GttPr.j  Tu;  ZSth,  .Aul' dem  Kopf  hatte  dei  Drache 
einen  B.  oder  Kamm.'  JJScm  i  cuz.  17 16.  Spec,  starkes. 
verwildertes  Kopf  haar  Bs.  c)  weiblicher  Kopfputz. 
.Alle  Hinderfür  von  Zobel  und  sonsten  von  kost- 
lichen Breminen,  grossen  Büschen,  auch  von  Gold 
und  Silber  und  in  ander  Weg  kostlich  geziert,  sanipt 
den  darnnder  herfürstehenden  grossen  Spitzen  und 
kostlichen  Hüben,  sind  den  Wyheren  und  Töchteren 
abgestrickt.'  ZMand.  1050;  vgl.  gröss-gebüschet.  ,Die 
Püsch  auf  denen  Bodenkappen.'  ebd.  1718.  ,Sie  trägt 
eine  Kappen  von  Gold  durchnehet.  darauf  ein  Pusch 
einer  halben  Ellen  hoch  gebauet  ist.'  Discocrse  1722. 
.Wozu  dienen  diese  Püsche,  die  ihr  mit  so  grosser 
Sorge  und  Kosten  auf  eure  Häubter  bauen  lasset?1 
ebd.;  s.  noch  Fontange  (Bd  I  870).  ,üie  Taffetband 
und  Strohbendel  zu  Buschen  an  den  Ohren  sollen 
gänzlich  verbotten  sein.'  GMand.  1727.  , Minderjährige 
Tochter  von  Zürich  im  Kirchenkleide.  Der  Kopfgerast 
besteht  in  einem  mit  einem  Bande  besetzten  Häublein 
oder  in  einer  sog.  Buschkappe,  dgl.  man  heute  zu  Tage 
sehr  kleine  trägt,  daran  der  Busch,  den  ein  Band  aus- 
macht, kaum  zu  sehen.'  Herrlib.  1751.  —  3.  Büschel, 
Gebund.  z.  B.  von  Heu,  Stroh  BsL.  ,I)er  vater  soll 
ein  guot  buschen  ruoten  neu  und  in  [den  Sohn] 
gwaltig  strichen.'  1593,  Ndw.  , Einen  Busch  Zünd- 
strick.' Z  Exerzierordn.  1706.  Spec.  a)  Pusche",  Reisig- 
bündel ApK.  —  b)  en  Pusch  (ApM.),  Pusche"  (ApK.) 
Garn,  20  Schneller,  bei  den  Fabrikanten.  —  4.  Gruppe. 
Trupp  von  lebenden  Wesen  GRHe.  E"  grosse  Busche" 
Cli'uuier,  Chüe.  —  5.  in  der  Verbindung  i"  Busch2 
und  Böge"  AABb.,  Leer.;  s.  Busch  10. 

Die  engen  begrifflichen  Berührungen  mit  BüacTi  lassen 
vermuten,  dass  die  beiden  YVW.  auch  etym.  zsgehüren  (Ab!. 
ü  .-  u)  und  auf  eine  gemeinsame  Wurzel  etwa  mit  der  Bed. 
.bauschen,  schwellen'  zurückgehen.  Bemerkenswert  ist,  dass 
in  ciuigen  Bedd.  (bes.  1  b)  Bü2seh  und  Bü'sch  für  Aa.  auch 
für  B  und  L  z.  T.  ueben  einander  bezeugt  siud;  in  der  Regel 
scheint  es  sn,  dass  Busch  die  ältere,  Biinch  die  jüngere  Form 
ist,  was  viell.  mit  schriftsprachlichem  Einfniss  zshängt.  Ob 
2  c  hieher  oder  zu  Buirh  gehört,  lässt  sich  nicht  sicher  aus- 
machen; fürs  erste  spricht  das  Fehlen  einer  diphthongierten 
Form  in  den  verhältnissmässig  jungen  Belegen,  fürs  zweite 
der   Umstand,   dass   für  Busch   in    Z  sonst  Pulich   (s.  d.)  gilt. 

Federe0-:  Federbusch  GrPi'.;  Tu  tw.;  ZSth. 
,Galea  crinita;  vor  alten  Zeiten  truogend  die  kriegsleüt 
auf  iren  bahnen  rosshaar,  gleich  wie  sy  ietz  fäder- 
puschen  aufsetzend.'  Fris.  ;  Mal.  —  Für-:  immer- 
grüner Weissdorn,  Coton.  pyrac.  B;  Ddru.  —  Holz-: 
Holzbündel.  .[Man  soll]  kein  Holz,  Holzbuschen, 
Schindeln  oder  brennbare  Sachen  daran  lehnen.'  Ap 
Trog.  Feuerordn.  1813.  —  Chüder-:  Büschel  Werg. 
,Der  Pfarrer  reiniget  [am  Charsamstag]  den  [Tauf-] 
Kessel  vom  heiligen  Öl  und  Crisam,  die  Kuderbüsche 
verbrennt  er  auf  dem  Kirchhof,  ebenso  das  alte  Öl 
und  den  Crisam.'  1799,  THAad.  Jahrzeitb.  —  Nestel- 
s.  Be-henk  1  a  (Bd  II  1454).  —  Schiter-:  Bündel 
gescheiteten  Holzes.  .[Gott  hat]  zuo  uns  gesant  ein 
scheiterpuschen  angezünt  [gemeint  ist  Erasmus  von 
Rotterdam  als  Leuchte,  Bringer  des  Lichts].'  1521,  Lied 
(Schade  1863);  gleich  nachher:  ,disen  pusch.'  - 
Stink-  (PI.  -Busch):  Gartenmohn,  Pap.  somn.  GSa. 
Syn.  Stink-Bluem.  —  Tann-Büsch-li  (in  AAKäst. 
-Pusch'-'li):  =  Tann-Büschli  AaL.;  B;  L  (JRoos);  (un- 
regelmässig)  buschiges,  verkrüppeltes  Tännchen  Aa 
Käst.  .Es  meint,  wenn  es  Einem  nicht  mit  einem  T. 
durch  die  Nase  fahre,  so  schmecke  man  Nichts.'  Gotth. 


1771 


Bascli,  besch,  bisch,  bosch.  bnscll 


1772 


D's  T.  g'schmückt  mit  rät  und  wisse  Bändre'  steil 
>,' oberst  uf  der  First.  B  Hist.  Kai.  1875.  —  Tom- 
Busch:  Dornbusch  Aa;  ZRüml.  Er  ist  amcnc"  Tarn- 
husch  y'wachse",  ein  einfältiger,  eitler  Mensch   ZRüml. 

Busche]  Pusch-cl  BBr. ;  Gl  (seltener  als  Puschli "  l ; 
Gul'r.,  Val.;GWe.,  Büschel  Püseh'el  BSi.  (PI.  Pusch- 
le*); GiiGlar..  Pr.,  S.,  Tschapp.,  Valz.  —  in.  (lt  Tsch.  in 
liul'r.,  Valz.  n.):  1.  Busch.  Büschel,  z.B.  von  Federn 
GitGlar.,  S.,  Tschapp..  Val.  Spec.  a)  Blumenstrauß 
BBr.  —  b)  buschige  Quaste  BSi.  V'"1  g'hechti  Negeli 
vur  alle"  Stube",  so  diel'  icie  d'  Büschle"  an-re"  Buehe"- 
Itubt".  Schwzd.  (BSi.).  —  c)  buschiges  Ende  des  Kuh- 
schwanzes  BSi.  —  2.  Büschel,  Gebund.  ,2  büschel 
gespunnen  garn.'  1571,  Z  luv.  .Jeder  Musquetier  soll 
einen  Büschel  Lunten  im  Vorrat  haben.'  1696,  Obw. 
.Kin  Stab  bricht  leicht  entzwei,  jedoch  ein  Puschel 
nicht.'  Ende  XVIII.,  ScuSt.  (Inschrift  am  Rathaus). 
Spec.  a)  Reiswelle  GitPr.  Und  hed  drl  dere"  gueten 
Puschel  in  den  Ofen  getan.  GFient  1898.  ,Dass  er 
sein  Holz  und  Büschel  aus  den  unbequemsten  Gegen- 
den kann  hervor  zügeln.'  UBrägg.  1787.  —  b)  Hanf- 
garbc  GuYalz.  —  c)  scherzh.,  kleines  Puder  Heu  GWe. 
—  3.  von  lebenden  Wesen,  Trüppchen,  Klumpen  Gl; 
liul'r.  E"  Puschel  Lut  Gl.  ,Wann  ein  Kälte  einfallet, 
tih'iit  sich  die  Storken  alle  zusammen  an  ein  Büschel 
..der  Kugel.'  JLCys.  1661. 

Böck-Busch el:  =  Bock-Böschen  L  W. 

Schelmen-Püsche  1:  =  Schelmen- Paschen  Gi; l.'li. 

Busch2ele°  B;  GLÜbst.;  S,  Puschcle"  ÄALeer.; 
BBr.,  U.;  Z  (selten),  Busihk"  I  BsStdt;  Gl;  G;  Tu; 
Obw;  Z,  Puschle"  Aa;  Ap;  Gl;  GnPr.;  GSa.j  Tu;  U;  Z, 
Büschelle"  BR.  —  f.  (in  Gl  seltener  m.),  Dim.  Büscheli 
Ar;  BsStdt;  II;  Gl;  Gr;  L;  G;  Tu;  Zgj  ZO.,  Phschch 
Aa;  Arl.,  M.j  BSi.,  U.;  Gr;  G;  Tu;  Z,  Büschli  W; 
ZO.  (seltener),  Püschü  ApBL,  Büschelti  GrD.,  Pr.,Sch.: 
1.  a)  Büschel,  Gebund  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  G;  S;  Tu; 
W  (Dim.);  Z.  E"  P-,  es  Püscheli  Hur  B;  Tu;  Z.  E" 
P.  Bluemc",  Böse*,  Kii/jcli  Aa;  Bs;  B;  Z.  Es  Püscheli 
Veieli,  ein  Veilchensträusschen  Bs;  Z.  Es  Püscheli 
Epperi,  ein  Erdbeersträusschen  B;  Z.  ,Wcnn  man  eine 
P.  vier-  und  fünfblättrigen  Klee  bei  sich  trägt  und 
über  die  linke  Achsel  schaut,  so  erkennt  man  die 
Hexen  in  der  Kirche:  sie  kehren  alle  dem  Pfarrer 
den  Rücken'  ZO.  (Arch.  f.  Volksk.).  E»  B.  Schaub- 
bänder  S,  Wide"  Tu.  E"  P.,  es  Püscheli  Halme", 
Börli,  beim  Strohflechten  AaP..  Ke.  E"  P.  Häuf- 
stengel  ZZoll.  Je  zwei  Maiskolben  werden  an  den 
zurückgestülpten  Deckblättern  zu  einem  Püscheli  ver- 
bunden GuFid.,  Grüsch,  oHe.,  Jen.  E"  P.  Schitcr,  ein 
Büschel  Scheiter,  so  viel  beide  Hände  zu  umspannen 
vermögen  Z.  Auch  sonst  häufig  übergehend  in  die 
Bed.  einer  ungefähren  Quantität,  so  bei  manchen 
Marktfrüchten,  Kurzwaren  ua.,  die  büschelweise  ver- 
kauft werden.  Es  Püschelftji  Chriesi,  ein  Büschel- 
chen Kirschen,  in  welcher  Form  Diese  als  Erstlings- 
frucht auf  den  Markt  gebracht  werden  B;  Gk;  Z.  E" 
P.  Chnobli*,  Bölk"  '/..  E"  P.  Federe",  ein  Bund  Kiel- 
ledern Bs;  Tu;  '/..  F"  Püscheli  '/.'murre".  Zündhöhli, 
ein  Päckchen  Ap;  Gr;  GP.;  Z.  F"  /'.  Garn,  ein  Bund 
von  zehn  .Strängen'  ÄALeer.;  B;  S.  Der  Gammäret 
tsch  selmr  aar  verbl,  numme"  »o°*  et"  Händler  hei  no'1' 
ei"  B.  feil.  Schild  1885.    .Dass  sich  füegte,  dass  Elpers 

wih    uf  iretn  laden    sas  linder  ir  hus  und  span  ;    80  kunt 

Haus  Stammler  mit  einer  buschellen  strouwes  gand  und 


sties  sich  an  die  kunkleu.'  1385,  Z  Ratsb.  .Kin  püschel; 
niyrrlien.'  1531/60,  Hohelied.  ,lch  kauft  heiigen  zeichen 
ein  buschlen',  sagt  ein  .lakobsbruder.  VBoltz  1551. 
.Buschlen  rueten,  so  man  den  burgermeisteren  vortrueg, 
fasces  virgarum.'  Mal.  ,Ein  grosse  Büscheln  Tannen- 
schindlen.'  FWürz  1634.  ,Und  zalt  man  für  ein  Bü- 
schelin Hampf  2  Schill,  und  ein  halben.'  Sprecher  1672. 
.Ein  Buschlen  Pfeil.'  FW'vss  1672.  .Mit  einer  Büschel 
zusamniengcbundner  Pfeilen.'  JMüller  1673.  .Itestis 
alliorum,  ein  Buschlen  Knoblauch,  so  man  aut  henkt." 
Denzl.  1677;  dafür  1716:  ,ein  Büschel.'  .Mit  kraus 
angesetzten  kostbaren  Spitzen  und  Puschlen  Bündlen 
gezierte  Hauben.'  1702,  G.  .Sie  [die  Scripturen]  werden 
zu  seiner  Zeit  in  eine  Büschel  zusammen  verfasst 
unter  die  Press  kommen.'  JZiMMERMAXX-Haug  1731. 
, Büschelein  allerhand  Casual-  und  Fästpredigten  von 
J.  B.Ott,  Zürich  1733'  (Titel).  .Ein  Buschlen  Schinnen  ' 
B  Kauf  hausordn.  1754.  ,Eine  vielblättrige  Büschel 
Schriften.'  VMey.  1762.  ,2  Buschlen  Federn  1  tl.  10  ß, 
3  Federmesser  36  ß.'  1792.  Anscii.  .Ausgaben:  18 
Buschlen  Band  zu  den  Hägen  2  fl.'  1797,  ZStdt  Haus- 
baltungsb.  ,Nimb  3  Schnitte  Brot.  3  Büscheli  Salz, 
3  Knoblauchzähien  ...,  3  Büschelc  Bonenstrauh,  3  Bu- 
schelle  Miesch  von  Totengräbcren  .  .  .'  BSi.  Arzneib. 
(HZahler  1898,  70).  S.  noch  Maien  (Sp.  6  und  7). 
Band  (Sp.  1325  o.).  —  b)  spec.  oc)  Blunienstrauss  Bs 
(Dim.);  BBr.  D'  Schneballe*  blüeiH  scho"  wu' d' Veieli 
oeh   un'!  allerlei  Meie"  zu  Buschcle"  g'no"  B  (GJKuhn). 

—  ß)  (meist  Dim.)  Reiswellc  Ap;  GuLandq.,  Pr.;  „L;" 
G;  Tu;  Obw.  ,Die  Bürger  der  Stadt  StGallen  beziehen 
jährlich  die  Gabe  von  '/z  Klafter  Holz  und  100  Bü- 
scheln.' BBecker  1868.  Fh  will  Nüd  g'seit  hu",  nef. 
nüd  am  100 Büscheli.  BDorfkal.  1S90  (GoT.).  Büscheb 
cor  ''em  Jbis  ha",  scherzh..  vollbusig  sein  GoT.  Vgl. 
noch  Püschcli-Biiidcr  (Sp.  1355).  —  c)  Dim.,  mehrere 
Falten  der  Jupjic"  (Bd  III  53)  zsgefasst  und  zsgeheftet. 
um  sie  an  der  Streckt  zu  befestigen  L.  —  d)  Dim., 
Nachgeburt.  ,Die  after-  oder  nachgeburt,  ouch  das 
kindsbälglin  oder  büschelin,  seeundina  genannt.'  Ruee 
1554.  ,Das  büschelin,  darinnen  der  jung  esel  fallt, 
vorab  so  ein  eslin  gworfen  wirt,  hilft  [gegen  die  Fall- 
sucht].' Tierb.  1563.  Die  Hebammen  sollen  , versehen, 
so  die  andere  Geburt  beschulet,  dass  sie  das  Büsche- 
lein vergraben  oder  verbrennen,  damit  deshalb  kein 
Schad  beschehe.'  Mcralt  1697.  ,Zu  Usstribung  des 
Büschelins  oder  der  Nachgeburt  ist  guet  [usw.].'  Z 
Zoll.  Arzneib.  1710.  ,Die  Nachgeburt  oder  das  Kinds- 
büschelin.'  ebd.  —  2.  (beschränkte)  Anzahl  übh., 
Häufchen;  vgl.  Hampflen  (Bd  II  1302),  Schübel.  a)  von 
Sachen.  Hast  <"  Buschle"  Strich  [beim  Kartenspiel] 
chi'inne"  abtue*?  Gl.  E"  P.  Frauke",  ebd.  Es  Püscheli 
Geld  BSi.;  Zg;  ZO.  .Meine  Uhr.  meine  Kleider,  ein 
Büscheli  Geld  lag  in  der  Asche.'  Gotth.  Es  Büschli 
Pappe",  dass  i''<  chann  es  Bränzli  ha"  defür.  Stutz. 
E"  P.  Jär,  eine  Reihe  Jahre  Gl.  F»  P.  Mol,  vielmal 
GMs.  Üser-uiic"  sind  c"  Püschili  mings  ebeger  Möld 
dö't.  ahi"  zur  Stubeti  g'gange".  Prophet  1855  (GSa.). 
Spec,  eine  Gruppe  Buchstaben  zu  einem  Ganzen  ver- 
bunden, eine  Sillic.  .Ich  kam  bald  glücklich  durch 
das  ABC  in  die  Büscheli  [durch  das  Buchstabieren 
zum  Syllabieren]  und  auch  schnell  durch  diese.'  Gotth. 

—  b)  von  lebenden  Wesen.  Es  Büscheli  Gamstier, 
Schaf  Gr.  E"  Puschle"  Vieh  Ap;  Gl;  ü.  Der  hei  e" 
Büscheli  Vieh,  eine  ansehnliche  Eerde  GoT.  E*(gangi) 
Puschle"    J.ul,    Manne"   Ap;  Gl;  GuIIe.,  Pr.;  Gl''..  Sa.; 


1*7"! 


besch,  lii  >ch,  bosch,  buscli 


1771 


U;  Z  (selten).  Er  hat  i  $M  s  Büscheli  Göf<  .  eine 
ziemlich  grosse  Kinderschar  GF.  .1/»  3.  April  1798 
sind  c"  Buschle"  Dragüner  und  vü  Fuessvolch  i" 
Fleckt"  Vg'ruckt.  Gl  Volksgespr.  1834. 

Die  hier  untergebrachten  Dim. -Formen  könnton  tw.  auch 
zu  Büschel,  Büschel  oder  /n  Busch  gehören.  Zu  1  li  ß  uinl  d 
rgl.  Bvrdi  i  a  8  and  S   (Sp.  1542.  1545). 

,Hand-Büschele:  handvoll,  was  ein  Schnitter 
mag  lassen,  fascieulus.  manipulus.'  Fris.;  Mal.  — 
Chrüter-Buschle":  =  Halmen  4  (Sp.  1218)  AABb., 
Ehren. 1..  Lengn.  Pas  z.  T.  aus  heilkräftigen  Kräutern 
bestehende  Gebinde  wird  über  der  Stalltür  aufgehängt 
oder  es  wird  ein  Absud  für  das  Vieh  daraus  bereitet. 
—  Erd-beri-.  Epperi,  -beri-Büschili,  Epperi,  -beri- 
Bluest  :  fern  han-ich  e"  Schätzili  g'ha",  hi'ir  han-ich  cn 
Wuest  Sc»  (Unot  1  55).  —  Ris-Puschle":  Keis- 
welle  TiiTäg.  —  Schind]e0-Buschle":  rundes  Ge- 
binde von  Dachschindeln  Z.  —  Schwebel-Büscheli: 
Büschel  Zündhölzchen  U.  —  Stüden-Pusch(e)le": 
Reiswelle  Ndw. 

Busch  er  m.,  Dim.  Büscherli:  1.  „kleiner  Busch, 
z.  B.  von  Haaren  LE.  Spec,  puhes.  ebd.  —  2.  ein 
Mensch  von  kleiner  Gestalt  L."  —  3.  Busch2er,  Kalb 
mit  langen,  buschigen,  auch  struppigen  Haaren  AaSI. 
Es  wird,  da  doch  nichts  Rechtes  aus  ihm  würde, 
frühzeitig  auf  die  Schlachtbank  geliefert.  Vgl.  das 
Syn.  Rupfet. 

hu  schale",  pusch2le"  AaF.,  Ke.;  GrD.,  He.,  Pr., 
Seh.;  Uw;  Z,  büscli'le",  püsch'h"  ApH.  ;  GnD.,  Pr.,  Seh.; 
W:  1.  zu  einem  Büschel  vereinigen,  binden  AaF.,  Ke. ; 
Gr;  W;  Z.  De'' Bolle"  mues"  'puschlct  sl",  mer  iccnd 
morn  :'  MärH  ZZoll.  Spec.  von  Holz  UwE.  Reis- 
wellen  machen  ApH.;  Gr  (püschle");  Obw.  —  2.  refl., 
sich  zu  einem  dichten  Haufen  zsdrängen  GnKlost. 
D'  Schaf  heind  den  Bären  g'merkt  und  due  heind- 
schi-schich  gepüschlet.  ,Man  hat  vil  [Störche]  also  zu- 
sammen gebuschlet  oder  gekuglet  gefunden  in  dem 
See  bei  Arles.'  JLCvs.  1661.  —  3.  d's  Mül  p.,  auch 
s'sämmen-p.!  die  Lippen  vorstülpend  runden,  z.B.  zum 
Küssen  den  Mund  spitzen  Gr.  Er  hätte-sche  chüssen 
irellen  ;  er  hed  schön  d's  Mül  gepüschlet  Gidvlost.  Er 
hed  d's  Mül  gepüschlet  van  Zorn  wegen,  ebd. 

Buschlete"  I,  P-  f.:  Büschel  Bs  (Spreng);  Z. 
E"  P.  Ruete",  Wide".  , Fascieulus  cpistolarum,  ein  b. 
brieft'.'  Fris.;  Mal.  ,Weil  die  Rueten  [der  Schweif 
des  Kometen]  selbs  nicht  nur  einfach,  nicht  nur  einen 
Streimenhat,  sondern  gleichsam  ein  grosse,  zusammen- 
gehundne  B.  ist,  so  können  wir  wol  darauss  abnemmen, 
dass  Gott  unser  Aller  ganze  Sündenburde  meine.' 
JJMüll.  1665.  S.  noch  Gumpist  (Bd  II  317);  Chnupp- 
htm  (Bd  III  746). 

Buschli  P-  m.:  Person  mit  struppigen,  dichten 
oder  mit  unordentlich  herabhängenden  Haaren  und  in 
zerfetzten  Kleidern  ArK. 

Busch öletli  s.  Päcketli  (Sp.  1104)  und  vgl. 
Butscholeten. 

büsch'2ele°  I,  püsch2ele" :  1.  zu  einem  (kleinen, 
zierlichen)  Büschel  zsfassen  oder -binden,  bes.  Blumen, 
Marktfrüchte  (Zwiebeln,  Knoblauch  usw.),  auch  Flachs. 
Hanf  ua.  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  GuHe.;  L;  G;  Sch;  S; 
Tu;  Z;  „allg.";  auch  z'sämme"-,  z'weg-b.  Hahne"  p., 
beim  Strohflechten  Halme  zu  Büscheln  binden  AaF., 
Ke.  Man  püschelet  auch  die  Falten  an  der  Püscheli- 
Juppen  L;    s.  Bd  III  56.     ,Uie  [Seiden-] Bänder,   die 


der  t 'bristen  so  sorgfältig  und  mit  so  vieler  Mühe 
zusammen  gehuschelt  hatte.'  Breitenst.  1860.  ,Sie 
nahm  tri  i  he  Rosen,  Rosmarin  and  Majoran  and  Nel- 
ken, büschelte  einen  Struuss,  band  ein  buntes  Hand 
darum.'  Hl'i-.si.  17^7.  Spec,  Reiswellen  machen  Ap 
(auch  z'sämme" -b.):  GrHc;  GStdt,  oT.j  o'l'ii.  [Im 
Walde]  pöschele",  stocken  ond  schule".  HKFrick.  l'h 
ha"  d' Gretze" 'püschelet  GRHe.  —  2.  verallg.,  zierlich 
ordnen,  zurecht  machen,  herausputzen.  .Sie  ordnen 
und  büscheln  ihre  Predigten  zusammen  wie  die  Braut 
den  Meyen.'  Museum  1794.  Das  ehig  llangieren  und 
Büschele"  g'fdllt-mer  uic''  gar  nüd,  von  der  rhetori- 
schen Ausschmückung  einer  Predigt.  MUsteri.  Bes. 
im  Ptc.  a)  von  Sachen.  Es  ist  (im  Hüs)  Alles  wie 
püschelet  B  (Zyro)j  ZDättl.,  S.,  Sth.;  „allg."  Es  isl  [in 
dem  Zimmer]  Alles  so  herzig  püschelet  fand  g'ördelet) 
and  wie  not  Tabc"  z'säme"'lreit  Z.  Das  Landgüetli, 
wo  Alles  üsg'seht,  nie  von  'Tube"  z'sämen,treit.  Es 
ist  Alles  wie  neu  as-eme"  Trückli  use",  so  herzig,  so 
püschelet  und  üfg'rümelet.  Schwzd.  (ZWtbur).  —  b)  von 
Personen.  Da"  ist  iezt  e"  Püscheliti!  von  einer  Heraus- 
geputzten Sch.  Es  sei  nid  se  praktisch,  das  Maitli, 
in  husliche"  G'schäfte";  ordeli"1'  isch-es  und  püschelet 
[peinlich  ordentlich]  doch  und  hüslich  und  tifig.  AUoit- 
RO0I  (ZWtbur).  —  3.  Ptc.  (z'sämme"-)püschelet,  zsge- 
schmiegt;  vgl.  buschlen  3.  [Im  Eisenbahnwagen]  wo 
das  ci"fach  g'chleidet  Wibli  so  schüch  z'sämme"  pü- 
schelet a"  sim  Plätzli  g'sessen  ist.  Füschwald  (AaL.). 

—  4.  's  Mül  ('s  Muli)  p.  =  buschlen  3,  zum  Küssen, 
Pfeifen,  Schmollen  AABb.;  Bs;  B;  GuPr.;  L;  GSa., 
W.;  S;  Z.  Vgl.  Büscheli-Mül  (Sp.  181).  Er  mues' 
.-.'erst  afe"  chönne"  d's  Mü*  p.  [den  Mund  bewegen, 
ordentlich  sprechen  können],  gab  er  so  unverschämt 
tarf  heusche",  Abweisung  einer  übertriebenen  For- 
derung BS.  's  Mül  b.  und  pßfc".  Schild  1885.  Das 
clilei"  Muli,  das  albig  lächlet  und  schich  püschelet,  a's 
ob  's  Chüscheni  üstcile"  wetti.  Schwzd.  (GnPr.).  Es 
macht  so  hälli  Augli  und  lächlet  her  und  he",  es  hu- 
schelet sl"s  Muli,  ick  weiss  nid,  ob  für  mech.  L  Tagbl. 

1896.  ,Und  wie  hoffärtig  das  Liseli  ränggelte  und  so 
zimper  das  Mäulchen  büschelte.'  Joach.  1898.  ,Ich 
sah  sie  essen ;  da  tat  sie  so  zimperlich,  sie  büschelte 
das  Maul,  dass  es  war  wie  ein  Spatzenschnabel.'  Gottii. 
S.  noch  üs-grännen  (Bd  II  743).  —  5.  zausen.  Ph 
möcht-dich  g'rad  b.!  THÄad.    Z'sämme" p.,  prügeln  Ap. 

ah-püschele":  1.  Einen  scharf  zurechtweisen  GT. 

—  2.  Einen  durchprügeln  Ap;  Gl;  G  oT.  —  urae'-. 
Enand  omme"pöschele",  einander  schlagen  und  raufen 
Ap.  —  ver-:  =  ab-püschelen  2  ZRafz  (Dan.). 

gr  ö  ss- ge- bü sehet:  mit  grossem  Busch  (in 
Bed.  2  c)  versehen.  ,Den  Wyberen  und  Töchteren 
sind  die  von  Gold  und  Silber  gestickten  und  sonst 
mit  ganz  kostlichen  Breminen  grossbüschet  und  in 
anderweg  gezierte  samraetene  Hinderfür  sampt  den 
darunter  herfür  stehenden  grossen  Spitzen  und  kost- 
liehen Hüben  verboten.'  Z  Mand.  1636. 

Hu  rrli -Busch  m. :  Sausewind,  Leichtfuss,  Spass- 
vogel  B.  Näeh  dem  RÖsi,  dem  H.,  hei"-mer  es  Eist 
[zur  Magd]  g'ha",  gar  e"  gruslige"  Ganggel.  OvGreyerz 

1897.  Vgl.  Hurrli-Büs. 

pnschiirtc":  eine  Steinfläche  mit  dem  Zackenham- 
mer bearbeiten  Z  (Dan.).   —   Frz.  boucharder. 

hiisch?ele°  BsStdt.  busch'elc"  II  AaZ.;  BsStdt  (auch 
bei  Spreng)  :  =  fäschen  1  (Bd  I  1097).    Vgl.  Büscheli- 


17  7:. 


Ba  cL  busch.  Basp— bnsp 


177ri 


Ghüssi  (Bd  III  531).    1)'  Hebamm  het  de1  jung  J'riit: 
g' wüschen  und  'huschelet.  Ükeitenst. 

Die  Gruppe  gehört  mit  der  von   Bfocbr  zusammen,    aus 

der   sie   sieh   durch  Specialisierung  der  Bcd.  abgezweigt  hat. 

i°-hnsch-e\e":  =  iii-fiischoi  (Bd  I  1097)  Bs.  Sider 
isch  <iiich  d'  Hebamm  cito"  und  het  de"  junij  Brin ..  wo 
hatte"  het  müese"  go"  sV  Ere"tag  /Ire",  i"'liusclielet  und 
im  d'  Händli  im  lAb  nöeh  abe"'bunde",  wie  's  selbmöl 
der  Bruch  g'si"  isch.  B  Hacsfh.  1886  (Bs).  .Kin  Jahr 
später  krampelte  ein  derber  Junge  auf  dem  Spreu- 
kissen und  wehrte  sich  mit  aller  Lungenkraft  gegen 
das  Einbuscheln.'  Vergang.  Tage.  Übertr.:  Wenn  lind 
und  weich  der  Sehne  d'  Chilehe",  d'  Hüser  und  d'  Brün- 
nen und  Alls  l"büschelct.  Breitenst. 

Büsch-i  n..  auch  BiiscVeli ,  selten  BiischVi : 
Wickelkind  BsStdt.  Syn.  Ditteli.  Der  Store)  het-is 
bitte"  zwei  Buscheli  'brächt.  Scbwzd.  D'  Mueter  het 
e"  Busehi  'kriegt  and  der  Vatter  6  Monet,  Antwort 
eines  Kindes  auf  die  Frage,  warum  seine  Eltern  nicht 
zu  sehen  seien.  Flieg.  Bl.  's  Uscheni  Tta*"  mit  sim 
Bitschi  in  dere"  Jörszit  uit  reise".  Scbwzd.  Buschi- 
II  Vi/,  Name  einer  vor  dem  Wind  geschützten  Gegend 
bei  Basel. 

Schatze"- Püscheli :  Schmeichelname  eines 
Wickelkindes  AaKöII.  (Dan.). 

Buschle-  II  f.:  (gew.  PI.)  Windeln  Bs.  fScho") 
i"  de"  (oder  der)  B.,  (schon)  in  den  Windeln. 

Buschlete"  II  f.:  Wickelbänder  des  Säuglings 
Bs  (Spreng). 

biiscli'ele"  G  Walensee,  büsch'ele"  GFlums,  Wl. :  mit 
dem  Rufe  buscli,  buscli,  bzw.  büsch,  büsch  das  Vieh 
(spec.  Kälber)  locken.  Auch  von  den  eigentümlichen 
(jauchzenden,  johlenden)  Lauten,  die  der  Sturmwind 
verursacht,  wenn  er,  bes.  zur  Nachtzeit,  durch  die 
Felsen,  Wettertannen  und  Sennhütten  fährt,  als  Vor- 
bote eines  Witterungsumschlags,  eines  Unwetters,  das 
auf  den  höhern  (Galt-)  Viehweiden  sehr  gew.  mit 
Schneefall  verbunden  ist  und  dem  noch  auf  der  Weide 
befindlichen  Jungvieh  gefährlich  wird.  Darum  wird, 
wenn  es  huschelet,  das  Vieh  schleunigst  gesammelt 
und  geborgen.  Dieses  b.  schreiben  die  Sennen  dem 
Büscheler  (GWalensee),  Büscheler  (GFlums,  Wl.)  zu, 
einem  dämonischen  Wesen,  welches  damit  das  Vieh 
ins  Verderben  locken  will.  De''  B.  chunnt !  heisst  es, 
wenn  ein  Witterungsumschlag,  ein  Unwetter  (Schnee- 
fall) droht.  -  Abi.  von  büi  2  (Sp.  1739).  Vgl.  auch  Osenbr. 
1864,    14. 

Büschen  in.:  Nachfestessen  an  einem  Hengart 
(s.  Heim-Garl  1  b  Bd  II    134)  GRObS.  (Bühler  IV  65). 

Kätornm.  /, n-,  li,  t,i  laus  ;.,<»i  mmiii),  Kssen  vor  Schlafen- 
gehen. 

biisch'ern:  Spiel,  bei  dem  ein  auf  einem  Bein 
[lüpfender   die  Andern    zu    fangen   sucht;    beim  Ver- 

ines  Standortes  ruft  er  h.!  BBr.     Si  machin 

h. ;  mir  wein  ei"s  b. 

Man  denkt  au  Pueeron  (Sp.  1749);  aber  es  hält  schwer, 
eine  begriffliche   Beziehung  dazu   herzustellen. 

haschiere".  Nur  in  der  Verbindung:  Buschierte 
(W\*),  Flaschenwein  Bs;  B;  S;  Z.  -  Frz.  boucher,  ver- 
spunden, zupfropfen. 

BiVsclHiltle"  ZAdlik.,  Büsehottle"  ZAuss.,  Bülach, 
Dättl.,  Elgg,  Oss.  f-ü-J,  Rafz  (-Ü-),  BischotÜe"  „Th;"  Z 
Glattf.  (-i-J,  rS.  (-%-),  Wl.  (-%■),  Wyl  (-%-),    Bufottlc"  7. 


Benk.  (Dan.),  Bifottle"  &cti(-i-);  ZSth. (-%-)  —  f. :  meist 

PI.  1.  der  geringste  Abgang  vom  Werg  beim  Hecheln, 
auch  beim  Spinnen;  nocii  schlechter  als  Chüder  (s. 
Bd  III  151/2).  aaOO.  „Auch  der  Zeug,  welcher  davon 
gemacht  wird"  Sc»;  „Th."  Im  Übrigen  werden  die 
B.  etwa  noch  zu  Seilen  und  Bändeln,  oder  aber  zum 
Verstopfen  von  Kitzen  und  Spalten  verwendet  SciiSt. ; 
ZBenk.,  Dättl.  .Man  sol  ein  stocken  mit  lindem  weich 
oder  büschotlen  umbwicklen.'  Tierd.  1563.  E"  halbi 
Banne"  rol  Bufottlc"  und  Flachs-chüder.  Gespräch  1712. 
—  2.  a)  Charpie  Z Glattf.  Syn.  Schlissen.  —  b)  Flocke 
Baumwolle,  dgl.  man  z.  B.  ins  Ohr  stopft  Z Eil.  Syn. 
Büschli.  —  3.  das  faserige  Ende  der  Peitschenschnur 
ScnSt.  —  4.  Neckname  der  Bewohner  von  ZAdlik. 

Vermutlich  eiue  urspr.  Zss.  =  ' Büsch-,  BüttA-ffottlm,  big. 
etwa  s.  v.  a.  .Lumpen,  die  zn  Bäuschen  verwende!  werden'; 
vgl.  dazu  die  parallele  Zss.  ,hnis  Büschtuoch.'  XVII.,  B 
Arzneih.  Zum  zweiten  T.  Tgl.  Il„tt,l  (Bd  11  177:!)  und  Hudd 
mit  Aurn.  (ebd.  995  ff.).  Der  Sehwund  des  inl.  h  nach  Gins.. 
zumal  nach  «,  hat  nichts  Auffälliges;  ü  bzw.  i  statt  ü  in  der 
ersten  Silbe,  wie  auch  «'  für  i*  erklären  sieli  als  lautges. 
Reduktion  in  der  Starktonsilbe  dreisilbiger  Wörter  von  der 
Form  """  (vgl.  z.  B.  Grös-Mueler,  ScK6- Lirer  für  Schud-L.), 
/li-  aus  Anlehnung  an  Zss.  mit  6t.  Der  eigentümliche  l  ber 
gang  des  inl.  »>/  wird  auf  Assim.  au  den  aul.  Labial  (viell. 
unter  dissim.  Einwirkung  des   folg.  t)  beruhen. 


Buschgade"  f.:  Hinterhalt.  ,Uf  des  li.  erüz  abent 
sind  die  franzosen  büchsenschützen  in  der  nacht  usher 
gfaren  und  ein  buschgeden  gschlagen  und  band  zwei 
vendli  landsknecht  ger  zu  grund  geleit.'  1554,  Gl 
Kriegsbericht.  ,Er  schlug  ein  Buscada  oder  verborgne 
Binderhut.'  BCvs.  —  Verk.  aus  dem  gleichbed.  it.  imboteala. 

jiuschge":  in  die  Hände  hauchen  bei  kaltem  Wetter 
Gr.   —   Nbf.  zu  püitt  n. 

Biisohgi,  auch  P-  n.:  Stück  Holz,  das  als  Loos 
dient.  D's  B.  legge",  loosen  GuKübl.,  Vals.  -  Räto- 
rom.  büacha,    Loos,   PI.  büschas,    Loosholz;   s.  Falliopi   S.   12:1. 


Basp  —  busp. 

Bispeli  n.:  kleine,  putzige  Person  ArM.  Vgl. 
Gispel  (Bd  II  482),   Wispel. 

Illisper  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  L;  G;  Seil;  ScnwNuol.; 
S;  Tu;  Ndw;  UwE.;  W;  Zg;  Z;  „allg.",  pusper  Aa 
Bremg.;  BG.;  GuD.,  Pr.,  S.,  Tschapp.;  ZDättl.,  O.tw., 
S.,  burschber  AARuedert.  (einzelne  Angabe),  brusper  U 
(Dr  Müller),  busperig  Artw.;  GoT.;  Seil;  S  (Holst.); 
TuEsch.,  Tag.  —  Comp,  mit  Uml.  BO.:  gesund  und 
frisch,  rüstig,  lebhaft,  munter,  lebenslustig.  aaOO. 
Syn.  alert,  fruetig,  munter,  nuefer,  schnueper.  a)  von 
Menschen.  Jillo,  b.!  b.  c"  wenig!  frisch  vorwärts  Bs. 
Dene"  fall  allwSg  Nüt,  Die  sind  b.  und  hellüf.  Scbwzd. 
(Tu).  Gi''d-me"-nen  Oppis  :'  tue",  so  rertändlc"d-si  d' 
/At,  dass  e"  Grits  ist;  aber  bi  lumpige"  Streiche",  dö 
sind-si  h.  und  helliif.  Scbwzd.  (L).  Er  isch  niichti 
recht  üflig  und  b.  g'si"  B.  Auf  die  Frage  nach  .Tmds 
Ergehen  erhall  man  etwa  die  Antwort:  Er  ist  g'sund 
und  h.  Aa;  Tu.  Er  isch  wider  gane  h.;  völlig  bei- 
gestellt B;  '/,.  p*  ha"  g'sait,  er  [der  Kranke]  sig 
wider  h.,  und  jetzt  säge"  s'  im  Ma""  umwe"  der  Busper- 
Ilciri  und  mir 's  Busper-Bet  BsLie.    Wenn  der  Winter 


itt; 


Basp— bnsp.     Bast  — tmst 


1778 


rerln  isch  und  d'  Sunne*  wider  Wärmi  giH,  6tn-t°* 
scho"  wider  b..  sagt  eine  Leidende  alte  Frau.  EHInggi. 
Auch  sonst  häufig  von  alten  Leuten,  die  trotz  ihres 
Alters  noch  rüstig-  and  leistungsfähig,  jugendlich  frisch 
sind  Aa;  B;  G;  Thj  Z.  l)'er  Ma""  ist  uo'h  b.  für  sVs 
Alter  '/.-.  er  isch  «r/1  aller  buspere*  B.  E"  guete*  Tag 
und  grüess-ech  Gott!  Gau:  p.  chunnt  der  alte  Bot. 
B  Hink.  Bot  1853  (Neujahrsgruss).  D'  Frau  Bas,  die 
ist  gar  b.  alliuil ;  si  ist  no'h  ase"  irie-n-c"  bäri  Jump f er. 
Stütz.  S.  auch  nuefer  (Sp.  681).  Von  Kindern,  jungem 
Volke  übli..  nam.  auch  mannbaren  Mädchen  Aa;  Bs; 
BO.;  GrU.;  Tu.  Es  b-s  Chindli,  Pürstli.  E"  b-s 
Maitli,  Wibervolch.  Auch  (doch  mehr  nur  occasionell) 
mit  speciel lerer  Bed.  a)  geil  GkD.  (Bühler);  sinnlich 
aufgeregt  AAWohlen.  —  ß)  flink,  gewandt;  eifrig, 
rührig  BsL.;  GW.;  Z.  .Knap,  hurtig,  difig,  busper, 
gnavus,  agilis,  celer.'  Red.  1002.  —  y)  lebhaft,  un- 
ruhig Sca;  Syn.  gisplig.  -  b)  von  Tieren.  E"  b-s 
Hündli  ScnwNuolen.  Nes  b-s  Binderü  Zg.  E"  b-er 
Maie"lcäfer  Bs.  D'  Märhe",  die  isch  b.  g'sl"  und  het 
toll  (/'fresse"  und  g'soffe"  BsLie.  Von  Vögeln ,  die 
flügge  werden  Z  (Dan.).  ,Das  Ross  ist  ferig.  es  ist 
gschwind.  Hui,  Ross,  nun  mach  dich  fort!  Biss  busper, 
spring  vornen.  spring  hinden.'  Stettler  1606. 

lu  gleicher  Form  und  Bed.  auch  Schwab,  und  eis.  (pttsper- 
lich);  daneben  mehrere  Synn.,  die  auch  lautlich  nahe  stehen: 
musper,  wusper,  gusper,  ferner  muater(ig);  s.  Bd  II  483;  Sp. 
509.  546;  Alem.  IV  20;  Schm.  I2  1682;  Gr.  WB.  I  17S9 
(,bewuschperf).  VI  2765;  Fr.  Ztschr.  VII  271  (.geboschbertf). 
Ob  diese  Formen  alle  auf  eine  Grundform  zurück  gehen  und 
wie  diese  gelautet  hat,  ruuss  vorläufig  dahingestellt  bleiben ; 
vgl.  auch  potter.  Von  einer  Abi.  auf  -bar,  woran  Bd  I  121 
gedacht  ist,  kann  jedenfalls  nicht  die  Rede  sein.  Das  ver- 
einzelt bezeugte  burachber  scheint  au  Bursch  angelehnt.  Zur 
Bed.  vgl.  noch  busig  II  (Sp.  1749). 

buspere",  in  ZZoll.  p-:  lebhaft,  munter  werden 
ZZoll.;  „allg."  Wieder  zu  Kräften  kommen,  wieder 
aufleben  B.     Es  dunl;t-mich,  er  busperi  neue". 

Busperi,  lt  Zyro  Busperi  —  f.:  frohe  Laune, 
guter  Humor  B. 

busperli"1':  =  busper.  I'h  bi"  b.,  pflegte  Einer  zu 
sagen,  wenn  er  angeheitert  war  L. 

Busper  m.,  PI.  Büspere":  leichte  Schelte  auf  Kna- 
ben, etwa  =  Knirps  SchwMuo.  Syn.  Trümper.  So,  so, 
ir  B-e" !  Hend  ir  reellen  e"  chli"  i"  d'  Chriesi?  zu  Kna- 
ben,  die   auf  dem  Kirschendiebstahl  ertappt  werden. 

Büspi  n.,  Dim.  „Büspeli,  Busperli":  Springins- 
feld, Mensch  von  lebhaftem  Wesen;  aufgewecktes, 
rühriges,  dabei  aber  übermütiges,  naseweises  Bürsch- 
chen  (um  die  Zeit  der  beginnenden  Flegeljahre)  B. 
,Es  möchte  vielleicht  manch  junges  Büschbi  über 
mich  lachen  und  sich  nicht  von  weitem  bei  fallen 
lassen,  dass  es  ihm  gehen  könnte  wie  mir.'  Gotth.  ; 
dafür  in  der  Ges.-Ausgabe:  ,manch  junges  Kerlchen.' 

Buspi  m. :  derb  humoristisch  für  Magen,  (dicker) 
Bauch  BsStdt.  Syn.  Budi  II  (Sp.  1036).  De"  B.  fülle", 
übermässig  essen.  De"  B.  tröste",  den  Hunger  stillen 
(Becker).  Zu  Kindern  etwa:  De  hesch  efangen  e" 
rechte"  B.,  Das  kunnt  vom  vile"  Suppen-Esse", 

biispig.  ,Die  pilger,  die  allein  seiner  [des  Schiffs- 
patrons] kost  geleben  muossten,  ursach  sy  sich  nit 
mit  zuo  büspiger  speis  auch  besorgt  hatten.'  1460, 
BvEptingen  (Gfo.  VII  319). 


Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


Bast  —  bust. 
S.  auch  ili>-  Gruppe   Basch   usw. 

Basti  fP-BG.)  m.,  in  BG.i  F;  Schw;  UUrs.;  W  ; 
Zolg.  n.,  PL  Bäster  BG..  ().;  F:  1.  a)  Pack-,  Saum- 
sattel; ein  dachförmiger,  hölzerner  Sattel  für  Waren- 
lasten, im  Gegs.  zum  Keitsattel  BG.,0.;  F;  GRÜbS. ;  L; 
UUrs. ;  W.  Er  het  du"  Saum  am  Badu"  uf's  11.  g' 'span- 
nte1 und  so  Alls  g'sämmw  enbrüf  uf's  G'leit  gebirt.  W 
Sagen  (WSaas).  Er  ist  vam  Sattel  uf's  B.  cho",  seine 
Lage  hat  sich  verschlechtert  W.  S.  noch  Bast-Esel 
(Bd  I  521),  -Chräzen  (Bd  III  927).  „Im  weitem  Sinne: 
Reitsattel. "  .Die  esel,  so  man  da  reitet,  band  einen 
bast,  als  lang  inen  der  leib  ist,  und  daruf  eine  grosse, 
rauhe  decken.'  1400,  BvEptingen.  .Darum  lat  [legt] 
man  [dem  Kameel]  ain  bast  und  somsattel  uff.'  Hs 
Stockar  1519.  ,Und  legt  sy  [die  Teraphim]  ander  das 
strauw  oder  b.  der  kamelen.'  1531,  I.Mosis;  dafür  .die 
palster  der  kameelen.'  1548;  ,den  Sattel.'  1667/1882. 
,Von  einem  ross  mit  dem  bast  4  d.  [Zoll].'  1532, 
Stricki..  .Die  kriegsknecht  [des  Marius]  schleipften 
rüstung,  narung  und  anders  in  räfflinen,  die  sy  zu 
rugk  lueden,  eben  wie  ein  maulesel  den  b.'  Tiekb.  1563; 
vgl.  2.  ,Dass  in  kurzem  niemants  mer  darauf  [auf  dem 
Maulesel]  reiten  kundt,  sonder,  do  es  vor  das  best 
[Reit-]tier  in  der  statt  geachtet,  muesst  man  es  yetzund 
under  den  b.  verkaufen  [also  zum  Lasttier  herabwür- 
digen], da  es  on  zweifei  geladen  worden  ee  zue  tod, 
dann  dass  es  sein  aufschlahen  anderlassen.'  ebd.  .Der 
b.,  clitella?,  saumsattel.'  Mal.  ,Ein  Trossross  sammt 
dem  B.  [soll  ein  Hauptmann  haben].'  1620,  vRodt  1834. 
Es  wird  befohlen,  8—10  ,Päster'  für  das  Zeughaus 
anzufertigen.  1664,  Ndw;  die  spätem  Zeughausrödel 
zeigen  nur  2 — 4  .Pferdebast.'  S.  noch  fratt  (Bd  I 
1337),  Kommet  (Bd  III  287),  Bolster  (Sp.  1220).  RAA. 
D'  Hand  am  B.  ha",  festhalten,  mit  starker  Hand 
regieren  W.  „Hand  an  Bast,  ihr  Leute!  jetzt  zuge- 
griffen, frisch  daran,  so  wo  es  etwas  Schweres  zu 
ziehen  oder  zu  tragen  gibt."  Hand  a"  B.  lege",  Etwas 
unternehmen,  angreifen  B  (St.b).  „Eim  d'  Hand  an'n 
[am.  St.1]  B.  ha",  ihn  unterstützen,  ihm  nach  Kräften 
beistehen."  's  isch  nötig,  das'  ich  a"  B.  heig,  helfe, 
fürsorge  B  (Zyro).  —  b)  Traglast  (des  Saumtiers) 
UUrs.  ,Dem  Pferd  ein  zu  schweres  B.  aufladen.'  — 
2.  Tragvorrichtung  für  Menschen.  , Marius  machet 
seinen  knechten  feine  bästlin  und  tragräfflin,  darmit 
sy  ir  rüstung  zuo  rugk  on  irrung  der  gweer  selbs 
dinsen  möchten.'  Tierb.  1563.  —  3.  Kissen,  das  dem 
Zugvieh  zum  Schutze  der  Haut  auf  den  Rücken  ge- 
legt wird,  samt  dem  es  festhaltenden  oder  daran  be- 
festigten Riemenzeug  (z.  B.  den  Riemen,  welche  die 
Gabeldeichsel  tragen)  Schw;  ZcÄg.  Legg  im  Muni 
der  B.  üf!  D'  Märhe"  slg-em  fürcho",  heig-em  d's  B. 
eerzert,  der  Saum  la"  g'hie".  .Ein  Bindketten,  ein  paar 
Eisenstrick,  ein  Hindergeschir  samt  Schällen  und 
Past.'  1818,  Z«Äg.  Kaufbrief.     S.  auch  Patsch  I. 

It.  basto,  frz.  bat  in  Bed.  1 ;  auch  bildl. :  Beschwerde, 
Last.  Das  W.  ist  mit  der  Säumerei  aus  Italien  herüber 
gekommen.  Das  Neutr.  viel],  eig.  =  Ge-bast,  Coli. -Bildung  zu 
basten. 

Sattel-Bäscheli:  Gurt  für  das  Rindvieh  zum 
Tragen  der  Gabeldeichsel  AaoF.     Vgl.  Bast  3. 

baste"  (p-  BG.,  O.):  1.  a)  das  Lastpferd  mit  dem 
Tragsattel  schirren  „L;"  W.  „Üf-b.u,  an-b.  W,  an- 
schirren;   ab-b.,   abschirren    „L;"    W.    —   b)  übertr.. 

112 


1779 


Bast,  liest,  bist,  bost.  Lust 


1780 


den  Meister  zeigen,  bemeistern.  ,Könden  wir  si  [der 
Z  Rat  die  Reislänfer]  nit  basten,  wie  dann  [sie]  im 
tuon  könden',  schreiben  1503  die  Stammheimer  an  den 
Z  Rat.  ,D'  Franzosen  und  d'  lanzknecht  [möchten] 
sich  berüemen,  dass  si  d1  Eidgnossen  gebastet  hättid.' 
Ansb.  —  2.  „(üf-,  ab-Jb.,  (auf-,  ab-) packen,  zunächst 
von  Waren  L."  —  3.  schwere  (Saum-)Lasten  tragen, 
befördern,  von  Maultieren,  Eseln,  Pferden,  auch  von 
Mensehen  BG.,  0.  .Per  Saumross,  Maultier  und  Oberräf 
werden  ganze  Fässer  Wein  usw.  auf  die  Alp  vom  Tale 
herauf  gepastet.'  HsNvd.  1890.  Übh.  schwer  und  müh- 
sam (bergauf)  tragen  BO.  —  4.  .(sich)  b.  uf',  sich 
stützen  auf.  .Sich  ganz  und  gar  daruf  gründen  und 
b.  als  uf  ein  stark,  fest,  unbeweglich  fundament.'  1524, 
Egli,  Akten.  , Darum  nüts  gruntlichs  ist  daruf  ze  b. 
oder  ze  glouben,  dass  einer  diss  oder  ens  erhalten 
und  beschirmt  hat  durch  die  disputation.'  ebd.  ,Man 
sieht,  das  ir  ufF  die  gschrift  pastend,  wenn  ir  wellend.' 
HBoll.  1531. 

ver-:  überladen,  z.B.  mit  Hypotheken,  Schulden 
UUrs.  Sini  Matte"  sind  über  und  über  verbastet. 

hand-e-baste":  1.  ,Hand  anlegen',  für  sieh  und 
Andere  allerlei  Geschäfte  besorgen,  Arbeiten  über- 
nehmen;  übh.  geschäftig  sein  UwE.;  New.  —  2.  einer 
Sache  (z.B.  einer  Menge  übernommener  Arbeiten)  sich 
gewachsen  zeigen,  sie  bewältigen  UwE.  —  Abi.  von 
der  Verbindung  Hund  a"   Bast  (kan);  s.  Bast  1. 

Paschgn.:  Traglast,  schweres  Gepäck  Nnw.  Vgl. 
Bast  1  b. 

„bastge""  Ap  (p-),  baschge"  AaP.,  Fri.,  St.;  Bs; 
1!;  GitUVatz.  V.;  L;  GFlums,  Rh.,  Sa.,  Wl. ;  Sch;  S; 
Th;  UwE.;  Zg,  paschge"  AaF.,  Ke. ;  Ap;  BHa.  (Zyro); 
PKerz.;  Ghü.,  Malad'.,  ObS„  Pr.;  GA„  ü„  Sa.,  Wl.j 
SchwMuo.;  'I  ii  (vorherrschend);  Ndw;  Z,  batschge"  Z 
Stall.,  Zell:  1.  a)  tr.  =  basten  1  b,  bändigen,  bewältigen, 
bezwingen.  aaOO.  a)  mit  pers.  Obj.  Eine"  p.  f-ge-b.] 
möge",  Eines  Meister  werden,  zunächst  durch  über- 
legene Körperkraft  im  Ringkampf  Ap;  Bs;  B;  Grt;  L; 
G;  Sch;  Th;  Ndw;  UwE.;  Z.  Sebie,  magst  -mi'1'  p.? 
Herausforderung  zum  Ringkampf  Th.  Nur  frisch 
an-en!  de  paschgist-e"  sehn"!  GSa.  Doch  auch  in  wei- 
term  S.  Er  hat  teilest  tue",  aber  der  Landjeger  hät-en 
geschwind  'baschget  Sch.  Wart,  Sürschli,  dich  will-i"1' 
scho"  b.!  B.  Der  Sep  mag  sini  Bliebe"  schier  nümme" 
p.  SchwMuo.  Eine"  nit  b.  und  nit  g'schweige"  könne" 
Bs.  Do  isch's  Trini'ii  wider  paschget  [zum  Schweigen 
gebracht]  g'si".  KBrandst.  (LBerom.).  .Hübschliclv 
sollte  der  Rat  überfallen  und  .paschgat'  werden,  ohne 
Schlag  und  Stöss.  1491,  G.  .Darumb  wir  ander  mittel 
suochen  müessent,  in  [den  Murner]  ze  paschken.'  1528, 
II  Schreiben.  ,i)ass  der  babst  Leo  nit  die  siuen  pasch- 
gen  möchte.'  Ansh.  ,VVir  fordren  herus  den  Daniel, 
denn  mögen  wir  baschgen  Israel.'  SBiuk  1535.  ,Der 
from  keiser  Heinrich  der  vierd  dorft  sich  nit  roden, 
er  was  paschgat.'  Vad.  ,Die  Appenzeller  bestgetend 
den  apl  sampt  seinen  heifern.'  ebd.  .Damit  du  die 
feind  paschgetest.'  1548/60,  Psalm.  ,Wer  müessig  und 
fürwitzigen  Sachen  nachgat,  der  sol  gepastget  werden.' 
1548,  11.  Thess.  3  (Überschr.).  ,Ir  [Schweizer]  wend 
all  herren  bassken  und  demmen.'  Rurf  1550.  ,[Gott 
soll]  d'  Philister  paschgen  und  tödton.'  VBoi.tz  1554 
.Jeremias  spricht:  Herr,  du  hast  mich  züchtiget  und 
ich  hin  paschget  worden  wie  ein  unzämpt  kalb.1  HBdll. 
1561.  ,Compescere,  paschgen,  gelegen,  hindersich  hal- 
ten, meisteren,  zämmen.    Frenum  raordere,  sich  lassen 


zöumen    und    zämmen   oder   paschgen.     Bastgen,    wo] 
demmen,  edomare.    Supplicio  constringere,  mit  straaf 

einen  paschgen  und  zämmen.'  Fris.;  Mal.  .Heinrich  III. 
ist  der  letste  under  den  teutschen  keiseren  gewesen, 
der  den  römischen  pfeifen  und  böpsten  das  biss  in- 
gelegt und  sy  gepaschget  hat;  nach  ime  sind  keine 
mee  kommen,  die  sy  also  mögen  meisteren  und  mores 
leeren.'  HBill..  Tig.  .Einem  den  gurt  eintuon,  das 
ist  einen  paschgen  und  demmen,  dass  er  nit  tuon  mag, 
was  er  will.'  LLav.  1582.  ,Die  Behemer  und  Wenden 
denipt  und  baschget  er  [König  Dagobert  I.].'  JJRüeger 
1606.  .Unrüewig  Leut,  welch  aber  wir  wollten  wol 
dämmen,  sie  haschken,  meistren  und  zämmen,'  Myki- 
cäüs  1630.  ,[Der  Mann]  wüss,  dass  er  ihr  [seiner 
Frau]  Heer  oder  sie  baschgen  möge.'  Schimpf«.  1651. 
.Baschgen,  übermeisteren,  superare,  vincere.'  Red. 
1662.  .Danahen  es  kein  Wunder,  wann  schon  zuletst 
die  Kinder  von  ihren  Eiteren  nicht  mehr  gepaschget 
werden  mögen.'  JMüller  1673.  .Domare,  demmen, 
bendigen,  bastgen,  zähmen.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Es 
ist  eine  so  elende  Zeit,  dass  die  Älteren,  die  sonst 
Alles  wollen  regieren,  ihre  jungen  Buben  und  Mägd- 
chen nicht  mögen  paschgen.'  Zg  Gespräch  1790.  .Wenn 
die  deutschen  Ritters  Gsellen  sie  [die  alten  Schweizer] 
im  Chrieg  hend  baschgen  wellen,  sind  sie  gstanden 
wie-n-e"  Maur,  lauter  Helden  dur  und  dur.'  Lieh  eines 
Schweizer  Bauren  1798.  S.  noch  flüchtigen  (Bd  I  1167), 
Iseit-Bisser  (Sp.  1692).  —  ß)  ein  Tier  b.  GRh.,  T.;  Tu. 
Es  Boss  b.  ,Die  Geissen  will  ich,  was  gilts,  schon 
paschgen.'  UBrauger.  ,Zu  herbst  1525  ward  min  ber 
ledig  und  must  in  zu  dud  schlachen,  wann  ich  in 
numen  mocht  baschen  [!].'  1530,  HsStockar.  ,Etlich 
Springer  [männliche  Fjsel]  sind  so  geil  und  ungestüem, 
dass  man  sy  mit  listen  muess  paschgen,  änderst  brin- 
gen sy  die  härd  in  leiden.'  Tierb.  1563.  .Dass  man 
wilde  tier  paschget  frei.'  1576,  Z  Neuj.  Ant.  S.  noch 
Bock  (Sp.  1123).  —  y)  eine  Last,  eine  Arbeit  b.,  sie 
bewältigen,  ihr  gewachsen  sein  ApV.;  B;  F;  Gr;  L; 
G;  Tb;  Ndw;  Z.  Ich  ha"  de"  Sack  fusch  nid  möge"  b.  B. 
lltlf-mer  die  Burdi  p.  FKerz.  Wie  mängisch  han-ich 
's  Gharrli  bi-mer  g'lia",  dass-ich  die  rele"  Büntel  nid 
hätt  möge"  p.  L  (AZurGilgen).  U"d  gab  es  keini  Ka- 
nonier, ivas  nützte"  de""  d'  Kanone"?  D'rum  leb  e" 
jede"  brave"  31a"",  de"  d'  Stuck  und  d'  Mürsel  b.  eine  ". 
GKuhn  1811.  Die  Üfgäb  isch  üppe"  scho"  no"11  z'  b., 
wem  d'  der  [dir]  Müei  gisch  B.  Das  mag-i'''  ellei"  nid 
h.  Th;  ZS.  „Magst  du  es  b..  kannst  du  es  mit  beiden 
Armen  zshalten  ?"  .Sy  werend  dem  wasser  [des  Meeres], 
das  es  nit  ahveg  drin  [in  die  Salzpfannen]  luff,  es  wurd 
sust  zu  vil  salz,  das  es  niemen  müchti  baschen.'  1530, 
HsStockar.  S.  noch  über-hochen  2  (Bd  II  978)  und  vgl. 
meisteren  (Sp.  536).  —  5)  Kleider  p.,  sie  abnutzen, 
zerreissen  ThHw.  -  e)  ein  Quantum  Speise,  Ge- 
tränk  ausessen  bzw.  austrinken  Aa;  Ap;  B;  „Gr;" 
G;  Sch;  Schw;  Tu;  Ndw.  „Wir  haben  so  viel  Obst, 
dass  wir  es  kaum  b.  (damit  fertig  werden)  können." 
Si  hei"-mer  so  vil  Quätschger  g'ge",  i'h  ha"-si  chüm 
chönne"  b.  B.  Iss  nW  wacker,  de  tritrsl  d,r  Scliüsseli 
roll  Chost  [Erbsensuppe]  voll  möge"  b.  Sch.  D'  Ghrivsi 
[im  Paradiese]  sind  wie  Gkegelchugle"  g'si"  und  irtr 
\'irr  händ  ei"8  allei"  chiim  möge"  b.  PHeng.  is;',ii.  Dan 
Brot,  de"  Most  mag-i'1'  scho"  j>.  Tu;  Ndw;  Z.  Auch: 
nach  Herzenslust  (Obst)  essen,  von  Kindern  ZO.  - 
Z)  Neigungen.  Leidenschaften,  Begierden  //.  B;  UwE. 
D's  Mal  luisge",   die  Zunge  im   Zaume  halten.    Id.  Ii. 


17M 


Bast,  best,  bist,  bost,  busl 


1782 


.Sin  trutz  and  hochmuol  ward  paschgat'  Vau.  ,[Eaiser 
Konstantin  habe]  «las  eerengeitig  practicieren  iler  bi- 
sehofen  zu  Rom  abgcstelt  und  paschgat.'  ebd.  .Zu 
paschgung  seines  ticisches  nit  alle  Bpeissen  niessen.' 
ebd.  .Die  töube  paschgen,  fnrorea  compescere.  Frenare 
voluptates  ac  domare,  wollüst  zämmen  und  paschgen.' 
Fms. ;  .Mal.  .Der  sinen  geist  baschget,  das  ist  sine 
böse  anfechtnngen,  der  ist  herrlicher,  dann  der  ein 
statt  eroberet.  Prov.  16.'  LLav.  15S4.  ,Ein  gsell, 
der's  maul  und  d'  füess  nit  bassgen  möcht,  dem  niüesst 
sein  dise  (Narren-] kappen  recht.'  GGotth.  1599.  — 
b)  intr..  ringen,  die  Kräfte  messen,  auch:  sieh  raufen, 
herum  balgen  (meist  von  Knaben)  Aa;  Bs;  Gr;  Sch; 
Schw;  S;  Tu;  Ndw;  UwE.;  Zg;  Z.  Der  Storchst  wird 
Meister,  wie  bim  Paschge*  ZLimm.  Mit  Hirn,  mit 
enand  baschge".  Hei"  d'  Manne"  midier  öppe"  'baschget 
iiiitenandtr.  so  sin-cne"  keini  Fetze"  in  de"  Hände!" 
'hübe"  wie  jetz:  du  isch  anderi  Busti"g  an  de"  Chlei- 
dere"  g'si"  BsLie.  (Meier).  —  2.  üf-,  ab-baschge"  = 
basten  2,  von  Saumtier-  und  andern  Lasten  BHa. ;  SL. 
Me"  het  Das  dem  Boss  üfbaschge"  SL.  Ich  baschge1 
's  Chäs-  und  Milchg' sehirr  üf.  Schild.  Sennenfahrten. 

—  3.  sich  abmühen  Nnw.  Der  paschged  g'nueg  a" 
dem  Plinder.  —  4.  =  basten  4.  .Cardinem  cause  in 
aliquo  ponere,  fürnemlich  auf  ein  puneten  oder  recht- 
sach  tringen,  etwan  auf  einen  artikel  setzen,  auf  einen 
grund  paschgen.'  Fkis.  —  Aus  'baitegen,  Weiterbildung 
zu   Lauten. 

ume(r)-:  tr.,  herumstossen,  mit  Einem  ringen 
GnGlar.,  Luz.,  S.,  Tschapp.  Sich  herumbalgen :  D' 
Nachibuebe"  händ  enand  nacht  recht  ume"paschget  ZS. 

—  er-:  1.  verst.  hasch  gen  1  AAZein.;  Bs;  Scb;  S.  ,Ein 
David  erbaschget  zuweilen  einen  Goliath.'  Spreng. 
,Mit  beiden  Armen  nit  e.  (umfassen)  können.'  ebd. 
Ein  Pferd  e.  S.  Er  hat  's  noch  mögen  e.,  er  hat  die 
Portion  Speise  noch  aufgegessen  (trotzdem  er  eig. 
vorher  schon  satt  war)  Sch.  Etwas  mit  viel  Kampf 
und  Arbeit  erringen  BsStdt.  —  2.  mit  Schlägen,  Püffen 
traktieren  GrD.     Er  hed-ne"  wacker  erbatschget. 

Bast  II  in.:  1.  (in  Z  lt  Dan.  Bosch)  wie  nhd.  Zg;  Z. 

—  2.  =  Bast-Holz  (Bd  II  1256)  GRh.,  T.  —  3.  =  Ma- 
schelen 1  (Sp.  502)  GWe.  —  4.  Saum  an  einem  Kleide. 
•Sy    machend    ouch    gross    ire    bäst.'    Zwingli    (nach 
Matth.  23,  5);    sonst   ,söum'  auch  in  der  Z  Bibel.   - 
lind,   hast  m.   d.,  auch   in  Bed.  4.     Zu  4  vgl.  auch  Bäst. 

Lind-  Limpast  ZGÄg. ;  ZZolL.  Limpatsch  Ndw, 
Limpisch  S:  1.  al  Bast  der  Linde  Ndw;  ZZoll.;  in  S 
auch  der  Espe,  der  zu  Stricken  und  Seilen  (L.-SeilJ 
verarbeitet  wird.  .Ausgaben:  vor  Lindbast  7  ß.'  1803, 
Z  Haushaltungsb.  .3  Lindbastdecken.'  1805,  ebd.  — 
b)  eine  Art  groben  Gewebes  aus  ganz  lose  gedrehten 
Fasern,  zu  Säcken  oder  Packhülle  für  leichte  Waren 
verwendet  ZoÄg.  —  2.  ,Ein  ulmerbaum,  ruostbaum, 
rystenbaum.  yllmen.  lindbast,  ulmus  arbor.'  KdGesn. 
1542  und  darnach  Fris.;  Mal.;  s.  Bd  I  193.  —  lind- 
bast in  limpasti":  aus  Lind-Bast  (in  Bed.  1  b)  be- 
stehend ZGÄg.  Eii  limpastenef  Sack.  Ubertr. :  Lim- 
pasteni  Turpe",  Torfstücke,  die  im  getrockneten  Zu- 
stande ganz  weich  sind.  ebd. 

Sidel-:  Seidelbast,  Daphne  mez.  B;  GS.,  oT.; 
ScHwE.,Ma.   ,Zydelbastsaft.'  ZcArzneib.  1588.  -   Mhd. 

zldelbatt. 

Warze"-:  =  dem  Vor.  GWe.  —  Mit  der  Kind.-  werden 
Warzen  unterbunden. 


Üf-besten:  aufbinden.  ,üo  wolt  si  der  tüecher 
eines  weschen,  und  do  si  es  ufbast,  do  waren  ludren 
dar  iniie.-   1383,   /.  R  il 

ent-:  enthäuten;  die  Hau!  abziehen.  ,Du  hette  I 
Hin  -  en  entbesl  bau  d'  bärenhnt.'  1536,  Lied.  ,Der 
igel,  so  ei  entbestet  ist  oder  geschunden.'  Tierb.  1563. 

—  Mhd.   enh 

Bast  111  in.  BStdt,  gew.  zsgesetzi  Chüttene*-Pasch 
Z  (Spillm.),  -Bäschli,  -Päschli  A.A.;  ScnSt. ;  /..  Kittenv- 

lic'stc"  Bs:  aus  eingekochtem  Quittensafl  bereitetes 
Confect,  als  Schleckerei  für  die  Kinder,  bes.  zu  Weih- 
nachten und  Neujahr.  aaOO.;  in  ZZoll.  in  Fischform, 
als  erfrischendes  Mittel  verwendet.  —  Zu  it.  ptuta.  Vgl. 
auch   ChütU  nen-Bä 

„Bast  IV  m.:  gepflasterter  Platz  vor  einem  Hause 
F"  (St»). 

Viell.  mit  dem  Vor.  zsgehörig;  zur  Bed. -Vermittlung  vgl. 
etwa  Pflaster.  Oder  beruht  die  Angabe  Stalders  auf  einem 
Lesefehler  für  Bafii  s.  Sp.  1040 

Bast.  V:    1.  Past  m.,  pasto,  pranzo   PAL  (Giord.). 

—  2.  „Bast  n.,  geringes  Futter  für  Pferde,  Bei-  oder 
Zwischenfutter  im  Gegs.  zum  eigentlichen  Futter 
UUrs." 

basta  (auch p-)  Aa;  B;  Gr;  Th;  Z,  baste,  p-  L;  U. 
baschge  L;  UwE.;  Ndw  (p-):  Interj.,  genug  davon! 
Gew.  in  der  Verbindung:  und  de (r) mit  basta!  Aa;  B; 
Th;  Z;  äbaschge!  UwE.  (Nu)  b.,  nun  gut  Gr,  je  nun, 
so  sei  es,  meinetwegen  L;  U.  G'stürchlet  hem-mer  man- 
gist  g'förlich ;  basta,  wem-mer  nur  vertrünnt.  JBHafel. 
Interj.  der  Wegwerfung  Uw.  Basta  Böne"  '.  s.  Sp.  1311. 
Jo  baschge  Bune".  du  lii.<ch  e"  Frau  Bäs!  BMohr  1880 
(L).  S.  noch  Brom  -Beri  (Sp.  1471).  —  It.  tasta,  es 
gentigt.      B.  Bönen  aus  basta,   (e)   buono. 

bastänt  Bs,  bastand  LG.;  „Z":  1.  nur  präd., 
„kräftig,  stark  genug  zu  Etwas";  Einem  oder  einer 
Sache  gewachsen.  aaOü.  Mit  ,für,  wider.'  Für  so 
nes  Tschüppeli  Bure"  sind  mir  no'h  sauft  b.  JBHäppl. 
.Weil  solches  Gefrorenmachen  und  Zauberkunst  wider 
gläubige  Leut  nit  allwegen  bastant  und  vest  genug 
ist.-  .IMüller  1661/6.  Mit  Dat.  P.  od.  S.  Der  .Züger' 
in  einem  Konkurs  soll  .zeigen  und  darlegen,  dass  er 
dem  getanen  Uffahlszug  genugsam,  bastand  und  ge- 
wachsen seie.'  Z  Mand.  1660/94.  ,Kein  mächtiges 
Wesen  ist  mir  pastandt  zur  Gegenwehr  gewesen.' 
JCWeissenb.  1701.  .Wir  meinen,  wir  wollen  ihnen 
[unsern  Feinden]  wol  allezeit  bastand  sein.'  JJUlr. 
1733.  Mit  Inf.-Satz.  , Basel  sei  wegen  seines  offenen 
Landes  nicht  bastant,  eine  Armee  aufzuhalten.'  1641, 
Bs.  ,Sich  einbildend,  sie  seien  bastand  genug [!],  allen 
ihren  Feinden  zu  widerstehen.'  AKlingl.  1695/1704. 
,Die  Underpfänder  sollen  von  denen  Bichteren,  ob  sie 
die  auf[zu]nemmeiide  Summ  zu  ertragen  genugsam 
seien  oder  nicht,  mit  Fleiss  gewürdiget,  und  wann 
sie  für  bastand  erfunden  .  . .'  1757,  Bs  Eq.  Abs.  En 
Krauter  iseh  en  alte''  il/«"",  ico  noch  b.  isch  Bs;  s.  Bd 
III  917.  —  2.  reichlich,  zumeist  von  der  Kost  Bs.  Mit 
Wrechsel  des  Subj.:  Men  isch  b.  bi-n-em  [einem  Kost- 
geber], gut  gehalten.  -  It.  bastante,  genügend.  Das  W. 
auch  bei  Schm.  I2  299. 

Bastand  Ndw,  Bastanz  GoT.:  in  der  Verbindung 
B.  halte",  Stand  halten,  ausharren.  Er  chann-em  nid 
Bastand  halte".  .Standhaft  und  vest  wie-n-ä  Maur, 
und  wenns  zehn  Mal  schlenkerte,  zehn  Mal  Pastanz 
gelullten.'    UBhägger  1782.     .Ich  versprach,    dass  ich 


17-:; 


1  vi .   best,   bist.   bust.  bust 


1784 


wolle   Bastanz   halten.'    ebd.    17S7.    —    Vgl.   it.   basta 
das  Anhalten,  Ausdauer,     llxsuind  k.  scheint  Gontamination 
aus  Saatdnz  h.   und   Sta  i 

Bastard  Gr,  Baster  Bs;  B;  S;  Z,  Paster  Aa;  Ap; 
B;  Tb;  Z,  Basehger  Z  —  m.,  PI.  unver.:  wie  nhd., 
von  Tieren,  bes.  Schweinen  (Kreuzung  der  englischen 
mit  der  Landesart),  Kaninchen,  Hunden.  Vögeln  (B) 
und  Tun  Pflanzen,  seltener  von  Menschen,  aaOO.  Nur 
von  Vögeln  TitBerl.;  Brachsenbastard  THErm.  (ONä- 
geli).  Auch  als  Schimpfname  auf  Kinder  eingewan- 
derter Reichsdeutschen  ZStdt  (vereinzelte  Angabe). 
, Bastardkäse-,  halbfetter,   1684/1763,  Gr. 

l'usere  ä.  Quelleu  bieten  uur  die  volle  Form:  ,basthart' 
(so  noch  1500,  Absch.;  Ansh.;  Vogelb.),  ,bastart,  -4'  (1516, 
n-.li.;  1531/1707,  Hebr.;  JJEUeger  1606),  .baschart."  1479, 
Z  Burgerburh   (,der  B.  von  Bnrgundi');    1500.    1516,  Absch. 

Lappi-Faster:  Bastardform  des  grossen  fran- 
zösischen Kaninchens,  mit  einem  aufwärts  stehenden 
und  einem  herunter  hängenden  Ohr  BE.  -  Lappi  zu 
frz.   lajnn. 

ver-pastere":  durch  Rassenmischung  züchten, 
von  Vieh,  Hunden,  Kaninchen,  Hühnern;  entarten  Aa; 
Ap;  B;  Z.  's  ist  Alls  verlästeret.  En  verpastereter 
Spitz,  ein  nicht  rassenreiner  Spitzhund  Ap.  Bes.  von 
Gartengewächsen,  Gemüsen:  W't:""-mc" 's  Chrüd  [Man- 
gold] z'  nach  a"  d'  Btuikelruebe"  zue  pflanzet,  so  ver- 
lästeret 's  ZS. 

Baste"  (?):  Tragstange  an  der  Sänfte.  ,Zu  ver- 
kaufen: Eine  brave  und  kommliche  Litiere  samt  denen 
Basten  und  anderer  Zugehörde.'  Bs  Avisbl.  1732. 

Entlehnt  aus  frz.  bäton,  älter  baston,  das  nach  Hatzfeld. 
Dictiounaire  gen.  210  speo.  auch  die  Stangen  an  der  Sänfte 
bezeichnet. 

Pastenei:  gem.  Pastinak,  Pastinaca  sat.  PI.  Pa- 
steneier Bs  (Spreng);  Mal.  , Süsse  Würzen,  als  da  sein 
die  Pastaneier.'  JRLandexb.  1608.  ,Der  Pastenei  oder 
Pastenachen,  wie  man  sie  an  anderen  Orten  nennet.' 
Rhagor.  ,1'astaneien.'  Schwz.  Botanicus  1687.  ,Pa- 
stinaten  oder  Pastenei.'  JCSdlzer  1772. 

S.  Gr.  WB.  VII  1493.  Der  Ausgang  -et  weist  auf  ein 
zu  Grunde  liegendes  ahd.  'pastinagia  neben  dem  belegten 
pastinaga.  Der  PI.  auf  -eier  beruht  auf  Unideutung  des  W. 
in  eine  Zss.   mit  Ei.     Vgl.  auch   Pastinaggen. 

Pastete11,  gew.  Bastete*,  in  Ap  Bachstete" :  1.  Pastete, 
allg.  Sür-siessi  B.,  mit  zerhacktem  Fleisch  und  Ko- 
sinen gefüllt  BsStdt.  P-en  erscheinen  etwa  als  Fest- 
gebäck, z.  B.  am  Neujahr  (s.  Bd  III  63  und  vgl.  Sing- 
Abend  Bd  I  38)  oder  an  Hochzeiten  (vgl.  FJSchild  1889, 
26/8),  in  GBern.  Ende  XVIII.  an  der  .Ämterbesetzung' 
neben  ,Durten.'  ,Brötene  P.  [aus  Brotteig]'  wurden 
in  GR.  im  XVII.  an  den  officiellen  Martinimahlzeiten 
aufgetischt  (Rickenmann  117).  Die  Festspeise  am  St 
Fridolinstage  ist  die  ,Glarner  P.';  vgl.  Schweiz  1898, 
500.  In  den  Städten  gab  es  und  gibt  es  noch  heute 
besondere  Pastetenbäcker;  s.  auch  Schleck-Choch  (Bd 
111  125);  .Hasteten-Bacher'  bei  GBinder  1535.  V.  824. 
Vgl.  noch  Pasteten- Hits  (Bd  II  1721),  ferner  Manestren 
(Sp.  295),  backen  (Sp.  958).  In  RAA.  Bas  gäb-i<*  nüd 
um  (für)  e"  B.,  von  etwas  Wertvollem,  Willkommenem 
Aa;  /..  o  Himmel,  schick(-mer  e")  B.'.  AaB. ;  ZStdt; 
Spkww.  1869,  11.  Himmel,  tue-dich  üf  und  schick  B..' 
Sch,  komischer  Ausdr.  der  Verwunderung,  des  Er- 
schreckens (.Himmel'  biess  ein  Pastetenbäcker  in  AaB.). 
Es  passi  e'sämme"  wie  <  /'  an  <  Mistgable1.  Schild 
(S).    Mi"  i  liiuiii-fii  zu  Allem  brache",  wie-n-e"  chalti  1'. 


ScnSt.  S.  auch  die  Vexierantwort  unter  bis  l  (Sp.  1699). 
Im  Kinderlied:  Heideldum  (oder  Bilderidum,  Heidtl- 
deridumj  P.,  de"  Müller  schlaf  si"  Bete"  (Grete*)  Z. 
Bildl.,  Lockmittel.  ,Es  ward  mit  gelt  so  vil  gehandlet, 
dass  [die  eidg.  Söldner]  den  babst  Hessen,  ab-  und 
wider  heim  zugen;  da  ward  an  kanzlen  geredt:  si 
wärid  wol  durch  und  durch  zogen,  wenn  si  vor  den 
franzesischen  hasteten  hättid  mögen  fürkommen.'  1510, 
Ansii.  —  2.  plumpe,  träge,  dumme  (Aa)  Weibsperson 
ApH.,  IL;  Sch;  Th;  Z;  vgl.:  e"  Jumpfer  irie-n-e"  P.  Z. 
Du  hast  dir  d'  Frau  als  e"  Hätsch  vor g' stellt  und  als 
e"  B.  d'  Tochter.  Usteui.  E"  sür-siesm  B.,  von  einer 
unangenehmen  Person:  Wo-n-i'h  Wschell,  macht-mer 
i/'  Lisetten  uff.  So,  bisch  auc''  noch  dö,  du  sürsicssi  P.? 
sag-ic''  still  fir  mich;  denn  si  isch  e"  falsch  i  Katz  gege" 
mf''  g'si*.  Schwzd.  (BsStdt).  E"  chalti  P.,  Schelte 
auf  eine  spröde  Frauensperson  ZStdt.  En  alli  P., 
verächtlich,  altes  Weib  SchSL  —  3.  a)  Durcheinander, 
von  Reden  ohne  Ordnung  und  Zshang  ScHwMa.  ,Das 
war  wieder  eine  rechte  P.',  z.  B.  von  einer  Predigt.  — 
b)  (unangenehmer)  Handel.  Angelegenheit,  Geschichte, 
Ding.  E"  rerdammti  (SchwE.),  e"  wüesti,  leidi  (Scnw 
Ma.),  c"  heülosi,  schöni  (ß)  P.  Ghunnd-mer  Uten  entöl 
e"  leidi  B.  s'  Blande"  ol  süss  eswas  U"lieb.  Schwzd. 
(GuPr.).  Jeses  Maria,  gäbti  Das  nid  e"  B.  für  der 
arem  Vetterma""!  ebd.  Ph  han-em  si"  ganz  l'.  üf  deckt, 
den  ganzen  unsaubern  Handel  ScnwMa.  Dö  hei"-mer 
iez  die  P..'  die  Bescherung  B.  Du  heiligt  B..'  iez  han- 
ich  g'rad  d'  Hauptsach  vergesse" !  Schwzd.  (L).  En  alti 
P.,  eine  alte  Geschichte  Aa;  Bs;  Z.  Wer  eil  fragt, 
Dir  göt  ril  irr;  's  isch  en  alti  P.  Brbitenst.  Uf  Das 
üfc"  het  's  düe  es  Bitzli  'besseret,  bis  glich  einisch  wider 
die  ald  B.  [der  Streit  mit  Österreich]  uf  de"  Lade" 
diu"  isch.  Schweizeumi'nd  (U).  Die  ganz  P.  ist  hin 
Aa,  rerchoget  Ap.  Er  zalt-em  die  ganz  B.,  die  ganze 
Zeche.  L  Tagbl.  1898.  [Der  Schlitten]  lärt  die  ganz 
P.  üs,  die  ganze  Gesellschaft.  KdIIey.  1844.  Gang 
mit  der  ganze"  B.  e"  chli"  me  linggs!  scherzend  zu 
Einem,  der  uns  im  Wege  steht  Z.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VII 
1492.      Bachstete"  volksetyni.  an  backen  angelehnt. 

Hafen-.  B  Kochb.  1756.  Nr  19!'.  —  G'häck-: 
Pastete  mit  Füllung  aus  zerhacktem  Fleisch  BStdt ; 
vgl.  B  Kochb.  1830,  133/4.  —  Hole»-.  Höggiss-Böggiss, 
Benggiss  Bäijöggiss  ond  Höle"bastHe" !  Ausruf  der  Rou- 
lettenhalter auf  Kirchweihen  L  (RBrandst.  1883,  97). 
Vgl.  höggen  (Bd  II  1099)  und  die  weitem  Entstellungen 
unter  bocken  (Sp.  1135).  —  Haue"-:  wie  das  Vor. 
Höggiss-Böggiss,  Häne"bastete" !  es  lauft,  es  lauft!  L. 
—  Chuchi-Bastetli:  halbmondförmiges  Pastetchen 
mit  Füllung  aus  zerhacktem  Fleisch  Aa;  BsStdt;  in 
ZStdt  Basler  Pastetli  genannt.  —  Ch(r)ügeli-Ba- 
stete":  mit  Fleisch-Chriigeli  (s.  Bd  III  188)  gefüllte 
Pastete  B.  ,Kügeli-P.',  eine  Festspeise  im  alten  Lu- 
zern;  s.  Liebenau  1881,  212.  —  Kardinal-:  Pastete 
mit  einer  Füllung  von  feingehacktem  Fleisch  und  Ge- 
würzen. B  Kochb.  1756,  Nr  187;  1796,  Nr  200.  Vgl. 
dazu  Kardinal-Tateren,  sowie  die  ,Kardinal-Mazarins- 
Pastete.'  BKochb.  1756.  Nr  197.  —  Lass-si"-:  Vexier- 
wort. L.  und  Mangelturte" ,  scherzh.  Antw.  auf  die 
Frage:  )i'as  hend-er  z' Imbig?  Spitww.  1869.  —  Milch- 
li°g-  (s.  Sp.  207  o.).  in  Z  Milke"-P.  .Herren,  die  nicht 
um  Milch  und  Brot  sich  zu  bekümmern  haben,  son- 
dern höchstens  darum,  bei  welchem  Pastetenbeck  man 
heute  die  Milchligpasteteli  holen  lasse.'  Uottu.  — 
Musteri°gs-Pastctli:    Pastetchen,    die   früher  bei 


I7s:, 


Bast,  best,  bist,  bost,  Imsi 


1786 


den  militärischen  .Musterungen'  (s.  Sp.  546)  von  Kna- 
ben, die  auf  dem  Exerzierfelde  anter  der  Mannschaft 
umher  giengen,  feil  geboten  wurden  mit  dein  Kufe: 
Pastetli  heiss,  für  ne"  Chrüzer  ei's!  A.\f;  s.  Arg.  VIII 
425.  —  Patronelle'-Pastöte».  BKochb.  1756,  Nr 
196.  —  Schii. ss- :  scherzh.  Bezeichnung  des  Schiess- 
gewehrs. .Karrabüchsa,  klei  und  grosse  Schüsspasteta 
und  aller  Gattig  Biestermenta.'  Gespr.  1712.  S.  noch 
Stifcl-Büchsli  (Sp.  1006)  und  Ute  (Bd  III  1550,  wo 
dafür  Sehiss-P.J.  Vgl.  auch  Busteten.  —  Schinutz-: 
=  Schm.-Giiggel  (BdlI194)  Z;  Syn.  auch  Sehm.-Turten. 

Timballe1'-  Bs.  ,T-en  ä  3  ti.'  Z  Hoehzeitsürte 
17:U.  Ein  ausführliches  Recept  s.  BKochb.  1796,  Nr 
125.   —  Frz.  timbuh,  Fleischtopf. 

bastetle":  1.  , Etwas  scheinbar  verändern,  um 
dadurch  zu  überlisten  L;  Zg'  (St.b);  spec.  die  Spiel- 
karten schlau  mischen  (ohne  gerade  zu  betrügen)  „V(  I." 
Syn.  bruggen.  —  2.  „Etwas  (ein  Geschäft,  eine  Wahl) 
mit  Intriguen  zu  Stande  bringen  VO." 

p  astet  ne":  Pasteten  backen  U. 

Basti  f.:  Bastei.  ,Also  füerend  ein  klag  die  pastyen 
mit  sampt  den  zerbrochnen  mauren.'  1531,  Klagel. ; 
=  .pasteien.' 1548;  ,Vonuaur.'  1667.  .Pastei,  die  veste, 
propugnaculum,  munitio.'  Mal.  Bildl. :  .Hierumb  sy 
[die  Päpstler]  disem  stürm  [der  Reformation]  mit 
aignen  bastien  oder  Satzungen  furkommen.'  Kessl.; 
vgl.  Luthers  Bild  von  den  drei  Schutzmauern  des 
Papsttums. 

Bastide"  f.  (gew.  PL).  Bastidi  f.:  Mühe,  Beschwerde, 
phys.  und  psych.  GnPr.  D's  Ufchlcttere"  dürch  d's 
Plaiseli  [Rasenhang],  uto's  gär  nüd  me  fellig  g'si"  ist, 
hät-nen  due  fast  kei"  B.  me  g'gi".  Schwzd.  Michel  hed 
d's  mäch  Veh  g'handlet,  dass's  d' Milch  g' schwinder 
aher  lessi  und  d's  Nani  nid  sa  vil  Bastidi  ha"  müessi 
bim  Strupfe",  ebd.   —  Nbf.  zu  Fastidi  (s.  Bd  I  1115). 

ver-bastien  -basteie":  fest  verbinden,  zuschnüren 
ScnSt.  (Sulger). 

Pastinägge"  GW.,  Pastinäde"  GGoss.,  Stdt,  Ta. :  (PI.) 
=  Pastenei.  Die  Pflanze  wurde  in  der  Zeit  nach  dem 
Auftreten  der  Kartoffelkrankheit  als  Ersatz  für  die 
Kartoffel  eingeführt.  .Wilde  Pastinak,  Pasternak,  Pa- 
stinaca  sat.'  Z  Anl.  1775. 

Bastützier  m.:  =  Apostützler  2  (Bd  I  363).  ,Keer 
dich  an  kein  b.  nüt,  der  dir  dann  rodt,  die  weit  z'ver- 
lon.-  JKolross  1532,  neben  , apostützler.'  ,Er  meint, 
es  sy  kein  frömmer  mensch  uff  erd,  dann  er.  Er  ist 
ein  rechter  b.'  ebd. 

Ba st üt z  1  er i  f. :  =  Apostat zlerl.  ,Du  nimst  dir  für, 
gross  glychsserey  ze  tryben  und  b.'    JKolross  1532. 

.Bast  m. :  1.  beschmutzter  Saum  an  einem  Kleide 
CTUrs.  —  2.  gew.Pl.jBäsrer,  trockener  Rotz  in  der  Nase 
oder  sonst  etwas  Schmutziges,  z.B.  an  Ärmeln,  ebd." 
—   Vgl.  Baut  II  4. 

Baust  Poust  m. ;  physisch  oder  moralisch  angreifen- 
der Vorfall  BR.  E"  P.  üsstän,  z.B.  auf  dem  See  oder 
auf  dem  Felde  von  einem  Sturm,  Unwetter  überfallen 
werden.     Vgl.  Pantsch. 

Bauster  1,  gew.  üim.  Bausterli:  1.  hässlich  ver- 
mummter Mensch,  bes.  zur  Fastnachtszeit  L.  .  Uns 
chiinnd  du  für  nes  B.,  was  für  ein  Gespenst  kommt 
daher?"  Syn.  Gspausterli.  Kindergespenst  BsL.  - 
2.  Vogelscheuche,  z.B.  auf  Hanfäekern  L.  —  3.  häss- 
lich gekleidetes,  hässliches  Weibsbild  L.  -  Vgl. Potterii. 


baustere"  I,  boust(c)re"  (bouwslere"  BO.  1t  Zyro, 
bü'stre*  BSi.),  in  BR.  p-,  Dim.  päusterle"  BThunei 

1.  unpers.,  toben,  vom  Schnee-,  auch  Regensturm 
BE.,  0.  Synn.  s.  u.  guxen  (Bd  II  571/2).  —  2.  tr. 
a)  scheuchen,  jagen;  nur  mit  Ortsadvv.:  use"  &.,  hinaus- 
treiben, -jagen  ..  B-u.;  „L".  p*  ha"  d'  China  use"  'bou- 
steret,  si  hei"-mer  zue-n-es  grüseligs  G'heije"  g'ha".  Zyro. 
.Einen  weg  boustere",  abigere.'  Id.  B.  —  b)  meistern, 
bezähmen  .11;  L."  —  3.  keifen,  .seine  Unzufriedenheit 
scheltend  äussern  BoAa.  Die  Wiber  hei"  aber  recht 
'bauster et. 

Vgl.  Amn.  zu  Busch,  ferner  besten.  Zu  '2  und  :!  stimmt 
brem.-niedersächs.  bustern,  vertreiben,  mit  Ungestüm  weg- 
jagen;  einen  derben  Ausputzer  geben. 

er-:  tr.,  hernehmen,  herumzerren,  zausen,  durch- 
prügeln BSa.  Ich  chummen  z'  hand  selber  die  Kerlissa" 
gan  erbaustren  .  . .  Er  chunnt  mit  nein  grossen  Stecken 
und  hat  die  zioien  Mützera"  erbjättet,  bis  dass  im" 
ganza''  Bügg  ein  Blieici  ist  g'sln.  JJEomang.  —  üs-: 
hinauspeitschen,  hinausjagen  BSi.  —  „Ter-:  1.  Jmdn 
ausser  sich  bringen,  bezaubern,  behexen.  Er  hat  mich 
ganz  verbaustert  L.  —  2.  Etwas  ganz  in  Unordnung 
bringen,  verderben  L."  Verbausteret,  verwirrt,  wie 
verhext  L. 

Bausterete"  Poustrete"  f.:  1.  Schnee-  oder  Regen- 
sturm BR.  —  2.  Streit,  vom  Wortwechsel  bis  zu  Tät- 
lichkeiten, ebd. 

bausterig  I:  stürmisch  BO. 

Bau  stete11  Poustete"  f.:  =  Baust  BR. 

Banster  II  n. :  .halbrundliche  Hervorragung,  Bausch 
B;  L."  .Bouster,  tumor  in  vestimento  ob  abundantiam 
materise.'    Id.  B. 

„baustere"  LI:  refl.,  sich  auftragen,  z.B.  von  Tuch 
B;   L."    —   S.   Anm.  zu    Busch. 

bausterig  II:  „von  Etwas,  das  sich  aufträgt, 
bauscht  B;  L."     ,Bousterig,  suffarcinatus.'    Id.  B. 

best:  im  Allg.  wie  nhd.  Vgl.  den  Pos.  guet  (Bd  II 
535  ff.)  und  die  Compp.  bass  (Sp.  1650  ff.)  und  besser 
(Sp.  1671  f.).  1.  adj.  Die  schlimmste"  Zaler  sind  die 
beste"  Maner  SchSI  (Sulger).  ,üie  Frau  tat  es  den 
Bäuerinnen  zuvor  und  wollte  die  beste  [vornehmste] 
Frau  in  der  ganzen  Gemeinde  sein.'  Gotth.  ,[Die  eidg. 
Deputierten]  begaben  sich  etliche  noch  selbigen,  der 
beste  [grösste]  Teil  des  andern  Tages  gen  N.'  Pariser 
Reise  1664.  —  2.  subst.  a)  von  Personen.  Der  Erst 
de"  Best  s.  Bd  1470;  dafür  der  Erst  Best  B;  Tb;  Z. 
, Damit  Solches  der  Erste  der  Beste  verrichten  könne.' 
Bs  Mand.  1777.  .Welchen  das  Loss  treffen  tut,  der 
soll  das  Ampt  versehen.  Man  sagte  damalen  sprieh- 
worts-weis:  Je  der  Ärgst  wäre  der  Best,  und  werden 
am  ersten  gefürderet.'  Sprecher  1672.  S.  noch  lest 
(Bd  III  1463).  Der  Best  het  e"  Geiss  g'stole",  Kenn- 
zeichnung einer  schlimmen  Gesellschaft  B.  P/Iaster 
a"  de"  Mure",  d' Bliebe"  sind  die  Ffile" ;  Chriesi  a"  de" 
Este",  d'Maitli  sind  die  Beste",  Spottreim  der  Mäd- 
chen Zg;  s.  Sp.  925.  ,Seit  der  best!'  tut  mir  den  Ge- 
fallen! TStimmer  1580;  vgl.  bös  (Sp.  1719).  —  b)  von 
Sachen,  a)  's  Bett.  S.  lest  (Bd  III  1468).  Mer  wend 
's  Best  hoffe"  ('s  Ander  chunnt  sustj  Th;  Z;  vgl.  hoffen 
(Bd  II  1042).  's  Best  tue".  Tue  (tüeä)  me  d's  (z'  Tsch.) 
Best,  RA.,  womit  man  sich  bei  Einem,  der  sich  ge- 
fällig erwiesen  hat,  für  weitere  Gefälligkeiten  em- 
pfiehlt Gr.    Sin  Best  tuen,  sein  Möglichstes  BR.  's  Best 


1787 


Bast,  best,  bist,  bost,  bnst 


1788 


'tu"  [ich  liabe  mein  Bestes  getan],  Antwort  einrs  aus 
dem  Gottesdienst  Kommenden  auf  die  Frage:  Guet 
Andacht  verrieht?  (LTobler).  , [Die  Schlächtermeister] 
sollen  nach  irem  vermügen  ir  best  tuon  und  auf  die 
jarstag  essen  und  trinken  nach  ehren  und  nutz  der 
gesellsehaft  darstellen.'  1533,  AALaufenb.  .Hucetilluc, 
Torquate,  vos  versetis  licet,  tuond  das  böst  und  das 
best,  wie  ir  mögend.'  Fius. ;  Mal.  ,Ihr  Wägstes  und 
Bestes  tun.'  Z  Sturmordn.  1772;  s.  übrigens  noch  wäg. 
Mit  Dat.  P.  ,Min  vatter,  tuo  mirs  best,  mach  mich 
zum  minsten  knecht  in  dinem  huss.-  GBinder  1535. 
,Ä,  tuond  mirs  best!  Ich  stirb  sust  zletst  [vor  Hunger].' 
ebd.  Dafür  auch:  , Einem  z'Best  tuen.'  Eltern,  welche 
ihr  Gut  den  Jungen  abtreten,  vergessen  nie  folgende 
Bestimmung  in  die  Eheberedniss  aufzunehmen:  .Wenn 
aber  die  jungen  den  alten  nit  zu  best  tätin.  sollen  die 
alten  ir  guot  wider  zu  ihren  banden  ziechen.'  XVI., 
Hagenb.,  Sigr.  .Wan  der  Schuldner  den  Gleübiger 
erbetten  mag,  das  er  ihme  noch  wyter  zu  Best  tue 
und  die  Hauptsumma  [das  Kapital]  widerumb  uf  6  Jahr 
anstellen  will.'  XVII.,  L  Ansehenb.  .Das  Best  reden, 
sagen.'  ,Gott  gebe  allen  dien  ein  verhites  jar,  die  das 
beste  darzu  gerett  [zu  dem  Bündniss  geraten]  haben.' 
1393,  Z  Batsb.  , Boten  redten  heftig  das  best  dar- 
zwischent,  und  ward  auf  den  abend  vertragen  [ge- 
schlichtet].' An  f.  XVI.,  BAnz.  Mit  Dat.  P.  ,Precator, 
fürbitter,  der  für  einen  andern  bittet  oder  eim  das 
best  redt.'  Fris.  ,Darum  rede  er  ihnen  also  das  Beste.' 
FWyss  1070.  In  der  lebenden  Spr.  Eim  z'Best  rede", 
zu  seinen  Gunsten  reden,  sich  für  ihn  verwenden 
AaKöII.;  Ap;  Bs;  BO. ;  GRPr.;  L;  Th  ;  Ndw;  W;  Z; 
s.  Sp.  1716  o.  We""-me"  no'h  z'Best  redi  und  Ättes 
nützi,  so  tüend-i'-es  Eim  nach  Jär  und  Tag  g'rad  in's 
Gege"teil  rercheren  und  sägen,  nie"  hei  noch  am/hetzt 
statt  abg'hebt.  GFient.  Auch  mit  Dat.  S.  ,Es  sei  nun 
einmal  schon  so  und  geschehenen  Sachen  müsse  man 
z'  Best  reden;  man  müsse  essen  und  vergessen,  nicht 
ändern  wollen,  was  geschehen  ist.'  XHerzog  1863.  Vgl.: 
.[Junker  zu  seiner  Magd:]  Man  soll  zu  gschechnen 
Sachen  z'  Best  reden.  [Magd,  die  den  Wein  im  Keller 
hat  ausfliessen  lassen :]  Grad  mir  ists  also  ergangen ; 
bitt  derhalben,  der  Junker  wolle  das  Best  dorzu  sagen.' 
Schimpfr.  1651.  —  ß)  spec,  Kampfpreis,  insbes. 
Schützenpreis  Ap;  so  an  den  Höehzit-Schiessen  (s.d.): 
der  erste  Gewinn  hiess  's  Ere"-Best  oder  's  Best,  der 
zweite  's  zweit  (Ere"-}  Best  usw.  Die  Preise  bestanden 
zumeist  in  Löffeln  mit  eingravierter  Inschrift,  die  sich 
aufAnlass  und  Rang  des  Gewinnes  bezog.  ,[1552  an 
dem  Schiessen  zu  THWeinf.]  ist  das  best  gsin  ein 
ochsen  für  12  gl.'  ZWthur  Chr.  ,Zu  Rorschach,  allwo 
sie  [die  Musqueten- Schützen]  das  Beste  gewonnen.' 
1578,  KWild  1847.  ,Bravium,  die  gaab,  so  man  dem 
beiden  im  kämpf  gibt,  das  best.'  Fris.  Auch  ,die  best' 
[erg.  ,gab'].  Beim  Schiessen  in  Colmar  betrug  .die 
best'  50  fl.  und  wurde  gewonnen  von  Einem  ,der  ist 
gsin  uss  den  wachden  an  unserer  herren  stadt  Zürich. 
die  ussert  der  statt  umhin  sitzend,  das  also  die  best 
und  die  nahest  sind  in  unserer  herren  statt  kumen.' 
1560,  Z.  Hieher  viell.  auch:  Wo  u-end-er  iez  noch 
's  Best  hole",  wohin  wollt  ihr  jetzt  noch?  ScHSt.  — 
Y)  in  formelhaften,  präpos.  Verbindungen,  aa)  ,im 
Besten.'  1)  .Kobur  Eetatis,  das  fürfaren  im  laben,  so 
der  mensch  im  besten  ist.'  Fuis.  ,Absolom  machte 
es  kurz :  er  musste  im  Besten  seiner  Jahren  darvon.' 
AKybdrz  1753.     Vgl.  Besti.  —    2)  in  bester  Absicht, 


Meinung,  Gesinnung;  vgl.  ,in  Guetem'  (Bd  II  512). 
,Das  wir  üch  dann  im  besten  nit  unverkundet  haben 
lossen  wellen.'  1474.  Bs  Chr.  .Es  sei  das  im  besten 
und  nit  zu  widerdriess  besehenen.'  1490,  Gfd.  .[ Ich 
bin]  also  im  besten  wider  hindersieb  geritten  ;  ob  ich 
aber  recht  oder  nit  getan  hab,  mag  ich  nit  wissen, 
jedoch  so  han  ich  das  im  besten  zuo  banden  ge- 
nommen.' 1521,  Absch.  .Der  herr  tuets  warlich  in 
dem  besten.'  GBinder  1535.  .Wir  habend  sölichs  [eine 
Busse]  für  diss  mal  im  besten  und  uss  gnaden  unstraf- 
bar ufgehebt.'  Z  Hand.  1545.  Bes.:  Etwas  .im  Besten 
(auch  ,zum  Besten,  für  das  Best)  ofnemmen,  verstau 
[usw.].'  ,Sy  betten,  die  sach  für  das  best  zu  verstan.' 
Edlib.  .Das  vermerken  von  uns  im  besten.'  1518, 
B  Urk.  .Es  ist  ein  so  gross  vertruwen  in  ir  manheit. 
dass  wir  alles  zum  besten  ufgenommen.  ouch  zum 
aller  besten  erkennen  wellend.-  1521,  Absch.  .Etwas 
im  besten  aufhemmen  oder  dultig  und  von  guotem 
gmüet  tragen  und  leiden,  anirao  meliore  aliquid  ferre. 
Für  guot  aufnemmen,  zuo  guotem  aussiegen,  im  (aller) 
besten  verston,  a>qui  boni  facere,  mitiorem  in  partem 
interpretari.'  Fris.;  Mal.  .Welches  Alles  der  Leser 
im  Besten  (wie  es  dann  gemeint)  von  mir  verstehen 
wolle.'  Guler  1625.  S.  noch  in  (Bd  I  288).  —  ßß)  's  isch- 
mer  nit  ganz  com  Beste",  ich  fühle  mich  nicht  ganz 
wohl  Bs  (EKron);  in  Tu;  Z:  's  isch-mer  nid  am  Beste". 
—  YY)  'Die  ding  vereinigen  nach  dem  allerbesten.' 
1475.  Bs  Chr.  ,0b  wir  möchten  erfaren,  wo  [der  Feind] 
lige,  hond  wir  unser  knecht  hinüber  geschickt  und 
hond  ain  man  gefangen  uud  den  gefraugt  und  erindert 
nach  dem  besten,  ungefoltert.'  1499,  Gr.  —  dd)  ,bim 
Besten'  s.  bi  (Sp.  904).  ,Bim  Besten  muest  es  Trink- 
geld han.'    Joh. Mahler  1620/45.  —  es)  ,zum  Besten.' 

1)  Etwas  .zum  Besten  haben,'  als  Gewinn,  Nutzen, 
Überschuss  haben.  .Die  Gremper  sollen  auf  ein  Pfund 
Anken  mehr  nicht  zum  Besten  haben  als  6  d.'  Bs  Tax- 
ordn.  1646.  ,Was  noch  hinzukommen,  hast  du  zum 
Besten,  quod  hinc  accesscrit,  id  de  lucro  putato.  Hab 
nichts  zum  Besten,  nihil  hinc  lucri  feci.'  Hospin.  1683. 
,Du  heftest  der  Fürsehung  Gottes  trauen  sollen,  Gott 
werde  dich  wol  erhalten,  wann  du  schon  nicht  vil 
zum  Besten  habest  und  nicht  vil  verdienen  könnest.' 
JMever  1694.  Es  hed  Nänt  zuem  Beste",  es  fehlt 
wenig,    beinahe    Ap;    vgl.   vorig  1  c    (Bd  I  934).    — 

2)  .Wenn  diese  Herren  jederzeit  dem  gemeinen  Wesen 
und  beeden  streitigen  Orten  zum  Besten  gegebene 
Vorschlag  wolten  mit  einem  unpassionierten  Aug  an- 
schawen.'  Widerlag  1658.  —  3)  Öppis  zum  Beste" 
(je",  wie  nhd.  —  4)  s.  bös  (Sp.  1706.  1710).  —  3.  adv. 
a)  best,  a)  best  biete",  ge",  einem  Andern  für  eine 
von  ihm  gekaufte  Sache  mehr  anbieten,  geben,  als 
er  bezahlt  hat  Bs;  Z.  Von  dem  Andern,  der  den 
Profil  macht,  heisst  es  dann:  Er  het  best  beko"  BsL. 
Best  mache",  zu  seinem  Vorteil  bandeln,  gewinnen  B. 
I'1'  ha"  best  g'macht.  Ber  Chrultc  |  diese  Person] 
macht  best  derb]  und  lachet-dich  hinder  <lui>  lliiggi"  üs. 
MWai.hkn.  .Hast  best  gemacht  [beim  Wechsel  der 
Dienstboten]?'  Gotth.  ,So  ungefähr  war  Hans  z'weg; 
doch  das  hatte  er  best  [kam  ihm  zu  gute],  dass  sein 
Alter  nicht  strenge  war.  es  mit  ihm  nicht  genau 
nahm.'  ebd.  —  ß)  in  Verbindung  mit  den  Verben 
.können,  iniigen.'  .Du  sluogen  und  stachen  si  uff  hin; 
des  werte  er  sich,  so  er  beste  mocht.'  1394,  Z  Ratsb. 
,Daa  «ill  ich  tuon,  so  best  ich  kann.'  Ritef  1550. 
.Wederer  Teil  je  be.-d  mocht.  der  tat  best.'  Guler  ltilti; 


1789 


Bast.  best.  bist,  bost,  bnst 


1790 


»gl.  boss  (Sp.  1651).  ,Die  sollend  scheiden  und  Friden 
machen,  so  best  als  sie  können.' GrVDörf.  1692.  ,Er  ver- 
sichert [befestigt]  Morben  lii^  zur  Ankunft  der  anderen 
Pündtneren,  best  als  er  immer  mag.'  Sprecher  liiT'i. 
—  b)  -'  best,  <x)  (Kinn  :'  best  hu",  rede"  s.  2  b  a.  — 
ß)  Öpjiis  :'  hest  mache",  gewinnen,  erübrigen  B(Zyro). 
Öppis  s' best  ha",  zu  gut  haben  B  (Zyro).  Th  ha"  nnch 
Oppis  £  best  bi-der.  Eine"  .'Inst  ha"  B(Zyro),  sonst 
(auch  in  B)  zum  Beste"  ha",  wie  nhd.  —  7)  Es  chil 
nüd  sr1  best  Gl,  in  Th;  Z  nid  am  Beste".  Es  hät-mer 
aber  nüd  z'  best  g' falle".  Alpendott  1808.  Wer  z'leggst 
lacht,  lachet  :'  Inst.  JBoos  (L).  —  d)  ,Den  knechten 
wil  icb  zeigen  an  diu  wil  und  meinnng  zbest  ich  kan.' 
JRdef  1539. —  e)  de'  hest,  am  besten  ZO.  Du  tuest 
de"  best,  wenn  .  .  .  Es  hilft,  ist  de''  best.  .Wir  habend 
haiter  vorbehalten,  dass  wir  dise  Satzung  und  Ordnung 
mfigen  minderen  und  mehren,  wie  wir  dann  meinend, 
Gott  und  gemeinem  nutz  der  best  zuo  dienen.'  1528, 
JGöldi  1897. 

Die  ä.  Belegre  machen  es  wahrscheinlich,  dass  in  den 
Wendungen  (Eim)  .'  Bett  tue",  rede"  (unter  '2  b  a)  z'  Best 
auf  das  Best  beruht;  für  die  MAA.,  in  denen  Dies  '«  Best 
hätte  ergeben  müssen,  ist  z'  Best  als  Analogiebildung  nach 
andern  Verbindungen  mit  ze  wie  z  Leid  w&rclie"  zu  erklären. 
/','  best  (3  c)  eig.  präd.  Attr.,  auf  ein  männliches  Subj.  be- 
zogen, z.  B.  er  hat  der  Best  [=  als  der  Beste]  y'schosse",  dann 
als  Modalbestimmung  zum  Vb  gefasst  und  in  dieser  Function 
weiter  verbreitet.  Von  formellen  und  syntaktischen  Besonder- 
heiten sind  noch  anzumerken:  a)  die  Verbindungen  .best 
seines,  ihres,  unseres  Vermögens.'  Guler  1616;  JMüller 
1661  (,best  seines  Vermögens  zu  helfen');  1685,  ApHeiden 
(.Steg  und  Weg  best  unseres  Vermögens  besseren');  184-2, 
ZOGlatt  (.best  unsers  Vermögens  zu  raten  und  zu  helfen"); 
den  Ausgangspunkt  bildete  ein  modaler  Gen.  wie  z.  B.:  ,Dass 
sy  die  herd  der  schaaffen  Christi  bests  irs  könnens  und  Ver- 
mögens weidind.'  JWolf  1561.  Hieher  auch:  .Damit  nun 
solchen  leichtfertigen  verfüehrischen  Nachttänzen  und  Heu- 
gerteu  ein  Abschnit  ze  tuon  und  hest  Möglichkeit  vorzebuwen 
höchst  notwendig  were.'  GrD.  LB.  .Damit  Schand  und  Laster 
bei  dergleichen  Anlässen  best  Möglichkeit  hiuterhalten  wer- 
den.' ebd.  —  b)  der  Acc.  .Besten'  des  subst.  Neutr.  (.Schliesse 
die  Augen  dises  Haupts  [des  Bürgermeisters]  auf,  dass  sie 
des  1.  Vatterlands  Besten  sehen.'  AKlingl.  16S8)  und  der 
Gen.  .Bestens'  (.Die  Kosten  werden  Bestens  wegen  aufge- 
hoben, die  Parteien  zur  Ruhe  verwiesen.'  1730.  Absch. 
.Welchem  der  hiessige  Magistrat  nach  angewohntem  Aus- 
druck von  Bestens  wegen  sich  unterzogen. '  JLWeissenb. 
177-21;   vgl.  zum  Letztern  .Rechtens'  bei  Gr.  WB,  VIII  405. 

Kren-  s.  best  2  b  ß. 

Herren-  f.:  von  der  Übrigkeit  bei  den  Schiessen 
der  städtischen  Schützengesellschaften  gespendeter 
Ehrenpreis.  XVI./XVIIL,  ZWthur;  Syn.  Fri-Krönen ; 
vgl.  best  2  b  ß.  Die  H.  war  nur  für  Einheimische  be- 
stimmt. .Welcher  die  H.  gewinnt,  soll  schuldig  sein, 
den  Tatsch  wöchentlich  dreimahl  zu  sprützen  und  zu 
schwärzen.  So  er  Solches  unterlässt,  zahlt  er  2  Schil- 
ling Buss.'  ZWthur  Schiessordn.  .Welcher  die  H.  ge- 
wonnen, soll  den  Pfeil  tragen  und  die  Kreiden  an 
ihrem  gehörenden  Ort  bei  dem  Tetsch  haben  bei 
1  Schilling  Buss.'  ebd. 

Nach-  f.:  zweitbester  Schützenpreis.  ,l)as  best 
der  gaben  under  den  büchsenschützen  hett  gwunnen 
einer  ab  dem  Züricher  see  .  .  .  und  die  nachbest  ist 
in  unserer  herren  und  oberen  stadt  kumen.'  1568, 
UMey.  Wthur.  Chr.  S.  noch  best  2  b  ß. 

Besti  I  f.:  1.  das  Beste  GrD.  I'h  will  zu  dem 
Schick  [Heirat]  min  B.  tuen,  mein  Möglichstes  tun. 
.Wenn  man  stürm  lütt  und  wer  das  hört  und  mit  si 


besti  darinn  dait  . . .'  Ar  LB.  1 109.  .Wir  haben  söllichs 
nit  gwalt  noch  in  empfelch  gehept,  sonders  solichs  in 
der  best  ücli,  unscrii  herren  und  oberen,  zuoschriben 
wellen.'  1521,  Absch.  .[Er]  geiget  nach  seiner  Beste 
[bestmöglich].'   GKönig  1695.  2.   bester  Zustand, 

Zeit;  spec.  Blüte  des  Lebens,  auch  „des  Wohlstandes" 
Ap;  „VO";  Gl;  GrD.,  Pid.;  GW.;  ScnSt.  (Sulger);  ZS. 
En  Mann  i"  schiner  B.  GRFid.  (Nock)  i"  der,  siner 
B.  si".  Zu  schiner  B.  ist  das  en  rechte"'  Feger  g'sin 
Grü.  (B.)  „Das  Mädchen  ist  in  siner  B.  VO."  ,In  der 
Besste  ihrer  Jahren  ins  Gras  beissen.'  UBräguer.  ,Ein 
Mann  in  der  Beste  seiner  Jahre.'  Schalch  1836. 
.Welch  erbärmliche  Rolle  spielt  der  [durch  den  Trunk 
heruntergekommene]  Hausvater  in  seiner  Familie! 
Welche  elende  Figur  macht  der  Mann  in  seiner  Beste, 
wenn  er  [im  Delirium]  zittert  wie  ein  altes  Weib!' 
Schecss  1841  (Ap).  .Ein  hengst  kompt  biss  auif  20  jar 
zue  seiner  beste.'  Tierb.  1563.  .Integra  setas,  so  einer 
in  seiner  beste  ist.  Parthi  adulti,  stark  und  mächtig, 
die  yetz  in  ir(er)  b.  sind.  Florem  aetatis  tangere, 
zue  seiner  b.  kommen.'  Fris. ;  Mal.  ,0  dass  es  ein 
ding  umb  mich  wäre,  als  do  ich  in  meiner  beste  was!' 
LLav.  1582.  ,Dann  er  zur  selben  zyt  erst  im  nünund- 
dryssigisten  jar  sines  alters  und  desshalben  in  siner 
beste  was.'  RGwalth.  1584.  ,üa  ich  40  Jahre  jünger, 
in  meiner  Beste  und  an  dem  königlichen  Hofe  nicht 
der  minste  wäre.'  JMüller  1673.  ,Er  ist  in  seiner 
Beste,  fiorenti  ajtate.'  Met.,  Hort.  1692;  Denzl.  1716. 
S.  noch  Müch-Fass  (Bd  I  1051). 

Pe'st  (in  Z  tw.  B-)  —  f.:  Beulenpest,  auch  für 
ähnliche  verheerende  Seuchen  (so  die  Cholera  Ap; 
s.  JMerz  1836,  187/8).  Vgl.  die  (z.  T.  volkstümlichem) 
Synn.  Bülen-Töd,  schwarzer  Tod;  weiterhin  Sterbend. 
Obgleich  seit  200  Jahren  erloschen,  hat  die  P.  in  der 
Erinnerung  bis  heute  tiefere  Spuren  hinterlassen  als 
irgend  ein  anderes  Ereigniss.  Die  P.  erschien  als 
ein  .grosses  Auskehren':  als  sie  1611  und  1629  in 
GHenau  ausbrach,  sah  man  Nachts  ,ein  weisses  Fräuli' 
mit  einem  weissen  Besen  an  einem  Hause  emsig  die 
Türschwelle  kehren,  worauf  ein  weisslicher  Rauch 
aufstieg.  Henne  1874,  269;  vgl.  ebd.  268  und  Lüt., 
Sagen  114.  In  LMeggen  zeigte  sie  sich  als  kleines 
blaues  Räuchlein,  das  in  eine  Spalte  in  der  Stuben- 
wand  fuhr  (Lüt.,  S.  115),  in  AALengnau  als  blaues 
Feuerlein,  und  die  Leute  sagten,  die  P.  well  sich  i"- 
neste";  vgl.  dazu  Henne  3  67.  Ganze  Dorfschaften 
sollen  ausgestorben  sein,  so  ÄAHausen.  In  BSumisw. 
blieben  nur  so  Viele  am  Leben,  dass  sie  Alle  an  einem 
runden  Tische  Platz  fanden,  der  noch  jetzt  erhalten 
ist.  In  ZF.  gaben  um  1630  die  wenigen  Überlebenden 
ihrer  Freude,  einander  noch  am  Leben  zu  finden,  da- 
durch Ausdruck,  dass  sie  sich  von  einer  Talseite  zur 
andern  mittels  des  Milchtrichters  den  Morgengruss 
zuriefen.  An  verschiedenen  Orten  entstanden  Klage- 
lieder wie:  Isch-es  nit  en  Jammer  und  e"  Chlag:  3G 
Liehe"  in  eim  Grab!  U;  s.  noch  Arch.  f.  Volksk.  III  136. 
In  AaB.  waren  Angst  und  Schrecken  so  gross,  dass 
die  Totenglocke  nicht  mehr  geläutet  werden  durfte 
und  die  Totenwagen  über  Nördlinger  Tuch  geführt 
wurden,  damit  sie  nicht  knarrten.  Wer  vom  Niesen,  dem 
Vorboten'der  P.,  befallen  wurde  (vgl.  Sp.  817/8),  wurde 
als  verlorner  Mann  sich  selbst  überlassen;  in  BL.  sah 
man  darauf,  ob  aus  pestverseuchten  Häusern  kein 
Ranch  mehr  aufstiege  und  verbrannte  sie  dann.     An 


1701 


Bast,  liest,  l>ist,  bost,  bust 


1702 


den  Häusern,  wo  ein  Pestkranker  gestorben  war.  wurde 
vor  der  Totenkammer  ein  weisses  Tüchlein  ausge- 
hängt, worauf  dann  der  Tote  abgeholt  wurde  AaNussIi. 
Zur  Abwehr  der  Pest  veranstaltete  mau  Kreuzgänge, 
so  in  AaB.  nach  Wyl  zum  Pestheiligen  StRochus;  in 
AAWürenlingen  setzte  man  einen  besondern  Feiertag 
(Pestilenz-Firtig)  ein,  in  ZGÄg.  rief  man  den  hl.  Se- 
bastian an.  Oder  man  beschwor  und  bannte  die  Pest; 
vgl.  die  Pestbesehwörungsformel  Arch.  f.  Volksk.  II 170; 
Beispiele  für  Verkeilung  der  Pest  s.  Henne  1874,  269; 
2 413  f.;  Lüt.,  Sagen  114/5.  In  AALengn.  wurde  das 
Feuerlein  durch  Bewerfen  mit  Jauche  vertrieben.  Me- 
dizinische Gegenmittel  waren  Chnöblaueh  (s.  Bd  III 
1007;  auch  AaRoi'cI.),  Baldrian  (Sp.  1197),  Binz  (Sp. 
1412),  Ästrenzen  (Bd  I  578),  Biberneü  (Sp.  923/4); 
Brunnkresse,  auch  Sägspäne  und  Asche.  Der  Orts- 
name i"  's  Beste"  ZF.  soll  die  Erinnerung  an  das  Auf- 
hören und  die  Grenze  der  Seuche  erbalten  haben, 
indem  dort  das  Vögelein  auf  dem  Baum  den  ratlosen 
Menschen  das  Arcanuni  mitgeteilt  habe.  Nach  einigen 
Erzählungen  hieng  das  Erlöschen  der  Seuche  damit 
zusammen,  dass  die  Leichenführer  Leichen,  die  ihnen 
auf  dem  Wege  zum  Begräbnissorte  vom  Wagen  fielen, 
liegen  Hessen  in  der  Absicht,  sie  bei  der  nächsten 
Gelegenheit  mitzunehmen;  da  starb  aber,  gleichsam 
ihnen  zum  Trotz  und  zur  Strafe,  Niemand  mehr,  und 
sie  mussten  jene  Leichen  besonders  abholen  AaB., 
Rord.,  Ruin.,  Würenl.;  ZWasen.  Anderwärts  knüpft 
die  Sage  das  Aufhören  der  Pest  an  den  Glauben  von 
der  Totenprozession:  das  letzte  Opfer  sieht  sich  selbst 
als  Letztes  im  Zuge  AABell.;  GSev.  (Henne  1874,  269); 
ScbwMuo.  Auf  der  First  des  Hauses,  in  dem  der 
letzte  Todesfall  vorkam,  wurde  ein  Strohkreuz  zum 
Andenken  errichtet  AAMellst.  Eine  Aufzählung  der 
Pestepidemien  in  der  Schweiz  bis  zum  Ende  des  XVI. 
s.  Sonntagsbl.  des  Bund  1880,  Juli  bis  Bez.  Vgl.  zum 
Ganzen  noch  Arch.  f.  Volksk.  111  133/6;  aZoll.  1899, 
98  f.;  HTürler,  die  Pest  im  Oberland.  Bern  1893;  Z 
Anz.  1890,  19/21.  RAA.  Stinke",  schmecke"  wie  d' 
(oder  e")  P.  AaF..  Ke.;  BsStdt;  B;  F;  Th;  U;  Z.  Du 
schmeckst  zom  Mül  use"  ice  ne"  Post  F.  Chüf  die  P., 
wenn  du  noch  nit  g'nueg  hest,  sagte  man  noch  100 
Jahre  nach  dem  Auftreten  der  Pest  sprw.  von  einem 
Geizhals,  dessen  ganzes  Trachten  aufs  Zusammenlegen 
irdischer  Güter  gerichtet  war.  DGemp.  1884,  71. 

hat.  pestie.  Das  W.  ist  erst  uhd.,  junger  als  das  gleich- 
bed.  Ptttüenz.  An  die  lat.  Grundform  schliesst  sich  die  Form 
,Pestess'  (,1611  ist  ein  Ratstag  iu  N.  N.'s  Huss  gehalten 
worden,  wyl  die  P.  uffem  Rathuss  gewesen.'  GT.  Tageb.). 
,Die  Fast.'  1629,  SchNeuk.  Chr.  Das  W.  mehrfach  als  Masc 
1629,  GrChur  Taufbuch,  Zu  deu  RAA.  stt'nie"  usw.  wie  d'  /'. 
ist  zu  bemerken,  dass  die  Pestleielicu  rasch  in  Verwesung 
iibergiengen. 

Holz-  s.  Cheibet  1  (Bd  III  104). 

pestiere":  fluchen.  Mit  Vätern P.  MUsteri.  Siehe 
noch  Gr.  WB.  VII  1573. 

Pestilenz  f.  ,Zuo  zyten,  so  die  pestilenz  umb- 
gieng.'  1471,  JUöldi  1897.  ,[Sie]  sygen  der  pestelenz 
gstorben.'  1549,  L  Hexenproz.  ,1611  fieng  ein  allge- 
meiner Sterbend,  die  vergiftete  Krankheit  oder  die  P. 
zu  regieren  an.'  FMey.,  Wetz.  ,[1628]  kam  die  ver- 
gifte I'.'  Baoirncbe.  S.  auch  Wunä-Gallm  (Bd  II  205), 
BAI  (Sp.  1186).  , Bewahr  uns,  o  du  treuer  Gott,  vor 
Feuersgfahr  und  Wassernot,  vor  1'.,  Erdbidem  und 
dem    seil  Warzen    Tod!1    volkstümliches    Gebet    BSi.f; 


vgl.  DGemp.  1884,  70.  1506  wurde  die  .Pestelenz'  zu 
Schwyz  durch  die  Erscheinung  eines  hässlichen,  alten 
Weibes  .mit  langen,  grossen  Zenen  und  gspaltnen 
Füessen'  angekündigt;  s.  Henne  1874,  269.  Von  einer 
Viehkrankheit:  .Ein  grosser  Sterbend  oder  ein  P.  [ist] 
unter  das  Vieh  kommen.'  JJBreit.  1629.  RA.;  Stinke" 
wie-n-e"  P.  ZStdt.  In  Verwünschungen:  .Pfui  Pesty- 
lenz,  Stral,  Plitz  und  Für!'  Jon. Mahl.  1674.  .Potz 
1'.!'    Gespräch   1712.     S.  noch  Chuttlen  (Bd  III  574). 

Bei  Ardüser  l.">7'2/1614  erseheint  das  VY.  mehrfach  als 
Masc.     ,Die  pestenlenz.1   Morgant  1530. 

pestilenzhaftig.  ,Ich  würd  uffrüsten  über  Ba- 
bilon  und  ire  ynwoner  glych  als  ein  p-en  wind.'  Zwingli 
(nach  Jerem.  51,  1). 

pestilenzisch.  , Von  der  p-en  sucht.'  Ansb.  ,Am 
p-en  prusten'  gestorben.  1506,  Absch.  .In  p-en  Zeiten.' 
BCts.  S.  Schläf-Beri  (Sp.  1472).  Bildl.:  .Die  p-en 
hüchler.'  Ansh.  Daneben  auch  ,pestilenzialisch',  z.B. 
BÄrzte-Ordn.  1645. 

Marder-Pest,  Marter-Beat  n.  (nach  Andern  auch 
f.  und  m.) :  dünne,  im  Wasser  unsichtbare  Darmsaite, 
mit  der  die  Fischangel  an  die  Angelschnur  geknüpft 
ist  BsStdt.  —  Volksetymologische  Umformung  eines  Fremdw., 
viell.   frz.   amarre   de  piche. 

Beste":  wenigblütige  Binse,  Scirpus  pauc.  (bato- 
thryon)  Ap  (Durh.).  —  Wahrsch.  irrtümlich  für  ßf/j," : 
s.  Bim  (Sp.  Uli). 

„peste":  rett.,  sich  sputen  BO."  —  Zu  it.  peelani, 
sich  drängen? 

an-pe'ste":  sich  sehr  anstrengen,  sieh  die  äusserste 
Mühe  geben  B.  l'h  ha"  mängist  wpestd,  si  soll  zum 
Dokter  gä".  Gew.  rett.:  I'*  ha"-mich  ämcl  och  müesse" 
ii.,  (er  noch  zur  ZU  fertig  z'  werde".  Du  cha""st-dich 
hing  ct.,  du  mansch  im  doch  nimme"  nachc". 

Bestia  Beslj,,  GnPr.,  Seh.;  W,  BestiUÜ;  V;Z(-e>-), 
Be-sti  Sch,  Pesti  G;  SchwE.;  Ndw,  Pe-sti  Ap;  Sch;  Tb 
—  f.  GrPi'.;  Sch;  Ndw;  U;  W;  ZZoll.,  m.  Ap;  G;  Th; 
ZO.,  Best  n.  AABb.  f-e'-J;  Obw:  1.  Bestie,  's  Chindli 
hat  dere"  Besii  [der  Schlange]  umeder  de"  Bugge" 
g'sträpflet  und  a"  icrem  Chröndli  umme"  'zirlet  und-ere" 
vilmol  Ali  g'ge".  Schwzd.  (ScHßargen).  Meist  als  derbe, 
verwünschende  Bezeichnung  a)  von  Tieren  jeder  Art 
Aa;  Ap;  GrPi'.;  G;  Sch;  Th;  Ndw;  U;  Z;  spec.  von 
Tieren  weibliehen  Geschlechts  ScnNnk.  Gib  dem  1'. 
Ei"s!  z.B.  einem  Zugtier,  das  nicht  ziehen  will  Tu. 
Du  P.- Flüge"!  ScaNnk.  —  b)  von  Mensehen  Ap; 
GrPi.;  G;  Th;  Ndw;  U;  Z.  Den  chunnd  de"  B.  g'rad, 
von  einem  verhassten  Störenfried.  OWild  1874.  Usi 
mit  ''ein  P.!  von  einem  Falschspieler.  Ap  Anzeiger.  E" 
so  c"  Lueder,  so  e"  Kanaille",  e"  so  en  P.  ist-mer  noch 
nie  ander  's  Törloch  cho"  Ap  (Schläpfer).  En  füler  P. 
G;  Th.  S.  auch  »öderen  (Sp.  676),  Spec.  von  einem 
bässlichen,  bösen  Weibe  Sch;  SchwE.;U;  W.  I'h  ha" 
nur  e"  par  Wörtli  g'sät;  iezt  ehihet  die  B.  schu"  de" 
ganz  Tag  Sch.  Von  einer  Hexe  Obw;  s.  Lüt.,  Sagen 
218.  Roher  (GrPi-.),  unbändiger  (G)  Mensch;  wüster 
Kerl  Z.  Tue"  wie-n-en  P.,  sich  wild,  wie  rasend  ge- 
bärden Tu;  ZO.  Oft  auch  als  derber  Ausdr.  der  Aner- 
kennung, sogar  Bewunderung,  für  einen  Menschen  mit 
ausserordentlichen  körperlichen  oder  geistigen  Gaben. 
En  starchtf  B.,  ein  Mensch  von  ungewöhnlicher 
Körperstärke  '/..  En  g'schide''  P.  Tu;  Z.  So  bes.  in 
verst.  Zss.  En  Hunds-,  Monis-,  ]\\lt(s)-,  Wetter-P., 
ein  sehr  starker  oder  ein  durchtriebener  Mensel]  Ar; 


1733 


Bast,  liest.  bist,  bost,  bust 


1791 


6T.j  Tu;  '/AI-,  Syn.  cii  P.-Chetser  Tu.  —  c)  von  Sachen 
Ap;  Thj  ZO.  K'  so  en  /•'..  von  den  verhassten  me- 
ohanischcn  Webstühlen.  Stütz.  Wie  hässt  jetzt  de'' 
P.?  von  einer  Seuche.  .TMekz  1S30.  En  B.  [Unge- 
lieuer]  run-cre"  Dampfmaschine*,  Kanon  '/..  —  2.  zur 
Bezeichnung  eines  hohen  Grades  von  (zumeist  wider- 
wärtigen, unangenehmen)  Eigenschaften,  Zuständen 
usw.  Wüest  wie-n-en  1'..  erzhässlich  Ap;  Th.  's  ist 
heiss  g'si"  irie-n-en  P.  Tu.  Stinke"  wie-n-en  P.  Th.  Das 
Messer  haut  wie-n-en  P.  Ar;  Tu;  ZO.  Er  cha""  springe' 
wie-n-en  B.  GG.;  ZO.  Auch  als  erster  Teil  in  verst. 
Zss. :   en  Pest is-G' stank ;   pestis-wüest,   -gross   SchwE. 

—  Zur  Verwendung  vgl.  .Biest',  ferner  Cheib  (Bd  III  100  f.). 
Erde"-Besti:  verst.  Besti  Z.   PotzE.!  Fluch  ZO. 

—  Heide°-Besti.  Potz  H.!  Fluch  ZO.  —  Hell- 
Pesti:  Untier,  Unding  Ap.  -  Wand(s)-Bestja: 
verst.  Bestj"  GüKlost.  D'  Muntafüner  Berge":  ja, 
du  dünnet  hed  's  auch  es  par  recht  Wandbestjä  oa" 
Gross*.  wenn-ich  e"  Chlösterscher  Üsdruch  brühe"  tarf. 
MKuoni  1886. 

bestialisch:  1.  viehisch,  grob  GrPi\  —  2.  in 
der  Verbindung  b.  stinke'1  U;  Z. 

Beist  „Beischg"  m.:  =  Bersch  (Sp.  1607). 

beiste"  Ai;  „Gl;"  SchScIiI.,  Stdt;  ZDäll.,  Hörnli, 
S.,  W.,  peiste"  AiFri.  (neben  b-J ;  ScnRüdl.,  Schi.,  St.; 
THErm.,  Hw.;  ZAff.  b/H.,  A.,  Bül.,  Fehr.,0.,Sth.,  pe'iste" 
ZWyl  b/Rafz,  bä-ste"  SonBuch,  pdste"  ScHHa.,  Nnk., 
Sibl.,  peste"  ScuOHa.,  „beischge"" :  1.  schwer,  stossweise 
atmen,  keuchen,  stöhnen,  ächzen,  jammern  (auch  ohne 
triftigen  Grund)  AAFri.;  Sch;  TaErm.,  Hw.;  ZAff.  b/H.. 
A.,  Bül.,  Fehr.,  S.,  Sth.,  W.,  Wyl  b/Rafz.  S.  noch  St.  I 
137.  Syn.  berschen  (Sp.  1607).  Ph  glaub  's  wol,  dass 
De''  b.  muess,  von  einem  Fettleibigen  ÄAZein.  Was 
hesch  hüt  schu"  'dö",  dass  d'  eso  baistisch?  ebd.  Er 
peistet  uf  d'  Winde",  steigt  keuchend  in  den  Dachraum 
hinauf.  Usteri.  Du  paistist,  wie  wenn- der  's  grösst 
Unglück  begegnet  war  ZFehr.  Der  hat  'paistet,  wo- 
n-em  's  Bus  rerbrunnen  ist!  ebd.  In  Verbindung  mit 
Synn.:  Los,  wie-n-er  [der  Geist]  pustet  und  peiltet! 
ONägeli  1898.  Chlagen  und  p.  ebd.  S.  noch  glosten 
(Bd  II  652).  Von  Tieren:  .Ein  Schwein  oder  ein  an- 
ders Stuck  Vieh,  welches  man  mästet,  wird  behalten 
auf  den  Schlachttag,  und  indem  es  im  Stahl  guten 
Muts  frisst,  trinkt,  beistet,  ruckt  unvermerkt  hinzu 
der  Tag.'  FWvss  1672.  Abi.  „Beischg  n."  —  2.  mit 
Zurücktreten  der  Geräuschvorstellung:  hasten,  sich 
ängstlich,  ungeduldig  gebärden  ZFehr.,  Wyla.  Syn. 
strütten.  Paist  auch  nüd  eso,  de  chunnst  noch  früe 
g'nueg!  ZFehr.  3tit  all  sim  Paiste"  chunnt-er  niene" 
hi".  ebd.  Der  N.  hat  z'  taufe"  und  chunnt  ke"  G'vatter- 
lüt  über:  Der  sell-mer  p.!  ZWyla.  Keine  Ruhe  finden 
können,  sich  unruhig  auf  dem  Lager  herumwerfen 
ZHürnli,  0.;  Syn.  geistern,  pfneisten. 

Der  Voc.  ist  altes  ei  und  steht  zu  dem  von  bluten  im  Abl.- 
Verhältniss.  Zur  Bed. -Vermittlung  vgl.  beizen  und  harzen 
(Sp.  1638.    1640). 

ver-:  vor  Hitze  schier  vergehen,  von  Personen 
AaZ.     Keinen  Atem  bekommen,  fast  ersticken  ScHSt. 

beistere":  keuchen,  stöhnen,  vor  Anstrengung 
ZAnd. 

ge-peistert:  gegen  Kälte,  Wind  und  Wetter  ab- 
gehärtet GrD. 

„beistrig:   munter,  flink,  lebhaft  GrA." 
Schweiz.  Idiotikon  IV. 


neuste":     .unter    Husten    nach    Atem    ringen'    BSi. 

(ImObersteg),  husten  BWattenw. 
Peuster  m.:  Husten  BWattenw. 

Bist  B;  „F;"  Gr,  Pist  B;  „F;"  GnChur,  D.,  L.,  l'r., 
S.,  Scuolms,  Spl.,  Tschapp.,  UVatz;  Z  —  m.:=  B&rsch 
(Sp.  1607).  E"  P.  üslü"  (B),  tuen  (Gr).  S.  noch  grim- 
mig (Bd  II  7.'!1). 

biste"  AaKu.;  B;  F;  GR;GSev.,W.,  We.;  S;  'AM.. 
plste"  B;  GRChur,  D.,  Landq.,  L.,  Pr.,  Rh.,  UVatz ;  <iSa., 
W.;  W,  bistne"  W  (AmHerd):  wesentlich  =  beisten. 
Ich  muess  e"mal  p.,  (tief)  aufatmen  B.  Wie-n-er  [der 
Mann  im  Mond]  si"  Garbe"  trVt  uf-''em  Rügg  «•"'  wie 
d'  Garbe"  ne"  drückt  «'"'  druckt  n  ■■'  wie-n-er  muess  b., 
wie-n-er  sich  badet  im  Schwi-ss  u"d  wie-n-er  schier 
derble  drüf  gVt.  Alpenr.  IS  tu,  309  (BHk.).  Am  Pflueg 
geit  der  Bär,  es  wird  im  so  sür:  er  hottet  und  hustet,  er 
werchet  und  bistet.  Sanu  tnd  Klang1899  (B  Alpl.).  Dert 
der  chlin  Bode"zweck  chunnd  hinne"drln,  mag  hofeli"* 
noch  dem  Zug  nächpiste"  GrD.  (B.).  's  ist  Alles  chrank 
u"d  bistet  B.  Anstatt  Pülcerli  und  Böllili  giH  's  Datsch 
und  Finz  und  Zigertroust,  dass-me"  drob  z'  b.  chunnt, 
vor  überfülltem  Magen.  Albr.  1888.  Bis  ich  der  Löffel 
'putzt,  d's  Mül  b'schlcgget  und  fertig  'pistet  und  'görpsel 
hett.  Prophet  1855.  S.  auch  jasten  (Bd  III  79).  Bes. 
oder  ausschliesslich  vom  Vieh  GrL.,  UVatz;  GW.  B. 
wie  e"  Kalberkue  GW.  Häufig  verbunden  mit  Synn. 
B.  und  bersche"  (berste")  Sp.  1607,  &.  und  herze"  Sp. 
1639,  borzen  und  b.  B.  ,Los.  wie  er  [der  in  der  Reihe 
der  Mähder  Zurückgebliebene]  keucht  und  bistet  wie 
eine  gichtbrüchige  Dampfmaschine!"  HsNyd.  Du  hesch 
geng  (Oppis)  z'  b.  und  z'  berze",  zu  einer  Person,  die 
beständig  über  Unwohlsein  klagt  B.  Was  gruehsisch 
u"d  bistisch  o"ch?  OvGreverz.  Nume"  der  Langsam 
dert  het  Neitmis  nor!'  z'  b.  und  z'  greste".  Schwzd. 
(AaKu.).  Mit  grosser  Anstrengung  Worte  hervor  brin- 
gen, übh.  Etwas  zu  Stande  bringen  B;  GrD.,  Rh. 
.Stöft'el  wollte  auch  Reden  loslassen,  trat  auf  die  Bühne, 
stemmte  die  Arme  auf;  es  arbeitete  in  ihm  sichtbar- 
lich  wie  im  Kessel  einer  Locomotive;  dann,  wenn  er 
genug  gepystet  und  gepustet  hatte,  riss  er  das  Ge- 
sicht auseinander,  dass  es  ein  Loch  gab  in  der  Mitte. 
Dann  gieng  das  Loch  zu,  der  Blast  war  raus.'  Gotth. 
,Da  wars,  als  sei  Mädi  ein  Besenstiel  in  den  Hals  ge- 
fahren: es  hustete  und  bystete  und  konnte  kein  ordent- 
lich Wort  zu  Tage  bringen.'  ebd.  [Gedrängte  Schuld- 
ner] hei"  möge"  b.  und  bete"  [um  Aufschub],  wie  si 
welle"  hei".  Hofst.  (S).  's  g'wunderig  Bäbi  het-em  der 
Düsig  Gottswille"  a"g'halte",  er  söll-em  's  doch  sägen, 
und  endlige"  nöch  langem  B.  und  Bete"  seit  er  im,  er 
well-em  's  im  Vertraue"  säge",  ebd.  Mit  unterdrückten 
Lauten  seine  Unzufriedenheit  kund  geben  GSev.  Eine 
Grossmutter  pflegte  zu  b.,  wenn  man  sich  über  den 
Enkel,  der  ihr  Liebling  war,  ungünstig  äusserte.  — 
Abi.  G°-bist  Pist  n.  —  Das  W.  ist  in  der  gleichen  Bed. 
(pister,  schwer  aufseufzen)  auch  ins  Ladinische  übergegangen. 

Pister  m.:  wer  Alles  mühsam,  ächzend  oder  seuf- 
zend verrichtet  GrD.  Es  ist  halt  en  arme",  leide'', 
alter  P. 

Bisti,  P-  m.,  Biste",  P-  f.:  Person,  die  in  einem 
fort  bistet  B. 

pistig:  anhclus.  Id.  B. 

Biste"  Bist,,  f.:  pesta  da  canape  PA1.  (Giord.). 

biste"  bistn:  pestare.  ebd. 

113 


1795 


Hast,,  best.  bist.  hnst.  bnsi 


1796 


Bistjine"  (PL):  grosser  Wegerich,  Plant,  major 
PAL  (Giord.).  —   Vgl.  das  deutsche  .Wegetritt.' 

„bister:   1.  düster,  trübe  BO.  —  2.  unfreundlich, 

widerlich,  ebd." 

Das  W.  scheint  seine  nächsten  Entsprechungen  auf  ml. 
und  nordgerm.  Boden  zu  haben;  vgl.  LTobler  18ST.  102; 
Fr.,  Ztschr.  II  423.  V  51.  144;  Gr.  WB.  II  3.  Doch  wäre 
auch  Zshang  mit  fttter  möglich,  da  Wechsel  von  anl.  f:b 
auch   sonst  nicht  ganz  selten  ist;   vgl.   Beitr.  XII   399  ff. 

Pistole",  Bistöle»  Bs;  G;  Tu;  Z,  Pa-  GitSeew.  —  f.: 
1.  a)  wie  nbd.  allg.  Scherzi). :  Sundgäuer  B.,  Bengel, 
Prügel  BsStdt.  —  b)  Bistöleli  =  Buffer  2  (Sp.  1046) 
ZZoll.  —  2.  PL,  Fausthandschuhe  GTa.  —  3.  Münze; 
s.  Fründ-Gelt  (Bd  II  248). 

Bistum.  Bf;  Gr  (PL  unver.,  selten  Bistumi)  n.: 
Zündstift,  -kegel,  am  Gewehr.  —  Ftz.püion,  it. pietone, 
churw.  piatun.     Im   Inlaut  wird  »-(  (nicht  st)  gesprochen. 

Bistnng  U,  P-  PPo.;  TB.  —  m..  Bistummli  n.  Ndw, 
„Bastung  f.  UUrs." :  (feinere)  gläserne  Flasche. 

„It.  bittune."  Zu  dem  vortonigen  n  vgl.  Pastolen  aus  Pi-, 
Banetseh  aus  Bi-  (Sp.  1308);  zum  Ausl.  PoUing  (Sp.  1184) 
aus  poüino. 

Biest  Aa  (Eochh.);  ApK.;  BBr..  IIa..  Krauchth.,  Si.j 
GlK.;  GnCalfr.,  D.,  L.,  ObS.,  Pr.,  Seh.,  Spl.,  Val.,  V., 
Valz.;  PAL;  GA.,  Ms,  Rh.,  Sa.,  Ta.,  W.,  Wb.;  THBerL, 
Eschenz,  Maroni.,  Mettlen.  Tag.:  W Visperterm. j  ZKn., 
Lunn.,  Best  WBinn,  Biesch  Bü.;  Gr  Walsertäler;  L 
(häufiger  Briesch),  Biester  I  Tu  (Krapf),  Biemst  AaoP.  ; 
ApI.,  M.;  LG.,  Semp.;  GT.;  Schw;  Zg;  ZKn.,  0.,  S., 
Biemsch  BHa.;  L  (Egli);  U,  Bienst  Aa  (Eochh.);  AeH., 
1.,  M.;  BSL;  GüMalans  (nasal,  ie);  GTa.,  T.;  UwE.; 
Ndw;  U;  ZO.  tw.,  Briest  AaZ.j  BsL.,  Spreng;  BBe., 
0.;  Gr  (Amstein);  Scu;  ThHw.,  Mamm.,  Mttllh.;  Z 
DättL,  NHasli,  uTö.,  W.,  Wyl,  Briesch  ÄALcer.;  Bs 
(auch  Spreng);  B;  LG.;  Sch  (auch  P-J;  SL.,  Thierst., 
Briemst  AaF.,  Ke.,  Seethal,  Wohlen;  ZKn.,  Briemsch 
L  (Egli);  „Z",  Brienst  (Anderegg),  Priester  Scu;  Z 
Benken,  FlurL,  Sth.,  Wyl  -  m.,  in  BsL.  tw.;  Bü.  tw. 
(Zyro)  n.:  1.  =  Biest-Milch  (Sp.  204),  von  Kühen, 
aucli  Ziegen  (Geiss-B.  Gr),  in  Gr  auch  von  Frauen 
Aa;  Ap;  Bs;  BO. ;  Gl;  Gr;  L;  PAL;  G;  Sch;  Schw; 
SL.;  THBerL,  Eschenz,  Hw.,  Mettlen ;  Uw;  U;  W;  Zg; 
ZBenkcn,  FlurL,  Hombr.,  Kn.,  0.  tw.  Vgl.  Anderegg 
1898,  493.  Der  B.  ist  der  Ghuo  gebroche",  sie  gibt 
nicht  mehr  Biest,  sondern  reine  Milch  GuPeist.  ,Hier 
zu  Lande  [in  Ap]  hält  man  es  auch  für  die  Kalber- 
kühe sehr  nützlich,  wenn  man  in  den  ersten  Tagen 
Bienst  einschüttet.'  Steinm.  1804.  , Bienst,  colustrum.' 
UwE.  a.  Voc.  ,Die  erst  milch,  nach  dem  ein  kue  kal- 
beret hat,  nempt  man  bienst,  etlich  ein  pfaffen.'  Tierb. 
1563.  .Bienst,  briestmilch,  briesch,  die  erst  milch,  so 
man  milcht,  wenn  ein  kuo  kalberet  hat,  colostra  vel 
Colostrum.  Item  von  allen  anderen  tieren.'  Mal.  ,Es 
dienet  zur  Reinigung  des  pechschwarzen  Unrahts  nichts 
Bessers  als  die  erste  Milch  oder  Biemst.'  Muralt  1697 
(Hebammenb.).  , Bienst,  erste  Milch,  Colostrum.'  Denzl. 
1716.  —  2.  =  B.-Chuechen  (s.  Bd  III  141)  AaF.,  Ke., 
Leer.,  Seethal,  Wohl.;  Ap;  Bs;  BHa.,  oAa.;  GiiWalser- 
täler;  L;  GRh.,  Ta.,  T.;  Seil;  SL.,  Thierst. ;  Th;  Ndw 
U;  Zg;  ZDättL,  NHasli,  Lunn.,  0.,  Sth.,  Zoll.  B.-Ruedi, 
Übername  Jmds,  von  dem  ein  Vorfahr,  Namens  Ruedi, 
beim  ,z'  Licht  gehen'  seiner  Braut  einen  B.  mitzu- 
bringen pflegte  ZZoll.  —  3.  übertr.  auf  milchig-käsige, 
fettige  Substanzen;    sei   auf  derartige  Absonderungen 


iles  menschlichen  Körpers,  z.B.  das  Ohrenschmalz 
AAWohlen. 

Mlil.  biett,  arid,  biost,  in  Bed.  1.  Betr.  die  weitere  Ver- 
breitung des  W.  und  seine  Etymologie  vgl.  Fr.,  Ztschr.  111 
95.  102.  496.  IV  487.  VIST.  VII  400;  Schm.-Fr.  I  300; 
Lexer,  kämt.  WB.  26;  Bergmann,  Walser  90;  Beitr.  XI 1 
421 ;  Kluge,  etym.  WB.  •  43.  Anl.  P-  wird  (z.  T.  neben  B-t 
angegeben  aus  AaWohlen;  Gl  (Ebel);  GRh.;  Sch;  ThBerl.. 
Hw..  Mamm.,  Müllh.;  ZDättL,  NHasli.  Herrschend  ist  P-  in 
der  Form  Priester;  vgl.  dazu  den  Beleg  aus  dem  Tierb.  Stalder 
unterscheidet  für  Z  zwischen  Briemst  in  Bed.  1  und  Brieiter 
in    Bed.  2. 

biestele"  (Gr),  bzw.  bieschele",  biemstele"  usw.: 
„nach  Biest  schmecken."  allg.;  biestig  sein  Gr. 

bieste"  GiiChurw.,  Tschapp.,  biemste"  Aa;  Z,  brie- 
sche"  I  BO. :  1.  biestig  sein  BO.;  Gr.  D'  Milch  brieschet. 

—  2.  Biest  (in  Bed.  2)  machen  Aa;  ZO.  Mer  händ 
noch  nie  chönne"  b.  Aa.    S.  noch  er-galten  (Bd  II  237). 

v er- Weste"  GrScIi.,  -bienste"  Ndw:  keinen  Biest 
mehr  (sondern  reine  Milch)  geben.  D'  Ghue,  di  Geiss 
hed  rerbiestet. 

biestig  (bzw.  biemstig,  brieschig) :  Biest  ent- 
haltend BO. ;  GrCIiui-w.,  Rh.,  Sch.,  Tschapp.,  Valz. 
D'  Milch  ist  biestegi.  E"  Biestturte"  ist  b-i,  wenn  der 
Biest  nid  recht  gebroche"  old  üs'bachen  ist  GnOhurw. 

Bieste"  f. :  Scheltw.,  unfügsame,  unausstehliche  (lt 
Zyro  schlaue,  listige)  Person  BGadm.    Sy n.  Brieschen. 

—  Abi.    vom   Vor.  V 

(g e-)  bieste"  :  aushalten  GRPr.,  Valz.  Das  hed-er 
nid  g.  möge",  dieses  Unternehmen,  diese  Arbeit  konnte 
er  nicht  durchführen.  Die  's  va"  teege"  Presthaf'ti 
Wümme"  g.  mögend.  MKuoni.    S.  noch  Schwzd.  XIX  41. 

Biester  II  m.:  Schimpfw.  GRVah  (selten).  —  Vgl. 
rätorom.  biesch,   viehischer   Mensch. 

Bost:  verhüllend  für  Gott,  'n  Bost!  Ausruf  der 
Verwunderung  BHa.  (Ju-n-)es  Bost!  ja,  bei  Gott! 
BBe.;  vgl.  ja  (Bd  III  1).  —  Vgl.  die  Entstellungen  Gott 
(Bd   II   519).   Bit. 

Post:  1.  .Post(en)'  m.,  reitender  Bote,  Eilbote. 
Da  uns  nicht  gefällt,  dass  des  Königs  .Posten'  sich  in 
unser  Land  wagen.  1515,  Absch.  ,Uf  das  so  schickten 
wir  ein  posten  zuo  inen  in  das  läger  und  schriben 
disi  red  und  wellten  uns  Ion  wüssen ,  wie  es  inen 
gienge.  Also  schriben  sy  uns,  es  gienge  inen  wol 
und  seit  uns  der  post,  dass  .  . .'  1521,  Strickl.  .In 
disen  Worten  kam  ein  post  schnell  har  geritten.'  NMan., 
der  dann  als  Acteur  einführt:  .Post.  Jost  Veitbot.' 
,Sin  majestät  habe  einen  posten  lassen  rennen.'  Ansh. 
.Einem  küngschen  posten  sundrer  personen  [Privat- 
personen] brief  abgenommen.'  ebd.  .Man  übersandt 
das  bi  N.  N.,  unsern  burger  und  posten.'  Vad.  ,l>en 
posten  will  ich  rüsten  lassen,  dermass  im  dsach  also 
befelhen,  das...  Ich  wetts  ouch  im  dermass  inbinden, 
das  in  der  post  müesst  allweg  finden.'  Ruef  15511. 
,Uer  post,  ein  schnäller  löuffer,  veredarius,  hemero- 
dromus.'  Mal.  ,A1so  Hess  er  eilends  die  posten  [mit 
dem  Kriegsaufgebot]  gehn  und  umbschlahen.  name  so 
viel  kriegsvolk  er  in  eil  haben  mochte.'  Wurstisen 
1580.  ,I)u  bist  ein  post  us  tiefster  bell,  des  Belze- 
buobs  und  Satans  gsell',  sagt  der  Heilige  zu  Merkur. 
Matritiana  1581.  ,In  posten  wys',  durch  einen  Eil- 
boten, bzw.  als  Eilbote.  N.  N.  will  persönlich  .in 
posten  wyss'  zum  Kaiser  reisen.  1515,  Absch.  .Er  hat 
in  posten  wys  unser  kommen  dem  herrn  und  obersten 
im  Land  zuogeschriben.'    1521,  Strickl.     ,Des  muosst 


1797 


Hast.  best,  bist,  host,  bust 


17'i- 


ich  uf  syn  und  in  posten  wys  Linien  zu  der  stadt 
hebammen.'  Jos.Mal.  1593.    S.  noch  Mueter  (Sp.  590). 

—  2.  ,Post-  f.  a)  Einrichtung  zur  Beförderung  von 
Brieten,  Waren  usw.;  entw.  ai  (reitender)  Bote,  also 
gleichbedeutend  mit  1  (Bote.  Botin  BHk.)  oder  ß)  auch 
Dim.,  Postwagen,  allg.  .Er  wollt  [den  Brief]  uf  der 
post  hinus  [aus  Italien  in  die  Schweiz]  schicken.' 
1521,  Strickl.  .Darum  wellet  uns  bei  förderlicher 
post  in  schrift  verständig  machen.'  152-1.  Absch.  Der 
Friedensunterhändler  musste  .noch  einmal  zue  Maxi- 
miliano  gen  Ulm  anff  der  post  reiten.'  Wdrstisen 
1580.  .Anken,  es  sye  zu  Boss,  Bost  oder  Wagen  zu 
soumen.'  1019.  Alpexw.  .Ein  Schryben  in  Post  uf 
Elg  zu  fergen.'  1639,  Ar  Volksbl.  .Bott .  auff  der  Post, 
volucer  nuncius.'  Dexzl.  1077;  1710.  .Wie  will  ein 
Richter  einem  Advocaten  nachkommen,  der  die  Post 
lauft,  und  was  vor  einen  Eindruck  will  er  sich  machen 
von  einem  übereilten  Discours?'  HKeller  1729.  ,Die 
Zürich-Post  auf  dem  Boss  erfroren.-  1755.  Bafern- 
cbron.  ,Ich  habe  das  Geld  auf  die  schwere  P.  [wohl 
Frachtpost,  im  Gegs.  zur  leichtern  Eilpost]  gelegt.' 
1792.  Z  Brief.  RAA.  Wie  d'  1'..  rasch,  schnell  U. 
Das  gät  nüd  eso  uf  der  P.,  erträgt  nicht  solche  Eile, 
will  überdacht  sein  Z.  Es  gät  das  \~erzihe"  nüd  uf 
der  P.  bim  Herr  Pfarer.  Usteri.  Desu-ege"  fart  d'  P. 
glich,   sprw.  Ausdruck   der  Gleichgültigkeit  Aa;   SB. 

—  b)  Posthaus.  allg.  —  c)  Name  von  Zeitungen.  Post 
und  Ordindri  1)  verk.  Bezeichnung  der  1794/1815 
erscheinenden  .Post-  und  Ordinari  Schaff  hauser  Mitt- 
wochs-Zeitung.' —  2)  scherzh.,  Allerweltsklatschbase 
SchSL  —  d)  Nachricht.  ,Die  frölich  p.  der  frölichen 
erobrung  Heilands.'  Ansh. 

Eigentümlich  die  Form  ,bust'  bei  Kessl. :  ,Und  wegfer- 
tigend behende  bust  au  alle  ire  verwandten.'  .Man  hatt  den 
stürm  mit  gegenileuder  bust  abwendig  gemacht.'  Ein  weiterer 
Beleg  (zu   1)  ist  irrtümlich   unter  ßurs  (Sp.  1605)  gestellt. 

Esel-.  .Hütet  euch,  dass  ihr  auf  der  Schild- 
wacht nicht  schlafet  noch  nidersitzet,  ihr  wurdet 
sonst  mit  der  Canna  aufgemuntert,  wo  ihr  nicht  gar 
die  E.  reiten  müsset',  auf  den  Esel  gesetzt  werdet. 
Kkiegsr.  1704;  s.  Esel  3  (Bd  I  517). 

Gable"-.  Uf  der  Gable"post  (sich  fortmachen), 
eiligst.     lez  flugs  uf  dar  G.  fürt.    Balz  1781   (Uw). 

Mit  Bez.  auf  die  Gabel  als  Fahrzeug  der  Hexen.  Im 
gleichen  Sinne  heisst  es  bei  Balz  17S1  an  andrer  Stelle: 
.Grctli   fahrt  auf  der   Gablen  fort',  geht  eiligst  ab. 

Neben-:  Sendbote,  Courier,  dgl.  neben  den 
ordentlich  bestellten  und  ausser  denselben  auf  den 
Tagsatzungen  zu-  und  abgiengen.  .[Die  Eidgenossen] 
beschlussend,  dass  niemand  zuo  tagen  sollte  kommen, 
dann  von  sinen  obren  verordnet;  hiemit  nebenposten 
und  pratik  zuo  verkommen  und  abzestellen.'  Ansh.  - 
Sattel-.  Ond  het  de"  Pur  e"  Chue,  so  hett-er  gern 
e"  Boss. . .  S.  hässt  das  Boss,  Storfelzue  hässt  die  Chue 
usw.  Sang  ond  Klang  1899,  430  (Ap).  —  Sehn  egge"-: 
typisch  für  grosse  Langsamkeit.  Uf  der  Sehn,  rite", 
fare",  cho";  es  gut  uf  der  Sehn.  Aa;  Th;  Z.  .Wo  ist 
man  hurtig  zu  lauffen  auf  den  Wegen  des  Herrn? 
Gehet  nicht  Alles  die  leidige  Sehn.?'  JUlk.  1733. 

posteliere":  Botendienste  besorgen;  meist  zsge- 
setzt  ume",  umenand,  tonen  und  ane" p.  ZStdt.  ,[N.  N.] 
hat  vor  Zeiten  meinem  Vatter  in  der  Druckery  poste- 
liert.'  FPlatter  1612. 

poste"  I,  in  Gl  postne":  1.  intr.  a)  =  dem  Vor. 
Aa;  Bs;  B;  Gl;  „L;"  S;  Th;  W;  Z.    V 'gl.  Post- Chind, 


-Blieb,  -Rüterli.  .Daneben  musste  ich  p.,  wenn  es 
Etwas  zu  p.  trab  und  nicht  etwa  eines  der  Meister- 
leute zufällig  oder  gerne  ins  Dorf  gieng.'  Gottii.  Eim 
oder  für  Ein  p.  aaüü.  Ich  suechen  öppen  es  schuel- 
pflichtigs  Meitschi,  fer  mer  zwüschen-ine"  e"  chlei" 
z'  p.  B.  ,Postete  ich  für  die  Meisterleute,  so  hatte 
jedes  der  Diensten  auch  Etwas  zu  verrichten.'  Gotth. 
Mehr  scherzh..  Verschiedenes  hin  und  her  berichten 
oder  tragen  Ap.  Ume"  p.,  in  allerlei  Geschäften,  ge- 
schäftig umher  laufen  Ap;  SchwE.;  W.  Was  hast 
aber  umha"  z" p.?  W.  ,In  der  Stadt  herumposten.' 
AHöpfn.  1788.  Herumziehend  feil  bieten.  ,Das  sog. 
P.  mit  jungen  Ziegen  (Kizi)  soll  dem  Hausieren  gleich 
gehalten  und  also  den  Meistern,  Knechten  und  Lehr- 
jungen, nebst  der  Confiscation  der  Waare,  bei  einer 
Busse  von  3—8  fl.  untersagt  sein.'  G  Metzgerordn.  1835. 

—  b)  eilen.  ,Wie  bald  ich  zuor  muoter  hosten  und 
dis  schowessen  [des  Täufers  Haupt]  fürbringen!'  Aal 
1549.  ,Zum  küng  will  ich  gern  mit  dir  b.'  ebd.  ,Gar 
bald  tuond  sy  [die  schlechten  Weiber  |  von  eim  b. ; 
wenn  ir  muotwill  nit  mag  furgan,  so  luogends  umb 
ein  anderen  man.-  ebd.  —  2.  tr.  a)  (auch  „umenander 
p.u)  mit  Acc.  P.,  Jmdn  als  Boten  mit  Aufträgen  da 
und  dort  hin  schicken  B;  „L;u  W.  ,Ich  postete  ein 
Schulkind  mit  dem  Auftrage  [eine  Flasche  Wein  zu 
holen].'  Gotth.  Mit  verschwiegenem  Obj.:  ,Dass  si 
[die  Oberhasler  1528]  hin  und  wider  postid,  rat  und 
hilf  in  und  ussert  Lands  suochid.'  Ansh.  ,Si  schickent 
und  postent  [bei  Bewerbungen  um  Ämter]  mit  gaben 
tuoch[?]:  Nun,  heimlicher  junger,  gang  hin,  versuoch  ! 
bringst  das  zuo  wegen,  du  muost  wol  sehen.'  Salat. 
.Sy  band  tag  und  nacht  gepostet,  in  dryen  tagen  das 
gelt  [die  Kriegskontribution]  by  einem  haller  gelegt.' 
Bossn.-Goldschm.  —  h)  (als  Bote,  mit  der  .Post')  wo- 
hin befördern,  tragen,  berichten,  's  isch  vo"  Jugc"d 
üf  si"  grössti  Freud  g'si",  ro"  der  Stadt  uf  's  Land 
und  vom  Land  i"  d'  Stadt  de"  Lüte"  Kommissionen 
üsz'richte",  Briefe"  und  ändert  lieehti  Busti"g  hin  und 
her  :'  p.  BWvss  (S).  ,Dass  er  durch  sine  posten  den 
bischof  in  sibeu  tagen  von  Rom  gon  Lucern  postet.' 
Ansh.  .Was  irer  anschlegcu  was  und  die  iren  an  si 
brachtend,  postetends  [die  Boten]  flux  ab  tagen  hinder- 
sich.'  1528,  Salat.  Mit  verschwiegenem  Obj.:  ,Lass 
bar  gan.  frölich  zuohar  p.,  solt  schon  ein  mundfol  ein 
gülden  kosten ! '  Salat  1537  (Auftrag  vor  einein  Gast- 
mahl). —  3.  (schwer  und  mühsam)  tragen  BBr. 

ab-:  derb  für  sterben  Ap;  GTa.  Er  miies'  a.,  ist 
unrettbar  verloren  GTa.  Vgl.  das  syn.  ab-faren  (Bd  1 
892),  ab-reisen. 

Posteri:  coli.,  (politische)  Boten.  ,Der  p.  halb, 
so  in  unser  eidgnoschaft  ligend,  die  dann  allerlei 
pratick  und  abentür  tribend,  als  sölichs  offenbar  durch 
ir  geschritten  erfunden,  ist  mengerlei  red  gebracht 
und  doch  zu  letst  beschlossen,  das  man  die  sach  by 
ruowen  bliben  lassen,  der  hoffnung,  uf  die  antwurt, 
so  inen  geben  worden  sye,  sy  werdint  sich  sust  uss 
unser  landen  verfliegen.'   1522,  Absch.;  vgl.  IV  1  a  168. 

—  Die  Bildung  vergleicht  sich   dem   nhd.   .Keiterei.' 
Posterli  I:  Beiname  einer  Postbotin  BWattenw. 
Postete"    f.:    .das    Benachrichtigen    durch    Hin- 

und  Hergehen  oder  auch  das  Hin-  und  Herschaffen 
verschiedener  Dinge'  Ap. 

Posti  f.:  Art,  Erscheinung  eines  Boten.  .Indem 
ghört    ich    ein   grusam   hörn  ...     So   fart  daher  mit 


1799 


Bast.  best.  bist,  host,  bust 


Ismo 


schnellem  trab  ein  post,  liess  gegen  felsen  gan,  das 
füwr  zuo  allen  orten  ufbran.  Ich  dacht:  das  ist  ein 
seltsam  posty;  mein,  dass  der  tüt'el  in  dir  sy.'  Salat 
1532  (V.  99). 

postiere"  I:  1.  mit  der  Eilpost  reisen,  sich  eiligst 
wohin  begeben.  .Die  krüzer  [Kuruczen]  erwägten  ein 
so  grossen  schaden  und  schrecken,  dass  der  römsch 
keiser  illends  hinab  gon  Pressburg  muest  p.,  Mayland 
und  d'  Eidgnossen  lassen.'  Ansh.  .Ueshalben  die  car- 
dinäl  von  Medicis  utnd  Sitten  illends  illends  gon  Rom 
postierten,  disen  hellischen  kriegsstand  ze  erhalten.' 
ebd.  —  2.  Botschaft  schicken;  s.  posten  2  a.  .[Die 
Oberhasler]  söllid  um  keinen  frömden  noch  heinischen 
schirm  pratticieren,  noch  um  und  har  p.'  Ansh. 

„postle":  =  posten  1  und  2  a." 

Postli  I  m. :  Postillon  Ap;  Tu;  Z.  —  Aus  dem 
Fremdw.  umgebildet. 

pöst(e)le°  I:  Dim.  von  posten  1  S.  's  Schnider- 
griteli  mit  sim  Boge"chürbli  am  Arm,  wie  's  ame" 
Samstig  i"  d'  Stadt  ine"  pöstlet,  dem  Herr  Pfarrer  . . . 
Kummissiöne"  macht  und  das  oder  disers  Stadtmäri 
liei'"chrömet.  Schild.  lch  bi"  vier  Jör  olt  g'si",  d'  Gotte" 
het-mich  lere"  bete"  .. .  und  pöstele",  zum  Chrämer,  zum 
Solzme"  und  allen  Orte"  hi".  Joach. 

Postler  (in  B  PöstelerJ  m.:  Postangestellter,  z.  T. 
mit  verächtlicher  Nbbed.  B;  Z. 

Postat  ni.  ,Der  p.  von  Visperan  [Vicosoprano].' 
1365,  Z  Stadtb.  Die  selbe  Form  auch  im  Schachzabelb. 
V.  7582.  94.   —   Aus  Podestit,    it.  podestä  ,•    vgl.  Sp.  1033. 

Bostel  m. :  kurze  Jacke  Sch  (Kirchh.). 

hoste":  stark  klopfen  GG.  —  a"-:  anklopfen,  ebd. 
—  Vgl.  botsclten. 

Poste"  I :  in  der  Verbindung  z'  Posten  (chon), 
eigens,  absichtlich  WV. 

Vgl.  das  gleichbedeutende  apoeta  (Bd  I  3(13),  auch  bei 
Screrh.  1742:  .Wir  sind  des  folgenden  Tags  selbst  ä  posta 
an  das   Ort  des   Falls  hingegangen.' 

Poste"  II  m.  (f.):  1.  a)  Posten  im  militärischen 
Sinne,  allg.  .Der  herzog  lies  die  [Wacht-]posten  und 
profant  ufheben.'  Ansh.  .Die  Offiziere  sollen  bei 
entstehendem  Alarm  sich  vorzüglich  geschwind  auf 
ihre  Posten  verfügen  .  . .  ohne  Erlaubniss  nicht  von 
ihrem  P.  abziehen.'  Z  Feuerordn.  1709.  Als  Fem.: 
,Es  scheidet  der  Wächter  von  siner  Post.'  AKlingl. 
1(388.  —  b)  Wohnsitz.  Syn.  Sitz.  Das  ist  e"  scho"s 
Postli,  ein  schon  gelegenes  Haus  GBern.  Wo  hest 
g'loscMert  z'  Luzern?  Im  Mure",  's  ist  e"  schöne''  P.  L 
Nachr.  1865.  —  c)  Amt,  Stellung,  allg.  En  gneter  P., 
eine  einträgliche  Stellung.  Er  hat  z'letst  noch  es  Postli 
nlirrciio",  eine  bescheidene  öffentliche  Anstellung.  ,Es 
sei  gottlob  nicht  mehr  die  alte  Zeit,  wo  man  ein  Bur- 
ger von  Bern  sein  musste  oder  der  Trabant  eines 
Landvogts,  um  zu  einem  Pöstlein  zu  kommen.-  Gotth. 
Ein  .Pöstli-Lüstling',  Ämterjäger,  ebd.  - —  d)  beschwer- 
liche Lage.  Aufgabe  Uw.  Das  ist  c"  P.  für  in.  Me" 
sett  nid  fresse"  «'"'  niene"  nid  ehoste"  [klagt  das  Wild- 
fräuli  über  ihren  Mann];  ist  das  nid  oi  e"  verflueehtef 
P.?  Uw  Gem.  —  2.  Post  f.  ZZoll.f,  sonst  Poste"  m. 
(PI.  Poste")  a)  Rechnungsposten,  Summe,  Betrag. 
allg.  Posten,  Postli.  Rechnung  BBr.  (Schild).  Am 
Postli  ha",  übertr.  =  üf  der  Beüe"  ha"  Gl;  s.  Sp.  1162. 
.Während  die  Bergleute  im  Dorf  nur  ein  geringes 
Postli    |d.  i.  wenig]   leisten   wollten.'    1652,    ZHorgen. 


Der  Gemeinde  ist  .die  ganze  Post  angeschrieben  wor- 
den', sie  ist  dafür  als  Schuldnerin  behaftet  worden. 
1692,  Z.  .Beide  P.  sollen  von  dem  Pfrundgeld  abzogen 
werden.'  1766,  ApHeiden.  Einzelner  Ansatz  in  einem 
Verzeichniss:  , Silberne  und  vergülte  bilder,  die  in- 
ventiert  sind,  wie  von  post  zu  post  hienach  geschriben 
stadt.'  1534.  Z  Anz.  Einzelne  Aufstellung,  Behaup- 
tung: ,Aus  Selbem  ist  klar,  dass  das  Fundament  des 
Capuciners  sandächtig.  . .,  so  dass  auf  alle  Posten  zu 
antworten  vergebens  were.'  Fasi  1696.  —  b)  Waren- 
posten, allg.  Es  Postli  Chorn,  W%K.  ,[Der  Factor] 
habe  dem  ersten  Schuldner  nit  drei  Posten  Wahren 
verkauften,  sonder  zuvor  die  erste  Post  bezalt  machen 
sollen.'  Kaufmann  und  Factor  1659.  Spec.  a)  jedes  ein- 
zelne Quantum  (roher  oder  gefärbter)  Seide.  -  ß)  jedes 
einzelne  in  die  Winderei  gelieferte  Quantum  gefärbter 
Seide  Z  (techn.  Ausdr.  der  Seidenindustrie).  Vgl.  Sörtli. 

Vor-:  wenig  einträgliche  (gew.  von  Anfängern 
besetzte)  Pfarrstelle  in  Berggemeinden  oder  eine  sog. 
Klasshelferei  (s.  Bd  II 1195),  welche,  nach  fünfjährigem 
Dienste,  Anwartschaft  auf  die  unterste  Klasse  der  sog. 
Rang-  oder  Sprechpfründen  gab  B.  Vgl.  EFvFischer 
1868,  60,  ferner  Expektant  (Bd  I  623).  ,In  diesem 
Pfrund-Besatzungs-Reglement  sollen  nicht  begriffen 
sein  die  Posten  hiesiger  Hauptstadt  und  alle  sog.  Vor- 
posten. Es  sollen  auch  selbige  in  Ansehen  der  Be- 
förderung nach  dem  Rang  niemanden  angerechnet 
werden.'  B  Pfründenregl.  1772.  ,Die  Pfarrei  Abländ- 
schen  gehört  zu  den  Vorposten  oder  beschwerliehen 
Pfarreien.'  Jahn  1857. 

posten  II:  postieren,  aufstellen.  .Zwenzig  tisch, 
die  meister  Felix  uf  sin  kosten  uf  dise  nacht  hat 
lassen  p.'  1576,  Hirsbreifahrt. 

pöstle"II:  die  gefärbte  Seide,  zur  Erleichterung 
des  Ferggens,  für  die  Winderei  in  einzelne  Postli 
(s.  Posten  2  b)  verteilen  Z. 

Poste"  111:  (PI.)  Schrot  von  gröberer  Art,  womit 
man  bes.  Füchse  und  Rehe  schiesst  B;  GuL. ;  „L;"  Z. 
Fuchs-  (Fuchse"-  GrL.),   Reh-,  Bör-P.    Syn.  Pföstli. 

Posterli  II:  =  dem  Vor.  B.     Syn.  Pfösterli. 

Poste"  IV  m. :  1.  Pfosten.  , Säulen  und  P.'  Th 
Mand.  1789.  —  2.  Postli  II,  am  modernen  Pfluge  der 
eiserne  Stab,  der  durch  das  Pflueg-Hölzli  geht  und  in 
dem  das  , Grindelrädchen'  läuft  GuObS. 

Pfeister-:  Fensterpfosten  Scnw.  Vgl.:  , Ein  Fen- 
ster, sammt  Jalousie  und  Posten.'  Scnw  Ztgsanz.  1882. 

poster:  übermütig,  frech.  ,Und  wie  leicht  er  [ein 
Mönch]  p.  und  dilig  ist,  mag  er  zuo  grössern  eeren 
koraen,  dan  er  in  seiner  gmeiud  imer  hette  komen 
mögen.'  Vad.  , Damit  man  sech,  was  postern,  hitzigen 
und  fräveln  mans  er  gsin.-  ebd.  .Zuoletst  was  der 
luster  [s.  Lüser  Bd  III  1454]  so  p.  worden,  dass  er 
dem  küng  erbot,  dass  er  zuo  im  keine,  das  lechen  zuo 
empfachen.'  ebd.  ,Das  hochfertig  und  onleidenlich 
wesen  diser  geistlichen  leuten  mit  irem  rachgirigen  und 
postern  hochmuot.'  ebd.  S.noch  ebd.  I  539.  II 66.  III  341. 

Das  W.  ergänzt  die  Reihe  der  in  der  Anm.  zu  buaper 
|Sp.  ITT")  zsgestellten  Adj.  An  sieh  läge  nahe,  es  mit 
büste",  bauitere"  in  Beziehung  zu  setzen,  wodurch  sich  als 
Grundbed.  etwa  .aufgeblasen'  ergäbe.     Vgl.  auch  das  folg.  W. 

Bosterkeit  f.  ,Der  ungehorsamen  buoben  scha- 
medtlich  b.  und  unbillich  fürnemen  abzustellen.' 
1191/1504,  GWyl  Copialb.  .Dadurch  wir  selbs  under 
ainander  besorgen  mussten,  uns  vor  den  fründen  witer 


1801 


Bast     Imst.    Bat-but 


Iso-J 


zu  besorgen  denn  vor  den  vyenden,  \\"  man  irboschter- 
kait  nit  deinpte.'  ebd. 

posterlich:  =poster.  ,Cralon  hasset  in  von  wegen 
seiner  trutzlichen  und  p-en  geberden.1  Vad.  .Des  abtz 
muetwillig  und  p.  fürnemen.'  ebd.  ,Mitt  so  p-en,  ver- 
achtliehen und  anläsigen  Worten  und  so  nnbeschaidner 
grobkhait.-  Kessl.  Adv.  ,[Mönche]  die  p.  und  ver- 
achtlieh alle  regel  der  väter  in  den  luft  schlachend.' 
Vad.  .Küng  Dietrich  von  Bern  habe  sich  disses  ier- 
tumbs  [des  Arrianismus]  gar  p.  und  onmässliehen  an- 
genomen.1  ebd. 

Posterli  III  (nach  vereinzelten  Angaben  in  BE.; 
LG.  auch  B-J  n.:  1.  a)  „Gespenst,  eine  Art  Unhold 
ß;  I.E."  Spec.  die  Hauptgestalt  bei  der  sog.  P.-Jagd: 
ein  als  alte  Hexe.  Ziege  oder  Esel  Vermummter,  auch 
nur  eine  solche  Puppe  aus  Stroh  und  Lumpen  LE.; 
vgl.  Bd  III  23;  Lüt.  Sagen  36  f.;  Schweizerblätter 
1832,  10.  24;  Henne  1879,  561  (1874,  415);  Arch.  f. 
Volksk.  I  281,  Anm.  4.  —  b)  (lt  einer  Angabe  in  BoAa. 
auch  Posterler)  Vermummter  an  der  Fastnacht  BU. ;  in 
BE.  (lt  Zyro)  bes.  das  Wienechts-Chindli.  —  c)  Vogel- 
scheuche B.  S.  Luzerner -Chutten  (Bd  III  573).  — 
2.  Name  eines  Gefängnisses,  in  der  Verbindung:  ,ins 
Bosterli  legen.'  öfter  in  dem  1562angefangenen  Gerichts- 
buch von  LSurs.  —  Vgl.  Bauster(li).  Nach  vereinzelter 
Angabe  soll  in  L  für  1  a  auch  die  Form  Boteterli  vorkommen. 

Posterli  IV  n.;  s.  loschen  (Sp.  1767). 

postiere"  II:  refl.,  sich  in  Positur  stellen,  zur 
Wehre  setzen  AaF.,  Ke.;  GrPi\  ;  Ndw;  Zg;  Z.  Syn. 
sieh  stellen.  Er  hed-si'h  brär  'postierd.  Ich  ha"-nir~'' 
mües'e"  p.  geg-em,  das"-ic''  Meister  'Mibe"  bi"  Z. 

--postiert:  von  kräftigem,  stattlichem  Wuchs, 
von  Menschen,  seltener  Tieren  B;  G;  Tb;  Z.  En  p-r' 
Ma"",  e"  p-i  Frau.  Hübsch,  schön,  guet  p.  Schülieh 
p.  werde",  an  Körperumfang  allzusehr  zunehmen. 
ONIgbli.  So-n-es  süfers  und  glatts  u"d  so-n-es  gattligs 
und  p-s  Boss.  Gotth.  Was  chli"  ist,  ist  ordlich,  ist 
fest  ond  postiert;  was  gross  ist,  ist  en  0"form,  ha"  's 
auch  scho"  probiert.  Sang  und  Klang  1899  (Ap). 

Postü'r  f.:  1.  Stellung.  Haltung  (des  Körpers)  B. 
(E")  P.  machsch  de""  öppe"  nit  die  schonsti.  ,Sich  in 
P.  stellen.'  ,Die  Brüder  stellen  sich  in  P.  je  etwann 
ein  halber  Schrit  von  ein  anderen.'  ClSchob.  1699. 
,Dass  jeder  Ort  in  gute  P.  und  Bereitschaft  den  kath. 
Ständen  gegenüber  sich  stelle.'  1715,  Absch.  —  2.  Kör- 
perbau, Wuchs,  Gestalt  AaF.,  Ke.;  B;  GrD.;  G;  Th:;  Z. 
Der  hat  e"  P.!  E"  schönt,  ticki,  undersetzti  P.  Üser 
Pfarrer  het  e"  P.  wie-n-en  üfrechter  Bär,  sagten  die 
Frutiger.  Übertr.:  .Durch  Ungeduld  verlieren  die 
Kräfte  des  Geistes  gar  leicht  ihre  natürliche  P.' 
AKlingl.  1691. 

biiste11,  häufiger  puste"  (in  THErm..  Hw.  puste"): 
1.  pusten  Gr;  THErm., Hw.  S.auch  peisten.  —  2.  a)  von 
Menschen,  „durch  ein  mürrisches  Stillschweigen  seinen 
Zorn  oder  Widerwillen  gegen  Jmdn  merken  lassen", 
schmollen  GrD.,  He.,  L.,  Pr.,  UVatz;  GW1.  Siehe 
buchten  (Sp.  1009).  —  b)  gedankenlos  ins  Leere 
starren,  stieren  GRGlar.,  Schud.  Syn.  stünen.  Grimmig 
glotzen,  wie  Stiere  oder  Kühe  tun,  die  im  Begriff 
sind,  sich  im  Hörnerkampf  zu  messen  GrD..  L.  Der 
Pfarrstier  hed  z'mäl  den  Grind  sltli"ge"  g'stellt  und  ge- 
pustet; due  han-i'h  g'wüsst,  wie  spät  's  ist  und  bin  mi'h 
g'nöt  über  den  Zun  z'  flöke"  chon.   Bühler.     Ringen, 


von  Kühen  GiiArosa,  Spl.  —  3.  gross  tun,  sich  trotzig 
geberden  <jR.Ien.  —  umer-:  vor  Kälte  schlotternd 
herumstehen  GrLuz. 

Identisch  mit  nhd.  bimsten,  pausten  bei  Gr.  WB.  1  1801. 
VII  151.r>:  vgl.  auch  baueen, pausen,  ebd.  1  1200.  VII  1514; 
Schni.  I  2  2sS.  1"'J.  ha/u  im  .Vblautsverhältniss  unsere  kurz- 
vokalige  Form  pUett",  die  auch  sonst  auf  obd.  1 ! •  •■  1 , - 1 1  begegnet, 
so  in  tir.  pusten  (Schöpf  ö'21).  Vgl.  auch  Püsli,  Bveterli. 
Nebenher  geht  eine  gleichbed.  Wurzelform  mit  anl,  ad.  p-^> 
hd.  pf-j  wozu  das  aus  dem  Nd.  stammende  nhd.  pusten,  das 
also  nnserm  W.  etymol,  nicht  anmittelbar  gleichzusetzen   ist, 

Püsti  n.:  Atem,  in  den  Verbindungen:  us  ''em 
P.  chon;  ka"  P.  ha";  's  P.  ist-mer  üsg'gange"  THBerl. 

Busterli  n.:  Pferd  (Kdspr.)  GRh.;  TuTäg.  Vgl. 
Busterli-Dät,  Soldat  zu  Pferde  TnTäg. 

Wahisch.  Nom.  ag.  zu  büsten,  schnauben;  s.  dir  vorige 
Gruppe.      Zur  Sache  vgl.   Gr.  WB.  IX  1202. 

Bnstete":  scherzh.  Bezeichnung  des  Schiessgewehrs. 
,Vor  nun  Joren,  wie  die  Schwedin  gähn  Bregenz  syn 
khon,  hän  wür  messen  Busteten  auff  die  Axel  und 
Fürsaal  in  die  Hand  nehn  und  gohn  wachen  gohn.- 
Th  Gespr.  1656.    —    Vgl.    Sehiess-Paeteten. 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but. 

S.  auch  die  Gruppe  Bad  usw. 

ßatall :  Hundename.    Mvric.  1630. 

Batä'li  n.  Ndw,  Batali,  Batali  f.  Gl:  Schlacht, 
Kampf,  Handgemenge.  Mer  hend  es  B.  g'ha",  auch 
von  der  Vertilgung  vieler  schädlicher  Tiere  Ndw. 

Mhd.  batalje,  batelle  aus  frz.  baiaiUe.  Zur  Form  BntQli 
vgl.  Kanä'li  aus  eanaittc.   .Battalli.'    1798,  Baucrnchr. 

Battaliö'n,  Batteliö'(n)  Aa;  B;  L;  S;  Th;  Z  —  n.: 
Bataillon.  Ghride"-  SB.,  Chrüz-B..'  B;  Gr;  L;  Th, 
Fluchformel;  s.  Chrüz  (Bd  III  938).  Kreis-Battaljü" ! 
hat  Der  nid  e"  par  Arme"  und  Bei"  wie  Bömmlil 
Schwzd.  (GttMai.).  Auch  für  grosse  Schar  übh.  Th;  Z. 
E"  ganzes  B.Buebe".  -  .Batallion'  als  Fem.  ClSchob.  Hi9.'>. 
Chride"-B.   wohl   aus  eri  de  bataüUm;  vgl.  Bd  III  7S7. 

Most-:  scherzh.  Bezeichnung  eines  Bataillons 
Thurgauer  im  .Preussenkrieg'  Jan.  1857. 

bateilen:  kämpfen.  ,Doch  so  ist  da  von  beiden 
teilen  herteklich  bateilet,  dass  der  vyenden  zwenzig 
und  mer  erstochen  sint.'  1386,  Z  Schreiben.  Vgl.  auch 
Quellen  zur  Schwz.-Gesch.  XVIH  132. 

Mhd.  bataljen,  batelten  aus  frz.  batailler.  Das  W.  auch 
bei  Köuigshofen :  ,Die  von  Zürich  hatteltend  etwa  dicke  mit 
des  herzogen  volk.'    ,Si  battelletend  mit  euander.' 

Patäte"  s.  Herd-Epfel  (Bd  I  381). 
Chüttenen-Baten:  =  Chüttene"- Pästli  (Sp.  1785) 
BsStdt.    —    Frz.  pätt   de   coing. 

hatte",  in  AaF.,  Ke.;  ScHNnk.;  ZS.,  Stdt  patte": 
1.  fruchten,  nützen,  helfen  Aa;  ApK.;  Bs;  B;  L;  S; 
Xdw.  Ob  's-em  würftlig  z'  Nutz  cho"  isch  und  ob  's 
Öppis  'hattet  het?  Joach.  1892.  .Ein  strafendes  Wort 
und  ruhige  Vorstellungen  hätten  eben  so  gut  gebattet, 
ja  noch  bessere  Dienste  getan.'  ebd.  1898.  ,Was  ich 
an  meinen  Kindern  tue,  hattet  doch.'  Spreng.  ,Leid 
und  vertrag,  der  Schmerz  nichts  schadt,  oft  hat  ein 
bittrer  Trank  gebatt.'  Sprww.  1824.  Alls  mVs  Ab- 
were"  het  gar  Nüt  'batted.  Joach.  1892.  's  Bürge"  het 
nid  VÜ  'hattet,  und  es  ist  im  Galopp  nidsic''gänd  g'gange". 


1-u:; 


Bat.  bet,  bit.  bot.  but 


1804 


Fübchwald  (AaL.).  De  Wasserdokter  hed^e"  ganze* 
Winter  an-em  min"  'pflärtschet,  es  hed-em  eil 
Nüd  'hattet  AaWuIiI.  ,On  Buss  beton  battet  nit.' 
BHist.  Kai.  1870.  ,Es  will  nicht  b.,  es  will  nicht 
vorwärts'  AaZ.  (Anon.  1815).  Es  patted  Nüd  an-ech 
äne"  AaF.  Es  hattet  Alles  Nit,  es  hilft  Alles  Nichts 
Bs;  Ndw.  8.  noch  Nöten  (Sp.  8ö7).  .Baten,  gedeien, 
beschiessen,  prodesse,  conferre.'  Red.  1662.  —  2.  aus- 
gibig sein,  ausreichen,  klecken  Aa;  Bs;  B;  L;  Sch; 
a8cHW;  S;  Th;  UwE.;  Zg;  Z.  Sjn.be-schiessen.  Es  battet 
nüd  (nid).  Es  pattet  JceinS  Geld,  wenn  Alls  so  Inr  ist 
Zg;  ZZoll.  Ich  mag  werche*  mal  ragse*,  wie-n-i'*  will,  so 
hattet's  Nüt.  B  Dorfkai.  1868.  .All  sjn  gross  Guet  hat 
doch  nüt  gebatt.'  Spreng.  Spar  und  rechne,  wie  du 
witt :  um  Sege"  hattet' s  nit.  B  Hist.  Kai.  1857.  Bes.  von 
Speisen.  Ich  muri  noch  so  eil  [Speisen]  üfträge",  's  pattet 
doch  nüd  AaF.,  Ke. ;  Sch;  Z.  D'  Schabe"  si"-em  in'n 
Buch  eho".  und  die  2  Bat:e"  Brot  hei"  nit  'hattet  g'ha" 
BsLie.  (Meier).  Doch  battet-mer  kei"  Trank  und  Sjns. 
Schwzi).  (L).  's  würt-em  goppel  b.,  er  wird  hoffentlich 
satt  werden  Th.  's  Brät  battet  nw  für  e"  Wuche* 
Bs;  UwE.;  Z.  Es  battet  Alls  Nüt,  die  Schulden  sind 
zu  gross,  der  Appetit  unersättlich  S;  Z.  S.  noch 
hotten  I  2  (Bd  II  1772).  ,Da  die  Einkünfte  nicht 
hatten  wollen.'  JUlr.  1727.  —  3.  von  statten  gehen 
(von  einer  Arbeit)  Bs;  SciiNnk. ;  TnTtiess.  Wenn  er 
schafft,  so  hattet's  Bs.  —  4.  fassen.  D'  Stube"  chann 
nid  Alli  h.  AALengn.;  „Sch."  —  5.  „bemeistern,  z.B. 
einen  Gegner,  eine  Speise.  Der  Chll"  mag  da'  Esse" 
nid  alls  b.  Sch."  Syn.  baschgen.  —  Mhd.  baten  iu  Bed.  1. 
S.  auch   Gr.  WB.  I  1158. 

Er-batte"  f.:  Ehrenlohn?  Die  Besitzer  der  Recht- 
same auf  dem  Berg  Niederhorn  (BSi.)  sollen,  wenn  sie 
zum  State]  fahren  und  bei  des  Propstes  Kessi  melken, 
demselben  dafür  die  sogen,  .erbatta'  als  einen  Lohn 
wie  gebräuchlich  ausrichten.  1389,  BUrk.  (vMohr, 
lieg.  I  2,  31).  —  Vgl.  mhd.  bäte,  Nutzen,  Gewinn.  Viel], 
aber  eher  zu   mlat.   (k)erbaticum ;  vgl.  DuCange   111   650. 

Patte"  f.:  X.(Pättli)  Füsschen  an  (hölzernen) Tieren, 
die  als  Spielzeug  dienen  BsStdt.  —  2.  (Patte",  Dim. 
Pättli  Z,  Battli  AxSuhr.)  Tuchklappe  über  der  Öffnung 
einer  Tasche,  z.B.  am  Kittel.  —  Frz.  patte. 

Brust-:  Überschlag,  Blatt  am  Brustteil  des  Männer- 
rockes Aa  (Kochh.). 

Pate"  Patu  m. :  sottana  grossolana,  tonaca  da  frate 
PA1. 

Patene"  f.:  Patene  Ndw.     Syn.  Platine". 

Mhd.  paten(e)  aus  mlat.  patena.  In  der  Form  ,batton(en).' 
L428,  Z;  H'.tT.Z;  NMan.,  ,pat(t)en(en).'  1171,  BsChr.; 
Edlib.;    Ansh.;    K<>. 

Patent  Ndw,  Padent  AALeer. ;  B;  Schw;  ZS.,  Ba- 
ih  nt  AALeer.;  Th;  Z,  Potent  SchwE.,  Pudent  BBr.  —  n., 
Patente"  Ndw,  Badente"  B;    L,    Potente"  L;  S  —  f.: 

1.  obrigkeitlicher  Erlass,  Proklamation.  .Jeder  Quar- 
tierhaubtmann  soll  obrigkeitliche  Patente  seinen  unter- 
gebnen Offiziers  and  Soldaten  eröffnen.'  WXdenschw. 
Handel  1646.  .Wir  erkennen  es  selbs  in  dem  öffent- 
lich getruckten  1'..  dass  uns  Gott  durch  Erdbidmen, 
schweie    Wetter    [usw.]    warne.'    JJMüller   1665.  — 

2.  Niederlassungsbewilligung,  Heiinatschein.  ,Es  solle 
ein  jeglicher  Burger,  welcher  sich  sowohl  inn-  als 
äussert  der  Eidsgenossschaft  unter  einen  frömden 
Schutz  und  Schirm  heg. dien  und  niederlassen  wurde, 
bei   Verlurst   seines   Bürgerrechts   sich   vor  unserem 


Kleinen  Bat  anmelden  und  eine  oberkeitliche  Patente 
hierum  auswürken.  auch  solche  auf  das  längste  je  zu 
6  Jahren  um  wiederholen  und  den  weiteren  Aufenthalt 
ausbitten.'  Z  Ges.  1759/79.  —  3.  wie  nhd..  Freibrief 
zur  Ausübung  eines  Gewerbes,  Berufes,  allg.  .Jeder 
müsse  ein  Badent  haben,  wan  er  den  Wein  fortlieferet, 
wie  viel  und  wohin  er  verkauft  sei.'  1797,  Bavern- 
chron.  (Z).  Ich  [der  Knecht]  ha"  woi '  g' merkt,  dass  am 
Besten  isch,  wenn  ig  en  anderi  Potente"  löse"  [einen 
andern  Dienst  aufsuche].  BWvss  1863.  —  4.  eine  Art 
doppelmaschiger  Strickarbeit  Z.  Badint  lisme".  Es 
Eöckli  oo"  Wulle",  Patent ,  mit  breiter  Bordüre". 
MUsteri.  D'  Erau  Amtme"  möchti  gern  en  Bock  vo" 
V.  probiere"  [zu  stricken],  umsst  si  wie  a"fah.  ebd. 
St  erzellt,  wie  si  's  P.  nüd  bigriß.  ebd. 

Frz.  patent  m.  uud  patente  (.  Zur  lautlichen  Behandlung 
der  Vortonsilbo  vgl.  BvdeUe*,    Bvdtic;   Budüsche*  [Potasche]. 

Ober-gade"-:  scherzh.  für  Konfirmationsschein, 
mit  Bezug  auf  Gaden  2  b  (Bd  II  116)  BE. 

„Birs-:  Erlaubnissschein  für  Vogeljagd. " 

Schleif-:  Patent  für  das  Fischen  mit  Schleifen 
[Angelschnüre,  die  der  Fischerkahn  nachschleift]  L. 
.Für  Schl-e  (mit  der  Angel)  10  Fr.,  für  Patente  zum 
Fischen  mit  den  übrigen  Gerätschaften  50  Fr.'  1875, 
L  Erlass. 

pate'nt,  padent:  fix,  ausgezeichnet  Aa;  B;  Z.  En 
padente  Kcrli,  ein  flotter  Bursche.  E"  padenti  Jum- 
jifer,  ein  stattliches  Mädchen.  Bis  dohi",  so  denk~ieh, 
lauft  Alls  jo  patänt.    AGysi  1899. 

Pater:  1.  für  Paternoster,  a)  Vaterunser.  ,[1519 
verordnete  Bern]  für  tod  und  ungwitter  al  mentag 
5  pater  und  ave  vor  der  kilehtüren  mit  zertanen 
armen  ze  beten.'  Ansh.  —  b)  Posenkranz,  zum  Ab- 
zählen. .Die  Venner  präsidieren  die  Heimliche  Kam- 
mer; sie  ziehen  die  Stimmen  (man  nannte  Solches  das 
P.  ziehen,  weil  ein  solches  mit  grossen  Ringen  dazu 
gebraucht  wurde,  dessen  sich  wirklich  noch  die 
Stimmenzähler  bedienen).'  Kienlin  1835  (F).  —  2.  Dim. 
Pdterli  Ap,  Bdterli  GA.,  F.,  Ta.;  THBisch.  a)  Kügel- 
chen  am  Rosenkranz  GF.,  Ta.  --  b)  Glasperle,  auf 
eine  Schnur  gereiht  und  zu  Stickarbeiten  gebraucht 
Ar;  GA.,  Ta. ;  THBisch.  -  Zu  1  b  und  2  vgl.  das  syn.  Natter 
(Sp.  845),  ferner  Schm.  I2  tili. 

buttere"  (auch  p-  B):  1.  prügeln  AALeugg. ;  „B.- 
—  2.  schlagen,  von  der  Uhr.  's  butteret  zwölf,  's  bat- 
teret  d'  Ghind  us  der  Schnei  B  (Zyro).  —  3.  (schla- 
gend, stossend)  treiben,  nötigen  B;  S.  D' Chind  vo"  der 
Gasse"  i"  d'  Stube"  ine"  b.  Mit  aller  Älüei  han-ich-ne" 
endlige"  >"  d' Stuben  ine"  chönne"  \i.  (vRütte).  Ph  cha""-n 
gar  nid  zueche"  b.  [zum  Essen],  sagt  eine  Frau  von 
ihrem  Manne,  P1'  muess-si  ge"  z'sämme"  b.,  zstreiben. 
Dernor'4  heuj-nien-c"  mit  Schang  und  Spott  »um  ( 'hornh  US 
us  'patteret,  hinausgejagt.  Hofst.  1865.  —  A.  jiattfe)re" 
BBr.  ,Ha.,  pütre"  BInterl.,  K..  Etwas  mit  wenig  Sorg- 
falt betasten,  herumdrücken.  Syn.  fingeren,  tätschien. 
Me"  müoss  die  jungen  Chatzeni  nid  p..  sust  werdef-si 
ifringi  BHa. ;  vgl.  Sp.  lloT.  An  Öppis  umhc"  p.  BK. 
Der  Dokter  ist  e"  schröckleche  Pätri:  mw  mues'-sen 
leidig  sin.  Dem  es  Gltd  znehi"  z'  hau   BR. 

Mlat.  batlere,  frz.  battre.  Auch  bair.  ballern  (Schm.  Is  300). 
I  ist  wahrsih.  andern  Ursprungs  und  zu  frz.  patte,  r&torom. 
patta,  Tatze,  Mund,  r&torom.  patter,  werfen,  schmeissen,  zu 
ziehen;   vgl.   talpen,   taprn. 

„ab-battere":  1.  abprügeln.  —  2.  abdingen,  ab- 
markten, einen  Nachlass  von  einer  Forderung  erhalten. 


1805 


Bat,  bet,  bit,  bot,  l.nt 


1806 


3.  liberli.  eine  Bitte  erlangen.  /  "  maß  Nüd  an 
im  (i..  kann  ihn  nicht  bewegen,  meine  \  orstellungen 
und  Bitten  haben  keine  Gewall    Aaj  B."  —   üs-pä- 

t(e)ren:  ausdrücken, -pressen  I!l!.  ver-patt(e)re°. 
E"  virpattreti  Chats,  von  einer  klein  gebliebenen 
Katze  BBr.,  Ha.;  vgl.  batteren  l.  —  ier-pät(e)rel>: 
zerdrücken,  zerquetschen  BII.  Gib  dem  Biteb  doch 
nüd  wir''  Chriesi;  er  tued-si  numme"  :.  if"'  d'n  G'wand 
dermit  versalben. 

Patl'f  m.:  dummer  Kerl  GiiSpl.  —  Vgl.  rätor.  patüfla, 
Scherz,  Narrheit;  /»ttii/hr.  närrisches  Zeug  reden. 

Batille"  f.:  eine  Art  Lägel.  a)  =  Über-Lägel  (Bd  III 
1169);  21— 221/!  Mass  haltend  GrAv.,  D.  .Die  Averser 
tragen  noch  jetzt  Branntwein  in  Batillen  von  Livio  über 
den  Berg  in  ihr  Tal.'  Tsch.  ,Wer  ihne  |den  Wein] 
nicht  schetzen  lasst,  soll  von  jeder  Legelen  oder  Battille 
ein  Kronen  Buess  verlallen  sein.'  GrAv.  I.andr.  1622. 
.Der  Wynmesser  Lohn  soll  sein  von  jeder  Legein 
6  Pfennig  und  von  jeder  Batillen  3  Pfennig.'  GrD.  LB. 
.Ist  ein  jeglicher  Saum,  was  ein  Boss  in  zweien 
Seitenlägelen  und  einer  Batillen  oder  kleineren  Über- 
lägelen  einsmals  darvontragen  mag,  und  begreift  in 
sich  über  100  Mass.'  Sprecher  1672.  —  b)  Batille"  W, 
Bartille"  BSa.,  Si.,  bes.  aber  Dim.  Batilli  W,  Bartilli 
BSi.,  „Batilti  Schw;  U;  W,"  kleines  Weingefäss  ..von 
einigen  Mass",  auch  nur  von  '/a — 1  Mass,  dergleichen 
die  Fuhrleute  und  Säumer  mit  sich  führen.  Vgl. 
Flaschen  (Bd  I  1219). 

It.  bottiglia,  Flasche.  Zum  Voc.  der  Vortonsilbe  vgl.  etwa 
Kattun  aus  cotone.      Vgl.  auch  Badiyeli  (Sp.   1017). 

Pati'n(d)li  ZSth.,  Badindli  ZW..  Bartine"  f.  ZPehr. 
(auch  Dim.),  Partinli  ZGreif.,  Bartindli  ZS.,  Bor- 
tin(d)li  Z,  gew.  PL:  Überstrümpfe  von  Zeug,  Ka- 
masche. Synn.  bei  Fink  II  3  (Bd  I  869).  .Portinli 
oder  Überstrümpf.'  HSulzer  1830.  -  Zu  frz.  patin  in 
der  Bed.   Überschuh. 

pattitti-pattätte":    Larifari.    Zschokke    1797.   - 
Vgl.  frz.  pati-pata  und  patati-patata,  nichtssagendes  Geschwätz, 
und  bes.    Badidi-Badädi  (Sp.  1017). 

Batönie'1  1)  Patönnjele"  „Gh"  ;  Th,  Batöneh  GuMaL; 
ScnSt.,  Badöneli  AALeer.  2)  Badönikli  Ap,  Badö'nechli 
GStdt  (auch  P-),  Badönekli  L,  Badönikli  „Ap";  Sch; 
S;  ZW1„  Badä'nekli  GuT.  (auch  -echli);  ZStdt  (P-J, 
Badanechtli  ApM.;  GuT.  3)  Batängele"  GRh.,  Ba- 
tängeti  BHk.  (Anon.);  Sch,  Badängeli  GlU.,  Bar- 
tängele"  Schw;  Z,  Bartängeli  Ap  (T.),  Batängler  (auch 
Bad-)  TuSteckb.,  Botängeli  GG.  4)  Badänneli  GlH. 
(auch  P-);  THMamm.,  Badännetli  Ap;  GTa„  uT.,Wyl; 
Sch;  Tu  (auch  P-),  Badänesli  ApK.,  Badenteli  Th 
Märst.,  Tag.,  Bodänneli  GoT.  5)  Engeli  AaE1ii\  fSam- 
met-E.);  SThierst.,  Enggeli  ZW.  —  die  Formen  auf 
-e"  sind  f.,  die  auf  -i  Dim.:  Pflanzenname;  vgl.  Ma- 
tängeli  (Sp.55'2).  1.  braune  oder  gebräuchliche  Betonie, 
Betonica  off.  L.  Auf  dem  Lande  noch  als  Hausmittel 
gebraucht  L.  .Bethonica,  batenig.'  Ende  XV.,  Mscr. 
,Wo  der  äff  jemants  beisst,  so  ist  guot  brun  batengen 
in  altem  wein  getrunken,  verstand  gepülffert.'  Tierb. 
1563.  .Psychotrophum,  betonien.'  Fris.  .Bethonien, 
betonica,  cestron,  psychotrophum,  serratula.'  Mal. 
,Hauptwee.  Nimm  laubstickel,  bathonia,  mayen  von 
lavander,  holderbluost.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Mayen- 
blüemli.  bethonia.  mayen  von  lavander  usw.'  ebd. 
,Bathonikenwasser  1  Glas  voll.'  XVIH.,  ZKochb.  (als 
Bestandteil  von  .Klosterfrauenwasser').  .Rauten,  braune 


Bethonien,  Weinbeerlein  [usw.].1  L717,  L  (DrLang). 
.Nimm  Schlüsselblumen  und  Bibernällen  und  Agri- 
monia  und  Betonium  und  Räkolderberri  [usw.].'  um 
1770,  BO.  Mscr.  (Ingredienzien  zu  einem  Universal- 
heilmittel).  —  2.  Primel,  a)  Arzneiprimel,  Prim.  off. 
BHk.;  Gi.;  GuMaL;  GG.,  T.;  SciiSt.;  Schw;  Th;  ZStdt, 
W.  I"  d'  Badänneh  gü",  bald  sterben  müssen,  auch 
finanziell  zu  Grunde  gehen  Gl,  wohl  eig.  mit  Bez.  da- 
rauf, dass  die  Blüte  als  Heilmittel  gegen  Schwindsucht 
gesammelt  wird.  —  b)  hohe  Primel,  Prim.  elat.  „Ap"; 
GlS.;  „Gr";  GuRh.,  uT.;  Schw;  THMamm.,  Tag.;  ZW. 
,Man  fand  umb  wienacht  in  den  wisen  bathenien,  als 
wann  es  im  sommer  wäre.'  Grob  1599.  —  c)  Garten- 
primel, Aurikel,  Prim.  aur.  AALeer.;  ApK.,  M.;  GStdt, 
Ta.  Lueg,  d'  Sommervögel  flattre"  vom  Nägeli  zum 
Rosmari",  vom  Kvsli  zum  Badönechli !  Schwzd.  (Ap).  — 
d)  schaftlose  Primel,  Prim.  acaulis  GlU.  —  3.  Wund- 
klee, Anthr.  vuln.  Sch;  S.  —  -I.  Gamander,  Teucrium. 
S.  Gamander  (Bd  II  297).  .Serrata  herba,  kleine  oder 
edle  Betonien,  das  edel  Gamanderle.  chansedeis.'  Fris. 
,üas  Gamänderlein,  Bathängel,  Teucrium  oder  Cha- 
mädry,  Teuer,  chamsdrys.'  GRSamml.  1784.  —  5.  .echter 
Ehrenpreis,  Veron.  off.,  Grossbathengel.'  Hegetschw. 
Mhd.  batönje,  auch  batenje,  battenie  (wozu  das  schon  im 
XVI.  bezeugte  .batengel'),  aus  lat.  betonia,  betonica.  Den 
Formen  unter  2  scheint  das  Dim.  betonicula  zu  Grunde  zu 
liegen.  S.  noch  die  Anm.  zu  Matängeli  (Sp.  552).  Der  Über- 
gang von  Bed.  1  zu  2,  der  nur  Schweiz,  und  oberd.  ist, 
erklärt  sich  z.  T.  ans  der  Ähnlichkeit  der  Blätter,  eher  aber 
daraus,  dass  auf  uusrem  Gebiete  die  Schlüsselblume  (bes. 
Prim.  oif.)  gleiche  oder  ähnliche  Verwendung  fand  wie  sonst 
die  Betonica;   vgl.   noch   Gr.  Myth.3   1159. 

Muskat-E  ngeli:  Alpenschlüsselblume    GSennw. 

Sa  mm  et-  Engeli:  mucken  förmige  Ragwurz,  Ophr. 
my.  AaEIii'. 

Stei°-Batanjesli:  Bergaurikel.  Prim.  aur.  GrPi\ 

Dokter  -  Badännetli:  Arzneiprimel,  Prim.  off. 
hiTh. 

Patri  f.:  Recht  des  Gebotes  und  Verbotes  gewisser 
(öffentlicher)  Spiele,  sowie  die  damit  verbundene  Auf- 
lage. In  dem  von  den  Freiherren  von  Brandis  und 
Aarburg  der  Stadt  GRMai.  erteilten  Freiheitsbriefe 
v.  J.  1438  (bestätigt  1469)  erscheinen  als  städtische 
Privilegien,  .das  ungelt  und  die  pattrye  in  der  ob- 
genannten  statt  Mayenfeld  und  in  der  vorstatt  daselbs 
ewigelich  gegeben  an  ir  bruch  und  notturft  der  statt 
ze  haben  und  ze  bewenden.'  Näheres  über  den  Inhalt 
des  Privilegs  ergibt  ein  Spruchbrief  v.  J.  1496,  einen 
Streit  betreuend,  der  sich  zw.  der  Stadt  Maienfeld  und 
ihren  Herren  über  die  ihr  zustehenden  Rechte  und 
Freiheiten  erhoben  hatte.  Die  Stadt  beklagt  sich  ua. 
.der  pattry  halben',  dass  ,die  herrschaft  understüende, 
das  spil  zuo  verbieten';  sie  erinnert  daran,  ,uss  was 
grund  inen  die  pattry  und  ander  fryhait  zuogelassen 
wären,  darumb  das  si  die  stattrauren,  brunnen,  bruggen, 
besetzinen  und  ander  statt  büw  dester  bas  möchten 
versehen.  Sölte  nun  ain  herrschaft  das  spil  verbietten, 
was  were  inen  dan  die  patry  nutz :  ain  herrschaft 
möchte  die  nümer  erloben,  damitt  betten  si  deren 
dehainen  geniess  und  könden  der  statt  büw  nit  vol- 
bringen,  und  geschähe  an  dem  stuck  der  fryhait  ab- 
bruch.  Man  wissete  och  wol,  wer  die  gebott  vor 
geton  hett,  und  mainten,  die  gebott  des  spils  standen 
inen  zuo  und  nit  ainer  herrschaft.  Wa  si  och  wissoten 
oder  innen  wurden  gotzlestrung  oder  ander  Unwesen 


1807 


Bat,  bot.  l.it.  bot,  but 


1808 


weiten  .si  selbs  och  nit  gestattet]  und  sich  allweg 
darinn  gebürlich  lialten.'  Dem  gegenüber  macht  die 
Herrschaft  geltend,  ,es  möchten  zuo  hochzitlichen 
tagen  in  wyhenächten  oder  sunst  kriegs  oder  ander 
löff  infallen  und  zuoston,  das  ain  herrscliaft  ir  selbs 
und  den  von  Mayenfeld  zuo  nutz  ain  notturft  sin 
bedunkte,  das  spil  zuo  verbieten ;  sölte  dann  ein  herr 
des  nit  macht  hon  zuo  verbieten,  wäre  unlidenlich  . . . 
gaistliehe  und  weltliche  recht  gebind  nit  zuo,  pattry 
zuo  verlyhen,  sonder  die  verhielten  es.  Ob  es  aber 
zuo  ziten  in  schiessen  und  gesellschaften  von  ainer 
herrschaft  erlobt  wurde,  möchten  si  die  pattry  ver- 
lihen,  die  nutzung  darvon  nemmen  und  das  wenden 
an  der  statt  büw,  darin  redte  sin  gnad  nit.  .  .'  Darauf 
das  Urteil:  ,dass  die  von  Mayenfeld  sollen  beliben  by 
der  pattry . .  .  doch  zuo  haiigen  zyten,  in  krieglöffen, 
oder  ob  gotzlestrung  fürgienge,  so  sol  ain  herrscliaft 
macht  hon,  das  spil  zuo  verbieten.'  (Mitget.  von 
Dr  Erraffter.)  Auch  der  Bürgerschaft  von  GWe.  stand 
das  Privileg  zu  ,die  battryg  in  der  statt  zu  besetzen 
und  zu  entsetzen ,  nach  ir  besten  verstandnuss.' 
DHHiltv  1898,  3t  (nach  einer  Urk.  des  XIV.  /  XV.). 
Das  W.  auch  in  dem  Spruchbrief  betr.  den  Streit  zw. 
Bischof  und  Bürgerschaft  von  GrChur  v.  J.  1422  ;  s.  JvMüller, 
Schwz. -Gesch.  III  278,  wo  es  als  .Aufsicht  über  die  Gemein- 
weide' erklärt  wird.  S.  noch  Planta  1811,  409;  Biindn. 
Monatsbl.    1898,   156. 

Patriot  m.:  1.  Freund  der  Franzosen  und  der 
neuen  Ordnung  zur  Revolutionszeit,  allg.  —  2.  ver- 
allg.  =  Bürger,  Mensch  übli.  in  Wendungen  wie:  Das 
ist  ä  noeh  en  rechte  F.,  ein  wackerer  Bürger,  oft  in 
iron.  S.  AaF.     So  auch:  en  netter,  heitere  P.  Tb;  Z. 

Sack-:  Vaterlandsfreund  aus  selbstsüchtigen  Ab- 
sichten B;  Th;  Z. 

Patrizier  m. :  1.  Angehöriger  der  (ehemals)  regi- 
mentsfähigen Geschlechter  der  Städte  Bs;  B;  F;  L;  S. 
—  2.  Bas  ist  noch  e"  rechte''  F.,  ein  hochmütiger 
Mensch  AaF.,  Ke.     Syn.  Aristokrat. 

Patroll  Ndw;  Z,  B-  Gr,  Patrulle"  Aa;  B,  moderner 
auch  PatriJie"  —  f.:  Patrouille.  B.gä"  Gr.  P.  mache", 
spähend  die  Runde  machen,  bei  Nacht  oder  Tag.  ,Pa- 
trol(l)  machen.'   1799,  Baüernchr. 

patroliere"  ZO.,  Zoll.,  patrulicre"  Aa;  B;  Th:  pa- 
trouillieren.   .Patrollieren.'  1799/1817,  aZoli,. 

Patron  1  B  (auchB-);GrVal.;  Th;  Z.  Patrö  ÖRObS., 
Patrüfnj  GrD.  (auch  l'atlrün),  Pr.  —  m.:  1.  Haus-, 
Dienstherr  Gr.  Es  si  irje  [des  Knechts  und  des  Tag- 
löhners]  der  alt  Putrün.  GFient  1898  (GrPi\)  Der  jung 
Hansueli,  irje  der  jetzig  P.  ebd.  Ph  bin  i"  Franhrich  g'sin 
als  Zuckerkonditer.  Min  P.  hed  es  gross  G'schäft  g'han. 
ebd.  —  2.  abschätzig  für  Kerl,  Bursche  B;  Gr;  Tu;  Z. 
Syn.  Kumpan.     En  sübere,  freche",  wüeste''  P. 

Mer-:  Admiral.  .Der  hochberüemt  ni.  von  Jennow, 
Andre  Doria.' Ansh.  -   ,Patron',  Scliiffsherr,  Bfter  im  XVI. 

Patröna  Padrüne"  GrD.,  Patröni"  GRVal.,  Pa- 
treni"  (inObS..  Patrüni"  GrPr.  ■ —  f.:  Hausfrau,  Dienst- 
herrin,   —    .Patronin,'  Schutzheilige.  Ansh. 

patrönle":  1.  patrenle",  den  gnädigen,  leutseligen 
Herrn  spielen  Bs.  —  2.  „patrönfdße*,  Einem  zu  Ge- 
fallen reden  (gleichsam  um  einen  Patron,  Gönner,  an 
ihm  zu  rinden).  Der  Kerl  tut  dem  Att  eisder  p.,  mit 
Worten  schmeicheln." 

Patrö 'n  II:  1.  Musterform,  Vorbild.  .Patron,  ein 
Vorbild,   nach  dem  man  ein  Ding  machet,  exemplum. 


Exemplar,  ein  Vorbild,  p..  form  und  uioster  oder 
biblner.  Pingere  exemplum,  ein  bildner  oder  p.  nach 
anderen  malen.'  F'ris.  ;  Mal.  ,Das  P.  oder  Muster.' 
AKydürz  1753.  —  2.  Patron  Z  (auch  Partrön),  sonst 
Patrone".  B-  f.,  Gewehrpatrone,  allg.  —  Mlat.  patrotau, 
frz,   patron   in  Bed.  1 ;   eig.   identisch   mit  Patron  I. 

Bätterich  GoT.;  Th,  Bätterech  GTa.;  THBerl., Bisch., 
Eschenz,  Butterig  ApM.;  GRh..  Bätteri  AeK.  —  m. : 
grosser,  dicker  Bauch,  Fettwanst;  auch  pers.  aaOO.  De' 
chunnt  au'h  en  B.  über!  Auch  von  Tieren  G,  z.  B.  von 
einem  .Groppen',  einer  Spinne  TuBerl.  —  Vgl.  Bütterieh. 

i'hot-,  in  THEgn.  Chöt-Bäterech  :  Fischname,  Bach- 
grundel,  Groppe  Th.  Syn.  Chat-Eischli,  Bambeten  II 1  a 
(Sp.  1257). 

Butler  m.:  1.  .kurzes,  dickes  Weinfässchen  von 
20—60  Mass  VO;  Z  (St.1,  lt  St,'2  B)."  —  2.  (4— G  Mass 
haltende)  hölzerne  Flasche ,  welche  nach  uraltem 
Brauche  die  Fuhrleute,  wenn  sie  im  Herbst  den  ver- 
kauften Wein  abholen,  in  die  Kelter  bringen,  wo  die 
Weinbauern  sie  ihnen  unentgeltlich  mit  Wein  füllen 
müssen  Th.  Hieher  wohl  die  RA.:  en  Bach  ha"  wie-n-en 
B.,  so  gross  Th. 

Vgl.  Batate",  aus  dem  das  W.  viell.  entstanden  ist  durch 
volksetym.  Umbildung  nach  dem  homon.  Bettler,  mit  dem  es 
(wenigstens  im   Th)  als  identisch  empfunden   wird.  ■ 

Bätliser  m. :   Name  des  Nordwinds    am  Walensee. 
-   Vom  Dörfchen  .Bätlis'  GA.   Eine  Benennung  wie   topper. 

Batiteri:  Weib,  roh  im  Betragen  L.  Vgl.  Baudi 
(Sp.  1018). 

Bet  I,  Bete-:  1.  BeH  BSa.;  Z,  Be't  AALeer.;  BSi.; 
L;  ScbSI;  THTäg.,  Wag.  a)  n.,  Name  eines  Karten- 
spiels (s.  beten)  AALeer.;  BSi.;  ScHSt, ;  TnWag.  (m);  Z. 
—  b)  n.,  der  Einsatz,  um  den  dabei  gespielt  wird  Z.  — 
c)  in  den  Verbindungen:  B.  mache",  das  Spiel  verlieren 
ScHSt.  Eine"  B.  mache",  verlieren  machen  ScHSt. ; 
Tu;  Z.  B.  si"  a)  zunächst  in  dem  u.  la  genannten 
Spiel,  dann  im  Spiel  übh.  verloren  haben,  zahlen 
müssen  L;  Th;  Z.  —  ß)  übh.  verloren  sein,  phys.  und 
ökon.  BSa.;  L;  Z.  Er  ist  B.,  ökonomisch  ruiniert, 
gestorben  L.  Du  bist  B.,  kannst  dir  nicht  mehr  helfen 
ZZoll.  —  2.  Be't  L;  GMs,  Ta..  Bc'te"  GrPi\;  L;  GT., 
W„  Pe'te"  GrPi.;  GSev.,  PeHe"  BR.  --  f.,  zu  be- 
zahlende (bedeutende)  Summe,  Zeche,  Rechnung.  Er 
ist-mer  ne  grössi  B.  schuldig  L.  Ganz  Pe'ti  schuldig 
sin  BR,  E"  rüchi,  schöni,  süberi  B.  übercho",  z'  zale" 
ha"  GrPt.;  L;  GMs,  Ta.,  T.  Es  giht  e"  recht  e"  schftlichi 
P.,  eine  gehörige  Rechnung  GSev.  Hed -er  nid  c" 
ioackeri  P.  b'zalt  für  es  par  dürcl'gend  Strasse"'.-' 
MKuoni  (GrPi.).  —  3.  Be'tt"  (selten  Be't)  f.  a)  unan- 
genehme Geschichte,  widerwärtiger  Handel  AaWoIiI. 
De''  Sepp  mues'  vor  Gericht,  da'  gi''d  e"  schöni  B.  Ei" 
B.  um  ('oder  ufj  die  ander.  —  b)  verächtlich,  wertloses 
Zeug,  Plunder,  Wisch,  ebd.  Drüf  han-ich  g' schwind 
die  ganz  B.  z'sämme"  g'lesc"  und  bi"  mit  mim  ii'arli 
g'gange». 

Zu  frz.  ta  bete  als  Bezeichnung  eines  Kartenspiels,  dann 
Strafsatz,  Spieleinsatz  des  Verlierenden,  Der  Voc.  <■'  be- 
ruht wahrsch.  auf  volksetym.  Anlehnung  an  den  Personen- 
namen Bit.  In  den  Verbindungen  unter  1  c  wird  das  W. 
als  Adj.  empfunden;  vgl.  dazu  labet  (Bd  III  9ö:j).  sowie  Gr. 
WH.  VI  S. 

Sei)  war  z-Bot:  ein  Kartenspiel  SThierst.  Vgl. 
Schwarz- Peter. 


taofl 


Bat,  bei  iiit.  bot,  l.iu 


Mu 


l..'ic"  /..  be'tt  AiSnhr.;  Ai\  l.:  „Scu;"  Tu;  Uw; 
Zu;  Z  (Kau.).  be»tle"  Sch  (Kirchh.);  ZO.,  S.,  fte'Üe" 

Aa;  Ap;  Bs;  B;  GRValz.;  GW.;  S,  nSt.;  SOHW;  S;  Tb; 
V.r..  befiele*  Z:  1.  ein  jetzt  vielfach  abgekommenes, 
vorzugsweise  nur  noch  auf  dem  Lande,  bes.  von  altern 
Leuten  geübtes  Glücksspiel  mit  Karten.  Sein  Gang 
ist  im  Allg.  folgender:  an  die  drei  bis  sieben  Teil- 
nehmer werden  je  drei  Karten  ausgeteilt;  der  Aus- 
teilende macht  einen  durch  drei  teilbaren  Einsatz  in  die 
Kasse,  je  nach  den  Umständen  von  sehr  verschiedener 
Höhe  (3,  6,  15,  30  Rappen  usw.  oder  auch  eben  so 
viel  Franken).  Jedem  Teilnehmer  steht  frei,  bei 
schlechten  Karten  aufs  Mitspielen  zu  verzichten;  ver- 
zichten Alle,  so  wird  von  neuem  ausgeteilt  und  der 
Einsatz  wiederholt.  Auf  je  einen  Stich  wird  '/'  des 
Einsatzes  ausgerichtet;  wer  keinen  Stich  macht,  hat 
den  urspr.  Einsatz  als  Strafe  ins  nächste  Spiel  ein- 
zuzahlen. Im  Einzelnen  bestehen  mannigfache  Ver- 
schiedenheiten und  Complikationen.  In  THErm.  kann 
beim  sog.  chauf-b.  der  Spieler  für  schlechte  Karten 
sich  andre  geben  lassen,  muss  dann  aber  mitspielen; 
beim  rerteckt  b.  gibt  es  einen  .Blinden',  den  der  Spieler 
in  der  , Vorhand'  gegen  seine  Karten  eintauschen  kann. 
In  TüSteckb.  bellet  man  mit  .offenen'  und  , verdeckten' 
Karten,  je  nachdem  die  oberste  Karte  des  unverteilten 
Restes,  die  als  Trumpf  gilt,  von  vorneherein  oder  erst 
auf  Verlangen  eines  Teilnehmers  (der  dann  mitspielen 
muss)  aufgedeckt  wird.  In  ZTü.  geschieht  dieses  Auf- 
decken der  obersten  Karte  der  Reihe  nach,  und  der 
Aufdeckende  ist  jedes  Mal  verpflichtet,  an  der  Partie 
Teil  zu  nehmen,  ob  der  Trumpf  zu  seinem  Spiel  passe 
oder  nicht.  Das  B.  gehörte  ehedem  zu  den  beliebte- 
sten Hazardspielen.  so  z.  B.  an  den  Zurzacher  Messen. 
In  THSteckb.  wurde  es  mit  Vorliebe  in  der  Neujahrs- 
zeit gespielt,  ebenso  in  ZTö.  (wo  zumeist  Nüsse  den 
Einsatz  bildeten),  anderswo  in  Z  spec.  am  21.  Jan. 
von  der  Schuljugend.  Ich  und  de''  Präsident,  der 
G'meindammc",  der  Lerer  und  noch  öppe"  drei  händ 
'bauet  bis  de"  Morge"  z'  Tag.  Stütz.  Und  het  g'rüeft, 
si  würde*  u-clle"  betle",  bis  d'  Chue  en  Batze"  gelt. 
BWvss  l^.'i:i.  Es  wurde  gebetelt  und  zwar  z'  35erwis. 
B  Dorfkai.  1875.  .Wie  könnte  der  dann  schön  bauen 
für  sich,  und  seinen  Sohn  getrost  beetein  lassen  den 
Satz  zu  3  bis  5  Btz.'  Gotth.  ,Ich  stehe  in  Gedanken, 
dass  dasjenige  Spiel  mit  den  Garten,  welches  man  das 
Beten-Spiel  nennet,  die  Erfindung  eines  klugen  Kopfes 
seie,  der  eben  dadurch  zu  verstehen  geben  wollen,  die 
Leute,  welche  in  dem  Spielen  ihre  Freude  suchen, 
seien  nicht  besser  weder  die  Tiere.'  Discocrse  1721. 
S.  noch  mutzen  4  (Sp.  620).  —  2.  im  Spiel  keinen 
Stich  machen,  es  verlieren,  zahlen  müssen  VO;  Sch 
(St.b).     Syn.  eslen  (Bd  I  522). 

chlopf-  (auch  chropf-  L)be'te"  L;  UwE.,  -beHne" 
Schw;  U:  das  selbe  oder  ein  ähnliches  Spiel  wie  das 
Vorige  mit  der  Besonderheit,  dass  die  Spielenden,  die 
bei  einer  Partie  mitspielen  wollen,  zum  Zeichen  dessen 
auf  den  Tisch  klopfen.  aaOO.  Syn.  hauwelen,  chlopfen 
(Bd  III  680).  In  üwE.  wird  das  Chi.  mit  fünf  Karten 
gespielt.  A"  Stäffestag  (2G.  Dez.)  händ  die  vier  Meitschi 
am  chline"  Tischli  im  Stübli-eggen  inne"  's  Quartier 
üfg'schlage"  g'ha"  und  sind  rotig  worde",  mit-emen 
uralte",  cholschicarze"  Chart  z'  binoggle",  z'  schware- 
betere",  z'  ramse",  z'  chlopfbite",  z'  strumpfsecklen  und 
z'  mariäsche",  alls  an  eint  Obig!  JRoos  1892  (L). 

chritz-bete":  ein  Kartenspiel  ähnlich  dem  Vor. 

Schweiz.  Id.utiköD  IV. 


Die  Spieler  machen  inil  dei  Kreide  eine  Anzahl  Striche 
(Chritz;  S.  Bd  111  985),  jeder  gleich  viel,  auf  den 
Tisch  oder  auf  ein  Täfelchen;  wer  einen  Stich  macht, 
darf  einen  Strich  auslöschen;  wessen  Striche  zuerst 
alle  ausgelöscht  sind,  ist   Sieger  Uw. 

Bet  II  AA;  Ap;  Bs;  B;  L;  Schw;  S;  Z,  Beta,  Bete" 
Gr;  GoT.,  W.;  Sch;  Ndw  —  f.  (auch  n.  Bs;  B;  S), 
Dim.  Beti  Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  Schw;  S;  Xi.w. 
BetliKk;  Ap;  B;  Gl;  L;  Schw;  S;  Th;  Uw;  Z«;  Z.  Beteli 
Aa;  B;  Gl;  Gr;  L;  Sch;  Schw;  S;  Th;  Z,  derb:  Betel 
m.  Schw;  ZO.,  Betle"  B,  Betsch  SchwE. ;  ZO.,  Betschi 
Gl.  Betta,  Betti,  Belteli  Gr:  1.  Kurzform  für  Elisa- 
beth. aaOO.  Vgl.  Eis  (Bd  I  202),  Lise"  (Bd  Dl  1  123). 
Mara-,  Mari-Bit,  Maria  Elisabeth  S.  Stoffel-Bet, 
Tochter  eines  Christoph  SchwE.  Bitli  als  beliebte 
Figur  im  Sennenlied  Aa;  B;  vgl.  z.B.  Aa  Gem.  II  3. 
—  2.  Bete",  furchtsamer  Mensch  Schw.  —  3.  's  Beti 
am  Arm,  Rausch  AALindenb. 

Die  Gr  Formen  mit*  weisen  auf  it.-rätorom.  /.'■ffr.,  /;,(),„.. 
Zu    'J    vgl.  Oret  »aß   (Bd  II  824). 

Hoffert-Bet:  hoffärtige  Person  L.  —  Löt-si- 
Bet:  unzüchtige  Weibsperson  AaJoh.  —  Pfüs- 
bagge"-Bet:  bausbäckige  Weibsperson  ThFi\ 

Belz-Bet:  scherzh.  für  Elsbet?  Trudt,  Bat.  Bit, 
B.  und  's  Trini,  und  sust  noch  zweu  Clilini,  und  ei"s 
treid  hinde"nöch  's  Chindspfündli  L. 

Der  Beleg  scheint  eine  ähnliche  Situation  vorauszusetzen 
wie  eine  Anekdote,  die  man  sieh  im  Sihltal  (ZI  erzählt:  es 
habe  einst  eine  Gesellschaft  zur  Nachtzeit  in  einem  Hause 
Einlass  begehrt;  auf  die  Frage  von  innen:  Wer  ist  dueaen? 
sei  die  Antwort  erfolgt:  's  .'«f  Niemer  weder  ich  und  d'  Grit 
und  d'  Bet  und  d'  Annemarei  und  aust  nocfl  drei  .""/  </-'  gröts 
Bueb   mit  aem   Büntel. 

Be'tt  n.,  PI.  Bett  B,  Betti  BR.;  GitD.,  L..  hPr., 
ObS.,  sonst  Better,  Dim.  Bettli,  Bettji:  1.  a)  wie  nhd., 
für  Menschen.  Es  B.  und  e"  Schaft,  der  Grundstock 
eines  eigenen  Mobiliars  B.  Wo-n-en  Chaste"  cha"" 
stä",  chann  auch  es  Bett  stä"  ZZoll.  Es  B.  iseh  t" 
halbe  Richtum,  me"  cha""  die  halbi  Zlt  drin  ligge"  S. 
I-  's  B.  gä",  zu  Bette,  allg.  S.  auch  Engel  (Bd  I  332). 
's  ist  ZU  i"  's  B.;  s.  acht  (Bd  I  81),  mm  (Sp.  Ti'.Tj. 
Mer  hei"  in  's  B.  g'heusche",  nach  dem  Bette  verlangt 
BsL.  lr  chönnd  mitenand  i"  's  B.,  zu  Zweien,  die 
das  Gleiche  sagen,  also  einhellig  sind  wie  gute  Freunde 
oder  Eheleute  Z.  Ja,  wenn  's  B.  mit-em  chdm,  üf- 
stiend  (dann  wäre  er  zu  so  früher  Stunde  bereit),  von 
einem  Langschläfer  Th;  Z.  S.  noch  ver-charren  (BdHI 
426).  Eim  's  B.  mache",  ihn  heiraten.  .So  viel  sei 
gewiss,  dass  dem  Ludi  's  Nänneli  's  Bettli  nie  machen 
werde.'  JSenn  1852.  Im  Beifei  's  B.  mache",  rück- 
wärts gehen  Bs  (Kdspr.).  Es  ist  's  B.  us  enand,  es 
hat  eine  Niederkunft  Statt  gefunden  U;  vgl.  Ofen 
(Bd  I  110  u.).  I"  's  B.  cho",  bettlägerig  werden  '/.. 
spec.  niederkommen  B.  Tüf  im  B.  inne"  si",  lige", 
schwer  krank  sein  Aa;  B;  Z.  Er  hat  doch  aurh  chönne' 
im  B.  inne"  sterbe",  Trost  beim  Tode  Eines,  der  leicht 
durch  einen  Unglücksfall  hätte  umkommen  können 
B;  G;  Z.  Im  B.  spart -me"  Nüt  a's  d'  Schueh,  bim 
Esse"  chunnt  dann  Alls  nohe",  von  einem  Genesenden, 
der,  nachdem  er  das  Bett  verlassen,  einen  starken 
Aiipetit  hat  S.  ,N.  het  geret  zuo  siner  muoter,  er 
wölt  si  dazu  bringen,  dz  si  dz  ir  im  bett  müest  essen. 
Der  Härder  sprach  zu  Jenni  W.,  er  wolte  in  slahen 
an  der  geltschulde,  die  er  imine  schuldig  ist,   das  er 

lll 


1*11 


Bat,  bet,  bit,  bot,  bnt 


1812 


si  im  bette  müeste  essen.'    1381/1420,  Blasph.  accus. 
.Man    spricht   gemeinlich,   die   geistlichen    haben    die 
drei  zipfel  vom  b.  in  ire  händ  gebracht   und   reissen 
sich    auch    umb    den   vierten.'    LLav.  1587.     S.  noch 
Hans  2  c  (Bd  II  1470),  letz  6  (Bd  III  1554),  Par  (Sp. 
1  129).     Das  B.  im  Recht.     ,Das  varende  guot,   es   si 
an  phenningen,  an  wine,  an  körne,  an  betten,  an  he- 
venen  oder  an  kessinen,  an  husgeschirre  und  an  allem 
andren   getregde    [tragbarer    Fahrhabe].'    1347,    Urk. 
.War  sach,  das  ein  fraw  sturb,  so  sönd  ir  erben  geben 
ein  Ij.  zu  fall  mit  vier  zupfen  und  mit  kleideren  [usw.].' 
AAWett.  Offn.;  vgl.  be-kleiden  (Bd  III  624).   , Item  nach 
Laut  des  Hofrodels  hat  ein  Fraw    [nach  des  Mannes 
Tode]  Gewalt,   ein  B.  voraus   zu  nemmen,   nach  dem 
Ehr  und  Gut  vorhanden  ist.'  1631,  SchwE.  Klosterarch. 
.Es  soll  [beim  Abscheiden  des  Mannes]  die  Verbesse- 
rung der  Betteren,   so  die  Wyber  etwann    geforderet 
und  haben  wollen,  fürohin  ganzlichen  abgestrickt  und 
aber  hingegen  die  Frau  befuegt  syn,  von  des  Manns 
Betteren  ein  B.  für  ihrige  hinweg  zu  nehmen.'  1675, 
Z  Erbr.     Formelhaft   verbunden  Tisch  und  B.,   Kost 
und  Wohnung.    .Man  musste  bei  der  Norm,  den  Mann 
des  Tages   zu  18'/2  Kr.  bei  Tisch   und  B.  zu   haben, 
beträchtlich    Schaden    leiden.'    Sculäpfer   1839   (Ar). 
,Der  vatter  hat  sine  tochter  dem  N.  N.  irem  elichen  ge- 
machel  überantwurt,  gefasset  [ausgestattet]  zuo  b.  und 
tisch.'  1527,  Z  Urk.    Der  Vater  verpflichtet  sich,  ,den 
sun  ze  fassen  zuo  b.  und  tisch  nach  synen  eren  und 
des  suns  nutz.'  1568,  Z  Heiratsbrief.    Vo"  Tiscli  und  B. 
g'scheide"  (g'schide")  si",  in  B  z'  Tisch  u"d  z'  B.  g'sch. 
si",  von  Ehegatten.     ,Was  recht  ist,   wo  ehelich  lent 
zuo  bet  und  tisch  gescheiden  werden.'  1490,  Lliotenb. 
Amtsb.  —   b)  spec,    Bettzeug,   Unterbett.     ,Man   sol 
richten,  als  N.  N.  in  einem  vass  linwat  oder  bette  in 
ein   schiff  geleit  hat   und   das   zu   den   swiren   hinus 
komen  ist,  und  minen  hcrren  damit  ir  zoll  und  ungelt 
ist   entfüert.'    1414,    Z  Ratsb.     Im   Hof  zu  AaB.  soll 
,der  erlichen  bettstatten  ein  ieglichi  haben:  ein  spann- 
bett,  ein  loubsack,   ein  b.,   zwei  linlachen,    ein  tecki, 
ein  gross  übergend   küssi    und    daruff  ein   hoptküssi, 
und  die  gemeinen  bettstatten:  ein  spannbett,  ein  loub- 
sack,   ein  b.,   zwei   linlachen,   ein  tecki,    ein  pfnlwen 
und  daruff  zwei  hoptküssi.'  147(1,  AaB.  Urk.    ,4  Spann- 
bett,   daruff  4  Bett.'    1609,  Z  luv.  —  2.  Lager,   Nest 
von  wilden  Tieren.   .Welcher  ein  B.  junge  Wolf  fachen 
wurde,  dem  soll  8  Gulden  gegeben  werden.'  GrD.  LB. 
—  3.  Lagerstätte  der  Kühe  im  Stalle,  bes.  der  hintere 
Teil  längs  des  Streichgrabens    BPiet. ;  GrL.;  WRar., 
Saasth.     Spec.   der   Raum    im   Stalle    für   zwei   Kühe 
GRTschiertsch.;  vgl.  Chüe-Bett.  —  4.  dichte  Lage  von 
Streue,  Äpfeln,  Birnen  uä.  BR.    D's  Laub  an'n  Böum- 
men  lad  iez  starch  län  gern,  es  ligen  liberal  ganzi  Betti 
Stiijui  under-nen.  —  5.  Kelterbett.     Uf  's  B.  torkle", 
den  Wein  süss  keltern,  ohne  ihn  vorher  in  der  Bütte 
gären    zu   lassen   AADegerf.;  „Gr."  —  6.  (bes.  Dim.) 
(Garten-)Beet  Aa;  B;  Gr;  Th;  Z.     Ich  ha"  zwöi  Bett 
mit  Spinet  a"g'säit  B.    ,4  Taglöhn  dem  N.  N.,  Spars- 
beeter    anzulegen.'    1815,    Z  Haushaltungsb.     In    der 
ä.  Spr.  auch  von  Abteilungen  im  Weinberg  (vgl.  Cham- 
mer  5  Bd  III  250),  auch  auf  der  Flur?    Weinberg  im 
Kübach,  ,stosst  einhalb  an  Hellen  b.,  anderthalb  an  Ulr. 
Kolfmanns  b.'  1428,  GBern.  Urk.     Weingarten,  stosst 
an  den  Kübach,  anderthalb  an  die  Stücklein  gen  den 
.kübethen'    hinauf.    1443,    ebd.     3  Pfenn.    Zins    ,von 
ll.iusli  .liiklis    bettli,    au    des    pfaffen   acker   gelegen.' 


1  179,  ebd.  X.  X.  soll  auf  dem  Weingarten  keinen 
Baum  setzen  bis  über  das  dritte  ,b.  inhin.'  1480,  ebd. 
,X.  X.  verkauft  2  B.  Weingarten.'  157U,  ebd.  ,Drü 
Better  in  dem  Garten.-  1673,  ZHerrlib.  Kaufbr.  .Die 
Bether  behacken.'  1764,  Z  Naturf.  Ges. 

Per  PI.  Betti  regelrecht  aus  f\.  bettiu;  .bettu'  mehrfach  in 
der  UwE.  Benediktinerregel;  vgl.  Pauls  Grundr.  Is  763.  Her 
PI.  Better  auch XV., ZChr.;  1525,Bossh.-Goldachm.;  1638,  Ap: 
1647,  SchwE.  Klosterarch.;  1712,  RMey. ;  HPest.  1782.  Die 
MA.von  ZZoll.  unterscheidet  Bett  in  Bed.  1  von  Pitt  [<G '.■-/,.  ■>  in 
Bed.6.  —  B.iaOrtsn.(vg\.BettG).  ,Agri  in  dem  bette.' XI. /X1II., 
BsAllschw.  Weingarten,  genannt  .die  bett.'  1415.  1435,  GBern. 
Ein  Weingarten,  gen.  .dieBether.'  1615,  GBeni.  ,1'as  Bettli' 
ZDübend.  ,Hanfland  im  Bettli'  ZElgg.  .Bett-Acker,  -Äckerii.' 
1720/98.  ThEgn.  .Wiese  zur  hintern  Betkammer'  ZÖrl.  ,Das 
Blätereu-Bett',  Stelle  am  untern  Messmer  Ap  (das  dort  wach- 
sende Wildheu  soll  die  Eigenschaft  haben,  dass,  wenn  mau 
sich  nackt  in  das  frisch  gemähte  Heu  legt,  der  ganze  Leib  voll 
Blasen  wird).  Ein  Stück  der  Alp  Säntis  .im  Haibett.'  1500, 
GHof  Kriess.  Streitigkeiten  , des  Heilbets'  wegen.  1625,  ebd. 
,Käul-Bett',  auch  .Kaul-Betten',  Alphof  unterhalb  des  See- 
alpsees ApI.  .Betten',  Alphof  in  Ap,  Weiler  in  GRh.  und 
Wittenb.,  Dorf  in  W.  ,Holz  und  Wiesen  in  der  Betten' 
ZErl.  .Betti',  Hof  ZEgg.  ,Auf  der  Berti'  BDiessb.  .Güeter 
in  der  betty  [Var.  ,bette'].'  um  1450,  SchwTugg.  .Bettlen': 
,in  der  B.'  ZWiesend.,  Zoll.  ,1  juch.  acher,  gen.  in  bettlen.' 
1539,  ZMaur.   .Bettleren'    GRorsch. 

Über-Bett:  Bettdecke.  ,Unter-  und  Ü.,  Feder- 
bett, samt  Ziechen  und  Laubsack,  zwei  Pfülf  oder  ein 
Pfulf  und  zwei  Küssen  und  ein  Paar  Leinlachen', 
Bestandteile  eines  vollständigen  Bettes.  1654,  Gr  Rq. 
—  Einer-:  einschläfiges  Bett  Zg.  —  Und  er-: 
1.  Unterbett,  allg.  D'  Öninger  tond  's  ( Inderbett  ver- 
setze" [verpfänden],  dass  si  chönne"d  uf  d'  Fasnecht  Tu 
Eschenz  (Spottauf  die  Vergnügungssucht  der  Bewohner 
der  bad.  Ortschaft  Öbningen).  ,Prei  Federdechenen, 
zwei  Unterbett,  drei  Laubsäck  [usw.].'  1818,  ZGUÄg. 
Kaufbr.  —  2.  scherzh.  für  Bettgenossin  Ap;  Z.  Der 
häd  nach  e"  rechts  TL  üsg'lkse",  von  Einem,  der  eine 
korpulente  Frau  geheiratet  hat  ZZoll.  .Zu  Einem, 
der  nur  Tüchteren  und  keine  Sühn  hatte,  sagt  Einer, 
er  könne  Nüt  als  ander  Lüten  Underbether  rüsten.' 
Scuimpfr.  1651.  —  Fül-:  Sopha  BsStdt;  B.  ,Das 
faulbett,  grabatus.'  Mal.  Zur  Mittagszeit  ,aus  Ge- 
wohnheit oder  Weichlichkeit  oder  Mangel  der  Ge- 
schäften sich  auf  das  F.  hinstrecken  und  schnarchen.' 
vMoos  1774.  S.  noch  Gütschen  (Bd  II  564).  —  .Vor-: 
lectica.'  1460,  G  Hdschr.  —  Fueter-:  Bett  im  Vieh- 
stalle für  Diejenigen,  die  das  Vieh  füttern  GRFurna, 
He.,  Valz.  Syn.  Bor-B.  —  Flu  eh-:  Stelle  in  den 
Hochalpen,  wo  noch  Wildhen  wächst.  Anderegg  1897, 
117.  —  Flu™-:  Bett  von  Flaumfedern  Z.  ,Auf  dem 
Küsse  und  in  dem  weichen  Fluhbeth  der  Trägheit.' 
JJUlr.  1727.  ,In  dem  Fluwb.'  ebd.  —  Ge-:  =  Bett  C 
,Joh.  Tribscher  et  frater  suus  dant  3  den.  von  drin 
gebetten.'  XIV.,  L  Propsteirod.  Als  Flurname:  ,ln 
loco  qui  dicitur  an  den  gibettin.'  1259,  BsBenken. 
Gufe"-:  eig.  ein  mit  Stecknadeln  gespicktes  Bett; 
übertr.,  Ort  der  Qual,  für  Verdammte  ZO.,  Zoll.f  Syn. 
Roll-Hafen  (Bd  II  1015).  De  chunnst  i"  's  G.!  Dro- 
hung an  böse  Kinder.  Über  das  G.  im  Kinderspiel 
s.  Himmel  (Bd  11  1292).  ,Als  sie  so  laufen,  stürzten 
sie  über  die  Mistwürri  hinunter  in  einen  Dörnhag. 
Wo  sind  mer  au51'?  rief  Einer.  Du  Narr,  imme  G. ! 
antwortete  ein  Andrer.'  Woi.f.  Bauerngespr.  ,Ja,  die 
mit  ihren  Tücken  Schweiz  [Schwyz  als  Schirmort] 
endlich  überredt,  uns  schandlich  zu  berücken,  zu  tun 


im.; 


Bat,  bet.  bit,  bot,  bul 


l-ll 


ins  G.'  1712.  Lied.  —  Galti-  GnFaii.,  Galtji-  GithPr. : 
Ort  im  Stalle,  wo  die  Galti  stehen  und  liegen.  Auf 
der  einen  Seite  des  Ganges  sind  meist  die  Under- 
scMachten  für  die  Kühe,  auf  der  andern  ist  das  G., 
gew.  ohne  hölzernen  Boden  und  ohne  Scheidewände 
(Tsch.).  —  Gulter-:  =  <7»/scfcen2  (Bd  II  563).  ,Torus, 
ein  bett  oder  g.'  Fris.  S.  noch  Lotter-B.  —  Gatter-: 
Kinderbett  mit  hölzernem  Gitter  Gl.  —  Glitschen-: 
=  Gulter-B.  ,3  gutschenbetly,  6  spanbet,  gross  und 
klein.'  1490,  ZStdt  Inv.  ,Zwei  usbereite  bett  und 
bettstatten,  oueh  das  g.  und  bettstatt,  den  tisch,  das 
fcrögli  [usw.].-  1515,  Sch  Urk.  ,1  g.'  1528,  Zg  Inv. 
,1  g.  und  1  laubsack,  desglychen  1  tecki,  alles  in  der 
stubeii.-  1571,  Z  luv.  ,Mehr  [gehört  zur  Pfarrwohnung 
SouwStein.]  ein  G.'  1624,  Schw  Inv.  —  Himmel-, 
am  ZS.  Jfimmleze"-:  wie  nhd.  —  Heu™-:  1.  Sclilaf- 
stätte  der  Älpler,  bestehend  aus  Heu  (Bett-HeuwJ  und 
einer  Decke  Ap.  —  2.  Kühen  und  Ziegen  unzugäng- 
licher Grasplatz  in  den  Bergen  Ap  (lt  Laur.Zellweger) ; 
vgl.  Flueh-B.  —  Chue-  WStNikl.,  Cime-  GRFan., 
Furna,  Klost..  L.,  Pr.,  Tschiertsch. :  1.  =  Bett  3.  — 
2.  Flurname;  s.  u.  Bett  6.  --  Cholder-:  scherzh. 
Umdeutung  aus  Gulter-B.  ,Wen  er  [der  1898er  Wein] 
einmal  gelegt  hat  ins  warme  C'h.,  den  lässt  er  sanft 
schlafen  die  ganze  Nacht'  Schweizer  Bauer  1898  (BS.). 
—  Charr-,  auch  Charre"-  (Chäre"-) :  1.  niedriges, 
trogartiges,  an  den  Füssen  mit  Rollen  versehenes  Bett, 
das  mau  am  Tage  unter  ein  grösseres  schieben  kann, 
um  Platz  zu  gewinnen  L  (zumeist  für  Kinder);  ZO.f 
,Me  [1]  Spanbeth  in  der  Jungfrouw  Kammer  und  ein 
Karrenb.'  1624,  ScHwStein.  Pfarrhausinv.  ,Von  einem 
Stoll-  oder  Karrenbett.'  Bs  Taxordn.  1646.  S.  noch 
Gütschen  (Bd  H  564),  Tisch-Macher  (Sp.  55)  und  vgl. 
(Bett-jCharren  (Bd  III  423/4).  —  2.  „schlechtes  Bett 
der  Hirten  in  einem  Winkel  der  Sennhütte"  BE.,  „0. ; 
LE."  Vgl.  Gasteren  (Bd  II  486);  Henne  1874,  100. 
-  3.  enges  Schlafgemach.  ,Die  Kinder  und  das  übrige 
Gesinde  schlafen  [in  den  Alphütten]  in  einem  sonder- 
baren kleinen  Gemache,  das  sehr  eng  ist  und  Karr- 
beth  genannt  wird.'  JXSchnyder  1782  (für  LE.).  — 
Chis-:  mit  Kies  belegtes  Bachbett.  ,Der  Müller  soll 
dem  Wasserrad  ein  solich  Ariss  legen,  dass  selbiges 
6  Zoll  nach  [nahe]  uf  das  Kissbett  abhin  gange.'  1673, 
ZMeil.  Urk.  —  (.'haste"-:  kastenförmiges  Bett.  Vgl. 
Bett-Chasten  (Bd  III  539).  ,In  der  Stuben  ein  K.' 
1684,  Z  Kaufbr.  ,In  der  Kammer  ein  ufrecht  Kästli, 
so  an  dem  K.  stehet.'  ebd.  —  Chutze" -Bettli: 
Purzelbaum  FMu.  D's  Gh.  mache".  —  Chrotte"- 
Bett:  ungefähr  was  Chrott  II 2  (Bd  III  883)  G.  Gib 
Acht,  du  chunnst  g'wiss  noch  e"möl  i"  's  Chr. !  in  Ver- 
legenheit. Dö  bin-ich  schö"  i"  's  Chr.  cho"!  Wer-mer 
Öjipis  gebt,  Der  chonnt  i"  's  goldi"  Bett;  wer-mer  Nünt 
geH,  Der  chonnt  i"  's  Krote"bett  (EGötzinger);  vgl. 
Strau-B.  Bi  Eim  i"  's  Chr.  cho",  in  Ungnade  fallen 
GStdt.  —  Lotter-:  „bim.",  Kuhebank,  hölzerne  Ofen- 
bank mit  Polster  Gr.  Syn.  Gütschen  (Bd  II  563). 
.Anaclinterium,  ein  1.,  gutsch,  ein  gulterbett,  den  tag 
darauf  zu  schlafen.  Stibas,  lectus,  ein  1.'  Fris.  ,  Wache 
auf,  entlasse  das  schandliche  L.  der  Laster.'  GKönig 
(um  1700).  —  Läutsch-:  (auch  Dim.  Leitsch-BettliJ 
Ruhebett,  Faulbett  BsStdt  (auch  bei  Spreng).  Siehe 
läutschen  (Bd  III  1535).  —  Mäien-Bett  B,  Meie"- 
Petili  ZZoll. :  Blumenbeet.  —  Milch-:  hölzerner,  mit 
stets  sich  erneuerndem  Wasser  sich  füllender  Behälter 
in   den  Sennhütten,    in    den    die    vollen  Milchgefässe 


LT'* -f .-1  i t  werden,  um  die  Milch  frisch  zu  erhalten 
SchwE.  —  Mämmi-:  Puppenbett  B.  —  Bäbe"-  s. 
Bäb  (Sp.  916).  -  Bör-  GRFurna,  Jenaz,  Bor-  GnPr.: 
=  Fueter-B.  Es  besteht  aus  einem  hölzernen  Gerüste, 
worauf  Heu  oder  Stroh  und  eine  Decke  gelegt  werden, 
und  steht  oder  hängt  gew.  hoch  in  einem  Winkel  des 
Stalles.  Solche  Betten  werden  vorzüglich  dann  ein- 
gerichtet, wenn  der  Stall  von  der  Wohnung  weit  ent- 
fernt ist  (Tsch.).  S.  mer  3  c  (Sp.  367).  —  Bgrg-:  ein 
zwischen  Felsen  und  Abgründen  liegender,  überaus 
jäher,  für  jede  Art  Grossvieh  unzugänglicher  Gras- 
platz, worauf  das  sog.  Kamm-  oder  Wildheu  wächst, 
das  man  einsammelt  oder  von  Schafen  abweiden  lässt 
Ap.  Syn.  Blaise".  —  Blakte"-:  kleines,  gew.  nicht 
umzäuntes,  nahe  beim  Hause  gelegenes,  fettes  Stück 
Boden,  wo  man  Blähte"  (Alpenampfer,  Rum.  alp.) 
wachsen  lässt  GRFurna,  Klost.,  Valz.  Syn.  Blachten- 
Garten,  -Hof,  -Wuest.  —  Brunne"-:  aus  einem  vier- 
eckigen Kasten  bestehen  der  Brunnentrog  (zum  Unter- 
schied vom  Br.-Trog,  den  ein  ausgehöhlter  Baumstamm 
bildet)  Ap.  Sonst  auch  für  Brunnentrog  übh.  ,[Für 
den  Bau  einer  neuen  Brunnenleitung  werden  dem 
Meister  zuerkannt  900  fl.]  sarapt  dem  alten  hölzinen 
Br.,  dargegen  solle  er  ein  steine  Br.  in  seinem  Kosten 
in  das  Schloss  setzen  und  machen.'  1611,  Batjernchr. 
,Zu  den  5  Hauptbrünnen  die  nötigen  Teuchel  und 
Holz  zu  Brunnenbettren,  Brunnenstüden  [usw.].'  1727 
aZoll.  ,Es  ist  zu  dem  Brunnen  auf  dem  Lindenhof 
ein  grösseres  Br.  zu  setzen.'  1730,  Z  Ratsbeschluss. 
,Die  Holzgenossen  müssen  ein  Eich  zum  Br.  geben.' 
1803,  aZoll.  ,In  der  Wacht  Kirchhof  erdreisten  sich 
Einige,  die  beiden  Brunnentröge  auszuschöpfen,  wo- 
durch nicht  nur  das  Vieh  nicht  kann  getränkt  werden, 
sondern  auch  die  Brunnenbete  durch  die  Kälte  zu 
Grunde  gerichtet.'  Jan.  1823,  ebd.  —  Brut-:  Braut- 
bett. ,Wann  eine  Frau  vor  ihrem  Mann  abstirbt,  so 
erbt  der  Mann  von  ihrem  Vermögen  den  3.  Teil,  das 
Br.  für  eigen.'  ZKn.  Erbrecht  1831.  Vgl.:  , Wann  der 
Ehemann  vor  seinem  Weib  mit  Tod  abgehet  und  sie 
keine  Kinder  gezeuget,  so  nimmt  das  Weib  .  .  .  das 
beste  Stück  von  des  Manns  Kleidern  und  Waffen,  wie 
auch  sein  Bräutigamsbett  und  Kasten.'  Z  Erbrecht 
1716/1831.  —  Ribi-:  Boden  der  Wergreibe  S.  - 
Ruew-Bett  Z,  -Bettli  Aa:  Sopha.  Übertr.,  Ruhe- 
stätte. Grab.  .[Bantle  Karrer]  welcher  den  30.  Hor- 
nung  in  Bysyn  einer  grossen  Schar  von  Nirgendshusen 
zu  synem  Ruhbettli  ist  begleitet  worden.'  Kornuofer 
1679.  —  Chaste"-Ruew-:  Ruhbett  mit  Kasten  zum 
Aufbewahren  der  Bettstücke  B.  —  Schlaf- Bett:  im 
Gegs.  zum  Ruhbett  GRCast.  ,Die  [seine  Gemahlin] 
namset  der  Keiser  die  allerliebste  des  Künigriches 
und  sines  Schl-s.-  JJRveger  1606.  .Wann  die  Schwalbe 
ganz  nache  ob  dem  Schi,  des  Menschen  auf  einem 
Nagel  ihr  Quartier  hat.'  Sererh.  1742.  —  Schliif- 
B;  Z,  Schlupf-  Gr.  Eim  es  Schl.-Bett(li)  mache", 
ein  Scherz,  am  ZS.  besonders  in  der  Weinlese  üblich: 
in  Jemands  Bett  wird  das  untere  Ende  des  Oberlein- 
tuchs zurückgeschlagen  und  unter  das  Kopfkissen 
gelegt,  so  dass  der  das  Bett  Besteigende  sich  in  dein 
sackartigen  Leintuch  verfängt.  Syn.  Eim  en  Fuess- 
Sacl  mache". 

Schwamm-Bettli  ZKn.,Stdt,  Schicä-Bettli  (auch 
Schwaben)  AABb.:  Kinderbettchen,  das  fest  steht, 
nicht  zum  Wiegen  eingerichtet  ist  Aa;  Kinderbettstelle 
mit  hohen  Gitterwänden  zum  Schutze  Z.    ,Eine  zwei- 


1  i  1 5 


Bat,  lief,  bit,  bot,  but 


\<\r, 


schläfige  Bettstatt  nebst  drei  Schwammbettlein  zu 
verkaufen.'  Aa  Wochenbl.  1700.  ,Ein  Schwammbettli.' 
1812,  ZStdtlnv. 

Wahrsch.  durch  die  Mittelstufen  Spamm-B.  bzw.  Spü-B. 
hindurch  wie  das  syn.  Stii-B.  aus  dem  Folg.  entwickelt. 
Diese  Annahme  liegt  um  so  näher,  als  es  auffallend  wäre, 
wenn  das  in  der  ä.  Spr.  so  reich  belegte  Spann-Bett  in  der 
lebenden  Spr.   keine  Spur  zurückgelassen  hätte. 

Spann-Bett:  Bettgestell  samt  Bett-Gatter  (Bil  II 
497),  dann  auch  das  ganze  Bett.  Jteni  spondam,  quod 
dicitur  vulgo  sp-e,  duos  lectos  [usw.].'  1298,  Bs  Urk. 
.Denne  Gilian  Spilman  umb  zwoi  spanbetti.'  1382,  B 
Stadtrechn.  ,Ein  1er  sp.  an  seil  [in  der  Nebenkammer 
im  Schloss  üübelstein].'  1489,  Z  (Waldmanns  Inv.). 
,1469,  als  Zürich  in  Gassen  brann,  kam  bin  dem  für  um 
her  Heinr.  Schwend,  ritter.  Der  ward  mit  einem  spam- 
bettladen  uf  sin  hopt  geworfen  von  einem,  der  flüchnen 
wolt.'  Edlib.  ,1  gross  alt  sp.  mit  1  loubsack.'  XVI., 
Z  Teilrodel.  .Als  der  tischmacher  die  spambett,  so 
ins  schloss  hörend,  bessret.'  1532,  ZGrün.  ,2  guete 
bett  mit  durchgehenden  kissen,  mit  laubsaek  und  sp.' 
1545,  üwSarn.  ,2  spanbetli  in  der  kleinen  kammer.' 
1557,  Z  Inv.  ,Sponda,  sp.  oder  die  ortbrätter  eines 
sp-s,  bettbrätt.'  Fris.;  Mal.  .Item  um  ein  Sp.  ohn  ein 
Himlezen  1  Gl.  30  ß.'  1611,  L  Stiftsarch.  ,Er  henket 
sich  selbs  in  der  Gefängnuss  an  ein  Seil,  so  er  auss 
dem  Sp.  gezogen.'  JGboss  1624.  ,1  Sp.  in  der  Jung- 
frow  Kammer.'  1624,  ScHwStein.  Pfarrhausinv.  .Und 
sollen  das  Kreissbette  dergestalt  machen,  dass  sie  in 
ein  Spannbettlein,  dessen  Fussbrett  zimlich  niedrig, 
einen  Strohsack  legen,  darüber  ein  Bette  bereiten, 
darauf  die  Gebärende  legen.'  Mdralt  1697.  S.  noch 
Güteren  (Bd  II  532),  Gütschen  (ebd.  564).  —  Mhd. 
span-bette, 

Gütschen-Spann-:  Spannbett  in  Form  eines 
Kuhbettes.  ,1  g.'  1483,  L  Vogtrech n.  ,1  g.,  daruf  ein 
loubsack.'  XVI.,  Z  Teilrodel.  —  Spüse"-:  Brautbett 
Gnl'r.  —  Sprür-:  Bett  mit  Spreusack  Zu.  S.  auch 
Gunter  (Bd  II  313). 

Stä-Bettli:  =  Schwamm-!!.  ScnSt.   —   S.  die  Anm. 

zu    Srhwamm-B. 

Stuck-Bett.  ,Ein  St.,  Batterie,  une  batterie.'  De 
Lacour  1736.  —  Strau-.  ,Wie  die  Kinder  pflegen  zu 
sagen,  wann  sie  ihre  Händlein  herfür  strecken:  Wer 
mir  etwas  gibt,  der  kommt  ins  güldene  Bett,  wer  mir 
aber  nichts  gibt,  muss  ins  Strohbett.'  Lindinner  1733. 
Vgl.  Clirotten-B.  —  Strüss-:  Blumenbeet  ZKafz.  — 
Tich-:  der  Kanal,  der  unmittelbar  auf  das  Wasserrad 
führt  Z  (Spillm.).  —  Tod-:  Totenbett,  allg.  Es  wurd- 
dich  noch  uf  dem  T.  reite",  von  (zu)  später  Eeue  B; 
ZO.,  S.  .Wenn  mann  oder  frowen  in  das  t.  kommend, 
uragent  sy  dann  von  dem  bett  für  das  atach  7  schuoch 
usgon  on  füeren,  on  stab,  on  stangen  und  on  ander 
behelf  der  lüten,  so  söllent  und  mngent  sy  iro  varend 
guot  vergehen,  wem  sy  wellent.'  XIV./XV.,  Z  Rq. 
.Unser  missgünstigen  nachbnren  werdend  fröid  und 
hotfnung  darab  nemen,  verhoffende,  der  frid  zwüschen 
uns  sige  schon  am  t.'  1529,  Absoh.  (B).  ,Von  N.  N. 
wurden  1649  auf  dem  T.  400  Pfd  an  die  Kirche  ver- 
gabt.' AKüchler  1895  (Uw).  S.  noch  machen  II 3  b  a 
(Sp.  33).  —  Dack-  bzw.  Tack-  BE.,  O.;  F;  S,  Tach- 
BM.;  SThierst.,  Deck-  AaL.;  Bs;  Gr:  1.  mit  Federn 
gefüllte  Bettdecke.  aaOO.  ,Ein  Bauerntöchtcrchen  mit 
20,000  Pfd  und  einem  Halbdutzend  zentnerigen  D-en, 
17  Fassenen  usw.'  Gotth.    ,Die  Kühersfrau  hatte  Arme 


wie  ein  Bafentannli  und  Hände  wie  ein  D.'  ebd.  .Von 
Federgwand  und  Leinwaat:  ein  Deckbettli  für  ein 
Magd,  sammt  einer  Ziechen  dazu.'  1695,  B.  .Die  Lein- 
lachen sein  [des  Toten  im  Sarg]  Dackbett.'  AKybvuz 
1753  (B),  wofür  die  Z  Ausgabe  von  1760  :  ,Dach.'  .Von 
einem  Unterbeth  12  Kr.,  von  einem  Dackbeth  lo  Kr. 
[Zoll].'  B  Zolltarif  1754.  .Nimm  die  Kanten,  stell  sie 
in  ein  Deckbett  und  lass  es  darinnen  stehn,  bis  sie 
kalt  wird.'  XVIII.,  Z  Arzneib.  —  2.  Deck-Bettli,  in 
der  Metzgersprache  das  Stück  Fleisch  hinter  dem 
Brustkern  und  vor  dem  sog.  Federstück  am  Ochsen 
BsStdt  (Spreng).  —  Dienste"-:  Bett  für  die  Dienst- 
boten, entweder  Chnechte"-  oder  Meitli-B.  Aa;  Tu;  Z. 
—  Torggel-:  Kelterbett  Ar;  GRÜhur,  He.;  GFlums. 
Most  com  T.  weg,  beste  Qualität.  .Im  1450.  jar  gfru- 
rend  die  trüben  an  den  reben,  also  dass  man  si  weder 
trotten,  noch  in  den  gelten  stossen  mocht;  sonder  schuft 
man  die  trüben  uf  die  torggelbet,  und  was  man  darab 
truckt,  das  wärmt  man  ob  dem  für  in  grossen  kesslen.- 
Vad.  --  Trib-  (meist  Dim.):  Treibbeet  Aa;  Z.  — 
Trag-  s.  Boss-Bär  (Sp.  1432).  —  Trüel-:  Kelter- 
bett B.  ,Das  Tr.,  so  man  an  anderen  Orten  Trotten 
und  Kelter  heisset.'  Rhagor.  1650.  —  Trast-:  =  dem 
Vor.  LHitzk.  —  Trist-:  1.  eine  aus  Tannästen  be- 
reitete trockene  Unterlage  für  die  kegelförmigen  Heu- 
haufen (Triste")  im  Freien.  Gebirgskantone  (Alpen w. 
IV  147).  —  2.  ausgeebneter  Platz  neben  der  Triste" 
oder  vor  dem  Heuschober  (Mad-Stall)  zum  Aurladen 
des  Mad-Heus,  wann  es  im  Spätherbst  zu  Tal  ge- 
bracht werden  soll  GrD.,  Pr.  —  3.  Abteilung  der  Ge- 
meindegeissweiden  auf  der  Wildi  UUrs.  ,Aus  dem 
Ertrag  mit  obrigkeitlicher  Genehmigung  versteigerter 
Heuerplätze  oder  Tristbetten'  UWassen.  —  Trott-: 
1.  Kelterbett  AaF.,  Ke.;  Sch;  Th;  ZS.,  Wl.  's  Tr.  rcr- 
schwelle",  durch  Aufschütten  von  Wasser  dicht  ma- 
chen, jährliche  Vorsichtsmassregel  vor  Beginn  der 
Weinlese  Th;  ZZoll.  ,Calcatorium,  tr.'  Fris.;  Mal. 
.Viel  Most  gefror  auf  dem  Tr.'  1675.  Sch  Chr.  ,Lacus 
vinarius,  ein  Tr.'  Denzl.  1677;  1716.  Die  Gemeinde 
verlangte  [für  Lieferung  des  Holzes  an  die  Kelter  | 
das  Recht,  , ihren  Most  auf  dem  Tr.  abzudrucken.' 
1700,  THÄad.  .Füllt  die  Tansen,  tragt  sie  fort,  und 
lasset  nie  das  Tr.  leer!'  Z  Neuj.  Mus.  1796.  ,Harz 
und  Unschlitt  zum  Tr.  [dasselbe  zu  verpichen]  22  ß.' 
1803,  Z  Haushaltungsb.  (13.  Okt.).  S.  noch  Trott-Baum 
(Sp.  1249).  —  2.  Trott-Bettli,  kistenartiger  Behälter, 
den  man  auf  den  Traubenbottich  legt  und  in  den  die 
gelesenen  Trauben  zunächst  geschüttet  werden,  um 
dort  von  einem  Winzer,  der  zu  diesem  Behufe  alte, 
saubere  Schuhe  anzieht,  mit  den  Füssen  zertreten  zu 
werden  AABb.  —  Tschöder-:  Fundament  einer 
Brücke  AALeer.  —  Zweier-:  zweischläfiges  Bett 
„VO;"  Zg.  —  Zwing-:  =  Trlb-B.  1781,  ZWipk.;  vgl. 
Zwing-Glogg  (Bd  II  619). 

Chind-Bett  f.  (PI.  -Bette"  Git)  GuTschapp.,  Valz.; 
SchKX,  St.;  Th;  Z,  n.  Ap;  GStdt;  Th;  ZO.  (selten  f.), 
■Bette"  f.  GrD.,  Glar.,  L.,  Luz.,  Schud.,  Tschiertsch., 
-Betti  f.  (PI.  -ene")  Aa;  Bs;  B;  Gl;  GF.,  G.;  Schw; 
S;  Uw-,  U;  Z  (überwiegend):  1.  Wochenbett,  Nieder- 
kunft, allg.  I"  d'  (bzw.  's)  Ch.  cho",  niederkommen 
B;  Gr;  G;  Tu;  Z.  K"  schwdri,  liehti  Ch.  ha"  Gr;  /. 
Die  Manne"  sotti"d  nur  c"mal  c"  Ch.  mües'e"  durche" 
mache",  der  Muetwüle"  wurd-ene*  dann  n-rija".  Sollseh 
ömel  tisder  c"  gueti  Ch.  ha",  solisch  g'sund  blihe",  und 
's  soll  der  guel  gö"  las  i"  alli  FMgkeit  ine",    Wunsch 


1817 


Bat,  lief,  bit,  bot,  but 


Isis 


,ui  eine  Frau  S.  B*  Frau,  wo  mit  der  Lässerbmde* 
im  Bett  llt,  hat  die  liest  Ch.  SooSt.  Du  lit  Eint  i" 
der  (Jh.,  sagt  man.  wenn  eine  von  ilen  verdeckt  lie- 
genden Karten  auf  dem  Rücken  ist.  ebd.  Klassische 
Schilderung  einer  K.  bei  Gotth.,  Schulm.  II  117  f. 
.Unser  frowen  kindbetti',  ein  die  Geburt  Christi  dar- 
stellendes Altarbild.  1-446,  ZFrmstr  Urk. ;  auch  bei 
Edlib.  erwähnt:  ,Der  alter  unser  frowen  kintbetty.' 
.Puerperium,  die  kindbette.'  Fris.  ;  Mal.  .Jede  Frau, 
die  sie  [die  gewühlte  Hebamme]  bei  der  Kindbett 
nicht  als  Hebamm  braucht,  soll  iliro  das  bezahlen, 
was  das  Mandat  erheischt.-  1788,  aZoll.  S.  noch 
Um-Hang  (Bd  II  1440),  Müs  1  g  (Sp.474),  Chind-betti- 
Mann  (Sp.  273),  Ghind-betti- Stube",  Chindli-Tag.  Das 
K.  im  Rechte.  .Ein  jeder  burger,  des  eelicher  ge- 
mahel  ein  kindbetterin  ist,  soll  die  zit  sy  in  der 
kindbett  ligt,  tawens  und  schuldvorderer  halb  fryg 
sin,  aber  in  offnen  kriegen  ze  wachen,  hüeten  und  ze 
reisen  verbunden  sin  als  ein  ander.'  1512/3,  AxBrugg 
Stadtr.  .Welcher  ein  pfändte.  der  ein  kindbetteri 
hätte,  so  ist  einer  kein  pfand  schuldig  uss  sinem  hus 
zu  geben,  bis  die  kindbetti  uss  kuinbt.'  1526,  AARq. 
.War  ouch.  dass  ein  kindbetterin  die  6  wuchen  us, 
die  sy  in  der  kindbett  lit,  win  und  brots  von  einem 
wirt  begerte  und  darnach  schicken  wurde,  das  soll 
er  iren  ze  geben  schuldig  sin  und  nit  versagen,  by 
drygen  pfänden  straf.'  1535,  AAMumpf  Dorfr.;  vgl. 
Chind-Betterin.  .Hierbei  [unter  den  alrnosengenössigen 
Haushaltungen]  sind  nicht  verzeichnet  vil  andere 
arme,  denen  etwan  in  Kindbethen  oder  in  Krankheiten, 
die  nit  länger  als  zwo  oder  drei  Wochen  währen,  teils 
aus  dem  Kirchengut,  teils  aus  dem  Steür-  und  Seekligelt 
geholfen  wird.'  1692,  ZSeen  Pfarrbericht.  Glaube 
und  Brauch.  Der  erste  Gang  aus  dem  Hause  nach  der 
K.  ist  z'  Chilche",  z' Predig  Ap;  B:  Z;  welche  Wöchnerin 
vorher  anderswohin  gienge,  der  kann  leicht  Unheil 
begegnen  B;  ZZoll.  I"  d'  Ch.  gä"  Ndw  (auch  z'  Ch.),  ge." 
Ap;  GF.,  G.;  Th;  Z.  bringe"  SThierst.,  träge"  Aa  ;  Sch; 
Uw  (z'  Ch.);  U;  Z,  die  Wöchnerin  mit  Lebensmitteln 
beschenken,  zunächst  von  Seite  der  Paten  des  Neu- 
gebornen,  aber  auch  etwa  von  Verwandten,  Freunden 
und  Nachbarn.  In  S  geschieht  dies  einige  Tage  nach 
der  Taufe,  in  ZS.  am  Freitag  oder  Samstag  vor  dem 
Taufsonntag,  in  ZO.  dann  noch  ein  2.  Mal,  in  UwE. 
zu  3  verschiedenen  Malen  nach  der  Taufe,  in  ScbKI. 
innerhalb  der  ersten  ti  Wochen  nach  der  Niederkunft. 
In  Uw  und  U  besteht  das  Geschenk  vermöglicher  Ge- 
vattersleute, das  zumeist  von  der  Patin  überbracht 
wird,  aus  Gebäck  (Ringen,  Wecken)  von  Weissmehl 
und  einigen  Mass  guten  Weins,  in  UwE.  wird,  zumal 
wenn  der  Abt  Pate  ist,  ein  ansehnliches  Quantum 
Wein,  Brot  und  Kalbfleisch  ins  Haus  geschickt.  In 
Z  bringt  die  Magd,  auch  etwa  die  Tochter  des  Hauses 
in  einem  Korbe  guten  alten  Wein  (Chindbetter-Wi"), 
ein  Weissbrot,  einige  Pfund  (Kalb-)  Fleisch,  Kaffee, 
Mehl  oder  Spezereien;  vgl.  auch  Ge-uatter  (Bd  I  1128), 
In-bind-Gclt  (Bd  II  258),  Chind-better-Chräm  (Bd  III 
812);  Gotth.,  Bauernsp.  114  f.  Der  Gütti  Sämi  het 
b'richtet,  d'  Mueter  heig  im  Üftrag  g'ge"  z'  säge",  si 
chömm  dernöch  über  S  Tag  z'  Cliindbetti,  die  vile" 
Wegge"  würde"-ne"  süst  mimme"  hert  und  sür  Bs.  ,Und 
ensol  ouch  kein  gott  noch  götti.  so  man  das  kind  ge- 
touffet  hat,  in  die  kindbetty  nüt  schenken.'  1400, 
Z  Stadtb.  .Das  theiner  in  unserm  landt  theiner  frowen 
von   einer   kintbette   mer  zu  geben   pflichtig  sin  soll 


dann  5  pfd.'  1478/1544,  Sohw  LB.  1500  beschloss  der 
Rat  [von  Obw]  der  Frau  des  N.N.  12  rl.  ,in  die  kind- 
betti' zu'geben,  weil  ihr  2  Söhne  geworden.  AKüciilek 
1895.  ,Das  gib  ich  in  d  Kindbetten  dir',  zu  einer 
Wöchnerin.  GGottb.  1619.  ,Der  Missbruch,  so  etwan 
die  Zyt  bar  mit  Beschwerd  ohrlicher  Lüten  durch 
kostliche  Schenkungen  gegen  den  Kindbeteren  für- 
gangen, soll  hiemit  abgestrickt  und  verbotten  syn, 
also  dass  derglychen  nützit  überall  weder  zum  Guten- 
jahr noch  underm  Schyn  der  Würgeten,  Zimpfeltags, 
Stubeten,  Kindbetinen  oder  einichem  andern]  Fürwand 
verehrt,  sonder  es  by  obbestimpten  Gutjahren  ver- 
blyben;  jedoch  ist  hieby  vorbehalten,  wann  (Jötti  und 
Gotten  ihren  armen  Gvatteren  Brot,  Wyn  und  Fleisch 
oder  sonsten  etwas  anders  mitteilen  und  schicken 
wölten.'  Z  Mand.  1636.  .Ein  Wyb  sagt:  Die  Männer 
glaubend  den  Wyberen  nit.  Wann  doch  nur  ein  ein- 
ziger Mann  auch  einmal  ein  Kind  bringen  müsste.  Druf 
antwort  Einer:  Es  müsst  mir  wol  syn,  wann  ich  ein 
Kindbetherin  war;  es  wurde  mir,  ob  Gott  will,  von 
den  Mannsbildern  mehr  in  d'  Kindbethi  gschenkt  als 
allen  Wyberen ;  ich  wollt  all  Tag  ein  Küechleten  haben.' 
Scbimpfr.  1651.  ,Dem  weltschen  Herrn  Pfarrer  in 
die  Kindbett  gegeben  31/»  Pfd.'  1689,  ZElgg  Seckel- 
amtsrechn.  .Eine  Kindbetteren  silberne,  inwendig  ver- 
gülte  Schüssel  mit  einem  Deckel,  daruf  das  Thurmen- 
und  Wyssenwapen  gestochen,  meiner  Liebsten  in  die 
erste  Kindbett  verehrt.'  1700,  ZInv.;  vgl.  Ch.-Chopf 
(Bd  111 -111).  .Niemand  soll  befüegt  sein,  einer  Kind- 
betherin anders  in  die  Kindbeth  zu  verehren  als  ein 
Stuck  Rindfleisch,  Landwein  und  Brot.'  Z  Mand.  1730. 
,80  Eier,  6  Mass  Wein  in  die  Kindbett.'  1741,  Obw. 
.Der  Wöchnerin  [Gemahlin  des  Landvogts  im  Th]  wird 
von  den  Gesandten  der  regierenden  Orte  als  Gevattern 
eine  Kindbettverehrung  von  40  Dukaten  gegeben.' 
1777,  Absch.  S.  noch  In-Bund  4  (Sp.  1358)  und  Kind- 
better •  Stizen.  —  2.  Tauffest,  -schmaus  Aa;  Bs;  B. 
Z'  Ch.  lade"  BO.  Z'  Ch.  cho",  als  Pate  zum  Taufmahl 
kommen  ;BBe.  Also  am  Sündig  isch  d'  Chimpetti ! 
CWäi.ti  1848.  Das  sin  o  fester  armi  Lit,  die  rir- 
megen  nummen  e"  chalti  Cliindbetti,  d.  h.  einen  Tauf- 
schmaus bloss  mit  Wein,  Käse  und  Brot  BHa.  Ähn- 
lich :  e"  trochni  Ch.,  ein  Taufessen,  bei  dem  die  Paten 
mit  Hausmannskost  vorlieb  nehmen  müssen  B.  E" 
nassi  Ch.,  splendides  Taufmahl  B.  ,Wir  lassen  die 
kirchlichen  Taufformalitäten  vorbeigehen  und  warten 
mit  den  Knechten  und  Mägden  des  Hauses  auf  die 
leckere  Kindbetti.'  B  Dorf  kai.  1866.  ,Wenn  er  [ein 
Bauer]  8 — 10  Stunden  an  einer  K.  sitzt  und  langsam 
isset  von  der  Suppe  bis  zur  Tattere  und  zwischen- 
durch tapfer  tränket.'  Gotth.  ,Die  Speisewirtin  hatte 
sich  aufgedonnert,  dass  ihre  Kinder  ihr  nachliefen  und 
schrien:  Mutter,  wottsch  z'  Kingbetti  oder  z' Märit?' 
ebd.  S.  noch  Chüechleten  (Bd  III  145),  Chind-betti-Mäl 
(Sp.  162)  und  vgl.  Gotth.,  Schulm.  I  12. 

Mild,  kint-lette  u.  und  f..  Letzteres  auf  einem  altern 
"kind-betti  beruhend,  zu  dem  unser  Chind-Betti  die  regelrechte 
Fortsetzung  bildet.  S.  Gr.WB.  V  727.  HPest.  hat  1781: 
,nach  der  Kindbette',  1790:  .nach  dem  K.'  In  Ortsu. :  .Die 
ehalt  Ch.',  Felsenhöhle  bei  BBe.  am  Thunersee,  wo  einst 
ein  Weib,  vom  Sturm  geschreckt,  gelandet  und  geboren 
haben  soll.  ,Chindbettihorn',  der  östliche  Ausläufer  des 
Wildstrubels  BO. 

Laster-.  .Hat  [Dr  Eck]  so  vil  lasterwort  ussge- 
stossen,  so  nruess  er  eintweders  zersprungen  oder  toub 


1819 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but 


1820 


worden  sin  uss  dem  unmenschlichen  erbläyen,  damit 
er  dise  lesterungen  abtruekt  hat.  Hat  er  aber  nit  von 
herzen  also  gewüetet,  also  das  sinen  nützid  ze  fürchten 
ist  in  der  lesterkindbett,  so  habind  wir  fast  recht,  das 
wir  zue  imm  nützid  schribind.'  Zwingli. 

(ge-)chind-bett  elig:  in  der  RA.  (g'-)ch.  tue", 
sich  wie  eine  Wöchnerin  (d.  i.  weichlich)  gebärden  '/.. 

chind-bette":  1.  a)  niederkommen,  Wöchnerin 
sein  Bs;  B;  Gr;  GP.,  G.;  Z.  Si  isch  noch  derzue  im 
(utdere"  Stand,  und  het  doch  erst  fern  oder  vorfern 
g'kimbettet  BsStdt.  Si  häd  im  Spital  g'chimpettet  Z. 
.Wann  sie  eine  der  Niederkunft  nahende  Weibsperson 
in  ihre  Häuser  aufnehmen  und  darin  k.  lassen.'  Bs 
Mand.  1778.  Auch  refl.  , [Bettelfrau  als  Wöchnerin:] 
Wann  alle  Menschen  so  treu  wären  als  ihr,  gar  wol 
ich  mich  k.  künnt.'  GGotth.  1619.  S.  noch  in-binden 
(Sp.  1350).  —  b)  übertr.,  müssig  liegen.  .Ob  wir  sy 
nit  anfüeren  wollent;  wie  lang  sy  hie  k.  sollent',  fragen 
Soldaten.  HvKüte  (Sprww.  1824,  87).  —  2.  tr.,  sorg- 
sam pflegen  wie  eine  Wöchnerin.  Die  Juden  sind  so 
weichlich,  ,so  eim  ein  furz  im  ars  verirt,  dass  er  recht 
wol  kindbettet  wird.'  HtRüte  1555. 

üs-:  das  Wochenbett  beendigen.  ,Dwil  sy  ain 
kindtbettery  sig,  soll  sy  u.  und  dann  irm  man  nach- 
ziechen.'  1535,  Sch  Ratsprot. 

Chind-betteri",  in  Bs;  B;  S  -bettere":  1.  Wöch- 
nerin, allg.  ,1'uerpera,  ein  kindbetterin.'  Fris.  ;  Mal. 
Die  K.  wird  als  Kranke  geachtet  und  bedarf  und 
geniesst  darum  der  grössten  Schonung  und  sorgfäl- 
tigsten Tfiege.  Wenn  's  ere"  Chingbettere"  guet  geit, 
sell-si  in-ere"  angere"  Nut  dervo"  säge"  (um  zu  ver- 
hüten, dass  diese  selbst  es  an  der  nötigen  Sorgfalt 
im  Wochenbett  fehlen  lasse)  S.  E"  Ch.  seil  d'  Jiippe" 
rerchaufe"  für  e"  Schluck  Wi"  L.  E"  Hüendlibrüe  ist 
's  Best  für  e"  Ch.  ZZoll.  In  Ar  soll  eine  K.  eine 
schwarze  Henne  essen,  in  BHa.f  dagegen  bildet  ihre 
erste  Nahrung  ein  Stück  Käse  und  eine  Kartoffel. 
E"  Ch.  dörft's  esse",  es  schmeckt  sehr  gut  und  ist 
leicht  verdaulich  Z.  .Ir  mugent  och  vil  änten  in  der 
statt  ziehen  und  niesten,  dadurch  kintpetteren,  kind 
und  krank  lüt  vil  mit  den  air  und  dem  schmalz  ge- 
spist  mugent  werden.'  1490,  G  Schreiben.  ,Sein  [des 
Murmeltiers]  fleisch  wirt  in  einem  schwarzen  pfäffer 
oder  mit  rüebeu,  auch  mit  kabis  gekocht,  sol  ein 
nützliche  speiss  sein  den  kindbetteren.'  Tierb.  1563. 
.Etwas  Wyns  zu  dem  Gebruch  der  Tröscheren,  Kind- 
betterinnen und  kranknen  Lüten.'  1639,  ZSchwam. 
.Für  Fleisch  und  Wein  der  Kindbetteri  gen  Zolliken 
30  ß.'  1763,  ZStdt  Haushaltungsb.  Unsere  ä.  Rechts- 
'luellen  bieten  zahlreiche  Zeugnisse  für  die  besondere 
Fürsorge,  die  der  K.  auch  in  rechtlicher  Beziehung 
zu  Teil  wurde.  ,Wil  es  ein  keller  gern  tuen,  so  git 
er  ieklicher  kindbetterin  ze  Rümlang,  si  sie  frömd 
oder  nit,  ein  fueder  holz.-  XV.,  Z  Rq.  ,Wär  im  dort 
Würenlos  ein  k.,  so  soll  der  wirt  derselben  frowen 
nit  mangel  lau  an  wyn  und  brot  der  6  wachen  üs.' 
AAWürenl.  Offn.  ,Das  hinnanthin  enkein  kindbetterin 
enhein  küechloten  haben  sol,  dann  mit  iro  und  ir 
mannes  gebornen  (runden  und  der  gefattern,  die  das 
kind  gehept  hat.  Als  vil  dero  zue  ir  komment  und 
si  gesehent,  denen  mag  si  wol  ze  essen  und  ze  trinken 
geben,  ob  si  wil.'  1422,  Z  Stadtb.  ,Das  ein  vogt  ge- 
walt  hab,  so  erber  lüt  sament  ein  gesellschaft  und 
Wirtschaft   haut,   oder  ein  frouw  so  swanger  ist  oder 


ein  k.,  so  gern  visch  haben  wolt,  ze  orlouben  ze 
vischen.'  1441,  ZGrün.  Spruchbr.  ,Weri  ouch,  dass 
in  der  täfer  enhein  kintbetter  weri,  deren  sol  er  [der 
Wirt]  win  und  brot  geben.'  1456,  ZAltregensb.  Offn. 
,Im  dorfbach  sol  nieman  vischen,  es  sig  dann,  ob  einer 
ein  kindbetteren  hett.'  1472,  LReiden  Offn.  ,Ob  aber 
einer  ein  arme  kindbettere  hetti  oder  zun  heiigen 
wölt  gan,  der  möcht  ein  fueder  holz  machen  und  das 
gon  Zofingen  füeren  und  darus  zergelt  lösen ;  darumb 
sölt  der  ungestrauft  beliben.'  ebd.  ,Es  soll  niemand 
in  synem  hus  beder  sieden,  vorbehalten  kindpetteren 
oder  kranken  lüten.'  1491,  GnThusis.  Im  J.  1513 
zahlte  ein  Vater  für  das  Bürgerrecht  seiner  Söhne 
der  Stadt  Solothurn  10  Schill,  4  Mass  Vogts-  und 
Schultheisshaber,  einer  ,kindbetterin'  1  Saum  Wein 
SBib.  .[Wirte]  so  selber  win  wachs  band,  die  mögend 
uss  solichen  fassen,  so  sy  angestochen  band,  unsern 
burgern  und  kindbetterin  wol  ganz  oder  halb  soni 
geben,  die  bedärffent  sy  nit  zu  verungelten.'  1521, 
AaB.  Stadtr.  ,Wo  auch  ein  k.  genist,  da  sol  man  ir 
ein  brot  und  ein  mass  win  geben.-  1582,  UwE.  Rq. 
,Ein  Jeder,  so  zu  Bubendorf  im  Ehstand  wohnhaft, 
gibt  uf  das  Neujahr  der  Dompropstei  ein  alt  Huhn, 
und  so  einer  ein  Kindbetterin  hätte,  soll  derselb  dem 
Meyer  den  Kopf  vom  Huhn  überantworten  und  das 
Huhn  der  K.  verbleiben.'  1601,  Bs  Offn.  , Es  sollend  alle 
und  jede  Kindbetteren  sich  an  Kindstauffenen  [also 
war  sie  hier  besonders  ausgezeichnet]  der  absebücb- 
lichen  Hüben,  mit  ergerlichen  obsich  ragenden  Spitz- 
linen,  auch  der  von  Atlass  oder  anderem  köstlichem 
Zug  gemachten  und  mit  guldinen  oder  silbernen 
Schnüeren  prächtig  besetzten  Ermlen  gänzlich  über- 
heben.' B  Mand.  1628.  .So  vil  den  Hofwein  (wie  sie 
es  nennent)  den  Kindbetteren  zu  geben  belangt,  seie 
man  ihnen  von  Rechts  wegen  nit  schuldig;  allein  es 
seie  in  Jahren,  da  der  Wein  geraten,  gebraucht  worden.' 
SchwE.  Memorial.  ,Die  ehaften  Wirtschaften  Bestehere 
sollen  kein  Wein  äussert  das  Haus  auf  Deyss  hin, 
aussgenommen  Kranknen  und  Kindbetheren,  geben 
tuen.'  Z  Mand.  1718.  ,Wenn  im  Bezirk  Zürich  12  be- 
sonders gefreiter  Höfe  daselbst  ein  Kind,  selbst  ein 
fremdes  aus  der  Ferne,  geboren  wurde,  bekam  die 
Mutter  für  dieselbe  Nacht  Holz  genug.'  Z  Memorial 
1801.  S.  noch  Easnacht-Hiten  (Bd  II  1375).  Bevor- 
zugung der  Kindbetterinnen  findet  sich  noch  in  den 
Offnungen  von  BTwann;  THErm.,  Fisch.,  Tannegg, 
Wellh.;  ZAndelf.,  Bonst.,  Höngg  (1338),  Laufen,  Nef- 
tenb.,  Ossing.,  Wiesend.,  Wülfl.;  vgl.  auch  Grimm  RA. 
445;  Osenbrüggen  1881,  109  f.  Glaube  und  Brauch. 
Auch  im  Tode  wurde  die  K.  nach  älterer  Sitte  da- 
durch geehrt,  dass  sie  eine  besondere  Grabstätte  er- 
hielt, gew.  in  dem  vom  Kirchendach  geschirmten  Teil 
des  Friedhofs,  vornehmere  auch  in  der  Kirche  selbst 
B;  das  Selbe  bezeugt  für  ZStdt  und  Land  Herrlib. 
1750,  12.  S.  auch  Chindbetter-Läden  (Bd  III  1069). 
Nach  dem  Volksglauben  gewährt  diese  Bestattungs- 
weise der  K.  Schutz  gegen  böse  Geister  und  Hexen. 
deren  Einfluss  sie  wie  die  ungetauften  Kinder  bes. 
ausgesetzt  ist.  Bei  ihrem  ersten  Kirchgang,  vor  dem 
sie  sich  ja  nicht  über  die  Dachtraufe  hinaus  wagen 
soll,  damit  ihr  nichts  Höses  widerfahre  (VO;  Z),  wird 
sie  gewöhnlich  von  einer  Nachbarin  oder  Freundin 
begleitet  (B),  in  F  muss  ihr  ein  Kind  vorangehen. 
In  der  Kirche  erfolgt  nun  die  , Aussegnung'  (B;  VO), 
welche  in  B  jetzt   häufig   an    einem  Sonntag,    früher 


1821 


Bat,  lief,  bit,  bot,  but 


1   22 


regelmässig  am  Freitag,  als  dem  Tage  des  Wochen- 
gottesdienstes, stattfand.  Diesem  Ghilch-Gatig  (Bd  II 
348)  ist  in  dem  Wochengebete  ein  eigenes  Alinea 
(.Chindbetter-Gebef)  gewidmet,  enthaltend  kurze  Dank- 
sagung und  Fürbitte  für  Mutter  und  Kind.  Wohnt 
die  K.  sehr  weit  von  der  Kirche  und  ist  sie  besonders 
schwach,  so  lässt  sie  wohl  auch  den  Pfarrer  ersuchen. 
zu  ihr  zu  kommen  und  ein  freies  Gebet  mit  ihr  zu 
halten  B  (vKütte).  S.  noch  Chüchen  (Bd  III  230  u.). 
.Swas  die  kindbetterin  bringeilt,  die  zu  kilchen  gant 
uss  ir  kintbetti,  das  sol  aus  werden  dem  kuster  [der 
Hofkirche].'  1337.  LStdt  Urk.  Die  nach  BTrub  Pflich- 
tigen Kirchgenossen,  welche  zu  hinterst  im  Tale  [LE.] 
wohnten,  begehrten,  .man  soll  inen  [in  der  näher  ge- 
legenen Kapelle]  ze  Marpach  kintbetterin  infüeren, 
kerzen  und  palmen  segnen.'  137-5.  LUrk.  Dem  Pfarrer 
zu  SBib.  wird  1569  vorgehalten,  dass  er  .Kindbetteren' 
vor  dem  Hervorsegnen  lange  vor  der  Kirche  stehen 
lasse.  LPiSchmidlin  1886.  Der  Frühmesser  soll  .im 
Fall  der  Pfarrherr  krank  oder  sonsten  mit  ehhaften  Ge- 
schäften beladen  were,  taufen,  versehen.  Kindbetteren 
ein-  oder  aussegnen.'  1642,  GBern.  ,Die  Begräbnussen, 
das  über  das  Grab  Beten,  das  Taufen,  Kindbetteren, 
Ehen  einsegnen,  letste  Ölung  [udgl.]-.  als  Nebenein- 
nahmen  der  Priester.  ClSchob.  1699.  Vgl.  auch  Ch.- 
Tcichli,  -Tür.  Aberglaube.  Wenn  die  K.  vor  dem 
Kirchgang  spinnt,  so  bereitet  sie  ihrem  Kinde  einen 
Strang  B.  .Nimm  ein  Stuck  von  einem  Totenbaum,  darin 
man  ein  K.  ins  Grab  getragen  und  verjesen  hat,  henk 
es  an  Hals  und  trag's  by  dir  Tag  und  Nacht,  so  wachst 
dir  das  schwynet  Glid  wider.'  um  1650,  ZElgg.  Arzneib. 
,Ein  schantlicher  Aberglaub  ists,  dass  man  solche  K. 
nach  der  Meinung  etlicher  Lehrern  römischer  Kirchen 
nicht  in  das  geweihte  Erdrich .  und  nach  einiger 
unserer  abergläubischer  Leuten  Meinung  nicht  under 
einen  Grabstein,  sonder  under  die  Taehtrauffen  ver- 
graben soll.'  Zauberei  1704  (Z).  Wenn  e"  Chingbettere" 
stirbt  und  nie"  leit-se-n-uf  Je"  Lade",  sell-me"-re"  Schnell 
a"legge"  S  (Schild);  ebenso  in  GrL..  wo  man  sie  einen 
Tag  länger  auf  dem  Leichenbrett  liegen  lässt.  In  Bs 
gibt  man  ihr  Schuhe  mit.  weil  sie  6  Wochen  lang 
zurückkommen  müsse,  ihr  Kind  zu  säugen.  ,Ein  grosser 
Aberglaub  ists,  dass  einige,  wann  ein  Weib  in  der 
Kindbeth  stirbet,  ihro  die  6  Wochen  durch  alle  Abend 
das  Beth  bereiten,  der  Meinung,  dass  die  verstorbene 
Muter  alle  Nacht  komme,  ihr  Kind  zu  säugen,  und 
man  zu  Anzeigung  dessen  Morgens  ein  Grub  in  dem 
Beth  finde.'  Zauberei  1704  (Z).  Die  K.  in  Vergleichen 
uä.  Tue"  irie-n-e"  Ch.,  unmännlich  über  Schmerz 
klagen  Z.  Er  ist  uie-n-e"  Ch.,  so  zart  und  weichlich, 
oder  liegt  müssig  da,  um  sich  zu  pflegen  Sch;  Z. 
Du  wirst  kei"  Ch.  s%",  zu  Einem,  der  sich  über  leichte 
Unannehmlichkeiten,  z.  B.  starkes  Zuwerfen  der  Türen, 
beklagt  ZO.,  Zoll.  Mer  icend-em  d'  Hebann  hole":  was 
icett  auch  e."  Ch.  si"?  von  einem  Manne,  der  gar  em- 
pfindlich tut,  wenn  ihm  Etwas  fehlt  SchwE.;  vgl.  auch 
Ch.-Cliindli  (Bd  III  347).  ,Wir  ligen  hier  als  die  kind- 
betteren',  klagen  Soldaten,  die  wochenlang  still  liegen 
müssen,  um  1340,  B  (Sprww.  1824,  87).  ,Wie  ein  kind- 
betterin  intan  syn',  das  Haus  hüten  müssen.  Aal  1549. 
—  2.  Spottname  für  zarte,  weichliche  Leute,  bes. 
Männer  B;  Sch;  Z.  ,Da  schalt  die  L.,  dass  das  eitel 
Einbildung  wäre  und  die  Männer  nichts  als  Kind- 
betterinnen.' Gotth.  Wenn  Einer  ,zu  eim  spricht 
verächtlicher  und  zorns  wyss,  er  sye  ein  kindbethery. 


so  gilt  das  als  ,anfang  [Veranlassung  zum  Streit].' 
2.Hälfte  Wl..  ÄABrugg  Stadtr.  Kriegsgcsell:  ,Wir 
wend  zur  [belagorten]  statt  und  By  anschryen,  wie 
sy  all  nun  kindbetter  syen.'  JMdrer  1559. 

Die  in  ein  paar  ä.  Belogen  erscheinende  verk.  Form 
.kiudbetter'  kommt  in  \irkd.  Stellung  auch  in  der  lebenden 
MA.   vor:    PA.    »■«■./,",    >in   Z. 

Chind-bettete"  f.:  .Beisammensein  der  Gevatter 
und  anderer  Freunde  im  Hause  der  Wöchnerin  zu 
einem  Festschmause.'  Dial. 

kind-bettisch:  verzagt,  feige.  .Job,  züch  nit 
so  k.  ab.'  JMurer  1567. 

bettele":  nach  der  Ausdünstung  des  Bettes  riechen 

Ae;    B;   L;    Z. 

bette":  1.  wie  nhd.  allg.  .Die  bett  b.'  GHdschr. 
Eine  .gebettete  Bettstatt,'  in  ä.  Spr.  ein  aufgerüstetes 
Bett.  Der  Kaplan  bittet,  dass  man  ihm  .sein  armes 
blünderli.  eine  bettete  bettstatt  und  einen  trog'  heraus- 
gebe. 1527,  ZElgg.  .Und  mag  ein  frouw  auch  neu 
ein  beteti  bestatt,'  1536,  Schw  Rq.  (.bettete  bettstatt.' 
1756,  ebd.).  ,Von  den  Ausssteurungen  der  gebetteten 
Bettstatten  und  Kleidern  der  Eltern  gegen  eheverlobten 
Kindern.' GMand.  1611.  RAA.  Am  Morge"  bettet-men- 
dem  Bett,  z'  Nacht  dem  Hindere",  d.  h.  am  Morgen 
betten  ist  fürs  Bett  gut;  wenn  man  zu  Nacht  bettet, 
so  liegt  man  besser  SchSL  (Sulger).  Wie  -  nie"  -  si'h 
bettet,  so  schläft-me"  ZDättl.,  so  lit-me"  Bs;  B;  ZO.,  S.; 
bettist  guet,  so  list  guet  ZO.,  WL,  meist  in  hildl.  S. 
.Es  heisst  nicht  umsonst  im  Sprüchlein:  Wie  sich 
einer  bettet,  so  liegt  er.'  Breitenst.  —  2.  übertr.  .Da 
ein  jeder  vernünftiger  wol  merkt,  wem  das  bettet,' 
worauf  das  abzielt,  wem  es  gilt.  1528,  Zwingli.  ,1hm 
b.  zum  Unglück,  raalum  sibi  accersere  suo  jumento.' 
Denzl.  1677;  1716.  ,Der  Seel  wol  b.,  animam  pro- 
curare.'  ebd.  1716. 

über-:  überdecken.  ,Die  höchsten  Viehweiden 
der  Schweiz  überbetten  die  Hochrücken  der  Glarner- 
gebirge.'  JPiWvss.  —  „übere"-:  überlegen,  anordnen 
Ap;  L."  —  üf-:  das  Bett  höher  machen,  auflockern 
Nnw;  Z.  —  an- :  eine  Lagerstätte  bereiten  GrD..  He., 
L.,  Pr.  Eim  in  der  Stube",  i"-re"  Chammer,  im  Stall, 
uf  dem  Heu  a.  GRValz.  —  i"-.  Frisch  l.,  das  Bett 
mit  frischen  Leintüchern  und  Anzügen  versehen  Z. 
Es  Lintuech  %.,  ins  Bett  legen  B.  —  er-,  Stei"  e.,  mit 
Steinen  ein  Bett,  eine  Unterlage  machen  B.  —  üs-: 
auf-,  ausfüllen,  um  eine  ebene  Lage  zu  erzielen  Nnw. 
—  „  z'weg-:  =  übere"-b.  Er  hed  's  g'schid  z'weg  'bettet, 
er  hat  es  gescheit  angefangen  Ap;  L."  —  zue-:  refl.. 
sich  vorbereiten,  z.  B.  von  einem  Gewitter,  einer  Krank- 
heit ZStdt.  Vgl. :  ,So  sind  wir  alle  in  uns  selbs  über- 
zeuget, dass  wir  zu  einer  grossen  Straf  reif  seien; 
Alles  stuelet  und  bethet  darzu.'  FWvss  1673. 

Bette°hüse1':  1.  Ortschaft  bei  BHerzogenb.  — 
2.  {Betthüse"  Z)  Scherzw.  für  Bett.  Mer  wei"  go"  B. 
B,  mit  dem  Zusatz :  go"  Bettfedere"  trösche"  (Dan.).  Er 
göt  zur  Arbet  uf  B.  und  z'  Chilche"  uf  Pfulue"dorf. 
Sprww.  1869.  ,Allo,  nach  Bettenhausen!  wir  haben 
genug  geplaudert.'  Regimentsk.  1781  (B). 

„Better",  Bettere"  f.:  kleines  Schlafgemach  der 
Hirten  unter  dem  Dache  der  Alphütte  BO.  S.  Oastere" 
(Bd  II  486). 

Betteri"  f.,  PI.  Betterne":  Person,  die  das  Bett 
macht,  Zimmermagd  GrD.  .Nicht  nur  eine  Köchin. 
Wäscherin  und  B.,  sondern  ein  rechtmässiges  Ehe- 
weib.' Goliath  1741. 


1823 


Bat.  bot.  bit.  bot,  but 


IS'JI 


Gütz-Betterin:  Bettlerin,  die  sich  fälschlich 
für  eine  Wöchnerin  ausgibt.  .Item  es  sint  ouch  frowen, 
die  in  dem  lande  sich  umbe  und  umbe  für  die  kilchen 
niderlegent  und  spreitent  ein  lilachen  über  sich  und 
setzent  wahs  und  eiger  für  sich,  als  ob  si  kint- 
betteren  werent,  und  sprechent  ir  etlich,  in  sie  in 
14  tagen  ein  kint  gestorben,  wiewol  ir  etliche  in 
10  jaren  nye  kint  gemachte,  und  das  heissent  g.' 
1430/40,  Bs  Chr.  (III  560/1). 

Bettete",  P-  f.:  =  Hurd  3  a  (BdU  1604)  SchwMuo. 
Mer  hend  mengi  P.  voll  Öpfel.     Zss.  Öpfel-B. 

Betti  f.:  =  Bett  Ib.  ,Man  sol  nachgan  und  richten, 
als  N.  etwas  bettinen  und  vedergewantz  in  stüppken 
geslagen  und  das  von  unser  statt  an  zoll  und  ungelt 
gefüert  hat.-  1433,  Z  Ratsh. 

Bären -Betti:  Wochenbett  der  Bärenmutter- 
,Wylen  die  bärenmuoter  schmädrässig,  als  soll  man 
guot  dinkel  malen  und  dahy  diser  baren  zu  fressen 
verbachen,  hiermit  ire  guots  tuon,  so  lang  die  b. 
währen  wird,  damit  die  jungen  dester  bas  geniesen 
mögend.'  BVennerman.  1567.  -  Zur  Bildung  vgl.  Chind- 
Belti. 

halb-bettig:  zu  einem  halben  (einschläfigen)  Bett 
gehörig.  ,Zwein  h-e  pfulwen.'  1380,  B  luv.  ,Halb- 
pettig  pfulwen.'  L  Vogtkinderrechn. ;  G  Hdschr. 

Betti"g  f.:  1.  die  Handlung  des  Bettens  Gr;  Ndw. 

—  2.  Bettzeug,  Betten  GrHc.,  Landqu.,  Pr. ;  Ndw.  I)'  B. 
in  d'  Or'lni"g  bringe".  Schwzd.  (GRSeew.).  Mer  chön- 
ne"d-e"  gtiet  übcrnacht  hän,  mer  hend  B.  g'nueg. 

Betti(n)ge":  1.  Dorf  in  Bs.  —  2.  =  Bettenhüsen 2 
Bs.     Uf,  go"  B.  gä". 

Bettschaft  „VO";  Z,  Bettsclujt  Sch;  SchwE.;  Z 

—  f.:  Bettstatt,  Bettgestell.  Es  Chinde"-Bettscheftli, 
Kinderbettstättchen  Z.  ,6  betschaft  mit  ir  zuegehör.' 
1498,  Z  Inv.  ,15  fl.  eine  B.  sammt  Fuss-Schämel  und 
Umhhang.'  1669,  Z  Teilrodel.  ,Alle  verhandenen  Bett- 
schaften  sampt  6  ufgerüsten  und  angezogenen  Betteren.' 
1673,  ZHerrl.  Kaufbr.  ,[Beim  Retten  von  Mobiliar 
soll]  jedermann  sich  hüten,  durch  leere  Kästen,  Beth- 
sc haften  die  Stegen,  Türen  und  Ausgänge  zu  ver- 
stecken.' Z  Feuerordn.  1772.  ,Ein  einschlöfiges,  blau 
gemaletes  Bettscheft.'  Z  Inv.  1800.  —  Himleze"-: 
Himmelbett.  .Erstlich  ein  Himletzenbeschaft  in  der 
Nebenstuben  .  .  .  Me  ein  Himletzenbetschaft  uf  der 
Kamer.'  1624,  ScHwStein.  Pfarrhausinv. 

Wohl  umgebildet  aus  dein  altern  uud  verbreitetem  Bett- 
Statt  (gespr.  Bettschel  mit  dissimilator.  Sehwund  des  zweiten  () 
durch  Anlehnung  au  die  Zss.  bzw.  Abi.  mit  seJiaft  (schuft), 
wie  etwa  Würchscheft  aus  Wirch-Statt.  Urspr.  Zss.  bzw.  Abi. 
mit  schafi  ist  der  Bed.  wegen,  Zss.  mit  Schaft  m.,  Schrank 
(vgl.  dazu  , Bettschrank'  bei  Gr.  WB.  1  1739)  aus  formellen 
ilründen   nicht  anzunehmen. 

Bettwise":  1.  Dorf  im  Th.  —  2.  =  Bettenhüsen  2 
Tu;  ZW1.  Uf  B.  gu"  und  z'  Pfulme"dorf  übernachte" 
ZSth.  —  Zu  1  vgl.  die  Flurnamen  ,in  der  Bettwis'  ZTu.; 
.Bettliwisen'  ZGoss. 

Bett  1  n.:  1.  Bitte.  .Durch  der  frow  Annen  von 
Wolrow  bettes  willen.-  1384,  ZBirmensd.  ürk.  —  2.  (PI. 
Bett  11,  Bitter  ZO..S.)  Gebet  11;  Gl;  GT.;  Z.  Arbeit, 
Bat  und  Sparsamkeit  hä"-mi'h  'bracht  zu  Er  und 
Freud.  Stutz.  I"  dem  |  Gebet-]  Buech  sind  doch  schönt 
Bitt(er)  B;  ZO.,  S.  Hü"  z'  erste"  ef  meint,  es  seie"d 
g'vmss  fruiinii  Lüt;  si  händ  tum  Wunder  ril  g'redt 
us-dem  11 .  vo"  schönen  Emilen  und  vom  Paredis.  Stutz. 


Er  fallet  d'  Hemd  und  tuet  es  B.  debi.  Schwzd.  (Z). 
II 'er  vor  ''(•»(  Schlaf  e"  Betlc  sät,  schloß  uol,  wenn 
er  nur  Strau  üfsprät.  Lenggenh.  1830.  ,Do  si  [die 
Eidgenossen  vor  der  Schlacht]  ir  bett  volbrachtend.' 
Halbsuter.  ,Ouch  kan  ich  mengerlei  bätt  und  sägen.' 
1522,  B  Fasn.-Spiel.  .Etliche  bätt  hätten.'  Morgant 
1530.  ,Sähend  zue,  wann  ich  dem  Beel  das  bätt 
hie  tue.'  SBirk  1535.  ,Die  Bätt  [PI.].-  Ruep  1550. 
.Morgens  sprich  erstlich  z'  aller  frist  das  bätt,  das 
dich  lert  Jesus  Christ.'  Fris.  1562.  ,Das  Ave  Maria 
ist  kein  bett,  sonder  ein  gruess.'  LLav.  1569.  ,Die 
Rodel  der  Pfarrer,  in  denen  verzeichnet  ist,  was  für 
Fragstuck  und  Bätter  könnind  die  Kinder.'  JJBrett. 
1634.  Spec.  a)  Dim..  das  Pensum  (aus  der  Bibel,  dem 
Katechismus  oder  Gesangbuch),  das  die  Kinder  in  der 
sonntäglichen  Kinderlehre  aufzusagen  haben  ZO.  Hast 
öppe"  di"s  Bätli  nüd  chönnen  i"  der  Chilche"?  Stutz; 
vgl.  Ghilchen-Ge-bett.  —  b)  kirchliches  Gebet,  zumeist 
in  der  Kirche  vom  Geistlichen  gehalten  oder  vor- 
gesprochen. ,Das  ein  priester  sol  halten  unsers  lands 
recht,  und  das  man  nüt  söl  gän  von  hätten,  die  man 
hat  in  der  kilchen,  so  man  von  der  kilchen  wegen 
die  bätt  hett.'  1414,  Gl  Urk.  ,Ein  gemein  bätt  tuen, 
ein  gemeine  prozess  haben,  supplicare  publice.'  Fris.; 
Mal.;  s.  auch  Chrüz-Gang  1  (Bd  II  349).  a)  der 
Wochengottesdienst,  gewöhnlich  von  Wöchnerinnen 
bei  ihrem  ersten  Ausgang  besucht  B.  D'  Frouw  isch 
i"  d's  B.  Vgl.  Chind-Betterin.  —  ß)  Gebet  bei  einer 
Beerdigung  Btw. ;  ZO.  ,Am  Sarge  vor  dem  Hause 
hielt  der  Schulmeister  das  B.,  damit  der  Verstor- 
bene nicht,  wie  man  sagte,  von  seiner  Wohnstätte 
fortgeschafft  werde  wie  ein  Stück  Holz-  ZO.;  g.  auch 
Sonntagsbl.  der  THZtg  1897,  Nr  42.  —  y)  Abendgebet, 
zu  dem  das  Zeichen  durch  die  Bett-Glogg  (Bd  II  615) 
gegeben  wird.  ,So  die  sonn  für  gold  gat  oder  man 
das  bätt  lüt  ze  nacht.'  1472,  G Burgau  Offn.  ,Der 
mesmer  ist  schuldig,  das  er  das  zyt  alweg  ordenlich 
richte,  mette,  mittag,  vesper,  zu  bätt,  zu  der  predig 
und  andere  zeichen  zu  rechter  zyt  lüte.'  1535,  ZElgg 
Herrschaftsr.  Vgl.  noch  Bett-Zit.  —  S)  's  gross  B.,  von 
den  kirchlichen  Behörden  angeordnetes  öffentliches 
Gebet  in  der  Kirche,  wobei  die  Monstranz  ausgesetzt 
und  im  zweiten  Teil  der  Messe  gew.  der  Rosenkranz 
gebetet  wird,  verbunden  mit  Tedeum  und  feierlichem 
Segen;  es  dauert  oft  mehrere  Tage  und  an  vielen 
Orten  ist  Anordnung  getroffen,  dass  die  Häuser  des 
Ortes  der  Reihe  nach  einander  in  der  Kirche  ablösen. 
Kath.Schweiz.  .Aus  dieser  Zeit  [Pestzeit  1617/28]  ist 
das  grosse  Gebet,  wie  es  jetzt  ist.-  Stadlin  1824  (Zg). 
.Als  etwan  zu  zyten  fromm,  gotzförchtig  lüt  in  unsenn 
land,  um  gnad  und  glück  von  gott  zu  erwerben,  das 
gross  b.  in  den  kilchen  betten,  ist  gesetzt,  das  in  dem 
zyt  und  alldiewyl  man  das  gross  b.  bettet,  nieman  in 
unserm  land  nit  weder  spilen  noch  tanzen  solle  by 
5  pfd  z  buess.-  1531,  Schw  LB.  .Landaminann  Lussi 
von  Uw  macht  Anzug  in  Betreff  des  grossen  Gebets, 
ob  es  die  Orte  einander  abnehmen  wollen.-  1587,  Absch. 
Jedem  Ort  wird  eine  Abschrift  gegeben  .des  grossen 
päts.'  ebd.;  s.  Absch.  V,  1.  55  (mit  Anm.).  ferner 
ö9.  7:;.  79.  ,Es  wird  beschlossen,  das  grosse  Gebet 
wegen  der  der  katholischen  Religion  drohenden  Ge- 
fahren abzuhalten.  Luzern  soll  den  Anfang  machen, 
und  zugleich  jedes  Ort  ein  Mandat  gegen  Sünden  und 
Laster  und  gegen  öffentliche  Lustbarkeiten  erlassen.' 
1589,  ebd.     S.  noch  gross  (Bd  II  805)  und  vgl.  Kath. 


1S25 


Bat,  bet.  bit.  bot,  but 


is-2i; 


Schweizerbl.  1899,  kS>\.—  :'..  Bittopfer,  Kirchenalmosen; 
vgl. Bett-Gelt (Bd  II  258).  Der  Kirchherr  von  Sempach 
nimmt  '/a  'Von  den  betten'  and  der  zu  Bnttisholz  V» 
,der  betten'  und  alle  Opfer  ans  den  Stöcken,  am  1450, 
I. Sursee.  Daneben  auch  ,ge-b.-:  Der  Barchherr  zu 
Büren  nimmt  l/a  von  den  gebetten.'  ebd.  ,1'ie  opfer 
und  ouch  die  gebett,  die  man  nfnimpt  an  die  kilchen 
und  capellen  und  das  gelt  in  den  stücken.'  ebd.  ,An 
den  grössten  Festtagen  wurde  das  B.  aufgenommen, 
welches  gewöhnlich  1 — 2  fr.  betrug.'  1501/11,  Obw 
(A Küchler).  Die  Stadt  StGallen  habe  gegen  alle  Übung 
den  Baumeister  des  Gotteshauses  gehindert,  am  Aller- 
heiligen- und  Allerseelentag  ,das  pet  im  beinhus  in- 
zenemen.'  Antwort:  Die  Stadt  habe  das  Recht  auf 
,das  pet-  im  Beinhaus,  nicht  der  Abt.  1506,  Absch. 
Die  .pätten',  welche  das  Jahr  hindurch  mit  dem  Kreuz 
aufgenommen  werden,  als:  das  ,pätt'.  in  der  Kreuz- 
woche, das  ,pätt'  an  den  Kilbenen.  das  ,pätt'  in  der 
Fasten,  das  ,pätt' am  Charfreitag.  1568,  UwSa. ;  siehe 
AKüchler  1895,  314.  382.  ,Anno  1611  ist  vor  Capitel 
abgeredt,  das  ein  Leutpriester  zu  Neudorf  fürthin  kein 
Ansprach  des  3.  Teils  im  Stock  noch  im  Bätt  sollte 
han,  bis  der  Bauw  [der  Kapelle]  verriebt  und  zahlt; 
dafür  aber  solle  ihme  ein  Pfläger  jährlich  gäben 
18  GL'  Esterm.  Neud.  1875. 

Amhd.  bet  n.  neben  häufigem  ge-let,  das  in  unseru  MAA. 
Pitt  (Pe'tt  nur  lt  einer  Angabe  in  G1H.)  ergeben  nmsste.  Ober 
die  Unmöglichkeit,  die  Formen  ohne  und  mit  (synk.)  Präf. 
auf  Grund  der  Schreibung  (auch  der  Angaben  aus  der  lebenden 
Spr.)  reinlich  zu  scheiden,  s.  Anm.  zu  (6e-)Birg  (Sp.  1572), 
auch  Anm.  zu  Bärd  (Sp.  1540).  Immerhin  steht  für  B  und  Z 
anl.  Lenis  (also  einlaches  bet)  fest.  Bei  KGualther  1559  findet 
sich  .bätt'  neben  häufigem)  .gebätt.'  Auffällig  ist  bei  3  der 
schwache  PI.,  der  wohl  eig.  zu  einem  neben  dem  Neutr. 
stehenden   Bet  f.   (s.  d.)  gehört. 

Ge-bett  I,  in  Bs;  B;  GlH.;  L;  S;  Z  Gi-bett  —  n„ 
PI.  meist  -er:  1.  Bitte.  .Vermag  schon  min  schlecht 
g.  wenig  by  üch,  so  vermag  doch  Gott  vil  by  üch.' 
Zwingli.  —  2.  wie  nhd.  allg.  Ke"s  rechts  G.  göd  ver- 
löre" L.  Eine"  i"  's  G.  ne",  wie  nhd.  B;  L;  S;  Th;  Z. 
Bildl.  [Angeklagter:]  .Es  wird  Dies  ein  Gebetli  [erdich- 
tete Darstellung]  sein,  welches  diese  Leute  zusammen- 
geschmidet  haben.  Das  sind  Alles  Finkenstreiche.' 
Z  Verhör  1832.  Scherzh.  für  das  Kegelspiel  Bs;  vgl. 
Bett-Buech  2  (Sp.  991).  ,Syn  armes  gebett.  willig  und 
gehorsam  dienst  syge  üweren  gnaden  allzit  zuovor 
bereit.'  1487,  GWees.  (Schreiben  eines  Pfarrers  an  den 
Abt  von  StGallen).  Spec.  's  still  G.  ,Es  war  [in  Z] 
üblich,  dass  der  Pfarrer  nach  dem  vollendeten  [litur- 
gischen] Gebete  vor  der  Predigt  niederkniete,  welches 
man  das  stille  G.  nannte.  Diese  Übung  wurde  1769 
durch  obrigkeitliches  Mandat  abgeschafft.'  Meier, 
Wetz.  —  3.  Gebetsgottesdienst  während  der  Woche; 
s.  Lettner  2  (Bd  LH  1490).   -  4.  s.  Bett  1 3. 

S.  Anm.  zu  Bett.  Der  PI.  .Gebeter'  Mise.  Tig.  17-22 
(mehrfach);   JHTschudi    17t9;   Sintemal    1759. 

kbeni.(Öbed,JJbig)-BettSou;Z,  -GibettZ:  1.  Abend- 
gebet. De  chönnst  na'h  es  A.  bitten,  eb  d'  i"  's  Bett 
gast.  —  2.  öffentlicher  Gottesdienst  am  Samstag  Abend 
(Samstig-A.);  in  ZStdt  noch  bis  in  die  jüngste  Zeit. 
.Samstägliche  Abendgebätt.  Damit  die  Fyr-  und  Hei- 
ligung des  Sonntags  desto  mehr  beförderet  werde,  so 
haben  wir  geordnet,  dass  an  Samstagen  alle  Zecheten 
abgestrickt  syn,  auch  ein  jeder  sich  beflyssen  solle,  syne 
Geschäft  inmassen  anzestellen,  damit  das  in  Statt  und 
Land  angesechene  A.  könne  ungesumt  besuecht  werden.' 

Schweiz.  Idiotikon.  IV. 


/.  .Mund.  1650.  .Wie  viele  besuchen  niemals  kein  A., 
unangesehen  man  die  Abendgebätte  auf  der  Landschaft 
auch  alle  Samstage  haltet.'  JJMüll.  1673.  ,Die  A-er 
werden  im  Ötenbach  [einer  Stadtkirche]  gehalten.-  /. 
Ordn.  1705.  ,An  der  Mittwoche  wird  in  allen  vier 
Hauptkirchen  der  Stadt  [Zürich],  eben  wie  am  Sams- 
tag, von  5—6  Uhr  ein  A.  gehalten.  Diese  A-er  sind 
A.  1610  angeordnet  worden  bei  Anlass  des  Gach- 
nangischen  Auflaufs.'  vMoos  1775.  ,In  diesen  A-ern, 
welche  allemal  mit  Gebät  angefangen  und  geendet 
werden,  wird  alle  Wochen  ein  Capitul  des  Neuen  Te- 
staments verhandelt.'  ebd.  ,A.  1712  wurden,  so  lang 
der  Krieg  währete,  auch  an  einem  Dienstag  und  Don- 
nerstag A-er  gehalten.'  ebd.  ,Den  14.  Sept.  1803  Abend 
im  Abendgebet  ward  das  Töchterli  getauft.'  aZoll. 
—  Kriegs-Abend-:  Abendgottesdienst  in  Kriegs- 
zeiten. .Wir  sind  krank  laut  unser  eignen  Bekant- 
nuss,  die  wir  unlangest  in  unserem  gewohnten  Kr. 
getan.'  JJMüll.  1665.  —  Gross- Bett:  =  's  gross  Bett 
(s.  Bett  2  b  b).  Im  ganze"  Kanton  Luzern  ist  's  Gr. 
a"g'ordnet.  L  Nachr.  1865.  ,An  allen  Orten,  wo  man  in 
eine  Kirche  kommt,  hält  man  Gr.  für  gut  Wetter.' 
Macuari  1884.  —  Chilche"-  Ckile"-Bett:  was  die 
Kinder  am  Sonntag  in  der  Kinderlehre  an  Sprüchen 
und  Liedern  aufzusagen  haben  ZKn. 

Chatze°-Gibett:  gedankenloses  Gebet;  auch  Ge- 
bet, in  dem  man  Andern  Böses  wünscht,  und  das  wie 
Jenes  wirkungslos  ist.  Ch.  göt  nid  zum  Himmel  Aa, 
dringt  nid  in'n  H.  ScöSt.  (Sulger).  ,Non  clamor,  sed 
amor  clangit  in  aure  Dei,  Katzengebätt  gehet  nit  gen 
Himmel.-  Denzl.  1677;  1716.  .Solche  Fluch  sind  läre 
Wind,  wann  Gott  segnen  will:  Katzengebet  gehet 
nicht  nach  H.-  AKlingl.  1695;  1704.  ,Doch  schwehren 
nicht,  auch  Katzenbett  den  graden  Weg  gen  H.  geht.' 
JCWeissenb.  1702.  .Katzengebät,  sagt  man  im  Sprich- 
wort, gehet  nicht  gen  H.'  JJUlr.  1727.  S.  noch  an- 
gän  (Bd  II  17).  —  Vgl.  Gr.  WB.  V  294. 

Kläfter-Bett:  Schlachtgebet  der  Eidgenossen 
,mit  zertanen  Armen',  spöttisch  im  Munde  der  Feinde. 
.Etlicli  hochmüetig  edlen  und  muetwillig  lanzkneeht 
rüemtend  [A.  1499],  man  sölte  nun  si  lassen  machen 
mit  den  küemüleren  und  -kieren;  si  köntid  nun  ouch 
kriegen;  ieder  weit  drig  bstön,  und  inen  iren  alten 
gott  und  die  alte  metzen  zuo  Einsidlen,  ouch  ir  klafter- 
bet  zevor  geben.'  Ansh. 

Diese  Form  des  Gebetes  (».  Krüz-Gebttt)  war  bes.  seit 
den  Burgunderkriegen  ein  Gegenstand  des  Spottes  für  die 
Feinde. 

Christoffel-Gebett:  Gebet  zum  hl.  Christoph 
als  Schätzebewahrer,  worin  unter  allerlei  Hokuspokus 
dessen  Vertreter,  der  Geist  Astarot,  beschworen  wird, 
eine  gewünschte  Summe  Geldes  herbei  zu  schaffen  B  f; 
s.  Frickart  1846,  164.     Vgl.  geld-betten. 

Krüz-.  .Nach  getanem  krüzbät  fuerends  [die  Eid- 
genossen beim  Angriff]  stil  und  muetig  für  und  liefend 
das  läger  [des  Feindes]  an.'  Ansh. 

Wahrsch.  meint  Ansh.  das  Gebet  .mit  zertanen  Armen,' 
wie  es  die  alten  Schweizer  knieend  vor  der  Schlacht  zu 
verrichten  pflegten  und  wobei  ihre  Haltung  die  Kreuzesform 
wiedergab;  vgl.   Kläfter-Bett. 

Liehe" -Gibett:  liturgisches  Gebet  (mit  Ein- 
schluss  der  Leichenrede)  bei  einer  Beerdigung  B. 
Syn.  Ab-danki"g.  —  Mund-Gebett:  (blosses)  Lippen- 
gebet. .Mundbett  ist  oft  wyt  vom  muet  [Herzen].' 
ÜEckst.    —    Bönen-.     ,Des    bonengebetts    halb    zu 

115 


1827 


Bat.  bet.  bit,  bot.  but 


ISos 


Östren:  Als  dann  ein  bruch  und  gewonheit  unge- 
zwyflot  in  schwären  der  statt  anligenden  niiten  durch 
unser  altvordren  angesächen,  das  alle  jar  zu  den  öster- 
lichen zyten  ein  gemein  gebette  beschechen  und  ge- 
halten solle  werden,  wöllichs  aber  garnach  zuo  Ver- 
achtung kompt,  haben  min  gnädigen  herrn,  Schultheis 
und  rät,  betrachtot  diss  sorgklichen  schwären  löuff... 
und  sind  rätig  worden,  sollich  ir  altvordren  ansächen 
mit  disem  gemeinen  gebette  zu  behalten.  Und  ist 
also  ir  will  und  ernstlich  meinung,  das  menklich,  man 
und  wyb,  alt  und  jung,  die  bonen,  so  inen  geben  wer- 
den, güetlich  und  frundtlich  annäme  und  das  gebette, 
darzu  gehörig,  mit  guotem  andacht  und  ernste  voll- 
bringe.' 1528,  S  Mandatenbuch.  S.  Sönen-Sunntag. - 
Boppel-Gebett  s.  Popp-hart  (Bd  II  1645).  —  Sri-: 
Gebet  für  die  Seele  eines  Abgestorbenen.  Ansh.;  s. 
Siben-zit-G.  —  Arme"-selen-:  =  dem  Vor.  S.  D'Drlss- 
gischbätre"  steit  [beim  Leichenschmause]  üf,  macht  's 
Cfvrüe  zum  Arme"sele"g'bät;  die  i  Vaterunser  verde" 
g'murmlet  und  der  Glaube"  noch  derzue.  Schild.  — 
Schanz-:  kräftiges,  eindringliches  Gebet  S.  So  n-es 
rechts  Schanzgebet  vor  ''em  Schlöfe"gö"  slg  besser,  ah 
e"  Federe"»iatratze",  b'hauptet  's  Bäbi.  BWyss  1863.  — 
Staffel-:  vor  den  Staffeln  des  Altars  vom  Priester  ab- 
wechselnd mit  dem  Ministranten  recitiertes,  in  Psalm- 
versen und  kürzern  Responsorien  bestehendes  Gebet, 
womit  die  Messe  beginnt  L.  —  Stund-:  1.  öffentliches 
Gebet  in  Notzeiten  S;  Uw.  Es  heb  der  ganz  Aberelle" 
und  ittt  i"  Maien  if.se"  nie  g'regnet;  dö  sige"  <T  Lät  zum 
Pfarrer  g' gange"  und  hebe"  g'seit,  er  seil  doch  Stund- 
gebet a"stelle",  dass  es  auch  r'egni  und  's  Heu  geb.  Joach. 
1881.  , Pfarrer  Pirmin  bat  1815  den  Generalvikar,  er 
möchte  ihm  erlauben,  während  dem  Sommer  auch  an 
den  Sonntagen  [in  Sächseln]  zu  predigen,  an  denen 
das  Stundengebet  gehalten  werde.'  AKüchler  1895. 
-  2.  (Stund-BeUJ  Stoss-Seufzer,  den  man  in  der  Haus- 
haltung bei  jedem  Stundenschlag  zu  beten  pflegte. 
Die  Mutter  oder  ein  älteres  Geschwister  sprach  laut 
vor,  die  Andern  beteten  leise  nach:  0  Gott,  verleihe 
uns  eine  glückselige  Stunde  zum  Leben  oder  zum 
Sterben.  Amen!  Schw  (noch  Anf.  des  XIX.).  Der  auf 
dem  Sterbebett  liegende  Vater  zu  den  Seinen:  ,Wenn 
das  Zit  schlagt,  betet  das  Stundbetli  mit  mir:  Gott, 
lass  uns  doch  eine  glückselige  Stunde  zum  Leben  und 
zum  Sterben!'  LKInderbitzi  1826.  ,So  oft  die  Uhr 
schlagt  ander  wcrender  Schuel,  solle  auch  das  Stun- 
den-Gebett  laut  durch  Vorsagung  eines  Andern  geübt 
und  gebraucht  werden.'  UwStans  Schulordn.  1690.  — 
Saras-tags-  s.  Abend-Bett  2.  ,In  die  Wochenpredigten 
und  Samstags-Gebetter  sollen  aus  den  entlegenen  Hi.f- 
und  Öfteren  wenigstens  zwei  oder  eine  Person  gehen, 
alle  Haus-  und  Feldarbeit,  so  lang  dieselben  währen, 
ruhen.'  Z  Mand.  1722.  —  Zis-tags-:  liturgisches 
Gebet  in  der  Zis-tags-Bredig  (s.  d.).  ,Zinstags-Gebätt 
auf  gegenwertige  Zeiten.  Zur.  1686.'  (Titel).  —  Ab- 
tisch-Bettli  Z,  -Gebett  Bs  (Spreng):  Dankgebet  nach 
dem  Essen.  —  Kilch-wih-Gebett :  liturgisches 
Gebet  an  der  Kirchweih.  .Beschliessen  wollen  wir  dis 
unser  Abendopfer  mit  einem  schönen  Gebätt,  welches 
genennet  wird  das  Kirchweihe-  oder  Kilbegebätt.' 
JJMull.  1665.  —  Zue-Bett  s.  Burdi  (Sp.  1511).  — 
Siben-zit-:  zu  7  verschiedenen  Zeiten  des  Tages 
(horse  canonica\)  in  den  Klosterkirchen  verrichtetes 
Gebet,  bestehend  im  Absingen  gewisser  Psalmen  durch 
die  Klostergeistlichen.    ,Von   den   tütschen    brüedern 


könnt  [um  1490  in  BStdt]  selten  einer  so  vil  latyn. 
dass  die  sibenzyt-  und  seelgebet,  gsang  und  amt  on 
ergerniss  und  spott  vollbracht  wurdint.'  Ansh.  .So 
warend  usser  dem  kor  weltlich  caplanen,  die  sich  mit 
den  tütschen  herren  in  kilchenämtern  so  unglych  hiel- 
ten, dass  sibnerlei  sibenzitbet  in  einer  kilchen  gfunden 
ward.'  ebd. 

Bett  II  f.:  1.  Bitte;  wenn  von  einem  höher  Ge- 
stellten ausgehend  auch  =  Geheiss.  In  der  lebenden 
Spr.  nur  noch  in  der  Formel  mit  Bitt  und  Bett,  mit 
vielem  Bitten  LSerap. ;  ZO.  A"g'halte"  hät-cr  mit  Bitt 
und  Bätt,  si  sölle"d  auch  folgen  und  recht  tue".  Stütz. 
.Angrüeft  werden  durch  bitt  und  b.'  UEckst.  .Gross 
Bitt  und  Beth.'  1656,  Vilm.  Schlachtl.  ,Mit  siner 
ehalte"  Bitt  und  Bett.'  Rapieri  1700.  .[Christus  als 
Gärtner  zu  den  Frauen  am  Grabe:]  Ir  sulent  haben 
iuwer  bet.'  Anf.  XIII.,  Osterspiel  von  Muri.  ,Von  der 
giller,  der  stirnstössel  wegen,  die  unrecht  betten  füe- 
rent,  die  mag  der  vogt  strafen  nach  iren  schulden.' 
1465,  Bs  Rq.  ,Es  langt  an  ew  [euch]  unser  ernstlich 
und  vlissig  bet,  ir  wellen...'  1500,  GRChur  Schreiben. 
Sehr  häufig  im  XIV. /XV.  in  den  Verbindungen  .durch 
die  b.,  durch  der  (miner,  des  N.)  b.  willen,  von  der 
(miner.  des  N.)  b.  wegen',  auf  Bitten  bzw.  Geheiss. 
.Durch  der  [Frauen]  ernstlichen  b.  wegen  sich  die 
rät  und  die  burger  geeinbert  band.'  1375,  Z  Stadtb. 
,Und  von  siner  bätt  und  durch  des  rächten  willen.' 
1449,  Schw  Rq.  Verbunden  mit  Synn.  ,Das  alles  mit 
unsere  gunst,  wissende  und  willen,  rate  und  bette 
geschehen  ist.'  Z  Richtebr.  1304.  .Wider  disü  bette 
und  gebot.'  1337,  ZKyb.  Urk.  .Durch  sins  empfelchens 
wegen  und  siner  bet  willen.'  1336/1446,  Z  Chr.  ,Von 
des  kaisers  b.  und  geheiss  wegen.'  ebd.  .Welcher  der 
geswornen  des  gerichtes  darzu  [zu  den  Streitigkeiten] 
kumpt,  der  sol  die  stösse  zerlegen  mit  bett  und  ge- 
bott.'  1436,  SchwG.  Urk.  —  2.  (erbetene)  Steuer.  Ab- 
gabe, a)  =  Bett  13.  ,Zwa  betten.'  GVVyl  Kreuzgangs- 
ordn.  1445.  ,Do  die  erste  mess  gehalten  ist  in  der 
selben  kilchen  [StOswald],  sind  gen  worden  an  der 
bett  3  gl.  und  3  ß.'  vor  1491,  Gfd  (Zg).  Auch  das 
Gefäss  zur  Aufnahme  dieser  Steuer:  Unten  an  den 
Stufen,  welche  in  das  Chor  [der  Martinskirche]  hinauf 
führten,  standen  die  ,Bätt  und  der  Stock'  (petitio  et 
typus) ,  in  welchen  die  Beiträge  für  den  Bau  der 
Kirche  eingelegt  wurden.  Bs  im  XIV.  —  b)  urspr. 
vom  Grundherrn  erbetene  Steuer  oder  Leistung.  Vgl. 
Bruch.  Die  erste  , bette  in  alle  unsere  [der  Stadt  Luzern] 
empter'  im  J.  1416  trägt  ganz  noch  den  Charakter  einer 
freiwilligen  Steuer.  Seg.  RG.  I  401.  Vgl.:  ,Si  hetten 
si  [die  Steuer]  wol  etwan  geben  von  bette  wegen  einer 
heisehaft  von  Wolhusen.'  1373,  L  Urk.  ,Und  gebin 
die  selben  stür  nüt  von  recht,  wand  von  b.  wegen.' 
ebd.  ,Si  [die  von  Kadelburg]  wärint  mit  im  [dem 
Herrn  von  Teiningen]  herkomen  ob  40  jaren  und  nie, 
dass  si  im  von  rechtes  wegen  nützit  giitlichtig  noch 
verbunden  wärint  ze  tuend,  denn  dass  im  ein  ietlicher 
ze  Kadelburg  eins  jars  zwen  ertagwan  täten,  von  bet 
wegen  und  von  deheines  rechten  wegen,  und  dass  im 
ouch  darzue  jeder  pflueg  eins  jars  zwein  tagwan  täten, 
oueli  von  bet  wegen  und  nit  von  rechts  wegen.'  1116, 
Aa  Urk.    -   Ahd.  teta,  mini.  //•"*,•,  in   Bed.    1   and  2. 

Ge-bett  II  f.:  Bitte.  .Gewere  mich  einer  g..  die 
ich  dich  bitten  will.'  XV..  Volks».  .Edler  ritter,  opfer 
hüt  [Gott]  durch  min  gebott  und  durch  min  g. !'  ebd. 


1829 


Hat.  bet,  bit,  bot.  but 


1830 


,Von  ir  aller  ernstlicher  gepette  wegen.'  1471,  GBern. 
.Man  ward  ze  rat,  dem  herzog  siner  gebett  ze  willen 
werden    und  im  also  siner  bette  zu  geweren.'    Edub. 

Mini,   ge-bete. 

bette",  in  GlH.  be'tte",  in  PAL  (lt  Sehott)  baue', 
Ptc  'bitte'.  Id.  B;  Giil.h..  s.mst  'bettet,  in  PAL  'battud: 
1.  beten,  a)  im  eig.  S.  a)  alleinstehend.  Not  lert  b. 
allg.j  vgl.  Mir  (Sp.  374).  Es  lät-si"'1  b.,  in  so  schwie- 
riger Lage  hat  man  alle  Ursache  zu  beten.  Id.  B.  Me" 
muess  h.  und  d'Händ  a"hgge",  beten  und  arbeiten  L; 
s.  auch  ehneten  (Bd  III  705).  Lieben  und  h.  löt-si'* 
nid  not e".  Spbww.  1869.  BA. :  Ich  ma"  Niit  säge",  wo- 
n-i'1'  6.  sett,  ich  könnte  Etwas  sagen,  wenn  ich  wollte, 
will  aber  Nichts  davon  wissen  S.  D'  Storche"  bette", 
wann  sie  klappern  (frommerVolksglaube)  GW.  Scherzh. 
sagt  man  etwa  von  Einem,  der  mit  Handschellen  durch 
die  Stadt  geführt  wird:  De'  mnes'  auch  go"  lere"  b.!  Z. 
Z'b.  Juten  s.  bett-lüte"  (Bd  III  1511).  Verpfändete  Fahr- 
habe darf  .einer  veil  haben  von  der  primzyt  bis  uf 
den  abend,  so  man  ze  b.  lütet.'  1371,  FStadtb.  ,Die 
knaben  sollen  [aus  der  Schule]  heimgelassen  werden, 
wann  man  z'  b.  lüten.'  F  Schulordn.  1577.  15  Pfd  Zins 
gestiftet,  damit  man  zu  Kerns  .alle  Samstag  zue  Nacht 
mit  allen  Glocken  zu  b.  lüten  möge.'  Itil9,  Uw  Urbar. 
,Der  Sigerist  söl  z'  b.  lüten,  wan  Dag  und  Nacht 
scheit.'  1641,  Zg.  Vgl.:  In  Gais  sei  noch  ,der  aber- 
gläubisch Missbrauch,  dass  die  Lüt,  wenn  man  die 
Glogge  lütet,  ufknüwet  und  batet.'  10:23,  Ap  Synodal- 
prot. Ähnlich  vom  Abendsegen  auf  der  Alp:  Der  Hirt 
rieft  [durch  die  Folien  Bd  I  786]  z'  b.  Ndw.  —  ß)  mit 
bestimmenden  Zusätzen,  aa)  uss(e")  b.,  auswendig 
B;  Z.  B.  wie 's  Wetter,  aus  Leibeskräften.  B  Bauern- 
kai. 1855.  (Gar)  trunge"lieh  (B),  ingründig  (Z)  &., 
,fervide  orare.'  Id.  B.  Ieh  bette"  nüd  überlüt,  nur  hinder- 
ruggs  [im  Verborgenen],  Entschuldigung  Eines,  den 
man  nie  beten  hört  ZBül.  Hans  Jokeb,  b'ett  änderst! 
Formel,  mit  der  man  Einen  auffordert,  eine  Meinung, 
ein  Gesuch  anders  vorzubringen  AaWoIiL  Er  liet  übel 
'bette",  das'-er  es  söttig  [ein  so  böses]  Wlb  übercho" 
het.  Id.  B.  —  ßß)  in'n  Huet  ine"  b.,  in  der  Kirche  mit 
vorgehaltenem  Hute  beten  Z ;  Syn.  de"  Huet  vor  's 
O' sieht  ha".  ,Hie  hebt  sich  das  Gricht  an.  Die  drei 
Richter  knüwend  nider,  ieder  nur  uf  ein  Knüw,  und 
bätend  in  die  Hüet  ohn  das  Zeichen  des  hl.  Cruzes.' 
J oh. Maul.  1674.  Über  Tisch,  ab  'Tisch  b.,  das  Tischgebet 
vor  und  nach  dem  Essen  beten  G;  Tu;  Z.  ,Bet  du  yetz 
[nach  dem  Mahle]  ab  tisch!-  Haberer  1562.  ,Sy  beten 
ab  Tisch.'  GGotth.  1619.  Um  's  täglich  Brot  b.,  bes. 
in  der  RA. :  Der  Glaser,  Hafner  usw.  bettet  auch  um  's 
t.  B.,  als  komischer  Trost,  wenn  man  Geschirr  zer- 
brochen hat  Th;  Z.  Auch  in  allgemeinem  S.:  sei 
nicht  zu  engherzig,  zu  knauserig,  gönne  Dem  und 
Dem  auch  Etwas,  er  bettet  och  um  si"s  t.  B.  B.  Zum 
End  b.,  bei  einem  Sterbenden  ZKn.  —  yy)  für  Eine"  b.. 
Fürbitte  tun  Z.  Ich  weit  doch  all  Tag  recht  göltig  b. 
för-ene",  und  se'b  wött-ich.  AHalder  (Ap).  Bisweilen 
iron.:  Me"  sott  b.  für-en,  z.B.  für  einen  Dummen, 
damit  er  von  seiner  Dummheit  befreit  werde  Z.  Vgl. 
noch  Berg  (Sp.  1550).  —  y)  m't  Acc-  des  Inhalts.  Es 
Belt(li),  Äbe"d-,  Morge"-,  Sterbe"s-Bett  b.  Ich  will  e" 
Vaterunser  für-i  [euch]  b.,  Formel  des  Dankes  für 
empfangene  Wohltat  G;  Z  f.  Von  einer  Frau,  die 
sich  glücklich  verheiratet  hat,  sagt  man:  Die  häd  nüd 
mängs  Vaterunser  vergebe1  'bettet  ZS.  I"  de"  erste" 
Jöre"  [um  1330]  häd-mer  [in  der  Schule]   noch  recht 


vil  b.  müessef,  nüd  nW  im  A"fang  und  um  End,  son- 
dere- '  Mittag  der  Englisch  Grucss,  bim  Vierililte"  die 
föuf  Wunde";  neun  's  eu  Lud  .eiche"  g'lüt't  g'ha"  häd, 
au°h;  wenn  's  über  's  Wetter  g'lüt't  häd,  wider  der  Eng- 
lisch Gruess;  ist  Upper  schwär  chrank  g'si",  se  häd- 
mer  de"  Lerer  ersuecht,  er  mächt  mit  de"  Chindc"  die 
föuf  Wunde"  b.  AaEIii-.  (Lehrer  Frei).  S.  noch  Vater- 
unser (Bd  I  347)  und  Frau  (ebd.  1244).  .Darnach 
hatt  der  Merz  ein  scheidmesser  in  der  hand  und  gieng 
für  den  N.  N.  und  sprach:  Nu  wölt  ich  dich  ietz  als 
wol  erstechen,  als  ich  wölt  ein  ave  Maria  b. ;  aber 
ich  wil  das  nit  tuon.'  1413,  Z  Ratsb.  ,Am  morgen 
umb  die  5.  stund,  als  man  das  erst  zeichen  zum  iniin- 
ster  das  ave  Maria  zu  b.  lüt.'  Edlib.  In  katholischen 
Gegenden  versteht  man  unter  b.  vorzugsweise  das 
Beten  des  Rosenkranzes  (vgl.  GLHartm.  1817,  31), 
wobei  unterschieden  wird  zwischen  den  .gebeteten  und 
ungebeteten'  Kugeln  desselben.  Daher:  Er  hed  d's 
'Betted  aieh  lieber  a's  d's  Un'betted,  er  betet  nicht  gern 
Ndw.  ,[Der  Taugenichts]  habe  Nichts  als  gekegelt 
und  gespielt  und  natürlicherweis  nicht  bloss  um  Be- 
tets  oder  z'  Vaterunsern,  sondern  um  Geld  oder  etwas 
z'  Essen  und  z'  Trinken.'  Ndw  Kai.  1873.  Eine  Mutter 
ermahnt  ihren  Sohn,  der  auf  die  Brautwerbung  aus- 
geht, er  solle,  wenn  er  auf  dem  Wege  einem  Kreuz 
begegne,  de"  Bösff'chranz  füre"  ne"  und  b.,  aber  nit 
mache",  ''ass  's  'Bettet  und  's  Un'bettet  s'sämme"  chömm  S. 
Einer,  dem  der  fast  abgehetete  Bosenkranz  entfällt, 
ruft  ärgerlich:  Tüfel!  iez  ist  mir  das  G'bettet  und  das 
Unefbettet  underenander  cho" !  Joach.  Bernet  1838. 
„Bettets  und  Unbcttets,  durch-,  untereinander."  —  S)  mit 
Acc.  P.  und  präd.  Zusatz.  Eine"  g'sund  b.,  ihm  durch 
Fürbitte  die  Gesundheit  verschaffen  Z.  Eine"  töd  (B; 
Z),  z'  Töd  (B;  Gr;  Zü„  S.)  b.  (lä"),  ihn  durch  wieder- 
holtes Beten  (bes.  gewisser  Psalmen,  vor  Allem  des 
119.,  der  Morgens  und  Abends  gebetet  werden  musste) 
aus  dem  Wege  schaffen  (lassen).  ,Der  Aberglaube, 
dass  man  Jemanden  tot  b.  könne,  ist  der  Glaube,  dass 
man  durch  das  zu  bestimmten  Tageszeiten  fortgesetzte 
Beten  irgend  eines  Gebetes,  vorzugsweise  des  Unser- 
vaters,  den  1.  Gott  zwingen  könne,  eine  Person  sterben 
zu  lassen.'  Gotth.  ,I)as  tot  b.  wird  nach  dem  Volks- 
glauben von  Kapuzinern  auf  Verlangen  der  Person, 
die  den  Andern  tot  b.  lassen  will,  besorgt.  Es  handelt 
sich  dabei  meist  um  Beseitigung  von  Hexen,  die  sonst 
durch  kein  Mittel  zu  bewegen  waren,  von  ihren  bösen 
Künsten  abzulassen.'  HZahler  1898,  35.  ,Er  hatte 
von  Jugend  auf  gehört,  wen  man  hasse,  könne  man 
bei  den  Kapuzinern  zu  Tode  beten  lassen,  und  Kranke, 
für  welche  in  drei  Kirchen  gebetet  würde,  bessere  es 
vollständig,  dass  ihnen  kein  Glied  mehr  weh  tue.' 
Gotth.  [Bauer  zum  Kapuzinerpater:]  Hand  doch  au'h 
die  Friedlichkeit  und  bättend-mer  de" Nazi,  mi"  Nöch- 
pür,  z'  Töd.  Gr  Kai.  1872.  ,[Die  Bauern  meinten] 
wenn  der  Junker  oder  der  Pfarrer  todt  wären,  so  wäre 
allem  geholfen.  Aber  es  schlug  sie  doch  niemand  todt 
und  betete  sie  niemand  t.'  HPest.  1790.  S.  auch  Popp- 
hart  (Bd  II  1645),  Bon  (Sp.  1311).  —  b)  spec.,  das 
Leichengebet  in  oder  vor  dem  Trauerhause  halten  B; 
ZO.  Es  geschieht  durch  den  Pfarrer  oder  Schul- 
meister, die  man  darum  ersucht  mit  der  Formel:  Ob 
der  icettit  so  guet  si"  u"d  cho"  b.  BU.  Wer  tuet-em 
[dem  Hingeschiedenen]  b.?  ZO.  —  c)  iron.  für  fluchen. 
Er  bettet  Tb;  Z,  er  bettet  latinisch  GW1.  De"  hat  Ei"s 
'bettet!  Th.    ,N.  N.  redt  vast  übel  von  Gott  und  sprach 


l-::l 


Bat,  bet,  bit,  bot.  but 


1832 


schalklich,  er  bete  box  verch  zers,  dass  Gott  allen 
dien  von  Zürich  das  vallent  übel  geb.'  1392,  Z  Ratsb. 
Vgl.:  .Man  sölte  nit  mer  lassen  [mit  Würfeln]  spilen, 
won  es  giengen  swüer  dar  von,  und  welei  verlur,  der 
betete  nicht.'  1414,  ebd.  —  2.  auf-,  hersagen,  rezi- 
tieren (zunächst  ein  Gebet).  ,Die  12  Artikul  des  Glau- 
bens b.  oder  lieber  hersagen.'  JJUlr.  1727.  Spec. 
a)  i"  der  Chilfchje"  b.  (in  Bs  und  ZDättl.  auch  nur 
b.),  im  Kindergottesdienst  vorher  aufgegebene  Bibel- 
stellen, Kirchenlieder  aufsagen,  über  Fragen  aus  der 
biblischen  Geschichte  oder  dem  Katechismus  Auskunft 
geben  Bs;  G;  Sch;  Z;  vgl.  üf-nemen  II 2  (Sp.  737  u.). 
Eure  Heiri  häd  hüt's  erst  Mal  [etwa  im  10.  Jahre] 
müesse"  i"  der  Gh.  b.;  er  hat  's  chönne"  irie-n-en  Pfarrer 
Z.  's  Lcue"wirts  China  hat  i"  der  Cliille"  'hättet.  Titel 
eines  kleinen  Idylls  von  Stutz  (Gem.  I2  29).  ,Zur 
Sonntags-  oder  Singschule  sollen  verpflichtet  sein  Alle, 
welche  in  der  Kirche,  wie  man  es  heisst,  beten,  bis 
sie  des  Kirchenbetens  entlassen  werden.'  1769,  ZWetz. 

—  b)  an  einem  bestimmten  Wochentage,  dem  sog. 
Bett-Tag  (gewöhnlich  der  Samstag  Vormittag),  in  der 
Schule  religiöse  Lieder  und  Sprüche  (aus  dem  Waser- 
Büechli)  dem  Lehrer  aufsagen  ZZoll.  (bis  um  1830).  — 
c)  (go")  b.  go",  den  Konfirmationsunterricht  besuchen 
Sch;  ZZoll. f,  auch:  konfirmiert  werden  Sch.  Mi"  Bä- 
beli  göt  uf  d'  Ostere"  go"  b.    Vgl.  Better-Bueb  (Sp.  938). 

—  d)  go"  b.  go"  Sch;  Z,  go"  dem  Hire"  b.  Z  (Spillm.), 
bim  Hirt"  (I'furerJ  b.  Z,  von  Brautleuten,  zum  Pfarrer 
gehen,  um  das  Aufgebot  zu  bestellen.  Urspr.  ist  das 
sog.  Brautexamen  gemeint,  das  die  Brautleute  vor  der 
Trauung  (in  SchKI.  am  Abend  vor  dem  Hochzeitstag) 
über  die  Grundwahrheiten  der  Religion  beim  Pfarrer 
zu  bestehen  hatten,  womit  Dieser  Belehrungen  über 
Bedeutung  und  Ptiichten  des  Ehestandes  verband;  auch 
verrichtete  er  mit  den  Verlobten  ein  passendes  Gebet. 
aaOO.  Vgl.  bes.  GFinsler  1884,  120.  Als  Geschenk 
überreichte  die  Braut  dem  Geistlichen  nachher  eine 
.Hanf-  oder  Flachsreiste'  ZSth.;  vgl.  auch  Eazzelct  (Bdl 
1145).  De"  Buedi  und  's  Bäbeli  gijnd  go"  b.  ,Er  hatte 
gedacht,  es  verstehe  sich  von  selbst,  dass  das  Mädchen 
mit  ihm  zum  Pfarrer  b.  gehe.'  JSenn  1854  (ZU.). 
,Magd.  Egli.  geb.  1750,  nupsit  Heinr.  N.,  betete  den 
18.  Jan.  1773.'  ZZoll.  Pfarrprot.  Zu  a— d  vgl.  Her 
(Bd  II  1523).  —  3.  lesen  (zunächst  in  einem  Andachts- 
buche) Z.  Sind-er  am  B.  ?  Grussfrage  an  einen  Lesen- 
den; Syn.  sind-er  andächtig?  —  4.  bitten  B;  PAL; 
G;  S;  Z.  Eine"  b.,  ivas  z' b.  ist,  inständig  bitten  B. 
Der  Attu"  ist  denn  üsg'gange"  und  kenne"  anif  fange" 
baue"  PA1.  (Übers,  von  Luc.  XV  28).  „Bete»shalb  si", 
um  Etwas  beten."  Ig  wär  bette"shalb,  ich  bitte  sehr 
BHk.  S.  noch  Halb  (Bd  II  1166).  Z'  G'iatter  b.  G; 
[den  Pfarrer]  um  de"  Tauf  b.  ZS.,  W.  Bes.  in  der 
allitt.  Formel  bitten  und  b.,  dringend  anhalten  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Gr;  G;  Tii;  Z.  Si  hät-en  uf  de"  Chnüe" 'bittet 
und  'bettet.  Schwzd.  (Tu).  Entli'h  na'''  rilem  B.  und  B. 
GFient  1898  (GrPi\).  Bitti"s  und  Betti-s  [Bittens  und 
Betens]  mache".  Th  Ztg  1896.  ,Des  bettet  er  in  nu 
umb  den  selben  dienst.'  1379,  Z  Ratsb.  ,Die  siechen 
sont  ouch  betten,  als  von  alter  her  komen  ist.'  1391, 
Sch  Stadtb.  (wechselnd  mit  .bitten').  ,Er  bette  die 
herren  umb  Gotts  willen.'  1533,  Kessl.  .Bettend  also 
demüetigklich  üwer  gnad,  dass  s'  erbarm  sich.'  Roef 
1540.  ,Also  das  die  fürstin  iren  herren  von  solchen 
sachen  abzulassen  b.  muesste.'  Wurstisen  1580.  ,Es 
half  kein  bitt  noch  betten.'   GGotth.  1599.     .Bättend 


Gott  allezeit  für  einanderen.'  Z  Mand.  1637,  ,So  hätte 
Gott  den  Herren  umb  die  Gab  der  Massigkeit.'  JRHof- 
meister  1645.  .Wann  du  den  Vatter  hätten  wurdest, 
dass  er  dir  verleihe  usw.'  JJMüll.  1666.  .Ich  lasse 
sie  herzlich  betten.'  JJUlr.  1727.  Abs.,  um  eine  Gabe 
bitten;  Syn.  heischen.  Wenn  d'  Bettln-  Eint  ror  d' 
Türe"  chömme"t  cho"  b.  Der  bek.  Unbarmii.  (U).  — 
(un-)ge-bettet:  in  akt.  S.  a)  Gang  am  Marge" 
nüd  un'bettet  zum  Hüs  üs,  so  bigegnet-der  nüd  Böses 
ZZoll.  Un'b.  esse"  Bs;  B,  un'b.  zum  oder  rom  Tisch 
gä"  B,  un'b.  (un'b-er  GTa.)  i"  's  Bett  gä"  GTa.;  Z. 
Berner  Ordensbrüder  werden  1499  beschuldigt.  ,un- 
betted  mess  [zu]  hon.'  Ansh.  —  b)  attr.  a)  en  'bettete? 
Ma"",  ein  frommer  Mann,  der  gerne  betet  Gl;  Gr;  Uj  Z. 
Es  (ge)bettets  Mensch,  fromme  Weibsperson  Gr.  Die 
Bnl  sind  gebettet  Fürst  g'sin:  all  Snnntig  sind  sch' 
z'  Chilchen  g' gangen.  GFient  1898  (GrPi\).  Er  ist  en 
'bettete''  Ma""  g'si"  und  häd  alli  Jär  d'  Biblen  e"mäl 
durche"g'lese".  Kennzeichnung  eines  gottesfürchtigen 
Mannes  ZS.  ,Ein  wolgebätteter  Mann  ist  auf  allen 
Fahl  staffiert  und  versehen.-  FWyss  1650.  —  ß)  un- 
gebettet  GrD..  Pr.,  Sch.,  W'bettet  GnHe.;  ZO.,  wer  nicht 
gerne  betet,  unfromm.  Es  un'hettets  Mensch  chann 
ehe"  nid  recht  tue"  GRSchiers.  .Ein  unbeteter  Mensch 
sei  ein  ungesegneter  Mensch.'  Stutz. 

Zu  1.  Die  Vermischung  mit  bitten  (s.  d.)  geht  von  dem 
Ptc.  'bitte"  aus.  Vgl.  auch  die  folgenden  Zss.,  ferner  Bett- 
Fart   (Bd  I    1036). 

ab -bette":  1.  intr.  a)  Abbitte  leisten  Bs;  B; 
Th;  Z.  Th  betten  ab,  Entschuldigungsformel,  es  ist 
mir  leid  ZZoll.  Die  Buche"  händ  Öpfel  aberg'sehlage" ; 
si  müend  gen  a.  ebd.  .Demütig  abhätten.'  JJUlr.  1727. 
—  b)  um  Entlassung  von  einem  Amte  bitten,  ab- 
danken Bs;  Sch.  Syn.  ab-bitten.  —  "_'.  tr.  a)  durch 
Beten  abwenden.  ,Stiess  mich  's  kalt  wee  an;  hättet  's 
ab.'  Salat.  —  b)  Er  tuet,  wie  wenn  er  wett  alle"  Hei- 
lige" d'  Füess  a.,  er  geberdet  sich  sehr  fromm  GS.  Vgl. 
ab-bissen  (Sp.  1689).  —  üf-:  1.  laut  beten;  spec.  das 
Tischgebet  hersagen  GrA.  Abraham  zu  Isaak:  ,Myn 
sun,  du  heruf  knüwen  sott,  mit  herzen  ufbetten  zue 
Gott.'  Haberer  1562.  —  2.  „beten  beim  Aufstehen  L"; 
vgl.  nider-b.  —  a"-:  wie  nhd.  Der  Ofe"  a.,  Form  der 
Pfänderlösung  für  Mädchen  (auch  Knaben)  B;  s.  Bd  I 
111 ;  Sonntagsbl.  der  Tu  Ztg  1897,  Nr  41.  Die  Schmutz 
hend  l.'ei"s  End  icelle"  ne",  wie  die  ewig  A"b'etti"g. 
MLienert  (mit  Bez.  auf  die  lange  dauernde  adoratio 
vor  dem  ausgestellten  Kruzifix  am  Karfreitag  in  den 
kath.  Kirchen).  ,Man  sol  richten,  als  N.  N.  geredt 
hat  gegen  Gott,  er  ker  sich  tala  gen  im  umb,  so  helf 
box  stank,  und  er  gebett  inn  tala  an.  Die  red  hat 
er  getan,  do  der  priester  mit  unserm  Gott  gen  im 
gieng.'  1398,  Z  Ratsb.  Ptc.  .angebätten.'  OWerdm. 
1552;  dafür  .angeheftet.'  Herborn  1588.  —  üs-:  1.  mit 
den  Gebeten  eines  Buches  zu  Ende  kommen  B;  Z.  — 

2.  unpers.  's  isch  üs'hettet,  alles  Beten  ist  umsonst  B. 
,Es  ist   üs'bättet  bi-n-im,    exorari  nequit.'    Id.  B.  — 

3.  mit  Dat.  P.,  einem  Verstorbenen  mit  Gebeten  genug 
tun  W.  —  use"-:  das  Schlussgebet  nach  dem  Schul- 
unterricht halten  THSee.  —  ver-,  Ptc.  rer-bette": 
verbitten  Bs;  B;  Th;  Z.  Ich  rcr-hettc"  mir  Das.  Das 
muess-ich-mer  ei"  fr  allimöl  »..'  Bs  Ztg  1895.  —  vor-: 
das  Amt  des  , Vorbeters'  üben  Ndw.  —  geld-:  durch 
Gebet  auf  magische  Weise  Geld  herbeischaffen.  ,Der 
Quacksalber  verstund  sich  auch  etwas,  wie  man  sagt, 
aufs    Schatzgraben    oder   aufs    (■.      Es    gibt    nämlich 


1833 


Bat,  ket,  bit,  bot,  bul 


is:ü 


Leute,  welche  glauben,  man  könne  mit  Beton  Geld 
ans  dem  Boden  zwingen.  Geld  in  einem  Schaft  ver- 
vielfältigen.' Gotth.  —  grab-:  =  über  's  Grab  gän; 
s.  Grab  (Bd  II  077).  .Das  (Intern,  Händlern.  Gr.  [der 
kath.  Priester].'  ClSchob.  1699.  —  ltohen-:  =  bSUenlb 
ZO.  —  naehe"-:  das  im  Leben  vernachlässigte  Beten 
nach  dem  Tode  nachholen  B.  Es  müessef  vü  I.üt 
ume"  cho",  chu"  naclie"  bette",  wil  si  nul  'bettet  heige". 
<>  Mueter,  den!;,  wenn  der  Atti  nit  nfe"  [in  den  Him- 
mel] chönnt,  icenn-er  müesst  ume"  cho",  cho"  n.  /  Gotth. 
—  nid  er-:  beten  beim  Schlafengehen  L.  Bätti"d 
ferst  nider  und  dänki"d  <i"  Gott .'  Wer  weis",  ob  er  morn 
wider  läbig  üfstöd.  JBHaffl.  1813.  —  ze-rugg-: 
=  serugg-Jesen  (Bd  III  1418)  B.  Er  het  müesse"  :.  — 
drissgist-:  bis  zum  30.  Tage  nach  dem  Tode  einer 
erwachsenen  Person  auf  deren  Grabe  gewisse  Gebete 
hersagen  L;  vgl.  Drissgist- Betten n.  -  e"-weg-: 
durch  (abergläubisches)  Beten  entfernen;  s.  an-boren  1 
(Sp.  1506).  —  zal-:  nach  der  Zahl  [der  Kugeln  des 
Rosenkranzes]  beten.  ,Ouch  z.  ein  ceremonien  ist.' 
Zwingli. 

betterig.  Do  [beim  Anblick  des  Sonnenunter- 
ganges] wird's  im  [dem]  Weltchind  b.  schier,  fühlt  es 
sich  zum  Beten  gestimmt.  Schwzd.  (Schw).  —  Zur 
Bildung  vgl.  buerig  (Sp.  1685). 

Grab-Betterin:  bestellte  Frau,  die  um  Lohn  bis 
zum  .Drissgist'  taglieh  auf  dem  Grabe  betet  und  in 
die  Messe  geht  AABb.;  Schw.  ,Die  Hexe  aus  [Schw] 
Steinen  soll  das  Amt  einer  Gr.  verwaltet  und  Yreni 
geheissen  haben.'  Arch.  für  Volksk.  II  114. 

Drissgist-:  =  dem  Vor.  L;  S;  Uw;  Zg.  Die  D. 
zeigt  auch  das  ,Leid'  an,  betet  bei  den  Kirchgängen 
vor  Zg,  am  Leichenmahl  gibt  sie  durch  ein  Gebet  das 
Zeichen  zum  Schluss  des  Gelages;  sie  wacht  und  betet 
bei  der  ausgestellten  Leiche  und  geht  während  30  Tagen 
täglich  für  dieselbe  zur  Kirche  S.  S.  noch  Drissgist 
und  AKüchler  1895,  312. 

Bettet  m. :  öffentliches  Gebet,  Bettag.  Allemöl, 
wenn  's  so  droch  oder  aW*  so  nass  g'si"  isch,  so  het-er 
e"  allg'meine"  B.  a"g'stellt,  und  das  het  ame"  g'holfe*. 
Aar.  Tagbl.  1868. 

betthaft:  gerne  betend,  fromm  „Vü";  Gr;  L; 
Uw;  U.  ,Der  Seppli  ist  gar  ein  b-er  Bursche  gewesen, 
schier  wie  ein  Waldbruder.'  OßwVolksfr.  1893.  ,Die 
Mutter  sei  aparti  eine  b-e;  er  bete  ihr  immer  zu 
wenig.'  NowKal.  1889.  Dass  ich  d's  G'fell  g'ha"  ha", 
es  sötts  b-s  Fräuli  z'  übercho";  u)ärlich,  mV  Mamme" 
muess  guet  für  mich  'bettet  ha"!  Schwzd.  (GRPr.). 

Betti  BoAa.,  0. ;  GrLuz.,  V.;  L;  Gtw.;  Uw  (Dira. 
Bettli);  U;  W,  Bettli  AABb.,  F.;  GL(inH.  lt  einer  Angabe 
P-);  GA.,  Flums,  Sa.;  SchwE.;  S;  ÜSch.;  ZKn.,  Wäd.- 
Berg,  BM(e)li  Gl,  Bettelti  PPo.,  Sal.  —  n.:  1.  Rosen- 
kranz Aa;  Gl;  Gr;  L;  G;  Schw;  S;  Uw;U;  W.  Syn. 
Noster  (Sp.  845).  Ich  ha"  mi"s  silberig  B.  verehauft, 
ml"s  Gotte"g'schenk  vom  Firmle"  noche".  Joach.  1892  (S). 
Es  silberdriitigs  B.,  dessen  Kügelchen  in  Silberdraht 
gefasst  sind  UwE.  ,Ein  silberdrähtis  Bätti  von  Gog 
mit  2  silb.  Zeichen.'  1767,  Schw  Inv.  .Ein  kristallin 
bätti.'  um  1450,  L  Inv.  ,Ein  marsteinis  [marmornes]  b.' 
ebd.  S.  noch  goggin  (Bd  II  177),  Chrallen  II,  chrallin 
(Bd  III  807/9),  barillin  (Sp.  1444).  's  Bättlifasse"  [siehe 
fassen  Bd  I  1059]  hat  scho"  lang  kei"  Schilli'g  nie'  i"'s 
Hüs  'brächt.  MLienert  1888  (SchwE.).  's  B.  trülk" ; 
s.  nünen   (Sp.  766).      Wo-n-er   [der    Kapuziner]    sini 


Bildli  und  Bättli  üs'paekt  g'ha"  het.  Am  häiisl.  Herd 
1900  (AAErlinsb.)  Spottvers:  Der  Wuldbrueder  in  der 
Hütte"  lud  d's  Bätti  iifg'iienkt.  hed  d'  Kutte"  la"  g'lnr" 
und  d's  Wibi"  erdenkt.  Babtlispiel  1767  (Schw);  mit 
Bezug  darauf,  dass  der  Waldbruder  .loh.  Rümer  von 
SCHwArth  die  Kutte  am  7.  Februar  abgelegt  und  sich 
verheiratet  hatte.  (De)  Waldbrueder  t"  der  Hütte" 
hed  's  B.  üfg'henkt,  lud  's  Bette"  vergesse"  and'sWiben 
erdenkt  AaF.,  und  dem  Meitschi  nö'^denkt  Zg,  oder: 
Der  Waldbrueder  i"  der  Hütti-  hat  's  StiibeU  g'wüscht, 
hat  's  B.  üfg'henkt  und  hat  's  Belli  g'chüsst  AaF.; 
s.  auch  Rochh.  1857,  305.  RAA.  Einander  naclwgan 
wie  ame"  B.,  im  Gänsemarsch  USch.  ÖpfelschnitZ  fasst- 
men  [zum  Dörren]  an  Fäden  und  hingt  s'  psalterwis 
wie  B.  vor  all)  Pfl'-'ster  ussi"  GSa.  Ieh  wett  lieber  si"s 
B.  (Bett-Buech  7j)  si"  als  si"  Frau,  von  einem  Un- 
froinmen  L;  ähnlich  :  d's  B.  z'  hoch  an'n  Nagel  henke". 
ebd.  Ne"  rechti  Ziti"g  macht,  nit  schlechter,  nes 
g'knüpftnigs  B.  auch  nid  g'rechter.  JRoos  (L).  Das 
sind  nüd  die  Beste",  wo  's  B.  immer  i"  der  Hand  händ 
AABb.  In  einer  Hang  's  B.  und  i"  der  angere"  der 
Düfel  ha",  ein  Scheinheiliger  sein  S.  Me"  chönnt  B. 
an-em  g'segne"  U,  b'segne"  L,  iron.  von  einem  (Schein-) 
Frommen,  Me"  hält  g'meint,  me"  chönnt  B.  reiche" 
on-em,  man  hat  ihn  für  einen  frommen,  braven  Mann 
gehalten  GA.  Me"  mag  se  brav  si",  a's-me"  wett,  d'  Lüt 
hend  Eim  eine"wcg  für  ne"  Lüser,  und  we""-me"  mid 
Eim  ehö""t  B.  segne".  MLienert  1892.  ,Wie  man  betti 
verzollen  sol.  Wer  hie  b.  kouft  uf  gewiin,  die  wider 
zu  verkoufen,  und  die  von  unser  statt  füeren  will,  der 
sol  uns  von  ieklichem  zopf  darvon  5  schill.  ze  zoll 
geben.'  1480,  L  Rq.  .Hat  die  tochter  zue  im  [einem 
Sehwyzer]  gesprochen:  wie  ein  iin  ding  band  ir  da 
am  hals?  Hat  er  gesprochen:  'gehit's  dich?  ir  band 
den  ketzerglouben,  darum  band  ir  nüt  uf  dem  bettlin.' 
1524,  Strickler.  1542  trugen  die  von  Franz  I.  an- 
geworbenen Krieger  auf  ihrem  Zuge  , Bätti'  über 
ihren  Kleidern.  Ndw  Beitr.  ,Wann  die  frömbden 
Bettlinkrämer  auslegen,  sollen  sie  niemand  nichts 
geben,  weder  Tutzet  oder  vil  noch  wenig  denn  unsern 
Krämern.'  1631,  SchwE.  Klosterarch.  ,Los.  Jakle, 
würst  müssen  din  Bätti  bysyts  tun  und  mit  üss  glou- 
ben  und  ze  Killen  gon.'  Kcnkelst.  1655.  ,N.  N.  der 
Bettlikrämer,  1717  Kirchmeier  in  SBib.'  LRSchmihlin. 
,Was  zog  er  [FrBucher;  s.  Sp.  1330]  für  ein  Betli  uss 
sinem  Fazenetli?  Ach  sä,  min  Dursli,  sä;  ich  will 
dir  das  zur  Letzti  gen.'  1799,  AaF.  Volkslied.  — 
2.  a)  =  Chrallen  II  3  (Bd  III  808)  Gl;  ZWäd.-Berg. 
—  b)  =  Chrallen  II  1  (Bd  III  807)  BoAa.,  Ha.;  PPo., 
Sal. ;  ZKn.  —  3.  Zierat,  Amulett,  z.  B.  Kruzifix  GrLuz. 
Syn.  Betti- Zeichen. 

Auge»-:  =  Betti  2  a  GrV.  —  Als  Heilmittel  für  die 
Augen  getragen. 

Arm-:  am  Arm  getragener  Rosenkranz.  ,Sy  [die 
Priester]  sollent  keine  coralline  armbäti  oder  pater- 
noster  an  armen  oder  anderswo  tragen.'  1580,  L  Re- 
form.-Artikel. 

Hals-Bett(l)i:  =  Betü  2  a  „Gl;"  L;  GA.,Sa.;  Uw; 
U;  Zg.  Syn.  Hals-Noster  (Sp.  840).  In  Uw  ein  breiter, 
bandartiger  Halsschmuck,  aus  Gliedern  tw.  von  edlem 
Metalle  (mit  Filigran),  tw.  aus  Glasperlen  oder  Gra- 
naten, ein  Prachtstück  der  Frauentracht  an  Feier- 
tagen. ,Das  Fraueli  war  festtäglich  gekleidet  und 
hübsch  ausstaffiert  mit  einem  vergoldeten  Halsbätti, 
an    dem    rote    Granaten    funkelten.'    Ndw  Kai.   1899, 


1835 


Bat,  bet.  bit.  bot,  but 


1836 


,Die  Dienstmägt  sollen  keine  Halsbettin  noch  silberne 
Halskettenen,  wohl  aber  silberne  Agnus  Dei  antragen 
mögen.'  L  Kleiderref.  1096;  ebenso  1671.  ,[Den  Frauen 
der  Burger]  ist  zugelassen,  Halsbettin  von  Carmiölen, 
Agaten  und  dgl.  zu  tragen,  doch  allein  mit  weissen 
silbernen  Bollen  undersetzet.'  ebd.  ,An  Fürtüecheren, 
Gürtlen,  Halsbettenen,  Kosenkrenzen,  Halstüecheren, 
Belzstössen  und  dgl.  solle  aller  Oberfluss  in  seidenen 
Banden  abgetan  sein.'  ebd.  ,C'orallen  oder  granatene 
Halsbättlein  verboten.'  1723,  Zg  Ref.  ,Ein  agatis  Hals- 
bätti.'  1738,  Obw.   S.  noch  Göller-Chetteli  (BdHI  565). 

Kochh.  1857,  334  hat  die  Form  ,Halsbätterli'  (.Pätter- 
lein.'  338):  ,77  Päonienkömer  als  11.  umgetan,  helfen  dem 
Kinde  vom  Kiudswehe.'  Es  ist  die  Frage,  ob  die  Form 
(weun  übh.  richtig  überliefert)  eine  sonst  nicht  bezeugte 
Hirn. -Bildung  zu  unserm  W.  sei,  oder  aber  zu  Pater  S 
(s.  Sp.  1804)  gehöre.  Gegen  Letzteres  spricht  freilich  die 
Schreibung  und    die    geographische  Verbreitung   jener  Bed. 

Chralle°-Bettli:  =  dem  Vor.;  auch  einzelne 
Glasperle  ZWäd.  ,Jgfr.  N.  N.  [hat  an  die  Bruder- 
schaft in  LNeud.  vergabt]  ein  silbernes  Korallen- 
betle.'  um  1650,  L. 

Nägeli-:  wahrsch.  Rosenkranz,  dessen  Kügelchen 
aus  Gewürznelken  (s.  Nägeli  2  Sp.  692)  gemacht  waren. 
,Bei  3  Cronen  Buss  soll  niemand  faule  Waar  von 
vermeinten  Nägelinbettlenen  als  von  Russ,  vollen  Staub 
und  anderen  untüchtigen  Sachen  machen.  Wann  die 
Krämerviigt  dergleichen  falsche  Bettlinmaeher  ver- 
leiden und  an  Tag  geben  werden,  sollen  sie  den  dritten 
Teil  der  vcrwürkten  Buss  zu  beziehen  haben.'  1631, 
SchwE.  Klosterarch. 

Römer-:  aus  Rom  stammender  Rosenkranz;  siehe 
Bisem-Chnopf  (Bd  III  752). 

Htri-petti.  In  der  Verbindung:  II.  mache",  de- 
mütig bitten  Z.  —  Wahrsch.  ans  Ihr.  ich  bttl  üch.  Vgl. 
Here-pitti. 

bitti-betti  (auch  pitti-}).  Z):  in  der  Verbindung 
b.-b.  mache",  demütig  und  inständig  bitten,  mit  bes. 
Bez.  auf  die  sichtbare  Gebärde  Sch;  Th;  Z.  Me"  tvörd 
ned  mües'e"  b.-b.  mache"  bi-der  TiiMüllh.  Nüd  lang 
p.-p.  mache",  statt  zu  bitten  befehlen  Z.  Auch  durch 
und  verbunden  Ap;  Sch;  Z.  Es  brächt  da  fce"  Bitti  und 
ke"  Betti  Z.  lch  soll  Bitti  ond  Betti  mache".  JJRaiim 
1883.  —  Das  Schliiss-i  aus  dich  oder  BcÄ;  vgl.  das  vor.  W. 

bettig:  (schein-)froinm  G.  En  b-er  Mensch  und 
en  stechigc  Stier  sind  beide  zu  fürchten  G,  oder:  cor 
beAtege"  Lide"  und  steechege*  Stiere"  moss-me"-sich  in 
Acht  ne"  GBern. 

Ge-bettsehaft  f.:  Gebetgenossenschaft.  In  ihre 
.gebet-  und  schwesterschaft'  aufnehmen  lassen.  XIII.,  B. 

Bettel  m.:  1.  das  Betteln,  allg.  Dem  B.  nac''gä" 
Th;  Z,  i"  B.  laufe"  S,  im  B.  I.  Gotth.,  betteln  gehen. 
St  müesse"  schier  dem  B.  nöch.  Scuild  (S).  ,Und  ob 
der  betleren  vogt  begriffe  die,  so  den  b.  nement, 
spilent,  so  hatt  er  gwalt,  inen  ir  gelt  alles,  so  sy  vor 
inen  habent,  ze  nemen.'  1498,  AaB.  Stadtr.  .Des 
bättels  geläben,  eibo  mendicato  pasci.'  Mal.  ,lre  [der 
fremden  Krämer]  wyb  und  kind  behelfend  sich  zu 
grossem  nachteil  der  unseren  des  täglichen  betteis.' 
1590,  AAÄar.  Stadtb.  ,Dass  ich  das  Guot  soll  faren 
lan,  damäben  hie  im  Bättel  gan.'  Com.Beati.  ,N.  N. 
hat  3  Kinder;  die  schickt  er  im  Bättel  herum.'  1692, 
ZBassersd.  Pfarrbericht.  Bildl. :  de"  B.  mache",  keinen 
Stich  machen  im  Kartenspiel  l'w;  s.  leaput  (Bd  III  402). 
-  2.  elender    Zustand.     ,Es    ist    geng   ei"    Bättel,    in 


eadem  miseria,  defeetu  res  versatur.'  Id.  B.  —  :!.  ge- 
ringe, armselige  Sache,  wie  nhd.  Spec.  (in  AABb.;  BR., 
Si.  Dim.)  vom  Besitz.  Vermögen.  Nim  en  B.  Gi:.  >nr 
es  Betteli  AABb.,  ein  armseliges  Heimwesen.  Er  warft 
si"s  Betteli  de"  Schulde"  näeh.  Schwzd.  (BSi.).  Es  Bet- 
telti,  kleines  Stück,  (zu)  kleiner  Teil  bes.  beim  Erb- 
teilen.    Micr  kein   numme)!  es  B.  überchun   BHa. 

B.  in  Ortsnamen.  , Bettel-Acker'  ZKlot. ;  ,-Egg'  BBoltigen  : 
,-Hüse"  ThGachn.;  ,-Boden' Btenk;  ,-Ried' BZweis.;  ,-Küti- 
Uw;  vgl.  auch  Bitt.l-Churhi  ä  (Bd  III  130).  Hieher  viell. 
auch  ,im  Bi'-tteli'   ZSth. 

Alpen-:  Bettel  auf  den  Alpweiden,  hauptsächlich 
um  Butter.  .Verordnung  betr.  das  sogen.  Alpenbetteln: 
Den  Armen  hiesigen  Landes  wird  der  A.  gestattet,  je- 
doch in  einem  Sommer  höchstens  zweimal.  Von  einer 
Familie  sollen  aber  nicht  mehr  als  zwei  Personen  die 
Alpen  durchbetteln.'  1S47,  Ndw.  LB.  324  f. 

Ler-:  ein  Brauch  ärmerer  Leute,  mittels  sog. 
Heischbriefe  eine  Beisteuer  zum  Lehrgeld  ihrer  Kinder 
einzutreiben.  .Noch  leichter  wäre  dem  schändlichen 
Lehrbettel  zu  steuern.  Nämlich  man  sollte  zur  Auf- 
name der  Handwerker  denselbigen  überein  verbieten.' 
Sintem.  1759  (Bs). 

bettele":  ,nach  Armut  riechen  oder  aussehen' 
Tu  (Pup.)  Übel  riechen  (von  unreinen  Kleidern  u.a.) 
TüBerl.     Syn.  brüederlen. 

bettelhaft.  ,Ein  Span  zwüschend  dem  Apt  und 
den  b-en  Barfüesscrn.'   JJRüeger  1606. 

(g«-)bettelig  p-  Th,  bettlig  GrD.,  He.,  Pr.,  Sch.: 
1.  das  Betteln  liebend  Gr.  —  2.  armselig,  bettelhaft 
Th.     Da  sieht  's  b.  üs. 

bettelocht:  1.  =  dem  Vor.  2  BHa.  Es  b-s  Wibli. 
Die  g'sehn  schier  b.  üs.  -  2.  zum  Beten  geeignet. 
ebd.  (selten).     B.  Psalmen.  —  2  zu  bitten. 

bettle":  betteln,  wie  nhd.  allg.  Syn.  heischen. 
B.  macht  nid  arm,  aber  ait':h  nid  wird  L,  mit  B.  wird 
(chunnt)-me"  nüd  arm,  aber  u"werd  Gl;  GrPi\ ;  s.  noch 
armen  (Bd  I  456).  Wer  ötii  Not  go"  b.  göd,  scho"  vor 
der  Höll  a"  d'  Porte"  stöd  L.  B.  und  BrOd  keusche" 
ist  Einerlei  L;  s.  noch  Bd  II  1755.  Das  ist  fesu  GrJ 
's  B.  rersitmt  Gn;  Th,  me"  hat  's  B.  v.  Z,  von  Arbeiten, 
die  nichts  eintragen.  En  Arbet,  die  Nüd  i"treid  und 
bi  d'ere"  me"  hofelich  d's  B.  rersümt  [ist  die  Schnecken- 
zucht]. Schwzd.  (GrPi\).  .Mich  dunkt  das  Beeilt,  das 
er  [der  in  erster  Instanz  Verurteilte]  nach  unsers  Amts 
und  Gerichts  Brauch  und  Recht  wol  mög  appellieren, 
und  B.  ist  Jedermann  erlaubt.'  1720,  Z  Rcchtsprl. 
(Rechtssprw.).  Polnisch  b.,  eine  Art  der  Pfänder- 
lösung beim  Spiel:  Ein  Paar  geht  bei  der  Gesellschaft 
herum,  die  Einzelnen  abwechselnd  also  anredend: 
Ph  bitten  um  e"  StücVli  Bröd  und  für  min  Ma""  (bzw. 
Frau)  en  Ghuss  Z.  S.  noch  nemen  (Sp.  727),  Nauser 
(Sp.  804).  Anhaltend  bitten,  auch  von  Haustieren. 
An  Eim  b.  Gr;  ZO.  Öppis  b.  Ap;  Th;  Z,  um  Üppis  b. 
Gr.  D's  Brüni  [Kuhname]  bettlet  um  Sah  tin.  ,Ein 
gcbetteltes  Amt'  war  bis  1853  das  Amt  des  Sigristen 
zu  Schwyz,  indem  der  Bewerber  von  der  Kanzel  herab 
darum  anhalten  musste;  vgl.  an-halten  (Bd  11  1227/8), 
bitten.  Zss.  ab-b.  Spec.  als  Spielansdruck  beim  sog. 
Tappen:  l'h  bettle",  ich  mache  mich  anheischig,  mit 
meinen   acht  Karten    keinen  Stich    zu    machen    UwE. 

gassen-.  .Sonst  wird  den  Armen  in  meiner  Kirch- 
höri  das  öffentliche  unverschambte  (!.  mit  grossem 
Ernst  abgewehret.'  Iii92,  ZAndelf.  Pfarrbericht. 


1  <:? 


Bat,  bet,  bit.  bot.  bnt 


1838 


Bettler  m.:  1.  wie  nhd.  In  der  ä.  Zeit,  die  den 
B.  von  Beruf  noch  mehr  kannte  als  die  neue,  spielte 
derselbe  im  Volksleben  eine  gewisse  Rolle,  wie  zahl- 
reiche RAA.  bezeugen.  Es  verlauftsi"*  [verirrt]  hei" 
B.  L.  E"  früejer  Bügen  und  e*  späte'  B.  sind  nid  der 
gang  Tag  im  Dorf,  Frühregen  dauert  nicht  lange  Gr. 
Wenn  der  B.  nid  zum  Büntel  luegt,  so  chunnd-er 
drum  L.  Das  Gewerbe  war  oft  einträglieh:  U  B. 
chüechU"d,  heisst  es,  wenn  nach  Regen  Nebel  aus  dem 
Walde  aufsteigt  L;  s.  auch  Chuechen  (Bd  III  133). 
Es  ist  noch  ke"  B.  Hungers  g'storbe"  L.  Auch  der 
ärmst  B.  vermag  es  Hüs  z'  überhupfe",  oder:  E" 
schlichte''  B.,  wenn  er  nid  vermag,  es  Hüs  z'  über- 
hupfe",  ebd.  Immerhin  ist  die  Lage  des  Bettlers  im 
Allg.  eine  prekäre;  er  gilt  als  Typus  nicht  nur  der 
Armut,  sondern  meist  auch  der  Unordentlichkeit  und 
Unreinlichkeit,  und  auch  in  ethischer  Beziehung  steht 
er  nur  eine  Stufe  über  dem  , Schelm'.  So  urteilt  der 
Kindermund  im  Abzählspruch;  s.  Ge-bür  (Sp.  1514).  Si 
zieht  üf  wie  d'  B.  ante"  Bege'tag,  ist  sehr  unordent- 
lich gekleidet  SchwE.  's  wärt  mum  guet,  d'  B.  mänd 
no'h  d'  Hempli  tröchne",  sagt  man,  wenn  der  Himmel 
nach  einer  Regenwoche  am  Freitag  Abend  sich  auf- 
heitert Z.  Euser  Lebtig  händ  d'  B.  Las  und  d'  Hund 
Flöh  L;  s.  noch  Griff  (ßd  II  710),  Las  (Bd  III  1451). 
Dem  B.  den  [penem]  am  dickeren  Ort  grlf'e",  den  Nagel 
auf  den  Kopf  treuen,  den  Braten  riechen,  eig.  wohl  den 
wunden  Fleck  treffen  GrD.  (roh),  eine  RA.,  die  auf 
frühere  verächtliche,  unwürdige  Behandlung  der  B. 
deutet.  Vgl.  auch  B.-Miggen  (Sp.  123).  Jung  B., 
alt  Schelme"  L.  Jung  gtiet  g'tvänt  [iron.]  giht  im 
Alter  g'sund  B.  GSev.  Jung  Soldate",  alt  B.  L.  Wenn 
e"  Singer  umg'heit,  stöd  e"  B.  üf  L.  ,9  Handwerk, 
10  B.'  =  viel  Handwerk,  viel  Unglück.  UBrägg.  1789. 
S.  noch  Hir  (Bd  II  1521).  Trotzdem  fehlt  es  dem  B. 
nicht  an  einem  gewissen  Selbstbewusstsein.  En  iederc 
B.  rüemt  sin  Stecke"  GBern.,  e"  jedem  B.  g'fallt  si" 
Stecke"  Gl.  Ähnlich  wie  vom  Für  (s.  Sp.  1515)  heisst 
es  vom  B. :  Wenn  der  B.  uf's  Boss  (oder  z'  rite") 
chunnt,  rit-er  ärger  als  de"  Eich  ZW1.,  a's  der 
Edilma""  GBern.,  (rilj  verflüeehter  weder  de''  Herr 
TnSteekb.;  Z,  so  chunnt-em  der  Tu  fei  (i"  der  Hüll) 
nid  nöeh  AaSl,  Suhr.,  so  meint-er  scho",  anderi  Lüt  satt- 
em der  Stigbügel  ('s  Schämmeli)  mache"  AaFH.  Es  ist 
kei"  Schäri,  die  scherfer  schird,  a's  wenn  der  B.  zum 
Heren  würd  Gr;  so  auch  bei  Gotth.  Es  ist  ke"s 
Messer  so  schirb,  als  wenn  e"  B.  e"  Herr  wird  S. 
,Kein  Messer  ist,  das  böser  schirt,  dann  wann  ein  B- 
zum  Herren  wird.'  Com.  Beati.  S.  noch  letz  (Bd  III 
1554).  Unter  sich  sind  die  B.  oft  unverträglich:  ,B. 
sind  die  ärgsten  über  einandern.'  Denzl.  1077;  1710. 
Wie  die  Zigeuner  und  andere  Fahrende  steht  der  B. 
im  Gerüche  der  Zauberei ;  vgl.:  ,Will  man  beim  Melken 
unruhige  Kühe  ruhig  machen,  so  muss  man  sie  von 
hinten  mit  dem  Stocke  von  einem  B.  schlagen  lassen.' 
Ammann  1850.  Der  B.  als  Kinderpopanz;  s.  Butzi-Bau 
Sp.  890.  Schliesslich  ist  er  für  die  Hölle  gut  genug: 
's  ist  (giHJ  so  vil,  a's  e"  B.  in  d'  Höll  GrPi\.  's  ist 
so  vil,  wie  wenn-mer  en  B.  i"  d'  Hell  g'heit  ÄAEhr. ; 
SoHSt.,  reicht  nicht  weit.  E"  B.  i"  d'  Hell  träge", 
etwas  Überflüssiges,  Unnötiges  tun  SeHwE.  S.  noch 
Hell  (Bd  II  1136),  Bettel-Bueb  (Sp.  938)  und  Bettler- 
Tanz.  Eine  stehende  Figur  sind  in  den  Mandaten 
die  sog.  , starken  B.';  Fei.  Hämmerlin  schrieb  um  1440 
.contra  validos  mendicantes.'  ,Man  benutzte  die  starken 


B.  auch  etwa  zu  öffentlichen  Arbeiten  (wie  z.  B.  zum 
Kirchenbau  von  Sachsein)  oder  steckte  sie  ins  Militär.' 
XVII.,  ÜBwVoIksfr.  1880.  Über  .las  Treiben  der  B. 
im  XVI.  s.  bes.  den  6.  Akt  des  .Weltspiegels'  von 
VBoltz  (Schweiz.  Schausp.  II  287  ff.).  Der  Unfug  führte 
früh  zu  polizeilichen  Massregeln;  s.  Bittet- Vogt  (Bd  I 
707).  ,Wo  er  [der  Bettelvogt]  findt  oder  ankumpt  die 
bettler  oder  bettlerin,  die  nit  umb  badens  willen  hie 
sindt,  die  sol  er  über  zwernacht  nit  lassen  bliben.' 
1498,  AaB.  Stadtr.  ,Es  sol  nieman  b.  oder  landvarer 
über  nacht  beherbergen,  sunders  die  in  ein  spital 
wisen.'  um  1510,  Aar  Stadtr.  ,1621  soll  man  in  Obw 
die  B.  hinweg  tun  und  ihnen  ein  V  [Vagabundus]  auf 
den  Kopf  scheren.'  OßwVolksfr.  1880.  S.  noch  Land-, 
Bettel-Jägi  (Bd  III 21/2),  Leu  (ebd.  950),  Mues  (Sp.  489), 
Bengel-Bueb  (S\>.938),  Ztsch.f.schwz.Stat.1893;  Z  Ges. VI 
(1793),  118.  Eine  historische  Skizze  über  das  Bettler- 
wesen in  der  Schweiz  s.  in  B  Sonntagspost  1869,  772  f. 

—  2.  =  Bettel-Bueb  2  b  Z.  —  3.  „Butler,  kurzer,  durch 
das  Herabstürzen  aus  den  Bergen  z.  T.  splitterig  und 
zu  Bauholz  untauglich  gewordener  Baumstamm  Gr." 

Zu  3.  „Vermutlich  vom  zerfetzten  Aussehen  eines  Bettlers 
also  genannt."  .Bettler',  Beiname  eines  Rittergeschlechtes, 
der  ältesten  Besitzer  des  Schlosses  ThHerdern  (seit  Mitte  des 
XIII.  bezeugt);  ,Jakob  der  b.'  1311/20.  ,Im  B.',  Flurname. 
1653,  AaWett.  Klosterarch. 

Alpe"-:  Bettler,  der  bei  den  Sennhütten  auf  den 
Alpen  dem  Almosen  nachgeht;  s.  III.  Schweiz  1872,  333. 

—  Altmatt-:  Kinder  und  Arme,  welche  den  Wall- 
fahrern nach  Einsiedeln  auf  der  Altmatt  (Schw)  die 
Heckenpforte  öffneten  und  in  Knittelversen  die  .Sta- 
tionen' hersangen  Zg;  s.  Arch.  f.  Volksk.  I  216.  — 
Elsass-:  Bettler  aus  dem  Elsass.  ,Dann  ir  gmeinlich 
trinkend,  dass  ir  wie  elsässb.  stinkend.'  UEckst.,  sonst 
auch  in  der  Schreibung  ,elsesb.'  ,Ir  sinn  stat  auf  essen, 
trinken,    welche    wie   elsessb.  stinken.'    Grübel  1560. 

—  Anke"-:  wer  in  den  Sennhütten  auf  den  Alpen 
Butter  zusammenbettelt  Gl;  Uw.  Bruederlit  und.  A. 
um  e"  Mutte"  Säffi  umme".  Ndw  Kai.  1888.  Schnüfe" 
(Gl;  S),  schwitze"  (AaKöII.;  B;  S)  wie-n-en  A.  ,Ein 
Knechtli  muss  springen,  bis  es  schwitzt  wie  ein  A.' 
Alpenhorn  1871  (BE.).  ,1m  Schünenboden  [F]  über- 
nachteten vor  ungefähr  50  Jahren  einige  welsche  A. 
mit  ihren  Kindern;  denn  sogar  auf  die  hohen  Berge 
steigen  die  Tagdiebe,  statt  zu  arbeiten.'  FrKuenlin 
1840.  —  Gern-:  Gewohnheitsbettler,  der  aus  Freude 
am  Betteln  bettelt.  .Unwürdige  G.,  heillose  Faulenzer.' 
AKlingl.  1693.  —  Jakobs-:  bettelnder  Pilger,  an- 
geblich von  S.  Jago  di  Compostella  in  Spanien  kom- 
mend. Vgl.  J.-Brueder.  1523  wurde  von  Bern  .ge- 
boten, die  lands-,  kriegs-  und  jakobsbettler,  husierer, 
heiden,  frömden  veldsiechen  und  derglichen  lüt  hinweg 
ze  wisen  und  nit  ze  husen.'  Ansh. 

Küchen-:  1.  wer  mit  einem  sog.  Bettelbrief 
herumzieht,  um  Gaben  für  einen  Kirchenbau  zu  sam- 
meln. ,Da  in  der  Eidgenossenschaft  die  fremden  und 
einheimischen  K.  eine  grosse  Beschwerde  sind,  so  wird 
der  Bischof  [von  Konstanz]  ersucht,  keinen  Auswär- 
tigen Mandate  auf  unsere  Kirchen  zu  geben.  Auch 
soll  jedes  Ort  die  seinen  daheim  behalten.'  1515,  Absoh. 
.Heimsch  und  frömd  k.  dem  bischof  von  Costenz  als  be- 
stätern  und  den  landen  als  annämern,  aber  ganz  über- 
legen, abzewisen,  und  jedem  in  sinem  kosten  ze  buwen 
und  ze  stiften  bevolhen.'  Ansh.  ,Ein  statt  Bern  hat 
[1524]    streng   geboten,    die    questioner,    terminierer, 


1839 


Bat,  bet.  bit.  bot.  but 


1840 


stationierer,  kilchen-,  klöster-  und  landsbettler,  ablas- 
krämei  und  curtisanen  mit  iren  grazen  [Gnadenbriefen], 
expektanzen,  pensioncn  und  reservaten  nit  iuzelassen.' 
ebd.  —  2.  Armer,  der  bei  Kirchen  um  ein  Almosen 
bettelt.  ,Da  viele  fremde  Bettler  sich  herumtreiben 
und  man  sonst  mit  den  K-n  genugsam  beschwert  ist, 
wolle  man  in  Zukunft  fremden  Bettlern  den  Eintritt 
auf  unser  Gebiet  verwehren.'  1-109,  Absch.  Es  kommen 
,k.'  von  Steinhausen,  vom  Rintal,  von  Boswil,  von 
.Santganserland,'  Frauenfeld;  sie  erhalten  je  3 — 10 
Schill.  1500,  LBerom. 

Zu  der  Stelle  aus  Ansh.  geben  die  Herausgeber  die  irr- 
tümliche  Erkläruug  .Pfründenbettler,  Curtisan.'  Zur  Sache 
vgl.  aZoll.  1899.  3.  Bed.  1  und  2  waren  wohl  nicht  immer 
streng  zu  scheiden;    1    mochte  oft  geuug   in   2  ausarten. 

Chor n- Bett ler:  Goldammer,  Ember.  citr.  Ap. 

Am  häufigsteu  sieht  mau  den  Vogel,  wie  er  vor  der 
Dreschtenne   Körner  aufpickt. 

Chatte"-:  (PI.)  wanderndes,  heimatloses  Bettel- 
volk, so  genannt,  weil  die  Frauen  Röcke  (Ghutten) 
trugen,  im  Gegs.  zu  der  im  Buchsgau  üblichen  Jüppe  S. 
.Morgen  gehen  wir  unter  die  K.,  verkaufen  Schwefel- 
bolz und  halten  um  Gottes  willen  um  ein  Stücklein 
Brod  an.'  AHartm.  Fast  all  Nacht  hei"-mer  Ch.  über 
Nacht  g'ha",  wo  Eim  (fern  's  Veh  verzauberet  hei", 
icenn-men-e"  nit  üfg'wartet  het,  wie  's  ne"  lieh  g'si" 
isch.  BWyss  1863.  —  Kloster-  s.  Kilchen-B.  — 
Kriegs-  s.  Jakobs-B.  —  Lolhart-:  bettelnder  Mönch 
geringster  Sorte;  s.  Trämel-Bueb  (Sp.  044)  und  vgl. 
die  Anm.  zu  Löl  (Bd  III  1260).  —  Länder-:  Bettler 
aus  den  innern  Kantonen,  spec.  aus  dem  Entlebuch. 
Gotth.  Vgl. Länder  I  (Bd  III 1310).  —  Lands-  s.  Ja- 
kobs-, Kilchen-B.  —  Bregenzer-:  Bettler  aus  (der 
Gegend  von)  Bregenz.  Esse"  möge"  tcic  der  BregePger- 
B.,  einen  sehr  starken  Appetit  haben  Ap.  —  Schil- 
ling-. ,Sch.  Wir  verbieten  bei  vorfallenden  Ehren- 
beförderungen den  schandlichen  Zulauf  alles  unver- 
schämten Bättelgesindes  aus  der  Stadt  und  ab  dem 
Lande  und  das  Geld  austeilen  unter  dieselben.'  Z  Mand. 
1763/79;  vgl.:  ,und  das  Austeilen  der  Schilligen  unter- 
lassen werden  soll.'  1744,  ebd.  —  Stif-:  wahrsch. 
ein  Bettler,  der  Steifheit  eines  Gliedes  simulierte. 
.Allermassen  solche  starke  Steif-B.  keines  Almosens, 
keiner  Handreichung  aus  dem  Armengut  würdig  sind, 
sondern  ein  Schandflecken  der  Kirchen  und  Policei.' 
AKlingl.  1693.  .Müssiggehende  starke  St.'  ebd.  Es 
ist  e"  arme"  St.  vor  der  Chilh"tür  use".  Rapieri  1700. 
—  Steig-:  wahrsch.  ein  Bettler  von  der  , Steig'  in 
Schaff  hausen;  s.  Brätscheli-Mann  (Sp.  276).  ,Ihr  St. 
kaufet  euch  Biblen,  tragt  sie  mit  euch  herum.'  Goliath 
1741.  —  Streif-:  Stromer,  Vagabund.  ,Str.,  Stricher. 
Hussierer,  Zusprächer,  Zigynei",  welche  ,sampt  iren 
Wybren.  starken  Mätzen  und  Kind  allenthalben  in 
Statt  und  Land  one  Underlas  prasstend  mit  Träuwung 
des  Bronnens',  den  Leuten  Speis  und  Trank,  ja  sogar 
deren  , eigne  Geliger  abtringent',  die  gewöhnlichen  Al- 
mosen den  Gebern  vor  die  Füsse  warfen  und  in  eleu 
Häusern  derselben  ihr  eigenes  Geköch  bereiteten. 
XVI.,  B  (Hagcnb.  Sigrisw.  48).  —  Strolch-:  =  dem 
Vor.     ,Ziginer  und  Str.'  Z  Mand.   1714. 

Tüfe»-:  euphem.  für  Tafel  Ap;  GT.  Syn.  T&- 
femer.  Denn  wdss  der  T.,  was  of  de"  Tisch  isch  cho". 
SCHWZ.  Dkklam.   —   Rochh.   schrei  lit    Tü/el-B. 

Kil'',-wih-:  Kirchweihbettler.  VISoltz  1551;  s. 
Schweiz.  Schausp.  II  201. 


Zerfranger-:  in  der  RA.  den  Huet,  d'  Chappen 
üf  hän  wie  en  Z.,  d.  h.  im  Genick  GrI).  —  Nach  B. 
eig.   .Selfranger-B.',  Bettler  von  Selfrauga  in   GrPr. 

Zurzach-:  Bettler  von  AaZ.  oder  eher  B..  wie 
sie  sich  ehemals  auf  den  Zurzacher  Messen  herum- 
trieben. ,I)as  Reich  der  Himmlen,  in  deme  der  kleineste 
Undertan  an  Herrlichkeit  den  grossesten  Kaiser  so 
weit  übertriffet,  als  dieser  den  elendesten  Z.'  JJUlr. 
1733. 

Bettleri":  Bettlerin.  Syn.  Brueder-Frau  (Bd  I 
1252).  Du  hesch  's  o  [auch]  so  wie  äi"  [jene]  B.,  wo 
g'seit  het,  si  möeht  kei"  Büri"  si",  vo"  wege"  si  mög 
d'  Chüechleni  nit  erlide",  u"d  wo-me"  du  [da]  g'rad 
drüf  im-ene  Cheller  erwütscht  het,  wo  si  e"  ganzi  Bi- 
gete"  het  welle"  steh".  Gotth.  Lösfaren,  ertauben,  wie 
der  B.  Chübel,  zornig  auffahren,  in  Zorn  geraten  GrPt. 

B-en  pflegten  wohl,  wenn  sie  mit  einer  Gabe  nicht  zu- 
frieden waren,  den  Kübel,  den  sie  zum  Sammeln  bei  sich 
trugen,  herum-  oder  wegzuwerfen. 

Fest-:  Arme,  die  am  Vorabend  eines  h.  Festes  um 
eine  milde  Gabe  bittet  Z  f. 

„bettlerle":  nach  Armut  riechen,  bettelhaft  sein; 
wie  ein  Bettler  stinken,  d.  h.  nach  dem  Stall.  Stroh- 
lager."    Syn.  betteten. 

Bettlete"  Ap;  Th;  Z,  Bettli'g  GuChurw..  Glar., 
L.,  Luz.,  Schild.,  Trimmis,  UVatz,  Bcttli  GrV.  —  f.: 
Bettelei. 

Petel  m. :  Iltis  F  (Eichh.).  —  Zu  petou,  pitoi  (Bridel, 
tiloss.   28S),  frz.  putois.    Vgl.  auch  das  Syn.  Butten,   Butter. 

Peter:  1.  (in  neuerer  Zeit  häufiger  Phetrus)  der 
Apostel  Petrus.  Er  ist,  auch  in  reformierten  Gegen- 
den, die  volkstümlichste  Gestalt  unter  den  Aposteln 
und  spielt  im  Volksglauben  eine  wichtige  Rolle  in 
seinen  beiden  Eigenschaften  als  Himmelspförtner  und 
bes.  als  Wettermacher.  Si  [eine  Eierhändlerin]  wott 
'hm  St  Peter  go"  Eier  a"lräge",  liegt  im  Sterben  AaF. 
Er  ist  mit  dem  Petrus  einig  worde",  ist  gestorben. 
Sprww.  1860.  Unter  den  Heiligen,  bei  denen  der 
.Viehpresten'  beschworen  wird,  findet  sich  auch  ,der 
liebe  heilige  St  Peter.'  BSi.  Arzneib.  (HZahler  1898, 
104).  S.  noch  Peter- Stucl-Fir  (Bd  I  022;  dazu:  ,Peter- 
Stuhlfeier  kalt,  lang  der  Winter  halt'  L.  Wenn  's  an 
Petri-Stuhlfeier  schneit,  so  gibt  es  einen  späten  .Aus- 
tagen' Obw);  Paul  (Sp.  1157).  —  2.  Beter  AaF..  Ke., 
Leer.;  GlEIiu,  K.;  LBerom.;  Ndw;  Zu;  ZS.f.  Peter 
AALeer.;  Ap;  BE.,  Ha.;  GlL.;  GrS.;  L;  S;  Tb;  U;  W; 
ZErl.,  Zoll.f,  Pheter  AALeer.;  Sch;  Th;  Z,  Petri  VY. 
Pieter  BS.  tw.  (auch  B-);  GBuchs,  Piere",  B-  BS. 
(selten),  Pieri,  B-  (s.  Sp.  1505),  Pet  BO.;  „U",  Pitt 
BO.,  U.;  FStAnt;  „U",  „Pieti  BSi.,  Thun;  F",  Pepi 
(s.  Sp.  1419),  familiär  oder  pejorativ:  Petsch  BBr.  (PI. 
Petschege"),  „Gr.".  Hk.  (selten),  Interl. ;  GlL.;  GrD., 
Malix,  Pr.  (Ph-J,B,h.,  S. ;  SohwW.,  BHsch  BBe.;  Gl;  Ni.w, 
Petschi  GrD.,  Furna,  Malans,  Pr.;  W,  Pegg,  Pel;  (siehe 
Sp.  1007.  1107):  männl.  Taufname.  Peter!  nenn  er  sett 
bette",  so  schwert-er;  göd-er  nider,  so  schwert-er  wider; 
stöd-er  üf,  so  tued-er  kefs  Mül  »/'  [zum  Beten],  Neck- 
reim  aul  den  Namen  L.  P.,  nemm-mer  's  Stömpli  ah  (Ap), 
P.,zünd-mir  d's  Stümpli  a"  (Postueiui  1 872).  Worte  beim 
Spiel  mit  dem  glimmenden  Span;  s.  Fuchs  (Bd  I  657). 
Züch,  P.,  der  Hond  schisst,  rohe  Aufforderung  zur 
Mithülfe  beim  Ziehen  oder  Arbeiten  übh.  Ap.  S.  auch 
noch  Juppen  1  c  (Bd  III  54).  .Meister  HsRud.Schwyzer 
sol  die  latinen   und  tütschen  schuolnieister  bschicken 


1841 


Bat.  bet.  bit,  bot,  Imt 


1842 


und  inen  andersagen  [mitteilen],  dass  sy  iron  schuo- 
lern  anzeigind.  dass  sy  von  dem  sprüchwort:  ist  der 
P.  dobenV  und  andern  derglichen  schinachreden  ab- 
standind.'  1580.  Z  Ratserk.  —  3.  Peterli  in.,  Hunde- 
name BsL.  —  4.  .Meister  P.',  Name  des  Scharfrichters. 
JvMüller,  Sehwz. -Gesch.  V  198  322.  —  5.  appell.,  ver- 
schrobener, beschränkter  Kerl  AaZoI.  ;  BE.  Dumme' 
B.,  dummer  Kerl  Bs ;  auch  (gew.  in  der  Form  Dumni- 
B.)  Name  einer  typischen  Fastnachtfigur:  sie  trägt 
eine  Larve  mit  charakteristischer  Nase  (Dummbeter- 
Nase"),  eine  Mütze  aus  geblümtem  Stoff  mit  aufge- 
stülpten, oben  zsgebundenen  Ohrenklappen,  daran  be- 
festigt eine  weisse  Perrücke  mit  Zopf;  aus  dem  gleichen 
Stoff  wie  die  Mütze  sind  Jacke  und  Hose;  von  den 
Strümpfen  ist  der  eine  rot,  der  andere  weiss;  das  Em- 
blem ist  eine  Klapper  (Matschere")  BsStdt.  ,P.  Lätz- 
kopf, Querkopf-  Bs  (Spreng).  En  stife''  F.,  eine  un- 
gelenke Person  Z.  —  6.  der  schwarz  P.,  Name  des 
Verlierenden  in  dem  unter  Bueb  15  c  (Sp.  929)  be- 
schriebenen Kartenspiel,  wie  auch  der  Karte  (des 
Schellenbuben)  selbst,  deren  Zurückbleiben  in  der 
Hand  den  Verlust  des  Spieles  bedingt.  Zur  Strafe 
muss  sich  der  Verlierende  mit  Kohle  einen  Schnauz 
ins  Gesicht  malen  lassen  Aa;  Sch;  Th;  Z  (Dan.).  Vgl. 
Süw-Igel  3  (Bd  1  150).  —  7.  der  gross  P.,  der  grosse 
Finger  GiiPani. 

Zu  2.  Der  Anl.  B-  oder  uuaspiriertes  P-  (so  durchweg 
im  Familiennamen)  erweist  das  W.  als  altes  Lehngut  gegen- 
über der  Form  mit  aspiriertem  Anl.,  die,  in  neuerer  Zeit 
aus  der  Schriftspr.  aufgenommen,  die  ältere  Form  mehr  und 
mehr  verdrängt.  Die  moderne  Entlehnung  Piirus  hat  natür- 
lich immer  aspirierten  Aul.  Der  Name  ist  noch  jetzt  häufig 
in  S  und  Uw,  ebenso  in  BHa. ;  in  BE.,  wo  er  früher  gäng 
und  gäbe  war,  ist  er,  wie  auch  sonst  im  BU.,  seit  der  Mitte 
des  XIX.  stark  zurückgegangen.  Beliebt  war  der  Name  im 
XIV.  in  LE.  :  von  fünf  Entlebuchern  heissen  in  einer  I'rk. 
v.  1382  drei  P.,  und  zur  selben  Zeit  finden  sich  anter 
134  Männern  aus  BE.  und  LE.  16  P.,  wovon  11  aus  LE. 
In  ThGachn.  erscheint  P.  vom  XIV. /XVL,  in  ZHombr.  spo- 
radisch bis  1600,  in  ZZoll.  bis  1611,  in  ZErl.  dagegen  bis 
1800.  Für  die  Häufigkeit  oder  Beliebtheit  des  Namens 
sprechen  auch  gewisse  Zss.  oder  Zsstellungen:  ,1'.  Ludi  und 
Grosspeter  L.'  1527,  BsBubend.  ,Hans-P.'  GrTenna:  1061/ 
1611,  ZZoll.  ,Chessler-P.'  S.  ,Büre°-P.'  1796/1S74,  ZSth. 
,Breme°-P.'  GrA.  ,R6r-P.'  1389, LE.  ,Sedel-P.' B.  ,Schö'n-P.' 
1382,  LE.  ,Dunscheli-P.  und  Trätli-P.'  LE.  (Alpenr.  1828). 
.Ankenhans  und  Ziger-P.',  stehende  Figuren  iu  dem  Witzblatt 
,Emmeutaler-Joggeli.'  , 's  Peter  Nbgge"  (Nö'ppels,  Hans  Jokebe0)', 
Familienzuname  ZO.  ,P.-Schäggi\  Jakob,  Sohn  des  Peter  ZErl. 
bis  um  1860.  Verbreitet  ist  auch  P.  als  Familienn.,  so  in  B; 
L  (seit  dem  XIV.);  Th  (seit  dem  XV.);  Ndw;  Z  (seit  dem 
XIV.];  1350,  Gl;  um  1480,  GStdt;  vor  1666.  S.  .Rudolfi 
dicti  Peters.'  1350,  Gl  ürk.  .Kunrat  (der)  P.'  1381/2,  ZWthur. 
,Der  Peternen  sälig  acker.'  1434,  AaB.  Urk.  .Die  alt  Pete- 
rinen von  Rüegessingen.'  1486,  L.  .Peterli'  S.  .Betsehen'  (eig. 
Gen.  zu  Betach)  BO.  ,Ruodi  Petersen.'  1388,  Gl.  .Petrison.' 
1476,  WZerm.  .Petrig',  altes  Geschlecht  in  SchwE.;  Ndw 
(auch  .Petrix').  ,R.  Petersching.'  1315,  Schw  od.  L'.  In  Orts- 
namen (meist  zu  1):  ,Peter(-Hus)'  BErisw.  ,St  Peter'  GrSch. 
(Dorf);  GFlums  (Weiler).  .Peters-Alp'  ApL'rn.  ,'s  Betsche"- 
Mösli'  ZKlot.  ,Peters-Berg-  AaGebist.  ,St  Peter- Wald'  GPfäf. 
.(St)  Peter(s)-Zell'    GT.  (Dorf).     Vgl.  auch  P.-Mann  (Sp.  2731. 

Flöh-:  Schelte  Bs.  —  Göli-Peter  Grj  GW., 
-Petsch  GitSpl.:  erwachsener  Bursche,  der  noch  immer 
kindisches  Spiel  treibt,  sich  kindisch  dumm  benimmt, 

—  Gränni-Peter:    abgemagerter    Mensch    ZGlattf. 

—  Hatschi-Peggi  s.  Sp.  1079.  —  Chncri-Peter: 
Schelte  auf  einen  dummen  Kerl  Bs;  s.  Kuenerat  (Bd 
III  335).  —  Lugi-:  Lügner  Bs;  B.  —  Lürü-:  Einer, 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


der  gerne  trinkt  B.  —  Pralli-:    Grosshans   GW.  — 
Salbi-:    Schmierfink    BKirchb.  Schüch-:    (zu) 

schüchterner   Mensch    SciiSt.;  Th.  —   Schmutz-:  = 
Salbi-P.  Tu;  Z.  —  Schnabel-:  Schwätzer  Bs. 

Schnauz-:  =  der  schwarz  P.  (s.  Peter  6)  AaF.. 
Ke.;  Z.  .In  ZcBaar  sassen  Einige  im  Wirtshause  und 
spielten  um  eine  Halbe  Bränz.  Da  trat  plötzlich  Einer 
an  die  Tür  und  rief  laut:  Sehn..'  Sehn.'  In  dem 
selben  Augenblick  war  die  Flasche  leer.'  Archiv  f. 
Volksk.  II  276.  —  schnauz-peter  (l)en:  das  unter 
Peter  6  erwähnte  Spiel  machen  Z. 

Sch warz-:  =  Schnauz-P.  B;  L;  Th.  —  schwarz- 
petere"  AiKnlmert.;  B;  L;  Zg;  Z,  -peterle"  Ap;  Th: 
=  schnauz-peteren .  Syn.  de"  schwarz  Ma""  jage"  (zu 
Sp.  242)  AaF.,  Ke. ;  strumpf-secklen. 

Schwizer-:  Name  des  Suchenden  in  dem  von 
altern  Knaben  gespielten  Versteckensspiel  Schw.  lauf! 
Bekommt  der  Schw.  einen  von  den  Genossen  zu  Ge- 
sichte, so  ruft  er  ihm  zu:  Schw.  lauf,  Seppi!  (oder 
wie  der  betr.  Knabe  heisst)  und  verschwindet  so  schnell 
als  möglich.  Der  Angerufene  ist  der  neue  Schic.  und 
muss  weiter  suchen  SStdt.  —  Spore"-:  ,wer  einen 
Sporn  zu  viel  hat',  halb  verrückter  Mensch  Bs.  - 
Stolperi-:  Stolperer  Bs.  —  Segisse"-worb-:  der 
Sensenmann  (Tod)  B. 

petere":=de"  Peterma""  singe"  (Sp.  273).  Ich  wett 
näd  p.,  ich  gäbe  Nichts  dafür,  es  ist  kein  Unterschied, 
gleichgültig  Z  (Spillm.).  Ph  ivett-der  dri"  p.,  iron., 
ich  gäbe  keinen  Pfifferling  darum,  es  liegt  gar  Nichts 
daran  ZoGlattal.  Ich  will  -  der  p.!  ich  will  dir  dafür, 
daraus  wird  Nichts  ZZoll.-Berg. 

ver-:  eine  Sache  durch  taktlose,  täppische  Be- 
handlung verderben  BM. 

chlopf-:  =  chlopf-beten  Zg.  —  Aus  Mopf-beten  (s.  Sp. 
1809)   unter  dem  Einfluss  von  sckvmrz-petenn. 

peterle":  wohl  =  schwarz-peteren.  ,1m  hintern 
Gastzimmer  da  wurde  ganze  Nächte  hindurch  geramst, 
peteriet,  gejasst'  BE.  (Alpenhorn  1870). 

Peterli  AAKulmert.,  Zein.;  BsL.;  BSi.;  GrD.,  Pr.; 
GSa.,We.;  ScHoHa.,Niik.,  Sibl.;  uTh;  Okw;  U;  Zg;  ZO., 
Stdt,  Wetz.,  Beterli  AABb.;  Ap;  Bs;  Gl;  L;  GStdt;  Sch; 
aScHW;  Th;  ZKn..  Zoll.,  Peterli"g  AaSI;  B;  S,  Beter- 
li"g  Bs;  B,  Beterli"ge"  (PI.)  ZcMenz.  —  n.  GrD.,  f. 
AAZein.,  sonst  meist  m.,  in  Ap;  Th  nur  PI.:  1.  Peter- 
silie, Petr.  sat.  allg.  Schnittlig  und  Peterli"g  muesch 
drüf  [auf  die  Suppe]  tue",  das  giH  e"  gueti  Chust. 
Joach.  1881.  's  Mieterli  het-mich  in  's  Gürtli  g'schickt, 
ich  soll  go"  Beterli  breche":  dö  isch  e"  bugglig  Männli 
fco"  und  het-mieh  ivelle"  steche"  BsStdt  (Kdl.).  Der  B. 
muess-me"  i"  d'  Suppe"  tue",  scherzh.  wortspielend  zu 
Einem  Namens  Peter  GlMoIüs.  Das  ist  vil  B.  uf  ei" 
Suppe",  viel  Unangenehmes  auf  einmal  ZLunn.  Der 
P.  uf  der  Suppe"  st"  S,  wie  der  P.  uf  alle"  Suppe" 
sl"  L  (Ineichen);  Sprww.  1824,  der  Erste  sein,  das 
Meiste  gelten,  sich  überall  hervortun.  Wenn-men 
allethalbe"  der  Peterlig  uf  der  Suppe"  macht  sx",  si" 
eige"  Chopf  het.  Schilh  1876.  .Macht  ein  suppen. 
gieng  in  den  garten  und  gewan  beterli.'  1415,  Z 
Ratsb.  , Eppich,  peterlin,  fenchel.'  Rdef  1554.  .Peterle- 
wein.  das  ist  most,  in  den  gedert  peterlekraut  oder 
peterlesomen  geton  seie.'  Tierb.  1563.  ,Apium,  eppich 
oder  peterle.'  Fris.  ;  Mal.  , Peterli,  epfen,  wenkel 
[lies  v-],  redich.'  Zg  Arzneib.  1588.  .Peterlin  gestossen 
vertreibt  alle  Bläst,  machet  wol  döuwen.'  JRLandenb. 

116 


l84i 


Bat.  lict,  1. it.  bot,  but 


1-14 


1608.  , Samen  von  Enis  und  Peterlin.'  FWürz  1634. 
,Petroselini  vulg..  Peterleinsamen.'  BsApoth.-Tax  1701. 
.Welches  so  wenig  möglich  ist,  als  dass  die  Gersten 
in  den  Haber,  der  Peterli  in  den  Schierling  kann  ver- 
wandlet werden.'  1717,  Dr  Lang  (L).  S.  noch  Burt 
(Sp.  1634).  —  2.  übertr.  auf  andere  Pflanzen,  die  mehr 
oder  weniger  Ähnlichkeit  mit  der  Gartenpetersilie 
haben,  a)  vergifte  P.,  Gartenschierling,  Aethusa  cynap. 
GitJenaz.  —  b)  u-ilder  P.  oc)  =  dem  Vor.  AABb.;  BO.; 
VO  (auch  nur  Peterli);  itiTh;  Z.  ,Caucalis.  wilder 
peterlin.'  Fris.;  Mal.  —  ß)  Klettenkerbel,  Anthr.  silv. 
Aa;  SciiwMa.;  Obw.  —  y)  gem.  Bärenklau,  Heracl. 
sphond.  AABrugg.  Wind.  —  S)  Waldangelika,  Angel, 
silv.  AaEihI.  —  c)  wälscher  P.,  Pastinak,  Past.  sat. 
Dorb.  —  3.  scherzh.  für  eine  gewisse  Haartracht, 
wobei  die  Haare  über  der  Stirn  gekräuselt  sind  Z; 
vgl.  Schnitt-Lauch  3  (Bd  III  1008). 

Mini,  peterlin  u.,  auch  peterling,  volksetym.  Unideutung 
aus  petroselinum  durch  Anlehnung  an  den  Personennamen 
Petei  .  vgl.  bes.  Gr.  WB.  VII  1577.  Das  Masc.  nach  Analogie 
anderer  Gartengewächse  wie  Lauch,  Salat  usw. 

Glanz-Peterli°g:  =  Peterli  2  a  Vw  (Durh.).  — 
Vgl.   den  scbriftd.  Namen  ,Gleisse.' 

Humls-Peterli:  =  demVor.  B;  „VO;"  Sch;  ZZoll. 
Vgl.  Hunds-Knob-laueh  (Bd  III  1007).  —  Chatze"-: 
=  dem  Vor.  B.  —  Matte"-:  =  dem  Vor.  ZGÄg.  — 
Brunne"-.  ,Sion,  ein  wolgeschmackt  Kraut  in  den  Bä- 
chen, Briinnenpeterli.'  Uenzl.  1677;  1716.  —  Tüfels- 
Peterli"g:  gefleckter  Schierling,  (Jon.  macul.  Durh. 

.Petersilgen:  Petroselinum,  ein  Kraut.'  Denzl. 
1677;  1716.  ,Caucalis,  wilder  P.'  ebd.  ,Helioselinum. 
eine  Gattung  P.' ebd.  1710.  —  .Boss-:  Hipposelinum, 
herba.'  Denzl.  1677;  1716  (,-siligen').  -  Mhd.  petenüje. 

„Peterze"  in.:  =  Peterli  1  W." 

Chüti-Beti.  Nur  in  der  RA.:  Leck-mer  am  Ch.l 
derbe  Abfertigung  LG. 

Betleliem  Betlehem,  Beth-  (in  L  häufig  BetlihilmJ : 
der  biblische  Ortsname,  a)  Z'  B.  gebore",  hei"  d'  Bliebe" 
d'  Kraft  verlöre",  um  Weihnachten  taugen  die  Rüben 
schon  nicht  mehr  zum  Kochen  Bs;  vgl.  Bd  II  539. 
—  b)  mit  deutlicher  Anlehnung  an  bettlen.  Hut  Jeru- 
salem und  morn  B.!  sagt  man,  wenn  es  an  der  Hoch- 
zeit armer  Leute  hoch  hergeht  ZZoll.  Wänn-er  [der 
Verschwender]  so  fürt  fürt,  chunnt-er  scho"  na  [noch] 
uf  B.   ZEls. 

,B.'  und  .Jerusalem',  zwei  Weiler  bei  BBUnipl.  ,B.\  eiu 
Grundstück  als  Teil  einer  kirchl.  Schenkung,  um  1410,  LSemp. 

Petroleum),  B-  n.:    1.  Steinül.  allg.     .Pissasphal- 

tus,  ein  gattung  petrolei,  ein  dünne  oder  flüssige  nia- 
tery  von  der  art  asphalti,  wie  es  die  arzet  nennend, 
das  ist  bergwachs  oder  ther.'  Fris.  , Trink  ein  wenig 
schwarz  Petroleum  in  Wasser,  ist  gut  und  probiert 
[für  Husten,  Asthma  usw.].'  um  1700,  Z  Arzneib.  — 
2.  scherzh.  für  geistiges  Getränk,  Z'  ril  Petrvlium 
Im",  betrunken  sein  ZW.  Es  Glesli,  e"  chli"  Betnd, 
Schnaps  B;  F. 

Petronella:  1. Peternilla Schw,  „NeUiBGi.,  .Nelle"' 
in  alten  Dokumenten",  weiblicher  Taufname.  .An  sanl 
Peternellen  tag  [31.  Mai].'  1396,  Z  Stadtb.  .Petraneil.' 
1523,  ZOttenb.  ,Petronella.'  bis  um  1600,  ZHombr. 
Hieher  auch  die  ,(Peti'o-)Nellen-Balm'  BGr.  (s.  Sp. 
1216).  —  2.  appell..  einfältige  Weibsperson;  s.  Netten 
(Sp.  715). 


lieat,  .Batt':  1.  Name  des  Heiligen.  Seine  Haupt- 
kultstätte war  seit  alter  Zeit  St  Beatenberg  (Batten- 
berg) am  Thunersee,  mit  dem  .Battenloch',  der  Höhle, 
wo  der  Heilige  den  Drachen  (,sant  Batten  warm.' 
NMan.)  erlegte.  Von  da  breitete  sich  der  Kult  (bes. 
im  X1V./XVI.)  weiter  aus.  Nach  UEckst.  (um  1520) 
gemessen  unter  den  Heiligen  vorzügliche  Verehrung 
,St  Jörg,  St  Batt,  St  Vyt  oder  Wendelin.'  Lungern  in 
Obw  hat  drei  .St  Batt-Kapellen.'  1554  werden  aus  der 
Gegend  von  BThun  Beatusreliquien  ins  Leodegarstift 
nach  Luzern  gebracht,  und  1683  bewilligt  die  L  Re- 
gierung die  Abgabe  von  solchen  Reliquien  nach  Frei- 
burg. Vgl.  auch  die  .Comedia  de  conversione,  vita 
et  morte  S.  Beati.'  um  1600,  Uw.  ,Wie  St  Batten  libs 
gebein  von  etlichen  von  Zug  ze  entfüeren  fürgenom- 
men, us  siner  wilde  gon  Inderlappen  gfiert,  alda  ab- 
weg  vergraben  ist  worden.'  Ansh.  ,[In  dem  Schiff] 
wird  syn  Battli,  der  leidste  myn  [St  Beat,  der  ver- 
hasste  Convertit]',  sagt  ein  Teufel.  Com.  Beati.  .Den 
Glauben,  welchen  St  Bat  um  das  64.  Jahr  nach  Chr. 
Geburt  im  Ergäu  geprediget  hat.'  JHHott.  1666.  Siehe 
noch  JRWyss  1816/7  I  297  und  vgl.  Beatus-Bitter. 
—  2.  Beat  Aa;  BInterl.;  GRD.f;  SchwE.,  W.  (selten); 
S;  UAnderm.;  WZerni.  (selten);  ZSchwam.f,  Biet  Gr 
Schanis,  Zillis;  1598,  Arddser,  Beätel  SchwE.,  Batt 
(Dim.  Battli)  Aa;  BsPfett'.;  BO. ;  GlEIui;  L;  Slfent.; 
Obw;  Zg;  ZO.  (Stutz);  „allg.",  „Batsch  BO.",  männl. 
Taufname.  Bad-Jogg(eli),  Beat  Jakob  AaJoh.  ,Hans 
Örtli,   genannt  Batthans.'    1644,  AAWett.  Klosterarch. 

Auch  in  der  filtern  Zeit  ist  ,Batt'  die  gewöhnliche  Form 
des  Namens;  sie  weist  auf  eine  ältere  Betonung  Beat  gegen- 
über der  niüderuen  Beat  (woraus  Biet);  der  unbetonte  Yoe. 
ist  ausgefallen  wie  in  Xajiel  für  Neapel  (Sp.  770),  Lunz(i) 
für  Leonz  (Bd  III  1347).  Der  Taufname  erscheint  bes.  häufig 
in  Obw,  früher  auch  in  BO.,  oft  traditionell  in  der  selben 
Familie:  .Junker  Batt  von  Scharneutal.'  1415,  B  und  wieder 
1520.  Auch  auf  reformiertem  Boden  findet  er  sich  bis  in 
die  Neuzeit,  so  in  Th;  Z  bis  ins  XVII.  B.  als  Familien- 
zuname in  BKanderst. ;  LDagmers.  (Battlw).  ,Ulr.  Bader, 
Batten'  ZHöngg.  ,Joh.  Fchr,  Battlis'  ZEglis.  .Beat',  Familien- 
name,  um    1510,  ZElgg. 

Beit  f.  B;  Gl;  Gr,  „m.":  1.  das  Warten,  Verzug, 
Aufschub.  Es  ist  Lei"  G'fär  i"  der  B.,  Zuwarten 
schadet  nichts  Gl  (Sprw.).  Me"  sött-si'h  mit  der  Sach 
nüd  überile";  es  ist  kei"  G'fär  i"  der  B.  Gl  Volksgespr. 
1836.  ,üorinn  dehein  ufzug  haben,  dann  es  deheiner 
lenger  b.  nit  erwarten  mag.'  1476,  BSchreib.  ,Uns 
will  bedunken  nach  irern  schriben,  das  die  zit  nit  b. 
haben  möge.'  1499,  Zg  Schreib.  ,Die  buossen  hab  ich 
[der  Landvogt  zu  Luggaris]  usgeben  um  buwen,  das 
ouch  nit  b.  mocht  han.'  1521,  Absch.  ,Und  als  die 
Franzosen,  der  b.  unlidig,  die  Italischen  anrannten.' 
Ansh.  ,Gend  dem  kurz  endschaft,  dann  es  kein  p. 
noch  Verzug  erlyden  mag.'  1530,  B  Schreiben.  .Es 
ist  hoch  zyt  und  hat  kein  b.'  HBdll.  1533.  .Doch 
kumpt  die  zit  noch  mit  der  b.  [endlich].'  Salat  1537. 
,Myn  [Gottes]  b.  und  Warnung  [gegenüber  der  gott- 
losen Welt]  ist  vergeben.'  Rdef  1550.  .Sparends  nit  uf 
länger  b.,  nends  angends  zue  banden.'  JMurer  1559. 
.Metuens,  ne  dilationem  res  non  pateretur,  förchtende, 
dass  die  sach  kein  verzug  leiden  oder  b.  möchte 
haben.'  Fris.  .Geschäft,  die  kein  b.  noch  Verzug 
lyden.'  HBoll.  1572.  ,Hab  gineint,  ich  wöll  ein 
B.  erjagen  [für  einen  widrigen  Beschluss].'  GGotth. 
1619.  .Halten  [ein]  wenig  B.!  Ich  brings  dem  König 
allbereit.'  Joh.Mahl.  1620.    ,Mora,  Verzug,  B.,  Hinder- 


184! 


Bat,  bot.  bit,  bot,  but 


1846 


nuss.'  Dbkzl.  1677;  lTlii.  ,'J'ür  und  Tor  wil  euch 
ufschliessen,  lassi  nur  die  B.  euch  nicht  verdriessen.' 
JCWkissbnb.  1702.  I)'  Hae"  vo"  Schwi/z  hend  grüseli"* 
um  B.  'hätte".  Gespr.  171 2.  .(in  li.-:  .  1  >ass  man  solt 
richten  ane  peit1  Schachzabelb.  .Wir  hättend  Erhofft 
on  alle  b.,  im  war  doch  glassen  sicher  gleit.'  HBull. 
1533.  ,Trags  hin  flux  one  b.'  Salat  1537.  S.  noch 
ßren  (Bd  1  922),  an-gänds  (Bd  II  19).  —  2.  spec.  in 
der  Eechtsspraehe.  a)  Frist.  Stundung  bei  gericht- 
lichem Verfahren,  Schuldbetreibung  uä.  B;  GkIIc;  '/,. 
Um  B.  bette",  um  Aufschub  der  Schuldbetreibung  nach- 
suchen ZBegenst.,  Stall.  Eim  B.  g'e"  B;Stalder.  ,Es 
wäre  dann  Sach,  dass  einem  weitere  B.  verheissen 
wäre.'  GrD.  LB.  1831.  Die  Appellation  hat  10  Tag 
,B.'  1532,  ZWthur  Appellationsordn.  ,[Beim  Bussen- 
einziehen  nicht]  zil  noch  tag  geben,  oder  einiche  wyl 
noch  b.'  1534,  F  Stadtb.  .Wegen  ferneren  B.  und  Gstün- 
dung  des  verfallnen  Hauptguets.'  B  Mand.  ltil3/28. 
,Der  Schuldner,  so  B.  und  Ufzug  erlanget.'  Z  Mand. 
1631.  ,Wann  einem  etwas  unvermydenlicher  B.  und 
Stillstand  vergünstiget  wirf  ebd.  , Wird  auch  jemand 
um  B.  oder  gänzliche  Nachlassung  einer  Schuld  bitten, 
wann  er  der  Schuld  nicht  jichtig  ist'?'  JWirz  1650. 
.Wann  einem  Schuldner  B.  verschafft  wurde,  mit  dem 
Einzug  still  stehen.'  1694,  Z  Eq.  , Ungehorsame  sollen 
gepfändet  oder  das  über  sie  erkennte  Wortzeichen  aus- 
geführt, darwider  aber  von  den  Obervögten  kein  Auf- 
schub oder  B.  zugesagt  werden.'  1725,  Z  Gerichtsordn. 
,Wann  einer  das,  so  er  schuldig  wird,  auf  gewisse 
oder  anbedingte  Zihl  und  B.  nicht  erlegt.'  Z  Eats- 
schreiberordn.  1761.  —  b)  Terminzahlung.  Borg,  im 
Gegs.  zur  Baarzahlung.  .Ein  anderes  Hinderniss  des 
Handels,  das  zugleich  oft  die  schlimmsten  Zerrüt- 
tungen in  Familien  verursacht,  ist  die  sog.  B.,  oder 
der  Verkauf  ohne  Bezahlung  an  barem  Gelde.'  AHöpfn. 
1789.  VfB.  B;  GrtSeew.;  GW.;  Syn.  Bings.  ,Wend 
dich  nit  von  dem,  der  von  dir  auf  b.  entlehnen  will.' 
1531/48,  Matth.  Jeder  mag  dem  Andern  Heu,  Stroh 
oder  Anderes  gegen  Bar  oder  auf  ,b.'  zu  kaufen  geben. 
1544,  Absch.  ,Wär  aber,  das  ein  müller  einem  mal 
gäbe  uf  b.,  der  mag  uf  1  viertel  3  ß  schlachen  für 
verschaz,  träglon  und  nit  mer.'  1577,  Obw.  , Dings 
oder  auf  B.  verkaufen.'  1639,  AaF.  Verordn.  ,Dare 
cum  mora,  auf  B.  geben.'  Denzl.  1677.  Gew.  in  Ver- 
bindung mit  dem  syn.  Borg;  s.  Sp.  1574.  (f'schäft 
machen  uf  Borg  und  B.  Z  f.  ,Gelt  oder  geltswert 
fürsetzen  [vorstrecken],  lyhen  oder  sust  einicherlei, 
was  joch  das  sin  mag,  dings,  uf  b.,  uf  borg,  zil  oder 
tag  geben.'  1519,  Z  Eatsb.  ,Uf  b.,  borg,  zil  oder  tag 
liehen.'  1529,  ebd.  ,Da  ist  kein  gnad,  kein  borg  noch 
b.'  Aal  1549.  .Niemands  soll  uf  b.  oder  borg  spilen.' 
1553,  Z  Eq.  , Einer,  so  dem  Andern  Kernen,  Haber, 
Eoggen  oder  ander  Frucht  fürsetzt  uf  B.,  Borg,  Zil  oder 
Tag.'  Z  Mand.  1628.  ,Die  vogtbaren  Lüt,  so  also  ufge- 
nommen,  uf  Borg  oder  B.  kauft,  gessen  oder  getrunken 
haben,  sollen  keine  Bezalung  schuldig  syn.'  1660,  Z 
Grün.  Amtsr.  ,Und  sol  der  Wein  nit,  wie  er  auf  Borg 
oder  B.,  sonder  umb  bar  Gelt  verkouft  wird,  geschetzt 
werden.'  1671,  AaZ.  , Obgleich  einer  seine  Waren  auf 
Borg  oder  B.  verkauft,  soll  er  den  Zoll  davon  nicht 
weniger  bezahlen,  als  wenn  er  solche  um  bar  Gelt  ver- 
kauft hätte.'  Z  Ges.  1757.  —  3.  (Beit  m.  L,  doch  meist 
dim.  Beiteli)  imaginäres  Geschenk,  das  man  Kindern 
im  Scherze  (vom  Markte)  mitzubringen  verspricht. 
„Du  muest  es  schöns  Beiteli  ha"   B;  L."     Vgl.  auch 


Nüteli  (Sp.  871),  wozu  noch:  es  guldigs  Nüteli  und  e" 
lange"  B.  d'ra"  L.  Es  goldigs  Nüteli  mit-eme"  länge" 
Beiteli  d'ra"  B,  und  es  längs  Beiteli  S.  -  Mhd.  beit(e)  i. 
in   Bed.  1.     Vgl.   Bit. 

Lang- B eite li :  =  Beit  3  GrD.,  He.,  Peist,  Pr.,  Valz. 
lch  chaufe"-der  es  Niene"wägeli  und  es  L.  und  es  guldi"s 
Nüdeli  GRPeist. 

beite":  1.  warten,  im  Allg.  veraltend  und  viel- 
fach auf  bestimmte  Verwendungen  eingeschränkt  Aa; 
Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  PAL;  G;  Schw;  Tu;  Uw;  U;  W; 
Zg;  Z.  a)  abs.  .Ich  hörte,  dass  heute  die  Predigt  erst 
Nachmittags  um  2  Uhr  sei;  so  wartete  mir  ein  langes 
Beiten.'  Gotth.  Mir  wei"  nit  me"  b.,  wei"  z'  Alpe"  jetz 
gän.  GJKuhn  (Kuhreihen).  (Fast)  nid  b.  möge"  Gr 
Peist,  Seh.  (En  chli")  b.  mües'c",  aufs  Warten  ange- 
wiesen sein  ZZoll.  Dö  cha""-me"  äne"stö"  und  h., 
und  we""-me"  mer  a's  lang  g'nue«  'beitet  hed,  so  chunnt 
das  Chetzers  Tram  und  schnüzt  Eim  rar  de''  Nase" 
e"iceg  und  dero".  L  Tagbl.  1900.  Hock  ab  und  hat! 
's  ist  jetz  glieh  Ähe"d,  de""  gahi-mer  mit  de"  Geissen 
abe",  Geissbub  zum  Eeisenden  L  (Eoos).  , Beiten  Sie 
nur,  ich  will  gogen  [Obst]  reichen!'  sagt  eine  Nnw 
Obsthändlerin  zu  einer  fremden  Dame.  Ndw  Kai.  1899. 
Der  Imp.  sonst  häufig  in  drohendem  Sinne:  Beit  du 
nur!  L.  Beit-mer  nor !  GoT.  Beit,  dir  icill-ich 's  zeige", 
du  Deutsch!  Schw.  Spöttisch:  Beit,  Buebi!  du  kannst 
warten,  bis  ich  dir  das  glaube  W.  Du  chan"st  (lang)  b. 
(bis...)  Aa;  Bs;  Gl;  Z;  s.  noch  chüechlen  (Bd  III  113). 
B.  bis  anna  Dubagg  Bs,  bis  de't  äne"  Schw.  So  beit, 
bis  d's  weist  U.  Beit  g'rad  ei"s!  warte  ein  wenig  BHa. 
Beit  e"  chlei",  en  Bitz,  es  Bitzeli,  es  Schutzli!  Das 
Maitli  hed  zum  Bitter  g'seid:  Ir  chönni"d  noc''  en  Rang 
b.,  bis-ich-mich  an  üch  rertschaggiere".  Schwzd.  (Zg). 
Beit  e"  Wili!  als  Subst.  n.  s.  Sp.  871.  .Beit-ein-Wil-, 
Name  einer  Mühle.  XVII.,  ScnSchl.;  s.  Gr.  WB.  I  1403. 
Wart  es  Bitzeli  (Wili),  beit  es  Bitzeli  (Wili),  sitz 
es  Bitzeli  (Wili)  nider,  und  wenn  d'  es  Bitzeli  (Wili) 
g'sesse"  bist  („'beitet  hest",  g'wartet  hest),  so  chumm 
und  säg-mer  's  („säg  's  denn")  wider,  Sprüchlein,  womit 
Ungeduldige,  bes.  Kinder,  beschwichtigt  werden  AaF., 
Fri.;  Gl;  Th;  Z;  „allg."  ,Unz  dar  beiteut,  das  ist 
min  rät.'  Schachzabelb.  ,Und  sol  man  ie  enzwischen 
eim  lütenne  unz  dem  andern  alse  lange  b.,  als  das 
man  müessechlich  gan  mochte  eine  halbe  mile.'  Z  EBr. 
1304.  ,Nit  lenger  b.  noch  beliben.'  1336/1446,  Z  Chr. 
,Sy  [die  von  Bassersdorf]  mugent  faren  in  den  wilden 
wald,  und  diewil  er  howet,  so  rueft  er,  und  wenn  er 
ladet,  so  heitet  er.'  XIV./XVII.,  ZBassersd.  Offn.;  vgl. 
dazu  Gr.  WB.  I  1404  o.  ,Die  fromen  gerät  belangen, 
die  valschen  gebeitend  wol:  Nun  hin,  es  kommet 
alles,  der  nun  gebeiten  mag.'  1443,  Tobl.,  Volksl. 
,Du  solt  wissen,  dass  der  ernst  und  kein  b.  me  do  ist.' 
1476,  Bs  Chr.  ,Du  hammenjeger  beit,  kein  hammen 
solt  mir  me  abjagen.'  UEckst.  ,Nun  beit,  ich  wil  mit 
dir  rechten.'  1531/48,  Jerem.  .Woluf  darvan!  die  ding 
wend  nit  lang  beitends  han.'  HBull.  1533.  .Beit,  Lais, 
beit,  hab  ietz  verguet."  JBinder  1535.  .Mögen  ir  mir 
b.!'  Abweisung.  1535,  Bs.  .Intervallum  haud  magnum 
fuit,  sy  habend  nit  lang  gebeitet.  B.,  ein  verlangen 
haben,  expeetare,  demorari,  manere.  Du  verlürst  nüt 
daran  denn  das  b.,  praesens  quod  fuerat  malum  in 
diem  abiit.'  I'ris.  ;  Mal.  ,Beit  still,  beit  still,  ich 
schüss  ietz  drin',  der  Tod  zu  Einem,  den  er  erschiessen 
will.  Meinradsleg.  1576.  ,Beit,  beit,  wo  laufst  so 
eilends  hin?'    Stettler  1606.     , Beite  Einer,  biss  das 


1847 


Bat.  het.  bit,  bot.  but 


1848 


Wort  des  Herren  an  ihn  geschieht.'  FW'yss  1072.  Beit. 
ihi  Vogel!  Ich  uill-dieh  lere"  [usw.],  Göldi  1712.  Von 
Sachen,  Aufschub  erleiden.  .Eine  semliche  ernstliche 
sach,  die  nüt  gebeiten  möchte,  die  sol  der  schulthess 
des  ersten  usrichten.'  XIV.,  Bs  Kq.  Vgl.  noch  Beit- 
Hemd  (Bd  II  1300),  -Bitz,  -Tag,  -Winkel,  -ZU.  - 
b)  mit  Gen.  ,Der  armen  lüten  ze  b.'  Hädl.  ,Das  man 
der  nit  b.  sol,  die  ze  der  küre  nit  kommen  mügen.' 
Z  EBr.  1304.  ,Ob  ein  urteilsprecher  fürwante,  er 
wölte  nüt  lassen  klagen,  denn  er  wölte  der  andern 
fünf  Urteilsprechern  b.'  XIV.,  Bs  Rq.  ,Wär,  das  etwer 
also  notig  war,  das  er  der  markten  nicht  möcht  ge- 
beiten von  siner  not  wegen,  wan  das  er  gelt  bedörf 
uf  sin  mulhen  ze  nemen,  der  mag  es  wol  bringen 
für  ein  amman  und  rat  und  da  sin  not  zue  erzellen.' 
1427.  ScHwMa.  LB.  .Wenn  ein  knecht  oder  junkfrow 
uss  dem  jar  gieng  on  urlob,  dann  so  sollen  sy  des 
Ions  b.  das  jar  üss.'  1521,  Sohw  Rq.  .Etliche  örter 
woltend  [vor  der  Schlacht  bei  Murten]  angrifen  und 
mi"cr  heren  [der  Zürcher]  nüt  b.'  Edlib.  ,Gott  der 
zyt  wol  b.  mag.'  Rdef  1550.  Madchen  zum  Tode: 
.Stand  ab,  tuon  mynen  lenger  b.,  bis  das  ich  mich  vor 
könn  bereiten.'  VBolz  1551.  .Prasstolari,  manere  alqm, 
einem  warten,  einsi  b.'  Fris.;  Mal.  S.  auch  tcis-lös 
(Bd  III  1435).  —  c)  mit  Dat.  P.  B  (Zyro);  Gr;  G; 
Uw;  W.  ,Er  müsse  noch  in  den  Pfarrhof,  Ludi  solle 
ihm  nur  in  Gäslers  b.'  übw  Blätter  1899.  Uf  •'em 
Frithof,  wo-mer  schon  vil  Jär  b.  tuend  d'  Kamme" 
und  der  Ätti.  Scbwzd.  (GRSchiers).  ,Sit  niemen  rehte 
wissen  mag,  wie  lange  im  wirt  gebeitet.'  UvSingenberg. 
,Si  besamneten  sich  ze  Grat  und  beiteten  da  enander.' 
XV.,  Z  Chr.  .Gang  fyn  in  der  Still,  bis  dar  ich  dir 
hie  b.  will.'  Joh.Mahl.  1674.  -  d)  mit  Präp.  Uf 
Eine"  b.  Gr.  Eim  uf's  End  b.  ebd.;  vgl.  End  (Bd  1 
315).  Beit-mer  drüf;  s.  Sp.  871.  ,Also  dass  einer  uf 
den  andern  nit  p.  noch  warten  sol.'  1384,  B  Urk.  ,Der 
Herr  verzeucht  nit  und  beitet  nit  lang  über  sy.' 
1531/48,  Sirach.  Söttist  uf  Abwege"  gerate",  so  tue 
nid  b.  mit  dem  Umchere".  Schwzd.  (GRPr.).  .Man 
solte  b.  mit  der  botschaft'  Zielt  1521.  —  e)  mit 
Acc.  S.,  zuwarten  mit  Etwas.  ,Die  Eidgnossen  haben 
uns  betten,  ir  wollen  die  knecht  nit  abmanen ;  wir 
bitten  üch  aber,  ir  wollen  die  abmanung  b.,  unz  wir 
berichten.'  1521,  B  Schreiben.  —  f)  mit  abb.  Satz. 
,Was  doruss  [aus  dem  Aufbruch  der  Berner]  wirt, 
beitet  man.'  1476,  Bs  Chr.  —  2.  spec.  a)  den  Feind 
erwarten,  ihm  Stand  halten.  ,Sy  welltent  ira  [der 
Feinde]  da  gebeitet  han  und  hattent  sich  ze  were  ge- 
stellt.' 1476,  HsFründ.  ,Die  [früher  geprahlt  hatten] 
entrunnen  alle,  do  man  [mit  Heeresmacht]  in  das 
lant  kam;  ir  dekeinre  getorst  gepeiten.'  ebd.  ,So 
weiss  ich  fürwar,  das  wir  den  herzogen  und  all  syn 
volk  uss  dem  land  wurdind  schlachen,  dann  so  [1.  sy] 
beitend  unser  nienen.'  1476,  Schreiben  HsWaldmanns. 
,Dann  ich  will  ir  [der  Schweizer]  nit  b.',  sagt  ein 
Schwabe.  1499,  Lied.  ,Doch  habend  [die  Feinde]  iemer 
nit  wellen  b.,  sunder  by  zit  die  flucht  genommen.' 
Kessl.  ,Mit  gewerter  hand  dem  fiend  manlichen 
bbeitet.'  1590,  L  Schreiben.  ,Dort  wird  der  Stadler 
seinem  Feinde  b..  wird  sich  ihm  stellen  an  die  Seiten.' 
vEüw  1708.  —  b)  (Eim)  b.,  in  der  Rechtssprache: 
(für  Bezahlung)  F'rist,  Aufschub  gewähren,  stunden; 
kreditieren  BsL.  (Spreng);  Gr;  Uw;  „allg."  Ich  mil- 
der mit  dem  Zeis  nu  [noch]  b.  bis  am  Ustage"  [Früh- 
ling] UwE.    ,Swel  siner  gelten  des  nit  wil  stete  han, 


der  sol  sines  geltes  b..  unz  die  andern  werden  gewert.' 
1317,  Z  Stadtb.  ,Ich  han  zwei  rinderli,  do  wil  ich 
dir  eins  ze  kouffen  gen  und  wil  dir  b.,  bis  dass  er  rieh 
wind.-  1391,  Z  Ratsb.  ,Es  klaget  N.  K.  uf  Bertschin 
Murer,  dass  im  der  selb  Murer  gelten  sol,  und  dass 
er  im  das  selb  gelt  tugenlich  hiesch  und  in  bescheiden- 
lich  bat,  dass  er  im  das  gelt  gebi,  er  hetti  im  sin 
doch  lang  gebieted  [!].'  1400,  ebd.  ,Dass  nieman  den 
anderen  uf  den  selben  [Landsgemeinde-] tag  gelt  an 
äschen  [heischen]  sol,  und  welcher  das  ubersäch,  der 
sol  sinem  Schuldner  ein  jar  über  den  selben  tag  baiten.' 
1409,  Ap  LB.  .Wenn  einer  eim  verheist  bar  gelt  zu 
geben  und  wenn  denn  einer  eim  nüt  git,  als  ers  im 
verheissen  hat,  mag  er  einen  denn  pfenden  und  denn 
acht  tag  b.'  1427,  ScHwMa.  LB.  .Wenn  ein  prunst 
ufgieng,  dass  eim  mayer  sin  hus  verbrunne,  so  sol  ein 
mayer  uf  dasselb  jar  um  den  zins  nit  gephendet  wer- 
den, man  sol  in  [1.  im?]  uf  das  ander  jar  p.'  1427, 
Foffa.  ,Er  ist  ein  armer  wirte,  der  nit  gebeiten  mag 
einem  ein  einige  irte  biss  uf  einen  tag.'  1443,  Lied. 
.Der  wirt  sol  sinen  ingenossen  b.,  unz  dass  er  das  vas 
usgeschenket.'  ZDietik.  OlFn.  .Wir  bitten  üch,  dass  ir 
uns  helft  umb  einen  som  roggen.  und  uns  gebaitet 
werd  unss  zue  herpst,  so  weltent  wirs  dann  erbarlich 
bezalen.'  1499,  Gr  Schreiben.  ,Wäre,  das  missgewächs 
wurdi,  so  sond  min  herren  [mit  dem  Zinsbezug]  b. 
uf  das  ander  oder  uf  das  dritt  jar.'  XVI.,  ZBergOffn. 
,Im  [mit  der  Bezahlung]  ze  b.  bis  zue  ende  diss  ma- 
nots  ougsten.'  1532,  S  Schreiben.  , Welcher  denselben 
|kinden,  so  das  ir  unnützlich  vertuon]  etwas  ze  koufen 
git  oder  die  wirt  inen  beitend  uff  vatter,  muoter  tot, 
wellend  ein  schulthcs,  rat  und  der  gross  rat  obgemelt 
inen  darumb  kein  recht  lassen  gon.'  1537,  AaB.  Stadtr. 
.[In  der  Teurung  hat  die  Stadt]  den  Amtlüten  be- 
folchen,  den  armen  lüten  ze  b.'  Ansh.  ,1529  stalt 
[die  Stadt  Bern]  die  sundren  zerwinkel,  prass  und 
zuetrinken  ab,  gepot  bi  Verlust  des  gerichts,  nit  über 
5  Schilling  ze  b.'  ebd.  ,Dass  man  dem  küng  nit  aleiu 
der  sölden  und  pensionen  muesst  b.,  sunder  alent- 
halb  gelt  ussbürgen.'  ebd.  .Facere  moram  creditori, 
den  Schuldforderer  b.  lassen.'  Denzl.  1677;  1716.  RA.: 
.Lang  gebeitet  ist  nit  geschenkt',  zunächst  von  Geld- 
schulden, dann  auch  von  Strafen.  ,Man  spricht,  der 
wirt  mög  nit  lang  wirten,  der  eim  nit  b.  mög  ein 
ürten.  Lang  b.  aber  ist  nit  gschenkt,  das  wird  im 
[Joseph]  yetzdann  ouch  yntrenkt.'  Ruef  1540.  ,Wirt: 
Der  nit  einer  ürten  b.  mag,  der  ist  ein  schlechter  wirt, 
fürwar!  Ich  beiten  mengein  schier  zwei  jar,  der  mir 
doch  keiner  zalung  denkt;  lang  beitet  aber  ist  nit 
gschenkt.'  NMan.  ,Lang  beitet  nit  geschenkt',  von 
einer  Strafe.  1531,  Absch.  ,Lang  gebaitet  ist  un- 
gschenkt.'  1547,  ZOberwinterth.  Gerichtsakte.  .Ob- 
gleich grosse  laster  nit  allwegen  also  bar  von  Gott 
gestraft  werdend,  so  ist  nichts  dester  weniger  lang 
gebeitet  nit  geschenkt;  straft  einen  Gott  nit  hie  in 
zeit,  so  straft  er  in  nach  disem  leben.'  LLav.  1582. 
.Lautet  ja  das  alte  Sprüchwort:  Lang  beitet  ist  nit 
gschenkt;  man  tragt  den  Krug  zum  Brunnen  so  lang, 
bis  er  bricht;  man  redt  von  der  Kilbe,  bis  dass  sy 
kombt.'  JJBreit.  1641.  ,Lang  b.  ist  nit  geschenkt, 
vel  der  Wolf  hat  nie  kein  Zil  gefressen.'  B  Sylloge 
1676.  Verbunden  mit  dem  syn.  borgen;  s.  Sp.  1576. 
.Welcher  bei  inen  isst  oder  trinkt,  soll  besehenen  umb 
sein  ürten,  dann  sy  niemants  verbunden  sollen  sein 
zu  b.  oder  ze  borgen.'  1533,  AALaufenb.  Metzgerordn. 


1849 


Bat,  brt,  bit,  bot,  but 


lx.vi 


,Uas  die  pfister  keinem  nit  wyters  nach  höchors 
dann  umb  5  miitt  kernen  gelte  b.  und  borgen  sollen.' 
1586,    Z  Ratserk.    ,So    ein    Wart   ald    Stubenknecht 

einem  Gast  vil  oder  wenig  Zehrgälts  borgen  und  b. 
wurde.'  7,  Mand.  l'i'JT.  Übergehend  wie  borgen  in  die 
Bed.  .leiben':  .Alle  die,  die  des  gottshns  lehenlüten 
uf  desselben  eigne  höf  oder  güetere  gelt  umb  zins 
geliehen  oder  gebeitet  hant  oder  hinfür  liehen  oder 
b.  werdent,  sollent  an  dem  allem,  das  sy  also  on 
wissen  und  willen  berren  abts  geliehen  oder  gebeitet, 
nit  habent  sein.'  1511,  AAWett.  Klosterarch.  —  3.  (bei 
der  Arbeit)  ausdauernd  sein  SoHwMa.  (Lehrer  Frei). 
Lang  und  viel  zu  tun  haben,  sich  anstrengen  müssen 
(um  Etwas  zu  erreichen)  AaFi'L;  Syn.  beieren  I  2 
(Sp.  900).  Er  het  lang  müesse"  b.,  bis  er  wider  z'weg 
g'sl"  ist,  bis  er  sich  von  einer  Krankheit,  aus  miss- 
lichen Vermögensumständen  erholt  hatte  AaFH.  Der 
hat  z'  b.  g'nueg,  dass  's-e"  [ihn]  nit  üben"  lüpft,  dass  er 
nicht  falliert,  ebd.  —  4.  langsam  aufstehen  AALengn. 
(heute  in  Abrede  gestellt).  —   Ahd.  beitan,   mhd.  leiten. 

ab-beite":  abwarten  Schw;  UwE.  „Ich  will  dir 
a.,  warten,  bis  du  kommst.''  —  er-:  erwarten;  warten, 
bis  Jmd  kommt.  Etwas  geschieht  BHa. ;  GlH.  ;  Gr1>.. 
He.,  Pr.,  Seh.;  L;  GA.,  Wc.;  Uw;  W.  Ich  hän-e"  e. 
möge'',  nachdem  ich  lange  gewartet,  kam  er  endlich 
GA.  Ich  mag-me  (bzw.  ne",  enj  nid  e.,  warte  mit 
Ungeduld,  vergeblich  auf  ihn  BHa.;  Gl;  GrPi'.  Ich 
han-em  lang  abbatet,  aber  ieh  han-e"  nid  möge"  e.  UwE. 
Jc*  mag  's  schier  nid  e.,  bis  's  Neujär  dö  isch  L.  Wenn 
's  [das  Haus]  nw  bald  üs'bauc"  war,  ich  mag  's  fast 
nid  e.  GWe.  Er  ist  nit  z'  e.,  er  kann  nicht  fertig 
werden,  z.  B.  mit  Predigen  W.  ,I)er  keiser  will  ander 
fürsehen  und  herren,  die  noch  kuinen  sollen,  e.'  1471, 
Abscb.  .Man  wurde  uns  nit  überylen  und  möchte 
unser  wol  e.'  1529,  Z  Schreiben.  , Und  ist  nit  minder, 
dass  wir  des  zue  e.  und  üch  nit  zue  überylen  wol 
willig.'  1530,  ebd.  .Die  sach  mag  kein  hindersich- 
bringen  e.  oder  erlyden.'  1530,  Absch.  Ich  ivill  nid 
rede"  vo"  söllege"  Chlinigkeite" ;  ich  macht  der  ZU  schier 
nid  e.  Anf.  XVIII.,  Schw  Hausratbr.  —  üs-.  's  ist  üs- 
'beitet,  das  Warten  hat  ein  Ende  UwE.  Eim  ü.,  auf 
dessen  Ende  warten  W;  s.  Gütti  (Bd  II  529).  —  ver-: 
„einen  Vorteil  durch  langem  Aufschub,  längeres  War- 
ten verlieren" ;  Etw.  verpassen  L;  UwE.  Si  hätt  seile" 
i"  d'  Ise"bän  und  hed  's  dö  mit  irem  Blüdere"  [Plau- 
dern] verbeitet  L.  D'  G'lege"heit  zue  dem  guete"  Schul; 
han-ich  u-ärlieh  cerbeitet  UwE.  —  zue-:  „zuwarten." 
Wa"  wott  's  echt  da  icol  ge"?  du  witt  emmel  auch  e" 
chli"  z.  Wolf,  Gespr. 

Beite"  f.:  geringes  Haus,  Wohnung  GrCIiui' 
(selten). 

Zunächst  wohl  aus  dem  Rätorom.  entlehnt  (rätorom. 
baita,  Haltepunkt,  Hütte),  aber  urspr.  deutsch  ;  vgl.  mhd. 
beite  f.,  Halt.  Zur  Bed. -Entwicklung  wäre  lat.  mansio  (frz. 
maisoji)   von  manere  zu  vergleichen. 

Beiter  m.:  1.  in  dem  Sprw.:  Der  Herrgott  (lieb 
Gott)  ist  en.  lange'  B.,  aber  en  guetc  fg'wüssnc)  Zaler 
ZN.,  W.  Vgl.  Bürg  (Sp.  1588).  -  2.  der  Knecht,  der 
während  des  Winters  das  Haus  auf  der  Rigi  hütete 
Schw. 

Üf-beiteri"  f.:  Aufwärterin  AaWoIiI. 

beitigen:  (stationsweise)  beherbergen?  Vgl.  Sei- 
ten. ,Wie  er,  der  herr  von  Allemaine,  von  dem  her- 
zogen von  Savoy  befelch  habe,  des  keisers  botschaft 
guet  chiere  [bonne  chere]  zuo  machen  und  in  durch 


sin  land  zue  h.'  1526,  Absch.  IV  1  a  lolT  (Schreiben 
der  Gesandten  von  B  und   F). 

Bit,  P-  GrA.,  Chur,  I).,  L„  OhS.,  Pr.,  S.,  Seh.,  Spl. ; 
PAL;    W,   Bit  GRÜbS.,  Tschapp.,   V.:     1.  =  Beit  3  b 

(Sp.  1845).  Uf  B.  (Gr),  uf  guet  Bit  (oü.),  z'  B.  (PA1.J 
W),  auf  Kredit,  Borg  (geben,  haben,  kaufen,  nehmen). 
Niemet  hed-ne"  mer  wellen  Ettes  uf  Bit  ge".  Schwzd. 
(GrPi-.).  Heischu"  z'B.  ist  d'B'zalnuss  wlt  PAL  (Sprw.). 
—  2.  f.,  Warteliste,  -rodel.  ,Die  zwei  Zuschickmeister 
sollen,  wenn  frömde  Gesellen  in  die  Stadt  Chur  kom- 
men, ihnen  der  Bitt  nach  umbschauen;  er  [der  betr. 
.Meister  in  der  Liste]  dankt  ihnen  ab,  so  soll  derselb  im 
Rodel  unten  an  gestellt  werden,  und  das  bei  der  Straf.' 
1730,  GRChur  Tischmacherordn.  .Wann  es  sich  begibt, 
dass  man  einen,  der  in  der  Bitt  am  Abend  einen  Ge- 
sellen heimbrächte,  und  er  züge  am  Morgen  widerum 
zum  Tor  aus,  so  soll  dieser  Meister  in  der  B.  unten 
an  gestellt  werden.'  ebd.  ,1m  Zuschicken  soll  die 
Ordnung  gehalten  werden,  nammlich  wann  ein  frömder 
Gesell  oder  mehr  der  B.  nach  zugeschickt  werden, 
und  ein  Meister  oben  in  der  B.  ist,  der  zuvor  einen 
Gesellen  hat,  und  es  steht  ein  anderer  unten  nach 
ihm,  der  gar  keinen  hat,  so  soll  allerwegen  dem 
Meister  ein  Gesell  zugeschickt  werden,  der  keinen 
Gesellen  hat.  Sind  dann  nur  Meister  in  der  B.,  da 
jeder  einen  Gesellen  hat,  so  soll  es  der  Ordnung  nach 
gehen.  Wärend  aber  gar  keine  Meister  in  der  B.,  so 
sollend  ihnen  die  Zuschickmeister  nichts  desto  minder 
umbschauen.'  ebd.  ,Wenn  ein  Gesell  umbschickte  und 
beide  Zuschickmeister  Gesellen  bedärfend,  keiner  aber 
unter  ihnen  beiden  im  Bittzedul  stuhnde,  so  soll  dem 
ejtern  der  Gesell  gehören.  Wofern  aber  der  jüngere 
Meister  in  der  B.  stühnde,  der  alte  aber  nit,  so  ge- 
hört dem  Jüngern  Meister  der  Gesell.'  ebd. 

Mhd.  bit(e)  und  (im  Ablaut  dazu)  bit(e)  f.;  vgl.  auch 
Sehm.  I2  305.  Da  das  W.  in  der  lebenden  Spr.  nur  noch 
in  der  angegebenen  Formel  vorkommt,  aus  der  das  Geschl. 
nicht  ersichtlich  ist,  so  sind  die  Angaben  über  dieses 
schwankend;  t.   wird  es  als   f.,  t.  als  m.   bezeichnet. 

bite":  =  beiten  BSa.  (FStaub).  ,Wip  unde  man,  die 
min  da  bitent  lange.'  Anf.  XIII.,  AaMuh  Osterspiel. 
,Wir  han  diu  gebiten  lange  tage.'  ebd.  ,So  uf  iemannes 
guot  geklagt  wirt  nie  danne  von  eime,  wellent  danne 
die  nachgenden  kleger  nit  byten,  so  sulln  si  verkoufen 
mit  gerichte.'  Z  RBr.  1304.  ,Si  sprachen  zu  beiden 
siten :  wir  wellent  nit  länger  b.'  Ap  Reimchr.  um  1409. 

er-:  erwarten.  ,Wir  han  dur  dich  vil  not  erliten, 
da  von  han  wir  din  ehüme  erbiten.'  Anf.  XIII.,  AiMuri 
Osterspiel. 

Bilt  (P-  Th;  Z)  f.,  in  SchwE.  n.:  1.  Bitte.  I<*  hett 
e"  B.  a"  dich  Aa;  Z.  ,[Die  Verbannten]  muestend  [d'] 
statt  ein  zit  miden,  und  mit  grosem  b.  [wieder]  kom- 
men.' 1524.  HsStockar.  ,Ist  desshalb  an  üch  unser 
ganz  ernstflissigs  b.,  ir  wellen  [usw.].'  1530,  Absch. 
.[Maximilian]  warb  mit  pit  und  bot  an  gmein  eid- 
gnossen.'  Ansh.  ,Uf  das  p.,  so  unser  eidgnossen  ton 
haben.'  1553,  Sch  Ratsprot.  ,Mit  grossem  p.  und  gär 
[Begehr].'  1549,  Mey.,  Wthur.  Chr.  ,So  bättend  wir 
nun  in  disem  ersten  b.  [des  Vaterunsers].'  RGoalth. 
1559.  .Mit  frindtlichem  P.  und  Begehren.'  1637,  Aa 
Wett.  Klosterarch.  ,Ist  meines  Bitt',  meine  Bitte. 
JCWeissenb.  1702.  —  2.  die  ,Bitt'  oder  der  , Heische- 
platz' (locus  petitionis),  eine  vor  dem  Eingange  vom 
Schiffe   des    Münsters    in    das    Chor,    am    Fusse   des 


1851 


Bat.  bet.  liit,  bot,  but 


1852 


grossen  Kruzifixes  angebrachte  Büchse,  in  welche  die 
Gaben  für  den  Bau  der  Kirche  eingelegt  wurden. 
Bs  XIV.  12.  An  St  Andrestag  und  an  der  Kirchweih 
der  [St  Andres-]  Kapelle  Nachmittags,  ,so  unser  sechs 
und  die  meister  nit  an  der  b.  sitzen',  soll  der  Oberst- 
zunftknecht diese  Bitte  .durch  ein  ehrbar  gesind'  ver- 
sehen. XV.,  BsStdt.     Vgl.  Bett  II  2  a  (Sp.  1828). 

Ahd.  biiti  f.  Zu  dem  stark  bezeugten  Neutr.  Tgl.  nihil. 
I.ii   ii.    und  Cr    WB.  IV  I,    1739. 

Ab-bitt:  1.  Gesuch,  Bitte  um  Entlassung  von 
einem  Amte  Bs  (Kanzleispr.).  „Eine  A.  von  einer  Be- 
amtung  eingeben."  —  2.  Bitte  um  Abschaffung.  ,Wylen 
die  Profosenstühr  nit  wenig  Unwillens  verursachen 
tüye,  als  gebend  wir  dir  Befelch  und  Gwalt,  soliche 
Beschwerd  ihnen  abzenemmen  und  uns  zur  A.  gelangen 
ze  lassen.'  1646,  Z  Wäd.-Handel.  —  Für-.  Auch  als 
Neutr.:  ,Das  fürpitt  der  helgen.'  Gtrenrupf.  1523.  ,Das 
fürbitt  der  menschen.'  Zwingli.  Dafür  , Vorbitte.'  Pfaf- 
fenkrieg 1712;  SLutz  1732;  Bs  Chr.  1779. 

Ge-.  ,Mit  beger  und  gbitt'  Kessl.  —  Auch  bei 
Schm.  I2  306. 

bitte»  O  Aa;  Ap;  Th;  Z)  —  Conj.  Prät.  bäti, 
häufiger  bitteti  Gr  —  Ptc.  pette"  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl; 
Gr;  Th;  Z,  auch  pittet  L:  1.  wie  nhd.  lch  wett-ech 
pette"  ha"  AALeer.  Ich  pitten  um  's  Z'guethalte",  um 
Nachsicht  ZO.,  Zoll.  (Formel).  ,0  Dieb,  ich  bitte 
dich  bei  dem  ersten  Nagel,  den  ich  dir  [hier  am 
Birnbaum]  in  deinen  [!]  Gstirn  und  Hirn  tue  schlagen, 
das  du  das  gestolen  Guet  wider  an  seinen  vorigen 
Ort  muest  tragen'  ZHorg.  S.  noch  Andres  (Bd  I  313  u.). 
.Das  ir  euch  einen  künig  gebätten  habend.'  1531/48, 
I.  Sam.  U"jiette",  ungebeten,  wie  nhd.  Wer  u"pette" 
ehunnt,  göt  uHanket  fürt  ScHSt.  (Sulger).  U"pcttni 
Gest  setzt  -me"  hinder  der  Ofe".  ebd.  En  Wpettne" 
Gast  ist  en  Überlast,  ebd.  Er  liet-mich  pette",  was 
z'betten  isch,  inständig  gebeten  B.  Häufig  zur  Ver- 
stärkung verbunden  mit  dem  syn.  betten;  s.  Sp.  1831. 
(Eine")  b.  und  bette",  flehentlich ,  inständig  bitten 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr;  G;  Th;  Z.  I«*  han-e"  pitten  und 
pette"  AAKulmert.,  Leer.;  ich  ha"  pittet  und  pettet  TiiHw. 
S.  auch  bitti-betti.  Pitti,  formelhafter  Ausdr.  der  Ab- 
wehr, Beschwichtigung,  auch  der  Verwunderung  Aa; 
G;  Th;  Z.  Mit  scherzh.  Wortspiel  sagt  man  zu  Einem, 
der  sich  das  Glas  nicht  von  Neuem  füllen  lassen  will : 
3Iach's  wie  d'  Stammer  [die  Bewohner  von  ZSth.]; 
st  tond  d'  Hand  uf  's  Glas  und  d'  Finger  usenand 
und  säge'd:  Bitt  um  Alles!  ThEscIiciiz.  Pitti,  verheb! 
=  hör  auf,  lass  es  gut  sein  Th;  s.  noch  Bd  II  908. 
Pitti  (auch),  was  bist  du  für  Eine''!  Aa.  Verstärkt 
ä  pitti!  Z;  s.  ä  IV  (Bd  I  3).  Ä  bitti,  das  ivird-si'1' 
wnl  mache"!  MUsteri.  Ähnlich  nei",  pitti\  auch  als 
Ausruf  des  Erstaunens,  der  Überraschung  Th;  Z.  Nei", 
pitti,  was  du  nid  seist!  Ach  mineli  und  bitti!  JEgli 
1895.  Do  denk-ieh,  bitti,  hm!  was  chöm  so  ehalt  dö 
«"  »u**  her?  Merz  1828.  Zur  Verstärkung  eines  Wun- 
sches, einer  Aufforderung  in  Sätze  eingeschoben,  = 
nhd.  doch  ja.  Lass-dich  pitti  nüd  störe"!  Z.  Er  soll 
pitti  hei'"  cho"  Z.  Si  soll-em  's  pitti  bringe"  GiiMai. 
Wiederholt  pitti -p.!  G;  Th;  Z.  Mach  pitti -p.!  die 
Gebärde  des  Bittens,  zu  einem  Kinde  oder  einem 
Hunde  Th;  Z.  —  2.  betteln.  .Nieman  sol  b.  in  unser 
statt  an  des  ingenden  järes  abent  ald  an  dem  zwelften 
abend  ald  an  andern  zyten  mit  singenne  oder  süsse 
[bei  Busse].  Aber  arme  lüt,  die  das  almuosen  bittent 
äne  geverde,    die  verlüret  nit  die   buosse.'    um  1380. 


ScnStdtb.  —  3.  spez.  im  Staats-  und  Rechtsleben, 
a)  um  ein  Amt  anhalten.  .Bittende  oder  gebetne 
Ämter  hiessen  [in  Ap ;  Gl;  Schw;  Ndw;  U]  die  Land- 
schreiber- und  Landweibelstellen  und  untergeordnete 
Bedienstungen,  wie  die  eines  Schiffmeisters  in  Schw 
und  Gl,  der  Zoller  in  U  usw.,  weil  es  allgemein  ge- 
bräuchlich war,  dass  die  Bewerber  um  solche  bezahlte 
Dienste  an  der  Landsgemeinde  vortraten  und  in  bit- 
tender Rede  um  dieselben  anhielten.'  Blümer,  RG.  II 
112.  Vgl.  Bitt-Amt  (Bd  I  245).  ,An  [um]  das  Vogtsamt. 
das  Wachtmeisteranit,  das  Ratsknechten-.  Torwächter-, 
Karrenzieheramt  b.'  Auf.  XVI.,  Bs.  .Einer  so  zuo  einem 
Ampt  erwellt  wird,  soll  ein  lyblichen  Eid  schweren, 
dass  er  desswegen  weder  Prattiken  gebrucht,  betten 
noch  botten  und  mit  Gasteryen  kein  Gefar  gebrucht 
habe.'  1607,  U  Rq.  ,So  einer  also  pratticierte,  einem 
bütte  oder  bette,  den  sol  man  strafen.'  ebd.  Das 
.Practicieren,  Weinzahlen'  ist  verboten,  .ausgenommen 
der  Landschreiber  und  Landweibel  möget  wohl  auf 
der  Gass  die  Landleut  [um  das  Amt]  ansprechen  und  b.' 
1629,  Ap.  Das  Zg  Mandat  von  1723  unterscheidet  zw. 
.gebettenen'  und  .ungebettenen'  Ämtern.  .Jedem  Land- 
mann in  unserem  Land  soll  freistehen,  umb  die  jähr- 
lich bittende  Ämbter,  als  Landschreiber,  Landweibel 
und  Wagmeister,  jährlich  anzuhalten.'  1756.  ScuwRq. 
.Der  Competent  [um  eine  Schulstelle]  muss  die  Prob 
ablegen  und  dann  nach  erhaltener  Erlaubniss  öffent- 
lich um  den  Dienst  b.  Im  Verfolg  muss  er  alle  Jahre 
um  Martini  sich  wiederum  öffentlich  anmelden  und 
durchs  Mehr  bestätet  werden.'    1798/1835,  ApHeiden. 

—  b)  um  Hülfe,  Zuzug  bitten  (Solche,  die  zum  Zuzug 
verpflichtet  sind,  .mahnt'  man).  ,Die  von  Switz  zugen 
mit  ir  paner  us  und  manten  all  eidgnossen  an  die 
von  Bern,  die  baten  si.'  XV.,  Z  Chr.  —  c)  gerichtliche 
Hülfe  anrufen.  , Heini  und  Hans  Casp.  Steiner  händ 
um  Gricht  und  Rächt  bäten  über  iren  Brüeder  Hans.' 
1641,  Zg  Tageb.  —  d)  vor  Gericht  laden?  , Nieman 
an  den  andern  b.  [Überschrift].  Swer  dem  andern  ze 
Zürich  vor  dekeiner  kilchen  wil  b.  ane  des  rates  urlob, 
so  danne  gewalt  hat,  das  der  git  5  ß  ze  buosse.'  1342, 
Z  Stadtb.  I  134.  —  e)  en  'bettne-  Vogt,  Einer,  den 
Derjenige,  welcher  sich  freiwillig  unter  Vormundschaft 
stellt,  sich  erbittet.  Ein  ,bätner  Vogt'  hat  mehr  Macht 
als  ein  anderer.  1680,  GRUVatz  Gemeinbuch. 

Abgesehen  von  dem  Ptc.  pette"  und  dem  formelhaften 
pitti  wird  das  Vb  selten  oder  nie  gebraucht  und  meist  durch 
bette"  (s.  d.)  ersetzt.  Der  Anl.  /.-  durch  Übertragung  vom 
Ptc.  her.  Pitti   kann  sowohl  pitt-ili'1'  als  jntt-i   [euch]    seiu. 

ab-:  1.  a)  nur  im  Ptc,  Abbitte  leisten,  wie  nhd. 
Th;  Z.    Er  hat  abbette".    Der  Inf.  ist  ab-bette"  (s.  d.). 

—  b)  „um  Verzeihung  bitten,  als  ein  Höflichkeits- 
kompliment beim  Kommen  oder  Weggehen  eines  Be- 
suches, allg."  Ich  bitten  ab.  —  2.  a)  bittend  ablehnen, 
sich  verbitten.  .Bullinger  wurde  von  Zwingli  ersucht, 
ihne  nacher  Marpurg  zu  begleiten,  allein  B.  bäte 
solches  ab.'  1722,  Mise.  Tio.  S.  noch  Her  (Bd  II  1522). 

—  b)  bittend,  auf  höfliche  Art  versagen.  ,Die  puren 
haben  begert  brief  und  sigel;  ist  inen  abgebetten 
worden.'  1530,  Absch.  —  c)  durch  Bitten  abwenden. 
,Also  hab  ich  mein  Gebätt  von  der  Eid  hinauf  lassen 
galin  und  den  Tod  mit  Worten  abgebätten.'  1638, 
Sirach.  —  3.  die  Entlassung  von  einem  Amte  nach- 
suchen BsStdt  (Kanzleispr.).  , Amtmann  N.  hat  in 
der  zit  abbetten,  und  kam  an  sin  statt  Hans  W.' 
1559,  BsRq.     .Anstatt  Herrn  M.,  welcher  abgebätten, 


KV, 


Bat,  bet,  bi».  but.  büt 


1854 


wurde  gewählt  Herrn  A.'  17.V.  Z  Nachr.  —  an-: 
(bittend)  angehen.  .Hat  den  Müller  um  Hosen  an.' 
UBrägger  17S7.  —  er-:  1.  mit  Acc.  P.  a)  wie  nhd. 
Der  Atto  hennen  erbitte"  z'  clijemme"  ingjer  PIss. 
(Übers,  von  Lukas  XV  28).  .Du  stast  gelich,  als  ob 
du  her  erbetten  syest',  zu  Einem,  dessen  Weggehen 
man  wünscht.  1401,  Z  Katsb.  .Noch  hab  ich  dich 
noch  nie  erbetten,  dasei  mir  ein  Gitzli  hettist  geben.' 
JBixder  1535.  .So  hab  ich  Anfangs  benielter  Schuldner 
mit  sondrem  Fleiss  und  Ernst  erbetten  den  hoch- 
geachten  Herrn  N.,  dass  er  sein  Insigel  öffentlich 
hierund  getruekt  hat.'  1686,  Gl  Pfandbr.  .Ich  habe  er- 
betten den  Hm  J.  H.  Kauffmann,  diesmal  Oberamtmann 
zu  .Meilen,  dass  er  dis  Schuldinstrument  mit  dem  ge- 
wohnten Oberamtssigill  öffentlich  behängt  und  be- 
kräftigt.' Isis,  Z  Schuldbr.  —  b)  losbitten  (von  Strafe). 
.Wir  mögen  ein  Übeltäter  e.  lassen  und  im  sin  tödlich 
straf  in  ein  zitliche  straf  wenden.'  um  1495,  AiBrugg 
Stadtr.  .Man  hat  dich  zue  Strassburg  gschwemmt  und 
bist  vast  kum  worden  erbeten.'  NMan.  .Da  dann  N.  N. 
für  das  malefiz  by  sinen  herren  und  obern  gestellt 
und  erbäten  worden.'  1590.  L.  .[Die  aus  der  Schlacht 
bei  St  Jakob  heimkehrenden  Eidgenossen]  wurden 
kaum  vom  Schwert  erbetten,  weil  sie  nicht  bei  so 
vielen  redlichen  Eidgnossen  geblieben  waren.'  JGross 
1624.  ,[Der  Dieb]  ist  wider  [aus  dem  Gefängniss] 
erbätten  worden,  doch  musste  er,  so  vil  er  gstolen, 
dem  Landvogt  Buss  versprechen.'  Schimpfr.  1651.  — 
2.  mit  Acc.  S.  Erbetteni  Amtli,  früher  Bezeichnung 
der  Stellen  des  Schreibers,  Läufers.  Landweibels 
(vgl.  bitten  3  a),  heute  allg.  für  (kleine)  Aufträge, 
die  sich  ein  Armer,  Gebrechlicher  erbeten  hat,  um 
sich  Etwas  zu  verdienen  Gl.  .Belangend  die  sogen, 
erbetenen  Dienste  [im  Gegs.  zu  den  .Ehrenämtern'], 
welche  von  dem  grossen  Kate  bestellt  werden,  so  kann 
sich  ein  jeder  darum  in  der  C'anzlei  ohne  weiteres 
Nachwerben  einschreiben  lassen;  doch  dass  alles  Spen- 
dieren und  unordentliches  Geläuf  verboten  ist.'  Leu, 
Lex.  I  192  (für  Bs).  S.  auch  Ochs  V  411.  Eine  [vom 
Grundherrn]  .erbetene',  d.  i.  freiwillige  Steuer;  vgl. 
Bett  II 2b.  ,Das  es  ein  erbettnü  stür  were  und  nüt 
von  recht.'  1373,  Uw  Urk.  —  ab-er-b.  :  =  dem  Vor.  1  b. 
.Wir  mögen  uns  einen  yeden  ubeltätigen  menschen, 
der  sin  laben  verwürkt  hat.  a.  hissen,  im  gnäd  be- 
wisen  und  sin  tütliche  straf  in  zitliche  des  guots  oder 
irj  ander  wäg  verwandlen.'  1512/3,  AABrugg  Stadtr.  — 
üs-:  1.  zu  Ende  bitten,  's  isch  üspette",  alles  Bitten 
ist  vergeblich  B.  —  2.  wie  nhd.  Er  het  sich  das  üs- 
pette"  B.  lch  wett-mer  da-  üspette"  ha"  Th.  —  3.  ver- 
bitten. Die  Jagdbarkeit  gehöre  ihnen  zu;  weshalb  sie 
die  Publikation  des  Landvogts  der  Jagdbarkeit  halber 
sich  .ausgebeten'  haben.  1743,  Absch.  VII 1,  894  (GRh.). 
—  ver-:  wie  nhd.  Ieh  will-mer  das  rerbette"  ha"  Aa; 
B;  Th;  Z. 

Bitte"  f.:  Bettlerin  PA1. 

Bitter  m.:  ein  (um  Almosen)  Bittender.  ,Es  sint 
ouch  etlich  [Gauner],  die  kuntschaft  habent  zu  et- 
lichen b-n,  und  die  lihent  inen  ire  briefe  und  mon- 
stranzen  mit  dem  heiltuom.  und  die  varent  after  lande, 
da  sy  ir  kuntschaft  wissent.  und  tuend  sich  uss,  wie 
dass  si  priester  sient,  und  gent  denn  den  b-n  den 
dritten  pfennig  davon.'  um  1430,  Bs  Chr.  Für  die 
Unglücklichen  [Siechen]  in  St  Jakob  gieng  der  sog.  ,B.' 
jeden  Vormittag  mit  seiner  Büchse  in  die  Kirchen 
und  die  Herbergen    und    übergab  jeden  Samstag   das 


Gesammelte  dem  Vorstehet  dos  Hauses.  Bs  XIV.  ,Der 
Morgen  ist  's  Schnitters  und  der  Abend  ist  's  B-s,'  d.  i. 
.der  Schnitter  kommt  am  Morgen,  wann  er  will,  und 
z'  Abend  heisst  ihn  der  Paur  Fyrabend  haben,  auch 
wann  er  will.'  Schimpfr.  1651. 

Liehe"-:  wie  nhd.  ScnStdt.  Syn.  Küch(gang)- 
Säger.  Der  von  der  Gemeinde  gewählte  L.  gieng  mit 
einem  schwarzen  Mantel  bekleidet  umher,  indem  er 
z.  B.  rief:  Die  Herren  wollen  so  gut  sein  und  heute 
Nachmittag  dem  Herrn  Stadtrat  sei.  zur  Leich  kommen. 

Lieh  en- Bitteri"  f.:  schwarzgekleidete  Frau,  die 
im  Auftrage  der  Angehörigen  eines  Verstorbenen  Ver- 
wandte und  Freunde  desselben  zum  Begräbniss  ein- 
ladet B;  Z.  .Bald  nach  dem  Abschied  wird  in  der 
Stadt  [Zürich]  die  L.  oder  Kirchgangsagerin  gerufen 
und  zu  der  Verwandtschaft  umher  geschickt,  die 
Trauer  anzukündigen.'  Herrlib.  1751.  ,N.  N.  empfiehlt 
sich  als  L.  und  Schätzerin  [des  hinterlassenen  Mobi- 
liars]' BStdt  (häufige  Ztgsanzge).  In  ZÖtw.  a/L.  er- 
hält die  L.,  meistens  eine  arme  Person,  in  jedem 
Hause  ein  Stück  Brot  oder  Mehl,  das  sie  in  einem  zu 
diesem  Zwecke  mitgenommenen  Säcklein  unterbringt; 
so  auch  in  ThHw.  Es  G'sicht  mache"  icie-n-e"  Elche- 
bittere",  sauer  dreinsehen  BStdt. 

Bittete"  f.:  Verbeugung  einer  weiblichen  Person, 
Knix  F. 

Here  (Sch;  Th;  Z),  Herr.;  (GRh.) -Pitti,  in  Seil 
auch  -Pittis,  -Pittelis:  nur  in  der  Verbindung  //.  mache", 
demütig  bitten.  Vgl.  flerg-PeWt,  ferner  Bitti-Herli(s) 
(Bd  II  1552).  Dö  han-ech  's  [erraten],  was  du  säge" 
witt,  orid  mache"  nomine*  Heribitt.  Lenggf.nh.  1830. 
—   Aus  Her,   ich  bitt-i  [euch]. 

bittlich:  I.  bittend,  bittweise,  a)  adj.  .Bittlicher 
ersuochung.'  1520,  AaB.  Stadtr. ;  Ansh.  ,Uf  bittlich  es 
anhalten.'  1607,  AAAar.  Ratsman.;  1639,  ZStdt;  1743, 
Schw  LB.;  XVIIL,  SBib.  ,Mit  viel  bittlichen  uner- 
hörten Obliegen.'  Gr  Handl.  1632.  .Einiges  bittlichen 
Obliegens.'  FSprecher  1672.  —  b)  adv.  Ich  ersueehe" 
die  Herre"  Landsllt  bittUch,  das'  mier  Keine'  hei" 
Hand  schenki,  sagt  der  zur  Wahl  Vorgeschlagene  an 
der  Landsgemeinde  U.  , Wir  sint  die  rate  und  die 
bürgere  zue  Arow  bittlichen  ankörnen,  dass  si  [usw].' 
1449,  B  Urk.  ,Wir  habend  unsern  eidgenossen  b.  ge- 
schriben,  ouch  ander  unser  gönnere  gebettenne.'  1465, 
B  Schreiben.  .Desshalb  wir  üch  b.  ansinnen,  ir  wollen 
[usw.].'  1499,  Gr  Schreiben.  ,Beder  statten  botschaften 
haben  si  [die  Eidgenossen]  p.  um  frin tschaft  und  frid 
heimgesuecht.'  Ansh.  ,B.  anhalten.'  SMctach  1709; 
1760,  GBern.  —  2.  ,pittliches  Amt'  =  .bittendes  Amt' 
(s.  bitten  3  a).  .Welcher  sich  umb  ein  Ambt,  es  sei  ein 
pittliches  oder  nit  pittliches,  wurde  bei  einem  Land- 
mann recomandieren,  solle  dem  Landsseckel  1  Dublen 
zuo  Puoss  verfallen  sein.'  1700.  Schw  LB. 

un-:  nicht  bittweise;  direkt  klagend.  ,Dass  der 
bischof,  als  rechtlos,  gmeine  eidgnossen  kläglich  und 
u.  um  hilf  zue  recht  anrueft.'  Ansh.  I2  200.  —  er-:  zu 
erbitten,  exorabilis.  ,Gott  sye  an  eim  ort  e-er  dann 
an  eim  andren.'  Zwingli. 

Bittung  f.  .Mit  früntlichen  Worten,  pittungen  und 
ermanen.'  1489,  L  Brief.  ,Mit  schryben  an  ir  bäpst.  h. 
sampt  b.,  das  sy  so  wol  tuon  wolle  [usw.].'  1584,  Brief. 

Pitanz  f.:  Zukost,  reichlichere  oder  bessere  Portion, 
die  den  Mönchen  im  Kloster  an  gewissen  Tagen  zu 
Teil  wurde.    ,Der  nacht,  als  der  convent  nach  guoter 


1855 


Bat,  bet,  bit.  bot,  hnt 


1856 


p.  und  frölicher  tagmette  wo]  entschlafen  was  and 
der  iiriol  die  wacht  hielt.-  Ansh.  ,Gah  1  Schupossen 
an  die  P.'  RCvs. 

Mlat.  pitanlia;  vgl.  Sclim.  1  -  JU/.j  und  Bs  Chr.  I  261: 
.Im  über  benefactorum  [der  Karthäuser  in  ßs]  werden  häufig 
Stiftungen  von  Pitanzen  erwähnt*;  ferner:  .In  auniversario 
fundatoris  monasterii  dehet  eonventui  in  vino,  piseibus  et 
albo  pane  pitancia  ministrari.'  12S'.'.  LKathausen  Cister- 
cienseriuuenkloster. 

Pitanzer  m.:  Mönch,  welcher  die  Pitanzstiftungen 
des  Klosters  verwaltet,  ,Der  flscher  soll  den  p.  in 
dem  gottshus  fragen,  ob  er  der  fischen  bedarf.'  1450, 
AiWett,  Klostcrarch.  ,Lux  Bosshart  von  Langental. 
p.-  1513,  LStUrb.  (Verzeichnis  von  Klosterbrüdern). 
,Dise  zehenten  und  gült  sollen  durch  den  p.  an  der 
berren  von  StUrban  kleidung  verweilt  werden,  näm- 
lich jedem  berren  ein  kutten  und  ein  rock.'  RCvs. 

Pite"  f..  PI.  unver.,  Dim.  Piti:  Huhn  FJ.  -  Zu 
Ititn,  Tier  (Bride],  Gloss.  41),  mit  specialisierter  Bed.V 

Pitte",  in  GRRh.  Bette"  —  f.:  1.  flaches,  kreis- 
rundes, hrotartiges  Gebäck  „von  verschiedenen  Be- 
standteilen und  ungleicher  Güte"  Gr.  Flacher  Kuchen 
GrD.  (gew.  aus  dem  Rest  des  Schwarzbrotteigs),  Hein- 
zenb.,  Val.,  V.  a)  aus  Weissbrotteig  unter  Zusatz  von 
Eiern,  Butter,  Milch,  Zucker  und  Weinbeeren  in  einer 
Form  gebackener  Kuchen,  eine  Art  Biscuit,  neben 
Birnbrot  allgemeines  Festgebäck  zu  Neujahr,  auch 
etwa  auf  Ostern,  auf  Hochzeiten  und  Kapitelsonntage 
(in  GrScIi.  auf  die  Landsgeineinde)  bereitet  Gr.  Eine 
Art  süssen  Gugelhopf'es,  beliebtes  Festgebäck  GSa. 
Sclii  heind  aber  auch  en  G'walts  Ufwarti"g  g'han:  Bire"- 
bröd,  Chräpfli,  P.  und  Chüechli  alleter  Gatting  GrD. 
Für  es  ieders  Chind  e"  Stuck  Bire"bröd,  B.  und  e" 
Schild  Weissbröd  [als  Patengeschenk  am  Neujahr]. 
Schwzd.  (GRPeist).  .Die  Bursche  bezahlen  [an  der 
Chilbi  in  Gr]  den  Wein,  die  Musik,  die  Mädchen 
pflegen  mit  P.  und  Fleisch  aufzuwarten.'  Archiv  f. 
Volksk.  S.  auch  Ge-mach  (Sp.  19).  ,Eine  fingersdicke 
süsse  Bitten  backte  er  selber  auf  der  zwischen  vier 
Steinen  eingefassten  und  mit  einer  Steinblatten  zu- 
gedeckten Glut,  nachdem  er  einen  Teig  mit  Milch  und 
Wasser  angemachet  hatte.  Dergleichen  Gebackenes, 
sagte  er,  esse  er  lieber  als  gehefeltes  Brod,  und  wir 
sahen  dergleichen  auch  in  allen  Montafuner  Hütten; 
sie  werfen  zuweilen  Kirschen  darunter;  sie  sind  in- 
wendig nicht  durchgebacken,  doch  wohl  zu  essen  und 
süss.'  Gr  Sammler  1781.  —  b)  ,grosses  Brot,  nam. 
wenn  es  dürres  übst  enthält'  GRVal.  —  c)  Pitteli, 
Brötchen  GrCIuu'w.,  Glar.,  Duz.,  Schud.  ,Ein  mit  Man- 
deln und  Zucker  bestreutes  Pittlein'  GrCIiui-.  — 
2.  RAA.  An  e"  P.  trücke",  schlah(n),  zu  einer  flachen 
Masse  Gr.  Halt  asweder  d's  Mül,  laber  ich  schlahn- 
dich  an  e"  P.  Die  Tätschfalle"  hed  d'  Mus  g'rad  an 
e"  P.  getrückt  GrD.  Schi  heind  de"  Habersack  uf  dem 
Ambös  g'rad  an  en  P.  z'sämme"  g'schlage".  Schwzd. 
(GRPeist).  „Jemanden  zu  einer  P.  schlagen,  d.  i.  halb 
tot  prügeln  Gr." 

Kätorom.  /..  Ua,  pitui,  (iacher  Brotkuchen;  Brot  aus  zsge- 
scharrtem  Teig  (auch  pcin  plata).  ,Petta,  pauis^scn  placentae 
species.'    1249,   Monum.  eccles.  Aquil.  (Ducange). 

Eier-:  =  Pitten  1  a  GrD.,  Pr.  —  Ofe"-:  im  Ofen 
gebackene  P.  GrV.  —  Ali-:  eine  Art  Kuchen  als  Be- 
lohnung der  Kinder  für  fleissiges  Ährenlesen  GitPr. 
Vgl.  die  Ermunterung  an  ährenlesende  Kinder:  Lese"d 
fllssig  Ari  .'stimme",  's  gi'il-i  [euch]  dann  en  Öpfel- 


teegge",  oder:  's  gihd  scho"  (icider)  d'  Muclte"clirnt:ctc" 
ZZoll.f  —  Erd-äpfel-:  ganz  flacher  (höchstens  1  cm 
dicker)  Kuchen,  dessen  Teig  aus  zerstossenen  Kar- 
toffeln mit  Zusatz  von  Mehl.  Butter,  Eiern  und  Zimmet 
besteht  GrPi\ 

Fagä'sch'i-  GrCIiui-,  D..  Mai.,  V..  Bagäschi-Bitte" 
GW.:  wesentlich  =  Pitten  1  a,  aus  bes.  feinem  Mehl. 
Etwa  Wöchnerinnen  dargebracht.  Helvktia  1864,  3. 
—    Zum    1.  T.   vgl.   die   Anm.   zu    Forhcnzen  (Bd  I  653). 

Fäule"-:  P.  mit  Zusatz  von  Fäulen  1  (Bd  1  767) 
GrCIiui-,  Mai.,  Pr.  Syn.  Anken-truesen-  Weggen.  Hest 
blöd,  se  nümm  es  Bröchli  F.  ab  dem  flösse"  Teller  us 
der  Chuchischgafj'e".  Schwzd.  (GrPi\).  —  Gerste"-: 
P.  aus  Gersteninehl  GrV.  —  Gries-:  P.  aus  Gries  4 
(Bd  II  801),  dem  Vieh  gegeben  GRGlar.  —  Grüsche"-: 
P.  aus  Grüsch  1  (Bd  II  817),  für  die  Kälber  GRGlar., 
Schud.  —  Holdi-:  =  Pitten  la,  von  den  Mädchen  den 
Liebhabern  bei  ihren  Besuchen  vorgesetzt  GrD.,  L. 
(wo  die  Bursche  den  Wein  dazu  mitbringen).  — 
Chriesi-:  Kirschkuchen  GrV.  —  Becki-:  in  einem 
Becken  gebackener  Kuchen.  Uf  dem  Tisch  ist  [am 
Neujahr  in  den  Häusern,  wo  Mädchen  sind,  für  die 
jungen  Bursche  bereit]  Bire"bröd  mid  prächtig  g'mod- 
lete"  Hechle"  und  Pfanne"-,  Becki-  und  anderi  B.,  de"" 
Chuechli,  Xuss  und  di  hübsch  Schnapsguttere".  Schwzd. 
(GRPeist).  —  Mel"-beri-:  Kuchen  mit  Zusatz  von 
Mehlbeeren  [Weissdornfriichten]  GrV.  —  Bire°-:  = 
Pitten  1  a,  aus  feinem,  mit  zerhackten  gedörrten  Bir- 
nen durchwirktem  Teig  GrD.,  Pr.,  V.  —  Pfanne"-: 
Kuchen,  der  in  einer  Pfanne  im  Ofen  gebacken  wird 
GRObS.,  Peist,  S.,  Scuolms,  Spl,  Tschapp.,  Val.  Siehe 
Becki-P.  —  G'sig-:  =  Fäulen-P.  GRSpl.  —  Scha- 
bete"-:  =  Fagäschi-P.  Gr.  —  Weize"-:  Kuchen 
aus  Weizenmehl  GnV. 

bitter  (p-  B;  Th;  ZO.,  S.):  1.  wie  nhd.  allg.  a)  im 
eig.  S.  Verst.  galle"-b.;  s.  Gallen  (Bd  II  204),  Galler  2 
(ebd.  206).  B.  vertribt  b.  L  (Ineichen),  Bitters  muess 
Bitters  rertribe"  B;  Z,  von  Arzneien  mit  Bez.  auf 
Krankheiten,  auch  bildl.  Fs  (Glesli)  Bitters,  Magen- 
bitter, Schnaps  L;  Ndw.  ,Was  kriegten  die  Armen 
bei  den  Limonaden  und  Polnisch  -  Bittern  [Var.  ,Li- 
queurs']  für  dünne  Wangen!'  Gotth.  Danach:  bitteri 
Stund,  Morgenstunde,  in  der  der  Bürger  einen  Bittern, 
ein  Gläschen  Schnaps  zu  sich  nimmt  BsStdt.  .Eine 
Dose,  die  der  Grossvater  getragen,  als  er  zum  Würz 
ins  bittre  Stundlein  gieng  oder  im  Kaffe  Schlegel 
Domino  spielte.'  Bs  Nachr.  1898.  Ranzig  Ap:  bitten 
Schmäh.  —  b)  übertr.  Das  [Abbitte  zu  leisten]  ist- 
em  e"  pitters  Chrüt  g'si"  Tu;  Z.  Hri"  luege"  schier 
wie  der  b.  Tod  S  (Joachim).  Es  ist-mer  b.  Ernst  Tu;  Z. 
min  bittere''  Ernst  Sch.  Iron. :  Das  ist  (jitz  aber  ei"s) 
nid  b.!  nicht  übel,  dass  man  mir  das  zumutet  BHa. 
,Ich  weis  wol,  dass  es  dir  vor  etwas  zites  gar  b.  an 
dinem  herzen  were  gesin,  ein  wiss  krüz  ze  tragen.' 
1422,  Z  Ratsb.  ,In  das  b-e  Eilend  vertriben.'  1635, 
Z  Wais.  —  2.  vom  Charakter.  .Puren,  die  kybig,  b. 
und  hässig  sind.'  1530,  Egli,  Akt.  —  3.  als  verstär- 
kendes Adv.  's  geit  b.  bös,  übel  B.  Er  ist  b.  bös,  äusserst 
aufgebracht  L.  Einen  b.  bös  mache"  Sch;  Z.  Öppisb. 
nötig  ha"  S;  Tu;  Z.  Ich  hält  's  b.  gern,  sehr  g.  L. 
Er  manglcti  bitter  übel  es  par  Santtne*  B;  s.  auch 
manglen  1  b  (Sp.  327). 

Ein  Apotheker  überliefert  als  vnlkstüniliebe  Benennung 
von  Rad.  t.truxaei  für  Z  eine  Form  centumpita,  wohl  latini- 
sierende    Entstellung    für    tmtum-pitter  =    überall    (in    Kraut 


1857 


Bat,  bet,  hif,  bot.  but 


ixr>s 


und  Wurzel)  bitter:  Tgl.  Süen-bitter-Holt  (Bd  II  1257).  B. 
als  Familienname  Bs.  ,Hans  gen.  Bitterli,  Truchsess  von 
Diessenhofen.'  1418,  Ork.  Der  Graf  von  Eptingen  ,geu. 
Bitterli.'  XV.,  Bs.  Hieher  .Hans  BitterfUdli',  fingierter  Neck- 
name ZZoll.-,  ,Joh.  Pitterkrut',  Sehnltheies  zu  Meilingen.  1862, 
,Hans  Bitterkrut.'  1436,  AaFislisb.  .Bitterolf,  Familienn. 
1584,    LSemp. 

voi -bittere",  p- :  1.  wie  nhl.  Auch:  Einem 
Etwas  durch  Widerstand  verleiden  L.  —  2.  erbittern. 
.Die  herzen  warend  trefflich  wider  ein  anderen  ver- 
bitteret.' Val.Tschüdi  1533. 

Bitterheit:  Bitterkeit.  1577,  F  Schulordn.  .Bitrig- 
keit.'  1475,  Volksb. 

Bitteri.  Pitteri  B;  Tb;  Z  —  f.:  1.  bitterer  Ge- 
schmack. ,Lass  die  Nüssen  sieden,  bis  du  meinst, 
dass  ihnen  die  Bittere  vergangen  seie.'  um  1700, 
Arzneib.  /Damit  die  Bittere  [der  Citronen]  alle  herauss 
komme.'  XVIII.,  Z  Kochb.  —  2.  bitterer,  unglücklicher 
Vorfall.  .Durch  das  söllich  Verluste  und  bittere  nicht 
me  beschäch.'  XV.,  Z  Chr. 

bittcrlacht  ZZoll.  (p-),  Mtterlachtig"  L,  v-loch- 
tig",  -lacht  Ap;  L;  Z:  ein  wenig  bitter. 

bitterle":  (ein  wenig)  bitter  schmecken  AaZ.;  B;  L. 

bitterli01',  -Hg:  1.  ein  wenig  bitter  schmeckend 
Aa;  B.  —  2.  übertr.  ,Wer  zuo  disen  eiden  ald  zuo 
den  andern  geliden  unsers  herren  das  ferch,  das  bit- 
terlich und  das  angest  leit,  der  git  5  B  ze  buosse.' 
1344,  Z  Stadtb.  I  164.  ,Es  muss  mit  grosser,  bitter- 
licher Arbeit  geschehen.'  JGross  1624.  —  3.  adv.  B. 
a"halte",  flehentlich  bitten  L;  Ndw.  Er  häd  pitterlich 
g'schroue"  ZO.,  Zoll. 

ver-bitterlich:  mit  Verbitterung.  .Büecher,  so 
sie  ganz  v.  wider  einanderen  geschriben.'  1618,  Sch 
Schreiben. 

bitte rochtig:  ein  wenig  bitter  B  (Zyro). 

Biet  I  m.  Denzl.  1677;  1716,  Biete"  I  (P-  BBr., 
Thunersee)  f.,  in  Bs  lt  Spreng;  ZZoll.  m.:  vorderer 
oder  hinterer  Teil  des  Fischerkahns  Bs  (Spreng);  LV. 
Syn.  Gramen  1  (Bd  II  782).  ,Der  vorder,  hinder  B.' 
Spreng.  Spec.  a)  Vorderteil  des  Schiffes.  .Prora,  der 
bieten  oder  vorder  grausen,  das  vorder  teil  am  schiff.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Cymba,  ein  klein  schiffte,  von  dem  grau- 
sen biss  auff  den  bieten  gleich  weit,  ein  weidling.' 
Fris.  .Forderschiff,  Bieten,  Steve,  prora,  rostrum.' 
Red.  1662.  ,Prora,  der  vorder  Teil  des  Schiffs,  der 
Biet,  Gransen.'  Denzl.  1677;  1716.  —  b)  (Sitzbrett 
im)  Hinterteil  des  Fischerkahns  BBr.,  Thunersee;  LV.; 
ZZoll.  Syn.  Wannen.  ,[Der  Einbaum]  ist  vornen  am 
Zügi  1  Fuss,  hinten  an  der  Biete  21/«  Fuss  breit.' 
DMXder  1871  (für  LV.).  ,Des  Teilen  schiesszüg  ward 
im  schiff  uff  den  bieten  oder  gransen  bim  stürruoder 
gelegen.'  Äg.Tschodi. 

Mhd.  (in  einem  Bs  Vocab.)  vorder-,  hinder-biet  111.,  Vorder-, 
Hinterteil  des  Schiffes;  zsgehorig  mit  ahd.  biot.  Tisch,  wohl 
eig.  Brett  (wie  lat.   tabula).     Vgl.  Gr.  WB.  II  3/4. 

Ge-bietI  11.:  =  dem  Vor.  .[Die  Knechte]  leittent 
[den  Teil]  also  gebunden  in  einen  nauwen  oder  schiff- 
lin  uff  das  hinder  gepiet.'  Etterlin.  ,Sin  schiesszüg, 
der  nach  by  im  am  piet  lag.'  ebd. 

Hieher  viel),  (vgl.  Tisch  als  Bergname)  '«  Piet,  Name  eines 
Berges  zw.  Unter-Iberg  und  den  Sihlalpen  Schw.  Biet  als 
Bergname  auch   in  BHa. ;   Obw. 

Biet  II  Aa;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  Sch;  SchwE.;  S;  UwE.; 
Ndw,  Ge-biet  II  Gi-  W,  Piet  AAKäst.,  Kulmeit, 
Leer.;  B;  GA.;  Th;  Ndwj  Z  —  n.:    1.  Gebot,   Herr- 

Sehwelz.  Idiotikon  IV. 


schaff.  .Und  leert  dise  meinung  nit  ungehorsame,  sun- 
der ir  [der  Geistlichen]  oberkeit  und  gebiet  verwirret 
die  rechten  menschlichen  oberkeit  allenthalb.'  Zwingli. 
.Seine  engel,  die  kreftig  sind,  seine  geheiss  und  ge- 
biet zuo  vorstrecken.'  1531,  Psalm.  ,Du  hast  diu 
volk  beleitet  wie  ein  härd  schaaffen  ander  dem  gebiet 
Mosis  und  Aharons.'  ebd.  ,Under  der  Römer  herschaft 
und  gebiet  bringen,  dem  römischen  reich  undertänig 
und  gehorsam  machen.'  Mal.  —  2.  Machtbereich, 
Herrschaftsbezirk.  ,In  unser  herren  von  Bern  und 
von  Soloturn  b.'  XV.,  B.  ,A.  1525  erkantend  sich 
klein  und  gross  rät,  daz  man  in  mir  herren  statt  Zü- 
rich, ouch  in  iren  gerichten  und  bieten  kein  mess 
weder  mit  singen  und  lassen  haben  sölt.'  Edlib.  ,Dwil 
ir  üwern  züg  gegen  unser  land  und  piet  richtend, 
müessen  wir  ie  unser  landen  bewaren.'  1529,  Absch. 
.Was  in  grichten  und  bieten  der  Sachen  halb  frevel 
gebrucht,  helfen  strafen.'  Val.Tschüdi  1533.  .In  un- 
serem gricht  und  piet.'  1545,  Ndw  LB.  ,Das  gebiet 
einer  statt,  landtschaft.  territorium,  gerächt  und  herr- 
lichkeit,  ditio,  ager,  potestas.'  Mal.  .Innerhalb  dises 
Umbschweifs  haben  die  Einwohner  von  Augspurg  ir 
eigen  Zwing  und  B.  gehabt.'  Gt/ler  1616.  .Unseren 
Lieben  und  Getrewen  unser  Stätten,  Landen  und  Ge- 
pietten.'  BMand.  1628.  ,Es  soll  keine  in  unserer  Stadt 
Zwing  und  Gebiet  gefallene  und  ohnverteilte  Erbschaft 
mögen  weder  verkauft  noch  vertauscht  werden.'  Gr 
Chur  Erbr.  1740.  S.  noch  Bann  (Sp.  1275).  —  3.  a)  wie 
nhd.  Gebiet  als  politischer  bzw.  geographischer  Be- 
griff, allg.  S.  die  Zss.  Wenn-ich  numme"  hei'"  chönnt 
i"  mi"s  B..  in  meine  Heimat.  Joach.  Dürch  d's  ganz  B. 
üs  hei"-mer  d'  Chlaue"süchfiJ  B.  Im  ganze"  P.  ume", 
in  der  ganzen  Gegend  herum  AAKulmert.  Im  toältsche" 
B.,  in  der  französischen  Schweiz  Aa  (Gysi).  Spec. 
Gemeindegebiet  W.  's  Gibiet  va»  St  Niklas;  'sVisper-, 
Briger-G.  W.  ,N.  N.  von  Bernang,  Bernegger  Gepiets.' 
1674,  JGöldi  1897.  —  b)  Bereich,  Kreis  der  amtlichen 
oder  beruflichen  Verantwortlichkeit  BStdt.  Das  g'lmrt 
nid  i"  mi"s  B.  Am  Chranke"bett  g'hört  's  nid  im  Pfarer 
si"s  B.,  der  Dokter  z'  mache".  —  4.  in  RAA.  Öppis 
im  B.  ha",  vorhaben,  im  Schilde  führen,  im  Geiste 
damit  umgehen,  ,aber  nur  mit  Bez.  auf  Dinge  von 
einiger  Wichtigkeit'  B;  auf  Etwas  fahnden  AALeer. 
De''  het  g'wüss  aber  Öppis  im  F.,  er  isch  geng  uf  de" 
Beine',  von  einem  Heiratslustigen.  Zyro.  Er  wott  en 
Antrag  stelle".  Was  het-cr  acht  im  B.?  Auch  mit 
bestimmtem  Obj.  B.  ,Ich  hatte  eine  Andere  für  meinen 
Buben  im  B.'  Gotth.  ,Ich  habe  ein  Logis  im  B.  vorn 
heraus  in  der  Röseligass.'  MWalden  1884.  Es  ist 
Öppis  im  B.  1)  man  hat  Etwas  vor  B.  .Wenn  eine 
solche  Ausfahrt  in  einem  Bauernhaus  im  B.  ist,  so 
wird  öppen  nicht  viel  geschlafen.'  Gotth.  —  2)  es  ist 
die  Jahreszeit  für  eine  gewisse  ländliche  Arbeit,  ein 
Spiel  „AaF."  „Das  Höcklen  ist  im  B.,  das  Spiel  mit 
Nüssen  wird  jetzt  von  den  Kindern  getrieben." 

Mhd.  biet,  gebiet(c)  f.  und  n.  Das  Fem.  begegnet  in  un- 
sern  Quellen  einmal:  ,ln  der  gebiet  ains  bischofs.'  XV.,  ß 
Greplang  Offn.  Nicht  ganz  klar  ist:  ,Als  dann  ü.  G.  zuo 
Lowis  denen  von  Luwin  mit  sampt  die  biet  [=  samt  zuge- 
hörigem Gebiet?]  band  ein  brief  tan  schribeu,  dass  sy  keinem 
herren  sollten  sweren.'  1521,  Absch.  IV  1  a  149  (Schreiben 
dos  S  Landvogts  Schmid  von  Luggarus  au  die  Buten  der  XII 
Orte).  PI.  .Gebieter.'  1798,  Bauernchr.  Als  Lokalname: 
.Reben,  im  äussern  Biet  genannt.'    1868,  ZKilchberg. 

Argauer-Pict:  Gebiet  des  Kantons  Aargau  GA. 

117 


1850 


Bat,  bet,  bit,  bot.  but 


1860 


Fribers-Piet:  Gebiet  des  Kantons  Freiburg  BM. 

Länder-Biet:  die  Waldstätte,  spec.  das  an  Bern 
augrenzende  Entlibuch  BK.  ,1m  Bern-B.  und  L.  gäbt 
es  keine  sellige.'  Gotth. ;  dafür  in  späterer  Ausg.  .Lu- 
zerner Gebiet.' 

Luzerner-Biet:  der  jetzige  Kt.  Luzern  B;  L; 
Sj  Uw;  Zg;  Z.     .In  Lueern-  und  in  Bernpiet.'   Ansh. 

—  Abi.  „  Luzenier-bietlcr(in)." 
Bader-Biet:  die  ehemalige  Grafschaft  Baden  im 

Aargau.  —  Abi.  B.-bietler.  ,Nicht  einen  Burger  von 
Baden,  sondern  einen  B.  von  Wettingen.'  JJScheuchz. 
1732. 

Bern-Biet,  -Pitt  AaL.,  Leer.;  Bs;  B;  ZoGlattal, 
0.,  Berner-  AaWoIiI. ;  Gr;  Sch;  Ndw:  das  Gebiet  des 
Kantons  Bern;  früher  das  der  Stadt  Bern  untertänige 
Gebiet,  daher  noeh  jetzt  für  den  (bis  Ende  XVIII. 
zu  Bern  gehörigen)  reformierten  Teil  des  Kantons 
Aargau  AALeer.,  Wohl,  ,1m  Bernpiet.'  1549,  L.  , Ar- 
berg, die  bürg  und  das  stettli  im  B.'  Äg.Tschudi. 
S.  noeh  Pass  (Sp.  1656).  —  Abi.  Bern(er)-bieter. 

Basel-Biet,  -Piet:  der  Halbkanton  Baselland  Aa; 
Bs;  B;  S;  Tu;  Z.  ,Neu-Basel-biet',  das  (ehemals  zum 
Fürstbistum  Basel  gehörige)  Birseck  in  BsL.  RA. 
Me"  g'scht-ere"  bis  i"  's  ober  B.,  pudenda  Bs  (Seiler). 

—  Abi.  Basel-bieter.  Der  .obere  B.'  soll  seine 
Gedanken  durch  Wortkargheit  und  ausweichende  Ant- 
worten, der  , untere  B.'  durch  Wortschwall  zu  ver- 
bergen suchen  Bs  (Frei).  —  basel- bieterisch. 
B-i  Tracht.  EKron  (BsStdt). 

Bischofs-Biet:  das  Fürstbistum  Basel.  JRGrimm 
1786.  —  Schaffhüser-Piet:  der  Kt.  Schaffhausen 
ZoGlattal,  0.;  10t!9,  Baueknchr. —  Sehwyzer-Piet: 
der  Kt.  Schwyz  ZO.    .Schwyterbiet.'  1524,  Absch.  (Z). 

—  Under-waldner-Piet:  der  Kt.  Unterwaiden  Z 
oGlattal,  0.  —  Zuger-Biet,  -Piet:  der  Kt.  Zug  Ndw; 
ZoGlattal,  0.,  S. 

Z  üri'"1'  -Biet,  -Piet:  der  Kt.  Zürich  Aa;  Bs;  B; 
Gr;  Sch;  ScnwE.;  S;  Th;  Ndw;  Z.  ,Uss  Züricher  piet.' 
ThPlatter.  .Im  Zürichgebiet.'  1715.  AaB.  Stadtr.  — 
Abi.  Zürich-pieter,  in  ScnBarg.,  Nnk.,  Stdt  -pietler: 
1.  Bewohner  des  Kts  Zürich.  Z.,  Schuehverschiegger, 
Spottreim  ThHw.  Vgl.  Z.-Heiri  (Bd  II  1316).  —  2.  ver- 
wässerter Wein  S. 

Zurzicl'-Biet:  das  Gebiet  der  ehemaligen  Propstei 
ÄAZurzach.  Klosterkräpfli  1841. 

Zweris-Piet:  spöttisch  für  Zürich-P.  Aa;  Ap; 
Gl;  Th.  —  Abi.  Z  weris-Piet(l)er.  -  Soll  die  Zür- 
cher als  Querköpfe  bezeichnen. 

Biet ler  in.:  der  Landbewohner  im  Gegs.  zum 
Städter.  [Wenn  wieder  Ordnung  ins  staatliche  Leben 
kommen  soll]  so  muess  ei"  Schwizer  ihr  ander,  sig-er 
dervor  en  Oberher  oder  en  Undertä",  e"  B.  oder  e" 
Stettier  g'si",  trü™  und  üfrichtig  eren  und  achte".  Gl 
Volksgespr.  1834. 

Biet  III  Aa  (Rochh.),  Ge-biet  III  AAKäst.,  Büt 
AaBucIis,  Wett.,  Wohlen,  Put  AaL.  —  n.:  a)  ausge- 
markter Bezirk  beim  Spiel  (hirt-)geissen ;  s.  Bd  II  460. 

—  b)  die  beiden  Bäume,  die  beim  Fangspiel  der  Kin- 
der als  Ziel  dienen  AAKäst.  Vorher  bestimmtes  Ziel 
beim  Fangspiel  A"schlagi"s  Aa  (Rochh.  1857,  404).  — 
c)  Asyl  beim  Fangspiel  AaBucIis,  L.,  Wett.,  Wohlen. 
Der  Function  eines  präd.  Adj.  sich  nähernd:  de'' Baum 
ist  Bat  AiWohlen. 

ii  and  b  sind   wahrsch.  mit  (Ge-)Biel  II  /.»  identifizieren, 


c  dagegen  Substantivierung   des  unter  bieten  -/   behandelten 
Spielrufs.      Vgl.   auch    Bott  II. 

ge-biete":  das  Fangspiel  zwischen  zwei  Bäumen 
machen  AAKäst.  -  Direkte  Abi.  vom  Vor.  in  li.-d.  b. 
Vgl.   hotten. 

biete"  AAKulmert.,  Zein.;  Bs;  B;  Gr  (1.  Sg.  Ind. 
Präs.  auch  bitte")  Av..  D..  Pr.,  Rh.,  S.,  Sch.;  S,  pütef 
(neben  6-)  BO.  (Zyro),  büte"  AAWohl.j  An;  B  (in 
Bed.  2  a  lt  Zyro  neben  biete");  Gl;  GnChur.  He.;  L 
(Ineichen);  GA.,  Stdt,  T.,  W. ;  ScHHa.,  Stdt,  St.;  Schw 
Muo.;  Th;  UwE.;  Ndw;  U;  Z,  püte"  AAFri.,  Käst., 
Leer.,  L.,  Wohl.;  GitVal.;  ThHw.  _  Präs.  Ind.  '2.  3.  Sg. 
bfttist  (bütst  ThHw.;  ZO.,  Zoll.),  bület  (büt  Ap;  Gr; 
ScnSt.;  Th;  ZO.,  S.)  —  Prät.  Conj.  bittt  Aa  (p-J;  Bs; 
ZDän.,  Zoll.t,  buti,  böti,  bieteti  GrAv.,  ]).,  Pr.,  Rh.,  S., 
Sch.,  bilteti  GRChur,  He.;  SchwMuo. ;  Ndw,  bieteti  Bs  — 
Ptc.  gebolte(n),  potte",  in  UwE.  püted:  1.  ausstrecken. 
.Und  do  si  Gott  anbettotent  und  ir  seien  bevalhent, 
do  buttent  si  ir  hende  gen  dem  himel.'  XV.,  Z  Chr. 
—  2.  im  Wesentlichen  wie  nhd.  .bieten.'  a)  .(Einem) 
Etwas  b.',  (dar-)reichen ;  in  der  lebenden  Spr.  auf  ge- 
wisse Verbindungen  beschränkt.  (Eim)  d'  Hand  b. 
Ap;  Th;  Z.  .[Jetzer  erzählt  auf  der  Folter]  von  der 
swarzen  kunst  Uelschis,  wie  der  die  wiber  mit  hand-b. 
verzobrete.'  Ansh.  .Die  Hand  b.,  jüngere  dextras,  ma- 
num  porrigere.'  Hose.  Das  Selbe  mit  verschwiegenem 
Obj.  GStdt.  Insbes.  von  Gegenständen,  die  von  Hand 
zu  Hand  weiter  gereicht  werden.  Ziegel  (Schindle")  b., 
die  Ziegel  (Schindeln)  für  das  Dach  eines  Neubaus  in 
der  Weise  auf  die  Höhe  des  Daches  schaffen,  dass 
auf  den  Sprossen  einer  Leiter  über  einander  Sitzende 
sich  dieselben  über  die  Köpfe  weg  zureichen;  gew. 
eine  Arbeit  und  zugleich  ein  Vergnügen  der  Dorf- 
jugend, die  dafür  vom  Hausbesitzer  gespeist  und  ge- 
tränkt wird  Ap;  GW.;  ScHSt.;  Th;  Z;  Syn.  Ziegel 
lange"  (Bd  III  1328),  recke".  Ähnlich:  Bardene",  Bür- 
den b.,  z.  B.  um  sie  an  ihren  Aufbewahrungsort  zu 
befördern  Tu;  Z.  Schlüssel  b.,  ein  Gesellschaftsspiel, 
wobei  ein  Schlüssel  an  einer  durch  die  Hände  der  im 
Kreise  sitzenden  Teilnehmer  laufenden  Schnur  die 
Runde  macht;  Eines  hat  den  wandernden  Schlüssel 
zu  suchen ;  errät  es  die  Person,  bei  der  er  sich  gerade 
befindet,  so  übernimmt  Diese  die  Rolle  des  Suchenden 
Th.  .Die  vier,  so  zuo  der  paner  geben  sind,  sönd 
schweren,  by  der  paner  zuo  bliben  und  dero  acht  zuo 
haben,  ob  ein  venner  umkeme,  dass  sy  dann  zuo  der 
paner  griffen  und  sy  unrecht  haben  und  ye  einer  dem 
andren  biete  und  darby  zuo  sterben  und  ze  genessen 
getruwlich  und  ungevarlich.'  1476,  Bs  Chr.  (,Eid  in 
das  Feld').  .[Alle  verfügbaren  Kufen  sollen]  in  et- 
welcher  Entfernung  von  denen  Schlauch-Sprützen  ge- 
stellet und  von  dem  vorhandenen  Volk  Wasser  darein 
gebotten  werden.'  Z  Fenerordn.  1772.  Wasser  b.,  (dem 
Vieh)  Wasser  reichen  BBe.  Eim  nid  's  Wasser  b. 
(möge",  chönne"),  zunächst  von  Personen:  Einem  an 
Schlauheit,  geistigen  Fähigkeiten  übh.  bei  weitem 
nicht  gleich  kommen  Ap;  Gr;  GW.;  ScaSt.;  Th;  Z; 
dann  auch  von  Sachen;  z.  B.  der  Wi"  büt  dem  andere" 
iiul  's  Wasser  Th.  Eim  's  Glas  [das  gefüllte  Glas]  b., 
damit  er  Bescheid  tue  Th;  ZO.  Wohl  im  gleichen 
Sinne:  ,Den  win  b.'.  als  Freundschaftsbeweis;  Gegs. 
,den  win  ver-b.'  ,[Als  er  an  Businers  Haus  vorbei 
gieng]  bott  im  der  Businer  den  win.'  1379,  Z  Ratsb. 
.Es  klaget  Klaus  Urmi  uf  J.  Ömelin,  dass  er  in  bi 
nacht   und  nebel  wolt  erstochen  hau.  darüber  dass  er 


1861 


Hat.  bet,  bif.  bot,  but 


ls(i2 


mit  im  des  selben  tagea  (rank  und  im  sin  win  bot.' 
1884,  ebd.  Em  fd'J  Figge"  b.  s.  IM  1  715.  ,Si  ge- 
dornten inen  [den  Guglern]  den  spitz  nicht  b.'  Wuhst- 
isen  1580.  In  übertr.  S.  ai  Eim  <!'  /.tt  ('s  '/M  Ztw.) 
/'.,  ihn  grQssen  Bs;  ZB.,  Hombr.,  0.  Syn.  d'  ZU  wiin- 
schen.  .Uoli  B.  sprach:  gebe  er  im  das  gelt  nit,  er 
Volte  im  fürgebieten  und  sölt  in  ein  bös  jar  angan. 
Da  sprach  Hans  St.:  was  hast  du  mir  böse  jar  ze 
bieten  ?  hab  si  dir  selb.'  1425,  Z  Ratsb.  —  ß)  ,Do 
lougnet  Cuoni  H.  nit:  do  er  im  sin  wip  hatt  geslagen 
und  im  darzuo  unred  bot  [ihn  schmähte],  er  slüege 
inn.'  143(1.  Z  Ratsb.  .Also  rett  ein  ieklicher  sin  schanz, 
als  noch  dick  guot  gesellen,  die  by  einander  sitzent, 
tuond,  dass  nieman  dem  andern  kein  arges  wort  bod.' 
1432,  ebd.  ,Z'  Bellitz  war  ein  kleine  rott.  do  butten 
ir  dem  fynd  ein  Spott.'  VBoltz  1550.  .Sie  redt  uss- 
her  so  gar  verruocht,  bout  uns  kein  reverenz  noch 
zucht.'  ebd.  1551.  —  y)  Här-üs  b.,  zum  Kampf 
herausfordern,  von  den  Nachtbuben  bei  Kiltgängon 
AaF.;  Z;  vgl.  Bd  I  556.  Hör-üs!  ruft  etwa  der 
kampfgeübte  Kiltgänger  stillestehend  seinen  Ver- 
folgern zu,  worauf  Diese  einander  zum  Angriff  an- 
feuern mit  den  Worten:  Händ-er  g'hört,  er  het  Hör-üs 
'botte"!  AaF.  , Einem  den  kämpf  b.',  ihn  zum  Zwei- 
kampf herausfordern;  s.  Baret  (Sp.  1443).  ,Sich  des 
Königs  Fund  erklartend  und  ihme  den  Krieg  gebotten.' 
KCys.  —  8)  Eim  Recht  b.,  Jmdm  den  Rechtsweg  vor- 
schlagen, es  auf  ein  Rechtsverfahren  abstellen  Ap. 
Burkart  ab  der  Egg  will  eine  gekaufte  Eiche  abführen 
lassen,  H.  Streuli  will  das  nicht  zugeben;  ,do  bod  B. 
im  das  recht  vor  dien  von  Zürich  oder  dien  von 
Togkenburg;  do  sprach  er  [Streuli]:  ich  ger  enheins 
rechten.'  1385,  Z  Ratsb.  ,Man  hat  im  [Peter  von 
Hagenbach]  darumb  recht  gebotten  für  die  rete  unsers 
gnedigen  herren  von  Burgundien.  Das  hat  er  ouch 
abgeslagen.-  1474,  Bs  Chr.  .[Es  geschah,  dass]  sy 
das  selbig  nüw  gotzhus  [zu  Rorschaeh]  über  sin  meinig- 
faltig  rechtbieten  ganz  zerstörten  und  zerschleizten.' 
1499,  Gfd  (L).  ,So  ich  den  Studer  von  Luzern  hab 
heissen  uss  dem  schloss  züchen,  so  büt  er  mir  recht.' 
1532,  Strickl.  , Welcher  dann  erst  [wenn  schon  die 
Pfänder  verkauft  werden]  eim  recht  doruff  b.  wölt, 
soll  by  V  pfd  gstraft  werden.'  1533,  Aar.  Stadtr.  ,Die 
von  Thun  und  Nieder  Sibental  seiten  ihnen  [den  un- 
zufriedenen Haslern  152S],  dass  meine  Herren  Jeder- 
mann Recht  butend  für  die  Ihren  von  Stadt  und  Land.' 
Haslerchron.  Ähnlich :  , Einem  minne  und  recht  b.' 
B.  klagt  auf  St.,  .dass  er  im  ein  eich,  die  er  kouft 
und  vergulten  hatte,  frevenlich  und  schalklich  zer- 
hüw,  darüber  dass  er  im  m.  und  r.  bot  Zürich  in  der 
stat.'  1385,  Z  Ratsb.  ,N.  zuckt  sin  fust  und  sluog  in 
in  sin  antlit.  darüber  dass  er  im  m.  und  r.  bot'  1400, 
ebd.  .Recht  b.  ab  Einem':  ,[Wer]  von  ieman  mit 
frömden  gerichten  angriffen  wurde,  der  sol  by  dem 
ersten  brief  zuo  einem  vogt  komen  und  der  sol  recht 
ab  im  b.,  und  wes  er  gichtig  ist,  darumb  sol  er  pfender 
geben  nach  des  twinghofs  recht.'  1417,  ZWinkel  Offn. 
—  e)  .sin  Unschuld  b.',  sich  (vor  Gericht)  als  un- 
schuldig erklären,  den  Reinigungseid  anbieten.  ,Wer 
ouch,  daz  ieman  vor  ünserm  gerieht,  es  si  vor  dem 
vogt  oder  vor  dem  schultheissen,  sin  unschult  bot 
umb  kein  sach,  si  sy  klein  oder  gross,  und  aber  der 
derselben  sach  dann  bewiset  wirt,  der  git  3  ß  d.  ze 
buoss.'  1371,  Z  Stadtb.  ,Umb  sachen,  dafür  einer 
oder   eine    ir    Unschuld    biettent.'    1384,   AaB.  Stadtr. 


,I)o  bot  der  I.üty  sin  Unschuld,  dass  es  also  erteilt 
wer.'  14011.  Z  Ratsb.  .Wurd  einer  uberwist  umb  ein 
sach.  darumb  er  syn  Unschuld  gebotten  bette,  ist  die 
buosse  30  ß  hl.'  1469,  TuRom.  , Weiher  uberwist  wirt 
umb  sachen.  darfür  er  sin  Unschuld  geboten  hat,  der 
sol  verfallen  sin  6  pfund  pfenning.'  11*7.  GBern.  — 
ö  .[Nach  dem  Weibel  soll  am  Maiending]  der  scbult- 
hes  sin  ampt  uffgeben  und  danken  . . .  Gefeit  er  dan 
einer  gemeint,  mag  man  in  bitten;  wil  er  sich  dan 
nit  erbitten  lassen,  so  mag  man  im  ein  ander  iar  das 
bieten.  Doch  het  er  sich  vormalen  lassen  erbitten,  so 
sol  man  im  das  jar  nit  bieten.'  1491,  AABrugg  Stadtr. 

—  •»))  in  der  Formel  .bitten  und  b.';  s.  bitten  (Sp.  1852). 

—  b)  ,es  Einem  b.'  a)  Einem  einen  guten  Tag  wün- 
schen; Freundschaft  anbieten  oder  zusichern  B  (von 
Rütte).  I°*  han-im's  'botte".  —  ß)  =  Eim  's  Glas  b.; 
s.  2  a.  Du  most-mer  'seh  nüd  b.,  ich  tue" -der  nüd 
B'schäd.  Sang  fnd  Klang  1899.  —  f)  .es  Einem  wol 
b.',  Einem  Freundlichkeit  beweisen,  spec.  mit  Bez.  auf 
Bewirtung.  .[Pfaff:]  Beel,  morn  wirst  wider  gastung 
hau.  grad  umb  dis  zyt;  drumb  büts  uns  wol.'  JMurer 
1559.  Mit  blossem  Dat.  P.  .[Ein  Hauptmann]  luod 
uns  zuo  gast,  der  hielt  uns  erlichen  und  bot  uns  wol 
und  dett  uns  gross  eren  an.'  HsStockar  1519.  ,Ich 
bin  vor  auch  mer  gsin  bin  lüten,  ich  kann  aus  aller 
mass  wol  büten.'  Holzwart  1571.  —  c)  spec.  bei  Kauf 
und  Verkauf,  a)  zum  Kauf  anbieten  AaZ.  1815.  ,Man 
sol  nachgan  und  richten,  als  etwer  köiffe  bütet  umb 
1  pfd  3  schill.  ald  aber  umb  21  plapphart  ald  aber 
umb  1  guldin.'  1389,  Z  Ratsb.  ,Man  sol  nachgan  und 
richten,  dass  Jenni  Triukler  herrn  Ludwig  korherren 
ein  halb  mess  salz  bot  umb  16  plapphart  ald  aber 
umb  17  Schilling.'  1389,  ebd.  ,Man  sol  nachgan  und 
richten,  als  man  spricht,  dass  der  A.  von  Rapreswil 
und  Erni  M.  ir  eigen  körn  in  das  kornhns  solten  ge- 
schickt hau  und  das  geheissen  umb  1  pfd  9  Schilling 
b.,  und  giengen  si  dann  in  das  kornhns  und  veilsoten 
ir  eigen  körn  und  kouften  das  umb  1  pfd  8  Schilling 
und  tedint  das  darumb  das  körn  tür  wurde.'  1404, 
ebd.  ,Ein  Weibsbild  bot  ein  Schwyn  zimmlich  tür.' 
Schimpfr.  1651.  ,Wie  bietest  das?  quanti  hoc  licet?' 
Hosp.  —  ß)  ein  Angebot  tun,  bes.  bei  Steigerungen 
Aa;  Ap;  B;  G;  S;  Th;  Uw;  Z.  Häufig  abs.  Er  het 
uf  der  Gant  'botte".  Vil,  en  Franke"  b.  Du  darfst 
nüd  b.,  du  bist  fallit,  sagt  bei  einer  Versteigerung 
Einer  zum  Andern.  Wolf,  Bei.  Gespr.  ,So  soll  auch 
Niemand  dem  Andern  in  Merkt  fallen  oder  mehr  b.' 
L  Ansehenb.  .Wann  ein  Gantmeister  für  sich  selbsten 
bietet,  soll  er  solches  sagen  und  ehender  nicht  ab- 
fahren, bis  er  an  einer  freiwilligen  Gant  von  dem 
Verganter,  au  einer  Auskünd-Gant  aber  von  den  Gan- 
teren die  Erlaubnuss  darzu  erhalten  hat.'  1757,  Bs  Bq. 
S.  auch  best  (Sp.  1788).  Mit  üf  zur  Einführung  des 
Kaufobjekts.  Ein  Kauflustiger  ruft:  Ieh  biete"  drüf! 
Weibel:  Wie  eil?  Nach  Nennung  des  Betrags:  's  iseh 
'botte"!  Wer  giH  mer?  (10  Fr.)  zum  erste",  zum  an- 
dere", zum  dritte"  (Mal)!  ,Welicher  metzger  am  höch- 
sten über  die  vier  pfund  uff  ietlichen  bank  büt  und 
leit.  dem  sol  der  geliehen  werden.'  um  1495,  ÄABrugg 
Metzgerordn.  .Mengklich  mag  daruff  b.,  und  wer  aller- 
meist darumb  bütet  und  gyt,  dem  sol  der  kouf  zuo- 
bekennt  werden.'  1520,  Bs  Rq.  ,Wie  vil  bietest  darauf, 
quantum  liceris?'  Hosp.  ,Er  glaube  befügt  zu  sein, 
auf  diese  Behausung,  damit  der  Bürg  zu  nicht  allzu 
grossem  Schaden  komme,  b.  zu  dürfen.'  1735,  Bs  Rq. 


1863 


Bat.  bet,  bit.  bot,  but 


1864 


.Dass  nämlicb  auf  solche  Gewerbe  (Wirte,  Schmiede 
usw.)  selbst  Landesfremde  b.  können,  wann  vorher 
der  Verganter  bei  uGnH.  die  obrigkeitliche  Bewilli- 
gung einholt.'  1788,  ebd.  ,Uf  Einen  b.',  ihn  über- 
bieten. Hosp.  In  gleicher  Bed.  mit  Dat.  P, :  .Sie  hatten 
All  mit  einanderen  abgeredt,  dass  [bei  der  Verstei- 
gerung des  Gemeindeobstes]  Keiner  dem  Anderen  wolle 
beuten,  und  Einige  kamen  zu  vil  und  die  Andern  zu 
wenig  über.'  1825,  aZoll.  —  d)  als  techn.  Ausdr.  beim 
(Karten-)  Spiel,  a)  ausspielen  AeLutzenb.  Was  liäst 
vorig  'hotte",  was  für  eine  Karte  hast  du  vorhin  aus- 
gespielt? —  ß)  ansagen,  so  bei  dem  sog.  Pandür  (Sp. 
1341)  Z.  Hieher  wohl  auch:  Einheimische  und  Fremde 
sollen  ,nit  türer  spilen  dann  lut  unser  statt  Satzung, 
das  ist  umb  ainen  schlechten  pfening,  es  sye  Aussen, 
louffen,  rornlen,  trofÜen,  noch  dehainerlay  carten  noch 
mit  dem  wurffei,  och  darneben  nit  türer  resten,  ste- 
chen, spannen  noch  pietten  dann  um  ainen  schlechten 
pfening  ze  buoss  an  3  pfd  von  yedem  mal,  als  dick 
ainer  das  tuot.'  1508,  G  Verordn.  —  e)  .Einen  b.'.  (für 
ein  Amt)  vorschlagen.  ,Dem  selben  nach  sol  der  nüw 
schulthes  einen  heissen  in  den  rat  bieten;  der  selb, 
der  tan  gefragt  wirt,  und  wölich  darnach  gefragt  wär- 
den,  ietlicher  by  sinem  eid  darbieten,  der  in  bedunkt 
der  aller  best  zuo  sint;  und  wan  den  die  rät  gesetzt 
werden,  sol  ein  schulthes  heissen  darbieten  in  die 
zwölf,  sol  aber  der  best  vor  dannen  gebotten  werden, 
damit  die  Sachen  erlich  und  recht  zuogangen  und  nit 
ein  iunger  vor  dem  alten  gesetzt  ward.'  1491,  AABrugg 
Stadtr.  ,Es  sol  keiner  in  den  kleinen  noch  grossen 
rat  gebotten  noch  darin  gesetzt  wärden,  der  einen 
eignen  heren  hat.'  ebd.  —  3.  in  der  ä.  Spr.  auch  .ge- 
bieten': (durch  einen  Boten  oder  als  Bote,  bes.  von 
Amts  wegen)  entbieten,  gebieten;  meist  mit  Dat.  P. 
a)  .(Einem)  Etwas  b.'  <x)  G'meind  b.,  eine  Gemeinde- 
versammlung ansagen,  einberufen  GrPi\  Es  ist  G'meind 
gebotten  und  drüber  Dischgussiön  eröffnet  worden. 
GFient  1898.  ,Als  N.  N.  die  wachte  tegelich  gehütet 
und  darumbe  von  etlichen  burgern  ze  Zürich  miete 
nam,  so  du  wache  an  si  kam,  das  er  si  der  wachte 
erliesse  und  überhüebe.'  1343,  Z  Stadtb.  ,Und  ein 
meyer,  der  ze  Küsnacht  meyer  ist,  soll  ein  ding  g. 
über  vierzechen  nacht  und  under  dryen  wuchen.'  1561, 
SchwKü.  , Welchem  die  stubenmeister  das  pot  [Zunft- 
versammlung] b.  lassen  und  ussbliben,  5  ß.'  B  Zunft- 
ordn.  Mit  abh.  Satz:  ,Ir  sond  bütten  lassen,  dass  man 
stäche  und  turniere.'  Morgant  1530.  Verblasst  in  der 
Formel,  mit  der  man  eine  eintretende  Person  em- 
pfangt: Was  büte"d-ir  Guets,  was  bringt  ihr  Gutes, 
was  wollt  ihr?  SciiSt.;  ZO.,  Zoll.  Vgl.:  ,Was  chlopfst, 
was  bütst  du,  lieber  bott?'  Ruef  1538.  —  ß)  Fride" 
(ge-)b.,  gebieten;  s.  Bd  I  1277;  vgl.  auch  E-Frid  (ebd. 
1281),  friden  (ebd.  1283).  Flr-  Äbe'd  b.,  in  Wirt- 
schaften, beim  Herannahen  der  Polizeistunde  Tu;  Z. 
,Was  er  butt,  muosst  als  styf  syn,  als  hetts  Gott 
selber  gsetzet  yn.'  UEckst.  1525.  .Stand  uff  vom  tod, 
das  büt  ich  dir.'  VBoltz  1551.  ,Tuond  flyssig,  was 
er  (ich  büt  und  lieisst.'  1597,  L  Spiel.  ,So  aber  eins 
in  obberürter  Zeit  nit  Hochzeit  hielte,  und  der  Land- 
ama  in  der  Kirchen  solches  beuten  lasst  bei  der  Buoss.' 
GRVDörf.  1692.  Mit  abh.  Satz:  ,Auf  der  Stelle  hätte 
[der  Amtsrichter]  Hans  abgeschickt,  dem  Sublianten 
zu  b.,  dass  er  gehe.'  Gotth.  ,Man  sol  richten,  als 
dem  Mechlcr  geboten  was  von  beiden  burgermeistern, 
dass  er  einer  armen  tochter  das  ir  wider  geb.'  1406, 


/.  Katsb.  .Sobald  der  orator  uf  den  stuol  gestigen, 
soll  er  dem  pedellen  b.,  usm  zedel  die  promovierten 
zu  rüefeu.'  F  Schulordn.  1577.  ,Hug  Graffe  zu  Mont- 
fort  beutet  den  Gemeinden,  das  sie  Herzog  Sigmund 
huldind.'  Gr  Handl.  1632.  —  y)  >es  Eim  b.'  ,Bezalt 
er  in  nit  der  tagzit  und  es  im  der  weibel  morndes 
aber  pütet,  alldann  ist  die  buoss  zwyfach.'  1524,  Scnw 
Woll.  ,Wo  hie  rechtlich  Kundschaft  ingenomen  wirt, 
ist  sy  im  Land,  so  sol  nians  angents  fergen  und  den 
Lon  gen,  und  wan  si  nit  gehorsam  were,  so  sol  mans 
iren  hüten.'  1605,  SchwG.  LB.  —  b)  ohne  Acc. :  .(Einem) 
b.'  a)  Einen  (von  Amts  wegen)  zu  Etwas  auffordern, 
aufbieten,  bes.  zu  einer  (öffentlichen)  Leistung,  zur 
Teilnahme  an  einer  Versammlung,  zum  Erscheinen 
vor  Gericht  uä.  AALeer.;  B;  Gr;  Sch;  S;  Th;  spec. 
vor  Gericht  laden  AaZ.  1815;  Ar;  Zu.  Der  Obrigkeit 
bätet  der  Weibel  Gr  (Klotz).  Es  ist-em  'botte"  (Korde"), 
er  hat  eine  gerichtliche  Vorladung  erhalten.  Eim  li. 
bi  der  (höchste")  Buess,  bi  Stimme"  und  Mere"  [bei 
Verlust  des  Stimmrechts]  GrHc.  ,Umb  daz  gebot. 
Füeret  einer  den  weibel,  daz  er  einem  gebiete  [aliquem 
ad  justitiam  citet],  und  der  weibel  durch  bettü  oder 
durch  vorchtü  dez  zuo  dem  er  wirt  gefüeret,  gehütet 
dem  zem  ersten,  der  in  da  füeret.  klaget  er  ez  dem 
schultheizen,  er  ist  dem  füerer  gevallen  umb  sechzig 
Schilling  und  dem  schultheissen  umb  dri  Schillingen.' 
1249/1410,  F  Handf.  ,Bütet  man  ouch  an  eim  andern 
tage  dem  rat.'  L  Stadtb.  ,Und  soll  davon  werden  yedem 
urtelsprecher,  der  zuogegen  ist,  ein  Schilling,  dem 
Schultheis  22  pfenig,  ieglichem  amptman  9  pfen.  und 
dem  gerichtsknecht  20  den.,  den  Urteilsprechern  zuo 
geb.'  1457,  Bs  Rq.  ,So  aber  der,  über  den  bottrecht 
mit  recht  erlangt  sind,  usserthalb  der  statt  sässe,  dem 
büt  man  zum  ersten  tag  an  drü  pfund.  und  schlecht 
er  daby  kein  recht  für,  so  pfendt  der  weibel  inn  am 
andren  tag  an  die  drü  pfund  und  büt  im  an  die  sechs 
pfund,  am  dritten  tag  pfendt  er  inn  an  die  sechs  pfund 
und  büt  im  an  die  nun  pfund.'  ZElgg  Herrschaftsrecht 
1535.  ,Hab  allen  dreien  lassen  b.  [als  Landvogt]  mit 
der  frauen,  die  das  kind  hat  überkommen.'  1577,  AaL. 
.Welcher  Geschworner  oder  Zugesehworner  nit  konibt, 
als  man  ihm  gebüt.'  GrD.  LB.  ,Dass  nämlich  bei  den 
Bussengerichten  in  diser  Grafschaft  [Kyburg]  ie  län- 
ger ie  weniger  gehorsamme:  ich  habe  nun  3  Jahr 
lang  den  Busswürdigen  bei  18  Pfund  Buss  und  lest- 
lich  bei  Austragen  der  Pfänden  b.  lassen,  gleichwolen 
ist  nicht  der  zwenzigste  Mensch  erschinnen;  etlichen 
ist  bereits  15,  12,  8,  6,  4  Mahl  gebotten  worden,  die 
achten  sich  aber  nichts.'  1685,  Brief  des  Landvogts 
Beat  Holzhalb.  S.  noch  bös  (Sp.  1716).  —  ß)  mit  ver- 
schwiegenem Dat.  bzw.  abs.  Am  halhi  Zehni  u-ird  e" 
Sau  g'steigeret  bi  's  Chrämers,  säg  's  dim  Ma"" ;  nu", 
me"  teird  no'h  extra  b.,  zur  Gant  einladen.  Hausfrd 
(S).  '*'  ist  uf  die  Achti  'botte"  Z  (Spillm.).  ,Es  sol 
ouch  nieraan  brönnen  an  eins  houptmans  und  der 
raten  erlouben,  und  dennocht  sönd  sy  das  nit  tuon 
in  den  vorhuoten  sunder  b.',  ohne  Befehl.  1476,  Bs 
Chr.  (,Eid  in  das  Feld').  ,Itein  des  ersten  hat  ein 
vogt  herschaft  [zum  Gerichtstag]  ze  pieten  an  dry 
Schilling  haller,  das  ander  pott  an  6  ß.  das  dritt  an 
9  ß;  wä  einer  das  Übersicht  und  nütt  gehorsam  war, 
denn  mag  man  inn  und  [1.  umb]  die  drü  pott  pfenden.' 
XV.,  ZEllikon  üffn.  .Ubersässe  yemand  des  schult- 
heissen gebott,  soll  er  ouch  pfand  nemen  lassen  für 
die  besserung,   daby   gebotten  worden  ist.'    um  1520, 


lSti.-i 


Bat,  bet,  l»it.  bot,  l.ut 


IS'.;»: 


Bs  Eq.  ,Gend  sy  [die  genannten  Abgaben]  von  bütens 
und  pfändens  wegen.'  XVI.,  ZSchwam.  ,B.'  (durch 
den  Weibel)  dem  ,Lüten'  entgegengesetzt.  Ohne  Be- 
fehl soll  der  Weibel  ,in  keinen  rot  noch  gmeind  nit 
lüten  noch  böten.'  ZElgg  Herrschaftsrecht  1535.  ,Die 
rät  sollend  schweeren,  zum  rat  zu  gan,  man  läute 
oder  beute.'  ZWthur  Stadtb.  ,Bi  Eiden,  bim  Gelt  oder 
bim  Eid  b.'  s.  Bd  I  92;  Bd  II  239.  —  y)  mit  orts- 
oder  zweekbestinimendem  Zusatz.  Kim  uf's  Räthüs, 
zur  G'meind,  uf  d's  G'meinu-erch  b.  GiiHe.  A"  d' 
G'meind,  a"  's  G'meinicerch  b.  Sch;  Tb.  Der  Götti, 
dem  der  Weibel  au'h  zum  Fare"  [zur  Holzfuhre  für 
den  Pfarrer]  'botte"  het,  war  g'wüss  mit  Nüd  deheime" 
z'  ha".  Schild.  .Durch  wen  der  weibel  gehütet  eime 
an  daz  gericht,  ist  er  ein  burger,  er  git  ime  nüt;  ist 
er  aber  nüt  burger,  er  git  im  ein  pfenning.'  1249/1410, 
F  Handf.  .Item  ain  keller  sol  ouch  ze  gericht  pieten 
allen  denen,  die  sy"  notturftig  syent,  den  nachpuren 
one  lan  und  dem  gast  umb  1  pfennig.'  1459,  GBern. 
,Wem  man  aber  umb  fräflinen  oder  ungehorsami  für 
gericht  büt,  dem  sol  man  geb.  an  ain  pfund  pfenning.' 
1472,  GBurgau  Offn.  ,Sy  solltind  im  büten  gen  Martel', 
ihn  zum  Besuch  der  Gemeindeversammlungen  zu  Mar- 
thalen  auffordern.  1196,  Schauberg,  Rq.  ,Item  es  ist 
och  ze  wissent,  daz  ain  bischof  sinen  bannertrager  hat, 
so  man  den  lütten  ze  raiss  gebüttet.'  XV.,  JCMüoth 
1898.  ,Der  bott  boodt  mir  in  rot.'  JKolross  1530. 
.Appellare  aliquem  in  litibus  astimandis,  einem  für 
das  gericht  b.  zur  beschatzung  des  kostens.  Evocare 
aliquem  accitu  alterius,  einem  für  recht  b.  oder  tag 
geben.'  Fris.;  Mal.  .Welcher  uff  die  4  bestimbte 
.larsbesamlungen,  so  in  Bat  geborten  wirt,  nit  er- 
schynt,  der  solle  1  Pfd  versumbt  haben  ohne  Gnad.' 
1629,  AaB.  Stadtr.  ,So  viel  nötig,  [soll]  von  den  alten 
Richteren  darzu  gebotteu  werden.'  Bs  Gerichtsordn. 
1719.  ,So  man  Einem  vor  Rat  bietet  und  er  nicht 
erscheint'  Ap  LB.  1747.  .Wäre  aber  die  Anforderung 
über  zehen  Pfund,  so  soll  der  Gläubiger  dem  Schuldner 
für  das  ordinari  Gericht,  unter  welchem  er  gesessen, 
b.  lassen  und  allda  die  Bezalung  oder  die  zween  ersten 
Rechtstage  auf  des  Schuldners  Hab  und  Gut  begehren.' 
1757,  Bs  Rq.  .Allen  versicherten  und  unversicherten 
Schuldgläubigern,  welche  sich  bei  der  Auskündung 
eines  Schuldners  werden  angegeben  haben,  soll  zu 
den  gerichtlichen  Ganten  auf  der  Landschaft  geboten 
werden.'  1766,  ebd.  , Einer  Partei  in  beiden  Städten 
für  Ehegericht  zu  b.,  2  s.'  1772,  ebd.  ,Jmdm  in  die 
Leistung  b.';  s.  Bd  III  1472.  S.  auch  noch  Bann 
(Sp.  1272).  In  einigen  weiteren  formelhaften  Wen- 
dungen, aa)  ,(dem  Schuldner)  ab  den  Unterpfanden 
b.  (lassen)',  die  Unterpfande  in  Beschlag  nehmen;  vgl. 
Bott  II  2  a.  ,In  8  Tagen,  nachdem  der  Gantbrief  ge- 
macht, mag  der  Ansprächer  durch  den  Richter  ab  den 
Unterpfanden  b.  oder  das  Haus  beschliessen  lassen.' 
L  Stadtr.  1765;  vgl.  Seg.  RG.  IV  147.  —  ßß)  dem  Tech 
in'n  Stall  b.,  bei  Seuchen  den  Stallbann  verhängen 
Ap  (TTobler).  ,Eben  dies  Gesetz  geht  auch  die  beu- 
lenden Kühe  an,  welche  wie  die  Stieren  oft  anhaltend 
brüllen;  man  kann  auch  eine  solche  Kuh  in  den  Stall 
büten,  d.  h.  dem  Besitzer  obrigkeitlich  befehlen,  dass 
er  sie  nicht  zu  den  andern  Kühen  auf  die  Weide 
lasse.'  Steinm.  1804  (Ap).  , Einen  (!)  in  das  Land  b.', 
eingrenzen.  ,Dise  Urteil  [ist]  ergangen:  nämlich  so 
ist  er  in  das  Land  potten,  sol  ouch  sin  Leben  lang 
ehr-  und  gwerlos  sin.'  1607,  ApMaleüzb.   Vgl.  Sp.  1272. 


—  YY)  .Einem  us  dem  Lande  b.',  ihn  ausweisen,  ver- 
bannen. ,|)ann  des  papsts  durch  der  Walchen  ingeben 
was.  allen  Tütschen  uss  der  statt  zuo  b.'  Kkssl.  .Denen 
soll  man  drei  jar  auss  den  zehen  gerichten  hüten.' 
Gr  Handl.  1632.  —  38)  .Einem  von  einem  Andern  b.\ 
ihn  auffordern,  sich  von  demselben  zu  trennen.  ,Von 
denselben  [Menschen,  die  zu  Gott  beten,  ohne  seine 
Gebote  zu  befolgen]  Gott  büt.'  UEckst.  1525.  ,Wo 
Zwei  mit  einandren  hausen  wurden  und  nicht  ein  Ehe 
möchtend  sein,  Denen  soll  man  von  Stund  an  von 
einandren  b.'  Gr  Handl.  1632.  —  es)  als  Spielausdruck. 
Beim  Fangspiel  der  Kinder  (vgl.  ZiggiJ  fordert  das 
Verfolgende  die  Mitspielenden  auf,  das  Asyl  zu  ver- 
lassen, mit  dem  Rufe:  l'1'  büt-ich  [euch]  ab  dem  Bott 
AaSuIz  (ich  püte"  drümäl  ab  dem  Platz  ÄAGränichen, 
Meisterschw.,  us  dem  Platz  AALeutw.,  us  aem  Loch 
AAMeisterschw..  Muhen),  und  wer  (n)it  göt,  der  ist! 
wobei  auf  den  dritten  Euf  alle  Mitspielenden  das 
Asyl  verlassen.  Ieh  bitte"  drümöl  us  dem  Hüs:  wer 
nit  göt,  de"  schlohn-ieh  drüs!  AaF.  Beim  Spiel  Baum- 
büte"  (wesentlich  =  Baum  wechslen  Sp.  1231)  geschieht 
die  Aufforderung  zum  Baum  Wechsel  durch  den  Ruf: 
Ich  büte"  zum  Baum  L  (Ineichen).  —  c)  abs.,  die 
Aufsicht  führen?  ,Denne  der  venren  weibelsbotten, 
alz  si  in  dem  graben  gebotten  und  gewerchet  hant.' 
1378,  B  Stadtrechn.  ,Der  venren  weibelsbotten,  alz 
si  ze  werchenne  gebotten  hant.'  ebd.  —  d)  mit  Präp. 
a)  ,b.  über  Einen',  ihn  (aus  dem  Leben)  abberufen,  von 
Gott.  ,Gott  bott  über  den  riehen  Böckel,  daz  er  starb.' 
Edlib.  ,Er  solt,  ob  sach  wer,  dass  Gott  über  in  büt. 
niemantz  den  tod  anzaigen.'  Sicher  1531.  ,So  Gott 
über  dyn  lyb  büten  wett,  dass  ich  am  rych  denn  [als 
Erbe]  ansprach  hett.'  JMurer  1559.  —  ß),b.  uf  Einen' 
1)  ihm  einen  gerichtlichen  Zahlungsbefehl  zustellen 
lassen;  vgl.  ,ein  Gebott  tuon  uf  Einen.'  ,Es  ist  der 
statt  recht:  wer  uff  einen  by  sinem  leben  bütt,  daz  ist 
ein  bott  tuot,  das  ist  kraftlous,  er  swere  denn  vor 
ein  zwifel,  daz  er  des  sinen  nit  sicher  sye  und  in 
sorgen  nit  bezalt  werden  müg.'  1470,  AABrugg  Stadtr. 

—  2)  beim  Spiel  .Baumwechseln':  wenn  der  Fangende 
einen  von  seinem  Besitzer  verlassenen  Baum  erreicht 
hat,  so  ruft  er,  auf  den  vorigen  Besitzer  deutend:  ich 
püte"  uf  De"!  AAWohlen  (Hunz.).  —  4.  verbieten;  s. 
bannen  (Sp.  1277).  Hieher  wohl  der  Ruf:  [ich]  büt(e"), 
den  die  Kinder  beim  Fangspiel  ausstossen,  wenn  sie 
sich  ausser  Verfolgung  setzen  wollen  AAAbtwyl,  Wohl., 
oder  das  Asyl  erreicht  haben  AAWett. ;  in  letzterm 
Falle  wird  lt  Hunz.  im  AaFiu.  dem  Verfolger  zugerufen : 
[ich]  püte"  für  das  Plätzli.  —  bietend:  in  der  Ver- 
bindung .bietende  Spiele',  Spiele,  bei  deuen  .geboten' 
wird.  ,Das  Flisslen  und  Oberlanden,  das  Roulett  und 
Würfelspiel,  sowie  andere  bietende  Spiele  sind  bei 
Fr.  176  Strafe  verboten.'  U  Sittenmand.  1860.  —  g°- 
botte":  als  attributives  Adj.  Der  potte"  Bat,  Rats- 
sitzung, zu  der  die  Ratsherren  ausdrücklich  einge- 
laden werden  GLf.  .Dessmals  [war]  nit  ein  geschworner 
oder  gepottner  rat,  sonder  mit  offner  türe  rat  ge- 
halten.' 1492,  G  Stadtb.  ,Als  bissher  durch  die  ge- 
botten rete  und  ander  sachen  die  gericht  liederlich 
uffgeslagen  und  die  lüt  an  irem  rechten  mergklich 
gehindert  sind,  sollen  hinfür.  wann  gebottener  rat  ist, 
nützit  desterminder  die  gericht  iren  fürgang  haben 
und  zwen  der  reten  von  den  yegklichem  gericht  in 
den  rat  genommen  und  die  überigen  der  reten  an  den 
gerichten  verhüben. '  1504,  BsRq.;  ähnlich  1643,  ebd. 


1867 


Bat,  bet,  bit.  bot,  but 


1868 


.(Mine  Bewilligung  des  botnen  Landsrats  darf  Nie- 
mand, weder  Eheleut  noch  andere,  einanderen  Gut 
geben,  vermachen  oder  halb  teilen.'  1579,  Ap  Jahrb. 
1855.  .Geboten  fronung';  s.  Bd  I  1301/2.  .[Der 
Schulthciss]  solle  ouch  dhein  gelt  empfaheu,  daz  von 
den  gebotten  fronungen  und  andern  Sachen  fallet.' 
um  1520,  Bs  Rq.  —  hoch  (höh-  BSi.;  W)  -gibottu" 
W,  -'botte"  BSi.;  Orw:  hochmütig,  stolz.  Syn.  hoch- 
tragen,  -tragend.  Er  het  im  höh'bottne"  B'schi-'d  g'ge" 
BSi.  S.  auch  chüderen  (Bd  III  152  f.).  —  Zu  Bed.  4 
vgl.  Gr.   WB.  IV  1  a   17fi4. 

ab-biete":  1.  mit  Acc.  P.,  Einen  an  einer  Stei- 
gerung durch  ein  höheres  Angebot  von  seinem  An- 
gebot entbinden,  überbieten  AAKäst,  Leer.,  St. ;  Bs; 
B;  S;  Ndw;  ZO.,  S.  ,Man  bot  ihn  nicht  ab,  und  an 
der  Steigerung  wurde  ihm  der  Hof  zugesprochen.' 
Gotth.  ,I)a  Niemant  kommen,  der  inne  abpotten,  ist 
[das  Kaufobjekt]  ime  hiemit  als  dem  Höchstbietenden 
im  dritten  und  letsten  Ruf  bliben.'  um  1600,  B.  .Also 
dass  sy  [Gläubiger  oder  andere  als  Höchstbietende] 
niemants  abbotten  hette.'  1620,  AABrugg  Stadtr.  ,Das 
Pfand  mag  dem  Gläubiger  umb  sein  Summ  oder  dem, 
so  in  abbutte.  verbleiben.'  1644,  B.  ,So  einer  von 
einem  anderen,  der  es  nicht  verbürgen  kan,  abge- 
hörten und  diesem  letsteren  sein  Bott  angenommen 
und  gerufen  worden,  so  ist  des  vorigen  Bott  dardurch 
auch  abgelöset,  und  mag  er  solches  zu  halten  nicht 
gezwungen  werden.'  1757,  Bs  Rq.  —  2.  mit  Dat.  P., 
ein  Aufgebot,  eine  Vorladung  usw.  widerrufen  Bs; 
Ndw.  Besch  de"  Bumpie  [den  Pompiers]  scho"  'botte" 
für  hütt  z'  Öbe'"1?  De  muesch-ene"  wider  go"  a.  Seiler. 
Ettes  a.,  durch  einen  gerichtlichen  Befehl  einen 
frühern  aufheben  Gr.  —  über-:  wie  nhd.  Aa;  Th; 
UwE.;  Z. 

üf-:  1.  tr.,  emporstrecken.  .Hat  er  guots  frigens 
willen  gesworn  ainen  aid  mit  ufgebotten  vingeren  und 
mit  gelerten  Worten.'  1437.  THÜiess.;  in  der  selben 
Formel  1438,  AaB.  Urk.  ,Die  oren  u.',  aures  artigere. 
,Yetz  büt  uf  diu  oren  und  vernim.'  XVI.,  G  Hdschr. 
—  2.  mit  Dat.  P.,  aufbieten.  De"  Räte"  u.,  den  Ge- 
meinderat einberufen  ApA.  .[Der  Kaiser]  habe  den 
ständen  des  heiligen  richs  ufgebotten.'  1521,  Absch. 
Übertr.  Er  het  Allem  üf  botte",  hat  seine  Kräfte  aufs 
höchste  angestrengt  (z.  B.  um  seine  Gläubiger  zu  be- 
friedigen) B;  Z.  Auch  tr.  wie  nhd.,  und  wohl  daraus 
entlehnt:  Es  sind  10  Battaliön  üf  botte"  ivorde".  - 
3.  auf  Zwangssteigerung  bringen;  vgl.  frönen  (Bd  I 
1301/2).  ,Da  etlich  personell  ligende  güeter  [flüchtiger 
oder  ohne  Leibeserben  verstorbener  Leute]  dick  für 
deine  schulden  nach  der  statt  alten  ordnunge  gefrönt 
oder  uffgebotten,  bezogen  und  gekoft  hand  und  damit 
ir  schulden  behept,  und  aber  die  selben  güeter  vast 
besser  warent,  denn  sich  des  Schuldners  schuld  ge- 
bürte,  und  andere,  den  man  denn  ouch  schuldig  was, 
manglen  muesten.  die  villicht  bezalt  weren  worden.' 
1459,  Bs  Rq.  —  Uf-bicter  m. :  Name  desjenigen  Be- 
amten in  den  Jahrgängervereinen  zu  St  Gallen,  der 
die  Mitglieder  zu  den  Versammlungen,  zu  Leichen- 
begängnissen, die  Vorsteher  zu  den  Sitzungen  einzu- 
laden hat. 

um-:  Etwas  (eine  Versammlung,  Sitzung,  ein  Be- 
gräbniss  usw.)  von'  Haus  zu  Haus  ansagen  (lassen) 
B;  Gr  (Tsch.l.  Der  G'mcind  (auch  in  der  G.J,  der 
Obrigkeit,  dem  Schuelrat  umbüte"  (lä").  Tscu.  .[Es] 
soll  dem  pedellen  zur  fronfasten,    wann  er  umbbütet 


[das  Examen  ansagt],  3  Schilling  geben  werden.'  F 
Schulordn.  1577.  —  Um-bieter  m.:  der  Weibel  bei 
den  .bürgerlichen'  Zünften  und  einigen  andern  älteren 
Gesellschaften    der   Stadt  Bern.     ,Comparitor.'   Id.  B. 

aD-:  1.  wie  nhd.  anbieten,  z.  B.  zum  Kauf,  Genuss, 
Geschenk,  allg.  lch  ha"-der  nume"  Nüt  (nid  ePmal 
ÖppisJ  a"'botte",  entschuldigend  zu  einem  Gaste  B; 
Tb;  Z.  Eim  Schlag  a"büte".  Jmdni  mit  Schlägen 
drohen  GrHc  A"'bvttni  War  stinkt,  aPbottni  Dienst 
sind  u"wert.  Sülger.  ,Wenn  jnen  yemants  schlangen 
fürtrüege  und  anbutte.'  Gualth.  1559.  .Recht  a.'  =  B. 
bieten  (s.  bieten  2  a  8).  ,Ir  wüsst  wol,  dass  wir.  ouch 
unser  Eidgnossen  von  Zürich,  ufritens  halb  der  under- 
waldischen  vögten  das  recht  anbotten,  hat  aber  nit 
mögen  erschiessen.'  1529,  Absch.  Refl.  mit  Gen.  Die 
von  Weesen  und  aus  dem  Gaster  haben  ,sich  ent- 
botten,  ihnen  [den  sich  über  sie  beschwerenden  Schwy- 
zern]  eins  rechten  zu  sein  ...  Ob  sie  [die  Schwyzer] 
nun  solches  nit  gütlich  tun  wölten,  sölt  man  sie  mah- 
nen laut  der  geschwornen  pündton,  dieweil  sich  diese 
[die  von  Weesen  und  aus  dem  Gaster]  rechts  anbuten, 
so  den  rechtsbegehrenden  hilf  zusagend  wider  den 
abschlagenden.'  Val.Tschüdi  1533.  —  2.  Einem  Etw. 
zuschreiben.  .Weil  ich  [Saul]  nun  tausent  gschlagen 
sol  haben  und  zehen  tausent  man  David  werden  ge- 
botten an.'  Holzwart  1571.  —  3.  das  erste  Angebot 
tun  bei  einer  Steigerung  Aa;  Th;  ZO.  Wer  büt  ffl»? 
ruft  der  Weibel.  Auch  mit  Acc.  der  Sache,  auf  die 
geboten  wird  Z.  Er  häd  die  Tann  mit  10  Franken 
a'^botte",  bei  einer  Holzgant  ZS.  —  4.  anzählen,  beim 
Fangspiel  ÄAWohlen.  Stand  i",  Bliebe",  ich  bitten  a": 
Ei"s  zicöi  drü  —  biggi  bäggi  bü  —  wer  im  Hüs  — 
tlüijt  z'erst  ÜS?  —  Iu  AaKäst.  wird  unterschieden  zw. 
a"biete"  in   Bed.  1    und  a"jiüle"  iu   Bed.  3. 

i"-:  eingrenzen.  Vgl.  bieten  3  b  y.  ,Myn  Schwiger 
ist  vom  Pest  ergriffen  worden  und  ich  allda  im  Pfrnnd- 
haus  by  iro  verbliben,  mir  eingebotten  und  derohalben 
weder  taufen  noch  Predig  halten  können.'  1631,  Gr 
Chur  Taufb.  Heute  mit  Acc:  D's  Veh,  d'  Henne", 
d'  Hunde",  d'  Litt  i.,  im  Stalle  bzw.  in  der  Wohnung 
eingrenzen  Gr(Tsc1i.). —  ander-.  Beim  Versteckens- 
spiel  Guggi-bergli"s  rufen  die  Kinder,  denen  es  ge- 
lingt, vom  Suchenden  ungesehen  das  Asyl  (Büt)  zu 
erreichen:  Underbütis !  und  sind  damit  von  der  Pflicht, 
beim  nächsten  Spiel  selber  die  Rolle  des  Suchenden 
zu  übernehmen,  befreit  AABaldingen. 

ent-:  1.  anbieten.  S.  Anni.  zu  im-gab  (Bd  II  63), 
ver- mögen  (Sp.  111).  a)  , Einem  Etwas  e.'  , Einen 
gruoss  embieten,  grüessen,  salutein  impertiri.'  Mal. 
Häufig  als  Eingangsformel  in  Schreiben,  Erlassen. 
,Wir  der  Bürgermeister  und  Rat  der  Statt  Zürich 
embieten  allen  unseren  Pfarreren  unsern  günstigen 
Willen  und  Gruoss  zuovor.'  Z  Kirchenordii.  1628.  ,Kr 
e.',  erweisen,  bezeigen.  ,Ouch  wo  du  siehst  gotts- 
förchtig  lüt,  fründ,  graw,  erbar,  in  eer  entbüt.'  Fris. 
1562.  ,Wo  im  eer  entbotten  wirf  Tierb.  1563.  ,Eim 
eer  embieten,  assurgere  alieui.'  Mal.  Gegs.  .Unzucht 
e.':  .Den  boten  [der  reformierten  Orte]  was  [zu  Walen- 
stadt] auch  etwas  unzuchts  einboten.'  Val.Tschüdi 
1533.  .[Es  soll]  inen  unparteyisch  recht  gesetzt  wer- 
den gegen  denen  von  Walenstadt,  die  inen  unzucht 
entboten  heten.'  ebd.  —  b)  =  bieten  :>  b  y.  .Accurare 
hospites,  gest  wol  halten,  den  gesten  wol  entbieten.' 
Fris.  —  c)  refl.  a)  ,Reus  testimonium  denuntiare 
poterit,    der    ansprächig    mag    sich    der    kundtschafft 


1S69 


Bat,  bot,  bit,  bot,  but 


1870 


embieten.'  Fris.;  Mal.  .Ein  Schwarzkünstler  [sei] 
kommen,  der  habe  sich  embotten,  Achaben  zu  be- 
trieben.' LLav.  15(39;  .seine  Dienste  anerbutten.'  1670. 
-  ß)  .sich  zuo  den  Unschulden  e.'  =  ,sin  Unschuld 
bieten';  s.  bieten  2  a  6.  ,Weler  sich  zuo  den  Unschul- 
den enbüt  und  aber  der  sach  bewisen  wirt,  als  der 
statt  recht  ist,  das  der  euch  sol  der  statt  zechen  (lib.) 
stebler  verfallen  sin  an  gnad.'  um  1510,  Aar.  Stadtr. 
—  2.  a)  (emp-  GRpr.,  Scuolms,  ep-  GrS.,  Tschapp.,  V., 
ump-  PAL)  Einem  (durch  einen  Boten)  Etwas  sagen 
lassen  GrD.,  Pr.,  S.,  Scuolms,  Tschapp.,  V.;  PAL  Es 
häd-tner  enbotte",  es  chünni  nid  chon  GrD.  (Bühler). 
Äju,  d's  Kackeli  [Katharina]  häd-mer  umpolte?,  es 
eherne  hit  nis  g'seH"  hie  z'  Alpu".  Giord.  (PAL).  Sehr 
oft  in  ä.  Spr.,  bes.  i.  S.  v.  amtlich  ankündigen  (lassen), 
mit  ,bi'  zur  Einführung  des  Boten.  ,Es  klaget  der 
Wipchinger  uf  Jeklin  am  Burghalden,  dass  er  im  über 
das  sin  gangen  ist,  über  dass  er  im  embod  bi  Heinin 
Zuber,  dass  er  in  uf  dem  sinen  nüt  irti.'  1.S8G,  Z 
Ratsb.  ,Der  Möchli  gieng  zu  dem  Vischentaler  und 
sprach,  er  sölt  dem  Lütold  gelt  bi  im  senden,  das 
hetty  er  im  enbotten.'  1405,  ebd.  , Embieten,  ze  wüssen 
tuon ,  renuntiare.'  Mal.  ,Den  Eltern  es  lassen  e.', 
unter  den  Strafmitteln  der  Schule  aufgezählt.  XVIII., 
aZoll.  —  b)  mit  Acc.  P.,  Einen  zu  Etwas  auffordern, 
aufbieten.  .Bott  und  Botte  kam,  ihn  zu  e.,  und  zu- 
letzt der  Tusig  Gottswillen  stund  er  auf  und  half 
mit  wackeren  Streichen  seinen  bedrängten  Kameraden 
wieder  auf  die  Beine.'  Gotth.  —  Embietung  f.  So 
nennt  Zwingli  seinen  Entwurf  zur  .Schlusserbietung', 
der  endgültigen  Formulierung  des  Standpunktes  der 
Reformatoren  an  der  Berner  Disputation;  s.  EEgli, 
Analecta  reformatoria  1899,37.  —  Er-Entbietung. 
.Die  eerentb.,  so  einem  zuogelegt  wirdt.'  Tierb.  1503. 
.Man  ist  Gott  die  höchst  erenb.  schuldig.'  LLav.  1582. 
.Alle  E.  und  Gehorsame  leisten.'  JWirz  1050.  S.  noch 
bald  (Sp.  1195  f.).  —  er-entbietig.  .Erenbietigst 
vorzutragen.'  1740,  L.  ,Das  erenbietige  und  unter- 
tänige Ansuchen.'  Z  Ratschreiberordn.  1761. 

z ue-ent-;  =  ent-b. 2  a  GrD. (Bühler).  Mi"  Schwiger 
het-mer  zucntbntte",  si  hei  es  Quärtli  Schmalz  i"g'sotte" ; 
ist  das  nid  es  riehs  Wib,  das  es  (x)uärtli  Schmalz  i"sidt? 
(Bühler).  .Die  von  Glaris  haben  uns  bi  Peter  Säger 
unser  botschaft  zuo-embotten  uff  unser  begär,  si  ha- 
bend den  irn  im  Turtal  geschriben,  uns  [Truppen]  ze 
schicken.'  1499,  GnMai. 

er-bieten:  I.  =  ent-b.  1.  a)  .(Einem)  Etwas  e.' 
.[Maximilian]  erbot  iedem  ort,  10  jar  järlich  500  Rin- 
scher  gülden  für  ir  pension  ze  geben.'  1492,  Ansh. 
, Erbotten,  verheissen,  pollicitus.'  Mal.  ,Dann  er  [Graf 
von  Tegerfelden]  villeichter  nit  wie  Diser  [Rudolf, 
Abt  zu  St  Gallen]  Gelt  erbotten  hat  [um  das  Bistum 
Chur  zu  erhalten].'  FSprkcuer  1672.  Zum  Kauf  an- 
bieten :  ,Dewädrer  teil  von  sinem  halben  teil  des  hofes 
gan  wölt,  der  sölt  dem  andren  teil  sinen  teil  e.'  1431, 
AaB.  Urk.  In  mehr  oder  weniger  formelhaften  Ver- 
bindungen. ,Er  e.'  ,Wer  Gott  er  erbütet,  des  mag 
im  Gott  wol  danken  hie  und  dort.'  XV.,  Z  Chr.  ,Dass 
die  Christen  sölichen  bildnust  grosse  eer  erzeugen 
und  erbüten.'  Zwingli.  , Zucht  und  Ere  ist  uns  er- 
boten worden.'  Stockmann  1606.  .Unzucht  e.'  ,Wir 
[die  Nonnen  des  Klosters  am  Ötenbach]  erfürchten 
■  och  ir  schalkeit  an  der  eschige  mitwuche  als  übel, 
das  si  vasnachtbögge[n]  us  inen  selber  machen  und  uns 
Unzucht  e.  tuond.'  1391,  Z  Ratsb.    ,Wan  einem  Weibel 


etwas  befohlen  würt  zu  büten  oder  zu  verhüten  und 
ihm  darüber  Jemand  Unzucht  oder  Args  erbüte,  es 
were  mit  Worten  oder  mit  Werke.'  GnVDörf.  1692. 
,Böse  Wort,  Schmach  e.'  .Hett  ouch  er  [der  Geschla- 
gene] ir  keinem  nie  bös  wort  erbotten.'  1120,  Z  Ratsb. 
,Küng  Sigmunt  klegt  sich  ab  herzogen  Fridrichen 
einem  ganzen  concilium,  wie  er  so  gross  übel  getan 
hette  au  gemeiner  cristenheit  und  so  grosse  ver- 
schmachte erbotten  hetti  dem  ganzen  concilium.'  XV., 
Z  Chr.  ,[N.  N.  von  Bern]  ward  gon  Sitten  geschickt, 
[Bernern]  erbotne  schmachen  zuo  erkunden  und  recht- 
zevertigen.'  Ansh.  —  b)  refl.  a)  mit  Gen.  oder  ,zuo.' 
.Daruf  erpot  sich  der  herzog  6000  krönen.'  Ansh. 
.Wiewol  er  sich  von  [1.  vor]  den  pflegeren  der  stift 
somliches  wüestens  halber  einer  buoss  erbotten,  träte 
er  jetzt  hinder  sich.'  1545,  ZSchwam.  ,Sich  der  Un- 
schulden e.'  ,N.  N.  ist  zem  dritten  mal  dryer  Un- 
schulden, dera  er  sich  so  dick  erbotten  hatt,  gewist 
worden,  und  darumb  so  ist  im  fürer  nit  ze  gelouben 
in  keinen  Sachen.'  1384,  AaB.  Stadtr.  Dafür:  ,sich 
zuo  den  Unschulden  e.'  um  1510,  Aar.  Stadtr.;  vgl. 
ent-b.  1  c  ß.  ,Sich  Rechts  (zuo  Recht)  e.'  =  Recht  bieten 
(s.  bieten  2  a  B).  ,Und  erpot  sich  zu  recht  uff  einen 
burgermeister  und  den  deinen  rat.'  Waldm.  Aufl.  1489. 
,Die  Chorherren  [zu  Zurzach]  erbotten  sich  rechts  uf 
die  8  Ort.'  1530,  Absch.  ,So  sich  einer  rechts  erputte 
gegen  dem  andern.'  1572,  ScawE.  Waldstattb.  .[Die 
Mülhauser]  erbütten  sich  des  rechtens.'  ARyfp  1597. 
,Es  ist  auch  abgeredt  und  gemacht,  dass  um  unbe- 
kanntliche und  unbeweiste  Schulden,  darum  Einer  nit 
Schuldbrieffen  oder  andere  Urkunden  hat,  soll  Nie- 
mand über  sie  [1.  sinVJRecht  erbieten  zu  schätzen  und 
pfänden  gestattet  werden,  und  so  Einer  sich  Rechts 
erbüt  oder  auf  Recht  abschlagt,  soll  sich  dieselbig 
Schuld  alsdann  mit  Gericht  und  Recht  erleuteren  und 
content  machen.'  Anf.  XVII.,  GRKlost.  LB.  —  ß)  mit 
abh.  Satz.  , Weiher  sich  ainen  aid  erbüt  ze  tuond  und 
das  er  den  nit  tuon  wil,  der  sol  zu  buoss  verfallen 
sin  3  pfund  pfenning.'  1487,  GBern.  , Erbütten  sich 
die  von  EHessenhofen  gegen  den  von  Lucern  und  von 
Underwalden,  si  hettin  mit  herzog  Sigmund  nüt  ze 
schaffen;  si  habind  der  küngin  von  Schotten  gesworn.' 
XV.,  Z  Chr.  —  y)  .Demnach  nam  er  von  inen  urlob 
mit  vyl  erbietens.'  Morgant  1530;  frz.  .print  conge  et 
s'offrit  bien  fort  ä  eux.'  Vgl.  Er-bietung.  —  S)  sich 
erzeigen.  ,So  ir  die  Züchtigung  erduldend,  so  erbeut 
sich  euch  Gott  als  den  kinderen.'  1530,  Hebr.  — 
2.  =  ent-b.  2  a  Gl;  „LE.;"  GA.,  Stdt;  Uw.  „Ich  han- 
em  's  la"  e.,  habe  ihn  dessen  benachrichtigen  lassen." 
Ich  hän-em  abhi",  ufhi",  fürH",  hinderhin  erbotte"  GA. 
.[Im  Fall  einer  Landsnot]  soll  der  probst  die  genossen 
besenden  und  mit  denen  reden,  waz  an  in  ein  vogt  er- 
botten hat.'  1341,  LBerom.  —  3.  (er-püte")  Etw.  durch 
Bieten  erwerben,  z.  B.  an  einer  Steigerung  ÄALeer. 
—  un-er-botten.  ,Die  pfand,  was  der  ist,  mag  wol 
der,  dem  si  ie  geben  werdent,  angriffen  und  ver- 
kouffen  unerbotten  [ohne  sie  dem  Schuldner  zur  Ein- 
lösung angeboten  zu  haben]  darnach  uff  den  nächsten 
markt'  1384,  AaB.  Stadtr.  —  Er-bietung  f.:  An- 
erbietung. ,Uf  sölich  e.  und  ubergebnus.'  1513,  Gr 
Jenaz.  .Desselben  [des  Abschieds]  inhalt  von  üwern 
widerwertigen  uss  irer  erpietung  gehalten  solle  wer- 
den.' 1532.  Strickl.  (B).  ,Mit  anderen  erbeutungen 
mehr.'  Val.Tschddi  1533.  Prägn.,  Dienstanerbieten, 
Ergebenheitsbezeigung.     ,Mit   andern    mengerlei   de- 


1S71 


Bat,  bet,  bit,  bot.  but 


1872 


müetigen  worten  und  e.'  1476,  Bs  Rq.  .Die  kungliche 
botschaft  mit  etlicher  e.  empfahen.'  ebd.  —  an-er-b.: 
wie  nhd.  B.  I'h  anerbiete"  -  der  dl"."  Acherli  ume's' 
g'heie"  [rasch  zu  pflügen].  —  Anerbieting  f.  Das 
isch  e"  gueti  A.,  f*  danken-ech  B.  ,Mit  Anerbietung 
aller  christlichen  Diensterwiederung  in  Freude  und  in 
Leid',  im  Abdankungsgebet  der  Z  Liturgie;  das  For- 
mular geht  auf  JJBreit.  (um  1630)  zurück. 

üs-biete":  1.  Etw.  (zur  Versteigerung)  ausbieten 
AAWohlen;  GF.,  G. ;  S.  —  2.  an  einer  Steigerung  das 
letzte  Angebot  tun  AaWoM.  —  3.  mit  Dat.  P.  a)  (zum 
Kampfe,  bes.  Hosenhipf)  herausfordern  ÄAZein. ;  Ap; 
B;  Gl;  GRCastiel,  Malans,  Pr.,  UVatz;  GA.,  F.,  G.,  T., 
W.;  SchwE.,  Muo..  W.;  SSchw.;  Ndw;  ZS.f  W<""-er 
[wenn  ihr]  ousb.  weld,  so  bieget,  tvie  's-ich  [euch]  geid 
GRCastiel.  .Man  erzählt  sich,  dass  vor  mehr  als  einem 
Jahrzehnt  ein  riesenhafter  Appenzeller  auf  soweit  als 
das  Hosenland  geht'  ausgeboten  habe.  TTobler.  ,Pro- 
vocare  aliquem.'  Id.  B.  Er  hat  eme"  jedere"  i"  der 
Wüertschaft  uis'botte"  GW.  D'  Chröncmäne"  hen  de" 
Zizeser  und  Eieser  üs'botte"  GRÜVatz.  .Schon  lange 
hatten  sich  [die  beiden  Dörfer]  gegenseitig  ausgeboten 
und  verhöhnt.'  Gotth.  , Traun,  ich  biet,  im  Guten 
oder  Bösen,  Jedem  aus,  mit  kecker  Forderung.'  Reith. 
1842.  Bes.  von  den  Herausforderungen  der  Nacht- 
buben bei  Kütgängen  in  Nachbardörfern,  mit  den 
Kampfrufen:  hui-um  (Bd  I  228),  här-fis  (ebd.  556)  G 
Licht.;  SchwE.,  W.;  SSehw.  Em"  <>he"<(  sind  d'  Eutler- 
buebe"  nuch  lang  im  Tal  ume"g'fare"  und  hend  üsbotte": 
JJfir  iis!  MLien.  Huium,  üs'botte"  vor  dem  Hannesli, 
vor  de"  Schmidberglere" !  GLichtensteig.  In  Verbindung 
mit  huijc"  (Bd  II  863).  De'  gross  Karlöni  i"  Mcsch- 
rüti,  wo  ase"  huiji  ond  üsbüti,  sei  starch,  me"  sägi 
vomene"  Wonder.  HKFrick  (Ap).  Zum  Streit  in  Wort 
oder  Tat  herausfordern  AAZein.  ,[N.  N.  sagt  aus]  dass 
einer  zuo  dem  andern  sprach:  Lass  sechen,  getarst 
mit  mir  uff  das  veld  kommen,  und  sluogen  die  hend 
in  einander;  wer  aber  dem  andern  des  ersten  usbutt, 
des  weis  er  nit.'  1420,  Z  Ratsb.  ,Denn  wer  ist  der 
Philister,  diser  unbeschnitter,  der  dem  zeug  des  leben- 
digen Gottes  ausbeutet',  von  Goliath.  1531,  1.  Sam. 
,Wie  eine  [der  beiden  Nachtigallen]  der  anderen  auss- 
bott  und  sy  mit  antworten  anreizt.'  Vogelb.  1557. 
.Lacesscre,  reizen,  tratzen,  aussbieten.'  Fris.  ;  Mal. 
,Eim  aussbieten,  einen  zum  stryt  laden  oder  zuo  einem 
kämpf  berüeffen,  provocare,  dimicationem  alieui  de- 
nuntiare,  in  prselia  poscere.'  Mal.  ,Wer  lustig  sei 
zum  spiess,  dem  beut  ich  aus  on  widerdriess.'  Mau- 
ritiana  1581.  .Welches  anders  nüt  ist  als  ein  tratz- 
liches  Ussbüten.'  Z  Mand.  1639.  .Dass  sie  ihme  [Gott] 
gleichsam  aussbieten.'  Ziegler  1647.  ,Gott  zum  Eifer 
reizen,  ihme  ausbieten,  ihne  zänzeln  und  träzeln.' 
JJIIlu.  1727.  Voller:  ,zum  kämpf  u.'  .Ein  lockvogel, 
welcher  mit  seinem  gsang  den  wilden  [Rebhühnern) 
zum  kämpf  ausbiete.'  Vogelb.  1557.  ,Mit  seinen  Disch- 
gengeren  machte  mein  Vatter  vil  Kurzwil,  sunderlich 
Spickspeck  uf  Bretter  mit  Messeren.  Hab  auch  gsechen. 
das  Einer  dem  Anderen  ussbott,  ab  dem  Disch  ze 
fallen.'  FPlatter.  Spec.  a)  meist  in  Verbindung  mit 
einem  Ausdruck  der  Möglichkeit,  es  mit  Jmdm  auf- 
nehmen (können),  ihm  den  Rang  streitig  machen  (iL; 
GRTrimmis;  L;  GF.,  W.;  SchwMuo.;  SSubingen.  Er 
cha""  Allen  ü.,  ist  Allen  gewachsen,  z.B.  in  einer 
Kunstfertigkeit,  konkurrenzfähig  GF.  Da  chann-ic''  »., 
darin  kann  ich  es  mit  .ledern  aufnehmen  Gl.    D'  Musik 


darf  zun  alle"  Zite"  mänger  Kunst  nff*  sauft  ü. 
JBHaffl.  1813.  ,So  oft  sie  sich  kämmete,  bot  sie  der 
Venus  aus.'  GHeid.  1732.  Der  Gegenstand  der  Kon- 
kurrenz wird  durch  mit  eingeführt.  „Mit  diesem  Wein 
will  ich  ausbieten. "  Mit  mim  Kind  büt-i'h  vis  GW. 
Mit  dem  Kind  chönnt-i'u  im  [dem]  ganze"  Land  u. 
SchwMuo.  Mit  Spinne"  hätti  Grete"  esie  ü.  chönne* 
GRTrimmis.  —  ß)  Etwas  herausfordernd,  prahlerisch 
verkünden,  wetten,  es  drauf  ankommen  lassen  B;  L; 
Uw;  ZZoll.  Gew.  mit  Aussagesatz.  De'' häd  üs'botte", 
z.  B.  in  einer  Wirtschaft,  er  wolle  am  meisten  zahlen 
ZZoll.  Herr  Jesis,  essit  doch,  trinkit  doch,  mer  hei"  bis 
dähi"  üs'botte"  d's  Land  üf  u'"'  ab,  sellig  toll  Manne" 
heig  ke"  G'meind  mit  seilige"  Buche".  Gotth.  Das 
gab  einist  e"  Büri",  er  well  ü.  im  ganze"  Lang.  ebd. 
E"  so-ne"  Chost  —  ich  büt-ech  üs  —  die  find-mer  ned 
in  jedem  Bus.  Scuwzd.  (L).  Ich  holte" -der  öus,  ich 
mag  me  träge"  a's  döu  UwE.  S.  noch  machen  (Sp.  22). 
Auch  mit  Fragesatz.  Ich  will  üs'botte"  ha",  üb  's  es 
brärers  Howt  Veh  giht  als  iis  da  isch  B  (Zyro).  Aber 
es  well  ü.,  ob-me"  es  selligs  Kinge"icägeli  g'sehi  d's 
Lang  üf  d's  Lang  ab.  Gotth.  Wo  ist  Einer  werch- 
barer  und  hüsliger,  wo?  da  will-ieh  doch  ü.  ebd.  — 
Y)  Trotz  bieten  ScHHa.  Er  tuet  noch  ü.,  versteift  sich 
auf  sein  Recht,  obschon  er  des  Vergehens  überwiesen 
ist.  ,Dass  er  noch  verdriesslicher  wurde  und  der 
Mutter  ganz  ausbot  und  den  Sack  vor  die  Tür  warf.' 
Pilger  1881  (ScHHa.).  —  8)  geradezu  =  überbieten, 
ausstechen  Aa  Wohl,  's  Amme's  Sefineli  hed  im  G'stät 
und  Hoffert  allen  andere"  Meitlene"  üs'botte".  De" 
Halde"bür  soll  mit  sine"  Flecke"  nor  cho"  üffare", 
dem  u-ill-ich  ü.  mit  euse"  Stiere".  Mit  Acc.  P.  SBb.,  WA. 
Wenn  De''  z'  Märet  cluinnt.  bietet-er  mit  sim  Veh  all 
Ander  üs.  —  t)  alle"  Chrefte"  ü.;  s.  Chraft  (Bd  III 
788).  —  b)  ausweisen,  verbannen.  Vgl.  bieten  3  b  y. 
,Ob  einer  die  zechen  pfund  nit  hette  noch  pfender 
dafür  ze  geben,  dem  soll  für  alle  erüz  ussgebotten 
werden,  bis  er  solich  zechen  pfund  ussricht.'  1515, 
Bs  Rq.  Auch  mit  Acc.  ,Er  hat  uss  sunderem  beduren 
unverzogenlich  alle  Juden  mit  wyb  und  kind,  hab  und 
guot  ussbieten  lassen  sambt  kaiserlichem  befelch  und 
erkanntnuss,  dass  sie  fürbass  in  Villingen  kein  platz 
noch  unterschlauf  haben  sollind.'  Jos.Mal.  1593. 

use"-:  1.  einen  Gegenstand  an  einer  Steigerung 
an  sieh  bringen  AaF..  Ke.  Er  hed  es  Fass  use"'botte" 
a"  der  Steingeri"g,  hat  so  lange  darauf  geboten,  bis  es 
ihm  zugesehlagen  wurde.  —  2.  mit  Dat.  P.  a)  Jmdm 
frech  widersprechend  antworten  Z.  —  b)  Jmdn  weg- 
weisen, vertreiben  B;  Jmdn  aus  dem  Zimmer  weisen  Z. 
, Publice  domo  vel  urbe  prohibere.'  Id.  B. 

vor-:  1.  .(Einem)  Etwas  v.',  mit  einem  (obrigkeit- 
lichen) Verbot  belegen,  verbieten,  untersagen,  a)  mit 
einf.  Acc.  D'  FPtse",  d'  Rebe"  ».,  von  Obrigkeits  wegen 
das  Betreten  derselben  untersagen,  was  bei  den  Wein- 
reben z.  B.  dann  geschieht,  wenn  die  Trauben  zu  reifen 
anfangen  Th;  Z.  En  Weg  r.  Th;  Z.  Verbietet  Stall 
u"d  Weg  M"rf  Matte"  [die  Seuche  findet  doch  ihren 
Weg].  B  Volksztg  1900.  Eim  's  Bus  v.,  das  Betreten 
des  Hauses  verbieten,  als  Zeichen  der  Feindschaft 
Th;  Z.  Eim  's  Wirtshüs  v.,  von  Amts  wegen  den 
Besucli  von  Wirtschaften  untersagen  Th;  Z.  De'' 
Tokter  häd-em  de"  Wi"  rrrbotte".  ebd.  ,Wil  im  [dem 
Schuldner]  danne  dekeiner  ander  ze  essenno  geben, 
von  dem  im  die  stat  verbotten  ist  und  von  dem  er 
an   unserm   buoche   verschriben   stat,    so   soll  er  alle 


1873 


Hat,  bet,  bit,  bot,  but 


1874 


die  wile  beliben  in  dem  turne,  unz  daz  der  kleger 
gericht  wirt.'  1332,  Z  Ratserk. ;  vgl.  Bluntselili,  RG. 
1  301  f.  S.  auch  »löten  (Sp.  865).  ,[N.  klagt]  dass  er 
in  sin  hus  lief  und  gieng  an  der  alten  fasnacht,  dar- 
über dass  er  im  sin  hus  und  hof  verbotten  hat.'  1392, 
Z  Ratsb.  ,Ir  [sei]  darüber  ir  statt  zwo  mil  wegs  verre 
ewenelich  verbotten.'  143!S,  AaB.  Urk.  ,So  sich  die 
giueinen  mätzen  mit  Worten  oder  werken  unzichtig 
hielten,  solle  er  inen  dann  die  statt  und  gricht  ver- 
pieten.'  um  1520,  AaB.  Stadtr.  (Eid  des  Bettelvogts). 
Der  Eigentümer  eines  Grundstücks  .mag  im  [dem  An- 
sprecher  des  Wegrechts]  woll  den  weg  v.,  das  er  im 
den  weg  nit  bruchi  bis  uff  recht'  1500/44,  Scaw  LB. 
Müller  Reif  liess  den  gefundenen  Brunnen  ,zuo  recht 
v.,  als  dann  solich  wasser  zu  siner  mülli  dienstlich.' 
1566,  Esterm.,  Pfäff.  ,I»ie  kilbi  v.',  den  Besuch  der 
Kirchweih  untersagen.  .Dass  die  von  Zug  durch  ihren 
Weibel  zu  Rysch  die  Kilbi  v.,  was  lediglich  Sache 
der  Weibel  des  H.  von  Buonas  sei.'  1490,  Gfd  (nach 
einer  Urkunde).  .Einem  den  win  v.',  das  Zutrinken 
verweigern;  Gegs.  ,den  win  bieten'  (s.  bieten  2  a). 
.Was  han  ich  dir  getan,  dass  du  mir  vijent  bist  und 
mir  din  win  bi  gesellen  verhütest?'  1384,  Z  Ratsb. 
Ähnlich:  .Wäre  och,  das  die  schuochknecht  dehein 
zweitracht  under  inen  selben  iez  hetten,  darumb  söl- 
lent  sy  deheinem  geselschaft  noch  ürten  v.,  noch  dehein 
ander  besserung  noch  strafe  uf  in  leggen.'  1424,  AaB. 
Stadtr.  ,Einem  sin  ampt,  antwerch  v.'  ,Swer  [von 
den  geistlichen  Richtern]  anders  dur  liebe  oder  dur 
hass  rihtet,  der  sol  wissen,  das  im  sin  ampt  verbotten 
ist  ein  jar.'  Schachzabelb.  S.  noch  bös  3  b  (Sp.  1718). 
,Den  meistern  knechte  v.\  diese  zur  Arbeitseinstellung 
auffordern,  die  Meister  boycottieren.  ,Als  N.  von  Gi- 
singen,  der  schuochknecht,  den  meistern  schuochmacher 
liantwerks  ze  Baden  knechte  verbotten  und  N.,  der 
schuochknecht  von  Brünlingen,  darumbe  botte  gewesen 
were  und  den  verbietbrieff  da  selbs  hin  getragen  hette.' 
1424,  AaB.  Stadtr.  .[Bei  Streitigkeiten]  söllent  die 
schuochknecht  deheinem  meister  knechte  verbieten 
noch  verbotten  schaffen.'  ebd.  Die  , Schuhknechte' 
geben  zu,  ,das  si  sich  selben  vaste  mit  dem  knecht 
verbieten  übersehen  hetten  und  das  inen  gnade  hilff- 
licher  und  besser  were  dann  das  rechte.'  ebd.  Dafür 
ausführlicher :  .inen  ir  knecht  ze  underwisen  und  zuo 
verbieten,  das  sy  inen  nit  werken  noch  dienen  wolten.' 
1475,  ebd.  S.  noch  Chrieg  (Bd  III  793),  bannen  (Sp. 
1278),  Patri  (Sp.  1806).  —  b)  mit  Objektsatz  oder 
Inf.  ,N.  N.  lässt  Jedermann  auf  Recht  v.,  zu  irgend 
einer  Zeit  durch  und  über  sein  eigentümlich  besitzen- 
des Haushöschetli  weder  zu  gehen  noch  zu  fahren.' 
Gl  Amtsbl.  1900.  ,[Es  ward]  inen  verhütten,  daz  si 
zuo  der  sach  fürbas  nit  täten  und  ouch  den  vorge- 
seiten  win  niendert  hin  versendentin.'  1381,  Z  Stadtb. 
,Uns  solle  verbotten  sin,  inen  nütz  ze  geben.'  1489, 
GStdt.  .Job  was  nit  so  ruch  und  müeyselig,  dass  er 
seinen  kinden  verbutte,  dass  sy  nit  mit  einanderen 
essind  und  trunkind.'  LLav.  1582.  —  c)  abs.,  als 
Spielruf.  [Ich]  verbüt,  rufen  die  Kinder  beim  Fang- 
spiel, um  sich  ausser  Verfolgung  zu  setzen  AaBucIis, 
Wohlen;  B;  dafür  »<*  verbüt -mich  Aa  (Rochh.  1857, 
396);  Z;  vgl.  botten  II.  Auch  unter  andern  Verhält- 
nissen gebraucht.  Mir  scheren- üs  um  ä"  Sorge'1  nüt, 
es  seit  hei"  Mensch  is  hüt  verbüt,  we"n-mer  's  enander 
bringe",  Keiner  hält  sich  fern.  GJKübn  1819  (Trink- 
lied). —  2.  spec.  als  Ausdruck  des  altern  amtlichen 
Schweiz.  Idiotikon.  IT. 


Betreibungsverfahrens,  (als  Unterpfand)  mit  Beschlag 
belegen,  arrestieren.  Vgl.  im  allg.  J.l  Blumer,  RG.  I  165; 
Seg.,  RG.  II  579  ff.;  IV  145  ff.  Syn.  rer-arrestieren  (Bd  1 
386).  Einmal  in  der  Wendung  ,mit  dem  stabe  v.'  ,Des 
ersten  so  sol  kein  amptman  nyemand  mit  dem  andern 
[Bewohner  der  untern  Stadt],  dem  oder  des  guot  er  hie 
in  der  statt  mit  dem  stabe  verbotten  hette,  anderston 
zu  übertragen,  sunder  sol  die  sache  für  gericht  komen 
lassen,  umb  das  das  entschlachgelt  von  solichem  ge- 
holt verbott  in  den  stock  gefallen  möge.'  1457,  Bs 
Gerichtsordn.;  dafür  bloss  ,v.'  in  dem  Entwurf  einer 
Erneuerung  derselben  um  1520.  Auch  sonst  gew.  ,v.' 
schlechthin,  wobei  durch  ,mit'  die  vollziehende  Ge- 
richtsperson, durch  ,um'  die  sicher  zu  stellende  For- 
derung eingeführt  wird,  a)  von  der  Beschlagnahme 
von  Gütern  Nnw  (LB.  1867);  Syn.  , einen  Arrest  neh- 
men auf'  Z.  a)  mit  Acc.  S.  (woneben  oft  Gen.  des 
Besitzers).  ,Wer  eins  andren  guot  in  der  statt  verbüt 
um  geltschuld,  der  sol  die  geltschuld  bewisen,  und 
um  die  selben  geltschuld  mag  er  die  pfand  in  fler- 
zechen  tagen  verkouffen,  als  das  zwen  stattman  darby 
sigent.'  1309,  Aar.  Stadtr.  ,Swer  ouch  Zürich  win 
schenket,  wirt  der  dingflüchtig  ald  entwichet  von 
hinnan,  swa  man  des  guot  begriffet  ald  beklagt  ald 
verhütet,  da  sol  der  burger  ungelt  vor  us  gerichtet 
werden  vor  allem  dinge  und  vor  aller  klage.'  1342, 
Z  Stadtb.  ,Es  hant  ouch  die  rät  daz  selb  hus  gefryet, 
daz  man  enkeiu  körn  darinn  sol  v.  Wenn  aber  einer 
sin  körn  verkoufet,  so  mag  man  wol  die  pfennig  v. 
Es  sol  ouch  nieman  enkein  ross,  daz  körn  zuo  dem 
selben  kornhus  füert  und  daz  an  das  kornhus  gebunden 
und  geheftit  wirt,  ouch  nicht  v.,  all  die  wile,  so  es 
an  dem  kornhus  geheftet  stad.'  1391,  Z  Stadtb.  (Ver- 
leihung des  neuen  Kornhauses).  ,Ein  knecht  wurde 
liblos  getan  und  wart  des  guot  verbotten,  der  die 
getate  tet.'  1401,  Bs  Rq.  ,Das  die  von  Rapperswil  des 
fürsten  lüt  und  guot  zuo  recht  möchtin  höften  und  v.' 
XV.,  Z  Chr.  ,Wan  guot  mit  eim  richter  verboten 
wirt  und  jemant  über  scmliehs  gebot  semlich  ver- 
botten güeter  entfüert  tags,  mag  man  desselben  guot 
hie  nit  ergriffen  und  der  old  die  demnach  in  unser 
statt  kommen,  so  sol  man  zu  denen  griffen,  die  fachen 
und  in  turn  legen.  Dieselben  solent  dann,  ob  sy  uss 
dem  turn  gelassen  werden,  sweren  und  trösten,  so  All 
guots  als  sy  entfüert  band,  wider  in  das  gericht  und 
bott  zu  stellen  old  ein  bezalen  und  darzu  solen  sy 
fünf  pfund  ze  bues  gen  ane  gnad.  Und  wer  das  aber 
nachts  tuot,  der  sol  das  zwifalt  buesen  und  10  pfd 
geben  one  gnad.'  Ende  XV.,  L  Stadtr.  (Segesser).  ,So 
man  pfent  verpütt;  von  pfänden  und  verbieten.'  1566, 
Ndw  LB.  ,Ein  jeglicher  Landmann  zu  Lifenen  mag 
eines  Frömden  Gut  durch  den  Weibel  v.'  um  1700,  U. 
S.  noch  Haft  (Bd  II  1055),  heften  (ebd.  1060).  — 
ß)  mit  Acc.  S.  und  Dat.  P.  ,Dass  er  dem  langen  Sma- 
ryen  win  verbott  von  der  schult  wegen,  so  er  ge- 
meinen Juden  sol  an  iren  kilchhof.'  1384,  Z  Ratsb. 
,Ir  sye  ouch  vor  niunt  verbotten  von  ir  schulden 
wegen.'  1438,  AaB.  Urk.  ,Umb  das  selb  gelt  verbot 
der  Kaltbrunner  dem  Steinegger  sin  schiff  ze  Erlibach 
mit  dem  ammann  ze  Erlibach,  und  nach  dem  gebott 
rett  der  Steinegger  frefenlich,  er  wolt  joch  das  schiff 
enweg  füeren.  und  sölt  es  joch  niemer  wol  geraten,  und 
schielt  damit  das  schiff  an  und  fuor  es  enweg  über  des 
ammans  gebott.'  1400,  Z  Ratsb.  ,Und  nach  langem 
handel  habe  er  iren  beiden  ir  guet  mit  recht  und  mit 

118 


H?: 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but 


1876 


den  weiblen  verbotten.'  1531,  L.  ,Hans  Seltenrych  von 
Ubelrieten,  dem  soltu  [Vogt]  all  syn  guot  v.,  huss, 
hoft',  matten,  acker  und  reben  und  alles,  davon  er  soll 
gleben,  was  nun  ein  mensch  sich  nehren  sali;  kein 
vvch  noch  kue  lass  im  im  stall.'  VBoltz  1531.  ,Sol 
ime  weder  sin  lyb  noch  guet  verpieten.'  B  Stadtsatz. 
1539.  ,Dass  sie  das  Pfand,  wann  es  geschätzt,  mit  dem 
Weibel  dem  Schuldner  v.  soll  [Überschrift],  Item, 
wenn  Einer  dem  Anderen  ein  Pfand  ausgeschätzt  mit 
den  Geschwornen  und  noch  acht  Tag  stahn  oder  bleiben 
soll,  auf  Ablösung,  so  soll  der  geschätzt  hat,  seinem 
Schuldner  das  Pfand  auf  Recht  v.  lassen,  solches 
Pfand  weiter  zu  verhandle!].  Wenn  aber  Einer  etwan 
ein  Schuld  an  einem  Andern  schätzte,  die  seinem 
Schuldner  gehörig,  so  soll  ers  demselbigen  v.  lassen, 
diesem  seinem  Schuldner  auszurichten.'  GiiKlost.  LB. 
—  Y)  mit  Präp.  statt  des  Dat.  1)  mit  ,an.'  ,Der  Lind- 
mager gieng  zu  dem  Joder  und  batt  den,  dass  er  das  gelt 
an  im  verbutte  und  es  mit  dem  rechten  von  im  zuge.' 
1398,  Z  Ratsb.  ,Ich  wil  dir  nüt  geben,  wan  ein  vogt  hat 
es  an  mir  verbotten.'  1427,  ebd.  —  2)  mit  ,hinder\  Gut 
des  Schuldners  in  den  Händen  eines  Dritten  mit  Beschlag 
belegen.  .Hinder  wem  guot  verboten  wird,  der  und 
die  semlich  verbotten  guot  enweg  lassend  old  enweg 
gebend,  der  und  die  solend  daz  mit  irem  guot  ersetzen; 
wurde  aber  somlich  verboten  guot  ane  eins  old  einer 
wissen  old  willen  entfüert,  so  solend  sy  enbrosten  sin 
und  nieman  darüber  ze  antworten  haben.'  Ende  XV.,  L 
Stadtr.  (Segesser).  Was  Jmd  auf  dem  Leibe  trägt,  darf 
nicht  arrestiert  werden;  legt  er  es  jedoch  ab,  so  mag 
es  mit  Beschlag  belegt  und  vom  Stadtknecht  verwahrt 
werden,  ,obs  der  oder  die,  hinder  denen  es  verbotten 
war,  nit  wollten  versorgen.'  1509,  ZEglisau  Stadtr. 
.Welcher  uss  erlouptnus  des  schultheissen  oder  rats 
iemants  des  synen  ützit  hat  lassen  ordenlich  durch 
einen  weibel  verpieten,  derselb  mag  darnach,  alsbald 
er  wil,  dem,  hinder  welchem  das  guot  verpotten,  für 
glicht  pieten  lassen  und  uf  dem  tritten  grichtstag  des 
verpottnen  guots  so  vil,  als  syn  schuld  syn  möchte, 
mit  rächt  zuo  synen  banden  forderen  und  züchen.' 
1512/3,  AAÜrugg  Stadtr.  ,Als  bishar  ein  bruch  ge- 
wesen, wenn  einer  oder  eine  eim  ein  ross  oder  andre 
pfand  in  ir  statt  hinder  eim  wirt  oder  wirtin  oder  eim 
burger  verhütend  gegen  im  Schuldnern,  nnd  der  wirt 
gegen  dem,  so  das  bot  gedon,  sin  gerechtikeit  uffgeb, 
das  denn  der,  so  das  bott  don  oder  ein  stattknecht 
die  selben  pfand  uss  dem  selben  wirtshus  nemen  und 
in  andre  wirtshüser  verkeren,  dardurch  und  dazwi- 
schen! eim  sine  pfand  möchtend  verendert  und  hin- 
weg kumen  wurdent,  das  nun  hinfür  sölichs  nit  me 
geschehen  .  .  .'  1534,  AaB.  Stadtr.  S.  noch  hinder 
(Bd  II  1415).  —  8)  mit  verschwiegenem  Sachobj.  ,Das 
heimlich  Schätzen  und  V.,  welches  hinterrücks  des 
Schuldners  zu  Zeiten  geschehen,  und  dann  allwegen 
je  der  erste  vorgegangen  und  andere  Ansprecher  ver- 
lieren müssen,  soll  solches  nicht  mehr  gelten.'  Ndw 
LB.  1867.  ,[N.  N.  klagt  gegen  einen  Andern]  von  des 
wegen,  als  er  im  verbotten  hatt,  dar  über  dass  er  im 
nütz  schuldig  was,  dann  dass  der  [Angeklagte]  sprach, 
er  hette  im  verbotten  von  sines  suns  wegen.'  1424, 
Z  Ratsb.  ,Aber  setzen  wir,  wer  old  welche,  so  unser 
burger  old  burgerin  sind,  vor  einem  schultheissen  ein 
eid  liplich  zu  Gott  und  den  heiigen  schweren  mögend, 
dass  sy  ir  schuld  nit  sicher  sien,  so  mag  ein  schulthez 
einem   wol   erlouben   zu   pfenden   old  zu  v.;    der  daz 


selbig  schweif,  und  sol  also  ein  pfund  geben  zu  eim 
Wortzeichen,  daz  er  den  eid  getan  hab.'  Ende  XV., 
L  Stadtr.  (Seg.).  ,Wcre  ouch  sach.  daz  yemand  in 
unsern  beden  stetten  die  obberüerte  zyt  uss.  als  die 
uffslahung,  verkundung  und  uff  bietung  oder  ver- 
kouffung  sollicher  güeter  und  als  die  bezalung  be- 
schehen  sol,  nit  verbotten  noch  sich  anschriben  lassen 
hette,  der  soll  sin  recht  verloren  haben.'  um  1520, 
Bs  Rq.  —  s)  als  Obj.  steht  die  Person  des  Schuldners, 
dessen  Besitztum  mit  Beschlag  belegt  wird.  , [Lirer 
sagt  aus]  dass  der  Rüwli  dem  Zidler  ein  hengst  an 
im  verbott;  do  fragt  der  Lirer  den  Zidler:  warumb 
hat  dich  der  Rüwli  verbotten?'  1403,  Z  Ratsb.  ,Wann 
der  Unsern  usserts  Land  verbotten  wurden  um  An- 
sprachen, so  soll  der  Unser  in  mit  Recht  wieder  an- 
langen, wo  das  Verbott  beschechen  ist.  Ob  die  Un- 
seren in  etlichen  Ort  old  Land  verbotten  wurdend, 
so  sönd  die  Unseren  sy  nit  v.  in  unserem  Land  um 
die  selb  Sach.'  1605,  SchwG.  LB.  In  den  folgenden 
Belegen  lässt  sich  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden, 
ob  sie  hieher  oder  zu  b  gehören.  ,Enkein  unser 
bürger  [soll  einen  Bürger  von  Laufenburg]  v.,  pfenden 
oder  uffahen  mit  gericht  older  ane,  er  sy  dann  recht 
gelt  older  bürge  older  sye  aber  von  inen  rechtloss  ver- 
lassen.' 1295,  Bs  Urkb.  ,Man  sol  nachgan  und  richten, 
als  Symon  der  Jud  miet  genomen  hat  von  des  Gru- 
ners  bott,  den  der  Abraham  verbotten  hat,  und  hab 
der  selb  Jud  die  miet  empfangen  dar  umb,  dass  er 
dem  botten  in  sinen  Sachen  behulfen  süll  sin.'  1398, 
Z  Ratsb.  ,Dar  über  nam  der  Kaltbrunner  dem  Stein- 
egger  ein  stakel  uss  sinem  schiff  ze  Erlibach  und  lüff 
damit  enweg  zu  dem  ammann  und  wolt  in  verbotten 
han,  und  rett  ouch  der  amman  zu  dem  Steinegger, 
er  sölt  niendert  varn,  er  bezalte  dann  vor  den  Kalt- 
brunner.' 1400.  ebd.  , Weiher  ouch  zuo  Basserstorf 
den  andern  v.  wölt  und  den  duocht,  dass  es  nottürftig 
were,  mag  der  den  weibel  noch  den  vogt  nit  han,  so 
mag  er  den  nechsten  nachgeburen  neman.  der  an  Sant 
Regien  gehört,  und  mag  das  gebot  tuon  von  tag  zu 
tag,  unz  das  er  einen  weibel  oder  ein  vogt  gehan  mag. 
Es  sol  ouch  des  vogts  gebott  weren  ein  jar,  des  wei- 
bels  8  tag  und  der  husgenossen  von  einem  tag  zu  dein 
andern.'  gegen  1400,  ZBassersd.  Offn.  ,Aber  sin  rechten 
gelten  oder  bürgen  mag  jederman  verhefften  oder  v., 
als  das  in  der  obgenanten  eidgnossen  pünden  ver- 
schriben  ist.'  1411,  Gl  Urk.  ,Dass  ;er  in  dar  umb 
Zürich  verbot  mit  dem  rechten...  Do  sprach  der  Hotz: 
im  liest  mich  da  verbotten  und  hest  mich  umb  dry 
Schilling  bracht,  ich  wil  dir  darumb  ze  leit  tuon.' 
1413,  Z  Ratsb.  ,Ein  ingesessner  mag  ein  usseren  umb 
gichtige  schuld  v.  oder  pfenden.'  1489,  L.  ,Wann 
ein  burger  ein  ussman  verbüt,  und  aber  der  ussman 
im  nit  gichtig  war  und  es  sich  mit  recht  erfand,  so 
sol  der  burger  dem  ussman  sin  kosten  abtragen.'  1492, 
AABrugg  Stadtr.  ,Es  soll  enkein  burger  von  Zürich 
enkeinen  von  Wiedikon  umb  enkein  geltschuld  noch 
umb  enkein  ander  ding  nit  v.  noch  verhefften.'  XV., 
ZWiedikon.  ,Wan  der  weibel  nit  vorhanden  und  einer 
ein  v.  wolle,  alldan  möge  er  den  nechsten  bürger 
dorum  anrüeffen  ime  ze  v.,  und  wan  er  4  den.  legt, 
muoss  ers  tuon.'  1533,  Aar.  Stadtr.  ,Dass  ein  insäss 
einen  frömbden  hie  v.  möge  nach  altem  harkommen.' 
1534,  ebd.  ,Das  wir  und  die  von  Ägry  einandern  nit 
sondt  verpieten.'  1541/4,  Sciiw  LB.  ,Weliche  man  an 
rat  schrybt,  die  haben  die  fryheit.  das  man  sy  nit  v. 


187 


Bat,  bet,  bit,  bot,  biit 


1878 


mag.'  1558,  /  Ratsverordn.  .So  zwen  Prömd  allhie 
einanderen  weiten  v.  und  hie  einandren  weiten  nieder- 
werfen und  v.  um  alt  Sachen  und  Ansprachen,  da  sol 
man  sy  hinweg  wysen.'  1605,  SchwG.  LB.  ,Es  mag 
ein  Jegklicher  von  uns  zähen,  wan  er  wil.  Soll  er 
aber  dem  Herrn  Buoss  oder  sölt  er  ander  Lüten  Gelten, 
die  möchtend  in  heften  und  v.,  unz  dass  er  inen  gnuog 
tet.-  1609.  ZKloten.  S.  noch  ver-heften  (Bd  II  1063). 
—  b)  von  Personalarrest;  länger  gegen  Fremde  als 
gegen  Einheimische  angewendet,  aber  schon  früh  durch 
Verträge  zwischen  einzelnen  Städten  zu  Gunsten  mil- 
derer Einrichtungen  beseitigt.  ,Es  ist  ouch  ain  ge- 
setzt, das  nieman  in  das  closter  noch  in  unser  herren 
fryhaitgan  noch  louft'en  soll  und  die  verbotten  darinne 
vahen.'  XIV..  G  Hdschr.  ,Da  batt  Heini  Losser  Weltin 
Amman  selb,  dass  er  des  wer  were,  dass  er  das  gelt 
bezalt  hette;  das  wolt  er  dazemal  nit  tuon.  Also  dar- 
nach kamen  Heini  Losser  und  Heini  Eis  gen  Rapers- 
wil.  Da  verbot  si  derjud,  dass  si  im  solten  leisten.' 
1429,  Z  Ratsb.  ,Zwen  frbmbd  söllent  einandren  hie 
nit  ze  v.  haben,  es  sie  dan  der  merkt  oder  die  Hand- 
lung hie  uff  geloufen  oder  dass  eim  einer  zuo  bekent 
oder  das  er  in  sünst  nit  möcht  beträtten,  und  so  einer 
us  dem  bott  und  über  ein  pot  hinweg  one  tröstung 
füere,  soll,  so  er  nachmals  ergriffen  wirt,  ingelegt 
werden.'  1534,  Aar.  Stadtr.  , [Der  Präsident  von  Dijon] 
ward  von  etlichen  koufiüten  von  Bern  und  Fryburg 
als  viend  zuo  recht  verboten . . .  Ward  er  da  garnach 
ein  jar  im  wirtshus  gfänglich  verhüetet.'  Ansh.  ,Und 
ob  ouch  ein  amtsmann  einen  gast  oder  frömden,  zu 
dem  er  ansprach  hette,  nit  wüsste  ze  betreten,  und 
derselbig  in  das  amt  oder  gericht  käme,  mag  er  den- 
selben wol  lassen  v.,  doch  nit  uf  fryer  strass.'  1545, 
Absch.  —  3.  mit  Acc.  P.  a)  Einem  Etwas  untersagen. 
.[Jesus]  straaft  seine  jünger,  dass  sy  den  verbotten 
haftend  [in  Jesu  Namen  Teufel  auszutreiben],  der  nit 
mit  inen  gieng.'  1548,  Luc.  (Kapitelüberschrift).  — 
b)  ausweisen.  ,Umb  den  selben  fräffel  sigen  si  also 
gestraffet  und  von  ir  statt  verbotten  worden.'  1438, 
AaB.  Urk.  ,Die  wyle  das  jar  weret,  das  ich  verbotten 
bin,  so  sol  ich  sölich  recht  durch  min  selbs  person 
nit  suochen  noch  nemen,  denn  durch  min  vol  gewaltig 
bottschaft;  item  ich  sol  och  sweren,  in  acht  tagen 
uss  unser  statt  Baden  gerichten  ze  gand  und  in  einem 
ganzen  jar  nit  darin  ze  komen.'  1443,  AaB.  (Urfehde). 
.Marti  Glaser  ist  uff  ain  urfeh,  die  er  gar  uss  ge- 
schworn  hat,  usser  vanknuss  gelassen  und  mit  wip 
und  kind  4  mil  wegs  von  der  statt  verbotten.'  1490, 
GStdt.  .Michel  Gengenbach  ist  über  See  und  Ryn  us 
verbo.tten.'  1494,  ebd.  ,üer  landsweibel  sol  im  [dem 
Kreditor]  sin  Schuldner  in  allen  vier  kilchen  vom  land 
v.,  und  wer  in  darnach  huset  old  hofet,  der  sol  eim, 
der  in  verruoft  hat,  die  selben  schuld  bezallen.'  um 
1500,  BNidau.  , Hinweg  v.\  wegweisen.  ,So  der  hirt 
brüchig  vych  im  huffen  hette,  das  sol  er  den  buw- 
meistern  anzaigen,  die  sond  es  h.  v.'  1535,  ZElgg 
Herrschaftsr.  —  4.  (bei  Strafe)  gebieten,  verkünden. 
,Min  herr  der  burgermeister  verbot  dem  Trinkler, 
dass  er  den  Suter  ungeirret  Hesse.'  1392,  Z  Ratsb. 
,Swer  ainen  aid  ufzühet,  so  aide  verbotten  sint,  wil 
er  denne  nüt  sweren  vor  gericht,  so  soll  er  gen  5  ß 
oder  ain  pfant  für  5  ß,  ist  daz  er  swert.'  um  1400, 
TßDiess.  Stadtr.  ,Ein  schulthes  und  ein  rat  lass  ver- 
künden und  v. :  welcher  den  andren  in  sinen  güetren 
beschädiget   mit   beroubung   siner    fruchten,    den  wil 


man  strafen.'  1498,  AABrugg  Stadtr.  ,Ir  |  der  Berncr] 
amtslüt  haben  ganz  stiller  wyse  mit  inen  beratschlaget 
und  ir  ansächen  verbotten  ze  hälen.'  1533,  Absch,  der 
VO.  , Mönche,  die  dem  nachstellend,  das  die  vorfaren- 
den  heiigen  väter  zuo  fliechen  mit  allem  ernst  ver- 
boten habend.'  Vad.  Man  soll  dgl.  Mandate  den  Ge- 
richtsherren zuschicken,  damit  sie  solche  durch  ihre 
Weibel  und  Amtsleute  verkünden  (,v.')  lassen.  1543, 
Absch.  ,MgnH.  band  den  ihren  by  schwerer  straf  v. 
lassen,  das  rechte  und  vollkomme  mäss  ze  geben.'  L 
Ansehenb.  —  ver-botten:  mit  einem  Verbot  belegt. 
.Verbottene  Zedel,  welche  bei  der  Entdeckung  ver- 
nichtet und  entsigelt  werden,  sind  solche,  die  auf 
fahrende  Hab  oder  Hab  und  Gut,  auf  Erbfälle  hin 
ablöslich,  also  unsicher  und  auf  unsichtbare  Pfand, 
d.  h.  auf  Häuser,  Stadel  etc.,  die  erst  noch  aufge- 
richtet werden  müssen,  lauten.'  ApHeris.  Avisbl.  .Von 
Bern  verbottne  hoptlüt',  mit  dein  Reisläuferverbot 
bedrohte.  Ansh.  ,An  verbotenen  Tagen  ist  der  Fleisch- 
genuss  bei  einer  Strafe  von  sechzig  Pfund  verpönt; 
wer  nicht  zahlen  kann,  verliert  ein  Ohr  und  kommt 
drei  Stunden  ans  Halseisen.'  1603,  WÄrnen  u.  Münster. 
.Verbotene  und  hohe  Wehr';  s.  hoch  (Bd  II  972).  Als 
Spielruf:  verbotte"!  =  ver-büt  (s.  ver-bieten  1  c)  ZO. 

Ver-büt  n.:  das  Ziel  beim  Versteckens-,  das  Asyl 
beim  Tschigglis-  oder  Jäglis-  Spiel  BStdt.  Syn.  s.  u. 
Biet  III.  —  Substantiviert  aus  dem  Spielruf  unter  ver- 
bieten i  e. 

Ver-bietenschi:  Arrest.  ,So  sunt  ir  [Konstanzer] 
wissen,  swä  üch  dekein  leit  oldir  ungemach  beschehi 
von  iemanne,  es  weri  von  pfandunge,  von  v.  oldir  von 
dekeinen  dingen,  das  uns  das  getrüwelich  leit  weri.' 
1272,  Bs  Urkb.  —  Zur  Bildung:  vgl.  .(umbe)  gevengenschi.' 
129S,  Bs  Urkb. 

Ver-bieter  m.:  der  Güter  eines  Schuldners  in  Be- 
schlag nehmende  Gläubiger.  ,Die  Verbott  und  Für- 
bott  sollen  und  mögen  durch  den  ordenlichen  Weibel 
an  denen  Orten,  da  solches  Verbot  oder  Fürbot  ge- 
schieht, getan  werden  oder  auch,  wem  solcher  Weibel 
Gwalt  und  Bevelch  giebt,  solches  zu  verrichten ;  und 
ist  geordnet,  welcher  verbieten  will,  soll  zuvor  vom 
Landammann  oder  seinem  Statthalter  oder  auf  das 
wenigst  von  den  Geschwornen  in  derselben  Gmeind, 
da  solches  Verbot  gohn  soll,  Erlaubniss  nehmen,  und 
so  einer  nit  Erlaubniss  nähme  oder  ihme  nit  erlauben 
wollen,  hat  solches  Verbot,  wenns  gleichwohl  recht 
geschieht,  kein  Kraft,  und  so  solches  erlaubtes  Verbot 
in  drei  Wochen,  nachdem  es  geschehen,  nit  entschlagen 
wird,  so  mag  alsdann  der  V.  selbs  mit  Recht  ansuchen 
und  entschlagen.'  GRKlost.  LB. 

vor- biete":  (vor-)  laden,  vor  Gericht  ScHSt. 
(Sulger).  Die  Boten  sollen  zu  dem  auf  den  11.  Febr. 
gegen  Ammann  Beroldinger  angesetzten  rechtlichen 
Tage  rechtzeitig  erscheinen,  um  noch  am  Abend  dem 
genannten  Amniann  , vorzubieten.'  1530,  Absch.  — 
für-:  1.  =  dem  Vor.  AaWoIiI.;  Bs  (Spreng);  ScHSt. 
(Sulger) ;  mit  Dat.  P.  ,Swem  man  des  ersten  under 
ougen  vürgebütet  oder  zuo  huse  und  ze  hove,  ob  der 
selbe  Schuldner  in  der  stat  ist  oder  bi  der  selben 
tagzit  in  dis  stat  künftig  ist,  kumet  er  nicht  vür  ge- 
richte,  so  sol  er  ein  Schilling  ze  einunge  geben  an 
alle  gnade.'  1301,  Aar.  Stadtr.  ,Es  ist  ouch  besetzet, 
dass  man  nieman  mer  fürgebüt  dann  einest  umb  ein 
sach.'  1383,  Z.  ,Wenn  ein  man,  dem  fürgeboten  ist, 
nit  für  gericht  kommt   und   sich   verspricht,    so   wirt 


1870 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but 


1880 


an  dem  triften  gericht   erteilt   dem  lantgraffen    uinb 
alles  sin  guot'  AaF.  Richtung.    ,Es  klaget  Hans  Paulus 
kutler  uff  Starcha  Hans  metzger:  als  sieh  füegt,  ilass 
Starcha  Hans  dem  Paulus    fürgebott  von  kutlen  und 
von  höiptern,   dass   do  der  Paulus   zu   im  gieng   und 
sprach :  min  gefatter,  was  meinest  du,  dass  du  mir  für- 
gebotten   hast   umb   die   schuld?    du  weist  doch  wol, 
dass  es  nit  gewonlich  under  uns  ist,  dass  nieman  dem 
andern  umb  ein  sölich  schuld  vor  vasnacht  für  gebütt.' 
1413,  Z  Ratsb.     ,Ob  einer  dem  andren  fürputty  oder 
uffvordrety   mit  dem  rechten   uff  den  tag,   so  im  für- 
potten  wird,  der  ist  vervallt-n  3  schillig.'  1464,  Schw. 
,Des  ersten  sol  man  iärlich   in    dem  selben  hof  zwei 
iargericht  hau,  eines  ze  meyen,  daz  ander  ze  herbst; 
dieselben    iargericht    sol    man    vorhin    verkünden    in 
unser  kilchen   und   sol  allen   hofj ungern   fürgebotten 
sin.'  ScuwWang.  Hofrecht.     ,So  gang  in  Gotts  namen 
und  klags,  büt  inen  für  noch  hüt  des  tags.'  HsRMan. 
,Diem  dicere,  tag  geben  oder  f.  eines  handeis  halben, 
der   malefitzisch    ist.     Accersere   aliquem,    einen    vor 
dem  rächten  verklagen,  einem  lassen  fürbieten.'  Fris.  ; 
Mal.     .Welchen   zuo  solchem  Gricht  fürgeboten  wirt 
und  nicht  erschine.'  GSa.  Landr.  1674.     8.  noch  für- 
gän   (Bd  H  29).     Einigemal    mit   Acc.  P.     .Welicher 
der  ist,  der  den  andern  liblos  tuot,  zuo  dem  sol  man 
griffen   und  in  gefanknüss    legen,    und   wan   man   be- 
klagen wil,  sol  man  in  an  dem  aben  in  dem  turn  f., 
des  rechten  ze  erwarten  gegen   den   fründen   des  ab- 
gangnen.'    1493,  AABrugg  Stadtr.     ,Soll  und  mag  der 
richter  dem,  so  ansprach  nett,  gönnen  sinen  widerteil 
by    sinem    eide    fürzubieten.'    1519/44,    Schw  LB.  — 
2.  auf  ein  Pfand  mehr  bieten,  als  die  Schuld  beträgt. 
,Wan  uf  der  Gant  über  des  Schuldvorderers  Ansprach 
daruff  [auf  die   Pfänder]   gepotten   were   worden,    so 
soll  glicher  Gstalt  dem  [?],  so  also  fürpotten  [d.  i.  die 
dem  Mehrerlös  entsprechende  Summe],  dem  Schuldner 
erschiessen     und    one    Widerred    zuogstelt    werden.' 
1622,  AABrugg  Stadtr.  —  fort-biete":   mit  Dat.  P., 
Einen  gerichtlich   wegweisen   Gr  (Tsch.).  —   näch-: 
ein  weiteres  Angebot  tun,  bei  Versteigerungen  Gr;  Th; 
U  (auch  nächen-b.);  Z.  —  ze-sammen-  z'sämme(n)-: 
(amtlich)  zusammen  berufen  Gr  (Tsch.).    , Weiher  der 
raten,  der  bürgeren  oder  der  drissigen,  so  inen  z.-ge- 
hotten  ist,  nach  der  ersten  frag  erst  zuo  dem  rat  kumt 
oder  nit  kumt,   daz   der  selb  sol  einen  Schilling  den 
raten  gefallen  sin  an  alle  gnad.'  um  1430,  Aar.  Stadtr. 
,lr  tüfel,  der  sy  besamne  und  inen  z.-gebiet,  der  heis 
der  vgderwisch.'  um  1450,  L  Hexenproe.  —  dannen-: 
=  ab-b.  1.    ,Wenn  eim  burger  ein  ding  umb  sin  schuld, 
daruf  er   sin    summ  gepotten,    verstanden   were    und 
dann  ein  frömder  sich  besinnte,  meer  daruf  ze  pieten 
und  den  burger  siner  summ  dannen  losen,  das  möcht 
ein  ietlicher  woltuon;  doch  soll  nienerin  zuogelassen 
sin,   einander   dannen   ze  pieten,   dann  in  Sachen,   da 
verschribne  pfand  werend.'  1553,  AABrugg  Stadtr.  — 
dar-:    1.  =  bieten  2  e.     ,[Wird   der  Ratsweibel   nicht 
einhellig  neu  bestätigt]  so  niugent  Schultheis,  alt  und 
nüw  rät  und  ouch  die  hundert  dry  darbieten,    die  ie 
denne  des  jares  darumb  gebetten  hand   oder  bittend, 
und  mugent  ouch  denne   einen   under  den   ze  weibel 
erkiesen.'  1384,  AaB.  Stadtr.    ,Wan  ein  schulthes  ab- 
kumpt,   so  soll  er  einen  andern  d.,   und  wen  das  ge- 
schieht, demnach  sol  er  noch  einen  heissen  d.,  damit 
zwen   hinuss   gestellt   werden;    und   dan   sol   der  alt 
schulthes  fragen  und  under  den  zwöien  ein  mers  ma- 


chen.'  1491.  AABrugg  Stadtr.  —  2.  Jmdn  darstellen 
als...  Jedes  Ort  soll  so  viel  möglich  bei  seinen  An- 
gehörigen darauf  halten,  dass  man  einander  ,gegen 
den  Fürsten  und  ihren  Ambassadoren  nit  also  dar- 
biete und  verbösere',  auf  dass  bürgerliche  und  landt- 
liche  Treue  erhalten  bleiben.  Hill,  Absch.  (Konferenz 
der  kath.  Orte). 

wider-:  1.  (eine  Antwort)  zurücksenden.  ,lst, 
das  es  üch  gevellet  wol,  so  widerbietend  dem  keiser 
ein  antwurt  also  .  .  .'  XV.,  Z  Chr.  —  2.  ein  (Auf-) 
Gebot  widerrufen,  rückgängig  machon  ;  absagen.  .Der 
bott  von  Switz,  der  jung  aman  ab  Yberg,  hett  ge- 
antwurt:  widerbiete  er  nit  morn  unz  ze  mittem  tag 
gen  Zürich  [so  sei  er  mit  dem  Vorschlag  einver- 
standen].' 1436,  L.  ,ünd  do  si  uf  dem  veld  mit  der 
paner  warent  und  gern  an  die  Engeischen  werent 
gesin,  do  widerbot  inen  herzog  Lüpolt,  das  si  wider 
hain  zugent.'  XV.,  Z  Chr.  ,Item  ine  clagt  sich  ain 
herr,  wie  die  von  St  Gallen  zu  zyten,  als  ain  herr  in 
sinen  gerichten,  zwingen  und  bennen  mit  des  gottshus 
lüten  und  andern,  die  er  genant  hätt  billichs  und 
notdurftigs  im  ze  tuonde,  dass  sy  das  durch  die  iren 
widerbotten  hand,  nit  ze  tuonde.'  G  Hdschr.  .Einen 
Tag  w.'  ,Und  er  ging  zuo  stunt  dez  morgens  der  und 
widerbot  den  tag  [die  Hochzeit].'  Bs  XIV.  (Buch  von 
den  zwei  Mannen).  ,Der  selb  graff  Ott  den  selben 
unsern  herren  vorgen.  tag  mit  sinem  brief  widerbott.' 
1400,  Z  Ratsb.  (Einen  Vertrag)  aufkündigen.  ,Wand 
soferr  etwederm  es  missfiele  older  nit  enfüegte,  die 
sond  es  einen  monat  vor  dem  andern  w.'  1295,  Ver- 
trag zw.  Bs  und  Laufenburg.  .Darnach  sol  ouch  der 
fride  weren  alle  die  wile,  so  der  selb  fride  von  dien 
vorgenannten  herren  den  herzogen  oder  von  irem  ge- 
wüssen  amptman,  der  denne  ze  Rotenburg  ir  pfleger 
ist,  nicht  widerbotten  ist,  oder  von  unsern  drin  Walt- 
steten gemeinlich.'  1319,  Absch.  (Waffenstillstand  zw. 
den  Waldst.  und  Österreich).  ,Unz  es  entweder  stat, 
der  es  missevellet,  der  andern  einen  manod  vor  wider- 
bütet.'  1321,  Vertrag  zw.  Bs  und  Z.  —  Mhd.  wid* , -bieten. 

weg-:  1.  =  dannen-b.  N»w.  —  2.  wegweisen.  ,Wo 
er  [der  Bettlervogt]  findt  oder  ankumpt  die  bettler 
oder  bettlerin,  die  nit  umb  badens  willen  hie  sindt, 
denen  mag  er  14  tag  erlouben  und  darnach  hin  weg 
ze  bietten,  und  welcher  das  bott  on  notturft  und  wider 
sinen  willen  übergienge,  straffen.-  1498,  AaB.  Stadtr. 
,[Der  Pfarrer]  solle,  zur  Verhütung  mehrerer  Zwie- 
tracht in  der  Gemeinde,  dieselbe  ungesäumt  quittieren 
und  im  Fall  des  Nidverfangens  hin  beim  Eid  hinweg- 
geboten werden.'  1711,  ApHeid.  —  zue-hin-:  ein-, 
zusammenberufen.  ,Wan  man  den  raten  zuhinpütt' 
Ndw  LB.  1569. 

Bieter  1  m.:  1.  Weibel;  s.  B.-Lön  (Bd  III  1291). 
—  2.  (BüterJ  der  Rufer  im  Kinderspiel  .Baumwechseln' 
AAWohlen.  Die  Rufe  s.u.  bieten  3  by.  —  3.  Gebieter, 
Herr.  ,Din  sele  ist  worden  knecht,  din  lib  herre,  din 
begird  b.,  din  muotewil  volger.'  XV.,  Volksb. 

Frön-.  .Besoldung  eines  Frohn-  und  Wacht- 
bieters.'  XVIII.,  Sch  Pfrundenb.  —  Ge-.  Hans  von 
Herznach  von  Münster,  ,g.'  dieses  Briefes  [der  die  VO 
zur  Abfassung  desselben  veranlasst  hat],  habe  sich 
beklagt,  dass  sein  Knecht  beraubt  worden  sei.  1531, 
Strickl.  —  Meist-:  der  Meistbietende  auf  einer 
Gant.  Kanzleispr.  Wer  ist  M.?  —  Dank-:  Der- 
jenige, der  beim  Wettlauf  auf  dem  Eise  die  Preise 
austeilt.  Spleiss  1667.  —  Wacht-  s.  Frön-B. 


1^1 


Bat,  bet,  bit,  hnt,  but 


lSS'J 


ur-bietig  „GR"Furna;  L  (Ineichen);  „Vw;"  W, 
er-bütig  UwE.  f-oi-J:  Adj.,  nur  präd.  1.  erbötig,  be- 
reit. aaOO.  Er  ist  deschi  (\V),  es  (L)  u.  If*  bi"-mich 
e.,  für  mi"  Oussag  Zoignus  z'  gi"  UwE.  Ich  bi"-mi'h 
nid  e.,  stehe  für  die  Sache  nicht  ein.  ebd.  ,Den  tag, 
als  ich  mich  urbüttig  bin  dahin  persönlich  zu  füegen.' 
1490.  G  Brief.  .Zudem  sind  die  von  Sangans  urbüttig. 
ire  erzknaben  ouch  für  das  schloss  ze  schicken,  in 
meinung  das  schloss  zu  nötten.'  1499,  Z  Schreiben. 
,Daun  sy  urbüttig  wereu  dem  alten  bruch  zu  gleben.' 
1514,  GAltst.  .Sind  aber  alle  zeit  urbüttig  zur  Ver- 
antwortung yederman.'  1531,  I.  Petr.  ;  .bereit.'  1667. 
,So  ir  vech  der  enden  schaden  tete,  wären  sy  urpüttig, 
denselbigen  gern  abzutragen.'  1552,  aZoll.  .Der  was 
ouch  urbüttig,  was  er  an  der  canzel  predigte  und 
lehren  tet,  darumb  weite  er  wol  rechnung  und  ant- 
wort  geben.'  WKlaarer  1565.  ,Lieber  soll  uns  das 
Leben  auch  nicht  sein,  denn  dass  wirs  urbittig  sein 
zu  lassen.'  FWvss  1672.  S.  noch  vieren  (Sp.  372). 
In  Verbindung  mit  Synn.  ,Gneigt  und  e.'  ,Ze  tuon 
gneigt  und  urbüttig.'  1524,  Strickl.  ,Urbüttig  und 
guotwillig.'  1531,  ebd.  .Begirig  und  urbietig.'  1532, 
ebd.  .Urbietig  und  bereit.'  Gdalth.  1559.  .Willig  und 
urbitig.'  RCvs.  ,Urbietig  wie  auch  versprechend  und 
zusagend.'  Gr  Handl.  1632.  ,Das  ganze  Volk  dises 
Tals  [des  Veitlins]  ist  seinem  gebürlichen  Fürsten  zu 
dienen,  zu  gehorchen  und  zu  lieben  ganz  geneigt  und 
urbietig.'  FSprechek  1672.  —  2.  in  prägn.  S.,  dienst- 
bereit, ergeben.  .Abt  Heinrich  was,  wie  wol  [er]  ge- 
suochig,  aurichtig  und  onvertraglich  was,  unser  stat 
nit  abhold  und  ganz  urbütig  gegen  unsern  raten.'  Vad. 

Mhd.  urbietic,  Abi.  aus  'ur-biet;  vgl.  mhd.  ur-bot,  An- 
erbieten. Die  Furni  mit  Präf.  er-  lehnt  sich  an  .erbieten'  an. 
Weitere  ä.  Belege:  .urbietig.'  1527,  Burgrecht  zw.  Zürich 
und  Konstanz;  1642,  Mise.  Tig.;  Zg  Gespr.  1747.  , urbütig' 
neben  , urbitig,  urpitig.'  Aush.  .urbüttig.'  Wurstisen  15S0 
(.urbietig.'  1765).  ,urpütig.'  1592,  AaB.  Stadtr.  .urbittig.' 
Galer  1616.  .erbietig.'  Z  Täuferber.  1639.  Kontaminiert 
aus  ,er-b.'  und  ,ar-b.'  ist  die  Form  .urerbietig.'  S  Kai.  1749 
(,Er  habe  den  Diebstahl  begangen  und  seie  u.,  Alles  wider 
zu  erstatten'). 

böch-bietig.  ,So  Fabern  mit  zweien,  dryen,  die 
im  geflelind.  von  eim  eersameu  grossen  rat  nit  allein 
fry  sicher  gleit,  sunder  ouch  aller  kost  verheissen 
und  zuogesagt,  und,  so  vil  der  übrigen  doctren  ze 
Baden  uf  der  disputation  sind,  ouch  zuo  uns  fry  sicher 
gleit  zuogesagt  ist,  und  daby  unser  eidgnossen  boten 
drungenlich  gebeten,  sy  wellind  die  hochbütigen  zuo 
uns  gen  Zürich  kummen  lassen,  und  aber  sy  das  keins 
wegs  habend  wellen  annemen,  so  muoss  ich  anzeigen, 
wie  blind  und  blöd  sich  Egg  und  sin  part  gründend.' 
1526,  Zwingli.     Vgl.  höch-gebotten  (Sp.  1867). 

ge-bietlich.  ,Uf  dis  gepietlich  zuoschriben  [Be- 
fehl, die  Reformation  durchzuführen]  haben  die  böss- 
willigen  Hassler  frefenlich  geantwort.'  1528,  Ansh. 

Biete"  II  GWidnau,  P-  ApK.;  GRh.  —  m.:  (langge- 
streckter) Haufe  Kartoffeln.  Heu,  auch  Erde,  Asche  usw. 

Bieter  II  (P-  BG.,  Neuenegg)  in.,  PL  Pietere"  BG. : 
(Rock-,  Hosen-)  Tasche,  auch  Tasche  an  Frauenklei- 
dern BoAa.,  G.,  Ha..  Neuenegg,  S. ;  FS.;  SBib.,  L., 
Thierst.  G'halt  's  i"  B.  und  trag  's  hei'".  Er  het  noch- 
n-es  pär  Schnittli  i"  d'  B.  g'stösse",  für-se  der  Mueter 
und  de"  G'schivisterte"  hei"*  z'  chröme".  JHofst.  1865. 
,Es  hätte  einen  ganzen  B.  voll  Münze  bei  sich  gehabt.' 
Goith.    RA.    Wenn  Eine"  der  Hergott  gäng  uf  der 


Zunge"  het,  so  treit-er  der  Düfel  im  B.  Schild.  Spec. 
a)  Busentasche  BE.  Syn.  Bliesen.  .Saccus  in  dupli- 
catura  amiculi  super  pectus.'  Id.  15.  —  b)  Tasche  an 
F'rauenkleidern,  „bes.  unter  dem  Rock  getragen"  B 
Biel;  „LG."  —  Wahrsch.  im  Abi.  zu  Bütd  (s.  d.) ;  vgl. 
eis.  Bütel,  Beutel,  Hosentasche. 

Oben-abea-:  Kleidertasche,  die  sich  nach  oben, 
nicht  nach  der  Seite  öffnet.  An  Männerhosen  SBib. 
Auch  an  altmodischen  Bauernröcken.  Ich  g's'th-se  noch, 
d\"  fertni  Spickslte"c!uttte"  mit  grosse"  beinige"  Chnö- 
pfe",  mit-eme"  üfg'steUte"  Chrage"  bis  unger  d'  Ore" 
ufe"  und  grosse"  mächtige"  O.-Bieter,  die  g'wändlig 
neben  use"  g' Stange"  si",  wil-se  geng  öbbe"  mit  Nüsse", 
dürre"  Schnitze",  neme"  Käuftli  Bröd  oder  so  öbbis 
üsg'spickt  g'ha"  hesch.  JHofst.  1865.  —  Hose0-: 
Hosentasche  S.  RAA.  Er  darf  fest  i"  H.  länge",  hat 
Geld.  Schild.  Was-er  im  Chopf  hat,  hät-er  nid  im  PL., 
was  er  sich  vorgenommen,  davon  geht  er  nicht  ab. 
ebd.  —  Jüppe"-:  Tasche  eines  Weiberrockes  S 
(Schild). 

Bieter  III  m.:  Schlagring,  dgl.  rauflustige  Jüng- 
linge bei  sich  tragen  B  (vereinzelte  Angabe).  —  Wohl 
Kürzung  ans  dem  syn.    ISiet(er)-Rimj. 

Vogel  -  Bieter:  Vogelbauer  Bs  (ASocin).  —  Zu 
Bieter  111  im  allgemeinem  Sinne  von   Behälter? 

Pietrus  s.  P.-Gold  (Bd  II  226). 

Butt  I  (P-  AALeer.;  Ap;  Sch;  Th;  Z).  in  PAL  Betty, 
in  W  Bott..  —  m.,  PI.  Bottefn)  Gr,  Bott,  P-  Ap;  Bs; 
Gr;  Th;  Z  —  Uim.  Böttli,  P-  B;  Th;  Z:  1.  wie  nhd., 
wer  (gelegentlich  oder  berufsmässig)  Botschaften,  Auf- 
träge ausrichtet,  den  Verkehr  zwischen  Personen  oder 
Orten  vermittelt,  allg.  Vgl.  Botten-Lön  (Bd  III  1291), 
-Brot.  Du  bist-mer  en  P.,  du!  scheltend  zu  Jmdm, 
der  einen  Auftrag  schlecht  ausgerichtet  hat  Th.  RAA. 
Er  lügt  wie-n-en  P.  Däniker;  vgl.  Sp.  1688  u.  Me" 
wird -der  nach  mües'en  en  P.  schicke",  verweisend  zu 
einem  Saumseligen  ZZoll.  Me"  würd-der  en  Botte" 
schicke"!  du  kannst  lange  warten  ScBSt.  (Sulger). 
Ei"  P.  um  den  andere",  ein  Mal  ums  andere,  schnell 
nach  einander  B  (Zyro);  vgl.  all  Bott  (u.  Bott  II).  .Man 
harte  wenig  vint,  die  guot  boten  oder  bräter  [Braten- 
wender] sink'  Schachzabelbuch.  ,Apt  Ueli,  der  hat 
schmirwi  gnuog,  das  ist  gar  wol  der  boten  fuog,  die 
er  damit  tuot  salben  und  uns  darumb  verlachen  tuot 
in  orten  allenthalben.'  1489,  GStadt  (Lied).  ,[Die 
Landsgemeinde  beschliesst]  im  lant  ze  beliben  und 
niemand  zuozezücheu,  ouch  beider  partyn  posten- 
löuffer  und  b-en  frig  durchzelassen.'  1531,  GSa.  ,Wer 
von  sinem  nachpuren  für  lasst  reichen,  sol  kein  bott 
under  10  jaren  alt  sin  und  in  einem  verdeckten  ge- 
schirr.'  1558,  AABrugg  Stadtr.  .Sehet  [den  Tod]  an 
als  einen  Bott,  der  euch  Zeitung  bringet  von  dem 
ewigen  Leben.'  Mise.  Tiu.  1722.  S.  noch  Mal  (Sp.  148). 
Post  (Sp.  1797).  Uneig.  Es  stät  en  hertc  B.  a"  Sil» 
Bett,  vom  Tode.  Sprww.  1869.  ,Es  si  eins  verlassen 
herzen  b.  ein  verlassen  oug.'  Schachzabelb.  ,Zuo  der 
Buoss  mant  uns  der  Bott  [der  Komet].'  Joh.Mahl.  1620. 
In  festen  Verbindungen.  1)  .hinkender  B.-  s.  Bd  II 
1467 ;  zum  Kalendernamen  vgl.  JHGraf  1896.  — 
2)  .loutfende  botten'.  ständige  Rubrik  der  B  Stadtrechn. 
1375/84.  —  3)  .gewisser  b.'  .[Die  Aarauer  haben  Vieh] 
wider  denselben  Spruch  in  die  egenanten  Hölzer  ge- 
trieben über  seinen  gewissen  Botten,  so  er  [RvHallwyl] 


1883 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but 


1884 


zu  inen  gesandt  hab,  zu  bitten,  in  und  die  Seinen 
.senilichs  Kumbers  zu  überheben.'  Aa  Gem.  (nach  einer 
Urk.  von  1424).  —  4)  ,gesworner  b.'  ,Ist  aber  der, 
dem  das  sin  gefront  ist,  usserthalb  den  stetten  Basel 
gesessen,  alsdann  sol  man  im  die  fronung  in  geschrift 
by  einem  geswornen  boten  verkünden.4  um  1520,  Bs 
Kq.  ,0b  ouch  yeniand  fremden  usslendigen  zum  rech- 
ten verkunt,  das  wirt  uff  des  geswornen  boten  wider- 
antwurt  geurteilt  ye  nach  gestalt  der  sach,  wie  sich 
in  recht  gepurt.'  ebd.  Spec.  a)  Vermittler  des  kleinen 
Verkehrs  zwischen  Orten  ohne  moderne  Verkehrsver- 
bindung (bes.  zwischen  Dorf  und  Stadt),  z.  T.  aber 
auch  noch  neben  Post  und  Eisenbahn  fortbestehend 
Bs;  B;  Tb;  Z.  So  verkehrt  allwöchentlich  mit  ZStdt 
ein  ,Küsnachter,  Adliswiler  [usw.]  B.' ;  in  BsStdt  gab 
es  einen  ,Beigoldswiler,  Ziefner  B.';  ZSth.  hatte  einen 
ständigen  Schaffhüser  P.  usw.  In  älterer  Zeit  auch 
als  Vermittler  des  Postverkehrs  übh.  ,N.  N.,  Genfer- 
bot, wird  seines  Dienstes  entsetzt,  weil  er  sich  in 
Genf  vollgesoffen  und  Pferd  und  Briefe  verloren  hat.' 
1630,  KWild  1847  (G).  Der  ,Basler  B.',  ein  von  Zü- 
rich unterhaltener  reitender  Bote  für  den  Verkehr  mit 
Basel;  s.  Absch.  VIII  1  b,  252.  S.  noch  Port  III  (Sp. 
1631).  Der  ,B.  nach  Zürich',  der  Beamte,  welcher 
Sendungen  der  Behörden  von  Gl  nach  Z,  der  ,B.  nach 
Luzern'  (Ndw  LB.  1742),  welcher  solche  von  Ndw 
nach  L  beförderte.  ,Dem  Boten  (Postmeister)  nach 
Zürich  bezahlte  Glarus  einen  Jahrlohn  von  fl.  14; 
dazu  kamen  Porti  für  ihn  wie  für  die  Boten  nach 
St  Gallen  und  Werdenberg.'  Blumer,  RG.  —  b)  Brief- 
träger B;  GKaltbr.  , Unglücksfälle  durch  Übermacht 
vorbehalten,  indem  man  nur  für  die  Treue  der  Post- 
ämter, Bött  und  Postillione,  wenn  innert  drei  Monat 
Zeit  reklamiert  würde,  gut  steht.'  1814,  Z  (Post-Em- 
pfangsschein). —  c)  wer  dem  Gewählten  die  Nachricht 
von  seiner  Wahl  überbringt  B  (Zyro).  Vgl.  das  .Boten- 
Laufen'  in  Zg.  Arch.  f.  Volksk.  1  118.  —  d)  Weibel, 
Gerichtsdiener;  s.  bieten  3  bf  und  vgl.  Botten-Lön  2 
(Bd  III  1291).  Als  Abkürzung  für  ,Schulden-B.'  (s.d.): 
.Alle  Montag  und  Dienstag,  wann  die  Rechte  offen 
stehen,  tut  der  Ratschreiber  die  ihme  eingegebene 
Namen  der  saumigen  Zinsleuten  aufschreiben  und 
solche  jedes  Orts  Vogt  oder  Weibel  auf  einen  Zedul 
oder  Leisten  setzen;  wann  solche  beisammen,  welches 
längstens  bis  Dienstag  Abends  um  6  Uhr  geschehen 
soll,  so  übergibt  er  solche  Commissionen  seinen  Bötten, 
welche  dann  dieselben  an  Ort  und  Stell  hintragen 
sollen.'  Z  Ratschreiberordn.  1761.  ,Der  Bott  an  See', 
der  Schuldbote  für  die  Gemeinden  am  Zürichsee.  ,Da 
dann  zu  gewahren,  dass  von  den  Bötteren  und  Feil- 
rüffen  denen  Vögten  und  Weiblen  die  Belohnung  ganz, 
von  denen  sog.  Warnungen  halb  vom  Ratschreiber  und 
halb  vom  Schuldcnbott  bezahlt  werde,  da  jedoch  der 
Bott  an  See  hievon  exemt.'  Z  Ratschreiberordn.  1761. 
—  2.  Bevollmächtigter,  Gesandter,  Abgeordneter.  ,Ist 
der  weibel  nüt  gegenwärtig  noch  sin  botte,  so  wirt 
im  nüt.'  1249/1410,  F  Handf.  ,Die  Boten  von  Aarau 
beklagten  sich  [vor  dem  Rat  in  Bern]  von  ihrer  ge- 
meinen Stadt  und  ouch  von  sondrigen  Leuten  wegen.' 
Aa  Gem.  (nach  einer  Urk.  von  1424).  S.  noch  wider- 
bieten. ,[Zur  Bereinigung  der  alten  Rechtsbücher] 
sollend  von  allen  vier  Dörfferen  und  von  einer  jeden 
Tärzen  zwei  oder  drei  verstendige  Männer  und  Rats- 
personen, die  der  Sach  erfahren,  mitsampt  dem  Herren 
Landama  und  Lantschreiber  einen  Tag  ansetzen.    [Die 


fraglichen  Punkte  werden  den  einzelnen  Gemeinden 
vorgelegt]  alsdan  sollend  abermalen  die  Gmeinden  ihre 
Botten  senden  und  die  Mehr  der  Gmeinden  zu  Zitzers 
au  ff  dem  Rathaus  zusammentragen.'  GiiVDürf.  1692. 
.Unter  Botten  senden  verstand  man  Gesandtschaften  und 
Deputationen,  unter  Tag  leisten  Zusammenkünfte  mit 
andern  Gesandten  halten."  Ochs.  S.  noch  Kring  (Bd  I 
399).  Spec.  a)  Tagsatzungsabgeordneter,  bis  zur  An- 
nahme der  Bundesverfassung  von  1848  gebräuchlich; 
syn.  Gesandter.  Oft  in  den  Absch.,  z.B. :  ,Uf  disem  tag 
sind  gemeiner  Eidgnossen  botten  nach  dem  mal  by 
einandern  versamlet  gewesen.'  1521.  —  b)  im  alten 
Gr  Vertreter  der  Gemeinden  und  Hochgerichte  in  den 
Abgeordnetenversammlungen  der  einzelnen  oder  aller 
drei  Bünde.  Jährlichen  auff  St  Georgen  Tag  versamb- 
len  sich  zu  Truns  des  ganzen  Punts  abgesandte  Botten 
zur  Wahl  des  Landrichters.'  FSprecher  1672.  ,Als  auff 
einen  Beitag  auff  Davoss  von  den  Botten  der  dreien 
Pündten.'  ebd.  Vgl.  auch  HJLehmann  1797,  117.  — 
c)  ,[Im  XIV.  und  ganz  bes.  im  XV.]  wurde  die  Be- 
ratung und  Ausführung  der  meisten  laufenden  Ge- 
schäfte [vom  Rate]  immer  an  besondere  Kommissionen 
oder  wie  der  Ausdruck  lautete,  Botten,  gewiesen;  vgl. 
aus  dem  ersten  Öffnungsbuch  von  1438/9:  7  Botten 
in  diesen  Läufen  der  Schinder  der  Stadt  Sachen  zu 
versorgen ;  3  Botten  zu  dem  notwendigsten  Bau  überall 
zu  machen  den  Bauherrn  beigegeben;  Botten  zu  des 
Kaufhauses  Sachen;  zu  des  von  Löwenberg  Sache 
Botten;  9  Botten,  die  Stadt  auswendig  und  inwendig 
zu  besehen;  Botten,  Pferde  zu  kaufen;  Botten  zum 
Graben  und  zur  Ringmauer  [usw.].  Es  ernannte  also 
der  Rat  im  einzelnen  Fall  bald  mehr  bald  weniger 
seiner  Mitglieder  zur  Bereinigung  des  Geschäfts.  Er 
scheint  aber  auch  zum  voraus  bei  Beginn  des  Rats- 
jahres eine  gewisse  Anzahl  Boten  bezeichnet  zu  haben, 
die  dann  gewärtig  sein  mussten,  oft  in  Anspruch  ge- 
nommen zu  werden.'  AHeüsler  1860  (Bs).  Spec.  ist 
,b-en',  auch  ,botten  principales'  der  Name  des  1445 
neu  organisierten,  doch  schon  längere  Zeit  vorher 
bestehenden  Kollegiums  der  XIII,  einer  ständigen 
Kommission,  die,  anfänglich  mit  der  Beratung  von 
Kriegssachen  betraut,  später  die  Beschlüsse  des  Rates 
ausführte,  die  Aufsicht  über  die  städtischen  Beamten 
und  damit  auch  über  die  Finanzherrn  und  Finanz- 
sachen übte,  über  die  Ordnungen  der  Stadt  wachte, 
die  Geschäfte,  welche  die  Räte  an  sie  wiesen,  beriet 
und  entschied.'  ebd.  (XV.).  —  d)  ,Itein  wenn  ouch 
bekant  wirt,  botten  von  dem  gerieht  ze  gebende  und 
ze  schickende,  etwas  guotes  oder  ein  erbe  ze  teilende, 
dazuo  sol  kein  ainptman  des  gerichtes  geschicket  noch 
genomen  werden.'  um  1400,  Bs  Rq.  S.  noch  böslieh 
(Sp.  1726).  —  3.  als  Übersetzung  von  äniotoXog  in  neu- 
testamentl.  Sinn.  ,In  den  gschichten  der  botten',  in  actis 
apostolorum.  Zwingi.i.  ,In  gschichten  der  heiligen 
botten  am  10.  cap.'  LLav.  1569;  ,in  den  Apostolischen 
Geschichten.'  1670.  ,Die  der  Botten  Gottes  spotten 
und  seiner  Propheten  äffen.'  KdWirz  1680.  Die 
.zwölf  botten';  vgl.  Zwölf-Bott.  ,Bi  dem  spürt  man 
wol,  dass  sy  nit  by  enandern  beliben  und  von  en- 
andern  wychen  wie  die  zwölf  botten;  ich  wellt,  dass 
sy  by  enandern  hangetint  an  einem  boum',  wird  einem 
Gegner  zugerufen,  der  bei  Beginn  eines  Streites  sich 
zurückzieht.  1529,  Absch.  (Th).  —  4.  Knecht,  Dienst- 
bote. ,Die  brotbecken,  die  ir  brot  under  der  brot- 
loben verkoffent,    dero   sol   ieglicher   oder    sin    botte, 


lssr, 


Bat,  bet,  bit.  bot,  but 


18S6 


der  das  brot  verkoffet,  stau  usserent  der  brotloben 
binder  sine  brotbank.'  um  1 100,  TiiDiess.  Stadtr.  ,Wol 
mag  iederman  sine  swin  zuo  dem  tag  zwirent  trenken 
ob  dem  wasser,  da  sin  bott  sy.  Wolt  ouch  einer  im 
stall  misten,  so  mag  er  die  sine  swin  uslassen,  das 
er  sinen  botten  da  bi  bab.  und  sol  man  ouch  die  swin 
nach  der  trenki  und  dem  misten  förderlich  wider  in- 
triben  ungefarlich.'  1403,  Z  Stadtb.  .[Die  Aarauer 
beklagen  sich.  Rudolf  von  Hallwyl  habe]  ihnen  ihr 
klein  Vieh,  das  si  in  ihre  eigne  Hölzer  mit  guter  Hut 
getrieben,  und  vielleicht  durch  eines  Überlaufes  willen, 
mit  seinen  starken  Boten  genommen,  gen  Hallwil  ge- 
trieben.' Aä  Gem.  (nach  einer  Urk.  von  1424).  .Wel- 
cher botten  dinget  ein  ganz  jar,  wenn  einer  denn  sim 
botten  urloub  git  an  unrechte  redliche  ursach,  so  sol 
ein  meister  eini  dienst  sin  Ion  gen,  darum  er  in  ge- 
dinget hat.'  1460,  L.  —  5.  ein  Verwaltungsamt  des  Klo- 
sters Säckingen  in  Glarus.  .Wer  keller  ist  oder  banwart 
oder  schääffer  oder  bott  und  der  fronmülinen  hat,  der 
git  iecklicher  zum  vierten  jare  1  kuo  dem  lütpriester 
und  ein  kuo  dem  meier,  ietwederem  wie  die  kuo  jär- 
lich  gadt.'  1302,  Gl  Urk.  (Säckinger  Urbar).  ,Der  bott 
soll  von  seiner  amptsptiicht  alle  die  zins,  die  inge- 
antwurt  werden,  zuo  Seckingen  uff  den  Speicher  ant- 
worten dem  speichwarter.'  ebd.  .Dem  botten  5  müt 
haber  von  rechtem  manlehen.'  ebd.  —  6.  Zeuge,  Ge- 
währsmann. .Sinen  boten  stellen.'  .Das  ein  ieklicher 
kleger  alle  die,  so  er  für  lantgericht  geladet  hett, 
zwei  lantgericht  in  das  klagbuoch  schriben  sol,  und 
sinen  botten,  das  er  dieselben  gericht  gewartet  habi, 
vor  dem  schriber  stellen  sol.'  Th  Landgerichtsordn. 
1406.  .Wenn  er  denn  sinen  botten  stelt,  das  er  den 
dritten  tag  gewartet  habi.'  ebd.  ,Was  briefen  ieman 
also  von  dem  lantgericht  nemen  wil  ald  bedartf  ze 
nement,  darumb  sol  er  alweg  sinen  botten  stellen.' 
ebd.  ,B.  sin  um.'  ,Ueli  Junkher  spricht,  er  bab  nie 
anders  geredt,  denn  dass  die  selb  sach  vor  ziten  uff 
uns  getädinget  wurde,  und  dass  er  darumb  bott  wer, 
er  wisse  aber  nit,  ob  es  dozeinol  gericht  wurde.'  1391, 
Z  Ratsb.  ,Wes  urteil  ie  uff  dem  lantag  gevolget  wirt, 
so  zwen  teil  wider  einander  stand,  ist,  das  der  selben 
urteil  ieman  brief  begeret  ze  nement,  so  sol  der,  der 
die  selben  urteil  gesprochen  hat,  darumb  bott  sin  und 
nieman  ander.'  Th  Landgerichtsordn.  1406.  —  7.  wie 
lat.  nuntius,  Botschaft,  Nachricht  W.  Ich  hä"-mu  en 
Botto"  g'schiclt,  hinterlä".  Vgl.  Brief '-botten-Träger. 
Botte"  mache",  durch  Jmdn  Meldung  senden  BG.  Der 
müesst  B.  m.  oder  selber  gä".  —  8.  die  Katamenien, 
in  der  verhüllenden  RA.:  Si  het  der  B.  wider  (biko") 
Bs  (Meyer). 

Jüid.  böte.  Der  Anl.  P-  beruht  wohl  auf  Einwirkung 
von  Polt  n.  PI.  ,die  Böte'  auch  1S06,  Aa  postamtliche  Ver- 
fügung; Pekulat  1832.  Bed.  7  ist  nach  einer  Angabe  im 
W  fem. 

Insel-Bott:  Schuldenbote  für  das  Inselquartier 
in  BStdt.  ,Die  [Schuldenboten]  in  den  Landgrichten 
und  die  in  den  vier  Kilchspälen,  so  dem  Lantgricht 
Konelfingen  anhängig,  [sollen]  durch  die  Venner  jeden 
in  synem  Bezirk  und  denne  die  Spittal-  und  Insel- 
botten  durch  jedes  Orts  und  Huses  Obervogt  beeidet 
werden.'  B  Wuchermand.  1628.  —  Feld-  s.  Post  (Sp. 
1796).  —  Für-Pott:  =  Für-Läufer  (Bd  III  1146)  Z 
Zoll,  f  Er  hatte  bei  Ausbruch  einer  Feuersbrunst 
eiligst,  bei  Nacht  ein  Windlicht  mit  der  Aufschrift 
,F.  Zolliken'  tragend,  in  die  Nachbargemeinde  zu  eilen, 


um  den  Brand  anzuzeigen  und  zur  Hülfe  aufzufordern. 

—  Fuess-Bott:  Fussbote.  ,Die  Fussbötte  von  Aarau, 
Winterthur,  Elgg,  Frauenfeld,  Weinfelden .  Arbon, 
Andelfingen,  Flach,  Zarzach,  Sax,  Toggenburg,  Rhein- 
tal, Eglisau,  Kaiserstuhl,  sowie  der  Postmeister  von 
Glarus  sind  heute  ausgeblieben.'  N.  Z  Ztg  vom  24.  V. 
1799.  --  ,Frid-:  schydmann,  caduceator.'  Mal.  — 
Frön-:  (unverletzlicher)  Gerichtsbote.  ,Als  niemand 
in  antwurts  wiss  ist  erschinen,  ist  erkennt,  daz  der 
fronbott  gehört  werden,  ob  und  wie  er  dem  antwurter 
verköndt  hab;  der  sait,  daz  er  den  ladbrief  Conratt 
Bichwillers  [des  Mörders]  vatter  und  frowen  geben.' 
1533,  GStdt.  ,Item  wer  ouch  an  eines  herren  zu  Wülf- 
lingen  fronbotten  freflet,  der  büest  den  freffel  mit 
zwyfacher  buoss.'  1585,  ZWülfl.  —  Gisel-:  wer  ,Gisel' 
[Bürgen]  zur  .Leistung'  aufbietet;  Schuldenbote. 
,Gis(s)elbotten.'  L  Ansehenb.  Uw  klagt  über  die  durch 
die  ,Geisler- Boten'  von  U  bei  den  ennetbirgischen 
Untertanen  verursachten  unleidlichen  Zinskosten,  z.B. 
40  Kronen  wegen  8  Ducaten.  1675,  Absch.  —  Hüb- 
schelich-:  wer  erhaltene  Aufträge  langsam  ausführt 
Z.  —  Hinki-Pott:  1.  hinkender,  langsamer  Bote  Aa 
Leer.;  Z.  —  2.  Hinkender  übh.  Z.  —  Läufers-Bott: 
=  Läufer  1  b  8  (Bd  III  1145).  .Wichtigere  obrigkeit- 
liche Schreiben  wurden  durch  die  Standesläufer  (in 
dieser  Eigenschaft  L.-Boten  genannt)  in  der  Landes- 
farbe überschickt.'  Blumer,  BG.  ,Unserm  ratsfründ, 
der  von  uns  in  botschaftswis  gon  Jenf  gesent,  ist  ein 
löuferbot  indergeworfen  und  die  brief  genommen.' 
Ansb.  (F).  Dem  Hauptmann  Tugginer  in  Paris  soll 
dieses  Schreiben  durch  einen  eigenen  ,1-en'  zuge- 
schickt werden.  1575,  Absch.  ,[Ein  Posamentweber 
von  Basel  wird  wegen  Verhöhnung  von  Wallfahrern 
zu  Sursee  enthauptet]  obgleichen  beim  Ausführen 
ein  Leüfersbott  von  Basel  mit  Fürschriften  für  ihn 
von  seiner  Obrigkeit  daher  schnaufend  kommen.'  1008, 
KWild  1847.  ,Was  sich  jüngst  abgeloffen  wegen  eines 
an  ihren  Burger  angefallnen  Erbfahls  umb  den  Abzug 
desselbigen,  wie  ouch,  wess  man  sich  . . .  entlichen 
entschlossen,  hab  ich  durch  zeiger  irem  loütferspotten 
schriftlichen  alles  ordenlich  und  specificierlich  em- 
pfangen.' 1614,  Schreiben  des  Landschreibers  d.  Freien 
Ämter  an  Brugg.  Auch  als  Polizist.  ,[Ich  sprach  dem 
Schustergesellen  zu]  er  soll  wider  zum  handwärch, 
und  wans  er  nit  duon  wel,  so  weli  ich  in  bi  einem 
L-en  heim  reichen.'  1641,  Zg  Tageb.  —  Läger-:  = 
L.-Her  2  (Bd  II  1535).  Die  Boten  von  Bern  ver- 
langen, dass  man  den  ,1-en-  des  Herzogs  von  Savoyen 
aus  der  Eidgenossenschaft  verweise.  1560,  Absch.  — 
Land(s)-:  1.  Weibel  des  Landgerichts  der  Herrschaft 
ZGrüningen.  ,Drei  Männer  von  Grüningen,  Sattler 
Hartmann  Sydler,  Landsbote  Jaggli  Wilderrauth  und 
Untervogt  Egli,  sollten  das  Pfarrhaus  bewachen.' 
Meier,  Wetz,  (nach  einer  Urkunde  von  1628).  ,Dem 
L-en  fürs  ganze  Jahr,  Missives  und  Mandats  von 
uGnH.  an  die  HHn  Geistlichen,  Gerichtsherren,  den 
Vögten  und  Weiblen,  nebst  Einziehung  der  Grund- 
zinsen.' 1789,  ZGrün.  Amtsrechn.  —  2.  ,der  Landbote', 
Name  einer  zu  ZWthur   erscheinenden  Tageszeitung. 

—  Ge-leits-:  Gehülfe  des  Scharfrichters.  Ein  Land- 
gerichtsdiener, der  geringere  Kriminalstrafen  exe- 
quiert, z.  B.  fuchtelt,  die  Schaukel  dreht,  die  Leichen 
von  Selbstmördern  birgt  Ap  (TTobler).  ,Der  zwei- 
fache Landrat  wählt  [u.  a.]  den  Standesläufer,  die 
Wegmeister,   Fächter,    den  Scharfrichter   und  Gleits- 


1887 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but 


1SSX 


boten.'  ApA.  Verf.  1854.  ,Der  Narae  Geleitsbott  kam 
erst  im  Jahr  1730  auf;  vorhin  hiess  er  Wächter.  Er 
ist  des  Scharfrichters  Handlanger  und  Gehülfe,  der 
Delinquenten  Wächter  und  Begleiter  und  trägt  bei 
allen  Criminalverrichtungen  die  Landfarbe.'  JCSchafek 
1812.  .1  pfd  hand  der  nachrichter  und  syn  gleitsbott 
verschlagen  und  versattlet.'  1567,  ZGrün.  Amtsrechn. 
—  Macht- B ott:  bevollmächtigter  Gesandter.  ,Wir 
obgenanten  niachtbotten.'  1455,  Aar.  Stadtr.  ,So  bitten 
wir,  unser  schiffluten  machtbotten,  zoiger  dis  briefes, 
guetlich  furderlich  beholffen  und  beraten  ze  sind.' 
1476,  Bs  Chr.  .Allsammen  recht  verordnete  gewalt- 
haber  und  machtbotten  vom  gottshus  [Chur].'  1530, 
Absch.  ,Dero  von  Rapperschwyl  treft'enlich  anwält 
und  machtbotten.'  1531,  ebd.  (Z).  ,Machtbott,  legatus.' 
Mal.  —  Ge-meinds-:  Gemeindeweibel  Gl. 

Mund-:  Apostel.  ,Von  gratia  Dei  seinem  m.-botten', 
vom  Papst.  Wurstisen  1580.  ,Obwol  er  [der  Erzbischof 
von  Mailand]  kein  orator  oder  m.-bott,  wüsste  doch 
mengklich,  wie  er  so  ein  grosser  prelat  were.'  ebd. 
,Die  Prediger  als  M-en  des  Allerhöchsten.'  Z  Prediger- 
ordn.  1758.  —  Vgl.  Gr.  WB.  VI  2684  f. 

Neben(t)-:    ausserordentlicher  Bote,   Privatbote. 
.Die  Schuldenbötte  sollen  alle  ihre  auf  sich  habende 
Commissiones  selbst  ablegen    und   nicht  mehr   durch 
Briefe    oder    Nebentbötte   den    Vögten    und    Weibeln 
übersenden.'    Z  Ratschreiberordn.  1761.     .Neben    den 
amtlichen   Postboten    gab    es   Privatboten,    z.B.   von 
Frauenfeld   nach  Aadorf,    und  sog.  N-en,    die   nur  in 
loser  Beziehung  zu  den  Postämtern  standen.'  Anf.  XIX., 
JNater  1898.    Spec,  Privatweibel  zum  Einziehen  von 
Schulden,    im    Gegs.    zu    den    ordentlichen    Beamten. 
,[Man  beschwert  sich,  dass]  der  Eine  und  Ander  syne 
Zins  nicht  mehr  durch  den  bestellten  Ingwünner  und 
Ratschryber,  sondern  durch  sonderbare  Näbentbotten' 
schnuor-richtig  der  alten  Ordnung  zuwider,  ynzüchen 
lassen.'    Z  Briefordn.  1631.    S.  noch  Burger  (Sp.  1580). 
Bi-:    der  einem  ersten  Abgeordneten  beigegebene 
zweite  Abgeordnete.    Wenn  ein  Kommissär  oder  Vögte 
aufreiten,    so   sollen   der  drei  Orte  Boten   gemeinsam 
selbe  einsetzen,   indem  es  daran  genügt;    wenn  einer 
[zur  Erhöhung  der  Feierlichkeit]  überdiess  noch  Bei- 
boten wünscht,  mag  er  sie  selbst  bezahlen.  1576,  Absch. 
(ennetbirgische  Vogteien).     In  Gr  zur  stehenden  Be- 
zeichnung geworden,    a)  ,Aus  allen  3  Bündt  erscheinen 
folgende  Anzahl  Botten  (da,  wo  ein  Hochgericht  zwei 
zu  ordnen  hat,  der  andere  ein  Beibott  genennt  wird).' 
Simler,  Reg.  1722  (Gr).    ,Es  erscheinen  nicht  22  oder 
23  Amman,  sondern  27  Boten  in  allem,  und  der  jeweilige 
Landrichter  machet  die  28.  Stimme  aus,  dann  Disen- 
tis,  Lugnez,  Grub,   Rheinwald,   Rhäzüns  und  Schanis 
haben    ihre  Beiboten.'    Sererh.  1742.  —  b)  Abgeord- 
neter zum  Bundestag  der  drei  Bünde  und  zu  den  Bei- 
tagen der  einzelnen  Bünde.    1550  hat  Valendas  ,1  bei- 
bott', Luvis,  Ricin,  Pitasch  [im  gleichen  Hochgericht 
Grub,    zu   dem   noch   zwei  andere  Gerichte    gehören] 
zusammen  ,1  b.',    1552  hat  llanz  [auch  in  der  Grub] 
,1  b.'  GRllanz  (Arch.  der  Grub).     ,Die  Beiboten  zum 
Bundstag    und  zur  Besetzung  der  Bundsämter   sollen 
von  der  Gemeinde  gewählt  werden.'  1660,  GrD.  (Rats- 
prot.).  —  c)  Abgeordneter  zum  Grossen  Rat,  noch  in 
den    Jahren    1840/50    üblich    GrHc.  (Tsch.).    —    Bi- 
bottenschaft   f.     ,Beibottenschaften-,    Archiv-Titel 
GRllanz. 

Post-:  =  Post  1  (Sp.  1796).    , [König  Franz  sandte 


1515  den  Eidgenossen]  auf  die  tagsatzung  zuo  Zürich 
gehalten   durch  ein  postbotten   sampt   zweien  jungen 
vom  adel  ein  schreiben  zuo.'  Wurstisen.  —  Brief-: 
Brief  böte  Ap;  W.  —  Pfand-.    Niemand   soll    selber 
pfänden,  sondern  ,don  weiblen  oder  geschwornen  pfant- 
potten   harzu   verordneten  die  pfandung   zu  tuen  be- 
välchen.'    B  Stadtsatz.  1539;    ebenso    1620,    AABrugg 
Stadtr.   —  Rieht-:  =  Scheid-Mann  1  (Sp.  277).   Ansh. 
—  Rats-:    1.  Ratsweibel   BsStdt.     l'h  han  eine"  vo" 
de"  Rötsbotte"  g'frogt,  die  jo  uf  rfe»n  Röthüs  Alles  üs- 
schnüfele"  könne".  Hinderm.  1886.  —  2.  Abgeordneter 
eines  Rates.    .[Bern  hat  uns]  als  vollmächtig  gewalt- 
same ratsbotten  ussgevertiget  und  geschickt ...'  1455, 
Aar.  Stadtr.    ,[Die  aufrührerischen  Kriegstetter  haben] 
unser  ratspotten  ungeert  lassen  abscheiden.'  1495,  S. 
.Unsere   herren    von    Zürich    haben,    die   langwirigen 
spän  gruntlich  zu  erfaren,   ire   ratsbotten   geschickt.' 
ZElgg  Herrschaftsr.  1535.     ,Die    ratsgesandten    rats- 
botten.' ebd.  —  3.  Abgeordneter,  Gesandter  übh.    ,TJf 
den  heiligen  pfingstäbend  sind  die  beid  partigen  und 
all  gelert   lüt  sampt   unser  Eidgnoschaft   raatsbotten 
[Tagsatzungsgesandten]    in    der   kilchen    zuo    Baden 
nachmittag  zuosamen  komen.'  1526,  Absch.    ,Die  Rats- 
boten beider  Religionsparteien.'  1587,  Aa  Gem.    Rats- 
botten   der    einlitt"   Gemeinden    in    Pündten    ehrsame 
Gsandten.'  Gr  Handl.  1632.    ,In  disen  und  oberzehlten 
Pundtstägen  kommen  zusammen  aus  dem  oberen  grawen 
Pundt  28  Ratsbotten :    aus    dem   Gottshaus-Pundt  23 
und  aus   dem  zehen  Gerichten-Pundt  15  Ratsbotten.' 
FSprecher  1672.    S.  noch  Gr.  WB.  VIII  189.  —  Gröss- 
räts-:    Abgeordneter  zum   .Grossen  Rat'   Gr.  —  Si- 
cher-.    .Der  Vater  hatte  das  Recht,  seinen  Kindern 
Vormünder  zu  setzen;  diese  hatten  verschiedene  Be- 
nennungen: Vormunder,  Vögte,  Pfleger,  S.-boten,  Be- 
halter,  Procuratores,   Advocati,   durch  das  Recht  vor 
dem  Gericht  gegebene  Schirmer.'  Kommentar  von  1779 
zur  Handfeste  von  BThun  1297.    —    Side»  -  Pott:  = 
Fergger  (Bd  1  1011)  Z.  —  Sommer-:  Bote  des  Som- 
mers  (Frühlings).     ,Ussgang   jenners    sprungend   die 
zarten    sommerbottle,    die    gelben    lieblichen    duben- 
knopfli,  zitlossen  und  andere,    so  man  nennet  schöne 
merzenbluomli,  herfur.'   1526/7,  Kessl.  —  Sand-:  Ge- 
sandter, Abgeordneter.    Der  Bischof  von  Verula,  ,bäpst- 
licher  heiligkeit  orator    und  sandbott.'    1508,  Z  Rats- 
nian.     .Als  uns  die  brief  üwer  herlichait  [des  Dogen 
von   Venedig]    überantwurt    hat    ainer    fürtrefflicher 
verständnuss  Marti  Bovolin,  sandtbott.'  1523,  Strickl. 
,Da    erschinend    erstmals    sandtbotten    von    Uri    und 
Schwyz  im  namen  der  V  Orten,  begerten  ein  antwort.' 
Val.Tschcdi  1533.    ,Missi  regii  oder  dominici,  das  ist 
die  köngklichen   oder   keiserlichen   sandbotten.'   Vad. 
,Orare  pacem  manu,  durch  die  sandbotten.'  Fris.    Zu 
einer  Versammlung,    in    eine    Behörde   Abgeordneter. 
,N.,  eingesetzter  und  verordneter  richter  in  diser  sach 
von  gemeinen    zechen   gericht   santbotten.'    1510,   Gr 
Jenaz.    .Zuosamt  der  gottshuslüten  von  allen  gegninen 
der  landschaft  verordneten  sandtbotten.'  1530,  Absch. 
(G).    Häufig  von  den  Tagsatzungsgesandten.  ,Gemainer 
aidgnossen  sandtbotten.'  1500,  Absch.    .Wir  von  stett 
und  landen  gemeiner  Eidgnoschaft  rät  und  sandbotten, 
jetz  in  der  statt  Bern  versandet.'  1521,  ebd.     , Miner 
herren  der  zwölf  Orten  sampt  der  zuogewandten  sandt- 
botten.' 1526,  ebd.    , Unser  lieb  Eidgnossen  von  Bern, 
Solotorn  und  Milhüsen  sandbotten.'    1529,  ebd.     Der 
kaiserliche   Gesandte    Mouchet    adressiert    Briefe    an 


ISS'1 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but 


lK'.M. 


,hcrrn    sandbott',    seinen  Bruder    und   guten   Freund. 
1517,  ebd.  —  Send-:  =  dem  Vor.  1529,  Absch. 

Scheid-,  Schid-:  =  Scheid- Mann  1  (Sp.  277). 
,Da  aber  der  küng  [Karl  VIII.]  und  sin  herzog  von 
ürliens,  als  ze  sehwach,  zuom  bericht  sieh  neigtend. 
santend  ginein  Eidgnossen  irera  züg  oueh  ire  scheid- 
boten nach.'  1495,  Ansh.  .Nach  gemachtem  vertrag 
wurden  die  schidhoten  mit  den  satfoyiscben  anwälten 
erlich  abgevertiget.'  1508.  ebd.  ,Dess  haben  wir  uns 
vereint,  den  schidpotten  ze  antwurten.'  1531,  Strickl. 
.[Die  Unterzeichneten]  haben  zwen  glichlutende  ver- 
tragbrief  ufgerichtet,  die  von  den  vier  herren  schied- 
boten in  der  stadt  Biel  gefertiget.'  1544,  Absch.  ,Die 
Scheidbotten  verritten.'  FrHaffner  1666.  —  Bei  Äg. 
Tschndi  1560  (Gfd  16,  283)  durch  Verschiebung  oder  Ver- 
lesung .schildbotten.' 

Schulde"-:  Schuldeneintreiber,  Exekutor  Bs. 
Liebe'  Herr  Gott  Zebaot,  behüet-mic''  vor  dem  Seh. 
BsLie.  (Meier),  a)  der  Weibel,  der  die  vom  Amtmann 
bewilligte  Schuldbetreibung  vollzieht  AALeer.  Er 
vermittelte  dem  Schuldner  zuerst  mündlich,  dann 
schriftlich  die  amtliche  Aufforderung  zum  Zahlen  Aa 
Wohlen.  Heute  noch  als  Familienzuname:  's  Schulde"- 
botte"  AAWohlen.  —  b)  im  alten  Zürich  fünf  dem 
Ratschreiber  unterstellte  .Knecht,  welche  alle  Wochen, 
so  die  Recht  offen  sind,  abreisen,  die  nachlässigen 
Schuldner  hin  und  wieder  im  Land  zur  Bezahlung  zu 
treiben.'  Mem.  Tig.  1742.  Vgl.  auch  Z  Ratschreiber- 
und Schuldenbott-Ordn.  1761,  14  ff.  Die  Rechtstrieb- 
kanzlei ,soll  bestehen  aus  einem  Oberaufseher  (Rat- 
schreiber) und  vier  Unterbeamten  (Schuldenbötten), 
von  denen  ein  jeder  sich  mit  einem  der  vier  Land- 
bezirke zu  befassen  hat.'  Z  Rechtstriebgesetz  1803. 
Weibel  des  .Schuldenschreibers'  [Betreibungsbeamten] 
ZGrün.-f-  RA.  Er  macht  es  Mül  g'rad  wie-n-en  Seh. 
Stütz.  —  c)  früher  (in  L  bis  1831)  Name  Desjenigen, 
der  für  Andere  die  Betreibung  beim  .Botenweibel' 
[dem  gesetzliehen  Betreibungsbeamten]  besorgte,  Ge- 
schäftsagent L  ;  Uw.  ,Das  aussergerichtliche  Schulden- 
beziehen, sofern  es  als  gewerbsmässiger  Beruf  von 
Schuldenböten  ausgeübt  wird,  ist  an  allen  Sonn-  und 
Feiertagen  untersagt.'  Ndw  LB.  1867.  Vgl.  auch 
Seg.,  RG.  4,  148  ff.  —  Schnorre"-:  unangenehmer 
Schwätzer,  Stadtschwätzer  Z.  —  Spital-:  Schulden- 
bote für  das  Spitalquartier  in  BStdt;  s.  hisel-B.  — 
Stadt-:  =  Stadt-Läufer  (Bd  III  1147).  AAZof.  1782. 
—  Tag-:  Tagsatzungsgesandter.  Ansh. — ■  Hirs-Män- 
tag  Hirsmändig- :  der  berittene  Überbringer  und 
Verleser  des  sog.  Hirsmontagsbriefes  LE.;  vgl.  Arch. 
f.  Volksk.  I  277.  —  Thun-.  Abi.  thun-botte":  den 
Botendienst  nach  Thun  besorgen  BHa.  2?  alten  Ziten 
hed  esie  Mätzener  Menk  all  Samstig  thunbotted.  — 
Trag-:  Familienn.  AAZof.  ,Conzman  Tragbotten 
[Dat.].'  1377,  S.  —  Weibels-:  Weibel;  s.  bieten  3  c 
(Sp.  1866).  —  Wider-Bottu:  Gegenbotschaft,  Wider- 
ruf W.  Schi  heint-mu  W.  gige",  e"  W.  geschickt.  Vgl. 
Bottl7.  —  Ge-walt(s)-Bott:  bevollmächtigter  Ge- 
sandter, Vertreter,  a)  im  Staatsrecht.  ,[Dem  Herzog 
von  Savoyen]  ward  ein  tag  gon  Jenf  bestirnt,  da  beder 
stäten  [Berns  und  Freiburgs]  gwaltsboten  angetragnen 
gabbrief  ze  überantworten.'  1508,  Ansh.  .Fcederum, 
induciarum  oratores,  gewaltsbotten  oder  gesandte  hot- 
ten.' Fris.  ;  Mal.  ,Gewaltbotten.'  BossH.-Goldschm. 
S.  noch  Tag-Her  (Bd  II  1546),  Botten-Lön  (Bd  III 
1291).  —  b)  im  Privatrecht.  ,Kament  da  für  mich 
Schweiz.  Idiotikon  TV. 


[den  Schultheissen]  und  verbannen  gericht  Heinrich 
Sattler  von  Brugg,  an  statt  und  in  namen  Annen  Satt- 
lerin, siner  elichen  tochter,  mit  ganzem,  vollem  ge- 
walt,  den  im  der  stattschriber  ze  Brugg,  der  egnanten 
Annen  Sattlerin  siner  tochter  vogte,  geben  und  be- 
volhen  hette  in  diser  nachgeschriben  sach,  in  irem 
namen  und  an  ir  statt  als  ein  vollmächtiger  gewalts- 
botte,  glichermass  als  ob  die  vorgenant  Anna  Sattlerin 
sin  tochter  und  ir  vorgerüerter  vogt  personlich  hie 
an  disem  gericht  gegenwürtig  stüendint.'  1441,  AaB. 
Urk.  —  Tag-wans  Tagmes-:  Weibel  der  Bürger- 
gemeinde Gl.  —  Zue-:  1.  =  Schulden-B.  ,Als  dann 
sollten  die,  uff  wöllich  die  zuobotten  kämen,  inen  darby 
die  zerung  abtragen.'  1530,  S  (Wochenbl.  1845).  ,Wir 
haben  von  richtigen  und  förderlichen  Ynzugs  wegen  der 
Schulden  khein  besser  Mittel  syn  eracht,  denn  gewüsse 
ehrliche  beeidete  Zupotten  zu  Statt  und  Land  ze  for- 
deren.- B  Missiv  1614.  ,Die  Zupotten  sollend  sich  mit 
denjenigen  Oosten  oder  Tagion,  so  ihnen  bestimmt, 
vernüegen.'  1623,  Aa.  ,Diewyl  jetzige  unrichtige  Zah- 
lung hochlich  erforderet,  der  Zubotten  halb  hievor 
ussgangne  Fürsechung  zu  erfrischen,  habend  wir  zu 
desto  gewüsserem,  förderlicherem  und  richtigerem  In- 
zug  allerhand  usstehender  Schulden  nochmahlen  an- 
gesechen  und  geordnet,  dass  zu  Stadt  und  Land  ehr- 
liche, geflissne,  biderbe  Männer  (angesechen  die  Gysel- 
schaften  und  Frässeryen  gänzlich  uffgehebt)  zu  solchem 
Inzücherdienst  von  unseren  Amptlüten  mit  Hilf  und 
Zutun  eines  ehrsamen  Chorgrichtes  sollend  in  der 
Anzahl,  nach  dem  jedes  Ort  unserer  Landschaft  der- 
selben unzit  hero  gehabt  oder  jetziger  Zyt  nottürftig 
syn  wirt,  erwellt,  ussgeschlossen[!]  und  mit  hernach  zu 
End  gesetztem  Eid,  allwegen  zu  Antritt  ihres  Diensts, 
und  jährlichen  Bestätigung  beeidet  [werden].'  B  Wu- 
chermand.  1628,  68;  vgl.  auch  S.  69/75.  —  2.  Sup- 
pleant,  z.B.  des  Kollegiums  der  XIII;  s.  AHeusler  1860, 
390.  —  Zürich-,  , Zürcher-':  der  berufsmässige  Ver- 
mittler des  kleinen  Verkehrs  einer  Gegend  mit  der 
Stadt  Zürich.  En  Z.  muess  chönne"  träge"  und  nüd 
müed  werde",  trinken  und  nüd  roll  werden  und  lügen 
und  nüd  röt  werde"  Z.  ,N.  N.,  Zürcherbot.'  1777,  G 
Berneck.  ,N.  K,  Züripot.'  1779/1831,  ZOSth.  ,üer 
Zürcherbot',  von  Elgg.  1794,  THÄad.  —  Zwölf-: 
einer  der  zwölf  Apostel.  ,Der  Zw.  oder  Apostel  Bar- 
tholomäus.' Küenlin  1840  (F).  ,An  Sant  Jacobes  tag 
des  zwelfbotten.'  1315,  Gl  Urk.  Benz  der  Binder  ver- 
lor am  Katharinen-  und  Konradstage  im  Spiel.  ,Da 
wart  er  hön  und  sprach:  Dass  Got  den  heiigen,  dero 
tag  es  hütt  und  gestern  gesin  ist,  das  vallend  übel 
gebe!  was  virret  man  sölichen  heiigen ?  Da  Cuoni 
Sigrist  den  Benzen  straft,  dass  er  also  redt,  da  gäbe 
er  im  ze  antwürt:  was  er  seite!  es  weren  doch  weder 
zwelfbotten  noch  Juristen!'  1427,  Z  Ratsb.  , Uff  Sant 
Thomas  des  heiligen  zw-en  tag.'  1513,  GRJenaz.  .[Pe- 
trus:] Ich  was  ein  schlechter  armer  zw.'  NMan.  ,Ein 
apostel  ist  nüts  anders  geredt  weder  ein  bott:  dannen 
har  wir  Tütschen  recht  habend  geredt,  es  sygind 
zw-en.'  Zwingli.  ,Uff  sambstag  unser  frowen  tag  und 
zwelffbotten-abend,  wan  die  complet  verlut,  solle  nie- 
mand nie  spilen.'  1529,  AaZ.  ,Uf  dunstag  vor  Simon 
und  Juda,  der  zweien  h.  zw-en.'  1542,  Absch.  ,Am 
Freitag  nach  StMatthrei  Tag  des  heiligen  Zw-en.'  Gr 
Handl.  1632. 

Bott  II  (in  W  auch  Butt),  G"-bott  (Pott  AaFH., 
Leer.;  Ap;  B;  G;  Scb;  Th;  Ndw;  Z)  —  n.,  PI.  Pötter 

119 


1801 


Bat,  bet,  bit,  bot,  bni 


180-2 


Xs.  tw.,  sonst  unver. :  1.  a)  das  Anbieten.  ,Embote 
[=  ,in  böte'?]  setzen',  zum  Verkauf  auslegen.  ,Es  so) 
ouch  kein  hegenner  noch  nieraan  andre  kein  gelti 
noch  geschirr  mit  vischen  ze  verkoufen  zwischen  dien 
benken  uf  den  herd  nidersetzen,  won  si  sülent  usser 
dem  weg  an  einem  ende  ir  visch  embote  setzen  und 
verkoufen,  durch  daz  erber  lüt  iren  wandel  dester 
bass  an  dem  vischmarkt  gehaben  mugen.'  1350,  Z 
Stadtb.  I  193/4.  —  b)  Angebot,  bei  Steigerungen,  zu- 
meist vom  Käufer  Aa;  Bs;  B;  Gr;  L;  Sch;  Schw;  S; 
Th;  Uw;  W;  Zg;  Z;  „allg."  's  erst,  's  höchst,  'sletst 
B.  Er  het's  B.,  ist  Meistbietender  AALeer.;  ZO.  Er 
hed  's  Hüsli  nid  welle",  aber  's  ist-em  zueg'heit  iceg 
dem  Briefli:  er  hed  's  letst  B.  g'ha"  AaWoIiI.  .Als  nun 
B.  um  B.  aus  der  Ecke  kam  von  einem  alten  Mann, 
dessen  sich  Niemand  geachtet  hatte,  fieng  Johannes 
Händel  an.'  Gotth.  E(s)  B.  tue"  AaWoIiI.;  Bs;  Gr; 
Sch;  SchwW.;  Th;  UwE.;  Z.  mache"  B;  W;  ZDättl.. 
ein  Angebot  machen.  Wer  tuet  es  B.  uf  de"  Acher? 
fragt  der  Weibel  an  der  Steigerung.  Es  ist  hei"  P. 
'tän  morde",  die  Gant  war  resultatlos.  Ich  hä"-mu  es 
schö"s  B.  g'macht.  Das  B.  tue",  vom  Verkäufer,  den 
Preis  einer  Ware  angeben  W.  ,Da  bei  dem  letztge- 
haltenen Rufe  des  N. 'sehen  Hauses  kein  B.  gefallen, 
nunmehr  aber  einige  Kauflustige  sich  gemeldet  haben.' 
S  Wochenbl.  1815.  ,Wann  aber  die  Schwerstem  in 
ihrem  Gehäusch  zimmlich  hoch  und  dargegen  die  Brü- 
deren  in  ihrem  B.  eben  ring  daherfahren.'  1720,  Z 
Rechtspfl.  ,Der  Höchst  im  B.'  ,Die  Herren  Deputaten 
haben  die  Gwidembmatten  zue  Kilchberg  dem  Pfarr- 
herren zue  Rotenfluh  als  dem  Höchsten  im  B.  umb 
425  Pfd  zue  kaufen  gegeben.'  1642,  Bs  Rq.  ,[Bei  der 
Vergantung  von  Waisengütern  sollen  die  Waisenvögte] 
Nichts  an  der  Gant  kaufen  noch  viel  weniger  Jemand 
in  ihrem  Namen  bieten  lassen,  dann  der  Kauf  oder 
B.  niemand  Anderem  als  dem  Höchsten  im  B.  zuge- 
schrieben werden  solle.'  1752,  ebd.  ,Dafern  auch  ein 
Stuck  Gut  zu  zweien  Malen  angerufen  wird,  ohne 
dass  es  der  Verganter  will  fahren  lassen,  so  ist  der, 
so  gebotten  hat,  sein  B.  nicht  mehr  schuldig  zu  halten.' 
1757,  ebd.  ,Soll  ein  Jeder,  der  an  einer  Gant,  wo  zu 
trinken  gegeben  worden  ist,  Etwas  gekauft  haben 
wird,  befugt  sein,  acht  Tage  lang  von  gehaltener  Gant 
an  dem  von  ihm  getanen  Bote  zu  entsagen  und  also 
den  Kauf  aufzuheben.'  Bs  Mand.  1778.  —  c)  Wette, 
Herausforderung.  Wei"-mer  es  B.  mache"?  wollen  wir 
wetten?  B  (vRütte).  Ich  mache"-der  es  B.,  ich  fordere 
dich  auf,  mir  Red  und  Antwort  zu  stehen,  ebd.  — 
2.  a)  (amtliche)  Anzeige,  Aufforderung;  vgl.  Bott-Gelt 
(Bd  II  259).  Militärisches  Aufgebot;  früher  mündlich 
durch  den  sog.  Postläufer  oder  Bottläufer  überbracht 
AAWohlen.  Ich  muess  z'  Chrieg  uf  Arau  i"e",  gester 
han-ich  's  B.  übercho".  Aufgebot  zu  einem  Gesell- 
schaftsfest: Der  Göttiröt  taget  im  Bare":  's  B.  göd 
g'icüss  bald  ume"  a"  d'  Göttene"  AAWohlen;  vgl.  Götti 
(Bd  II  527).  Gerichtliche  Vorladung,  Citation  Bs 
(Spreng).  „Gerichtliche  Aufforderung,  z.  B.  zur  Zu- 
rückerstattung von  unrechtmässig  erworbenem  Gut, 
zur  Zurücknahme  einer  Verleumdung.  Eim  es  B.  (la"J 
legge",  ihm  gerichtlich  bieten,  ihn  vorladen  lassen, 
dass...  B;  VO;  Sch;  S;  Z."  ,Ie*  han-em  es  B.  la" 
mache",  ich  habe  ihm  eine  gerichtliche  Warnung  geben 
lassen  L;  Sch'  (St.b).  ,Von  holzfüerens  wegen  zuo 
den  zwaien  schlössen  zuo  Güttingen  vermainent  wir, 
das  selbig  nit  schuldig  zuo  sin ;  dann  unser  herr  von 


Costenz  lat  pott  an  uns  legen,  dass  wir  müessent 
füeren  und  faren  und  das  tuon  onverlonet.'  1525, 
Absch.  (Beschwerde  der  Leute  von  THGütt.).  ,Das  b. 
ab  den  güetern  tuon'  =  bieten  .1  bf  (Sp.  1805).  .[Zur 
Beschleunigung  des  Einzugs  von  Zinsen]  soll  der 
richter  das  b.  ab  den  güetern  tuon  und  dann  sollichs 
einem  schultheissen  anzeigen,  damit  dann  das  eides- 
bott  daruf  folge,  hiemit  das  recht  in  Stadt  und  land 
glich  sye.'  1567,  L  Ratsb.  (Segesser).  ,Wer  der  ist, 
der  hinnanhin  iemer  mer  von  unser  statt  ane  gerichtes 
gebott  und  not  dingflüchtig  wirt,  das  der  und  die  allen 
iren  gelten  erloubet  süllent  sin,  ir  lip  und  ir  guot 
anzegriffen.'  1396,  Z  Stadtb.  ,Wen  einer  von  einem 
frid  uffnemen  wellt  und  er  im  den  verseife,  denn  sölt 
es  im  gebotten  werden  bis  uff  daz  drittmal;  und  sölt 
vone  eim  ietlichen  b.  verfallen  sin  ein  pfd  zu  buos.' 
ScHwMa.  LB.  ,Wenn  ir  min  herren  uns  ein  vogt  ge- 
bent,  so  sol  der  selbig  vogt,  wenn  er  an  unsrem  glicht 
oder  recht  sitzt  und  unser  richter  soll  sin,  kein  Ion 
nämen,  es  sei  denn  in  bots  wys.'  1513,  SKriegst.  ,Das 
erst  b.,  so  beschicht  mund  an  mund,  und  der,  dem 
also  gebotten  ist,  on  eehaft  ursach  ussblibt,  tuot  5  ß, 
und  sol  im  furer  by  10  ß,  und  uff  das  dritt,  ob  er 
zuom  andern  gebot  also  ussblib,  by  1  pfd  den.  gebotten 
werden,  und  so  er  also  zuom  dritten  nit  erschinen 
und  das  recht  verachten  [würde],  so  sol  dem  cleger 
oder  gehorsamen  sin  recht  uff  sin  clag  und  behalten 
ergan.'  um  1520,  Bs  Rq.  ,Es  soll  ouch  in  den  freffinen 
das  erst  gebott  syn  dryg  Schilling  pfenning,  das  ander 
sechs  Schilling  pfenning  und  das  dritt  nun  Schilling 
Pfenning.'  ZWald  Hofrodel  1586.  .B.  und  Verbott.' 
,Der  selbig  weibel  sol  schweren  iederman  mit  sinen 
sagen,  pott  und  verbotten  gelich  und  gemain  ze  sinde.' 
1493,  GKrinau  Offn.  ,Item  der  Weibel  soll  haben, 
wann  er  dem  Gericht  zemen  beut,  zwen  Schilling,  und 
von  einem  jeden  B.,  so  er  zu  Saass  in  dem  Dorf  tut, 
zwen  Pfennig;  was  er  aber  zu  Saass  auf  den  Ausorten 
und  Bergen,  auch  zu  Gunters,  Küblis,  bieten  tut,  ist 
von  jedem  B.  drei  Pfennig.  In  St  Antonien  ist  das 
erst  B.  und  Verbott  achtzehn  Pfennig  und  dannethin 
desselbigen  Gangs  jedes  Verbott  sechs  Pfennig  zu 
Lohn  haben  und  sonst  andere  B.  drei  Pfennig,  und  in 
Saass,  Küblis  und  Gunters  allethalben  von  einem  Ver- 
bott sechs  Pfennig.'  GRKlost.  LB.  ,Dieweil  dann  ein 
Zeit  her  die  B.  und  V.  schlechthin  gehalten  worden,  soll 
jeder,  der  dem  ordentlichen  B.  des  Weibels  nit  gehorsam 
wäre,  für  jedes  Mahl  um  ein  Oronen  gestraft  werden.' 
ebd.  Vgl.  auch  Planta  1881,  183.  —  b)  in  allgemei- 
nem] Sinne  wie  nhd.  Gebot,  Befehl,  Verordnung.  ,Ein 
B.  übergan'  s.  weg-bieten  2  (Sp.  1880).  a)  von  Befehlen 
und  Verordnungen  der  weltlichen  übrigkeit.  ,Von 
gebottes  wegen  eines  ammans,  eines  gerichts,  eines 
rats  und  gemeiner  lantlüten.'  1411,  Gl  Urk.  , Item  alle 
pot  sind  ains  herrn  und  vogts  und  mag  sein  ampt- 
man,  wo  das  nottürftig  ist,  hoche  und  nidere  pot  den 
lüten  tuon  und  gebieten.'  1467,  TnHefenhofen  Offn. 
Die  zur  Förderung  des  Weinbaus  aufgestellten  Ord- 
nungen sollen  Andern,  ,so  under  ir  [der  Hofleute] 
gebott  nit  gewant  sein',  unschädlich  sein.  1469,  GBern. 
,Daby  sol  mengklich  sweren,  eim  houptman  und  sinen 
botten  gehorsam  zuo  sin.'  1476,  Bs  Chr.  (,Eid  in  das 
Feld').  ,Mine  herren  heften  jetz  die  reisknecht  gstraft, 
das  wurde  bald  ein  anders  und  möcht  nit  gelitten 
werden;  es  wäre  nun  ein  Züricher  böttli;  man  schisse 
minen  herren  von  Zürich  in  irs  hott.'  1522,  Egli,  Akt 


I89S 


Bat,  bet,  bit.  bot,  but 


1S'I| 


,[Wer  für  die  Reformation  ist.  solle]  bei  den  soge- 
nannten Botten  [der  Herren  zu  Bern]  still  stan', 
sieh  dabei  beruhigen.  1528,  Hasler  Chr.  ,Ich  höusch 
dir,  das  du  geben  sodt;  widersetzt  dich  dann  dess 
keisers  podt,  so  wüss,  es  würdt  dir  nit  nach  glan.' 
1597,  L  üstersp.  ,Die  gebott  des  spils'  s.  Patri  (Sp. 
1806).  —  ß)  von  kirchlichen,  göttlichen  Geboten. 
.Witer  haben  wir  uns  entschlossen,  vestiklich  ze- 
halten, dass  in  der  heiligen  mes,  sacrament  und  andren 
Ordnungen  und  prüchen,  mit  bichten,  beten,  firen, 
vasten,  opfren,  seldiensten,  bot  der  spis  und  vasttagen 
nüts  verändret  werde.'  1526,  Absch.  (Ansh.).  ,Dess- 
halb  all  menschensatzungen,  so  man  nemmt  der  kil- 
chen  bott,  uns  nit  wyter  bindend.'  1528,  B  Disp.  ,Das 
Bodt,  welches  ihn  gäben  hat  ihr  Gott.'  Com.  Beati. 
Die  sehe"  Ge-,  Gibott.  ,[Ein  Pfaffe  klagt  gegen  einen 
Juden:]  als  dick  so  er  in  zuo  den  zehen  botten  rüeft, 
so  wölt  er  nicht  dar  gan  und  schicket  ein  anderen  an 
sin  stad  im  ze  schalkeit  und  ze  smacht.'  1386,  Z  Ratsb. 
,Wo  du  söliches  überdretest,  sollen  dich  all  blagen 
und  all  fluech  angon,  so  in  den  zehen  botten  begriffen 
sind.'  1500,  AaB.  Stadtr.  (,der  Juden  eid').  ,Taflen 
zun  10  boten.'  L  Bühnenrodel  1545/83.  's  elft  Gibott: 
Du  sollst  d»v*  nüd  lä"  ertcütsche"  Z.  —  y)  Formel- 
haftes. ,B.  und  Verbott',  als  Inbegriff  der  Herrschaft. 
.Einem  schulthes  und  rat  in  iren  gebotten  und  ver- 
botten  gewertig  und  gehorsam  zuo  sint.'  1493,  Aa 
Brugg  Stadtr.  .Aller  platz  und  der  gart  sampt  dem 
Brüel  ganz  sampt  p.  und  v.  und  aller  herlikait  solte 
geuzlich  uns  übergeben  sin.'  1530,  Vad.  ,Potte,  ver- 
potte,  Satzungen,  rechte  und  straffen.'  B  Stadtsatz. 
1539.  Der  Abt  von  St  Urban  habe  .weder  b.  noch  v.' 
den  Feiertagsbruch  zu  bestrafen.  1552,  S.  .[Dem  Bi- 
schof von  Chur]  übergab  [Otto  IH.]  allen  Gerichts- 
zwang, B.  und  V.  im  Schloss  Cläven.'  Gdler  1616. 
.Einer  Oberkeit  B.  und  V.'  JJBreit.  1629.  .Ich  Bur- 
chart von  Elrbach,  lantvogt  ze  Ergäw  und  ze  Thur- 
gäw,  vergich,  daz  ich  von  botz  und  von  heizzens 
wegen  mins  genädigen  herren  von  Osterrich  ingeant- 
würd  hän  frawen  Elzbeten  daz  huss.'  1352,  AaB.  Urk. 
.(Ge-)Bett  und  Gebott'  s.  Sp.  1828.  ,Bitt  und  b.'  s. 
Bat  1  (Sp.  1850).  —  3.  spec.  im  amtlichen  Betreibungs- 
verfahren, gerichtlicher  Zahlungsbefehl  (mit  Buss- 
androhung) Aa;B;„VO;"Gr;L;  GA. ;  „ScH;"  SchwW.J 
„S;"  Tb;  Z.  .Wellicher  einem  abkauft,  es  seige  lig- 
gends  oder  fahrends,  und  kein  zihl  noch  tag  zur  be- 
zahlung  gibt,  oder  das  einer  uff  ein  ablosung  einen 
kauff  tuet  und  darinn  kein  gefahr  gebrucht,  sonders 
an  ein  ablosung  gehörte,  soll  man  auch  mit  gebotten 
in  acht  tagen  ynzühen  mögend  zu  bezahlen  und  allso 
die  drü  gebott,  iedes  die  acht  tag,  einanderen  nach- 
gahn  lassen,  und  darinn  ein  burgermeister  den  gewalt 
haben,  die  gebott  schneller  und  kürzer,  je  nach  ge- 
stalt  der  Sachen,  ze  tund,  und  wann  einer  solicher 
gebotten  sich  beschwert  und  zu  dem  ersten  gebott 
recht  bütt,  so  soll  der  handel  an  das  gericht  gewisen 
und  allda  gefertiget  werden.  Welicher  aber  das  erst 
gebott  annimbt  und  kein  recht  fürschlacht,  so  sollend 
die  drü  gebott  einanderen  nachgahn,  und  so  einer  die 
alle  drü  Übersicht  und  zu  klag  kombt,  sol  der  selb 
uf  des  klegers  costen,  wenn  er  den  stattknechten  die 
fünft  Schilling  erleidt,  gefänklich  angenommen,  in  ge- 
fängknuss  gelegt  und  nit  wider  hinus  gelassen  werden, 
er  habe  dann  den  kleger  umb  syn  schuld  und  costen, 
auch  gemeine  statt  umb  ihr  buess.  die  da  ist  zwanzig 


batzen,  abgefertiget  und  bezahlt.-  Z  Gerichtsordn.  1546. 
Vgl.  über  die  ältere  Zeit  noch  Bluntschli,  KG.  -  2. 
131  ff;  Segesser,  RG.  4,  138  ff.  <x)  Eim  es  B.  schicke" 
GA.;  Z,  tue"  Gr  (Tsch.).  Es  B.  übercho"  AaWoIiL; 
SchwW.  ;  ZDättl.,  O.,  S.  '.s-  göd  üs  bi  's  Hans-ChasperUs 
Ine":  der  Alt  hed  de"  Marge"  's  B.  übercho"  AaVVoIiI. 
Eim  '*•  JB.  a"hgge"  AALeer.;  B;  ThMüIIIi.;  ZDättl.,  (la"J 
legge"  „B;  VO;"  Lj  „Sch;  S;  Z",  dem  Schuldner  einen 
Zahlungsbefehl  zustellen  (lassen).  .[Wird  eine  For- 
derung bestritten]  soll  ein  herr  von  St  Gallen  noch 
sine  amptlüt  den  armen  man  nit  mit  botten  zwingen 
und  kein  bott  anlegen,  sonder  den  armen  man  mit 
recht  fürnemen  und  beklagen.  [Sind  die  Ansprüche 
gerichtlich  festgestellt]  alsdann  mag  sin  gnad  darnach 
bott  anlegen.'  1525,  Absch.  (Entscheid  über  Beschwer- 
den der  Gotteshausleute).  Gleichbed. :  ,ein  b.  tuon  uf.- 
Aufgehoben  wird  die  ältere  Bestimmung,  dass  die,  ,die 
potte  uff  ein  tan  und  aber  nit  mögen  zalt  werden,  sollend 
als  dan  von  iren  rechten  kommen  sin.'  1588,  AABrugg 
Stadtr.  .Pfändung,  Gepott  und  Angriff  soll  [gegenüber 
Kranken  oder  Gefangenen]  kein  Kraft  haben.'  1620, 
ebd.  —  ß)  die  Zahl  der  ,Botte'  wechselt,  gew.  erscheinen 
ihrer  drei,  's  erst,  's  zweut,  's  dritt  B.  übercho"  Aa 
Leer.  ,Wan  uff  ein  burger  3  potte  getan  werdent,  so 
sollend  uss  gheiss  eines  schultheissen  und  rats  die 
gantmeister  sampt  dem  stattschryber  in  desselbigen 
huss  gan  und  alle  ding  uffschryben.'  1588,  AABrugg 
Stadtr.  .Der  Ratschreiber  legt  jedem  Schuldner  seine 
Botte  an,  wie  folgt:  Das  erste  Mahl  schickt  er  dem 
Schuldner  eine  Wahrnung  durch  den  Vogt  oder  Weibel; 
darauf  wartet  er  14  Tage.  Wann  der  Schuldner  nicht 
zahlt,  so  schickt  er  ihme  sodann  das  erste  Bott  und 
in  folgender  Wochen  das  zweite  Bott  und  endlich  in 
der  vierten  Wochen  den  sogenannten  Feil-Ruff  oder 
getruckten  Zedul,  welcher  dato  nichts  anders  als  das 
letste  Bott  vom  Ratschreiber  ist,  worauf  dann  der 
Schuldeubott  die  fehrnere  Rechte  fortsetzet'  Z  Rat- 
schreiberordn.  1761.  ,Dem  Schuldner  wird  durch  den 
Untervogt  das  Warnungsbott  zugeschickt  und  herauf 
14  Tag  zugewartet,  auf  nicht  erfolgte  Be  Zahlung  er 
sodann  mit  dem  Anlegungs-B.  belegt,  und  in  folgender 
Woche  darauf  mit  dem  zweiten  und  bis  in  8  Tagen 
mit  dem  dritten  rechtlichen  B.  fortgefahren.  Wann 
sodann  8  Tag  verflossen,  wird  die  schriftliche  Zeug- 
samme von  dem  Vogt  anbegehrt  über  ergangene  erste 
B.'  1787,  Z  Ges.  (Ordnung  betr.  den  Rechtstrieb  im 
Kelleramt).  ,Die  Warnung  oder  das  erste  B. ;  das 
zweite  B.  oder  die  Ankündigung  des  Pfändens;  das 
dritte  B.  (dieses  B.  folgt  als  der  sog.  Schreckzedel, 
womit  die  Auffallsrechte  angekündet  werden).'  1803, 
Z  Rechtstriebsordnung.  Dagegen  sieht  das  Brauch- 
buch von  Kadelburg  in  der  Propstei  Zurzach  vom 
Jahr  1671  sieben  , Botte'  vor;  s.  Arg.  1866,  139.  — 
Y)  auch  die  Fristen  wechseln.  .Schnelle  B.',  mit  ab- 
gekürzten Fristen.  ,[Die]  Stuben  wird  ime  wider  ab- 
kannt  und  durch  die  schnellen  b.  erkennt  ze  handle».' 
1587,  ZSchwam.  ,Und  sind  das  die  Gebott,  schnelle 
B.  genannt.  Wie  lang  dieselben  stand:  zum  ersten 
an  3  Pfd,  stand  8  Tag;  demnach  an  6  Pfd,  stand 
3  Tag;  darnach  an  9  Pfd,  staht  1  Tag  und  1  Nacht; 
und  dann  an  18  Pfd,  das  staht  denselben  ganzen  Tag 
biss  am  Morgen.'  1675,  ZKyb.  Grafschaftsr.  (Eintreibung 
fälliger  Gerichtsgebühren  und  Bussen).  Auch  uneig. 
Mit  schnellem  P.,  schleunigst.  D'  Regien"g  fürt  mit 
schnellem  P.     Mir  wüsse"d  scho",   wie  's  ligge"  sott: 


1895 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but 


1896 


Cw'cg  muess  ä'  Universität,  d'  Begieri"g  und  Alls  weg. 
1839,   Straussenlied  (Z).   —   8)  ebenso    wechselt    die 
Höhe  der  Bussen.    .[Man  soll]  im  gebieten  lassen  zuo 
bezalen.     Ob   er  denn   das  selb   bott  ouch  Übersicht, 
ist  er  aber  kumen  umb  zwei  pfund,  und  sol  witer  an  eim 
schultheissen  und  rat  ston,  was  er  liden  soll.'  1384,  AäB. 
Stadtr.    ,Und  soll  von  anderen  übersechnen  Bottinen. 
uinb  was  Sachen    die   rechtmässiger   und  formklicher 
Weiss   ergangen,   auch   nicht  mehr   dann   von  jedem 
übersechnen  Mahl  drei  Pfd  biss  aurl's  dritte  Mahl  ge- 
forderet und  erst  vom  vierten  übersechnen  Bott  zehen 
Pfund  bezogen  werden.'    B  Gerichtskostenordn.  1648. 
, Weilen  aber  die  einforderende  Bussen  von  wegen  der 
übersehenen  Bottenen  für  allzuhoch  und  excessivisch 
geachtet  worden,  als  habend  wir  dieselbige  dissmahlen 
auch  dahin  gesetzet,   dass  fürohin  im  Oberen  Ergöw, 
wann   das   Vierwochen-B.    verflossen   und  vor   Gricht 
würklich  geklagt  wird,    nicht  mehr  als  drei  Pfd,    im 
Underen  Ergöw   aber  von   den   ersten   drei  Bottenen, 
wann  es  darbei  bleibt,  nicht  mehr  als  zwei  Pfd,  von 
dem  vierten  übersehenen  B.  aber  vier  Pfd  Buss  ein- 
geforderet   werden    solle.'    B  Mand.  1711.     Nach    der 
Grösse    der   Bussen    unterscheidet   man    ,hoche'    und 
,nidere  B.'     ,Wer  eine  laufende  Schuld   nicht   zu  ge- 
höriger Zeit   bezahlt,    wird   auf  Verlangen  des  Gläu- 
bigers sogleich  gewarnt  oder  zur  Zahlung  aufgefordert. 
Solches  geschieht  dreimal  und  zwar  in  der  Stadt  von 
Tag  zu  Tag,  auf  der  Landschaft  hingegen  von  Woche 
zu    Woche.     Diese    Warnungen    heissen    die    niedern 
Botte.     Erfolgt  nach  dem  4.  Botte  keine  Bezahlung', 
wird  zur  Pfändung  geschritten.  DWyss  1796.     Siehe 
noch   Urkund   (Bd  III  351).  —  s)  Prioritätsordnung. 
,Wie  die  potte  uff  einen  tan  werdent,  also  sollend  sy 
einandern   nachgan  und  zalt  werden;   ob  aber  einer 
oder   mer,    frömbd   oder   heimsch   uff  einen  nit  potte 
tuon  wöltend  oder  tan  bettend,  der  und  die  selbigen 
sollend  still  stan  und  warten.'  1512/3,  AABrugg  Stadtr. 
,Wann  einer  lidlon  zu  einem  hätti  oder  gesetzte  pfand 
oder    verrechtfertigte    pfand,    die    sönd   gon    vor   den 
potten  und  allen  gälten.'  1527,  Aa  Weist.    S.  noch  vor- 
faren  (Bd  I  899).    —  Q  >ln  Gegs.  zum  Rechtsweg.   ,Die 
schulden  sollen  [im  Tu]  mit  recht  und  nit  mit  botten, 
wie    bisshar    gebrucht    syg,    inzogen    werden.'    1530, 
Abscu.    ,Der  Bottenen  um  Schulden  halb,  welche  biss- 
har an  etlichen  Orten  an  statt  dess  Rechten  braucht 
worden.'  B  Mand.  1648.  —  4.  „ehedem  eine  Versamm- 
lung aller  Mitglieder  auf  einer  Zunft,    um  ein  neues 
Mitglied  aufzunehmen  oder  ein  fehlbares  zu  bestrafen, 
vorzüglich  in  den  schweizerischen  Hauptstädten  (des- 
wegen   so    genannt,    weil    den    Zunftgenossen    dahin 
zu  kommen    geboten   ward)."     Zunftversammlung  Bs 
(Spreng);  BStdt,  Thun;  Sch  (Kirchh.);  ZStdt,  Jahres- 
versammlung  von    Zünften    zur  Abwicklung   der  Ge- 
schäfte   LStdt,    Hauptversammlung    der    Zünfte    mit 
Schmaus  Ndw,  Versammlung  der  , Zünfte  und  Meister- 
schaft'   mit  Nachtessen    und  Tanz   am  Montag   nach 
dem  4.  Sonntag  im  Januar  OßwKerns  (vgl.  Näch-B.), 
Zunftmahl    AALeer.     Ordentliche    Versammlung    von 
Schützengesellschaften    BE.,   Stdt,  Thun.     Ich  muess 
a"   d's  B.     Er  ist  am  B.  g'si".     Die  ,Partizipanten' 
[Anteilhaber  am  Zunftvermögen]  gehen  zum  P.,  i"  's 
P.  ZStdt.    .Solche  Meister  können  bei  den  gewohnten 
Gebötteten  ungehinderten  Zutritt  haben,  wann  sie  die 
gewohnten    Auflagen    bezahlen.'    Z  Sattlerordn.  1805. 
E"  B.  a"säge"  Sch.    Vatter,  der  Weibel  hat  hüt  en  B. 


a'g'sät.     ,[Der   neu  als   Stadtmeister  Aufgenommene] 
muss  die  Stelle   des  nun  abgegangenen  Jungmeisters 
versehen  und  aus  Auftrag  Herrn  Pflegers  die  Gebötter, 
die  die  Stadtmeisterschaft  wie  bis  anhin  zu  halten  das 
Recht  hat,  unentgeltlich  ansagen,  und  zwar  in  eigener 
Person.'  Z  Tischlerordn.  1828.    ,[Einem]  ins  B.  sagen' 
Sch  (Kirchh.).    ,Es  sollen  beide  für  ehrliche  Meister 
und  Zünfter  gehalten,  auch  ihnen  in  die  Pott  gesaget 
werden.'    Z  Ratserk.  1625.     ,So  oft  man  kommt  beim 
Eid  ins  B.  zu  sagen.'  FWtss  1673.    ,So  soll  man  [dem 
Meister],  so  lang  er  [die  Busse]  nicht  erleit,  nimmer 
ins   B.   sagen.'   GitChur  Tischmacherordn.     Dem  Um- 
schickmeister  beim  Hafnergewerbe  kommt  zu,   , einen 
Tag  vorher  in  das  Gebot  zu  sagen.'  XVIII.,  ZWthur. 
,Das  pot  bieten'  s.  Sp.  1863.   ,Ein  B.  samlen,  berüefen.' 
,Es  soll  ouch  kheiner  kein  p.  samlen  lassen  one  bson- 
derbare    ursach ;    so    aber   einer   eins  potts  nottürftig 
wäre,  sol  ers  den  stubenknecht  lassen  umb  sagen  oder 
pietten,   und   der  das  p.  lassen  brüeffen,    sol  angents 
zachen  Schilling  legen,  und  so  einicher  unsers  handt- 
werchs  noch  verkündung  des  potts  versumte  oder  us- 
belibe,   der   soll  ein   batzen   ze  straff    verfallen    syn; 
sye  dann  sach,   das  er   sins   abwäsens   und   usblibens 
halb    gnuogsam    verantworten    könne.'    1579,    AAZof. 
Tischmacherordn.     ,Ein  B.  begeren.'     ,Weleher  nach 
altem  Brauch    [zur   Entscheidung   von  Streitigkeiten] 
bei  dem  Oberzunftmeister  oder  Bottmeister  ein  B.  be- 
gehrt und  dieselben  bedunkte,  ohne  allen  Verzug  von- 
nöten  sei  ein  B.  zu  halten,  so  mag  es  besehenen;  wo 
es  aber  unnötig  in  der  Wochen    zu    halten,    solle   es 
jederzeit  biss  am  Sonntag  verzogen  werden.'  GitChur 
Tischmacherordn.     ,Ein   Bott  kaufen'    s.  Bd  III  171. 
B.  ha"  B  (Zyro).    Mer  hei"  B.    ,Ein  B.  halten.'    ,Soll 
bestimmt  jede  Fronfasten  auf  den  Tag  ein  Gebott  ge- 
halten werden,    wo  jeder  Meister,    zur  Zunftlaad  ge- 
hörend, 2  Bazen  in  die  Laad  bezahlen  solle.'  Z  Gesetze 
der  Küefer  und  Kübleren  1805.    ,Do  er  [ein  Kürschner] 
im    das   fuoter  gemachot,    da  duchte  es   in  nit  guot; 
und  beredt  das  als  verr,  dass  es  für  die  kürsener  Zunft- 
meister und  ir  antwerch  gezogen  ward ;  und  also  hat 
[der  Zunft-] meister  Caspar  ein  gehott.'  1425,  Z  Ratsb. 
,[Es  hat]  sich  gefüegt,   dass  die  [Pfister-]  meister  ein 
gebod  uff  ir  stuben   hattent'    1431,   ebd.     ,Man  hielt 
ein  gemein  b.  uf  allen   zunften   uff  des   helgen    cruz 
tag  im  meigen.'  1525,  Bs  Chr.  .[Die  Almosengenössigen] 
sind  so  gar  unverschambt,  das,  wann  in  der  constafel 
ald  Zünften  ein  b.  gehalten,  sy  ouch  dahin  kommend 
und  sich  glych  wie  andere,    es   sige  mit  dem  meeren 
oder  sonst  haltend.'   Z  Ratserk.  1564.     ,Das  Bott  der 
Schuhmacher  wurde  im  XVI.  oft  an  einem  Fronleich- 
namstag gehalten.'  Liebenau  1881  (L).     ,Wie  man  bei 
uns   pflegt   zu    sagen:    Die  zwölf   auf  der  oder  diser 
Zunft  haben  ein  B.  gehalten,   ob   gleich   der  ein  und 
ander  gemanglet  hat.'  FWvss  1650.    ,Us   dem  B.  gan.' 
,Wer  us  dem  p.,  ob  [ehe]  es  us  ist,   gat,  git  5  ß.'   B 
(Gesellschaft  zum  Distelzwang).    ,Us  dem  B.  klappern' 
s.  Bd  III  663.    Auch  von  den  sonntäglichen  Versamm- 
lungen der  Handwerksgesellen    auf  ihren  Herbergen. 
,An  einem  Sonntag,    während  der   Kinderlehr,    halten 
die  Handwerksgesellen  gewöhnlich  auf  ihren  Herber- 
gen  ihre  Gebötter,    welche   Erlaubnis   ihnen    a.  1632 
und  a.  1677  von  MGnH.  gegeben  und  bestätet  worden.' 
vMoos  (ZStdt).  D's  gross  B.,  die  jährlich  zweimal  statt- 
findende Hauptversammlung  der  bürgerlichen  Zünfte  zu 
'  BStdt;    die  Jahresversammlung  der  Zünfte    BThunf- 


1897 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but 


lS!t« 


Vgl.  Bari  1885,  14.  Die  Wabl  der  Vorsteher  und  an- 
derer .Ambtlüt',  d.  h.  eines  Obmanns,  des  Schützen- 
meisters und  der  Siebner,  des  Stubenknechts,  des 
Schreibers  und  der  Zeiger,  des  Stubenmeisters,  des 
Weinherrn,  des  Bleiherrn  etc.,  auch  die  Beratung  und 
Beschlussfassung  über  neue  Satzungen  geschah  all- 
jährlich einmal  durch  eine  allgemeine  .Frag'  oder  das 
,gross  Pott.'  XVI.,  FMarti  1898  (Z).  Vgl.  noch  B.-Gelt 
(Bd  II  259),  -Meister  (Sp.  521),  ferner  Geering  1886, 
74  ff.  —  5.  a)  i.  S.  v.  Verbot.  Obrigkeitliches  Verbot; 
vgl.  B.-Besem  (Sp.  1669).  ,Ist  gesetzt,  wan  ein  weibel 
oder  sin  botten  krieg  verbiete,  es  sei  an  kilchwichen 
oder  an  brutlauffen,  das  bott  soll  währen  unz  zuo 
mitnacht.'  LRotenb.  Amtsb.  1490.  ,Ob  einer  houpt- 
man  wurde  und  über  alle  pott  [Reislaufverbote]  hin- 
weg zücht.'  um  1520,  AaB.  Stadtr.  ,In  gebott  legen', 
mit  einem  Verbote  belegen.  ,So  klagten  sich  die  lüt 
in  dem  ampt,  dass  die  von  Zürich  die  bech,  so  durch 
ir  eigen  lechen  oder  zinsgüeter,  die  man  tür  und  hoch 
verzinsen  müess,  fliessent  und  rünnent,  verbannen  und 
in  g.  legen.'  1441,  ZGrün.  ,B.  und  bann.'  ,[Die  Do- 
minikaner] wöltid  ire  sach  bestätigen  und  ire  wider- 
sprächer mit  b.  und  bann  abstellen.'  Ansh.  ,B.  und 
straf.'  ,Dass  die  ufwigler  und  kriegsfüerer  und  löufer 
mit  b.  und  straf  ernstlich  abgewist  wurdid.'  Ansh. 
,Buoss  und  b.'  ,Die  von  Nüwenhof  söllent  und  mö- 
gent  ir  fridhäg  beschouwen  und  dieselbigen  straffen, 
so  nit  gehaget  sind,  wie  ir  buossen  und  botten  us- 
lutend.'  AANeuenhof  Offn.  —  b)  spec.  von  Personal- 
und  Sacharrest.  .Verhütet  einer  eim  sin  guet,  der 
sol  ouch  das  b.  vertigen  den  ersten  tag  und  eim  ver- 
künden, des  das  guet  ist;  kumpt  ener  nüt,  so  mag 
diser  eim  über  acht  tag  ververtigen  sin  guet  am  gricht.' 
1460,  L.  ,Ob  ertlichen  andern  stetten,  so  dem  heiligen 
rieh  verwandt  sind,  das  ir  in  verpot  gelegt  wäre,  das 
der  herzog  das  alles  abstelle  und  in  das  volgen  lasse 
und  halt,  wie  er  sy  vor  solhem  b.  gehalten  hab.'  1475, 
Bs  Chr.  Es  B.  uf  Eppis  ne",  legge",  Etwas  an  Zah- 
lungsstatt mit  Beschlag  belegen  (lassen)  Nuw.  ,[N.  N. 
habe]  im  das  sin  uff  dem  hoff  ze  Niderwil  nid  Baden 
gelegen,  den  sin  vordem  und  er  lange  zit  gebuwen, 
in  gebott  geleit,  über  das  und  er  nit  wisste,  daz  er  im 
ützit  schuldig  ald  pflichtig  were  ze  tuonde.'  1444,  Z. 
.Derselben  Haab  und  Guot  verhefften  und  in  B.  ver- 
leggen.'  L  Ansehenb.     .Das  Gebott  tuen'   s.  Sp.  1875. 

1876.  ,Uss  dem  b.  und  über  ein  b.  hinweg  faren'  s.  Sp. 

1877.  , Wider  in  das  gericht  und  b.  stellen'  s.  Sp. 
1874.  —  6.  als  Spielausdruck,  a)  festgesetztes  Ziel; 
Syn.  Biet  III  b  (Sp.  1859);  vgl.  Bott-Stud.  Beim  Ball- 
schlagen (Prelleri"sJ ;  s.  Bochh.  1857,  390.  Beim  En- 
geli- Träge';  s.  ebd.  441.  Im  Bolleilen  (s.  Bd  I  17) 
das  Ziel,  nach  dem  zur  Bestimmung  der  Reihenfolge 
der  Spieler  geworfen  wird  SSelzach.  De",  wo  am 
nächste"  bim  Bott  isch,  isch  der  erst.  —  b)  Asyl  beim 
Fangspiel  AaFh.,  Sulz;  Syn.  Biet  III  c  (Sp.  1859), 
Ver-Mt  (Sp.  1878).  S.  noch  bieten  3  b  (Sp.  1866).  — 
c)  in  Spielrufen,  a)  Bott  a"  mir!  ruft  das  verfolgte 
Kind  im  Spiel  A"schlagi"s,  wenn  es  das  Ziel  erreicht 
BD.  —  ß)  in  einem  Fangspiel  ruft  der  zum  Fangen 
Verpflichtete:  Schinder  mit  der  Schär!  Man  antwortet 
ihm:  Pott  uf  dem!  AaFh.  (Hunziker).  —  d)  Gang  im 
Ballschlagen  (Prelleri"s);  s.  Rochh.  1857,  390.  - 
e)  Einsatz.  .Sydtenmal  wir  umb  einen  angster  ze 
spilen  und  ze  kurzwylen,  merer  args  damit  zuo  ver- 
hüeten,  erloubt  und  es  aber  hieby  nit  beliben,  sunder 


diss  unser  erloubung  missbrucht  und  die  spil  mit 
botten  und  anderen  gefärden  nüt  destminder  gröblich 
vertüret  worden.'  Z  Mand.  1530.  Auch  als  Name  eines 
damit  verbundenen  Spiels;  vgl.  bieten  2  d  ß  (Sp.  186:'.). 
.Keiner  soll  kein  schanz,  pott  oder  ander  spil,  wie  die 
nammen  mögen  haben,  nit  türer  dann  umb  ein  angster 
machen  und  spilen.'  Z  Mand.  1528.  —  7.  in  adv.  Ver- 
bindungen, a)  mit  dem  Gen.  Sg.  a.)  ei"s  Botts,  auf 
einmal  SL.,  auf  einmal,  plötzlich  Z.  —  ß)  g'rade" 
Potts  Ap,  g'radbotts  Aa  (Dan.),  gerade  in  dem  Augen- 
blicke. G.  wenn,  gerade  dann,  wann...  AA(Dän.).  A" 
der  Urnäscher  Chilbi  mache'd  s'  bigotts  ab,  seu  wölli'd 
g.  P.  uffBoschi  aben,  go"  's  Chlöster  vertüfle".  Schweizer - 
münd  1891  (Ap,  vom  Rorschacher  Klosterbruch  1490). 
—  f)  z'erste"  Botts  (Potts)  Ar  (auch  ro"  z' erste" Potts); 
B  (LTobler);  GT.;  TiiBodensee;  ZB.,Lunn.,0.,  z'erster 
Potts  ÄALeer.  1)  zunächst  bei  Versteigerungen,  zum 
ersten  Angebot  ZLunn.  Tüsig  Franke"  z'e.  P.  Ent- 
sprechend z'  ziceute"  Potts,  ebd.  —  2)  zuerst,  gleich 
zu  Anfang,  vor  allem  Andern  Ap;  GT.;  ZO.  Er  ist 
nid  z'e.  B.  zu  mir  cho"  GT.;  ZO.  (Vo"J  z'e.  B.  hed- 
mer  d'  Sach  nild  g' falle".  Wenn  Eine  wall  i"  d'  Witi 
gö"  und  im  g'rad  z'  e.  B.  es  Mannc"volch  begegni,  so 
müess-me"  b'sunders  glücklich  si".  Stütz.  Die  Zwetsch- 
gen galten  z'  e.  P.  einen  ziemlich  hohen  Preis.  I'h 
hän-mer  neime"  z'  e.  P.  schier  g' furcht.  Stütz.  S.  noch 
Stuben-Fuchs  (Bd  I  658).  Z'letste"  Botts,  zuletzt  ZB., 
O.  Oft  in  der  Verbindung:  z'erste"  Potts  und  z'letste" 
Potts  ZO.  —  b)  in  der  Verbindung  alli  Bott  BsStdt 
B  tw.;  Obw;  W,  alli  Gibott  Bs,  alli  Pott  AaFii.,  Leer, 
(seltener);  BBr.,  E.,  Gerz.,  Si.  (ImObersteg);  Z  (sel- 
tener), all  Bott  AaHL,  Zein.;  Bs;  BGr.,  Stdt;  Gi.Näf.; 
GRÜVatz;  GG.,  T.,  W.;  ScHHa.,  St.  (Sulger);  S;  Uw 
Stans;  W;  ZoOÄg.;  Ztw.,  all  Pott  AALeer.,  Wohl.; 
Ap;  BE.,  G.,  O.;  Gr;  LSemp.;  GRh.,  Sa.,  Wl. ;  ScHNnk., 
Stdt;  uTh,  Untersee;  Ndw;  U;  ZBülach,  Dättl.,  Fehr., 
0.,  Stdt,  Zoll.,  all  Bort  AaF.;  UwStans;  Zg;  Z  (KMeier 
1844),  all  Port  LG.,  Ha. ;  Zg,  von  an  sich  nicht  pe- 
riodischen Vorgängen  und  Zuständen ,  die  sich  in 
kurzen  Zwischenräumen  wiederholen,  a)  jeden  Augen- 
blick (wieder),  ein  Mal  ums  andere,  in  einem  fort  AaF., 
Fri.;  Ap;  Bs;  B;  Gr ;  L;  GSa.,  T..  WL;  S;  ThHw., 
Pfyn,  Untersee;  Uw;  W;  Zg;  Z.  .Singulis  momentis, 
assidue.'  Id.  B.  Es  hat  gester  a.  B.  g' regnet,  's  Chind 
sehnt  a.  B.  Ich  muess-mieh  a.  B.  ermisse".  Der  mues' 
a.  P.  verschnüfen  und  d'  Hand  mit  Ghlopfe"  rertwärme", 
beim  Rudern.  ONägeli  1898.  Er  hed-mer  a.  B.  a" 
Grind  ane"  g'ge".  ,Die  Meisterin  muss  dem  Jungen 
a.  die  Hosen  flicken.'  Schwz.  Bader  1898.  Wil  si  a. 
B.  mit  Stange",  Seilere"  und  auch  mit  breite",  röte", 
sidige"  Bängeren  itfglia"  werde",  so  geit  's  numme" 
langsam  vorwärts  und  chost  deriolle"  der  Höehziter 
gar  mänge"  schone"  Batze".  Schild  1885.  Die  Zit  gät 
umme":  's  ist  a.  P.  wider  Neujär.  Bei  Ausdrücken 
der  Bewegung.  Er  chunnd  a.  P.  zue-n-is,  auf  Besuch. 
Er  chunnd-mer  a.  P.,  überläuft  mich  AALeer.  Min 
Schatz  chö"d  a.  P.  vor  's  Lädeli,  macht:  pst!  ond:  wo 
bist?  Sang  und  Klang  1899.  Seherzh.:  Er  chunnt  a. 
P.  und  dann  glich  (grad)  wider  G;  Th;  Z.  Ich  hän 
a.  P.  müesse"  zum  G'meindamme"  gö".  Stütz.  Pleo- 
nastisch  all  Port  eisster  L  (bes.  in  der  Kindersprache). 
Es  ist -nur  a.  P.  e.  übel  worde",  klagt  ein  Kranker. 
Die  auf  einem  alten  faulen  Schiff  fahrenden  Pilger 
fürchteten  ,alle  B.',  der  Laden,  der  schon  stark  nach 
innen    gebogen    war,    werde   ,zu    folera'    zerschlagen. 


1899 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but 


1900 


1600,  AKcculer  1895.  ,Ein  Herr  hatte  all  Bott  andere 
Knecht  und  Mägt;  von  dem  sagt  Einer,  er  wohne  gar 
an  einem  gsunden  Ort,  Ursach:  es  sterbe  nie  kein 
Dienst  bin  ihm.'  Schimpfr.  1651.  Si  händ  albot  zwo 
Ckuglen  an  en  ysenen  Möschfaden  bunden.  Bantle 
1712;  dafür  allibot.  Gespräch  1712.  —  ji)  zuweilen, 
dann  und  wann,  ziemlich  oft  Gr;  Lj  GEh.;  ScHNnk., 
Stdt;  TaDiess.,  Hw.;  ZcOÄg.;  ZDättl.,  0.  J*  war 
sehn"  a.  B.  gern  zue-der  chu",  aber  ieh  ha"  din  3ta"" 
g'schohe";  er  macht  gar  allewil  e"  G'fräss  a"  mich  ane". 
A.  P.  e"mäl,  etwa  einmal  Th;  Z. 

Mhd.  (ge-)bot;  vgl.  Gr.  WB.  IV  1  a,  1801/13.  Dal.  PI. 
.Butteren.'  Z  Ratschreiberordn.  1761.  Der  PI.  .hotten'  (s.  5a) 
viell.  blosse  Angleichung  an  das  vorhergehende  .buossen'; 
doch  vgl.  auch  Schreclc-Bott.  —  Bemerkenswert  ist  eiu  mehr- 
fach bezeugter  PI.  auf  -i  (Nom.  ,Botti.'  B  Mand.  1648;  L 
Ratsverordn.  1654;  Gen.  ,Botti.'  ebd.,  .Botteuen.'  B  Mand. 
1648/1711;  Dat.  ,Bottinen.'  BMaud.  1648,  .Bottenen.'  B 
Mand.  1711);  es  liegt  wohl  Übertragung  von  alten  Ja-Stäm- 
men vor,  denen  ein  solcher  PI.  urspr.  eigen  gewesen  zu  sein 
scheint;  vgl.  Anm.  zu  Erb  (Bd  I  428),  Bett  (Sp.  1812), 
Stuck.  —  Zu  7  b.  Für  die  zweisilbige  Formel  wird  angegeben 
als  gew.  Betonung  ui  für  AaWohl.,  Zein. ;  B;  SchNnk. ;  ZStdt, 

für  ThMüllh,;  in  ThHw. ;  ZO.  wird   unterschieden  zw. 
für  a  und  *"'  für  ß. 

Ab-Bott.  Die  schwyzerischen  Gesandten  machen 
einen  Anzug  , wegen  den  eidlichen  Abboten,  so  in 
dem  Hof  Kaltbrunn  besehenen,  und  wann  eines  oder 
das  andere  sollte  übergangen  worden  sein,  ohne  dass 
der  Gotteshausammann  solche  angezeigt,  sowohl  Herrn 
Landvogt  als  Herrn  Untervogt,  und  wann  Fehlbare 
diesertwegen  wären  und  dem  Gotteshausammann  nicht 
geklagt  worden,  selbige  beiderseits  zu  constituieren 
und  zu  corrigieren  anbefohlen  sein.'  Die  glarnerischen 
Gesandten  stimmen  bei  und  sind  gesinnt,  ihrem  Stande 
die  ,Eidsbott'  allezeit  laut  der  Landrechte  beizube- 
halten. 1742,  Absch.  VII  1,  1281. 

Eid-,  Eiden-,  Eid (e)s-:  1.  beim  Eid  ergangenes 
obrigkeitliches  Gebot.  ,Abt  Gothart  [Hess]  a.  1499  in 
alle  des  gotzhus  gegninen  ain  ayden  gebott  usgan, 
das  yederman  mit  Waffen,  schuo  und  harnasch,  wenn 
man  si  witer  ermanen  wurd,  das  alsdann  yedermann 
gerüscht  war,  an  die  end  zuo  ziechen.'  GWyl  Copia- 
buch.  —  2.  spec,  beim  Eid  erlassener  letzter,  der 
Exekution  unmittelbar  vorausgehender  Zahlungsbe- 
fehl; vgl.  Seg.,  EG.  4,  142.  Der  Ammann  zu  Dietwyl 
[im  Freiamt]  behaupte,  alle  Frevel  und  Eidesbote  und 
andere  Bussen  gehören  Luzern.  1557,  Absch.  1573 
wird  das  E.  in  Luzern  wegen  Missbrauchs  des  Eides 
aufgehoben:  ,So  er  dasselbig  [bott]  übersieht,  solle 
er  demnächsten  in  den  türm  gelegt  und  also  das  eids- 
bott  underlassen  werden.'  Seg.,  EG.  , Falls  vom  Schuld- 
ner das  1.  und  2.  Pott  angenommen  und  glychwol  der 
Ansprechet"  noch  nit  befridiget  wurde,  mag  er  für 
Schuldheiss  und  Eat  keeren  und  das  dritte  oder  Eid- 
bott  uf  ihm  werben.'  1623,  Aa. 

Vgl.  ,bi  Eiden,  bim  Eid  bieten'  (Sp.  1865);  sowie  auch 
die  Stelle:  ,Als  dann  der  unsern  von  Zuflken  erbar  botschaft 
uns  vergangner  tagen  fürtragen  lassen,  wie  ir  inen  die  fyrtag 
ze  halten,  hinder  der  mess  ze  stan  und  mit  krüzcn  ze  gan 
sölicher  nmss,  nemlich  welicher  das  uit  tüege,  ir  denselben 
an  lyb  und  guot  strafen  wellint,  item  ouch  an  die  eid  ge- 
hottet], einen  vogt,  der  nit  irs  gloubens  ist,  anzenemen,  ist 
das  alles  um  dor  kürze  willen  under  dem  wörtlin  oidsge- 
botten   in   unserni  schrybeu  zuosanimeu  vergriffen.'   1532,  Z. 

Uf-Gibott:  wie  nhd.  Aufgebot.  ,Dass  keinem 
Undertan  gebührt,    wann   dero  Oberkeit  ein  Auffbott 


oder  Befelch  ergehen  lasst,  solches  zu  examinieren.' 
1653,  LE.  —  Bechts-Üf-bott:  gerichtlicher  Zah- 
lungsbefehl Sl'H. 

An-(Ge-)bott:  1.  (An-bott,  -butt)  das  Anbieten, 
Anerbieten  W.  Bim  erstu"  Epfilaributt  (im  Paradiese). 
-  2.  a)  (An-gebott  GrD.,  Pr.,  Seh.,  -gibott  W)  Angebot 
bei  Steigerungen.  —  b)  („An-bott")  das  erste  Angebot; 
z.  B.  „das  A.  auf  das  zu  verkaufende  Haus  tun  AaF.  ;  L." 
.Bietet  von  11  Uhr  bis  3  Uhr  Niemand  [auf  die  zum 
Kauf  ausgebotenen  Pfänder],  so  verkündet  [der  Gläu- 
biger] dem  Schuldner  durch  den  Weibel,  sofern  er 
die  Pfänder  innert  8  Tagen  nicht  durch  Bezahlung 
der  Schuld  einlöse,  so  behalte  er  sie  um  sein  Anbott.' 
LKriens  Amtsrecht  (Seg.).  —  1  wird  von  FStaub  als 
Masc.  angegeben. 

Un-Bott:  ungehöriges,  zu  geringes  Angebot  auf 
eine  Ware  Bs.  ,N.  feilset  die  reben  und  bott  im 
daruff  50  guldin;  also  muogt  nu  denselben  Heinin 
Swager  das  ungebott.  Do  sprach  der  N. :  Ich  will  der 
besser  sin  und  will  dir  60  guldin  geben.  Uff  das  ant- 
wurt  aber  Heini  Swager  und  sprach  zuo  im:  Du  tuost 
mir  ein  unredlich  gebott,  du  hettst  doch  mir  in  kurzen 
tagen  geraten,  100  guldin  darumb  zu  geben.'  1432,  Z 
Eatsb. —  Eechts-er-bott:  Eechtserbieten.  , Es  ha- 
bend etlich  under  üch  statt  und  Völker  mit  kriegen 
angewendet  allein  darum,  dass  sy  das  gottswort  ha- 
bend by  inen  lassen  predgen,  und  das  geton  über  alle 
r.'  Zwingli.  —  Üs-Bott:  Erlass.  ,Die  künglich  maje- 
stat  hat  geschriben  in  sinem  egemelten  usspot  des 
babstuoms  halb.'  Ansh.  —  Ober-vogts-,  Land- 
vogts-. , Auf  der  Landschaft  solle  bei  offenen  Beeilten 
dem  Schuldner  zuerst  gütlich  gefordert,  8  Tag  her- 
nach bei  dem  Ober-  oder  Landvogt  um  die  drei  Dorf- 
Bott  angehalten,  dem  Schuldner  alle  8  Tag  eins  und 
8  Tag  nach  denen  drei  Dorf-Botten  des  [1.  das?]  Obcr- 
oder  Landvogts-Bott  angelegt  werden.'  Sch  Auffalls- 
ordn.  1743. 

Ver-:  1.  wie  nhd.  Vgl.  Verbotts-Tag.  , Verbott  in 
der  Wichen  und  süss  beschächen,  die  man  järlich 
offnen  und  mit  verbieten  ernüwren  soll  in  der  kilchen.' 
1498,  AABrugg  Stadtr.  (Titel).  ,Bot  und  V.';  s.  Bott II 2. 
.Päpstisches  V.',  Kirchenbann.  ,üahero  die  Bassler 
lange  Zeit  dem  päpstischen  V.  underworffen  waren.' 
JGross  1624.  Spec.  a)  Verbot,  das  auf  ein  Grund- 
stück, einen  Weg,  eine  Ware  gelegt  wird  B.  Es  V. 
a"!ege".  Übertr.  von  einem  Grundstück,  das  mit  einem 
Verbote  belegt  ist  ÄALeer.  Er  göt  über  's  V.  — 
b)  Sach-,  auch  Personalarrest.  .[Ansprache]  soll  han 
ie  der  erst,  so  am  verpott  ist,  vor  dem  andern.' 
Ende  XV.,  Z  Auffallsordn.  .Wellicher  über  v.  von  der 
statt  fart  an  verkomnus  sins  Schuldners  oder  willen 
unser  amptlüten,  der  ist  uns  ze  buoss  verfallen  3  lib.' 
1512/3,  AABrugg  Stadtr.  .Wenn  ein  uffall  uf  einen  mann 
kompt,  es  syge  by  synem  leben  oder  nach  synem  tod, 
und  die  gelten  verbietend  und  die  verbott  und  erstand 
am  rechten  zue  verferggon,  soll  mit  recht  erkennt 
werden,  dass  man  in  drygen  kilchen  solle  verkünden.' 
1535,  ZKn.  Amtsrecht.  S.  noch  ver-bieten  2.  Es  V. 
legge"  uf  Öppis  Nüw,  .Etwas  in  V.  legen'.  Etwas  (zur 
Sicherstellung  eines  Guthabens)  gerichtlich  in  Be- 
schlag nehmen;  Syn.  rer-bicten  2.  N.,  dem  der  Pfarrer 
die  gelieferten  12  Mass  Anken  nicht  bezahlte,  legte 
den  Hanfzehnten  seines  Amtsnachfolgers  in  ,verpot.' 
1597,  SBib.  .Während  der  Ernde  und  Herbstzeit  kann 
von   dem    Schuldenrichter   auf  die    einzusammelnden 


1901 


Bat,  bet,  bit,  bot,  but 


1902 


Feldfrüchte  eines  sclion  lange  rechtlich  belangten 
Schuldners  ein  V.  (Arrest)  gelegt  werden.'  DWyss 
179ti.  S.  noch  Bott  II  5  b.  ,Das  V.  entschlagen',  seine 
Aufhebung  bewirken.  .Und  so  derjenige,  dem  solches 
V.  gelegt,  innert  drei  Wochen  mit  Recht  entschlagt 
(so  ihme  dasselbig  unleidenlich  wäre),  ist  mit  Heil; 
so  aber  das  V.  von  deme,  so  verboten  worden,  nit 
entschlagen  wurde  und  um  das  V.  nüt  geben,  so  soll 
und  mag  der  verboten  hat,  den  andern  mit  Recht 
suchen.-  GRKlost.  LB.  S.  noch  Ver-bieter.  —  2.  amt- 
liche Verfügung.  Der  Landvogt  zeigt  an,  dass  er 
durch  ein  ,V.-  die  Landstrassen  zu  reparieren  befohlen 
habe.  1728,  Abscb.  (obere  freie  Ämter).  —  ver-bott- 
lich:  verboten.  ,Der  kleger  soll  den  beklagten  vor 
sinem  ordenlichen  richter  suochen  und  nit  gewaltiger 
noch  verbottlicher  handlunggebruchen.'  1532,  Strickl. 
(Handelsvertrag  mit  Mailand).  —  Rechts-ver-b. : 
amtliches  Verbot,  z.  B.  ein  Grundstück  zu  betreten, 
über  eine  Brücke  im  Trab  zu  fahren  AäF.,  Ke. 

Bestand-ver-b.:  Arrest  auf  den  Hausrat  von 
Mietern,  von  denen  man  heimlichen  Auszug  ohne  Be- 
zahlung des  Mietzinses  zu  befürchten  hat  B. 

Es  wird  dadurch  dem  Mieter  untersagt,  im  Bestand  des 
Hausrats  eine  Veränderung  vorzunehmen,  iiaiii.  irgend  ein 
Stück  zu   entfernen. 

Yor- Pott:  Ankündigung Ni>w.  Ungewöhnlich  grel- 
ler Klang  der  Glocke  ist  es  V.,  das'  (]Uch  Epper  sterbt. 
—  Für-Potr:  gerichtliche  Vorladung  AaWoIiI.;  vgl. 
F.-Gelt  (BJ  II  259).  .Item  man  sol  geben  umb  ein 
fürgebut  S  haller.'  1406,  Th  Landgerichtsordn.  .Ein 
weibel  ist  verbunden,  den  lüten  zum  gricht  ze  bieten 
und  fürzebieten  und  alle  botte  zu  tun,  die  min  herren 
antreffen.  So  hat  ein  weibel  von  eim  fürbot  4  haller.' 
1460,  L.  ,Ob  yemand  uff'  furgebot  gehorsam  erschine.' 
um  1520,  Bs  Rq.  ,Libellus,  ein  tagzädel,  fürbott  zum 
rechten,  ein  citation.'  Fris.  ;  Mal.  ,Den  Grichtsweiblen 
soll  für  jedes  F.,  so  in  der  Nähe  kan  verrichtet  wer- 
den, geordnet  sein  '/«  Batzen.'  B  Mand.  1711.  ,F.  tuon.' 
,Ein  ammann  soll  ein  fürpott  tuon  umb  zwen  pfenning.' 
1510,  ZErlenb.  Offn.  ,Der  grichtsweibel  soll  schwe- 
ren, alle  f.  (.und  Wahrnungen.'  1715)  fürderlich  ze 
tund  und  dheins  lenger  dann  ein  nacht  zu  verhalten.' 
1553/1715,  Z.  , F.  anlegen.'  ,Die  jeden  Orts  bestellten 
Vierer  zu  Anlegung  der  Fürbotten.'  B  Schwellenordn. 
1766.  ,F.  verkünden.'  .Wann  einer  einem  andern  ein 
f.  und  demnach  ein  offnen  tag  verkünt  und  darnach 
vor  gricht  nitt  ersehynt.'  15ö6,  Zg.  ,F.  inne  han.' 
,Beschicht  ein  dotschlag  in  der  grafschaft,  da  sol  ein 
richter,  der  in  demselben  twing  ze  richten  hat,  daz 
erst  fürgebot  inne  han.'  AaF.  Richtung.  Zu  bestimm- 
ten Zeiten  darf  nicht  vorgeladen  werden.  ,Zuo  meyen 
und  zuo  herpst  gitt  nieman  kein  fürgebott.'  1510,  Z 
Erlenb.  Offn.  Gew.  wird  dreimal  vorgeladen.  ,[Wenn 
Jmd  einen  Bürger]  beklagen  wil  umb  geltschuld,  dem 
sol  fürgebotten  werden  ze  dem  ersten  mal  under  ougen; 
kumpt  er  denne  uff  den  ersten  tag  für  und  machet 
den  kleger  unklaghaft,  das  ist  guot;  muoss  aber  der 
kleger  klagen  uff  den  andern  tag,  das  fürgebott  soll 
im  denne  beschechen  ze  hus  oder  ze  hoff;  kumpt  er 
denne  und  wirt  vellig,  so  ist  er  dem  kleger  verfallen 
ze  geben  zwen  Schilling  stebler  an  gnad;  niuos  er 
aber  klagen  uff  den  dritten  tag,  das  fürgebott  sol  im 
aber  beschechen  ze  hus  oder  ze  hoff;  ob  er  denne 
vellig  wirt,  so  ist  er  vervallen  ze  gebenne  dem  kleger 
dry  Schilling  ane  gnad.'  1384,  AaB.  Stadtr.    ,Welr  mit 


dem  andren  ze  rechten  hat,  dem  sol  ein  vogt  fürge- 
bieten einest;  übersieht  er  die  diu  fürgebot,  so  soll 
er  allu  drü  gebot  von  ieelichem  3  ß.'  LAdligenschwyl 
Hofrecht.  .Edictum  peremtorium,  das  letst  und  endt- 
lich  f.,  nach  dem,  so  einer  nit  erscheint,  der  richter 
im  rechtshandel  fürfart  und  ein  urteil  feit  oder  recht 
gon  lasst.'  Mal.  ,F.  in  Gasts-wys.'  .Gastgrichte  oder 
F.  in  Gastswys  sollend  allein  frömbden  Lüten  oder 
umb  Scheltwort,  Seel  und  Ehr  oder  Gwalttat  und  Sa- 
chen berürend,  die  augenschynlieh  am  wachsenden 
Schaden  ligend,  verwilliget  werden.'  B  Sittenmandat 
1628.  —  Frön-fasten-Bott;  jeweilen  am  Sonntag 
nach  Fronfasten  zstretende  Zunftversammlung.  1489, 
Bs  (Ochs);  vgl.  Geering  1886,  74  ff.  —  Frid-Bott: 
Aufforderung  Frieden  zu  halten.  , Weiher  den  andern 
über  fr.  liblos  tuot,  zuo  dem  sol  man  richten  mit  den 
hohen  gerichten  als  zuo  ainem  morder.'  1487,  GBern. 
Auch  bei  RCys.  —  Fritschi-Bott:  Jahresversamm- 
lung der  Safranzunft  in  Luzern  zur  Erledigung  der 
Geschäfte;  vgl.  Fritsch  (Bd  I  1342).  —  Haft-Bott: 
Arrestverfügung.  Häufig  in  den  Protokollen  des  Z 
Stadtgerichts  im  XVII.  ,Der  Arresten  und  H-en.'  1655, 
Hilty  1891  (Z).  —  Haupt-Gi-bott:  die  jährlich  am 
Sonntag  vor  dem  Sechseläuten  [s.  Bd  III  1511  f.]  zur 
Abwickelung  der  Geschäfte  stattfindende  Hauptver- 
sammlung der  Partizipanten  der  ehemaligen  Zünfte 
ZStdt.  —  Ober-herren-Bott:  Jahresversammlung 
der  Oberherrenzunft  BThun.  —  Jude"-Bott:  zu  ge- 
ringes Angebot  ScHSt.  (Sulger).  —  Jär-Bott:  jähr- 
liche Hauptversammlung  LStdt  (Zunftordn.  der  Re- 
chenmacher). —  Knechten  -  Bott :  regelmässige 
Hauptversammlung  des  Verbandes  der  Schusterge- 
sellen. XVII.,  B;  vgl.  BTaschenb.  1878,  80.  —  Mei- 
ster-Bott,  -Pott:  1.  die  Versammlung  sämmtlicher 
Meister  eines  Handwerks,  z.  B.  der  Bäcker,  vor  1831, 
BStdt.  Thun.  —  2.  Versammlung  der  Zunftmeister  unter 
dem  Vorsitz  des  Oberzunftmeisters.  Sulger.  .Wenn 
man  ein  Meister-Gebott  haben  will,  dabei  soll  man 
haben  von  jeglicher  Zunft  nüwe  und  alte  Meister  und 
soll  der  Obrestratsknecht  solich  Gebott  den  Meistern 
aller  Zünfte  verkünden  und  ze  wissende  tun.'  1400, 
Bs  Urk.  (Ochs).  Vgl.  AHeusler  1860,  373.  S.  noch 
Bott-Meister  (Sp.  521).  —  Näch-  bzw.  Nöch-Bott  Gr 
Av.,  Chnr,  He.,  Rh.;  OBwKems,  Näch-Ge-bott  GrD.,  Pr., 
Seh.:  1.  Nachgebot,  bes.  bei  Versteigerungen  Gr.  Es 
N.  tue".  S.  noch  Gr.  WB.  VH  32.  —  2.  an  die  jährliche 
Hauptversammlung  von  , Zunft  und  Meisterschaft'  sich 
anschliessendes  Essen  mit  Tanz  ÜBwKerns.  —  Nider- 
Bott:  die  drei  ersten  Zahlungsbefehle  (auf  denen 
niedrige  Bussen  stehen).  .Wofehrne  aber  ein  Zinss- 
mann  oder  anderer  Schuldner  die  drei  erste  oder  sog. 
Niederbott  nicht  achten,  sondern  erst  nach  Teilruf 
oder  Schreckzedul  wollte  das  Recht  vorschlagen.'  Z 
Ratschreiberordn.  1761.  —  Pfand-Bott:  gerichtlicher 
Zahlungsbefehl  mit  Androhung  der  Pfändung  Gr;  S 
(Hofst.);  Obw  (Ndw  LB.  1867);  Z.  Eim  e"  Pf.  schicke" 
Gr.  ,Bei  Schuldbetreibungen  an  Bevogteten  soll  der 
Vogt  rechtsformlich  in  Kenntniss  gesetzt  werden,  wenn 
nicht  wegen  erweislicher  Gefahr  im  Verzuge  zu  Si- 
cherung der  Ansprache  sogleich  in  Ndw  ein  Schatz 
gemacht,  in  Obw  ein  Pfandbot  oder  Arrest  gelegt 
werden  muss.'  Ndw  LB.  1867.  —  Üf-rechnings- 
Bott:  die  letzte  Zahlungsaufforderung  an  den  Schuld- 
ner; nachher  folgt  das  £f/Vec7i»M"<7.s-[Konkurs-]begehren 
L  f.   —  Rechts -Bott,    in    Gl    Recht-:     1.  Rechts- 


1003 


Bat,  bet,  bit,  bot.  but 


1904 


erbieten.  .Ungeacht  alles  unsers  glimpfs  und  recht- 
bott,  so  wir  inen  geton,  über  das  alles  understond  sy 
[die  Reformierten]  uns  ze  begwaltigen.'  1529,  Absch. 
,Ein  statt  Bern  nam  mit  Graf  Hugen  von  Tscbalan 
ein  burgrecbt  uf,  dass  er  on  ir  wissen  und  willen  kein 
krieg  sölt  anvahen,  rechtsbot,  uf  si  geton,  halten.' 
Ansh.  ,Welicher  mit  dem  andern  über  rechtbot  fräßet.' 
1543,  AaB.  Stadtr.  ,Sy  erbietend  sich  des  rächten 
gegen  inen.  Uff  sömlich  rächtbott  habent  sy  die  dry 
landtammann  zu  botten  erweit.'  1588,  Ap  Jahrb.  — 
2.  gerichtlicher  Zahlungsbefehl  L;  Th;  Z.  IVac*  nie 
es  B.  im  Hüs  inne"  g'ha"  ha",  Kennzeichnung  eines 
pünktlichen  Zahlers  ZZoll.  ,Die  Landgerichtsdiener 
bezogen  für  das  erste  R.  30,  für  das  zweite  und  dritte 
dagegen  16  Kreuzer.'  JNater  1898  (Th).  —  3.  „bei  der 
Obrigkeit  ausgewirktes  Verbot"  Gl;  Scnw.  .Servituten 
auf  Gebäuden  und  Grundstücken  in  der  March,  soweit 
sie  vertragsmässig  errichtet  oder  durch  Rechtsbote, 
beziehungsweise  durch  Aufstellung  von  Wegrödeln 
amtlich  anerkannt  worden  sind.'  Z  Amtsbl.  1883.  Es 
B.  ergü"  lü",  z.  B.  bei  widerrechtlicher  Anlegung  eines 
Weges  in  einem  Grundstück  Gl.  ,Ein  Rechtsbott 
öffnen',  durch  richterlichen  Spruch  aufheben,  ebd. 
—  4.  gerichtlicher  Arrest  Gl.  —  Rät-Bott:  Gebot 
vor  dem  Rat  zu  erscheinen.  ,üie  Weibel  sollend  für 
das  Rahtbott  nichts  nehmen.'  1055,  AaB.  Stadtr.  — 
Schand-Bott:  =  Juden-B.  B;  Gr.;  L;  Sch;  Th;  Zg;  Z. 
So-mene"  Jud  cha""-men  e"  Sch.  tue",  me"  chunt  's  Zug 
doch  über  Sch.  —  An-schiess-Bott:  gebotene  Ver- 
sammlung der  Schützen  zur  Eröffnung  eines  Schiessens. 
1730  bestanden  Bussen  von  4  Batzen  für  alle  Schützen, 
welche  dem  ,A.-bott'  nicht  beiwohnten.  Z  Bogen- 
schützen. —  Schütze°-ßott:  Hauptversammlung 
eines  Schützenvereins  B. 

Schreck-Bott:  Schreckmittel;  s.  Schreck -Mantel 
(Sp.  343).  ,Sie  hetten  uns  gern  ein  schreckbötlin  tan, 
meinten,  wir  solten  fliehen.'  Salat  (Lied  vom  Zug  in 
die  Picardie  1543).  ,Was  sie  publicieren  und  befehlen, 
das  ist  nicht  ein  lärer  Tandt  oder  nur  ein  Schräck- 
böttle,  sonder  ein  rechter  Ernst.'  Gwerb  1646.  ,Wir 
sollen  das  nicht  für  läre  Schreckbotten  halten,  hsec 
non  levia  nobis  videantur  terriculamenta.'  Hosp.  — 
Vgl.   Schreck-Zedel  und   Gr.   WB.   IX    1666. 

Dorf-Bott  s.  (Ober-,  Land-)Vogts-B.  -  -  Vier- 
wochen-Bott:  Zahlungsbefehl  mit  vierwöchentlicher 
Frist;  s.Bott  II3&.  —  Äscher-mitt-wochen-Bott. 
,Den  8.  Jan.  1716  ist  das  sog.  Eschermitwochenbot 
von  samtlich  lobl.  Zunft  gehalten  und  der  Umbzug 
nach  vilfaltigem  Hin-  und  Wider-Reden  endtlichen 
einhellig  erkent.'  JMUsteris  Collect.  (Z).  —  Wacht- 
Bott.  .Diejenigen  [von  den  bürgerlichen  Wachtmann- 
schaften],  welche  sich  verfehlt  hatten,  wurden  von  dem 
sog.  Wachtbote,  d.  h.  denjenigen  Quartiervorstehern, 
die  Mitglieder  des  kl.  Rates  waren,  beurteilt  und  mit 
Geldstrafen  gebüsst.  1710  stellten  die  Wachtmeister 
der  mindern  Stadt  das  Verlangen,  an  diesen  Wacht- 
boten  mit  Sitz  und  Stimme  zu  haben,  was  die  Haupt- 
leute als  eine  weitaussehende  Neuerung  bekämpften.' 
BsJahrb.1886.  —  Hand-  w  erbs-~Bott:  =  Meister-B.l. 
,So  soll  auch,  was  wir  in  den  H.-Botten  für  Spähn 
haben  und  verhandlen,  nit  ausserhalb  des  Botts  an 
der  Gassen  davon  geredt  werden.'  GRÜhur  Tischmacher- 
ordn.  (1730  bestätigt).  —  Warni°gs  -  Bott:  erster 
Zahlungsbefehl  L  f.  S.  noch  Bott  II 3  ß.  —  Zunft- 
Bott.   ,Es  wurde  beschlossen,  das  Zunftbot  zwei  Jahre 


in  Samen  und  das  dritte  Jahr  auf  der  Herberge  in 
Kerns  zu  halten.'  Anf.  XIX.,  AKüchler  1895.  —  Zins- 
y.e'is-Bott:  Zahlungsbefehl  für  aufgelaufene  Grund- 
zinse Lj  ZO. 

botte"  I  (potte"  ÄALeer.;  ThHw.;  Z)  —  Ptc.  ge- 
bottet,  p-:  Botendienste  verrichten,  sei  es  gelegentlich 
oder  berufsmässig  Aa;  Bs;  B;  Gr;  L;  Sch;  S;  Th; 
Ndw;  Zg;  Z;  Syn.  posten.  Di"  Bueb  mues'-mer  albets- 
einisch  Oppis  b.  Zvro.  .Man  musste  ihm  [dem  Pfarrer] 
b.,  bei  ihm  wachen,  für  ihn  zum  Doktor.'  XHerzog 
1862.  Von  berufsmässigem  Botendienst.  Si  hat  lang 
'hottet.  Für  e"  G'meind  b.  ,Er  hatte  als  ein  armer 
Schlucker  zu  boten  angefangen.  Durch  Fleiss  und 
Sparsamkeit  war  es  ihm  gelungen,  nach  Jahr  und  Tag 
ein  Botenwägelein  und  einen  Bigger  daran  sich  an- 
zuschaffen [und  beständig  wuchs  sein  Wohlstand].  Das 
müsse  ein  gutes  Geschäft  sein,  das  B.,  munkelten  viele 
Leute  und  bedachten  nicht,  dass  manches  Geschäft 
gut  ist,  wenn  man  es  gut  treibt.  Ein  schöner,  wenn 
gleich  auch  ein  beschwerlicher  Beruf  ist  übrigens  das 
Boten.  Der  Bote  ist  ein  Weltmann,  es  gehen  ihm  so 
viele  Dinge  durch  die  Hände,  er  hat  mit  so  vielen 
Leuten,  hohen  und  niederen,  zu  tun,  dass  er  Etwas 
lernen  kann.'  Breitenst.  1860.  ,B.  soll  ich,  bitten  nit', 
erwidert  das  zum  Kaiser  Maximilian  gesandte  Schwei- 
zermädchen auf  die  Frage:  .Verstehst  dich  wohl  auf 
Botschaft  und  Bitt?'  AvArx  1899.  ,Mit  mir  [dem 
.hinkenden  Boten']  b.  und  laufen,  das  würde  sie  [die 
Frau,  die  man  mir  zu  nehmen  rät]  nicht  wollen.'  B 
Hist.  Kai.  1807.   —  Abi.  von  Bott  I. 

botte11  II  (p-  BE.,  Si.):  mit  einem  Verbot  belegen; 
nur  als  Spielausdruck.  1.  in  der  Formel  (%'*)  bott(e"). 
a)  beim  Ballspiel.  .Gilt  beim  Ballspiel  eine  Regel, 
ruft  man :  [ich]  dinge"!  gilt  sie  nicht:  [ich]  botte"!  jeder 
Einspruch  wird  beseitigt  durch  die  Formel:  dinge", 
botte",  nöche"  säge"'  Bs  (Seiler).  S.  noch  (botte")  besseren 
(Sp.  1674).  —  b)  entsprechend  beim  Spiel  mit  Schncll- 
kügelchen  Bs.  Botte"  probte",  vorsetze",  ivische",  zwei  mit 
einander,  botten  alles  mit  einander;  s.  noch  ab-miissen 
(Sp.  457).  So  auch  beim  Spiel  Bolleilen  (Bd  I  17)  S. 
Botte"  (bzw.  dinge")  hoch  (s.  Bd  II  972),  Bftm,  tschierg 
oder  tschiem.  Gegen  alles  mit  einander  verwahrt  man 
sich  mit  der  Formel :  bott  Büm,  bott  tschiem,  bott  ding, 
bott  hoch  SSelzach.  Bei  Schild  1863,  40  auch:  botten 
(bzw.  dingen)  umme'z'ha",  es  darf  nach  Belieben  auf 
die  Seite  gerückt  und  so  geworfen  werden.  Beim 
Chütis-Bolleile" :  bott 's  Löch-Lüssle" !  verbiete,  in  der 
Chüte"  [Grube  für  die  Schnellkügelchen]  zu  lüssle" 
[lauern] ,  bis  eine  gegnerische  Kugel  in  die  Nähe 
kommt,  um  sie  zu  morde"  [ausser  Gefecht  zu  setzen] 
SGrenchen.  —  c)  beim  Geiss-Bengle"  (vgl.  Bd  II  400) 
verbietet  der,  durch  dessen  Wurf  die  Geiss  zu  Fall 
gekommen  ist,  mit  dem  Ruf:  i<*  pottfe")  d'  Geiss!  weiter 
nach  derselben  zu  werfen  BE.  (nach  einer  vereinzelten 
altern  Angabe).  —  d)  beim  .Stöckeln'  pottet  der  Spieler 
seine  Platte  [erklärt  sie  für  unantastbar,  unverrück- 
bar], wenn  sie  nah  am  Ziel  (Stöckli)  liegt,  damit  ihm 
die  Platten  der  andern  Werfer  sie  nicht  davon  weg- 
schieben BSi.  I'h  potte"-se  [die  Platte]!  —  e)  beim 
.Jäglis'-Spiel  ruft  man.  sobald  man,  z.  B.  wegen  Er- 
müdung, frei  sein  will:  botte"!  will  man  wieder  am 
Spiel  Teil  nehmen:  dinge"!  BsStdt  (FStaub).  Trifft 
der  Schlag  der  Hand  oder  der  Wurf  des  Balls  eine 
entblösste  Stelle  des  Körpers  (Hand,  Gesicht,  Waden), 
gilt  er  nicht,  was  durch  den  Ruf  Äsche"!  oder  auch 


1905 


Bat,  bat,  bit,  bot,  but 


I90U 


etwa  botli  .  dsdie"!  [ich  Lege  mein  Veto  ein,  der  Schlag 
ist  U.7i<".  d.  h.  angiltig]  ausgedruckt  wird  BsStdt. 
—  '_'.  auch  refl.  [Ich]  botttr-mi'*  eins,  zwei,  drei!  oder 
dinge"  6otte"-i»«'*.'  Bs,  ic*  potten-mich!  BSi.,  ruft  das 
Kind  beim  Fangspiel,  am  sich  ausser  Verfolgung  zu 
setzen.  —  AM.  von  />'""  //.  In  der  Form  bott  könnte 
jedonh  tw.  auch  das  Subst.  selbst,  in  der  Form  bottt"  ilih 
Pte.  Perf.  von  bieten  vorliegen. 

Botti  f.:  Gesandtschaft,  Mission.  .Wir  habent 
ouch  des  Eidschwurs  halber  umb  Bmpter  und  Bottyen 
diso  Erlüterung  an  einer  ganzen  Landsgeinein.lt  zu" 
Betzlingen  getan,  daz  einer,  so  zuo  einem  Ainpt  old 
Bitt  erwöllt  würdt,  in  den  Ring  inlier  stan  und  ein 
lyblichen  Eidt  zuo  Gott  und  den  Heiligen  mit  glehrten 
Worten  schweren  solle,  daz  er  desswegen  weder  Prat- 
ticken  gebrucht,  betten  noch  botten.'  1607,  U  Ilq. 
.Wann  einer  zue  einem  Ampt,  es  wäre  gleich  ein 
Bödtenampt  oder  umb  ein  Eatsplatz  mit  Pratiken  kö- 
rnen, der  [soll]  des  Ampts,  Vogty,  Boty  oder  wie  es 
sein  mögt,  entsetzt  sein.'  XVII.,  ebd. 

Botti°g  f.:  Botenstelle  GitVal. 

über-bottne":  als  Bote  überbringen,  mitteilen. 
.Manches  Neue,  das  euch  vorher  Fremde  haben  er- 
zählen und  überbottnen  müssen.'  Gl  Anz.  1829. 

Bottschaft:  Gesandtschaft,  Abordnung;  auch  per- 
sönlich. .Was  ouch  die  burger  ze  schaffen  hant,  es 
sye  in  b.  ze  ritende  oder  ander  ding  ze  tuond,  uff 
welchen  man  des  kunt,  der  sol  es  tuon.-  um  1410,  Aar. 
Stadtr.  .Es  klaget  H.  Schürmann  uff  C.  Einggler.  dass 
im  der  selb  B.  in  der  Lindmag  ein  rüschengeleger 
verschoret.. .  bitted  min  herren,  dass  sy  ir  b.  bevol- 
chen,  das  leger  ze  beschouwen.'  1426.  Z  Batsb.  .Wer 
den  widemhof  innhat,  der  sol  ainem  bern  zu  Sant 
Gallen  oder  siner  potschaft,  die  er  von  sinen  wegen 
schickt,  zuo  den  zwain  jargeriehten,  zuo  mayen  und 
zuo  herbste,  selb  dritten  bekosten,  an  der  nachpurn 
schaden.-  1459,  GBern.  .Darnach  redet  des  küngs  von 
Frankrichs  b.'  Sicher  1531.  ,Des  tuiffels  b.',  Bolle 
bei  Buep  1539.  ,Wo  sye  einer  Person  uss  unserem 
Closter  zu  ihrer  B.  etwohin  zu  gebruchen  notwendig.' 
ECvs.  Verkehr  durch  Boten:  .Murtan  und  die  unsem 
dorinn  sind  mit  starker  und  aller  burgundischer  macht 
berandt  und  dornoch  suell  desselben  tags  ganz  be- 
legret  worden,  solicher  mosse,  dass  sy  noch  wir  deliein 
b.  mer  zuosamen  haben  mögen.-  1476,  Bs  Chr. 

Läger-:  ständige  Gesandtschaft;  vgl.  L.-Bott.  Der 
,L-eir  fremder  Herren  wegen  hat  man  gefunden,  es 
sei  am  besten,  die  Sache  vor  der  Hand  ruhen  zu 
lassen.  1518,  Absch.  Auch  bei  Ansh.  —  Bäts-,  ,Die 
von  Lucern  und  von  Underwalden  zugen  gan  Bappers- 
wil  und  seiten  dem  herzog  Sigmund  ab.  Also  schickten 
inen  die  andern  Eidgnossen  ir  treffenlich  r.  nach  und 
hatten  si,  das  si  wider  hein  zugen.-  XV..  Z  Chr.  — 
Ge-walts-:  bevollmächtigte  Gesandtschaft.  Ansh. 

bottschafte":  „Nachricht,  Kunde  von  Etwas 
überbringen"  L;  ZG(St.b).    „Er hed-mer's 'bottschaftet.- 

ver-:  durch  eine  Botschaft  zu  wissen  tun.  .Swar- 
umbe  der  eegenant  [unser  Vetter]  ze  Vaz  des  gros 
schwäri  wider  üw  [den  Grafen  von  Salis]  verbot- 
schaftet  mit  manung  im  behulfen  ze  sin,  so  meinen 
wir  [im]  behulfen  ze  sin.-  1323,  Fehdebrief  der  Grafen 
■  von  Werdenberg.  .Beschehi  ouch,  daz  den  graven  von 
Kyburg  debein  schade  oder  crieg  anvieli  in  dirre 
verbüntnisse,    daz   sol   er  dem  rate  von  Bern  verbot- 

Suhweiz.  Idiotikon  IV. 


schelten.-  1327,  1!.  .Wir  gebieten  [den  Verbannten] 
ouch,  das  ir  enkciner  dannoch,  so  sich  ir  zil  der  buosse 
erlouffen  und  vergangen  hat.  in  unser  stat  nicht  kö- 
rnen,  er  verbotschafte  eraals  dem   meister   und   dem 

rate  sin  kunt't.-  1386,  Z  Stadtb.  .Als  wir  lieh  denn 
geschriben  und  ouch  by  üwren  botten  verbotschaftet 
band,  dass  ihr  Qch  darnach  richten  sollten!'  lll"'.  B. 

Botschafter.  .Als  N.  von  eines  bösen,  heilen 
lüniden  wegen  in  den  Wellenberg  geleit  worden  ist, 
band  unser  herren  ir  b.  zuo  im  in  den  tum  gesendet, 
die  in  fragen  sollten;  der  selben  bottschafi  aber  N. 
nützit  wollte  vergechen.-   1425,  Z  Batsb. 

Böttin  P-  ZStdt,  Zoll.,  Bötti"  Bs  (Seiler);  B 
(Zyro);  GrD.,  He..  Fr..  Seh.,  Pötti"  ArVorderl..  Hotline" 
Bs  (Seiler).  Pötteni  TbHw.;  ZS.  —  f.:  1.  Botin.  ,1849 
starb  Böttin  N.,  7?.  Jahr  alt.'  aZoll.  —  2.  die  Gattin 
eines  .Boten.' 

Bott  III:  euphem.  Entstellung  von  Gott,  in  Aus- 
rufen der  Beteuerung,  auch  der  Verwunderung,  Über- 
raschung, a)  biß.  BGt.,  B.;  auch  bei  GJKuhn  1819. 
(Ja)  bi  B.,  du  hesch  Recht.  S.  noch  güwen  (Bd  II  567). 
In  gleicher  Bcd.  bibottlig.  B  Album  1858.  —  b)  der 
[aus  durch]  P.  B  (Zyro).  Auch  ja  der  B.,  's  der  B. 
D'  Brente"  lär-im's  der  B.  und  machen  dem  Chlousi 
en  Milchsehnutz,  dass  der  Narr  denn  glaubt,  der  heüig 
Chluus  heig-se  g'süffen.  Alpenr.  1827.  —  c)  gs  B.  B 
„0.",  S.  Son-e"  solche'  Lands  rerderber  ist  es  B.  kei" 
Lumperei  [für  die  unruhigen  Köpfe]  B.  Er  seit:  Es 
B.'.  du  muest  si  [die  Fluhblume]  ha",  wen"  du  m't 
mit-mer  z'  Chilche"  gä".  GJKuhn  1819.  Si  trage"  Sträss 
wie  B'ese",  's  Pott!  es  muess-nen  drunger  trümmle". 
Schwzd.  (B).  Zur  Verstärkung  andern  Partikeln  zu- 
gefügt, a)  nein-is  B.,  starke  Verneinung.  Gotth. 
S.  auch  nein  (Sp.  760).  —  ß)  jä-n-is  B.  B;  auch  bei 
GJKuhn  1819.     Jä-n-is  B.,  De"  wll-ieh  lere".    Zvro. 

—  y)  nä-n-is  B.  B.  Da  chann-ich  nä-n-is  B.  nid  ja 
derzue  säge".  Ja,  Fraueli,  du  musst  gewiss  anders 
werden,  so  ist  's  nanis  Bott  nicht  recht,  und  du  wirst 
verbrüllt  im  ganzen  Land.'  Gotth.  Wo  han-ich  der 
Spiegel  [die  Brille]?  Näni's  B.,  was  g'sehn-ich?  ich 
glaube"  gar,  es  isch  üser  Herr  Kari.  B  Taschenb.  1881. 

—  8)  nädis,  nädiseh  B.,  wahrlich  doch,  doch  ja,  bei 
Aufforderungen.  Warnungen,  Beteuerungen  B.  Dem 
liebe"  Gott  ma"-me"-se  [verstorbene  Kinder]  wol  gönne", 
aber  ''ein  Tafel  ne  nädiseh  Bott  nit.  Gotth.  —  e)  e-n-is 
B.!  Ausruf  der  freudigen  Überraschung.  Enis  B., 
da  chunnt  ja  Joggi  u"'1  Christe"!  B  Hist.  Kai.  1824.  — 
d)  en  B.  BGt.  Das  geit  en  B.  nit  richtig  zue!  GJKmx 
1806.  Mit  nachfolgendem  ja  als  Ausruf  der  Über- 
raschung BHa.  En  B.  ja,  wer  ist  jitz  och  chun!  Im 
gleichen  Sinne  auch  die  Formel  en  B.  ich  tue"  BSigrisw. 

Vgl.  Bost  (Sp.  1796),  zu  c  spec.  alt  (Bd  I  19S),  ferner 
Gott  (Bd  II  51lJ),  ja  (Bd  III  1),  nein  (Sp.  760).     S.  auch  Botz. 

gi-bott:  Entstellung  von  bi  Gott,  als  Beteuerung. 
,Icb  han  gibott  auch  noch  guot  Lüt.'  Joh.Mahler  1620. 
.Gybot,  Gnad  Heer,  wann  ich  guot  bin,  wo  es  üch 
gliebt,  so  brucht  mich  hin.'  ebd. 

Bott  IV,  Pott :  1.  n.  a)  Topf,  .pignatta'  PAL  (Giord.  I ; 
W.  —  b)  ein  abgegangenes  Flüssigkeitsmass  =  1  Mass 
W.  Es  (halbs)  P.  —  2.  m.,  Bierhumpen  BsStdt  (Stu- 
dentensprache). 

Milch-:  Milchtopf.  L>'  Kaffctiere"  und  's  Brett 
und  d'  Zuckerdöse"  und  d'  Milchpöt  .sind  von  alter 
Form  und  altem  Silber.  MUstewi. 

120 


1907 


Bat,  bot,  bit.  bot,  bul 


l'.ms 


Boteche»  .Botke"'  f.:  =  Buden  1  (Sp.  1138).  a)  als 
Salzbehälter.  .Claus  Sidenvaden  hat  klagt,  dass  im 
salz  ussend  botken  verstoln  si.'  1379.  Z  Katsb.  ,Sol 
man  geben  ein  mes  krötli-salz  an  die  botken  umb 
4  pfd;  sol  man  geben  ein  nies  ruch  salz  in  die  butken 
umb...;  sol  man  geben  ein  imi  ruch  salz  uss  der 
botken  umb...'  1388,  ebd.  .Enkein  unser  burger,  so 
salz  uff  den  pfragen  kouffent  oder  verkouffent,  söllent 
von  disshin  enkein  salz  in  dem  kouffhus  in  den  butken 
veil  haben  noch  verkouffen,  noch  enkein  botken  da 
haben,  si  süllent  das  in  iren  hüsern,  in  den  gedmern 
in  botken  veil  haben  und  usmessen,  als  daz  von  alter 
her  ist  kommen.'  1-117,  Z  Stadtb.  Auch  in  der  Z  Salz- 
verkaufsordn.  von  1420.  —  b)  =  Bocken  1  a.  .Wenn 
der  Wein  ein  Weil  in  Botken  gestanden,  sindt  sonder- 
bare Leut,  die  eim  ein  schmahle  Drotten  für  das 
Hauss  führen  und  den  Wein  ausstrotten,  welchen 
nachmahls  die  Freietsknaben  in  den  Fassen  auf  ihrem 
Hals  in  die  Keller  tragen.'  ThPlatter  1605. 

Etymologisch  identisch  mit  Bocken  (s.  Aum.  dazu).  ,Bott- 
ken',  Name  einer  felsigen  Verengung  des  Saanetales  auf  waadt- 
ländischer  Seite  gegen  die  freiburgische  Grenze,  jetzt  ,1a 
Tine.'  Vgl.  Bültenen.  Die  von  Freiburg  sollen  bei  dem  Burg- 
recht, welches  Graf  Johann  von  Greyerz,  als  er  Herr  zu 
Montseruant  geweson,  mit  ihnen  gemacht  hat,  bleiben,  ebenso 
bei  dem  Burgrecht,  welches  die  Seinen  von  Greyerz  ,von  der 
Bottken  herab'  laut  Burgrechtsbrief  vom  Sonntag  Invocavit 
1475  haben.  1503,  Absch.  Das  Greyerzer  Land  zerfallt  in 
das  Land  .ober  und  unter  der  Bottken',  schon  im  Frieden 
mit  Frankreich  1516  (.Bocken'  bei  Bluutschli,  Staatsr.  II 
186),  bes.  seit  der  Teilung  des  Greyerzerlandes  zw.  Bern 
und   Freiburg   1554. 

Potestat:  1.  =  Podestat  (Sp.  1033).  .Gewester  P.' 
1625,  GitMonatsbl.  1S9S.  —  2.  .Dictator,  der  oberst 
gewalthaber  zuo  Rom,  bleib  allein  sechs  monat  in 
seinem  gewalt,  ein  p.'  Fris. 

Böttine"  BsStdt  (m.);  B,  Böd',ne"ZO.,  Bödme"  Th; 
Z:  Bottine. 

Bütli:  Koseform  für  Elisabeth  (seltener  als  Betli), 
gegenüber  Kindern  BS.  -  Zum  Vocalismus  vgl.  das  gleich- 
bed.  Biini  BJegenst. 

biitele":  beim  Schusserspiel  durch  Verkürzung 
bzw.  Überschreitung  der  gegebenen  Distanzen  be- 
trügen Aa.     Knickerig  handeln  ÄAAar. 

Butt.  GLHartm.  1827,  Butte"  TuBodensee,  Bitte" 
TiiEim..  Tag.  —  f.,  Dim.  Bütili  ScHSt.  (Sulger):  = 
Bambelen  II  1  a  (Sp.  1257).  .Dies  Fischchen  heisst 
fauch]  Butt,  Bachbutt,  und  wo  es  sich  in  Binsen  auf- 
hält. Binzbutt.'  GLHartm.  1827.  .Seine  Angel,  an 
welche  er  als  Lockspeise  kleine  Fische,  Butte  genannt, 
gesteckt  hat,  um  damit  auf  Egli  zu  zocken.'  III.  Kal. 
1853.  ,Butt,  hott,  baut,  binzbaut  werdend  die  glatten 
bambelen  genennt.'  Fischb.  1563.  ,Die  bauten  oder 
pfellen  sind  kleine  schleimflschlin,  vast  in  der  länge 
wie  grundlen,  habend  weisse  beüchlin,  sind  spregkelet 
und  gespieglet  wie  die  pfäwlin,  daher  sy  an  etlichen 
orten  pfellen  oder  pfrillen  genennt  werdend.  Sy  wer- 
dend auch  binzbauten  genennt,  darumb  das  ir  wonung 
und  weid  in  den  binzen.'  Mangolt.  —  Vgl.  Gr.  WB.  II 
578,  ferner   Büz. 

Bach-  „Butt  in."  Ap,  -Bitte"  TuErm.,  Tag.,  -Bütele" 
TnBeri.  —  f.:  =  dem  Vor.  —  Binz-  s.  Butt. 

Bach -Butterig  (-Ö-):  =  B.-Butt  Ap;  auch  bei 
GLHartm.  1827.  —  Vgl.  das  syn.  Ckoi-Bätta-ich  (Sp.  180S). 


butt  GPeterzell,  butt-um  GT.,  um-ccr-butt(uy)  G 
Xesslau.  jumpf'er-butt(um)  GT.:  Spielrufe,  womit  man 
sich  (bes.  bei  Fangspielen)  für  einige  Zeit  ausser  Ver- 
folgung setzt.  —  Vgl.  die  syu.  /.«»(."i  unter  bieieu  4  (Sp. 
1866),  vtr-biit   uuter  ver-biclen  1  c  (Sp.  1873),  botten  11. 

Biitä'llje",  -alie"  Bs;  PI'.;  TB..  Bat-  GnPr..  Seh.. 
Budalie"  Bs;  ZO.f,  Butä'l(l)i  Bs;  S,  Butd'l(1)e"  BO.. 
Si.  (P-);  GlH.,  M.;  SuL.;  Obw,  Budnlfl)c"  AAKäst.. 
St.,  Wohl.  (■«-);  Ap;  B  (auch  -o-);  L  (-0-J;  GT.;  m.  und 
uTh;  ZO.,  Stdt,  Zoll.,  Batalle"  GRPr.,  Seh.  --  PI.  Bu- 
tä'llene"  BsL..  Putä'lli  BSi.  —  f.  —  Dim.  Butä'lli  BO. 
(Zyro),Si.:  ungeeichte  (etwa  iji  Mass  fassende)  Flasche 
von  dunkelin,  gew.  braunem  Glas,  als  Behälter  für 
bes.  feinen  (fremden)  Wein  (B.-Wi"),  im  Ggs.  zur  ge- 
eichten Guttere"  von  ungefärbtem  Glas  ZO.,  Stdt,  Zoll., 
dann  gläserne  Weinflasche  übh.  aaOO.  Vgl.  B.-Gut- 
teren  (Bd  II  534).  E"  B.  Guete",  Röte".  D'  Laterne" 
sig  am  Verlösche"  und  er  seil  Ol  dri"  tue",  so  het-cr 
alben  im  Wirt  g'rüeft,  icenn  e"  B.  üs  g'si"  isch.  Brei- 
tenst.  .Ein  halb  Dutzet  Butelljen  Burgunder.'  Sinte- 
mal  1759.    —    Frz.   bouteilU.      Vgl.    Budd  II  (Sp.  1035). 

Mass  Mos-:  Massflasche  BsL.  (Schwzd.);  GT.;  Th. 
—  Schlegel-.  .Zwei  sog.  Schl.-Boutteilen  werden  für 
1  Mass  berechnet.'  Ndw  LB.  1867. 

Biltebiine"  f. ;  Brutta  bona,  graue  Herbstbutter- 
birne L. 

ßutteje"  ■■;  f.:  bottega  PA1.  (Giord.). 

bütele"  (bzw.  -«'-)  AAAar.,  Bb.,  Brugg,  F.,  Gans., 
Holderb.,  Köll.,  Leer.,  L.,  Muhen,  Zof.,  Z.;  Bs;  B;  „VO;u 
L;  SoHHa.;  „S;"  TbHw.,  Müllh.,  Pfyn,  Untersee;  „W;" 
Zg;  ZAuss.,  S.,  pütele"  (bzw.  -ü1-)  AaF.,  Ke„  Leer.;  B; 
ZDättl.,  Sth.,  bastele"  AABrittn.,  Lauf.,  Muhen,  bütle* 
(bzw.  -<"('-)  AAFri.;  Bs;  B  um  Aarberg;  S,  bü!tle"  Aa 
Fri.,  Gontenschw.,  Ku.,  bfi'tele"  B  um  Aarberg,  E. :  Dim. 
zu  büten  (Sp.  1909).  1.  ein  kleines  Kind,  Wickel- 
kind (um  es  zu  beruhigen,  einzuschläfern)  auf  den 
Armen  schaukeln.  aaOO.,  auch  auf  den  Knien  schau- 
keln AaF.,  Ke.,  Leer.;  B,  wiegen  B  (bütele"  spec.  leise 
wiegen  gegenüber  dem  allgemeinern  bütele");  ZAuss. 
„In  den  Händen  schaukeln,  auf  den  Armen  schwingen; 
wiegen  B;  VO;  Sch;  S;  W;  Z."  (Ein  Kind)  spielend 
auf  den  Armen  auf  und  nieder  oder  hin  und  her  schwin- 
gen, abwechselnd  in  die  Höhe  werfen  und  wieder  auf- 
fangen AAHold.,  Zein.;  B;  L;  THTäg.;  Zg  (Stb).  Das 
wahnsinnige  Mädchen  .wandelte  nach  und  nach  weiter 
ums  Haus  herum  und  butelete  sein  Kind  [eine  Stroh- 
puppe].' Gottb.  Was  puttisch  auch  's  China  so  um- 
enander!  de  chänntsch-em  licht  's  Armli  breche"  AAZein. 
Häufig  mit  verschwiegenem  Obj.  Gang,  bütele"  hurti-' 
e"  chli",  der  Christeli  priegget  B.  —  2.  a)  „wiederholt 
schütteln,  zsgedrückte  Dinge  aufrütteln  und  locker 
machen,  z.B.  ein  Bett  AaF."  —  b)  unpers.,  von  heftig 
schaukelnder,  schüttelnder  Bewegung  beim  Fahren, 
Reiten  AaWoIiL,  Zein.;  SL.  Das  hat  Ein  umeinander 
putlet  uf-em  Wage"  obe",  u-o-mer  uf  dem  holprige" 
Weg  g'fare"  si"  AAZein.  Es  het-e"  [auf  dem  Wagen] 
recht  umme"  'bütlet  SL.  —  3.  (bü'tle")  purzeln,  kollern; 
nur  in  dem  Gassenhauer:  JBs  het  e'fnöl  c"  Bettler-Biicb 
es  Bettler- Maitli  'tschuplet,  dö  si"-si  mitenander  in'n 
Graben  abe"  'butled  Bs  (Seiler). 

Die  zerstreuten  tis  im  Aa  beweisen  kaum  für  alte  Kürze, 
sondern  beruhen  wohl  auf  sekundärer  Verschiebung  aus  lant- 
ges.   «'.     Vgl.   auch   budlen  l  (Sp.  10:34). 


1909 


li;it,  bot.  bit,  bot,   lull 


1910 


üf-:  1.  a)  (ein  Kind)  schaukelnd  in  die  Höhe  heben 
B  um  Aarberg j  L.  —  b)  beim  Fahren  auf  and  nieder 
schütteln  Bs  (Seiler),  's  ditet  Eim  ü.  — ■  c)  in  die 
Höhe  schlendern.  Du  ehunnt  e"  grosse,  schtearze 
Hang,  schluft  im  ewüsche"  de1  Beine"  durc''  und  hutlet- 
en  hoch  üf.  BWyss  1863.  —  2.  es  üf'bütelets  Meitschi, 
ein  herausgeputztes  Mädchen  von  12 — 20  Jahren  L. 
—  i"-:  in  Schlaf  schaukeln,  wiegen  Bs  (Seiler).  — 
er-:  =  bütelen  I.  St.-  ■-  ver-.  E"  verbütelets  Cliiiid. 
ein  Mädchen,  das  in  den  ersten  Lebensjahren  ver- 
zogen worden  ist  Z  (Jucker).  —  h  ere°-bütele": 
ein  kleines  Kind  auf  den  Armen   schaukeln    ScHHa.f 

büteli  (bzw.  -»'-):  1.  in  der  Verbindung  lüteli 
(AALeer.),  büteli-he  (L).  püteli-lte  (AäF.,  Ke.)  mache" 
-bütelen  1;  in  AaWoIiI.  auch:  es  Püti(g)li-he  mache". 
Als  Wiegengelulle:  büteli-büteli-bü  Z  (FStaub),  büti- 
hüteli-bü  B  (GJKuhn  1819).  Vgl.  büt(el)i-ht  (Bd  II  849), 
büte"-heie"  (ebd.  854),  büteli-bü  (Sp.  914).  —  2.  („auch 
P-")  als  Subst.  n.  a)  Wiege,  Kinderbettchen  in  der 
Kdspr.  B;  „L;  S."  —  b)  Puppe  AaZ. 

here"-büteli:  in  der  Verbindung  h.  mache"  = 
heren-bütelen  Sch  Ha.  f 

büte°  (bzw.  -»'-)  Bs;  Sch;  S;  Th;  Z,  püte"  AAZein.; 
Sch;  Thj  Z.  bü'de"  ZO. :  1.  Interj.  a)  im  Wiegenlied. 
BCtte"-büte"-heie"  ZAuss.  ,Die  Kleinen  sitzen  in  einem 
Winkel,  auf  dem  Ofen  oder  unterm  Webstuhl,  spielen 
mit  Puppen,  singen:  Bude"-b.-heie",  's  Chüeli  göt  im 
Meie".'  Stctz.  Bäte" -b.-heie",  's  göt  en  Man"  in'n 
Mexe"  usw.,  Reim,  der  hergesagt  wird,  wenn  man  ein 
Kind  auf  den  Knien  schaukelt  SchScIiI.  Büte"-heie"- 
söli,  's  Chindli  ist  en  Tröli  usw.  Z.  Heie"-heie"-büte" 
und  e"  guldeni"  Lille"  usw.  ZZoll.  Heie"-heie"-büte" 
(püte*),  es  ehunnt  en  alti  (oder  schönt)  Gütsche"  usw. 
Sch;  Th.  Heie"-heic"-büte"  (püte"),  's  gät  en  Ma""  de't 
use"  usw.  Z.  Büte"-büte"  (büte"-heie",  heie"-püte")  Wie- 
gen, uf  aem  Dach  es  Ziegeli  usw.  AAZein.;  Bs;  ZBenk. 
Büte"-büte"  (büte"-heie",  heie"-püte",  heide"-büte",  heite"- 
püte")  Wiege (li)-stöss,  en  anders  (oder  über 's)  Jär 
uürt  (ist)  's  Büeb(e)li  (oder  Chind(e)li)  gross  ThHw.  ;  Z. 
Vgl.  noch  Bd  II  853.  854.  Büte'-heie"  (Bs  lt  Spreng), 
-he  (Bs  lt  Spreng;  S)  mache",  ein  kleines  Kind  auf 
den  Armen  schaukeln.  —  b)  im  Tanzlied  der  Kinder. 
Ringe",  ringe"  Dänzli,  d'  Maitli  dräge"  Chränzli,  d' 
Bliebe"  dräge"  Maieli,  bittte"-butte"-haieli  Bs  (Seiler).  — 
c)  im  Ruf  der  Hempli-Bögge"  (Sp.  1084):  Büte"-büte", 
schilli  blitz  bätz  beitz!  ZHombr.  —  2.  Subst.  f.,  Wiege 
BsStdt;  ZAuss.;  Erel.  D'  Mueter  hat  's  Chindli  i" 
d'  Bäte"  g'leit.   —   Für   lc  sonst  hüte"  (Bd   II    1778). 

büte"  (bzw.  -('('-)  AAÜEnd.,  Fri.;  BsStdt;  ThHw., 
Tag.;  ZAuss.,  F ehralt.,  Hörnli,  jiüte"  (bzw.  -ü'-)  AaFH., 
Käst.;  ZÖättl.,  bade"  ZGlattf.,  bü'de"  ZO.,  „bilden, 
bilden  BO.".  pütene"  BZweisimm. :  1.  wie  bütelen  1 
AAOEnd.,  Käst. ;  Bs ;  „BO.;"  ThHw.;  Z.  Das  Chind 
sclwiget  nüd,  ice""-me"  's  nüd  bätet.  E"  Kind  um- 
einander b.  Bs.  —  2.  schütteln,  rütteln,  beim  Fahren 
AAZein.  Si  si"  g'fare",  dass-s'  [es  sie]  g'hörig  im  Wagen 
iime"  'bittet  het.  —  3.  werfen,  schleudern  AAZein.  Er 
het-e"  bim  Chrage"  g'no"  und  "it  liederli'1'  in'n  Ströss- 
grabe"  abe"  'butet. 

üf-:  emporwerfen,  -schleudern  AaFi'i.  --  i"-:  = 
in-bütelen  BsStdt. 

büti  (bzw.  -ü'-)  AaBucIis,  F.,  Ke.,  Leer.,  Muhen; 
B;  L,  püti  (bzw.  -ü1-)  AAHerznach,  Käst.,  Leer..  Rot- 
rist, Würenl..  büti  BZweisimm.:  1.  Interj.,  wie  büten  1. 


a)  im  Wiegenlied.  7'»;*  AAHerznach,  püti -püti  Aa 
Käst.,  büti -büti -bü  BZweisimm.,  Initi-he(-he-he)  BO., 
püti-hi  AiWürenl.  Buti-buti-heie",  's  Chindli  darf  nid 
schreie"  IS(vRiitte).  Büti-büti  (büti-heie")  WiegiliiftöSS 
teusc*  Chind  ist  >ioch  ni'  gross)  AaF..  Ke. ;  ß.  S.  auch 
büti-he  (B'l  II  849).  Büti(-Iü)  mache",  ein  Kind  auf 
den  Armen  oder  Knien  schaukeln  AALeer.  —  b)  in 
Kindersprüchen.  Schäri-mum  am  Bei"  am  Püti-he, 
Eingang  eines  Spielspruchs  AALeer.  Alti  Wiber  und 
Ente"  schniideren  über  ''c"  Se;  si  strecke"  d'  Bei"  i" 
d'  Höchi  und  rüefe":  püti-he.  ebd.  —  2.  Subst.  f.  Aa 
Rotrist,  n.  BE.,  Ha.,  0.  (Zyro):  Wiege.  Hieher  [?]: 
[Der  Pfarrer]  het  's  [das  Gespenstchen,  ein  Mädchen] 
b' segnet  und  het  's  'bannet;  doch  war  's  dem  Q'spenstli 
lieber  g'si",  er  hätt  's  im  Püti  g' wannet.  Posthöunchen 
1838,  392  (AaA.ii-.). 

Bütelti  n.:  kleines  Kind,  das  man  auf  dem  Arme 
hält  WVisperterm.     Es  chlei"s  B. 

nunni-büti.  N.  mache",  ein  Kind  in  Schlaf 
wiegen  B. 

buttele"  -0-:  Etwas  in  einer  Butte  tragen  ArM.. 
Stein;  „GRh." 

Buttele"  -o-  ApM.,  Bottle"  ApH.  —  f.:  auf  dem 
Rücken  getragenes  langes  Holzgefäss,  Tragbutte. 

„Butteler  m.:  der,  welcher  bei  der  Weinlese  die 
Trauben  in  der  Butte  zur  Kelter  trägt  GRh."  Syn. 
Butten-Träger. 

Butte"  I  f.:  1.  hölzernes  Traggefäss.  a)  im  Gegs. 
zu  der  urspr.  geflochtenen,  für  Trockenes  dienenden 
Hütten  1  a  (Bd  II  1778)  in  der  Rechtsformel  mit 
Hütten  und  B.  ApSchönengr. ;  ZHausen.  Wir  kommen 
mit  Sack  und  Pack,  mit  Hütten  und  B.  ApSchönengr. 
Vgl.  Butter  I.  —  b)  spec.  =  Bucki  5  (Sp.  1144),  Bück- 
ten 3  (Sp.  1145)  Ap;  GRh.,  Stdt;  in.  und  oTh  (nach 
einigen  Angaben  niedriger,  weniger  fassend  als  die 
Tansen).  a)  für  Trauben,  auch  für  Obst,  Feldfrüchte 
Ap;  GRh.;  ThEihi.,  Müllh.,  Rom.,  Steckb.  (s.  Sp.  1145), 
Tag.  Vgl.  B.-Träger.  ,Oie  ß.  wiegt  beiläufig  einen 
Zentner,  und  erhält  man  von  einer  B.  Spätobst  oder 
Trauben  einen  Eimer  Saft.'  TTobleb.  —  ß)  für  Mist 
TuErm.,  Rom.  —  y)  ^ur  Wasser  ThEihi.,  Mamm.  - 
8)  Gefäss,  worin  die  in  Standen  eingesalzenen  Fische 
zur  ,Dörre'  getragen  werden,  früher  wohl  auch  die 
Fische  eingesalzen  wurden  THErm.  (ONägeli).  — 
e)  RAA.  ,Ehre  dem  Ehre  gebühret':  Vater,  trag  du 
d'B. !  Th;  vgl.  Hütten  (Bd  II  1778),  Bückten  (Sp.  1145). 
D'  Hand  vo"  der  B. !  das  geht  dich  Nichts  an  Gßern. 
(s.  Win-Ber  Sp.  1474) ;  ZSth.  EfZ  isch-mer  verlo<ßet, 
ei-z  toen-ich  d'  Hand  ru"  der  B.,  gebe  ich  mir  keine 
Mühe  mehr  GBern.  —  2.  .grosses  hölzernes  Gefäss 
zum  Einsalzen  des  Fleisches.'  Ebel.  —  3.  Kufe  für 
Milch  ua.  ,Do  startend  die  Lender  die  Butten  mit 
Milch  damitten  uf  die  Mark.  Ietwedere  Partei  legt  sich 
uf  sinem  Erderich  zuo  der  Milchbrenten  oder  Butten.' 
JJRöeger  1606  (von  der  Kappeier  Milchsuppe).  ,L>er 
Zehentwein  soll  durch  die  beeidigten  Torggelmeister 
in  eine  von  den  Zehentherrn  bestimmte  und  geeichte 
Butte  oder  Stande  geschüttet  werden,  und  davon  darf 
weder  von  Wimmlern,  Buttenträgern  oder  andern  Per- 
sonen getrunken  werden.'  1612,  GBern.  (JGöldi  1897). 
,Mit  Zubern,  Butten  und  Fässern.'  Gr  Handl.  1632. 

Huppen-:  Traggefäss  der  ,Hüpen-Bueben';  s.  Sp. 
932  und  vgl.  Hüp  (Bd  II  1488).  ,Hab  dank,  dass  du 
[Luther]  uns  kintlicher.  unschädlicher  gedanken  ver- 


'II 


Sat,  bot,  l.it.  bot,  luit 


l'.il-J 


fücrling,    1   lidfass, 

BsL.  Inv. 

Kufe.    En  Bitte"  t? 


zychst.  Ich  meint,  du  hättist  etwann  eins  us  der 
ganean  aber  bracht  oder  us  der  hüppenbutten  [in 
Gwalthers  Übers.:  ex  prostibulo  vel  ex  scurrarum 
florilegio];  aber  es  ist  zuo  einer  korkappen  geraten.' 
Zwixgli  1527.  —  Chrenze"-Bütten:  Tragbutte  für 
Weintreber  GStdt;  THArbon.  —  Mist-:  Tragbutte 
für  Mist  Ap  (Steinm.  1S04).     Mistkorb  AAßrenig. 

Butter  I.  In  der  Verbindung  Hutler  und  B.  (auch 
GWb.);  s.  Hutter  (Bd  II  1779  f.)  und  vgl.  Butten  I  a. 

Buttiche",  Büttiehe"  f.:  1.  =  Butten  Ib.  .Es 
klaget  Hans  Lindenner  von  Höngg  uff  Chunin  Müller 
von  Höngg,  dass  der  selb  Müller  hinderwert  frefcn- 
lich  im  nach  gieng,  do  der  Lindener  ein  bütken  mit 
trüben  uff  im  truog,  und  zucket  sin  messer.'  1403,  Z 
Ratsb.  —  2.  als  ungefähres  Trockenmass.  Der  grosse 
Hof  Elgg  entrichtet  an  das  Kloster  zu  St  Gallen  u.  a. 
53  Malter  Weizen,  33  ,butchen',  der  Hof  Aadorf  28 
Malter  Weizen,  27  .butichu',  der  Hof  Turbental  24 
Malter  Weizen,  3  ,butiehen.'  XIII.,  KHauser  1895.  — 
3.  Kufe.  ,Tuo  das  wasser  in  ein  bütken  oder  standen.' 
XVI.,   ARZNEIB.    —    S.    Aom.   zu    Bückten   (Sp.  1145). 

Buttichi"  n.    ,Von  einem  Karren  fremden  Brods 

1  ß  und  von  einem  Butgin  1  ß.'    XV..   Bs  (Ochs).  - 
S.    Anni.   zu   Bucki  (Sp.  1144). 

Trag-.     ,7   halbe    fuoder,    1 

2  winzuber.   1   tragbudky.'  1525, 

Bütte"  f.:  hölzernes  Gefäss, 
{/'haben  tiion  BHa.  ,Sie  fanden  sich  nicht  einmal  auf 
dem  Säumärit,  obgleich  sie  ihn  zweimal  auf  und  ab 
giengen,  in  alle  Bütten  ihre  Augen  warfen,  alle  Fä- 
recfa  die  Musterung  passieren  Hessen.'  Gotth.  Hausier- 
patente werden  erteilt  u.  a.  ,für  Bütten,  Gelten.  Kübel, 
Hauen,  Zapfen,  hölzerne  Schaufeln.'  1801,  Vekordn. 
für  den  Kanton  Säntis.  a)  Waschzuber  „B"M.  (auch 
Bütteli);  „L."  —  b)  „grosses,  rundes  Gefäss,  woraus 
man  Wasser  schöpft  B;  L."  —  c)  ,aus  Dauben  ge- 
bundenes Holzgefäss.  in  welchem  der  Abzug  beim  Ver- 
käsen und  beim  Zigern  angesammelt  wird.'  Anderegg 
1898  (für  Uw). 

Süfzer-:  Person,  die  in  einem  fort  seufzt  und 
klagt.  ,Du  erdenlästige  Seufzerbüten!'  zu  einer  Frau. 
ÜBräGGER   1780.    —    Vgl.    Aum.   zu   Ohrazen   (Bd   III   926). 

Sü"-:  .Schimpfname  eines  Unfläters  und  Sau- 
glöckners' Bs  (Spreng).  —  Win-.  ,Kam  denn  einer 
zu  einer  weinbütten.'  1531,  Haggai;  .Trotten.'  1667; 
.Kufe.'  1868;  öjtoXr/viov.  LXX.  .Die  weinbütten,  labrum 
vinarium.'  Mal. 

Büttene"  f.  —  Dim.  Bittemli  Bs  (An.  ad  St.): 
1.  =  Bütten  (gew.  von  ovaler  Form  mit  zwei  verlän- 
gerten, oben  durchlöcherten  Dauben  als  Handhaben) 
ÄAFri.,  Holderb.;  Bs;  GBern.,  W.;  SThierst.  ,üer  Jud 
in  der  Bittinen';  s.  Bd  III  13.  .Edliche  mutwillige 
Priester  und  Studenten  haben  dem  Bild  St  Georgen 
an  dem  Brunnen  auf  dem  Marktplatz  zu  Basel  ein 
Büttenen  angehenkt.'  JGross  1624.  , Kubier.  Bauch- 
züber,  Büttenen,  deren  fünferlei  Gattung,  ein  Bükti.' 
Bs  Taxordn.  1646.  a)  ovale  Kufe  mit  Deckel  zum 
Traubenführen  AAFri.;  BsL.  (Baselbieter  1863).  Kufe 
zur  Aufnahme  und  vorläufigen  Gärung  des  neuen 
Weins  in  der  Kelter  GBern.,  W.  ,N.  N.  gibt  zu  Hän- 
den des  Spitals  [zu  St  Gallen]  mehrere  Stück  und 
<  tüter  mit  einem  Torggel  samt  Hofstatt,  Torggelbäumen, 
Bütenen,  Standen  und  allem  Geschirr  auf  Hausen 
|(,i;h.|.'  .Kiöi.ni  is:i7  (nach  einer  Urk.  von  1575).  — 


1j)  Waschzuber  BsStdt.  W  Mueter  isch  «erstellen  in  's 
Büchhisli  abe"  und  het  e"  pär  Bitteuen  uff  enander 
g'stellt  und  isch  u/j'e"  'gräsmet.  Sciiwzn.  (Bs).  —  c)  Kufe 
zum  Einsalzen  des  Fleisches  AAZein. ;  Ebel.  —  d)  über- 
tragen, a)  spöttisch  für  eine  grosse  Krinoline  Bs 
(Seiler).  —  ß)  von  kufenförmigen  Vertiefungen  in 
Flussbetten.  ,La  moitie  du  vivier  (gurgite  sive  pis- 
cina)  qui  lui  appartient  dans  le  Rhin  pres  de  Buken, 
appele  zer  Büttenen.'  1349,  Trouillat,  Mon.  .Büttinen 
wird  genennt  ein  Strudel  in  der  Birs  unterhalb  dem 
Dorfe  Grellingen,  welcher  denen  Holzrlössercn  gar 
sorglich  und  gefährlich  ist.'  Leu,  Lex.  —  2.  auf  dem 
Rücken  getragenes  Gefäss  für  Flüssigkeiten  AA(Roehh-). 

—  ,Zur  blauen  Büttenen',  Hausname.   1862.  BsStdt. 
Büchi-:    Waschzuber   BsStdt.  —  Beizi-:   Zuber 

mit  Deckel  zum  Einlegen  von  Fleisch  BsL.  —  Tauf-: 
Taufstein.  .Die  selben  [Kauf-]  briefe  der  abt  nemin 
hiess  in  dem  martirbilde  ob  der  toufbüttine  in  dem 
münster  einin  zimbermann.  der  hiess  Briunink,  der 
ouch  sit  blint  wart.-  1272.  G  Freiheitsbr.  —  Wösch-: 
grosser  Waschzuber  Bs. 

Büttener  m.:  Büttner,  Küfer.  Als  Personenname. 
.Büttenner  und  sin  sun.'  1298,  L.  .Area  Nicol.  büt- 
teners.'  XIV.,  L  Propsteirodel. 

Bütti"  (in  GRUhurw.,  Jenins  P-),  lt  St.2  Bittti"  — 
PI.  Büttene"  AALengg.;  B  (Zyro);  Gr  (Tsch.);  S  —  f. 

—  Dim.  Bütteli  B;  Gr;  S:  1.  =  Bütten  AAHolderb.. 
Leer.;  BoAa.,  Br.,  E.,  Hasliberg,  0.  (ausser  Ha.),  U. ; 
GuUVatz;  S  (im  G.  nur  als  Dim.).  Do  g'seht-mer  bat'1 
der  Durs,  der  Vick  [usw.]  zu  der  Bütti  gö"  und  hirc" 
d'  Chrätten  üs,  beim  Sehneckensammeln.  Schild  (S). 
.Labrum,  ein  badstanden  oder  andere  standen,  ein  bütte. 
Das  büttle,  labellum.'  Fris.  ;  Mal.  .Kein  Kasten  vor 
dem  Haus,  kein  Fass  nit  auf  der  Gassen,  kein  Bütte 
by  dem  Brunn  hat  dieser  Säulling  glassen.'  XVII.,  B 
Schuldrama.  ,Denne  soll  nach  der  alten  Ordnung  so 
bald  nach  entstandener  Feuersbrunst  jeder  Burger  ein 
Büttin  oder  ander  gross  Geschirr  vor  sein  Haus  stellen 
und  mit  Wasser  füllen  lassen,  darnach  der,  so  nur 
einen  Dienst  entmanglen  kan,  selbigen  alsobald  mit 
dem  Eimer  zum  Feuer  schicken.'  B  Feuerordn.  1700. 
.Niemand  soll  bei  Nacht  Kästen,  Büttenen,  Fässer  oder 
dergleichen  zerschlagen  oder  durch  die  Gassen  tröhlen.' 
B  Polizeiregl.  1748.  ,Männiglich  ist  verbotten,  mit 
Lasten,  hölzernen  oder  eisernen  Stangen,  Trähmeren, 
Fässeren,  Büttenen,  Schiebkarren  oder  anderen  der- 
gleichen Sachen,  dardurch  der  Weg  in  der  Laube  be- 
schwerlich, in  denen  Lauben  zu  gehen.'  ebd.  ,Von 
einer  Bütte.'  B  Kauf  hausordn.  1754.  S.  noch  Bucki 
(Sp.  1143).  a)  (offene,  nach  oben  sich  verengende, 
runde)  Kufe,  in  der  man  den  neuen  Wein  in  der 
Kelter  gären  lässt  GrHc.  ;  GMs.  Anne  sechs-e-sichzgi 
hät-is  nW  ei"  Wingert  Sovel  Wi"  g'gi",  dass-mer-ne" 
chlupperli  [kaum]  in  di  gross  P.  'brächt  hend  OnJenins. 
,Zu  Vermydung  der  Gferd,  so  bisshar  von  etlichen  in 
Entrichtung  des  Wynzehndens  gebrucht  worden,  in 
dem  dass  sy  den  selben  etwann  in  den  Trülen  uss 
den  Büttinen  oder  in  den  Kelleren  uss  den  Fassen 
oftmahlen  in  schlechter  Wärschaft  abgerichtet,  habend 
wir  geordnet  [dass  künftig  der  Zehnten  in  Weinmost 
oder  Trauben  ausgerichtet  werden  solle].'  B  Wucher-' 
mand.  1613.  ,1m  grossen  Gwölb  ander  der  grossen 
Stuben:  zwo  grosse,  runde  Pütenen  und  zwei  grosse, 
lange  Zuber.'  MM.  GRCast.  luv.    S.  noch  Trag-Gelten 


1913 


Bat,  bet,  I.il.  bot,  hui 


1  ■ » I  l 


(Bd  II  284).  b)  Bütte»«  AAHulderb.;  Bj  Gn  (St.1 ). 
I,  (St.b);  s.     RA.    Wenn  der  Dtlfel  e"  rFösc/i  »et,  «> 

luw-iii  r"  ,/<,„:,  Büttt  »oM,  ich  bin  bei  jedem  Miss- 
geschick beteiligt.  Schild  (S).  ,Ain  brnnst  in  dem 
buchhuss.  da  im  die  büttni  von  der  dholen  ze  brennen 
angangen.'    Kessl.     ,Wenn    Jemand    Etwas    bei    dem 

Brunnen  zu  wüschen  hat,  soll  er  denselben  nicht  mit 
den  Büttinen  umgeben.'  B  Brnnncnordn.  1740.  S.  noch 
Channel  (Bd  III  310),  Buch  (Sp.  976).  —  c)  .=  Bütten  b 
B;  Gr;  L.'  ST.b  —  d)  länglich  runde  Kufe  von  Eichen- 
holz zum  Brühen  der  Schweine  und  zum  Einsalzen 
des  Fleisches  AlLeugg.  —  2.  übertr..  wohlbeleibte, 
stattliehe  Weibsperson  BBe.,  Langn.,  0.  (Zyro);  Syn. 
Buchten  (Sp.  1011),  Standen.  —  Zu  der  Form  .büttni' 
bei   Kessl.   vgl.   Anm.  zu   Lugil  (Bd   III    1219). 

Fisch  -  Bütti":  Holzfass  für  gepökelte  Fische? 
.Ein  visch-büthin.'  XV..  B  Geleitsbrief. 

.Rüthin'  viel).  Fehler  für  .bütkin' :  s.  Fisch-BücH  (Sp. 
1144).  Über  ilie  nicht  unbedeutende  Schweiz.  Einfuhr  von 
Bäringen  und  Bückingen  im  XIV.  und  XV.  s.  RBrandst. 
11100,   22. 

F leisch- Bütti":  Kufe  zum  Einsalzen  von  Fleisch 
B.  —  Hanf-Bütti":  Bütte  zum  Einweichen  des  Han- 
fes V  Der  Herr  [Pfarrer]  zu  Wohlenschwyl  beschwert 
sich,  dass  die  von  Bern  die  zur  Pfrund  gehörigen 
Güter  innehaben  und  ihm  nur  40  Stück  verabfolgen 
lassen;  er  habt  keinen  Platz  für  einen  Schweinestall 
noch  für  eine  H. ;  helfe  man  ihm  nicht,  so  könne  hier 
kein  Priester  bleiben.  1535.  Aesch.  —  Most-Bütti": 
grosse  Kufe,  in  welche  der  (Trauben-)Most  vom  Kelter- 
bett abläuft  B.  Syn.  Vor-Bücki  (Sp.  1144).  —  Buch  ( i  )- 
Bütti".  Dim.  -Bütteli:  Waschzuber  B  (allg.);  SStdt. 
Im  Vergleich.  Wenn  d'  schon  e"  Halbbling  bist,  su 
bist  doch  e"  Mönsch,  und  we""  d'  so  rieh  liist,  -irie  si 
säge",  su  uberchunnst  du  Wiber,  so  vil  du  willst,  und 
ganz  angere  als  selligi  Blättere",  ico-n-e"  Gring  het 
wie  e"  Büchbütti.  Gotth.  —  Salz-Bütti":  1.  Salzbe- 
hälter der  Salzverkäufer  AAHolderb. :  B.  —  2.  (be- 
hördlich concessionierte)  Salzverkaufsstelle  AaHoI- 
derb.,  Leer.:  B.  Er  het  d'  S.,  hat  das  Regal  des  Salz- 
verkaufs inne.  ,L>er  Statthalter  sei  alt  und  mache  es 
nicht  lange  mehr,  und  der  Statthalter  habe  noch  die 
Salzbütte;  Beides  trage  auch  gar  schön  ein,  und  wenn 
er  einisch  Statthalter  werden  könnte  und  Salzaus- 
wäger, so  komme  er  viel  zu  den  Herren  und  werde 
da  gut  bekannt  mit  ihnen  und  da  könne  ihm  nicht 
fehlen,  Amtsrichter  zu  werden,  das  trage  noch  viel 
mehr  ein.'  Gotth.  Der  Salzfactor  Balthasar  soll  ge- 
warnt, dem  Geleitsherrn  Grettner  seine  S.  aberkannt 
werden.  Jedermann  in  Städten,  Dörfern  und  Klöstern 
soll  angehalten  werden,  sein  Salz  nur  bei  der  nächsten 
S.  zu  holen.  1770,  Absch.  (untere  Freie  Ämter).  Der 
Landvogt  soll  auf  die  Errichtung  neuer  unerlaubter 
S.-Büttenen  ein  wachsames  Auge  haben.  1774,  ebd. 
(AaB.). —  Stempfel-Bütti":  Waschzuber  mit  Stem- 
pfei (s.  d.)  B.  —  Stein-Bütti":  =  Stein- Bocken  (Sp. 
1139).  ,Umb  zwo  steinbüttinen  11  ß.'  1376,  B  Stadt- 
rechn.  —  W  ösch-Bütti":  grosser  Waschzuber  B. 
RA.   Er  hat  en  Gring,  en  Buch  [so  gross]  wie-n-e"  W.  B. 

Bütti  n.:  am  Rücken  zu  tragendes  längliches, 
nach  unten  sich  verjüngendes  Holzgefäss  für  flüssige 
oder  saftreiche  Stoffe  L  (Ineichen). 

Büttich:  Bottich.  .Ein  b.  mit  vischen,  ein  büttick 
mit  gesalzen  vischen  git  4  rillr.'  um  1460,  AABrugg 
Zollordn. 


Bütteli".  ,Die  Weibel  in  den  Kirchgängen  jolten 
angehends  allen  Gewerb-  und  Handelsleuten  ihre  Ge- 
wichl  Mini  Ma^  eigentlich  feken...  Die  gering  haltenden 
Geschir  und  Buttelin  sollenden  Kapuzinern  übertragen 
werden.'  1772,  Obw  Staatsprot.  —  Vgl.  Bu<frf//(Sp.  1035). 

hatte":  behaglich  essen  GrI  Vatz. 

Tirol,  buttert,  viel  hineinessen  (Schöpf  70).  Dütolf  führt 
ein  butten      ,essen'  aus  der  Gannersprache  an. 

buttlc»:  =  &ua7ew  II  1  (Sp.  1036)  BO. 

])iiteD  Aa;  ZO.,  W.,  böte"  ZW1.:  mit  dem  II. nn 
(zum  Frondienst,  Gemeindewerk)  blasen  ZO.  (Hürli- 
mann);  Syn.  büden  (Sp.  1037).  In  dem  Bauernspruch: 
De'  Galli  hocket  uf  ''em  Stet"  (und)  pütet  d'  (oder 
slnij  Bäbe"  hei"'  Aa:  ZW1.,  de"  Galli  hocket  uf  ''em 
Mist,  pütet  hei"1,  icas  aussen  ist  Aa.  S.  noch  Gull 
(Bd  II  200).  Vom  Tuten  der  Bienenkönigin  Z  (Sehnlt- 
hess);   syn.   tüten. 

„Butte"  II  (Dim.  Bütteli)  BSa.,  Schw.;  F",  Butter  II 
V  —  iu.,  l'uti  n.  BSi.:  Iltis. 

Man  denkt  an  Zshang  mit  frz.  putois  (vgl.  Petel  Sp.  1S40) 
doch  ist  das  W.  viell.  eher  Abkürzung  für  eine  Zss.  wie  west- 
fälisch .Ellenbutt'  (wobei  freilieb  das  Verhältniss  der  Cons. 
unklar  bleibt);  vgl.  77,*,,,,)  neben  Illedü  (Bd  I  179).  Das 
W.   ist  in   BHa.   unbekannt. 

Butte"  III  Buttu:  bottone.  Knopf  PA1. 
buttenoru":  zuknöpfen,  ebd. 
en'-  um-buttinorii:  aufknöpfen,  ebd. 

Butte"  IV  f.:  (Frucht  der)  Heckenrose,  Hagebutte, 
Rosa  can.  Bs.  Vgl.  Butten-Most  (Sp.  542).  ,Cynos- 
batos,  Butten.'  Bs  Apothekertax  1701.  Im  Vergleich. 
Was  wird  's  Gritli  rot  a's  wic-ne"  B.Y  MHeim  (Bs). 
Vgl.  b.-röt.  ,Nit  einer  b.  wert',  Bezeichnung  eines 
sehr  geringen  Wertes.  .Welcher  [der  Krieger]  dar- 
wider  heim  begert.  der  selb  ist  nit  einr  butten  wert.' 
JMurer   1559.    —    Vgl.    Butten 

Hage"-:  =  dem  Vor.  Aa  (Mühlb.):  ApHeid. ;  LSurs., 
Willis.;  SobwG.,  Muo.;  TnEschenz;  U;  ZO.  Syn.  H.- 
Butzen.  Drei  Hagebutten,  am  heiligen  Abend  zwischen 
11  und  12  Uhr  dem  Vieh  zu  fressen  gegeben,  be- 
wahren es  das  ganze  Jahr  hindurch  vor  Rauschbrand. 
H Zahler  1898  (BSi.). 

Han-:  =  dem  Vor.  B  (Durh.).  Bauernregel:  .Harter 
Winter  ist  zu  erwarten,  wenn  es  viel  Hopfen,  Eicheln. 
Schleen,  Hahnbutten  und  Steinobst  gibt.'  Schweizer- 
rotenkai..  1832.  .Canirubus,  Hanbutten  oder  Hagrosen- 
stauden.' Denzl.  1077;  1710.  —  Ob  die  Form  Schweiz. 
ist,  erscheint  zweifelhaft. 

Mos-:  Sumpfdotterblume.  Caltha pal.  B(Trachsel). 

Buttle"  I  AAKästal,  Kulmert..  Zof.;  B;  LBeid.,  P- 
BO.  (lt  Zyro  neben  B-).  Si. ;  FMu.  —  f.:  =  (Hagen-) 
Butten  Aa;  B;  LReid.;  S.  Vgl.  B.-Mues  (Sp.  493), 
-Ber  (Sp.  147(1),  -Büssi  (Sp.  1742).  Wenn  am-enen  Ort 
es  Bösli  bliceit  und  's  möeht  's  e"  Jede"  Vhärde",  so 
denk-er  eisler,  eb-er  's  nimmt:  es  chünnt  ne"  B.  werde". 
LReid.  Kai.  1899.  .Räbhüener,  urhanen,  wachtlen, 
reckholtervögel,  tröstlen,  mistler  und  ampslen  werdend 
vil  meer  nachfrag  haben  und  meer  gälten  dann  schiächte 
brambeer,  tannzapfen  und  buttlen.'  Practica  1564. 
RAA.  I1''  ha"  g' meint,  ich  müess  e"  B.  werde"  [vor 
Lachen] ,  sagen  die  Weiber,  um  spottend  ihre  Ver- 
wunderung über  einen  Gegenstand  auszudrücken  SchSL 
Typisch  für  etwas  Wertloses.  Kei"  (nid  e")  B.  wert 
si",  gar  nichts  taugen  AaZoC;  B;  PMa.;  ScHSt.  (Sulger) ; 
S.  zumeist  von  Personen.    .Gott  hat  ir  [der  Philister] 


1915 


Bat'bct.  I'it,  bot,  Im! 


l'.ni; 


sterke  gnommen  allen,  si  sind  nit  einer  butlen  wert.' 
HvRüie  1555.  ,[Die  Bewohner  von  Jericho]  sind  er- 
schrocken, verzagt,  todt  ganz,  ja  all  nit  einer  buttlen 
wert.'  RSchmid  1579.  ,Also  auch  alle  Gleissner  sind, 
von  Angsicht  schön,  von  Weiss  und  Gberd,  im  Gmüet 
nit  einer  Buttlen  werd.'  HsKEebm.  1620.  .Schreibzeug 
und  Fäderrohr,  Studieren,  Bücherschanzen  sind  keiner 
Putlen  wärt.'  XVII.,  B  Schuldrama.  Als  Verstärkung 
der  Negation.  Nit  e"  ('oder  Icei")  B.,  nicht  das  Geringste, 
nicht  im  geringsten  BoAa.,  0.  (Zyro),  Stdt.  Es  nutcht- 
mer  nit  e"  B.,  ich  kümmere  mich  nicht  im  geringsten 
darum.  Er  fragt  im  nid  e"  P.  nüch.  ,Nit  e"  B.  nf 
im  ha",  pili  non  habere.'  Id.  B.  D's  Wetter  ist  z'  Bern 
kei"  B.  besser. 

Butter  III  P-  m.:  in  seiner  Entwicklung  zurück- 
gebliebenes, verkümmertes  Geschöpf,  Krüppel  BO. 
Syn.  Bader  1  (Sp.  1036). 

ver-butt(e)re":  1.  =  ver-buderen  (Sp.  1036)  BHk., 
0.  —  2.  =  fer-ßuderen  2  (Sp.  1036)  BR. 

„Butti  I:  1.  kleines  Ding,  Mensch  oder  Tier  Sch; 
Schw."  —  2.  Butti,  PI.  Putteni,  als  (leichte)  Schelte 
für  Kinder  WV.  —  Zu  2  vgl.  die  ähnliche  Verwendung 
von    Buder  1  (Sp.  1036). 

Schuel-Buttini  (PL):  Schulkinder  W. 
Buttle"  II  f.:  =  Budlen  (Sp.  1037).  Anderegg  1897 
(für  Gr). 

Bntter  IV  (auch  P-  GrPi\;  Tb;  Z)  m.  Aa;  Bs 
(Spreng);  B  (Gotth.);  GrPi\;  ScHSt.;  Th;  ZO.  (Stutz), 
Tagelsw.,  Zoll.,  m.  und  n.  Gr  (Klotz):  Butter;  meist 
junge  Entlehnung  aus  dem  Nhd.  und  im  allg.  als  fremd 
und  gewählt  empfunden;  s.  Anm.  zu  Anken  (Bd  I  342). 
.[Bisse  giftiger  Tiere  soll  man]  mit  butter,  der  wol 
gewärmet  seie,  salben.'  Vogelb.  1557.  ,So  yemants 
wassersüchtig  werden  wil,  der  streiche  äschen  von 
eselskaat  mit  buttyrn  drüber,  es  hilft  wol.'  Tierb. 
1563.  , Schmier  im  [dem  Hund]  den  leib  mit  b.  oder 
anken  und  gib  im  auch  anken  zu  schlacken.'  ebd. 
,Weil  die  anibeissen  den  b.  sehr  lieb  haben,  werden 
sie  stäts  dem  turn  nach  hinauf  steigen  und  vermeinen, 
sie  seien  je  lenger  je  neher  bei  dem  b.'  Joh.Wetzel 
1583.  ,Der  B.  ist  ein  Bild  der  apostolischen  Kirch.' 
SLutz  1732.  ,[Die  Viehärzte]  sollen  den  Bauren  alles 
Ernsts  ansinnen,  dass  sie  von  erkrankten  Kühen  keine 
Milch  oder  davon  verfertigten  B.  oder  Käse  essen.'  Z 
Seuchenuntersuchung  1751.  S.  auch  Grendel  (Bd  II 
757),  B.-Lamb  (Bd  III  1271  f.).  -Brief.  RAA.  Ja,  um 
's  Geld  chaiiß-me"  de"  B.,  für  Geld  ist  Alles  zu  haben 
ZTagelswangen.  Du  hesch-es  nüd  vergebe"  übercho", 
's  tnird-di"''  dl"  guet  B.  g'chost  ha".  Wolf,  Dreierw. 
's  ist  die  glich  B.,  der  gleiche  Schlag  Leute  ScHSt. 
(Sulger).  Me"  sieht  us  sim  Tue",  was  B-s  er  ist.  ebd. 
Si  sind  ei"s  B-s,  von  ei'"m  B.  ebd.  B.  a"  der  Sunne", 
in  verschiedenen  Verbindungen  und  Vergleichen.  ,Des 
Menschen  Grund  sind  Strau  und  B.  an  der  Sunnen.' 
PWvss  1672.  ,Gsehn  wie  B.  an  der  Sunnen';  s.  bürzlen 
(Sp.  1646).  Vergä"  wie  der  B.  a"  der  Sunne'.  Wenn-ich 
dier  in  di  lieben  Auge"  luege",  so  vergeid-mer  der  Zore" 
wie  der  F.  an  der  Sunne".  Schwzd.  (GrPi\).  Stä", 
hocke",  sitze"  wie  der  li.  a"  der  Sunne",  vor  Verlegen- 
heit. Scham  fast  vergehen;  vgl.  Anken  (Bd  1  341). 
.[Bei  der  Ankündigung,  die  väterliche  Unterstützung 
werde  in  Zukunft  ausbleiben]  stand  der  junge  Mann 
da  wie  der  B.  an  der  Sonne.'  Gotth.  ,Ich  stand  mitten 
in  der  Küche  mit  der  Pfanne  in  der  Hand  wie  der  B. 


an  der  Sonne. '  ebd.  Da  hock  ich  uider  g'rad  icic  der 
B.  a"  der  Sunne"  |und  weiss  auf  die  Frage  keine 
Antwort].  Stütz.  .Apollo  sitzt  auf  dem  Wagen  wie 
der  B.  an  der  Sonne.'  1754,  S  Maskerade.  .Bestehn 
wie  B.  an  der  Sonnen.'  ,Komm  ich  [heim]  und  hab 
kein  Fanen  [beim  Schiessen]  gwonnen,  bsteb  ich  wie 
B.  an  der  Sonnen.'  JHGrob  1603.  , Keiner  wurde  mit 
der  Schrift  vor  den  Herren  Predigeren  im  Glarnerland 
besser  bestehen  als  der  B.  an  der  Sonnen.'  ClSchob. 
1695.  .Wie  bestehet  dann  unser  Pater?  Fürwahr, 
natürlich  wie  der  B.  an  der  Sonnen.'  JHFasi  1690. 
.Wenn  ich  versalzen  hat  den  B.'  Z  Ref.-Lied. 

Das  Masc.  (s.  darüber  Bd  I  34'2)  gilt  auch  in  den  litter. 
Belegen  bis  Ende  XVIII.  allg.  In  Gr  (nach  Fient);  SchSt. 
(lt  Sulger};  ZKn.  (1t  Wolf)  soll  das  W.  auch  fem.  sein. 

E-:  butyr.  rubr.  Z  (Apotheker  Vogel).  —  Anken-. 
,Wo  ein  lmnd  abserbet,  so  sol  er  mit  a.  gesettiget 
werden.'  Tierb.  1563.  —  Mucter-:  =E-Butter  Z  (Apo- 
theker Vogel). 

Buttere"  f.:  der  Rückstand  beim  Aussieden  der 
Butter   SchScIiI. 

buttere":  1.  Butter  bereiten  GW.;  SchScIiI.  ,Gut 
gefuttert,  viel  gebuttert-,  Bauernspruch.  G  Kai.  1865. 

—  2.  unpers.,  nützen,  gelingen,  Erfolg  haben  GW. 
Es  botteret  noeh  nöd,  es  will  noch  nicht  gelingen. 
Het  's  'botteret?  Gelt,  es  het-der  nöd  'botteret,  höhnisch 
zu  Einem,  der  bei  einer  Wahl  unterlegen  ist. 

Butter  V  (in  ZZoll.  P-)  in.,  in  BR.  n.:  die  gallert- 
artige Masse,  die  beim  Zerdrücken  eines  Insekts  zum 
Vorschein  kommt  BR. ;  ZO.,  Wthur,  Zoll.,  auch  von 
den  Eingeweiden  kleiner  Fische,  kleiner  Tiere  übh. 
ZZoll.,  vom  Inhalt  der  Eier  BR.;  übh.  von  einem 
halbflüssigen  Inhalt  ZO.;  vgl.  Butter-Tanz.  Die  Hitrl  i"g 
wurden  früher  nicht  aufgeschnitten,  man  begnügte  sich 
damit,  ihnen  den  P.  auszudrücken  und  sie  dann  in 
die  Bratpfanne  zu  werfen.  Einer  Spinne  de"  P.  üs- 
trucke";  roh  auch  mit  Bez.  auf  Personen  Z;  vgl.  Büt- 
terieh. Er  hat  kei"  Rue"\  bis-em  de"  P.  üs'truckt  wird, 
von  einem  Fuhrmann,  der  in  einem  Engpass  Gefahr 
läuft,  erdrückt  zu  werden,  wenn  er  nicht  ausweicht 
ZZoll.  Der  B.  chunnt-em  use"  ZO.  Man  droht  wohl 
Epper  z'  B.  z'  rüerren  BR. 

Das  W.  wird  vom  Sprachgefühl  mit  Butter  IV  identi- 
ficiert,  was  auch  seinen  Bedeutungsinhalt  beeinflusst  haben 
mag.  Denn  die  urspr.  Bed.  dürfte  , Bauch,  Eingeweide'  ge- 
wesen sein;  vgl.  Butter-Tanz,  auch  Bütterieh,  ferner  tirol. 
Butten,  Bauch;  putten,  eviscerare,  exenterare  (Schni.  I2  415). 
Auch  die  Gruppe  Buttdi  (Sp.  1914)  würde  darnach  etyni. 
nahe  stehen. 

zer-buttere°:  Etwas  so  zerdrücken,  dass  das 
Butter  zum  Vorschein  kommt  BP. 

Butti  II  n.,  PI.  Buttini:  1.  die  weibliche  Brust  W. 

—  2.  ein  hölzernes  Gefäss,  woran  die  Kinder  saugen  W. 
Zu    1    vgl.  das  alte  Rätsel :    c»  han<je"d    zwo  Fluscht"  a" 

der   Wand   und  hünd  doch  nuv  en  einzig*  Band  ZZoll. f 

Pntli  n.  Nur  in  der  Verbindung:  es  P.  mache",  den 
Mund  verziehen   F.I.   —   Zu  frz.  boudert 

Butigg(eu)  Botigge"  B  (Zyro),  Bu'di'gge"  Bs,  Pu- 
digge"  B,  Bütig  bzw.  -ü'-  (PI.  Butige")  Bs;  L;  Schw; 
SuL.;  Ndw;  U;  W,  Budigg  AAKäst,  (modern);  B(Pv>; 
Z  (Dan.),  Budigg  AaWoIiI.,  Budig  AAKäst.,  Suhrent.; 
ZHombr.,  Büd'ik/  (PI.  Budik/e")  Ap;  ThHw..  Müllh.: 
Z  —  f.:  1.  a)  Kramladen  W.  —  b)  Tragkiste  des  Hau- 
sierers B.  ,[Der  durchnässte  Kesselflicker]  schüttelte 
sich    unter    breitem    Dach    und    stellte    seine    leichte 


vm: 


Bat,  bei  bit,  bot,  bnl 


1918 


Boutique   ab.'   Gottb.  —  2.  :i)  Werkstatt  Ar;  Bs;  1!; 
S;  Tu;  Ndw;  Z.    Fabrik  S  (JEeinh.  1901,  148).    Und 

's  het  Monge  bim  Glas  und  de"  guetef  Fritnde"  sich 
chöiuic"  chrutiger  wachen,  a's-men  in  alba"  g'seht  in  der 
Butig  oder  am  Ladentisch  und  im  enge",  dunkle"  Kun- 
törli.  Bheiienst.  —  b)  Tisch,  auf  dem  der  Schneider 
bei  der  Arbeit  sitzt  Z.  —  3.  a)  Raum  zur  Aufbe- 
wahrung von  allerlei  Gerätschaften  B  (Zyro).  - 
b)  verächtlich  für  einen  unangenehmen,  schmutzigen 
Wohn-  oder  Arbeitsraum  Bs  (Seiler);  S.  —  c)  Wirt- 
schaft von  zweifelhaftem  Rufe  Bs(SeiL).  —  4.  a)  Kram, 
wertloses  Zeug  B;  Schw;  S;  Ndw.  Diu  liest  da  ne" 
richti  B.  bi-n-enandere"  Ndw.  lck  pfif-der  uf  dl"  B. 
Schw.  Bes.  in  der  RA.  die  ganz  B.,  der  ganze  Kram, 
Alles  mit  einander  Bs;  TuHw.;  U.  Auch  tult-la-B. 
AASuhrent.;  Ap;  B;  S;  Th;  Z.  Alls  tutt-la-B.  ist  rer- 
chauft  irorde"  AASuhrent.  Daraus  entstellt  tiitti-butti: 
Jets  isch  fertig,  tntti-butti!  Ap.  —  b)  Gesindel  Bs;  S; 
WG.  Di  ganzi  B.  Bs.  E"  verdammti,  elendi  B.,  von 
einer  heruntergekommenen  Familie  S.  —  5.  scherzh. 
für  die  weiblichen  Brüste  W.  —  6.  pudenda  B  (bes. 
zu  Kindern);  Z. 

Frz.  boutique.  Nach  unsern  Angaben  wird  in  AaR'äst. ; 
Bs;  B  tw. ;  ThHw. ;  Z  die  erste  Silbe  betont,  in  AaWohl. ; 
BBr.  die  zweite,  ebenso  in  der  Verbindung  die  ganz  It. 
(unter  4)  in  BsStdt;  ThHw.  Letztere  Betonung  wird  durch 
die  Schwächung  des  inneru  Verschlusslautes  vorausgesetzt; 
vgl.   laibt't,   Stadütt"   usw.      Zu    5   vgl.  Bullt  II. 

Lumpen-Pudigg:  Gesindel  W. 

Buttle"  f.:  Jauche  Gr  (vereinzelte  Angabe). 

butis:  nur  in  formelhafter  Verbindung  mit  ehrütis; 
s.  Bd  III  918. 

Bilt  I  f.:  1.  wie  nhd.  Beute,  zunächst  und  gew. 
von  Kriegsbeute.  Vgl.  Bfit-Meister  (Sp.  521),  -Pfenning. 
.Reliqua  vero  alia  abducentes  habebant  magnam  por- 
tionem  spoliorum,  quam  norainabant  bütte,  et  divi- 
serunt  inter  se.'  1475,  Bs  Chr.  ,Item  von  der  bütt 
wegen  ist  geratschlaget,  dass  man  nuzemol  kein  bütt 
machen  und  nachmalen  verkommen  soll,  was  in  dem 
veld  gewonnen,  dass  es  daselbs  gepütiget  und  dovor 
nit  hinweg  gefertiget  werd.'  1476,  ebd.  .Alles  das,  so 
in  tütschem  land  ist,  [wird]  zuo  pryss  und  put  uss- 
gerüeft,  und  teilt  also  der  endtchrist  das  land  uss 
denen,  so  sinen  Gott  eerend.'  RGualth.  1546.  ,Luog, 
Belial,  wer  doch  da  lyt!  mir  ist  aber  groten  ein  bütt', 
sagt  ein  Teufel.  VBoltz  1551.  .Die  beut,  raub,  sunder- 
lich  die  aussgezogenen  kleider  der  feinden,  spolium. 
pr«da,  captura.'  Mal.  ,An  die  b.  legen.'  ,Was  och 
von  hab  und  guot  erobert  und  gwunnen  wirt,  das  an 
aine  gemaine  pütt  legen  und  ze  geben.'  Ap  LB.  1409. 
,Die  Eignossen  wurdent  eins,  das  man  behielt  des 
herzogen  von  Burgun  paternoster  [usw.];  das  ander 
als  leit  man  an  die  bütt.'  XV.,  Z  Chr.  ,Urf  b.  loufen, 
ziehen.'  ,Ein  houptman  sol  ouch  kein  siner  knechten 
die  zyt,  so  sy  im  väld  und  uss  sind,  lassen  keinerlei 
spil  noch  anders  tuon,  das  Unwillen  gebären  möcht, 
die  ouch  nit  uft'  röib  und  büten  [neben  ,uff  roub  und 
büt']  ze  louffen  lassen,  damit  sy  nit  umbkomen.' 
um  1495,  AABrugg  Stadtr.  ,Den  übrigen  [Kriegsleuten] 
erlaubt  er  utf  die  P.  zu  lauften  und  sich  zu  erhalten. 
wie  sye  möchten.'  RCys.  .Demnach  sind  sy  uft"  die  b. 
zogen,  aber  wider  die  heiden,  welche  vor  langist  von 
Gott  inen  zu  schedigen  erloubt.'  LLav.  1584.  .In  die 
B.  kommen',    .Einem   die   B.  gehen'    s.  Friheit  (Bd  I 


1267).  .Zur  11.  werden'  s.  er-halten  I  (Bd  II  1232). 
Von  Diebsbeate.  ,Mins  bütlins,  gältlins,  das  ist  vil', 
sagt  ein  Riese  nach  einem  gelungenen  Raubanfall. 
Ruef  1550.  ,1'ic  Dieben  brachtend  gute  Pesten  zu 
Hauss.'  Schimpfr.  1651.  Hildl.  .Der  Bott  bringt  gar 
leidliche  Bül  [:  heut]  von  meinen  beiden  jungen  Kna- 
ben', den  Bericht  von  ihrem  raschen  Absterben.  Myim- 
cäds  1630.  .Derjenige,  der  in  dieser  unglücklichen 
Attaque  das  Leben  zur  B.  behalten  [mit  dem  Lehen 
davon  gekommen  ist],  hat  wol  von  grossem  Glück  zu 
sagen.'  Colloqium  1689.  RAA.  a)  .(mit  Einem)  in  der 
b.  sin,  belihen  (wollen)',  gemeine  Sache  machen,  von 
der  Gesellschaft,  dabei  sein  (wollen).  ,[X.  N.  klagt] 
dass  er  bi  gesellen  in  einer  hüten  gewesen  sye,  und 
habe  aber  da  [der  Angeklagte]  zuo  im  gesprochen : 
Du  wilt  mir  das  min  nemen.'  1427,  Z  Ratsh.  ,Billich 
sol  ich  tuon  wie  ander  lüt,  mit  denen  ich  bin  in  der 
p.',  gemeinschaftlich  zeche.  Badexfart  1526.  .Gang, 
reich  mee  gelt  und  kum  dann  wider,  so  will  ich  mit 
dir  sin  in  der  p. ;  sust  schiss  ich  uf  dich  wie  ander 
lüt.'  Sai.at  1537.  ,Sy  wellte  in  der  bütt  syn',  ant- 
wortet eine  Hexe  auf  die  Frage,  ob  sie  sich  an  einer 
Hexerei  beteiligen  wolle.  1539,  Z  Staatsarch.  ,lch  wil 
recht  ouch  sin  in  der  b.,  ich  hab  doch  sunst  hüt 
zschaft'en  nüt',  junger  Bauer  zu  den  Zechkumpanen. 
HsRMan.  ,Gott  gsegne  üchs,  ir  hübschen  lüt!  Ä  Kind 
uns  ouch  sin  in  der  b.',  die  Metze  Froneck  Umbund- 
umb  zur  Zechgesellschaft,  ebd.  .Wilt  das  ouch  tuon 
und  dich  nit  schämmen,  mir  helfen  dises  handwerk 
[eines  Räubers]  tryben,  wilt  by  mir  in  der  b.  belyben.' 
Rdef  1550.  ,Der  unglücklichst  in  der  b.  sin',  leer 
ausgehen.  .Streck  dich  fürer,  hie  wirt  dir  nüt!  Du 
bist  der  unglücklichst  in  der  b.  Nit  ein  nuss.  schüft 
ich  all  tag  ein  boum.'  Salat  1537.  —  ß)  Einen  .in 
gmeine  b.  nemen',  mit  Einem  gemeine  Sache  machen, 
z.  B.  auf  gemeinsame  Rechnung  spielen.  .Botz  ferden 
und  oben!  Yetz  teil  mit  mir  [die  Spielbeute],  ver- 
schlach  mir  nüt.  wie  d'  mich  hast  gnan  in  gmeine  b.' 
JBinder  1535.  —  y)  -So  unser  und  üwer  sach  ein  b. 
ist  [wir  die  gleichen  Interessen  haben]  und  üch  der 
iriden  und  der  krieg  nit  minder  denn  uns  belanget.' 
1531,  Strickl.  (Zürich  an  seine  Leute  im  Feld).  — 
8)  ,in  gleiche  Beut  kommen',  gleichen  Anteil  erhalten, 
gleichberechtigter  Teilhaber  werden.  ,[Der  Graf  von 
Sax  verkaufte  die  Grafschaft  Bellenz  an  die  Orte  Uri 
und  Unterwaiden]  die  von  Schwyz  kamen  volgender 
Zeit  in  gleiche  B.  zu  ihnen.'  Guler  1616.  —  2.  Be- 
lohnung. Der  Vogt  zu  Baden  Hess  verkünden,  .wel- 
cher mich  gen  Baden  brächte  tod  oder  lebendig,  der 
solte  von  ihm  40  fl.  zur  Beut  empfangen."  nach  152.3, 
GStahelins  Selbstbiographie.  —  3.  von  Natur  oder 
Schicksal  verliehene  Gabe.  .Das  habend  ir  selbs  gfan- 
gen  an  mit  uns,  die  wir  kein  leben  hond  und  dennocht 
ietzund  tragen  sond  die  schuld  und  straf  für  ander 
lüt.  Das  ist  doch  ein  ungliche  b.'  NMan.  (Klagred 
der  armen  Götzen).  ,D'  natur  hat  dir  gen  dise  b.,  mit 
der  sot  du  verniegen  han',  Pietas  zum  Schwächlichen. 
VBoltz  1550. 

Üs-:  Beute.  .Die  heilige  Statt  Rom  zum  Raub 
und  U.  der  Spangieren,  Landtsknechten  und  anderen 
des  keisrischen  Gesindt  oder  Hörhuft'ens.'  RCys.  Siehe 
noch  Matz  (Sp.  612).  —  Vieh-:  Viehraub.  ,Am  Wei- 
nacht-Abend Heften  bei  80  Bassler  auff  die  Hard  umb 
ein  Viehpeut,  aber  im  Heimtreiben  seind  sie  von  des 
Herzogen  Volk  zu  Newenburg  in  die  Flucht  getrieben 


1919 


Bat,  bet,  bit,   bot,  Inil 


1920 


wurden. •    JGkoss  1624.    —    Firtig-Büt    s.  Werchtig- 
Nutz  (Sp.  892). 

böten:  1.  u)  abs.,  Beute  machen.  .Hast  du  dein 
volk  darumb  versandet,  das  du  beuten  wöllist?'  1530; 
1730,  Kzech.;  =  axu?.£03at  3-/.0Äa.  LXX.  ,Eupfen,  schin- 
den und  püten.'  .Salat.  ,Rouben.  b.'  Madritiana  1581 
,Mit  grossem  Pryss  und  erlangter  Put,  die  zwar  gar 
unmässig  war;  dannoch  so  kam  sye  den  Pütenden 
und  Meyländeren  zu  grossem  Jammer,  dann  die  Statl 
von  dem  Gestank  der  Kriegslüten  mit  der  Pestilenz 
befleckt,  welche  die  Pütenden  auch  uffgeläsen  und 
mit  der  Püt  gan  Meyland  bracht.'  RCvs.  .Hiedannen 
haben  sie  all  bei  800  frischer  Knächten  ausgeschickt 
zu  peuten  und  die  Feind  im  Tal  zu  schädigen.'  Guler 
1616.  —  b)  tr..  erbeuten,  zu  Beute  machen.  ,[Wir 
haben]  unser  find  uss  erbärmd  und  gnaden  in  hosen 
und  wamis  abziehen  lassen,  ein  grafen  gefangen,  ein 
ritter  erschlagen,  ir  guot  gepüt(et),  die  muren  zer- 
schlissen.' 1521,  Absch.  (Schreiben  der  Hauptleute  in 
päpstl.  Diensten).  .Aller  güeter  wurdend  gepütet  und 
tailt.'  Vad.  ,Oberzellte  Ding  [Kriegsmaterial,  bes.  Ge- 
schütz] wurdent  mit  grossen  fröuden  und  mit  verächt- 
lichen, schmächlichen  und  muotwilligen  Worten  wider 
die  Zürycher  gepütet  oder  uffgerumpt.'  HBull.  1572. 
.(Ein  Strassenräuber]  bracht  zuo  Zeiten  kleinoter  mit 
sich,  corallen  und  anders,  dass  es  ein  argwon  gab. 
er  hette  sy  gehütet.-  FPlatter.  —  2.  Etw.  (als  Beute) 
verteilen.  .Die  in  Walliss  gewonnend  gross  guot  und 
pütetend  das,  ee  si  uss  dem  veld  zugind;  da  ward 
iedem  18  guldin.'  Vad.    -    Mhd.  Unten. 

üs-:  =  dem  Vor.  2.  .Ze  berauben  und  den  raub 
ausszebeuten.'  1530,  Ezechiel;  =  axuXsöaa'.  oxOJ.a.  LXX. 
.lud  wurdend  die  [den  Sehwyzer  Säumern  abgenom- 
menen] rök  usspütet.'  Vad.  —  ver-:  =  dem  Vor.  ,[Die 
Grabschänder]  verhüteten  die  war,  so  da  an  im  und 
sinem  [dos  Herzogs  von  Nemours]  sarch  was  gewun- 
nen.'  Assh. 

bütige°:  =  hüten  2.  .[Die  Eidgenossen]  gewunnen 
vil  guots  an  büchsen,  harnest,  rossen  und  anderm  guot. 
das  si  als  bütigeten  und  teilten.'  XV.,  Z  Chr.  ,Sy  hattent 
ouch  gross  guot  von  isen  und  stahel  ze  Sangans  funden 
und  gross  ding  von  husplunder,  das  fuortent  sy  mit 
inen  dannen  und  teiltent  das  tugentlich  mit  einandren 
und  ward  früntlich  gebütiget.'  Fründ  1446.  S.  noch 
Büt  1 1,  Bütung  3. 

Bütigungf.:  das  Beutemachen.  Plünderung.  ,Das 
stätle  [Blumenfeld]  ward  muotwillig  uss  verbunst  der 
b.  ganz  verbränt  von  Eidgnossen,  einer  ganzen  Eid- 
gnoschaft  zuo  grossein  unlob.'  Ansh. 

ver-bütige":  versteigern  BSa.  (-ii'-J.  .Der  N.  si 
zuo  Wil  um  8  pfd  d.  geschetzt  worden  [und  es  heisst] 
man  hab  die  hosen  [des  Schuldners]  und  die  hosnestel, 
die  in  denselben  hosen  warend,  in  ains  offen  wirtshus 
verbütiget.'  Vad. 

Bütung  f.:  1.  Verteilung  der  Beute,  übh.  eines 
Gewinnes,  ,Dass  wir  unsern  vienden  ichzit  ange- 
wunnen,  was  das  war,  es  war  mit  totschlagen  oder 
sust,  das  sollend  wir  in  gelicher  b.  nach  marchzal 
der  lüten  mit  einander  teilen.'  1419.  Gl  Urk.  .Also 
betten  sy  im  [acht  Inhaber  des  Fahrs  von  Alpnach  dem 
neunten]  für  gen,  er  hetti  ein  schiff,  darin  er  die  lül 
tüerti,  und  sunderlich  an  eim  zistag,  e  der  naw  von 
stad  giengi,  dass  er  beiteti,  bis  der  naw  enweg  käme; 
im  das  mit  ine  Worten   betten  fürgen  und  och, 


da  i  von  sim  schiff  ein  dritteil  in  gemein  b.  gebi.' 
1  1  19,  i  iBwSa.  —  2.  Beute.  Beuteanteil.  .Wir  [Bürger- 
meister und  Räte  von  St  Gallen]  sont  im  10  rinsch 
guldin  by  der  buttung  von  Grimmenstain.'  1407,  *>. 
,Ouch  ist  besetzt,  wenn  der  hoptman  und  daz  panner 
ussgezogen  sind,  und  die  laudtlüt  und  daz  guot  gwunnen 
wurd,  wer  denn  vor  dem  panner  wider  inzug  on  ains 
boptman  erloben,  der  ist  zu  buoss  verfallen  den  land- 
lüten  6  pfd  pfennig  und  ist  ouch  um  sin  büttung 
komen,  und  hat  er  nit  sonder  gwunnen,  daz  selbig 
sol  er  och  wider  geben  denen,  die  dann  ander  püttung 
band.'  Ap  LB.  1400.  ,Es  käme  dann,  das  die  von  Ure 
ätzet  in  stritten  und  gevächten  oder  sust  in  brand- 
schaft  und  roubs  wise  varendes  erübertin,  da  die  von 
Urseren  ouch  by  werint,  und  si  das  under  denen  von 
Ure  im  land  teiltind  und  bütigetind,  da  sollen  die  von 
Ure  den  von  Urseren  ouch  ir  teil  und  bütting  nach 
markzal  geben  alles  getrüwlich.'  1467,  Schiedspuucii 
zw.  Uri  und  Ursern.  ,N.  soll  [an  die  Zunft  zum 
Schlüssel]  5  ß  reisgelt  von  Ellengurt  [Hericourt]  und 
ist  sin  b.  ab  [wobei  sein  Anteil  an  dem  Erlös  aus  der 
Beute  schon  abgerechnet  ist].'  nach  1171,  Bs.  ,Welich 
aber  der  obgenanten  tod  oder  lebend  syen,  weiss  man 
kein  eigenschaft,  weder  dass  die  gevangenen  sagen,  si 
sygend  tod  und  ir  ross  an  der  b.'  1475,  Bs  Chr.  ,Was 
also  harfur  an  die  butig  geleit  wirf,  wer  das  git,  wie 
vil  das  ist  oder  welle  man  leidet  und  wie  man  die 
sachen  vindet,  das  alles  sol  man  eigentlich  in  geschrift 
nemen,  damit  dass  des  nuts  verschlagen,  sunder  das 
alles  geteilt  werde.'    1476,  ebd. 

Blit  II  Bi't  f.  Nur  in  der  Verbindung:  uf  der  freie" 
B.,  auf  dem  freien  Lande;  auch:  den  Blicken  Aller 
ausgesetzt,  z.B.  von  einem  Platz  im  Theater  BsStdtf. 

Butel  (auch  P-)  m.:  1.  Beutel.  .Der  beutel  oder 
täschen,  crumena.'  Mal.  a)  (in  Ndw  lt  Matthys  auch 
Beitel)  Geldbeutel,  doch  wenig  volkstümlich.  Me"  tuet 
lichter  's  Mül  uf  als  de"  B.  SceSt.  (Sulger).  —  b)  Um- 
hängetasche GLSchwändi.  —  c)  (auch  Mel-B.)  Mehl- 
beutel der  Müller  AALeer.;  B;  Gl;  Tu;  Z.  ,üie  müller 
sollend  guoti  sib,  riteren.  bütel  haben.'  um  1510.  Aas. 
Stadtr.  ,Die  müller  redent  [sieben]  eim  oder  nit.  so 
sollend  sy  davon  nützig  ze  Ion  nämen,  und  wenn  sy 
eim  redend,  so  sond  sy  das  krusch  durch  ein  b.  schla- 
ehen  by  zechen  pfunden.'  ebd.  .Cribrum,  ein  syb  oder 
ryteren  oder  beutel.  Der  beutel,  beutelsack,  beutelsib. 
cribrum  pollinarium.'  Fris.  ;  Mal.  S.  noch  Bachen 
(Sp.  963).  —  2.  verk.  für  B.-Mel»;  s.  Sp.  221.  Die 
Bäcker  machen  geltend,  dass  ,man  von  yewelten  her 
zweierlei  b.,  dessglychen  ein  wenigli  bonen  zum  vog- 
ketzer  brot  nach  zimmligkeit  [verwendet  habe],  damit 
der  teig  dest  gerner  by  einander  belybe.'  1537,  Z.  — 
3.  a)  verk.  für  B.-Tuech.  .Damit  auch  unsere  fabrique 
in  ihrer  alten  Güete  und  Reputation  verbleibend, 
sollend  sy  auf  allerlei  Gattung  Wabren,  als  Burat, 
Beutel,  Saye,  Scotti,  Tüchli  etc.,  gute  Aufsicht  haben.' 
1652,  Z  Rechtspfl.  —  b)  Stramin  B;  Z.  —  4.  Plunder 
Ndw.   —   i  Rückbildung  von  bütlm  v. 

FSg-.  .Junker  Fegbeutel',  scheltende  Anrede  an 
einen  Kaufmann.  UBrägger.  —  Här-,  Scherzh.:  en 
IL  Im",  bezecht  sein  Ar;  Seil  (kirehh.). 

Here0-.  Abi.  h  e  re"-bute  1  ig:  .den  Herrsohatts- 
leuten  nachgeahmt'  Sch.  —  Das  vorauszusetzende  Grundw. 
II,, ■•"-Hut. I  wohl  wie  Fig-,  s,l, „,!,-.  Wind-B.  ua.  in  persön- 
lichem  S.  als  Schelte  auf  Einen,  der  deu   Hören  spielt. 


1921 


Bat.  bet,  bit.  bot,  bltt 


1922 


Lagen-:  Lügner.    .Eine  redlich  teatschmeinende 

Feder  will  disem  L.-Beutel  begegnen.'  1(389,  Z.  — 
Bock-:  Flasche  mit  rundlichem  Hauche  B  (Zyro). 
—  Salz-:  Leinwandtasche,  aus  der  die  Sennen  dem 
Vieh  Salz  darreichen  Gl.  —  Schlich-  (Schü-  Sch): 
(allzu)  schüchterner  Mensch,  bes.  von  Kindern  B;  „L;" 
G;  Sch.  Syn.  Schüch-Bündel  (Sp.  1366).  —  Wind-: 
wie  nhd.  l'wE.  —  Witz-:=  Witz-Bündel  (Sp.  1366). 
.Velox  prudentia,  wenn  ein  kind  eezeit  und  vor  jaren 
witzig  ist,  witzbeutel.'  Fris.  ;  Mal.  .Das  kind  ward 
ie  meer  und  meer  am  verstand  sinnrich  erfunden,  ein 
rechts  witzbütele.'  Mal.  1593. 

bütle"  (in  Ndw  auch  p-):  1.  a)  vom  Beuteln  des 
Mehls  in  der  Mühle  AALeer.;  B;  Gl;  GFlunis;  Th; 
Ndw;  UwE.;  Z.  ,Das  sich  füegte,  dass  si  in  der  müli 
bütloten.  und  triben  si  schimpf  mit  einander.'  1413, 
Z  Ratsb.  .Wer  selber  b.  wil.  dein  sol  der  müller 
geben  und  weren  mel  und  grüsch  under  einander;  wer 
es  aber  nit  selber  b.  wil,  der  sol  dem  müller  2  hlr  von 
einem  mit  [Mütt]  kernen  ze  b.  geben  von  dem  leibinen 
und  von  dem  wissen  3  hlr.'  1458,  AABrugg  Stadtr. 
.Wer  ze  malen  git,  der  soll  inen  das  körn  mässen,  so 
er  zu  müli  git,  und  wer  dann  selb  bütlin  will,  dem 
sol  er  sin  mal  widerumb  wären,  krüsch  und  mal  under 
einandern.'  1517,  AaB.  Stadtr.  ,[Die  Müllerknechte] 
sollent  weder  grüsch  noch  mal  verkoufen,  ouch  von  dem 
bütlin  noch  sunst  kein  grüsch  nemen,  dann  von  einem 
müt  kernen  zwei  imi  wolgebütlets grüsch.'  um  1520,  ebd. 
.Und  hat  ein  sack  mit  guotem  kernen  uff  der  roten  mülly 
gemallen  und  geben  gebüdlet  mel  12  sester  minder  ein 
küpfly  und  2  sester  grüsch,  aber  der  kernen  uff  der  wisen 
mülly  gemallen  hat  ein  sack  kernen  geben  10  sester 
mell  minder  ein  küpfly  und  3  sester  grüsch,  als  über 
des  müllers  Ion.'  1534,  Bs  Chr.  .C'ribro  incernere  vel 
succernere,  siben,  ryteren,  bütlen  oder  durch  ein  sib 
schlahen.  Beutlen,  durch  ein  beutel  steuben,  cernere.' 
Fris.  ;  Mal.  .Durchs  Jahr,  so  das  Mal  in  der  Mülli  nit 
gebütlet  wurde,  soll  er  [der  Oberpfister]  es  bei  gueter 
Zeit  b.,  damit  dhein  Sumnuss  am  Bachen  besehene.' 
XVII..  AaMuh  Gesindeordn.  ,Wann  solches  [Getreide] 
in  der  Mühle  gebütlet,  soll  [der  Müller]  sich  von 
Korn  Korn,  von  Griess  Griess  und  von  Grüsch  Grü- 
schen  den  Lohn  nehmen.'  GRKlost.  LB.  S.  noch  Brut- 
Beck  (Sp.  1110)  und  vgl.  Bütel- Stecken.  Auch  von  der 
ähnlichen  Behandlung  anderer  Substanzen.  ,Bütel  es 
durch  ein  tuoch.'  Arzneib.  1556.  ,Xim  darnach  klein 
gebütlet  mel  von  kolen.'  ebd.  —  b)  uneig.  ,Die  pfaffen 
und  müneh,  insunders  prälaten,  schruwend:  Es  gat 
iez  über  uns,  es  wirt  darnach  über  d1  junkhem  gän: 
irer  fri  leben,  zins  und  zehnden  muoss  gebütlet  wer- 
den.' Ansh.  Zu  Freiburg  hatte  die  heimliche  Kammer 
das  Recht  des  .Büttelns'  der  Ratsglieder,  d.  h.  die  Be- 
fugniss.  dieselben  auf  Grund  einer  Untersuchung  ihrer 
Amtsführung  abzusetzen.  1782,  Aesch.  VIII,  73;  vgl. 
Bütelung.  —  2.  a)  Einen  heftig  schütteln  UwE.  — 
b)  uneig.,  umherwerfen,  hart  mitnehmen,  z.  B.  vom 
Schicksal  ScHSt.  (Sulger);  ZZoll.  De(r)  ist  'bütlet 
wurde",  Der  hat  Etwas  erfahren,  Vieles  durchgemacht, 
iaetatus  est.  .David,  der  durch  vilerlei  erüz  und  lyden 
vil  jar  und  tag  ist  gebütlet  worden.'  LLav.  1577.  ,Ein 
lange  zeit  es  mit  im  [dem  verlornen  Sohn]  wehrt  in 
sehn  elend  auf  der  fahrt,  biss  das  er  gar  wol  gebeutlet 
ward.'  Schertw.  um  1579.  ,B.  und  benglen';  s.  Sp. 
1374  u.  ,Hin  und  wider  h.'  ,üie  übrigen  Provinzen 
waren  in  mannigfaltigen  frömden  Händen  und  wurden 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


mit  grossem  .lahmer  seltsam  hin  und  wider  gebeutelt', 
kamen  bald  an  diesen,  bald  an  jenen  Herrn.  Gvjler 
Uilti.  —  c)  einen  Fehler  ,hoch  b.',  hoch  anschlagen. 
,Die  ihm  so  gar  übel  redtind  und  den  einigen  fehler 
so  hoch  bütlind,  die  hassind  ihn.'  HBull.,  Tig.  - 
3.  =  bündlen  lc  (Sp.  1367)  Nnw.  —  4.  auf  Stramin 
(Bütel)  sticken  Gl.  —  ge-bütlet  'bütlet:  vom  Brot, 
aus  Bütel-Melw  (Sp.  221)  bereitet,  Weissbrot  ApA.. 
H.,  I.,  M.  Am  Weihnachtsmorgen  erhalten  die  Kinder 
Biberzelten  und  'bütlet  Brot,  die  der  Klaus  in  der 
Nacht  gebracht  hat  ApA.  VgX.Bröt. —  un -ge-bütlet: 
ungesichtet;  vgl.  er-bütlen.  ,Ich  beklagt  mich,  das 
büechli  [über  das  alte  Rhätien]  wer  an  vil  orten  irrig 
und  gar  ungebütlet.'  Tschudi,  Gallia.  —  Bütelung  f.: 
geheime  Untersuchung  über  die  Amtsführung  eines 
Beamten,  die  ohne  weiteres  die  Absetzung  desselben 
zur  Folge  haben  kann.  Murten  verlangte,  dass  der 
ua.  der  Unterschlagung  öffentlicher  Gelder  ange- 
klagte, von  Freiburg  jedoch  bestätigte  Gerichtsschrei- 
ber Mottet  der  zu  Murten  eingeführten  ,Beutelung 
oder  Puritication'  sich  zu  unterwerfen  habe.  1754, 
Absch. 

ah-:  Einen  abklopfen  Ndw.  —  umme"-:  umher- 
stossen,  -werfen  Gl.  Der  Arm'  wird  umme": bütlet.  — 
er-:  1.  sichtend  durchnehmen,  durchmustern,  prüfen. 
Syn.  er-lesen  2  (Bd  III  1417).  ,Rächtfertigen,  ein  sach 
wol  zeräeht  legen,  dick  und  vil  darvon  reden,  wol  e., 
exagitare  rem  aliquam,  justum  reddere,  efficere,  pro- 
nunciare.  Concertata  res,  ein  wol  erbeutlete  sach.' 
Fris.;  Mal.  ,Welt  gern,  das  ein  guter  tütscher  rhe- 
toricus  alles  wol  erbütlete;  ich  habs  mit  arbeit  colli- 
girt,  wann  mir  etwa  zit  und  wil  worden,  und  kein 
flyss  angewendt,  kanzlysch  ze  stellen.'  Äg.Tschijdi 
1565/72.  .Rhsetiam  [eine  Schrift]  eigentlich  zu  er- 
bütlen  und  vil  in  miner  vorigen  beschribung  ze  emen- 
diren.'  ebd.  ,MGnH.  haben  ungeacht  sein,  Hm  Seckel- 
meisters,  Entschuldigung  an  dieselb  nit  kommen  kön- 
nen, sondern  notwendiglich  geachtet,  sein  Rechnung 
erpütlen  und  examinieren  ze  lassen.'  1639,  B  Arch. 
Der  von  den  Chorherren  von  Solothurn  aus  den  ge- 
meinen Zehnten  zu  Schnottweil  zu  beziehende  .Grauss- 
zehnten' wird  .erbütlet  und  justifiziert'  und  eine  Be- 
schreibung davon  gemacht.  1647,  Absch.  —  2.  ,den 
seckel  e.',  den  Geldbeutel  hernehmen,  Geld  kosten. 
.Mancher,  der  weisst  nur  wol,  wo  einer  sin  kind  [Stu- 
dierens halber]  usgesandt,  wie  es  den  eitern  den  seckel 
erbütlet.  nur  ehe  si  recht  den  anfang  ergriffen.'  F 
Schulordn.  1577.  —  3.  Einen  heftig  schütteln,  an  Haar 
oder  Ohren  herumzerren;  tüchtig  ausklopfen  Ndw; 
UwE.  Der  Vater  hed  sei"  Büeb  in  der  Daibi  chäibisch 
erboitlet  UwE.  —  üs-:  1.  durch  Beuteln  reinigen. 
,Aussbütlen,  excernere.'  Mal.  ,Nimm  ein  eichins  Hölz- 
lin,  dass  es  heiss  werd,  und  nimm  eichine  Äschen  und 
bütli  sie  auss  aufs  allerreinest  und  -kleinest.'  XVII. / 
XVHL,  Arzneib.  —  2.  übertr.  a)  Jmdn  ausbeuten,  ihm 
den  Beutel  leeren  ThMüIHi.  Er  hät-en  g'horig  üs- 
'bütlet.  ,Die  Herren  zu  Bern  haben  mich  ausgebeutelt, 
hei  mir  ist  Nichts  zu  finden.'  ADiethelm  1897.  — 
b)  (üs-bütlen)  Jmdn  durchhecheln,  ihm  Übles  nach- 
reden AAZein.  lch  weiss  scho",  worum  der  Vetter  schalü 
über-mich  isch,  wü-mich  der  Nöchber  üs'bütlet  hat  bi- 
n-em.  —  durch-:  vom  Mehl  Ndw. 

Butler  m.     , Beutler.  müller,  pollintor.'  Mal. 

Bü'tler,  Familienname  B.  , Heini  Butler  von  [Zg]Hünen- 
berg.'    1423,   L;   ,Bütler  oder  Beutler,  ein  Geschlecht  in  Zug 

121 


1923 


Bat— but.    Bäte— buts 


1924 


und    zu    Hiiueuberg.'    Leu,    Lex.     , Butler.'    1598,  LSchütz. 
,Heiu.  Beutler.'   1651,  AaSius. 
Bütlete"  f.:  Rauferei  UwE. 

Loch-Bütel  m.:  wie  nhd.  Lochbeutel  Aa;  Tu;  Z 
(auch  in  einem  Inventar  von  1837).  —  Stech-:  wie 
nhd.  Stechbeutel  Aa;  Bs;  Gr;  Th;  Z. 

(Gc-)Bnttel  m.:  Gerichtsdiener.    Chunt  der  Büttel, 

seit  de1'  Züttel:  D'  ZU  ist  ume"  —  Ja,  ich  chume",  blaset 
mir  der  Hobel  üs!  HsNydegger  1888.  ,Ouch  tuend 
under  stunden  vil  leides  den  lüten,  die  sind  erkant 
weibel,  gebütel  oder  schreiger  genant.'  Schachzabelb. 
Einen  ,tägen'  darf  ti'agen  u.  a.  ,des  [geistlichen]  ge- 
richts  gebüttel.'  1194,  Bs  Kq.  ,Hatt  Doctor  Balthazar 
(als  Egg  anzeigt)  min  handgsehrift  gehebt,  so  habend 
die  büttel  oder  henker  die  un  zwyfel  by  im  funden, 
oder  aber  er  hatt  sy  den  widertüufferen  gelassen.' 
Zwingli.  , Büttel,  der  weibel,  apparitor.'  Mal. 

Hieher  viell.  der  Familienname  , Büttel.'  1506,  GrAltst. 
(.Pütel.'    1515);   ,Bütel.'    1557,  Bs. 

Für-ge-büttel:  =  dem  Vor.  .Heinrich  Lösche- 
brant,  des  erzpriesters  hoves  von  Basil  f.'  1297,  Bs 
Urkb.  ,Kloter  f.'  1388,  ZKatsb.;  wechselnd  mit  ,K1. 
weibel'. 

Biittericli,  -eck  AAHold.;  ApHer.,  M.;  BSi.,  Tschingel ; 
GA.,  Nessl.;  ScHSt.  (Sulger);  ScuwNuoL;  W  (PL  Bitt- 
riche"  Visperterm.) ;  Zg;  ZO.,  Pütterich,  -ech  ScHSchl. ; 
ZGlattf.,  Wl..  Bütten  ApK.;  GRh.,  Wb.;  ScawE., 
Butterig  ApI.,  M.;  GRh.,  P-  GW1.  —  m.:  1.  Gefäss 
(für  Flüssigkeiten).  Das  Gotteshaus  soll  jährlich  dem 
Kilchherrn  2  Büttrich  [voll  Wein]  und  eine  Büchse 
voll  Hostien  geben.  1371,  Obw  (AKüchler  188b).  .Da 
erschain  ainer,  der  bracht  zwen  büttrich  voll  win  und 
dry  müt.'  KSailer  14b'0.  a)  Schlauch  aus  Ziegenfell 
mit  einwärts  gekehrten  Haaren,  dgl.  man  früher  (an 
Stelle  der  heutigen  , Lagein')  verwendete,  um  Wein 
aus  dem  Aostatal  über  den  Theodulpass  ins  Wallis 
zu  tragen  WVispert.f  Bauchiger  Ledersack,  in  wel- 
chem die  Weintreber  geführt  werden  W.  —  b)  kleines, 
rundes,  sehr  schmales  Fässchen  (in  Form  eines  Träll- 
Büders  Sp.  1037),  worin  die  Arbeitsleute  ihr  Getränk 
mit  aufs  Feld  nehmen  ApK,  K. ;  GRh.,  Widn.  (mit 
bauchigen  Böden,  2—10  1.  fassend).  Die  Höchster 
haben  die  Weinfuhr  gehabt;  man  ist  aber  mit  ihnen 
nicht  zufrieden,  da  sie  .Büterich'  in  dem  grossen  Schiri 
gehabt  und  Wein  aus  den  , Legellen'  genommen,  be- 
sonders roten.  1702,  GBern.  —  2.  a)  das  dicke,  volle 
Hinterteil  der  Spinne  ZB.,  Glatt  f.,  0.  Ere"  Spillmugg 
de"  B.  üstrucke".  Auch  uneig.  von  Personen:  Eim 
de"  B.  üstrucke",  ihn  aussaugen,  um  Hab  und  Gut 
bringen.  —  b)  beim  Geflügel,  a)  Bauch  und  Hinter- 
teil bei  Hühnern,  Enten,  Gänsen  SchSoIiL  —  ß)  der 
strotzend  volle  Kropf  SciiSt.  (Sulger).  —  c)  derb- 
komische  Bezeichnung  für  (einen  dicken,  mit  Speise 
vollgestopften)  Bauch,  Wanst,  von  Tieren  und  Men- 
schen ApH.,  L,  M.j  BSi.;  GA.,  Nessl.,  Wb.;  ScHSchl.; 
SchwNuoI. ;  Zg;  ZO.,  WL  Gang  iezt  nw  vom  Tisch 
e"iceg,  de  hast  dm  B.  orcle"lich  <f 'füllt  ZO.  31ir  miech's 
e"  Chummer,  so-n-e"  B.  z'  träge"  SchwNuoI.  Du  hast 
auch  en  B.  (es  Butter echli),  du!  Mutter  zum  Kinde, 
während  sie  ihm  liebkosend  übers  Bäuehlein  fährt  Zu. 
,[N.  wird  verklagt,  er  habe]  der  Annan  I.  und  iro 
tochter  das  tuseud  vallend  übel  gewünschet  in  ix  beider 
b.'  1438,  ZRatsb.  .Stach  im  sin  schwert  in  den  ptitt- 
rich  unz  an  das  krüz.'  Morgant  1530;  daneben  .bütt- 


rich.' ,1'antices,  der  bauch  under  dem  nabel,  biittericli, 
schmärbauch.  Collativus  venter,  ein  grosser  b.,  darein 
vil  speiss  gadt.  Venter  popa,  ein  grosser  und  feisster 
b.  oder  ein  schmärbauch.'  Fris.  ;  Mal.  Auch  derb  spöt- 
tisch vom  Leib  einer  hochschwangern  Frauensperson 
Z  (Spillmann).  —  3.  übertr.  auf  Personen,  a)  Schmer- 
bauch, Dickwanst  ApH.,K.,M.;  KTsehingel;  GA., Nessl.. 
Stdt;  SchwE.;  Zg.  .Ventriosus.  der  einen  grossen 
bauch  hat,  schmärbauch,  b.  Frässer,  der  niemmer 
voll  wirt,  ein  unersettiger  bauch  oder  b..  abdomen 
insaturabile.'  Fris.;  Mal.  Als  Zuname.  1840/50.  Aa 
Holderb.  —  b)  halb  scherzh.,  kleines,  dickes  Kerlchen; 
auch  von  Mädchen  GWe. 

Ahd.  butu-ih,  mhd.  büterich,  büterich  m.,  Schlauch,  Gefäss. 
Vgl.  (bes.  zu  2  a)  Butter  V,  ferner  Bätteruh  (Sp.  1808),  sowie 
die  Gruppe   Budel  II  (Sp.    1035),    auch  Müderich   (Sp.  90). 

Fress-:  Fresswanst,  zu  Kindern  Ap.  —  Schmer-: 
=  Biittericli  2  c.  Ber  Herr  heig  wol  ere"  Hand  hoch 
Speck  g'ha"  und  e"  Schmärbütteri  ivie-n-e"  2-zentnerigi 
Lös.  Gesprach   1712. 

Buete"  I  (in  Gl  tw.  Briet),  in  GWb.;  UwE.  Büete" 
—  f.,  Dim.  Buetli  L;  GA.;  ZErlenb..  Küsn.,  Büetli  Bs: 
Schachtel,  Dose  zu  verschiedenen  Zwecken  AABremg. ; 
Bs;  Gl;  GRÜVatz;  L;  GWb.;  SchwE.;  S;  Ndw;  Zg; 
ZErlenb.,  Küsn..  Zoll.  , Extra-fein  Blomthee  in  stür- 
zenen  Viertelspfund-Boeten.-  Z  Donnstags-Blatt  17sT. 
Spec.  a)  Tabakdose  AiFri.;  Bs;  I*;  GA.,  We.;  Scinv; 
S(BWyss);  UwE.;  U;  Zg;  ZZoll.  Se  nimmen-ich  jetz 
numme"  s'  drum  us  euer  nagelneue"  Buete"  e"  Prise". 
Breitenst.  ,Das  war  artig,  wenn  er  nicht  könnt  alle 
Augenblick  eine  Prise  nehmen,  aber  mein,  das  ist  ein 
guter  Tuback,  das  Pfund  koste  l'/a  A-;  jährlich  nur 
4  Pfund  zu  rechnen,  bringt  schon  richtig  6  fl.  Item 
eine  schöne  silberne  Buete  ä  10  fl.  und  eine  gemalte 
für  2  fl.  und  dann  ein  halb  Dotzend  Schnupftücher, 
die  alle  von  Seiden  sein  müssen.'  1779,  Z  Taschenb. 
1881  (vom  Luxus  der  jungen  zürcherischen  Geistlichen). 
-  b)  verschliessbarer  Salztrog  fürs  Vieh  GRPr.;  vgl. 
Salz-B. 

Frz.  Sötte.  Der  Diphth.  ue  für  frz.  oi  durch  Lautsub- 
stitution;   vgl.  Gueffen  (Bd  II  134)   und  KBraudst.  1900,  31. 

Salz-:  Salztrog  Gr.  S.-Buetli,  Salzgefäss  in  einer 
Sennhütte  L.  —  Schnupf-:  =  Bueten  a  ZErlenb., 
Küsn.  —  The-:  Theebüchse  Bs;  Z  (Dan.).  —  Ta- 
bak(s)-  Gl.  Tabak-  AAFri.;  GA.:  =  Bueten  a.  N.  N. 
hinterlässt  eine  goldene  .mehrschaumige'  Tabakpfeife 
mit  silbernem  Deckel,  eine  ,Tabakbuehte-  von  Silber. 
1741.  Obw  (AKüchler  1895). 

Buete"  U  f.:  für  Muetc(r)  in  der  Kinderspr.  Ar 
(TTobler). 


Potsdamer  Bs  (B-);  ZW.,  Putsdümer  ZZoll.,  Pots- 
damper  Aa  (B-);  B  —  m.:  1.  dicker,  robuster  Kerl  Aa, 
ungeschlachter  Mensch  B;  ZZoll.  Du  F.!  Schelte 
ZZoll.f  —  2.  (auch  Dim.  Potsdamern  Z)  kurzes,  dickes 
Kerlchen,  Knirps  Aa;  Bs;  ZW. 

Eig.  Kiner  von  der  Potsdamer  Leibwache,  äie  durch  das 
häufige  Reislaufen  nach  Preussen  im  XVIII.  auch  bei  uns 
wohl  belcaunt  war;  vgl.  die  Lebensbeschreibung  ,des  armen 
Mannes  aus  dem  Toggenburg.'  Zu  2.  Da  die  eig.  Bed.  viel- 
mehr .langer  Kerl'  gewesen  sein  mnss,  ist  anzunehmen,  dass 
unsre  Bed.  von  irou.   Verwendung    des  W.  ausgegangen  sei. 


1925 


Bnlsch,  betsch,  bitsch,  botsch,  butsch 


1926 


Batsch  — butsch. 

Hatscli  II.  Dim.  Batschi:  Kaspar  GrAv.  S.  noch 
Cime  1  c  (Bd  III  91).     Vgl.  auch  Beat  (Sp.  1844). 

putsch  Aa;  Bs;  GuHcPr.;  Tu;  Ndw;  ZAuss. ,  patsch 
Ap;  GnPr.;  GT.,  W.,  bätsch  Bs;  GLÜbst.;  G;  USch.: 
Schallw.,  wie  nhd.  patsch!  Bs;  GT.;  Tu;  Ndw;  USch.; 
Z.  P.'.  ruft  man,  wenn  man  Einem  eine  Patschhand 
gibt  ThMüIUi.  JB.,  du  lit-er !  Bs.  .Da  hat  es  geheissen 
patsch,  p. !  oft  zween  oder  drei  in  einem  Tatsch!' 
liiöii.  Lied  (von  dem  Vilnierger  Krieg).  Übergehend 
iu  adv.  Function:  auf  einen  Schlag,  mit  einem  Male, 
unmittelbar  Aa;  Ar;  Gl;  GitHe..  Pr.;  GT.,  We.;  Z. 
I'.  ahenandfer)  Gl;  GT.;  Z.  Da  bricht  der  Stil  p.  ab 
GEbnat.  De"  Nideleimer  }i.  üsg' Schutt,  ebd.  Er  ist 
p.  umg'fetlle"  GrPi\  Und  Tcit  mid  dem  Hindere"  p.  its 
in  e"  frischt  Taische"  [Kuhfladen].  Schwzd.  (GrPi\). 
letz  gön-ich  p.  go"  mäe"  GT.  Er  ist  p.  utng'chert.  ebd. 
Ich  icög-es  p.  uf  eigni  Füst.  EFeurer  (GNesslau).  Es 
Liedli  p,  vom  Bhitli  singe"  Aa;  Ar.  P.  use"  sl",  seine 
Meinung  immer  grade  heraus  sagen  GßHe.;  Syn.  grad 
use"  (si").  Gehäuft:  Grad  b.,  sofort,  auf  der  Stelle  G. 
Dass  's  iez  p.  uf  e"mol  änderst  se"  sott.  Rusch  lSb'9 
(Ap).  Ratsch  und  p.  bim  Papirchrage"  ond  ushi"  mit 
dem  Pesü!  Ap  Anz.  1897. 

Patsch  I  (PI.  Patsch  GitChur,  D.;  GMs),  Patsch 
(PI.  unver.  GA.,  Patsche"  BSi.)  m.,  Dim.  Pätschli: 
1.  Patsch  BSi.;  L;  GG.;  Sch;  ZW1.,  Batsch  Sch;  W, 
Patsch  GTa. ;  Ndw,  Bätsch  SStdt,  Schall  eines  Schla- 
ges, Falles;  klatschender  Schlag,  Fall,  z.  B.  von  einem 
flach  insWasser  fallenden  Gegenstande.  Üyn.GlunftJsch 
(Bd  II  636),  Platsch.  Zivi  Fleuge"  uf  ei"  P.  L.  Bildl. 
.Einen  ordentlichen  P.  werde  es  geben,  wenn  Buss- 
land und  England  in  Indien  zusammen  treffen.'  Sch 
Pilger  1885.  's  isch  numme"  ei"  B.,  mit  einem  Schlage 
vorbei,  z.  B.  das  Ausreissen  eines  Zahnes  SStdt.  Spee. 
(schallender)  Handschlag  BSi.;  GG.;  „Sch;"  Ndw;  ZW1. 
Gib-mer  en  P.!  —  2.  Patsch  GjtChur,  L.;  Ndw,  Patsch 
BBr.,  Gadm.,  Ha..  Si.;  F;  GrPi\,  Sch.;  GoT.;  Ndw; 
UwE.,  Bätsch  B;  ,Vw;*  WV.  a)  breit  geschlagene, 
formlose  Masse,  Klumpen,  z.B.  von  Teig,  Kot,  Schnee. 
geronnenem  Blut  uä.  B;  F;  GaChur,  Pr.,  Sch.;  ,L;" 
GMs,  oT.;  Nnw;  UwE.  Ich  ha"  icelle"  Öppis  bache", 
aber  es  hat  nur  e"  P.  g'gi"  GuChur.  Die  Bire"  sind  ei" 
P.  g'sl"  [waren  zu  einer  breiigen  Masse  zerdrückt],  leo- 
ii-ici>-si  'kriegt  ha",  ebd.  Im  Garte"bett  IU  af  e"  Patsch 
[Schnee],  nit  dicker  a's  en  Eiertätsch.  B  Volksztg  1901. 
Holst  irider  Patsch  [Schneekluinpen]  a"  de"  Schueh  in 
d'  Stube"!  ebd.  Es  ist  e"  ganze''  B.  [nasser  Erde]  abe"- 
g'rütscht  B.  Ganzi  Patsche"  Bluet  si"  von-ere"  g'gange" 
B.  ,Pätsch,  pars  pinguedinis.'  Id.  B.  E"  P.  Ziger  F. 
(Kleine)  Masse,  Klumpen,  von  Wachs,  Harz.  Blei  uä. 
B;  GrPi-.  Zshängende,  zsklebende  Masse,  z.B.  von 
Schorf  BBr.;  GrD..  Pr.,  Spl.;  GSa.,  Wl.j  Ndw.  En 
ganzer  P.  Ruft  BBr.  Zsgeklebte  Haare,  Werg  uä.  Ndw. 
„Ein  B.  Haar  B;  Vw."  Klumpen,  Ballen  von  Flaum- 
federn im  Deckbett  BSi.  —  b)  übh.  Masse,  Haufe. 
Menge  B;  FMu.;  „Vw;"  W.  E"  P.  Sehne'"  BGadm., 
Hk.,  Si.;  Uw.  's  hed  über  d'  Nacht  e"  grosse"  P.  Sehne'- 
g'leid  UwE.  Es  het  fi"  am  [einen]  B.  g'schnit  W. 
Ir  heit  am  B.  Büu-  g'macht,  ein  schönes  Quantum 
Stalldünger,  ebd.  Mer  [wir]  hei"  e"  tolle"  B.  Herd, 
M/st  müesse"  füere"  BSa.  Die  [Patin]  hed -mer  en 
ganze"  P.  Nuss  g'gen  BHa.  Ir  heid  en  B.  Herdöpfje 
bercho»  W.    En  P.  Geld  BBr.,  M.;  W;   Syn.  SeMbel. 


,Ich  erwarb  mir  einen  schiinen  P.  bei  der  Regierung 
[zum  Verteilen  unter  die  Notleidenden].'  Adhrich  1877. 
.Auf  einen  B.,  auf  einmal,  en  bloc  (z.  B.  ausbezahlen) 
B;  Vw."  Er  hct-mer's  Alles  in  eim  P.  g'g'e"  B(Zyro). 
—  3.  in  spec.  Anwendung,  a)  Putsch  Gnlvüblis,  l'ani. 
Bätsch  GRCalfr.,  L„  Luz.,  mehrere  auf  einander  lie- 
gende Schichten  von  Reisig,  dürrem  Laub  oder  Tannen- 
nadeln, als  Unterlage  fürs  Vieh  im  Stall.  —  b)  Patsch 
BSi.;  GSa.j  Nnw.  „Batsch  Uw;  U",  (unordentlich)  ge- 
flickte Stelle,  wo  ein  Lappen  auf  den  andern  genäht 
ist.  —  c)  Patsch,  Pätschli,  wattiertes  Stück  Tuch  als 
Unterlage  unter  die  Tragriemen,  den  Kummet,  bes. 
bei  Saum-,  aber  auch  Zugtieren,  zur  Linderung  des 
Druckes  Gl.  Syn.  Bast  13  (Sp.  1778).  —  d)  Patsch, 
Pätschli  Gl,  Pätschli  ZuUÄgeri,  (wattierte)  Unterlage 
im  Kinderbett. dien.  —  e)  Patsch  Gr,  „Batsch  Uw;  U", 
Lappen.  Patsch  uf  P.  GrPi-,  —  f)  Patsch,  „Batsch", 
Pätschli,  Geiferlappen,  Essmäntelchen  Gl.  -  g)  Pätschli, 
Bällchen  der  reformierten  Geistliehen  Gl.  So  e" 
schwarzer  Her  mit-eme"  wisse"  Pätschli.  Gl  Volksgespr. 
1835.  —  h)  Pätschli.  Rosette  an  einer  Stickerei.  Dö 
die  grössere"  Pätschli  müenel  natürlig  g'spalte"  si". 
AHalder  (ApL).  —  i)  Pätschli,  altes  Wachssiegel 
ohne  Kapsel  Ndw;  vgl.  Pätschli-Gült  (Bd  II  288).  — 
k)  Patsch  GrL.,  Patsch  GA..  Sev.,  T.,  We.,  Pfann- 
kuchen. —  1)  Patsch,  dick  aufgestrichenes  Pflaster 
GrL.  —  m)  Patsch,  Fleck  ApSchönengr.  —  n)  Bätschli, 
von  Würmern  herrührendes  Gewebe  an  den  kleinen 
Traubenbeeren  unmittelbar  nach  der  Blüte  GSev.  — 
o)  Patsch,  am  Flugloch  hangender  Klumpen  schwär- 
mender Bienen  GFlums.  Ms.  —  p)  Patsch,  grosse 
Quaste  GW1.  —  q)  Patsch,  Gruppe  Nüsse  am  Ende 
eines  Zweiges  GW1.  —  r)  Patsch,  geringes,  plumpes 
Taschenmesser,  auch  in  einer  Scheide  getragen  Gr 
Arosa,  D.,  L.,  Pr..  Sch.  Syn.  Hegel  (Bd  II  1080).  Was 
heid-er  mit  dem  Patsch  da  wellen?  =  ,was  wolltest  du 
mit  dem  Dolche?'  GFient  1898  (Travestie  der  .Bürg- 
schaft'). —  s)  Patsch  AAMeisterschw.,  Batsch  Gl, 
Bätsch  „B"Hk.;  „Vw",  Putsch  Ndw,  von  Personen. 
Schwerer,  plumper  Mensch  Ndw.  „Unbehülfiiche,  dicke 
(B;  Vw)",  alte,  unordentliche  (Gl)  Weibsperson.  E" 
wüeste"  Bätsch,  hässlicher  Mensch,  sowohl  äusserlich, 
als  im  Betragen  BHk.  E"  tiunmer  Patsch,  Tolpatsch 
AAMeisterschw. 

Vgl.  Patsch  bei  Gr.  WB.  VII  1507.  Eine  ganz  entspre- 
chende Bed. -Entwicklung  zeigt  das  ebf.  onomatopoetische 
l\it*cl,,  ratsch.  Vgl.  auch  Chlapf  (Bd  III  670).  Iu  Flur- 
namen: ,Bätschen',  Name  von  Berggütern  Gl.  ,Stosst  an 
die  bätsch   und  un  des  N.   wingarten.'    1435,   GBern. 

Is-  s.  Schne'"-P.  —  Für-:  wahrsch.  grosser, 
feuchter  Lappen  zum  Dämpfen  des  Feuers.  .Zu  jeder 
Feuerspritze  gehören  8  Feuerpatschen.'  B  Feuerordn. 
1819.  ,Man  muss  [bei  einem  Brande]  das  Camin  in 
den  obern  Teilen  des  Hauses  genau  bewachen  lassen, 
damit,  wenn  sich  ein  Spalt  erzeigen  würde,  man 
dann  mit  nassen  Tüchern  und  Feuerpatschen  ver- 
machen und  gleich  das  Feuer  dämpfen  könne.'  ebd. 
.Arbeiten  der  Mannschaft  mit  Feuerhaken,  F-en.'  ebd. 

—  Hegel-Patsch  GrD.,  L„  -Pätschli  GRPr.:  = 
Patsch  3  r.  Syn.  Italiäner-Hetjel.  In  's  Juppe'secldi 
grift  d's  Fräuli  und  mid  dem  Hegelpätschli  tued  'sch 
Schnifeli  Bröd  denne"  schinte".    Schwzd.  ((JRSchiers). 

—  Lieder-Pätsch,  „-Bätsch:  ein  Schock  allerhand 
einzeln  angeschaffter  Volkslieder  B;  Vw";  zsgeheftetes 
Convolut   von  Flugblättern    und   Broschüren,    welche 


1927 


Batsch,  betsch,  bitsch,  botsch.  butsch 


1028 


Lieder  enthalten;  jedes  alte  Liederbuch  BHa.  — 
Leim- Patsch :  Lehraklumpen  Ndw.  -  Ruden- 
Patsch:  Schorf  fleck  GiiChur;  GSa.  In  der  Volks- 
sage Name  des  jungen  Grafen,  der,  um  sein  goldenes 
Haar  zu  verbergen,  den  Kopf  verbindet,  als  hätte  er 
einen  B.  GSa.  —  Eit-Patsch:  Bastsattel,  gepolsterter 
Sattel  ohne  Holzgestell  GrD.  Vgl.  Patsch  3  c  — 
„Silber-B  ätsch:  Silberklumpen  B;  Vw."  —  Sch  in  - 
der -Patsch:  grosses,  breites  Messer,  dessen  sich  die 
Viehschinder  bedienen  GRPr.  Im  Sack  hei -er  [der 
Vagabund]  e"  Schmterp.  g'han,  dem  trüivend  seh'  nun 
z'halben.  GFient  1898.  —  Schloder-Patsch:  Geifer- 
lätzchen  Gl.  —  Schne"'-Patsch:  Schneefleck.  .In 
der  Schomatten  hat  's  noch  [am  12.  Mai]  Schnee-  und 
Eispätsch.'  UBraggee  1785.  —  „Seh welli-Bätsch: 
durch  den  Strom  angeschwemmte  Masse  von  Geschiebe 
B;Vw."  —  Tall(i)-,  Trall(i)-Patsch  s.  Talpatsch. 

—  Turt-Patsch:  Samenhülse  der  Roggentrespe,  des 
Lolches.  ,Die  Turtbetsch  bleiben  [beim  Aufschütten 
auf  ein  schiefes  Brett]  liegen,  die  kleinen  Turtsamen 
rollen  mit  dem  Korn  herab.'  Schwei/.erb.  1818,  156 
(LButtish.).  —  Wachs-Pätschli:  =  Patsch  3  i.  ,Die 
Gülten  haben  alle  ein  Siegel  in  einem  Druckli,  einige 
nur  ein  W.'  Ndw  Kai.  1889.  —  Wald-Bätsch:  Streue 
von  Tannreisig  GrL.,  Splüg. 

Bätschäli  m.:  schlampiger  Mensch  AxLeer.  (Hun- 
ziker).     Syn.  Latschüli  (Bd  III  1528/9). 

Pätsche°  B-  f.:  Dachtraufe,  Gosse  Bs. 

pätsche"I,  patsche",  pe'tsche":  \. patsche"  ßs; 
BSi.;  ZDättl.,  „bätsche"  Scb",  patsche"  GT.;  Th;  Ndw, 
bätsche"  Bs;  „L;  Sch;"  UwE.,  pe'tsche"!.  (Dan.),  meist 
unpers.,  (beim  Schlagen.  Fallen  usw.)  einen  patschen- 
den Schall  von  sich  geben,  patschen,  „'s  hed  recht 
'patscht,  hat  einen  hellen  Klatsch  gegeben  L;  See." 
Das  hat  'putscht,  %oo-n-er  i"  's  Wasser  g' fallen  ist! 
,Ein  flach  auf  das  Wasser  fallender  Gegenstand  patschet' 
BSi.  Der  [vom  Dache  fallende  Schnee]  hed  starch 
'bätscht  UwE.  Auch  von  dem  Schall,  der  entsteht. 
wenn  man  unversehens  ins  Wasser  oder  tiefen  Kot 
tritt  ZDättl.;  Syn.  quatschen.  —  2.  a)  patsche"  AaK., 
Leugg.;  Bs;  BSi.;  G,  patsche"  Bs;  GTa.;  TbMüIIIi.:  Uw; 
U.  „bätsche"  VO;  Sch",  mit  patschendem  Schalle  fallen. 
„'s  Chind  ist  (abe"J  'bätscht,  so  herunter  gefallen,  dass 
es  klatschte  VO;  See."  Der  isch  schön  tif  de"  Boden 
use"  'patscht!  Bs;  GTa.  —  b)  patsche"  BsStdt;  Tb; 
Ndw;  ZDättl.,  bätsche"  AaZ.;  „Scb;  W",  patsche"  BsL.; 
Gr;  Th;  Ndw;  U,  pe'tsche"  UMad.,  schlagen,  so  dass 
es  patscht,  bes.  mit  der  flachen  Hand.  In  die  Hände 
klatschen  AaZ.;  ZDättl.,  „in  die  Hand  schlagen  Scb." 
Mach  batsche"-batsche" !  Aufforderung  an  Kinder  AaZ. 
„Prügeln,  Streiche  versetzen  W."  —  c)  pe'tsche",  b-, 
(eine  Tür  udgl.)  geräuschvoll  auf-,  zuschlagen  Sch. 
Syn.  schützen.  —  d)  patsche",  in  weichen  Kot,  eine 
Lache  treten,  so  dass  es  platscht  Aa;  Gl;  G;  ScbwE.; 
ZDättl.     Ich  bi"  i"'s  Chat  ine"  'patschet   G;    ZDättl. 

—  3.  bätsche",  bildl.,  klatschen,  ausplaudern  GStdt. 
Was  muest  du  Alles  b.!  —  4.  patsche"  Gr;  Ndw; 
„Uw;  U",  bätsche"  „Gr;"  Uw;  „U",  patsche"  B;  Ndw; 
W  a)  eine  weiche  Masse  dick  aufstreichen,  -kleben 
GrL.;  W.  D'  Mure"  p.,  mit  Mörtel  bestreichen  Gr 
UVatz.  Weiche  Erde,  Dünger  udgl.  aufschichten, 
wobei  die  Masse  mit  der  Schaufel  festgeschlagen  wird 
W.  Bildl.:  über  d'  Form  p.,  aufbauschen,  übertreiben, 
ebd.  Etwas  klumpig,  unordentlich  über  einander, 
zskleben  Ndw.  —  b)  Lappen  auf  Lappen  nähen,   un- 


ordentlich flicken,  so  dass  ein  ungehöriger  Wulst 
(Batsch)  entsteht  Uw;  „U."  —  c)  zsstoppeln,  eine 
Schrift  uä.  Nuw.  —  5.  „patsche",  b-  Gr" ,•  patsche"  B, 
bätsche'  „B;  Vw;"  W  a)  intr.  .Patsche",  conglutinari, 
de  capillis  aut  floccis  lanae.'  Id.  B.  „Schorf  bilden, 
(ein)trocknen,  von  Hautausschlägen  Gr."  Einen  Klum- 
pen bilden,  von  schwärmenden  Bienen  WVisp.  Dl" 
Bijini"  bätschu".  —  b)  refl.,  einen  Klumpen  bilden, 
sich  zsballen,  „fest  aufeinander  liegen,  einfallen;  z.  B. 
die  Matratze  bätscht  sich,  wenn  das  gestopfte  Haar 
derselben  sich  gleichsam  zsbackt  und  zsfällt  B;  Vw." 
Dini  Här  pätschen-sich,  durch  Fett  oder  Biut  B  (Zyro). 
Es  bätschot-sich,  häuft  sich,  wird  zu  einem  Klumpen  W. 
—  6.  patsche",  schwer,  plump  werden,  von  Menschen, 
auch  von  Dingen  Ndw.  —  7.  Ptc.  a)  patschet,  schwer, 
zähe,  lehmig,  nass  (im  Gegs.  zu  locker,  mürbe),  vom 
Erdreich  GoT.  Pätscheter  Herd.  —  b)  „bätschet,  was 
aufeinander  liegen  bleibt,  zu  einem  Klumpen  wird  L." 
Patscheti  Här,  ein  Büschel  zsklebender  Haare  Gl.  — 

c)  'patschet,  haufenweise  BBr.  P.  roll,  ganz  voll  BBr., 
R.  En  Baum  'patschet  rolle''  Chrieseni  BBr.  Hur 
gihd  's  vil  Obs,   d'  Böum.  sin  'patschet  (voll)   BR.  — 

d)  'patschet,  nachlässig  G  (Götzinger).  —  Vgl.  das  durch- 
weg syn.   tatschen,  auch  platschen. 

ab e" -patsche":  klatschend  aufschlagen  beim 
Herunterfallen,  auch  nur  in  Masse  herunterfallen,  her- 
unterplatschen Aa;  Ap;  B;  „VO;  Scb;"  Uw.  Der  Sehne 
ist  [vom  Dache]  appe"  'patscht  UwE.  's  het  hüfe"sivis 
abe"  'patschet,  geschneit  BE.  Er  sölls  's  Vech  i"tribe", 
vor  's  chäm  cho"  abhi"  p.,  in  Strömen  regnen.  AHalder 
1839.  —  um-pätsche":  umfallen  (und  dabei  klat- 
schend aufschlagen,  doch  auch  ohne  diese  Nebenvor- 
stellung)  GTa.  —  ummen-patsche"  Gl,  -patsche" 
Ap:  herumwaten,  im  Kote,  in  einer  Pfütze  Gl.  Mit 
den  Händen  herumplätschern:  's  ged  [gibt]  derig  Wö- 
scheneiber,  die  ase"  pläderi'd  ond  rätschi"d,  das'  s'  mit 
lärc"  Hende"  im  Zober  omme"  pätschi"d.  HKFrick 
(ApTeufen).  —  a"-:  1.  (-patsche")  intr.,  ankleben,  z.B. 
von  einem  Wundverbande  GrL.;  GFlums.  —  2.  (-pat- 
sche" kr,  -pe'tsche"  ZStdt)  anprallen.  —  inhi°-,  i(n)e"- 
patsche":  ins  Wasser  platschen,  hineintappen  Aa;  Bs; 
G;  ZDättl.  Ich  bin  recht  ine"' patschet,  eig.  und  uneig., 
in  die  Patsche  geraten.  —  üs- patsche":  ausplaudern 
AAMeisterschw.  —  use"-:  1.  (-patsche")  von  Flüssig- 
keiten, über  den  Rand  des  Gefässes  hinausplätschern 
GTa.  —  2.  (-patsche")  von  Personen,  der  ganzen  Länge 
nach  hinfallen  (und  dabei  klatschend  aufschlagen)  Bs; 
GTa.,  W.  —  3.  (-patsche")  herausplatzen  (mit  der 
Rede)  Bs.  —  ver-patsche"  AALengnau;  BHa.;  Gl; 
* i Ms,  -patsche"  B,  „-bätsche"  L":  1.  zu  einem  Klumpen 
werden,  zerdrücken  ;  zskleben.  „  Verbätschet,  was  auf 
einander  liegen  bleibt,  zu  einem  Klumpen  wird  L." 
Vcrpatscheti  Här  Gl;  GMs.  Mini  Här  si"  ganz  ver- 
pätschet  B.  S.  noch  rer-möggen  (Sp.  124).  —  2.  durch- 
prügeln AALengn.  —  z 'sämnien-patschen  Gr;  GSa., 
„-bätsche"  L":  1.  auf  einen  Haufen  tun  GrKüM.  Vgl. 
patschen  4.  —  2.  wesentlich  =  rer-p.  GsMai.;  GSa. 
„Es  bätscht  zusammen,  lässt  sich  an  einen  Klumpen 
L."  Von  Brot,  das  teigig  wird  GRMai.  Das  Chind 
hat  e"  böuse"  Chopf,  d's  Hör  ist-em  ganz  z'simme"- 
'patschet  GSa.  —  zue-bätsche°  „VO;  Scb;"  ZElsau, 
-pe'tsche"  Scb:  „Etwas  zuschlagen,  dass  es  einen  hellen 
Klatsch  gibt,  z.B.  eine  Türe."  Da'  göt  de"  gmi:  Tag 
i"  dem  Hüs  mit  Üf-  und  zuepetsche"  vu"  de"  Türe". 
da"-me"   Cliojifire  iiberchitnnt. 


1 929 


üalseli.  betsch,  bitsch,  botsch,  butsch 


1930 


Batscber  m.:  Kleiderflicker,  der  Lappen  auf 
Lappen  setzl  UwE. 

Patschi  m.:  1.  (Satschi)  =  dem  Vor.  UwE.  — 
'_'.  Mensch  mit  schwerfälligem,  schlampigem  Gange; 
täppischer,  einfältiger,  auch  anordentlicher,  fauler 
.Mensch  ÄAXeuenhof;  Ap;  GTa.,  oT.,  Wl.;  SchwE. 

l'atscbi  f.:  Patsche.  7"  der  P.  St"  TuMüllh.  — 
Wohl   aus   der   Schriftspr. 

patschig  G,  pätschig  BHk..  „bätschig  B;  Vw": 
1.  „sich  zu  einem  Klumpen  zsbaekend,  auf  einander 
hocken  bleibend  B;  Vw."  .Pätschig,  conglutinatus.' 
Id.  B.  Sich  leicht  zshallend  (von  Schnee)  BHk.  Syn. 
tantschig.   —  2.  täppisch  G. 

Patschle"  f.:  dickes  Weib.  D'  Sandlntri",  die 
g'schwolle"  P.  G  Kai.  1894. 

patschle":  im  Wasser  plätschern  Aa.  Syn.  flot- 
schen.    Los!  was  patschtet  denn  dö  im  Bach?  Aa  Gem. 

patschne":  =  patschen 4b;  meist  zsgesetzt  »er-, 
g'sämmef-p.  GW1. 

Patsch  ni  m.  =  Patschi  GW1. 

Batschöls.  Patscht  eis  (PL):  kleine  Blattern 
am  Munde  GisSeew.     Vgl.  Pätschi  1. 

Batschori  m.:  Tölpel.  Dummkopf  L  (Ineichen). 
Syn.  Latschöri  (Bd  III  1528  u.). 

patsch:  beleibt,  fett  UwE.     Syn.  pletschig. 

Bätscher  ru.:  fettes,  plumpes  Weib  U. 

Pätschi  n.:  1.  grosses  Geschwür,  Abscess  Gl. 
—  2.  breites,  plattes  Stück;  spec.  a)  plattrunder  Teil 
des  Siegelrings;  auch  der  Siegelring  selbst  Gl.  — 
b)  breite  Agraffe  Gl.  Halstuchhafte  aus  Silber;  herz- 
oder  ringförmige  Hemdnadel.  Pochu. 

patschle":  leicht  in  die  Hände  klatschen  ScHNnk. 
Leise  patschen,  als  Liebkosung  G. 

Patsch  II  m. :  Pakt,  Übereinkommen.  1.  Heirat 
GrScIi.  Ja,  ja,  das  giH  noch  en  P.  En  P.  mache", 
sich  heiraten.  —  2.  in  der  RA.  mit  dem  P.  gä",  auf 
Taufpaten  ausgehen,  solche  zu  gewinnen  suchen  GrD., 
Kühl.     Vgl.  Patsch-Mann  (Sp.  274),  -Bed. 

Rätorom.  patij,  poch,  Bediugung.  Vertrag  (Carisch  106); 
vgl.  it.  pacinre.  Möglich  wäre  aber  auch  im  Hinblick  auf 
chUpfen  6  (Bd  III  675)  Zugehörigkeit  zu  Patsch  I.  Zu  2 
vgl.  das  syn.   rätorom.   ir  mil  patsch. 

patsche"  II:  1.  a)  einen  gütlichen  Vergleich 
schliessen  Grü..  L.,  Pr.  „Einen  Streit  beilegen,  doch 
so,  dass  gewöhnlich  mit  Verletzung  des  Rechtes  keine 
von  beiden  Parteien  ganz  gewinnt.  Sie  habens  ge- 
batschet  Gr."  Syn. paschen  (Sp.  1759).  Bereisen  han-i'* 
Nüd  chünnen,  drum  icär-ich  bereit  g'sin  z' p.,  aber  der 
Cujün  hed  nid  reellen.  GFiext  (GiiPr.).  —  b)  einen 
Kauf  abschliessen,  handelseins  werden  GrL.  —  2.  =  mit 
dem  Patsch  gän  GRCont..  D.,  Kühl.,  Pr.  Gän  ga"  p. 
„Batschete",  P-  f.:  ein  zsgeflickter  Vertrag  Gr." 
St.  deDkt  nach  dem  Wortlaut  seiuer  Erklärung  an  Ab), 
von  patschen  I  4  b. 

Patschi"g  f.:  Vereinbarung  GrD.  En  armi  P., 
ein  unwürdiger  Vergleich  in  einem  Rechtshandel. 

„patschädere":  =  hecken  1  c  (Bd  II  1116)  Gr." 
„Pätschädere"   f.:    das   Reisholz,    welches    zum 
patschäderen  dient  Gr." 

-Batschegge"  f. :  1.  eine  ehemalige  Frauenzimmer- 
tracht, in  der  man  sich  nicht  ohne  Unbequemlichkeit 
wenden  konnte.   —  2.  noch  jetzt  gebräuchlich   für  ein 


Haus,  in  dem  man  unbequem  wohnt  Z."  —  Zur  Bildung 
vgl.  Hiueggm  (Bd    11    1751). 

„Batscheggete"  f.:  übel  geratene  Anordnung  der 
Dinge  in  einem  Haus,  ungeschickte  Einteilung  der 
Zimmer  in  einem  Gebäude   Z." 

Batscliienggis  m.:  Schläge,  Hiebe  GrPi\,  Seh. 
Michel  lächeret  's  v:ege"  de"  B.,  die  er  hed  tor/'e"  iis- 
teile". Schwzd.  (GiiSchiers). 

batschierig:  1.  plump;  „unförmlich,  nicht  passend, 

von  Personen  oder  Sachen.    E"  batschierige  Mensch, 
ein  ungeschliffener  Mensch  ;  batschierigi Schlich,  Schuhe. 
die  nicht  an  den  Fuss  passen  oder  sonst  übel  gemacht 
sind    LG."  — .  2.  verdreht,    kurios,    possierlich    L.  - 
Vgl.  packschierig   bei    Gr.    WB.    VII    1  105. 

Batschokk:  eine  Art  Vagabund.  .Wegen  der  ßatt- 
schocken  und  andern  Banditen  seien  aus  jedem  Kanton 
10  Mann  nach  Lowers  und  Luggaris  geschickt  worden.' 
1598,  Imthdrn,  Mem.  —  Zu  it.  bacioeco,  Dummkopf,  Tölpel. 

Bätscli:  verächtlich  für  Barbara  ZO. 
Nach  Stutz  (Gem.  II2   197)  ist  der  Voc.  lang,   mich  an- 
derer Angabe  kurz. 

Bätschi,  im  oTh  BdHschi  —  m. :  langweiliger  Mensch 
Th.  Er  ist  en  B.,  me"  chunnt  nienen  ane"  fa"  ka" 
Bort)  mit-em. 

Bätschi  n.:  Schaf  (Kdspr.)  SThierst.  Vgl.  Bali 
unter  bd  I  (Sp.  895).  Bdggi  II  (Sp.  1077). 

Bätschi  n. :  Kerngehäuse  des  Obstes  Aa  links  der 
Aare.     Syn.  Bät:i. 

Bantsch  I  m. :  „einzelner  Anschlag  des  Hundes" 
Uw;  „W."  ,Es  kann  niemand  anders  als  der  Chlausli 
sein,  dachte  die  Mutter,  denn  der  Bari  hat  kei"  Baitsch 
"tä";  einen  Andern  hätt  er  sicher  a°'gen.'  Obw  Blätter 
1900.    -    Nbf.  zu   Bauz  IV  (s.  d.). 

Bä-Bautsch:  Schreckgespenst  ScHwBrunn.,  Iberg. 
Der  B.  chunnt!  Ruf,  womit  man  Kinder  schreckt. 

Vgl.  Bä-Bau  unter  bau  3  (Sp.  896),  Bo-Bouss  (Sp.  1666); 
zur   Lautform  des  ersten   Teils    ferner  Frii-Bas  (Sp.    1649). 

Böli-:  =  dem  Vor.  Uw.  Syn.  Boli-Mann  (Sp.  271), 
-Baus. 

bautsche"  I  (p-  Uw  tw.;  USil.):  1.  kläffen,  bellen 
Uw;  USil.;  „W."  Auch:  heiser  bellen  wie  ein  Fuchs 
UwE.     Syn.   gautschen  III   (Bd  II   561),    bauzen.  — 

2.  trocken    husten    Ndw.     Syn.  bellen    (Sp.  1158).  — 

3.  „schnell  und  heftig  mit  Jmdem  zanken"  Ndw. 
Bautschi  m.:  1.  Kläffer  Uw ;  „W."    Syn.  Belli  II 

(Sp.  1159),  Baust.  —  2.  Mensch,  der  mit  lauter,  gleich- 
sam bellender  Stimme  überall  drein  redet  UwE. 

„Bantsch  II  m.:    1.  altes,  abgetragenes  Kleid  BO. 

—  2.  abgenütztes  Pferd,  ebd.  —  3.  Mensch,  der  sich 
zu  den  verächtlichsten  Diensten  gebrauchen  lässt. 
ebd."    —    Vgl.   das  syn.   Bantsch   II  (Sp.  1406). 

BautschlH  P-m.:  Gewittersturm  GWb.  -  Vgl. 
/:.',< -t  (Sp.  17S5). 

bautsche"  II,  in  Ap;  Th  auch  p-:  1.  „hin  und 
her  werfen  oder  stossen  BO. ;"  Gl.  —  2.  a)  „schlagen, 
prügeln  BO.;  LE.;  Th."  —  b)  „peitschen    LE.;  Th." 

—  c)  spec.  =  bössen  2  d  (Sp.  1729)  ThFi-.,  Tag.  — 
3.  unanständig,  übermässig,  gierig  essen  Ap;  GoT. 

Vgl.  auch  bötschen  (unter  botseken  Sp.  1934).  zu  3  spec. 
bantschen   I  und  //  (Sp.  1406). 

umme"-:    herumwerfen,  -drücken  Gl.  —  er-,   in 


1931 


Hat  sch.  betseh,  bitsch,  botsch,  butsch 


1932 


SchwE.  -pautsche":  tüchtig  schlagen,  durchprügeln, 
„durchpeitschen'-  Gl;  „LE.;"  SchwE.;  „Tb." 

„Bautsche"  f.:  Peitsche  Th." 

l'autschi  I,  auch  Pautschli  in.:  grosswangiges 
Kind,  das  mit  lebhaftem  Appetit  isst  Ar. 

Pantschi  II  m. :  Brummer.  Zuchtochs  Ap.  —  Zu 
bautsche",  stossen  ? 

Petsch,  Petschi  s.  Peter  (Sp.  1840). 

Gwäggen-,  Gwatter-Petsch(i):  =  dem  Folg. 
GrPt.  Syn.  Giratter-Piezli.  Wettergüegen  und  Quatter- 
petschi  wie  Ldgele".  GFient.  --   Tsch.  schreibt  Qttsque-P. 

Wasser-:  =  Wasser-Peggi  (Sp.  1079)  GrPi\  Es 
leids  Gezicht  tued-schich  dort,  hindern  Büchiloch,  ftf- 
halte":  W.,  Latuechi  und  Täpe".  Schwzd.  (GRSchiers). 

Wetter-Petsch(i):  =  Wetter-Gueg  (Bd  II  163) 
GRPr. 

Pe'tschaft  BSi.;  Ndw,  Betschaft  aScHW;  Th,  Bet- 
schrft  B;  Sch,  Pitschaft  Bs;  Ndw,  Bitschefi  Sch,  Pit- 
schuft  SchwE.,  Botschaft  B,  Pütschrft  AiSt.,  BiitscfaJ't 
AaL.,  St.;  B;  Z,  „Bauchet"  —  n.:  wie  nhd.,  Stempel 
mit  Wappen  oder  Monogramm,  früher  zum  Siegeln  der 
Briefe  allgemein  gebraucht.  Er  habe  die  Geldsumme 
empfangen  und  mit  seinen  ,puzet  versigelt  in  der 
kilcheren  hus'  niedergelegt.  1425,  B  Schreiben.  .Geben 
ze  Pfeffikon,  mit  Ulr.  Wagners  büttschet  beschlossen 
unser  aller  wegen.'  1444,  Schw  (Schluss  eines  Schrei- 
bens). ,Und  des  ze  waren  urkund  so  band  wir  unser 
bruederschaft  büczit  und  des  obgemelten  küngs  büczit 
getruckt  uf  disen  brieff.'  1507,  Geschfo.  Ges.  1898. 
.[Isebel]  versiglet  sy  mit  seinem  [Ahabs]  pitschet.' 
1531/48,  I.  Kon.;  .Pitschier.'  1667.  .Leg  mich  als  ein 
bütschet  in  dein  herz.'  1531,  Hohelied;  .putschet.' 
1560;  .Pitschaft.'  1667.  ,Ein  silber  Übergült  büt- 
schetli.'  1562,  F  Inv.  .Signum,  ein  sigel  oder  putschet. 
Das  bütschet,  insigel,  bütschier,  Signum.'  Fris.;  Mal. 
,Syn  [des  Herrn  Jesu]  Gmeind,  syn  Pitscheft,  syn 
Augöpfel,  syn  Liebstes,  sich  selbst.'  JJBreit.  1637. 
,Die  Pitschaft  oder  Sigel  [PI.].'  1666,  Z  Staatsarch. 
.Mit  seinem  anerbornen  Pitschaft  bestätiget.'  1688, 
ZSth.  , Setze  deine  Kirchen  als  ein  Pitschaft  auf  dein 
Herz.'  AKlingl.  1688.  .Einem  Bitschierschneider  von 
Mainz  von  meinem  Pitschaft  auf  Stahel  zu  schneiden 
1  fl.  24  ß.'  Zubers  Tageb.  1693.  ,Für  welchen  Schein 
mehr  nicht  als  dem  Ambtsniann  für  aufgetrucktes 
Pütschaft  2  Kreuzer,  und  dem  Schreiber  für  Hinzu- 
setzung des  Namens  2  Kr.  bezalt  werden  soll.'  B 
Wiedertäuferordn.  1695.  .Die  gegrabenen  Steinen  für 
Pittschaft.'  B  Mand.  1747.  .Alle  diejenigen,  so  Gift 
einkaufen  wollen,  sollen  sich  mit  einem  mit  ihrem 
anerbornen  Pittschaft  bekräftigten  Billet  bei  unserm 
Grossweibel  anmelden.'  1777,  Z  Giftmand.  ,1  goldener 
Ring  mit  einem  Pitschaft  5  Gl.  30.'  1788,  Sch  Inv. 
,Ein  goldenes  Beytschaft  mit  einem  weissen  Stein.' 
1789,  Z  Inv.  ,Es  sollen  auch  die  Pittschafte  und 
Siegel  demjenigen  Sohn  überlassen  werden,  welcher 
des  Vaters  Namen  tragt.'  Z  Erbrecht  1831. 

Vgl.  Gr.  IB.  VII  1579.  Zur  Anlehnung  an  die  Abi. 
:iul'  -schaß  s.  Anm.  zu  Bettschaß  (Sp.  1823).  Von  altern 
Belegen  führen  wir  noch  an:  .Pitschet.'  1506,  Aush.,  .Put- 
schet.- 1518,  ebd.;  1531/48,  Sirach,  .Bütschet'  1529.  1536, 
Ahsch.:  Aal  1549.  .Pitschaft,'  1585/1828,  ApI.:  Mutach 
1709;  DoLacour  1736;  Bs  Mand.  1765;  B  Verordn.  177-J; 
JMuller  1773/8:::  Z  Ges.  1779;  1796,  Seh.  .Bittschaft.' 
CISehob.  1699. 


Petschier  n.:  1.  Petschier,  B-  F.  Pitscltier  Ndw, 
Bitschier  Obw  ;  U,  Putschier,  B-  Ndw,  Pütschier  FMu.. 
Bütschier  B  a)  =  dem  Vor.  B;  F;  Uw;  U.  .Der  jüngste 
Sühn  soll  seines  Vaters  Zeichen  füeren  und  han,  es 
seige  am  Vieh,  Brennzeichen  oder  auch  Siegel  und 
Petschier.'  1556,  GRKlost.  LB.  .Nach  lut  einer  visie- 
rung, daruff  des  herren  abts  bitschier  getruckt.'  1582, 
AaMuiü.  .Mit  syuem  sigel  ald  pütschier  besiglet.' 
1597,  Z.  .Den  Söhnen  soll  werden  ihres  Vatters  sei. 
Harnisch, Wehr,  Schiesszüg,  Werkzüg,  Pitschier.'  XVII., 
F  Stadtb.  .Mit  myneni  gewonlichen  Pitschier  und 
eigner  Hand  underschriben.'  1612,  AAWett.Klosterarch. 
.Brief,  den  ich  mit  minem  angebornen  Pütschier  ver- 
wart geben.'  1617,  L.  ,Wan  ich  ein  anderen  [Brief] 
machen  wett,  so  kannte  er  [d']  Gschrift  uf  der  Stett:  ja. 
wo  hätt  ich  's  Pitschier  darzuo?'  Joh.Mahl.  1674.  .Sig- 
num. Sigel,  Pitschier.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Dmb  Har- 
nast, Gewöhr,  Sigel  und  Pütschier  eines  Mannes.1  L 
Stadtr.  1706/65.  .(Joldne  Fingerring  mit  einem  roten 
Stein  und  einem  Pitschier  darin.'  1779,  ZStdt.  .Ge- 
meiner Meisteren  Bütschier.'  Umschrift  des  Hand- 
werkssiegels der  Schmiede,  Nadlei',  Sattler  und  Seckler 
in  ZStdt.  Vgl.  noch  Petschier -Bing,  -Wachs.  — 
b)  Siegellack  B;  F.  —  2.  Potschier  m.  GrD..  Putsehier 
n.  Ndw,  Knopf  am  Schlagring  Ndw;  der  Schlagring 
selbst  GrD.     Vgl.  Pätschi  2  a. 

Vgl.  Gr.  WB.  VII  1579.  Der  Ton  liegt  auf  der  zweiten 
Silbe;   nur  für   FMu.   wird   Pitschier  angegeben. 

petsc liiere"  BSi..  pitschiere"  S,  bitschiere*  Bs j  L; 
aScHW;  Obw,  pütschiere"  Sch;  Th;  Z,  bütschiere"  B; 
ScHStdt;  Tu;  ZZoll. :  1.  petschieren,  siegeln.  aaOü. 
.Sigillare,  sigeln,  pitschieren.'  Denzl.  1677;  1716.  E" 
'bätscliierte''  Brief.  Ne"  Brief,  ganz  schwarz  pitschier t. 
Schild.  Pitschierte'',  pütschierter  (Wi"J,  Wein  in  ver- 
siegelten Flaschen  Bs;  L;  Schw;  Obw;  Z;  vgl.  buschiert 
(Sp.  1775).  Eir  d'  Wi"trinl;er  isch  e"  ganzi  Batteri 
Petschiertc  parat  g' stände"  BsStdt.  Der  Franz  hed  's 
nid  chönne"  lide",  wenn  de''  Melk  Bitschiertnige"  'trunlce" 
hed.  Schwzd.  (L).  —  2.  in  der  RA.  ich  bi"  pütschiert, 
lahm  gelegt,  kann  nichts  mehr  machen  Sch  (Joh. 
Meyer).  —  3.  anschmieren,  betrügen  Sch;  Th;  ZBül. 
Trou  Dem  nid  oder  du  bist  pütschiert.  Ich  bin  en 
tummer  Tüfet  g'si"  und  pütschiert  worde",  icie-se-sie'' 
ifhurt.  Schwzd.  (Th).  Si  sott  ja  Acht  ge",  dass-si-si'1' 
nüd  selber  debi  betschieri!  Niederm.  1882.  —  Vgl.  (auch 
zu   3)   Gr.   WB.   VII   1580. 

ver-bitschieren  GrPi\,  Sch.,  -bütschiere"  Aa;  B; 
Th;  Z  (auch  p-):  1.  versiegeln.  aaOO.  .Consignare, 
obsignare,  versiglen,  verpütschieren.  Annulo  sigilla 
iniprimere,  v.,  versiglen,  den  putschet  aultrucken.' 
Fris.;  Mal.  ,Sy  habend  sölichs  [Versprechen]  in 
gschrift  verfasset,  mit  iren  händen  underschriben  und 
verpütschiert.'  1587,  L  Schreiben.  .Welcher  dann  von 
Stund  an  die  Trog  und  Ghalt,  darinn  des  Abgelybeten 
fürnemste  Fahrhab  gehalten,  verpütschieren  soll.'  B 
Gerichtssatzg  1615.  ,'s  zimt  mir  sy  nit  zu  schreiben 
wol  [den  Besitzstand  des  Verstorbenen  aufzuzeichnen], 
wil  ich  ein  Sächer  bin  dis  Mol;  so  will  ich  's  darnach 
verpitschieren,  mit  eigner  Hand  mich  auch  signieren.' 
GGotth.  1619.  .Imprimere  sigillum  annulo.  mit  einem 
Ring  verpitschieren.'  Denzl.  1677;  1716.  ,I)ie  Venner 
[in  B]  lassen  so  viel  Numeren,  als  deren,  so  in  den 
grossen  Rat  erwählt  zu  werden  verlangen,  verfertigen 
und  in  ein  Sack  tun,  welchen  die  vier  Venner  ver- 
pitschieren... .    Ilarauf  wird   der   verpitschiertc  Sack 


1933 


Batsch,  betsch.  Iiilscli.  hntsrh.  butsch 


1934 


eröffnet.'  Z  Nachr.  1750;  vgl.  Leu,  Lex.  111  173.  .An 
gleichem  Tag  [der  Trüllinusterung]  soll  auch  jeder 
Soldat  seine  bestimmte  -1  scharfe  Patronen  wohl  ver- 
pitsebirt  mit  sieb  bringen.1  Ü  Trfillmeister  1771.  .Die 
Apotheker  sollen  das  Gift  Jen  Diensten  oder  Butten. 
so  es  abholen,  rerpitschiert  übergeben.'  Z  Giftmand. 
1777.  S.  noch  Bös-Gelt  (Bd  II  261).  —  2.  Eine"  v., 
betrügen  Aa. 

Pitschierung  f.:  Petschaft.  .Der  horl'meister  von 
Küngsfelden  [hat]  her  venner  Sehönis  sigill  und  pit- 
schierung überantwurt.'  1535.  B  Ratsmaii. 

petschle":  sich  mit  Schreiner-  oder  Bildhauerarbeit 
abgeben  (ohne  sie  berufsmässig  erlernt  zu  haben) 
ScHwNuolen.  Er  hed  immer  Oppis  ..'  p.,  zu  hantieren. 
Vgl.  das  syn.  bäschelen  (Sp.  1759),    ferner  pätschgen. 

Peitsche"  (Pantsche*  Aa;  B;  GRh.,  St.lt ;  Tu;  Z)  f.: 
1.  wie  nhd.  allg. ;  vielfach  (so  in  B;  Th;  Z)  unterschie- 
den von  Geide"  (Bl  II  465):  Diese  ist  eine  au  langem 
Stocke  befestigte  Schnur  mit , Zwick',  die  P.  kürzer,  aus 
einem  Stück,  gew.  von  Leder.  Er  schwingt  e"  Niete" 
ame"  länge"  Steche",  a"z'luegen  a's  wie-n-e"  Faitsche". 
Schwzd.  (GrPi\).  .Mit  Geissien  und  Beütschen  geschla- 
gen.' JWirz  1650.  —  2.  elastischer  Zweig,  an  dessen 
einem  Ende  einzelne  Blatter  als  Quaste  stehen  bleiben 
uiTh.  —  3.  Pflanzenn.,  Bohrkolben,  Typha  latif.  GuRh. 

Hunds-:  Peitsche  für  Hunde.  Me"  sott-e"  mit  der 
H.  use"haue",  man  sollte  ihn  wie  einen  Hund  hinaus- 
peitschen Z  Zoll.  —  Charre"-:  =  Charren- Geisten 
(Bd  II  466).  Wenn  d'  nid  rächt  tuescht,  so  zwick  ich 
dich  mit-ere"  sehend  Korrä"peitschä".  Balz  1781.  — 
Ror-:  Peitsche  von  Meerrohr  Z.  —  Schiffli-:  Schnur 
mit  Handgriff,  die  von  eiuem  , Vogel'  (s.  Bd  I  693) 
zum  andern  gespannt  ist,  zum  Schnellen  des  Weber- 
schiffchens Aa;  vgl.  Geisten  2  a  (Bd  II  466). 

peitsche"  (päutsche"  Aa;  Bs;  B;  L;  Sch;  Schw; 
SG.;  Th;  Zg;  Z):  wie  nhd.  allg.  .Päutschen.'  UBräggek 
1788.  Nuss  p.,  Nüsse  mit  einer  Stange  vom  Baume 
schlagen  SG.;  Syu.  (abe"-)gusten  (Bd  II   174). 

ab-:  auspeitschen,  abklopfen  Aa;  Zg;  Z.  In'n 
[\*]20er  Järe"  häd-me"  nach  mängsmcil  g'seh  a.  a"  der 
Stud  im  Öte"bach  [Zuchthaus  von  ZStdt]  hinne"  ZZoll. 

—  er-pü2tschen:  durchprügeln  BSi.  —  üs-päut- 
sche":  1.  auspeitschen  Aa;  Z.  Das  ist  en  Uffüeri'g! 
me"  sutt  s'  ü.  ZStdt.  —  2.  üs'päutscht,  abgenutzt,  ver- 
altet ZStdt.  En  ii-s  Lied,  Kndi  [Dirne].  Das  Model 
machi  kein  Mensch,  's  sei  en  üspeutschts  Ding.  MUsteri. 

—  dur"'he°-:  durchpeitschen.  Bildl.  a)  hart  mit- 
nehmen, 's  schadt  E"keim  mit,  wenn  er  z'erst  dort 
iune"  [in  Amerika]  e"  chli"  durchen'beutscht  tvird  Bs.  — 
b)  durchhecheln  B  (Zyro). 

Ab-päutscher  m.:  Scharfrichter  (insofern  er  auch 
das  Amt  hatte,  die  Verbrecher  mit  Ruten  zu  strei- 
chen) Z  f. 

Päutschete"  f.:  Gepeitsche.  Das  ist  iez  e"  F.! 
sagt  Einer,  der  von  Schnee,  Regen  oder  Hagel  ge- 
peitscht wird  B.     ,Pöutschete",  pugna.'  Id.  B. 

Pitsch  m.:  Zuname.  ,üoli  Meyer,  P.'  1394/7.  Z 
Ratsb.;  .Bitsch.'  H06,  ebd. 

Pitsche"  f. :  die  kleine  Spitze  an  der  Spitzhacke 
WVisperterm.  —  Vgl.  pltse,  pioche  a  une  pointe.  im  Patois 
von  WVissoye,  sowie  gleichbed.   tess.  pizza. 

ver-pitschen:  versiegeln.  .Ein  sack  was  verbit- 
schet  mit  rotem  wachs.-  1431.  Z  Ratsb.  ,Den  sack 
verpitschen  und  versiglen.'  1490,  L  Ratsb. 


BotSCh  (PL  Bötsch)   in.:    Widder   GrD.,  'l'schapp. 
Auch  rätorom.  (('arisch   19). 

„Botsche"]  m. :  Ziegenbock  W."  —  Wolil  zabot- 
ichen,  stossen;  s.  die  folg.  Gruppe.    Vgl.  auch  Suhui.  1*312. 

bolsch :  Ausruf  im  Spiel  mit  einem  Schosskinde, 
wobei  man  der  Person,  welche  das  Kind  auf  dem 
Schosse  hält,  bald  mit  guggüs!  über  die  eine,  bald 
mit  du  b.!  über  die  andre  Schulter  guckt  BsStdt.  — 
Vgl.  puttchi  n  8  o   sowie    Bot 

Potsch  (PI.  Fötsch)  GrD.,  Bötsch  (Dim.  Bötschli) 
Bs  —  m.,  Bö'tsch  f.  SciiNnk. :  1.  a)  =  Potsch-Chuglen 
(Bd  III  190)  GrD.  —  b)  auch  der  kleine  Stock,  auf 
den  beim  Stuckten  (s.  d.)  die  Knöpfe  aufgelegt  werden 
GrD.  —  2.  a)  Wurf  kugel  beim  Boleien  (Bd  I  17)  Bs. 

—  b)  bildl.,  verächtlich  für  Kopf  Bs.  Als  Schelte 
unter  Kindern:  Dummkopf,  ebd.  —  3.  =  Böl  Vi  (Sp. 
1176)  ScuNnk. 

Wenigstens  für  Gr  kommt  Eutlehuiiug  aus  dem  syu.  räto- 
rom. bucha,  it.  boccia  in  Frage,  die  freilich  selber  deutscheu 
Ursprungs  zu  sein  scheinen.  Zu  der  langvocaligen  Form  vgl. 
botsche"   (unter  botschen  3).     Vgl.  auch  Püllsch   (Sp.  1222). 

botsche",  bötsche":  1.  bötsche"  BsStdt,  bötsche" 
AAZein.,  mit  lautem  (dumpfem  Bs)  Schall  anstossen, 
anschlagen.  Syn. putschen  (doch  in  AAZein.  mit  zurück- 
tretender Schallvorstellung').  ,In  Gedanken  mit  der 
Stirn  an  die  Fenster  b.'  Bs.  Si  hei"  iri  Gleser  z'sämme" 
'bötscht,  dass  es  g'schätteret  hat  AAZein.  „Bötsche", 
vom  Auf-  und  Zuklappen  der  Fensterladen,  wenn  der 
Wind  heftig  sauset  Bs."  —  2.  putsche",  =  popperlen  Z 
(Sp.  1421)  GitSpl.  —  3.  „botsche",  p-  B;  Gr",  putsche" 
GrD.,  Spl.,  bötsche"  W,  bötsche"  LStdt;  U,  pötschu" 
PPo.,  Name  eines  Spieles,  bei  dem  man  mit  hölzernen 
Kugeln  nach  einer  im  Voraus  geworfenen  andern  Kugel 
(im  W  auch  mit  Steinschiefern  nach  einem  Steine) 
wirft;  wer  dem  Ziel  am  nächsten  kommt,  gewinnt. 
Vgl.  haschen  (Sp.  1767)  und  s.  noch  HLLehinann  1799, 

287.    —   Vgl.   bautschen  II,  putschen. 

a"-botsche°:  anstossen  BsStdt. 
(strösse°-)bötschle°:     (auf    der    Strasse)    mit 
Bötsche"  spielen  Bs.     Syn.  boleien  (Bd  I   17). 

Erlen-Botsch  m.:    Erlenbusch    GRÜbS. 

Verhält  sieb  zu  Bosch  (Sp.  1763)  wie  Putsch  VI  (Sp.  1935) 
zu   Busch. 

Botsche"  H  m.:  Ort,  wo  viel  Gebüsch  und  Berg- 
gras wächst  GflObS. 

Potschamber,  B-  m.:    Nachttopf  Bs;  B;  SchwE.; 

Th;  ZStdt.  —  Das  W.  hat  gegenüber  Nacht-Hafen,  -Geachirr 
einen  etwas  vornehmem  Anstrich. 

Regen-Bo2tschi:  scherzh.  Bezeichnung  des  West- 
windes Z  (vereinzelte  Angabe).  —  Vgl./'fex«rAi(BdI  1238). 

Botschöli  Scu  (in  Nnk.  Bötschöli),  „Botschöri  Sch" 

—  in.:  dummer,  ungeschickter  Mensch.  Syn.  Bat- 
schäU,  Batschöri. 

.Batsch  I  m.:  Kuss  Gr."  -  Rätorom.  batsch.  Vgl. 
auch   das  syu.  Mutschi  (Sp.  605). 

„Bntsch  II  U",  Putsch  GrL.  —  m.:  1.  „hölzernes 
Geschirr,  das  etwa  2 — 3  Mass  hält  U."  —  2.  auf  dem 
Rücken  getragenes  längliches  Gefäss  für  Wasser,  mit 
einem  Deckel,  in  dem  ein  Loch  mit  Zapfen  sich  be- 
findet GrL. 

Vgl.  rätorom.  butechin,  Fässeheu,  Lägel  (=  it.  boiticino,  Dim. 
von  botte):  ferner  Putschen,  Putschen  f.  bei  Gr.  WB.  VII  22S0. 


1935 


Batsch,  betsch,  bitsch,  botscb,  butsch 


1936 


Bntscli,   P-  III   in.:    Spielball   der  Kinder   Gl.  - 
Gnfe"-:  Stecknadelkissen  (nach  Stoff  und  Form  dem 
Vor.  ähnlich)  Gl. 

Vgl.  rätorom.  lutsch  dl,  wattierte  Kindermütze,  putsch  in.. 
wattierter  Hausschuh;  weiterhin  it.  hnzzo,  Magen,  Nadelkissen. 

„butsche""" ,  p-:  mit  dem  Ball  spielen,  „einen 
Ball  in  die  Höhe  werfen  und  wieder  auffangen"    Gl. 

Butsch  IV  (P-  Ltw.;  WLö.)  m.:  Obstwein  Lf; 
aScHW;  W.  ,Salz,  kestinen,  haber  und  mal  old  ziger 
old  p.,  in  summa  was  sich  bim  bächer,  by  dem  pfunt 
oder  mass  ussgibt.'  um  1550,  übw  Rq.  ,P.  oder  most.' 
1562,  Obw  Prot.  ,Des  P.  oder  Mosts  halber  von  Birnen. 
Äpfeln  und  Holzäpfeln,  dass  die  Wirt  und  Weinschenk 
gar  keinen  einlegen  sollen.'  1578,  LRatsverordn.  .Wer 
butzsch  feil  haben  will,  soll  nicht  mehr  als  2  angster 
auf  die  mass  schlagen  bei  10  pfd  busse.'  1593,  Obw. 
,La  mir  nebe  ein  halbs  B.  bringen,  der  Wyn  will  mir 
nemes  ze  tür  syn.'  Kcnkelstube  1655  (Tn);  s.  auch 
Chretzer  (Bd  III  933).  ,Der  Most,  Butsch,  mustum. 
novitium  vinum.'  Red.  1662.  ,Es  soll  weder  P.  noch 
Bick  ausser  den  Toren  umb  unsere  Statt  hierumb 
aussgeschenkt  noch  verwürfet  werden.'  LMand.  1671. 
Der  B.  ist  nottä  clipfeie  guet,  er  Tcombt-mer  in  Grind 
ufe".  Helv.  in  face  1694.  ,Benen  Bntschwirten  ist  er- 
laubt, neben  B.  auch  Käs  und  Brod  zu  geben.'  L  Wirt- 
schaftsordn.  1762.  S.  noch  Putsch-Hits  (Bd  II  1721), 
-Macher  (Sp.  5ö). 

Aus  der  Gaanerspr. ;  s.  KBrandst.  1900,  24.  Das  W. 
erscheint  noch  bis  1810  in  L  Erlassen.  In  Obw  wird  das 
W.  1575/1610  auch  als  , Busch.  Butz'  geschrieheu.  S.  auch 
noch  Schm.  I2  312. 

Gerste"-:  Bier  WBrig.  Vgl.  Putschen-Bier  (Sp. 
1505). 

ver-pu tsche":  zu  Most  verwandeln.  Syn.  ver- 
mosten  (Sp.  543).  ,Da  das  übertriebene  Mosten  und 
Brennen  vieles  [zur  Teuerung]  beitragt,  als  haben 
wir  befehlen  wollen,  kein  zahmes  Obst  weder  zu  v. 
noch  zu  brennen.'  L  Mand.  1794. 

butsch:  1.  butsch-butsch,  Lockruf  für  Pferde  Tn. 
-  2.  Butsch,  P-  V  Ap;  Th  (PI.  mit  Uml.)  m.,  Dim. 
Butscheli  TiiPfyn;  ZGMenz.,  Butscherli GWidn.;  ThHw., 
Bütscheli  ZoUÄg.,  Walchw. :  Lock-  bzw.  Kosewort  für 
Pferd  (in  der  Kdspr.)  Ap;  GWidn.;  Th.  Syn.  Busterli 
(Sp.  1802).  Auch  für  junges  (Horn-)Vieh  ThHw.,  Pfyn ; 
Zg.  Chomm,  B.,  chomm!  Von  einem  Bären:  ,Los, 
Bütschli,  beit!'  Myricäus  1630.  —  Vgl.  die  Gruppe  Biu 
(Sp.  1738  ff.). 

Putsch  VI  m..  PI.  Putsch :  1.  =  Busch  1 «  (Sp.  1769) 
ZDättl.,  Fehralt.  .Habend  sich  in  die  butschen  ver- 
borgen.' Kessl.  —  2.  a)  =  Busch  2  a  (Sp.  1769)  Gl; 
ThHw.  ;  ZBül.,  Dättl..  Fehr,  O.,  S.  En  P.  (es  Pittschli) 
Gras,  Farre"chritt,  Herdbpfel;  daher  auch  in  Zss.  wie 
Herdbpfel-,  Esper-,  Brennessle"-P.  Schmale"  hät'sjo 
wie  Stange"  und  Esperpütsch  eso  dr under.  KdMey.  18  1 1. 
Entweder  gut  's  e"ch!i"  obsieh  oder  nidsich,  öppedit 
auch  durch  en  Brennessle"ptttsch  durche".  Frauenheim 
1899.  De''  teiss  P.  Bhtcme"  dert,  jene  beisammen  ste- 
hende Menge  von  Blumen  Z.  En  P.  Nägeli,  ein 
Nclkenstrauss.  Flörbltiemli  und  Putsch  Maicrisli. 
Anderl.  1852.  Die  Glesli  [Hyazinthen]  chömme"d  i" 
ganze1  Putsche".  —  b)  =  Busch  2  b  (Sp.  1709)  ThHw.; 
ZFehralt.  —  3.  Gebund.  E"  B.  Gant  AaZ.  Syn. 
Bitsch  3  b  (Sp.  1770).  —  4.  „eine  Masse  von  Etwas, 
z.B.  ein  B.Geld,  ein  Stoss,  eine  Summe  Geldes"  Ap; 
B;    Seil;   ScnwMa.     En   P.    Geld    mitesst    ir   riskiere". 


ADiethelm  1893.  ,Wenn  schou  einmal  ein  ziemlicher 
B.  [Geld]  zusammen  kommt,  er  verschwindet,  ich  weiss 
nicht  wie.'  Gotth.  En  grosse"  Potsch  bbccho",  von 
Erbenden  Ap.  Er  hed  en  grosse"  Potsch  an-em,  eine 
grosse  Schuldforderung,  bei  einem  Konkurse,  ebd. 

Federe--:  Federbusch  ThHw.;  ZS.  —  Stüden- 
Butschli:  Staudengebüseh.  ,Wie  die  armen  burli 
mit  iren  wib  und  kindli  uss  iren  hussli  gefloclu-n 
bin  der  den  st.  verborgen  ligend.'  Kessl.  —  Tann- 
Bütschli:  kleine  Tanne  zu  Dekorationszwecken  BBiel. 
—  Torn-Putsch,  -Butsch:  Dornbusch  ZDättl.,  Sth. 
De"  sütt-me"  uf  en  T.  zieeie"  und  uf  de"  Stumpe" 
schisse",   von    einem    nichtsnutzigen   Menschen    ZSth. 

putsch:  1.  Interj.,  womit  man  das  Zsprallen  zweier 
Dinge  oder  Personen  begleitet  BE.  —  2.  wesentlich  = 
ö-hä  2  (Bd  II  846).  ,Hest  gmeint,  ich  soll  in  d'  Schucl  ? 
Do  do!  Ich  sollt  mich  fein  gnueg  klopfen  loh.  Putsch, 
Ätti!  Nein,  ich  kuinm  tiit  meh,  han  hinder  d'  Türen 
gseit  ade.'  Joh.Mahl.  1020.  —  3.  adv.  Es  gut  p.  uf, 
es  wird  völlig  aufgegessen  Z  (Spillm.). 

Putsch  VII  (PL  mit  Uml.)  m.:  1.  a)  durch  An-, 
Zsprallen,  Aufschlagen  erzeugter  starker  Schall  GMs. 
Das  hat  e"  rechte"  P.  g'gi",  'tue"!  —  b)  Knall  AaB. 
Vgl.  Putsch- Geislen  (Bd  II  466).  —  2.  a)  heftiger 
Stoss,  Puff,  Anprall  Aa;  Ar;  Bs;  B;  GlK.;  Gr;  L;  O; 
Soh;  Th;  Uw;  Z.  Syn.  Mutsch  4  (Sp.  600/1),  Puff  1 
(Sp.  1045).  In  Ap  hält  P.  zwischen  Stöss  und  Chlapf 
die  Mitte:  Ich  han-em  ken  Potsch,  gad  en  Stöss  g'ge", 
sagt  ein  Kind,  das  wegen  unsanfter  Behandlung  eines 
Spielgenossen  zur  Rede  gestellt  wird  (TTobl.).  D'Geiss 
hed-mer  en  P.  g'ge"  Ap;  GRh.;  Th;  Z.  Der  (oder  Das) 
mag  noch  en  P.,  e"  par  Putsch  (cer-ßide",  der  (Mensch 
oder  Gegenstand)  hält  Etwas  aus,  ist  widerstandsfähig 
Ap;  Th.  D'  Sackür  hed  en  P.  übercho",  ist  durch  einen 
Stoss  beschädigt,  ebd.  , Wandeln,  als  gienge  es  auf 
lauter  Eiern  und  als  seien  sie  gläsern,  könnten  beim 
geringsten  P.  splittern.'  Gotth.  Ein  Zeuge  sagt  aus : 
,Dass  er  wol  hört,  dass  einer  zwen  butsch  ted;  da 
wand  er,  er  slüege  uff  ein  ros.'  1431,  Z  Ratsb.  ,Um 
des  [Christi]  willen  ich  doch  so  vil  grosser  ansag- 
licher putschen  erlyd.'  Zwingli.  ,Dann  sie  [die  Römer] 
möchten  kaum  den  ersten  P.  ausstehen,  sie  gaben  die 
Flucht.'  Äg.Tschudi.  ,Pulsatio,  streich,  stoss,  p.  Ini- 
petum  excipere,  ein  p.,  stürm  aufhalten  und  dapfer 
beston.  Pugnos  in  ventreiu  alieuius  ingerere,  einem 
einen  p.  in  bütterich  geben.'  Fris.  ;  Mal.  .Ein  Vater 
tröwt  seinen  Kinden  etwann  mit  dem  Finger,  er  gibt 
etwann  einem  ein  P.  oder  Haarrupf.'  JJBreit.  1629. 
S.  noch  Glauben  (Bd  II  586)  und  vgl.  Putsch-Bammel 
(Bd  II  1269).  -  b)  Schlag  auf  den  Rücken  AaB.,  Z.; 
THTäg.  S.  putsch-laufen  (Bdlü  1140).  Dm»**  d'  Butsch 
müesse"  =  dur'h  d'  Mutsch  laufe"  1  und  3  (Sp.  601)  AaB. 
.Wann  Christus  am  Sabbath  gekrümbt  nur  einen  Fin- 
ger, hat  er  ihnen  [den  Pharisäern]  durch  die  Putsch 
müssen.'  FWvss  1650.  .Durch  die  Putsch  müssen, 
hominum  malevolentiam  subire.'  Denzl.  1677;  1716. 
-  c)  bildl.,  Schlag,  Missgeschick,  spec.  in  ökonomi- 
scher Hinsicht  THTäg.  Das  hed-em  de"  P.  g'ge",  gab 
ihm  den  Todesstoss.  brachte  ihn  zu  Fall  Ap.  — 
d)  l.'AA.  a)  Eim  (in  GftPr.  auch  Eine")  uf  de"  P. 
cho",  von  hinten  auf  Einen  prallen,  spec.  gebraucht 
beim  Schütteln  der  Knaben,  wenn  ein  Schlitten  einen 
vorausfahrenden  einholt  und  mit  ihm  zsstösst  GitChur. 
Pr.         ß)  uf  ein  P.,  auf  einmal,  plötzlich   Aa;  Bs;  B; 


1937 


Batscli,  betscb,  bitach,  botsch,  bntsch 


1938 


L;  „allg."  Syn.  uf  ein  Chlapf,  Tatsch.  Er  häd  uf 
ein  B.  drei  Ächer  g'chauft  AaB.  's  isch  Alls  uf  ei" 
B.  z'sämmt"  cho",  Alles  traf  gleichzeitig  zusammen 
BStdt.  „Er  hat  mir  das  Geld  auf  einen  B.  gegeben." 
,Im  ersten  P."  Die  zwei  Nein  [Antworten  des  Kate- 
chismus] irren  die  Leute,  .wyl  unsers  eigen  Volk  im 
ersten  P.  dise  Nein  dermassen  annimmt  und  fasset, 
dass  der  rechte  Verstand  durch  die  folgende  Auslegung 
nicht  mehr  mag  Platz  finden,  sonder  sie  es  einfaltig 
verbleiben  lassen  beim  Nein.'  JJBreit.  1639;  dafür 
,im  ersten  Anbutsch.'  Mise.  Tig.  1724.  .Man  zahlt  der- 
gleichen nnbeliebigen  Sachen  nie  ringer  als  im  ersten 
P.'  XVIII.,  Eschers  Tageb.  —  3.  von  Windstössen.  Der 
[der  Wind]  hat  Putsch  'tue"!  GMs.  —  4.  plötzlicher 
Vorstoss,  Anlauf  gegen  ein  Hinderniss,  zu  einem  Unter- 
nehmen ZS.  Besondere  Anstrengung:  's  ist  wider 
e"  P.  übere"  Gl.  Syn.  floate  (Bd  II  1802).  Ißung. 
.Allein  der  p.  ist  noch  vorhanden.  Wenn  wirs  dismal 
noch  mannlich  bstanden.  so  hat  dann  unser  arbeit 
end.'  HvRüte  1555.  .Damit  wir  nicht  die  heil.  Majestät 
Gottes  mit  einem  bald  verschweinenden  P.  abermal 
fatzen.'  JMüller  1665.  Hieher  auch  die  Wendung 
,den  b.  nemen'  in  der  Stelle:  ,Des  butschs  halb  heig 
er  gesprochen:  wenn  man  nach  bas  in  die  geschrift 
köm,  so  werd  man  wol  sehen,  wo  es  den  b.  nemen 
wirt;  dann  er  mein,  es  gang  nach  unter  dem  mänteli 
zuo.'  1524,  Strrkler  I  275;  aus  einem  Verhör  des 
Wiedertäuferwirtes  zum  Salinen  in  Zürich:  Derselbe 
sucht  den  von  ihm  offenbar  i.  S.  v.  5  b  gebrauchten 
Ausdruck  (vgl.  zu  den  revolutionären  Plänen  der  Wie- 
dertäufer z.  B.  aZoll.  1899,  63/4)  abschwächend  in 
unsere  Bed.  hinüber  zu  spielen;  vgl.  auch  Egli,  Akten 
444  (wo  es  sich  um  das  selbe  Verhör  handelt,  freilich 
mit  abweichender  Datierung).  —  5.  a)  Streich.  ,Sie 
redeten  ab,  den  P.  zu  wagen.'  Haüsfrd  1887  (Gr); 
dafür  nachher  .Wagestück."  —  b)  Volksauflauf,  Re- 
volte Aa;  Ap;  Bs;  B;  Sch ;  Z;  im  Schweiz.  Schrift- 
deutsch allg.  verbreitet.  ,Der  Neuenhurger  P.  [1856] 
kostete  17  Tote  und  35  Verwundete.'  Dandliker.ScIiwz. - 
Gesch.  ,Der  Zug  der  Freiämter  am  6.  Dezember  1830 
nach  Aarau,  bekannt  unter  dem  Namen  Freiämter  P.' 
S.  auch  Zürich-P.  —  Vereinzelte  Angaben  aus  Aa  und  B 
schreiben  anl.   B-.     Vgl.  auch   Gr.  WB.   II   578.   VII   2279. 

Abe°d-  Äbig-:  =  Letst2b  (Bd  111  1468)  Z  (Spillra.). 
—  Ifer-.  .Zwar  hat  es  etwan  Eiferpütsch  [eifrige 
Anläufe  zum  Guten]  geben,  aber  sobald  wir  Widerstand 
sehen,  so  tun  wir  etwan  als  laue  Laodiceer  vom  Seil 
fallen.'  JMüller  1673.  —  A'-:  Anprall  B;  Z.  Häufig 
in  übertr.  S.;  vgl.  frz.  choc.  Der  (erst)  A.,  der  erste 
Anprall,  Effekt  (z.B.  einer  Trauerkunde,  eines  Un- 
glücksfalles), die  erste  (dadurch  verursachte)  Auf- 
regung B.  Dl"  Sehirester  chunnt-der  g'wüss  g'rad  im 
erste"  A'butsch  [nach  dem  Tode  der  Frau]  gern  chli" 
cho"  nache'luege".  CWkibel  1885.  .Unwillen,  den  sy  im 
ersten  anputsch  gfasset  ghept.'  um  1565,  ECts.  .Wenn 
Einer  wider  so  vil  Anputsch  der  Verwüstung  und  des 
Tods  flehtet.'  JJBkeit.  1629.  ,Gott  hat  meine  Seele 
unter  so  vielen  harten  Anpütschen  mit  einer  guten 
Hoffnung  erfüllet.'  JJUlr.  1731.  —  Gegen-.  Jctus 
contrarius,  gegenstreich,  g.,  widerschnall,  wenn  zwen 
gegen  einanderen  laufend  oder  rennend  und  die  gelän 
wider  einanderen  einlegend  und  demnach  zuosamen- 
pütschend.'  Fris.  —  Nacht-  AAKlingn.;  Z  (Spillm.). 
Guetnacht-  ZNer.:  =  Äbend-P.  —  Bach-:  Andrang 
des  Wassers  in  einem  durch  Platzregen  plötzlich  ge- 

Schwelz.  Idiotikon  IV. 


schwellten   Bache  Zo.     Der  B.  ist  da,  häd  g'schade". 

—  Strasse"-  Z,  Strouse"-  Sch:  Volksauflauf  in  Zürich 

am  6.  Sept.  1839.  veranlasst  durch  die  Berufung  von 
Di  David  Friedrich  Strauss.  —  Wind-:  Windstoss  Z; 
auch  bei  Stalder. 

Zürich-:  1.  plötzlicher,  aber  nicht  nachhaltiger 
Anstoss,  Anlauf  zu  einem  Unternehmen  (wie  er  dem 
Naturell  des  Zürchers  entspricht).  ,Die  rasche  Auf- 
wallung gährt  [bei  den  Zürchern]  rasch  empor  und 
sinkt  dann  bald  wieder  matt  und  gleichgültig  ein. 
Das  ist  es,  was  mit  einem  altherkömmlichen  Ausdruck 
ein  Z.  genannt  wird.'  Eidg.  Monatsschr.  1845  (JJReit- 
hard).  ,Üas  Wort  Putsch  stammt  aus  der  guten  Stadt 
Zürich,  wo  man  einen  plötzlichen,  vorübergehenden 
Regenguss  einen  Putsch  nennt  und  demgemäss  die 
eifersüchtigen  Nachbarstädte  jede  närrische  Gemüts- 
bewegung, Begeisterung,  Zornigkeit,  Laune  oder  Mode 
der  Züricher  einen  Z.  nennen.'  Gottfr.Keller.  ,Wii 
kriegen  bisweilen  einen  Z.  zu  laufen  in  das  Haus 
Gottes,  aber  es  ist  lautere  Gleichsnerei.'  AKlingl.  1702. 
.Dadurch  [durch  vorschnelles  Urteilen]  mancher  Bider- 
mann  als  durch  unbesinnte  rasende  Zürichpütsch  in 
äusserstes  Elend  gestürzt  worden.'  ebd.  .Diese  Ge- 
sellschaft wurde  ein  Gegenstand  des  spöttelnden  Witzes. 
Doch  dieser  Z.  erreichte  kaum  ein  Schmetterlingsalter.' 
JHBremi  1822.  .Selbst  die,  welche  für  die  Weisesten 
galten,  lächelten  über  den  vermeinten  Z.  [Anlauf  zu 
einer  Verfassungsänderung]  und  glaubten,  dass  eine 
landesväterliche  Bezeugung  des  Wohlgefallens  die 
guten  Bürger  hinlänglich  beruhigen  werde.'  ebd.  Siehe 
noch  Sprww.  1824,  124;    Z  Taschenb.  1830,   71  Anm. 

—  2.  spec,  =  Strüssen-P.  allg. 

Die  Angabe  GKellers  betr.  die  eig.  Bed.  von  Putsch  ist 
nach  vielfachen  Erkundigungen  unrichtig  und  beruht  wohl 
auf  einer  Verwechslung   mit   Gutach  (s.    Gutz   I  Bd  II   582). 

putsche",  putsche":  1.  a)  (putsche")  von  dem 
durch  An-  oder  Zsprallen,  Aufschlagen  verursachten 
Schalle  Aa;  Sch;  Th.  Der  Chlapf  hat  erger  'putscht 
als  we  'tue".  ,Er  würfe  [nach  einem  Hasen,  den  er 
trifft]  mit  steinen,  dass  es  butschte.'  1539,  ZStaatsarch. 

—  b)  knallen,  vom  Schiessen  AaZ.  —  2.  (putsche"  Aa 
F.,Hold.,  Ke.,  Leer.,  St.;  Ap;  Bs;  B;  GRHe.,  Mai.,  Pr. ; 
L;  GO.;  SB.,  NA.;  Uw;  U;  ZStall.,  butsche"  AABb., 
Zein.;  Bs;  L,  putsche"  ÄAHold.,  Leer.;  Ap;  B;  Gl;  GA., 
Ms,  T.;  Sch;  ScHwIb.;  S;  Th;  Z)  meist  intr.,  heftig  und 
mit  Schall  stossen,  an-,  zsstossen.  aaüO.  .Schmaken, 
putschen,  anstossen,  collidere,  impingere.'  Red.  1662. 
a)  zunächst  von  Tieren,  Ziegen,  Schafen:  mit  dem 
Kopfe,  den  Hörnern  stossen.  De""  het  's  [das  Mädchen 
zum  Zeichen  des  Dankes]  mit  ''ein  Chöp/li  g' macht  wie- 
n-es  Gitzi,  wenn's  brobiere"  will  z'  butsche".  AZurGiloen 
(L).  Häli,  putsch!  (AaF.,  Ke. ).  Hämmeli,  Hämmeli, 
putsch!  (Bs),  sagt  man  zu  kleinen  Kindern,  wenn  man 
scherzweise  (nach  Art  der  Ziegen)  mit  dem  Kopfe 
gegen  ihren  Kopf  stösst.  Vgl.  auch  Putsch-Hammel 
(Bd  II  1269).  E"  pü!sche"ter  [stössiger]  Wider  GlK. 
Er  het  mit  sim  Chopf  g'nickt,  a'ss  wie  wenn  er  mit 
-ime"  Schafbock  butsche"  hätt  wolle".  CScbneider  1886. 
Deini  zwöu  Schöf  dürfe"  scho"  t"  chlei"  b.  mit  enander, 
si  hei"  Iceini  Chöpf  ro"  Glas  AAZein.  's  Chälbli pütsch(e)t 
gege"  's  Xlter  Z.  Bes.  auch  vom  Kalb  im  Mutterleibe 
GMs.  De  Schafbock  ist  a"  mic''  ane"  'putscht  ZDättl. 
.Rupes  lacessit  taurus,  wenn  er  mit  der  Stirnen  daran 
putschet.  Adversis  frontibus  coneurrunt  damse,  sy 
lauffeud  mit  den  Stirnen  zesamen,    putschend  an  ein- 

122 


1939 


Batsch,  betsch,  bitsch,  botscli.  hutsc.li 


1940 


anderen.'  Fris.  ;  Mal.  Auch  tr.:  D'  Geiss,  de' Schaf- 
bock hed-mieh  'putschet  Ap;  GRh.,  'putscht  ZDättl.  — 

b)  von  Menschen.  An  enand  (ane")  p.  Mit  dem  Chopf 
in  es  G'wett  [Wand]  p.  GrPi\  ,Und  putsehtend  an 
die  tür.' 1531/48,  Richter;  dafür  1667:  .stiessen.'  ,ln- 
cursare  in  aliquem,  an  einen  putschen.'  Fris.;  Mai,. 
Tr. :  Eine'  p.  GMs;  S;  ZO.  Mueter,  der  Chäppi  hiii- 
mi'h  'putscht,  iro-n-ich  's  Beckeli  in  Hände"  g'ha"  hä", 
dö  hän-ich  Milch  üS(f Schutt  7,0.  Das  war  e"  trürigi 
Sach,  du  tätisch  dich  jo  e'  Tod  putsche"  [vor  Ärger] ! 
Joach.  1881.  .Er  wurde  vom  Vogt  an  die  Wand  ge- 
pütschet.'  1763,  Z  Staatsarch.  Mit  den  Ellbogen 
stossen,  um  sich  im  Gedränge  Luft  zu  machen  GMs. 
Jmdm  Rippenstösse,  Püffe  geben  Ar;  Scnwlb. ;  THTäg.; 
U;  durchprügeln  THTäg.  ,Ferre  verbera  in  aliquem, 
einen  schlahen,  in  einen  mit  streichen  bütschen,  ein 
tülpen.'  Fris.  Spec.  a)  putsche"  FSs.;  U,  putsche"  B; 
Gl;  L;  S,  bütsche"  Aa;  B  (vRütte),  mit  den  Gläsern 
anstossen.  Chumm,  mer  wei"  (ei"s)  p..'  Einladung  zum 
Anstossen,  Trinken  B.  Mit  Eim  p.  B;  S.  Ztoüsche"- 
düv''e"  putscht  der  Hüsmeister  mit  sämtliche"  'liscli- 
g'nosse"  zur  G'sundheit.  Hofst.  Mir  wand  's  enand 
bringe"  und  p.  und  singe".  JBHäfl.  1813.  ■ —  ß)  (Eier, 
mit  Eiere")  putsche"  GRÜhur,  butsche"  GrPi\,  putsche" 
BR.,  U. ;  Gl;  Gr,  bütsche"  Sch,  das  Bd  I  16  beschrie- 
bene Spiel  mit  Ostereiern  machen.    Syn.  tatschen. 

c)  von  Dingen.  Wie-n-e"  Kanone"chugle",  trenn  si  au 
e-  Wulle"sack  putscht.   BWtss  1863.     Mit-ere»  wäre" 

Wuet  putschet  der  Bege"luft  an  die  rise"mesig  Brust 
vom  Schäscheplänestock  GRSchiers.  Der  Schnesturm 
putscht  und  rüttlet  an  de"  Feistere"  und  Lade".  Brei- 
tenst.  ,Huc  illuc  agitata  classis,  hin  und  här  geworfen, 
putscht  und  getriben.  Navis  afflicta  ad  scopulos,  an 
die  felsen  putscht  und  sich  daran  geschendt.  Con- 
currunt  sequora,  wenn  die  wällen  zesamen  farend  oder 
an  einanderen  putschend.'  Fris.;  Mal.  .Es  ligt  vil 
an  dem,  dass  man  ein  eck  recht  auffüere,  damit,  wenn 
wägen  daran  putschend,  das  haus  keinen  schaden  ein- 
pfahe.'  LLav.  1582.  .Wann  Trüebsalen  auf  die  Kinder 
Gottes  putschen,  wann  das  Creuz  sie  truckt.4  JWirz 
1650.  .Unsere  Gemüter  sind  auch  ein  Schiff,  stark 
bütschend  daran  allerhand  Anfechtungen.'  Ochsner 
1659.  ,Under  vilen  putschenden  Wellen.'  FWyss  1673. 
,Ob  solche  böse  Gedanken  seien  dein  Werk?  ob  du 
ihnen  lockest,  oder  ob  sie  an  dich  p.  wider  deinen 
Willen?'  ebd.  1672.  ,Da  p.  und  schlagen  oft  solche 
Wellen  an  das  Schifflein.'  Monatl.  Gespr.  1715.  Siehe 
noch  flätschen  lc   (Bd  1  1234),    gruxen  (Bd  II  835). 

-  3.  „stossend  fallen.''  —  4.  (putsche")  stossweise 
losfahren,  heranstürmen  Z.  Der  Tiverwind  ist  z'  p. 
cho"  und  häd  Bege"  'brächt  ZZoll.  Er  chunnd  nur 
üppen  e"mäl  eso  z'  p.,  macht  nur  hie  und  da  einen 
hastigen  Besuch.  Syn.  schiessen.  Bes.  hastig  und  gierig 
auf  Etwas  los  fahren,  stürzen,  z.  B.  Hühner  auf  die 
ihnen  vorgeworfene  Speise,  die  Katze  auf  die  Maus. 
Anna  [18J17  sind  die  arme"  Lüt  uf  d'  Herdöpfelhül- 
tsche"  'putscht,  wie  wenn  s'  Bröd  icäri"d  ZZoll.  Auch 
bildl.,  stürmisch  vorgehen,  handeln.  P.  natürli'h,  s&b 
tued-mer  nüd;  eso  e"  chli"  Öppis  aHeiggle",  das  turf 
en  Beck  scho".  1883,  ZStdt  (Festschr.  der  Becken). 
D'ri"  p.,  unbesonnen  drein  fahren  ZDättl.,  0.,  S.  Bim 
Unräte"  mues'-me"  nüd  dri"  p.  —  5.  (putsche")  eine 
Revolte  machen  B;  SB.  ,Eine  freisinnige  Regierung 
darf  weder  Reden  noch  Schriften  verfolgen,  und  wenn 
man  p.  wollte,  darf  sie  nur  passiven  Widerstand  ent- 


gegen setzen.-  Gotth.  Abi.  Putschete"  f.  —  6.  (putsche") 
schmollen  GRObS.  —  7.  (putsche")  sich  zergräinen  SB. 
In  AaHold.,  Leer. :  B;  LBeroni.  kommen  putscht?  und 
putsche"  neben  einander  vor,  tw.  mit  differencierter  Bed.  So 
bezeichnet  putsche"  in  B  zum  Unterschied  von  putscht."  vor- 
wiegend ein  absichtliches  Stossen,  in  LBerom.  wird  nur 
putsche"  such  in  Bed.  i  h  a.  gebraucht:  s.  auch  Hnnz.  44. 
—    Zu    li    vgl.    mutschen   (Sp.  603). 

um-pütsche":  durch  heftigen  Anprall  zu  Fall 
bringen  B;  Z.  —  a°-:  1.  a)  a"-putsche"  Ap;  GiiMai., 
Fr.;  GRh.;  SuL.;  THErm.;  Obw,  -butsche"  AAZein.; 
Bs;  BBurgd..  S.;  S.  -putsche"  AaF..  Ke.;  GMs;  Sch; 
SchwE.;  THHw..Müllh.;UwE.;  Z.  -foifsc/te"B  (vRütte); 
L;  Sch,  heftig  anstossen,  anprallen,  allg.  Syn.  ati- 
schiessen.  De''  ist  nüd  übel  a"' 'putscht ;  er  häd  e"  Bülen 
itbercho".  Ich  bi"  nacht  a"  dai  Stud  a"'butscht ;  i'h  ha" 
g'meint,  ieh  g'sehi  's  Für  im  Elsis  unde"  Bs.  De1'  Hans 
Jokeb  schüsst  chrüz  und  quer  durch  d'  Lüt  durche", 
putscht  bald  dö  und  bald  dei  a".  ONägeli  1898.  Mit 
dem  Chopf,  de"  Chopf  a.  B;  Gr;  Sch;  Th;  Z.  ,Bort  am 
gstad,  da  das  wasser  und  die  wällen  anschlahend  o  1er 
anpütschend.  Offendere  ad  stipitem,  anstossen,  an- 
bütschen,  an  ein  schwiren  stossen.'  Fris.;  Mal.  .Mit 
semlichem  Dosen,  Strudel  und  Anbütschen  an  die 
Felsen.'  JJRüeger  1606.  .[Irrwische]  gegen  einandern 
loufen  und  anpütschen  sehen.'  um  1610,  RCts.  ,Wie  ein 
Fels  das  heftig  Anbütschen  der  Welt  und  die  ungestüm- 
men  Wellen  der  Zeit  bricht.'  JJBreit.  1629.  .Arietare, 
afflietare,  mit  dem  Kopf  stossen,  anpütschen."  Denzl. 
1677;  1716.  .Man  hatte  ihn  [den  Turm]  den  Wellenberg 
genennet,  weilen  er  in  dem  Wasser  auf  einem  Felsen 
stehet,  an  welchen  die  Wellen  anpütschen.'  JEEscber 
1692.  Die  Riegel  und  Schlösser  werden  feucht  .von 
vilen  in  der  Luft  schwebenden,  an  den  Kellertüren 
anpütschenden  Dünsten.'  JJScheitchz.  1706.  Bei  einer 
Sonnenfinsterniss  1706  ,pütschten  die  Vögel  hin  und 
wider  an  den  Häuseren  an.'  ebd.  1707/46.  ,Ein  F^els 
im  Meer,  wider  welchen  so  manche  wilde  Wellen  an- 
pütschet.'  JCNageli  1738.  ,Der  favonius,  welcher  an 
die  Felsen  angeputschet.'  Sererh.  1742.  .Von  den 
starken  Anputschungen  der  Wassern  an  die  Felsen.' 
ebd.  Bildl.  ,Mit  sülichem  zuosatz  und  hilf,  mit  dem 
er  [der  menschliche  Geist]  die  anlöuff  und  das  an- 
pütschen des  fleisch  eintweders  manlich  empfahen, 
oder  aber  usschlahen  mag.'  LJud  1530.  .Mitten  unter 
allen  anpütschenden  Unglückswettern.'    JJUlr.  1727. 

—  b)  a"-putsche"  GRPr.,  -putsche"  B;  Gl;  L;  S;  UwE.; 
Z,  -bütsche"  B  (vRütte),  spec,  mit  den  Gläsern  an- 
stossen. Chumm,  de  muest  mit-is  a"stösse".  —  Pütschi'd 
a"  '.  G'sundheit  mit  enand!  L  Tagbl.  1898.  Ich  han  mit 
Bednen  angeputschet.  GFient  1898.  S.  noch  machen 
(Sp.  34).  —  2.  a"-putsche"  Ap;  G,  -putsche"  Sch:  Th;  Z. 
übel  ankommen,  sich  arg  verrechnen.  Syn.  an-rennen. 
.Sie  sind  wüest  angepütscht.'  1712,  Mscr.  —  3.  a"- 
pütsche",  Einen  zum  Zorn  reizen  L  (Ineichen).  —  i"- 
pütsche":  1.  durch  Anprall  einstossen  Z.  Syn.  in- 
schiessen.  De"  Chopf  %.  De''  Wind  bütscht  jo  schier 
d'  Wand  i".  Stütz.  —  2.  ,Inpütschen,  impetere.'  Red. 
165b.  —  er-pütsche":  Etwas  in  der  Eile  abtun, 
erlangen  Z.  Syn.  er-schiessen.  —  üs-.  .Aussbütschen, 
sch  warlich  eroberen  und  behaupten,  extundere.'  Mal. 

—  ver-pütsche":  aufschlagend  zerbrechen  B.  — 
z'sämmeu-pütsche°:  zusammenprallen, -stossen  B; 
GMs ;  Th;  Z.  Es  sind  zwei  Lokemotir  z'sämme"' putscht 
ZS.    Ich  bi"  du  mit  Eim  z'sämme"' putscht,  dass  es  fri 


1941 


liatsch— bntscli.    Batsrlig  -butachg 


1942 


g'chraehet  het  B.  .(.'ourlietus  corporum,  stoss  und  ze- 
samenpütschung.'  Fris.  —  wider-pütsche":  zurück- 
prallen. .Repercussus  maris,  das  w.  des  meeres.  wider- 
schnall.' Fris. 

putscherle":  l'im.  zu  putschen,  stossen.  Hock 
still  aueh  i"  der  Mutter  Hand,  süsch  putscherlisch  jo 
a"  d'  Ständeliuand,  zu  einem  in  der  Wanne  badenden 
Knäblein.  AGysi  1899  (Aa). 

Ge-pütsch  Putsch  n.:  wiederholtes  Zusammen-, 
Anstossen  B;  Z.  Das  Putsch  [das  unaufhörliche  An- 
klingen mit  den  Gläsern]  vhann-ich  doch  afe"  hasse"  B. 

Rlbea-Pütsche»f.:=Sä6-BäcÄ«(Sp.l004)AABb. 

Pütschete-  f.:  =  Ge-pütsch  Gl;  L;  Z.  's  gibt 
noch  mängi  B.,  bis  die  Sach  üsg'macht  ist.  Gl  Volks- 
gespr.  1838. 

Pütscbi  m. :  unbesonnen  drein  fahrender,  unge- 
duldiger Mensch  Z.  So  lüm-inich  doch  reden,  ir  P.! 
LSteiner  1879. 

pütschig:  stössig  (z.  B.  von  Stieren)  UwE. 

Büli- Putsch:  gelbe  Butterbirne  Ap;  s.  auch  Sp. 
1498.  —  Aus  frz.  mouille-bouche  vnlksetym.  umgestaltet;  vgl. 
Mullibus  (Sp.  184). 

Bröli-Butscli  m.:  Popanz  GRh.  Sjn. BÖH-Bautsch. 

—    Zum   zweiten   T.   vgl.   auch    Butz. 

Bntsche'lle"  ScnSt.  (Sulger),  Beschulte"  GbPj.,  Be- 
schulte" GRSchiers  —  f.:  1.  Eierbrot  in  Tellerform 
GrPi-.  Syn.  Mutschellen  1  (Sp.  602).  Die  Grafen  Hessen 
,den  jungen  knaben  einen  hirss  sieden,  darzu  300  mass 
milch  gebraucht  wurden,  kauften  einem  jeden  ein  bit- 
schellen darzu.-  XV.,  Aruüser  1598.  ,Ein  Brot,  But- 
schellen  genannt.'  Guler  1616.  —  2.  =  Mutschellen  2 
(Sp.  603)  ScHSt.  (Sulger). 

Vgl.  rätorom.  buUchaUa,  Weizenbrot  zu  Neujahr,  kleiner 
Wecken  für  die  Armen;  bütschnella,  Osterbackwerk  in  grosser 
Brotform;  weiterhin  lat.-it.  buccella,  Bisseu;  bucceüatum,  Zwie- 
back für  Soldaten;  buccetlato,  Bretzel.  Das  W.  auch  schon  bei 
Seb. Münster   1567.   774. 

„Blltschen.  P-  m. :  Ochs,  den  man  zum  Säumen 
oder  Führen  gebraucht  W."  —  Vgl.  Datschen  I  (Sp.  1934), 
doch  auch   it.  buvella. 

butsche"  butschi":  anschwellen,  .Bauch  bekommen' 
PA1. 

Wohl  mit  Btttach  III  (Sp.  1935)  zsgehörig.  Auch  Bez.  zu 
putsche",  stossen,  ist  möglich;  zur  Bed. -Vermittlung  vgl. 
z.B.  Buff  1  und  6  (Sp.  1045),  Büss  I  und  //  (Sp.  1745/6). 

ver-tudel-batselliere":  durchbringen,  verlieder- 
licheuV     .Vertudelbutschiert  ist  Alles.'  Unot  59  (Scu). 

Bntschöle.te",  „Botschölete""  f.:  1.  „unordentlicher 
Haufe,  Wirrwarr  LG."  —  2.  .Consarcinare.  butscholeten 
machen,  burdinen  zesamen  binden,  einpacken.  But- 
scholetle,  sarcinula.  Sarcina,  ein  putscholeten  oder 
püntel  und  bürdele  auf  die  wägfart  oder  reis.'  Fris.; 
Mal.  , Sarcina,  ein  Wanderbündel,  Butscholeten  [auch 
.Butscheleten.'  1677],  Bündel.'  Denzl.  1677;  1716. 
S.  auch  in-ballen  (Sp.  1153). 

Eine  Nbf.  .Buschöletle'  s.  u.  Päcketli  (Sp.  1104).  Da- 
sypod  bietet  ein  ohne  Zweifel  nahe  stehendes  .botschore  f., 
sarcina'  (Gr.  WB.  II  278).  Das  Stamm  w.  dürfte  mit  Putsch  VI 
eins  sein. 

pntschngge",  auch  ab-p.:  eine  rauhe  Wand  ab- 
reiben und  oberflächlich  weissein  ZBeuken  f. 

Eine  andere,  nicht  bestätigte  Angabe  für  ZBenken  lautet: 
jjaschuggle",  eine  Mauer  auf  eine  gewisse  Art  mit  Mörtel  be- 
werfen.     Vgl.  jjalschen  1  4  a. 


Biictseli  m.:  Bruder  BNSi.,  umThun;  Id.B(,rusticc). 
Syn.  Brüetsch,  Dt"  Büedseh  isch  choa"  und  dt"  Att 
het  d'n  feiss  Chalb  g'metzget,  dass  er-ne*  g'sünda"  het 
umme"  uberchoa",  Übers,  von  Luk.  15,  27.   1>ial.  (NSi.). 


patschge":  mit  einem  stumpfen  Werkzeug  müh- 
sam abschneiden,  -schlagen  B. 

patschgere"  (auch  !>■):  1.  basteln,  pfuschen  I! 
oAa.  Syn.  baggeren  (Sp.  1073).  An  Öppis  ume"  p.  — 
2.  .immer  Streit  anfangen  und  doch  immer  verlieren' 
BBürenamt.  —  8.  (bätschgeren) Dummheiten  schwatzen 
BBözingen.    —   Nbf.  zu  patzgerm. 

ab  - :  =  patschgen  B  (KWMüller). 

Batschgerin  f.:  händelsüchtige  Person  BBüren- 
amt. 

pätschgele":  Kinderspiel  treiben  GRUVatz.  Syn. 
gölen. 

patschge",  bätschge"  I:  1.  kräftig  und  mit  Schall 
schlagen,  z.  B.  mit  dem  Holzschlägel  auf  einen  Klotz 
Schw.  Me"  muess  mängsmäl  uf  e"  Stei"nepper  ine" 
petschge",  bis  me"  cha""  sprengge"  SchwMuo.  Der 
Schwengel  einer  läutenden  Glocke  bätschget  B;  U.  — 
2.  a)  mit  stumpfem  Werkzeug,  mühsam,  ohne  rechten 
Erfolg  von  einem  harten  Gegenstand  Etwas  abzu- 
schlagen suchen ;  spec,  mit  dem  Stahle  (wiederholt, 
erfolglos)  an  den  Feuerstein  schlagen  B;  W.  —  b)  mit 
stumpfem  Werkzeug,  mühsam,  stümperhaft,  auch  spie- 
lend an  Etwas  herum  hacken,  schneiden,  schnitzeln, 
„öfter  mit  dem  Nbbegriffe  von  mehr  verderben  als 
zurecht  machen"  BSi.;  F;  GRÜhur,  D.,  He.,  Mai.,  Pr., 
Eh.,  Seh.,  Tschapp.,  UVatz;  U;  W.  Syn.  bücken  2  a  (Sp. 
1111),  schnellen.  Am-e"  Stecke",  an-ere"  Schufte",  am-e" 
Bömli  b.  Gr.  Wenn  man  am  Sonntag  Holz  bätschget, 
wird  Einem  am  jüngsten  Tag  so  viel  vom  Rücken  ge- 
bätschget  GrD.  (Volksglaube).  —  3.  a)  =  bücken  3  c 
(Sp.  1112)  BBe.;  GRMai.  —  b)  =  bücken  3  d  Bs.  — 
c)  an  Eim  (ume")  b.,  Einem  mit  Bitten  anliegen  BHk. 
Verst. :  An  Eim  (ume")  bitte"  und  b.  SG.  Du  cha""sch 
lang  bitten  und  b.;  es  hilft  Nüt. 

Nbf.  zu  bätzgen.  Die  Angaben  mit  anl.  b-  und  p-  gehen 
durch  einander.  Der  Stammvoc.  wird  für  Schw  nur,  für 
BSi.;  Gr;  U  auch  mit  -e-  wiedergegeben.  Bei  1  liegt  Zu- 
gehörigkeit zu  patschen,  päischen  nahe;  2  und  3  lassen  eher 
eine  Intensivbildung  zu  becken  (nihd.  'bickezen)  vermuten; 
dann  stünde  der  Voc.  zu  dem  von  ]tatschg(er)en  im  Abl.-Ver- 
hältniss;  vgl.  begg(l)en  (unter  becken  Sp.  1111/3)  :  baggeren, 
bagglen   (Sp.  1073).      Vgl.   auch  piUchg(er)en. 

ab-:  1.  durch  Bätschgen  (i.  S.  v.  2)  abschlagen, 
-hauen,  -schneiden  B;  F;  Gr.  „Nur  wenig  auf  einmal 
von  einem  harten  Körper  abschlagen"  B;  Gr;  W,  auch 
von  hartem  Brote  abbeissen  GrS.  ;  mühsam  abmähen 
GrS.  Pätschg-mer  e"  Mocke"  Chäs  ab!  F.  —  2.  übertr. 
a)  durch  Bitten  abdringen  B  (Zyro).  Ich  ha"  Nüt  möge" 
bi-n-im  a.  —  b)  von-ere"  Schuld  a.,  sie  in  kleinen 
Raten  allmählich  abzahlen  Gr.  —  c)  „von  einer  Schuld 
oder  vom  Preise  einer  Sache  abmarkten  B;  Gr."  Eim 
de"  Lö"  a.,  abzwacken  GrLuz.  —  er-:  1.  eine  Arbeit 
mit  Mühe  und  Not,  notdürftig  zu  Stande  bringen  GrS., 
Scuolms.  Spec.  Gras  auf  magerem  Boden  mühsam  ab- 
mähen GßSpl.  —  2.  durch  Bitten  abdringen.  Id.  B. 
—  ver-:  durch  Bätschgen  verderben  Gr.  E"  Stücke", 
Tisch,  Bank  v.    Syn.  ver-schneflen. 

Bätschger  m.:  1.  Schnitzler  GRUVatz.  Syn. 
Schneller.  —    2.  armes    Bäuerlein,    das    sich    mühsam 


[941 


Batschg — bntschg.    Baw  —  buw 


1044 


durchbringt,  ebd.  —  3.  a)  kleiner  Mann  GRTrirnmis. 
—  b)  kleiner  Stier  GRTrirnmis,  UVatz. 

Holz-Bätschger:  Einer,  der  stüraperbaft  in  Holz 
arbeitet.  ,Er  sprüsst  sich  wie  ein  katz  im  wetschger, 
zahlet  wie  ein  holzbetschger.'  NMan. 

] i ä t s c h g e r e " ,  b- :  1 .  =pätschgen  1 3a  und  b ;  dann 
übh.  viel  Mühe  und  Zeit  auf  eine  Arbeit  verwenden, 
ohne  damit  recht  vorwärts  zu  kommen  B.  Du  muest 
nüd  so  lang  dra"  [mit  der  Axt  an  dem  zu  fällenden 
Baume]  b.  BoAa.  Du  eha""8ch  lang  p.,  du  bringseh 
da  Nut  ab,  kannst  dich  lange  abrackern,  du  richtest 
da  Nichts  aus  BU.  —  2.  bellen,  belfern,  von  kleinen 
Hunden  BsL. 

ab-:  1.=  ab-batschgeren  B.  —  2.  übertr.,  mit  Auf- 
bietung aller  Kraft  Etwas  zu  Stande  bringen  BU.  - 
er-:  =  dem  Vor.  2  BU.  Heseh  's  doch  noeh  chönne"  e., 
z.  B.  die  Arbeit  doch  noch  bewältigen,  dem  Vater  die 
Zustimmung  abringen  können? 

l'ätschgete",  B-  f.:  1.  die  Handlung  des  Pätsch- 
gens  Gr.  —  2.  was  beim  Pätschgen  herauskommt,  zer- 
schnitztes  Holz,  Schnitzel.  Späne,  ebd. 

Pätschgi  m.:  =  Bäschehr  1  b  (Sp.  1760)  L. 

bätschge"  II:  Lappen  auf  Lappen  nähen,  unordent- 
lich flicken  W.    Syn.  patschen  Hb.    Abi.  Gi-bätschg  n. 

z'siii]iine"-:=j.f«(scte»i  3  GRMai. 

„bätschge":  blöken,  bes.  von  Schafen  Gr."  Syn. 
loggen  (Sp.    1077),   bläggen.     Vgl.  Bätschi  (Sp.  1930). 

„bautsclige":  =  bautschen  1 1." 

pitschge",  b-:  =  pätschgen  13  a  und  b  BE.  -    Nbf. 

zu    bitzgen. 

pitschgere":  Intens,  zum  Vor. ;  übh.  ungeschickt 
und  ohne  Erfolg  an  Etwas  herum  hantieren  BE. 
S.  boflen  2  (Sp.  1044).     Syn.  zimberen. 

Bitschgeti'"  n.:  längliches,  weckenförmiges  Konfekt 
GMs.    —    Nbf.   zu  Bischyeti";  s.   Sp.    1757. 

Bitschgi,  P-  GrCIiui-w.,  He.,  Jenins,  Landq.,  Nuf., 
S.,  Scuolms,  Spl.,  Tschapp.,  UVatz;  GSa.,Wl.,  Bütschgi 
AaI/ Aare,  Bb.,  F.,  Ke.,  Leer. ;  BsL.  (Butschge  lt  Spreng) ; 
GG.;  SchwE.,  Ma.;  ZFehr.,  Kn.,  O..  Rüml.,  S.,  W., 
Pütschgi  GsLandq.,  Büschgi  GrScIi.,  Bütschgi  GRMai., 
Buschgi  GRD.,Glar..L.,Schud„  Putscht  GO. (vereinzelte 
Angabe)  —  n. :  1.  a)  Kernhaus  der  Äpfel,  auch  der 
Birnen.  aaOO.;  unterschieden  als  Öpfel-,  Bire"-B. 
Obstrest  GkD.  (Bühl.).  Mach  kei"  so  grössi  B.,  mahnt 
die  Mutter  das  Kind  beim  Apfelessen  Z.  D'  Bire"  sind 
am  beste'1,  wenn  s'  im  B.  teigg  sind.  ebd.  Me"  cha"" 
nüd  [mit  dem  Einsammeln]  warte",  bis  alli  B.  rif  sind 
ZS.  (pars  pro  toto).  D'  Eva  hat  dem  Ödem  d's  B. 
g'ge"  GMels.  ,Es  klaget  der  Hurst  uf  Egisheini  sin 
wib,  dass  die  im  in  sinen  garten  schüfet  har,  eiger- 
schalen,  birenbütsty  und  seichwasser  und  vil  unsuber- 
keit,  und  hant  ouch  ulf  in  geschütet,  so  er  in  den  garten 
gat.'  1381,  Z  Ratsb.  ,Das  butschge  an  öpflen  und 
biren.'  KdGesn.  1542.  ,Nauci,  alles  das,  so  vom  ops 
zue  unnütz  abgat,  als  schelffen,  schnitz,  rinden, 
butschge.'  Fris.;  Mal.  ,Pit,  Kern,  Butschge,  Obskern, 
nuclcus,  acinus,  medulla,  cor  fructus.'  Red.  1662.  ,Lass 
sie  [die  zu  kochenden  Quitten]  ganz  und  borre  die 
Butschge  darauss.'  XVIII. ,  Z  Kochb.;  vgl.  Bütschgi- 
Borer  (Sp.  1507).  —  b)  =  Flieg  5  (Bd  I  1178)  AABb., 
Leer.;  Gr;  GMs.  Vgl.  Bog g  3  (Sp.  1084).  ,Der  Butz. 
Butschge,    umbilieus   pomi,    oculus   piri.'    Red.  1662. 


.Umbilicus,  das  Mittelst  an  dem  Obs  und  stehet  dem 
Stil  entgegen  entweders  voraussen  an  der  Frucht  oder 
inner  derselben;  wir  heissen  es  das  Butschge.'  JMiralt 
1715.  ,Die  Frucht  [der  Mispel],  auss  deren  Butschge 
(Bitzge)  zu  oberst  fünf  ablange,  gespitzelte  Blättlein 
herfürschimmeren.'  ebd.  ,Die  Klapperrosen  hinderlassen 
[nach  dem  Blühen]  einen  Mägekopf  mit  einem  ge- 
stirnten Pitschge,  um  welches  herum  purpurfarbe  Bütz- 
lein  mit  ockergelben  Spitzleinen  stehen.'  ebd.  Vgl. 
Bütschgi -Besem  (Sp.  1669).  —  2.  a)  Nusssattel  Bs 
(Spreng).  —  b)  das  Herzchen  im  Salat  Z.  —  c)  hohles 
Gehäuse  im  Innern  grosser  Kartoffeln  Z.  Die  Hcrd- 
bpfel  sind  nüd  guet,  si  händ  es  B.  —  3.  Rest  eines 
Wurstzipfels  GRD.,Glar.,  Luz.,  Schud.  —  4.  Adamsapfel 
Z  (auch  dem  Adam  si"s  B.).  Er  hat  e"  grosses  B„ 
er  hat  einen  grossen  Kehlkopf  ZFehralt.  —  5.  (vom 
Gusse  herrührender)  nabelartiger  kleiner  Ring  und 
Kern  in  der  Mitte  der  kreisförmigen  kleinen  Fenster- 
scheiben (im  Ggs.  zu  den  oft  achteckigen  glatten)  Z-f; 
auch  die  runden  Scheiben  selbst.  Vgl.  Bütschgi-Schi- 
ben,  .Butzenscheibe.'  —  6.  scherzh.  für  .Budget'  Z. 

Bitschgi  ist  Nbform  zu  Bitzgi  (s.  d.);  daraus  durch  La- 
bialisierung  des  i  Bütschgi;  vgl.  Bütsckaß  <  Bitschaft  (Sp. 
Iy3l);  Bratschen  <[  Britgehen;  Päutscken  <^  Peitschen  (Sp. 
1933).  Auffallig  ist  die  älteste  Schreibung  ,bütsty'  durch 
ihr  t  für  g.  Die. Form  Bu(t)schgi  weist  auf  einen  andern  etyni. 
Zshaug;   vgl.   Butz(en),   Butzgen. 

Ziger-Bitschgi :  süsser  Zieger,  welchen  man 
gewöhnlich  in  einem  Sacke,  der  ihm  die  Form  gibt, 
oder  in  einem  Tuche  von  der  Alp  bringt  GSa.  Stöck- 
lein süssen  Ziegers  GW1. 

ös-bütschge°:  das  Kernhaus  herausschneiden  Z. 
Öpfel  stückle"  und  ü.  Chelle"länder  Stückli  b' schnitten 
und  üs'bütschget,  Titel  einer  Schrift  von  JSenn  1864 
(ZO.). 

„bHtschgen",  pötschge"  ZMeil. :  1.  „durch  Schläge 
ein  starkes  Getöse  verursachen  Schw;  Zg."  Drein- 
hauen,  dass  es  klatscht  und  spritzt  ZMeil.  Öpfel  p., 
einstampfen,  ebd.  —  2.  (böHschge")  Jmdn  mit  der 
Faust  stossen,  boxen  Z Zoll. -Berg.   —  Vgl.  botschen. 

Bötschger  m.:  Knirps  SchwE.  Syn.  Bätschger 3 a. 


Baw,  bew,  bivv,  bovv,  buw. 

Vgl.  auch  die  Gruppe  ba  usw. 

Bawii'l  m.:  Koffer  TB.   —    lt.  baute. 
Bauwele",  bauwele"  s.  Baum- Wullen. 

,bamven:  bellen,  baubari.'  Fris.  —  Vgl.  Aum.  zu 
bau  (Sp.  896). 

Bäuwi  f.:  in  Stössen  daher/fahrendes  stürmisches 

Unwetter  mit  Regen  oder  Schnee  GMs.  Syn.  Hauzi.  ebd. 
Bau(w)i  m.  (auch  GWb.)  s.  Sp.  896. 

bauwele"  B  (Zyro),  nbäuele",  baiele"" :  1.  „wider- 
lich lau  sein,  nach  Ofenwarme  riechen  oder  schmecken", 
bes.  von  Speisen,  welche  lange  auf  dem  Ofen  gestanden 
und  die  Frische  verloren  haben  „B"  (auch  bei  Zyro); 
„LE."  —  2.  „zum  Scheine  oder  langsam  und  mit  Ekel 
essen  B;  LE." 

Wie  es  scheint,  eine  Nbf.  von  'bäjelen  zu  bäjen  I  (Sp. 
1100),  doch   ist  das  Voc.-Vorhältniss  nicht  klar. 


irwö 


Raw.  hevr.  biw,  bow.  buw 


1946 


Ter-:  1.  einen  unangenehmen  Geschmack  bekom- 
men, von  Speisen,  die  zu  lange  auf  dem  warmen  Ofen 
gestanden  haben  B.  E*  rerbäiitreliti  Sjris.  —  2.  ver- 
weichlichen, verzärteln  B.     E"  i-erlxiaiceletv  Mensch. 

Bäuwelim.:  Schwächling,  verzärtelter  Mensch  B. 

bäu'elig:  „widerlich  lau,  beinahe  kalt;  zunächst 
von  Speisen,  die  warm  sein  sollten-  B;  „LE."  Syn. 
bäjelig. 

bewe"  biicii :  wacker  trinken,  zechen  W.  Schiheind 
mit   enantlrc"  toll,   wacker  gibeivet.    —    Za  it.  bevere. 

böwell  BE.,  Jeg.,  Si„  U.;  LG.  (Ineichen),  btuel  7. 
Lunn..  biaceU  Scbw  (nach  andrer  Angabe  bucl).  büuel 
LG.  (RBrandst),  bätoelig,  bawelisch  ZW.,  bötcellet  Ap, 
bowal  ZKn.,  6oä/GG.:  1.  .von  Kanten,  länglichrund, 
abgerundet,  nicht  scharfkantig'  Ap  (TTobler).  Oval, 
ei-  oder  walzenförmig  Ap;  „B"E.,Si.;  LE..  G.;  Schw; 
ZKn.  Gewölbt,  von  einer  Fläche  BJeg. ;  GG.;  Schw. 
Eine  Strasse  b.  machen  GG.  D'  Sträss  ist  grad  eso  stlf 
b.  BJeg.  Er  häd  e"  bunle"  Bode".  von  einem  Teller, 
der  nicht  gut  steht  Schw.  .Höckerig,  uneben,  z.B. 
von  einer  Wand  Ap:  B;  LE.-  —  2.  ungestalt,  unförm- 
lich; wulstig,  vom  Gewände  ZW.  B.  gekleidet,  ebd.  — 
3.  En  bovxlisehes  Messer,  ein  grob  gearbeitetes,  wenig 
taugendes  ZW. 

Aus  'bavm-wel(l),  d.  i.  baum-rund ;  vgl.  baum-ioalzig  Scbm. 
I2  240.  Der  zweite  Teil  der  selbe  wie  in  ein-wl>l(l).  Der 
Ausgang  -äl  beruht  auf  junger  Anlehnung  au   ,oval.' 

Bow  eil  n.  (PI.  Boicelle')  Ap.  Boicelle"  f.  LE.: 
1.  „die  längliche  Rundung,  z.  B.  eines  Holzklotzes 
LE.",  die  abgerundete,  von  der  Axt  des  behauenden 
Zimmermannes  nicht  ergriffene  Kante  eines  Balkens 
Ap.  —  2.  in  der  RA.  Boicelle"  ge",  Unannehmlich- 
keiten geben  ApK.,  M.  —  Zur  Erklärung  von  2  vgl. 
TTobler  72. 

„bowelle":  1.  walzenförmig  runden.  —  2.  recipr., 
walzenförmig  werden  LE." 

Bil(w).  Bau  m.:  im  Allg.  wie  nhd.  Bau.  1.  als 
Tätigkeitsbezeichnung,  a)  Bebauung  des  Feldes  uä. 
Bebe"  in  Bü  ne",  ge",  einen  Weinberg  gegen  Lohn  zur 
Pflege  übernehmen  oder  Jmdm  übergeben  THTäg. ; 
vgl.  Bü-Eerr  (Bd  II  1537),  -Mann  (Sp.  270).  .Sunder- 
lich  swer  büwes  pfligt:  an  den  bülüten  ligt  der  mer- 
teil  aller  weit  genuht.'  Schachzabelb.  ,Er  sol  die 
reben  in  eren  han  an  holz  unt  alle  buwe  ze  rechten 
ziten  tuon.'  1315,  ZZoll.  Urk.  ,Were  aber  daz  es  landes 
krieg  wurd.  da  got  vor  sy,  daz  pfluog  und  der  buw 
erlägen.'  1419,  AaB.  Urk.  ,Die  reblüte  sollent  die 
reben  geschnitten  und  gehacket,  gegruobet  und  ge- 
rüeret  und  den  reben  andere  nützliche  buwe  dazwü- 
schen  getan  haben  mit  erbrechen,  rennen  und  anderm 
buwe,  als  das  dann  dazuo  gehöret.'  1457.  ÄAWett. 
,ltem  Hans  von  N.  sol  maister  über  den  buw  sin  und 
über  die  knecht  zuo  dem  buw.'  XV.,  G  Stiftsarch. 
,Dass  wir  [Söldner  in  Italien]  uns  zuo  nnsers  landes 
buw,  wie  dann  etwan  gesechen  [1.  geschechen?],  ilends 
füegen  werdent.'  1522,  Strickl.,  mit  Beziehung  auf 
den  Brauch  der  Schweizer  Söldner,  zur  Zeit  der 
.grossen  Werke-  [Bestellung  der  Felder,  in  der  Heu- 
ernte usw.]  heim  zu  kehren.  .Restibilis  ager,  ein 
acker,  alle  jar  bauwfähig,  der  alle  jar  ein  bauw  und 
saat  erleiden  mag.  Bauw  des  erdterichs.  agitatio  terrae, 
cultus.'  Fris. ;  Mal.;  vgl.  Hebung  (Bd  I  62)  und  s.  noch 
Joh.  Meyer,    Zeigen  7.     In   der  Verbindung   .zitlicher 


buw'  mit  Bez.  auf  die  zeitlich  geregelte  Reihenfolge 
der  Jahresarbeiten;  vgl.  Zit-B.  , [Der  Meier]  sol  den 
hof  in  eren  haben  mit  hus,  mit  hof  und  allen  zitlichen 
büwen.'  1370,  ZSchwam.  Urk.  ,Die  reben  mit  geheld 
und  mit  allen  zitlichen,  nützlichen,  guoten  büwen  in 
guoten  eren  haben.'  1446,  Z  Urk.  ,Das  [die  Pächter] 
den  egenanten  hof,  die  güeter,  alles  das,  so  darzuo 
gehört,  in  guoten  eren  und  guotem  buw  haben  söllent, 
es  sige  mit  tach,  mit  gemach,  mit  andern  zitlichen 
und  zimlichen  büwen.'  1451,  AaB.  Urk.  Verallg. : 
landwirtschaftlicher  Betrieb;  s.  hinder  (Bd  II  1416). 
.Nach  buwes  recht',  etwa  s.  v.  a.  ,nach  hofes  recht'; 
s.  Bd  II  1021.  ,Wenne  das  ist,  das  er  [der  Keller] 
von  dem  hofe  vert,  toter  oder  lebender,  so  sol  er  ze 
abzug  geben  10  pfund  und  sol  abziechen  nach  buwes 
recht.'  1376,  Blcktschli,  RG.  I  255.  Wahrsch.  syn. 
mit  Zug,  Gespann,  als  Normalmass  bei  Bestimmung 
von  bäuerlichen  Rechten  und  Pflichten:  .Wegen  dass 
das  Acherum  gefehlt,  [wird]  geboten,  dass  Jeder,  so 
einen  ganzen  Buw  hat,  nit  mer  denn  30,  der  einen 
halben  hat,  15  usw.  Schwein  halten  soll.'  1544,  Glir 
1835  (BRoggw.).  —  b)  Erbauung  von  Gebäuden  uä. 
allg. ;  oft  nicht  streng  zu  scheiden  von  3.  ,Ist,  das 
iemand  den  wald  wüestet  nit  ze  noturftigem  prüchen 
des  buws  oder  pfluegs  [zu  Bauzwecken  oder  zur  An- 
legung von  Neubruch],  der  bessert  mit  Schätzung  des 
schaden.'  BsBub.  Dinghofrodel  (Bs  Rq.  11  13).  .Wer 
einich  huss  beziehet,  der  solle  bezalen  sollich  schuld, 
die  an  nutz  und  buw  derselben  husser  komen,  es 
were  um  kalch,  ziegel  [usw.].'  um  1520,  Bs  Rq.  ,[Zu 
Friaul  war]  ein  gross  volk  in  ein  hol  geflohen,  hat 
sich  darin  mit  buw  [Verbauung]  und  gwer  bewaret.' 
Ansh.  ,[Papst  Alexander]  hat  die  Engelburg  zuor 
weri  gwaltig  erbuwen  und  vil  ander  kostlicher  büw 
getan.'  ebd.  .Schwere  Bau,  daran  gemeiner  Statt  des 
allgemeinen  Nutzens  wegen  viel  gelegen  sein  muss 
und  deshalb  nicht  zu  unterlassen  sind.'  1542,  ZStdt. 
,Den  schwären  bauw,  den  er  folfüert.'  1549,  UMey. 
Chr.  S.  an-geben  (Bd  II  81).  ,Der  stat,  stette  b.'. 
Aufführung,  bzw.  Instandhaltung  der  städtischen  Bau- 
ten, bes.  der  Ringmauern;  auch  der  dazu  bestimmte 
Fonds;  vgl.  Fabrik  (Bd  I  636).  .Kumpt  akeiner  für 
erb  [wird  der  Nachlass  von  keinem  Erben  angespro- 
chen], so  sol  man  ein  teil  geben  dem  herren  und  ein 
teil  an  gemeinen  buw  der  statt.'  vor  1309,  Aarauer 
Handf.  ,Der,  der  den  totslag  getan  hat,  sol  zehen 
pfunt  pfenninge  geben  an  unser  stette  bu.'  um  1360, 
Bs  Rq.;  vgl.  Ochs  II  a  87.  ,Wer  ze  burger  empfangen 
wirt,  daz  der  an  unser  statt  buw  geben  sol...'  1366, 
Z  Stadtb.  ,Die  phister  sind  1  pfd  verfallen  an  den 
buw.'  1390,  THDiess.  Stadtr.;  vgl.  Schaub.,  Rq.  II  14 
§  68.  ,Was  zins  den  geistlichen  an  pfrüenden,  an 
jarzit  oder  an  büw  durch  Gottes  willen  geben  [wird,  darf 
abgelöst  werden].'  Edlib.  S.  auch  Lehr,  F  Handf.  60. 
—  2.  die  Zeit,  in  der  das  Feld  bestellt  wird,  Frühling. 
Syn.  Büuet.  .Wann  die  gant  soll  beschlossen  sein. 
Es  will  unser  nachburschaft  notwendig  syn,  zu  etlichen 
zeiten,  so  vil  zu  schaffen  ist,  die  gant  zu  beschliessen 
[Rechtsstillstand  eintreten  zu  lassen],  nämlich  im 
herbst  und  im  buw  [Var.  ,Baueret\  lies  ,Bauwet].' 
1538,  Gr  Rq.  —  3.  als  Zustandsbezeichnung:  (guter) 
baulicher  Zustand,  a)  von  Kulturen,  spec.  mit  Bez. 
auf  die  Düngung.  Im  Bü  sl",  gut  gedüngt,  bes.  von 
Weinreben  Aa;  ThHw.;  Z.  Im  Bü  ine"  ligge",  das 
selbe  ZFehr.,  0.,S.    E"WisrechtimBüha"Z.    ,Ein 


1947 


Baw,  bew,  biw.  bow,  bnw 


194 


schnepos,  die  giltet  nu  zemalc  nüt;  du  galt  etzwenne 
einen  mut  kernen,  so  si  in  buwe  was.'  um  1306. 
Aarauer  Rechtung.  .In  buwe  liggen'  s.  friden  (Bd  I 
1284).  ,Wo  yemand  dem  andern  ligende  güeter,  die 
er  gebuwen  hat,  ufgeben  will,  da  er  und  sine  kint 
söliche  güeter  in  guetem  buwe  uffgeben  söllent.'  Mitte 
XV.,  Bs  Rq.  und  so  noch  um  1520.  ,Besunder  sollen 
wir  inen  ouch  den  vorgeschobnen  zins  nit  swären,  noch 
sy  darüber  steigen  in  dehein  wise,  in  welichen  nutz, 
from,  buw  oder  ere  der  hof  iemerme  kumpt.'  1451. 
AaB.  Urk.  ,Wir  söllent  die  güetere  mit  iren  zuege- 
hörden  in  gueten  büwen,  eren  und  laden  haben.'  1503, 
ZZoll.  Urk.  .Locus  mansuefactus,  gerütet  und  in  bauw 
gelegt.'  Fris.  ,Die  Güter  sollen  durch  den  Besitzer 
in  gutem,  aufrechtem  Wesen  und  Bauen  aufgehalten 
und  bewerbt  werden.'  1617,  Th  Rq.  —  b)  von  Wegen 
uä.  ,Wär  sach,  dass  güsinen  oder  erdbrüch  kämint, 
denn  sol  die  gmaind  zämen  keren  und  den  weg  helfen 
wider  ze  buw  bringen.'  vor  1436,  GOUzw.  Oifn.  ,Das 
sy  stäg  und  wäg,  bruggen  und  anders  in  büwen  und 
eeren  haben  müessen.'  1573,  ZOGlatt.  —  c)  von  Ge- 
bäulichkeiten.  ,Das  sesshus  in  baw  und  eren  brin- 
gen.' 1467,  SBib.  ,Die  kilchen  und  den  turn  mit  allen 
gebüwen  in  allen  eeren  und  buw  haben  und  halten.' 
1498,  ZZoll.  ,Die  Stadt  [Erlach]  in  Bau  und  Ehren 
halten.'  1502,  Jahn  1857.  ,Die  Tockenburger  sollen 
das  schloss  Yberg  nit  zergan  lassen,  sunder  in  gueten 
büwen,  eeren  und  wesen  behalten.'  1530,  Absch.  Es 
soll  der  Landvogt  mit  den  Priestern  verschaffen,  dass 
jeder  sein  Pfrundhaus  ,in  wesentlichen  büwen'  und  in 
guten  Ehren  halte.  1545,  ebd.  .[Schloss]  Wygken  ist 
noch  in  Buw  und  Wäsen,  auch  bewonet.'  RCys.  , Wann 
die  Vogtkinder  Häuser  und  ligende  Güter  hätten,  soll 
ein  Vogt  ihm  in  Treuen  angelegen  sein  lassen,  dass 
dieselben  in  guten  Bauen  und  Ehren  erhalten  werden.' 
Z  Waisenordn.  1695/1738.  .Mit  disem  Beding,  dass  er 
die  Metzg  sol  in  Ehren  und  Böuwen  haben.'  1715, 
ScHSchl.  Urk.  —  4.  Bumfw)  BO.,  Bouw  B  (Zyro),  Bou 
AAÜulmert.,  Leer,  (im  PI.  gew.  Boute");  LG.;  Th  tw. ; 
Z  tw.  (in  diesem  Fall  unterschieden  von  Bed.  6,  für 
die  nur  Bü  gilt),  Böü  UwE.,  sonst  Bü  a)  Anpflanzung, 
Kultur.  In  einem  Vertrag  zwischen  dem  Johanniter- 
haus  ZBubikon  und  dem  Kloster  Ötenbach  beurkundet 
das  erstere,  ,das  wir  dur  pesserunge  unser  beider  güeter 
zu  Witelikon  sun  rumen  und  abeslan,  es  sin  boume, 
bender,  stude  aide  hege  und  allen  bu,  der  des  convcntes 
guote  von  Ötenbach  schedlich  ist.'  Anderseits  soll 
das  Kloster  Ötenbach  ,abenemen  alle  die  boume,  ben- 
der, stude  und  hege  und  niemer  me  gezügdon  [pflanzen] 
noch  gehan  kein  bu,  der  uns  schedlich  si  an  disem 
gnanden  wingarten.'  1289,  Z  Urk.  —  b)  von  Bau- 
werken, a)  Etwas  im  Bau  Befindliches,  Neubau.  En 
chostlicher  Bü  Z.  En  Bü  wott  Öpper  ha"  [fordert 
ein  Opfer],  entweder  en  Boss  oder  en  Ma"n  Z.  ,Howen, 
bickel,  schlos,  schlüssel,  nagel  und  anders  zuo  miner 
hern  buwen.'  1499,  S.  .Unsere  Buwherren  sollend! 
in  jedem  Jar  zum  wenigsten  einest  uf  den  Buw  gähn 
und  den  eigentlich  besichtigen  und  alle  die,  so  buwen 
hättend,  es  sye  über  die  Strass  oder  über  den  Weg. 
sömlich  ihr  Buw  widerumb  abbrächen  heissen.'  B  Ge- 
richtssatzg  1615.  —  ß)  Gebäude,  Bauwerk  übh.  ,So 
sülent  si  uff  dem  vorgeseiten  garten  enkein  woiiung 
haben  mit  buw  noch  mit  andern  Sachen.'  Z  Stadtb. 
,I)ie  flädermauss  hanget  mit  den  fingeren  an  beüwen, 
mauren  [usw.].'  Vogelb.  1557.    ,üen  spruch  hat  [der 


Kaiser]  so  lieb  und  so  hoch  gehalten,  dass  er  in  an 
seinen  palast  und  an  alle  gemeine  bewe  schreiben 
Hesse.'  HBull.  1597.  ,In  disem  Jar  ist  ein  grosses 
Erdbidem  kommen,  das  es  etliche  Beu  zerschüttete, 
dass  sie  der  Kapellen  ein  anderes  Fundament  handt 
müessen  machen.'  1601,  Z  Anz.  ,[Im  J.  1610  waren 
starke  Regengüsse]  dadurch  die  Wasser  allenthalben 
gar  stark  angangen  und  grossen  Schaden  tan  an  Büwen 
und  Felderen.'  XV1IL,  Gr.  ,Uass  er  nicht  gewanderet 
wie  diejenige,  welche  etwan  nur  äusserlicher  Bauen 
anschauen  und  der  innwendigen  Struktur  lebendiger 
Steinen  gewahret.'  JHott.  1666.  ,[Die  Äbtissin  hat 
im  Kloster]  zimlich  an  Gebuhten  verbesseret  und  von 
neuwem  aufgericht,  als  der  Gesten  Bauw  [Gasthaus] 
zwüschent  zweien  anderen  neuwen  Bauwen  einge- 
fasset.'  1687/1707,  THTän.  Chr.  ,Der  Bu  stet  in  Gottes 
Hand.'  1765,  ZWyla  (Hausspruch).  S.  auch  Bind-Hüs 
(Bd  II  1721).  ,Der  statt  büw' ;  s.  Patri  (Sp.  1806). 
,Brugg  bestat  bi  iren  büwen.'  Ansh.  .Fünf  erber  Manne 
über  die  Büwe  ze  Basel  wellen.'  Bs  Mand.  1741;  vgl. 
Fünfer  (Bd  I  854).  Dim.  Büwli,  Bäuli  Bs  (Spreng), 
Büli  ThHw.,  Böuli  Z,  kleines  Gebäude  Bs  (Spreng); 
kleiner  Anbau,  Nebengebäude  ThHw.;  Z.  —  y)  Bau 
eines  Fuchses,  Dachses  usw.  ThHw.  Davon  übertr. 
auf  menschliche  Behausungen :  Er  göt  de"  ganz  Tag 
nid  zom  Bü  üs,  hocket  de"  ganz  Tag  i"  sim  Bü  ine", 
ist  ein  Stubenhocker,  ebd.  —  8)  Bili,  Vogelkäfig  U. 
—  5.  Bestandteil  eines  Baues.  ,Umb  zwoi  mülireder 
und  umb  andern  bu  zuo  der  burger  müli.'  1380,  B 
Stadtrechn.  ,Das  man  inen  stüre  an  ein  glocken  und 
andere  buw  derselben  kilchen.'  1466,  B  Ratsman.  — 
6.  Buic(w)  BO.,  BüfwJ  GrD.,  S.,  Val. ;  W  (Dim.  Bü(w)lt), 
Bü  AAr/Aare;  ApH.;  Gl;  G;  Sch;  ScHwMa.;  Th  (allg.) ; 
UwE.  (Böü);  TS  (Bü);  Z,  Bou(w)  B  (Zyro);  GRChur, 
He.,  Igis,  Bou  AaF.,  Ke.,  Leer. ;  L,  Bau  ApI.,  K.  (selten), 
M.  a)  Dünger,  zunächst  =  Mist  1  a  (Sp.  538),  dann 
auch  von  andern  Düngemitteln.  aaOO.;  manchenorts 
neben  Mist  gebraucht,  z.  T.  (so  in  BHa. ;  Z)  als  Deck- 
wort dafür.  B.  mache",  einen  Düngerstock  anlegen ; 
vgl.  Büiv-Hüfen  (Bd  II  1048).  En  Stock,  es  Fueder  B. 
Da'  ist  en  schöne''  Pur,  De''  verchauft  jo  de"  B.  rum 
Stall  e"weg!  Sch  ;  Z.  B.  use"  tue",  füere",  träge",  aufs 
Feld  hinaus  oder  in  den  Weinberg  führen  oder  tragen. 
S.  auch  nennen  (Sp.  297),  ferner  Meinen  (Bd  III  654), 
an-legen  (ebd.  1180).  Vorwärts  a"  d'  Arbet !  i°h  han- 
dich  nid  blas  um  de"  Bü,  oder:  Mänst  öppe",  ich  hei- 
dich  blös  um  de"  Bü?  derbe  Ermahnung  zur  Arbeit 
gegenüber  einem  Dienstboten  ThHw.;  vg\.Mistla.  Die 
Cheibe"  tüem-mer  no°*  de"  Bü  rerträye".'  von  Dienst- 
boten, die,  statt  zu  arbeiten,  sich  ausserhalb  des  Gutes 
herumtreiben,  ebd.  Er  träge"d-mer  de"  Bü  zun  Eiben 
üs,  sagt  grollend  ein  sparsamer  Weinbauer  zu  seinen 
Arbeitern,  die  ausserhalb  des  Weinbergs  ihre  Not- 
durft verrichten  ZS.;  vgl.  Dreck.  Wanger  B.,  scherzh. 
für  Schnee,  der  in  grossen  Flocken  fällt  und  nach 
dem  Volksglauben  die  Fluren  düngt  ScHwMa.  (die 
Bewohner  von  ScuwWangen  sollen  nämlich  ihr  Heu 
von  den  Matten  weg  verkaufen,  keine  Kühe  halten 
und  darum  keinen  Dünger  bekommen,  so  dass  der 
Himmel  ihre  Matten  mit  frischem  Schnee  düngen 
muss).  ,Die  trockene  Rietstreue  wird  [auf  den  Alpen] 
in  Scheunchen  (Fimelen)  angesammelt  und  im  Herbst 
in  das  Tal  hinuntergebracht,  wo  sie  den  sog.  kurzen 
Bau  gibt.'  Anderegg  1897  (B).  ,Das  faulende  Laub 
der  Waldbäume   ist  der  natürliche  Bau  des  Waldes.' 


1949 


Baw.  bew,   liiw.   Im 


bnw 


1950 


Kasth.  Als  Dim.  in  einem  Kettenspr. :  Der  Acher  will- 
mer  d's  Chorli  [KornJ  nit  ge",  öni  ich  g'eb-mti  d's 
Büwli.  Ich  git"  gttffi  EscUi ;  das  tcill-mcr  d's  Iliurli 
nit  ge",  öni  ich  geb-mu  d's  lleuirji  W.  Ein  Weingarten 
wird  dem  N.  N.  verliehen  mit  dem  Gedinge,  dass  er 
und  seine  Nachkommen  die  Reben  sollen  in  Ehren 
halten  mit  ,Buw,  Graben  aufwerfen,  Gruben  usw. 
1315,  ZZoll. (Pachtvertrag).  ,Er  soljerlich  in  die  reben 
so  vil  buwes  legen,  als  siu  bedürfen.'  ebd.  .Niernan 
sol  enheinen  bu  legen  uf  die  hofstat  und  uf  die  wüeri.' 
1326,  Z  Ratsb.  (Polizeivorschrift).  .Nieman  sol  enhein 
brenholz  noch  bu  langer  lazen  liggen  an  der  Strasse 
den  über  nacht.-  ä.  L  Stadtb.  ,Dea  wolt  im  der  N.  N. 
buw  in  sin  reben  tragen  und  hatt  einen  geladnen 
korb  uff  sinem  ruggen.'  1390,  Z  Ratsb.  ,36  ß  umb 
50  burdi  buws.'  1423,  Z  Ausgabenverzeichn.  ,Dass  er 
an  dem  Rennweg  an  der  fryen  strass  sinen  buw  zc- 
samen  sluog  und  in  an  die  fryen  statt  leit.'  1424,  Z 
Ratsb.  ,5  ß  von  di-m  trest  und  buw  ufzeschlachen 
[aufzuschichten]  im  hof.'  1425,  Z  Ausgabenverzeichn. 
Der  Lehenmann  hat  den  halben  Dünger  (,bu\V)  auf 
seine  Kosten  zu  liefern,  die  andere  Hälfte  vergüten 
ihm  die  Klosterfrauen  mit  18  Pfenn.  für  das  Fuder. 
1435,  GBern.  Die  Aarauer  werden  von  den  Bewohnern 
der  Vorstadt  verklagt,  ,si  habent  inen  gebotten,  sun- 
der an  unsers  herren  fronlichnamstag,  buw  uss  ze 
füerent',  worauf  die  Aarauer  ,von  des  buwes  wegen' 
antworten:  ,Das  si  die  Strassen  Got  ze  lob  betten  ge- 
botten ze  rumen  und  ze  zierent  nit  allein,  da  daz  sa- 
crament  gat.'  1441,  Aar.  Urk.  .Kein  buw  verkoufen. 
Es  soll  ouch  nieman  strow,  höw  und  mist  ab  den 
güetren  verkoufen  one  des  herrn  wissen  und  willen.' 
1449,  THKlingenb.  Offn.  JJarzuo  sollen  die  Herren 
uns  allen  alle  jar  ein  tag  buw  in  die  reben  mit 
einem  karren  füeren;  und  sy  haben  uns  umb  den 
buwe  ze  uöten,  daz  unser  yglicher  alle  jar  in  ein  teil 
acht  karroten  buw  legen  soll.  Die  von  Ennetbaden 
sollen  den  buw  an  zimlichen  enden  in  dem  dorf  oder 
in  dem  closter  koufen.'  1457,  ÄAWett.  ,Von  des  buws 
wegen  ist  geredt,  dass  der  lehenherr  den  buw  geben 
und  denselben  buw  bis  an  wingarten  oder  als  verr  in 
der  wagen  tragen  mag,  füeren  soll  —  doch  wenn  man 
den  buw  laden  und  füeren  well,  dass  der  buwmann 
[Lehenmann]  darby  sy  und  helfe  laden  —  und  dann 
furo  der  buwmann  den  buw  in  sinen  kosten  in  garten 
tragen.'  1471,  GBern.  .Nieman  sol  kainen  buw  in  der 
statt  über  acht  tag  uff  der  gassen  ligen  laasen.'  1479, 
Sch  Ratsprot.  ,Es  ist  erkennt,  mit  N.  N.  zu  reden, 
dass  er  sinen  bu  nit  über  halbe  gassen  lege.'  1490, 
Z  Ratsprot.  ,Das  nieman  der  unssern  weder  höw, 
ströwy,  noch  buw  usshin  soll  verkoufen.'  1519/44, 
Schw  LB.;  ahnlich  1524,  Schw  Rq.  58.  ,1ns  hoptamanns 
stall  ain  tur  [Türe],  darzue  ain  zimlich  grueben  zum 
buw  machen.'  Kessl.  ,Dhein  holz,  buw,  höuw  noch 
strouw  [aus  dem  Leheugut]  verschenken  ald  verkoufen. 
sonder  das  höuw,  so  darin  wachst,  selbs  ätzen  und 
den  buw  zur  erbesserung  uf  unsers  klosters  güeter 
inlegen.'  1559,  ZWetz.  Lehenbr.  ,Fimus,  mist  oder 
bauw.  Lsetamen,  bauw  oder  mist,  so  man  au  ff  die 
güeter  legt'  Fris.  ;  Mal.  ,Der  buw  [soll  auf  das 
Lehengut]  gewendt  und  darab  nit  gefüert  werden.' 
XVI.,  F  Stadtb.;  im  frz.  Text  ,1a  culture.'  ,Er  ist  um 
syn  leben  komen  under  eim  fuoder  buw.'  1590,  Ar- 
düser.  Was  das  Grabenwasser  an  ,Bau'  etwa  in  seine 
Matte  mitbrächte,  sollte  dem  Prädikanten  zu  Nutzen 


dienen.  1597,  TuAad.  ,Das  Vieh,  dessen  die  Burger- 
schaft gar  vil  erhaltet  nit  nun  von  der  Milch  wegen, 
sondern  auch  von  des  Buws  wegen,  den  man  in  die 
Reben  und  andere  Güeter  tuet,  dieselbigen  zue  be- 
tungen.' JJRI'eger  1606.  .Wann  ein  Hof  ald  Guot 
veruffalet  wirt,  so  solle  das  Höuw  und  Strouw,  so 
daruff  gewachsen  und  verhanden  ist.  dessglych  ouch 
der  Buw  demjenigen,  der  den  Hof  inn  Uffal  bezücht, 
belyben.'  1613,  Z  Gerichtssatzg.  ,Zwüschen  unser  Kü- 
chen und  dem  Bach  soll  Niemands  weder  Holz,  Stein, 
Buw  noch  ander  Ding  tun.'  B  Gerichtssatzg  1615.  .Ge- 
straft soll  werden  der,  so  einem  Anderen  syn  Züne, 
Buw  oder  anders  von  sinen  Güteren  nimpt  und  hin- 
wäg tragt.'  1620,  AABrugg  Stadtr.  Durch  diesen  Graben 
mögen  N.  N.  und  seine  Nachkommen  wandeln  und 
gehen  mit  ,Nutz  und  Buw'  und  allem,  was  zu  den 
Reben  von  Nöten  ist.  1624,  GBern.  .Der  Zibelen  er- 
fordert einen  von  altem  Baw  gemisteten  Grund.'  Rhag. 
1639.  ,1m  Grund  band  mir  Buw  usgmänt.'  1641,  Zg 
Tageb.  ,Was  [in  der  Mühle]  für  Bauw,  es  wäre  mit 
Sagmähl  oder  anderer  Streuwi,  gemacht  wird,  soll 
[der  Herrschaft]  zudienen  und  gehören.'  1653,  Th 
Weinf.  Lehenbr.  ,Bau  oder  Mist  wird  auf  die  Dorf- 
matte  geführt  14  Tage,  nachdem  man  sie  zu  beweiden 
aufhört.'  1662,  Aa  Weist.  ,Der  von  dem  Vieh  her- 
Hiessende  Baw  (rev.)  wird  dem  Ackerbaw  entzogen.' 
Z  Mand.  1663.  .Herr,  lass  [den  Feigenbaum]  auch  diss 
Jahr,  biss  dass  ich  ihn  umbgrabe  und  Baw  zulege.' 
JJMüll.  1665  (nach  Lukas  XIII  8).  .Den  Platz  be- 
kümmern mit  Holz,  Buw  usw.'  GrD.  LB.  .Lsetamen, 
Bau,  (Acker-)Mist'  Denzl.  1677;  1716.  ,Für  9  Bennen 
mit  Bauw  in  die  Reben  zu  füeren.'  1700.  Sca  Reb- 
büechli.  , Weilen  das  von  Vilen  gewohnte  Bausamlen 
durch  das  Streuen  un[d]  Laubschütten  die  Strassen 
merklich  verböseret.'  Z  Mand.  1707.  .Jerlich  ein  Fuo- 
der Bauw  in  sein  Land.'  1733,  AAKe.  Fertigungsprot. 
.Die  Feldfrüchte  belangend,  so  pflanzen  die  Einwohner 
alle  hier  bekannte  Früchte  und  zwar  ohne  Bau.'  Ca- 
rolina 1736.  .Die  Anschaffung  des  erforderlichen  Baues 
und  Sandes  [zum  Löschen  des  Feuers].'  Bs  Feuerordn. 
1745/63.  ,Was  für  Gattungen  von  Bau  wird  in  die 
Wiesen  getan  ?  Um  welche  Zeit  im  Jahr  wird  der 
Bau  und  die  s.  v.  Güllen  auf  die  Wiesen  gebracht?' 
um  1760,  Fragenschema  der  phys.  Ges.  ,Die  übrigen 
Teile  der  Wiesen  werden  im  Frühling  mit  s.  v.  Bau 
überlegt,  also  dass  die  Wiesen  wohl  bedünget  werden.' 
1764,  B  Arch.  ,Von  des  Undervogts  s.  v.  Baatrageren 
unter  einem  Baum  gefunden.'  1775,  ZZoll.  Taufb. 
.Dem  Rebmann,  den  Bau  zu  verlegen,  12  ß.'  1786,  Z. 
N.  N.  soll  Beide  mit  ,Nutz  und  Bau'  über  sein  Gut 
fahren  lassen.  1791,  GBern.  (Schiedspruch).  ,Der 
Lehenmann  soll  den  Bau  und  Erd  ordentlich  in 
die  Reben  tun.'  1805,  G  Lehenbrief.  .Christm.  1809. 
Den  16.  ein  Stock  s.  v.  Bau  geladen  in  der  Stadt  um 
35  fl.  und  2  fl.  20  ß  dem  Knecht  und  4  fl.  dem  Schiff- 
mann  für  das  Schiff'  aZoll.  1899.  .Ausgaben:  zwei 
Gärtnertaglöhne,  den  Bau  in  die  Rabaten  zu  ver- 
sorgen.' 1820,  Z  Haushaltungsb.  S.  auch  Güllen  (Bd  II 
221),  Büw-Gelt  (ebd.  256),  Ge-müder  (Sp.  90).  — 
b)  =  Mist  1  b  ÄALeer.  ,Nieman  sol  vor  sinem  huse 
keinen  bu  buwen  in  der  strazze.'  1290,  AARheinf. 
Stadtr.  —  c)  bildl.  ,Und  gebest  unserem  herzen  saa- 
men  und  bauw  unserem  verstand,  das  frucht  darauss 
käme.'  1531/1667,  IV.  Esra;  =  .Pflege.*  1882. 

Mhd.   bu,  -wee.     Die  Form  mit  u    ist  fürs  ganze  Gebiet 


1951 


Baw,  bew,  biw,  bow,  buw 


1952 


lautgesetzlich;  der  Diphth.  in  Bou  ist  wahrsch.  von  bouen 
(<^büwen)  übertragen.  In  Z  stehen  Bou  und  Bu  tw.  neben 
einander  mit  Differenzierung  der  Bed.  :  Bau  für  -t,  Bu  für  6. 
Zu  i  b  ß.  Dtr  Bou,  Name  eines  in  halb  städtischem,  halb 
ländlichem  Stil  erbauten  Hauses  mit  steinerner  Freitreppe, 
weitläufigen  Räumen  ZMeilen.  Im  Böuli,  Name  einer  Stelle, 
wo  einst  ein  steinernes  Gartenhaus  von  auffallendem  Äussern 
gestanden   hat  ZHongg. 

Über-Bü:  Überbau,  Schutzhütte  an  einem  , Fi- 
scherwag.' ,Unbe  Jen  uberbü  des  fronwages  sprechen 
wir:  Ist  der  u.  abgebrochen,  so  sol  ez  stete  bliben. 
Ist  och  dühein  nüwe  bü  besehenen,  der  demselben 
vronwage  schedelig  si,  den  sol  man  abprechen.'  1275, 
JVetter  1864,  165;  vgl.  ebd.  158.  —  Acher-:  1.  Be- 
bauung, Bearbeitung  des  Feldes.  ,Zwen  dorffmeyer, 
die  über  das  jar  den  ackerbuw  mit  ir,  der  zwölften, 
erloubnuss  verfertigend.'  1576,  ZHönggGemeindeordn. 
—  2.  Dünger  auf  den  Acker.  Dem  Prädikanten  soll 
werden  Haus,  Hof,  Garten,  Bunten,  Frontagwen  mit 
dem  .Ackerbau',  3  Mütt  vom  grossen  Zehnten  ua.  1531, 
Absch.  (B).  —  A"-Bü,  -Bou:  Anbau  an  einem  Gebäude 
Th;  Z  (oft  Dim.  A'böuli). 

1°-:  1.  innerer  Ausbau.  Inneres  eines  Gebäudes, 
Gemaches.  ,In  dem  1488.  jar  buwtend  unsser  eignossen 
die  undren  bürg  zu  Baden,  darin  ein  vogt  sin  sol,  und 
traf  der  buw  daz  selb  jar  1110  pfd  und  waz  noch  denn 
kein  innbuw  nüt  volbraeht.'  Edlib.  ,Die  liberi  im 
cruzgang  cost  ö6  fl.  und  ist  der  inbuw  noch  nit  us 
gemacht.'  1520/5,  L  Stiftsrechn.  .Umb  dass  Jahr  1425 
hat  man  dise  Burg  noch  schynbarlich  sechen  können, 
war  allein  am  Ynbauw  zerbrochen.'  RCys.  .Indem 
wegen  der  bösen  Zieglen  die  Dachstühl  und  anderer 
Einbau  faul  und  presthaft  worden.'  Bs  Landesordn. 
1757.  .Anfänglich  bestund  der  ganze  Einbau  aus  einem 
grossen  Saal.'  Bs  Chr.  1779.  Spec.  vom  Boden  eines 
Stalles  übw.  .Der  Zement  ist  ein  sehr  beliebtes  Mittel 
für  Stalleinbäue  [wofür  im  Titel  .Stallbrügenen']  ge- 
worden.' Obw  Bauernbl.  , Wegen  Barnen  und  Inbuw 
in  Pfahrhof.'  1777,  OßwSachs.  (Ausgabeposten).  Siehe 
auch  Güllen -Chasten  (Bd  III  537).  Hineingebautes 
übh.:  .Der  rat  hat  verkoufft  den  hoff  und  platz,  da 
yetzunt  unser  gotzhuss  stat,  mit  allen  inbüen  und 
zugehörungen.'  1529,  Bs  Chr.  —  2.  In-,  ,Im-"Buic  W, 
Im-Bui,  -Bü  Winden,  Kippel,  Leuk,  Raron,  Salg.  —  n., 
nach  Tscheinen  m.:  coli.,  die  Werkzeuge  eines  Hand- 
werkers, Künstlers  usw.  „Im  weitern  Sinn  die  Haus- 
werkzeuge, als  Beil,  Sense  udgl."  Er  hat  s'  Tüsigs 
en  I.,  ist  mit  Werkgeschirr  sehr  gut  versehen.  Nach 
einer  Angabe  auch  vom  einzelnen  Stück. 

Zur  Bed.  vgl.  mhd.  ingetüeme.  Für  das  Neutr.  ist  wohl 
eine   Grundform    '  in-(ye-)büwe  anzusetzen. 

Uli-:  nachlässige,  schlechte  Bebauung  des  Feldes 
und  der  dadurch  hervorgerufene  Zustand.  .Wir  sollen 
auch  geben  Tröstung  für  Zins  und  Unbuw,  ob  die 
Herren  es  fordern,  und  dass  der  Hof  nicht  gewüstet 
und  gekränkt  werde.'  1349,  Glir  (BRoggw.).  ,Ob 
das  guet  in  unbuw  lege,  so  sol  's  der  lenman  in  buw 
wider  legen.'  1460,  L  Rq.  ,Wann  einer  ein  lechen 
empfacht,  der  sol  den  lechenherren  vertrösten  umb 
zins  und  unbuw.'  1489,  ebd.  .Wann  einer  eim  den 
bluomen  verbüt  für  zinss  und  unbuw.-  1490,  LEotenb. 
Amtsr.  Der  Th  Landvogt  schreibt,  wie  einige  Meyer- 
höfe zu  Basadingen,  welche  Schupflehen  seien,  von 
den  Meyern  ,in  unbuw  und  wuest'  gelegt  worden. 
1548,    Absch.     .Lehengüter,    die    zu    grossem    unbuw 


und  abgang  kommen.'  1572.  Aa  Rq.  S.  noch  böseren 
(Sp.  1723);  Job. Meyer,  Zeigen  7.  —  Under  Unner-: 
zu  verschiedenen  Zwecken  verwendeter,  halb  unter- 
irdischer Raum  unter  den  Stützein  eines  Stadels  W; 
s.  JHunziker  1900,  222. 

Ur-:  altes  Bauwerk.  Gemäuer.  .Des  gebrochnen 
Urbaus  zu  Äugst  ist  viel  gen  Basel  geführet  und  die 
Stadt  darmit  gebesseret.'  Äo.Tschüdi.  .Man  siehet 
noch  zu  Äugst  viel  gebrochenes  Urbaus.'  ebd.  —  In 
anderm  Sinne  (=  Cn-B.)  bei   Lexer  II   2002. 

Üs-Bäuli:  kleiner  Vorbau  Th  Bisch.  Im  Schot ze'hüs 
onde"inen  ist  e"  grössi,  höhi  Halle"  g'si"  mit-eme"  chllne" 
U.  i"  der  Metti  gege"  de"  Bach  übe".  Schwzd.  —  Vor- 
Bü:  wie  nhd.  Dim.  Vor-Bäuli,  an  einer  Kirche  =  Vor- 
zeichen. ,1m  folgenden  Jahr  für  ein  Besen wurf  an 
die  Kirche,  samt  neuem  V.'  1796,  aZoll.  —  Geiss-: 
Ziegenmist.  .Ausgaben.  Vor  drei  Bennen  Geissbau 
dem  N.  2fl.  10  ß.'  1819,  Z  Haushaltungsb.  —  Haupt-. 
.[1643]  ist  erkent,  dass  Diejenigen,  so  von  meinen 
Heren  Häusser  habend,  dieselbigen  in  ihren  Kosten 
erhaltend,  es  seiend  dan  Hauptbew.'  AaB.  Stadtr.  — 
Hirzen-:  Dünger  von  den  im  Stadtgraben  gehaltenen 
Hirschen.  ,Es  soll  [dem  Bauherrn]  gehören  der  Buw, 
so  zu  den  Brünnen  getan  wird,  item  der  H.-Buw.' 
1695,  ZWthur.  —  Hüsli-:  Abtrittdünger  W;  Z.  ,Uff 
ein  zyt  bab  s'  mit  lob  [mit  Verlaub  zu  sagen]  hüsli- 
mist  für  unser  frowen  cappel  geschüt.  Hab  aman 
Wyss  [den  Mist]  heissen  dannen  tuen.  Das  Brüeliuan 
tan;  den  sy  desshalb  für  gricht  betagt,  gnempten 
hüslibuw  bsallt  han  wellen.'  1551,  L  Hexenproz.  — 
Chüe  Chie-:  Kuhdünger  W.  .Kuhbauw.'  XVII./ 
XVIII.,  Ap  Chr.  —  Chilchen-Bau w  n.:  Kirchen- 
bau. 1678,  Hagenb.,  Sigr. ;  s.  üs-giessen  (Bd  II  469).  — 
Chunst-,  Kunst-Bü:  Kunstdünger  Z.  —  Kuttel- 
Büw:  Kot  aus  den  Gedärmen  der  Schlachttiere.  ,Es 
werde  [den  Schlächtern]  ein  Ohrt  vor  dem  Steintaar 
gezeiget  werden,  da  sy  den  K.  hin  tun  könind.'  1667, 
ZWthur  Ratsprot. 

Miss-Büw:  l.=  Un-B.,  bes.  von  Weinbergen.  .Und 
hat  der  burger  schaden  von  dem  halber  [d.  i.  Winzer] 
an  missebuwe,  das  sun  si  lazen  ane  zwene  man  [als 
Schiedsrichter],  wie  das  dem  burger  gebessert  werde.' 
1304,  Z  Richtebr.  ,So  hat  der  selbe  Heinzine  unver- 
scheidenlichen  zue  rechten  bürgen  geben  beide  für 
zins  und  für  missebu  und  och  für  wüestung  der  selben 
güeter  mich,  N.  N. ..'  1358,  AaB.  Urk.  In  einem  Lehen- 
vertrag wird  festgesetzt,  dass,  wenn  ein  ,misbu'  durch 
Schuld  des  Lehenmanns  den  dritten  Teil  ergreife,  das 
Lehen  zurückgenommen  werden  dürfe,  als  wäre  der 
Lehenmann  gestorben.  1389,  SohwE.  Crk.  ,Er  hatt 
im  die  reben  geliehen  mit  sölichen  gedingen:  Wenn 
er  ein  missbuw  täte,  dass  er  dann  daruinb  den  blue- 
men  mücht  angriffen  umb  die  missbüw.'  1399,  Z  Ratsb. 
,Es  klaget  Uoli  Kienast  uff  Zimer  den  jungen,  dass 
derselb  reben  von  im  buwt;  daran  ted  er  im  misbuw; 
do  sprach  der  Z.,  er  tete  im  unrecht,  die  reben  legen 
in  gueten  eren.  Unser  Herren  gebutten  dem  Z.,  dass 
er  [dem  K.]  sin  reben  in  recht  büw  leite  uff  sant 
Gallen  tag.'  ebd.  , Derselb  [Rebmann],  den  sy  [Abt 
und  Convent  als  Eigentümer  durch  verspätete  Lie- 
ferung von  Dünger,  Rebpfählen]  also  gesumpt  hettend, 
sollt  inen  desselben  jares  umb  den  missbuw  unver- 
bunden  sin.'  1157,  AiWett.  .Die  herren  mugent  ze 
allen  büwen  in  ir  güeter  senden  ze  sechen,  ob  si  in 
eren  gehebt  und  der  buw  darin  geleit  werde.     Wäre 


1953 


Baw,  bew.  biw,  bow,  buw 


1954 


dann,  das  der  busgenossen  deheiner  keinen  raissbuw 
getan  hätte,  denselben  m,  söllent  die  husgenossen 
schetzen.  Also  sol  man  dann  ilie  missbüw  ablegen 
als  von  alter  bor.-  XV..  Z  Rq.  .Es  wäre  dann,  da[s] 
sollicbs  [der  Nachlass  von  Zinsen]  hageis  und  andrer 
missbuwen  halb  nachgelassen  werden  niüesste.'  1505. 
S  Wochenbl.  —  2.  von  Gebäuden  uä.  .Die  herren  von 
der  stift  siind  [dem  Werkmeister]  nütt  in  den  buw 
reden,  es  wer  dann  sach,  das  er  schinbarlich  missbüw 
tätt.-  1514,  AaZoL  .Von  Besichtigung  der  Missbäuen. 
Die  Unterbeamte  sollen  ihr  Üeissiges  Aufsehen  haben  auf 
Häuser.  .Scheuren,  Heuhäusslein  usw.,  dass  dieselben 
in  Ehren  erhalten  werden.'  Bs  Landesordn.  1757.  Von 
einer  missratenen  Glocke.  Ansh.  II  429.  —  Mhd.  ynisscba. 

Neben(t)-.  .Holz,  ein  nebetbönli  ze  machen.' 
1555,  Hotz,  Urk.  —  Nu"-:  1.  (Nü-Bau)  der  Gras- 
boden im  ersten  Jahre  nach  dem  Umbruch  Ap.  — 
2.  (Nöu-Bü,  -Boa)  Neubau.  Als  Hausname.  1836,  Bs. 
—  Bise"-Bu:  Bau  aus  Stampferde,  Pisebau  Th.  — 
Kinder-.  , [Die  Lehensleute]  söllent  jerlich  ein  ledy 
rinderbuwes  in  die  reben  legen.'  1425,  ZZoll.  Urk. 
S.  noch  Burdi  (Sp.  1543). 

Boss-,  .[War]  gar  kalt  [am  1.  IV.  1724],  dass  der 
Rossbauw  im  Stall  gefröre.'  Ap  Chr.  —  Dafür  , Pferd- 
bau.'  1797.   1803,  Z. 

Selbs-Büw:  selbst  betriebener  Feldbau.  ,Des 
Gotzhus  S.  zu  gemeinen  Jaren  ungevar  ertreit:  Vasen 
300  Malt,  Roggen  150. Malt,  [usw.].'  XVII..  AaMuh 
Gesindeordn.  —  Schorr-Bü:=  Sch.-Mist  (Sp.  539) 
ZDättl.  ,8  Fährt  Schorbauw  auf  den  Hof  zu  liieren 
1  ri.  36  Kr.'  1701,  Sch  Rebbüchli.  —  Zit-:  zeitlicher 
Büu-  (s.  Buw  1  a).  Den  Pächtern  eines  Rebengrund- 
stückes wird  zur  Pflicht  gemacht,  dass  sie  die  Reben 
,mit  allem  dem,  so  darzuo  gehöret,  mit  allen  guoten 
nützlichen  zitbüwen  getrüwlich  und  wol  bnwen  und 
mit  allen  buwelichen  Sachen  in  allen  guoten  eren 
haben  süln.'  1351/78,  Z.  .Sie  sollen  disse  güeter 
rechten,  redlichen  zitbuws  halten.'  ZWthur  Stadtb. 
Sie  müssen  den  Weingarten  um  den  halben  Nutzen 
bauen  und  in  rechten  .zitbüwen'  halten.  1547,  Hof 
Kriesserx.  .Die  güeter  in  gueten  eren  und  wesen- 
lichen zitbüwen  halten  und  haben.'  1559,  Z  Kaufbr. 
,So  ver  die  innhaber  ietzerzelter  reben  diser  über- 
kummnus  nit  stattung  täten,  sonder  an  zytbüwen  sum- 
sälig  syn  wurden,  so  habend  wir  gewalt,  solche  reben 
zuo  unsers  gottshus  handen  zuo  ziechen.'  1591,  Aa 
Wett.  Klosterarch. 

bnwe",  bff'e"  „Aa;"  Ap  (Merz);  BHa..  Si.j  F; 
„VO;"  Gl;  GrAv.,  Churw.,D.,  Glar.,  ObS..  Pr..  Rh..  S., 
Sch.,  Scuolms,  Spl.,  Tschapp.,  Val.,  V.;  Scbw;  Ndw 
(-ui-J;  Obw;  U  (-ü-,  -üi-);  W,  buwwe"  BBr.  f-ü-J,  Ha.. 
R.;  W,  buije"  Ndw,  bouice",  bouire"  (-o'u-  bzw.  -o2u-J 
AAKulmert.,  Leer.,  Sehinzn.,  Suhrent.;  ApM. ;  BM.,  U.; 
GRCast.,  Chur,  Heinzenb.,  He.,  UVatz,  Valz.;  L;  G;  S 
(Schild);  Th;  Z,  C'ond.  büweti,  büti,  bouti,  Ptc.  Prät. 
gebü(icje"  bzw.  'bü(ic)en,  'boufwje"  AAKulmert..  Leer.. 
Sehinzn.;  Ap;  B;  Gl;  GRGlar.,  Val.,  V. ;  G;  Sch;  Schw  ; 
Th;  Ndw;  Z,  'bü(tc)et  BGr.,  Si. ;  SchwE.,  'boufrvjet  L; 
S,  fge-Jbüt  Gr  (selten),  'boutet  B  (Zyro),  'bout  ScaSt. 
(Sulger);  ZZoll.  (modern):  1.  a)  ,wol  b.'  s.  Ego  (Bd  I 
145).  —  b)  ,das  eilend  b.',  die  Fremde  bewohnen,  im 
Elend  sein.  .Welcher  das  eilend  buwen  well,  der 
mach  sich  uff  und  rüst  sich  schnell  wol  uff  die  rechten 
Strassen.'  VBolz  1550/1.  Abraham  zu  der  verstossenen 
Agar:  , Jetzunder  mag  es  nit  syn  gwendt;  dann  einmal 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


mücssend  ir  's  eilend  ouch  tuon  buwen  und  erfaren. 
Habeker  1562.  .Wann  sie  [die  Vertriebenen]  in  Bio 
und  Mangel  das  bittere  Eilend  bauwen  müssen.'  JJMüll. 
1666.  .Fremde  Almosenswürdige,  die  um  der  Warheit 
willen  in  das  Elend  verjagt  worden...  ihrem  Vatter- 
land  den  Kucken  kehren  und  das  Elend  bauen  müssen.' 
AKlixol.  1693.  S.  auch  Bd  1  177.  —  c)  .die  strass  b.'. 
darauf  wandern,  fahren.  .Allen  dien,  die  die  Strasse 
ze  Urserren  mit  koufmanschaft  oder  mit  deheinen 
andren  dingen  werbende  oder  buwende  sink'  1346, 
Gfd.  ,Do  redt  der  wirt  in  der  ouw  von  Rinfelden: 
der  B.  sol  nüt  vil  die  strass  buwen;  won  er  und  der 
Pf.  sint  verhit  morder.'  1409,  Z  Ratsb.  ,Ob  einer,  der 
die  straass  buwet  und  by  [dem  W'irte]  zarte,  im  schuldig 
blybe  und  die  straass  myden  weit,  so  rnöeht  er  warten 
im  Humigker  bach;  möcht  er  in  da  ergryffen,  so 
möcht  er  neuralen  das  vorder  ross  und  das  widerumb 
keeren,  biss  er  in  zalte.'  XV.,  ZNiederwen.  Offn.  — 
d)  .den  merkt  b.',  besuchen.  , Und  war  och,  das  jemand 
lusty,  unsern  merkt  zu  buwen  mit  koffen  und  mit 
verkoffen,  sunderlich  mit  körn  [usw.],  der  mag  es 
her  bringen.'  1427,  ScHwMa.  LB.  .Etlich  stand  her- 
nach, das  sy  sollen  zols  frig  sin,  darumb  das  sy 
unsren  merkt  buwen  und  ir  guot  har  füeren.'  um  1460, 
AABrugg  Stadtr.  —  2.  a)  das  Land  bebauen,  a)  mit 
Objectsacc.  BsL. ;  UwE.  Ein  Bäuerlein,  das  zur  Ver- 
mehrung des  Futterbaus  aufgemuntert  wurde,  soll 
geantwortet  haben:  Mi"  liebe'  Herr  Landvogt  Christ! 
I'h  ha"  hei"  Strau  und  ha"  kei"  Mist  und  Niemer  will- 
mer  Oppis  vertraue''.  Wie  chann-i'h  denn  ml"  Ägerte" 
b.?  BsL.  (Kettiger).  .Der  riethof  ze  Glatvelden,  den 
ze  disen  ziten  buwent  die  knaben  von  Zweintal  [jetzt 
Zweidien].'  1400,  Z  Stiftsurk.  ,Ein  matt  ze  Münster 
git  ein  mütt  kernen,  buwt  sie  N.  N.'  XV.,  LRickenb. 
,An  denen  orten,  so  gebauwen  und  gepflanzet  werden.' 
Tierb.  1563.  ,Wann  obgeschribne  wisen  zu  ackern 
gmacht,  sollen  sy  [die  Besitzer]  von  denselben  und 
sonst  von  allem,  so  mit  dem  pfluog  gebuwen  und  sonst 
umgebrochen,  den  zechenden,  was  es  tragt,  ze  richten 
und  ufzestellen  schuldig  sin.'  1579,  THKümmertsh. 
S.  noch  üs-geben  (Bd  II  85),  bös  (Sp.  1706).  ,Zue  einer 
zeig  gebuwen  werden';  vgl.  zuo-bü  bei  Lexer  III  1190. 
.Zuo  diser  zeig  wirt  och  das  nider  fehl  gebuwen.' 
XVI.,  ZBerg  Offn.  .Güeter,  welche  in  diser  zeig  und 
in  der  eefatt  nit  gelegen  und  aber  darzu  gebuwen 
werden.'  1579,  THKümmertsh.  Spec.  von  Weinreben. 
.Man  von  dem  buman  list,  das  er  buwen  sol  die  reben.' 
Schachzabelb.  .Die  lenlüt,  so  die  räben  buwent.'  XIV.. 
Z  Stadtb.  .Mir  müesint  selber  huit  die  räben  buwen, 
hacken,  ruiten.'  Rüef  1539.  S.  noch^erte«  (Bd  II  442). 
Mit  refl.  Fügung  i.  S.  des  Passivs:  ,In  der  andern 
Zeig  by  zwölf  Jucharten,  genannt  das  Kleinfeld,  des 
sich  etliches  bauwet  und  etliches  weidet.'  1662,  Z 
Kappel  Lehenbr.  —  ß)  intr.  ,Man  sol  ein  puren  lan 
bliben;  so  muossent  s'  furo  buwen.'  Ap  Reimchr.  1409. 
.Wer  uf  dem  gemeinen  werch  buwt,  der  soll  dem  for- 
ster geben  den  sibenden  teil.'  AANEntf.  Offn.  .Wel- 
cher mit  dem  pflueg  buwpt,  der  ist  schuldig  ein  fierteil 
haber,  und  wer  an  vech  buwpt,  der  sol  gen  ein  halb 
fiertel  haber.'  1488,  LRusw.  Kirchenr.  .Wer  zuo  Ror- 
dorff  buwt  mit  einem  ross,  rind  oder  mer.  der  ieglicher 
sol  einem  vogt  geben  ein  viertel  fäsen.'  1490,  AaB. 
Urb.  .Die  umbsessen  uf  den  liefen,  so  buwent  mit 
vil  oder  wenig.'  ebd.  ,Wer  gen  Starchenschwyl  buwt, 
der  soll  dannen   faren,    wann   er  geeret,    und  soll  sy 

123 


1955 


Baw,  bew,  biw,  bow,  bnw 


1956 


ungesumt  lassen.'  AAStaretsw.  Offn.  ,Mit  zweien 
püüegen  ich  z'  acker  gan ;  zur  zeig  han  z'  bawen  alle 
jar.'  Mitte  XVI.,  Mellinger  Narvenbeschw.  ,Hei,  du 
hast  jetz  lang  an  einem  aeker  gebuwen,  er  will  aber 
kein  frucht  geben',  ruft  ein  Wiedertäufer  einem  Pre- 
diger zu,  um  dessen  Arbeit  als  fruchtlos  zu  bezeichnen. 
1527,  Z.  S.  noch  aren,  eren  (Bd  I  385.  404),  Chrüt- 
Mäl  (Bd  III  159).  (Im  Frühjahr)  das  Feld  bestellen, 
mit  Pflügen  (oder  Hacken)  und  Ansäen  GiiChunv.,  D., 
He.,  ObS.,  Pr.,  Seh..  Scnolms,  Tschapp.,  Val..  Valz.; 
LG.;  U.  Spec.  pflügen  GRHeinzenb.;  GSa.,  Sev.,  W. ; 
Th  ('s  Feld  b.J:  „pflügen,  nachdem  man  vorher  das 
Erdreich  gebrächet  hat  Gr."  Im  Uistage"  tuet-me"  b. 
UAlt.  Mer  wend  go*  b.  GMs.  S.  auch  mit  (Sp.  559). 
.Gericht  und  Gant  [sind]  bei  uns  beschlossen  am  Früe- 
ling,  die  weil  man  im  Bauwen  ist,  namblichen  vom 
ersten  dass  drei  Pflüg  in  unserm  Gericht  gandt,  bis 
im  ganzen  Gericht  verbauwen  ist.'  GRKlost.  LB.  , Ob- 
arare,  stürzen,  das  erste  Mahl  bauen.'  Denzl.  1677; 
1716.  Typisch  für  strenge  Arbeit  in  der  allitterieren- 
den  Formel:  Er  muess  b.  und  beite",  muss  sich  ab- 
mühen und  lange  auf  den  Erfolg  warten    S  (Schild). 

—  b)  mit  Acc.  des  Ergebnisses,  bauen,  pflanzen.  ,Rüe- 
ben  und  reben  und  derglichen  seyen  und  buwen.'  XV., 
G  Stiftsarch.  ,Das  die  von  Flach  nach  iedem  nutz,  so 
si  des  gebuwend,  si  [die  von  Berg]  der  weid  halb 
ungesumbt  lassen.'  XVI.,  ZBerg  Offn.  ,Sy  [die  von 
Jerusalem]  buwend  eben,  das  sy  ir  narung  band,  nit 
überflüssiger  spis.'  HsStockar  1519.  S.  noch  häberi» 
(Bd  II  936).  Übertr..  erzeugen,  bringen:  E"  trochne* 
Summer  bout  Arne"  ÄASuhrent.  —  3.  a)  gew.  tr.  = 
Minen  I  (Sp.  1318),  bes.  von  Weinbergen,  Wiesen  Aa; 
B;  F;  Gl;  GRGlar..  S.,  Spl.,  Val.,  V.;  L;  Schw;  Uw; 
U;  W;  „allg."  .Wann  einer  ein  grossen  misthufen 
hett,  er  buwte  ein  guoten  acker  darmit.'  1531,  Egli, 
Akten.  S.  auch  glichsam  (Bd  II  603).  Insbes.  (meist 
abs.)    a)  =  Mist  an- legen    (Bd    III    1180)    L;    Ndw. 

—  ß)  von  Tieren,  Dünger  liefern.  D' Schaf  tuend 
guetbüe"  ScHwIb.  — ■  y)  vom  Dünger  selbst  =  mestni  2 
(Sp.  510)  Uw.  Dax  buiwd  (der  Garte")  gued  Ndw. 
,Das  hat  man  schon  lange  gewusst,  dass  der  Mist 
baut  [den  Boden  verbessert]  und  dass  der  Guano  [nur] 
treibt.'  Obw  Volksfr.  Syn.  an-legen.  —  b)  bildl.  .Man 
gewahret  auch,  dass  die  in  den  Reben  aufgescliorrete 
Erde  fruchtbarer,  wenn  hernach  schön  Wetter  an- 
stehet, dass  die  Sonne  nach  unsrer  Baursleuten  Re- 
densart die  Erde  kann  bauen.'  JJScheüchz.  1707.  Refl.: 
,Der  umgeworfene  Boden  bauet  sich  den  Winter  über.' 
Z  Anl.  1773.  --  4.  cacare,  zunächst  vom  Rindvieh 
„Aa;"  BoE.,  Si.;  „VO;  Gr;  S."  Syn.  fiteren  5  (Bd  I 
975),  bünen  (Sp.  1318).  Dünn  b.  Z' slarch  S  tribennützi 
nüt;  es  heig-ne  'diiecht,  mer  [wir]  welle"  neue"  nimme" 
recht  b.,  lässt  der  Kalendermann  die  Kühe  eines  filzigen 
Bauern  sagen.  N.  B  Kai.  1842.  —  5.  a)  ein  Gebäude 
aufführen;  übh.  bauliche  Veränderungen  vornehmen 
(lassen),  allg.  Er  mues'  b.,  sein  Haus  erweitern.  In 
B  bisweilen  mit  Differenzierung  von  Form  und  Bed. : 
er  het  'boue",  hat  sich  ein  Haus  bauen  lassen ;  er  het 
'honet,  war  als  Bauarbeiter  tätig.  Wer  will  es  Hits  b., 
brückt  drüerlei :  e"  Zeine"  (es  Salzrörli)  voll  Gelt,  e" 
Zeine"  voll  Negel  und  e"  Zeine"  roll  Gidult  '/..  Zum 
Boue"  g'höre"  drü  Stuck:  Geld,  Geld  und  Geld  L.  Mit 
B.  lert-me"  b.  ebd.  ,Diö8  Haus  steht  in  Gottes  Hand, 
ist  vornen  neu  und  hinten  alt;  hätt  mich  Spys  und 
Trank    nit   grouwen ,    hätt    ich  's    hinten    auch    neu 


'bouwen.'  Hausspr.  (Ursenkai.).  S.  noch  Hits  (Bd  11 
1701),  chaufen  (Bd  III  170),  Narr  (Sp.  777).  ,Daz  man 
etswas  in  dem  selben  hus  buwen  muest.'  1357,  Z  Stadtb. 
.Ist  daz  zwen  ain  gemaine  hofstat  hant  und  ist  daz 
sü  nicht  mit  einander  wellent  buwen.'  1390,  THDiess. 
Stadtr.  .Versprechen,  sin  pfrondhus  ze  buwende  und 
sin  lebtag  in  eren  ze  habende.'  1490,  S  Wochenbl. 
.Sin  kloster  nach  begird  ze  besseren  und  ze  buwen.- 
Axsh.  .Papst  Julius,  eines  erlichen  wäsens,  der  gern 
buwet  und  Gotts  dienst  lieb  hatt.'  DSchill.,  Chr.  .Der 
turn  sol,  wo  es  not  ist,  mit  buwen  versehen  werden, 
damit  kain  schad  gescheche.'  1535,  Sch  Ratsprot.  ,Wer 
bauwt  an  Weg  und  Strassen,  der  muss  vil  Red  für 
Ohren  lassen.'  Gdler  1616.  ,Das  Kirchengebäu  auf 
Seewis  ist  altfränkisch  bauen.'  Sererh.  1742.  —  b)  auch 
von  andern  (Bau-)Werken.  So  der  Bienen.  [Löcher  im 
Brot]  's  hätt  chönnen  e"  Imb  drin  b.  JReinh.  1901. 
.Die  urgloggen  mit  sin  selbes  kosten  machen  und 
buwen.'  1366,  Z  Stadtb.  .Man  schuss  an  die  muren 
und  in  die  statt,  daz  sy  nut  mer  in  der  statt  dorftend 
wandten,  noch  für  daz  geschütz  buwen  [Schutzvorrich- 
tungen erstellen].'  Edlib.  .[Auf  der  Tafel]  war  wun- 
derlich zu  sehen,  was  für  ein  Quantitet  von  Obsge- 
wächs  in  grossen  Blatten  mit  pyramidischer  Form 
gebawen  und  aufgeführt  worden.'  Parisische  Reis 
1664.  —  c)  eine  Urkunde  b.,  errichten.  ,Und  do  diss 
alles  also  beschach.  do  buwtend  unser  pfleger  dess 
ein  urkund.'  1442,  Gfd.  —  d)  als  Spielausdruck  beim 
Nüsslen  (s.  Sp.  830):  an  die  Stelle  der  Häufchen,  die 
dem  Gewinner  zugefallen  sind,  je  eine  Nuss  legen, 
dieselben  dadurch  gleichsam  wieder  aufbauen  ZO. 
Syn.  leggen,  setzen.  —  6.  bildl.  a)  b.  uf,  wie  nhd. 
allg.  Vgl.:  Me"  hett  g'meint,  nie"  chönnt  Hüser  b.  uf-en 
[so  zuverlässig  schien  er]  ZZoll.  Ich  hätt  guldig  Ber- 
gen uf  in  'bomot  BO.  Uf  Eine",  Öppis  b.  S.  noch 
erben  2  (Bd  I  428).  .Die  kilch  ist  uff  Christum  ge- 
buwen.' Zwingm.  —  b)  aufbauen,  mehren,  fördern. 
.Eidgnoss  buwt,  zweignoss  zerstört.'  Ansh.  ;  s.  Anm. 
zu  Eid-Ge-noss  (Sp.  821).  —  c)  innerlich  kräftigen, 
erbauen.  ,Die  kunst  macht  ufblasen  und  hoff  artig, 
aber  die  liebe  buwt.'  Zwingli;  wechselnd  mit  ,er- 
buwen.'  ,So  einer  sieht  dich  wüsseude  zuo  tisch  sitzen, 
da  man  isst  der  abgötten  spys,  wirf  nit  syn  gewüssne 
gebuwen.'  ebd.  .Ein  ieder  [Prediger]  flysse  sich  ze 
buwen  und  nit  ze  entbuwen  und  verkünde  das  wort 
Gottes  styf.'  ebd.  .Ich  hab  zwar  alles  macht,  aber 
es  bauwet  nit  alles.'  1548/1667,  1.  Cor.;  =  .besseret' 
1531;  .erbaut.'  1883;  olxoSojiet.  .Unnütze  wort,  qua? 
non  aedificant...;  was  nit  büwet  und  nützt,  soll  under- 
lassen  werden.'  1553,  ThPlatter,  Br.  .Dass  solche 
Anzug  der  weisen  Heiden  [Citate  aus  alten  Classikern] 
wenig  bauen.'  1617,  JJBreit.  —  7.  a)  beim  Kinder- 
spiel förmelen  2  b  (s.  Bd  I  1016)  seinen  Knopf  durch 
geschicktes  Zielen  und  Werfen  näher  ans  Ziel  zu 
bringen  suchen  als  der  oder  die  Vorhergehenden  den 
ihrigen  (ähnlich  wie  beim  Chluckeren,  Bönlen)  GA. 
— ■  b)  behutsam  zielen.  Vgl.  (ge-)fären  1  (BJ  I  884). 
,Es  wil  im  [beim  Schiessen]  mancher  selbs  nit  trawen; 
dess  tet  er  an  dem  Anschlag  bawen.'  JHGrob  1603.  .Die 
teten  ire  Not  erzellen,  wie  Jeder  seinen  Schutz  tet  feien. 
Der  Ein  der  hat  zu  vilgebawt.'  ebd.  —  Ptc. ge-bü  wen: 
1.  ge-bü" -e"s  (GRGlar.)  oder  d's  büwe"  (BHk.)  Land, 
'biVe"s  Matt  (GrV.),  d's  Bitwne  (BHa.,  R.),  das  Kultur- 
land, bes.  Wiesland,  das  gedüngt  wird.  Syn.  Feissi  '.'  d 
(Bd  I  1073);  Gegs.  Feld  2  (ebd.  806).     'Bü"eni   Wis> 


1957 


Baw.  bew,  biw,  bow,  bnw 


195S 


fette  Wiese,  die  man  dadurch  erhält,  dass  mageres 
Land  (s.  Magert  Sp.  103)  umgebrochen  und  einige 
Jahre  als  Ackerland  gut  gedüngt  wird  GaVaL;  vgl. 
Nä-Ägerten  (Bd  I  130).  .In  den  gebuwenen  ackern.' 
BldGesn.  1542.  ,Rura  passa  ligones.  bauwne  fälder. 
Lapsana,  wilder  köl,  wachst  an  bauwnen  orten.'  Fris. 

—  2.  übertr.  D's  Buiowne,  das  Heu  von  gedüngten 
Wiesen  BJ$.  .Wir  hier  im  Gebirge  macheu  Heu  bis 
im  Herbst.  Erst  fangen  wir  mit  Heuen  an  unten  im 
Tal  auf  den  fetten  Matten  und  machen  da  gebautes 
Heu,  welches  in  die  Scheunen  kommt,  die  auf  jeder 
Matte  stehen.'  Harderm.  1861.  —  un-gebüwen: 
1.  vom  Erdboden.  D's  U(n)'büiene,  -'büwe"  =  Mäd  2  b  a 
(Sp.  72)  BHa.  .Auf  dem  Un'büicne"  das  Heu  sammeln.- 
ebd.  Mier  sin  jitz  im  U^büwnen,  beim  Heuen;  das 
'Bfiu-ne  geht  voran.  En  umbaut  Fild  bringt  wenig 
Geld.  Scloer.  .Durch  die  wüeste,  in  einem  unge- 
bauwnen  land.'  1587,  Jerem.  ,Ungebuwene  lands-  und 
gemeinwerk  rüten.  süberen  und  uftuon  [umbrechen].' 
1590,  Seg.  KG.  ,Der  Bauer  soll  weder  mit  Pflug  noch 
Hauwe  Etwas  zu  äffern  Macht  haben;  dieser  Platz 
soll  ewig  unbuwen  liegen.'  1613,  Esterm.;  vgl.  Bd  I  107. 
Dem  Vor.  gegenüber  gestellt.  Im  'Büicne"  yrüenet  's 
afen,  die  un'büioie"  Haine"  sin  noch  ehr,  im  Frühling 
nach  der  Schneeschmelze  BHa.  Formelhaft  in  Kauf- 
briefen. ,Mit  allen  gebuwenen  und  ungebuwenen  ert- 
richen.'  1378,  Seg.  KG.  ,Mit  ertrich,  gebuwem  und 
ungebuwem.'  1411,  B.  —  2.  von  Wegen,  ungebahnt. 
,Der  zug  ward  die  ganzen  nacht  über  das  hoch  ruch 
wüest  gebirg,  mit  ungebuwnen  wegen,  mit  grosser 
müe    volpracht.'    1499,    Acta   des  Tiroler  Kriegs.    — 

3.  von  Gebäuden,  baufällig.  ,Das  closter  ist  sin  not- 
durftig, won  es  ist  arm  und  ongebuwen.'  Ende  XV., 
Volksb.  —  nü™  -  gebüwe".  Subst.  Nöu'boue"s : 
1.  =  Nüicleren  (Sp.  884)  ZU.   's  Nöu'boue"  grase",  heue". 

—  2.  das  im  Nüu'bouene"  gewonnene  Gras,  Heu  Ar; 
vgl.  .Anderegg  1897,  115.  .Will  man  [auf  Ackerboden, 
bes.  Neubruch]  Heuwachs  zeugen,  so  wird  im  3.  oder 

4.  Jahr,  da  gewöhnlich  allerlei  Kraut  aufzusehiessen 
pflegt,  das  Erdreich  mit  Heublumen  besäet,  da  zwar 
im  ersten  Jahr  ein  schlechtes  Heu  wachst,  Neubauens 
genennt,  bei  besserer  Düngung  aber  der  Heuwachs 
schnell  zunimmt.'  Steixm.  1804  (für  Ap). 

Mhd.  büteen.  Das  starke  Ptc.  ist  in  unserer  ä.  Lit.  bis 
ins  XVII./XVIII.  ganz  gewöhnlich;  daneben  steht  seltener 
auch  das  schwache,  z.  I.  mit  dem  starken  wechselnd,  so  1530, 
Josua  (.Habend  einen  altar  gebauwen1  und  ,Stett,  die  ir  nit 
gebauwet  habend');  JRHoffm.  1645  (.Er  hat  gebawet'  und 
."Wann  er  ewer  Haus  nicht  hette  gebawen').  Für  das  Alter 
der  Hiatusdiphthongierung  ist  bemerkenswert,  dass  UEckst. 
neben  ,truwen  :  buwen*  auch  ,trouwen  :  frouwen'  im  Reime 
bindet.  Zu  1  vgl.  Gr.  IVB.  I  1172.  Bed.  1  c  und  2  vereinigt 
auch  Heben  (Bd  I  61).  4  ist  Abi.  von  Büw ;  vgl.  eisten  (Bd  111 
559),  misten  (Sp.  5401;  das  selbe  mag  tw.  auch  von  3  gelten. 
Zu  7  b  vgl.  wieder  Gr.  WB.  I  1174.  Unklar  ist  die  Stelle: 
,Nit  soll  ich  z'  vil  sorg  hau  und  buwen  [Var. :  ,ich  soll  nit 
z'  vil  sorgen  noch  buwen'],  ergründen  Gott  und  im  vertruwen.' 
Rnef  1538,  V.  947. 

über-büwe":  1.  über  die  Grenze  .bauen'  und 
dadurch  einem  Andern  Schaden  zufügen;  mit  Acc.  P. 
a)  beim  Feldbau,  spec.  beim  Pflügen  Gr.  Vgl.  über- 
aren,  -eren  (Bd  I  386.  405).  .Wöllicher  den  andren 
überbut.  der  ist  um  jetlichen  oxendritt  4  plapart  bues 
verfallen.'  1548,  Gr  Rq.  .Keiner  solle  den  anderen 
überzeunen,  überbauwen,  überschneiden  oder  eines 
andern  guot  an   sich  zühen.'    LLav.  1582.     , Welcher 


den  Andern  mit  dem  Pflug  überbauwen  täte.'  GnKlost. 
LB.  —  b)  bei  Errichtung  von  Bauten  ScnSt.  (Sulger). 
.Wie  einer  uff  das  sin  buwen  mag.  Ob  einer,  so  an 
in  stosst.  vermeinen,  das  in  diser  verbuwen  oder  über- 
buwen  well,  so  mag  er  im  den  buw  wol  werren  unz 
an  ein  recht.-  151::,  Scuw  LB.  Einem  die  Aussicht 
verbauen:  , Luminibus  ohstrnere,  einen  überbauwen, 
mit  ü.  eim  die  gesiebt  nemmen.'  Fris.;  Mal.  —  2.  mit 
Acc.  S.  a)  ein  Grundstück  mit  Dünger  belegen,  über- 
schütten Oew  (Volksfr.);  vgl.  k.  -  misten  (Sp.  540), 
ferner  Sp.  1318.  —  b)  einen  Platz  !<.,  wie  nhd.  Aa; 
Th;  Z.  —  3.  refl..  über  seine  Mittel  hinaus  bauen, 
sich  dadurch  ruinieren  Aa;  Ap;  B;  Gr;  Th;  Z.  Er 
hät-si'*  überboue". 

üf-.  ,Die  Helvetier  sind  von  Julio  Caesare  ge- 
schlagen, underjocht  und  in  ihr  Land  zurück,  selbiges 
widerum  aufzubauen,  gejagt  worden.'  AKlingl.  1688. 
—  üf-büwlich:  erbaulich.  .Dass  soliche  brüch  und 
cerimonien  nit  allein  an  im  selb  christenlich,  sonder 
in  der  kilchen  auch  ufbuwlich  sind.'  1531,  Absch. 
,Hienach  das  wir  von  sacramenten  mit  den  Worten 
handien,  die  yeder  zyt  zu  hören  und  uns  selbs  auff- 
buwlich  syn  an  Gott  durch  Christum.'  B  Syn.  1532/1775. 

an-:  Land  urbar  machen,  durch  Düngung  ver- 
bessern BO.  (Zyro).  Sonst  wie  nhd.  —  i0-:  im  Innern 
ausbauen.  Vgl.  In-Büw.  .Zwischen  1669/80  ist  die 
Kirche  um  300  Pfd  vergrössert  und  eingebaut  worden.' 
LRSchmidlin  (SBib.).  —  under-.  Em  u.,  ihm  Etwas 
unterlegen,  z.  B.  dem  Kranken  ein  Kissen,  damit  er 
besser  liege  Ap.  ,Die  hebamm  mag  die  frowen  mit 
dem  hinderen  höher  legen,  mit  küssinen  wol  under- 
buwen.'  Rdep  1554. 

er-:  1.  a)  verst.  büwen  2  a.  .Ein  kamer  reben  lies 
der  Uli  Kienast  ungewimnod  stan,  die  er  erbuweu 
hatt.'  1399,  Z  Katsb.  .An  iren  güetern,  die  sy  mit 
übelziten  schwarlich  erbuwend.-  1449,  TuKlingenb. 
Offn.  .Schaden  an  iren  güetern,  räben,  ops  [usw.],  so 
sy  alles  mit  schwerem  kosten  erbuwen  und  erhalten 
müessend.'  1534,  Bs  Rq.  ,So  ir  mir  d'  räben  wend 
erbuwen,  truiwlich  wol  die  hacken,  ruiten.-  Roef  1539. 
,Das  erdterych  mit  übelzytlass  sy  erbuwen  ferr  und  wyt, 
darvon  sy  kommen  sind  erschaffen.'  Rcef  1550,  V.  1610; 
dafür  , buwen.'  V.  1621.  ,Wiewol  auch  etwann  ein  unge- 
schlachter boden  und  rucher,  steinechtiger  acker,  wan 
er  wol  erbuwt,  überaus  guot  körn  trägt.''  F  Schulordn. 
1577.  ,[Das  Gotteshaus  ist]  umb  vil  Güter  kommen, 
die  durch  Mangel  des  Erbauwens  verödet,  verlohren 
und  gmein  worden.'  RCvs.  .[Durch  Einkauf  von  zu 
viel  Pferden]  wird  gemeinen  Landtlüten  die  Winte- 
rung ihres  Vychs  vertüret  und  das  Land  desto  minder 
erbuwen.'  B  Wuchermand.  1613.  .[Infolge]  Zerstück- 
lung der  Lehengüteren  kan  der  Lehenman  den  Zug 
[Gespann  zum  Pflügen]  nit  mehr  erhalten,  vil  weniger 
das  Gut  erbuwen.'  B  Sittenmand.  1628.  S.  noch  be- 
misten  (Sp. 540).  —  b)  entsprechend  büicenSb.  ,Weler 
syben  herpstgarben  buwet,  der  sol  dem  weibel  eine 
geben,  ob  er  joch  nütz  mer  erbuwen  hat;  buwet  er 
ouch  mer,  so  sol  er  im  doch  nit  mer  denn  zwo  garben 
geben.'  XIV.,  ZBasserst.  Offn.  , Welcher  vailen  kauf 
hat,  es  sy  win,  brot,  flaisch  usw.,  der  sol  dem  aman 
geben  3  ß;  was  aber  ainer  selb  erpuwet  oder  uff  sinem 
aigen  gewachsen  ist,  davon  ist  er  nit  gepunden  icht 
ze  geben.'  1459,  GBern.  .Aller  hanff  und  flachs,  so 
erbuwen  wirt.'  ZWthur  Stadtb.  .Wer  win  schenkt, 
den  er  nit  selber  erbuwen  oder  er  im  von  sinen  güetern 


1959 


Baw,  bew,  biw,  bow,  bnw 


1060 


ze  teil  worden   ist.-   G  Bdschr.     .Da   der  Abt  so  viel 
Nutzen   aus   den  Zinsen   und  Zehnten    ziehe,   die   sie 
mit   ihrem    Schweiss    erbauen   müssen.'    1524,   Absch. 
,Des   uff  der   allment   erbuwnen    und    fürgeschlagnen 
gmeinen  guots  halb.'  1591,  ZZoll.    ,Den  Wyn,  so  sy  an 
ihren  Güteren  erbuwend.'  Z  Mand.  1636;  =  ,erbauwend.' 
1650.    Anlegen:  ,Es  werden  Krautgärten  erbauwet  [auf 
dem  Weideland].'  1727,  GBern.  —  2.  spec.   a)  Kultur- 
land, ein  Gut  durch  sorgfältige  Bewirtschaftung  ver- 
bessern BSa.    Er  het  das  Güetli  ordeHich  erbüice".  — 
b)  es  Vermöge"  e.,   durch   Arbeit  und  Sparsamkeit  er- 
werben BSa.    Er  het  sieh  si"s  Vermögen  erbüice".  Abs., 
im  Bausstand  vorwärts   kommen,   reich  werden    BSa. 
(einzelne  Angabe).   —   3.  a)  entsprechend  büicen  5  a. 
,In  dissem  jar  ist  der  under  turn  alhie  erbawen  wor- 
den.' 1472,  ScaNnk.  Chr.    ,Wie  wir  uns  arm  daran  [an 
dem  Kirchenchor]  erbuwen  haben.'  1497,  BsLie.    ,So 
wenig  Rom  in   einem  Jahr  erbawen.'   Rhag.  1676.  — 
b)  überbauen.    ,Unde  sol  man  den  selben  invanc  nie- 
mer  bezimberren  noch  erbuwen,  weder  mit  holze  noch 
mit  stainen.'  1295,  Z  Urk.  —  c)  für  den  Betrieb  ein- 
richten,   von   einem  Bergwerk.     ,Von   erkouftem   und 
erbuwnem    silberrichen    bergwerk.'    Aksh.  II  88.    — 
I.  .Ein  volk  aufbringen  und  erbauwen,  condere  gen- 
tem.'  Mal.  —  5.  innerlich  stärken,  geistig  fördern.    ,Do 
hat  mich  mein  herr  selbs  underricht  und  im  glouben 
und  der  religion  geiebet,  dass   ich  den  herren  predi- 
kanten  fein  hab  kenen  uff  ire  fragen  antworten    und 
bin  also  durch  diss   mittel   erbouwen   worden.'    1562. 
Bs  Taschenb.     ,Animus  cultus,   mit  leer  und  fügend 
wol  erbauwen   und   ziert.     Satis  confirmatus  ad  scri- 
bendum,  gnuogsam  erquickt,  erstarket,  erbauwet  oder 
gerüst   ze   schreiben.'    Fris.  ;   Mal.     , Damit  Alles  be- 
schehe    zu   gmeiner   Erbuwung.'    1613,   JJBreit.     In 
religiösem    Sinne.     .Falsche    Christen,    die    sich    ver- 
koufend,    als    ob   sy   wol    in    Gott   erbuwen    und   fry 
sygend.'  Zwingli.    ,Die  yenigen  sind  nit  wol  erbuwen, 
die   inen   hinder  irem  glauben   entsitzend    und  in  nit 
dörffend  bekennen,  auch  vor  und  ee  sy  etwas  darumb 
lyden    müessend.'    LLav.  1577.    —    Ptc.  er-büwen, 
-büt:  1.  entsprechend  ge-büieen  1.  , Zwei  wol  erbuwne, 
mit  vil   volks   und  dörfren,   teler,   genant  Ober-  und 
Nidersybental.'  um  1489,  CTürst.     ,Er  kam  uss  dem 
wald;  da  fand  er  erbuwen  lant.'  Mobgant  1530.    ,Das 
winschenken  der  winen,  so  jetliehem  an  sinen  eigenen 
erbuwten   güetern    und    reben    wachst.'    1530,   Arsch. 
,Darauss  zu  vermerken,  das  dieses  landt  noch  nicht  so 
wol  erbauwen  und  volkreich  als  dieser  zeit,  sonder  ein 
rauhe    gegne    gewesen.'    Wdrstisen  1580.     ,Mit    dem 
zaminen,  schönen  und  wohl  erbauwnen  Berg  der  Mus- 
egg.'  RCts.     ,Die  Adda  hat  nicht  allein  die  Mauren, 
sondern  auch  die  Wohnungen  hingerissen  und  das  er- 
bauwen Feld  verschwembt.'  Güler  1616.  S.  noch  Land- 
Garb  (Bd  II  413).  —  2.  erbüwe's  Gras,  infolge  Dün- 
gung üppig  wachsendes  BHa.  —  3.  a)  , erbaut',  in  be- 
friedigender Weise  unterrichtet,  belehrt,  von  Behörden 
Z  Kanzleispr.  f   —   b)  erbaue",   erbaut,    in    religiösem 
Sinne    Bs  (Spreng).    —   un-erbüwen.     ,Fcenus,    die 
frücht,  so  das  ärdtrich  von  im  selbs  bringet,  ungeert 
und  unerbauwen.'  Fris.;  Mal.  —  er-büwlich.    .Er- 
baulich sein,  virtuturn  facem  aliis  prseferre.  suis  mori- 
bus  ad  virtutis  Studium  alios  incendere.'  Hospw.  1683. 
—  Er-büw  nuss  f.:   Erbauung.    .Bedenkend  die  ding, 
die  zue  friden  dienend  und  zue   erbuwnuss,    d.  i.  bu- 
wend  die  ding,  die  zue  der  eer  Gottes  dienend;  dann 


alle  andre  gebüw  müessend  nidergebrochen  werden.' 
Zwingli.  S.  noch  Voll-kommniss  (Bd  III  286).  —  uf- 
er-büwen.  .Die  Verensekirch  ist  zu  einer  Begräbnuss 
der  armen  Beuten  aufferbauen.'  SHott.  1702.  —  uf- 
erbüwlich:  erbaulich  L;  erheiternd,  amüsant  UGö- 
schener  Alp.  Side"  göd  's  im  Dorf  gar  ü.;  's  lebt  Alls 
jetz  mit  enand  uf  glichem  Euess.  JBHaffl.  .Mit  allerlei 
darzu  dienstlichen  aufferbawlichen  Reimen  erkläret.' 
Emblemata  1622  (Z). 

üs-büwe":  1.  fertig  .bauen.'  a)  ousbouwe",  vom 
Pflügen  GrScIi.  Das  Ousb.  wird  festlich  begangen; 
s.  Lugg-Milch  (Sp.  203).  -  b)  von  Gebäuden,  wie 
nhd.  S.  auch  üs- machen  (Sp.  45).  —  2.  's  isch  üs- 
'bomce"  [mit  dem  Bauen  ists  aus],  we""-me"  l;e"  Gelt 
het  B;  Th;  Z.  —  use"-:  auspflügen  GRMai.  D'  Herd- 
bire"  u.  —  ver-:  1.  den  Dünger  auf  Wiesen  oder 
Äckern  ausbreiten  BHk.  —  2.  fertig  .bauen',  vom 
Pflügen;  s.  büwen  2  a  g.  —  3.  nachlässig  bebauen. 
.Lieber  husknecht,  es  ist  nun  zyt,  der  wyngart  gar 
verbuwen  lyt.'  Ruef  1539.  —  4.  beim  Bauen  auf-, 
verwenden,  a)  Geld.  Er  het  scho"  es  Sünde"geld  cer- 
bone"  B;  Th;  Z.  rerboufeß  Aa;  B.  ,25  mark,  die  be- 
chert und  verbuwen  wurden  an  den  bu  ir  chors.' 
1265,  Z.  Eine  Frau  verpflichtet  sich,  die  Summe,  die 
sie  für  die  Benutzung  eines  Hauses  zu  zahlen  hätte. 
auf  den  Unterhalt  desselben  zu  verwenden;  , wer  aber 
daz  si  von  todes  wegen  abgieng,  waz  dan  usstüend 
unverbuwen',  das  sollen  die  Erben  aus  ihrem  Nachlass 
bezahlen.  1400,  Z  Urk.  ,Me  verbuwen  am  hüssly  [an 
der  Sempacher  Schlachtkapellel   1  fl.  20  ß.'  1572,  Gfd. 

—  b)  Baumaterialien  Aa;  B;  Th;  Z.  .Die  Quader- 
stuck Hessen  [die  Basier]  heimfüeren  und  in  der  min- 
deren Statt  am  Riehemer  Tor  verbawen.'  JGross  1624. 

—  5.  a)  durch  Bauen  verdecken,  versperren  B  (Ptc. 
verbouetj;  Th;  Z.  Eim's  Liecht,  d'  Ussicht,  d'  Sun»  r. 
Keine1'  törf  dem  Andere"  's  Cliilehe"zit  v.,  altes,  münd- 
lich überliefertes  Dorfrecht  ZZoll.  .Kirche  und  Pfarr- 
hof  von  Blumenstein  stehen  auf  einer  Anhöhe,  doch 
der  Stockhornkette  so  nahe,  dass  dieselbe  im  Winter 
auf  eine  Zeit  die  Sonne  verbaut.'  Jahn  1857.  ,Unser 
Aidgnossen  sollend  uns  wäg  und  steg  zue  gemelten 
behusungen  geben  und  an  gesichten  und  anderen  din- 
gen in  kainen  weg  verbuwen.'  Kessl.  —  b)  durch 
Bauen  schädigen.  ,Daz  da  zwo  twingmülinen  syen,  die 
sol  nieman  verbuwen  mit  endhein  wasser  [durch  Ab- 
graben des  Wassers?],  daz  in  dem  hof  rünt.'  um  1427, 
ScHwPfäff.  Offn.  Mit  Acc.  P.  .Einen  verbauen,  officere, 
obstruere  luminibus.'  Hospin.  1683.  S.  noch  über-büicen. 

—  6.  refl,  =  über-büwen  3.  ,Er  hatte  sich  an  einem 
kostbaren  Haus  verbaut,  in  Schulden  vertieft.'  UBrag- 
geb  1788.  —  vor-:  wie  nhd.,  doch  mit  starkem  Ptc. 
Th;Z.  So  auch  1618,  JJBreit.;  Sprecher  1672;  AKlingl. 
1704;  Z  Mand.  1735.  —  hinder-:  durch  einen  Hinter- 
bau, von  hinten  stützen,  verstärken.  ,Er  sieht,  dass 
der  Prätext  den  Stich  nicht  ausshalten  möge,  und 
hinderbaut  selbigen  mit  einem  neuen.'  Goliath  1741. 

—  miss-:  1.  (Grundstücke)  nachlässig  bebauen.  .Wer 
des  gotshuss  reben  buwt,  die  sol  ein  amptman  schowen 
uffSt  Johans  tag.  Hett  denn  ieman  da  missbuwen.  so 
mag  ein  amptman  ze  herbst  den  win  lesen  des  miss- 
buwen wingarten  und  mag  darzuo  den  missbuwer  an- 
griffen, unz  daz  er  in  dazuo  bringt,  daz  er  sich  rieht 
umb  den  missebuw.'  1413,  BsRq.  —  2.  Ptc,  von  Gebäu- 
den uä. :  in  schlechtem  Zustande,  baufällig,  ,1m  hus 
was  allerlei  missbuwen,  als  kemi,  stuben.'  um  1520,  B. 


1961 


Baw— bnw.     I!ii\     1  >  u  \ 


1962 


—  naclihin-:  nochmals  versuchen,  einem  glücklichern 
Mitspieler,  der  .abgestochen'  hat,  nachträglich  wieder 
zuvorzukommen  GA.  Vg\.  büwen  7  a.  —  zue-:  =  sät- 
eren  (Bd  I  405)  Th.  --  zuehi"-:  an  ein  Gebäude 
einen  Anbau  machen  BR. 

Bü(w)et  m. :  =  Büic  2  GüChurw.,  Klost.,  Tschapp. 
Im  B.  .Es  sol  ouch  niemand  dem  andern  nach  dem 
mayentag  durch  die  wisen  varen,  es  wäri  dann  sach, 
das   es   ein  später   buwend   wäri.'    1493,    GKrin.  Offn. 

bühaft:  1.  gehörig  bebaut,  gepflegt,  von  Grund- 
stücken. Joh. Meyer.  Zeigen.  —  2.  dem  Landbau  fleissig 
obliegend.  .Ain  her  mag  ainen  keller  uf  dem  kelnhof 
entsetzen,  ob  er  im  nit  fuogt  und  nit  b.  ist.'  1473, 
Z Wiesend.  Offn. 

Bü"i  f.:  =  Büic  6  a.  ,Er  sol  das  Gässli  hinder 
seinem  Hauss  otfen  lassen,  dass  man  könte  Baui  aussen 
füren.'  1671,  ScHSchl.  Urk.   —   Vgl.  Büni  (Sp.  1318). 

büwig:  angebaut,  bewohnt.  ,Sy  fundend  b.  felder 
und  land.'  Morgant  1530. 

Bü(  w)ing  GrAv.,  Rh.,  S.,  Buufwji"g  GRChur,  He., 
Klost.  —  f.:  1.  das  Bebauen.  Bestellen  des  Feldes 
GrCIiui-,  He.,  Pr..  Seh.  Mer  liend  g'rad  di  Büimng  im 
Tuen  GRValz.  —  2.  das  Errichten  von  Gebäuden. 
aaOO.  Tachdecke"  müess  der  [einzustellende]  Chnächt 
auch  chönne",  er  hei  g'rad  di  Bü"i"g  im  Tue".  MKuoni 
1886/7. 

Dar-Bau  wung  f.  ,Die  Herren  Wertematen  haben 
auch  dises  Dorff  sehr  ansehlich  gemacht  mit  1).  eines 
zierlichen  Palasts.'  Güler  1616.  .Mit  D.  viler  neuwen 
Behausungen.'  ebd. 

„Bülichkeit  f.:  Bausache,  Baute." 

un-büwne":  auf  ungedüngten  Wiesen  heuen  BHa. 
Syn.  ort-,  rüchhemeen.  -  Abi.  vom  subst.  Ptc.  d's  W'büvmi 

(s.  un-gebüir,  n  '. 

Ge-bü(w)  GrD.,  Pr.,Sch.;  Th,  Pä  Gl,  Pifu)  Ndw, 
Ge-böu  AaF.,  Ge-boi  UwE.,  Gi-böu(ir)  GrHc  ;  Z  —  n„ 
PI.  Ge-büfwß  GrD.,  Pr„  Seh.,  Gi-böuer  GRrle.  (selten); 
Ztw.:  1.  Bauwerk,  Gebäude.  ,Sind  domalen  hübsche 
beuw  gewesen;  iezmal  aber  werend  sie  einem  wol- 
habenden  vil  zuo  schlecht,  so  vil  hat  sich  der  pracht 
des  gebeuws  siddhar  gemeeret.'  Vau.  , Babylon,  die 
statt,  ein  mächtigs  büw.'  JMcrer  1559.  .Sonderlich 
die  Wasserbrünnen  werden  in  den  Stetten  mit  stei- 
ninem  Gebüw,  springenden  Rören  gar  herrlich  ge- 
ziert.' RCys.  ,Umb  das  Uffaren  und  Erwyteren  der 
Gebäuwen.'  1609,  Z  Staatsarch.  .Das  übrig  Bäw,  das 
da  noch  stund.'  HsRRebm.  1620.  ,Von  Verfertigung 
des  Gebäues  und  Aufrichtung  des  Tabernakels.'  Bibel 
1667.  ,Die  geistlichen  Gebäue  in  Chur.'  Sererh.  1742. 
.So  sie  befunden,  dass  Jemand  seine  Gebäu  Dachung 
halben  schadhaft  werden  lasset.'  Bs  Landesordn.  1757. 

—  2.  Bauart;  (guter)  baulicher  Zustand;  vgl.  Büv:  3. 
,Der  tempel  och  so  süberlich  ist  zuegrüst  gsyn,  von 
schönem  gbüw.'  JMürer  1559.  ,Das  Schloss  ist  derzeit 
noch  in  gutem  Gebäu  und  Wesen.'  1610,  FMei..  Wetz. 
.Das  Schulhauss  betreffend  sol  der  Schulmeister  für 
dasselbe  gute  Sorg  tragen  und  zusehen,  dass  es  in 
seinen  Gehauen  wol  erhalten  werde.'  1684/1719,  Z 
Landschulordn.  .Das  Haus  soll  von  der  Gesellschaft 
mit  Schiff  und  Geschirr  in  Ehren  und  Gebäuen  er- 
halten werden.'  vMoos  1775. 

In-Gebu  n.:  =  In-Bün-  1.  .Hansen  Schryber  zuo 
Schwamendingen  wirt  erloubt  etwas  zuo  bouwen,  und 
holz  darzuo  vergunnen...    [Er  hat]  ein  träffenlich  hus 


auffgerichtet . . .  Uff  Jacobi  wurdent  im  nach  erloubt 
drei  zimliche  tannen,  etwas  im  ingebüw  hiemit  zuo 
spannen.-    1556,    Hotz.  Urk.     .Hieronis  Wunderschiff, 

mit  Dürnen  und  Pasteyen  und  100  Eingebewcn.' 
JCWeissenb.  1678.  ,Das  grosse  Haus  dieser  Welt,  dess 
Fundament  die  Erde,  der  Himmel  die  Tachung  und 
die  Element  ihr  Eingebäw.'  Würstisen  1580;  =  , Ein- 
gebaut 1765.  -  Kirchen-,  Aus  dem  Ertrag  des 
Kirchengutes  .sind  die  K. -Gebäu  in  Ehren  zu  halten.' 
1692,  ZRorb.  Pfarrber.  —  Last-:  massives  Gebäude 
als  Festungswerk.  .Valentinianus  Hess  den  ganzen 
Rheinstrom  mit  grossen  Pasteyen  und  Lastgebeuwen 
verwehren.'  Goler  1616.  —  Bi-:  Nebengebäude. 
,Sambt  etwass  Beygebüw,  dem  Collegio  dienstlich.' 
RCys.  —  Statt-.  , Sie  sollen  nach  frömbden  Maureren 
und  Zimmerleuten  trachten,  gestalten  vill  notwendige 
Stattgebeuw  vorhanden  [weil  die  Stadt  notwendige 
Bauten  auszuführen  hat].'  1637,  Sch  Ratsprot.  — 
Zimmer-.  .Burger  von  St  Gallen  verkaufen  an  Bür- 
germeister und  Rat  der  Reichsstadt  St  Gallen  nach- 
genannte Zimmergebäu  und  Güter  mit  allen  Eigen- 
schaften. Rechten  und  Gerechtigkeiten  [usw.]:  Das 
grosse  Wohnhaus  mit  Stallung  und  Weinhaus,  Torggel, 
zwei  Pressen  (Trucken),  Torggelrechten  und  Torggel- 
geschirr.  samt  der  Behausung,  die  derzeit  Hans  Schel- 
ling  innehat'  1654,  JGöldi  1897. 

ver-häwerle".  ,Verbäuioerle" :  sdifleando  et  re- 
»dificando  opes  suas  debilitare.'  Id.  B. 

Büwing  Böui'g  f.:  coli.,  sämtliche  Gebäulich- 
keiten  eines  Heimwesens,  Bauernhofes  ZWäd.  —  Zur 
BilduDg  vgl.  Fassing  ;'  (Bd  I    1063). 

buwle":  =  bullen  I  (Sp.  1185)  BBr.,  Ha.  (auch  p-); 
GRÜbS.     Der  Hund  buwled  recht. 

BüewVr  Aa,  Bue-,  Pueuärre"  ZO.,  Böwäre"  Z, 
•wärre"  ZO.,  Wl.,  Dira.  Powerli  Gl,  Bü-,  Böwdrli  Z : 
meist  Dim.  und  im  PI.,  im  Ggs.  zu  den  Chefe"  (s.  Bd 
III  159/60)  ohne  die  Hülsen  gegessene  Erbsenart, 
Zuckererbse,  Pis.  sat;  lt  einer  Angabe  Datyrus  od. 
Syn.  grüeni  Erbs.  -  Frz.  poin  wrt».  Zum  Lautlichen  vgl. 
Anm.   zu   Bueten. 


Bax,  bex,  bix,  box,  bux. 

Pax.  .P.  in  den  Schuelen,  tessera  immunitatis, 
gratiae.'  Denzl.  1677;  1716.  —  Lat.  pax,  spec.  in  der  mlat. 
Bed.  Stipendium. 

bäxe°:  =  bäggen  (Sp.  1077)    Ndw.  —  Aus  'bäggexm. 

Bäxi  n.:    Butzen  am  Obst  L.     Syn.  Bätzgi,  Bixi. 

Bex  m. :  1.  ungeschickter  Hieb  beim  Holzspalten 
ZBenken.  —  2.  Scharte   Sch. 

bexen,  „bäggse",  bäckse"1-:  =  becken  (Sp.  1111/2) 
„in  allen  Bedd."  Spec.  1.  =  becken  2  a,  chaflen  3  a 
(Bd  III  156)  Sch;  ZBenken.  (BaksuJ  lavorare  il  legno 
col  coltello  PA1.  (Giord.).  Syn.  fetzen.  Ä"  Öpjns  ume"  b. 
Mit  dem  Absatz  hacken,  z.  B.  Eis  aufhacken  ZBenken. 
—  2.  =  becken  3  c  Sch.  Ich  glaub,  er  chxnnt  de"  Grupp 
über;  er  be.ret  wie  us-ere"  hole"  Bäbe".  —  Aus  beckezen; 
vgl.   auch  bSxgen,   beizen,   bStxgen. 

ver-.  Holz  v.,  beim  Holzspalten  ungeschickt  drauf 
los  hauen,  dass  die  Splitter  fliegen  ZBenken. 


1963 


Bax— bux.    Baxg — buxg.    Baz— buz 


1964 


Bexete"  f.:  Nora,  actionis  zu  bexen  1;  auch  in 
coticr.  S.  für  das,  was  dabei  herauskommt  Sch;  truciolo 
PA1.  (Giord.).  Wenn  d'  Ax  nit  recht  (/schliffe"  ist,  so 
git  's  bim   Holzschite"  nw  eso  ne"  B. 

bexiere"  BsStdt,  p*äxieref  ZZoll. :  sich  Etwas  zu 
Schulden  kommen  lassen.  Er  ist  vo"  siner  Stell  cho": 
er  häd  Öppis  pexiert  ZZoll.  Das  armi  Tor!  was  het's 
heitert,  dass  jetz  es  nimmen  existiert?  Hindern.  Vgl.: 
, Diejenige,  so  vermittelst  ein  old  anderm  ungeschickten 
Anbringen  an  den  [Lands-] Gemeinden  peccieren  wur- 
den.' 1700,  NDwRq.  —  Vgl.peccwrenbei  Gr.  WB.VII  1516. 

bl'x,  Wx:  Interj.,  =  gix  2  (Bd  II  569)  Bs.  B.  mache". 
Auch  als  Subst.  m.,   Stich,  stechender  Schmerz,    ebd. 

bixe":  =  gixen  0  Bs;  ZO.  Muess  dich  bixe"?  Vgl. 
mixen  (Sp.  608). 

Bixi  n.:  =  Bitschgi  la  AAKais.;  Bs;  L;  Sca;  Tu; 
ZSth.,  Wyl. 

Öpfel-:  Kerngehäuse  des  Apfels  ThHw.  —  Schue- 
ler-:  =  Sch.-Epfel  (s.  Bd  I  383). 

bixle0:  Speisen  in  kleinen  Bissen  langsam  essen 
GA.  (selten).     Vgl.  bisslen  (Sp.  1696). 

Bixler  m.  :  Spitzn.  eines  Bettlers,  der  zu  sagen 
pflegte,  ,er  bixle  Zieger.'  ebd.  —  Vgl.  bitzlen. 

Box  I:  =  Bocks  (s.  Sp.  1123)  in  Schwüren.  XIV. /XV. 
(sehr  häufig;  so  im  7.  Katsb.).  Auch  ohne  regierendes 
Wort:  .Sanier  box!'  1392,  Z  Ratsb.  ,So  helf  im  box!' 
1394,  ebd.   —   Vgl.  auch   Botz. 

Box  II  m.,  PI.  Box:  Rippenstoss  B;  Z. 

Poxler  m.:   Name  der  Pest  GRPr.f  (Bühl.  I  378). 

buxen :  wegstibitzen  Bs.  Auch  Monge'  buxt  vom 
Tisch  en  Flasche".  Hindern.  —  Vgl.  die  RA.  wie  Bux 
(unter  Buch*   Sp.  999). 

buxiere":  1.  wie  nhd.  bugsieren.  Nur  in  Ver- 
bindung mit  Ortsadv.,  bes.  use"  b.,  hinaus  befördern 
Bs;  S;  Th;  Z.  [Das  Land]  wird  jetz  geschwind  weg 
buxiert  und  in  si"  grössi  Tasche"  g'schnüert.  Hindern. 
—  2.  Püffe  geben  ScawE.  —  Zu  2  vgl.  buchten  bei  Schm. 
I-  200. 

„biixle":  tr.,  betrügen  BGr."  -  Wohl  zu  Buch«;  vgl. 
Gr.  WB.    II    476,    I. 

bex^e".  „bägsge",  bächsge":  stark  husten  Seil."  Ein 
klein   wenig  husten  Sch  (Kirchh.).   —  Vgl.  bexen. 


Baz,  bez,  biz,  boz,  buz. 

Batz  I  in.:  1.  Schlag,  Stoss  Ap.  Syn.  Wate.  Em 
de"  B.  ge",  ihn  zu  Falle  bringen.  Spec.  (schallender) 
Handschlag  ApV.  Eim  en  B.  ge".  Auch:  (schallender) 
Kuss.  ebd.  —  2.  ,Der  Bosch,  Schülp,  Rase,  Wase, 
Batz,  cespes,  balatro.'  Red.  1662.  —  3.  Lutschbeutel 
GAltst.  Gib-em  [dem  schreienden  Kinde]  de"  B.l  — 
4.  Batz  PSal.,  Patz  PPo.,  Pelzmütze  der  Männer  (mit 
Schirm).  —  Zur  Vermittlung  der  Bedd.  vgl.  Pateeh  I.  Vgl. 
auch  Schm.  1-  314.    I  16. 

bat  zig  I:  1.  protzig  BStdt;  S.  Si  plage"  d'  Lüt 
ärger  als  der  batzigst  Dorfg'mevndrät.  BXri  1885.  Sich 
b.  mache",  dick  tun:  De'  Kerli  versprützt  vor  Höch- 
iiin,i  und  macht-sv*  «'  '/..  a's  wär-er  der  Amtsschriber 
selber.  JHofst.  1865.  —  2.  trotzig,  barsch  BsStdt;  Scu. 


Und  b.  wie  eil  Maitli  sind,  packt  jedes  drüf  sin  B  Intel 
g'schuind.  Hindern.  Sich  b.  mache",  trotzen,  „sich 
trotzig  stellen"  Scu.  .Sich  b.  machen,  sich  unnütz 
machen,  widerbefzen.'  Spreng.  —  Vgl.  ,batzig,  patzig' 
bei   Gr.  WB.  I   1160.  VII   1509. 

un-:  ohne  Lebensart  BHa.  —  Mit  verstärkendem  un- ; 
s.  Bd  I   29S. 

starre"-bätzig:  1.  steif,  sperrig,  ungeschmeidig, 
von  Stoffen  udgl.  AaL.  {"'"'  g'chlopf'et  isch-es  imrde", 
das  G'liger,  dass  die  g'schinillene",  st-e"  Bettstück  chüm 
mer  i"  die  sübere"  Ghöltschafzüg  hiind  ine"  möge". 
FOschwald  1897.  —  2.  stark,  geistig,  z.  B.  von  Wein, 
gebrannten   Wässern   Aa  (Anon.  Habk.).     St-s  Bröne. 

Die  schwach  bezeugte  Bed.  2  lässt  sich  zur  Nut  begreifen 
als  Übertragung  von  1,  viel!,  unter  dem  Einüuss  von  Bätzi  i  b. 

Bätzel  m. :  ,pfropfartige  Anhäufung  der  Speisen  in 
der  Speiserohre',  zerkaute  Masse  im  Munde  Ap;  GAltst. 
,Es  gebe  Jemanden  einen  B.'  sagt  man,  wenn  er  zähe 
Speisen  nicht  leicht  kauen  und  verschlingen  kann  ApK. 
Am-ene"  B.  reruorge".  Tue"  de"  B.  use",  dann  ka""st 
recht  schwätze",  zu  Einem,  der  wegen  vollen  Mundes 
undeutlich  spricht  ApV.     Vgl.  Batz  I  3,  Bätzger. 

bätzen  1:  1.  (bätzef  ApL;  Gl,  bätzle"  ApV. ;  GAltst, 
Jjetzle"*)  Etwas  zerkauen  (und  wieder  herausspeien) 
Ap;  Gl;  an  Etwas  gleichsam  tändelnd,  zum  Zeitver- 
treib herumkauen,  z.B.  Kälber  an  Stroh  Ap;  GAltst. 
Back  b.  Am-ene"  Gräshalm  ume"  b.  —  2.  (bütze")  an 
einem  Zapfenloch  herumstemmen,  wobei  das  Holz  nur 
in  kleinen  Splittern    sich  löst   GAltst.     Vgl.  bätzgen. 

use"-:  Zerkautes  wieder  herausspeien  Gl. 

batz  ZO.  tw.,  sonst  bätz:  gew.  wiederholt  in  Ver- 
bindung mit  vorangehendem  ü  (Bd  I  24),  hö  (Bd  II 
857),  hüte  (ebd.  1778),  büte  (Sp.  1909),  (h)ü'-sclnli 
(ZStdt),  (h)nscheli  (Bd  I  570),  hüseli  (ZStdt),  üseli 
(s.  Bd  II  1340),  hübeli  (ebd.  950)  als  Ruf  der  Fast- 
nachts-  (oder  Sechseläuten-)Masken,  mit  dem  sie  die 
Leute  um  Geld  anbetteln;  vgl.  Sp.  651. 

Es  liegt  nahe,  die  Rufe  (h)ü-schih-.  (h)üecheli-b.  als  (hin 
Srlnlli"y-B.  zu  deuteu.  alsu  batz  (bätz)  als  Name  der  be- 
kannten   Münze  zu   fassen;   s.    Ann),   zu   Batz  II. 

Üti-,  Hö-Bätz  m. :  Maske,  Vermummter  Z. 

Batz  II  GRPr.,  sonst  Batze"  (ziemlich  allg.), 
Bätze"  BG.,  Hk.  (Dat.  PI.  Bätzne"),  Si.,  ,rustice.'  Id.  B 
—  m.,  Dim.  Bätzli  B;  L;  S,  Bätzi  B  (Hist.  Kai.  1791); 
LE.,  Batzeli  (meist  Kinderspr.):  1.  Scheidemünze,  an 
Wert  (14/15  Rappen)  und  im  Sprachgebrauch  unge- 
fähr dem  deutschen  Groschen  entsprechend;  seit  der 
neuen  Münzwährung  (1852)  durch  das  geringwertigere 
Zehnrappenstück  (Zehner.  Z'ehni)  abgelöst,  auf  das 
indessen  vielfach  (so  in  Aa;  BoAa.,  E.;  VO.;  ZW.)  der 
Name  B.  übergegangen  ist.  a)  Wertverhältniss.  Zwe 
en  halber  Schüli"g  sind  en  B.  Z  f.  Über  das  urspr. 
Verhältniss  des  Batzens  zum  Gulden  s.  Anin.  zu  Guhlin 
(Bd  II  228).  ,Diss  [1498.]  und  vorgemls  jar  hat  ein 
stat  Bern  ein  nüwc  münz  gemünzet,  nämlich  4  krüztr- 
werdig  plaphart,  hernach  vom  baren  rollenbazen  und 
nach  bäzen  genemt,  15  für  einen  gülden.  Was  vorhar 
einen  hellenisch,  einen  gross,  ein  plaphart  hieseb. 
kann  sidhar  einen  bäzen  heischen.  Bracht  einer  stat 
Bern  wenig  lob,  so  diser  münz  ein  bäz  und  hernach 
l'/s  bäz  zur  guldenwärschaft  [als  Zuschlag  zum  Gul- 
den] von  den  ttmligenden  richsfäten  ward  ufgesetzt.' 
Ansh.  II  91.  ,Sub  pena  unius  grossi  vulg.  batzen  DO- 
niinati.'    1519,    Aa  I..  Statut.     .Ein    quittanz    umb    die 


19(55 


Baz.  bez.,  biz,  In 


1966 


8800  guldin,  je  16  batzen  für  ein  gülden  gerechnet.' 
1527,  B  Ratsman.  Die  von  Walenstatt  bitten  um  die 
Erlaubnis*,  von  jeder  .Legi'  statt  eines  .behemsch' 
einen  B.  zu  nehmen.  1538,  Ahsch.  ,16  b.  für  1  guldi 
gerechnet.'  1542,  Aar.  Stadtbuch.  Die  französischen 
Dickpfennige  gelten  6  ,schwyzerbatzen.'  1560,  Absch. 
,1  taler  zu  18  constanzer  b.'  15(54,  ebd.  ,25  b.  für 
jede  krönen  gerechnet.'  1577.  F  Schulordn.  .Man  liess 
ao  1378  zu  Basel  ein  münz  schlagen  15  für  1  gülden; 
seind  one  zweifei  die  jetzigen  b.  gewesen,  denn  allein 
das  sie  damals  den  jetzigen  namnien  nicht  gehapt, 
biss  die  bernische  münz  mit  dem  baren  (so  der  ge- 
mein mann  in  der  Eidgnoschaft  ein  bätzen  nennet) 
harfürkommen.'  Wurstisen  1580.  ,Bern  schlug  ao  1500 
zum  ersten  Mal  ir  Gattung  Münz,  so  von  dem  Baren 
har,  der  daruf  gepräget.  Bätzen  genennet  wurden, 
daruss  nach  und  nach  der  Nam  und  die  Münz  Batzen 
fast  in  allen  Landen  fürnemlich  des  oberen  tütschen 
Lands  entstanden.'  JJRüeger  1(506.  .Batzen:  1  Kr. 
7  Hlr.'  Z  Münztarif  1622.  ,Bern  Batzen,  so  bisharo 
für  voll  und  ganz  usgeben  worden:  lh  B.'  Z  Münz- 
mand.  1633.  .Das  Ungelt  ist  nun  wider  auf  3  B.  [vom 
Saum  zu  100  Mass]  gemacht  worden,  haben  also  auf 
■">  Mass  Wein  1  Rappen,  das  ist  der  10.  Teil  eines  B. 
erhalten.'  1653,  LE.  .Ein  einzigen  Angster  oder  Heller, 
das  ist  der  10.  Teil  von  einem  halben  B.'  ebd.  ,1296 
kosteten  zu  Basel  4  Mass  Wein  1  Pfenn.,  deren  20 
einen  B.  machten.'  vGoldbach  1723.  Zum  Geschicht- 
lichen vgl.  noch  CLohner,  Die  Münzen  der  Republik 
Bern  (1846)  119  ff.  259  ff.;  AEscher,  Schwz.  Münz- 
und  Geldgeschichte  I  (1881)  87  ff.  150  ff.  180  ff.  208  ff.; 
Helv.  Alman.  1804,  145  f.;  Z  Gem.  I  368.  .Gueter  B.' 
s.  Bd  II  538.  In  der  2.  Hälfte  des  XVIH.  galt  1  guter 
B.,  Reichsb.  =  16  Pfge,  1  Zürcher  B.  =  15  Pfge,  1  Bern- 
länder  und  (.'hurer  B.  =  14  Pfge;  vgl.  Leu,  Lex.  II 
306.  ,Sie  wurden  um  1  Gulden  oder  15  gute  B.  ge- 
büesst.'  1639,  U.  , Ungelt  auf  ein  grossen  Eimer  Wein 
von  100  Massen  5  gut  B.'  1653.  LE.  ,1  Pfd  vom 
besten  Ochsenfleisch  1  guten  B.'  1711.  AaScoh.  .Ein 
Pfd  Den.  war  vor  Disem  17  gute  B.,  heutigs  Tags 
aber  ists  nicht  mehr  als  15  oder  1  Gulden.'  1727,  Zell- 
weger.  S.  noch  Sumien-Krön  (Bd  111  830).  —  RAA. 
Dreihundert  Guldi"  a"  bare"  Talere"  sönd  dö  ini  g'legc" 
a's  wie  [so  gut  wie]  en  B.  AHalder  (Af).  En  Bätze" 
dehVme"  we  [wäre]  -mer  lieber  als  en  Gulden  i)i  der 
Fründi  BOSi.;  vgl.  Chrüzer  1  (Bd  111  944).  So  ehäm 
der  Guldi"  uf  IS  B.,  das  wäre  ein  schlechtes  Geschäft 
GRh.  .Nach  dem  genieinen  Sprichwort  so  ist  Das 
ein  böser  B.,  der  Einem  ein  Gulden  Schaden  bringt.' 
Lindinner  1733;  vgl.:  ,Es  ist  ein  böser  Schilling,  der 
Einem  einen  B.  frisst.'  FWyss  1670.  S.  auch  bös 
(Sp.  1705).  Es  ist  en  türer  B.,  wo-n-en  Guldi"  schadt 
ScHSt.  (Sulger).  Wer  de"  B.  verwürft,  chunnt  nid 
zum  Guldi"  GrHc.  Wer  nid  zum  Chrüzer  luegt,  chunnt 
nid  zum  B.  B.  ,Er  nimmt  de"  Chrüzer  und  lät  der 
B.  dehinde",  sordidus  in  rebus  vilissimis.  potiora  neg- 
ligit.'  Id.  B.  ,Wan  einer  von  Zürich  einen  haller  hetti 
an  das  gotzhns  Rüti  gen  [sagt  der  Abt  dieses  Klosters, 
das  der  Rat  von  Zürich  aufheben  will],  wetty  er  im 
einen  batzen  dafür  gen,  das  sy  in  nun  bi  brief  und 
sigel  schirmtint.'  1525,  Einsiedler  Hdschr.  ,Der  Teufle'i 
Narr  bist;  dein  B.  kaum  zwen  Rappen  gilt.'  JMahl. 
1620.  —  b)  der  B.  im  Verkehr.  ,Z'  Batzne"  ge",  sin- 
gula  pro  baceno  vendere.'  Id.  B.  Bim  B.  werden  noch 
heute  in  ApV.  die  Leckerli  verkauft.  Vgl.  auch  B.-Bröt, 


-Wurst.  B.  für  B.  bedeutet  in  Pfandverschreibungen 
den  vollgültigen  Wert  Ap  (TTobler).  .Ich  werde  das 
ungehorsame  Kind  auf  den  dritten  B.  [bis  auf  ein 
Drittel]  enterben.'  Hausfrd  Ins]  (B).  Fuhrmann: 
Loset,  gebet-mer  r,  B.  [Fahrlohn];  es  wird  mit  .:'  ril 
sl";  ic*  ha"  thr  <"  feissis  Chalb  1  B.,  und  es  ist  neunte* 
kci"  grosse-  Unterscheid  in  der  G'wicht  BsLie.  Selbi 
Frau  het  g'seit,  wo  si  ztve  Balze"  für  vier  Weggli 
'satt  het  und  he!  drü  für  e*  Batze"  g'g'e"  [wiecler  ver- 
kauft]: d'Vili  macht's  BsMutt.;  vgl."  Bd  I  77*.  Bauer 
(die  Schüssel  mit  dem  guten  Bissen  auf  seine  Seite 
drehend):  Die  Platte"  häd  5  Batze"  g'chost.  Knecht 
(sie  wieder  zurückdrehend):  Si  üch-es  iez  nach  wert 
ZZoll.  ,2  mt  kernen  dem  N.  N.,  kostend  22  batzen.' 
1507,  ZStdt.  .Und  ward  geraten,  MH.  von  Safoy  sin 
jarzit  zu  halten  und  jedem  [Priester]  geben  zwen 
bätzen.'  1508.  B  Ratsman.  .Der  brief  kostet  4  betz 
und  der  sigel  2  betz.'  1511.  S  Ratsprot.  ,Den  liant- 
werksgsell  haut  sie  14  tag  mit  18  petzen  besoldet.' 
NMan.  ,Wer  lästerliche  schwüer  tat,  derselbig  soll, 
so  oft  er  das  tuot,  ein  bazen  verfallen  sin.'  1528,  GRh. 
.Wer  gen  Thun  füert,  soll  uff  ein  mütt  3  hetzen  sehla- 
chen für  die  füerung.'  1530,  B  Ratsman.  ,So  er  [der 
Stadtarzt]  ein  riehen  visitirt,  all  tag  ein  mall,  soll 
im  für  sin  arbeit  60  hetzen,  von  dem  armen  3  batzen.' 
1533,  ebd.  ,Ain  landman  von  Appenzell  sol  geredt 
hau,  dass  er  lieber  ain  fuoder  mist  hau  well  dan  die 
mess;  dan  man  sie  zuo  baiden  tailen  um  ain  batzen 
geb.  Nun  si  ain  batz  um  ain  fuoder  wol  anglait; 
aber  der  batz,  den  man  dein  platten  um  ain  mess  geh, 
si  verlorn.'  Vad.  .Welcher  der  raten  zun  sibnen  nit 
uf  dem  rathus  ist,  der  sol  sine  2  batzen  verloren  haben 
und  darüber  2  batzen  ze  buoss  geben.'  Ansh.;  daneben 
auch  .hetzen'  und  .bätzen.'  .Der  raten  halb  soll  man 
iedem  das  jar  15  pfd  geben  und  all  ratstag  3  ß,  und 
welher  nit  da  ist,  so  die  frag  [der  Namensaufruf]  an 
ine  kompt  zum  ersten,  der  soll  sin  bazen  verloren 
haben.'  1563,  AaB.  Stadtr.  ,'/a  ß.  Schullohn  per  Kind.' 
seit  1641,  ZHöngg.  ,Wan  aber  Sach,  das  ein  Jud 
einem  Burger  ein  Ross  leichen  und  solches  hinein- 
brechte,  solle  selbiges  nicht,  aber  der  Jud  seinen  B. 
zuo  geben  schuldig  sein.'  1671,  AaB.  Stadtr.  .Den 
Zohl  mit  aufterlegtem  Batzen  entrichten.'  1675,  U 
Lainib.  .Die  Kinder  zahlen  wöchentlich  etwa  einen  B. 
Schulgeld.'  Ende  XVII.,  Ap;  vgl.  damit  Burdi  laS 
(Sp.  1542).  Ein  Krämer  bot  an  ausgehängter  Tafel  für 
je  1  B.  folgende  Waren  feil:  ,Ein  2pfündiges  Brot, 
'/j  Pfd  neues  Schmalz,  1  Pfd  alter  Käse,  1  Pfd  Rind- 
fleisch, 1  Pfd  grüner  Ziger,  1  Mass  Seewein,  1  Quart 
ganze  Milch,  l/i  Vierling  Muess  von  Hafer.  '/>  PH 
Unxchlitt,  2  Pfd  Taback.'  1720,  ApWaldst.  ,0  Mensch, 
fass  in  Gedanken:  drei  B.  gilt 's  Pfund  Anken.'  Ende 
XVIIL,  Inschr.  S.  Frön  (Bd  I  1301).  —  RAA.  Öppis 
Neus  gilt  en  Batze"  Aa.  Bis,  wenn  d'  Chue  en  B. 
gilt;  s.  Chue  (Bd  III  89).  Wenn  der  Bi"  brennt  und 
d'  Chue  3  Batze"  gilt,  niemals  Bs.  Sin  B.  gelte",  von 
Personen,  in  Ansehen  stehen,  Eintluss  haben  Ap.  E" 
r/uete"  Bot  isch  3  Batze"  wert  Bs ;  B.  E"  gueti  Üsred 
ist  en  (oder  drei)  B.  wert  Aa;  Ap;  Bs;  Gr;  Tb;  Z. 
's  iseh  si"  B.  wert,  nicht  zu  teuer  Bs.  S.  noch  rer- 
gänggerlen  (Bd  II  365).  Kein  B.  wert  si",  Nichts  tau- 
gen Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  Th;  Z.  Er  ist  hei"  B.  teert, 
u'"'  wenn  er  6  Chrüzer  im  Mal  hält  B;  s.  noch  Blessen 
(Sp.  1705).  Er  ist  hüt  hen  B.  nutz,  zur  Arbeit  nicht  zu 
brauchen,  faul  oder  mutwillig  Z.    ,Aber  ich  dürft  ein 


1967 


Baz.  bez.  biz,  boz,  buz 


1968 


b.  wetten,    sie    wurden  so  bald  nicht  mehr  kommen.' 
1585,  U.     Ich  gab  hei*  helvetische1  B.  derfür  S;   vgl. 
Helveti-B.    As  bim  Blieb  mängisch  nit  vü  z'  ha"  g'si" 
isch    für  ne"  B.,   das  het  die  alt  Frau   irol  g'wüsst. 
JReinhart  1901  (SL.).     .Leute,  die  sonst  für  einen  B. 
keine  drei  Worte  reden,  glänzen  urplötzlich  durch  Ge- 
sprächigkeit.' Schweizer  Bauer  1898.  .Bäbeli  hatte  noch 
nicht  recht  ausgeschlafen  und  gab  wenig  gute  Worte 
um  einen  B.'  Gotth.     Er  Hess  sirh  für  ne"  B.  e"  Schlitz 
i"  's  Füdlech  haue",  von  einem  Geizhals  BE.    S.  noch 
Nasen  (Sp.  797).     Ähnlich  :    Er  träit  (chert)   der  B. 
drä  fzehe")  Mal,  gab  er  ne»  giH  B;  vgl.  Batzen-Chlem- 
mer   (Bd  III   646).     B.  wüsche",    Geld    verschwenden 
ApK.;  Sch  (Kirchh.).    , Einer,  der  gelernet  hat  Pferde 
tummeln,   Fahnen  schwingen.    Lauten  schlagen,  zier- 
lich springen:  Dieser  ist  des  B.-waschens  ohne  Zweifel 
auch  bericht.'  Joh.Grob  1678.     Wenn  er  e"  B.  het,  so 
rersüft-er  zwe  Aa;  Bs;  B.    Zum  letste"  B.,  Name  von 
Wirtshäusern   (am    Ende   eines  Dorfes)    BsL.;  BLan- 
gent.f.  Wort.     Bas  rauht  z'  guete"  Batze",  sagt  man. 
wenn  die  Hausfrau  gut  kocht,  sonst  Nichts  tut,    und 
der  Mann  beständig  im  Wirtshaus  sitzt  ÄALeer.   Wurst 
wider  Wurst    und  en  B.  i"  d'  Schussle"  Z.     Er  hett 
gern  de"  B.  und  de"  Wegge"  ZW.     Wer  's  glaubt,  über- 
chitnnt  e"  B.  BsL.     Haue"d  denand  und  gem-mir  de" 
B.,  duobus  litigantibus  tertius  gaudet  AAKulmert. ;  B. 
Gib   dem    Chnecht  en   B.   (oder   Schilli'gJ  und  gang 
selber  Z.    Dem  Schäm-dich  der  Bätze"  ge",  der  Scham 
den  Abschied  geben,  schamlos  sein  BHk.    Er  vertuet- 
sich  [macht  sich  breit]  wie  3  Batze"  ScHSt.     Dö  stü" 
wie  3  Batze"   ScaStdt.     Kinderreime.    Scho"  icider  e" 
Liedli  g'sunge",  scho"  wider  e"  B.  g'wunne";  gend-mer 
mer,  so  sing-ich  mer,  vergebe"  sing-ich  numme"  Th.  Giger, 
mach-mer  üf  e"  Tanz,  aber  nit  e"  chrumme";  e"  halbe" 
B.  will-der  ge",  e"  ganze"  gi''-mer  ume"  BU.    Ich  und 
du  sind  Vetterma";   ehumm,   mer  wend  e"  Halbi  ha"; 
d'  Halbi  chost  e"  B.,   de  cha""st  am  Födlech  chratze" 
AaF.     Batze"  tribe",   ein  Spiel  der  Knaben   B;    siehe 
Chrüz  2  ä  s  (Bd  III  941).    Syn.  schiltlen.    Chrüz  oder 
Bär?    So  hei»-mer  g' fragt  u'"1  B.  'tribe"  in  Äser  Buebe"- 
zit.  Schweizermünd  1891.    .Botz  Batz  !  •  Ausruf.    ,Botz 
Batz,  sind  ir  harzuo  bestellt?-   zu  den  Wächtern  am 
Grabe.  XVI./XVIL,  L  Osterspiel.  —  c)  übergehend  in 
die  allgemeinere  Bed.  von  Geldstück  (in  der  Kdrspr. 
L;   Z,    Batzeli  Ap).    Stück   Geld,    dann    (bes.  im  PI.) 
Geld  übh.    allg.     Ich  han  er  B.  am  Examen  übercho" 
BG.;  vgl.  Examen-B.    Gem-mer  e"  Batzeli,  Bitte  eines 
Kindes   Ap.     ,Dass   dir    dieser  silberne  B.  gefällt.'    Z 
Neuj.  1794.     Lustig  isch  der  Tag  vergange",   ha"  par 
nagelneui  Bätzli  la"  hange".  1898,  LKriens.    ,Die  Alte 
hat   manchmal   nicht   ein  Bätzlein,    um   sich  Salz    zu 
kaufen.'  Joach.  1898.    ,Er  grübelte  seine  B.  zusammen 
aus  dem  Gilettäschchen.'  LReiden  Kai.  1899.     TY  Lüt 
hei"-mer  Besen  und  Chörbli  abg'chauft  und  mer  defür 
iri  schöni  Bätzli  g'g'e".  Joach.  1892.     Mänge"  schone" 
B.,  e"  (schone")  B.  fer-Jspare",    verdiene"  Ap;  Bs;  B; 
Tb;  Z.    .Die  Kinder  konnten  schon  manchen  schönen 
15.  verdienen  an  der  Seide.-   Breitenst.    E"  schöne"  B. 
choste"    Bs.     En  schöne"  B.  Geld  mache"  [verdienen]. 
Ap  Kai.  1840.     ,Auch    ein    schöner   schwerer   B.  wird 
ihr  [dem  Mädchen]  dereinst  nicht  fehlen.'  Joach.  1898. 
,Der  Vater  werde  einen  Laib  Brod  oder  einen  B.  Geld 
bringen.'  AHartm.  1852.     Hieher  (?):    25s  ist-mer  weg- 
eme"   (weg-em)  Bitzeli  Batzeli,  jö  jö  jö   (oder   hopp, 
liopp,   hopp),   Kehrreim   im  Bigilied   (Von  Duzern  uf 


Weggis  zue).  D'  Batze"  z'sämme"  b'halte"  S,  sini 
Bätzli  z'sämme"  hebe"  Bs.  Sin  Batz  verdiene1  GrPt. 
.Seinen  Batzen  nicht  vergebens  ausgeben."  B  Hist.  Kai. 
1775.  Ich  ha"  sini  Batze"  nit  'zellt,  kenne  seine  Ver- 
mögensverhältnisse nicht  genau  Bs.  De"  B.  mache", 
Etw.  mit  Gewinn  absetzen,  gewinnen  Ap.  Der  uird-em 
der  B.  mache"!  Der  wird  gute  Geschäfte  machen  GTa. 
(iron.).  Ein  Gemeindeschreiber  in  Ap  wurde  verdäch- 
tigt, er  mache  a"  der  G'meind  B.,  bereichere  sich  auf 
Kosten  der  Gemeinde.  B.  ha",  (viel)  Vermögen  haben, 
wohl  allg.  ,Man  weiss  ohne  das  wol,  wer  B.  hat' 
JMüller  1673.  Batze"  (in  der  Kdspr.  Batzeli)  choste", 
schweres  Geld  kosten  Ap;  Bs;  Gr;  Z.  ,Was  weiss 
ich,  was  du  anfan  wilt;  halte  frvlich  mit,  wanns  B. 
gilt.'  JMahl.  1674.  .Münster  musste  Batzen  zehlen, 
da  gieng  an  das   doppel  Ach.-  Pfaffexkrieg  1712.  — 

d)  spec.  oc)  der  bös  B.,  das  Ungeld  F;  vgl.  Bös-Pfen- 
ning.  —  ß)  , schwarzer  B.'  1)  Steuer  der  Hintersassen 
ScHSt.  (Sulger);  THÄad.t  .Die  Ansässengelder,  ins- 
gemein auch  der  schwarze  B.  genannt,  wurden  a.  1863 
aufgehoben.'  JNater  1898.  —  2)  Geld  der  Schwarz- 
künstler. .Abergläubische  sahen  in  mir  einen  Schwarz- 
künstler, der  mit  schwarzen  B.  umgehe  und  durch 
diese  mit  dem  Teufel  Freundschaft  pflege.'  B  Volksztg 
1900.  —  2.  übertr.  auf  andere  Dinge,  die  nach  Grösse 
oder  Form  dem  B.  ähnlich  sind.  Vgl. :  Der  Mann  hatte 
.zwei  Blateren  an  der  linken  Seiten  und  täte  sich 
eines  Batzens  breit  ausbreiten.'  1668,  Ustertod.  — 
a)  aus  der  Pflanzenwelt,  a)  Batzeli,  Same  der  Kür- 
bisse und  Melonen  AAßb.  —  ß)  Batze"  GoT.;  ZO., 
Bätzli  UwE.,  Frucht  des  Bärenklaus.  Heracl.  sphond. 

—  Y)  Batze",  Frucht  des  Alpenklappertopfs,  Rhin.  alp. 
GoT.  Syn.  Taler.  Vgl.  FGStebler  1899,  92.  —  8)  fTann- 
zajife"-)  Bätzli,    Schuppen    der    Tannzapfen    UwE.  — 

e)  Batze"  B;  Ndw,  „Batze",  Bätzi  BE.",  Bätze"  BSi.. 
Bätzli  UwE.,  Schuppen  der  Tannen- (Fichten-)rinde; 
in  B  auch  etwa  die  ähnlichen  Stücke  an  der  Rinde 
der  Eiche,  des  Birnbaums.  —  £)  Batze",  Wurzel-  und 
Kopfabschnitt  der  weissen  Rübe  AALeer. ;  B.  .Den 
weissen  Rüben  sticht  man  oben  und  unten  die  Batzen 
aus  und  hobelt  sie  mit  der  Riude  ein  [zum  Einmachen]. ' 
B  Volksztg  1897.  —  b)  plattgedrückte,  rundliche  Kot- 
stücke an  den  Schenkeln  des  Rindviehs  B.  —  c)  Bätzli, 
Bätzli,  kleine  Schieferchen  von  verwitterndem  Kalk- 
stein AaZ.,    von  Thon-,   Glimmerschiefer    B  (Kdspr.). 

—  d)  Batze",  metallene  Scheibe  am  Uhrpendel  B.  Es 
ii nippet,  es  gnappet  en  isiger  B.,  es  gn.,  es  gn.  en  isiger 
Trat;  es  gn.,  es  gn.,  dass  's  Kiemer  verrät  BE.  (Rätsel 
von  der  Uhr). 

Das  W.  ist  als  bache,  savoy.  bat  che  auch  in  die  benachbarten 
frz.  Patois  gedrungen.  Dass  die  noch  heute  herrschende  An- 
nahme, der  B.  habe  als  urspr.  Berner  Mtiuze  seinen  Namen 
vou  dem  ihm  aufgeprägten  Bären  (Batz;  s.  d.)  bekommen, 
sehr  alt,  fast  so  alt  ist  wie  die  Münze  selbst,  zeigen  unsre 
Belege  unter  1  a,  ebenso  die  schon  früh  im  XVI.  begegnende 
lat.  Übers,  .nrsierus'  (.qmtavimus  pro  10  florenis  et  uno 
arsiero.'  1514,  S  Missivenb. ;  .emendam  [Busse]  '20  flnrenorum 
15  ursieros.'  tibi.)  und  .urserius'  (,15  urserios  pro  uno  quo- 
que  aureo.'  1519,  BBiel  Jahrzeitb.).  Jene  Annahme  trifft 
auch  ohne  Zweifel  zu  für  die  Form  Beuten,  />'■<'-•".  die  seit 
dem  Auf.  XVI.  für  B  und  seine  Nachbarschaft  belegt  und 
bis  heute  iu  BO.  gebräuchlich  ist  (11,  i.  Bär  bezeugt  St.s 
auch  für  B,  was  gegen  Wackernage],  KI.  Sehr.  III  SS  hervor- 
gehoben sei).  Hier  uoch  einige  weitere  Belege;  ,Hat  gen 
zwen  hetzen.'  AaSins  Jahrzeitb.  (angeblich  aus  dem  XV.); 
.bätzen.'  1508,  B  Staatsrecht ;  .petzen' (Sing,  und  PI.).  NMan. ; 
zahlreiche  B  Belege  aus  dem  XVI.  s.  bei  AFluri,  Kulturgesch. 


1969 


Itaz.  bez.  biz,  boz,  bnz 


1970 


Mitteil,  aus  den  B Staatsrechn.  dos  XVI.  (Bern  1894);  noch 
Wurstisin  15SO  (s.  o.)  gibt  die  Form  als  ,in  der  Kidguoschaft' 
gemeinflblich  an.  wobei  alier  wohl  nur  an  die  Bs  benachbarten 
Gebiete  zu  denken  ist  (doch  vgl.  Anni.  zu  balz  Sp.  1964). 
Anders  liegt  die  Frage  für  die  ausserhalb  Bertis  herrschende 
Form  Batzen  (s.  auch  Sehnt.  I8  313),  die,  vorab  in  der  Zss. 
Rcllen-B.  (s.  d.),  auch  in  B  von  Anfang  an  neben  der  f-Form 
bekannt  war.  Sie  als  seeundäre  Entwicklung  aus  Be'tzen  zn 
erklären  (etwa  durch  aualogische  Neubildung  eines  ununi- 
gelauteten  Sg.  aus  der  als  umgelauteter  PI.  verstandenen 
f-Form  oder  durch  volksetym.  Anlehnung  an  ein  anderes  W.) 
sehen  wir  keine  Möglichkeit;  sie  ntuss  andern  Ursprung 
haben.  Hier  bietet  sich  nun  die  mehrfach  geäusserte  Ver- 
mutung (s.  z.B.  Wackernagel  aaO.,  auch  Gr.  WB.  I  1160), 
dass  Batzen  eig.  mit  Batzen  =  Klumpen  aus  weicher  Materie 
(vgl.  Sehnt.  Ia  314;  Gr.  WB.  I  1160)  identisch  sei,  und  dass 
der  Name  die  Münze  im  Ggs.  zu  den  Bracteaten  als  Dick- 
münze bezeichnen  sollte  ganz  wie  .Groschen.'  Nun  ist  aber 
dieses  Batzen,  Klumpen,  auf  uuserm  Boden  nur  in  sehr  be- 
schränktem Umfang  bezeugt  (vgl.  Batz  I);  dafür  gilt  viel- 
mehr Patsch  I  (Sp.  1925).  Wir  werden  daher  zu  der  Frage 
gedrängt,  ob  nicht  der  Name  bei  uns  importiert  sei  wie  die 
Münzsorte  selbst,  die  nach  AEscher  (Schwz.  MUnzgesch.  I 
149)  schon  1495  in  Salzburg  geprägt  wurde  und  über 
Konstanz  ihren  Weg  in  die  Schweiz  nahm;  woher  Wacker- 
nagel aaO.  seine  Behauptung  schöpft,  dass  die  Benennung 
Batzen  älter  sei  als  die  B  Münze,  wissen  wir  nicht.  In  B. 
wo  die  Münze  auf  nnserm  Gebiet  zuerst  (1497)  geschlagen 
wurde,  wäre  dann  durch  nahe  liegende  volksetym.  Umbildung 
die  Form  Betzen  aufgekommen,  ohne  aber  das  überlieferte 
Batzen  je  ganz  zu  verdrängen.  —  Zu  den  folgenden  Zss.  vgl. 
man  bes.  die  entsprechenden  mit  Gelt  (Bd  II  240  ff.). 

Öster-Batze":  =  Öster-Gelt  (Bd  II  246)  Ap,  klei- 
ner als  das  den  altem  Schülern  ausgeteilte  Ö.-BiessU 
(s.  Sp.  1705).  ,Nach  Beendigung  einer  Art  Examens, 
das  im  Aufsagen  von  Sprüchen  und  Gesang  [in  der 
Kirche]  besteht,  bekommen  die  Kinder  einen  0.  und 
ziehen  dann  wieder  nach  Hause.'  Ap  Gem.  ,Die  sog. 
Osternbatzen  wurden  nach  der  am  23.  Winterm.  1724 
gepflogenen  Rechnung  in  Sechskreuzerstücke  verwan- 
delt.' Schlapper  1839  (ApWaldst.).  Aufgeführt  als 
Ausgabe  des  Schulgutes  im  Trogener  Wochenbl.  1829. 

—  Exame"-:  an  der  jährlichen  Schulprüfung  jedem 
Primarschulkinde  ausgeteilte  Belohnung  von  20—60 
Rappen  B  (allg.);  vgl.  E.-Weggen.  .Alljährlich  am 
Schluss  der  Winterschule  wurde  ein  Examen  abge- 
halten, worauf  sich  die  Schüler  lange  vorher  freuten, 
denn  sie  erhielten  sogen,  neue  E.'  XVIII.,  ÄASeon 
(JLüscher  1898).  —  Fall-:  eine  Abgabe  der  Leib- 
eigenen an  den  Leibherrn  Th  (bis  ins  XVIII. ).  ,Als 
fallbahr  fordert  der  Leibherr  nebst  dem  jährlichen 
Fahlbatzen  bei  seinem  [des  Leibeigenen]  Absterben 
das  Totengeld.'  JCFäsy  III  c.  11  (für  Th).  ,Von  den 
leibeigenen  Familien  bezogen  die  Landgerichtsdiener 
[im  Th]  die  F.  und  fertigten  dazu  meistens  besondere 
Rodel  an.'  JNater  1898,  359.  S.  auch  Th  Beitr.  40, 
10  ff.  und  vgl  Fall-Gelt  (Bd  II  246).  —  Fünf-Bätzi: 
Fünl'batzen-  (bzw.  Halbfranken-)Stück  L.  Er  hed  jo 
natiirli*''  Fröid,  wenn  's  Föifbätzi  rägnet.  L  Tagbl. 
1899.  —  Forst-Batze".  .Gegen  Abstattung  des  ge- 
wonlichen  F-s  ist  jedem  erlaubt  Vögel  auszunemen, 
in  Raben  dreihärige  Büglein  zue  stecken,  Iltiss  und 
Marder  in  Häuser  und  Scheüren,  doch  ohne  Geschoss, 
zue   fangen   und   töten.'    1671,   Offn.  von  Kadelburg. 

—  Fliss-:  Geldgeschenk,  an  der  Schlussprüfung  den- 
jenigen Schülern  verabreicht,  die  das  ganze  Jahr  hin- 
durch nie  ohne  Entschuldigung  fehlten  B  (an  einigen 
Orten).  —  Frösche"-:  jährliche  Abgabe  der  Bauern 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


zu  TiiBichelsce  an  die  geistlichen  Herren  von  Fischin- 
gen für  das  Recht,  Frösche  zu  fangen  Th;  s.  Schwzd. 
20,  30.  —  Gute"-:  mit  Tuch  überzogenes  Scheibchen 
aus  Pappe,  in  dessen  Peripherie  die  Stecknadeln  ein- 
gesteckt werden  BsStdt.  —  Giger-:  Tanzgebühr  an 
den  Geiger.  ,Ein  Kappenspalter,  der  die  Geigerbatzen 
auf  den  Tanzböden  schuldig  bleibt.'  JJRomang  (B). 
—  Genfer-.  ,Man  einigt  sich,  einen  0.  als  halben 
Batzen,  zwei  Neuenburger  Halbbatzen  auf  3  Kreuzer 
zu  werten.'  1649,  Abscb.  —  Götti-:  (bei  der  Taufe 
oder  auch  nachher  mehr  oder  weniger  regelmässig 
verabreichtes)  Patengeschenk  BE.  Es  Geldsecküi,  wo- 
n-ich  chann  der  G.  drl"  tue"  [wünscht  sich  ein  Kind]. 
Frauenheim  1900. 

Heide"-:  Spielmünze  aus  Messingblech,  wie  man 
sie  Kindern  gibt  Aa. 

Eig.  wohl  Bezeichnung  aufgefundener  alter  Münzen.  Brac- 
teaten, und  nach  der  Ähnlichkeit  auf  die  Spielmünze  über- 
tragen. 

Halb-:  Halbbatzenstück,  auch  auf  den  , Fünfer', 
das  Fünfrappenstück,  übertragen  Aa;  Ap;  Bs;  L;  Sch; 
S;  Th;  Z.  Wo  all  Chüste"  'zalt  g'si"  si",  han-ich  im 
Nase"lumpe"zopfe"  noch  ne"  H.  g'ha".  Joach.  1892.  E" 
H.  nf  oder  ab  [macht  nichts  aus]  AaF.  ,Bern  warnt 
vor  den  neuen  Batzen,  H.  und  Kreuzern  von  Wallis.' 
1578,  Absch.  ,Das  ein  H.  auf  jeden  Bächer  Käfer 
oberkeitlichen  solle  bezahlt  werden.'  1754,  U  LB. 
.Sogar  die  H.  wurden  [in  Ap  i.  J.  1765]  auf  7  Pfenn. 
heruntergesetzt.'  Schlaffer  1839.  ,1766  baten  die 
Wirte  von  Samen,  dass  man  ihnen  erlaube,  auf  jede 
Mass  Wein  statt  1  Schill,  einen  H.  zu  schlagen.' 
AKüchler  1895.  Volksreime:  Drei  hölzi"  H.  ond  e" 
glesigi  Kue:  Das  gibd-mer  min  Vatter,  wenn-ich  huröte" 
tue"  ApK.  E"  isiger  H.  und  e"  g'fotzleti  Geiss:  Das 
giH-mer  mi"  Ätti,  wenn-ich  e"  Frau  weis*  L.  ,Uer 
Landjäger  ist  en  bravne7  Ma°°  und  exakt  in  allen 
seinen  Sachen;  doch  für  ne"  H.  kannst  ne"  durch  d' 
Finger  g'seh  machen.'  Alpenrosen  1828  (LE.  Hirs- 
montagsbrief).  RAA.  Für  Alls  use"  no'h  en  H.,  Kenn- 
zeichnung eines  lächerlich  kleinen  Gewinnes  AaSu1ii\ 
Unschuldig  wie  ne"  früsch  g'schlagne''  H.  BWvss  1863. 
Der  sät  ned  vil  om  en  H.,  von  einem  Wortkargen  Th. 
De"  Batzen  im  [dem]  H.  nöch  rüere",  auf  törichte 
Weise  mit  Verlust  verkaufen  und  wieder  kaufen  Aa 
Suhr.  Tummle-dieh,  H.,  mom  musteret-me"  dich,  sagen 
flotte  Bursche  ScHSt.  (Sulg.).  Blös-mer  (i"  SJ  H.l  derbe 
Abfertigung  AaKöII.,  Leer. ;  Bs.  H.  studiere"  (Bs;  Z), 
stüne"  (Aa;  Z),  in  Gedanken  vertieft  sein.  S.  Glug- 
geren  (Bd  II  620).  Was  stüne"d  ir  wider  H.?  Ir  ma- 
chen jo  G'sichter  wie  sibe"  Tag  Bege"ivetter !  HFleiner 
1900.  S.  noch  Chrüzer  (Bd  III  944).  —  Wallis- 
seiler- H.:  verächtlich  für  einen  minderwertigen 
Halb-Batzen.  's  mag-sich  ä  [auch]  vertrage"  teege"  dem" 
pär  W.-Halbbatze",  wegen  dieses  Bisschen  Geldes   Z. 

Helveti-:  zur  Zeit  der  Helvetik  geprägter  Batzen. 
Verrüeß  wie-n-e"  H.  L  (Ineichen).  Vgl.  helvetischer  B. 
(Sp.  1967).  —  Hels-:  Geldstück  als  Geschenk.  ,Die 
neuen  Fünfliber,  wo  der  Helvetia  ihr  Kopf  darauf  ist, 
sind  recht  schöne  H.'  Obw  Volksfr.  1890.  —  Holz-: 
Geldbeitrag  zum  Ankauf  von  Brennholz.  ,Die  Schüler 
hatten  den  sog.  H.  zu  bringen.'  um  1530,  Sch  (Beitr. 
V  74).     Vgl.  Holz-Gelt  3  (Bd  II  250). 

Anhenki  Anheihi- :  Dominostein.  G'sieh!  dert 
isch-i  [euch]  en  A.  an  Boden  g'hit  BHa.  —  Anhenken 
(ankeihen),  spec.   Domino  spielen,   ebd. 

124 


1971 


Baz,   bez,  biz,  boz,  buz 


1972 


Hose°-Batze":  Batzen,  den  ein  Knabe  erhält, 
wann  er  das  erste  Mal  Hosen  trägt  S.  —  Kelch-: 
Name  der  Gold-  und  Silbermilnzen,  die  aus  dem  1525 
säkularisierten  Kirchenschatz  zum  Grossmünster  in 
Zürich  geprägt  wurden,  sofern  die  Katholiken,  in  deren 
Hände  sie  etwa  fielen,  sie  mit  einem  Kelche  stempelten 
zur  Brandmarkung  des  Kirchenraubs;  s.  auch  Z  Gem. 
I  3ö8.  ,Aus  silber  und  gold  vermelter  kleinoden  ward 
von  der  statt  Zürich  gemünzet  goldguldin,  taler,  batzen, 
halbbatzen  und  Schilling,  uf  welche  münzen  etliche 
die  wort  kelch  zur  schmach  und  schand  der  statt 
Zürich  prägetend  und  nenntend  kelch-b.  und  -Schilling.' 
Z  Acta  eccles.  I  147.  —  Konstanzer-.  ,Wenn  man 
mit  den  grossen  sacken  der  Costenzer  batzen  redlich 
zuetreit.'  Zwingli.  ,Von  einem  Stück,  das  3  K.  oder 
12  Kreuzer  gelten  soll,  sollen  46  Stück  eine  Mark 
wiegen  und  14  Loth  fein  halten.'  1565,  Absoh.  ,Stater, 
ein  gattung  münz,  galt  7  costenzerbatzen.'  Fkis.  ,We- 
licher  ein  lehen  empfacht,  derselb  ist  dem  lehenherren 
zu  rechtem  lehengeld  schuldig  zwen  k.'  1577,  ZKempt. 
(Erneuerung  eines  Lehenbriefes  von  1420).  ,Die  Land- 
richter [im  Th]  erhielten  bei  Abhaltung  des  Blutgerichts 
1  K.  Sitzungsgeld.'  JNater  1898,  359.  —  Kapuziner-: 
=  K.-Gelt  (Bd  II  252)  L.  Mit  dem  K.  zale",  genossene 
Bewirtung  mit  blossem  Dank  in  Worten  bezahlen. 
Wie  mänge"  K.  bin-ich  schuldig,  chostet  's?  scherzh. 
Frage  Eines,  dem  es  mit  der  Bezahlung  nicht  Ernst 
ist.     E"  hübscher,  e"  nagelneue''  K. 

Chupfer-:  Batzen,  den  beim  ,An-  und  Aus- 
schiessen' (Anfangs-  und  Endschiessen)  als  Extra- 
Doppel zum  gewöhnlichen  , Doppel'  hinzu  Diejenigen 
erlegen  mussten,  die  auf  die  4  Ehrengaben  im  .Stich' 
(im  Betrage  von  17,  16,  15  und  14  Gulden)  schiessen 
wollten  aScHW  f. 

So  benannt,  weil  die  betr.  Gaben  bis  1810  aus  Kupfer- 
geschirr bestanden:  auch  nachher,  als  sie  in  Geld  ausge- 
richtet wurden,  blieb  der  Name  Ä".  und  ,ius  Kupfer  doppeln' 
bis   1840. 

Chürer-:  geringwertiger  Batzen ;  vgl.  Bündner-B. 
,Die  Ch.  werden  um  einen  Angster  heruntergesetzt, 
so  dass  sie  nunmehr  17  Angster  gelten  sollen.'  1532, 
Absch.  Nach  Sulger  war  der  Ch.  geringer  als  jeder 
andere  Schweizerbatzen;  denn  der  Bündnergulden  galt 
nur  12  Schweizerbatzen.  Daher  die  RAA.:  Er  schämt- 
sich  wie-n-en  Ch.,  er  errötet  ScHSt.  (Sulger).  St  richte"d- 
en  üs  wie-n-en  Ch.  ebd.  Einen  üsmache"  wie-n-en  Ch.  G. 
.Verrufen  wie  der  Ch.',  von  einem  übelberüchtigten 
Menschen.  Sprww.  1824.  —  Kür  er-:  Geldleistung 
eines  Zunftvorgesetzten  bei  dessen  Wiederwahl.  .Neben 
der  einmaligen  Leistung  des  Bechers  fordert  die  Gerber- 
zunft  in  BsStdt  im  XVI.  und  XVII.  von  ihren  Sech- 
sern bei  jeder  Wiederwahl,  also  alle  2  Jahre,  den  ,K.' 
Geering  1886.  —  Chürpe"-  (ZRafz),  Chürpsen-(AA 
Degerf.;  ZTagelsw.)  Bätzli:  Kürbiskern.  —  Chorn- 
Batze":  Batzen  nach  dem  einheimischen  Münzfuss 
Zg  f-  -Der  Chore"b.  macht  3  hiesige  Schillinge.'  Dr 
Iten.  Vgl.  Korn-Gelt  2  (Bd  II  252).  —  C herze»-: 
Batzen,  den  jede  Haushaltung  jährlich  für  die  Rosen- 
kranzkerze (Bd  III  494)  zahlte  Schw.  —  Chrüz-: 
Batzen  mit  Kreuz  Gf;  vgl.  Bollen-B.  (Beleg  v.  1515). 
Ich  weit,  ieh  hett  se  vil  Chr.,  a's  Gott  zelle"  mag  GSa. 
(Prophet  1855).  —  Chrüzli-:  kleine  Geldspende,  die 
dem  Sigristen  verabreicht  wurde,  wenn  er  im  Früh- 
ling in  die  Häuser  gieng  und  den  Leuten  ein  Crucitix 
(Chrüzli)  zum  Kusse  darreichte  ÜBwLung.f    An  Stelle 


des  Chr.  trat  seit  1893  eine  feste  Besoldung.  — 
Löffel-Bätzi  n.:  das  breite  Stielende  des  Esslöffels 
BoE.  —  Land-Batzen:  einheimischer  Batzen.  ,Für 
66  Pfd  Rindfleisch,  das  Pfd  1  L.'  Zubers  Tageb.  1688. 

—  Bock-:  1.  Sprunggeld  für  den  Ziegenbock  B.  — 
2.  =  Milch-Gelt  2  (Bd  II  255)  SchScIiI.  (gemein);  Z. 
De"  B.  zale".  —  Bündner-:  =  42/s  Blutzger,  der 
15.  Teil  eines  Bündnerguldens,  zum  Unterschied  vom 
Schwizer-  oder  gueten  Batzen,  der  6  Blutzger  galt 
GRf;  s.  Tsch.  53  und  vgl.  Chürer-B.  —  Bürger-: 
Taxe  der  auswärtigen  Bürger  für  Erneuerung  des 
Bürgerrechts,  um  1841.  THAadorf  (JNater  1898,  732). 

—  Bern(er)-:  in  Bern  geprägter  Batzen.  ,Die  Ber- 
nerb., die  man  bisher  für  ganze  genommen,  sollen 
fürbass  nur  für  halbe  Batzen,  da  sie  diesen  Wert 
habeD,  angenommen  und  ausgegeben  werden.'  1638, 
Absch.  S.  auch  Biessen  (Sp.  1705).  So  ebe"  [glatt, 
abgeschliffen]  wie-n-en  alte"  Bernbatze-  S.  Etwas 
b'chenne"  wie-n-en  alte"  B.,  gründlich,  genau  kennen, 
ebd.  —  Büw-:  wohl  =  Büw-Gelt  2  (BdII256).  ,Bau- 
und  Tagman-B.'  unter  kleinem  Abgaben  aufgeführt. 
1797,  Erläuterungen  zum  gütlichen  Vertrag  von  1795 
(G).  —  Pfand-:  (einen  Batzen  betragende)  Taxe  für 
die  Einschreibung  der  Forderung  des  Gläubigers  in 
das  Pfandprotokoll,  das  erste  Stadium  der  Schuldbe- 
treibung Scaw.  Der  Pf.  bewirkt  ein  Recht  auf  alles 
Eigentum  des  Schuldners.  S.  Ztschr.  f.  schwz.  R.  II  c 
146.  —  Pfingst-:  =  Spritz-GÜt  (Bd  II  268);  so  ge- 
nannt, weil  der  Brauch  in  die  Pfingstzeit  fällt  Obw 
Kerns,  Sachs.  ,1650  wurde  das  Volk  ermahnt,  den 
Sigristen   pflichtgemäss   den  Pf.  zu  geben.'   OßwSarn. 

Rauch-:  eine  Abgabe  der  Leibeigenen  Th  (bis 
ins  XVIIL).     Vgl.  Th  Beitr.  40,  7  ff. 

Wohl  so  genannt,  weil  er  von  Jedem  erhoben  wurde, 
der  eigenen  Rauch  führte. 

Rolle(n)-,  auch  ,Ralla-,  Ralli-':  Benennung  der 
ältesten  Batzen.  S.  Batzen  1  a  (Beleg  aus  Ansh.). 
Der  Vogt  im  Thurgau  hat  jedem  Ort  13  ,rallenbatzen' 
gebracht.  1498,  Absch.  ,80  krönen,  11  rallabatzen, 
tuot  zuo  münz  188  pfd  2  ß  8  den.'  1499,  S.  ,Ein  tafel- 
glas,  verwirkt,  umb  2  pfennig  Bassler  werung  oder 
einem  rollenpatzen,  tuot  in  Bernmünz  18  angster.'  B 
Ratsman.  1501.  ,Die  rollepatzen,  einen  für  17  angster.' 
1501,  Absch.  ,Die  halben  rollebatzen  gand  uf  1  march 
130.'  1506,  ebd.  ,Jedlicher  rollebatz  halt  151/»  angster.' 
ebd.  Falsche  Rollebatzen,  die  den  Constanzern  sehr 
ähnlich  sehen,  nur  dass  sie  im  Kreuz  ein  , merklich 
tüpfli'  haben.  1515,  ebd.  Zürich,  Bern,  Basel,  Frei- 
burg, Solothum  und  Schaffhausen  sollen  die  ,Ralli- 
batzen'  prüfen  und  werten.  1521,  ebd.  , Allwegen  8 
guoter,  unverrüefter  rallibatzen,  die  man  nempt  sehwy- 
zerbatzen,  für  1  pfd  gezellt.'  1530,  Z  Urk.  ,Wann  man 
im  Schwizerland  die  rollenb.  gemacht  hat.  Do  man 
zalt  1501  jar,  macht  man  vil  r.'  Sicher  1531.  ,Zu 
Bern  wurden  erstlich  die  Rollenbatzen  gschlagen  1500.' 
RCys. 

Der  Name  findet  sich  als  frz.  roBebache,  it.  rollabamio  auf 
den  benachbarten  rom.  Gebieten.  Zum  Geschichtlichen  vgl. 
ii"l)  ('Lohner,  Die  Münzen  der  Republik  Bern  119;  AEschcr, 
Schwz.  Miinzgesch.  1  150  (wo  auch  eine  Erklärung  des  Na- 
mens); vgl.  auch  Z  Gem.  I  :16S;  Schm.  1-  313.  ,Im  Kolleu- 
l>ctz',   Flurname.    1653,  AaWett.  Klosterarch. 

G'selleu-Batz:  Batzen,  den  der  Meister  von 
seinen  Gehülfen  [wohl  von  jedem  Taglohn  derselben] 
für  sich    bezieht   GRPr.f  —  Solendide'ts-Batze°: 


1973 


Itaz,  bez,  hiz,  beiz.  Iiuz 


1071 


bei  Anlass  der  Solindidet,  eines  alljährlich  nach 
Schluss  der  Prüfungen  stattfindenden  Schulfestes,  an 
die  Schüler  ausgeteiltes  Geldgeschenk  BBurgd.  — 
Salzburger-.  BsMüuzordn.  1760. —  Schuel-:  wö- 
chentlicher Beitrag  eines  Schülers  an  die  Lehrerbe- 
soldnng  Schw  f.  1*17  wurde  in  der  Gemeindever- 
sammlung von  Scuwlngenbohl  darüber  verhandelt,  ob 
man  nicht  die  10 Dublonen  [Lehrerbesoldung]  abstellen 
und  wieder  den  Seh.  einführen  wolle.  —  Scherli"g-: 
Same  des  Bärenklaus,  Heracl.  sphond.  GitPr.  Syn. 
Amd-Blutzger.  D's  Gruemet  [Emd]  ist  noch  nid  rif, 
d'  Seh.  sind  noch  nid  gerisen.  —  Schirm-:  eine  Ab- 
gabe der  Leibeigenen  Th  (bis  ins  XVIII.).  S.  Th  Beitr. 
40,  7  ff.  —  Schätz-:  die  Gebühr,  die  ein  Gläubiger 
beim  Gerichte  erlegen  muss,  um  für  seine  Schuld- 
forderung auf  die  Habe  des  Schuldners  greifen  zu 
dürfen  Schw  f.  , Einem  (Schuldner)  den  Seh.  legen.' 
,Die  12  Dubl.  von  Martin  Ulrich  sind  bei  Friedens- 
richter Luend  erlegt,  aber  der  Schürfer  [Einzüger] 
Schindler,  welcher  den  Seh.  dem  M.  Ulrich  gelegt, 
wehrte  das  Geld  auf  Recht  hinauszugeben.'  FDKyd. 
,Sie  [die  jungen  Eheleute]  machten  sich  lustig,  bis 
die  Schuldfordern  die  Sose  mit  den  Seh.  und  Schätz- 
schillingen aufgedrückt  haben.'  LKInderbitzi  1826. 
[Schuldenbote:]  Es  Choge"züg  mit  dem  Betribi"gsg'setz .' 
Der  Seh.  lauft  all  Jär  zweimal  üs,  das  gV'd  Eim  vil 
Müe.  Erzähler  1855.  —  Schlaf-:  Gebühr  für  Nacht- 
quartier ß  (Dorfkai.  1868).  —  Schwand-.  ,Es  ist 
geboten,  dass  in  allen  Gemeinalpen  jährlich  abgesäu- 
bert werde,  dass  jeder,  der  Vieh  dahin  treibe,  einen 
Tag  arbeiten  oder  den  hiefür  bestimmten  Schw.  zahlen 
solle.'  U  Gem.  —  Schwizer-  s.  Bündner-B.  ,Dass 
[1515]  zuo  Mailand  allerhand  swytzerbätzen  gemünzet 
wurdid.-  Ansh.  Die  10  Schilling-wrertigen  Pfenninge, 
die  auf  einer  Seite  ein  Haupt  und  auf  der  andern 
einen  Schild  ,mit  einem  eidgenossen  erütz'  tragen, 
habe  man  probiert  und  gefunden,  dass  ein  solcher 
Pfenning  nur  3  Schw.  wert  sei.  1553,  Absch.  der  VO. 
,Von  30  pfd  git  er  järlich  12  schw.  zins.'  um  1560, 
aZoll.  .Von  den  Schw.  sollen  79  Stück  1  Mark  wiegen.' 
1565,  Absch.  Die  französischen  Franken,  die  bisher 
zu  10  Schw.  cursiert  haben,  seien  laut  Probe  nur 
0  Schw.  wert.  1583,  ebd.  Eine  betagte,  wenig  be- 
mittelte hinterlassne  Person  soll  ,alle  Tage  zween 
Schw.  äussert  [aus]  dem  verlassnen  Gut  zu  verbrau- 
chen Macht  haben.'   1603/1831,  ZUhwiesen  Erbrecht. 

—  Sperr-:  Gebühr,  die  am  späten  Abend  für  das 
Aufsehliessen  des  Stadttores  erlegt  werden  musste 
BsStdtf.  —  Sprütz-:  =  Sprüte-GgK  (Bd  II  268)  L; 
OBwSarn.  Vgl.  Chrüz-Gang  2  (Bd  II  349).  -  Saun- 
tag-, Werch-tag-.  IndenEAA.:  De"  Sunntigbatze" 
frisst  de"  Werchtigbatze"  (Z),  de  Sunntigschüli-g  stilt 
de"  Werchtigbatze"  (Z Wangen),  Sonntagsarbeit  ge- 
schieht auf  Kosten  der  Werktagsarbeit.  —  Tann-: 
1.  =  Batz  ;»«8  B.  —  2.  =  Batz  2  b  B.  —  Tor-:  = 
Sperr-B.  SStdtf  (Schild  1885,  43).  S.  Tor-Gelt  (Bd  II 
271).  —  Truckli-:  in  einer  Schachtel  (TrucMiJ  auf- 
bewahrtes Geld  besonderer  Art  oder  Spargeld  L.  — 
T  wing-:  wohl  =  Zwing-Gelt  (Bd  II  274).  ,Dem  Weibel 
um  die  Feurstatthüner.  Tw.  und  Sehmittenzins  ein- 
zuziehen 5  Batzen.'  1726,  AaScIiIoss  Rued.  —  Wa- 
che"-: wöchentlicher  Beitrag  des  Schülers  an  die 
Besoldung  des  Leiners.  XVIII.,  AAJon.   Vgl.  Schuel-B. 

—  Walliser-.  ,[Der  Meister]  gab  Uli  noch  einen 
W.  Trinkgeld.'  Gotth.     ,Wallis-B.'  s.  Geschmürz-Gelt 


(Bd  II  267).  —  Tag-wan-  s.  Buw-B.  —  Zug-.  .Wan 
mehrere  auf  einem  Gut  oder  Haus  das  Zugrecht  hätten, 
solle  Derjenige,  welcher  zuerst  den  Z.  erlegt,  den  Üb- 
rigen, welche  mit  ihine  in  gleichen  Rechten  stehen, 
den  Vorzug  haben,  jedoch  ohne  Nachteil  deren,  welche 
eitere  Zugrecht  hätten,  obschon  selbe  später  den  Z. 
erlegt.'  1769,  Scnw  Kq.  —  Zürich-:  Zürcher  Batzen. 
An  baarem  Geld:  ,16011.  13  ß  an  Z.'  1669,  ZStdt  Inv. 

Batzerli  n.:  an  einem  Zierband  hangendes  Me- 
daillon, ein  sog.  .Anhänger',  dgl.  Frauen  vom  Lande 
auf  der  Brust  zu  tragen  pflegten  SchSL  Syn.  Batz- 
gerli.  .Zwei  Batzerli  mit  grünen  Steinen  und  Filigran. 
Zwei  B.,  von  denen  eines  mit  Smaragden  besetzt.' 
Alte  Kdnst  1883,  233. 

Vgl.  .Perlen-Nuster,  sogenannte  Bazerlen.'  Abhandl.  von 
Inventuren.  Stuttg.  1761  (Alem.  XI  156).  S.  auch  Gr.  WB. 
I  1 1 60  o. 

ge-batzet,  p-:  1.  mit  batzenförmigen  Flecken 
bedeckt,  gefleckt  Aa;  Ap;  GrScIi.;  G;  Z.  E"  patzets 
Höndli  Ap.  E"  patzeti  Sou  ZZoll.;  Syn.  ge-chüllet 
(Bd  III  213).  Bes.  von  Pferden,  so  vom  Apfelschimmel 
GMs;  Z.  E"  Patzeter,  ein  Scheck  AaF.  —  2.  schuppig, 
von  der  Tannrinde  Xdw. 

batzig  II  Aa;  B;  Lj  „Sch;"  S;  Xdw;  U,  bätzig 
Ap;  B  (bäurisch).  „E.,"  Si.:  1.  a)  (nur)  einen  Batzen 
kostend,  wert.  aaüO.  B.  Schmer,  Schnüre,  die  Elle 
zu  1  Batzen  Ndw.  Es  b-s  Mütschli;  s.  Sp.  599.  Es 
b-s  Züpfli  (ZöpfliJ  Ap;  B.  Dö  hei"  alle"  d'  Bliebe"  mit 
b-e»  Zupfe"  g'stöcklet.  Schwzd.  (S).  ,Die  Taufpaten 
machen  ihren  Patenkindern  jeweilen  am  Neujahr  ein 
Geschenk,  und  wäre  es  nur  e"  b-er  Zupf.'  JLdscber 
1898  (AASeon).  Was  chostet,  wie  tür  ist  e"  b-er  Wegge"? 
Vexierfrage  B.  S.  noch  Baggel  (Sp.  1073).  ,Die  becken 
mögen  kreuzerwertige,  halbbätzige  und  bätzige  brot 
machen.'  1586,  G  Verordn.  —  b)  übergehend  in  die 
Bed.  geringwertig,  schlecht  L;  Uw.  Batzigs  Tuech 
UwE.  —  c)  in  der  Verbindung:  's  isch-mer  nid  bätzig, 
mir  ist  nicht  recht  wohl,  nicht  recht  wohl  zu  Mute, 
ich  habe  Angst  BSi.  Auch  ohne  Negation :  D's  Mändli, 
dem  bir  ganze"  G'schicht  ist  b.  g'si"  [zu  Mute  war] 
wie  Pm  [Einem]  grad  cur  ''em  Hehe"  [Henken].  Schwzd. 
—  2.  =  gebatzet  2,  „scharf  geschürft  (von  Rinde)  BE.;" 
Ndw;  U.  E"  Hut  [Haut]  het-si  wie  batzegi  Dann- 
rinde" U. 

acht-batzig.  Achtbatziger,  (Weiss-) Wein,  von 
dem  die  Flasche  8  Batzen  kostet  Aa;  B.  .Reichere 
Bauernsöhne  lassen  wohl  Braten  auftischen  und  warten 
ihrer  Liebsten  mit  a-em  oder  gar  mit  rotem  Weine  auf.' 
Aa  Gem.  RA.  Dem  han-ich  g'seid,  wie  tir  der  A.,  dem 
habe  ich  gehörig  den  Text  gelesen  BHa. 

vil- bätzig:  viel  Batzen  (Geld)  besitzend.  E" 
Vilbätzegi,  ein  reiches  Mädchen  GrCIiui-w. 

vier-batzig.  V-i  Nidle",  die  Mass  zu  4  Batzen 
BStdt  (Gotth.).  ,Des  Gässlers  V-er  [Wein]  gab  ihm 
uf  d'  Niss.'  Obw  Bauernbl.  1900. 

guet-:  einen  .guten  Batzen'  kostend;  s.  Batzen  1  a. 
,Beim  g-en  Ring  lo1/»  Lot  zu  wenig.'  1645,  ZElgg 
(Brotschau). 

halb-batzig,  in  Ap  -bätzig:  1.  einen  Halbbatzen 
(2  Kreuzer.  5  Rappen)  kostend  Aa;  Ap;  B;  S.  E"  h-s 
Pürli  [Brötchen],  Mütschli  (s.  Sp.  599).  —  2.  nicht 
viel  wert,  gering,  wenig  taugend,  von  Sachen  und 
Personen  (phys.  und  mor.)  Bs;  B;  L;  S.  [Des  Mäd- 
chens] ei'fältig,  h.  G'stfid  und  Firlifanz.  Joach.  1892. 
,Ein  Vestibül  mit  h-en  Pilästerchen  von  Cartonpierre.' 


1975 


liaz,  bez.  biz.  boz,  buz 


1976 


Bs  Nachr.  1898.  E"  h-c  <)r'ni"g  SOlt.  Das  isch  e"  H-e 
Bs;  B.  ,Du  weisst,  wie  man  mit  h-em  Zeug  [geringen 
Dienstboten]  daran  ist.'  Gotth.  ,Es  träumen  tausend 
h-e  Knechtlein  und  Mägdlein  von  ihrer  Unentbehr- 
lichkeit.'  ebd.  ,Es  fand  einen  Mann,  einen  h-en  Gürtler 
oder  vornehm  gesagt  einen  Silberarbeiter.'  ebd.  ,H-e 
Bürgerlein,  die  kaum  eine  magere  Allmendreute  be- 
sitzen.' Joach.  1898.  .Schwanken  bei  der  Wahl  zwi- 
schen des  Ammanns  Basili  und  dem  fürwitzigen,  h-en 
Dorfschulmeisterlein.'  ebd.  —  3.  adv.  Es  geit  [z.  B. 
bei  einer  Arbeit]  numt"  so  h.  zue,  es  geht  nicht  recht 
vorwärts  damit  B.  H.  sl"  mit  Eim,  sich  etwas  gemein 
gegen  Einen  benehmen  BStdt.  Es  ist-mer  nur  h.,  ich 
fühle  mich  nicht  recht  wohl  L.  Öppis  h.  tue1,  nur 
halb,  obenhin  AaZoL ;  B.  Öppis  h.  verstä"  L.  ,Er 
traute  ihm  nur  h.'  Obw  Bauernbl.  1899. 

sechs-batzig,  in  Gr  -bätzig.  ,Der  Arme  begnügt 
sich,  seinem  Schätzchen  Käse,  Brod  und  sechsbatzigen 
Wein  vorzusetzen.'  ÄAGem.  Das  ist  eso  es  sechsbätzigs 
[wohlfeiles,  schlechtes]  Hüetli  GiiCastiel. 

dri-bätzig.  E"  dribätzigs  Nedli  GitPr.  E"  drei- 
bätzis  (ApK.)  Brötli,  ein  Brötchen  zu  10  Kreuzern  ApK., 
M.  ,Die  Becken  sollen  2pfennige,  lkreuzerige,  ökreu- 
zerigc  und  Sbätzige  Brot  backen.'  1668,  GBh.  Verordn. 

zwei-batzig,  in  Gr  -bätzig.  E"  ziveibätzegi  Mül- 
orgele"  GrPt.  De"  Zweubatzige"  [Gassendirnen]  näch- 
striche".  B  Hink.  Bot  1864. 

batzle":  um  Batzen  spielen  B. 

bätze11  II:  scherzh.  Ausdr.  für  bezahlen  Z. 

Sechs-Bätzi-g  ApH.,  I.,  M.;  Gr,  -Bätzi  ApK.,  M. 
—  m.,  PI.  unver. :  Sechsbatzenstück;  =  */a  Bündner 
Gulden.  Syn.  Sechser,  Zwänzger.  En  S.  z'sämme" 
bettle"  Ap.  S.  wörffe",  Schüsse",  ein  Spiel  machen,  bei 
dem  der  S.  nach  einem  Ziele  geworfen  wird  Ap.  All 
Lüt  hand  Schätzeli,  a's  ich  ha"  noch  kei"s;  es  gilt  en 
S.,  ieh  krieg  e"mol  ei"s.  ebd.  (Volksreim).  —  Drei- 
Bätzi-g  ApH.,  I.,  M.,  -Bätzi  ApK.  —  m.:  Dreibatzen- 
stück. —  Zehe°-Bätzing  ApH.,  L,  M.,  -Bätzi  ApK, 
M.  —  m. :  Zehnbatzenstück. 

bätzle":  mit  Batzen  bezahlen,  übh.  bezahlen  Bs. 

Acht-Bätzler  m.:  „Münze  von  acht  Batzen,  deren 
zwei  auf  einen  Zürcher  Gulden  gehen."  Auch  1583, 
Abscb.     S.  noch  Z  Gem.  I  369. 

Fünf-  (Füf-,  Föuf-):  Fünf  batzenstück,  auch 
übertr.  auf  das  Halbfrankenstück  B;  L;  Obw.  Der  F., 
wo  d'  Ching  öppe"  vo"  de"  G'vatterti  überehöme"  und 
in  es  Druckli  ihe"  tue".  Schwzii.  (BE.).  .Erlaubte 
Scheidmünzen:  Fünf  bätzier  von  Genf  und  Neuenburg, 
samt  ihren  Bruchstücken.'  1755,  Z  Nachr.  .Füni'bätzler 
von  Luzern,  Genf  und  Neuenbürg.'  B  Münzmand.  1756. 

Vier-:  Vierbatzenstück  Z  f.  Syn.  Bock  7  (Sp. 
1126).     Auch  1583,    Absch.     S.  noch  Z  Gem.  I  368/9. 

Guet-.  .Verwarnung  vor  aller  und  jeder  Reiehs- 
münz,  es  seien  Creuzer,  Halbbätzier,  Groschen,  Doppel- 
groschen, Drei-Gutbätzler,  Reichs-Ort  oder  andere  der- 
gleichen Reichssorten.'  Z  Münzmand.  1710. 

Halb-  s.  das  Vor.  —  Sechs-  s.  das  Folg. 

Dri-.  .Die  Löwenplaparte  aus  Bologna  habe  man 
in  St  Gallen  zu  Dreibätziern  umgeschlagen.'  1572. 
Absch.  .Verfügung  über  den  Curs  der  Dreibätzier 
von  Zug,  Bologna,  Chur.'  1573,  ebd.  .Nach  der  Ärnd 
verrüeft  die  Stadt  Schaff husen  die  Münzen...  ire  Drei- 
bätzler  umb  2  Batzen  und  ander  6-Bätzler  lasst  man 
bi  6  Batzen  bliben.'  1622,  Bauernchr. 

Drissg-.    ,1663  musste  N.  N.  jedem  Ratsherrn  unp 


Beamteten  [in  Obw]  zwei  Dreissigbätzler  bezahlen.- 
AKüchler  1895,  216. 

Zeche--:  1.  Zehnbatzenstück  B  (Zyro);  Zf  (Z 
Gem.  I  369).  —  2.  a)  ein  politischer  Spion;  s.  Kal- 
fakter 4  (Bd  III  197).  Spottname  der  Polizisten,  weil 
es  hiess,  sie  erhalten  für  jede  Anzeige  10  Batzen  B 
Stdt  f  (Freudenberger).  Aha,  da  chunnt  wider  so  ne" 
schiessiger  Z.,  g'eH  Achti"g!  —  b)  übh.  ein  Mensch, 
der  um  Geld  zu  Allem  zu  haben  ist  B. 

Füf- zeche"-:  Messen  zu  Ende  der  1840er  Jahre 
bei  den  Konservativen  in  B  die  von  der  regierenden 
Partei  als  politische  Spione  verwendeten  Landjäger 
(mit  Bez.  auf  ihren  Taglohn  von  15  Batzen). 

Zwei-.  Zur  Erhöhung  der  [Franz  Xaver-]  Feier 
Hess  der  Nuntius  [1654  in  LStdt]  , Zweibätzier'  vom 
Jesuitencollegium  aus  unter  das  Volk  werfen.  Liebenau 
1881.     S.  auch  Z  Gem.  I  368. 

Fünf-Bätzner  m.:  =  Fünf '-Bätzier  Aa;  Bs.  .Die 
silberne  Uhrenkette  mit  dem  Fünfbätznerscblüssel.' 
Breitenst.     S.  noch  lösen  (Bd  III  1427). 

Sechs-:  Sechsbatzenstück  Bs;  lt  Ndw  LB.  1852  = 
20  Kreuzer  oder  84  Rp.  neuer  Währung.  ,Um  Beulen 
zu  beseitigen,  soll  man  einen  neuen  S.  darauf  drücken.' 
Bs  Nachr.  1898. 

Dri-  Dre'i- :  Dreibatzenstück  Ap;  Bs.  ,Er  legte 
einen  abgeschliffenen  Dr.  unter  die  Räder  eines  schwe- 
ren Güterwagens,  dass  er  zu  einem  Sechsbätzner  breit 
gedrückt  wurde.'  Bs  Nachr.  1898.  .Alle  fremde  Drv- 
bätzner,  Schaff-  und  Schreckenberger  verboten.'  Z 
Münzmand.  1620.  ,N.  N.  von  Augsburg  wird  wegen 
eingeführter  Churer  3-Bäzner,  so  gar  zu  geringhaltig, 
um  100  Pfd  Deniers  gestraft.'  1621,  G  (KWild  1847). 
S.  noch  Münchs-Kopf  (Bd  III  413). 

Zeche--:  1.  =  Z.-Bätzler  1.  ,Als  ich  25  Jahre  alt 
war  und  dem  ersten  Kinde  meiner  Schwester  Götti 
sein  musste,  gab  mir  der  Vater  eine  silberne  Sackuhr 
mit  einer  silbernen  Kette,  einen  silbernen  Schlüssel 
und  3  Zehnbätznern  daran,  und  Hess  mich  vom  Kopf 
bis  zum  Fuss  neu  ausrüsten.'  1785,  Th  (Ap  Kai.  1860). 
—  2.  Spottname  der  von  der  Berner  Regierung  zur 
Revolutionszeit  im  Aargau  bestellten  Spione  und  An- 
geber, vom  Volke  wegen  ihres  Taglohns  so  geheissen. 
Aa  Gem.  I  77.     Vgl.  Z.-Bätzler  2  a. 

batzeli:  1.  gew.  wiederholt,  Lockruf  für  Schafe 
GrD.  —  2.  Batzeli  n.,  Kosewort  für  Schaf,  ebd. 

Bätz:  Schaf  GRMastr.  -  Auchbair.;s.  Schm.  I2  315 
Veh    Fe-:     Schaf,    das   mit    Grossvieh    läuft    Gr 
Mastr.     Syn.  Veh-Benz  (Sp.  1409). 

Pazem.  .Die  Säumer  und  Fuerleut  der  Eilgüeteren 
[die  an  einem  Sonn-  und  Feiertag  befördert  werden 
sollen]  sollen  sich  an  dem  Ohrt,  da  sie  auffbrechen 
wollen,  bei  den  Hb.  Pfarherren  aldorten  anmelden, 
welcher  ihnen  erst  nach  angehörter  heiliger  Mess  ein 
Pacem  oder  gewisses  Kennzeichen,  so  man  dessent- 
wegen verordnen  und  zu  Vorbiegung  aller  Gefahr  den 
Tag,  für  welchen  es  gelten  soll,  sambt  der  Zahl  der 
Rossen  darauf!  notieren  wird,  gratis  zustellen  solle, 
welches  sie  auff  Abf'orderung  der  Hh.  Pfarherren  der 
Ohrten,  durch  welche  sie  reisen,  oder  ander  oberkeitl. 
Persohnen  fürzuweisen  schuldig  sein  sollen.'  1650,  U 
LB.    S.  noch  Gamahu  (Bd  II297).  -  Vgl.  Pax  (Sp.  1062). 

Batzen  IL  .Von  einem  hundert  geharer  velen,  die 
gerwet  sind  oder  batzen  heissend,  try  Schilling  [Zoll].' 
1415/90,  AaB.  Urbar. 


197 


Baz,  bez,  b«,  l»'z.  buz 


l!>7s 


Viel],  identisch  mit  ,bazän'  im  Schacbzabelb.  V.  117G7/81 
(Betrügerische  Schuster  .verkoufent  bazäu  vil  dik  Tür  guotes 
korduwäu.  Bazän  ist  leder,  das  gemachet  ist  üs  schales  vellen. 
Si  haut  den  list,  das  sis  uiachcut  kordnwan  gelich'),  ,bazan' 
bei   Ducange  I   631,   frz.  basane,  brauues  Schafleder. 

Bazi'de-.  P-  GßPr.,  Scb.,  Bäzide"  GRScbud.  —  f.: 
oft  Dim.  Bazldli,  am  Rücken  getragenes,  im  Quer- 
durchschnitt ovales,  hölzernes  oder  blechernes  Gefäss 
für  Milch,  auch  Wasser.  I'h  muess  d's  Bazidli  üs- 
brüeje",  dass  's  zer  AbeHmilch  g'rüst  ist.  Schwzd.  (GrPt.) 

Uengad.  bazida,  Holzgeschirr,  worin  man  deu  Kälbern 
die  Milch  gibt.  Das  W.  ist  auch  im  Südtirol  verbreitet  und 
seit  alter  Zeit  bezeugt;  s.  Mhd.  WB.  II>  470  a;  Schm.  I2  416. 

„Bätz  n.:  kleine  Stuckchen  vou  zerschnittenem 
Leder,  Tuch  BO."    -    Wohl  =  Ge-bätz. 

An-bätz  Am-bätz  m.:  „Anstoss,  Anfechtung,  An- 
reiz"; Streit  BO.  Schwierige  Arbeit,  mühsam  zu  über- 
windender Widerstand  BBr.  ler  uberchemmi"d  den  A. 
[Ungelegenheiten],  venn-er  ech  mit  Dem  i"ldt  BHa. 

„bätzeMII:  schnitzeln,  unnütz  in  kleine  Stücke 
schneiden  BO."     Syn.  bätzgen. 

ver-  BGt,  „0.",  zer-  BR.:  in  kleine  Stücke  zer- 
schneiden, durch  Schneiden  verderben.  „Papir  r." 
Der  Schulder  tuet  d's  Tuech  z'  Unnütz  z.  BR. 

Bätzi  n.  (PI.  auch  Bätzeni  B):  1.  coli..  Abfälle, 
„unnütze,  unbrauchbare  Stücke  eines  Dinges",  z.B. 
von  Papier,  Tuch,  Leder,  Glas  BO.  Von  Gerberlohe, 
geringe  Rindenstücke  BBe.  (Dan.).  —  2.  a)  spec.  vom 
Obst,  bes.  Kernobst:  alle  Abfälle  davon  (Kelchab- 
schnitt,  Kerngehäuse,  Schalen,  Steine  usw.,  missratene. 
angefaulte  Früchte,  auch  in  Scheiben  zerschnittene 
geringe  Äpfel),  die,  nachdem  sie  entw.  in  Fässern  zur 
Gährung  gebracht  oder  gedörrt  worden  sind,  zu  Brannt- 
wein (Bätzi- Wasser)  destilliert  werden  BoAa.,  E.,  R. ; 
Ndw.  B.  mache",  i"  d'  B.  schnitze",  Obst  zu  dem  an- 
gegebenen Zwecke  zerschneiden  Ndw.  Das  gibd  nur 
B.,  taugt  sonst  zu  Nichts,  ebd.  ,Seit  dem  [18]  16er 
Jahre,  wo  der  Wein  so  teuer  war,  nahm  das  Brannt- 
weinelend immer  zu.  Seit  der  Zeit  besonders  benutzt 
man  die  Bätzeni  so  wohl.'  Gotth.  ,Der  Schulmeister 
könne  auf  dem  Ofen  der  Schulstube,  wenn  er  gross 
sei,  desto  mehr  Bätzeni  dörren,  während  der  Schule 
und  nachher.'  ebd.  .Änneli  ordnete  [in  Gedanken]  die 
sämmtliche  Masse  [der  Obstsorten]  nach  ihrem  Wert 
und  Dienst,  zum  Behalten,  zum  Verkauf,  zu  Schnitzen, 
zu  B.,  zu  Most  und  zu  Branntwein.'  ebd.  .Kirschen 
und  Zwetschgen,  wie  auch  die  Rinden  [der  Äpfel  und 
Birnen]  und  sogen.  Päzi,  die  Puzen,  werden  zu  gei- 
stigen Wassern  gebrannt.'  Uw  Gem.  ,Der  Wein  [in 
Zofingen]  hat  keinen  Bätzigü.'  Obw  Volksfr.  1888. 
,1782  erklärt  das  Obw  Priesterkapitel,  dass  das  Brennen 
von  Kirschen,  Zwetschgen,  B.  zu  den  knechtlichen 
Arbeiten  gehöre.'  ebd.  1880.  —  b)  verk.  für  Bätzi- 
Wasser,  Schnaps  B;  Obw.  Hol  die  'blüemlet  Flasche" 
und  schenk-mer  g'schwind  es  B.  [ein  Gläschen  Schnaps] 
i".  Obw  Volksfr.  —  3.  a)  Kerngehäuse  des  Obstes  BBr.. 
E.;  „VO;"  ScbwMuo.;  UwE.;  ü.  —  b)  Blütennarbe  des 
Obstes  AiLeer. ;  B;  U.  Mit  B.  und  Stil,  mit  Stumpf 
und  Stiel;  vgl.  Butz(en).  --  4.  (auch  Hals-Bätzi) 
Adamsapfel  „VO;"  UwE.  —  5.  böses  Mädchen.  Weib 
BR.    Em  es  B.   ~   Vgl.  Beui,  Bäugi. 

Erd-äpfel-:  ein  Kartoffelstück  zum  Steckling  be- 
stimmt U.     Syn.  E.-Bitzi. 


putze",  6-  IV:  in  den  Häusern  l'rivatstunden  geben 
BsStdt.  S.  Pätz-Gclt  (Bd  II  259),  -Meister  (8p.  522), 
■Stund.  —  fiie  Einsender  schreiben  mit  einer  einzigen  Aus- 
nahme anl.  [*-. 

Banz  I  m.,  PI.  Bäuz,  Dim.  Banzeli:  1.  Franse, 
z.  B.  an  einer  Decke,  Troddel  an  einer  Mütze,  zottiges 
Schwanzende  z.B.  eines  Hundes.  Das  Hündli  hed  en 
wisse"  B.  GjthPr..  Valz.  —  2.  zottiger  Hund  GuChnr, 
Churw.,  Klost..  Seh.  —  3.  Dim.  a)  breitblättriges  Woll- 
gras, Erioph.  latif.  GrPt.  —  b)  junges  Kalb   ZDägerl. 

Bauze"  f.:  Weib  mit  struppigen,  ungekämmten 
Haaren  GrRIi.   —   Vgl.  die  Gruppe  Baus  (Sp.  1665/6). 

„Bauz  II,  Boyz  m.:  süsser  Weinraost  Gr."  —  Vgl. 
das  syn.   Butsch  IV  (Sp.  1935).     S.  auch   Gr.  WB.  I    1202. 

Banz  III  Baiz  m. :  Unhold,  der  sich  in  den  finstern 
Winkeln  des  Hauses  aufhält  Ndw.  Syn.  Butz.  —  Vgl. 
Bä-Baulsch   (Sp.  1930). 

Böli-:  Schreckgespenst  Ndw.  Syn.  Böli-Bautsch. 
Der  Belibaiz  chunnd'.  zu  Kindern. 

Bau  zi  I  Bäuzi  m.:  =  dem  Vor.  U.    Der  B.  chunnt! 

Bauz  IV  m.:  =  Bautsch  I  (Sp.  1930)  B;  Z.  Syn. 
Gäutsch  I  (Bd  II  561). 

A°-bauz  m. :  beim  .Tätsch-Schiessen'  (s.  d.)  der 
Knaben  im  Frühling  derjenige,  der,  eine  zinnerne 
Schüssel  (den  von  der  Regierung  geschenkten  Schützen- 
preis) in  der  Hand,  die  Vorübergehenden  um  Geldgaben 
angieng  Z  f.     Vgl.  Z  Neuj.  Wais.  1887,  6. 

Rau-bauz  m.:  unfreundlicher,  barscher,  aufbe- 
gehrischer  Kerl  GWb.;  THEgu. 

ram-baus:  zornig  oTh. 

Ram-paussel  m.:  saurer  Wein  Z  (Jucker).  Syn. 
Jiämpis. 

Ram-bauseli:  kosend  für  ein  lebhaftes  kleines 
Mädchen  ZGrün.     Syn.  Ram-büseli.  ebd. 

Die  vorstehenden  Formen  mit  stammausl.  -*f*i  sind  durch 
ein  Versehen  unter  Bauns  (Sp.  1666)  weggeblieben  und  wer- 
den deshalb  hier  nachgetragen. 

bauze"  I:  1.  bellen,  kläffen,  von  Hunden  Bs;  B; 
L;  THMüllh.;  ZDättl.,  Kn.,  0.,S.,  Stdt;  knurren,  zornig 
bellen  L;  Z.  Syn.  bautschen  1 1  (Sp.  1930).  Dö  schässt 
us  dem  Pfarhüs  der  Ringgi  füren  und  bauzet  und 
geusset.  MUsteri.  ,Gauzen,  b.,  bäfzen,  latrare,  bau- 
bare.' Red.  1662.  .Baubari,  bellen,  b.  wie  ein  Hund.' 
Denzl.  1677;  1716.  S.  noch  befzen  (Sp.  1050),  wo  die 
Schreibung  .bäytzen'  viell.  auf  Nachahmung  des  syn. 
griech.  ßa3£eiv  beruht.  —  2.  „schreien,  vom  Waldhahn 
Gr."  ,In  einiger  Entfernung  hörten  wir  einen  andern 
[Auerhahn]  b.,  so  nennt  man  hier  [GRHeinzenb.]  das 
Pfalzen.'  H [.Lehmann  1799.  —  3.  trocken  husten  B; 
„Z."  Syn.  bellen  (Sp.  1158).  —  4.  barsch,  unwirsch, 
zornig  reden;  schelten,  maulen,  widerbellen  Bs;  L; 
GStdt,  W.;  Th;  Z.  Syn.  befzen.  Er  häd  z'rugg-,  ume"- 
'bauzt  ZS.  Er  hat  eisder  Öppis  zwüschet  i"e"  'bauzet 
ZDättl.  B.  und  schnauze",  tüchtig  schimpfen  Bs.  .Du 
[sollst]  nit  wollen  recht  haben,  wider  Gott  b.'  LLav. 
1582.  ,Es  ist  unrecht,  wenn  die  kind  wider  iren  vatter 
bautzend,  wenn  er  sy  züchtiget.'  ebd. 

ab-:  barsch  abfertigen  GW. ;  Th.  —  a"-:  1.  heftig 
anbellen  Z.  — ■  2.  anschnauzen  Ap;  Bs;  GRChur  (-p-)\ 
GStdt,  Ta.;  Th;  Z.  —  rä-:  „bezeichnet  das  Wesen 
eines  Menschen,  der  auffahrend  und  rasch,  reizbar 
und  empfindlich  mehr  in  Worten  und  Gebärden  als 
'in    Handlungen   ist";    schnauzen,    aufbegehren,    sich 


1979 


Baz,  bez,  biz,  boz,  buz 


1980 


unwirsch  gebärden,  lärmen  AaF.,  Ke.,  Leer.;  Bs;  S. 
Ist  d'  Christe"lir  üs,  löt  der  Pfarrer  d'  Chind  nit  r. 
im  Dorf  itnime".  Hänggi  1892  (S).    Abi.  „Rabauzer.'- 

.wider-:  =  tcider-bellen  (Sp.  1159)  Z." 

Bauzer  m.  Bs;  ZW.,  Dim.  Bauzerli  n.  ZKn.,  S., 
Stdt:  (kleiner)  Kläffer.  Syn.  Gauzer  2  (Bd  II  562); 
vgl.  Bauser  I  (Sp.  1666).  ,Unter  dem  Tische  [des  Ge- 
richtssaales]  war  der  B.  des  Oberaratmanns  und  der 
Spitzer  des  Amtsschreibers.'  Sdrber  1869  (ZW.). 

Bauzi  II  m.:  bellsüchtiger  Hund  ZZoll. 

Rä-  (in  L  n.):  barscher,  kurz  angebundener  Mensch 
Bs.    Basch,  frech  dreinfahrende  Person  L.  —  Rau-: 

1.  =  Rau-Bauz  T/HEgn.  —  2.  Wildfang  Bs. 

rauzi-bauzi:  1.  Interj.  zum  Ausdr.  der  Schnellig- 
keit BsBinn.  R.!  het  Jeden  ei"s  g'ha".  Vgl.  Rasi- 
Busi  (Sp.  1743).  —  2.  Rauzi-Bauzi  m.,  barscher,  un- 
freundlicher, aufbrausender,  auch  zanksüchtiger  Ge- 
selle Bs;  L. 

bauzig:  1.  bellsüchtig,  von  Hunden  Schw;  ZS.  — 

2.  barsch,  unwirsch  Ap;  G;  Th.  —  3.  pauzig,  rasch, 
frisch  GW. 

rau-bauzig  BsLangenbr.,  Stdt;  ScHwMa.;  Th;  Z 
Wthur,  -baussig  GitHe.,  Mai.,  rö -bauzig  AAZein.,  rä- 
bauzig  AxFri.,  Leer.;  BsL.;  L;  Obw,  -bauzig  AaKu., 
L.,  -bauzisch  AAHold.;  L;  Schw;  S;  W,  ra.m-bäussig 
AASt.  (-p-),  Wohlen;  Z  (Hürl):  1.  barsch,  unwirsch, 
rauh  AAZein.;  Bs;  GRHe.,  Mai.;  S;  Th;  Obw;  ZWthur; 
aufbrausend,  zornmütig  ÄAPri.,  Ku.,  Leer.,  L.,  Wohl.; 
L;  W;  mürrisch,  zänkisch  AaWoIiI.,  Zein.;  L;  Schw; 
trotzig,  wild,  unbändig  AaFh.  ;  L.  R.  befelhe",  frage"  S. 
Die  isch  e"  Bitzli  e"  Raupauzigi  und  kummediert  gern 
BsStdt.  Der  Karli  ist  ne"  robauzigc  Sakrament;  nie" 
chann-em  nit  säge",  was-me"  will  AAZein.  ,Der  Ueli 
ist  der  Raubauzigste  von  Allen,  mit  dem  ist  nicht  gut 
Chirsi  essen.'  ADieth.  1897.  Wenn  der  Sigrist  der 
Opfersäckel  üslärt  uf  'm  Altar  und  die  Chnöpf  und 
Zwirbeli  zum  Vorschin  chümme",  wird  der  Pfarrer 
fuchsteufelwild  und  ist  mängsmöl  bim  Mittagesse"  woc* 
r.  und  rumpelsurrig  BsLie.  (Meier).  —  2.  geil,  von 
heiratssüchtigen    Burschen    oder    Mädchen    AkSt.    — 

3.  sauer,  vom  Wein  Bs  (Becker).  Der  neue  Wein  ist- 
mer  z'  r.  —  4.  rauh,  grob,  von  Tuch  Z  (Hürl.). 

Ge-banzel  Gi-boiz<,l  n.:  =  Ge-busel  1  und  2  (Sp. 
1747)  WRaron. 

bauzcll,/)-:  1.  rasch  und  völlig  bewältigen  SchwE. 
Syn.  butzen.  a)  einen  Gegner.  Er  erblickt  der  Wandel 
[einen  Nachtbuben],  wie  Der  g'rad  Eine"  paust  und 
e"  z'underüf  schlät.  MLienert  1891.  —  b)  Speisen,  mit 
Stumpf  und  Stiel  aufessen.  Der  Hannesli  hät-e"  [den 
Erdapfel]  ine"  g'worglet  und-e"  pauzt  und  sich  dra" 
g' freut  wie-n-e"  Künig.  ebd.  Verst.  z'sämme"  b. :  D'Müs 
hend  d'  Herdüpfelbrösmeli  z'sämme"  'bauzt.  MLienert 

1891.  —  2.  wegstibitzen  ScuwE.  —  Zur  Bed.  vgl.  beizen  1 
(Sp.  1224). 

un-ge-bauzt  u(m)pauzt:  ungeschlacht,  roh,  rauh 
L;  SchwE.  1.  adj.  a)  von  Personen.  En  u-e'Kerli. 
,Sie  [die  Weiber]  blangen  immer  nach  uns,  so  unge- 
pauzt  und  ruchhölzig  wir  sind.'  MLienert.  's  sig  e"  fri 
rdssi,  u-i  [Hausfrau]  g'si".  ebd.  Es  ist  Alls  e"  chli" 
räch  und  u.  g'si",  <i'  Lüt  und  d'  Gege"d.  ebd.  —  b)  von 
Unpersönlichem.  Me"  muess  nid  es  einzigs  Wort,  wo- 
u-i"  chli"  u.  nsg'schd,  z'mittst  d'rus  use"  zere".  JRoos 

1892.  Dö  chunnt  der  u.  Rege"gutz.  Schwzd.  (L).    Weg 


dem  u-e"  Schneiturm  L.  ,In  unsrer  ungepauzten  Ge- 
gend.' MLienert.  —  2.  adv.  Unpausst[l]  und  rüchhärig 
mit  Einem  verfahren  L.  —  Das  W.  verhält  sich  zum  Yor. 
wie  un-pelzt  (Sp.  1226)  zu  beizen. 

Be'z  m.,  PI.  Beze",  Dim.  Bezli:  „junges  männliches 
Schweinchen,  so  genannt,  bis  es  ein  Eber  wird  Sch"  ; 
(junges)  verschnittenes  männliches  Schwein  AaZ.; 
„Ap;"  Sch;  Th;  ZLimm.,  Wl.  Zum  Mästen  hält  der 
Bauer  meist  e"  Nunn  und  en  B.,  nach  der  Volksansicht 
vorteilhafter  als  ein  eingeschlechtiges  Paar  Z.  ,Sus 
castratus,  ein  beetz,  etlichen  ein  barg.'  Tierb.  1563. 
,B.,  Wez,  Berr,  Bergel,  aper,  xinpos,  verres,  Aber.' 
Red.  1662.  ,Porcus  nefrundus,  ein  Betz,  verschnittenes 
Schwein.'  Denzl.  1716. 

Koseform  zu  Ber  I  (Sp.  1453)  wie  Betz  zu  Ber,  S/,atz 
zu  mhd.  spar.  Stalders  (aus  Kirchh.  stammende)  Angabe 
„Beize"  f."  wird  nicht  bestätigt;  St.2  hat  übrigens  „Betz, 
Betze"  m."  Hieher  das  .Bezengüetli',  Name  eines  Hofes  in 
ZOGlatt,  dessen  Besitzer  einen  Eber  (und  einen  Zuchtochsen) 
zu  halten  verpflichtet  war.   Diener  1863,  265  (schon  1650). 

Betz  m. :  1.  a)  Bär  „B;"  Th.  ,Der  bär,  ursus,  ein 
bätz.'  Mal.  , Einem  gezämpten  bätzlin.'  Tierb.  1563. 
Im  Vergleich.  E"  Jumpfer  wie-n-en  B.  Z.  Da  stä" 
wie-n-en  B.,  fest,  unbeweglich,  ebd.  —  b)  übertr.  ,Do 
soeben  [sahen]  wir  den  betzen,  nemlich  den  herzogen 
[von  Burgund],  mit  dryen  hufen',  vor  der  Schlacht 
bei  Grandson.  1476,  Bs  Chr.  Handfester,  stämmiger 
Mensch  „B;"  Th;  Z.  Er  ist  en  (rechter)  B.  Th;  Z 
Dättl.  —  2.  Hundename.  .Simon  Rollen  von  Bern  hund, 
genant  betzli.'  1504,  Z  Glückshafenrodel.  ,Kumm, 
bätzlin!'  RSchmid  1579.  ,Seh,  Bätz!'  Myricaus  1630. 
—  3.  Rammklotz;  auch  Handramme  der  Pflasterer 
GW1.;  Z.  ,Man  sol  den  Wal  mit  schweren  Batzen 
oder  Stösslen,  wie  bei  uns  die  Gassenbsetzer  oder 
Strassenpflasterer  brauchen,  steiff  und  vest  auf  ein- 
anderen stampfen.'  Kriegsbüchl.  1644.  ,Der  Stampf- 
schlegel (Bäz,  Ramme),  fistuca.'  Red.  1662.  ,Bätz, 
Stössel,  fistuca.'  Denzl.  1677;  1716.  —  4.  in  der  Ver- 
bindung Benz  und  Betz;  s.  Benz  2  e  (Sp.  1409).  - 
5.  Entstellung  für  ,Botz':  ,Soll  mir  Betz  Schnecken- 
bluet!'  Mvricads  1630. 

Koseform  zu  See  (Sp.  1447).  Die  RA.  am  Schluss  von  1  a 
wird  heute  zu  3  gezogen.  Zu  3  spec.  vgl.  Hund  ;4  j  (Bd  II 
1428),  GhatzSe.a.  (Bd  III  590).  Als  Personenname:  ,Joh. 
Betz."  1218,  SUrk.  ,Benz,  den  man  nempt  Betz,  ein  frö'nider 
gesell.'  1427,  ZKatsb.;  ,Betzeu  [Acc.].'  ebd.  ,Peter  Betzlin.' 
152S,  Bs  Urk. 

Belli-:  „Benennung  eines  Menschen,  der  in  der 
Gesellschaft  zur  Zielscheibe  des  Witzes  dienen  muss 
GRChur." 

Tautologische  Zss.  wie  etwa  Chatze"-Busi  (Sp.  1741). 
Junge  Bären  wurden  früher  häufig  gezähmt  und  zur  Kurz- 
weil gehalten;   vgl.  Zl'dA.  6,   185  f. 

Bu'sli-:   Zottelbär  ZZoll.f;  s.  Buslibetz-Strnmpf. 

Betze»  L:  =  Betz  3  Bs  (Spreng). 

betze":  (Pfähle,  auch  Pflastersteine)  einrammen 
Tu;  Z.  —  i"-:  einrammen  Z. 

Betzäwa  m. :  „Heilmittel  auf  Leben  oder  Tod",  vom 
Arzt,  wie  das  Volk  glaubt,  einem  Todkranken  verab- 
reicht, um  eine  Entscheidung  herbeizuführen  Obw. 
,Wenn  das  Volk  merkt,  dass  einem  Kranken  stark- 
riechende Arznei  gegeben  wird,  dann  sagt  es,  Derselbe 
sei  so  schwer  krank,  dass  der  Doktor  ihm  B.  gegeben 
habe.'  AKüchler.  —  St.  vermutet  (wohl  zutreffend)  Ent- 
stellung aus  Bezoar. 


19S1 


Baz.  bez,  biz.  boz,  buz 


1982 


Beiz  Bö*  in.:  mit  dein  ,Zweispitz'  gemachter  Ein- 
schnitt zur  Bezeichnung  der  Richtung,  in  der  ein  Stein 
spalten  soll;  auch  das  beim  Behauen  der  Horizontal- 
Häche  eines  Steines  zuerst  geschlagene  Randchen, 
nach  dem  dann  die  übrige  Fläche  behauen  wird  Ar 
Lutzenb.   (Sprache   der   Steinhauer).     En  B.  mache". 

—    Vgl.    beizen  3. 

Ge-beiz  n.:  mühselige  Arbeit,  die  nicht  von 
Statten  gehen  will  W. 

heize"  (bzw.  bäze",  bäze",  bi"ze"),  in  GrD.  auch  p-, 
Ptc.  (gejbeizt:  1.  wie  mhd.,  von  der  Jagd  auf  Vögel, 
zunächst  mit  Vögeln.  ,In  Illigeria,  da  er  Räb-Hüner 
mit  dem  Blau-Fuss  und  bissweilen  auch  mit  dem  Ha- 
bicht, item  Lärchen  mit  dem  Schnürlein  gebeist  [!]  hab.' 
Heut.  1658.  Abs.  ,[Zwei  Männer]  giengen  mit  ein- 
ander, wolten  b.  und  hüener  suochen,  won  si  waren 
inen  verzeiget  in  Engi.'  1413,  Z  Ratsb.  S.  noch  gän 
(Bd  II  323).  —  2.  eine  Lockspeise  legen  B;  Gl;  L; 
Schw;   Uw;    U;]  Zg  (St.b);   Z;    ,escam  parare.'   Id.  B. 

a)  im  eig.  S.,  bei  der  Jagd  auf  Wild,  in  B  auch  beim 
Fang  von  Mäusen,  Krebsen,  a)  abs.  oder  mit  blossem 
Dat.  Her  hend  allig  de"  Winter  de"  Füchse"  'beizt 
SchwMuo.  ,Es  war  stark  die  Rede  vom  B.,  Fallen- 
stellen usw.  [gegen  den  vermeintlichen  Marder].'  Gotth. 
Vom  Ködern  der  Fische:  .[Verboten  wird]  das  B.  und 
Lüdern  gegen  dem  Blanling  [!].'  1740,  Z  Fischerordn. 
,Tötschen,  Kläbgärnlin,  beüzen,  auch  im  See  vor  Ein- 
lauf der  Wasseren  vorzusetzen,  bei  Gl.  30  Buoss  ver- 
botten.'  1747,  U  LB.  —  ß)  mit  Acc.  S.  und  Dat.  P., 
Einen  mit  Etwas  ködern.  .Dieser  alte  Mensch,  vom 
Fleische  geboren,  ist  es,  der  von  der  Welt  sich  locken 
lässt  und  gefangen  genommen  wird,  dem  Affen  gleich, 
dem   man   in   einer  Flasche   Nüsse   beizt.'    Gotth.  — 

b)  uneig.,  Einen  ködern,  Einem  eine  Falle  stellen, 
Etwas  einbrocken,  zudenken,  a)  mit  blossem  Dat., 
auch  abs.  Bs;  B;  FMu.;  L;  S;  Zg  (St.b).  Ja,  beiz  da, 
so  lang  du  witt :  !°*  dröle"-der  nit  drl"  B.  Si  hend-em 
'beizt,  und  richtig  ist -er  cho"  L.  Dem  will-ich  scho" 
b.!  L.  ,Eisi  dachte,  was  es  wohl  für  einen  Mann 
kriegen  und  wie  es  diesem  oder  jenem  b.  könnte.' 
Gotth.  Jetz,  Urseli,  jetz  iveiss-ich,  dass-mich  lieb  hesch, 
und  dö  hesch-mer  guet  'beizt  g'ha".  JHofst.  1865.  Siehe 
noch  f ecken  (Bd  I  727).  —  ß)  mit  Acc.  dessen,  womit 
Einer  geködert,  ihm  eine  Falle  gestellt,  was  ihm  ein- 
gebrockt, zugedacht  wird  B;  FMu.  Einem  verdäch- 
tigen Dienstboten  wird  Etwas  gebeizt,  um  ihn  zu 
prüfen.  Eim  e"  Tasche"  b.,  eig.  eine  Ohrfeige,  dann 
übh.  eine  bittere  Überraschung  für  ihn  in  Bereitschaft 
halten  BM.,  S.  lch  han  im  Das  'beizt,  habe  ihm  diese 
bittere  Nuss  zugedacht  B.  ,So  hast  du  es  [ein  Beil] 
mitgebracht  und  gebeizt,  du  Schelm,  um  mich  als 
Dieb  hinzustellen.'  Gotth.  ,Er  behauptete,  man  habe 
ihm  auf  die  Stege  runde  Hölzer  gebeizt;  als  er  auf 
sie  getreten,  sei  er  mit  ihnen  heruntergerollt  und  habe 
sich  nicht  mehr  halten  können.'  ebd.  .Solche  Leute 
[unvorsichtige  Politiker]  mahnen  mich  gar  oft  an 
solche,  die  Blindekuh  spielen,  und  denen  man  Wespern 
beizt;  die  doopen  nun  mit  ihren  ungeschickten  Hän- 
den hier  in  eine  der  Wespern,  dort  in  eine.'  ebd. 
Beim  Kartenspiel  einem  die  verhängnissvolle  Karte, 
z.B.  den  Schwarzpeter,  in  die  Hände  spielen  BSumisw. 
Eim  es  Meitschi  b.,  Einen  ohne  dessen  Vorwissen  mit 
einem  Mädchen  zsbriugen,  um  eine  Heirat  zu  stiften 
BStdt.     In   BTh.  war    es   bis   Anf.  XIX.  Brauch,   am 


Hirsmontag  bei  Einbruch  der  Nacht  den  Schülern 
irgendwo  einen  Leckerbissen  zu  verbergen,  den  sie 
dann  suchen  mussten.  Sic  traten  in  den  Hausflur  mit 
den  Worten:  Heit-er-mer  Öppis  gibeizt,  gibeizt?  Mit 
Acc.  des  Ergebnisses:  De"  Bftr  hei  Angst  übercha". 
de''  ess-ne"  hüt  z'  ril  Chüechli  weg,  und  drum  denkt  er, 
er  welli  dem  zuvor  cho",  er  well-cm  nes  gnets  Funda- 
ment für  si"  Melti"ger  -  Durst  b.,  damit  tt'  Ghüechli- 
schnitte"  vor-em  sicherer  sigi".  JHofst.  1865.  —  c)  mit 
Verblassen  der  urspr.  Hauptvorstellung  als  gewähl- 
terer Ausdruck  für  zurecht  legen,  zurecht  machen 
übh.  B.  ,[Die  Wirtin]  beizte  Pantoffeln  den  Herren 
ins  Nachttischli.'  Gotth.  .Man  gab  den  Bettlern  Geld, 
wenn  schon  der  Kuchischaft  voll  Sachen  war,  die  kein 
Mensch  mehr  anrührte,  die  den  Schweinen  'beizt 
waren.'  ebd.  ,1m  ersten  Hause,  für  welches  es  seine 
schönsten  Erdbeeren  gebeizt,  war  Niemand  daheim.' 
ebd.  Der  Unkle"  [Pfarrer]  het  sine"  Bure"  e"  recht 
e"  schöni  [Predigt]  'beizt  g'ha".  Bari  1883.  —  3.  (beim 
Holzspalten,  Schindelnmachen,  beim  Stemmen  von 
Fugen  oder  Zapfenlöchern,  beim  Behauen  oder  Bre- 
chen von  Steinen)  mit  einem  Instrument  den  Probe- 
schnitt oder  Probestich  vorzeichnen  ApH.,  K.,  M. ; 
L  (Ineichen);  ZDättl.  ,Das  Zwingeisen  (ein  rundes 
Messer)  in  die  hölzerne  Wasserröhre  treiben,  damit 
die  Zwinge  besser  einschlage'  Ar;  L.  Dö  tbm-mer 
g'ad  e"  chli"  bäze",  sagt  etwa,  wenn  mit  dem  Hobel 
durch  einen  ,Ast'  hindurch  eine  Fuge  gemacht  werden 
soll,  der  Zimmermann,  indem  er  an  der  Aststelle  mit 
dem  Stemmeisen  die  Fugenränder  vorzeichnet,  damit 
diese  nicht  beim  Hobeln  in  Folge  des  hartem  Ma- 
terials ungenau  werden  ApWald.  —  4.  wie  nhd.,  mit 
scharfer  Flüssigkeit  behandeln,  allg.  ,B.,  inficere.' 
Mal.  a)  im  eig.  S.  a)  mit  übj.  Tierfelle,  -bälge  b„ 
in  der  Gerberei  Ap;  B;  F;  Gl;  Gr;  G;  Th.  Vom 
Schuster,  Leder  mit  Vitriol  behandeln  GFlums.  Ku- 
pfergeschirr vor  dem  Verzinnen  zur  Reinigung  in  eine 
Salpetersäurelösung  legen  Z.  Holz  6.,  imprägnieren, 
sei  es  zum  Schutz  gegen  Fäulniss,  sei  es,  um  ihm 
eine  bestimmte  Färbung  zu  geben  Aa;  B;  Gl;  Gr; 
Th;  D;  Z.  Holz  rät,  gel"  b.  ,Das  Holz  schwarz  zu 
beüzen  zu  dem  Tabernacell  Gl.  9.'  1798,-NDwDallen- 
wyl  Baurechnung.  Buchenschwämme  b..  um  Zunder 
daraus  zu  erhalten  ApWald.  De"  Same"  b.,  Saatgut 
in  eine  Vitriollösung  legen,  um  den  Brand  zu  ver- 
hüten B;  F;  Th;  Z.  Fleisch  b.  Aa;  Ap;  Bs;  F;  Gr; 
L;  G;  Th;  Uw;  U;  W;  Z.  .Gebeizte  Schunken.'  Hoch- 
zeit 1748.  Von  Kräutern.  , Beize  [die  Kräuter]  in 
branten  win,  wol  vermacht.'  Zg  Arzneib.  1588.  ,Süde 
oder  beize  sy  in  win,  gibs  zuo  allen  zitten  zuo  trin- 
ken.' ebd.  .Die  selbigen  Kreuter  schneid  klein  und 
subtyl  und  stoss  sie  in  einem  rotunden  aussgehölten 
Stein  oder  Mörser  mit  dem  10.  Teil  gemeines  Salzes 
und  fermentiers  oder  beiz  es  in  einem  Circuliergefess 
oder  in  einem  blinden  Helm,  das  ist,  der  kein  Schnabel 
habe,  in  Rossmist  einen  ganzen  Monat  lang.'  JRLan- 
denb.  1608.  Baumfrüchte  oder  deren  Abfälle  b.,  zur 
Branntweinbereitung  B;  vgl.  Beizi-Fass  (Bd  I  1052), 
Beiz-Trog.  ,Das  kaat,  daruss  der  lyb  des  menschen 
gemacht  ist,  [hat]  flyssiger  raüessen  gebeizt  und  ge- 
beert werden  und  dermass  geweichet,  das  daruss  weder 
klawen,  noch  scharpfe  krumme  zän,  noch  schüepen, 
noch  ysene  herte  hut  zuo  ungehorsame  und  gwalt 
erwuochsind.'  LJud  1530.  —  ß)  intr.,  die  Ingredienzien 
zu  Arzneien  ,b.  lassen.'    ,Nimm  nussöl,  rosöl,  den  saft 


1983 


Baz,  bez.  hiz,  boz,  buz 


1984 


von  zweien  fulen  öpflen,  ein  eiertoder,  lass  mit  ein- 
anderen b.  an  der  sunnen  oder  an  einer  warmen  stat.' 
Zg  Arzneib.  1588.  ,Wyss  dyptam,  eichen  mistel,  poonia 
würz,  rnachs  zuo  bult'er,  michsts  [mische  es]  under 
wasser,  lass  b.,  gibs  [dem  Kranken]  morgens  und 
obents.'  ebd.  ,Las  es  [Meerrettig  und  Honig]  7  Tag 
b.'  XVIII.,  Z  Kochb.  —  b)  uneig.,  mit  Acc.  P.  Mürbe 
machen,  erweichen  L  (Ineichen).  ,So  wöllent  ihr  mir 
helfen  auch  by  diseiu  König,  jungen  Gauch,  mit  ewerni 
Gift  ihn  dermoss  b.,  grimmig  ihn  an  die  Juden  reizen', 
Lucifer  zu  den  Furien.  GGotth.  1619.  —  5.  von  Kühen, 
a)  vom  Ausscheiden  von  Flüssigkeit  durch  die  Scheide 
kurz  vor  dem  Kalben,  in  der  Brunst  Gl;  ZO.  Syn. 
flussen.  Si  tuet  b.  —  b)  den  Gebärmuttervorfall  („Aa" 
F.,  Ke.,  Leer.,  Suhrent. ;  ApWald;  SchwE.;  Th;  „Z"0., 
S.)  oder  Scheidevorfall  („Aa;"  ApH.,  K.  (selten) ;  B 
(selten);  Gl;  „Z")  haben,  daran  leiden;  vgl.  Beizerin 
und  das  Syn.  birchen  (Sp.  1538).  „Bes.  der  Vorfall 
der  Mutterscheide,  welcher  sich  manchmal  einige  Zeit 
vor  der  Geburt  einstellt."  D'  Ghue  beizt  so  starch, 
dass-me"  chönnt  abschnide"  Ap  (TTobler).  ,Beim  Vor- 
fall der  Gebärmutter  und  der  Mutterscheide  (dem  sog. 
Äugen  oder  B.)  gilt  die  selbe  Währzeit  von  15  Tagen, 
von  der  Erscheinung  der  Krankheit  an  gerechnet, 
wenn  die  Kuh  nicht  inner  dieser  Zeit  gekalbert  hat.' 
ApA.  Verf.  1854.  ,Als  Honst- Mängel  gelten  beim  Rind; 
Abzehrung,  Lungenseuche,  auch,  obwohl  nicht  gesetz- 
lich, Bot,  We  und  B.;  verheimlicht  machen  sie  den 
Kauf  ungültig'  ÄALeer.  (Hunz.).  —  6.  von  Kindern, 
denen,  wenn  sie  am  Tisch  auf  Nahrung  warten,  der 
Mund  wässert  Z  (Schneebeli).  —  7.  einen  Schularrest 
absitzen  AAAar.;  B;  vgl.  Beizi  5.  —  8.  a)  lange  mit 
etwas  Unangenehmem  (einer  Wunde,  einem  Leiden) 
zu  schaffen  haben.  Syn.  beieren  I  2  (Sp.  900).  Er  hat 
müesse"  bäze",  musste  auf  die  Heilung  eines  körper- 
lichen Schadens  viel  Zeit  und  Mühe  und  verschiedene 
Mittel  verwenden  ScHHa.  Ieh  ha"  mängi  Wache"  z'  b. 
g'ha"  dra",  an  der  Krankheit  Bs  (Seiler).  —  b)  sich 
gewaltig  anstrengen,  abmühen  GrI)..  Glar.,  L.,  Pr.,  S., 
Scuolms,  Spl.,  Valz.,  UVatz;  W  (mit  der  Nbvorstellung 
des  Erfolglosen).  Ich  han  grüsam  gebeizt  GrD.  Ich 
ha"-mich  rilmäl  erstelle"  müesse",  so  gebeizt  han-ich, 
z.  B.  beim  Überschreiten  eines  Passes,  ebd.  Mer  hend 
auek  gebeizt,  bis-mer  en  [den  gewaltigen  Stein]  usser 
'brunge"  heind  GiiValz.  Mit  an:  Ich  han  a"  der  Burdi 
erschröckelich  gebeizt,  habe  schwer  daran  zu  schleppen 
gehabt  Gr.  —  c)  tr.,  mühsam  schleppen  GRSchiers. 
Bid  Weg  han-ich  schwär  Züffe"  [Bündel]  'beizt.  Scbwzd. 
—  Ptc.  adj.  ge-beizt,  peizt:  a.)  =  hart-beiss  3  a  a.  (Sp. 
1682)  Gr  (Tsch.).  —  b)  'beizter  Sehne",  dicht  liegen- 
der, glatter  Schnee,  auf  dem  sich  unter  dem  Einfluss 
kalter  Winde  eine  Kruste  gebildet  hat,  die  einen  Dar- 
überschreitenden wohl  zu  tragen  vermag  GrV.  Auch 
unpers.:  es  ist 'beizt.  —  c)  'beizts  Wasser,  Absud  von 
sauren  Apfelschnitzen,  oft  von  Holzäpfeln,  früher  im 
Sommer  als  Ersatz  für  Most  getrunken  ZSternenberg. 
Syn.  Beizi-Wasser.  —  hert-(ge-)beizt:  =  dem  Vor.  a 
ÜRHe.,  Klost.  Hertpeizti  bin-ich  tue"  a's  g'nues  g'si"  i" 
mintr  Jüngi,  de""  bim  Fredje"  han-icl'  mengi  Fert  üs- 
'beizl  für  d's  Schloss  [die  Talschaft  vor  der  Klus]  und 
mengi  au,h  i"her.  Schwzd.  (GRSchiers). 

Amhd.  beißen,  beizen  in  Bed.  1  und  4;  vgl.  auch  beisaen 
(Sp.  1682).  Eig.  Caus.  zu  bissen,  also  mit  der  Grundbed. 
,beissen  maeben,  lassen',  worauf,  mit  Verblassuug  bzw.  Ver- 
schiebung des  urspr.  Objektsverhaltnisses,  unsere  Bedd.  1 — 4 


beruhen.  Zu  2  spec.  vgl.  aisl.  beita,  ags.  bätjan,  engl,  to  bait, 
mit  einem  Köder  versehen,  ködern;  zu  3  nihd.  beißel,  mnd. 
betet  m.,  Meissel,  Stichel.  l*ie  Bedd.  5  —  S  küuneu  sich  aus 
1  entwickelt  haben  ;  doch  Hesse  sich  auch  an  ein  zu  Grunde 
liegendes  intr.  Denominativ  zu  ahd.  beiza,  Beizung  (=  in  der 
Beizung  sich  befinden)  denken ;  vgl.  Beizi,  Für  BSi.  wird 
in  Bed.  2  bi2zen,  in  Bed.  4  beize"  angegeben,  wodurch  die 
Letztere  sich  als  junge  Entlehnung  zu  erkennen  gibt.  In 
ApK.  gilt  nach  TTobler  täte*  in  Bed.  5  b,  baze"  in  Bed.  3. 
Mit  4   berührt  sich   der  Bed.   nach   bicken  7  (Sp.  1119). 

ab-beize":  rem.  sich  abplagen  mit,  bei  Etwas 
GrD..  L.,  Luz.,  Pr.,  Rh.,  UVatz.  Sich  furchtbar,  z'  Tod 
a.  B'hüet-is  der  Tüsig  Gott,  fta«-»**-n»"*  abgebeizt! 
beim  Kalben  einer  Kuh  GrD.  Mit  der  Tanne"  chön- 
nend-er-i  [euch]  noch  ei"s  a.  Gr  (Tsch.).  —  umme11- 
(ummer-  GRPr.) :  1.  sich  mühsam  umherschleppen,  sich 
abplagen  GRPr.  Jetz  muess  der  arem  abg'icerhet 
Storri,  der  hofeli'1'  noch  ab  Tatsch  chunnd,  in  de" 
Wald  und  Töbel  fast  um  Nüd  ummerbeize".  Schwzd 
S.  noch  itmmer-kumfojen  (Bd  III  304).  —  2.  tr.,  sich 
mit  Etwas  mühsam  schleppen.  So  von  Speisen:  sie 
mit  Mühe  warm  zu  halten  suchen,  vor  dem  Genüsse 
lange  herumschleppen,  wieder  aufwärmen  ScHHa.,  St. 
Schwächliche  Leute  mühsam  verpflegen  ScHSt.  (Sul- 
ger).  —  i"-:  1.  a)  =  beizen  4  a.  Fleisch  i.,  in  Salz  und 
Essig  einlegen  Aa;  Ap;  B;  GrV.  (selten);  Scb;  Th; 
Ndw;  U;  W;  Z;  auch  von  Gemüsen  ScHHa.  Obst 
(bzw.  die  Abfälle  davon)  i.,  zur  Branntweinbereitung 
in  Fässer  schlagen  Aa;  B;  SG.  ,Es  faulte  eine  un- 
endliche Menge  Obst.  Man  suchte  einzuheizen;  dazu 
hatte  man  aber  zu  wenig  Geschirr.'  Gotth.  Vgl.  In- 
beiz-Fass  (Bd  I  1052).  Scherzh.  von  Personen.  ,Den 
wollte  ich  einbeizen  100  oder  200  Jahre  in  ein  Bäzi- 
fass  und  ihn  dann  erst  hervornehmen  und  luegen,  ob 
er  noch  stinke.'  Gotth.  —  b)  d'  Wasch  i.,  vor  dem 
Plätten  leicht  mit  Wasser  besprengen  Sch  ;  Z.  Scherz- 
haft: Mer  sind  recht  i'^beizt  worde",  von  einem  Regen- 
schauer durchnässt  worden  ZZoll.  —  2.  d's  Heu"  uf 
den  Stall inb.,  mit  Mühe  eintragen  GrA.  —  er-:  1.  ver- 
stärktes beizen  4  a  ß.  ,Dise  stuck  leg  in  essich  und 
lass  sy  wol  darinn  e.'  Vogelb.  1557.  .Lasset  es  [die 
Kräuter  und  Säfte]  uf  24  Stund  zusamen  e.,  nachgents 
sigets   durch   ein   lynin  Tuch.'    1710,    ZZoll.  Arzneib. 

—  2.  tr.,  Etwas  mit  Mühe  und  Anstrengung  zu  Stande 
bringen  GrD.,  Pr.  —  üs-:  tr.,  Etwas  mit  Mühe  (aus 
einem  Tale)  hinausschleppen  GRSchiers;  s.  noch  hert- 
gebeizt.  —  use"-:  mitDat.P.,  Einen  austreiben  S.  Dem 
Rumpel-  und  Chlopfgeist  hätt-me"  scho"  langisch  seilen 
it.  Hätt-me"  zur  rechte"  ZU  d'  Ghapeziner  b'stellt,  die 
hätten-e"  mit  Wasser  use"tribe",  de""  stienge"  eusi  Hüser 
noch.  BWyss  1885.  —  vor-:  beim  Holzspaltcn  mit  der 
Axt  in  den  Block  eine  Ritze  machen,  worein  dann  der 
Keil  gesteckt  wird  ZZoll.  Vgl.  beizen  3.  —  füre"-: 
hervorlocken,  -zwingen  Ndw.    Ich  han-em  's  fire"'beizt. 

—  zuehi"-:  zuschleppen  GRSchiers.  Wasser  z. 
Schwzd.  ■ —  zer-:  refi.  =  sich  ab-b.  .Manches  Tages 
zerbeizen  sie  [die  Ruttner  und  die  Ruttnerochsen]  sich 
schier  auf  den  Tod  im  Durchbruch  [des  Schnees  auf 
Bergstrassen]  und  hilft  doch  nichts,  weil  der  Wind 
ihre  Arbeit  wieder  zufüllet  und  verweht.'  Sererh.  1742. 

Beizer  m. :  1.  ,B.,  infector,  offector.'  Mal.  — 
2.  gebrechlicher  Mensch  ScnSt.  (Sulger). 

Beizeri"  f.:  Kuh,  die  an  chronischem  Vorfall  der 
Mutterscheide  leidet  „Aa;"  ApH.,  K.  (selten);  „Z"0.,  S. 
Vgl.  beizen  5  b. 


19S5 


Baz,  bez.  biz,  boz,  buz 


1986 


Beizete"  f.:  Geschlepp  mit  einer  Sache  ScnSt. 
(Sulger). 

Beizi  (PI.  Beizenef)  f.:  1.  a)  Lockspeise  für  Wild 
B;  Gl;  L;  SchwMuo.  ;  üwE.;  U;  \V ;  Z.  D'  Beizi  (Gl), 
e"  Beizi  (U;  W)  lege".  Der  Fux  ist  nit  uf  d'  Bi'ei 
g'gangc"  KSi.  Sprw.:  Wa  die  B.  ist,  ziehn-schich  d' 
Fichsch  [Füchse]  zue  W.  RA.:  Atzet  uf  die  B.  laufen, 
beständig  einer  Liebschaft  nachgehen  W;  Syn.  uf  de" 
Strich  gä".  Bildl. :  .Stämpfli  versucht,  das  Bernervolk 
zweimal  im  gleichen  Loch  zu  fangen,  nur  mit  einer 
andern  Beize  am  Spiess.'  Gotth.  Früher  auch  in  der 
Fischerei.  Das  Fischen  mit  der  Schnur  war  wie  früher 
frei,  aber  das  Anhängen  von  ,Beize'  und  .andere  ge- 
fährliche Künste'  wurden  verboten.  1592,  BTh.Fischer- 
ordn.  —  b)  persönl.,  schäm-  und  zuchtloses  Weibs- 
bild L;  SchwNuoI.;  UwE.;  Zg  (St.b).  E"  wüesti  alti  B. 

—  c)  Falle:  Das  ist  e"  süberi  B.,  eine  schändliche 
Falle  FKerzers.  —  2.  wie  nhd.  Beize  Aa;  B;  FMu. ; 
G;  SchwMuo.;  Th;  Ndw;  U;  Z.  Fleisch  i"  d'  B.  lege", 
i"  der  B.  ha"  Aa;  Z.  Öpfel  i"  d'  B.  lege",  tue",  zur 
Branntweinbereitung  B;  FMu.  —  3.  flüssiger  Dünger 
ZDättl.  —  4.  bei  Kühen,  Ziegen,  Schafen,  schleimiger 
Ausfluss  aus  der  Mutterscheide,  z.  B.  in  der  Brunst- 
zeit, nach  dem  Werfen  GFlums,  Ms.  Nachgeburt  bei 
Kühen  Gl;  Syn.  Süberi.  —  5.  anschliessend  an  2  in 
übertr.  S.  von  menschlichen  Zuständen.  Eim  e"  B. 
mache"  (Bs;  S),  a"richte"  (AAKästal;  FKerz.),  eine  Un- 
annehmlichkeit bereiten,  a)  bes.  von  Krankheitszu- 
ständen.  I"  der  B.  sj",  ligge",  das  Bett  hüten  müssen 
AAZein.;  BsL.;  S.  ,Oft  waren  alle  beide  Eheleute  in 
der  Beize  und  etwa  noch  ein  Kind  dazu.'  Breitenst. 
Die  zwe  Tag,  wo-n-er  noch  muess  i"  der  B.  ligge" 
[nämlich  in  der  Augenklinik],  dunhen-e"  schier  gar  e" 
halbi  Ebigkeit.  Schild.  Us  der  B.  si",  vom  Kranken- 
lager aufgestanden  sein  S.  Am  erste"  Chind  het  's 
Bäbi  z'eh"  Wache"  müesse"  im  Bett  Mibe",  und  chüm 
isch  d'  Frau  us  der  B.  g'si",  isch  's  Chind  ehranl; 
u-orde".  Joach.  E"  herti  B.  ha",  eine  langwierige, 
schwere  Krankheit  durchzumachen  haben  AAKästal. 
D'  B.  ha"  1)  ohne  eigentlich  krank  zu  sein  physisch 
abnehmen.  2)  von  einem  epidemischen  Unwohlsein 
befallen  sein  GrL.  D's  Äni,  die  Tüsigs  Däsche",  het 
die  tüflisch  B.  [Influenza].  Leichte  Krankheit  GrL., 
UVatz.  —  b)  mit  anderer  Specialisierung.  I"  der  B. 
si"  1)  im  Examen  sich  befinden,  sich  darauf  vorbe- 
reiten Bs.  —  2)  von  einer  Strafuntersuchung  L.  Er 
ist  i"  der  B.,  auch  si  hend-en  i"  der  B.  —  3)  in  grosser 
ökonomischer  Verlegenheit  sein,  von  Schulden  gedrückt 
werden  Sch  (Kirchh.).  Vom  Schularrest  AAAar.,  Käst., 
L. ;  B.  Hest  B.  g'ha"?  fragt  die  Mutter  das  Kind,  das 
zu  spät  aus  der  Schule  kommt  AAKäst.  -  c)  grosse 
Mühe,  Anstrengung  GRChur,  D.,  Glar.,  Pr.,  Sch.,  Trimm. 
E"  (mächtigi)  B.  ha",  sich  (gewaltig)  zu  schaffen  ma- 
chen müssen  mit  Etwas.  Esse"d  und  triche"d,  mini 
liebe"  Lüt,  er  heid  d's  angstligen  Tüfelsch  en  B.  g'han 
mid  miner  Mueter  selig,  sagte  ein  Schanfigger  mit  un- 
beabsichtigter Zweideutigkeit  zu  den  Gästen,  welche 
den  Sarg  über  die  steilen  Gebirgswege  getragen  hatten. 

—  d)  d'  B.  ha"  mitenand,  von  auffallend  freundschaft- 
lichem und  emsigem  Verkehr  eines  Jünglings  und 
eines  Mädchens,  zweier  Familien  GrLuz. 

Von  ahd.  beiza  ist  unser  W.  durch  die  Bildung  unter- 
schieden, indem  es  eine  sekundäre  Abi.  von  beizen  darstellt 
(=  ahd.  'beizt);  z.T.  mag  junge  Suffixübertragung  im  Spiele 
sein.     Bed,  1  a  ist  auch  nhd. ;    zu   1  a  und  b  bietet  Lueder 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


(Bd  III  1104)  eine  genauo  Parallele.     Zu  5  vgl.  auch  Schill. 
I*  288.     ,ln  der  B.,  ob  der  B.',  Lokalname  ZAltst. 

Vogel-.  ,Küng Thietrich  reit  ufgejegt  und  v.'  Vad. 
,Er  fand  Heinrichen  [den  Vogler]  uf  der  Vogelbeize.' 
JJRüeger  1606.   -     Wind-:    heftige   Erkältung  GrI,. 

hert-beizig:  a)  eig.,  von  Gegenständen,  die  sich 
schwer  beizen  lassen  SchwE.  —  b)  uneig.,  von  schwer 
zu  bearbeitendem  und  zu  düngendem  Land;  von  Vidi . 
das  der  guten  Nahrung  zum  Trotz  nicht  fett  werden 
will;  von  Menschen,  einer  bessern  Überzeugung  schwer 
zugänglich,  ebd.    Eine  [ein  Bauer]  ist  fri  alte  und  h. 

MLlEN.    —    Vgl.    (hert-)ge-beizt. 

beizne":  =  beizen  5  a  GFlums,  Ms. 

Benz  m.:  Katzenname  Aa  (Hürbin). 

Pitz  m.,  Dim.  Pitzji:  ,canto,  angolo'  PA1.  (Giord.). 
—   Vgl.  piz,   ,punta.'   Val   Tellina  bei   Monti,  Voc.  di  Conio. 

Bitz  I  m.:  1.  =  Biss  IIa  (Sp.  1693).  ,Lass  nitt  ir 
[meiner  Söhne]  bluot  in  siner  hitz  durch  Adams  b. 
uff  sundens  art  gezwiget.'  Kessl.  S.  noch  Chratz  II 
(Bd  III  928).  Vgl.  auch  Bitz-  Würz.  —  2.  Beigeschmack 
BO.;  FJ. ;  LE.;  W;  bes.  von  dem  scharfen  Beige- 
schmack, den  man  von  dem  Käse  fordert.  En  B.  ha" 
(.einen  B.  haben  oder  führen'  BR.)  1)  mit  Sach-Subj. 
Es  het  en  B.,  einen  (ungehörigen)  Beigeschmack.  En 
B.  ha"  wie  en  sürer  Öpfel.  Der  Chas  hat  en  guete"  B., 
„einen  lieblich  scharfen  Geschmack."  D'  Chrüdsuppe" 
het  e"  z'  starche"  B.,  si  isch  riäzi  FJ.  —  2)  mit  per- 
sönlichem Subj.  Ich  han  en  schlechte"  B.,  die  Speisen 
schmecken  mir  nicht  BHa.  Der  B.  ni"  1)  mit  Dat.  S., 
(einer  Flüssigkeit)  den  Beigeschmack  nehmen,  ihren 
Geschmack  verbessern.  —  2)  mit  Dat.  P.,  uneig., 
Jmdm  die  Lust  benehmen  zu  Etwas,  Etwas  verleiden. 
Wan  du  der  Tüfel  ist  i"  d'  Dörfer  cho",  du  het  's  im 
du-n-der  B.  g'rad  inest  g'no".  Schwzd.  (BSi.).  — 
3.  =  Biss  12  (Sp.  1686),  in  der  Verbindung  Bugg  oder 
B.  Bs.  —  4.  .Trotz,  Neid.  Etwas  aus  B.  tun,  nur 
zum  Trotze,  dass  man  Recht  haben  will;  nur  zum  B., 
einem  Andern  nur  zu  Leide'  Bs  (Spreng). 

Zu  2.  Vgl.  zur  Bedeutungsentwickiung  Ade  (Bd  I  163), 
Hie,    Hieb  (Bd  II   856.   945). 

Ab-:  unangenehmer  Beigeschmack  „BSi.;  LE.;"  W. 

Affen-:    Familienn.     .Uolrich  A.'    1389,  B  Tellb. 

Vgl.  die  Familienn.  Tübel-Beiss  (Sp.  1680),  Hund-ßiss 
(Sp.  1694). 

An-:  „Beigeschmack  BO.;  LE."  ,Ein  guter  Ge- 
schmack beim  Anbeissen  wie  beim  Wein  das  Aroma' 
BO.  (Zyro).  —  Fass-:  Beigeschmack  des  Weins,  der 
davon  herrührt,  dass  das  Fass  schimmelig  ist  oder 
vorher  schlechten  Wein  enthielt  W.  —  Holz-:  Bei- 
geschmack, den  der  Wein  in  neuen  Fässern  bekommt 
W.     Vgl.  hölzelen  (Bd  II  1266). 

Nach-:  fortgesetzter  Zank;  in  der  Verbindung 
,kib  und  n.',  Zank  über  Zank.  Da  nun  dieses  Ge- 
schäft [die  Zurückführung  der  Rottweiler  Verbannten] 
seit  langer  Zeit  auf  allen  Tagen  verhandelt,  die  Voll- 
ziehung der  Beschlüsse  aber  von  Zürich  und  Glarus 
gehindert  worden  ist  und  sich  hiedurch  die  Sache  also 
geschwellt  hat;  da  jedoch  die  biderben  Leute  von 
[Rott-]  Wyl  bei  solchem  ,kib  und  n.'  zu  Grunde  ge- 
richtet würden.  1530,  Absch.  IV  I  b  844.  -  Vgl.  ,nach- 
beissen,   mordendo  persequi'  hei   Gr.   WB. 

Tüfels-:  ein  Heilkraut.  ,Morsus  dyabuli,  düfels- 
bitz.'  XV.,  ScHwArzneib.  —  Vgl.  T.-Ab-beis»  (Sp.  1680), 
-6i»s  (Sp.  1694). 

125 


1987 


Baz,  bez,  biz,  boz.  buz 


1988 


bitze  lacht  ZDättl.,Kn.,Zoll.,  „bitzelachtig"  ,L;Zg' 
1t  St.b;  Z,  bitzelecht  Aa;  Bs;  LG.;  UwE.;  U;  Zllln., 
bitzelechtig  Bs,  bitz(e)lochtig  BO.  (Zyro):  1.  a)  zwi- 
schen süss  und  sauer  die  richtige  Mitte  haltend,  an- 
genehm säuerlich  Bs;  BO.;  „LE.,"  G.;  UwE.;  U;  Z. 
Bes.  vom  Geschmack  der  Äpfel  Bs;  „BO.;  LE.;"  Z. 
.Von  schönen  grossen  granatöpflen  ettlich  siess,  ett- 
lich  bitzenlechtig,  wenig  säur.-  1554,  FPlatter.  ,Vor 
1  Tansen  bizelachtige  Äpfel.'  1792.  Z  Haushaltungsb. 
Auch  von  andern  Früchten,  Kräutern,  Speisen  usw. 
,Byren  sind  guot  mit  einem  saurlächten  oder  bitz- 
lächtigen  mangen,  acidulo  sapore  iucunda  pyra.'  Fris.  ; 
Mal.  .Etliche  säur  bitzelechte,  rässe  kräuter.'  Tierb. 
1563.  E"  bitzelechti  Speis,  es  bitzelechts  Trank  UwE. 
„Eine  bitzelachtige  Brühe."  ,Die  Brühen  muss  ein 
wenig  bitzellächtig  sein:  tu  ein  wenig  Essich  daran.' 
XV11L,  Z  Kochb.  Adv. :  , Ein  brüelein  über  kappunen 
soll  fein  bitzläeht  süess  sein.'  1592,  Bs  Kochb.  Un- 
eig. :  Viele  der  auf  die  Zünfte  gedichteten  Epigramme 
.sind  nicht  gar  zu  süsse,  manche  bitzelächtig  gar.'  Fumi- 
lingsblatter  1852.  —  b)  blöde,  vom  Wein  Aa.  — 
2.  übertr.,  vom  Klima.  ,Es  ist  halt  überall  in  jedem 
Land  ein  andrer  Fall:  Kalt  zum  Verstablen  ist  's  im 
Norden.  Im  Süden  Eim  die  Hitz  verzehrt.  Hier  ist  es 
bizelecht  zu  nennen.'   RKelterborn  1874  (Bs). 

bitzelecht(e)le":  „weder  ganz  sauer  noch  ganz 
süss  schmecken." 

bitzele"  I:  einen  schwachen  Essigstich  haben  Z 
(Spillmann). 

bitzelet:  prickelnd.  ,Vinum  vetustate  edentulum. 
der  nit  mer  b.  oder  stark  ist,  sein  kraft  verloren, 
alter  wein.'  Fris.  ,Ein  rauche  liebligkeit  oder  gräz 
und  b.,  suavitas  austera.'  Mal.  ,Der  Wein  wird  süss 
und  b.'  JRLandenb.  1608.  Hieher:  bitzkti  Milch,  ge- 
ronnene B  (Zyro). 

bitzelig:  =  bitzelacht  1  Z.  D'  Spitzteisiker  [eine 
Apfelsorte]  sind  b. 

bitze"  I:  einen  Essigstich  haben  Z  (Spillmann). 
De''  Most  bitzt. 

hitzig:  1.  vom  Geschmack,  „scharf  schneidend 
auf  der  Zunge";  z.B.  von  Schnaps  BO.  Auch  von 
schneidender  Kälte,  ebd.  —  2.  „zum  Stechen  geneigt. 
z.B.  von  Bienen:  Sie  sind  heut  b.  BO."  —  3.  reizbar, 
empfindlich,  streitsüchtig,  neidisch,  von  Menschen  und 
Tieren  „BO.,"  Si.   -    Vgl.  bissig,  büiig  (Sp.  1693.  6). 

bitzle":  1.  prickeln  Aa  (Roehh.).  Vgl.:  ,Wie  der 
saurbrunn  zu  Göppingen,  so  man  darauss  trinkt,  so 
bitzelt  und  zippert  er  ein  wenig  im  mund,  aber  es 
ist  gleich  nüt  me  dehinder  und  sehmackt  als  wasser.' 
Geiler  von  Kaisersberg.  —  2.  vom  beissenden  Schmerz 
einer  mit  einer  scharfen  Arznei  behandelten  Wunde: 
,Es  bitzelt  von  erst  enklein  in  der  wund.-  XV.,  Schw 
Arzneib. 

Bitz  II,  Bitze"  m.  —  Dira.  Bitz(e)li,  Bitzi  I  usw.: 
1.  Bitz  B;  Gr;  L;  Zg,  Dim.  Bitzli  ÄALeer.;  B;  Zg, 
abgebissenes  Stück.  Bissen.  E"  B.  Brot  Gr;  L;  Zi; 
(St.b).  Mariz  [.Mauritius],  u-i't  au'h  (noch)  e"  B.Y 
scherzh.  Einladung  mitzuhalten  L.  ,Sie  sagten,  es 
were  in  dem  vierzehenden  jare,  das  brüeder  Niclaus 
nit  geessen  hett,  denn  uff  einmal  durch  gehorsami 
bewegt  mit  dem  wichbischoff  von  Costenz,  do  er  allda 
die  cappel  wichte,  allein  try  bitz  und  mundfol  mit 
gesegnotem  win  genommen.'  1482,  AvBonstetten  (Leben 
des  Bruders  Klaus);    dazu:   ,Uf  das  gebot  im  der  bi- 


schof  bi  christlicher  ghorsame,  dri  bitz  brots  ze  essen 
und  ein  trunk  wins  ze  trinken.  Begert  bruoder  Claus 
den  einen  bitz  in  drig  ze  brechen;  deren  nam  er  einen 
und  noss  den  mit  beschwerd.'  Ansb.;  ferner:  ,Ässend 
die  dry  Bitz  Brot!  . . .  Doch  [Klaus]  macht  auss  einem 
Bitzen  dry.'  JMahl.  1674.  ,HsSchmid  hat  noch  im 
hals  ein  bitz  vom  häsin  käs,  den  er  Zürich  gwann 
[an  der  Disputation  von  1523].'  UEckst.  1525.  .Ja. 
so  es  umb  fleischlichs  war,  äsind  zwen,  dry  tag  nit 
ein  bitz.'  ebd.  .Nieman  gab  mir  ein  bitzen  brot.' 
JBinder  1535.  ,1m  hus  hau  ich  kein  bitzen  brot,  kein 
fleisch,  kein  schmalz.'  Ri:ep  1540.  ,Nun  setzend  euch 
zum  Tisch  jetz  bhend,  ein  Bitz  und  Trunk  wir  nem- 
nien  wend.'  GGotth.  1619.  ,Gan  in  die  lär  Statt  hin- 
sitzen,  do  uns  nit  wuchs  ein  einzger  Bitzen.'  Myricaüs 
1630.  .Kein  Dienstli  tat  man  eim,  kein  Trit,  kein 
Bitzli  Späck  gab  man  eim  nit.'  JMahl.  1674.  Mit 
Ailj.  En  fätter  Bitz,  ein  fader  Bissen  BHa.  En  gueter 
B.  B,  es  guets  Bitzli  ÄALeer.;  B;  Zg,  ein  leckerer 
Bissen.  Er  isst  gern  es  guets  (oder  guetij  Bitzli  Aa 
Leer.;  B,  er  g'chennt  die  guete"  Bitz(li)  B,  ist  ein 
Feinschmecker.  Me"  g's'eht  im  's  a",  dass  er  noeh  alben 
einisch  zum-ene"  guete"  B.  chunt,  er  sieht  wohlgenährt 
aus  B  (Zyro).  ,Der  gueten  bitz  manglen.'  UEckst. 
1525.  , Guete  bitzlin  frässen,  catillare.'  Mal.  .Stets 
bym  wyn  by  einanderen  sassen,  guet  bitzle,  schleckle 
frassen.'  RSchmid  1579.  ,Ich  iss  lieber  ein  gueten 
Bitz  als  eben  sur  Holzäpfelschnitz.'  1733,  L  Spiel. 
Scherzh.:  e"  guete''  B.,  ein  Mädchen  mit  Vermögen 
BO.  (Zyro).  ,Ein  süesses  bitzlin',  von  einem  Mädchen. 
VBoltz  1551.  .Das  Volk  isst  auch  nicht  täglich  künst- 
liche Bitzli  vom  Zuckerbäcker.'  Zg  Kai.  Elsener  1856. 
S.  noch  Mutten  IV  (Sp.  578).  —  2.  verallg.  a)  Bit: 
BO.  (PI.  Bitze"  BSi.);  FJ.;  UReusst.,  Urs.;  W,  Dim. 
Bitzli  BHk.,  Si.,  Bitzi  BHk.,  0.  lt  Zyro;  U,  Bitzji  W, 
kleines  Stück  übh.  —  b)  Bitz  (PI.  Bitz  B  lt  Zyro, 
Bitze"  BE.;  S;  Uw)  Aa;  B;  L;  S;  Uw,  Bitze"  Aa;Bs 
lt  Spreng;  BO.  lt  Zyro,  Dim.  Bitzli  Aa;  BHk.,  E.; 
UwE.,  Bitzeli  BSi. :  (grosses)  Stück.  Syn.  Stuck.  ,Der 
Bitzen,  offa'  Bs  (Spreng).  An  eim  Bitz,  an  einem 
Stück  B;  S.  ,'/a  Käs  kaufen,  Alles  an  einem  B.' 
E"  Madratze"  mit  drei  Bitze",  Teilstücken  BStdt. 
Z'  chllne"  Bitzelene"  zergangen,  in  kleine  Stückchen 
zerfahren  BSi.  Er  hat  si"  Bock,  de"  Brief  z'  chliue" 
Bitzlene"  zerfetzt  BHk.  ,Minutia,  morsiuncula.  ein 
stückle  oder  bitzle.'  Fris.;  Mal.  S.  noch  Donner-Gueg 
(Bd  H  163).  a)  bes.  von  festen  Nahrungsmitteln.  Ein 
derbes  Stück  (Brot,  Käse,  Fleisch)  Aa;  BU.;  S;  Syn. 
s.  u.  Flänten  (Bd  I  1204).  Ne  halbi  Flasche"  Wi"  und 
zwe  Bitze"  Brot  und  e"  Vierli"g  Hamme"schnitz.  JRein- 
hart  1901.  Dö  si"  am-ene"  Sunntig  Bitze"  Speck  üf- 
'treit  worde".  BWyss  1863.  Er  haut  du  ab-eme"  schöne" 
Chäs  es  ganzes  Viertelt,  nimmt  de"  B.  i"  d'  Buese". 
ebd.  Scherzhaft:  e"  B.  (z.  B.  Brot)  für  ne"  Hund  z' 
Tod  z'  schlah"  BU.  Gelegentlich  in  prägn.  S.:  ein 
schönes  saftiges  Stück  Fleisch,  etwa  von  oder  zu 
einem  Braten  B.  En  schöner,  grosse  B.  Aa;  L;  S;  Uw. 
Gross  Bitzen  abhaive"  UwKerns.  En  feisser,  guete 
B.  [Fleisch]  ÄALeer.,  L.;  B;  übertr.,  z.B.  von  einer 
»uteri  Partie,  einer  Erbschaft,  's  hält  halt  Iedu'edi 
>ii  m  de"  feisser  B.  g'ha".  FOschwald  1900.  Es  stifs 
Bitzli  B.  Es  sind  noeh  sibe"  Bitzli  Chds  und  öppe" 
acht  oder  zeh"  Bitzli  Fleisch  [übrig  geblieben],  nach 
einem  Essen  AAKäst.  .Nim  vor  ab  einem  Stirenzän 
|  Ziemer]  drü  Bitzli,  gibs  der  Ku  in,  so  wird  si  stirig.' 


1989 


Baz,  bez,  biz,  boz,  bnz 


1990 


BSi.  Arzneib.  Spec.  Bitzeli,  Brotschnittchen  zu  Suppe 
U;  Syn.  Schnefeli.  —  ß)  von  andern  Stoffen.  E"  Bitz 
Seife",  Holz,  Isc"  B;  S.  Herst  isch-er  g'lege"  wie  ne" 
Bit;  Holz.  JReinhart  1901.  ,Häasig  sagte  Sami  zu 
den  Männern,  die  Hand  anlegen  wollten,  ihn  von  der 
Stelle  zu  bringen,  sie  sollten  doch  Verstand  haben, 
er  sei  kein  Bitz  Holz.'  voxAlmen  1897.  Wie-n-e"  Bitz 
Ise",  von  unverwüstlicher  Kraft  BL.  E"  B.  Tuech  B; 
Ndw.  Gross  Bitzen  Ämd  Ndw.  Von  Geld:  Die  Erben 
bekamen  e"  schone"  B.  Gelt  L  (Schürmann).  Von 
einem  Erbanteil:  Dädi,  gib-mer  d's  Bitzli,  was-mer 
kert,  Übers,  von  Luc.  15,  12.  Dial.  (UUrs.).  —  y)  von 
Personen.  E"  guete''  [gutherziger],  schüderhafte''  Bitz 
Manisch  BBe.,  E.  Das  Chimi  ist  e"  grosse  B.  worde" 
B.  —  8)  „  Abschnitt,  z.  B.  eines  Musikstückes.  Wtnn- 
ich-der  e"  Bitz  blästi  and  sang  (ein  Stück  bliese  oder 
sänge),  ir  würdi"t  lose"."  —  e)  von  Grundstücken. 
E"B.  Land,  Garte",  Wald  BO.,  R.;  Ndw.  Ei»  B. 
natu  [uach  dem]  angere"  verchaufe"  si  d'rab,  von  ihrem 
Bauernhof.  B  Wochenbl.  1847.  —  Q  von  Wegstrecken. 
E"  B.  Weg  BBe.,  R.  's  isch  fin  e"  Bitz  [ein  gutes 
Stück  Weges]  ro"  Bern  uf  <*e"  Gurte"  B.  Es  isch,  geit 
noch  en  orde"liehe"  Bitz,  eine  ziemliche  Strecke  BO. 
Chumm  e"  Bitz  mit-mer!  Ndw.  Gross  Bitze",  adv. 
Acc.  ebd.  —  vj)  von  der  Zeit,  Weile,  Weilchen  BSi. 
,Bitz,  momentum,  punctum  temporis.'  Id.  B.  Es  glt 
noch  em  Bitz,  dauert  noch  eine  Weile  BO.  Ime" 
Betzeli  [in  Kurzem]  chomm-ich  nohe"  Ap.  —  c)  in 
formelhaften  Verbindungen  und  RAA.  a)  ra"  Bitz 
zue  Bitz  (z.  B.  üben),  von  Stunde  zu  Stunde  (abnehmen) 
W.  —  ß)  (Alls)  bi  (bim,  bi  me")  Bitz(e"),  bi  Bit.  und 
(bi)  Fetz  (Brösme",  Sprät)  s.  Sp.  903.  D'  Palause" 
hend-isch  de"  Chabis  bi  B.  g'fresse"  GßSeewis.  Der 
Chli"  het  sl"s  Güetli  bim  Bitze"  verluederet,  Übers,  von 
Luc.  15,  14.  Dial.  (LE.).  Aus  bi  B.  choifen  müessen 
BHa.  Die  Luft  hed  d's  Heu"  bi  Bitz  und  bi  Sprät 
e"icegg  getrage"  GüJenaz.  —  f)  Chritz  and  B.,  Alles; 
s.  Bd  III  935.  —  6)  Er  muess  ['s]  hinger  und  vor  am  B. 
ne"  und  i"  der  Mitti  auch  noeh  iifhelfe",  muss  bei  einer 
Arbeit  überall  dabei  sein.  Schild  (S).  —  e)  den  Gegner 
,über  den  kurzen  Bitzen  nehmen',  ihn  quer  anf  seine 
Knie  heben,  dann  mit  der  rechten  Hand  den  Griff 
fahren  lassen,  ihn  beim  Genick  fassen  und  so  auf  den 
Boden  drücken  B  (Schwingersprache).  —  £)  ,Es  ist 
nur  um  den  Bitzen  zu  tun,  de  praerogativa  lis  superest.' 
Mey.,  Hort.  .Einem  den  bitz  angewinnen',  einen  Vor- 
teil über  ihn  erlangen.  Ein  Freiämtler  hat  .allerlei 
ungeschickter,  anreiziger  Worten  gebrucht:  si  syen 
uns  vor  der  stadt  gelegen  und  haben  uns  den  bitz 
angewunnen,  dass  in  die  sprüch  [die  Waldmannschen 
Spruchbriefe]  ein  artikel  kommen,  der  vor  nie  gewesen 
sye.'  1508,  Z  Ratsman.  ,üen  B.  haben,  behalten,  be- 
heben', seinen  Anspruch  durchsetzen.  ,Potz,  ich  will 
den  bitzen  bhan  und  hüt  nit  schwören:  morn  will  ich 
tuon,  was  ich  soll',  sagten  die  trotzigen  Grüninger,  als 
sie  1490  den  Huldigungseid  schwören  sollten.  Müller, 
Schwz.-Gesch.  .Gregorius  was  mit  etlichen  mer  in  span 
von  wegen  des  papstuombs  gelegen,  und  kant  doch 
so  vil  praktizirens,  dass  er  zuletzt  den  bitz  bhielt 
und  das  papstuomb  erobert.'  Vad.  .Die  von  Schwitz 
giengend  nit  müessig,  ob  si  den  von  Zürich  den  bitz 
ahbehalten  [den  Vorteil  abgewinnen]  möchtend.'  ebd. 
,Die  frommen  lüt  von  Zürich  und  Glaris  hieltend  sich 
[in  dem  Rechtshandel]  redlich  und  behuobend  den 
bitzen,  ouch  das  recht  und  alt  harkomen  der  herschaft 


Rintal.'  ebd.  .Wenn  wir  etwas  bitten,  das  dem  Inhalt 
des  Vatternnsers  nit  zuwider,  da  dörfen  wir  uns  vor 
Gott  wol  einstellen,  sain  wir  gänzlich  den  Bitz  und 
er  das  Zicke  haben  müsse.'  JJBreit.  lülti.  .Er  will 
den  Bitzen  haben,  potior  haberi  vult.'  Met.,  Hort.; 
Denzl.  1  71o.  .Hinein  den  Bitzen  lassen',  nachgeben. 
.Die  andern,  so  des  papsts  anhenger  und  Gwelf  warend. 
die  woltend  der  gegenpart  den  bitz  nit  lassen.'  Vad. 
.Obglieh  keiser  Heinrich  [V.]  umb  friden  und  ruowen 
willen  dem  bapst  gewichen  was  und  im  den  bitz  ge- 
lassen hat  mit  schaden  des  rychs.'  HBull.,  Tig.  ,Die 
böpst  understuondeml  den  bitz  in  Apulia  niemand  zu 
lassen,  sonder  in  allein  zu  behalten.'  ebd.  .Einem 
den  Bitzen  lassen,  cedere  alieui.'  Mey.,  Hort.;  Denzl. 
1716.  —  3.  e(n)  Bitz  .ULengn.,  Z.;  BHa.,  Si.;  F  (tw. 
Bütz) ;  GrA.,  Chur,  I  'hurw.,  1 >.,  L„  Pr.,  ObS.,  Spl. ;  PAL  ; 
GRh.,Sa..OUzw.;  oTb,  Wig.;  U;  W,  es  Bitz  GRUVatz; 
GFlums  (in  der  Verbindung  e"  chli"s  Bitz),  en  Bitze" 
ScH;  Z,  e(S)  Bitz(e)li  Aa;  Ap;   Bs;   B;   FJ.;   GlH.;  Gr; 

L;  GA.,  Bern.,  F.,  G.,  Stdt;  Sch;  SchwE.;  S;Th;Ndw; 
U;  Z,  es  Bitzji  GrD.,  Pr.,  Sch.,  Valz.;  PAL,  Gr.;  W, 
es  Bitzi  AaSuIz;  BG.;  GRPr.,  ObS.;  L;  PAL,  es  Bitschi 
GrA.,  D.,  Pr.,  Sch.,  es  Bitzigli  AaWoIiL,  es  Bitzl-ggi 
GRPr. :  a)  als  allg.  Bezeichnung  einer  geringen  Quan- 
tität, ganz  wie  nhd.  ein  Bisschen,  ein  wenig.  Syn.  e" 
chlei",  e"  chli"  (Bd  III  652/3).  a)  alleinstehend  (es  Bitzeli 
ZS.).  Las'  den  Anderen  au'h  noch  e"  Bitzeli!  Es  Bitzeli, 
was  schadt's?  und  vil  tarf-me"  nüd  (ZSellenb.),  w'ege" 
dem  Bitzeli  gibd  's  jo  e"ke"s  Gitzeli  (L),  RAA.,  womit 
man  kleinere  Fehler  oder  Schwächen  als  nichtig  hinzu- 
stellen, zu  entschuldigen  pflegt,  's  isch-si  (oder  's  wär- 
mer-si)  auch  der  wert  wege"  dem  Bitzeli!  es  lohnt  sich 
kaum  der  Mühe  Bs;  Th;  Z.  Ieh  ha"  nW  das  Bitz,  und 
er  cergunnet  nochte"  GRUVatz.  Verstärkt  1)  durch 
Doppelung:  es  Bitzi-Bitzi  GRObS.;  L,  Bitzbitzeli  Aa 
Sulz,  Bitzitzeli  Bs.  —  2)  durch  vortretende  Adj.  E(s) 
einzigs  Bitz(e)li  GRHe.;  ZO.  E(s)  chli"fs),  chlises 
Bitz(e)li  Aa;  Ap;  B;  GRHe.;  L;  S;  Th;  Z,  e»  chli"s 
Bitz(li)  GFlums,  ein  klein  wenig.  ,Und  schick  ich 
E.  W.  ein  klein  bützlin  von  dem  rechschlegel,  E.  W. 
by  dem  appetit  zu  behalten.'  1581,  FPlatter.  Me" 
g's'eht  jedes  Bitzeli  [den  kleinsten  Flecken]  a"  dem 
Bock,  g'hort  jedes  Bitzeli  [das  leiseste  Geräusch]  i" 
dem  Hüs  Bs;  Th;  Z.  's  hinderst  Bitzeli  Ap;  Th;  Z. 
Me"  mues"  's  h.  B.  z'sämme"  ne",  we""-me"  will  zu 
Öppis  cho"  Th.  Ich  ha"  's  h.  B.  verstände".  —  3)  durch 
Zss.  E"  Herrgotts-Bitzeli  ScHHa.  —  ß)  vor  Subst.  (e" 
oder  es  Bitzeli  ZZoll.).  E"  Bitz,  Bitz(e)li  Brot,  Fleisch, 
Chns.  Wir  hei"  numme"  e"  B.  Bröd  me  im  Spicher  W. 
Das  Bits  Milch  GRUVatz.  Es  Bitz(e)li  Wi",  Schnaps. 
Es  Bitzli  frischi  Luft,  Verstand.  Vor  subst.  Pron. : 
Er  hat  e"  Bitzeli  Öppis  g'gesse",  es  hat  e"  B.  Öppis 
g'nützt  Th;  Z.  —  y)  (im  W  auch  nur  bitz)  als  Grad- 
bestimmung  vor  Adj.  und  Adv.  E"  Bitz,  Bitz(e)li  bös, 
grob.  Ond  e"  Betzeli  teiss  ond  e"  Betzeli  schwarz  ond 
e"  Betzeli  fälsch:  ond  das  ist  ha/t  min  Schatz.  Sang  und 
Klang  1899  (Ap).  I'h  bün  nume"  z'  Nacht  noch  ge""  e" 
Bütz  u"rüeweger  und  ha"  nit  Schlaf,  nach  einer  Krank- 
heit. Schwzd.  (F).  Es  Bitschi  böschärtig  lächle". 
Schwzd.  (GrPi'.J.  Zigere"fisch  ond  was  guet  ist  und 
Schotten  a"  de"  Zäne":  wenn  d'  scho"  e"  Betsli  höbscher 
bist,  most  niene"  söfel  mäne".  Ap  Lied  (TTobler).  — 
8)  (im  W  auch  bitz)  bei  Verben  als  Bestimmung  des 
Umfangs,  Grades,  der  räumlichen  oder  zeitlichen  Aus- 
dehnung.    E"  Bitzli  g'werbe",  e"  B.  chrdmere",  e"  B. 


10dl 


Baz.  bez,  biz.  boz,  buz 


1992 


icerche",  e"  B.  wirte",  e"  B.  chüehandle",  e"  B.  b'schisse", 
e"  B.  fischen  und  chünnele",  e"  B.  Stele",  e"  B.  stündle" : 
hilft  Alles  enand  Z  (Sprw.).  Es  Bitzli  liebele",  es  B. 
plöge";  es  B.  lierzhaft  sl",  es  B.  wöge";  es  B.  noch 
suecho",  es  B.  meine",  es  B.  mach  nit  vil,  nie"  chönnt 
doch  meine"!  cha""  B.  g'förlig  st"  —  drum  hüetet-ech 
esB.glV''!  BWyss  1863  (Mahnung  an  ledige  Bursche). 
E"  kll"s  Bitzeli  liebe",  das  ist  jo  ka"  Sönd:  das  hed 
der  Herr  Pfarrer  uf  dem  Chänzli  ve'chöndt.  Sang  und 
Klang  1809  (ApK.).  Tär-ich  nöd  e"  Bitzeli,  tär-ich  nöd 
e"  chll",  tär-ich  nöd  e"  Bitzeli  lustif  si"?  ebd.  's  hat  es 
Bitz(e)li  rf  regnet.  De  muest  d'  Chugle"  numme"  es 
Bitzeli  rüere",  nur  sachte  schieben.  Gang  e"  Bitzli 
uf  d'  Site".  leh  chummen  es  Bitzli  mit -der,  begleite 
dich  ein  wenig.  Stand  noch  es  Bitzli  bl-mer  still ;  wil  's 
Sunntig  isch,  hesch  wol  der  Wil  L.  S.  auch  beiten 
(Sp.  1846).  Oft  als  blosse  Abschwächung  des  Begriffs 
der  Aussage;  vgl.  die  ähnliche  Verwendung  des  frz. 
un  peu.  Ghumm,  mer  gönd  es  Bitzeli  in'n  Wald.  Wir 
wü  [wollen]  en  Bütz  ga"  Plaffeie"  uhi"  F.  Bes.  in 
Antworten.  Weit-er  ga"  mäje"?  Es  Bitzeli  B.  Er  sid 
wider  am  Senne"?  Ja,  eso  en  Bitz.  Scbwzd.  (GrA.). 
A  (zu  einem  ihm  Begegnenden) :  Auch  wider  umg'chert? 
B:  Jö,  nes  Bitzli  Bs.  —  b)  zuweilen  auch  i.  S.  des 
nhd.  .ziemlich  (viel).'  Das  ist  e"  Bitzeli  vil,  wenig, 
's  gät  e"  B.  lang.  Gew.  in  Verbindung  mit  Adj.,  Adv., 
auch  in  Zss.:  E"  guete''  Bitz  Gr,  e"  guets  Bitzli  GT., 
es  ordlichs  Bitzi  GrKIosI.,  fri  e(n)  Bitz  BSi. ;  GRSpl., 
ßn  en  Bitz  BSi.  (häufiger),  Hell-Bitz  (s.  Bd  II  1137). 
Das  nutzt  e"  guete"  Bitz  Gr.  Er  ist  nuch  ßn  en  Bitz 
en  grober,  ziemlich  grob  BSi.  Es  giH  der'sch  fri  em 
Bitz  [du  kannst  es  leicht  möglich  machen],  dich  chon 
ga"  z'  wärme".  Schwzd.  (BSi.).  —  4.  kei(n),  kefnj  Bitz 
AaZ.;  Bs(Breitenst.);  B;  Gr;  GBern.,  Flums;  Ndw;  U; 
W,  Bitze"  TriErm.,  Hw.;  U;  Z,  kei"(s),  ke"(s)  Bitzfeßi 
AAKäst.;  Bs;  GlH.;  Gr;  GFlums;  Tb;  Z,  Bitzi  Bs; 
L,  Bitzji  W,  nit  es  Bitz  Gr  (Tsch.),  nid  e"  Bitz  B 
Burgd.,  verst.  Negation :  kein  Bisschen,  gar  Nichts.  Syn. 
s.  u.  Flanchen  (Bd  I  1160).  Er  wurd  Eim  ke"  Bitzeli 
Freud  gunne".  Nit  es  Bitz  Frist  ha"  Gr.  's  hat  ken 
Bitze"  g'nützt.  Er  tuet  [arbeitet]  fast  ken  Bitze".  Dem 
Bäbeli  macht  das  alles  ke"  Bitz,  es  denkt  jetz  numen 
a"  Hubelfritz.  JCOtt  1864.  Hei"-si-der  auch  g'ge"? 
Nid  e"  Bitz  BBurgd.  Verst.  kefs)  einzigs  Bitzli  Z, 
kei"s  Bitzli  nit  Gr.     S.  noch  Gott  (Bd  II  520). 

Etym.  identisch  mit  Bitz  I  und  hier  nur  aus  äussern 
Gründen  davon  getrennt;  vgl.  auch  Bim  I  (Sp.  1093),  Bissen  I 
(Sp.  1696).  In  der  lebenden  Spr.  ist  die  Form  Bitze"  fast 
ganz  auf  bestimmte  Verbindungen  eingeschränkt;  s.  bes.  unter 
3  und  4.  Das  hier  vereinzelt  auftretende  neutrale  Geschlecht 
ist  vom  bedeutungsgleichen  Dim.  übertragen.  Die  verschie- 
denen Bedd.  lassen  sich  nicht  durchweg  strenge  sondern. 
Zu  4.  Das  syn.  kei"  Nucke"  (Sp.  712)  zeigt,  dass  man  tw. 
auch  an  Bitz  I  2  anknüpfen  könnte.  Bemerkenswert  ist  die 
begriffliche  Berührung  mit  Biek  .3   (Sp.  1116). 

Öpfel-Bitzli:  Äpfelschnitze  B  (Dan.).  Syn.  Ö.- 
Stückli.  —  HSrd-öpfel-Bitzli:  1.  Kartoffelschnitze 
als  Gericht,  früher  ein  Hauptnahrungsmittel  des  Volkes 
BsL.;  B.  Bau"i  (H.-)B.,  Schnitze  von  rohen  Kar- 
toffeln, g'ivärmti,  in  Butter  geröstete  Schnitze  von 
gesottenen  Kartoffeln  B.  Z'  Mittag  e"  Suppe"  und 
öppe"  H.  und  Schnitz  oder  aurh  Knöpfli  BsL.  O,  mir 
hei"  z'  Äschi  es  herrlichs  Mittagesse*  g'ha":  gueti  Suppen 
und  Fleisch  und  Riiebli  ttnd  Hcrdöpfelbitzli  im  Anl;e" 
'bräglet  und  Brot  BM.  (Erzählung  von  Schülern). 
.Wir  [die  Lehrerfamilie]    hatten  auf  dem  Tisch  nach 


einer  Suppe  Äpfelschnitze  und  Erdäpfelbitzli.'  Gotth. 
.Man  denke  sich  so  ein  Individuum,  das  von  Herd- 
öpfelbitelene»  lebt.'  ebd.  —  2.  H.-Bitz  (PI.  -Bitze")  B, 
-Bitzi  U,  zum  Stecken  bestimmtes  Kartoffelstück.  Syn. 
H.-Bätzi.  Vgl.:  ,Man  soll  [beim  Kartoffelstecken] 
nicht  bloss  Bitzen  stecken,  sondern  ganze  Erdäpfel, 
in  denen  ein  paar  kräftige  Augen  sich  befinden'  Obw. 

Figen-Bitz  B  (seltener),  -Bitzli  AaSL,  Zof.;  B: 
zimpferliches ,  verwöhntes  Personellen ;  ,delicatula.' 
Id.  B.  ,Cathrinli  rühmte,  wie  es  sein  Lebtag  kein 
Stadtdämchen  werde,  kein  Feigenbitzli,  das  Nichts 
anrühren  möchte.'  Gotth.;  s.  auch  Erz.  und  Bilder  II 
303.  —  Vgl.  das  syn.  Zippertnti.  Mit  irrtümlicher  Verhoch- 
deutschung  ,Feigebeiss.'   Gr.   WB.   III   1445. 

Fladen-Bitzlin:  erfundener  Name.  ,Die  nunn 
Salome  FL'  NMan.  —  Chueche°-Bitz  :  Ausschnitt 
aus  einem  Kuchen;  Kreisausschnitt  übh.  B.  —  Chäs- 
Bitz:  =  Ghäs-Bissen2  (Sp.  1698)  B. 

Bire"- Bitze"  ZS.  (selten),  -Bitzeli  AALeer.;  Z, 
-Bitzji  GrI).,  Biri-Bitzeli  ÄAAar. ;  Z :  ein  ganz  klein 
wenig.  Oft  mit  Negation,  nicht  das  Geringste.  Ver- 
stärkt: Bire"-bire"-Bit~eli  ZZoll.  —  Für  Aa;  Z  ist  Be- 
tonung des  zweiten  Teils  bezeugt.    Vgl.  B.-Bigyeli  (Sp.  1079). 

Bettler-Bitz:  Stück  Brot,  wie  es  einem  Bettler 
gereicht  wird  B.  —  Beit-Bitz,  Dim.  -Bitzeli:  Zwi- 
schenmahl, zu  ungewohnter  Zeit  genommene  Erfri- 
schung Gr.  —  Brot-:  Brotsehnittchen.  Mer  hei" 
g'rcid  Spinet  g'ha"  mit  g'röstete"  Br.-Bitzli  drin.  HDietzi 
1900  (B).  —  Seife--:  Stück  Seife.  Er  nemi  albe"  noeh 
der  Best  w"  sim  S.  hei'"  [aus  dem  Bade].  Bari  1885 
(B).  —  G"-wünn-.  Der  beim  Chäs-Stechet  an  einem 
Baum  als  Ziel  aufgehängte  Käse  ist  in  Fdl-Nummere" 
und  G.-Bitze",  grosse  und  kleine,  abgeteilt  S. 

Spiri-Bitz  m.:  „Worthascher,  Klügler" ;  Einer, 
der  aus  kleinen  Dingen  grosse  zu  machen  weiss  L. 
Das  ist  e"  rechte  Sp.  —  „spiri-bitze":  nach  Worten 
haschen,  klügeln   L." 

bitzele»  II:  1.  Etwas  zerstückeln  L  (St.b).  — 
2.  in  kleinen  Bissen,  tändelnd  essen  Bs  (Spreng); 
SchwE.;  vgl.  bisslen  (Sp.  1696).  Einen  Vorrat  (z.B. 
aus  Geiz  Gr)  in  kleinen  Teilen  verbrauchen,  austeilen 
GRoHe.;  Z.  Da  hem-mer  lang  dra"  z'  b.,  davon  können 
wir  lange  in  kleinen  Portionen  wegnehmen  GroHc. 
Eine  Arbeit  in  allzu  kleinen  Abschnitten  verrichten 
GRoHe.;  Z.  Mit  B.  [wenn  du  nur  wenig  auf  einmal 
führst,  trägst]  bringst  de"  Hufe"  Steine"  nid  e'icegg 
GroHc  (Tsch.).  —  3.  in  geringer  Menge  vorhanden 
sein,  von  Leckerbissen  Z  (Dan.). 

fif-:  Alles  bis  auf  den  letzten  Pfennig  verbrauchen 
SchwE.  —  ver-:  zerstückeln,  in  kleinen  Portionen 
verbrauchen  GRoHe.  D's  Vermöge"  i\,  in  kleinen  Teilen 
aufzehren.    Syn.  ver-bröselen. 

Bitzeler  m. :  1.  Knicker  (LTobler).  —  2.  Kleinig- 
keitskrämer GA.;  Syn.  Bitzeli-Meier  Z. 

bitze":  ,nett  und  niedlich  in  der  Kleidung.  Von 
einem  zierlich  geschniegelten  Frauenzimmer  sagt  man, 
sie  komme  alle  Zeit  b.'  Spreng.  Syn.  ge-bissen  c 
(Sp.  1689). 

bitze"  II:  Etwas  zerstücken  B;  Ndw.  D's  Brot  b. 
Ndw.  Bitzu",  far  boeconi  coi  denti  PA1.  (Giord.).  — 
Vgl.  Urnen  I  (Sp.  1696),  ferner  Lätzen  III  (Sp.  19771. 

i°-:  einbrocken  B;  ,secare  frustula  panis  iusculo 
immergenda.'  Id.  B. 

Bitzete"  f.:  coli.,  Brotreste  W. 


1998 


Baz,  bez,  biz,  boz,  buz 


l«'..| 


bitzle":  1.  =  bit:elen  II  1  B;  UwE.;  Stalder. 
.Dissecare,  in  frusta  concidere  vel  dividere.'  Id.  B. 
—  2.  =  bitzekn  3  Gl;  Stalder.  „Da  hem-mer  lang 
z'  6."  ,Pitissare,  b.,  süpfflen,  ein  wenig  versuochen, 
sürfflen.'  Fris.  ;  Mal.  —  3.  es  mit  wenig  machen 
wollen,  wenig  auf  Etwas  verwenden  LG.  —  ab-:  ab- 
bröckeln, tr.  und  intr.  B.  —  ver-  B;  UwE.;  Stalder, 
ze  r-  W:  zerstückeln. 

Gütterli-Bitzler:  =  Bt'teeter  2.  ,Der  arme  Kerl 
hat  wahrscheinlich  einen  Operngucker  oder  einen 
photographischen  Apparat  bei  sich  gehabt  und  figuriert 
nun  als  neuester  Spion  in  den  patriotischen  Angst- 
träumen der  französischen  G.'  Baternstcbe  1899  (B). 

Bitzlete"  f.:  1.  a)  Zerstückelung  UwE.  —  b)  „all- 
mähliches Aufbrauchen,  Aufessen."  —  2.  a)  eine  Menge 
kleiner  Stücke  B;  UwE.;  .fragmenta.'  Id.  B.  Spec, 
Brotreste  W.  Ir  miesst  die  B.uf  rfem  Bodw  g'sämu"- 
lesu".  —  b)  „bi  B.,  bei  wenigem,  z.  B.  habe  ich  es  auf- 
gebraucht." —  Ab-:  Schnitzel,  Abfälle  (z.  B.  beim 
Essen)  Ndw.  Der  rieh  Prasser  hed  dem  arme"  Lä- 
zerus  e"keini  A.  g'gend. 

Bitzli"g  m.    E"  B.,  ein  Bisschen,  ein  wenig  Bs. 

H'ü-bitz.  Im  H.,  im  Hui,  Nu  ZZoll.  Syn.  Hü  1 
(Bd  II  861).  Hutz  (ebd.  1837). 

pitze":  battere,  picchiare  PA1.  (Giord.).  An  di 
Tir  ji.,  picchiare  alla  porta.  —  Vgl.  pizza,  ,beccare'  bei 
Monti,  Vocab.  di  Como   192,  das  itai.  picchiare. 

Bitzi  II  n.:  gerade  ausgekrochenes  Hühnchen  Gr 
Tschapp. 

Bitzi  III  f.:  Einschlag  zur  Anlegung  von  Kulturen 
auf  dem  sonst  als  Stoppelweide  dienenden  Brachfeld. 
.Welche  zeig  dann  in  brach  ligen  sol,  da  sol  nieman 
dannzemal  dieselben  zeigen,  die  also  in  brach  ligent, 
nit  mer  inmachen  noch  inlegen  denn  er  bedarf  zu 
ainer  b.  ungeverlich ;  es  wäre  dann,  das  es  sich  un- 
geverlich  bi  ainer  halben  juchart  und  nit  darob  an- 
gepurte  an  dem  inzünen,  das  mag  ainer  wol  tuon;  wer 
aber  mer  infienge  dann  als  davor  stät,  der  ist  darumb 
verfallen  ze  buoss  3  ß  d.'  1462.  GSteinach  Offn.  ,Item 
wo  ainer  in  der  brach  ain  butze  [1.  bütze]  machen  wil, 
da  mag  ainer  wol  ain  juchart  ackers  darzuo  machen; 
doch  wo  ainer  trib  und  trat  hat  und  buwen  wil,  der 
sol  anwandt  und  radwendt  ligen  lassen  und  die  butze 
mit  dem  stecken  behalten.'  1515,  GKirchberg  Offn. 
Vgl.  B.-Bäb. 

Ahd.  bizüni  n.,  bizünna  f.,  mhd.  bizüne,  biziune  n.,  uni- 
zäuntes  Gruudstück.  Daraus  mit  Red.  des  zweiten  Kompo- 
sitionsgliedes zunächst  etwa  'bizine,  -ene,  woran  sich  die 
anal.  Neubildung  eines  Nom.  Bitzi  schloss;  vgl.  übrigens 
den  Flurnamen  ,in  der  Bitzenen'  ZHcrrliberg.  Über  die 
weitere  Verbreitung  des  Wortes  s.  Gr.  WB.  II  58.  591. 
Sachlich  sind  zu  vcrgl.  Bi-Fang  (Bd  I  856),  Bunt  (Sp. 
1401  ff.),  In-Schlag.  Das  W.  begegnet  heute  nicht  selten 
noch  in  Lukalnamen,  wobei  indessen  zu  bemerken,  dass  die 
Scheidung  von  Bützi,  Tümpel,  nicht  immer  mit  Sicherheit 
durchzufühlen  ist.  a)  das  einfache  Wort  a)  Bitzi  GAu  im 
Rh.  (ein  Riet),  Brunnadern  (die  ober  und  die  under  B.),  Kappel. 
Kriessern  (,Güeter  stossen  gegen  Balgach  au  die  B.'  1609), 
Steinach  (eine  Wiese;  auch  1633;  ,Büzzi'  1762):  SchwMor- 
schach  (,dieB.\  ein  Gut);  SMetzerleu  (.das  B.',  ein  grösserer 
Bezirk  Mattland);  ThBerg,  Egnach  (1670/1755);  UwSachseln 
(,B.,  Haus  und  Güter.'  Leu,  Lex.);  UErstf.  (,3  den.  von  eim 
acher  ze  Bizzi.'  XIV.,  Gfd).  -  ß)  i"  der  Bitzi  GBrunuadern, 
Krinau  (,die  zwen  gemainen  heg  am  schnürhag  und  iu  der 
b.'  1493),  Morsch  wil,  MosDang  (bei  Leu,  Lex.  ,in  der  Bitze'), 


Sch&nnis;  SchwMorschach  (, Heini  Becker  setzt  1  pfd  uff  den 
acker  iu  der  b.'  XV./XV1.);  TbBischofszell,  Erna.,  Gralts- 
hausen,  Kümmertsh.  (.ein  halber  vierliug  in  der  b.1  1579), 
Zuben;  NdwStans  (,in  der  bützi.'  um  1350);  Obw  (.ein  acker, 
in  der  bitzi  gelegen.'   1409,  Gfd);    ÜMaiental;  ZHerrliberg. 

—  b)  iu  Zssen.  a)  als  erstes  Glied.  B.-Ächer  ThAmrisweil, 
-Matt  USeelisberg,  -Bad  GBütschwil;  ThBischofszell,  -Bery 
Gl;  GBrunnadern  (uach  Förstern.  2,  278  ,Puzzinberch.'  754; 
die  Identification  ist  aber  unsicher);  ZBülach;  B.-Saif  Th 
Berg;  .Bitzenreuteacker'  ZBirmensdorf;  B.-Tobcl  ThBerg; 
B.-Wis  ThErmatingen ;  ,Bitzi-Zelg.'  1798,  ThEgnach.  — 
ß)  als  zweites  Glied.  ,Elsen-,  Schübs-huber-Bitzi.'  1798,  Th 
Egnach;  ,Stockers-B.'  1546,  ebd. ;  ,Uuter-zelg-B.'  1798,  ebd. 
In  Familiennamen.  Inderbitzi  Schw.  .Bitziuer  oder  in  der 
Bitzi,  ein  Geschlecht  iu  dem  Nitwäser  Viertel  iu  dem  Land 
Schweife,  welches  seinen  Namen  von  einem  Gut.  in  der  Bitzi 
genannt,  welches  auf  Morschach  gelegen,  her  hat.'  Leu,  Lex. 
.Jacob  in  der  Bitzi.'  um  1400,  SchwMorschach.  ,In  der 
Bitzin',  von  Schwyz.  1620,  AaB.  .Herr  Werner  Anton  Do- 
minik in  der  Bitzin,  Siebner.'  FDKyd  1785.  Abi.  , Bitziuer.' 
.Biziners  selgen  swester.'  um  1340,  ZFIuntern,  .Bitziuer." 
1385/1436,  Z  Ratsb.,  ,Rud.  Bitziner.'  1523,  Z.  .Heini  Bitzi- 
uer.' XV./XVI.,  SchwMorschach. 

Bitzins  m. :  Abkürzung  für  .Sulpicius.'  1.  Tauf- 
name, häufig  im  XV.  und  XVI.,  BStdt,  —  2.  (volks- 
übliche Form  Bitzi)  Familienname  BStdt  (seit  dem 
XVI.).  Der  berühmteste  Träger  desselben  ist  Albert 
Bitzius,  bekannt  unter  dem  Namen  Jeremias  Gottheit. 
Vgl.  CManuel,  Leben  des  A.  B.  1857,  5/6. 

Bizöggel,  P-  GRChur,  Doml.,  Pr.,  Bezoggel  GrD., 
Bäzöggel,  P-  GrAv.,  D.,  Pr.,  B^zoggel,  P-  GRChur,  D., 
ObS.,  Pr.,  Seh.  —  m.:  1.  PI.  (auch  -oggle",  Dim.  -oggli) 
=  Cfmopf8  (Bd  IU  750).  aaOO.  Syn.  Zoggel.  ,Per- 
zockeln  sind  eine  Art  Nudeln,  zu  denen  blos  Mehl 
und  ein  par  Eier  genommen  werden.  Man  kocht  den 
Teig  erst  im  Wasser,  schmelzt  dann  Butter  darüber 
und  bestreut  sie  mit  geriebenem  Käse . . .  Polenta, 
Malonz.  Käsesuppe,  Perzockel,  Minestra,  Tatsch  sind 
seine  [des  Bündner  Bauers]  Lieblingsgerichte  an  den 
Fasttagen  .  . .  Die  Bergeller  verfertigen  aus  dem  Ka- 
stanienmehl auch  Malunz.  Bazockel  und  Pulpica.' 
HLLehmann  1799.  Z'  M"rend  Päzoggel  oder  e"  resilüte" 
Türgge'pold  und  es  Gepseli  Milch  derzite.  GFiext  1898. 
D'  Frau  häd  en  mächtigi  Chachle"  roll  Päzoggel 
g'fergget;  schi  sind  grad  im  Schmalz  g'schwummen, 
und  Chäs  und  Hang  ist  drüber  gebrennt  g'sin.    ebd. 

—  2.  membrum  vir.  GrDoitiI.  —  Seh  malz-  Bezoggel: 
Sehmalzknödel  GrAv.    D'  Schm.  sint  en  fuerigi  Chost. 

—  ,1t.  bizzoecoli  in  der  Volksspr."   .Pizokel',  Berg  bei  GrChur. 

Quater-Piezli:  in  gewissen  Teilen  von  Gr  Name 
einer  schwarzen  Eidechse  mit  gelbem  oder  rotem 
Bauch,  einer  Art  Molch;  Syn.  Quader-Quetschi. 

Vgl.  inna  da  tjuatter  pexzas,  Eidechse,  Molch  GrHeinzen- 
berg  (Carisch) ;  zu  rätorom.  pezza,  pieza,  Fleck,  also  eig.  so 
v .  a.  g'fiücketef  Mol  (Sp.  172).  St.'s  Ansicht,  dass  das  Tier- 
chen den  Namen  von  seinen  vier  Füssen  habe,  beruht  auf 
irrtümlicher  Übersetzung  des  rätorom.   W. 

Böz,  PI.  Böze"  BGr.  —  m.:  1.  a)  Popanz,  Vogel- 
scheuche „B"0. ;  „S;  U;  W."  —  b)  hässlich  verkleidete 
Person  ÜB.  (selten).  Unreinliche,  struppige,  schlecht 
gekleidete  Person  BGr.  —  2.  Gespenst;  Schreckge- 
spenst für  Kinder  BGr.,  Hk. 

Vgl.  Bauzi  (Sp.  1900),  Büz,  Butz,  aber  auch  Bong  1  1  a 
und  b  (Sp.  1082  f.),   Böli-Mann  (Sp.  271/2). 

Helle"-:  Höllengeist  WG.  Tuet  mich  nit  trotzen 
[plagen],  ir  H.-Botzen! 

M e lw-:  =  M.-Ber  lba  (Sp.  1470)  BGr. 


1995 


Baz,  bez,  biz,  boz,  buz 


1996 


buzele".  Unpers.  Da  bozelet's,  ists  nicht  geheuer, 
spukts  W. 

B6ze"  I  m.:  1.  =  Böz 1  a  „B"0.;  „S;  U;  W."  — 
2.  in  WSaas  PI.  Börne?  a)  Schreckgespenst  für  Kin- 
der W;  s.  bicken  (Sp.  11  IS).  —  b)  Gespenst,  böser 
Geist  W.  Über  das  .Bozenloch'  bei  WSaas  s.  Arcb. 
f.  Volksk.  3,  341.  Ich  weiss  nit,  ob  Alls  mär  ist,  was- 
mu"  van-ne"  Bözu"  gizellt  hat,  aber  e"mäl  hein-wer-s 
fer  guet  g'hert.  Bözne"  gi''t  's  i"  Säs  nit  so  vil,  we""- 
mu"  ä"  lebendigu*  nit  zellt.  W  Sagen.  Vgl.  B. -Ge- 
schieht. Gespensterzug:  In  e"  Bözu"  cho"  =  imner  d's 
besch  Volch  chon  (Sp.  1718)  W.  Ei"m  der  Bözo"  mache", 
Furcht  einflössen,  von  gespensterhaften  Erscheinungen 
W.  E"  so  e"  sehnlicher  Wind,  der-mer  fast  der  B. 
macht.  Auf  dem  Hannig,  der  Grächer  Alp,  soll  es  dem 
Sennen  oft  der  B.  g' macht  hä".  —  c)  der  Böse,  Teufel 
GrPt.  (allg.);  P  (s.  Aje  Bd  I  161).  Das  hed  der  Bozen 
g'sehn!  Er  hed  den  Bozen  in  (oder  im-me).  hat  den 
Teufel  im  Leibe.  Auf  Menschen  übertr. :  Das  ist  en 
Bozen;  Syn.  en  bösartige  Siech,  Satan.  —  d)  in  mil- 
derem Sinne  von  einem  (mutwilligen)  kleinen  Knaben 
GRKlost.  Vgl.  Bögg  1  c  (Sp.  1083).  Du  bist  en  bös- 
hafte  Bozen.  —   3.  fBouzu"J   .rettile'    PA1.  (Giord.). 

Henne°-Bo  zen,  P-:    Scheuche    zum  Schutz    der 
Hühner    vor    dem    Habicht    GrD.     Vgl.  H.-Butz.   - 
Wouw-Bözo":  ein  Gespenst  W. 

Bözi  (in  UwE.  BÖzi)  n.  —  PI.  Bözeni  BR.,  Sa., 
Bözenen  BHa.:  1.  a)  =  Böz  la  BBe.,  Hk.,  Ha.,  „0."; 
UwE.;  USil. ;  „  W."  Mier  miessen  ei's  es  B.  in'n  Garten 
stellen,  sust  fressen-is  d'  Vegel  d'  Ärbs  alli  BHa.  De" 
Dachse"  [auf  Rüben-  und  Kartoffeläckern],  de"  Vögle" 
es  B.  stecke"  BGt.  „Nachgemachte  Menschenfigur,  die 
man  angekleidet  ins  Bett  legt  (wie  in  I.  Sam.  19,  13  —  16) 
BO."  Von  einer  Kinderpuppe:  E,  es  wettigs  B.! 
sagt  ein  Kind  BSa.  —  b)  =  Böz  1  b,  z.  B.  von  Fast- 
nachtsraasken  BHa.,  Sa. ;  UwE.;  ÜB.  Es  sind  hur  vil 
B.  g'luffe"  UR.  Das  B.  jage"  =  das  Posterli  jage"  L 
Semp. ;  s.  Posterli  III 1  a  (Sp.  1801).  DaMr  cho"  toie- 
n-es  B.,  von  einer  nachlässig,  hässlich  gekleideten 
Weibsperson  BBe.,  Gt.,  Hk.  Es  B.  mache"  BHk. 
Mensch  mit  struppigen  Haaren,  verwildertem  Aus- 
sehen übh.  BHk.  Du  bist  es  rechts  B.  Botzi,  häss- 
liches  altes  Weib  TB.  Dem  Pfarrer  H"s  B.  —  c)  als 
Scheltw.  BHa.  Das  B.  mm  Geis1.  Es  B.,  Jmd,  der 
sich  ungeschickt  benimmt  BSa.  —  2.  =  Böz2  „BO.;  W.1- 
Schreckgespenst  für  Kinder  BR.,  Sa.  —  3.  schwarze 
Wetterwolke  BHa.;  Syn.  Böli-Mann  0  (Sp.  272).  Es 
fisters  B.  Es  chunnt  ganz  gräic  unnen  ufen  und 
newwes  schwarzi  Bözenen  drin,  es  ist  no°h  nid  recht 
schönlichs. 

Hanf  Hauf-Pözi :  =  dem  Vor.  1  a  BBr.  -  Nacht-: 
Nachtgespenst  BR. 

„bözne":  eine  Vogelscheuche  aufstellen  BO." 

„Potz  I  m..  Dim.  PotrJi:  Jüngling  G."  —  Nicht 
bestätigt.     Vgl.   Pott  I  (Sp.  17:S0)  und  Butz  I  1  g. 

botz  (lt  Anon.  Zurz.  1815  potz):  Schallw.,  spec.  das 
ängstliche  Pochen  des  Herzens  bezeichnend,  's  macht- 
en! potz  AaZ..  botz  botz  F;  L;  Zg,  er  hat  Herzklopfen 
vor  Angst. 

Potz  II  m.:  Plumps  ThHw.  Es  hat  en  P.  g'ge", 
zu  Kindern. 

botze",  p-:  1.  unpers.,  vom  Herzklopfen  (vor 
Angst)  Ndw.  Es  potzt-mer  im  Herz,  sobald  i'h  dra" 
denke*.    Es  potzt-em  e"  chli"  :  er  weiss,  dass's-em  nid 


gued  gäd.  —  2.  pochen,  schmollen,  „aus  übler  Laune 
nicht  reden  wollen  GR"Arosa,  D.;    bes.  von  Kindern. 

Botz,  Potz  III,  auch  Photz  (s.  Anm.):  urspr.  ver- 
hüllend für  Gotts;  in  Flüchen,  Beteurungen,  Aus- 
rufen (zumeist  der  Überraschung,  des  Erstaunens). 
1.  in  Satzformeln,  a)  ,Das  dich  b.  wunden  sehend.- 
Edlib.  ;  auch  1527,  Strickl.  ;  1529,  Absch.  (BNieder- 
bipp).  ,Uass  üch  b.  liden  aller  pfaffen  schendi,  ich 
wil  üch  leren  das  avemaria  beten  und  summer  b. 
disen  und  jenen,  duost  es  me,  da  muost  zuo  linderst 
im  dum  schlafen.'  1530,  Strickl.  ,Ei,  dass  dich  b. 
armuot  sehend.'  JBinher  1535.  ,Das  sy  b.  lumpen 
in  d  onmacht  sehend.'  Rüef  1539.  ,Das  üch  b.  sack 
voll  enten  sehend.'  ebd.  ,Y  far  hin,  dass  dich  b. 
marti  sehend.'  1576.  Meinradsleg.  ,Dass  dich  B.  Tau- 
send Schlapperment,  y  dass  dich  alle  Blagen  scheut.' 
JMabl.  1674.  .Dass  dich  B.  Donders  Rasperment,  y 
dass  dich  d1  Sträl  erstach.'  ebd.  Mit  Ellipse  des  Vb. 
,Dass  dich  B.  Donder,  Stral  und  Blitz,  ist  dan  das 
der  Küehmelcher  Witz'?'  ebd.  S.  noch  Bodem  (Sp. 
1024).  Mit  Ersetzung  des  Subst.  1)  durch  demonstr. 
Pron.  ,Das  sy  joch  b.  diss  und  das  in  der  statt  innen 
schends.'  HBdll.  1572.  ,Dass  sy  b.  diss  und  das  sehend, 
die  dieben  und  mörder.'  LLav.  1582.  ,B.  wird  etwan 
auch  in  zorn  gebraucht:  das  dich  b.  diss  und  jänes 
sehend.'  Mal.  —  2)  durch  Ortsadv.  ,Das  dich  B.  hie 
und  dort  schände',  ehedem  eine  der  geläufigsten  Ver- 
wünschungen roher  Gesellen.  MEsterm.,  Rick.  .Dass 
üch  b.  hie  und  dort  schänd,  ir  ketzer,  ein  Urner  zu 
Bernern.  1528,  Strickl.  Mit  Ellipse  des  Vb.:  , Spreche 
ouch  zuo  etlichen  :  ei  dass  sy  b.  hie  und  dort,  ,was 
wend  sy  in  der  mördergruoben  unden  tuon?'  1531, 
ZHorgen-Berg.  Mit  weitergehender  Verkürzung:  Das' 
dich  B.l  Ausruf  der  Verwunderung,  des  Unwillens,  der 
Drohung  BO.  (GJKuhn  1819);  gebraucht,  um  Einen  zu 
erschrecken  Sch  (Kirchh.);  vgl.  Butzlle.  —  b)  ,sam 
mir  b.  [usw.].'  .Wenn  einer  den  andern  frevenlichen 
mit  sehwüeren,  als  sanier  gotts  oder  botts  macht,  liden, 
wunden,  marter  oder  derglichen  anliesse,  schwüere 
und  redte:  du  muost  diss  oder  jenes  tuon  und  geben 
oder  derglichen,  und  daruf  der  ander  zuo  demselben, 
so  solichs  redte,  schlüege,  dass  derselb  des  fuog  und 
recht  habe,  ouch  gnuogsam  zuo  einem  anlass.'  1526, 
Z  Mand.  ,Samer  b.  wunden.'  Edlib.  , Sommer  potz 
fünf  wunden.'  Rcep  1538.  ,Semmer  b.  fünf  wunden.' 
ThPlatter  1572  (Worte  eines  Zürchers).  ,Pur,  gib 
gelt  oder  semmer  b.  schrunden.-  ebd.  (Worte  eines 
Th  Steinmetzen).  .Sanier  b.  bluots.'  1521,  Strickl. 
.Samer  b.  kraft.'  UEckst.  1525,  Klag.  .Samer  b.  macht, 
gott  geb  min  herren  von  Sant  Gallen  vitstanz,  dass 
er  das  ketzerwerch  für  sich  gan  lat.'  1528,  Strickl. 
(Worte  des  ,Max  Wernli,  landgrichtsknecht  uss  dem 
Thurgöw').  , Samer  b.  mist,  b.  tVrdennians.  du  bist 
ein  rucher  Sant  Johans.'  Aal  1549.  ,Luog,  summer 
b.  seich,  der  herzog  ist  gfangen.'  1500,  Z  Verhör 
(Worte  eines  Winterthurers).  S.  noch  Fleisch  (Bd  1 
1221),  Grind  (Bd  II  762).  Töten-Baum  (Sp.  1248). 
Mit  Ellipse  des  reg.  Subst.  Sammer  böte,  i'h  hat  das 
fiirnemhst  schier  cergessa  z'  säga.  Goldi  1712.  Sammer 
[Var.  summer]  botz,  wie  rede"d  ir  so  närisch.  Bantle 
1712.  —  2.  in  einfacher  Verbindung  mit  nachfolgen- 
dem Subst.,  auch  Pron.,  Adv.  a)  mit  unverhülltem 
zweitem  Gliede.  a)  ,B.  liden.'  NMan.  .B.  marter'; 
i.  Sp.  425.     ,B.    krampf.'    HsRMan.      ,B.    schrunden.' 


1997 


Baz,  bez,  biz.  boz,  buz 


IH'.tx 


Bdbf  1539.    .Bettend  offenlichen:  b.  wunden,  wen  hand 

wir  diser  jünkoilin  gnuog!'  Eulib.     ,B.  wunden,  hat 

üch  der  tüfel  zuo  uns  getragen;  was  dürfen  wir  üivcr" 

Zürcher  zu  Beinern.    1581,    Strickl.     ,B.  bluot!   diu 

rat   gefeit  mir  wol.'  Ruef  1539.     ,B.  schweiss.'  ebd. 

1550.  —  ß)  ,B.  fleisch-;   s.  Bd  I  1221.     ,B.  grind.';  s. 

Bd  II  762.    ,B.  hinr;  s.  ebd.  1014.    ,B.  Kress.'  GGottb. 

1619.    ,B.  lung!  ich  bette  gern  ein  mann.-  Rüef  1550. 

.B.  lung!  iez  kom  ich  wider  off  die  ban  z'  reden,  was 

ich  fürgnommen  hau.'  1570,  Meinradslbg.   .1!.  lungken, 

leber  und  b.  darm.'  Ruef  1550.    ,B.  magen';  s.  Sp.  100. 

,B.  muoter  darm.'  Ruef  1538.    ,P.  fud.'  147«.  Zo.    ,B. 

füdloch.'  1429,  Z  Batsb.j  s.  noch  Bd  III  1023.   B.  Dreck 

(Herr  Pfarrer)!  komischer  Ausdruck  des  Erstaunens 

ThHw.    .B.  Hosenöpfel.'  JMahl.  1674.  —  y)  P.  Cheib 

Aa;  Th;  Z.    P.  verreckte*,  verbrennte*  Cheib,  p.  Sterne" 

Cheib.  ebd.    P.  Chog  G;  Th.    Vgl.  Lichfnjam  (Bd  III 

1015).  —  S)  P.  Sakerment  (bzw.  eine  der  zahlreichen 

Entstellungen  des  W.);  s.  Sakerment;  Lüsiment  (Bd  III 

1457),  Mint  (Sp.  344),  Bockerment  (Sp.  1136),  Bussli- 

ment  (Sp.  1749).  —  e)  ,B.  Macht.'   JMahl.   1674.     .B. 

chraft';  s.  Bd  III  788.    ,B.  Glück';  s.  Bd  II  622.    ,B. 

fluochiger  ftuocb.'  NMak.    P.  Herrschaft  (ine")  Aa;  Bs; 

Gr;  Th;  Z;  s.  Bd  II  1554.    P.  Himmel;  s.  ebd.  1292/3. 

P.  Welt  Aa;  Bs;  B;  L;  Sch;  Th;  Z.     Z'  ersten  ist-er 

es  Bitzli  g'mein  i"  der  Kleidi"g  erschine",  aber  p.  Welt ! 

Das  häd-sieh  's  nächst  Mal  g'ivaltig  rerändret.  MUsteri. 

P.  Sterne»  Th.    P.  Himmel-Stern.  G  Kai.  1854.   B.  Her- 

berig- Stern;   s.  Sp.  1569.     P.  Her   [die   himmlischen 

Heerscharen?]  Bs.  —  £)  P.  Hagel;  s.  Bd  II  1076.    B. 

Blitz(g)  Bs;  B;  Gr;  S;  Tu;  Ndw ;  Z.    B.  Schiess  Bs; 

BoAa.;  S  (Schild).     ,P.  Schiess,    wie  spitzte  Trinette 

die  Nägel,   akkurat  wie  ein  Kater,   dem   ein   anderer 

in  sein  Revier  kommt.-  Gotth.     B.  Tonner -Schiess  B. 

B.  WUter(li)- Schiess    Aa;  B.     Unklar:    p.  Mieden-d- 

Schiess  WKippel.  P.  Strölf-HagclJ  G;  Th;  ZO.  P.  Tun- 

(d)er;  s.  Tunner.    P.  Wetter(li)  Aa;  B;  Gr;  L;  G;  Th; 

Nnw;  U;  Z.    B.  Tunfdjer-Wetter  B;  Th;  Z.  —  n)  P. 

Chrieg    und  Heutüri   GlK.,  Mollis.     P.  Pest;   s.  Sp. 

1792.    —   b)  auch    das    zweite   Glied    ist    verhüllend. 

oc)  B.  Bluest  [für  Bluet]  NDwStans;  HsRMan.    S.  noch 

Binden.    ,B.  fünf  unda  [für  ,fünf  wunden']  und  sechs 

oben.'  -Ruef  1538.     P.  Chrüseli  B;    für  Chrös?   doch 

s.  Chrfiselen  (Bd  III  862).    S.  auch  Miden  (Sp.  85).    P. 

Ström  [für  Ströl]  6;  ZO.    P.  Wetschgi  [für  Wetter]  B. 

-  ß)  ,P.  Habicht';  s.  Bd  II  936.    ,B.  mus';  s.  Sp.  475. 

,Botzen  Katzaug.'  JMahl.  1674.     ,B.  Schneggenbart'; 

siehe   Sp.  1615.      ,B.    Hasenscharten.'    GGotth.    1619. 

,B.  wadel.'    NMan.     ,B.    Katzenwadel.'    JMahl.    1674. 

,B.  Sewcnunschlitt,  Rinderschmer.'  GGotth.  1619.    ,B. 

musdreck.'    NMan.     ,B.   fuchs    und   hass    und   bären- 

dräck.'  Rdef  1550.    ,Bütz  Bärenstruss.'  Mvricads  1630. 

P.  Hüenertöd  (und  Güggehoade")  Z,  (e)  P.  Hüenertöd: 

se-n-isch    de*  Güggel   (der   Güggel  ist)   en  Wittli"g. 

Breitenst.;  Sprww.  1869.  —  f)  ,B.  chnobloch,  böllen, 

reben';  s.  Chnob-Lauch  (Bd  III  1007).    ,B.  nuss.'  NMan. 

,B.  kol.'  ebd.  —  B)  P.  Hagelise"  G.    P.  Heide'fäne"  Z. 

p.  heitere*,   wüeste*  Fäne".    ebd.     P.  Chrüzfäne"   Aa; 

p.  Chrüzfäne'stecke".  ebd.    ,P.  Ofengabel';  s.  Bd  II  58. 

P.Mordgale;  s.  ebd.  203.     ,B.  Nestelglimpf';  s.  ebd. 

627.     B.  Hammer  (auch  Hammel  Zf);  s.  ebd.   1273. 

,B.  hurt';    s.  ebd.  1653.     .B.  isenhuot';    s.  ebd.  1785. 

,B.  hosenlatz.'   Ruef  1550.     P.  Chride"mel.  Ndw  Kai. 

1899.    P.  Clirüzbäijenet  AaSI;  s.  Sp.  1100.    ,B.  houw- 

bank.'  HsRMan.    ,B.  Batz';  s.  Sp.  1967.    ,B.  harnesch- 


bletz.'  Ruef  1550.  ,11.  hüenersädel.'  ebd.  ,B.  dammast.' 
ebd.  1538.  P.  Bummen  und  Granate"  L  (Ineichen); 
s.  Sp.  1255.  P.  Rad  und  Galge»;  s.  Bd  II  231.  — 
e)  mit  komischer  Mischung.  ,B.  haspelhorn  und  win- 
dcrseil.'  Ruef  1538.  ,B.  schüsselkorb  und  hännen- 
tarm';  s.  Bd  III  151.  ,Botz  rinderzan  und  ochsenhorn.' 
Rüef  1550.  ,Botz  muggenschwanz  und  milwenzan.' 
ebd.  1538.  ,B.  ofenleim  und  wachtlensehwanz.'  ebd. 
,B.  lumpen,  zipfel  und  b.  schwänz.'  ebd.  ,B.  sackpitl' 
und  p.  lumpensack.'  ebd.  —  *\)  P.  Sterne"berg ;  s.  Sp. 
1562.  P.  Strasburg  Z;  s.  Sp.  1579.  —  rj)  P.  l.rhv- 
lang  Bs;  Sch;  s.  Bd  III  1325.  P.  Liberment  Bs.  — 
S-)  vor  attr.  Adj.  mit  Ellipse  des  reg.  Subst.  P.  ebige*  '/,. 
P.  heitere*;  s.  Anm.  zu  heiter  (Bd  II  1770).  —  t)  vor 
Pron.    P.  Der  und  Dise*  Z.    P.  Dise*  und  Dene*  ZO. 

—  sc)  vor  Adv.  ,B.  hie,  b.  dert.'  ,Nun  do  wir  botten 
hörten,  dass  jedem  fünfzig  krönen  geben  wären,  do 
hat,  als  ich  meinen,  nie  kein  man  grösser  murmlen 
gehört:  b.  hie,  b.  dert,  wir  wend  irae  wider  geben;  es 
sige  ein  spöttliche  schenke  um  sölich  arbeit,  sorg, 
und  haben  unser  lib  und  leben  gewagt.'  1521,  Bs 
Schreiben.  —  3.  als  (verstärkender)  Eingang  in 
Schwurformeln.  Ausrufen  jeglicher  Art.  a)  B.  Herr- 
gott Th;  Z.  entstellt  Hebet  (Bd  II  945).  Mit  Zusatz: 
B.  Herrgott  vo»  Mannheim  Bs;  Th;  s.  Bd  II  522.  P. 
Je  GrCIiut.  P.  Plazidus  GsLandq.  .B.  Velti.'  Bantle 
1656.  ,B.  Küri.'  HsRMan.  ,B.  Küry  Fälti  Katzen  Fle, 
's  ist  abermahl  kein  Bleiben  mehr.'  Com.  Beati.  ,B. 
Verden  willen';  s.  Bd  I  995;  entstellt:  ,B.  werder 
willen.'  N.  und  HsRMan.  ,B.  Ferden  bluot.'  Rcef  1539. 
,B.  Verden  katigen  treckigen  schweiss.'  NMan.  ,B. 
Verden  angstiger  schwyniner  wunden.'  ebd.  ,B.  Fer- 
den unden  und  oben.'  JBinder  1535.  ,B.  Färden  darm.' 
Ruef  1550.  Vgl.  auch:  ,B.  Ferdenmanns'  (Sp.  255). 
P.  Herkules  Bs;  GWb.;  s.  auch  Bd  II  1607.  P.  Tüfel 
(Tügel,  Tüggeler,  Tuner,  Tüsi"g,  Tätschel,  Tiwwer 
usw.);  s.  die  einzelnen  WW.  P.  Gugger;  s.  Bd  II  187. 
P.  Heie»-  (Bs).  Heide"-  (S)  Güggel;  s.  noch  Bd  II  193. 

—  b)  P.Erde"-,  Heide'-Besti ;  s.  Sp.  1793.  P.  Chätzer 
Th;  Z;  s.  auch  Bd  III  596.  P.  Ch.,  wie  göt  's  dö  lustig 
zue!  Stutz.    P.  stei"alti  Kätteri"  Bs.    ,B.  huor.'  NMan. 

—  c)  P.  Bug(g)er;  s.  Sp.  1071.  P.  Nundebuggel,  Nun- 
dedie  Bs;   s.  Sp.  769.     P.  Chride(die) ;  s.  Bd  III  787. 

—  d)  P.  verdammt  G.  B.  verriet;  (am  Schatte")  ThHw., 
p.  verreckt  am  (im)  Schatte"  Z.  P.  verricht  G.  —  e)  vor 
Imp.  P.  los;  s.  Bd  III  1447.  ,Poz  höret!  noch  eins 
wundert  mich,  Nachbar  Georg.'  1758,  Siml.  Urk.  — 
f)  P.  nu,  spöttischer  Ausruf  des  Erstaunens;  auch 
als  verhüllter  Fluch  B.  —  4.  in  Verbindung  mit  voran- 
gehenden Partikeln,  a)  (jä-n-)es  B.  BGr.,  Sigriswil; 
s.  Bd  I  198.  's  B.,  hür  giH  's  en  guete"  Win.  Alpenr. 
1872.  —  b)  (en)  B.  i'h  tue",  Ausruf  der  Verwunde- 
rung BO.  En  B.  ich  tue"!  g' schau,  er  het-ne"  b'reieht, 
rief  ein  Rekrut  von  Merligen,  als  eine  Sternschnuppe 
fiel,  während  ein  Astronom  mit  seinem  Fernrohr  den 
Himmel  beobachtete.  B  Hist.  Kai.  1845.  En  B.  ich 
tue"!  G'schau,  het  's  nit  g'schneit  bis  fast  uf  d'  Alhnit 
alte"!  GJKuhn  1819.  In  anderm  Sinne  als  Ausruf  der 
Geringschätzung:  Los,  d's  Houri  rüeft;  das  het  z' bi- 
düte":  du  muest  verreise"!  B.  ich  tue,  so  rüef  es  mira" 
nume"  zue.  ebd.  1806.  —  c)  a  botz  GrA.,  He.,  Landq.. 
Pr.,  Tschapp.,  ä  botz  Gi-Näfels;  GrD„  Fanas,  Küblis, 
Schiers;  GA.,  Sa.:  doch  nein,  ich  wollte  sagen!  die 
Berichtigung  eines  verfehlten  Ausdrucks,  einer  fei. 
sehen  Aussage  einleitend.    Der  Kantö"  Zürich  gränzt 


1999 


Baz,  bez,  biz,  boz,  bnz 


2000 


westli'''  o"  d's  Twrgi,  ä  b.!  o"  d's  Ärgauer  Piet  GA. 
Farne"  Frömde",  ä  b. !  Eim,  tva  us  der  Frömdi  heim  chon 
ist  GkD.  Die  g'sto-  [gestohlenen]  ä  b.!  die  g'fundne" 
Öpfel  GSa.  Auch  gebraucht,  um  nach  einer  Abschwei- 
fung auf  das  eigentliche  Thema  zurück  zu  kommen. 
...Ä  b.!  mitte"  in  der  Histöri  bin-ich  stä"  'blibe"  und 
bin  us  der  Rispi  cho".  Scbwzd.  (GiiSchiers).  Der  Volks- 
humor schafft  oft  absichtlich  die  Gelegenheit  zu  sol- 
chen Berichtigungen.  Fergget-mer  es  halb  Viertel 
[etwa  20  Pfd]  Schnupftabak,  a  b.l  e"  halb  Vieriig  GrA. 
Er  ist  Gaffichät,  a  b.'.  Arokat  GRGrüsch.  Zur  Ein- 
führung eines  überraschenden,  einen  Gedanken  durch- 
kreuzenden Ereignisses.  [Dichter  zum  Mond :]  ,Bisch 
müede'?  Ol  liest  schlechti  Schueh?  I<*  will-der  gern 
z'  Hülf  cho".'  Ä  Botz!  Er  nimmt  e"  Gump  u"d  seit: 
Du  chllnC  Stump!  Was  bildist  dir  für  Flausen  i"? 
Ha"  's  chönne",  geb  du  da  bisch  g'si".  GJKübn  1806. 
—  d)  da  B.  Guggüs  oder  Guggüs  de  B.  ruft  das 
kleine  Kind,  wenn  es  sich  verbirgt  Bs  (Becker; 
BMeyer).  —  e)  beim  Verbergensspielen  mit  Kindern 
ruft  man  beim  Wegziehen  des  verhüllenden  Tuches: 
Dodi  B.  ScHSt.  (Sulger).  --  f)  ,Pombax,  pabotz.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  5.  alleinstehend,  als  Ausruf 
des  Erstaunens  B;  Schw;  Tb;  Z.  P,  du  hast  e"  schöns 
Röckli!  zu  einem  Kinde  Z.  Urspr.  ein  .Verwunderungs- 
wörtchen',  jetzt  missbräuchlich  ein  ,Hohn-'  oder  ,Er- 
innerungswörtchen'  Bs  (Spreng).  ,B.,  ich  muoss  sitzen 
wider  ab  und  luogen,  was  ich  erbüttet  hab.'  1576, 
Meinradsleg.  ,Ei,  ei,  b.,  wie  ein  geistlich  mann  [be- 
nimmst du  dich],  du  wirst  kein  wasser  nie  btrüebt 
han.'  ChMurer  1596.  ,B-,  wie  klopft  dir  d'  Stirn,  wie 
springen  d'  Schlaf:  dein  Krankheit  ist  fürwar  gar 
träff.'  Stettler  1606.  ,B.,  Herr  Vetter!'  Sintem.  1759. 
Auch  verdoppelt.  , Vater:  B.,  b.,  wie  brennt  und 
schmirzt  es  mich!  Sohn:  Mein  lieber  Vatter,  lyde 
dich!'  GGotth.  1619. 

Vgl.  Gr.  WB.  II  279  f.;  VII  2039  f.;  jBocfcfs^(Sp.  1123), 
Box  (Sp.  1963),  weiterhin  Gott  (Bd  II  519  f.),  Bost  (Sp.  1796), 
Bott  III  (Sp.  1906),  auch  hotz  (Bd  II  1835).  Die  Schreibung 
des  Aul.  schwankt:  Botz  wird  angegeben  für  Bs;  BE.,  O.;  FJ.; 
G1K.;  Gr  (Tsch.);  GTa.;  Seh  (Kirchh.);  S  (Schild};  Th;  Ndw, 
Potz  für  AaSt;  BoAa.,  M.,  0.;  VO;  GIMoll.;  GrChur,  Laudq. ; 
GEbn.,  Kh.,  Sa.,  Wb.;  Seh;  SG. ;  Th;  Z.  In  der  Emphase 
stellt  sich  gern  Aspiration  des  Aul.  ein,  die  für  AaF.,  Ke.. 
Leer.;  BBr. ;  WKippel;  ZZoll.  als  gew.  Ausspr.  bezeugt  ist. 
In  a  botz  (unter  4  c)  wird  in  GrKübl.;  GA.  und  wohl  auch 
sonst  der  zweite  Teil  betont,  während  vorangehendes  B.  un- 
betont ist.  In  den  Verbindungen  unter  4  mag  B.  tw.  andern 
Ursprungs  sein;  vgl.  zu  4  d  und  e  botseh  (Sp.  1934). 

„Botz  IV  m.:  1.  etwas  sehr  Weniges  LG.  —  2.  eine 
Weile,  ebd." 

Anke°-Bötzli:  in  Butter  geröstete  Brotwürfel- 
chen, zum  Würzen  von  Hafersuppe  verwendet  Z  (Dan.). 

böze":  =  bössen  2  d  (Sp.  1729),  borzen  6  (Sp.  1642) 

SL.    —    Nicht  bestätigt;   sonst  gilt  iu   S  bomen. 

stäl-b8zen:  ungeschickt  einhergehen,  stolpern 
BsL.  Vgl.  stol-bössen  2  (Sp.  1729).  —  ume°-:  herum- 
stolpern BsL.     Syn.  ume"-stolbösere".  ebd. 

Stäl-Bözi  m.:  Nom.  ag.  zum  Vor.  BsL. 

Büz,  Büze"  m.  und  f.:  („Büz,  Butz")  kleines, 
unansehnliches  Ding,  von  Personen,  Tieren  oder  Sa- 
chen „VO;"  W.  1.  von  Personen,  a)  Büz  (PI.  Büze") 
in.  und  f.  Gl;  L,  Butz  Bs  (Spreng),  Putz  (PI.  Putze") 
W,  Dim.  Büzli  S,  Putzji  W :  im  Wachstum  zurück- 
gebliebener, verkrüppelter  Mensch  W,  Knirps  Gl;  L; 
S.     Unansehnliches,  schwächliches  Kind  Bs  (Spreng); 


W.  —  b)  Büz  f.,  Dim.  Büzi  L,  Bü'zi  B,  spec.  von 
körperlich  zurückgebliebenen,  verwachsenen  (B;  L), 
auch  geistig  unentwickelten  oder  sittlich  anrüchigen 
Weibspersonen  L.  E,  du  armi  Büz,  zu  einem  zarten, 
schwächlichen  Mädchen.  Geringschätzig:  Sonessettigs 
Büzi  soll  d's  Mül  nid  i"  Alles  hänke"  B.  Naseweises 
Mädchen,  Backfisch  AaBd.  Ir  Dunners  Büze" !  — 
c)  Büz  bzw.  Bü'z  (PI.  B-e")  AaB.  (fast  nur  als  Vocat.; 
auch  wiederholt  Büz-Büz),  Z.;  Bs;  B  (auch  P-);  Gl; 
L;  S  — •  m.  (in  Gl  auch  f.),  Dim.  Büzi,  Büzli  (bzw. 
-ü'-)  AaB.;  B  (auch  P-);  „L;"  S,  Bu'zli  BS.:  (scherz- 
hafte) Schelte,  häufiger  aber  Kosewort  für  (kleine) 
Kinder,  Knaben  und  Mädchen.  ,Du  bisch  noch  ne" 
Butz,  gehörst  noch  nicht  zu  ehrlichen  Leuten'  Bs 
(Spreng).  Das  ist  Nut  für  settig  Putze".  Habsfrd 
1881.  S.  auch  beffelen  2  (Sp.  1041).  Wenn-me"  so  vil 
Butze"  het,  cha""-me"  nit  eisder  gö",  wo-me"  gern 
möchti  S.  Dö  [beim  Anbruch  des  Frühlings]  het  's 
die  zwe  Büze"  [Heinrich  und  Anna]  nümme"  länger 
g'litten  i"  der  enge"  Stuben  inne".  Joach.  1885.  Das 
Chitppeli  (Mini  busperigi  Butze",  die,  ei"s  grösser  a's 
's  angere  wie  d'  Orgele" pfife",  im  und  um  's  Hüs  ume" 
pfösele".  JHofst.  ,Dem  Kindermädchen  scheint  es  [mit 
der  Kinderpflege]  weit  ringer  zu  gehen  als  mir.  Ich 
bin  froh,  wenn  mir  die  Butzen  Jemand  abnimmt. 
Butzen!  Ihr  wisst  nicht,  dass  ich  zwei  habe  [einen 
Knaben  und  ein  Mädchen].'  Gottb.  1836  (Brief).  ,Ein 
Gegrodel  von  jungen  Butzen,  kleinen  Kindern-  Bs 
(Spreng).  A,  da  chömme"  mini  liebe"  Buze"!  B.  Was 
machen  euri  Püze"?  Grussfrage  an  eine  Mutter  B. 
Gueten  Obe",  Fraueli,  schlafen  üsi  Butzli  ?  Scbild. 
Chumm,  Bu'tzli,  ich  will-der  d's  Näsi  buHze",  Mutter 
zu  ihrem  Kleinen  B.  Si  het  es  Püzli,  ist  niederge- 
kommen B.  Si  ist  es  Püzli  (er)warte",  geht  der  Nieder- 
kunft  entgegen,    ebd.     S.  noch  Gatting    (Bd  II  500). 

—  d)  Büz,  Bü'z,  Vermummter  (an  der  Fastnacht)  Gl. 

—  e)  Püzi,  Gespenst  BSi.  Syn.  Bözi.  Wer  umhe" 
g'hit  wie-n-ich  [ein  Hausierer],  g'seht  mängs  wüests 
P.  in  de"  Haselstüde",  dass  's  Hüenderhüt  Pm  [Einem] 
git  wie  Challerrude" .  Scbwzd.  —  f)  Bü'z,  P-,  Spitz- 
name des  Landjägers  B.  —  2.  von  Tieren,  a)  Büz, 
auch  Büz,  Dim.  Büzeli,  Lock-  bzw.  Kosewort  für 
(junges)  Kindvieh  Scaw.  Chumm  weidlich,  du  chli"s 
Büzeli!  , Schaut  sie  auch  recht  zu  den  Rindern?  So 
Büzeli  tuen  gar  übermütig.'  MLienert.  —  b)  Büzi  S, 
Buizili  Ndw,  Kosename  der  Katze.  Hü  Bützi,  der 
Baum  üf!  übermütiger  Treibruf  S  (Schild);  vgl.  Bah  I 
(Sp.  ,915).  —  c)  eine  Art  kleiner  Fische,  a)  Büz, 
Bü'z  m.  Gl  (Klöntalersee),  , Butzli'  (HSchinz  1842) 
=  Bach-Bumbeli  II  (Sp.  1260).  ,Das  Geschlecht  der 
Bamelen  oder  Butzen.'  JLCys.  1661.  —  g)  Büz  m., 
der  gemeine  Barsch,  Perca  fluv.  Gl  (Walensee).  ,Der 
Buuz  oder  Kehlig  [in  Linth  und  Walensee].'  Alp.  1827. 
,Der  Butze.'  Steinm.  1802  (Gl).  , Butzli  oder  Barschen 
[in  der  Aare].'  S  Gem.  1598  galt  in  S  ,ein  Mass  ge- 
mischt Fisch,  als  Grundelen,  Groppen,  Butzli,  Yscherig 
odgl.  under  einanderen  3  Batzen.'  FrHaffner  1666. 
—  r)  .Buz'  =  Küchen  II  a;  s.  Bd  III  237  und  vgl. 
GLHartm.  1808,  144.  —  3.  a)  Büze"  f.  „Aa;"  S,  Dim. 
Büzli  AaZ.;  S,  kleine,  unentwickelte  Frucht,  z.  B.  von 
Kartoffeln  AaZ.,  von  (weissen)  Rüben  oder  Äpfeln, 
die  entw.  als  unnütz  weggeworfen  oder  unzerschnitten 
gekocht  und  gegessen  werden  „Aa;"  S;  vgl.  Bettel- 
Blieb  3  a  (Sp.  938).  I'h  han-em  e"  Büze"  [eine  faule 
Rübe]  Wg'rüert  SOlt.  —  b)  Büze"  f.,  die  Wurzelfasern 


2001 


Baz,  bez,  biz.  boz,  buz 


J0Oi> 


der  weissen  Rübe  samt  dem  Teil,  woran  sie  sitzen 
ÄALeer.  —  c)  Büzeli,  Hagebutte  SchwE.  —  d)  Büze" 
f.,  Dim.  Büzeli,  Büzi  SchwE.,  Bü'zi  B,  Butzen  an 
Äpfeln  und  Birnen.  —  4.  a)  Büzili  =  Bus  9  a  8  (Sp. 
1740/1)  UwBuochs.  —  b)  Büse"  f.  =  Bus  9  g  (Sp. 
1741)  Ndw.  —  c)  Buse"  f.  =  Bus  9  h.  ebd.  —  d)  Büze" 
f.  =  Bus  9  i.  ebd.  Büzi,  Knötchen  im  Chüder  [Ab- 
werg]  LG.  —  e)  Buxe"  „AA"Leei\;  BsL.  C-ü'-);  „S", 
Bü'z  Ap  —  f.  (lt  St.  in  Aa;  S  m.),  Dim.  Büzi  Aa, 
Bü'zi  ÄAKulnieit.,  Bü'zi  und  Bü'zi  BsL.  —  n. :  = 
Bus  9  1.  Auch  Dirne  BsL.;  vgl.  Ib.  —  5.  a)  „Büze" 
m.  S",  Büzi,  Bü'zi  n.  B;  S  =  Höppli  2  (Bd  II  1485). 
Syn.  Göf  II  (Bd  II  131),  Chindli  (Bd  III  342).  Si 
[die  Erdmännchen]  hei"  nie  kei"s  früsches  Werch  a" 
d'  Chunkle"  gleit  und  Jör  und  Tag  am  gliche"  Bützi 
g'ha".  Schild.  —  b)  Bü'z,  P-,  dichter,  voller,  aber 
etwas  ungeordnet  aussehender  Haarschopf;  insbes.  vom 
Krauskopf  eines  Kindes  BM.  ■ —  6.  a)  Büz  AaF.  (f.); 
L,  Büze"  m.  AABb.  C-ü'-J;  Zg,  f.  AaZ.;  L;  Schw;  Ndw; 
UwE.,  „Büze",  Buftjze"  f.  allg.  (ausser  Gr)",  bes. 
im  Dim.  Büzi  AaF.,  Fri.;  L,  Büzli  AAßb.  (-ü'-J,  F., 
Bohrd. ;  LW.,  Büzeli  Schw,  Büzeli  Ndw  :  jegliche  kleine 
Erhöhung  auf  der  Haut  L.  a)  Pustel,  Finne  („die 
keinen  Eiter  in  sich  fasst"),  Hitzbläschen.  aaOO.  Er 
hed  alls  volle  Büze"  (Büzili)  im  G'sicht  Ndw.  Von 
den  Ausschlägen  beim  Friesel,  den  bei  der  Gänsehaut 
entstehenden  Erhöhungen  ÄABb.  —  ß)  (Dim.)  kleiner 
Schorf  über  einem  Geschwür  LG.  (Ineichen),  W.  — 
Y)  Wärzchen  AaWoIiL;  Schw;  Ndw.  —  b)  Büze", 
Büzli,  die  Brustwarzen  AABb.  S.  auch  Hoger  1  (Bd  II 
1085).  —  c)  Büzi  B  (Gotth.),  Bizi  P  (Schott),  Bitschi 
PAL,  Euter  der  Kuh;  auch  die  einzelne   Zitze  B. 

Vgl.  Bauzen,  Beuzel  bei  Schm.  I2  315.  Das  W.  gehölt 
etym.  zs.  mit  Bütz  I  (s.  d.),  zu  dem  es  im  Ablautsverhältniss 
steht  (wie  etwa  Busch  :  Busch  Sp.  1767/9);  die  nahe  begriff- 
liche Verwandtschaft  zeigt  eine  Vergleichung  von  Bed.  1,  3 
und  6  mit  Butz  1,  6,  7  und  8.  Im  grossen  und  ganzen 
verteilen  sich  die  beiden  WW.  geographisch  in  der  Weise, 
dass  Büz(en)  mehr  dem  Westen,  Btltzfe")  dem  Osten  unsres 
Gebietes  angehört.  Hervorgehoben  seien  noch  die  tw.  engen 
Beziehungen  zu  Bus  I  (Sp.  1738);  vgl.  Bed.  1  b  c,  bes.  aber 
2  a  b  nnd  4  mit  Bus  1,  2,  7  und  9.  Zu  6  ist  das  (ohne 
Zweifel  auch  etym.  nahe  stehende)  syu.  Büss  II  (Sp.  1746) 
zu   vergleichen.     Zu  2  c  vgl.   Butt  (Sp.  1907). 

Öl-Büzi:  unordentliche,  schmierige  Weibsperson. 
,So  Eine  [tüchtige  Haushälterin]  nähmen  sie  auch,  von 
wegen  es  sei  doch  dann  ein  lustiger  Dabeisein,  als  bei 
so  einer  verschmuselten  Karresalbe-Gret,  und  grade 
solche  Ölbüzeni  seien  oft  die  Teuersten,  wenn  man 
sie  gehörig  im  Salb  behalten  wolle.'  Gotth. 

Örea-Btize":  Hagebutten  SchwE. 

Aus  Döre"-B.  (d.  i.  Dom-B.;  s.  d.),  indem  das  anl.  D-  als 
PI. -Art.  missverstanden  wurde  und  Anlehnung  an  Or  stattfand. 

Furcht- Büz  f.:  spöttische  Bezeichnung  eines 
furchtsamen  Menschen  L.  Syn.  F.-Gret  (Bd  LI  825). 
Er  ist  e"  Flütti  und  e"  F .  —  Hoffert-Büzi  n.:  ver- 
ächtliche Bezeichnung  einer  hoffärtigen  Frauensperson 
B;  L.  Si  sind  im  Wälschland  obe"  g'si";  Settigi  sind 
numme"  Hoffertbüzi  L.  Was  nützt  e"  richi  Frau,  wenn 
si  nummen  e"  dumms  Bäbi  isch,  derzue  grad  noch-n-es 
H.  und  e"  füls  Däschi?  Zg  Kai.  1882.  —  Hage"- 
Büze"  s.  H.-Butz.  —  Hemli-Bülz,  Dim.  -Bü'zli: 
=  Hemd-Glungg  (Bd  II  634)  B.  —  Här  Hör-Büzi: 
mit  Haaren  bewachsenes  Wärzchen  L.  —  Hurrli- 
Pü'z:  l.  =  Hurrli-Buebl  (Sp.  932)  BE.  —  2.  =  Hurrli- 
Bueb  3.  ebd.  —  Chüder-Büzi,  -Bü'zi  n.:    1.  Knet- 

Schwelz.  Idiotikon  IV. 


eben  im  Chüder  LG.  —  2.  was  beim  Hecheln  des 
Hanfes  oder  Flachses  in  der  Hechel  zurück  bleibt, 
wirr  und  knöpfig,  während  das  Andre  glatt  und  fein 
ist  L;  S.  Lieber  rrett-ich-mick  uf-ere"  Hechle"  zu-me"  Oh. 
In"  rerhechlen  oder  uf-me"  Schlumpstitel  zu-me"  Wulle"- 
würstli  lon  cerschlumpe",   gib   ich  Die  numm.    Schild. 

—  3.  =  Büz  5  a  BsL.;  B;  S;  vgl.  Chloben  2  (Bd  III 
618).  ,Die  Mutter  schoss  mich  herum  wie  ein  K.' 
Gotth.  ,Sie  setze  ihren  ehrlichen  Namen  gegen  ein 
vertschuptes  Ch.,  es  werden  keine  sechs  Wochen  ver- 
gehen, so  [lasse  sich  das  Paar  verkünden].'  AHartm. 
1858.  Du  heseh  es  Ch.  a"g'chunklet,  gib  wie  's  ab- 
g'spunne"  wird.  Schild.  Er  luegt  use"  wie-n-e"  Müs 
us  dem  Ch.  ebd.  S.  noch  Gotth.  XII  b  58.  —  4.  un- 
ordentliche, struppige,  auch  unansehnliche,  nichts- 
nutzige (Weibs-)Person  B;  L.  Es  tumms  Ch.  BBe. 
(Dan.).  ,Noch  vor  einem  Jahr  sei  es  nur  so  ein  strubs 
K.  gewesen,  jetzt  habe  es  sich  ein  wenig  z'weg  ge- 
lassen, aber  viel  mehr  als  ein  Erbsenstecken  sei  es 
nicht.'  Gotth.  ,Wenn  so  zwei  Kuderbützi  daher  kä- 
men und  er  dem  Einen  Ätti  sagen  müsste  und  dem 
Andern  Müeti,  wer  glaubte  ihm?'  Gotth.  —  Mos-Büz: 
1.  Sumpfdotterblume,  Caltha  pal.  BG.  Syn.  Mos-Butten 
(Sp.  1914).  —  2.  halb  spöttische  Bezeichnung  der  Be- 
wohner des  Grossen  Mooses,  bes.  in  den  Dörfern  am 
Südufer  des  Bielersees  B;  vgl.  Sew-B.  ,Das  Land  der 
Moosbuzen  sieht  erbärmlich  aus,  wie  gut  es  sonst 
wäre;  denn  wo  der  Sommerdünger  dem  Land  entzogen 
wird,  und  das  geschieht  bei  jedem  Weidgang,  da  ist 
man  nur  noch  halbwitzig.'  N.  B  Kai.  1840.  -—  3.  ,(Mos-) 
Butz' ;  lt  Alpina  1821,  432  ,(Mos-)Büz' :  =  Bus  (Sp.  1749). 
,I)ie  Butzen,  Mosbutzen  sind  unsere  gemeinsten  Raub- 
vögel.' B  Hist.  Kai.  1829.  ,Weih.  Haweih,  Gabelweih, 
Mosbutz,  Mosweih.'  ebd.  1850.  —  Fas-nach t(s)- 
Büz  Gl,  -Bü'z  BS.  —  m.:  =  Büz  1  f.  —  Nest-Büz, 
■Bü'z:  1.  =  Blutt-Nestling  2  (Sp.  841),  von  Vögeln, 
aber  auch  andern  Tieren  (z.  B.  Schweinen,  Kaninchen, 
Hühnern),  die  mehrere  Junge  zugleich  werfen  BM.,  O. 

—  2.  =  Blutt-Nestling  3,  bes.  von  Knaben,  ebd.  Wo 
si  ire"  N.,  der  Hansli,  übercho"  het.  Bari  1886.  ,Die 
Mutter  hatte  grosse  Freude,  dass  noch  ein  zweites 
Söhnchen  kam.  Sie  liebte  den  Nestbutzen,  er  ward 
verzogen  und  meisterlos.'  Gotth.  Du  Wilhelm  Höhe"- 
zoller,  witt  üse"  N.,  üse"  Benjamin?  JCOtt  1864  (mit 
Bez.  auf  den  Neuenburger  Handel  von  1856).  - 
3.  dasjenige  Kind  (Familienglied),  das  am  Silvester- 
morgen zuletzt  aufsteht  B.  —  Bach-Bü'ze"  f.': 
wahrsch.  =  üfo«- JS.  1  SL.  -  Beri-Büze"  (PI.),  -Büzeli 
=  Büz  3  c  SchwE. 

Bräch-Pü'z  (PL  -Pü'ze"):  das  kleine  Freiburger 
Schaf  B;  F;  früher  in  den  flacheren  Teilen  des  Kan- 
tons F  stark  verbreitet.  —  Die  Brache  wurde  als  Stoppel- 
weide benutzt. 

S d™ - Bxxz ,  -Bü'z, P- :  Name  der  deutschen  Bewohner 
des  nördlichen  Ufers  des  Bielersees  (etwa  von  Vingelz 
bis  Ligerz),  bes.  im  Munde  der  Bewohner  des  Süd- 
ufers. (Diese  sind  Landbauer,  Jene  Weinbauer,  Diese 
Alemannen,  Jene  angeblich  Burgunder,  und  zwischen 
Beiden  bestand  bis  um  die  Mitte  des  XVIII.  ein  fast 
feindliches  Verhältniss).  ,Wenn  unsere  Berner  den 
Produkten  unserer  Weinbauern  am  Bielersee  etwas 
mehr  zusprächen,  so  hätten  die  Seebutzen  Freude 
daran.'  BB1.  f.  Landw.  1892.  —  Vgl.  Sew-Bueb  (Sp.  940). 

Strüb-  Struppü'z:  struppiges  Kind  BSi.  —  Dor- 
ne"-Büzli  ScHwGross,  -Bitschi  D:   Hagebutten,  von 

126 


2003 


Baz.  bez,  biz,  boz,  bnz 


2004 


den  Kindern  etwa  zu  Hals-Betti  verwendet.  —  Zizi- 
Büz  m.  L,  Zisi-Büzili  Ndw:  Kosename  der  Katze. 
Syn.  Zizi-Büsi  (Sp.  1742). 

b  ü  z  e  1  i g :  mit  Bügen  (i.  S.  v.  Bus 6  a)  bedeckt,  von  der 
menschlichen  Haut,  Äpfeln,  Baumrinde  usw.  S;  Ndw. 

ver-büzet:  =  dem  Vor.  L;  Schw.  Syn.  ver-süret. 
lcl>  bi"  ganz  r.     Im  G'sicht  rerbräglet  und  o,   JRoos. 

—  ge-'büzet:  =  dem  Vor.  Schw. 

büzig:  1.  =  dem  Vor.  Ndw;  „allg."  —  2.  „unan- 
sehnlich, gering  von  Wachstum  L;  S."  —  3.  „struppig. 
mit  zerzausten  Haaren,  von  Weibspersonen." 

Blitz  I,  Bütze"  I  m.:  1.  a)  Butz  (PI.  Bütz  Ap;  G 
tw.;  TnAffcltr.,  Beri.,  Hw.)  Ap;  GrD.;  L;  G;  Tu;  Z 
Flurl.,  Butzen  Scb;  ZSth.:  =  BÖgg  1  a  (s.  Sp.  1082). 
Syn.  Butzen-Mann  (Sp.  274).  Blitze"  mache",  sich  ver- 
mummen ZSth.  Nei",  bieg  aueh,  was  das  [ein  zum 
.Rispen'  eines  Bienenschwarms  verkappter  Imker]  für 
en  B.  ist!  schüchliger  a's  a"  der  Fasnacht.  Scuwzd.  (G). 
S.  auch  Jör  2  a  (Bd  III  68).  ,Man  sol  nachgan  und 
richten,  als  N.  N.  und  der  Studer  sich  vermachet  und 
in  butzen  wis  angeleit  hatten  und  ein  sniderknecht 
geslagen  und  unbescheidenlich  geworben  hant.'  1406, 
Z  Batsb.  ,Sind  mit  ein  andren  in  butzen  wis  gangen 
in  einer  art,  Gott  vergeh  uns  allen  unser  Sünden.' 
GvEdlib.  1464.  Verbot,  ,dass  niemans  in  butzen  wys 
gan  solle  in  keinen  weg,  ouch  dass  niemans  den  an- 
dern bräme  oder  beschütte  uf  die  eschrige  mittwuchen.' 
1490,  Z.  Ähnlich  ist  das  .butzenlauf'en'  verboten  im 
ältesten  Bundesgesetz  des  Grauen  Bundes  vom  J.  1495. 
Akcb.  f.  Volksk.  II  145.  .Darnach  glich  sige  seckel- 
meister  Imfeids  frauw  und  vil  dechren  [Töchter]  in 
sin  hus  kommen  in  butzen  wis;  also  hebe  er,  züg, 
sich  ouch  grüst  und  ein  kräzen  old  schüren  an  rügen 
gnomen.'  1562,  Obw  Verhör.  ,Ein  gar  unzüchtig  spil 
[der  Z  Metzgerzunft  im  Frühling],  ein  brut  und  brüt- 
gem,  umb  welche  alles  voll  louft  narren  und  butzen 
mit  schallen,  trinklen,  küeschwänzen.'  HBull.,  Tig. 
1574.  ,Alle  mummereien  oder  buzen'  werden  verboten. 
1580,  ZWthur  Mand.  ,Sie  [die  Priester]  söllent  weder 
in  noch  ussrem  hus  sich  in  keine  mumery  oder  butzen 
wys  sehen  lassen.'  1580,  L  Erlass.  .Einer,  der  sich 
in  Butzen  oder  Masgeraden  Gestalt  finden  liesse',  wird 
gebüsst.  GrD.  LB.  1646;  s.  auch  Sp.  508.  Vgl.  noch 
Butzen- Antlit  (Bd  I  350),  Hosen-Lumpen  (Bd  III  1279). 

—  b)  Narr.  , Butzen  sollen  kein  Geld  haben.'  Sprww. 
1824,  240.  —  c)  Butz,  unordentlich  gekleidete  Person 
ApL,  K.,  M.  Hässlicher,  unreinlicher  Mensch  oder 
Tier  Z;  vgl.  Butzi.  —  d)  Butz  G;  Th,  Blitze"  AaFh., 
K.;  ScHSchl.  a)  Vogelscheuche,  Popanz  AaK.,  L.;  G; 
Th.  Syn.  BÖgg  1  b  ß.  Ne"  B.  i"  's  Werch  [Hanf]  stelle" 
AäL.  Es  Meitli  wie  g' schlecket,  e"  Frau  wie  e"  Blitze". 
Sprww.  1869.  ,Dann  gleich  als  der  butz  im  kürpsen- 
acker  nichts  hüetet,  also  sind  ire  hölzinen  gött.' 
1531/48,  Baruch;  =  , Schreckbild  im  Kürbsacker.'  1667. 
,In  Feldern  und  Gärten  richtet  man  mancherlei  Butzen 
auf,  die  Vögel  abzutreiben;  aber  auch  die  Vögel  ver- 
merken endlich,  dass  alles  nur  Butzenwerk  und 
Schreckungen  seien.'  LLav.  1670.  ,Man  machet  die 
Vögel  durch  Klapperen,  Butzen,  aufgehenkte  Federen 
und  tote  Vögel  scheuhe.'  JCSdlzer  1772.  —  ß)  Pfahl 
mit  aufgestecktem  Strohwisch,  als  Verbotzeichen  auf 
Wegen,  Grundstücken  AaK.;  ScHSchl.  —  y)  bildl.  ,Als 
die  österrichischen  [1529]  uf  St  Joh.  Bapt.  abent,  do 
der  frid  beschlossen  solt  sin  worden,  gegen  Rintal  uf 


dem  se  einen  so  schwarzen  butzen  zeigten,  dass  flux 
ein  stürm  biss  gon  Constens  und  Zürich  gieng,  ouch 
dem  Rintal  illiche  hilf  so  hantlich  zuegeloffen,  dass 
der  buz,  als  sinen  nüwen  puntgnossen  [den  VOrten] 
nüt  trüwende,  verschwand.'  Ansh.  V  371;  mit  Bez.  auf 
einige  kriegerische  Bewegungen,  welche  die  Öster- 
reicher am  Schluss  des  ersten  Kappeier  Krieges  im 
Rheintal  und  (mit  fünf  Schiffen)  auf  dem  Bodensee 
machten,  als  ob  sie  ihren  Verbündeten  aus  den  VOrten 
zu  Hilfe  kommen  wollten,  um  den  Abschluss  des 
(ersten)  Kappeier  Friedens  zu  hintertreiben  (WÖchsli). 
Hieher  auch  (wenn  nicht  eher  zu  10  a):  .Emmental 
und  Nidersibental  [zeigten  sich  1528]  guotwillig,  irer 
oberkeit  schuldige  pflicht  erlich  ze  leisten ;  aber  der 
schwarz  buz  lag  im  Oberland.'  ebd.  V  265.  -  e)  Butz, 
Kobold,  böser  Geist  GrA.,  D.,  hPr.,  Seh.;  L.  Er  heig 
es  Ung'hür  g'seh"  i"  der  Allmend:  e"  g'schüdrige"  B., 
heig  Hörner  g'ha"  und  e"  Geissfuess.  Sibwzd.  (L).  Da 
und  da  hein-sch'  de"  B.  g'sehn  GRKlost.  ,Die  oberste 
Tagweide  unter  dem  Bande  heisst  die  Butzkammer; 
es  soll  ein  Butz,  d.  h.  ein  Alpgeist  dort  spuken.  Das 
Gespenst  soll  der  Geist  eines  übermütigen  Knappen 
aus  dem  längst  verschollenen  Bergwerk  des  Gafiertals 
sein.'  CSchröter  1895  (GrA.).  Grüebji-Butz,  Gespenst 
am  Partnuner  See.  GFient  1896.  ,Die  sogen.  Bütz 
oder  Hausgeister,  deren  wir  im  Prätigau  und  im  gan- 
zen Bündnerland  eine  Menge  treffen.'  KRctish.  1880. 
Nach  Jecklin  1876,  174  und  Vonbun  1862,  69  gibt  es 
in  Gr  ,Alp-,  Feuer-,  Haus-,  Keller-,  Brücken-,  Tobel-, 
Wald-  und  Wasser-Bütze.'  Als  Schreckgespenst  Gr;  G 
Kappel.  Der  B.  chunnt!  Gr,  ddss  dich  B.!  ScHStdt, 
Ruf,  womit  man  Jiudn,  bes.  Kinder  schreckt;  vgl.  aber 
Botz  II  (Sp.  1996).  ,Der  [gezüchtigte]  buob  spottet 
der  mutter  und  spricht:  Butz,  biss  mich  nit,  ich  bin 
dir  entrunnen.'  1576,  Meinradsleg.  ;  vgl.  Gr.  Wß.  II 
588.  ,Bin  ich  jetz  nicht  ein  feiner  butz?'  sagt  der 
in  eine  modische  Tracht  gekleidete  Satan.  GGotth. 
1599.  ,Böser  B.'-  ,Apt  von  S.  Luden  [in  Chur  1526], 
ein  böser  b.'  HBdll.  1572  (Randbemerkung).  Bildl. 
in  der  sprw.  Verbindung:  .Eigennutz  (ist  ein)  böser  B.' 
Sprww.  1824;  Emblemata  1622;  1636,  S;  Hospin.  1683. 
,Der  eigennutz,  der  ist  ein  solcher  böser  b.,  dass  er 
all  weit  verblendet.'  UEckst.  ,Darzuo  trybt  in  der 
eigennutz  der  wuechery,  ein  böser  b.'  Aal  1549.  .Bei 
Bienen  herrscht  kein  Eigennutz,  der  ist  und  bleibt 
ein  böser  B.'  ZStdt  (alte  Ofeninschrift).  Vgl.  dazu: 
.Besonders  so  sich  dermätzen  [gemeint  ist  eine  gewisse 
Partei]  die  larven  langest  hette  ghört  abzuezüchen, 
darmit  sy  sich  ziert,  sprechende:  das  ist  der  statt  nutz, 
und  wenn  man  das  schön  butzenantlit  dennen  zücht,  so 
findt  man  in  der  warheit  anders  nüt  dann  eigner  nutz.' 
ThFrickart  1470.  —  f)  Butz,  Spitzname  des  Land- 
jägers TbHw.;  ZWthur.  Der  B.  chunnt!  —  g)  gelinde 
Schelte  auf  Kinder  G.  Ir  Blitze"!  Auch  kosend:  en 
hemdliger  B.  Th  (s.  Bd  II  1301);  en  g'näcktiger  B.  ebd.; 
s.  Sp.  713.  Mer  wend  g'näcktige"  B.  mache",  sagt  die 
Mutter  zum  Kinde,  das  sie  entkleiden  will  ThHw. 
Vgl.  dazu  butz-nackt,  ganz  nackt  GW1.  Du  chlises 
Butzfjji,  scherzhaft  kosend  zu  einem  kleinen  Kinde 
GRhPr.  ,Pusio,  ein  tütte,  Jungs  kind,  bützle.'  Fris.; 
Mal.  —  h)  Butz,  PI.  Bütz,  Dira.  Butzji,  Bützji,  Lamm, 
junges  Schaf  Gr1iPi\  Syn.  Benz,  Ischut.  —  2.  =  Bali  6 
(Sp.  1181).  ,üie  Unterstatthalter  erhielten  1799  den 
Befehl,  die  Butzen  (Holzstösse  oder  Scheiterhaufen), 
die  auf  den  Hochwachten    noch   übrig   seien,   an   die 


•JOIlf, 


Baz,  bez,   biz,  boz,  bnz 


_'i 


Armen  zu  verteilen,  die  Häuschen  jedoch  nicht  zu 
zerstören.'  Aa  Gem.  I  97.  —  3.  =  Bögg  2  (Sp.  1083). 
.Mucus.  rote,  schnuder,  butz.'  Fris.;  Mal.  .Butz  in 
der  Nasen,  mucus.'  Denzl.  1677;  1710.  Auch  Augen- 
schleim: .Butz  in  Augen,  gramise.'  ebd.  —  4.  Blitze", 
der  verkohlte  oder  glühende  Teil  des  Dochtes  AaP., 
Fri. ;  Bs.  Mach  doch  de"  B.  uss  dem  Liecht.  .Butz  im 
Liecht,  fungus.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Das  Liecht  auf 
den  Tisch  stellen  und  den  das  Liecht  verdunklenden 
Butzen  abbrechen.'  Fäsi  1696.  ,Aus  Beisorg,  es  möchte 
etwann  ein  glühender  Putzen  in  das  Stroh  fallen.' 
S  Kai.  1745.  —  5.  Bitte,  Getreidebrand  Bs  (Becker). 
,Das  Korn  mag  vor  dem  Brand  oder  Buz,  wie  er  einiger 
Orten  genennt  wird,  etwas  weniger  Schaden  nemmen 
als  der  Weizen.'  AHöpfner  1787.  —  6.  a)  Butze",  Auge 
an  der  Kartoffel  ApV.;  ThDozw.  —  b)  Butz  GRValz. 
(PI.  Bätz);  ZWyt.  Butse"  AaF..  Fri.;  Ap;  BsL.;  Gl 
Näf.;  G;  ScHNnk.;  Th  (allg.) ;  ZWthur  —  m.  (in  Bs 
lt  Seiler;  ZWyt.  f.),  Butzi  n.  Gr:  =  Bitschgi  1  b  (Sp. 
1943).  Vo"  der  Butz  bis  zum  Stil  ZWyt.  ,Wie  der 
butzen  am  granatapfel.'  Tierb.  1563.  .Butz  am  Obs, 
umbilicus,  fiosculus.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Flosculus 
mali,  Butzen  am  Apfel.'  ebd.  Vgl.  auch  Zwei-Butzen- 
Bir  (Sp.  1493).  In  formelhaften  Verbindungen  zur 
Bezeichnung  der  Totalität,  a)  Butz  (Blitze"  Sch)  und 
Stil.  Anfang  und  Ende,  Alles  zusammen  Ap;  B;  L; 
Sch;  Scbw;  Th.  's  chostet  Butz  und  Stil,  man  verliert 
Alles  B  (Zyro).  (De")  Butze"  und  (de")  Stil  wiisse" 
welle",  Alles  haarklein  wissen  wollen  Sch.  ,N.  ruhte 
nicht,  bis  er  den  Butzen  und  den  Stiel  wusste.'  Sch 
Bote  1882.  Mit  Butzfe")  und  Stil  L;  ScBSt.;  Th,  bi 
Butz  und  (bi)  Stil  (auch  nur  bi  Butz)  Schw.  mit 
Stumpf  und  Stiel,  ganz  und  gar.  Si  hend  die  Zeine" 
coli  Gummeli  bi  B.  (und  Stil)  üfg'gesse"  ScnwMuo. 
Due  se  bisst-er  i"  Kim  e"  Finger  bi  B.  und  St.  e"weg, 
rübis  und  stübis.  MLienert  1899.  .Rübis  und  stübis, 
butzen  und  stil.'  NATan.  ,Das  man  verbüt  d'  sünd  butz 
und  stil.'  Ruef  1538.  ,Dem  predicanten  sin  hus  fer- 
brunnen  buz  und  stil  (wie  man  spricht).'  UMev.,  Chr. 
.Stüel  und  benk.  butz  und  stil,  ruta  c#sa.'  Fris.;  Mal. 
,Wo  sie  [die  Invidia]  hingeht,  verderbt  si  vil:  das 
feld,  die  kreuter,  butz  und  stil  tuet  si  verbrennen 
und  aussreuten.'  HBull.  1597.  ,Wann  du  die  zer- 
nagenen,  umbfressenen  Ort  wäschest,  so  wirst  du  hin- 
weg nemmen  Butzen  und  Stiel  derselbigen  Befleckung 
und  Erbsucht.'  JRLandenb.  1608.  ,Mit  Butz  und  Stil, 
una  cum  pulvisculo.'  Denzl.  1716.  ,Es  ist  Matthäi  am 
letzten  —  du  musst  mit  Buzen  und  Stiel  ausgerottet 
sein!'  Gesprach  um  1800.  —  ß)  Butz  und  Benz;  s.  Sp. 
1409.  Es  ist  Butz  rcas  Benz  =  Heiri  was  Hans  (Bd  II 
1468)  G.  —  y)  ,B.  und  Stanz'  [?].  ,Alle  irrige  Mei- 
nung mit  Puz  und  Stanz  möge  ausgehauen  werden.' 
Ringgli  1736.  —  c)  Butz  Bs,  Butze"  Bs;  GStdt:  = 
Bitschgi  1  a.  Und  e"  Kern  am  Butz,  und  e"  B.  am 
Birli,  und  e"  Birli  am  Stil.  Bs  Kinderreim.  .Lege  die 
Schnitz  [der  Quitten]  darein  [in  die  Pfanne  mit  Wasser, 
Zucker  usw.];  wie  der  Butz  darinn  ist  gestanden,  legs 
under  sich  usw.'  XVIIL,  Z  Arzneib.  S.  noch  Grübsch 
(Bd  II  697).  Hieher  wohl:  ,[Die  Feinde]  tatend  all- 
gemach zu  uns  rucken,  d'  Eidgnossen  gaben  ein  starken 
scharmutz,  si  [die  Feinde]  hettend  uns  gern  angriffen, 
do  schmackt  inen  nit  der  butz.-  Salat  (Lied  vom  Zug 
in  die  Picardie  1543).  —  d)  =  Bitschgi  2  a;  s.  Chrüz  3  c 
(Bd  III  942).  —  7.  Butze",  ein  dem  Butzen  am  Obst 
ähnlicher  schwarzer  Fleck  oder  eine  kleine  (bes. -un- 


gehörige) Hervorragung  G  (Mooser),  a)  Butze"  Ap, 
Bittzli  Ap;  GRh.,  Fleck,  kleine  Pustel  auf  der  Haut. 

—  b)  .Die  schwarzen  bützle  oder  pünktle  am  end  der 
oren  [der  Fühlhörner]  der  schnäggen.'    Fischb.  1563. 

—  c)  vom  Guss  herrührende  (ungehörige)  Erhöhung  an 
der  Flintenkugel.  ,Dic  Kugel  [der  Muskete]  sol  cirkel- 
rund  syn  und  ohne  Bützlin  (sie  sein  klein  oder  gross, 
kurz  oder  lang).'  Z  Mand.  1643/66.  —  d)  =  Mugg  li 
(Sp.  129).  .Vom  Stand  auf  d'  Buchs  fiel  eira  [einem 
Schützen]  ein  Tropf,  dass  er  das  Bützlin  nit  kont 
sehen.'  JHGrob  1603.  —  8.  a)  Butze",  Knospe  Z  (ein- 
zelne Angabe).  (Zarte)  Pflanzenspitze  übh.  .Töldel, 
die  oben  noch  die  bützlin  oder  knepflin  haben.'  um 
1370,  Bs.  .Butzen  von  nussboumloup,  so  es  erst  us- 
bricht.'  um  1480,  L.  ,Hyoscyamus,  ein  kraut,  hat  gold- 
gäle  bluost,  bletter  schier  wie  die  stächwinde,  herte, 
scharpfe  bützlin.'  Tierb.  1563.  ,Uss  den  halb  ge- 
wachsnen  buzen  [an  einem  Birnbaum]  ist  nüwe  bluest 
entsprungen,  die  ouch  frucht  geben.'  um  1580,  Lind.. 
Wthurer  Chr.  S.  noch  Bitschgi  1  b  (Sp.  1944).  —  b)  süre 
Bbtzli,  die  Früchte  des  Sauerdorns,  Berb.  vulg.  ApK. 
(TTobler).  Syn.  Sür-Bützli.  —  9.  Butz  GRPr.,  Butze" 
Bs;  GStdt;  ScHSt.;  Th,  Kern,  Eiterzapfen  eines  Ge- 
schwüres. ,Als  mir  der  scherer  mit  einer  zangen  den 
butzen  [von  einer  Pestbeule]  herussgerissen.'  1564, 
BsStdt.  ,Exaniare,  das  eiter  oder  den  butzen  auss- 
trucken.'  Fris.;  Mal.  ,Das  bützle  der  eissen,  cru- 
stulse  iilcernm.'  Mal.  .Es  geschiehet  oftermalen, 
dass,  wann  ein  Wunden  schon  heil  ist,  etlich  Butzen 
oder  Knollen  auf  der  Wundstatt  entspringen.'  FWürz 
1634.     ,Butz   im  Geschwär,   pus.-    Denzl.  1677;  1716. 

—  10.  bildl.  (zunächst  anknüpfend  an  9).  a)  i.  S.  v. 
(verborgener)  Kern,  Kernpunkt,  Hauptsache.  Da  steckt 
der  Butze",  da  liegt  der  Has  im  Pfeffer  Sch.  Die  zu 
Mellingen  liegenden  Eidgenossen  wollen  die  in  ge- 
ringer Zahl  von  einem  Beutezug  heimkehrenden  Zür- 
cher überfallen;  ,da  ret  der  von  Ringeltingen  von 
Bern,  der  den  dazumal  houptman  zu  Meilingen  was : 
es  sol  niemen  die  von  Zürich  dafür  haben,  das  sy  so 
einfaltig  und  torachtig  sigind,  das  sy  sich  von  irer 
stat  mit  irem  zeichen  und  so  wenig  folk  züchind;  es 
ist  an  zwifel  nütz  anders  den  ein  ufsatz  und  ist  noch 
der  gröste  butz  dahinden;  darum  so  lass  ich  hie  ietz 
zumal  kein  angriff  tuon.'  Edlib.  ,Da  aber  die  Sehwäb- 
schen  [bei  Fussach  und  Hard  1499]  der  Eitgnossen 
streich  und  nachtruck  entpfundent  und  recht  innen 
wurdent,  ouch  den  butzen  gesahend,  woltend  sy  nit 
lenger  warten,  Sengend  an  fliehen.'  DSchilling  (L). 
.Trinkend  redlich  ein  gueten  schlabutz :  am  boden 
unden  steckt  der  butz!'  NMan.  ,Vil  lerer  lerend  uf 
iren  nutz,  under  der  kapp  stecket  der  butz.'  UEckst. 
,[Der  Schaffner,  der  den  Becher  Josephs  findet:]  Da 
lyt  der  butz,  da  sehend  an!'  Rcef  1540.  ,Wo  fält  es 
dann?  oder  wo  stecket  der  butz'-"  1589,  Zellw.  Urk. 
,Da  steckt  der  Butz,  hinc  illa  lacrymav  Denzl.  16TT; 
1716.  .Der  recht  B.'  ,Hast  nun  den  rechten  butzen 
touft',  sagt  der  Kerkermeister  höhnisch  zu  Johannes 
dem  Täufer,  indem  er  ihn  in  den  Kerker  wirft,  mit 
Bez.  auf  dessen  Strafpredigt  an  Herodes.  1545,  L 
Ostersp.  ,Bapst  Gregor  macht  ein  concilium,  darin  zu 
handien  von  der  reformation  der  kilchen,  von  einem 
heerzüg  in  Syriam  und  von  dem  entsetzen  vom  ryeh 
kaiser  Friderichs,  und  das  was  auch  der  recht  butz, 
die  andern  zween  artikel  lagend  ihm  nit  so  heftig  an.' 
HBull.,  Tig.    Dass  durch  Mandate  .das  nnverschampt 


2007 


Baz,  bez,  biz,  boz,  bnz 


2008 


Husstürmen  [nicbt  nur],  sonder  auch  der  recht  Butzen, 
nämlich  das  Fewren  und  Böuken  uf  den  Höhinen,  ab- 
geschaffet  wurde.'  Fastn.-Fred.  1601.  —  b)  verborgene 
Absicht,  Gefahr.  .Besorgtend,  es  stecket  ein  Butz 
darhinder,  welchen  man  ihnen  nicht  eröffnen  wölt.' 
Wurstisen  1580.  ,Sy  muessend  etwas  han  im  sinn;  ich 
bsorg,  es  stäck  ein  butz  darin.'  Wagner  1581.  ,Es 
steckt  ein  wüster  Butzen  dahinder,  sub  hoc  lapide 
scorpius  latet.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Vestigia  me  ter- 
rent,  ich  traue  nicht,  es  steckt  ein  Butz  darhinder.' 
ebd.  1716.  —  c)  ,Da  muoss  ich  inen  ie  den  butzen 
haruss  sagen,  das  ist  anzeigen,  das  du  mit  gplerr  um- 
gangist.' Zwingli.  ,Ich  muoss  den  butzen  aussher 
sagen,  dass  sich  der  gwalt  mit  gelt  lasst  zwingen.' 
Schade  1863,  1  14.  ,Ich  muoss  den  butzen  ussher 
sagen:  wäger  wärs,  er  war  z'  tod  erschlagen,  dann  der 
schmerz,  den  er  wirt  empfan.'  Rdep  1540. 

llhd.  butze  m.,  Kobold,  Schreckgestalt;  Klumpen.  S.  noch 
Schm.  I2  316/8;  Gr.  WB.  II  58S.  596.  Zur  Bed.  ist  bes. 
B°gy  (SP-  1082)  zu  vergleichen,  das  aber  etym.  mit  unserm 
"W.  kaum  etwas  zu  schaffen  hat.  Eher  dürfte  dieses  mit 
Poas  I  (s.  Sp.  1730/3)  zsgehören.  Vgl.  auch  nd.  dän.  lutt, 
stampf,  plump,  grob  (Gr.  WB.  II  579),  schwed.  but,  Klum- 
pen von  weicher  Masse.  —  B.  in  Eigennamen.  Spitzname 
SchwE.f  Familienname  GMosn.,  Rh. ;  Z.  .Hensly  Butz.'  1 432, 
ZRatsb.  ,Schuochmacher  B.'  1513,  BStdt.  .Adelheid  B.', 
eine  Besegnerin.  1533,  ZStdt.  ,Hans  Feer,  gen.  Butzen- 
schmid.'  1573,  ZSth.  Eine  ,Butzengasse'  gab  es  1570/1770 
in   GBern. 

.Augen  -  Butzen:  gramiae,  Zieger  in  Augen.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  Epfel-,  Öpfel-Butze-,  in  S 
-Butzer:  1.  a)  =  Butz6b  Ap.  —  b)=Butz6cBs;  S.  ,Lolio 
victitat,  er  sihet  überzwerch  wie  ein  Gans  nach  einem 
Apfelbutzen.'  Denzl.  1716.  —  2.  bildl.,  eine  Kleinig- 
keit, etwas  Wertloses.  Etwas  um  (oder  für)  en  E. 
fverjchaufe",  spottbillig  Bs;  S.  Die  besti  Cime  het-er 
verchauft  um-en  O.  Joach.  1883.  Wie  Esau  ''em  Jakob 
si"s  Erbrecht  um  es  Linsenmues,  en  Ö.,  verchauft  het. 
Schild  1885.  D'  Nöchbüre"  wellen-e"  jetz  recht  chlöm- 
me"  und  em  's  Hüsli  für  ne"  Ö.  abdrücke".  JHofst. 
1865.  Nit  e"möl  für  en  O.  müesst-mer  so  Eine''  ha". 
Schild  1885.  Eei"  E.,  nicht  das  Geringste  Bs.  Es 
isch  hei"  E.  wert.  Um  alles  Ander  giht-si  e"kei"  E. 
Schwzd.  —  Eiter-Bützli:  =  Butz  9.  ,So  das  Ge- 
schwärlein aufbrächet,  so  stehet  ein  grünes  Eiter- 
bützlein  darinnen,  das  lasset  sich  nit  herausser  trucken. 
So  es  dann  zeitig  ist  worden,  so  gehet  der  Butzen  her- 
ausser wie  ein  Geschwer.'  FWürz  1634.  —  Funke"- 
Butz:  in  der  Mitte  durchbohrte  hölzerne  Scheibe, 
die  am  Funkensonntag  brennend  an  einem  Stock  ge- 
dreht und  ausgeworfen  wird  GWidnau.  Vgl.  Schiben. 
-  Fürchti-  BsL.;  Gl;  GW.;  ScHStdt,  St.;  Schw; 
ZHengg.,  Förchti-  Aa  ;  Bs ;  GStdt,  Ferehti-  (auch  Ferti-) 
BsStdt,  Fürchi-  ZSth.,  Fürch(t)-  ScHLandsch.;  Th; 
ZRafz,  FörchftJ-  AaFh.,  Z.;  Ap;  ThDozw.  -Butz  (in 
ScHLandsch.  -Butze",  in  Ap  auch  -BützliJ:  \.  =  Fürcht- 
Büz  (Sp.  2001).  aaOü.  Der  Oüggel  het  s'  [die  Hennen] 
üsg'lachet,  was  si  für  Fürchtibutze"  seigi"d  ZHengg. 
Wenn  i'h  e"  Fürchtibotz  wär,  ich  menti,  's  wär  nid  richtig 
[geheuer]  hie!  Wohltat.  Jüngl.  1780  (B).  —  2.  ver- 
mummte, gespensterhafte  Gestalt  BsL.;  GW.  — 
Güggi-Butz:  .Gestalt,  Anblick,  die  entstehen,  wenn 
eine  Person  auf  den  Schultern  der  andern  sitzt'  GrD. 
(Tsch.  159).  Ein  Kind  uf  dem  G.  träge",  so,  dass  über 
jede  Achsel  ein  Beinchen  herunter  hängt.  Vgl.  das 
syn.  Gigeli-Hock    (Bd  II   1121).    —    Garten- Butz. 


,Nicht  zum  Exempel  der  Nachfolgung,  sondern  als  ein 
Vogelscheuch  und  G.,  daran  wir  uns  scheuen  und 
stossen  sollen,  fürgehalten.'  DZwinger  (Lautier,  Beitr. 
II  169). 

Hage°-Butz  m.  GWb.;  ZFehralt.  (PI.  -Butze"), 
f.  GWb.;  ZWein.,  Zoll.,  Eage'-Butze"  f.  G;  Sch;  Tn;  Z 
Hörnli,  „Hag(e")-Butze",-Büze"  L;  Sch;  Z":  \.=  Hagen- 
Butten  (Sp.  1914).  aaOO.  S.  auch  Gotten  (Bd  U  524  u.). 
,Baccae  cynosbati,  Hagenbutzen.'  Denzl.  1677;  1716. 
—  2.  Stachelbeere,  Rib.  gross.  ScHSt.;  THManim.  — 
hage"-bützig  s.  h.-büssig  (Sp.  1750). 

Hempli-Putz  -Potz :  =  H.-Büz  (Sp.  2001)  Th 
Dozw.,  Rom.  —  Henne"  -  Butz:  =  H.-Böz(en)  (Sp. 
1995)  GrPt.  —  Hanf- Butz:  =  Hanf-LÖK  (Bd  IU 
1261)  THTäg.  ,Da  d'  herschaft  armer  lüt  arbeit  glebt 
und  suecht  nun  iren  nutz,  da  wär  vil  wäger  ein  h., 
dann  ein  sölich  fürgsetzt  houpt.'  UEckst.  ,Die  car- 
dinäl  sind  all  har  gsandt  vom  hanf  butzen,  der  z'  Rom 
rieht  über  seel,  lyb  und  guet,  gstücht  in  eim  hohen 
rätzenhuet;  hat  ietz  nit  selb  har  mögen  kon,  er  bsorgt, 
im  werd  syn  spitzhuet  gnon.'  ebd.  Nabal  ist  ,ein 
weinzapf,  vertüejer,  ein  h.'  Grübel  1560.  ,Dass  sy 
sich  der  iandtlichen  bekleidung  beschämend,  sich  mit 
seiden,  sammat  und  anderem  narrenwerk  auf  das  kost- 
lichest  aufbögend  wie  die  hanfbutzen.'  SHochh.  1591. 
S.  noch  Bunt  (Sp.  1403).  —  Jämer-Butz:  =  J.-Gret 
(Bd  II  825).  oO.  —  Lachi-:  leicht  und  viel  lachender 
Mensch  Sch.  Syn.  Lach-Benz.  —  Liecht-:  =  Butz  4. 
,Das  kölble  am  liechtbutzen  in  gestalt  eines  schwümm- 
lins,  fungus.'  Mal.  .Fungus,  Erdschwumm,  Pfifferling; 
Liechtbutz;  Baumbrand.'  Denzl.  1677;  1716.  —  Fas- 
nacht- Ap;  G;  Th,  Fasnrcht-  Aa;  Ap;  Bs  (auch  Fas- 
nrchts-J,  Fasnet-  ApK.;  GRh.  -Butz  (PI.  -Bütz  Ap; 
Th,  sonst  gew.  -Butze")  :  =  BÖgg  1  a;  s.  Sp.  1082/3. 
Auf  einem  hölzernen  Pferde  dem  Anscheine  nach  rei- 
tend, zieht  der  F.  vor  jeder  Fastnacht  bettelnd  herum; 
den  Spruch,  den  er  dabei  hersagt,  s.  bei  TTobler  177. 
Vgl.  auch  Butzen-Ross ;  Fasnacht- Boss,  -Biter.  F., 
hast  d'  Nase"  nüd  'butzt!  (Aa;  GStdt)  oder  hast  d' 
Hose"  verschlutzt  [zerfetzt]!  (GStdt),  Neckrufe  der 
Strassenjugend.  ,Der  geiz  und  unser  eigner  nutz 
macht  manigen  seltsam  f.'  1525,  Schade  1863.  ,Da 
nun  die  f-en  für  kamend  miner  herberg  tür.'  Salat. 
Strafen  gegen  solche,  die  ,in  mummeryen  und  fass- 
nachtbutzen  wys  umblouffend.'  BMand.  1587/1667.  ,Die 
Fassnachtbutzen  werden  bei  einer  Buss  von  2  Pfd 
verbotten.'  1594,  G  (KWild  1847).  ,Die  heidnischen 
Fassnachtfüwr,  Fassnachtbutzen,  Mummeryen  und  der- 
glychen  wollen  wir  hiemit  uff  ein  nüwes  verbotten 
haben.'  BMand.  1628/67.  ,Die  Böken  und  F-en,  Hä- 
chelgaukeln  etc.  sollen  durch  die  Stubenknecht  von 
Haus  zu  Haus  bei  Straf  2  ß  verbotten  werden.'  Bs 
Ratsprot.  1658.  ,Ich  kam  in  einem  Pilgershabit,  fast 
wie  ein  Fassnachtsbutz  aufgezogen.'  Della  Valle  1674. 
.Der  Pfaff  ist  in  der  Mess  so  zierlich  schön  vermum- 
met, dass  man  ihn  wol  für  einen  F-en  kann  passieren 
lassen.'  ClSchob.  1699.  , Böggenwerk  und  F-en'  ver- 
boten. 1765,  ZGrün.  Verordn.  S.  noch  Larven  (Bd  III 
1381),  Mätz  (Sp.  612),  mutzen  (Sp.  620).  —  Nidi- 
Butz:  Schelte  auf  eine  verdriessliche,  übellaunige 
Person,  auf  ein  weinerliches  Kind  Bs.  ,Fort,  Neide- 
butz!'  BsPromot.  1624.  —  Bau-Butz:  =  Butzi-Bau  1 
(Sp.  896)  GrD.  Wart,  der  B.  chunnt!  zu  Kindern.  — 
Böli-Butz:  Schreckgespenst  ZWthur.  Syn.  B.-Mann. 

Baum    Bom-Butz,   -Butze"    (PI.  -Butze",   -Bütz): 


umin 


Baz,  bez,  biz,  boz,  baz 


2010 


Vogelscheuche,  spec.  auf  Kirschbäumen  GHäggensw., 
Wittenb. 

Bire"-Butz  e°:     Birnbutzen;    bildl.,    Kleinigkeit 

Bs;  Sch.  .Wegen  einem  Birebutzen.'  Sch  Pilger  1890. 
Vgl.  Epfel-B. 

Bräcb-Butz   (PI.  -Bütz):    1.  Vogelscheuche   Ap. 

—  2.  Strohmann,  ebd.  —  In  der  .Brache'  gab  es  .Ein- 
lange' (Bunten)  mit  Kulturen,   die  geschützt  werden  mussten. 

Rolle"-Butz :  1.  Vogelscheuche  in  Mohnäckern 
Th.  —  2.  Familienname  ZStdtf  (seit  1470;  aus  Ulm 
eingewandert).     .Hans  R.\  Burger  zu  Basel  1437. 

2  wohl  urspr.  s.  v.  a.  BSUeli-Bögg  (Sp.  1084);  vgl.  Gr. 
Myth.   I»  4  74. 

S&r-Bützli:  =  süre  Bötzli  (s.  Blitz  8  b)  ApWolfh. 

—  Schreck-Putz:  Popanz.  .Auf  diesen  beharrlichen 
Abschlag  rückten  die  Aristokratien  ihren  alten  Eids- 
genossen mit  eins  den  Sehr,  eines  absonderlichen 
Burgrechts  vors  Gesicht,  welches  sie  errichtet  hätten.' 
Helv.  Kai.  1780.' —  Stunggeli-Butz:  Kind  im  blos- 
sen Hemde  ZO.  —  Strau"'-Butz:  Strohmann.  ,Als 
wären  diese  nur  Strolibutzen.'  Sch  Pilger  1884.  .Ver- 
achtet und  ausgestossen  wie  Str-en.'  ebd.  1895.  Der 
zwinglische  Leutpriester  von  Aarau  nannte  1523  die 
h.  Doktores  der  Kirche  .stroubutzen.'  Absch.  ,Dr  Strou- 
butz',  Name  eines  gelehrten  Doktors  bei  UEckstein. 
,Muoss  teglieh  hören  manchen  trutz  [klagt  ein  Bauer]; 
trösch  ich,  so  nennt  man  mich  straubutz.'  VBolz  1551. 

—  Türgge"-Butz:  Vogelscheuche  in  Mais-  (Türken- 
korn-)Äckern  GRebstein. —  Winter-Butz:  Heerling. 
Syn.  Winter- Trollen.  Bildl.:  .Wann  sie  [die  in  Üppig- 
keit erzogenen  Jungen]  dann  etwan  vorstehn  sollen 
dem  gmeinen  Nutz,  so  gibt  es  nichts  dann  W.'  GGotth. 
1599;  Com.  Beati.  —  Zinggeli-Butz.  In  einem  Kin- 
derspruche: Z.,  wa"  hast  im  Sack?  Z.,  drei  Opfel. 
Z.,  wer  hat -der  s'  g'ge"?  Z.,  ml"  Schwöster  [usw.] 
ZSth.     Vgl.  Glinggeliging  (Bd  II  633). 

butze"  I,  in  GO.,  Wl.  putzne":  1.  sich  verlarven, 
verkleiden  (an  der  Fastnacht)  L  (St.b);  GO.,  Wl. 
Syn.  böggen  1 1  (Sp.  1085).  ,Wir  hand  ufgesetzt  und 
beschlossen,  dass  by  geschworn  eiden  niemand  rae  nüt 
butzen  gan  soll.'  1497,  Gr  Rq.  ,Das  P.  am  Hirsch- 
montag' ist  als  .Unordnung'  abgeschafft.  1(300,  AARats- 
man.  ,B.  und  Singen  und  Schreien'  wird  Anf.  XVII. 
in  GStdt  verboten  (Fastnachtsmand.).  ,Was  sonsten 
etwan  an  Fassnachten  von  Knaben,  Kinderen  oder 
anderen  Leuten  mit  Putzen  und  Umbharlaufen  vor- 
gehet, dessenthalb  ist  bereits  Vorsehung  im  grossen 
Mandat  besehenen.'  B  Mand.  1715/28.  S.  noch  Masch- 
geräd  (Sp.  508).  —  2.  nach  dem  Tode  als  Gespenst 
umgehen,  spuken  GrA. 

ver-  I:  gew.  refl.,  (sich)  vermummen  „B;"  FJ. ; 
„VO;  S;  Z."  Syn.  ver-böggen  (Sp.  1086).  In  der  ä.  Spr. 
häufig,  eig.  und  bildl.  ,Als  sich  pfafftn  und  leien 
nachts  in  narrengewand  und  andre  kleider  vermacht, 
verbutzet  und  verwandlet  hand,  daz  man  sy  nit  be- 
kannt.' 1433,  Z  Ratsb.  ,6  tag  ante  Estomihi  wird 
das  fastnachtküeehliholen,  nachts  uf  der  gassen  ver- 
hutzelt [so]  umher  lauffen  und  das  einander  in  brun- 
nen  werffen  verboten.'  1508.  Sch  Chr.  Sie  haben 
den  Herzog  von  Bourbon  erst  in  Besancon  erkennen 
können,  weil  er  sich  ganz  .veränderet  und  verputzt' 
gehabt.  1523,  Absch.  .Und  also  kamen  der  suppriol 
in  gstalt  Maria  und  der  lesmeister  in  gstalt  Cäciliä 
verbutzet  zum  Jätzer.'  Ansh.  .Zürich  und  forderlich 
der  Zwingli  begerten  trungenlich,  dass  sich  die  di'spu- 


tation  [zu  Baden]  unverbutzet  bald  Hesse  sehen',  d.  h. 
dass  die  Akten  rückhaltlos  veröffentlicht  würden,  ebd. 
,Sy  verbutzeten  Baman  das  angesicht.'  1531,  Esther; 
dafür  1667:  .verhülleten.'  ,Die  landleute  in  derGrueb 
[Gr]  verbutzten  sich  zur  zeit  der  Sonnenwende,  zugen 
in  einer  rott  von  einem  dorf  zum  andern,  triben  hohe 
sprünge  [usw.].'  JStümpp  1546.  Wer  auf  Gütern  eines 
Andern  Schaden  anrichtet,  soll  zu  einer  Busse  von 
20  Kronen  verfallen  sein;  wer  bei  einer  solchen  Schä- 
digung .verbutzet'  angetroffen  wird,  hat  doppelte  Strafe 
verdient.  1562,  Absch.  (für  Luggarus).  An  der  Fast- 
nacht wurden  die  Gesichter  ,verbutzt,  die  kleider  ver- 
endert.'  B  Mand.  1562.  ,Als  auf  ein  zeit  ein  hirt  ein 
kämeltier  mit  tuech  ganz  bedeckt  und  ein  jung  kämel- 
tier  zue  dem  verbutzten  tier  liess.'  Tierb.  1563.  ,V., 
vergstalten,  larvare,  transformare.'  Mal.  , Etwan  legt 
der  ebrecher  weiberkleider  an  oder  verbutzt  sich  sonst.' 
LLav.  1582.  .Das  v.  und  mommerigen'  sind  verboten. 
1599,  Bs  Erlass.  Die  Herrenmeister  und  Stubengesellcn 
werden  ermahnt,  .solche  Tüfels-  und  andere  unzym- 
liche,  Christenlüten  übel  anständige  Kleider  und  Ver- 
butzungen  als  auch  Metzenkleidungen  genzlich  und 
angenz  abzestellen.'  1603,  B  Erlass.  .Welcher  sich  v. 
wurde,  es  wäre  Tags  oder  Nachts  oder  zu  was  Zeiten 
das  wäre,  dieweil  solches  ein  Teufelswerk  ist,  der  ist 
zur  Buss  verfallen.'  GRKlost.  LB.;  ähnlich  im  GrD. 
LB.  ,Mit  dem  Deckmantel  v.'  =  .deguiser'  im  frz.  Text, 
um  1630,  F  Stadtb.  Leute  von  Lauis  kommen  mas- 
kiert auf  das  Bellenzer  Gebiet  und  werfen  .Atz'  in  den 
Tessin,  wodurch  die  Fische  getötet  werden;  solche 
.verbutzte'  Leute  soll  man  in  Verhaft  nehmen  und 
abstrafen.  1638,  Absch.  ,Und  seien  uff  derselben  Pünd- 
ten  verputzte  Menner  [Vogelscheuchen]  da  gsyn  wegen 
des  Hanfsamens.'  1644,  AaL.  Chorgerichtsmanual;  kurz 
vorher:  .verpusste  Menner.'  , Was  an  Fassnachten  von 
Kindern  und  andern  Leuten  mit  Verputzen  und  Um- 
herlauffen  vorgat.'  B  Ordnung  1686.  S.  noch  Bögg 
(Sp.  1083)  und  vgl.  ver-butzen  IL 

Butzi(Pl.B»teene''GLM.;GG.;  ZO.)m.:  \.=  Butzla 
GlM.;  G;  aScHW,  Ma.;  Uw.  In  GSev.  laufen  B.  ausser 
an  der  Fastnacht  auch  am  6.  Jan.  (Dreikönigen)  herum. 
In  GO.  gehört  zur  Ausstattung  eines  B.  ein  mit  Rollen 
besetzter  Gürtel  und  eine  hölzerne  Maske.  Eine  solche 
Maske  befand  sich  im  Besitz  der  Gemeinde  GW1.,  die 
sie  jeweilen  einem  geeigneten  Individuum  überliess; 
früher  war  es  ein  ganzer  Anzug  gewesen.  ,Ain  Ascher- 
mittwoch rollen  [in  GSa.]  die  abscheulichen  B.  auf 
den  Strassen  herum,  werfen  Russ,  Asche,  Kot,  sogar 
Harz  nach  den  Leuten.'  Schweizerb.  1820.  Bei  dem 
Umzug,  der  jeweilen  vor  der  Aufführung  eines  Fast- 
nachtspieles in  Schw  abgehalten  wird,  kommen  am 
Schluss  die  ,Butzi\  .Heiden'  und  .Hexen'  mit  ohrenzer- 
reissender  Katzenmusik.  Der  Feierabend  1860 ;  vgl.  Sp. 
648.  S.  noch  butzi-laufen  (Bd  III 1140),  Butzi-Mummel 
(Sp.  227),  -Mann  (Sp.  274).  —  2.  Name  der  Wildleute 
an  der  Älplerkilbi  Ndw.  —  3.  a)  meist  mit  dem  Attr. 
wüest,  (auch  scherzh.)  Schelte  auf  einen  unflätigen 
Menschen;  oft  zu  Kindern,  die  sich  beschmutzt  haben 
GG.;  ZO.  Du  (wüester)  B.!  Unverschämter,  ausge- 
lassener Bursche  GS.  —  b)  unsauberes,  auch  wohl  zu 
hoffärtiges  Weibsbild  Ndw.  —  c)  garstiges,  ekelhaftes 
Ding  ZO.  Öppis  Butzis.  —  4.  =  Butz  1  da.  GG.,  oT. ; 
ScHwAltend.,Reichenb.;  Ndw.  —  5.  a)  Schreckgespenst 
für  Kinder  „Gl;  Gr;"  GHenau,  Rheineck,  T.  Wart, 
de'  B.  holt-di°»!  —   b)  Teufel    „Gl;"    GG.,  T.     .Das 


2011 


Baz.  bez.  biz,  boz,  bnz 


2012 


Weib  ist  so  arg  und  bös  als  der  Butze!'  UBräguek 
1777.  Bes.  im  Gen.,  ganz  wie  Tüfels  uä.  Eine"  schier 
Butzis  mache",  aufs  äusserste  reizen,  ärgern;  schier 
('s)  Butzis  werde",  fast  aus  der  Haut  fahren  vor  Ärger 
ZO.  Vor  Subst.  i.  S.  v.  verwünscht:  e"  Butzis  Zug, 
Such!  ZO.  (E")  Butzis  Mache"!  ebd.;  s.  Sp.  35.  ,Der 
Butzis  Gedanken!'  UBrägger.  Vgl.:  Eppes  Butze- 
manns (Sp.  274).  —  6.  =  Blitz  3  Ndw.  —  Als  Familieun. 
.Hans  Butzi.'    1514.   Aa. 

Acker-Butzi:  Vogelscheuche  in  einem  Acker.  Ich 
sieh  [aus]  wie  en  A.  GEbnat  (Feurer).  —  Furcht-: 
=  Fürchti-Butz  GW.  —  Gerste"-:  Vogelscheuche  im 
Gerstenacker.  Es  war  na  [noch]  seh  ad  für  d'  Gerste", 
wenn-me"  Die  wett  zum-ene"  G.  mache",  von  einer 
überaus  hässlichen  Frauensperson.  Dan.  —  Hanf 
(Häuf-  ScHwTugg.,  Häf-  ScuwSchübelb.,  Huf-  GA.) 
-land  (s)-:  =  Hanf-Löli  1  (Bd  IH  1261).  Das  Wiber- 
rnlrh  ist  wie-n-e"  H.,  sehr  unordentlich  gekleidet  GA.  — 
,  Fas-nacht-:  =  Fasnacht-Butz  Gl;  GT."  —  Bau-: 
=  Bau-Butz  GßGlar.,  Luz.,  Peist,  Schud.,  Scuolms, 
Tschapp. 

Butzli  I  m.:  1.  wie  ein  Popanz,  d.h.  sonderbar, 
fremdartig  oder  nachlässig,  lumpig  gekleideter  Mensch 
L.  's  isch  netime"  da  so  ne"  B.  cho".  —  2.  komische 
Person,    Hanswurst   Sca.  —  3.  Teufel,  Unhold   Ndw. 

—  4.  liederlicher  Kerl,  Lump,  Spitzbube,  auch  nur 
Schimpfw.  ohne  bestimmte  Bedeutung  L;  Schalk,  Tu- 
nichtgut AaWoM. 

Als  Persouenn.:  Der  Butzli  aSchw.  ,Bat  Utiger,  gnambt 
B.'  1641,  Zg.  Familienname.  ,Dr  Val.  B.'  1562,  Z.  , Georg 
B.,  catechista.'  1577,  F.  —  Hieher  auch  der  Titel  einer  1827 
in  Zürich  erschienenen  Schrift  von  DHess:  ,Vesicä-Putzli,  eine 
Rhapsodie  aus  meiner  nächtlichen  in  Opiumträumen  entstan- 
denen Bildergallerie' ;  dazu  zeichnete  der  Verf.  das  Bild  einer 
Harnblase  (vesica),  worin  ein  Kobold  sitzt,  der  mit  einer 
Zange  boshaft  zwickt. 

Fitzli-:  scherzh.  Bezeichnung  des  Teufels  B;  L; 
Tu;  Uw;  Z.  Als  Schreckgespenst  für  Kinder  Bs;  Obw. 
Der  F.  chunnt!  , Einige  behaupteten,  der  V.  habe  ihn 
[den  Geizhals]  mit  seinem  Geld  geholt'  Obw  Kai.  1899. 
,Mit  dem  h.  Nikiaus  zieht  [um  die  Weihnachtszeit  im 
Aa]  auch  ein  Satan  mit  Rute  und  weitem  Sack;  dessen 
Name  ist  Schmutzli  oder  gar  V.'  Sihweizerb.  1822.  In 
einem  L  Osterspiel  des  XVIII.  ist  ,F.'  der  Hauptteufel. 

Durch  volksetym.  Umbildung  aus  Huitzilopochtli,  dem 
(durch  Reisebeschreibungen  bekannt  gewordenen)  Namen  eines 
dir  drei  Hauptgötter  der  alten  Mexikaner;  vgl.  dazu:  ,Ini 
Majo  hielten  sie  [die  Indianer  der  Insel  Jamaika]  das  Fest 
Vitzili  Putzili,  welcher  ihr  vornehmster  Abgott  war.'  JRZeller 
1673.  ,Vitzliputzli  ist  in  Neuspanieu  der  Wilden  wilder 
Götze,  so  selbst  der  Teufel  ist.'   Mannling,  Poet.  Lexik.  1719. 

butzlig  I:  possierlich,  närrisch,  drollig  L.  Du 
lustigs,  b-s  Meitli!    Syn.  büsig  (Sp.  1749). 

Bützel  m.  ApK. ;  Gr  allg.  (PI.  wie  Sing,  oder 
Bützle");  GMs,  Dim.  Bützfeßi,  Bützelti  Gr,  Bützili 
GSa.:  1.  kleine  (Eiter-)Pustel,  Finne,  bes.  im  Gesicht 
Gr;  G.  Syn.  Büz  6  a.  .Vorübergehende  seien  oft  wie 
von  einem  kalten  Winde  angeblasen  worden  und  haben 
Bützele  um  den  Mund  bekommen.'  Jecklin  1S76.  Für- 
nem  guet  für  Frisel,  Bützle"  und  für  d's  Schmirze". 
Schwzd.  (GrPt.).  Si  sind  auch  gär  volle"  Tschüepele", 
Bützel  und  Widerginte".  Prophet  1855  (GSa.).  ,Bützel 
und  andere  trüesen  weichet  diss  schmalz.'  Tierb.  1563. 

—  2.  Pfropfen  aus  Papier  oder  Holundermark,  den 
die  Kinder  durch  ein  Rohr  schiessen  oder  blasen  ApK. 


finster  fister-  bützle"  ZBenken,  Rafz,  Uhw., 
-bürzle"  ScHMerish.:  Blindekuh  spielen.  Syn.  finster- 
müslen  (Sp.  482). 

Bützler  Bötzier  m. :  Name  des  Teufels  in  einer 
Appenzeller  Sage  (Ap  Geschichten  und  Sagen   141/3). 

ge-bützlet:  vom  Holze,  mit  schwarzen  Punkten 
unter  der  Rinde  besetzt  GRValz.  Gebützlets  röttanni's 
Holz. 

Butz  II  m.:  1.  Kleiderputz,  -staat  AALeer. ;  B; 
GRPr.;  G;  Th;  Z.  Im  B.  si"  Tu.  Der  Chaiser  Karl 
ist  e"  grusig  ei"facher  Ma""  g'si"  und  het  b'sunders  uf 
dem  B.  süber  nild  g'han;  schi"  Lüt  aber  hend  albig 
en  heglesche"  B.  g'han.  GFient  1898.  Wenn  du  mich 
nüd  wottst  im  Schmutz,  so  will  ich  dich  au'1'  nüd  im 
B.,  bäuerlicher  Freierspruch  Z.  ,Am  Donnerstag  pfle- 
gen die  neu  angehenden  Eheleute  im  B.  ihre  Dank- 
sagungs-Visiten abzulegen.'  vMoos  1775.  —  2.  Ver- 
putz, Mörtelbewurf  Bs. 

Abe°-:  Verweis  Gl;  GT.;  SchwE.  Der  Wandel 
ist  falsch  tcorde"  über  der  Appe"putz.  MLienert  1891. 

—  Ü  f - :  =  Butz  1  W.  Am  Firtag  ist  e"  scharpfc  Ü. 
unter  dum  Wibuvolch.  Sumi  heind  e"  settige"  Ü.  hittu 
wie  gester,  mu"  meinti,  schi  wei  [wären]  van  am  Graf 
d'  Frouiv  oder  Schwester  (Narrenspruch  im  Bauern- 
spiel). —  Ver-:  wie  nhd.,  z.B.  an  Gebäuden  B;  Gl; 
Th;  Z.  —  Här-:  Haarschleife  SG.,  NA.  —  Hurrli-: 
=  Hurrli-Mutz  (Sp.  618)  Bs.     Im  H.  si". 

,Liecht-:  emunetorium.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
Wahrsch.  fem. 

Nase"-Butz,  P-:  Nasenstüber;  gew.  in  bildl.  S. 
=  starker  Verweis  BS.  Dem  irill-ich  da""  e"  N.  ge", 
dass  er  sich  dra"  b'sinnt. 

Umbildung  aus  dem  syn.  Nasen-Büm  (Sp.  1746)  unter 
Anlehnung  an  uusre  Sippe;  vgl.  die  RA.:  Eitn  «''  Aase" 
butze",   ihn  zurechtweisen. 

Ständli-  (B;  Z),  Stäntli-  (oBs).  Stänti-  (B  lt  Zyro) 
Butz,  in  B  auch  P-:  der  letzte  Trunk,  den  eine  Ge- 
sellschaft (auch  ein  Einzelner)  beim  Aufbrechen  ste- 
hend vor  dem  Tische  oder  vor  dem  Wirtshaus  noch 
zu  sich  nimmt.  Der  St.  ne".  B  Dorf  kal.  1868.  Zum 
Sentenz  giH  's  iez  noeh  en  St.  ZWyla.  No'k  en  St. 
und  denn  gä"!  B. 

Volksetym.  Entstellung  aus  lat.  stantibus  (pedibus),  mit 
Anlehnung  an  ständli"gen  oä.  im  ersten,  an  butze"  (i.  S.  v. 
austrinken)   im  zweiten  Teil. 

Butz  III  (auch  P-  B)  m.:  Putzer  in  der  Kaserne, 
Offiziersbursche  Bs;  B;  Th;  Z. 

Chuchi-Butz:  Aschenbrödel  GW.;  Th;  Z  (Spill- 
mann). De"  Ch.  mache",  in  der  Küche  die  niedrigen 
Arbeiten  besorgen. —  Bart-:  Barbier.  ,Dcm  Bartbutz 
1  fl.  20  g  Trinkgeld.'  1786,  Obw  Rechn.  —  Schueh-: 
Schuhputzer  B;  GrD.,  He.,  Pr.,  Seh.  Eine"  für  e"  Seh. 
han,  geringschätzig  behandeln  Gr.  (Eim)  de"  Seh. 
mache",  sich  zu  Allem  hergeben  ThHw.  —  Schon-: 
Mädchen,  das  die  gemeinsten  Arbeiten  verrichtet  Ar. 

—  Schnorre"-:  derb  für  Bart-B.  SchwE.  Die  Grund- 
lawine hed  e"  par  Wettertanne"  e"weg  g'wuscht,  wie- 
n-e"  Sehn,  e"  Bart.  MLienert  1891. 

musi-butz:  adv.,  völlig.  Mir  hei"  hür  e"  wüeste" 
Tatsch  use"  g'no",  wo-mer  äsi  highländische"  Rente"  m. 
verlöre"  hei".  Bari  1886. 

butze"  II  (p-Btw.;  GRKlost.;  PA1.)  —  Ptc.'ö»**«, 
in  BSi. ;  Gr  auch  (ge-)butzet :  1.  verschneiden,  kastrie- 
ren B;  „VO;"  GrD.,  ObS.,  Pr.;  L;  „S;"  Uw;  W;  ,'/,.' 


2018 


Baz,  bez,  biz,  boz,  buz 


201  I 


Syn.  heilen.  E"  'butztf  Wider.  Hammel  I..  „E"  Mütter i 
b.,  ein  weibliches  Sehwein  verschneiden  Gr."  ,Ein  ver- 
schnittenes (geputztes)  oder  ganzes  Stierkalb.'  Steinm. 
1802.  .Die  Füllen  werden  im  eisten  Jahr  verschnitten 
(verheilt  oder  geputzt).-  ebd.  —  2.  säubern,  reinigen. 

a)  Bäume,  Sträucher  von  unnützen  Schossen ,  den 
Boden  von  Unkraut  uä.  reinigen  B;  Gr;  L;  S;  Th;  Z. 
D'  Bäum  mues'-me"  b.,  wenn  s'  rumig  [noch  nicht]  im 
Saft  sind.  De"  Stamm  b.,  den  Stamm  des  Weinstocks 
von  den  jungen,  unnützen  Auswüchsen,  dem  G'wild, 
säubern,  ein  Teil  der  Frühjahrsarbeit,  die  läuble"  oder 
chlube"  beisst  ZZoll.  Holz  b.,  auch  abs.  im  Holz  b., 
einen  Waldteil  von  Gestrüpp  säubern,  damit  der  junge 
Aufwuchs  nicht  erstickt  werde  (jährlich  wiederkehrende 
Arbeit)  ZS.  E"  Rüti,  e"  Forst,  e"  Stuck  in-ere"  Alp, 
e"  Sand  b.,  von  Steinen,  Gestrüpp  usw.  reinigen,  urbar 
machen  GRHe.  En  Acher  (Gr;  Th;  Z),  Rebe"  (Tb;  Z), 
Rüebli,  Herdöpfel  (ebd.)  b.,  einen  Acker,  Weinberg. 
Rüben-,  Kartoffelacker  von  Unkraut  reinigen.  D'  Wise" 
b.,  im  Frühjahr  von  den  Oberresten  der  herbstlichen 
Düngung,  auch  von  Maulwurfshaufen,  Steinen  usw. 
säubern  B  (oft  abs.);  Z;  Syn.  süberen.  ,Für  die  Häg 
abhauen  und  b.  8  Krz.'  1721,  Sch  Rebbüechli;  s.  auch 
Hag  (Bd  II  1066).  ,Es  soll  auch  in  solchen  Ein- 
schlägeu  nicht  das  mindeste  gehauen  werden,  unter 
was  Vorwand  es  immer  sein  möchte,  als  erdünneren, 
b.  usw.'  AaB.  Holzordn.  1752.  ,Der  Wald  soll  jedes 
Jahr  von  Rekholderstauden,  Stechbalmen,  Dornen  etc. 
gesäubert,  gebuzt  und  geräumt  werden.'  1781,  BRq. 
,Die  Allee  zu  b.  16  ß.'  1786,  Z  Haushaltungsb.  .Sollen 
die  Allmenden  gemeinsam  von  den  Dornen  gebuzt 
und  gesäubert  werden.'  1803,  AASeon.  S.  noch  March 
(Sp.  388),    nutzen  (Sp.  892),    becken  2  b  (Sp.  1111).  — 

b)  's  Liecht  b.,  wie  nhd.  Er  dem  Er  gibürt:  Herr 
Pfarrer,  butzid  's  Liecht!  L  (Ineichen).  —  c)  Frucht, 
Seime"  b.,  Korn,  Gesäme  mit  der  Putzmühle,  Wanne 
von  Spreu,  Staub  uä.  reinigen  Bs;  B;  Th;  Obw;  Z. 
De"  Rüeblisöme"  b.  und  wanne".  Anderegg  1891.  - 
d)  der  Essech  b.,  durch  Entfernen  der  alten,  verdor- 
benen Mutter  und  Einsetzen  von  frischer,  sowie  durch 
Zuguss  von  Wein  oder  Most  neuen  Essig  erzeugen  (was 
gew.  im  Jahr  einmal  geschieht)  ZZoll.  —  e)  Stuck  b., 
die  Knötchen,  Unreinigkeiten  aus  Seidengeweben  (auch 
Strohgeflechten  Aa)  entfernen,  was  von  besondern  Ar- 
beiterinnen (Stuck-Butzeri")  besorgt  wird  AaF.,  Ke. ; 
ZS.,  Stdt.  Bändel  [Seidenbänder]  b.  Bs.  Tuech  b., 
beim  Weben  des  Tuches  vom  Einschlag  oder  noch  vom 
Zettel  herrührende  Unreinigkeiten  mit  dem  ChlüppH 
(Bd  III  667)  vorweg  aus  dem  Gewebe  entfernen  B;  Z. 
De"  Zettel  b.  (oder  rüste"),  Knötchen,  Haare,  unsaubere 
Fäden  aus  dem  Zettelgarn  entfernen,  sowie  die  Schie- 
nen mit  der  ,Rispi'  nachschieben,  um  etwa  flockig  an 
einander  hängende  Fäden  zu  lösen,  ebd.;  Syn.  (de" 
Zettel)  löse".  —  f)  en  Ür,  es  Zit  b.,  reinigen,  allg. 
,Dem  Sigristen  umb  Baumöl  und  von  der  Uhr  zu  b. 
7  Pfd  4  ß.'  1687,  ZZoll.  Auch  bildl.  Eim  's  Zit  b., 
den  Text  lesen  AAZein.;  L.  Als  ,der  Zitputzer'  unter- 
zeichnete seit  1870  ein  regelmässiger  Mitarbeiter  des 
Landboten  von  LSursee  seine  Artikel,  in  denen  er  an  den 
politischen  Vorgängen  scharfe  Kritik  übte.  Mi"  liebe 
Bot  [redet  er  einmal  die  Zeitung  an],  ich  glaube"  bald, 
ich  wöll  ke"s  Zit  mer  putze" :  das  Wäldlerzit  ist  so  roll 
Schmutz.  —  g)  's  G'wer,  d'  Büchs(e")  b.  Ich  ha"  ja 
under  dem  Junker  Zuckerhuet  5  Jär  Büxe"  'blitzet, 
ich  wot  ja  Atme"  eine"  ablauw  [ablassen],  Helv.  in-  face 


1694.  Korporal:  [Das  Gewehr]  g'seht  fiss,  wan's 
lOOO  Jär  nit  'butzet  hettest.  Antw.:  Da  hast  erhit, 
ich  ha"  's  erst  vor  S  Jären  'blitzet,  ebd.  .Questor  und 
zügher  sollend  gwalt  haben,  die  alten  spiess  ze  b. 
und  ze  rüsten.'  1563,  BRatsinan.  I«»  ha"  'zwiflct  <flni". 
er  [der  Soldat]  rerhocki  öppe"  nuch  bim  Chnöpf putze" . 
Nat.-Kal.  1865.  Abs.,  von  der  Reinigung  der  mili- 
tärischen Ausrüstung  übh.  lch  cha""  nüd,  ich  mues' 
noch  b.,  sagt  ein  Soldat  zum  andern,  der  ihn  zum  Aus- 
gang einladet.  —  h)  d'  Schueh,  's  G'wand,  's  G' schirr, 
d'  Fenster,  de"  Bode"  [eines  Gemaches],  d'  Stege",  d' 
Chuclii  b.,  reinigen,  scheuern,  blank  reiben,  allg.  Hei, 
c"  söttige''  Ma""  i"  söttigem  Chleid  putzt  kei"  Öli  vier'. 
ruft  das  mit  Kleidern  beschenkte  Heinzelmännchen. 
Henne  1874  (BO.).  ,Butz  den  winkel',  Personenname. 
UEckst.  's  Mösch  b.,  die  Messinggeräte  und  Messing- 
teile an  Türen  (Klinke,  Schild),  Stubenöfen  (Türchen, 
Reife,  Knöpfe),  Glockenzügen  usw.  blank  reiben,  eine 
der  regelmässigen  Samstagsarbeiten,  allg.  Eim  's 
Mösch  b.;  s.  Sp.  505.  Im  gleichen  S. :  Eim  's  Lederzüg 
(Z),  de"  Napf  (GFlums)  b.  D'  Gloggerzüg  b.,  scherzb. 
für  betteln,  von  Handwerksburschen  ZZoll.  D'  Polizei 
het  d'  Pritsche"  'putzt,  sich  schlafen  gelegt  Bs  (Hin- 
dern).). Abs. :  Butz  vor  diner  Türe": !  Ah.  Süber'butzt 
ist  wie  neu,  RA.,  womit  man  z.  B.  sich  darüber  tröstet, 
dass  man  einen  Gegenstand  nicht  neu  haben  kann  Th; 
ZSth.  Wie  nhd.  scheuern  spec.  von  den  regelmässig 
wiederkehrenden  Reinigungsarbeiten  im  Haushalt, 
allg.;  vgl.  Butzerin,  Butzeten.  Butze"d,  fege"d,  wü- 
sche"d,  staube"d  ab!  ACorrodi  (Z).  B.  und  fege"  gih<l 
ke"s  Bröd  i"  's  Hüs  L  (Ineichen).  B.  und  wasche" 
gibt  lär  Tasche"  Gl.  ,Den  17.  Weinm.  1799  fangten 
wir  in  dem  Kloster  zu  b.  an,  und  es  wäre  höchst 
nötig,  indeme  Zimmer  und  Gang  ganz  unflätig  waren.' 
SohwMuo.  Spec.  <x)  beim  Spiel  mit  Schussern  mit  der 
Hand  die  Bahn  für  die  Kugel  rein  fegen  G.  B.  gilt '. 
Spielbedingung.  —  ß)  de"  Blatz  b.,  bildl.,  den  Fleck 
räumen  Ap.  Er  hed  mües'e"  de"  Blatz  b.,  z.  B.  von 
einem  Beamten,  einem  Bauern,  der  um  Haus  und  Hof 
gekommen  ist.  S.  noch  Tatsch.  —  i)  d'  Nase"  b. 
allg.;  s.  Nasen  le  (Sp.  798)  und  Fasnacht-Butz.  ,Seu 
mungis  nares,  wenn  du  die  nasen  butzest  und  schnit- 
zest.' Fris.  1562.  .Mungere,  b.,  schneuzen.'  Denzi,. 
1677;  1716.  Potzid  grad  d'  Öre"!  rief  Landammann 
Broger  auf  der  Landsgemeinde  seinen  Innerrhodern 
zu,  die  ihn  nicht  verstehen  wollten.  Scherzh.  im  glei- 
chen Sinne:  Butz  d'  Auge"!  Ap;  vgl.  Sp.  798  o.  D' 
Zä(nd)  b.  allg.  , Seine  Zähne  b.'  AKyburz  1753;  in 
der  Z  Ausg.  von  1760  auffälliger  Weise  mit  , reinigen, 
säubern'  glossiert,  's  Mül  b.  (und  gä")  =  's  Mül  wü- 
sche" Aa;  B;  s.  Sp.  176.  So  gang  halt  u"d  butz  di"s 
W'verschant  Mül!  derbe  Abfertigung.  AHeimann  1899 
(B).  D'  Hörn,  d'  Hörn(dßi  (lä"J  b.  Gr;  Z;  s.  Horn- 
Butzer.  ,So  Einer  einen  Rinds-,  Schaf-  oder  Kalbs- 
kopf vor  der  Ausswägung  nicht,  wie  es  sich  gebührt, 
schönen  und  säuberen,  sondern  Jemanden  solche  un- 
gebutzt  zum  Fleisch  ausswägen  wurde.'  B  Metzgordn. 
1718.  Eim  de"  Rache"  (GrKIosL),  d'  Chuttle"  (AaF., 
Ke.,  Köll. ;  B;  Z)  b.,  Einen  derb  ausschelten,  zurecht- 
weisen. S.  auch  Grind  (Bd  II  761).  Ähnlich:  Eim  de" 
Hund  [s.  Hund  2  a  Bd  II  1428]  6.  SchwE.  (Das  ist 
g'sund)  Das  butzt  de"  Hund,  Das  hilft  B;  Z.  's  Füdleeh 
b.  Th;  Z.  Eim  naeh's  Füdli  &.,  für  ihn  die  niedrigsten 
Dienste  verrichten  ZZoll.  —  k)  Fisch  b.,  ausweiden 
und  abschuppen  ZS.    's  Veh  &.,  mit  Striegel  und  Bürste 


2015 


Baz,  bez.  biz,  boz,  bnz 


2016 


B;  Th;  Z.  S.  (jlissen  (Bd  II  648  o.).  Guet  'butzt  ist 
halb  g' futteret  B;  Z.  's  gihd  noe"  Bure*  g'nueg,  si  be- 
grlfi*d  nid,  das'  nid  nur  für  d'  Boss  gilt:  ,Guet  'butzt 
ist  halb  g'hirtet' ;  's  tat  g'rad  i"  de*  Söinen  am  beste". 
L  Hauskai.  1901.  Refl.,  sich  der  Nachgeburt  ent- 
ledigen, von  Kühen  GiiObS.,  V. ;  Syn.  ver-süberen.  Vgl. 
Butz-TranJc.  —  1)  einen  Vaganten  b.,  polizeilich  von 
Ungeziefer,  Unrat  säubern  ZZoll.  Von  einer  Leiche: 
Es  schadt  Nünt,  wenn-der  's  noc"  e"mol  säge*,  vor-er- 
mich  botze"  ond  vergrabe"  mixend!  Schweizermund  1891 
(Ap).  ,Brueder,  wer  hat  dich  gebutzt'i"  fragt  in  einem 
(bes.  an  den  Herbstabenden  üblichen)  Spiele  das  Eine 
von  zwei  unter  einem  Leintuch  Sitzenden  das  Andere, 
das  von  einem  der  übrigen  Mitspielenden  mit  einer 
Bürste  am  Kopfe  gestrichen  oder  geschlagen  worden 
ist;  errät  Dasselbe  den  richtigen  Namen,  so  muss 
dessen  Träger  seine  Stelle  einnehmen  ZS.  Er  ist 
fürt  weder  butz-mieh  noe"  leck-mich,  hat  sich  ohne  Gruss 
oder  Dank  verabschiedet  L.  B"  ha"  ke"  Dank  g'ha" 
und  ke"  butz-mich  und  leck-mi'"  AaKc  Eine*  b.,  Einen 
ausplündern,  arg  mitnehmen  übh.  Mer  händ-e"  'butzt, 
z.B.  beim  Jass  Z  (Spillm.);  Syn.  schneisle".  De''  Müller 
hätt  als  ne"  Üfwigler  seile*  Ströf  uf  Basel  abe*  zale*; 
si  hei"  v)6l  g'ivüsst,  dass  er  's  Rupfe"  mag  erlide",  und 
hein-en  auch  derfür  'putzt.  Schwzd.  (S).  Dirne  zu 
Acolast:  ,Gib  har  die  hend!  die  hendschuoch  wir  ouch 
billich  nend:  es  ist  zuo  vil,  das  ich  dir  lan  das  schwarz 
vor  dinen  neglen  stan.  Jetz  bist  gebutzt,  buob,  far 
dahin!  sag,  buolen  sy  ein  schwere  pin.'  JBinder  1535. 
Wenn  d'  denn  eppen  e*  Bä"  brechst  ond  ich  söss  noch 
ehrank  werde*,  denn  söm-mer  süber  'potzt,  in  einer 
üblen  Lage.  Ap  Volksbl.  1832.  Mit  scherzh.  (eig.  vom 
Kaminfeger  hergenommenem)  Zusatz:  Er  ist  'butzt 
um  's  Ruess,  geliefert.  Sprww.  1869;  auch:  Es  hät-en 
'butzt  um  's  Ruess  Z  (Spillm.).  Im  gleichen  Sinne 
in  der  Verbindung  'butzt  und  g'scheret  (Z),  'b.  und 
g'striglet  (Th),  'b.  und  g'strälet  (Ap;  Th)  si*;  vgl.  bürsten 
und  sträle*  (Sp.  1611).  's  ist  Eine  'butzt  und  g'scheret 
(g'strälet),  wenn- er -si'"  mit  Dem  V'lät.  Wer  sich  uf 
frönd  Lut  mues"  verlä",  ist  'butzt  und  g'scheret  ZW1. 
Alli  Drei  si"  rams,  'butzt  und  g'striglet :  d's  Kässli  ist 
mine"!  ruft  ein  Gewinner  im  Kartenspiel.  ONägeli 
1898.  ,Und  d'  Arbeit  hat  auch  nicht  gefehlt,  längst 
war  ich  sonst  geputzt  und  g'strält'  Schüeber  1835. 
Wer  hütigs  Tags  nid  rechnet,  ist  'butzt  und  g'chert. 
Biedebm.  1889  (ZWthur).  Refl.  a)  niedriger  Ausdr. 
für  laxieren  Ap  (TTobler).  —  ß)  bildl.,  sich  von  einer 
Anschuldigung,  Injurie  rein  waschen,  z.B.  vor  Gericht 
Gr.  Wer  einen  Andern  beschimpft,  sagt  etwa  höhnisch 
zu  ihm:  Cha"*st - dich  gen  b.!  —  m)  der  Wind,  Fön 
butzt  (nämlich  den  Himmel)  BR. ;  ZO.,  S.  Auch  un- 
pers.:  Es  hat  'butzt  ZO.,  S.  Refl.  Der  Himmel  (oder 
es)  hät-sich  'butzt.  ebd.  .Wenn  man  einmal  meint: 
Jetzt  schlägt  das  Wetter  um,  so  putzt  sich  der  Himmel 
express  wieder.'  Bund  1899  (BGr.).  D's  Wetter  butzet- 
sica,  het-schich  gebutzet  GrD.,  Pr.,  Seh.  's  isch  wider 
heiter  glänz  dusse*,  und  der  Berg  het-sic"  'putzt.  Joach. 
(S).  —  n)  ,Es  hiess  [bei  dem  Volksauflauf],  man  wolle 
nun  einmal  b.',  das  Land  von  dem  verhassten  Regiment 
säubern.  Aa  Gem.  II  163.  —  3.  beseitigen,  aufräumen 
mit;  z.  T.  mit  der  Nbvorstellung  des  Raschen,  Gründ- 
lichen, a)  de"  Bart  b.,  sich  rasieren  GrD.,  oHe.  ,Ein 
alter  Spiegel  zum  Bartputzen.'  HLLehmann  1797.  — 
b)  oft  abs.,  als  Ausdr.  beim  Kartenspiel  (bes.  Jass): 
von  den  zu  Anfang  des  Spiels  notierten  Kreidestrichen 


(Cliritz,  Strich)  einen  (aucli  zwei  und  mehr  zugleich) 
auslöschen,  was  dem  Gewinner  einer  Partie  zusteht 
Bs;  B;  L;  G;  Th;  Uw;  Z;  vgl.  Jass  (Bd  111  69),  chritz- 
beten  (Sp.  1809).  ,Fritz  (am  Jasstisch) :  Bh  butze*  Zwe !' 
Postheiri  1869.  ,Grossrat:  Der  Letzt.  Ich  und  der 
Fr  it.:  butze",  der  Kari  isch  dunde"!'  ebd.  Wer  butzt, 
wer  hat  gewonnen?  Den  Gegner  b.  lä*,  die  Partie 
verloren  geben.  Bildl.  Und  chümmi*d  d'  Russe"  oder 
d'  Prässe",  mer  land-s'  nid  b. :  d'  Friheit  miend-s'-is 
lä*.  vAh  (Uw).  Der  [Redner]  hat  'butzt,  hat  über 
seine  Gegner  den  Sieg  davon  getragen  G.  Butz  Eine*! 
oder  cha*"st  b.,  sagt  man  zu  Einem,  der  einen  guten 
Einfall  gehabt,  eine  treffende  Bemerkung  gemacht  hat, 
um  ihm  Beifall  auszudrücken  G;  Z.  Im  gleichen 
Sinne:  De  butzt  (Eine*,  Zwe)  Ap;  B;  L.  Hurra! 
De"  butzt  Zweu !  Es  lebe  üse  Dichtermichel!  Fritschi 
1888.  Gell,  Die  butzt  Fünft,  von  einer  treffenden  Ant- 
wort Bs.  Auch  unpers.  's  hed  'butzt,  von  einer  schla- 
genden Bemerkung  Ap.  —  c)  übh.  wegräumen,  fort- 
schaffen B;  Nuw.  Im  dritte*  Wurf  han-ich  vier 'butzt, 
beim  Kegeln  B.  Mit  richtungbestimmendem  Zusatz. 
,Der  abt  schickt  hinuss  sinen  hoptman,  die  buren  ab- 
zumanen.  Er  aber  ward  mit  fretten  Worten  widerumb 
in  das  clauster  gebutzet.'  Kessl.  ,Die  Berner  haben 
ihm  den  Willkomb  geben  [iron.]  und  widerumb  auss 
dem  Land  gebutzt.'  JGross  1624  (Bs).  S.  auch  Chat 
(Bd  III  558).  Refl.,  sich  packen  BO.;  PAL  Butz-di'"! 
zu  Hunden,  ebd.  De''  hät-sich  schön  'butzt,  aus  dem 
Staube  gemacht  B.  ,Drum  butz  dich,  mach  dich,  heb 
dich  rösch,  e  ich  dir  dyn  bös  mul  ertrösch.'  Rüef  1540. 
—  d)  wegnehmen,  stibitzen  B.  Ich  han-im  's  'butzt.  — 
e)  meist  unpers.,  vernichten,  den  Garaus  machen  Aa; 
Ap;  Bs;  B;  Gr;  G;  Sch;  Th;  Ndw;  Z.  De  Fön  (oder 
es)  butzt  de*  Sehne.  Vgl.:  ,1.  Weinm.  warm,  viel  Regen, 
puzt  den  Schnee  hinauf.'  UBragger  1781;  vorher: 
.Schnee  in  Bergen  bis  weit  herunter.'  De''  Riffe"  hat 
's  Bluest  'butzt.  Voll  Blüete"  stöt  wol  mange  Born, 
im.  Winter  butzt  's-en  auch.  SWinz  (ScHSt.).  Roh  oder 
derb  von  Tieren  und  bes.  Menschen.  D'  Mixtür,  's 
Fieber  hät-en  (fast)  'butzt.  Es  hät-en  'butzt,  es  hat 
ihn  weggerafft;  auch  vom  ökonomischen  Ruin.  Die 
derbe  Sprechweise  der  Bewohner  von  GAltenrhein 
kennzeichnet  die  Scherzrede:  Im  alte"  Ri" onde"  (osse") 
sterbt  kä"  Mensch:  's  butzt  s'  grad  ApLutzenb.,  Wolfh. 
Es  war  ke"  Schad  um-en,  wenn  's-e*  scho*  b.  wurd. 
Er  hat  Schnaps  g' söffe",  bis  's-e"  'butzt  hat  Z.  .Ka- 
nonenkugeln hagelt  's  auch,  dass  es  ganze  Regimenter 
butzt'  DrSieber  (Bs).  Es  hät-mich  schier  'butzt  (vor 
Ärger,  Zorn)  Bs;  Th;  Z.  ,1  Tag  für  die  Wentelen 
zu  b.  14  ß.'  Z  Haushaltungsb.  1764.  S.  noch  Niss  (Sp. 
814).  —  f)  bewältigen,  bemeistern.  a.)  von  Speise  und 
Trank  B;  GT.;  Z.  D's  Chind  hat  die  Bire"  'butzt  B;  Z. 
De'  butzt  en  Liter  wie  Bux  Z.  Die  erst  Flasche"  isch 
noch  grad  einist  'putzt  g'si".  B  Volksfrd  1891.  S.  noch 
Napf  (Sp.  775).  Übertr.  auf  das  Einstreichen  des 
Spielgewinnstes:  ,Putze*  de"",  was  überblibt!  sagen  die 
Buben  beim  Stöckeln,  wenn  sie  beim  ersten  Um- 
schlagen zu  kurz  gekommen  sind.  Die  Diplomaten 
machen  es  beim  Länder-  und  Völkerstöckelt  auch  so.' 
B  Volksztg  1897.  —  ß)  einen  Gegner  AaF.;  BR.;  „VO; 
Gr;  S;"  Uw;  W;  Z.  Er  hed  g'meint,  er  mög-mieh; 
aber  wol,  Der  han-i'" 'butzt !  Butz-(n)e"!  Hetzruf  an 
einen  Rauflustigen  Z  (Dan.),  an  einen  Hund  AALeer. ;  Z. 
Ich  pßf.der  af  (iini  Eranzöse"  ufe":  D'ere"  Hunger- 
lider butzt-mer  noc"  vor  dem  z'  Morge*  AAJon.  (SMeier). 


2011 


Daz,  bez,  biz,  boz,  bnz 


2018 


Mw  siti  ra  wockers  Schitze'volch,  <!'  Französe"  hä"-mer 
putst,  bim  Strolch!  l'w.  Es  sind  einist  6  [Feinde] 
über  m »*•*  fco";  aber  gilt;  irh  ha"-der-s'  'butzt:  wott  wo"* 

so  6  wie  Sp,,l;  ii f  *em  Krüt  e"weg  g' fresse"  ha".  Helv. 
in  pace  1694.  Audi:  im  Wortstreit  überwinden,  durch 
schlagfertige  Rede  zum  Schweigen  bringen  AaWoIiI.  ; 
BR.  —  4.  Einen  hart  anfahren,  derb  zurechtweisen 
AaZ.  1815;  Bs;  Seil;  Ndw;  .arrogantiam  alieuius  cohi- 
bere.'  Id.  B;  .male  alqm  habere.'  Schulze.  .Gelt,  er 
ist  geputzt,  er  kann  's  Maul  halten.'  UBrägger  1780. 
Vgl.  noch  Bueb  9  (Sp.  928).  —  5.  gew.  refl.,  wie  nhd. 
sich  putzen  B;  L;  Uw.  Syn.  sunntige".  Du  bist  'butzti, 
zu  einer  Frau  BSi.  Si  isch  alli  'butzti,  's  wird  Öppis 
git"  solle"  B  (Zyro).  Ic*  biitz-mi'h  doch  so  redli"*  z'w'eg, 
und  doch  gilt  Nüd  mi"  Sack,  Klage  der  .armen  Gret*  L. 
Diser  Baum  [der  Christbaum]  isch  nid  für  strübi 
Chutze"  [Mädchen],  ico  sich  nid  e"mäl  möu  b.  GStucki 
1897  (B).  ,Ehe  sie  [die  Offiziere]  sich  b.  und  rüsten, 
ist  ein  Jahr  verflossen.'  Hebt.  1658;  das  ,dum  mo- 
liuntur,  dum  comuntur,  annus  est'  des  Terenz.  S.  noch 
Amm-Mann  (Sp.  246),  mutzen  (Sp.  619).  In  ä.  Spr. 
häutig  in  der  Zss.  ,wol-gebutzt',  wohl  ausgerüstet,  ge- 
schmückt. .Hie  [mit  Luthers  Auftreten]  hat  angehaben 
die  verstouwte  bibel  liarfür-,  aber  das  wolgebutzt  de- 
cretal  und  sententiarum  hindersich  treten.'  Ansh.  ,Das 
läger,  darinn  die  Etschleut  in  dreien  Schlachtordnungen 
wolgebutzt  auf  die  Churwalchen  wartetend.'  Stumpf 
1548.  ,Es  sind  zuo  Chnr  4  fändli  pundsleut  wolbutzet 
ankommen.'  1598.  Ariiüser.  ,Mit  seiner  wolgebutzten 
und  new  ufgerichten  apotecke.'  1598,  L.  ,Basel  hat 
schöne  Wyber,  die  gand  wolgebutzt  dahar.'  RCva. 
,Zwen  Guardiknecht  w.  mit  iren  zerhuwenen  Klei- 
deren, Weren  und  Hallenbarten.'  FPlatter  1612.  — 
6.  refl.,  sich  ökonomisch  erholen,  gute  Geschäfte,  Ver- 
mögen machen  Z,  viel  verdienen  Bs.  Er  hät-sic''  'butzt. 
Dazu :  ,Nun  sind  wir  butzt  für  tag  und  nacht.  Was 
gats  uns  an,  was  Jesus  macht  mit  sinen  Juden  umb 
und  an?  Das  gelt  wird  uns  wol  's  mul  verthan  [zu- 
halten].' XVI./XVH.,  L  Osterspiel.  —  Ptc.  'butzt: 
1.  subst.  En  Putzte,  ein  blankes  neues  Frankenstück, 
das  am  Z  Knabenschiessen  denjenigen  Schützen  ver- 
abreicht wurde,  die  zwar  die  Seheibe,  aber  nicht  den 
Nummernkreis  getroffen  hatten  ZStdtf;  urspr.  en 
putzte''  [näml.  Schuss],  so  geheissen,  weil  der  Zeiger 
mit  der  Kelle  nur  über  die  Scheibe  hinfuhr.  —  2.  'butzt 
si"  uf  (ßl!.),  zue  (Gl)  Öppis,  zu  Etwas  fähig  sein  Gl 
(modern),  zu  einem  Geschäfte  Neigung  und  Geschick 
haben  BR.  Dem  ist  Keine"  'butzt,  gewachsen  Gl.  — 
Butz-dich  m. :  ein  Taugenichts;  eig.  ,Packe-dich'; 
vgl.  blitzen  3  c.  Er  ist  e"  B.  Sprww.  1869.  Es  giH 
oi**  mengs  brävs  Wib,  die  hat  die  ganz  Wuchen  gi- 
biezt,  g'wäschu"  und  g'spunnu",  und  ir  P.,  der  Ma"", 
im  Wirtshüs  g'fressu",  g'suffu"  und  g'sungu",  Narren- 
spruch im  W  Bauernspiel. 

Als  Grundbed.  ist  wohl  .stutzen,  beschneiden'  anzunehmen. 
Znr  Bed. -Entwicklung  vgl.  mutze«  I Sp.  619/20),  auch  stutzen. 
Entlehnung  aus  gleichbed.  lat.  ptitare  —  durch  eiue  Mittel- 
stufe 'puttare  (mit  gemauertem  ()  hindurch  —  ist  nicht  aus- 
geschlossen. Zur  Behandlung  des  Anlauts  böte  u.  A.  die  Sippe 
Bntz  111  (zu  lat.  puteus)  ein  Analogon.  Es  Hesse  sich  denken, 
dass  das  W.  im  Zshang  mit  den  zahlreichen  andern  lat.  Aus- 
drücken, die  sich  auf  Baumzucht  und  Gartenbau  beziehen, 
zunächst  in  der  unter  2  a  behandelten  Verwendung  aufge- 
nommen worden  wäre.  Daneben  besteht  aber  auch  die  Mög- 
lichkeit deutschen  Ursprungs;  so  könnte  butssen  eine  Intensiv- 
bildung zu   bStsen  sein  wie  giutzni  zu  siüesen.     Auffällig  bleibt 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


aber  in  jedem  Fall  das  spate  Auftreten  des  Vf.  Noch  sei 
erwähnt,  dass  dieses  als  poutztr,  (metallone  Geräte)  blank 
roiben,  auch  in  die  benachbarten  Irz.  Patois  eingedrungen  ist. 
ab-butze":  1.  durch  Abschneiden,  Abwischen,  Ab- 
bürsten usw.  reinigen,  allg.  !>'  Eiben  (oben)  a.,  die 
obersten  Beischosse  wegbrechen,  eine  Arbeit  im  WVin- 
berg,  die  gew.  in  den  August,  fällt  ScaHa. ;  Syn.  ab- 
filmen, 's  Liecht  a.,  mit  der  Lichtschere  Bs.  Bollen 
a.,  abhäuten  ZZoll.  Herdopfcl,  Rüebli  und  andere 
l'eldfrüehte  <(.,  sie  nach  dem  Aushacken  von  der  daran 
hängenden  Erde  reinigen,  um  sie  dann  nach  Hause  zu 
führen  Th;  Z.  Raben a.,  vor  dem  .Stampfen'  Th;  ZZoll. 
Der  Sürchabis  a.,  vor  dem  Herausnehmen  einer  fri- 
schen Portion  die  unreine  Schicht  entfernen,  die  sich 
auf  dem  Sauerkraut  im  Fass  gebildet  hat  B.  De" 
Tisch  a.  .Der  Tisch  wurde  geschwind  Mangels  eines 
Lumpens  mit  einem  Kindergloschli  abgeputzt.'  CWeibel 
1885.  D'  Scli ueh  a.,  vor  dem  Eintreten  in  ein  Haus, 
Gemach,  allg.  Blitz  d'  Schlich  ab,  cor  d'  i"  's  Hus 
ine"  gast!  Mahnung  der  Eltern  an  ein  Kind.  Dass 
de""  d'  Schuck  abputzseh  am  he"!  beim  Eintreten  in 
die  Kirche  Bs.  Bildl.  D'  Schlich  an  Eim  it.,  Einen 
gleichs.  als  Schuhwisch,  verächtlich  und  brutal  be 
handeln  Bs;  B;  Gr;  Th;  Z.  Ich  lä"  nüd  d'  Schueh 
a"-mcr  a.  Afe"  wird  so-n-cs  Wittfraueli  ro"  Tcev"r  Site" 
understützt. ;  en  Jede  glaubt  da  slner  Schuck  chönne" 
abz'putze".  CWeibel  1885.  .Das  war  das  beste,  so  oft 
einer  1  sack  voll  verkauft  und  uslerte,  seinen  sack 
umbkert,  den  in  ein  winkel  wol  schulet  und  abblitzet, 
so  kente  er  biswilen  uf  10  secken  einen  gewinnen  von 
dem,  was  an  seim  sack  hangen  blibe.'  ARyffuiii  1570 
(Bs).  S.  noch  Bach  (Sp.  919).  's  Veh  a.,  striegeln  nnd 
bürsten  ScnSchl.  Eine"  a.  Du  bist  wiiest  am  Ermcl. 
chiimm,  irh  will  di'h  a.  Hatte  man  in  Erfahrung  ge- 
bracht, Dieser  oder  Jene  müsse  z'  G'ratter  stö",  so 
nahm  man,  wenn  die  betreffende  Person  in  die  Nähe 
kam,  eine  Bürste  oder  auch  einen  Besen  und  bürstete 
sie  ein  wenig,  mit  den  Worten :  Sc,  icJ  irill-ili''  <"  ehli" 
«.,  oder:  Wer  miies'-i'h  <t.?  AaBosw.  (Arch.  f.  Volksk. 
IV  21).  RA.  (Süber)  ab'butzt  ist  wie  neu  Th;  ZW., 
Zoll.;  s.  butsen  -Jh.  —  2.  a)  Einen  hart  mitnehmen, 
z.  B.  beim  Spiel  Ap;  Th.  Mer  hend-c"  (fest)  ab'butzt,  i  r 
hed  mües'e"  wacker  sah".  —  b)  Eini  a.,  coneumbere 
cum  aliqua  Ap;  Th.  —  c)  Eine"  a..  barsch  abfertigen. 
derb  zurechtweisen  AaF.;  Bs  (.Einem  a.'  Spreng);  1! 
(Eima.);  Scb;  S;  Th;  Z.  Eiii'n  a.  we-n-en  Hund  Tu. 
Anstatt  da"-n-er-mer  e"  cenuiftigi  Antert  g'gi"  lull, 
hät-er-mich  nw  ab'butzt  Sch.  Butz-mer  mime"  nid  so 
ab,  's  isch-si"  nit  der  wert  B.  ,Er  hätte  sie  [seine 
Söhne]  ausgelacht  oder  gar  abgeputzt,  wenn  sie  anders 
[als  betrunken  von  einem  Gelage]  heimgekommen 
wären.'  Gotth.  ,Wenn  ein  Kind  zu  spät  [in  die  Kinder- 
lehre] kam,  putzte  er  [der  Pfarrer]  ihm  wütend  ab.' 
ebd.  ,Man  wurde  mit  Schandworten  abgeputzt.'  1653, 
L.  .Einen  abbutzen,  extinguere  alieuius  audaciam. 
conatum.'  Denzl.  1716.  ,Der  Landvogt  habe  ihn  mit 
wüsten  Worten  abgeputzt.'  1763,  Z.  ,Er  habe  ihm 
einen  Kronentaler  geben  wollen,  und  auf  A.,  es  sei  zu 
wenig,  schliesslich  deren  zwei.'  ebd.  —  3.  &)  =  butzen:Jb. 
Was  han-i'''  öppe*?  Vier  Bure"  han-ieh  .:'  nise",  dir 
bittzi"d  ab  nach  altem  Recht.  vAh  (Uw).  —  b)  abs., 
eine  Schuld  tilgen,  ausgleichen  (z.  B.  durch  Gegen- 
rechnung) Z.  Er  chann  a.  's  G'richt  irird  wol  u.  — 
1.  fertig  machen,  abtun,  's  ist  abbutzt,  die  Sache  ist 
abgetan   L;  UwE.     Oft  in  gehäufter  Verbindung  mit 

127 


2019 


Baz,  bez.  biz,  boz,  bnZ 


2020 


fertig.  Fertig  und  ab'butzt,  ic*  chumtne*  nüd!  ZZoll. 
Mit-mer  nutest!  Ab' putzt  und  fertig!  L  Tagbl.  1899. 
.Eine  solche  Regierung  wollen  wir  nicht  mehr,  fertig 
abputzt!-  Lueginsl.  .Heute  noch  gehe  ich  schnurstracks 
zum  Sternenwirt  und  mache  es  mit  ihm  aus  wegen 
seiner  Tochter  —  fertig,  abgeputzt.'  Ndw  Kai.  1901. 
Iii  mir  isch  ['s]  fertig  ab' putzt,  »"*  will  hei"  Busti"g  us 
der  ÄpotSk.  Obw  Volksbl.  1873.  —  Ptc.  ab-'butzt: 
bildl.,  abgefeimt,  gerieben  Ap.  En  ab'butztc  Spiler, 
Jasser;  en  ab'butzter  Kärli,  Köge";  en  ab'butzti  Hä.c. 

—  Ab-butzer  m.:    1.  der   einen  Verweis   gibt   Seil. 

—  2.  derber  Verweis  Sch;  ZO.,  S.  —  Schueh-A.: 
Streicheisen  für  die  Schuhe  vor  der  Haustür  ZS.  ,Ein 
Sch.  gemacht  16  Schill.'  um  1830,  ZStdt  Rechn. 

abe^butze":  1.  von  oben  herab  reinigen  Aa; 
Ap;  B;  Sch;  Th;  Z.  Bäum  it.,  durch  Herunterschnei- 
den von  dürren  Zweigen,  Misteln.  Herunterkratzen 
von  Moos,  Rinde  udgl.  AaF..  Ke.;  Th.  E"  Stegen  a. 
Es  Hüs  (oben)  a.  1)  es  an  der  Aussenseite  und  im 
Innern  herunterwaschen  B.  So-n-es  grosses  Hüs  abef- 
-.'but-.i'"  isch  e"kei"  chllni  Such.  —  2)  den  Verputz 
erneuern  Bs;  Sch;  Th;  Z.  —  2.  a)  Spinnweben  a., 
von  der  Zimmerdecke  herunterkehren  Z.  —  b)  de" 
Bart  a.,  rasieren  Ap.  l'h  gö"  gi  de"  Bart  a.  lö"  oder 
ich  mue"  noch  de"  Bart  a.  —  c)  „ein  Geschöpf  durch 
einen  Schuss  zu  Fall  bringen  und  töten,  z.  B.  einen 
Vogel  vom  Zweig  herunter."  Er  häd  die  Ghrä  im 
erste"  Schutz  vom  Chriesbaum  abe'^bittzt  ZZoll.  — 
3.  mit  Dat.  P.,  Einen  tüchtig  ausschelten  Aa;  Ap;  Bs; 
B;  Gl;  G;  Th;  Uw;  U  Z.  Der  hät-em  nüd  übel  abe"- 
'butzt.  —  Abe°-butzer  m.:  derber  Verweis  Ap;  GA.; 
ThMüIHi.;  U;  Z.  En  A.  ge",  mache",  übercho".  Auch 
Dirn.  Es  clül"s  Abe"bützerli  ge",  einen  sanften  Ver- 
weis geben  GA.  —  Aben-butzete°  f.:  die  jedes 
Frühjahr  vorgenommene  gründliche  Reinigung  aller 
Räume  und  Geräte  einer  Wohnung  Gl. 

üf-:  1.  e"  Baum  ü.,  in  die  Höhe  sehneiden,  zu- 
rechtstutzen AaF.,  Ke.;  B.  .Dass  die  jungen  Eich- 
bäume  auf  den  Weitweiden  flcissig  aufgebutzet  wer- 
den.' Bs  Waldordn.  1781.  .Die  Bäum  aufgebutzt.'  1797, 
AALunkh.  Gemeinderechn.  —  2.  den  Boden  eines  Ge- 
maches it.,  scheuern  Bs;  B;  Th;  Z.  .Aufputzen  (Rei- 
nigen) des  Turmes',  unter  den  Arbeiten  des  Mesmers 
erwähnt.  1756,  THÄad.  —  3.  wie  nhd.  aufputzen.  Es 
Hüs  it.  B  (Zyro).  .Ich  war  embsig,  meins  Vatters 
Stüblin,  do  ich  studiert,  lustig  ufzebutzen.'  FPlatter 
1612.  Der  Maler  soll  .die  alten  [Altar-]üaffeln  wider- 
umb  u.'  1659,  UAttingh.  Meist  refl.,  (sich)  herausputzen 
Bs;  B;  Sch;  Th;  W;  Z.  DieMeitli,  wo  sich  a'se  ledig  am 
ergsten  üfbutze"d,  sind  mangmöl  als  Fraue"  Hötsche" 
Sch.  .Balak  tet  sy  [falsche  Lehrer]  hetzen,  das  töchter 
üfbutzt  zuo  uns  fuoren,  mit  denen  myn  volk  tet  huo- 
ren.'  VBolz  1551.  .Die  welschen  wiber  können  vil 
ufbutzens  und  liebkosens.'  ThPlatter,  Br.  ,24  Pündt- 
ner  [als  Gardisten]  mit  des  fürsten  hoffarb  ufbutzet.' 
L597,  Ardüser.  ,Der  dritt  lefTel  [Einfaltspinsel]  ist 
ufgebutzt,  suber  beschlagen,  ufgemutzt,  meint,  er  sei 
gar  ein  hüpscher  gesell.'  FPlatter  (,Gsang  von  Löff- 
len').  Bildl.,  herausstreichen.  ,Man  habe  euch  die 
evang.  Religion  zu  viel  aufgebuzt,  hingegen  die  rö- 
mische verkleinerlich  verlümdet.'  ClSchob.  1695.  — 
I.  Unreinigkeit  (vom  Boden)  wegräumen  Aa;  Bs;  B; 
Tu;  Z.  Lueg,  was  es  [das  Kind]  g' macht  het;  gang 's 
doch  go"  ü.  Oft  mit  Dat.  P.  und  verschwiegenem  Acc, 
eig.  und  bildl.    Das  ist  en  Sibe"chätzcr  ron-ere"  Chatz, 


dere"  mues'-tnen  atliicil  ü.  —  5.  (Speisen)  völlig  auf- 
essen B;  GrD.,  He.,  Pr.,  Sch.;  Z.  Der  blitzt  es  Pärli 
Wurst  üf  holops,  von  einem  starken  Esser  ZZoll. 
Das  hei"-si  schön  üfbutzt!  B.  Alls  fif'butzt!  Zuruf 
an  zu  spät  zum  Essen  Kommende  Z.  l'fgiluttzt  und 
g'wädelet  und  mit  de"  Beine"  zäbelet,  scherzh.  zu  Kin- 
dern, die  am  Aufessen  sind  ZStdt.  Vgl.  üs-btttzen  4. 
—  6.  unpers.,  vom  Wetter,  sich  aufheitern  AaF.,  Ke. 
's  hed  wider  üfbutzt.  —  7.  Eim  Ct.,  die  Besoldung 
erhöhen  Bs. 

uf-hi"-:  1.  en  Baum  uehe"  b.,  die  untersten  Äste 
wegschneiden  BE.;  vgl.  üf-b.  1.    Syn.  ufhin-stücken.  — 

2.  einen  Schüler  um  einen  Platz  hinauf  befördern 
GW.  Hut  han-ich  Ein  ui'butzt,  sagt  mit  einer  Art 
von  Galgenhumor  ein  Schüler,  der  um  einen  Platz 
heruntergesetzt  worden  ist.  —  an-:  1.  wie  nhd.  ,Die 
schnäggen  sollend  bei  anfang  des  augstmonats  auss 
iren  schalen  schlieffen  und  mit  neüwen  angebutzet 
werden.'  Fiscbb.  1563.  —  2.  refl.,  tüchtig  essen,  fressen, 
von  Menschen  und  Tieren  GrD.,  He.,  Pr.,  Sch.  Syn. 
an-börzen  (Sp.  1643).  —  i"-:  das  letzte  Heu  einheimsen 
GrS.,  Scuolms,  Tschapp.  —  ine"-:  hineinwischen, 
-treiben,  -jagen.  De"  Herd  %.,  beim  sog.  Grueben 
(Bil  II  696)  die  Erde  mit  der  Schaufel  in  den  Graben 
räumen  ZZoll.  Es  häd  [bei  einer  Spritzenprobe]  Alls 
zum  Feister  üs  g'lueget ;  aber  der  Wendrörfüerer  häd 
s'  mit  emen  einzige"  Sprutz  ine"'butzt.  ebd.  .Derhalben 
der  statt  besatzung  wider  uns  hinausgefallen  zu  schar- 
mutzen, seind  aber  bald  von  uns  widerumb  hinein- 
gebutzet  worden.'  1591,  Bs.  Bildl.:  Eine"  i.,  in  die 
Klemme,  ins  Unglück  bringen  Ap.  Es  häd-e"  recht 
inhi"'butzt. 

er-:  verst.  blitzen,  fertig,  gründlich  blitzen.  1.  ent- 
sprechend blitzen  2.  E"  Rüti,  es  Feld,  es  Stuck  Guet 
e.,  urbar  machen  GrD.,  He.,  Pr.,  Sch.;  Syn.  rütnen. 
Mer  hend  ei"s  erlitte",  bis  mer  die  Rüti  erbutzet  g'hun 
hend.  Das  Fenster  han-ig  iez  aber  erputzt!  B.  Ein 
Weinberg,  der  Zettel  eines  Gewebes  usw.  ist  (fast) 
nüd  z'  e.  B;  Z.  .Die  Hände  sind  fast  nicht  zu  e.'  Gottii. 
Me"  mag's  nid  e.  GrScuoIuis,  Spl.  Bildl.:  ,Ein  rat  ist 
's  herz  des  gmeinen  nutz,  drumb  von  nöten,  dass  man 
in  erbutz',  gründlich  sichte.  Salat  1537.  —  2.  ent- 
sprechend butzen  3.  ,Es  gab  das  ganze  Jar  vil  Wuest; 
man  möcht  es  vast  nicht  e.'    1746.   ZZoll.  Tageb.  — 

3.  entsprechend  butzen  4  Gl.  —  4.  Ptc.  erpttsstef,  abi- 
tuato  da  lungo  tempo'  PAL 

Zu  4.  Betr.  das  Lautliche  vgl.  Anz.  f.d.  Alt.  21,  38,  zur 
Bed.  gebutzt  ?,   abgebutzt. 

üs-:  wesentlich  wie  nhd.  ausputzen.  1.  a)  ent- 
sprechend butzenSa  Aa;  Ap;  B;  Tu;  Uw.  En  Born  ü. 
Ap;  Th.  Das  .Ausputzen'  der  Stämme,  d.  i.  Wegschnei- 
den der  Seitenäste.  Obw  Blätter  1900.  Am  Weinstock 
die  Gabeln  und  Nebenschosse  ausbrechen  (jährliche 
Arbeit  im  August)  Th;  ZDäg.  E"  Stuck  junge"  Üfwachs 
[Holzpflanzung]  ü.  AABb.;  s.  auch  Burdi  (Sp.  1542  u.). 
Roden,  urbar  machen  W.  —  b)  en  Ür,  es  ZU  ü.  allg. 
,N.  dem  urenmacher  von  dem  zyt  uff  dem  zytgloggen- 
turm  von  einander  zu  erleggen,  usszebutzen  und  wider 
zesamen  ze  fliegen,  ouch  um  ander  arbeit  und  plätz- 
werch.'  1573,  B  Staatsrecht  .Einem  Uhrenmacher  aus- 
em  Bernbiet  von  meinem  Ührli  ausszubutzen  15  ß  und 
'/a  Mass  Wein  und  Brot.'  Zubers  Tageb.  1677.  Bildl. 
Eim  's  ZU  it.,  Einem  den  Text  lesen,  ihn  tüchtig 
ausschelten  Aa;  Bs;  B;  L;  S;  Z.  ,A1s  ich  meinem 
Mann  sagte,  der  Rüegg  wolle  mir  die  Commode  nicht 


2021 


Baz,  bez,  biz,  boz,  biiz 


2022 


bezahlen,  sagte  er,  ich  solle  ihn  nur  machen  lassen, 
ei  wolle  ihm  das  Zeit  schon  ausputzen.'  1876,  Z  Pro- 
zessakten. Im  gleichen  Sinne  daneben:  Kim 's  Mosch 
iL  AALeer.  —  c)  d'  Ören  «.  Einen,  der  sieh  beklagt, 
dass  er  nicht  gut  verstelle,  fertigt  man  ab  mit  den  Wor- 
ten: Clia""st  jo  foder  tue-der)  d'  Ören  ».  Aa;  Th;  Zu. 
I<*  wüf'-der  mose"  d'  < Iren  »..  verweisend  zu  einem 
Unaufmerksamen  Th.  Der  Magen  ü.  B,  doch  gew. 
abs.  Bs;  B;  Schj  Th;  Z.  ein  Abführmittel  einnehmen. 
Öppw  zum  U.  B.  Ber  Toi; t er  hät-mer  Öppis  g'ge" 
:um  /".  Sch.  Me"  sott  alli  Jär  einisch  oder  zwuri  i" 
der  Or'ni";/  ü.  B.  —  d)  von  Gef'ässen  uä.  En  Napf, 
e"  Pfannen  ü.  Chömme"d,  Chinde".  er  chönnvd  d} 
Öpfelmuespfannen  ü.,  die  in  der  Pfanne  zurückge- 
bliebenen Oberreste  des  Breis  zsstreichen  (und  auf- 
essen) ZO.,  S.  Es  G'wer  ».,  den  Lauf  reinigen  B;  Z. 
Bat:  de"  Zinttügei  [die  Zündpfanne]  uss  mit  der  rechte" 
Datze".  XV1IL,  Schwz.  Exerzitium.  Von  Gebäuden. 
.Aussputzen.  aedibus  situm  detergere,  ornamentum  ad- 
jicerc  a'dibus.'  Hospin.  1683.  ,By  der  einwendig  früsch 
ausgebutzten  und  gewyssgeten  Kirchen  zu  Gebistorf.' 
1710.  AAlvönigsf.  —  e)  ,N.  dem  messerschmid  von  5 
rieh tsch Wärtern  usszebutzen  und  ze  bollieren  von 
iedem  10  erützer.'  1571,  B  Staatsrechn.  S.  noch  Züg- 
Kuccht  (Bd  III  733).  —  f)  von  Kleidungsstücken  uä. 
Aa;  B;  Sch;  Th;  W;  Z;  wohl  allg.  's  ist  wider  Mun- 
dil/ am  Marge":  me"  häd  en  halbe"  Tag  nüd  Anders 
z'  tue"  als  's  Sunntigg'wand  usz'butze",  klagt  die  Haus- 
frau ZS.  —  g)  unpers.  Es  ist  üsgeputzt,  der  Himmel 
ist  wieder  klar  geworden  W.  —  2.  abs.,  von  der  Ar- 
beit des  Barbierers.  , Barbierer,  by  welchen  sy  teg- 
lich  als  müessigänger  in  iren  stuben  sassend  und  u. 
liessend.'  Kf.ssl.  U  61.  —  3.  (wieder)  in  Stand  setzen, 
schmücken.  D'  Strauhüet  «.,  durch  den  Hutmacher 
waschen  und  erneuern  lassen  B;  Syn.  rüsten.  ,Re- 
fector,  Verbesserer,  der  Etwas  wieder  aussbutzt.' 
Denzl.  1716'.  In  der  ä.  Spr.  bes.  häufig  im  Ptc.,  eig. 
und  bildl.  ,Die  von  Uri,  Schwiz  und  Luzern  by  100 
mannen,  wol  und  kostlich  ussbutzt  und  bekleit.'  1521, 
Bs  Chr.  ,So  du  dich  hierinn  üehest,  mag  es  nit  sin, 
du  werdist  vil  volkummner  und  ussgebutzter.  dann  ich 
hie  mit  Worten  habe  mögen  anzeigen.'  Zwikgli  1526; 
,fieri  neqnit,  ut  non  absolutior  evadas'  (lat.  Ausg.). 
.Lassend  uns  hinzuo  gon  mit  warhaftem  herzen  und 
usgeputztem  oder  styfem  glouben.'  ebd. ;  Übers,  von 
Hebr.  X  22:  lv  7iX7)pocpopicf  tootews.  ,[Von  Gott]  mag 
nüt  gemacht  werden,  das  nit  zuo  dem  bruch,  darzuo 
ers  gemacht  hat,  nit  vollkummen,  ussgebutzt  und  ganz 
sye.'  LJcd  1530.  ,Der  Herr  wirt  ein  vollkommne  und 
ussgebutzte  gmeind  machen.-  1548,  Jesaj.  ,Er  stellt 
vor  äugen  ein  ganz  vollkommen  und  ussgebutzt  exem- 
plar  eines  getrewen  evangelischen  hirten.'  1560,  Z 
Bibel.  .Ornatus,  geziert,  aussgebutzt,  aufgemutzt.' 
Fris.  .Träffenlich  wol  bekleidet,  mit  der  kleidung 
wol  aussbutzt,  vestitissimus.'  Mal.  ,Es  waren  [bei 
dem  Einzug]  eine  grosse  zal  des  adels  und  ritterschaft, 
zum  besten  ausgebutzet.'  Wurstisen  1580.  ,Die  Kna- 
ben, sämmtlich  in  Kleidern  wohl  ausgeputzt,  waren 
auf  dem  Brüel  wohl  exerziert  worden.'  1682,  GStdt. 
—  4.  gründlich  aufräumen  mit  Speis  und  Trank  Z. 
Syn.  putz-üs  mache"  (Bd  I  557).  Üs'putzt  and  g'schnä- 
belet  fg'wädeletj,  i"  d'  Hand  g'spduzt  und  'zäbelet  (mit 
de"  Beine"  'zäbelet),  zu  Kindern,  nachdem  sie  Alles 
aufgegessen  Z;  vgl.  üs-bausen  (Sp.  1660),  üf-butzen  5. 
Ir  händ  die  swö  Mass   Win   so   g'schicind   üss'butzt 


g'ha".  Gespräch  1712.  —  5.  hinausjagen.  ,Die  selbigen 
buztend  den  botten  uss  mit  ruchen  Worten  uss  iren 
Miseren.'  Kessl.  ,l)em  Schelmen  ich  es  nit  vertreg, 
das  er  uns  wirri  wärri  machi;  butzend  in  uss,  .las 
ers  nit  glachi!  (.letz  jagend  sy  in  zum  garten  uss.)' 
Ruef  1539.  ,Gsich,  Agar,  kummst  du  wider  bar.  und 
meint,  ich  hett  dich  butzet  US,  dass  mir  niemer  kämest 
z'  hus.'  Haberer  1562.  6.  a)  prügeln.  ,Die  spächer 
wurdend  von  den  gsellen  ergriffen  und  übel  aussge- 
butzt.' Vai,.Tsohudi  1533.    S.  noch  bürsten  (Sp.  1612). 

—  b)  in  B  tw.;  Gr  mit  Dat.  P.,  Einen  ausschelten, 
schmähen  AaF.,  Fri.;  B;  Gr;  S;  UwE.;  W.  Er  hed 
Grete"  toll  und  wacker  üssgebutzet  GRValz.  Wol,  Dem 
will-ich  ei"s  ü.!  B.  Venu"  hän-ich  itsgibutzt!  W.  .Zu- 
weilen putzte  er  sie  [die  Knechte]  aus  und  wollte 
z'schützenwis  den  Meister  machen.'  B  Hink.  Bot  1899. 
.Er  behandelte  Benz  als  Knecht,  und  wenn  Etwas 
gieng,  was  ihm  nicht  anständig  war,  putzte  er  Benz 
aus.'  Gotth.  .Wie  Luther  dem  könig  von  Engellant, 
von  wegen  dass  der  selbig  könig  wider  den  Luther 
geschriben,  usgebutzt,  und  wie  er  siner  majestat  sogar 
nit  verschont  hat.'  1526,  Absch.  (Bs  Schreiben).  ,Sitmal 
die  erlichen  stett  [vom  Pamphletisten  Salat]  so  gar  uss- 
geputzt  und  ussgericht  sind.'  HBoll.  1532.  , Butzet 
also  den  alten  mann  unsuber  gnuog  uss.'  ebd.  1568.  — 
Üs-butzer  in.:  1.  starker  Verweis  Bs  (Spreng);  GrD. 

—  2.  .Einem  den  U.  geben',  den  Laufpass  geben.  ,Ich 
mein,  ir  wurdet  einem  solchen  [Entsteller  von  Tat- 
sachen] den  Ausb.  geben.'  1650,  Ap.  ,Den  Ausb.  geben, 
valere  jubere,  rejicere.'  Hospin.  1683.  ,Zacheus  hat 
dem  Teufel  den  Ausb.  und  Absag  gegeben.'  AKlingl. 
1688.  , Welchem  sie  den  Ausb.  mit  bösen  Worten 
gegeben.'  1701,  ZWasterk.  Prozessakten.  ,Alle,  die 
Gott  lieben,  müssen  den  bösen  Gelüsten  den  Ausb., 
den  Korb  geben.'  AKlingl.  1702.  ,Ihr  habet  diesen 
[ernsten]  Gedanken  alsobald  wieder  den  Ausb.  gegeben, 
aus  Forcht,  ihr  möchtet  darüber  melancholisch  wer- 
den.' JJUlricb  1727.  —  3.  .Abrechnung  eines  Gläu- 
bigers mit  seinem  Schuldner  und  der  Ausgang,  den 
es  alsdann  mit  dem  Letztem  gewinnt.  So  sagt  man 
auch  von  Einem,  der  viel  Wind  macht,  es  werde  sich 
im  Ausb.  zeigen,  was  er  gewesen'  Bs  (Spreng).  ,Ü. 
(auch  Üs-butzete"),  exitus,  extremus  conflictus.  Es  ist 
mit  im  zum  Ü.  cho",  res  ipsi  ad  restim  rediit.'  Id.  B. 

—  Üs-butzet  m. :  Abschluss  des  Dreschens  ApWolfh. 
S.  Pflegel-Ledi  (Bd  III  1076).  --  Üs-butzeteD  f.: 
1.  äusserst  scharfe  Auseinandersetzung  B.  's  isch  zue- 
n-ern  Ü.  cho".  —  2.  s.   Üs-butzer  3. 

use°-:    1.  durch   Hinausschaffen   des   Unrats    rei- 
nigen.   Insbes.  a)  einen  Wald  durchforsten  S;  Zu.,  Zoll. 

—  b)  ein  Gemach,  eine  Wohnung  uä.  (durch  Scheuern) 
reinigen  Aa;  Ap;  B;  L;  Sch;  Th;  Z.  ,Den  26.  Apr.  der 
FrauAnn[für]ausenputzenl4ß.'  ZHaushaltungsb.1764. 
.Den  3.  Aug.  gesonnet,  Alles  isengebutzt  und  neue 
Fenster  in  Stuben  und  Nebendkammer  gemacht.'  1782, 
ZZoll.  .Den  18.  Juli  dem  Regeli  für  2  Tag  ausputzen 
24  ß.'  1804,  ebd.  —  c)  d'  Ghripf  it.,  die  Futterkrippe  von 
Überresten  des  Futters  reinigen  Th;  Z.  —  d)  en  Bach, 
en  Grabe"  u.  Ap;  Th;  Z.  Wetterregeln:  Es  ged  ke" 
gnet  Wetter,  bis  's  d'  Bech  recht  use"botzt  Ap  (TTobler). 
Es  schnlt  noch  nüd  l",  bis  's  d'  Bech  use"'botzt  hed. 
ebd.  —  e)  vom  Reinigen  der  Verdauungswege  Ap;  Th. 
Die  Mixtur  hiit-mick  fest  use"'butzt.  Patient  zum 
Arzte:  Herr  Tokter,  ich  sott  use"'butzt  sl".  —  2.  wie 
nhd.  herausputzen.     Das  Chleid  butst-vn   use"  AaF. 


2023 


Baz,  bez,  biz,  boz.  buz 


21 12 1 


Das  batet  's  iezt  no°*  use",  vom  Ausputz  eines  Kleides 
/.  Gew.  refl.  wohl  allg.  Es  het-sich  use"'putzt,  wt 
icc""  's  e'  Höchzit  wett  B.  Davon  übertr. :  Er  hät-si''' 
wider  useH'butzt,  sich  ökonomisch  erholt  GBern.  — 
3.  Einen  u.,  (rasch  und  energisch)  hinausbefördern 
Ar;  Id.  B;  S;  ZZoll.  Butzi"d-en  usi!  Ap.  ,Nümme" 
lang  g'märHet  jetz!  Alle  marsch!'  butzt-en  d'  Mueter 
use".  JReinu.  1901.  —  4.  mit  Dat.  P.,  ausschelten, 
abkanzeln  AaF.,  Ke.;  L;  GG.  —  Ptc.  us''in'b  utz  t. 
En  usi'butzter  Köge",  ein  abgefeimtes,  geriebenes  Sub- 
jekt Ar.  —  Use"-Butzer  in.:  starker  Verweis.  En  U. 
g'e"  SchSL  —  Use°-butzerin  f.:  zum  Scheuern  des 
Hauses  angestellte  Frau  Sch.  —  Use"-butzete°  f.: 
I.  Hauptreinigung  einer  Wohnung,  Fegen  der  Böden. 
Waschen  der  Wände  und  Möbel  usw.  (gew.  im  Frühling 
und  Herbst)  Ap;  Tb;  Z.  D'  Mueter  hat  welle",  dass 
de''  Wöschverlag  rerbl  sei  und  d'  U.  fertig  und  frischt 
Vorhang  i"  der  Stube",  wenn  dann  de''  Vatter  wider 
chiim.  Schwz.  Fraüenztg  1891.  's  hat  g'stobe"  zu  alle" 
Feistren  üs;  si  heie"d  d'  U.  hüt  dö.  Stutz  1835.  — 
'_'.  Auskehricht  Z. 

ver-butze"  II:  1.  eine  Mauer,  Wand  verputzen, 
übertünchen;  den  Verputz  erneuern,  ausbessern  AaF.. 
Ke.;  Ap;  Bs;  B;  GF.;  UwE.;  ü;  Z;  beim  Tünchen 
die  letzte  Hand  anlegen  Sonst.  (Sulger).  Er  het  sl"s 
Hüs  icider  v.  lä".  Auch  an  Holzarbeiten  die  letzte 
Hand  anlegen,  sie  glätten,  polieren  AaF.;  B;  U.  Ein 
Stuck  Holz  vorläufig  bearbeiten,  von  den  Ästen,  der 
Binde  befreien,  flüchtig  überhobeln  AaF.  —  2.  Etwas 
nutzbringend  verwenden,  an  den  Mann  bringen,  günstig 
verkaufen  B.  Me"  muess  Das  de""  öppe"  luege"  z'  »., 
wi-me"  cha""  u"<!  ma>.  Ich  ha"  's  [z.  B.  ein  Pferd]  du 
noch  chonne"  zur  rechte"  ZU  c,  gab  der  Pris  z'  fasch 
nhe"  g' gangen  isch.  —  3.  verprassen,  durchbringen  Aa; 
Ap;  Bs;  B;  F;  Gl;  Gr;  L;  G;  Seil ;  SCBW;  S;  Th; 
Uw;  U;  Zs;  Z.  Er  hat  Alles  [sein  ganzes  Vermögen] 
verbutzt.  .h'ingderzue,  ring  dervo"',  hat  De's&b  g'seit, 
wo  ili  gm/:.  Wvche"  'traschet  hat  —  und  hat  sin  Lö" 
verbutzt  Z  (RA.).  ,100  Franken  Bargeld  legte  ich  zu, 
und  jetzt  ist  Alles  verputzt  und  verschrotten.'  MLie- 
nert  1898.  Dö  si"  's  am  Abend  25  Satze"  verputzt, 
und  /'"''  muess  ilerbi  no'h  hungerig  i"'s  Bett.  B  Dorfkai. 
1808.  / Hanselima""]  het  's  Boss  cerchauft  und  's  Geld 
verbutzt:  iez  chann-er  nümme"  rite".  Scbwzd.  (S);  vgl. 
Sp.  260.  ,Märtgeld  den  Kindern  4  ß  zum  V.'  1821, 
ZStdt  Haushaltnngsb.  Die  Räte  sind  nicht  haushäl- 
terisch und  haben  seit  50  Jahren  wohl  6000  fl.  .ver- 
butzt.' 1711,  ZElgg.  ,Der  scharrt  zusammen  und 
dieser  verbutzet.'  UBrägger.  -  4.  mit  Acc.  P.  a)  ver- 
jagen Ap.  Hätte"d-er  s'  verbotet,  die  frönde"  Strolche" 
fde"  Bonebartli  mit  sine"  Soldate"] :  Hend-si  auch  Näbis 
dö  :'  schaffe?1?  JMerz  1836.  —  b)  unpers.,  dahinraffen 
L  (roh).  Es  hed-e"  verbutzt,  er  ist  gestorben.  I6h  ha" 
für  de"  Hund  es  ext/ras  Weggli  z'weg  g' macht,  dass 
's-e"  verbutzi:  ich  ha"  Müsgift  dri"  'tö".  Scuwzo.  (L). 
-  5.  gew.  mit  Neg.  a)  Eine"  nüd  v.  chonne",  nicht 
ausstehen  können  Tb;  Z.  Anders:  Er  ist  nüd  z'  v., 
er  will  sich  nicht  in  unsern  Willen,  in  die  bestehende 
Ordnung  fügen  Z;  Syn.  ver-brüehen. —  b)  mit  Acc.  S., 
innerlich  mit  Etwas  nicht  ins  Reine  kommen,  es  nicht 
ausstehen  oder  verwinden  können  Aa;  Ap;  Bs;  B; 
Gl;  G;  Scb;  S;  Tb;  Z.  Oppis  nid  v.  chonne".  Das 
rltaun-i'''  nit  c,  das  icill-mer  nit  i"  Chopf  S  (Schild). 
l-'.r  rlta""  's  nit  v.,  dass  mer  's  so  schon  händ.  [Die 
geizige  Frau]   fco""  's  nit  v.,   wenn   der  Ma"n   e"möl 


eppen  e"  Pfifli  raucht  oder  e"  Glas  Bier  trinkt  Bs. 
Dö  isch-mer  einisch  e"  Streich  passiert.  ivo-u-i'h  nit  v. 
cha""  und  mer  gäng  i"  Sinn  chunnt,  wenn  ich  <lo  i/ürche" 
fare",  sett-ich  auch  100  und  ei"s  Jör  alt  werde"  S 
(Schild).  Mit  Dat.  P.:  Dem  chann-irh  's  nüd  v.,  ver- 
zeihen Ap.  —  fürt-:  fortjagen.  Id.  B.  —  chilbi-: 
=  ch.-buslen  (Sp.  1748)  Gl  (Schuler).  —  nachte")-: 
1.  a)  hinterdrein  reinigen,  nachkehren  Aa;  B;  Th;  Z. 
Emene"  Hund  nacheb.  B;  vgl.  üf-b.  4.  —  b)  übh.  mit 
Etwas  aufräumen,  was  ein  Andrer  zurück  oder  übrig 
gelassen  hat,  z.  B.  von  Speisen,  Arbeiten  usw.  Tu;  Z. 
Auch  vom  Freier  eines  Mädchens,  das  von  einem  An- 
dern im  Stich  gelassen  worden  ist:  Er  cha""  diinn 
goge"  nöchb.  AaF.,  Ke. ;  Z.  Ga"  nahe"p.,  was  en  Andere' 
ubersehnäret  het  B.  —  2.  als  techn.  Ausdr.  der  Rbein- 
ttösser,  die  durch  den  .Laufen'  bei  Laufenburg  auf- 
gelösten Stämme  eines  Flosses  längs  des  Ufers  nach- 
träglich zssucheu.  JVetter  1864,  62. 

z'sämme"-:  1.  das  Heu,  Jas  z.B.  beim  Laden 
eines  Fuders  auf  der  Wiese  um  den  Wagen  herum 
zerstreut  wird,  zsrechen  GRCast.  Übh.  Zerstreutes 
zsräumen  ZO.,  S.  —  2.  völlig,  mit  Gier  aufessen, 
-fressen  B;  Gr;  Z.  Di  Geisshent  d'  Storze"  süber  und 
bi  Bitz  z'sämme"'butzt  GRTschapp.  —  Z'sämme"- 
butzete"  f.:  das  Zsgekehrte,  der  zsgekehrte  Rest  von 
Etwas,  z.  B.  von  einer  Mahlzeit  GrO.;  Z.  Z'lctst 
[beim  .Brautfuder']  chunnt  der  Brueder  von  der  Spüse" 
[Braut]  mit  dem  Spinnrad,  der  Eiste",  dem  grosse" 
Wollcsack,  dem  Schmalzchibli  und  so  der  Z.  GrScIi. 

stern-.  .Stella  cadens,  schiessender  Stern,  das 
Sternbutzen.'  Denzl.  1716. 

durcl'e°-,  dürc,'e"-:  1.  durch  und  durch  reinigen. 
D'Mi.ctür  hät-mick  g'horig  durcl,e"'butzt  Tb.  —  2.  durch- 
bringen BS;  B;  F;  Gr;  L;  Scb;  Zg;  Z.  S.  Galli  III 
(Bd  II  206).  ,Oft  hat  er  [der  Dieb]  das  Gestolene 
allbereit  verbraucht  und  durchgebutzt,  dass  ers  nicht 
wieder  geben  kann.'  AKlingl.  1702.  ,Der  Seckel  ist 
lär,  das  Güetlein  durchgebutzt,  der  gute  Namen  ver- 
loren.' JJUlricb  1718.  --3.  umbringen,  ins  Grab 
bringen  Bs  (Spreng);  BR.  De'  gottlos  Bueb  hat  si" 
Vater  durche"'butzt  Bs  (Spreng).  —  Ptc.  dürc1' i"- 
'butzt.  En  düri'butzter  Köge",  ein  durchtriebenes 
Subjekt  ApWolfh. 

e°weg-:  1.  wie  nhd.  wegputzen.  —  2.  wegfegen ; 
wegjagen  Th;  Z.  En  guetc  Scharfschütz  bittet  all 
Ritt  (Schutz)  en  Ma""  e"weg.  De''  Erdrutsch  häd  es 
Stuck  Holz  [Wald]  e"weg'butzt.  ,Das  gemeine  Volk 
von  dem  Lesen  der  h.  Bibel  wegb.'  Goliath  1741.  — 
zue-:  1.  abs..  aufwiesen,  die  in  der  Hauptsache  ab- 
gemäht sind,  das  an  den  Rändern  (bes.  Grenzrainen), 
um  die  Stämme  der  Bäume  herum  noch  stehen  ge- 
bliebene Gras  abmähen  und  so  (meist  mit  Mühe)  die 
Arbeit  vollenden  ThHw.;  Z.  Si  mäe"d  scho"  innen  am 
Hölzli;  flissig  butze"d-si  zue  am  Bord  und  under  de" 
Bäume".  ESi'hönenb.  Auch:  die  über  die  Ackergrenze 
hinausgepflügte  Erde  am  Schluss  des  Pflügens  mit 
Hacke  und  Schaufel  wieder  in  den  Acker  hineinschaffen 
ThHw.  RA.  Fertig  bis  a"  's  Z..  fertig  bis  auf  die 
letzte  (mühsame)  Arbeit  Z;  oft  iron.  —  2.  a)  zurüsten. 
.Luegend,  dass  dran  kein  niangel  sy,  butzend  sy  [die 
Wagen]  zue  suber  und  wol,  also  wie  man  druf  faren 
soll.'  Rüef  1540.  —  b)  refl..  sich  zurichten  B.  Lue', 
wie  liesch-dich  aber  zue'butzl!  beschmutzt.  Du  hesch- 
(//'''  schön  zue'putzt.  Ist  e"  Brönzschlüch  g'soffe"  [be- 
soffen], so  graset  's  Ein  drab,  das'  e"  Mansch  sich  so 


2025 


llaz,  bez,  biz.  boz,  hnz 


i 


o/m""  -".  BE.        '■>.  ,Deponere  aliquem  vino,  Einen  mit 
Wein  decken.  /..■  DeNZIi.   M77;   1716. 

Butzer  I  m.:  1.  „(auch  Butzcrli,  BützerK)  Per, 
welcher  das  Kastrieren  der  Schweine  besorgt  LE."  - 
2.  Taumellolcb,  Lol.  tem.  ,Die  Pfründei  der  Armen- 
hänser  wollten  kein  Brod  essen;  jener  Waizen  oder 
Kernen  sei  schimmlig,  dieses  mit  dem  giftigen  P. 
(Lolium,  Lolch)  vermischt'  1783,  Bs  (Ochs).  —  •'■.  (in 
AaP.;  L  auch  Butze")  derber  Verweis,  Strafpredigt 
AaF..  Ke„  St.;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  Scb;  „Zg;"  Z.  Syn. 
Wischer.  Eim  de"  (AaF.,  Ke.;  L;  Z),  e»  (BsStdt;  BM.; 
Gr)  B.  gii",  mache";  de"  (Z),  e"  (ÄASt;  Bs;  Gr;  Sch) 
B.  überclw".  Er  hat  en  sträfliche*  B.  überchu"  Sch. 
.Es  könnte  geschehen,  dass  das  Chorgericht  oder  die 
Gemeinde  [vom  Schlossherrn]  einen  tüchtigen  P.  er- 
hielten.' Gotth. 

2  wohl  mit  Bez.  darauf,  dass  die  Pflanze  Erbrechen  und 
Durchfall  verursacht.  Zu  :i.  Die  Form  Buh«  beruht  auf 
Vermischung  mit  Blitzen  I;  vgl.  Epfd-Bvtzen  (Sp.  2007). 

Alp-;  Derjenige  vom  Alppersonal,  der  die  Alpe 
von  Steinen,  Holz  uä.  zu  säubern  hat.  Anderegg  1897, 
86.  —  Üre(n)-:  Ohrlöffel  GrPi\  , Wenn  man  ein  ge- 
schlachtetes Schwein  gebrüht  hat  und  im  Begriffe  ist, 
es  zu  zerschneiden,  sagt  man  zu  Einem,  den  man  zum 
Besten  halten  will:  Gang,  hol-mer  geschwind  noch  den 
().,  als  ob  man  dem  Schweine  noch  die  Ohren  aus- 
räumen wollte'  GnhPr.  (Tsch.)j  vgl.  Bund-Häggen  2 
(Bd  II  1094),  Hirni  (ebd.  1614);  Most-Löffel  (Bd  III 
1155).  —  Pärli-:  =  Butzer  1  Gr. 

Cuttere"-:  1.  Flaschenbürste  Aa;  Uw;  Z.  Es 
Här  ha"  wie-n-en  G.,  von  einem  borstigen,  struppigen 
Haarschopf  ZZoll.  ,1  G.  6  ß.'  1799,  Z  Haushaltungsb. 
Gelegentlich  mit  scherzh. Übertragung  vom  Pompon  auf 
dem  Tschako  der  Soldaten.  Er  hat  en  schöne"  Tschako 
uff,  mit  höchem  G.  druff  Z.  —  2.  Pflanzenname. 
a)  Bohrkolben,  Typha  lat.  AaMuh;  Z.  —  b)  Karden- 
distel, Dipsac.  silv.  (Durh.).  —  c)  Lieschgras,  Phlenm 
nod.  AASiglist.  —  Zu  2.  Die  Fruchtstände  der  betr. 
Pflanzen  sehen  einer  Flaschenbürste  ähnlich. 

Hörn-,  Höre"-  (in  Ap;  Z  Hörnli-):  wer  sich  be- 
rufsmässig damit  abgibt,  dem  Kindvieh  die  Hörner 
zu  .putzen';  dies  geschieht  durch  Zuschneiden,  Feilen, 
Schaben  mit  Glas,  auch  wohl  durch  Absägen  des  Hörn- 
endes und  nachheriges  Abfeilen  eines  oder  mehrerer 
.Jahrringe'  (, Kalberringe'),  wodurch  altes  Vieh  jünger 
erscheint,  als  es  ist  Ar;  Gb;  Sohw;  Z.  Syn.  Homer  1 
(Bd  II  1627).  Mer  hend  's  Vih  z'sämme"'tribe"  und  der 
Hore"putzer  lo"  cho";  Der  hat  müesse"  Höre"  ansetze" 
ii"  die  abgesagte"  Stumpe".  MLienert.  S.  noch  Bühler 
I  m  und  vgl.  Hörn  (Bd  II  1615).  --  Chegeli-:  = 
Chcgel-Messer  (Sp.  461),  etwa  zum  Schuhputzen  ge- 
braucht AaFi'L  Syn.  Chegeli.  —  Chämi"-:  Kamin- 
feger; bildl.  =  KaminrFeger  1  b  2  (Bd  I  687)  W.  - 
Kau  one"-:  =  Gutteren-B.  2  a  G;  Z.  —  Chupfer-: 
Angestellter  in  den  Gasthöfen,  der  das  Kupfergeschirr 
jeden  Tag  blank  zu  putzen  hat  ZStdtf,  jetzt  Casse- 
rollier.  —  Chessel-:  breites,  scharfes,  aus  einem 
Holzklötzchen  hervorragendes  Stück  Blech  zum  Aus- 
schaben des  Kessels  in  der  Sennhütte.  Steinm.  1802 
(Gl).     Syn.  Fuchs-Schaber. 

Chrusle"-:  „Benennung  Desjenigen,  der  gern 
und  oft  trinkt,  in  der  launigen  Sprache  VO;  Sch." 
.Krauslenbutzer',  Name  eines  Saufbruders.  1662,  L 
Spiel.  Halb  scherzh.,  halb  spöttische  Benennung  eines 
Kindes,   das    die  Weinrestehen    in    den   Gläsern   aus. 


Vgl,  die  analogen  Benennungen 
LatSrne"- 


trinkt  Aa  (Amin.  Habk. 
Küten~F&gt  r,    '/Vi//.  y-Schlückor. 

Liecht-:    Lichtschere    Gb  allg. 
wie  nhd. 

.Alan  Mo-:  wunderlicher  Mensch,  Einfaltspinsel  G. 

Eig.  einer  von  jenen  Schildbürgern,  die  den  Mond  eiu- 
rangen  wollten,  um  ihn  zu  putzen. 

Baum-,  Born-,  Jiuni-:  wer  sich  berufsmässig  mit 
dem  .Putzen'  (auch  Pfropfen)  von  Bäumen  abgibt  Ar; 
B;  Gr;  Th;  Z.  Do  meint  öppen  Eine'',  was  er  für 
nen  Usbund  co"  Bäumhutzer  sig,  wenn  er  d'  Bäum 
abfegt  bis  uf  die  inner  Binde"  und  Teilersberbäum 
ufchaut  wie  Sarbele".  L  Hauskai.  1901.  ,2  Baum- 
buzeren  4  Taglöhn  nebst  Essen  und  Trinken,  ä  16  ß.' 
1785,  Z  Haushaltungsb.  —  Bart-:  Rasierer  Ap;  GbD.j 
GKal.  1863.  —  Pfiffe"-:  ein  Stück  Draht  zum  Aus- 
räumen der  Tabakpfeife,  bes.  des  Pfeifenrohrs  GrHc., 
Pr.;  ZO.,  Zollt 

Rache"-:  spött.  Benennung  sehr  herben,  sauren 
Weines  Ap;  Bs;  B;  GSa. ;  Th;  Z.  S.  Chlemmer  2 
(Bd  III  646).   -   Vgl.  Gr.   WB.  VIII   26. 

Suw  Söu- :  =  Butzer  1  BE.  —  Schnorre"-:  derb 
für  Bart-Butzer  Z  (vereinzelt  bezeugt).  —  Schneis- 
ie"-:   Spitzname   für   den  Anrüster   Z.   —  Schwi"-: 

1.  =  Butzer  1    GrOIiS.;    W.    —    2.   als    Schimpfwort, 
Schweinehund   GrOIiS.   —    Stifel-:    1.  wie   nhd.  — 

2.  Spielname,  =  Chappen-Legens  (Bd  III  1194)  Z.  — 
Stuck-:  Kanonenwischer  Ndw.  —  Strasse"-,  scherz- 
haft entstellt  Str.-Bütschgi  m. ;  Strassen reiniger  ZStdt. 
—  T i  1 1  i - :  Dielenfeger.  Als  Zuname:  ,Hs  Jak.  Wepfer, 
genannt  T.;  Anna  Wepfer,  genannt  Tillibutzerin.'  um 
1678,  ZSth.  —  Tole"  D-:  Kloakenreiniger  Bs.  - 
,Za(°J)-:  Zahnstocher." 

.Schulden  -  butzerei'  f.:  Schuldeneintreibung. 
UBragger  1788. 

Butzer i"  f. :=  Usen-butzerin  (s.  usen-butzen  lb)  7,. 

Stuck-:  in  einem  Seidengeschäft  angestellte  Ar- 
beiterin, welche  die  eingegangenen  Stücke  (Seiden- 
tücher) nochmals  zu  durchgehen  und  zu  putzen,  d.  h. 
von  der  Weberin  übersehene  Unsauberkeiten  zu  ent- 
fernen hat  Z. 

Butzete"  f.:  l.die  Arbeit  des  Reinigens,  Scheuern«, 
allg.  ,Den  19.  Apr.  Brunnenstubenbutzeten  5  ß.'  1799, 
Z  Haushaltungsb.  Spec.  die  jährlich  ein-  oder  zweimal 
vorgenommene  Reinigung  der  ganzen  Wohnung  Th;  Z. 
Mer  händ  di  gross  B.  —  2.  in  der  Weberei  diejenige 
Strecke  des  Zettels,  die  auf  einmal  gerüstet  wird  Z. 
Syn.  Beiseten,  Rüsteten.  —  3.  Abfälle  von  Schiefer- 
kohlen, schlechte  Schieferkohlenbrocken  Z  (Spillm.). 
Syn.  Schriepen,  Schruppen. 

Kasse"-:  schlechtes,  geringes  Geld,  das  in  einer 
Kasse  liegen  bleibt,  weil  es  Niemand  annehmen  will  Bs 
(Becker).  —  Chuttle"-:  Strafpredigt  L.  —  Chripf-: 
Futterabfälle,  die  sich  beim  Ausräumen  der  Krippe  er- 
geben ZUit.  Syn.  Chripf-Bümeten.  —  Ab-breche°-: 
abgeputzter,  ausgebrannter  Docht  eines  Lichtes,  Inhalt 
der  Lichtschere  Ap.  -  Tuech-:  die  Strecke  Tuches, 
die  auf  einmal  geputzt  wird,  ungefähr  1 — 1  */«  Elle  Z. 

Butzi  m.:  Verweis  W.  Einem  einen  ,B.'  geben; 
vgl.  Butzer  3. 

Bützie,  P-  m.;  Küchenjunge  (Hotelsprache)  B; 
Schw;  Z.  ,Ein  junger  Bursche  sucht  einen  beschei- 
denen Platz  als  Ausläufer,  Puzier,  oder  zur  Aushülfe 
zu  einem  Bauer.'  Bote  der  ürschweiz  1883.   —   Mit  frz. 


2027 


Baz,  bez.  biz.   h 


1)UZ 


2028 


Endung  nach  porticr,  vaiwier,  cuü/inier  u.a.  gebildet;  vgl. 
das  analoge  Wichril. 

butzig,  „p-"\  1.  Butzigs!  ruft  beim  .Spicken'  udgl. 
der  Spielende,  der  sich  das  Recht  vorbehalten  will. 
Hindernisse  aus  dem  Wege  zu  räumen  AALeer. ;  vgl. 
blitzen  2  ha..  —  2.  =  busig  II 1  (Sp.  1749)   „AaF." 

bützere°:  sich  aufputzen,  vornehm  tun;  prunken, 
prahlen  Gl. 

ßützeri  m. :  Prachthans,  Prahler  Gl.  De"  B 
spile". 

bützerle":  1.  im  Kleinen,  äusserst  sorgsam  und 
genau  putzen,  beim  Putzen  tändeln  Bs.  —  2.  mit 
peinlicher  Sorgfalt,  unter  vielem  Aufwand  an  Zeit  und 
Flitterstaat  herausputzen  Bs;  B;  meist  refl.  .Hansli 
pützerle  sich  z'weg,  es  habe  keine  Gattig;  er  habe 
sich  eine  halbleinene  Kutte  machen  lassen,  er  komme 
darin  so  stadisch  wie  der  Landvogt.'  Gotth.  Bes.  im 
Pte.  D'  Jumpferen  Esther  wie  am  e"  Firtig  so  isch-si 
'pitserlet  hü.  Schwzd.  (Bs).  [Die  Frau]  isch  gar 
'pützeriet  g'si";  uf  dem  Ghopf  het-si  es  koketts  Pelz- 
chäppi  g'ha",  und  ganz  früsch  g'chrüselet  hei"  die 
blunde"  Löckli  drunder  füre"  g'luegt.  HDietzi  1900  (B). 

üf-:    kokett  herausputzen    B.     Lue«,  wie  Das  üf- 

'pützeriet  derh'er  ehitnnt,  wie  hoffärtig  sie  einhergeht. 

-  ver-:    1.  sein  Geld  für  Putz  verschwenden,    z.B. 

von  einer  Magd    B  (Zyro).   --   2.  refl..    durch    lauter 

Putz  sich  verunstalten,  ebd. 

hutzle",  in  JO;"  Th;  UwE.;  Z  auch  hutzele": 
1.  =  bützerlcn  1  Ar;  „VO;"  Tu;  Z.  D'  Engel  bützle"d 
eissig  dra",  si  säge"d:  Mir  wend  's  süber  ha",  's  muess 
Alles  schon  und  glitzrig  si".  KdMey.  1860.  Abi.  Bati- 
kte" f.  —  2.  =  bützerlen  3  Aa;  Ar;  „VO;"  L;  G; 
UwE.;  Z.  Bes.  wieder  im  Ptc.  Pützlet  derther  cho" 
Aa;  G;  Z.     E"  pützleti  Jnmpf'ere"  UwE. 

üf-:  =  dem  Vor.  2  AaZ.;  „VO;"  G;  Sch;  Schw;  Tu; 
Ndw;  Z.  ,,D'  Frau  hed-sich  üf  hutzelet,  hat  sich  auf 
das  niedlichste  geschmückt  VO."  Ir  Fraue"  tenl'fd 
alliwil  a"  's  Ü.  und  ä"  neui  Kleider.  JJRahm  (Sch). 
Uf pützlet  sV,  derther  cho".  Wie  üfbitzelti  China  im 
frische"  sonntägliche"  G'wändli.  Schwzd.  (Ndw).  — 
ü s-.  En  üs'biitzlets  Jümpfeili,  ein  aufs  sorgfältigste 
und  niedlichste  herausgeputztes  Z.  —  use"-.  En 
use"'bützlets  Närrli,  von  einem  Gecken,  Zieraffen  Ar. 

Blitz  III  GrAv.,  D.,  Pr..  Rh.,  Sch.,  V..  P-  PA1. ;  W,  PL 
Biitz  Gr  —  in.,  Dim.  Patzji  W,  Bntz/i,  Butzji,  Bützli 
Gr:  1.  Ziehbrunnen,  Cisterne  GrAv.;  PAL,  „Grube, 
in  welcher  reines  Quellwasser  für  Menschen  und  Vieh 
gesammelt  wird  W."  —  2.  grössere  oder  kleinere  An- 
sammlung von  Wasser,  Teich,  Tümpel,  Pfütze  GiiNuf.. 
OhS.,  hPr.,  V.;  W.  .Der  luss  [s.  Bd  III  1455]  in  eim 
butzlin  ze  Wissentiüelen.'  1322,  Ndw  Urk.  Scherzh. 
vom  atlantischen  Meer:  aber  (den  grossen)  P.  gän  \V. 
Vgl.  Bach  (Sp.  949).  —  3.  Geschiebe  führende  Wasser- 
masse in  den  Bergen  Gr.  Syn.  Tlüf't.  Es  ist  en  B. 
ussgebrochen.  Es  ist  am-en  Ort  en  B.  apper  g' gangen 
g'sin  und  hed  d'  Sträss  rerrüfenet  g'han.  GFient  1898 
iGid'r.). 

Ahd.  puz,  pnzzi  in.,  Brunnen,  Pfütze;  aus  lat.  puteui, 
woher  auch  it.  pozzo,  Ziehbrunnen.  Vgl.  auch  tessin.  buzza, 
überschwemmtes  Tal.  Zu  3.  Butz  erscheint  in  Gr  mohrfach 
als  Name  von  Orten,  wo  eine  Küß  losgebrochen  ist.  Bim  B 
GrValz.  Hieher  vidi.:  ,Butz'  GMs.  .Bärli-Butz'  DErstl 
,Der  weidwäg,  der  in  den  Gensbntzen  gat.'  1483,  USchächent.; 
.in  den  Gensliutz.'  1  190.  .Butzli'  SchwAlptal;  UFliiel.  (Berg). 
,I)as  Butzly.  so  gemein  märefa  ist.-  I  190,  USch&chent.    ,Me)ch- 


Butzli'  am   Ilaken   in   Schw.     llas   ,Heu-Bützli',   wilder   Fals- 
kessel  am  Kalfeusergrat. 

Bluet-:  1.  Blutlache  GRTschapp.  --  2.  Blut  und 
Eiter,  die  zuerst  aus  einem  Geschwüre  herausrinnen 
GRhPr.   -   Zu  2  vgl.  Ihm  I  '.). 

Sehne"-:  im  Schmelzen  begriffener  Schneefleck. 
Schneepfütze.  .Ao  1614.  Mitten  im  Aprell  fand  man 
noch  vil  Schneebuzen.'  BossH.-Goldschm.  (unter  der 
Überschrift  .spater  Frühling'). 

Butzi:  Milchbrei,  Milch  ScewE.  (Kdspr.).  D' Goß 
hend  a'foh  zänne",  und  Nänni  und  Tädi  und  B.  und 
Mämmi  hend  s'  a"foh  wichse"  [schreien].  MLiexkkt 
1891.  Der  Hannesli  hat  's  Titi  müesse"  wiege"  und 
em  müesse"  B.  ge"  nüt-ere"  alte"  Ghelle".  ebd. 

Butzle"  f.:  1.  Pfütze,  flüssiger  Kot  GrD.,  Pr.,  Sch. 
a)  auf  Strassen.  Es  ist  e"  grüsami  B.  uf  der  Sträss 
GrD.  Di  B.  ist-mer  oh  den  Schuehnen  ingerunnen 
GRKlost.  Bi-n-ere"  sötte"  B.  gän-i°'>  nid  z'  Platz  [nacli 
Davos-Platz].  —  b)  flüssiger  Stalldünger,  ebd.  Vgl. 
Butzel-Loch,  Öffnung  in  der  Wand  des  Kuhstalles, 
durch  welche  der  Mist  fortgeschafft  wird  WTäsch. 
—  c)  bildl.  Iez  ist  ünschi  Sach  en  B.,  ,zu  Dreck',  zu 
nichte  geworden  Gr1iPi\  —  2.  starker  Regen-  oder 
Schneeschauer  GroHc.  Iez  cluinnd  wider  e"  B.  — 
3.  Pflanzenn..  Alpenkreuzkraut,  Senec.  cord.  (alp.)  GT. 
(Wartmann). 

Zu  1  vgl.  Hudhii  iBd  II  124).  Zu  3.  Wenn  nicht  Ver- 
schreibung  für  Blutzen  (s.  d.)  vorliegt,  so  wäre  hier  ein  wei- 
teres Beispiel  für  den  unter  Buchteten  (Sp.  1009)  besprochenen 
Fall,  dass  die  Bezeichnung  des  Staudorts  einer  Pflanze  aul 
diese  selbst  übertragen  wird.  Das  Alpeukreuzkiaut  wächst 
bes.  gern  bei  den  Pfützen  um  die  Alphütten;  vgl.  die  Atmi. 
zu    Stafel-Böni  (Sp.  1310) 

Langsi  Lanxi-:    Frühlingskot,  wie  er  durch  die 
Schneeschmelze    entsteht    GrD.     Das'   tüsigi   Figge" 
(oder  's  g'hltigi  F.),   gäist-mer  dürch  die  (oder  i"  d'J 
L.!  hüte  dich,  durch  den   Frühlingskot  zu  gehen.  - 
Tabak-:  Tabakjauche  (in  der  Tabakpfeife)  GrD.,  hl'r. 

Butz ler  m.:  flüssiger,  .neuer,  grüner'  Mist  des 
Rindviehs  GrPi\     Syn.  Quäler,  P/lutter. 

„Lanxi-:  =  L.-Butzlcn  GrD." 

Butzli  II  m.:  =  Bat  zier  GRPr. 

hutzlig:  kotig,  schmutzig  GrD., Pr., Sch.  Enbutz- 
leger  Weg.  Es  butzligs  Schwin.  Blibet  hinicht  lieber 
da!  tve  V  [wenn  ihr]  jez  hein  ganget,  werded-er  wie 
es  butzligs  Sclncin,  und  inor"e"  laufed-er  über  de"  Hurst 
[gefrorner  Schnee]  wie  en  g'schentege''  [diebischer] 
Hund,  sagte  ein  Bauer  zum  Pfarrer,  der  Abends  aus 
einem  abgelegenen  Gebirgstal  noch  heimkehren  wollte, 
als  die  Wege  voll  Schnee.   Wasser  und  Kot  waren. 

Bütz  m. :  cascata  d' acqua  in  voragine  PA1. (Giord.). 

Bütz  f.:  1.  Pfütze.  .Der  Bär  [Bern  i.  J.  1712  bei 
Vilmergen]  braucht  in  schneller  Eil  das  Gschütz. 
leget  Manchen  in  die  B.'  1712.  Lied.  S.  noch  Kol- 
Grueb  (Bd  II  694).  —  2.  spec.  Bützli,  Tümpelchen  von 
flüssiger  Butter  auf  Speisen,  z.  B.  Brei  ZO.f  Syn. 
Gümpli.  —  3.  dicke  Suppe  aus  Kartoffeln  und  ge- 
röstetem Mehl  Z  Wahl  f. 

Mhd.  biitze  inf.,  Brunnen,  Pfütze.  Ziemlich  häutig  noch 
in  Orts-  und  Flurnamen.  ,(ln  der)  B."  AaSiilz  (Weiler  mit 
salzhaltiger  Quelle);  SchOpfertsh.;  ZgCham.  .In  der  obern, 
untern  B.',  zwei  Stafel  am  Speer  auf  der  Seite  gegen  Weesen ; 
jin  Bütz'.  Alpstafel  am  Speer  gegen  Ebnat.  .Reben  in  der 
B.'  1525,  ZHirsl.  .Acker  uf  B.'  1489,  BLaufen.  .Leim-Bütz' 
L  Fischb.  , Biitz-Acker  BAmsold.,  Belp;  LHämik..  .-Matt' 
BThuinen;  LBuchs.  Neudorf,  ,-Bach"  AaVilm..  .-Berg'  Dorf  B. 


2029 


Baz,  bez.  biz,  boz,  bnz 


2030 


Blitze"  (in  BSi.  P-)  f.:  1.  Pfütze  BM.,  Si.;  Gl; 
ZW.  ]'.■'  B.  Wasser  Gl.  .Durch  ein  b-en  und  bach 
geritten.-  XV.,  1..  .Die  gestalt  des  cvangeliums  wirt 
klarlicher  and  vollkummner  in  den  brannen  erfunden 
weder  in  den  b-en  oder  lachen.'  Zwinhli.  .Wenn  im  |  Joh. 
dem  Täufer]  sin  köpf  empfiel  in  d1  1>.  [:  sprützen].'  Aal 
IM1.'.  S.  noch  Gras-Bosehen  (Sp.  1765).  —  2.  „Büge*, 
/>v/.<"",  weicher  (Strassen-)Kot  „F."  „Eine  Strecke 
kotigen  Weges  in  der  Pfarrei  Täters  nach  Schwarzen- 
burg  heisst  die  länge  B." 

Als  Orts-  und  Flurname.  D'  B.,  Name  einer  Alp  SGrench. 
,(Iu  der)  Blitzen'  bzw.  ,Bitzen'  BAschi,  Gsteig,  Köniz,  L.  (Stelle 
mit  BriiDiien;  ,Bitze-Brunnen'  zw.  BL.  und  Murren),  Sumisw. ; 
LAdlig.,  Müust.,  Sursee  (urk.  1371);  ZgFraueut.  (/'-).  ,I)as 
der  Fahrweg  iü  die  Pitzen  abgeschlagen  soll  seiu  mit  Ficht.' 
TB.  Statut.  ,Bi  der  tiifen  b.'  1559,  BGr.  .In  der  Stein- 
Blitzen'  AaVelth.  .Bützeu-Acker'  LBaldegg,  Mimst.,  ,-Matt.' 
1653,  AaWett.  .Im  Büzen-Bühel.'  1258,  ZSth.  .Bützen- 
Brunnen'  LWinik.  ,In  der  Bützen-Wis'  ZKuss.  Abi.  Biitzer, 
Familienname  B.  ,Casp.  Locher,  gen.  Blitzer.1  1653,  AaWett. 
Bützere",  eine  Wiese  SRechersw. ;  zur  Bildung  vgl.  Böneren 
(Sp.  1315).     Bittzeit".   Flurname   I.Riidisw. 

Bützi  f.:  Tümpel;  spec.  Tränkcstelle  für  das 
Weidevich  auf  der  Allmende  ZZoll.f;  jetzt  noch  als 
Flurn.  fi"  der  PütziJ.  ,3  Pfd  16  ß  dem  Kuhhirt  von 
der  B.  zu  schorren',  stehender  Posten  in  den  Ge- 
meinderechnungen.  XVIIL,  ZZoll. 

Auch  sonst  häufig  als  Flurn.  , Bützi',  Name  von  Alp- 
weiden und  Wiesen  S;  ZSth.,  Töss.  .Bouum  dictum  hasen- 
bützi.'  Auf.  XIV.,  ZRbeinau  Urb.  ,Der  Bützi-Acher'  und  ,das 
alt  Bützi-Hus.'  1551,  ZRiesb.  ,Bützi-Matt' LEminen,  S.  noch 
Anui.  zu   Bitzi  III  (Sp.  1993/4). 

bützig  „bitzig:  kotig  F." 

Blitz  Piltz  IV  m. :  ein  kleiner  Sprung  BoSi. 

hütze":  ,in  die  Höhe  sprengen'  BBelp  (Zyro). 

ent-:    1.  „Jmdn   plötzlich   unwillig  machen    Gr." 

—  2.  refl.,  auffahren,  aufgebracht  werden  Gr.  Er 
het-schi'*  rüch  empützt.  Bes.  im  Ptc.  empützt,  empört, 
aufgebracht  GitCast.,  Schud.,  Tschiertsch.  Wege"  dem 
einzige"  Wort  ist-er  schon  empützt.  —  er-:  Jmdn  auf- 
bringen, erzürnen  GrD.  Er  hed-ne"  erbützt.  Bes. 
wieder   im    Ptc.  erbützt   GrD.,  Glar.,    erpützt   (inSch. 

-    Vgl.    i.„i-  er-)hützen   (Bd    II    1838). 

Putzer  ni.  und  n.:  1.  weiche  Masse,  dicker  Brei 
BSi.  's  ist  Alls  ci"s  P.,  z.  B.  von  gekochten  Kartoffeln, 
Strassenkot.  Z'  P.  gün,  zerplatzen,  zerfahren ;  z'  P. 
drücken,  zu  Brei  drücken.  G'sehsch,  wien  di  [die  Kar- 
toffeln] vier  z'  B.  fast  zersprunge"  s%"?  Schwzd.  - 
2.  „n.,  das  Eingeweide  von  Insekten."  Syn.  Butter  V 
(Sp.  1916). 

pütz(e)ren,  gew.  zer-:  zu  einem  Brei  zerplatzen, 
hes.  von  mehligen   Kartoffeln  heim  Kochen  BSi. 

„üs-pütz  eren:  zerplatzen."  —  Zur  ganzen  Gruppe 
vgl.   die  grossenteils  syn.   Gruppe  j,fütz-. 

buze"  p-  I  BHk.,  bü'ze",  p-  BBelp,  Si.;  W:  schau- 
keln, von  Flüssigkeiten  in  einem  Gefäss  W.  Tr., 
(Kinder)  auf  den  Händen  schaukeln,  in  die  Hohe 
schnellen  (auch  „üf-püze"")  BBelp,  0.    Syn.  be-schüzen. 

—  Wohl  aus  'butesen,   Intens,   zu   baten   (Sp.  1909). 
piize"  II:    trinken    BBr.     Vgl.  Bus  II  (Sp.  1744). 

Blitzer  II  m..:  eine  Art  Trauben,  deren  Beeren  bei 
Druck  ihren  Inhalt  durch  die  Stielöffnung  austreten 
lassen,  während  die  Haut  ganz  bleibt  BS.;  Ggs.  Chle- 
pfer  i  e  (Bd  III  678).  —  Vicll.  zur  Gruppe  vuu  Bub  IV. 
mit   Bez.  auf  das  Herausspn'ngen   des  Beereniuhalts.  - 


Biitz.  .Die  Bruggen  zu  Buochs,  wenn  sie  sich  von 
neuem  aufmachen  soll  und  iniiss.  soll  solche  in  der 
Landleuten  Kosten  gemacht  werden  und  der  Zeug 
darzu  kaufen,  doch  sollen  die  Kilcher  von  Buochs 
allen  Zeug  in  ihren  Kosten  auf  die  Hofstatt,  wo  man 
ihnen  die  zeigt,  mennen;  und  dieweil  sie  mit  Brfiglen 
und  Bützen  zu  erhalten  ist,  sollen  die  Kileher  von 
Buochs  die  in  ihren  Kosten  erhalten.-  Ndw  LH.  1867, 
398  (Gesetz  von  1564).  —  Umgekehrte  Schreibung  für 
Bitz,   Stück,   liier  =  hölzernes    Werkstück? 

tts-cebüzt:  =  üs-püsst  (Sp.  17  IT)  CJSil.  Er  isch 
heillos  üsblste''  g'si". 

Buez  m.  („f."  GWe.):  1.  a)  die  Arbeit  des  Flickens, 
Nähens  Gr.  —  b)  (PI.  Büez  Gr)  Flickarbeit,  meist 
mit  dem  Nbsinn  des  Unschönen,  Stümperhaften;  ge- 
flickte, genähte  Stelle;  (grobe)  Naht,  Haft  an  Kleidern, 
auch  an  irdenem  Geschirr,  Körben  „GR"Churw.,  D.,  L., 
Malans,  Pr.,  S.,  Scuolms,  Spl.,  Tschapp.,  V.,  UVatz;  G 
Flums,  O.,  Sa.,  W.,  We.  Syn.  Buess  1  (Sp.  1750).  Tue- 
mer  da  noch  en  B.!  Bas  sind  kerjös  Büez!  Die 
Schussle"  ist  nümme"  hütegi;  seht  hed  afe"  sechs  Büez. 
—  2.  übertr.,  unangenehme,  verwickelte  Angelegenheit 
GJonschwil,  Sa.,  We.  Das  ist  wider  e"  heitere''  (oder 
schöne')  B. 

Üf-:  Gehaltszulage,  z.  B.  eines  Lehrers  GrD.;  vgl. 
Üf-Buess  (Sp.  1752).  -  In-:  Einbusse  GrD.,  Pr.  En 
I.  tuen.  An  dem  Rosschauf  hed  Hans  1.  g'han.  — 
Chachlen-:  Haft  an  einer  Schüssel,  an  Küchenge- 
schirr  übh.  GRChurw.,  oHe.,  Pr.  —  Zue-:  Zubusse, 
Zulage  GrD.,  hPr.,  Valz.  Di  G'meind  hed-me  noch 
en  Z.  g'gen,  wie -seh'  g'sehn  hed,  dass-er  mid  dem 
Akkord  Schaden  g'han  hed. 

bueze"  PP.,  sonst  büeze"  (in  der  Kdrspr.  bözef 
Ar;  Z)  bzw.  biese"  —  Ptc.  g'b uesst  und  g'biesst  PA1. : 
1.  a)  ausbessern,  flicken.  <x)  von  Kleidungsstücken  uä.; 
gew.  „ohne  Einsetzung  von  Stücken"  Aa  ;  Ar;  ßs; 
BoAa.,  Belp  (Gesellenspr.),  E.  (selten),  ().,  Si.  (seltener 
als  reise");  Gr  (allg.);  L  (St.1');  P;  Gj  Sch;  Tu;  \V;  Z<; 
(St.1');  Z.  Syn.  ummen-machen  i  (Sp.42);  vgl.  blitzen, 
sehlurzen,  sehnurpfen,  wiflen.  En  Rock,  es  Hemp, 
Strumpf  b.  Schuehb.  ZFelir.  ,  Ein  Weibchen,  das  die 
Strümpflein  büzt,  ein  Mägdlein,  das  am  Rädchen  sitzt, 
verbleibt  ein  Bild,  das  jederzeit  des  Manns  und  Jüng- 
lings Herz  erfreut.'  MUsteri  (Mscr.).  E"  Gwand  cha""- 
me"  büezen  und  flicke"  e"  Netz;  verrisst  aber  d' IAebi, 
wo  nimmt-tnen  en  Blitz?  Schwzd.  (Z).  Gelegentlich 
abs. :  We""-me"  so-ne"  G'schar  Chind  hat,  cha""-me" 
de"  ganz  Tag  Nut  als  b.,  klagt  eine  Mutter  Tu;  Z. 
RAA.  Ich  will  im  d'  Löcher  nid  b.,  will  nicht  gut 
machen,  was  er  verschuldet,  verdorben  hat  Tu.  Ander 
Litte"  fd'J  Seck  b.  und  sini  d'  Mus  fresst"  In"  GBern. ; 
Sülger.  De"  Jude"  büez-ich  d'  Seck  niid,  helfe  ihnen 
nicht  ihre  Forderung  eintreiben  ZNHasli.  Die  Königs- 
tochter Elisabeth  von  Ungarn  soll  .ainen  gebietzten 
gebletzet  rock'  getragen  haben.  XV..  GStiftsarch.  .Dem 
schnider,  das  er  den  wächteren  die  schopen  gebüezt 
hatt,  2  (S.'  1526,  ZEIgg.  ,Das  hemd  muess  zwei  stuck 
hau;  binden  und  vornen  büezt  daran.'  UEckst.  .Nie- 
mand bützet  ein  alt  kleid  mit  einem  blätz  von  rauwem 
tuech.'  1531/60,  Matth.  ,16  ß,  das  blunder  ze  büezen.' 
1550,  ZGrün.  Amtsrechn.  ,Wol  heisst  es  in  der 
schritt:  Gib  friden,  o  Herr!  aber  nicht:  Lassend  uns 
an  einem  alten  goller  büetzen.'  1555,  Sch  Schreiben 
an    HBull.     ,N.    soll   mit   besseren    und   büezen   dem 


2031 


Baz.  bez.  biz.  boz,  bnz 


2032 


hussvolk  ir  kleidern  sin  best  tuon.'  15ii0,  B  Ratsman. 
.Sarcire,  ganz  machen,  eigentlich  büetzen.  Centones. 
alles  das  von  vil  stücklinen  und  blätzlinen  zesamen 
gesetzt  oder  gebüetzt  ist.  Suere,  consuere,  zuosamen 
näyen,  büetzen,  flicken.'  Fris.  ;  Mal.  .König  Rodolph 
beschampte  sich  nit,  auch  gebüetzte  kleider  zu  tragen.' 
HBi'LL.,  Tig.  ,Lapen,  flicken,  büezen,  consuere,  sar- 
cire.' Red.  1662.  .Suere,  neben,  bützen.'  Denzl.  1677; 
dafür:  , neben,  flicken.' 1716.  N.  musste  vor  Stillstand 
erscheinen,  weil  er  am  Sonntag  .Leder  und  Schuhe 
zu  b.  getragen.'  XVIII.,  ZEgl.    S.  noch  bös  (Sp.  1707). 

—  ß)  =  haften  1  (Bd  II  1057)  Ar;  Gr;  GW.;  Z.  Er  hei 
noch  ml  a's  zwanzig  Napf ;  es  sei  ke"  deronder  'büezt. 
Sang  und  Klang  1899.  's  'büezt  G'schirr  het  [dauert] 
g'rad  e"mäl  länger  Z.  Chachle"  b.  GRPr.  Von  Jmd, 
der  Hab  und  Gut  verloren  hat,  sagt  man:  Der  cha"h 
ga"  Chachle"  b.  GW.  Öfe"  b.,  die  Ofenkacheln  zsflicken 
GT.    .Geschirr  zu  büzen  6  ß.'  1788,  Z  Haushaltungsb. 

—  y)  von  Metallgeschirr.  ,15  ß  vom  sechtkessel  zue 
b.'  1508,  ZGrün.  Amtsrechn.  ,4  schlecht  büezt  Pfan- 
nen.' 1627,  TaBürglen  Inv.  ,Wan  einer  Alp  Kessi 
mangleten,  sollen  die  Gemeinden  Geschworne  dahin 
schicken  gen  schauen,  ob  es  von  Nöten  sei,  eins  zu 
kauften,  oder  ob  es  noch  zu  büezen  wäre.  So  das 
Alpkessi  zu  büezen  ist,  so  sollend  es  die  Alpgenossen 
in  ihren  Kosten  büezen  lassen.'  ürKIosL  LB.  —  8)  von 
Holzgefässen.  ,Von  Sestern  z'  büetzen.'  1598,  Z.  — 
e)  von  Geflechten,  z.B.  Körben  Gr;  G;  Ndw;  Z.  Züne* 
b.!  Ruf  der  Korbflicker  auf  der  Gasse  GStdt.  ,Zeinen 
büezen  8  ß.'  1764,  Z  Haushaltungsb.  Unter  dem  scherz- 
haften Vorgeben,  man  wolle  Einen  lehren  Wanne"  b., 
zieht  man  ihm  kreuzweise  Grasrispen  durch  den  Mund, 
so  dass  die  Samen  darin  zurückbleiben  Z.  —  Q  von 
Mauerwerk.  ,Da  [sie]  hortend,  das  die  mauren  zuo- 
gemachet  warend.  und  das  sy  die  lucken  angefangen 
haftend  zuo  büezen.'  1531/48,  Neuem.  -  rj)  von  Wun- 
den. Me"  hät-en  müesse"  b.,  man  hat  seine  Wunde 
nähen  müssen  Th;  Z.  —  b)  nähen  Aa;  Ap  (seltener 
als  a);  BSi.  (wenig  üblich);  Gl;  GrD.,  Landq. ;  LG.; 
P AI. ;  GA.,  Ms,  T.,  Wl. ;  SCH ;  ScHW  ;  Tu  ;  Uw  ;  U ;  W  ;  ZG ; 
Z  ;  z.  T.  neben  dem  gleichbed.  näjen  (s.  Sp.  711).  Si 
tuet  I}.,  ist  Näherin.  Guet  b.  chönne",  eine  geschickte 
Näherin  sein  Z.  Lere"  b.,  zweite  Stufe  im  Lehrgang 
des  Arbeitsschulunterrichtes  (die  erste  ist  lere"  lisme") 
Z.  E"  Schnider  —  Das  sind  triirig  Lit;  si  bieze"t  vil 
und  hent  doch  Nit.  JWippli  (U).  Der  Landvogt  SLan- 
dolt  liess  um  1781  einem  politisierenden  Schneider 
durch  seine  Frau  entbieten :  Ich  lüss  euere"  Ma"" 
fr\mdli'h  grüeze";  er  soll  brav  schnidere"  und  b.;  er 
soll  aber  nümme"  politisiere,  su"st  chönnt-men-e"  z'letst 
noch  in'n  Öle"bach  [Name  eines  Zuchthauses]  fiiere". 
Mit  toppletem  Fade"  b.,  doppelte  Mühe  und  Arbeit 
unnötigerweise  aufwenden  Ap;  GRValz.;  Z;  vgl.  Sp. 
712.  „'Büezti  oder  'büessti  Hamme"  =  Biintel-H."  BHk. 
,Und  bot  iro  ein  grosse  buschel  was  in  ein  linlachen 
gebüezet  und  ein  linlachen  darumb  geslagen.'  1430, 
Z  Ratsb.  ,Sy  hattent  wysse  erüz,  als  die  eidgnossen 
tragend,  an  sich  gebüezt'  Fründ.  .Man  solle  an  beide 
pfulwen  lind  flaumfäderen  büezen  oder  näyen.'  Vogelb. 
1557.  .Ich  hab  einen  sack  über  mein  haut  gebüezt.' 
Z  Bibel  1560;  .genäyet.'  1667.  ,Neyen  und  büezen.' 
LTschudi  1606.  S.  noch  Sp.  1022  o.  —  2.  .einen  Scha- 
den b.',  gut  machen.  ,So  sollend  dieselbigen  imme 
getanen  Schaden  helfen  b.  mit  Leib  und  Guot.'  GrD. 
LB.        3.  =  buessen  3  (Sp.  1753).   De"  G'lust  1>.  AALeer., 


Ruedert;  Ap;  B;  Gl;  Gr;  L;  GA.,  oT.,  W.;  Ndw;  Z  tw. 
Der  Bueb  ist  auch  go"  Neisele"  g'si",  er  hat  e"mäl  si" 
G'lust  b.  mües'e"  GA.  Es  ischf's]  einersmöl  en  seltsne'' 
G'lust  <i"c!io" ;  iee  hat  's  rillicht  de"  seltse"  G'lust  scho" 
'büezt.  Stütz.  Si  hätte"-mieh  eisder  gern  'brüglet,  und 
wu-si  de"  G'lust  a"  mir  nid  händ  chönne"  b.,  so  händ-si 
de"  Meitlene"  z'  leid  'tö",  was  si  händ  chönne".  Aa 
Schulmstr.  .Ich  vermeint,  es  wäre  nit  guet,  das  ein 
mensch  esse  und  trunke  und  sein  lust  von  seiner 
arbeit  buezte.'  1531/48,  Pred.  ;  .büezte.'  1500;  .büesste.' 
1596;  .büsse.'  1667.  .Explere  animum,  sein  herz  und 
begird  erfüllen,  sein  lust  büezen.'  Fris.  S.  noch  hart- 
beiss  (Sp.  1681).  ,Den  hunger  b.'  .Noch  ist  mir  worden 
nie  kein  brot,  damit  ich  büez  myn  hungers  not.-  Fun- 
kelin  1552.  .Famem  finire,  consuinere,  compascere, 
jejunia  ventris  placare,  den  hunger  büezen,  gestillen, 
sich  ersettigen  oder  ze  essen  geben.'  Fris.;  Mal. 
.Fisch  und  ander  gemüess,  den  hunger  zu  büezen.'  F 
Schulordn.  1577.  ,Hör  das  gebett,  mit  denn  trost  sein 
kummer  biez  [:iez].'  Holzw.1571.  —  4.  a)  =  buessen  4  a 
(Sp.  1754).  Mit  Acc.  des  Vergehens.  , Wirft  er  [den 
Stein]  und  drillt  nit,  sol  er  den  wurf  büezen  nach  des 
gerichts  erkantnus.'  1535,  ZElgg  Herrschaftsr.  .Wel- 
cher den  [Frieden]  nüt  halt,  der  sol  den  selben  büezen 
und  darum  gestraft  werden.'  1553,  ApLB.  , Ist  an  das 
halsysen  gestellt;  hett  hiemit  ir  übel  gebüezt.'  1559. 
UMey.,  Chr.  Mit  Dat.  P.;  s.  Frärel  (Bd  I  1287).  Abs.; 
s.  Ober-Hemd  (Bd  II  1393).  Mit  Acc.  der  P.,  für  die 
Busse  geleistet  wird.  ,[Die  von  Goldacb]  sollent  den, 
so  von  inen  liblos  ton  worden  ist,  bessren  und  büezen 
Got  ze  lob  und  der  sei  ze  trost.'  1459,  Zellw.,  Urk.  — 
b)  spec.  in  kirchlichem  S.  , Sünden  ablegen  und  büe- 
zen.' .TJRüeger  1606.  Abs.  ,Im  ainen  fegfur  notlidende 
und  buezende.'  Kessl.  —  c)  =  buessen  4  b  LG.;  Th 
Müllh.  Er  hed  de"  Vorwitz  müesse"  b.  Ineiciien.  Er 
wärrd  's  mües'e"  b.  ThMüIHi.  —  5.  =  buessen  5.  ,Sin 
meister  Michel  sülle  umb  ein  sölichen  grossen  freffel 
gebüezt  und  gestraffet  werden.'  1432,  Z  Ratsb.;  und 
so  noch  mehrfach.  .Und  solt  niemand  samentlich  noch 
sonderlüt  von  verlofner  sachen  wegen  gestraft  oder 
gebuezt  werden.'  Vad. 

Nbf.  zu  &t«»«en  (Sp.  1753),  auf  urdeutschem  l>i>ttjan  be- 
ruhend, während  die  »-Form  bötjan  mit  einfachem  (bzw.  aus 
tt  vereinfachtem)  t  fortsetzt.  Analog  ist  das  Verhältniss  von 
flnzen  :  flössen  (Bd  1  1214).  grüezen : grüeeaen  (Bd  II  812/3), 
Weilten  :  Weissen.  Wo  beide  Formen  neben  einander  gebraucht 
werden,  unterscheiden  sie  sich  im  Allg.  (z.  B.  in  Th;  Zl  so. 
dass  büezen  für  Bed.  1,  buessen  dagegen  für  die  übrigen 
Bedd.  gilt. 

üf-büeze°:  1.  aufnähen  Gr;  Scaw;  Tu;  W;  Z. 
.Einen  Flick  auf  den  Schränz  [Riss]  aufbützen  lassen.- 
SchwE.  Anzeiger.  —  2.  mit  Dat.  P.  =  üf-besseren  (Sp. 
1675)  GrD.  —  a"-:  annähen  Ap;  Gr;  Th;  W;  Z. 
Ei"'m  en  Chnopf  a.  .Ein  grosse  muschel,  vornen  an- 
biezt  uf  der  brüst.'  UEckst.  ,Job  sagt,  er  habe  ein 
sack  angebüezt  an  die  rufen,  die  auf  seinen  geschwären 
gewachsen  waren.'  LLav.  1582.  —  i(n)-:  1.  einnähen 
Gr;  Z.  Erüener  hät-me"  die  Tötne"  nw  in  es  Lin- 
tuech  V'büeet  [statt  sie  anzukleiden]  und  dann  esö  in'n 
Töte'baum  ine'g'leid  ZZoll.  (bis  um  1830).  Ein  ins 
Pfrundhaus  aufgenommenes  Ehepaar  verpflichtet  sich 
ua..  .die  toten  inzebüezent,  so  das  notdurftig  ist.'  1413, 
AaB.  Urk.  -  2.  einbüssen  Gr  (allg.).  D's  Geld,  di 
G'sundheit,  d's  Lebe"  %.  —  ent  unt-bieze"  (Ptc.  unt- 
biessl,  Bectiert   unt-buesste'):  (Nähte)  auftrennen  PAL 


2033 


Baz,  bez.  biz.  boz,  buz 


2034 


»er-:  1.  zunähen,  z.H.  Risse  in  den  Kleidern  Aa; 
Ar;  BO.  (Zyro);  Grj  L;  Sch;  Tu;  \V;  Zqj  Z.  En  Nu, 7. 
[die  Sacköffnung]  r.  Säg  gem  N.,  trt  täs-en  <jnte.<". 
und  wenn-er  tf  Loch  hei,  süll-er 's  (selber)  v.!  scherzh. 
Auftrag  an  Kinder  ThHw.;  '/..  's  Mül  i\;  s.  Sp.  177. 
.Vi"  sött-der  's  Mül  v.,  zu  einem  Schwätzer  /.  Mues'- 
mer-der  nuch  's  Mül  o.?  zu  einem  Klatschmaul  Ar. 
Hii.  st  chöm-mer  ätnel  's  Mül  nid  v.,  können  mir 
das  Keilen  nicht  verbieten  AaF.,  Ke.;  Z.  S.  noch  das 
Spottlied  auf  den  Schneider  bei  Rochh.  1857,  196. 
.Die  einwoner  verbüezend  [den  jungen  Adlern]  den 
hinder,  also  dass  sy  nit  hungeret.'  Vogklb.  1557.  — 
2.  einnähen.  .In  dem  kästen  oder  trag  wurde  man 
rinden  ainen  aichinen  tödtenbom  und  ain  grobe  zwileh, 
dahin  sollen  sy  in  [den  Kaiser]  legen  und  verbuotzen, 
für  den  baisam  ungelösten  kalk  uff  in  schütten  lassen.' 
Kessl.  ,Ein  geiziger  Jud  hatte  etlich  1000  fl.,  die 
verbützt  er  in  einem  alten  Mantel.'  Schimppr.  1651. 
Refl.  .Dass  die  fischer  in  die  geschunden  geissfäl  sieh 
verbützend.'  Tierb.  1563.  —  nohe"-:  (mit Dat. P.)  Jmds 
alte  Kleider  ausbessern ;  die  sämtlichen  Kleider  einer 
Haushaltung  (z.  B.  von  einer  Wäsche  her)  ausbessern 
ApH..  M.(TTobler).  —  ze-sämme"-:  zsflicken. -nähen 
Tb;  Z.  Ich  mues'-der  g'wüss  no'h  's  Mül  z.,  zu  einem 
Plappermaul.  Die  Messe  sei  nicht  von  Gott,  sondern 
nach  und  nach  von  den  Päpsten  ohne  allen  Grund  im 
göttlichen  Wort  ,zesamen  gebüezt.'  1528,  Absch.  ,Es 
ist  ein  zeit,  dass  man  zerreisst,  und  es  ist  ein  zeit. 
das  man  wider  zusamenbüezet.'  1531/60,  Pred.  ,Ein 
yngeweid,  das  ushar  hange,  vornen  zesamen  büezt.' 
1545/83,  L  Bühnenr.  .Damit  [der  Adler]  dir  nit  ent- 
fliege, so  näye  im  die  faderen  am  schwänz  zuosamen; 
doch  ist  denn  ze  besorgen,  er  werde  von  anderen  al- 
leren beleidiget,  dieweil  er  sy  von  wägen  des  zesamen- 
gebüezten  Schwanzes  nit  mag  entfliehen.'  Vogelb.  1557. 

—  zue-:  zunähen  Th;  Z.  En  Sack  z.  ,Oben  darauf 
[in  das  Säcklein]  drei  kleine  Preisen  Salz  in  den  drei 
höchsten  Namen  darauf  getan  und  zugebüzt.'  ZHorgen 
(altes  Arzneib.). 

Buezi°g  f.:  Flickerei  GrD.  (Bühler). 

Büez  1  m.  AaF.,  Leer. ;  Sch;  Z  (Hürl.),   sonst  f.: 

1.  a)  =  Buez  1  a  Z.  Mit  Bez.  auf  die  Art  und  Weise 
der  Tätigkeit:  E"  gueti,  schlecht!  B.  ha",  z.B.  als 
Sehneider  gut,  schlecht  arbeiten  Z.  Von  Flickarbeit 
übh.,  mit  dem  Nbbegriff  des  Mühsamen,  Schwierigen 
Aa;  ZZoll.  De"  chunnt  de't  e"  süberi  B.  über,  von 
Einem,  der  ein  baufälliges  Haus  gekauft  hat.  Obertr. 
En  böse?  B.,  etwas  schwer  gut  zu  machendes  AALeer. 
Bas  macht  e"  böse  B.,  dieser  Schaden  ist  schwer  zu 
heilen,  es  sieht  schlimm  aus  AaZ.  Iez  macht  's  en 
anderi  B.,  siehts  anders  aus  AiSuhrent.  —  b)  =  Buez  lb 
AaF.:  Bs;  G;  Sch;  Th;  Z.  Schlecht i  B.  mache".  Das 
ist  hei"  sclioni  B.,  nicht  sauber  genäht  ZZoll.  E" 
busi  B.,  schlechte  Arbeit,  z.B.  eines  Schusters  Sch.  — 

2.  von  der  Arbeit  andrer  Handwerker  BBelp  (Gesellen- 
spr.).  ,Dort  fand  er  bei  einem  Schreinermeister  B.  und 
hobelte  wie  ein  Teufel  drauf  los.'  B  Sonntagsp.  1869. 

—  3.  Arbeit  übh. ;  meist  mit  Nbsinn :  schwere  Arbeit, 
Plage,  heikle  Aufgabe  Bs;  ScBSt.;  Th;  Z.  In  einer 
B.,  in  ununterbrochener  Arbeit  Z.  De"  B.  fertig  ha" 
Z  (Hürl.).  En  grosse"  B.  ha",  ebd.  Das  ist  en  eigni 
B.,  eine  eigentümlich  schwierige  Arbeit  ZZoll.  Da 
'sch  e"  B.  g'si"!  ein  schweres  Stück  Arbeit  Bs.  E" 
B.  ha"  (mit  ÖppisJ,  viel  Mühe,  Schererei  ScHSt.; 
ZStdt.     Mer  wäri"d  [beim  Forellenfang]  bi  me"  Bor 

Schweiz.  Idiotikon  IV. 


versöffe"  und  händ  ett  w*  ne"  schönt  ls.  mit  üsrem 
Sehe/)'.  SWinz,  Wa'  hat  ni  armer  Pur  gfrad  r"<  .  wo 
sich  ke"  liücli  gunnt?  En  iede"  hiit  si*  schwäri  II  . 
cliiim.  da'-n-er  .-'  Hatte"  chunnt.  ebd.  (Unangenehme, 
verzwickte)  Sache,  Angelegenheit.  Geschichte  AaRuc- 
dert.;  L;  G;  Tu.  Das  ist  wider  <"  netti  (oder  schöni, 
heitert)  B.!  Wol,  Deis  wird  wider  e*  täri  B.  absetze", 
sagte  ein  Bauer  zu  sich,  als  er  sich  im  Gasthaus  an  der 
reichbesetzten  Tafel  niederliess.  AGysi  1899  (AaRuc- 
dert).  Er  hed  die  ganz  />'.  [eine  Gespenstergeschichte] 
ntich   einist   müesse"  z'  best  gc".    L  Hauskai.  1890.  - 

4.  Eim  de"  B.    verlese»,   den  Text    lesen    AaLeer.  — 

5.  Taschengeld  GBruggen  (einzelne  Angabe). 
Büez    II    m.     Nur   in    Zss.:    Alt-Büez:    Schuh- 

rlicker.     Als  Familienname :  .Hansen  Altbützen  [Acc] 
ze    Zurzach.'    1478,  AaB.  Urk.     Vgl.  Alt-Büeser. 
Blatte"-:  Geschirrflicker.   MOsteri   1   206. 

Büeze"  f.:  .Weib,  das  flickt,  viel  zu  flicken  hat' 
BO.  (Zyro). 

Büez  er  m.  .Sarcinator,  flicker,  plätzer,  büetzer, 
Schneider,  hosenplätzer.'  Fris.  ;  Mal. 

Ofe»-:  Ofenflieker  GT.j  ZO.f  Öppis  mit  Lei"- 
üs-chleibe"  wie  en  O.  Dafür  scherzh.  ()fe"loch-B.  in 
einer  Aufzählung  ärmlicher  Berufe,  neben  Mues- 
pfanne" flicker,  Spueler  usw.  NBösch  1892.  —  Alt-: 
Schuhflicker.  Auf  der  Eisengasse  standen  6  Buden 
der  ,Altbüezer',  von  welchen  auch  die  Strasse  den 
Namen  ,unter  den  Altbüezern'  hatte.  Bs  XIV.;  vgl. 
AI.  I  163/4;  FAStocker  1890,  148/9.  .HWambesch,  alt- 
bützer.'  1387,  Z  Ratsb.  ,Veteramentarius,  altflicker. 
altbüezer,  der  alt  ding  blätzt  oder  flickt,  schuech- 
blätzer,  altreiss.'  Fris.  Uneig.  von  Kirchenlehrern  als 
solchen,  welche  die  Glaubenssatzungen  gleichs.  ,zsge- 
flickt-  haben;  vgl.  zesämmen-büezen.  .Sölich  bletzwerk 
und  altbüezerwerk.  damit  du  [Faber]  in  disein  büechlin 
uinbgast.'  Gyrenr.  1523.  ,Du  [Faber]  bist  aller  gschrif- 
ten  lär,  geschwigen  des  sigels,  dann  dine  altbüezer 
band  kein  kraft;  wir  gloubend  ouch  weder  dir  noch 
dinen  canonschrybern.'  ebd.  .Wer  wölte  den  mönchi- 
schen altbüezerpostillen  nachfragen?'  HBull.  1557. 
Obergehend  zum  Familienn.  .Kuonz  altbüezer.'  1375/9, 
Z  Ratsb.  —  Garn-:  wahrsch.  Netzflicker.  Als  Fa- 
milienn. ,Hensli  garnbüezer  von  Kolmar.'  1394,  Z 
Ratsb.  —  Hafe"-:  Geschirrflicker  Bs.  —  Chachle"-: 
=  dem  Vor.,   .Spengler'  GRGrüsch,  Igis,  hPr.,  Tschapp. 

-  C  hatzi-,  lt  TTobler  Chätztf-:  eig.  Schöpfkellen- 
flicker  (s.  Glatzen  Bd  II  572).  Nur  noch  als  verhüllender 
Ausdr.  für  Chätzer  Ap.    Laufe"  chönne"  rvie-n-en  Ch. 

-  Chratte"-:  Korbflicker,  -macher  Ap.  —  Becki- 
Ap;  ZO.,  S.,  Beckeli-  AaL.:=  Hafen-B.  Min  Schatz 
ist  en  Weber  ond  en  Schifflischiesser;  welt-e"  vü  lieber 
das  en  B.  Ap.  —  Sack-:  Sackflicker.  XVII..  AaMuiI 
Gesindeordn.  — ■  Seckeli-:  =  Bündeli-,  Scckli-Chrüt 
(Bd  III  904.  907)  Aa  (Mühlb.).  Vgl.  Wannen-Flicker 
(Bd  I  1193).  —  Schueh-:  =  Alt-B.  ,Pierre  Perret, 
dem  schubützer  abem  Tessenberg,  vergönnt  allhie 
schuoh  ze  bletzen.'  1571,  B  Ratsman.  —  Wannen-: 
Wannenflicker.  ,Der  w.,  so  mir  von  Rüti  gefangen 
geschickt'  1570,  ZGrün.  —  Zeine"-:  =  Zeinen-Flicker 
(Bd  I  1193)  Ap;  Z.  ,Z.-Biezei"  werden  unter  den  (bes. 
aus  dem  Elsass  und  Breisgau  kommenden)  Vaganten 
erwähnt.  Aa  Gem. 

Büezeri"  f.:  Flickschneiderin;  Näherin  (doch  tw. 
mit  geringschätzigem  Nbsinn)  AaF.;  Ap;Gl;  Gr;  PAL; 
Th;  Z.     D'  B.  uf  der  Stör  ha". 

128 


Baz— bnz.    Bazg— buzg 


2036 


Büezete",  -eti  f.:  1.  Arbeit  des  Flickens,  Nähens, 
Flickerei  Tn;  Z;  „allg."  Bi  dere"  B.  cha""-m<'-si<'- 
fast  cT  Augen  üshtege".  —  2.  Flick-,  Näharbeit  Aa; 
Ap;  B  (Zyro);  Gl;  üWe.;  Sch;  Th;  Z.  Nimm  d'  B. 
füre",  befiehlt  eine  Mutter  der  Tochter. 

Büezi  f.:  1.  =  Büezeten  1  Gr.  —  2.  =  Büezeten  2 
Ap;  GrD.,  L.,  ObS.,  Pr.,  V.  In  einem  Rätsel  vom  Samen- 
korn des  Hanfes:  Es  ist  e"  chli"s.  rv/nds  Ohügeli,  und 
dri"  ist  Spinni,  Wein,  Biezi  GrD.  (Bühler).  —  3.  das 
Genähte,  die  Naht  Ap;  Gr.     Die  B.  ist  schlecht. 

Büezi°g  f. :  =  Büezi  1 — 3  Gr.  Das  ist-mer  e" 
kerjösi  B.!    I*  hau  di  B.  uf 'hin  Tisch  g'lön  GrVbIz. 


batzge11:  1.  (mit  Lebensmitteln)  hausieren,  Klein- 
handel treiben  GrD.  Syn.  fretten  (Bd  I  1339).  — 
i.  mit  Mühe  schleppen  GrD.  —  3.  auf  den  Alpweiden 
die  Dienste  eines  Batzgers  (s.  d.)  verrichten  GrL., 
Pr.,  Sch.,  UVatz.  —  4.  faulenzen  GkL. 

Viel).  Lehnw.  aus  it.  hazzicare,  hin  und  her  gehen,  oft 
einen  Ort  hesuchen.  Zur  Bed.  vgl.  noch  baetgen  (Sp.  1779/81), 
spetten.      3   nach   JlKuoni   in   der   Form   bazga   auch    rätorom. 

Batzger  I  m.,  PI.  unver. :  1.  Hausierer  mit  Lebens- 
mitteln GrD.  Syn.  Bretter  (Bd  1  1339).  —  2.  Alp- 
polizist, der  den  , Alpfrieden'  zu  wahren  hat,  dafür 
sorgt,  dass  kein  fremdes  Vieh  eindringe,  mit  der  Straf- 
gewalt, solches  Vieh  zu  pfänden  GrPi\,  Sch.;  vgl. 
Bühler  17.  —  3.  unterster  (oft  jugendlicher)  Alp- 
knecht, Handlanger  des  Sennen  oder  Kuhhirten,  t.  als 
Jung-  und  Galtviehhirt  oder  Schweinehirt,  t.  zu  allerlei 
andern  untergeordneten  Dienstleistungen  (z.  B.  auch 
zum  Säubern  der  Alpweiden)  verwendet  GrA.,  Churw., 
Mastr.,  Pr.,  UVatz,  Wiesen;  GRh.,  W.,  Wsst.  Syn. 
Hand-Bueb  (Sp.  931).  ,Jede  Hütte  hat  einen  Senn, 
Zusenn  und  Küher  nebst  einem  Buben  (Batzger).'  Gr 
Sammler  1805.  Vgl.  noch  Fisner  (Bd  I  1081),  Junger 
(Bd  III  47/8),  ferner  Gutach,  Gugsch  bei  Tsch.  688, 
Alp-Ühnecht.  ebd.  216;  sodann  Anderegg  1897,  491; 
1898,  684;  Gr  Sammler  1809,  351;  AHöpfner  1789 
(IV),   14.    —   Vgl.   Sprit,,-.      :i  auch   vorarlbergisch. 

batzgere»  I:  =  hatzgen  3  GRPr.,  UVatz;  GRh. 
Früher  verdingten  sich  nicht  selten  junge  Bursche 
den  Sommer  über  als  Alpknechte  ins  Bündnerland; 
man  nannte  das  ge"  b.  gö"  GSev. 

Batzger  H,  P-  m.:  1.  „ein  grosses  Fleisch-,  Kü- 
chenmesser B."  Unhandliches,  roh  gearbeitetes  oder 
halb  unbrauchbar  gewordenes  Messer  ß.  Hieher  wohl: 
,Sy  hab  uff  einmal  1  gl.  by  Hanss  Herzogen  wellen 
wechslen,  das  habe  er  nit  tuon  wellen  und  geseit: 
Du  schnuor,  wan  du  nit  usshin  willt,  so  will  ich  den 
b.  in  dich  stossen.'  1584,  L.  Vgl.  Baggel  I  (Sp.  1072), 
Patsch  3  r  (Sp.  1926).  —  2.  a)  (P-  ThFt.,  PI.  Bäteger 
THSteckb.)  von  den  Knaben  (im  Bätzger-Model)  ge- 
gossene bleierne  Spielmarke,  etwa  von  der  Grösse 
eines  alten  Batzens  und  von  der  Form  eines  Räd- 
chens, meist  mit  zwei  sich  kreuzenden  Bindestäbchen, 
aber  auch  mit  andern  durchbrochenen  geometrischen 
Figuren,  beim  Spiel  (bes.  beim  Schiessen  mit  der 
Armbrust,  beim  Werfen  nach  einem  Ziel)  statt  des 
Geldes  gebraucht  „Sch;"  InFr.,  Müllh.,  Steckb.,  Tag. 
■  b)  (Batzgerli)  =  Batzerli  (Sp.  1974)  Sch  St.  — 
:'..  Knirps;  unansehnliches,  geringes  Ding  GO.  — 
4.  (Patzger)  Mensch,  der  mit  der  Armut  zu  kämpfen 
hat  GWb. 


Hä(r)li-:  primitives,  geringes  Messer,  bestehend 
aus  eiuer  Klinge  mit  hölzerner  Scheide  BhE.  Syn. 
Häli-Güj:  ebd.  —  Blei-:  =  Batzger  2  a  TuBerl. 

batzgere"  II,  p-:  1.  „mit  einem  stumpfen  Werk- 
zeug mühselig  schneiden,  hauen  B."  Ungeschickt  und 
ohne  Erfolg  an  Etwas  arbeiten;  „viele  Mühe  mit 
Etwas  haben."  ebd.  Von  anhaltendem  Bitten:  „I<* 
ha"  g'nue*  'batzgeret,  geb-i'h  's    von  im  übercho"  ha"." 

—  2.  „sich  unberufen  ins  Gespräch  mischen,  darein 
plaudern,  mit  dem  Nbbegriff  der  Inopportunität  LG."; 
Syn.  befzen  (Sp.  1050).  „!>'  Frau  hed  oueh  noch  cho" 
ge"  b.  müesse"."  —  3.  (in  THGachn.  p*-)  mit  ,Batzgern' 
und   um  , Batzger'  spielen    „Sch;"   Th.   -    Zu  1  und  2 

vgl.  jKittchyeren   (Sp.   1942), 

batzge  rle"  THTäg.,  bätzgerle"  THSteckb.,  Tag.: 
=  dein  Vor.  3,  z.  B.  mit  Ziegelstücken  um  , Batzger 
nach  einem  Ziele  werfen. 

batzge":  1.  =  patschen  (patschen)  11  (Sp.  1927) 
ZO.    Si  händ  druf  lös  g'schlage",  das'  's  'bätzget  hat. 

—  2.  heftig  drein  schlagen  L  (Ineichen).  Syn.  pa- 
tschen 12b,  pätschgen  1 1  (Sp.  1942).  —  3.  stossweise, 
trocken  husten  L  (Ineichen).  Syn.  pätschgen  I  3  a, 
bexen  2  (Sp.  1962).  —  4.  bellen,  kläffen  GRFid.,  He., 
Peist;  THÄrbon.  Syn.  befz(g)en  1  a  (Sp.  1050).  — 
5.  =  pätschgen  I  2  a  und  b  AaZ.;  Sch  (Kirchh.);  Tu 
Müllh.  J1'''  ha"  lang  müesse"  b.,  bis  i"*  de"  Baum  um 
g'ha"  ha"  AaZ.  Syn.  bexen  1,  bätzen  III  (Sp.  1977). 
Obh.  Etwas  nur  langsam  und  mit  Mühe  zu  Stande 
bringen  GoT.  —  6.  anhaltend  um  Etwas  bitten  AaSL 
Du  cha""st  noch  lang  b.,  eb  ich  jo  säge".  Syn.  pätsch- 
gen 1 3  c.  —  7.  an  Etwas  herum  kauen  oder  saugen 
SchwE.;  =  bätzen  I  1  (Sp.  1964)  Ap.  Er  nit  d's 
Strüss-chölbli,  wo-n-er  dra"  'bätzget  hed,  us  r'em  Müh 
MLienert.  Öppis  z'  b.  ha",  zu  beissen  haben,  ebd. 
Vgl.:  ,Ligurio,  ich  isse  höfflich,  ich  batzge,  isse  lang- 
sam und  die  besten  bissle.'  Dasvp.  Dazu  die  formel- 
hafte Verbindung:  Weder  z'  güde"  noch  z'  b.  ha"  Z 
Langn.,  Stall.;  s.  Bd  II  125.  Z'  güden  und  z' b.  ha", 
zum  Verschwenden  ZLunn.,  O.,  Stdt;  in  ZZoll.  z'  bissen 
und  z'  b.  Si  sind  mit  Wer  Sach  scho"  fertig,  si  selle"d- 
mer  'gudet  und  'bätzget  ha",  müssen  verschwenderisch 
damit  umgegangen  sein  ZPfäff.  Vgl.  aber  auch  befzen  2 
(Sp.  1050).    —   S.  Anm.   zu  pätschgen  (Sp.  1942). 

er-:  zu  bellen  anfangen.  ,J.  Bitziner  klaget  uf  R. 
Heinzen:  er  hab  ein  hündlin,  das  sig  im  lieb,  das 
gienge  vor  des  Heinzen  türen  und  gnuog  ein  beinlin 
und  tet  sus  nieman  kein  leid,  und  in  dem  so  kunt  der 
obgenant  R.  Heinz,  stiess  im  den  hund,  daz  er  er- 
betzget,  und  gar  unbescheidenlich  überfiel.  Also  sprach 
.1.  Bitziner  zu  im:  warumb  stost  du  mir  den  hund,  er 
tuot  dir  doch  nütz.'  1434,  Z  Ratsb.  —  ver-:  durch 
Zerhacken  (z.B.  mit  einem  stumpfen  Beil),  Zerpflücken 
oder  Zerkrümeln  verderben  TiiMüllh.;  ZZoll.  Die 
Chind  tuend  ires  Bröd  r.  ,Wir  dörffen  deiner  h.  Ge- 
rechtigkeit schier  nicht  mehr  zumuhten,  dass  du  die 
Seelenspeiss  uns  weiter  lassest,  die  wir  so  gar  ver- 
betzgen.'  FWyss  1672. 

B  ä  t  z  g  e  r  m. :  1 .  =  Batzger  II 2  a  GBern.  (Be'dzger), 
Rh.  B.  werden  gegen  eine  Wand  oder  eine  Mauer 
geworfen;  wer  ihr  am  nächsten  kommt,  der  hat  ge- 
wonnen; ein  beliebtes  Knabenspiel  GBern.  —  2.  a)  ein 
im  Munde  zu  einem  Knäuel  zsgeballtes  Stück  Papier 
oder  Garn,  das  die  Kinder  durch  die  B. -Buchs  (Sp.  1004) 
schiessen  Ap.    Vgl.  Bätzel  (Sp.  1964).  —  b)  Haarball 


2037 


Bazg.  bezg.  liizg,  bozgi  '>||z? 


2038 


im  Magen  junger  Kaibor.  ebd.  ."..  a)  verächtliche 
Bezeichnung  eines  .gleichsam  kugeligen',  zwerghaften 
(auch  geistig  zurückgebliebenen  GoT.)  Menschen, 
Knirps  ApH.,  K.,  M.;  GRh.,  oT.,  Wl.,  W.;  0T11.  Vgl. 
Bätschger  3  a  (Sp.  1943).  Du  bist  nu"  en  B.  Dö  [vor 
.ler  Einführung  der  Schusswaffen]  het-me*  noch  'brückt 
starche  Lüt;  jetz  gilt  en  chliner  B.,  was  dö  en  grosse 
Meteger.  JMerz  1836.  Bildl.  für  knabenhaftes  Wesen: 
.Die  Betzger  von  den  Hosen  streif!  wir  gehen  morn  ins 
Feld.'  UBrägger  1779.  —  b)  kleines,  unscheinbares 
Ding  übh.  GBern.,  Rh.  So  nennt  man  etwa  ein  neu- 
gebomes,  schwaches  Kälblein  einen  B.  GBern.  — 
4.  auch  Dim.,  kleiner  Kläffer  Ap;  GRh.,  Wb.;  THÄrbon. 
En  Homls-B.,  e"  B.-Höndli,  von  einem  Hunde,  der 
sehr  zornig  und  oft  bellt  ApK.  —  5.  dünner,  trockener 
Husten  GW1. 

bätzgere"  I:  1.  a)  heftig  drein  schlagen,  werfen  L. 
Syn.bätzgen  :'.  —  b)  Etwas  zerhacken,  -schlagen,  z.B. 
eine  Staude  L.  —  2.  bildl.,  von  einem  eifernden  Pre- 
diger: Wie  Ited  der  Pfarrer  g'iferet  und  lös 'bätegeret 
uf  ''cm  Channel  obe",  wie  Jce"  Glaube"  me"  sei  i"  der 
Welt.  JBEgli  1871  (L).  —  3.  anhaltend,  keifend  ver- 
langen ÄALeer.  -  -  4.  =  batzgeren  II  3  GBern.,  Rh. 
,Dann  giengen  die  Buben  go°  b.  und  verschlugen  [ver- 
säumten! die  Schul. • 

ver-:  in  Stücke  schlagen,  zerschlagen  L. 

Bätzgete",  -cti  f.:  1.  Gekläffe  Gr.  —  2.  Schnitzel, 
Abfälle,  z.  B.  von  Kleiderstoff  GO.,  Rh.  Syn.  Pätsch- 
geten  2. 

Bätzgi  n.:  1.  a)  =  Bätzi  2  a  (Sp.  1977);  spee.  das 
Kernhaus  (sammt  der  Kelchnarbe)  AaF.;  L;  aScHW, 
Nuol;  SNA.;  UwE.;  U;  Zg.  Unterschieden  als  Öpfel-, 
BirC-B.  usw.  ,Zu  kaufen  werden  gewünscht:  Schöne, 
dürre  Äpfel-B.  [zum  Branntweinbrennen].'  BorE  der 
Urschweiz  1882.  S.  noch  Chümmel  (Bd  III  294).  — 
b)  bildl.  für  etwas  Geringes,  Wertloses  L.  Vgl.  Epfcl- 
Butzen  (Sp.  2007).    Die  Usred  ist  hes  B.  nutz.  Schwzü. 

—  2.  =  Bätet  4  UwE.;  U.     Vgl.  Bitschgi  4  (Sp.  1944). 
-   3.   kleiner,    nüsswaehsener,    auch    nichtsnutziger 

Mensch  L.    -    Vgl.  Biusgi. 

bauzge":  =  bauzen  II  (Sp.  1978)  ZKn. 

bitzge"  I  (auch  p-  GRNuf,  ObS.,  Rh.):  stechen, 
kneifen,  zwicken  „Gr"Av.,  Nuf.,  ObS.,  Rh.,  Schams, 
Tschapp.    Syn.  chhlben  (Bd  III  616).    Grübeln  GRÜbS. 

—  Kora.  pizeher,   it.  pizzicare. 

Bitzger  I  m.:  =  Chlüber  1  (Bd  III  616)  GrAv. 

bitzge"  II:  1.  (e"u-eggj  b.,  abbröckeln,  in  kleinen 
Stücken  abschlagen  GRFan.,  Klost.,  Valz.  Vam  Bröd, 
Ghäs,  rum-e"  Felse"  enwegg  b.  —  2.  bellen,  belfern, 
von  kleinen  Hunden  GRÜbS.  —  3.  „beissende  Reden 
ausstossen",  sticheln  Sch.  —  Aus  'bickezen?  Vgl.  ticken 
(Sp.  1118);   aber  auch   bitzen  II  (Sp.  1992). 

zer-:  zerbröckeln  (und  dadurch  verderben)  GisPr. 
(hu  gueti  Waffe"  zerbitzget-men  [beim  Kristallbrechen] 
Alls.  MKuoni  1886/7;  vgl.  ledig  2  (Bd  III   1078). 


Bitzger  11  in.:  1.  =  Bätzger3a  GW1.  —  2.  =  Bäte- 

ger  ~>.  ebd. 

Bitzgi  n.:  1.  a.)  =  Bitschgi  l  •/  (Sp.  UM:!)  AU'.; 
Ap;  Gl;  GRSaas;  L;  ('•  (ziemlich  allg.);  Schj  aScHW; 
THÄrbon,  Berl.,  Fr.,  Müllh.,  Steckb.;  ZBauma  (neben 
Bütschgi).  Eis.,  Wäd.,  Wtbur.  Beim  Dörren  der  Äpfel 
muess-me"  i'erst  's  lt.  usPschrnde",  dann  [die  Schnitze] 
im  Ofe"  bröte"  und  erst  i'letst  uf<'em  Ofe"  fertig  terrc 
mTH.  Einem  St  Galler.  der  den  Ktn  Appenzell  ver- 
ächtlich machen  wollte,  namentlich  mit  dem  Hinweis 
darauf,  dass  er  rings  vom  Ktn  St  Gallen  eingeschlossen 
sei,  erwiderte  ein  Appenzeller:  Nüd  wör,  d'  St  Galler 
sond  der  Epfel  ond  d'  Appenzeller  's  B.  ?  Wenn  e"möl 
aber  's  B.  fül  ist,  wie  lang  hebet  dünn  nn'h  der  Epfel? 
Siehe  noch  Chlaffacher  (Bd  III  025),  B.-Bränz.  — 
b)  =  Bitschgi  1  b  (z.  T.  samt  dem  Kernhaus)  Ap;  Gl; 
GW.;  TnTäg.  —  c)  bildl.  wie  Bätzgi  1  b  Z.  Euserein 
gilt  nid  es  B.  me.  ACorrodi.  —  2.  =  Bitschgi  2  c  GWe. 

—  3.  =  Bitschgi  4   Ap;  GRh.,  Sev.,  Stdt ;  Th;  ZWyla. 
Vgl.  Sprww.  1824,  171.  —  4.  winzige  Person  Ap.    Vgl. 
dazu:    ,Henni  Weber,    genant  Bitzgi.'    1415,  AaB.   - 
5.  e"  recht  B.,  ein  böses  Weib,  Reibeisen  ScaSt. 

Das  Vocalverbältniss  von  Bitzgi  uuil  seinen  Nbff.  Bitschgi, 
Bixi  (Sp.  1963)  zu  Bätzgi,  Bäxi  (Sp.  1962),  Bätzi  (Sp.  1977), 
Bätschi  (Sp.  1930)  erklärt  sich  als  alter  Umlautwechsel   i:8 

wie    (las    Von    birken  :  lieeb  n  ;    bil^'jeii,    bilneliifui .   bilden  :  bützijen , 

bätachgen,  bätzenj  vgl.  auch  hexen  (Sp.  1962).  Als  Grund- 
formen uusrer  WW.  wären  wohl  'bickai,  btckzi  anzusotzeu, 
uomiuale  Abll.  von  'bideezen,  beckezen  in  Dim. -Form.  Doch 
vgl.  auch  das  syn.  Gränbschi  und  seine  Nbff.  (Bd  II  697), 
zu   mhd.   grobiß,   grübiß. 

Brätis  Brotes-:  hetives  Gericht  in  der  Scherz- 
antwort auf  die  Frage  von  Kindern  nach  einem  Ge- 
richte Ap;  s.  Tobler  221. 

„BlZger  m.:  =  Bigijcr  1  (Sp.  1080)  B." 

bizgere":  ein  grosses  Gelüsten  haben  AAl.eer.  Er 
hei  dernö"''  'bizgeret. 

Botzg  n.:  Unhold,  Poltergeist  GnEurna  (Tsch.  159). 
, Er  wollte  sichs  nicht  ausneiuen  lassen,  dass  ein  wildes 
Männlein,  welches  man  das  Furner  Bozg  nennete,  sich 
kläglich  gebärdet.'  Sererh.  17 12.  ,Nun  quittieren  [ver- 
lassen] wir  die  Furner    mit  ihren  admirablen  Bozgi.' 

ebd.    —    Vgl.  Hut::  I  1  e   (Sp.  200  1). 

Botzge"  f-o'-'-J  in. :  1.  Kernhaus  des  Apfels  ThMüIIIi. 

—  2.  Knirps  Tu. 

Butzg,   Butzge-  m.:    1.  =  Butz  I  la   (Sp.  2003). 

,Er  rette,  wie  dass  er  an  der  vasnaebt  in  butzgen  wiss 
gienge  und  bette  ein  zagel  gemacht  us  leder  oder 
aber  uss  tuoch.'  1429,  Z  Ratsb.  —  2.  Butzen  am  Obst? 
Hans  von  Cham  wird  verklagt,  dass  er  , einer  gans 
ein  butzgen  an  eim  snüerlin  und  an  eim  stecken  butte 
und  wurffe,  das  verslukte  auch  die  gans  und  zoch  den 
stecken  nach  ir,  dass  si  niendert  hin  kond  körnen.- 
1422,  Z  Ratsb.  —  3.  Butzge",  grosse  Eiterbeule  ZKn. 
Vgl.  Butz  I  7  (Sp.  2005). 


FF      Schweizerisches  Idiotikon 

5136 

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