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Schweizerisches Idiotikon.
Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache.
Vierter Band.
Buber & Co. Buchdruckcrei, Franenfeld.
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Schweizerisches Idiotikon.
Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache.
Gesammelt auf Veranstaltung
der
Antiquarischen Gesellschaft in Zürich
unter Beihülf'e
aus allen Kreisen des Schweizervolkes.
Herausgegeben mit Unterstützung des Bundes und der Kantone.
Begonnen
von
Friedrich Staub und Ludwig Tobler.
Vierter Band.
Bearbeitet
von
3sl
A. Bachmann, O^H' °^
R. Schoch, H. Bruppacher, E. Schwyzer, %^~ \
E. Hottmann -K rayer.
Frauenfeld.
Verlag von .1. Huber.
1901.
PF
Bo/,H
M-.
Ma, ine, in i. ino, 11111.
ma. »10; aber GrAv., Saas. - Aus dem Rom.
Mai(e"): 1. (vorwiegend mit zweisilbiger Form)
Name des Monats. Seine Bedeutung für das Wachs-
tum in Feld und Flur spricht sich in zahlreichen
Bauernregeln aus. Maie" cliüel und Brächmonet nass
füllt de" Bure" Spl^'r und Fass. Ineichen. E" chüele"
Mai bringt Allerlei, bringt Frucht und Heu, bringt
G'schrei [Jubel]. Schild 1873. S. noch chuel Bd III
21 I. Mit'Bez. auf das Wasser lautet eine Regel, man
solle Wasser trinken im Merze" wie-n-e" Lüs, im
Abrelie" wie-n-e" Mus, im Maie" bis 's Ei""m de" Hb
versprengt oder dass Lungen und Lebere" (drin umme")
sehimimme** S; Z; s. noch Chuttlen Bd III 574. .Der
Mai voll Wind aller Bauren Lieblingskind.' Ineichen.
Sind im M-e" d' Matte" wie-n-e Has [also noch nicht
grün], so giH 's am este" Gras. Ineichen; s. noch Gras
Bd II 792, ferner Aprillen Bd I 364, Imb Bd I 234.
Bis zum alte' Mai [13. Mai; s. alt Bd I 203] seif 's
Laub a" 's Sehnebelhorn ue, d. h. auf dessen Höhe
aus den Knospen gebrochen sein Z. Von besonderein
Einfluss ist der 1. Mai. Wenn 's am 1. Mai regnet,
bidütet 's e" Heutüri oder e" Heufülti. Schild 1873.
.Fällt am 1. Mai ein Tau, fällt keiner mehr in diesem
Monat; fällt ein Reif, so gedeihen die Früchte.' In-
eichen; Z; vgl. noch Maien-Tau. ,Wenn die Eiche
vor dem 1. Mai Blätter treibt, so deutet 's auf einen
fruchtbaren Sommer und ein gutes Weinjahr. • Ineichen.
,So lange vor 1. Mai das Buchenlaub erscheint, so
lange wird vor Jakobi die Ernte eintreten.' ebd. Wenn
uf der 1. Mai der Wald i" 's Laub chunnt, so-n-isch
es um Jakobi Ernd und z' Micheli Herbst. Sulger.
Vgl. noch Mai-Tag. Zuweilen zeigt der Mai noch die
schroffsten Gegensätze: Ulfen und Sehne, (bade'dij
Buchen im Se, rifi Chriesi und blüee'de" Wi" ist Alles
in iim M-e" g'sl" Z; nach Ölhäfen 1840, 100 bezieht
sich der Spruch auf das J. 1044. Im M. sind gewisse
Pflanzen am heilkräftigsten. ,Für den fallent siechtag
nimm gamander, das ist vergiss nit myn, chamadris
genampt, im mayen, dann in dem zyt ist es am basten
und in dem bluost.' Zg Arzneib. 1588. — Auch im
öffentlichen Leben spielte der Mai eine bedeutsame
Rolle. In diesem Monat wurde ehedem das eine der
beiden jährlichen Gerichte abgehalten. ,Geding wird
gehalten ze mayen und ze herbst, so man nüwen und
alten wyn trinkt.' 1434, BsBubend. (Burckh.. Dingh.).
S. noch Herbst (Bd II 1503); Gr. WB. VI 1470 und
RA. 822; Bluntschli, RG. P 212. Im M. fanden Ge-
meindeversammlungen statt zur Neuwahl der Be-
hörden; s. z. B. Strickler, Horgen, 195 und Maien-
Gemeind. In Z wurden die Amtsleute von dem Ob-
mann der gemeinen Ämter auf ihre Ämter aufgeführt.
Schweiz. Idiotikon. IV.
vMoos. Am 1. Maisonntag wurde von den Kanzeln der
Stadt das .grosse Mandat' verlesen, ebd. Mit solchen
öffentlichen Anlässen verbanden sich häufig festliche
Veranstaltungen. In ZHorgen war unentgeltliche Be-
wirtung der Gemeindegenossen üblich, oder die Ge-
meinde legte wenigstens so viel zu als die Teilnehmer
selbst. Einen Teil der Festfreude bildete die Setzung
eines neuen , Maien', die sich alljährlich wiederholte;
die dabei beteiligten Personen wurden bewirtet und
oft daneben auch Arme mit reichen Gaben bedacht.
Strickl. 210. In AaL. hielt zu Anfang des XVIII. die
ganze Bürgerschaft nach geschehener Ämterbesetzung
auf dem Rathaus ein Mahl, zu dem der Rat Wein und
Brot lieferte und die Edelleute der Umgegend als
Gäste geladen wurden; früher tafelte man schon am
Vorabend, dann am Morgen des Haupttages und wieder
am Nachtag. LTobler, Gemeindefeste 21. Im XVII.
pflegten an der jährlichen Landsgemeinde (1. Sonntag
im Mai) die Ratsherren des äussern Amtes von Zg an
der Spitze ihrer Gemeindeangehörigen zu Pferd mit
Trommeln und Pfeifen in die Stadt auf das Rathaus
zu ziehen. Die Ratsherren erschienen im Amtskostüm,
mit Blumensträussen auf der Brust, die Bürger mit
Degen oder Wehr an der Seite. Auch sonst erweist
sich der Mai als Wecker festlicher Lust und heitern
Vulksbrauches. Am Vorabend des Maitages läuten die
ledigen Burschen in GSa. udE. unter Teilnahme von
Jung und Alt de" Maie" i"he". Nachher spielen sie
den jungen Mädchen des Dorfes einen Schabernack,
sei es, dass sie sitzengebliebenen , Narren-Äste' (s. Bd 1
574) vors Fenster hängen, sei es, dass sie spröden oder
allzu heiratslustigen Schönen Strohmänner und andere
verfängliche Gegenstände vors Haus oder aufs Dach
pflanzen. Senn 1871. Ein ähnlicher Brauch wird in
L und S geübt, nur dass hier das freundlichere Gegen-
stück nicht fehlt, die Ehrung angesehener oder geliebter
Mädchen durch das sog. Maien-Stecken (s. unter 4).
Die Sitte des , Maisingens' (de" Maie" singe") war früher
besonders in B und F heimisch: am 1. Mai und den
darauf folgenden Tagen zogen arme Mädchen, so gut
als möglich herausgeputzt, einen grünen, mit bunten
Bändern und ausgeblasenen Eiern geschmückten Tan-
nenbusch in der Hand, von Haus zu Haus und sangen
ein Mailiedehen. Das bekannteste begann mit den
Worten: ,Der Maien ist kommen, und das ist wahr;
es gruenet jetz Alles in Laub una i° Gras.' (Ein W
Lied hob an: ,Der Mejo chunnt trochu, der Mejo
chunnt nass: er bringt uns Allen vil Laub und Gras');
vgl. noch und Bd I 320. Hatte man ihnen eine Gabe
(namentlich Eier) gespendet, so giengen sie weiter, in
F, indem sie mit veränderter Stimme sangen: Iez
heit-er-is g'ge", und das ist war; vergilt 's Gott und
geb-ech im Himmel der Lön! Vgl. JRWyss 1820, 09.
90; B Hist. Kai. 1844 und Mai-Lied, Mareieli. In
1
Ma, nie, mi. mo, um
Sni wurde der 1. Mai bes. von der Schuljugend bis
ls27 als Pre gefeiert; s. See Wegweiser 1842,
66. In ZWülflingen richtete die Knabenschaft noch in
i Zeit am 1. Maisonntag den sog. Freiheitsbaum
auf, angeblich zur Erinneruni,' an den Loskauf der
Gemeinde von der dortigen Herrschaft. LToblek. Ge-
meindefeste 7. Am selben Tage wird das Bruderloch
bei TljHagenweil aus den umliegenden Dörfern be-
sucht, woran sich allerlei Lustbarkeit knüpft. Z Anz.
1*77. 772. l>as Maifest in F Kerzers schildert der
.Schweizerbote 1822, 155 f.: Am 1. Sonntag im Mai
werden im nahen Murten zwei Fuder Wein geholt.
Ein Jüngling in Murtener Pesttracht, rotem Wams,
faltenreichen ,Buschhosen' und kleinem, mit weissen
Bändern und Federn geziertem schwarzen Hütchen,
lenkt die Pferde, ein Hanswurst und ein Wunder-
doktor reiten nebenher. In festlichem Zuge komm!
ihnen die Jugend von Kerzers entgegen. Die Mädchen
schmücken den Wagen, auf dem ein vnn Blumen um-
gebener Weingott tront, mit Blumenkränzen; 19 Paare
kräftiger Jünglinge spannen sich davor und ziehen
ihn an blumengeschmückten Seilen ins Dorf. Vgl. die
Gebräuche der rem. Schweiz bei Osenbr. lsTti. V 136 ff. ;
T Gem. 253. S. noch Uf-Fart (Bd I L029); Maien-Zug
und Rochh. 1857, 190. 193. Übergehend in den räum-
lichen Begriff der im Maienschmuck prangenden Land-
schaft »der den abstr. der Mailust: /" \Iaie* gü't einen
Frühlingsbesuch bei den Bauern auf den Berggütern
machen, wobei man sich mit Milch und fiahm be-
wirten lässt Gl. .Mir hat mein Scheins Lieb zuegeseit,
er well mit mir in Meyen.' 1669, S Meyenlied. ,Geh
mit mir in den Meyen, eh dann der Bluest verreist
[abfällt].' ebd. Vgl. i- 's Bluest fare: — 2. (Maie*)
junges Grün, frische Weide Ap. ,Mit Zurückweichen
i chnees finden die Ziegen immer M.' — 3. (Maß,
,Mai" n.)= Vor-Alp (IM I 195) W. Syn. M.-Berg,
Vor-, Maien-Säss. .Maien heissen im OW die Güter der
Mittelhöhen.' Imobersteg. .Mayen "der Maiensäss-Vor-
alp.- Rödiger 1881. — 4. (jSlaie* m.) junge, hohe Tanne
mit entästetem (gew. auch geschältem) Stamm und
"1 förmigem grünen Wipfel, der mit Kränzen.
Bändern udgl. geschmückt ist; Syn. MaifenJ-Baum.
Hin solcher .1/. wird .gesteckt' (auch .gestellt- S)
al als Ehrung, welche jungen (reichen L um Berom.)
Mädchen durch ihre Burschen (bes. Bräuten durch
Freunde des Bräutigams AaF.) zu Teil wird, indem
sie ihnen in der Nacht auf den 1. Mai einen M. (in
F rine Stange mit daran befestigtem Kranze) vor oder
aufs Haus pflanzen AaF. f; B; P; L; S. Ein Lied,
das dabei gesungen wurde, verzeichnet Häfl. 1813, 35.
In LE. pflegen die Eltern des Mädchens, die sich ge-
ehrt fühlen, da die Huldigung nur Mädchen von tadel-
losem Rufe bereitet wird, die Burschen nach voll-
brachtem Werke zu bewirten, wobei die Tochter auf-
HHerzog 1884, 241. - b) auch bei Hochzeiten,
sfe iten usw. zu Ehren der Pestfeiernden Aa; B;
L; Sciiw; Zg. — c) neugewählten Beamten (Friedens-
richtern, Notaren, Gemeindeammännern usw.). wobei
dei M. ofl jahrelang vor dem Hause des Gefeierten
stehen bleibt Tu. In Obw wurde ehedem jedem neuen
Ratsherrn ein M. gesteckt und er spendete dafür einen
Trunk. Trotz mehrfachen Verbote erhiell sich die Sitte
bis in den Anfang unsers .Hits. Oi:w Volksfrd. Auch in
V scheint sie bestanden zu haben, wie aus folgendem
Verbote hervorgeht: .Wann dann alle angewohnte
Gasteryen abgestellt und aber etwan unverschampte
Personen sich anderstanden, solch mit Meyenstöcken
wider anfznebringen, Dem verzukommen ist derglychen
Meyenstöcken gänzlich verboten bei vorgestellter
Bness.' 1628, F. Lt Sprww. 1824, 100 ,war bis auf
die neuem Zeiten in mehreren Schweiz. Kantonen die
Gewohnheit, den Magistratspersonen, mit deren Amts-
führung das Volk zufrieden war. M. zu stecken.- .\\ enn
in S ein neuer Schultheiss von der Bürgerschaft er-
wählt worden, zog dieselbe am folgenden Maitag be-
waffnet vor dessen Haus und steckte zur Bezeugung
ihrer Freude einen Maien- oder Tannenbaum davor
auf. Der Schützenhauptmann drückte in ihrem Namen
die Glückwünsche aus und bot dem Neugewählten
einen Blumenstrauss dar. Musik und Kanonendonner
fehlten nicht. Auf diese Gelegenheit wurden zuweilen
auch Lieder gedichtet, in denen der Held der Fest-
lichkeit besungen ward.' XVIII. (S Kai. 1858). Vgl.
AI'-, h. IV 1 e 37. — d) am Maitag solchen Wirten,
die im ersten Jahr ihres Berufes sich die Gunst der
Besucher erworben haben L. In AALeer. ; S pflanzt
man solche beim Einzug eines neuen Wirtes oder hei
der Eröffnung neuer Wirtshäuser. Ein solcher .1/.
gilt als das Zeichen einer Weinschenke Bs. ,Ein jeder,
so allbie wyn schenkt, sobald er uf hört schenken und
die nieigen hinweg tuot.' 1569, Z Weinumgeldordn.
,Dass liinfüro dheiner dheinen wyn mer vom zapfen
hingeben, verkonfen noch verschenken solle, er habe
in dann zuevor durch den verordneten und geschworneii
wynrüefer öffentlich wie brüchig rüefen und die mei-
gen ufstecken lassen.- ebd. .Aufgesteckte Meyen vor
einem Haus sind ein Zeichen, dass in disem Haus
sei feiler Wein.' FWyss 1653. ,Der Wynrüefer soll
[dem Wirte, der das Ingehl nicht zahlt] die Meyen
weg neinen und Solchen kein Wyn mehr g'rüeft nach
Meyen gesteckt werden, bis dass da- alte Ungelt be-
zalt ist.- liiiiii, Z Staatsarch. .Infolge des Neubaues
hängte die Gemeinde am Gesellenhaus [1681] eine Ta-
verne aus; bisher hatte man sich mit einem Maien
begnügt.' Strickl., Horgen. — e) auf den First im
Rohbau vollendeter Häuser, zum Zeichen des festlichen
Ereignisses S; Tu; Z; s. First-M. Sie werden mit
Taschentüchern behängt, auf deren eines Jeder, der
am Hause mitgearbeitet, Anspruch hat. .Nicht einmal
Irr Meyen, der doch bei der mindesten (Jfrichtig oben
auf der First aufgesteckt wird, war bei der Hand.'
AHartm. 1S52. .Coronis, Meyen auf einem neuen Ge-
bäu.' Df.nzl. 1677; 1716. — Daher Ei"tn en M. stecke
in bildl. S. 1) Einem Ehre antun, Freundlichkeit be-
weisen B; Z. — 2) Einen rühmen, empfehlen Bs; S.
Auch mit S.-Obj., Etw. fordern. .Es würde die bier-
seitige Regierung ebenfalls nicht ermangeln, dem
Unternehmen durch eine kleine Subvention einen M.
zu stecken, wenn sie darüber behelliget wäre, zu was
Ende die Geldbeiträge der Kantone verwendet werden
sollen.- Schweiz. Lehrerz. 1863 (S). Doch meist in
fron. S. oder verneint 1) Einem nicht grün sein. Un-
günstiges, Schlimmes über ihn aussagen, über ihn
losziehen, ihm Eins anhängen BS; Gl; L; GG.; S; Z.
.Er steckt mir keinen M.\ ist mir nicht günstig ge-
sinnt. Hospin. 1683. .Er wird ihm keinen M. stecken,
in offen sa est apud ipsum.' Mf.y.. Hort. 1692. (Auch:
Kim de" M. st.) Jnidm einen tüchtigen Denkzettel
geben ZO. .Dem »erde er einmal einen M. stecken,
murmelte er für sieh bin, an welchem der Hallunke
Ma. ine. uii. nio. um
.sich ■/.' fcod schmecken kö .' Stotz. — 2) Einen
mit Worten scharf hernehmen A \ 1 r.; Gi,Obst. —
3) „Einem Jas Auge blau schlagen L;" /.. Wemme*
[wenn mau] Eine' nit mag (Fun nid icill L; Sprww.
1824, Eim nit hold ist AaSL; B), so steckt-men im
Lei" .1/.. lobt, verteidigt mau ihn nicht AaSt., Wohl.;
Ar; 11; I. : GG.j Scbj S; Tu: '/,. Nach dem-men Eim
irill, steckt man im c M. oder e" Bese*stil L (Ineichen).
.Das bekannte Sprüchwort, welches sagt: Wenn man
Einem nicht hold ist, so steckt man ihm keinen M.-
Schobing. 1695. .Er hat sich da keinen M. geholt', hat
sich blamiert THSchönholzersw. — Waldbäume übh.
werden unter diesem Namen zum Schmucke oder sym-
bolisch verwendet. So werden M. alljährlich im Mai
zu den Brunnen gepflanzt Sch (Kirchh.). Arn Tage
des Bannrittes prangte der Eornmarktbrunnen in BsSt.
mit einem M. oder Maienbaum, einer Tanne oder Linde.
Bs XIV. An hohen Festtagen wurde der Kreuzgang
beim Frauenmünster in ZStdt mit M. aus dem Burg-
holzli geziert. Als dieses i. J. 1500 an die Gemeinde
Riesbach übergieng. behielt sich die Abtei als ewiges
Hecht vor, durch ihren Sigrist fünf M. auf ihre Kireh-
weih und fünf auf das Fronleichnamsfest hauen zu
lassen. Vöc-Nüsch. Lt Schild 1889, 77 zierte der
glückliche Entdecker einer Grube von Hubertuserde
das ert>te Fuder, das er heimfuhr, mit einem M., d. i.
einem Tännchen. — ,M. hauen-, lt PiOchh. 1S57, 507 ein
Kinderfest, das früher am 1. Mai stattfand, jetzt nur
noch selten und z. T. auf andere Tage verlegt ist.
Die Jugend holt ein Bäumchen aus dem Walde, be-
hängt es mit Blumen und Bändern und bringt es in
festlichem Zuge ins Dorf, wo es aufgerichtet wird.
Das Fällen von ,M.' war übh. vor Alters erlaubt. .Ein
jeder dorfmann, den es lustet, man [1. mag] ein meyen
gewinnen in dem selben baan, zu der zyt, so man
gewonlicfa gewinnet meyen.- 1382, l". Später wurde
es verboten oder doch eingeschränkt. .[Bestraft sollen
werden] die in unseren BanhöTzeren M., Wynschenken-
oder ander derglychen Tänline bauwend.' B Gerichts-
s.itz. 1615. .1059 wurde durch den Grossweibel in der
Kirche zu ZWtbur verboten, dass die jungen Knaben
am Maitag weder Rot- noch Weissdändli in M. hauen
sollen, als ein schädlich und unnütz Ding.' Tkoll. .Auf
das schädliche Maienhauen Acht haben.- Schweizer-
botenkal. 18oü (Försterregel für den Mai). .Das Maien-
hauen zu blossen Verzierungen darf nur unter Auf-
sieht des Forstbeamten geschehen.- Aa Forstges. 1860.
— 5. (Maie" — Dim. Majalti PAL, Maili B tw., sonst
Maieli — m., in Gl; GrCüui- auch f.) Blumenstrauss,
aus frischen oder auch künstlichen Blumen Aa-, Ap
(selten); Bs; B; Gl; Gr; L; PAL; GG., Sa.. W., We.;
Sl II (lt St.b); Schw; S; Th (selten); UwE.; W; Zg; Z.
Ich chann auch M. maelie' und schoni, g'schmöckigi.
ACouroiii. Fingerring und M. sind Narre'zeiche;
alter Spruch AaWoIiI. Beim Erntefest in DKüeggisb.
(1817) wurden den Gästen 31. aus Feldblumen über-
reicht; s. HHerzog 1884. 190. .Steckt die Gotte an
der Taufe ein Maieli an den Busen und in die zier-
lich geflochtenen Haare ein Kränzlein, so will sie sich
als ledig zu erkennen geben.' Breitenst. Bes. reich-
liche Verwendung findet der M. beim Hochzeitsfest;
s. Höchzit-M. [Braut und Brautjungfer haben] Chränzli
uff-dem Chopf und M-en a" d'r Brust. Schild 1889.
.Was kann die Jungfrau mehr erfreuen als an der
Hochzeit schöne M.'.-" Bs Ausrufbilder 1749. Der mit
seinem M. auf dem Hute stolzen und testen Schritte
einhergieng und die Erkorne seines Herzens zum
Traualtar führte.' BreITENST. ,1'li muss noch einen
M. haben; dann meinen alle Leute, ihr seiet ein
Hochzeit, rief eine schnippische Jungfrau, riss dem
Uli den Hut vom Eopf und sprang damit ins Haus.
Zornig war Vreneli aufgesprungen im Wägeli: Was
braucht Uli einen M.?' Gotth. Die an der Hochzeit
teilnehmenden Mädchen nähen den Jünglingen M. auf
die Hüte. Der Spisli'g [Bräutigam] ferggt ei" Huei
nach ''em andere', gibd-e' de" Maidle", und die hieze'd
d' 31. uf. . . Bim Esse" viril alnflese". was fitr-eme"
Chnab jedes Maidli de" M. 'gän hi'nl. Schwzd. (GrScIi.).
Auch in AaBK wurde früher ,an Hochzeiten ein M.
auf den Hut gebunden als Zeichen der Gewogenheit.'
Der Muni muess e" 31. ha", den Gefeierten muss man
noch besonders kenntlich machen durch äusserlich
sichtbare Auszeichnung B, scherzend auf einen jungen
Mann angewendet, dem man bei einer Hochzeit oder
einem andern Anlass einen Strauss gibt AALeer. (die
RA. rührt daher, dass dem Stier, der auf die Alp zieht,
ein 31. aufgebunden wird). Dem Pfarrer hemmer [bei
der Hochzeit] es 3Iaieli und es Fazenetli g'ge". B Dorf-
kai. 1870. Auch bei der Alpfahrt stecken die jungen
Mädchen ihren Burschen 31. auf die Hüte GrCIiui-.
S. noch Schwzd. I 23. [Am Banntag in BsLiest. haben
die Burschen] 31. uf [auf den Hüten], si rissen-e" d'
Chappen uf a" Site". Schwzd. .Wenn ein .Imb stösst',
wird ein von der Tochter des Hauses gebundener 31.
an den betr. Bienenkorb geheftet Z; vgl. Frend-31.
Maien werden auf die Wagen fässer gesteckt, in denen
neuer Wein geführt wird Z. Wer sein Eigengewächs
auszuschenken beabsichtigt, befestigt einen 31. aus
Stechpalmen oder einen kleinen Tannbusch neben
seine Haustüre im Unterschied zu .Taverne. Schilt'
und ,Reif' als Zeichen einer bloss temporären Wirt-
schaft Bs; B; Syn. Busch. Bai* jedes Hüs steckt jetzt
e» M. üs. Hist. Kal. 1839. ,Auf diese Gefrist [1035]
haben die Weinschenken die M. hineingetan und ist
kein Wein in der ganzen Stadt feil [da keiner ge-
wachsen war].- Bs faschenb. 1S62. 128. .Tavernen-,
Maien- und Gassenwirte' unterscheiden Bs Mandd.
1714/80. Bil.il. : En 31. uf-''em Huct (uf-''em Chopf.
Sprww. 1869) hän, stolz, hochmütig sein W. S. Höch-
muets-M. .Ein Stück Fleisch oder Brot im Sack ist
besser als ein M. auf dem Hut', besser ordentlich ge-
nährt als Hochmut und Schein GrD. 31. als Aus-
zeichnung, Preis GG. (dim.); Schw; S. D's Maieli
dervu* träge", den 1. Preis GG. ünder Alle" d's Maieli
ha", der erste von Allen sein. ebd. Du bisch e" g'machtef,
e" ganze" 31«"", dir kört der 31. (uf-ae* IluetJ. Schild
1866. Bigopp, do (/'hört der 31. dt" [der Schwyzer-
kuh], der schönist uf der grosse" G'schaui [Viehschau].
3le" füert-di'-'' füre"; hoch de" Grind, dass Alls di''1
g'säch im grosse" 31.'. Schwzd. (Schw). — ,5 becher.
darin man die mayen stellt.' 1550. SchwE. luv. ,Fas-
ciculus, ein büschele wolgeschmaekter bluomen oder
ein meyen. Servia, ein meyle von bluomen oder ein
strauss. In coronamenta reponitur, man setzt 's in die
kränz und meyen.' Fris. ; Mal.; s. noch Gr. WB. VI
1474. .Der Strauss. Mäie, servia, sertum, crista.' Red.
1662. .So brechen wir der Blüemlein vil, dir. Lieb,
zu einem M.' 1669, S Meyenlied. ,Wann wir kämen
in einen Blumengarten, da gehen wir nicht daraus
ohn einen M.' FWtss 1672. ,Es können jungen, unfür-
Ma. nie. nii. mo, mu
sichtigen, holden Leuten mit Zanbersachen zubereitete
Citronen, Pomeranzen, Liebstreusslein oder M.. Bisarn-
knöpf und gemeine scböne Äpfel oder Birnen [als
,Liebgift'] beigebracht werden.' Ahhorn 1 (j7-i. .Du
hast doim Buelen ein M. gemacht, du meinst, er hab 's
in grosser Acht.' Waiirs. 1075. ,Der Hochzeiter und
die hernachfolgende Hochzeitleute sollen die M. (deren
überflüssige Köstlichkeit wir hieinit auch verbieten)
von denen unter der Türen [des Brauthanses] warten-
den und mit solchen sich verfasst haltenden Töchteren
11 ii il Jungfrauen ohne solideres Gepräng gleich im Vor-
übergehen empfahen.' Bs Ref.-Ordn. 1715. .Fasciculus.
M., Büschelein Blumen.' Denzl. 1716. .Herr JHMejer
eines M. gleich den Himmelsgarten ziert.' 1717, Tür.
Sep. ,Dass den Herren und Knaben gänzlich verboten
sein solle, bei Hochzeiten und Gevatterschaften die
Töchteren mit M., Handschuh, Ryband und anderen
dergleichen Präsenten zu beschenken.' B Luxusmand.
1728. ,Ein Bräutigam mit dem Hochzeitkleid und M.'
Herrlib. 1749. Ebenda ,eine ledige Tochter, in die
Kirch gehend' [mit einem Meien oben im Mieder].
,M. und Kränze an den Leichenbegängnissen auf die
Totenbäum zu tun.' B Kleiderordn. 1767. , Predigten
ordnen und zusamnienbüscheln wie die Braut den M.'
Schweiz. Mos. 1703. — Auch (bes. im PI.) einzelne
Blumen Aa; Bs; B; GRGlaris; L; GSa.,We.; Schw; Z.
Blumenstock Aa; Z; Dim., Blümchen B; GRÜVatz;
UwE.; W. AM grüene* Bainli volle* M. Stutz. ,Die
Kinder lies Mais, die schönen Meieli und sinnigen
Böschen.' Gottb. Spee. gel"'e M. = Viöle II 2 (Bd I 034)
Sch. .Ein Büscheli Wintermaieli', Titel eines Buches
von THMETER-Merian (Bs). — (>. (Maie') „Zwickel an
einem Strumpfe LE.;U Ineichen. — 7. Bezeichnung
festlicher Veranstaltungen, a) Schiessen, Schützenfest.
,Die Schützen in der Eidgenossenschaft haben einen
Meyen angesehen nach Laut der schriftlichen Ordnung,
welche jeder Schützenmeister in jedem Orte hat.' 1500,
Absch. ,A1s die büchsenschützen in unser eidgnoschaft
begeren, ein meyen ufzurichten, und das1 der jerlich
von ort zu ort gehalten werden mit abentür und gaben,
ist angesehen: sölichs diser zitte abzustellen.' 1500,
ebd. ,Als dann gemein schiessgesellen, yez Zürich uf
dem schiessen gewesen, an uns 'bracht haben, ein
künftigen meyen und schiessen in unser eidgnoschaft
anzusechen, wie sy dann darüber ein Ordnung vorge-
nommen und gesetzt haben, davon jedem ort ein ab-
schrift geantwort ist, soll jeder ort heimbringen und
zu tagen darumb antwurt geben.' 1504, ebd. Die betr.
Ordnung s. Absch. IH 2, 293 f.; unser Wort begegnet
darin mehrfach (Nom. Sg. ,Mey', obl. Cas. ,meyen').
— b) eine Art Fischermesse, auch ,der Fischer Maien-
tag' geheissen, die am Montag nach Himmelfahrtstag
(so wenigstens 1510 und 1524) stattfand. ,Da die
Weidleute die Kosten des Meyens tragen müssen, so
sollen Landleute, Handwerker und Andere, die nicht
in dem Meyen sind, nur für ihren Hausgebrauch Fische
kauten, nicht aber für den Vorkauf; wer dem entgegen
Vorkauf treiben würde, soll die Kosten des Meyens
tragen helfen und von seinen Obern dazu verhalten
werden.' 1546, B Fischerordn. ; die selben Bestiinmun-
'."ii auch schon in den Ordnungen von 1510 und 1524.
— c) der Schneider. .Am St .Marxtag 1441 luden die
Si I ider von L diejenigen von BThun zu ihnen auf
den Sonntag nach dem Auffahrtsfeste zu einem fröh-
lichen Feste infolge einer auf dem Meyen in Zq ge-
machten Vereinbarung. Sie meldeten ihnen, dass sie
einen Wirt gefunden haben, der ihnen um 1 Denar
weniger als 3 Schilling eine gute Mahlzeit mit ge-
sottenem und gebratenem Fleisch, mit Fischen, El-
sässer- und Landwein u. a. m. vorsetzen wolle.' Lie-
benau 1881. — d) der Schustergesellen. ,Wir [die
Schiedsrichter] haben ouch in diseni unserm Spruch
den schuochknechten usgesetzet und vorbehebt, dass
sy ein"1 küng, einen schultheissen und einen weibel und
ouch iren meyen haben mugen.' 1421, Z Schiedspruch.
■ — 8. (Mai, in Gi-H. -e* — m.) im Mai gebornes Stück
Vieh, bes. Ochs AaL. ; L; Z. Name für Kühe von
gelblicher Farbe HlH.
Mlid. meie. Zu 2 vgl. ,Mai' 7 bei Gr. WB. VI 117 1.
— 3 wird, worauf auch das n. Geschlecht deutet, eine Ver-
kürzung aus Mei(en)-Säss sein. — Bei der RA. Eim en M.
stecke*, die unter 4 gestellt ist, mag da und dort (wohl in
Folge von verloren gegangenem Verständnisse derselben)
Bed. 5 herein spielen; dies zeigt das iu Bs; S daneben ge-
bräuchliche Eim es liöscll »i. und die Stelle aus Stutz, wo
.schmecken' sich eig. nur auf Blumen beziehen kanu. Der
Mangel au Kenutniss vormaliger Laudesverhältnisse macht
die Entscheidung schwierig, ob das in zwei auf einander
folgenden Paragraphen des UwE. Talbuches von 1529 vor-
kommende W. (,Ob einer mit sym muetwillen eim bidermann
um syn hus bi nacht und bi nebel lüffe und eim das syn
wellte geschänden oder losen vor seineu fenstern oder die
meyen abhauen.' .Welcher ein meyen abhawet oder den
dolden.') in ein und dem selben Sinne zu verstellen sei und
in welchem. — Zu 6. „Der Ähnlichkeit mit einem Blumen-
strauss wegen." — 7 a scheint den Namen eher als vom
Monat, in dem das Fest abgehalten wurde, von einem wirk-
lichen , Meien' (i. S. v. 4) zu haben, der auf dem Schiess-
platz aufgerichtet wurde (vgl. die Wendung ,einen meyen
Hineilten' = ein Schiessen veranstalten) und deu man viell.
mit Preisen behieng. Eiue ähnliche Erklärung geht i b
für 7 b — c an, da , Meien' bei diesen Mai-Festen wohl stets
verwendet wurden; doch können auch einfache Übertragungen
des Monatsnamens oder Kürzungen ans ,Meien-Tag' vorliegen
— Zu 8 vgl. den Kuhnanien Merz, beide Naniensfor n
wegen ihrer Einsilbigkeit gegenüber deu betr. Monatsnamen
beachtenswert.
Oster-Mai(e°): Busch-Windröschen, anem. nein.
AASiglist., Wett. Syn. Gugger-JBlnem. — Die Pflanze
blüht zur Osterzeit.
Für- = Johannis-Chrüt 1 (Bd 111 896) SG., NA.
Färb- = F.-Chrüt 1 (Bd III 890) SG, NA.
First- = Maien 4 e GW. ,F. mit Bändern.-
Fleisch-: Kukuks-Lichtnelke, lychn. flos eucc.
AaB., Widen; LHorw. Syn. Fl.-Blüemli. - Benannt
nach der fleischroten Farbe der Blütenblätter.
Freud-: 1. grosser, auf leichtem Holzgestell künst-
lich geordneter Strauss von möglichst seltenen Blumen,
den das festlich geputzte Dienstmädchen (s. Freud-
Maiili) trug, wenn es im Auftrag der Herrschaft Ver-
wandten und Freunden die Geburt eines Kindes an-
zeigte Seil; ZStdt, Wint. f Am Strausse Meng ein
rotes Seidenhand, wenn das Neugeborne ein Knabe,
ein weisses, wenn es ein Mädchen war (GFinsler 1884,
231); nach Seil Wegweiser 1842, 67 deutete man das
männl. Geschlecht des Neugebomen durch grössern
Umfang des Fr. an. Die Sitte kam im XVIII. auf
(s. Troll IV 130) und in den 60er Jahren des XIX.
wieder ab. S.noch Alpenr. 1800, 110/11. — 2.= First-M.
JRWaser 1829, 37. - Zu 1 vgl. Freud S .. (Bd 1 1274).
Güggel-: 1. hohler Lerchensporn, coryd. cava Aa
Ki., Reckingen. Vgl. Guli 4 a (Bd II 221). — 2. Wieson-
salbei, salv. prat. AAReckingen. — 3. Klatsch- VI eim.
9
>la. in.
10
papav. Kl as AAHohcnthengen. Zu :;. 1 • i . - rötlichen
BIO ton werden mit einem Bahneukamin verglichen; vgl.
Güggt l-l 'kambi n.
<i uggich- = Fleiseh-M. ÄABb.
,WeiJ sich der Schaum der Eintagsfliege of( au der Pflanze
lind. -f. sagt das Volk, der Kukuk habe drauf gespien'; vgl.
Gugger-Chät Bd II 5015. -Speuz.
Geiss(e")-: 1. = Oster- M. LSurs., Willis. Syn.
Geissen-Nägeli. — 2. (gew. Dim.) Masslieb, bell, per-
enn. Aa UEhr.. Fisib., Ki.; Gl. — 3. weisse Wucher-
blume, chrys. leuc. AABöbikon, Siglist. - Zu 2 und 3
Syn. Gänse-Geiseli Bd II 373.
Lieb-Herr-Gotts-: Knabenkraut, orch. masc.
AaE. Syn. Herr -Gotts- Fleisch- und -Bluet, Frauen-
Trähen.
Heb- = First-M. .Stecket frisch H. auf auf euren
Dachgestellen.' XVIII., Bs Loblie.l der Zimmerleute.
Heide" Heitc"-: Alpenrose, rhod. rubr. und hirs.
Gr ObS. Vgl. Heid II 2 b (Bd II 989).
Hüener- = dem Vor. WGrächen. Syn. H. -Einem.
Nach Lütolf, Sagen 376 wegen der Ähnlichkeit mit dem
Httbnerkamm "der der Hülinerhatit so benannt, nach Audern
als Schlupfwinkel der Schneehühner.
Herbst-: Herbstzeitlose, colch. aut. AAWürenl.
Wirts-Hüs- = Maien 4 d S. ,Mit Spitzen und
Bändern ausstaffiert wie ein W.' AHartm., Lirenhannes.
Hetzgi-, auch Hexgi- = Güggel-M. 2 GG.
Sant Johann(i)s-. Sant Jöhannsch- GrL.: 1. =
Heiden-M. GrL.; WZerm. — 1. = Geissen- II. 3 LSurs.,
Willis. Syn. Sant Jöhanns-Bluem.
Chüechli-: ein bei Anlass der Fastnachtsküchlein
aus gleichem Teige erstelltes Gebäck, aus einem langen
Kiemen bestehend, dessen einer Rand gekräuselt wird,
so dass das Ganze, nachdem es um die Spitze eines
Stahchens gewunden und in Butter gebacken ist, das
Aussehen einer Blume gewinnt; es wird den Kindern
geschenkt ZHombr. S. noch Sichel- Lösi (Bd III 1414);
Chriesi-, Erdber-M.
Chüentschge0-: 1. = Lieb-Herr-Gotts-M. AiHet-
tenschw. — 2. gem. Ragwurz, orch. mor. AAWiden.
Chürbe"-: Blüte der Kürbispfianze AaEIii'.
Sant-Katarine"-: kriechender Günsel, aj. rept.
GSa. — Die h. Katharina gehört unter die 14 Nothelfer;
dem Kraut wurde Heilkraft zugeschrieben.
Chettene"- = Chetten 3 ( Bd III 564) AaBo., Widen ;
ZBachs.
Chle-: Blüte des Wiesenklees, trif. prat AAKi.
Chräje»- = Hetzgi-M. Aa (Mühlberg).
Chriesi- = Chr.-Chloben (Bd III 620) GiiChur, Pr.j
GRh., W.; Z.
Letzi-: Blumenstrauss. den Badegäste zu AaB.
beim Abschied erhielten. .Für 2 L. 4 Schilling' ver-
zeichnet 1736 Pfarrer JRBurkhard in Niederweningen
unter den Kurausgaben [wobei unter den 4 Schillingen
doch wohl das Trinkgeld zu verstehen ist, das dem
Überbringer der L. gespendet wurde]. Vgl. Sader-M.
Chlei°-Maränd-Jl/<((/(: 1. = Chäsli-Chrüt 4 (Bd
III 397) GRPr. — 2. = Herbst-M. ebd.
Die Wnrzelknollen von 1 (Chäsli) werden dann und wann
vnii Kindern gegessen. Auf 2 ist der Name übertrageu wegen
der Ähnlichkeit der beiden Pflanzen.
Hoch- Muets- Maie": eig. wohl Strauss. den sich
ein Bursche auf den Hut steckt, um sich ein hochmütiges,
herausforderndes Aussehen zu geben ; s. Maien 5. Bildl.
Der H. riset ab [entblättert sich]. Bruhin 1885.
Fas-Nacht-: Blumenstrauss, der dem an der
Fastnacht zuerst auf dem Tanzboden erscheinenden
Paare überreicht wurde S (Schild 1860, 36).
Brenn-Nesslen- = i7 üggel- M. 3 A * \V ürenl. — Die
Blätter fühlen sich raub an, ähnlich denen der Brennessel.
Bader-: Blumenstrauss. den man Kurgästen in
AaB. ,ins Bad verehrte.' Einen solchen erhielt z. B.
1665 der Z Bürgermeister Waser. DHess, Badenf. In
verallg. Bed. jedes Geschenk, das man Badener Kur-
gästen machte; so auch 1663 von einer langen, ge-
lehrten Abhandlung über die Folgen der Trunksucht,
ebd. S. noch ,das Brot' S. 108.
Eid- Ber Epperi-: ähnlich dem Chriesi-M., nur
dass statt Kirschen Erdbeeren am Stabe befestigt
werden Z. Eine Abb. s. Z Neuj. Mus. 1777.
Blau-: 1. kleines Singrün, vinca min. GSa. -
2. dim., wohlriechendes Veilchen, viola odor. ebd.
Ris - Maieli = Geissen- M. 2 GrD.
Ross-Maie"= Hüener-M. GrS.
Ratte"-: blaue Kornblume, Cent cyan. W.
Wohl in Folge Verwechslung wegen des gemeinsamen
Standortes von der Kornrade, agrost. gith., auf die Korn-
blume übertragen.
Söu-= Chettenen-M. AiBb. Syn. Söu-Bluem. —
Weil als Schweinefutter verwendet.
Süg-: (Dim.) gem. Lungenkraut, pulm. offic. SNA.
Der Name daher, dass Kinder gerne den süssen Saft aus
der Blüte saugen.
Schkf-Maiji= Geissen-M. 2 GRJenatz.
Schwi"- = Söu-M. GrL.; W.
Strilss- = Maien 5 SchwE. D' Musikante* mid
ire" Str., u-o s' uf de" Hüete" 'treit hend. MLienert
1891. — Tautol. Zss.
Tschugge"-: schmierige Primel, auricula viscosa
W. Syn. Flueh-BIuem, -Bös.
Kilch-Wih Chilbi-: Kirchweihstrauss AaF.; B;
Lf; G- .Kosmarinstrauss, den auf dem Tanzboden die
Mädchen an der Brust, die Burschen auf dem Hute
trugen; man wetteiferte um den schönsten Strauss;
wer keinen hatte, galt Nichts beim Tanze' aScHW (bis
1820). In LH., Rottal bestand der Ch. aus einem etwa
20 cm langen und 4—5 cm breiten, mit blauem oder
rotem Stoff überzogenen Kartonstreifen, auf dem ein,
oft auch zwei grosse Rosinarinzweige befestigt waren,
neben allerlei künstliehen Blumen (bes. Rosenknospen
und Vergissmeinnicht), zwischen welchen an langen,
dünnen Drähten ,Dort-Ähren' und .Läubli' [s. Laub 4
Bd III 955] steckten; unten war eine Schleife aus
verschiedenfarbigen Bändern [s. Strick] angebracht.
Den Ch. spendete das Mädchen seinem Chilbi-Bueb;
vor dem Beginn des Tanzes heftete es ihm denselben
so auf das linke Vorderteil des .Tschopens', dass der
Rosmarinzweig ein wenig über die Schulter hinaus-
ragte. In G wurde der Ch. unter der Linde gewunden;
darnach scheint er dort aus frischen Blumen bestanden
zu haben. S. noch B Dorf kai. 1890. 11.
Höch-Zit Hochsig-: Hochzeitsstrauss. welchen
die .Hochsigjumpfer' [weiblicher Hochzeitsgast] ihrem
.Hochsigchnab' vorn an die Brust heftet, und welcher
nachher zur Erinnerung aufbewahrt wird Z. , Sohns-
fraue" schön wie H.' Stutz. Spec. der Strauss, den der
Bräutigam am Hochzeitstag auf der Brust trägt UwE.
maie": 1. das Gras im ,Maiensäss' abweiden lassen
GW. — 2. „einen Baum schälen, wenn seine Rinde
11
IIa. nie, ini. nid
12
noch im Satt ist, also im Gegs. von bijeien, not -rinden"
BO. D's Höh m. - 2 auch bair. (Schm. I2 1552).
Maiete" f.: Ballen von Maibutter. Syn. Anken-,
Maien-Brüt. ,A. 1599 den 17. Mey (wäre der Auffahrt-
schiessent auf dem Hofe) stellete man eine Meyeten
aul. darinnen steckete ein blühender Trauben, reife
Kirschen und Erdbeere, ein reifes Roggen- undGersten-
ähre samiiit einer Haber-Tünnen.- JEEsoher 1692 (am
Rande: .früher Jahrgang'). JJScheuohz. 1716 wieder-
holt die Nachrieht mit dem Zusatz: .[M.] oder Anken-
braut.- ,10 ß dem Babeli [als Trinkgeld der Tochter
des Pächters aus ZZoll.] für die M-en den 26. Mai
1763.' Z Haushaltungsb. .[An Auffahrt und am Pfingst-
montag] werden oft M-en, Milch, Zigerli und Anderes
am Morgen vor der Predigt in die Stadt getragen
zum Verkauf, die Kirche versäumt.' 1686, ZZoll. Pfarrb.
- Vgl. .das Brot' S. 108.
niaiig: im Safte, vom Holz BSi. Im Maie" muri
d's Höh ms.
Maierä", bzw. -ö", in ÄALeer., St. -öm : 1. Majoran,
orig. major. Aa; GT.; Sch; Th; Z. Syn. Maserön.
.Meyaran.' Zg Arzneib. 1588. .Meyeran.' Bs Apotheker-
tax 1701. S. noch Gr. WB. VI 1488. - 2. müde M.
a) orig. vulg. ÄAEhrend.; Th ; U. — b) in GWe. Ma-
garö*, Feld-Thymian, thym. serpyll. GWe.; Sch. —
c) wilde Münze, menth. silv. GGoss., Stdt, Ta.
Büchel- = Maierän 2 b GG., oT. — Die Pflanze
wächst bes. an Abhängen.
Meier 1 m. : 1. grundherrlicher Beamter, der die
Aufsiebt über die Bewirtung der Hofgüter führt und
im Namen des Grundherrn die polizeiliche und richter-
liche Gewalt über die Hofleute ausübt. Er selbst be-
baut ,das grösste und beste Stück des alten Hofes',
den .Meier-Hof- [s. Bd II 1029], sofern nicht hiefür
ein besonderer ,Unter-M.' bestellt ist, so dass ihm als
.Über-M.' nur die Verwaltung der Herrschaftsrechte
obliegt; s. z. B. Aa Gem. 1844, 2, 330. .Gezwinge und
benne sind des m-s an des gottshus statt.' 1300, Ztschr.
f. schwz. K. .Item wenn ein val also gevelt [s. ge-
fallen 3 Bd 1 756], so soll ein meiger uf dem hof
,l.i i lt.l 1 1 und soll man im das vich für schlachen oder
las gewand für legen.' 1417, Gfp. In BBiel stand im
Will, ein bischöflicher M. an der Spitze der Ge-
meindeverwaltung. .Der Bischof von Bs setzet Denen
von Biel einen M.; doch nihmet er selbigen aus dem
Habt daselbst, und niuss ein solcher dem Raht schwe-
ren und hinwiderum der Raht ihme. Er sitzet auch
mit dem Raht zu Gericht in den Malefitz-Sachen. So
[dn- Rat] Etwas der Stadt halben rahtschlaget, so
stehet der M. aus und besitzt der Bürgermeister den
Habt.- SiML.-Leu 1722. Über weitere Befugnisse des
M. s. ebd. S. 640 Anm. Der M. hatte die Wuchertiere
für die Hofgenossen zu halten. .Der meiger soll ouch
haben einen pharren, einen eher, einen widder und
einen bock.- AAErnlisb. Offn. S. noch Frevelt Bd 1
12s7. Über Wesen und Entwicklung des .Meier-Amtes-
vgl. bes. Bluntschli, RG. [»249/54; LABurckh. 1860.
25 f.; JMeyer 1878, 258/68; über das Verhältniss des
M. zum .Keller- s, Bd III 204. An manchen Orten
wurden schliesslich die M. von der Bauerschaft gewähli
und leiteten als Vorsteher (s. Dorf-M.) die gemeinen
Angelegenheiten und Interessen dei Genossenschaft,
besorgten auch die niedere Ortspolizei. Bldntsohli,
KG. 1- 123. Wenigstens angebahnt erscheint diese
Entwicklung an folgender Stelle: .Und denne ist ze
wüssen von des meigers wegen, dass die gnossen einen
m. haben sond, und soll man inen keinen m. nfsetzen
denne mit ir willen und der inen gefellet, welicber
denne ie ze mal die kleinen gericht inne hat. Und
soll ouch ein m. vor den gnossen järlicb schweren,
so sy ir geding hant.' AALunkh. Ofl'n. — 2. Dorfvor-
steher, Ammann; entsprechend dem frz. .maire' BsL.f
(noch im XVIII. z.B. in Langenbruck); S. Am 10. März
1476 benachrichtigt ,der m. von Locle' den Grafen von
Aarberg von den kriegerischen Absichten des Herzogs
Karl von Burgund. Bs Chr. II 368. .Es gehöret der
Stadt Biel St lmmersthal, und bat vil Gemeinden, da
ein jede ihren eignen M. oder Amman hat, welche zu
Meyen und Herbst von ihnen bestätiget werden.' Siml.-
Leu 1722. S. noch Gr. WB. VI 1903. — 3. Lehen-
mann, Pächter BsL.f; GüMai. — 4. Bauer. .Es ist
ein vast richer m. tot.' NMan. .Fürwar, du bist ein
rucher m. Im hus hast schier kein brot noch eier;
noch wolltest gern mit allen roufen.' Rüep 1540. .Rau-
cher m., grob, ernsthaft, horridus, severus agricola.
Grob, raucher m., austerus.' Mal. In LRickenb. wur-
den lt Jabrzeitbuch die Bauern .meyger' geheissen.
MEsterm. 1882. — 5. Geschlechtsn. allg.
Lediglich ein Jlissverstäudniss ist es, wenn HsStoekar
1519, 9 den Namen des Apostels ,St Jacobus major* durch
, St Jakob der meiei" wiedergibt.
Alp-: grundherrlicher Verwalter eines Alphofes.
.Die übrige Behausung besitzet des grossen Spitals zu
Basel A., welcher bey 80 Melchkühen erhaltet.' Wiirst-
isen. Das W. auch bei AHeusler 1854.
Vierling- = Vierer (Bd 1 923)? AAWett. Offn.j
vgl. Dorf-M.
Geiss-. ,N. N., genannt G." 1653, AAWett. Kloster-
arch. Vgl. Geiss- Vogt Bd I 706.
Hueb- = Meier 1, insofern er auf der Meier-Hueb
[s. Bd II 960] wohnt. ,H.' hiess der Verfasser des
.toufbüechlins', auf das Zwingli eine Entgegnung
schrieb, mit der Aufschrift : ,an Balthazarn Huebmer.'
,N. N., genannt H.' 1653, AAWett. Klosterarch.
Hof- = Meier 1, bes. insofern er den Meier-Huf
bewirtschaftet. .Wohnte der Hofherr auf dem Gute,
so baute er mit Hilfe der Hofleute sein Gut selbst
oder Hess es durch einen sog. H. für sich bewirt-
schaften.' LABdrckh. 1860. S. noch Gr. WB. IV 2.
1693. Einen .Burchhard H.' nennt RCysat.
Holz-: Aufseher über die Waldungen Th. .Die
vier H. leisteten dem Burgermeisteramte bei vorkom-
menden Verrichtungen im Walde nur Knechtedienste.'
JJMüLL. 1867. — Vgl. Gr. WB. IV -.'. 1777: Mytli. 2 Sil.
Hard- = H.-Herr (Bd II 1532) Z f. ,Der aus dem
Mittel der täglichen Räte geordnete H., dem die nähere
Aufsicht über dieses Grundstück [das Hard] aufge-
tragen war.- 1801, ZStdt (Memorial der Gemeindever-
waltung). S. noch H.-Büechlin. Geschlechtsn. Z.
Chilch-, Chirch-, in Ap Chiltefai'- .- l.= Chüchen-
Vogt 1 (Bd I 706) Aa; Ap (doch meist nur ein unter-
geordneter Gehilfe des Bezügers der Kirchenzinse);
Bs; B; „VOj" GLf; „Sj" Z. Syn. Chilehen-Pßger.
Er zahlt das Lehrergehalt aus B. .Nachdem jedes
Kind [nach der Jahresprüfung] seine Batzen hatte,
brösmete der K. auch mir meinen Lohn aus.' Gotth.,
Schulm. Die Kinder verspotten ihn: Ch., Milchseijcr!
A.vl.oer. An den K. werden die Bodenzinse entrichtet
\ on den der Kirche Pflichtigen Grundstücken. M Esterm.
i:;
Ma, im1.
im. nio, mu
14
is«2. .Was im jarzytbuech der kilchen stät, das wysef
umb bu, Hecht und spengen, darüber die kilchg'nossen
k. setzent, das söllent sy nsscbryben, und sönd des
nüt verkonfen noch verfendren [verpfänden].' 1418,
1. h'atsli. ,K. sönd järlich dem kilchherrn asrichten
an baarem gelt uff Martini alle die jarzyt oder galt,
das im gefeit von den jarzyten. Darumb soll der
kilehher den zwein kilclimeyern und dem sigristen
geben...- LKriens Kirchenr. .Wenn [die von ZBir-
mensd.] aueb Dorfmeyer oder K. setzen wollen, soll
das geschehen durch den Untervogt, den Richter und
die 10 Benannten [Ehrenmänner aus der Gemeinde].'
1504, Absi'h. ,Der k. soll alle fronfasten armen lüten
umb brot geben 16 seh., 2 viertel körn, 1 viertel haber,
1 viertel kernen.' 1550, LRickenb. Jahrzeitb. .Von den
k-n und pfiägern der kilchen.' 1584, Gfd 3, 187. .Es
ist zu wüssen, dass aller Hanfzehend, Hanfsam und
Nuss an der Kilchen Bauw gehörig, und das soll in-
nemmen ein K. und soll davon die Gloggen ze oberen
und zu nideren Baden besorgen.' 1681, ÄAWett. Klo-
sterarch. ,Üer K., der von einem Raht der Statt zu
Baden gesetzt wird, hat die Kilchen mit Tach zu ver-
sorgen.' ebd. ,Falls sich begebe, dass denen bevogte-
ten WaisenkindeTen oder Kirchen in dergleichen Auf-
fahlen zue verlieren gienge und sich erfunde, dass
solches wegen Saumseligkeit oder Unrleiss der Weisen-
vögt oder K-en beschechen, sollen solche Weisenvögt
oder K. der Weisenkinderen oder Kirchen ihrer Ver-
lust wider ersetzen.' 1684, ebd. ,1'ie Kirchen haben
besondere Verwalter ihres Guts, K. genannt.' JXSchnyd.
1781. .Ratsherr N. wird zum K. vom Rat erwählt.
Lamlvogt N. zum K. von Bürgern.' 1702/7. B. S. noch
frommen 4 (Bd I 1266), E-Gaumer (Bd II 304) und
vgl. Seg., RG. II 810. 812; Ochs V 700; Strickler,
Horgen 195. — 2. = Chilchen-Vogt 2 S; Nnw.
MEsterm. 18S2 belegt einmal die Form ,kyl-nieyei.'
.Kilclienm.' begegnet ebd. und bei Zellw., Urk.
Mit-: Mitbesitzer des Meieramtes. 1445, W'Ein-
lischtal Urk.
Ge scheid-: Vorsitzender des .Gescheids' (s. Ge-
scheid-Herr Bd II 1543, Scheid- Lüt Bd III 1521). ,Das
Amt eines G. der mehreren Stadt [Bs] bekleidet der-
jenige Herr der Räten, welcher von der höheren Zunft
ist.' ßs Gescheidsordn. 1770. .Die Bahnwarten sollen
der Stadt Zwing und Bahn, Allment und Herrlichkeit
getreulich hüten, das Anstössige sofort ihrem G. an-
zeigen und demselben, wie auch dem Gescheide, ge-
horsam sein.' ebd.
Schüre"-: Pächter auf einem gewissen Gute des
Spitals Bs. Schürmeier auch Familienname.
Schloss-. ,Das Schloss und die Güeter [zu Sch
Herblingen] werdend einem Buren verlihen, den nampt
man den Schi.' Rüec-er 1606.
Stur-: herrschaftlicher Steuerbezüger, der für die
richtige Verteilung und Bezahlung obrigkeitlicher Auf-
lagen sorgt. .Andere Dienste sollen Vogtleute und
Gotteshausleute [zu AAWett.] und Alle, die im Amt
Wunn und Weid gemessen, mit einander tragen nach
Auflage des geschwornen St-s.' 1429, Abscu. ,St.'
hiessen die Mitglieder eines Kollegiums, das 1459 in
ZEmbr. die damals an Konstanz verpfändete und zahl-
bare Vogtsteuer einzuziehen hatte, aber von den Steuer-
pflichtigen ernannt wurde. 1459, Z Ratsurteil. ,Die
Vögte der Witwen und Waisen sollen alljährlich in
Gegenwart der St. des Amtes dem Landvogt [zu AaB.]
Rechnung ablegen.' 1477, Absch. .Ausschüsse aus der
Gemeinde AAKoblenz klagen, dass der Obervogt in
seinen Gerichten keine von dem Landvogt beeidigte
St.. die auf die fehlbaren Sachen Acht zu geben und
selbe zu leiden haben, zulasse.1 liiT.".. Absch. Der
Landvogt zu AaB. schaffte 1728 die betrügerischen
Judenschreiber ab und gebot, alle Ausfertigungen und
Abrechnungen der Juden vor den St-n oder den Ge-
meindevorstehern regelmässig vorzunehmen.' Aa Gem.
Die St. wurden gelegentlich auch zu anderm Dienst
verwendet: ,Die undervögt und st. [in B] sollint ein
ufsehen daruf haben [dass Niemand an Wiederein-
führung der Messe denke].' 1532, Egli, Akten.
Amts-Stür-. ,Bis zum Jahre 1777 war N. N. von
Oberengstringen Amtsseckelmeister, man nannte ihn
A.' HWeber 1869.
Strudel-: flüchtiger Arbeiter Bs. — Vgl. Gr. WB.
VI 1904.
Dorf- = Dorf-Vierer (Bd I 924). So oder Dorf-
riehter hiessen z. B. noch in der 1. Hälfte dieses Jhdts
die Vorsteher der Civilgemeinden von ZGossau, welche
die ökonomischen Angelegenheiten ihrer Gemeinden
zu verwalten hatten. ,Ouch soll man wüssen, dass
man zuo den gedingen ze meyen und ze herbst soll
vier d. setzen und erkiesen.' Ende XIV., ÄAZufikon
Offn. ,Mer ist ir alt harkomen, dass sy söllin setzen
zwen d. Dieselben zwen sollen einem herren schweren,
des dorfs ze Wetzikon nutz und ere, iren nutz ze för-
dern und schaden ze wenden, als vere si mögen, das
an geverd. Dieselben d. sollen zuo gebieten haben
steg und weg, ouch efaden ze machen und in eren ze
halten.' ZWetz. Hofro.lel; ähnlich 1475, ZGryfenb.
Hofrodel. ,Darzuo hand ouch dieselben dörfer das
recht gegen einander, dass nieman nit in dem fronwalt
houwen soll, denne als wenne im erloupt wirt von
dem keller und den d-n.' AALunkh. Offn. .Magister
vici, d.' Fris.; Mal. ,Es soll ohne erlaubtnuss der
vier geschworenen d-en zuo Wyach keiner dhein holz
gar nit hauwen.' 1596, Z. ,I)ie g'schwornen ald d. zuo
Wyach.' ebd. In ZMönchalt. nennt man D. Denjenigen,
der die Aufsicht über die Dorfbrunnen hat und sie in
gutem Stand erhält ; Syn. Brunnen-Meister. — Vgl.
noch Bluntschli, R(i. I2 4'2:'.; Argov. 1861, US f.
Wile"-. .Der w., so uf dem hof sesshaft ist.' Z
Dietikon Offn. Vgl. Wilen-Mann.
Wis-. , Konrad W. von Niderflachs.' 1527, Z.
Sonst auch bloss ,K. Meyer.' Noch Geschlechtsn. Z.
Zins-: Bezüger der Gefälle für eine Herrschaft.
,Der z. soll von der houptsumm von 20 einen gülden
ze geben schuldig syn.' 1526. Absch. (Gr). ,Der z. soll
dem lechenherr nach lut und sag syns briefs zinsen.'
ebd. ,Was Erblehenzins sind, diewyl der recht Lehen-
herr den Zins in Händen hat, so soll im der Z. näm-
lich nach Lut und Sag des Zinsbriefs und alles das
Korn, Schmalz. Käs und Wyn, vorbehalten Pfeffer
und derglychen Ungebür, zu geben schuldig syn.' Gr
Landsatz. 1619. ,Hinderstcllige Z.' 1649, Foffa. S. Gr.
Weist. V 705.
Meiertum: 1. Meieramt, -würde; s. Gr. WB. VI
1906. — 2. Bezirk, Dorf, worüber ein Meier gesetzt
ist. Im Mai werde die Stift in allen ,m-en' Landtage
halten. 1531. Strickl., Akten (S). ,Es sperreu sich
etlich in Münster meigertumb die steur zu geben.'
1532, ebd. , Seine [des Bischofs von Bs] Untertanen
15
Ma — mn. Mal — mub. Mach— inuch
16
in den Dörfern (meigertumben) Eisgau usw.- L532,
ebd. ,13 Meiertumb habend mit der Stadt Bs ein
Burgrecht angenommen.' Wi-rstisex.
Meier II: Name einer Pflanze. ,Von M. und roten
Muten. Die Bletter in heisser Eschen gebraten heilet
<lie »erbrennten Glider. Die erste 1 Irüe von gesotnem
M. mit Rindsgal vermischt . . .' ZZoll. Arzneib. 1710.
Vgl. Majoran und s. Gr. WB. VI 1904; »gl. anch Aum.
zu VogdrChrüt (Bd III 890). Zu Jen dort angefahrten Pflan-
zen kommt guter Heinrich, chenop. bon. Henricus, für den
Pritzel-Jessen S. 91 die rahd. Bezeichnung ,maier' beibringen.
mlii: faules Ja ApH.. M. — Ungefähr die gleichen
Laute, welche Bd I lfi-J mit flu' bezeichnet sind.
llliagge": schreien, von Katzen B. — Onomato-
poetische Bildung.
Mias. Miassli. Gotth., Mies ApH., Meies ApM.; Bs
(Spreng). Meijis LBerom.; UwHergisw. : Jeremias (lt
Spreng .pöbelhaft'). Vo" 's 3Ieijisse", von der Familie
des J. LBerom. ,Myas Hotz von Dürfen.' 1558, ZGrün.
Diese "Verkürzung bezeugt ilie urspr. Bct'iuuiig .Unmi«* ,-
vgl. die ähnliche Sachlage bei Leies Bd III 950, Ups Bd III
1362, Broii. Bitzi, Ritzi.
Hianeli: Kätzchen Ap (Kdspr.).
miaue": wie nhd. G; Tu; Z. Vor Häusern, in
denen ein Schwein geschlachtet worden ist, pflegen
Kinder so lange zu m., bis sie von den frisch be-
reiteten Blutwürsten bekommen GW. Vgl. mauwen.
miausle": im Weinberg Nachlese halten, ein Ge-
schäft armer Leute B; L. Syn. süechlen.
mii: 1. (mö-) Interj., mit der ein Kind, das sicli
schlafend gestellt hat, plötzlich auffahrend Andere
erschreckt Th; Z. — 2. fmmmö) Lockruf für Kälber
S (Schild). Vgl. möggen.
um: 1. Nachahmung des Gebrülles des Rindviehs
Bs; Tu; Z. — 2. (mü-mü) Lockruf für Kühe Gl.
M ü n., in Th auch f.: Name der Kuh od. des Rindes
in der Kdspr. Bs; Th; Ndw (Dim. Muli, Müjili); Z.
Lobe-, Löbeli-: das Selbe GStdt.
Mucheli-: das Selbe lisStdt. Syn. Mucheli. •-
Über die Bildungsweise dieser Zss. s. GBinz 1888, 5.
Gueti-Mue: Name der Kuh im Kdld vom Haus-
halte L.
mii-e" — Ptc. g'müt: brüllen, von Kühen GuVal.
Syn. müggen, brieschen.
mü-ele" ("'): 1. von Pferden: leise, schwach
wiehern ZGlattf. — 2. von Menschen: die Laute hm-
hm-lun hören lassen und dabei schmunzeln, wohlge-
fällig vor sich hin lächeln, z. B. wenn man gerühmt
wird. ebd.
Der Einsender (Spillni.) schrieb zwar stets mähele*, aber
das h ist diK-li wahrsch. nur Silin ntrennungszeichen und wird
nu'iii gesprochen.
Mab, Hieb, mib, mob, raub.
Möbi, Möbili: Name von Kuh oder Rind in dei
Kdspr. L (Ineichen),
Wahrsch. eine Contaminatiou ans mtt (mö) und dem syn.
Löbi (Bd III 996), wenn nichf eine blosse Entstellung aus
Letztem) im Kindermund; doch »gl. Höbt n (I:<1 II 945),
II..,,; (ebd. 1 185), Wobi.
Hüs-Mobili f.: Hausrat. UBragger 1788; Z<l.
Mobilie" PI., auch f. sing.: Verkürzung aus dem
W. .Mobiliarversicherung' Z. [Seinen Hausrat] i* d'
M. tue'. I" der M. händ-si gar Nüd.
Möbel n.: 1. von allerlei beweglichen Gegen-
ständen, meist in verächtlichem S. Tu; Z. En alt*
31.. z.B. von einer unbrauchbar gewordenen Maschine
Tu; Z. — 2. ebenso von Personen Th; Z. E" sübers
.1/.. ein sauberer Patron; e" füls 31., ein Faulpelz;
en unnützes M. Da' ist e* 31.! auch von einem aus-
gelassenen, stets zu tollen Streichen aufgelegten Men-
schen Tu. Dim.. Dirne Sni.
Mach, niech, mich, moch, mach.
g'-mach. in BE. -ä-, in ZSth. auch mach, in BöO. ;
UwE. als Adj. g'mäch — in den flect. Formen häutig
g'tnachne", g'mächner, g'mechne": 1. Adj. a) gemäch-
lich, langsam Aa; Ap; Bs; B; Gr; GG.; ScHwMa. ; Th;
UwE.; U; W; Z. Er ist (en) g'mächer (:er Arbeid)
BöO., en g-er Arbeiter BSi. ; Tu; Z. Ghleini und g-i
[Schritte], Scbwzd. (Gk). G. am Bare", g. am Chäre;
langsam beim Essen, aber auch bei der Arbeit BE.;
vgl.: ll'c'r nid mag esse", mag auch nid schaffe" Tu.
Zur Räch bis g..' Sprww. 1824. ,Das b'hend und
schnell macht er g.' Haberer 1502. .Latitudo ver-
borum. wenn einer g. und langsam in reden ist.' Fnis.
.Je höher ein Planet am Himmel, je einen gemacheren
und sittigeren Lauf er hat.' FWyss 1650. .Da die
christlich Lieb g. und die Waffen sind geschwind.'
CMev. 1657. ,Die müden Ochsen treten hart: schwache,
alte, g-e Leut können auch Etwas.- Hey., Hort. 1692.
.[Es] ist ein grosser Unterscheid zwüschen dem lands-
knechtischen und eidgenössischen [Trommel-] Schlag,
dann der unsere etwas gemacher ist.' SiML.-Leu 1722.
.Ich habe mich viel beflissen, aber mit g-em Success.'
Will.. Landv. Eschers Tageb. — b) zahm, zutrau-
lich. .Die [wilden Enten] liessend inen brot fürwerfen
und holtend das, so g. hatt si der hunger g'machet.'
Vad. — 2. Adv., wie nhd. Syn. hübschelich Bd II 960.
Nur e" chli" g.'. Mahnung an einen Übereifrigen. G.
riebe" [reich weiden] tuet wo!. Sprww. 1869, auch
Scbimpfr. 1651. Bes. in der Verbindung g. tue", Etw.
langsam verrichten; behutsam, vorsichtig zu Werke
gehen Bs; Th; Z, häufig in der Lit. des XVI./XVIL;
s. tuen. .Mir gat der at also g., dass ich nit gan noch
reden kann.' Haberer 1562. .Manu longa tradere,
langsam machen, g. leeren.' Fris. .Auf einem langen
Wäg wandlen auch die Geschwinden g. ; wann aber
der Wäg kurz ist, wandlen auch die G'machen ge-
schwind.- FWyss 1655. ,[Es] sind auch Solche, denen
man zu geschwind oder zu g. prediget.' Müll. 1673.
,Mit der Leibsübung muss man auch g. verfahren.'
Hauptweu 1690. .In Politicis solle man gemacher
einhertreten.' 1713, Absch. .Maxima paulatim e mi-
nimis, minima subito ex maximis, g. wird das Klein
gross, gechling das Gross klein.' Denzl. 1716. S. noch
daher Bd II 1566. — :!. subst.. Geschlechtsn. .Jakob
G.' 1322. Gl Urk.
Die nräfixlose Form mach beruht, obscl sie auch
anderswo, z. T. schon in alten Quellen, vorkommt (Gr. WB.
IV 1, 'J, 8124), kaum auf altei I berlieferung, sondern er
klaii sich am einfachsten als Abstraktion aus Fallen, wo im
1?
Mach, mech, mich, hloch, mueh
is
Satzsandhi das .'/' den) vorausgehenden Consonanteu sich assi-
milierte. G'müeh ist durch Ausgleichung nach dem Comp,
oder nach dem ibstr. G'mäehi entstanden. Der Comp. ,gmä-
cher' findet sich Doch 1546, L; GGotth. lö'.i'J; 1G50, ZElgg
Arzueib.; HKeller 1729; NSererh. 1742.
all- GrOdS., V.. tüls- Aa;Ap; BHa.; Gr; GG., O.S
ScnSt.; ScHwMa.; Th; Z, alls-g'machs TuHw.; ZO. tw.
— Dim. iills-ifiiidchcli Bs: Adv., verstärktes g'mach.
Giind it..' macht euch einstweilen ganz langsam aul
den Weg [ich komme gleich nach] GG.; ScHwMa. ;
Tb; Z. JUier wein epp' a. gegen kein trappelten BHa.
A. dem Hemet eue! ruft man Scheidenden nach Ap;
vgl. Heim (Bd II 1276), lassen III (Bd 111 1397). A.
chunnt auch hei" AaL., eh. air'' nähe-, eh. men awh
u-U ScHSt. (Sulger). Der As, Spitzname für einen
langsamen, allzu bedächtigen Menschen TnHw. ,Sara
[sagt Tobias] soll allg'mach nocher kon.' GGotth. 1619.
Sup. ,allg'machest.' ,[Er] fieng a. an reden.' Morgant
1530. ,A. ryten.' Haimonsk. 1531. ,Pauxillatim, a-ist,
nach und nach, yemer wenig. Pedetentim et gradatim,
muesslich, a-ist, nit strüttig.1 Fris. S. noch an-gän
Bd II 20, hübsehelich Bd II 967. Dafür auch ,aller
g'machest.' Wagner 1581 (S Wochenbl. 1846, 2, 37 a);
GGotth. 1619, 214.
Zsgs. mit all-, bzw. alls- (Bd I 170), das entw. mhd.
alles (ganz und gar; immerfort) oder alliß (immer) entspricht.
Allsy' mach« ist eiue Weiterbildung mit dem adv. (eig. Gen.-)
Suffix -», wie das einfache .gemachs' (Gr. WB. IV 1, 2, 3129).
Ge-mach, in AALeer. ; BR., Si. ; L (Ineichen) -ö-
— PI. G'mächer BHk., Si. f-ä-J; GrPt.; GA. — Dim.
Q'machji W, sonst gew. G'mächli — n. ; 1. abstr.,
Kühe, Bequemlichkeit. Si"s G. htm, sich ruhig ver-
halten, ordentlich betragen BO. Heit denn aus G.l
Ermahnung von Eltern an ihre Kinder BR. „Gang-
vier jetz i" d' Stube" und hüb di's G.l" .Mänig mann,
der gern syn g. bette gehan', in Ruhe gelebt hätte.
Ap Rehuchron. um 1400. .Etlich hettind gern gehan g.'
ebd. ,Und werd noch hüt guet botscheft kan [kommen]
von dynem sun . . darumb so hab nun guet g. !' JBinder
1535. Sehr häufig formelhaft verbunden mit Synn.,
bes. mit ,fride\ ,ruow.' ,Dien lüten ze vride und ze
g-e und ze nutze und ze eren.' 1316, WÖchsli 1891.
, Durch unser aller nutz und notdurft, frid und g.'
1393, Gl Urk. Vgl. ebd. 1 421. .Durch friden, schirms.
ruewen und g-s willen unser lyb und guetes.' Schw
LB. 1457/1544. , [Damit] unser aller land und lüt in
guotem frid, ruow und g. behalten werden.' 1481,
Stanser Verkommniss. .In brüederlieher trüw, frid,
ruow und g. pliben.' ebd. Eine Frau wird in den
Spital empfohlen, da sie ,in sölichem alter und übel-
mogende ruowen und g-s notdürftig' sei. 1491, Z.
,Ruob und gemacht haben.' Kessl. S. noch Friden
Bd I 1276. — 2. concr. a) Gebäude, Haus B; Gr;
LE.; GA.; U; W. ,Von den Entlibuchem wird ein
ganzes Gebäude ein G. und erst die Gemächer selbst
oder die Abteilungen auf jedem Boden werden Ge-
hälter geheissen.' JXSchnyd. 1781. Uf dem Guet sind
drü G'mächer GA. Ieh ha" 10 G'mächer z' erhalte"
BHk. Dim., verächtlich für ein kleines, ärmliches
Haus W. .Wann also Heuser, Stadel oder was Ge-
mecher sich teilen müssten.' GRVDörfer 169'2. ,Wann
Einer den dritten Teil in einem Haus oder Gemach
bette.' ebd. S. noch erguderen (Bd II 123), Gehalt 1 i
(Bd II 1220). Insbes. (auch Vorsass-G.) Gebäude auf
den Voralpen (s. Bd I 195), das Wohnung und Stallung
Schweiz. Idiotikon IV.
..ilcr Scheune zsfasst und den Charakter des Wohn-
hauses im Tale (HiisJ mit dem der Alphütte (Slafel)
vereinigt BSi.; W. Syn. Vorses-Hüsli Bd II 1728.
Stall und Heubehälter mit einem Schlafkämmercheii
GnPr. Kleiner ,StafeP in den Weiden und auf Bergen
BAdelb. Gebäude in den Alpen, entweder es Huisi
[Wohnung] oder Gadem, Stall, Schir PPo. .Es soll
Niemands Gewalt haben, ab gemeinen Bergen einiches
G. zu führen, es werde ihme dann von den Berg-
anteilern durch das Mehr verwilliget.' 1660, BSa.
.Wann die Alpen geladen sein, das" ein Jederer solle
die Gemaehi verhagen; wann sie aber von dem Cam-
paren offen gefunden werden, so sollen sie condanniert
werden pf. 3 von ein jederes G.' 1747, TB. ,Beim
Holzriesen im Winter solle man absonderlich zu denen
darunter stehenden Gemächern Sorge tragen.' GrD.
LB. Tach und G., Formel für Haus GrD. Vgl. nhd.
.Dach und Fach.' ,Den widen [Wittum] in gueten
eren haben mit tach und g. nach erbern lüten erkant-
nuss.' 1432, THTannegg Offn. ,Man soll auch lybding
oder widern in guoten eren halten und haben mit tach,
mit g. und mit grund und mitgrat.' um 1500, GWattwil
Offn. , Walther. ein Frey zu Eschenbach, brach diss
Gottshaus in Dach und G. [zerstörte es vollständig].'
Gfd (aus einer Inschrift am Kloster zu LEschenbach).
,Die Baukunst gibt uns die Wohnung, Sitz und Nest,
Scheür, Kammer, Stuben, Tach, G., Heuser und Pal-
läst.' 1709, Z Neuj. Stadtbibl. Unterhalt von .Dach
und G.' Z Wais. Neuj. 1894. Ein Haus ,zu Dach und
G. erhalten', in baulichem Stande. Sulger. Sonst .in
t. und g. (er)halten, haben.' Syn. ,in tach und eren
halten.' ,Sartam teetam aedem tradere, ein kirch in
schütz und schirm, in g. und t. halten. Ut sarta teeta
habeat, dass er 's in t. und g. halte oder in guotem
bauw und eeren.' Fris. ,[Der Leutpriester wird er-
mahnt] das" er das hus im d. und g. erhalte.' XVI., L
Rickenb. (MEsterm. 1882). S. noch Melch-Gadem Bd II
119, Zue-Gadem Bd II 121. Bildl. ,Die Bogenschüsse
[am Weinstock] verkürze man nicht zu sehr, sondern
lasse immer drei Blätter oberhalb dem Trauben stehen ;
man sage ja, man müsse dem Trauben ein Dächli und
ein Gemächli [gleichsam eine schützende Behausung]
geben.' Bote von Uster 1884. ,Die Erde gibt uns Das-
jenige, darnach wir haben Tach und G.' Müll. 1661.
Auch ,fach und g.' ,Den chor [der Kirche] ze vach
und g'maach ze halten.' 1531, L Urk. (Stiftsarch.). —
b) (Miet-)Wohnung. .Weder eigne Hüser noch umb
den Huszins empfangne G'mächer.' 1660, Z Verordn.
.Eigen Hüser ald G'mächer.' ebd. .Vom Ausleihen
und Bestehen der Gemachen (am Rande: Gemächer).
Der Hausmann oder Besteher eines G-s, Kellers oder
Ladens.' Z Stadtgerichtsordn. 1715. — c) Stockwerk
eines Hauses L (Ineichen); Zg. 2 G'mach hoch L.
,Eins G-s hoch muren.' Cys. ,Die Mur uss dem Pful-
ment und von Grund uff dritthalben Werkschuh dick
eines G-s hoch., führen.' B Gerichtssatz. 1615. ,Von
denen Muren, so zwüschen den Höflinen oder Gärten
gebuwen, soll die Schätzung eines G-s hoch vom Herdt
uff gegeben werden.' ebd. ,[N. N. hat] sich zum Fenster
hinaus drei Gemächer tief auf die Gasse gestürzet.'
Z Nachr. 1753. — d) wie nhd. AALeer.; B; Gl; GrAv..
Pr.; L (Ineichen). Stube. Kammer BHk. Insbes. „Zim-
mer, das als Behältniss, nicht zum Bewohnen dient G."
Kaum im Hause zu verschiedenen Zwecken GrD. ,Der
hinder hof [Gasthaus zu AaB.] ist mit einem grossen
19
Mach, mcch, mich, moch, mnch
20
hof, darzu mit vil stuben, sälen und gemachen Doziert.'
IIPantal. 1578. S. noch Würz-Gadem (Bd II 120).
x)=Chämneten 3 (Bd III 260) GLBilt. (dim.),
Muri.': GaKlost.; GWeisst. Zimmer im 1. Stuck (auch
unter der Stube) zum Aufbewahren von Gerät, -
GrV. [Die Mutter] fergget de* gross Tschungge*
[Schinken] ab-aem Speicher und die Bitte" [Kuchen]
tl'miichli und mached dp Merändbüntd [Speise-
sack]. Sohwzd. (GRSch.). — ß) Dachraum, -Kammer
Gr (Jecklin 1878, 151). .Von einem Fensterlein im G.
schaute er hinaus.' Jecklin 1876. — y) Abtritt L (St.b).
Un-Gemach: 1. wie nhd. Wer 's U. fürcht't,
muess diluim Idibc". Sulger. — 2. Streit. Syn. Un-
. Bd I 1281. .Die Veranlassung zu dem Be-
kehren sei ein ü. gewesen, welches zwischen einem
bischöflichen Untertan und einem französischen Sol-
daten vorgefallen.' 1680, Absch.
In einer Hdschr. des G Stiftsarch. (.Ungemachde der
herzen') entsprechend dem alnl unkimahhitha. Vgl. .Unge-
rn uhtli.-hk.it [inconrmodum].' KdSailer 1460.
Oster-: Mietwohnung, die zu Ostern geräumt
werden muss. DWyss 1796, 166. .Ostergemächer wer-
den mit Kirchweih und Kirch weihgemiieher mit Ostern
aufgekündigt.- ebd. S. Gemach 2 b.— Fleisch-:
(bisweilen ein gewölbtes) Gemach zur Aufbewahrung
von Lebensmitteln, bes. von geräuchertem oder zum
Dörren aufgehängtem Fleisch, t. im Erdgeschoss, t.
im 1., t. im 2. Stock gelegen (in Splügen oberhalb
des Spichers) Gr. Syn. Chuchi-G. .Hinder der Kuchen
ein gewölbtes Fl., darin das geräucherte Fleisch und
andere Victualien aufbehalten werden.' NSererh. 1742.
— Heirulicb- -Gemach 2 dy SchwNuoI. Vgl. Spräch-
Hüs (Bd II 1731) und Gr. WB. IV. 1, 2, 1337. —
Gehör-: Hörsaal. ,[Das untere Collegium in Z] wel-
ches sein Lehr- und G.-Gemach bei der Kirch zum
Fraumünster hat.' Lei-, Lex. — Hüs-: (bequeme, be-
hagliche) Wohnung. Drü Ding b'halte'd de" Ma"
diht hu : i " gueti Frau, schö" 11. und — Unglück. Sclger.
Chuchi-: Speisekammer neben der Küche Gr. —
GhirchC-G'rnäcÄK. ,[Zwei Diebe] haben das Heilig-
tum aus unserm Kirchengemächlin, welches ob dem
Gewölb des Chors ist und etwas Blei und Pulver ver-
i. weggeführt und gestohlen.' NSererh. 1742. —
Gh.-Gadem (Bd II 118) GrKIi. Syn. Für. -
Ligg-: Schlafraum der Sennen in den Alphütten
üul'r. Syn. Ligg-Spicher. — Milch- = M.-Gadem
(Bd 11 119) Gl (Steinm. 1802). — Bi-. ,In das dritt
b., das am haus des Herrn was.' 1531/1667, Jerem. ;
dafür: .den dritten eingang.' 1530; 1868. — Bad-:
PI., Badegebäulichkeiten Gr. — Bätsch-: Werkstatt
GrPt. S. Werch-G. — Raub- Roubmach: Gebäude
zur Aufnahme des Bodenertrages (Heu, Stroh, Ge-
treide. Gartengewächse) W. — G°-rümpel- = Ge-
rümpel-Chammer (Bd 111 253) B; GrI). k\ic\\ = Rudel-,
Plimder-Chammer (Bd 111 251/2) BM. Fh sott not-
wendig ciuisch mit d'r Büchere" [Wäscherin] ga" üsi
Wasch abrede*; d'sG.isch gerne voll. MWalden 1880.
,Biel ist MGnHH.[von B]G.' Zschokxe1797. - Sattel-:
Gemach (auf dem Dachboden), in dem Reitzeug, Ge-
schirre Leder. Schellen usw. aufbewahrt werden GrD.
,15.). _ Weber- = Web-Gadem (Bd II 120). Red. 1662.
— c hilch-wih- s. Oster-G. — Weid- = Finel 2,
auch .Staf'el' in den Alpdörfern BPrut - Werch-:
Zimmer mil einer Werkstatt GrD. (B.).
•,'' mache". Diin. g'mäehele": 1. (im Gehen, übh.
in allen Verrichtungen) langsamer werden, altern
Ar: BSi.: UwE.; Z. „Er g'machet, es (/'machet mit
im." .Wann mir 's Herz anfangt krachen, mein Atem
will g.' Ende XVII., St Annalied. — 2. (g'mäehele")
langsam, in aller Ruhe und Bequemlichkeit an Etw.
arbeiten Ap. — 3. sich von einer Krankheit allmäh-
lich wieder erholen „VO; G. Der Sohn g'machet
wieder, es wird allmählich besser mit ihm."
g'machsam, in BO. g'mächsam: 1. = gemach. ,Und
sollt denn das ysen g. und sanfte Marine [in dem .fülle']
umbkeren.' XV., Schw Arzneib. ,[Man soll bei Ver-
steigerungen] die dryg rüef grad g. ungeylet uf ein-
anderen tuon.' ZWthur Stadtb. .Gradatim, g. oder
hüpschlich. Segniores sint, sygind verdrossner und
g-er oder eilind nit hälftig.' Fris. ,Das [Kriegs-]volk
sammlet sieh g.' HBdll. 1572. ,Cancrum lepori com-
parare, einen G-en einem Geschwinden vergleichen.'
Denzl. 171t'.. .Seit mit der Strafe etwas g-er!' JJUlr.
17:'.:!. Verst.: ,Allg. nebenher reiten.' Heütelia 1658.
— 2. bequem zu begehen, von Wegen BO.
gemachsam lieh s. fülklich Bd I 791.
Gemäehende = Gemach 2 a. , Ein Gut, darauf G.
g'sein, Häuser, Speicher und Scheuren.' 1660, BSa.
.Wenn Einer Gut, Weid, Mad oder G. vertauschen
wurde.' ebd.
Das W. scheint einem altem, in unserer Bed. allerdings
sonst nicht belegten gemechedi zu entsprechen; wegen des
eingeschobeneu ;i vgl. die Anui. zu taufet Bd III 1143.
Gemächi f.: Langsamkeit, Bequemlichkeit Ap;
BSi.; UwE.; Z. Auch bei Mal.; SchwLB. ; HKeller
1729. — Ahd. gimahhi, opportunitas.
gemächig: mit Zahlww. verbunden, so und so
viele Stockwerke enthaltend Ap. Vgl. Gemach 2 c.
g°mächlicb, -lig: bequem, von Menschen UwE.
In der ä. Spr. wie nhd. ,Ich will gemächling hinnach
treiben.' 1531, Gen. = .gemächlich.' 1548. ,Das für
zundt man gemelich an, ob 's uss gefär oder ungefär
geschah, wissend die nachrichter. Uss dem langsamen
rösten sind sy [die Märtyrer] nie verzagter worden.'
Kessl. Verst. ,alls-gemächlich.' .Ich will als gmählirl'
dem Heimet zue.' Gespräch 1712.
Betr. das Verklingen des Spiranten vgl. all-mahlig, all-
mählich Gr OhS. und nhd. .allmählich' selbst. Das vorge-
setzte all* wie in dem syn. alle-gemach.
Ungemächlichkeit : Unannehmlichkeit, Stra-
paze. .Reisende, welche der U. Trotz zu bieten keck
genug sind, machen diese Reise sehr geschwind.'
AHöppn. 1788.
G°mächliug m.: 1. Hausgenosse. ,Es sygend ge-
mächling, fründ oder nachburen.' 1526, Eqli, Akten.
— 2. langsamer Mensch AaWoIiI. — Zu 1 vgl. .Geselle.'
mache", in ZW. -ch>-, in Gr -h- — 3. Sg. Präs. machet
GlK.; GRD.,Pr.; Th (veraltend); ZO., Conj. Prät, miech
AALeer.; Bs; B; GlK. (-ch>); SchwE.; Th; UwSachs. ; Z,
müechi GrPi-., miecht GT.; ZDättl., 0„ miechti BsSt.;
S, machteti BsSt., sonst machti — Ptc. Perf. g'machet
AiB.; GlK.. Moll.; GA.; Scutw.; Th (veraltend); Z
tw.: im Ganzen wie nhd. I. tr. A. mit einfachem
Acc. P. oder S. 1. von allerlei Gegenständen, an-, ver-
fertigen, herstellen, zubereiten, allg. (Mm) c" Brief
in., sehreiben AaL. Warum hesch mer o0» kei'S Briefli
g'macht? MLbhz 1895. .Ich beschloss auf der Stelle,
dir einen Brief zu machen.' XHerzog 1845. .Also ward
21
Mach, mech, mich, moch, much
22
der brief gemacht.' Hatmonsk. 1531. S. noch die Zss.
mit -Macher. Von den Mahlzeiten des Tages oder den
betr. Gerichten: Z" Mittag m., ('s) Kaftfßm.; Haber-
suppe' :' Nacht m. Bs; B; Thj Z. — '.'. ,Gott m.', Tom
Priester bei der Verwandlung in der Messe. .All die
priester, die [z'] Zürich syen. mügen Gott mit segnen
noch in. [da sie im Banne sind].' 1385, Z. — 3. Kin-
der, Junge >»., erzeugen, gebären. Wir wollen gehen,
uns nicht länger hier aufhalten : da simmer [sind wir]
nüd g'macht werde' GRh.; Th; Z. 100 Franke* händ
mich nüd g'macht, ich vermag sie zu bezahlen Z
(Spillro.). .Die zwei Krontaler haben mich nicht ge-
macht' U. Vgl. gr. xexvoTtoLsiv. a) vom Manne Ap;
Th; auch in ä. Lit., z. B. Bs XIV. 298: UEckst., Klag
K 5 e. Auch mit Dat. P. AALeer.; Bs; Z. Ebenso in
ä. Lit., z.B. 1491, Ztschr. f. schwz. R. 23, 344; 1525,
Absch. IV 1 a, 637. — b) vom Weibe, bzw. Tierweib-
chen. 1460, Ztschr. f. schwz. R. V b, 112; NMan. 1522;
XVI.. Bs Brief; Vogelb. 1557, 17 b; Haberer 1562,
F4a; Tierb. 1563, 16 b; 1592, Schaubg, Kq. 2, 262.
Vgl. it. fare. — 4. Beamte m., wählen Bs; GrScIi.;
Tb; Z. Mer händ hat en neue' G'memdamme' g'macht.
Z' Sä Peter gand si gan helfe" d' Obrigkeit m. Schwzd.
(GRSch.). .Am gleichen Tag sind die Gemeindewahlen;
es werden gemacht der Wächter, der Wegknecht, der
Kaminfeger usw.- ZSth. Darnach auch: en Hans usw.
m., Einen auf den Namen Hans usw. taufen (lassen)
Th. .Vordem band wir (Appenzeller) vil Hansen
g'machet, aber sie sind uns fast all z' Narren worden;
druff hand wir ang'fangen Kulenen [1. Eudlenen; vgl.
Bd III 154] m., und die sind zimlich wol g'raten.'
Schimpfr. 1651. — 5. darstellen, eine Rolle spielen.
De" Herr m. B; U; Z. ,Der Herr z' m. geht ringer.'
Gotth.. Herbstgespr. Fraue" m., das Haushaltungs-
spiel machen ZSth. I)'r Holledihö (= Hollehö Bd II
859) m. SchwE. Wie hat s-es aw'1' b'elendet, dass es
eister müess deheime" si", wenn ander Liit der H.
miechet. MLiekert 1891. De" Gross (Grösse" Th) m.,
e' Grosses m. s. Bd II 803/4. De" Narr (Narre Th; Z)
m. 1) Spässe treiben SchwE.; U. 2) sich zu Allem
hergeben, Dienste tun, die nicht belohnt werden B;
Th ; Z. lez isch ['s] g'nueg, irh mache" nümme" länger
de" N.! 's Anneli mues' 's Bötli m. für ga" Bricnz.
JCOtt 1864. De" Schlecht (de" Schlechte", de" schlecht
Hund ThHw.) m. (an EimJ, Jmdn treulos im Stiche
lassen, durch Hinterlist und Verrat ins Verderben
bringen, bes. ökonomisch zu Grunde richten Th; Z.
N. N. war nie verlumpet, trenn nid en guetc Fr und de"
Schi, g'macht hett an-em. De" Güggel, Hund, d' Cime
mache" s. Bd II 193. 1425. III 91. Ein Spiel machen.
z. B. en Jass m.; m., iver z'ersten am Ort sei, um
die Wette laufen; bes. häufig in Verbindung mit
einem Gen.. z. B. Fähens (Bd I 723), Verbergis, A"-
schlagis, Jäger(l)is, Lereris, Mueteris, Bäuber(l)is. —
6. von Jmd, Etwas ein Bild anfertigen, spec. Jmd
photographieren Tu; Z. Du bist guet 'tröffe", wer hat
dich g'macht? Sich m. la", sich photographieren lassen.
— 7. prägn. E" G'sicht m., dem G. einen verdriess-
lichen. zornigen Ausdruck geben Th; Z. En Grind,
Chopf m. s. Bd II 762; III 410. Mit Dat. P. Eim es
G'sicht m. wie de'' bar Tüfel Z. Vgl. ane'-machen. Bei"
m., eilen, sich rühren B; „W;" Z. „Er hat vor Ghlupf
schier kei* Bei" m. chennen." ,Der Michel wolle für
d's Tüfels Gewalt kein Bein mehr in.', sich nicht vom
Flecke rühren. Gotth. ,Der Meister hatte den Uli an
den Pflug gestellt, was [als Zeichen des Zutrauens]
hundert Väter an den eigenen Söhnen nicht tun, so
lange sie ein Bein m, können.' ebd. /'' bin müede'
g'sm, das' ['s] mich'düeeht hed, i,h mög keis Beim m<
m. BK. Ich will dich Irre" Bei' m. '/.. — 8. a) zurecht
machen, ordnen, in gehörigen Stand setzen. Holz m.,
fällen, spalten, zerkleinern, übh. für den Gebrauch
herrichten Aa; S; Th; Z. E" Ghlöfter Holz m., kann
auch das Aufsetzen bedeuten Bs. Witt ge" Holz in}Y
fragt man Einen, der sich ein grosses Stück Brot ab-
schneidet [weil der Holzmacher bei seiner anstrengen-
den Arbeit reichlicher Nahrung bedarf] AaEIii-. .Alle
die, so holz verkaufend by dem klofter, die sollend
es nach der statt Luzern mess und klafter m. und
verkaufen.' L Ansehenb. ,Die Tage bestimmen, wann
das Holz gemacht wird.' Bs Holzordn. 1806. .Sobald
eine Gemeinde mit dem Gabholzmachen [s. Hd II 1251]
fertig ist, soll es unserm Oberförster berichtet werden.'
ebd. S. noch Holz-Geber (Bd II 95) und vgl. iif-maclien.
Heu m., aufschütten AALeer., aber auch = heuen; vgl.
ein-tägig. Öpfel, Herdöpfel m., (zum Kochen) zurüsten
GTa.; vgl. aber auch Bed. 10. 17. ,Sy wuesch die
hefen, die kessi' und die schüsslen und machet die
fisch.' G Hdschr. 's Här, d' Här m., kämmen, frisieren
Bs; Schw; Th; Zg; Z. De" Bart m. Bildl. .Lieber
lasse ich sie ins Bad, als dass ich mir von der den
Bart m. [mich zurechtweisen] lasse.' Gotth. E" Grab
m., bepflanzen und im Stand erhalten Z ; vgl. Grab-
Macher. Eine Treppe, einen Zimmerboden, ein Zim-
mer m., kehren, reinigen, in Ordnung bringen Th; Z.
Einer nachlässigen Hausfrau wird nachgeredet, si
machi d' Stube" nie vor-dem Mittaglüte". — b) bes.
mit 'lern Zusatz wider, (etwas Zerbrochenes, Beschä-
digtes usw.) wiederherstellen, ausbessern, allg. ,[Die
Arznei] vertrybt die Heisere und macht den Weg des
Atems.' ZElgg Arzneib. um 1650. Auch mit dem Scha-
den als Obj. E* Loch [z.B. in einem Kleidungsstück)
m., zuuähen Th. — 9. (eine Schuld) bezahlen, be-
richtigen B; Uw. ,Den alten Zins, das Alt noch nicht
gemacht haben.' Ndw Kai. 1868. .Kommst mer jetzt
nicht anfangs das Alt und Überalt in.?' ebd. ,Ob er
ihm das Ding [die Schuld] nicht bald m. könne; er
müsse auch zahlen und habe schon lange gewartet.'
ebd. 1865. .Ich werchte schier Tag und Nacht, um
dem Vater den Zins m. zu können.' B Hist. Kai. 1889.
,[Das Schuldenbäuerlein] jammerte, er könne den Zins
noch nicht m.' JGProbst 1889. .Mein Vater bildete
sich ein, sein Verdienst solle den Zins m." Gotth.
S. noch 21 da. — 10. erwerben, gewinnen, bekommen.
E* Vermöge" m. Th; Z. Gelt m., bes. durch Handel
Th; Z;auch: zurücklegen U. Oppis m. am Wi", Ge-
winn herausschlagen Z. A* der War ist Nü(njt z' m.,
Nichts Zugewinnen ScHSt. ; Z. , Ich wollte ausbieten,
einen Hof zu übernehmen und darauf mehr zu m.. als
irgend ein Anderer.' Gotth. Me* muess hütz'tags
luege* mit dem Vech Öppis z' m. [aus dem Vieh Gewinn
herauszuschlagen], wo d' Frucht Nünt mer gilt Th.
.Darum abt Caspar gezwungen ward, um sich ze luegen
und gelt ze machen, wo er kund und mocht.' Vad. ;
vgl. Zschokke's .Goldmacherdorf.' Auch mit wegge-
lassenem Obj. Er macht i" si" Sael; sorgt für seine
eigene Tasche AALeer.; Z. Lö" m. B. .Er machte
keinen Lohn', gewann Nichts. N. B Kai. 1840. Von
Feldfrüchten, landwirtschaftlichen Erträgen: Wi" uv.
bekommen Bs; Th; Z. Hur Hämmer wider cinol ordelicU
23
Mach, nitch. mich, moch, much
24
umritt. Doppelsinnig fragt man: Wie oil Wi*
hesdh g'macht? Bs. En guete*, volle' Herbst m. Tu: / :
:, U tri, st 4 (Bd 11 1594). Wer Hunds tcoti müsse',
wie r,l Anke' me" much. N. 1! Kai. 1840. Stimme" in..
erhalten (bei einer Wahl oder Abstimmung) Bj Tu; Z.
ir<> es zum Mut" cho* s,,i. lullt er bim Dolder niehl
e* einzige Stimm g'macht. Gotth. Von einein Antrage
sagt man. er machi nu" wenig Stimmt". Sim
. von einem Kinde Bs. (Es grosses) Oter m.
Htm ii (Bd I 607) iIr; '/.. .Volk m.', sammeln, er-
werben. .[König Otto] verfasset sieh zuo einem stryf
and machet noch ein grosse zal volks.' Vad. ,Mi1
aller irer hab, die sy gewunnen hattend, und seelen,
die sy gemacht hattend in Haran.' 1531/60, Gen. = ,be-
kommen.' 1677/1868. Vgl. noch Volk 5 (Bd I 802)
und s. 20 a £ und rj. — 11. erleiden, durchmachen.
„/■> Bei'bruch m. Er hat e* völligi Krankheit (/'macht
W.° 12. (einen Weg) zurücklegen Aa; Ap; Bs;
BSi.; Sc«; Tu; Z. In Hin Tag 12 Stunde" m. Einen
Berg m.. besteigen GRChur; Th; Z. De" Glärnisch
in rim Tag m. .Die Fremde ni.\ auf die Wanderschaft
gehen üw. — 13. ausmachen, betragen. Additionen
schliesst man mit den Worten: macht (z'sämme") . . .
(entsprechend dem lat. .facit') Tu Z. Wie vil
macht 's, beträgt die Summe? Bs; Th; Z. Was macht
mt" l'rti tun" Sach Th), was bin ich schuldig? L;
Tu; '/.. E* lltillti Bändliker [bekannter saurer Wein]
zu 3 Batzi"; was macht e* Mass? scherzh. Rechen-
aufgabe [die Lösung lautet: Büchwe] Z. ,Die Re-
formierten allhier machen nicht viel über den S. Teil.'
Sererb. 1742. .Schams macht 7 Teil, was Einnemens
und Ausgebens betrifft.' ebd. Wiegen B; Th; Z. Emel
:,n" mr1 c Iitilbc" Zentner heig si g'macht. MWalden
1880. ,Mit sammt den Kleidern gewogen werde es
ein Kleines sein, was sie über 100 Pfund mache.'
Gotth. — 14. aufschreiben, notieren S. Nun Gheigel
[getroffen]; mach, -sei Hanggi 1893. Vgl. uf-machen.
An-, berechnen Aa; Th; Z. Er macht 3 Franke"
Taglö*. En Iure Tokter, wo für en einzige" Gang
5 Franke" macht Th; '/.. Machid auch nüd z' vü [sagt
der Bauer zum Schmid, mit dem er abrechnet], nüd
in,, weder das er aWh cor Gott verantworte* chönnid.
Wolf. Bauerngespr. .Einem Zins m.' ,Du hattest die
15 Gulden auch noch bis dahin behalten können, ich
hätte dir keinen Zins dafür gemacht.' Unsichtb. 1793.
— 15. ausmachen, vereinbaren; festsetzen, verordnen,
bes. von Obrigkeits wegen Ap; Th; Z. Mer mache'd
'" Lö* [sagt der Dienstherr zum neuen Dienst-
boten]; ich teilt z'erst biege", tee'sgöng Tu; Z. Du
wersch [wirst] -es rom Jolceb inne*, was (/machet [ab-
gemacht] worden ixt. Ap Kai. 1846. Mer wand [wir
wollen | ie; en Frauke" in., sagt man etwa vorschlags-
wei einer niedrigeren oder einer höheren Forderung
über Z. Audi mit Bez. auf die Summe, zu der
man die Forderung eines Andern selber freiwillig er-
höht. Ic* will iei es Fränkli m. [statt der verlangten
80 Bp.] Z. .Wie ea dann die dry mann [Schiedsrichter]
in. i hend und richtend, das* es dann von beden teilen
als.> gehalten werden solle.' Ap LB. 1409. Sehr oft
Ist das Obj. durch einen Satz ausgedrückt. Heirats-
lu tigen Mädchen pflegt man zusagen, es sei g'macht
worden, dass an dem Hochzeitstage jede Braut einen
Ho enträger [Wortspiel!] an die Hand nehmen müsse
Ap. ,So einer ein /.ins ab synem guot gelten soll,
haben wir g'macht, das- einer ein scholdner [Gläu-
biger] nül soll vor sant Johannstag bezalen.' Ap LB.
1409. .Wir sint g'meinlich mit einanderen überein-
kommen und band guiacht, dass...- 1498, Obw. .Wir
haut onch gemacht, wer mit rossen ze alp faren will,
der soll...' ebd. .Und macht mit ir, so er sturb, soll
sv syns guots syn ein erb.' UEckst. .Es ist auch
abgeredi und gemacht, dass um unbekanntlicbe Schul-
den soll Niemand über sie Recht erbieten.' GßKlost.
LB. Vgl. noch Berg-Hciiw 3 (Bd II 1819), Land-Lüt ~>
(Bd III 1523) und s. 21 e a. — 16. mit Dat. P., Einem
Etw. aussetzen, zuerkennen. .TJrnb dass sy [die Prie-
ster, welche die Jahrzeit abhalten und denen früher
ein Malter Dinkel dafür ausgesetzt worden war] dester
bass zuo teil kommen mugent. baut inen myn herren
für das körn IV Ib. gemacht.' nach 1506, S Batsrirot.
,Uff das jar hatt man gemacht ahn burgermaister 20 pfd
und aini ratsherren 10 pfd [als Einkommen].' 1523,
HsStockar. Insbes., testamentarisch zusichern, ver-
machen Bs (Spreng); BHk. Sehr häufig in der ä. Bit.,
namentlich in den Rqq. des X1II./XVII. S. noch ord-
nen 3 b (Bd I 440), Erb-Fall |Bd I 739), Morgen-Gab
(Bd II 54/5) und Gr.. WB. VI 1374. - 17. bauen,
pflanzen, von allerlei Kulturgewächsen, deren Same
in .Masse gesät oder in die Erde gesteckt wird BBe.,
Ha.; Th; Z. „Der Nachbar hat seine Erdäpfel schon
gemacht." Ieh han hit Hockeni g'machd im Blätz
[Pflanzland] BHa. Machst -mich im Neu [sagen die
Pflanzen], se gib-i'1' für dieh und für d' Söu; machst-
mich im Wiidel, so gili-r'' (E)tteiidereiu | keinem von
Beiden] BBe. - - 18. bewirken, verursachen (welch
letztere Ausdrücke der Volksspr. durchaus fremd sind),
a) Alles wüsse* macht Ghopfwe, BA., mit der man
einen neugierigen Frager abfertigt Th. Das macht 's!
das ist die Ursache Tu; ZO. Das Obj. ist durch einen
Satz ausgedrückt. ,Er wisse es zu machen , dass
die Hühner in seinen Stall gehen, um zu legen.' Sch
Pilger 1885. In dieser Weise häufig Verstärkung einer
Aufforderung: Mach, dass es göt, dass d' furtchunnst,
dass d' schlingst! .So gang und machent, dass ihr
essent.' GGotth. 1619. Vgl. lat. fac abeas! — b) mit
Dat. Eim Füess, Bei" in.. Einen zur Eile nötigen
Bs; B; Tu; Z. Wenn C ei nid machst, dass /' fwt-
chunnst, so will [ich] der denn Füess m.. Drohung Tu.
's isch e* Buess für e* Frau, so fuli Chnechte* -' re-
giere*, wenn der Ma** fürt isch; Der weiss scho*, wie
me* ne* Bei* macht. Breitenst. ,Da manglen wir
keines Treibers, der hinder uns stehe und uns. wie
man sagt, Füss mache.' FWvss 1672. Eim B'sinni'g
m., s. umhin Bd II 1327 unten. Eim de" Verstund
m., zu verstehen geben B. ,D's Pfarrers hätten sie
auch geheissen zu ihnen zu kommen, aber Das sei
ihnen nur der Verstand gemacht, dass sie ihnen was
brächten, wohl eine Hamme.' Gotth. .Der Suppen
einen Gust m.' Sererh. 1742. S. noch Fuess (Bd I
1087), Chats (Bd III 583). Bein. -- 19. ausführen,
vollbringen; gleich tuen allgemeinste Bezeichnung
einer Tätigkeit, t. an Stelle speziellerer Verben, f. mit
dem Obj. zs. ein Vb umschreibend, wie im Nhd. in
sehr zahlreichen mehr oder weniger festen Verbin-
dungen, a) B' (e* B) Hüshalti'g in., besorgen, führen
B; Th; Z. Dafür auch: D' Such. si*S Sächli m. Th; Z.
Eim d' Such, si- Stieb m. 1) ihm die Haushaltung
führen Th; Z. — 2) ihn zurechtweisen, es ihm ein-
tränken. .Wir wend im syn sach dermassen m., dass
er sy" [darüber] g'wüsslicb nit wirt g'lachen.' I'inkelin
Mach, meoh, mich, moch muri
1552. Em gleichen S. Eim d's West* m. GRPr. S. noch
Ordning Bd I 441. S»" Saeh m., seine Pflichl tun
Tb; Z. D'r Dreck m., alle schmutzige oder niedrige
Arbeit im Hause tun SchwE. Dili abe'wäsche', Höh
afe'bräge', Böde" putze', Göfe" a'g'schirre', halt übe"
go' d'r Dreck m. MLienert 1888. — b) „seine An-
dacht in., verrichten. Er hat chum //ü g'häbet, en
i/ueti Meini'g :'m., einen frommen Gedanken zu fassen.
eine Andacht zu verrichten \V.- — c) Mittag m..
Mittagsrast halten Th. Sit mutig m.. die Samstagarbeit
im Hause tun. aufräumen ß; Th; Z. Syn. Samstagen.
.Stiidi sagte, es wolle heim, noch Samstag in.; die
Mutter balge [keife], wenn man an einem Samstag
nach dem Feierabend noch arbeite.' Gotth. D' Untere"
m., die damit verbundenen kirchlichen Pflichten
(Beichte und Kommunion) erfüllen S; UwE. De"
Herbst m., s. Bd II 1593. Syn. herbsten. — d) D's
Mir m., abstimmen lassen, die Stimmen zählen B.
Syn. meren. Driif macht d's Stineli das Mir, ob-mer
c" seilige" Verein well oder nit well. Gotth. — e) B'riclit
(S; Tu; Z). B'scheid (B; S) m., berichten. Eim B'scheid
m. für hei'" z' clw". Hopst. Me" macht dem Meister
B'scheid i" 's Hüs. Schild 1866. — f) E" Schluck m..
tun B. .Die Meisten [denen Benz sein Glas darbot]
taten ein klein Schlüeklein und stellten das Glas
wieder hin. Das nahm Benz übel und schrie: Mach
es f rösches! Da meinst ume", ich vermag nit e" Halbi
z' zale".' N. B Kai. 1843, 50. — g) Eim Chiissli m.,
ihn küssen Th; Z. — h) E" Hüret in., sich verheiraten
GrPt. — i) bei Steigerungen, nachbieten. Mach noch
es Zieänzgerli, Meili, de"" will d'r 's lö". EHänggi. —
k) s. Lüwi Bd IH 1545. — 20. mit allg. Obj. Es ist
Nüt z' schwer, we""-me" 's cha"" m. Z. Es ist z' m.,
möglich, es auszuführen B; Th; Z. Formelhaft: Es
muess nüt z' m. si" = wenn immer möglich B. Es hett
nüt miiesse" sl" z' in., süst hett er [der Käufer] ml"s
Garn g'no". N. B Kai. 1841. ,Das dünkte mich gar
lustig [dass die Hühner mich umgackerten], und es
musste nicht zu m. sein, oder ich brachte ihnen Hafer
mit.' Gotth. ,Wenn wir für uns ein Kaffee machen
so zwüschen iche", so muss es nicht zu machen sein,
oder er muss ein Kacheli davon haben.' ebd. .Es
müsse Nichts zu m. sein, oder er müsse die Tochter
haben.' ebd. M. und tuen neben einander. Me* liiit
öppedie me z' tue' weder z' m., mehr Arbeit, als man
bewältigen kann; kommt vor lauter Eifer für Klein-
liches und Unnötiges nicht dazu, das Notwendige zu
tun Th; Z. In B; S steht in. häufig, wo die östlichen
MAA. in Übereinstimmung mit dem Nhd. tuen zu
setzen pflegen; vgl. auch noch II. Das macht er nüd
B. Mach es nit! Gotth. ,[Anne Bäbi will den Markt
besuchen, aber dahin fahren, nicht zu Fuss gehen.]
Mach 's, sagte Hansli, für-nen Schoppe" lässt dich der
Bote schon aufhocken.' ebd. ,Sie müsse die gute
Milch Denen geben, die arbeiten; er mache Nichts
mehr. Er mache nicht viel mehr als der Bueb.' ebd.
Spec. a) Oppis (NM) in. a) einen Fehler begehen,
sich Etwas zu Schulden kommen lassen Bs; Th; Z.
Syn. Oppis anstellen. — ß) seine Notdurft verrichten.
bes. von Kindern, aber auch von (kleinern) Tieren
AALeer. ; Ap; Bs; G; Tb; Z. Dafür auch si" Sächli m.
ZBauma. Vgl. noch : Kci" Wunder, macht de'' Hund
Plunder: er hat d'r Mueter d' Büelii g' fresse". Sprww.
1869. S. noch b. — y) sich rühren, regen, bes. Klagen
oder Schmerzen äussern Ap; Th; Z. Er hat Nüt
g'macht, wo-me' '« g'schnitte" hat. Syn. kein Muxm
Kr hat nid eil g'macht [bei einer üblen Nachricht].
Von Tieren. Fürch-der nid. de Hund macht Nüt!
beisst nicht. Dos Boss macht Nüt, schlägt nicht aus,
wenn man sich ihm nähert. — 6) unpers. Es macht
Xiit. tut Nichts, hat keine schlimmen Folgen Bs; Tu;
Z. Macht 's acht Oj>/>i<. we"-mer dnr,h die ll'/.s- dure"
gönd? Th; Z. Mit Dat., Einem Etw. anhaben, scha-
llen, Nachteil bringen Bs;GrPi\; Th; Z. Dem macht
Alls Nüt, er hat eine unverwüstliche Gesundheit Th; Z.
Brenta* [Bergnebel] hi". Brenta' her. Die machi im
Xad. Schwzd. (GrPi-.). Häufig unpers. Il/it 's-em
Öppis g'macht, hat er (z.B. bei einem Falle) Schaden
genommen? Es macht-em Nüt [keine Mühe], en Sack
Cherne' z' lupfe" Th; Z. — e) „Ich will Etw. daran
m., will anfangen, daran zu arbeiten. Er kann Nichts
daran m.. Nichts dazu beitragen, ist ausser Stande.
Etw. daran zu tun oder zu helfen." Eim Öppis am
Ghopf »'., verhüllend für zausen, beohrfeigen Tu.
,Ein Fieber, wo kein Dokter Oppis dra" m. [dagegen
tun] chönn.' Gotth. .Wenn man sich [vor dem Spiegel]
recht drehe und bögle. so werde es viel daran m.
[dazu mithelfen], dass man sich hinten und vornen
sehe.' ebd. Was bin ich schuldig? ViUicht chann ich
seho' us de" l'bünge" [Geschenken] ro" de" G'catter-
lüte' Öppis dra" m. [an die Schuld bezahlen], ebd. ;
vgl. 7. — Q 's ist Nüt z' m. mit-em, Nichts mit ihm
anzufangen, bes. kein Geschäft mit ihm abzuschliessen
Th; Z; vgl. II 1 e a. Ist Öppis z' m. mit-ich? fragt
der Hausierer seine Kunden, ebd. Mit dem Junker
het 's-e-sieh la" in., aber d' Erau ist e" hochmüetigi
Dam g'si'. CBiederm. 1893. Nid eil m. mit Eim, sich
wenig mit ihm abgeben Th. .Ruoland macht nüt vil
mit Ganelon.' Morgant 1530. — ■»]) Nüt us Eim m.,
sich Nichts aus ihm machen Th. Er macht Nüt drüs
ZO. Ich weiss nit, was ich uss-em in. muess, wofür
ich ihn halten, was ich von ihm denken soll Bs. —
b) was machst, was mached-er (GuetsJ, wie geht's?
Aa; Bs; B; G; Schw; Th; Z. Darauf wird zuweilen
die scherzh. Antwort gegeben: Was noch nüd g'macht
ist Z. Auf die Frage: Was macht [wie geht es]
N. N? antwortet man etwa: Ghrumbi Bei", wen»
er sitzt Bs. oder mit derberm Scherz (wortspielend
mit 20 a): Was wett-er m.? Ticks und Tünns '/.. was
er g'esse" hat. ebd. Was machst? fragte in BStdt ein
Papagei, als er ein Erdbeben verspürte. Unpers., vor-
fallen, sich zutragen. Viele müssen die Zeitung noch
haben, denn ,sie müssen wissen, was es in Zürich
gemacht habe.' XHerzog 1863. — 21. ,es m.' a) eine
Arbeit aus-, durchführen; auskommen; es treiben Z.
Gang nor, ich mache" 's öni dich! Es hat noch g'nueg
Litt uf der Welt, 's wärt wider g'macht; weiten eim
Stecke" gut kein Hag ab. Stutz. Wie me" 's macht, so
hed me" 's, wie man 's treibt, so geht 's. Ineichen.
.Wenn ihm das Mutterli abgehen sollte, er wüsste
nicht, wie es ferner m. [was anfangen].' Gotth. Mit
adv. Bestimmungen, a) es gaet in. 1) gut handeln,
recht tun. Ich ha" g'ment, g'ad wemme" 's guet mache,
geng 's Em auch wider guet, ond mach me" 's schlecht,
so werd 'seh Em eben au'h wider schlecht gon. Ap Kai.
1848. — 2) bei seiner Arbeit Erfolg haben; mit Ge-
schick und Erfolg wirtschaften, ökonomisch vorwärts
kommen B; Sch;Th. Mached 's guet! Abschiedsgruss
an Solche, die an ihre Arbeit gehen Sch; Th. Mi"
macht 's dert ng z' halb besser. Gotth. — 3) eine
27
Mach, mech, mich, moch, much
■>
vorteilhafte Wahl treffen, beim Heiraten IJ ; Z. Was
<!' Briiri u'd d's Werch ist, so Im"', wo d's besser mieehist
in Mädchen zu einem Burschen, dem es sich
zur Frau empfiehlt], Gotth. .Ihm sei es gegangen. \vi<>
es es nie hätte denken dürfen, nicht nur. weil es es
gut gemacht, sondern weil es gerade Den bekommen,
der ihm im Sinne gelegen.' ebd. Wit macht st 's?
was macht sie für eine Partie V B. Syn. es treffen.
— ßj es lang (churi > m., es lang'' (kurze) Zeit treiben.
bes. mit Bez. auf die Lebensdauer B; Gr; L; (iii.;
S; Th; Z. Er macht 's nümmc lang, wird bald ster-
ilen. [Die Mutter] ist e" zächi und macht 's noa lang.
•Die [Grossmutter] hat 's nicht lang gemacht hier im
Walde; weiss nicht, ob sie vom Heimweh gestorben
ist oder von der Wassersucht.' AHart.m. 1852. .Ab-
solom machte es kurz: er musste im besten seiner
Jahren darvon.' AKybcrz 1753. Zu Etw. lange (nur
kurze) Zeit brauchen ScnSt\ : Tb ; Z. Bes. von Kednern.
Der Pfarrer het 's schülia lang //'macht. .Es Einem
zu lange in., zu lange zaudern, ausbleiben." — b) die
Karten austeilen, beim Spiel ZO. Syn. es geben. Wer
macht 's, du oder ich? — c) genügen, ausreichen B.
Syn. es tuen. .Hundert Taler machen es nicht.' Gotth.
- d) es m. (in Bs auch g'm.) chönne*, g'm. möge*.
a) Etw. zu Stande bringen, bewerkstelligen, ausführen.
sein Ziel erreichen (können) AaSL: Ap: G; Th; UwE.:
Z. Sehn" lang hätt-en euc* gern g' schickt, aber ich hä" 's
nie chönne" grad m. [es hat sich keine Gelegenheit
dazu gefunden]. BStell 1888. Auf die Frage, wie
lange man nach N. zu gehen habe, erhält man den
Bescheid: In ere Stund mag-me" 's g'm. Th; Z; vgl. 12.
I'h cha** 's nüd m., habe die nötige Summe nicht zur
Hand, vermag sie nicht zu bezahlen G; Th; Z. Cha""st
du 's »»., das Geld auswechseln ? Th. Bittenden ant-
wortet man achselzuckend: Ic" cha" 's, chönnt's nid
»(., es ist mir nicht möglich, die Bitte zu erfüllen
AASt. ; Th; Z. — ß) bestehen, leben können, sein (ge-
nügendes) Auskommen haben, mit dem Nötigen (z.B.
mit Geld, Speise) ausreichend versehen sein Ap; Bs;
B; G; Sch; Th; UwE.; Z (g'm.). Er cha™ 's (mag's)
intimuc (g')rn., geht ökonomisch zu Grunde. .Soviel
Geld verdienen und es nicht m. können.' Gotth. Ieh
cha"* 's (mag 's) (g?)m.} bin gesättigt (scherzh.). .Sie
hätten erst zu Mittag gegessen, es könnte es m. bis
morndrist ■/.' Abe"'1.' Gotth. ,Er solle doch nicht in
die Fremde gehen, sie könne es nicht m. ohne ihn.'
ebd. Er mag 's wider g'm., von einem Genesenden
Ap; Z. Er mag's nümme lang lfm., treibt es nicht
mehr lange GG. — e) es m. mit. a.) mit Eim Z, mit
e u,i itili rc") Bs; B; L; W; Z 1) übereinkommen, sich
verständigen, sich vergleichen, handelseins werden.
aaOO. Dafür: es z'sämme* m. B. Wenn d'r g'schid
Sit, so mached-er's ts's. u,*d lad 's nüd zum Spreche"
[vor Jen Richter] chon BR. Mit adv. Bestimmungen.
Es schriftlich m. mit Eim, die getroffene Vereinbarung
aufzeichnen Th; Z. Es gnädig m. mit Eim, glimpf-
lich mit ihm verfahren, bes. eine nur massige For-
derung an ihn stellen Tu; Z. 2) es mit Einem auf-
nehmen '/,. Mit Sc'hrm umeli - r h 's denn scho* nach.
— ß) mit Oppisem, damit auskommen, sich damil be-
gnügen l!s; Tu. Q'mainröt und Presidänte*, die hat" 's
nie'' mit Ilalhlai g'macht. - f) mit Dat. P. a) es
Eim m. 1 i ihn behandeln, an ihm handeln Bs: li;
Tu; Z. Du machsch fs] dim eigne" Ma"n. es ist e*
Sch im l. Stütz. Du weisst, wie si mir 's emisi g'macht
het i" d'r Chilehe*. Gotth. Es Eim wüest, schlecht m.
In anderm S.: Mach-mer 's recht [führe mir die Arbeit
richtig aus], Name des Knechtes im Kdld vom Haus-
halt !,. 2) prägn., Einem übel mitspielen, es ihm
eintränken G; ScnSt. Syn. Eim defitr tuen: vgl. noch
19 a -. Wart, ic* will der 's m.: .Du schwarzer Schöltn,
wir wend dir 's noch wol m.!' sollen Z Bauern einem
Pfarrer zugerufen haben. 1610, Ahsch. .Ich will es
dir m.'. dich dafür strafen. Hosp. 1683. .[Die ent-
lassene Magd] habe ihm [dem Dienstherrn] getrauet,
sie wolle es ihnen schon m.. darüber zwei Kälber er-
lärat und ein Kuh verderbt worden.' 1701. ZWast.
Prozessakten. .Der Landvogt habe es ihm mehr als
einmal gemachet.' 1763, Z Staatsarch. — 3) dem Cheiser
es m., auf die Zehnerkarte im .Kaiserspiel' [s. Ghäiser 2
Bd III 514] eins oder drei aussetzen, zum Gewinnen
L; Ndw. Syn. chaiseren (Bd III 515). J** ha* 's mim
Gh. g'macht. JRoos 1892. — ß) es Einen" m., sie be-
schlafen AALeer. ; Bs; Z. — B. in erweiterter tr.
Fügung. 1. mit Inf., lassen, veranlassen, bewirken.
a) ohne ze. Merhän der Dokter mache" leo* Bs. Mit
fortgelassenem Acc: Mache" macht megeii, frisch ge-
wagt ist halb gewonnen GitVal. .Die Hitz einer sol-
chen Bitt macht alle Tag vom Schatz des Zorns Etwas
schmilzen.' FWvss 1672. .Wenn er sie nur alle drei
Jahre macht Rechnung ablegen.' XVIII., Eschers Tageb.
.Alle strafmässigen Sachen angeben und m. abstrafen.'
GrKIosL LB. .Jeden Tropfen Wein kaufen und kom-
men m. [müssen].' PScheitlin 1828. — b) mit sc. in
B; F; S; W sehr häufig, in den nordöstlichen MAA.
auf eine kleine Zahl bestimmter Fälle beschränkt.
Ein' ii :' lache", z' schreie", z' flneche", z' schwitze", z'
geine", z' fürch(t)e* m. S; Th; Z; so auch bei Ruef
1540; Fris.; Mal.; Myricäus 1630. Eine" z' esse", z'
trinke* m., seinen Appetit, Durst erregen. Id. B. ,D'
Ermi macht d' Liit eil :' tue", paupertas facile ad vitia
ducit.' ebd. D'r Schuelmeister het mi'" mache" dinne*
z' bllbc" [in der Schule nachsitzen]. B Hink. Bot 1861.
Du han-ig-se mache" zueche* [zum Tische] s' sitze".
Dr Bari 1885. Wege* so-n-ere* alte" Chräje* eha*"-mc*
nit Alls m. z' warte". B Dorfkai. 1871. Die Leute
brav in. :' verliere*. Gotth. D'r Chlupfhet mie* machen
ahi :' gheien. Wohltat. Jüngi,. 1780. Ein'» Oppis m.
:' mache", faire faire B. Eim Epjics z' verleide" m.
Gr. Öppis z' schicke* m., es so einrichten, dass Etw.
passt B; Z. Es leott sic'' mer neue" nit ant/ers schicke*.
,So mach 's z' schicke*!' Gotth. Di" Att het ns feissus
Chalb mache" z' metzge". Dial. (FU.). ,Fervefacere,
ze sieden m.' Fris. .Wir hand 's schiff machen z' gehn
und geylt hiehar.' GGotth. 1599. ,üise wort werdend
uns g'wiss nicht in. z' fliehn.' ebd. ,Syn Pfert git er
[der Graf von Habsburg] dem Pfarr und machet in ze
ryten.' Lüt., Sagen. Mit pers. Dat. statt des Acc. nach
Anal, von .Einem kund und zu wissen tun'; ,Und wird
hiemit Jodermänniglich zu wüssen gemacht.' Z Mand.
1691. .Einem eine Aussage zu wissen in.' JMet. 1694.
— 2. mit präd. Adj., wie nhd. Eine" hö", faltsch, bös
in., aufbringen, erzürnen. Eine" schlecht m., in schlech-
ten Ruf bringen, verleumden Ap; Sch; Tu; Z. Eine
Mutter macht ires Chind schö*, putzt es heraus Th.
Eine* brever m. [schildern], als er ist. ebd. /•"* miiesst 's
susi besser m., weder dass 's g'si* ist, sagt Einer, der
ein Gerät, Geschirr nicht gern entlehnt Z. .Man
könde den tüfel nüt so ang'schaffen ni. [peindre], als
sy [die Riesin] was.' Morgant 1530. Sich jung m.,
.,.,
Mach, mech, mich, moch, muri
3o
stellen Sonst. Sich gross m. s. gross l <l Bd II 804.
. L'ine kälberne Brust gebraten m.' Goldschm., Wint.
Chr. Etw. offc m., öffnen GrPi\ Etv/.guetm. 1) als
gul hinstellen. ,Der Kapuciner mieche auch das
.luden-, Heiden- und Türkentum gut.' Fäsi 1696. —
2) eine Geldschuld abverdienen SchScIiI. Ieh zale" 's
nid, ich will 's cho" guet m. — 3) ein Stück Schlacht-
vieh, mästen Sch; Tu; Z. Mit unbest. Obj. Es guet,
bösm., (einen Zustand) als günstig, schlimm darstellen,
schildern; bes. vom Arzt in Bezug auf einen Kranken
Th; Z; s. auch Sprww. 1869, 105. Mach 's doch nit gar
so schülifchj! sagt man zu Einem, der einen Zustand,
eine Begebenheit in allzu düstern Farben malt Th; Z.
Es recht m. mit Eim, eine Schuld ausgleichen GrPi'.
'Bettelt es n-ill-i'1' nüd und tue" 's speterhi" etten-esime
mid-ne recht tu. Schwzu. Mit fehlendem Acc. Wüest
m., seine Notdurft verrichten, von Wickelkindern Bs;
Th. Heiter m., Helle verbreiten oder herbeiführen
S; Z. [Ich] ha" noeh grad müesse" cor däis Fenster
sitze", wo am heiterste" g' macht het, wil keini holzige"
Selube" d'rin gsi" sl". BWvss 1863. S. noch fertig
Kd 1 1041. Statt des Acc. steht ein Dat. P. Eim wol
(B), we (L) m., tun. [Der Branntwein] macht d'r wol.
Gotth. Eim warm m., bildl.. ihm ganz nahe auf den
Leib rücken, scharf zusetzen (mit Worten oder Taten)
Th; Z. Die Beide" [Kämpfer] händ-enand warm
g'macht. Er hät-mer [mit Zureden] efange" warm
g'macht. Unpers. Vom Wetter: es macht ehalt, warm,
finster (Bd I 873), frisch (Bd I 1331) u. ä. allg. ,Dem
Einen macht es viel zu nass, dem Andern viel zu
trocken.' B Hink. Bot 1815. Auch: es macht schon.
Wetter AALeer. Es macht Dag, tagt Bs. .Das Weiber-
volk ist Tag für Tag hinter der Brattig und rechnet,
wenn's wieder Neumond mache.' Ursenkal. 1868. —
3. mit präd. Subst. mit Präp. Einen z' Schande" m.
1) wie nhd. — 2) ausschimpfen; zu Grunde richten
Bs. Dervor lä"-mieh z' Fetze" m., eh ick nächgibe". Gl
Volksgespr. .Latine reddere, zu latyn m., in latyn
verdolmetschen.' Fris. ; Mal. .[Sein Buch] hat er uss
dem Tütschen zu Latyn gemacht.' 1574, Mise. Tig.
Die Aare .macht die Statt in zwen Teil.' Cys. — 4. mit
adv. Bestimmung, welche Richtung oder Ziel der Tätig-
keit bezeichnet. Einen z' Bode" m., zu Falle bringen,
eig. und bildl. Bs; B; Uw. Vgl. nhd. .niedermachen.'
Luege", wie si enangere" z' B. mache'"1. Gotth. ,Zwei
stürzten auf mich zu und machten mich auf den Boden.'
Schweiz. Unterhalt. 1860. Die Weinreben über den
Winter z' B. m. = abe"-leggen (s. legen 1 b Bd III 1175)
Bs. Einen Handel z' B. m., niederschlagen. Hausfr.
1881/2. ,Z' B. macht das Unglück das Haus nicht.'
Gotth. Öppis uf d' Site" m. (auch abs.), bei Seite,
zurück legen, sowohl einen Teil seines redlichen Er-
werbes als Ersparniss, als auch fremdes Gut, stehlen,
veruntreuen Tu; Z. Etw. ,an ein Ort in.' s. Bd I 484.
Dazu noch: .Dass ein Ding wo immer müglich an ein
Ort gemachet und Gerechtigkeit gefürderet werde.
Schleunig Recht ist gut Recht.' FWtss 1673. ,Das
Facenetlein umb den Huot in. [befestigen].' Kriegs-
büchl. 1644. Unpers. ,Es hat den Schiffern Wasser
gemacht auf die Bindläden' Z. S. noch Ordning Bd 1
441. — C. refl. 1. meist unpers., angeben AALeer.;
Bs; L; G; Th; Z. Wie gut 's? Es macht-si''' (eso).
Sind-er fllssig? Es macht sich. Aufgefordert, in ein
Lob einzustimmen, antwortet man iron.: Es macht sich.
Gell, Das ist schö" (guet)! Es macht-sir''. Schlecht bin-
ich nüd, und mit der Tummheit madit-se-si''1 au"1',
glattb-ieh. JSenn 1864. Uni macht ■se-si'h (mit-Hm
Wetter) Tu; Z. Dafür auch: 's Wetter macht-si-1' lini .
ebd. — 2. sich ausnehmen; sich anstellen, sich be-
nehmen Bs; L; UF., G.; Th; Z. Da maehst-dich nid
iiliel i" dim neue" Kleid. Fr macht sic* besser [stellt
sich besser an zu seinem Dienste |, weder das' i'1'
(/'meint ha". Wie macht-er sich jez In sim nein" Meister?
— 3. sich anlassen, sich entwickeln, gedeihen, vor-
wärtskommen, (-gehen) Bs; GrCIiui-; GF., G. ; Th. Das
China macht-sich [entwickelt sich] prächtig. Wol, wol,
Der macht sich [macht Fortschritte]! Er macht sc1'
guet, es geht ihm gut, z. B. in seinem Geschälte.
's macht sieh ganz orde"lich. 's maclil-si1'' wüest, vom
Wetter, wenn der Himmel sich bewölkt und mit Regen
droht SThierst. — 4. unpers., es macht -sirh (sehn*
leider), lässt sich (schon wieder) in Ordnung bringen,
herstellen Ap. A : Wenn 's letz use"chunnd, so bist du
g' schuld! B: S&b wird-si6K m. [sich finden], ESchönen-
berger 1894. Sich fügen, geschehen. ,Ob sich de-
heinist wurd m., dass einer syn rechtung verkouft
hätt.' 1457, ÄAWett. Klosterarch. — 5. sich (eilends)
irgendwohin begeben Bs; Gr; G; Th; Ndw; Z. Sich
i" 's Bett Mi. Sich nöchbcrlig m., in die Nähe rücken
Bs. Ich mach-mich roruse". KdMet. 1844. Ich muess-
mich hei'" m. Schwzd. Mach-dich gan arbeite"! Ndw.
,Die stat. hinder die er [ein Flüchtiger] sich gemacht
hat.' 1421, Absch. ,Weler unser burger sich von
unser stat macht, dass er von unser burger recht
'gangen ist.' ältestes L Batsbüchl. ,Butz dich, mach
dich, heb dich rösch, e ich dir dyn bös mul er-
trösch.' Rüef 1540. ,Ich will mich gon Bethlehem
m.' VBolz 1554. ,Domum ire pergaiu, ich will mich
gon heim m.' Fris. ,Nun da es ward umb mitte nacht,
die in dem ross sich drus band g'macht [sind hinaus-
gestiegen].' GGotth. 1599. ,Sich heimb in syn Hus
m.' Z Mand. 1650.
II. intr. oder abs. 1. sich rühren, tätig sein, ar-
beiten, handeln, a) allein stehend oder mit modalen
oder temporalen Bestimmungen. Me" cha"" nid me
als m. [an einem fort arbeiten], antwortet Einer, der.
trotzdem er sein Möglichstes leistet, zur Eile ermahnt
wird Bs; Th; Z. Do cha""-me" m. und m., und 's
nützt Alls Nünt, alle Anstrengung, auf einen grünen
Zweig zu kommen, ist umsonst Th; Z. Dö cha""-me"
da"" go" m., wann 's Eim halt nüd will [wenn das
Glück Einem nicht wohl will]. MLienert 1888. ,Ich
schien den ganzen Tag zu m., und machte doch nur
halb so viel als sonst.' Gotth. Mer söttit noch e" chli"
m. Th; Z. Uf und deco" m., über Hals und Kopf
arbeiten. Gotth. Mir wei" jetz er'stig m. GJKchn
1806. Mached g' schwind (Tu; Z), fri (W), sputet
euch! In dieser prägn. Bed. ,sich beeilen, sich sputen'
erscheint m. auch alleinstehend, bes. in imperativischen
Wendungen Aa; Bs; B; L; G; Th; Z. Mach, m. aueh,
einist, e" chli"! Mach auch, eb Upper chunnt ! Stutz.
Gang iveidli'1', mach und gib-em Öl! ebd. Mach auch
emöl, so göt 's en Weg! Er macht, strengt sieh ausser
Atem an AALeer. Iez heisst 's m., sus(t) iotr(d)ed-mer
nümme fertig Th; Z. M., bis..., (in seinen Bemü-
hungen) nicht nachlassen, bis ein (beabsichtigtes oder
unbeabsichtigtes) Ziel erreicht ist; in letzterem Falle
der temporale Nebensatz mit der Bed. eines Folge-
satzes und m. übergehend in den Begriff .bewirken'
Gl; Th; Z. 31., bis es ist Gl, bis me" 's hat Tu; Z.
31
Mach, mech, mich, mocb, mach
32
.!/<" hat g'maehet, bis 's [z. B. eine Maschine] wider
^ ganger, ist GlMoII. Du machst (scho'J, bis d' Tatsch
[Schläge] überchunnst, sagt man warnend zu einem
unartigen Kinde Tu; /. Der Hund bettet und macht,
bis de* Chasper verwachet. RBrahdst. 1884. lrh mache',
• Im", sagt der Gemächliche Th; /. Er macht,
bis er 's hat, übereilt sich nicht, spöttisch von einem
Lau amen Tu; /,. Lang in., zu einer Arbeit, übh.
zu ii end Etw. lange Zeil brauchen, zaudern Bs; B;
\ii; u; Z. Vgl. es lang m. Wer lang macht, cha**'s
nid ■ I. Ineiches. Er lnit luii lang g'macht, sagen die
Kirchgänger vom Pfarrer Tu; Z. l)er macht lang,
bleibt lange aus. lässt mich lange warten Bs; Th; Z.
Unerwartet schnell Zurückkehrende werden mit den
Worten begrüsst: Der hau (er hämdj nii lang g'macht '
ebd. Er mucht nümme lang, wird bald sterben GG.
.Beseehend her und nit lang macht, die priesterschaft
sunst b'langen hat.' Haberer 1562. — b) ,m. an Etw.',
daran arbeiten, sich damit beschäftigen, bes. mit einer
Absicht, einem Plan; dann auch mit Bez. auf drohende
Veränderungen, welche nicht vom Willen abhangen,
z.B. an-ere" ChranJcet imune" m. Unpers. Es macht
um Wetter, die (günstige) Witterung droht umzu-
schlagen AAHasenb. Dafür: Es muckt am andere"
Wetter AAl.eer.. a" anderem Wetter (umme'J Bs; Th;
Z. 's macht an Öppis iimmc", ein Unwetter ist im
Anzüge Bs; Th; Z. — c) , für sich m.', auf eigene
Rechnung arbeiten BoE. Syn. meisterieren. Er macht
für in. — d) ,m. auf Einen. Etw.', auf Einen, Etw.
bauen, rechnen, sich verlassen Ap; GG.; Th; ZO.
Syn. gern nf. Me" cha"" nit uf-in m., er ist unzu-
verlässig. Du cha"*st druf m., darauf zählen. In
anderm S. ,uf guot Gelt m.'; s. Bd II 538. — e) ,iu.
mit Einem', sich beschäftigen, zu schaffen machen,
spielen. Mit d'r Chats m. GA. S. noch f a. Spec.
a) Geschäfte machen, verhandeln; handelseins werden,
sich vertragen B; Th; Z. Vgl. 20 a £. 21 e a. 's ist
guet mit-em z' m., leicht mit ihm auszukommen Scb ;
Tu; Z. .Mach mit ihm [dem Gläubiger], so gut du
kannst; »i'r uei" luege*, wie m'r 's mucke".' Gotth.
,Wer mit bevogten lüten macht.' Ap LB. 1409. ,Also
dass sy [die Pensionier] für und für mit fremden
herren machen, das gelt nemmen und der frommen
kind die streich ze lösen schicken wölltind.' Zwingli.
,lch will also mit üch han g'macht: wenn ir 's gelt
band und ich das myn, so will ich wol zefriden syn.'
EtüEF 1540. Becht in. mit Elm, ihn (bes. durch Geld)
befriedigen GrI>. Ich will scho* recht m. mit-me.
p) sich messen, es aufnehmen, sich in einen Kampf.
bes. Wettstreit, einlassen, ringen B; L; Tu; Ndw; Z.
Vgl. 21 e a 2. Mit Iederem m. Ober und ober m. mit-
enandere*, so dass bald der Eine, bald der Andere
fällt Ndw. Du hend-si an" Ghiräschi g'ha*: 's hed
Einer g'macht mit 10 Ma**. Häfl. 1801. Mit Dem
iiill-e1, im Schwingen schon ei"s m. BK. Mier bedhei"
mengist mit-enandren g'macht, wedra' ender fertig sig.
ebd. ,Es seien im ganzen Kanton nicht ein 1 letzend,
die mit mir m. könnten.' Gotth. .Wie ihr ihn [den
Kittel] der Hans zerrissen, als er mit ihr gemacht
habe MWalden. ,[Die Appenzeller] wolltend mit den
unsern [bei Vögelinseck] g'maehet han.' Yad. .[Beide
haben] also mit dem weibel g'macht und g'focliten.
dass sy in zerücken band g*worfen. Indem sy also
mit dem weibel g'macht und g'ruiigcn.' 1561, ZWint.
Chr. Wetten Tu; Z. — y) necken; mit Wollen
streiten, zanken B; GA.; s. noch ob ß. Sihcid hing mit-
enand g'maehet, a'so mit-enand g'maehet, Ins si enand
j Sehläge| g'gc" keid GA. — 8) unpers. Es muckt mit-
mir. ich bin unentschlossen, im Kampfe, uneins mit
mir selbst tili.: Tu; Z. 's hat hing mit-uur g'macht,
/ well gä" "der und. .Wie macht es mit dem
Patienten?' B. Vo" Stung a; wo er ro" dem Zug [der
Arznei] g'no" lieig. heig-me" g'seh", dass es ne" grüsam
a'grif »"'' mit im mache vele* Weg, u"d du heig 's
emel du mit im fertig g'macht. Gotth. ,Lang macht
es nicht mehr mit mir [treibe ich's nicht mehr]', sagt
.ine S.bwerkranke. Gotth. — f) in. als Bezeichnung
anderer specieller Tätigkeiten, a) spielen, bes. mit
Karten, aber auch von jedem andern Spiel B; Gr;L;
HA.; Th; Uw; Z. Mit der Frage wie macke"d-mer?
erkundigt man sich vor dem Beginn des Spiels nach
der Spielart oder Höhe des Einsatzes Tu; Z. Um de"
Kafi, e" Flasche* W%* in. Machst du mit Dine"
[Karten]? Syn. kommen Bd III 203. Irh mache* nid,
spiele nicht mit. Falsch m. GRSchud. Hinderst' m.
= en H.-Jass (Bd III 70) m. Th. .Grad oder ungrad m.'.
ein Spiel unter vielen andern. 1530. Absoh. S. noch
fünf 1 (Bd I 852). Irh mache" nümme*, sagen Kinder,
wenn sie nicht länger mitspielen wollen Th; Z. —
ß) aufspielen, Musik machen B. .Die Schwester macht
auf dem Klavier.' Gotth. .Fidicina, die auf seitenspil
macht.' Fris. S. noch Hafen Bd II 1010. Bes. in der
Verbindung: .zuo tanz m.' .Welicher spilmann zu t.
machate.' um 1480, Obw. ,Xit ze t. oder spyl ze m.'
1502, Z Anz. 1884, 15. ,Es ist oueh beschälten, dass
jung, frölich, muetwillig g'selleu sich verkleidet, uf
dem kilchhof getanzt und einer mit einem totenbein
uf einem totenboum zue t. g'macht.' LLav. 1569.
.4 pfd gab N. N., als er an einem nachhochzyt zue t.
gemachet.' 1576, ZGrün. .Die Spillüt, so z' T. ge-
machet, sollen gestraft werden.' Z Mand. 1601. ,Die
Spillüt unsrer Landen, so zuo T. machend, mit was
Instrumenten Dasjoch beschickt.' B Sittenmand. 1628.
— Y) schreiben B. ,Es nehme sie Wunder, wie sie
daraus kämen [die Schrift lesen könnten], jeder Schul-
bub mache schöner.' Gotth. — 8) seine Notdurft ver-
richten, von Kindern, auch kleinen Tieren, z. B. Vögeln
Ap; Bs; B; Gl; GA.; Sch; S; Th; Z. Vgl. 20 a ß. D's
Chind hat g'macht. B. I" 's Bett, uf de" (an'n) Bode"
m. Die ehline* Chind mache'd Eim i* </' Windle*, die
grossen ufs Her.: [bereiten Einem Kummer]. Spbww.
1809. I" il' Hos," m. S; Tu; Z. Er hat fast i" d' H.
r/macht, vor Angst, Ungeduld. .Vor zorn möcht 's mir
den buch zerryssen, dass ich z'letst müesst in d' hosen
— machen.' Funkelin 1552. .Alles, was das Kind in
7 Jahren tut, ist schön und artig, sogar wenn die
Mutter es auf ihren Kopf hebt und es ihr auf die
Nase macht.' LKInderbitzi 1826. .Syn kind machtend
uf den tisch und syn frow was wol als unlustig [un-
appetitlich].' Auf. XVI., G Neuj. 1893. — 2. sich in
einer Richtung bewegen, die durch ein Adv. bestimmt
wird. VorwärtfsJ m., sieh beeilen, eine Arbeit (rasch)
fördern GrPt.; Th; Z. Ich hetti 's gere*, wenn d' rwcfcft1*
niriedrt mueclti.it und gli''' fertig eliiemtist. SoBWZD.
(Gr). Fürsich in. a) = dem Vor. Sc»; Tu; Z. Mach aurl'
e* chli* fürsich, du Schlarpi! ACorrodi. .Machend für
üch, wie stand ir gaffend?' .1 Binder 1535. .Und mach-
tend für sieb [mit Plündern].' GWyl Copialb. .Wohin,
nun lasst uns für uns m.!' Mtricäds 1630. — b) er-
sparen, erübrigen Seu; U. Syn. vor-maehen. Aber auch
:;:;
Mach, mech, mich, moch, much
:;i
mit ausgedrücktem Obj.: Er macht NiM f. Kmdersi°h
in. a) zurückkommen, in ökonomischer Hinsicht U; Z.
— h) von der Verlobung zurücktreten, sie rückgängig
machen AaL. De Jokeb ist iez e* Höchziter, h. war
i" Schumi. MI.knz. S. noch die Zss. — 3. sich ge-
berden, sich benehmen, tun; bes. von auffälligem Tun.
lebhaftem, erregtem Ausdruck der Empfindungen in
Geberden und Lauten, bzw. Worten AALeer. ; Bs; B;
I.; Uli.; S; T ii ; U; W; Z. Syn. tuen. a) alleinstehend,
in prägnantem S., toben, lärmen B. De macht! De''
hed g'füstet itutl g' macht ZU. Wucste", schnitze" und
tn<n und m. KdMeyer 1844. — b) näher bestimmt
a) durch Modal- (Folge- und Vergleichungs-) Sätze.
.Er het g'macht, me" hätt nit dürfe" lose", ita non
temperavit ab ira, ut furias audire dixisses.' Id. B;
Ineichen. .Si het g' macht, wo-n-er g'storben ist, rne"
hiitt g'meint, si weit nache; tanta ejus erat afflictio,
ut eum ad inferos sequi videretur.' Id. B. Si hein [im
Wirtshaus] g'macht, wie wenn d'r Tüfel los wän BR.
.Der macht, als ob seine Worte Kugeln wären, und
Jeder maustot, gegen den er einmal geredet.' Gotth.
.Er macht, als ob er Millionen hätte' B. ,Der war
Sonderling und machte nicht wie andre Leute.' W
Sagen. ,Er mache, wie man ihn heisse' S. Er macht
irie-n-c Narr. Ineichen, „wie ein Kind." ,N. N. machte
auf seinem Totenbett nicht wie ein Christenmensch.'
HI'est. 1785. Er macht wie d' Mueter, hat die gleiche
Art in Wort und Geberde GG.; Th. M., we d' Vögel.
Vogelstimmen nachahmen, ebd.; Z. ,Der Drat macht
wie-n-esSeil [fa le veci di]' W. ,Z'sämmc" m., agere inter
se invicem. Si mache"'' z's. wie di Taube", ut canes
rabidi se lacerant. Si mache"'1 s's. wie d' Gauche",
ad nauseam usque sibi blandiuntur, asinus asinum
fricat.' Id. B. — ß) durch einfache Advv. Wüest m.,
sicli übel geberden B. Wo-n-i'h uf N. cho" bi", het
dert in Hund so verfluecht w. g'macht über mich. B
Dorf kai. 1864. „ W. in. mit Eim, ihn derb ausschelten. "
Vgl.: Wie De'' och mit-mer g'macht hat, i''' ha" g'glaubt,
es geb Schlag. B Hink. Bot 1861. Eim teilest m., ihm
übel mitspielen B. .Vergiss doch nicht, morgen ein
G'schüch in die Erbsen zu stellen, die Spatzen machen
ihnen sonst viel zu wüst.' Gotth. Grüsli''' in., eine
Geherde des Ekels machen Bs (Spreng). Mach nur
nit so gr. drob, tu nur nicht so sehr dawider ! Leid
m., sich unartig aufführen, über die Massen weinen W.
Grob m. ebd. .Wenn man schleiken [leise tun] will,
macht mau erst grob.' Griselli''1 g'nüog m., von einem
Sterbenden, der kaum mehr atmen kann BHa. Lüt
m., lärmen, laut reden AALeer.; Bs. Still m., sich
ruhig verhalten Bs. Hübscheli(g) (Bs; BHa.), Uslig
(Bs) m. Machid h., d'r AU schläft! .Machet recht
hübschlig und still!' WSenn. Bürig m., sich grob,
roh benehmen BHk. Dumm m. B; S. Tue doch uf
und mach nit sövli d.! Gotth. .Jakob solle es ihr
ja doch nicht nachtragen, dass sie im Stall so d. ge-
macht habe.' AHartm. 1852. N. N. hat gester z' Nacht
c" Busch g'ha* und so lustig g'macht. Stütz. S. noch
glatt I 1 Bd II 653. ,Was ist Aparts, dass du so
machst', dich so aufgeregt geberdest'? Gotth. ,Sie
sprach Sophie Mut ein, sagte ihm, so solle man bei
einer blossen Gefahr nicht m., man könne sich ver-
sündigen ; wie es sich denn geberden wollte, wenn
das Unglück wirklich eintreten sollte.' ebd. ,Mädi
sagte, es sei doch d'r Wert eso z' >u., es wird öppe e"
Mansch- si" wie-n-e" angerer.' ebd. Los, lueg uuch. wie
Schweiz. Idiotikon. IV.
das [fiebernde] China macht! Th. Wie ehönne'd die
Frösche" aw'' in.'. KdMey. 1844. Von der Lebens-
weise. Mager in., mit schmaler Kost vorlieb nehmen U.
Es sig c" grössi Mungernöt e'tstande*, und <"<*'' er heig
null und näh m. g'macht und Mangel g'litte". — c) mit
Angabe dessen, was durch Geberde und Wort ausge-
drückt wird. Dabei kann das Wort unter Umständen
in den Vordergrund treten und die Geberde zur blossen
Begleiterin desselben herabsinken, ohne jedoch ganz
zu verschwinden. Jene Angabe besteht et) in einem
einfachen Wort, aa) Ja, Neim in., eine bejahende,
verneinende Geberde machen; ja, nein sagen Ar; Gr
Pr. ; Th; Z. Er ist en Ma™ ivorde; der mit Gottes
Ilülf alliwil hed chönnc" ja und nei* m. [den Mut hatte.
seine Meinung zu äussern] ZStall. — ßß) Adie m., Ab-
schied nehmen. Adieu sagen B; S; Th; Z. Er macht
Allen A. Schild 1885. T'h macht o'h no,h A. m. mit-ne".
MWalden 1880. — YT) G'sundheit m., eine G. trinken,
mit den Gläsern anschlagen Bs; B; S; Th; Z. St
mache"' G. z'sämme". Schwzd. (BO.). Drüf fät <lc"n
d'r Buedi a" nnt-''em Kätheli tschänzle" u"'' G. in. ebd.
(BM.). Wi" 'trunke" und G. g'macht und a'pütscht
[angestossen]. Joach. .Drinnen schenkte, sobald man
sich gesetzt, der Alte wieder ein, machte G.' Gotth.
— ß) in einem ahh. Satze. ,Er macht gar, es sig im
Überschi, valde conqueritur de injuria sibi illata.' Id. B.
,Er het g'macht. wie-n-er im irell bistä", sanetissime ei
auxilium suum promisit.' ebd. ,Er het chönne" m.,
u-ie-n-es im so leid sig, deos omnes poenitentiae suae
festes voeavit.' ebd. — f) 'n direkter Bede AALeer.;
Ap; Bs; BHk.; GrCIiih-, Pr.; Sch; S; Th; Z. Hier
bedeutet also m. so viel als .sagen, bemerken', aber
„mit besonderm Ausdruck. Nachdruck reden, apostro-
phieren; es ist in der Erzählungsart des Volkes üb-
lich, wenn es eine Eindruck machende Manier des
Redners beschreiben will." Es steht häufig in einge-
schobenen Sätzen. Wenn si d' Ürte" 'mit häiul, hat
er g'macht: Oblische! Schwzd. (ScHStdt). Aber, hat
er g'machet, wa' würa och d' Brut säge", wenn... ebd.
Nei", irh lö"-mich nüd zue Allem brüche", macht er.
Das ist iez leider Öppis G'schids, ich wott Niit wüsse"
ileiti", macht er. Toll und roll simmer, machet d's
Näni. Schwzd. 's si" auch schöni Fülli g'si"! macht
der Bur. BWyss 1863. Der Ätti het g'macht: Mi"
liebe Son. Dial. (GrCIiui-). Auch von schriftlichen
Äusserungen Gl; Z. ,Er macht in sym briet'...'
UEckst. — d) unpers. a) von Witterungserscheinun-
gen, sehr stark, heftig regnen, hageln, schneien, stür-
men Bs; B; G; Sch; Th; Z. Das macht ! Luegair'1,
wie 's macht! .Lieber Gott, wie das macht, wie die
Steine rollen vom Bergjoch ! ' Henne. Fallt 's a" schütten
und m. und chlöpfen und chrache" wie z' mitzet im
Summer. Schwzd. S. noch chlein 5«ß (Bd III 652).
— ß) vom Schalle, tönen, lauten B; Z. Syn. chiden.
Me" säg im so en arige" Name", 's het fast g'macht
nie... MWalden. .Wann man aber für ein kleines
Denkzeichen sich so beschwärt, wie wird 's erst m..
wenn man dem Götti soll grosse Dienste tun?' AKyburz
1753 (vom Z Drucker 1760 geändert in .wie wird man 's
erst m.', offenbar weil er die Wendung nicht verstand).
— y) von Geschriebenem, lauten, heissen BHk. Du
macht's, heisst es. — 8) von Begebenheiten, verlaufen,
gehen BR. Wie hed 's g'macht? S. II 1 e e am Schluss.
III. Der Inf. als Subst. 1. das Arbeiten, Verfertigen
usw. Was Mache"s, wenn 's scho" g'macht ist? RBadr.
35
Mach, mech, mich, moch, much
.;,;
Da" ist <■" bösfesj 31.. sagt der Handwerker, wenn er
eine schwierige Arbeit ausführen soll Tu; Z. Ver-
blasst: Sache, Ding. Es ist e» schüligs 31. mit der-
• Litte", eine verzweifelte Geschichte. Ap Kai.
1859. Es ist e" Ströls-m., ,eine verruchte Mache- Ap.
rs-, Sträls-m., Interjj., mit denen man Verdruss
ausdrückt ZO. Gh. [eine unangenehme Geschichte],
dass 's iezed aW* Das hat müesse" gc"! Str., iez hün-ich
(/' Gelttäschc" vergesse" ! — 2. Art, Manier, Benehmen.
Es ist doch auch es M.! Ineicuen. , Welches gewiss
ein unmanierliches M. wäre.' GHeidegger 1732. Tolles
Treiben, Lärm. Was händ die volle" Bure" für e" 31.?
Bs (Spreng).
IV. Das Ptc. Perf. in eigentümlicher Verwendung.
1. getan, geleistet, in der RA.: Da* ist vi! g'macht
(riui im), eine Leistung, ein grosses Opfer, das will
Etw. heissen, das ist ihm hoch anzurechnen BsL.; B.
S. vil Bd I 775 o. Öppe" vil g. ist es nicht z' fare"
und mi''' da Jünger la". Gotth. .Ihr vexiert nicht mit
uns. das wäre nicht viel g.' ebd. ,üas sei viel g. von
ihm, dass er die Mühe nehme.' ebd. ,So milchst noch!
Das ist viel g.' ebd. ,Werchigs [arbeitsam] sei Theresi,
selb sei wahr, und g'wüss viel g., dass es so zu seiner
kranken Mueter luegi.' Amerik. Schweiz.-Kal. 1888.
Doch isch 's vom Hans vil g. gsi", dass er numme das
Alls sich het chönne" lo" säge". Breitenst. Bas ist Nut
g. von em, keine Art B; Z (G'machets). Das isch Nüt
ii. riui ech, so z' laufe", nie wenn d' Landjeger hinger-
icli ilvi" viiri". MWalden. ,Es Hessen sich Stimmen
hören, dass es doch Nüt g. sei von dem Engelwirt,
dass er das Mareili sitzen lasse.' Alpenh. 1870 (BE.).
.Was ist Das g. von einer Mutter, wenn sie es ihrem
Mann gönnt, dass er beide Beine gebrochen!' Gotth.
— 2. gemacht im Gegs. zum Natürlichen, Gewordenen,
künstlich Bs. 's isch l.ni" recht Boss, 's isch numme
so g., beim Sattler. ,Ein gemachter Vatter, gemachte
Geschwisterte', die es erst durch Adoption geworden
sind. 1719, Bs Bq. — 3. a) gebildet, vom Äussern.
Ich mächt besser g' machte Tier g'seh" [als Dieses].
Bauernkal. 1883. Und 's Fülli — lueg, lueg, wie uf-
g' setzt, wie'gügglet, wie schön g. ! Joachim 1885. Wol,
itliel g. Tu. Prägn., schön geformt, ausgearbeitet, von
Dingen L (Ineichen). — b) gesittet L (Ineichen). —
I. prägn.. fertig, vollendet, vollkommen Ap; Th; Z.
Es ist Alles g. gsi", was er g. hat. Das ist nüd G-s,
■ in.' unfertige, unordentliche, wertlose Arbeit. Der
Weg isch -es aucU öppis G-s, etwas Fertiges, Abge-
schlossenes. E" g 'machte Ufa»», wie nhd. AALeer.;
Th; Z. „Er ist ein gemachter Höfling." ,Homo ex
mendacio factus, ein gemachter lugner.' Fris.; Mal.
- 5. aus-, abgemacht, bestimmt Aa; Ap; G; Th; Z.
's ist g.l topp, es gilt! 's seil g. si"! Wolf, Bauern-
gespr. Es ist asa g-a Ar; GTa. D' Frau Nöchberi"
schimpft e" Betzli, wenn si wider chunnt — sefb ist g.
[ausgemacht, sicher]. WHausknecht 1891. 's ist wie g.,
wie verabredet, abgemacht; ganz sicher Th; Z. 's ist
wieg.: wenn ichhott will, wott er wist. 's ist wie g.:
we"*-mer Wasch händ, so regnet's, klagt eine Hausfrau.
.Diser nacht sag ich ir 's g'wiss nit. das ist g. [steht
fesl |.' Aal 1549. — 6. i'h bi" g., zwischen Stuhl und
Bank gefallen B (lt Über See und Alp 1865, N. 15).
Vgl. Gr. WB. VI 1387. — un-g'macht: „phys. grob,
■z.B. ein u-er Stecken; moralisch ungesittet, z. B. ein
u-er Mensch." Unordentlich SSchw. Du bisch doch e"
U-er ! Syn. ungeschaffen. — selb-g' machet: selbst-
verfertigt (-gesponnen, -gefärbt und -gewoben), von
dem sog. Walsertucli GrD. Sonst selber g'm. ,Der
Vollblut-Baselbieter liebt es noch immer, sich in S-es
zu kleiden.' JKettiger 1857.
Ahd. mahhön. Darnach wäre für die 3. S^r. Präs. 1ml.
und das Ptc. Perf. -et zu erwarten (vgl. Winteler 1S76,
154 f.); doch sind die betreffenden Formen, wenn auch wahr-
scheinlich heute noch häufiger und verbreiteter, als unsere
Angaben erkennen lassen, überall im Zurückgehen begriffen
zu Gunsten der synkopierten Formen, die auch von der
Schriftsprache gestützt weiden. Auffallend ist die ziemlich
weit verbreitete weiche Aussprache des inlautenden Gutturals.
Das Prät. miech (auch bei ThPhitter; JCWeissenb. 1678;
1712, AaKlingn. ; Ulr. 1727) ist nach Analogie der redupl.
Vba mit Präsens - d (z. B. fallen) gebildet. Miecht(i) ist eine
Compromissform. Machteti Ist. machti) bat sich an Formen
wie spnlnti von Vbn mit dentalem VerschhissLuit als Stamm-
ausgang augelehnt.. — Etymologisch geholt m. ohue Zweifel
zs. mit ij'Ni'i'li. Das W. bedeutete urspr. .passend maclien,
zsfügen' und war wohl zunächst ein Ausdruck der Hand-
werkersprache. Von hier stieg es zu allgemeinerer Verwendung
auf in der Bed. von hervorbringen, zu Stande bringen, be-
wirken' und wurde schliesslich zur Bezeichnung einer Tätig-
keit Ubh. Immerhin unterschied es sich von dem sinnver-
wandten inen dadurch, dass es speciell ein zweckvolles Tun
bezeichnete und concretern Begriff hatte, und dieser Unter-
schied ist im Grossen und Ganzen bis heute geblieben; nur
tw. sind, gerade auf unserm Gebiete, beide WW. dein Sinne
nach völlig zsgefallen. Tw. lockerte sich auch die Beziehung
auf ein (bestimmtes) Obj. und verlor sich am Fnde ganz:
es blieb nur noch der Begriff des (raschen) Sichbewegens,
Sichrührens zurück (vgl. II 1). Indem sich aber (bes. bei
Gefühlsäusserungen) mit der körperlichen Bewegung sehr oft
die Tätigkeit des Stinimorgans verbindet, ergab sich eine
neue Bereicherung des Bedeutungsinhalts (vgl. II 3 c). t'ber
die Anordnung im Einzelnen konnte man manchmal im Zweifel
sein, da die verschiedenen Bedd. sich oft enge berühren oder
in einander übergehen. Nicht unerwähnt bleiben darf die
weitgehende Übereinstimmung, die zwischen der Verwendung
unseres W, (namentlich in den westlichen MAA.i 1 der
des frz. faire herrscht; ob uud inwieweit freilieh geradezu
Beeinflussung durch das Frz. anzunehmen sei, ist schwer
auszumachen. Vgl. z. B. I A 3 b mit frz. faire des petits;
Hni '/.liti in. mit .faire ses deuts' ; ,eine Krankheit m.' mit
.faire une maladie'; I A 17 mit ,faire ses orges'; ferner die
Fälle, wo i». für tuen eintritt usw. Die Anwendung II 1 d
erinnert an den Brauch, in den Glückshafen ,auf geliebte
Gegenstände oder Personen zu setzen, von dereu Namsnng
man Glück erwartet zu haben scheint (s. Z Taschenb. 1x8°,
230 ff.).
ab-mache": 1. vom Berg ins Tal befördern, z.B.
Holz W. — 2. beseitigen, entfernen, losmachen, a) mit
Acc. S., z. B. ein Brett, ein Türschloss, eine Schnur
Aa; Bs; B; Gl; Gr; L; S; Th; Zg; Z. De" Bart a.,
rasieren GrL. ; Syn. abe"-tuen. Es macht keim Bock
kei's Hörn ab, tut Einem nicht weh, bringt keinen
grossen Nachteil S (Schild). Biet:, llnruiirbe" a., sich
eine Hautschürfung zuziehen BHa. ; L. Bildl. Die
merste" [Begierungsleute] hend emel grüslr1' Sorg, ''ass
si uf /,(•!" Site" starch a'schiesse" und Platz abmache".
L Nachr. 18(35. D' Bei" a., die Beine brechen S. 7>
Mose" a., einen Flecken (z. B. aus einem Kleide) ent-
fernen Bs (Spreng). Eine Ziffer a., wegstreichen, aus-
löschen „Gl; Gr; L; Zg." .Sie essen und trinken [so
viel], dass man es mit einer Mäsb'striche11 oben a.
könnte, wenn es nicht von selbst oben abliefe.' Uotth.
Spec. a) Gras, Chom a.. abmähen B; S. ,ln 3 Tagen
machen wir unser Korn ab, am Samstag muss Sichelten
sein.' N. B Kai. 1813. — ß) ein Gewebe vom Webstuhl
B; Z. ,Wie das ein wichtiger Tag ist. wenn der Vater
37
Mach, mech, mich, moch, mucli
38
ein Wubb abmacht und damit auf Burgdorf zu wan-
dert.' Gottb. — - y) mit Verschiebung des Obj.. Bönen
o. = db-fädmen (Bd I 676) Bs; G; Zoj Z. Der flSrfce"
ii.. die Kürner Yom Kolben abreiben Gr; GKli.. We.
,Da holt der Hausvater jeden Abend eine Zaine voll
| .Maiskolben] herunter, um sie abzum.' WSemn 1871,
288. Raben a., von den weissen Rüben die Blätter
absehneiden THSteckb. Syn. ab-hauwen. — 8) ebenso,
en Wagen a., abrüsten, z. B. die Leitern sammt Zu-
behör herunternehmen SThierst; Th; Gegs. üf-m. —
e) mit Dat. P., wegnehmen, schmälern, vermindern B.
.Wenn der Schulmeister dem Pfarrer das Ansehen a.
kann, so spart er's nicht.' Gotth. — b) mit Acc. P.,
Einen von Etw. abbringen, abwendig machen Ap; Bs;
G; Sch; Th; Z. Ein'n vom Spile", vo* der Arbet a.
Er hett 's irol tue", aber nie" hät-en abg'macht. Auch
bei Denzl. 1677. — 3. (eine Zeichnung, ein Bild)
einer Vorlage entnehmen, abzeichnen; (eine Vorlage)
nachzeichnen, abbilden, spec. photographieren Ap; Bs;
G; Sch; Th; Z. Vgl. machen I A 6; Syn. äb-nemmen,
-rissen. Wo hast die Zeichni'g abg'macht? Er ist
guet abg'macht, getroffen. Sich a. la". ,Es war eine
Scene zum A.' GStdt. ,Contrafactur, us Vesalii ana-
tomy abgemachet.' Ruef 1554. ,A.. effingere, einsi
angesicht läblich a., exprimere faciem alieujus.' Mal.
— 4. a) fertig machen, abschliessen GrL. .Darumb
der spruch: mach us, mach ab!' UEckst. Spec, mit
dem Leben abschliessen. sterben AiLindenb. Er het
abg'macht. Bei der Weberei berührt sich die Bed.
des Abwickeins im eig. S. mit der übertr. des Voll-
enden, Fertigstellen s. .Schneller als es machte Keine
[Weberin] ihren Zettel ab.' 1860, JMüll. — b) Etw.
a. (mit Eim), ausmachen, vereinbaren Bs; Th; Z. Mer
häiid (mit-enand) abg'macht, mer welli'd hüt rerreise".
En al/ff macht i Sach, eine abgekartete Th; Z. Mit
Weglassung des Acc. a) sich verständigen, verglei-
chen, abfinden (gewöhnlich gegen Bezahlung einer
Entschädigung) Aa; Ap; Bs; BBe.; L (St.b); GG.; Schj
Tb; Zg (St.b); Z. Si hend mit-enand weg-em Lö" ab-
g'macht Ap. Er hat müesse" mit siner Brät a., bei
der Lösung des Verlöbnisses Th; Z. Si händ chönne"
a. um 50 Franke?, den Handel beilegen gegen Be-
zahlung von 50 Fr. an den (die) Geschädigten Tu; Z;
Syn. abschaffen. Auch: Ich ha" 's mit-em abg'macht.
St.1' Einen für gehabte Mühe, Arbeit entschädigen,
bezahlen, befriedigen L (Ineichen); GG.; UwE.; U.
— ß) Einem derb die Wahrheit sagen Bs (Spreng).
Ich ha" mit-em abg'macht. Syn. ab-rechnen. — 5. ab-
g'macht i Lebere", Herdöpfel, gebratene ZRafz. — Ab-
machete" f.: 1. (Bonli-jAbmachede", die Gesammtheit
der abgezogenen Fäden Bs. — 2. Vergleich, Abkom-
men Aa; Ap; Bs; B; L; GG.; Sch; S; Th; Z<;; Z.
Der Dokter überchunnt die versprochene" 40 Franke",
löt-sic'' lüt A. mit den angere" 40 uf es hallis Jfiv ver-
tröste". Schild 1876. Spec, gütliche Beilegung eines
Streites, bes. nach Raufhändeln Bs; B; S; Z. Si
[Streithähne] heige" jo geng i" allne" Eggen inne" A.
Hofst. ,Wüst sieht 's [nach der Schlägerei] in den
Köpfen aus. Es kommt eine A., wo wieder brav
Schnaps konsumiert wird und die wieder mit einer
Schlacht endigt.' Schweiz. Dorfztg 1860. — 3. Lohn.
Entschädigung, Vergütung L; GG.; Uw; LT.
abe"-: 1. tr. a) Etw. abwärts bewegen, z.B. Holz,
— ab-m. 1 SThierst.; Fensterläden, herunterlassen L
Stdt; Obst, vom Baume nehmen, pflücken B; L; S;
Syn. abe'-tuen. .Als die Kühe dem Melker die Milch
aufzogen, wollte er mit Schlagen sie a. [bewirken,
dass sie herunterkomme].' N. B Kai. 1840. .1703 wurde
beschlossen, der Landjäger solle auf die Orgel [in der
Kirche] gehen und die Leute ohne den Schulmeister and
die Sänger a. [hinuntertreiben, -schicken].' AKüchler
1886 (Obw). Eim d' Eösli «., herunterlassen (um ihm
Schläge auf den Hintern zu geben), bildl., ihn züch-
tigen; s. Chnüw Bd III 774. Me" häd-is fast d' Hut
abe"g' macht, heruntergerissen; bildl., arg zugesetzt mit
Bitten Sch. Potz Schiess, Die [die Frau Meisterin]
hat den Gring hoch obe"; aber es müesst d r Tüfel tue*,
su mache" ich-ne" Dere" ache", demütige ich ihren Stolz.
Gotth. Syn. Eim de" Höchmuet abeHue". — b) mit
Acc. P.. Einen verkleinern, heruntersetzen, -machen
GrCIiut; Sch; Th; Z. „Der Scheinfreund hat seinen
Mitfreund abeg'macht, in Schatten gesetzt, verkleinert."
— c) Ptc. abe'g'macht, niedergeschlagen ZLunn. —
2. mit Dat. P.. Einem derbe Verweise geben, ihn aus-
schelten Bs (Spreng); L; Sch; Z. „Ich habe ihm brav
abeg'macht." Wie hat Die 'balget und mer abc'g macht .'
Stütz. — 3. abs. a) auch obenabe"-m., unpers., = abe"-
hameen 2 a (Bd II 1807) Aa; Bs; L; Scn; Th; Z; vgl.
machen II 3 d a. Da' hat au''' gestert .-' Nacht abe'-
g'macht, Stei" [Schlössen] hat 's g'gi" we Haselnuss!
Unterdesse" macht 's dussen immer erger üben, und es
ist e" wärt Freud gsi", am Feister z' sta" und dem
Pletschen und Tatsche" zuez'luege". ACorrodi. Tr. ge-
wendet. \s macht d' Morge'roti abe", wenn nach Mor-
genröte, die Regen verkündigt (s. Bd II 1319 unten),
dieser wirklich sich einstellt AABb. In Ap einfach:
regnen, schneien usw., ohne verstärkenden Nbbegr.
Es macht Nünt abe". — b) pers. S; Z, unpers. B, vom
Preise, sinken; abschlagen. ,Ob es [auf dem Markte]
mit den Schweinen hinauf oder hinunter gemacht.'
Gotth. S. noch Bd II 1320. — c) ebenso, ufen- und
abe"m., von Personen: unschlüssig, heute so, morgen
anders gestimmt sein; von Zuständen: beständig wech-
seln Th; Z. Syn. Hag üf und Hag ab m. Bd II 1067.
Es häd ufen- und abe'g'macht mit-mer, ich rang nach
einem Entschlüsse ZS.
über-: 1. überstreuen, z.B. ein Grundstück mit
Dünger ScHSt. Me" cha" de" ganz Acker dermit ü.
— 2. unpers., übertreiben. „Es hat ihm's Übermacht,
das Brot ist zu hart gebacken, das Fleisch zu stark
gebraten, das Heu zu dürr geworden BO." Sonst nur
im Ptc. Perf. übermachfejt in adj. und adv. Verwendung,
= übertrieben, übermässig, ausserordentlich, sehr Ap;
GF.j Scb; Th. Das ist doch Übermacht, übersteigt
alles Mass GF. Ü. gross, tur, vi!. Zo alle" Löchlene"
und alle" Spältlene" i" schusse'd ü. vil Öteve", g'rad
we wenn si z' Hütte" voll here" 'trat rcorde" ivm-rd.
Schwzd. (ScHBargen). ,Si leiden grosse ü-e Unge-
schicklichkeiten.' JJBreit. 1616. ,Von den unzähl-
baren, ü-en und nicht mehr fraglichen Missbräuchen
und Neuerungen.' ebd. 1629. ,0 der ü-en Frächheit
des Satans!' FWvss 1653. ,Die Juden waren ü. gott-
los.' ebd. 1655. ,Der Gassenbettel ist ü.' 1677, Z
Synode. ,Sie konnten ihren ü-en Seelenschmerzen
nicht widerstehen.' AKlingl. 1691. .Die ü-e Kleider-
hoffart.' Z Mandd. 1703/57. .Mit ü-er Kostbarkeit.'
Bs Polizeiordn. 1715. — 3. überwältigen, töten; z.B.
von einer Krankheit, die einen Menschen dahinrafft
BHk. — 4. refl., es mit Arbeiten übertreiben Ndw.
Syn. ü.-tuen. — Zu 2. Oer Dat. wird wohl nicht eiae
39
Mach, mech. mich, moch. much
4n
bestimmte Person meinen, sondern sich auf das betr. Subst.
ii, oder das anbestimmte Pron. (s. et -/ Bd I Olli
repräsentieren.
überen-raachen: 1. auflegen, z.B. ein Pflaster Z.
- 2. a) überstehen, durchmachen Ar; Tu; Z. / ■'■
ha" 's jetzt obere" (/'macht [nämlich die Hochzeit], sagt
ein junger Ehemann. Ap Kai. 1846. — h) erledigen.
abtun ZO. ,Wii wollen 's [das z' Nüni-Esse"] gleich
uribt 's noch Etwas aus, bevor zum .Mittagessen
gerufen wird.- JSenn. Das Weitere s. unter über-hin
Bd II 1323 unten.
ul'-: 1. tr. a) (etw. Zerstreutes. Ungeordnetes usw.)
zsnehmen und aufhäufen, aufnehmen, wegräumen Bs;
GoT.; Uw. a) Heu u., auf der Wiese ausgebreitetes
Heu zsnehmen, -rechen, sei es, um es einzusammeln
Uw, oder um Mahden oder Häufchen daraus zu bilden
G oT. ; ZO. ,Das gras und stupflen, so auf feissten
ackern ston bleibt und wie höuw aufgemacht wirf
Tierb. 1563. — ß) Wüschete" [Kehricht] it., aufkehren,
wegräumen Bs; B; „VO; Gb (St.1)." — y) d' Hur u.,
aufbinden, von Frauen GrS., Scuolms, Tschapp.; Z.
— 8) Frucht it.. auffassen Bs. — e) Brot it., den Teig
zu Laiben formen, ,ballar il pane' GrPi\ Vgl. laiben
Bd 111 954. — b) aufarbeiten, et) Holz (auch Chris
Tu; Z) it., spalten, aufhacken; aufschichten Ap; Sch;
Tu; Z. S. Heizt Bd H 1333. ,Alt rünn [verdorrte
Tannen] und umgevallen holz mag man wol u.' 1472,
GBurgau Offn. .Wellicher holz howen tuet und das
nit ufmacht und zuesammenhufet.' 1524, Schw LB.
,Sy hotten aber das [Holz] zuo keiner rechten zyt
genommen ald ufgemacht, sonder allein die sehyter
hinweg gefüert und das abholz oder rys ligen und er-
fulen lassen.' 1554, Hotz, Urk. ,Das! man nun für-
hin keim [Bürger] welli das abholz lassen, sonder
myne herren wellind 's u. und zue iren handen nämen
und keinem burger mer vergunnen, das abholz ufzem.'
1556, ZWint. Katsbeschluss. ,Was uf jeder syten lyt,
holz und studen, soll ein jeder u. und dannen nemmen.'
1597, I.. Maltors Amtsr. .Wann Einer grün Holz hawte
und aber das Holz nit aufmachte und hinweg führte, so
hat alsdann ein Jetlicher Gewalt, dasselbig zu seinen
Händen zu nemen, es seie aufgemacht oder nit.' SchwE.
Klosterarch. ,Wie das Klafter aufgemacht werden
solle.- B Holzordn. 1733; wechselnd mit .aufsetzen.'
,Das Holz solle zum Behuf der Armen und Bedürftigen
aufgemacht werden.' Bs Waldordn. 1781. , Aufmacher-
lohn per 5 Klafter ä 30 ß.' 1789, ZGrün. Amtsrechn.
S. noch Holz-Geber Bd II 95. — ß) Vieh u., geschlach-
tetes Vieh zerlegen, für den Verkauf herrichten? , Den-
jenigen Frömden, so verdorben Vieh schinden oder
aufm., [wird] viehnal bei hocher Buss angekündt.
äussert dem Land zu verbleiben.' 1654, Gr Bq. —
Y) Frucht u., mittels der Windmühle, auch durch
Schwingen reinmachen Sch; Th; Z. Sehr oft auch
abs. — c) auf-, zurüsten, in guten Stand setzen, für
den Gebrauch herrichten. , Omare, zuorüsten, bereiten,
ein ding hüpschlich aufm.' Fris. ; Mal. et) e* Bett u.,
aufschlagen, rüsten Th; '/■-, auch in der lokalen Schrift-
sprache heimisch. / fg'maehti Better. .Bettstatt und
Käst, ii zu Marthalen abgeschlagen und zu Rudolfingen
wiilrum aufgemacht, dorn Tischmacher 13 Kr.' 1682,
/i i;i rs Tageb. E" Zelt u. Bs; Scn. En Wagen it., auf-
rüsten, spec: die Leitern aufsetzen A.A; Sch; S; Tu; /,.
Scherzfrage: Was muess-me' ha", wemmer will e" II'.
u.? Das Gefragte nenn! einen Bestandteil des Wagens,
worauf das Fragende es belehrt: Nei". de" l'lnt: Aa
Suhrent. En Webstttel u. Schw, Th; Z. Zwei Web-
g'stüedel, die me" ohönnt u. Schw Hausratbrief. W Most-
muli, d' Trotten it. Th. Kn Tisch it.. zum Bügeln
herrichten, indem man die Platte mit einem Tuch
überspannt Z. D' Chüchle" it., mit Werg behängen
GbD. S. noch Heimen Bd II 1477. — ß) de" Garte"
ii. = gartnen (Bd II 440) GRObS. — d) fertig machen,
beendigen; s. uf Bd I 119/20. , Damit ich es aufmache,
ut ludum finiani.' Ked. 1662. — e) öffnen, allg. S. uf8
Bd 1 120. Sylt, tüffen, uf-tuen. En Chnopf »., auf-
lösen. Es wird verboten, .ohngeheftete und aufge-
machte Hauben | Hauben mit aufgelösten Bändern] zu
tragen.' G Kleiderordn. 1727. — f) Wild u., aufspüren,
aufjagen, vom Jagdhunde B; Z; Syn. uf-tuen. — g) Für
it., anzünden (eig. aufflackern machen) Ap; B(lt Alpenh.
1870). (Jnd der Senn macht 's Fürli uf. Ap Sennenlied.
— h) mit Acc. P., aufreizen, -wiegeln Ap; G; ScHSt,
(Sulger); U. Syn. uf-stiften. Ufg'macht harn ich dann
Niemer, Das lammer -ich [lasse ich mir] da"" nit la*
nächrede" U. .Ihr macht meinen Mann immer auf.
dass er so hagelschlächtig ist.- UBrägger 1777. —
i) Etw. auf einer Fläche, bes. an einer Wand, be-
festigen, anbringen; aufhängen, -kleben usw. Aa; Sch;
Th; Z. De" Spiegel, de" Kalender u. Auf Pappe auf-
ziehen Sch (Kirchh.). - k) (mit Strichen) auf kreiden,
aufschreiben, notieren, aufzeichnen Bs; B; L; Sch;
Tu; UwE.; Z. S. machen I A 14. Beim Kartenspiel
werden dem Verlierenden Striche und Nullen (s. Hcrd-
Opfel Bd I 379) ufg'macht: der Käser macht d' Milch
uf, welche die Bauern ihm bringen, der Weinbauer
die gefüllten Eimer, die der Kelter entnommen wer-
den, der Wirt den Wein, den die Gäste trinken usw.
Me" chönn doch nit mer Wi" u., als d' Ltit 'trunke"
heige". Breitenst. ,Aufm. lassen', ankreiden lassen.
Gotth. il/ac/( 's öppe" uf, ich will 's och u., sagt Einer,
der von seinem Freunde Geld entlehnt hat, zu Diesem,
ebd. ,Kauf dir eins dere" Bücher, wo Alles drin auf-
gemacht ist, was man kochen kann.- ebd. ,Benz hatte
nie gewusst, dass 3x8 24 machen und ganz ver-
gessen, wie manchmal er Geld eingezogen, und aufm,
hätte er es auch nicht können.' N. B Kai. 1843. An-,
berechnen. Der Dachdeck macht me Bese" uf, als er
a" üsern Dach verbrächt lied BStdt. Lö" u. B; Th.
De1' heig da" z' wv'rscliaint ufg'macht fiir .si" Müej.
Gotth. ,Noch blypst mir schuldig umb und umb für
dich, dyn gest und allen bracht ob 200 guldin ufge-
macht.' Salat. — 1) = machen I A 16, testieren Gk.
Schi händ nid chönne" erpe": er hed 's ganz Ver-
möge" der Frau ufg'iuachet g'ha". ,Ein Viztum soll
zu Gericht sitzen an offner Reichsstrass, so Ainer
dem Andern will u. oder geben', d. h. bei Auflassungen
oder Güterübertragungen. XV.. GrCIiui-. .Wo zwei
elich menschen einandern das ir mit recht ufmaehend
oder verschaffen wolltend, das soll besten syn lebtag
zuo end syner wyl und nit furo noch lenger.' 1 182,
GRag. Landrecht. ,Wo zwei Ehementschen einan-
deren das Ihrige aufmachent oder verhusent.' 1674,
GSa Landrecht. .Wann Eheleut gegen einandern
zimbliche Gescheft teten oder u. wollten, das mögend
sy wol tuon.' GrD. LB. ,Was ein Vater seinem ledigen
oder unehelichen Kinde aufm, mag.' GnKlost. LB.
S. ooeh 11. 116/7. — 2. refl. a) sich aufheitern, vom
Wetter GuMaienf. Syn. steh uf-tuen. — b) sich er-
schöpfen, aufreiben, mit Arbeiten PPo. — c) mit rett.
41
Mach, mech. mich, moct), milch
42
Dat.. sich vergnügen TAI. Wann d' werest chemtne*
am Samstag, hattest-der wöl ufg'wachud, ti saresti ben
divertita. Giordani 1891. — 3. a) meist abs. oder mit
Dat. P. = machen II 1 /'ß Aa; Ap; BS; Gl; Gk; L; G;
Sch; Schw; Th ; Uw ; Z. Wer gern tonet, dem ist guei
ii. Ineichen; Sclger. Wenn 100 Giger u. wur'e'd, 's
swickt-mi'1' nümme i* de" Beine". EFeurek. .Am Sonn-
tag war der Schulmeister [von ehemals] den Kindern
nichts mehr und nichts Besseres als ein ordinäri
Mann, der aufm, kann.- JSenn. Giger (Gigeli Tu),
mach uf! eig. Aufforderung der Tänzer an die Spiel-
leute, dann allg. i. S. v. juchhei! lasst uns lustig
sein! Gr; L; G; ScBSt. ; Schw; Th; Uw; Z. Isch 's
Chilbi, se seig 's Chilbi: Giger, mach uf! nun so
lasst uns fröhlich sein! Ineichen. Trost Gott die arm
Sei! Giger, mach uf! Sprw., das den raschen, un-
vermittelten Übergang von der Trauer um Verstor-
bene zur Lebensfreude malt, ebd.; ähnlich bei Häfl.
1813, 205. Auch mit Acc. Ei*s u. En Psalmen u.
Stutz. ,Pfifer: So huy, schnell dran und lond uns
gon; all machend uf!- Rüef 1550. ,So nun, ir spillüt,
machentauf!' Com. Beati. , Der ufmachet oder uf dem
Synen tanzen lasst.' 1007, Ap. .Diewyl sich diser
Trummenschlacher dergestalten ungepürlich und un-
gehorsam erzeigt und zu Tanz ufgemacht.' 1616, B.
,Mit einer Pfyffen darby ufgemacht.' 1629, ZWint.
.Hiezu [zum Imbiss] soll man musicieren und aufm.'
MvRicXtjs 1630. .Auirn. mit Saitenspielen, canere fidi-
bus. Sie machen den Herren auf bei der Tafel.' Denzl.
1677. .Auch wird von den darbei stehenden Trom-
peteren, Tronnnelschlageren und Pfeiferen Eins auf-
gemachet.' JEEscher 1692. , Aufgemacht und g'waltig
g'sprungen, angehalst und lustig g'schwungen.' JCWeis-
senb. 1701. S. noch Liren- Mann. Bildl.. mit Dat. P..
den guten Mann spielen V ,Der herr säch gern, dass
wir uns deren [zuchtloser Kriegsleute] abtäten und
redlich lüt annämen; es will aber jedermann [von den
eidg. Hauptleuten] den synen u., Gott geb, wo unser
eer syg.' 1524, Absch. — b) „von Vögeln, bes. von
Birkhähnen, singen Aa; B; L; S." — Ufmacher:
Musikant GRh. ; ZU. ,Der Teufel [ist] ein Haupt-
Stifter des Tanzens und der rechte Aufm, darbei.'
JWirz 1650. — Holz- s. uf-machen 1 b a. ,Den
17. Februar denen H-en 1 Batzen 2 Kr.' 1733, Schloss
Rued. — Ufmachete11: ein kleiner Best Heu, Streue,
der beim Einsammeln noch zurückgeblieben ist Bß.
- Ufmachi: Musikinstrument Zu. Ufmachene":
Glättete", Gigen und swe Trumme"chübel. Stutz.
ufe"-, ue-: 1. ein Stück Kulturland ue-m., (von
unten) bis zum obern Rande bearbeiten ZU. — 2. abs.,
im Preise steigen B; Z. .Die Käse hatten heraufge-
macht; deshalb wünschte jeder Bauer, soviel Vieh wie
möglich in seinem Stalle zu haben.' FSchlachter 1891.
S. noch abe"-m. 3 c.
um-: 1. der Reihe nach abwechseln Ap; ScHSt.;
Th; Z. S. noch um 113 (Bd I 226). — 2. Erdreich,
z. B. ein Beet, ein Stück Ackerland, umgraben, um-
brechen ScnSt.; U. — 3. Bäume, fällen BE. Syn. um-
tuen. Wegen ir [einer] Tanne" cha""-me" nit d'r ganz
Wald u. — 4. einen Umweg machen. Gotth.
urae"-: La« Oppis u. s. um-hin Bd II 1326; vgl.
noch Geiss Bd II 455 und machen II 1 b. An Eim
«., ihm in den Uhren liegen Th; Z. Er macht all
a"-mer it., <■'' soll doch au''1 emol zue-n-em cho". —
2. umbinden Tu; UwE.; Z. Mach e" Tueeh u. [um
den Kopf. Hals]. oereheltSt-dich sus. — 3. umgraben.
pflügen s. Bd 11 1328. I. ausbessern, flicken s. ebd.
D'r Drdjer macht-ne' [die Pfeifenspitze] wider u.
.IHofst. 1865. — Urne" mach er: Flicker BBe.
a"-: 1. tr. a) befestigen, anbinden AALeer.; Bs;
BRüegg. ; GnLandq. ; GF., G.; Sch; Tu; '/,. .Dessen
h. Bildnus an den Mastbaum angemacht ist.' GKönio
1695. S. noch Gatter Bd II 195. — b) Einem Etw.
a., vermachen. .Wann auch ein Mann seiner Ehe-
frauen bei Leben Kleider und Dergleichen kauft,
schenkt und anmacht.' 1706, L Stadtrecht. — c) Eim
e" G'sicht a. = anhenken (Bd II 1460) Tu. — d) be-
schmutzen, verunreinigen Ap. Da tuest Alls a. Auch
refl. Marli-di1' nüd mit Dem a", besudle dich nicht
mit Diesem! ebd. — e) mit Acc. P.. Einem .einen
Bären aufbinden', ihn zum Besten haben, betrügen.
G 1799. Syn. anschissen. — f) den Anfang machen
zu Etw., Etw. in Gang bringen, anbahnen; erstellen.
Eine Schleif bahn auf Eis oder Schnee a. SchSL ; Th;
Z. — g) Etwas zurüsten. zubereiten, insbes. durch
Mischung verschiedener Bestandteile Aa; Bs; BR.; G;
Seil; Th; Uw; Z. Frucht a., Saatgut mit (Jauche
oder) Vitriollösung besprengen und anrühren [um die
Körner gegen den Brand zu schützen] AALeer. ; Th; Z.
G'miies (Bs; G; Th; Z), Teig (Bs;Th) a. Wichsi a.,
mit Wasser anrühren Th; Z. Huppert (s. Bd II 955)
a., mit Essig befeuchten Z. Tinte", e* Mixtur a. G:
Th; Z. Wi" a., durch Zutat fälschen, künstlich zu-
bereiten. aaUÜ. A'g'machti War, von jeder Art fabri-
zierten, verfälschten Getränkes Th; UwE.; Z. D'Würt
hemd efange* blös norh a'g'machts Zug im Cheller.
Dagegen in BR. a"g'machter Wi*, mit Zucker nnd
Safran versetzter, beiss gemachter Wein. A'g'machts
Branz, eine Art selbst zubereiteten Liqueurs Ndw ;
Syn. liasoli. Auch bloss A'g'machts, Liqueur, Schnaps
L; S. Dö nimm es Schlückli warmi Milch, oh |du|
gösch; oder wottseh-nes A.? Joach. 1881. Nusswasser
o. Z. .Marchstaller: Des fueters halb und anderen
sachen will ich dasselbig selbs a.' JMurer 1575. ,Ein
bad a.' HPant. 1578. S. noch haben I (Bd II 864).
— h) .ein Bett a.' = uf-m. 1 c a. .Ein Wirt soll haben
8 angemachte Better und 8 Ross Stalling.' 1638, Ar
Jahrb. — i) aufputzen, renovieren GF. Er löt si*s
Hüs (schür*) a. -- k) ein Stück Land a., bestellen,
bepflanzen GrPt.; SchwE., Muo. A"g'macheter Bode",
angebautes Feld. MKuoni. E* chlinf Gummelgarte*,
wenn er-e* nid z' fül g'si* ist a":' mache". MI.ienf.rt
1892. - - 1) Ein'n (zue Öppis) a., sein Verlangen
wecken, ihn anreizen, anspornen, bereden, verlocken
AALeer.; Ar; Bs; Gl; Gr; G; Sch; Th; Z. Die Pflümc"
mache'd Ein'n a" [sie zu essen, hineinzubeissen]. De
chönntst-mich nüd a., gib dir keine Mühe, mich zn
überreden! Z. Ein Xurr macht der ander a" G; Th-, Z.
Er lüt-sic'' a. wie Salat, Wortspiel mit 1 g. Sprww.
1869. Er hat eso g'schroue". das" er mi"' fast a'g'macht
hett [mitzuweinen]. Häutig unpers. 's macht-mich nüd
ii". ich habe keine Lust dazu Ap; G; Th; Z. 's macht
Ein'n nüd a", bi dem Wetter :' spaziere". [Die Vögel
singen] es macht der Herr Ehrli a", er summt e" Lieilli.
Breitenst. ,Gute Kinder sollen sich von den bösen
dadurch [durch ihr leichtsinniges Leben] nicht a.
lassen, Gleiches zu tun.' JWirz 1650. .Urgetorix
machete seine Landsleut an [auszuziehen].' JEEscher
1692. S. noch hätschen Bd II 1800. Auch refl. Du
machst-ili'1, mit dem Zug (fad dezue a", machst dich
43
Mach, mech, mich, raoch, muco
44
damit nur darnach hegehrlich Ar. .Bald machte ich
mich selber an, mich aufzumuntern und den Weg fort-
zusetzen.' GKönig 1695. — in) mahnen TriBodensee.
— 2. refl.. sich einschmeicheln Gr. Er kann sia
guei ii. — a°machig: 1. Verlangen (z.B. Esslust)
erregend, verlockend, reizend, anmutig Gl;GW.;Th.
— 2. von Einem, der sich an-, einzuschmeicheln ver-
steht GrLuz., Val. Zahm, zutraulich, von Tieren Gr.
— 3. flcissig GrL. — anmächelig, in G oT. auch
a"c/'in. - a'machig 1, von Personen und Sachen, z. B.
Speisen, Früchten Ap; G; Th; Z. Eii a. MeitU. Kh
a-er Öpfel. Das [Geschäft] ist nüd a. Auch vom
Wetter, 's (Wetter) ist hüt nid a. (zum Spaziere" gä"J.
In Bed. 1 a— e und 2 des Vb bezeichnet an Annäherung
an, Richtung auf einen Gegenstand, in Bed. 1 f— m Anfang,
Anstoss zu Etwas.
ane"-mache11 s. arihin Bd 11 1331.
i"-: a) einschlagen, -hüllen, -wickeln, -packen AaF.,
Fri.; Bs; Sch; Th; Uw; Z. Mach-dich guet »*, 's ist
ehalt äusse*. Einen Brunnen, einen Baum, einen
Schweinestall mit warmen Stoffen umhüllen Th; Z.
.Wann ein Bürger seine Waren, so ihm ab der Fremde
zukämen, entweder« im Kaufhaus oder daheim in
seinem Haus aufbindt und wiederum einmacht.' 1725,
Z Ges. Spec. einen Toten mumienartig in ein weisses
Leintuch einwickeln, welches dann zugenäht wurde
Ap f. Dagegen: einbalsamieren. ,Und ward syn [des
zu Konstanz gestorbenen Abtes] corpel yngemacht und
gen SGallen gefüert.' Vai>. Refl., sich bei der Gärung
mit einem ,Pelz' überziehen, der nach und nach Hefe
wird, vom Obstwein Ar. De'' Most tuet sich %. —
b) Gebälk »., mit Brettern. Latten zudecken Bs. E"
Chammer i., mit Täfelwerk verkleiden Th; Z. !■-
g'macheti Chuchi, eine Küche, welche durch Erstellung
einer oder mehrerer Wände von dem übrigen Haus
llur geschieden und mit einer Decke versehen worden,
wodurch zugleich die Erstellung eines Bauchfanges
nötig wurde Z. ,Ein Haus, halt in sich zwei ein-
gemachte Kuchi.' G Avisbl. 1727. E* Hüs l., seine
Wände mit Brettern, Scheiterbeigen usw. verkleiden
Th; Z. im Innern ausbauen AALeer. — c) einhegen,
-zäunen Bs; B; „Gl; L;u Sch; Th; UwE.; Z; ,valvis
claudere.' Id. B. , K" schonen, grossen, eing'maehten
Hof.1 Hist. Kal. 1802. .Derselbige Platz [soll] wol
verzünt und eingemacht werden.' IGT 1, Hotz, Urk. —
d) d' Chnöpf [am Kleide] %., einknöpfen GrPi'. ; Tu; Z.
Syn. in-tuen. D' Chnöpf chann-er fast nümme* %., wil
d' Hand zitierend. Schwzd. E* Häftli i., einhaken Th.
Begriffstauschend: de" Jiock %., zuknöpfen Th. —
e) Etw. in einem Gegenstand fest machen, einsetzen B.
,Ein neues Huhn kriegt hier einen Pick, dort wieder
■ ■inen, sie [die andern Hühner] wollen halt sehen, ob
seine Federn gut eingemacht sind.' Gotth. Sich einen
Splitter %., ins Fleisch stossen B. Einrahmen. Der
Wirt schreibt die Zeche im i'g'machete" Tafeli a" der
Wand an. Gl Volksgcspr. — f) Inhal; %., einstopfen
Aa; B; L; S. Uf "'< n Ofen ufe* g'hocket und D. »"-
g'macht. BVYvss lsi_;:;. Uä"" mache* si | träge Tage-
löhner] in- halb Stund '/'. i" und SChlÖih sätteli1'1' [ge-
mächlich | p'ur. Joach. 1881. Bildl., etw. Unangenehmes
bereiten, .eine Suppe einbrocken' L. Es ist-mer scho*
mängist von andere* I/üte* I. i'g'macht norde", wo-
nur es böses Mul g'macht heil [mir übel bekommen
ist]. — g) Ghabis, Habe", Sür-Chrüt i., zur Gärung
einlegen, -stampfen Aa; B; Th; Z. S. noch Sür-Chrüi
Bd 111 908. Trester (Trast) %., nach dem ersten Ab-
druck zur Gärung in ein Fass verschliessen, um nach-
her Branntwein daraus zu brennen Tu. Fleisch i.,
einpökeln, in Beize legen Aa; Gl; L; Sch; UwE.;
Zg (lt St.b). Frucht i., wie nhd. Bs; B; Scu; Th; Z.
V>g'mach(e)ts, eingekochter Fruchtsaft, Confitüre Bs;
Tu ; Z. — h) in die Scheune bringen, einheimsen B.
.Hatte er eine Bährete Herd und Gras eingemacht und
das Ding in den Bahren geworfen.' N. B Kai. 1842.
.Fueter, so ich yngemacht hau von matten, die ich
zwuren [zweimal] höweiv HvRütte 1540. ,Emd war
wol g'waxen, kond aber nassen Wetters halben nit
yng'macht werden.' 1605, Ardüser. .Der lieb Gott
hat vil guoti Frucht lassen wachsen und sint guot
yng'macht worden.' 1611, ebd.
ine"-, ie-: l. = in-m.e Bs; Tu; Ndw; Z. E" Sptsse"
[Splitter] i" Fuess i. Ndw. — 2. = In-m. h S. Eim
helfe" 's Gras i. Joach. 1881. — 3. refl., sich (eilends)
hineinbegeben Bs; Th; UwE.; Z.
ander-: 1. (untrennbar) „eine Stube, ein Gemach
durch eine Bretterwand abteilen." Syn. underschlahen,
— 2. (trennbar) refl., zu Bette gehen, unter die Decke
schlüpfen GRPr.
undere"-: 1. einen Gegenstand unter einen andern
legen B. .Kinder, wo Nichts als zu plären wüssten
und Alles zu netzen, was man ihnen untere°mache.'
Gotth. — 2. Same", Herdöpfel u., mit Erde bedecken
Schw; Tu; Z. Begraben UwE. — 3. mit Acc. P., ver-
kleinern, demütigen UwE. — 4. refl. a) sich ducken
SchSL ; Th; Z. Mach dich u.l befiehlt man im Zimmer
einem Hunde Th; Z. — h) = under-m. 2 B; S; Th;
UwE.; Z. S. noch underhin Bd II 1338.
ent-: „einen Zaun durch Auflösung oder Zer-
legung öffnen BO." Zerstören. ,Es hat ie und ie
einer iedlichen kilchhöre 'zimt götzen ze machen, ob
sy wollt; worum wollt inen denn iemann daryn reden,
so sy s' entmachen oder dennen tuon wölltind?'
Zwingli. Vgl. frz. defaire.
er-: zu Stande bringen Bs (Spreng). Es ist :' vil
übers Mol, ich ka""'s elai" nit e, — Vgl. er- ö i, (Bd 1 403).
üs-: 1. üs i. S. v. (hin-, her-)aus, im Allg. wie
nhd. a) Wein, auspressen, keltern AaSL — b) Mist,
aus dem Stalle schaffen B. ,Der Mist ist noch nie
recht ausgemacht worden [Kennzeichen einer verwahr-
losten Wirtschaft].' Gotth. — c) „Etw. aus den Fugen
reissen B; L;" UwE. Spec, ein Glied (z.B. die Achsel,
die Hüfte, den Knöchel) ausrenken Bs; B; L; Zg. Ist
Chüo hed d' Ha.ce" üsg'macht BHa. Er isst, dass er
fast der Chifel üsmacht Bs. S. noch üs-cheglen Bd III
183. — d) de" Llb, s. Lib Bd III 977. — c) ein Tier,
ausbalgen, -weiden ScnSt. ; Tu; Z. — f) .Einen ausin.,
einen ledig erkennen oder sprechen, von dein er dann
ist angeklagt, absolutionem conficere.' Mal. — 2. üs
i. S. v. fertig, zu Ende, a) ein Gefäss, leeren, 's 7W/er
u. BR. Gewöhnlich mit weggelassenem Obj., das Glas
leeren, austrinken B; L. Se, maehid üs, ich uill-eeh
fschenke*. Zg Kai. 1882. .Machet doch aus, es ist
dafür da. dass man ihn trinkt' Gotth. — b) eine Ar-
beit, fertig machen, vollenden, abschliessen Bs; B;
GF., G.; Seil; Tu; U; Z. .Wolil anfangen ist nicht
genug, sondern wohl ausm.' Sulger. Sind d' Schnell
üsg'macht? fragt man den Schuhmacher GG. Die
Artet, die macht e" Andrer hie üs! Schwzd. (U). ,1m
1480. jar ward der chor an unser kilchen ang'fangen
bu wen und im 1481. jar usgemacht.' Z Anz. 1884.
45
Milch, niech. niicli, iinu'li. 1 1 1 1 1 1 - 1 1
16
.Glych als ob 's vor nit asgemacht sye.' Zwingli;
dafür vorher: .vollkummenlich vollendet.' .Das" du
die iling ze vollen usmachesfc, die ich nit vollendet
hab.1 Bui.l., Wiedeit. .Sobald ich das ganz werk über
Jerusalem ausgemach [Präs.].' 1531. Jes. = .vollendet
habe.' 1667. .Der disehmaeher [hat] die stuben und
nebetkämmerlin auch asgemacht.' 1540/73, UMky..
Wint. Chr. ,So wend wir nach dem morgenmal disers
spil gar u.' HvRüte 1546. .Yetz soll Noe die arch
ussg'niacbet hau.' Ruef 1550. .Exaediticare, ausbauwen.
ein bauw ausm.' Fris. ,Fach alle ding in synem
[Gottes] namen an und mach s' mit im us.' ThPlatt.,
Br. .Die nüw Kirch [ward] usgemacht und fertig.'
C\s. .Das Grab u.' GGotth. 1619. ,Für ein Kleid
ganz glatt auszum.' Bs Schneidertax 1646. ,Die neu-
lich auf kommene Ausmachung [Scblussfeier] der Hoch-
zeiten in oder äussert der Statt und auf dem See.' Z
Mandd. 1680/91. S. noch fretten 1 (Bd 1 1338), ge-
(Bd II 50). Eine Zeit, durchmachen. ,[Der Lehrling]
soll usbringen einen leerbrief, damit man sehen möge,
dass er syne leerjar vollkommenlich by einem er-
licben meister usgemachet habe.' 1594, Z Anz. 1889.
Insbes. a) Aule" »., zu einem Ballen zurechtdrücken,
in welcher Form er auf den Markt gebracht wird Z.
— P) Halme" ü., Stroh zerschneiden und sortieren
zum Behufe des Flechtens Aa. — c) eine Sache, einen
Streit, ausfechten, erledigen, abtun, allg. .Gedenkend
die sach uszem. [den Streit zu beendigen] ! ' Morgant
1530. ,Vor ussmachung diser sach.' HBull. 1572. En
üsg'machti Sack, eine endgültig erledigte, abgetane
Sache Th; Z. Er hat mich a"g'loge", das ist en ü. S.
[steht fest]. .Briefe, die zwischen zweien Parteien
Kauf, Täusch, Gerichtssachen, ausgemachte Sachen
ansehen.' BThun Handf. ,Was erkennt wird, darby
soll es dann blyben und ein usgemachte Sach syn.'
Gr Landsatz. 1619. .Recht u.', eine Rechtssache zum
Austrag bringen. .[Der Vogt] soll ouch förderlich
recht u., darin niemand in personell angesehen noch
gespart.' 1531. Absch. Etw. ü. (mit Eim), wie nhd.
Spec, (es) ü. (mit Eim) = ab-m. 4 b a Bs; B; L; PA1. ;
GG. ; Th ; Z. Si händ ('s) üsg'macht mit-enand, sich
gütlich verglichen. Si sägind, ier haiged 's üsg'machud
[conchiuso 1' affare], und dise" Winter gangid er ne"
heirute". Giordani. .Bald prügelte er Alle, die in einem
Wirtshause waren, und leerte es; am folgenden Mor-
gen konnte er dann ausm. um schwer Geld dutzend-
weise.' Gotth. ; in der Berliner Ausg. ,es ausm.' ,Mit
dem Schelm begehre er nicht auszum.' ebd. In anderm
S. : .Mit dem [Diebe] N. N. ist vorige Woche ausge-
macht [der Prozess zum Austrag gebracht] worden ;
man konnte auch mit vielen Schlägen nichts Beträcht-
liches aus ihm herausbringen.' 1820, Z Brief. -
d) Spielausdruck, a) gew. ohne Obj., die letzte, ent-
scheidende Partie spielen Tu; Z. Bes. in Spielen,
bei denen von mehreren Mitspielenden schliesslich
nur Einer verliert; dann müssen die Beiden ü., die
zuletzt noch im Spiele bleiben. — ß) der Acc. be-
zeichnet den Gegenstand, um den gespielt wird Ap;
Th; Z. Vgl. üs-jassen, -eheglen (Bd III 183), .aus-
knobeln.' En Schojipe", es Schaf u. .Sich zum Karten-
spiel setzen und es Möössli u.' Stütz 1852. — e) ein
Tier, schlachten, töten U; W. In der ä. Spr. in dem
allgemeinern S. von zerstören, vernichten, ausrotten,
a) mit Acc. S. ,Es wäre noch umb 14 tag ze tuon,
so wurde die ketzery verdruckt und usgemacht.' 1529,
Stkickl., Akten. .Ich will euch heimsuechon bald mit
geschwulst und lieber, die die äugen ausmachend und
die seel verschweinind.' 1531/1667, III. Mos. ; dafür
1882: ,dass euch die Augen verschmachten.' .[Die
Stadt] Legg sampt aller zuogehört. so zuo dem krieg
dienet, u.' 1531, Absch. Man vernahm, dass die Eid-
genossen von L und andern Orten in 2 oder 3 Tagen
anher [nach S] kommen und den [reformierten] (Hau-
ben ,u.' werden. 1533, ebd. Gott habe Z davor be-
wahrt, dass es nicht wie andere Städte .verbrennet,
ausgemacht und verstöret' worden. Z Ofeninschrift.
— ß) mit Acc. P., hier auch von bloss moralischer
Vernichtung. .[Es] wurden gesellen auf in [den Herzog
Burkhard] verordnet, die in auszum. befelch hatten.'
Vad. .Ich sich, dass sy ir bossheit umbringen und
ausm. wirf.' 1530, Tob.; dafür 1882: ,dass die Sünde
Ninive's dessen Ende herbeiführen wird.' ,Dass man
ihn wohl in einer Nacht überrumpeln und verderben
(u.) könne.' 1531, Absch. ,Auf welchen Paroxysmus
ein grössere Hitz folget, die den Kranken bald ausm.
kann.- FWürz 1634. .Das Podagra, nachdem es einen
rychen Junker ganz ausgemacht und getöt.' Schihppr.
1651. ,Bis die Pestilenz dich ausmache.' 1828, IV. Mos.
S. noch ergräuwen (Bd II 833), chalben 5 (Bd III 223).
Das Ptc. Präs. = nhd. .vernichtend.' ,[Die frühern
Heimsuchungen] waren freilich keine ausmachende
Gerichte, wir stehen noch aufrecht.' JMüller 1673.
.Land und Leut ausmachende Strafe', von Seuchen.
Z Mand. 1720. — f) mit Acc. P., Einen herunter-
machen, herabsetzen, schmähen Bs; B; W, verleum-
den, ins Gerede bringen AALeer., St.; Bs; Tu; Z,
durchhecheln, aus-, verspotten, verhöhnen, bes. indem
man seine Geberden und Reden spöttisch nachmacht
(Syn. unteren 1 Bd I 349) Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr;
L; G; Sch; S; Th; Zg; Z. Er hat in üsg'macht, dass
hei* Hund, Jcei" Stückli Brut me von im fräss Bs. Es
Usmacher-Pack, verächtlich von Solchen, die alle Leute
durchzuhecheln pflegen Z. Si ist guet z' verbräche" und
macht Niemed üs, formelhaftes Lob einer Frauens-
person GlMoIHs. ,Wie oft tut man etwann in kurzer
Zeit Den und Diesen ausm. und den Selben zu der und
dieser Stell bei dem Eid für den wegsten und besten
erkennen!' Müller 1673. .Ausm. Einen, exagitare,
proscindere alqm convitiis.' Denzl. 1677. .Einen ver-
leumden und ausm.' AKlingl. 1702. Auch mit Acc. S.
.Trini rühmte Alles gar sehr, während Eisi es aus-
machte.' Gotth. — g) spielen, vorstellen, einen Dienst
versehen U. Es muess doch Epper d' 3Iagd ü. Schwzd.
Ic>> ha" miesse" Chnecht und Magd und Narr ü. ebd.
— h) gew. unpers., betragen, kosten Bs; G; Sch;
Th; Z. S. machen I A 13. Es macht Nüt üs, ist
nicht von Belang, verschlägt Nichts. Dos wird iez
nüd Alles ü., die Summe wird nicht unerschwinglich
sein Tu ; Z. Auf die Frage an einen Handwerker nach
dem Preise seiner Ware antwortet er einleitend : He,
das wird wol nit so eil ü. Bs; Th; Z. Mit Dat. P.
Es macht -mer Nüt iis, liegt mir Nichts daran GG.
.Der Tod ihrer Schwester habe ihr so viel ausgemacht
[habe sie so arg mitgenommen], dass sie krank ge-
worden' Sch. — Lüt-Usmacher: Verleumder Bs; Z.
— „üsmacherisch; verleumderisch." — Usnia-
chete" = Ab-M. 2 B. .Das sei für reiche Bauern-
söhne, welche gern ihre Neutaler sonneten und denen
ihre Alten Nichts darauf hätten, wenn sie nicht alle
halben Jahre eine Ausm. hätten, wenn sie nicht
47
lladi. mech, mich, moch, much
18
während ihrer ledigen Zeit einige 1U0 Neutaler an
Scbmcrzcngeld und Bossen zahlen müssten.' Gotth.
.Zuweilen eine Ausm. steht einem Bauernsohn wohl
in.- ebd. — Nuss - Usmächeler m.: kleinlicher
Mensch, Knicker Gl. Vgl. er-chemlen.
use"-niache": 1. tr. a) hin-, herausschaffen, ent-
fe ii, z. B. den Mist aus dem Stalle S (BWyss 1863),
Kleeken aus einem Kleide Tu. S. noch ushm (Bd II
1339) und vgl. üs-m. 1. — b) Koni, rein machen 11.
S. uf-m. I h f. .Er möchte gern beim U. des Korns
sein.' Gotth. .Zuerst redeten sie vom Koni, wie viel
Jeder use°mach [durch die Reinigung erhalte] im Tonn
von lim Garben.' ebd. — c) bis zum Ende aushalten,
z. B. die Pastnachtlustbarkeiten New. — 2. refl., sich
körperlich entwickeln Tu. Syn. usenand-gän, sich us-
enand-län. — 3. abs. a) „Geld hergeben VO." Syn.
füren-m. — b) seine Schulden vollends bezahlen Tu.
Mache'd use* das Jär.
voll-: vollenden. .[Handwerker] soir1 das wörch
nit setzen »an ganzes und vollemacliet.' um 1400. Tu
Diess. Stadtr.
ver-: 1. .delere, diluere.' Id. B. E" Hecke" v. —
2. Holz, klein machen, zersägen und zerspalten; auch:
Zucker in kleine Stücke zerschlagen Bs; B; Scu: Tu.
Drei Pursclie" gönd in'n Winterhau 's Holz z' hole"
und vermached's au'''. B Dorf kai. 1892. Einen Haufen.
zerstossen B. — 3. zumachen, ver-, abschliessen, ver-
sperren Aaj Ap; Bs; B; Vü; Gl; Gr (St.b) ; GKh.;
Seil; Tu; Z. a) eine Öffnung, einen Durchgang. JBi'
Loch (in der Wand, im Dach, in einem Kleidungs-
stück), en Weg. ,Wenn es wieder Löcher [in der
Kutte] geben solle, so werde es sie schon wieder w
Gotth. ,Ich hab ein Haus, ilarauf kein Tach; die
Fenster seind mit Lumpen vermacht.' BO. Lied. Auch
von tiefhangenden Wolken, die den freien Ausblick
versperren. Wenn am Obig der Schwarzwälder ver-
macht hat oder: Wenn der Wald vermacht ist [der
nördliche Himmel mit Wolken verhangen ist], se gV't's
Hege" AaBb. S. noch Füeteri II (Bd I 1139), gehab
(Bd II 869), Chlimsen (Bd III 649). Auch : ein Faden-
emle festmachen B. Nimm nit so Hingt Nätli'ge* u"'!
vermach-mer besser, Das geit ja Alles wider uf. MWalden
1884, Mit Dat. F. oder S., aber weggelassenem Acc,
den Weg versperren, den Zutritt wehren B; Th; Nnw;
Z. Mer wend der Sunne" e'chli" v., durch Schliessen
der Fensterläden. — b) eine Fläche, einen Raum v.,
muh Aussen abschliessen; spec, ein Grundstück ein-
begen. De* [Kauf-] Laden isch scho" vermacht g'si"
Bs. .Wie eine Art von Auszehrenden die zuträglichste
Luft in Kuhställen findet, so eine andere Art in wohl-
vennai hteii Weinställen, ungelüfteten Fokalen.- Gotth.
Wo d'r Mit g'storbe" g'si" ist, so het d'r G'meinröt
nie1, de" ('hast,- vermacht | durch Siegelanlegung] und
nachher 's Tnventan 'zöge". Aa Schulm. 1>*7. ,Eine
Strasse v.\ mit Schutzwehren versehen. ,8 Pfd den
N. N„ umb dass sy die Strass, da man nach Stettbach
gat, Ulm Zürichberg vermacht, damit Niemand bv
Nolil hinabfalle.' 1648, Hotz. Drk. Abs., im Herbst,
wenn die Trauben zu reifen beginnen, die Weinberge
abschliessen Z lS. Wemt-er go* v.? — c) Etw. ein-
srhlicssen, verbergen. D' Suwn vermacht sich Z. -
dl bildl., verbieten. .Ammann und rat band gewalt,
das spilen ZC V. in der vasten unz nach ostern.- um
llTo. Gl. .( iberiuolte sonderbare Vermachung newer
Pündnussen.' Guldeh Bund 1658. — I. mii hat, 1'..
wie nhd.. durch letztwillige Verfügung Einem Etw.
bestimmen, zusichern L; Scnw; Tu; l'wE.; Z«; Z.
S v ii. verschaffen. Eine alte Jungfer, die an Verstopfung
in Folge unraässigen Kirschengenusses sterben sollt'-,
sagte zu ihrem Vetter Ambros. der an ihrem Bette
stand und dem sie sich dafür dankbar erweisen wollte:
Brost, ich vill-der doch awh nu [noch] v. Worauf er
in seiner wohlmeinenden, aber derben Alt erwiderte:
Du g stures Chalb, de hast, meiit-i'1', vermacht g'nueg;
's war, mein-ich, besser, de tatist uf, a's dass d' nu
vermieehist Schw (Kyd). Ironisch: eine Strafe. Züch-
tigung in Bereitschaft halten Z. Es ist-der vermacht.
— un ver macht: unpers., durch kein Vermächtniss
bedacht. ScnNeukirch Offn. (Gr. Weist. I 295).— Ver-
mächniss: Verschluss, Schutzwehr Bs. - Mlul. ver-
mach h in Keil. 1. 3. 4.
vor- Ar tw.; Bs; Scutw.; Tu; Ztw., sonst für-:
1. Etw. nach vorn bewegen, vorn anbringen. Vor-
ziehen; s. Schüch-Leder 2 (Bd III 1073). .Der Sattler
demonstrierte, was man [an der Chaise] Alles abelah
und Alles v. könnte.' Gotth. Wä"" [die Sonne] schint,
su cha""-me" |den Kinderwagen] decle" u"d f. ebd.
Feinem e" Bigel f., vorschieben BM. D' Legi f. BSi.;
s. Legi 3 c (Bd III 1196). Abs., verschliessen; s. Bd I
959. — 2. abs.. vorarbeiten ; s. Bd I 960. — 3. = vor-
hüsen (Bd II 1743) Aa; Ap; Bs ; B; „Gl; L;" Sch;
Th; UwE.; „Zi;;u Z. Bi so-mene" Verdienst sött-men
Oppis chönne" v..'
füre"- s. fürhin Bd II 1344.
fürt-: 1. abs., in seiner Arbeit usw. fortfahren
Sch; Th; Z. — 2. refl., sich aus dem Staube machen
L; G; Seil; Th; Z.
ge- s. Bd II 47. Die Herre" z' Bern obe" g'machid 's
nimme [= möged 's n. g'm.J Obw.
hei"'-: 1. abs., sich eilig nach Hause begeben ZO.
— 2. tr., einheimsen B. .Rüben h.' Gotth.
hi(n)-: tr., roher Ausdruck für .töten- Tu; Z.
S. noch Bd II 1318.
hindere"-: 1. tr., bei Seite schaffen, unterschlagen
B. .[Die Erben] muckelten von H., Verschleipfen,
Verläugnen.- Gotth. — 2. refl., sich (eilig) zurück-
ziehen Th; UwE.; Z.
lustig-: sich belustigen, bes. durch Bewegungs-
spiele Z. — Lustigmachete": Unterhaltung. Kurz-
weil Z. Vgl. engl, merry-making.
näcl'(e")-: 1. tr. a) Etw. Versäumtes nachholen,
einbringen Bs; B; „L; Scu;" S; Th; UwE.; Z. I'"
hei" hinecht mit chönne" schlafe"! ich macht 's e'chli"
nachc"m. wäred der Predig. MWalden 1884. 's Yreni
macht ihr \'nrsat :, was der Sem rcrsümi, well es noche'm.
BWvss 1863. ,Er betete; es war, als ob er es für viele
Jahre n. wollte.' N. B Kai. 1840. — h) nachschieben L.
D'r Dahe" [Docht] nahem. JRoos 1892. — 2. refl..
sich sputen, vorwärtsmachen G; ScuSt. ; Th; Z. Mit
Dat. F.. .lindn einholen Bs; GG.; Th. Vorwärts kom-
men, Fortschritte machen, sieh entwickeln, von .Men-
schen, Tieren und Pflanzen, bes. solchen, die in der
Entwicklung zurückgebliehen sind; von Menschen auch
in ökonomischer und moralischer Hinsicht Bs; G; Seil
St.; Tu; Z. De'' Haber maeltl-sr'1 wacker Höh. SenwzD.
(GT.). Sich hervortun, -drängen, eig. und bildl. UwE.
— 3. abs. oder intr., mit Etw. höber gehen, es steigern.
Ehr hat .1 Fränkli nohe'g' macht, mehr geboten (bei
einer Versteigerung) AALeer. ,Dir mit dem Lohn noch
49
Mach, mt'cli. mich, tnoch. much
50
viel riacbe'z'io., graset mir', sagt der Meister zum
Knechte. Gotth. — 3 könnte auch als tr. erklärt werden;
vgrl. machen I A 19 i.
nid er-: mit Ace. IJ., zu Hoden werfen. .Mit Einem
n.'. ringen, insofern es sich dabei darum handelt, den
Gegner zu Boden zu werfen. Gotth. Holz n. a) fällen
B. ,Er und noch Einer wollten dem Karrer wohl so
viel [Holz] n. und zurüsten, als er heimzuführen ver-
möge.- Gotth. — b) zu Tal befördern. ,Das Gebüig
gibt viel lärchin und ander Holz ab. das hernider-
geinacht in Bretter gesägt wird.- Guler 1625.
d u r '
1. durchmachen, überstehen Tu; '/..
Syn. durc-hauwen 2 a (Bd II 1811). I'k mache" kei"
so-n-en [strengen] Winter me d. E" Nacht d., durch-
wachen, bes. in fröhlichein Kreise bei Spiel und Tanz
AaoF.; Th; Z; in Th; Z sehr oft ohne Obj. Vgl.
Durchspinn- Nacht. — 2. Kleider, Werkzeuge usw..
beschädigen, abnutzen, verderben Bs; B; Sch; Uw; Z.
Ein Vermögen, durchbringen, verschwenden Bs; B; L;
Sch; Th; Uw; Z. Syn. dure"-tuen. Die Gesundheit.
zu Grunde richten UwE. — 3. töten, umbringen, von
Tieren, roh oder derb auch von Menschen AAHolderb.;
B; F; L; S; üwE. Kei's Schwänzli [keine Spur von
einer Waffe], dass me" numme" hält chönnen e Mus
d. d'tmit. BWtss 1863. 's war noch Alles z' schlucke";
aber dass sieh d' Ching müesse" entgelte", Das icott-mieh
fast d. B Dorf kal. 1866. Wer Enen hingerlistiger Wls
dürenmacht. Wohltat. Jüngling 1780. — 4. Einen ver-
leumden, ihm die Ehre abschneiden Sch. — 3 und 4
verhalten sich zu einander wie ö*-m. 5 e und/.
zesämme"-: zsnehmen, -binden, sammeln, auf-
häufen Bs; B; Sch; S; Th; UwE.; Z. (E" Burdij
Heu z's. Auch: zsnähen UwE. Es würt icider ivellcn
es Wetter z's., wenn die Gewitterwolken sich drohend
zsziehen ZUhw. Refi., einander näher rücken, sich
vereinigen, zstun Bs. ,Wie vil starker küngen und
Volkeren machtend sich zemmen wider sy'?' Zwingli.
(e°)weg-: tr., entfernen Sch. Aufarbeiten Th.
Refi., sich entfernen Ndw.
zeweg-: tr., zurechtmachen, zurüsten, herrichten,
(wieder) in Stand setzen Bs; B; Th; Z. ,Er het si"s
Hüs lä" z'w., renovavit aedes suas.' Id. B. Z' Hüs-
tage", wo-n-ich m%" Herdöp/lere" ha" icelle" z'ic. B Hink.
Bot 1886. ,Sie sei um Mitternacht aufgestanden, um
Etwas für den Tag z'weg z' m.' Gotth. Refl., sieb
rüsten, bes. zum Ausgehen Bs; B; Th; Z.
zue-: 1. tr., a) herbeischaffen B. Ich hi" nit so
dumm, das' ie'' nebe" mi"'r War [Vieh] z' besorge" noch
selber 's Gras z. helfe. Schweiz. Bauernkal. 1887. —
b) schliessen Bs; Sch; Th; Z. Auch scheinbar abs.
Eim z., seine Habe unter Siegel legen Bs; Th; Z;
dafür auch : Eim 's Hüttli z. Th. Unpers. Es macht
zue gegen Äbe'd, der westliche Himmel verhängt sich
mit Wolken Th; Z. — 2. refl., in Bs; B si°h zueche"
m., sich (zudringlich) nähern, „sich zutätig machen1-
Bs; B; „Gr; L;u Z. ,Er macht sich an allen Orte" z.,
ubique se admiscet.' Id. B. — 3. abs., (in der Arbeit
usw.) fortfahren Ap; Bs; G; Sch; Th; UwE.; Z. Syn.
für-, zue-faren. Mach numme zue, lass dich nicht
stören! Mach no" so zue; du wärst dann scho" sehe",
wo t' ane'chunnst ! — zuemachig, „-machisch"
= anmachig 2 Gr; „L." Syn. zue-tätig.
Mache"sc h aft, in B auch Machetschaft: 1. meist
in tadelndem oder verächtlichem S., (schriftliche) Ab-
Scbweiz. Idiotikon. IV.
machung, Übereinkunft; auch allgemein: Handlungs-
weise, Praktiken ÄASt.; B; „Gl; L; Sch;" Th; Z.
Do« simmer netti M-e" [saubere Praktiken]! .Falls
ein Burger mit Fremden oder Äussern associert wäre,
soll Derselbe den Vorgesetzten des Kaufhauses seine
M-en und Associations-Briefen vorlegen.' B Kauthaus-
ordn. 1754. .Gütliche M.- 1763, ZWetz. ,Von derlei
M-en sei in den eidg. Bünden keine Spur anzutreffen.'
1792, Absch. S. noch Gr. WB. — 2. Art de- Machens,
Einrichtung; Ordnung. Zustand; lebhaftes, aufgeregtes
Treiben Ap; Bs; BBe.. Si.; Sch; S; Th: Z. Was ist
Das fär-ne M.? fragt Einer, der z. B. in Verlegenheit
ist. eine zerbrochene Maschine wieder in Gang zu
bringen. Das ist e" M. a" dem G'uer! Das ist e"
schoni M., (iron.) eine angenehme Arbeit S. Die hiind
e" 31.! Bes. auch tadelnder Ausdruck für unbefrie-
digende Ausführung. Das ist mir iez e M. ! afen e
süferi M. = wer will sich da zurechtfinden! oder Das
ist hinterlistig eingefädelt. Was hest da fer ne M.?
in was für einen Handel hast du dich verwickelt? -
3. Machwerk Bs; B; Sch; Th; U; Z. Da' ist e" trürigi
M., e" so Öppis tarf-me" jo keim Mensche" zeige"!
Öl-Macher = Öler Bd I 182. .Ein Ö. ("der Stam-
pfer).- JGross 1624. ,N. N . Ö.. von Glattfelden.- 1677,
Z Synode. .Dem Ö. um 61/* Mass Nussöl saramt dem
Ölfässli 3 fl. 1U ß.- 167«, Zi-bers Tageb. .Factor. Ö.-
Denzl. 1716. — A 1 1 e s - = Kann-Älles Bd I 169; Fac-
totum. .Der Schulmeister war Gemeindsschreiber, und
last alle Tage wurde er mehrere Male aus der Schule
gerufen; er war der A. in der Gemeinde.- Gotth. —
Ämpeli-. Din Vater ist ken Ä., du stehst mir im
Lichte Bs. Vgl. Laternen- M. - Klein-Uren-: Ver-
fertiger von Taschenuhren. Bs Chr. 1779. — Ord-
nung^)-: 1. Leiter und Aufseher beim Tanze. .Die
Musikanten rüsteten sich zum Spiel und der bestellte
0. begab sich in der Mitte des Saales in Positur.-
HsNydegger. — 2. eine Art Generaladjutant, der die
Schlachtordnung zu bilden hatte. XVI., B (Gib. V 341).
— Orlei-: Uhrmacher. 1439, L. S. noch Orli Bd I
452. — Finettli-: Jmd, der sich feiner dünkt als
Andere, sich ein besonderes Air gibt und mit beson-
derer Rücksicht behandelt werden will S. D' Bett-
lecher [Bewohner von SBettlach] sind d' F. Schild
1863. — Finke"- Lj s. Bd I 868. — Fenster-.
,Der f-n güeter in der Eierbräch Hirslanden.' 1551,
Z Urk. — Hinder-für-. 1637, Z; s. hinder-für II 2
iBd I 964) und Z Taschenb. 1879, 88. — Faxe"-:
1. wer Faxen (s. Bd I 1142) zu machen liebt. Spass-
vogel Ap; Bs; Gl; Gr; L; GRh.; Th; Z. — 2. Wind-
beutel, Aufschneider, Ränkeschmied Bs (Spreng). —
.Fladen-: der die fladen (s. Bd I 1167) macht, liba-
rius.' Mal. — Fridli-: spöttisch für Fride"-M.,
Friedensstifter Z. Mit dieser Bezeichnung wurden
1664, zur Zeit des Wigoldinger Handels, die Gesandten
der unparteiischen Orte in den Strassen von ZStdt
gehöhnt. Gfo. II 140. — Gefräss-: wer Gesichter
schneidet Bs (Schweizerbote 1807, 71). S. Gefräss 2
(Bd I 1318). — Gute"-. Bs Chr. 1779. S. Glufen
Bd II 608. — Gätterli-: wer Holzgitter für die
Kellerlöcher verfertigt, eine einfache, wenig lohnende
Arbeit Aa. Unter dem Namen G. veröffentlichte der
Aa Staatsmann Augustin Keller eine Reihe politischer
Aufsätze. — ,Gutter-: ampullarius.' Fris.; Mal.
Un-glich-: Händelstifter, streitsüchtiger Mensch.
1561, ZWint. Chr. .[Zwei Gefangene] die grössten
4
51
Mach. mech. mich, moch. mach
52
anfänger und unligsm. dises handeis.' 1531, Strickl.,
Akten. .Wäger ist's, der ungehorsam ungligm. werde
g'straft, denn dass der fridsam und rechtsbegirig synen
entgelten müesse.' 1532, ebd. — Über die Form des
1. Teils s. umjhch -2 (Bd II 598).
Glogge"-Macher: unter den Handwerkern in L
aufgezählt. 1456, Gfd. - Z it-Glogge11-. , Der z. von
I.uzern.' vor 1491, Gfd.
Un -glucks- = Unglich-M. Ein dorfbekannter ,U.'
erhält vor Gericht kein Gehör. 2. Hälfte des XVII.,
AABrugg Xeuj. 1890. 29.
Hu ich Umdeutung oder Missverständniss zunächst aus
,Unglig(s)-M.' = Unglfch-M.; s. Doch Anm. zu anglich Bd II 599.
Grab-, Greber-: Totengräber, insofern er nicht
nur die Gräber gräbt, sondern sie auch in gutem Stand
erhält ZStdt f; s. machen I A S a. Knecht des Toten-
gräbers. 1792, ZStdt. — Gross-: Prahlhans Th; Z.
Haber-: Geschlechtsn. XVI., LRickenb. S. noch
Bd II 932. - Eig. wohl= H.-Meler.
Hafe"-: in der Glashütte Der, welcher die Schmelz-
tiegel (Häfen) bereitet S.
Häftli-, in GrOdS. Hafli-: 1. Verfertiger von
metallenen Häkchen (s. Haft I 1 a Bd II 1003) B;
GnObS.; U. Er bedarf zu seiner Arbeit eines scharfen
Auges; daher: Auge" ha" wie-u-eu IL, scharfe Augen
haben ScnSt. Auge" mache" (Ap; Th). drufluege" (S),
ufpasse" (Aa; Bs; B; Gr; Sch; S; Tu ; Z) wie-n-e" H.,
mit gespanntester Aufmerksamkeit auf Etw. blicken;
scharf, genau Acht geben. Wie-n-e H. uf si" Chrüzer
biege". Schild 1860. Eim ufpasse" wie-n-e H., ihn nicht
aus den Augen lassen B; Th. .Joggeli passe ihm auf
wie ein H.' Gotth. So derik-ich: IL, pass uf! Bs
(WSenn). Me" säid, dcr Abt spannt wie-n-e H., his-em
de" Kaiser 's Bättenbrod schicke. Gesprach 1712. Auch
die Gewandtheit und Fertigkeit des H. ist sprichwört-
lich. Er ist tifig [schnell, gewandt] wie en H. Sch; Z.
Du bisch elcei" H., ungeschickt und beschränkt B (Zyro).
Öppis chönne" icie-n-e H-, grosse Fertigkeit in Etwas
besitzen AaWoIiI. Vgl. : es gät-em fus de" Fingere")
wie 's Häftli vi n che", die Arbeit geht ihm flink von
Statten AaWoIiI. ; Ar; L. In andern RAA. erscheint
der H. als Typus eines arbeitseifrigen Menschen:
Flissig si", schaffe" wie en H. Z ; s. noch Ernst 2
(Bd I 405). an-haben 3 b (Bd II 900). Sein Gewerbe
ist ein armseliges und wenig lohnendes; s. Chacheler 2
(Bd III 118). Zunächst durch Übertragung vom Ge-
sichts- auf den Gehörsinn (lose" wie-n-e" H. Ap) wird
das W. allmählich zu bloss abstr. Verstärkung ver-
wendet. Ufbeg'ere" wie-n-e H. B (Gotth.); Z. Lüge"
wie en H. Sprww. 1809. — 2. Hausierer, Vagabund,
gering geachteter Mensch übh. B. — 3. Pfuscher,
Stümper Gr ObS. — I. Wortverdreher. Chlosterguggü
S. 30. — 5. Intrigant U.
3 bezeichnet eig. den ,Kann-AUcs', Tausendkünstler, der
Alles verstehen will und Nichts recht versteht. In 4 und 5
erseheint der Begriff des Gewandten aufs Geistige übertragen.
Profet- Häftli-: Wichtigtuer Z. — Hägge"-:
eig. Verfertiger von Hakenbüchsen. Noch als Ge-
schlechtsn. erhalten in ZW int. ; seit dem XV. be-
zeugt. — Heil-: Heiland; Übersetzung des lat. ,sal-
vator'; vgl. , Seligmacher.' .Das hail in aller h.', übers,
aus , salutein in omniuin salvatore.' ZTöss Urk. .Von
der menschwerdung Jesu Christi, unsers h-s.' 1535, B.
Auch bei ThPlatt., Br. — Harz- = Harzer 1. D's
H-s Tochter und d's llniigi liiders Sa", dii Heide" heind
enander ifnn" [geheiratet], Sprww. 1869. — Huet-:
wie nhd. War ich en H. worde", so chiemid d' Lüt
üni Chopf uf d' Welt, klagt ein Pechvogel. Solger.
H'elf dir der H., er hed nilne" anch </' macht, Ausdruck
des Bedauerns, wenn man erbetene Hilfe nicht leisten
kann. Ineichen. — Schinn-Huet- s. Schinn-Hüetler
Bd II 1791.
Jungi-Macheri; PI. -erne": Katze SThierst. —
So benannt wegen ihrer Fruchtbarkeit.
Chü bel-Macher = Chübler 1 (Bd III 117). Die
meiste" Cliinder liänd d' Ch. und d' Bese'binder. Sprww.
1869. — Chappe"-: Verfertiger von Chappen (s. Bd III
381). Pelzwaren; Kürschner Ap. ,1697 entstand ein
Streit zwischen den Kürschnern und den K-n über die
Frage, wer Pelzstösse machen dürfe. Die K. giengen
als Sieger hervor.' Liebenac 1881, 156. — Chorn-:
Kornhändler? .Dass einkein k. uf deheinen p fragen
noch gewinn enkeiner slacht [Weise] körn koufen
soll. Es soll dis verhüeten ein ieklich k. und korn-
köufer.' 1341, Z Ratsbuch. — .Clausuren-: der die
schloss und schlössle macht, so man zue den büechern
brucht, die in prättcr yngebunden werdind.' JMaler
1593. — Chnöpf-. .Huetstaftierer- und K-en Tax.'
Bs Taxordn. 1646. S. noch Leu XX 395; Liebenau
1881, 93. — Chrage"- Macheri" s. Chragen 2 d (Bd III
790). .Der Kragenmacheren, für 3 Kragen zurecht
zu machen 2 fl. 16 ß.' 1763, Z Haushaltungsbueh. —
Chratte"-Macher: Korbflechter GA.; Z. ,Krätti-M.'
Wolf. Rel.-Gespr. — Stei°-Chratten- B; s. Bd III
875. — Chräze"-: 2 ,Chr.' werden erwähnt in der
Aufzählung der Gewerbe von ZStdt 1637; s. Chrdzen
Bd III 924. — Chrüzli-: geringschätzige Bezeich-
nung eines Katholiken ApA. — Lieder-: Gelegen-
heitsdichter, der auf Bestellung arbeitet ScHStdt; Z.
L., wo um e" Biessli [kleines Geldstück] e" ganzi Site"
coli schmiere'd, Bareph'imanne" und sust eso Halb-
herre". Schwzd. — Laterne"-: in gleicher Anwendung
wie Ämpeli-M. Ist di" Vater e" L. (g'sVJ? AASuhrent. ;
SceSt. (Sulger), din Vater ist eken L. Z, gang e"weg,
min Vater ist kan L. Sch. ,Zeinen- und L. -Macher'
erscheinen unter den Vaganten Z Mand. 1641. —
Lüte"-. Mal.; Bs Chr. 1779.
Mügli01'-: Rechtstriebbeamter, Gemeindeammann
AAMenz. — So genannt, weil er es .möglich macht', von
Andern das schuldige Geld zu erhalten.
Mel"-: viell. = Haher-Meler; vgl. Chorn-M. ,N.
N.'s, des m-s sun. burgers [z'] Zürich.' 1428. Z. —
Mappe"-. ,Auf die Anzeige des Landschreibers, dass
ein Burger von Bern behufs der Anfertigung einer
Landkarte die Grenzen und Märchen vermessen wolle,
wird beschlossen, diesem M. es zu gestatten.' 1721,
Absch. — Mutscheli-: spöttische Bezeichnung des
Bäckers. Wächter am Pil. 1872, 43 a. ,Mutschellen-m.',
Kleinbäcker. 1451, Bs (Schönberg 299). — Nunne"-
= Galser (Bd II 296) L f. Syn. JV.- Weider. .Den [L]
boten gen Baden ist bevolhen, mit den boten von Z
ze reden, dass si mit irein nünnem. redent, den unsern,
Hutzelbrant. in syner weid unbekümbert ze lassen.'
1435, Absch. .Wer an der Museggprozession nicht
Teil nahm, zahlte 1 Pfd Busse; davon erhielten u. A.
die N. eine Entschädigung.' 1470. L (Liebenau 1881,
285). ,Und soll ein yglicb n. geloben und schweren.
den kreis der heischaft alle jar zue syner rechten zyt
ersuechen und ze erfaren. und darin niemans andren
gewerb lassen tryben noch üeben. und soll in ein
Mach, mech, mich, raoch, imich
54
vogt ilaliv schirmen; und darumb soll ein yglicher
n. einem yogt alljärlich geben ein pfd pfeffer.1 1490,
AaB. Orbar. ,[Der Vogt] klagt über den X.. dass er
sein Leben nicht von ihm empfangen wolle.- 1524,
Arsch. .Solche kunst [des Verschneidens] ist bekannt
vilen bruchschneideren und n-en.' Tierb. 1563. Das
W. auch 1451, Bs; 1779, Bs Rq.; s. noch Gr. Wli. VI]
885. Geschlechtsn. 1434. 1488, AABremg. ; FrHaffnf.r
1666. — N u nlig- = dem Vor. .Ein ietlicher buwman,
der in diseiu kilspell buwet. als vil dass [wenn auch]
er ein n.. der soll ein lesgarben geben einem custor.'
um 1530, L Urk. — Näwen- = Nauieer. .Schilt- ald
n.-macher.' 1469, L. — Bulver-. ,Unser b., der fast
wol mit grossem geschütz kond.' Vau. .[Wenn zu
Bellenz Pulver nötig wäre, sollte] selbes dem P. zu
Schwyz. einem kundigen Meister, übertragen werden.'
1563. Absch. — Bolz-. 1451. Bs (unterschieden vom
,pfyl-m.'). .Bolz-.' 1487, Gfd.
Bändeli-: 1. Bandfabrikant Aa. — 2. flatterhafter
.Mensch Aa. Du lustige' Filifausel, du B. Tobl.. VL.
Die Auwendung 2 ist viell. veranlasst durch das Liedlein:
Sehn* wider Eini, 9chom wider Eini am Bändeli </'han usw.
.Bantoffel-: crepidarins.' Mal. — ,Banzer-:
loricarius.' Mal. — Parisöli-: Schirmmacher Gr
ObS. — Bart-: Barbier PAL — Am-boss-: unter
den Berufsarten aufgezählt. Bs Chr. 1779. — Peste-
len z- = Gifter; s. Bd II 136. — Pastete"- s. Schleck-
Choch Bd III 125. — Putsch-: Bereiter von Obst-
wein. ,Uf mentag post crucis exaltationem hand die
bier- und putschmacher gesworn, dass si das bier von
obs machen und daryn kein wasser tuon.- um 1481.
L (RBrandst. 1890, 76/7). — Blatt-: Der. welcher
die .Blattei" für den Webstuhl anfertigt. Rohrmacher
Z. .In der weber zuntt sind die bleiker und bl.' Vad.
— Prügel-: Verfertiger von Knitteln. Lt vRodt
1834, 216 kaufte die B Regierung im Jahre 1691
einem Pr. aus den Freiämtern 200 Knittel ab. —
Brattig-: Kalendermacher „Aa; B: VO; S." Der
Br. macht d' Brattig, der Herrgott 's Wetter. Ineichen.
— Brett-: Verfertiger der beim Einbinden von Bü-
chern verwendeten Brettchen Z j. — Etitere11-: Sieb-
macher ZSth. — Schueh-. in ÄALeer. ; ZW. Sehü-,
in ThHw. Sehö-: 1. wie nhd. D' Seh. händ die schUeh-
tiste* Schueh AaBIj. 's ist besser, me% geh 's Gelt <'em
Seh., als dem Dolter Z; Sdlger. D' Sch-re* sind da
uf der Ster, es ist in diesem Hause Jmd niederge-
kommen W. .Es ist ein Unterschied zwischen dem
König Salomo und dem Seh. von Bremgarten' ZNer.
S. noch giren I (Bd II 406), abe--lasse" (Bd III 1401).
.Seh., Schmied und Wagner mögen einander hellen
Bein- und Armglieder einzeuhen.' 1431, Z. Seh. heisst
in GlH. ein Berggeist. GHeer 1887, 17 (Syn. Feier
Bd I 633); nach BFreuler 1888, 66/7 eine Hypostase
des ewigen Juden. S. noch Rochh. 1857, 84. 95; 1856.
1. 379; 2, 308. — 2. Name von Käfern, a) Marien-
käfer, cocc. sept. GW. (im Kinderlied). — b) = GMö-
pfer 6 (Bd III 678) Gl; Gr oHe. — 3. Schotenklee, lot,
com. GW., We. Syn. (Frauen-, Herrgotten-jSchüehU.
— schueh machcre": ein Spiel für Knaben, von
denen der eine den Schustermeister, die andern, mit
ausgezogenen Schuhen im Kreise um ihn herum auf
dem Boden sitzend, seine Gesellen vorstellen. Auf den
Ruf: G'selle', schaffit! fängt jeder Geselle an. mit den
Füssen auf den Meister los zu stampfen, bis Dieser
Halt gebietet. Wer nach diesem Befehle dem Meister
noch einen Stoss versetzt, gibt ein Pfand B. —
Scheide"-: Verfertiger von Schwert- und Messer-
scheiden. .Schlosser. Sporer, Spengler, Seh." Z Zoll-
ordn. 1639/40. .Alle frömden Krämer und Kräzen-
trager, Seh., auch all anders dergleichen verdächtiges
Gesind.' Z Mand. 1696/1774. Auch Bs Taxordn. 1646;
Bs Chr. 177'.'. Als Geschlechtsn. .Heinrich Seh., der
koufmann.' 1392. Bs. — Schiff-: Schiffsbauer Z. .Die
seh. sollen ire schiff uf dem platz zu Vischenhüsern
machen und verschaffen.' 1546, Sch Ratsprot. .Scheffm.'
Geschlechtsn. Sch; 1442, Z Staatsarch. — Schiffli-:
Verfertiger von Weberschiffchen Z. — G'schäftli-:
„Mensch, der sich gerne in die kleinlichsten Geschäfte
unberufen mischt und daran Teil nimmt L." Einer,
der überall, wo ein auch nur ganz kleines Geschäft
zu machen ist. zugreift, um für sich Etwas zu er-
gattern Th; Z. Geschäftsagent AALeer. ; Bs; Z. —
Geschiss-: Kleinigkeitskrämer, Pedant; kleiner
Mensch Bs. — Schatte"-: „Jalousie vor einem Fen-
ster Gr." — Geschmeiss-: ein .Kannalls', bes. in
Metallarbeit S. Einer, der sich einbildet, Alles zu
verstehen, in Alles hineinpfuscht. Stümper S. .Ihr
ein Künstler, fragte er, ein G. oder Kesselflicker!' S
Wochenbl. 1819, 44.
Schnitz-: Spitzname auf die Bewohner des Kan-
tons Zg. 1776, Finalprozess des Lor. Plac. v. Schu-
macher S. 14.
Der Kanton Zug ist ausserordentlich obstreich, weshalb
die .Schnitze' dort einen Hauptbestandteil der Nahrung bilden.
Spille"-. N. N. wird gebüsst. .dass er kostlich
Spillenholz von Ahornen aus dem Wald gehauwen
und an die Schifflendi gefüert. den Sp-en verkouft.'
1625, Hotz, Urk. ,N. N., der Sp. von Meilen.' 1686,
ZZoll. Herbstrod. — Spiess-: Verfertiger von Spiess-
stangen. Die Sp. wurden in Ehren gehalten und der
Rat [von L] liess sich leicht herbei, ihnen seine Zu-
friedenheit durch Schenkung von einem Paar Hosen
zu bezeugen. Es war ihnen verboten, ohne obrigkeit-
liche Bewilligung im Lande Eschen zu fällen, um
daraus Spiesse für den Verkauf ausser Landes zu
verfertigen. Von ihren Lieferungen hatten sie der
Obrigkeit den Zehnten zu entrichten. Im Jahr 1645
musste ein Sp., der Dies versäumt hatte, ausser einer
ihm auferlegten Busse für Zehnten und Zoll für jeden
unrechtmässig abgelieferten Spiess 10 Batzen bezahlen.
Gfd. .Die Sp. und Schüsslendreher, die bei der Alp
Grew im Eschentale wohnten.' Stadlin 1824. S. noch
Sunder-Lüt Bd III 1524. — Spruch-. .Poeta, ein
reimendichter oder spr.' Fris.; Mal. — Stäublig-:
Müller (in der Gaunerspr.). Li'tolf. — Sträl-: Kamm-
macher Ap. .Die watlüt, kremer. str. [usw.].' 1567, Z
Staatsarch. ,N, X., Strälmacherin.' 1637. Sch Ratsprot.
Das W. auch Z Zollordn. 1639/1711. — Strasse"-:
Strassenaufseher. .Die str. old wasservögt.' 1540. Xi>w.
.Wer in unserem land str. oder buwmeister oder wasser-
vögten um das, so inen iri herren befolen heind und
iren [ihr] eid zuogid, üt etwas arigs täti, der soll [ge-
straft werden].' 1545. ebd. ,Und soll ietliche urti syn
str. dartuon. wenn man die eindliffer dartuot.' ebd.
— Tach- UwSachseln, Tächli- Ap; GF.. G.: Schirm-
macher, -flicker. — .Tocketen-: coroplates.' Mal.
— Dolle"-: Der, welcher verdeckte Abzugsgräben
macht Z. — Tisch-: Tischler. Schreiner Ap; Bs
(Spreng); B; Obw f; Z. ,Den T-n und Meister Uol-
richen. die manche Woche an der Orgel arbeiteten,
55
Mach, mech, mich, inoch. much
56
zu essen und zu trinken gegeben. ' vor 1491. Zo.
, Peter, t. von Ure [macht einen getäfelten Plafond in
verschiedenen Kapellen].' 1506, AKücbl. 1886. ,Dera
t., als er die spannbett, so in's schloss hörend, bessret.'
1532, ZGrün. ,35 pfd 10 ß gab ich dem t. zue Grüen-
ingen, 5 grosser bettstatten mit himmeln. 1 karrenbett.
1 grosse almergen für die stuben, stabeilen und andere
arbeit ze machen.' 1541, ebd. .5 pfd dem t. von einer
fleischasslen in die kuchi.' 1567. ebd. S. noch Gr. WB.
— Wichtig-: Wichtigtuer BsL. .Es gab zu der
schönen Omnibuszeit im Baselbiet unendlich viele
solcher W.; sie führten das grosse Wort in allen
Omnibus und an allen Wirtstischen.- Breitenst. —
W eg- = Strassen-, Weg-Chnccht (Bd III 732) Bs. ,Es
ist Pflicht der W., die ihnen anvertrauten Strassen-
strecken gehörig zu beaufsichtigen und Alles in un-
klagbarem Stande zu erhalten.' Ap Ges. 1843. Zoller,
W. und Marschierer auf der Landschaft sollen dafür
sorgen, dass das Mandat .wegen den Wagenlästen'
beobachtet werde. 1766. Bs Mand. — Wille"-: ring.
Persönlichkeit. Der W. tuet Alles, nie' muess nw
welle*. Sülgek. — Wanne"-: Verfertiger von Ge-
treideschwingen L; S. Auch 1451, Bs; 1637. ZStdt;
Bs Chr. 1779. St0* breit mache' wie-n-en W. Ineichen ;
Schild. Auch Geschlechtsname Z. wie Wanner. —
Brennte"- Wi°-: Branntweinbrenner. 1561. Absch.
— Winde"-: Handwerker, der Winden [zum Heben
von Lasten] macht. ,N. X., der Schlosser oder w.'
J.Malek 1593. Auch Bs Chr. 1779. — Wetter-Ma-
cherin: Hexe, insofern sie das .Wettermachen' ver-
steht. ,Den Unholden, die man gemeinlich W. nennet.'
FWyss 1672. — Gu et- Wetter-: wer als Mittels-
person bei Jmdm gute Stimmung (guet Wetter) macht
Z. — Zeine"-: Verfertiger von grossen, weiten Kör-
ben Ap; Th. Z. führen R und CMev. 1650, 88 unter
den Vaganten auf; s. noch Laternen-M. ,Die Z. aus
dem Tale Galanka in Bündten.' Stadlin 1824. — Zit-:
Handwerker, der Wand-, auch Turmuhren verfertigt
Ap (im Gegs. zum Üre*-M., der sich nur mit Taschen-
uhren befasst); Z. ,14 ß verzert der z. von Winter-
thur, als er das zyt am schloss gemacht.' 1561, ZGrün.
,Dem Z. den Bratspiess [d. h. das Räderwerk daran]
zu bessern.' 160U, Z Schnecken. .Den 24. I. 1724
dem Wirt 'geben, das der Kirchmeier mit dem Z. ver-
zehret hat, da er das Zyt [die Turmuhr] anders hat
machen wollen.' BE. Rechnungsman. — Hochzit-
Macherli: Kind, das bald nach der Hochzeit geboren
wird und keine Geschwister bekommt BBe.
Blutt-Macheri f.: bezüglicher Bankerott. .Beim
Überhandnehmen betrüglicher Geltstage (, Bl-eien').'
1822, B. Vgl. Bluü-Müs.
Machete" f.: 1. aufgeregtes, in lebhaften Ge-
stikulationen und Reden sich äusserndes Tun, Treiben
Th ; Z. Es ist e* Grüessete" ond e' 31., bis Alli am
Tisch sitze'd, dass 's Eim fast trümmlig [schwindlig]
hett ehönne' verde". Schwzd. Spec, Spiel mit leb-
hafter Handlung W. S. Am-Herd 213. — 2. Vergleich.
Abmachung B; ,Gl; L; Seil; Z."
Chinder-: Kinderspiel. Kurzweil W. Syn. Ter-
twelleten. Das ist so a' Ch.
Machi, in GrL., Pr.; HG. Machi'g f.: Arbeit Bs;
.B().; Gl;- GrL., Pr.j L; GG.; Sch; Th; Z. I" (auch
uf GG.) der 31. st», von allerlei Gegenständen, insbes.
Kleidungsstücken. aaOÜ. Ist der Hock fertig? fragt
man den Schneider; worauf dieser antwortet: Xei".
aber er ist i- der M. An der 31. si*, von Personen
GrL. I" d' 31. ge", tue", in Arbeit geben GrPt.; LStdt.
!''• Im" imiessi" d' Schnell i" d' 31. ge" (= zum Mache"
(fi'J. Öppis i" der 31. ha* 1) in Arbeit haben, vom
Handwerker; aber auch vom Besteller: beim Schnei-
der, Schuster usw. haben Bs; GrPi\ ; Th; Z. — 2) in
Aussicht, im Auge haben Bs. Das ist kei* 31., keine
(gute) Arbeit GG.
Musik-: Musikdose. Dan. Syn. 3I.-Trucken.
G'mäch, in BG.. Stdt; F; L; Uw -ö- n.: 1. Etw.
Gemachtes, Werk. Arbeit GRÜbS.. V.; GG. E* sch&ns,
icüests, künstlichs G. Bes. von Werken mit kunst-
reichem Mechanismus U. 's ZU ist doch e* schöns G.
Meist aber in geringschätzigem, verächtlichem Sinn,
schlechte Arbeit. Pfuscherei, Machwerk Gl; L: GA..
Ta.; Seil (St,"); Schw; UwE.; Zg. Das ist vier aW*
es G.l Von lästigen Gesetzen: ,Sy welltend myn heren
bitten, sömlich gemech innen abzutuen.' Edlib. ; dafür
vorher: .nüw ufsätz.' — 2. Testament. ,Ein testament
oder g. brächen und unnütz machen.' Mal. — 3. ver-
hüllende, schamhafteste Bezeichnung der männlichen
und weiblichen Geschlechtsteile Bs; B; L; G; Ndw;
U; Z, spec. der männlichen Aa (Rochh.); F; SchSL ;
Th; U; W; Z; Schanigegend Bs; Gl; Schw; UwE.
(auch von Tieren); Zg; Z; Hinterer G; Z (Spillm.).
Eim Ei"s i* 's (a* 's) G. ge: Öppis am G'miichli hu",
von Kindern. Bildl. An 's G. (auch an'n G'mdchere*
abe") lange', an den Geldbeutel langen, bezahlen Bs.
Aha, do wirf der Vatter auch leider miese* an 's G.
länge" !
Vgl. das durchweg syn. Gemacht, aus dem unser W.
wenigstens in Bed. 3 geradezu eitstanden sein kann, indem f,
viell. unter dem Einfluss von 1, abfiel, wie es anderswo au
ch angefügt wird.
Schiff-: Schiffbau. .Ein Brunnen flüsset da von
Päch fürtreffenlich zum Sch.' HRRebm. 1620.
mächele". in Bs machele": Dim. von machen,
meist gegenüber Kindern verwendet Bs; Schw; S; Z.
Was mächelist? Muest m., die Notdurft verrichten V
Schw. Das cha"' me" m. Hofst. Kleinliche, unnütze
Arbeit tun AaWoIiI. Syn. däggelen. Gemächlich ar-
beiten Ap.
Macltari. Wer am M.-Tag (2. Jan.) zuletzt auf-
steht, wird an diesem und wohl auch noch an den
nächstfolgenden Tagen von seinen Angehörigen M.
genannt L. Vgl. Silvester.
Macheier: ein Stoff. Mohair? .37 stuck in.' 1571.
Z Inv. ,1 grünen Füraltar von M.' XVII.. L.
macheierin: von Macheier. .Ein schwarz ma-
cheiarin Messgewand.' Bestandteil des Kirchenschatzes.
L Propsteiarchiv.
mäcllle", in F male' I, male": 1. intr., sich verloben,
vermählen. D'r Josi malet mit dem Betli FSs. Male*,
vor dem Pfarrer die Ehe versprechen, im Unterschiede
von manne", icibe", d. i. heiraten F. — 2. zum Braut-
geschenk machen. ,Der mäehelt ir einen ring.' Auf.
XV.. G Hdschr. — Mhd. mahelen, mehelm, malen, vermählen.
zue-: antrauen, vermählen. .Dieselbig fürstin ist
dem Herzogen ze Österrich in der heiligen ee zue-
gemechelt worden.' 1448, Absch. , Wer 's Glück hat,
der führt heim die Braut, wie das gemeine Sprüch-
wortlaut, dem wird sie zugemalen [: zahlen].' XVII. ,
Lied. — Die starke Form wohl mir des Keimes wegen.
57
Mach, mech, mich, moch, mucb
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(g') manch c^l ; S, mauchig ZW., mäuch ScnNnk. ;
Th, (g')mäuchig Aa: ScnSt. ; ZW.: 1. a) trocken faul,
vnn Früchten (z.B. Runkelrüben, weissen Rüben,
Äpfeln), die im Innern anlangen zu faulen und dann
hohl werden (vgl. das sjn. flösch Bd I 1225) GMels;
SoHNnk.; TnSteckb.j /.. .Manch, mölsch, mansch,
faul, semipntridns, fraeidna, mitis, raneidus, saper.'
Red. 1662. — b) morsch, wurmstichig, von Holz (z.B.
dem sog. .erstickten') AaSüIH; Sch; Th; ZW. — c) mit
dem Ghropf (s. Bd III 848) behaftet, von Weinreben
ZWtliur; vgl. rüdig. — d) weich, dumpfig, von schlecht
gedörrtem Spätheu (s. Amad Bd 1 213), das sich zu-
sammenballt und dann bald schwarz wird Gl. —
e) von Zeug = g'karfangen 2 (s. Bd I 859) AAlvais.
— 2. hungrig; matt, niedergeschlagen S. 's isch besser,
me" tüei manch arbeiten, a's voll juble". Schild. Be-
nebelt, z. B. von einem Pferde, dem Branntwein ein-
geschüttet worden war. ebd. 1876, 76.
Vgl. die Gruppe ,mauch, mauk' bei Gr. WB. und bes.
Schade unter mnks. Die Grundbed. scheint diejenige der
mit unserer Gruppe im Ablautverhältuiss stehenden Gruppe
DIÜC&-, nämlich die des Niederdrückens, Einschränkens, Ver-
bergens zu sein.
Manch (in Gtw.; Th tw. Mäch), „Mauk B" — m.
— PI. Mäuch, Dim. Mauchli Ap; „Gr". sonst Mäuchli:
1. kropfiger Auswuchs am alten Rebholz Z. — 2. un-
ordentlicher Haufe, z. B. von zerknitterten Kleidungs-
stücken ScHNnk. 's ist Alls an-eme" M. — 3. auch
Bäbfe*)-, Büebfc'J- Mäuchli, PI., gesottene, mit Zwie-
beln oder Kümmel gewürzte, etwa mit Schnitten aus
geröstetem Brot gemischte grobe Klösse oder Schnitten
von weissen Rüben Aa; Bs; Sch; Scbw; Z; Syn.
Schnätterling. Zu Jmdm, der nicht sieht oder findet.
was er doch vor Augen hat, sagt man: Da hast glaub
Bäbe" mäuchli üin Auge' Sch. Klösschen aus Rüben.
Kartoffeln und Mehl, in Milch gekocht L. Würfelchen
aus Brot Ndw; Syn. Möckli; vgl. FStaub 1868, 94.
Ganze, gekochte weisse Rüben, die mit Salz gegessen
werden Z. Z' Marge" Schnätter [zerstückelte w. R.],
s' Imbig Bläder [Brei von w. R.], z' Nacht Mäuch,
Beschwerde unzufriedener Dienstboten über ihre Kost.
Spillm. „Mäuchli [PI.]. Metzelsuppe Sch"; s. noch
Mäuchli-Suppe". — 4. a) Mauk, liebkosender Aus-
druck für ein appetitliches, sehr wohlgenährtes Kind B.
Chumm, du dicke'' M., muesch es Mündschi ha"! E was
bisch du doch fer ne" tolle M., was hesch du ämel och
fer Pfusibacke" [wie bist du doch so pausbackig]!
Nur gröblich für Erwachsene: Das isch och ne" rechte'
M. hu'' e" Müesle"! — b) Schlemmer Ap. Vielfrass,
unverschämter Schmarotzer Th. — 5. geringschätzige
Benennung eines Niedergelassenen Sch; vgl. die Zss.,
ferner Schweiz 1859, 64/6. Manche" u-ort — am letste"
Ort, das Wort eines Niedergelassenen wird erst in
letzter Linie berücksichtigt SchSI. — - 6. Familien-
name. Ostschweiz. — 7. Zuchtstier THStettf. Junger
Stier G. — 8. Chriesi-M. = Chirsi-Gauch s. Bd II 106
GT.j Th; ZO. Beri-M. = Gauch 3 Bd II 104. —
9. Dim., sog. .süsse- Erbse, eine Abart von pis. sat. GRh.
Die Zuriickführung aller obigen Bedd. auf einen Grund-
begriff, bzw. auf das gleiche Etymon (mnch, manch) ist nicht
ohne Schwierigkeiten. Zwar schliesst sich 1 an manch 1 c,
5 bezeichnet Den, der sich ducken muss (vgl. bair. Meuchel,
furchtsamer Mensch), 7 bezieht sich auf den gedrungenen
Körperbau und in 4 a könnte eiue Übertragung ans 7 vor-
liegen; vgl. Mtichel (Stier und fetter Mensch). Der Gauch (8)
ist ein Tier, das sich duckt, verbirgt (vgl. bair. .Mauchen',
Assel); diese Nummer Hesse sich auch unmittelbar zn manchen,
stinken, stellen, womit wir mich immer nicht aus der bisher
herbeigezogenen Vwdtschaft träten. Zu 3 vgl. schles. , Mauke',
Mehlbrei, altn. mauk. Suppe, Tunke, mild, manch , obsomo-
gerus; viel), aber ist Vwdtschaft mit Moeken anzunehmen,
9 sollte viell. mit 3 vereinigt werden, wenn nicht vielmehr
die Erbse als die kugelige bezeichnet werden soll.
Forr(e")- G oT.; Z, Före"- G uT. = Forch-Güggel
(s. Bd II 194). — Fress-: Vielfrass, Nimmersatt Ap;
G; Tu; Syn. Fress-Bütterich. — Git-: Geizhals Th
Steckborn. — Haber-: Wiesen-Bocksbart, trag. prat.
GT.j ZO. Vgl. Mäuchlvng; ferner das Syn. H.-Malch,
schwäb. .H.-Maucbel' bei Scbm.-Fr. I 1034.
Ilali- (JMever 1866, 121), Hamme"- (Sch; Th),
Hanne"- (Sch Kl.), Hanni- (ZRafz) Maucb (in Sch
auch -Mauche"), doch meist unlösbar verwachsen Hä-
mauch GRh.; Sch; ThHw., Tag.; ZW]., Dim. Hanime*-
Mäucherli (neben -Mäuchli) ScaSchl. : 1.= Muth-Heim
(s. Bd II 1289/90) Sch; Th; ZW1. — 2. = Mauch 5
GKh.; Th.
Zu Grunde liegt ' Heim-Maiuh, aus dem sich zunächst
Bamm(em)-, dann Hanne"-, Hanni-, Häti-M. erklären; vgl.
übrigens auch ,Hamm(el)inaus' bei Gr. WB. IV 2, 312 und
.Hammelmeichelein' in Kuhns Zeitschr. XV 271. Vgl. bes.
die Synn. Heim-Mnch, Scham-M.
Milch - Mäuchli : in Milch geweichter Brot-
broeken oBs; Syn. M.-Bröckli. — Bolle"-: Gericht
aus Zwiebeln THSteckb. Vgl. B.-Buder. — Bone"-
(in AABb. -Mäuchlig): Gericht aus Bohnenkernen an
einer sauren Brühe ScHSt.; THSteckb., aus dürren
Bohnen in den Hülsen mit Brotschnitten AABb. —
S a m m e t - : Spottname der Küfer, ihrer Sammet kleidung
wegen Sch. — Schili- = Sch.-Güx (s. Bd II 571) U.
Scham- (in Bs lt Anon. ad St. auch Schau-, in Aa
Hold. Schö-, in Bs tw. Tschä-jMauch (in ZZoll. -M,iul:>.
in BsLiest. auch Scha-, Tscha-Melch: 1. = Mauch .5,
bes. einer ohne Grundbesitz Aa; Bs; G; Sch; Th; Z
(in Wthur Schamäuchli). Wer si" eigene" Ban [Bann-
grenze] nit g'chennt het vo" hinden und vorne", het
zu de" Tschamauche" zellt und d' Burger hain in ver-
achted. WSenn (Bs). Um sich für den ihnen ange-
tanen Schimpf zu rächen, sagten die Niedergelassenen
von sich mit Beziehung auf die Burger: En Sch. ist
en Narre"gugger THWeinf. — 2. Schelte auf einen
Menschen, der hinterrücks Etw. tut, bes. Esswaren
entwendet, um sie verstohlen zu gemessen, Näscher Z.
Unverschämter Schmarotzer, Bettler Bs; L; „G; Sch;"
Z ; Syn. Gueni Bd II 335. Auch mehr abstr. Schimpfw.
ohne bestimmte Beziehung, auf einen Menschen mit
verwerflichen Eigenschaften übh., z. B. auf einen
Geizhals Bs; Z. — schamauche": schmarotzen Z.
- „ab-: abschmarotzen." — ver-: verschleppen,
verheimlichen, bes. Esswaren Z.
Der erste Teil der Zss. ist viell. ,Scham' oder ,Sehaud',
womit der betr. Stand als ein verächtlicher gekennzeichnet
werden soll; vgl. Schandn-Lüe. Dem Volke scheint immerhin
das etymologische Verständniss abhanden gekommen und es
scheint fremdländischer Ursprung angenommen worden zu sein.
Darauf deuten der nebenher gehende Anlaut tsch und das
Schwanken des Accentes (" , AaLeer., dagegen " Th; Z).
Es Hesse sich etwa au it. sciamannato, unanständig, plump,
vou Maniereu, denken. Nicht klar ist das Verhältniss zu
der siunvwdten Gruppe echmaneh-, deren Grundbegriff ebf.
der der Heimlichkeit ist; vgl. Blattner 1890, 19. Sieben-
mek (Bern 1S66) gibt für Sch auch die Form .Scharnauchen.'
Zu der Form Melch ist viell. malchen, gierig, mit vollem
Munde essen, zu vergleichen.
59
Mach, meeli. mich, moch, much
CÜ
manche": 1. heimlich naschen Schw. — 2. sieh
hineinschmiegen, in Kitzen verstecken ZWthur. —
3. .sich begatten AaF." — 4. tr., einweichen, mürbe
machen Sch.
Betr. die nähere Verwandtschaft des VY. vgl. .Manche,
Mauke' bei Gr. WB., ,meichet, meuchel-, Meuchel' bei Sclim.-
Fr. 1 1561. .manchen, Mauke' bei Fr., Ztschr. VI 17. 357,
sowie die Gruppen mauk- nnd schmauch-
ver-: Kleider zerknittern, so dass sie Falten be-
kommen ScnN'nk.
mauchle": wesentlich = mauchen. 1. auf die Seite
schaffen. .Abt Waldfrid meldet, dass sein begrepnuss
etwann auftuen worden und ein lömd ausgangen sei,
dass man [den Leichnam des h. Gallus] hinweg ge-
mauchlet habe.' Vad. ,Uass die zum Wareneinkauf
jeweilen nach St Gallen kommenden Juden mit den
blossen Schacher- oder Maucheljuden nicht in die
gleiche Klasse zu stellen seien.' 1784. Wegelin, Juden.
S. 14. — 2. = „mauchen 2." — 3. = mauchen 3 Z um
Wthur.
Mauchle": Name einer Birnsorte Ai>K.
Der Name viel], von der gedrungenen kugligen Gestalt;
vgl. Manch 7, Mancher, ferner Müchler.
Manch li m. : 1. = Manch 4 h Ap. — 1. = Manch 7
„Gr."
mänch(e)le": 1. Brot in Würfelchen oder kleine
Brocken zerschneiden Ndw. — 2. einen leisen Wind
streichen lassen, stinken Sch; vgl. Mauch 8.
„mäuchelig: gemein, schlecht, nach Art eines
.Mauchs' (s. 5) Sch."
Mäucher: Apfelsorte mit festem, feinem Fleisch
und glatter, nur unten etwas rauher Schale Bs; vgl.
M.-Epfel Bd I 372.
Mäuchlig m.: Blütenknospe des Wiesenbocks-
barts, kurz vor dem Aufblühen, wo sie am süssesten
und kräftigsten ist und von Kindern gegessen wird
AßBb. Brandig gewordene Blütenknospe der selben
Pflanze Aa; Syn. Tubäklig.
Medianer m.: Mechaniker Z (im Munde unge-
bildeter Leute).
Mechanerei f.: mechanische Werkstätte Z.
Mechanik f.: mechanische Einrichtung Bs; Z.
Spec, Spannvorrichtung am Wagen Aa; B; Vü; S;
Th; Z. D' M. a"zieh; d' M. het g'la:
mich (in BEinigen; S mig, in unbetonter Stellung
mi Aa; Z): Acc. des Pron. pers. der 1. Pers.
Verstäsch-mich: euphem., ein ,Verstehst-du-
mich', d. h. ein Prügel S. Si het neben an-ere" ne*
länge' schwarzdörnige" V. g'ha". BWyss.
Michael, Michel, allg., Mich Gl, Mix BBe., Michi
BSi.; VO (in L auch Nicki); W: 1. Taufname (ziem-
lich selten) und in den Gen. -Formen .Michaelis, Mi-
cheli(s)' Gedenk- und Kalendertag (29. Sept.); als
solcher, weil in die Zeit des Herbstanfangs und in die
Herbst-Quatemberzeit fallend, im Volks- und Rechts-
leben (als sogen. .Loostag' und Termin) von grosser
Bedeutung, bes. für den Landmann. Marie [Verkün-
digung, 25. März] bläst das Lieht aus, Michael zündet
es wieder an, d. h. um diese Zeit beginnt man Abends
wieder bei Licht zu arbeiten. Ineichen ; Sulger. Mi-
chelstag zündt de" Schuehmachere" und Sehnidere* d'
Liechler a" (bes. wenn sie in fremden Häusern, auf
der .Stiii". arbeiten) ScHwMa. .Die Wächter sollen
allweg an sant Michelstag anfallen und bis zu ostren
abend, so es anfacht nacht werden, für und Hecht zu
versorgen rüefen.' 1535, ZElgg Herrschaftsr. So män-
gist [oft] 's vor Micheli rif't (Elfe" giHj, so vil Frösl
cliömme"d nöch Jörge'lag Aa; S, nöeh Maitag Aa; VO;
X. ,nach Waldburgi.' Imeichen; vgl. Schild 1863, 116.
Wenn 's a" der Nacht vor Michelstag warm isch, so
bidütet 's e" ehalte" Winter S. und ähnlich L (Ineichen).
Wenn 's ror Michel uf tl' Berg schneit, so gihd 's e*
guete" Herbst Aa. .Wie der Wind um Michaelis in
den 12 Stunden von 6 Uhr Morgens bis (i Uhr Abends
weht, so weht er auch in den verschiedenen Monaten
des Jahres; kalter und trockener Wind in der ersten
Stunde am Michaelistag bedeutet einen trockenen
Januar.' Sülger. Micheli gilt bes. für den Weinbauer
als Entscheidungstag. Micheli sur oder süess, an die-
sem Tag kann man urteilen, wie der Wein des Jahr-
gangs werden wird Z. Micheli und noch kei rot Berti,
het d' Frau ab dem Sunne'berg g'seit. und het doch en
guete" Wi" 'g'e" Sch. Doch soll mit diesem Tag in
vorzüglich guten Jahren die Weinlese beginnen, nach
dem Spruche : Micheliiri" — Here'ui", Galliwi" —
sure" Wi" Sch; Th; Z; vgl. JKettiger 1857, 43. Mi-
cheli, Micheli, wi'Ht niul ivümme", magst Heiler Rife*
noch Sehne rertrünne" Z. Wenn 's am Micheli nid
cha"n si", so bringt der Galli sure" Wi" Bs. Micheli,
Micheli, tue Wümme", su'st chunnt der Galli und tuet
dioh zwinge" Z; vgl. Galli Bd II 200. .Dicamus uno
et altero verbo patrio: Es werde noch einen gesunden
Tischwein abgeben ; id quod nostrates proprium esse
judicant vindemiae ineidenti in diem Michaeli dica-
tum.' SHott. 1707. Michel chunnt mit dem Stecke",
sagen die Älpler, weil es dann höchste Zeit zur Tal-
fahrt ist BSi.; vgl. Brenten, Tuttel. Der Michaelstag
ist der beste zur Aussaat Aa; Z. Auch die Haferernte
lallt in diese Zeit; vgl. den Kinderreim: Micheli mit
dem Sicheli gut i" d" Em und schnidt nit gern, nimmt
de" Lö" und springt derrö", lät im Bür de" Haber
stö* ScnSchl. Um Michaeli werden daher auch Ernte-
feste und andere Feierlichkeiten (in LE. ein Schwing-
fest beim Wallfahrtsort Heiligkreuz) abgehalten. .In
der Kegel schliesst sich die eigentliche Kässaison mit
Michelstag.' Gotth. In Schw ist der h. Michael, wie
das Christkind und der h. Nikolaus, ein Gabenspender;
während der Vesper fliegt der Erzengel in den Häu-
sern umher, um die braven Kinder, welche unterdessen
in der St Michaelskapelle bei Schwyz andächtig beten,
mit Geschenken zu erfreuen ; vgl. Lüt., Sagen 562;
SchwE. Kai. 1851. Am Festtage wird ebd. seinem
Bild ein Blumenstrauss in die Hand gegeben. Da St
Michael der Patron der Sterbenden ist. so sind die
Friedhof kapellen gewöhnlich ihm geweiht; vgl. dar-
über Gfd XVIII 6; BAnz. 1887, 109/10. St Michael
ist bes. der Patron des Stifts LBeromünster, weswegen
schon vor dem östreichischen Urbar der Name St Mi-
chelsamt für den Sprengel des Vogts über das Gottes-
haus aufgekommen war; dieses Amt umfasste freilich
auch noch andere Gebiete als diejenigen, wo die un-
mittelbaren Stiftsangehörigen, .die St Michelslüt',
sassen; vgl. Seg., RG. I 703 ff. Grossartig wurde
früher der Stiftungstag (zugleich Kirchweihfest) des
Stifts begangen: man prägte ,St Michaelspfenninge',
verteilte ,St Michaelsbrödli', brannte Feuerwerk ab
usw.; vgl. MAFeierabend 1843, 152/3. .Michaels-
Kreuz', Name einer Kapelle auf dem Rooter Berg L;
61
Mach, med), mich, imn-li. nun li
<V2
.St Michael', Weiler mit Kapelle LE. .Welcher einem
Apte zu Einsidlen erb- oder Schweigzins järlichen
schuldig ist zu geben, der soll den schweigzins [zu]
Sant Michelstag in den hof zu Einsidlen antworten.'
SchwE. Hofrodel. St Michael wird neben St Anton in
einem Segen zur Abwendung von Schaden an Mensch
und Vieh angerufen. RGwekb 1046. uud so noch jetzt
in den Alpsegen. — 2. halb oder ganz appellativ (nur
in der Form Michel), a) ungeschickter Mensch. Dumm-
kopf VO : S. Statt Jmdn geradezu einen Dummkopf
zu heissen, gibt man als seine Genealogie an. er sei
's Tschampel [Dummkopf] -Anni's M. L. Nix für e
M..' Abfertigung S. .Einem leichtgläubigen Walliser
M.' Goliath 1741. — b) Mensch (bes. Kind) mit wohl-
genährtein Körper Z, auch mit dem Nbbegr. der Un-
ordentlichkeit. Drolliges Bürschchen Th. — c) einer
der Kosenamen der Hauskatze Aa (lt Rochholz 1857.
294). — d) in den Zss. Haber-, Cham-, Weize"-M.
einer der vielen Namen der letzten Garbe Z; vgl. die
Synn. bei Fuchs Bd 1 657/8 und Muchel.
Die mythologische Bez. des h. Michael ist z. T. noch
sehr durchsichtig; vgl. Gr. Myth. 3 796/7; über Odhin als
Totengott spec. s. Paul, Grundriss 1 1074; vgl. noch WuetU-
Ber Bd II 1555. Zur Rechtfertigung der Bauernregeln muss
darauf aufmerksam gemacht werden, dass der alte Kalender
um 13 Tage differierte, ein für die Keifezeit wesentlicher
Zeitraum. Betr. den appellativen Gebrauch des Namens vgl.
Wack., kl. Schriften III 61, ferner Gr. WB.
F i r s t - M i c 1) e 1 = F.-Joggeli (s. Bd III 26) B Arch.
— Gift- = Gift er 2 (s. Bd II 136) Gr. — Hader-:
Spitzname eines Bauern, der die Gewohnheit hat, mit
der Hacke vom Acker seines Nachbars Erde in sein
Land herüberzuziehen AaF. Vgl. über-aren Bd I 386.
— Hans-: Hanswurst, als Schelte ZWäd. — Chuchi-:
1. Bussfleck im Gesicht B; vgl. Ch.-Schlüssel, Brändig.
— 2. leicht aufgehendes Ofengebäck aus Milch, Mehl.
Brotschnitten und Gewürzen Z. Ein dem .Bettelmann'
ähnliches Gebäck, doch mit Mehl st. des Brotes GStdt.
Vgl. Schm.-Fr. I 1221, ferner das syn. Uflauf Bd III
1114. - Chatze°-Michi: Einfaltspinsel BO. (U. B);
vgl. chatz-dumm, ferner Bd III 586. — Lugene"-
Michel: Scheltw. 1. auf einen Lügner. — 2. auf einen
Dummkopf GßLandqu.
Chris-Burdi- : scherzh. Bezeichnung des Manns
im Monde G. — Betr. den zu Grunde liegenden Volks-
glauben vgl. Rochh. 1867, I 13; Gr., Myth. 681.
Ruess-: Schelte auf einen unsaubern Menschen
Bs. — Sau-, Sü-, Sü-: Schweinekerl Ap; VO; Sch;
Th ; Z ; Syn. Dreck- M. — Schuss-, Schutz- = Schutz-
Gatter 3 (s. Bd II 498) „Aa; B; L." — Schmier-:
Schmierfink Bs; Th; Z. — Tige"-: Spottname eines
langen, hagern (dürr wie Rauchfleisch aussehenden)
Menschen SchSI. — Dumm-: Schelte auf einen un-
überlegten Schwätzer Zg. — Dre ck- = Sau-M. BsStdt.
Tschöli-: Dummkopf L. — Tautologische Zss.
michle": 1. tr. a) Jmdn zum Besten haben S;
vgl. Schild 1866, 128. — b) auch abs.. stehlen, bes. von
Holzfrevlern GßSpl., V. Holz m. — 2. intr., schlecht,
mit einem schlechten Instrument ungeschickt schnei-
den Uw. — g'vatter-: scherzh., zu Gevatter bitten
BHk., S. — „chruuim-: Etw. auf krummem, d. i. un-
redlichem Wege vorbereiten und ausführen Aa."
Michler m.: Holzfrevler GnSpl.
nilcliele": wiehern; wiehernd lachen: knirschen (vor
Zorn) Schw. Vgl. die Synn. hichlen, hüchlen, hehelen
Bd II 972. 980. 1100. - Aus wtchele* mit Vertauscnong
der Labiale wie in mir : wir, üfuor : Wuer.
nucha = iim-iiihin (s. Bd II 1337) and aus Diesem
verkürzt W.
Mach m.: 1. stiller, verschlossener Mensch, Duck-
mäuser, Schleicher Gl. — 2. Mücheli = Hali-Mauch
Bs. — 3. zur Verstärkung der Neg. Bs. Kei" M. due",
sich nicht rühren. Syn. kei" Mu.r wache".
Hei'"- Bs; Gl (in Th Hä-, in AaZ.; Sch; Z Heini-,
in Tu auch Hani-, in Aa tw. Häni-, in AAKIingn.
Häli-, in ZTö. HeiriJ-Müch Aa; Bs; Gl; Sch; Th; Z
Dättl., S., -Mücher AaZ.; Th; ZO., S., Tö. (PI. mit
Uml.), -Müchel AiBb., -Mücher ZWl., -Muck AAKIingn.,
Heimue Aa (An. ad St.) — m.: 1. = Hali-Mauch 1 Aa;
Bs; Gl; Sch; Th; Z. Wenn d' Heinimüchel pßfe'd,
sr gibt 's Rege" AABb. Mager wie-n-en düre" H. Z.
Auch: Feldgrille, gryllus camp. AaF.; mTn. ,Die
gryllen oder heimuchen auf dem feld und in den häu-
sern.' Vogelb. 1557. ,Der Heirael, Heimmuke, Grill,
gryllus, cicada.' Red. 1662. ,Die Grillen (Heimuken)
kirren des Nachts.' Spleiss 1667. .Gryllus, Grill,
Heimemuck.' Denzl. 1677; 1716. .Blatta. Heimemuch.-
ebd. 1716. - 2. = „Hali-Mauch 2 Aa; B; VO; Gl; S."
- 3. = Milch 1 Gl; „L;" Z. Ungeselliger Stuben-
hocker Gl; Syn. Ufen-Brueter. .Sie stellte sich vor,
sie sei gar viel mehr als diese Schnattergans und
wisse gar viel besser, wie es im Dorfe stehe, als sie
und ihr Bruder, der Heinimuch.' HPest. 1785. Leichte,
oft nur kosende Schelte Z.
In der Form .Heimamnch (grillus)' schon in den Rei-
chenauer Glossen. Am nächsten stehen die Formen mit
stemmauslautendem g(g); s. Beini-Mügg(er). Eine weitere
Entstellung ist Heim-Buch. S. noch Heimich Bd II 1285/6
und vgl. Fr., Ztschr. VI 228/9.
müch: in gedrückter Stimmung, in sich gekehrt.
z. B. wenn man eine Strafe empfangen hat; heim-
tückisch BsStdt; Syn. milchig, tilch.
Neben unserer Gruppe her geht eine syn. mit dem Anl.
icim- und im Übrigen gleichen Stemm, sodann eine solche
mit Diphthong ue (mit und ohne ausl. O. welcher wiederum
Formen mit anlautendem schni- entsprechen.
müche11 (in Aa; Gl; „GG.;" Schw milche", Ptc.
Perf. g'moche" Gl; Schw): 1. = grüpen 3 AaFh.; Gl;
Schw; Th; Z; Syn. müchlen, tüchen; andere s. bei
gräggen Bd II 725. häpen Bd II 1479. Eusers Chindli
milchet efange" '/.. Euserc Holzg'halter under dem
Tach ist eso nider, dass me" nw eso m. cha"" Z. —
2. verstohlen umhergehen, in verdächtiger Absicht
herumschleichen AAFri. ; Gl; „GG.;" Schw. Bi" ge-
ster" umme" g'moche", weiss nüd wohi", wo üs Schw
(der Neugierige). Mürrisch, verschlossen sein; heim-
tückisch aussehen und sich so benehmen, duckmäusern
Bs; Schw. G'moche", duckmäuserig Schw. — 3. heim-
lich essen, naschen Gl. Tüchtig zugreifen Schw.
Mhd. müchen, verstecken, verbergen, aus ahd. mühhan,
mühhön. heimlieh lauernd anfallen. Das starke Ptc. nach
chrüche" : g'chrovhe". Die urspr. Bed. der Gruppe ist wahrsch.
.weich', woraus die Bedd. .geduckt, geschmeidig, heimlich,
heimtückisch' sich entwickelten. Vgl. über die vwdten VVW.
noch Kuhns Zeitschr. XIX 149; AI. I 185/6, ferner Anm.
zu Manch.
undere"-: sich unter die warme Decke machen Z;
Syn. u. -schmucken.
ver-: 1. sich heimlich davon machen Gl. Er
ist :nmelieh [sachte] vermoche". — 2. verheimlichen,
63
Mach, mech, mich, moch, liiucli
1:1
heimlich entwenden; Syn. (ver)mauchen. .Der's aber
in ermel geschoppet, wie die bart'üesser das gelt ver-
mühend.' Zwingli. -- 3. moderig, morsch, dumpfig
werden, von Samen, Holz. Kleidern usw., aus .Mangel
an Luft und Licht AAPri.; Bs; BBrisl.; SchwMuo.
Vgl. »milch 1. cer-lmckcn. Wie t ausig Chörnli im
Boäe", ico vermachet wäre!", jetz neu zum Lebe" «er-
wache". Breitenst. Vi>ii Menschen, dumm werden Bs.
Er vermüchi gam um die I.iii umme*.
Vgl. ahd. mr-mückan, hebetare, suffocare, ferner .mench-
teln' bei Schm.-Fr. a I 1564; .mücheln' bei ßr. WB.
Müche" f.: Krau, in der Gaunerspr. (Kyd); vgl.
Maukeren, müchlen; Muech.
Mücher Gl; „LG.", Murin Bs, Müchi A.iFii. :
SchwE. — m.: 1. in Gl auch Heimli^-M. = Müch 1 Bs;
(iL. Jo wol, ei'fältige* Müchi! redet ein Trunkenbold
einen eingezogen lebenden Mann an. Breitenst. En
alte* Müchi. MLienert. Er isch e Müchi und lot sich
nie zu. de" Lüte"! Hinterlistiger Mensch AiFri. —
2. „Kirschen, welche zsgewaelisen sind LG."
2 viel!, zu muri,.-,, i. S. v. sich in einander schmiegen:
doch wird uns diese Form nicht bestätigt; s. Muecher und
Mut/er.
müchle": l.=müchenl Gl; Th; Z. Es cha"" sehn*
m., von einem kleinen Kinde. Gester" ist er g'muchlet
noch, hüt probiert er 's Läufele" sclio". ESchönenberc.f.r.
D' Schuelmeister gönd sust all ufrecht, hingegen euserem
uür 's [in dem engen, niedrigen Schulzimmer] nüd
mügli'* g'sV: er hat fürwor schier müesse" lere* m.
Stutz. S. noch Chnü-Schllfer. Auf dem Bauche krie-
chen, z. B. von einem Jäger, der das Wild beschleicht
ZDättl. Under 's Bett andere" m. Dim. müchele" Th;
Z. Sich z'sämme"-m., zskauern. — 2. heimlich Etwas
tun, z. B. „naschen, bes. von Weibern, die es ohne
Wissen der Männer tun Ap"; vgl. Machen; Syn. mau-
chen. Von heimlichen Abmachungen mit dem Ge-
schädigten, um stratlos auszugehen. ,Mit dem, dem
der schad besehenen, heimlicher wys überkommen und
hinderrucks eines vogtherren müchlen und tädingen.'
1552, Th Rq. Auch tr., verdecken, verbergen; vgl.
ver-mauchen. ,Der rechtsbrüch aber auch vermag,
dass stand der täter an dem tag und nit also ver-
muchlet sy, dass man sy recht mög seilen fry.' SBirk
1532. ,Aus dem im Stiftsgebiete befindlichen und
dahin vermüchelten Gut rechtsflüchtiger Bürger und
Falliten.' 1050. AbSCB. — 3. munkeln Z. — Mhd. mr-
miucheln (neben vermachen), heinilich auf die Seite schaffen.
Müch ler, PI. mit Unil.: 1. = Müchel-Eissen (s.
Bd I 531) Ar. — 2. eine Sorte Birnen, rote (bes. zum
Dörren) und weisse Ap; Th. Vgl. Mauchlen.
müch: 1. morsch, mürbe, moderig, von Holz.
Stoffen usw. B. Der Lade" ist nümmen Alls, er ist
ganz in. — 2. im phys. und mor. S. übertr. auf Per-
sonen, gebrechlich, kraftlos; nachgiebig, gefügig B.
Müde, ermattet B oE. — Vgl. ,niüch(eu)zen' bei Gr. WB.
müchig: 1. = müch AaFH. — 2. mit der Mauke
behaftet, von Pferden Bs; SThierst; XV., L; Syn.
räppig. ,So ein pferd muchig oder möchig ist, so soll
man schweinsgallen aufbinden. Etlich brennend die
haar an solchen orten herab.' Tierb. 1563. — Zu 2
vgl. mhd. mache, eine Pferdekrankheit.
g'müchet: langsam, heimlich, verstohlen SchwE.
Er ist eso g'm. im Anneli zueg'ruckt. MLienert.
Mfich'el, in ZO. ch> (PI. mit üml. ZF.; Dim. Mit-
chell I. in Z auch Muchi), Machet L — m. : 1. = Chosi 1 b
(s. Bd III 525) Bs; VO; G; Th; Z; Syn. auch Brolli,
Brosli. Meist mit dem verstärkenden Zusatz dick, recht
oiler auch als Zss. Speck-M. Das Hirn, von wohlge-
nährten Kindern, bes. Knaben. La' ist iez e nett Mit-
chili: ZWyl. Mit dem Nbbegr. .dumm- L. - 2. Tier,
bes. Rindvieh, von gedrungenem Körperbau, spec.
Zuehtochse, junger, fetter Stier Z. Si sclinit nie ne
Here'he.c und er g'rad wie-n-en M. Stutz. Der
G'meiuds-M., der von der Gemeinde gehaltene Zueht-
ochse Z. Syn. G'm.-Muni. — 3. Hurer Z; Syn. Muni.
— 4. Spottname desjenigen, der bei gewissen land-
wirtschaftlichen Arbeiten, bes. in der Erntezeit, vor
Allem beim Schneiden (Schnilter-M.; Syn. Michel 2 d),
beim Binden der Garben oder Strohwellen (Garbe"-,
Welle"-M.), beim Dreschen (Tröscher-M.; Syn. Pflegel-
Esel, s. Bd I 521). in der Weinlese (Trübe"-M.) hinter
den Andern zurückbleibt, bzw. den letzten Streich
führt Z. Nach der Getreideart, die eben geerntet oder
gedroschen wurde, unterschied man einen Gerste"-,
Haber-, Chorn-, Kogge"-, Weize"-M. Der M. hatte
mancherlei Schabernack zu leiden; vgl. Fül-Acher
(syn. in Bed. 1 auch Muchel- Acher ZBül.); so musste
der Schnitter- Muchel nach dem Dreschen entw. den
StraW-BÖgg verfertigen, oder gar, in Stroh gewickelt
und an einen Baum gebunden, sich als Vogelscheuche
einige Zeit ausstellen lassen; auch hatte er beim
Schneiden oder Garbenbinden in einem andern Acker
zuerst zu beginnen. — 5. seherzh. Entstellung aus
Mussiö, in der RA. icuiM.! Th; Z. Dann in Folge
irrtümlicher Lesung des frz. W. oni 31., womit man
in seherzh. Weise seine Zustimmung kund gibt Th.
Das W. scheint mit dem mehrfach syn. Manch im Ab-
lautsverhältniss zu stehen; in den Bedd. 4 und 5 ist auch
Muffel syn. Zu 4. Die Bed. geht viell. unmittelbar aus 2
hervor, da für dieselbe (cig. den im Ftd-Ächaii seine Zu-
flucht suchenden Vegetationsdämon) oft Tieruamen verwendet
werden; vgl. Fuchs 6 (Bd I 657/S); ferner Süw ; die Über-
tragung ergab sich möglicherweise aus der phlegmatischen
Art des Stieres. Doch könnte auch einfach der dicke, plumpe
Mensch (s. Beil. 11 mit dem trägen identifiziert sein. Hieher
viell. auch der Name .Hans Müller, genannt Muchel [neben
.Muhel'].' 1658, AaWett. Klosterarch.
Oster-Mücheli = O.-Chüeli (s. Bd III 92) ZWyla.
Git-Muchel: Seheltw. auf einen Geizhals G; Th.
Dazu das Fem. G.-Muchele".
Mucherli n.: runzliges, von Alter gebeugtes
Frauehen GuT. .Ein altes Weiblein, so ein M.-
NSenn 1869.
Muchle" f., Dim. Mucheli II: Suppenschüssel Bs
das Dim. = Chacheli 1 f a. (s. Bd III 119/20). ebd.
Das Gefäss ist nach seiner runden Gestalt benannt; das
W. gebildet wie die Syun. Chachten, Schüsden.
M ü c h i m. = Muchel 1 G.
Mucheli. neben Müchi n.: Kuh (Kdspr.) Bs; Syn.
Mücheli-Mü.
Nach der Stimme benannt; vgl. .iinich!' Interjektion des
Brummens, bei Gr. WB., ferner ,muchsen, muchzen.' ebd.
in u c he": brüllen, von Rindern. ,Blären, lüen, mau-
chen, brare, mugire. Inmuchen. immugire.' Red. 1662.
„Muecll f.: in Kleidung und Benehmen an der
alten Sitte festhaltendes Weib G." Vgl. Mächen,
vielleicht auch Mucherli. — Über das Verhältnis* dieser
65
Mach— mucli. Macliil muchd. Machs niiichs. Macht — »nicht
66
Gruppe zu Müch s. die Aura, za focht Bd I 669, ferner Viechsei:
mhd. dih*d.
muech: ohnmächtig E; Syn. g'schmuftjch. Vgl.
\inii. zrj müeh.
ver-nmeelic°: philisterhaft werden, den Umgang
mit Andern verlernen, versauern G.
g'mnecbet: unbeholfen, unfein im Benehmen G.
inüech: 1. = müeh 1, von Holz ScbwMuo. ; Syn.
müecht. — 2. -müeh 2, bes. i. 8. v.: gebrechlieh (von
alten Leuten), müde SchwMuo.
Miiecher m.: Zwillingsfrucht, z.B. von Nüssen.
Pflaumen, Zwiebeln, bes. aber von Kirschen S.
Viel), aus Wuecher; m für w im Anl. kommt auch sonst
vor: v?l. miehelen.
Hächde° f.: Mädchen ZBauma f .
Wahrsch. doch erst aus der Schriftspr. aufgenommen,
wobei sich das Geschlecht nach demjenigen von Jungfer
richtete; vgl. die ähnliche Umstellung in Ftckten (Bd I 7-2M.
Büt kU lt.
-Mnchs. Muchz m. : Brummton."
muchse" (in „Z muchze"): 1. .einen langgedehn-
ten dumpfen Ton hören lassen, zunächst vom Rind-
vieh Z." Nachgeahmt als Spott auf die Eidgenossen;
vgl. lüejen Bd III 1244. .Jener habe über ihn ge-
muchzet und blerret; er habe erwiedert, er sei kein
Kalb, sondern ein ehrlicher Gesell.' 1553, Absch. —
2. brummen, „unwillig und mürrisch vor sich hin
sprechen Z." Schwach stöhnen, ächzen AiFri.; BsL. ;
S; Syn. grochsen (s. Bd II 702). Er wuchset, wie
in im er ne"tt ufgeiste" S. Was hait-der au'h für e
Muckses?
Der Voc. scheint (so nach Angaben aus AaFri. ; Bs) meist
kurz zu sein; im Übrigen vgl. müchen, ferner müygen. Das
W. iu Bed. 1 auch bei Fris. ; Mal.; Äg.Tschudi; vgl. ,much-
zen' bei Gr. WB. Angelehnt au das nhd. .mucksen' : .Schweigt
doch! Wenn Eines nur muchzet, so sehet zu.' HPest. 17s].
wofür 1790: .einen Ton gibt.'
Macht f.: 1. im Allg. wie nhd. allg. Ke* Chräftli
(in ScnSt. SäftliJ und fre" Mächtli ha", kraft- und
saftlos sein Ap; G; Th. In der ä. Lit. häufig i. S. v.
Kriegsmacht. Wenn der König im Sommer Krieg
führe, wolle er seine , oberste m.' [Kraftentfaltung]
mit den Eidgenossen machen. 1544, Absch. Bei Gottes
Macht (.Gottsmacht.' 1528, Strickl.; .sanier botz m.!'
1528, ebd.; Absch.) wurde geschworen; vgl. auch Egli,
Akten 697. .Mit M. und Fueg', mit Fug und Recht
(eig. Vollmacht). Com. Beati. — 2. Menge. .[Der Feind]
hette ein m. weit [Kriegsvolk] in einer letz1.- NSchra-
nix 1499. .Angesechen die gross in. volks, so ir ge-
schickt hand.' Morgant 1530. — 3. Zeugungsglied
(eig. Zeugungskraft). .Und ergreift in bei seiner m.'
1531, V. Mos.; dafür .Scham.- 1548/1882. Sonst .Ge-
macht.' — Mhd. mäht.
A- B; VO; Z, Ö- Bs; Z. PI. Ömächt Bs. sonst meist
-machte*. — f.: Ohnmacht. In A. (in Bs i" d' Ömächte*)
falle", chn". — ä-mächtig (in Bs scherzh. entstellt
Schweiz. Idiotikon IV.
ö-melchterig) : ohnmächtig. Verst.: .Es wurd mir
steinohnmächtig.' Schimpfr. 1651; vgl. das syn. stein-
übel, -ice.
Mhd. ä-maht; ä-mrhtte. Zss. mit ä (s. Bd 1 1/2
sich bald mit dem vwdten äne (s. Bd 1 263) mischte (,an-
mechtig.' Stulz 1519 ; 1558, ZGriin.. ,on-mächtig.' Fris.;
Mal.). Bei Morgant 1530 mehrfach und im Zg Arzneib. 1588
in der Form .Ammaeht'; vgl. noch ,1'u-Macht.' Der PI.
.Ohnmächtenen' (Z Bericht 1690) setzt einen Sg. .Ohnmächti'
voraus. Sofern das W. als Schimpf«-, erscheint, bedeutet es
wohl ohne Zweifel Impotenz : ,Wenn eiu manns- oder frowen-
bild in zorn und schalkheit zuo einem redt das wort onmacht.'
1384, AaB. Stadtr. Darauf deutet auch die hohe Busse von
15 Pfd, die Jmd zu zahlen hatte, weil er ,die Hüsser' [Fa-
milienname) geschulten, sy sygind anmechtig ful lüt.' 1558,
ZGrün.; vgl. auch: ,Wer hinfiir dem andern, es syent frowen
oder mann, mit zornigem muet zue Schmach zueredt und sagt:
du bist ein onmechtiger mann oder frow . . . Myn herren
wöllent das selb wort onmechtig glycher wys haben als heissen
liegen oder das fallend übel fluechen.' 1493, S Batsmanual.
Eige"-: Willkür AaZ.; Z. — eigenmächtig:
1. sein eigener Herr, nicht unter Vormundschaft und
Leitung Anderer, majorenn L; Z f (Espr.). .Personen,
die e. und nicht bevogtet, die schon mannbar oder
nach [noch] wolvermögenden Alters [sind].' Z Stadt-
und Landrecht 1715. — 2. willkürlich AaZ.; Z.
All-: 1. wie nhd. ,In A.', adv. Ausdruck der Ver-
stärkung, mit aller Macht. ,0 loufend, d' hell brünnt
in a. [steht in hellen Flammen].' JMurer 1505 und
ähnlich HBüll. 1572; Grasser 1625; 1634, BsTaschenb.
.Die Bewohner Hechteten [flüchteten] in A. Pferde,
Rindvieh usw.' 1634, Bs Taschenb. ,Die Trüben blüyg-
tend in A.- BossH.-Goldschm. Auch in Zss. Aa. En
Allmachts-Büsch; Syn. en Allerwelts-E. — 2. umge-
deutet aus Ä-JSIacht B; ZKn., S. f I<* bi" fast die
ganz Nacht i* der A. g'lege*. Wolf, Gespr. .Albets
[ehemals] sei es Einem nicht der Wert gewesen, we-
gen einem jedere" Müpfli [Stoss] so in d' A. z' lige".'
( jotth. D' Flüge" nw i" d' A. schlä", mit dem Wedel
nur so schlagen, dass sie betäubt sind ZZoll. f —
all -mächtig: 1. wie nhd. Gewaltig, sehr gross
Gr; Z. As a-s Loch GrD. En a-i Freud ha", 's ist
en a-i Straf! ein grosses Elend ZO. Scherzh. Ausruf:
0 du a-er Strausack ! Th; Z. Auch adv. Gr; Z. A.
gross. A. frö si* über Etw. — 2. ohnmächtig LE.; Z.
Es wird mer a. Wolf, Gespr.
U"-: Ohnmacht Gl; Sch; THErm. Isch ['s] en
Unmacht oder stirbt er-is [uns]? APletscher.
machten: meist in der formelhaften Verbindung
mit .prachten', prahlen. ,Si machtend darzue mit
Gottes allmechtigheit und prachtend darzue mit frev-
nen Worten.' Zwingli. ,So ir ye also machtend und
prachtend.' ebd. ,Er schrygt und machtet ouch.' ebd.
über-: 1. übermächtig werden B. — 2. tr., über-
winden B. ,Wenn sie, von Beiden zusammen über-
machtet, um den Verstand kömmt.' Gotih.
Machtheit f.: Macht. ,Soferr und es nit sunst
Gottes will oder uss desselben m. angeschirret [an-
geordnet] gewesen.. 1532, Strickl.
G'mächt I n. (in AaFh. nur als PI. G'mächte")
= Gemäch 3, spec. die Wreiehen, Lendengegend AaEii. ;
Ap; B; GrRIi.; S; THSteckb., die Genitalien des Man-
nes Ap; G; Z tw.
Mhd. gemäht stf., PI. gemehte; später Neutr. Da das W.
in unserer ä. Lit. (fast nur i. S. v. Genitalien) beiuahe nur
.;,
Macht, mecht, micht, :ht, rauchi
i;s
im PI. vorkommt, so lässt sich über sein Geschlecht nichts
Bestimmtes sagen. Das Dim. als PI.: .Den Knäblein ihre
GemächtH abschneiden.' 15-29, Absch. Vgl. noch Macht 3.
mächtig: 1. a) Macht besitzend, wie nhd. ,Dise
pfrüend sind all von rychen, m-en bürgeren zue Winter-
tlmr gestift.' BossH.-Goldschm. ; vgl. .vermöglich.' In
der Rspr., mit Vollmacht ausgestattet, berechtigt.
,Aber am die banne, do sye er nit in. [er besitze keine
Competenz, vom Banne zu befreien].- 1418, Gl Ork.
,Dass ouch dis erblehen fest und m. [d. h. dass der
betr. Vertrag rechtskräftig] syg.' 1435, Z Staatsarch.
,Die Mutter ist m.. ihren Teil einem andern Mann
zuzubringen.' SMbtach 1709. — b) gewaltig i. S. v.
.gross.' Enm-ef Ma** Gr; Syn. bäumig. Em-sFueder;
e m-i Blatte" [Schüssel] voll. Von Getreide, Gras:
Üppig Aa; Z. Die Stu.lt Zürich kommt den Ober-
ländern vor als e m-s Ort. Stutz 1841. .Die Mutter
schnitt ni-e Stücke Brot.' Verg. Tage. An m-er Gau-
cha", arger Dummkopf GrY. 's ist mächtig im Tue*,
man betreibt es mit allem Nachdruck Z. ,Es was
ein m-er märk[t] zu Jaffam.' HsStockar 1519. .Von
seiner scheutzliehen grosse und m-en geruchs wegen.'
Fischb. 1563. ,So findet man ouch Kolen in m-er
Vile.' Ziegler 1647. Verst. durch Zusammenstellung
mit dem Syn. gross, im ZU. gröss-e-m.; s. auch die
Zss. E grausses, m-s, unigs Stuck. Götzinger, Liederb.
.Grosse, m-e Fenster.' Sti'tz. So ehunnt-me* mit Mite
und grösser, m-er Straf [trotz mühevoller Arbeit
und Plage] um d' Sach. Helvetia 189-1. ,Ich bin in
grosser, m-er Not.' Stütz. ,Mit grossen, m-en, hohen
rossen.' NMan. ,Ein grosser, m-er brief, der kein
ende hau wollt.' XVI., Hiltv. .Mit einem schönen
grossen, m-en Fluss.' Stockmann 1606. Grossartig,
vornehm, von oben herab GrD. [Der Hochmutsnarr]
heiß in. g'meint [gefragt], was auch Das für es cer-
wunderlichs Wäfe" siji. Auch adv. zur Steigerung
eines Begriffes. M. trüe", sehr gross, fett werden
Gl; Z. Auf die Frage nach dem Befinden antwortet
man: Nid gar m., nicht besonders Aa. Alls hed schi
m. darzuag'ha", tüchtig Hand angelegt Gp.Pr. ,Sene-
scit aetas, altet m., nimmt redlich zuo.- Fris. ; Mal.
und ähnlich noch heute; vgl. noch Bd II 1179. ,Ritter-
spörlisaft, in die ougen getan, küelet m.' Zu Arzneib.
1588. ,Sie haben m. angehalten, dass er widerrufe.'
1608, Mise. Tig. ,Doch hatt es m. abengeschütt mit
Regnen.' XVII., ebd. ,Dises nit m. achten ich'. Diesem
lege ich keine grosse Bedeutung bei. Myricäcs 1630.
,Es hat sich m. geenderet.' FWyss 1673. ,Dass wir
durch keine Krankheiten m. verhinderet worden.'
JMüll. 1673. .Wann gleich der Boden für sich selbst
gut und aber der Sonne m. abgelegen ist.' Rhag. 1676.
.Nützen wurd's nit m.' Kosmopolit 1782. S. noch
ushin-geben Bd II 86. Bes! vor Adjj. und Advv. Synn.
s. grusig Bd II Kos. M. ,/,,,,/, ,-//, gross, dumm. M.
frnnilr'1 mit Ei*'m tue*. De* Rege* hat m. guet 'tu".
E* dicks Haber mues, das ose* m. guet, guet 'züget war.
Stütz. ,Sang so m. hoch.' ebd. ,M. gern.' SBirk 1535.
,Wie m. wol erfröuwt mich das.' Z Laz. .Es syge im
m. wee.' 1540/73, UMey., Chr. .Wir ouch sind in. alt.'
Ruef 1550. ,M. lieb.' HBüLL. 1597. .Sehr „i. rych.'
GGottii. 1619. .Vogt Lussi war dem Wyn m. hold.'
Schihpfr. 1651. ,M. inüed.' Zurgilgek 1656. ,M.
schwach.' JMüll. 1665, ,Es früri in so mächti libel.'
Bapieri 1700. ,Er war m. unnütz.' 1700, ZGlattf.
(Notiz in einem Sterberegister). S. noch begangen
Bd II 33. 2. .beinahe, fast BO." Es wird 's m
ge*, es wird beinahe ausreichen. lrh ha 's m. ufbrüeht.
Zu Bed. 1 b vgl. Fr.. Ztschr. V 183/4. Betr. i\ B
Übergänge zwischen 1 und '2 vgl. das syn. fast :fe»l
Bd I 1111/3.
voll-: 1. in vollem Masse mächtig. .Ich bin der
Gotl Schadai, d. i. ein v-er und ein überflüssige [über-
Biessende] g'nuegsame und volle alles gueten.' 1531/48,
1. Mos. ,Das v-e Wort Gottes.' JRHofmstr 1645. —
2. in der Rspr., bevollmächtigt. .Der v-e G'walts-
baber', Vollmachtträger. 1612, BLaupen Arch.
voll-mächtiglich: mit Vollmacht. .Dass die
sach von beiden teilen v. uf babst und kaiser [als
Schiedsrichter] gestellt werde.' 1475, Bs Chr.
für-mächtig: überaus mächtig. ,Üwer f. hör
[Heer].' Ansh.
ge-: ertragreich. .Ein gueter ort. g. und allen
dingen fruchtbar.' 146U, Ufo. (Bs). .Ein g. fruchtbar
land.' ebd.
gross-: 1. mächtig gross, allg. E gr-i Freu,!.
Gr-i Sunn. Stütz. In früherer Zeit formelhaft in
Titulaturen. ,Gr-en, edlen, strengen Herren' reden
die Hauptleute in Briefen ihre Regierung an. 1521,
Absch. .Gr-e Herrschaft [der Eidgenossen].' ebd. (als
Titulatur von Seite der päpstlichen Legaten). Paro-
dierend wurde an der Fastnacht auch der Narrenrat
in Zg der ,gr-e Rat' genannt; vgl. Iscn-Grind Bd 11
764; Renaud 1847, 38; Usenbr. 1876, 153. ,Er ist für-
war ein gr-er g'sell.' NMan. .Ihr Lager mit gr., weiten
Gräben umgeben.' 1531, Strickl. .Ainple, wyt, herr-
lich, grossmächtigklich.' Fitis.; Mal. ,Die gr-e Statt
Niniveh.' J.Müll. 1673. , Ein gr-er Unterschied.- 1800,
Z Zuschrift. — 2. hochschwanger Bs; Syn. gross.
Keine eigentliche Zss., da auch der Acceut sehr oft auf
der zweiten Silbe ruht und die beiden WW. ihre Stelle
tauschen können.
g'walts-: gewaltig gross GA.; Syn. g'walts-mentig.
mächtigen: 1. in Kraft erklären, gutheissen. .Die
Ratsboten der 3 Drte haben im Namen ihrer Obern
die Vergleiohsartikel gemächtiget.' 1525, Auscn. —
2. bevollmächtigen. ,Si haben den herren regenten
von Zürich vermocht und gemächtiget, zuo ryten zuo
hinlegung der erbörung [Empörung].- 1525, Absch. —
3. re.fl., sich die Befugniss nehmen, in einer Sache auf
nachträgliche Genehmigung des Dritten hin zu han-
deln, oder trotz seiner Weigerung eine Verfügung zu
treuen. ,In dieser Antwort sind die Eidgenossen einig,
mit Ausnahme Luzerns, das sie nochmals heimbringen
will. Damit jedoch die Sache keinen Aufschub leide,
hat man sich Luzerns diesfalls gemechtiget.' 1 1^:'..
Absch. .Wiewol uns das nu zemal nit bevolhen sye,
so wellont wir uns dennocht m.' Fründ.
ent-: mit Gewalt berauben. .Die Berg[-Bewohner]
winden von [ letaschementeren ohne Widerstand der
Gewehren entinächtiget.' Z Nachrichten 1756.
vor- = mächtigen 3. ,Die Boten nach Bottweil
haben Vollmacht, im Notfälle sich derer von R. zu v.
und sie zu weisen.- 1502, Absch. ,Da der Bote vnii
Glarus Bedenken trägt, seine Beistimmung zu geben,
so haben sieh die Andern für ihn vermächtigt, in guter
Hoffnung, dass seine Herren sieh nicht sondern wer-
den.- 1521, Absch. ,Dass dann die hotten sich der
Eidgnossen v. und die summ gelts zuosagen.' 1529,
ebd. .Auf Das haben sieh die Boten gegen beide
o'9
Macht, inecht, nacht, murin, miicht
7u
Parteien ^ermächtigt, dass diese den Sprach der Ge-
sandten annehmen sollen.' 1544, ebd.
mächtiglich(cn): mit aller -Macht, mit Heeres-
macht. ,Das volk kam also in. zesammen gen Stein-
husen.' 1 104, Absch. Häufig (auch in der Form ,mäch-
tenklicheu') 1 176. Bs Chr.
Ver-inächt n.: Vermächtniss Hl; 1737. Arlleid.
Schulordn.
G'mächt II Tl.: 1. = Gemach 1 i. S. v. Machwerk
GnL. Sehr häufig in der Lit. vom XVI. /Will, in der
Beil. .Werk. Einrichtung. Geschöpf; s. Gr. WB. —
2. Abmachung, Verabredung, Vertrag, Verfügung. .Die
metzger haben zuegesagt, dass ir g. soll absyn.' Ansh.
,In dem gmäcbd zwüschent den Gottshuslüten und
uns, welches sich iez besiglen sollt.' Val.Tschüdi. ,Die
summ der Vereinigung des g-s oder des Verstands und
Verbindung [Gottes mit den Menschen] stät in zweien
artiklen.' OWerdm. 1552. Spec. in der Rspr., letzt-
willige Verfügung. Vergabung auf das Absterben hin.
Vermächtniss. XIV./XVIII. Betr. das Sachliche, bes.
über die Unterschiede vom Testament, vgl. Bluntschli,
EG. I2 309 ff.; Blumer, EG. I 522/30. II 230/6; Re-
naud 1847, 79; Esterm., Bick. 135. ,Ein g. ist erst
dann ufgericht, wenn der stirbt, der es geordnet hat.'
Zwingli. ,Xun wird aber Testament etwo zu Zeiten
genommen für ein g.' Z Bib. 1560 (Vorr.). Ober die
Vergabnngen wurden in Z eigene Protokolle (,Ge-
mächtbüecher') geführt, die sich dann freilich zu Fer-
tigungsbücbern übb. (auch über Kauf) erweiterten;
vgl. Ztschr. f. schwz. R. IX 3 ff. — 3. der vermachte
Gegenstand; vgl. Vad. I 179. — 4. Stockwerk. .Ein
türm, so ungefähr drei gemacht hoch.' 1595, Müll.,
AA.; vgl. Gr. WB. IV la 3148.
Mhd. gcmeckl(e) in Bed. 1 und 2. Bed. 2 wurde in der
neuem Zeit nicht mehr allg. verstanden; so setzt« mau im
Ndw LB. über den Titel: ,Von g'mechtin', wo von letzt-
willigen Verfügungen unter Ehegatten [Leibdiogsvertrag] die
Rede war. den uenern Titel: ,Iiybding'; länger erhielten
sich die Zss.
üf- = Gemächt 2; letztwillige Verfügung, bes.
Legat GkD.; vgl. B. II 116/7, ferner uf-machen, Uf-
Gemäch. — Erb- = dem Vor. ScHSt. (Sulger). .Die
Pfarrpriester sollen die Erbg'mechte der Abgestor-
benen nach dem Willen derer, welche testamentieren,
verbleiben lassen.' 1555. Absch. .Legatum. testaraen-
tum, diatheca, ein testament, oder e. oder das erb.'
Fris. ; Mal.; Denzl.
E"-: 1. Ehegemahl „Gr; Sch, doch bes. in der
Kanzleispr." In der Lit. vom XIV./XVIII. sehr häufig.
— 2. Erbvertrag unter Eheleuten. ,X. N.'s und syner
husfrowen egeniäehd ist nach der statt Zürich recht
ergangen.' 1531, Egli, Akten.
Mhd. egemechide in Bed. 1. Die alten Formen erhielten
sieh z.T. mit grusser Zähigkeit: .Zwei egemechide.' 1-104.
B Bq. ; ,under beiden eegemechtiden.' 1 4 7r, , ebd. Die l'i.-
Korm .Egemcchti' (Küuzli, Wthur Chr.) in Bed. 1 seheint
\ ualogie u ich G n ' um»u rti und andern Verwandtschaftsnamen ;
vgl. Audi, zu ff, tert-Chind Bd III 348. ,Eegcmecbtide'
i^t eine ' untamination aus .gemecht' und ,gemechide.'
anmächteleB = an-machen i. S. v. reizen Gr.
v er- mäch teil; mit Acc.P.. einen Schuldner (durch
Schuldübertragung) durch einen andern ersetzen.
.Wann einer einem schuldig und verfallen und der-
selbig disen vermachtet und verstosst und ime dann
[vom neuen Gläubiger] lie schuld gefordert wirf, dass
er [der Schuldner] danne der schuld löugnet, der ist
kommen am 5 pfd.' 1562, Obw Rq.
Mächtuiss, -ntiss - Vermacht Bs (Spreng); 1530,
Absch.; Bs Rq. (neben .Mächniss').
Vermächtnuss n.. in ZZoll. Vermächnuss f.=dem
Vor. Bs (Spreng); ZO.
G'mächtniss n.: Gegenstand von kunstvoller,
mannigfaltiger Zss., bzw. dessen Einrichtung AaFi'L
Das isch eniöl ne G'm. i* dem IIu< mne*; do hat 's
Gang und Zimmer. me* ehönnt fast verirre* drin
limine". Vgl. Gemtich.
Ehe-Gemächtnuss = Ew-Gemächt 2. .Wofern
zwei E hegemächt mit irem gueten Wüssen und Wüllen
ire E. endern wollten.' 1627, Bs Bq.
möchtele": von Sachen oder unpers., Verlangen
wecken, bes. die Esslust reizen, nach mehr schmecken
Tu; Z; s. hieen Bd II 857. Vexierend sagt ein Gast zu
seinem Wirte von einem ihm vorgesetzten Gerichte,
es habe einen Beigeschmack; um genauere Erklärung
gebeten, sagt er: es möchtelet ZS.; vgl. auch ge-nue-
gele". Auch pers., ein wenig gelüsten ZUhw., nach
mehr begehren von guten Speisen Aa. — Abi. von (ich)
mächt, sc. (noch mehr) davon.
a"-: mit Acc. P.. Jmdm Lust machen, ihn reizen
Gr; Syn. an-machen. In hetti's recht a'g'möchtelet,
in de" [unterirdischen] Gang i'z'gu*. Scbwzd.
(g')möchtelig: 1. Lust (nach mehr) erweckend
Z; Syn. an-mächelig, gemögelig. — 2. = S/merig Gr.
in öc h terli1-1' mechterli: nur adv. in der Verbin-
dung mit /(ton, grosses Verlangen nach Etw. in Worten.
Geberden usw. ausdrücken BHa. ; Syn. gammerig.
Macht f.: Kraft, Gewalt. Mut Aa (Minnich); „B;"
L; Z; vgl. mucht-los. Am Marge* hon ich wider M.
und schaffe* halt uf's Neu. Hafl. Ich bi" besser z'weg,
aber ha* noch hei" 21., sagt ein Genesender L.
Abstraktbildung auf -li zum Stamm mug- (vgl. mhd. mugi n,
mügen, mügelich usw.] wie Macht zu mag-; vgl. mhd. unmuht,
Allmacht: ferner das syn. Tucht : tagen (Kraft haben).
g'muchtsam, g'müchtsam: ertragreich. ,Ein
g'm. land.' 1460, Gfo.
macht (in Schw g'mücht, in Bs; B auch muechtj:
1. hungrig, schwach, matt, erschöpft BsBirs.; B: S:
Syn. Öd, MÖd. Es irird-eiti m. Alt und m. S. Bi"
so elend müed und m. g'st*, nie [in] mi**m Lebe* noc"
nie! M. im Mage*, m. im Herze", so unsäglig m. und
trürig. Joach. Ich bi* m. u*ä bi* frö, wenn ig öppis
Warms im Llb ha*. Hänggi Eine* oder der Auger,
wo halb m. oder halb nüechter com Esse" cho* isch.
Schild. .Wenn es Anne Bäbi fehlte, wenn es m. ward
oder schwere Glieder kriegte oder Kopfweh.' Gotth.
,Er kehrte alleine ein [im Wirtshaus], ganz m. und
öde an Leib und Seele.' ebd. — 2. = mäch Schw.
Keine'' [der Krieger an der Schindellegi] müchet
g'mucht devo". Schwzd.
Die Vocalverhältnisse sind schwankend; i<-' in B; S steht
ü in BsBirs.; Schw gegenüber. Die kurzvocalige Form steht
im Abi. zu' dein syn. manch, die langvocalige, bzw. diphthon-
gische ist zunächst Nbf. (mit angetretenem I) von müch, bzw.
muech; vgl. auch müch, ,Muchtel' bei Gr. WB. VI 2604.
ver-muebte", -muechte": verschmachten BsBirs.:
BBrisl.
Muchtigkeit f.: Mattigkeit BsBirs. ; S. Vor lüter
M. Schild. Dort unger-nere* Danne* isch-er vor M.
i*g'sunke*. Hofst,
71
Macht— mucht. Mail — tnud
müchtelig: Dim. von »nicht S. Wo-n-er so m.
und ellei* uf-aem Bett g'legen isch. Joach.
m'decht: etw. feucht, dumpfig, /.. B. von Zimmern
Xnw; Tgl. das syn. müech.
n üechtelecht .Mueidns. nüecht(e)leeht. graw,
schimmlig, das fast nüechtelet oder grauwelet.- Pris.;
Mal.; Denzl.
n st. m erklärt sich in diesem und den folg-. WW. durch
Anlehnung au nüechter; vgl. darüber Gr. WB. VII 967 ff.
niüechtele" BE., 0.; S (in L. muechtele", neben
nuechtele*), sonst nuechtele" (in ZO. auch niiechterle") I:
schimmlig, moderig, dumpfig, muffig riechen (bzw.
schmecken), bes. von Esswaren, Heu, Stroh, Getreide,
Mehl, Tuch usw., welche in feuchten Räumen oder
im nassen Zustande, ohne Luftzutritt, gelagert werden,
dann von der Luft in feuchten Räumen Aa; Ap; Bs;
B; Gl; L; Sch; Th; Zg; Z. Es nüechtelet i* der
Chammer. Me" ka" das Kaffi sunst nit abe" bringe",
jo 's niechtelet; ich muess mich e»hl zwinge*. Kelterb.
.Man muss mir den Kaffee schmelzen [würzen] wie
ein ander Gemüse, oder er wässerlet und nüechtelet.-
Sintem. 1759. , Angegorenes Getrcid hat einen beson-
deren Geruch und Geschmack, so wir Nüchteln nennen.'
AHüpfner 1787. ,Mucere, graw oder schimmlig sein,
nüechtelen.' Fris.; Mal.; Denzl. 1077; 1716. .Milch-
ten, mäkelen, nüchtelen, muffen, mucere, situm redo-
lere.' Red. 1662. ,Der Kernen nüechtelet ein wenig
und ist anjetzo bestochen und von Wurmen ange-
griffen; ich lasse ihn rüeren, allein [er] je länger je
mehr anlaufen tut und schadhaft wird.' 1774, Z Staats-
arch. Von Wein-, Bier- und Theegefässen, welche
eine Zeit lang ungeschwenkt stehen gelassen werden
und dann denGeruch des Inhalts annehmen Bs(Spreng).
,Womit man neue Häfen füllt, nach Diesem nüchteln
auch die Scherben.' ebd. „Vom ersten Grad des Ver-
derbnisses von Fleisch Gr."
Vgl. .müecheln, niüechten, miiechzeu', nach Schimmel oder
Moder riechen, hei Schm.-Fr. I 15G2, ,meuchteln.' ebd. I 1ÖG4.
Unser W. gebildet wie e'sselc", aürde* usw.
müechtelig, bzw. (g')nüechtelig = wsiJecÄt Ap;
Bs; L; Zg; Z. Fade, abgeschmackt Ap; Bs (Spreng;
von einer Predigt).
m flechte" B; F; Uw, sonst nüechte* = muechtele"
Aa; Bs; B; F; VO; S. .Wenigstens einmal im Jahre
müsste gelüftet werden, was darin sei, sonst graue es
ihnen [in den Schränken] und fange an zu muhten
(faul riechen).' Gotth. Die Ptcc. mit adj. Bed. B
(g'müeehtet) ; S fnüechtendj. Im ehalte", nüechtende"
StiibU. BWvss. ,Dein würmig und müechtend körn.'
JMüker 1565.
müechtig = müechtelig B; VO; „S."
Mad, med, mid, mod, mild.
Vgl. auch die Gruppe mat(t) HSW.
Mail 1 li. (PI. Mäder), in Tu tw. f.: 1. das Mähen.
die Arbeit des Mähens Gl; Gr; TuTäg. Es geid an
il's .1/. Uf'sM.gä*, als.Tagelöhner in der Heuernte
THTäg. Es ist da c" schlechte M-, ein mühsames Mähen
Gl. ,Nu gend den mädern z' essen, denn si sind an
dem mad', rufen nach dem Semparherlied die Ritter,
welche vor dem Städtchen das Getreide abmähen, den
Eidgenossen höhnisch zu. — 2. das zu Mähende oder
Gemähte, bzw. der Ort, wo es sieh findet, a) Heugras
GkD., L., l'r. 177, wenig M. ha*. Bes. in den Öff-
nungen in der Reimformel: ,Sät und M.' — b) Boden,
wo das Gras gemäht und gedörrt wird, im Gegs. zur
Weid, wo man es abweiden lässt. aber auch im Gegs.
zum eigentlichen, kultivierten Wiesland (vgl. Mitten,
l'ünt), wo auch Grünfutter geschnitten wird. ,Da sie
zu wenig allmend gehabt, so hand biderb lüt ire eignen
nieder und güeter zu allmeind geleit.' 1486, Obw
Volksfr. Vgl. noch laufen Bd 111 1124 unten. Spec.
a) magere, des Jahrs nur einmal gemähte, nie ge-
düngte Wiese an den untersten Bergabhängen (Biet-
31. BSi.), besonders aber im Gebirge (die Wildheu-
plätze mit umfassend BHa.; vgl. d) BO.; Gr; vgl.
Mäd-Heuw Bd II 1 S19. Tristen, ferner die Synn. XJs-
OH (Bd I 480), Berg-Guet (Bd II 550). Mägeri, Heim-.
Mäd-Berg, JSI.-Teil, Bfichi, Rüch-Wisen und den Gegs.
Feissi (Bd I 1073/4). Auf Alpweiden ist das .1/. eine
seit alten Zeiten vor dem Vieh eingezäunte grössere
Wiesenfiäche mit weichem, oft sumpfigem Boden, die
nach .Mannsmad' gemessen wird BSi. Auf den .Mä-
dern' steht kein .Viehstall', sondern nur ein .Heustall'
i ISurgaii») zur vorläufigen Bergung des Heus, das
dann im Winter auf Schlitten ins Tal geschafft wird
Gr; vgl. M.-Geiss Bd II 463. .Wir stiegen auf die
Höhe der hiesigen Bergwiesen (Mäder) und schliefen
auf Heu in einer Bärge, um folgenden Tages dem
Berge näher zu sein.' Gr Sammler 1781. Wer heind
norh d' Mäder z' heuen, eine Arbeit, die den Schluss
der Heuernte bildet GrL. .Heuwen in denen unzu-
geteilten Medern.' GRKlost. Alpbr. .Ligende Güter,
es seie Weid. Berg, Mäder oder Mattland.' 1645, BSi.
.Im Fall er in seinem M. sein Ärad etzen wurde.' ebd.
,So ein Gut, Weid oder M. (neben .Matt') im Land
Sanen geliehen wurde.- 1667, B Rq. ,Der Besitzer der
Matten oder Mads.' 1747, BSi. Mittelgute, ungedüngte,
oft sumpfige Wiese, auf der sogenanntes Rossheu oder
Streue gedeihen, die abgemäht und gedörrt werden
BHa.; GBh. .Wir sehen noch grosse Strecken, die
keinen andern Ertrag bieten als Lische zur Pferde-
fütterung (die Mäder unterhalb Meiringen).- B landw.
Wochenhl. 1847; vgl. Jahn 1850. 335. Die .Mäder
waren urspr. Gemeindeland und wurden etwa in Loosen
verliehen, die selbst , Mäder' hiessen (vgl. d), sind
nun aber längst in Privatbesitz. In GRh. sind sie t.
in kultiviertes Wiesland (Heu-, fette Mäder) umge-
wandelt worden, t. dienen sie noch als .Streueland
(Riet-Mäder), t. wird Torf darauf gewonnen (Schollcn-
MäderJ; vgl. Steinm. 1804, 283, Mäder-Gelt Bd II 255.
,So müessen sy ir guet und meder mit banngraben
beschirmen.' 1497, GAltst. Archiv, ,1m Rheintal ge-
legenes Rebland und Mäder.' 1796, Absch. — ß) 'bües
31., gedüngtes Wiesland GrV. — y) in Flurnamen.
, Auf dem lim) Maad' B, .im G'meinmaad' BMeir. (vgl. a).
,Gott gibt den Menschen Gnad. ich aber wohn im M.'
B (Inschrift auf einem Teller). ,3 Mannwerch Wisen
im Mad.' 1606. Z NGlatt ürk. Sälimad(li) Gl. ,Das
Muetergottes-Mahd auf Wiesenberg.' Xnw Kai. 1865
(unter Grundstücken aufgezähltl. ,Uss der schwarzen
eilen in das nüw mad.' 1431, GRebst. Offn. .Sonnen-
halb stosst si an MIIHn guot, an das medli.' 1540,
GBuchs Jahrzeitb. ,Die meder.- 1380, Seq., RG. (Flur-
grenze). S. noch Fron Bd 1 1301, gäch Bd II 101.
— c) Wiesenfläche, auf der man eben mäht, bzw. wo
;:;
Mail,
id. mid, nioil. niud
74
das Gras in .Maden' [Schwaden] liegt; Bezirk, der auf
einmal gemäht wird Xnw. „Der Knecht ist aus dem
JA. heimberufen wurden.- , Heute haben wir ein grosses
M.\ viel Heu einzusammeln Obw. ..So sich sommerszyt
der höwet begibt und etwa ain burger an ainem fyr-
abend ain mad schlachen lasst, und aber morndrigs,
so ain fyrtag, nit höwen dürfen, so tragend sy am
abend das gras us der landschaft [GF.] über die mareh.'
L566, Abscb. — d) Flächenmass für Wiesland, zu-
nächst ungefähres Mass: so viel Wiesenfläche, als ein
Mähder in einem Tage abmäht UwE. Als festes Mass
ungefähr dem Ackermasse Juchart entsprechend B
(wo die ,M.' in späterer Zeit nur 31250 Quadratfuss,
gegenüber 40000 der Juchart, umfasste); Soh; S; Th;
ZW1.; man nimmt nämlich an, dass ein fleissiger Ar-
beiter von Morgens 2 — 11 Uhr ungefähr eine ,Mad'
zu mähen im Stande sei; vgl. Z Anz. 1859, 24, ferner
Manns-Mäd. ,M., jugerum agri.' Id. B. Das Bush
mit sant [sammt] drü Mäd Juhehübeli [Flurname],
Joach. 1885. ,Die etwann in ir marchen by 4 — 500
mäder inhaltent.* 1530, Absch. ,Ein bletz der Mert-
matten, ist 4 maden.' 1539, AaL. Schlossurbar. ,Es
sollen dein Prädikanten ein Hausgarten, Bünden und
.':! Mäder Matten zustehen.' 1539, Absch. ,Das Gesuch
um Verleihung einiger Mäder Matten.' 1571, Absch.
,Ein Stück ihrer gemeinen Matte, ungefähr 40 Mäder
haltend.' 1572, ebd. ,10 Jucharten oder Mäder auf
dem Murtenmoos.' 1049, Gfd. Spec. als Loosanteil
eines Bürgers am Gemeindeland; vgl. Bürger-Los.
,Für das Winterfutter erhält er von seiner Gemeinde
ein sogenanntes Maad zum Wildheuen und ausser
diesem sind noch grosse Strecken unausgeteiltes Wild-
heuland.' B landw. Wochenbl. 1847.
Mlid. mad. Beachtenswert ist, dass im Alein. der Voc.
kurz ist (z. B. Th) oder wo Länge eingetreten ist, diese sich
in der Ausspr. als secnndäre kennzeichnet; er steht also wie
in Mad II im Ablautsverhältuiss zu dem ö in mäjen. Der PI.
M,,tl. in", der für GrPr. angegeben wird, setzt einen Sg.
Mädi f. voraus. Das Fem. in Bed. 2 d ist Analogie nach
Juchart. In den ä. Belegen hei 2 d könnte z. T. auch die
Bed. , Loosanteil' vorliegen, doch wurdeu diese Anteil, ■ wohl
eben nach ,Mannsmad' abgemessen. Vgl. noch Amad Bd I
213, Oruemet Bd II 735.
Us-: wesentlich = Mäd 2 b a, mit magerm Gras
bewachsener, sehr steiler Abhang FJ. — Zu erklären
nach Analogie von Us-Ort; s. Bd I 480.
Fer-: Loos auf den ,Mädern' des Rheintals, wel-
ches jeder Rheinschiffer als Anteil erhielt. 1675, Hof
Kriessern 303; vgl. Fer Bd I 904/5, Mad 2 d. —
Vor-: 1. die Verpflichtung, beim Mähen den Anfang zu
machen. ,Uf den surbwisen soll niemand mäygen, bis
ein gemeind zuo Wäningen des zuo rat wird, die
söllent dann heissen den, so da v. hat, mäygen.' Z
Niederwen. Offn. — 2. Wiese, an der die betr. Pflicht
haftet. , Ordnung und gerechtikeit der v.; die kal wys
ist ein v. ; item die faldenwys ist ein v.' 1550/02, Z
Dielsdorf Offn. — Henne"-: Bergwiese, auf welcher
viel Herbstzeitlosen (s. Hennen 6 a Bd II 1312) wach-
sen Gr. — Heu"-: 1. wesentlich = Mad 2 ha. B;
Obw; vgl. Kasth. 1829, 153; Alpenw. II 41. .Die-
jenigen, welche Güter und Heumäder besitzen.' 1824,
Obw. — 2. = Mad 2 c New.
Mann- GiiChur, sonst 1) mit Verkürzung und Ver-
stümmelung des ersten W. Mämäd Gr (in GrL. auch
M.uiul); „G", Mämatt BSi.; W. — 2) mit Verkürzung
des 2. W. und Degradierung desselben zur Ableitungs-
silbe „Mämmrß Gr; G", Mammut Gr tw.; GRh. : we-
sentlich = Mad 2 d, d. h. 600—1000 Klftr Gr (s. Leh-
mann 1798, 221), 8—900 Klftr W. etwas weniger als
eine Juchart BSi.; vgl. Bergmann, Beitr. 146, M
Ztschr. XII 06; III 220, ferner die Synn. Mal. Morgen,
Mann-Orab (Bd II 677/8), -Schnitz, -Stufet, - Werch.
In Beziehung auf Wildheubezirke nicht nach dem
Flächeninhalt gemessen, sondern nur nach dem Ertrag
(ungefähr 1 Klftr Heu GrL.) abgeschätzt. ,Dry man
mat.' 1305, B Staatsarch. ; = .pratum trium dietarum'
in einer entsprechenden lat. Urk. aus der gleichen
Zeit. ,Cum tertia parte prati, quantum homo in die
tondere potest, dieta eim dritten teil eins mansmad.'
1318, ebd. .Zwei mammet reben und dry juchart
acker.' G Stiftsarch. ,Die Stadt hat zu der Allmende
93 Mannsmeder erkauft.' BThun Handfeste. ,Nun fort-
hin soll man in gemeinen zeigen auf einen acher oder
auf ein manmad zwo kühe besetzen.' 1598. BSa. Rq.,
neben .mannsmad.' ,12 Mannsmäder auf dem Saxur
Ried, da man 4 Haubt Halbvich halten kann.' 1693,
Z Pfrundenb. Der Pfarrer von GSev. bezog bis 1798
von den dem Besitzer der Herrschaft Werdenberg
jeweilen gehörenden Ehrschatzgütern den Ertrag von
11—12 .Mammet.'
Mhd. mannen) St, dass. Sehr häutig in unserer ä. Lit.,
natürlich meist verbunden mit vorgesetzten Nuni. und dann
im PI. fast durchgehend unveränderlich, in den Formeu
.M aaiimad' (häutig), , Mannsmad' (bzw. ,-mat', z. B. 1653,
AaWett. Klosterarch.), vereinzelt .Mammat.' 1350, Mohr,
Urk. Das Geschlecht ist schwankend, z. T. in den selben
Quellen (z.B.: .Ab einem manmad riet', neben: ,Ab einer
manmad wisen.' 1540, GBuchs Jahrzeitb.) und scheint sich
nach dem damit verbundenen Hauptworte zu richten. Das
Fem. auch 1331, ZRhein. Zinsrodel; Gr Sammler 177'J, 177;
Lehmann 1798, 221 und nach einer Angabe auch jetzt noch
in Gr. Die zwei WW. auch bloss syntaktisch verbunden:
,Ain juchart ackers und aines manues mad.' 1342. Zellw.,
Urk. I 137. Wahrsch. i. S. v. (Loos-)Anteil an Wiesland
(vgl. Mad 3 d) scheiut das W. verstanden werden zu müssen,
wenn in einem Th Wässerbrief von 1643 bestimmt wird,
,wer jeweilen das Wasser zu seinem Mannmad brauchen
dürfe.' S. noch frön Bd I 1301.
Morgend-: ein Stück am Morgen (in der Frühe)
gemähtes Wiesland Ndw; vgl. Mad 2 c. — Berg- =
Mad 2 6 Gr. ,Si sullent mit ir vich nit weiden noch
faren in geferden von derselben alpe wider die berg-
meder.' 1398, B Spruchbr. Vgl. noch Gr Sammler
1783, 186. — Wild-: hochgelegener, begraster Berg-
kamin, doch fast nur noch als Lokalname Gl, wo man
ein , Bischof-, Embächli- und Kuhboden-Wildmad' unter-
scheidet. — Wis- = Mad 2 b. Die .Wismeder' werden
den , Alpen' gegenübergestellt. XVII., Gr (Ztschr. für
schwz. R. 25, 341).
Mad II AaF., Leer.; L; G; Sch; Z, sonst Made" I
— f., in Gr; W (Mado) — m., PI. Made"; Dim. Madli
Bs, sonst mit Ural.: Schwaden, langgestreckte Reihe,
zunächst von gemähtem Gras, Getreide, dann auch im
weitem Sinne, allg. Made" fZatte") mache", sieh",
.:' Made reche", das völlig dürre Heu zu Schwaden
zusammenrechen oder -werfen als Vorarbeit zum Ein-
tragen. Das noch nicht ganz gedörrte Gras wird
Abends bei sicherer Witterung zu Mädli, bei un-
sicherer zu Schöchli, BirHnije", bei drohendem Regen
zu Wetterschöche" zusammengezogen Tu; Z. S. noch
breit. Schwaden, den man beim Chi reu des Grases
(s. Bd III 435) bildet Gr. S. auch ein-, gwei-zügig.
Mail. med. mid, mod, mud
76
Das in der Tenne zu einem länglichen Haufen auf-
Lttete, abgedroschene Getreide L; vgl. 11\fl.
1813, 21. Kleiner Erdwall, der beim Färrelen is. Bd I
n Kartoffelacker entstellt Ar: vgl. T. 1830, 26.
S. auch Grat Bd 11 821. An e* M. stä*, in Reih und
Glied, z.U. beim Turnen Aa; Bs. Se, stande'd an e
M.\ Kommando. ,[Bei' der Speisung der Fünftausend]
soll sieh all weg ein rott in eines manns maden [ein
.Mann hoch] in das grüen gras [setzen].- 1531/48,
Marcus; dafür 1882: ,dass sich alle nach Gesell-
schaften in das Gras setzen sollten.' .Xata herba ad
spem foeniseciae, so wol gewachsen, dass man ein
maden ilarein schlachen mag.' Fris. ; vgl. Schlacht-
Mad. - -Mint, mäde. Hie Vocalverhältnisse wie bei M«d I,
Kürze auch aus Seil bezeugt,
Hau-Mad: der erste Schwaden, der beim Beginn
des Mähens in einer Wiese vom Vormähder gebildet
wird, und zu dem man von beiden Seiten zumäht
Tullw. — Schlacht- Z Zoll.. Schlatt- ZRüral. =
Hau-M. — Streu-: das Recht der Anwohner, am
Ufer des Pfäffikersees, auf sog. .Reichsboden', einen
Schwaden Streue zu mähen ZSeegr.
mäde" (in GA. madne*) = Made mache VO; GA.;
Syn. schwarben. Im Kartoffelacker, - färrelen (s. Bd I
939) Ap; Gr; vgl. hüfelen Bd II 1051; Tsch. S. 328.
.Müder I (in GrD., L.; GSa. Mader) — m.: Mahder,
bes. der als solcher angestellte Tagelöhner, allg. ; Syn.
Mäjer-Chnecht. Wenn ein Mähder unter der Sense
noch Gras stehen lässt. sagt man, man könne den M.
daran anbinden Aa; Z. S. noch Becher, über-schlän.
,Ze Birmensdorf ligend nun schuepossen, dero git icg-
lichs alle jar dem meiger einen nieder, nüt wann um
die spyse.' ZBirm. Otl'n. Vgl. M.-Tagwam.
Die Vocalkürze ist bei diesem W. noch weiter verbreitet
(auch Aa; Gr tw.) als bei Mad.
Glatt-: Mähder, der das Schilfgras im Glattbett
sammelte ZGlatttal. — Bei"-hüsli-: 1. der Tod, eig.
das Bild desselben (dargestellt als Sensenmann) in
den Beinhäusern L. Bes. auch als Schreckwort für
Kinder. Der B. nimmt dieh, wenn du eso tuest. —
2. übertr.. verächtlich von einem bis auf die Knochen
abgemagerten Mann, auch von einem Geizhals L; vgl.
Bd II 1720. — Linggs- = dem Vor. in Bed. 1, da man
von ihm glaubt, er führe seine Sense von links nach
rechts S. -- Tau-: Neckname für einen Mähder, der
nur so lange aushält, als der Tau vorhält, ohne wel-
chen das Mähen viel schwieriger ist ZZoll.
mädere": 1. die Arbeit des Mähens verrichten Z.
'_'. eine besondere Art des Schneidens, angewendet.
wenn Disteln u. Ä. das Anfassen hindern, und darin
bestehend, dass man die Sichel wie eine Sense schwingt
ZRafz. Syn. ab-zwicken.
Heu-Mäderi f.: coli., = Heu-Mad 1. ,Die Züge
des Berghasen vom wildesten, höchsten Gebirg in die
Eeumädereien hinunter.- Gr Sammler 17-:;.
ei"-mädig: im Jahr nur einen Grasschnitt lie-
fernd, von magern Wiesen, doch auch vom daraul
gewonnenen Gras und Heu Tu; Z; vgl. Ort-Heuw
Bd II 1817.
mädle° (in „S madle*") Mädli mache" A.\Fri.;
Ap; Gu tw.; G; „S;" Tu; /.. Isch 's Gras nid tür,
so fangt men <i" m. und macht dann Birli'g [kleine
Maulen | Tu: '/.. A : Mer tuend nw m., nüd schöchle*;
's Wüter ist wieGold. B: Und nur lönd's breit ligge*;
mer müend's dann morn nüd vertue*; nur chered*s
dann >tur nach e'mal Z. Arbeit im Kartoffelacker L.
— In Stalders mädlt i< ist das l'ml. -Zeichen wühl ausgefallen:
der Voc. ist in Th kurz.
ander-, in Ai-M.. Stein bander-: tr.. einen Mähder
dadurch übertreffen, dass man in der gleichen Zeit
zwei Schwaden mäht, in welcher er nur eine zu Stande
bringt Ar. Icn haH-en fpjandermädlet. Vgl. bi-ander
Bd I 308; wie"-, hindere*-tue*.
Madam f.: verächtlich von Modedamen, die keinen
Sinn und kein Verständniss fürs Hauswesen haben;
Frau, welche vornehm tut Seil; Z. St ist e rechti
(nw so e) M.
Made" 11 f. (in W m.): wie nhd., fusslose Insekten-
larve, allg. Wurm W. — Das Geschlecht hat sich im W
nach dem Syn. Wurm gerichtet.
maille": 1. stark zittern, schwanken GrD. Erlief
di Tnr zuog' schlage*, dass 's g'madlet lief. — 2. „brum-
men, schmollen W."
Yiell. verderbt aus wadUn; s. Anm. zu Muecher, Viele
Verben der Bewegung bezeichnen zugleich auch den begleiten-
den Ton: vgl. gi-gägen Bd II 137.
er- (in GuPr. -mattle*): 1. tr., „erschüttern, zittern
machen BO. ;" GuPr. — 2. intr.. ins Schwanken, in
zitternde Bewegung geraten, ebd. Es hed g'grimmeled,
dass d's ganz JIus irmadled ist BBr.
T für d bes. vor l oft in den Gebirgsninndarten: vgl.
Ihitii," : llu.lh« Bd II 995.
er-mädere": mit Acc. P., in einem Entschluss
scli wankend machen ScuwMuo. Es tuet micn e.
Mad(e)rdtz(c°) f.: Matratze, allg.
U aus t, da in Lehnww. in der Kegel die vor oder nach
unbetontem Yoc. stehende Fortis erweicht wird.
Miesch-: mit Moos gefüllte Matratze; armseliges
Lager übh. L.
Mailräss(e"), in Nnw auch Madrässi (PI. Madras-
sene") — f.: Mätresse VO; ZS. f Oft ohne moral.
Nbbegr. als Schelte auf eine sieh spreizende Matrone
Ndw. .Einer sehreibt an ein Jungfrauw, die er ver-
meint, sie were sein Mätressen; etlich namsend's Mai-
stressen, wyl es ein Meisteressen ist.' Sciiimpfr. 1651.
„mädele": klatschen, plaudern LEscholzmatt."
us-: ausplaudern, ebd.
„mädelig: plauderhaft. ebd."
Vgl. das syn. bair. maden bei Schill. -Fr. I 156S. Schwer-
lich darf an got, mathljan, reden, gedacht werden. St. schreibl
d<l, wohl um die Kürze des Yocals zu bezeichnen.
G er- Müde" GT.. -Mäder Ap (auch Dim.); G. -Mä-
dere* G oRh. = Germeren 1 u (s. Bd II 418). .Durch
die Ausrottung dieser, von den Hirten Germäder ge-
nannten Pflanze.' Alp. 1821, wo ,G.- als ver. lob. von
ver. alb. getrennt ist. Nach T. nur Name der Stengel
der weissen Niesswurz Ap. ,l)as Mehl oder Pulver
von der Germäderwurz.' T. 1830, 159.
Vielleicht, wie das syn. Qer-Magen, nur ESntstoll ung vuri
l,'i rimiiil, unter Alllellllling au Mad 2 h ja, da die Pflanze gl I 1 1
auf, Madern' gedeiht. Ihis spärlich bezeugte Ger-Madc* könnte
Anlehnung an den Personennamen ,Magdalena' sein.
inadli'": kleinen Tauschhandel treiben, bes. von
Kindern GSev. - Ob mit Ausfall von r und Erweichung
von t aus märcltden
Maid Mi nl. doch nur in abgeleiteten Können
1) Maidje*, -t- Gr; BAL; W. Maidk*, -t- GRAv.,He.,
77
11 ad.
■•1. mid. i 1. Hill']
7^
Pr., Rh.; GRh., Maite* Z (selten), Maigg(j)e* GuTersn..
V.: \V. Mätd (PI. Math*) ApHundw., L, Stein, Mätel
(PI. Matte") ApM. - f.— '-'i afaidHGRR!i.,S.,Tschapp.,
Val. (PI. Maidk"), öVatzj W, .1/»/./// ApHundw., Stein,
Teufen, 3fait« \ \ ; Xv/Matl, '■); Bs; B (PI. afattfem);
F f.l/.t/i. PI. MeÜeni); VO; Gl; Gr tu. (PI. in Pr.
MattfaV,' G (in St.lt t afärtit, PI. in W. Maidle*,
Flillus Maitla"); Schi SB..NA.J Tu: W; /.. Mails,!,,
(PI. Mitiisrhni, BO., M., Schw.; UwE., sonsl unver.)
Aa; B; VO (in Lanch Maigschi); Ui,K.; GREh., UVatz;
S; W — n.: 1. im Allg. dem nhd. ,Mädchen' entspre-
chend, allg. Syn. Göf Bd I 130/1. China 1 b Bd 111
340/1; Ant. Bueb. Er bisst i" d' Lippe', er wott nit
gern e Maitli schine* Bs (Mähly; von Einem, der die
Tränen zurückhält); s. noch Seil. 202. Dazu als wirk-
liche Diminutiva die Formen Maiteli AaF.; Bs; B; F;
VO; Gl; GitUVatz; GO; Th; W; '/.. Maidli, Maiäji
W. Maiti Bs; B; L; Z (selten und nur kosend), Mai-
telti BHa.; W, MaigjiW, Maitschi AAWohl.; üwE.;
\V. Maitscheli S Uw. Zteeu China, es Maiteli und
es Biiebli Aa. Vgl. bei Hebel: Doch de bisch Joe* Mai-
teli mer, iez sag ieh-der Maitli. Pfudi, pfudi, du leids
Gaggimaiteli! redet man scherzh. oder drohend ein un-
artigos Kind an Gr. S. noch die Kinder- und Wiegen-
lieder bei Seil. 202. Es Maidscheli, ein schon ziem-
lich entwickeltes Mädchen AAWohlen. .Knaben oder
meitlc 1419/1544, Schw LB. und ebenso (in der Form
.Meitlin') 1526, Absch.; 1634, JJBrbit.; Bs Taxordn.
,Das erst kind ist ein meitlin g'syn.' 1544/73, UMey.,
Chr. .Puella, ein töchterle oder meitle.' Fris. ; Mal.
.Darnach warend geboren ein knäblin, hiess Hans und
ein meitlin. hiess Elisabeth.' 1574. Mise. Tig. ,Ich
hielt schuel, hatt 37 knaben und 13 meitlen.' 1599,
Ardüser. .Dis Meitli'. abwechselnd mit .Tochter.' lb'05,
ebd., von einem 14jährigen Mädchen. .Für ein acht-
jähriges Meitlin Ermel eingefasst.' Bs Taxordn. 1046.
Spec. a) nur in der Form Maitli (in Aptw. auch Metla*,
Mätel, Motel), Tochter des Hauses Ap; B; F; L („ledige
Tochter, älteste Tochter eines Bauern, bes. in LE.U);
Scu; Soaw; Th; Ndw. Wer ist 's Marieli? Mis M.
MLienert. Maitlene*, losid! ruft die Mutter den Töch-
tern zu. Ndw Kai. 1894. Miner Metla* Ma**, mein
Schwiegersohn Ap. — b) wesentlich = Jumg-Frau 1 li
(s. Bd 1 1246/7). allg.; s. Federen Bd I 077, Schätter-
Gold Bd 11 226, Gersten Bd II 430; Heim-Gart Bd II
134; Bühler IV 78. .[Die alte Mutter] geistete in der
Stube herum, wie ein zwanzigjähriges Maitschi.' Ndw
Kai. Noch Meile* si", noch ledig F. Fn alti Maidja*,
en alts Maitli. Mir gend halt alti Maitli, wirsch-es
g'sih. Stutz. Vil Heber en alts M. ge", als so en Tirann
zum e" Ma**. ebd. .Das alt Maidli sei eine Hexe.' ebd.
An hübschi, ßni, tolli, wackeri Maitja" GrD. Die
Chue het e Grind vie-n-es Maitschi (als Typus der
Schönheit) BSchw. ; vgl. Jtmg-Frau 3. Du muesst
singe", wie du Das als Maitli aso guet hast chänne"
Th (Schwzd.). So bald der Pfarrer d' Hochzitlit
g'sämme* 'ge" haig, so sig-ich der Ma** and 's Maitschi
,1' Frau. Balz 1781. Me" muess 's Gras nit im Tau
und d' Maitli uf ''ein Tanzbode" ehaufe* B. Hoffärtigi
Maitli, schmutzigi Wtber. Xational-Kal. 117c hof-
färtiger Maitli, nie schmutziger Frau. Ineichen. E*
feisses Maitli, e* mageri Frau L; Scu; Z. E* Maitli,
wo jätet, ist besser weder ei"es, u-o betet. Ineichen. Es
lirars Maitli ist am schönste" deheim. ebd. Das Maitli
„eil -er aurh recht lieb ha*, wo-n-im e" Bingli gäbti.
BWts's 1863. /'' Mails, ■!,, und Abrelle*wetter sind ver-
änderlich. Ineichen. Wenn d' Maitli bitte'd, setuend's
d' Chnabe* nu .-■■ gern. Sulger. Wenn e erlich Maitli
im chient derzue cho*. ebd. ])' Maitli säge'd nei* und
tuend 's dach. ebd. Das sei g'seii under üs Maitlene*,
Im Vertrauen, ebd.; vgl. Pfarrers-Tochter. Z? Appa-
.,11 und :' llerisau sind die Metla* wolfel ma ged ,
ganzes Hüsli voll för e Schötzli Polver Ap. Maitschi-
güggel, Tscdröt springt de* Maitschene* eissler ,,,,■'• L;
vgl. Maitschi-Pfützeler Bd I 1157. Güggel Bd II 192.
's bös M. muess-dich i" Sack ine* ne*, Drohung für
Kinder Scnwlb. S. noch Mus, Tsch. 150. Gelegent-
lich wird auch ein kleines Mädchen, sogar ein Wickel-
kind, mit diesem Titel benannt, wenn man es als ein
dralles und gesundes bezeichnen will. Das Mädchen
als Gesellschafterin an Festlichkeiten, auf dem Tanz-
boden usw.; Geliebte Ar; B: L; Syn. Jump f 'er. Was
het er für nes Maitschi g'ha*? BSi. Ond denkt, es
sei ke grössersch Guot, denn 's Spine'gö* [Kiltern], c
Metle ha". Lenggenh. 1830. .Nimm dir das meidlin
(meitlin) zum weib.' 1531/48, I. Mos. .Darum auch
dir die meitlin hold sind.' 1560. Hohelied; dafür Jung-
frauen.' 1882. .Damit ouch die meitli irer eeren dest
behuetsamer syend.' XVI.. Z Bland. Eine Dirne wird
angeredet: ,Duck dich, meitly.' JMurer 1565. ,Pig-
mentum. salb, so die meitle anstreichend, das ange-
sicht schön ze machen.' Fris. .Meitli' im Wechsel
mit .Jungfrouw.' Z Mand. 1580. .Das Zusammensitzen
der Knaben und Mädlin.' G Mand. 1657. .Weiber und
Meitli sollen nit vil in der Alp übernachten.' 1749,
Obw Volksfr. .Gemeine Meitlin', öffentliche Dirnen.
1601, Absch. — c) nur in der Form Maitli, Dienst-
mädchen AA; Bs; ß; VO ; G; Seit; Th; Z; Vgl. das
Syn. Jung-Frau. Fs M. ha", eine Magd halten. Es
Obenabe*-M., ein Dienstmädchen aus dem .Oberland',
aus dem Baselbiet herab BsStdt. .Des meitlys meistcr
sollt sölichs abgestellt hau.' 1511, Z Staatsarch. .Die
meitliir nennt SBirk 1532 die Dienerinnen der Su-
sanna. .Der Herr [ein Geistlicher] setzt dem Meitli das
Ilaret auf.' 1533, Z Synode. — 2. übertr. a) Maitschi,
mehr scherzh.. Dame im Kartenspiel B. I"'' ha 100
Maitscheni, ruft beim Jass Derjenige, der alle vier
Damen erhalten hat. — b) Maitli, Name einer Neben-
scheibe, in welche um geringere (iahen von Solchen
geschossen werden darf, welche in der Hauptscheibe
kein Glück gehabt haben W. — c) blutli Maitli Ndw,
Maitschi SchwG., Name des Frühlings-Safrans, croc.
vorn., zunächst seiner Blüten; vgl. blutti Jung-Frau
Bd I 1248, ferner Bueb. -- d) bim Maidli ZO., bi
ml"-m Maileli Gl, euphem. Entstellung des Schwurs
bim Eid! (s. Bd I 92).
Das W. Maid, etym. identisch mit ,Magd', hat ans inner»
und aussein Gründen (t. zur Bezeichnung der Alters- nud
Kutwieklungsabstufuugen, sowie aus Freude an der Schöpfung
von Koseformen, t. weil die Versteinerung der Formen Maiti«,
Maitschi, die nicht mehr als Dim. gefühlt wurden, die Schaf-
fung neuer Dim. -Formen notwendig machte) eine Fülle von
Formen entwickelt. Nur noch in Ap gilt Mädli (gegenüber
Matel, Mätel) als Dim., in YV Meidli (neben Maidji, Maitschi)
gegenüber der Verstärkungsform Maidjen, die (wie auch in
Gr) ein grösseres, kräftiges, wenn auch junges Mädchen be-
zeichnet. Maitschi selbst wird tw. (in L; SB., NA. ; Ndw)
als Dim. von Maitli gefühlt. Manl, erklärt sich durch Ein-
schiebung eines r aus der alt-sanktgallischen Form Marti.
Auffallend ist eine Angabe aus WLö., welche Maigge* als
Niutr. angibt: sie lässt sich begreifen, wenn M. den Cha-
79
Mail, med, mid, mod, mud
sn
rakter eines Eigennamens erhalten bat; vgl. das Anna und
ülili die weibl. l'aufn. Die Geschlechtsangaben bei B. (I 89.
98. II 53) scheinen in Verwirrung geraten zu sein. In H
und der Westschweiz ist Maitschi der allgemeine Ausdruck
und bezeichnet ein Mädchen ubh., Maitli (wenigstens in BSi.)
die ledige Tochter, in Städten auch eine Magd: ähnlich im
Aa; vgl. H. 179. .Maitli, Maidlin' ist in unserer Lit des
XVI./XYII. häufig, beschiünkte sieb aber in der lebenden
3pr. (wenigstens Tb; Zi immer mein- aufBed. 1 c mit Zurück-
drängung der andern Bedd.
Sing-Abe(n)d-Maitli: die Mädchen, mit denen
die ledigen Bursche am Neujahrstag das am Sing-Abend
(s. Bd I 38) erhaltene Geld verzehren GrA. — Ober-,
Under-: Ober-, bzw. Untermagd B; L. — ,Erb-
Meitle*: Erhtochter. ,Es soll Jeder seinen Obern
berichten, wie die Vögte hier die E. überschätzen
[überfordern] und ihnen grosses Geld abnehmen.' 1">3'_'.
Absch. — Fabrik- Th; ZO., Fabrikler-Maitli
Aa: (ledige) Fabrikarbeiterin. — Vor-: Brautführerin
S; vgl. Vor-Chnab (Bd III 711), Vor-Lüt. Was muess
da ini" Brut für es I". sueche*? JSchild 1889. -
Freud(e°)-: zum Ansagen der Geburt eines Kindes
bei den Verwandten mit dem Freud-Maien herum-
geschickte Dienstmagd Sch; Z; vgl. Bd I 1275. —
— Fratze"-: Schelte auf kleine Mädchen U; s. Bd I
1343, — Gägi-: Schelte auf ein Mädchen, das den
Burschen gern nachläuft Schw ; Syn. Bueben-Maitli,
-Rolli, -Schmücken", -Brät. -- ttaumer- Maitli,
-Maitschi: Kinderwärterin B; W; Syn. Gaumerin
(s. BJ II 305). — Ganggel-Maitschi: spöttische
Benennung eines hochaufgeschossenen, noch jungen
Mädchens S; vgl. Bd II 363/4. — Fress-Gänterli-:
verächtlich für Kellnerin L; vgl. GänterU 4 b (Bd II
381). — Gasse"- Maitli: Schelte auf ein (jüngeres)
Mädchen, das sich gern auf den Gassen, übh. ausser
dem Hause aufhält, ohne moral. Nebenbegr. BsStdt;
Syn. Trotti-Maitsehi. — ,Geiss-Maidlein': Name
einer Dirne mit Ziegenfüssen, welche verzaubert auf
dem Hasliberg hausen soll; s. Wyss 1817, 715. -
Gotte"-Maitli = Gotten 2 BsStdt; ant. Götti-Bueb.
— iiüeter-Maitschi = G.-C7iuirf B; s. Bd 111 345. —
Hefter-: Mädchen von 14 — 18 Jahren, das in der
Zeit des lieben-Heftets (s. Bd II 1064) meist aus den
umliegenden, Ackerbau treibenden Gegenden in die
Weingegenden des Seelandes kommt und sich für die
Dauer der betr. Arbeit in den Beben als Arbeiterin
verdingt B. Der .Heftet' ist für diese Mädchen eine
Lustbarkeit, wie für die Bursche der , welsche Heuet.'
- Hüen er - Maitli, -Maitschi: Dienstmädchen,
das sieh bes. mit der als niedrige Arbeit geachteten
Besorgung des Hühnerhofes zu befassen hat B; vgl.
H.-Magd und s. Göli Bd II 215. ,Eisis Hauptbestreben
war, sich darzustellen als eine vornehme Frau, der
manche Bäuerin zu gering wäre zum Hühnermeitli.'
dorm. — Herre"-Maitli: junge, vornehme Dame.
volkstümlich statt Fräulein Schw; ZO. 57 hed au'h,
wie d' H.-Meidli, mängist es fins Ylörli «". Tryner
L840. — B'hör- B'hör-Chind (s. Bd III 345), bes.
sofern das betr. Mädchen sei, ,n stark entwickelt ist
Zu.: Syn. Beter-Maitli. — Uns-: 1. Dienstmädchen,
das im Hause, st. auf dem Felde, arbeiten muss Ndw.
— 2. Mädchen, das man. z. B. als Kostgängerin, ins
Hans aufnimmt, ebd. Vgl. Chost-M. — Eüeter-
Maitschi: Mädchen, welches das Vieh hütet. Bilink.
Bot. - Jüppe"-Maitli: Mädchen, Jungfrau auf der
Landschaft, die noch die alte Tracht tragt Bs; s. Bd III 53.
— Ch uchi-Maitschi: Gehilfin in der Küche, die
zunächst das Abwaschen zu besorgen hat B. Ch.-MaiÜi,
Küchenmagd Z. — Cheller-Maitli: Kellnerin Bs;
vgl. Keller-Magd, Stuben-, Win-Maitli. B' Ch.-MaiÜi
hei" z' luege; äass enc" Kein"' ns der l'rti lauft.
Breitenst. — Küche"-: Kirchensängerin. .Hein N. N.
von wegen denen Kilchenmeitlinen hab ich 'geben
3 Kronen.' BE. Bechnungsman. — Chammer-: Kam-
merjungfer B; vgl. Bari 1885, 43. ,Ein kammermeitlin
aus des künigs haus.' Hoi.zwart 1571. — Chinde"-
(B; L; Z). Chinds- (Th) Maitli. -Maitschi: Kin-
dermädchen; Syn. Chinds-Magd. Ber Bueb isch c
halbe1' Chnccht oder e ganzes Chinge'meitschi. Gotth.
.Cliindermeitschi.' B Hink. Bot 18(13. .Ich wette mich
ouch gern strecken by eim solchen kindsmeitliu mit
krusen locken an der scheitlin.' Haberer 1562. -
Chäri-Maitschi: Schelte auf Mädchen, die Einen
unaufhörlich mit Bitten quälen B oAa. — Kusa-
Meitlin. Der Umgang mit dem ,K.' wurde von
Zwingli den Wiedertäufern als Beweis ihrer Unzucht
vorgeworfen; vgl. EEgli 1S78. 77. — Chost-Maitli:
ledige Weibsperson, die in einem fremden Hause Kost
und Wohnung hat ZO.; Syn. Tisch-M.; vgl. Rast-M.
- Chränzli-Maitli L, -Maitschi S: 1. Mädchen,
das. mit einem Kranze geschmückt und mit einer Kerze
m der Hand, auf Prozessionen das Hochwürdige be-
gleitet L; vgl. Esterm., Bick. 46, lerner Chräneli-
Jungfrau Bd I 1249. — 2. Chorsängerin, sofern sie
nach der in einigen Dörfern herrschenden Sitte einen
Blumenkranz im Haare trug S. — Laube"- Maitli:
alte Jungfer mit Genossenrecht (Anteil am sogen.
.Bürgernutzen'), die sich auf ein bescheidenes Wohn-
stübchen (s. Lauben 1 b y Bd III 963) zurückgezogen
hat Uw (vgl. Uw Gem. 182; Ztschr. f. schwz. I!. X 81);
Zg. — Libet-: von Leinwandfabrikanten, z. B. als
,Wiflerinnen' [zum Vernähen], angestellte Arbeiterin G.
— Läli-Maitschi: Schelte auf ein gedankenloses,
einfältiges Mädchen, das seinen Vorteil nicht zu wahren,
sich nicht zu helfen weiss Aa; B. ,Für zu Etwas zu
kommen, müsse man ein so dummes L. nicht sein
wie das.' Gotth. - - L er- Maitli Aa; VO; G; Z
-Maitschi B = Ler-Chind 2 (Bd III 347). .Discipula,
leer-meitle. -töchterle.' Fris.; Mal. Läschi-
Maitli: Schelte auf ein dummes, leichtsinniges, nichts-
nutziges Ding B. Jie däichit umme*, list das L. da
so nütnutzige* Zug am ne" heiige* Sunnde* [Sonntag],
anstatt öppe" d's Testament oder d's G'sangbuech z'
ne*. MWalden. So geit's Ei*'m; da eha** nie* Hung
si", bis nie" bal* alli Vieri von im streckt; de"" muess
so-n-es Jungs L. [als Dienstmädchen] zueche". ebd. -
Maie"-: (geschmückte) Begleiterin (die Schwester
oder die Zukünftige) der ledigen Alplerbeamten an
der Älplerkirchweih Obw; Syn. Chilchivih-Maitli. —
Meist er- = M -Jungfrau (s. Bd 1 1249) L. — Nidle"-
Maitja: Name der Teilnehmerinnen an der sogen.
Schueler-Nidlen, einem Kinderfest GrD. Unterschnitt;
Syn. Schlitten-Maitja; vgl. Bühler 1 373. — Buebe"-
Maitli Z, -Maitschi W = Gägi-Maitli. — Erdberi-
Maitselii: Mädchen, das Erdbeeren sammelt und
nachher feil bietet B; S.
Berner-: 1. Bernerniädchen L; Z. B. kamen bis
in die 30er und 10er Jahre an den ZSee aus dem
Bü., um den Winter über zu spinnen ZErl. Wer um
den Mund Pusteln oder Blasen bekommt, von Dem
sagt man: Er hed ime" B. e* Schmutz [Kuss] 'ge* L.
Sl
Mild, med, mid, mod, mud
82
Hellt sich der Abendhimmel auf, so heisst es: 's B.
lüpft de" Rock, es gibd guei Wetter. 2. gemein* es
U. 11" der Nase ha*, eine Rotznase Lj 8.
Das /;. in der Wetterprognose bedeutet den westlichen
lli i.l. '2 h:it. die herunter lian jr«inl<-n Ziinl'e der Berner
Mildchen von vormals vor Augen.
Bäsi-Mait(e)Ii: junge Base ScuwE. Liebs B.l
MLienert 1891, 239. — Bettel-Mätel: Bettelmäd-
elien Ai'H., M. — BStter- = B'hör-Maitli ApStein. —
Pläri-Maitschi: Schelte auf ein Mädchen, das oft
und stark weint BSchw. — Strau-Blä tz-Maitli:
Mädchen, das mit Strohmatten hausiert Z ; s. MUsteri
I 206. — Bruech -Maitschi: Jungfrau, ,die den
Gürtel trägt' S. Mit Freude" zu de" Tänzele", mit
Trure" widerum hei'", — so got 's i" mängem Br., nit
nummen i" mir allei". a. Volkslied. — .Brueder-
Meitlin: mendicantes.' Mal. Syn. Bettel-Mätel. —
Brief-Maitli = Post-Ofti«d2 (Bd III 347) Z f. Vgl.
DHess 1818, 513. — Rad-: Mädchen, das, vor Ein-
führung des Dampfbetriebs, in Seidenzwirnereien das
Schwungrad der Maschine zu treiben hatte. XVII. bis
Anf. XVIII., ZStdt. — Rolli-: Schelte auf ein un-
bändiges Mädchen Schw. — Rast-: erwachsene Toch-
ter, die einen Teil des Verdienstes (den ,Rast') den
Eltern für Kost und Wohnung abzuliefern hat, int
Übrigen selbständig ist Z f- ,Die Tischgänger und
Tischgängerinnen, auch Rastmeitli.' Z Instruktion 1769.
— Sudel- Z, Südel- B: Dienstmagd, welche die ge-
ringsten Arbeiten zu verrichten hat B; Z. — Sand-
Maitschi: Mädchen, das mit Scheuersand (aus Tuff-
stein) hausiert B. .Ehedem ward das Besenniannli.
das Eierfraueli, das Tuft- oder Sandmeitschi usw. so
gleichsam zur Familie gerechnet.' Gotth. — Singer-:
Mädchen des Dorfes, die regelmässig zur Pflege des
Gesangs zskommen LKriens. — Schucl-Maitli Bs;
B; Ndw, -Maitschi B, -Mätel, -Mädli Ap, Schualar-
Maidja" GrD.: Mädchen im schulpflichtigen Alter;
Syn. Schueler-Grütt (s. Bd II 829), -Chind. — Tanz-
Schenker-Maitli: Mädchen, das von den ,Tanz-
schenkern' als Aufwärterin an den Tanzfesten gedungen
wird SchwE. — Schappel-; wahrsch. = Rosenkranz-
Jungfrau (s. Bd I 1249). Im L Heiligenspiel von 1549
tritt ein ,Sch.' auf. Vgl. Tschappel-Chnab Bd III 713.
— G'schir''-: Abwaschmädchen, bes. in einer Wirts-
küche L; Syn. Abwasch- Maitli. — Schützlig-: hoch-
aufgeschossenes, junges Mädchen, zugleich mit dem
Nbbegr. von Schutz-Gatter 3 (s. Bd II 498) BsL.; S. —
Schlaf- = Scilla fgäugerin (s. Bd II 360) B. ,Sie hatte
sich gewöhnt, ihre Schi, als Leute aus der untersten
und verkommensten Klasse zu behandeln.' MWalden.
— Schlitte"-Maitja1': Teilnehmerin an einer Schlit-
tenfahrt GrPt. ; spec. an der unter Schueler-Nidlen
genannten Festlichkeit, mit welcher auch eine gemein-
same Schlittenfahrt verbunden ist GrD. Oberschnitt.
— Schnuder- Mädli: verächtlich, kleines, nase-
weises Mädchen Ap. Vgl. Sehn.-Bueb. — Schnitter-
Maitschi: Schnitterin B; s. N. schwz. Unterhaltungs-
blatt 1852, 349. — Schratten -Maitli: nach der
einen Sage eine Jungfrau, die vom Teufel zur Strafe
für ihren Hochmut und ihre Grausamkeit in die Höhle
unter dem Scheibengütsch an der Schrattenfluh ge-
bannt wurde; nach der andern Sage ein geheimniss-
volles, zauberkundiges Wesen, das im Bunde mit dem
Satan den h. Justus an der Predigt des christlichen
Glaubens hindern wollte und diese Tat dann mit grossen
Schweiz. Idiotikon. IV.
Qualen büssen musste LB.; vgl. Mit., Sagen 58/9. —
Schwenk-Maitschi: Mädchen, das in Wirtschaften
die Gläser zu spülen hat; Abwaschmädchen B. —
Stube"-Maitli, -Maitschi: 1. = Cheller-Maitli B.
,Lisabethli, welches heute in der Pinte seine Base als
Stubenmeitschi vertritt.' Nydegger 1890. Bei Gotth.
verhochdeutscht: ,Die Kellnerin oder das Stubenmäd-
chen, wie wir im Berngebiet sagen.' ,Als sie am Wein
sassen und die Stubenmagd fragte, ob sie noch Etw.
zu essen bringen solle.' ebd. Vgl. St.-Knecht. — 2. St.-
Maitli, Stuben-, Z immer magd Z. Gegs. Uhuchi-M. —
Stu b et i -Maitli = Chilterin (s. Bd III 245/6) GSa.
Am Abend des Mai-Hereinläutens wird unbeliebten
,St.-Maitlinen' etwa ein Strohmann oder ein .Narren-
ast' vors Fenster gehängt; vgl. Maien 1 und Alpenp.
II 204. — Instands-: Dienstmädchen, das die eigent-
liche Magd, z. B. während deren Erkrankung, vertritt
B. ,Nun kamen [für die Magd] auch Krankheiten
und Schwächen; hier musste sie ein Einstandsmeitli
bezahlen, dort den Dienst verlassen.' N. B Kai. 1843
(Gotth.). .Eine Einstandsmagd, die kochen kann und
den Hausdienst kennt.' B Intelligenzbl. 1880. — Tä-
te li-Maiteli: Mädchen, das am ,St Johannesmahl'
(zu Weihnachten) die kirchlichen Gemälde in der
Kirche herumzutragen hat; s. Ap Geschichten 71. —
Ve r di ng-Mai t s chi : als Verding-Chind (s. Bd III 349)
untergebrachtes Mädchen B. 's Betli isch es arms V.
g'si*; hed kei" Vatter und kei" Muster nie g'ha" »"''
isch vo" ei"''m Ort zum andere" cho", wo s' es am Wut fei-
ste" g'ha" hend. AzGilgen 1887. ,Das wäre mir ein
lustig Dabeisein, wenn jeder Taunerbub und jedes
V. schreiben sollte.' Gotth. — Tisch-Maitli = Chost-
Maitli Z. Viele T., die sich meistens mit Spinnen und
Weben ernährten, wurden 1690 von der Dorfgemeinde
Horgcn weggewiesen. Strickl. — I"e-träger-: Mäd-
chen, welches den Täufling in die Kirche trägt ZNer.,
Rüml. — Trolli-Maitschi = Gassen- Maitli Zg. —
Tschuto-Maitji: mitleidig-verächtlich, armes, hilf-
loses Mädchen, z. B. von einem Waisenkind W. -
Chilch-wich Chilbi- Maitli (in Gr ObS. -Maitja):
Kirchweihtänzerin Gr; spec. = Maien-Maitsehi L. Die
Kirchweihmädchen werden von den Jungburschen ge-
wählt und der sog. .Kirchweihvorsteher' hat das Recht,
zuerst die Wahl zu treffen GRÜbS.; vgl. Jäklin 1878, 7;
Bühler IV 39. D'r Fänden"'1 hed 's Anne'marlli scho"
lang vorane" als Ch. angaschiert g'ha" und 's iezt [an
der Sennenkirchweih] kei" Angc'blick ab d'r Hand
g'la" L (Schwzd.). — Wuche"-: Mädchen, das Hin-
ein oder einige Mal in der Woche die Besorgung der
Hausgeschäfte im Tag- oder Stundenlohn übernimmt B;
Syn. Spetterin. — Wäldler-: Schwarzwälderin Aa; Z.
Als Euphem. (viell. für .Wetter') in einem Schwur:
Ich weit, das1 der Donner und 's W. dri" schlüeg. Huw.
Bad. Kal. 1851. — Wümmer-: Winzerin Z. Syn.
Wimmerin. .Während dem Wümmet war es so wann,
dass die W. ohne Schuh und Strumpf barfuss ge-
wümmet, welches meiner Lebtag nicht gesehen.' ZZoll.
Herbstrodel 1727. — Win- = Cheller-Maitli. Fris.;
Mal.; s. Chellerin Bd III 205. — Weich-: 1. Dienst-
magd, die zu Feldarbeiten verwendet wird S; vgl.
Joach. 1885, 71. — 2. Taglöhnerin bei einem Bauern
ScHSchl. — Wasser-. DHess 1818, 513 erwähnt unter
den Personen, welche von den Badegästen Trinkgelder
erwarten, die ,W.-Magd' (neben dem , Badwäscher').
— Abwasch- = G 'schirr -Maitli Z. — Zimpfer-
6
83
Mail, med, mid, mod, mud
81
Maitschi: .Schelte auf ein zimpferliches Ding B.
.Wie ein Z. auf Eiern geht.' Gotth. — Zaupf-: ver-
ächtlich, schwächliches Mädchen Zg; Syn. Zaupf. -
Zotter-Maitli: Schelte auf ein Mädchen mit zer-
rissenen Kleidern und aufgelösten Haaren UwE.
maitele" S, maitschene" B: sich zu den .Mäd-
chen halten, ihnen nachstreichen. Er geb a', er mach
G'schäfti, um besser m. und e Frau sueche* z' chönne*.
Schild.
Maitscheler m.: verächtlich. Junge, der sich zu
den Mädchen hält B; Syn. Maitschi-Fötzler (s. Bd I
1158), -Güggel.
Maude" f.: Schelte auf ein gleichgültiges, un-
ordentliches Weib Schw. I)' Anne' Katri. die alt M.
MLienert. Maudeli n.: kurzes, dickes, unordentliches
Mädchen BM.
Die Gruppe scheint im Ablautsverhältniss zu stehen mit
der Gruppe mud-, mUd- (Grundbed. .gedrückt, verborgen', in
phys. und mor. Beziehung*); vgl. ,maudern' bei Gr. WB.
maude": heimlich essen B um Aarb.
Maude r Aä; L (neben -äu-)\ S, sonst Münder,
bzw. Moder — m„ Dim. Mauderli Aa : 1. a.) = Chäuder
(s. Bd III 148) AA; „B;" VO; Gl; Gr; G; Sch; S;
Tu; Z; Syn. auch Burren. .An der sonnen zücht die
katz den augsternen zuesammen; sölichs tuend voraus
die mäuder.' Tierb. 15G3. Spec. Kater in der Brunst-
zeit LSemp. — b) schwarze Katze Sch (Kirchh.). —
2. übertr. auf Menschen, a) fette, dicke Person GA.
— b) auch Ghole"-M., Person mit dunkler Hautfarbe
Sch (Kirchh.). — c) Wohllüstling. Mädchenjäger „B;"
VO; „Gl; Sch; S;" Th. Mehr scherzh. von ledigen
Burschen übh. Schw. — d) „Schwächling B; VO;
Gl; Sch."
Betr. die Etymologie vgl. Audi, zu ehüderen I (Bd III 153).
Die Form Müder (bes. GRh.) entspricht der Nbf. Ghöder zu
i 'Minder. Vgl. auch Mauger. Hieher viel], auch der Familien-
name Mauderli SStüssl.
Chuchi-: Spottname auf Jmd, der vor dem Essen
in die Küche schleicht, um zu sehen, was es gibt L;
Syn. Ch.-Schmecker.
maudere", mäudere": 1. a) mürrisch sein (,wie
ein alter Kater') GA.; Syn. chäuderen. .Mauderen,
traurig sein, moerere, tristare.' Red. 1662. ,Mauderen,
mussare.' Denzl. 1710. — b) schwach regnen ZoWalehw.
— 2. der Wohlinst nachjagen, Wohllust treiben L; „Z."
,N. N., wil er mit einer metzen gemäudert und rnorn-
dess mit den h. Sakramenten umgangen, soll er ein-
getürnvt werden.' 1550, L Urteilsspruch. — 3. rasch
und geschickt Etwas entwenden L.
mauderig: 1. vom Wetter, trübe, ohne dass es
gerade regnet L; Zg; Syn. müder ig, maugel, 7nass-
leidig (Bd III 1084). — 2. von Personen, in sich ge-
kehrt, niedergeschlagen, ebd.
Maudi (in Aa tw.; B oSi. Mäudi) m. (lt einer An-
gabe in B auch n.): 1. a) = Mauder 1 Aa; B; VO;
„Gl;" Sch; S. Üse" M., we"-me'-ne' i" Stil chiemmt,
macht nit es settigs G'sicht BStdt (Schwzd.). ,1m Hause
lebte eine schöne, schwarze Katze, ein gewaltiger M.'
Gotth. Ein" a'schnüze" (-schnauze') uic-n-e" taube'
M., anfahren wie ein zorniger Kater 1!; vgl. MWalden
1884, 128. Etwas misstrauisch und missvergnügt an-
blicken wie der Bless [Hund] de' M. L. — b) Männ-
chen von Tieren übh. B oSi. — 2. übertr. auf Menschen.
a) = Mauder 2a BStdt. — b) einfältiger, auch; hastiger
Mensch BE. Kleiner, armer Mann B oSi. — c) mür-
rischer, unzugänglicher Mensch B. Du Ghetzers M..'
Anrede an eine spröde Geliebte. Guckkasten 1848.
Betr. die Form vgl. bes. noch die Synn. Mann, Baudi.
Das Nfiitr. wohl nach dem syn. Büsi, das z. B. bei Joach.
1881. 104 mit Maudi wechselt.
Fress-: Schelte auf einen Vielesser B.
Chole"-: kohlschwarzer Kater B; vgl. Mauder 2 b.
Vo" dem Pulvere" [Verpuffen von Pulver | hei Mängel
wie ne Gh. dri" g'seh. B Hist. Kai. 1890.
Suppe"-: spöttisch von Einem, der viel Suppe
isst B.
mündig: steigerndes Adv., euphem. für mein-eidig
(s. Bd 1 93) Z. M. gross, z. B. von einem Stück Brot.
Medaii f. Ndw, n. Z., Dim. „Medajeli, Madajeli,
Medejeh" : Medaille Ndw; Medaillon Z. „Halsge-
hänge (in."
Aus dem frz. midaitU, bzw. aus dem rätorom. medaja,
welche Form wir auch bei Kcssl. treffeu. Vgl. auch Schm.-
Fr. I 1570, .Medeie' bei Gr. WB.
Medardus M.eder II, bzw. Müder (in ZO. auch
M.ederi), häufig Dim. Mtederli Ap; Bs; Sch; U; Z:
Name des Kalenderheiligen, bzw. seines Gedenktages
(8. Juni; auch Mäderlis-Tag Ap; Bs; B; Z), der als
einer der wichtigsten Loostage, bes. für die Heuernte
gilt. Wie der Müder ist, so wird de'' Heuet, ist am
M en Bege'schutz, so giH 's en Juckheuet Z; vgl.
Bd II 1821. Wenn es nämlich an diesem Tage regnet,
so soll es 21, 40 Tage, 4, 7 Wochen regnen Bs; L;
Sch; Z; vgl. vMoos 1775, 144/5. Der Mäderli bringt
kei Büehi me* derher, wo-n-em licbstocl; g,förlid' war
Sch (Sulger); vgl. Wander, Sprww.
Die Fonn Müder hat sich in der Aussprache völlig an
Müder, Mähder, augelehnt, ein Vorgaug, der erleichtert winde
durch die Beziehungen, die der Kalenderheilige nach dem
Volksglauben zur Heuernte hat; doch ist der Vorgang viell.
der umgekehrte, dass man näudich dem Heiligen, verleitet
durch den Gleichklang der Worte, diese Beziehungen erst
andichtete; vgl. Bonifazi : Bon. Hieher gehört wohl auch
der Geschlechtsnamo Mader Aa (.Roni Seiler, geuaunt Meder.'
1653, AaWett. Klosterarch.); Sch; Th, während der Kuli-
name Müder (s. Alpiua I 138) wohl eher zu Müder 1, Mähder
(eig. wohl: Kuh, die im Grase tüchtig aufräumt, wie iiu
Mähder) gehört.
mediati GrPt., mediart Ndw: 1. ohne Säumen,
sofort GrPt. — 2. beinahe Ndw. Mediart wärist
iffalle". — Aus frz. immidiat in Bed. 1. Die Bedd. ver-
mitteln sich durch deu Zwischenbegriff .unmittelbar darauf.1
Medizin f.: Arznei, allg. Syn. Ddkter-Busti'g. Es
ist m'r wi M., es ekelt mich an Aa.
Mcdizinieretc" f.: Coli., eine Menge von Arznei-
flaschen, Flaschen übh. GitMai. Syn. Gütterleten.
Medon S, Medöri Uw: Name von Hunden.
Wahrsch. aus frz. medor, Liebhaber (vgl. den Namen Ami
für Bunde). Hedon ist viell. nur fehlerhaft für Medor.
Meide] m. = Midel-Fisch (s. Bd I 1102). Bodensie.
Das Selbe sind wnhl die .mädliug' (.Allweg '1 m. = 1 yscr
Zeilen'). L582, ZEgl. Urbar; s. Wild 1883, 218.
„Meide"", im Aa (lt Rochh.) Meider m.: Zucht-
hengst »LG."
Mhd. (und in unserer Lit. des XIV. /XV.I meidem, männ-
liches Pferd, Wallach. Das W. wurde latinisiert; Medius
equus; vgl. Rochh. 1887, 108.
*.-.
Mad, med, miil. mod, mud
Miden. nur in der Interj.: Potz M.! WLö. -
Wahrsch. enphem. für Udat; vgl. Bil III 1089.
linde". Ptc. Perf. (/mitte" Bs (Spreng), (fandet F:
wie nhil. meiden, doch wenig volkstümlich. Verlassen
S. Die Magd, um unter d'r ZU het müesse" d'r Platz
in., iis b' sunder e" Gründe", nie d' Lid säge". Joacb.
ab-: vermeiden. .Dass die Ausführung als Zeit
verzehrend so weit möglich abgemitten werde.' SMu-
tach 170!). Auch sonst in B Mandaten des XVIII. —
Viell. zsgs. nach Analogie der synn. ab-fliehen, -to«cÄe»i
ver-: vermeiden, unterlassen, allg. Es isch ver-
mute' 'blibe" Bs (Spreng). Er het 's vermute' g'lo",
hat es unterlassen zu tun AiLeer. .[Unterhandeln]
nachdem und si besser dunket getan denn vermitten.'
1415, Skg., RG. und ähnlich formelhaft häufig, bes.
im XV. ,AUe geferde. untrüwe und argelist harinn
gänzlich vermitten.- 1475, Bs Chr.
Das Ptc. Perf. .vermitten', auch sonst in unserer ä. Lit.
häufig, ist die urspr. lautgesetzliche Form; vgl. i/liiten,
<{' *• !i nitu rt.
unvermidenlich: unvermeidlich. ,Wie es die
Notdurft und schwere Zeiten u. erforderend.' Z Mand.
1650.
Mii'del n.. in Ap; Bs; G; Th in. — PI. mit üml. Ap,
sonst unver. — Diin. Modell: 1. im Allg. wie nhd..
Form, Muster, Modell, concr. und abstr. allg. Spec.
a) die Form, in welche man Trester-Chäsli (s. Bd III
509) presst hiTh. — b) Form zu Backwerken, z. B.
Gufere'-, Chüechli-, Chrone"-, Rose"-, Turle'-Model Bs;
Tu; Z; vgl. Model-Chüechli Bd III 138; Gofferen Bd II
131. — c) vom Gussniodell hergenommen wird die RA.
sein: Wi us-eme" Mödeli use", blank, wie gegossen
Aa; Z. — d) , Einen 25" langen M., für Hauben zu
röhrlen.' ApHer. Avisbl. — e) hölzerner Klotz, auf
dessen glatter Fläche eine Zeichnung eingegraben
oder aus Blech eingesetzt ist, zum Bedrucken von
Zeugen gebraucht Gl; Z; von den Stickern ange-
wendet, um die Vorzeichnung für ihre Arbeit zu er-
halten Ap (auch Stich-M.). S. noch Göller Bd II 218.
- f ) Vorlage für Brodier-, Häkel- und Strickarbeiten ;
auch die Zeichnung selber, welche durch diese Ar-
beiten entsteht Ap; VO; Z. Beim Stricken unter-
scheidet man ein Chrebs-, Müggli-, Badent-, Biindcli-,
Pfaue"-, Freischütz-, Weste"- Mödeli als sog. Typen-
muster, beim Häkeln ein Rose'-Mödeli u. A.; vgl.
Kamen. — g) übertr. bes. in RAA. betr. Ähnlichkeit
der Kinder mit ihren Eltern Aa; Ap; Bs; VO; G;
Th; Z. 's (de") M. vom Vater (von der Mueter) ha",
dessen Ebenbild sein; syn. sin icie ab-e»t abe'g' 'schnitte:
Me" kennt in am M. (a"), an der Familienähnlichkeit.
Si sind wie us ei"'m M. use", händ 's glich M., sind
sich nach Aussehen, Kleidung ganz gleich, vom glei-
chen Schlag. ,[Er] pfiff nach meinem M.' UBrägger.
Von Kindern mit regelmässigem Körperbau, von
schöner Gestalt sagt man : Das ist ei"€s wie-n-es Mö-
deli ZO. ,Und was einerlei mass und einerlei m. bei-
der Cherubim.' 1531/48, I. Kön.; dafür: .Form.' 1882.
,Zue einem vorbild und madel.' Kessl. ,Es sollen alle
fischer die yser über den m., so jeder vor seiner
obrigkeit gegeben, stricken, auch die reuschen ob-
angeregten m. gemess und in der selben weite gemacht
werden.' 1598, JVetter; vgl. Iser-Garn Bd II 420.
,Sonst g'hören All in eben gleichen Rodel berufner
Zauberei, die nach der selben M. Böses treiben ab
mit Bösem widerum.' RGwerb 1646. .Ein Magd tragt
ein Kind auf dem Arm, das hast, du zuvor nie ge-
sehen ; gleichwol weil es Dem, Disem gleichet, zweirlist
du nit. es sei sein und kennst das M.' FWvss 1650.
.Das Ziegelmodel.' 1653, Z Anz. ,Nach dem vollkomm-
nesten M., der ersten Regul und Richtschnur des
Worts Gottes gebesseret.' JHHott. 1666. .Spitzlin und
Mödelin uf ein Brittlin gewunden.' XVII., L. ,Das
M. eines neuwen Rathauses.' 1694, Z Ratsb. ,Man
weisst wol, dass keine Zwei zusammenkommen, die
überall in ein M. seien gegossen.' JMeyer 1694. —
2. Bildchen GRh. Einem Kinde en M. gl'. Syn. Ei
Bd I 179.
Mhd. model n., m., ans lat. modulus wie Rodel aus rotvlus.
Das Masc. auch Bs Taxordn. 1G4G: ,Für ein fleissiger M.'
und JLC'ys. 1661: ,In ein schönern M. gegossen.' Der Unil.
auch Seh Stadtb. (AI. VI 277); JRLandenb. 1608.
Fisch- Mödelin. .1 F. zum Pacht [Gebäck,
Backen].' 1627, Ta-Bürglen Inv. — Hose"- Model,
auch -Modli G: scherzh. Benennung eines Knaben,
der die ersten Hosen trägt Ap; G. Syn. Hosunggeier
Bd H 1698. — Chugle"-: Form zum Kugelgiessen.
Ein solches musste jeder Scharfschütz (sammt Clielle"
und Blei) mit sich führen Z f- — C herze"-: Form,
um Kerzen zu giessen. Z Inv. 1600/1815; 1659, SchwE.
Klosterarch. Dergleichen, aus Glas verfertigt und
reihenweise in einem Gestelle hängend, finden sich
noch heutzutage auf dem Lande in bessern Privat-
häusern des Kts Z. — Liechter- = dem Vor. ,Ein L.,
so wenig nutz.' 1627, Inv. THBürglen. — Strich-:
Werkzeug der Tischler und Zimmerleute, bestehend
aus einer Holzleiste mit scharfen Eisenspitzen, mit
denen Linien ins Holz (bes. Bretter) eingeritzt (.ge-
strichen') werden B; Z; Syn. Strich-Mess. — Tirg-
geli-: hölzerne Form, in der die Bilder und Sprüche
der Tirggeli eingegraben sind Z. Es G'sicht ha" wie-
n-es T., von einem Pockennarbigen ZZoll.. auch Spitz-
name eines Solchen.
modle" I: 1. wie nhd. allg. Ein bestimmtes Dessin
ins Tuch weben oder in einen Strumpf stricken Ndw.
Weidli''' modlet 's a" de" Buggett [Blumenstrauss]
iimmc", dass me" iri fröstlige" Versli guet g'seht S
(Hausfrd). ,Der, der mich in mueterleib gemodlet und
gestaltet.' 1531/48, Hiob; dafür .gebildet.' 1882. —
2. langsam kauen (gleichs. als wollte man die Speisen
im Munde formen?) Z; Syn. chautschen; s. Bd III 578.
g'modlet: 1. verziert, durch Brodier- oder Häkel-
arbeit oder durch eine aufgedruckte Zeichnung; bos-
siert VO; Gr; Z. G'modlets Zug, z.B. Baumwollstoff.
G'modleti Tischtüechli, SchwMuo. ,Gemodlet und ge-
blümt-seidene Kleidungen.' Z Mand. 1744. S. noch
Schwzd. XIX 26. — 2. = g' formt (s. Bd I 1016), bes.
von Vieh, doch auch Menschen Aa; S; Z. E g'modleti
Chue. Es guet g'modlets Maitschi AaF. ,Das seien
einmal schöne Tiere, gut gemodelt und füllten sich
brav; allen Zeichen nach müssten es von den besten
Milchkühen sein weit und breit.' AHartm. 1855. —
Unmittelbar abgeleitet von dem Subst., wie g'ßirmt von Form.
modele" I, lt St. auch modele": 1. Dim. zu modle",
Etwas zierlich ausarbeiten (daher auch zsgs. its-m.);
allerlei kleine Handarbeiten (drechseln, schnitzen) zu
verrichten, Allerlei mit Kunst und Sorgfalt zurecht
zu machen wissen B; VO; „S"; Syn. bäschelen. —
2. genau ausmessen, einteilen B. ,Sie dachten nicht
87
Mail, med, mitl. niod, mnd
daran, d1 Sach in ein Mass zu bringen, z mödelen.'
Gotth. Ei"'m Öppis use*-m., Jmdm eine Speise beim
Vorlegen genau zumessen B.
ab-mödelen: 1. mit Dat. 1'., karg zuteilen, genau
abmessen beim Austeilen ß; Syn. ab-stäubelen, -teilen.
Me" muess de' Chindre" d's Esse' e chli a. — 2. mit
Acc. S., Etwas beim Verteilen, Verbraucben zu Kat
halten B. ,Wie sie auch die Kreuzer abmödelete, hier
konnte sie verschwenden.' Gotth. — zue-: mit Dat.
P., Jmdm Etwas sorgsam, sparsam zumessen B. Me"
muess fro si", we"* me" numme" g'nues überchunnt;
mi" sott meine", si hätte" 's ere" Jedere" [einer Jeden]
apparti -tteg'mödelet. Schwzd. ,Bei grossen Anlässen,
bei Waschen konnte ihm [dem Dienstmädchen] sein
Meister das Brönz am wenigsten nachrechnen oder zu-
mödelcn.' Gotth. ,Eine Flasche vom besseren, aus wel-
cher der Alte den Jungen die Tropfen zumödelet.' ebd.
Mode ler m. : sorgfältiger (gleichsam nach einem
.Model' arbeitender), aber langsamer Arbeiter B; S.
1)' Pfuscher esse" 's Brot und d' Mödeler lide" Not.
g'mödelet: 1. zierlich geordnet, eingerichtet B; S.
Alles g'mödelet und 'töggelet ha" welle" ; Syn. 'huschelet
und g'ördelet. Schön g'mödeleti Gärte". Hopst. —
2. mit Figuren bedruckt, faconniert, von Stoffen L; Z.
S. Kammerein Bd III 255/6. — 1 Ptc. Perf. vou mödelen,
'J Alil. von Modelt.
ver-modele": vermodern L (St.h). — Zu nhd. ,Moder.'
modere": glimmen, langsam brennen L (Ineichen);
W (ImObersteg); Zg (St.b). Das [feuchte oder faule]
Holz moderet nur. — Vgl. das Folg. Doch ist auch Zshaug
mit .motten' zu erwägen.
modle" II: modern, schimmlig werden VO. D'
WüschliuHjie" und <V Äbdröchner modli'd, we" me" s'
nass u /' d' Site" dued Sohw. Es modlet Alls im Cheller
SchwMuo. G^modlet, moderig, faulend SchwMuo. Nach
Moder oder angebrannten Sachen riechen UwE.
modlig: moderig, faulig, schimmlig VO. Es m-s
Zimmer.
Mode" f.: im Allg. wie nhd.; Art, Brauch Bs; Th; Z.
Oppis (nid) i" der M. ha", (nicht) zu tun pflegen Bs;
Th; Z. Es ist si" M., dri" z' schlä", wenn er 'Prunke'
hat Z. Häufig Dim. und PL, mit verächtlicher Nbbed.,
[Imstande, Sonderbarkeiten, Eigenheiten Z. Das sind
nw Mödeli! Mödeli mache", auch: mit seinem Gut
verschwenderisch umgehen ZEls.; von Pferden: un-
ruhig sein Z. (Neui) Mödeli a'fangc", sich auffällig
machen Z.
Moderei f.: modisches Zeug. ,Die Jugend tanzt
leidenschaftlich, auch die kinderlehrpflichtige, und die
Tänzer kriegen Preise, Uhren, Fleisch, Würste, M-en.'
Anf. XIX., Bericht des Pfarrers von ZRüschlikon.
ala-modisch: modisch, der Mode gemäss Bs;
SmSt. (Sulger). Häufig in der Lit. des XVI. /Will.
Dazu die Subst. ,Alamoderei, Allermoderei', Nach-
äffung fremder Moden; Modesachen. JMüllek 1673.
,Alamodist', Modenarr. AKlingl. 1(388, 41.
Modistin f.: Putzmacherin Ap; VOj Th; Z.
Junge Entlehnung ans dein Frz. beweist die wenigstens
fcw. vorkommende Ansspr. mit reinem -
ab-mödele". Ein"" von Öppis a., ihm Etwas
abgewöhnen BG.
Der Voc. wird zwar als kurz bezeichnet, was uns aber
n.'u'li den I.Miitvirliältiiissen im Kt. li Dicht abhalten kann,
das W, eher zu Mödeli als zu Mtidel zu stellen.
(g')mödig: modisch, bes. von der Kleidung /..
G'm. ilio". si*. Gebräuchlich: Da' ist nid in. lii üs Tu.
alt-m.: altmodisch Th; Z.
Nu" -M odler m.: Neuerer, auch auf politischem
Gebiet. 1779, Bs (Syn. mit .Franzmänner'). Und ich
intim" iee, d' Nümödler sige'd die gross/ Schuld a" der
Unor^nig im Schwizerland. öl Volksgespr. 1834.
Bot-Moder: Gauchheil, anagallis. Bs Apotheker-
tax 1701.
Moderieh ß; „LE.-. Müderech ZEls., „Mutterech
ß" — m. : Haufe über und durch einander liegender
Sachen, Durcheinander B; „LE.;" ZW1. Diehänden
schöne" M. vo" me" Husratl Weiche Masse BB.;
„Haufe, bes. von Speisen L. Man hat mir einen M.
aufgestellt." Ganz Modreche" G'chöch fresse".
Es scheint eine Mischung verschiedener Stämme vorzu-
liegen; Moderich mag einen Hauten gleichsam iu einander
modernder Sachen bezeichnen, Müderedi und Mutterech da-
gegen lehnen sich au Mut ich, Mmtich [verborgener Vorrat] ab.
Modi, Mudi n.: wegwerfende Bezeichnung der
Mädchen im Jargon der Knaben BStdt.
Model in. : Schelte auf einen sehr leichtsinnigen
Menschen Schw. — Viell. zu modle* II wie Ludet zu
lodele".
-modele": brausen, vom Laute des siedenden Was-
sers F." — Vwdt mit .motten'; vgl. milderen, Nbf. von
mutten c
müder: kränkelnd AALcer.
G'm ü der n.: Zustand der Verdriesslichkeit AaF.
müdere", in GA. müdere": 1. wesentlich = Mü-
deren 1 (s. Bd III 624). a) sich in sich zsschmiegen,
vor Frost oder Angst, besonders von Vögeln; frösteln
AaFH.; B; Sch; Schw; U; Z. ,Die Hühner stehen
mudernd und frierend auf der Holzbige [Holzstoss].'
Wanderer. , Müderen, schauderen, horrere. tremere."
Red. 1662. — b) auch umme"-m., matt, unbehaglich,
verstimmt, ohne Arbeits- und Esslust herumsitzen oder
-liegen, wie es bei leichtern) Unwohlsein oder bei Hy-
pochondrie der Fall ist; kränkeln Aa; Ap; Bs; B;
VO; Gr; G; Sch ; S; Z; Syn. auch gruchsen Bd II 702,
grüggen Bd II 729, grüpen Bd II 790, »lautieren,
müggren, brueten. Er tuod so Ettes ummer-m. GrL.
Aus Verdruss, Zorn mit Jmdm längere Zeit nicht
reden, ihm grollen BHa. ; F; Gr; L; Zg; Syn. chol-
deren Bd III 237. .Turgere alicui, sich gegen einem
bläyen oder müderen, mit einem m. oder on reden
gon, feindschaft und neid gegen einem tragen, wider
einen erzürnt sein.' Fris. ; Mal. Langsam sein, zau-
dern Aa (Rochh.). Auch, z. T. refL, von Tieren, bes.
Vögeln, und übergehend in den Begriff .sich mausern'
Bs; B; G; See ; S; Z. Das Hüenli wird WÖl welle"
drufga; es minderet gang B. .Siechen, mucken, wie
die Vögel, wenn sie sich mausern oder den Pips haben'
Bs (Spreng). Lt Spreng nach einem Bs Mand. von
1715 auch eine Krankheit des Rindviehs, bei der sogar
die Hausbewohner sich innehalten sollen; Syn. mau-
geren. Von Pflanzen, welche die Blätter senken und
welken B. — c) leicht schlafen, im Halbschlaf sein.
bes. am Morgen nach dem Erwachen noch eine Zeit
lang behaglich im Lette bleiben Gl; G; Z; Syn. bä-
e.hele» : vgl. ,duse(l)n' bei Gr. WB. — d) meist unpers.,
SU
Mad, med, mid, mod, liiuil
00
unentschieden sein, vom Wetter bei trübem Himmel
Aa; Ap; B; VOj Gr; G; Sch; Z; vgl. »»««Wen, Muder-
W'tlhr. Ks G'sieht mache", trie nenn 's neblet und
wilderet. Stutz. Leicht regnen Aa. Es hed hütie g'mü-
deret. tiher iezt will '$ mein i<* cho-ge' schone" [zu regnen
aufhören] AaF. Von eintretendem Tauwetter BSigr.
— e) nicht recht brennen, vom Feuer, glimmen Z;
Syn. motten; vgl. moderen. — 2. Schallwort, a) brum-
mend sein Missvergnügen äussern, sich beschweren,
murren; widersprechen B; VC); Gr; Syn. cfiüderen 6
Bd III 152/3. Der Bür mudered eisder ülier sini Chneeht
Ndw, S. noch flismen Bd I 1212. — b) leise und un-
deutlich sprechen Aa; Syn. mutieren. — c) schnarchen
Ap. — d) schnurren, von der Katze Ap; „GRh."; vgl.
Müderli. — e) dumpf rollen, von fernem Donner VO.
Es muderet geg-dem Pilatis üsc" scho" lang; es gibd
es Wetter New. - Vgl. Anm. zu Mavtden uud betr. die
Bedeutuugsentwicklung Anm. zu chüdercn.
i"-: refl., sich zum Schutz gegen Kälte recht dicht
einhüllen Sch. Syn. in-mummelen. — us-: aufhören zu
m äderen, von Menschen, die ihre körperliche und gei-
stige Frische, gutes Aussehen und gute Laune wieder
gewinnen; von Singvögeln, die den Gesang wieder auf-
nehmen; vom Wetter, das allmählich sich aufhellt
Aa; Ap; Bs; B; VO; Gr; G; Sch; S; Z. Ausschlafen
i. S. v. müderen 1 c Z. — ver-: vor Frösteln fast
vergehen, .ganz frostig werden' SchwE.
Müdere" f.: Seheltw., in der Abfertigung: Stille",
31., d' Geiss ist chronic. Sprww. 1869. — Wahrsch. das
Kein, zum Folg. i. S. v. : klagende, mürrische Person.
Müderi m.: kränkelnder, niedergeschlagener, mür-
rischer Mensch Aa; Ap; Bs; B; VO; Gr; G; Sch; S; Z.
Me* hdtt de" Moritz mängist scho" me für nc" alte"
M. und Wvndertt chönnen a'luege" L.
müderig, in L tw.; G; Z g' müder ig: wesentlich
= mauderig. 1. unwohl, kränkelnd Aa; Bs; B ; G. Es
ist mer m., neben: Ich bi" m. B. Von Vögeln in der
Mauser oder wenn sie das Gefieder sträuben Bs; B; Z,
von welkenden Pflanzen B. .Etlich Springer erzeugen
auch wol [Maulesel], die man hoch schetzt und die
doch ganz muderecht [frostig], selten brünstig werden.'
Tierb. 1563. Matt, schläfrig, niedergeschlagen, in sich
gekehrt Aa; Ap; Bs; B; VO; Gr; G; Sch; Th; Z. Wo
feit 's, dass d' eso g'm. bist? Z. Dem isch's nöd recht,
er ist iiebe* so g'm. G. 's isch Alles m. und iV Kerli
und d' Manische" wie verstört. Breitenst. .Dies [die
Hinrichtung Brehms] sah aus so schauderig, Alles war
ganz mauderig.' Krapf. — 2. = mauderig 1, dünn be-
wölkt, so dass die Sonne noch durchscheint, neblig
um die Berge Aa; Ap; Bs; B; VO; Gl; Gr; G; Sch;
S; Th; Z. Me" hat kei Freud zum Schaffe", nenn 's so
vi. Wetter dusse" isch AaFiL — 3. schimmlig. .Wenn
der Wein einen sauren Stich oder sonst einen m-en
Geschmack bekommen hat.' Schweizerb. 1817.
Über die weitere Verbreitung unseres W. in al. Gegenden
vgl. AI. III 281. In GrL. ist der Voc. (in Bed. 2) kurz.
Die Bedd. 1 und 2 vereinigt auch tüeh. 3 gehört viell. nicht
liieher; vgl. nhd. moderig und unser modlig.
Müderli n. = Hudi II 1 (s. Bd II 1001) Z. Vgl.
auch Nüderli.
Herrgotten-= Unser-lielien-Erauen-Güegli (s. Bd
II 162) G. — Wahrsch. davon benannt, dass sich das Tier-
chen oft lange ruhig an der seihen Stelle aufhält, wo es zu
schlummern scheint.
müderle" (in Ndw müderle"): Dim. von milderen.
1. a) traurig, träge oder Bchläfrig herumschleichen
Scn. — b) oft zsgs. mit us-, leicht schlummern; im
halbwachen Zustande langsam ausschlafen, mit dem
Nbbegr. des Wohligen. Wohltuenden, bes. von Kindern
Ap; Gl; G; Scn; Tu; Z. /"'' tu noci ■'an Esse' gern c
ehli m. G; Z. — c) meist unpers., sich trüben, vom
Himmel G; Z. — 2. leise seine Unzufriedenheit zu
äussern anlangen Ndw.
Müderli n.: 1. ein leichtes, kurzes Schläfchen '/..
— 2. Kätzchen, bes. als Kosewort in der Kdspr. Ap.
Milder m. : Ziegenname GT. ,Wie schaute der M.
ihn's noch so gescheid an mit seinen grossen Augen
und schüttelte zum Abschied lustig die Glocke.' Hadsfrd
1881. ,Der M. mit seiner hellen Glocke geht dem Zug
[von Ziegen und Schafen] voran.' III. Kal. 1851. —
Vgl. Mutti (Mudel), Mutti-Geiss.
Gemfider n.: Durcheinander von allerlei Abfällen,
bes. von Brennmaterialien, z. B. in Schreinerwerk-
stätten, im Holzschuppen, auf dem Dachboden usw.
Ap; L; G; ZO. .Niemand soll deheinen bü [Dünger],
kummer, erd, stein noch ander gerauder in der statt
burggraben füeren.' 1417, Z Batserk. .Uf der tili im
gemueder [so!] liggen.' 1485, Gpd.
Das W. gehört wahrsch. mit modlig zu einer Gruppe zu-
sammen. Vgl. bes. die Synn. Gehüder, Genüder, Geschmüder.
Ch rüsch-Miider m. : kleiner Sack für Kleie B.
Viell. mit Müder zur gleichen Wortfamilie gehörig, deren
Grnndbed. wäre: kurz, gedrungen, gestutzt.
Müderich m.: Dickbauch. Id. B. - Vgl. die Anm.
zum Vor. uud Mutti.
Müderli n.: eine Entenart, kleiner Steissfuss, pod.
minor B; vgl. Meisner und Schinz 1815, 254.
Wahrsch. ebf. zu den nächst vorangehenden WW. ge-
hörig, den kurzen, gedruugeuen Körperbau bezeichnend; vgl.
aber auch das Syn. Tüchel.
Muerler Ap (PI. Müeder, neben Müederer, Dim.
MüederliJ; PAL, sonst Müeder I n.: Mieder. Schnür-
brust Aa; Gr; PAL; G; Scn. und zwar glattes (im
Heg*, zum Brisi) AaBL. ; langes, altmodisches, das
wie eine Weste getragen wird Ap. Das nü,c M. mit
d'r Sidn'schnuer und dem stifn", hübsch garniertn"
Papir <inPr. (Schwzd.). Wortspielend: 's Müederli
u-hii", mit weitläufigen Reden langweilen Ap. ,Capi-
tum, Brusttuch. Müder.' Denzl. 1716. S. noch Götter
Bd II 218; Z Taschenb. 1883, 87.
Mhd. muoder, Leib, Leibchen, Mieder (auch von der
Männertracht). Vgl. auch I.ibli Bd III 979.
Für-: der vordere Teil eines Mieders nach altem
Schnitt Ap. — Bris-Nestel-: Mieder, das mit Schnü-
ren zsgezogen wird Ap. — Satze"-: Mieder, an dessen
Klappen und hinten über dem Rückgrat t. Silberplätt-
ehen, t. Verzierungen"aus Silberdraht ( Hosen, Schössen-
Chetteli; vgl. Bd III 567) prangten ApH., K.. M. -
Schnabel-: Mieder, das unten spitz ausläuft Ap. —
Ponter-Spange"-: Mieder, das mit einem Sammt-
band geschlossen wird Ap. — Hochzits-. ,Ich lass
die Schneiderin kommen, damit sie mein rotes H. und
den Spenz [Jacke] dem Mädchen auf den Leib passt.'
Joachim 1892.
niiied: 1. wie nhd. müde. allg. Mach dich nit :' m.
— 's isch ja morn och noch e Tag'. Zuruf an Arbeitende.
M Walpen. ,MHHn sind m. zu sitzen [an der Dispu-
91
Mail, meil, mid,
id, tu ml
92
tation].' Zwingli. Gesteigert hund-erde"- Th. tod-crde"-
Z, hunds-(lod-) Aa ; Gr; G; Z, z' Bodo" m. B. Obertr.
a) euphem., betrunken Bs (Spreng). -- b) „stumpf,
von Schneidwerkzeugen LG." — c) Milch m. mache",
durch Rühren im Butterfass zum Buttern bringen;
sog. .ganze Milch' in einer Flasche schütteln, damit
sie als Getränk für Kranke diene W. Von Butter,
die z.B. beim Kuchenbacken zu lange gekocht hat
Aa; S. M'r müesse* noc* einisch Anke* übertue* [über
das Feuer setzen], der iseh »i., d' Chüechli uci" nümme"
recht ufgo*. Joach. 1881. — 2. .ermüdend' geschwatzig;
lästig, von Personen und Sachen Ar; VO; Gl; G; Tu;
Z. Bis mer nüd m.! Abweisung G. Der Appenzeller
erwidert auf eine Neckerei: Bis nöd so m.! .Imd. der
noch eine Frage anbringen möchte, entschuldigt sich:
Er [ihr] werde'd aber denke*, ic" sig e* m-e Ma**.
Alpenbott 1308. Einen Zudringlichen schilt man: Du
m-er Gast (s. Bd II 484), Joggeli Ar, Christ (s. Bd
III 807), du m-i Grit G, Henne" (s. Bd II 1312), Sei!
Wenn d' [du] Se>b probierst, du m-s G' schöpf, so
chunnst denn sicher um di" Zopf! EFeuker. ,Aber so
man den müeden tant lang b'sicht, so sind es nüt an-
ders dann arbeit der müessigen wortkempfen.' Zwingli.
,Dass die Burgerstädte sich des landflüchtigen Abtes
nicht annehmen und am die Freundschaft Zürichs
mehr geben würden als um die m-en Umtriebe jenes
Mannes.' 1530, Abscii. ,0, nun sehwyg. du m-er mann !'
JBinder 1535. ,Sie freuen sich, dass sie der m-en
bürde abkommen sind.' LLav. 1587. Auch bei Mal.
(s. Gr. WB. VI 2617); HsRMan. 1518 (s. Baecht. 355).
Adv., in der Verbindung miat z' vil, pur troppo PAL
(Giordani). — 3. arm(selig), unglücklich, bedauerns-
wert PA1. Mint)' Gast, Tising! povero diavolo, miati
Zonn, poveretta! Giordani. ,Ich meint, er [1. es] war
niemand müeder dann allein wir armen lantsknecht.'
HsRMan. 1548. — Mhd. müede in den Beäd. 1 und 3.
werch-: müde vom Arbeiten B.
G'müed n.: ermüdendes Bitten, Drängen Vü; G;
Z. Es G'm. ha". Blös-mer Äschq*! hast all a G'm.!
GRh. Syn. Müedi- Wesen, -Zug.
müede": 1. „ausruhen G." — 2. intr., durch Ge-
schwätz, bes. aber durch anhaltendes Zureden, unab-
lässige, zudringliche Bitten beschwerlich fallen Aa;
Ar; VO; Gr; G; Sch ; Tu; Z; Syn. gresten (s. Bd II
819/20), nöten. Er hed alliwil s' m., bringt immer
das Gleiche vor Ar. Hast du allewil e* Müede'1! zu
einem lästigen Bittsteller Tu. Was dir min Bart
doch z' schaffe" giH! Er schmiert dich nüt und doch
tuest all droh m. EFedrer. Bald müedest, bald giH 's
süs [sonst] en Chili, ebd. Alli Drei heind nid g'hort
in. und heind dem alle" Ma** leei* Ruch g'lan Gr
(Schwzd.). .Einmal Hess Nikiaus nicht nach mit M.,
bis Babeli und die Schwester ihm ins Schiff folgten.'
III. Kal. 1851 (GT.). Müed-mer nüd! Abweisung G.
Mer imiil höre" w., wollen nicht hr unnötige Worte
darüber verlieren G, auch scherzh. mit dem syn. Zu-
satz: und a'fanijc" räzije" Ar; GBern. An Ei"' in um
Öppis (Näbes) umme* m., ihm unaufhörlich mit Bitten
anliegen Ar; Vü; G; Seil; '/.. Schelten ArHer. ; vgl.
us-m. — 3. sich abmühen. .Das Weibervolk ist Tag
für Tag hinter der Brattig und rechnet und miedet.
wenn das beste Zeichen sei für den Hanf zu säen.'
Ursen-Kal. 1868. — I. tr., Jmd bemühen, mit Bitten
belästigen L.
a»-: Jmd belästigen G. — er-: mit Acc. S., Etw.
durch unablässiges Bitten und Drängen erzwingen,
sich zu verschaffen wissen VO; Z. — üs-: mit Acc. P.,
Jmd ausschelten UwE. — ver-: ermüden. 1566/1644,
II. Helv. Conp. PiefL, sich müde machen. .Darinn
stiessent sy den Herrn, bis es tag ward, und hattent
sich die Juden an im vermüedet.' HsSchükpf 1497.
he-: 1. ermüden, belästigen. .Das land mit raub und
brand sehr bemüedet ward.' Wurstisen 1580/1705. .Die
platten werden mit geistlichem krieg die kirch Christi
h.- LLav. 1587. ,Die Helvetier, durch den schweren
Tross heftig bemüedet.' JEüeger 1006.
Müede" f.: träge, unordentliche, gleichgültige
Weibsperson W. En unlustigi M. Auch: bedauerns-
werte Weibsperson, ebd. En urmi M.
Müeder, Müedi m., Dim. Müedeli GA. : lang-
weiliger Schwätzer, unablässig Bittender Aa; Ap; Vi);
Gr; G; Scn; Th; Z. Syn. Gresti (s. Bd II 820).
Schimpfer ApHer.
Müeder i G, sonst Müedete" f.: langweilige Er-
zählung, unablässiges Bitten Ap; G; Th; Z. E* Müe-
dete* ha" an Ei"'m. Hält nüd so e" stroligi Müedete"!
Ap. Ich cha"" der 'sch wol säge", wenn t' Giduld liest;
es gibd halt e" langwiligi M. Bürger- und Bauern IV.
1825 (ApK.).
Müedi f.: Müdigkeit, allg. .So schnell Hitze und
.\I üde es mir erlaubten.' Gotth. ,Do unser Herr nider-
fiel us niüedin mit dem krüz.' HsStockar 1519. Auch
sonst oft im XVI. und XVII.
müedigen: müde machen. Vgl. müeken. ,Bis si
bod gemiediget [waren].' Ansh.
Müedi (n)g Gr ObS., sonst Müedlifnjg in.: alter,
durch Kummer und Arbeit entkräfteter Mensch Th ; Z ;
unbehülflicher Mensch (der sich mehr als Andere
mühen muss), armer Teufel Gr OhS. ; Z. .So alle
Tag frühe und spät als arme Müdlinge bei Wind und
Wetter nach der Stadt hin- und herzugehen.' AHöpfn.
1788 (vom Bauernstand). ,So ich das Murmeltier mit
den müssigen Appenzellem vergleiche und die Ameise
mit den Müedlingen in unserm Zürichgebiet.' LMey.
v. Knon. .Ein alter müedling.' Jos. Maler 1593. Ein
durch harte Bussübungen Gequälter wird .ein arm
Müding' genannt. Fastn.-Pred. 1001. ,Ich hab gekeimt
ein guten, armen Müedlig, dem ward sein Seckcl ge-
stollen.' RGwerb 1010 und ähnlich Zauberei 1704.
,Es war Nacht, sie [die Hirten vor Bethlehem] waren
arme Müdling, die nieneran gedacht als an ihre Herd.'
FWvss 1650. ,Ein arbeitsamer Müdling, ein dürftiger
Handarbeiter, der sein Stück Brod im Schweiss seines
Angesichts essen muss.' JUlr. 1733. Bes. häutig bei
HPest.; vgl. Gr. WB. VI 2022. — Mhd. „,„,./;», , un-
glücklicher, elender Mensch.
m üedl ige": vorwitzig nachforschen Scnw; Zg.
üs-: tr., Jmd ausforschen, ebd.
93
Maf, mef, mit. mof, uiul'
94
Maf, mef, mil', mof, liuil', bzw. maff usw.
„lnall'le": (ohne Zusammenhang und Überlegung)
durch einander plaudern LE. Syn. chaflen, baffen."
Maffli in.: Einer, der viel spricht, ungeschlacht
and unverständig drein redet; „Plauderer* BHa.; „LE."
Dazu das Fem. „Mafflere*." — Vgl. schw&b. MäffeU n ,
maulfertiges Mädeheu.
mäffele": still grollend Widerreden, hinterher
brummen, keifen BM., 0. Syn. brüwen, brummlen,
wäffelen. Mir wein guggen fir en ändert Jungfrow;
disi hed d's ganz Zit Eppes -' in., we**-me*-ere Eppes
seid BHa.
ver-gal li-mäffe": Etwas durch Unachtsamkeit
übersehen B oE.
Das Vb mafflcn stellt im Ablautsverhältniss zu dem syn.
mufflen; vgl. .Mutfmaff' und .maifen' bei Gr. WB. Zu ver-
gdUi-mäffen vgl. Galli II Bd II 203, zu -mäffen das mit
mvff(l)en stammverwandte Möff. Vgl. auch bair. mäffzen.
Kutz-Mev: Scheltw. auf die Kürschner. ,Nieman
soll deheinen kürsner noch syn knecht anruefen noch
besweren mit disen Worten: kutz mev noch mit de-
heinen andern sinnlichen Worten.' um 1400, TiiDiess.
Stadtrecht.
Es ist sehr fraglich, ob es gerechtfertigt sei, ein Onnpos.
anzusetzen, da es eine .Kauzmöve' nicht gibt, und der auf
Spitzbergen vorkommende Name .Kutge Geht'' nicht zu uns
gelaugt sein kann. Auch deutet die Schreibung des Textes
eher auf zwei getrennte WW., und das erstere wäre entw.
in dem Subst. Chuz (Bd III 603) oder in der Interj. chutt
(Bd III 605) zu suchen.
Moff Bs; S, Möff 1 Bs; BG., Stdt und Umg. — m.
(in B n.): Scheltwort, Latte, Dummkopf; Lümmel B;
gefühlloser, beschränkter Mensch oBs. Syn. Gösch 3
(Bd II ISO). .Aus dem M. von Animann ist Nichts
herauszubringen.' Alpenh. 1870 (BE.). Du donstigs
31.! üotth. ,Ein M. und Grobian.' ebd. ,Wer die
eine rechte Ansicht nicht habe, sei e" Böff, e* 31. oder
c* Tüfcl.' ebd. ,Was sagst du zur Bildung des Volkes,
das einen solchen M. wählte?' ebd. Das Neutr. von
vorlauten, unverständigen Frauenspersonen. U*d da"
wott 's noch derzue bifele, das M.l Amcne" settige* 31.
sött-me* grad ei'fach d's Mal verbinge*.
Stadt- s. Grieggi Bd II 728.
muffle» AaoF.; BsL.; BU.; L; Schw; S; Uw ; „Zg",
Dim. möffele" BsL.; ß; L; S; Uw: 1. langsam, mit Mühe
uder auch mit Behagen kauen, bes. vorn im Munde
mit sichtbarer Bewegung der Kinnlade, wie alte, zahn-
lose Leute; das Dim. von Kindern, Hasen und Kanin-
chen Bs; B; S; Uw. Syn. mänggelen. Auch: mit vollen
Backen, unanständig essen AaoF.; L; S; „Zg." De
[du] mofflist doch eswe-n-es alts Müeterli SchwMuo.
Brod moffle", nach Herzenslust Brot essen BM. ; S.
Der Hens [Pferdename] muffelet j<> so langsam wie-n-es
Ghüngeli S (Joach.). Ä Vhüet-is, e" Sekenkeli [kleines
Backwerk] möffele" cha"" me" alliwil und c" Gläsli. dos
bringt-men öppen-aucU ctbe". Breitenst. Auch bildl.. da-
hinraffen : Es hed-e" [ihn] möge* g'möffele" LMegg., es
hed-e" g'möffelet, der Tod hat ihn bezwungen. Ineichen.
— 2. „undeutlich sprechen L; Zo." Syn. mänggelen.
Spec. a) leise, aber mit sichtbarer Mundbewegung
beten L; Schw. Z' Kriens han-ieh [eine Wallfahrerin]
g'mofflet sevfl dfich: Ericirdiger Herr Sant Galt usw.
(Ineichen). Die Roten machen es wie die Pharisäer:
B'schissen-is, moffle", aber gend Nüd z' Älmuese* L.
— b) dri* m., mit halb unterdrückter Stimme, unbe-
rufen, unschicklich drein reden B; S. ,Wo sie möchte,
dass er rede, da schweige er, und wo er schweigen
sollte, da möffele er drein.' Gotth. — 3. a) (möffele*)
nach Hasenart Maul und Nase rümpfen, zum Spotten,
Höhnen BBrisl. — b) schmollen L. „das Maul hängen
lassen, sauer drein sehen Uw."
Moffle" f.: Maul AiBremg.
Moffli in.: Einer, der mofflet BsL.; SchwMuo.;
S; UwE.
Möff II SG., Möffi JBsL.; BBrisl.; S — n. : Maul.
Halt 's 31. ! BBrisl. Mach, ich gib-der Ei,"s uf 's M. !
SG. Spec. a) Hängemaul, krummes Maul BsL. -
b) Möffi BsL,; SL.. 31öffeli BsL.; B, kleiner, spitzer
Mund SL., Kindermund, drolliges Mäulcben BsL.; B.
Auch auf das Kind selbst übertragen B. Syn. Wdffeli.
Vgl. die Anm. zu muffen.
Möffeler m. : Einer, der muffelet L.
Möffelin.: scherzende Schelte auf ein Mädchen S.
's geit-em Alls guet, dem 31. Hausfrd.
Möffi II m.: 1. wer heimlich isst ZGWalchw. —
2. wer ein böses Maul macht Bs (Becker).
Mai! I in.: Weinmass, ein alter Schoppen BsStdt.
Muff II m.: 1. = Moff Gr; G. Syn. Kamiiff Bd III
257. — 2. Mops Ar. — Zu Stoff wie mußten neben mofflen;
auch bair. = Murrkopf; vgl. muffen und Mvffi.
Stadt-: Spottname für Städter B. Syn. St.-3Iöff.
„muff: schmollig Uw."
G°-muff n., in der RA.: Eine* bim G. ne""",
Einem ins Gesicht fahren SchwE. — Vgl. das Syn. O'e-
fräss, zu dem es sich verhält wie muffen : fressen.
muffelig: spitzmäulig, naschhaft TiiTäg.
muffe" BG.; L; Sch; TiiTäg.; Ndw; ZW., muffe*
Gl; SRechersw.; ZKn., Stdt: 1. = moffle* 1 „B;" ZW.
- 2. = moffle* 2 a L. — 3. schmollen, widerbellen,
mürrisch Widerreden BG.; L; Sch; TnTäg.; Ndw;
ZKn., Stdt. Syn. mofflen 3 b. Er het g'miiffet, me
wenn er mich wetti fresse* BG. ; vgl. ,maulen.' —
4. Jmdn zu wiederholten Malen stark stossen SRech.
— 5. nach Fäulniss riechen, von (eingeschlossener)
Luft Gl.
Zu Grunde liegt ,MufP, eig. der durch das Kauen oder
Schmollen entstellte Mund; vgl. Gr. WB. VI 2622. Zu 3
vgl. das frz. faire la moue. Syn. zu 3, 4 und 5 ist mupfi n,
müpfen. Zu 4 viell., doch in der correlaten Bed. ,zupfea':
,Wir [Landsknechte | tuend doch uiit denu saufen, das Kätter-
lein beim Ruck stäts maufen.' Myricäus 1630; zu der Deh-
nung des Voc. mag diejenige in Muß verglichen werden.
Zu ö (nihd. muffeln) passt it. muffa, Schimmel, das indessen
viel!., wie das frz. moue, auf das deutsche .Muff' zurückgeht,
welches zunächst als Interj. ,muff' den Widerwillen sowohl
beim Schmollen und Widerbeileu als beim Empfinden eines
üblen Geruches, verbunden mit der entsprechenden Bewegung
des Mundes und der Nasenflügel, ausgedrückt habeu mag; vgl.
Gr. WB. aaO.
er-: schimmlig werden, ersticken, zunächst von
zu wenig dürrem Heu, auch von Holz GrL., Pani,
Pr., Schud., Tschiertschen. — ver-: ersticken, vom
Korn im Boden Gr UVatz.
Zn muffen 5 ; es ist wohl hier aus lokalen Gründen Ein-
wirkung des syn. it. muffare anzunehmen.
95
Maf— muf. Maft — mutt. Matz mufz. Mafzg— mufzs.
Mag— mug
96
Muffi: 1. in. a) mürrischer Mensch, Murrkopf,
Widerbeilei' B. .Kr antwortete trotzig, er hätte nicht
Zeit. Das ist mir e* M.. .sagte Sophie, aber geh wie
er tuet, d's Hers ist im doch i* de* Hose*.' Gottb. —
b) wer ein yerdriesslicb.es Gesieht macht, Sauertopf
„LG.;" Sch; UwK. — c) dicker, kurzer Mensch BO.
Dim. Muffeli, Person von kleiner Gestalt UwK.
dl Hundeart, Mops BO.; U. Er chunni, Eierwegge'
im Mal. uir' chaulet uir' wafflet [kaut mit vollem
Mund] ii- it • e* M. BO. (Alpenr. 1827). — 2. n., saures
Gesicht UwK.
1 ei entspricht insofern genau dem schriftsprachlichen
.Mops', als dessen }> nd. ist, also hil. ff entspricht, wie in
ndl. mo)>pen = unserem muffen; vgl. Gr. \VB. VI 2525.
muffig: 1. (auch „muffig") „schmollig I.." —
_'. modernd, schimmlig Gu UVatz.
Muffle" f.: grosser, vorstehender, hes. von Un-
willen aufgeblähter Mund Ndw; zahnloser Mund Schw.
Vgl. das elif. vom deutschen .Muff' herstammende syn.
frz. mouße (mufle).
muffle" AaF.. Kri.; Bs; B; G L (mufle*) ; L; G;
Sch; Schw; UwE.; U; ZDättl., Dim. muffele" ÄiWohl.;
Bs; B (häufiger als -ö-); SchwMuo.; Th; UwE.; Z,
nüffele* ZEüml.: 1. = mofflen, möffelen 1. aaOO. ,Ore
pleno loqui aut deglutirc' Id. B. .SV mufflet abe*
geschwind undfrogt... Hindbrh. Was hest .'muffle*'?
He, Brot AASt. Erhed e* schöne* Mumpfel Ghäs und
's legseht Mutsclüi dezue g'mufflet L (Schwzd.). Er
hei Brot g'muffelet zwüschen ine* [verstohlen in der
Zwischenzeit] BM. Maiteli, tue de* Geissbock heim,
uih im brav Heu, dass er brav muffele* ihn"" wie-n-en
Laggai. Stütz. .Alte Leut muffelen gem. viro seni
maxillae baculus.' Mev., Hort. 1692. Die arme* Diebe
hättid und mer s' mansche" und :' muffele" g'ha*. Ge-
spräch 1712. Bildl., gleichs. an Ktw. herum kauen,
schnüffeln, d. h. leicht arbeiten BHa. Jitz han-ich all
Tag dran umhe* g'miffeled und bin doch nienen hin
chun BHa. — 2. (muffle*) = mofflen 2; unverständlich
reden GnL.,Mal.. l'r.; Syn. munggen. Spec.= mofflen 2a
L; Schw. — 3. = muffen3 Srn; zanken, gereizt reden
GrL.; Ndw; (muffele*) immer Etw. zu tadeln haben
Z (l>än.). Syn. mänggelen. Hieher die scherzh. RA.:
Mit Bespek z' melde* und mit Gunst z' muffele" Z
(Dan.). - 1. ächzen, stöhnen, klagen W. Syn. mugglen.
— 5. (muffele") = muffen 5; nach Schimmel, altem Käse,
nach Schweiss riechen B; Gr. Vom Fleisch = herelen 2
(Bd II 1550) „B; Z." .Exhalationes corporis humani
in camera clausa redolere.' Id. B. ,Du stinkst [und
muffelst wie ein otter.' NMan. ,01ida capra, der böss
geschmack und g'stänk under den uechsen eines men-
schen, etlich nennend es muffelen oder büekelen.'
Fris. ; Mal.
miss- Schw, ver-miss- AASt.; (> 1799: sich vrr-
reden, etwas Unrechtes oder am unrechten Orte reden.
Syn. vermiss-wufflen.
Muff ler Bs (Spreng), Muffli Bs; UwE., Müffeler
Aa — m. : Einer, der langsam, mit vollem oder zahn-
losem Munde kaut. So het 's dem " längwilige* Müffeler
cmlUrli cum/ In lieht, 's Mul .:' wüsche* und z' gö* Aa
(Gysi).
mufflig BAarb.; GrD., muffelig GWa.; THTäg.:
1. dick, unförmlich li. Muffligi [vorn breite] Schueh
BAarb. — 2. spitzmäulig, naschhaft THTäg. — 3. schim-
melnd, von erstickter Feuchtigkeit GkD., von nicht
mehr frischem Mehl. Getreide GWa. Syn. nüechtelig.
Gras-Müfferli n.: Maul im Rätsel von der Kuh
Aa (s. Schwzd. 111 62).
„Müffi m.: Sauertopf LG.; Sch."
Müffi n.. in Gl; tinlle. Müfi: 1. saures Gesicht
Bs; S. ii; UwK. Krummes Maul, unzufriedener Aus-
druck des Mundes, schmollender Mund Aa; Gl; Schw.
Ar macht en artiys [sonderbares] M. Gl. — 2. zu-
friedener Mund Sch (Müfßi). E* sele'-zfride* Muffi.
Hinderm. Spöttisches, schelmisch verzogenes Mäul-
chen Bs. D's Hüssi's G'sicht isch nw e" M. dergeget
[gegenüber einem pausbackigen Bilde]. Prophet 1855.
- 3. (Müffi) Zahnlücke GlH. — 4. (Müfeli) Mund-
voll GuHe. Syn. Mümpfeli.
Merkwürdig ist für Gl die Doppelform Müfi und Müffi;
die Lauge des ii kann auf dem Einftuss des syn. Schnüfi be-
ruhen; doch vgl. auch t. die Aum. zu muffe", t. muffle*.
(er-, ver-)imif'ere°: meist refl., sich regen, ein
Lebenszeichen geben, sich mucksen GrPi\, Sch. We**
V schich noch es einzigs Bitz miiferet, se schlän-en in
de" Grundsbode* in GrScIi. (Tsch.). - Wahrsch. von
röm. mouver; vgl. Büfi aus rooina.
Mufti m.: 1. dicker, plumper Mann L; S. Kett-
wanst Zg. Syn. Muchel, Blätech. — 2. Mensch mit
stumpfem Gesichte Schw. — 3. „Murrkopf W."
Eigentümliche, viell. durch Anlehnung an das türkische
\V. sich erklärende NM', zu dem Syn. Muffi; auch bair.
Mnfz in.: Schimmel Gr. — Abstrahiert von mu/zeny
s. die Aum, zu mufzelen.
mufzele": nach erstickter Feuchtigkeit, Moder
riechen, wie z.B. Kleider, die lang in einem Schranke
lagen GrD. Syn. muffelen, nüechtelen. - Dim. zu 'mufoeti
(s. das Folg.), einer Ableitung vou muffen.
er-mufze": von Feuchtigkeit beschädigt weilen.
wie Kleider in einem Schrank GrD. Syn. er-muffen.
muf zig: schimmlig, nach erstickter Feuchtigkeit
riechend GrD. Syn. muffig.
müfzge": ein unzufriedenes Gesicht, schiefes Maul
machen Bs. — Abi. vom syn. muffen.
Mag, meg, inig, mog, mug.
Vgl. auch die Gruppe Magg usw.
Mag in. : Verwandter, verschieden von Er und und
häufig mit diesem verbunden, wie schon im Mhd.
.Witwen und weisen soll man bevogten nach recht
von fründen und magen.' 1422, Arsen. .Wer da vatter,
mueter, fründ oder mag hat, die im von göttlichem
und natürlichem rechten hilf und narung zu mitteilen
schuldig sind.' 1525, Kgli. Akten. .Wäre, dass die
kind keinen magen betten, der ir vogt solt syn.' 1531,
ZWthur. ,Es gibt Kinder, die mit den Eiteren zanken
und fetzen, Freund und Maag, wie man sagt, wider
sie anrüefen, allerlei böse Charten wider sie aus-
stossen.' JWirz 1G50. .Einer, der Ehre [Ehrenstellen]
97
Mag, meg, mig, mog, mug
98
sucht, stellt Alles an, Freunde, wie wir reden, und M.
und wenn er nur das Geringste versäumt usw.' JJUlk.
1727. .Achtet weder Grosse noch Kleine, weder Freund
noch M.' ebd. 1733. Auch Geschlechtsn. Tu (Mäsgg
Hw.); Z; vgl. ilie Geschlechtsn. Vetter, Näf [Nette].
Ainhd. tiiäv. Neben Fründ scheint M. noch immer wie
im Mini, die nähere oder Blutsverwandtschaft zu bezeichnen,
oder wenigstens Fründ weitem, .1/. engern Begriff zu haben;
vgl. das Folg.
Vatter-: Descendent des Vaters, väterlichen
Grossvaters, Urgrossvaters usf., im Gegs. zu den
Mueter-magen, d. i. allen übrigen Cognaten (FvWyss);
zuweilen übergehend in den coli, oder abstr. Begriff
von , Magschaft.- Nur in der ä. Rechtsspr. und in
verderbter Form bis auf jetzt, so ,Vater-mark' U
(Kanzleispr.), V.-mareh Gl. ,Der Vogt [für Waisen]
soll bei dem Vatennarch oder Erbstamm genommen
werden.' Gl LB. 1835. ,Die Verwandten von Vater-
und Muttermarch.' ebd. ,Als Vogt soll den Notdürf-
tigen der ehrbarst Nächstverwandte erkiesen werden,
der beste von Vater- oder Muttermarch.' Inherbit/.i
1831. ,Als vogt und nechster anerborner vatermog
Heiunan Sevogels.' 1119, Bs Urk. ,Wäre dass kein
[irgend ein] erb fiele in dem hof, dass da v. soll vor-
gän; es wäre dann, dass muotermag eins gelids nächer
wäre, so sond sy beide zue glychem erb gan.' 1424,
AAHold. ( itt'n. ,Dass vatermarg erben sollen unz an
das tritte glid.' 1490, LRotenb. Amtsbuch. ,Nun so
fahet an die magschaft: Sind v. und muetermag glich
nach, so soll m. abstön und dem v. das erb Ion.' 1495,
Aa Weist. ,V. soll erben vor muetermag bis uf das
viert glid und von dem vierden glid hin soll v. und
muetermag mit einander erben.' 1536, ScuwReichenb.
Hofrod. S. Bhtetsfründ Bd I 1305. ,V. soll ze der
fünften, muetermag zue der vierten linien zue glichem
erb gan.' 1581, Z.Stdt Erbr. , Vatermarg erbt eines
Glids mehr denn Muetermarg.' 1602, GUzn. Landr.
,Geht vor dem Wort Maag das Wort Vatter ald das
Wort Mutter, so zeucht es sich nicht auf Schwager-
schaft, sonder auf Blutsfreundschaft und wirf gebraucht
nit, wenn es antrifft eine Ehe, sonder wenn es antrifft
ein Erb. Die Personen, so da tragen des Abgestorbnen
Geschlechtsnamen, sind V., die verwandt sind von irer
Mutter wegen, sind Muttermaag.' JJBreit., Anl. 1626.
, Welcher G'stalt Bruederskind vor Sehwösterkinden
und hiemit V. der Mueter Maag in Erbschaften vor-
zezüchen.' 1629, Z Satzung. ,Die Stiefkinder vom
Muttermarch sollen nit erben mit den Rinderen oder
ihren Gesch wüstrigen vom Vatermarch.' 1649, SchwE.
Hofrod. .Befründte, die Muetermarks, sind nebend
denen, die Vatermarks sind.' 1652, ScHwLach. Hofr.
,Es solle auch ein Vatter seine Kinder erben und dar-
nach allwegen der Nächste dem Vattermarch nach
Erb sein.' 1756, Schw Rq. Auch im bildl. S.: .Welcher
fürst am meisten gab, der selbig dann was v. [der
wurde bevorzugt], dem zugend s' [die Söldner] zue
in pencion.' Ruef 1538.
Die Formen mit eingeschobenem /• sind volksetymologische
Aul eil Illingen des nach seinem Ursprünge nicht mehr ver-
standenen Wortes an die begrifflich nicht ganz abliegenden
Stämme Marck und Marg. Über den verschiedenen Begriff
von Vater- und Muttermag je nach Ort und Zeit vgl. Schaubg,
Beitr. 1, 75; 11, 488; Blumer 1,187 f.; Ztschr. f. schwz.
R. V 28.
vatter-mägig: Adj., von väterlicher Seite ver-
Sehwelz. Idiotikon. IV.
wandt. ,Wer euch geboren ist und vättermägig ist,
soll erben.' 1520, Ndw Rq. ,Was ussert dem 4. Grad,
solle je der Nechste bei dem Blut, sie seien vater-
oder muttermarchig, erben.' 1662, SchwE. Hofrodel.
.Man soll dem Geblüt nach, das ist vatermärchig,
erben.' 1706, Obw Rq. ,Vaterruägig' schon 1491, L.
Lid-Mäg: Blutsverwandter.
Schon mhd. Bei uns noch belegt 1747, BSi.; vgl. na<:h-
gan Bd II 31. Stark flectierter PI. 1474, LSemp. Stadtr.
Scheinbar als Fem. : ,Deu nächsten bluetfründen an der 1.
und linien der Sippschaft.' 1598, BSa. S. auch Seg., RG. I
767 und vgl. die Anm. zu Mag.
Manns- = Vatter-Mäg. , Sollend die Beschwer-
nussen, die Kinder zu erziechen, gleich der Nutzbarkeit
des Erbs von beiden Teilen, Manns- und Weibermark,
gleich gehalten werden.' 1646, SchwE. Hofrodel.
Mueter- s. Vatter-Mäg. ,Dass diejenigen, so von
Muotermark herkomen, für vicini aufgenommen wer-
den.' 1646, TB. Urk.
Sipt-: Sippschafts-, Blutsverwandter. ,Wo ge-
schwistergote erb oder verfangen guot mit einander
band, das ungesundert und ungeteilt ist, darin erbt
ein gesehwistergot das ander, für [vor] vater und
muoter; wann sy aber geteilt hand, so erbt je der
nächst sibtmag, er sy von vater oder muoter.' 1530,
AARheinf. Stadtr. Vgl. Sipt-Fründ Bd I 1305.
Wiber- s. Manns-Mäg.
mäge", in der RA. ,es mäget sich': die Gesetzes-
bestimmung über ,Magscbaft' findet Anwendung. ,Wann
brueders kind und schwesterkind ein erb anfällt, die
erben miteinanderen. Dann fürhin so moget es sich,
und wann muttermog eins glids nächer ist denn vatter-
mog, so erben sie miteinander.' XVI., ZGHünenb. Offn.
ver-: Einen durch Verheiratung in seine Ver-
wandtschaft bringen. ,Der Kaiser [Barbarossa] be-
zwang das ganz Italien und Rom, vermaugt im [durch
die Heirat seines Sohnes mit der Erbin Siziliens] das
küngrych Sicilien.' Ansh. I 30. .Vermäget', verschwä-
gert. ,Man ist z. B. mit der neuen Gattin des ge-
wesenen Ehemanns einer verstorbenen Schwester oder
mit dem neuen Ehemann einer Bruderswittwe v.'
Wvss 1796.
Magschaft f.: „Verwandtschaft durch Heirat Z."
,Sib- o.ler Matschaft.' 1585/1828, ApI. LB. S. Vatter-
Mag. ,Von den graden der sibschaft und maagschaft.'
1531/48, IV. Mos.; dafür 1667: ,Blutverwandtschaften
und Schwägerschaften.' ,Diewyl nun hievor allein von
wegen der bluetfründschaft lüterung 'geben und aber
der m. halb kein sonderer bescheid gemacht.' Ende
XVI., Z Sittenmand. ,Dass keine Personen, so im
dritten Grad der Bluetsfründschaft oder im anderen
Grad ald Glid der M. oder näher einanderen verwandt
sind, sich mit einanderen zu verehlichen befuegt syn
söllind.' Z Mand. 1650. ,M. heisst man allhier nach
gemeinem Brauch nicht allein, wann einsen Ehefrau
mit des andern Ehefrauen, sondern auch, wann einer
oder einsen Ehefrau mit der anderen Ehefrauen vori-
gem Ehemann in Blutfreundschaft stehet.' Z Ges. 1757.
,M. muss von Blutsverwandtschaft der beidseitigen
Eheweiber herrühren.' Wyss 1796. S. noch Leu, Stadt-
und Landr. I 110; Fricker, Kirchengebr. 136.
Die Ap Form Matschaft reiht sich an die in der Anm. zu
May besprochenen Entstellungen, nur dass hier, erleichtert
Mag. nieg, mig, um?, lmisr
100
dnrcb den folgenden dentalen Zischlaut, Med untergelegt ist.
Im V. Rechtsleben scheint sich ein« specielle Bed. von M.
herausgebildet zu bähen, da das W. an sieh nur Verwandt-
schaft im Allg. bedeutete, so im Mhd.
Kön-Magschaft: Verwandtschaft «lurcli Ver-
schwägerung, hauptsächlich als Hinderniss bei Wah-
len iii«'. .Was zu den vierten kinden frünt- oder
kemigschaft wäre, mag urtel sprechen.' 1538, GnMal.
Statut. ,Bluotsfründschaft oder Kemegschaft.' GrD.
LB.; nachher: ,B1. oder Gemachschaft.' ,In Gegen-
kemagschaft, wx) die Weiber recht Geschwisterkind
sind.- ebd. neben: ,in Gegengemachschaft reebt Ge-
schwistertkind.' ,Es soll Keiner, der dem Land-
ammann oder Gescbwonien näher als Geschwister-
kind zum Dritten, es sei Blutsfreundschaft oder Ke-
mogschaft, [im Gerichte] sitzen.' 1660, GrD. Ratsprot.
.Sehwagerschaft und Kömroigschaft sollen der gerieht-
liehen Kundschaft [Zeugenaussage] müssig gän.' Auf.
XVI., GaMai. Stadtrodel. 1666 wird eine Kundschaft
verweigert .wegen Cömmigschaft.' ebd.
Das mhd. Tome-, bin-, fcfti-mac, Verwandter von Weibes
/.; / Seite, hat sein Leben am längsten auf diesem Fleck
Erde gefristet.
Ver-mag, in der Formel ,nach V.': vermöge.
,Nach v. der eidg'nossen erkantnuss.1 Kessl.
Gebildet nach der sehr häufigen Formel : ,Wie der Brief,
der Spruch vermag.' Vgl. Vergnüg, -müg.
uiägu'ri GRChur,D., Pr.; W, mangäri GRÜhur, D.,
Mal., migari GrNu£ : Adv. (eig. Int.). 1. beispielsweise,
zum Beispiel; vielleicht, allenfalls Gull.. Pr.; W. Kun-
tent sind seh' g'si* nnrf kettend nid 'tosche* [getauscht]
hi. mid-ere* G'seheti [Taufeschmaus] GrScIi. (Schwzd.).
31. [traun]. da hetsch-es chönne" wüsse* [Büge]! GrD.
Bin ünsch hed Eine1 »/ i mal nid sövel [so viel] Tag-
löner a's im Engadin, wo e chleini Hushältig über ä"
Heuig m. /»/ bissechshed GrD. (Bühl.). Das wär m.
probieru*. Mit cha**-mu |ihm| m. Abbau gc" W. —
'_'. meinetwegen Gr; Syn. mirä*. ,Mangäri kannst du
geben, wohin du willst.' GllChur. Ich fco"* Das m.
ini'' iiii1'1, im:", ebd. Es ist-mer m. glich, ebd. Ic? gib
dir 3 Franke; m. 31/» GrD, — S.m.iez, gerade jetzt
CiiXuf.
lt. mal churw. magari (Dio) [urspr. seliger Gott!], wollte
Gott! dass doch; auch tir. Vgl. Diez [1*38] unter macäri
y.n der abgeblassten Bed. vgl. Formeln wie Gottirierepricli,
goppel, auch wiU '« Gott Bd II 511.
Maganli m. E" grosse* M., grosser, plumper Kerl
Bs (Sieber). Syn. Gallöri.
Magc" I, in ScffSchl. Me'ge* — PI. Mäge* und
fliege«, Dim. Mägli und Megli — m.: 1. a) wie nhd.
allg. S. auch Bluetsiene*, Tan. In übertr. Anwendung:
Uf-em, im M. Ugge", drücken, zu schaffen, Sorgen
machen Tu; Z. ,Es lyt mir noch in minem m'. [dass ich
das Geld für einen Ablassbrief ausgegeben].' NMan.
Nüd in'n M. möge", welle", zuwider sein BE. ; vgl.
.dem Reichskanzler geht die neue Orthographie auch
wider den ML' Es (im Grossen Bat 1882); vgl. it.
contra stomaco. — b) Geschmack, Lust. Sinn für
Etw.; Wille, Zuneigung für Jmdn Ar; Bs: B; Gr;
G; Schw (bes. häufig dim.); U; Z. Eim 's Mägli Im"
ScawNuol. lies, aber ncg. : Eim, zu Eim (Oppis) Icein
M. hu", d<" M. verlüre"; Syn. Gü. .Er hätte keinen
St., einen andern Knecht zu suchen.' < im tu. Der
Schluß [Taugenichts] seil mer wider chä", Der häUmer
fetze* 's Megli g'nö" Schw. , Das Volk von ihm selbs
hat kein St., Willen, Trib und Lust zur Huss.- FWvss
1672. .Zu einer rechten Hauptcur haben wir keinen
rechten St.' .I.Müll. Duo. .Animatus bene erga alqin.
der einen guten it. oder Willen zu Einem hat.' Denzl.
1 i ', 7 7 : 1716. .Kr hat mir keinen M., ist mir nicht
günstig.' Hosp. 1683; Met., Hort. 1692. .Ich hab den
Quackern einmal kein IL!' UBrXgger 17*0. In un-
günstigen S. übergehend: Si hätted-em d's Mägli, Lust,
sich mit ihm zu messen. Erzähler 1856. Eim d's
Megli ha", einen Groll gegen Einen haben, ihm auf-
satzig sein Schw; Syn. Biggen. — c) in Beteurungen :
,Botz ofengabel und botz m. !' Ruef 155Ö. ,Jä Poss,
ich muess gätz M. hei.' HMahl. 1620. — '-'. M&ge*
Ap; GA.; ZU., Velth., sonst Hage": a) = Bhtethund
(Bd II 1-138) ZVelth. — b) Lab, womit die Sennen
die Milch gerinnen machen, eig. der Kälbermagen,
woraus das Lab bereitet wird Ar; GrD., Rh., Val. ;
GA.j ZO. ,Coagulum, der m. oder der mägen.' Fris.,
bei dem auch ,Hasenmägen, coagulura leporinum' vor-
kommt; vgl. .Hasen-Lab, -Lupp' bei Gr. WH. .Magen,
Käsrinne, coagulum.' Denzl. 1677; 171ti.
Die Kürze des Voc. ist in den meisten MAA. gewahrt.
Bei 'J hat die in den Sg. gedrungene Pluralform (vgl. Epfel,
Brüeder, Töchter) zugleich tw. zur Differenzierung der Bed.
gedient. Zu 1 b vgl. lat. stomachari, sich ärgern, und als
Übergang von der eig. Bed. zur bildlichen: ,Die Katholischen
haben beobachtet, dass der noch immerdar bei Heuen von
Zürich gegen uns verderbte M. noch gar nicht zarecht ge-
kommen und also vermutlich sein will, dass sie solche böse
Dämpf« terners auszulassen gemeint seien.' U'.oi',. Absch.
Übrigens kann mau sich der Vermutung kaum erwehren,
dass die RA. .ich mag ihm, ihn wohl' Einfluss geübt habe.
Hunds-: 1. Magen, der Alles verdaut Uiv; Z. —
2. Schelte S. Vgl.: Da bist en H.. da magst mer
fresse*, weder der alt Bugsli. Wölk. Bauerngespr.
Herre"-. E Herre'mägli tuet e halb Viertel me'
als Cll anders. SüLGER.
Chüe-: Scheltwort Aa (Hunz.).
Chalber-: 1. als Schimpfwort ÄAFri. — 2. = Ma-
gen I 2 b. .Hausierpatent für Kalbermägenverkäufer."
Helv. Verordn. 1801.
Kappe"-: der Haubenmagen der Wiederkäuer.
.[Die Kinder] haben vier Mägen an einander: Den
Wammmagen (Vorwanst), den K.. den Faltenmagen
(Manigfalt) und feissten Magen.' Si-leiss 1667. Syn.
Chappen.
Chrägli-Mägli(aucl) Chrägeli-MägeKZ); 1. Ein-
geweide einer Gans, d. h. Lunge, Magen. Herz „B;"
Sch. — 2. das daraus bereitete Voressen, wozu noch
Flügel. Hals und Kopf, kurz Alles, was nicht am
Gänsebraten gelassen wird, genommen wird „B;~ Sch;
Z; Syn. Gans-G'schnäder. l>as selbe Gericht auch von
anderm Geflügel, z. B. Kapaunen, zubereitet ZWtbur;
vgl. Chragen 5. Das B Kochbuch 1756/96 redet von
,K.-Pasteten.' — 3. übb. die Fülle, das Mancherlei,
bunte Durcheinander B.
Sou-Mage" Ar f-Mege»); B; Tu, Sun- Aa: Z:
1. Magen eines Schweines. De" häd en S., verdaut
Kieselsteine, ist ein Vielfrass Tu; Z. — 2, pers. =
s,h,-Glogg2 Aa; Ap; B; Z. Mit Dem hesoh-mer Nut
' tue"; dasiseli enn- vo* den ärgste' Soumäge* | Wüst-
lingen | B. — ::. Kim. Söu-Mägli, Nachthaube Z (Dan.).
:: „ach der Ähnlichkeit mit einem halbierten Schweine-
rn ageu.
101
Mag. ineg. '"'-• ln".~' ,IIU-
102
Waniin- s. Kti/'i" n-Miirii n. .Kinnen, das Köder
ander dem Kinne, der W., da die Widerkänung ge-
schieht.' DeNZL. 1077; 1716.
Züvi ''''-: starker Appetit Bs.
magne° GrD., L., me'ge* Ap: (die Milch] durch
Lah (Magen 2 b) gerinnen machen. Der Chäs ist
.' nl g'magnet. .So nimmt der Senn das Hinnen oder
Mögen vor, d. h. er sucht die Milch vermittelst eines
Ziegen- oder Kaihermagens zum Scheiden zu bringen.'
Steinm. 1804.
über-, ver-: durch zu viel Lab die Milch, den
Käse verderben, bitter machen Ap; GrD.
blöd-mägig: mit schwachem Magen. ,Eine Tafel
für bl-e und an dem Scheine sich begnügende Gaste.'
Sintem. 1759.
Mage- II AABb.; „Ap; GRh.;" ZKn., S.. Wl., Mager
\.\: 1!; VO; „Gl;- GrD.; S, Meger BE., Magere' GrD.,
L., Pr. (nacli einer Angabe f.), „Magerer GrA." — m.:
1. a) Blutzehrung des Rindviehs GrD. .Eine der
Mästung widerstehende Magerkeit des Kindviehs, bei
welcher an verschiedenen Teilen der Haut haarlose
Stellen entstehen, an welchen die Haut vertrocknet
und hart, bisweilen auch wund wird.' Arcii. Vet. (Ap;
ORh.; Z i. .Wenn das vieh den mager hat, so macht
['die Hexe] ein ysne gablen g'lüegig und brennt dem
vidi mit einem zinken durch die oren.' Z Staatsarch.
1500. .Vren von Bonstetten hat verjeehen. das" sy
nüts anders gebracht habe dann etlich sSgen. Und
nämlich wann ire kne den mager band, so spricht sy
die wort: es ist hüt samstäg und der Juden sonntag,
darumb so myd du mager und loss dyn nüelen und dyn
graben.' ebd. Auch das allmähliche Mürbewerden an
der Wurzel und schliesslich^ Abfallen der Hörner bei
altem Kühen ZS. Die Chüe, wo de" M. an'n Homere*
liinnl. sind meste*s die beste* Müchchüe. — b) von
Menschen, a) Abmagerung. .Das fleisch der kräbsen
wiri gelobt denen, so abserbend, sehweinend, megerend,
den mager habend und misslenge yngenommen.' Fischb.
1563. — ß) Hautausschlag. Schorf, bes. im Gesicht
GRPr., Milchschorf der Kinder mit Hinterlassung von
Narben B; L; trockene Flechten Ndw; roter Fleck
auf der Haut GrL.; „eine Art kleiner Räude B; VO;
S; Z." Das Ching het d'r feiss Mager [nur fette
Kinder sollen ihn bekommen] BE. Feissti Magere",
Ausschlag, welcher Jauche absondert GRPr. .Allzufette
Milch gebe Kindern den Meger' [sagt ein Milcbliefe-
rant] BE. (RWyss 1891). ,Von Anfang an hatte das
Kind so dicke Schüpen; seit einigen Tagen brechen
etliche auf (es hat Eiter darunter); zugleich zeigt
sich, zumal auf der Stirn, ein guter Anfang des Ma-
gers.' EKopp, Tageb. Vgl. noch Freissam Bd I 1329.
,Der mager, kleine, umbfressende oder spitzige raud.
Impetigo.' Mal. .Auswendig zu der Band und Mager
und andern hesslichen Flecken brauchen.' JJNöSCH.
1608. ,Petigo. Zittermal oder Flecken an der Haut,
der Mager oder Magere.' Dexzl. 1 < ". 7 7 ; 1716. ,Psora.
ist ein Gattung der Raud, bestehet in Geschwärlein
und Schuppen und hat. weilen ihr saueres Wesen
magerer macht, den Namen eines Magers überkommen.'
JMdralt 1692, .Die kleinen Kinder kommen an der
Haut Büggelein über, welche zu Eiter werden und
eine fliessende Raud oder den Mager abgeben.' ebd.
1697. S. noch Grind Bd II 759. — 2. Baumschorf,
Krebs an den Stämmen der jungen Obstbäume, bes.
Apfelbäume A.i: ,Gl;" L; S; Ndw; „Zg;" Z. Syn.
Fresser, Brand. Geg-en M. a'-me* Baum isch gUet,
wenn-men es Tüechli um e* Stamme* hingt, wo men e*
Tote" dermii abg'wäsche* het. Wie si"* der Baum
b'chimt, so hilft 's au"" em G'storbne* mr Seligkeit S
(Schild). Der gleiche Glaube und Brauch auch in BM.
Scho* mänge" Baum ist drüf g' gange*, wil er de* M.
f/'ha" hiid. Auch von Reben: .Der Mager oder das
sog. Rautigwerden der Reben.' Mittel gegen das Beeren
1819. ,Under allen Bäumen sind keine dem Mager
also sehr underworfen als die Öpfelbänm; Etliche
heissen es den Wurm.' Rhagor. 1676. ,Der Krebs,
sonsten das Mager genannt, ist eine Krankheit der
Bäumen, da die Rinde aufläuft, sich schellet und ist
darunter Alles schwarz.' JCSulzer 1772. — 3. a) „Holz-
schwamm au Gebäuden GrA.", Morschwerden und Er-
sticken des Holzes mit Schwammbildung, bes. im Vieh-
stall GrPi\ D'r Magera wott in d's Höh ehö". ,Der
Magerer, eine Krankheit und Verderbung des Holzes,
der viele unserer Häuser unterworfen sind.' Gr Samml.
1781. - b) (Magere") sichtbar magere Stelle oder
einzelner, schmaler Streifen von gröberem, langem,
gelblichem Gras, oft in Form eines sog. Hexentanzes
in einer Wiese GrD.
Als Gruuilf. ist Mager anzusehen. Das Adj. mager scheint
hier unter Annahme eiuer Ellipse, wie etwa Fräse, Brand,
substantiviert. Jedenfalls aber reiht der Ausgang -er, wie
die erweiterte oder auf dem Vb lungeren beruhende Form
Magerer noeb deutlicher zeigt, das Wort unter die Kategorie
jener Krankheitsnamen, welche in personifizierender Weise
das Übel als eine Art von Dämon bezeichnen; vgl. die Anm.
zu Ettiker Bd I 601 und das Syn. Fresser. Die Formen mit
abgefallenem Schluss-r beruhen bei Mage* auf Anlehnung
an Magen I, bei Magere* auf Erleichterung der Aussprache
bei gehäuftem r. Meger : Mager — Meg: n : Mag* n, viell. nicht
ohne Einwirkung von megeren, mager macheu. Das n. bei
Sulzer 17 7-2 steht ganz vereinzelt. Wenn ahd. ,magar, niacies'
(sonst magari) bei Graff, Diut. zuverlässig ist, so konnte unser
W. Dieses sein.
„ Feiss - Mager: Ansprang, Milchkruste VO."
Vgl. Magen 1 b ß.
Ge r (Gere"- GKapp.) -Mage", gew. PI. -Mäge* GT.,
-Mäiiere* GSa. = Germeren 1 a Bd II 418. Syn. Ger-
Mäder.
Das deutlich aus zwei Bestandteilen zsgs. W. lässt sieh
kaum als einfache Entstellung von Germeren erklären. -Magen
scheint zunächst Anlehnung an Magen I. Wahrseh. aber
fristet das mhd. .gerniäc männlicher Verwandter = , Schwert-
mag' in dem Pflanzennamen sein versteinertes Dasein. -Ma-
gerten) durch Einfluss des Syn. G.^mäder(en). Vgl. auch den
Pflanzennamen Madel-Ger.
mager, bzw. mager, Comp, magerer Z, megerer Ap;
Th; Z, Sup. megerist Ap-, Z. megerst Z: im Allg. wie
nhd.; verst.: brenn-erde"- ZStdt. brand-erde"- ZS.,
hunds-. Denzl. 1677; 1716, chib- (= chid-J B oE., bei"-
S; ZO., brenn- Sch; Z. brenne'd- ZO., S., brand-m.
Sch; ZO. Spec. 1. von Menschen, auch Haustieren.
St ist eso brennmager, trenn si am-ene" Strauhüs ditre"-
gieng, so chäm's a* ZNer. Er ist so m., er bräunt
schier ZS. (Syn. dürr wie-n-e* Schindle"); er chient e*
Chalb zwüschet den Ore* (ScnSt.). e" Geiss zwüschet
de* Homere" (Z) chüsse"; s. Geiss Bd II 455. M..
wie-n-e" Bei'hüs ZWyla. ,Er ist so m. als ein Lad-
stecken.' Met,, Hort. 1692. Vgl. noch Post-Gül Bd II
220, Chilehen Bd III 232, leid Bd III 1680. Äb-em
beste" Fueter werd 's ein [das Vieh dem Eigentümer]
103
Mag, meg. mig, mog, mug
104
beifnager. Stutz. Das Boss, die Chue ist so mager,
mem chönni Schinnhüei an-ere* [an ihren Knochen] üf-
henke" Z; vgl. Schmnhuet Bd 11 1790. — 2. übertr.,
m-s Hai, auf ungedüngtem Boden gewachsenes Nnw;
Z; vgl. Mägeri und Mager-Heuw Bd II 1*19. M-e
Chäs, aus abgerahmter Milch, allg. ; vgl. feiss Bd I
1071. Magert Süffi, Molken, welche es beim m. chäse*
(s. Bd III 511) gibt Ndw. „M. essen, i. h. keine
Fleischspeisen." Schi [sie] machunt hit m., sie essen
heute Fastenspeisen ; s. übrigens noch unter machen.
Es ist hü m., es ist heute Fasttag W; vgl. frz. jour
maigre.
magere": mager werden, allg.
er- = dem Vor. ,E. wollte keine Bäuerin.' Gottii.
magerlächt, -lochtig: etwas mager BHa. Men
g'sehd-der 's soift an, das de bist chrank g'sin, du bist
newwen m. BHa. ,Von Statur mittelmässig, niager-
lecht.' Z Mand. 1698. .Magerlechter Statur.' 1768,
Z Kanzl.
magere" Sch, me'gere" Ap; Tu; Z, megere* Nnw ;
ZO.: 1. tr., mager machen. Niit megeret 's Acherfeld
wie d' Summergerste' ZZoll. Der Mist megered der
Garte" nur Ndw. — 2. intr., = magere* Ap; Sch; Tu.
Dim. megerle* in Bez. auf ein kleines Geschöpf Z.
.Nach der brunst pflägt der hirz abzuenemmen und
zue m.' Tierb. 1563.
ab- = mageren 1 UwE.; Z. Die Chranket häd-e"
ganz abg'me'geret ZS.
,er-megeren: mager machen, ausmärglen. ad
maciem reducere corpus.' Fris.; Mal.
i'is- = dem Vor., bes. vom Boden B; Uw; Z. We""-
me* drü Jar Bulle* macht, tuet 's de" Bode* total
üs-m. ZS.
Mc'geri f.: 1. Magerkeit, allg. M. ist mängmal
g'sünder als Feissi Z. ,Er sandte inen ein megere in
ire seelen.' 1531/1667, Psalm 106; dafür: ,eine Seuche
über ihr Leben.' 1882. ,Von z' vil magere wirt der
falk blöd und krank.' Vogelb. 1557. ,Da muss eine
geistliche Magere kommen und eine ewige Serbsucht
erfolgen.' JJUlr. 1727. — 2. a) Weideland; mageres,
ungedüngtes Wiesenland Gl (Obst, ä im Gegs. zu Mel-
geri 1); GrD., L., S., V. (Megerni); L; GSa. Syn. Büchi.
Gegs. Feissi 2 d; s. Bd I 1073. D' Svhof uf rf' 31. use"
tue* L. — b) das aus solchen Wiesen gewonnene Heu
Gl; GrS.; vgl. Magerheuw Bd II 1819 und mager 2.
S. auch Gl Gem. 380. — 3. Mägeri, Pfianzennanie,
Spark, spergula arv. S.
Zu 2 b und 3 vgl. Ried, sowohl Sumpfland als Sumpf-
pflanze, dann Slein-iichcrli Bd I 68. 3 hat übrigens von ihren
sparrigeu Rispenästen ein mageres Aussehen. 2 a auch ins
Churw, (ilt meggere) übergegangen.
Mägerli Ap; Bs (Spreng), Megerli'g Aa; Ap; Bs;
B; L; G; S; Uw; Z — m. : magere Person, „ausge-
mergelter Mensch", Schwächling; auch von Vieh und
Pflanzen. aaOÜ. Von kleinen Mädchen bisweilen auch
als n. gebraucht Bs (Spreng); L. Bätsei vom Hanf-
stengel : E* lange", dünne" M., hat kei" Fleisch und
kei" Bluet, doch ist si" Hut gitet G; e" lange", ranne"
Magerli*g [so], hed weder Fleisch no'h Bluet und d'
Jlut ist notte" [dennoch] guet GrD. .Permacer, gar
mager, ein mägerle.' Fris.; Mal. — Mägerli von einem
Vb 'magerten, Megerling unmittelbar von mager abgeleitet.
mägersch (in GWa. megersch): etwas mager Ap;
G. — Vgl. närrtch aus .närrisch.'
Rot-Magetji: Rotkehlchen PA1.
Ihr Annahme, dass sieb hier das mlid. .maget*. Magd,
i. S. v. Jungfrau erhalten habe, so dass es = .Rotjungferchen*
wäre, scheint der Umstand entgegen zu stehen, dass wenig-
stens die jetzige MA. für Mädchen nur Maitji kennt.
Magisi', seltener Magesi n.: Magazin Z.
Magistrate": Gericht aus zerhacktem Fleisch, wozu
man gewöhnlich das übrig gebliebene Fleisch des
Mittagstisches verwendet SStdt. Syn. Fleisch-Blätzli.
— Zu der Übertragung vgl. Landjäger.
Magnus Manges, Dim. Mangesli Uw, auch nur
Mang Schw; Uw, verächtlich Mängel Uw: männlicher
Taufname.
Die Ansspr. -ng- beruht auf der früher und z. 'f. jetzt
noch da und dort üblichen Weise, die genannte Consonanten-
verbindung umzustellen; -es aus -im wie -ü iu Kasi»; s. Bd
III 502. Die Kirche des heiligen Magnus in GStdt noch
jetzt St Mangen benannt. Über den Glauben, der sich an
den Heiligen und seinen Stab knüpft, s. Liit., Sagen 313;
Osenbr., Kcchtsgesch. 1868, 145.
magöllin. .10 silbrin bächer in.' 1566, L luv.
Es lässt sich kaum entscheiden, ob hier ein dim. Subst.
oder ein Adj. zu einem vorauszusetzenden .Magolle' vorliege.
Jedenfalls steckt darin churw. magöl, majiil m., Trinkglas;
ili''s zu magioula f., Steingut, it. majoHca, mspr. von der
span. Insel Majorka. Vgl. Gr. WB. VI 1901 s. v. Meid.
Bei Schm. -Fr. 1 1575: ,Magele, Magölen, Makhüllein.'
Magrone" f. = Makaroni und Makrone Bs; Th; Ndw.
Miigetli: Pflanzenn. = Glas S c (s. Bd II 641) Aa.
Syn. Gcmseli Bd II 321. — Watarsch, stehen gebliebene
alte Form für Mägdli, vgl. Jümpferli Bd I 124S.
Mfigi Aa; „Gl;" L; SciiSt.; Tu; Zu; Z. Mägich
AaEIh-., F., Z.; Sch; Th, Mägis ScHSt, Stdt. Mags
SeuBuch, Schi., Magt AALeer. — in.: 1. Mohn, pap.
somii., bzw. der zu Öl verwendete Same; vgl. Mag-Öl
Bd I 182. Der Schlaf schüttet sin Mägi uf d' Ghöpf.
Usteri. ,Us hanf, us lynsat, us mäge öl machen.'
1431, Z Müllerbr. .Magsamen, Mohn, Mägibluiuen,
pap. sativum.' JCSdlzer 1772. Bisweilen auch wegen
der Gleichheit des Samens und seiner Verwendung
missbräuchlich für Ölreps, Lewat, brassica napus Z.
— 2. (Megi) das, was nach Auspressung des Öles aus
Nüssen, Leinsamen oder Ölsamen übh. übrig bleibt
GG. Syn. Chrüsi. — 3. Klatschrose, pap. Rhoeas AaEIu.
Ahd. mago, mhd. mäge(n), mähen. ,(ül-)Magen' noch im
Tierb. 1563. Auffallend ist die Kürzung, welche der Stamm-
vocal bei uns erfahren hat; dass sie auf Anlehnung an
MSge* I beruhe, indem das Volk den Mohnkopf und seineu
Inhalt mit einem Magen verglichen hätte, ist nicht unwahr-
scheinlich; vgl. .Katzenmagen' bei Gr. WB. ; doch der gram-
matische Wechsel von g und h im Mhd. deutet darauf, dass
es eine Form mit kurzem Vocal schon in alter Sprache ge-
geben habe. Die in unsern MAA. vorherrschenden Formen
sind wohl nach t'fuimmi, Chümmich, Chömmü ( Bd 111 B94)
gebildet; vgl. noch Chimia, IIb Magt aus den Synn. Mag-Sat
und Mag-Samen verkürzt sei, ist zweifelhaft; vgl. Pflanzen-
namen wie ,Reps, Spars'; Magt viel), aus der copulativen
Verbindung des W. mit Lewat und Letzterem nachgebildet
Mangel „m.": 1. „Dämmerung BO.; VO;" Z, ,Cre-
pusculum, mougel, die zeit, wenn tag und nacht
scheidet am abend.' Fris.; Mal.; Syn. Mugel.
2. düstere, trübe Witterung Zg.
maugel: Adj. 1. „dämmerig BO.; VO; Z." —
2. vom Wetter, trüb, bewölkt, „neblig", auf liegen
deutend AaF., Hold., Seet; BHa.; VO; S sJura; „Z."
105
Mag, m,'-?i '"'S- »'"gl m^
im;
il/e* {Föd >mZ go mähe", 's ist m. AaWoIiI. — 3. vom
Gesichtsausdrnck , düster, missvergnügt 1! (.tristis.'
Id. B); L. Jl/e" g'sehd [am Sängerfest] fces t»-s Q'sicht.
Häfl. 1813. — I. unwohl AASeet.
Zum Stamme «inj-, auch (durch folgendes / oder /•) ge-
schärft maugg-i vgl. engl, mu^, Nebel, Dunst, muggy, feucht,
dunstig. Als Wurzel liegt viell. das gr. poio, blinzeln, zu
(•runde; vgl. die Anni. zu nauten und , munkeln, munken'
bei Gr. WH. VI -J »;*.» T f. Bei der RA. et i»! m. kann man
schwanken zwischen suhst. uud adj. Auffassung; vgl. glänz.
tag-inaugels: Adv. UwE. T. oüfstä', bei der
Morgendämmerung aufstehen. T. hei"'chö", vor Ein-
bruch der Nacht heimkommen. — Temp. Gen. wie .Mor-
gens, Tags.'
mauger: 1. dämmerig. ,M., heiterlächt, sublustris.'
Mal. — 2. = maugel 2. ,M., tusel, trüb, wolkicht,
feucht, udus, nubilosus, pluviosus.- Red. 1662.
maugere": (auch refl.) kränkeln, bes. vom Vieh,
liegen bleiben, nicht fressen wollen AaFH. .Wann
ein Stück Hornvieh sich maugern und erkranken
wurde.' Bs Stand. 1715. Syn. mauderen.
maugle": 1. dämmern „BO. ; VO; Z", spec. am
Abend Schw; U, am Morgen Ndw. Es manglet, wenn
die Sonne untergegangen ist Schw. Um 3Iaugleszit, in
der Abenddämmerung, ebd. Er isch eso zwischet Tag
und Nacht cho" ; es het afig g'maüglet USil. — 2. vom
Wetter, „nebeln BO. ; Vü; Z"; zeitweise sich auf-
hellen, dann wieder trüb werden; unsicher sein Aa;
Uw. Es häd (sich) g'maüglet, der Himmel hat sich
umwölkt Aa. — 3. mit den Augen zwinken Uw, wie ein
Schlaftrunkener die Augen bald öffnen, bald schliessen
Ndw; „UUrs." Syn. maugglen. — 4. (mangele*) dahin-
siechen SoHwMa. — 5. roh, sterben SchwMuo.
ab-: langsam dahinschwinden, sterben, zu Grunde
gehen, bes. vom Vieh S; U.
ver-: zu Grunde gehen, vor Elend usw., verenden
LG. (mit haben); Schw. Syn. ver-mauzen, -reblen. Er
ist so wit usse", dass d" meintist, er wett alli Augen-
blick v. ScnwNuol. Vermauglet als Steigerungsadv.
„L." Syn. verreckt. ,Und fitzt dich [schlägt dich] v.'
Balz 1781.
zue-: bim Z., .beim Zunachten', bei Einbruch der
Dämmerung aScHW.
Maugli f.: Abenddämmerung SchwMuo. Ich han-e"
i* der 31. g'seh* verbi gä".
mauglig: halb bewölkt, trüb Aa; BHa.; SB., NA.
Syn. hol.
Me'gaggel m. : 1. Brettchen. Sieb, welches in der
Mühle das Getreide herunterrüttelt ZRafz. — 2. Wind-
häspelchen, Wasserrädchen als Spielzeug der Knaben,
ebd. — Wahrseh. aus MelrGäggel; vgl. Gäggel, gäggelen,
Qäggeler (Bd II 169) und das analoge Näggeler, näggelen.
nifgele" AAl.eer. ; L; Zg, me'gene" UwE.: meckern.
Syn. mäggelen.
Vgl. gr. u.y/xdou.ai, das für das Germauische h (mhd.
mechzm), bzw. g erwarten lässt. So wird wohl auch ck des
schriftdeutseheu W. wie des Boner'scheu mScke, Ziegeubock,
auf ijtj beruhen.
Mege" f.: 1. „Kinderpuppe in Gestalt eines ein-
gefäschten Kindes Aa." Syn. Bähen. — 2. „Schimpf-
name auf ein unflätiges Mädchen, ebd."
Gleichsetzung mit .Maria' läge begrifflich nahe, und es
mögen die Koseformen dieses Namens verglichen werden.
Es fällt aber auch das syn. M&ggen in Betracht.
Migel GrKüdI., Migeli l Dim. Gr; GO.: 1. Bro-
samen, Krümchen von Brot. Käse, Zieger usw. (in;
GO., S., We. — 2. (PI.) geröstetes Mehl GWeisst.. ge-
rösteter Mais mit und ohne Butter GMels, in Butter
gekochte Mehlknöllchcn (nicht Klösschen) GRÜhur;
GMels. Syn. Bibel. — 3. e(s) Migeli, typische Be-
zeichnung des kleinsten Quantums, ein klein wenig,
ein Bisschen GrPi\; GG., Sa. Syn. Brosfmjeli. Es
Migeli Schmalz [Butter] GnKübl. Auch verdoppelt:
e M., 31. Gr; vgl. es BireUtzeli. Nid e 31. Es 31.
Impert und es pur Lörbone" muessend-er auch nar'' Inf
GRPr. (Schwzd.). Es 31. lichter si 's-eren [der Kranken]
als nächtig GRSchiers.
Von churw. migla. 1. Brosame, Bissehen. — 2. Teig-
gericht aus winzigen Teigkrümchen; it. mica, frz. miettt in
Beil. 1 und 3. Länge des i ist nicht immer bezeugt; in
GWeisst. ist es \2, welches t voraussetzt. Vgl. auch Muglen,
Mtggen, MiggUn, Mirgel.
üf-migele": die Oberfläche des Gebäckes brosam-
artig aufreissen, kraus machen; Syn. schränzen? .Üass
die pfister, feiler hinfüro die simmelring u.. brechen
und in einer grosse, ässig, guet machen.' Z Katsver-
onln. 1568. .Zuodetu brechind uud ufmiglind sy die
ring so gar schlechtlich. das nit allein nit lieblich zuo
essen, sonders glych inen ouch am vertrib und kouf
nachteilig.' ebd. 1582.
ver- GSa. (auch -gg-). ver-migle" GrCIiui-, He., zer-
GRPr. : 1. tr., zu Brosamen zerbröckeln, zerreiben Gr
Chur, He., Pr. D's Fräuli tued 's Scfonifeli Brod mit
dem Hegelpätschli schinte* gär chlei'heri, um d's Brod
ringer zermigle" und cermalgge* z' chönnc" mid de*
Zendstumpe" GRSchiers (Schwzd.). — 2. intr., in Bro-
samen zerfallen, z. 11. Käse GSa. ; Syn. ver-brosmen,
cer-brosmelen. D's Brod ist-mer im Sack vermiglet.
in igle": in kleine Teile zerschlagen GrPi\
Migeli II n.: Schweinchen und übh. jedes kleine
Tier, das geschlachtet wird Seil (Kirchh.).
mige": schlachten Seil.
Miger m. : Schlächter, Metzger Sch.
Die Koseform Migeli viell. wie Miyji für Kätzchen, laut-
malend nach der Stimme des Tieres, die bes. beim Schlachten
sich geltend macht. Vgl. auch miggt "
Migi, Dim. Migeli: Bemigius L; Schw; Uw.
Vgl. Läri (Hilariusl und Anm. Dazu wohl: ,Eiu dummer
Länder-Migi.' Ndw Kai. 1S62, appellativ wie Jogget, Ruedi;
Bahi; vgl. auch Miggi.
Miglen PI.. Migling m. = 3fidel-Fisch, Millimg ZSee.
,Es soll auch niemand kein miglen fangen von einem
St Martinstag nnz zum andern.' Mit der Note: ,M.
seind jung bläwling.' 1512, Fischer-Einung auf dem
ZSee (SchwB. Klosterarch.). .Allerlei kleine albnlen
werdend zue Zürich migling genennt.' Fischb. 1563.
S. noch Felch Bd I 800. .Wir verbieten das Fähen
der Miglen und des Brüets.' Z Ges. 1757/79; vgl.
,Mügli', eine Fischart im LSee 1423.
mieglicht: braungestreift, von Schlechtgebackenem
Schwarzbrot, an dessen Krume inwendig ein brauner
Streifen entlang läuft GrD.
Mögel m.: 1. „Schiuadderer", Einer, der schlecht
schreibt, Schmierer Sch. — 2. Schimpfname für eine
hässliche oder dumme Person, ebd. Dim. Magill.
mogle": „schmaddern", schlecht schreiben, sudeln
Sch. Abi. Möglete" f., Sudelei.
107
Mag, meg, iiiilt. in <• ir. nrag
108
„möglig: geschmaddert, wüst"; 1 > im. mögilig.
Vgl. mögglen II. dessen gg sicher bezeugt ist. wahrend
einfaches g auf schwachen Füssen steht.
JI6g in.: kleine Gartenschnecke (Inl'r. (Kdspr.).
Ver-mög: Inhalt, Wortlaut. Aussage. .Nach us-
wysung und vermog der spruchbriefen.' 1523, Aesch.
.Von lutrem und hellem v. unsers landsfridens.' 1532,
Strickl. .Nach Laut und Vermög der Mandaten.'
1533, Hess, Samml. ,L's vermug eines zusags.1 1538,
Z Burgerb. .Wider v. der schrifi.1 Vad. .Nach Laut
uul Vermog unser Chorgerichtssatzung.' B Mand. 1648.
Das in seirier Bed. -i>-li eng an vermögen 3 anschliessende
Subst, ist, wie das syn. ,Lant', schliesslich nach Unter-
drückung der Präp. seihst zur Präp. geworden. .Vermag
Sprüchen und vertragen.' Kessl. .Vermog syns zedels.' 1562,
B Staatsrechn. , Vermog ufgerichter briet und siglen.' 1">7-J.
ZThalw. Offn., neben: .nach vermeg.' .V. meiner schuldigen
Pflicht.' KilS, JJUr.it. .Vermog Vertrags.' B Abzugsordo.
1715. Vgl. Gr. WH. Die Form schwankt nach den ver-
schiedenen Vocalen il<-^ zu Grunde liegenden Verbums ,ver-
mügen'; vgl. noch Ver-mag.
mogele" I: unpers., von Speisen, die Appetit
erwecken ZWang.
mögelig Th, g'm.Bs: appetitlich, begehrenswert,
einladend, reizend. Syn. gemöchtelig, mögig.
möge", bzw. me'ge", Ptc. g'möge" FS.; WGriieh.,
Li'., im) GitV.. g'megut WSaas, sonst wie der Inf.;
Präs. Ind. Sg. 1. 3. P. ma B; PAL; Sj ZW., sonst mag;
2. mäsch B, sonst magst; PI. mönd H; Zu., möu, mü
B. sonst möge'd; Uond. »lieg ZEn., Limm., mächti
ScbwE.j WGräch., meddi WNaters, müechti Th (Stell).
sonst möcht(i), in TnHw. -n-: 1. kräftig, gesund sein;
meist mit Neu.: nüd, nüd am beste", schlechtlich, übel
m., unpässlich sein, kränkeln Hl.'. Nid so wol m..
unwohl sein ApHinidw. Wer e" chli rüch mag [nicht
verzärtelt ist], De' mag de" Wi" trinke" ApSchöngr.
Durch 's Nidmege" wurd 's im sich Im" oirsterchered,
durch Unwohlsein würde sich bei ihm die Schwermut
vermehrt haben BHa. lc* mng nümme" 1) bin nicht
gesund BR. — 2) bin erschöpft, kraftlos (mit Be-
tonung von mag) Tu; Z. ,Die allerbest ze fuess moch-
ten', die besten, kräftigsten Fussgänger. 1425. Gl ürk.
,Wtlss, niyn husfrow, dass ich wol mag, früsch und
gesund bin.' 1440, B (Gfo.). ,Xun warend die Cristnen
als muod und als kreftlos worden, bede von arbeit und
von hitz. dass sy nüt mer möchtend.' 1475, Volksbb.
.Als er lang übel geniugen hat [kränklich gewesen
war].' Sicher 1531. ,Myn at ist schwach, dass ich nül
mag.' Habkrer löti'J. .Infirina valetudo. ein blöde ge-
sundbeit, da einer nit ze bett ligt, mitbin aber übel
mag.' Fris.; Mal.; vgl. iibel-miigend. .Wie ist unser
Urselin so christenlich gestorben; ich mag nit mer,
so ich an das Ursclin gedenken.' ThPlatt. 1572. ,Den
sterkern und bass mögenden.' JR Landend. 1608.
2. vermögen, können, in phys. und geistigem, mora-
lischem S. a) mit Inf., dem in lebender Sprache ge-
vorgesetzt wird, während es ohne ge- .Lust haben'
bedeutet; vgl. hierüber ge- 5 Bd II 17. In PAL, wo
das l'räf. ge- vor mögen als Prädikats- Verbum treten
kann, entsteht dann ein Unterschied zwischen ich
g'man, ich kann, und ich man nid, ich mag. will nicht.
Es mag g'si", es ist erreichbar AALeer. ; Z. lrh mag
das Stuck und g'Ssse*. Was nur und g'werde" mng,
han-i''' kei" 'I'rnrt- d'rab Z. ,Icb mochte gar nicht
erwarten, bis ich antreten konnte.' Gotth.; s. noch
rir-liihiii Bd 11 908. .Hat im nieman syne gründ
g'mögen umkeeren.' Zwingli. ,Da man nun die schloss
ufgetreit, do mocht man die stüblitür nit ufbringen.'
1534, Äg.Tschodi. ,Ich mag dir nit bezalcn.' OWbkidh.
1552; dafür: .kann.' 1588. Herb. .Kr mag die strafen
der sünden hinnemen.' ebd.: dafür: .er hat macht.'
158S, Herb. ,I)ie menschliche blödigkeit mag nit
gnueg tuen.' ebd.; = .vermag.' 158s. Herb. .Aber
überwinden mögend si dich nit.' 1587, Jerem. .[Der
Tod meiner Hausfrau] verdross mich so übel, dass
ich meint, ich möcht iren niyn Lebtag nit vergessen.'
1603, Arddser. ,Dic fünf torachten Jungfrauen eileton
zu den Krämeren und Widerum zur Hochzeit; aber sie
möchten nicht geschwind g'nug kommen.' FWvss 1673.
, Traurig ist's, wann bei den Annen Holz oder Hecke
gebricht, mögen sie ja nicht erwarmen.' /. Neuj. M.
1 Ti's. _ in scheinbar abs., in Wirklichkeit aber el-
liptisch, mit zu ergänzendem Verbum. .Lauf, was du
magst.' Gottu. .Meine Alte und ich sind schitter [dem
Zusammenfallen nahe] und mögen nicht mehr nach:1
ebd. .Wenn ich ab Tatsch [vom Flecke weg gehen |
möchte, ich gienge auch mit, aber mit meiner Gliedsnchl
in der Hüft komme ich nicht ab Platz.' Ndw Kai. 1889.
Wie tunkt dt"* mm Most? Mag-er a* 's Webmeisters?
Ar. Die ma" wol, die kann wohl (Aufwand machen).
Gottu. Es gät, nie 's mag Aa ; Tu; Z. 's mag Hecht
[sein], es kann leicht sein AALeer. ; s. Bd III 1048. Mer
mönd bloss [mit Not] Meister Z. W%1 möge", z. B. mit
einem Steinwurf, einer Arbeit, einem Marsch. Lesen
in einem Buch usw. Tu; Z. Er häd nüd irit möge*
i" der ZU. Die Herdöpfel möged nüd i" de" Chorb
ine", der Korb fasst diese Kartoffeln nicht '/.. .1"
Oppis, Öpper am" m.. hinanreichen, ihm gleichkom-
men Tb. /■'' Im" und nf de* Baum ufe" möge", meine
Kräfte reichten nicht aus; aber auch: ich hatte keine
Lust dazu Tu; Z. S. noch üf Bd I 120, üs Bd I 553,
fürhin Bd II 1345. .Mag ich, so will ich selbs doby
syn.' 1475, Bs Chr. .Quam potui, als ich gen
hab. Citra satietatem data glans, nit als vil sy essen
mögend, oder nit als vil in sy mag. Aedes nostrae
vix capient, sy mögend kaum in unser haus, unser
haus wirf sy hart mögen fassen.' Fris. ; Mal. .Es
half als vil, als mocht.' 1584, Ardöser. ,Die ir gern
geholfen, aber nit gemögen.' 1601, (Ifd. .Hie Kirche
sye zu eng. mögend nit alle Kirchgnossen daryn.' 1652,
Z OGlatt; s. noch Kollatz Bd III 210. — c) scheinbar
mit Acc. Obj., das aber ebenfalls von einem zu er-
gänzenden Vb abhängt, a) mit pers. Obj. Eine" m.,
Jmdm an physischer oder auch geistiger Kraft über-
legen sein. allg. Es hat Keine' der .Inder m.. deiner
von Beiden blieb Sieger. Er mag-nen im Schwinge*,
im Schribe" BR.; vgl. ,Das mag-ne, hoc persuadetur.'
Id. B. In Mängem mng in sicher Ekein. Breitenst.
I<* 6t- der Stärkst <■•■ ma-n-eeh all. B Hist. Kai. 1851.
,Es sei im ganze Bernbiet keine Küherstochter, die
mich möchte, und es werde nicht mancher Kühers-
sohn sein', prahlt eine auf ihre Stärke stolze Vieh-
magd. Gottu. .Sie wolle zeigen, dass mit Husen sie
Keine möge.' ebd. ,Er mög [übertreffe] d'r Pfarrer
weit.- ebd. Auch mit Dat.: Ünschfi Pläss [Kuh] hed
dir Ilircluie m.. hat ihr obgesiegt (im Stossen mit den
Börnern) GrD.j vgl. Häggel Bd II 1097 und ge-hand
Bd 11 1396. Der luV-mer 's m., eolui mi ha vinto PA1.
Abs. Der hat a" der Abstimmig m., hat gesiegt in
der Wahlabstiinniung ScbwE. (Licnert). Auch übertr. :
[09
Mau', meg, mig, wog. müg
llö
,üas Eirschenwasser möge d' Lüt viel schneller [rui-
nieren SC.] als der Branntwein.' (uitth. De' 65er hiitl
Monge" m'., der Wein von 1865 hat Manchen berauscht
oder ihm den Tod gebracht Tu; ZS. Übertreffen, an
List: .Die meinen, wie witzig sie seien und verstehen
doch Nichts: einmal für 40 Kronen habe ich sie m.'.
il. i. 10 Kit n habe ich ihnen abgewonnen. Gotth.
Unpers. Es häd-e* minie", ilie Krankheit hat ihm den
Tod. die Geldschulden haben ihm den Konkurs zu-
gezogen Tu; Z; bes. aber von Gemütsbewegungen:
übermannen, einen überwältigenden Eindruck machen
Aa; Bs; B; Thj '/.. Es hiit-mv'' (schier) m., ich habe
(beinahe) weinen (seltener: lachen) müssen vor Rüh-
rung. Schmerz, Ärger (Lachreiz); auch von Ekel: es
brachte mich (fast) zum Brechen, 's het-mi''' im
Innerste" m. Bs (Becker). Wo der Vater i* sim grus-
lige Zorn das Vreneli Mimisch titeliert het, jo Das het
in in., Dns het im Jokeb in 's Herz g'längt. Breitenst.
Das het-mi"* du m. und i'h fall a" springe". B Dorf-
kai. 1870. Das Itä'-mer's m., cio mi ha soprafatto
PA1. — ß) mit Sachobj. Oppis in., eine Last zu heben,
tragen vermögen, eine Arbeit zu rechter Zeit zu Ende
bringen Bs; Gl; Tu; Z. Magst de" Ghorb? Ieh mag
Itül de" Strumpf Wümme* Z. Ich mag 's nüd fertig
Gl; Tu; Z. Wenn-er-i [euch] wered, somöged-er de"
Acher [sc. pflügen, schneiden, hacken] bis z' Atiig.
Gid 's wol üs? Möged-er 's? Anrede z. B. an Mähder,
Feldarbeiter usw. Sprww. 1869. I°* weit, ieh möclit 's,
mein Wunsch wäre, das Pensum fertig bringen zu
können Z. Der Stich mag ieh (beim Kartenspiel), ich
habe eine stärkere Karte Gl. Magst? fragt ein Spieler
den Andern, d. h. hast du hiefür eine Stichkarte? —
d) gepaart mit dem syn. .können.' Der d' Litt bidrängt,
wo-n-er cha"" und maß. Hokst. Do jammeret das Fräuli
gar bid urlig: 0, i'h cha 's Wümme* und tna 's n imune"!
BW vss 1m;;I. Wo-mer chiind und mönd, htifed-mer
enand VA). .Beholfen und beraten syn, mit was er
dann kunne und muge.' 1495. G Küehenordn. ,So
wir getuen sollen, könnden und m.' 1525, Strickl.
— 3. Lust, Neigung haben zu, gerne wollen, a) mit
pers. Obj, im Acc. Ai>; Bs; GF., G.; Th; Uw; U; W;
Z. im Dat. Gl; GA.; Z, Jmdm gewogen sein, für eine
Person Wohlwollen. Sympathie, Vorliebe haben; auch
etwa mit Zusatz von wol, guet. Si händ enand nie
m., standen nie mit einander auf freundschaftlichem
Fuss Ap; G; Th; W; Z. Er mag-en nüd, hat persön-
liche Antipathie gegen ihn; er mag-em nüd Z, Nüd
GA., ebenso, doch auch in dem differenzierten S.:
fördert seine Zwecke, Bestrebungen nicht Z. I'h mag
sits |es] nit, ich kann's nicht leiden W. Er mag im
nl si", ist ihm gewogen CiL. Es hät-is hüt noch wol m.,
das Wetter blieb uns günstig, der Erfolg ist uns nicht
ausgeblieben Tu; Z. Scheinbar mit Gen., der aber
von dem subst. Nüt bedingt ist: ,Ich ma'J dinc" Nüt,
aversor te.' Id. B. Der Inf. subst.: 's het dem alte"
Wittlig 's Möge" gär nöd g'ha". G Kai. 1894. Unpers.,
von günstigem Wetter: Hüt het 's na m. B oHa.
(Grussformel). Verbunden mit können s. d. Bd III 3'23.
— b) mit Sachobj. und abs.. bzw. mit unterdrücktem
Obj. (oder Inf.), Lust und bes. Appetit haben, allg.
Magst Brot? Ich man d's Fleisch nid. Er mag ril,
wenig, d. h. essen, trinken. Er hat 'denkt: Vom s'e'be"
Fuss mitg-irh Nünt im'. BStell 1888. Gott Lob, dass-
mer 's hei, Gott Loh, dass-mer 's meu. Gotth. (Tisch-
gebet!. S. noch Hund Bd II 1421 und vgl. Mögt. —
c) mit Inf. Er mag tritler esse" | nach einer Krankheit].
Franc, wo und gumpe* mönd wie d' China. Müller,
Jgdscbr. I'h mag mit halte", ich stimme bei (Formel
bei Abstimmungen). Ap Kai. 1859. Jet: sind s'.jo scho*
z'friden und mönd wider lache*. Stütz. D' Lut lache*
jet: nocU u"J mün-im 's gönne*. 1! Dorfkai. 1871. Jo,
ich macht 's wüsse* ' Das will ich meinen Bs. , Pfeift
der Wind uns auch durch 's Haar, mögen wir nur
lachen.' Z Neuj. M. 1781. lch macht auch! ironisch:
Das lass ich schön bleiben AALeer. ; Bs; Th; Z. Am-
plificiert durch , wissen': Ich mag und weiss nüd, ich
habe durchaus keine Lust Z. — 4. moralische Mög-
lichkeit, wienhd.: dürfen BBr., Ha.; U. Du magst-se
ne*, darfst sie behalten. Mag 's mi's sin, darf ich
es als Eigentum behalten V BHa. Er mag nit, darf
nicht U. ,Es magen an die zedel geschriben werden
allerlei namen.' G Gesellenschiessen 1485. ,Si esset
licitum per nautas, wenn ich der schiffleuten halb
gemögen hette.' Fris. — 5. sollen, müssen GrS. Nu;
i* Gotts Namme", nie" wird-sich halt mege" dri" schicke".
Schweizermcnd 1891 (U). — 6. mit dem Gen. dessen
oder sin, daran schuld sein; syn. vermögen. Ich ma?
si" nid PAL .Sind dann schon vil schantlieher under
inen, was mögend dess die gueten?' HBull. 1530.
.Was mögend wir syn, qu'en pouvons nous?' Haimonsk.
1531; ähnlich mehrfach. .Ich pitten üch, ir wellent
niyn Früntschaft mynes Tods nit lassen entgelten,
dann si mag dessi Nüt.' 1607, Ardüser. Mit Präp. :
.Wir mögen nüts für das gesehrei', wir können Nichts
gegen das Gerücht tun. ThPlatt., Br.
Mhd. mngai, mügen in Heil. 1, '2 unJ li. Wo in den
Belegen .möchte' als Ind. (so auch bei DTomann 1708 und
ZZoll. Tagb. um 1750: ,Es wäre so heiss, man möchte es
fast uieht erleiden') vorkommt, ist Dies zu erklären aus dem
Bestreben der MA., sieh irgendwie für den Mangel dieses
Modus im Prät. zu helfen. Zu mönd vgl. gönd, chönd, lönd,
tönd, stand usw.; ,sy m 1.' schon 1433, Gfd, ,mönd.' Ruef
1Ö40; KSihinid 1579. In ma, mäsch, möu das </ verflüchtigt
viell. nach Analogie von .schlagen' oder nach Analogie von
rhu"". rlhi""st : Iti , lä*t ; mini nach ihi'ii. tritt, irrt. Zu mieg
vgl. achlieg und chient in der Anm. zu chönnen Bd III 324.
Meddi wohl assimiliert aus mäckti oder müchti oder nach
Analogie von toetti. Ein Cond, .malite' und ein Ptc. .geinügt'
schon im Mhd. .Miohf = magst, XV., Lüt., Sil'. Was die
Bedeutung betrifft, so findet sieh der unter 2 c a aus GrD.
hezeugte Dat. schon hei Notker: ,ube du ne hütest, so gemag
er mir.' Ober Vertauschungen oder Übergänge der Modal-
liegrirt'e (betr. Bed. 4 und bes. 5) vgl. den Schluss der Anm.
zu chönnen aaO.
über-: überwältigen; überwinden. ,Das war zu
viel für mich! Das übermochte mich.' Becker 1868.
.Die Kirchen Gottes ist nie übermögen worden.' FWyss
1672. .Solches Gebet muss den Allmächtigen ü., den
Unüberwindlichen überwinden.' JJUlr. 1727. ,Da ein
jedes Lüftlein sie übermag.' ebd. — a"-: 1. langen
Ndw. Das Seil mag nid ä". — 2. angehen Ndw. Fttl
si" mag bi dem Pur gar nid a", geht bei ihm gar
nicht an. Das mag nid ä* Ndw. — 3. Eim «., Einen
anmuten AALeer. Si mag-mer nid än.
ver-: 1. die (Geld-)Mittel zu Etw. haben. S. Hund
Bd II 1421, Chatz Bd III 587. Er vermag 's wol, hat
dazu reichliche Mittel. Er rermag ('s) z' warte", z.B.
mit dem Landverkauf Bs; Th; Z. ,1m nächsten Dorfe
trank man wieder eine Flasche; der Götti musste
zeigen, dass er auch Etw. vermöge.' Breitenst. Wenn
ir tiumme" guete" Wi* nrntrut und de"" am Abend
hei"' plant pet mit eitern Milchgeschirr wie-ne* Kue mit
111
Mag, meg. mig, moir. mug
112
ere" grosse" Tr'mgele"'. B Hist. Kai. 1777. .Eine Fa-
milie, die kein Brot vermag.' B Kai. 1841. .Heu kaufen
vermag unser Einem [s. Bd I 272] nicht.' Gotth. .Sieh
gross machen [den Grossen spielen, Aufwand machen],
ohne es zu v.' ebd. Wer 's vermag, kan" schnupfe" und
rohe" [rauchen] GBern. Ich vermag .:' laufe", ironisch:
ich bin nicht so reich, um mir das Fahren zu er-
lauben Th; Z. Kr vermag öppe* 10000 Fr., hat so viel
Vermögen Tu; Z. Es ist Einer ken Bin-, wenn Eine'
nid en ruehige" 31a"" vermag LE., sich durch die
Wechselfälle, welchen er in der Landwirtschaft unter-
worfen ist, aus dem Sattel heben lässt? S. noch haben
Bd II 871. ,Sy straften den um 100 fl., disen um 80,
je nachdem einer vermocht.' WStkiner 1532. ,lch
meint, er vermocht eins fürsten guet.' Salat 1537.
.Hcrodes mächtig ist im gwalt; vermag's an landen,
lüt und guet, dass im das g'mein volk nit vil tuet.'
Aal 1549. ,Wir wend trinken, dass schwitzend d' wand.
Wir hand ein herren, der 's vermag.' Haberer 1502.
.Vermag Eine nit Windlen, wie es gern wollte, so
brauche ihm Lumpen und schneide die Fasen darvon.'
FWürz 1634. .Einer, so 6 Küe vermag, soll nit mer
als 4 Geissen haben.' lb'75, B Kq. .Der Gang vermag
1000 Gulden; er gehet toll daher, junonium ingredi-
tuiv Met., Hort. 1692. .Wenn Einer einen Gugelhut
vermögen, so hat er geglaubt usw.' HPest. 1790. Auch
in Bez. auf Truppen: .Der herzog von Berg ist mechtig
und vermag vil Volks.' 1475. Bs Chr. ,Ir vermögen
ist g'syn 8000 reisbarer mannen.' 153s, Äg.Tschudi.
, Lucern vermag an streitbaren Männeren usw.' RCvs.
— 2. allgemeiner, im Stande sein, zu Stande bringen,
leisten können. .St Vit hat den längsten Tag, Lucia
die längste Nacht vermag.' Sprww. 1824. .l>er helle
Tag vorhanden ist, der schöne Tag, den Gott vermag.'
Wächterkuf. .Schweig, leid und vermag [sc. zu tra-
gen], dein Unglück Gott allein klag.' Sprww. 1824.
Ebenso elliptisch in; G'schwulle", was i" (V Hut ie
vermag [sc. zu gehen] AaF. .Unsern lieben lantlüten
ze Glarus entbieten wir, die lantlüt ze Switz, unsern
willigen dienst und was wir eren und guotes ver-
mögen.' 1394, Gl Urk. .So ver ir lyb, er und guet
reicht und vermag.' BossH.-Goldschm. ,1'ro mea parte,
nach meinem vermügen, als vil mir möglich ist.' Fris. ;
Mal. (Übergang zum Subst.). Vgl. auch Glossar zu
Hainionsk. 1531. — 3. bedeuten, in sich schliessen,
besagen, bes. vom Inhalte eines Schriftstückes, Doku-
mentes usw. Er g'hört vom Präsidenten, was das Urtel
vermag. Usteri. ,Wie es Gottes wort und unser amt
vermag.- HBull. 1531. ,Wie ein abscheid das heiter
inhalt und vermag.' Kessl. ,Die gemeinen chronik-
rödel vermögend, dass Otmar bei 38 jaren das kloster
verwalten habe.' Vad. ,Was die Urtel vermag, voll-
ziehen.' 1G52, GrD. LB. ,Die Lehenbrief der an-
grenzenden Lehen vermögind, dass sie stossend an das
Schnebelhorn.' 17(11, Z Staatsarcli. ,Die liatserkannt-
nuss vom 3(1. Maji vermag, dass usw.' 1703, Z Zunft-
prot. ; vgl. Ver-mug. — 4. bewirken; Einen wozu ver-
anlassen, mit pers., direktem oder präpositionalem Obj.
,Man solle im den schryber v. [verschaffen, bewilligen |.'
1531, Absch. Die Klosterherren wenden sich an König
Rudolf gegen ihren Abt, ,dass er inen den zu recht
v. [zur Verantwortung zwingen] wellt.' Vad. ,Die
Edellüt haben an im [Bullinger] v., dass er inen
Jesajam gelesen.' ELav. 1576. — 5. retl., mit Gen.,
a) (meist negiert) wofür können. Schuld sein woran.
„Vermag ich mich dessen, dass mein Freund dir etw.
Leides getan hat?" /"* vermag mieh Desse* Nüd, ich
kann Nichts dafür Ap; B; GrD.; Th; Z und schon bei
Mey.. Hort. 1692, Da vermag ich mich Nüt, dass'seso
g' gangen ist Z. Si"h Nünt v., dass 's Pulver chlepft,
das Pulver nicht erfunden haben Ap. Wie vil Ö"-
scholdege het 's auch, diese [sich] A-e Betzele [Bischen]
oermöged! Ar Kai. 1848. ,Was vermögen wir uns,
dass es so gegangen?' Gotth. ,Was v. sich Andere?'
C.esi'r. 1712. Auch abs. : .Ach Gott, ich dessen nit
vermag!' Holzw. 1571. — b) Zuneigung, Sympathie
zu Einem bekommen, haben. ,Wie ein lieb ding es
ist, wo zwei eins mit einanderen sind und sich eins
des anderen wol vermag!' 1527, Mise. Tig. .Adam
hatt alle andere tier beschowet, aber keinse hat er
sich vermögen.' HBull. 1540; vgl. mögen 3 a und
Katzen- Hirni Bd II 1614. — Ver-möge" n.: wie
nhd. 1. abstr. ,Sy tetend all ir v. [was sie vermoch-
ten].' Morgant. .Von allem v.' OWerdm. 1552; = ,von
allen kreften.' 1588. Herb. ,Ich will sein Wort, so vil
mir möglich, fürtragen, best Vermögens.' 1692, Gr
VDörf. — 2. concr. a) Geldbesitz, allg. ; auch dim. De''
wird sl"s Vermögeli glich g'nueg dure" 'tu" ha" Th; Z.
Die het es ordligs Vermögeli g'hä". BWvss. — b) krie-
gerische Macht, Streitmacht. ,Wir haben uns ent-
schlossen, mit unserm v. zue verrücken [aufzubrechen].'
1525, Absch. Vgl. auch Glossar zu Hainionsk. 1531.
— Libs-: Lebenskraft, Gesundheit. ,Als nun der
könig alt und an lybsvermögen abgehend [war].' Ansh.
nahe"-, mit Dat.: 1. Einen auf dem Wege ein-
holen Tu; Z. — 2. Einem gleichkommen, es ihm gleich
tun in Etw. B. ,Eine Säumutter [Schweinezüchterin]
ist sie; es mag ihr keine Luzernerin nach." Gotth.
— zue-: 1. ungefähr = nahe'-mögen ä, erreichen in
irgend einer Eigenschaft. Der hürig Wi" mag dem
femdrige" nüd sueTn; Z. S. handlich Bd II 1405. .Brei,
bevor Kindsbreie, lassen sich schön daraus [aus dem
Dinkelmehl] zurichten, doch mögen sie denen von
Weizenmehl an Kräftigkeit nicht zu.' AHöpfner 1787.
— 2. beikommen, aggressiv. .Welcher hett im [dem
Papst] hie zue mögen oder etwas abgewinnen, diewyl
er alle warten in syner hand gehept?' Kessl. , Diewyl
si im änderst nit zuemochtend, verklagtend si in bi
dem Bapst.' JRüeger 1606.
übel-mögend BO., -möged GG., T.; Uw; ZStern.,
-möget L; U, -mögig Ap; GWa. ; S: 1. kränklich, ge-
brechlich (bes. vor Alter), aaüü. ; auch : geistig schwach
L (Spillm.). .Ich bin schon alt und ü.' Morgant 1530.
,Dann ich merwyls zyts krank und übelmögig, ouch
ein schwer hand ze schryben überkommen.' 1572, Ag.
Tschum. S. Leid Bd HI 1082. ,Da die armen Lüt
liegend, verstand krank und ü.' Rüeger 1606. .Kranke,
ü-e, alte Personen.' 1635, Z (Spyri, Waisenh.). .Ein
Pfrundhaus, darinnen eine Anzahl alter, armer und
übelmögender Burgeren underhalten werden.' HEEsch.
1692. .Trage Geduld mit uns, wenn wir [alte Eltern]
ü. sein.' Sintem. 1759. Vgl. auch Glossar zu Hainionsk.
1531. Dazu das Subst.: Übel-mögendi f.: Schwach-
heit. .Das" etlich eerenlüt, alters übelmügende (übel-
mögende) und sonst geschaffen halb, den angesetzten
rechtstag gar kümerlich besueehen mögen.' 1546, Z
Batsverordn.
Vgl. mögen 1. Bei Fris. findet si,-li mehrmals ein Adj.
.unvermügen' i. S. v. : schwach, kraftlos; bei Mal. dafür
.Unvermögen, debilis', vgl.: .Fast gesund 1 vermögen sein
113
Mag, meg, mig, wog, mag
IM
wie ein Richter oder riuger, athletdce valere.' Mal.; dazu:
,der sass Unvermögens au seinen füesseu und was lam.' 15:10,
Apnstelgeseh. Pas Letztere kann als adverbialer Gen. von
„Unvermögen' gefasst werden, bei den andern ist ein Abfall
von </ schwer anzunehmen uud es bleibt schliesslich uur
übrig, sie als Ptc. Prät. in aktivem S. zu erklären; vgl.
ung' schlafen.
wol-: körperlich kräftig, gesund. ,Zog man, was
vvolmogender knechten warend, uss.' Edlib. ,Was wol
mutender gesellen warend und wol loufen mochtend.'
ebd. Jnteger, frisch und gesund, wol mögend.' Fris.
.Wann der Leib des Patienten stark und wolmögend
sein wirt, so gib ihm ein 10 Gran dieses Pulvers.'
JKLanoenb. 1608. Vgl. auch Glossar zu Haimonsk.
1531. Dazu als Comp. ,bass mugig.' ,Er wollt bass
mugiger syn, dann er was.' Sicher 1531.
Möger m. : Lust. Ich glauben, es sig nüd grad
d's Süferliehste [Reinlichste]; ich hätt eimel nüd den
31., im Eppis abz'nen für z' esse" BR.; vgl. als Gegs.
1 i rli'ider. — Gebildet als Korn, agentis wie die Krankheits-
namen auf -er: Ettiher, Magerer, Borer, Brenner, Spanner usw.
Mögi m.: starker Esser, „Nimmersatt" Zg; auch
der gern nimmt AaZ. 1S15.
Mögi f.: Esslust, Leistungsfähigkeit im Essen
Aa; Z. E" gueli M. ha", starken Appetit haben. Er
het en rechti 31., konsumiert viel. En Salat, (i Eier
drüf. . . Du schinst-mer na di alti 31. z' ha" Z (ACor-
rodi). Ja, si hend e gueti M., ich behaupte", kein Re-
formierte'' frisst so ril. Wolf, Bauemgespr. Mehr
abstr., Kraft, Vermögen: Der Wille" ist besser g'si"
a's d' M. AABad. Kai. 1852.
mögig Ap; GrI)., Pr.; GTa.; Sch; Tu; Uw; U,
g'mögig ApSchönengr.; GA., Stdt, T., Wa. ; Z: 1. guten
Appetit habend Ap; Z. Ich bin nüd so gar g'm. -
2. den Appetit reizend, schmackhaft GWa. — 3. von
Personen und Sachen, anziehend, sympathisch, ange-
nehm. aaÜO. Syn. güstig, an-mächelig. E m-s G'sicht,
Ghind (iStdt; Sch; e g'm-s Trutseheli, dickes, kleines
Kind, das man sogleich wohl mag ApSchönengr. Ein
Kurort ist g'm., angenehm G. Von einer Kuh, die
den Wünschen entspricht ÜuPr. E m-i [anziehende]
Underhalti'g UwE. ,Ein m-er Mann', den Jeder wohl
mag. Sch Pilger 1885. — 4. gerne nehmend U. -
5. „stark an Kraft."
u"-: das Gegenteil von mögig 3 AaWoIiI. (auch
u'g'm.); Ap; GrPi\; L; GTa.; SchwMuo.; Uw; U.
E" dicki, tvüesti, u"mogigi Schmuttere* [fettes Weib]
Schw. U-s Wetter UwE.
mump fei-: gebrechlich. Alt und in., von Men-
schen, auch von altem Pferden S (Schild). — Wohl
eig. : wer nicht mehr recht kaueu, nur noch mümpfeum kauu.
be-: vermögend, im Stande, leistungsfähig. ,Das
[sog. Jahrzeit] hat myn her der kilchen mit barem
gelt bezalt und darum b. gemacht.' 1467, Wild, Eglis.
Mtigel I = Maugel. ,Lux, die zeit abents und mor-
gens, da man nit weisst, ob es tag oder nacht sei, m.
Spat, m., zu spatem abend, so es anfacht timber wer-
den, so man die liechter aufzünden will.' Fris.; Mal.
Mugel II m. : 1. (auch Mügel BHk.; Schw) runder,
fetter Mensch, Dickkopf B öO.; Schw. E" feisser
Mügel. Kleines Kind mit Pausbacken BBr. Dim.
Mugi, Mugelli, Mugelti BHa. Es herzigs M. Mugeli,
kurze, dicke Weibsperson AASeetal. Syn. Muchel,
Ghnollen, Bügel und bes. Chrugel 2 Bd III 800. —
Schweiz. Idiotikon IV.
2. meist PL, Mugle", auch Comp. Ross-31., runder
Pferdemist, „Pferdeäpfel" Aa; L; Schw. Syn. Ross-
Chuglen, -Miggen. — 3. überh. etw. Rundliches, Ku-
geliges, z. B. in dem Rätsel von Eichel und Schwein,
s. Chrugel Bd III 800. — Vgl. Mauggel, Muggel, Muchel.
mugelocht: rundlich BR.
Muger AaWoIiI.; Gl; L; Uw, 3tüger L; Zg — in.,
PI. in Uw Müger und Mageren: 1. rundlicher, kurzer,
dicker Gegenstand übh., z. B. ein solcher Holzklotz
Uw. E" 31. im Ofe" hed lang ane". Spec. ,Ziger-
Stock': ,ein müger ziger ist mit 4, ein halber müger
ziger mit 2 haller zu verzollen.' 1531, L Zolltarif. —
2. (spöttisch) Mensch von unförmlicher Statur, rund-
liche Person, kleiner, dicker Mann AaWoIiI. ; L; Uw;
Zg; ZO. Auch von einer kurzen, dicken Kuh Gl.
Syn. Mugel. — 3. Dim. a) Mugerli G oT.; UwE. (auch
-ü-J; Z, Muggerli GRÜe.; GW., Mugerli BHa., Schmei-
chelname für Kinder; auch für ein kleines Kalb G oT.
— b) Mugerli SchwMuo.; UwE. (auch -m-); U (auch -('-),
3lügerli L; aScHW; Zg, kleiner, runder Brotlaib, spec.
kleine, semmelartige Brötchen, die paarweise an ein-
ander hangen, aber geteilt vorgelegt werden. Jetzt
nur aus Weissmehl, vordem auch aus ,Rauchmehl' L;
Schw; vgl. Wiss-Halberli Bd II 1171. Faustgrosses
Brötchen, dgl. täglich eines der Bauer seinem Geiss-
hirten zu verabreichen hat SchwMuo.; '/8 Laib aScHW;
„Uw;" U. Syn. Mutschli. Er hed es Sennehessi voll
War lifg'lade", dass ekeis Mugerli mer druf Platz g'ha"
hätt. Schw Fasn. 1883. Ein 31. Brod, ein Stücklein
Brot Zg. — c) Mugerli, runder (unbehauener) Pflaster-
stein Schw. , Maurersteine und M.' Schw (Bote der
Urschw. 1882). „Backstein Schw." — d) Mugerli, ge-
ringschätzig, kleines, unansehnliches Ding L. So in
der Sage vom Kestenbaum bei Horw die an Zahlungs-
statt gegebenen Kastanien. Mugerli, mit einander
verwachsene Kirschen, Äpfel, Kartoffeln usw. LG.
Kleines, rundes Ding übh., z. B. Herdepfelmigerli BHa.
Syn. Chrügelti. — e) 31ugerli, eine Halskrankheit Zg.
Vgl. Oren-M. — Bair. Mugel, syn. zu Bed. 2 uud 3 b. Vgl.
Mocken, mit dem es viel], vwdt ist.
Oren-Mugerli: Geschwulst in den Ohren Zg.
— Wahrsch. eine Entstellung aus Oren-Müggel.
Herrgotte"-: Marienkäferchen, coccinella sep-
temp. G oT.
Ge-muger, -müger n.: Ansammlung von .Ma-
gern', d. i. Klumpen, Knoten, spec. 1. ein Stück Land
mit Stein- und Erdhaufen Uw. — 2. knorriger Brot-
laib Uw.
mugere": 1. (auch rer-m., mugerle") Etwas zu
einem , Muger', d. i. einem unförmlichen Klumpen ma-
chen Uw. — 2. besiegen, Meister werden Zg; Z. Er
häd in g'mugeret. — 3. (auch er-m., in ZStäfa mucjgere")
quälen, doch mehr nur im Scherze gegenüber Kindern,
indem man sie zwischen die Finger nimmt oder würgt,
kitzelt, gleichsam zu erwürgen droht ZO., S. 3Iues'-
dieh e" chll" m.? Vgl. marixlen.
Mugeri Z (Hürlim.), (Stet*-) Mügeri ZKn. — f.:
magerer, steiniger Boden; Haufe oder Schwade von
zusammengelesenen, etwa mit Erde vermischten Stei-
nen; geringe Trockenmauer.
Hieher viell. der Zg Flurname Stein-Müggeren (zu drin
Wechsel von g : gg vgl. muggere") und Mugere*, Ortsu. ZW. id.
ge-mugerig, -mügerig: 1. von plumper, klotzi-
ger, zusammengedrückter Gestalt Uw. — 2. , Müger'
115
Mag, meg, mig, mog, mug
116
an sich habend; z.B. von Holz, das viel Maser, viele
Knuten hat Uw.
M agle° f. Gl; GA., Dim. Mugeli Gl, Mügeli GA.,
i !.. S., Quarten (ü-) = Migel.
Bas lautliche Verhältniss zu Miy,l betr. den Voeal ist
rätselhaft; viel], hat Mugel 11 eingewirkt.
Heu-; PI., Heublumen, d. h. die Samen und bro-
samenartigen Abfälle des Heues auf dem Heuboden GA.
mugle", meist ab-: abbröckeln, a) intr., bes. von
morschen Dingen Gl; GG. — b) tr., z. B. Käse, Brot
zerbröckeln, anstatt sie ordentlich abzuschneiden Gl.
ver-: zerbröckeln, zerkrümeln Gl; GA. Syn. ver-
brosmen.
g'muglet: 1. abgerundet und fett; mit fettem,
rundem Kopf Schw; Syn. gemutschlet. — 2. mürbe, von
Holz. Steinen GlH. Syn. 'brosmig.
Muglete" f.: die durch Verkleinerung von Brot,
Käse usw. entstandene Unordnung GA. Syn. Brosnieten.
G'-mügel n.: 1. was aus kleinen Stücken, Ab-
fällen besteht, klein zerteiltes Gemengsei Gl; Syn.
Güsel, Gemülb, Gemuteter, Pfnisel, Rüst. Die kleinen
Holzabfälle in Holzbehältern, welche als Kehricht zur
Feuerung benutzt werden GA. Nimm d's Gm. zäme"
um] Li 's i" Ofen ini. Auch bildl., Gesindel Gl. —
2. = Chratzeten 4 (Bd III 931) Gl. Syn. Tatsch, Tsehä-
chel; auch bildl. von versottenem Fleisch: 's ist Alks
ri.-. (Im.
Mügeli n.: Kuh oder Ochs, in der Kdspr. Sch.
Syn. Mü, Mücheli, Müggeli.
Lantnachahmend gebildet wie der Name des Kuckucks,
vom Hufe mü! Vgl. das folg. Vb.
müge" AaF.; Scu, mühe" GitVal.: muhen. .Ir
spott ward [begann] mugen wie ein kue.' 1499, Lied
(Arg. 1861). ,| Die Franzosen haben] uns mit schand-
lichen worten geschmächt und gelestert, über uns
gemuget und unchristenliche werch zuegeleit [.1. h.
uns Küegehljer gescholten].' 1521. Absch. ,Die Kuli
and < Ichs in., das Kalb bläret,' FrIIaffner 1666. ,Das
Pfert wichlet und trapet, die Kueh wird niugent g'hört.'
JCWeissenb. 1678. .Mugen, mugire.' Denzl. 1677; 1716.
.Mhd. mügen. Syn. müggen; vgl. die Aniu. zu moggen und
ßr. WB. VI 2632.
Dinglich BAilelb., mugUch Ap; BG.; G oT., muglig
VA',.; GRh., müglich I,; Scaw; Z, viiiggli-'' GiiMai.; GSa.:
1. möglich. Si's Müglichist tue" Z. Er hebet ' 's Möglich
h,i,1 Int 's Merli laufe". Sprww. 1869, von Einem, der
sich mit dem Möglichen begnügt, mit Verzicht auf
Mehrgewinn. .Die Züricher möglicher Weise [so viel
als möglich] schädigen.' Wi'rstiskn 1765. — 2. kräftig,
stark. ,Das [der Fähndrich] was so gar ein müglich
.Mann.' HsRRebm. 1620.
Mhd. müg(e)lich. .Müglirh.' Zwingli; ,muglich.' Müller
L665; F\V\ss 1678. Unsere umlautlosen Formen scheinen
also die alid. Stufe zu repräsentieren. Zur Fnrtis vi<r / in
m'äggli"1' vgl. enttich, endlich, li,/>lie'', lieblich u.a.
uii-: 1. unmöglich, allg. — 2. von Personen, un-
verträglich, so dass es beinahe unmöglich ist, mit
ihnen auszukommen BHa. Das ist en Vnmugliche''.
— :'.. fast nicht zu bewältigen, schwer passierbar.
. 1 > i i ■ büchsen haben wir mit schweren kosten über die
unmöglichen birg gefertiget.' 1525, Absch, — 4. un-
vermögend, schwach. .Alte, unmögliche Mer.ner [sind
dienstfrei].' 1671, GSa. LR. — 5. adverbial verstär-
kend, sehr, äusserst AaFh.; Sch Bargen, St. U. gross.
,Er war unmöglich feisst.' 1607, Ardüser. .Bei dem
u. grossen Schuldenlast.' 1702, AaMuH Archiv. Vgl.:
,Es kam sy ein unmuglieh forcht an.' Kichimeister.
— ver-mögU'1* '/.. -mögleeh Tu. -mögilich Scu (Sulger):
1. wohlhabend. aaOO. ,Die Tochter, welche 3 Tonnen
Golt vermüglich.' 1601, Ardbser. — 2. körperlich ge-
sund, kräftig ScHSt. ,Wiewol ich noch vermüglich
bin, von tag nend ab die kreften myn.' Ruef 1550.
,Diewyl er noch vermügenlieh und hy gueter Vernunft
synen letsten willen offne.' RGüalth. 1584. , Ein jeder
Armer, sowol presthaft als vermüglich, soll in syn
G'meind gewisen werden.' B Sittenmand. 1628. ,I,ybs
halber vermögenlich.' Z Bettelordn. 1030/34. ,[Die
Kranken besuchen] diewyl sy noch guter Vernunft
und vermögenlich syn.' B Syn. 1728. — 3. tauglich,
hinreichend, stark genug. ,Dass die gar grossen
eichigen Fass, wann keine starke und zu dero Ab-
führung vermögliche Zug [Fuhrwerke] vorhanden
wären, beiseits getröhlet [gerollt] werden.' FMu. Fuhr-
ordn. 1723. — 4. möglich. .Vermögenlich, vermoglich.'
1475/6, Bs Chr. ,In vermöglicher zyt', so bald als
möglich. 1521, Absch. ,Nach allem vermöglichen flyss.'
Ansh. ,Nun ist gewüss alles das, so unmöglich dem
menschen, by Gott vermöglich.' B Disp. 1528. ,Mit
allen vermöglichen eeren begrüezt.' Vad. — un-
ver-: 1. ohne Geldvermögcn Sch; Z. — 2. körperlich
schwach, unvermögend. ,Blöd, schwach, unvermügen-
lich.' OWerdm. 1552, = ,unvermöglich.' Herborn 1588.
S. chindlich Bd III 351. ,Die Kinder sollen, bis sie
12 Jahre alt, erhalten werden, bis sie tauglich sind,
ihr Brod zu gewinnen; es wäre dann, dass sie un-
tauglich, unvermöglich und auch in selbem Alter nit
in dem Stand wären, ihr Brod zu gewinnen.' 1716, L
(Seg. RG.) ,Von wegen der krankheiten und unver-
niügliche [Schwäche] des lybs.' RGi;alth. 1559. —
3. fast nicht zu leisten; gleichsam unmöglich; uner-
schwinglich (von Abgaben). .Unlydenlich und unver-
möglich Schätzungen.' 1521, Absch. — christe"- Ap;
GA., Sa.; ZO., e/tm.es- Obw: verstärktes möglich; nur
in der Frage oder mit Neg. Wie isch auch christe"-
müggli g'si"? GSa. (Proph. 1855). Ist das christestnigli?
Obw. Es ist nild ehr., ''as' er [ihr] chönd rieht tue*
GA. Das ist he Ghriste'müglichkeit BBe. Unchristes-
müglich, rein unmöglich GR.Cb.ur. — mensche"- =
christenm. Th; Z. Beide verbunden zur Verstärkung:
Ward meine", 's war uimntsehe"christenmüglich. MLie-
nert, absolut unmöglich. Vgl.: ,So vil imer möglieh
und menschlich gesyn wäri.' 1578. RCvs. — wol-:
wohlmögend. .Wolmügliche bitt.' 1529, Absch.; hin-
gegen ,Wolmugligkeit' = Wohlbefinden : .Wir bittend
Gott, das8 er üch allezyt wolmuglikeit und gesunt[heit]
verlych.' 1412, Absch.
Vermöglichkeit f.: 1.= Vermögen 1. .Helfen mit
lyb, guet und aller vermuglikeit.' 1476, Bs Chr. .Wer
fragt nach Gotts vermüglichkeit [Macht]?' L'Eckst.
,Ouch die taatlich sünd in uns würket, so bald und
die vermüglicheit da ist.' RGualth. 1559. — 2. körper-
liche Kraft, Gesundheit. .Vitriolöl behaltet die alten
Leut in irer Vermüglichkeit und Sterke.' JJNüsch.
1608. .Nachdem der Arzt den Zustand der Kräften
(der Vermögliehkeiten) vernommen hat, so stellet er
an eine Vorerkenntnus, ob die Krankheit tödlich.'
Spleiss 1667.
Un-V. .Bewahre mich zu aller Zeit vor Geiz
und U.' SoTERM. 1860. — Kann in diesem Hausspruch
117
Mini — mild. Magd mugd
ns
entw. Armut oder Kränklichkeit bedeuten; wohl eher Jas
Erstore; Tgl.: .Gib mir weder Armut noch Reichtum.'
Libs-V. = Libsrermbgen. ,Vil alter Männer wer-
den gefunden in die 70. So und mehr Jahren alt und
dennoch mit guter L.' EtCvs.
G'müegi = Flieg 5 (Bd I 1178) GSev. - Vgl. das
syn. Müeggi.
Magd, in Ap; GStdt Matt - f.: 1. wie nhd.. Dienst-
magd Ap; Git; U. In Th; Z seltener als Maitli und
viell. aus der Scliriftspr. ; vgl. Jung-frau 2 Bd I 1247
und Maid. Mäggli, junges Dienstmädchen (gegenüber
dem MaitliJ TnTäg. In GrD., Pr. belobend und ko-
send von der minderjährigen Tochter des Hauses, in-
sofern sie fleissig und eifrig arbeiten, die Hausge-
schäfte machen hilft. Ähnlich das Dim. Mägtli für
kleine Mädchen, die diensteifrig sind GlK.; vgl.
Chnechtli Bd III 720. ,Und ist ein Sprichwort, wie
man sagt: Gleich wie die Frau, also die M.- GGotth.
1599. — 2. Mägdlein. Mädchen übh. ApL, in ä. Spr.
keusche Jungfrau. ,An der einlif tusend Megten Abend.'
oft in ä. ürk. ,Der h. Megte hus', d. h. Haus des Ka-
plans des Altares der h. 11000 Jungfrauen. 1408/69,
ZStdt. ,Mit einer reinen maget.' Tierb. 1563. ,Seit,
quando Jupiter duxerit Junonem, er weiss sich zu
besinnen, dass sein Mutter ein M. gewesen.' Sylloge
B 1676. ,In der reinen Magd', Ackername ZBül., wo
in katholischer Zeit wahrsch. ein Marienbild stand.
— 3. Kostgängerin. z.B. Weberin, die bei Jmdm
Wohnung und Kost nimmt, daneben aber auch etwa
in den Hausgeschäften oder sonstigen Arbeiten mit-
hilft ZO. Syn. Tisch-Magd.
Zur Assimilation in Malt vgl. CKUtten aus Chlegdm. Nicht
hieher gehört der Name zur Mäyd für ein Gesellschaftshaus
in BsStdt (s. vielmehr Anm. zu Ail Bd I 165); obwohl der
Name schon sehr früh so gedeutet wurde: ,TJomus in dem
magtun.' 1327; ,ad virgiues.' 1427.
Er(en)-: ehrbare, anständige Magd, Dienerin, im
Gegs. zur Buhlerin, Dirne. Eine , Ehrenmagd' hat die
Meisterin im Frauenhaus LStdt (Staatsarch.). .Dann
sy einen Jüngling in Wybskleidcrn zue irer Ermagt
bracht.' RIjeger lt!06. — ,Fuess-: Auf Wärterin, pedi-
sequa.' Denzl. 1716. — Hüener-: Hühnerwärterin.
.Salome Bossert, H. auf dem Hof [zu L.].' 1658, Gfd.
— Chüe-, in der RA.: Um 's Kaisers Bart mache"
oder um 's K. Ch. AAZein. — Keller-: Kellnerin B
(Gotth.). .Kellermägd, welche dabei keine Begangen-
schaften haben.' B Reglern. 1763. — Kinds-: Kinder-
mädchen Ap; B; Th; Syn. Ghinden-Maüli. Er [der
Mann] cha** selb auch nüd all [immer] Chendsmatt se
[sein]. Merz 1836. .Frau N. hätte Annebäbeli zu sich
genommen, um ihr Mädchen als K. zu gauiuen.' B
Hist. Kai. 1866. — , Ler-mägdlein: diseipula.' Denzl.
1677; 1716. — Pudel-Matt: eine Magd, welche die
niedrigsten Geschäfte verrichten (de" Pudel mache")
muss Ap. — Spüse"-: Brautjungfer GrL.; vgl. Spü-
sen-Fuer Bd I 973. — Stunde"-: Magd, welche nur
während einzelner Arbeitsstunden dient BsStdt; Syn.
Spetterin. — Tisch-: Kostgängerin ZO. — Wuche"-:
ungefähr was Stunden-M. B. .Eine Wochenmagd, die
einmal des Tages kam, um Holz und Wasser zu tra-
gen.' Gotth. — Zottel-: Nachtreterin, Zofe ScHSt.f
(Sulger).
inagde": alsMagd dienen GA., Sev.; vgl. chnechten.
Mägden: die Jungfrauschaft, Jungfräulichkeit.
.Welche (row olddirn mit eim ze schaffen hat und meint,
dass ir der selb ir megten genommen hab.' Ij Stadtr.
,Virginitas, junkfrauwschaft, mägdten.' Fius.; Mal.
Ans .megtuin', einer, wie es scheint, früher volkstüm-
lichen Schweiz. Form für .magdttim', welch letztere, offizielle
Form sich noch in Z Mandd. 1628 und 1650 findet. ,Ich
empfilh mich in den rainen megtum der wierdigen mueter
Gotts.' um 1450, Z Staatsarch. (Gehet). ,Als etlich frowen
und dirnen, die manu und gesellen gen Constanz um den
megtum und bluemen ladent.' ltöü, L (Seg. KU.l.
ent-mägden= verfallen II 4 Bd 1 760. .Welche
dim das [die Anzeige] in jarsfrist nit tuet, die soll
demnach den, so sy meint sy entmegtet [Var. .atmegtet']
hab, unbekümbert lassen.' 1480, L Stadtr. ,Der ein
tochter schwecht und entmägdet.' 1531/48, Sirach.
Syn. ent-blüemen.
„ Mägdler m.: Schütze, der die Scheibe fehlt Gl."
Wühl eig. sarkastisch oder ironisch Einer, der gleichs.
die Scheibe in jungfräulichem Stande lässt.
Magdeburg. In der RA.: Es wird (öppe*) nit M.
eheste*, es wird nicht Alles kosten, nicht ans Leben
gehen B. — Reminiscenz an Belagerung und Fall von M.
im dreissigjährigen Kriege; vgl. Landau.
Magdenauer: Apfelsorte Th. — Nach einer Ortschaft
in G uT. benannt.
Magdalena „Magdale, Maddale VO". Mattete,
Mdttle Ap. Mädline* Gl; GA., Madie Bs; VO; GTa. ;
Sch; Th (-es); „W;" Z, Mädlf „LE.;" ZO., Made"
Th; Z, Mad(e)htng B (Gotth.); S — f., „Madleni VO;
W", mehr od. weniger derb Mädlentschi aScuw, Mädi
B; Gl; ZO., S. — n., „Madoz G f" — Dim. Mddlenli
Bs, „31adleneli VO; W-. Mddleli ZSth., Mattleli,
Matteleli Ap. Madi. Id. B. Mädeli B; Sch; Th; Z
(selten Mädli): 1. weiblicher Taufname. aaOO. Juni-
pfer Madie Bire'stil, ieh sott reden und cha"" nid eil.
Sprww. 1869, Spott auf einen ungeschickten Redner,
eine Zungendrescherei; nach Sulger Parodie der Ab-
forderungsrede eines unbeholfenen Brautführers. .Die
Wittwe R. mit ihren drei Töchtern, die ehemals Mad-
lung, Gattung und Bethung geheissen hatten, sieh
jedoch später umtaufen Hessen und nun Madi, Kitti
und Bethsi genannt wurden.' AHartm. 1855. Er hat
es Mal irie 's Madleli Bader, ist ein Schwätzer. Sprww.
1869. Bei Gotth. heisst Mädi gewöhnlich die Magd
(Jumpfere*) des Bauernhofes. Wie alle häufigen Per-
sonennamen geht auch M. in appellativen Begriff über:
Dm narchtigs Madie! Zuruf an ein närrisch sich ge-
berdendes Weib übh. Schw. ,I'er Bräutigam sprach:
Ach liebe Madien, soll ich jetzund dich nimmermehr
g'sehn!' Aa Taschenb. ,E früntlis Gespräch zwüschet
einem Landrichter und einer Wirtin. Madleni genannt.'
Titel einer Flugschrift 1712; vgl. noch Line BdHI 1233
Lungi Bd 111 1339. — 2. scheinbar missbräuchlich für
Marie. , Diese Marie Matzenauer, in der Landessprache
Köchlis Mädli geheissen.' Henne 1867. — 3. Mädi,
Pferdename B; vgl. Lisi. Auch Name für Kühe L.
,Madalena.' Taufh. ZRüml. , Madale.' Edlib. und Diener,
Z 0 Glatt. ,Madullen.' 1712, Z Mskr. ,MartaIlena.' 1823,
LE. (wohl zsgezogen aus .Maria Magdalena'). Madlung ist
frz. Madeton. 2 lässt sich nur erklären, wenn die Person
Maria Magdalena hiess; doch könnte auch Maidli i. S. v.
.Tochter' gemeint sein.
119
Magg, megg, migg, mogg, mugg
12(1
Magg, megg, migg, mogg, mngg.
mäggele" W, mäggele' I Ap; GrD., Pr.; S; Th,
mäggeh" Aa uF., -.<•- AaSuIit. ; UwE., -js- AaBö. ; B;
Gr; L; GoT.; Schw; Ndw; Zg; Z. -e- Bs, -e- AARue-
dert.. -e'- AAFri. ; G, -e2- ThHw.: 1. Ziegengerueh und
-Geschmack verraten Bs; BHa., Si.; Tu; Syn. böckelen.
Der Gässstall ist ganz neu g'sf, destcege' hat 's gär
ifnl starch g' mäggelet drinn. Sciiwzd. (Th). Von der
Ziegenmilch, stark schmecken RBe.. Si. Syn. geisseien
Bd II 464. Jitz sig im die wissi Gibef hüt o [auch]
no** gast g'aange" u"' vo" der schwarze' mäggeli d'
Milch eso starch. MWalden 1884. Das ist Geisse*-
/leisch; es mäggelet ja, das' me''s schier nüd mag er-
lule'. Wolf, Bauerngespr. — 2. faulig riechen, auch
schmecken, bes. von nicht mehr frischem Fleisch.
schlecht gedörrtem Schinken usw. Aa; Ap; Bs; B; Gr;
G; Schw; Th; Ndw ; VV; Zg; Z; Syn. rächelen. Auch
von faulem Käse SchwMuo., nach Angebranntem. Ver-
kochtem riechen und schmecken GrD., fad, ungesalzen
schmecken, von Brot Ndw. Mir miessen isers Schwinig
jitz lebig [d. i. mit Maden] brüchen; ex fät an m. BHa.
D's 'tigne Fleisch erleidet Firn, b'sttndersch wenn
Spaieenester dri" sind, trenn 's rek ist, öl [oder] trenn 's
mäggelet. Schwzd. (GRSchiers). Bi der Fisehabteili'g
het 's mi'h do nennte' scho" z' allcri-erst möge" g'stelle",
trenn schon 's eigentlich grad selb am meiste" g'meggelet
und g'schmöckt het. Gysi 1881. Vgl. die z. T. synn.
herrelen . jünkerlen; auch näckelen Bd I 163. Bei
Spreng auch: .riechen wie ein verharntes Kind'; vgl.:
Dds Chind hat, mein-irh, Oppis g'macht, es mäggelet
äntmei ZU. , Alles, das höckelet oder mäckelet und
übel schmückt.' Tiekb. 1563. S. noch ver-glasen Bd II
046. .Müchten, mäkelen, nüechtelen. muffen, mucere,
situm redolere.' Ked. 1662. .Alle schimmlechte und
verlegene ding fäulelen, mäkelen und stinken.' Spleiss
1667. ,Sordere, unflätig sein, mäkelen.' Denzl. 1677;
1716. .Des Geizhalses Lesen und Beten, sein Kirchen-
gehen mäggelet nach dieser Quelle [dem Eigennutz]
und zicket nach einem geizigen Herzen.' JJUlr. 1727.
— 3. übertr. Es fät a" in., wenn es um ein Geschäft
nicht mehr gut steht Bü. ; auch beim Spielen zur Be-
zeichnung des Verlierens BBurgd. — 4. schwanken,
beim Kegeln vom Kegel, beim Bock schlän oder
Stockten vom Bock oder Stöckli, wenn sie zwar 'ge-
troffen, aber nicht zu Fall gebracht werden ÄASuhi.;
SL. — 5. = Lotze" schlän BsBiel; RocHn. 1857, 449
fmeggerlen). Syn. nöpperlen, bohlen.
Obschon drr Voc. nicht überall zum Ziegenruf mä! und
zu den denselben aasdrückenden Verben mäggen und maggelen
stimmt, so blickt, doch von Seite der Bed. die Beziehung zur
Ziege, bzw. dem Bock, so stark durch, dass man geneigt ist,
hier die ohnedies schwierige Etj logie des Wortes zu
suchen, zumal dasselbe nirgends vorzukommen scheint, als
in dem ebenfalls ziegenreicben Tirol (maggelen in Bed. 1 u. 21
und Vorarlberg (maggelen); vgl. mini, mücke, Ziegenbock (bei
B i I. Vgl. auch die Anm. zu Maggen und .niinkeln' bei
Gr. WH. VI 2238. 3 konnte muh bildliche Anwendung von
I sein. Zu 5. Im Tirol Meggalee. Übrigens ISsst sich fragen,
ob 1 unil •"> hieber gehören, oder nicht vielmehr zu näggele*
(vgl. müechtele' neben nüechtele*) und bair, nagkeln, nägkdn.
Mäggele.": Ziege, als Name eines Spielgerätes in
dem Spiel Meckele" schlö' = d' Geiss (Bd II 460), Lotze"
(Bd 111 1569) schlä* Bs i Spreng).
Mäggeler I m.: l.auch Bocks-M., Derjenige, wel-
cher beim Bock schlän (geissen) den Bock durch seinen
Wurf nicht zum Fallen, sondern nur zum Wackeln
bringt SL. — 2. Nörgler B oAa. — 2 (viell. auch 1 1 ist
Spielform zu Naggeier.
(g°-) mäggelig, in AaWoIiI. auch g'meggelet:
widerlich riechend i. S. v. maggelen 2 AiWohl. ; GRh.;
UwE.; Z. 's G'müggelig [Fleisch] dem Hammebei" nnch
han-i'h naeh [noch] am liebste', sagt etwa ein Lieb-
haber von Pikantem ZS.
mägge" = maggelen 2, vom Fleisch .BD.." R.
g'mägged (Ptc.) = mäggelig BR.; vgl. tir. maggig,
dasselbe.
Mäggi n.: die sog. Durchfäule oder Klauenseuche
des Rindviehs SchwE.
Vom Übeln Geruch, der mit dieser Krankheit verbunden
ist, oder übh. als Fäuluiss aufgefasst. Vgl. übrigens noch
näggen.
Mägge" f.: Fäulnisswunde an einem Baumstämme,
Ähnliches an Schinken AaEIit.
Am wahrscheinlichsten ist, dass das W. aus dem Jnden-
deutscb (der angrenzenden Ansiedelungen Leuguau und En-
dingen), in welchem ,der Maken' Beschädigung, Fehler an
Kleidern oder Geschirr liedeut.-t. nach Ehrendingen einge-
drungen sei; doch vgl. auch mäggele' und das syn. Mage'.
niaggle" 1 ScnNnk., mo'ggle' ScuStdt, mö'ggele'
ZAndelf. : schlecht malen, schmieren, klecksen, bes.
von Kindern. — Viell. entstellt aus mo2le', malen, und
Pejorativ zu Diesem.
ver-: verschmieren, z. B. ein Blatt Papier Th.
Mögglete" f.: das schlechte Schreiben, Geschmier;
schlechte, verkehrte Arbeit übh. Scu (Kirchh.).
Mö'ggell m.: schlechte, verschmierte Zeichnung
od. Malerei ScuStdt; kleine Malerei (geringschätzig) Gl.
niaggle" 11: mäkeln, kleinlich klagen, häutig von
Kindern BBr. Vgl. Mäggeler 2.
Halle"-, Hälli-Milgg m. ÄASchinzn.; GStdt,
-Mäggeli Sch (auch nur Mäggeli); ThFi\, -Meggeli
AaL. (selten Halli-) — n.: 1. Schaf, Schäflein (Kdspr.)
AaL.; GStdt; Sch; Th. Syn. Beggeli. Auch Schafwolke
SchSL Schau d' H., sagt die Mutter zum Kind. —
2. Ziege (Kdspr.) ÄASchinzn. - Vgl. Haiti I (Bd II 1135).
mäggele" II F; L, -ä- AaWoIiI.; BSi., -e2- S, „-e-
Sch", -a- AaEiL; G oT.: 1. meckern, von Ziegen AaF..
Fri.; BSi.; F; GoT.;SL. - 2. „blöken, von Schafen
Sch." Syn. megelen, meggelen. — Das Vb ist wohl als
Dim. zum folgeudeu zu fassen.
mägge" Bs; G, -«- AaWoIiI.; B, -e2- ZA., 0., S.:
1. meckern, von Ziegen AaWoIiI.; B (Zyro); „Gr;"
G; ThHw. ; W; Z. Syn. meggen. .Es war, wie wenn
die Geissen lauter maygeten [1. mäggeten].' ELPbst.
17S5. — 2. blöken, von Schafen G; „Gr (auch von
Kälbern)"; Syn. mäggen. — 3. übertr., schreien, ver-
driesslich weinen, von Kindern AaWoIiI.; ZU. Was
hast z' m.? Hast doch eisig Oppis z' m..' zu einem
weinerlich klagenden Kinde; vgl. gäggen. — 4. tadeln
BsL. Syn. grumsen.
Lautnachahmend gebildet nach der Stimme der betr. Iure,
entsprechend gr. |j.Vjxäo|icu. Zu 3 u. i vgl. übrigens näggen.
Mägge" f.: 1. Ziege (scherzh.) BSi.; Syn. Meggen.
— 2. Puppe, mit der die Kinder spielen W.
Vgl. das homer. |tY;xdg, Ziege als die meckernde. Bed. 2
als das weinende Wickelkind vorgestellt.
mäggele" III: langsam, bedächtig, auch mit wenig
Appetit oder gar mit Ekel essen; wählerisch sein im
121
Magg, megg, migg, raogg, mugg
122
Essen VO; „GrA.; G; Z." Syn. müggelen. — Für I.
ist ä und « angegeben. S. noch man./.;./.«.
Mäggelerll m.: wer ohne Appetit oder gar mit
Ekel isst UwE.
Mitogene" f.: Schneepflug U. — Viell. aus it. machina.
Maggis. nur in vier RA.: nid lang M. [Federlesens]
»hielte* ZRafz. — Gen. vom Inf. mäggen i. S. v. mäggelen I 4
oder von mäggen 3.
Bire°-inäggis in.: Birnbrot (seberzh.) Gl; vgl.
Bire'-binggis; auch Miggis 3.
Manggel I m. = Maugel 2 L; S; Z. Feistere'' M.,
dunkel, wolkig Wetter LHa. Tscho [fort], M. ! Glanz
füre"! Ausruf bei trübem Wetter S.
mauggel: 1. = maugel 3 ÄASt. ; LG., Senip.; S.
Es ist m. Wetter, nicht Regen und nicht Sonnenschein.
— 2, = maugel 4 AAZein. Er luegt m. dri", sieht un-
wohl, krankhaft aus. Traurig S. — 3. wählerisch im
Essen AaFil Er isch so m., dass er ehe" it Alles isst,
was nie' im ume" stellt.
mauggelig Aa, g'mauggelig LG., g'maugglet Aa
Lindenb.; Gl: düster, bedeckt, trübe, bewölkt, vom
Wetter, Himmel, 's G'mäugglig, Haufenwolken L;
vgl. Möggel II 4.
ruaugge" I: 1. Abend werden U. — 2. „sauer-
töpfisch, finster, unfreundlich sein B; LG." Schmollen
AaZ. (1815). — 3. „kränkeln Bs;" Z. Min Bhiemc"-
stuek maugget ZNer. Vor Übelbefinden schwach, leise
reden ZGlattf. — 4. (niedrig) sterben, krepieren, zu-
nächst von Tieren Aa; L.
ab-: 1. langsam erlöschen. Das Liecht macht a.
ZNer. — 2. langsam dahin siechen, von Kranken Z
Küsn. Syn. abserblen.
ver-: verenden, krepieren AVLindenb. ; L. Ptc.
vermaugget, verwahrlost, nachlässig und schmutzig
gekleidet LG.; vgl. mauggen 3 und 4.
nie- = zue-mauglen U.
„Mäugge" f.: Sauertopf B; LG."
Mauggere" f.: 1. saures, finsteres Gesicht, schmol-
lende, unzufriedene Miene B; GlS. ; S; Syn. Latsch.
E" M. (B; Gl.), d' M. (B; S) mache", sauer sehen,
grollen, schmollen; vgl. gramauggen Bd II 731; auch
frz. faire la moue. Si het c guets Herz und ist nit
im Stand, gege" mi"s Glück d' Mü'ggere" und d'
Tuble" z' mache". B Bauernkai. 1889. ,Mädeli kehrte
mir mit einer gewaltigen M. den Rücken.' Gönn.
.Anne Bäbi Hess jetzt Kuppen und M. erst recht her-
vor und fötzelte das neue Süniswib aus.' ebd. .Mit
langweiligen Gesichtern und mit unflätigen M.' ebd.
.Hatte Trinette eine längere Badefahrt gemacht, eine
vornehmere M. ersonnen oder zümpferere Schessti.'
ebd. — 2. pers., „Sauertopf B; LG."
Surri-: sauertöpfisches, böses Weib BBe.
mauggere": 1. = maugeren Bs. — 2. = mauggen 2
„B; LG." — 3. heimlich verhaltene, leise Ausdrücke
des Unwillens vernehmen lassen B.
mauggis L; SG., mäuggis AASt: Adv., nur in
den RAA. m. gän oder mache", kaput gehen, verenden
(niedrig). — Aus mauyyeiiH, Gen. von muuyyen 4.
niauggle", dim. mauggele" : 1. dämmern. Es
mauggelet Gl. — 2. dem Erlöschen nahe sein , ab-
sterben, von Licht, Feuer L; Z. Dethedes Ol-ämjieli
ml" g'maugglet a's 'brunne". Schwzd. (L). — 3. von
Tieren und niedrig von Menschen, verenden SG. Der
Urfel ist g'maugglet. — 4. = mauglen 3 Obw; U.
ab-: (mit sein) endlich sterben, scherzh. oder ge-
ringschätzig LT. — uinme"-: sich kränklich umher-
schleppen AAZein. — üs-: verenden. Am U. si" Z.
- ver-: (mit haben) = dem Vor. L.
Mauggli in.: Person mit hässlichem. bes. pocken-
narbigem Gesichte LG.
Mäuggel m.: 1. = Mauggeren 1 AABb., Wohl. De"
M. henke", ein mürrisches Gesicht machen. Syn. Mäuel.
— 2. mürrisch dreinblickender, auch ein äusserlich
schmutziger oder ein pockennarbiger Mensch LG.
Über das -yy- der ganzen Gruppe uebeu -y- vgl. die Antn.
zu maugel. Die Bedd. lassen sich unschwer vereinigen. S. auch
Müggel.
Mauggel II m., Dim. Mauggeli Gl; L, Comp. Büsi-
Mauggel ZU. : Schmeichelname der Katze. Mauggeli
auch übertr. auf im Wachstum zurückgebliebene Men-
schen L. — Vgl. den Ziegennamen Mäggeli, sowie Mügger.
„maugge" II: miauen Gl; L." Syn. mausen; vgl.
müggen, muhen.
Böli-Mauggel m.: Popanz ZO. Syn. Böli-Mann;
vgl. Möggel II 3 und Mäuggel 2.
Mauggis: scherzhafter, mehr individueller Aus-
druck für Geld Gl. Wä"" me* Das will, so muess-me"
M. ha*. — Wahrsch. zu (ver-)mauken, verbergen; also = Held
im Ytsi (Bd I 1077). Vgl. noch Müijyis und Schm. I2 1565.
Mäugge» = Chräzen (Bd III 923) SeHSt.
Vgl. Chräzen 9 (Bd III 926) und Mauken, Häugekorb,
bei Schm. I2 1565.
mäugge": 1. schielen Ap; „Gl; GRh.;" TaTäg. —
2. starr oder schief auf Etwas hinblicken, versteckt
seitwärts blicken GRh. ; Tu. Syn. schlichen, möggen.
i(n)e°-: hinein-gucken, -schielen Ap; ScHSt.
Mäuggi m.: 1. „ein Schielender, Schieler Ap; Gl;
GRh." — 2. ein Schwersehender Ap (Tobl.).
Schule"-, Schilli-Mäugg(i) m.: derber Aus-
druck für Schieler Ap; „Gl;" G; ScHSt.; Tb; Z. Syn.
Schilli-bingg.
Stube"-Megg: Stubenhocker AaEIii-.
meggele": 1. = megelen „Aa;" BM.; „L;" GSa.;
SThierst. ,Ein stimm, wie der bock meckelet.' Tierb.
1503. — 2. f-e-J nach der Ziege riechen BBrisl.
me'gge": 1. meckern, von Ziegen AaHoUI., St.»
Wohl. Hälebäggeli und Gitzeli [als Spielzeug] , wo
vor-em selber laufen und bäggen und megge". AGysi
1881. — 2. plärren, wie Kälber Bs. — 3. kreischen
AaWoIiL, unverständlich reden Bs.
Me'gge" f.: Kosename der Ziege BM.
meggere": meckern GaVal., TJVatz.
meggeniert: auf besondere Art gebügelt B. E* m-s
Mänteli. — Augeblich von mlcanique, der Art des Bügelus.
Migg GlK. ("grob), Me'igge" ZZell (grob) — f.,
Miggi I Bs; Gl, Miggli GlK., Miggeli I Bs; GLÜbst.,
Miggschi GlK. (grob) — n.: Entstellungen des Na-
mens Maria.
Miggelen: PL, Klumpen geschmolzenes Erz. ,Was
beim Schmelzen des Erzes zum ersten Mal heraus
kommt [im Bergwerk zu GFlums], wird Roteisen ge-
nannt, das zweite Mal werden die M. geschmolzen,
das dritte Mal die Masslen, der oft schwarze, runde
123
Hagg, megg, mi>rs- wogg. rnngg
124
Flecken, welche sie Kosen nennen, hat.' JJSchbdchz.
1746. — Wahrsch. zum Folg., weil diese Erzklumpeu die
Form von länglichen Brotlaiben haben: Tgl. die Anm. zu Migel.
Migge-GRHe.; ZBenk.. Migge* GrD. ; PAl.;GMels;
W — f. (in „GSax; UUrs. n."): 1. Semmelbrötchen
Gr; PAL; „GSax; UUrs." In Gr der 4. Teil eines
.Miggensehildes.' Von feinerem Mehle und die vier
Teile der Länge nach neben einander sind die Ca-
saccier-Miggen. In (j.Mels Wetzstein förmige Eierwecken
mit Weinbeeren. In W feine Brötchen von der Grösse
eines grössern Apfels, deren je zwölf Stücke an einander
haften und eine Grische bilden, aus dein Ossolanischen
importiert; vgl. Muger 3 b. — '_'. Meggeli = Anggeli 1
(Bd I 340) GW. — 3. e" M. ge", einen Stoss mit dem
Knie in den Hintern geben GrC1iui\ D. (Ghürer-,
Bettler-M.J. Syn. Chnie-Bir, Biren- Wegyen. — 4. meist
PI., Spannklötze ZBenk.
Churw. micha, Laib Brot, Weissbrötchen, lat. mica, Krüm-
chen; inhit. = panis modicus, qui fit in curiis magnatorum Tel
in nionasteriis; frz. midie, kleiner Laib; ndd. .Micke', kleines
Brot; ho]]. ,Mik'; Schwab, die .Mike', spitzer Brotlaib; mark.
.Micke', Semmel, und schon inhd. micke f., kleines Brot. Vgl,
noch Migel, Mirgd. Bed. 1 und 4 lassen si.h vereinigen
durch die Ähnlichkeit der äussern Gestalt; vgl. Weggen.
Bettler- = il%^en 3 GrD. — Koss-: l. = Epfel2
(Bd I 367) GRKlost. — 2. = „Miggen 3 Gr."
Tessiner-Miggc": langer Laib Weissbrot, in
Stücke abgeteilt U. — Vgl. churw. ii;i bastun d' michas,
lauger Laib.
migge" I: spannen, den Laufeines Fuhrwerkes
durch Anziehen der Spannklötze an die Kader hem-
men ZÖrlingen.
Miggle"; 1. = Migel 1 GWe. — 2. Gericht aus
geröstetem Mais Gr.
iniggc" II: = giggen 11 (Bd 11 176) TiiHw. Mö
[soll ich]-rfr'' nu?
„MiggSri n.: Stück Fleisch, das zur Fette gehört,
am Bauehe des Kindviehs; auch das Zwerchfell am
Schweine B"; vgl. Hoden, Lampen.
Ahd. mittigarni, caro pinguis, arvina, nibd. mitiger. 3.
.Mucker' bei Schm.-Fr. I 1567.
mlggerig (selten -;-): gering, elend, armselig;
kränklich aussehend B. Zug für-nes Fürtech oder es
ms, halbsidigs Halstüeehli. Bari 1885. Gruslich es
dünns Röckli, es ms Hösli. ebd. 1880. Papa, du
mucsch-mer g'wilss me" Sackgeld ge"; es macht sich so
m., we"-me" gang henschc" mitess BStdt. Es macht sich
verdammt m.. en arme" Ma" nf d's Geld la" z' warte".
B Int.-Blatt 1880.
Miggerii n.: kleines, geringfügiges Hing, kleine
Person Bs (Seiler). — Aus BsL. auch die Schreibung
Migerli. .
Miggi 11, Miggeli 111 n.: Kosename der Katze
l!s; '/.. 's dreifarbig Basler- Miggi. EKron 1867. —
Vgl. aber auch Manggtl 11 und Uia bei Gr. WB. VI 2183.
Hüs-; wer am liebsten immer zu Hause sitzt Bs;
eig. Hauskatzen en.
Miggi 111: 1. in., Emil AaL., st.; Z. — 2. n.. Emilie
AaI..; Bs; Z (Dan.).
Mlggiss ScHW; Tu; Z, Miggiss Aa; Bs; L; Sch; Z
— m.: 1. Durcheinander, Gemenge von verschieden-
artigen Dingen, auch von Personen Aa; Bs; Tu; Z.
Syn. Minggis. Da ist en rechte' M. [allerlei Leute,
bunte Gesellschaft] bin-enand ZEls. „Ein M. Geld,
ein Haufen Geld, von allerlei Münzen L; Sch." Wim-
melnder Ameisenhaufen Z. Unordentlicher, den Kaum
beengender Haufe Waren L; „Sch;" Tu; Z. Ein mit
allerlei Bewohnern überfülltes Haus, auch diese Be-
wohner, als enge wohnende, selbst Aa; L; Z. Beschränk-
tes Lokal, enger Raum übh. L; Z. Syn. Chripfeten,
Chrotteten, Chrutz. Im-ene* M. inne'sl", eng zusammen-
gepfercht wohnen Aa; Z; auch bildl., in Verlegenheit
sein, sich nicht zu helfen wissen Z. Bou kes Hüs i" en
M., z. B. wegen Feuersgefahr AaWoM. De'' Plate ist
jo nur c" 31. ebd. Hürot m'r i" ke" M. ebd. Von Ge-
witterwolken: 's het en M., es steht ein Gewitter am
Horizont ScwSt. — 2. Unrat, Kehricht, Schmutz, z. B.
Ohrenschmalz Bs. „Ausschlag am Kopf bei Kindern
Bs." ,Ein Geniste und Gebrüte von allerlei Unflat,
ein Geflecht von Lumpenhändeln, die man nicht wohl
erlesen darf.' Spreng. Auch: wertloser Plunder, Ge-
rumpel in Schubladen, Taschen (wie Brosamen usw.)
Bs (Syn. Giggernillis Bd II 176); übh. etw. Gering-
fügiges, Kleines. Spreng. Dreck, breiige Masse Scbw
Muo. Vom Käsen z.B. bleibt M. in den Fingerwinkeln
zurück; s. noch über-gand Bd II 11. — 3. ein Gericht,
= Gunggisl (Bd II 368) BsBirs.; Syn. Geschmetter.
lilieggc": 1. mit gedämpfter Stimme, gleichsam
seufzend, brüllen, von Rindvieh GRVal.; GU. Mieg-
gend Chie und blärend Schaf sell-ma" nit us-''em Statt
tue", d. h. nicht verkaufen und nicht schlachten, son-
dern für sich behalten GRVal. — 2. schreien, von
Kindern, Weibern GO.; Syn. mienggen.
Mieggi m.: Jammerseele GO.
Mieggen verhält sich zum Syn. mäggen —brieggen :bräggen;
es steht viell. im Ablautsverhältniss zu dem syn. mäggen.
schnell und gierig essen LG. Ant.
manggen.
ver-: zerdrücken, zerquetschen Btta. Die Hinteni
[Himbeeren] sin ja ganz vermöggeti und verpatscheti.
— Vgl. tir. maggen, zerdrücken, oder ver-murggen.
niOgge" II: glimmen, im Verborgenen brennen
BHa. ; Syn. motten.
ver-: versauern, verkommen, z.B. von Einem, der
stets daheim bleibt Ol.
mogge" 111 : beim Spiel Einem abgewinnen AAAarb.
möggle": beim Spiel betrügen AALeer. — Wohl
st. möglen, mit Verschärfung des g vor l.
mogg! Int. der Abweisung. Verneinung: Ja, IM..'
ZStdt. Syn. möb, brögg. — Viell. eig. von i«":/:/' n 1.
Miigg m.: „heller Brummton LE." M. a"hi",
Schreie ausstossen wie das Kalb GrPi-. .V. und Pap
ablü", stossweises. balbunterdrücktes Gelächter aus-
stossen. MKüoni.
G'niögg n.: widerliches, halb unterdrücktes Ge-
schrei GA.
mögge" I: 1. auch möggle" AaSÜIS, Dim. .mög-
gele"-, muhen, brüllen, vom Rindvieh, bes. Kälbern,
auch blöken, von Schafen und Ziegen BM.; K; OrPi'.;
Syn. Iiot/gcii, bläggen; „laut, hell brummen, von Zucht-
ochsen LE." ,1'ass man d" Kälber am M. kennt, d'
Hü. ner am Gaggle" und d' Babeni am Tschalpe".'
üottii. — 2. übertr. auf Menschen, unschöne, un-
artikulierte Töne ausstossen, z.B. von Betrunkenen.
die widerlich brüllen, von erwachenden Kindern, von
inögge" I :
125
Magg. megg, migg, iimgg. miigg
126
.Nachtbuben', welche die Stimme verkehren B; GA..
Stdt. Du miititiisch ämel och der ganz lieb hing Tag B.
Aber mach, dass de alleinig mit im bist ifader Niemere*
dri" mögget. Gotth. Du bisch docli en ewige* 3IÖggi B.
Vermittelst ;/;/ gebildet vom Natnrlaat mö (Stimme dos
Kalbes); vgl. mäggen, mauggen, müggen. btkggen, boggen, bl&ggen,
rüggen, auch g&ggen, g&ggen, güggen, güggen, gioaggen, nhd.
.quaken', und die Anni. zu Ovggel Bd II 194.
Möggel II m.: 1. = Mäuggel 1 AaWoIiI. Er macht
hüt de' 31, ist unwirscher Laune. St hed wider de" 31.
- 2. = Mäuggel 2. Im Bes.: russiger, schmutziger
Kerl, auch Vermummter AALeer.; anreinlicher Mensch
mit unsaubern Kleidern L; Z; Mensch mit grob ge-
zeichneter Physiognomie L. So-ne" M.! Pfi Tüfel! L.
Das ist iez en schwarze' 31! eine Person mit dunkler
Haut, schwarzen Haaren und Augen Z. Der Kamin-
feger ist en schwarze 31. ebd. — 3. Popanz, Schreck-
männchen für Kinder AAÜallw.; L. Syn. Böli-Mann.
Wenn d' nid folgist, so nimmt dieh der 31.; Syn.
schwarzer 31a"". — ■ 4. schwarze Wetterwolken L. Es
stund 31ögglen uf hindert» Pilatis. — Nebf. zu Mäuggel
(s. d. und mauggelig).
Butze°-: Popanz ZBk., Vogelscheuche ZMönchalt.
Moggi I m.: 1. wer schwarz im Gesicht ist ZBk.
— 2. unreinlich gekleideter Mann L.
Ma"-: fabelhaftes Gespenst, die Kinder zu
schrecken LRickenb. Lueg, der 31. chunnd und
nim»it-dich. Esterm. 1882. Syn. 3Iann-31üggi; vgl.
3Iöggel-3lann.
ver-mögglet: verunstaltet, z.B. durch Vermum-
mung L.
lllögge" II: die Dinge ganz nahe betrachten (von
Kurzsichtigen) GStdt, Etw. dumm ansehen. G 1799.
Syn. boggen. — Nebf. voii müuggen.
schille"-: schielen (spöttisch) GRh., Stdt.
Schille°-Möggi m.: Spottname lür den Schielen-
den G; Th; Z; auch für Einen, der durch neugieriges
Blicken sich lastig macht oder eine finstere Miene
hat Tu. Vgl. Schilli-Mäugg.
mogge", auf Einen: Einen schlagen BAdelb. (Zyro).
Möggi II: Mathilde Z.
Möggli: Monika GStdt.
Miigg: 1. m. „halblauter, grober Jammerton ß; L."
— 2. f. a) Kuh (Kdspr.) Z. — b) Katzenname Bs.
S. bei Gr. WB. VI 2603 die Int. ,mnch.' Zu 2 b vgl.
das syn. Mügger, Mäuggel II.
Müggeli n.: Kuh (in der Kdspr.) Aa; Z. Syn.
3Iü(/eli. — Vgl. Mäggeli, Schäfchen.
mügge": eig. den Laut mü ausstossen. 1. muhen,
brüllen, vom Rindvieh, bes. langsam, dumpf AaF.; B
(.mugire.' Id. B); L; Sch; Schw; „S;" TüTäg.; Uw;
„U; Zg;" Z. Der Muni hed a'g'fange* m. [auf der
Alp], do si*ä-mer g'gange" L, scherzh. Schluss beim
Erzählen. So fart er uis wie d' ScheUe"chue und muigget
gar der Bass derzue Obw. .Das mugkhen und plerren.'
1553, Absch. ,Sein [des Büffels] stimm wie ein ochs
(muggen), doch nit so laut oder hoch.' Tierb. 1563.
,Das meerkalb schlaft sterker dann kein ander tier,
mit schnarchten und mugen, von wegen des wuests
und schlyms der lungen.' Fischb. 1563. ,Die Kuh dem
Hirt zum Melken mugt und brüelt, weil sie die Milch
beschwäret.' LCys. 1661. .Taurus mugit, der Stier
mugket (brüllet).' Reu. 1692. ,Die Rohrdrummel (das
Uhrrind), so wie ein Bind muhket (lüjet).' Spleiss
liiiiT. .Der Ochs lüjet, der Stier muket.' ebd. Auch
von Fröschen ÄA8eet. ,Das" die krott in einer nacht
für ir hus kommen syge, gan m. oder schryen.' 1574,
L (Brandst. 1890). -- 2. übertr., weinen (derb) 8.
Syn. brüelen. Sett-i'1' Upper flenne" und m.? Gieng's
da"" bas? S (Joach.). Er hei mi'u scho" mängist z' m.
g' macht. CWXlti 1848. — 3. „vor Schmerz stöhnen,
unartikulierte Jammertöne ausstossen B; L." Wenn
Oppis müggel, so hat 's Lebe" TiiTäg. — 4. vor sich
hin brummen; unverständlich, halblaut reden (aus
Verstimmung), kurze, mürrische Antworten geben Aa
Leer., Seet. ; BM. ; S; UwE.; Syn. munggen; mugglen.
.Muke, möne, mummle, gilbze, brötsche, tnussa, muti.'
Red. 1662. Umme"-m., missvergnügt und halblaut
brummend umhergehen (von Menschen und Vieh)
UwE. Trotzig schweigen, ein unfreundliches Gesicht
machen, schmollen Aa; Bs (Spreng: ,das Maul hängen,
frz. bouder); B.VL, 0. (.frontem caperare.' Id. B); „L;"
aSt'HW; Uw; U (ü). Syn. mutschen, schatten, täubelen ;
vgl. eslen 1 c Bd 1 522. Vor sich hin brüten, den
Kopf hängen lassen S; schlaff umhergehen, wie etwa,
wenn eine Krankheit im Anzüge ist AaZoL
Vgl. mügen und müggen, sowie die Anni. zu moggen. Zur
Bedeutungseutwickelung bietet ein sprechendes Analogon
gruggen Bd II 728. Vgl. .mucken' bei Gr. WB. VI 2609
und mugglen.
Mügge" f.: 1. saures, unzufriedenes Gesicht Ndw.
— 2. mürrische Weibsperson B. — 3. Murmeltier Nnw.
Mügger m. : 1. Sauertopf, mürrischer Mensch Bs.
— 2. Kosename der Katze GlH. Dim. Müggerli Z.
Syn. Mäuggel II und Mügg. Man lockt: Zi-zi 31.'. Gl.
m üggere" = müggen 4 c BM.
g'mügget: mürrisch, schweigsam, unfreundlich
ScHwBrunn.; Zg.
Müggete" f.: das dumpfe Brüllen des Rindviehs
und das Brummen von Menschen UwE.
Miiggi m.: 1. Murrkopf, Schmollender AaSI. ; B;
S; UwE.; Syn. Muiigi/i. Bist e" 31! chast nüd rede"?
hast kes 3Iul? B Hink. Bote 1887. Und du. II. ms
mach doch nit so d'r 31.! Trink doch üs! Joach. 1881.
E' 31. mache", ein verdriessliches Gesicht machen
BBe. D'r 31. hä", den Kopf hängen lassen, launisch
sein L. Mürrisch verschlossener, leutescheuer Mensch,
Duckmäuser, Schleicher, verschmitzter, doch beschränk-
ter Mensch AaF., Fri.; Bs; B; SchwNuoI. (-Ü-); Zg. —
'2. langsamer, schlauer Mensch AAZof. — Zu muggen 4.
Hudi- n.: Person, die nachlässig gekleidet ist,
z. B. noch im Neglige steckt S.
Ma"11- LRickenb.; Zg, Se- Zg — m. LRickenb.,
n. Zg = 3Iann-Möggi. Vgl. noch Lüt. Sag. 125.
Türe"- m.: Knabe, der nicht mitspielt, sich ab-
seits (bei der Türe) hält, gleichs. schmollt AaZoL
müggig BM., muggocht BHa. : böser Laune, un-
freundlich. DU g' sehst hüten eso muggocht firhe"; was
ist och mit-der? BHa. .Mareili, vorhin so z'weg [auf-
geräumt] und jetzt so muggig. Ist 's de"" sövli lünig
oder hat's mit den Alten Etwas gehabt?' Gotth.
m üggle" : vom Naturlaut des Kaninchens AaWoIiI.
m ügg: Unkenruf Aa; vgl. gügg und grügg, sowie
das Vb müggen 1 b und Güllen-Mügger.
Müggel m.: 1. Trotzkopf AaF. — 2. zum Weinen
oder Schmollen verzogener Mund AaWoIiI. ; vgl.
3Iäuggel und müggen.
127
Magg, megg, migg, mogg, rnngg
12S
Heini-Müggel Aa; LHa.; SchwE.; Zu. -Mügger
ÄAFri.; VO; „B; Gl; S", -Müggi UwE. — m.: Grille,
sowohl Haus- als Feldgrille. aaOO. Das Zirpen (grüg-
gen, müggen) «1er Feldgrille verkündet gut Wetter
AaF. Der H. singt: m — m! händ ir mini blaue' Hose'
[bezieht sich auf die blauschwarze Farbe des Tier-
chens] niene" g'se? m — ml AaSuux. Auch Necknarae
der Bewohner von Muhen Aa, wohl mit Deutung des
Dorfnamens auf das syn. Muheim. Irrtümlicherweise
auch etwa, z. B. in UwE., für die Küchenschabe,
blatta or.
Das Syn. Heini-Müch(er), umgestellt aus ahd. mühheim
(s. Bd II 1290), wurde- in seinem zweiten Bestandteil be-
eiuflusst durch das den Naturlaut nachahmende Vb. müggen;
eine Mischung von zwei Stämmen, wie sie auch beim Vb
müggen und mugglen, mnnggen mitgespielt zu haben scheint.
mügge" = müggen I, doch meist in hellerem,
schärferem Ton; eig. den Laut mii- ausstossen. 1. von
Tieren, a) von Kühen, Stieren, wenn sie z. B. nach
Futter verlangen Aa; L; Schw; „Zg." Von der Kuh:
mit schwachem Laut Sehnsucht nacli dem Jungen
äussern W ; auch miggis [müggens] si". Wenn 's Veh
[am Abend] gege" hei'" zue gunglet und mügget. JRoos
1892. Der Stier hed g'mügget vor Schmerze". Schwzd.
(L). Lang ist-er [der vom Baume heruntergefallene
Bär] g'tege" wie tod, doch entlich föd er a" m. Ppvffer
v.N. Blöken, von Böckchen PAL, von Kälbern BRohrb.
— b) vom Unkenruf SThierst; vom Heimchen AAZein.;
Syn. güggen; auch von Tauben, girren BRohrb.; Syn.
grüggen. — 2. von Menschen, a) = müggen. 3 L. —
b) unterdrückt weinen, von kleinen Kindern AAZein.;
L; vgl. grüggen 5 Bd II 729; seine Unzufriedenheit
durch weinerliche Töne äussern (von Kindern) AaFH.;
LSemp.; vgl. grammauggen. — Vgl. gr. u.imaou-ai iu
Hed. 1 a.
Güllen-M ügger, in AaBIj. auch -Müggel — m.
= Güllen-Grügger (Bd II 729) Aa; BStdt; L; S; ZO.
Mügg, mügg. mügg, Güüe'mägg, hend-er mini Brüedre"
niene' nit, no nig g'seh mit de" gelc' Hose" umme"-
pfose" [plumpsend schwimmen]? rufen die Kinder am
Unkenteich Aa (Rochh.). Audi bi Dil., unreinlicher,
schmutziger, gemeiner Mensch L; S. ,Er war ein nicht
mehr junger, aber steinreicher Chutter, dem böse
Zungen den Namen G. angehängt hatten.' Nvd. 1885.
- güllen-müggere": Jauche ausführen (scherzh.)
AASt. Syn. güllerieren.
Burli-Mügger: scherzh. Schelte für einen kleinen
Müssiggänger, Herunischwärmer Z (Spillm.). •— Vgl.
burli-mttnter.
müggere" = müggen 2 h AaF.
Müggi in.: Schmeichelname der Katze S.
Wie das Syn. Miggi wohl lauttiachabmend gebildet nach'
der Stimme des Kätzchens; vgl. mausen.
Mllgg Aa; Bs; B öü.; GlII.; L; GO.; Schw; U\V; Z,
Mugge" Ar; Bs; B; GlK.; GrD., Pr.; GS.; Sch; S;
Tu; \V — 1'., in Nnw auch m., Muggi n. (Dim. Miiggli)
Gr ObS. ; GSa.: 1. Mücke, allg.. in (iS.; WLö. (Miggli)
auch: Fliege; vgl. auch Alcl-Mugg. D' M-e" fresse'd
Hin schier oder steche"d: es gid (en) Blast Tu; '/,.
.Tanzen im Januar die Mucken, muss der Bauer nach
dem Futter gucken.' Kalenderregel. Wenn d' Mugge"
tanze'd im Jänner, so halt 's Fucter z'säme", d. i. so
folgt ein später Frühling AaKIii-. ; Z; s. Hornig Bd II
1628; vgl. Jungfrau Bd I 1248 und Muggen-Tanz.
Die Mücken .singen.- allg., .brüeleir AaWoIiI. Die M.
als Vogelfutter: Gross Mugge", feiss Vögel ZMönchalt.
(sprichw.). Als lästiges Ungeziefer in Verbindung mit
,Floh': Anne Babcli. bis nüd ho', la"-mer d' M-e" si"
und d' Flöh. Volksl., mit Anspielung auf Bed. 7 a.
Wer Händel will, findi alliwil e" M. i* der Suppe".
CBiederm. 1893. Geringschätzig wird eine verspätete
Neuigkeit, eine längst bekannte Erfahrung, ein alter
Witz en alti M. genannt. Das ist en alt i 31. Aa; S;
Tu. die ist fern sclio' g'/loge" fhäd fern seho* 'tanzet) Z,
si ist scho" lang g'jloge" SciiNnk. Das ist en alti M.,
iras d' Grossmueter pfift Z (Spillm.). Bes. aber dient
die Mücke als Bild und Typus 1) der Kleinheit, Wenig-
keit: Us der (ere'J M. en Elifant (Tu; Z), en Hengst
(W), e" Märe' (Gl), en Stier (Z) mache', arg über-
treiben; s. auch Gurren Bd II 409. .Kannst da aus
einer Mücke eine Mähre machen.' UBrägger 1777.
Er hebet d' M. und lod d' Märe" laufe', opfert grossen
Gewinn einem sehr kleinen Ap. D' M-e" uf dem
Hinilerrhi" [Berg ob dem Dorfe] g'seh geine", ein Auf-
schneider sein GSev.; s. Glogg Bd II 610. l'lutz für
7 Ma"", es chunnt e" 31., scherzhafte Bitte, einem
Kleinen Platz zu machen Aa. Wenn der Tüfel Hunger
hei, frisst er M-e", Not lehrt mit dem Wenigsten sich
begnügen Aa; SL. Z' Wintertur i" der grosse" Meteg
händ s' e" 31. 3 Zentner g'schetzt ZS. (Spottreim).
Das ist e' grössi 31., wenn si es Pfund schisst ZW1.,
Abfertigung einer Prahlerei. Aufschneiderei. E" 3I-e"
heil 's üsg'woge" [hätte der Wagschale das Übergewicht
gegeben] = beinahe, um ein Haar, z. B., so wär-er ver-
tränke" ScHSt. So vil e" 31. am Bei" hei"' treit Z,
fast gar Nichts. Me* chann-ere" 31. nid mer Bluet
ewig ni", weder das' si hat, alle Erpressung hat ihre
Grenzen Z (Dan.). .[Der Geizige] presst d' M-e ums
Bluet und schindet den Floh um den Balg.' Rochh.;
s. auch Floh Bd I 1183. — 2) der Schwäche, Hin-
fälligkeit. E" M-e' chient-en umstösse" SciiSt. Um-
falle" wie d' M-e* Z (Dan.); vgl. Hüenli. Si [die
Östreicher bei Sempach] stürzid hi* wie d' 31-c. HXfl.
1813. Er ist wie-ne" M-e' ame" Heuseil und en Ele-
fant am-ene" Zwirnsfade". Rochh. — 3) der Zudring-
lichkeit. Lästigkeit, Gier. ,Wellent mich denn die
m-en fressen?' Erwiderung auf unangenehme Erörte-
rungen, 1462, Z Ratbücher. ,Da nun ist leicht zu
gedenken, wie die armen versorget seien, wann solche
hungerige m-en über die kirchengüeter gesetzt wer-
dend.' SHochh. 1591/1693. ,Wer nicht Dauben hat,
der hat Mucken, suos quisque patitur manes', Jeder
hat sein Kreuz. Mev., Hort. 1692. Daher auch Be-
zeichnung einer .giftig stechenden' Weibsperson B.
[Die Schwiegertochter] ist e" hoffärtigi Gans, e" lötigi
Täsch, es Bei [Einfaltspinsel], e" 3I-e". Gotth. Jungt
M-e", alti Huere" (Dan.). — 2. künstliche (fälscht)
Mücke, zum Fischfang dienend und bestehend aus
feinen Federchen, die um die Angel befestigt sind
GrD.; Z. S. Hund Bd II 1429. - :'.. „Schön- oder
Schminkpflästerchen, frz. mouehe VO; Z." — 4. fleck-
artiger, kleiner Zwickelbart unter der Unterlippe Bs;
Tu; Z; frz. mouehe. — 5. a) in der Stickerei, durch-
brochene, mucken- oder spinnenähnliche, runde Stellen
Ar. Man unterscheidet .Hufeisen-', (französische und
deutsche) Blättli-, 6-, 8-, 16beinige Bölleli-Mugge* ;
vgl. Hol Bd II 1156. Syn. Spinn. — M in der We-
berei, leichte, mit Blumen besetzte Leinwandstoffe
ä jour. Ar Geschichten 107. ,Von 1760 — 70 wurden
129
Magg, megg, migg, tnogg, 111 n ii'ii*
130
in Ar leinene, s-eblümte Artikel zu Schossen. Man-
schetten, Chorhemden, Sacktüchern usw., Mnggen ge-
nannt (von den kleinen, eingewobenen Blümlein her-
rührend), verfertigt.' Bürger- rxn Baoernfr. 1 s 1 9 ; vgl.
g'mugglet. — 6. Visierkorn am Gewehr, allg. Drum
lueg-er wol uf d' Absieht, M-e*, St&cker und ob nid
d' Ladig ^ gross? Und, ratscht ihr Harn* , schrüb-er
ne* no'* cheeher, mc" luegt nit -' vü für 's G'schoss.
B Schützenlied 1822. RAA. Uf d' M. ne; mit pers.
Obj. = nhd. Jrndn aufs Korn nehmen, d. i. eine be-
sondere Aufmerksamkeit auf.Iiudn richten; Jnuln her-
nehmen, sei es mit .Spott oder mit Verfolgung und
Hass „Aa;" Ap; B; VO; Gl; Gr; S; W; Z. .[Ein
nicht mitmachender Rekrut] wird von seinen Kame-
raden auf die Mugge genommen, bis er zahm wird.'
Gotth. Uf der M. hä; mit pers. und sächl. Obj.
a) als Spekulations-, Kaufsobjekt im Auge haben L.
Er heil es anders Fülli uf der M. g'ha", darauf spe-
kuliert. — b) nicht leiden können, hassen ; eig. unter
feindlicher, übelwollender Beobachtung halten; ein
scharfes Auge auf Etw., auf eine Person gerichtet
halten Bs; B; Gl; L; Schw; Tb; Uw; Z. Syn. uf-em
Ghritz, Strich, Zug ha". ,Es [das Mädchen] hatte den
Schreiber auf der M.' Gotth. [Herzog Albrecht] het
die Baslerburger gar griseli''' streng uf der M. g'ha*.
Hagenbach. Si händ enand uf der M., sie sind heim-
liche Feinde Tu; Z. Das han-ich uf der M., das ist
mir zuwider, das tue ich nur mit Widerstreben Bs ;
BR.; G; Tu; Z. Mit veränderter Constr.: e" M. ha" uf
Oppis. Gotth.; s. Ge-gunscher Bd 11 376. — 7. geistig,
nur PI. a) Muggen (im Ghopf), Tücken, hinterhaltene
Gedanken, Absichten. Launen, Kniffe, (eigensinnige)
Ideen Ap; Bs; B; VO; Gl; Gr; G; Sch; S; Th; Z;
Syn. (lirit; (Bd 111 935). Mm d' M-e" üs-, vertribe*
fd' M-en uss-etn Ghopf tribe* Bs; S), den Eigensinn aus-
treiben. Jmdn derb zurechtweisen. S. fv/r-gän Bd 11 29.
Miniij und Tügg, Kniffe und Hintergedanken GrPt.
{D'J Mugge* hinder den Ore" ha", auch von versteckt
gehaltenen guten Einfällen, Witzen Z; vgl. Or Bd 1
413. D' Stadtint händ iri M-e" Z. Der Aberil hat
M-e* Gl; Tb. ,Die Vermutung, dass das Mareili noch
andere Mücken möchte in seinem stolzen Köpfiein
haben.' Breitenst. Duo seid der Cheiser : ,Nu, mier
wei de"" guggen!' Un'' hed duo ganz lan faren smer
Muggen. Schwzd. (BBr.). ,Mit Tabakranch zur Som-
merszeit vertreibst du leicht die Mücken. Und musst
du oft zur Winterszeit Verdruss und Ärger schlucken,
dann rauche nur und mit dem Rauch vertreibst du
dir die Mucken.' I! Langn. Kai. 1892. .Solche Muggen
[Anwandlungen von Hochmut, stolze Pläne] stechen
die meisten Väter beim ersten Kinde.' Gotth.. mit
deutlicher Bez. auf Bed. 1. 77"'' flissig tuet si der
Jumpfraue* uf d' M-e* un'1 uf d' Ise* g'schaue", hält
genaue Aufsicht. GJKuhn 1806. ,Was hast für seltsam
mens und mucken!' GGotth. 1599. .Er hat Mucken
im Kopf.' Met., Hort. 1692. — b) Lust zu Etw. BHa.;
Ndw. Wcnn-er M-e* heid g' gel*, wenn es euch beliebt
zu gehen. .Von den andern Herren, die auch noch
etwa M-en hatten, Pfarrer zu werden.' Ndw Kai. 1887.
,Das Volk hatte keine M-en, einen solchen groben
Kummet auf den Rücken zu nehmen.' ebd. 1886. —
c) Schwierigkeiten Sch; Th; Uw; Z. Syn. Mus. Das
Ding hiid M-e". J:'s wird M-e" hä*, es wird schwierig
auszuführen sein. — 8. Ortsname G; vgl. Muggen-
Büel Z, Muggen- Matt ' B. Hausname BsStdt; .zur
Schweiz. Idiotikon. IV.
grossen m-en.- XV., ZStdt; .im grossen tnngg.1 1 167
(lt Dan.). — 9. Dim. Mügg(e)li, eine Kleinigkeit? Nur
in dem Kinderlied: Sinn", stüre* Muggfeßi, 's gut e"
Frau diir1' (über) 's Brügg(e)li, si hat et) Chrueg volle*
Wl* und es Stückli Brot derbi; Der, wo-n-Öppis git,
De'' ist en goldene" Kugel, und De'', wo-mer Nüt git,
De'' ist en fürige Siiuhengel '. wobei die Kinder mit
geschlossenen Augen gegen ein anderes Kind die Hand
vorstrecken, das im Besitz von Brot oder anderer Ess-
ware ist Z. In BU.: Stüre", stüre* Müggeli, über 's
Herre* Brüggeli; wer nur Oppis gid, ist e* liebs J-'u-
geli, wer mer Nüt gid, ist e* böses Chatee'stengeli.
Dazu stüre'-müggele* : 1) ein Weniges beitragen B. —
2) überall Etw. liegen lassen B; dafür auch: es Stüre*-
müggeli wachen.
Mhd. mucke. Zum Fehlen des Und. vgl. ßrugg, Stuck,
Kuggen. Zu Bed. 7 vgl. Gueg Bd II 161, dann den Zuoamen
Musca-in-cervello, um 1000, it. Urk., engl, to hm • • bei in
(he head, verrückt sein; s. auch die Anm. zu Humbdfre'naer
Bd I 132(3 und Kuhn, Ztsclir. XIII 71; anders Gr. WB.
Zu 7 b vgl. frz. ü me prend la fantaieU de... 7 c eig. nur
erweiterte Anwendung von 7 a. — Bed. 9 zweifelhaft. Ist
Müggeli viel], das Dim. zu Dfiggen 11 (Mtggeli), unter An-
lehnung an Mugg, uud liegt im Anfang des Liedes eine An-
spielung auf den Brückenzoll ?
Äugst-. Wenn (V A-e" erst im Merbstmonet d'
Aare" uf chömmed, se git 's en Nöchsummer AAßöttst.
Alet- s. Alant Bd I 171.
Hornig-, nur in der Wetterregel: H.-Mugge*,
Mere-Isbrugge* ZB. , d. h. wenn im Februar die
.Mücken fliegen, so ist ein strenger März zu erwarten,
wo die Bäche sich mit Eis bedecken; vgl. auch Hornig
Bd II 1628.
Hüs-: 1. = Bot-Hilserli (Bd II 1748) Aa; '/.-. nach
einer Angabe in AaBVj. auch der Fliegenschnäpper,
muscicapa. — 2. a) Person, die immer gern zu Hause
sitzt, wie z. B. eine Hausmutter, die nur selten aus-
geht AaBK, L., Wohl.; vgl. Hüs-Miggi. — b) ledige
Weibsperson, die in einem Hause bei einer Familie,
auch bei Handänderung, Wohnrecht hat und für sich
haushaltet AaWoIiL; vgl. Schliss. — hüs- mugge":
auf solche Art eigenen Haushalt führen, ebd. — Zu
dein Vogelnamen vgl. .Grasmücke.'
Limmet- = Bader- Mugg Z (Dan.).
Weil hauptsächlich über der Limmat schwebend und von
da sich verbreitend; vgl. Rhin-Mugg.
Bade(me)r-: hydropsyche pellucidula ZStdt.
„Gabelschwanz, phrygena bicaudata Aa; Z." Die
grösste Art der .Köcherjungfern' heisst in Zürich Ba-
demermücke. HSchinz 1842. Dicht, zahlreich, wie
Bademermugge* Aa (Schwzd.). ,Musca aquatilis aestiva
major, ein grosse Badermuck.' JJWac.n. 1680; ebenso
Cappeler 1767 mit dem Zusatz: .eulex, Flachs-Müggle,
Gelse.' ,Nacht- und Badermucken.' JJScheuchz. 1699.
,Die bekannte, also genannten Badermucken.' SHott.
1702. — Benannt nach , Baden' im Aa; über die Form II, i-
demer s. die Anm. zu Heim Bd II 1277.
Rhi"-: Rheinmücke BsStdt; vgl. Linvmet-Mugg.
1. Art Mücken, die im Spätsommer in Schaaren über
dem Rheine schweben; Eintagsfliege, Ephemeride (lt
Becker). — 2. Spitzname a) für die Bewohner von
Kleinbasel. — b) auch für Flösser und Schiffer auf
dem Rhein; vgl. die .Rheinschnaken' in Mainz. —
3. scherzh. Benennung für zwei kleine Rheinfähren
in BsStdt. Vgl. das Gedicht: ,die zwei Rheinmücken',
L31
Magg, megg, migg, niogg, Hing:;
132
von Hindern). 1866, welches beginnt: 's händ am SM"
i netti Müggli si1* am Ufer niderg'lö*.
1 wahrsch. sachlich identisch mit Bader-Mugg. Zu :i
vgl, Erz. mouche, kleiner Flassdampfer.
S. ■- M ii i.rg: Seemücke L. — Auch liier wie in Limmtt-,
Khm-Mugg vom Lieblingsaufenthalt über dem Wasser.
Summer-. ,l)ie summermucken, mulio.' .Mal.
Schaben-Müggli: fliegende Motte Z (Dan.). Syn.
Sch.-Vögt li.
Spill-Mugg G; Sch; ZA.. 0., Tösst. Spille"- G
St.lt. Ta.: ZSth., Spinn-, Sjü- AaWoM.; Ap; „Gl;"
GA., Rh., T. (auch Spinne"-); Schw; Z (in Mönchalt.
Spinne"-): 1. Spinne. aaOO. Es G'sicht mucke", wie
u-enn-me" Sp-e* g'fresse" hell, eine saure Miene machen
Sch; Tu; '/,-, vgl. Sp.-Hvrni Bd II 1614. Spimmugge"
Heiri hiess ein Wetterprophet (Heinrich Weber), der
nach seinen Beobachtungen an den Spinnen das Wetter
voraussagte GRapp. Aberglaube: D' Spinnmogge" we-
bi*d eil. es wird-si°h mit-dem G'uerb bessere". Wenn
d' Sp-e" Fülle" tnachid, so isch-es e böses Zeiche": 's
Garn schlöd üf Ap. ,Es geschiehet etwann, dass der
Teufel den Gefangenen erscheinet als eine Katz, eine
Maus, als eine Spinmug.' JMey. 1(394. — 2. meist PL,
Spinngewebe GA.; Schw; Z. Syn. Spin/n-Wupp; vgl.
Sjii inimuijge"-G(ir)i I!d II 422. — S. Sp-en im Chopf
hä", unklar, verworren, ein Dummkopf sein Z. —
1. auch Sp.-Müggli - Gretli im Busch (Bd II 825), sel-
tener Ackerschwarzkümmel, nig. arv. Z. Syn. Spinn.
,Schabab, Nonnennägelein , Spinnmucken, nigella.'
JCSdlzer 1772. — „spill-müggele": nach Spinnen
schmecken Sch." Syn. spinnelen.
Spül(en) entstellt aus Spinn(en), viel], unter falscher Au-
lehnung an Spüle*, Spindel. Auch der i\ I'.csl .u m1 t, i 1 beruht
auf Entstellung aus M'e/yv (iewebe. mit naheliegender Au-
lehnung an Mugg, AI iiiko. Dieser Vorgang trat zuersl ein
tiii Bed. -J. übrigens kommt auch iSpinn-iotipp in Bed. 1 vor;
vgl. gr. dpäxvT) und lat. aranea iu beiden Bedd.
Spanisch-: 1. span. Fliege, canth. ves. Z. Spa-
nisch-, Sjianisch-Miigge", /lüg über de" Hoh-Rugge"
[Berg in Sch], /lüg über de" höh Berg, dass 's morn
guet Wetter gib (Kinderspruch). Sprww. 1824.
2. Goldkäfer, scarabaeus aur. SchSi. — 2 wahrsch. nur
missbräuchliche Übertragung von 1.
Spittel-: (scherzh.) 1. alte Pfründnerin oder alter
Pfründner im Spital BsStdt. — 2. alte Person, die
gerne jammert BsStdt.
Weidling-: Eintagsfliege an der Aare AAKlingn.;
Tgl. llhin-Mugg. — Wohl davon benannt, ilass Nie die
Flussnachen (Wekllinge) hegleitet.
Wi°-= Wm-Käfer (Bd III 162) Bs. ,Bihio, wyn-
mugg.' Ehingen 1438; ebenso Mal.
Gros-Muggele", auch Tüfels-Gr. — f.: die stark
behaarte Bärenraupe ZA IL b. II.
Syn. TüfeU-Qroamueter, aus welchem unser W. unter An-
lehnung an Mugg verderbt ist.
Spille"-: Spinne TnHw. -- Zu der abgeleiteten
Form vgl. das Syn. Spinn- Wuppelen.
mugge" 1 ÄAZein.; li; GrD.; ScHSt.; Schw; ZW..
Dim. müggle" L; Schw: 1. (von Fischen) nach Mücken
chnappen GrD.; L; Schw. Syn. tupfen. .Zuerst schien
es mir eine grosse Forne zu sein, welche muggi.' B
Kai. 1843. .Da die Landwasserfische dies Jahr mei-
stens falsch m. [an der künstlichen Mücke der Angel
vorbeischiessen und nicht anbeissen], so sind sie jetzi
höher im Preis.- GrD. 1862. Im Sprichw. auch vom
Wolfe: Das b'schüsst, wie wenn de'' Wolf mugget
[Mücken fängt] AiZein. ; ZW., von einer kleinen Por-
tion. Tue", wie wenn de" Wolf muggeti, von einer
Schaar Kinder, die gierig nach Brot verlangen Z. im
Horning siäti-me* lieber e" Wolf m.. als en Ma*" uni
Schöpen in'n Bebe" ScHSt. — 2. (vom Fischer i mit
künstlicher Mücke fischen GrD.; s. Mugg 2.
üf-: nnpers., aufstossen, -jucken ScHwBrunnen.
Es tuet-mer eisstig e chll" ufm., von Zeit zu Zeit er-
wacht der alte Ärger. - Zu muggen I (bildl.); doch s.
auch üfuggete*.
ge-mugget: mit Mücken, i. S. v. Mugg 5 b, ge-
ziert. .Dem gemeinen Stand Angehörige sollen keine
weiss gemuckete Schoosen mit Blnemen und Strichen
tragen.' G Eleiderordn. 1727. - Abi. v Subst. Mugg,
nicht vom Vb.
G'mügg n.: die Mücken BSi. Vgl. Ge/lieg Bd I
1178. Angeblich auch Kosename ZStdtf.
Ore"-Müggel AiBb., Hold., -Miggel GRLandqu.,
-Müggeler Sch; ThHw.; Z, -Miggeler Bs — m.. -Müggeli
AaZoL; B (-«- ltvRütte); S (auch -Müggli), -Miggeli
Bs — n.: 1. = Oren-Grübel 1 IM II 691 Aa; Gr;
Sch; TnHw.; ZKn., 0., S. Syn. Orelefr). Nach dem
Volksglauben kriecht dieses Insekt gerne in die Ohren
des Menschen und verursacht die unter 2 genannte
Krankheit oder auch Taubheit. ,Man kann keine
Ohrenmüggler [aus dem Getreide] sieben; sie lallen
durch.' Z Kai. 1809. ,Der gemeine Ohrwurm, Ohren-
müggler, forficula auricularia.' HSchinz 1842. .Millc-
peda, Ohrenmückel, ein Wurm mit vielen Füssen.'
Denzl. 1677/1716. .Bei den Nelken gibt man Achtung
auf die Ohrenmüggel.' JCSdlzer 1772. Scherzh. vom
Abnehmer der Ohrenbeichte: .Der alle Wochen zwei
oder drei Mal seinem gewöhnlichen Ohrenmüggeler
seine Sünden in das Ohr liineinHi ~-tn.-f .- Schob. 1699.
— 2. Geschwulst, Entzündung hinter den Ohren, Paro-
titis; auch Mumpf, Mumps, Halsbräune, weil beide
Übel oft zusammen auftreten AaZoL ; Bs; B; S; TnHw.;
/.().. Wthur. ,Taubenraist g'legt die orenmüggel, mit
habermel aufgestrichen.' Vogelii. 1557. ,Spicanarden-
salb zerstossen und in die oren gegossen benimpt
schnell den o.' ebd. , Parotis, ein geschwnlst hinder
den oren, der orennüttel oder orenmückel.' Frij. ;
Mal. (bei Letzterm: ,Orenmüttcl'). ,Für den Ohren-
mügel oder Geschwulst hinder den (Ihren.' 1710, Z
Zoll. Arzneib.
Die Symi. Oren-Müttel, -Müizd(er), -Nüggder, -Niggeter,
welche aus (ir. WB. VII 1257 noch vermehrt werden können,
zeigen, wie etymologisch haltlos der zweite Teil des W. von
jeher war. Doch ist bei nnserer Gruppe Anlehnung an Mugg
(vgl. hei Gr. .Ohrmück') sehr wahrscheinlich. Die Können
mit i, bzw. i sind Anlehnungen an andere Stämme.
müggle" I: mit aller erdenklichen Sorgfalt schies-
sen AALeer. — Wohl zu Mugg 8.
g°mügglet: von Stollen, Geweben; mit kleinen
Blümchen oder Punkten, die entw. vermittelst des
Jacquardstuhles eingewoben oder nur aufgedruckt sind.
wie mit Mücken besäet Z. Syn. 'tüpflet. .Das Tragen
alles glatten, gemügleten, gestrichleten. gemödleten
und gerösleten Kämmerleins und anderen dergleichen
ab der Friimde kommenden weissen Zeugs [ist ver-
boten].' Z Mand. 170.'!. .(leinüglete Mousseline.' ebd.
1722. — Abgeleitet vom Dim. Mäggh und entsprechend frz.
moui l" ii .
[33
tfa megg, migg, mogg, ningg
r;i
G°mugge] n.: 1. Gemurmel „B; L." 's ist nit
kauscher da nun-; da ist Oppis los. !•■'■ ha so nes
(i'm. und es G'fiegg g'hört. B Dorf kai. 1863. — 2. Ge-
munkel, dumpfes Gerücht, heimliches Gerede B; Lj S.
I" der li'iinin urnen ist es g'vmssnigs G'm. g'gange"
I. (JBEgli 1871). Hingege" göi aW1 d' I\cd und göi
's Gemuggel, 's Hüs heb sich 'bläit, d' Mür heb en
Buggel. BWtss 1884. , Die Gelehrten geben manchmal
ein geheimes Gemuckel über Russland von sich; aber
nur ein Gemuckel oder Gemunkel.' Gotth. — 3. „fernes
Donnern LE."
mugge" II: 1. unverständlich, mit halben Worten
reden WKar. — 2. mucksen. .Kaum muken oder das
Maul auftun dürfen.' Spleiss 1067. ,Du magst dich
leicht mucken, so heisst es: Sihe dieser Hurer usw.'
JMr.v. 1094. — 3. schmollen, unfreundlich, trübsinnig
.sein U ; W. Mltggi m., Kopfhänger U. — Vgl. die
Suin, müggen, munggen und mugglen nebst Anm.
er-: red., sich regen, mucksen Gr ObS., Pani.
L'im. er-müggle", refl., sich bewegen, rühren GrS.,
Scuolms, Spl.
muggere" I: murren GrMiij. (Dan.).
Muggete" f.: ein Mundvoll Flüssigkeit, bes. beim
Erbrechen oder Aufstossen aus dem Magen Bü. —
Viell. abgeleitet von muggen II i. S. v. mugglen 1 ; doch s.
auch uf-muijijtn.
muggiere": refl., sich mucken. 1. Laut geben.
Mucks machen, mucksen, sich regen, als Zeichen des
Widerspruchs, Trotzes, der Klage, meist nur mit Neg.
A\/,cin. (neben munggiere"), Z.; Ai>; GRChur; GF., oT..
Wa.; SrnSt.; Schw; S; Tu; Z. Muggier - dich ! wage
es zu mucksen! (Drohung). Er häd sich nüd dürfe" m.
Angeri [Andere] hei-mer heimlig Müjif [Püffe] i" Bügge"
g'gi", und ha'-mi''' muggiert, het-mich der Vatter am
Hör g'rupft. Hausfrd (S). — 2. sich brüsten , sich
anheischig machen ZKn., S. . Er seil sich nüd m., das"
er Da* so usebrächt [zu Stande brächte]. Ich ivett-
m'r'1 und m., ich würde nicht die Anmassung haben.
Zur rom. Abi. vgl. hantieren, husieren, g'ääerieren, ,schim-
pfieren* u. a.; es hat wohl frz. se moquer hereingespielt,
muggle" I: dumpfen Laut von sich geben. 1. von
leblosen Wesen, z.B. von fernem Donner („es mugglet)
LK.-. von .Schlägen S; auch: in gurgelnden Tönen
hervorquellen, von Flüssigkeiten BBr. — 2. vom Vieh,
stossweise, gedämpft, stöhnend brüllen. ,Marei musste
in den Stall, weil es ihm war, als muckle die Kuh.'
Gotth. ,Der Geizhals muggelte wie ein Alpmuni und
brösmete [ klaubte] 50 Rappen hervor' AaZoL (Eulensp.-
Kal.). — 3. von Menschen, a) Unbehagen. Schmerz
äussern durch Ächzen, Stöhnen BM., Si. Syn. grochsen,
grüggem. Ein altersschwacher Mensch hat viel z' m.
BSi. Er mugglet, geberdet sich wie ein Kranker, ebd.
Eine', wo süst gäng z' m. het u'd nume" dlbe" cor ere"
Abstimmig wider s'weg ist BE. Weinen, in geringein
Grad BM. Was hast z' in.? die Mutter zum Kinde,
das in unartikulierten Lauten seine Unzufriedenheit
kund gib! BSi. — b) heinilich murren, aus Unzu-
friedenheit brummen, sich mürrisch geberden B; „L;"
S; Obw; W. Si" Vetter, der Gizgnäpper, het geng Oppis
über in :' in. g'ha". Bari. Oni :' m., ohne Widerrede.
B Kai. 1889. .Wie -tili es Anfangs auch gewesen war.
m. und brummein n ar allgemein.1 Gotth. .Man muckolte
über magere Suppen, selten war das Fleisch allen
recht.' ebd. .Joggeli hatte gemuckclt, über den vielen
Verbrauch mit seiner Frau gehaiget.' ebd. — c) Lei 0
murmeln 13; W. Im Geheimen lachen 1! "Si. —
d) halblaut, im Geheimen mit einander reden, mun-
keln AxLeer. (neben munggle*); B; L; S; W. „Diui.
müggele"." Mu [man] mugglet Allerlei BSi. ,üie Nach-
barsweiber Sengen an zu in., redeten mit einander
über die Gartenzäune hinein.' Gotth. , Heimkommend,
sah er allerlei Gesichter, hörte hier in., dort m. und
wenn er dazu kam, so schwieg man, gieng aus ein-
ander.' ebd. AU Litt hei jo g'mugglet, er sig nc Frei-
mürer. Joach. 1881. — e) beim Essen, keuchen, stoss-
weise ächzen wegen vollen Magens BBurgd. Syn.
Listen, pfnächzen.
Intensivuni zu muggen II. Über das Etymologische vgl.
Gr. WH. unter .munkeln' und .lnunken', sowie bes. .mucken.'
Über die Mischung zweier Stämme s. die Anm. zu Heini-
Mügger und mugg(e)len II ; denn auch bei unserem Vb spielt
das Verborgene. Heimliche wesentlich hinein.
Muggier in.: Murrkopf S.
Muggli m. : 1. = Muggier Obw. — 2. Geschlecht sn.
Z und nach zwei verbrüderten Hausierern dieses Na-
mens appell. gewendet zur Bezeichnung eines dicken
Knirpses ZStdt.
müggele" I: Dim. zu mugglen I. 1. (leise) meckern.
von Ziegen BHa., R., Schw. — 2. halblaut widerbelfern,
munkeln B. Was hesch z' m.? Leise und abgebrochen
reden, z. B. von Kindern in der Schule, denen das
Schwatzen verboten ist SL. — 3. leise, aber anhaltend
wimmern, kaum hörbar stöhnen, von Säuglingen B.
Syn. grüggen 5. Spottende Bezeichnung des Singens:
,Und wenn du noch so laut zu deiner Zither müggclist,
das hilft Nichts.' B Kai. IM 7.
Müggele" f.: Ziege, die durch unaufhörliches
Meckern lästig wird BO.; vgl. Brücl; auch Mäggen,
Mäggelen.
mtlgg(e)le° II THTäg., müggele" II Ar; TuTäg.,
muggle" II GoT.: 1. heimlich entwenden, stehlen;
bes. Kleinigkeiten. aaOO. Syn. ficken. Eine Frau klagt
über ihren .Mann, der dem Holzfrevel ergeben ist:
Wenn er das Muggle" nie chönnt lö". Feürer. —
2. (muggle") im Verborgenen handeln L (Ineichen).
— 3. (müggele") in kleinen Bissen essen, langsam
kauen L; Syn. mäggelen III, mänggelen. — 4. un-
pers., es mugglet, es dunkelt ScHwMa. Syn. mauglen.
S. die Anm. zu mugglen I und vgl. bair. mockeln, ver-
stohlene Bewegungen machen, aber auch ver-mäuken, müken.
— 3 wohl eig.: heimlich kauen. — Zu l vgl. ud. et munkelt,
der Himmel bedeckt sich.
ver-mugg(e)le": verheimlichen Tu. — Vgl. bair.
vermockeln, heimlich bei Seite schaffen.
innige" 111= muggelen 1 Ar. — Vgl. , mucken', schlei-
chen, lauern, bei Gr. WB. VI 2435.
Muggerer m., Muggerif.: Personen, die Kleinig-
keiten entwenden Ar.
mugge" IV: hinterrücks foppen, spötteln GSev. —
Am wahrscheinlichsten zu Mugg 1 oder 6'.
üs-: durch Stichreden necken Gr.
muggle" III: Einen aufziehen, verächtlich be-
handeln Scnw.
üs-: verspotten, auslachen L; Schw; S. Wenn-ere"
l-'.im" im Schaffe" nid hed nache" möge", De" heil si
hinde" mal iure" a"fäh üsm. L (Schvvzd.).
135
U 111 HiTiT.
Mali — III 11 1 1 . Mai
136
Muggiss in.: heimlicher Vorrat von Speise, bes.
(M.-t. von Kindern Z. Syn. Mütiss. — Vgl. die A
zu Mautjijis und die Gruppe »«rafc-, r»a/
mUgge": stossen BSi. — Vgl. m* n.
Müeggi n.: der Butzen, Kelchüberrest am Kernoh I
GRh. Syn. 7-V/, r/. Gwe^i (Bd 11 161) Vgl. G'müegi.
Mali, meh, mili, nioli, muh.
Muhe" f.: .faules Weibsbild, das auch seine Worte
nur schleppend herausbringt und «las gerne sich ver-
scbleichet und vermauchelt.' Spreng. — Diese Angabe
beruht auf der altbaslerischen Ausspr. für Mücke*.
Maj, niej, liiij, liioj, iiiuj.
Maje° „Maien, Meyen m.: Sense LE." Syn. Mä-
S( gessen.
Ge-mäj n.: Gemähe. ,Dorfwisen sollen mit dem
meeren gemeyg gehöwet und ingefuert weiden, und
wer das mit dem mindern weren wollt, der ist on
gnad umli ein pfund haller verfallen und kommen.'
1496, ZSün. Offn., d. i. es soll der Mehrheit der Be-
teiligten zustehen, den Tag des Mähens zu bestimmen.
Vgl. Ge-schnitt.
mä(i)je" AALeer.; Bs; BR.; F.I.; Gl; GSa.; Tu
(in Fr. mäije*); UwE.; ZO. (auch meie"), Rafz (ä),
me(i)je* BM.; ö, maihe* ApK., M., mähe* Arl.; Gr
ObS. (ii), nun" Aidl.,1.; ZS. Ptc. g'mät Gl, g'mäii
Ar; Bs; TuFr.. g'mäit S; Tu (ii). g'me'it AaEIh'.,
g'mäet ZO. (auch g'meiet), 8.: mähen. 1. wie nhd.,
im unterschied von grasen 2 Bd II 797. Sit de" Drüe*
am Marge* m. (abhaue*) und bis z' Nacht am Näni
[Heu] ablädt" Th; Z. Wottsch go m.? fragt man den
Kegler, welchem die Kugel in die Wiese hinaus rollt
S. .Ein [dem Kloster Pflichtiger] mann sull meyen
und ein fraw soll schnyden "der hewen.' 1582. UwE.
Herrschaftsr. RAA.: Wer säit, der mäit [erntet] L
(Ineichen). Bildl: Süber in., (zu) sparsam sein Ai>.
Ghä**sch gö luege*, wo 's g'mäit isch, wenn Etw. ge-
schehen und nicht mehr zu ändern ist S. , Heute, wo
die Sache schon lange vorbei und gemäht ist.' 1; Hist.
Kai. 1873. Was dahinden (übere*, hingere* S, hinder-is
Bs) isch, isch ;f miiiiis) BHk., was rückwärts liegt, was
geschehen ist, ist abgetan. ,Von Dem, was Dahinten
ist, will ich nicht reden: was gemäht ist, ist gemäht.'
Gotth. Das ist e* g'mäiti Wis (Matte* BsL.), eine
erwünschte, sehr günstige Gelegenheit Ar; Schw; Th;
Z, wohl, weil eine gemähte Wiese bequem ist zum
Wandeln and als Spielplatz. Mim Arnold ist das e*
g'maits Wisli g'sV; drum schlöt-er uf der Stell i* und
sät: 's soll gelte*. Schwzd. (Th). Das leunnt-mir :'
Statte", das ist für mich e* g'mäiti Matte*. Hindbrm.
S. noch Häggen 36 Bd II 1091 und heuwenBd II 1821.
— 2. a) beim Hellen die Püsse kreuzen oder mit den
Füssen seitwärts ausholen, von Menschen und Vieh
Tu; Zßafz. Von Kühen, mit den Hinterfüssen beim
Gehen gleich am mähend ausgreifen und schwingen
ZZoll. — b) mit Armen und Beinen beim liehen in
der Luft herumfuchteln AALeer. Buebe*, im mund
[die Hände verwerten], und Miilli. im Sehreied, ijend
[geben] die wackerste* Lüt. Sulger.
Miul. mäjen, alid. mäjan. in ^'mfil scheint sich der alte
,Rückumlaut' erhalten zu haben; vgl, auch chräjen Bd 111 305.
,Majen, gemait', auch 1 Ist, AaSuhr Offn., .abmalen.' XV.,Zßq.
über-, untrennbar: 1. über die Grenzmark mähen
und dadurch den Nachbar schädigen, alle;. ,Y. N., im
mit si*cr Matten an mi's Land stöxst, hed mic" übermäid,
dass [sj eii u'verschanti Sach ist LR. S. noch öfter-
ere« (s. Bd 1405), -graben, -bü"en, -schniden, -:<<//./.<.•
vgl. über-hüsen Bd II 17dl. — 2. über eine Wiesen-
fläche hin mähen, sie abmähen, mit dem Kbbegriff
leicht, obenhin, flüchtig Z. .Doch das8 nieman uf den
güetern soll sennen, sunder die güeter hüwen, zum
nünsten des jars einmal übermäyen.' 1511/44, Scuw LB.
in-: einmähen, für Stallfütterung B. Wä**-mu*
inmäid, Das nimmt ab den Matten [tut dem nach-
maligen Heuertrag Eintrag] BL.
ver-: das Gras zu nahe der Wurzel abmähen GiiD.
vor-: 1. von mehreren Mähenden der vorderste
sein und dadurch die andern in ihren Bewegungen
leiten, sie anspornen Bs; B; vgl. use'due". — '_'. bildl.,
anführen, in der Arbeit mit gutem Beispiel voran-
gehen B. .Die rechten Weiber, welche einem Hause
wohl anstehen und v. in der Haushaltung.' Gotth.
Mäjer FJ.: PA1.; Uw, Mäer Z — m.: Mäher,
selten st. Minier.
Zue-: wer beim Mähen ähnlich verfährt wie der
Zue-Charster (Bd 111 486) beim Hacken ZO.
Maihete", Mähete* Ar, M äjete* GSa. — f. : so viel
Gras, als auf ein Mal gemäht wird, Partie Gemähtes.
mäjig: gut zu mähen UwE.
majcsliite" ma(jjiste'te* : 1. = hoffärtig si* (1«1 1
1033) SchKL, Schi.; ZP.iil. f Du chimnst dritter, nie
nenn d' wettist ge* majestete*; ich mues'-mi''' schier
schäme* nebet-der. CBiederm. 1888. — 2. (ein Privat
übereinkommen) bekräftigen, bestätigen, obrigkeitlich
sanktionieren Gl (Kanzleispr.).
ma(j)istetisch: majestätisch, a) von Menschen,
die grosstuend, prunkend auftreten, einher gehen Ndw;
ZZoll., meist Adv. — b) von Dingen, prachtvoll Ndw.
E m-i Chili e".
Major Major — PI. Majori", selten Major — in.:
militärischer Grad, wie nhd. allg. .Wie das Sprich-
wort heisst: Oppis Int il'r Herr M. recht und Oppis
d's Lisebetli.' Gotth., auf einer lokalen Anekdote be-
ruhend.
Erde"-: entstellt für Ahle-Major Z.
Land-: ehemals militärische Würde, ungefähr =
Muster-Herr (IM II 1537) Aa; Bs; B; Gl; L. In i,
.". Landmajore bei den 5 Brigaden der Landschaft; vgl.
Leu, Lex.' XII 302; 111 223; Seg., RG. III 157. In
Gl seit 1691 ein L.. welcher das .Militärwesen des
Landes beaufsichtigt; vgl. Gi. Gem. 186.
Pfiff er-: Instruktor der beim Militär verwendeten
Pfeifer. XVIII., B; s. vRodt 1834, '-'7:;.
Tambur-. Kinderreim: 7'., nimm 's Höndli bem
Or und 's Chätssli bem Schwans, mach met-em en Tang
GSt.lt; Z. — täniburina jerle": den Tambourraajor-
stock in die Luft werfen BsStdt.
Trüll-: höherer Instruktionsoffizier, welchem die
Abrichtung der sog. Trüllmeister oblag. 2. Hälfte
.Will.. B; s. vRodt 1834, 289.
137
Maj, iiicj. inij. iiuij. iiiii j
138
Trompeter-: lustruktor der Dragonertrompeter.
L782, B; s. vRodl 1834, 271.
Major n.: Mehr, in politischem Sinne Ai'K. —
Verk. aus [per) majora, das Geschl. naefa dem von Mer.
Majorin: Fein, zu Major. D' Frau ist <!' M.
[d. i. Meister] im Uns. Sprww. 1869.
Mist-Majorini: anreinliche Weibsperson Scb
(Kirchh.).
majörisch: 1. Adj., mutwillig, boshaft Gl. En
m-e Bursch. — 2. Steigerungsady., z. II. m. erschrogge*,
selio". ebd. Syn. milliönisch.
Mejes: Geld, Vermögen BsStdt. En einzig Kind,
derzue het-si 21., böte Welt! — Juden- oder Gauner-
deutsch? Vgl. Mit» im gleichen Sinne.
Mi je], 21iel, bzw. Me'iel — m.: 1. grosses, weites
Trinkglas, Pokal, Humpen, glatt oder kraus, mit oder
ohne Griff, meist ohne Fuss und gewöhnlich 1 Schoppen
l'i Mass) haltend, für Wein. Most, Bier, daher auch
Bier-, Schoppen-M. genannt AaF., S.; BsStdt; BO.;
V~0; Sj ZWäd., auch V" Mass fassend BM. (Halb-
mäss-M.J; Ndw, sogar 1 Mass (Mäss-M.) BM., Si.;
Syn. Hobel ö (Bd II 946). Glas mit zwei Henkeln
BoE.; Meieh, kleines Kelchglas mit Fuss L. .Nach-
mittag holt uns mein Weiblein ein Meiel Roten.'
Stocker. .Er [der Prasser] trank den köstlichen Wein
zuletzt aus M-n.' B Kai. 1860. .Einem siegreichen
Schwinger reichen seine Kameraden ein mit Wein ge-
lulltes Schoppen-M.- Schäker, Aul. Dert steit e" 31.
uf-em Bänhh obe"; DU Fretid und Trür isch mit dem
Gias verwöbe*; 's het d' Hunde g'macht zur IIacli.it.
Tauf,, Greht. JCOtt 1864. ,Den christlichen Schlaf-
trank aus grossen Meylen, Bechern. Krügen nehmen.'
ADexxl. IS 17. !■'' trinke für euch, ir Hern", es Meieli
:' Ere". MUsteri. .Gross stotzen und mygel voll aus-
bringen, poscere majoribus poculis. Stützen, grosser
mygel, eymbium.' Mal. ,Man soll der grossen Meyeln
entbehren.- 1605, Bs. ,Guet Leberwurst, Meyel voll
Wein wurd mir der beste Doktor sein.' Stehler 1606.
,[Ob] schon ein halb Moss im Meyel war, gar bald
wollt ich ihn machen 1er.' GGotth. IG 19. .Als Einer
etlichen Paaren zulugete, wie sie immerdar ganz halb-
mössig Meyel in sich seblucktend, sagt er: Dise M.
sind Kerzen, die den Pauren ab den Höfen, den Jun-
kern ab den Schlössen und den Pfaffen ab den Pfrün-
den zündend.' Sciiimpfr. 1651. ,.M.. Stauf, Kopf, hochei
Becher, crater, poculum, scyphns.' Red. 1662. .Beim
l'anuerschwur a. 1700 gab der Pannerherr einem Jeden
der -100 zum Panner gehörenden Mann einen Mühel
Wein und ein Mutschli.' Ouw Volksfr. 1880. A grosse
M. Brante'wei*. Balz 1781. -- 2. als Trockenmass,
ein Schoppenglas voll A.vLeer. ; BBe., S. (bes. für Steck-
zwiebeln). — 3. a) auch Blueme*-M., Blumenbecher
AaKu. — b) Jas cylinderförmige Glas einer kleinen
Laterne BHa. — Mhd. miul, Pokal, mlat. miolium, it.-lomb.
miolo.
Chnöpfli-: knöpfiges, grosses Trinkglas. Bierglas
mit knotiger Ausladung Bs j.
nioje": dumpf stöhnen, jammern BSa.f Syn. bisten.
Kig. deu Laut mü ansstossen; vgl. muhen; j nur silln.ii-
trennend.
Moji n., nur in dem PI. Mojini: Grimassen, dämme
Geberden W. Er macht allerlei 31. — Vgl. frz. moue.
Miit'j. in Gr UVatz Muej, in B; S Uuefjß, sonst
Müe — f.: Mühe. allg. Ir mached-i [euch] nw :' vil
21., Höflichkeitsformel, mit der ein Gast Bedienung
und Bewirtung anerkenn! Tu; '/.. Ähnlich: Machid
Lei M.! B Dorfkai. 1892 (Zg). Vgl. noch Jungfrau
Bd I 1247. .Wir folgend dir nach dynem will, ir band
mit uns [den Gästen] der müy zue vil.' Haiikrf.k 1502.
.Gar z' vil Mühe band ihr mit uns ka [gehabt |.' GGotth.
1019 (von Gästen, nach eingenommener Gastmahlzeit).
's wird 21. ha", es wird schwierig sein B; Z ; Syn.
Harz, Muggen, Mus.
Mhd. müeje, müege, auch muo, ahd. muo(h)i, abstr. Suhst.
zum Vli muo(h)an, mühen. Hie Schreibung Afüei noch bei
Rüeger 1606.
Gau in-: durch Aufsicht, Überwachung verursachte
Mühe. ,Es wird des gerichtsherrn sorg und gaummüe
[durch Aufnahme von Insassen in die Gemeinde] ge-
nieret.- 1470, AiWett. Klosterarch.
müejele", müele': Einem Mühe machen BBrisl.;
S. Er het im g'inueilet, er hat ihn mit Stichelreden
gekränkt S. — Zum Dat. vgl. unter yemüejen I.
müe(j )elicb ZKn„ mu eilig S, müelieh GkV.; ScHSt.,
in u el ieh Ap; Sch;Z, mielich Gr ObS. (auch -ig, -isch); W,
müelig Bs: 1. beschwerlich, mühsam, lästig, von Pers.
und Sachen BsL.; ScHSt.; S; Z. D' Boss trampe* mü
m-e" Schritte" langsam derrö". Breitenst. Dan int e"
in. Chind. 's Predige" chunnt-en m. [sauer] «". Wil
mer 's Laufe" z' müeli norden ist. Met., Sprachb. Er
het ein 's m. g'macht, hat ihm weh getan S. De' in.
Ghetzer! wird Einer tituliert, der am Morgen früh die
Schläfer weckt. Joach. ,Der was ein müelieh mann.'
Ap Reimchr. 1409. .Sich, ob ich auf einem inüvliclien
wegsei.' 1531/48, Psalm, = .schmerzlichen/ 1667, .Weg
des Unglücks.' 1882. .Der müyliehe Zufall der über-
röte.' Jos.Mal. 1593. .Weil dismalen noch das kleine.
aber doch mühliche [dem Verwalter Mühe verur-
sachende] residuum bei meinen Händen ligt.' 1674,
Seil Mscr. — 2. wählerisch beim Essen, leckerhaft,
bes. auch vom Vieh Gr; W. E" iiiielichi Dampe"
[Person] W. Syn. fämsch, ungefräss (Bd 1 1319). —
3. lustig und lebhaft, unermüdlich in der Bewegung
beim Spiele ArK. Was jung ist, ist m., sei 's e" Kälbli
ntler e" Kücli.
Mhd. müelieh in BeJ. 1. 'J und 3 lassen sich mit 1 be-
grifflich unschwer vermitteln; eig. durch leckerhaftes Wesen
oder durch Unruhe Mühe machend.
müe(j)en: meist unpers., mit Acc. 1'.. bekümmern,
schmerzen, verdriessen AALeer.; B; „LE." ,Das zu
verlieren müeheti sie hart.' FScuLAcurER 1893. .Sie
bekümmerten sich so durchaus nicht um mich und
die Schule, dass es mich fast mühen wollte.' Gotth.
,Es freut mich, aber es müht mich, dass ihr selbst
kommt.' ebd. Es heig 's scho* lang g'iuujt, dass es d'r
junge" Frau Nüt heig chönne* d'rfür tue". MWaldeh
1880. .Müeget dich das. so machen es anders.' 1501,
Bs Safr. (verpönte RA.). ,Ir sind nit 'kämmen und
hend dorzue uns nüt gesebriben. das mich recht red-
lich an üch miegt.' XVI., Bs Briefe. - Mhd. müe(j)en.
gc-inüejen: 1. Kummer machen, verdriessen. wehe
tun B. ,Das gmüehe sie [die Kinder] so sehr, dass
sie Nichts mehr für ihr Müeti tun könnten.' Gotth.
.Wim sie sich von Weitem zeigten, so taten ihre
ehemaligen Freunde, als hätten sie keine Augen. Das
begann sie doch zu g.' ebd. Die Verkäufer eines Hofes
versprechen, sie wollen den Käufer und seine Nach-
139
Maj — iiiiij. MaU — nmk
140
kommen ,niemer an dem liof gemüegen [beunruhigen,
en] ondern den kaut stete halten.' L315, Z
ürk. — 2. retl.. sich anstrengen, bemühen, die Mühe
nicht scheuen B. P* mag-niich für in nit gmüjt .' B
Kai. 1846. .Zu ihren Zeiten hätten die Schulmeister
sich anders g. mögen, heut zu Tage mache Niemand
mehr, als er müsse.' Gotth. .Sich mit den ärmsten
Leuten g.' ebd. - Mhd. gemüejen in Bed. 1.
be-t refl., Verdruss, Schmerz empfinden, sich ärgern,
,Dywy) E.W. sich ob den grüwlichen historien be-
mieigt, schick ich E. W. ietz etwas frölichers.' XVI.,
Bs Briefe. Das Ptc. .bemühend1 spec. schweizerisches
Schriftwort für peinlich, frz. penible.
.müejig: zornmüetig, zornräss. reizig, irritabilis.'
Fris. ; Mal.
„klein-: leicht empfindlich, z.B. für Zum. Schmer-
zen BO." — „lis-: weichherzig B."
Ver-müei"g f.: Verschlimmerung durch Über-
anstrengung GnPr.
müesam: 1. schmerzlich. Kummer erregend. ,Vil
müegsams ich allthalb erfar.' Ruef 1542. — 2. in akt.
S. von einer Person, sich Mühe gebend, sich anstren-
gend. ,Er gieng noch immer seinem Beruf nach, darin
er fast allzu mühsam gewesen war.- Z Nachr. 1755.
Müesamkeit f.: Beschwerde, Not. .Wir band
vil erlitten, gross übelzyt [schwere Zeit] und müeg-
samkeit.' Ruef 1542.
müeselig: 1. beschwert, geplagt; Syn. arbeitselig.
,Ein m-er Hausvater, der die ganze Woche keinen
Augenblick zu seiner Erholung übrig hat.' 1712,
Landvogt Escher. — 2. schwer zu behandeln, mür-
risch. ,l>illicilis nimium, z'vil schwermüetig, m. oder
fyendselig, mit dem nieman kann nahin kommen.'
Fris.; s. auch Ernst Bd II 465. ,Zwüschen unwilligen,
m-en Eheleuten.- B Chorgor.-Satzung 1667.
Mak, nick, niiK. mok, nmk, bzw. mack usw.
lnaiikc" 1.; S. mäuke* B; Schw; S; 1. „verheim-
lichen II; I,; Senw.- — 2. = manchen 1 B; I.; Schw; S.
Wenn De' us-dem Spicher oder Cheller mäukt. Schild.
— 3. mit Lust und Begierde, schmatzend und mit
gefüllten Lacken essen; fressen B; L; S.
Eine Verhärtung von maucJtc* durch j-Ableitung. Das
fehlen des üml. ist für au nicht seilen; vgl. rankt" von
miuhe1'. Die viii st. angegebene Nbf. mit » bedeutet vidi.
nur die in U.M. Übliche Ausspr. des Diphthongs (&*).
er- mäuke": ermüden B. Wie lern" mir [die
Hirten | so gern; denn b'sunders dert die Wulf so .:'
jäuke*, mag Eine* würklich recht <-. uml ist Eim öni-
dem ke* Freud. Schäferscueid 1831.
Zu dem Begriffswechsel vgl. nwuch, niedergeschlagen.
Viril, ist aber das W. dem Reime zu lieh willkürlich ver-
derbt aus . r müelcen.
vei-; Etw. verheimlichen, im Verborgenen abtun
BThun, l'.; L; S. Syn. ver-müchlen; ver-schmauken.
,Purtim subducere.' Id. B. ,Mädeli verbarg sein Ge-
sicht an meinem Halse und vermäukte dort seine
Freude.' Gotth. Mängi Frau vermäukt [isst im Ge-
heimen], was m c/m"" S. F.r isch e" rerinii til.lc'' Hurst,
er ist vei chlagen, will mit der Wahrheil nicht heraus
SL. Das Pte. Perf. häufig adv. gebraucht i. S. v. ver-
stohlen, heimlich, schlau BThun, 1'.; S. Etw. vermäukt
lim Vermäukte") mache*. ,Das Fleisch ass die Frau
v. selbst, ihr Mann erhielt wenig davon.' Gotth. .sie
lachten nur v.' ebd. 1'. Wi* ufe'träge* [aus dem
Kellerholen].' Schild 1885. -- 2. vermäukt, betroffen,
in Verlegenheit gesetzt B. Jii gell, ji: bisch v.
Maukere" f.: scherzh. Schelte auf eine Frauens-
person Schw; vgl. Machen.
Steck-Meck: ein, bes. früher, von | Ilirten-lKnaben
geübtes Spiel, hei welchem ein geöffnetes Taschen-
messer, das im Boden stecken bleiben soll, unter folgen-
den Ausdrücken und in dieser Reihenfolge geschleudert
wird; 1. Stiel;! heim Griff gefasst und geschleudert.
2. Meck! ebenso. 3. Fluchhand! aus der flachen Hand.
I. Füst ! aus der Faust. 5. Örlimäss! die linke Hand
muss über den rechten (schleudernden) Arm hin das
rechte Ohr anfassen. 6. Sergust! die Klinge bei der
Spitze erfasst. 7. UfgümperUs! ebenso gefasst, aber
gegen sich geschleudert. 8. Hechts', mit der rechten,
9. Links! mit der linken Hand wie Anfangs. Wer die
wenigsten Treffer hat, muss Stümpli bisse", d. h. ein
in den Boden geschlagenes circa 1 Dezimeter langes
Stück Hulz mit den Zähnen berausreissen GRh.
Mlk n., Mikete* f.: Dominika ScnwE.
Mock m.: Neponmk Ar.
.Hocke", in Nuw auch Mock — in., PI. Möcke*, in
Ndw; ZU. auch Mocke*, Dim. Möckßßi, in Nnw auch
Mockili: 1. dickes, derbes Stück, grosser Brocken,
z. B. Brot. Fleisch, Käse, Butter. Seife. Zucker, Stein.
ein Klotz Holz, ein Klumpen Erde, Blei usw. allg.,
in Tu immerhin seltener als Brocke". Vgl. Schollen.
.Wenn Buedi mit seinein Messer in's Hausbrod fuer
und einen gar grossen M. absprengte.' Alpenii. 1871.
Es Möckli Rindfleisch tued dem Menschen am wölste*
ZS. ,Wir haben alle Tage unser Möckli Fleisch, die
Diensten aber nur am Sonntag.' Gotth. Hört iiher-
chunnt me" noch rechti Möcke*, an jenein Orte erhalt
man ungewohnt grosse Portionen. E, was fer ne*
wettige* M. gisch-mer da usc" | servierst du mir da]!
Der < Harnisch, Das war e* waggeref M., wenn 's nur
Chäs war Gl. Typisch für etw. auffallend Grosses:
Das ist c" rechte'' M. Hüs, ein grosses, festgebautes
Haus; e« schöne' 31. [Stock] Heu Ol. S. auch ver-gän
Bd II 27. Übertr.: Er het c" schöne" M. [vom Erb-
gut] äbercho* ß. — 2. im Bes. : das in Milch (Milch-M.),
Kaffee (Ka/i-M.), Suppe (vgl. Chost-M.) eingebrockte
Brot, aber auch klein geschnittene Stücke Fleisch,
Kartoffeln usw. llei-mer Mnelli [in Kaifee mit .Milch
gebrocktes Brot] e' 3Iorgen oder Bräusi [geröstete
Kartoffeln]? Joach. Schittet-em Milch derzue und
brocklet-em Meckeli Brot drV. RHagenb. 1846. Gross
Möcke* ((find) feiss Vögel, sagt die Mutter zum Kinde,
um es zum Essen aufzumuntern Aa; L; vgl. Gitsi
Bd II 577. Spis Gott! d' Möcke* alli an mi*s Ort! het
selb Büebli g'seii [das bekannte Tischgebet nach seinem
sinne wendend]. Breitenst. Nimm ine1' Möck(e)li, nüd
im'' Milch! sagt das Kind in der bekannten Sage (s.
Gr. Mvth. 650) zu der mit ihm aus der gleichen
Schüssel essenden Schlange L; Z. Sen [so] alt n'ie
Mars and Möcke", überaus alt Z. Er macht und
frissl Möcke* wie Kinderschüeli. Spreng; vgl. Brueder-
Bueh. Erhet Hurst na'' Möcke*. ebd. (scherzh.); Vgl.
III
Mak. mek, inik. iiink. iiiuk
142
Mocken-Durst. Die guete* Möckli, die guten Bissen '/,-.
Syn. Mümpfeli. Jungen Wein mit den Hocken [mit
Kämmen und Hülsen, gleichsam die Brühe mit den
Brocken] kaufen Bs. Syn. de* Wi* mit sammi dem
Träsch, Möcke* jodle' '/.. lache" lls. vomere. ,Möckli,
würfelförmige Bröckchen Brot, dergleichen man in die
Suppe tut" LG.; Z. Syn. Ghost-M. — 3. specielle Be-
zeichnung \ "ii Leckerbissen oder Gerichten; s. auch
die Zss. a) Dim., eine Art Zuckerbrötchen Ap, eig.
ein guter Brocken (T.). — b) (Mess-)M., dicker, kurzer
Zuckerstengel (parfümiert, auch etwa mit Chokolade,
Mandeln usw. vermischt), eine Spezialität der Messe
und bei der Jugend sehr beliebt BsStdt. — c) „das
knochenlose, fleischige Lendenstück vom Bind zum
Kochen oder Braten", Schlachtbraten; das grösste
Stück Fleisch eines Rindes am Hinterteil, Muskel-
stück; trockenes Rindfleisch zum Kochen B. Der
grosse, runde Muskel des Hinterteils B; Syn. runde
M., Ars-Baggen. Süesse M., solches Bindfleisch ver-
dammt und mit gelber Sauce; auch von Kalbfleisch
BM. Surf M., ein zum Beizen in Essig gelegtes und
nachher in brauner Sauce gekochtes Stück solchen
Rindfleisches B. Nierstück-M., ein Teil des Nieren-
stückes eines Schlachtochsen Bs. , Suppe von Rinder-
mocken. Will man die Frigande ungefüllt machen,
so klopfe man den M. wo].- XVIII., B Kochb. — 4. 31.,
Möckli, Baumstrunk und was man von demselben ab-
spaltet AauF.. Z. Syn. Stock. — 5. übertr. von 1.
dicker, fetter, auch plumper Mensch Aa; Bs; B (gröber
als Mauk); VO; Gl; Sch; Th; Z. Syn. Bitz. Das ist
en rechte 31., bes. von Kindern Bs; Sch; Th; Z. Spec,
e* doller 31.. ein kräftiges, wohlgenährtes, schönes
Kind BsStdt. Durch vorgesetztes Herrgotts (Tu; '/.).
Herrschafts (ZS.), Wehs (ZU., S.) verstärkt, aber auch
übergehend in den Begriff eines durch geistige Eigen-
schaften in Erstaunen setzenden Menschen ; Syn. Tü-
sigs-, Welts-Kerli. Von einem im Wachstum zurück-
gebliebenen Knaben sagt man: Er isch numme" so nes
Möckli B. — 0. Mocl; Ar; 1555, ZStäfa. Möckli uTh;
ZMarth.. Geschlechtsn.
Spät nihil, mocke m., in Beil. 1, 2 und 5; auch Schwab,
uud hair. Zu Mäuchli, Müeh (wie Locke* zu lüche*). In
ZKil. hat sich für die spec. Bed. Kaffeebrocken ein Fem.
Mock (PI. -o- neben -ü-l gebildet. Mocke* auch ans i.i\.
als f. angegeben. Zu G vgl. alier auch Mock.
Herd ü p f e l-M ö c k 1 i ; Kartoffelklösschen, Gericht
aus zerschnittenen Kartoffeln SL.; Z. .Lisebeth er-
zählte den Kindern von all den guten Sachen, die es
ihnen aus den Erdäpfeln zubereiten wolle, wenn sie
reif wären: Erdäpfelmöckli, E.-bri, E. -röste, E.-suppe.'
AHartm. 1852. — Üterli-Mocke": Stück Fleisch in
der Gegend des Euters BM. ,Üterlin - Mocken , ge-
klopftes Kalbfleisch.' XVIII., B Kochb. — (/halber-:
Gericht aus Kalbfleisch B; s. unter Hocken 3 c. —
Chost-Möckli: (geröstete) Brotwürfelchen, dgl. in
ilie Clmst [Erbssuppe] getan werden Sch; Z. — Weg-
luegere"-Möckli: die zum Behufe des Dörrens aus
den Wurzeln der zahmen Wegwarte geschnittenen
kleinen Würfel ZS. — Pfaffen-Möcken: Eierbrot-
schnitten oder Semnielstücke, in Milch oder Wein
eingeweicht (auch etwa mit Bosineu und Mandeln ge-
füllt), nachher in Butter gebacken und in Zucker und
Zimniet gewälzt „GT.;U SciiSt. ; Z. Syn. Pf.-Mümpfel,
-Brot: vgl. Pfaffen-Chlotz. — Reputaz Rebedäz-,
Bebidäz-, Repidaz-Möckli : Best von einer vorgesetzten
Speise, welchen ein Gast Anstands (Reputations)-halber
nicht aufisst ZS. Ein bei Seile gelegter Bissen, auf-
gesparter Leckerbissen AaWoM.
Schele-Mocke": Bindfleischstück B. Benannt
\ ■ ■ 1 1 der dabei befindlichen ielee); vgl. Mocken 3 ..
Speck-: tüchtiges Stuck Speck Th; Z. Fig., ein
überfetter, plumper Mensch, ebd. Sp.-Möckli, Speck-
würfelchen, -klümpchen, in Würsten usw. Z. Z<* ha"
d' Chümmiwäje* am liebste* wege* de* Sp.-Möcklene*
druff. — Turbe" Turpe"-: Stuck, Brocken Torf L; '/..
Es Schit '"Irr c" T. hed's-mer auch noeh nie nöche*
g'rüeri [geworfen]. Brandst.
We'ic her-Möcke" = Herdöpfelmöckli ZXer.
Benannt nach der benachbarten Gem. Weiach, wo, wie
scheint, dieses Gericht bes. häutig auf den Tisch kommt.
l Im mens ist jene ganze Laudesgegend karteffelreich, daher
die dorthin führende Bahn scherzweise die HerdiSpfel-bän
genannt wird.
mocke": in Brocken zerschneiden LTwE.
i"-: einbrocken Bs; Z. — ver-: 1. tr.. in Brocken
zerlegen Z. — 2. intr., in Brocken zerfallen Z.
g'mocket Gl: GWa.; Sohw, (g'Jmockig AALeer.;
Bs; GRh.; S(möckig); Z: 1. knollig, plump, am Leibe
oder Gesicht; ungelenk, schwerfällig Aa; Bs; Gl:
GRh.; Seuw; Z. — 2. schwarzfleckig, von Kartoffeln
Schw. — 3. mit vielen Brocken versehen, z. B. Suppe
Bs; Z. — 4. holperig, von unebenem Boden S; vgl.
g' Motzet.
Moggis m.: in Katfee oder Milch gebrocktes Brot
Bs. — St. Moekens wie Bratis aus Bratens.
AI ockli m. : dicker, fetter, kurzer Mensch AaWoIiL;
Gl; G; Ndw. Dazu als Fem. Mocklene* Xnw.
i kle": 1. bröckeln, in kleine Stücke zerlegen
G ; Schw; LwE. : V ; Z. Bes. das Ptc. als Adj. g'möcklet,
zerstückelt, zerbröckelt. Scherzh. 's g'möcklet Herz-
wasser GoT.; Z, Büchice, de g'm. Wueste* AaWoIiL
= vomitus. — 2. Stücke Holz von Baumstrünken ab-
spalten. „Baumstummel ausgraben" AaEIh'.. „uF.,"
Klingn. Syn. stocken; vgl. Mocken 4. I>azu : Möck-
lete" f.: 1. Anhäufung von kleinen Stücken, Gebröckel
AALeer.; Z. — 2. von Baumstrünken abgespaltene
Holzstücke AaEIii-.
ver-: tr.. zerbröckeln G; Uw; Z.
Muk, in BHa. Mük Mik — m.. PI. -u-: nach-
drücklicher Stoss BöO.; Syn. Mupf, Puff, Stupf.
Steht wohl im Ahlautsvcrhältniss zu der Gruppe mauk
(er-müukcn); zur Bed. vgl. cJitupfen : Chlapf, chlopfcn.
müke" I: 1. stossen, bes. hinterlistig. Rippen-
stösse geben B ö. und wO. Syn. müpfen, stünggen, Stu-
pfen. Wa d's Grossen Hans und d's Stettiers Vreni
sin rverchinte* ff sin, hein d' Lit in der Chilchen cn-
anderen g'mikt BHa. Jmdn umhe; fürt m. B. Auch:
drängen. Sich durch einen Haufen Menschen mit ilen
Ellbogen Bahn machen B. — 2. „zsstossen, bes. beim
Pflügen von nicht verfaultem Mist BLängenb."
ver-: Verstössen, untereinander wirren, verlegen
B. Syn. ver-schüpfen.
Muck m.: Stillschweiger; unfreundlicher, gräm-
licher, verschlagener Mensch, Duckmäuser W. Syn.
Cholder, Matz. — Zur Etym. vgl. das syn. mach, sowie
r- r-mäuh n.
müke" II, ver-: heimlich wegnehmen, verstohlen
essen Uw.
zue-: (Einem Etwas) heimlich zuwenden UwE.
I !
Mal — iinik. Mal
111
i niüike". nur im Ptc. ver-mückt : heimtückisch
ZNeft Syn. versteckt.
Mnkarell, auch Schnuz-M.: Nas-, Taschentuch PAL
Offeubar aus dem [tal., von muco, Kdz, mucare, frz.
mancher, schneuzen, mouchoir, tfastnch; vgl. das ebenfalls
iliin. it. Syn. """ ■ ichino.
muckbar mockber, Comp, and Sup. mit Uml.: frisch,
munter, lebhaft ApI., K.. M. Syn. mucker, buschber.
mockbere": munter, wohlig werden, ebd..
Vidi, zu muc!c(e)en, sirh regen, und nach Analogie i"ii
ir, wat hbar gebildet.
mucker Apf; GrD., ObS.; GoT.; Scn; Tu; Z.
mugger GnPr., murh'cr iii„ miikerG (1790, Dr Wartm.i:
munter, frisch, lebhaft, rüstig. Syn. nuefer, heU-üf,
rösch. Das i&t-nac* [noch] en m-e' .l/iinn für sins Alter
[im Verhältniss zu seinem hohen Alter] ZS. Scho"
früe in. $i: M. n- der Arbet Sch. .1/. Bagge*, schöne
rote Wangen ZRorb. (Dan.). Wer sind dise mann,
die hie so m. stan?' VBolz 1551. ,Nachdem die hauen
gnueg g'schlafen undjetzm. sind.' Vogelb. 1557. ,Se
belle habere, m. sein, sieh wol ertragen. Recolligere
sc dicitur aeger, widerumb aufkommen, gesund und
m. werden.- Fris. .Freven. unverzagt, munter, küen.
ra., dapfer, herzhaft, audax.' RCys., Voc. , Nuefer, hüge-
lich, in., vegetus, alacer.' Red. 1662. ,My dusigs
(irossli [Grossmütterchen], du magst m>li se in. um-
enandere zumplen.' Gespr. 1712. — Zu ch neben ck vgl.
A.lt.r neben Acker.
muckere" Z. muchere' Gl: wieder aufleben, ge-
sunder werden.
mügger'sch = mucker GGrabs.
iniieke": 1. ermüden, anstrengen, affaticare, tediare
1 * A 1 . . „verdriesslich machen, kränken BO." — 2. refl.,
„sich mühen"; sich ermüden, sieh Verdruss machen
BO. Der um-/ ■.,"■ nüd ifm. [erspart sieh den Ver-
druss]. mit il'n Ltiten :' sanggen Uli.; ähnlich: Si hei
sirl' nüd minien <fm.. wüesi :' tuen. ebd. Müek dich jize
glich, halte dich still, eig. werde nun bald müde BBe.
Zsgczogene Abi. von mhd. müedec, welcher Annahme
jedoch die Affrikata statt der zu erwartenden Tennis (grß
Schwierigkeit macht.
er-: 1. reH., sich stark ermüden BSi.; W. Schi
In tut schieb, ermiekt, ballen strenge zu arbeiten. —
2. unpers., mit l'räp. .an-, an Etu. ireinahnen. erinnern
\\ Visp. Es enmiekl mich (an Das), kommt mir vor
wie Das und Das.
Ob Bed. '.' durch den Mittelbegriff .beunruhigen' sich
mit I vereinigen lässt, isl Fraglich. Vidi, liegt ein anderes
Etymon, etwa Muet (vgl. .anmuten' ), zu Grunde.
vor- = vergüeten Bd II 556, bes. von offenen Wun-
den, durch Vernachlässigung verschlimmern GrL. —
Ki;.-. wohl durch Ermüdung verderben.
in ü ek li ''': in üblich, mühsam. I>ÄN. — Aus mücdeclicln .
Mal, mel, mil, mol, mul, bzw. mall usw.
Mal I n.. PI. Maler, Dim. Malti BO.j Gittw.; Ndw.
sonst Mali, Moli: 1. Zeichen, Merkmal, a) Eigentums-
zeichen, das ins (ihr der Schale und Ziegen geschnitten
wird und je nach dem Besitzer verschieden ist Gl;
GO., Sa.; Syn. Und: (s. IM 11 1112); vgl. Feder-,
Fenster-, Joch-Mal. b) nur als Dim. f II eber-JMöli,
in der Kette eine Gewi bi . bes. zu Anfang und Ende.
mittels! Farbe (z. B. Grünspan oder Zinnober) von dem
Fabrikanten angebrachtes Zeichen zur Controlierung
des Webers, dann auch die so bezeichnete Länge
selbst l 10 Ellen Ar. lt anderer Angabe die Länge
eines Webstuhls oder 1 Ellen) Ar; G; Z. Häst'sM.
noch chönnen ine'webc? ,l)em N. N. ein Zettel mit
s Mali, 2596 Fäden.' 1827, Tuliirw. Tageb. Wo«* es
Moli inhc. Man unterschied Halb-M., ei'fachi 31.
und Abhau-M., durch welch letztere eine Abhauete*
(Bd II 1806) bestimmt wurde Ar. — c) obrigkeitliches
Schau- and Controlzeichen auf Leinwand, auch die
Handlung des An Zeichnens oder die amtliche Stätte.
wo dieselbe stattfand; s. auch Schau-M. .Wer zer-
brochen lynwat verkouft ald zuo dem m. trait. durch
das soll man zeben snitz tuon. eine entschlache sieb
dann zuo den heilgen. dass es im an gefärd beschehen
sye.' G Ratssatzung. ,Welches tuoch als bös ist, dass
es under das in. noch zuo eutoren nit hört, das soll
man durch den grat snyden.' ebd. .Wer ouch du guoti
ald du kleinü m. uss der lynwat bouwet ald weschet.'
ebd. .Wer ein falsches m. an die lynwat schlecht
oder wer die lynwat entoret.' ebd. .Kein lynwattuech
under iren von Appenzell zeichen und mahl koufen.'
154'2, Zellw., Urk. St Gallen verlange, dass die von
Appenzellem verfertigten Leinwandtücher an ihr ,M.
und G'schau' gebracht und nur, wenn sie als gut er-
funden und bezeichnet worden, ausgeführt werden
dürfen. 1542, Absch. S. noch Lauft"., Beitr. II 126/7.
— d) Muttermal Aa; Bf; G. Blaus M., blaugrüner,
von einem Schlag oder Stoss herrührender Fleck auf
.ler Haut Aa; Bs; G; Sch; Th; U; Z. Narbe UwE.
,Blawe Möler vom Fallen oder Stossen.' um 1650, Z
Elgg Arzneib. ,Er krieget blaue Mäbler wie von
einem Stocke.' Sixtem. 1759. — 2. Dim. (in F><». Mali,
PI. Maleni, „in B Mali, Mali"), Bild, Gemälde; Syn.
Gciinti. - 3. in Z auch f., Farbstoff, Malerfarbe Scn;
ü; ZW1.; Syn. Mali. De hast M. o- 's Chleid über-
rln,". bist voll M. irorde". Holt und grüeni M. hole". —
I. Zeitpunkt, allg. Uf's M., 's M-s, auf ein Mal Aa;
Bs; VO; Th; Z. .1/. für M. Scn; Tu; Z, ülin-'s ander
M. Ndw. einmal nach dem andern; vgl. »6er Bd I 58.
Po" Mal -' JMnl(e'), von einem Male zum andern Aa ; '/..
.Es kamen von einem Male zum andern [eins nach dem
andern | neue Völker dahergeströraet.' Sinteh. 1759.
.Hiesen Auftrag vergassen wir hundert M. [an einem
fort, immer wieder].' Stütz; vgl. tüsend; ewig ril M.
En aller Gotts M.. nur ein einziges Mal Gull. S. noch
einest Bd I 277, ewig Bd 1 611, ungerad. Bes. in
-teilenden, meist adverbial gebrauchten Verbindungen;
mit dem vorhergehenden Bestimmungswort oft zsge-
schoben, bzw. zsgs. a) ,6mal(s), -malen', zuvor, auch
als Conj., ehe. bevor. .Swcle einals dann en gienge.'
ä. LRatsb. ,Der soll geben, einaln und er klagen will.'
1469, GRorsch. Offn. .Vor der zyt, emals herr abt
Franciscus herr und abt des gottshus Sant Gallen
worden ist.' 1525, Absch. .Er hab ouch sömlichs dem
hoiiptmann ZUO Wyl versebriben. eenials er verrilten
syge.' 1529, Absch. ,Sy habind dem Abt den zechenden
darus müessen ggben, eeraals sy es [das Feld] habind
dürfen nutzen.- 1529, Strickl. ,Da die Bhgaumer
schuldig syn [sollen], alle Monat oder auch ehmahlen
in der Küchen nach vollendetem Gottesdienst stillze-
stahn und mit dem Pfarrer zu berabten.' Z Kirchen-
ordn. 1628. b) es-ie-mäl(e*). I) •■ es-ie (s. Bd 1 21)
145
Mal.
146
GrD., He.. ObS.. Pr. - 2) mit Betonung der zweiten
Silbe, häufig GA. — c) ieii0*- (in A.AÄarb. jöli-, in Bs
auch jere"-, in S auch Meli-, jeni-)möl, bisweilen, hie
und da Aa; Bs; S; vgl. Bd I 22. Er lieg sich jielimol
gar jese* nn''1 höre" lä*. Allem. 1843. Es friert Ein"
j. tüchtig an <f Hand, we"" me* nit flissig schafft.
ebd. .Ielimal gegen Bad, ielimal gegen Bachs.' 1539,
Z Staatsarch. (von einer Flurgrenze). — d) ,abermal-,
wiederum; vgl. Bd I 40. A. mache", einen Handel so
abschliessen. dass er nach Ablauf einer verabredeten
Frist wieder rückgängig uemacht werden kann A.vFri.
Mer liai" S Tag a. g' macht. — e) öftersmal, oftmals
AaF. .Der könig selbs zum oftermal in schwerer sach
suecht rat bei mir.' GGotth. 1590. Daneben in der
ä. Lit. die Formen .oftmalen.' 1527. HBdll. (s. Gaffel
Bd II 132), .oftermals.' RGcalth. 1553. .oftermalen.'
CMet. 1657. — f) all-mäl 1) alli Mail, allemal, allmal, in
Bs; S; Th ammel, in GT. ämnl, jedesmal, im gegebenen
Falle; immer G; Th; Z. Amol mues' es ich si", werde
ich beschuldigt GTa. 's ist alli Mol eso, pflegt immer
so zu sein. N. N. hat all(e)mal (ammel) g'sait, pflegte
zu sagen. ,[Sie haben] ihren bösen Mutwillen ge-
triben mit bösen Geisteren wie allmal.' Ap Malefizb.
,Under allen Malen', auf alle Male verteilt, insge-
sammt; vgl. Bd I 325. ,Die Tyroler Holzhacker haben
unter allen Malen eine unglaubliche Quantität Gams-
tiere geschossen.' Sererh. 1742. .Nach Diesem sind
in solchen Unruhen unter allen Malen 8 oder 9 Mann
umkommen.' ebd. — 2) allimol(e") Sch, sonst zsgez.
ammel, ehemals, vor Zeiten, sonst „L;" Sch; Th; Z.
's ist ammel nüd so g'si*. Me" hat ammel vu" Dem
Nüt g'uüsst. — 3) subst., das Allemöl, das Brettspiel,
in welchem man. falls man auf allen 3 Würfeln 3 Augen
geworfen hat, zählt: 1x3, 2x3, g'nueg oder allemöl 3
Ap (lt T. 22), „so genannt von dem Spiel ,der lange
Pufl'% in welchem der Fall vorkommt: lxl, 2x1, 3x1
und allemöl 1 Ap." 's A. mache". Vgl. all Bd I 169.
— g) ein Mal, einmal 1) ei", ei"s M., oder e" Mal (Mol).
in Z auch emalet, numeral. allg. Ei"s M. ist kei's M.
B; ei'mal ist nüd allimal, alliwil Z; s. auch Ghatzen-
Schenk. E" M. umme", Gegs. zwei M. umme" Th; Z.
Es ist nw emal (z'J tur, mit Bez. auf einen Gegen-
stand, dessen Ankauf zwar hoch zu stehen kommt, der
aber dafür sehr dauerhaft ist. Gewinn bringt Th; Z.
Der nämliche Satz könnte aber auch als iron. Trost
über einen unvorteilhaften Kauf bedeuten: der Preis
ist nur um das Doppelte zu hoch, da emal (bei Ver-
gleichungen) häufig in multiplikativem Sinne ange-
wendet wird, z. B. er ist emal elter als sin Brüeder;
emal länger, grösser Z. Uf e" Mal, z. B. ein Glas aus-
trinken. Mer händ im Wintermonet emalet S>'tzi"g
iiml emalet im Christmonet Z. Es M. drü oder viert
Th; Z; vgl. Bd I 273. ,Das wasser muosst du ein
m. zwei oder dreu darab schütten.' Vogelb. 1557. —
2) ei"s- B, ei"- GRh. ; Sch. es- Bü.; L, sonst e-mal, in
ThHw. emal, in Schw; Z auch -male", -mäled, -malets,
in BHk. -mals, in L; S auch ne Mal, einmal, einst
(auch von der Zukunft), ehemals, vor Zeiten, allg.
Esmal gan Bereit gärt BGr. Er chiinnt eismal zue
mer und seit-mer . . . BO. (Zyro). D' Mueter selig het-
mer glich emol g'seit... BWvss. lch ha/n do-n-emol die
alte" Büecher b'schaut. Probst. Es mues' e" Mol .vi",
einmal hat die Sache (bes. von widrigen, doch unab-
wendbaren Ereignissen) zu geschehen Th; Z. Alls
Aa; Bs, sonst öppen, etschen emol, bisweilen. Potz Herr
Schweiz. Idiotikon IV.
Gott oder Wetter, Blitt. im'1' (und uw''j emal. .Ein
Zufall, der sich noch selten ereignet hatte, vielleicht
noch nie, aber einmal ist das erste .Mal. meinte Lise-
beth.' AHartm. 1852. Mit modalem Nbbegr., nun,
endlich einmal Aa; Tu; Z. Das ist doch schön, dass ir
e" Male" wider i° d' Stadt chömme'd. Stütz. Heb doch
auch emol d' Gosche" zue. ebd. Es ist emol nid recht,
du chast säge*, was du loifltt Aa; Th; Z. ,Nun [nur]
dass ich alles Unglücks einmalen abkomme.' RGualth.
1584. .Will einmalen mehr nit als 5 fl. geben [trotz
Mahnung).' 1652, Z Staatsarch. Einstweilen: 's hed
icz mit der Freiheit eumalig l;e G'for. Häfl. Emal
nit W. — 3) emäl(e"J, neben emmel, in Zg ammel,
Adv. (oft verbunden mit Synn.) zur Verstärkung des
Ausdrucks, wie das nhd. .einmal' i. S. v. doch, sicherlich,
selbstverständlich, freilich, gewiss, jedenfalls Aa; Bs;
B; VOj Gr; G; Th ; Z. Das ist amöl wör G; Z. Emmel
auchl. Ausruf der Verwunderung, i. S. v. ist's möglieb,
wirklich UGösch.; Z. 's Verspreche" g'e", dass si ämmel
jo mit-em z' Hochzit welle" cho". Schild. Sache", wo
e. jo e" rebedierligi Person nit löt uf sich cho", Dinge,
die eine auf ihre Ehre haltende Persönlichkeit in
keiner Weise an sich kommen lässt Bs. Du wärst
doch emmil nöd [mir Dieses oder Jenes zu Leide tun]!
G. Ja, e. auch! iron., eig. i. S. v. : ja. Das wird doch
geschehen, = ei, bewahre! Z. Emmel wol! Formel der
Beipflichtung oder Bejahung B öO. A: Mir chönne*
mit im z'fride" si". B: Emmel wol! BGr. Weisst du
Das? Antw. Emmel wol! ja freilieh! ebd. Syn. mit
allweg Bs. Der Joggeli chunnt, denk, aueh in d' Mess?
Antw. Emöl. A: Das war doch nüt Basis. B: Emol
nit. ,Es ist eimel Keine wi De'', hie propheta sui
similem non habet.' Id. B. Nüd emal ! (mit Betonung
des zweiten W.) mit Nichten, durchaus nicht, oft als
gelinde Ablehnung, doch nicht Schw; Th; Zg; Z.
.Amalreich heisst der, der ja reich ist', sagt namen-
deutend Vad. ,Sein [des Bibergeils] gerucht inuess
ein mal stark sein, also dass die geschirr lang dar-
nach schmücken.' Tierb. 1563. — 4) ei'mel B (in R.
einimal); Gl; Gittw.; G; ZWL, emmel Aa; Bs; B;
VO; Gl; GbPt.; S; /.. ömmel 1.; S, ämmelBB; B; Gr;
GT.; Th, ammel F. emme" S, wenigstens, immerhin.
Ich e. weiss nüt Bessers. E. ich bi" nüd schuld, 's ist
e. war. Bast duo ahi g'chit? Antw. Amel nit wohi
[hinauf] F. Ich weiss e. noch Nüt dervo", dass es Mal
Öpper g'storbe" slg a" de" Giftbere" B. Einem Ab-
reisenden ruft man (mehr scherzh.) nach: Chumm c.
'in''1 irider hei'"! Th; Z. Er ist wol daheimen, d' Hustir
ist eimel achari [offen] BGr. Heid eimel Sorg, Buebe" !
ebd. Er hat 's e. dö z'letzt chönne" [begriffen]. Es
ist e. noch nid am Letzte*. Jo, chumm e. de**! spöt-
tische Abfertigung Aa. .Wenn du eimel wi"tt, si
modo unquam volueris, quaeso. Gang eimel nit, oder
du sägist mer 's, quaeso dicas, cum discedere volueris.'
Id. B. Si hei* g'seid, mit chönn Wetters halbe* nüd uf
d' Eeis, aber einimal i'h gan BR. Ph hett 's eimel auch
welle* i* der Nächi g'seh. Wolf. Gespr. 's isch ämmel
Summer, 's trocknet irider. BWvss (Trost bei drohen-
dem Regen). Da si*'' mer i* der Zit nüd us-enand,
e. nüd int Gl (Schwzd.). Jö, 's Bure* chönnt ömmel
eerleide" mit frönde" Lüte". Joach. Euser Bür macht
hür ämmel tüsig Garbe" me'' als fern. ebd. lch will
de* Hüenere* säge", si seile" ömmel nit gaggle". ebd.
's Spuele" gV't ammel auch kei" Schwille". EFeurer.
Gott dank d'r und Gottwilchen daher. Bist emal g'sund?
10
147
Mal, mel, mil, mol, mul
148
GnPr. (Schwzd.). ..Tel z ist es noch erael d's Halb mer
wert.- lim in. .Einmal, wenn's mir auch an Geld nicht
heil, liatt ich nicht mehr Zeit gehabt, dem Becker
zwei Brot zu bezahlen.' UBragg. Ich lon-e" si', wer
er g'sl" ist; um ei'mal hin ia frö, dass er aW* st"
Ln" üiberko' häd. Gespräch 1712. Sig 's, was es wolle;
.im ei'mal sig 's Gott -' höchst im Himmel 'danket.
ebd. .Einmal Jedermann glaubte, dieses Geschäft wäre
nun ausgemach et und an Weiteres nicht zu gedenken.'
PTschddi 1720. ,Was meinest du wohl, dass daraus
entstellen werde? Einmal möchte ich [ich wenigstens]
den Lohn nicht mit dir teilen.' Sinteh. 1759. Oft
verstärkt durch .auch': Er häd emmel auch es '/a Pfund
(Unis g'esse". Es sind emmel aucl' 200 Ma** uf-em
Platts g'si". — 5) ei*s- Aa, einer- Schw, einers- (bzw.
änersch-j ul; G; U, eier- GrD., änsch- (neben en
änersch) mal \i\ einidjers-möle" Schw, ei's- Aa; Bs; B;
Gl; S; Th; UwE.; /. einer(s)-mäls Z, ei"s-mös Lj S,
zuweilen verbunden mit vorgesetztem uf, z\ auf ein-
mal; unerwartet, plötzlich. — h) encist-mal, - einsmal 's
GT. 's "Wetter hei e. abänderet. Er hei e. usg'ehichet,
ist unvermutet gestorben. — i) under-müle", bisweilen
Aa. Under 's Mal s. Bd I 325. — k) , vormal', bzw.
, -malen' (z. B. 1781, Z Brief), ,-malets.' G Klosterarch.,
früher, ehemals. — 1) ,letzmals', das letzte Mal, neu-
lich. , Boten, die 1. hier gewesen.' 1523, Absch. —
m) mäng- Bs; B; Gl; Tu; Z, mängers- Ndw, mängs-mäl
Sch; Tb; UwE.; Z, müngs-molet(s) Sch; Schw, -male"
GA., zsgez. mä-möl AAtw.; ScnwMa., manchmal, oft;
Syn. miingist. ,Ze (zu) mängem mal.' 1450, Absch.;
1457/1544, Schw LB. ,Mäng mal', neben .zuo mengen
malen.' Morgant 1530. .Menges mal.' Rüef 1540. ,Et-
wann mengs mal.' 1540/73, UMey., Chr. ,Manchmalen.'
Sererh. 1742. — n ) , näher-, nächstmal(s), -malen', das
letzte Mal, letzthin, neulich. .Die anzal liit, die wir
im nächstmals ufgeleit.' 1529. Strickl. .Die antwort,
so MHHn nächermalen, als ir potschaft hie ist g'syn,
inen 'geben band.' 1531, Absch. ,Die biderwen lüt,
so des altarsturms halb nähermalen in gefänkniss
kommen.' 1532, Strickl. .Ich was nächstmals vor
üch erschinen.' Ruef 1540. .Als ich nähernials ein
kruckentle zerlegt.' Vogelb. 1557. ,Du bist yetz vil
züchtiger gar, dann nächstmal, als ich by dir war.'
JMdrer 1500. ,üanksagung wolhaltens halb unserer
schützen, so nächermalen by inen gewesen.' 1565, B
Schützenfahrt. .Weisst nit, wie es gieng nähermol,
da er dich wollt erschossen han?' Holzwart 1571.
- o) nochmal nöchmäl Aa; Z. nämäl ZS., nochnemöl
Aa; Bs; L-. Tu. nochmals. — p) selb- B; Sch; S. selbe! s-,
sellels-, selbis- Bs, sebfigsj-mal Th; Z (in Bsauch -mble"),
jenes Mal, damals. S. isch no'h kei" Ise"bai> (/'si'. Das
Ding l.iinnl halt co" anno s. Probst. Nei', eso scheni
I.it nie sellctsmole" gi''t 's nimme" mer Bs. Sider selb-
mol. Schild. — q) ,sid-, sit-, sitte(n)-, seit-mal(s)'.
bzw. ,-malen.' 1) seither. ,Wann der von Torberg
sidmals erber lüte in trostung hat genommen.' 1386,
Geschfo. Ges. — 2) da, weil, entsprechend dem ver-
alteten und. .sintemal.' .Sitmalen üch unverborgen
ist.- 1520, Absch. .Wann sytmal und üwer und myn
bi'uoder und üwer wyb und kiml tod sind.' Morgant
1530. ,Sy(t)tenmal Kein mensch ist, der nit sündige.'
1531/48, ri. Chron. ; dafür: .sintemal.' 1667. .Seitmals
du ein halsstarrig volle bist.' 1531/48, V. Mos.; bei
OWerdm. 1552 .sitmals', 15ss .sintemal.' .Sytmal es
nit mag anders syn, so gib ich recht den willen dryn.'
Ri'EF 1540. .Seitenmal und ich vormals hohe befelch
gehabt.' Tierb. 1503. .Quum. sittenmal. dieweil. Istaec
cum ita sint, sittenmal dem also ist oder dieweil und es
also stat.' Kris. ; .Mal. .Sittenmal die weit weit hinder
sich kommen und verdorben ist.' SHochh. 1591. .Seiten-
mahlen ihr gnedig gelieben wollen.' 1653, AHecsler.
.Sider dem mal. dass...' 1415. Gl Urk. — ri da-, du-,
in BO. duo-, dü-malfe'), dazumal. .Domalen.' Morgant
1530. Abi. damalig. — s) das M. Z, dämäl Tu, dies-
mal, gegenwärtig. Wie göt 's der aach, Zusann?
liist g'sund das Mol? Stutz. — t) des Mals BHk.,
die-, di- iin GTa, de-, in Nu» d.-iwaUe'J Aa; B; VO;
Gr; G; Sch; Z, dicmolig L — an vielen Orten mit
Betonung des zweiten W. : neulich, einmal, letzthin.
Demol ist er einist eue-n-is cho". Ich ha' diemalig
einist g'gaumt. HXfl. 1813. — u) dick-mal l'w (mit
comp. Form es dickers Mal, z' dickere" Male'), in Ap ;
Gl; G; ZP. f dick-emal, manchmal (auch distributiv),
ziemlich oft, hie und da einmal, zuweilen. ,So sich
aber dickermal begibt, dass...' 1510, Aa Weist. .Die
zum dicken mal missbrucht [worden sind].' 1525, Gfd.
,Zue den dickeren malen.' Zwingli. ,Er hat es zum
dickem malen verdient.' Morgant 1530. .Zum dicker-
mal hotten geschickt.' 1532. Strickl. ,Zue dickennial
voll wyns worden.' 1547, Sch Batsprot. .Kr widerholet
zum dickermalen dise meinung.' OWerdm. 1552; dafür
.zum oftermal.' 1588. , Es ist uf etlichen tagleistungen
solliches spans halb dickermal anzug beschehen.' Z
Vertrag 1555. — v) teil- (in Ztw. tei-)möl(e"), bzw.
-möle'd, zuweilen Bs; Z. .Teilmals.' Z Pfisterzunft.
S. noch teilig. — w) ,e-denn-mals', bevor. .Edemmals
und sy [die Kantengiesser] den [eingekauften Gegen-
stand] schmelzen, 14 tag offenlieh lassen stän.' 1412,
Sch Stadtb. — x) de(r)mal(e"), dies Mal, gegenwärtig
L; G; Z. Syn. der Fakte", Gang. De' Mol ist er dem
Herrgott [euphem. : dem Tode] certrunne". l''h uill
's Manne'colch für d. lo" gö". L Nachr. 1805. Ver-
mählen eins', dermaleinst. AKlingl. 1691. — y) diss-
mal, diesmal B. Es ist g'nueg für d. .Sy hat wenig
hilf uf diss mal.' ThPlatter. Brief, und oft. —
z) .widennaleir, neuerdings, wiederholt. B Mand. 1782.
— zb) z' mal 1) auf einmal, zugleich Aa; Ap; G; Sch.
lch cha" nit Alle" ;'wol helfe". Mit Pl.-Form «' Male"
ZO. Er isst schülich wenig z' M. Mit adv. s GT. [l>ie
Kuh] gibt Milch, z' möh g'wüss en grosse' Schapf
[Menge]. EFeurer. ,Er ist nie mee zemal weder an
eim ort g'syn.' Zwingli. ,Dem eilften [Schützen] war
das Schloss gehangen, im Schiessen nit zumal uinb-
gangen; so war dem zwölften 's Schloss zu hart, wollt
nicht umgehn zu einer Fart.' JHGrob 1003. .Beide
z' Malen.' JCWeissenb. 1081. .Nur ein Wusch zur
[so!] Mal.' Sererii. 1742. Plötzlich Th; Z. Z' mal
wie der Blitz. Auch bei Morgant 1530. — 2) in Zss.
a) .iezzemal', jetzt. ,In praesentia. in praesenti. zue
diser zeit, yetzzemal.' Fris. ; Mal. .Lasst uns den
besten wein auftragen, der jezung z' mal vorhanden
ist.' GGottb. 1599. — ß) .nunzemal', diesmal. 1476,
Bs Chr. (.nuzemal'); 1531, Strickl. — f) döz'mäl, da-
mals Ap; Tu; Z. Auch bei Morg. 1530; .IKüeger 1606.
— 3) insgesammt. ,In acht wuchen zemal einist.' Z
Mand. 1580. — 4) besonders. ,Das gefall ime zuemol
übel.' ,1474, Bs Chr. — 5. meist Dim. Es Mali (in
Ndw Mälti) Milch, so viel, als auf einmal (Morgens
oder Abends, daher Abig-, bzw. Morge'-, Morgc'd-M.)
gemolken wird Ap; Schw; Uw; Z. Hit hä"'-mer es
149
Mal, niel, mil, mol, mnl
L50
guets M. Npw. £" schlechte Mali erhält man. wenn
die Kühe, z. B. zur Zeit des Nordwindes, nur wenig
Milch geben. Ein Becken voll Milch ApK. D' Kuc
licl tlnt Muli Milch g'gl". S. v. a. Chäseten 2 (s. Lid
III 5131 BSi. Auf der Alp werden täglich meist zwei
.Male' gekäset. Ihobersteg. So viel Getreide, als man
auf einmal in die Mühle gibt, d. 1). so viel, als zu
einer Bachetem nötig ist ZO.; Syn. Mehr, :' Mülli. Es
M. :' Mülli tue: Es Mali Schmalz, so viel Butter,
als bei einem einmaligen Buttern gewonnen wird
GuPr.. oder so viel zu einem Ballen zsgeknetet wird
GrD.. dann auch ein kleiner Ballen Butter (als Mass-
bezeichnung) Grü.. Spl. So viel Futter, als man dem
Vieh (einer Kuh GRPr.) auf einmal in die Krippe
gibt; gewöhnlich erhält es drei Mali bis zur Tränkung
und nachher noch ein Lockji (Heu) GrD.. L.. OhS.
(Malti), l'r. : Syn. Schiebeten. Vorzua [bald] muass i<*
in da" Stall, um das erst Meli :' fresse" e' gem. Schwzd.
— ii. Tag, in Zeitbestimmungen BHa. Ihnen ist [es]
denn 6' Mal, das" i'h zen Gadmen inhi* g'sl".
MM. mal, Zeichen, Merkmal. Schmuck, Zierat, Grenz-
zeichen, Zeitpunkt. Zu 3. Das Fem. wahrsch. nach Ana-
logie von Färb und die Form erst aus dem Vi malen, pin-
gere, abstrahiert. Zu 4 d. Diese (adv.) Form ist aus Uni-
deutung aus dem Snbst. Aber-Wal entstanden. Zu 4 f 21
führt St. für L nnd Z neben der Form ammel auch eine mit ü
an, die aber richtiger zu .einmal' gestellt wird. Zu 4 g 2.
Die Form -maled scheiut Analogie nach iezed (s. Bd I 630)
zu sein, während eunudig, üienudig sich an iezig mögen an-
gelehnt haben. Zu 4 m. Die in der Etymologie begründete
Ausspr. i)k; (Th) wird anderwärts (z. B. Z| zu n erweicht oder
der Nasal schwindet sogar ganz (mämol). Zu 4 x. Wenn
di mal nicht blosse Verstümmelung des Gen. PI. ist, so muss
mau Beeinflussung durch das syn. <ftr Gang annehmen.
Ab -Mal: Muttermal Gl. Narbe FSs. Vgl. .Ab-
zeichen' bei Gr. \YB. I 157.
A°- (ö- BBe.; Uw, dt- AiLeer., Z.; B tw.; ZO.), Am-
Aa; Ap (Ämmel); BsStdt; BBr. (Ammei); FSs.; S; Zg,
in Bs auch Arno, in Aa (lt Rochh.) Mammöl: = dem
Vor. (z. B. von den sog. .Feuerrlammeir; s. Bd I 119fi).
Er hat auch so lang Bagge* [wie der Mond] und es
A. dra". Stutz. Das Kind het en A. vo"-mene" Glast
vo" slner Mueter. Spreng. .Eine vernarbte Wunde."
Merkmal übh.j auch: ererbtes Leiden, sowie von
ererbten moralischen Fehlern VO. Es Amöli ha',
schlimm geartet sein. ,In grossem zorn gab er im so
ein herten streich in syn ang'sicht, das8 man das amäl
g'saeh.' Morgast. ,Der hatt ein amel an eim baggen ;
was also von ainem ross geschlagen.' Vad. II 269;
daneben (S. 271 lt Götzinger) ,ämel.' ,Es blybt ye-
merdar etwas von dem alten groll kleben, glych wie
das anmaal blybt. ob die wunden schon zuegeheilet
ist.' OWerdm. 1552; dazu 1588 die Erklärung: .Das
anmahl oder die narben.' .Kinder, mit ammalen er-
boren oder muoterzeichen.' JRdep 1554. , Vertreibt
die wüesten ammäler. so vom brand oder anderen
schaden kommend.' Vogelb. 1557. .Es bringt den am-
mälern ir natürliche färb widerurab.' ebd. ,So einem
das haar ausgefallen und die grindige rud zue einem
ammal kommen ist.' Tierb. 1563. .Macula, angeborner
fleck, ammaal, zeichen. Ducta cicatrix, ein geheilte
wunden und darüber ein ammal worden. Das ammal
ist wider ufbrochen, ist verwachsen. Argema, ein
holgeschwär beim kreis des augs. so um den augstern
ist, weisse flecken oder anmaal der äugen, wären im
aug, wenn eim ein eissle auf dem auglid wachst.
Nota malitiae, ein anmal einer bosheit.' Fris. ; Mal..
die für den PI. sowohl ,ammäl' als .ammäler' gebrau-
chen. S. noch Mäsen, Wund- Zeichen. .Wasser vom
Menschenkaat vertreib! die Anmäler und machet sie
der andern Haut gleich.- JRLandenb. 1608. .Das
Wasser von Nussbaumbletter vertreibt die Anmal und
machet ein andere Haut darüber zu wachsen.' ebd.
Bei JJNüsch. 1608, Anmal' neben .Malzeichen.' S. noch
; aegeben Bd II 94. ,So bleibt doch stets das Anmahl
[Übers, des frz. les marques] seiner Wunden.' Stettler
1612. , Anmaal. Fleck, naevus, genitiva nota.' Red.
1662 und ähnlich Denzl. DiTT: 1716. .Bekommt das
Kind einmal Anmal oder Flecken.' AiBrugg Arzneib.
.Diese ist seine Mutter; ich erkenne das mütterliche
Ammal an der Angst ihrer Seele', lassen die .sittlichen
Erzählungen' (Zürich 1773) Salomo sagen. — Abi.
Ammöli m. : Spitzname für Jmdn, der ein Muttermal
hat L. — Mhd. ane-msl, dass. ; vgl. auch .Anmal' bei Gr.
WB. I 405 und das syn. Angemäl.
Feder-: in den Ohren der im Gebirge weidenden
Schafe und Ziegen angebrachtes Eigentums- oder
Hauszeichen, bestehend aus zwei oder mehreren Ein-
schnitten, welche dem Ohr ein federiges Aussehen
geben Gl; GSa. ; vgl. WSenn 1871, 297, sowie Fen-
ster-, Joch-Mal. — Fenster- Pß-ster-: Eigentums-
zeichen wie das Vor., doch viereckig, anzusehen wie
eine Fensteröffnung Gl. — Für- = F.-Flamm (s. Bd I
1196). .Die Feuermäler und andere geringe Fleckmäler
[an Neugebornen] soll die Hebamme mit dem Geblüt
aus der Nabelschnur bald bestreichen.' JMuralt 1697.
Graben-: in einer Grenzangabe. ,Der hirte soll
farn uf der spanweid unz an das gr.. das man nenuet
Wärikoms Ort.' XV., ZFlunt. Offn. .Die allment soll
belyben als die marchstein und grabemal wysent.' ebd.
Viell. ,£egraben Mal', d. h. in einen Fels oder Baum
eingehauenes Greuzzeichen ; vgl. Lach 2 Bd III 998.
Hag-: Grünhag oder Baumstumpf als Überrest
eines solchen, sofern sie eine Gütergrenze bedeuten;
Hecke übh. ApK. ; Syn. Hag-, Lachen-Stock ; vgl. Lach
Bd III 999. ,Wo in allem unserm land weiden und
äcker an ainanderen stossend und heg und hagmäler
entzwüschen sind.' Ap LB. 1409. S. noch Leb- Hag
Bd II 1070. — Hunds-: wunde Stelle an den Fuss-
sohlen S. Wer i" de" Hundstage" badet, überchunnt
gern [leicht] Usschlag oder H.-Möler a" de" Füesse*.
Schild. — Hunger-: immer grösser werdender flech-
tenartiger Fleck auf der Gesichtshaut GRh. Er kann
durch Besegnung vertrieben werden. .So der falk
oder habich ungestalt flecken, so man die hungermaal
nennt, am gefider überkummt.' Vogelb. 1557. - Joch-:
Eigeutumszeichen wie das Feder-Mal, bestehend aus
einem joch-, d. i. halbkreisförmigen Einschnitt Gl;
GRObS.; GA., Sa.; Syn. J.-Schnitt; vgl. Bühler IV 69,
ferner auch Hack, Bick, Halb- Man. — (.'halb-:
flechtenartiger Ausschlag der Kälber, der sich leicht
auf den Hirten überträgt GA.
Lob-: eine Abgabe an den Landesherrn, bestellend
in einem Quantum Butter und Käse, welche die Vieh-
besitzer von Ap; GRh. jährlich für die Benutzung der
Alpen zu entrichten hatten. Was die Richtung zwi-
schen der Landvogtei im Oberland und der Grafschaft
Werdenberg vorschreibt von des ,Loubmals' wegen
zwischen beiden Grafschaften. 1491, Absch.
Zu Lob 2 (s. Bd III 993). Die vereinzelt d i-tehende
Schreibung ,Loub-M.' will viell. der landesüblichen Ausspr.
IM
Mal. in el . mil. mol, mul
152
im ö gerechl werden. Der "J. Teil der Zss. lässt sieh entw.
uns dem Begriffe von .1/.;/ ; oder aus der nunierativen Bed. iti
erklären: es ist aber auch denkbar, dass unser Wort wie
I , 1/ zu Mal II gehöre. Materiell wird die Abgabe ziem-
lich identisch sein mit den bei Alpen-, Vogel-M. genannten
Abgaben benachbarter Landesteile. S. noch Planta 1881, 261 :
Zellw., Urk. No 186.
Münz-Mäl: Münzstempel. ,Wir sollen ouch die
münzmal und die g'wicht, die zue der münz gehörent,
dem münzmeister ynantwürten.' 1373, G Mitt. ,Dass
ein abt zu St Gallen in der statt die münz, das m.
und alle gewicht haben soll.' Vau. Vgl. .malen', prä-
gen, und Blatt-Mann. — Mueter-: wie nhd. Bs; Sch;
W; Z. Nach dem Volksglauben ist es die Folge davon,
dass man nach Etw. ein besonderes Gelüste hat W .
allgemeiner davon, dass die Mutter während der
Schwangerschaft einmal erschrak oder sich an etwas
Hässlichem vergaffte. Es kann vertrieben werden,
wenn man die betreffende Stelle an der entsprechen-
den eines Leichnams reibt SciiSt. — Näch-: das
nächste Mal BO. — Nüni-: das Mühlenspiel mit
9 Steinen. Bohnen udgl. Ap; GrPi\; G; Sch; Th; Z;
Syn. N.-Spü, -Stein, -ziehen, 's N. mache", tue", sühe",
inGitPr.; Tu nüni-mäle*. ,Daby zuchend sich all syn
ratschleg uf list und alenfanz; darum ainem jeden wo!
fürzesechen was, der mit im zue schaffen hatt, so
listenklich und verborgenlich konnd er das nünd ain
mal ziechen, bis er zue einer flggmüli [Zwickmühle]
kam.' Vad. S. noch Zwölfi-Mal und vgl. T. 330 b,
Gr. \VB. VI 1195.
Brand-: wie nhd. Dazu die Abi. brand-malen:
brandmarken, wozu Zwingli das Ptc. .nialgebrcnnt'
bildet (.ein m-e conscienz'). Freiburg will an Stelle der
Galeeren strafe .Brandmahlung' und Vereidung treten
lassen. 1773, Aesch. — Schanw- = Mal 1b; s. Mal-
Gelt Bd 11 255. — Streich- = Mal 1 d, von Streichen.
,Sy sind onversehenlich in ir ang'sicht g'schlagen
worden, dass sy bluotruns worden und die blawen
streichmal harheim gebracht [haben |.' 1529. Absch.
— Zitter-: Schwindmal Aa; VO; Z. Syn. Schind-
Ih ,1,1,1- (s. Bd II 1190). Die Entstehung der .Zitter-
Mäler' wird der Fledermaus, bzw. ihrem Harn, zu-
geschrieben, und sie werden geheilt, indem man sie
mit Tinte oder mit einem , Lutzer-Schilling' reibt Z.
,Die beulen, z. [usw.].' 1531/48, III. Mos. ; dafür .Ge-
schwulst, Geschwür [usw.].' 1607. .Reiniget die haut,
zittermäler, umb sich fressende raud und andere der-
gleichen presten.' Vooelb. 1557. .Liehen, impetigo,
mentagra, z., der mager, böse, kleine, umfressende
oder spitzige raud, ausschlecht des kinnes.- Fris. ;
Mal. ,Das Lörlibad soll heilen: Zitter mähler, Hitz-
bläterlein usw.' 1697, Troll. ,Wie nun ein kleines
Flecklein im Aug einen Menschen mehr entgastet als
ein grosses Z. am Arm oder anderswo.' Mise. Tig. 1722.
S. auch Antonius-Für Bd 1 944, Schicind-Flecken Bd I
1190. — Zwölfi-: das Mühlenspiel mit 12 Steinen
Ar; Z. Syn. Zw.-Spil. .In quibus nulli calculi, aut
tesserae, sed lapillulis duntaxat aut virgulis minuatim
concisis colluderent. Quos ludos vocant duodeeim
scruporum zwelfte Maal, novem scruporum nunte
Maal.' Goldast (Glosse zu .nudis tahulis').
mäle°I, Ptc. g'mäle* S ; Z (selten), sonst g'malet :
1. wie nhd., mit Farbe bestreichen, färben, verzieren;
bildlich darstellen, allg. Syn. färben. Dir g'malete'
[ geschmückten J Franc". Kuhn, Volksl. Das g'malet
ichöneri ffemli [mit farbigen Stickereien verzierte
Uberhemd|. Ow Älplergedicht. Einem allzu wähleri-
schen Junggesellen gibt man den Rat: Wenn der
Keini g'fallt, s, muest-drr Fun m. Sch; Z. Me* wird
der dann iDjijiis) m., ironische Abfertigung, wenn man
Jmds Wunsch als unerfüllbar bezeichnen will Tu: Z.
Syn. chüechlen. Me" wird dir 's m., sagt man von
Einem, der Andern immer vorschwatzt, wie er etwas
in die Augen Fallendes ausführen wolle Bs (Spreng);
vgl. glgen. Xit (/malet, nicht einmal in bildlicher
Darstellung. Ausdruck starken Abscheus B; S; Z. Da
heuert ieh nit g'malet z' sl". F'1 macht :a dem Nest
iis, wo-n-i'" nit g'molet, g'schwige" de" töd macht si*.
Schild. Wie g'malet, gleichs. von idealer Schönheit
Bs; VO; Sch; Th; Z. Si ist wie e" G'mol, me* chönnt
si hm! schöner m. Ar: Tu; Z. Dim. mölele", kleinlich
malen, zierlich und langsam schreiben Z (verächtlich).
.Wer aber fassen, molen, vergulden will, die [gehören
zur Zunft] zum himmel.' 1463, Ochs. ,7 rinder, gar
feiss und hüpsch, als wärend s' g'malt von farw und
von aller glidmäss.' Rcef 1540. .[Zum Einlegen der
Stimmzettel] soll man ein anzal büchsen machen, ge-
füeger grosse, schwarz gemalet.' 1594, Seg.. KU.
.Solche Tyranney, solcher Jammer, dass es gemahlet
stehen möchte am Himmel.' FWvss 1672; vgl. Bd II
1291. ,Wrelcher Zeichen im Rathus machen würde,
gemahlet oder eingeschnitten, es seige an Muren.
Wänden oder Tischen.' GrD. LB. .Verdienen diese
Umstände nicht ein wenig Mitleiden V Möchte dieses
nicht Alles in dem innern Bleicherweg — der Pöbel
nennt diesen Ort noch Saumarkt — gemalet stehen?-
1762. HsLeu. .Gemalte Halstücher von Gaze.' 1772,
Z luv. S. noch Land Bd 111 1299. — 2. (Münzen)
prägen; vgl. Mal-Isen Bd I 542; Bs XIV. S7; Ochs
II 1, 397. .Man soll die phenninge versuechen. e dass
man si malet.' 1377. Absch. ,So die münzen usbereit
sint und man sy in. und bilden soll.' 1425, <1l Urk.
.Wird das gelt nach vorgeschribner Ordnung gerecht
lunden. so stillent das die versuecher heissen zeichnen
und m.' 1425. Absch. — 3. täglich nur noch ein Mal
melken Gr; Z; vgl. üher-m. Fr tuud |die vor dem
Kalben stehende Kuh] noch m.
Mhd. mahn, wesentlich in Bed. 1 (auch i. S. v.: schrei-
ben, auf-, verzeichnen). Die ineisten MAA. vermögen unser
W. von malen II (mit sekundärer Länge oder mit Kürze des
Voc.) durch den nach o neigenden Voc. zu unterscheiden.
Das st. Ptc. auch 1605/66, B Kunstmuseum (neben ,ge-
malet.' 1578); , ein gemahlener Wappenschild.' Stadiin 1824.
— 3 ist abgeleitet von Mal 4.
ab-: abbilden, porträtieren, nachzeichnen Bs;„VO;"
Th; Z. Syn. ab-rissen. .Diese ungeheure Traube
werde abgemolet und in die Chronegg getan.' Stutz
1853. ,Ouch heisst nit ein ledlich ding dem nach, ab
dem es abg'malet ist; dann sust war ein g'malter
mensch ouch ein mensch.' Zwingli. ,Es ist uns zwar
kein Ehr vor den Frömden, wann wir uns selbs mit
so hässlichen Farben a.' JMüll. 1665. — über- (un-
trennbar): 1. mit Farbe überstreichen, beschmutzen.
Narre'händ übernwle'd Türe", Tisch, Bank und Wand.
Sulger. — 2. (in ZZoll. -(?-) eine in (regelmässigen)
Zwischenräumen wiederkehrende Tätigkeit einmal aus-
setzen „VO. ;" Gl. „I^will's ü. für ie:.u Eine Kuh
ü., = malen 3 Aa; BoE.; Gl; „LB.;" Z. Ir hättid die
Cime im' tolle" früener iL, dünn hiilt si nach ■'cm ('hal-
bere" nie Milch g'ge*. Im weitern S. auch: nur noch
153
Mal. mel mil, mol, nml
IM
leitweise melken, was •/. B. unmittelbar vor dem Kalben
nur noch je den '-'.. dann den 3. Tag geschieht, bis
man ganz damit aufhört ZZoll.; vgl. er-galten Bd II
287, er-gusten Bd II 493. — an-: 1. mit einem An-
strich versehen, (be)malen I!.s: Th; /. A*g'mölet rot
nml hin. Sittz. .Diese Geschichte war an dem Zeit-
glockenturm angemalet.' 1! Hist. Kai. 1845. S. noch
Naeht-Hafm Bd II 1015 und vgl. anfärben Bd I 990.
— 2. Jmdn anschwärzen Aa; Bs; B; VÜ; S. Jmdn
betrügen Aa ; vgl. anschmiere».
Maler I m., PI. Moler BM., sonst unver.: wie
nlid. Syn. Ab-risser. Wenn sich die Trauben ent-
färben, sagt man: ,der M. geht herum.' Sprww. 1824.
Auch Geschlechtsn. ScuwE. f; Z.
Pass-: Maler, welcher in den Kirchen die Be-
malung und Vergoldung der Fensterrahmen, der ge-
schnitzten Figuren usw. besorgt VO. — S. /<«*.« 4.
„Ginggeli-: schlechter Maler L; Ndw." — Vgl.
Ginggel I 3 (Bd II 365).
Blähe"-: wer Wagendecken mit Firniss und Öl-
farbe bemalt Ar. — Brief-: Illuminist. Steindruck-
oder Kupferstichausmaler. XVI./XVII1. .Brief- und
tuechinaler.' 1594. Z. Vgl. Schm.-Fr. I 351. - „Sele"-:
Portraitraaler Z (Bauernspr.)." — Tüfeli-: spöttische
Benennung der Maler, welche die symbolischen und
historischen Figuren malten, mit denen man die Frei-
heitsbäume zierte; vgl. ZWthur Neuj. St. 1886, 21.
malere" I: malen. .Da ich dem maier das duech
wollte bringen, da.ss er mir die figur dar ane malere.'
XV., Lüt., Sagen.
Mali (in B0. Mali, in ApUrn.; Tu; '/, Moli) — f.
= Mal 3 Ar; Gf; ZO. M. abstriche*. ,Es ist die
Möble eine die Farbe des Zettels zerstörende flüssige
Ingredienz.' HDolder 1851.
nie-mälig Gl. -mali" G: niemals vorkommend,
in dem Vexierversprechen (vgl. Lärheim-Gängeli Bd II
347): I°* gib dir was? Was ist denn Das? E* silberis
1 1 rart-e'- Wili, e* goldis Nüteli in-eme" niemölene* Büchsli
G (e" goldigs Nüteli im-ene" niemalige* Bäteli Gl).
G'mäl, bzw. G'möl (in GuHe.. L„ ObS., Pr., Rh.
G'möli) — n., PI. G'mäler Aa; Bs; S, Dim. G'mältji
GrD.: 1. = Mäl2 Aa; Bs; VO; Gr; PAL; G; S; Th;
Z. in AApri.; Bs mit verächtlicher Nbbed. : geringes
Gemälde, schlechtes Bild, Karikatur. Als Dim.. Bild-
chen, Buchzeichen GrD., He. Synn. s. Ili (Bd 1 179).
Mit Bluemen und G'mälen üsstaffiere*. Usteri. Ja,
Das gab emmig a»** es G'mol! sagt mit Stolz eine
Mutter, deren Sohn porträtiert werden sollte. Stutz.
Wie-n-es G'm., von fleckenloser Schönheit ; vgl. malen 1.
G'möli g'schaue", Bilderbücher besehen Gr; vgl. G'mäli-
Buech. Von einem hässliehen, unangenehmen Men-
schen heisst es: Der gab auch ne" G'm. i" [in den]
Kalender ine"! AAZein. Auch von tätowierter Zeich-
nung: Z'letzt ehunnt noch üs im Dorf, er heig allerlei
fürjjt'möler inwendig uf den Arme" und uf ''em Herz
[Brust], 's sig so blau wie rifi Zwetschge". BWvss.
,l)ass kein buochtrucker einich buoch noch g'mäl zue
drucken underston [solle].' 1526, Absch. .Das gemäl
was me von färben, dann von der hand oder der kunst
guet.' Vad. ,Ir schnabel. als das gemäl [der dazu ge-
hörige Holzschnitt] anzeigt, ist schwarz.' Vogelb. 1557.
,Mit Gemahlen oder Bildwerken.' 1566/1641, Helv.
Conf. .Graphice, pictura, ein gemäl.' Fris. ; Mal. ,An
den Sonn- und Fyrtagen [soll] Niemand Lieder, G'mäl
usw. feil haben.- Z Mand. 1650; vgl. Buech-Füerer
Bd I 948. .i atagraphe, das Abreissen eines Gemahls.'
Denzl. 1677; 1716. .Mit künstlichen Gemahlen oh
den Altären.' 1676. Reisebeschr. ,T)ie Bawherren wer-
den N. N., dem Flachmaler, anbefehlen, dass er in
einem in die Ratsstuben verordneten Gemahlen das
jüngst Gottesgericht mahlen solle.' 1678, S Ratsprot.
.In gewaltigen Kupferstichen oder Gemahlen das rö-
mische Vatican fürgebildet.' ClSchob. 1695. 1703 be-
schloss der Rat, dieses Gemälde renovieren zu lassen,
, sofern man die Lüt findet, die den Bestich machen
und ein wahrhaftes Gemahl machen können.' Liebenad.
— 2. = Mal 3 LG. Bots G'm. — 3. (Scheltw.) Lümmel,
schlechter Mensch GrHc.. Fr. Mir wend nit zu denn
laidq G'möli g'höra.
Ab-G. , Wesenlich abgemäl, icon.' Mal. Kes A.,
formelhaft = gar Nichts Gl. Er het kes A. g'sait. —
A"-: Narbe; Zeichen, Spur Gl; GWe. I'h ha" mic''
am Finger g'haue", aber mi g'siht kes A. mi [mehr].
Vgl. das syn. Anmal. — ,Vor-: adumbratio.' Mal.
möle": in die Kette eines Gewebes Mali zeichnen
Z; vgl. HDolder 1851, 19. - Unmittelbar von Meli ab-
geleitet.
mälich: in der steigernden Formel täglieh und
»!., jeden Tag und jedes Mal Gl. ,Wie dass ir täg-
lichen und mellichen üwer potschaft in dem Ryntal
neigend.' 1530, Strickl.
mälig, mältig, in den Zss. ei"-, zwei-, dri-, vier-i
Milch, in der letzten, bzw. zweit-, dritt- oder viert-
letzten Melkzeit gewonnene Milch Ndw. — blau"-:
mit blauen .Malen', von Schlägen, bedeckt; vgl. Mal 1 d.
.[Ihr habet] die unsern geschlagen, bluetruns und bl.
heinigeschickt.' 1529, Absch. — da-: damalig. ,Do-
möliger Pfarherr.' um 1640, ZZoll. Taufb. — den-:
gegenwärtig. ,Nach Beschaffenheit den-mähliger Läu-
fen und Zeiten.' 1655. Hiltv.
Mal II n., PI. Maler, Dim. in BO. ; Gtttw.; Lf;
Uw Mälti, sonst Mali, bzw. Moli: 1. im Allg. wie
nhd.. Mahlzeit, allg. Alli vier Moli, Morien-, Mittag-,
Abend- und Nachtessen BBe. Die //'schwinde" [un-
vorhergesehenen, rasch zubereiteten] Möli sind die
beste", Antwort auf die Entschuldigung der Gastgeber
bei unerwarteten Besuchen oder auch Ermunterung,
rasch zuzugreifen, sich eine gute Gelegenheit nicht
entgehen zulassen Z; aber auch ebd.: Die g 'schwinde*
Möli sind nie guet (nie die beste"), 's Jar ist längs
und der Male" ist mängs, het Christe" am Neujar (/'seit,
wann er nit het welle" ril brüche" BO.; Sprww. 1869;
= es sind der Tage" vili und der Mala noch mereri W.
Z' Male" (um), bei den Mahlzeiten (z. B. anzutreffen
sein). Er isst nid ril :' Male*, er isst de für nie :n ii-
schen i"e" Aa; ZO. Eine Mutter ermahnt ihre Kinder,
sie müssten z' Male* Wis essen, also nicht zwischen
hinein L. Under Mole", zwischen den Mahlzeiten Aa.
Keis Mälti esse" chönne" öni Schmerze", z. B. bei Zahn-
weh BHa. D's 71/. ha", Mahlzeit halten FO. ; vgl.
Dial. 306 (Übersetzung von Lucas XV 24). Ei"'m 's
Möli abe'tue", Jmdm heftige Vorwürfe machen, eig. :
ihm eine tüchtige Portion zu Teil werden lassen Z;
Syn. Melw. .Man funde noch so verwegen lüt, die
sich für seelon oder geister dörftend usgeben, allein
dass sy under disein sehyn ir maal möchtind besseren
[dabei gern ihren Vorteil suchen möchten].' LLav.
1569. Die Verabreichung eines Mahls ist in alten
155
Mal. mcl. mil. inol. imil
156
I.Vchtsbestininiungen vielfach geregelt; ein Anrecht
darauf hatte der Bauer nach gewissen Frondiensten,
■ ler grnndherrliche Beamte, wenn er Gericht hielt usw.
.Als dann bishar die, so vech gehebt, dem gottshus
alle jar ain fuoder mist geben müessen, damit ist ain
hof beschwert, und vermaint, den i'ürhin nit schuldig
ze syn, man gab inen dann das m.' 1525, Absch.
.Darum soll der vogt dem weibel das m. geben.' XIV.
bis XVII., ZBass. Offn. 8. noch Fueter Bd I 113Ö und
vgl. dazu noch Geschfo. Ges. XV 3(1. .Das M. zu
geben', d. h. warme Speisen auftischen zu dürfen, war
Vorrecht einer Klasse von Wirten (der heutigen Speise-
wirte); vgl. Ochs II 154 und s. Gastwng Bd II 243.
.Die wirte sollen den armen, so nur einer supper oder
brüen begeren, gleich so wol als denen, so das m.
essen, geben und auch beherbergen.' 1586, SchwE.
Klosterarch. .Die Gast- und Tavernenwirten sollen
den Gesten Dasjenig, so sie begerend, es sye. dass sy
das Pfennwert nöminen [nach eigener Wahl bestellen]
oder in 's Mahl sitzen [an dem gemeinsamen .Mahl
teilnehmen] wöllind, nit abschlachen.' B Mand. 1628.
.Gesatztes Mal', .Mahlzeit nach Bestellung, zu be-
stimmter Zeit, nach .Satz- und Ordnung.' .Der Vicar
zu Baden müsse dem Orglentreter im Jar 2 Mal uf
die 4 Hoehzytteg allwegen 2 g'satzti Möler geben.'
1565, A*Wett. Klosterarch. Die Wirte dürfen bis auf
weitere Verfügung für ein .gesatzt M.' 8 ß beziehen.
1575. Absch. .Ein recht g'satzt mahl 2 ß.' 1400, ECvs.
.Köstliche und überflüssige Mählere.' Bs Polizeiordn.
1715. Im Ganzen in der Umgangsspr. wenig üblich
(dafür Esse"); meist mit dem Nbbegr. «ler Festlichkeit
oder der Gemütlichkeit; Letzteres bes. für die Dim.-
Form (welche dem Volksmunde allerdings geläufig ist).
Es gät zue wie amene" 31. VO; G; Z. Von schönen
Aussichtspunkten wendet man die RA. an; Do g'seht
wen über mänrjs guets 3101 i (und über »taug* ChrüzJ
ine; «L; Z. .Damit der vater syn möli teglich er-
bessern mög.' 1552, MEsterm.. Puck. ,lmpensis coe-
naruni suffragia plebis venari. mit ausgeben gueter
mälinen den gunst und huld des volks überkommen
und erlangen. Orare veniam dapibus, betten, dass
man verguot habe an einem schlechten [einfachen]
male. Das male, schlechts male, coenula.' Fris.; Mal.
.Zue einem bescheidenlichen Mähli laden.' Z Mand.
1636. .Man muss die Mählin teilen, nicht Alles auf
einmal verzehren.' Mey., Hort. 1602. Spec. a) die
Hauptmahlzeit in den Klöstern; vgl. Gfd XI 98; XXV
142; ferner das Syn. Imbiss Bd I 236. — b) Suppe
PAger; Syn. Ghuchi. — c) nur Dim., ein solches Quan-
tum von einer Speise, als zu je einer Mahlzeit, einem
Gerichte erforderlich ist. Es Möli Herdöpfel üstue"
G; Schw; Z; vgl. Stutz VI 34. Es Mali Bönen ab-
ijivtunitf [pflücken]. Du wirst aw* bald es Möli ha",
iron.: du wirst das Nötige kaum zsbringen. wirst
deinen Zweck wohl nicht erreichen Z. Es Möli, Mälti
Milch, so viel, als man zur Sättigung einer Haus-
haltung oder seiner selbst bedarf Ap; Schw; Uw; Z.
- Übertr. auf Lustbarkeit, Vergnügen übh.; Gewinn.
Der N. hat keis Möli, trenn er dich scho" überchunnt
[zur Frau bekommt] SchwE. (vgl. das syn. Fressen
Bd 1 1324). Vgl.: .Wie muess Abram die gueten mal,
mit Agar g'hebt in disem fal, so hert büessen!' Ha-
merer 1562. — 2. ein Flächenmass von 250 — 400
Quadratklftm oder '/s — '/» Jucharten, je nachdem es
sich auf Weinberge oder Äcker bezieht; vgl. Gr Samml.
1779, 41; 1780, 323; 1809, 197 f. .Ein neues Feldmal
enthält 400 und ein altes 300 Klftr zu 7 Schuhe
GftChur. So viel Ackerfeld, als man in drei Stunden
pflügen kann, ebd." ,Uf einem acker sind es zwei mal.'
1464, GSa. (Senn). .Ein in. ackers', = eine Drittels-
Juchart. Äg.Tsobudi, .Mise. hist.
Der ä. PI. .Maler' und der jüngere ,Male' zuweilen bei
dem selben Schriftsteller, z.B. bei LLav. l.'.s-_>. in l i> hat
sich der Bcgritf auf den Hauptbestandteil bäuerlichen Mahles
eingeschränkt. Zu 1 vgl. noch Anm. zu Hirte* Bd II 164'j.
•2 ist wohl nur verk. aus den Synn. Imbine-, Mitt-M.
Eier-Mäl s. Eier-laufen Bd III 1127 und vgl.
Gotth. VII 134, Hofst. II 136.
Abend-, Abig-: 1. Abendessen PA1. — 2. das h.
Abendmahl, ref. Schweiz; Syn. Nacht- 31. Ich we"tt
's heilig O. druf ne", Beteurung ScHSt.
Die Formel unter '2 appelliert eig. an ein Gottesurteil
(der hl. Bissen soll im Munde stecken bleiben, wenn die
Unwahrheit geredet wurde) oder bezieht sieh auf die Sitte.
der Eidleistung den Genuss des A. vorangehen zu lassen.
Augsten-: aus dem Ertrag einer alten Stiftung
jährlieh an Hilfsbedürftige abgegebene Spende von
Lebensmitteln Schw; vgl. Steinauer I 58. — Alpe"-:
.Mahlzeit aus Alpprodukten'; Name einer Abgabe an
den Landesherrn, bestehend in so viel Butter und
Käse, als man aus der in einem Tage auf der Alp
gewonnenen Milch bereiten konnte. 1436. Müller,
SchwG. III 488 (fürGT.); vgl. Vogel-3L. Tag-Mulchen.
Amm-Möli: Mahlzeit, bei der man sich gütlich
tut L f. — Wohl verstümmelt aus Ammann-M.; s. Amm-
Mann ~.
Heb- Amme"-: Festlichkeit der Frauen nach der
Wahl einer Hebamme TuHw.; ZO.;Jvgl. Wiber-TrunJc .
ferner Bd I 212. — Eimer-. ,Die sinner gend an das
e. 1 pfd hlr.' um 1400, THÜiess. Stadtr.
Imbiss-: 1. wesentlich = Imbiss 2 (s. Bd I 236).
,Der Prior hat einen neuen Brauch angefangen, indem
er des Gotteshauses Zins- und Trottenleuten auf St
Laurenzentag ein Imbissmahl gegeben.' 1533, Absch.
Hierauf werden die Gesandten auf der Zunft zum
Saffran mit einem gar köstlichen .Imbismahl tractiert.'
1586, ebd. Auch sonst häufig im XVI.; s. noch uf-
haben Bd II 894. — 2. so viel Ackerland, als man
bis zum , Imbiss', d. h. in einem halben Tage, pflügen
kann, ungefähr 600 Quadratklftr GrPi\ Vgl. .Morgen.'
,Man säet auf ein sog. Immismahl etwa 12 Quartanen
Gerste.' Gr Sammler 1805. — Zu 2. St. gibt mit Bez.
auf B, wohl durch ein Schreibverseheu, 60 Klftr an.
Eren-: Ehrengastmahl. XVI./XVII. ,Wir habend in
kinderen Jobs ein beispil eins eren- und fröudenmals.'
LLav. 1582. — Oranie"- Mali: ein zu Ehren des
fürstlichen Hauses Nassau-Oranien alljährlich in Bs
gehaltenes Festmahl, dessen Kosten aus den Zinsen
einer Stiftung bestritten wurden, die a. 1764 ein aus
holländischen Diensten zurückkehrender Offizier ge-
macht hatte; vgl. Ochs VII 633. — Ürten-Mäl =
Orten 3 (s. Bd 1 490/1). .Deswegen man gar selten on
feldhüener in den gueten Wirtshäusern das irtenniahl
nimmt.' 1595, ThPlatt. — Vogel-: „so viel Milch,
als am Milchprüfungstage gemolken wird GSa. f " ;
Syn. 31al-3Iilch. Das Selbe, was Alpen- Mal, als Ab-
gabe an den Landesherrn Gr; GSa. .Dem Grafen ge-
bührt von den Alpen das V., von jedem Kessel so viel,
als man eines Tages macht.' 1462, Planta 1881, 300;
vgl. Absch. VIII 421. .Die Leute im Oberland ver-
157
Hai, niel. tili 1. inol. mul
K,>
hingen vom Vogt, dass er ihnen die Bären verjage
und [wollen ihm] darum das V. geben.' 1504, Absch.
,Da unsere Herren in jedem Senntuin im Sarganser-
land ein V.. nämlich einen Tag Milch jahrlich haben,
so begehren die Landleute, dass man ihnen dafür alle
wilden Tiere vertilge.' 1526, ebd. ,Des v-s halben ist
gesetzt also: wo ein herr darum gegen den synen briet
und sigel hat, sollen sy das hinfür wie von alter her
ze geben schuldig syn.' ebd. ,Das v. hat pracht [ein-
gebracht] 160 mass.' 1531, Strickl. .Das v. hat uf
diss jar an anken pracht 162 mass, an käs 90 wert-
käs.' 1533, ebd.
Die Abgabe bezieht sich auf das Recht des Laudesherrn,
wenn er in die Landschaft kam, von den Untertauen nicht
nur ein Mahl für sich und seine Begleiter, sondern auch
Futter für die Jagdhunde und Jagdfalken (vgl. Habirh Bd II
936/7} zu verlangen. Diese Abgabe wurde dann in den alpinen
Gegenden von Gr und im GO. als Grundlast auf die Alp-
weiden gelegt und 1787 in eine Geldabgabe von 16 Krzrn
vom Stück Vieh umgewandelt. Nur noch undeutlich schim-
mert die urspr. Bed. durch in der Gegenverptlichtung des
Landesherm, einen Jäger und einen Hund zu halten, um
die wilden Tiere im Lande unschädlich zu machen ; vgl. noch
AI.-, h. IV 1 a. 30'2; VII I, 1335; VIII 425; Planta 1881,
314. Iu der von St. angegebenen Bed. ist vollends nur
noch das Mass geblieben, das einst als Grundlage für die
Berechnung der Abgabe diente. Vgl. noch Sperber-M., Tag-
Mulchcu.
Landvogt-: Mahl, das man dem Landvogt der
Herrschaft Thurgau bereit halten musste, wenn er
die Huldigung entgegennahm; so lt G Neuj. 1884, 9
in THBürglen. — Gefangnen-: Mahl, das der Land-
vogt von ZGrün. den Untersuchungsgefangenen auf
Rechnung der Herrschaft Zürich gab. XVI., Amtsrechn.
ZGrün. (stehender Ausgabeposten). — Fir-. .Die hand-
werchslüt sollen an fyrmalen fyraben haben, wie einer
ouch uf dem feld haben muess.' 1558, Obw Rq. -
Vor-, zsgz. Vormd = Vor-Azi (s. Bd I 626) Ap; G;
Th. Z' V. esse". Auch: Trunk etwa eine Stunde vor
dem Nachtessen G uT. Vormahlzeit, die man an länd-
lichen Hochzeiten den Gästen am Morgen vor der
Einsegnung bereit hält L (lt CPfyffer 1850, 312); Syn.
Morgen-Suppen. .Nachdem eine tüchtige Suppe zum
V. eingenommen ist.' Pfvffer. - Uffarts-: Schmaus
des Flurgerichts am Himmelfahrtstage Bs f. — Visi-
taz-: Mahl, das der Pfarrer dem amtlich bestellten
Visitator (vgl. Bd I 1080) zu geben verpflichtet war
AaL.; der Bat gab daran 5 fl., sowie 2 Kannen La
Cöte; vgl. JMüller 1867, 156. — Fisch-: Mahl, an
welchem Fische (wahrsch. Lachse; vgl. Letzt- M.) das
Hauptgericht bildeten. Einem Zuchtmeister wird ver-
gütet für 4 Fischmäler 24 Krzr. XVIII., Sch Ämterb.
— Freud-: Kindtaufschmaus Gl. — Fron-: Fest-
mahl zu Ehren eines Fürsten. .[Nach der Krönung]
der küng uf das rathus g'füert was in ainen kostlichen
sal. Da hielt man nun das fr. mit unsäglichem prang.'
Vau. — Gant-Möli: Schmaus, den man nach einer
Versteigerung, bes. von Liegenschaften, abhält Ap;
ZO. — Gisel-Mäl: Mahl im Einlager, auf Kosten
des Glsels (s. Bd I 467/8). XIV./XVL; vgl. Troll VI
212; Arg. IV 233. — Gläris- s. Bd U 642. .Das
guot ist eigen unz etwas an das gl.- 1420, Arg. —
Gräube"1-, Grübe"-: Mahlzeit am zweiten Abend
nach dem Schlachten eines Schweines fürs Haus, zu
der ausser den Nachbarn auch Verwandte eingeladen
und bei der in erster Linie Gräuben (s. Bd II 686) auf-
getischt werden GRÜbS., Sa. ; vgl. Metzgi-, Wurst-M.
- Grueber-Mäli: Schlussmahlzeit nach dem .Grue-
ben' (s. Bd II 696) ZS. Vgl. Chrä-Hanen. - Sräbt-
Mäl = Gräbt 2 (s. Bd II 698) B; S; Syn. Liehen-,
Toten-M. A. 1611 erlässt der Landrat von Xmv Ver-
ordnungen über die ,Gr.-Mähler' und Hochzeiten.
.Zuglyeh sollend verbotten syn die unnotwendigen
Greb(d)nussmähler (Begräbdmähler) und dass man
deren weder in eignen noch offnen Hüseren halten
siille.' B Mand. 1628/67. S. noch Schild III 83 ff.;
Glutz-Hartmann 1879, 15/6. — Griff e"-Mäli: von
den drei Ehrengesellschaften von Klein-Basel jeweils
im Januar veranstaltetes Fest. Mittags 12 Uhr an
dem festgesetzten Tage kommt der .wilde Mann' den
Rhein heruntergefahren und wird heim Gesellschafts-
haus von seinen Genossen .Greift"' (s. Bd II 709) und
,Löwe' empfangen; darauf begeben sich die drei
.Wappentiere' auf die alte Rheinbrücke bis zum Käp-
pelijoch, der ehemaligen Grenze zwischen Gross- und
Klein-Basel, wo sie einen höchst primitiven Tanz auf-
führen. Nach dem darauf folgenden Mahle halten die
drei .Ehrenzeichen' einen Umzug durch die .Kleine
Stadt.' S. noch Bs Taschenb. 1884, 248, Uelerich Bd I
183. — Groppen-Mäl: Mahlzeit, an der hauptsäch-
lich Groppen (s. Bd II 788/9) aufgetischt werden.
.N. N. behauptet, dass die Fischenzen in der Aare bei
Döttingen stets dem Bischof gehört haben, da die
Fischer schuldig seien, dem Vogt die Fische zu brin-
gen, und da der Vogt jährlich mit grossen Kosten ein
Mahl, Gr. genannt, halten müsse.- 1586, Absch. .Der
Vogt zu Wangen haltet noch jährlich das Hofgericht
zu Subingen und darauf ein Mahlzeit, das Gr. ge-
nannt.' Fr. Haffner 1666. ,Das Hofgericht oder ge-
meinlich das Gr. genannt.' ebd. — Hebel-: alljähr-
lich unter Leitung der Basler historischen Gesellschaft
zu Hausen im Wiesental abgehaltene Gedächtnissfeier
zu Ehren JPHebels. — Holz-: Mahlzeit, die nach
Schluss des Holzschlags in der Corporationswaldung
den Holzhauern im Pfarrhaus gegeben wurde und an
der auch die Dorfvorsteher Teil nahmen ZDüb.
Hüener-: jährliches Festmahl in ZWthur, an
welchem die Nachkommen der altadeligen Geschlechter
in und um die Stadt, ferner die Stadträte und die
Pfarrer von Wülfiingen, Pfungen und Hettlingen Teil
nahmen, und zu dem vormals der Landvogt auf Kyburg
einige Hühner beizusteuern hatte; vgl. Troll III 104/5;
Leu. Lex. XIX 501; Garn Bd H 420. .Am H. zu
Winterthur, da man g'rad den Prosynodum gehalten.'
1696, Z Syn.-Mscr. .Hüenermäler veranstaltete auch
der Staat Luzern als Gerichtsherr seit dem XV. t. auf
dem Rathause, t. auf den Zunftstuben aus den Herbst-
hühnern; doch wurden sie in der Mitte des XVII. als
zu kostspielig abgeschafft; vgl. Liebenau 1881, 206.
Das Wthurer H. gieng hervor aus dem Mahl, das der
Landvogt auf Kyburg zunächst aus den Zinshühnern bereiten
Hess und zu dem er die Honoratioren der Nachbarschaft einlud.
Henker-: 1. wie nhd.; dann übh. ein reichliches
Mahl Sch; Z. D's H. ge". reichlich abfüttern W (auch
vom Vieh). Vgl. Fr., Ztschr. VII 297; henken Bd II
1457. — 2. bei Bauersleuten eine aussergewöhnliche
Fleischmahlzeit, die sie sich gestatten, wenn sie das
Fleisch eines ins Haus geschlachteten Schweines aus
der Salzbeize nehmen, um es in den Rauch zu hängen
ZPfäff., S. — 2 bezieht sich auf das Aufhängen (henke") des
Fleisches, lehnt sich aber in der Form scherzh. Weise an 1 an.
159
Mal. mel, mil, innl. nmt
IriO
Herron-Mal: Mahlzeit, die der Vogt aufSchloss
Grüningen den Abgesandten <ler Herrschaft Zürich,
den Pflegern. Amtleuten, Vögten, Richtern usw. bot;
solche ,H.- verrechnete er dann als stehende Ausgabe
in seinen jährlichen Amtsrechnungen. — Herbst-:
Mahlzeit, die der .Rebniann' am Schluss der Jahres-
arbeit von dem Eigentümer der Reben erhielt. ,Für
das H. 1 Mass Wein, '/« P>'°t un(l 1 PM Rindfleisch.'
1696, Sch Rebbüchli. — Judas-: Festmahl am Grün-
donnerstag Abend LRick.f Wer zuerst in die Schüssel
mit dem Hauptgericht langte, wurde Judis geheissen,
wer es nach ihm tat, Malchin. — St Johannes-:
Festmahl nach Weihnachten Ap; vgl. Ap Geschichten
und Sagen S. 71. — Jars-: alljährlicher Festsehmaus
auf den Zünften. .Als etliche Male bei Jahrsmälern
so grosse Kosten ergangen sind, soll man fortan 8
oder 14 Tage vorher ein Bott [gebotene Zskunft]
halten und beraten, was der Oberstubenmeister ein-
kaufen solle.' 16U2, Geering (Bs). — Chueche"-
Möli: Mahlzeit beim ersten Patengeschenk am Neu-
jahrstag, zu der die Paten grosse, gebackene Ringe
(Kuchen) mitbringen S (Schild). Het Eine'' g'rad es
Ch., he im, an chömme" d' Chnabe" z' Chilt, cho" singe',
essen und chu" trinke". Schild. Bi-n-üs uf-em Land
nimmt wie" 's justement nit so g'nau, gab Eis [ein Kind]
me am Tisch oder nit, gab es Ch. me oder weniger,
wenn 's Gottsu-ill isch. ebd. — Kan z listen - Mal.
,Ich holete [meine Braut] ab an unser K.' 1663, Z
Taschenb. — Chäs-: Schmaus bei der Verteilung des
Gewinns einer Gesellschaftskäserei B; vgl. Gotth. XX,
Kap. 17 ,die Abteiltig.' .Unser Amtleuten und Bur-
geren Hochzeit-, Zehnd-, Käs- und andere Mähler.' B
Mand. 1661. — Chaste"-: Mahlzeit bei Anlass der
Rechnungsablegung des Klosterverwalters Ndw. —
Klause"-: jährliches Fest der Schiffleute auf dem
Vierwaldstättersee zu Ehren des Schutzpatrons St Ni-
kolaus; vgl. ab-buren ßd III 447. — Knechten-:
Mahlzeit der Knechte im Schloss Grüningen; sofern
daran die Tagelöhner Teil nahmen, wurden die betr.
Auslagen regelmässig unter dem Titel ,Kn.' in den
Amtsrechnungen aufgeführt. — Chrom-: von einem
Verein oder einem Privatmann veranstaltete Mahlzeit,
von welcher jeder Teilnehmer einen Teil der Über-
reste [als Chram] mit nach Hause nehmen durfte GStdt.
Es wurde zum Voraus angezeigt, ob es eine Kröm-
oder eine gewöhnliche Mahlzeit sein werde. .Unsere
Mahlzeit war eine Krömmahlzeit. Wir niussten sie
so um unserer Frauen und Kinder willen wollen!'
PScheitlin 1829. .Später kommen die Mägde mit den
Laternchen und den Körben, denn es ist eine Kröm-
mahlzeit.' ebd. Vgl. lieseheid-Essen Bd I 528, B'haltis
Bd II 1239, Chram Bd III 810.
Krüt-: Mahl, das man den Bauern von Zllln.,
Kyb., Lind, hei der Zehntenverleihung verabreichte.
Jährlich uf Johann is im Summer hat man den G'meins-
liiten ein Mal geben müessen, das ward das Kr. ge-
namset.' JJRüeger 1600 (nach ihm erst a. 1580 ab-
geschafft; vgl. dagegen Krüt-Fond Bd I 850). .1517
ward geordnet, diss Kr. zu besuchen, ein Zug mit
2 Mannen, ein halber Zug mit 1 Mann, wie auch die
mit der Howen buwend und den Zehenden gebend.'
ebd. 1517 und 1580 wurden besondere Verordnungen
betr. das ,Kr.' erlassen.
Willis, h. benannt mit Bez. auf das , Kraut' [Mangold],
das hui die genannte Zeit in bester Entwicklung and Frische
steh! und \ ii-ll. eben bei diesem Mahle vorgesetzt wurde;
vgl. noch Mem. Tig. 1845, S15 und Chrüt Bd 111 885.
Scr-Chrüt-Mäli: Mahlzeit auf der Zunft zur
Saffran um die Zeit, da frisch eingelegtes Sauerkraut
als Erstlingsgemüse aufgetischt werden kann ZStdt.
— Lich(e»)-Mäl (in ZSth. Licht-) = Grübt (s. Bd II
698) Ar: Tu: Z. .Die Tauf- und Leichenmähler sollen
in den Wirtshäusern zu halten verboten und nur in
den eignen Häusern erlaubt sein, Erstem nur die
einzelnen Taufzeugen beiwohnen, bei den Letztem
aber nur die Eltern, Kinder, Geschwisterte, Schwägere
und Geschweien, so aus entfernten Orten herkommen,
bewirtet werden mögen.' 1785. Z Ges. S. noch Ruppen
1851, 70; Osenbr., W. I 23; V 80; Schild 1885, 175.
— Leid- = dem Vor.; daran nehmen Teil die ,Leid-
lüf, die Träger der Leiche und der Lehrer, der das
.Leichengebet' übernommen hat ZO. ,Die uf unserer
Landschaft von neuwem yngerissne Lych- und Leid-
mähleiv Z Mand. 1650. — W erc h - Lüten-: den
.Werkleuten', bes. am Schlossbau, verabreichtes Mahl,
so ziemlich stehender Titel in den ZGrün. Amtsrech-
nungen. — Leuwe"-Mäli: jährlicher Schmaus der
Kleinbasier Gesellschaft zum Löwen; vgl. Bs Taschenb.
1884, 239; ferner Grlfen-M. - Letzi-Mäl: Abschieds-
mahl Z; Syn. Letzt. .Bisher haben die Landvögte vor
ihrer Abreise auf der Obrigkeiten Kosten ein L. an-
gestellt, wobei mindestens 50 fl. aufgegangen sind.'
1626, A iiscii. ,l>iss Nachtmahl ist zugleich das erste
Nachtmahl und des Herrn Christi Letzemahl. So oft
wir's halten, essen wir mit Christo gleichsam die
Letze.' FWvss 1650. ,Die G'richtserkanntnuss. welche
a. 1721 ist am gewohnlichen L. geordnet worden.' 1740,
Uürs. Rq. ,Auf den Antrag des Landvogts [im Th]
wird unter Ratifikationsvorbehalt das sog. L.. welches
die Landvögte in ihrem zweiten [d. h. letzten] Amts-
jahre bisher zu geben pflegten, abgestellt.' 1740, Absch,
,Dem Vogtg'richtsdiener an dem Lachs- und Letzimahl
für das Bescheidessen 1 fl.' XVIIL, Sch Pfrundenb. ;
vgl. Fisch-M. — Maien-: Name des Gastmahls, das
früher nach der Äinterbesetzung am 1. Mai auf dem
Rathaus für die Bürgerschaft veranstaltet wurde AaL.
Nachdem das ,.M.' 1735 abgeschafft worden war, gab
man den Bürgern als Entschädigung eine Geldspende ;
vgl. JMüller 1807, 153 und Mai. — Ammann-:
Nachtessen nach der Landsgemeinde, an welcher die
Standesämter neu bestellt wurden, auf Kosten des
neuen Landammanns oder, wie 1650 in Schwyz, sämmt-
lichcr neugewählten Beamten ; vgl. Blumer, RG. I b
120 ff.; Gfd 38, 119 11'. .Und als dann ein Zyt bar,
wann ein Landammann erwählt worden, ein grosser
überschwenklicher Kosten mit dem A. über dieselbigen
ufgelofen, nit allein mit Landlüten, sondern auch
frömde und junge Knaben, so nit über die 14 Jar.
auch die Maler uf den Landammann getan, derohalben
habend MHHn für gut befunden, dass zu künftigen
Zyten, welcher als Landammann erwählt wird, kein
Mal mehr geben solle, sonder einem jeden Landmann,
der fürüber die II Jar ist, 5 Btzn dafür solle gegeben
werden.' 1611, Gfd (Ndw). ,Wcr eine fremde Weihs-
person heiratet, die nicht 300 fl. Kapital besitzt, soll
am Allmendnutzen, an Pensionen und an Anmiann-
mählern keinen Teil mehr haben.' 1703, U Rcj. ,I>as
sog. A. soll nach ordentlich abgehaltener Landsge-
meinde in Zukunft wieder gehalten werden.' 1864,
Ndw Gesetzb. — Müs-. ,Prandtum abstenium, prov.,
161
Mal, mel. mil, mol, mul
102
Mäusmahlzeit, Mahlzeit ohne Wein, da man mit den
Gänsen trinkt.' Denzl. 1677; 1716. — Mischel-:
Mahlzeit, an der ein Gemengsei von allerlei Speisen
l.iiieseolanza') aufgetragen wird PA1. (Giordani). —
Meister-Mali: Mahlzeit zu Ehren eines neuge-
wählten . Zunft- (bzw. Stuben-) Meisters' Bs (Spreng);
vgl. Geering 1886, 104. — Bü"-Meister-Mäl: Mahl-
zeit bei der Ablegung der Jahrrechnung des Bau-
meisters [des ersten städtischen Vorgesetzten]. XVI.
bis XVIII., ZEgl.; vgl. Wild 1883 I 109.
Mitt-, MittmA, Mittel: ein Flächenmass, ungefähr
100—120 Quadratruten, 9000 Quadratfuss oder '/* Ju-
chart GKh. .4 mitmel ackers, 2 kurzi mitmel.' 1393,
GRChur Urbar. .Ein mittmal ackers.' Tschüdi, Mise.
hist. .Mitmel-, Mittel-Äcker' werden erwähnt im GSev.
urbar von 1609; vgl. Mal-Acher Bd I 67.
Mhd. mite-msl (vgl. Lexer); volksetymologisch ausge-
deutet: So viel Land, als man zwischen zwei Mahlzeiten zu
pfiOgen, übh. zu bearbeiten vermag.
Metzgi-Mäli: Metzelsuppe BBe.; Syn. Metzgeten;
vgl. Gräüben-M.
Nacht- Mal: 1. Abendmahlzeit. ,N., cena ob-
sonium.' UwE. Voc. .Das beschach am nechsten sttn-
nentag darnach umb das n.' 1388, Gl Urk. ,Zue
vesperzyt umb das n.' NSchradin 1499. ,Es ist auch ihr
brauch, auf stroh oder einer sträue sitzende ihr ymbis
und n. zu essen.' Tschddi, Gallia. ,Die schenke oder
n. [am Hocltzeitstag].' Jos. Maler 1593. .Ammanmahls
halber blybt [es] wie von Altem har, [dass] jeder Land-
mann über 14 Jahr das N. am Ammansatz tuon möge.'
1612, Gfd (Ndw). ,Den Brütigam und Brut samt ihren
Eiteren und Geschwüstergiten by einem bescheidenen
Nachtmäli in ihrem Hus ald Herberig allein lassen.'
Z Mand. 1636. — 2. das h. Abendmahl Bs; B; Gr;
Th; Z. 's N. ne", zum Tisch des Herrn gehen. D's
N. Im", konfirmiert sein BHa., B. Zum N. gä", kon-
firmiert werden GrD.; vgl. zum Her gän. Wie de''
Buob denn üsg'schuolet zum N. g'sin ist. Schwzd.
(GkD.). ,Wir band ouch nützid für uns genommen
wider den einfaltigen ynsatz des n-s unsers Herren,
das man bishar die rness genemmt hat.' B Disp. 1528.
,Es solle der evangelische Sigrist mit einem sonder-
baren [besondern] Kilchenschlüssel und Ghalter usw.
insonderheit [zu den] dem h. N. gehörigen Sachen ge-
bürlich versehen werden.' 1639, AAWett. Klosterarch.
,Das Nachtmahlfest in der Karwochen.' JMüll. 1661.
.Weilen das Brod bei ihrem N. kein Segnung bedarf,
so könnte ja ein Jeder selbiges zerschneiden und seinen
Mocken [Stück] nemmen.' FXsi 1696. — g*nacht-
malet: konfirmiert B.
Betr. den Gehrauch der beiden Synn. Abend- und Nacht-
Mahl vgl. Gr. WB. I 25; s. auch noch ebd. VII 199.
Becher-: ein früher in ZWthur von der .Gesell-
schaft der Bürger' bei Anlass der Untersuchung des
Silbergeschirrs gefeiertes zweitägiges Fest; vgl. Troll
III 74. — Beile"-Möli: ein alljährlich am Schlüsse
des Holzschlags von den Beilengenossen [Holzkor-
poration] der Kehrordnung nach bei einem Mitglied
gefeiertes Mahl, wobei man zur Bestreitung der Ko-
sten gewöhnlich einen der gefällten Stämme verkaufte
ZZnll. — Bone"-Mäl: die Bewirtung, welche der
Pfarrer von AA.Mumpf den Einziehern der Bodenzinse
und Zehnten zu Teil werden Hess, wenn sie dieselben
ablieferten. — Bären-: Mahlzeit nach glücklich ver-
Schweiz. Idiotikon IV.
laufener Bärenjagd. XVI.. BSigr.; vgl. Wölf-M. —
Buesse"-: Mahlzeit, die aus den Gerichtsbussen ver-
anstaltet wird, so z.B. einst bei den Knabengerichten
von Graubünden. — Kindbetti-: Kindbettschmaus.
Die Kindbettermähler, wie sie an etlichen Orten üb-
lich waren, wurden bei 10 fl. verboten. XVII., L (Gfd).
.Kindbetti- oder Kindstaufimähler.' B Mand. 1667. —
Botten-: Mahl, das im Schloss ZGrün. den ankommen-
den Boten (bes. obrigkeitlichen) gereicht und regel-
mässig in den Ausgaben verrechnet wurde. — Bruch-:
bis 1798 alljährlich auf Schloss Kyburg abgehaltenes
zweitägiges Mahl, zu dem alle hoheitlichen Beamten,
viele Gäste aus der Grafschaft und aus der Verwandt-
schaft des Landvogts eingeladen wurden und das mit
allerlei Spielen schloss; vgl. ZWthur Neuj. St. 1886,
13/4. — Bruederschafts-: Mahl einer (religiösen)
Bruderschaft. Aufgezählt neben .Gcsellen-Mählern.'
1683, U Rq. — Brunnen-Möli: Mahl bei der Rech-
nungsablegung des sog. .Brunnenmeisters' an die
.Brunnengenossenschaft' ZZoll. — Rüebli-Mäl: all-
jährlich im Frühling und Herbst auf der Zunft der
.Metzger' abgehaltenes einfaches Fest, das in drei
Gabenverteilungen an die Armen und ein Gastmahl
der Zünfter zerfällt BStdt; vgl. B Taschenb. 1862,
155 f.; Durheim, Beschr. 162/5. , Während früher auf
Neujahr bei den Botten [Zunftversammlungen] und
bei der Waffenschau Mahlzeiten gehalten wurden,
haben sich auf Metzgern einzig noch die beiden Rüebli-
mäler erhalten.' B Taschenb. 1866, 434/7; 442/4. ,Die
Rübli- und Metzgermähler sollen eingeschränkt und
nicht mehr als 6 Ztr Fleisch und 6 Mütt Dinkel dazu
verwendet werden.' 1693, ebd. — Reche"-: Mahl bei
der Ablegung einer Rechnung oder Rechenschaft; eine
solche gab der Amtmann z. B. den , Rechenherren'
ScHSt. S. noch Rechen-Gelt Bd II 260. — Ufricht-
GrD.; Sch; Th; Z, -richter- ScHHa., -richti- S, -richts-
Bs: Mahl, das der Eigentümer eines neuen Gebäudes
den Zimmerleuten und Maurern, sowie den helfenden
Nachbarn und Dorfgenossen nach der Ufrichti [Er-
richtung des Dachstuhles] gibt; Syn. Ufrichtetm. In
LSemp. leisten auch die Nachbarn Beiträge an Speisen
und Getränken; vgl. JBölsterli 1867, 104; HsHerzog
1884, 266. — Richter-: Mahl der Gerichtspersonen.
.Us'geben r. [der sog. Landrichter] an gelt 5 Ib.' 1537,
ZGrün. Amtsrechn. ,Der Richtermähleren halber ist
unsere Erlüterung: Wann neuwe Richter an unser
Stattg'richt erwellt werdend, dass dennmalen die zwen
neuwe Richter zu ihrem Antritt ald Ynzug kein Mahl-
zyt nit, sonder beid mit einanderen nur einen be-
scheidenlichen Abendtrunk halten [sollen].' Z Mand.
1650. ,Wir verbieten, dass an die Richtermähler keine
andere Personen mehr als die jederweiligen Richter
geladen werden.' ebd. 1680. ,Das r. für beide rate und
das gericht sammt ihren wyberen [soll bleiben].' 1509,
Wild, Egl. — Landgerichts-: Mahl der Land-
richter im Thurgau. ,Es will auch das Landgericht
die vier ordinari Landgerichtsmähler fallen lassen.'
16'26, Absch. — Ufritt-: Mahl, welches der neu auf-
ziehende Amtmann seinem Ehrengeleite gab. ,Der
Ufrittmähleren halb habend wir gesetzt, dass fürhin
Niemand an solche Ufrittmähler solle geladen werden,
dann nur Diejenigen, welche an den Ufritt geladen
sind und mit dem G'ritt ryten werden.' B Mand. 1628.
— Sibner-: Mahl des sog. .Siebnergerichts' [eines
Civilgerichtshofs] U. ,Die Fünfzechner- und Sibner-
163
Mal. mel, mil, mol, mul
164
mähler abzuestellen.' 1625/50. Gfd (für U). — Sech-
\l ,i 1: Mahl, Jas ein neu gewählter Zunftvorstand
(,S6chser') seinen Kollegen gab; vgl. Geering l<xii. 100.
— Seckel-: Mahlzeit bei Abnahme der .Seckelamts-
rechnung' (vgl. Bd 1 245). .Als anzug ist bescheehen.
ob man well das s. abstellen und eim für das mal 5 ß
geben, "der ob man das mal well in einem wirtshus
haben, damit zuo verhüeten unnützen kosten, der in
vil weg mit essen schicken [vgl. Bescheid-Essen] und
in ander g'stalt ufloufe.' 1519, Egli, Acten. — Ge-
sellen-. ,Ich will dich ouch laden, dassdu nf Sonntag
uf den [Linden-] hof kommest; da werden guot g'sellen
zuosammen kommen und ein g's. da haben.' 1522,
Egli, Acten. Vgl. Schenkt. — Senne"-: Mahlzeit an
der Sennenkirchweih SchwW.; vgl. Schwzd. 35, 32. —
Süser-: in der Sauserzeit von Vereinen (Zünften
ZStdt), Privaten und spekulativen Wirten verunstal-
tetes Mahl, wobei neben Schweinefleisch und Sauer-
kraut der Sauser eine Hauptrolle spielt Z. Dergleichen
Mähler scheinen schon früh üblich gewesen zu sein.
wie eine Verordnung von ZEgl. beweist (XVI. Jhdt),
laut welcher in der (Ernte und) Weinlese den Ver-
ordneten der Lohn (offenbar st. eines Mahles; vgl. Wild
1883, I 109) entrichtet werden sollte. — B'setzi-:
Mahlzeit der Wahlbehörde bei der Ämterbestellung
(JüPr. Betr. die ,Besatzungsmähler' im alten Luzern
vgl. Liebenau 1881, 203/4. — Gescheids-: Mahlzeit
des .Gescheids', d. h. des Gerichts über Grenzstreitig-
keiten. ,Dass die Sechser-, Statt-Ehegerichts-, wie
auch die neulich eingeführte Gescheidsmähler auf die
seit etlichen Jahren eingerissene überköstliche Weis,
in sonderbaren Häuseren oder auf den Zünften, keines-
wegs mehr gehalten werden [sollen].' Bs Mand. 105s.
- Schüeler-: jährliches Festmahl der Schuljugend
von AaL.; vgl. JMüller 1807, 157. — G'sch wornen-.
.Als ich den 0. Jenner Vogt und sechs G'schwornen
[Üorfvorstehern] und Weibel das G'schw. gäbe, kostet
es mich 7 rl. 13 ß.' 1092, Tageb. Zuber. — Sperber-
= Vbgel-M, .Wegen des Sp-s soll der Landvogt für
jeden Markt mehr nit als '20 Pfd verrechnen.' 1053/4,
Absch. — Stuben-: Mahlzeit auf den Zunft- und
Gesellschaftsstuben. .Wann die Stubenmeister zu
g'meinen St.-Mälern Wyn uf Borg nemmend.' B Ge-
rii htssatz. 1715 und ähnlich ebd. 1721, 95. — .In-
stand-: Willkomm, adventorium prandium; aditialis
coena, ijuae in aditu bonorum datur.' Denzl. 1077;
1716. — Stür-: Mahlzeit, welche bei oder nach dem
Bezüge der Steuer stattfand. 1540/73, UMey., Wthur.
Chr. Vgl. Zehnten-M. — Tüchel-: Mahlzeit beim
Fang von Haubentauchern. .Disen tag, da im Züricher
gebiet, g'wonlich in der mitte des augstmonats im
i ir\ M'i'hMT. .'in «Ki, r vil,' von ilücheln gelangen wird,
nennend dieselbigen leut dücheltag und das mal, so
sy nach dem fang mit einandern essend in des vogts
haus, düchelinal.' Vogelb. 1557; vgl. HSchinz 1842,
275. — Tauf- (in Aidl.. .M. Taufer-, in GrD.; Schw;
Tu; Z Taufi-J: Kindtaufschmaus. Das Fest wird am
Tauftag oder später, in neuerer Zeit für mehrere Kin-
der zusammen, gegeben GrD. Wie bi-mene" T., reich-
lich, herrlich und in Freuden Scnw. .Die Taufmähler
[sollen verboten sein], ausgenommen ein bescheiden-
lich Mittag- oder Nachtessen der Hebamm und denen
Frauen, die in der Kindsnof beigestanden.' Z Mand.
1718. .Ehedem wurden in der Stadt sehr kostbare
Taufmähler gehalten, die nun auch abgeschaffet, auf
der Landschaft aber noch gebräuchlich sind.- Herrliu.
1751. Vgl. noch iAchen-M., ferner Gotth. XV 87. —
Narh - Taufe- = Chüechleten 3 (s. Bd III 1-15). Z
Mand. 1718, 8. — Donnstags-: auf den Donnerstag
fallende Festmahlzeit der Räte von AaL. (bis 1614);
die Kosten wurden aus der Bussenbüchse bezahlt;
vgl. .1 Müller 1867, 156. — Torggel-: Festmahl nach
dein Keltern der Trauben, zu welchem auch der
.Torggel-Meister' zu Gast geladen wird Gr; s. Tseh.
358. Vgl. die synn. Trott-M., Tränten. — Tote"- =
Gräbt-M. „Bs;" Gl; Gr; L; G; Z (wo auf dem Lande
ausser den Verwandten auch die .Träger' eingeladen
werden). Nach dem Mahle knieen alle teilnehmenden
Verwandten nieder, um für den Verstorbenen zu beten
L. Betr. die Ausartung der Totenmähler vgl. T.-Fressen
Bd I 1324, ferner B. II 72. .[Verbot] dass man einiche
totenmäler uf jarzyten und begengknussen der abge-
storbenen meer halte.' 1596, L Verordnung; vgl. Kid
X 236. ,Nach der Leichpredigt werden, wo da- Vei
mögen zureicht, weitläufige und kostbare Totenmähler
gehalten, so vielen hierum von Zeit zu Zeit errichteten
obrigkeitlichen Verordnungen zuwider.' Herrliu. 1751.
S. noch Germ. XI 1 ff. — Trunten- s. Trunten.
Truesen-. .Ein feisst maal, ein tr., von feissten, aus-
getrueseten dingen.' 1548, Jes.; dafür 1531: .ein feisst,
kostlieh, säuberlich maal'; 1882: .ein fettes Mahl, ein
Mahl von alten Weinen, von fetten, markigen Speisen,
von alten, geläuterten Weinen.' Vgl. wöl-ie-marget.
— Trott- = Torggel-M. AaB.; Z. .Klage wegen Ver-
vielfältigung der Trottmähler, wie dass nämlich alle
Teilhabere einer und derselben Trotten sich an mas-
sind, sich bei selbigen einzufinden, da doch zu einer
Trotte eigentlich mehr nicht als nur ein Mann ge-
höre.' 1705, ZWein. — Weber-: alljährlich oder alle
zwei Jahre an einem Sonntag gehaltenes Familien-
mahl, wenn der (ebf. eingeladene) Leineweber das aus
dem Eigengespinnst hergestellte Tuch bringt ZStb.
,Dass alle und jede Liechtstubeten und die sogenannte
Wehermähli hochoberkeitlich verhütten sein.' HDiener
1803 (ZOGlatt). — Weibel-: Mahlzeit, welche der
Vogt von ZGrün. den Gerichtsboten gab; stehende
Ausgabe in den betr. Amtsrechnungen. ,3 vtl fueter-
haber brüchtend die weibel sammt andern, als ich
das w. gehept hau.' 1547, ZGrün. — Wiber-: eine
alle 2 — 3 Jahre stattfindende Lustbarkeit der Frauen-
welt eines Dorfes Aa; Z. Die Frauen versammeln
sich dabei im Hause derjenigen von ihnen, die als
.Wiber-Ilauptmann' bezeichnet ist. und werden dann
mit Musik ins Wirtshaus zu einem Abendessen ab-
geholt, dessen Kosten aus der , Wiber- Kasse' (s. Bd III
501) bestritten werden. Nachher stellen sich auch
die Männer ein und das Fest schliesst mit Tanz ZKn.
,Dass die ein Zyt her brüchig gewesnen Wyber-
mäler und andere unverschämten Nachzecheten aller-
dings abgestrickt syn söllint.' Z Mand. 1636/50.
Chilchwich Chübi-: Mahlzeit am Kirchweihsonntag
Schw; U. .Statt des Kilbi-Mahles, das die Obrigkeiten
jährlich ein nicht Geringes gekostet hat, soll fortan
der Landvogf den Priestern, Prädikanten, Schulmei-
stern und Messmern jedem i> Btzn geben und damit
snll das Mahl abgestellt sein.' 1626, Absch. (GBh.). -
Äschen-Mittwuche,1-Mä I i: Zunftessen der .Kauf-
leute', , Hausgenossen' und .Krämer' am Aschermitt-
woch P.sStdt. — Wolt'-Mäl: Mahlzeit nach glücklich
abgelaufener Wolfsjagd; so z.B. 1557, BSigr.; vgl.
165
Mal. im
166
Bären-Mal, Wolfs-Garn IM II 125. ,Den Jagdtag be-
schloss ein Wolf- oder Bärenmal, dessen Hauptbestand-
teile Wein, Brut und Käse waren.' Hagenb., Sigr. -
Wümmer- = Chrä-Hanen (s. Bd II 1308) am Schluss
der Weinlese Z. — Glück- Wunsch-: Festmahl zu
Ehren von Gratulanten. .Wann je Einer, so uf ein
usser Amt gesetzt wird, synen Verwandten und Nach-
huren, den Mannspersonen uf syner Gesellschaft und
den Wyberen im Hus ein Gl. halten und geben wollte.'
B Mand. 1628. — Wuer-Mäli: jährliches Festessen
der Basler und markgräflich badischen Behörden, denen
die Aufsieht über die Wasser- und Uferbauten am
Wiesenfluss zustand; das Mahl fand am Martinstag
nach Abwicklung der gemeinsamen Geschäfte zu Klein-
Hüningen Statt und die Fischer mussten dazu einen
Lachs liefern; vgl. W.-Essen Bd I 528. — Gemein-
werks-: auf Kosten der Stadt veranstaltete Mahlzeit
der Bürger, die zur gemeinsamen Arbeit am Gemeinde-
land zskamen. XVIII., AaL. (bis 1745); vgl. JMüller
1867, 156. — Wurst- = Gräube*-, Metzgi-M. Aa; B;
G; Th; Z. Es war üblich, auch den Dorfschullehrer
einzuladen B; Z. Die Hauptspeisen bilden im Allg.
sog. .Voressen', Blut-, Leber- und Bratwürste und ein
Braten vom geschlachteten Schwein; Verwandten und
Nachbarn werden ebf. Würste oder eine Schüssel mit
Suppe und verschiedenen Einlagen ins Haus geschickt;
vgl. Metz geten; (verkleidete GWe.) Kinder und Bettler
kommen vors Haus und singen, um beschenkt zu wer-
den, das Chrummbein-Lied (s. Bd IH 1096/7); in GWe.
klopfen sie und miauen; erhalten sie Nichts, so singen
sie: 's stecket e" Gapple* in der Wann*; wenn er is
Nüt ginn, isch e" Schann*. Das Landmädchen erzählt
vom Abendessen in der Stadt: Fürwör, wie am e W.
isch es g'si"; grüe"s Heischt und Stückli [Schnitze],
Suppe*, Brut und Wim. Stutz. Zuegä" wie z' Watt
[einem Z Dorf] am W., unordentlich, drunter und
drüber; in Saus und Braus Z. .Fründligkeit und
Gastfrye üebend die Landlüt mit einanderen mit Orten,
Wurst- und Hochzytmäleren.' JRüeger 1606. Söi g'möx-
gei und 's Würstmol g'ha*. Gespr. 1712. S. noch
Chesseli-Fleisch (Bd 1 1222), Schwzd. 33, 52/6; PHWolff
1881; JMüller 1867, 162. Dem Wurstmal geht (z.B.
in ZZoll.) das Bhietwürst-Versueche" um ein paar
Stunden voraus. — Wisings-: Mahlzeit, welche
ehemals im Kloster Fahr [welches früher die Grund-
herrlichkeit besass] nach dem jährlichen Maiengericht
gehalten wurde ZWein. — Fünf-Zechner-: Mahl-
zeit des Fünfzehner-Gerichts Uf; vgl. Sibner-M. —
Zins Zeis-Möli: Trinkgeld, das in üblicher Weise
der .Zinsherr' dem Überbringer des Zinses gibt und
das an die Stelle der frühem Bewirtung getreten ist
ZW.; Tgl. Z.-Brot. — Zehnten-: (reichliches) Mahl,
das der Zehntherr alljährlich den Zehntpflichtigen zu
geben hatte; vgl. Seg., EG. H 768; ferner ebd. I 536.
N. N. habe ihm gesagt, er gedenke 120 Jahr und habe
nie anders gehört, als dass Jeder, der eine Garbe zu
Zehnt gab, an dem Mahl essen helfen dürfte ,und soll
ein erlichs mal syn, gesotten und gebraten und essen
und trinken genueg.' Es wird festgesetzt, damit das
Z. .nicht ungebürlieh gebracht werde, soll [das Klo-
ster Schännis als Zehntherr dafür] 2 pfd hlr geben
können.' 1489, LWinikon. Beim Z. der Gemeinden
Bonstetten, Birmenstorf und Stallikon sollen auf jeden
Pflug zwei Personen am .Mahl teilnehmen. Wer keinen
Pflug hat und .mit der howen rütinen macht', soll
ebenfalls zum Mahle das Recht haben. 1521, Egh,
Acten, Die Beschwerde des N. N., als Inhaber des
Zehntens von Oulens, dass diese Gemeinde prätendiere,
er müsse beim jährlichen Ausruf des Zehntens den bei
der Steigerung Anwesenden ein Gastmahl oder aber
20 Florin geben. 1585, Absch. — Hoch-Zit-, 1 [och-
sig-, Hösstig-: Hochzeitsmahl. ,Für ein H. soll ein
Mann bezahlen 1 Pfd 2 ß, ein Frau 18 ß; doch ver-
steht es sich, dass auf den Tisch Nichts solle bezahlt
werden.' Bs Taxordn. 1646. A H. asa mit Voressa,
Sau- und Rindfleisch, Bluot- und Lebericürst oder
Brotis? Korxhofer 1679. .Öffentliche Hochzeitinähler
an Sonntagen.' 1700, Ap Synodalprot. .[Die Teilnahme
an] Hochzeitmählern ist höchstens bis 50 Personen
[gestattet].' Bs Mand. 1758. S. auch noch Gfd X 242.
über-niöle": refl., an einem Mahle des Guten zu
viel tun ÄAF.f ,Wenn sicb Einer übermölet, dass [es]
zum Herge" chunnt, ist die Buoss 1 Pfd ß.' 1604, Aa
Wohlen Dorflibell.
malader (bzw. -öder) Aa; Ap; Bs; VO; G; Sch;
Tu; Z, maiaderig Ap; B; Z, malaterisch ZWäd. (neben
malidi), .malm]- : matt, abgespannt (bes. im Infektions-
stadium von Krankheiten), vorübergehend unpässlich,
kränklich, krank, von Menschen und Tieren, 's ist
mer (ich hi'J m. ZF. In einem Spottvers auf die
Schneiderinnen heisst es: die drittistm., die eiert ist
nüd g'sund Z Stall. S. noch Chatz Bd III 588.
Aus dem frz. malade, tw. viel], unter Einftuss des syn.
marodi; wie Dieses eines der WW. aus der Zeit der fran-
zösischen Dienste oder viel], der französischen Invasion. Die
End. er scheint nach Analogie deutscher Ad.jj. angefügt. Der
Acceut ist schwankend: ü (so in Aar".; Bs; ZS.) oder ge-
wöhnlicher 1,1.
malass: sich übel befindend, schwach Ap.
Gleichen Ursprungs mit dem Vor., jedoch unter Eiulluss
von malaz, Malazi; doch vgl. auch frz. malaise.
malauchen : einem Pferde die Kauzähne absägen S.
Wie wen uf c Cliauf alti Boss färbt und malaucht.
Schild.
Malause" f.: 1. die Traubenkirsche, prunus Padus
Gr; GO. — 2. Spottname der Bewohner von GVättis,
wo die Traubenkirschen sehr häufig sind Gü. — Betr.
den etym. Zshang vgl. das Syn. in«' Bd III 1416.
nialaz Bs (Spreng), neben malotsch und neuerm
ni'ihfigj, ,maliz.' Lüt. 1860, sonst in der Lit. .malazig':
aussätzig. Usg'seh wie-n-en Mals Bs f. ,Du malotziger
keib!' Schelte. 1381/1420, L Eatsprot. ,Die Bettler
und die Malizen soll man allenthalben vom Lande
fern halten.' 1491, Absch. S. auch noch ,malz(ig)'
bei Gr. WB.
Malazi, bzw. Malazei, Malzt, -ci — f.: Aussatz,
ä. Lit. Betr. den Glauben , derselbe könne durch
Kinderblut geheilt werden, vgl. Ansh. * 233. Bildl.:
,Er nimmt hin die Malatzy der Sünden.' B Synode 1728.
Mlid. maletai mit verschiedenen Nbff. ; vgl. .Malzei' bei
Gr. YVB. .Mala- (bzw. .Male-', ,Mali-')zI', bzw. .-zei' ist in
unserer ä. Lit. die häufigste Form, seltener sind ,Malzl' (bzw.
.Malzei'), z.B. Tierb. 1563; Fris. ; 1571, Absch. und noch
hei Wurstisen 1705; .malitz.' Tierb. 1563. Zweifelhaft ist,
ob nicht venerische Krankheiten in späterer Zeit, als der
Aussatz im Schwinden war, darunter verstanden wurden; vgl.
darüber Gfd XVI 2:39. Unser W. steckt in dem Namen , Malz-
gasse' in BsStdt; vgl. Bs XIV. 103 und Bd II 152. Vgl.
,Malz-Halden', Fluni. AaEhr. .Malizmos.' 1450, SchwTugg.
167
Mal, mel, mi 1. niol. null
168
Mihi- in Verwünschungen wie U.-Flueeh, -Hagel, -Chtib usw.
ist svahrsch. eupheni. Entstellung aus unserm W.; schon in
ihr mini. Periode galt malaz als busswürdigos Scheltw.; vgl.
.las ebf. als Schimpfw. verwendete Siech (= Sondersiech).
Maledl f.: Verwünschung. ,Ks was nit syn heiiger
segen, vil mer ein m.' BGlettixg.
maledie" (in Aa -deie"): verwünschen, bes. im
Ptc. l>egriffsverstärkcnd AaF. ; VO. E maladiti Hex,
Schelte auf ein Weib Zg. ,T)er geist Christi bringt
an das liecht die heimlich sünd und verborgene rna-
ledyung der herzen.' B Synode 1532/1775.
ver- = dem Vor., wiederum in participialer Ver-
wendung, t. als Verwünschung, t. zur Steigerung Aa;
Ap; VO; Gl; Gr; Sch; Th; Z. V. guet, schön, gross.
E" rcnnaledlter Baum, ein erstaunlich grosser Ndw.
Es het m'r vermaledit 'grüset Schw. Auch i. S. v.:
schlimm, böse, arg GS. Euphem. abgeschwächt ver-
malet Ap und so viell. auch vermal Ap; Sch; Tu. ver-
mal.schiert Gr; GO. Mit Vorsetzung des verstärken-
den mm- GrPi-. (u'vermahidU). Vgl. das syn. verfluecht
Bd I 1164.
Vermal könnte auch aus fermalisch (s. Bd I 1015) ge-
kürzt, vermalaschiert durch Ycrmengung vou Letzterem und
vermaledit entstanden sein.
liialefiste" (in GRHe. -fische', in Igis, UVatz -firste"):
an Wegrändern die Äste der Bäume und Sträucher
zurückschneiden, was bes. vor der Heuernte geschieht,
um für die beladenen Wagen den Durchgang frei zu
machen Gr. Die Arbeit wird bes. durch Beamte (in
Chur z. B. durch den Stadtknecht) besorgt, welche mit
einem Wagen durch die Feldwege fahren und mit
einem an einer langen Stange befestigten sichelförmi-
gen ,Hagmesser' bewaffnet sind Gr. Gestrüpp, Un-
kraut ausreuten Gr (Elias).
Viell. entstellt aus malefitzen, indem die Instandhaltung
und der Schutz der Strassen der gleichen h. Obrigkeit zu-
stand wie auch das Malefizgerieht, oder indem die Operation
mit der Enthauptung verglichen wurde. ,-First' war eine
naheliegende Unideutung.
Maleflz n.: 1. todeswürdiges Verbrechen; im wei-
tem Sinn: Verbrechen, dessen Bestrafung der h. Obrig-
keit zufällt, dann diese, bzw. die peinliche Gerichts-
barkeit selbst; vgl. Osenhr., al. Straft. 197; Tsch. 389.
.Der bropst hat alle frevel ze richten bis an das ma-
lefitzi, das gehört dem vogt zue.' 1518, ZEmbr. Offn.
,\Vir freien alle Bergleut, ausgenommen Übeltäter und
die das M. angetast hat.' 1530/69, Steinm. ,Es sagen
die Alträte noch, wenn es um schwere Verbrechen zu
tun ist: MHHn die Alträte sehen es als M. an.' Ochs.
Substst. vorgesetzt i. S. v.: verflucht, verrucht als
Schimpfname; vor Adjj. begriffsverstärkend Aa; Ap;
Bs; VO; Gr; G; Tu; Z. En M. Eerli, Cheib. M. guet,
ehalt, schiin, wüest. Mehr scherzh. m.-blond für rot-
haarig Bs; S; Z. — 2. Kasse, in welche Bussen für
Kriminalvergehen fallen. ,Der Vogt kann 8 oder 10
Klonen aus dem M. verteilen.' 1525, Absch.
malefizisch: der peinlichen, hohen Gerichtsbar-
keit zugehörig, verfallen; vgl. Tsch. 389. ,Da Kor-
selbe wider Eid und Ehre gehandelt, die Sache somit
m. sei.' 1587, Absch. ,Er soll dises schwert Gottes
zucken und gebrauchen in alle m-en oder Übeltäter.'
IL iif.lv. Cokf. 1566/1644. .Bürgerliches oder m-es
Baisgericht.' 1587, Absch. ,1601 hat man angefangen,
die m-en Weibspersonen mit dem Schwert zu richten.'
Mf.m. Tig, 1712. S. noch gichten Bd II 112 und die
Aufzählung der .m-en Vergeben.' Z Beitr. IV 217; 1058,
Absch. Wie Malefiz begriffsverstärkend, einen hohen
Grad bezeichnend Bs; Gr; Tu; Z. Ein" m. z' Hände"
ne". M. schwär, hart udgl.
vermalefizt: verhext, nicht mit rechten Dingen
zugehend Schw. Steigerungsadv. (auch -fiz) AaWoIiI.
Male" W, Mola" PA1. — f.: Tasche, in der man
z. B. Esswaren aufbewahrt W. Lederner Mehlsack
PA1. Felleisen. ,Der [im Land herumreisende] Fran-
zose habe sein Malen als Pfand anerboten.' 1536,
Absch. Auf eine Badenfahrt werden u. A. mitgenom-
men ,die malen und rytbulgen [usw.].' 1500, Brügger.
, Hippopera, ein mallen oder bulgen, waatsack.' Fris. ;
Mal. — Wahrscheinlicher aus frz. malle (Reisekoffer; Fell-
eisen) als aus mild, matte.
Ohoslup-Mola": Kälbermagen (als , Käslab' ver-
wendet) PA1. — Vgl. die Bezeichnung des Magens als Sack.
Malete" f.: Keisesack mit Schloss Zg. „Mit einer
Schnur um den Leib befestigte Tasche, dergleichen
es nur bei städtischen Weibertrachten gibt, wo die
Taschen abgesondert [unter dem überkleide getragen
werden] L; Zg." — Aus frz. mallette (Diu. von maüe),
Kanzel, Bettel-, Brotsack. Vgl. Aum. zu Manschette*.
male" II BO.; Gl; Gtw.jTn, anderwärts male" —
Ptc. g'male": 1. mahlen (bes. Getreide in der Mühle):
zermalmen, allg. (Jmdm) Bache" und M. abschla", »/'-
säge*, in bildl. S. Gl; Z. Wenn d' Chind im Bett si>id,
ist wie Bachen und M. dbg' schlage" Gl. Syn. wie-ne
Mnlli abgestellt. In der Verrufung eines Ächters wird den
Luzernern verboten, dass sie ihn .nit mer enthaltend,
weder hüsend noch hofend, malend noch bachend, en-
hainen kouf, weder essen noch trinken geben.' 1421,
Seg., RG. ,In unser teutschen sprach sagen wir: Im
ist m. und backen abgeschlagen, wenn wir anzeigen
wollen, man habe einen gar verschuptet [Verstössen]
und von der gemeinschaft ausgeschlossen.' LLav. 1587.
,Die Alten pflegten von einem Solchen, welchem die
notwendigen Lebensmittel abgeschnitten waren, sprüeh-
wortsweis zu sagen: Aqua et igni interdictum est, d. i.,
wie wir nicht unähnlich zu sagen pflegen, es seie
Einem M. und Bachen abgeschlagen worden.' JHHott.
1666. Der Ch'erne" guet nache" m., das Mehl so weit
als möglich herausmahlen Ndw. Arbeiter, welche eine
Arbeit in die Länge ziehen, entschuldigt man ironisch
damit, ,dass sie halt eben denken, so lange man mahle,
gebe es Mehl' ZW. Z' m. fare", Getreide in die Mühle
führen, um es sich für's Haus mahlen zu lassen Ndw;
Syn. s' Mülli fare" (gä"J; vgl. Ndw Kai. 1889, 5.
.Diese, jene Frucht malet so oder so viel, heisset: So
oder so viel, z. B. Halbviertel Korn, von solcher Frucht
geben so oder so viele halbe Viertel recht massig ge-
mahlenes Mehl.' AHöppn. 1787. 05. Es hed-nen g'rad
g'male", hat ihn, bei einem Unglücksfall, förmlich zer-
malmt Gr. .Gemalen [zerriehen] Gold oder Silber aus
der Federen zu schreiben. Nimm ein Blatt fein Gold
oder Silber, reib je eins nach dem andern.1 a. Rezept-
BD0H, _ 2. mühsam, mit sichtbarer Kaubewegung, mit
den Zähnen zermalmen, kauen; wiederkäuen Aa; Bs;
B; VO; Sch; „S;" Th; W; Z; Syn. mäuwm; vgl.
XSchnider 1782. 113. Äs Büeji .:' wenig .' m. ha;
zu wenig zu essen W. Hoch m., ohne Appetit au
Etw. herumkauen, als ob man zu lange Zähne hätte
Aa; Syn. hoch chüwen (s. Bd II 972). .Wenn 's ein
169
Hai, mel, ruü,
170
vorgestriges Brötchen ist — macht Nichts, er hat nur
desto länger daran zu m.' Gotth. 1> Teü Chüe föt
scho' a" in. und leitsick. Breitknst. Es lit und muht,
das Ding ist einstweilen abgetan. Ineichen.
.Mini, wühl iu Beil. 1. Von dem schwachen VI) inäfc" hebt
sicli unser W. tw. auch im Präs. Ind. ab (mäht, mtilt : malist,
muht) Th. Aus der ä. Lit sind bemerkenswert: ,So mau
melt [in der .Mühle).- XIV./XV., Sch Stadtb., das Prat. ,muo-
leud.' llliull. löTi. das Ptc. .geinahlcf (doch nur in der
Verbindung mit .gebachef). HsEEscher 1692.
abe"-: 1. heruntermahlen, z.B. Übst mittelst der
Mühle Th; Z. En Track tt. — 2. hastig essen, ohne
recht zu kauen, hinunterschlingen Sch.
ver-, zer-= malen 1, mit verst. Bed. [Hafer] in
chleini Clwmli vermale'. Hebel. ,Dass er das bild zue
st uikrn schlahet, ja gar zermalet.' RGualth. 1559.
S. noch ver-chnütschen Bd III 77:'».
durc1'-: lose Zss.. eine Mühle die ganze Nacht
hindurch laufen lassen Z; Tgl. dureh-spinnen u.a. Zss.
Maler II m. : 1. Mühlknappe Aa. In dem Spott-
vers auf die Müller: Midier, M. usw. (neben Midier.
Mel'rer). — 2. wer Getreide in die Mühle zu mahlen
gibt. .Die maier zu Bürren sind 'twungen, an die
müli gan Bürren ze malen ze gen.' 1460, L Rq. ,Dass
man ein mülli nit verpfenden mag. dann dass sye den
malern male, noch dem und sye des notdurftig sind.'
1490, LRotenb.
Malete" f.: so viel Getreide, als man auf einmal
mahlt oder mahlen lässt Sch; Z; vgl. Bacheten, Mali
(s. Mal 1 c).
Us-: geringeres Mehl, so wie es beim Mahlen in
der Mühle nach den bessern Sorten, doch noch vor
der Kleie, herausgebeutelt wird Ar; Bs.
Mali f.: 1. Vorrichtung zum Mahlen, Mühle, Mahl-
gang Ndw. ,Die müle zu Triengen soll hau zwo malen.'
1460, L Rq. ,Wil derselh [Brief] einzig von einer
Malen und einer Rellen spreche.' 1625, SciiwE. —
2. auch Mali'g = Cheri 4 (s. Bd III 441) heim Mahlen,
das Mahlen S (nur in bildliehen RAA.). A" d' M.
cho", (über Etw.) aufgeklärt, klug werden. Th will-ech
scho" a" d' Mali'ij bringe" [gefügig machen], jeti we>
mer 's lo" drüf ab cho". Schild. — 3. (in L, lt Ineichen,
Mdli'g) das wiedergekäute Futter im Maule des Viehs
„Aa;u B; „VO; S." Syu. Muni.
Ditti-Maler: Name des Wolfsmilchschwärraers,
bzw. der Raupe Bs.
Aus lat. tithymalus, dem Gattungsnamen der Wolfsmilch-
arten; vgl. auch Milemalen bei Schm.-Fr. 1 1588, ferner
Muni-Mäli ii-
liialere" II: nnpässlich sein B. - Von frz. mal, mit
deutscher Endung.
lllilliligg: prächtig ZU. — Aus frz. magnifiqtie.
HaliS m.. PI. M,dm: Schuft, Schurke Ar. Stei-
gernd wie Malefiz, z. 11. in. scho". ebd.
malitzig: mürbe, trockenfaul, von Obst TuWeini.
Syn. manch, mimig.
Vgl. mhd. mi-ih. weich : doch uniss sich das W. au ma-
lazig angelehnt haben, indem die Trockenfäule als Krankheit
aul'gclasst wurde.
Malmasy m. : Malvasier. 1450, B (Gfo.). — Zu mhd.
malmttsfer.
Malöggi: Schirapfw. 1. (auch Maiöggis) 111.. wider-
licher, unreinlicher, einfältiger Mensch L. 2. !'.. feile
Dirne üwE.
Zu Grunde liegt viell., von Söldnern heimgebracht, it.
malotieo, Nbf. von maligno, böse, viel), auch mal' occhio, bö
Blick, dann Mensch mit einem solchen. Viell. ist es abci
nur Parallelform zu Galbggi oder mit Möggel zu vergleichen
Die Endung w wie in Gäuggis u. A.
Malün(en), in AaIIoM. Molüne; in AAF.f Madlüne"
— f.: Melone Aa; Zg; ZKn. Gemeiner Kürbis, cuc.
pepo Aa; Bs; S; Z; spec. eine Varietät mit grössern
Früchten GG.. S. „Flaschenkürbis, cuc. lag. L." Von
einem Menschen mit einem vollen Gesicht heisst es,
er habe ein Gesicht ,wie eine M.' Z.
Aus Melone. A in der ersten Silbe scheint schon alt zu
sein (schon bei Haffner 1666, I 135), danel.ru erscheint
aber auch e (vgl. Guggummeren Bd II 191); der Vocalwechsel
wie in Malisse*, Barägge*; zu dem iu der zweiten Silbe vgl.
Katün, Vragüner. Es mag Anlehnung an Malünen (Bd 1 1711
vorliegen, zu dem viell. auch der gleichlautende Neckname
der Bewohner von LEbikou gehört.
Mallins (neben Meluns, Malunz, -Ion:, in GT. Ma-
lutz, in GSa. Mälunz): 1. „n." (nach neuem Angaben
m.), Gericht aus Mehl, spec. Maismehl (Turtjije"-M.)
oder Buchweizenmehl (Haida'-M.), das, oft mit zer-
riebenen Kartoffeln (H'erdbire"-M,). in Butter geröstet
wird GSa., T.; bes. aber Gr, wo das (oft mit kaltem
Wasser übergossene) Gericht die Nationalspeise bildet;
Syn. Bibel, Basti; vgl. G-muijd (Sp. 115), Bihel(i)-
Suppen, ferner Lehmann 1799, 267. - 2. du arme'-
M., leichte Schelte, i. S. v.: du armer Tropf Gr. -
Ans dem Käto-rom.
Malunsi m. En trockne1 M.. Schelte auf einen
wortkargen, einsilbigen Menschen Gut 'hur.
Mahira: Zerfall, grösste Unordnung Gr. In M.
si". f hi") ga", richte".
Aus räto-rom. ir in malur, zu Grunde gehen; in nein
frz. Form: ,In Malhor und Ruin gestürzt.' AKliugl. 1693.
Muni-Mäle" m.: Schmetterling GuThusis. Vgl.
Anm. zu Ditti-Maler.
Mali n.: Name des Schafes in der Kdspr., nach
seinem Ruf Z.
„ Maulet e" f.: Durcheinander von schlechtem Zeug
Sch. Wenn der Schlächter z. B. viel Zutaten zum
Fleisch schickt [vgl. Insigei], so sagt man: Es ist nu"
SO a M." — Viell. zu der Gruppe matur gelierend, also so
v. a. das Zusammengekaute, sc. Gemisch.
Mel: Personenname, Emanuel (II.
Melämpesm.: Schelte auf einen langsamen, trägen
Menschen oder ein solches Tier ArK.
Ob der griech.-lat. Männer- und Bundename .Melampus'
(eig. Schwarzfuss) aus gelehrten Kreisen ins Volk gedrungen,
etwa mit Anlehnung au Zamperi
Melancholei f.: Geisteskrankheit übh.; so von
Einem, der sich für Elias hielt. JGross 1624,
Meli I: Personenname. 1. m., Emanuel Seil; Tu; /,:
vgl. Mel. — 2. n., Salomea „Aa:- Bs; B.
Meli II: Personenname. 1. in.. Melchior Bs; Z. -
'-.'. n., Melanie AaK.. L.; Z.
Meli III n.: Name einer geologischen Schicht. ,An
dem andern Ort ist wieder ein Roterz l1/- Schuhe und
171
Mal, hh'I. mil. lmil. niul
172
msclben das M., ungefähr von 1 Schuhen. Aus
der \ ermischung dieser drei Arten: Bot, Schwarz und
M. wird der Stahl gemacht.' JJScnsucnz. 1746.
Wahrsch., wie die beiden andern Ausdrücke, der Name
einer Farbe, viel], nnserm meliert laus lrz mili i entsprei hi nd
Meli-Meli m. = Titti-Maler GiiThusis.
meliere": 1. sich einmischen Bs. Es gab i" der
Schwiz e" gruslige" Gh/rieg, wenn ei" Kanton si1* weti
ni ändert m. 's duet Niemeds sie* gSrn m. dri; denn
's soll ml Alles süferbin-im si". — 2. Ptc, gemischt,
verschieden von Farbe und Zeichnung, von Zeugen
<<; Tu; Z. Verächtlich werden Bücher ,m-es Papier'
genannt. UBrXgger 1777. — Ans frz.
mellige"! nur in der reimhaften Abweisungsfonnel:
SchelUge", m.l holla', da wird Nichts daraus ZBamna.
Melisse" 1: nur als PI.. Gartenmelisse, mel. off. ZO.
,Malissen (melissen), ein kraut, melissophyllum.' Fris.;
Mal.; s. noch Frauen-Ghrüt Bd 111 892. — Gold-:
tnonarda did., eine Gartenzierpflanze B.
Molisse" II. nur in der RA.: M. spile*, das Loos
ziehen bei der Rekrutenaushebung U t- — Name und
Sache sind fremden Ursprungs (frz. müice, it. milizia).
melitiere" Bs, melidiere" S, malatiere" PAL: ver-
dienen. Du hesch's, mi S'i. ml melitiert. 's schön
Ammereüi melidier d'r Du/rsli zw si"m Ma". Schild.
— Aus ,nieritieren', frz. mfriter, it. meritare.
iiicilisch: mailändisch, von der Munzwährung.
,8 |i! 1 in. für ain mark zu rechnen.' P2'.>7. Kind, l'rk.
.Einen m-en grosen.' 1 163, Si ■<-... ßG. — Von der altern
Form des Stadt nens (Mailan, Meilen) ans gebildet.
Meilun m., Dim. Meilöneli: Litzenhäuschen, Auge
aus Glas für die Fäden in der Bandweberei BsStdt.
Aus dem gleichbedeutenden frz. maülcm.
Milautscli, neben Milentsch m. : Blutwurst PAL -
mi lantsche". bzw. mikntschn" : Blutwürste machen.
ebd. — Aus it. migliaccio in., dl
Milli n.: .Mädchenname. Emilie Bs; Z.
Milling m. = Meidet. Mangolt; Fischb. 1563.
Daneben die Form .Mülling.' ebd. und 1 169, <; Hdschr.
Das W. soll lt Fischb. elsässisch, nach Siebold dagegen ziir-
cherisch gewesen sei». Hie Form ist offenbar aus ,Mid)ing'
durch Assimilation entstanden: vgl. Midd-FUch Pal 1 1102.
Million n. P. sonst f. Per Gen. i. S. v. verwünscht,
bes. auch in Zss., dann steigernd B; <i ; Z. En M-c-
Sieeh, von einem erzschlechten Menschen Tu. /•.'//
M-sKerli, M-s guet. <)j>i>is Ms mache", abstelle", eine
verfluchte Geschichte anzetteln, einen tollen Streich
ausführen B; vgl. (öppis) Tüsigs. Potz M.! B; G (so
auch bei UBrägger 17^'M. jinl: Müliönli /. [Studenten-
sprache), jmt: Millione'-Clieib ! Z, roher Ausruf der
Verwunderung. — Pas Neutr. nach Analogie von Hundert,
! ■ end (Tusig).
M illionär m.: Bezeichnung der Levkojen-Stöcke,
welche sehr viele Blüten hervorbringen ZStdt.
millionisch, milliönisch: Steigerungsadv. Aa;
VO; Tu; /.. .V. heiss, guet. /'' ha' mi1'1' in. «"-
g schlage" Aa.
niililiii'lo": Soldat spielen, von Knaben; von Er-
wachsenen und Behörden: das Militärwesen allzu
eifrig pflegen Bs; Z.
Mil<i : Hundename P. Wohl der bekannte griechische
oder römische Eigenname Milo.
Mol Möl Ps: P; GRh.; Z (im 0. mit dem IT. Motte;
Dim. Mali, in Zoll. Mal, im 0. auch Öl), Moll AidP;
Gl (PI. Motte'); L — n. (in Ar; Gl; 1. f.. in Gl; Z
auch m.), Maul (PL Mäul) f. Ai-P. Stein. G'mul n. BsL.;
üw, Mole" (in (JwE. ö, sonst ö) AiPL. M.; PK.. R. (PL
Molli); GRh., T.; Sch; SchwMuo. ; Tu — f. (in Sch m.),
Malier Aa (lt Rochh.); Gl; SThierst., Moler P; Zg;
/, (auch Maler) — in.. Mollert" f. Gl; Gtw. (Midiere",
lt Götz.), Molli BsL.; B; S, Mali Btw.; GRPr.; U
(PL unver.) — n. (in GrPi. f.), G'möl n., PL G'moler
Aa; Bs; „L;" ZW.. Wl., Möller m. Bs. Molli Btw.
iMüli. GStrasser); Schw du., PL Mottend), MuH
AaF.; P. Bnlli (PI. Bolleni) BSi. - n.: 1. Name ver-
schiedener Weichtiere, al Molch, und zwar im Allg.
unterschiedslos alle vorkommenden Arten, bes. aber
der gefleckte Molch, sal. mac, der Alpen-Molch, sal.
atra (VO; Gl), die Wassermolche, bes. der gefleckte,
triton punet., der Wasser- oder Sumpf-Salamander,
trit. pal. allg. Die gefleckten oder verschiedenfarbigen
Arten werden als <f flecket er, g'fleekets M. von den an-
dern unterschieden. Erscheint der Molch tspec. der
schwarze, sal. atra, zum Unterschied vom Wasser-
salamander, dem Briin>ie"-M.: vgl. das Syn. Br.-GhaJb
Bd III 220) auf dem Lande, bes. auf Wegen, so wird
Das allg. auf Kegen gedeutet, und das Tier wird daher
meist Bege"-M. genannt Bs; B; 70; Sch; S; Z; vgl.
.las syn. Wetter-Gueg Bd II in:!. Tw. infolge Ver-
wechslung mit der Unke, bomb. ign. (vgl. Gügger 3
Bd LI 19(5) wird dem Molch auch eine Stimme zuge-
schrieben und heisst es datier: Wenn d' Mola" gluggid,
so ijeä 's guet Wetter Ar; vgl. die folgenden Zss..
ferner die Synn. Boden-Glünggerli Bd II 636, Nacht-
Glüng(g) Bd II 632. Alan redet dem grossen, gefleckten
Molch auch nach, dass er die Weinstöcke benage und
schädige ZS., und allg., dass er giftig sei. Dagegen
ist der grosse, gelbe ,Regenmolor' gut gegen die Glie-
derkrankheit und braucht man nur einen solchen an
einem Seidenfaden aufzuhängen und so sterben zu
lassen, um von der Schwindsucht zu genesen P. Aus
den g'fl&ckete* M-e" wird auch Gold gemacht, indem man
am Charfreitag Vormittags zwischen 11 und 12 Uhr
drei dieser Tiere in ein Gefäss bringt, ,flammerschlag'
darauf schüttet und das Gefäss vergräbt. Ein Jahr
darauf liegen die Molche oben auf und haben die
Flecken verloren, die Eisenfeilspäne dagegen sind zu
Gold geworden SchKL; vgl. das syn. l'nnki und Gr.,
Myth. s 650. .Gott nährt [auch] die Regenmolleni,
Muheiuie" usw.' Gotth. .Du kennst hinter den Gärten
den wüsten Fröschenweiher mit dem grünen Dach, in
dein Kegenmolleni und anderes Gezüchte so anmutig
gramseien?' ebd. .Saura. moll sc. vermis.' Ebinser
1438. ,Von der wassermoll. Lacertus aquaticus, ein
moll, ein wasseradex.' Tierb. 1563. .Salamandra,
ein maal. moll, molcli. moldwurm.' ebd. ,Die quaxen-
den fröschen und mollen in disen Wassergräben.' 1586,
Laufe.. Beitr. S. noch (ihn Bd 1 1'.'::. - b) Kaul-
quappe von Fröschen und Kröten Bs. insofern sie zwar
schon Füsse, aber noch den Schwanz hat. also Molchen
ähnlich sieht GRh.; vgl. MoUen-Chopf Bd 111 H3. -
c) „Kröte, die sich in Kellern und an feuchten Orten
aufhält Bs." — di schwarzer Regenwurm SchwMuo.
2. die Maulwurfsgrille, gryllotalpa vulg. BO. —
3. Engerling Tu. — 1. grosse Eidechse Aa (lt Rochh.).
178
Mal. mel, niil. miil. uiiil
171
.".. übertr. a) Molle? f. BE., m. B; Sch, Mölli in. Bs;
s.inv. sonsf .i/o/// in., etw. unförmlich Grosses, Um-
fangreiches, bes. von (gemästeten) Tieren BR. Syn.
1/ ... ■■. •■. II'-''" ti die >>'«»■ noch e" clilin w<:<tist. su gibd
das noe* /m en Molle". Potz, e" wetegi M.! soü Das
," Chütn'sin! Hl;. Dicke, kurze Mannsperson AaFil:
dickes, fettes Kind BsL.; SceSchl. Du cMiner, ung'rinter
M.! du kleiner, angeleckter Bär! MLienert. Vielesser
Obw; dafür Fress-Molch Z. Menscb mit Pausbacken,
mit einem dicken, runden Kopf BsL.; BO.; Gr. Verst.
durch Zss. mit einem Syn. Tscholi-Möler, dummer
Tölpel L. Auch das pausbackige Gesicht, der dicke
Kopf selber Bs (auch Möller); Gr. Weit-er-is jetz lo"
go"? Oderlueget, ieh g'heie" die Lauge" M"ni an'n M-.
jo hu/.' Breitenst. Übertr. auf das Geistige und Oko-
nomische: Dummkopf Schw. Reicher Mensch, Protz
ScHSchl.; vgl. feiss Bd I 1072. Noch mit direkter Be-
ziehung auf das an unsaubern, feuchten Orten lebende
Tier nennt man unreinliche Leute Dreckmöllene"
SchwE. — b) Beiname. .Hans, genannt Molli, und
Hans, genannt Bitterli. Gebrüeder, beide Truchsess
von Diessenhofen.' 1413, Eüeger.
Mhd. mol(le) 111.. Molch, Eidechse. Unsere Formen zeigen
mehrfach Aulehnung an Mal (tw. gespr. Moli, Fleck, und
seine Abll., wozu das grell gefleckte Tier Veranlassung gab.
Moli, Miilli als Neutr. kann als Dim. angesehen werden. In
unseren 11 AA. hat die nhd. Form mit auslautendem ch erst
in der neuesten Zeit Eiugaug gefanden (s. o. das Scheltw.
Fr&t-M.). Im Vogelh. findet sich die Form .Molken (das
m. oder heidnehsen)' neben dein fast durchgängigen .Maul.
Moll(en)' im Tierb. S. noch die Umd. unter Mann. Bei
den volkstümlichen Bezeichnangen niederer Tiere sind Ver-
wechslungen, Vermischungen und unvermittelte Übergänge
nicht befremdlich (vgl. (iueg Bd II 160 ff.); hier um so
weniger, da es scheue, die- Verborgenheit liebende Tiere be-
trifft; so könnten 1 c und d (gemeint ist wahrsch. nur der
schwarze Al]>en-Salamander) und 4 auf Verwechslungen be-
ruhen, definiert doch der Anonymus ad St. G'mol als eine
Art schwarz and gelb gestreifter Eidechsen, womit aber doch
nur der gemeine Molch gemeint sein kann. Vollends be-
greiflich werden Verwechslungen, wenn es sich bei solchen
Tieren um Constatierung der Stimme handelt; -filier sind
unter 1 a ?.. T. auch die Unken mit zu verstehn, doch haben
die Wassermolche immerhin einen leisen, 'bin der Unken
ähnlichen Huf. Vgl. (lügi-u-Mul.
Güg(g)en- (in Z tw. Güg(g)e*-, in AaF. auch
Gügqe*-)Möl (bzw. -Moli) AaF.; .B:' L; Schw; Z.
-Maler Z; \. = Gügger3 (s. Bd 11 196) Aa; L; Schw;
Z; vgl. auch die Synn. GüllfenJ-ünggen Bd I 345,
-Gügger Bd II 197, -Glüggerli Bd II 621, -Mügger,
ferner Maien-Ferlin Bd I 921 und die weitem ümdd.
unsers \V. Güg(g)en-Mümmeli , -Männli, -Moni, -Mörli,
-Mörchli und s. mügg. — 2. Molch (spec. kleiner
Wassermolch ZZoll.) Schw; Z; vgl. das Syn. Güxli
Bd II 572.
Sirte"-Mölli m.: Spottname auf die Älpler [weil
sie Käsewasser trinken] Schw (MLienert).
Schild -Mol: 1. gefleckter Molch GRPr. —
2. = G üg(g)en-Mol 1 GRh. — 3. „Schildkröte GRh."
— Für GrPr. wird die moderne Form Molch angegeben.
g'moll GrD., g'molkt GW., sonst mollig I (in
AaB.; ZS. g'mollig): dickköpfig, aufgedunsen, fett,
plump AaB.; „Gl;" Gr; GRh.; Sch; Z. G'molkti f..
schwammartiges Fett GnPr.
Lässt sich vom Vor. für unsere MAA. nicht trei n.
obschon nicht zu leugnen ist, dass die Bedd. sich tw. mit
denen li,--; gemeindeutschen Ausdrucks ,moll, mollig' decken;
vgl. Gr. WB. VI 8480, fe mo(l)let, Molen' bei Schin.-
Fr. I 1589 und nnsi r IfuH, 1 1 ilttch.
mollecht(ig) = dem Vor., mit dim. Bed. GaPr.
,[Der Molch] hat einen gro sen und mollechten köpf.'
Tierb. 1563. .[Der Gottlose] hat ein feisst mollachtig
angesicht.' I.Lav. 1582.
Molle". PI.: ungebrannt.' Backsteine Tu.
Viell. zu Mull.- eig. die zerbröckelnden, oder wahrschein-
licher, viril, der Westalt nach benannt, zu Mol ', <i ; vgl.
ChrSttli.
Mole" f.: eine Missgeburt, die in einer gestaltlosen
.Masse besteht B (lt Zyro). — Aus frz. mfife, dasselbe;
vgl. das syn. Mond-Chatb.
Mitlest (in A.\; Bs; VO; /. Maläst, in Z auch Ma-
läschge", in Ap Monist, in THTäg. Muel&st) f. (in L;
Ndwj ZO. in.): meist PL, körperliche und geistige
Beschwerden. Plagen Aa; Ap; Bs; B; VO; G; S; Tu;
Z. [Schwerverdauliche Speisen] mache'd (Eim) Mo-
lest(e"). Es par Pfund Fleisch uir' es pfündigs Brödli
heigen im keiner Moleste" g'macht BM. (Schwzd.). Wenn
ich wider seit bettligerig verde" — und wie glV' war 's
richtig g'si", ''ass m'r 's Bei" Moläste" g'macht liiitl !
so war Xiemer do zum Abwarte". BWvss. .Brutale
Väter gibt es allenthalben, die Jahre lang um ihre
Kinder sich nicht kümmern, aber bei der ersten ein-
lest, die sie ihnen machen, mit der Schlegelaxt auf
sie dar wollen.' N. B Kai. Auch i. S. v.: Schererei,
Plackerei; Umstände. Dummheiten Bs. Syn. Stäm-
peneien. Der Gholi macht sch%ni 's Maläste". Breitenst.
Aus dein gleichbedeutenden it. molcatia. Bas Masc. uach
den syn. Last, Schmerzen.
molestiere*: Jmdm beschwerlich fallen. .Tindii
belästigen, beunruhigen Aa; B; VO; Z.
ver-malestiere": Jmdn belästigen, verdächtigen,
heruntermachen B; S. Hei-ne" Angeri vermalestiert, so
het er ne" i" Schutz g'no". Hofst. .Die Geiger ver-
malestierten den Wirt schrecklich, der sie dursten
Hesse, dass es ihnen ganz blöde geworden.' Gotih.
.Es erzählte, wie Seine [die Seinigen] ihn's vermale-
stierten und wie er deswegen mit ihnen Streit ge-
habt.' ebd. ,Der als kurzer Mensch, der weder fassen
noch urteilen könne, vermalestiert und abgefertigt
werde.' ebd.
molestig: belästigend, lästig VO.
Moloss m.: Zwischenhändler beim Vichhandel, los.
Gehülfe des Käufers GnVal. Syn. Bouss. — Aus dem
it. „„,!.,*»,. Jagd-, Treibhund, in spottweiser Anwendung.
lllul. in der Verbindung: ja m.! Ausdruck der Wei-
gerung ZStdt. — Wahrsch. Contamination von mSgg und
moü (für >ritli.
Mölelin: eine Frucht. .Pfirsich, Kestenen, die
grossen und klynen M.. Tatelkernen.' ZZoll. Arzneib.
— Viell. ungeschickte Wiedergabe des it. mellone.
linde": den Laut mö! hören lassen. 1. muhen,
von Kühen und Kälbern G (schon 1799). — 2. brum-
men, von Menschen G. Weinen BMeir. — Vgl. dir
Synn. moggen, mönen, muelen; auch holen.
Mul 1 n., PL Muler, Dim. Multi Bf).; üw; U. sonst
Midi : 1. ai Mund, nicht nur in roher, sondern auch in
der gewöhnlichen Umgangssprache der allg. Ausdruck.
En rechte Man" hed auc* e" rechts M. Aa. Einem
Etw. immer um 's M. hiiiiih" striche", sieh", immer
l"i
Mal. nu'l. m i 1. mol. null
176
wieder vorbringen, z.H. Jmdn stets an empfangene
Wohltaten erinnern 1!; Z. Er ist hei* Batze* wert
und wenn er sechs Ghrüzer im M. hiitt Aa; Tgl. ,Mor-
genstund hat Gold im .Mund.- 's .1/. wi Opj is, im Alles
henke*, sich unbefugt einmischen 1!; Tu. .Wenn afe
Eine eine Tochter in einem Hause [verheirate! | hat.
mi hängt sie schon d's Maul in jedere Planne [mischt
sie sich in die intimsten Geheimnisse des Haushalts].'
Gotth. 's Wasser lauft-em dur'1' 's M. i", er ist in
dringender Not (eig. nahe am Ertrinken) Aa. 's Wasser
wird 'in wol im i* 's 31. rünne*, er wird schon noch
in höchste Not kommen, zu Kreuze kriechen müssen
ZZolL .Keine Besserung an die Hand neinmen. Ins
dass die Straf vorhanden und inen das Wasser in das
Maul lauft.- Fastn.-Pred. 1601. ,[Noe und Loth] glau-
ben ganzlieh nicht, dass Gottes Straf vorhanden, bis
Jenem an dein Maul das Wasser war gestanden.'
CMet. 1657. .Sie haben die >tatt erobert, alles er-
würgt und uns zur Schlacht das maul aufgesperrt
[uns zornig zur Schlacht gemacht; vgl. Gr. WB. VI
1790].' 1590, Bs Jahrb. .Leiden, dass Einem die Mäuse
im .Maul nisten.' GHeid. 1732. Zur Bezeichnung eines
grossen, hässlichen Mauls dienen Vergleichungen wie:
Es M. ha* ine en Bachofe*, Wäh-Schüssel, es Ofe*-
Loch, Wäje'-Britt, Schüre*-Tor, e Leck-Täsche; dass
im'" ehönnt mit-ime* Heuwage* dri* fare*, en halbe"
Tnii Batze*brötli, Schue^schlurgge* ine" bengle*, ''ass
men-em [dem Betreffenden] ehönnt mit-eme* Hündische*
.:' leihe" ge". wie wenn er s-ibe* Tüfel g'fresse* hält und
ihr aehti ml''1' niy'h tee"lt: wenn er hieltet, se-n-ist de''
halb Ghopf e*wig Z. Es ist Xiit ,111-cni. n's 's 31.
"De" tuet 's i\J. uf, dass-em d' Schwalbe* chönnte* drin
nieste*. Her lose Mund: Er het e" 31.. me* Sott b'schisse*
[beschmutzte] Windle* drin näselte". Sdlger. Vgl.
auch die groben Bezeichnungen für Mund: Goschen
(s. IM 11 480), Loch (Bd III 1019), Läff, Schneuggen,
Schnurren. Wafflen. Auch Bezeichnung für das ganze
Gesicht oder der Mund als Das, wovon hauptsächlich
der Gesichtsausdruck abhängt: Wenn 's di''' uf's M.
hcre" leit Aa. /" 's .1/. gi'l-er Ei"- in gueti Wort und
hinterruggs schimpft er Aa. Es l-'.t" in g'rad i* 's 31.
säge* GnPr. E* wüests M. mache*, Grimassen schnei-
den II; Z. En itntjuets 31. Hinein", eine unzufriedene,
saure .Miene machen. Es Müli mache; ein weiner-
liches Gesicht Tu: I'; '/.. E" 31. mache*, wie ne* Chue
uf in Ebberi Sch. 's 31. rümpfe*, henke*, lampe* In"
,1,11-1, -es alts Ross Bs; S) ; vgl. fül Bd I 788, henken
Bd 11 1456/7 (dazu Hindern). 111 159), anhenken Bd II
1460, ehriiml, IM III 821. BAA. betr. den .Mund 1) als
den essenden. Me* muess um meste* für 's M. sorge"
Sch; '/.. Mi*s 31. elmst't mv1' eil. Schild, 's Jor het
i" gross .1/.. erfordert viele Ausgaben. Sdlger; vgl.
hüs-halten Bd 11 1237. Me* cha** 's 31. nüd an en
sie,/.," binde", kann nicht leben, ohne zu essen Z.
Wenn 's Esse" und so gär tür g'se* ist und nie" 's .1/.
nOch all urdele darr" 'brächt het. Ar Kai. 1848. Wie
muess sich de' Mensch a,e:- plage*, las er nur 's M.
versorget häd ZS. Von einem wohlgenährten Manne
bei i es: Es chunnt em Alles zum 31. %; er hat 's
und vom l.afl. er spart sieb Nichts am Munde ab Z.
Voll einem Reichen oder .Im. Im, dem alle Wünsche
erfüllt werden beis I es: Er cha** nw säge* : M., was
Witt? I>a Iteseh '. Bs; Seil; S; Tu; Z; vgl. gatlljieil Bd 11
310. Vgl.: .Sv hnml gross pfruenden, zenf und gült,
nel nach allem wollusl erfüllt: .Mund, was magst, herz,
was witt?' NMan. Scherz w. fordert man Kinder auf:
Heb (tue) 's 31. n/ and d' Ann," :ae. um ihnen dann
etw. Gutes (oder boshafterweise etw. Schlechtes) in den
Mund zu stecken Bs; Tu; Z; vgl. die betr. Scene bei
HPest. (Ausg. v. 1881) I 161. Mer treffet! (fmded) 's
M. scho* (>toc''J, RA., wenn man am .Morgen früh oder
Ibends spät ohne Lieht speist Tu; Z. Gesundheit für
tni's 31. — die Ander," sind doch s* fül, sagt Einer
scherzh., wenn er selber tapfer zugreift, während die
Andern blöde sind Z. 's .1/. wüsche" mal gä; un-
mittelbar nach dem Essen mit Verzichtleistung auf
den Anstand, tw. auch ohne Hank, vom Tische auf-
brechen und seinen Gastgeber verlassen Aa; Bs; B;
Gl; L; S; Th; Z. Man lässt sich etwa zu Tische
nötigen, indem man sein Widerstreben damit recht-
fertigt, dass man doch nicht anders könne als 's 31.
if. a. g. Bildl. : D' He.ei hl' chjäne" d's 31. w. u. g.
[mussten leer abziehen] BLenk. Übertr. auf andere
Verhältnisse erhält die LA. den Sinn: einem Andern
überlassen, die Suppe auszuessen, die man angerichtet
hat; den durch uns in Verlegenheit und Not Gebrach-
ten allein zappeln lassen. Bildl. : An Eppem d's M.
wüsche*, unanständige, unverschämte Worte an Jmdn
richten, spöttelnde Bemerkungen über Jmdn machen
BR. Er isl e* cltlein e" Leide' . er niiies" an allen l.uten
d's 31. wüschen. Ei"ni Öppis vor "'< m 31. (e*)wcg ne;
aus Neid gar Nichts gönnen mögen Tu; Z. ,So man
[den Belagerten] 's brot bym m. tuot b'schnyden. wer-
dend s' dest e in'n abfall g'richt.' JMurer 1559. .Da-
mit nit vermeint werde, dass sy andern nationen das
brot vor dem m. absehnydeii.- 1585, Zellw., l'rk. und
ähnlich 1051, Seg„ RG. III 198. Bildl.: Ei'tn Öppis
rar ''ein 31. eweg (US •'ein 31.) ne", Jmdm eine Be-
merkung vorwegnehmen Aa; Bs; G; Th; Z. Er gab
Ei"- in [aus Herzensgüte] d'Sachzum 31. üs. D' Mueter
,,, l 's ,1," Chindc" vom 31. weg, darbt es sich am eignen
.Munde ab G; Z. Da blibt em 's 31. säber. da hat er
Nichts zu erwarten S; Z. Zwüsche* 'in M. und der
Suppe* vergönd vil Sache* Aa. Zwische* 31. nml Löffel
wird eil Suppe* verschüttet L. Ei" in (de"\ Speck,
,1' Speckschwarte* dürel 's 31. zielt.," - Ei**m 's Hälmli
durch 's 31. zieh (s. Bd 11 1201) Bs- GrD.; Tu; Z; vgl.
l'iieili. '.- Wasser lauft-mer im 31. e'sämme; eshät-mer
's Wasser im M. z'sämme* 'zöge*, 's Wasser ist-mer i* 's
M. chö*, der Mund wässert mir darnach Aa; Bs; Tu; Z.
Ei" in 's 31. :' wässere* mache". Id. B. ,Den Galileern
hat das Maul nach der alten Freiheit wiederum ge-
wässeret.- JMvll. 1665; vgl. Gotth. I 269. 358. 's ilf.
verbrenne*, sein Gelüsten durch schweren Schaden
büssen müssen B; VO; Th; Z. Wer einist 's 31. rer-
brönnt hed, bläst d' Sttjijie". Ineichen. Wer es eige's
31. lad. hrtielit si'h d' Suppe* nid von Andere* lo* z'
blase*, ebd. Wer 's 31. noch em Sack richtet, der ver-
dirbt nit AaEiu. L'h ha* deich [denke ich mir] so «e,s
Süfers 31. n's da. lässt Joach. Jmdn zu der Tiscb-
nachbarin sagen, die Ärgcrniss daran nimmt, dass er
aus ihrem Glase getrunken. Es ist Lei" in 31. /.' traue",
auch wenn man satt ist, gelüstet man noch nach mehr
'/.. Wer alli Welt fresse" will, muoss es gross 31. ha*
W. Es 31. (in Aa auch 31a) voll, ein Hissen; vgl.
Mumpfel. Kes M. voll, fast gar Nichts. Bildl.: 's M.
(z'J rttllne". aufschneiden, überfordern, übertreiben Bs;
Seil; S; Tu; Z. Auch pers.: Esser B: Z. ,Er het vil
Muler .'erhalte", multi convivae mensae ejus assident.'
Id. B. .Ist es um lies gelles willen ze tuen, so ist es
177
M;l
in nl
178
der rechl papstb'schiss, ilass man die narren um die
mUlei salbet | ihnen Speck durch's Maul zieht], dass
sj gold and gelt gebind.' Zwingli. Heim Gesundheit-
trinken redet Einer seinen eigenen Mund an: ,Ich
bring dirs. m.. bed backen voll.' Aal 1549. Mit Bez.
auf den Nachgeschmack auf der Zunge Ap; Bs; B; V<>;
Tu; \V: Z. /-.'" guets (wguets, schlechtsj 31. ha*. ,Es
guets M. »xicln". njitimo ferculo convivium claudere.'
Id. B. Zucker gi't c" süess 31. Th. ,Etw. zu einem
euten Maul zurücklegen, einen Leckerbissen, eine
Süssigkeit auf einen gegebenen Augenblick sparen' L.
D's ganz Gcgräinjuilwerch [kleinliche, unangenehme
Arbeit] mues' irh allei" tuen und du liest nur d's guet
31. [den Vorteil davon] W. Ei*'m es süesses 31. mache;
bildl.: Jmdm Etw. recht anpreisen, in ihm das Ver-
langen darnach wecken BO. — 2) als den sprechenden,
singenden. '« ist im en Jedere" 's 31. selber g'wachse*,
Jeder darf seine eigene Meinung sagen Ap. 3Ie" cha""
Ei**m 's 31. nüd verbüeze* [zunähen] 1) man soll ihm
das Essen gönnen Aa; Z. 2) muss ihn reden lassen
Aa; VO; Th; Z. Ich gibe" dem M. z' esse", es muess
rede', wie ich loill L; Z. Si"m M. nüd vergebe" z'
esse" ge" Sch; Z. .SV müend auch Öppis säge" [wenn
auch nur, damit Etw. gesagt sei], si g'end ire" Muh rc
auf* nid vergebe" z' esse". Wolf, Gespr. Vil Mills,
wenig Herz Z. ,Sy ward verwandlet zue einer salzsul,
«lartimb dass ir g'müet, herz und m. sich stets ängstet
nach irem guet.' Haberer 1562. Es 31. ha" wie en
Bändel- Jud (s. Bd III 13), wie 's Madläli Bader
(Sprww. 1824), wie en Bettler-Bueb, Ank e" -Bettler ; vgl.
Advokat, Pfarrer. Der hct es M.! ist ein gewandter
Redner, Zungendrescher, urteilt gern nachteilig über
Andere Aa; Th; Z. Der het es M. : es haut und sticht
nie en Schwizerdege", wie 's Anni's Bölle'messer. Auch
pers. wie im Nhd. ; dazu das Dini. Muli, Plaudermäul-
chen Z. 's M. lo" /lüge", seiner Zunge freien Lauf
lassen Aa. Me" muess-em uf d' Finger luege", nid uf
's M. Sprww. 1869. 's ist Nüt als M. an-em Z. ,Alls
mit dem M. mache", habere verba et praeterea nihil.'
Id. B; Th. 's ist gllch e" lärs M. »/'- und zueg' schlage",
Spott auf Solche, die unerfüllbare, leere Versprechun-
gen machen Z. 's M. nüd dilicime", nüd im Sack ha",
nüd in'n Sack stecke", am rechten Ort ha", um eine
Antwort nicht verlegen, keck, beschlagen sein im Beden
und Antworten Sch; Th; Z; vgl. gelächerig Bd III 1003.
In Allem 's M. wasche*, in Alles hineinreden GrHc.
Er het 's M. eisster off; 's M. stat-em nie still, allg.,
g'steit-em nie. Id. B. 's M. lauft (er hat es M.J wie
ne* Belle" Z; vgl. laufedi Schuld (Bd III 1125) und
Wasserstelzen. Ei"'m über 's M. fare", im Reden un-
anständigerweise ihn unterbrechen, mit einer treffen-
den oder derben Bemerkung zum Schweigen bringen
Aa; Th; Z. ,Männer, die ihren Gehülflnnen sogar vor
Kindern und Fremden über das Maul fahren.' Sintem.
1759; s. noch Bd I 890. ,D's M. g'schweige", linguam
occludere.' Id. B; = Ei"'m 's M. verschoppe" L; Th; Z.
Wir alle" Litte" d' Muler will verschoppe", Dcr brückt
vil Lümpe". Ineichen. .Wülcher fürhin den vollen
[vom Wein trunkenen] Noah allein für g'recht und
guet will halten, dem kann ich 's m. schoppen damit
[da er sich nun diese Blosse gegeben].' HvRüte 1546.
,Hamman: Ich will inen d' müler g'wüss verstopfen
und b'sunders dem heillosen tropfen [Mardochai].'
JMürer 1567. 's M. z' wit üftue", sich allzu zuver-
sichtlich äussern; zu viel verraten Th; Z. Si schwätzt,
Schweiz. Idiotikon. IV.
*ass me' meint, 's M. sott-eren abfalle' Hs. .Bist du
denn noch nicht müde [vom Singen]'? 's isch- mer.
's sott'der bald 's M. abg'heie* deren". Breitenst. Hall
's M.l hell 's M. zue! allg., zur Abschwächung der
Derbheit etwa mit scherzhaften Zusätzen, wie: 'schunni
ehalt ine Z, oder: Halt 's M. mit Stei'werfe' Bs.
1)' Ilaiid cor 's M.l man schweige! Aa. Zu Kindern.
die bei Tische immer reden, sagt man : Gib dem M.
z' esse" und schwig! Th; Z; vgl. zue-han Bd II 925.
Schirlg. M.. ii mues't dann e" Cliüechliha" Z. ieh gib-
der e" Weggli Ap (Abfertigung). Besser, dass »»;<" dem
M. e" Brütli chaufi, a's all schwätze" Ar. .Einem Ver-
lümder sein Sprach zu änderen ist kein besser Mittel,
als ihm etwas Guts in's Maul werfen.' FWyss 1670.
's M. verlöre" ha", nüd uf- (ab-enand) tue", keis M.
spalte" möge", (beharrlich) schweigen, wo man reden
sollte Ap; Gl; Z (etwa mit dem Zusatz: me" muess-
em e M., oder derb : e" Chalberschnörrli chaufe"). Ein
Wortspiel beabsichtigt die Anekdote vom Sämichasper,
der, als er in den Jauchetrog fiel, gesagt haben soll:
Ich mag nid 's 31. uftue" Ap. Ei"'m 's M. abchaufc",
ihn zum Schweigen bringen ZWäd.; vgl. Bd III 171.
D' Mueter luegt verstund, si findet d's 31. nur bloss
[findet keine Worte mehr]. Schwzd. (U). Ist-der 's M.
zueg' fröre"? Solger. Einem 's 31. breche", zum Schreien
öffnen BHa. Duo han ich düo miessen uifsägen [auf-
schreien] und düo hed 's-mer düo d's 31. 'brocken. ,Es
ist uns die Freiheit nicht darzu gegeben, dass wir
widerwertigen Leuten das Maul wider Gott und seine
Religion aufbrechen.' Pontisella 1602. ,Das Maul
will ich verbinden, was ich auch je von Leuten werd
gefragt.- Z Neuj. M. 1706. im Wechsel mit ,Mund.'
Uf's M. sitze", hocke" (s. Bd II 1122), wenig und nur
mit gutem Bedacht reden VO; Sch; Z. ilfe" muess
(seit) uf ''em 31. hocke" (wie uf dem Füdli), sott im
[sich] selber uf's 31. hocke*. ,Sie waren schweigsam,
hocketen sich selbst, wie man zu sagen pflegt, auf
dem Maul.' Gotth. Von Jmdm, der zur unrechten Zeit
geschwatzt, Etw. ausgeplaudert hat, sagt man: 's war
besser, er war selb 3Iöl uf 's 31. abg'hocket als uf 's
Füdli Sch; Z. Si hat irem M. Sorg, schwatzt nicht
viel Aa; Z. 's 31. fg'Jmeistere" (möge") B; Z; vgl.
hinderen-liiilien Bd II 015. D'm 31. d' Bechni'g mache",
seine Zunge im Zaume halten B. Züsi, schwig u'"'
v'rsüng-di"'1 uit ! Denk, wie 's dem alte" Schlifer 'gange"
ist, wo och slm 31. kei Bechni'g g' macht het! Gotth.
Mi's 31. ist-mer so lieb als ire" ires, warum soll ich
den ersten Schritt zum Entgegenkommen tun? sagt
der schmollende Ehemann Z. 's Wort im M. umme*-
tröle", ein Wort nicht finden oder herausbringen GRh.
Es gat (lauft, fartj-mer im 31. umme" Aa; Ap; Bs; G;
Th; Z, 's ist-mer om 's 31. omni«" Ap. es schwebt Hin-
auf der Zunge; vgl. Bd II 16; B°d III 1162. De" Lüte"
i" d' Müder (hin Müdere* umme", in alli Müler Ap)
cho", Gegenstand ihres Gesprächs werden (meist in
ungünstigem Sinne) Aa; Ae; Bs; B; VO; S; Tu; W; 55;
Syn. in 's Geschrei clion; vgl. Fuess Bd I 1088. 31e*
chunnd Hecht de" Lüte* i" d' Müler, aber nid Hecht
wider drüs. Ineichen. .Volitare per ora virorum, aller
weit im maul umbhingon.' Fris. ; Mal. ,Dass der
vatter nit gern hatt, dass syn dochtor also den lüten
im m. louft.' ThPlatt., Briefe. ,Du gast wunderbar-
lich mit dym Madlenlin den lüten im m. umb [deine
Liebschaft mit M. ist in aller Leute Mund].' ebd. ,Es
ist im bloss us ''em 31. g'sl", nondum dixerat.' Id. B.
12
170
Mal, mel, mil, nml. uinl
180
Öppis i" 's M. n'e": i" 's M. n'e", rem üjijtis :' rede", das
Ge präch auf Etw. bringen B; L. /<•'■ ha" J>n" nit
g'sät, '■'■ nimmen eso-n-e* Wort nie i" 's M., brauche
nie Tu. ,Geng im M.ha", verbum frequenter usur-
pare.' Id. B. Höflich s»" und gueti Wort gen, bricht
Keim 's M. Sulger. So Appas durch 's 3t. zieh", von
einer Sache etw. Unnötiges reden W. Wer Alles irett
verseile" — brückte es nasses M. MLienert. ,Sein Maul
zur Tasche machen, seine Worte wie ein Lügner
zurücknehmen müssen' Bs (Spreng). ,Er ist häderig,
lässt sich das maul übereilen [spricht unbedacht].'
1534, Synodalcensur. — 3) als den (wegen vorlauten,
unanständigen oder lügnerischen Redens) zu züch-
tigenden Körperteil; vgl. Hand Bd II 1384. .Ein
dreck uf'sm., der war dir guet!' derbe Abfertigung.
VBolz 1554. ,Er schlueg die feind sighaft auf's maul.1
Wurstisen 1580. S. noch Ofen Bd 1 HO, Aug Bd 1 134,
Gugel-Fner Bd I 972, in-gän Bd 11 21, Giel Bd II 213,
G,il Bd II 219, gunnen Bd n 332, gäng Bd II 355,
Gitzi Bd II 577, dar-han Bd II 924, Hammer Bd II
1272, Humig Bd II 1367/8, un-be-hamven Bd II 1811,
ehalt Bd III 211, rer-chereu Bd III 439, eer-chn'ittloi
Bd III 870. baschgen, Brot; Sprww. 1809, 71/2. —
b) Maul der Tiere, jedoch in beschränkter Anwendung
(sonst Läff, Schnorren) Aa; B. ,Kühe melkt man
durch's Maul', d. h. der Milchertrag hängt von der
Fütterung ab AaF.; vgl. das syn. d' Milch muess dureh
de" Baren i". M. für M., .Tier um Tier im Tausch'.
z. B. ein .Maisrind' für ein .Zitriud' auf die Alp; oder
es wird unter dieser Formel z. B. ein Bergrecht auf
Rischem mit 1 Füssen gegen ein Bergrecht auf Gem-
menalp mit 5 Füssen getauscht B öO. ,Worüberhin
Ihr Gnaden denselbigen Platz, bis der Schutz [Auf-
wuchs an Jungholz] dem Vieh us dem Maul erwachsen
[also von ihm nicht mehr erreicht und geschädigt
werden kann], alten Landsbrüchen gemess einhagen
wollen.' 1077, AiWctt. Klosterarch. — % 's ober (un-
der) M., die Ober-, bzw. Unterlippe B; Gr; S; Z. ,Ein
obermul eines ochsen umb 1 ß; ein undermul umb
5 ,',.' 1544, Srii Ratsprot. — 3. 's M. uftitc", von
Schuhen, = ginnen L; Z; vgl. Läff 2 (Bd III 1110).
— 1. Schnauze. Ausgussrinne an Gefässen Bs. —
5. Dim., der 16. Teil einer Mass (gleichs. ,ein Mund
voll') ZO.j Syn. es Chlises (s. Bd III 652), Budeli.
Mini, mttl(e) in Bed. 1. Pie Form Mü ist in AaLeer.
1 ■ röhnliche in Zss. ; vgl, 11. 185 und Schue-Meister. Eine
Parallele zu der Verdrängung des edlern Ausdr. durch den
gemeinem bildet das lat. bncca, welches in den rem. Tochter-
sprachen zur Alleinherrschaft, mit Ausschliessung von o«,
gelangt ist. Zu 1 a 2. '* MadtiUi Bader ist wahrsch. eine
Erinnerung an die auf den Namen Göldi veröffentlichte
Satire über den Religionskrieg von 171'J.
Acker Aher-Müli = Sammet- Violen (s. Bd 1 635)
GWe. — Hie Blüte hat viel Ähnlichkeit mit einer Rachen-
oder Lippenblüte.
Pluech-: Schelte auf einen Menschen, der oft
llucht und schwurt Z; Syn. Schwer-M. — Flotz-:
das haarlose Hautstück am Maule der Wiederkäuer,
das sich von der Oberlippe an aufwärts bis zum obern
Rande der Nasenlöcher hinzieht. VeterinIrspr, Syn.
Nasen-Spiegel. Ein wisses FL, d.h. weisse Behaarung
um das eigentliche Fl. herum, ist das Zeichen reiner
Rasse der braunen Oberhasler und Walliser Kinder.
Frösche"-: 1. Zange mit breitem, dem eines
I' ms. lies ähnlichen ,Maul' L. - 2. Dim., eine Art
Verzierung am Saum von Frauenkleidern, an Hauben.
Hüten oder an Halskrausen, bestehend aus ^offerier-
tem' [s. Bd II 131] Tüll udgl. oder aus zackig umge-
legten Bändern Bs; L; Soh; Z. — .'1. Dim., Pflanzen-
Barne, a) = Leuen-Läff (s. Bd III lllü) Scb; Z. —
b) gelbes Löwenmaul, gem. Leinkraut, lin. vulg. Tu
Mainm. — c) gem. Milzkraut, chrys. alt. G. — frö-
sche°-mülen: Spitzen usw. aut die unter 2 bezeich-
nete Art falten „L; Scb."
Zu 3. a und b siud benannt nach der Form der Blüte;
vgl. die Synn. zu a: (Leuen-) Schnorren, Drachen-, Wolfe-
Schnürrli, Schnapper, Leuen-Zand; zu b: Hasen-Mul. Zu a
und b sind syn.: Mul-Äjlli (Bd I 101), f.euen-Jiächeli. 3 c
dagegen ist benannt nach dem Staudort am Wasser; vgl. die
Synn. Chrotten-Müli, -Blüemli, F'üecht-Berli.
Geifer-: Scheltname, = Geiferi (s. Bd II 129).
.Vorhin galt bei menklichem alles, was ich [Hiob]
redt und tet, gar vil; yetz verspottend mich die jungen
geifermeuler.' LLav. 1582. Auch bei Haberer 1562.
- Ginn-: 1. = dem Vor. Haberer 1502. — 2. der
Blutstrieme, serr. cabrilla. Fischb. 1503; s. ginnen
Bd II 329. — Gränni- = Grannen 1 (s. Bd II 744)
„Aa; Bs; B; LG.; S"; vgl. Zänni-M. Es Gr.-Müli,
Schmollmündchen B. — Gross-: Grosssprecher L; Z.
Gr. ist bi der Arbet ful. — ,Höch-: brochus et bron-
chus.' Mal. — Höll-: Höllenrachen; unter Theater-
requisiten genannt. 1583, OBwKerns. — Hampetzgi-:
Schelte auf ein weinerliches Gesicht ZRicht. S. Amei-
sen Bd I 216. — Hau-: derjenige Teil des Gewehr-
hahns, in welchen der Feuerstein festgeschraubt wurde.
Z Verordn. für die Büchsenschmiede 1821. — Hase"-
Müli: 1. stark gespitzter Mund. Zuckermäulchen Bs;
B (.osculum.' Id. B); L; vgl. H.-Kuss Bd III 528. Es
IL machen. — 2. = Fröschen- Mül 3 b Aa. — Chüe-
Mül: Kuhmaul, von Menschen: grosses, breites Maul
Z. Wenn Jmd ohne Gruss vorübergeht, ruft man ihm
nach: Wenn ieh anal ge" Züri'1' gä". so vill-d'r denn
es Gh. chaufe" ZS., W. Es Gh. roll, ein tüchtiger
Schluck. Mund voll ZS. Es Tröpfli Brenn ja, bloss
es Ch. voll. Wolf, Gespr. ; vgl. Chüc-Schluck. Nach
dem Schwabenkriege (a. 1499) Spottname auf die
Schweizer; vgl. ABirl. 1808, 43; 1890, 43. .Wann
wend die küemüler wychen?' Spruch von der Schlacht
bei Dornach. .Zu Konstanz haben Zwei einen Schwei-
zer als K. angeredet und ihn gefragt, wo er den Kuh-
schwanz habe.' 1522, Anscu. Noch im 30jährigen Krieg
auch von Schweden und Franzosen angewendet; vgl.
Gfd 27. 203. — Chalbs-: 1. Pflanzen name. n) = Frö-
schen-Mül 3 a. Durh. — b) Chalbermüli, hohe Schlüssel-
blume, pritn. el. BSa. — 2. Zuname. ,Hans Walther.
genannt Kalhsmul.' 11 19, Auscb. — Chirsi-, Chriesi-:
Mund, der vom Genuss schwarzer Kirschen dunkel ge-
färbt ist Aa; Bs; VO; Tu; Z. Es Chr. ha". Ähnlich: Es
Heiti-, Heubcri-M. u. A. B; Z. — Chlapper-; Plapper-
maul BsL.j Syn. Lafer-, Bappelen-, Bladcr-, Binder-.
Matsch-, Schnäder-, Schnatter-, Trätsch-M. — Chrot-
ten-Müli = Fröschen-M. 3 c G. — Lafer- = Ghlap-
per-M. BR. Syn. Laferen Bd III 1109. — Luge"-, in
Z auch J.ngi-M.: Lügenmaul Bs; Gl; Z. — Leckerli-:
Spitzname Bs; vgl. Breitenst. 18G4, 89.
Lampele"-, in Scnw; Zg Lampi-M, - Lampelen
(Bd III 1274) VO; Z. Es L. mache", ein unzufriedenes
Gesicht zeigen; Syn. Lätsch-M. — Vgl.: .Kumrnt da*
ampelenmul [KPfyffer] usshin [aus Frankreich].' 1569, Seg.,
Pfyffer. Vgl. noch L len Bd III 1266.
181
Ma
'1. Illil. Hin). II) || I
182
Läschi- i- : einfältiges Plappermaul ZKüsn. —
Latschi- ä: Hängemaul L; vgl. Latsch 3. Es cer-
tschieggets [unförmliches] L. — Latsch- = Lampelen-
M. 13; „L;" Z; Syn. Latsch. — Läutschen-. ,Hunds-
schlund, löutsehenmaul, caninus rictus.' Fris. ; Mal.
— L c u "' e ° - M ü 1 i : Pflanzenname, a) = Fröschen-M. 3 a
Aa; B; Sch; Z. — b) gel"s Leuenmüli = Fröschen- M. 3b
A.Uib. — Bappelen-Mül= Ghlapper-M. Z. — Bap-
pe°-: 1. Mund mit dicken, fleischigen, lüsternen Lippen
Sch. Si hct e" recht B. — 2. Bappe*mMi, scherzh.
Schelte auf ein Kind, das gerne Brei isst. ebd. —
B iisch eli-M ü li: Zuckermäulchen, Spitzmäulchen B;
vgl. Strüss-M. Eine Frau, welche, im Begriffe in Ge-
sellschaft zu erscheinen, ihren Mund schon zu einem
B. zurechtgelegt hatte und der Magd noch den Be-
fehl erteilte, ,Böhnli- zu kochen, fiel aus der Bolle,
als das Dienstmädchen den Befehl nicht verstehen
konnte, und herrschte die Magd an: Bone" chochest-
mcr! Miiest-mer du iez 's Mol doch noch verderbe'!
.Eine hübsche [Schwiegertochter] wollte es, aber doch
nit so ne Gäuggel mit emene B. und z'wegknüblets
Kruselhaar uf d'r Stirne".' Gottii. ,Ürsi flattierte dem
Ueli, machte süsse Büschelimüli.' ebd. — Blader- Z,
Bläder- Gr = Chlapper-M. — Blutt-: bartloser Mund;
unfähiger Mensch. ,Bl. ! Bl. !' Ruf des Kuckucks, auf-
gefasst als Vorwurf, den die enttäuschte junge Frau
ihrem impotenten Ehemann zuschleudert. Schimpfr.
1651. .Wottst saufen, BuebV Ja frylich, ja! Zum
Wasserkrueg sollt du nach stä". Den Barten g'hört
der küele Wein, d' Bluttmüler sond darneben sein.'
Jon. Mahler 1674/1761. Hieher wohl auch: ,Es sygen
vil der Blutmüler im Rat, sy können kein Bat nit
geben.' 1651, Seg., RG. S. noch chlepfen Bd III 674.
— Prolosehe"-: Prahler, Unverschämter Sch Kl.
Syn. Prolosch. ,Ein wüster Grosshans, sie sagen ihm
Pr.' Pilger 1884. — .Bruminel-: ein aus Unwillen
verzogener Mund B; L."
Bris-Müli = Biischeli-M. Sch (Sulger). Es Br.
milche''. — Von brise*, fälteln, kräuseln.
Brietschi-Mül: zum Weinen verzogener Mund
Aa. Si hcegen-ech so trürig drl" und fand a* Br.-Müler
mache". SLandolt 1815. — Rüde"-: Mund, um den
die Haut, z.B. in Folge von trockener, kalter Luft
oder Schnupfen, aufgerissen (und gerötet) ist GlK.
- Rife°- ßs; Z, Rufe"- Th: Mund, der von Schorf
umgeben ist; vgl. Gräuben Bd II 686. — Ruepel-:
beschmutzter Mund Sch. — Ratsch- = Cldapper-M.,
doch derber Bs; Z. — Süu-: Maul eines frechen oder
schamlosen Menschen, auch dieser Mensch selber Z.
Salat-: Schelte, grosser Mund AaL.; Bs. — Vgl.
das Sprw. bei Wander: ,Zu eim Salat gehört ein gross Maul.'
Sürfeli-: Mund, der sich spitzt, um behaglich
Etwas trinken (schlürfen) zu können S. D'r Hans-
Christe* seit »<><>■ mc büscheleter [vgl. Büscheli-M.J S.:
Da' 'sch e" famose' Tropfe"! Schilp 1885. — Süess-:
Leckermaul Bs; s. Schwzd. 23, 3. Syn. Zucker-M.
Schaf-: 1. im eig. S. Wann mc" all Segese'züg
numme" noch nes Sch. coli abmäit, vcrdicnct-me" noch
Chüechli und Fleisch S. — 2. Dim., Pflanzenname,
a) Acker- oder gemeiner Feldsalat, valerianella ol. (von
Pritzel-Jessen als schwz. angegeben). — b) Keusch-
lamm- oder Keusehbauni. vitex agnns castus. .Abra-
hamsbaum, künschbaum. schaffmüle, salix amerina,
vitex Dioscoridi, agnos.' KdGessn. 1542; Fris.; Mai,.;
Denzl. 1677; 1716. ,Agnicasti, Schalfsniüllensamen.'
Bs Apothekertax 1701.
Zu •_' b. Wahrscheinlich durch Missverständniss, indem
der griech. Pflanzeuname agnos mit dem lat. agnns ver-
wechselt wurde; anch ,Mule' steh! nicht fest, indem dir
Pflanze sonst auch .Müllen' (wahrseh. zu ,Mull, Müll', Staub)
heisst; vgl. Bock, Kräuterb. 15TT. :!7'.i/^o: Zwinger 1696,
200/1; .Schafmaul' bei Gr. WB. S. noch Sch.-Müten.
Schlehe"-: saures Gesicht, wie nach dem Genuss
von Schlehen GSa. Wimm,-ich üser'ge* [Wein] versuechti,
machti c" liells Schi, ä'rzue. G Prophet 1855. Vgl. Sfir-
erbselc'-G'sicht. — Schleck-: Leckermaul; auch pers.
Bs; B; Th; Z; Syn. Zucker-M. .Eruditum palatum,
ein schl., der gern guete bissle oder mümpfele isst.'
Fris.; Mal.
Schlucke"-: Mund mit Zahnlücken BsAllschw.
— Das Wort ist elsässisches Sprachgut; vgl. nihd. ducke,
Lücke.
Schlutten-: Scheltw. ,Der Pfaff, der hölzin Art',
das Schi.' JMahl. 1620. — Zu .Schlutten', weite Hausjacke.
Schnäder- Bs; Z (in Ner. Näder-), Schnatter- Ar
= Chlapper-M. .Schwätzer, Schnättermul, ungstümer
Redner, Schryer, loquax.' RCvs.
Schri-: Schreihals Ndw. — Schwer- = Fluech-
M. Z. ,Ein gottlos Schw.' FWvss 1672. — Strüss-
= Büscheli-M. Sch. E Str. mache", den Mund spitzen.
Scu Pilger 1869. — , Taschen-: Löffelente, anas clyp."
Vogelb. 1557. Syn. Schilt-Ent(s. Bd I 355). — Trolli-:
Mund mit aufgeworfenen Lippen AaZ.; L. „Grosses
Maul mit herabhängenden, gleichs. übergelegten Lip-
pen VO; Z"; Syn. Wurst-M. ,Labeo, Chilo, der gross
lefzen oder ein grosses maul hat, troll(en)-maul.' Fris.;
Mal.; Denzl. 1677; 1716. — Trüsche"-: spitzer Mund,
bzw. ein Mensch mit einem solchen Z. E" Tr. mache".
Nach anderer Angabe: Mund mit rundlichen, nicht
spitzen Winkeln Z. .Trischenmul', Schelte auf einen
Pfaffen. NMan. - Tratsch- = Chlapper-M. .Hätte
Kätti mit ihrem Tr. Alles hintereinander gereiset
[gegen einander aufgestachelt].' B Hist. Kai. 1849. —
Wäueli-: zum Spott verzogener Mund, wobei die
Unterlippe herabgezogen wird BAarb. — Wäje"-:
grosser, weiter Mund, bzw. Mensch mit einem solchen
AaFh.; Bs. — Wolf-. .Die Arzatin N. N. wurde be-
schuldigt, mancherlei Zauberei bei sich zu tragen,
Wolfaugen, Wolfmilin . . .' Bs XIV. — Wanne"- =
Wäjc-M. ZO. — Wurst- = Trolli-M., bes. wenn dir
Lippen, z.B. infolge Insektenstichs oder eines Schlages,
angeschwollen sind ScnSt. ; Z. Ein solches W. be-
kommt man auch durch das Anrufen eines Gespenstes
Z. .Labeo, Gross-, Wurstmaul.' Vesiib. 1692. Es W.
mache", den Mund verziehen, die Lippen aufwerfen,
wenn man mit Etw. unzufrieden ist ZO. (JSenn) ; Syn.
e" chrumms M. mache". — Z ucker- = Schleck-M. Ar.
— Zänni-: grinsender Mund, bzw. Mensch mit einem
solchen Mund Ndw; vgl. Gränni-M.
müle": 1. den Mund stets bewegen SchwE. —
2. verächtlich für sprechen; schwatzen, ausplaudern
GrO. ; Scu; S; W; Z; Syn. yoschcn. D' Meidlc" us
•'cm ganze* Dorf chäme* zur Spüse*. Du wird denn
Ei"'s g'müled, ei b'hüet-is Gott! Schwzd. B'hiet-isch
Gott, ran am so braven Her so Appes z' m. W. Er
het-cm möge* einstelle", wie lang er [der Lehrer] für
das Geld mües'i m. und Club und Schuclstauli schlucke".
Hofst. Spec. a) oft mit Dat. P., auch umme"-m., =
I -
Mal, niol. liiil. mol, llllll
184
's Mül brücke", bes. gegenüber Obern, z. B. von Kin-
dern beim Tadel ihrer Eltern; trotzen Aa; Ap; Bs; B;
I : VO; Gr; G; Th; Z; Syn. ufbegeren (s. Bd 11 403/4).
])'r Chnecht hed ,!em Herr g'mület Sohw. ,Er maulte
im Hausgang.' Z Prozess lSTii. .Kein Landvogt sei
mehr sicher, dass ihm nicht Einer maule in der
Audienzstube.' Gottu. — b) zanken, schelten, schim-
pfen Gr; L; Ndw; U; W; Syn, chiben, chiflen (derber
als Dieses). St muled mid enanäere* Ndw. Der Marti"
liet g'werchet undg'mülel und g'fluechet derzue. Schwzd.
(TJ). Jmdn mit derben Worten zurechtweisen, aus-
spotten \V. — 3. grollen, schmollen; das Maul hangen
lassen; heimlieh erbost tun Aa; S; U; Syn. müsen,
Schalken. — 4. ächzen, stöhnen, vor Schmerz, Schwäche
BSi. — Vgl. das mehrfach syn. »<» i
ab-müle": Jmdn derb abfertigen TiiTäg. —
über-: Jmdn nicht zu Worte kommen lassen, im
lauten Beden übertreffen, überschreien, zum Schwei-
gen bringen Ar; VOj Gl; Gr; G; Sch; Z; Syn. über 's
Mül farcn, üs-handlen (s. Bd II 1403). Er hat Älli
übermület. Ü. ist nid übenoise: Ineichen; Soloer. —
„a"-: Jmdn im Sprechen trotzig anfahren." — üs-:
Jmdn ausschelten, kritisieren U; W; Syn. üs-schuren.
— schmal-: nur kärgliche Kost, wenig zu verzehren
haben, sich am Munde absparen müssen L; Syn. schm.-
borten. .Schmal leben, schnialmäulen, tenui victitare
salin...- Denzl. 1716. — schnarr-: 1. „gierig, schma-
rotzend nach Speisen verlangen B." ,Schnarmaulen,
esurire apud saturos, esuriens spectat edentes.1 Denzl.
1710. — 2. = dem Vor. Gl (1t Prophet 1856). — dürr-
= schmal-mülen, mit verst. Bed. ZGlattf. — wider-
mülen 2 a B; PMu.; vgl. das syn. chläffelen Bd 111
629. /'"'' Im" möge" säge*, was i'h ha" wolle", si hat-
mer (fing widermület.
Mule'ri ("") m.: Einfaltspinsel AAÄugst, Ober-
llachs.
Die Betonung deutet auf eine Zss. ; s. Läri (Bd III 1362)
und Auia. zu Gal-LBri (Bd III 1375); das erste W. der-
selben hätte Verkürzung erfahren wie dasjenige in Gros-
Mueter, SchV-Macher usw.
g'mület: mit einer geläufigen Zunge versehen
Gr. E guet g'm-i Frau.
Mülete" f.: ein Mundvoll BHk.; Syn. Mumpfel.
mületschen: das .Maul brauchen' zum Zanken
und Schelten W.
niülhalt: zum Widerspruch geneigt S.
Muli in. : Mensch, der oft und gern , mault' Bs; Z.
g'mülig: zum Ausplaudern geneigt Zu.
lind-mülig: weichmäulig, von Pferden Bs; Gl.
litz-mulig. ,Bist oben 'nun so litzmaulig', redet
OBrägger 1782 den Mai an.
Walirsch. i. S. v. : mit verzogenem Mund, indem Brägger
sagen will: die Witterung sei Anfangs .Mai launisch; vgl.
Mut litze*.
zwei-mülig: zweiseitig, von sogen, englischen
Schlüsseln ZStdt (Tagblatt 1884).
spar-müle": an Holzblöcken, bes. Sägehölzern,
die man über einen .Holzlass' hinunter lassen will,
an den Sägeschnitten ringsum die Kanten abschroten,
damit die Blöcke leichter gleiten, den Boden weniger
aufwühlen, auch weniger leicht an den Enden be-
schädigt werden BO.; VU. .So Einer ungehorsam im
Spalte ler im Sparmülen in beiden Orten [Enden],
so mögend Inhaber der Güter selbe um den Schaden
anlangen.' 1645, OüwKägiswyl.
Vgl. .las syn. Sektionen, v.m N./,, „.,--. li vorragendes, ver-
■ lirMes Staniiiiende, 21 Ilängeniaul.
Mal II n„ Dira. Mülti Ndw; W. Midi n. BSa..
Mül in. Gull., V„ Müle* f. GrI'i-.; TAI.: 1. Maultier.
Starch wie as Multi \V. — 2. Pferd von der Farbe
eines Maultiers GrD. Gaul mit einem Fleck über
dem Maule Gitl'r.
Mini. mal, aus lat. niulux. In unserer ä. Lit. finden wir
die l'l. -Formen: ,Mul.' 1 I Ts. T., VI..; ,MB1.' JCWeissenb.
1681; .Mauler.' Wlluher 1TST. .Mit malen.' 1 1 l'J, Absch. ;
,by 26 mulen.' 1526, ebd. Das Gcschl, lichtet sich z. T.
nach dem von Evd, z. T. nach dem von Mären. Auf duti
Palmesel bezieht sich wohl die Stelle: ,Sol. 12 ad lumen
vor dem m. Lumen, quod deputatum est zno dem niule.'
XIV., L Propsteirodol.
Mull n.: Sand, lockere Erde BO.
Vgl. Gr. WB., ferner Mull- Wurf und die Gruppen G'müel,
G'mülb, Mol'/. G'mvlder.
Mulle", Molle" f.: 1. aufgeworfene Erde L (Bu-
cher). — 2. a) ungereinigtes Korn sammt der Spreu
GrD., Pr. — h) = Kar Junten (Bd III 429) GRTschiertsch.
mulle" (in Uw wolle"): 1. „kauen, essen"; bes.
mit (über-)vollem Munde und mit sichtbaren Kau-
bewegungen HO.; Uw; \V ; Syn. mufften, mumpfen.
— 2. = mülen Ha BSi. — Fig. zermalmen; vgl. Schm. V
1590. 0 steht offenbar für u-,
über- = über-mülen l!Si.
inhi"-: gierig, hastig in den Mund stecken und
verschlingen BO.
Mullete" f.: 1. alte, kleine Reste, von Ähren und
Stroh; leichtes, ungereinigtes Korn GuObS.; Syn.
Müllen, Gemüster. — 2. lockerer, unfester, nicht fest-
getretener Schnee in einem Wege GrV. — 3. = Mu-
teten BO.
in u lüg, mollig II: locker, von Schnee, der sich
nicht leicht ballt, oder der nicht festgetreten ist Gr
ObS., V.
G'müll in: allerlei kleinerer, mehlartiger Abfall,
wie er z. B. beim Reinigen des Getreides sich bildet
oder auf dem Heuboden, Zimmerplatz usw. zurück-
bleibt Gr; SThierst. Syn. Gehuder B.l II 999. Eswas
z'scmmag'scharrats Cr'?». Scbwzd.
müllele" (in Uw möllele"): Dim. von mullen, in
kleinen Bissen verzehren, behaglich kauen VO.
Mülli°g m.: Schwätzer BSi.
Mulletnng B, sonst Midtum m. : eine Art Flanell 1!;
dicker Wollstoff, bes. zu Frauenkleidern VO; Z. .Ich
hatte darauf hin schon der Frau M. zu einem wannen
Gloschli gekramet.' Gotth. Adj. multummi: Kn mul-
I ininiioic'' ühderrock. — Aus frz. moUeton 'AM. von ,«,.„,
mol), dasselbe.
Miillibus: eine Art feiner Spalierbirnen Bs. — Aus
frz. mouille-bonche, eine Birnenart.
üf-mülle": das Getreide nach dem Dreschen mit-
tels der Putzmühle reinigen AaE1ii\; Syn. uf -machen;
irind-miillen; vgl. G'müllet.
Das Vh kann nicht als Abi. von Mutti erklärt werden.
welche mülUne* heissen müsste, sondern ist als Grundw. zu
Diesem construiert,
.Müller (in l'Al. Miliner) in.: 1. Berufsname, wie
nhd. allg. Das Gewerbe des Müllers war privilegiert,
185
M.ll. mel. luil. niul. um!
I-.,
anderseits dagegen wieder an verschiedene Betriebs-
vorschriften gebunden; vgl. Ehaft(i) Bdl 8/9, ferner
Seg., RG, 111 175. .Erstlich sollen die müller einem,
so ein mütt des besten kernens in die müli tuet,
11 halb gestrichene viertel mel geben, wie man es
den [lüstern malet, krüsch und mel under einandern.
So es husguet ist, soll ein m. geben von einem mütt
13 halbe gestrichene viertel rein gebütlet mel und
2 halbe gestrichene viertel krüsch.' 1580, L Müller-
ordnung. ,Es sollen die Mülleren schuldig sein, einen
gelehrten Eid zu schweren, dass sie mit dem trug-
lichen Hauwen der Steinen, vorteiliger Richtung der
Müllenen. überflüssigem An fachten der Früchten, als
in einich anderen Weg dhein G'fahr bruchen w bilind.
Was aber den Lahn betrifft, obwohlen man den Gelt-
lohn am lvdenlichsten befunden; dieweilen jedoch
die Müller e meistenteils einen schweren und grossen
Hausbrüch habend und ihr Gewerb mit schweren
Kernenzinsen beladen und anderwerts der Geltlohn
auch nit brüchig, sonderlich in diseren Landen nie-
nialen üeblich gewesen, so sollend sie den Lohn von
zugebrachten Früchten wyter dergestalt haben, dass
ihnen aus jederen Mütt Kernen ald andere Frucht
0 Pfd an Gewicht darvon ze Malerlohn und für den
Abgang gehören.' Z Verordn. 1628; vgl. auch Griff'
Bd II 710; Z Ges. III No 10; IV 197/212; Ap LB.
1585/1828, 90/4 ; AI. VI 277 (Sch Stdtb.). In einem
Fahndungsbuch heisst es: .».übt sich vor einen M. aus;
führet auch deswegen einen Zollstock wie ein M.' Z
Nachr. 1751. Das Volk rächte sich an dem in be-
vorzugten Verhältnissen lebenden Stand durch ein
böses Leuraundszeugniss, offenbar nicht immer ohne
Grund; so beschwerten sich 1554 die Bauern über
den Geiz der Müller, kauften einige Mühlen an sich
und Hessen darauf durch angestellte Knechte mahlen
(Fun.). 1(7 mache" 's denn di 31. ? Si bette" 's Vatter-
unser, das halbi Korn ist unser Aa. Der Volksmund
behauptet, ,der Müller lasse die Eäder am schnellsten
laufen, wenn er sollte den Mahllohn taufen', d. h. er
sorge dafür, dass die Räder der Mühle am schnellsten
arbeiten, wenn dasjenige Korn aufgeschüttet wird, das
seinen Mahllohn bildet (das er gleichsam als seinen
Mahllohn tauft) L (Schürmann). D' M. sind Schelme",
aber nid all Schelme" sind 31. Ineichen; Sdlgf.r. De
bist-mer se lieb, u-ie-n-cm M. de'' Dieb, d. h. ich liebe
dich wie mich selbst. Solger. Iiedti'd in'n Müllene"
d' Seele mit enand — wa' hörti'd nid d' M. für Schimpf
und Schema! Sch. D' M. si™1 der Mutter Gatten z' ver-
gliche*: si isch vor der Gibwrt, wäre*d der Giburt und
taf'' ihr Giburt e" reini Jumpfere" g'sl", d' 31. aber
sind vor der Mülli, mitts i" der Mülli und hinger der
Mülli die gliche" Schelme" S (Schild). Die .Mühle klap-
pert: 31., 31., Kübelitrolcr, Hör abhaue", Hüs/i haue"
G; oder: Müllerli, Drüllerli, 's Iiedli göt um. D'r M.
(Meister) wird (ist) zornig und weiss nid worum Aa
(mit noch andern Var.); Bs; oder einfach: D' 31. sind
all Schelme" Aa. Jo, jo, das glaub -ich, d' M. sind
stauhi'j, d' Bettler sind arm. im Sommer isch's warm G
(Scherzreim). Maitli, wenn d' hürote* wPt, hürot du
an 31.! und wenn er nöd de" G'rate" häd [übel aus-
fällt], so steck-em du, de" Lidler. ebd. Auf die Frage:
Biiseli [Kätzchen], was stilt der M.? erfolgt nach der
MA. des BU. die Antwort: Mau [Mehl]; vgl. Rochh.
lx'>7. No 199. Jmd, der sich in seinen Berechnungen
getäuscht, wird der überrechnet 31. genannt Z. Ein
Zwerglein verdingte sich einst bei einem Müller als
Knappe; nachdem es am Jahresschlüsse das Mehl aus-
geteilt hatte, gieng es davon und sagte: Für einen
braven Mann taugt das Müllerhandwerk nicht. YV ;
vgl. W Sagen 103. .Einer, wann er Andere Lugen
strafen wollte, sagt: Der redt wie ein M. [d. h. lügt],
und wann man fragte, wie dann die M. redind, ant-
wortet: Laut, dass man's mag hören.' Schihpfr. 1652.
.Das gemeine Sprüchwort, den M-en müsse man eine
Sach zweimal, den Narren aber zum dritten Mal sagen.'
ClSchob. 1695. S. noch Sch Volksfreund 1861, E 4/5;
BHist. Kai. 1851, G 3; S Kai. 1714. — 2. Name einer
Ziege, die immer ins Mehl will Ap (T.). — 3. Name
einer Kuh mit weissen Flecken Uw. — 1. a) Motte;
kleiner, weisser Nachtschmetterling; Nachtfalter übh.
B; F. D'r miiesst d' Pfeister nid off'e" la", das" d' M.
nid geng um d's Liecht umhafare" BG. ,Ich flatterte
immer näher um's Licht herum, wie ein M., eine
Fliege, welche am Ende die Flügel sich verbrennen.'
Gotth. — b) Kohlweissling. pontia BBurgd. — 5. Dim.,
Zaun- oder Hausgrasmüeke, Sylvia curr. L; Aa Gem.;
TscHi'Di, Tierl. — 6. Dim. a) Gänseblümchen, bellis
per. AABb.; vgl. die Synn. Müller-, Milch-Blüemti,
Wisseli; andere s. Bd II 373. — b) Mehlprimel, prim.
far. TiiMamm.; Syn. 31el-Blüemli. — 7. Familienname.
allg. Dazu der Scherz: en 31. oni Mel Z. .Mülnei",
Name eines alten Z Rittergeschlechts, das die Mühle
in Stadelliofen zu Lehen besass. Auch in Zss. wie
Frei-Midier Z; , Fort-Müller.' 1530. Kessl. (viell. be-
nannt nach der ,Furt-Mülli' ZYValt.).
Mini, mülnaere, alnl. mulinari, aus mlat. moliuarius. Dazu
.las Fem. .Mulera.' 1329, Kopp, Urk. 5 ist benannt uacb
dem einförmigen Ruf: Klapp, klapp! 6 a (wie '■'> und 4)
nach der Farbe; vgl. M.-Chnecht Bd III 726.
Hans-: Name einer Apfelsorte; s. Bd I 372.
Wie iu andern Fällen, so mag auch hier die Frucht nach
Demjenigen benannt sein, der sie zuerst eultivierte oder ein-
führte; doch ist es viell. nicht zufällig, dass hier der ge-
meinste Vorname mit dem gemeinsten Familiennamen die
wenigstens vormals gemeinste Apfelsorte bezeichnet.
Lumpe"-: Schelte auf einen schlechten Papier-
müller Bs (Spreng).
Siden-: Seidenzwirner. XVI./XVIIL. ZStdt. Zoll.
, Einen guten S., der das Tramenarbeiten, Seile und
Greppen wol versteht, auch mit Packen umgehen kann.'
1778, Z Intelligenzblatt. Vgl. noch Siden-31ülli und
Chambler Bd III 299.
Diebs-: Scheltw., neben ,D. -Henker, -Mörder.'
XVI1./XV11L. Gespr.; s. T. 1809, 7.
müllere": 1. a) das Gewerbe eines Müllers be-
treiben, malen B; S; Z. ,Es ist fast, als ob ich Nebel
m. wollte, um Mehl zu machen, oder mit Wolken oder
Schnee Fundamente zu einem Hausbau.' Gotth. —
b) = chornenc (s. Bd III 475) FMu. — 2. „Kartoffeln
durch ein Drahtsieb stampfen LE."; vgl. Erdepfel-
Mülli.
üs-: mit Acc. P„ Jmdn ausspotten B hE.
Wahrsch. eig. : au Jnidm seine böse Zuuge üben, wie mau
es an den Müllern tut.
Mülleri" f.: Frau des .Müllers, allg. Dri" luege"
wie nc M., ein behäbiges, (geld) stolzes Aussehen
haben L.
G'müllet n. = G'müll; vom Abfall beim Reinigen
des Getreides durch die Windmühle ScnSchl.
IST
Mal. nie
il.
'1. null
1"
Mülli f.. PI. MüUene», Dirn. MiiUeli: 1. Mühle.
allg. ,Es sond alle pfister zuo Santgallcn zue den
selben vier mülinerj mahl und tarn als von alter sitt
und g'wonlich g'wesen ist.' 1373, Richtung zwischen
dem Abt und der Stadt G. .Kein niülin sollt ihr gar
nicht schleisscn, auch kein baehofen niderreissen. die
beckenhäuser nicht zerstören.' GGotth. 1599 (Mahnung
an die .Soldaten). RAA. Er hat 's wie de' Müller z'
Bürgle': Er leitet Alls uf si* 31. Tu. .Sie sei eine
Mühle, denn sie mache immer: Gib abe*. gib abe" (vgl.
IM II 77). sie sei aber auch eine Müllerin, denn sie
leite alle Wässerlein auf ihre Mühle.' Sch Pilger 1884.
.Kinder, in der Waage geboren, wissen geschickt das
Wasser auf ihre Mühle zu leiten.- ß Hist. Kai. 1862.
.Das Wasser des weltlichen Intressens auf das Rad
der Societät [Jesu] und dero Mülle hinrichten.' Goliath
1741. Mit Verblassung des ursprünglichen Bildes:
Uf si* M. rede", in seinem eigenen Interesse S; /".
P't- ist Wasser uf si* 3/., kommt ihm sehr zu Statten,
sehr gelegen Bs; Gl; Tu; Z. I* der 31. sait me* 's
: wei Mol, Abfertigung lästiger Frager, die Etw. das
erste Mal nicht verstanden haben Bs; G (mit dem Zu-
satz: Und ente" Narre* drü GBern.; Z). Ich sage* Nüt
.tut) zweite* Mol als in-ere* M. Bs. Wenn ein lästiger
Lärm, ermüdendes Geschwätz auf einmal aufhört, sagt
man: 's ixt g'rail. wie wenn e 31. abg'stamde* war G;
Z; vgl. ab-lassen Bd III 1400, Stutz V 29. .Abgestellt
die Mühle [das Treiben hat ein Ende].' Verh. Tage.
Von einem Mensehen, an dessen Ehre ein Makel klebt
(in S bes. von einem Mädchen, das unehlich geboren),
häufiger aber von Einem, der beschränkten Geistes
ist, sagt man: De- ist (e chli'J duV" d' 31. g'loffe"
fdure* g' gange*) B; L; S, ist bi 's Löli's 31. am:"
g'gange*, a* 's Löli's M. vorbi g'gange* Z; er het auch
Ei*es mit ''em Sack übercho*, iro-n-er bi der Lölis-3I.
diiren ist. Sprww. 1869; vgl. laufen 3 b a (Bd III 1123),
Löli 1 (Bd 111 1260). Us der 31., us ''em Buech, RA.,
die sofortige Baarzahlung (wie sie in der Mühle üblich
ist) empfiehlt A.\Bb. Z' 31. ge* ffare", gä*, tue", träge"),
Getreide zum Mahlen aufgeben (vgl. Cher, uf-laden,
-leggenj. allg. ; vgl. 3Iülli-Guet Bd II 550. ,Es sei gar
gemein, mit Rindvieh z' Mühle fahren.' Ndw Kai. 1889.
31e* seil nit uf ei"m Esel z' 31. füere" S; vgl. Bd I 514.
'/.' M. trösehe*, von der Ernte so viel Getreide dre-
schen, um ein .Mali- in die Mühle bringen zu können
Tu; '/,. Z' 31. fasse", Getreide in Säcke fassen, um
es in die Mühle bringen zu können Bs; Th ; Z; da-
gegen in S: das Gemahlene vom Müller wieder in
Empfang nehmen. ,Uer l'aur gibt dem Müller z' Mülli.'
Schihpfr. 1651. Mit Dat. 1'.. s' 31. ge*, trösehe" (schon
Mey., Hort. 1692), .Tmdm tüchtige Prügel verabfolgen,
und entsprechend :' 31. übercho* Aa; Scn; Z. Ei*em
.' M. tue", eine tüchtige Tracht Schläge, eine herbe
Züchtigung in Aussicht stellen ZO. ; Vgl. Ei"'m 's Bad
übertue*, l'f Ei" in :' 31. rite*, Jmdn recht ausbeuten
BO. Mini 31. gut. dini M. b'stöt, mini malet Zttcler-
erbsli, dini malet Chatze*- (Spatze*-J Dreckli, Vers zu
einem Fingerspiel, wobei .lind die Finger in einander
zu Hechten und dann den Daumen und den Zeigefinger
auf einander zu kippen sucht Ap; G; Scn; Z; viele
Varianten s. Uno! 1868, 50, gän Bd II 5/6, T. 176 a.
,Gelt und ■/.' inüli ausleihen, commodare argentum et
triticum.' Mal. ,\'il habend im Brauch, ohne Under-
scheid in den Hufen hhmi zu fragen, wie es die Mülli
ohn Gefehrd gibt.' 1626, JJBreit. .Es sei aber weit
gefehlt, dann alldorten [in der Ewigkeit | werde ein
Jeder seinen Sack selbs zur Mühlen tragen und ein
Jeder sieh selbs verantworten müssen.- Heut. 1658,
,Er gehet zu Andern zur Mülli, schändet Anderer
Weiber.' Met., Hort. 1692. .Ein geiziger Müller sollte
einem Schnitter, der, wie er meinte, zu viel essen
mochte, gesagt haben: Nun. nun. deine Mühle geht
streng!' 1! Hist. Kai. 1821. S. noch Plämp, ab-gän
IM 11 '.'. — '_'. /: Mülli n. (in Sch; ZO. auch in.), so viel
Getreide, als man zu einer .Baclieteir [als Bedarf an
Brot und Mehl für 1 •'■ Wochen] in die .AI üble gibt,
d. h. ein Sack von 2 — 7 Vierteln, bzw. das Quantum
Mehl, das man zurück erhält Aa; Bs; B; L; Seil; S; Z;
Syn. Mali. Zum ene* Z' 31. trösehe*. E* chlises,
grosses Z 31. 's Z' 31. fasse", 's Z' 31. hole: Der
Z' 31. langet no'* bis zur Eni. wir haben bis dahin
noch Mehl (bzw. Brot) genug Sch; ZO. Um eine dank-
bare oder anhängliche Gesinnung auszudrücken, ver-
sprechen Bauernknaben dem Müller: Wenn-incr einisch
grösser si*d, muesch üsi Z' M. Int". Schild. Du müessest
ga" es Z' 31. reiche*, d'r Müttikarrer heig 's v'rgesse*
z' bringe*. Gotth. So band [bald] a's der Charer
chunnd, su lad-em euses Z' M. üf AaF.; Z. Ich vermag
das 3Ial e grosses Z' 31. ZAff. Eusef G'mei'rot hed
tlnr'h de* Wächter lo" umme'säge; es muess jedi Uns-
halti'g n/'s Neujör es Z' 31. buche", üb 's 3Iel hebi'ä
oder l.ci"s ZKn. Ghumm, blös-mer du es Z' 31.: i**
will-der gern der Sari; üfha" Aa (Rochh.), höhnische
Herausforderung. .Man hatte nicht mehr Korn genug
für Brod, es musste Z' Mühle gekauft werden.' Gotth.
.Wer eigene Frucht oder ein erkauftes Mühlin hat,
bacht es meistenteils selbst.' 1698, ZEgl. Bericht.
S. noch Her Bd 11 1526. — 3. als Verkürzung von
Wind-31. 1. die Mühle im Mühlenspiel, allg. D' 31.
uf-, zue-tue*. Ei"'m d' 31. stopfe*, das Handwerk
legen Bs; vgl. Binderin. 1861, 59. S. noch Figgen
Bd I 712/3.
Mini, mul(c), alul. muh(n), aus vulgärlat. inoifiia. Die
Form mit ausl. i wiegt auch in uuserer ä. Li t. vor (vgl.
dazu Cltuchi Bd 111 129, Ohämin Bd III 259, Ruft), ebenso
die Schreibung mit Doppel-/ (XV./XYIII.). Neben der regel-
rechten Plural-Form (.Von millinon. Hie ze Zürich mtlliue
haut,' 1304, Z K. -Brief. , Mülline.' 1309, Alpenp. .Mülineu,
Mülenen." 1360, Gfd; 1550, ÜMey., Chr.; 1572, Arduser;
1585/182S, ApLB.; Z Maud. 1699; dazu der Geschlechtsn.
,von Murinen1 1! und ebenso in den Haimonsk. 1531 als
Übersetzung von ,de Moulins') kommt auch seltener .Müllon'
vor. so 1303/11, Gl ürk.; Helv. Kai. 1783. Vgl. noch
Steinm. 1802, 254. Die RAA., welche den Einfältigen be-
zeichnen, gulien viell. aus von der Befleckung mit Mehl,
welche dem Tölpel angetan wird; vgl. ,niit dem Sack ge-
schlagen.' Die Art der Entrichtung des Mahllohnes wird
illustriert durch eine Einrichtung in der aus dein Jahr 1533
stammenden Mühle in ZHirsl., wo sich bis auf heute eine
in die Mauer zwischen den Mahlgängen eingelassene eisorne
Geldkasse befindet, in welche durch eine Spalte dor Lohn
geworfen winde. Betr. die Verschmelzung der Präp. %' mit
dem Sulist. zu einem W. vgl. Anni. zu Abend Bd I 36. Das
W. auch, einfach und zsgs., in einer Menge Flurnamen, z. Ii.
.Mühlen' B; Gr Haler Mol ine) ; W, .Mülenen. .Mülineu'
B; Schw; /.. RdmddH B, aus Ar-M., ,Feld-M.' Bs; I. (1893,
Gfd); ü.
Obs-: Mühle mit vertikalen Reibsteinen, zwischen
welchen ..Mostobst- zum Zwecke der Mostbereitung
zerquetscht wird. Quetschmühle Tu; Z. Syn. 3lost-,
Biren-M. — Ochse"-, scherzh. in der RA.: -1* der
t). a"renue*. geistig beschränkt sein I!s (An. ad St.).
189
Mal, mel, mil, mol, miil
190
— Vattcr-Unser-: spöttischer Name der Betschwe-
stern L. — Herd-Öpfel-: Stampfmühle, in welcher
vermittels eines Kolbens gesottene Kartoffeln durch
ein unterhalb der Schale angebrachtes Sieb durch-
gepresst werden, worauf man die dadurch entstehen-
den wurmartigen Gebilde (z. T. zum Behuf e der Men-
gung unter das Backmehl) dörrt Tu; Z. — Figg-:
l. = Figgen Bd I 712/3 GrS., Scuolms. ,Spe duplici
uti. zwo (.eine.' Dknzl. 1677; 1716) fickmüle haben,
zwyfache hoffnung haben.- Fkis. ; Mal. — 2. = Figg
(Bd 1 711) L. — Frei- oder Freiheiten-: Name
der Sehultheissenmühle zu BHuttw., welche im Be-
sitze besonderer Rechte und Freiheiten war und als
Wahrzeichen hievon zwei Fähnchen auf der First
trug. (Nyff. 1871, |120.) — Frön-: herrschaftliche
.Mühle mit Mühlzwang, Bannmühle; Syn. Twing-M.
.[Die von Mumpf] haben ouch ein fr., darin soll man
haben das alt raäss, und wann er malet, so soll er von
einem mütt dürrem nemen ein ymmi und von dem
grüenen ouch ein ymmi.' 1535, Arg. — Gelt-: übertr.,
sehr einträgliches Gewerbe, bes. von einem landwirt-
schaftlichen Besitz, Bauerngut Gl; Syn. G.-Chloben
(s. Bd III 620). ,So ist [durch die Predigt des Evan-
geliums, wodurch dem Ablass ein Ende gemacht wor-
den] dem papst syn geltmüle abgeschlagen.- RGdalth.
1546. — Glästi-: Mühle, welche die Töpfer zur Be-
reitung des Glasurmehls brauchen, Glättmühle Ap.
— Grüscli-: Mühle, in welcher die gröbste Kleie
gewonnen wird Ap.
Hell-: Name einer ehemaligen Mühle ÄAZof.
Ortsname S. Euphem. für Hölle in der RA.: Der H.
:ue fare* S.
Anlass zu der Übertragung mag die Vorstellung von der
trichterförmigen Gestalt der Hölle (verglichen mit dem Mühl-
tric.htcr) gegeben haben; vgl. Ohesael-, Ilott-Hafen.
Hirs-: Mühle, in der Hirse gemahlen wird; noch
als Eigenname einer Mühle ZDielsd.; vgl. Schaubg.
Rq. I 183. Von einem dummen Menschen sagt man:
De'" ist awh für d' H. ane" mit ''em Sack ZReg. ; vgl.
Miilli 1. Hirsmüller, Familienname Z.
Hüs-. .Nachdem wir dryerlei gattungen des hü-
rigen kernens uf der h. (wie man es nennt) malen
und probieren lassen.' Z Mand. 159*.
Viel], eine kleinere, auf dem Kernhaus (s. Bd II 1715)
aufgestellte Haudinühle.
Kafi-. D's Mal geit-mi}' «(» uf-rp-g.* K., er ist
ein unermüdlicher Schwätzer GrRIi. — Chunde"-:
Mühle, die für Kunden mahlt Tu; Z; Gegs. Handels- M.;
vgl. Mülli 1, ferner Maler-, Mittler- Lön{V„\ III 1290/1).
— Knechten-: Mühle, die mit Mühlknappen in
Regie betrieben wird. .Einen Ratschlag abfassen, ob
diese Mülle fernerhin eine K. verbleiben oder aber
zu einer Lehenmülli [in Pacht gegebene] gemacht
würde.' 1734. Z Staatsarch. — Leder-: Walkmühle
der Weissgerber. Z Mein. L801, 11. — Weg-Lu egen-:
eine spec. zum Mahlen der Wegluege" (vgl. Bd III
1229) verwendete Kaffeemühle Z. — Lumpe"-: Pa-
pierfabrik Ndw. Ärmliche Papierfabrik Bs (Spreng).
- Münz-: Münzstätte. 1567, B Staatsrecht — Mel-
Mues-: Mühle für , Breimehl' (Hafergrütze). .Zwei
Mühlen, da die obere ein Mahlhaufe und ein M., die
untere eine Relle haben.' Z Prozess 1805. — Most-
= ObS-M. Ar; Th; Z.
Narren-: fingiertes Gerät, in dem unheilbare
Narren zu Mehlstaub gemahlen werden sollten; s. Z
Kai. 1811 D 3.
Viel!, beruhend auf dem Sprw. Salomons: .Und wenn du
den Narren in einem Mörsel zerstossen würdest, so würde
er doch nicht von seiner Narrheit lassen4 ; vidi, aber nichts
Anderes als eine Yerhochdciitsrhuiig von l.ol i s- MiMi.
Bi-: Nebenmühle, kleineres Gebäude mit 1 — 2
Mahlhaufen am gleichen Bache, welcher die Haupt-
mühle (im grossen Gebäude) treibt, doch unterhalb
Dieser und in deren Nähe Z. — Pelz-: fing. Ortsname,
in der Abfertigung auf die Frage ,Wo?' Z' Bümplü
(Tripstrüll) uf der P. Sch; Sprww. 1869. — Bändel-:
Kunststuhl der Bandweber. XVII./XVIII., Bs; vgl.
Ad.Bürkli 1884, 13; Bs Jahrb. 1885. 69. Dafür in
neuerer Zeit Band-Stuel. .Dies bewog mehrere Bürger,
diesen Gewerbszweig ohne Zunftzwang zu betreiben,
geschickte Arbeiter anzustellen und den Gebrauch der
sog. Kunststühle. Bändelmühlinen, einzuführen.' um
1650, Bs (Ochs). — Bire"- = Obs-M. Z. — Bütel-.
.Beutelmülle, mola pollinaria.' Mal. — Brot-: Brot-
Einschneidemaschine ZStdt; Syn. Tünldi-Maschlnen.
— Roll-: fingierter Name, in der RA.: albig uf der
R. ga", von Gegenständen, welche der rechtmässige
Eigentümer oft entbehren muss, weil sie häufig von
Andern entlehnt werden Gr oHe. Syn. eisster uf der
Fart si". — Rcll-. Roll-: Schrot-, „Gärbemühle
Gr; Z"; Syn. Belli. — Ratz-: Mühle, die wenig
Wasser hat. Sclger. — Siden-: Seidenzwirnerei.
XVI./XVIII., ZStdt. Eine solche errichtete Zanino
1567 in dem Gebäude, das später in , Wollenhof' um-
getauft wurde. Vgl. S.-Müller. — Säger-: Sägemühle,
doch nur als Hausname ZStdt 1796, sonst Sagi. -
Semmel-: Mühle für Semmelmehl. Syn. Wiss-M.
,1533 ist die erst s. allhie in Sant-Gallen gemacht
worden ; darnach liess der spital ouch aine machen,
vormals nie gebrucht noch erkannt in MHHn statt.'
Kessl. — Schwert-: mit der eisernen Jungfrau, dem
bekannten Strafinstrument, verbundene Vorrichtung,
bestehend aus Schwertern, auf die der Verurteilte
beim Kuss der Jungfrau stürzte; vgl. die (immerhin
phantastisch ausgeschmückte) Beschreibung bei DHess
1818, 274. — Spinn-: Spinnerei. Aa Gem. 1844, I 478.
Syn. Maschine*. -- Sprür-: wahrsch. eine Mühle,
welche mit einem Putzwerk versehen war, so z.B. in
L, wo die Sprür-Srugg ihren Namen von einer solchen
daran gebauten Mühle erhalten hat. — Staub-: Putz-
mühle S; Syn. Wann-, Wind-M. Wenn Fun' nie
du !■'■'• d' St. geit, wird er nit lüter, Erfahrungen lassen
sich nie ohne Opfer gewinnen. Schild. .Sy sond ouch
du st. nit da han ald aber der stoub soll bi den sprüren
belyben.' Sch Stdtb. — Trib-. .Moletrina, ein wasser-
müle oder treibmüle.' Fris. ; Mal. - Trübe"-:
Quetschmühle mit hölzernen Walzen, für die Trauben
in der Weinlese, welche mehr und mehr den Trüben-
Stössel verdrängt Z. — T wing- = Fron-M. ,Es sind
zwo twingmülinen, die nider und die ober, und hat
ein her ze gebieten da ze malen allen denen, so in
dem hof gesessen sind.' 1427, ScHwPfäff. Offn. .Es
war altes Herkommen, dass eine gewisse Gemeinde
des Buchsgau's der Tw. in Rickenbach nach Abnutzung
des Wendelbaumes beim ersten Mahlgang einen Eich-
stamni zur Erneuerung verabfolgen musste.' BWvss
1865.
Wann- (in W Wanmi-31., in Tu Wammülli) =
Staub-M. Gr; GT.; Tu; W. - In dieser Benennung liegt
101
Mal mnl. Malb — mulli
192
die Erinnerung daran, dass ehemals alles Getreide von Hand
gewännet [geworfelt] werden musste.
Wind-M. Wimmülli = dem Vor. Scbj Th; Z. .Dir
Samenhülsen [des Klees] werden ausgedroschen, nach-
her über ein Staub- oder Habermehlxieb durch die W.
gelassen.' Z Ges. 1788. — wind-mülle": das Ge-
treide nach dem Dreschen mittels der Windmühle
reinigen Z.
Winter-. .Garten und Haus bei den W.-Mülinen
[in LStdt].' 1331, Gfd. — Wiss- = Semmel-M. 1653,
AAWett. Elosterarch. Mühle, in der sehr weisses Mehl
erbalten wird Ap. .Weissmüller', Familienname B. —
Ziech-: durch Zugkraft von Tieren getriebene Mühle.
.Die kelte war also streng, dass die stehenden und
fliessenden wasser überfroren , desshalb [man] die
müllinen stellet und ziechmülen anrichten muesste.'
Wdkstisen 1580. — Ziger-: Mühlwerk, in welchem
der eingelegte Quark mit fein zerriebenem Ziegerkloe
und Salz gemahlen und nachher in die bekannte Kegel-
form gebracht wird Gl; vgl. Schweiz. Milchbuch 113;
Alpenp. 1874, 274; Syn. Z-Eibi.
Zwing- = Twing-M.; vgl. vArx 1819, 105/6. ,Und
sollen die waldleut zu den Einsidlen die vorgenannt
ir müle hinanhiu für ein zw. oder wie es inen fücglich
ist, um den vorgenannten erbzins haben und niessen.'
1390, SchwE. Klosterarch. ,Ist der amptlüten ver-
meinen, dass si dhein zw. mer haben wöllint, dann
si es ganz ungöttlich bedunk.' 1525, ZGrün. (Egli,
Akten). .Auf ihre Beschwerde, dass kein fremder
Müller zu ihnen fahren dürfe, lässt man. weil diese
Zwingmühlen von Alters her häufig, auch meistens
mit schweren Zinsen beladen sind, und es sich nicht
geziemt, solche Mühlen zum Nachteil der Zinsherren
zu befreien, auch des Gotteshauses Mühlen angeändert
bei dem Herkommen bleiben; doch soll der Hauptmann
Vorsorge treffen, dass die Gezwungenen [unter dem
Mühlzwang Stehenden] immer vor Andern gefertigt
werden.' 1530, Abscli. (GT.).
Die Einrichtung hat sich mit den Ehehaften bis in die
neuere Zeit erhalten, eine ,ZwangmUhle' befand sich z. B.
im Distrikt Aubonne.
>1 iil iseiler m.: veraltete Bezeichnung des Teufels,
/.. 1!. als Herrscher in dein berüchtigten Rottal B.
Nach einem der bernischen Weiler Müliseilen benannt;
vgl. Jahn, Emmentaler Sagen.
Muel in. (PL Muelege«) BR., n. Bllk.: lauter Schrei,
von .Menschen; Gebrüll, von Kühen BO. — Abstrahiert
aus muelen.
G'muel n.: Geschrei BR.
muele": Schallwort. 1. von Tieren, a) brummen,
dumpf brüllen, von Kühen BO.; U; „laut, unangenehm
schreien, wie ein Esel BO.; UV." .Der stier von Ure
treib ein grob gesang, us grossem zom er fast wuelt,
mit lnter stimm er schrei und muelt.' NSciiradin 1499.
Hieher wahrsch. auch: ,Dass dich der stier so rüch
hatt angeluvt und wider dich gemulet, er lüyt dort
her mit rucher stimm.' Lenz 1499. — b) „quaken,
von Fröschen Uw." — 2. von der menschlichen Stimme,
unartikulierte Töne ausstossen. a) „unverständlich
reden, sprechen DUrs." Syn. mit mülen :> BO.jGrA.;
LV.; Uw. Krhel nmme" ifmueh-t l.'wE. De'het g'muelet
und 'prediget! Lallen, im Traume unverständlich reden
Nnw. — b) hässliche Time ausstossen, wie .lind, der
grossen Schmerz leidet (Syn. mülen t) oder sein Miss-
veigiiügeii äussert (Syn. mutteren) BO. ; GrA.; Uw;
U; \V; Syn. auch flännen, heplen, brüelen. Öppis m.,
von einem Unzufriedenen. .1/. und fuchton, zanken
W. Sclti muolet hit der ganz Tag W. Im Traume
seufzen Gr ObS. — 3. unaufhörlich farzen GrL. —
4. a) dumpf rauschen GrO. — b) in der Ferne, bes.
mit langem Nachhall im Gebirge, donnern GrD., I,.,
Pr., Seh.; \Y. Es Innolet timmer [dumpf ]. Der Donner
mttolA \V. Wer. wenn er im Jahr das erste Mal m.
hört, sich auf den Rücken legt und am Boden herum-
wälzt, bekommt keine Rückenschmerzen mehr GrD.
Das Verhältniss zu muten ist unklar. Viel), darf ein drei-
silbiges mii-i-l," als Abi. von dem Schall«, mu vorausgesetzt
werden, in welchem dann u und e zum Diphth. verschwommen
wären, wie z. B. in Fiele", Biet,.
Muele" I f.: laute, schreiende Stimme BR. E M.
ha: Syn. s. bei Gellen I Bd II 208.
Mueli m., PL Muelige" : Schreier, Schreihals,
Brüller, von Menschen BO.
muelig: viel weinend, laut schreiend BO. Eins
Chind.
Mncle" II: Name einer Kirchgemeinde mit unver-
hältnissmässig kleiner Kirche G. .Von einer Frau, die
kaum jemals aus der Schwangerschaft herauskommt.
spottet man : Si hat 's wie 's Muelemer Chilcheli, si ist
's ganz Jar voll Tu.
G'müel n. = G'inull (i. S. v. Kehricht), das sich
bes. in Holzschuppen von faulendem Holz, Erde usw.
bildet HSL; W. Holzsplitter, wie sie auf dem Koch-
herd oder von feuchtem Holz unter der Pfanne zurück-
bleiben GnRh. - Vidi, im Abi. -Verhältniss zu malen im
5. v. zermalmen.
Malb -mulb.
innlh: neblig, bedeckt, vom Himmel AaSuIu'.
Wahrsch. liegt eine Form molm(i<j) zu Grunde, eig. staubig,
unrein, dann auf die Trübung des Himmels übertragen.
G'iniilh n.: 1. = Gemüll, bes. allerlei lockere Ab-
fälle beim Sägen oder Abladen von Holz, von Torf
usw. G. ,Wann [da] ich g. bin und flaisch.' 1476, G
Hdschr. — 2. Laub udgl. für Laubsäcke GStdt. —
3. Durcheinander von altem Gerumpel G 1799.
Zu mhd. gemüwe (Coli, von Melw); vgl. ,Gemilbe, -mülbc',
bei Gr. WB. und die Gruppe Milw-, ferner Malm.
vermülbe": 1. (in ZZoll. rennulhe") vermodern S.
Morsch werden, zu Grunde gehen, bes. von der Saat.
die z. B. bei grosser Trockenheit nicht Wurzel schlägt
ZZoll. — 2. tr.. zu Pulver und Mehl zerreiben B. —
In rmuHll,," fehlt der Umlaut, wie häufig bei u vor l -|- Cons.
G'mülber n. = Gemülb, bes. i. S. v.: „zu Pulver
und Staub gewordener Abgang, z. B. Überreste von
Getreide. Tuch usw., nachdem die Mäuse sie zernagt
haben BO.;" G. — Neuere Einsender aus BO. (spie. r.K.I
kennen nur die Form G'mülder.
g'inülbren - vermülben :.' BD.
mülbig: in (Mehl-) Staub und Moder zerfallend,
■/.. B. von wurmstichigem, altem Holz BE.
193
Maloli, melch, milch, molch, malch
191
Malch mulch.
Haber-Malcli LW.; Zg, -Molch (PI. -Molche*) GS.,
■Molch /.(>.. -Melch V.o.. -Melech (i oT. m.. -Molche'
\\7..-, ScHwIb., Tnggen; ZRiesb., -Mohhe" AaBIj. —
f.: Wiesenbocksbart, trag. prat.
lür Etymologie dos vielgestaltigen W. ist nicht auszu-
machen, wenn auch die Form habermaUi die älteste erreich-
bare scheint (schon nihd. ; vgl. Gr. WB. IV 2, Sil und ein
Zsliang mit mctch, Milch (vgl. die Synn. Haber-Mulchen,
Milch (e)li-Chrüt, Melchelen, Milcheren, Milchlig) am meisten
für sich hat. Vgl. ancb noch die Synn. Haber-Mauch, -M.ln-,
-Mareh (-Marg), ferner HG rassmann 1870, Nr. +15.
malche": mit Gier und yollein Munde essen LG.
(Ineichen). Syn. midien, maischen. Dazu die tr.
abe*-m., ie-m. Aa; vgl. Rochh. 1857, 17.
Malchus U, Molches Ap; Ndw. Malchis Aa; L,
Molchis SchwE.; S, Malkis Aa: 1. Personenname. —
2. (PI. Malchcse" Ndw) Bezeichnung eines fetten, plum-
pen, vierschrötigen Menschen Ap; VO, mit dem Nbbegr.
grob L ; Ndw, nimmersatt L, böse S. Unsauberer Mensch
AaFi'L 0 ich dumme' M..' MLienert. Langsamer
Esser Aa (Eochh.).
Malchus bildete in den mittelalterlichen Osterspielen eine
stehende Figur und vermutlich gehörten die wesentlichsten
Züge der appellativen Bed. schon der Darstellung der Rolle
durch die Schauspieler an. Mul.hi* scheint sich an ,Molch(
anzulehnen; vgl. die Bezeichnung eines dicken Menschen als
.dicken Molchs' (Campe).
G ült e"-Malchis: Besitzer vieler .Gülten', Ka-
pitalist L. Der Baggerbur hed vor-dem G. Angst u-eg-
aem Zeise*. Brands1!'. -- Suppe"-: Spottname Des-
jenigen, der mit dem Löffel zuerst in die Morgensuppe
fährt Aa (Rochh.).
Wiss-: Name einer Sorte kleiner, runder, weisser,
süsser Äpfel Zg.
Uli* Ich (in Aa; Bsj B; L; S; Tu auch milchig, bzw.
meVHg): 1. Milch gebend, im Gegs. zu (/"/'. gust (s.
IM II 236. 493) Bs; B; Gb; G; ü; W; Z. M. Mibe*,
im Stadium des Milchgebens verharren, nicht ergalten.
Er het kener welche" Striche" [Zitzen], hat keine melke
Kuh BHk. ,0b aber ainer nit mer dann ain khue oder
zwo hette möleh, der mag die melchent khüe den kin-
den behalten.' XVI., Gr Kq. .Unter dem Vieh wurden
2/3 Melchs (Kühe) und '/s Galts (Rinder) verstanden.'
1545, Amiierd. ,Esel, die alltruegen und molkig wären.'
Tierb. 1563. ,Die Allmenden mit den melchen Küenen
nutzen.' 1672, Obw Rq. S. noch Melch-Geiss Bd II 463.
Auch prägn., viel Milch gebend, milchreich B; Gl; Uw,
leicht zu melken B. Ubertr. a) leicht zu behandeln,
gefügig ; vgl. d' Milch ahe" ge". .Damit [der Redner
in einem Rechtsstreit] uns zue der güetlikait melch
machte.' Vad. ,Ain pratik, ob man uns sehrecken und
m. machen möcht.' ebd. — b) leicht zu verstehen,
, fasslich', verständlieh Obw. Das Biechli ist nit ms
für iser Eins. Obw Volksfr. 1891. — 2. triefend GrS.
E »teichi Nase*; vgl. ermelchen. — 3. von Viehfutter,
Milch erzeugend, den Milchertrag fördernd B; Gl;
Gr; U. G'stobe*'s [Staub enthaltendes] ist nie m. We**
mu" schon weniger Eüffen machd, su isch [das Heu]
d'rfür melcher and fuoriger BR. ,Sie hatte die grösste
Freude, wenn die Kühe viel Milch gaben und das Heu
m. wurde.' Gotth. ,Dass das Heu melker und Blu-
men von stärkern] Gerüche um die Gegend Camana
sollen gefunden werden als anderer Orten.' Sekeru.
1712. — 1. günstig (zunächst dem Gedeihen milch-
reicher Futterkräuter), z. B. vom Wetter ScuwMuo.
5. reichlich niessend (wie eine ergiebige Milch-
quelle) GrPi\ I)' Wasser [der Mineralquellen], die
früer so m. g'si" sind, werdend nid verschloffe* si"
im Bode*. MKuoni (GaPr.). Ertragreich, „vorteilhaft,
nützlich BO.; LE.;" ScuwMuo. „Der Gewerb ist
jetzt melchig, wirft vielen Nutzen ab." D' Bödmeren
ist itic melchist Alp, tro 's gibd ScuwMuo. — 6. „von
Personen , in grossem Lob und Ansehen stehend"
(gleichs. wie eine milchreiche Kuh). Reich Nnw. Er
ist e* M-er.
Mhd. melch in Bed. 1 ; vgl. nhd. ,melk.' Betr. den Aus-
fall des ch in der zweisilbigen Form vgl. melchen. Zu 1 a.
In diesem Sinne meinte es wohl auch Sicher 1531: .üarmit
die niüuch malch wurdend, sich uszekonfen lassen.' Zu dem
Yocal Wechsel vgl. Weinh. al. Gr. 16; D. Volksb. Eiuleit.
LXXIX, ferner winter-yni'kh. Bed. 2 auch nd. Tw. syn. (bes.
in den Bedd. 4 und 6) sind /eins (s. Bd I 1071/2), nhd. ,fett.'
alt-melch(ig): von Kühen, die noch bis in die
Zeit vorgerückter Trächtigkeit, bis kurz vor dem
Kalben, gemolken werden Bs; B; „LE." Milch a-er
Kühe ist stark, schmeckt nicht gut. Vgl. ,altmelk'
bei Gr. WB.
ei"-, zwei-, drei-melig = ei"-mälig usw. (Sp.
154) ZO.
ander-: in der zweiten Melkperiode stehend, von
einer Kuh, welche das zweite Mal gekalbt hat Ap;
B; Z. Auch subst. B, und sogar als Masc. Ar; Z.
,Zu verkaufen: Ein frisch gckalberter A.*
Ähnlich sagt man: E" dritti Mslchi, Kuh, welche zum
3. Mal gekalbt hat BK. ; vgl. das Folg., ferner ander-chsHberig
Bd III 225.
erst-: in der ersten Melkperiode stehend Ap; VO;
Gl; Gr; Tu; Z. ,Erst, wenn das Rind sein Kalb ge-
worfen, bekömmt es den Namen einer Kühe, und zwar
einer erstmelchen, weil es das erste Mal gemolken
wird.' JXScHNm 1782. Subst. 1. Erst-Melch m. (in
UwE. n.), Erst-Melchi n. GrV. = Erstelen Bd I 472;
Syn. auch en ersti (sc. Chue), Erst-M'elchcn, Maus-,
Scnten-Ühue (s. Bd III 94/5). Auch von Ziegen GrV.
— 2. scherzh.. Lediger ZO. „Er (sie) hat einen 70-
jährigen E. geheiratet."
Das Neutr. in UwE. viel!. Verkürzung aus Erstmelch-
Ghueli. Eratmelchi ist Dim., nach Analogie von Galti, Gusti.
härt-melchig Aa, zäch- (in B säj-jmelchfigj,
bzw. -meilig Aa; Bs; B; L: schwer zu melken. ,Die
Kuh ist zähmelkig und am Ende noch heimtückisch.'
Breitenst. S. noch langlecht Bd III 1335/6. Auch
übertr.. nicht nachgiebig; knauserig L. Dass er e*
schlechte' Spekulant wä/r, wenn er in-cre" settige" Sach
we'Ht knauserig oder gar zächmelig si* L.
lind-melchig ÄABb., ring-melch B: leicht zu
melken. Syn. l.-mulch.
neu-melch(ig): aufs Neue Milch gebend, von
einer Kuh unmittelbar nach dem Kalben Aa; Bs; Gl;
S; Z. ,Hat man Kühe, die nahe am Kalbern sind,
die, wie der Bauer sagt, alte Milch geben, so tränkt
man die Kälber mit dieser ab, weil sie viel fetter ist
als die der neumelchen.' Stemm. 1802 (für Gl).
winter-melch s. G altling Bd II 238.
Daneben findet sich sowohl bei Fris. als bei Mal. ,w.-
malcli' und wahrsch. nach diesen Beiden bei Spreng; vgl.
die Aiini. zu melch.
Schweiz. Idiotikon IV.
13
195
Malch, melch, milch, molcli, nmlch
106
G'melch n.: coli. 1. die lnilchgebenden Teile des
Melkviehs, bes. das Euter der Kühe „Aa; B; VO;"
Gr; „S;" Z. — 2. grob, die weiblichen Brüste Z.
Melehele" f. = Haber-Malch Zg oÄgeri.
M ;■• 1 c h e" f. : 1. = G'melch 1 Ap; Gr. — 2. Verbalten
während des Melkens, Melkfähigkeit Ap; GrD.; Syn.
Melch i. E* zähl M. ha* = zächmelch si* GrD. Die
Chiie hed e* schönt M., ist gut und angenehm zu
melken. — Betr. die Wortbildung vgl. Lunge*.
Erst- = E.-Melch Gr; W. Dreijährige Kuh, die
einmal gekalbt hat, im Gegs. zur Chalbelen, einer nur
zweijährigen, die bereits einmal gekalbt hat GRSeewis.
M änschen-Erst- Melche" = Mansi-Ckue (s. Bd
III 94) GRKlosters.
melche" AABb., Fri., Leer., L.; Bs; B; Gl; Gk;
GT.j Schw; S; Th; Uw; U; Z tw., melke" BSi.; GrHc,
meleche" Ap; TnBerg, Hw., melle* AaF., Leer., L.. St.;
„B;" L; GA.; SchwE., Ma.; Obw; Zu., S. — Präs. Ind.
1. weihe* BSi.. mele* Z tw., sonst milche" (in Sch; ZO.
auch milke*). 2. milfchjst. 3. milfchß, in ThHw. me-
lechet, in ZS. auch wellet — Cond. 1. mnlch Aa; Z.
milchte BSi., melletiZS. - Imp. melch BSi., sonst milch!
— Ptc. Perf. g'mulche* (bzw. g'molche") Aa; Ap; Bs;
BO.; Gr; G; S; UwE.; Z, g'moleche« Ap; Tnllw..
(( midie" (bzw. g wolle") AaZ.; L; GA. (in tr. Bed.); Z,
g' mellet GA. (in intr. Bed.); Z: 1. tr., bzw. abs., (das
Vieh) melken, allg. Man unterscheidet beim Melken
der Kühe g'hämpflingen, chnödlingen, tümlingen m.;
vgl. Bd II 1304. Melche" il -er brav? formelhafte Gruss-
frage beim Eintritt in einen Stall, in dem eben ge-
molken wird aSciiw; dafür sonst auch: Sind-er am M.?
Melche's-Zit L; Z; vgl. Hirten Bd II 1649. Melket
er vü? geben die Kühe viel Milch? BSi. Her m., die
meiste Milch geben GRÜe. ; vgl. Bd II 1520, ferner
JIi r-Melcherin. I" me" verborgene" Tal, reo me" Nüt
su"st weiss a's vum M. Anderlinth 1852. Alles in
ei"s G'schirrli (in ein" Napf) m., Alles in einen Topf
werfen, keinen Unterschied machen, gleich behandeln
B< ». Drescher sagen spottend von einem Anfänger,
er mele, wenn Derselbe mit der Hand am Stiel des
Dreschflegels immer auf und ab fährt, statt mit der-
selben an einer Stelle zu bleiben ZZoll. Wottst de*
Pflegelhalm m.? er gid ja fce" Milch. Durch gewisse
Zaubermittel kann dem Vieh Milch entzogen werden,
indem man die Handlung des Melkens nachahmt; so
können Hexen einen Hand-Fetzen (s. Bd I 1149), ein
Stuhlbein, einen Pflock melken. An en anders Ort
(ja" in., sieh weiter begeben, um die Arbeit an einem
andern Ort aufzunehmen BO.; Syn. um es Hüx uitcr
gä*. .Melle", das Vieh im Sommer, z. B. auf den
Alpen, besorgen B; VO"; Gegs. hirten. S. noch Or
Bd 1 413, geben Bd II 75, Gans Bd II 371, Müs,
Spats. Übertr.: An Ei"m, Ein'" m., Jmdn ausbeuten;
tüchtig hernehmen Aa; Bs; B (,beneflcia extorquere.'
Id. B); VO; Tu; Z. Gelt, die Spilvr hend-di"* ne chli"
g'mulche*! 's isch Nut me an em z' m., Nichts mehr
bei ihm zu holen Bs. Me* het-en g'mulche* bis uf's
Blmt Bs (Spreng). Von Einem, der leicht zu betrügen
ist, sagt man: De* cka"" me* ständli'ge" m. aSciiw.
.Michel sah wohl, er war gemolken worden, nicht
bloss wie eine Kuh von einem Melker, sondern wie
ein Staat, an dessen Euter jedes Kalb im Lande sein
durstiges Maul hängt.' Gotth. De" Geldseckel w., ihn
erleichtern, durch grosse Ausgaben UwE. .Kr [Kaber]
muess aber denen, die er milcht, dennoch einen sehyn
dartuen, oder aber sy wurdind mit letzem fuess in'n
kübel schlahen.' Zwingli. ,Sy schindend uns, die
grossen sehälk; es war zyt, dass man s' oueh melk, dass
inen die spannadren krachtind.' U Eckst. — 2. intr.,
Milch geben, an Milchertrag zunehmen GlK. ; GrI'i..
V.; „LE.;" GA. Die Cime mellet wider GA. Schi händ
g'mulche", haben (wieder) den vollen Ertrag gegeben
GrV. Auch im weitern S., fliessen GrPi\ ; GA. Der
Brunne" welfehjet, er fängt an Wasser oder mehr
Wasser als bisher zu liefern.
Mlid. milchen uud melken, in Beil. 1 uud 2. Die Grenzen
der Formen mit und ohne Spirans lassen sich nicht scharf
ziehen, an vielen Orten kommen beide Formen vor, ohne
dass die eine oder die andere als die ältere augesehen würde;
vgl. Hunz. 179. Über den Grund des Schwindens der Spirans
s. Braune, ahd. Gr. § 145, Anm. 7; vgl. auch hefeichen IM I
799, irere" für .wereheu.' In BSi.; GrPr. ist die Spirans vor
Voc. zum blossen Hauchlaut geworden : vgl. das Ptc. ,g'molhen.'
Regimentsküher 1781 (B). Ch (st. des hd. k) wiegt, auch in
unserer ä. Lit. vor, die schwache Flexion in der intr. Bed.
auch GlK.; vgl. darüber Wint. 155, ferner ermelchen.
abe"-: tr., eine Kuh durch vieles und langes
Melken mager machen ZZoll. En alie'g'mulni Cliuc.
— über-: eine Kuh vor dem Kalben über die nor-
male Zeit hinaus melken B; Z. Das Ptc. uliermiilchr"
i. S. v. alt-weich BoE. — ufi-: (eine Last) an einem
Seil emporziehen, das man mit beiden Händen ab-
wechselnd fasst, so dass eine Bewegung entstellt, wie
beim Hainji/Iigen-Melcheii LI; Syn. suchen. — limine"-:
tr., herumzerren, z.B. Katzen; eine Weibsperson un-
anständig antasten BsStdt. Wenn er mich het welle*
a'döpc* und u. oder ungültig si". Vgl. Chat ze*-Mel eher.
er- 1. an Milchertrag zunehmen, von Kühen BSi.;
Gr; U; Gegs. ergalten 1 (s. Bd II 237). — 2. übertr.
a) von Hühnern, wieder anfangen Eier zu legen GrD.;
Gegs. er-galten 3 a. — b) wieder anfangen (reichlicher)
zu fliessen, von Brunnen und Quellen GrD., L., Pr.,
Tschiertschen. Me* muess jetz noch a" warma* liege*
wüntsche; dass d' Wässerli und di Brünne* vor I*-
schnlc" noch e" Bitz erweichend. MKüoni. Vom , Fliessen-
der Nase bei Kälte, Schnupfen GrD.. Pr., Tschiertsch.;
vgl. milch 2. — 3. „aufhören, Milch zu geben, zu
fliessen." — 4. tr., durch Milchwirtschaft gewinnen Z.
lrh liun a" dem Chiieli UM Fr. ermulle".
Zu 1. Die Flexion ist in Gr im Präs. allg. schwach
(ermelchet), dagegen ist das Ptc. Perf. nur in GrL. schwach,
snnst (in S., ObS., Pr., Scuolms, Spl.) stark (ermolchen); vgl.
welchen 2.
üs-: zu Ende melken, was etwa von ungeschickten
oder nachlässigen Melkern unterlassen wird, zum
Schaden der Kühe Th ; Z. Übertr., mit Acc. P., Jmdn
aussaugen S. — use"-: herausmelken Ap; Sch; '/..
Vil use*-m., am Milchertrag einen grossen Gewinn
machen Ap; Z. Durch Melken wegbringen; bildl. : ,An-
geborne Laster lassen sich nicht ausinelken.- ScLQER.
— ver-: 1. das Melkgeschäft beendigen B; Z. Sihei*
grad vermolhes g'hiibe* BSa. Hiind er vermulche*?
Grussfrage Z; vgl. melchen 1. — 2. durch unzeitiges,
ungeschicktes Melken dein Vieh, bzw. sich selbst,
Schaden zufügen, a) tr., bzw. abs., eine dem Kalben
nahe Kuh zu lange oder so melken, dass sie am Euter
Schaden nimmt !!<>.; „LE." — b) intr., „so melken,
dass der Ertrag der Milch nicht hinreicht, den Scha-
den zu decken, den man anderwärts am Vieh oder
wegen des Preises des Winterfutters erleiden muss.
197
Malch, oielch, milch, molch, mulch
198
So geschieht es nicht selten, dass ein Älpler an seinem
Senntum im Winter mehrere 100 Frkn verliert oder
vermelket." — 3. „aufhören Milch zu geben, bzw. zu
füessen BO,; LE."; Syn. ergälten (s. Bd II 237). „Die
Kuh, der Brunnen hat vermSlet." — nach-: nach
beendigtem Melken die Zitzen noch einmal streichen,
um rein auszumelken Ndw; Syn. nächst rupfen. —
Wechsel-: im Melken abwechseln, eine der Mass-
regeln, um auf gemeinsam bewirtschafteten Alpen eine
anparteiische Bestimmung des Milchertrags vornehmen
zu können. Je drei und drei Vieheigentümer werden
zusammengestellt in eine Gruppe und A melkt dann
die Kühe des B, B die des C, C die des A GRh. ;
vgl. Steinm. 1804. 386. Etw. anders in Gr. doch auch
so, dass Keiner seine eignen Kühe oder die seiner
Verwandten melken darf; vgl. Gr Sammler 1809, 352.
Meleher, bzw. Mehr — m.: 1. Melker, meist ein
besonders hiefür bestellter Knecht, dem gewöhnlich
(ausser im BSi.) auch die Viehfütterung, bzw. nbh. die
Besorgung der Kühe übertragen ist; Kuhhirt B; L; S;
vgl. Gotth. XIX 164. Der Hirter, Der seil im Vieh
nid so eil Fneter gc" und de'' 31., Der seil luege", dass
er me meli, susch mües'-er fürt. Hausfrd. S. noch
hürnen Bd II 1632. — 2. Kuhname. Kühreihen.
Oren-: Schmeichler. ,Es stat übel, wenn einer
liebkoser und o. gern hört' LLav. 1582. — Früe-:
1. Kind, das vor Ablauf von neun Monaten nach der
Verehlichung geboren wird U. — 2. eine Apfelsorte.
ebd.; s. Bd I 372. — Geiss-: Nachtschwalbe, capri-
mulgus eur. B. Sie kommt bisweilen in die Ställe.
um, nach dem Volksglauben, Kühen und Ziegen die
Milch auszusaugen. — Chüe-: 1. Kuhmelker. .Mor-
gens und Abends lässt man [die Kühe auf den All-
menden] von einigen sogenannten Kühmelkern melken.'
Stein«. 1802 (für Gl). — 2. Spottname a) der Schwei-
zer von Seite der Deutscheu, nach deren Ansicht das
Melken der Kühe den Mann herabwürdigt. Der Aus-
druck gehörte zu den Hauptneckwörtern bes. in der
Zeit des Schwabenkriegs ; vgl. Birl. 1890, 43/4 und
Chüe-Mül. ,Die Eidgenossen wären nur Küemelcher.'
RCys. — b) im Toggenburger Krieg (1712) Schimpf-
wort auf die katholischen Kantone (an deren Spitze
die Alpenkantone standen); vgl. das Schimpfw. Chüe-
Drcckeler. — Ch atze"- Maler: Schelte auf Jmdn,
der die Katzen zu plagen liebt Zg; vgl. ummen-melchen.
— Nach- Meleher: Melker, der bei der Milchmessung
auf der Alp nachzusehen hat, ob alle Kühe recht aus-
gemolken seien; für jeden Stall wird ein besonderer
N. bestellt Gr (lt Sammler 1809, 352); Syn. Strüppeler.
nn"-m8lcherig = nüio-melch Bs. Subst., Neu-
ling, z. B. von neuangestellten Schutzleuten Bs.
Her-Melcheri" f.: Name der Kuh, welche in
einer Herde am meisten Milch gibt GRHe.
Mel(ch)ete° (in Gk M'elcheti) f.: was auf einmal
(„von sämnitlichen Kühen auf der Alp, z. B. des Mor-
gens oder des Abends") gemolken wird „BO. ; LE.;"
Gr; Scaw.
Melchi f.: 1. = G'melch 1 GRVal. — 2. das Melken,
bzw. der Ertrag eines einmaligen Melkens Gr. D'
Milch teird jedi M. [auf der Alp] g'messa" und uf-
g'schriba" GRHaldenstein. D' Hcrmesseri" hat an W-
erhörta" Schöpf Milch g'g'e" ; im Mass [bei der Messung]
si seh' uf d' M. clw bis uf drl Binner. Schwzd. 29, 51.
,Es ist in einigen Gemeinalpen üblich, dass bei der
Messzeit die Milch der gemeinschaftlichen Haabe nur
von einer Melke gemessen wird.' (in Sammler 17s-_'.
— 3. Melkfähigkeit Gr; Syn. Meldten. E" z&H M.
ha", zunächst von einer Kuli, dann scherzh. von einem
liedner, dem die Worte mir langsam und stockend
vom Munde füessen; s. noch fri Bd I 1260.
M g 1 c li i "g f. : .Milchertrag S. Wott d^ Chüeli Scrsch
i" d' Hcrhstweid trlbe", wo 's noch 'ne gueti M. gi'1.
Schild.
Melchior Me'leher Gl; GoT. ; SchwB.; Z, Melker
üwE. (nur in Verbindung mit andern Namen), Bleich
B; GoT.; ScuwE., Melk GlK. (Me-lh); L; SchwE.;
S; UwE.; Zg, Melkel ScuwE., 3le2vk °BO. (lt Alpenr.
1827, 369 MeinkJ, „Mek BGadmen«; Dim., bzw. Kose-
formen: Melcherli (in Gl auch Melcheli), Melchli,
Melkli (in Gl MeHkli, MeHHchi), Mehjki (BO.): 1. Per-
sonenname, Melchior, Name des zweiten der h. drei
Könige, allg. Melker-Sepp, Melchior Joseph UwE.
Batli-Melk. Baptist Melchior Zg. D' Melchcri, Mel-
chiors Frau Z. Auf den Umzug der h. drei Könige
(vgl. Bd DI 333) bezieht sich noch der Beimvers:
Chasper, Melk und Balz — wenn d's [das Geschenkte]
nit g'esse" magst, so g'halt 's L (Ineichen). — 2. über-
gehend in appellative Bed. Hcsch-mer e" nienc" g'seh,
dur Melk oben am Se? L (Reimvers). Läferi-Melk,
Scheltw. auf Jmdn, der unordentlich isst und trinkt,
beim Sprechen geifert oder die Lippen hässlich be-
wegt L ; Syn. Läferi.
In unserer ä. Lit. sind belegt die Formen : .Melker.' 1541,
Uw (Gfd); , Meleher.' XVI. .Meleher', auch Familienname Gr;
.Melcherrüti', Flurname Z. S. auch MeUi II.
Milch (in Ar; Th; Z tw. Milech, in BSchw. Mülch,
in Ap lt Merz MileJ — f.: 1. wie nhd. allg. Nüi M.,
von einer Kuh, die eben gekalbt hat; alti 31., von
einer Kuh kurz vor dem Kalben BHk. ; Gl; vgl. alt-,
nüw-melch, ferner Steinm. 1802, 55, galt Bd II 236.
Ersti, swüti, dritti M., Milch vom ersten, bzw. zweiten
oder dritten Tag nach dem Kalben BHk. I" der erste"
31. si", von einer Kuh, die das erste Mal gekalbt hat
Gr. Ei"em e" Cime um d' M. g'e" [zum Überwintern],
um den Milchertrag B; Z. (Wider) a" d' M. chö",
wieder anfangen Milch zu geben, bes. von Kühen nach
dem Kalben Vü; Th; Z; Gegs. ab, vo" der M. chö";
vgl. er-galten Bd II 237. Doch a" d' M. chö" auch
i. S. v. an die Reihe kommen L; vgl. er-melchen. E"
Cliue wider a" d' M. bringe", durch gute Pflege Z.
,Der Geiss ja recht viel Kohl und Kartoffeln füttern,
um sie möglichst an die M. zu treiben.' Benzigers
Marienkal. 1896. Bildl. : Jmdn a" d' M. bringe",
Jmdn zur Erfüllung seiner Pflichten zwingen, nach-
giebig stimmen L. Das ist die (best) 31., wo-n-er gibd,
Das, so viel kann er leisten; Das ist sein Meisterstück;
doch meist iron. Gl; S. 3Ie" iveiss scho", was dr [du]
für M. gisch, was du kannst S. Du gisch dl" M.
glich [gleichwohl], Abfertigung i. S. v.: du brauchst
nicht von Allem zu haben S ; Z. Du gi''st hinecht
nüd minder 31., wirst nüd a" der 31. abbreche" (ab-
sclilä"), an Jmdn gerichtet, dem man eine etw. grössere
Leistung zumutet oder der sich sperrt, Hand anzu-
legen Ap; G; Z. Eine" rüeme", dass er macht 31. gr",
übermässig Z. 7J' 31. abe'ge", -lä", zunächst vom
Melkvieh: beim Melken die Milch nicht zurückhalten;
dann bildl. (in Sch 's 3Iilchli), den Widerstand auf-
geben, im Zorn oder Eifer nachlassen, seine Ansprüche
199
Malch, melch, milch, molch, mulcl:
200
hcrabstinimen Aa; Ap; Bs; B; Gr; S; Tu; Z. Er häd
z'erst d' 31. nüd recht wellen a. Z. ,I)er Landjäger
Hess die M. hinunter und endlich kam ein Vergleich
zu Stande.' Gotth. .Es nähme sie Wunder, ob Anni
jetzt die M. hinuntergelassen und oh es jetzt mit
Leuten wie sie sich abgeben möchte.' ebd. ,lch mein.
[die Prozessgegner] soliden schier die m. nider lan.'
1512, Aiiscu. ,Zu Bern sei beschlossen worden, auf-
zubrechen; nun dürfe man aber hotten, si werden die
in. niderlan in Gotts namen.' 1523, ebd. .Demnach
und man si [die Wiedertäufer] an gelt anfieng ze stra-
fen, liessend si die m. gar nider und wurdend so ge-
schlacht, dass man si um einen finger ge wenden bette.'
Vad. .Darum gibt sy im dise schenke, dass er die m.,
wie wir sagend, niderlasse. • LLat. 1584. ,Die stolzen
Kegenten demütigen, dass sie die M. und das Gemüt
niderlassen.' FWyss 1673. .Spiritus ponere, die Fet-
tich fallen lassen, das Milchlein niederlassen.' Denzl.
1677; 171G; Mev., Hort. 1092. ,Je hitziger ihr werdet,
je mehr lässt N. die M. fallen.' Sintem. 1759. Ei*"m
Staub (Dreel;, Wuest) i" d' 31. mache", Jmdm eine
Freude, das Spiel verderben Aa; Bs; VO; Th; Z; das
Bild zunächst entnommen von der Kuh. welche von
ihrem Kot in die frischgemolkene Milch fallen lässt.
Ei"'m d' 71/. swr mache", im gleichen Sinne Z. .Aber
die Herren Compilatores streuen Wust in die M.' Fr
Haffnek 1666. .Bei dieser Wahl schlug der Partei-
geist seinen Schwanz in die M. [spielte störend mit].'
Ndw Kai. 188b'. Wer ein saures, missvergnügtes Ge-
sicht macht, von Dem sagt man : Er macht es G'sicht,
wenn er e* M. a'lucgeti, wurd si scheide" [gerinnen]
Z. ,Es hilft doch nicht, säur sehen; die M. säurt
davon nicht.' XVII., Lied (DTomann). Wer will lang
lebe*, De' schwemm d' 31. ah der Leber. Splger. .An
manchem Ort M. über [dem Feuer] haben', nach ver-
schiedenen Seiten Acht geben, seine Aufmerksamkeit
teilen müssen. Sprww. 1824. Wer sich unüberlegter
Weise sein eigenes Spiel verderbt, den rechten Augen-
blick verpasst, muss den Spott hören: Das ist g' schiel,
co" der M. eiveg (z' gä"), wenn si ob ''em Für ist Z. Von
einem Mädchen, das unglücklich heiratet, sagt man wort-
spielend: Das het e* heissi 31. erwellt mit Dem S; Z.
Grüess dich, Joggi [bravo!], hasch d' 31. gnet a'g'richtct,
mach 's noch einischso! Hänggi 1893. D' 31. müesse" chalti
triche", seinen Zweck nicht erreichen BR. Häutig dim.
(in der Kdspr. Mücheli, Mincheli) Ap; Z. Müend s1 's
31 U vidi chaufe" oder händ s' e" Geiss? ZO. 'Bratni 31.,
eine Speise, bestehend aus einem Gemenge von Milch,
Eiern und Zucker, das in einer flachen Schüssel ge-
braten wird Z; Syn. Eier-M., Chachlen-, Blatten- Mues ;
vgl. auch Ufjuek. .Diss ass [Essen] ist einer gebratnen
m. nit ungleich.' Vögele. 1557. Vgl. Birl., Kochb. 10.
.M. im Napf.' .Wann ir wenen, ir haben in. im napf,
so scheint üch der mon darein [so ist es Nichts als
Täuschung].' 1489, Zellw., Urk. ,Glych wie man in
gemeinem sprüchwort sagt von dem, der da wond
| wähnte], er hätte in. im napf und schein im aber der
mon daryn.' HBull. 1563. .Mancher voller Zapf, der
meint, er habe M. im Napf: So ist es Nüt denn Eitel-
keit.' Myricäus 1630. ,Wiewol ich nach Gottes leer
und art mit m. gespyst hab [meine Herde mit der
reinen Milch des Evangeliums gespeist habe].' Zwingli.
,Wie denn unsere heutigen Älpler, die sich mehren-
teils von der M. ernähren, noch immer vor andern
Schweizern, die ihre Natur durch allerhand fremde
Speisen verfälschen, an ihrer lilienweissen, nüt Kosen
untermengten und lebhaften Farbe zu erkennen sein.'
Spreng. Vormals bedienten sich die Bäurinnen saurer
M., um ihre Hemdärmel zu stärken Z. S. noch gant
Bd II 385, Bach, ulmeweii, diel;. Glaube und Brauch.
Mau soll nicht mit schneidenden oder stechenden
Werkzeugen in die M. fahren, denn sonst verletzt man
der Kuli das Euter Ar; B; Z. Hexen konnten den
Kühen die M. entziehen: vgl. Hand-Fetzen Bd 1 11 19;
ferner RGwerb 1646, Vorrede, Wolf-Mannh., Ztschr.
IV 118/:». .Es geschiehet vielmahlen, dass die sonst
milchreichen Kühe keine M. geben, welches daher
kommt, weilen die Hexen sich oftmahlen an ein ge-
wisses Ort zu setzen pflegen, da sie ein .Messer, Gabel
oder ander Instrument mit zauberischen Worten und
Ceremonien in eine Wand "der Saul stecken, einen
Milchkübel zwischen die Bein nemmen, ihrem teuf-
lischen Buhlen rufen, eine Kuh. die sie melken wollen,
benennen und dann anfangen melken, ihren Kübel
füllen.' Anhorn 1674. Bevor die Bauern M. über die
Strasse tragen, giessen sie einige Tropfen Wasser
hinein ZA.; vgl. Dien. 1863, 105/6. Am ZS. pflegte
man Wasser [das Weihwasser der katholischen Zeit?]
vor dein Melken in den Kübel zu sprengen und glaubte
damit die Kühe vor bösem Einfluss zu bewahren. .In
die M. ziehen', ein jährlich wiederkehrendes Fest der
Schuljugend. ,Es zogen jährlich im Sommer alle
Schulerknaben [in ZStdt] mit Fahnen, Tronnneii und
Pfeifen, in Begleit ihrer Herren Lehrmeister, auf eine
Wiese oder in einen grossen Garten, ergötzten sich
daselbst mit allerhand erlaubten Spielen und assen
mit einander M. und Brot.' vMoos 1775. Eine Zeit
lang gab man ihnen sogar das Prunkschwert mit. das
Papst Julius II. den Eidgenossen geschenkt hatte;
vgl. Vög.-Nüsch. I 297. .Der schueleren in Winter-
thtir milch zug uf den Lindberg. Nach gehaltenem
Examen nach pfingsten 1589 sind die schueler in die
m. gezogen uf den Lindberg; und ward us dem spital
allen schuelern m. und brod genuegsam 'geben.' Jos.
Maler. — 2. mit unbest. Art. oder Zahlw. a) eine
Schüssel voll Milch Aa; Ap; VO; G; Tu; Z. Zwo Kü-
che" brüche"; e" 31. ahne" [abrahmen]. E" 31. esse" Z.
— b) das auf einmal (Morgens oder Abends) vom ge-
sammten Milchvieh gewonnene oder vom Milchliefe-
ranten bezogene Quantum .Milch Z. Es sind zwo
Milche" z'sämme" cho" Z. De'' Milchma"" hat c" 31.
:'nl ufg'schribe". — c) der von einem .Sennen' ge-
kaufte, bzw. gepachtete, jährliche oder halbjährliche
Milchertrag eines bestimmten Bezirks (einer .Käserei')
oiler eines Senntunis VO; Tu; Z. Man unterscheidet
Maie"- und Martini- oder Früehli"gs- und Herbst-M.
'/.. .Summer- und Winter-M. VO; Tu. E* grössi M. ha".
.Ein rechter Senn, der seine fünf Milchen hat.- Herzog
1863. .Wenn ein Käser eine M. kaufen will und man
ihn fragt, oh er Bürgschaft leisten könne.' Alpenp.
IST:;. — d) die Gesammtheit der Käse, die während
des Sommers aul einer Alp gemacht werden .. BSi.:"
F; Syn. Mulchen. .Im Kanton Freiburg werden jähr-
lich 500 Milchen, jede zu Sil Zentnern, verfertigt..'
KiF.Ni.ix. .Es sind weniger W-cn vorhanden als sonst.
was von der verspäteten Alpfahrt und dem teuern
Preise der Kühe herrühren mag; denn Salzspeicher, die
sonst 7 — 8 M-en zählten, halten .lies Jahr nur 5 — 6.'
Schweizerb. 1817 (für F). — 3. Pflanzensaft (in noch
unreifen Feldfrüchten). ,Manchmalen geschieht's [im
201
Malch. iiii'IWi, milch, moli'li, niulch
202
Engadin], dass mitten im Sommer scharfe Reifen die
Feldfrüchte in der M. verderhen.' Serbrb. 1 7 1 ■_'.
Mhd. mil(i)ch, aus ahd. miluh; die zweisilbige Form,
die allen altgormanischen Dialekten eigen ist, findet sich in
unserer ä. Lit-Sprache ebf.: ,milicb.' L319, Z ßatserk.
Eier-Milch: l. = 'bratniM. ZMönch. 2. ,Coa-
gulatio lactis. ' Solger. Galli gigat nit, er gigat notte;
frisst lieber E. weder Schottet*. 1700, Gassenhauer. ,E.,
gescheidne milch, da der ziger und <lie schotten noch
in einanderen sind, schistum.' Mal. — Über-: 1. Zu-
mass beim Milchverkauf Gl; G; Z; Syn. Ü.-Mäss.
Eh gueter Für giH Ü. — 2. die Milch, die der Milch-
käufer über das gewöhnliche Mass hinaus nimmt Gl.
E>t Liter Ü. Vgl. E.vtra-2[. — Anke"-, bzw. Auch-,
Äeh-, Ah-: Buttermilch; Syn. Bwnvpel-, Euer-, Schleg-,
Stoss-M. , Serum butyri, a butyro separato relictuni,
a.' CGessn. 1555. A. us ''em Chübel vertribt alli Übel;
ist si älter ah e* Stund, ist si dem Mensche" nümme*
g'sund. Ineichen. Bes. dem Gelüsten eines Kranken
nach A. schreibt man eine instinktive Bed. und der
Erfüllung desselben heilende Kraft zu Z; vgl. ab-
essen 5 (Bd 1 524). Wenn etwas Erwartetes ausge-
blieben ist oder wenn man einen Schaden erlitten
hat, tröstet man sich: Es chuiuit de" öjijic" noch i"
der A. nache" oder Das chunnt Alls ume" i" der A. B.
Von zwei Verliebten, die an sich gegenseitig nur Tu-
genden sehen, sagt man: Iri Auge" sind mit A. i"g'setzt
ZZoll. Knaben und Mädchen necken sich gegenseitig
mit dem Spruch: Süri A. und btaiti Dinte*: D' Buobe"
fd' Maitschi) schmucke" icol und d' Maitsehi (d' Buobe")
stinke* L. Tüfel, schiss A., so händ d' Hüener z' Irinice",
RA., mit der man seine Überraschung ausdrückt über
unerwarteten Ausgang der Erzählung eines Vorfalls L.
Der Spruch : drei Ell A., drei Ell süri soll die ,an-
kende Bewegung- (s. Bd I 344) der Glocke malen Aa.
A. bore", durch Reibung ein Feuer (Notfeuer) er-
zeugen; in neuerer Zeit nur noch als Knabenspiel
Aa; BE.; SG. Ein Pflock wird zwischen einen Balken
und ein anderes härteres Stück Holz oder zwischen
die zwei Pfosten einer Haustüre in Bohrlöcher ge-
steckt und eingezwängt, sodann durch ein umgelegtes
Seil in quirlende Bewegung gesetzt, bis in den Bohr-
löchern Selbstentzündung eintritt. Mit diesem Feuer
wurden früher zu beiden Seiten der Dorfgasse auf-
geschichtete Haufen leicht brennbaren Materials in
Brand gesteckt und Menschen und Vieh hatten den
Weg durch diese , Feuergasse' zu machen. Mit Kien-
fackeln , die an dem neu gewonnenen Feuer ent-
zündet waren, gieng man auf die Viehweide hinaus,
um sie zu räuchern (.Weidbräuki1); nach der Heimkehr
folgte auch noch die .Husbräuki.' Den Dorfbach hin-
unter Hess man auf Brettern Feuerbüschel schwim-
men; vgl. Arg. IV 175 ff.; Hunz. 16; Rochh. 1867,
II 115 ff.; Nationalkai. 1892 und heilen Bd II 1145.
In SGunzgen war der Brauch an' ein bestimmtes altes
Haus gebunden; die Reibung aber wurde einlach da-
durch erzeugt, dass man ein Seil durch ein Bohrloch
zog. S. noch Gr. WB. VII 936 und bes. Kuhn, Herab-
kunft (1886, 41 ff.). — Esel(s)-: Saft der Cypressen-
Wolfsinilcli, euph. cyp., dann auch die Pflanze selbst
A v (vgl. Rochh. 1857, 180); Gr. Syn. Gugger-, Juden-,
Boss-, Schlangen-, Titfeh-, Toggi-M. — Vogel-: späte
Lloydie. Lloydia ser., eine Alpenpflanze BO. — F i s c li - :
= Müchli*g 1 b (Sp. 207). ,F., lacteum intestinum.'
.Mal. ,F., milchlig genannt.' Zg Arzneib. 1588. —
Ki'isterli-: wesentlich = Pusterli 2 (s. Bd I 1124).
,Nec porro deerit celebris illa F., rerae aestatis cu-
pediae; constat illa recoeta es pingni lacte, nee ebu-
tyrato, lentissima coctione parata, ei multo alio lactis
cremore seu brodio mixta: et quia suecussione sapidior
redditur, delieatiorque. longius saepe transfertur in
abiegnis lagenulis, quarum arcuatuu manubrium pugno
amplectitur, hinc vasi suum Domen et lactis a vase.-
Cappeler 1767. — Frauen-. Lt den Arzneibüchern
und auch in der neuern Zeit in der Volksmedicin als
Heilmittel verwendet. ,Fr., so ein Knäblin söuget.'
JJNüsch. 1608. S. noch Gr. WB. IV 1 a 81 (ThPlatt.).
— Jungfrauen-: Name von Arzneimitteln. 1. Jwm-
pfere"-M., eine Benzoe-Lösung in Weingeist. Apo-
thekerspr. — 2. die Quintessenz von Spiessglas, lt den
alten Arzneibüchern. ,Von Einigen von seiner Köst-
lichkeit und Seltsame wegen J. genannt.' JRLandenb.
1608. — Güggel-: scherzh. Bezeichnung eines Bürger-
meistern genannten Liqueurs, sofern er mit Wasser
vormischt wird, wovon er eine milchweisse Farbe an-
nimmt BsStdt. — Gugger-: 1. „Milch, auf der sich
Zieger- [Quark-jteilchen befinden BO;" W. ,Die Spin-
nerin im Hohbach nimmt unartige Kinder in eine
Berghöhle, wo sie ihnen Mäuseaugen zu essen und
(!. zu trinken gibt, so viel sie nur verdauen können.'
W Sagen.— 2. = Esels- M . Grü. — Gelt(e-)-: „Nach-
molke, mit frischer Milch und ein wenig Zieger L.E.;
frische Nachmolke, mit etwas säuerlicher Nachmolke
und etwas Rahm; ein angenehmes, durststillendes Ge-
tränk BE." — Gamfer-: Kamphergeist (spir. camf.)
Z (Apothekerspr.). — Glück-: die erste Milch nach
der Biestmilch; man macht damit meistens den Milch-
kunden ein Geschenk ScuSt. (Sulger). — G ras-: Milch
von Kühen, die mit frischem Gras (st. mit Heu) ge-
füttert werden Ar; Z ; Ant. Heuw-M. Vgl. Gras- Aule»
Bd I 342, gräselen Bd II 798. — Jude-- = Esels-M.
GSa.. We. — Kafi-: geringere, abgerahmte Milch,
die sich nicht mehr zur Butter- und Käsebereitung
eignet BBe. — Chalber-: 1. erste Milch einer Kuh
nach dem Kalben, die für den menschlichen Geschmack
ungeniessbar ist und daher dem Kalb gegeben wird
Z/.oll.; Syn. Biest-M. — 2. Wiesenbocksbart, trag.
prat. GuRh. — C h äs- : die milchige Flüssigkeit, welche
im Käsekessel nach der Käsebereitung zurückbleibt,
aus der dann noch ,Vorbruchanken' und , Zieger' ge-
macht wird W (Syn. Wiss-M.), und zwar a) diese
Molke, bevor sie neuerdings zum Sieden gebracht
wird UwE. ; Syn. Sirten. — b) nach dem Sieden BE.,
0. Syn. Süffi. Vgl. chäsen Bd III 511, Chäs- Wasser,
Scheid-M., ferner Wöch. Beitr. 1785, 64. ,Die nahr-
hafte Milch, K., Zieger, Erdäpfel sind nicht mehr gut
genug.' N. B Kai. 1838. ,Uli schaffte so viel Wein an,
dass er nicht bei jeder Flasche, welche er aus dem
Fässlein zog, in Versuchung kam, K. aufzustellen in
Ermangelung des Weines, ein bös und dünn Surrogat
desselben.' Gotth. ,K. und Mehlsuppen ohne Mehl
für Dienstboten.' ebd.'
Lugg- (bzw. Logg-, in Ar; G auch Lupp-):
1. = luggi M. (s. Bd III 1233) Ar; Gut'hur. He., h..
Pr„ Rh.; Syn. auch Büm-M., Nidlen, 'bläeter Nidel.
Die L. ist bes. Festspeise und wird z. B. aufgetischt
an der Geburtstagsfeier (vgl. Schwzd. 19, 48), am
Himmelfahrtstag Ap. am Sonntag Lätare G (s. Eier-
Örli Bd I 414), in der Fastnacht G, spec. am .Funken-
Sonntag' Gr (s. Vonbun 1862, 21), der daher auch
2>y.i
Malch, melch, milch, molch, muleh
20-1
,L.-Sonniag' heisst; doch ist sie auch sonst im Früh-
ling und Sommer ein beliebtes kühlendes Essen am
Abend and wurde trüber durch hausierende Kinder
auf den Gassen feil geboten GStdt; vgl. üLHartmann
1817, 7. Reis und ,L.' (die so dick sein niuss, dass
ein Löffel aufrecht darin stecken bleibt) gelten als die
Speise des Paradieses; der Jungbursche, der am Fun-
ken-Sonntag von seiner Tänzerin zur ,L.' eingeladen
wird, bringt dazu eine Flasche des besten Branntweins
mit GrO. (vgl. Herzog 1884, 229); ähnlich im GRh.,
wo die junge, ledige Welt am Fastnacht-Abend bei
,Ii. und Schnaps' zskommt. um sich mit Spiel und
Tanz zu vergnügen. D' Ousbouwer-L., Schlagsahne.
die man nach der Beendigung des Ptlügens auftischt
GuSch.; vgl. Schwzd. 19, 21. .Gestern wollte man mir
mit einer sogenannten Niedel oder Luckmilch auf-
warten und als man dieselbe auf den Tisch stellen
wollte, so war solche geronnen, ob sie gleich erst den
Vormittag vom Maiensäss war gebracht worden.' Git
Sammler 1780; vgl. noch ebd. 1811, 365. ,N. N. hat
[als Vergabung an ein Kloster] 'gen ein halben mütt
kern[en] den frowen unib [1. ,und'?] ain lugmilch.'
TiiTän. Jahrzeitb. .Und gibt man den frowen ain
lugmilch von Elsinun von Andelfingen.' ebd. .Wann
der senn die lugmilch machet.' ZWthur Stdtb. S. noch
fräsen Bd I 1331 und Tsch. S. 312. — 2. geronnene,
.dicke' Milch G. Zum Nachtisch eines Festessens
wird u. A. auch aufgetragen: ,Lugmilch, süss und
sauer.' 1651, PScheitlin.
Luckmilch bei Lexor, mini. Wß., in Bed. 1. Viell. haben
sich über auf uiiscnii Buden zwei WW. verschiedener Ab-
stammung mit einander gemischt: das eine zusammengesetzt
mit lugg, locker, das audere mit Lupp (Bd III 996/7). Doch
küunte auch Lupp- ans Lugg- entstanden sein durch Assimi-
lation des Gutturals (il an den labialen Nasal (m). ,L»p-
niilcb' auch in einem Briefe des Appenzellem Zellweger XVIII.,
während sich im G Stiftsarch. aus dum XIV. /XV. die Form
.Luckmilch' findet. Über die beiden Belege aus dem Jahr-
zeitbuch von Th'lau. vgl. auch Schm.-Fr. I 1463.
Mal-Milch = Vogel-Mal. vArx 1810, I 314 (Ar;
GT.).
Mä"-: Berg-, Mondmilch, die weissliche, schaum-
artige Masse in den Klüften der Kalkalpen Ar; B; F;
VO; Syn. War-Milch, Himmels-, Berg-3Ielw; Berg-
Ziger. Vgl. Män-Loch Bd 111 1034; Ziger-Loch Bd III
lull, lerner .IXSchnyder 1782, 44/(i; JJScheuchzer
1746, 113/7; Steinm. 1804, 21!'; Germ. VII 422; Rochh.
1862, 252. Die 31. wird gegen Entzündungen beim
Vieh angewendet F (vgl. Schweizerb. 1818, 364) und
soll Gold enthalten (vgl. Wildkirchlein 1786, 43). ,In
spelunca quadam per suminum montem, ut di.ximus.
fornici adhaerens nascitur substantia quaedam fungosa.
alba, levissinta, friabilis, quam fungum petraeum di-
xeris. vel agaricum saxatile, ipsi monmilch appellant,
id est lac lunae, a substantia alba et spumosa. Si
aquae misceatur, albo lactis colore eam inficit. Super-
stitiose et stulte quidam adversus quemeunque mor-
liuin aegroti cujusvis, propter ijuem ezpresso ipsius
nomine e spelunca petatur, salutarem esse putant.'
CGessner 1555. .Lac lunae, Monmilch, Steinmark.'
Wagner 1680. ,Agaricus saxatilis seu lac lunae, Mon-
milch.' Bs Apotliekertax 1701,
Die M. wurde dem Einfluss des Mondes zugeschrieben;
naiverweise meinte man auch, sie werde aus dem Monde ge-
molken (S).
NäcL'-: die zweite Hälfte der Milch, die von einer
Kuli gemolken wird; sie ist stärker und nahrhafter
als die erste und wird bes. den Saugkälbern gegeben
Gl; vgl. Steinm. 1802, 55. Sie wird auch zu Wa-
schungen gegen Euterentzündungen verwendet,
Nidel-: Milch mit dem Kahm darauf; solche wird
als bes. leckeres Essen aufgestellt ZO. .Hie spil sind
unglych: Eins allein um kurzwyl, das ander umb wyn
ald n.' 1533, Egli, Akten. .Scliistum, gesclieidne milch;
etlich haltend's für n.' Fius. ,Gangend bald hin und
luegend, wo der anken sei und d' n., sainuit dem
linden eierziger.' Haberer 1562. S. noch Grüschler
Bd II 818.
In dem Beleg aus Egli, Acten, ist viell. Lwjg-Milch ge-
meint; noch heute wird z. B. in ZO. au ,I,ichtstuheten' um
Nidel gespielt.
Biest- Aa; Ar; GrD.. Biesch- BO., Bleust- GT.,
Biemst- Z, Briest- Aa; Tu; ZDättl., Bricsch- Bs; BM.,
Brüsch- F, Briemst- AASeetal, Primat- AaWuIiIcii:
1. = Chalher-31., doch, ausgenommen in GrD., mit Ein-
schlags derjenigen ersten Milch, die, wenn zubereitet
(vgl. B.-Chuechen Bd III 141), bereits geniessbar ist.
allg. ,Nach der Geburt darf das Kalb nur 3 — 4 Mal
an dein Euter der Kuh (so lange sie sogenannte Biest-
milch gibt) saugen, und nachher tränkt man's Mor-
gens und Abends ab.' Steinm. 1804 (für Ap). ,Man
muess das fülhin vor dem dritten tag die eslin nit
saugen lassen, dann es stürbe ab der selbigen milch,
so die biensch- oder prieschmilch genannt.' Tieru.
1563. — 2. = Biest-Chuechen AaZ.; F. ,Sie brachte
Brieschmilch (es hatte eine Kuh gekalbert), Hirsbrei
(es war Hirsmontag), Küehli und Bretzelen.' Schwei-
zers. 1818. — Pfingste11 Pfeiste"-: Milch, welche
am Plingstabend oder Pfingstmontag Morgen von den
reichern Bauern verschenkt wurde; Frauen und Kin-
der ärmerer Familien giengen, mit einem Gefäss ver-
sehen, herum, und bettelten: Gend-is au'h e" Pf.!
Die Bauern hielten es nicht nur für eine Ehrensache,
die Bitte zu gewähren, sondern glaubten auch, damit
für das nächste Jahr ihrem Viehstand Glück und
Gedeihen zu sichern ZO. — Binder-, Ploder-:
Schlippermilch ArH. (ohne Stein); Gl; GA., T.; Syn.
SchloUer-M. — Käbe0-: Milch von Kühen, welche
mit weissen Rüben, bzw. deren Kraut gefüttert werden ;
sie hat einen Beigeschmack (s. rubelen) und kann
schädlich wirken Z. — Rum- = Luggmilch 1 Bs.
,Lac agitatum, Raummilch.' Denzl. 1716; dafür: .Rühr-
milch.' 1677. — Rumpel- = Anken-M. SHinnnel-
ried. — Rüer- (in SciiSt. Ruer-) = dem Vor. AaZ.;
Ar; GF., Rh., Sa., Ta. ; Sca; ScnwMa.; Th; ZO., Wl.
.Oxygala, saure milch, ruer (rüer)-milch, dicke milch,
ankenmilch, die man lang gehaltet.' Fris. ; Mal. S. noch
Büm-M. - Ross- = EselfsJ-M. GrD. (neben der Wald-
Wolfsmilch, euph. silv.. lt B.); GSa. — Magsamen- :
der in Wasser aufgelöste .Milchsaft der Mohnkapseln.
.Ein wenig M., Opium genannt.' J.lNüscn. 1008. —
Sennte"-: so viel Milch, als ein Senntum (70—80
Kühe) auf ein Mal liefert, also 30— 40 Mass Zg. —
Sür-: saure Milch. , Weiss Eiter, als ein S.' Würz
1634. — Scheid-: Molke, d. h. Milch, aus welcher
der Käse ausgeschieden ist; vgl. Ghäs-M. ,ln luterer
Seh. von Geissen. \ XVII. , BArzneib. — Schinnerli-:
durch einen .Schinner' [Korb]geseilite geronnene Milch,
aus der somit die festen Bestandteile ausgeschieden
werden L.
205
Malch, melch, milch, molch, mulch
21 Mi
Schleg- (in Gr t\v.; GRh.. Sa. Schlcgg-) = Anken- M.
GM., S.j Gr; GA., (>., Rh., Sa., oT.; „SööwMuo.; Uw;"
r. Vgl. Stein m. 1802, 156 und a. SWberg - Häneli
lid II 1309.
Ii. II 14'.) Unterscheidet für GrD. die Sekleg-M. (.Über-
rest Oer Buttermilch') von der Avkenmilch. Vgl. auch nhd.
.Schlagsahne.'
Schlampe"-: Milch von Kühen, die mit Schlampe
genährt werden B. Sie gilt für geringer als GraS-M.
— Schlange"- = Esels- M. Rochh. 1S57, 180.
Schlipp- = Anken-M. Ebel 1804, 250.
Vgl. das uhd. ,fechlipper-Milch' ; ferner scMippirig; doch
stellt die obige Forin viell. nur eine eigentümliche Abffassnng
des W. Schlegg-M. vor.
Schlotter- (in L auch Schlotte"-): 1. von selbst
geronnene Milch AaF.; VO; ZKn.; Syn. Lugg-, Blu-
der-M. Sie ist eine beliebte Speise zu gesottenen
Kartoffeln Z. Wiss si" wie ne Schi., sehr blass L.
Gho" wie ntMüs us ern Schi., absonderlich, geschmack-
los gekleidet einhergehen L. Als der Luzerner .Wahr-
heitsfreund' behauptete, die Beschlüsse der Schützen-
hausversammlung seien ,Schl.', die man dem Volke
vorgesetzt, antwortete der ,Bprütze°hannes': ,Nein;
frisch vom Euter weg war sie gemolken, warm und
süss zu trinken, die Milch, die du geschmäht.' ,Das
Schreiben, so von der überkeit herkomme, koste viel
und sei nit eine Schi, wert,' 1653, Helvetia. Einem
parodistischen L Spiel von 1743 ist ein Lied beigefügt
,von Eitelkeit der Schi, und Fusterle.' .Gelatum lac,
stockmilch, gerunn[en]e, g'standne milch, schl.' Fkis. ;
Mal. ,Was aber das Trank belangt, soll man sich
goumen von unerwölt.er kalter und Schlattermilch.' L
Pestbüchlein. .Adponunt oxygalam sie Aeginctae vo-
catara: lac videlicet concretum Taciti, aeido gustu
blandiens, quod vernacula voce Schi, vocamus, a tre-
mulo, gelatinae in modum, motu: vel etiam hoc ipsum
a sero liberant et conquassatum cum cremoris portione
remiscent et sie inspissatum (Dicke Milch vocatur),
afferunt.' Cafpeler 17(57. -- 2. eine Wolkenbildung
am Firmament, bestehend ans kleinen, dichtgereihten
Haufenwolken (im Gegs. zu den grossem, mehr ver-
einzelten .Schafen') L. — 3. Schimpfname auf eine
sauer dreinsehende, böse Person L. — Stock- =
Schlotter-M. 1. Fris.; Mal. -- Stüss- = Anken-M.
AaFi'L, Z. Me" muess Gott für Alles danke": Für
d' St. wie für de" Anke". Eidg. Nat.-Kal. 1SGG. -
Tüfels-: 1. Name des Milchsafts gewisser Pflanzen,
bes. des nachdunkelnden, giftigen, dann auch die betr.
Pflanzen selbst; vgl. Flücchi-Chrut Bd II 891; Wolf-
Mannh., Ztschr. IV 174. Spec. a) (Saft der) Wolfs-
milcharten, bes. der Cypressen- Wolfsmilch, euph. cyp.
Aa ; B; GT., We. ; Sch; Th ; Z, doch auch der kreuz-
blättrigen Wolfsmilch, euph. lath. Hegetschw., und
anderer Arten. Vgl. Esels-M. — b) in Zg -Milchlig,
des gem. Schöllkrauts, chel. majus AASigl. ; Sch; Zg;
ZW., Zoll. — c) des Löwenzahns, leont. tar. Sch; Syn.
Milch-Stock; andere s. bei Milch-Chrüt Bd III 901. -
2. einer der vielen verächtlichen Beinamen des Brannt-
weins Aa. — Tag-: das Quantum Milch, das eine Kuh
in einem Tage gibt Gr; vgl. Tsch. 265, T.- Mulchen,.
— Toggi- = Esels-M. (eig. Milch eines Albs) GnRh.
— Tause"-, Tiiusli-: Marktmilch, d.h. Milch, die
der Milchverkäufer in einer Tanse den Kunden täg-
lich bringt und die von geringerer Qualität ist, als
die (in Flaschen gebrachte) ,ganze' ZStdt. ,Was will
Tansenmilch heissen? Gibt es denn Milch, die in
Körben in die Stadt gebracht wird?' fragt ein gemass-
regelter Milchhändler im Z Tagbl. 1876. — Wal(l)e°-
= Hengst S (s. Bd II 1450) GT. (Pup.). .Lac passnm,
lactarins s. eibus, gewellte milch, milchbrocken, wallen-
milch.' Mal. — Well-: gesottene Milch Gl (Rochh.).
„Milch, die zum Zieger machen oder zum Vermehren
nachgeschüttet wird GrA." — Wolfs- = Esels-M.
Aa; B. .Carytis, die gemein gross w. mit den burzlen-
bletteren, ist das ander geschlecht der w.' Fris. ; vgl.
l'lin. XXVI 40. — War- = Mön- Milch (eig. .Arznei-
milch'). Z Apothekerspr. — Wärm-: abgerahmte
Milch, die man bei der Bereitung der .Walleten' oder
des .Ziegers' (also wenn man Milch erwärmen will)
zusetzt Gr; vgl. Gr Sammler 1805, 261. — Wiss- =
Chäs-M. LE. — Ziger-: 1. Milch, die unter dem
Einfluss von Wärme (bes. beim Sieden) gerinnt, in
der die , Ziegerteilchen' herumschwimmen Aa; Zg; Z.
Es ist heiss g'si" im Tal, ieh ha" g'meint, ich müess
zun - rc Z. scheide" wie im ene" Chäs-Chessi. Zg Kai.
1882. — 2. süsse, über Zieger geschüttete Milch, eine
beliebte Speise Bs; S; vgl. Breitenst., Erz. 303. .Eine
nahrhafte Z. besteht aus einer grossen, ein paar Mass
haltenden, mit guter, süsser Milch gefüllten Kachel.
in welche Milch eine reichliche Menge Zieger, das
heisst frischer, ungesalzener Käsestoff, eingebrockt
wurde.' AHartm. 1879. — Zeine0-: saure, dick ge-
ronnene Milch, aus der mittelst eines dünnen Tuches
über einem geflochtenen Korb [Zeine"] die Molke ab-
geseiht wird und die dann, mit süsser Milch oder
Kahm gemischt, als Delikatesse genossen wird ZO. ;
Syn. ufg'schütteli Milch.
milchbar: milchgebend. ,Guet m. oder schlechte
Küe.' RCvs.
milchele": nach Milch schmecken Bs; L; Z.
milche": einem Kalb Milch reichen, essäugen ü.
Milche" Gr; Sch tw., sonst Milke" — f.: 1. auch
Ghalbs-, Chalber-M., Brustdrüse mit Milch genährter
Tiere, bes. der Kälber, doch auch der Lämmer, eine
DelikatessC; Kälberbröschen Gl; Scii; Th; UwE.;Z;
De Lacour 1730 (,le laites, du ris de veau'); Syn.
Milehling. .Ein Essen Kalbsmilchen' erhielt Bürger-
meister Wascr 1065 als .Badenschenke.' Ein Pfund
Kalbermilken schenkte u. A. alljährlich am Ascher-
mittwoch die Zunft zum Widder dem Pfarrer zum
St Peter. — 2. a) = Milch-Chrüt 1 c (Bd III 9oI) Gr. —
b) die Blätter des Löwenzahns Zg; Syn. Milcheren.
Milcher m. : Milchverkäufer, der die Milch den
Kunden zum Haus bringt BsStdt; L; Syn. Chüejer,
Milchler, Milch-Mann.
Milchere" f. = Milchen 2 ScnwE.; vgl. das syn.
Melchternen.
milchig U, milchi* Z: aus (mit) Milch bereitet,
M-s Kafi U; Gegs. schwarzes; vgl. Gholflji Bd III
'208/9; Kaffee mit ausgiebigem Milchzusatz Tb; Z.
Milchi's Hahermues, mit Milch st. bloss mit Wasser
gekochtes ZWyt.
milchle": Vieh halten, um die Milch zu ver-
kaufen Ap.
Milch(e)ler m. = Milcher Ap; BE.; L. — Blau-:
Verkäufer von .blauer' [abgerahmter] Milch B.
Milchli"g m.: 1. a) in Bs auch Milchli n. = Mil-
chen 1 Bs; B; UwE. Die Fleischer unterscheiden
,Herz- und Halsmilchli' eines Schlachtochsen Bs.
207
Malch. molch, milch, tnolch, niulcli
2(w
,Voressen von Hirn, Milchlig usw.' Gottii. ,Milchlig-
,.ii. Schwelle und schele die Milchling' usw.
B Kochb. 1756j 1796. ,Kine Platte mit zerschnittenen
Milchlein und 1, eueren.' Leicht 1767. .Milehlin und
Krös.' XVII., Bs Maml. — b) Samenmilchdru.se. .Kar-
pfen, in welchem weder milkly noch rogen gefunden
worden.' Fischb. 1563. .Gefüllte Karpfen. Die Einge-
weide, die Milcher zerhackt... Das gehackte Milchlein
darunter gerührt.' Bs Kochb. — c) = Milchen 2 (bes.
die Blätter des Löwenzahns) L; Scnw; Ndw. —
2. a) männlicher Fisch. Milch(n)er. .Keine mämily
oder milkling, sonder alle rögling oder weiblin.' Fischb.
1563. ,Dise fischlin wachsend nit von inen selber,
sonder habend milchling und rögling.' ebd. ,Piscis
lactarius, Milchling.' Denzl. DT7; 1716. — b) eine
Art Schwamm, wahrsch. der Milch blätterschwamm,
lact. Z.
Tüfels- s. T.-Milch.
lind-mulcli, in Gl auch li-m. = l.-melchig „VO;" Gl.
Molche0, bzw. Molche" (in Bs; B Mulch, in L
MulU?) — n. (in Bs in Bcd. 1 a f.. in GrD. m.):
1. Coli., das .Gemolkene' d.h. der Gesammtertrag an
Milch, bzw. den daraus bereiteten Produkten, in einer
gewissen Zeit, von einer bestimmten Anzahl Kühe
(einem Senntum) Ap; Gl; GrtPr.; GRh.j Syn. Mulchi.
Wo-n-e Tür ime' Hüttli d's M. Mi b'sorget Gi. (Becker).
Der Senn hed e" schlecht* M., wenig Milch, bzw. einen
geringen Ertrag an Käse und Butter Ap. Mer wend
hoffe", e" guetc Summer a" der Alp bring-is Dos wider
nachc", was-is hi ilcm trockne' Früehli'g im M. z'rugg
'bliben ist. Gl Volksgespr. Spec. a) der Ertrag an
Milch selbst Gl,. ,Die Sennen suchen aus der Milch.
oder, wie der Älpler sich ausdrückt, aus dem AI..
Butter, Zieger und Käse zuzubereiten.' Steinm. 1802.
Wesentlich = Milch 2 d, die in eine Käserei vertrags-
mässig abzuliefernde Milch Ap; Bs (als Fem.); ZKn.
Ein Senn kann mehrere M. haben. ,Die hiesige M.
ist eine der kleinem im Kanton.' Zeitungsinserat
(BsL.). — b) der aus einem bestimmten Milchquantum
(einer Sennerei auf der Alp, einer Käserei in der
Ebene) während des Sommers gewonnene Ertrag an
Butter, Zieger, bes. aber an Käse Ap; B; VO; Gl;
Gr; GEh.j „S"; vgl. Milch 2 c. D's M. hol,,«, auf
der Alp GBh. Wem gesch [gibst du] 's M. [Butter
und Käse]? fragt man einen Sennen Ap. In B (bes.
Si.) wird das M. [die Gesammtheit der fetten, auf den
Verkauf fabrizierten Sommerkäse] unterschieden vom
gesammten Milchertrag (an Butter usw.) einer Saison,
dem Summer-Nutzen. Es M. Chris. ,Die halbfetten
Käse, welche vor und nach dem eigentlichen Mulch
gemacht werden.' Gottii. ,Wie viel Zentner ihr Mulch
in der Käserei gewogen hätte.' N. B Kai. 1840. ,An
einem Orte sei über 16000 Pfd aus einem Mulch ge-
löst worden.' ebd. ,Ein Käsehändler hat ein Mulchen
zu Frkn 96 [per Zentner] gekauft.' Alpenp. 1873 (für
l!l';.). .Der Salzer hat aus Unkenntniss schon manches
M. verdorben.' Schatzmann 1870.. ,'Weit und breit
werden die Käshütten bekannt, aus welchen die teuer-
sten Mulch verkauft wurden. Eben so weit erzählt
man sich von den Mulchen, welche am schlechtesten
oder gar nicht verkauft werden, ,1c teurer das Mulch,
desto besser der Senn.' Gottii. .Dass si ir mulken
behalten sulln in dem huse, beidü, in kelre und in
spychern.-' 1836, Gfd. ,Was von zwain tagen mulchen
gemachet ward.' 1419, Zellw., Urk.; vgl. Tag-M. .Sie
dürfen eine Hütte hauen, die mulchen ab melchsee
darin und von dannen zue söumen.' 1452, Kö bleu.
.Es soll jedermann syn mulchen nüt verkouffen, denn
uf unsrem offnen merkt.' 1 127, ScHwMa. LB. .Si band
gesetzt zwei nies mulchens ewiger giilt an das gotts-
hus.' XV.. Gfo XI 35. .Das m. [d. h. der Genuss bes.
ven Käse und Butter als Fastenspeisen ; vgl. Chös
Bd III 503; Absch. V 1, Hilft] ist in einer Eidgenoss-
schaft erst in den lOOjaren sünd worden. Unser lieb
Eidgenossen band erst inner lOOjaren das m. erkauft
[d. h. die Erlaubniss, es in den Fasten zu geniessen]
von dem bischof zue Born; in der bull wirt 'klagt, man
hab in unsren landen nit gewonet öl ze essen, je so
hand sy die landbrüchigen spys, milch, ziger, käs,
anken, geessen.' Zwingli. ,G'schandten vil an m. und
vidi.' WSteiner 1532. , Unter andern Mulken wird in
diesem Lande [Gl] viel Zieger gemacht.' Steinm. 1802
(nach Stumpf). ,Sy band geboten, das molken und
sunderlich den anken nit uf fürkouf, noch ussert
lands zue verkoufen.' Ansh. .Vermählende, einem Land
Abbazell von ie weiten her nichts bas erschossen noch
fürbas erschiessen möchte, dann fiyssig der inulclien,
kuen und alpen warten.' Kessl. ,Hicr han ich anken.
molchen, käs.' HvRüte 1546. ,Lactis massa coacti,
easeus, käs oder niulhen.' Fris.; Mal. ,Wo man vil
anken und mulchen hat, da hat man keinen Inniger.'
LLav. 1582. ,Gott hat seinem volk verheissen ein
land, das von honig und milch fliesse. In denen landen
hattend sy ir grös't guot an vech und m.' ebd. ,Es
band neu und alt rät erkennt wegen denen mulchen-
grempler[n]: Was sie unseren landleuten auf molchen
geben oder vorgeben betten, eh dass mulchen vor-
handen wäre.- 1585/1828, Ap LB. ,Es verbrann ein
alp mit dem molchen.' 1588, Ardüser. .Die molchen-
grempler sond in jedem Umgang ein säum schmalz
und käs auf dein markt monatlich feil haben.' 1598,
Ap Ratserk. ,Dise Züger [aus Gl] haben den l'rvs
wyt und breit über alles Molchen, so man in der Eid-
gnossschaft macht.' ROys. .Molchen, als Käs, Anklien,
Ziger.' ebd. ,Zinset 4 Mass Mulchen.' 1604, LEscholz-
matt. .Wegen Dingskaufs des Vychs und Molchens.'
B Wuchermand. 1628. .Dadurch, dass die Landlüt
ihre Küe und dadurch auch das Molchen aus der
Landschaft hinliehen und veräussern, wird an Molchen
und Anken ein Mangel im Land gespürt.1 1644, BSi.
Rq. .Man erachte es an der Zeit, auf Beschränkung
der Ausfuhr der Mulchen Bedacht zu nehmen.' 1674,
Absch. , Mulchen [im it. Text ,de' laticini'] von Alp
führen.' 1700, U Rq. ,Sie formieren die Zigerlin in
Form einer Schneebällen und verkaufen dieses Molken
ziemlich teuer.' Sererh. 1742. .Alle Mulchen, es wäre
Käs, Ziger oder Anklien.' 1756, Schw Rq. .Jeder Land-
mann soll auch berechtiget sein, aus einer ganzen Mol-
chen oder nur zum Teil Käs, so von einem Fremden
in unserer Landschaft erhandlet wird...' 17li9, ebd.
S. noch durch-gän Bd H 35, vergelten Bd II 280, Chcm
Bd III 466, Bädling; helv. Almanacli 1802, 28. —
2. „geschmauchter süsser Zieger, geformt wie Butter-
striezel BO." — 3. 3Mche", Käsewasser PAL (,ricottoc);
Syn. Sufi, Schotte),. .Die suwen wurden t'aisst ah mol-
chen, die pfalfen ah pfruenden.' Vad. ,Käs, der wol
ausgetriickt ist: dann das molken schadet den jungen.'
VoGELB. 1557. .Wässerig, wie molchen oder käswasser.'
Tierb. 1568. .So lang, bis der Käs ausgetropfet, die
309
ftfalch — miilcli. Äfalchst— mulchst. Malcht— mnlcht
210
Molchen abgelaufen ist,' SLdtz 1732. ..Molken autem
in specie sernm lactis, non quidem apnd noa 7erna-
cule. Dam Schotten dicimss, sed per totani Germanium
vocatnr.' Cappeler 1767.
Mhd. molchen |l>zw. molken; mulchen, muVcen). Das (auch
in ;i, I.it. hie und da vorkommende) Fem. richtet sieh wahrseh.
nach dem Geschl. des syn. Milch; das Hase, nach demjenigen
TOD Nutzen. Vgl. noch CGessner, l.ibellus de laete et opeiibus
lactariis. Tig. 1541. Im Flurnamen: .Mulchenrain.' XIV.,
I. Propsteirodel (6fd). Vgl. auch .Molke' bei Hr. WB.
Ab-: Zieger Gl (lt Steinm. 1802, 165).
Die Ziegerbereitung bildet gleichsam den Abschluss der
Verarbeitung der Milch (vgl. Bd III 511); doch vgl. auch
Haber- = H.-Malch ZeBaar.
Margel-: Name einer Abgabe. .Vierdhalb Schil-
ling jerlich margelmulken.' XIV., I. Propsteirodel (für
SchwK.).
Die Abgabe war viell. fallig an einem der Marientage;
viell. ist aber .Margelfareb'. durch Eichelmast fettes Schwein
(Schmid, schwäb. Id. 321), zu vergleichen. Das nicht mehr
verstandene W. erscheint schliesslich in der Entstellung
.Mardermulchen.' 1561, SchwK. Rq. (Ztschr. f. schwz.R. II IT).
Mass-: Einheitsmass zur Berechnung der Alp-
produkte, bestehend aus 20 Erinnert (s. Bd III 827)
Butter, 2 Käsen und 2 Ziegern GrS., 28 Pfd Butter.
40 Pfd Käse und 10 Pfd Zieger GrV;i1.
Schaf-: Name einer Abgabe; viell. urspr. be-
stehend in Produkten aus Schafmilch oder Abgabe
für Benutzung der Alp zur Schafweide. ,Do hat im
ain abt ainen schafmulchen daiuf gemacht [auf eine
Alp gelegt] für ein schirmgelt järlieh zins.' 1529,
Strkkl. ,Sy habend demnach aiuem kloster müessen
gen seh. und schmalzzins.' ebd. ,l>er Käse, des Zigers
und Ankens wegen, die man Seh. nennt.' 1529, Absch.;
vgl. ebd. IV 1 b 653/4.
Tag- = Vogel-Mfd, eig. die Quantität Milch, welche
die Kühe während eines Tages geben, bzw. die daraus
gewonnenen Quantitäten Butter und Käse; spec. die
Quantität Milch, welche die Kühe auf den Alpen am
Morgen früh liefern, bevor sie auf die Weide getrieben
werden GSa. ,Das T. solle der Landweibel dem Land-
vogt umb den Ziger ohne sein Kosten uferen.' 1653/4,
Absch. .Beschwerde des Landvogts, dass die von Flums
ihr Vieh auf die Glarneralpen treiben, wodurch einem
jeweiligen Landvogt in Beziehung auf die T. ein Nam-
haftes entzogen werde.' 1732, ebd. ,Aus dem Berichte
des Landvogteiamts ergibt sich, dass der Ertrag des
Titels T. von Zeit zu Zeit in den Rechnungen sich
vermindere, weil die sargansischen Angehörigen ihre
Alpen an Fremde zum Hintrieb für Pferde und Schmal-
vieh ausleihen, ihre eigenen Kühe aber ausser Landes
verstellen.' 1786, ebd. Dem Landvogt von Werdenberg
spec. kam die gesammte Butter- und Käseproduktion
am Jakobstage zu; vgl. noch Steinm. 1804, 375.
Mulcherer m. : Berufsname; wahrsch. Händler
mit Milchprodukten. .Die gelübde, die m. und mülner
geton hatten.' um 1311, ä. L Batsb.
Mulchete" f.: Coli., Butter und Käse aus der
Alp GRh.
Mulchi t = Mulehen 1 BBe.; S.
Me'lchster ApI. (neben Mulsin-), Meister Ap — m.
(lt einer Angabe f.), Meistere? f. GRh.: einfache Hütte
auf den Alpen, in welche das Vieh zum Melken ge-
trieben wird und die ihm auch etwa Nachts eine
Unterkunft bietet; sie ist offen bis unter den Giebel
und hat keine Tenne Ap. Viehstall auf der Alp GRh.
,Die Sennen trafen (im Juli 1870) hie und da eine M.
vom Schnee eingedrückt,' Zeitungsnachricht. .Holz,
irene melster und käsgadner zue besseren.' 1491/1527,
Zw.i.w., Urk. ,[Sie haben auf der obem Gamor] zim-
mer, gaden und melster gebaut,' 1529, Hof Kriessern.
,Soll jeder Alpgenoss von seiner Meister den Bau
[Dünger] ausführen.' 1078, GRh. Alpordn. .Meister.'
Will., Güberried Arch. .[Uli Rotach] stellte sich an
die Ecke einer Meister und eines kleinen Gädeleins.'
XVIIL, ReIMREDICHT.
Zur Abi. vgl. ,Galster' : ahd. galan und s. Kluge 1881'.. § 94.
Die ä. IL.it. zeigt auch eine Form mit anderer Abi.: ,Si brann-
tent 7 städel und melktran.' 1405, Wegeliu. ,I>ie Melchter
lag bis an die Einbindcr oder obere Sehl [Schwelle] uuter
dem Schnee.' 1687, Ap Chr.
Schweiz. Idiotikon IV
Belebtere" (in GO. lt Zahner Maultere") f., PI.
Melchtri BO., sonst unver. : 1. hölzernes, langrundes,
offenes Gefäss für Flüssigkeiten, mit einem Öhr, das
meist in einer verlängerten Daube angebracht ist, in
GlS. statt dessen mit zwei Tragzapfen; verschiedenen
Zwecken dienend: (oft Dim.) als Melkeimer Aa; Bs;
B; Gl; L; G, (in BSa. auch Hand-M.) als Trag- oder
Schöpfgefäss für Milch, Wasser (bes. in den Stall,
daher auch Wasser-, Stall-M.), für Schweine- oder
Pferdetränke Aa; Bs; B; F; Gr; S; üw; \V. oder
auch, um den Arbeitern das Essen auf das Feld zu
tragen W; als Rahmeimer Aa; Gl; zur Aufbewahrung
des ,Etschers' (s. Bd I 608) Gl (vgl. Etscher-Tansen).
In die M. (in BG. Abtrag-M.) wird auch die Milch
aus dem Melkeimer geschüttet, um sie darin stehen
zu lassen, bis der Schaum vergangen ist. worauf man
sie in die Gepsen (s. Bd II 393/4) umschüttet B; Gl;
LE.; vgl. FXSchnyder 1782, 125; Gl Gem. 1840. 121,
ferner Handfass (Bd I 1050/1), Füsterli (Bd I 1121),
Gummer II (Bd II 308), Gauseli (Bd II 453), Melch-
Chübel (Bd III 114), Bränten, endlich noch PSchild
1893, 358; JRWyss 1817, 557; Steinm. 1802, 127.
.Wenn sie das Melchterli untersuchten, in welches er
melke.' Gotth. Dermit het 's d's Melchterli ro" dW
Bnume'rüre' weg' zöge", e Gutseh Wasser drüs g' schüttet
BM. (Schwzd.). Er schüttet d' Nidle' us dem Melchterli
i" si" Bränte'. Nat.-Kal. 18G4. Nimmt si* Braute"
uf ''c" Buggel und 's Melchterli a' d' Hand. ebd. In
Vergleichungen typisch für ein grösseres Mass. Es
schüttet abe" [giesst] irie mit Melehtere' B. ,Hass und
Misstrauen melchtere°weis eingiessen.1 Gotth. .Ein
Euter wie eine Melchter.' AHartm. 1852. All Melehtere'
voll! verhüllend für: allmächtiger Gott! Aa. Wahrsch.
ähnlich zu erklären ist die Rochholz'sche Aufzeich-
nung: Alh Melehtere" und alli Chübeli lär (Letzteres
ein Zusatz in verhüllender Absicht). ,So seine brüst
oder melkteren voller milch sind.' 1548, Hiob; dafür
, Melkfasse.' 1667. ,Urab ein melchtern in markstall.'
1566, ZGrün. (Staatsarch.). .Mulctra, ein melchteren,
melchgeschirr.' Fris.; Mal. , Melkkübel, Melkter,
mulctra.' Red. 1662. .Nachdem der Senn die Milch
gemolken in die Melkteren (welche den Namen scheinet
14
211 Malcht-mulcht. Maid miild. Malv— mulv. Malg— mulg. Malgg— iiinlgg. töalk— mulk. Mulm 212
her zu holen von dem lateinischen Wort Mulctrum
oder Mulctrale) und aus vilen Melkteren ausgegossen
in das Milchtäuslein.' JJSchedchz. 17m;. ,Hic Muttas,
Taussel, Folien cum Melchtere" cernes.' XVIII., makk.
Gedicht. S. noch an-gän Bd II 18. Feuereimer. ,Auch
soll ein jeglicher burger ein melchtran han in Syriern
huse unt nächtlich syn gross fass volles Wassers.' um
1311, ä. L Ratsb.; vgl. Liebenau 1881, 48 und s. Gelten
Bd II 282. - 2. zinnerne Kanne GrV. — Vgl. ahd.
chumelhtra, miiltra, und s. Kluge 1886, § 96.
Fisch -Melchtere": Fischbehälter. ,Üenne ist
auch verboten, einige Fischmelchteren unter die Röh-
ren zu stellen.' B Brunnenordn. 1740/84. Vgl.: ,Die
Melchter des Fischers war voll Fische.' Kdenlin 1834.
Brunz-: hölzernes Nachtgeschirr mit Ohr, meist
in einem Nachtstuhl untergebracht Gb ObS.; vgl.
Gang-Chübel Bd III 113 und B. IV, Tafel.
Sü-, Sil-, Söu- B; L; S; Ndw, Schu-i"- Gr: .Melktcr'
zur Fütterung der Schweine. Ersetzt in Sennhütten
oft Stühle und Bänke, indem man ein Sitzbrett dar-
über legt, wobei die Handhabe als Rückenlehne dient.
,Man kochte Haufen, zumeist halb z' viel, und wenn
die S. und die Schüttsteine reden könnten, die hätten
Einem sagen können, wie viel in sie spaziert sei.'
Gotth. Das wird nppe" schön stä" i" dim Loch, g'rad
wie e" Sunntighuet uf eme" Bese'stil oder e" Hochzit-
rock a"-re" S. ebd. Über d' S. falle", in eine wüste
Geschichte kommen; spec: der Paternität angeklagt
werden S. D' S. lüte" = d' Sü'°-Glogg. Ndw Kai. 1895.
,X und Z [Buchstaben auf einer Figurentafel] stellet
vor eine mit einer Schindlen belegte Säumelkteren.
ein Geschirr, darin man den Schweinen zu essen bringt:
gibet ab den vornehmsten Sitz bei den Sennen, wel-
chen auch gemessen die fremden Gäste, denen sie
wollen Gutes tun.' JJScheüchz. 1706.
Melchterne" f. = Milcheren GiiPr.; vgl. auch
melch 4.
Melchtrete" f.: eine .Melchter' voll Milch.
Hial 218.
melde": 1. wesentlich wie nhd., doch wenig volks-
tümlich, dafür chünden, berichten. Mit Respekt z' m.,
Formel zur Entschuldigung eines groben, unanstän-
digen Wortes; salva venia Bs; Z. Im Kartenspiel, bes.
Jass (s. Bd II 09) kund tun, dass man eine bestimmte
Kartenserie bekommen habe, wobei dann, wenn mehr
als Filier meldet, die höhere Zahl oder die Vorhand
(s. Bd 11 1394) den Sieg davon trägt Bs; G; Schw; Syn.
u isen. Dril, filfzgi, d' Stock m. .71/., monere.' Id. B.
Anfuhren, erwähnen, in Rede und Schrift nennen,
meist formelhaft. .Wir dickgemelt Burgermeister usw.'
1535, Sc« Urk. .Wolgemelt unser GHHn.' 1009, Z
Mand. ,Er muesst einfen] schweren eid tuen, sie
nin jr ze m. [zu verraten].' Bossh., Chr. — 2. refi.
;i i ;inkbi|ifcn, um Einlass zu bogrhivii \V. — h) = ehiin-
ibii 3 b (s. Bd 111 '■':■>■>) W. — c) coneurrieren. Stiere",
sä schön und feiss, dass sic* mängen Ostere'-Stier nüd
muess m. JbEgli 1895. — Mhd. in Bed. 1. Bei Morgant
1580 ,dnrch den gemeltnon kaiser.'
er- = melden 1, i. S. v. erwähnen. XVI./XVIII..
Känzlbisph. , Ermeldte Gegne.' Wurstisen 1580. ,Oft-
ermelte.' 1 7 1 s. DHess.
vor-: (Grüsse, Empfehlungen) ausrichten Z f.
Verraten, ausschwatzen (ein anvertrautes Geheimniss)
Lj ZKn. .Es enist aber kain v. [Verrat, Untreue] in
uns.' 1336/1440, Z Chr.; vgl. ebd. 39. ,üa wurden t
sy von frowen gesechen und von inc" vermeldet.' Edlib.
be- = er-melden. ,Vorbemelte historien.' Rief 1554.
G' mulder (in 13R. Gmülder) n. = G'miill, G'mülber
BO. .Zerknittertes, zusammengedrücktes, klein gebro-
chenes Stroh.' St.' Zu» dem Chrämer gern /''' uiim-me
ga" Gaffe nie' Habereherne" choufen; da uberchtinnd
mW niimmen G'm. BR. D' Mus si"''-mer in der Ulli,
d's Heu isch gllch es lötigs G'm. ebd. — Zu ilfulJ.
g'muldere", bzw. g'müldre': l. = vermvJben 2,ge-
midbren BO. — 2. Moos, Reisignadeln usw. sammeln,
um sie als Dünger zu benutzen, wie ärmere Leute
tun B oHa.
g'mulderig: locker, staubartig B oHa. G'm-er
Schrie.
g'mulderoch t: breiartig B oHa.
Malvisier Schw, Malvisyer Ndw: Malvasier; vgl.
halb Bd II 1101. .Malfensiger.' Em. ib. ,Die stouf
füllend ir mit malfasy, mit muscatell.' Rdef 1540.
Melge" I f.: 1. weisser oder gemeiner Gänsefuss,
eben, album ScuwE.; Uw. — 2. guter Heinrich, chen.
bonus Heil. Uw. — Vgl. , Melde', Milien. Mülwele'.
Melge" II f.: 1. Mais PAL Mailyi's Mein, Mais-
mehl. -- 2. Moorhirse, sorghum, unterschieden als
.Kolben-M.', gem. Moorhirse, sorgh. vulg. und ,Besen-
M.', sorgh. sacch. Gr; vgl. Gr Sammler 1781, 74/5;
Lehmann 1798, 190/1. — Aus it. meliga in Bed. 2 und
Dies aus dem lat. PÜauzeuuaniL'U melica (Abi. von md).
Molge" m. : grosses Stück, Brocken BBc. (Dan.)
g'molg2;et'. plump Gi.Obst. — Vgl. Mulx.
Miilggeli n.: Name einer [Entwicklungsstufe der
.Albelen' (s. Bd I 185/6) Z. - Vgl. die Synn. Milling.
Meidet, Midel, Migling.
Melkerli n.: Kätzchen des Haselnussstrauches G
uRh. (Wartm.).
Höchst wahrsch. zur Gruppe melch- gehörig, indem die
Kätzchen mit Zitzen verglichen werden können.
mölke"! Jmdn mit Milchspeisen bestechen, ge-
winnen BO. (vMülinen).
Malm I m., nur in der RA.: In Malme" hin gän,
zu Grunde gehen lassen GrL.
Viell. angelehnt au rom. laschar ir in maZura. Zu Gründe
liegt wohl die concr. Bed.: das Zermalmte (vgl. got. malma,
Staub); vgl. auch frz. reduiro en poussiere, vernichten.
mal in malam, malern, malum: 1. zutraulich, zahm,
sanft, von Menschen und Tieren PAL; W. „Ein ma-
lemer Bär, eine nialume Taube,, im Gegs. zu wild."
213
Malm niuliii. Maisch— mulsch. Malt — muH
•21!
— 2. mild, sanft, z. B. vom Gesichtsausdruck, vom
Klima. Wetter \Y. Di Benin" sige* friejer ril malumer
g'sin. Es ms Guot, ein in der Ebene gelegenes
Bauerngut, Wiesland. Weich, zart, leicht W. Do«
Ärgern ist es malums Vagolti, man kommt leicht dazu,
sieh zu ärgern.
malme", in PA1.; W malame*, malum(en)e* :
1. zähmen TAI. — 2. .zahm weiden W." — 3. zer-
malmen, vernichten GaL. 's hei dir Stein grad [ge-
radezu] g'malmct. - Zu dor Übertragung auf das Mora-
lische vgl. li"j<j-
Malm II m., nur in der Reimformel: .Halm und
31.' Ar. .Saat und Ernte, H. und M. kommt von Gott.'
Ar Sonntagsbl. — Dem Keim zulieb geschaffene Ab], von
.mahlen' oder .malmen.'
maische", malt sehe": undeutlich reden G; Syn.
mueslen, nuslen.
uiiilsch AAtw.; Bs (melsch. Spreng), sonst möltseh,
bzw. mültsch (in AaWoIiI. mölgseh): 1. weich, morsch,
mürbe, faulend. S. noch manch. Spec. a) von Holz,
das lange auf der Erde gelegen bat, auch an seinem
Standort rotfaul geworden ist Aa; Bs; BBe. ; S; Zj
vgl. stock-rot. <>lt und m. si* [die hölzernen Bilder]
i/'si", nie* hiitt ehönne" glaube*, si sige* us ''cm Höh
vo" der Arch Noc g'schnetzlet worde*. BWvss. —
b) trockenfaul, von Äpfeln, dem ,teig" der Birnen ent-
sprechend Aa; Bs; B; S; Z. Syn. flusch (Bd I 1225).
Mürbe, mehlicht, von Äpfeln und Birnen AaF.; Bs
(Spreng). — c) = gefosen (s. Bd I 1083), bes. von Rü-
ben B, oder Obst Z. — d) zerschlagen, gequetscht,
von Rüben. Fleisch, bes. aber von gefallenem Obst
Aa; Bs; S. — e) braun und blau, bes. in Folge von
Prügeln Aa ; S. D'r Grind hei er verbünde" g'ha* und
het so erbärmlig blau und m. use'g'luegt. Joach. Ieh
chönnt ne" m. schloli*; Syn. verchnütschen. — 2. un-
fähig zur Arbeit, matt AAAugst.
Vgl. betr. die nähere Vwdtschaft .indisch' bei Gr. WH,
ferner die synn. mansch, muh., mfinig.
ver-möltsche": leicht quetschen, möltseh machen
(i. S. v. 1 d) AaFim.
Malte" f.: 1. (in Gr ObS. Maulte") Mörtel Gr. —
2. = M.-Chellen (s. Bd III 201) GrV. — 3. süsser
Weinmost, bes. solcher, der von den in Zuber ge-
schütteten Trauben abgezapft wird, ehe man sie keltert
BThun. Der unter der Presse wegfliessende Weinmost
BSigr. (lt Alpina 111 151). ,Von der trotten trinkt
man m. des edlen rebensaft.' BGletting. — 4. „Malte*
f.", Malter I (in BHk.; U Molter) in. Aa; Bs; „VO",
n. L; S; Ndw; U, Mattere* f. AaB1>.; FJ. (Möhre");
ZW., meist zsgs. Fröseh(e")-M. = Fröschen-Laich Bd III
1010. An enand(er) hange* wie ('s) I<r. B (vgl. Gotth.
II 214); S; Z. Aus Missverständniss auch von den
grünen Fadenalgen im Sumpfwasser Z. ,Die eier [der
Frösche], so die Teutschcn fröschmalter nennend."
Tiere. 1503. .[Der Wassermolche] eier sind zue-
sammengehenkt wie ein fröschenmalter.' ebd. ,Dcr
entchrist und die gottlosen hangend an einanderen,
wir sagend wie fröschenmalter.' LLav. 1582. frösch-
malter, ranarum ova. sperma ranarum.' TuSpieser 1710.
It. malta, eburw. maulta, molta, Schlamm, Kalk, Mörtel,
luiil Diese wahrsch. aus lat. maltha, Bergteer, Kitt, Mörtel.
Pas W. auch bair.-Bstr. ; vgl. Scbm.-Fr. I 1598 (.Mälter').
Auch ni Bed. 1 scheint die Form .Malter' vorzukommen;
ein Buch von 1775 fuhrt den Titel: .Neue Methode, unauf-
lösliche Malter und Kitte zu machen.' 3 wird den Namen
dem trüben, schlammigen Aussehen verdanken, ähnlich wohl 1.
da die Froscheier von rinn- schleimigen Substanz umgeben
sind. Vgl. auch .Froschmalter' bei Gr. WH. IV 1, 254;
VI 1512. Doch haben wir es viell. mit ganz verschiedenen
WAV. zu tun.
S e b w i .1 e r - : Frucht des gem. Berberitzenstrauchs,
berb. vulg. W.
Wahrsch. ist zunächst der aus den Berberitzen bereitete
kühlende Trank so bezeichnet worden; vgl. Malten3. Vgl. auch
Erbieten IM I 1:::'.. ferner Schwider(en), Schwider-Beri (Stüd).
zer-malte": zerbröckeln BTh. .Zermaltcter Ton-
schiefer zur Düngung.'
malterig: dem Froschlaich ähnlich, schleimig Bs;
syn. sehliferig.
Malter II n.: 1. Hohlraass für Getreide, in I ,Mütt'
(B; VO; S; Z). 10 Aargauer Viertel (BHk.! zerfallend;
vgl. ^eg.. RG. II 249; All.. ptner 17*7. 67/8; lielv. Al-
man. 1804, 117. .Alter ist ein schweres M.' Z. ,Se-
nectus ipsa morbus, das Alter ist ein bös M.' Denzl.
1677; 1710. — 2. ,Gotz m.!' euphem. Schwur für .Gottes
Marter!' 1490, RBhandst. — Mhd. matter in Bed. 1 ; zu maln.
Aarauer-: ein M. zu 4541 französischen Kubik-
zollen. das in einem Teil des Aargau und im östlichen
Teil des Kts Solothurn gebraucht wurde; vgl. S Gem.
105. — Frohburger-: ein in SHägend. gebrauchtes
Getreidemass zu 34 Solothurner .Massen.' — Gäu-:
auch das .grosse M.\ ein Getreidemass, das bes. in
Ölten, Hägendorf und Trimbach gebräuchlich war;
vgl. G.-Mütt, -Vier-Teil. - Kern-: eine Natural-
abgabe, bestehend in einem .Malter .Kernen.' .Volumus
ut postea i 1 II servi sua tributa non magis sieut et
antecessoribus nostris reddant; sie et kernmaldrum
non solvant.' Trad. Sangallensis.
Scbis(s)-Malter(en) Aa; B; G; Z, -Martele* B;
TnHw.; ZW.. -Mätele* Sch (Sulger), -Mätere* ZWL,
-Mäder mTii, Schisch-Malte* GRh.: Name von Pflan-
zen, welche Durchfall bewirken. 1. Name von Melden-
Arten; spec. a) gem. oder Ackermelde, chen. album.
ein lästiges Unkraut Aa; G; Th ; Z ; Syn. Schiss-Burget,
Holz-Schissen. — b) guter Heinrich, chen. bonus Henr.
Ddrh. — c) roter Gänsefuss, chen. rubrum GO.. We.;
Sch; TuHw. — d) ausgebreitete Melde, atr. pat. AaB.,
Habsb.; ZW.; Syn. Schiss-Müten. - 2. Vogel-Knö-
terich, pol. av. AASigl.; Syn. Hunds-Schiss.
Zu Grunde liegt zunächst malten, eine Nbf. des mhd.-nhd.
Pflanzennaniens melde; die End. er mag sich nach Analogie
anderer Pflanzennamen, wie Taueren usw. (das mit uuserm
W. auch den vorwiegenden Gebrauch als PI. gemeinsam hat)
eingedrängt haben, lu Martelen scheinen r 1 / die Stellen
getauscht zu haben, worauf dann (in Muteten) r ausfiel, wie
/ ausfiel in -Mader, -Materen. Doch könnte man auch eine
Nbf. "Mattete", nach Analogie von Bungele*, Rüttele* und
andern Pflanzenuameu, annehmen, die dann durch Dissimi-
lation zu Martele* usw. geworden wäre. Für die Garten-
melde, atr. bort., hat der modernisierte Name Sehita-Melde*,
l.zw. -Meldi, Eiugang gefunden G. Nach einer unbestätigten
Angabe soll das einfache Matteren einen Pilz I .Schwamm")
bezeichnen, wohl einen giftigen, drastisch wirkenden.
Her-Malter: gem. Beifuss, art. vulg. Zu Arznei b.
1588. - Eigentümliche Entstellung und Umdcutiiiig aus dem
inlat. Xaiiien der geschätzten Arzneipflanze: Mater herbarum.
215
Malt, nielt. milt. molt, nmlt
'216
Malterser m. : Bewohner des L Dorfes Malters,
welche mit ilem Verse geneckt werden: Chasper, Mel-
eher und Baltisser händ d' Hur und d' Chröpf wie d' M.
maltridiere": verderbt aus rr.altraitieren, misshan-
deln L. Guiniere' und pingmiere" und m. L Sprach-
probe.
milt: im Allg. wie nhd., freigebig Aaj nicht rauh
(von Wegen LE., von der Witterung, allg.), nicht herb
oder scharf, vom Geschmack, allg. , All Eidg'nossen
band das für das milter ufgenommen [nicht so streng
beurteilt] und die iren ungestraft gelassen.' 1522,
Strickl. ,Denn was du willt, des bin ich milt [darin
gebe ich dir nach].' Aal 1549. .[Der Apfel] ist so
süess, ouch milt und guot.' Ruef 1550. ,Lene vinuni.
ein milter wein, der nit rauch ist.' Fris. ; Mal. .Mil-
dere und bessere Butter und Käs.' Sererh. 1712.
Mhd. müde, miile. freundlich, liebreich, freigebig. Die
Formen mit ( sind in unserer &. I.it. vom X1V./XV1II. noch
reichlich belegt; jetzt dringt aber auch in die gesprochene
MA. die erweichte Form aus dem Schriftdeutschen immer
mehr ein. .Milt' auch Geschlechtsu. Gl. S. auch noch ge%
(Bd II 03). rieh-rjrb (Bd II 64).
an-: hart, grausam. .Die menschen so u. gegen
uns sind, das* sy uns in unserem presten, den wir
mit inen gemein band, erst mit den uneeren beschwe-
rend.' Zwingli. ,Des menschen art, dass er gemeinlich.
wo er gewalt hat, rauch und u. ist.' HBull. 1597.
Milteeh. in Summer-, Sür-, Sehwiser-M. : Name
von Apfelsorten Gl; vgl. Milt acher Bd I 372.
mute", milde": mild(er) werden, die Rauheit.
Herbigkeit verlieren, vom Wetter, Früchten, Sitten
AA; B; VO.
Süess - Milter : Name einer Apfelsorte GRh.
(Steinm. 1804).
miltere": tr. und intr., mildern Bs (Spreng);
milder werden. ,Den 19. und 20. Febr. wäre es kalt,
mit dem 1. Merz fieng es wider an milteren.' ZZoll.
Tageb. 1770. ,Umb Gnad oder Milterung der Urtel.'
GrD. LB.
Muten f.: Melde. .Chrysolachanon, wilde M. [im
Gegs. zur Gartenmelde, atr. hört.].' Denzl. 1677; 1716.
Schaf- = Sch.-Mill 2 b. ,Somen von sch.-milte, so
man viticem zu sein vermeint.' Tierb. 1563.
Seh is s- = Sch.-Malteren 1 d B (Durh.).
Mult ZS., Muld ZA., Mold ScHSchl.; ZA., Dättl. -
m.: die unter Einfluss der Sonnenwärme zerbröckelnde.
in Staub zerfallende, mürbe werdende Erde in Äckern
und Weinbergen, als Frühlingszeichen geschätzt. Me"
cha" bald i" d' liebe", es häd sehn" M. Ich gane" nid
go" Iierdup/Ie", bis 's M. häd. Es häd scho" wider M.,
wenn nach Regen der Boden wieder trocken ist. Auch
etwa Strassenstaub ZDättl. Auch als präd. Adj. Es
ist in., locker, mürbe, auf den Ackern. — MhA. moll(e),
muZfe, molde, Staub. Erde, Erdboden. Vgl. Mull, G'mulder.
Maclt G; Tu tw., „Mold Sch", Moli Aa; ApK.,
Malle" AALeer., L. (neben ue), in Zu. auch Muetle;
sonst Muelte" — f., Diin. Mueltli Aa; B; S, Mueltji
(iR (in D. auch MueltiJ, Mueltschli S, sonst Müeltli:
Mulde 1. als Gefäss. Spec. a) ausgehöhlter Baum-
stamm als Wasserbehälter Gr. — b) auch Bacli-M.,
Backtrog, allg., in der primitivsten Gestalt ein aus-
gehöhlter Holzklotz (vgl.: .Hebet und wälzt sie das
Mehl in dem rundlich gehöleten Eichklotz.' JStaub,
Pädag. Beobachter 1839), später aber, in Nachahmung
eines Troges aus Brettern gefügt, oder aus einem
ovalen Zuber auf drei Füssen bestehend, zuweilen zu
einem eleganteren Zimmermöbel umgeschaffen durch
Combinierung mit der Commode. In ZU. wird die
laus Dauben gemachte, zuberähnliche) M. dem (aus
Brettern hergestellten) Bach-Trog (auch Becke*-M.)
gegenübergestellt. Syn. B.-Gelten Bd II 284. Scha-
binggen. Die M. als Lärminstrument s. unter mören-
gigen Bd II 151, Muellschaft. .Als sie |beim Kneten]
den Kopf über die M. hatte, habe er [in verbreche-
rischer Absicht] ein Beyel oder Äxlein herausgezogen.'
1716, Z Staatsaich. ,I>ass alle pfister, so husbrot ba-
chend, erberen lüten in unser statt, die des begerent,
muelten geben söllent.' 1406, B Stadtsatz. .[Der Pfister
soll] die pristry mit allen dingen, es syg mit tüecher,
muolten usw., suber halten.' 1495. (1 Küchenordnung.
.Als kummen wer der recht müller und auch der beck.
Seind frech und keck; wend nit abstan. Das rad [der
.Mühle] muoss gan, die muold ist brait [bereit ge-
inacht] und ausgesprait.' 1520, Schade, Satyren. ,A1-
veatus. ausgehi'dt wie ein m. oder käncl. Mactra, die
m., darin man knit, brotkasten, -kübel, -korb.' Fris.;
Mal.; Denzl. ,Ein Bachmult.' 1627, TiiBürglen luv.
,Zur Einsammlung der Früchten hast du uns die aller-
beste Witterung bescheert, dessen man das ganze Jahr
geniessen kann auf der Schütti | Kornboden], in der
M., im Ofen und über Tisch.' FWyss 1672. .Das
Multenbachcn [an Sonntagen verboten].' B Mand. 1728.
.Eine underschlagene [mit Abteilungen versehene] M.
sammt dem Stuhl.' Bs Avisblatt 1732. S. noch hebten
Bd II 944. Das Fahren in der Backmulde galt als
Kunststück der Hexen; vgl. Rochh. 1856, II 58/9. —
c) = Bad-Gelten (s. Bd II 284) Gl (Schuler). — d) „höl-
zernes, offenes Gefäss, Handbrente B." — e) ein Kinder-
schlitten, von der Form einer kleinen Backmulde, mit
hoher Rückwand und Seitenlehnen G. Spöttisch, ein
kleiner, bes. ein abgenutzter Knabenschlitten mit mul-
denförmig vertiefter Sitzfläche Z; Syn. Füdli-ScKlitten.
— 2. muldenförmige Vertiefung des Erdbodens, bes. auch
in einem Flussbett, gerne als Badeplatz benutzt Gl; Z.
,Cavitas in superficie agri.' Id. B. Syn. Sank, Schüsslen,
Titelen. Hieher wohl: .Ein Jucherten ob dem Multlc
1653, A.vWett. Klosterarch. .Uf dem Müeltlerain.' ebd.
— 3. spöttisch, sehr beleibte Weibsperson W; Syn.
Speu-M. E" seharpfi M. van am Fräutui. — 4. Dim.
a) auch Fleisch-, 1t Spreng Schäl-M., zinnernes oder
blechernes, muldenförmiges Gefäss, worin die Mägde
das Fleisch an der Metzgerbank holen Bs (Spreng).
.Fleischmültlin.' Bs Taxordn. 1646. — b) kleiner
Nachttopf für Kinder Bs (Spreng).
Über Abstammung und Formen s. .Mulde' bei ttr. WB.
Die Form .Molton' auch 1587, Hiigenb., Sigr.
. Fisch-M üeltli oder sant jakobs muschelen zuo
bulver gebraunt und das getrunken.' Zc. Arzneib. 1588.
— Fress-Müelteli = Gcpscn 1 c (s. Bd II 393) Y -.
vgl. Ess-Gepsen Bd II 394. — Hain- = Muelt 1 b 1" AI.
(Giordani). — Choder-Mueltli: verächtlich, Spuck-
napf B. Syn. Speu-M., -Chübli (s. Bd 111 116). _
G'mcng-Muelte'': muldenartiges Rolzgefäss, in dem
das .Gemenge" [Glasfritte] von den .Anmengerii' zum
Glasofen getragen wird S. — Bach- = Muelten I h
Gr. — G"bacht- GrI). (neben Gibäch-), Bucht- UrV.
Muelte" (bzw. -Mueltji, -MueltiJ: kistchenartige Keh-
richtschaufel; Syn. Gebacht-Schuflen. — Pflaster-:
217
Malt— muH. Malw — mulw
218
flacher Kasten oder Trog, in dem Mörtel zubereitet
wird '/,. .Mortarinm. ein pflastermuelt(en) oder pflaster-
pfann.' Fris.; Mal. ; Red. 1062; Denzl. 1077; 171Ö.
Soller-: Gang, in Form eines Steges mit niedrigen
Randlehnen, vom Soller zum Hö^-Soller FKerz. -
Süw- BR., Schwin- BBe.; GrD.. L.: Trog, in wel-
chem die geschlachteten Schweine gebrüht werden.
— Speu- AAAarb., L.; B. Spüi-Mueltli S: 1. Spuck-
Dapf Aa; B; S. Syn. Speu-Beckeli, Speuz-Trucken.
•>. = 3Iuelten 3 B. — Tisch-Muelte": ßackmulde.
die auch als Tisch benutzt wird ZBül., Rüml. —
Tränki Trcichi-: tragbarer Tränketrog BR, Vgl.
Mitelten 1 a.
Mueltete" f.: eine Mulde voll Mehl. Dial. 218.
mueltig: muldenförmig vertieft, vom Erdboden L.
Mueltschaft f.. in der Verbindung: z' 31. gä":
mit allerlei Lärminstrumenten, u. A. mit einer Mulde
(s. muelte'-chratze" Bd III 930) an einer Hochzeit ein
Charivari bringen S oA.
Melw n. (in PA1. 3Ielu, in Ar; Tu; ZSth. Me'l, in
GlK. MÜ, sonst meist 71/««?, bzw. 3I.il): 1. Getreide-
mehl, allg. RAA. und Sprww. Wie der Cherne*, so
uird's 31. .Wie 's Korn ist, so wirt 's M.' 1566, Z
Inschrift auf einer Glasscheibe (zu einem Bilde, wo
Geistliche in eine Mühle geschüttet werden und Schlan-
gen herauskommen). Nüd vom rechte' 31. si", nicht
von der rechten Art oder Gesinnung G. ,Elsi ist frei-
lich nicht vom besten M.' UBrSgger 1780. Das ist
alliier* 31, das ist (freilich) etw. Anderes Z; s. noch
ander Bd I 303. Das ist g'sptissigs 31., eine ver-
dächtige, sonderbare Angelegenheit Z. Ei"'m scho"
säge", nie Wir 's 31., Jmdm den Standpunkt klar ma-
chen Z. Ei"em 's Meli abe'tue", ihm tüchtig den Text
lesen, ihn derb ausklopfen; vgl. erbärsten; Ei"'m de"
Staub uschlopfe". Ei"'m welle" 31. a'mache", ihn be-
trügen wollen B. Von Jmdm, der seinem Ende naht,
sagt man: Der isst hei" Pfund 31. me ZWeissl. Von
Jmdm, der den Hut schief oder hinten am Kopfe trägt,
etwa wie ein Betrunkener, heisst es: Der hat 's 31
verchauft Z; s. noch Chernen Bd III 465. Er isch
so troch (vor Durst), er chönnt 31. üsblöse" S (Schild).
31. im 31iil ha", mit der Sprache nicht herausrücken,
undeutlich sprechen Gl; Soh; Z; vgl. Haber-M. und
das syn.: En Melsack uf der Zunge" ha". Das ist
e" Eesoluti: die häd ekel" 31. im 3Iül Z. ,Die Per-
sonen aber, mit denen ich darvon geredt, band meel
im mul, wend aber nit blasen', wüssten viel von dem
betr. Handel zu erzählen, wenn sie wollten. 1552, Z
Staatsarchiv (Untersuchungs-Akten). ,Dahar etliche
Scribenten diesem Hus [Osterreich] mer dann z' vil
flattierend. Andere schonend, band M. im Mul, wie
man sagt, wend aber nit blasen.' JRüeger 1606. .Pre-
diger, die M. im Maul haben und die Stimm nit rechl
erheben dörfen.' FWyss 1650. ,Bos in lingua, er haf
M. im Maul, er darf nicht reden.' Denzl. 1077; 1716.
In 's 31. g'hit si" W, 31. am Ermel ha" B, dumm sein.
Einere" 's 31. röste", mit ihr (bes. verliebten) Scherz
treiben, sie necken AaF. JVi'e gend Ztvätschge" 31.!
Abfertigung. G Kai. 1890. Nei", 31., du gisch nit Bröd!
daraus wird Nichts! JHofst. ,Man sprächet, wer von
forchten stirbt, dass der im selber das erwirbt, dass
man in soll in m. begraben.' Boner, .Ungelych als
der wind und das m.' HsSohüRpf 1 !!".»; vgl. über diese
Zusammenstellung Gr. Wß. VI ist;:,. S. jh Chue-
ehen Bd III 133. — 2. übertr. auf mehlartige Stoffe.
i) Staub, mehlartig zerbröckelte Erde BO.; ZO. —
b) Arzneipulver Ap; G. — 3. verbunden mit dem un-
best. Art. oder mit einem Zahlwort, auch Dim., so viel
Mehl, als auf einmal in einer Haushaltung verbacken
wird Aa; Th; Z; Syn. Baeh-M. Zwei, dru 3Ieler.
So viel Getreide, als man zu einer .Bachete"' in die
Mühle gibt AaKöII.
Mhd. met, -wes in Bed. 1 und 2, ahd. m&o. Das stamm-
tuslautende w erscheint in den Abll. (gew. zu h vorhärtet).
Die urspr. Kürze des Voc. hat sich bes. im Gebirg erhalten,
z. B. in BGadmen und GrAv. Zu der RA. Ei"'m 's M. "'•■"-
tue" vgl. Ei""m d' Ltu, de" Staub usw. abc'tue" ; s. auch
M.,li (Mal II). Zu den Mehlsorten vgl. Flug 8, MiscMeten.
Agathe" Agedc"-: Mehl, das am Agathentag ge-
segnet und gegen Krankheit und Verhexung ange-
wendet wurde S. Hesch [für das Vieh] d' Tränh
z'urg, mit g'segnetem A. und Dreifaltiglceitswasser
drinn? Schild.
Ammele"- Aa; Bs; Th; UwE.; |Zg; Z. Ammeli-
Ap, Ammer- B; „Vw; Z", Ämmerfe")- B; Gl; Sciiw; S;
Uw: Stärkemehl; Syn. Stärchi; vgl. Chläri Bd III 685.
Neben dem syn. , Kartoffelstärke' unter den Zutaten
in die Würste genannt, Obw Volksfr. 1892. ,Ob man
wohl gutes Ammermehl hätte von körnigem Mehl.'
Gotth. Früher giengen Hausierer herum mit dem
singenden Rufe: A. und Blöni! Z. Wenn ich ge"
Zürich ko" bin mit Ammelenmehl. Gespr. von zwei Am-
melenmehl-Trägeren 1712; dafür ,mit Ammermehl' in
einer Ausgabe von 1713. .Amylum, amelmel.' Fris.;
Mal. .Nimm Amelmel oder Kraftmel.' JRLandenb.
1608. ,Das Amelmeel ist Meel, das man nicht malet
und wird nur aus dem eingebeizten und ausgetretenen
Weizen gemacht' Spleiss 1667 (der damit nur eine
Erklärung des zu Grunde liegenden gr.-lat. Etymons
Amylum gibt). — 2. feines Staubmehl zur Überstreu-
ung der .Frattwunden' (s. Bd I 1337) kleiner Kinder
TiiTäg. - Ammel-Meler: Fabrikant, bzw. Hausierer
mit .Ammeimehl' Z (bis in die neuere Zeit). Sie mach-
ten sich bemerkbar durch den Strassenruf: Ammeli-
mel! Ammei imel '.
Die Formen mit r lehuen sich an Ammer I (s. Bd I 218)
au. In GlK.; GA. ist ä lang, viell. in Anlehnung an Amerli
(s. Bd I 214). Die Form ,am(m)elmel' auch im Vogelb. 1557,
,emelmel.' Zg Arzneib. 158S. 2 ist wohl identisch mit 1.
da Aiulung zu dem bezeichneten Zwecke gebraucht wird.
Holz-Öpfel-: aus gedörrten Holzäpfeln und Holz-
birnen in der Mühle gemahlenes Mehl von säuerlich
süssem Geschmack, das als Zusatz zu Milch, bes. aber
zu geschwungenem Rahm geschätzt war ZO.; vgl.
Stutz II 122. — Fratt-: die Sporen des Keulen-Bär-
lapps (lyc. clav.), die auf .Frattwunden' kleiner Kinder
gestreut werden Z; vgl. Melw 2; ßäbeli-, Hexen-,
Zäpfli-M. und Bd III 1350. — Gäbeli- = dem Vor.
Ar ; Zg; vgl. T. 1830, 158. — Gurke"- neben Gurgle"-:
zerriebene Gurkensamen, als Heilmittel ApK. — Gna-
den-: Mehl, das die Obrigkeit aus Gnaden an die
Armen der Landschaft wöchentlich austeilen liess Z
(bis 1798); vgl. ANäf 1870, 153. — Gräbt-: Mehl
für das Brot, das auf die .Gräbt' (s. Bd II 698) ge-
backen wird S. Ich muess hütt no'h 'nes Gr. mache",
trenn 's scho" Sunndig isch. Schild 1885. — Gries-:
Dinkolgrütze L; Zg; Z. Mehl aus Kleie Nuw.
•JIM
Malw, mehv, milw, raolw, mulw
220
Haber-Melw: 1. Hafergrütze, allg. Von Jmdra,
dessen Stimme keinen Klang hat. der an den Worten
gleichs. herumkaut, sagt man: Er redt allitril, wie
wenn er H. im Alu! h/itt ZO. Syn. mit Mel, in der
RA.: Kci" H. im Mül ha" VA).' .Sein [des Hafers]
Mehl gibt grobes Brot; doch von Weissliaber eben
nicht schwarzes. Das gröbere Mehl oder Grütz vom
Haber (welches wir schlechtweg H. und von anderer
Frucht auf ähnliche Art zubereitetes Griesmehl nennen)
dienet absonderlich zu Suppen.' A Hopfner 17S7. —
2. Wiesenbocksbart, trag. prat. (iSa. Haber-
melwer: 1. wer Hafergrütze bereitet, bzw. feil trägt.
Bei der Beliebtheit des Hafermehls gehörten die ,Ha-
bermehler' zu den stehenden Figuren des Hausierge-
werbes; so in ZO. bis in die 50er Jahre. ,N. N., der
hebrinmelwer.' 1297, Bs Urk. ,Die brodbecker oder
die habermehlier, die ihre Zunft band.' 1335, Ochs.
.Habermelber.' 1453/4, Bs. ,Die Habermebler und
Fassmissverkäufer sollen, wenn sie das beim Viertel
und Halbviertel verkaufen, es am offenen Kornmarkt
feil bieten, wenn sie aber bei Bechern, Vierlingen
und halben Vierlingen verkaufen, so sollen sie im
Kaufhaus feil haben.' 1492, L Ratsb. ,Hans Studer,
habermelwer', gehörte dem .hürnin rat' an. Edlib.
,ln des habermelbers hus.' 1532, Egli. Akten (neben
.Habermelwer.' 1528, ebd.). ,So und wann es sich be-
gibt, dass uf eins habermelwers guot by synem leben
oiler uf synen abgang ein uffall kommt, ist dise er-
kanntnuss gegeben: Soferr der habermelwern wyber
ynnement und usgebent. dass sy dann, wie ander
wyber, so zuo bank und laden stand, in uffällen für
ir[en] eemann zuo bezalen schuldig syn söllent.' 1564,
Z Batsverordn. Im XVIII. waren sie in Z, neben den
Grämplern, der Zunft ,zum Kämbel' zugewiesen (Leu.
Lex.). Die ,H.' mussten in Z in ,der Brotlauben' feil
bieten. 1575, Ratsverordn.; vgl. Bd III 965. — 2. .im
H.' Zlllnau. .Habernieli' ZTurb., Wyla, Name einer
für sich abgeschlossenen Abteilung im Hintergrund
der Kirche, unter der Empore ZTurb., Wyla, der drei
hintersten Stühle bei der Ausgangspforte Zlllnau.
Uaberm'elw 2 eine der vielen TJmdeutungen aus H.-Malch,
Zu Hahermthr 2. Diese Benennung (wie der Name Chuchi 2 I,
Bd III 130) bezieht sich darauf, dass früher die Verteilung
des von der Obrigkeit oder der Gemeinde den Armen ge-
spendeten Brotes oder auch Hafermehles (vgl. Gnadenmel)
wirklich nach dem Gottesdienst hinten in der Kirche (wo
die Armen sich einfanden) stattfand.
Heide"-: Mehl von Heidekorn GrPi\ Vgl. Bd II
990. — Halb-: die geringste, zum Mästen des Viehs
verwendete Sorte Mehl Gl. — Holz-: zu Staub ver-
modertes Holz Aa; Z. ,Der Blauspecht nistet in
hohlen Bäumen auf H.' Aa Gem. 1844. — Hüs-: ge-
wöhnliches Mehl zum täglichen Hausgebrauch; aus
dem selbstgepflanzten Getreide gemahlen BSi.; vgl.
Brüch-M. .Cibarium sive secundarium. das mel, das
nach dem simmelme! gemalet wirt, h.' Fris. ; Mal.
,|Der Müller soll liefern] währschaft H.' Z Mand. 1693.
.Dieses wird von gutem einzügigen oder sogenanntem
11. verstanden.' Bs Mand. 1740/72. — HexeB- = Fratt-
M. G; Z. - Chöechli-: feineres Mehl zum Kuchen-
backen Gr; Z. — Kommiss-: Mehl, aus dem das
,Konvmiss-Brot' [zur Austeilung unter das Militär] ge-
backen wird. 1655/6, Gpd (für '/.). — Chinde"-,
Chindli-, Chinds-: Mehl, gewöhnlich Semmelmehl
(zweiter Qualität. Z techn. Cos. 1846), aus dem Brei
für kleine Kinder gekocht wird. S 1746; Z. Wenn
die Schnitter bei der .Ackerscheide' (am Ende des
Ackers) angekommen sind, ratschlagen sie. ob sie den
Rest zu Chindlimei stehen lassen wollen oder nicht
und entscheiden, je nachdem dem Besitzer des Ackers
eine Vermehrung der Familie in Aussicht steht oder
nicht ZBass. Noch jetzt dürfen fünf katholische und
fünf reformierte Familien von AAGebistorf, welche
kleine Kinder haben, wöchentlich je ein Immi Mehl,
das sog. Kindlimehl. in Königsfelden abholen; diese
Stiftung ist angeblich gemacht worden, weil König
Albrecht in den Armen einer Frau von Gebistorf seinen
Geist aufgab (I.iebenau). — Chunde0-: Mehl, das
der Müller aus fremdem Getreide, nicht aus eigenem
auf den Verkauf, mahlt Z; vgl. Cliiuiden-Mülli. Gegs.
Becken-M. .Dass die Müllermeistere und derselben
Knechten das K. an Sonn- und Feiertagen eher nicht
denn nach vollendetem nachmittägigen Pfarrgottes-
dienst den Kunden, es seie tragend, reitend oder
fahrender Weise, überliefern sollen.- S Mand. 1783.
Chopf-: schwärzeres Mehl, aus dem die Bäcker
noch etwa Ruch-Brot machen, das aber sonst meist
zur Viehmast verwendet wird Z; vgl. Büch-M.
Vermutlich davon benannt, dass dieses Mehl gemessen
wurde, während feinere Sorten beim Gewicht verkauft wur-
den : vgl. Pfuml-M.
Cherne"- = Chernen 2 (s. Bd III 466) GrAv.. Eh.,
S.; vgl. chernig Bd III 468. Weizenmehl Ap; Z. Die
Mittelstufe zw. Semmel- und .Bollmehl' Bs (Spreng).
Chaiser- Gr ObS., V., sonst Gais(s)er-: eine
feine Sorte Mehl Gr.
Viell. liegt der Name des Ap Dorfes Gais zu Grunde (das
Mehl beisst auch St Galler Mel) und Chainr ist dauu Dmd.
Clin o p f - (neben Chnöpf- Obw) = Chopf-M. L ; Orw.
Laib-: Nachmehl, das nach dem Kernenmehl aus-
gemahlen wird Bs (Spreng); Syn. Boll-M.
Vgl. .Laib', Brot aus Roggenmehl, bei Schm.-Fr. I 1403.
Viell. zu leiben, übrig lassen.
Lim-, Li- = Lim 3 (s. Bd III 1268); "Haferkleie,
Abgang der Hafergrütze; wird in Zeiten der Teuerung
auch gegessen „Ap;" G; Sch; Tu. — Eig. die Kleber-
substauz des Getreides, die bes. in der Kleie zu finden ist.
Lor-: zerriebene Lorbeerblätter. ZZoll. Arzneib.
1710; s. Dwch-Fitli Bd 1 793 und vgl. Lor-Öl Bd I
182. — Lau"- (in Z auch Laub-): Gerberlohe (aus
zerriebener Tann- oder Eichenrinde), die nach der
Verwendung getrocknet und als Brennmaterial ver-
wendet VO, oder auf Gartenwege gestreut wird '/..
— Mues-: 1. kleingebrochene Hafergrütze Apj Gj
.Seil;- Z; Syn. Haber-M. M. us-*em Schlof [Schlauf]-
sack esse", d. h. aus dem Sack, in dem man es eben
geholt hat, also roh, ungekocht; bildl., ein Dummkopf
sein GT. ,So man hat dis zue m. in den löifen ver-
flucht, mit namen 1 malter, 2 mütt haber.' 1489/90,
Zellw.. Urk. ,Ziger, m. und ander gemües.' ebd.
.Demnach man das muess ettliche monat 'geben, haben
unsere herren nit on ursach das muess abgestellt und
gebend darfür alle frytag den älteren klain und gross
m. nach erhäschung [ Erheischung] der notturft.' Kessl.
.Der Müller soll zue Lon iieiniiien von 2 Viertel dürren
Haber, daraus man M. machen will, den zwenzigsten
Teil.- 1638, Aiiscii. Gerstengrütze GnPr. — 2. Gänse-
haut Ap. — Mittel- = Minder-Cltmini (s. Bd II 167),
eine .Mittelstufe zwischen WiSS- und Ttüch-M., doch
etw. feiner als Bitre"-Bach-M., Mehl, das man nach
221
Malw, niclw. niilu. inolw, 11 1 11 1 w
222
dem 3. Aufschütten erhält Gr; Z. — Nach-, in Ap
Nä-: wie nlnl. ,Nahmehl, welches noch vor dem
Grüseh vorangeht.' Steinm. 1804 (für Ap). ,Us dem
N. mag er die schillingwertigen Brot wol bachen.'
UilT, Z Ptisterordn. — Not-: .Mehl, dergleichen man
in Zeiten der Not aus allerlei Ersatzmitteln bereitet.
,Am Morgen stellte die Mutter eine Brühe von N.
auf den Tisch.' Schweizerseppeli 1818. — (Pure"-)
Bach- = Mittel-M., sofern es in den Haushaltungen
zum Backen verwendet wird, bzw. noch eine etwas
schwärzere Sorte, die man nach dem zweiten Auf-
schütten erhält. Gr; Z. Auch i. S. v. Melw 3 ZO.
— Bill-. .Wann die müller die zargen ufheben, so
sollen sie bei iren eiden dieselben zargen mit dem b.
wider um zufüllen und by denselbigen iren eiden nit
malen, sie sygend dann zuegefüllt.' ZWthur Stadtb.
Vgl. billen-mel bei Lexer I 276.
Boll-: Mehl, welches nach dem ,Kernenmehl' (Bs
lt Spreng), nach dem dritten Aufschütten (S lt St.b) aus-
gemahlen wird; Syn. Mittel-M. .Auf einen Sack Ker-
nen solle nicht mehr als 30 Pfund Semmel-, 28 Pfund
Boll- und 12 Pfund Griesmehl gemacht, das Übrige
aber zu Vorlauf oder Hausmehl gemahlen werden.'
Bs Mand. 1740/72. Syn. mit Rüch-M. Z; vgl. Z techn.
Ges. 1846, 66.
Vgl. mild, holte (aus lat. polten), feines Mehl: dagegen
werden folgende drei Stufen unterschieden: .Semmel-, Bollen-
oder Mittel- und Nachmehl.' (Entdecktes Geheimniss der
Müller usw. Nürnberg 1769) und bedeutet auch an der Mosel
,Bollmebr ein Nachmehl, aus dem ein dunkleres Brot ge-
backen wird. S. noch B6U-Weggen.
Bei"-: Knochenmehl, zu Leck oder als Dünge-
mittel verwendet L; Z. Eine" zu B. verrlbe" (ver-
stampfe"), B. us Ei"'m mache', gleichs. seine Knochen
zu Mehl zerreiben; Drohung. — Bürli- = Mittel-M.
Gl; G; Th; ZO. Mehl, das eben so fein, aber weniger
weiss ist als .Schiltmehl', doch weisser als ehernes
Mel Ap. 's B. hat abg' schlage" bei-n-em, er spannt
seine Ansprüche weniger hoch G. — Bitte"-: feineres
Mehl zu Bitte", einer Art Kuchen Gr. — Bütel-:
Mehl von der weissesten und feinsten Sorte, .gebeutel-
tes- Mehl Ap; Syn. Simmel-, Schilt-M. — Pfeffer-:
zerriebener Pfeffer. .Der Zwingli ist grüen und gel,
darus brönnt man pf.' 1528, Strickl. (Spottlied). —
— Pfund-: feines Mehl, zum Backen von Pasteten,
Kuchen usw. VO; ZO. Er wäget Chrisch fir Pf. us.
Hausfrd (U). ,4 Becher Pf.' 1795, Obw Rechnung (für
ein ,Ehrenmahl'). Vgl. Anm. zu Chopf-M.
Bri- (in Sch; Th; ZW1. auch zsgez. Brintel, in
Th auch BrünielJ = Mues-M. Neben dem sonst syn.
,Mues' unter den Dingen aufgezählt, deren Kauf und
Verkauf auf den Märkten frei sein soll. 1599, Absch.
,Breimehl', aufgezählt unter den Besoldungsposten.
XVIII., Sca Pfrundenb. ,Dem Spitalbeck, für Br.
dörren, jedesmal ein Kerzen.' ebd. — Brimelber:
Fabrikant, bzw. Verkäufer von Brunei. .Müller und
Prymelbei" sind der Pflsterzunft zugeordnet. 1535, Scu
Zunftbr.
Bruch-: Mehl zu täglichem Gebrauch. ,1 Nuss-
schal voll Br.' ZZoll. Arzneib. 1710. Vgl. Hüs-M.
— Bräti-: geröstetes Mehl Gr ObS. — Räch-:
Mittel gegen die Lecksucht ZBuch; Syn. B.-Pulver. —
Ruch-: die geringste Sorte Mehl, die man nach dem
ersten Aufschütten erhält G; Th; Z. ,R. gibt es. [in
der Teuerung von 17701 keine oder wenig.' UBrägger.
..Man hat in der Spitalmühle zu Baden mit Kernen
sowohl als Roggen und zwar mit der in der Grafschaft
gewachsenen besten, mittelmässigen und geringsten
Sorte eine Probe vorzunehmen, um zu erfahren, was
jede Gattung sowohl an zwei- und einzügigem Mehl,
als auch an Rauchmehl oder Krüsch auswerfe.' 1797,
Absch. S. noch Gries Bd II 801. ,Von der Kleie oder
dem Krüsche werden vornämlich unterschieden a) das
Reinkrüsch, b) das Rauchmehl und das Grobkrüsch.'
Z techn. Ges. 1846. — Sau- = .lein Vor., oft noch mit
Kleie vermischt, zur Schweinemast verwendet Z.
Sag- (in Ap; BsStdt; G; Tu Säg-): Sägespäne Aa;
Ap; Bs; B; VO; Gr; G; Sch; Z. S. chnüpfe", eine
der nutzlosen Beschäftigungen alter Jungfern auf dem
.Girizenmoos' L. Hans Heinrich, Ham Heinrich, jete
hand mer noch ka" Mel. Herr Epepe, du tusigi Grit,
's git öppe" Absägmel G Volkslied von den Erforder-
nissen eines neu zu gründenden Hausstands. Auf dem
Wege über die Musegg in Luzern wird für die all-
jährliche Prozession S. gestreut. ,Das Sagmel, scobs.'
Vestib. 1692. .Saagmel.' Sererh. 1742. S. noch sagen,
Abfieleten Bd I 779. — Simmel-: Semmelmehl Aa;
Bs; Z; Syn. Schilt-M. .Nimm dreu mäss s. und bach
kuochen.' 1531/1667, I. Mos. .Similago, pollen, s., das
ist das reinest oder feinest mel.' Fris. ; Mal. ,Der von
Gades Trüben mostet, mahlt das reine S.' JCWeissenb.
1678. — G'sundheits-: Arrow-root, Mehl von der
Pfeilwurz, mar. ar., mit Gerstenmehl gemischt Z (Apo-
thekerspr.). — Schilt- = Simmel-M. Ap; Gl; ZO. —
Vorschuss-: Auszugmehl Nnw. — Schwing-: aus-
geschwungenes Mehl; vgl. .Stauben.' Wenn Leute
rellen [rennein], sollen die Müller ihnen unverküm-
mert lassen folgen u. A. das ,Schw.' ZWthur Stadtb.
— Staubete"-: Staub-, Flugmehl, welches die Müller
in der .Stauben' [einer Schwingvorrichtung] erhalten
Ap; Syn. Staubeten. Vgl. das Vorige.
Tann-: gebräuchlicher Baldrian, val. off. XIV.,
Scuw Arzneib. - Vgl. das Syn. Tarmmarg.
Weggli- = Simmel-M. BHk.
Wurm-: staubförmige Masse in wurmstichigem
Holz Gr; Z. ,Das w. vom eschbaum.' Tierb. 1563.
- „wurm-melig: Wurmmehl enthaltend VO."
Ziegel-: Pulver aus zerstossenen Ziegeln Th; Z,
bes. als Putzpulver für Metall verwendet; sonst genoss
es auch bis in die neuere Zeit eines gewissen Rufs
zu Heilzwecken. Oft bei JRLandenb. 1608, wo z. B.
auch ein .Ziegelsteinöl.' In Zubers Tagb. 1668 als
Ingredienz zur Bereitung von Firniss. — Zunn-.
Zonn-, assimiliert Zummil, Zommel: feines, oft noch
mit einigen Körnern vermischtes, daher meist als
Hühnerfutter verwendetes Mehl, welches beim Schro-
ten des Hafers (Ap. lt T.). bzw. dann abfällt, wenn
die gebrochenen Haferkörner noch einmal durch eine
Staubmühle getrieben werden Ap; ScnSt. Wird in
Zeiten der Teuerung auch zu Brei (s. Zunnen) ver-
wendet; vgl. Steinm. 1804, 143.
Zäpfli- = Fratt-M. B; „LE." Jst er no"* nit
trocken hinter den Ohren oder manglet er noch Zöpfle-
Mehl unter die Ohren?' B Nachtspruch.
, Zäpfli' bezieht sieh auf die Fruchtkolben der Pflanze.
Dieselben liessen sich ganz wohl auch mit Zöpfchen ver-
gleichen; da aber ö nur ein einziges Mal bezeugt ist, so ist
es wohl als Druckfehler zu taxieren.
Melwele"BO., Melbele" B; F; VOjGuRh., Melbe"
F; SchwG., Ma.; OßwGisw. — f.: 1. Melde, atr., bzw.
■
Malw — n
Mab
itih
Malz— imilz
224
chen. F. „Ackermelde, chen. atr. B; I, ; Schw." Spec.
a) = Schiss- Malteren 1 a B; GuRli.; Schw; Obw. —
b) = Schiss-Malteren le 1!; L; Schw. — 2. Mehlbeer-
bamn, erat, aria B (Dan.).
Zu 1. Die Pflanzen sind davon benannt, däss Stenge]
und Blätter gleiehs. einen Mehlbewnrf tragen; vgl. das Syn.
Mel-ßaum, ferner anch Melyen.
melbele", in Ar; UwB.j Z melde*: mehlichte Be-
schaffenheit haben, nach Melil riechen oder schmecken,
bes. von Speisen, wenn das Mehl nicht verkocht ist
,Ai;" Ap; B; VO; „S." ,Die [.Mehls]. eise] ob dem
Feuer gerührt, bis es nicht mehr mehlelet.' ZZoll.
Kochb. 1820.
zer-melben: zu Mehl, Staub zermalmen. .Wie
der zermelbet staub.' 1531/48, Jes.; dafür .zermalmet.'
1667.
Melwer, Melber m.: Meblverkäufer. .Ruedolfus
dietus Melwer.' 1 253, JEüeger 1606. .Burkhard Mel-
wer.' 1357, Z Steuerb. ,In der müller zunft [zu St
Gallen] sind die pflster, melber, kornköufler.' Vad.
S. noch Maler.
ge-melbet Schw, g'melet Ap; Gl; GSa., g'metberet
Ap, m'elbig Gr; Schw, melmig Gr, (g')m'eliq Aa; Ap;
„B;" VO; PAL; „S;" Tu; W; Z, melbelig „Aa;" B;
VO; „S", melberig Tu (Pup.): mehlicht, z. B. von
Birnen, Kartoffeln; Gegs. nass. Wie Mehl anzufühlen
mit Mehlstaub bestreut; fein zerrieben; nach Mehl
riechend oder schmeckend. aaOO. — Betr. das Verhält-
niss hc : Im : U> : I vgl. Anni. zu hüw Bd II 1245.
„ un-g'melberet: unangefochten, unbeschädigt.
Du kommst nicht u. davon BO."
Die eig. Bed. ist wohl : nicht mit Mehl beworfen, ohne
einen Mehlfleck; vgl. brämen. St. freilich denkt an Zss. mit
/.. n u, schlagen, setzt also eine andere Betonung voraus als wir.
M e 1 1 i g m. = Stein- Hirt (s. Bd II 1649) W (Tschein.).
Der ,Steinbii tl erscheint oft wie mit einem mehlartigen
Staub überzogeu, der sich bes. an kalkhaltigen Steinen als
Verwitterungsprodukt bildet.
Milwe" Uw; U, Milme* GrD.; „U", Wilme" ZO..
\V„ Milb(e*) Gl; S; ZS., „Millie* W (PI.)" — f.,
Mitbin. S: Milbe, bes. Käsemilbe, ac. siro. Schuldn"
hart nie o« alla Ghäs Milma", d. h. viele GrD. ,So
wirt er ze nichte wie die milwen.' 1531/48, Psalm;
dafür .Schaben.' 1667.
Mhd. milwe, zu mit. Die Form Milbi (eig. Dim.) hat sich
wohl nacb dem syn. Gäegi gerichtet. Aus Aa wird auch
eine Form Milbig, Motte l.Sehabe') angegeben. Zu WH im:*
vgl. Wvrmete* aus Murwete*.
vermilbe": eine Beute der Milben, von M. zer-
fressen werden S; I'wK.; /,. \'crmilhctc' r Clläs, rcriitilbets
'J'ücclt UwE. Deis si*A die ältere* Schnitz; si wei* scho*
c. .Ioach. Formelhaft verbunden mit vergilben S.
„milbig: von Milben zerfressen L"; Syn. miluen-
stichig.
Mil"tum: Coli., die Milben, bzw. ihre Brut W.
,Merze"luft zerstört das M. in den wollenen Kleidern',
deswegen hängt man im März alle Wollstoffe an die
frische Luft.
Miilx m. : verächtliche Bezeichnung eines groben,
dummen Menschen Schw.
malz: 1. faulig, verdorben, in Folge von Feuchtig-
keit, bes. von Früchten, z.B. Bohnen, Kartoffeln
usf. Z. ,Üie Sojabohnen sind bei dem langen Regen-
wetter in der Erde m. geworden, wie unsere Bauern
sagen.' Basellandschaftliche Ztg. ,M. und rüdig Erd-
äpfel.' Stutz. Von Äpfeln i. S. v. mölseh 1 b und il :
saftig, weich Seil (malzig); ZW. — 2. ganz frisch,
noch nicht sauer, ranzig oder abgestanden, von Milch.
Butter LTw.
Bed. 2 scheint zunächst mit 1 im Widersprach zu stehen;
doch lassen sich aus dem amhd. malz, weich, sanft, schlaff,
kraftlos, je nachdem mau den Begriff wendet, sowohl 1 als 2
ableiten. Iodess wird I wohl richtiger als Nbf. zu malatig
aufgefasst. Vgl. auch müUch, motzig.
Malzech: Apfelsorte B, = Malzecher s. Bd 1 372.
Rot-Malzer: eine Sorte roter, später Äpfel BU.
Milzi n.: 1. die Milz Aa; Ar; Bs; B; VO; Gr; G;
Seil; Tu; Z. l'ie Milz soll die Ursache des Seiten-
stechens und Leibschneidens (s. Milzi-Schniden) Ai;
B; Tu; UwE., sogar des Herzklopfens sein (s. chlocken,
Here-Chlocker und T. 319 a). Läufern wird geraten,
sich die Milz ausschneiden zu lassen, ebenso den Ad-
vokaten, da das Lügen Leibschneiden erzeugt. .Ich
hau mir Ion das milz usschnyden, dass ich mag wandlen
wyt und feer.' JMdrer 1559. .Das milz des esels hilft
denjenigen, so das milze sticht.' Tierb. 1563. Wenn
Einen ,das M. schnidet', soll er ein Steinplättehen
nehmen, drei Mal darauf speien und es mit der be-
spieenen Seite nach unten wieder an seinen frühern
Ort legen (ohne dass man beim Bücken die Kniee
biegt) Bs; B (Rothenb.); Th; ZS. 's M. uf der Sunne*-
Site* ha*, eine durstige Leber GrD. Wer Jmdn hei-
ratet, der eine weisse Milz hat, stirbt bald 1!; L; Z
(an Herzkrankheit). ,Was bei den Juden die Be-
schneidung und bei den Christen die Taufe ist, das
war bei den Wildmannli das Heraussehneiden der
Milz.' WSenn 1875. ,Man soll enhein haupt, hingen,
leber, noch milzy zue anderem fleisch tuen noch wä-
gen.' 1365, Ochs. ,Ist der harn tünne und schamhaft,
das betüt einen siechtagen des milzis.' XIV., Arzneib.
.Beschwerden von einem versteckten Milze.' a.ARzNEiB.
,Die eine Krankheit kommt vom undäuwigen Magen,
die viert vom verstopften Milz.' FWyss 1653. S. noch
knellen Bd III 739. — 2. Milzkrankheit, Entzündung
der Milz S; Z. Becept für 's Mihi. Usteri. .Hirzen-
zuiigenwasser ist gut zu dem M.' ZElgg Arzneib. —
3. fast nur verbunden mit Adjj., Schelte auf einen
durchtriebenen, boshaften, schlechten Menschen (in.
E* hellis [.höllisches1, heilloses], letzes [schlechtes],
schlechts M. Da bist e* rechts M., auch nur scherzh.,
ein rechter Schalk GkI>. — 4. zur Verstärkung von
Flüchen und Scheltww.; vgl. M.-Fanen, -Flitech Bd 1
1163, -Hund Bd II 1432, -Gheib Bd 111 103. Auch
M.-Hagel Z und aus diesem und den Synn. verk. das
Scheltw. Milzi m. ZO.; vgl. Stutz VI 195.
Mhd. mib.tr) li., in Bed. 1. Betr. die End. i vgl. Anni.
zu Hirni Bd II 1614. In unserer ä. Lit. ist das neutr. Ge-
schlecht Kegel und zwar bis ins XVIII.; die vorwiegende
Form ist , Milze', neben ,Milz.' Der (Jen. lautet: ,des Milzis.'
Guler 1616, ,des milz.' Zg Arzneib. I.'.ss, sonst ,des .Milzcs.'
s, ii. ich Grien Bd II Tis. Betr. Mihi als Verstärkung von
Flächen vgl. Anni. zu malazig; doch liisst sich diese Ver-
wendung auch an li anschliessen.
molzig: aufgeweicht, von Schnee Tu (Pnp.). Vgl.
ninl:. .nndzet' bei Schm. -Fr. 1 1597.
225
Main, liii'iii. mim, mom, muni
220
Main, mein, mim, mom, mom, bzw. liianim usw.
in am in Aa; G; Tu, mämm Aa; Bs; '/.: meist wieder-
holt, Naturlaut, den lallende Kinder kund geben, wenn
sie zu trinken begehren. Vgl. WWack.. Voces 96.
Mamma, Mämm: 1. Mamme' Sch; Tu, Mämme"
Aa; ApK.; BBfiren — f.. Mammi SThierst., Mämm
Aa; Bs; B; G; Z, Mämmi Aa; Ap; Bs; B; VO; Gl;
G; S; Th; Z, Mämmeli Aa; Bs; B; F; S; Uw; ZO.
- n., Getränk, in der Kdspr., bes. Milch, in SoiiwE.
dagegen Wasser, im Gegs. zu Butzi; oft durch Zss.
unterschieden als Milch-, Wi'-, Wasser-, Te-, Tokter-
M. [Arznei]. Syn. Mimmi. Nei", hieged auch, wie vil 31.!
soll ein Kind ausgerufen haben, als es zum ersten
.Mal den Zürichsee erblickte. Im Rätsel vom Stroh-
dach heisst es von den bei Regenwetter triefenden
Strohhalmen: Hunderttüsig Stängeli gend enandre"
Mämmeli Aa; S. Da heit-er 's best Mämmeli übercho",
spöttisch, da seit ihr an den Rechten gekommen FMu.
,Das mämmele, der unmündigen kinden trank, bua.'
Mal. Scherzweise im Munde Erwachsener bes. von
gutem Wein; vgl. mämmelen. Wer jetzt [in der Wein-
lese] Mämmi »Hielte" cha"', hänkt getrost si"s Bückti
[Bütte] a". Hagröschen. ,Der Wirt in N. habe gutes
Mämmi.' Estehm., Ncud. Wahrsch. mit Beziehung auf
die Abschlagung des Proviants sagt Zwingli: ,Dass
die 5 ort fürchtend, inen werde das memmely 'zuckt.'
1530, Auscii. — 2. Mammele" G; Scn; Tu, Mamme"
AaZ. - f., Mämmeli Aa; Ar; B; Gl; Gr; L; G 1790;
S; U; Zg, Mayeli L, Mämmi W; Z, Mämmeli Aa;
Tu; Z — n. = Ammeli 1. 's feit Nilt, a's dass er-em
[dem alten Mann] na e" Büliehappe" ufsetze'd und es
M. gend zum Säge". ACorrom. Me" sött-der 's noch
i" der M. ge", sagt man zu einem altern Kinde, das
heim Trinken verschüttet Th. .Für ein Mämmeli 10 ß.'
1763, Z Haushaltungsb. (Ausgabeposten). — 3. Mammi
n., Mutterbrust PA1. — 4. Mamme" Bs; GRÜbS., Pr.,
Val.; Tu; UReusstal; Uw; W; Z —f., mit den Kose-
formen Mammi IJs; Gr; Z (lt MUsteri auch Mämmi),
Mämmeli Bs; U; Z, Mutter, in GrD., ObS., Pr., Val.
ausschliesslich, in W in der Kdspr., sonst nur in den
vornehmern Ständen und erst seit Ende des vorigen
Jhdts sich ausbreitend; in GrL. auch von Tieren.
Frau aus den bessern Ständen Ndw; Syn. Herren-
Frau. Mammerlis mache", Papa und Mama spielen,
von Kindern BsStdt; Syn. Müeterlis. — 5. Mämmi
(PI. MämmeniJ, Mämmeli BBrünigen, Mämmeli B
— i). a) neugebornes Kind BO.; W. — b) Puppe, als
Kinderspielzeug BO.; F. ,Es wäre mir auch nicht
recht, wenn man meinte, ich könne es ganz gut ma-
chen ohne dich und du seiest [als Frau] nur für mich
da wie ein M. für ein Kind.' Gottu. Es Glider-M.,
eine Gliederpuppe; vgl. Firmenich II 579. Es Brieggi-
M., eine Puppe mit einer Vorrichtung, um sie weinen
zu machen. Es Charte"-M., eine Puppe aus Pappen-
deckel, Carton; auch: Maske BO. — 6. Mämmeli n.,
Läppchen am Halse der Ziegen ApK; Syn. Glöggli
(s. Bd II 611). — 7. Mämmeli n., c. l/s— 2 Mass hal-
tende Flasche, um Wein auf das Feld zu tragen, entw.
in Form einer Feldflasche oder eines Fässchens mit
Eisenreifen und einem eisernen Tragbogen GrD., L.
Die Bedd. 1 und 2 vereinigt auch Ammei, die Bedd. 3
und 4 lat. mama und die davon abgeleiteten WW. Nhd.
Schweiz. Idiotikon. IV.
.Docke' und , Puppe' vereinigen die Bedd. Spielpappe; Wickel-
kind; Brustwarze; vgl. auch , Mama : Mamme; Memm: Komme'
bei Gr. WB. Zu t. Für Gr liegt Entlehnung aus dem Rom.,
für die übrigen Kantone frz. Einfluss auf der Hand. Vgl.
noch Mumme". Mammerlia ist Analogie nach den Spielnamcn
Müeterlis, Räuberiis usw. Zu 6. Die Troddeln am Hülse der
Ziegen sind mit Zitzen verglichen. Zu 7. Obschon sich zwi-
schen dem Gefäss und der Saugnasche anschwer com Ähn-
lichkeit herausfinden lässt, so liegt doch wahrsch. direkte
Entlehnung aus dem gleichbedeutenden rätorom. mamma vor.
mammele" ZA., „mamme" Seil", sonst mämmele":
1. (Milch) aus der Saugflasche trinken, von kleinen
Kindern; von Erwachsenen mehr scherzh., sich den
Wein in kleinen Zügen schmecken lassen, behaglich
schlürfen; auch euphem.: oft und im Stillen dem Glase
zusprechen, dem Trunk ergeben sein Aa; Ap; Bs; B;
VO; Gl; G; Scb; S; Th; Z. Er het es Bitzeli z' vil
g'mämmelet und m'r [man] het-em 's alben a'g'mcrlt.
b'sunders uf en Obe". Joach. ,Subbibere, ein wenig
trinken, mämmelen. Bibulus, der gern trinkt oder
mämmelet.' Fris.; Mal. Mämmeler, Trinker G; Syn.
Lödeler. — 2. mit der Puppe spielen B.
üs-: mit Trinken zu Ende kommen, leer trinken '/..
Iez isch 's üsg'mämmelet.
mämmig: 1. „einer Puppe ähnlich BO." —
2. blöde, unbehaglich, etwas kränklich (eig. wie ein
neugebornes Kind) BHk. (St.b).
Mameluck m.: falscher Mensch Schw. Verräter,
Abtrünniger: ,Es könnten Mamelucken da sein und
erzählen, wie wir hier in Eintracht in diesem Ecken
Rat gehalten haben.' HPest. 1781; dafür .Schelmen.'
1790. .Mameluken, die den Mantel nach dem Wind
hängen.' ebd. 1785. Parteiname in Genf im XVI.
Dann sei aber Einer zu Genf zu denselben gegangen,
habe sie Mameluken gescholten und .ein party an sy
gehenkt [ihnen einen Parteinamen angehängt].' IM!'.
Arsch. .Mamelus warden um das Jahr 1518 ff. in der
Stadt Genf von denen sogenannten Eignots genannt
die Bürger, welche des Herzogs von Savoy Partei ge-
halten, als wann sie, wie die Sklaven der egyptischen
Sultanen, das Christentum abgeschworen und die Frei-
heit des Lands nicht geachtet.' Leu, Lex. S. auch
Ztschr. f. d. Alt. XXII 174.
Me'mnie" f.: leichte Schelte auf weibliche Per-
sonen, bes. kleine Mädchen, Püppchen, Närrin BG.;
weniger stark als Fafel.
Me'nii: Koseform des Namens Salomca BsLiestal.
Syn. Mimi.
Memmiuger: eine Art Barchent, aus der Stadt Mem-
mingen. 1571, Z Inv.
Memite: Name einer Arznei aus dem Saft des
Hornmohns, glaucium. .Glaucium, ein kraut, saft, in
berüemten apoteken memithe genannt.' Fris.
Memöri n.: Gedächtniss L.
Das Neutr. nach dem syn. Gedächtniss; im Übrigen folgt
das W. der Analogie der Frenidw. wie Glori; s. Bd II 64 3
Memorial n.: Geschäftsverzeichniss für die Lands-
gemeinde Gl.
mim! 1. meist wiederholt, Lockruf für die Katze
Ap. — 2. f., Katze Th.
Mimeli (in G auch Mimmeli) n.: 1. Name der
Katze in der Kdspr. Ar; G; Tu. Vgl. die Synn.
Slmcli, Zimeli. — 2. Kätzchen der Sahlweide, sal.
15
227
Main, mein, mim, nioin. m um
228
caprea G. — 3. die Wollbüschel (.Kätzchen1) des Woll-
grases, bes. dos schmal- und des breitblättrigen, er.
„poly.", = er. ang. und er. lat. .Ar;- G. Vgl. die Synn.
bei Channel (Bd 111 326).
Mim er ra.: \. = Mimeli 1 Ar. — 2. nur Dini., =
Mimeli 2 ApK. — :'.. Flaumabgang unter den Bett-
stellen, an den sich der Staub setzt Ar. Syn. Staub-Müs.
nimia: in dem Wiegenliedchen: .Britta, m., bruta.'
Eringer 1438. — Vgl. ninn.
Minima: Emilie Gr.
Mimi: 1. = dem Vor. BsStdt; Gr (%). — 2. Maria
Zg; Anna Maria UwSachs. (~\). — 3. Salomea Gl; Syn.
Memi.
Mimnii n.: Milch (Kdspr.) Gr; GRh. Vgl. das syn.
Mämm und Mincheli (unter Milch).
Moime, nur in der Verbindung: Im M. si", nicht
wissen, was man tun soll GrV.
Aus der it. Interj. des Schmerzes oime, mit welcher das
m des deutschen Art. verschmolzen wurde.
ni liimii ! Brummlaut, in dem an einen Zuchtstiel
gerichteten Reimvers: Hage", Hage", mumm, mumm,
mumm, drät de* Chübel dringel-um Seil. Vgl. Gr. WB.
Mummel I in. : 1. Mensch, der halblaut, unver-
ständlich vor sich hin spricht TaTäg. — 2. (PI. Mum-
mel Gr) Insekt, das heim Fliegen einen brummenden,
surrenden Ton hören lässt, wie Pferdebremsen (PAL).
Hornisse (GrPi\), bes. aber Hummeln B; Gr; PAL;
Oew; vgl. Hummel Bd II 1295/6, ferner die Synn.
Hummel, Brummet. D' Mummel henä g'surret. Schwzd.
— ■ 3. verächtlich für Mund (als der brummende) S.
De" M- hange' In"; vgl. henken Bd II 1457. — 4. Der-
jenige, der den Sami-Chlaus (s. Bd III 689/90) darzu-
stellen hat TiiTäg. — Vgl. .Mummel' Lei Gr. WB. VI 2661.
Blitze11-, Butzi-: 1. vermummte Person, Mas-
kierter, z. B. an der Fastnacht, bes. aber i. S. v. Mum-
mel 4 Bs; S. Popanz, Schreckgespenst. -Männchen
ii Mi. Bs; Syn. Böli-Mann. Ich glicr e" Stäge'tritt gixe"
a's kam e" B. Auch Midi. Bs. .Den B. muss man
Kindern machen [nicht Erwachsenen].' Das ist noch
hing lein B. für mieh, Pas macht mir noch lange
nicht hange. Männchen oder eine andere Figur, die
nach einem Druck auf eine Springfeder aus einem
Schächtelchen herausspringt Bs. Uf-fare* ('-jucke")
wie e" B. us ''em Kästli. — 2. unordentlicher Kopf-
putz (zunächst ein Mensch mit einem solchen) Bs.
Tuch, das den Kopf gut einhüllt, ebd. — Eig. tauto-
logische Zss.
Mummel II ZO., G'mummel Bs (Spreng), G'miim-
mel Scaw; Zg — n.: Gemurmel, Gerücht, Gemunkel.
Gerede. .Jetz ergeht das Muinol, sie seien närrisch.'
Stutz. .Sölichs ist nun alles lang ein red g'syn und
ein m., den ich vil gehört hab.' 1525, Egli, Akten.
,Uf sölichs anbringen ward ein unruow und g'mümel
im sal under den fürsten.' I'Eckst. .Wie ein mummel
und ein geschrei under gemeinem volk sye.' 1532,
Egli, Akten. ,Es was ein solch gemummel [wirrer
Lärm], dass vor nie kein solch unrüewige g'meind
ersechen ist g'syn.- 15:'.::, Val.Tsohüdi. , Wie wol lang
cm g'mummel ist umgangen.' 1510/7::, I'Mev., Chr.
,Und was das gemömmel, dass die fürsten um gelt
reiche gestiftabteien verliebend.' Vad. .Kumor, su-
surrus, ein gasseng'schrei, märe, geräusch, gemummel,
als der bäumen und des wassers. Admnrmurare,
murmlen oder ein gemummel über ein ding machen.'
Fris. ; Mal. .Wie dann schon das gemummel gehe.'
Wurstisen. ,Das gemummel wüchse allgemach.' ebd.
, Rumor, murmur, rumusculus, Gemummel, ein gemein
Geschrei. Sag, Gegenred, Gericht.' Dexzl. 1677; 1716.
Mummele" f.: 1. = Mummel :' i. S. v. Hummel
GuubS.. VaL; ZRafz. — 2. auch Mummle". Betschwe-
ster, scheinheilige Person Schw.
Verhalt sich zu Mummel wie Bummele9 /u Hum(b)el. Zu '2
vgl. frz. mömier, Mucker.
Hus-: Frau, die (wie eine Hummel) sich geschäftig
im Hause herumtreibt B; Syn. H.-Mugg.
Chüzi-Mummle" f.: Schelte auf ein phantastisch
aufgeputztes oder unordentliches Frauenzimmer BSi.
(lt Hausfreund 1877). — Nur gelegentliche, nicht volks-
tümliche Zss.
Surr -Mummle" f.: 1. = Mummel I 2 B. —
2. Schelte auf ein übellauniges Frauenzimmer B. ,Es
hatte gedacht, wenn sie Zwei recht zusammenspielten,
ob sie dann der alten S. nicht Meister würden.' Gottii.
— surr - mummle": gleichsam wie eine Hummel
herumfahren, im Zimmer oder um das Haus herum;
unwirsch, übler Laune sein B; Syn. surren. — surr-
mummlig: unwirsch, übellaunig B. ,Er war s.,
surrete und brummte.' Gotth.
mumm(e)le°, in BBurgd. mummele*: 1. murmeln
(z. B. ein Gebet, bes. von Betschwestern), murren (z. IL
von Unzufriedenen), brummen (auch von Tieren Seil),
in dumpfem Ton, unverständlich Etwas vor sich hin
reden AaFH.; Bs; B; Gr; GT.; Sch; Th; Syn. mu(n)<i-
gen, bäft'len, bismelen. Me" mummlet dem", es gebt
das Gerücht, es wird gemunkelt Aa; Bs; Sch. .In
solcher red ich das, das vor 'dick gemummlet was.
hört wor syn.' 1525, Egli, Akten. ,Uf der Rhynbruck
was ein krueifix zerschlagen worden, darus etlicli
mumletend, die Behem bettend es tuen.' Vad. ,Su-
surrare, lins reden, brumlen, mumlen, rauschen.
götschlen wie ein bächle, schnurren. Forum arguluin.
daran ein wild geräusch und gross mumlen ist.
Dcstinare sermonibus aliquem hostem esse, miiininleii
und gemeinlich sagen, er seie ein feind.' Fris.; Mai.
,Wenn der Mensch leis redend flismet und munilel
oder murmlet und brumlet.' SpleiSS 1667. ,Dic Waar-
sager und Zeichendeuter, welche schwetzen und inuin-
melen.' LLav. 1670 (nach Jes. VIII 19; vgl. ilismcu
Bd I 1212). .Man habe von diser Sach gemummelet.'
ZWast. Prozess 1701. .Alle, die mich hassen, mumlen
zusamm wider mich.' 1707, Psalm; dafür .murmeln.'
1882. .Als einen Menschen, der in der Einsamkeit,
nur bei sich selbst pippe und mumle.' JZimmerhann-
Haug 1731. — 2. summen, ,wie eine Hummel', von
Kindern vor dem Schlafengehen, indem sie dabei den
Daumennagel über die Lippen führen U. — 3. „un-
pers., grollen, dumpf rauschen. z.B. vom fernen Donner.
Es mummlet (scho"), das Gewitter zieht näher heran
L." — 4. heimlich Etw. kauen, essen; vgl. Gr. WB.
VI 2663. .Stehet ihren gleich der Keller ollen, muss
er doch nicht förchten, dass sie hinderrucks seinen
gästle und mümle oder sich fülle, und in einer Völle
Etwas verwahrlose.' FWyss 1673. Hieher wohl auch
der Personenname .Mummeli', eig. als Spitzname. 1637,
AiWett. Klosterarch.
i"-: oft refl., (sich) einmummen, warm einhüllen
\ \ ; Bs; B; S. Er hei <V Bei* mit Watten i'g'mum-
229
Mi
IUI. in. ■in. lllllll. ni'.lii lllllll
230
melet Ks. De tmsch-dr'' »., ias$ me* dia nil b'chönnt.
Si mild.
v er- = dem Vor. 1 "-s
sür-: sauertöpfisch drein sehen oder sich ge-
berden; verletzende, bittere Reden führen B. Syn.
sür-niblen.
Mummeli (in SB., NA. Mommeli) n.: 1. = Mum-
met I 2 I!. — 2. Kuh, bzw. Kalb, in der Kdspr. Bs; Z.
— .'!. Lebkuchen in Gestalt einer Kuh (aufgezählt in
einem Kdld unter den Sachen, die man an den Weih-
nachtsbaum hängt) Z. — -1. Laus, in der Kdspr. Bs; B.
— 5. Gänseblümchen, bell. per. ApHer. — 6. auch
Bett-M., = Mummelen 2 L; Schw. — 7. vermummte
Weibsperson L. — s. unordentlich gekleidetes, ein-
geschrumpftes, altes, geistig beschränktes Weiblein
Bs; L; SL. — 9. Name gespenstischer Wesen. Das
.Bibern-Mummeli' muss zur Strafe dafür, dass es einst
sein Kind in der Bibern ertränkt, in alle Ewigkeit
umgehen LE.; vgl. Lüt., Sagen 288 ff.
Das W. lässt sich als Dim. t. von Mummden, t. von
M <i mmi auffassen. 5 uud 6 bezeichnen wohl das Versteckte,
Geduckte. Zu 9. Das .Bibcrn-Mummeli' hat seinen Namen
wohl von den unterdrückten Jammertönen, die es hören
lässt; Fahrwangen im Aa hat seinen Mummdi-Ma'*. Betr.
den Kamen .Mununel' für dämonische Wesen vgl. Gr. Myth. 3
•K.7 : Ztschr. 1. d. Phil. VI -165; Gr. WB. Hieher wohl auch
die Sage vom .Aeckelniüuimeli', einem sagenhaften Manne,
dessen liebster Aufenthalt bei einer Quelle (,A-s-Brünneli')
ii sein soll; vgl. Kohlrasch 1854, 299/301.
Side"-: in der Kdspr. Bezeichnung für etw. Seiden-
weiches Bs.
mumin(e)lig: brummend, leise, undeutlich Seil.
Stra u " - M u m m e " : Name einer Fastnachtsmaske,
ein altes Weib mit einem Strohhut S; Vgl. Hänggi
1892, 112.
in um men: 1. „Etwas zwischen den Zähnen mur-
meln, unvernehmlich sprechen L", mit geschlossenem
Munde singen BHk. — 2. die Betschwester spielen
Seil (Sulger).
sür-: weinen BE.
Mummer in.: Name einer im Anfang dieses Jhdts
in Genf und Waadt aufgekommenen Sekte, dem frz.
mömier entsprechend; vgl. Schweizerbote 1825, 81 ff.
mummere": dumpf tönen B; vgl. vi um w eleu 3,
bummeren. „Es mummerei, von einem heranziehenden
Gewitter L." .Es ist oft am hellen Mittage vom Boden
bis in den Keller hinab ein schreckliches M. [von
Geisterspuk].' B Tagblatt 17:><.
Mummen f.: auch pers., Maskierter ScuwE.
Mummerte* sind umme*g' Sprunge*. MLiehert. Die
bede' ubermüetige* Mummerte*. ebd.
M um mi (in AAZein.il/HHimi') n. : 1. = Mummeli 2
ÄAZein. — 2. = Mnmmeli 4 Bs. — 3. auch Bett-M. =
Mummeli 6 L. — 4. - Mummeli 8 L; vgl. Hummi
Bd 11 1297. — 5. = Mummeli 9, bes. als Schreckwort
für Kinder L. 's M. chunnt und iiimmt-di'1' .'
,Mummler m.: der das Maul nicht auftut, sub-
mussus.' Denzl. 1677; 171ti.
Bett-: Mucker, der an Einem fort Gebete murmelt;
vgl. Mummeli 6. ,B., Predigfresser.' UBragüer 1777.
Gugge"-Mümnicli n. = Gugen-Mul 1 Z. — Be-
nannt nach der Stimme.
Miiiiiällc: Name einer Birnsorte GKh., lt Steinm.
180-1, 458.
Mumme" f. = Mii)iiiii:i i Gr; PAger. - Steif-:
Stiefmutter PAger. — Wohl direkt aus dein gleiehbod.
oberländisch-romanischon mumma.
Mimimerli = Hummerli (s. Bd II 1297) AaBd. Vgl.
Mummeli .'> und 6.
Mncm „Gl; Gr;" L, sonst Mueme* — f.. 1 >im.
Muemi Gb; P, Muemli L, MuemeliGh, sonsl Müemh
1. Muhme, Tante Gr; L; Pj W; Syn. Bäsi. .Und
Amram nam sein muem Jochebed zum weih.' 1531,
II. Mos.; dafür: , seines vatters brueders Schwester J.'
1548; .seine Base.' 1667. Auch sonst in der Lit. des
XV. und XVI. — 2. verächtliche Bezeichnung von
Frauenspersonen, a) alte Weibsperson L. Arms M.,
armer Tropf L. — b) auch Bett-M., Betschwester Vü;
„Z." E" rechti M.; e" tüsigs M. und Chifcliclli. Gleis-
nerisches Weib Gr. — c) „schmeichelnde Bettlerin,
die Etwas gern hätte, ohne es zu sagen Gr;" Nnw;
Schmeichlerin, Schmarotzerin L; Ndw. Si gend i*
arme' Muemlene" ne" par Batze". L Nachrichten 1865.
— d) gefallsüchtiges, eitles Weib L; Sch, ,das nach
Männern strebt' Bs (Spreng). ,Müemli, Dämchen,
Hürchen' Bs (Spreng). Vgl.: ,Mueme, apud Helvetios
in deteriorem sensum abiit atque scortillum denotat.'
Schulze. — e) naschhaftes Weib Aa; Gl; Frau, die un-
ordentlich haushält Gl. — f) fette, langsame, energie-
lose, zimpferliche Frau GWe. Dickes Kind BBc.
Mhd. muome. Mutterschwester, weibliche Verwandte Dbh.;
vgl. Fr., Ztsclir. VI 113. Dass sieh die abgeleiteten ßedd.
mit der Gruppe mumm berühren, ist wohl nur Zufall. Zu
den verschlechternden Bedd. bei 2 haben wir Analogien an
andern Verwandtschaftsnamen; vgl. Schwätz-JBäri, ulnl. .Bet-
schwester, Saufbruder', ferner auch Oötti, lat. nepos 1) Neffe.
■Jl Schlemmer.
Muem m. : wer durch Schmeicheln Etwas zu er-
langen sucht VO. — Bett-: Betbruder Nnw. — Aus
dem entsprechenden Fem. erst abgeleitet.
muem(e)len: Altweibergeschwätz treiben. Euel.
„bett-: die Betschwester spielen VO; Z."
mueme": 1. „Altweibergeschwätz führen", mit
alten Weibern Umgang haben und ihre Albernheiten
gern anhören Bs. Behaglich, weitschweifig erzählen;
Jmdn mit seinem Geschwätz, oder mit undeutlichem
Beden langweilen BS. Vertraulich mit einander reden,
plaudern, scherzen Bs. Wie 's Jumpfere* mache", "'«■""
me' nil mit-ene* m. will und lache" und zum Höfle"
hei kei* Lust. BReber. Vgl. das syn. frau-basen. —
2. die Betschwester spielen VÜ; „Z." — 3. „schmei-
chelnd sich umtun Gr." Durch Schmeichelei Etwas
zu erhalten suchen, ohne dass man es heraussagt
Ndw; Syn. guenen. Euphem. für betteln; heimlich
betteln Gr. — 4. mit dem männlichen Geschlecht zu
intimen, verdächtigen Umgang haben, sich gern mit
ihm abgeben; kokettieren Bs. — 5. heimlich naschen;
„allerlei Näschereien kaufen, bes. von Weibern hinter
dem Rücken der Männer Gl." Abi. müemeleu.
Muemeri" f., PI. Muememe*: gleisnerisches
Weib Gr. Frauensperson, die dem heimlichen Bettel
nachstreicht und sich zu diesem Ende an die Frauen
macht GitL. Muememe' ha", von Hausfrauen, welche
solchen Weibern heimlich Etwas zustecken.
M u e m e r i , - e i : 1. verdächtiger Umgang mit Manns-
personen Bs (Spreng). — 2. verwandtschaftliche Rück-
sichten, Nepotismus. ,Dass im versoldeten regiment
frye wal bestände und nit durch muemery, gunst,
231
Main — in li in . Mamf— mumf. Mampf— mampf
232
anhang und pratik der sold- und ergyt diss pfruend-
regiment besitze.' Ansii.
in u ein ig: eintönig, langweilig GnChur.
niüeiiiele": verstohlener Weise essen und trinken
(iL. — liim. zu muemen 5.
Mamfele" f.: 1. „ein Bündel Flachs; so viel, als
ein Mann nach Hause zu tragen vermag \V." —
2. eine Handvoll Hanf FS.
In 1 steckt ohne Zweifel das W. .Manu' und das Ganze
ist eine Analogiebildung nach Hampfeien (s. Bd 11 1302/3);
2 dagegen ist viell. eine Verquickung des letztem W. mit
einer syu. Abi. des frz. main (Patois man).
mampfe": hörbar kauen, bes. an Obst herum; be-
haglieh essen B oAa. — Lautmalend wie das bair. ,mam-
pfon', mit vollen Backen essen.
Munipf I in.: Mumps, Entzündung der Ohrspeichel-
drüse; Entzündung des Halses G; Z. — Vgl. Ztschr. f.
d. Phil. I 309/12.
Mnmpf II in., PI. mit Uml.: 1. Stoss mit der Faust
"der dem Pusse, Puff AiFri.; Bs; auch Ohrfeige ßs.
,l)ie Mutter hatte ihm zuerst im Unwillen ein paar
Mümpfe zugedacht.' Breitenst. — 2. Anschnitt des
Brotes B; Syn. Mutseh. — 3. „stolze Person, die ihre
Verachtung gegen Andere nicht zurückhalten kann G ;
Zg" (lt St.a). — Wenigstens in den Bedd. 1 und 3 aus
dem syn. Mupf, unter Einschiebung eines m.
mampfe": 1. (auch i'-m.) den Mund voll stopfen
BO. Vgl. mampfen. — 2. tr., im Munde weich machen,
z. I>. hartes Brot ScnwE. — 3. mümpfe", in Nnw auch
mitmjife", durch Geberden oder Worte seine Verachtung
oder seine Unzufriedenheit ausdrücken; boshafte An-
deutungen über Etw. machen, sticheln AaZol. ; Bs;
Nnw; Syn. föpplen, chöglen. Wo Die jetz 's Süseli
an 's Her Brunen Arm g'seh het spaziere", so het-si
glich a'fange" tri. Breitenst. ,Er wusste wohl, wie
die grossen Mädchen in. würden, wenn er vor dem
Pfarrer in der Kirche wäre.' ebd. Verblümt reden
Gl. — 4. schmecken, munden ZTurb. Das hät-em
uml ifwiimpft, nicht gepasst.
In das Yb, bes. in den Bedd. 1, 2 und 4, spielt die
Gruppe Mümpfel herein, Bed. 3 aber deutet auf Vwdtschaft
mit müpfen. 2 bedeutet eig. : im Munde halten, hin und her
I" wegen, bis die Speise vom Speichel erweicht ist.
ver-mumpfe" : 1. „Jmdu verächtlich behandeln,
durch spöttische Geberden aushöhnen B; VO; G; Z"
|lt St.2). ,Um diese überfreimütigen Bügen zu hin-
dern, wurde ernstlich untersagt, die Verkündiger des
i iotteswortes in der Kirche zu v., zu schänzeln und zu
sturnpfieren.1 XVI., Z Mand. — 2. Jmdn als einen vom
Lande Geächteten öffentlich auskünden Zg (Kanzlei-
spr., lt St.a). — St.1 hat bloss uermup/en, -müpfen.
M iimpfi n.: Stoss L. Es hed hie und do so nes
M. vo" 's Moritze" Bassgigc" a" siner Ellboge" <j 'spürt.
Mampfe] AajAp; Bs; B; VO; G; S; Tu; /.. Numpfel
I 'ullw.. Tag., Umpfel Sca — m., Mumpffejle" f. Gl;
Nnw, PI. Mampfte" BSi., sonst PI. und Dini. mit Uml.:
1. ein Mund voll. Hissen, Brocken, allg. E" M. Spick,
ein grösserer Bissen, verschieden von tSpeck-M. Müm-
pfcl nie Kindc"schüehli üs. Gross Mump fei, feiss
Vögel Aa. Legt d' Gable" mit iem M. ab. Hindern.
Ei—m (sogar] de" .1/. zum Mul üs ge%, Alles für ihn
tun Z. De" M. söü-mict (in all Weltteil) versprenge',
Beteurung '/.. Wer sieh Abends recht schläfrig fühlt.
sagt: Irh uiU au''' Mümpfel ne" halt :' Nacht, mit Be-
ziehung auf die tiefen Atemzüge '/.. Chlau Mümpfeli
esse". Sciiwzd. (Aa). Nach de" Inste" Mümpflene" sueche*.
Usteri. De farst demit dem Mali :ue mul wottsch es
ganz dn" inne" tue"; ja in'irlr'', 's Löchli ist na z'
chli", es gönd im kc" gross Mümpfel drl'. Nägeli. Ei— vi
en ieders Mümpfeli cergunnc" Z. Gneti Mümjifeli Im".
gut zu essen, Wohlleben haben Bs; Z. D' Mexe"
Int irnii .l/a"* gueti Mimpfeli 'kocht. Sciiwzd. (Bs).
AU(i) Mümpfel (Mümpfel), dann und wann, jedesmal
Aa; L (Häfl. 1813. IUI). Es muess du dure", und
wenn 's dlli Mümpfel en 31a"" chostet. Sprww. 1869.
Jedes Mümpfeli gnappet de" Bart, bei jedem auch
Doch so kleinen M. kommt der Bart beim Kauen in
Bewegung (man soll also auch für Weniges dankbar
sein). 1850, Stutz. Weggli — so Mümpfeli, wie 's iez
gi'i. ANeher. ,Der schnitte [vom Braten] ab und ässe
ein mümpfel.' 1522, Egli. Akten. .Ich lülfe eini durch
ein für umb eines mumpfels willen.' JBinder 1535.
.Foecundi leporis sapiens seetabitur armos, ein meister-
loser schlecker, der die gueten bissle oder mümpfele
kennt, wirt sy suechen.' Fris.; Mal. ,Ea geschiehet
oft, dass auch ein gutmütig Sebaaf eben so bald auf
ein guts Mümpfeli triftet, als dass es dasselbige esse.'
1015, JJBreit. ,Ich will dir selb dein Mul ufsperen
und disen Mümpfel stossen ein.' GGotth. 1010. .[X.
v. der Flüe] äss zum Tag nit mehr denn drei Mümpfel.'
1633, Odw Volksfr. Der Bewerber um eine Stelle, der
mit einigen Maltern Korn abgefunden wurde, äusserte
sich unwillig: ,l)as heisst ein Mundpfel in's Maul
werfen und schweigen machen.' 1608, Esterm., Piek.
,Ein Mümpfelein Brot.' JUlr. 1727. Auch gelegent-
lich von ungeniessbaren Dingen, z. B. von Fetzen Bs
(s. Schwzd. 23, 77). — 2. en dicke M., dicker, fetter
Mensch Bs (s. Schwzd. 23, 82); vgl. das syn. Mocken.
— 3. Dim., der 10. Teil einer Mass Schw; Syn. Budeli.
— ■!. unwillig verzogener Mund Ndw. Vgl. mumpfen .7.
Betr. die Abschwäcliung dos 2. Teils der Zss., ferner die
Fem. -Form vgl. die Anm. zu Arfel (Bd I 443/11, sowie /"
Bampfel (Bd II 1303/4). Das Bewusstsein der Entstehung
des W. war wohl nie ganz geschwunden, wofür folgende
Rekonstruktionen desselben sprechen mögen: , Ans einem
mundfol 3 teil machen.' Salat. ,Nee sumito magnos morsus,
gross mundvoll. Zwen mundvoll oder ein mundvoll über den
anderen. Die gueten bissle oder mündvole.' Fris. 1562.
,Guet mundvoll abbeissen. Eiu mundvolle, bissle. (luete bissle
oder mündpfele (mundvolle) essen.' Fris.; Mal. ,Er ist mit
seiner Gesundheit [seinem G. trinken] den Andorn fast eine
Viertelstunde hintennach gekommen, weil er diu Mundvoll
nicht hat können herunterbringen.' HPest. 1785. S. auch
M' rvt '.
Ise"-: Eisenklumpen Bs. In der bei GiggerniUis
(s. Bd II 176) angeführten Stelle spec. Bruchstücke
von Bomben von der Belagerung von Strassburg her;
solche wurden in Bs verkauft und u. A. als Brief-
beschwerer benutzt. — Hus- m. : Person, die gern
zu Hause bleibt und ihre Freude daran hat. im In-
nern des Hauses zu walten; Hausmütterchen Bs. —
Chuchi-: Mädchen, das die Küche gerne besorgt Bs.
— Chraft-Mümpfeli: kräftiger Hissen, Speise, die
Kraft gibt; Leckerbissen Bs; „VO; Z." — (tiuet-)
Nacht-: Bissen, etwas Weniges, das man vor dem
283
Mampf- uiunipf. Mains— mums. Man
234
Schlafengehen noch geniesst, bes. Leckerbissen, den
man den Kindern gibt, wenn sie den Eltern .gute
Nacht' sagen '/.-, Syn. Bett-Mümpfeli, Zungen-Mumpfel.
— N ü 11 i - = Z'nüni-Essen (s. IM 1 527) Bs; vgl. Zehni-
M. — Bett-, meist l>im., = Guet-Nacht-Mümp feli Bs
Gl: Z. PfaffC-Mumpfel, meist PI., =Pf.-Mocken
Aa; Z; auch = Pfaffen-Chäppli 3 (s. Bd III 393) Z.
— Reputa z (ions)-M ü m p f e li = B.-Moeken Scu ; Z.
Sack-: was man von den Speisen an Mahlzeiten
in die Tasche steckt, um es nach Hause mitzunehmen ;
vgl. Behalten* Bd II 1239. Er habe den eingesteckten
Braten nicht gestohlen. ,nur für ein S. geachtet.' 1690,
Z OGlatt — Schuf-, meist PL: Name einer von den
Schafen gern gefressenen Pflanze, rundblättriges Lein-
kraut, lin. spuria AABb. — Speck-: kleiner Speck-
würfel, z.B. in der Wurst oder auf sog. Spieck- Wäjen
Bs: S; vgl. Mumpfel 1. — Tau™-: Mensch, der die
üble Gewohnheit hat, den Mund immer wie zum
Kauen zu bewegen GTa. — Zehni-: Zwischenessen
um 10 Uhr Morgens BsStdt, wo der Z. bes. in den
Familien an die Stelle des mehr bei den Arbeitern
üblichen ,Nüni-Mnmpfels' tritt. — Zunge"-: \. = Guct-
Nacht-M., da er oft nur in einer Kleinigkeit ,auf die
Zunge', z. B. Bonbons, besteht ZElgg. — 2. Zunge"-
Mümpfeli mache", die Gewohnheit haben, die Zunge
zwischen die Zähne zu legen, gleichs. um daran zu
kauen, wie viele Leute tun, wenn sie etwas Unge-
wohntes. Heikles auszuführen haben Z. — 3. Mensch
mit schwerer Zunge ZElgg.
mumpf(e)le° (in GlH. mumfle*): 1. auch i'-m.,
= mampfen 1 BSi.; sonst wesentlich = mullen 1 Aaj
Ar: BO.; VO; Scn; Z. Er mumpflet 's, we-n-es alts
Müeterli, wo-n-ekeini Zän<l »ic heil ScnwMuo. ,M. und
Kauen ist nicht Einerlei.' Tobl. 1814. Beim Essen
grosse Bissen nehmen, gierig drauf los essen BSi.;
VO; Z. .Er mundvelte drauf los, als ob er die halbe
Welt verschlingen wollte.' 1851, Stutz. Etw. appe"-,
e'weg-m, ScnwMuo. — 2. durch blosse Bewegung des
Mundes einem Andern Etw. zu verstehen geben GlH.
Mampf li m.: Schelte auf Jmdn, der beim Zer-
arbeiten grosser Bissen die Kauwerkzeuge stark be-
wegt ScnwMuo.; Z.
mump feie": kleine Bissen, einen nach dem an-
dern, langsam, behaglich kauen Bs; B; Vü ; Z. Syn.
grummelen Bd LT 731. müffelen. Iss doch, da müm-
pfettst mumme* BSi.
ver-: Etw. in ganz kleine Bissen, Stücke oder
Maasse teilen ScawE.
Miinipl'erine", auch Muffeline' — f. : frz. Tanzweise,
die im ersten Drittel unsers Jhdts mit Vorliebe ge-
tanzt wurde BStdt. Es Anders pressiert, am mit dem
Chammermeitli e' neui Mumpferuie" :' probiere", d'r
Kutscher heig cersproclie", er wcll-ne" flöte" d'rzue.
Gottii. — Ans dem frz. mmtferrine (Adj., abgel. von Mont-
ferrat), eiu it. Taaz.
Mamsell f.: 1. französische Stubenmagd. 2. Hälfte
des Will., Z; vgl. Jung-Frau Bd I 1247. Titel der
Kammerjungfer übh. XVIII., Bs (lt Sintemal 1759).
— 2. Frauenzimmer, das .aufgehört hat eine Jungfer
zu sein, ohne sich zu verheiraten.' 1794, Merian.
Man, inen, min, mon, mim, bzw. mann usw.
Man, bzw. Man AaI r.; BsL.; BBr. (neben Sfä"),
Li., IIa., li. (neben Mo"); Gr (selten); Lila.; S; USch.;
\V. Mane" B uSi.; GrD., S.. SpL, Tschapp., V., Manne"
BoSi., Mon BG., M.; Gatw.; l'Sil.. Möne" GrAv., .1/"
(nas.) UrFcIsIi., Man GrAv., uVaz (neben Mo"). Mo,
bzw. .1/0 AaL.; Ap; BHk., „G., 0.;" FL; „LE.;" PAL;
G ; Scu ; Si/HW ; Tu ; Uw ; Zg ; Z, Mü* Gl ; GrSccw. ; GSa. ;
ScHStdtf; ZRfz, PI. Mö" Ar; (i; Th; Z, Lim. Mönli
AABb. — in.: Mond. 1. der Himmelskörper. Vgl. Serr-
gotte'-Lieeht ; Mnn-Bübeli; Chnahe"-, Bmbe" - Sann
a) nach seiner Stellung und Bewegung (ähnlich der
Sonne). Er het de" Chopf üf, wie wenn er am M.
wett schmücke', trägt den Kopf hoch AaSL So g'wüss
äass Sann und Mo" am Himmel städ Z. Es send Zivi
Mö" |Mond und Nebenmond] am Himmel GStdt. Lei-
Mond chunnt, gät (stät ZO.) üf, geht auf, gilt abe",
ander, geht unter. S. noch Gold Bd II 224. — b) Licht-
wirkung. De'' M. schlnt; vgl. M. -Heitert; M.-Schin;
Durch-Schm. Er ist so dürr, de' Mo" sehint dw°h-ne
dure" L (Ineichen). Bildl. der Mo schint, von unan-
ständiger Entblössung Ap; vgl. gemeind. Mondschein
für Glatze. Das Bild der Mondscheibe gleicht einem
Antlitz, daher und wegen der Homonymität mit Mann
der Entlebucher den Mond für einen Mann hält. St.'1
Ober die Sage vom Mann im Monde vgl. Gr. Myth.
681. Den Kindern sagt man, es sei ein Ma"" im Mö"
drin Ar. Wer am Sunntig Hol; trat [trägt], chunnt
in Mö". KSteiger 1839, ähnlich jetzt noch Z; s. noch
Rochh. 1867 1 13. Seine Spiegelung im Wasser: Auch
den Gersauern in Schw wird nachgeredet, sie glauben,
dass der M. im See liege. — c) nach seiner Veränder-
lichkeit, seinen Phasen. Der M. schwmt, nimmt ab,
wachst, wird roll: es ist schwinc"de'\ wachse"der M.
S. ab-, üf-, dbsich-, nidsich-gänd Bd II 9. 13. 3.:;. 34.
Hiezu: Volle'' M., volli Jar, lärer M., läri Jar, d. h. je
nachdem der Mond in den nächsten Tagen auf Neu-
jahr voll oder leer wird, ist ein fruchtbares oder un-
fruchtbares Jahr zu erwarten Z. Geschäfte, Tätig-
keiten, welche auf Wachstum und Gedeihen des betr.
Gegenstandes abzielen, sollen im zunehmenden oder
steigenden, solche dagegen, bei welchen ein Abnehmen
oder in die Tiefe Wachsen wunschbar ist, bei ab-
nehmendem oder absteigendem Mond vorgenommen
werden. So soll man z. B. Hühneraugen hei abnehmen-
dem Monde schneiden S. Wenn Blatternkranke im
schwinete' Mö" den Ausschlag verlieren, so bleiben
nach dem Volksglauben die Narben sichtbar Z. S. Voll-,
Xiui-M. und nüw. Der Mondwechsel hat Einfluss
auch auf das Gemüt der Menschen, bes. bei Geistes-
kranken S; Z. Mit dem Mö" gö", von Frauen, nach
der Mondphase unpässlich, schwermütig sein Ap; vgl.
.mondsüchtig-, lünig, mönig. .Die Cartoffel wollen umb
das Wedel in undergehendem Monn gepflanzet sein.'
Rhag. 1639. .Der Monn soll obsich oder nidsich gehen,
bald Schweinen, bald wachsen, je noch dem der Scha-
den zu- oder ahnemmen soll.' RGwekb 1646. .Wer
spielet und mit dem Rücken gegen den Mond sitzet,
der verspiele Alles.' Aniiorn 1674. .Dein Sein [Sinn]
ist wie der Mohn gericht; was dir z' Nacht g'liebt.
erleidt dir hinacht.' Wahrsager 1675. Man soll das
Holz [zu einem Bau] .bei instehend und abnehmendem
Mond' lallen. 1713, Abscu. Vgl. noch über den Mond
235
Man. inen, min, rnon, nanu
236
in der Mythologie und im Volksglauben: Birl. 1861,
186 f. 1 16 f.; Eochh. 1856 I 262 f., II 237. 306; Baurag.
7; RHassenkamp, der Mond in den Anschauungen der
Naturvölker 1874; WWack. 1872, 250 f£ — 2. a) als
Wirtshausschild. Selten. z.B. SOlt. ,N. N., Wirt
/um halben Mon.'. 1<>53, AaWcU. Klosterarch. —
b) Bild des Mondes auf Kirchtürmen. ,1488 stackt
man den steinen mit dem man uf den münsterturn.'
Edlib. — 3. Schelte: Du MO" : Einfaltspinsel GStdt.
Verkürzt aus Mö'-GhaTb Bd 111 219. — 4. (meist PI.
Mon) ringförmiger Fleck, a) Ringe von ausgewasche-
nen Flecken. Fettropfen usw. an Stuften. Tapeten Aa
Wohl.; li. Das [Hemd] chasch ämel wäger nimme*
bräche", 's isch ja ganz karfange; g'sesch, es het ja
hie in" Mon Wd dort eine* B (vRütte). — b) dunkle
Ringe um die Augen, durch Blutauflauf bewirkt B.
Schwärzt Man um d' Auge* umme" BBe. Vgl.: Die
Unholden hätten ,rote Mönli' in den Augen, daran man
sie erkenne. 1570, L (Turmbuch). — c) rote, blaue
eder grüne rundliche Flecken in der Haut, bes. im
Gesicht, in Folge eines Schlages AALeer., St.; Bs (gew.
blaue' Mön); rote, entzündete Augenlider BsL. ,Der
dicke, aufgedunsene Kopf mit den roten Mönen.1 Bkei-
tenst. — 5. Dim., runde Klammer, Parenthese. .Was
fanden würt stau zwüschen zwei solchen (..) män-
linen. sull mit stillerer stimm gelesen werden.' Salat.
In unserer ä. I.it. yr i 1 1 fast durchweg ,Mön', so noch 1715;
Salal braucht neben einander ' nnd .tuäu.' .Zum Man(enV,
Bausname in ZStdt 1357/1504, .zum halben Moou.' 1637.
Erst 1772 (JCSulz.) begegnet uns ,Mmid.' Von Klexionsfonneu
notieren wir: ,den monen.' 1336/1446, Z Jahrb., ,des mous.'
Zwingli, ,des Moues.' HRKebm. 1620, ,des Monden.' vMoos
1777. Die Form für den (seltenen) PI. schwankt: ,zweu
monen.' um K.:;i>, Bs. ,Dry mon am hinimel.' Salat. Bei
Anh. 1674 Sing. ,Mon\ PI. ,Mönd.' — Unsere einsilbigen
Können sind ans dem Nom. dos mini. mSne, die zweisilbigen
aus dem Acc. desselben zu erklären. Über den Abfall des n
und die verschiedene Gestaltung des Voc. vgl. analoge Fälle
wie -/"", lim, Man, (y')tan : auch h*u\ 11. ä. Auffallen niuss ö
für ij in MAA., die diesen Lautwandel sonst nicht anerkennen.
Voll-Män m., in „Z n.": 1. Vollmond, allg. Syn.
Wädel. Volksglaube: We**-me" Bluemen im V. ver-
setzt, werde'd-si (/'füllt Z. We"*-me* im Vdllmäne*
hüratet, sn het-me* ml Strit im Hüs GrD. .Si seien
im vollen Mon worden, mögend widerheben wie hagen-
büchin Zaunstecken.' Scuimpfr. 1651. Vgl. Gr., Myth.
(1854) S. 676. — 2. Vollmondgesicht Tu.
Das vn.u nach Analogie von Neu, Neumond. Die Zss.
ist eine lose: ,1m vollmon oder wädel.' 1584, Zcllw., Urk.,
woch elnd mit .im vollen mon oder w.' und so noch heute V.'K
Finster-: Neumond. Syn. Schwarz-M. .Bim Fy-
stermond.' B Kai. 1858. — Halb-: Halbmond. 1. halb-
1 (förmiges Messer der Sattler. Schlichtklinge Tu.
Vgl. das frz. lunette. -- 2. Rundeinschnitt ob dem Herd
BsBuus. :!. Vorwerk einer Festung, Lünette. ,Von
den halben Midien.' JCLav. 1644, ..Monden.' HJÜ7. —
I. halbmondförmiger Einschnitt auf einem Brücken-
»fosten als Grenzzeichen? .Auf der Sensenbrücke soll
vnii der Mitte der halben .Minien [ )( ] oder Ringe an
die Souveränität der Kantone B und F anheben.'
1655, Absch. — Herbst-: Herbst n.it . .Merzens und
Herbstraons GTegenheit.' HRRebh. 1620. — Churz-
M a 11 o": Februar GrRIi.
Nüw-Män: Neumond; vgl. Nüw. .Im X. ist gut
düngen.' L (Ineichen). Drei Tage vor und nach N.
sät man gern Weizen und Roggen Z. Vgl. Gr., Myth.
(1854) S. 676. ,Biss auf das neüwmon des eisten
inonats.' 1531, Z Bib.. = .auf den iieuwnion.' 1548. —
11 ü w-niö n 1 ich : zur Zeit des Neumonds stattfindend.
,Pie nüwmönlichen fest und sabbat.' Zwingli. Übei
das Neutr. Tgl. die Anm. zu Voll- Mön.
Schwarz- = Mnster-M. GRh.
halb-mo nacht ig: halbmondförmig. , Her kr um nie
und halbmonachtige Louf des Rhyns.' Rüegbr 1606.
liione" ThRom., mö'ne* Th (Pup.); ZRafz: 1. 1111-
pers. Es mottet si'h, der .Mond ist wieder in gleicher
Phase wie damals Tu; vgl. jäten,. — 2. tr., eine ge-
wisse (krumme) Form geben. Er liet-em de* Hurt
g'hörig g'mämet ZRafz. ,G'mönt', halbmondförmig ge-
bogen. Als Zeichen der Güte beim Rindvieh weiden
aufgezählt: .Home on alle böse, arge krümm g'ini'nit.'
Tierb. 1563.
ver-möne": durch runde Flecken entstellen. Das
1'iijnr isch ganz vermönet BsLang. — Zu Man i.
Mänende" f. D' 31. ha; die Zeit der Trächtig-
keit erfüllen (von Kühen, Ziegen) BHk., oE. — Zu der
Bildung vgl. , Gemächende.'
MänetBHa. (Mäned); GrL., ObS., Pr.; T (Mänot);
l'w; W (Mannt/: ZKn.f. Mänet BE.j I.E.; ZLiuiin.,
W., Mönet GuUbS.. Mönet AASt; LG.; Tu; ZS., Mü'net
Glj Gr UVaz, Haldenst. ; GO. — PI. meist ohne I ml,
— m.: 1. Monat, allg. D'r M. (GO.), d' Mfinelc" (B)
!ia", die Menses haben. — 2. Mond GrL., ObS. (Mänet,
dagegen Mönet in Bed. 1); W. Im üfgendw M.
[schwanger] si« W. — 3. Mönetli ScuSt.. Munetli
LiWe.. Massliebchen, bellis per.
Bind. mctii>it. möznet. Aus ;i. I.it.: .maiiod." ThDiess. Stadtr.,
.des manots.' 1413, Bs Urk., ebenso 1531, Strick]., ,Monet'
neben .Manat.' Salat, , Hauet.' Edlib., aber schon bei Mal.
.Monat.' S. noch wedemänt. Bod. 2 auch bair. und kärntb.
Zu 3 vgl. bair. ,Monatb)üeml', tir. ,Honatle.' — Über die
folg. Zss. (Monatsnamen) s. Gr., Gesch. d. d. Spr. 7S ff.;
Weinhold 1869; auch die Anm. zu Uorning Bd II 1628.
Es mag beachtet werden, dass, während im deutschen Reich
trotz dem gegenwärtig herrschenden Purismus mit Vorliebe
die lat. Namen beibehalten werden, die Schweiz Ins in die
neuere Zeit den alten Namen treu geblieben ist. Dass früher
die Monatsnamen auch für die Benennung von Geschützen
dienten, zeigt folgende Stelle aus HBull. 157-2. welche zu-
gleich auch für die schwankende Orthographie, bzw. Aus-
sprache des Wortes Monat von Interesse ist: ,der Aprel),
der Mey, der Brächet, der Äugst, der Wynmont, der Winter-
iiionct, der Wolfnianet.' Z Geschütze, welche löol bei Kappel
verloren gieugen. Wahrscli. bildeten je 12 Geschütze mit
den 12 Monatsnamen eine Einheit; vgl. die analoge Benennung
nach den 12 Aposteln.
Augst-Monet neben Augstfe") (Bd I 15:3) Tu: /..
Herbst-: September, allg. Was der Augste'
nitd chochet, cha" der H. iiütl brate" ZS. .In dem
ersten herbstmanet.' 1334, BFraubr. Urk.; 1409, Ar
LB. .Erst herbstmant' neben ,h.-manot.' Edlib. .Im
dritten herpstmanot M!'v. jar.' ebd. S. Herbst Bd 11
1593. — Herbst-Moneter: im Horbstmonat gewon-
nener Käse B. .Keinen einzigen Aussehuss hatte der
exakte Händler unter den Soinnierkäsen finden können
und auch die H. versprachen kein schlechteres Re-
sultat.' NVDEGGER 1890.
Hcu(w)-, in PA1. Hei-monud: Juli. allg. —
Hcu-Moneter: frühste Kartotfelsorte B.
Churz-: Februar Gr. D' Mumme leid denn .!//■.
[am Neujahr Geschenkte] in en grössi BandzeimeH, bis
d' Chind eilen im i 'hur . mn ml Alls g' schnäblet heind.
237
Alan.
iin'ii, nun. inon. mim
288
ScHwzn. (GRPeist). Vgl.: ,A. 1583 am ersten Sonnen-
tag im kurzen monat.' Ahm-skr 1572/1612.
Chatzen-Manet: Februar Git ObS. - Vgl. h,,,-»,-,-,,,
VA II 1687.
Christ-Monet: Dezeinbor. Betr. Gebräuche in
diesem Monat vgl. Alt-Jär, Ghlungeren, CMaus, Lös
Tag. - Lächli-: die Flitterwochen Gl. — MSss-:
November, weil der Jahrmarkt zu BsStdt in diesen
Monat lallt Bs.
Bon-. ,Ani fünften tag bonmanot.' Datum einer
Urk. vom 5. Juni 1371. LMünster.
Nach der Blütezeit der (Acker-) Bohnen benannt; bei
Fischart heisst der Mai .Bonenmonat.'
Bar-, Bär-: Januar. ,Der erste manod in dem
jare. der da beisset barmanot.' 1313, Urk. (Gfd). .Bar-
manot.' UwE. Psalter. .Datum im Bärmonat.' Urk.
vom 1. Jan. 1343 (Regesten von BBuchsee). .Antonii
im bärmonat [17. Jan.].' 1415, BKaufbr. ,Ze mitten
barmenod.' 1436, B Urk. , Bärmonat ze tütsehe, in
latyn januarius.' 1449, L Urk.
Gerne würde mau dem , Wolfmonat' einen .Bärenmonat'
anreihen, allein die Belege mit dem W. ohne Umlaut sind zu
gut vertreten. Soll bar die aller Vegetation entblösste Erde
andeuten? Doch s. auch die Anm. zu bar-hämmig Bd II 1271.
Zu dem Wechsel von a und ä vgl. Bar-Lucke", -Meter neben
lliir-; Gm» neben Gras.
Brach-: Juni. allg. Syn. Brächet. Br. nass lärt
Schüren (Spir, Speicher) und Fass L; Z. Der Nord-
wind im Bröchmonet wäit Chorn i* 's Land. Sulger.
.Biachmant.' Edlib. ,Man rechnet vom ersten Brach-
monat, da der Knab das erste Mal Hosen und das
Mägden das erste Mal die Schnürbrust angezogen, bis
wieder zum ersten Br. auch ein Jahr.' Erinnerer 1766.
Bildl. Das isch Eine'' wie der lang Bröchmonet, von
einem langen, hagern Menschen S. Er* lange' Brach-
moned, lange, magere Gestalt Bs; vgl. Brächet.
Die bildl. RA. entweder, weil im Br. die Tage am läng-
sten, oder, was wahrscheinlicher, weil die Zeit von Pfingsten
bis Jakobi, wo die Erntevorräte zur Neige gehen, der .lange
Brächet' hiess. Zu Urach- vgl. den umgekehrten Fall in
it. maggese. Brache, cig. Maifeld, von maggio, Mai, weil in
diesem Monate nach altrömischer Weise das Brachfeld um-
gebrochen ward, wie diesseits der Alpen im Juni.
Red-, Reb-: Februar. ,In dem nianot vor merzen
(redmanode).' F Handfeste. .Fehruarius, der hornung,
der redmonet.' BFraubr. Jahrzeitb. ,1m rebmonat, im
merzen und im abereilen.' 1336/1446, Z Chron. .Am
hind ersten tag rebmant und am ersten tag merzen
überschoss der Zürichsee.' Edlib.
Die erstere Schreibung auch 1292/1371, Z Ratsbuch;
1305, BInterl. Urk.; 1312. Z Urk. ; 1369, B Urk.; 137s,
fiPfäf. Urk.; UwE. Psalter; .redim.' um U00, ApReimchr.;
,rebm.' 13S2, ZRichtebr.; 14öfi, L Urk.: Kessl. Das W.
stellt sich zu ags. hredmbnath, sächs. rhedmanath, März. Diese
Namen gehen zurück auf ahd. fhiradi, redi, celer, agilis,
mit Beziehung auf das im Februar und März sich wieder
regende Leben in Natur und Feldarbeit. Die Schwankung
in der Schreibung erklärt sich daraus, dass einerseits das
Etymon dem Sprachbewusstsein abhanden gekommen war.
anderseits im Sandhi beide Schreibungen gleich berechtigt
sind. Oli zu der Schreibung mit b der Gedanke an die zu-
meist im Februar beginnende Arbeit im Weinberge den An-
stoss gegeben oder mitgewirkt habe, bleibe dahin gestellt,
weil in diesem Falle eine Änderung des Voc. hätte geschehen
müssen.
Mittwoche"-: ein mit Mittwoch, nach dem Volks-
glauben einem .verworfenen' Tag. beginnender Monat.
E* Mittwuchcmänet und en Holderboge* und en mit"
Ma"". wenn die g'räte; so sind -seh' besser als alli
anderi GrD. Wolf-: Dezember. ,Uf dem vierteln-
der mannten wynraanet, wintermanet und wolfmanet.'
1527, Absch. .Wolfmond.' 1528, L (Strickl.). .Ufden
11. tag des monat decembers ist M. Uelrich Zwingli
erwelt zum liprister und demnach utf den 31. tag wolf-
mont bestallet.' Edlib. .Wolfmon.' 1555, Z Kai. ,Nach
der wienacht oder christtag, das ist nach dem ende
des wolfmonats.' Fische. 1503. .Wolfsmonat.' 1573,
Z Urk. .Christmonat, decomber, wirt sunst der wolf-
monat genannt.' Mal. So noch 1587, Z Katserk. und
bis 1589 in BSigr. (Ehtagsrodel). ,Von uns Teutschen
wird der December genennet der W., weil die Wolf
in diesem Monat allermeist sich merken lassen.' JMüll.
1665. .Der Dezember sei nicht mehr der Wolfsmonat,
weil die Wölfe nicht mehr im Christmonat wärffen
[nach Einführung des gregorianischen Kalenders].'
Beiträge 1785. Vgl. ,der monat, so von den rüssigen
[brünstigen] Wölfen genempt.' Ansh. — Wi°-: Oktober.
Im Wimanet, wä nie" schon entalpeget g'han hed GrPi'.
Gewitter in diesem Monat deuten auf einen unbe-
ständigen, nassen Winter. Ineichen ; Sulger. Warme''
W., ehalte Homer L (Ineichen). Warmer Regen am
Ende dieses Monats deutet auf kalten Jenner und
Hornung. ebd. — Winter-: November. En nassi-
W. bringt en nasse" Merz. Sulger. .Wie der W., so
der März.' Ineichen. ,Den wintermanet so soll der
bach gän in die alhnent.' 1436, ZNiederhasli Otl'n.
Der läng W., der Januar GrV., wohl mit appellativer
Auffassung des Wortes; übrigens werden hie und da
Dezember, Januar und Februar die drei Wintermonate
(par excellence) genannt. In ä. Zeit war es der De-
zember; so in UwE. Psalt. und imNekr. AAHermetschw.
monetlich Z, -lig Ap; GRh.; S: wie nhd. .Basel
hatte schon 1541 einen monatlichen Bettag eingeführt
aus Veranlassung einer Pestseuche.' Frick. Kirehen-
gebr. 's 31. Ar; S ; Z, 's m. Zug GRh., die Kata-
menien; vgl. noch Schild 1873. 70.
Moni, in TuHw. 3töL'ni, in PA1. Mini — f.:
1. Mondphase, auch der Mond selbst PAL Xtic M.,
Neumond, halbi 71/., Vollmond. Z>' M. chinnd hur.
der Mond kommt her, geht auf. — 2. PI. Menine*,
Biegungen, Krümmungen PA1. - - 3. Männi, Mond-
blindheit oder periodische Augenentzündung, zunächst
von Pferden „Vw;" S. — 4. Laune, Einlall SchSU;
TiiHw. Syn. Lün. Wenn en d' M. a'ehunnt, macht
er e" Reis. Du hast Mönene"! sonderbare Einfälle.
Von einer Gilt. 'Mäni(n), abgeleitet von Man, Mond.
bzw. vom Vb. matten, niöiieii (s. d.). Zu 1 vgl. frz. lunaison.
raönig AAFri., Wohl.; Ap; Gr; L; „SciiwMa.;" Th
(Pup.); ZLunn., mo-ig SchwE., männig Gl; L; Zg;
ZKn., me'nnig ZZoll.. miVnig SciiStdt, niunnig GlMoII. :
1. mondähnlich Th (Pup.). — 2. einen Monat alt Gr;
Z. E" sibe'mönigs Chind. E" dreimönigs Chalb. ,Er
machet einen drymönigen bestand [Waffenstillstand].'
Ansh. .Bimensis, zweimönig, semestris, sechsmönig.'
Fuis. ; Mal. — 3. mondsüchtig, zeitweise geisteskrank
L; ScawE. .Cerebrosus, vieium habens in cerebro.
scilicet niönig.' Ebinger 1438. ,Juno was Libero, dem
bankhart, so g'hass, dass sy in ganz m. and unsinnig
macht.' Tierb. 15G3. Hiezu wohl: brünstig, von Katzen
Ar. — 4. a) übelgelaunt Gr.; ScnStdt; „ScnwMa." Syn.
h'tnig. _ Ist 's Neu oder Wedel, dass der Kerl so niönig
239
Man. men, min, mon. lmm
240
ist?" ■- b) angetrunken, berauscht AxWc-hlen. —
5. fleckig; vgl. Man 4. a) von den Augen, bes. von
Pferden B; L; S. ,Münnig heisst das Pferd, wenn es
bei jeder Mondsveränderung einige Tage beinahe blind
wird.' Steinm. 1804. .Einen Staatsgaul meint er von
den Juden gekauft zu haben. Nun findet der Gaul
sich biästig und undersätzig, mähnig und stettig.'
Gotth. .Dämpfig, stättig. mönig' sind nach dem alten
U LB. Fehler, welche einen Pferdekauf ungültig ma-
chen. S. Blumer. I!G. 1 468. ,Prouwen monstrum in
die ougen getan, nimpt die flecken und fei1 in ougen,
so sy menig wellend werden.' Zg Arzneib. 1588. .Wann
ein Ross mönig werden will. Nimm ungelöschten
Kalch. schüft Wasser daran, lass es sieden. Dis Wasser
vertribt alle Fleck in Augen.' 1710, ZZoll. Arzneib.
S. noch fül 3 Bd I 787. — b) = gläsig c (Bd II 647)
AAFri., Wohl.; Gl (auch teasser-mänig) ; L; Zg; ZKn.
(auch von Bettigen), Zoll. ; = mölsch (verschieden von
gläsig) GlMoII. ; L; von Waldbäumen, stockrot L.
Auch übertr. von .Menschen, faul zur Arbeit L.
Mhd. mänig und mänig in Bfid. 2 und '6. Dass dem
Volksbewusstsein der etym. Zshang abhanden gekommen ist,
beweisen die Formen männig, mennig, lautliche Ausweichungen.
die sicli schwerlich von Wart ableiten lassen. Die Beziehung
auf den Mond und seine Einwirkung blickt nicht nur bei
Bed. 3 und 1. sondern auch bei 5 deutlich durch, zumal
wenn man bei 5 b noch das Syn. .mondsüchtig' hinzunimmt.
S. noch ,monig' bei Gr. WH. VI 2513.
winter-mönig; wintermonatlich, zum November
gehörend, in den November fallend. De' ivintermönig
(ic.-münnig ZTagelschw.) Sehne tuet dem Söme we
ScnSt.; Z. Wenn de'' wintermönnig Sehne in'n Ghrist-
monei übere" blibt, so giH 's na [noch] SO Seltne uf-
enand ZZoll.
w fetter - m ä n i s c li : wetterwendisch . übellaunig
SraSt.
M5ni°g f.: 1. (halb)mondförmige Biegung. Win-
dung AAZein.; ScuKl.; ZPfäff. — 2. auch „Männigi" ,
- Moni 3 Vw. .Mänig', als ein sog. Hauptmangel beim
Pferde. I. Stadtr. 1706/65.
Mann B; < iul>., L., Man (neben Mä) GRVal., sonst
Mä, in TuFr.. llw. Mä, in Gr ObS. Dat. Sg. Meine —
PI. Männer GrD., L., V., Mc'nncr GrPi-., sonst Manne"
— m., l'iin. Mainiftl/Ii, Männfdßi. allg., in GrPi\; W
Mannji, in BO.; W Mandschi, noch stärker dim. Man-
deli B; l,;\V;/. Mändelli BHa. ; W, Mandschelli W :
im Allg. wie nhd. 1. a) männliche Person übh., im
Gegs. zu Frau (s. d. Bd I 1241). allg.; vgl. Mannen-
Volch Bd 1 804. Es häd vil Frauen i- der Chille»
g'ha", aber wenig Manne" Z. .Der Fuhrmann und die
Mannen im Coupe stiegen aus.' Breitenst. 1860. Der
.blaue Mann' hiess früher in LStdt der in einen blauen
Mantel gekleidete und, um späterer Bache zu ent-
gehen, jedesmal vermummte Vollzieher der Ruten-
strafe an ungezogenen Schülern; vgl. Liebenau 1881,
41. Als kosende Anrede, t. schmeichelnd, t. scher-
zend, bes. in der Dim.-Form und in Zssen; vgl. Vetter-,
Hansel-, Heiri-M. He, Midi na! Anruf an' einen Mann
aus einiger Entfernung Aa; Bs; L; 8; Z. und von
dieser Vocativform aus auch als freie Neubildung
11s; UM.; „Hauer, den man nicht zu benennen weiss."
Respek vor so ime* Manno ! Breitenst. (scherzh.); zur
Form vgl, ö III (Bd 1 22), Hanso Bd II 1470 u. Über
die Stellung der .Männer im ;i. Recht gegenüber den
Frauen vgl. Frau Bd I 1243. — b) formelhaft and
abgeschwächt in gewissen RAA., Mensch übh. /)' Saeh
im' n M. bringe", einen Käufer, Abnehmer finden L; Tu;
Z; ähnlich; Sid Mos (Gl), Mäsch (GRPr.), Manns(Z)
Denke*, soweit ein Mann sich zurück erinnern kann.
,By mannsdenken war nie so tür g'syn.' 1585, Ardüser.
Es sind jo wässt kän Ma [Niemand] wie eil Litt dort
g'si". Scu Gespr. 1838. Über rom Ma [Fuhrmann]
und die Versteinerung Vundem (Vonder)-Ma für das
Zugtier selbst s. com Bd I 840; ähnlich: Zuedem-Ma,
s. zue. .Beim Scheibenschiessen von der Richtung
der Schüsse: tu" 31., rechts; :um M., links A.\: Bj
VO; S; Z." -- c) mit Adjj., in abgeblasster, z. T.
abstr. oder mythologisch-personifizierender Bed. Der
alt M., der Greis, auch personifiziert: das Greisen-
alter. Me» brückt der alt M. wie der Arsch (wie der
Appiz&ler, der im Sommer keine Schuhe trägt) d'
Selinih, alte Leute werden überflüssig, bei Seite ge-
stellt. Spkww. 1869. Em Vit isch der alt M. uf 'V»
Bügge" g'sesse" und het in vor abe° drückt! er isch nc
Sibsiger worde". BWyss. I" der Juged vergiss der alt
M. nid L (Ineichen). .Denke an den alten Mann, so
wirst du nimmer müssig gan.' Mev., Hort. 1692; vgl.
auch alt Bd I 203. Alte" Ma"", Fruchtstand (Pappus)
vom Alpen-Buschwindröschen, anemone alp. Ap; vgl.
lat. senecio. Armer M., s. arm Bd I 454. ,Ein guter
M.', Jemand. S Kai. 1709. Guet M. („auch vom weib-
lichen Geschlecht") si", mache", s. guet Bd II 535; an-
haben ebd. 900; wozu noch: ,cutem curare, seinem balg
rat tuen, guet männle sein, guet laben haben.' Fris. ;
Mal. .Warzue hülfe es dich, ein wenig guet menlin
mit inen [den Leichtsinnigen] syn und die alleredelste
zyt verlieren V' TiiPlatt., Briefe; vgl. guet HanscU
Bd II 1409 und 1 171. De'' ehalt M., die Kälte; s. ehalt
Bd III 239. Es isch e* ehalte'' 31. über Feld 'gange*,
der Winter ist gekommen. Sprww. 1869. Ähnlich:
der wiss M., in der Kindersprache der Schnee Ar. E"
schwarzer M., die Nacht AALeer. 's hat dic* e" schiear:er
M. abblase" zu Jmdm, der sich bei Nacht im Gesicht
erkältet hat AaWoIiI. f E" b()ser M., ein scharfer
Wind AALeer. — d) als zweiter Bestandteil in Zss.
a) bei Appellativen als Träger der Beziehung oder
Bestimmung, welche das erste Glied ausdrückt. In
sehr vielen Fällen der Sg. zum PI. -Litt (s. d.). Milch-,
Chorli-, Bürste-, Bese*-, Sand-M. usw.. der betr. Ver-
käufer, Händler. Zins-M., Zinser; Stür-M., Steuer -
einzieher (verschieden von Sturme, Steuermann). Of
ist dieses -Mann, doch nur, wenn das 1. Glied ein-
silbig und die Zss. eine alte ist, zum tonlosen Suffixe
-tih zsgeschrumpft; ein ähnlicher Vorgang wie bei
-voll, -fuess, -bäum, -statt, -teil, -u-erch u.a.; z.B.:
Amme*, Ainmann; Fuermi ; Hüsme, Sg. zu Hüslüt;
Ultimi', Schiffme, Spilme u. a. Ein Teil solcher Ap-
pellativa hat sich nur noch in Geschlechtsnamen er-
halten, wie z. B. Win-mann ; s. die Zssen und die folg.
Abteilung. — ß) in Personen-, bes. Geschlechtsnamen,
wo bei einsilbigem 1. Gliede immer -nie gesprochen
wird, häufig den frühem An- oder Bewohner einer
Lokalität bezeichnend und dann syn. mit den damit
parallel gehenden Familiennamen auf -er von gleichem
Etymon oder mit den durch Präpositionen mit Orts-
namen gebildeten Namen: Aseh-m., Guhcl-m., GaSS-m.,
Ilnf-ni., Loch-m , Büel-m., Boll-m., Berg-tn., Stock-m.,
Stadel-m., Täl-m., Wile-m., Wis-m. neben Escher,
(hitiler usw.; Baeh-m. neben Mar-, Brugg-, Stett-
bacher; \\'e<i-in.. vgl. Her-, Holen-weger. Im J. 1565
241
Man. in. 'ii, min. mon, mun
'i
erscheint .'in Berner mit .lern Namen ,Hans Solatur-
nianir: vgl. hiczu noch Hinder-, Nider-m. .A colle
[bei Gundelingen L] mei majores nomen adepti sunt,
ut dicantnr Zum Büel vel Am Büel ?el Büelmanni.
Nam liis nominibus ho. He [um 1560] indifferenter no-
minantnr.' Vita Rod. ,Collini' in .Mise. Tig. Vom Beruf
her sind genommen Namen wie Acher-m., BW-m. =
Bin-. Bauer, Flachs-m. u.a.; dem alten Rechtsleben
gehören an Eigen-m., Leibeigener, Fri-m., Freier. Die
Konfession bezeichnet Jud-in. Ein Jude, Judmann
genannt, lebte Ende des XI V. in Sen. Wie leicht
dieses -mann sich anhängte, beweist folgende Stelle:
.Iten Öchenmannin [Dat.], Ruedolf Öchens, des metz-
gers, elidier wirtiu [eine geb. Ita von Cham].' 1438,
/ Urk. So winde es. gleichs. als Exponent des männ-
lichen Individuums übh.. auch an Taiifnamen gebangt,
die dann wieder Geschlechtsnamen werden konnten:
Uel-m., Ulrich (Bd I 183); .Ueliman üchsner.' 1652, S.u
Ratsb. ; Hansen-, Hansel-m., Hans; Heini-, Hei(n)z-m.,
Heinrich; Gall-m., Gallus ; Kuenz-m., Konrad; Peter-m.,
Peter; Ruetsch-m., Rudolf; Ritz-m., Moriz. Der Fa-
milienname .Thomamr ist aus Thomas, gespr. Thoma,
durch Anlehnung an Mann entstanden. Zum An-
denken an ihren Sieg über die Savoyer bei Visp am
S. Thomastag 13S8 feierten die Oberwalliser Jahr-
hunderte lang diesen Tag und gaben ihm den Namen
.Mannen-Mittwoelr, weil jedesmal am Mittwoch nach
S. Thomas gefeiert. — 2. der Mann im prägnanten S.,
nach seinen Eigenschaften der physischen und gei-
stigen Kraft, des Mutes, der Ehre; Ant. Bueb. Asie
hat 's im''' Manna gige", ehemals hat es noch «ackere
Männer gegeben. Das sind andri Manna g'si" W.
Ja, du bist nuch en Ma! Du bisi en Burst! Stutz
(ironisch). Du wärist c" rechte1 Ma, wenn d' um-
änderst tiitist L (Ineichen). .Der Eid gieng nicht vor
sich; es legten sieh Mannen dazwischen. Das ist ein
ganz eigen Wort: d' Manne" haben gesagt, dem Spiel
ein Ende gemacht. D' Manne", das sind nicht die Er-
wachsenen, nicht die, welche Weiber haben oder gar
Gemeinderäte sind oder auch Neutäufer mii Harten.
D' Manne können Gemeinderäte sein [usw.], das ist
gleichgültig, aber drei Dinge dürfen nicht fehlen: ein
weiser Rat, ein festes Wort und saubere Finger.'
Gotth. ; vgl. noch ebd. Erz. und B. 3, 215. .Mannen'
schickt man auch als Vermittler, Unterhändler an den
Beleidiger B; s. Gotth., Vehfr. S. 270 f. und vgl. An-
schicks-Mann. Ich inues' M. si", das' i'h guet heim
chwnme*, ich darf mir nicht zu viel Wein einschenken
lassen (kann auch eine Frauensperson sagen) Z. Ich
,,/,„„„ en DiIUj nud grad b'halte" ; aber wenn ich 's im
Chopf inne" ha", so hau ich 's; ir'' bi" M. denn. Wolf.
Bauerngespr. .Bis du nun der mann [wage es] und
kumm [nach Zürich].' Zwingli an Eck. (Der) 31. für
(auch um, zue Ar) Öppis si", einer Sache gewachsen
sein, auch dafür gut stehen (auch von weibl. Personen)
Ac; G; Tu. Es ij'ri'itt dich nüd : dei bin-ic* M. derfür
Ar (AHaider). 3Ia""s g'nueg zu Etw. sein, stark genug
sein, um Etw. zu leisten Aa; L; G; Th; Zg; Z; bes. lieg.
nüd M-s g'n. s. , Ulysses ist vil schäder g'west dein
feind, dann des Ajacis zehen seind. Zue seiner stärk
ist er manns g'nueg.' GGotth. 1599. ,Und vermeint.
ietz allen Nationen Manns g'nug zu sein.' RCysat.
Züricher und Bärner weräen-a [ihnen, den Feinden]
notta" no'h Ma""s g'nueg si". Göldi 1712. ,N. ist der
Schuel nit Manns g'nug, sollte sich nach Hülf um-
Schweiz. Idiotikon IV.
sehen.' 1751, Z OGlatt. Vil Manns, geschickt, ge-
wandt; wenig Manns Sciiw;Zg. Davon abgeleitet ein
Adj. vil-, wenig-mannsig. Eim .' M. si", Einem über-
legen sein, physisch und geistig VO. Mä* seit, dem
Tifel sig gar Meiner z' M. ErzXbli r 1856. /■''' bin-em
.'31., z' esse", vermag mehr zu essen als er Ndw.
.Wie Josephus mit dem Hebräischen bei den Römern
nicht wol angekommen wäre, als., war ihm dargegen
das Lateinische zu Mann [zu schwer].' JBOtt 1736.
Z? 31. werde", Meister werden, überwältigen BSa.;
Gr; Schw; Uw; U. Es teüril ('s) nur :' 31., es wind.'
mir über den Kopf wachsen Gr. .Mann zur Frau:
lch fürchte" nur, es [das Stillen] chönnte d'r z' M.
werden [dich zu stark angreifen J uf d' Lengi GrPi\
(Sebwzd.); vgl.: Si [die Welsehen] UgiH ati und
schnurrid [schnarchen] bald de" Dütsche" .:' .1/.. über-
treffen die Deutschen. Zg Kai. 1872 (L). .Hill, hilf
mir. sust wird er mir z' man.' Com. Beati. Vgl. noch
das syn. her Bd II 1520 und bei (ir. WB. VI 1562:
.zu vil Mannes sein', über den Kopf wachsen. -
:;. Ehemann; verheirateter Mann, im Gegs. zum ledi-
gen Burschen (Chnab, Kerli. Bueb) Aa; Tu; Z. Im
Oberdorf sind alli Wiher Meister, im l/iidenlnr/ In"
M. AaWoIiI.; doch nicht immer so glatt weg, denn:
Wenn Einen e" brave' 31. will si", so schlöt-er der
Emu der Buggel l" S (Schild). .All ihre Lebtage
bloss Buben zu heissen und zu bleiben, wenn sie es
nicht vorzögen, durch den Prozess einer Heirat in
Mannlein (s. auch (3 b) sich umzuwandeln.' ABitter
1864. .Das Wettschiessen, an welchem die Buebc"
gegen die Manne" zu wettkämpfen haben.' Mader
1871. Vgl. Frau 2 Bd I 1243 und geb. ebd. 67. ,Swer
syne tochter git ze manne.' um 1305, Gl Drk. .Ftlieh
frowen giengend uss dem kloster, nament mannen.'
1525, Bossh., Chr. — 4. der Hausherr gegenüber den
Dienstleuten SchScIiI. f. jetzt von ,Herr verdrängt.
Syn. er. Meister, Bier. — 5. Untertan. Vasall. Eigen-
mann. .Die spenne seien vor die man ze wysen.' 1423,
L Urk. (Seg., RG. I 120). ,Es soll fürohin des bann.
<les mann on alle nachfolgung der [Leib-] eigensehalt
gehalten werden.' 1527. Abscii. IV 1 a. 1172. — 6. was
die Gestalt eines Mannes hat, sei es in Wirklichkeit
oder bloss vorgestellt, a) der Mann als Popanz. De'
31. nimmt dirh! Z (Dan.). Der bös 31. chunnt! SchwK.,
Schreckruf an Kinder; vgl. ,der Mann, der unter dem
Herzen liegt und anstatt 1000 Zeugen ist [das Ge-
wissen].' Lacffer, Beitr. De fürig, brünnig 31., s.
Brenni-M. De schwarz 3Iä [eig. der Teufel oder eher
der Tod, der zu seinem Reigen holt. In den Toten-
tänzen sagt das Kind: .Ein schwarzer M. zieht mich
dahin'], beim Spiele schiearze" 31. jage" Aa; B, mache"
B; Z, wobei ein Einzelner als schwarzer M. aus einiger
Entfernung der ihm gegenüber stehenden Schar zu-
ruft: Fürehed-er de" seine. 31. nüd? dann, auf die
Antwort: Nei" ! auf sie zurennt und Einzelne mit je
drei Schlägen zu seinen Gefangenen macht, die ihm
wieder fangen helfen. Was machet-dir [ihr], wenn die
schwarze" Manne" chöm ine"? Usrissen und flieh! Bari
1S85. Wüder 31., s. Wild-Mann. — b) Vogelscheuche
Z. .l/<" miuss en M. uf de" Chrieshaiim iife" tue", sust
ncmme'd d' Chräje" Alls. — c) en tötC 3[., ein Skelett
Ap. — d) a) Gebäck, Kuchen in Form eines Mannes
Aa; Bs; vgl. Frau Bd I 1213. ,4 Männer [s. Pasteten-
Mann] den Kindern 4 Schill.' 1834, Z Ilausb. In
Winterthur erhielten die Patenkinder zur sog. Letzi
IC
S43
Man,
1II0II. III I II . 111011, lllllli
424
die Mädchen einen M., die Knaben eine Frau, l'/a — 2'
hohe Figuren, in der Tracht des 17. Jhdts auf Gueteli-
eprägt. — ß) alte' 31., eine Speise aus Teig,
mit Käse in Butter gebacken Gr ObS.; aus Käse, Brot
und Butter bereiteter Kuchen Ai>, viel), so benannt,
weil wegen ihrer Weichheit für alte, zahnlose Leute
bes. passend; vgl. Bed. 1 c. Ähnlich: .armer M.', s.
arm Bd 1 455. Vgl. Bettler-Bueb. — e) Name von
Bergen, wie Frau (s. d. Bd I 1244), so des Matter-
horns W; der alt M., Berggipfel am Säntis Ap; die
Mannen, Gruppe von Felskuppen, riesigen Steinmän-
nern ähnlich, bei Gi/Elm; Hardermann, grosser, einem
Mannskopf ähnlicher Felsen am .Härder- ob Inter-
laken. — 7. das Dim. (von Menschen vorwiegend
Mandli, von Tieren Mändli) in besonderer Anwen-
dung, a) als kosende Anrede, ohne dim. S., entspre-
chend Fraueli. Guete* 'J'ai/, mi*s Mannji! GitPr.
Mandschi, Kosewort für den Sohn BHerz. — b) em-
phatisch von einem körperlich kleinen, aber an Geist
oder Charakter bedeutenden Manne. Das ist im'1'
[noch] es Mandli! Bs; Z; vgl. für Sefb will ich iioch
's Mandh si", das strich ich dene* Here* i". Feurek.
's isch en a'schickligs Mannli, ein geschickter .Mann
Bs. .I'abst Hiltprand, ein vergeitig, listig und rach-
girig mandli.' Vau. - c) a) Familienvater mit ge-
ringem Landbesitz, Kleinbauer Aa; B; ZU. ; oft mit
dem Zusatz arm, chlin. .l>io ultramontane Partei im
Aa stützt sich wesentlich auf die ärmere Bevölke-
rungen, die sich selbst Manli betiteln.' (Hunz.). Ir
söttet-ech schämt ", wie d' Budle", dass-er en arms Mändli
zum Spile" verfüere'd! Gl Gespr. 1834. ,Die gehen
[vom Jahrmarkte] heim, welche mit einem halben
Schoppen vorlieb nehmen, Anken. Garn verkauft haben
oder sonst Etwas. Ziegen. Schafe, Schweine gekauft,
die sog. Mannlein und die Hausmutteni, die sich nicht
gerne lange säumen und doch noch Etwas möchten,
ehe sie heim ans dünne Kaffee müssen.' Gotth.; s. noch
gelten Bd II 277. — ß) Verheirateter im Gegs. zum
.Ledigen' Ndw. ,Im Spätherbst wurde gewöhnlich ein
Grümpelschiesset, verbunden mit einem Wettkampf
zwischen den Mandli und Ledigen, veranstaltet.' Ndw
Kai. 1896. — d) Figur eines .Männchens, a) im Ge-
birge Steinhaufen, welche als Wegweiser dienen; Syn.
Stein-Mannli, Hirt Bd II 1647. — ß) = First- Joggeli
(Bd III 26 u.) AAMettau. — y) Backwerk für Kinder W
(Mannji). Figuren mit feiner Mandelfüllung, zurNeu-
jahrszeii gebräuchlich G. — d) Zauberfigur (viell. aus
Holunder; vgl. Lüt, Sag. 223). ,Hab sy [die Hexe]
helfen mit anderen bösen Wyberen ein Wetter machen
durch die Mendly.' 1603, Ar Malefizb. — e) Hahn an
der Flinte, mit Lunte st. Feuerstein; Syn. Männli-
Schloss. Den Reitern ist ein langes Bohr vorgeschrie-
ben ,mit Füwrschloss oder Manli oder je beiden Mittlen
zugleich verseilen.' 1614, B Verordn. (vRodt 1831, 70).
- e) Mändli, das Männchen von Tieren im tiegs.
zum Wibli. allg. Vom Kater GRh. In Zss. Amsic-,
Firike*-M. udgl. Vgl. Frau 3 (Bd I 1244) und dazu:
,In die arch alls tuon, je par und par von allen tieren,
's mäniiliii und 's fröwlin.' Ruef 1550. Übertr. a) auf
Pflanzen, z. II. Weiden. Pappeln; auch beiden Spazier-
stöcken aus Meerrohr nennt das Volk diejenigen mit
längslaufender Kante Mändli '/,. Mannli und Wibli,
ein Pärchen zsgewachsener Wurzeln von Allermanns-
harnisch, welche den Kindern um den Hals gehängt
werden G. — ß) auf Sachen. 1) der Ilafthaken, welcher
heim Häftii (s. Haft Bd 11 1053) in die Ose (Wibli)
eingreift Aa; BsStdt; „BO.;" Gl; „LE.;" W. —
2) Schlussglied einer Kette, welches in dasjenige einer
andern eingreift L (Ineichen). — 3) = Chamben 10
(s. Bd 111 297). — 4) Schleife am Peitschenstock, in
welche die Schlinge eingehängt und befestigt wird
Aa; ZW. — f) 's M. (Ap; Bs; L; GT.j Sch; Schw;
S; Tu; UwE.; U; W). es M. (Gl; Ndw; Zi mache',
a.) von Hunden. Kaninchen, Hasen. Wieseln, sich aut
ilie Hinterbeine stellen. aaÜO. Die Hase" chömme* us
allen Egge* z' springe' und mache 's Mannli. BWvss
1863. S. auch gaulen Bd II 207. En samt? Leu, der
vor siiu Wibli 's Mandli macht und diu das Fräiüi
a* der Chette* füert [Wappen von Frauenfeld]. Schwzd.
— ß) bildl. von Menschen. 1) sich in Positur, zur
Wehr setzen, zeigen, dass man sich nicht einschüch-
tern lasse Bs; L; Sch; Th; W; vgl. das schriftd. syn.
.sich auf die Hinterbeine (-füsse) stellen.' Du muost
oich d's ^[tln>lji machu" W. Auch: sich ermannen.
.Her Präsident sagte ermunternd zu Jakob: No, na,
Vetter, mach 's Mannli, nimm de* Wurm [die arme
Waise] uff Scb Pilger 1894. Auch im PI.: M. mache",
sich sperren Z. 's macht noch Mänge'' [Mancher]
Mändli, cha"" sieh schier nid dri" enß1"*. Häfl. 1813;
vgl. Eppem d's Mannli ä'chünte*, Jmdn ernstlich zur
Rede stellen, z. B. der Käufer eines Stückes Vieh den
Verkäufer wegen eines Währschaftsmangels BR. Dazu :
„Es steigt dem Peter, seiner Frau, oft das M.. d. h.
der Peter, seine Frau, werden oft zornig, allg." —
2) so vorteilhaft als möglich erscheinen wollen, sich
über sein ökonomisches Vermögen hinaus einen gross-
artigen Anstrich geben, gross tun GT.; SchwNuoI. ;
ZWthnr (PI., M. machen); sich Etw. einbilden Bs.
Vgl.": ,War doch das wieder eine erwünschte Gelegen-
heit, das M. [den .Herrn'] zu zeigen.' Breitenst. —
3) höflich, schön tun Th; U; Z um Wthur (PL). —
4) (auch PI.) Vorspiegelung, Vorwand; Ausflucht Z.
Mach-mer au'* kei* M.l ,Was macht ihr mit dem
Schuldentrieb und andern Plänen 's Mändli.' L Nachr.
1865. Vgl.: ,Ein blosses Mändli und Einbildung.'
JKHofmstr 1744; s. noch itei Bd I 602 und vgl. Mach-
Männli. — g) Eigenname von Tieren. 1) Manndli in.,
der Herdestier SchwE. — 2) Mändli n., für Pferde
ScuSt.; Z. — 3) Hundename: .Mannli.' 15(il. '/..
Auiliil. man(n), VI. man und mannen; erst spat mini.
menner. Bei uns ist .Männer', mit Ausnahme von (ir, der
lebenden Volksspr. ganz fremd, doch im Kriegsexerzitium für
Uri 1785 stehender Ausdruck für die gemeinen Soldaten. Die
ältere PI. -Form ist auch in unserer Lit. stark vertreten.
.Zw. ,u mann.' 1530, Apostelgesch. ,Ireu eignen mannen
gehorsam.1 15)11/48, Tit.; dafür: ,Männeren.' 1683. ,Die
mann.' Gualth. 1559. ,Die wyber überredend sich vi] meer
dann die mannen.' LLav. 1669; dafür: .Männer.' 1670. .Hie
mannen.' 1595, ThPlatter und so noch hei JJHott. 1666.
Zu 7 f a vgl. Jümpferli und it. donnola, Wiesel. Die Be-
deutungsverschiedenheiten in 7 f ß erklären sich so. dass
lud II das Bild von dem Tiere hergenommen ist, das sich.
wie Bären, Hunde u. a., angegriffen oder gereizt, aufrichtet
und zur Wehre setzt, hei 2) und den folg. aber ist au ab-
gerichtete Tiere zu denken, welche zur Ergötzung der Zu-
schauer diese Leistung zeigen und damit gleichs. gross oder
schön tun. Bed. 7 eß II auch hnir. Bei den nun folgenden
Zss. vgl. in vielen Fallen auch die entsprechenden mit -Iran,
-Herr, -l.itt, -Mensch, -Meister.
E-Mann: 1. Ehemann, Gatte, allg., doch nicht
recht volkstümlich. — 2. rechtlicher Mann. ,Die
Richter sollen, wo ihrer zu wenig seind, die Ge-
2 1 5
Man, nii'ii. min. nioii. niiui
schworenen oder andere ohnparteiische Ehemänner,
welche die Güter wohl verstehen, zu sich nemmen.'
17'iT. Bs Kq. — Über die Berührung von E mit Er vgl.
die Ainii. zu E Bd I T.
Ob-: 1. „Schiedsrichter <ut; oder Präsident bei
schiedsrichterlichen oder andern Collegicn, Gemeinde-
versammlungen B." .Der erste Gemeindebeamte als
direkter, erster Subaltern des Landvogts.' An. Habk.
,Die Zwölfer [Stadtbehörde in AaBi\] bestanden aus
zwölf Männern, deren erster den Namen 0. trug.' Aa
Gem. S. noch zerfallen Bd 1 758. .Gott nimmt sich
selb der sach [des Hiob] an und tuot als ein o. den
ausspruch.' LLav. 1582. — 2. „Vorsteher einer Hand-
werksgesellschaft, Zunft Zf; jetzt noch derjenige
von Schiessvereinen Z; vgl. Schützen-, Zunft-Meister.
— 3. ,0. gemeiner Klöster'. Verwalter aller säkulari-
sierten Klostergüter seit der Reformation, der seinen
Sitz im Obmann-Amt (s. Bd I 245) hatte Zf; vgl.
Simmler, Reg. 1722, 482; Vög.-Nüsch. I 595. —
4. Meister, in der BA.: Er hat sin Obme* g'funde*
ScnSt. (Sulger). — Mhd. obeman in Bed. I.
Ober- = Ob -Mann 1. ,Unt nam ietweder teil
willeklich ein schideman ze dirre sache unt mit ir
willen, da gaben wir ein von dem rate dar zeim o.'
1310, Z Urk. (Staatsarch.). ,0b sach wer, dass solich
richter sich nit mochten vereinigen, so soll einer von
gehell beider partyen, der ein o. [frz. Text surarbitre]
sv. geweit werden, der in den stucken, do si sich nit
vereinigen mögen, ein mers mache.' 1175, Bs Chr.
Acher-: 1. a) der pflügende Bauer Z. Es Stuck
Brod vir für en A. ZZoll.f .Der A. ist auf das fol-
gende Jahr reich.' ScuSt. (Sulger); vgl. ,der Säemann
sät auf Hoffnung.' — h) Bflüger, der dem ärmern
Landbesitzer sein Feld bestellt ZWald. — c) Ge-
schlechtsn. Th. ,Hans Ackermann.' 1503, BsPratt.
Früher auch in G; Sch; Ndw, z. T. viell. zu erklären
nach Mann 1 d ß, vgl. .Paulus Enentachers.' 1478,
Ndw Urk. — 2. A.-Männli, Odermennig, agr. eup.
ÄAWohlenschw. — 3. eine Art Latwerge. ,Ackerm.
ist auch ein eonfect und Latwergen.' Mal. .Die Wurzel
der gelben Speckgilgen (acorus adulterinus) wird zur
Arznei gebrauchet und eine kostliche Latwergen, A.
genennet, daraus zubereitet.' HEEscher 1092.
Mhd. ackerman in Bed. 1 a. Bed. 2 scheint volksetym.
Umdeutung aus ,agri-monia', welche sich auf die Wahr-
nehmung stützen konnte, dass die Pflanze lies, gern an Acker-
wegen wachst. 3 dürfte auf dem tat. aeorns fassen.
Eichle"-: angeblich im Walde hausender, ge-
spenstischer Mann, mit dem man die Kinder vom Be-
treten des Waldes abschreckt Tu. Brumme wie-n-en
Ächlc-Mü", von einem unwillig Brummenden. -
Edel-: Offizier (weil gewöhnlich vom Adel). , Einer
jeden Batterei solle auch ein E. vom Geschütz zuge-
ordnet werden, ohne welches Geheiss die Constabler
nicht schiessen dörfcn.' HCLav. 1644; 1667.
Oder-Mändli: Odermennig, agr. eup. Aa; Bs; S;
vgl. Agermönli Bd I 127. Syn. Männli-Chrut.
Eine Angabe .Zauhcnvuiz'. ans 3, lässt deutlich die per-
sonifizierende Bed. des zweiten Teiles in der Volksphantasie
durchblicken. Rätselhaft und viell. anders zu deuten ist
.Adermännli' in: ,[Ein Marchstein] steht am Port unter dem
A.' 17s::. ßlnr, Roggw.
.. A ffs-Männlein: zornmütiger, höchst empfind-
licher Mensch GrA." — -a nach Analogie anderer Com-
posita; vgl. Äff Bd I 99.
Ofen-Mann = Hvs-Fürer Bd 1 950. ,1318 wird
das Ofenhaus bei Gundoltsbrnnnen verliehen an Hein-
rich den 0.' Bs XIV. S. 85 Anm.
E igen-: Höriger, ä. Ln. Auch Geschlechtsn. Th; Z.
- E igen mann schaft: Hörigkeit. .Die e. von im tuen
und sieli in freiheit setzen, exuere servitutom.' M u,.
, Alraun-Männlin, mandragoras mas.' KdGessn.
15 12. Vgl. Murin 7 e ol.
Elgger-Ma"": aus mehr oder weniger feinem
Brotfeig gehackenes. mit Augen aus Waehholderbeeren
versehenes Männchen (zuweilen bis auf 2' hoch ZFlurl.)
mit gespreizten Beinen, als St Niklausgal ler auf Neu-
jahr S.-iiSf . ; uTii: ZSth., um Wthurf. In TiiFr.; ZO.
auch auf .Märkten feilgeboten. Sie wurden bisweilen
durch ein an den Rücken gestemmtes, abgestelltes
Schwefelholz aufrecht gestellt, daher die IIA.: Du stä"
wie ru h'.. verdutzt dastehen; vgl. Öl-Giit:. Am Neujar
bringt-mer de Samechlaus en Simmering, Wähen und
gross Birr", en E. und es Name"büechli und icissi und
bruni Dvrggeli. Stctz. .Was ich denn nur davon ver-
stehen könnte, der ich noch nicht grösser sei als ein
Elggermannli.' JSENN 1888. — Benaunt von der urspr.
Herkunft, dem Z Orte Elgg, wie Steiner-Gigen von SchSt.
Alpe"-: Älpler PA1.
Alt-: 1. alter Mann, Greis. So neben dem Miesch-
und BlätzU-Ma" eine der Gestalten bei den frühem
Umzügen in BStdt, wahrsch. eine Greisengestalt mit
langem, weissem Bart. Vgl. ,Altman', alter, weiser
Mann. Morgant 1530. Als Personenn. .Altman de
Batemaringa.' 1091, Sch Urk. (Rüeger). Vormals auch
Geschlechtsn. in AAZof. ; Gl. — 2. Name eines Tei-
ches am Freudenberg hei GStdt. — Vgl. die syn. syn-
taktische Verbindung alter .1/.."" unter Wann 1 e und 6 d.
Amm-Mann Amme", PI. Ämme* AALeugg; (neben
Ammänner); Ar, sonst wie Sg. : Beamter. 1. Gemeinde-
vorsteher, .Dorfschulze'; auch Vorsteher eines Fleckens
Aa; BM. (früher direkt unter dem Lancfoogt stehend;
vgl. Under-VogtJ; F; Gr (auch Dorf-, Gemeinds-A.) ;
G; S. Syn. Vogt; Kaßg (vgl. Tsch. 103); President;
churw. mastrel. I" dem Dorf isch gitet A. z' si"; es
si"' all z'sämme" glich guet (iron. .-t. schlecht). Schild.
Das ist dem liebe" Gott bekannt und dem A. z' Muele"
[der ein sehr einhildischer Mann war] G. Wenn, e"
grössere Chue im Dorf g'si" war, war si A. worde" S;
vgl. Gemeind-Bat. En Süstall (e* Su. Sclger) und
en A. b'halted (alliwil) de" Name", geringschätzige
Taxierung des Amraanntitels G; ScnSt. Vgl. noch
E-Gaumer Bd 11 304, Hunig ebd. 1307. 'Butzt wie
d's Ammes Tächter [Tochter], ve)in si z' Märit geit. B
Hist. Kai. 1777. .Den Ammen, Räten und ganzen Ge-
meinden [in GT.].' Inpormatio 1713, nach einer Urk.
von 1437. ,Die niedern Gerichte [in GT] wurden von
dem Stifte von jeher durch die Ammänner verwaltet.'
1797. G. Obertr. : Vorsteher des sog. Knabengerichtes,
d. i. des Gerichtes der erwachsenen Burschen Gr ObS.f;
vgl. B. IV, 38. — 2. verk. st. Land-A. (s. d.) Gr; in
UwE. st. Tal-A. Der erst.' Vorsteher der ehemals
selbstherrlichen Hochgerichte in Gr; im Domleschg
Landvogt, in den it. Tälern podestä. Landesoberhaupt
in den Kantonen mit Landsgemeinden Ap; Gl; Schw;
Uw; U; Zg, welche Verkürzung in den Urkunden des
I3./16. Jhdts häutig (z. B. ,B. Schüpfer, A. von Ure.'
1275, Urk.; L567, Ndw LB.; vgl: ,N. N., altaman.'
1478, Ndw Urk.). Nach Leu, Lex. I 191 zu seiner
Man, inen, min. iiiini. iiiuii
248
Zeil (IT 17) nur noch in Zg gebräuchlich, während an
den andern Orten die volle Bezeichnung galt. .Kr
sei der A. und des Tages Haupt.' Schiller (nach Ä.G.
Tschudi). .Auch die March Schw [welche früher ein
- ,Land' bildete] hatte ihren A.. Statthalter,
Seckelmeister, Bau- und Zeugherr.' Steinaier lsiil.
— -k Vertreter des Grundherrn, z. B. eines Klosters.
Stiftes zum Bezug der Grundzinse, Gefälle, z. T. auch
zur Verwaltung der niedern Gerichtsbarkeit. Einen
solchen Beamten als Einzüger des Zehntens usw. hatte
z. B. das Kloster Einsiedeln in ZErl., Mann.. Stäfa bis
um 1830, wovon der Zuname 's Amme's den betr.
Familien bis in die neueste Zeit geblieben ist; ähn-
lieh das Stift G im Bheintal. .Her Hans Waldman.
amen im hof des gottshus Einsidlen.' Edlib. ,Der
grichtsäman oder undervögten [die das Stift G über
seine Gotteshausleute setzte] halb, wie denn die by
iren herren und obern und in iren landschaften ge-
wonlich genempt werdend, dass durch die wort vögt
oder grichtsäman anders nit - 1 > 1 1 verstanden »erden.
dann die grichtsäman [Ausüber der niedern Gerichts-
barkeit].- 1529, Absch. Wie ilie Grundherren anstatt
der mächtig und unabhängig gewordenen .Meier' und
.Keller' schon seit Mitte des XIII. für beide Be-
amtungen einen einheitlichen, von ihnen mehr ab-
hängigen und geringer besoldeten Ammaiin (.minister1,
vgl. das entspr. rom. mestrdl aus mmisterialisj er-
nannten, darüber vgl. Bluiner, KG. I 68 f. 238. 306;
Bluntschli, RG. 1 248; Seg., RG. 1 84 f. 364. 524;
II 231 f. Ammann hiess in der Regel auch der Ver-
treter und Verwalter der in der Vogtei (der alten
Zentgrafschaft) gelegenen Gerichtsbarkeit, woraus das
Amt der Landammänner sich entwickelte. Darüber
Blumer. RG. 1 120 f.; Bluntschli. Gesch. des B.-R. I 28;
Gfd XXVI 7 f.; XXVIII 221 f.; Gl Gem. 182. Auch in
Gr treten die Ammänner schon im XIII. in der dop-
pelten Eigenschaft als Richter und als Verwalter auf;
seil der 2. Hälfte des XIV. aber auch in unfreien Ge-
richtsgemeinden, wo sie urspr. nur die Verwaltung
der (aiter der Nutzungsgenossenschaften gehabt hatten,
nun aber von den Gerichtsherren die niedere Judikatur
erhielten, da sie anspruchsloser als die Vögte und
unter der Bevölkerung sesshaft, daher ihr genehmer
waren. .Nach Planta 1 w v 1 . -_'u7. In eigentümlicher
Form erhielt sich die alte Ammannswürde bis ins
vorige .Unit in Luzern. ,Es haben die jungen Burger
im liebrauch, jeden St Johannistag [d. h. sowohl im
Sommer als zu Weihnachten, wo die periodische Er-
neuerung der Räte stattfand] aus der Gemeind einen
zu einem A. zu erwehlen, der etwas Spottwürdiges
begangen, und solle das geschehen zu einer Gedächt-
nuss als vor Zeiten das < Hostel' , im Hol'- noch grossen
Gewali und seine Jurisdiktion in der Stadt und im
liat gehabt, aus den Burgern einen A. genommen.
welcher von des Clusters wegen im 1,'at und Gericht
seinen - lerbaren Befehl gehabt. 1 User wird in dem
Umzug, desgleichen bei den Mahlzeiten, Weinschenken
und andern Anlässen wie die Ratsherren gellalten,
»bei 'inst hat er gar kein Amt noch Befehl, dann
da '■! von der Stadt mit einem Rock und gewohn-
lich \<>n einem jeden Burger, der sich dasselbe Jahr
verheuratet, mit einem l'ar Hosen beschenket wird.'
Simhl., Reg. 17'J'_'. 512, wozu Leu ergänzt: ,Selbigei
A. wird von dem Ammanschreiber vorgeschlagen und
dem abgehenden ernamset, und wann dlser etwa eine
curiose oder lächerliche Tat begangen, öffentlich er-
zehlet. In dem 1'mzug aus der Kapellen zu der Mahl-
zeit auf das Kathaus wird er von dem ältesten grossen
Ratsglied begleitet. Er wird aus dem Stadtseekel mit
etwas Geld beschenket; hat aber wegen dess. was er
auf die Gesellschaften geben muss und wegen des
Ammannbrots, so teils bei disem Anlass öffentlich aus-
geworffen, teils unter die Armen ausgeteilet wird,
etwas Kostens, danahen gewöhnlich Einer, der in den
grossen Bat erwehlet zu werden die nächste Hoffnung
hat. darzu genommen wird.' — 4. Familienname Aa;
Bs; B; F; litt; Seil; Th; Z. Vgl. die ( leschlcclitsnanien
.Vogt, Keller. Meier. Schulthess (Schulz). Weibel.'
Scli, in mini, umman, Verl;, aus ambet-man in Heil. 1 — :',.
Zu 3. Zu der Rechtskarrikatur vgl. den .Narren rat' in Ap,
den ,grossmächtigen Rat' iu Zg.
Landvogts-A. ,In jedem diser Höfen [GRh.] ist
ein von dem [eidgenössischen] Landvogt zu Obsicht
der hochobrigkeitlichen Geschäften gesetzter, so ge-
nannte L. befindlich.' Simhl., Reg. 1722. .Die Land-
vogtsammänner [in GRh.] sollen bei den Bussenge-
richten anwesend sein, um zu verhüten, dass vor den-
selben Criminalfälle behandelt werden.' 1710, Absch.
— Vazer-: eig. Ammann von GnYaz. .Zu lgis und
Triintnis sind sehr viel Menschen mit Kröpfen ver-
sehen. Sie sind gemeinlieh auch etwas träger im
Geis! als ihre Benachbarte, massen die gegenüber
stehende lTntervazer beinahe alle ganz geschwinde
[gescheide] und überaus beredte Leut, danahen mau
sie durch ein Beiwörtlin in genere du- Vazer-Ainan
nennt.' Sererh. 1712. — Flecken-: Ammann des
.Fleckens- Beromünster L. — Ho f-: Vorsitzender eines
Hofgerichtes, wie z. B. früher iu GRh. ..Jeder Huf [in
GRh.] hat seine eigenen Gerichte und zwei Anmiann,
deren einen die Eidgenossen, den andern aber der Abt
zu SGallen setzet. Der Hof zu Rüti aber erweb.lt
ihren H. selbst' Simml. Reg. 1722; vgl. auch Absch.
IV 1 b, 172. Geschlechtsname oTn; Z.
Hüs-A.: Geschlechtsname Tu.
Viel), verk. aus Gotte- oder Gred-Hüs-A.; vgl. Hüshcr 3
(Hü II 1532) und Gred-Büa (Bd 11 1710), sowie Hito-Mann tb.
Hüsli-A.: Spottname um Luzern. Syn. Schiss-
It/isli- Verwalter.
Wohl Einer, der ..t't das ffürfi , b li'.'l II 1703) in Be-
schlag nimmt, oder Einer, der Nichts zu verwalten, zu be-
ill'lltrll hat.
Rathüs-A.: Saalinspektor und Stimmenzähler im
alten Bern, eine gesuchte Stelle, weil sie bei Regi-
mentserneuerungen ein Präsentationsrecht gab; vgl.
Mörik., Lit. des XVIII., 45. Nach Leu, Lex. war der
R. Mitglied des grossen Rates, wohnte im Bathaus
und .wartete den kleinen Ratsversammlungen ab.- Vgl.
dir BA. vioi einem korpulenten Manne: Das isch Kim'
me-n-e' Tiöihüsamme* oder er hei e" Buch wie-n-e* lt.
S; vgl. dazu Sats-Herr. — Chäfer-; der amtlich be-
stellte Aufseher über das Sammeln und Abliefern der
Maikäfer Gu olle. — Uhreis-: in <■'• seit der neuen
Verfassung 1814 st. des frühern Friedensrichters. .Per
Kr. hat in seinem Kreis Schuld- und Streitsachen zu
besorgen, der Gemeindammann in seiner Gemeinde.'
Sulger (Si'iiSt.). Er hat e" Buch wie ne" Chr., ist
wohlbeleibt GA., W".; vgl. Land-A.
Land-A., PI. L.-Ämme" Ap; Now: 1. Haupt der
Regierung und der Landsgemeinde; s. Ammann -.'und
vgl. wm-gän Bd II 1"'. Land i " l»l 111 1298, sowie
249
Man, iiu'ii. min, lnuii. muii
250
Panner-Herr Bd II 1538. Titel des Regierungsober-
banptes auch in Aa und Gr. In BSa. werden nach •l«*r
Verfassung von 1609 je zwei gewählt, die sechs Jahre
lang alternative jeder ein Jahr die Stelle versehen.
S. Kohli. Saaiien. S. 15. Seit der Verfassung von 1814
führen in G zwei Begierungsräte als Landaramänner
von Jahr zu Jahr abwechselnd den Vorsitz im kleinen
und grossen Rat. So auch in Ar ein stillstehender und
regierender L.; vgl. Haupt-Mann. Auch in 1! hiess
eine Zeit lang der Präsident des Grossen Rates /...
während derjenige des Regierungsrates den Titel
Schultheiss führte. ,L. der Schweiz' war zur Zeit der
Helvetik der Titel des jeweiligen Tagsatzungspräsi-
denten. Wenn jetz der L. und die ganz Tagsatzig
ehiim und wött-mer-e" ne""". so gäb-ene" nüä ;<>■ de"
Hände'. AHaldek 1839. Auch ganz kleiue Gemein-
wesen wie SchwG. und K. hatten ihren L.; vgl. Stein-
auer 1861 1 7'.' und 89 f. Üher den L. im Thurgau mit
seinen Kompetenzen neben dem .Landvogt' s. Absei).
VII 1. 731 vom J. 1717. In den frühem Sehreihen
fremder Machte als Anrede der betr. eidgenössischen
Stände selbst ins Frz. und lt. übergegangen: ,Land-
ammans, l.andummani.' .Porträts der Herren Land-
ammannen.' Hklv. Kai.. 1782. Über den Stellvertreter
des L-s vgl. Statt-Halter 1 b (Bd II 1241) und Land-
Weibel. In der Volksspr. gilt L. wie Landrogt u. ä.
als Typus des Bedeutenden in geistiger und körper-
licher Bez.. auch der Redegewandtheit und Zungen-
fertigkeit mit schlimmem Nbbegr. Bede" eswie ne" I.
Ndw. Schriben und schwätze?, sogar lüge" wie en L.
An vgl. Vazer-Ammann. Wie-n-en L., korpnlent Th.
Sogar das Schnaderhüpferl wagt sich an das Landes-
oberhaupt: Zöge" am Böge", d'r L. tanzt! SchwE.
(Lienert). Obertr., Name einer schönen Ziege ApI.,
nach Hochh. auch der Mittelfinger als hervorragender
Ap. Über das älteste Vorkommen der Benennung und
die Entstellung und historische Entwicklung der Würde
iu den demokratischen Kantonen vgl. Blumer. RG. I
120 f. 211. 275 f. — 2. a) Gemeindepräsident GitPr.;
vgl. Ammann 1. — b) Präsident des Kreisgerichts
(frühern Hochgerichts) GrD.; vgl. Ammann 2. Rätsel:
Es steid en Tanne" isenfest, lud mer a's dritthalb hun-
dert Ast; jede'' Ast hed en eigene" Xaiiiine". und wer
das errat't, ward z' Jar [übers Jahr] L. GrD. (B.).
. 1 ' .• i Landama, die Amptleut, G'richt und ganze Ge-
meinden der vier Dörfer Zizers, Trimmis, Igis und
Undervatz als ein besonders Hochgericht.- Ge VDörf.
1692. Auch hier ist die Benennung geblieben, unge-
achtet sie an die Zeit der Untertänigkeit erinnerte,
als die Herrschaften sieh in Ausübung ihrer llerr-
schaftsrechte. namentlich der Gerichtsbarkeit, durch
Amtmänner vertreten Hessen. — 3. eine Art Ballspiel,
bei welchem dem L. nach dessen Rufe: Bischalle, Bo-
schalle, dir X. nimmt d' Balle', der Ball aus dem
Schosse genommen und auf den Ruf halt', von N. nach
den mitspielenden Kindern geworfen wird. Das ge-
troffene tritt aus, das zuletzt übrig bleibende Eind
bückt sich, den Ball am Boden vor sich, und wird vom
L. unter Hersagung des Spruches: !•'• bin e" Jnrli 1.
g'si", ich bitt und bett um noch es [eins] z'si". I** ha"
17 China ii"' 's chlinst het de" grösH Grrrrind! um-
kreist. Mit dem letzten Wort eilt der L. seitwärts.
Das Kind ergreift den Ball, ruft halt! und wirft nach
dem L. Wird dieser getroffen, so ist das werfende
Kind für das nächste Spiel L. GFlaw. Vgl, an-halten 3
(Bd II 1227). — land-äiinnelo": wi.- ein I.andam-
mann auftreten, auch von Beamten: nach dieser Würde
streben Ar. Vgl. .hauptmännelen.' — Bund(c)s-
Landammann, Bundslamme": früher Name des
Hauptes eines der drei Bünde, welche periodisch zu-
sammentraten. Seit 1803 bildeten dies,- drei Land-
aramänner, vom grossen Rat aus jedem Bunde Ifrei
gewählt, unter dem Titel Landrichter. Bundespräsident
und Bundeslandammann den permanenten kleinen Rat
Gr.; Tgl. Gr Gem. 7!': Kasthofer ls-_'_\ 177.
Land-Ammig, auch -Ammig — m.: Landammann,
bes. PL I)' Land-Ammig, die Landesregierung Schw.
Im llothüs z' Sehwyz, du lueged siletewis [reihenweise]
</' Landämmig [die Bilder der Landaramänner] uf d'
Sehwyzer abe*. Schwzd. Der Stifelwirt häd es gistrengs
Amtsg' sieht g'ha"; im [dem] G'sicht nache" hätt-er
ehbnne" Kantonslandämmig si". Lienert 1891; s. Hin-
gt ni Bd II 15.
Aus Land-Amme" mit dem patronymischeii Ausgang -ing,
welcher in Schw auch sunst beliebt ist, gebildet; vgl. z. K.
■ I' Schmidig, die Glieder der Familie Schmid, und G'vatterig
Bd I 1189.
G'mein- (L). G'meind- (AaFii.; Th; Z), G'meis-
[I IWa.) Amme": Gemeindeammann. 1. Vorsteher der
Munizipalgemeinde; Dorfpräsident AAFri.; GWa.; Th ;
vgl. Stab-Halter Bd II 1241 und Ammann 1. Spottn.
für einen breitspurig einhergehenden, wichtig tuenden
Menschen TuHw. — 2. Schuldbetreibungs- und Polizei-
beamter der Gemeinde L; Z. En Buch ha" uie-n-en
G., wohlbeleibt sein Z. — g'meiI1-aniinele'': ein
Knabenspiel, wobei Einem, der als G. sitzt, ein An-
derer als .Landjäger' einen Dieb bringt, der abbitten
muss GSev. — Die Funktionen von G. 1 und S waren früher
im Undervogi vereinigt.
Senne°-A.: Vorsteher der Sennen. .S'. und Senne"-
Fänderi, zwei Ehrenämter an der Senne'-Chilbi LW.
S. Schwzd. 42, 10. — Stadt-: 1. Beamter für den
Rechtstrieb in der Stadt Z, was G'meind- A. 2 auf dem
Lande. — 2. Vorsteher einer städtischen Munizipalge-
meinde, Bürgermeister Aa; G; Tb. ,Die Städte Rheinegg
und Altstetten haben ihre eigne Stadtamman und Rat,
welche ihre Stadtsachen verwalten.' Simhl., Leg. 17l'l'.
— 3. Abwart (eoncierge) des Rathauses in FStdt j.
Küenlin, Dict. bist. Bd I 298; vgl. Bathüs-A. - Zo-
llend-: Verwalter der Zehnten des Ritterhauses ZBub.
iZ Staatsarch.). — Bezirks-: Regierungsstatthalter
eines Kantonsbezirkes Aa seit 1803. S. Aa Gem. 133.
Amman nin Ammene" B, Ammänni" Aa, Ammene"
UwE., Ämineni" GB.Pr., Ämmi" Ap — f.: Frau eines
Ammanns.
Ammann schaff f.: 1. politische Gemeinde G.
St Josefe" und Engelburg sind e" Amme'sehaß, 's hässl
Gäserwald GGoss.; vgl. Ammann 1 und G'meind- A. 1.
— '2. Ammannswürde. .Es betreffe Landammen und
andere Ammenschaften.' Gr Landsatz. 1619.
ImbC-Ma""1 Z, Impe"- AaoF.; LG.. Imbli- Z:
1. Bienenwärter, Zeidler Aa; L; Z (Dim. Imbfeßi-
Mannli in verächtlichem S.); vgl. Häfl. 1813, 177.
Syn. Imben- Vatter. — 2. Händler mit Produkten der
Bienenzucht (lt Menzel); Syn. Hunig-Mann.
Amt-: 1. Beamter im Allg., Sg. zu Amt-Lut Bd III
1519; s. noch ver-geben Bd LI 88 und Tag-Ürten I
Bd I 495. Ein A. sass als Verwalter im Ritterhaus
Bubikon, einer im Amthaus Rüti Z. — 2. Regierungs-
statthalter AaBIj. (Amlme'J. Überh. Vorsteher eines
251
Man, men, min, mon, mun
252
, Amtes', Amtsbezirkes. ,Die Landgrafschaft Baden zer-
fiel in Ämter (ofrieia). Über jedes Amt war ein Vogt
oder Amtmann (wohl zu unterscheiden von dem Am-
mann, minister) gesetzt,' Seg., RG. I 140. Anch im
alten B in gewissen Landesgegenden s. v. a. .Land-
vogt'; vgl. EFvFischer 1868, 28 und Leu, Lex. 1 212.
Als Ausdruck der Volksstimmung gegenüber dieser
Obergewalt ist viel], der Beim: Der Amtme* verdammt-
iii'- (Ineichen) zu betrachten. — 3. Angehöriger. Be-
wohner eines gewissen Amtsbezirkes. .Es soll ouch
ein amptman vordem frömbden nächeren kouf [Näher-
recht] haben.' LMönster Amtsrecht. .Kein a. von
Grüningen.' Egi.i L878. S. Hodler Bd II 992. - Über
die Ausspr. vgl. die Anni. zu Haupt-Mann.
A m t - M ä n n e r lis: ein früher in Bs sehr beliebtes
Jugendspiel; vgl. g'mein-ammelen.
Ober-Amt-Mann : 1. Regierungsbeamter über ein
Oberami (Bd I 244) B; Z. Sj n. Obervogt 5. Von 181 1 bis
1831 Regierungs-Statthalter Z. En Buch hä- wie-n-en
0. Z um Wthur. — 2. = Land-Vogt Bd I 706. Gegs.
Unter-A. ,Der Gläubiger mag die Sehatzung einem
0. anzeigen.' 1659, BE., für: .einem Vogt' 1559, B
Rq. (Ztschr. f. schwz. R. IX b, 201 f.). ,Der Unter-A.-
1059, BE. (ebd.). .Beide Unteramtsleut, der Statthalter
und Landsvenner, sollen mit unserem 0. an die G'richt
sich verfügen.- 1670, BSi. (Ztschr. f. schwz. B. IX b,
lT-.'i. .Kin jeder O. sanimt seinen Dnteramtleuten,
Gerichtsässen und Chorrichtern.' 1659, BK. (ebd.
S. 212). Auch Bs hatte seine Oberamtmänner.
Iu Bed. 1 eine Zss. aus Oberamt und Mann, iu Bed. 2
eine solche aus Ober and Amtmann.
Fri-A.: urspr. Vorsteher der Freien am Land-
gericht, zu welchem sie in besonderer Beziehung stan-
den, und als solcher Gehülfe des Landrichters (Fr
vWyss). Im freien Amte Aa (s. Amt Bd I 248) übte
der Fr. beim Blutgerichte die landgräflichen Rechte
der Herzoge von Österreich aus; seine Wahl stand
der Gemeinde zu. Blumer, RG. I 120 f. Der Obervogt
[beim Landtag .Landgraf genannt, s. d. Bd II 707]
beauftragt den Fr., durch alle üntervögte der Herr-
schaft den Landtag in allen Kirchhörenen verkünden
zu lassen. Er verbannt auch auf Geheiss des Land-
grafen das Gericht. Bluntschm, RG. I 204. In Bs der
älteste der drei dem Gerichte beigeordneten Beamten,
bes. im Malefizprozess tätig, wo er als Fürsprech des
obersten .Ratsknechts' die Anklage führte; vgl. Heusl..
Vcrf.-Gesch. 209 f. und s. fr* Bd I 1256. ,Und als
dahar [bisher] der fr. des gerichtes g'walt g'hept hat,
solich schlecht friden ze schenken, dadurch den reten
10 ß pfenn. ab'gangen and nit worden sint, da s.dl
hinathin [von nun an] der fr. nit wyter gwalt haben,
solieh friden [Busse für Friedensbruch] ze schenken,
denn synen teil, so im davon gebort.- 1457, Bs Gerichts-
ordn. Anno 1615 heisst er .Statthalter des freien Amts'
und ist beim Blutgericht neben drin .Herrn Reichs-
vogi und (»bristen Knecht- genannt. Bs Rq. — Holz-
Holz-Geber Bd II 95. .Erst a. 1646 wurde [st. des
.Holz-Gebers'] ein II. durch den kleinen Rat gewählt.'
Z Wthur (Troll). Sei-: Amtmann, der den Schwe-
sternhausfond gemeinschaftlich mit dem Seelhausfond
(s. Selen-Hüs Bd 11 L726) verwaltete Senf; vgl. Sel-
Meister. .Vom kleinen Hat zu einem S. gewählt Herr
V N.- 175::. Z Nachr.
„ A"-,\l a"": wer bei einer Sache, einem Geschäfte
den Anfang mach! AaF." - Vgl. an Bd I -256.
G'radane"-: ein Leichtsinniger, eig. Einer, der
es mit Allem obenhin (grad-ane*) nimmt FMu. —
Hebanne"-: Ehemann der jeweiligen Hebamme ZSth.
— Äni-: Vater des Grossvaters Nnw. Syn. An i ratter.
U"-: 1. ungewöhnlich grosser, starker Mann Ar-;
SchwE. Vgl. im- 5 (Bd I 298). — 2. Unmensch, un-
billiger, nnfreundlicher, hartherziger Mann Ar; Gl.;
Gul'r.; SohwE.; Tu ; '/.. Bes. in der neg. Verbindung:
er ist kein U. - Anke"-: Butterhändler Z. RA. Es
ist " - Das [eig. es wiegt so und so viel]! Wenn ä"
im' witt, legg üf — seit der A. (Z) oder: 's muess
Das si; 's ist Das, seil der A. (550.), Feststellung
einer Tatsache oder Rechtfertigung einer Behauptung.
Vgl. noch Esel Bd I 515. Enzi- s. Enzi II Bd I
358. — Erdöpfel-: Kartoffelesser. Spottname für
die Talbewohner ArWalz. Du tüsigs Katrili, vwst
aueh en Ma"" ha«, en alte* Ri'taler, en E. — Ere"-:
Ehrenmann. Biedermann. Guete* Frünä und E.! ge-
mütliche und vertrauensvolle Anrede, mit der man
eine Eröffnung oder Bitte einleitet Tu; Z. He! guete"
Fr. und E., mues» i" dem Dorf ml« Herbert) hu" '/,.
lt Meyer, al. Spraehb. 11'e' wett aurh schöners Weiler
ireusche", seid der Bai: :um l'eli. Ja, es mücsst ja
Kiuer eleu E. st", wenn er Öppis d'ra" andere« teett
ZWettschw. Er ixch e" E., aber me« chann-em 's nit
bewise- S; Z (iron.); vgl. noch bei Gr. WB. III 62,
wonach das \V. spec. schweizerisch ist. — Arbets-:
Arbeiter, bes. Handwerksmann Sch : Z. 's ist en
schlechten A., wir nid eum Handerch rede« cha—
SoeSt. (Sulger). — Erd-, HSrd-Mannli, -Männli:
1. Wichtelmännchen, Zwerg im Volksglauben Aa; B;
L; S; Tu: ÜW; Z; vgl. Erd-Lütli Bd'lII 1520; Erd-
Männli-Loch. ebd. 1034; Fänk Bd I 866 f. In SGüns-
berg hausten ehemals die E. Sie taten den Landleuten
viel Gutes, besorgten ihre Wiesen u. A. m. Sie ar-
beiteten nur des Nachts oder früh Morgens. Als sie
einst alle auf einem Aste sassen, kam ein mutwilliger
Bursche, sägte den Ast ab, so dass sie alle zu Boden
fielen; seither kamen sie nie mehr. Im Leberberg
kamen sie früher aus den Höhlen hervor, halfen den
Leuten mit ihren kleinen Fingern W&rch reiten und
allerlei Anderes. Wenn ein Bauer ein Fest hatte,
erschienen auch sie und assen vorzüglich gern Wähen.
Endlich seien sie durch mutwillige Bauernbursche,
die, um die Form ihrer Füsse zu erfahren, Asche
streuten, vertrieben worden. Ihre Fussspuren aber
seien Kntenfüssen ähnlich gewesen. Nach anderer
Überlieferung zogen sie sich zurück, als die Menschen
überhaupt böser wurden und zu fluchen anfiengen.
Lt einer Sage aus dein Tu beschenkten sie die Fehl-
arbeiter mit köstlichen Gerichten, welche in silbernen
und goldenen Schüsseln sieb befanden. Als einst ein
habsüchtiger Bauer eine solche Schüssel für sich be-
hielt, hörte der Brauch auf-, vgl. hiezu Venediger Bd I
833. ,Von den Erdmännchen hätte es ihnen erzählt,
wie sie ganz kleine Leutchen seien und den lieben
Kindern allerlei schönes G'vätterzeug brächten.' Nat.-
Kal. 1891. .llerdiuäniili, die zue nacht in kestlinen
und innren oder wenden gleich als schmidend.' M u,.
.In einer hölzinen «and g'nagend etwan die holzwürnr
lut. I>a überredend sieb etlicli lüt. es seiend heid-
uieiili. habend ire seltsamen fablen und gedieht von
denselben, die sy von iren müeteren und grossmüc-
teren gehört, wie sy dem husvolk erschinen, gedient,
die kind gewieget und wie es glücklich sye, wo sj
253
Man,
in. 'ii. nun. inoii. mim
25 1
in einem hus gespürt werdind.' LLav. 1578. ,Etlich
Landleut sagend, dass auch Erdmännle im Stigelfatt-
balm am Iiiin gewohnet haben.' JLCys. 1661. ,Vor
Jahren scind vil abentewrige and wunderliche Dinge
von Enlmännlin oder Zwergen, so in dem Pilatusberg
und dessen vilfältigen Klüften und verborgenen Gängen
ihr Wohnung gehabt [erzählt worden].' ebd. Vgl.
auch Cappeler 1707. 10 f. ,[Beim Walterschweiler Bad
Zg Beng man an nach Hold zu graben, wie annoch
die unterirdischen Gänge anzeigen] dessentwegen sie
das warme Wasser verloren. Item wie sie auch von
denen Bergmannlein übel geplagt worden seind und
leiblich erschinen. auch vilmalen ires Vieh gcstriglet,
gebutzt und gehirtet (so bishero auch geschehen)
under dem Schein der Dienstbarkeit; also tut der
Teufel vilmals die -Menschen allen.' Beschreibung d. W.
B. um 1700. Weiteres über die E. s. bei Rochh., Sag.
1 264 f.; Lüt., Sag. 50; Ndw Kai. 1888, 8 f.; Gotth.
IV 2, 79; BWyss 1863, 52; RWyss 1815, 101. 320; die
Schweiz 1 1 i2; neue illustr. Ztschr. 1850, 270; Schwzd.
V 17. Vgl: auch Berg-, Wild-M. — 2. gefleckter Sala-
mander TnEgn. — Örgeli-Ma"0: herumziehender
Drehorgelspieler, meist Savoyarde Gr; G; Th; Z. Die
Abneigung gegen eine Annexion Savoyens durch die
Schweiz 1^59 drückte sich in dem Satze aus: Was
brüched mir dere" O-e"? ZS.
Erst-: der Erste auf dem Plan, beim Angriff,
einem Unternehmen, Anfänger. ,L besorgt einen Über-
fall von B; weshalb es besser wäre, dass wir E. wären
und einen geeigneten Anschlag beraten würden.' 1534.
Absch. ,1m schlämm [Schlemmerei] will ich gern e.
syn.' Küef 1550. ,Antistes, qui in aliqua re prinei-
patum tenet, ein rädlefüerer, anleiter, e., anfüereiv
Fris. .Also hören wir, wer im Handel unsers Heils
Erstlimann ist. nämlich der liebe Gott.' FWyss 1672.
Erz-: Minenarbeiter, Erzknappe PA1.
Eissele°-(ZGSchönbr.), Eisse"- (Schw) Mandli:
1. der h. Rochus, bzw. sein Bild SchwE. Dieser heilte
mit Geschwüren (Hissen) Behaftete, indem er den Eiter
aussog. — 2. ein Bild der h. Kümmernuss (s. Bd III
304) in ZiiSchönbr., zu welchem man gegen Eissen,
Geschwüre. Kopfweh udgl. seine Zuflucht nimmt.
Die Form Eisselen, die sonst für Eissen nicht belegt ist.
beruht wahrsch. auf einer Mischung mit Eiselen (Bd I 58'2)
= Einsiedeln, wo nach Gfd 19, 195 eine silberne Statue der
hl. Kümmernuss sich befand.
Äsche"-Mann: Aschensammler, Mann, der von
Haus zu Haus die Asche sammelt BStdt; vgl. Schwz.
Dorfkai. 1891, 54. In ZStdt früher Bauer, der in den
grossen Äschen-Tansen die Asche aus den Äschen-
Tollen holte. — ■ Äxe°-: axttragender Mann; beim
Militär der Sappeur Ar. Auch bei der Feuerwehr:
,Die Axtmänner sind gehalten, alle Hindernisse aus
dem Wege zu räumen, welche einer Spritze entgegen-
stehen.'ArHeid. Feuerordn. 1836. — Vech-: 1. Vieh-
kenner Z. — 2. Viehzüchter. ,Mesa aber, der Moa-
biter künig, was ein vychmann.' 1548. II. Kön.; dafür:
,war ein Viehemann.' 1667. — Fade"-: Fadenver-
käufer, Hausierer mit Faden, allg. (F.-Mannli Ap).
Glück zue. F.! iron. Glückwunsch zu einem zweifel-
haften Unternehmen Ap; G; Th; Z. Guet Nacht, F.!
seherzh., = gehab dich wohl! oder: ich danke, im S.
der Ablehnung ScHSt. (Sulger). — Federe"-: Mann
mit einer Feder auf dem Hut, Vornehmer. Sprww.
1824. Er stellt st** wie cn F., ist ein Hochmutsnarr,
eig. wie ein Junker mit der Feder auf dem Hut ScuSt.
(Sulger). — Vogel-: hausierender Singvögelhändler
ZO.f .Es seind in dem Lande nicht zu gedulden die
Vogelmänner, Schleifer, Löter, Zeinenmacher.' Tu
Mand. 1789.
Vogt-: 1. Vormund Aa; Bs; S ( Vogtme'J. — '_'. Sg.
zu Vogt-Lüt (s. lid 111 15-20). ,Fart euch jeiuan in
die obgenannten geriebt heryn, den soll man haben
für einen v. und in schirmen.- 1538, Z Rq. -- Zu Bed. l.
1'. für Vogt wie Witt-Frau für .Wittwe.'
Fall-: Höriger, der den Leibfall zu geben schuldig
ist. .Ein lehen- oder fallmann soll geben das best der
on eins, wenn er stirbt.' XIV., Bs Rq. S. noch Hueber
Bd II 962. — Vened iger-Män ndli = Venediger 2
(Bd I 8:13) GMosn.; ZF.; s. die Aiim. zu Gold Bd II
225. — Fänken-Mannli = Faul; Bd I 866 Gr. .Das
gefangene Fänggen-Mannli'; s. KARutishauser 1880,
100 und bes. Jecklin 1874, 20 f.
Vor-Mann: 1. „der Erste, Vorderste in der Ord-
nung. allg.1- ,Des Petrus, des vormannes der apostel.'
ZwiNiiLi. — 2. = Erst-M. Mit Zg solle man die Sache
,kurz anbinden, damit man, wo sy den bösen weg fls
welltind, v. syn möcht.' 1529, Absch. ,Es ist ze be-
sorgen, dass sy uns überfallen werden; darnmb wäre
guet, dass wir v. syn möchten.' 1531, Strickl. —
Mhd. cor-man, vgl. engl, foreman.
F ü r - M a n n 1 i , - M ä n n 1 i : 1 . = füriger Mann (s.
fürig Bd I 951) Ndw. .Die sog. Fewr-Männlin sind
keines Wegs, wie viel einfältige Deut ihnen einbilden,
die Seelen und Geister Tieren, die Grenzen und Marken
verruckt haben.' Anhorn 1665. ,Die Feuermännlein,
wie man sie nennt, wann etwann in Räbcn, auf den
Kirchhöfen hin und har schweifend Feur gesehen
wird, worvon einfaltige Leut wunderliche Gedanken
haben.' JMüll. 1666. ,Das Scheinholz, mit welchem
muetwillige Junge ihre Gesellen erschrecken, dass sie
vermeinen, sie sehen böse Geister und Feurmännlein.1
LLav. 1670; dafür ,füriu mannen.' 1578. ,Ignis fatuus,
Irrwisch. Feurmännlein.' Denzl. 1677; 1716. ,Die
Teutschen heissen dises Liecht auch Wischmännlein,
feurige Männer, Feurmännlein, Irrwisch. Irrlicht.'
JJScheuchz. 17o7; 1746. — 2. eine Art Feuerwerk.
Syn. Für-Tüfel. .Dass die jungen Buben die grösste
Freude daran haben, wann sie schiessen und Feur-
männli machen können.' Z Kai. 1762.
Fuer-Mann Faerw,": 1. Fuhrmann, allg. PI.
Fuer-Lüt, selten Fuer-Manne". ,Was für einen herr-
lichen Tag die Fuhrmannen hatten.' Breitenst. RAA.:
Wo 's ehe" göd, ist guet F. si" L. Lass du nw de"
F. sorge", bis 's umg'heit! auch Vorsorge schützt vor
Unheil nicht Z. Da färt der F. um der Eggen umme",
wenn man einen Gedankengang verlässt und uner-
wartet zu andern Erwägungen übergeht, ebd. S. noch
chlepfen Bd III 672. Auch der Treiber beim Pflügen
GEh. — 2. Säumer W. ,J. Truffer starb 1756 als F.
auf dein Theodulpasse.' Rüppen. Neben Chlaus und
Esel die dritte vormals zum Chlausen durchaus ge-
hörende Figur mit einer zu diesem Zwecke eigens
angefertigten, besonders starken Peitsche, mit welcher
der F. gewaltig knallte ZKüsn.-Berg f- — 3. Führer,
Anführer. ,Josua, der f. Israels.' RSchmiii 1579.
Eggiwil-F. : personifizierende Benennung der
Emme, insofern sie Überschwemmungen verursacht
und Geschiebe mit sich führt B uE. Wenn d' Emmc"
255
Man. inen, min, mon, nnin
256
recht gross chunnt, so säge" de"" d' Lüt: der E. chimnt
aber BLimpach. — ,KggiwIl', Ortschaft beim Zsfluss des
Rütenbaches und der Emnie.
Güeter-Fuerme": Frachtfuhrmann „B; L;" /.
Sein Leben geschildert bei JDennler 1817, S. 1!|S. —
Höchster- = Höchster Bd 11 981. D' Zuschg [Sust,
Warenniederlage], wo ä" H-fuermenne" </' Wägen »*-
g' stellt hind. Scbwzd. (GuMai.). — Ghacheli-, Gha-
chelg' schirr-: Fuhrmann mit Töpferwaren, spec. „einer.
<ler aus der Ferne [oft aus dem Elsass] her, mcisl
mit seiner ganzen Familie, zu den grossen Töpfereien
im Heiniberg bei Tlinn führt' B. Typus der Roheit:
.Kr [ein ausgelassener Mann] redet manchmal Sachen,
welche einem Kachelfuhrmann "der Schweinhändler
übel anstellen würden.' GoiTH. — Landi- = Ein-
Kärrler (Bd 111 128) Z. Vgl. Ländi-Boss. — Mol-
che"- = Alp-Füerer (Bd I 983) GiiChur, oHalbstein,
Fr.; vgl. Tsch. 353. - Mordio-: Fuhrmann, der
seine Zugtiere quält, sie unter Fluchen und mit
Schlägen zu übermässigen Leistungen anstrengt S; Z.
— Schwabe"-: Fuhrmann aus Württemberg, welcher
vor der Erbauung der Eisenbahn über Eglisau Ge-
treide nach Zürich führte Z. En Appitit ha' leie en
Sohlt'. — Stadt- = Karrer (am Ötenbach) Bd 111 427
ZStdtf. Auch in ZWthur: .Wenn der geschworen
Stadtfuermann die notwendige Euer nit fertigen könnte.'
1695, Verordn. — Wi"-: Weinfuhrmann, allg. Spec.,
trüber in ZStdt obrigkeitlicher Beamter, .der. wann
Oberländer Wein kauften, die lären Fass zum Ver-
käufer und von dannen voll widerum an die Schiff-
lände zu führen hatte.' Meb. Tig. 1742, (508.
fuerme": aus dem Suhst. gelegentlich zum Verb
gestaltet im Kinderreim. En alte'' Ma"", en arme''
Ma"", Der mues' na [noch] Fuerme" werde", und wenn
er nümme* /'. cha**, so mues'-er under <t' Erde" ZZoll. f
Die volle Form wäre ei^. fuermene" ', vgl. auch /' imi m
Bd III 1267.
Fcrden-Man n = Verden Bd I 995. ,Sammer botz
ferdenmans!' Aal 1541). — First-Männdli = F.-
Joggeli (s. Jogg 4 a Bd 111 26) Aa; vgl. Mann 7 d$
und Rochh. 1867, 95 f. — Viert-Mann: 1. ,Viertme",
quartus.' Id. B. — 2. = Vierer 1 Bd 1 923. ,üass N.
do zue Schinznach ein vierdraan wäre.' 1484, Aa
Schenkenb. Arch. , Sodann werdent zwen v. g'setzt
mit der liieren band, die steg, weg, zun usw. sollen!
besebowen.' 1562, Esterh., Rick. — Fuess-: 1. Fuss-
soldat. ,40 wolmögender f.' 1443, B (Gfo.). ,900 f.
und 200 ze ross.' ebd. — 2. Teil eines Harnisches; s.
Bdll 1610. — Fisch-: Fischer l'Al. — G'vatter-:
Benennung des Taufpaten von Seiten der Eltern des
Kindes und des Vaters von Seite des Baten B; L;
S; Z. Er ist min G., sagt z.B. der Vater von einem
Freunde, der einem seiner Kinder Gölti ist. Er isch
G. z' Hüstage", wenn d" Geiss gitzlel, er hat keine Be-
deutung S (Schild); vgl. G'ealler-Lat Bd 111 1520.
— Vetter- = Vetter, bes. in familiärer, gemütlicher
Anrede an einen Verwandten Aa; Bs; Th; Z. Kinder-
reim: leh und du sind V-e", wie-n-en alti Ghupfer-
pfanne* Aa; ZO. Vettermannis machen die Kinder
auf der Schlittenbahn, indem sie ihre Schlitten einen
hinter den andern hängen TuFr. — Fäuzen-: Sg.
zu Fäuzen-Lüi (Bd III 1520). Ein tobender Mann aus
ZMaschw. wird ermahnt, Gott zu bitten usw. Ant-
wort: ,Ä. Gott isi eins föizenmendli und die heiigen
oueh; si haben! niemanl nttnz zue helfen.' um 1500,
/, Staatsarch. — Fluc-Mannli = -Engi-M. L. Die
Fl. schiessen in den Flühen am Napf, wenn Regen
eintreten will. Lift1., Sag. 27. — ,Flac h s-Mann : der
im flachs werket, linarius.' Fris. ; Mal. Auch Ge-
schlechtsname Z.
Fri-: Scharfrichter. .Weilen durchgehends die
Scharpfrichter und Wasenmeister als Freimänner an-
gesehen worden, auch man niemals den Zehnden von
dem zu einem Wasendienst gehörenden Land gefordert,
11 auch der dismalige Scharpfrichter gleiche Rechte
geniessen.' 17t',:,, Aar. Batserk. ,Geörg Fleischer, dem
Nachrichter zu Altkirch, und W. Vollmar, dem Wasen-
meister zu Schöpfen, woraus erbellet, dass auch fremde
Freimänner allhicr Recht genommen haben.' Bs Chr.
177'.». .her Freimann oder Exekutor zu Lauis.' 1780,
Absch. .her Fr. J. Math. Vollmar zu Lauis.1 1781, ebd.
Nu schon mini., doch in erster Linie = Freier im Gegs.
zu ,Eigci ihii'. und uns diesem Begriffe, nicht (wie im XVIII.
missverst&ndlicb angenommen wurde) aus dem der Freiheit
von Abgaben, erwuchs die Bed, .Scharfrichter.' Am Land-
gericht sassen Dämlich nur Freie und Einer aus Diosen voll-
zog das Urteil. Die zünftigen Scharfrichter der spätem Zeit
erbten dann allerdings von Amtswegen mit der Benennung
auch die Privilegien des Freien. Im XVIII. musste die
Freiheit, weil ihr Ursprung vergessen war, eben neuerdings
sanktioniert werden. Mehr über den Fr. in dieser Bed. bei
Schm, -Fromm. I 816. Auf die nrspr. Bed. geht der '/. Ge-
scblechtsu. (Frime") zurück.
Freiheits-: Einer, der des Klosters Freiheit
(s. Bd 1 1265) benutzt. .Articul. die ein Fr. zu halten
schuldig.' 1590, ScitwE. Klosterarch. — ,Frisch-,
ein anderen zue beleidigen, alacer ut alteri noceat.'
.Mal. -- Frösche"-, Frösche*bei"- : Verkäufer von
Froschschenkeln Z. — Gäbeli-: 1. scherzh., der
Teufel (!F., iL. T.; Th; UwE.; ZO. Syn. de* Tafel
mit der Ofe"gable". Und hat -er nüd recht 'lö-, se
chunnt halt de* G. und Mgglet-e" dei äbe" [in die
Hölle] and 's wird-em, was-em g'hört. Stutz. Zu der
argen Beschimpfung: ,Leck den gabelmann!' (um 1450,
L blaspbem.) ist an das angebliche Küssen des Teufels
durch die Hexen zu erinnern. — 2. neckische Be-
zeichnung der Toggenburger als Heugabelnmacher,
auf die Zeit zurückgehend, da die Baumwollenindustrie
dort noch nicht heimisch war. Gäbelima, G., d' Togge*-
burger müend en Ise'ban ha"! Z (Spottreim). — Gu-
gel-: 1. Mann, welcher als Kopfbedeckung einen
Gugel (Bd II 155) trägt. Als Schreckgespenst haust
ein solcher im Steinhölzli ob der sog. Nase, der Stadt
Seu gegenüber, auf der Z Seite. .Ä Samiklaus, du (!.!'
St Nikolaus mit der Bischofsmütze. .TMaiii.. 1*57-1. —
2. Geschlechtsn. Z. von dem Fluni. Gugel gebildet
oder auch urspr. = 1. S. die Anm. zu Gugel Bd II 1 -"•<;.
Güge"- (lii.ll.; GSa.; Nnw; ZO.), Güger- (GW.),
Güge"- ((1A.), Gugger- (GWe.) Mandli, -Mändli, in
GlM. und U. -Ma"", PI. -Manne": 1. Feuerkröte. Sala-
mander, Unke. In Gl Güge"-Ma"" und G.-Wib auch
bildl., Eheleute, welche getrennt von einander leben.
— 2. Güge'-Mannli, Gebäck, das eine männliche Figur
darstellt ZKn.
Syn. Gugen-Afol, -M>>li, woraus unser W. mit Alllehl %
an Mann entstellt ist; die Übertragung auf die getrennten
Eheleute vom einsamen, nicht im Chore ertönenden Qnkenrnf,
eher als vom lir; he. solchen Eheleuten ein Churivuri zu
bringen, zu gügen (Bd II 157).
Gäggeli-Ma"" -a- = Gdgg IV 3 (Bd II 168) Z.
Nei", lueged au'* dcr G. da im Easiererstübli a". wie-n-er
257
Man.
nun. nun. niun. niun
st°* dreht, loie-n-er s»eJ duckt, teil d' Scher um sini Ore*
juckt; i r /mint ganz sicherli'*, perse, es sei scho" um sin
Ghrage* g'scheh. Moll., Jugendschr. — Gaug(g)el-,
in '/AK Gäuggel-: Gaukler. 1. Possenreisser. De" G.
(Gäuggeli-M. Tu) mache", den Hanswurst spielen '/,,
Beim GrünipeUschiesset in BBurgd. wurde die Jagend
dureh einen G. unterhalten, um sie vom Sclliessplatz
fern zu halten. .Göuggelmann', die lustige Person im
Schauspiel. 1533, Aarai Ratsprot. Die Tänzerin zum
Narren: .Wohin, niyn fryer gouggelmann ! ' Maukitiana
1581. .So wirst u auch ein Narren hau und er an dir
ein Gaukeim.' GGotth. 1019. .Gaugehnann.' Jon. Maul.
1074. Vgl. Gauggler Bd II 171. — 2. possierliche
Figur, l'uppe. wie sie der Zeiger nach einem Zweck-
schuss aufsteigen lässt Z ; vgl. Gauggler 3. Gaugycli-
M,i I.. GäuggeUMandli '/., am Schnürchen gezogene
Figur als Kinderspielzeug; Syn. Bajass. Julie, es
Gaugelmänndli, i'h g'seh-n-em scho" es Bei", in einem
sog. Baderkram. Schwzd. (Z). — 3. Hebemaschine,
Flaschenzug Tu. Syn. Gauggel II 6 (Bd II 173). —
Göli- = Göli-Chrämer (Bd III 814) Gr. - Gülle"-:
im Munde des Städters der Bauer, welcher mit seinem
GüUen-Fass die Jauche aus der Stadt holt ZStdt. —
Gelte"-: seine Ware auf der Gasse ausrufender Gelten-
verkäufer Aa; '/,. Müeffe* (Z), schreie*, rumpüse* (Aa)
wie-n-en G. — Gampi-: ein Spielzeug, bestehend aus
einem etwa 2" hohen, rund gedrechselten Holzmänn-
chen, welches statt auf Füssen auf zwei Metallspitzen
steht. Am Bande des Tisches wird dasselbe durch
einen vom Bauche ausgehenden, sichelförmigen Draht,
der unten in eine Bleikugel endigt, ins labile Gleich-
gewicht gebracht und durch einen Stoss in regel-
mässige, lang andauernde Bewegungen (zum Gampen)
versetzt ZBauma. — Gänggeli- = Gänggeier (Bd II
364) TuHw.
Gänsen-: verächtlich für Gänsehändler oder eher
- Gänserich V ,Du hast vor geschrauen laut und auch
verkauft die Bärenhaut, do du ihn noch hast nienen
g'han. Lueg, was bist für ein G.!' Myricäcs 1630.
— Gans-Mann — träusericli auch Schwab.
Garte"-: Gärtner im Kinderspiel. S. Garten 1
BdII433. — Wingert-: Weingärtner, Winzer GitHe.
Auch 1668, Z Üfeninschr. ; vgl. Wingart-Lüt. — Gi sli-
= Glsel-I resser 2 (Bd I 1325) S. — Götti-: 1. Pate,
im Munde der Eltern des Patenkindes B; s. Gotth.,
Gehlst. 315. — 2. der Vater des Täuflings am Tauf-
feste B (Zyro); vgl. G'vatter-Mann. — Gütterli-:
= Gütterler (Bd II 535) B; Z. S. gwnpen Bd II 312.
Guet-: 1. Lebemann, hon vivant; vgl. Mann 1 c.
.Die epikureischen seuw sagend : Lassend uns g. sein,
fressen, saufen.' LLav. 1582. — 2. Geschlechtsn. Z.
Guetfe"Jiuä""shüs, Hof in FSs., der seinen Namen von
der Guttätigkeit eines Besitzers erhalten haben soll,
der die auf rauhen Pfaden herübergekommenen Sim-
mentaler und Saanenländer gastfreundlich aufgenom-
men habe. Daher die RA.: Z' G. ist der Tusch [Tisch]
för alli Litt 'deckte*. Nach anderer Tradition war es
ein Einsiedler, der die (legend, bes. die Herden, vor
bösartigen Einflüssen schützte. ,St G.' in Z vor der
Reformation Patron der Schneider. — guet-männlig:
leutselig GrPi'.
Güeter-: Landwirt ScnSf. En G. sött-si''' choiiiie"
7 Jar hinder e" Bebe" verberge".
Gatze- (auch Gatzi-). Dim. Gatze-MannH; grosser
Mull' der weiblichen Bevölkerung auf dem Lande Ft.
Schweiz. Idiutikou IV
Syn. Schlau/. Mi" G. lal d' Ilar gä"; d' Schabe" si"
iner ilri" chu". — Aus frz. cachi main, waadtl. ■■■
mit Anlehnung an .!/><,*,< ,■ vgl. Basel* Bf.
Gle'tti-: mit Tuch überzogenes, etwa manns-
langes Plättebrett Aa: Bs; Syn- Gletti-Brett.
Gruebe"-: „Jener, der die Hausjauche zur Dün-
gung seiner Felder abholt G." Syn. Güllen-M.
In Aji auch als Geschlechtsn., womit aber riell. eher
,der an iler Grübe Wohnende' gemeint ist. Syn. G
Gred- = Greding (Bd II 705); s. er-getzen (Bd 11
574). Verallgemeinert: zu gewissen Festzeiten an
Dienstleute abgegebener Lohn, Geschenk übh. .Bin
käller am g'stift gibt dem weibel zue Schwamendingen
die gredman am helgen abend zur wienacht an brot 2.
an wyn 1 köpf, an gelt 1 ja 8 hlr.' XVI.. Hotz, Schw.
.Dem Weibel zu Wienacht an Gr. Brot 3, an Gr. Wyn
1 Kopf.' 1649, ebd. — Ans ,6redmich' mit Anlehnung an
das in Gebäcknamen so häufig verwendete Mann.
.Grafschaft-: der in einer vogtei sitzt, der under
einem vogt oder bevogtet ist. provincialis.' Mal. -
Graffel-Manndli = Graffei 3 BHa. — Gröggel-
Mannli = Groggel Bd II 728. Es sottigs Gr. sott
schurige* VO" Schwächt, sollte nicht Andern Schwäche
vorwerfen. Schwz. Dorfkal. 1860. — Grisen-Man n :
Greis. S. grls Bd II 799, Anm. Als Geschlechtsn. um
1330, Z Stiftsurb. — Gross-: Grosstuer; vgl. Gross-
Hans. .Es ist begegnet gar Manchem, der bei wären-
dem Friden Grossmann syn und nicht den Nammen
haben wollen, dass er ihm fürchte.' JJBreit. 1642.
Auch Geschlechtsn., gespr. Grösfsjme* Aa; Scuw; Z.
— Grätti-: Gebäck für Kinder in Gestalt eines
Mannes mit gespreizten Beinen Bs. Syn. Gritti-Benz.
Auch ähnlich geformte Holzfigur als Spielzeug, ebd.
S. auch Grätti. — Hab er-Männdli: kleines Gebet-
buch in Sedezformat, benannt nach dem Verfasser Job.
Habermann f 1590, beim Volke bis heute beliebt Z.
.Die Mutter betete den Abendsegen aus dem H.' JSenn.
Spottweise, ein Spiel Karten GitPr. ; Syn. Bett-Büechli.
Hübsch-Mann: 1. Buhle, Ehebrecher. , Wer sein.'
Frau an seiner Unehre findet und er tötet sie oder
den H. oder Beide, soll 18 Heller auf den Leichnam
legen uud damit unschuldig sein.' 1398, Z Ges. (nach
Joh.v. Müller). ,Hübschmann, amasius.' XV., G Voka-
bular. .Ob sich begebe, das" der eeman dewäders lyblos
täte uf der tat und darnach frid an sy erfordert wurde,
so söllent sy alle, es syg der eemann. die frow oder
der hüpschmann, schuldig syn, frid ze geben und ze
halten.' 1578, Z Ratserk. — 2. = hübscher Mann; s.
hübsch 4 Bd II 965. Dazu: ,Sweler burger dehein
brutlouf hat, gibt der deheim hübschen man [Gaukler]
ine denne zwene gygern uud zwein töibern und an
das zwein hübsch mannen essen oder trinken oder gil
er deheim nie, so git er von ieglichem 1 mark Silbers.'
um 1300, L ä. Ratsbüchl.
Zu 1 vgl. frz. gakmt-htmme, zu - mattre de plaisir. Das*
das W. Compositum war und ein Gewerbe bezeichnete, be-
weist auch der Geschlechtsu. .Hübschmann.'
Hechel-: Hanf- oder Flaclishechler. ,Den Hechel-
manneu von Wengi aus dem Turgau von 25 Pfund
Reisten zu hechlen 25 ß.' 1676, Zuuers Tagb. .Hecbcl-
mannen, deren drei, täglich 1 Mass Wein sammentlich
und */• Bissen Käs.- XVII., AaMuh Gesindeordn.
,N. N., der H.' XVIII., Bs Stdt, oft unter den Bürger-
aufnahmen. — Heiden-Manndli: mythisches Wesen
25!'
Man. inen, min, mon, uiun
260
der Vorzeit öwGisw. Syn. Wild-Mannli. S. l.üt..
Sagen 180. — Hndel-Mann lis; B, Hudle"- GlH.,
Hudüi- Ndw: 1. Lumpensammler Bs; Gl. — 2. der
, Wild-Mann' an der Älplerkirchweib Ndw; vgl. Hudel-
Wtli. — '■>. Lump B; ZO. Wen« /.'utc aHi Hand-
werch cha"", so giH-er z'letst en IL B. — Bäfeli-:
Hausierer mit kleiner Töpferware. Im Kinderreim:
//.. Beckelima"", d's Häfeli muess es Deekeli ha".
Schwzd. (Gl). — Hage"-: der Halter des Zuchtstiers
(Hage") Tu; ZSth. — Hoger-: 1. Mann mit einem
Höcker Scnw; Z. — 2. Hoger-Mändli = Högerli (s. Ho-
ger 6 Bd 11 1086) Zg. 7" d' //. gö", sie pflücken gehen.
— Hugel-Ma"". -Männdli: Nachtkäuzehen Bs.
Hagge" - Mi", bezw. Hoggc- : Hakenmann.
1. Wassermann, Nix, vorgestellt als alter Mann mit
langem Bart usw.. welcher in allerlei Gewässern haust
und mit seinem langen Haken die zu nahe Tretenden
in die Tiefe zieht. Hauptsächlich Schreckgespenst zur
Warnung an Kinder. .Tridentifer quo infantes terren-
tur ne nimis aquae appropinquent.' Id. B. Heb Sorg,
nimm-dich in Acht! De 11. nimmt <&<*.' oder: Gang
iiinl .:' mich zum Sc iUiillc"loch, Gumpe", Bach) tue,
sust nimmt-di"* de' H.! Aa; Bs; B; Gl; G; Sch; Tu;
Obw; Z. S. Baeh-Häggel IM II 1097 und lussen Bd III
1455. Chinitc", ijum-mcr [geht mir] uiiil zum Weier,
's nimmt -i [euch] sust de' II : tuf im Wasser hockt
er stille", hat en leite" Mantel a". KdMey. 1860. De"
H. im Oberblegise wird-en bim Bei* gfnu" ha" Gl
(Kohlrusch 237). .An Hakenmann und Bölimann glau-
ben wie die Kinder.' Gotth. Mer [man] het [in der
Jugendzeit] nit Chummer brache z' hü" vor Landvögt,
Oberg'richte" ; der Bölima"", der IL het Alles müsse"
2? schlichte". Ott 1864. .Man zecht bis in die Nacht
hinein, gar Mancher gebt auf dem Heimweg kreuz
und quer, bis ihn der schlaue H. in Bach hinunter
ziehen kann.' Dietschi 181!. In BBiel ein hagerer,
grosser Geist in Mannsgestalt, der die auf dem Heu-
boden spielenden Kinder mit einem langen Haken
herunterzieht und raubt: Gang-mer nit uf d' Büni,
süsch nimmt -ili'h der H.! In Z um Uster HÖggeli-
Mä"", ein Gespenst im Kornacker, mit welehem man
die Kinder vom Betreten des Letztern abschreckt.
„Eine Art Totengerippe als eines verpersönlichten
Wesens L"; vgl. den .Sensenmann.' — 2. Geizhals;
„niederträchtig geiziger, zanksüchtiger Mensch" Gl.
- 3. gemeiner Milizsoldat, oft in geringschätzigem S.
l!f; vgl. vRodt 1831, 64. — 1. Hägge"maime* = Halde"-
Chrüt (Bd 111 891) ZS.
Zu 1. Über den Wassern ix vgl. Gr. Myth. 275. 462.
186; Kohl, Alpenr. III 334. Bed. 2 zum Vb haggen 4 (Bd II
1096). Bed. 3 nach B Taschenb. 1862, II eig. spöttische
Bezeichnung der nicht mehr im Auszug befindlichen, mit. den
alten Hakenbüchsen bewaffneten Mannschaft, während, seit
der I. Hälfte des XVII. , der Auszug Musketen trug. Bed. I
eine Übertragung von I, weil diese Wasserschlingpflanzen
den Schwimmer, wenn er sich darein verwickelt, in dir
riefe ziehen.
llolli-: Schreckgestalt Ihr Kinder Bs. Syn. Böli-M.
— Zu //..//.«, pochen (Bd II 1 157); vgl. auch ffollelio. ebd. 859.
Hold- Hall- = Holder I (Bd II 1183) I'Al.
Wachholder- = Elggermann TuTäg.
So benannt wegen der an Stelleder Augen, "it auch des
Nabels, eingesteckten Wachholderbeeren.
G'bilf- (SoawMa.), G'lulfs- (L), G'hülf- (SchwE.;
S; Tu; '/.) mc": Gehilfe, z.B. eines Zabnarzts. in einer
Apotheke. — Helge"- Bs, Hclacli- ZS. f: Verkäufer
von Hellten 1 ( Bd 11 1199). In ZS. waren es bis um
1860 arme Vaganten, welche Kindern gegen Glas-
scherben, altes Eisen, Lumpen und Knochen .Helgen'
und sog. .Menschenhäute' austauschten. Der II. lauft
ihr Mammi" nah mal seit: Scheut Madam, laufe" si
doch die empfindsami Historie vo" der heilige" Geno-
refa. Schwzd. (Bs).
Holz-: \.l>\. lliil.manm» ZZoll., Holzfäller GSa. ;
Z. — 2. Holzlieferant, -Verkäufer. .Meister Uolricb,
der b. von Louffen.' L386, Bs Rq. .Kein IL oder Holz-
führer soll das Holz in höhern Preis bringen [als die
obrigkeitliche Taxe].- Z Ges. 1757. — 3. im Kinder-
spiel = schwarze' Mä*" ScHwMa.
:; wohl oig. Gespenst aus dein Wahl; ,Holz, Wahl' ist
viel], Sinnbild der Unterwelt; vgl. Mann '; a, nihd. i«rft-
nian, Waldgeist, Satyr, nhd. , Waldmuhme.'
Zündhölzli-: Hausierer mit Zündhölzchen Z.
— Hung- = Imben-M. 2. — Hansel(i)-, Hanse 1 i-:
eig. Träger des Namens Hans (Bd II 1468), in ver-
schiedener Anwendung und Übertragung. 1. als Vorn.
.Hanselm.' 1520, ZÜet.; 1521, ZStdt; 1521, BThunj
.Hansenm.' 1525/1600, Zllinw. (auch .Hansam.'); ,IIan-
senmändli.' 1539, Abscu. (Th); 1598, ZZoll. Jetzt noch
als gemütliche Anrede an einen Knaben Namens Hans,
wie Heirima*" für Heinrich; daher der Kinderreim:
(Der) Hanselima"" hat Höseli a; (hat) 's Degeli uf
der Site", hat 's Boss rerchauft, hat 's Geld versauft
(verspilt Schw; ZG.), iez chann-er nümtne" rite" Bs; L;
Scuw; S; Z. H. hiid Hasen a", hind und cor es Schelle! i
dra" ZReg. //. hat Dreck am Ba", hinnen and turne"
llollcli ilni" Tnllw. /'' nett nit d'r Hanselma" singe*,
ich möchte mir nicht die geringste Mühe geben mit
der fraglichen Sache S; vgl. Hans (Bd 11 1469 u.|. Im
Kinderrätsel für den Pflug bezeichnet der Name den
Bauer als Pflughalter: Zireti rumli Bundelt [Räder],
-.iccu g'hörigi Zundeli [Ochsen], Hansima** isthinde*
ilra", <'ass 's Niemer wol erröte" cha"" S. — 2. ein
Backwerk für Kinder, Lebkuchen in Form eines Man-
nes mit gespreizten Beinen, Bock und Hut L (Han-
siii-): S (Hansel-M.). Syn. Grätti-M. Bring-ne" öppen
e" H.; i'* mll-der noc" dürri Ghirsi nml Zwätschge"
dereuege" und g'spasswis Oppise" chli" us-dem Gliämmi*
und säg-ne", der St Nikiaus heb-nes g'schickt! B\\'\ss
1863. Auch eine Drahtpuppe S. — 3. Hanseli-M.,
Maskierter = Hans 3 b Uw. — 4. Hänseli-M. = Beb-
Hansel (Bd II 1173) SenSt, ; TuTäg. Er schneidet
den Kindern die Hand ab, wenn sie nach Trauben
greifen wollen.
Heinz-: Koseform des Namens Heinrich (s. Bd II
1313). .11. l.üdin, der fassbinde.' 1368, Bs l'ik. ,11.
von Silinon.' 1131, W. ,11. am Grund.' 1572, W.
S. noch Heu: Bd II 1 177.
Auch ,Hcinzel-.M.' kommt vor als Geschlechtsn. BsL ;
,Hanzel-M.', welches Kali;,' als Gefangniss od. Drille (Drehkorb)
als Strafmittel bedeutet haben mnss (,Iu schwereren fällen
wurden die Vorgeladenen auf dem Rathanse in den Hantzel-
maun gesetzl "der getürmt,' um 1700, ZEgl. It Wild 1883),
damit zu vereinigen, hätte keine begriffliche, wohl aber laut-
liche Schwierigkeit. Zu dieser ev. appell. Verwendung wären
die cht. auf den Personennamen .Heinrich' zurückgehenden
Heirute (Bd II 11771 für Holzgestell und .Stifolheinzel' für
.SticIVll; :ht' hei Schm.-Fr., bei Gr. WB. I b, 890 .Heinz',
Wasserhebemaschine, zu vergleichen.
Haupt- Hoptme" (PL Häpitne" und Hoptlüt) Ar,
Ilopmc" oTu. sonst Hattpme". 1 »im. (verächtlich) Ilänji-
•Ji.l
Man,
inen, nun, linin. iiinn
262
meli, Höptmeli: 1. beim Militär, Anführer einer Kom-
pagnie, allg., früher eines Fähnleins. ..Teiles Fähnlein
hatte einen H. und einen Venner, alle Fähnlein stun-
den unter dem Panner der Stadt; der H. beim Panner
war des Zugs oberster Feldhauptmann, der Panner-
lierr der zweite im Hange.' 8kg., HG. II 417; s. auch
vRodt 1831, li>'-'. ,H. Nielaus, als er zum ersten mal
ein halben h. was', d. h. ein halbes Fähnlein befehligte,
1563, Obw Staatsprot. ,H. über das grosse Geschütz',
Chef der gesammten Artillerie. 1528/89, 13 (vRodt 1831
11 171). ,Bei jedem Regiment war der Oberst auch
II. des ersten Fähnleins, das alsdann der Lieutenant
befehligte.- XVII.. 15 (ebd. 185). — 2. (auch G'meind-
H.) einer der zwei ersten Vorgesetzten einer Gemeinde
oder Rhode, wovon der eine der regierig [regierende],
der andere, meist dessen Stellvertreter, der stiUstent
[stillstehende, quiescierende] H. heisst Ap. Emm de"
II. schicke", bei einer Injurienklage Einen durch den
H. zur Rede stellen lassen. Etwas hönder de" II. legge",
zur Sicherheit beim Ortsvorstand deponieren. Sie sind
zugleich Mitglieder des grossen Rates; vgl. H-s-Ge-
meind. ,üer ammann und der hoptmann und ge-
mein lantlüt ze Appenzell.' 1404, Ar (Zellw. Urk.).
Klage von sieben Gemeinden in G: .Der Abt setze
jeder Gemeinde (gegni) einen H. nach seinein Gefallen,
während früher jede selbst den H. gewählt habe.' 1525,
Aßscn. ,Wenn Landesbeamtete, wie früher, dem Ge-
meindrate beiwohnten, so hiess er Amt-, Hauptleut
und Räte. Hauptmanns- oder Rodsgemeind.' LZellw.
an Leu 1720; vgl. noch Seg., RG. I 141. Über die
wahrscheinliche Entwicklung der bürgerlichen Würde
aus der militärischen vgl. Lanäs-Fänner Rd I 832.
— 3. der Vorzüglichste, gleichsam der Führer unter
Vielen, in Etw. Uw; Z. Das ist der Hautmen under-
ne"; er cha"" 's am beste" Ndw. So in ApI. die statt-
lichste Ziege der Herde; Syn. Fuer-Geiss; Land-
Ammann; Fünner.
Von altern Schreibungen seien noch notiert: ,Hoptma.'
1500, Absch. .Hötmen.' B (wohltat. Jüngl. 1780). Zum
ersten Bestandteil s. Haupt Bd II 1495.
Vicr-Orten-, auch Lands-H.: bevollmächtigter
Gewalthaber der vier Schirmorte Z; L; Sciiw und Gl
über die sämmtlichen Landschaften des Abts von G,
mit zweijähriger Amtsdauer und Sitz zu Wylj vgl.
Leu, Lex. VIII, 118. Syn. .der Schirmorten H.' -
Für-: Kommandant der Feuerwehr, Vorgesetzter über
das Löschwesen einer Gemeinde TnHw.; Z. Jetzt noch
als Zuname von Familiennamen ZS. ,l)ie von Bülach
schicktend [bei einer Feuersbrnnst] iren fürhoptmann
mit etlich 20 mannen gen Winterthur.' JMal. 1593.
Scherzh. für Hebamme ZO. — Frei-: Hauptmann
einer Freikompagnie (Bd III 306). ,Fr., capitaneus
s. centurio selectae cohortis.' ThSpieser 1716. —
Läubli-: wer am Silvester zuerst auf den Abort
(LäubliJ geht Ap. Vgl. die Zssen mit -Fuchs. —
Lands-: 1. der von der Landsgemeinde gewählte
zweitletzte Staatsbeamte, einer vor. der andere hinter
der Sitter ApA. In ApI. der dem Seekelmeister fol-
gende, einzige Landesbeamte dieses Namens (T.); vgl.
Lands-Fänneri Bd I 832. Früher auch das Landes-
oberhaupt von W; frz. baillif. — 2. Kriegsoberster
über die gesammte Streitmacht von U (Leu. Lex. XXIII
756). — Fürleitere"-: Führer des Leiternkorps bei
der Löschmannschaft ZStdt f. ,Zimmermeister, wel-
cher zu einem Feuer-Leitcren-Haubtuiann verordnet
ist.' Z Stnrmordn. 1772. — Schüfle" fSchüflis-JLüte"-,
Srhufrl- l'iirc»-: Befehlshaber der Pioniere. 1533/SS. |;
(vRodt 1831, II 143). — Panner-: Hauptmann .zur
Panner'; vgl. Haupt-mann 1. .Her P. und sein Venner
(Pannerträger), Chargen nach dem obersten Anführer
(Oberst-Hauptmann) und seinem Venner beim Auszug.'
Bf bis um 1590 (vRodt 1831 I 114 und II 168).
Quartier- H.: vom Landvogt ernannter Beamter
über eines der vier äussern und vier innern Quartiere,
in welche die Landschaft Th eingeteilt war; Oberauf-
seher über die .Kriegs-Ordnungen', etwa entsprechend
dem heutigen .Bezirks-Kommandant'; vgl. Simmler,
Reg. 1722. 687. Ebenso waren Stadt und Landschaft
Z in 20 Quartiere mit einem Q. eingeteilt. Leu, Lex.
XX 439. Vgl. Q.-Herr.
Die Einteilung in .Quartiere' geht auf die städtische Or-
ganisation zu militärischen, bes. aber Löschzwecken zurück.
Senne"-H.: neben Sennen- Fänden, -Aminen und
-P/leger eines der Ehrenämter an der Sennenchilbi LW.
(Schwzd. 42, 10 f.). — Schanzen-: Befehlshaber der
,Schanzgraber', wie seit 1588 in B die vorher .Schuflis-
lüt' genannten Pioniere geheissen wurden. vRodt 1831,
II 144.— (Büchsen-)Schützen-: Anführer der ver-
einigten Schützen des .Auszuges' Bf; vgl. Schützen-
Meister und s. vRodt 1831, 120. — Spiessen-: der
Hauptmann über die Spiessträger im Gegs. zum .Hell-
parten-H.' Früher allg. (s. vRodt 1831 I 123, II 179,
wonach es in B 1533 deren 3, 1560 und 1598 aber
nur 1, doch mit einem Lieutenant, gab). ,N. N.,
Spiessenh.' 1638, ZZoll. Taufb. — Stuck-: früher
Befehlshaber der Artillerie B; U; vgl. Züg-Hcrr IM II
1549. — Stadt-: Befehlshaber der Stadtwache. XVIII..
Z. S. Leu, Lex. XX, 439. — Trossen-: Hauptmann
des Trosses, Fuhrwesens, Trainkommandant, seit 1589,
B. S. Val.Friderich 1619, 32. 73 und vRodt 1831 II
181. — Wiber- s. Wiber-Mäl. — Wagen-: Befehls-
haber über die Wagen, den Tross eines Regiments.
XVIIL, Z. Der ,Ober-W.' war als solcher Beisitzer
des Kriegsrates; s. Leu, Lex. XX 434. — Zehn den-:
vormals Vorsteher eines der sieben .Zehnden' oder
Landesbezirke im oW.
h a u p t - m ä n n e 1 c " häptmele" : den Hauptmann
spielen; spec. von Ratsherren: Lust zur Hauptmanns-
stelle verraten Ar; vgl. landämmelen. — haupt-
männisch: adv. verstärkend, sehr. //. brar Bs.
Syn. hauptendisch.
Här-Manndli: Alpenwindröschen, an. alp. Ulla.
Der Name bezieht sich auf die aus haarähnlichen Fasern
bestehende Blüte; vgl. Mann /., Sehüder-M., Wald-M. 4 b,
Siden-Huet, TüfeU-Bart. Durli. schreibt ,H.-Manteli.'
Herrschaft - Mann: Angehöriger einer Herr-
schaft; vgl. Amt-M. 3. ,Dass ein jeder H. [der Herr-
schaft Wädensweil] befüegt syn sollte, in die Statt
zu ziehen.' 1046, Z Staatsarch. (.Burgrecht der Herr-
schaft Wädischwyl mit der Statt Z'). — Heiri-:
Heinrich als Koseform und meist nur in traulicher
Anrede; oft in der Reimformel: H. hat Hosen a" Z.
Vgl. Hansel-M. und Hosen-M. 2. — Hori-: Vater
des Täuflings II. Syn. Chindbetti-M. Zu Hori= Hörn;
vgl. Bd II 1618 (4 k). — Hurrli-Mä"". -Manndli
= Hurrli-Chnopf (Bd III 751) Aa (Roehh.). Vgl.
Hurrli-Bueb. — Harnisch -Mann: vormals Krieger,
der einen Harnisch trug. In späterer Zeit, als die
Harnische beim Heer mehr und mehr ausser Übung
kamen, dienten solche bei Umzügen als Dekoration.
Man, raen, min, ffloti, niiiii
264
So seit 1713 in I.st.lt beim Fritschiumzug einige
,11. -mannen' als Erinnerung an die vormalige mit der
ehschau verbundene und nun durch den Fritschi-
umzug ersetzte militärische Feier des .Landsknechten-
umzugs.- Liebenau 1881, 242. , Falls etwa erwachsene
Knaben sieh in den Waffen üben wollten, so wollen
wir ihnen nach Pfingsten Umzüge erlauben, wobei
alle Harnischmänner und alles Schiessen ausser der
Ordnung verboten sein solle.' Bs Eef.-Ürdn. 1765/68.
So auch beim .Aufritt' des .äussern Stands' im alten
l; im XVII. und XVIII., wobei nur der .Rat' und 12
Bui vr' als ,H-en' zu erscheinen hatten; vgl. B Neuj.
1858, 17/8. Hölzerne Puppe oder Figur als Träger eines
Harnisches in Zeughäusern usw. B; Z. Der grüss
[grosse] Harnischmändel [am Zeitglockenturm in BStdt]
BGr.; s. Christophe! Bd III 869. .Harnischmännchen'
neben Vögeln. Putten als ornamentaler Schmuck gemalt
um die Fenster an der Aussenseite eines Hauses LStdt
(Liebenati 133). — H8rndli-Ma" = Gäbeli-M. 1 L;
GF., G. ; S. Wenn doch de LI. die frönde" Wörter
1ml,'" ic'iir'. G Kai. 1891. Das isch Alls so weidlicl>
'gange*, dass der Müller hätl chönne" glaube", der II.
sig hinger si g'röte*. BWvss 1863. S. noch Runggelis-
Eafen (Bd II 1016) und Hörn 6 (Bd II 1619). —
llarpfe"-: wandernder Harfenspieler Z f. Wie's
g'heisst i" dem Lied, wo de H. g'sunge* hat. Stütz.
l[,..se"-: 1. bei der Armbrüstschützengesellschaft
in l'.Tliun Derjenige, der die meisten Treffer hatte;
der erste Preisschütze ; vgl. Äschlim., Chr. von Burgd.,
iL'. So vormals auch in aScHW und in U. War Einer
im Stich der Erste, so rief man: IL! oder: er ist hütt
IL [Schützenkönig] aSciiw; U. S. noch (Herren-)
Hosen-Geld Bd II 250. — 2. (scherzh.) hosentragender,
dem Flügelkleid entwachsener Knabe S; Z; s. Hösi
Bd II 1699 und vgl. llciri-M. — 3. Höseli-Mä, cha-
rakterschwacher Mann, Achselträger U. Syn. Höseler 3.
Si sölled-mer ««' [zum Handgemenge] clw", wenn s'
Öppis sind, die Hose'mandeli. ,M Lienebt 1888. - Zu
Bed. 1 vgl. Hosen S c (Bd II 1690).
II üs-, in B; S auch G'hüs-, in 8 B'hüs-Ma, -me:
1. Hausmieter, Einer, der in einer gemieteten Wohnung
wohn! IS; ZO. ; vgl. Hüs-IM. Syn.Hüseler. .Sein Hei-
met war sein grösster Stolz und von Jedem, der keines
hallo, sagte er mitleidig: Er isch umme" e G'hüsme",
er isch umme? .:' Hüs.' Gotth. .Still gieng's zu auf der
Zeughauswache, welche hauptsächlich aus schittern
[gebrechlichen] Hausmannlene bestand.' ebd. .Her
Hanoi- will seinem G'hüsma höchstens ein Eggeli Land
geben, und soll ihm noch einen schweren Hauszins
abwerfen.' B Wochenblatt 18-17. Er isch en arme
G'hüsma g'si". SchUpfer 1851. Auch als Titel und
Anrede und zwar auch von Seite dritter Personen B.
,1 i.i hett ein hussmä drin [im Hause] g'han.' 1540/73,
ÜMey., Chr. .Hausmann, Bciwbner, inquilinus, in-
habitator.' Bed. 1662. .Kommet die liebe Gottsforcht
an euch, losieret disen Gast in euer Haus, diser Haus-
mann gibt dir den besten Zins.- FWvss 1073. .Per
\ erleihcr kann den Besteher oder Hausmann nicht
länger darin [in seinen Räumlichkeiten] haben.' XVIII. ,
Z Stdt- und Ld-R. — 2. als Correlat zum Vor., Haus-
vermieter li (selten). Si" W&rchzüg ist sein," längst
verpfändet dem strenge" G'hüsma für ae* /-eis. Ott
1864. — 3. Verwalter eines (Gottes-) Hauses. ,I)er-
jenig biism.. welchem das obgemell schwösterhus in-
ggben [verliehen].' 1596, AaZ. Stiftsarch.; vgl. Gotts-
hüs-Mann 2. — I. Hauswirt, der seinem Hause wohl
vorsteht Es; BHk., „wirtschaftlicher Mann mit oder
ohne eigenes Haus und Land L", oeconomus Ulla.
(Id. H). Vgl. H.-Frau (Bd 1 1246). Er war sust eso
brav ioid sn-iie" rSchtschaffene' Hüsma**. Breitenst.
Eu jede' JSilr und Hüsma"* chonnt in Schade» int",
ich si [die Strasse] döre" chonnt. Ae Kai. 1847. —
5. Einer, der spart fhüset), sparsamer .Mann Seil; Z.
Wie isl Das nid en Hüsmä** g'si" cor Zltc", jel: hat
er bald keis Hüsrötli me. Stutz. - G. Hüs-Mannen
= U.-Lut 2 (Bd 111 1521). Man sah sie häutig mit
einem Knotenstock in der Hand und der Tabakspfeife
im Mund; so in einem Trachtonbuch aus dem An f.
des XIX. — Hüsmeni": Haushälterin ScnwE. Zum
Seh recl.c" vo" der alte", unwirsche" H. [kam ein Bettel-
kind in das vornehme Haus]. MLieneut 1891.
Was XMan. (.Per friinuu arm krank hüsiuanu.') unter
dem W. vorsteht, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Gottshüs-: 1. Sg. zu Gottshus-Lüt Bd III 1521.
,Es sond gotshuslütgotshusgüeter inhaben, nutzen und
messen, und ob ein ungotshusman ein gotshusguet
inngehebt kurz oder lang on gunst und willen eines
herren und abts, mag ein jetlicher g. [dasselbe] an-
sprechen.' 1464, ZRhein. Oft'n. .Wenn ein g. seinen
herren verrat oder einen g. oder ein gotshuswib er-
schlecht ze tot, des lyb und guet ist dem gotslms
verfallen unz an des apts gnad.' 1582. UwE. — 2. „Be-
amter, der für die Kirche, d. i. das Gottshaas, zu
sorgen hat. In alten Luzerner Urkunden." ,20 blap-
hart sond an die spend gon und soll die der g. us-
richten.' 1470, LE. Jahrzeitb. An anderer Stelle von
gleicher Hand .Kilehmeier.' ,l)er Spendmeistcr und
der G. sollen das Gemüess versuchen, damit es die
Armen gut erhalten.' 1555, Aaraukr Ratserk. (Olli.).
— Ebben™-: Maskierter, auf dessen ganzem Gewand
Epheu aufgenäht ist S (Schild). — Häxe"-Män nli:
Holunder-Männchen Es. Syn. Häxe'-Wibli.
Heiz-Mann = Heinz-M., erhalten als Geschlechts-
name Z. Appellativ gewendet: .Der schwarz h.', der
Teufel. Koi-ros 1532.
Letzteres vi. -II. mit Anspiolung aal ,(dic Holle) heizen';
doch heisst der T.iil'.'l auch wirklich .Heinz(li).'
Motze"-: Schwarzwäldcr aus dem Oberamt Hauen-
stein in alter Tracht; vgl. Hotz I (Bd II 1835).
Chabis-: 1. wandernder Krautschneider, meist
aus Vorarlberg und Tirol Z; Syn. Ghabis-Schnetzler.
— 2. Nebenbuhler BG. (Nydegger 1890). '_> cig. wer
.l.aii Andern in den ,Kohl' (s. Cliabin), ins Gehege geht.
Chacheli- 1!; LE., Chaclüe"- Gn = Chachler. -
Lebchueche"-: Lebkuchen in Form eines Mannes l!s.
L-e hanged am [Christ-] Baum AaB. (Landesztg 1867).
In Uw mit Abbildungen des b. Nikolaus und auf den
S. Nikolaustag bereitet. Vor Allem hat, der Clilims
de" Chindc" diu' llire", Xus* und Mitlschli 'brunge*
und e" Lj., e" linde". Sciiwzd. (Gl). L-en und Leb-
chuechenfrauen in B an Weihnachten, Silvester und
Neujahr. .Stattliche L-en [auf der Messe] mit den
grossen, steifen Zuckerfedern auf dem Dreispitz.' Mky.-
Mer. 1854. — Ch üechli-: Fastnachtkuchen in Form
eines Mannes ZS. Vgl. Chüechli- Maien. Kind zur
Mutter: Mächt es Hämpfli Teig denn [an der Fast-
nacht | ha", dass ich icider chönnti forme« en famose*
Ch. ESchönenb. Chudei-: 1. komischo Person bei
Volkaaufzügen (in li z. B. am Hirsmontag), ganz in
265
Man. 1 1 1 < ■ 1 1 . min. nion, ninn
266
Werg eingehüllt (vgl. Ebheuw-, Miesch-M.), bes. aber
mit einem Barte von Werg B; S f. — 2. Ch.-Mannh
a) kleiner Mann mit struppigem Bart Z. — b) ge-
ringes, altes Bäuerlein B; S; auch mit dein Nbbegr.
des erfahrenen, witzigen S. ,Ein klein, anscheinbar
K.. wir glauben, er trug noch Spitzhosen.' Gotth.
.So ein alter Barth', ein sechzigjährig K.. hat gut reden.'
ebd. S. noch Grännet Bd II 744. Chafel-Manndli:
heftiger, vorlauter Schwätzer Ulla.
<'häfer-Mann: Grenadier Z (scherzh.).
So benannt, weil iu den Spitzen der FrackschtissG Ver-
zierungen von rotem Tuch (Granaten) aufgenäht waren, welche
einem Käfer ahnlich sahen.
Chauf-: Käufer Gr; Lj Scnw; Uw. Er (si) ist
zu Dem Chaifme* Ndw. S. Hütten Bd II 1778, laufen
Bd 111 1120. — Für K. im schriftd. S. ist beim Volk
Handelsma"" üblicher.
Chelle"-: Krämer, der mit hölzernen Kochlöffeln
hausiert Z. Büe/f'e" wic-n-en Gh., laut rufen. —
Chille"-: .Mann, der, wegen Vergehens zu öffent-
licher Kirchenbusse verurteilt, vor den .Stillstand'
gestellt worden ist ZKn.f — Kund-: Einer, durch
den man Kunde einzieht, Kundschafter, Gewährsmann.
,Wir schickten einen k. üs um geleit.' 1460, Gfo. (Bs).
,Also lötend die wort unsers kundmanns, der uns der
handlang bericht hat.' 1530, Arsch. (B). — Charrc"-:
1. vonnals Verbrecher, der zu öffentlicher Arbeit in
Fesseln, eig. zum Ziehen von Karren, verurteilt war Z.
En ledere'' luegt ',- dic'' für en Ch. a", wo erst ns ''cm
Zuchihus cho" ist. Wolf, Banerngespr. .Die sog.
Karrenmänner, davon einige ihre Ketten Tag und
Xaeht tragen müssen.- HBossn. 1810. — 2. .ordinari
Kärrlismamr, Fuhrmann, der den Warenverkehr ver-
mittelt und zwar zu bestimmten, regelmässigen Zeiten.
BMand. 1763. Vgl. Bännli-Earrer (Bd III 427). —
Chürbse"-: ausgehöhlter Kürbis, an dessen Aussen-
seite ein menschliches Antlitz eingeschnitzt ist und
der durch eine Kerze von innen erleuchtet wird. Die
Knaben laufen Abends mit solchen herum, indem sie
selbige über ihren Kopf halten, oder sie stellen sie
in eine dunkle Ecke, um die Leute damit zu schrecken
Tu; vgl. Siiben- Liecht. — Cherzli-: Spottname für
einen Geistlichen. .Mein Herrgottsfresser. K., will Nüt
tuen weder g'nustert [das Paternoster gebetet] hau
von einer Kirch zur andern; da tuet er Nüt dann
blöderen.' JMahl. 1620. — t'häs-: Käsehändler, -Ver-
käufer Z. Am lärc" Stand [Bude] schmücke" wie de*
Gh., das Nachsehen haben. Srnww. 1860. .Dann konnte
er [der verschmähte Freier] nach dem Markt am Stand
schmöcken, wie der K.' JSenn 1854. .Käsmannen von
Brienz husieren.' 1722, Sch Zunftprot. — Chette"-:
in Ketten einhergebender und angeblich für den Los-
kauf von Christensklaven Geld sammelnder Vagant.
Arsch, (lt Sonntagspost 1860, 780); vgl. Mer-Mann.
— Chatze"-: Mann, der mit einem Sack auf dem
Rücken Katzen aufkauft, um deren Bälge zu ver-
kaufen und das Fleisch zu essen Zf. — Chutze"-:
Popanz, womit man die Kinder schreckt BRoggw.
(Glur 1895). Syn. Nacht-Chüz Bd III 603. — .Klaf-
fen-: der mit der klaffen [Klapper] das almuesen be-
gärt, als die aussetzigen.' Mal. — Chlinge"-: Burg-
wart auf llohenklingen ob SoHSt. De' Chi. steckt cn
fürige' Besen use', zeigt durch ein Feuerzeichen eine
Feuersbrunst an. die er gewahr worden (Dan.), Sind
d' Früehwise" g'mäit, het 's (dti Sprüchwort g'seit, so
teil de* Chi. de" Clmesichratten o", d. h. es beginnt
die Kirschenernte. Sdlgf.r. Gl bei-: kurzer.
dicker .Mann (litl'r. — (.' h rac h e" - M a u n 1 i : Mann.
der wogen eines Meineides um einen Wald. .Krachen'
gen.. als Gespenst rumort GrL. (Jecklin 1874, 86).
— Chraft-Ma"": zu erschliessen aus dem Vb chraft-
männk", seine Kraft in übermütiger Weise zeigen
wollen, „das Kraftmännchen spielen BO.," Stdt; „LE."
— Chriegsme": Söldner. En alter Chr. ZS. ,<;.
Hauser, gen. Kriegsmann.' 1653, .WWett. Klosterarch.
— Ch rippeli - Mannli : 1. die kleinen Figuren,
welche man zu den sog. Krippen braucht, die zu
Weihnachten in den Häusern aufgestellt werden <; \.
— 2. übertr., kleines, altes Männchen mit breitem
Hut und einem Stock in der Hand. ebd.
Chris-: 1. komische Figur an den Hirsmontag-
aufzügen in B, ähnlich dem Wild-Blannli an der Uw
Älpler-Kirchwcih. - 2. Übername der das Bargergut
gegen kommunistische Gelüste verteidigenden Bürger
B (1885). Syn. Chris- Ast.
Bed. 1 bezieht sich darauf, dass .las Chr. ganz in Tum
reiser gehüllt ist, 2 darauf, dass das Bürgergut hauptsächlich
in Brennholz und Reisig bestand.
Chriesi-Ma°°: mit Kirschsteinen gefüllter Sack
als Bettwärmer Ap; Gr.Pi-.; GA.. Eh.; ScHwMa.; oZS.;
Syn. Stein-Sack. Vgl. Gluet-Hund.
Bes. vom zartem Geschlecht gebrancht und daher wohl
das W. urspr. mit scherzhafte!' Anspielung gebildet; vgl.
Atiinch.
Chrätte"-: hausierender Korbhändler aus dein
ZO. ; vgl. Chellen-Länder, Zeinen-Man n. — Chräze"-:
Träger einer Chräze" Tu; Z; ,dossuarius, gerulus.'
Id. B. Im Bes. a) Glasträger oder Hausierer mit 'F i-
roler Holzgeschirr Aa. — b) Popanz für Kinder Aa;
Tu. De'' Chr. isch einisch chö", hat bösi Chindli wolle";
do folge" d' China enander-nöch, do muess-er d' Clträze"
lär In- stii" und öni d' China si"1' dröle". Rocim. Ähn-
lich der , Kinder-Mann' bei Gr. WB. — Lieber-: ein
(dem Lehensherrn) vor Andern angenehmer und darum
bevorzugter Mann. ,Und soll der herr dem mann das
guot nit beschwären noch nemen, weder durch 1-s
noch durch mer Zinsen willen noch niener umb.' 1432,
TriFisch. Offn. .Von dem guet nit trängen noch stössen
weder um mer zins noch 1-s willen.' 1518, Z Staats-
arch. jAlldieweil die Lehenleut die Güeter in gueten
Ehren halten, so sollent wir sy von disem Hof nit
treiben weder umb Mehrzins noch L-s willen, sondern
darby ohne Steigerung bleiben lassen.' 1670. Aa Urk.
.Ihr Herren Regenten werdet auch änderst zun Sachen
tuen müssen; die Parteilichkeit, die Menschonforeht,
den L. nicht also bei euch regieren lassen.' FWvss
1672.
Libdig- f-pt-J: Mann, der bei einer Familie um
das .Leibgedingc', den .Altenteil', lebt Z. Syn. Ver-
libdingeter.
Läche°-Männli = Gügen-M. 1 SOlt. — Indien,
PI. zu Lachen Bd III 1004.
Loche"- (Bs; S), Le'che*- (Gi/)bst.),Männ, Lerne"
L; PA1. (-mä); Zo; Z: Lehenmann, Pächter (eines
Bauerngutes). Wenn cn L. niul de" halb Nutze" häd,
chann-er nüd b'stä" Z. 's <f fallen Obs (was abe"fallt)
g'hört dem L. Vgl. Gotth. 1 34. Auch scherzh. von
irgend einem Geschäft, wo Etw. .abfällt' oder man
sich Etw. zueignen darf; ebenso: Was nebet use"
267
Man, men, min. mon, imni
208
(denebet) chunnt usw. Z. Auch scherzh. beschönigend,
wenn beim Messen, Essen usw. Etw. daneben fällt.
Vgl. Hof-Meier. In der ä. Lit. oft noch i. S. v. Lehen-
träger; dem Lehensherrn zinspflichtiger Hofbauer.
,Dhein leman soll dhcin guot von einander teilen 011
eins leben berm gunst und willen.' 1384 (bzw. Auf.
XVI.), AaB. Stadtb. ,I'er berbst wirt aus sein und der
Iehmann nit kommen [um den halben Ertrag oder den
Zins abzugeben].' 1531/48, Jes. ,Wenn du einen leman
oder räbman hettist, den du uf dyne güeter gesetzt.'
RGualtu. 1553. .Was rechts ein lechenherr zue des
leemans hab und guet haben soll.' 1569, Z Rq. Ver-
breitet ist ,Leh-, Lee-Mann' als Geschlechtsn. — V ei-
le e h e n - s. begüeten Bd II 555.
Leder-Männli = L.-Ghnecht (Bd III 725) ZG.;
vgl. Mann 6 d ß 4. — Leid-Ma"": Leidtragender,
Einer aus dem Tranergeleite Z. ,Es giengend zween
leidmann nach der baar.' 1522, NMan. — Lafer- =
Ghlapper-M.; s. Uferen Bd III 1108. .Lafcrmann,
Schwätzer, locutor, locutuleius.' Mal.
LOgerc"-Manndli: eine Art Schreckgespenst,
Kobold. Wo-n-i'h gö" und wo-n-ich stö", lauft-mer 's
L. nöch. Wenn irU will i" d' Chammer gö" und ich
will go' schlafe", lauft-mer 's L. nfsh und will mi"* us
der Chammer schlö*. Wenn ieh will i" d' Ghille" gö"
und i-'1 uill go' bitte", lauft-mer 's L. n<Yh und läd-
Mi'* gar nid bette" AAWohl.f — Eiu ähnliches Kinderlicd
aus Z mit .Buckclmännlein' st. L. s. bei Staub, Kinderb. 7. 8.
Lumpen-Man": 1. Lumpensammler Aa; Tu; Z.
.Sein Ruf war: Alli Lümpe", wer-r-r hat? Z. Du chast
de" Bock dem L. gS", er taugt Nichts. ,Dass der Herr
den Sündern rüefte, wie der Hudellumpenmann den
Lumpen, ie böser ie besser.' J Breit, um 1030. —
2. jLümplismann', elender, nichtswürdiger Mann.
,Wenn er allweg ein b'sonders haben [eigensinnig
sein] wellte, so nuiesste er doch wol ein 1. syn.' 1521,
Egli, Akten. ,Hast des vergessen, so bist du wol ein
lümplinsm.' HBull. 1533.
Land-: Sg. zu Landl&t 2 (Bd III 1522). ,Wer
unser lantm. will werden, der soll gen den lantlüten
10 pfd; git er sy nit, so ist er nit 1.' XV., Gl Rq.
S. Land-Frau Bd 1 1250, Gast Bd II 484. , Weller
zue einem 1. wirt angenommen, der soll dem seckel-
meister geben CO pfd, und einer, der ein halber lantm.
von syner mueter ist, 40 pfd.' 1510, Onw Rq. .Wann
einer einein frömden ligende güeter zue kaufen geb,
der nüt 1. ist, so magt's ein 1. dem frömden wol ap-
züchen in jar und in tag, wann er des teilig ist, und
ein 1. dem anderen in dryen manat.' 1533, Scnw.Ma.
Rq. ,Wo jemaiits vermeint in unserm land Sehwyz
ein 1. zue sinde, der und die söllent allwegen in 10
jaren ir lantrecht erfordern, ja die so usserthalb lands
gesessen sind; und wellicher übersitzt, der soll dannet-
hin nüt mer am landrecht haben.' 1536/44, Schw LB.
.Welcher fürhin lantm. werden will, der soll uns
50 guldin gen, das soll das uedel syn.' um 1550, Nuw
Rq. ,lhr Landmann und Undertan.' 1034, ArHeid.
Dem Ausdruck ,Landmannen' [in einer Urk. SchwG.
1528] wird der Sinn gegeben, dass die Betreffenden
zu Landleuten und nicht ZU Beisassen aufgenommen
worden seien. 1035, Auseii. — Land- i\l an nin = I.iiihI-
Frau Bd I 1250. So 1502, Ndw LB. .Wann ein Frauw
ein Beisassen nimbt und bei ilime Kinder erzüget,
dannethin der Mann stirbt, dass danne die Frauw
wiiler L. wird.' 1692, Schw LB. .Eine Bürgerin und
L • Z Mand. 1699.
Lands-me": scherzh. von einheimischem Wein,
auch Früchten Aa. S. auch Fön Bd I 811. L.-Chraft.
Lor- = Fatz-M. - Vgl. Gal-LsH Bd III 137:. und
mini, lörlit n leman.
Aderlass-Män nli: das Aderlassmännchen im
Kalender. ,Das Kuttlen- oder A.-Männlein.' Der lust.
Schweizer 1788. Indem man das A. mit seinen Tier-
zeichen als Anschauungsmittel benutzte, ergötzte man
die Kinder durch folgende Knittelverse: ,Die Widder
gestöss, die Kinder sind bös; der Stier, der zücht,
de* Chrebs, de* chrücht; der Skorpion sticht, die Jung-
frau spricht; der Leu, der brüllt, die Wog, die schnellt ;
der Schütz, der schiesst, der Wassermä"" giesst; de*
Stei"boek chlümmt, der Fisch, de* schwümmt' SenSt.
(Sulger). Vgl. auch Kuhn, Volksl. 1819, 109.
Der Name .Kutilcii-Männleiii' bezieht sich darauf, dass
die Figur einen aufgeschlitzten Bauch zeigt, zu dessen ver-
schiedenen Eingeweiden ,je eine Linie von dem beeinflussen-
den Tierzeichen führt.
Lösch-, Lösch-Uä"": Pächter GuD., L. - Zu
losen 1 c (Bd III 14+1).
Leist-: zu einer (Tag-) Leistung (s. leisten ä a
Bd III 1170) Verordneter, Kommissär. .Jetweder teil
soll zween erber und vernünftig 1. als zuesätz in .las
recht setzen.' 1500, Absch. — Leitere"-: wer dem
sog. Leiternkorps bei der Feuerwehr zugeteilt ist L; Z.
Mach-Männli: eitler Vorwand, Scheinmanöver,
Popanz Bs. Das isch nur eso e" M. — S. Gr. wo.
VI 1396.
Michels- Mann: Sg. zu Michels-Lüt Bd III 152:'..
.Erlaubt die stift einem, der nicht m. ist, zue holzen.'
1471, LNeudorf Urk. — Muchel-: Zuchtstierhalter
Z (Spillm.). — Möggel-: vermummter, hässlich ge-
kleideter Mann LRickenb. Vgl. Ma""- Möggi (Sp. 125).
— Müle" Müumo: Maultiertreiber PA1. — Milch-:
1. Milchhändler oder Bauer, der Milch zum Verkauf in
die Stadt fährt Bs; Nnw; Z. — 2. der Senn, der vom
Bauer die Milch kauft Nuw. — Mannes-: eines andern
Mannes (Dienstherrn) Mann, Leibeigener. .Uinb die
darkommen lüte: ist er ein mannesmann, so soll er
dienen unsem herren jerlich umb 4 vierteil habern
und umb ein fassnachthuen, ob er jar und tag do sitzet
un versprochen.' XV., Bs Rq.
G'niein-: 1. amtliche Würde im alten S; eine Art
Ädil. Er wurde von den Jungräten aus ihrer Mitte
erwählt und war Mitglied des geheimen Rates. Bei
der jährlichen Ämterbesetzung am St Johannistag im
.Rosengarten' dankte er Sehultheissen und Venner ab.
Er war der Vertreter der Gemeinde und Fürsprecher
aller Parteien, die sich vor dem Rat erstellten, daher
frz. procureur gencral betitelt. Die Aufsicht über
Mass und Gewicht, Marktverkehr, sowie über das Vor-
mundswesen lag ihm ob. Krutter 1815. S. auch
Stäts-Haupt Bd 11 1500; Simmler. Reg. 521.
2. Obmann eines Schiedsgerichtes Tu (Pup.). ,Be-
sueeht ich obgenannt gemeinmann mit den zuesätzen,
die sach in der minn zu vereinbaren.' 1458, GBuchs
Urk.. wechselnd mit .gemeiner obmann.' .Zwüschel
Zürich und Sehwyz ward die sach zue dem rechten
g'setzt uf vier man, dero zwen von Zürich warend
und zwen von Sehwyz. Der g'main man was von
Underwalden.' Vad. Bed. 1 vom Subst. .Gemein', Ge-
meinde, - vom Adj. .gemein' i. S. v. neutral.
269
Man. men. min. mon, iiitui
270
G'meins-: 1. „Bürger einer Gemeinde im Gegs.
von Bei- oder Hintersass" 1!. — '-'. .Mitglied der Ge-
meindebehörde, Gemeinderat B; S. '■'>. G'meind-
M<C", Teilnehmer an der Landsgemeinde Ar; Syn
(i'innii(il)lcr. Ist er Bräutigam, so steckt ilmi die
Braut einen Stranss auf den Hut. — .Mer-: von den
türkischen Galeeren wirklich oder angeblich befreiter
Sklave, der mit seiner Kette bettelnd das Land durch-
zog. .Drei Meermannen ein Stür 'zahlt 3 Btz.' BE.
Rechnungsman. 1723. .Allem fremden Strolchen- und
Bettler-Gesind: Korbmacheren, Kessleren, Spengleren,
Kräzen-, Schleifstein -Trägeren, Sehwummkränieren,
Schaubhütleren, Sterzeren, Liederkrämer, M-en, Quack-
salberen, Musicanten verbieten unser Land zu be-
tretten.' B Mand. 1742. .Alles fremde Strolchen- und
Bettelgesind, sich heissende Refügics, Proselyten, De-
serteurs, M-en sollen aus dem Land geführt werden.'
55 Ges. 1757/93. Vgl. Chetten-M. — Mär(i)t-: Mann,
der zu Markt geht Aa; B; L; Z. So Vir d.iher chö"
irie-ii-en [vom Markte zurückkehrender] .1/. ZNer.
,So ein Märitmannli, welches sein Körbchen gerne
regelmässig nach Bern oder Langental trug und das
erlaubte Schöpplein sich zu Gemüte führte.' Gottu.
— Mus-: Mäusefänger GkL. — Mies-: ,Mussmann',
als Personifikation der harten Notwendigkeit Gl. Der
M. ist e" böse' Ma"', häd die s&b Frau g'seü Gl. —
Muster-: Soldat L! ; ZO. Icz schulde" d' M-en [Brot
zu Suppe | l" u'd choche" da w' backe". Sciiwzd. (B);
s. Camp Bd HI 304. — Mittel-, in Bs Mittels-:
wie nhd. Ar; Bs; P; Schw; Z.
Mutte"-, nur in der RA.: Bede" aswie-u-c" M.,
eine geläufige Zunge haben, viel plaudern SunwE.
Vi.ll. Krauler, der mit BSttcherware hausiert, oder
neckische Benennung der Sennen. Im letztem Fall würde
sieli die RA. darauf bezieheu, dass Älpler, wenn sie Milch
z« tragen haben, dieselhe unterwegs etwa abstellen, um mit
einander zu plaudern.
Nebel-Männli: elbisches Wesen, vorgestellt als
altes Männchen, das einen Hut mit breitem Rande.
wallendes, weisses Hirtenhemd, Holzschuhe und Tasche
mit Leeksalz für die Kühe trägt und welches bes. ge-
sehen wird, wenn dunkle Regenwolken über der Alp
schweben. So oft das N. erscheint, und wäre es auch
am klarsten Abend, so schneit es doch ganz sicher
am nächsten Morgen GnPr. Näheres bei Vernaleken
78 j Flugi 1843, 80; Vonbun 73 f. Vgl. auch Gr. VfB.
VII 485.
Hinter dieser Gestalt steckt wohl Wuotan mit seinem
breiten Hut und weiten Mantel; auch er ist Wetterherr und
Viehhirt. S. noch Simrock, Myth. 374 und vgl. Lampi-,
Wutt-Huet Bd II 1788. 1792.
Näch-Mann: 1. der Nachfolgende, Zweitnächste,
z.B. beim Schiessen BK. (Nahi-M.J, .seeundus in or-
dine.' Id. B. — 2. „der Letzte in der Ordnung, allg."
— 3. naher Verwandter. ,Der mann hört uns zue
und ist unser n.' 1530/31, Ruth. ,Es ist war, dass
ich der n. bin, aber es ist einer neher dann ich.' ebd.;
dafür 1548: , naher freund', ,der nachfreünd', .nächst
freund'; 1667/1882: .naher Verwandter.'
1 und 'J zur Präp. nach, 3 zu nach = nahe; vgl. Naehbür
und mini, nächgesette, Nachbar.
G'nägi Tniigi-: Knochenmann. Skelett ZWyla.
— Nunneli-M. und N.-Wib, zwei Geschwister am
Hallwilersee; vgl. Aa Taschenb. 1802, 124 f. — G'nis-
(meistPL): Gemeindebeamte, welche bei der Nieder-
kunft unverheirateter Personen zugegen sein müssen
Bf. Vgl. Genis-Verhör Bd II 1572. — G'nossamc"-:
Mitglied der (Allmend-) Genossenschaft Gl. .Jeder
Tagweh- "der Gnossammemann, der eine eigene Haus-
haltung führt, hat das Recht, eine Kuh auf die All-
ment zu treiben.' Stein». 1802. — Nüts-Mä"",
-Manndli: verwahrloster Mensch, Taugenichts Ar;
G. — Bü-Mann: 1. Bebmanu, Weingärtner TuTäg.;
s, auch Sü-M. ,Ich bin ein warer wynstock und mein
vatter ist ein (der) bawmann.' 1548/17117. Jon. 15;
dafür 1531 und 1882: .Weingärtner.' ,Gott ist der
trüwe buwmann oder räbmann, der uns immerzue
reiniget.' RGdalth. 1580. ,Die Reben tragen reiche
Frucht ohne sondere Mühe des Bawmanns.' Guler
1025. ,Gott, der himmlische Baumann, wolle uns zu
allem Guten weiter reinigen.' JMüll. 1673. — 2. (Ba-
rne") Gescblechtsn. Ar; Z. Vgl. , Heini Widmer. gen.
Bumann.' 1053, AAWett. Klosterarch.; viell. Bearbeiter
von Klosterreben. — Biber-: Gebäck aus feinem Leb-
kuchenteig mit aufgeprägter männlicher Figur G. Vgl.
B.-Frau Bd I 1252. — A-bach-: Gespenst, Unhold,
welcher die Überschwemmungen des Aabacbes ver-
ursachen soll UwDallenw.; vgl. Lüt., Sagen 281. -
Bider-: wie nhd. Isch wür, iseh dln Vatter en B.?
Neckformel für Kinder Tu; ZWyla. S. auch Geiss
(Bd II 458) und scher-wis. ,Rüef oder keer dich etwa
zu einem traut bidermann, ob jemand sye, der dir
antworte.' Z Bibel 1531/00. — Bodo»-: 1. Freund
und Kenner des .Bodens' oder des Landbaues Ar. —
2. Gescblechtsn. W. Syn. ,Bodmer'; eig. der im , Boden'.
in der Niederung Wohnende. — Bifer- Mann (li ):
hämischer Kobold, welcher das Biferen [Sauerwerden
der Milch und Blähung des Käses] bewirkt BG.. 1 1. ;
viell. Personifikation des Föhns. ,Der gefürchtete B.,
der besonders gern in den beissen Augusttagen auf
den Sennalpen seineu satanischen Spuk und Schaber-
nack treibt.' Nydegger 1890. -■ Bagäsch i-Jla"»:
Oberbub oder König beim .Bagäschispiel' Nnw.
Bagge"-Männdli: Entenart, Männchen von ful.
crist. TuErm.; vgl. Nider-Länderli Bd III 1303.
Verderbt aus .Backelmaun' mit einer Anlehnung, welche in
dem aufgedunsenen Kopf dieser Ente ihre Rechtfertigung fand.
Böggel- Ö (TitSteckb.), Bögge"- (ScüSt.), Böggi-
(B), Broggel- (ÄAoEnd.), Bröggel- (AaZ.; Z), Brög-
g(e)li- (Z) Mä00: Popanz, Schreckgestalt für Kinder.
aaOO., auch Maskierter Z. .Bögenmänner, gellones.'
Denzl. 1677; 1710. — Buggeli-Mann (li): \. = Hv~
gcr-M. 1 B; Z (P-J. — 2. eine Art Hausgeist, Kobold;
vgl. Lvgere"-M. Ich und du und 's B.-Männli band
en halbe" Batze" , ich und du und 's B. tuend -en
s'sämme'chratze" Seil. ,Icb und du und 's P. giengen
zu dem Pfaffen und als wir zu dem Pfaffen kamen,
süssen wir zu Tische. Und als wir zu dem Tisch
gesessen, assen wir die Fische. Und als wir d' Fisch
gegessen hatten, giengen wir zu Bette. Und als wir
in das Bette kamen, fieng es an zu krachen. Ich und
du und 's P. muessten da d'rab lachen.' Z (Dan.). —
Bije11- Ndw; W, Biji-L, B»K-Ma°a ZHoinbr. = Im-
ben-M. 1 und 2. ,Die B-en reisen gegen Ende August
mit dem Täusli auf dem Rücken oder dem Zuber auf
einem Wägelchen im Lande herum, um gegen Ent-
schädigung die Zeidelung vorzunehmen, Honig und
Wachs einzukaufen und zu verhausieren. Man über-
lässt ihnen auch etwa die Besorgung der Stöcke, weil
sie (freilich ohne Grund) als Sachverständige gelten.'
271
Man. men, min, raon, imin
Z Neuj. Naturf. No LXV1I. lez chunnd e* fremde'
Biitna", tued 's Hang und d' Wöbe" nem". Ineicuen
1859. ,BeckeD-Männli nennt mau die trockenen
Mehldrüsen oder -kügelchen, welche von den Weibern
n Brot und anderm Teig zuweilen gelassen werden
und nicht zu geuiesscii sind' Hs (Spreng). Syn. Becke"-
liueh. — Becki-Mä""1: Krämer, Händler mit irdenem
Geschirr, Becken Sciiw; Z. — Bieli-: Sappeur G;
Syn. Axen-M.
Ilöli- Aa; Bs; Bj GrL; I.; <i; Schwj S; Tu; ÜW;
Zg; Z, Eöüfc- GG.. Nessl.; Tu tw., Höh:"- ThHw., 7.W/-
GRh., BoHe"- GT. tw.; Tu tw.. BoZt- FSs. ; GT. tw.;
ZGÄg.: 1. Poltergeist, zumeist ;ils Schreckgespenst für
Kinder. aaOO. Syn. llnli, Möggel. Vgl. Butzen- M.;
Böli-Butsch nnd Böli-Flueh Bd 1 1185. £»<;</. der B.
nimmt '/('' i" Sack.' zu einem Kind, das nicht ge-
horchen will LRick. (Esterm.). Mit .lern B. droht man.
um die Kinder Abends zur Betzeit von der (iasse weg-
zubringen Aa/cui.; Tu. um sie vom Verlaufen in ein
Getreidefeld abzuschrecken, in dem der B. angeblich
sitzt ZBül. Sonst wird er vorgestellt als Kobold, der
auf der Diele oder in den Gängen des Hauses durch
Geräusch und Gepolter, bes. des Nachts, sieb bemerk-
lieb macht (Jl; Tu; Z. Kc" Mansch glaubt nie' a"
d' Sträggelc, se wenig a's a* JB., 's tued Alls de"
Ghinde däggele' [schmeicheln] und gid-nen bppis
G'schiders o". II ml. 1813. .Grossmüeti, wenn jetzt
der Böllimann käme oder gar der Tüfel, was wollten
wir machen?' Gottu. ,Die Grossmutter niusste dem
Johannesli erzählen vom Teufel und dem B.. von Gott
und den Engeln.' ebd. .So wurde das Schulgehen
einige Wochen lang als ein recht wirksamer Böllima
[für die Kinder | gebraucht.' ebd. S. Häggen-Mann.
Uni hed-er [der Pfarrer in einer Strafpredigt] der B.
wider einist reiht füre'g'no" L. G'firchtel hend s' e"
[den gespenstischen Steinibachhund in UwÜallenw.]
wie der Belima*" Uw. S. Grüwel Bd II S34. ,Er
wolle der Stadt den 1). zeigen', droht der äbtische
Hofmarschall 1617, G. Vgl. noch Gügi Bd II 157.
Eine Anekdote vom Hauer, der, um seine zudring-
lichen Kinder zu beschwichtigen, das für die verkaufte
Kuh erlöste Geld am Abend dem B. zum Fenster
hinausstreckt, s. im l'> Kai. 1814. Auge" mache" nie
de B. Stutz (vgl. Boll-Aug Bd I 137); daher: Mann
mit grossen Augen tili. — '-'. übergebend in die Bed.
Teufel I.; S; '/.. Ku nun' Satan ist die Frau, e"
Stuck oom 11. Her sündige'd halt früeh und spät;
dr 11. git 's mängs Mal Kim gar listig a". Stutz.
Xnm 's de' Schinder und de'' BJ ebd. Wart, de' />'.
eluinni nnil nimmt :irh in'n Rotthafen abe*! ZO. I'u!
nie isch-es se schwarz, als hett de' B. g'wissget! KMkv.
1844. Wenn Eine' meint, es g'räti, und zu der Chiste'
chunnd, se schlüft wie m ein Bode* eu schwarze Zottel-
huml. De' bieget -i dann a". dass Keine mer d'ra"
niiißet, er sei de" 11. RBaur, Sagen. 3. Vogel-
scheuche AaBd., Hold., Z.; Bs; 1.; GBh.; ZSth.; Syn.
Bali, Löli. Vgl. noch Hanf-Löli Bd 111 1261. .Hin
U. (Butzemann), den man in dem Feld oder auf den
Schulleu aufriebt, dir Vögel zu stäuben.' JMüller
1665. 1. vermummte Person ; Fastnachtsbutz BSi.;
ZSth.; Syn. Bögg; vgl. Gäuggel Bd 11 172. Possen-
reisser Scnw. .Meinst, was ich dir zu sagen hätte,
durfte ich dir nicht mehr selbst sagen, niusste weit
her einen Hanswursl und Böllimann kommen lassen.
um dir was zu sagen.1 Gotth. Usg'seh wie-n-es Bali-
mannli B. ,Uem Mädchen, welches dem Volksgericht
verfallen ist, wird in der Maiennacht statt des Maiens
ein kolossaler Strohmann, B. oder Doggel genannt, in
irgend eine alte Uniform gesteckt, mit einer scheuss-
licben Maske versehen und zu oberst aufs Dach ge-
pflanzt. Ist das .Mädchen im Gerüche der Unreinlich-
keit, so wird dem B. ein gewaltiger Kehrwiscb in die
Hand gesteckt, oder ein sog. Ofenwisch angehängt.
Einem, der im Verdacht stand. Heu und Stroh ge-
stohlen zu haben, wird ein martialischer B. mit einer
Hürde Stroh vorneii. einem Büschel Heu hinten, in
Sträflingskleidern und mit einem Strick um den Hals,
auf das Hausdach gepflanzt.' JHofst. 1805 (S). —
5. = Gunggeler (Bd II 369) B; Syn. Ghüz. — 6. = Mög-
gel 4 L. Es stund B-e" hinder-em Püatis üf. Sciiürm.
VIImI boten, rollen, wälzen, schleudern. Ober den l'uil.
vgl. die Anin. zu G6t Bd II 214. Entsprechende Namen
für den polternden Hausgeist sind holl. buU(er)mann, nlul.
,Bumpclstilz', sehwäb. .Poppele'; .Popanz' (aus ,Pop-Hans');
vgl. Hr., Mvtli. 3 17:! f. und die Auni. zu Bammer Bd II l'JT:!.
Die Gestalt dieses, neben Chlungerin, Haggen-Mann und //<..
allgemeinsten seh weizerischen Landesgespenstes ist in der
Volksphantasic nicht scharf umrissen. Der Z Dichter Reithaar
(1853. 124) malt den B. als alten, bärtigen Mann, glotz-
äugig, mit wollenem Sack, worein er die bösen Kinder packt,
um sie in seine Holde im Ütliberg (vgl. Kindlifrcmer Bd I
13'2U) zu bringen, wo er sie mit Brot aus Hobelspänen speist.
Blosses H lym zu nnserm W. ist B. als Bezeichnung eines
Mannes, der auf oder am Billi (Dim. zu Unit, Hügel) wohnt GT.
( F leiscli-)Boi"-, in Bs auch Heiner-: Knochen-
sammler, der von Haus zu Haus gehend die Knochen
aufkauft Bs; 11; Z. .Wie die Beimannen, welche von
weitem schreien: liid-cr [habt ihr] Bi oder Bvner?'
Gotth. -- Bunds-: 1. Bundesgenosse. .Diese warend
mit Abrain pundtsmänner.' Z Bibel 15(10. — 2. Ange-
höriger des Bundes, spee. eines der drei Bünde von
Gr. jPundtsm.' Gr Ges. 1827. ,N. N.. us den Buntz-
mann und Kngeiidin.' HStockar 1519. .lielincation
gemeiner dreien Bünden, durch Nie. Sererhard, einen
II., beschrieben.' Sererh. 1742, Titel des Werkes.
Bündeli-: Spottname auf Einen, der sich in den
1850er Jahren als , Wahlknecht' für die Liberalen in
GG. hergab.
So geheissen, weil die Partei nach verlorener Schlacht
den Bündel schnüren musste oder wahrscheinlicher weil diese
Leute mit dem Bündel kamen und giengen.
Den gel- = Chneliel-M. Gr. — Boppen-: Geck;
Prahlhans? Vgl. .Poppe' Gr. WB. VII 2001. Der
Melchior sei ein ,b., dann man hielte nüt uf im.' Ent-
gegnung: ,er sei ein bidermann, kein b.' 1521, Egli,
Akten. — Bare"-: Kindergespenst G (Hotz.).
Bereli-: ebenso GG. — Etwa Waldgospenst, das die
Kinder heim Beerensuc.hon schreckt V
Pure"- (PI. P.-Lüt generell, -Manne" individuell):
Bauersmann (als Vertreter des Standes) Tu; Z. —
Birche"-: Birkenrute zur Kinderzucht ZWyla.
Berg-: 1. Sg. ZU Berglüt 1. In //.oll. Bewohner der
.Berg-' im Gegs. zur ,Dorf-'Gemeinde; s. Dorf-Mann.
— 2. Dim. = lierd-Mannli. sofern es in den Helgen
haust lh'.; GEh.; SchwE.; ZoWalchw.; ZBachs. /"
der Ghrummßueh obe> sig es Bergmandli, das trägi
der Grind eister unterm Arm. MLienert (Vermischung
mit dem wilden .läger). In den Bergen von li ul.'h.
pflegten die Bergmännli, nachdem sie das Vieh ge-
füttert, auf dem Heust. ick Feuer anzumachen, ohne
zu schaden. Eine Bauersfrau, der sie Elw. in die
273
Man, men. min. moD, mun
271
Schürze legten, mit dem Verbot, hineinzuschauen,
bevor sie daheim sei, blickte hinein und fand nur
Kuhlen. Zu Hause war eine dieser zurückgebliebenen
Kohlen zum Goldstück geworden, um 1820 (Land-
amraann Zäch); vgl. Stadiin 1819, 11 221 f. Nach dem
Volksglauben des BO. leben sie von der Milch der
Gemsen, deren Verfolger sie bestrafen. In den Hohlen
hocken sie beisammen und bewachen die Kristalle.
Sie lenken den verheerenden Bergsturz und beschützen
das gastliche Dach. Die rätselhaften Kreise, Ringe.
die man etwa im Grase sieht, werden als ihre Tanz-
plätze betrachtet; vgl. Toten-Chrann Bd III 840. Sie
sind jähzornig, neckisch gegen das Hirtenvolk, strafen.
was übel oder rauh geredet wird, und verschwinden
wegen der Bosheit oder der Neugierde der Menschen.
Über ihre Gestalt s. RWyss 1815, 69. 101 f. 319 f.;
vgl. auch den Alpnamen Mäiudi-l'lneh BFnit. Aus
Grotten bei Z Bachs kamen B. nach der Mühle und
holten Mehl; bald aber, als der Müller Kleider für
sie hinlegte, damit sie ihre Nacktheit verbergen könn-
ten, verschwanden sie. .Bergmännlein, daemon me-
tallicus.- Dbkzl. 1077; 1716. Schreckgestalt in den
Beben AaZ.j vgl. Beben-, Trüben-Hans. — 3. B.-
Männdli, Pflanzenn. a) Alpenwindröschen, an. alp.,
spec. der Fruchtstand derselben B; GWyl; Syn. alte'
.!/.'"".- s. Matmlc. Vgl. Här-M., Wüdmännli-Chrut
Bd III 902. — b) Odermennig, agr. eup. Aa. Vgl.
Acher-M. — Bergs-: Gebirgsbewohner PA1. Birgs-
nie*, Jäger SchwMuo. — Bürste"-: hausierender
Büistenverkäufer. allg. D' Bürsle'manne" händ gueti
Lösig bi-n-em ; er g'seht üs [so sauber] wie w-eme"
Trückli use". Sciiwzu. (ZWthur). — Bart-: bärtiger
Mann. Syn. Bartli, Bartlime. .Das ansehen Hieronymi,
so du in den b. nempst [weil er gewöhnlich als bär-
tiger Greis gemalt wird], uns gar nit bekümmret.'
Gyrenri'pfen 1519. ,B., gebartet, voll barts, barbatus.
Bartmännlin, der ein bärtlin hat, barbatulus.' Mal.
.Wann ich [Knabe] mein Sach nit g'schicken kann,
so helf Gott wo] eim Bartlimann.' JMabl. 1674. —
Bürt-: Genosse einer ,Bäuert' BHk. Syn. Bfirtcr.
.Reisbare [kriegstüchtige] Personen mögind auf der
Bürt oder Dorf, da sy hausheblich sind, ein Recht
[Anteil] Allmend als ein anderer Bürtmann b'setzen.'
1675, B Rq. — Baseli- s. Baseli. — Bastete"-:
Haches Gebäck aus Butterteig mit aufgeprägter Figur
eines Mannes Z. — Bettel-: 1. wie nhd.; s. Gulli
Bd II 221. — 2. a) Gebackenes von Eiern, Brot und
Milch GStdt. — b) eine Art geringerer Küchlein, aus
Brot statt Mehl gemacht ApHer. ; vgl. Brueder-M. —
Peter- = Beter als Vorname in ä. Zeit. In der RA.:
I'1' wett-der nüd de" V. singe", ich setze keinen Wert
darauf, achte es für Nichts (SchwE.j ZS., Stdt) könnte
eine historische Keminiscenz an die Z Mordnacht 1350
liegen, nach deren Misslingen das Losungswort der
Verschwornen: ,Ich heisse P.!' viell. in einem Spott-
lied der Sieger Verwendung fand. Auch das Bonen-
Lied (s. Bd III 1097) erinnert an die Bohne, welche
die Verschwornen der Z Mordnacht einander als Er-
kennungszeichen in die Hand drückten, verbunden mit
dem Aussprechen obiger Worte; vgl. auch peteren,
Hansel-M. und Z Taschenb. 1883. 170 f. — Chind-
betti-: Vater eines neugebornen Kindes, bes. insofern
er zu Gevatter bittet oder den Taufschmaus gibt B.
.Die schwarze Scheube gehört der Leichenbitterin,
der schwarze Hut einem K.' Gotth. .Selten eine Woche
Schweiz. Idiotikon. IV.
vergieng, dass nicht ein schlotternder K. erschien, mit
stammelnden Worten zu Gevatter zu bitten.- ebd.
'D's ßlisi sass in der Wartstube [besseres Gastzimmer
in einem Wirtshaus], sah sich zuerst die gräulichen
Helgen an, welche an den Wänden Mengen, zu grosser
Erbauung manches K-es, der nie etwas Gemaltes ge-
sehen als die Wegweiser, die Kirchenzit und Hochzeit-
schäfte und Tröge.' ebd. Vgl. bes. noch ebd. Schulm.
II 135 f. .Ein K., dem die alten Gebräuche noch immer
am Herzen liegen, Hesse vor einigen Tagen einen Sohn
taufen. Nicht nur die Gevatterleut, sondern auch noch
viele andere gute Freunde und Verwandte mussten
das zu dieser Feirlichkeit express geschlachtete Frutig-
sehaf verzehren.' B Hist. Kai. 1777. — Bettler-:
1. = Bettel-M. 1. , Todschlag, den N. N. begangen hat
mit einem b.' 1540/73, UMey., Chr. — 2. = Bettel-
Vogt. ,Ich fordere Nichts [keine Unterstützung], bevor
mich der B. nehmen will.' Inuermtzi 1826. — B itt- :
Bettler PAL — Botte"-: Bote. Wer von den Kindern
zuerst die Worte: Pottemä", P., Müllibach! ausruft,
hat den ersten Anspruch auf den Besitz eines von
Mehreren begehrten Gegenstandes TuFr. — Patsch-
= Chindbetti-Mann GrD. Syn. Gevatter- Meister. —
Butze"- Ap; GRh.; ZAuss., Butzi- Ap; GRoHe.; ZO.:
1. = Boli-Mann 1 und 2 Ap; GroHc; GRh.; ZAuss.
Eppes Butzema*"s, etw. Schlimmes Ap. Syn. Öppis
Tüfels. — 2. = Boli-Mann 3 ZO.; vgl. JSenn 1864,
35. — 3. = Boli-Mann i Ap. .Durch den furcht-
erregenden Aufzug des Butzmannes, der in Deutsch-
land Knecht Ruprecht heisst, den Kindern Schrecken
einjagen.'' Ap Kai. 1875. ,Butzenmänner, gelones.'
I'lnzl. 1677; 1716. ,Den jungen Kindern ist ein ab-
scheulicher Cappuziner oder ein anderer verhülleter
Butzimann zum Schreckzeug.' ATscuddi 1696. —
Pfeffer-Männdli: freundliche Bezeichnung eines
kleinen Jungen Z. — Pfands-Mann s. Gise2BdII407.
Planete"-Männdli: kartesianischer Taucher '/..
Syn. Holländern.
Die Benennung davon, dass das Schicksal des Orakel-
suchers von demjenigen Planeten abhäDgig gemacht wurde,
gegen dessen Bild das .Männchen schaute, wann es zum Still-
stehen kam.
Blatt-Mann: Münzplatte, d.h. für den Münz-
stempcl zubereitetes, rundes Metall- (Silber-, Kupfer-)
Blech. ,Ob dekein der vorgeschoben münzen gemacht
werden, die an der ufzal ze liecht wäre, als man die
versuecht, so sy ze bl. usbereit sind und man sy
malen [= ,mit der stett zeichen zeichnen.' ebd.] und
bilden [prägen] soll, dass man die selben Hechten
münz, die also ir gewicht an der ufzal nit enhettin,
vorhin, e si gemalet werden, soll uslesen so vil, unz
dass die andern bl. swer genneg werdent.' 1425, Abscu.
Vgl. .Platte' 6 d bei Gr. WB. VII 1907. — Ble'ttli-:
1. Zeitungsverträger Bs. — 2. Feuilletonist BsStdt.
— Blätzli-: Fastnachtmaske, deren Kleid aus bunten
Flicken zsgesetzt ist S. Syn. Blätzli-Bögg. Masch-
grate* git 's von aller Art, es Bluttg'sichtund e" Chuder-
hurt, e" Harligingg, e" Bl. Schild. — Brachs-,
l'rachts- s. Brachsmen.
Brueder-: 1. Bettler, bettelnder Vagabund Gl;
L; Tu; Z. Syn. Brueder, Brucder-Bueb ; vgl. Brueder-
Frau. Wie int dort es Elend! 3Ie" g'seht 's ''ein Hüs
usse* durchc" scho* a", es stöt jo dort wie-n-en Br.
Stitz. A'halte* wie-n-en Br., flehentlich bitten Z.
Druff s%* wie-n-en Hr. uf-em Almuese". Stinke* wie
18
275
Man. inen, min, mon, uuiii
276
en Hr. Gl; Z; Syn. brüederle*. Das ist hart wie 's
Bruederma**s Ankefbrüt, sehr hart [zu beissen] ZHinw.
hätegi hinder-em Hag, Hr.. nimm-mer 's Hitzgi-
hätzgiab! Spruch gegen den Schlucken ZErl. Schnee-
wie Br-e*, sehr grosse V.o.. Wäd.; Syn. Bettel-
Bueb; vgl. Brueder-Bueb. ,Br., mendicantes.' Mal. —
2. klein zerschnittenes Brot in heisse Butter geworfen,
einige Eier darin aufgeschlagen, das Ganze etwa 8 Mi-
nuten gekocht und oft umgerührt ZLVunn.; vgl. Bettel-
Mann 2 und Bittel-Bueb.
Urspr. wohl ,Bettelmö"nch', Almosen sammelnder Wald-
bruder; vgl. .Einnahme wegen des zu Lunkhofen gestorbenen
Br-s.' 1555, Absch.
bruedermannig tue": wie ein Bettler anhalten,
zudringlich bitten ZO.
Bi ügel-Ma"" = Bengel-M. Gr. — Prämi-: einer
der Schüler, welche berufen waren, prämiert zu wer-
den. L Schulkatal. 1855/6. - Brenni-, Brönni- (B),
brennjeßiger (Bs), brönnligtr, brünnliger (AaSL; B oÄa;
L; S), hcunnigf (ÄAFii.; ZW1.), brunnctV (SchwMuo.)
Ma**, brünnigs Mannli B - fürige Ma** Bd I 951.
,Die Gespenster oder die bründligen Mannen und
Wandelnden.' MEsterm., Bickenb. Sie laufen bes. über
die kirchlichen Festzeiten Nachts 11— 12 Uhr den
Marken entlang. Man hört sie oft kläglich seufzen
und stöhnen, so das Brennemawnli bei BErlach; s.
B Sonntagspost 1870, 301. Betenden kommen sie
näher; fluchen treibt sie ab L; S. Do fohn-ig d'ruf
du :' beten a", *ass mich das G'spenst [der bröndlig
Ma'"] U>i gö'; ie ml, dass ig do 'betet ha", so nöeher
isch es cho*; i" minen Ängste" sehwer-ig d'ruf und mach
es sehröckligs G'schrä; do flüchtet 's g'schwing dürch
d' Marchi uf. Schild. Wer sie anredet, dem müssen
sie Rede stehen; aber wehe dem, der ihnen das erste
Wort lässt,- oder ihnen die dargebotene Rechte drückt,
statt ein Scheit Holz zu reichen! Ineichen. Als eines
abends einige Bauern in SLommiswyl beim Karten-
spiel sassen, hörte man draussen rufen: Wohin soll
ich den Markstein setzen? Da antwortete einer der
Spielenden: In's Loch, du Narr! Nach einiger Zeit
kam der .brünnlige Mann' in die Stube, um dem Rat-
geber zu danken. Weil aber seine Hand, wie der
übrige Leib, feurig war, so durfte er ihm dieselbe
nicht reichen. Er berührte ihn darum mit einem Stabe;
gleichwohl entstand eine Brandwunde. Der Geist
jubelte: Ich bin ein Kind der Seligkeit und in vier
Wo. heu bist du auch eines! Und wirklich lebte der
Angeredete nur noch so lange. Auch andere Gewalt-
taten als das Markenversetzen mussten mit solchem
Umgehen nach dem Tode gebüsst werden. So ist der
br. M. hinter der S Lehmfluh der Geist eines Zwing-
henn, welcher einem pflügenden Bauer das Gespann
rauben wollte, von Diesem aber mit der Pflugschar
erschlagen und dann verscharrt wurde. Laufe" wie
ne" Brimnlige (Ma**), eilig hin und her laufen L; S.
,Mancher laufe wie ein Brönniger, um ihn einzuholen.'
Gotth. Worum dass es keini brennelige* Fraue* giH.
purum giH 's keini, will d' Fraue* nit guet ehönne*
wmgo* mit dem Marchstei'versetze*. CSchneider 1880.
S. auch geisteren Bd II 191, Haslen Bd 11 1676 und
Sinn oi k. Myth. 3, 1 18. ,Brönnimann' auch Gcschlechts-
iKinie B. — Brunne"-: 1. Statue, Steinfigur auf einer
Brunncnsäule ZeStdt. — 2. (Br.-Mannli) = Brunnen-
ChüeU (IM III 95) G; Tu; vgl. auch Mol. — Brenz-:
1. Branntweintrinker Z. — 2. Branntweinhändler,
-hausieret /.<>. Jetzt nur noch als Zuname fortlebend.
— Hackbrettli-: Hackbrettspieler bei einer ,Alp-
stubeteir Ar. — Brätscheli- = Chläffler 1 (Bd III
-i aStdt. her Br., ein Insasse des Annen-, früher
Sondersiechenhauses auf der Steig, pflegte jeden Sonn-
tag nach dem Morgengottesdienst, gekleidet in eine
lange, braune Kutte mit grünen Aufschlägen, einen
Cylinderhut auf dem Kopf, mit seiner Holzklappor
i Hriitsrhele*) laut klappernd in den Strassen der Stadt
herumzugehen und milde Gaben für das Armenhaus
zu sammeln, die ihm aus den Fenstern zugeworfen
wurden und die er in halb singendem Teno verdankte
mit dem Spruche: Dank-i Gott! b'hüet-i Gott '. ersetzend
Gott eue' Armuese" a* Sei und Llb! Gott geben-i Sege"
und G'sunket trüU*»! So bis 1860. — ßritsche"-:
Pritschenmeister. Harlekin mit Pritsche bei einem
Schützenfest Scu f. A. 1774 wurde .das Komische und
Burleske, nämlich der Zug von dem Schiesshaus und
der sog. Brütschemann' abgeschafft. Härder, Kauft. 42.
— Reh-: Einer, der die Reben eines Andern lehen-
weise oder um Lohn bearbeitet, übh. Einer,, der sich
auf ilie Pflege des Weinstockes versteht Bs; G; Tu; Z.
Me" g'seht 's dem Bebwerch a", ob Eine' en (guete'')
Bebmen ist ZS. ,N. N., der R.' 1535, BsStdt Archiv.
,1'utator, ein r., der die reben schneidet. Consitor,
ein pflanzer, zwyer, r.' F"ris. ; Mal.; vgl. auch Bü-
Mann und Herbst-Mai. Geschlechtsn. in AaB.]-; Tu f
(Kahm.); ZStäfa.
Rob(b)-: eine Art Harnisch. 1387, B. S. Harnisch
Bd II lblO. — Vgl. Fnem-M.
G'richts-: Mitglied der Ortsvorsteherschaft, des
.Ortsgerichtes' S. D' G'mein geit a'sämme* [versammelt
sich] und der Amme" [Präsident] chunut und d' Grichts-
me" hingerdrl". Schild. Der Fänner het i* der Chilch, n
i* de" G'richtsstüele" wie-n-e" Gr. sl" Fre'poste" g'ha".
ebd. ,8. Martii 1724 haben die G'richtsmannen an der
Huldigung vertan 3 fl. 4 Btz.' 1725, Aa Schloss Rued.
Die Benennung stammt aus der Zeit, da die Ortsvorsteher
ihr Amt hauptsächlich als Richter der (unter freiem Himmel
versammelten) Gemeinde ausübten; vgl. Schild 1S60, 89.
Red-: Sprecher. Vormals der oberste Leiter aller
Einungsgeschäfte der acht Einungen oder Gemeinden
des Hauensteiner Ländchens, der von den acht Einungs-
meistern (Achtmannen) gewählt wurde; vgl. Bed-
Meister. ,N. N., burger zue Zeiningen, gemeiner land-
schaft Mölinbach gedingter und erloubter r. und für-
sprech.' 1594, Aa Urk. — Mhd. redeman, Rechtsanwalt.
B'ruefs-: Handwerker B; Tu; '/.. — Bolle"-:
ein Kindergespenst GaL.; vgl. Boli-M. — Rölleli-
= Zeiger-Hans (Bd II 1474) BsStdt; vgl. Bs Taschenb.
isr.s, :,i,. — Run-: Vertrauensmann. .Es weiden un-
sere 1. Mitbürger [des Kantons Säntis] aufgefordert,
zu der bemeldeten Zeit sich in bürgerlicher Kleidung,
mit dem Seitengewehr versehen, jedoch ohne Mantel,
in den bestimmten Sektionsversammlungen einzufinden
und allda den bestellten geheimen Raunmännern zwei
rechtschaffene Bürger aus der Mitte ihrer Sektion zu
Wahlmännern zu nennen.- 1798, Regierungserlass.
II i nder-I! isi-Manndli: Gespenst an der Quelle
der Thur G. - Vom Lokalnamen Bim, Bergschlipf.
l,'oss-Ma"°: Pferdehändler S, R. luegt de* Brue-
der nid a*, d. h. betrügt auch seinen Nächsten S
(Schild). — L'össli-: figuriert neben den ,frömden
Spillüten' [Musikanten] bei der Festlichkeit des ,.\iu-
mannsalzes,' XVII., Nnw; vgl. Wild-Mann 3 b. ,Den
277
Man, inen, min. raon, muri
278
frömden Spilluten, so die Schild tragen, jedem '/» Kro-
nen and dem R. glychfalls.' 1609, Ndw Batsprot. ,Den
frömden Spillüten, so den Sehilt haben. '/-' Kronen
sammt der Zerig, den andern aber 1 Dicken saimnt
der Zerig, dem K. aber 1 Par Hosen, jedoch MHHn
Färb.' 1644, ebd. Vgl. LandspiMt Lid III 1525. —
Rusch- (in ZKafz auch Biischi-): Berauschter (auf
der Strasse) L; Z. hnene [einem] li. muess-me" mu-
rine" Fueder Heu us Weg füre*. Ineichen. — Eats-:
1. (Gemeinde-)Katsmitglied TAI. — 2. Ratgeber. Be-
rater. .Bisweilen, z. B. in Elgg, standen [im XVIII.]
den kleinen noch einige grosse R-en zur Seite [kleiner
und grosser Bat].1 GFihsl. 18S4. — Eitere"-: Sieb-
handler Z. — Rott-: Vorgesetzter, Leiter einer .Rotte',
Abteilung Dorfbewohner, die an einem Gemeindewerk
(an Strassen, im Wald beim Holzhau) arbeiten Z uKn. ;
\g\.G'viehid loerchs- Mal.— II \\ et\ i- = Wasserschmecker.
Z Post 1889 Nr 46. — Ratze"-: Rattenfänger, 's wird
Müs [Schwierigkeiten] ha", oder es wird sich milse"
[wortspielend st. wisc"] hat der B. g'seit Z. — Sü-. nur
in der RA.: de'' Seher [Maulwurf] ist in'n Reben en
Bäme". in'n H7.se» c» Sümen, baut die Reben, verwüstet
die Wiesen SciiSt. — Nidsich Nitschich-Mo : Nieder-
länder, d. i. spec. ein Bewohner des tiefer liegenden
Tales Varallo PA1. — Side"-: Seidenfabrikant,
-Händler. .Anna Sydenmannin.' 1555, BsStdt. — Se-
gessc"-: 1. Sensenhändler Tu; Ndw; Z. Vgl. ,Hans
Scgisman, Burger und Schlosser zu Bremgarten.' 1628,
Aa Urk. Syn. Segesser. — 2. = nhd. Sensenmann, der
Tod, personifiziert L; Ndw. — Segi-: einer der (18)
Anteilhaber an einer Gangfischsegi TuErm.; s. anhalten
Bd II 1228. Vier Segimannen bilden die Bemannung
eines Segischitl'es Th Bodensee. — Säckli-: Ein-
sammler des (Kirchen-) Almosens Scn; vgl. Armen-
Säckli. — Sfile"- = Sele'-Vater (Bd 1 1130) UwE. -
Salz-: 1. von der Behörde bestellter Salzauswäger Z;
Syn. Salzwäger. „Obrigkeitlicher Salzmesser B." ,Ist
angesehen, dass keiner einem s. syn salz soll abkaufen
uf einem märcht, da»" er das widerumb well verkaufen
vor vesperzyt.' 1489, L Rq. Vgl. noch Müs und Garten
Bd II 433. — 2. Geschlechtsn. Bs; B; W; Z. - 3. im
Kinderspiel, s. Garten Bd II 433. — Sand-Männli:
hausierender Sandverkäufer Bs. — Sess-Mann: In-.
Hintersasse. Syn. Bi-Säss. ,Wär, das8 ein burger older
ein seidner [Kleinbauer] older ein sesman einen us-
man erschluege. Wer in der stat ze Rynfeblen seshaft
ist, es si burger, seider older sesman.' 1290, AAKheinf.
Stadtr. S.Arg. I 32. — Sust-me" = S.-Herr (Bd II
1543) Ndw. Syn. Sust-Meüter. — „ Satz- Mann : Der-
jenige, der ,Satz' macht beim Spiel VO." — Gcsatz-:
Gesetzmacher, -geber. .Du gibst ein gueten g.' UEckst.
— Scheid-: 1. Sg. zu Scheidlüt :J. .Wann in künf-
tigem am g'scheid enent Ryns ein fünferherr oder
seh. manglen wurde, so sollent die fünferherren enent
Ryns fürer dhein seh. setzen noch machen, sonder
iren mangel uns anzeigen, damit ein ersamer rat den
selben seh. selbs machen und das gescheid mit toug-
lichen personen versuchen mög.' 1513, Bs Rq. —
2. Schiedsrichter. .[Es] versambleten sich die siben
Seh. (Scheidboten).' Hafn. 1666. ,Es ist zwüschen
uns kein Seh.' 1707. Hiob; dafür 1683: , Schiedmann';
18S2: .Schiedsrichter.' — Sehid-, in AALeer. Schids-
me' : Schiedsrichter, Vermittler. .Honorarius arbiter,
ein seh. oder willkürlicher richter. Für ein seh. kom-
men oder zue einer täding. Pacificator, fridmacher.
seh.- Fris.; .Mm..: vgl. auch .Befrider' Bd I 1284.
.Ein seh. oder mittler, der /witschend zweien Spänen
oder zwytracbten frid und einigkeit zuewegen bringen
will.' OWebdm. 1552. — Seh üder- = Ilar-Mann GSa.
— G'schäfts-: Einer, welcher Geschäfte vermittelt,
Schreiber für Aufträge udgl. B. Syn. ,Geschäftsagent.'
— A°-scbicks-. in Semv; Zg Schick-: 1. Unter-
händler Aa; B; Schw; Tu; 7a;; '/.. Im Bes. Vermittler.
Friedensstifter bei einem Rechtsstreit Schw; Zr; '/..
In B pflegt nach einem Scheit- oder Raufhandel der
Geschädigte zwei A-en zu dem Angreifer zu senden,
welche Diesen zu einem gütlichen Vergleich auffordern
sollen. — 2. Schigg-M., wer sich zum Kaufen an-
schickt, Kaufliebhaber GTa.
Schellen - Mann li : Katzenname. 1504, Z. —
Nach Gr. WB. scheint (las W. Kater zu bedeuten.
Gloggel,-Schelle,1-Man,': Maskierter, .1er zu
gewissen Zeiten herum zog, um an den Hausglocken
zu , schellen' AAKais. ,Um Weihnacht und Neujahr
pflegt der Gl. umher zu ziehen als ein maskierter
Teufel, zum Andenken, dass bei so hl. Zeit die höl-
lischen Geister den Menschen mehr als jemals zuge-
setzt' 1736, AAKais. Ratsverordn. Das Verlud dieses
Brauches wurde später dadurch umgangen, dass in
der Bochselnacht Fleisch an die Glockenzüge gehängt
wurde, damit die darnach schnappenden Hunde «las
Schellen besorgten. — Schimpf-: Vertrauter, mit dem
man zu ,schimpfen' [scherzen] pflegt. ,Der Zollner, der
sin sunders gueter seh. und gevatter war.' 1533, B
(Gfo.). — Schin- = Fnr-M. 1. ,Von disen Scheinmän-
neren ist bei unserm Volk die meiste Sag, das seien
die abgestorbene, nun von der Höll oder Fegfeur an-
geflammte Geister Deren, welche sich mit Versetzung
der Marchsteinen versündiget.' JJScheuchz. 1707/46.
— Schür-: Pächter eines , Schürgutes' (s. Bd II 551).
, Lasse er das Gut durch einen Seh. oder selbst buwen.'
1649, Absch. Auch Geschlechtsn. L.
Schüssel-: Scheltwort. ,N. ist gestraft worden,
darumb das" er Hansen ein seh. und Verräter ge-
schulten.' 1551, Scn Ratsprot. — Entw. = Tellerleckei
oder dann = hausierender Händler mit Schüsseln, Vagabund.
Schaft e°-Männdli: Schatten eines Menschen
Ndw. — Erbse hatzi"gs- Mann: von den Behörden
ernannter unparteiischer Mann, welcher mit Andern
zs. die amtlichen Erbteilungen vorzunehmen hatte
Bsf. — Schlänggel-: Müssiggänger, der von einem
Wirtshaus ins andere zieht [schlänggetj Zg; vgl. Steckii-
Mann 1. — Schne-Manndli: Eindruck, welcher
entsteht, wenn ein Kind sich, etwa an einem ,Strassen-
borde', zum Scherz in den frischgefallenen Schnee
legt Sch; Ndw; Z. Hast e" Sehn, g' macht? Scherz-
frage an ein Kind, wenn es in den Schnee gefallen
ist SciiSt. — Schnegge"-Ma"n: Schneckenzüchter,
-händler; vgl. Schn.-Frau Bd I 1252. .Hat der Schnegg-
ler eine beträchtliche Menge Schnecken bei einander,
so trägt er sie zum Sehn., der ihm 20 Cts für je
100 Paar ausbezahlt.' Alpehp. 1874. — Schnüerli-:
1. eig. Puppe, die an der Schnur gezogen wird. Ma-
rionette. Dann bildl. (meist PL): Abhängige, die bei
öffentlichen Wahlen nach Vorschrift der Parteihäupter
stimmen, Drahtpuppen Z. — 2. eine Art Gauner. In
Anschlägen der Polizei auf dem Schützenplatz Schw
lvii7 wurde das Publikum gewarnt vor Taschendieben
oder sog. ,Schn.-M-en.' — Schnitter-: Schnitter S.
270
Man. men, min, moii. mmi
28i i
V Schn-e" um! d' Schnittermeitli hei- e" Mde' uf-dem
lim t oder e* Böse" im Brustgänterli.
Seh wänzli-Mann: Angehöriger des Juste-milieu
in dem Streit zwischen ,Horn-' und ,Klanenmannen'
Scnw.
Eig. Einer, der (zwischen) beiden Parteien , schwänzelt',
oder ohne reale Bez. spöttisch nach dem Schwänze benannt,
welcher den .Hörnern' und , Klauen' gegenübergestellt wird.
Schwätz-: Schwätzer, Ausplauderer; vgl. Laferer
Bd 111 1109. ,Er schweiget, will kein Schw. sein.
Daher etwan böse Sachen fürgehen, die Niemand straft.
Warumb? Es leidet [verzeigt] sie Niemand.' FWyss
1672. — Schwizer-: ein als alter Schweizer Ge-
kleideter BO. Auch Geschlechtsn. Te. — Spil Spill-
me": Musikant, bes. auf Tanzböden Aa; Ap; L; Ndw;
Zg. Schauspieler PA1. In ä. Zeit oft zugleich Gelegen-
heitsdichter. ,Des spilmans hus.' 1301, Bs Urk. ,Bo-
iiuni dictum Spilmans guot.' um 1330, LNeud. (Urbar).
.Gleichwie ein fürst ein sp. b'stellt, der im kurzwyl
soll machen.' Glettixg. ,Der sp. g'hört an das hoch-
zyt.' Zwingli. .Ein schöner Hochzeitspruch durch
Heinr. Wirri, ein Spillraann von Aarau.' 1556, Z.
.Spilmannli', Name einer Voralp F, lt Kuenlin. Alpenbl.
07 und 101, von den Sennen benannt nach einem Ko-
bold, der dort Tänze und Lieder auf der Geige spielte.
Sp. auch Geschlechtsn. Zo; Z. — Spille"-: hau-
sierender Verkäufer von Spindeln ZO. ,Ein Korb-
krämer oder ein Spielenmannli, mit dem kleinen Räv
am Rücken.' Stitz.
Spenzer-: Anhänger des Alten in Ap. Sonntags-
post 18G8, 324. — Spenzer, altertümliches Oberkleid der
Inm rrhoder.
Sparre" Spare"-: 1. PL, junge Ehemänner, die
es vorzogen, noch ein paar Jahre mit den Ghnaben zu
geiien und, wie Diese, nicht an den Gemeindeversamm-
lungen teilzunehmen. Mit der Knabenschaft des Ortes
hatten sie am Bertelistag (2. Jan.) Vormittag, während
die .Männer' im Gemeindehaus Beratungen pflogen,
die Verpflichtung, einen Tannenstamm aus dem Ge-
meindewald zur Dorflinde zu holen (der später ver-
steigert wurde), wobei unter Vortritt eines Trommlers
oder Musikanten die .Knaben' den nur auf einem
Vorderwagen oder Schlitten liegenden .Klotz' zogen,
die Sp. hingegen mit .Sparren' [Holzhebeln] dem
Hinterteil nachhalfen, wo es nötig war, und über die
Chnäben eine Art Kommando führten. Beim Friedhof
machten sie einen kurzen Halt und verrichteten ent-
blössten Hauptes ein Gebet, worauf der Zug lustig
weiter gieng. Am Nachmittag durften die Sp. mit
den .Knaben' in der .Knabenstube' (neben dem Ge-
meindesaal für die Männer) am Gemeindetrunke, der
bis in die Nacht dauerte, an einem besondern Tische
teilnehmen. Wann die Sp. durch Anmeldung bei den
Gemeindevorstehern Zutritt zu den Gemeindeversamm-
lungen erlangt, wurden sie zu Mannen und hatten
dann kein Recht mehr, in die .Knabenstube' zu gehen
ZSth. bis in die 1850er Jahre. Vgl. Eichen-Schleiket .
- 2. Leibgedingmann Z Sth., Trüll. — Bed. 2 meint
wohl eig. den ,alten Knaben.'
Spiesse"-: Spiessträger. So heissen in Ap bei
Anlass der Landsgemeinde die (Spiesse tragenden)
Nachtwächter, welche mit den Trommlern und Pfei-
fern paradieren. — Zur Form vgl. Spieesen-Üauptmann.
Spatze"-, im Zuruf: HeUiif, Sp..' ZNer.; vgl.
Fiule"-M. — „ Spi tz-Män n li: wer gel n mit Worten
stichelt [spitzt] G; Z." — Bruederstuben-Mann:
Aufseher der .Lruderstube.' Aufgezählt unter allerlei
Angestellten, die vom Almosenamt ein Gutjahr be-
zogen. 1784, Z Amtsordn. — Stübi-Männdli: Po-
panz, Kobold, der die nach dem Stubüüten [Betzeit-
läuten] noch herumlaufenden Kinder nimmt GtaMastr.
Wart, d' St.-Manndli kimnt und nümmt di'* in ih-
Sack! GitMai. — Stächeli-Man": wohl scherzh. ge-
bildetes Syn. zu Gäbeli-M., im Neckreim auf die
Toggenburger : Gäbelima [s. d.], St., <!' Togg&burger
müenden Isc'banha" (Götz.). Der Geschlechtsn. (.Hans
Stachelraann, burger zu Baden.' 1403, Aa Urk.) bedeutet
viell. den Stahlhändler. — Stüde"-: 1. Popanz, mit
dem die Kinder Abends von der Gasse gescheucht
werden G; vgl. Holz-Mann 3. — 2. St.-Mcmne*, junge
Männer, die um Urbanstag, durch angebundene grüne
Stauden riesengross erscheinend, aus dem Walde
Abends durch die Dörfer schreiten GSa. (Republikaner
1844, 21). — 3. ,Studeman'. Geschlechtsn. 1309, L
Eschenb. Urk. Syn. Stüder. Eig. der bei den Stauden
Wohnende. — - Steekli-: 1. Träger eines Spazier-
stockes; verächtlich für müssiger städtischer Spazier-
gänger ZO. Syn. Steckli-Gumper (Bd II 314). -/.'»./>.
.So faule, gottlose Herrenleut können in der Welt
herum schlänggen und am Steekli spazieren, und er
müsse seinen Verdienst den verdammten St-en geben',
klagt ein unzufriedener Landmann bei Stutz. — 2. Trä-
ger eines Knotenstockes, mit einem Knotenstock be-
waffneter bäurischer Insurgent. Am 6. Dez. 1830
drangen .Steckleinmänner und Säckleinträger' in Aarau
ein. Aa Gem. Ähnlich am 6. Sept. 1839 in ZStdt. -
„Stückli-: Fabrikant, der Musselin- oder Baumwoll-
tücher [Stückli] feil bietet G" ; Syn. Stüclcli-Träger.
— Stci" - Mannli : pyramidenförmig geschichteter
Steinhaufen 1. um als Wegweiser auf den Schnee-
feldern der Alpenpässe zu dienen „Scnw;" W. Syn.
/ Stein-) Hirt Bd II 1647. 1640 ; vgl. Mann 6 e. a. —
2. als Zeichen der Besteigung einer Bergspitze von
Bergsteigern, Touristen errichtet. — 3. Stein(e)mann,
Geschlechtsn. Gl; G; Zg; Z; vgl. Steiner. ,Der Steinm.',
ein Leibeigener. 1379, Z Urk. — St ü r- IIa": Steuer-
bezüger GG. — Strau-: 1. grosse, menschenähnliche
Strohpuppe. Ein Str. wurde der Jungfrau, die mut-
willig braven Bewerbern Körbe austeilte. Nachts zur
Strafe vors Haus gestellt GW.; vgl. Maien 4 a (Sp. 3).
In Aa; Z soll bei anhaltender Sommerdürre der er-
sehnte Regen symbolisch dadurch herbeigelockt wor-
den sein, dass man einen Str., mit leerem Wasserkübel
in der Hand, im Dorf oder im Feld aufpflanzte. —
2. Strohlieferant, spec. Schiffer, der im Spätherbst
Schiffsladungen schwarzer Streue aus ScinvMa. oder
GLBilten in die Dörfer am ZS. bringt ZS. — 3. Ge-
schlechtsn. Bs; S. — Strale"-: Kristallsucher W. —
The-: Händler, der mit sog. Glarnerthee hausiert '/,.
— Tach-me": Dachdecker ZZoll.f; Syn. Tach-Stiger.
Noch Familienzuname, ebd. — Tuech-Mann: Tuch-
händler. ä.Spr.; vgl. Wät-M. So 1521/14, SchwLB.;
1527, Aissch. ,Wie jener cdelman. der tuech zue einem
rock auf die borg nam, die er dem t. erst in jener
weit zalen sollt,' Gyrenrupfen. ,N. N., burger und t. zu
Bischofzeil.' .1 Maler 1503. — T ö c h t e"- (6 ') : 1. hau-
sierender Dochtenverkäufer Z. — 2. PI. Töchtemanne;
spöttisch st. Tochtermänner Z (Dan.). — Tochter-,
in Seit; Tu Töchter-: wie nhd. .Techteimann', altes
l'-ei Geschlecht, wie frz. .Legendre.' Vgl.: Jakob
281
Man. iiu'ii. min, mon, imiu
282
Meiers ,des Tochterinännlis.' 17:::'.. AaB. (Absch.).
— T&äi'kgs- = Tädmgs-Herr (Bd II 1545) .'/.-■. vgl.
Schid-M. ,Si gerten auch keines teidingsmann.' L400,
Lied. .Her pfalzgraf am Ryn, der sicli erbot, dis
kiiegs ein tedigsman zu syn.' 1500, Schradin. .Es ist
/wischen uns kein tädingsmann, der sein band zwü-
schend uns lege.- Z Bibel 1560. .Proxeneta, under-
tädiger, mittler, underköufer. tädigsraann.' Fris. -
Tuft - Mannli: Mann, der mit Scheuersand (aus
Tuffstein) hausiert B. .Nur so arme Leute. Besen-
binder, Tuftinannleni und Heubeeriweiber.' Gotth.
Vgl. Sand-Meüschi (Sp. -1).
Tag-Mann: Taglöhner am Gemeindewerk. .Jeder,
der Rosse, Kühe oder Esel auf die Allmende treiben
lässt, sei schuldig, fürjedes Stück einen T. zu schicken.'
1730. Absch. (für T). — Obers, des it. giornaliere.
Fritigs-Mannli: Schuldner, der Freitags (d. i.
am Markttag) in die Stadt geht, um Aufschub für Be-
zahlung seiner Schuld zu erlangen S. Das $1" Fr.,
Schulde'bürli, wo-n-i* (V Statt chömme" cho" Zali'ge"
mache. Hofst. — Tagmen-Ma°°: 1. Anteilhaber am
.Tagwenreeht- [Nutzen des Gemeindelandes] Gl. —
2. Taglöhner am Gemeindewerk. ebd. — Düggeli- ü:
Teufel, zu Kindern st. Düggel A.iWohl. — „Docke"-
Männli: Zärtling G." — Tal-Mä"": 1. (nutzungs-
berechtigter) Einwohner eines Tales, so in BHk.
.Wenn ein talman von dem tal ze Engelberg ziechen
will, der soll usw.- 1582, übw Rq. .Keiner mag weder
alp noch buwland nutzen, er sye dann sasshaft im
tal und t.' 158S, ebd. — 2. Talmi", Gesehlechtsn. Tu.
Syn. Taler. — Till- s. Ghappen Bd III 384. .Der
nydhart und her dilleman nan mit den puren vil
angefangen im land zu Osterrych.' 1499. Lenz. .Man
sieht wol. das" du von her tilmans kappen redest, das"
du ein langen tant machest, nun das" du nit müessest
antwnrt geben, so man dich fragt.' Gvrenrüppen; vgl.
Tihhüii und Öl-Götz Bd II 581. — Tilli-: das aui
der Diele wohnende Gespenst TBTäg. ; vgl. Böli-M.
Man ruft ihm herausfordernd zu: DiMma"1 talli hüi
hö fäl! — Tilderi-, im Kinderreim: de T. hat de"
Sunntigrock am Werchtig a" Z; vgl. tüderen. — Tem-
pel-: 1. urspr. Höriger oder Lehensmann des Templer-
ordens; erhalten als Gesehlechtsn. Z; vgl. , Tempelhof'
ZBüml., ein dem Orden der Templer angehöriger Hof.
— 2. = Priester? .Mein T. in d' Küchen stets mich
nöten tuet.' JMabler 1620. — Temperaments-
Männdli = Planeten- M. Z. Vgl. Vom Fels zum Meer
1883, Heft 6. — Tann- Mann: der am oder im Tann
Wohnende. Gesehlechtsn. 1472. GBurgau. .Danninann'
noch in Gr. Syn. Tanner. — Tauner -Mannli:
armer Tagelöhner S.
Tangel- (ApK.i. Tängel- (GWildh.), Tängeli- (Ap
H.. M.) Mannli, -Männli: der Holzwurm; vgl. Toten-
Ür Bd I 420. Syn. Erd-Schnudli.
Der Name deutet auf Vorstellung eines verborgenen Ko-
boldes, der mit seinem Hämmerchen pocht [tängekt] ; vgl.
BSli-M., Bammer (Bd 11 1273). Das Klopfen des T-s zeigt
in ApH. gutes, in GWildh. schlechtes Wetter an und wird
daher bes. von den Mähdern beachtet.
I>orf-Mann: Dorfbewohner im Gegs. zum Aus-
wärtigen oder auch zum Bergbewohner. ,Man soll
niemder nie nemen ze dorfma. er geb denn 2 gülden
den dorflüten gemeinlich.' 1399. Ndw Eq. .Ein ussre,
der nit dorfma war.' ebd. .Nieman soll kein ströiwi
us der onw verkoufen, er sy denn d. ze Buochs oder
aber bergman am Bürgen.' 1433, LTw Urk. .So ein .1.
ein dochter nsserhalb des dorfs etter näme.' 1559, G
Niederst, Dorfr. .Ein D., der die Gemeinde verliess
und ein anderes Dorfrecht annahm.' 1618, ZHorg.
(Strickt.). .Ein D. soll die Unzucht [Polizeibusse] zu
geben schuldig syn als Ussleute.' Bs Chr. 1779. Ge-
sehlechtsn. 1348, BStdt; 1504, Z; .Job. D. (Coman-
der)' hiess der Reformator von Gr.
Dor z-Män nun: fackel- oder schildtragende Figur.
.Ein becher hat uf dem deckel ein dorzmenlin.' 1 169,
Bs. — Mhd. torze, Fackel; kleiner Schild.
Tessel-Mann: Aktivbürger. Teilhaber an den
Gemeinderechten WGräch., Saas.
Der Name bezieht sich darauf, dass das Bürgerrecht
damit bestätigt wird, dass Einer seine Totale*, d. i. einen
kurzen Holzstab, auf welchem seine Namenszüge eingeschnitten
sind, im Gemeindehaus aufhängen darf.
Tausen-Manndli: meist kunstvoll geschnitztes
Männchen mit Bütte am Rücken, welche Zünften und
andern Gesellschaften als Trinkpokal diente ScawBr. ;
Z>t lt. .1 hölziu Deusmannli.' um 1600, Z Inv. —
Tos(e)li-Mä,,n: alter Mann, kleiner Knabe, welcher
seinen Weg gemächlich und gemütlich dahin geht G
st lt. — Trübe»- (GSa.; Th). Trubel- (AaZ.) Männdli
= Trat ich -Hans Bd II 1474. Die ist" Ältsaggristeitür,
wo das heilig Grub und d's Tr. däjinne* ist. Albr.
1 — I. .Trübelmamr. Gesehlechtsn. Bs. — Drache"-
Mann(li): Bergkobold, der in dem von einem Ge-
witter hoch angeschwollenen Bergbache auf einem
Wurzelstock oder Stein mit dem reissenden Strom ins
Tal hinabfuhr und dem man ja kein Hinderniss in
den Weg legen durfte GFreienbach f. — Trüdüteli-
Männ: spött. = Örgeli-M. SchKI. — Dräj -Männdli:
in einer Höhle hausender kleiner Kobold, welcher
nach dem Abendläuten auf dreimaligen Ruf: Dr.! ent-
weder selbst zürnend herauskommt oder ein schwarzes
Hündchen herausschickt, welches beisst SBalst. —
Trüssel-Malln: Träger einer Keule, eines .Morgen-
sterns', zum Landsturm. gehörend L; Zu. .Musketiere,
Dr-en und endlich Kanonen [im Bauernkrieg 1653].'
Feierabend 1864. .Die Tr-cn von 1798 in der Nähe
von Villmergen.' Stadlix 1824. — Trost-Mannli:
meist ärmere Leute aus BE., die mit einem Sack auf
der Schulter im Lande herum laufen, um Waben-
trester und leere Waben aufzukaufen. Z Neuj. naturf.
Ges. 1865. 25; vgl. Imbli-M. — Drötli-Ma"": Draht-
geflechthändler Aa. ,Ein Mann mit einem Pack wie
ein Dr. oder dgl. Handelsmann.' AASarmenst. Hausfrd
1856. — Dritt-: unparteiische dritte oder Mittels-
person Gl; Schw; Ndw; Zg; Z. Öppis hinder cn
Drittmi" legge", einen (streitigen) Gegenstand zur
Sicherheit in unparteiische Hand legen. S. hinder
Bd II lllö. .Diese vier Kühe befinden sich zur Zeit
an Drittmannsort hinter Recht.' ZoBaar (Z Amtsbl.).
.Deponere aliquid, pfand hinder einen dr. legen.' Fris.;
Mal.; s. auch mit-hellen Bd II 1142; behaltsam. ebd.
1243. ,So der Beleidigete den Täter nit leidete und
ine ein Dr. angäbe, sollend sy Beid die Buess ver-
fallen syn.' 1607, U Rq. — Trotte"-: Eigentümer
einer Kelter, der, wenn Andere dieselbe benutzen, die
Aufsicht über das Keltern führt und von jedem Saum
Weinmost ein gewisses Quantum als Trotthin bezieht
ZSth. .Trottmann.' Gesehlechtsn. AA.Muri.
Tritschel-, Trutzel-: Dolmetsch. Wortführer.
,N. N., der gar wolbedacht ir tritschelm. ist gesyn.'
283
Man. men. min, nion. mini
284
Zellw., Urk. II 2, 113. ,Trutzelm., das ist ein tol-
raetsch, der die türgisch sprach kann.' Stulz 1519.
,Die Araber hand uns disen Tag noch drymal geran-
zioniert und brandschatzet; als aber unser Trizelm.
mit inen geredt, hand sy uns lassen basieren.' Stockm.
1606. — Frz. trucheman, Dragoman.
Weier-Mann: Aufseher über die einer welt-
lichen oder geistlichen Herrschaft zugehörigen Mühl-
oder Fischteiche. So der Beamte, der die im XIII. in
den Besitz der Stadt Bern gelangten, zu den Mühlen
am Sulgcnbach gehörenden Teiche zu Bümplitz zu be-
aufsichtigen und ihren Wasserstand zu regulieren
hatte, und von dessen Amtssitz der Weiler .Weier-
mannshaus' den Namen empfangen hat. Vgl. Messmer
1830, 5.
Der in B; F; G vorkommende Geschlechtsn. wird z. T.
eher als Anwohner eines Weihers gedeutet werden müssen ;
vgl. .Teichinann' und frz. .lhivivicr.'
Wabe"-Manndli = Trost-M. — Wiber-Mä"n:
1. wer gut ist mit der Frau, mit den Frauen Ap; Z;
,homo uxorius.' Sdlgkr. Anne Bäbcli, witt-micJ' ha".
ich bin en guete'' W.: ieh will am Marge" früe üfstä"
und go* 's Käfeli chochc", und wenn ich 's Käfeli
(f machet ha", will ich d' Frau go" wecke". Schiuleri-
schä, wie isch(s) so ehalt; wend-si nac* e" chli" declce' Z.
— 2. Weiberfreund im schlimmen S. ,Sunst ist er
ein W. gewesen.' Rüeger 1600. — Erdwibli-, nur
in der RA.: Selber 'tö", selber g'ha", seit der E. AaFh.;
vgl. Erd-Manndli und Wild-Mannli. — Wechsel-:
Personifikation des Wechsels, der Veränderung; s.
glichlig Bd II 002. - Weid-: Fischer. XVI./XVIII.,
ZS. Bei JMurer 157."> auch syn. mit .Vogler.' Als
Geschlechtsn. Z ebenso gut von .Weid' in lokalem S.
abzuleiten; vgl. .Vollcnweider.' — Wagen-: Wagen-
lenker, Fuhrmann. ,N. N., eines w-s und burgers zu
Bynfelden elicher sun.' 1488, Aa Urk. ,Es fuer einmal
ein w.' Gletting. ,Ein ung'felliger und selbs muet-
willig verdorbener, einhändiger w. [Fuhrmann, der
durch Ungeschick um eine Hand gekommen ist].' Ansh.
.Bei dem hellen Sternen Areturo oder W.' JGross 1624.
— Baumwollen Baude"-: Baumwollfabrikant Z.
D' B-e" wend ja vom Pfund Garn nümme" mi" weder
10 Schillig ge". Wolf. rel. Gespr.
Wald-: 1. Sg. zu Wald-Lüt Bd III 1526. .Wenn
ein gottshusmann oder ein waldmann von tots wegen
abgat. von dem soll man einem herren von Einsidlen
einen fall folgen.' XV., SciiwE. Hofrod. — 2. Wald-
gespenst. .Da werdend die gspenst und menschentier
einander begegnen und die waldmennlin einander
laden.' 1530, Jes. 34; dafür 1683 und 1882: ,die Feld-
teufel einander rufen.' — 3. Geschlechtsn. Th; XV..
Zoliliggenst. ; als Vom. schon ahd. und (selten) wieder
modern; auch Hundename. — 1. a) Waldmämdli, Wald-
meister, asp. od. Aa; vgl. Herz-Freud Bd II 1275. —
b) Waldmandli, = Här-M. UwE, - Zu 2 vgl. die Anm.
zu Holz-Mann,
Wild-. -Manndli, häufiger wilde Mä*': 1. Dim.,
Sg. zu Wild-Lüt (Bd III 1526) Gr; Uw; U; vgl. Berg-
Manndli. Wann alli Wetter Wetter sind, das allcr-
ergsti ist der Wind, hin d's W. g'seit Gr; vgl. Erdirlbli-
Mann. Wilde'männlis-, Wildmannlis-Loch, -Bahn,
Namen von mehreren Höhlen im ehemaligen rätischen
Gebiete; s. Schumi 1869, 67. Die wilde* Mannte, iro
drin g'wont, sind schwarz to* Färb und chli" und
fällig g'höret g'si". ALPENBOTE 1827, Nr 36. Ihr Brot
machten die W. aus Erde. Das Glockenläuten hassten
sie GrPi'.; GWe. Einem W., das als .wilder Küher'
jahrelang gedient hatte, legte der Bauer zum Danke
Kleider auf einen Stein. Nachdem es dieselben an-
gezogen, rief es aus: Was weit au''' so en Weidcli-
Mü"* | stattlich gekleideter Mann] nie' mit dt" Chilene*
ii,idc(lej" gä"? und verschwand von da an Gurr.;
vgl. noch Dorfkal. 1896, 87. Sagen von Wildmännchen
in der Umgehung von GVättis s. bei FIKaiser 1876,
73 und in Gr bei Sererh. HI. 32 f.. auch Alpenpost
VII 161; Bündn. Kai. 1870; WSenn 1883, 30 ff.-. Von-
hun 1802, 45 ff. — 2. der Wildmä", wild Mä", urspr.
wie Fänk (Bd I 866) Biese der Vorzeit, der im Walde
hauste. Vor Einbruch schlechter Witterung oder vor
schweren Unglücksfällen lässt sieh der wilde M. ver-
nehmen GrPi'. Weil die Berner 1712 mehr als 100
.wilde Männer' (es war eine Kompagnie Berner Gre-
nadiere mit Bärenmützen) bei sich hätten, sei ihnen
nicht zu widerstehen, sagten die Gemeinden der Graf-
schaft Baden. DHess, Badenf. De"" han-i do e* Vog.el-
büchs, nie" könnt mit schiesse" Wolf und Luchs. Si
ist 's Wild-Ma""s vor Zite" g'si", spottet der mit einem
alten Gewehr Ausgerüstete in Eliata und Mahomet
176'_\ — 3. seit alter Zeit als Festmaske in Volks-
spielen figurierend. So im W in der sog. Jagd auf
den wilden Mann an der Fastnacht, wobei derselbe
(vorher von der Jungmannschaft des Dorfes gewählt)
in möglichst zottige Tierpelze vermummt, in der Volks-
menge Etw. stiehlt, als Räuber von einer bestellten
Polizei unter Pistolenschüssen und Geschrei durch
Klüfte und Schlupfwinkel verfolgt, endlich eingeholt,
abgeurteilt und zur Strafe des Spiessrutenlaufens
verdammt wird. Näheres s. Alpenrosen 1869, 126;
HHerzog 1884, 233; Nat.-Kal. 1878, 47. ,An dem Bann-
wald ob USehaddorf liegt der Wildenmanns-Stein, der
den Namen hat von der Sag allda, dass darauf der
Letste von denen dort gewesenen wilden Leuten ge-
sehen worden und seit langer Zeit junge benachbarte
Knaben jährlich an der sog. Herrn-Fasnacht sich ver-
sammlen, sich wie wilde Männer ankleiden, auch einige
Ämter unter sich durch ordenliche Wahl austeilen
und dann in dem Dorf herum laufen und ein Mahlzeit
in Milch halten.' Leu. Lex. Vgl. auch Schämmeier.
Auch im GaMünstertal pflegte früher die Jungmann-
schaft nach einem gewissen Hügel, der noch immer
Dös dell' oin salvadi heisst und den Kindern zum
Schrecken gewiesen wird, an einem bestimmten Tage
auszuziehen, um den W., der sich, in Grün gekleidet,
vorher dort versteckt hatte, einzufangen und im Tri-
umph ins Dorf zu führen. An der Alplerchilbi zu
Samen, Staus und Gersau treten nach dem Gottes-
dienste ein W. und ein Wüd-Wib, mit grotesken
Masken angetan und ganz mit Tannreisern oder Tann-
flecliten bekleidet, als lustige Figuren dem Zuge der
Sennen voran, wobei sie mit entwurzelten Tännchen
den Weg kehren und allerlei Schabernak treiben. In
Samen, wo «las Paar zu grösserem Spasse auch eine
Puppe (das Iiumpenditti), die sein Kind vorstellt, mit
sich führt, haben sie dem Festprediger einen grossen.
fetten Käse zu überreichen; den an der Pestmahlzeit
ebenfalls teilnehmenden Kapuzinern aber überreichen
sie unter vielem Spass zwei ganz kleine und unge-
niessbare Käse. Ebendaselbst unterhalten sie das
Publikum durch gegenseitige Anklagen von .Mann und
Frau und durch verdeckte Angriffe auf weltliche und
285
Man, mcn. lniii . mein, in 11 it
286
geistliche Obrigkeit oder Geisselang von allerlei Lä-
cherlichkeiten und Ungebührlichkeiten, welche Dieser
und Jener sieh im Laufe des Jahres hat zu Schulden
k ten lassen. Daher erheben sich zuweilen Stim-
men aus dein Publikum und Erlasse der Obrigkeit
gegen den beleidigenden und Misshelligkeit veran-
lassenden Charakter der Sprüche. ,Prodit et ein Wild-
niann. faunus mit zotteten Haaren, horridus in manu
viridem Tanngiotzen habeto, ludat ut ein stultus,
G'lächter, Kurzweilque moveto.' XVIII., UwÄlplerged.
Zwei Wildmannen mit einem jungen Knabli traten
auch im J. 1578 bei der festlichen Erneuerung des
Bündnisses der VII Orte mit W in L auf, um einen
vuii RCys. gedichteten Spruch vorzutragen; der erste
Sprecher führte sich folgendermassen ein : ,Ich komm
dorther us wildem wald; da iss ich krüter, würzen
manigfalt', und erinnerte an sein .ruches g'wand und
spys, gar hartes leben, arbeit und flyss.' Vgl.: ,Den
spillüten, item dreien von Brugk, so wildenmänner
g'syn, und einem mit einem rösslin 13 par hosen' bei
Anlass eines Jugendfestes Ende April 1551 in Aarau.
Ölh. 64. Vgl. noch üw Gem. 79 ff. ; Vw Volkskai. 1884,
17 f.; Lütolf, Sag. 480; WSenn 1870, 15G ff.; Osenbr.
1864, 85 und Britschen-Meister. — 4. der W. (ge-
wöhnlich nackt, z. T. haarig, mit entwurzelter Tanne
oder Keule in der Hand) im Wappen oder als Wappen-
träger. So führt ihn der Zehngerichtenbund von Gr
im Wappen; ähnlich die bürgerliche Gesellschaft in
TuFr., welche 1424 mit der Gründung ihrer Trink-
stube zum ,w-en M.' auch einen ,w-en M.' in ihren
Wappenschild aufnahm. Als sprechendes Wappen hat
ihn auch die Familie ,Wild' ZWäd. Wappenhalter
der Gesellschaft zur Haren BsStdt, eine entwurzelte
Tanne tragend, weshalb die Kleinbasler als Wirze*-
yraber gehänselt werden. In einem Wandgemälde im
Stadttorturm zu St Gallen trugen zwei ,wilde Mannen'
die Schilde der verbündeten Stände. Seit 1577, da
man zu Rekten Mammutknochen ausgrub, die man für
Überreste eines Riesen hielt, wurde ein wilder Mann
zum Schildhalter des L Wappens gemacht und ein
ebensolcher in Riesengrösse an den Rathausturm ge-
malt. .Bärendanz oder Streitliedlin zwischen dem
Bären [Stand B] und Wildenmann by Villmergen ge-
halten.' Titel einer Druckschrift 1656. ,Do hat man's
'klagt dem Wildenmann.' Yillm. Schlachtlied 1656,
Mscr. Als Wirtshausschild und -mime kommt der
, wilde Mann' seit alter Zeit fast überall vor, so in
Aä; Bs; Th; Z. Nach dem Wappenhalter der Familie
Bolzhalb Messen in ZStdt zwei Häuser zum ,w. M.',
welche Figur beim einen in Stein, beim andern in
Malerei je an der Fassade angebracht war. S. Vög.-
Nüsch. I 352 und 034; ähnlich an einem Hause in
(iRZillis, von Ardüser gemalt. Ein Felsgebilde an der
kleinen Windgelle Scuw trägt den Namen .Wilder M.'
als Versteinerung eines Jägers, welcher am Sonntag jagte.
Die Scheidung in mehrere BoeM. ist natürlich nicht ur-
sprünglich, hat sich alicr nach und nach herausgebildet.
wiewohl sie auch jetzt nicht überall streng durchgeführt
werden kann; s. Fänk. Neben allem Mythischen liegt ein
historisches Moment im vielfachen Durchblicken einer Er-
innerung an frühere Ureinwohner. Näheres s. noch Arg.
111 27 f.; V 316; auch Cr. Myth. ' 520 f.; Weinhold, Etil i a
290; Ztschr. des Ferdinandeums, Iunsbr. 1S7Ü, -209 f.
Wammis-: der zweite Preisschütze, der zum Preis
ein Wams erhielt Uf (lt Rochh.); vgl. Hosen-M. —
Wi"-: 1. Weinbauer, dem man jährlich im Herbst
den Wein abkauft Sch; Z. ,Weinmost auf des Wein-
manns Gefahr hin in den Keller legen lassen.' Z Stadt-
gerichtssatz. 1715/1829. Oorrelat: Win-Berr Bd M
1548. — 2. Weinbauer übh. .Winiminn, vinitor.' Mal.
Auch Geschlechtsn., gespr. Wime* 7. rS. — 3. Wein-
händler Ap. — 4. Weinschenk. ,Der wynnian soll den
ald die leiden, die übersitzen.' 1304, Z RBr. .Hein r.
Widerspach, der wynmann', Zeuge. 1347, Bs Urk.;
ebd. 1555, Archiv. — 5. en rolle'' Wima", ein Be-
trunkener Sch (Kirchh.). — Gewand-: Tuchhändler
Ps (Spreng). .Heinr. Einfaltig, der gewandtmann.' 1 191,
A.tOlsb. Arch. ,Kd Rollenbutz, der gewandtmann.'
1532, ZStdt. ,Dieb. Ryff, burger und g. in Basel anno
1583.' — Wingert-: Weingärtner Z (Jucker). —
Werch-, Werehme': 1. Arbeitsmann, Arbeiter, bes.
Landarbeiter und im prägn. S. Aa; Ap; B (,operarius,
multi laboris homo.' Id. B); L; Sch; S; Z. S. angehen.
Bd II 81. Auch Tagelöhner Ap; E; Sch; Schw; Z.
Werchmä", im Bes. ein von einer Alpgenossenschaft
Angestellter mit der Obliegenheit, auf der Alp die Steine
zszulesen, Gesträuch zu entfernen, die Zäune zu flicken,
Dünger zu verteilen, die Wassergräben zu öffnen usw.
Er ist sammt Hirt, Saher und Häeterbueb dem Schivei-
ger untergeben BHk., R. Auch: Mann, der eine Land-
arbeit in Akkord übernommen hat UwE. .Gesucht:
ein tüchtiger, arbeitsamer Werkmann, der ein Heim-
wesen zu werchen übernimmt.' 1882, Schw Ztgsinser.
Ein Mörder wird in ZWthur 1434 auf fünf Jahre
wieder aufgenommen, mit dem Beding, in dieser Zeit
,der stadt werchmen zue syn.' Troll. .Wer um ein
utzit dienet mit synen glidinen, er sy hantwerchman,
sy werchman oder burman, das ist lidlon.' 1400, L Rq.
.Das gottshus [UwE.] soll ie dry werchman darzue
tuen und die tallüt sollen helfen [am Aawasser] wee-
ren und werchen.' 1514, Obw Rq. ,Gueter werkman
kam nie zue spat.' Schade 1863. ,Kain muess mir helfen
die erden erbuwen, ein werkmann werden.' Piijef 1550.
,Den zwei werchmanen, so fünf tag holz gesehytet,
jedem zum tag 2 btz.' 1594, B (Gfo.). .Weilen an
den gmeinen Werken merklichen gelegen, sollen die
Tauwner fürohin nicht Kinder oder Leut under 16
Jahren senden, sondern selbsten oder einen Werkmann
schicken.' 1657, AAWett. Klosterarch. — 2. Händler
mit Hanf (Werg). .Einem Werchmann zalt ich für
265 Pfd Fimmelwerch und 5 Pfd Flachs 55 nV 1688,
Taueb. Zuber. — Handwerks Handerechs-, Han-
ter(e)chs-, Hamperehs-, in BsStdt; S Hampers-: Hand-
werker. Es ist Eis e" schlechte H, wenn er nid vom
Hanterech rede" cha** L (Ineichen). — Würze"-:
Händler, der mit Kräutern und Wurzeln aus den Gl
Bergen hausiert Z F. - Wasen-: Scharfrichter.
GKönig 1715. Syn. Wasenmeister. Als Geschlechtsn.
bedeutet es wohl urspr. nur den am Wasen Wohnen-
den; vgl. den syn. Geschlechtsn. Wasmer. .Margret
Wasenmännin.' 1526, Sch (Rüeger). — Wasser-:
1. Zeichen des Tierkreises im Kalender, allg. Wer im
II '. fischet, (find gere" i* d's Wasser BBe. — 2. unten
mit einem Steinchen beschwertes Holzstäbchen, das auf-
recht im Wasser steht oder tanzt; ein Spielzeug der
Knaben TöSteckb. — 3. Wasserdoktor, Quacksalber
Schw; s. Gütterler Bd II 535. — 4. de* schwarz W., ein
Dämon mit Ziegenfüssen, der Überschwemmungen ver-
ursacht GrV. (Jecklin 1870, 128). — 5. Geschlechtsn
TuFr. — Wässer-: 1. Einer, der das Recht besitzt.
287
Man. inen, min, mon, mun
288
seine Wiesen aus dem Dorfbache zu wässern Aa
Merischw. — 2. von mehreren Wiesen- oder Rietbe-
sit/.ern angestellter .Mann, der die Bewässerung zu
leiten und zu beaufsichtigen hat Z. ,Es sollent die
von Roggwyl einen w. haben in irem kosten, der das
wasser leite und wise uf die acker allenthalben ge-
lychlich.' BRoggw. Üffn.
Bleiwlsli-Mann: Einer, der insgeheim Notizen
über die Steuerkraft der Leute macht, um sie dem
Steuerkommissär zuzutragen Z.
So gcheissen, weil solche Aufzeichnungen, damit sii
liehst lLis.h und unbeachtet vor sich gehen, meist mit dem
Bleistift gemacht werden.
W iss - Mann e" : PL, die Levkojen (mit ihren
stattlichen weissen Dolden), matthiola incana GWyl.
Wat-Mann: Tuchhändler. L394/1410, ZStdtUrk.;
RCys.; 1639, B Arch. .Demnach sind sy [die Mönche]
zun: wadmann 'gangen und band ander kutten usg'nan.'
1529, Strickl., Akt. Ein Appenzeller, der ein , wadin.-
sei. 1529, Absch. ,N. N., huetmacher und wattmann.'
1530. ZStdt (Edlib.). In BStdt bildeten (schon lt ürk.
von 1460) die Wat- (Watt-, Wad-, Waad-, Waadt-)
männer mit den Spezereikräroern, Glasern, Tuch-
scherern und Schneidern die Gesellschaft zu den Kauf-
leuten. Sie waren hauptsächlich Leinwandhändler;
vgl. B Taschenb. 1862, 11 f. - Mhd. wät, Gewand. Zur
Erweichung des < vgl. Rsd-Hü» u. A.
Watte'1-: Hausierer mit Watte Z. — Wetter-:
1. der am Tenntor angenagelte, sehwebende, dürre
Tannzweig, der als Barometer dient, je nachdem er
sich hebt oder neigt; s. Rochh. 1867, II 107. —
2. 's Wetter- Mannäli, ein Kobold mit grossem Hut;
sein Erseheinen bringt Regen BSumisw.; vgl. Nebel -M.
— Zedel-: Zinsherr, eig. Inhaber eines Schuld-
briefes (Zedels) Ap. — Ziger-: mit Schahzieger hau-
sierender Glarner '/.. ,l>as graubärtige Zigermänndli
aus dem Linttale mit seinem Maisli auf dem Rücken
und dein Knotenstock in der Hand.- Senn, Charakterb.
I 75. — Zigerli-: Einer, der sich den Bauersleuten
verdingt, um aus Trestern sog. Zigerli herzustellen
ZZoll. — Zehnten-, Zende*-: Zehntenbezüger. So
noch in der 1. Hälfte unsers Jhdts ein Beamter in
ZSteinm., welcher den vom Kloster Wettingen ange-
pachteten Zehnten bei den einzelnen Bauern einzu-
ziehen hatte. .Der Frauen zu TuFeldbaeh Z.- 1529,
Absch. — Z ueker-M annli: ein Festgebäck LE.;
vgl. Mann 0 d a.
Zimber-Ma"n AAFri.; Bs; S; Z, Zimper- B (Dorf-
kal.), Zimmer- Ap; BsStdt; Gl; S; Th; CT: 1. wie nhd.
allg. Neckreim: de? Z. häd um Werchtig d' Sunntig-
Im.-., ii <i" AaBd. Marjanneli, Susanneli, nimm dune"
Z. : er /"int! ihr i's llnsili, es Schürli nebe* drä" S.
RAA. Anders Höh her. seit de Z. '/,. Eim zeige",
WO de' Z. 'S Loch tf macht häd, ihm die 'Iure weisen
S; In; Z. .Wenn X. das Bettelmensch nicht sogleich
aus dem Sinne schlage, so habe der Z. 's Loch g'macht
und er könne gehen, so weit der Himmel blau ist.'
Stutz. ,Dio Span fallen am Z. abe°', wer Andere ver-
leumdet, mach! sieh selbst verdächtig. Sch Pilger 1890.
D's Z-s lim- (s. Bd II 1508) ist e* Zoll tii.oi.st. Grosse
Äste in Brettern nennt man Z-s Söhne WLeuk (Dan.).
Von einem Abgemagerten sag! man scherzh., er habe
den Z. gehabt Bs; Sj Z; vgl. (ab-Jzimberen. Ähnlich
von den Katamenien Z.s. (selten). — 2. a) = Geiss
Ulli 3 (IM 11 1648) Ar: B; VO; „Sch;" S: Tu: Z.
Wenn Einem dieses Insekt auf die Hand komme, kriege
man den Zitter ZS. — b) Warze mit Haaren GRh.
Syn. Schands-Lüs.
Bei Bed. -J a sind die langen Beine dieses Tieres, die
aen weil ausholen, mit der Tätigkeit Hol/ behauender
Zimmerleute verglichen; vgl. die auf ähnlicher Vorstellung
beruhenden Synn. Z & Weber-CknVcht, Lang-Beinfer,
in Henneberg ,Haber-Mäder' und zur Personifikation etwa
. e her erwähnte Aberglaube beruht darauf,
dass das Tierchen in bestandiger zitternder Bewegung ist,
Zur Vermittlung von 2 fa mit a vgl. Mwjrj, auch &
Erzählung .die schwarze Spinne.4
Zeine"-: Händler, der mit Korbwaren hausiert Z.
Syn. Chrätten-M. Bin au"* wider da, de Fischctaler
Zeine'ma*: Schwzd. V :'.7. .Einem Z. für 4 Zeinen
21 ß.- 1691, Zubers Tageb. — Zundel-: -ein Pfeif-
chen rauchender, hinter dem Pfluge einhergehender
Bauer. Im Rätsel: Zweit nuidi Hünzli [Rädchen],
-treu g'hörigi Bünzli [Ochsen oder ihre Schwänze],
hinde'dra* de* Zundelmä": Böt-mer, was isch denn
Das? A\Zein.; vgl.Baseli. — Zünd-Männli=£renm-
M. Syn. Zünsler. ,Wer in der Finsternuss wandlet,
der gehet etwan einem Z. nach, da er meint, er gehe
einem Liecht nach.' FWvss 1073. — Zins Zis-, Zeis-:
Zinser, Schuldner eines Kapitals, das jährlieh zu ver-
zinsen ist 11; Z; Ant. Zins-Herr. Hyperbolisch wurde
der Reichtum eines Bauern ausgedrückt mit der LA..
die Bäurin müsse alle Jahre auf Maitag oder Martini
nur für d' Zeislüt [Bewirtung der Zinser] einen Bach
Brot backen Z f. .So der. so das guet in hat von dem
z., zue schaden kam, es wäre mit dem weibel oder
mit zerung in das wirtshus.' 1529, Ap LB. .[Der Kre-
ditor] mag das Vech bis zu Vernüegung des Jarszins
pfänden, obglych das Vech nit des Z-s wäre.- 1607,
U Rq. ,üer Ambtsmann soll die Summ hinder dein
Z. verbieten [d. h. der Zins soll nicht ausser Landes
entrichtet werden].- B Pfandordn. 1678.
Zusei-: Geliebter, Anbeter. ,So henk mir an,
myn z., dises halsband!- sagt die Dirne zu ihrem Bur-
schen. GBinder 1535.
Viell. hat das W. gedehntes u und könnte in diesem
Falle aus .Zuusel-' hervorgegangen sein. Dann Hesse es sieh
der Beil. nach mit .Flamme' zshalten.
Zottel-Männli: der Fuhrmann (im Bätsei). Es
ist e" vierredrige Tun:, vier härigi Schwänz, es Z.
und e" Schnellbüchs GkD. — Wohl so genannt, weil ei
eine Mütze mit Troddel trägt. Vgl. Zundel-M.
Zitzeli-Man": im Kinderlied: d' Sunne sekint,
's Vögeli chrit, es hoggei undrem Lade*, d' Mueter ist
iju Bude", de'' Vatter isi i/o Zürich g'si* ; d' Mueter hat
es Chindli g'funde*, mit Silber und Gold iscli-es ein
gebunde*. Z.l Z.\ Mir in ml das Chindli selber hu" :
nur wend-em wacker z' esse* gi, um Milch und Wiss-
bröd dri". Karlisepeli, wottsch-mer 's wiege*, will-der
Nusseli und Il/reli iji und nill di'h init-mer i* 's lliin-
iinii in GRh. - Zwings-: wer in einem Zwinghof
(Bd II 1035) sesshaft ist und demselben rechtlich an-
gehört. .Welicher nun in disen zwing ziechen [wird],
der soll zu ynzug oder zwinggelt erlegen 10 guldin,
damit er aller gerechtikeiten in dem zwing wie ein
anderer zw. gehalten werde.- 1568, AaIIüiizoii (Min.
man u, m) Bs; BHk.j Tu; Z, m„ BBe.; F. m, B;
Sch; S. mr Aa; L; S; ZO. (neben nie), Rafz, Rieht,
mir s (Schild); unbestimmtes Pron. Me* cha*" ja!
Formel der Zustimmung zu einer Aufforderung, einem
289
Man. in. 'ii, min. nion, mini
290
Vorschlage Tu; /.. Mir wont der Miss nit bi, und
geit-mer tut'" us aller G'tconig hi; so blibt-mer vor
der Chilche" stö* S (Schild). Mi" fantasiert, als ob-
1111" enere" angere" Welt a'g'hörti. Schwzd. Will man
eine Person weder mit Du Doch mit Ihr oder Sie an-
reden, so hilft ,nuur ans der Verlegenheit, aher auch
in Fallen, wo man die direkte Frage "der Anrede
mildem will Tu; Z; z.B.: Ist-me* :' Miir't g'si*? In
a. Spr. ist der Gebrauch noch freier: ,Umb Ostern
fieng man an ze sterben.' 1544/73, Met., Chr.
Allgemeinste Form ist me(n), die bei der Inversion auch
da eintritt, wo sonst tni gesprochen wird. Finales r erklärt
sich wie in der Zss. Niemer durch Einwirkung des Preu.
"/■/"'■ Neben mer kommt übrigens immer auch m< vor, z.B.
bei Joach. (für S). Scheu mhd. men iim>i>. me.
Ie-nian Icmed : Jemand Z; doch nur selten statt
des gewöhnlichen Öpper. In ii. Sprache .iemands.' So
1494, BsKatserk.: Zwingli; Z Bibel 1531/48; .Mal. ,So
wir jemands hettind beleidiget.' HELv.Conf. 1566/1644.
.Yeinas.' 1518, GWyl Urk.; 1522, Z ürk.; Zwingli. —
Ober die Form mit -b vgl. die Autn. zuui folg. W.
Nie-man Nieme" AaF., Lengn.; Ar; Bs; BO.; PP.;
GWildh.; S; T; Tu; W (Niemu, auch Dat.). Niem
A a F r i . ; BsI... Niems A.»Leer. (selten); Bs (Brcitenst.),
Niemund P (Schott). Niemed GrD., Val.; ZO., Niemet
GuPr.; GO., Neimct GhS., Niemeds BsStdt; B, Niemes
AAFri.; Bs; BM.f, Schw., Niemeser BM., Niemer Aaj
ÄPJ Bs; BE., M.; L; G; S; Tu; Uw; ü; ZO., S., Jvte-
mer(d) GuLandq., ObS.; aScinv. Niemerts B, Niemere
B (Noin. und Dat. Gotth.), NämerfdJ Sch, Nämert Th
Tag., Ne'mer(t) ApK.; TuBerg, Egn. (neben Nemed),
Niemerist ScHwMa., Niemert AaFIs., Lengn.; Ap; Gr
Pr.; GStdt, T.; Sch; Th; Uw (selten); ZS., Sth.: Nie-
mand. Niemesem g'seit, Int Niemesen (freut B (Sprich-
wort). Hand -er N. über Nacht? Frage des Nacht-
herberge suchenden Fremdlings, Bettlers Ap; Z. Und
danach im Spielreim, der von einem Kinde gesprochen
wird, während es eine langstielige, durch die Röhre
eines Löwenzahns gesteckte Blume fortwährend Bück-
linge machen lässt: Gueten Äbig , Chupferschmid !
Händ-er Niemert über Nacht? Wöll, mer händ es
grosses Tach, aber Kenig Better. B'hüet-i Gott, Herr
Vetter! Z. Will Niemer mer ge" (bute")? Gantruf Z.
.Tabula, das ausrüefen an der gant: Will nieinen mer
gSben?' Fkis. Es göd em [ihm] icol ond Niemerten
übel, RA. bei einer sog. .Freudleiche' Ap. Miiest Nie-
med fürchen und vor Niemedem <V Chappe* lupfe".
Stütz. Wenn 's nu' Niemer g'hört häd! sagt der Kü-
ster, welcher das Läuten vergass ZS. Nieinertem säge"
weder alle" Lüte", ironische RA., die auch im Kinder-
reim (Sesseli träge", N. säge" usw.) vorkommt Z; vgl.:
,Gemeinlich wird der Vatter im Hus erst eines Dings
innen, wann es Niemand weisst, als Jedermann.'
JJ Breit. 1638. N. auch personifiziert wie der Ouxt;
der Odyssee. Dcr Herr Niemert hat 's 'tu" ZStdt.
.Niemants und was böss g'schicht hat er tön.' 1504,
Z (Lotterieloosinschr.). .Ich bin der nieman. All ding
mness ich verbrochen hau.' 1515, Holreintisch. ,Der
uns das liedlin new gesang, der niemand hat 's getan,
ist er genannt, er darf sich selbst nit nennen.' 1533,
Lied; s. noch Bs Jahrb. 1879, 217; Anz. für Kunde
der deutsch. Vorzeit 1866, 170 und vgl. Niemerlis-Tag.
Mhd. nieman, ni> <>t,n und auch schon nitntunt, ui:n>il>.
niemun(d)>. Das W. wird bald flektiert (bes. im Dat.), bald
nicht flu Nicme. Hindorm.). Gotth. braucht promisene Nie-
Schweiz, Idiotikon IV.
N und Niemanden, Dat. Aus 1; siml folgende Fle-
xionen angegeben : Gen. Niemes, Niemesi. JKuhu 1806; Gen.
Nicmereme, Dat. Niemere(m) BM.; Gen. und Dat. Niemes(e)i
BM.-f Unsere Formen gruppieren sich um die drei Typeu
Nieman, Niemand, Niemer, mit den gewöhnlichen Reduktionen,
bzw. Entstellungen der tonlosen zweiten Silbe. 1. , Nieman.'
1407, G (Wegelin). So noch 1476, Bs Chr.; IE , Absch.;
1530, Matth., .Niemeu.' Hadlouh; HsStockar 1529; Gospr.
1712, ,Niema.' HsSchürpf 1497, .Niema.' JCWeissenb. 1702.
- 2. ai .Niement.' XV., ZKyb. Offn. ; 1516, Hess. Badenf.
.Xieiiut.' Edlib. ,Niemant' wechselnd mit , Niemants.' 1530,
Z Bib. .Niemat.' Kessl. .Niemandt,' 1603, Ap Maleflzb.
b) .Niemants.' 1476, B Schreiben; 1494, BsRatserk.; Zwingli
(neben .Nieman' i; 1531/48, Z Bib. (dafür 1667: .Niemand');
RGualth. 1553 (neben .Nieman'); Mal.; ThPlatter 1572;
Gulden Bund 1.385/1658; Z Mand. 1650. ,De-niemants.' um
1550, G t'tk.; 1570, Absch. (wohl Analogiebildung nach
,de-kein'). ,Niemantzer.' 1630, Härder 1859. .Niemans.' 1476,
Bs Chr. .Nieinads.' GSldi 1712. .Niemas.' 1490, B Hdschr.;
öfter in den Absch. seit 1 52 1 : 1525. Strickl., Akt.; Gcspr.
1712. — 3. .Niemer.' 1383, ZRi|.; Ansli.; 1580, Z Mand.
.Niemert.- 15'27. Z (Egli, Akt.); zu .Niermant' verhochdeutschf
von Mey., Wthnr Chr. Vgl. noch das Glossar zu den Hai-
monsk. 1531, S. 296; Deutsche Volksbücher S. -199. Nie-
me(d)s, .Niemas' ist verk. aus ,Nieman(d)s', urspr. Gen.. der
aber als ueuer Nom. gilt, wie .Nichts', oder nach Analogie
vom pers. gebrauchten ,Eius', ,Keins'; vgl. Gr. WB. IV 2,
2302. Niemeser uud .Niemanzer' sind Weiterbildungen dieser
Form, wahrsch. durch Einwirkung von Niemer^ dessen -er
sich nach Analogie von ('77«/-, Euer einstellte zu einer Zeit,
als das -er der Letztern nicht mehr als aus .wer' entstanden,
sondern als blosse Endung gefühlt wurde; vgl. Silber u ml
Beiger. Niemert (vgl. Öppert) ähnlich erweitert wie nlul.
.Niemand.' Zu Niemere* vgl. iedere. Zur Snperlativbildnng
Niemeriet (vgl. oberist, üeeeriet u. Ä.) muss der dem W. inne-
wohnende Begriff der Ausschliesslichkeit beigetragen haben.
Zur Verkürzung Niem(e) vgl. Fälle wie gtst aus geeter. Zur
Flexion Niemeeee* vgl. die Anni. zu ein Bd I '273. Der Gen.
Niemermes scheint eine Kontamination ans Dat. uud Gen.,
jedenfalls eine pleonastische Bildung. Schwierig zu erklären
bleiben die Formen mit ä uud e in der ersten Silbe; au
Einwirkung des Pron. Neimer (,Neisswer') zu denken, wie
etwa bei Neimet Gr, erlauben die Lautgesetze der betr.
Mundarten, die ei vielmehr zu o wandeln, nicht.
Mannbarschaft: Mannesalter. .Der Mensch hat
seine vier Alter: die Kindheit, die Jugend, die M.. da
der Mensch in seiner Beste, und das hohe Alter.'
FWvss 1655.
„mannele": sich als Mann fühlen und betragen."
Dial. Auf. büebelen.
manne11: 1. einen Mann nehmen, heiraten A.v;
Ap; Bs; B; Gr; P; G; Scu; Scnw; Z. Z' III. finde"
SchwMuo., :' mannid chö" Ar. Heiratsgelegenheit be-
kommen. '/.' niiinnu", da marito, heiratsfähig l'Al. !''•
wott nit iclbe", si wott nit in. Stutz. Iclt han düo [da]
(fmanned und binJLüo derdurchtwillen cum Tanzboden
ehun BHa. .Bisweilen wurde die Erblichkeit der Zunft
auf die Tochter ausgedehnt, insofern sie in das Hand-
werk raanneten.' BsStdt (Ochs 2, 1, 158). ,Es were
dann, das sy zu mannen oder wyben manottind oder
wybottind, die der obgenannten eigen werind.' 1492,
Z OGlatt Urk. .Wybent oder mannand knaben oder
tochtran uss dem hnss, dass sy ir eigen brot und
rouch band, so ist dem gotzhus gefallen der fal.' 1515,
ZRhein. Offn. ,Etlich vermeintend, dass nieman eigen
syn sölt uml ouch iren lierren, so sy wider sy wybent
oder mannent, kein strafgelt und [1. umb?] ungnossame
schuldig syn söltend.' Edlib. ,Sy mannetend, sy wei-
betend.' 1530/48, Luc. 17; dafür 1683: .sie namen zur
19
291
Mull, inen, min. 1 1 1 1 > 1 1 . iiiun
292
Ehe, sie wurden zur Ehe gegeben.' ,Ach, Rosa, mann
nirnmermer, diewyl <lu siehst, was für gross herzleid
die männer iren wybren anstecken.' 1585, B Arch.
.Yerzeichnuss derjenigen Töehteren und Frauen, welche
aus dem Dorf mannend.' 1696, Z Zoll. Pfarrprot. ,We-
liche Wittib oder Tochter mannet und einen Uiige-
nossamen oder Ausländischen nimmt, soll gestracks
aus dem Land gewiesen werden.' 1757, Bs Rq. —
2. = chilten 2 (s. Bd III '2-15).
über-manne": 1. überwältigen (phys.) S. Ich bin
übermannet; mit G'walt cha,m-men e" Geiss umme'-
lüpfe". Schild. — 2. reü., überanstrengen. Er hat
sieh übermannet AaZ. Syn. übermeisteren. — 3. durch
numerisches Übergewicht einen Gegner besiegen,
a) beim Handgemenge; s. laufen 1 a a (Bd III 1121).
— b) bei Abstimmungen. We""-mer e* ehli" z'sämmc"
hebed, so übermanned-mer die i" den andere" Bezirke'.
Gl Volksgespr. — i°-: refl., in eine Familie, einen
Ort sich einheiraten (von der Frau) Bj Nnw. — er-:
durch Heirat mit einem Manne erwerben B; W; Z.
Du hast grad so eil erteiltet, das' [als] ich ermannet
ha", sagt die Frau zum Hanne. Stütz. Elsi: 's ist
doch nüt Bessers weder Nidelmilch; ach, wenn ich doch
inf awh cha"" Chüe e.l ebd. ,Wär, dass ein söllich
kind ein ehgemächt gehabt, von dem es besonder guet
erwybet, ermannet oder ererbt hätte.' vor 1596, Tu
Diess. Erbrecht. — ver-: 1. refl., sich mit einem
Manne verheiraten. ,Wo sy [die Ledigen] sich ver-
mannet oder gewybet hättind.' Zwingli. — 2. tr.
a) durch Heirat dem Manne zubringen B. Ant. ver-
leiben. .Natürlich ledig wäre ihm [dem Bruder] das
Ifönsch [die Schwester] am liebsten gewesen, was
brauche es das Geld zu v.' Gottii. ,Wie kinder [einer
Wittwe] iren teil guets verwyben oder v. mögend, also
soll die mueter auch mächtig syn, iren teil einem
andern mann zuezebringen und zue v.' 1541, B Rq. ;
und ganz ähnlich 1572, Aarauer Stadtrecht; SMutach
1709. ,Die Muoter mag das Guot, so ira in der mit
iren Kinden getroffnen Teilung worden, v. oder sonst
nach irem Willen vergaben.' B Gerichtssatz. 1615. —
b) durch Heirat mit einem Manne verlieren, verwirken
B; Gr. ,0b ein dochter hinus mannen und einen
nemmen wurde, der nit burger ist, soll sy darumb ir
burgrecht des abzugs halb nit verwürkt ald vermannet
haben.' 1536, Z Staatsarch. .Diejenigen Weiber, so
ihr Burgerrecht v:, sollen aus der Stadt weggeschafft
oder die andere Woche in die Trülle gesetzt und her-
nach eidlich verwisen werden.' 1685, Aarauer Ratserk.
— sack-: plündern. ,Und also das kaiserisch volk
in Rom hinyn gefallen und daselbst g'saccamannet,
dem Papst hab und guet genommen.' Kessl. Vgl. Gr.
WH. unter .Sackmann.' — weg- = ver-mannen 2 b.
,Nach unsern Gesetzen, da Sie Ihr Landrecht weg-
gemannet hat, kann Sie nicht mehr, besonders mit
Kindern, im Lande bleiben.' 1796, Brief JCLavaters.
Mannete" f.: Mannwerk, als ideelles Landmass
AaWoIiI.; vgl. die Synn. Mann- Werch und Jüchert(e").
mannhaft: 1. wie nhd. ,Das land der eidgnossen
ist fruchtbarer, schöner, mannhafter lüten. dann dlicin
land uf dem erdboden.' Zwingli. Bes. in Titulaturen:
,Die ehr- und m-en Seokelmeister' u.dgl. XVIII. , Z.
— 2. = .namhaft' (durch Motathesis) Souw; Zg (Dr
Iten); vgl. ,manhaftosten dienei", Übersetzung von
.nominatissimis rainisterialibus.' XIV., B Handveste.
M a n ii i in. : 1. (auch Bäre'-M.) das Bärenmännchen
im Bärengraben zu Hern. Der .1/. ist es rueldgs 'Bittet.
BArentai.pks 1882. — •_>. Pferdename Aa; L; S (-ä-).
- 3. Name für Kanarienvögel Bs (-ii-J. -- Koseform
von Mann (T /); vgl. Buebi a. ii. Syn. zu Ü und :i Haut.
Gügger- (ü): Dompfaff. Posiheiri ls7.r>.
Hirsche"-: das Hirscheiimännchen im Hirschen-
graben zu ZStdt f (Dan.).
mannig: heiratslustig, mannsüchtig „BO.j LE.;°
ScmvMuo.; W. Mannbar: ,Es solle keine Jungfrau
Dorfschaft haben, oder sie habe zuerst das m. Jahr
erfüllt.' 1829, Kyd, Bartlispiel.
manni": männlich Gl. Jungs und Alts, Wibis
und Mannis. Es Mannis, ein .Mannsbild Gl. ,N. N.
und syne mannine kind.' 1370, Gl Urk.
mannli(ch): 1. mannhaft, tapfer Bs (Spreng)-;
Z (selten). — 2. frisch, munter GitSch. Er ist nofk
grad m-er.
Mannlichi f.: Maiineskraft. ,Myn sterke, man-
liehe und lob ist der Herr.' Zwingli. .Es werde mit
der zyt vil abgon an in.; man erlindet in dem Wol-
lust.' ebd.
männliche": mannbar werden. Dial.
Mannoggel m. : 1. bewegliche Puppe in Gestalt
eines Mannes; Männchen als Kinderspielzeug, als gra-
phisches oder plastisches Bild BsStdt; B; ZO. Die
Berner erklärten, sie sehen in einem Soldatenlieder-
buch nicht gerne solche Mannöggeli, d. i. Figuren. ,Ich
meinte, man wollte mich einsperren und mit mir wie mit
einem alten M. ein Narrenspiel treiben.' HPest., Brief.
— 2. „Manöggd, -ö-", Zerrbild eines Menschen, „dum-
mer Bauer von übler Figur" AaHI. (n.); Männchen
Gl (Mannoggel i); scherzh. Bezeichnung eines drolligen
Menschen, bes. Knaben Tu; ZO. — 3. Backwerk,
Mann, aus Teig gebacken Aa; BoAa.; Gl [Mannög-
geli); Syn. Gritti-Benz.
Vergröberung von Manno (s. Mann 1); vgl. aber auch
Ifanoggel (aus Hans Jogget). Zur BeU. vgl. frz. rnanne^um.
Mannschaft Mannseh'cft — f.: 1. wie nhd. Das
ist e" süberi 31., eine saubere Gesellschaft, i. S. des
Vorwurfs, auch mit Bez. auf Unerwachsene, bisweilen
sogar auf Frauen, ja auch auf ungeberdiges Vieh aus-
gedehnt Z. Auch in Zss. : D' Heuer-, Wümmer-M., die
Gesammtheit der Heuer, Weinleser, ebd. — 2. Mann-
schaftsrecht, Lehenspflicht. .Wurden wir kriegen wider
die beid, da sond sy nit gebunden syn, hilf wider die
ze geben, alle die wyle sy ir mann sind und die m,
nit hand ufgeben.' 1418, L Urk. ,Zue Worb hette ein
herrschaft von Kyburg nüt anders gehept, dem. die
m. und den reiszug.' ThFkkkart 1470. .Das8 man
der statt Costenz die grafschaft und die in. im Tu
yngeben sollt.' 1500, Absch. Der Abt fieng an. .um
die statt und in das Turgöw um gerieht [die Gerichts-
barkeit] und m-en zu werben.' Vad. — 3. Mannes-
lehen; Mannesrecht. .Der man mag geben, wem er
will, so er in das todbett kompt, syn fry mannlechen
oder m-en.' 1476, BKrattigcn Rq. .Wann einem Mann
allliier [BEschi] sein Eheweib mit Tod abgat, so mag
derselbig wol ein Pferd für M. voraus nehmen. Wei-
ters soll sich die M. nit erstrecken.' 1675, I! Rq. —
4. Mannheit. .Spado, ein verschnittener, one m. ge-
boren, der vmi natur nichts mag.' Fnis.
Über-. ,Die über die 10,000 Mann [Auszug! vor-
Endliche Mannschaft vom 16. bis 60. Altersjahr hiess
293
Man. inen, mii
I. llioll, lllllli
294
Ü. und war in Resorvekompagnien eingeteilt.' 1782,
L (Seg., RS. 111 ■_'. 159).
StSckli-: Mannschaft, welche, mii' mit Stöcken
bewaffnet, bei Festlichkeiten and Keuersbrünsten die
Ordnung aufrecht halten, bzw. das gerettete Gut be-
wachen muss BBurgd.
a 11-inänn iij: allgemein L; Zg (St.1').
zwei-männig, nur Attr. zu Hfts: Haus, in dem
zwei Haushaltungen wohnen PPo.; TB.; WUlr.
mann isih : männorartig, dem Weibe nicht an-
stehend. .Herzogs Amadei hochniüetige, m-e wittfrow
Jolanda.' Ansh. .Kin mennisch wyb [Semiraniis] bringt
u f das rych. ein wybseher mann verlürt es glych.'
JMurer 1550. ,M-e, unanständige Überlitz [an der
Frauenkleidung].' Z Mand. 1680/1713. .Die grossen.
m-L'ii Halstücher.' 1703/15, ebd.
sür-. .Turgöwische saurmänische [Pfründen].'
Gbistl. Pfri'ndenb. 1740.
Viel], mit Anspielung auf den Geschlechtsn. ,Siire-niaun'.
mit appellat. Deutung. Die Pfründen in den gemeinen Herr-
schaften waren mit besoudern Schwierigkeiten verbunden und
wenig gesucht.
niäne" BD.; Gl; Gr; Tu; Z, mäne" Aa; Bs; BM. ;
GSa. ; Uw: mahnen. 1. Einen an Etwas gemahnen,
erinnern, eine Reminiscenz wach rufen, pers. und un-
pers., von Personen und Sachen Aa; Bs; B; Gl; Gr;
GSa.; Scu; Tu; U.w.; Zg; Z. Er manfnjet (GSa.; Th;
Uw; Z), munt (Aa; ISs) -mir'' ganz a' sin Vatter selig.
„Er manet-mi"'' an e" Jud, ich finde, er gleiche einem
Juden." Es mannet-mi"* ie: prezis [es kommt mir
vor] wie... Aa; Z. De G' Schmach [Geruch dieser
Blume] mannet-mich an e" Tulipane". ,Manet es [das
Bilderverehren] dich nitan das zueloufen genBethel?'
Zwingli. .Mich mannet dein Brief an das Sprüchwort.'
Schihpfr. 1651. ,Dann lueg ich ihre Kleidig an, so
mannet 's mich, weiss nit woran.' JMaul. 1074. ,Du
mahnest, mich an meinen Bruder, facie et moribus
fratrem refers.' HosriN. 1683. — 2. ermahnen, an-
treiben, z. B. einen säumigen Schuldner Aa; Bs; Th;
Z; auch vom Zugvieh, das man antreibt AiLeer.
Mann-mv* drä* (wenn ich es vergessen sollte) Tu;
Uw; Z (Formel bei einem Versprechen). De'Schucl-
meister mucss d' Bliebe m., balge" Z. ,Er soll die m.
ir eids.' 1385, SchSl. (Vetter). Der Stadtschreiber
,soll allwegen einem [so] Schultheissen daran [an die
Beschlüsse] mannen und erinnern.' 1184. ZWthur.
Spec. : Verbündete, iibli. Pflichtige zur bewaffneten
Hilfeleistung aufbieten, allg. So auch Morgant 1530.
Mhd. mänen. Die Dehnung, sowie die Synkope in der
Ein)., dringt allmählich aus der Schriftspr. auch da eiu, wo
sonst Kürze herrschte und zwar zuerst für Bed. 2, so dass
dann Differenzierung auch für die Bed. sich ergibt. In der
Literatur .gemahnet' schon Z Mand. 1650, neben ,ab-nianneu.'
ebd. Die End. -et erklärt sich aus der ahd. Form manön
(neben minien) ; vgl. die Anm. zu machen.
ab-: wie nhd. Z. In spec. Anwendung: weg-, ab-
(he)rufen. ,A., mit der trumnieten einen zeug wider-
unib hindersieh manen. wider abziehen ermanen, re-
ceptui canere, ab armis revocare; avocare, dehortari.
Von der vogtei abgemant uud widerumb beriieft werden,
de provincia deduci.' Mal. ,A1s ich in Bischofzell ab-
geiuanet und uf die pfaar Winterthur erfordert ward.'
ebd. 1593. - flf-: 1. zu den Waffen rufen, (Soldaten)
aufbieten, aufs Piket stellen Aa; „Seil; Zu; Z." ,Sy
habend ufgemanet, was spiess und stangen tragen
mochte.' LLav. 1509; dafür 1670: .versammleten Alles,
was ins Heer zu zeuhen taugte.' .Hauptmann N. N.
soll den vierten Fahnen ufmannen, dass. wann man
dessen würde begehren, selbiger gerüst seie, in die
Stadt zu ziehen.' 1037, Sch Ratsprot. — 2. auffordern,
z.B. zum Bezahlen Z (selten). — an-: 1. wie nhd.,
antreiben, -spornen ZS. ,Wir wollen zu dem Guten
a., von dem Bösen abmahnen.' JMüller 1001. —
2. „gelüsten, unpers. Zg; Z." Syn. an-machen. —
3. = „manen 1. Ich weiss nid, wie d' mirh ä'manist
L; Seil; Zg." Auch bair. — er-: 1. = manen 1 Gl;
Gr; Z. Er ermann(e)t mich üf und ändlich an'n Michel.
,Dyn märitant [Geschwätz] ermanet mich glych, als
wenn man von roten hosen sagt, die dienent aber wol
zum doktorat.' Gyrenr. 1523. — 2. = an -manen 1.
Gend-mer, icas-i [euch] Gott [zu gehen] ermant Z.
Auch bair. — 3. von einer Kapitalzahlung in Kennt-
niss setzen, i. S. einer Aufkündung. ,Ist aber, dass
N. ald syn erben N.1 ald syn erben ermanent mit
21 pfunden Züricher pfenninge hinnen ze der nechsten
wiennachte, so sint die dri matt kernen [Gültzins auf
dem Hause] abe und ist der halb teil des huses für-
bass ledig.' 1317, Z Urk. — ver-: 1. bei Anlass einer
Beschimpfung die Anwesenden durch den Ruf: Irh
rermane"! als Zeugen anrufen und dadurch zur ev.
Zeugenaussage vor Gericht verpflichten B. Ieh lä"
drum c, ich bringe die Sache vor Gericht und ihr
seit Zeugen BHa. ,Der Fritz sagt zum Ludi vor
allen Leuten: Ich will dir einen Feuf bätzier geben,
wenn du mir einen grossem Esel zeigen kannst als
da bist. Und der Ludi hat vermahnt usw.' B Bist.
Kai. 1822. ,Er begann die Gesellschaft zu schelten,
dass vermahnt wurde und Denkwein gebracht.' N. B
Kai. 1843. — 2. gerichtlich verklagen B oAa. Ver-
malte" hättisch-ne" solle", sc. den Baumstamm, gegen
den Einer den Kopf gestossen hatte. B Dorf kai. 1878.
— 3. ermahnen. LLav. 1582; Z Kirchenordn. 1028
(.trostlich vermannen'); Bs Taxordn.; Z Mand. 1050.
— g"- = manen 1 AaWoIiI.; Z.
M a n e r. E" gueter M. ist besser als e" füle' Ar-
beiter. Ineichen. Vgl. Zue-lueger Bd III 1228.
Maningf.: Mahnung. 1. Aufforderung, Warnung,
wie nhd. Bs; Uw; Z. Es soll-mer e" M. si", ich will
es mir gesagt sein lassen Bs; Z. — 2. Mahnzettel von
Seite der Schulpflege an die Eltern wegen versäumten
Schulbesuches eines Kindes Z. — 3. eine förmliche,
bundesgemässe (nicht verschlossene, aber mit dem
Siegel des mahnenden Ortes versehene) Aufforderung
von einem ,Ort' an das andere, sei es zu Recht zu
stellen oder Hülfe zu leisten, z. B. 1530, Absch. Vgl.
üs-gän Bd II 25; fitr-sicli-gän Bd II 33.
Ver-: Ermahnung, Erinnerung. ,Das brot [im
Abendmahl] ist ein v., dass der lychnam Christi für
uns ist in tod hing'geben.' Zwingli.
ver-manlich: ermahnend. .Vermanrilicli.' Zwingli.
,Er wirt ein v. geschrei füeren.' 1531, Jerem. ; dafür
1007: .antreibendes.' ,Es wird dem Ausschuss v. zu-
gesprochen.' 1587, Absch.
Manestre" ü; W, Minestre" PP. ; T; W — f.: Suppe
mit Einlage von allerlei Grünem, Gemüse; mit Aus-
schluss der Brotsuppe; Syn. Chudhi-Suppen. .Morgens
erhält der Bewohner von Ulrichen eine gute Suppe,
die man M. heisst.' AhIIekd. ,Wett inen ein sür me-
nester kochen.' Salat. .G'sotten und brates gnueg,
20h
Man. 111011. min, mon, niun
296
fünferlei pasteten, vil moncster, kriese, erdbere, pfer-
sich, biren, pfandkucchen' usw. 1557, Geschfo. Ges.
(Pariser Reise). — Churw. manestm, it. minertra, Suppe,
vom lat, minutrare, auftragen il"i Tische).
Mani: Marianno AiSt.; Z (Dan.).
Mäni BHa.. Moni Gk; Ndw — f.: 1. Mähne, bzw.
Halsrücken des Pferdes, auch Rindviehs. ,Ein Weib-
lein [Hexe] schaute das Rind an und strich demselben
mit den Worten: Das ist doch en hüb seh i Mähni! mit
der Hand über den Rücken.' Jaklin 1878. ,Die (hals-)
mänin.' Tierb. 15ti3. — 2. Dim. Mäneli, Mäneli S,
Männeli BM., a) = Lämeli 2 (Bd III 1267) BM.; S.
- b) zwei bleistiftdicke Auswüchse, welche am Halse
von Schweinen etwa vorkommen BM.; S.
Über die Vwdtschaft s. Kluge (5) 245. Zu unserem '2
vgl. die BeJ. Halsschmuck, welche in aisl. men und lat
monih liegt.
Manier f.: 1. wie nhd. allg. ,.Imdn in der M. [in
den Schranken des Anstandes] behalten.' Gotth. M.
lere" wird als Zweck angegeben, wenn junge Leute in
eine Erziehungsanstalt (der französischen Schweiz)
gelien Tu. Worum bist aueh du i" 's Wälschland
g'gange"? Antw.: Hä, go" Mattiere" lere", du Cime! '/,.
— 2. PI. in concr. S., Gegenstände nach Mode. Art
eines Volkes. .Dero von Ougspurg burger, so in Oster-
ivch tagend am Türken, schicktend mancherlei tür-
kischer monieren gen Ougsbiirg, nämlich dem doktof
Peutiger ein türkische schritt, vilen Chorherren säbel.
türkisch li ü ct. kodier, gürtlen, bärt, oren [usw.].- Vad. ;
vgl. Art li (Bd I 174). - Zu o für n in vortoniger Silbe
von Fremdwörtern vir!. Polier, Solat.
manierli"1', -eck, -ig: wie nhd. Ar; Bs: Tu; Z.
.Eine manierligte Frau.' Gotth.
u"-: Steigerungsadv. Ap. Omanierlig müed.
lütscheli- GkB., lutzi- GbAv.; wenig manierlich,
nur subst. im Volksrätsel als Name der Stubenfliege:
Es ist es cMeins schwarzes Tierli, heisst L. und hed
schi"h vermesse", miä Her und Frau (z' Mittag) 2' esse*.
manierliche": manierlicher werden „VO;" W; Z.
Auch von Sachen: „das Kleid manierliehet, fällt (durch
diesen neuen Zuschnitt) netter ins Auge."
nianiere": 1. „den Mittelweg wählen, z.B. bei
Handel und Wandel. Er hat's gemanieret, hat keinen
übertriebenen Preis gefordert. Das Wetter manieret,
geht an, ist zwischen gut und schlecht VO." — 2. hand-
haben. ,Gott hätte uns langest den Eni aus den Hän-
den gewunden, weil wir ihn nicht besser 111. können.'
PWvss 1673. ,Als ob Alles nur an uns stehe, an
unserem schürgen und manieren.' ebd. — 1 von ,Ma-
nicr'; 2 von frz. manier,
Manöver n.: 1. Sg., Scheinmanöver, Kniff Bs; Sch;
Tii; Z. — 2. PI., Spässe, Possen Bs; auch: auffällige,
närrische Geberden Th; Z.
Manuel AaL., St.. Mdnewel Bs; GlH., Mannt AaL.,
St.; „PMn.; L;" Z. Mäni (Dim. Mäneli) UwE.. Mannli
'/.. Mannt AALeer.; Bs (Dim. Männeli in.); „B", Man-
uel \Al.eer.: 1. Emanuel. aaOO. — '_'. Muni, auch
= Germann I,. Mannli, Hermann Gk (Vassali). — Zu
Manewel vgl, argewieren aus arguicron,
Menaschere" f.: .Vorfleck. Tändelschürze, eine
kurze Schürze des Frauenzimmers, womit es sich das
Ansehen einer Hauswirti ler Köchin gibt.' Spreng.
Frz. mfnagere, Hauswirtin. Das Getragene mit dem Namen
i. li./, 1 !,,, lehnet wie mit bergen der Hut, wie ihn
eine Schäferin trägt.
Menäsclii f.: Lebensmittel, Proviant Gitl'r. Päd
e" gueti chrepfegi M. in d's Renzli. MKöoni 1886/7.
Vgl. frz. pain -/• menage, hausbacken Brot, jambon d* m„
tgi i-äucherter Schinkeu; zur Form des Fremdwortes vgl.
Fueteraschi, fourrage, Ouraaehi, Bagwtrhi.
Hcnnel, Menner I (-<*-) — m.: niederer Hand-
schlitten für Holz, Heu aScnw. Auf leichten M-n
wird ■/.. 1!. Ende Januar das Wildheu aus den Alp-
liütten ins Tal herunter geholt, gewöhnlich zwei .Bur-
denen' auf einmal; Syn. Zug-Schlitten. — mennere":
ein Fuder (Holz. Heu) auf einem Zugschlitten ziehen,
bes. aber bergab lenken Schw. Syn. böckleren. Es
schvers Fueder :' id., wo 's stotzig ist, brächt grad
nie e" chli" Ellboge'schnml; [Kraft und Behendigkeit |
SchwMuo. — Vgl. nihd. jii.net, Treibstachel.
Horen-Mennel Schw, -Menner ZcoÄg.: Hand-
schlitten mit zwei Hörnern, d. i. vorn emporragenden
Sehlittkufen, zwischen denen stehend oder (wenn es
bergab geht) auch sitzend und daran sich haltend der
Mann den mit Holz oder Heu beladenen Schlitten
lenkt (mennet, wist). Vgl. Hörn 4 k (Bd II 1618) und
Böckler. [Der Holzfrevler] häd mängsmol .:' Nacht uf
si*'m alte* -ff. die schönste" Schiter us-eme* räche"
Tüfel [rauhen Berghalde] cippe" nidsi'h g'sehlcill und
i" der andre" Nacht i" 's Dorf g'füert mit-eme" Zieh-
rindli. MLienert.
nienne". in Tu tw. e1, in GT. -e'-, sonst -.?-, bzw.
-es- (in Gl mit geminiertem «), in ScBwMa. -..-, l'tc.
I'erf. g'mennt Tu, sonst häufiger -et: 1. das Zugvieh
antreiben und lenken, mit Zugvieh fahren, a) beim
Pflügen GTa., T.; Th; Z. Syn. z' Acher tribe"; vgl.
Menn-Bucb. Er mennfeß, das' wie" 's über 's ganz
Feld i-e" g'hört. Wann Eine' 's M. nüd verstät, sc
cha"" de' Pflueghalter he" schöni Art [Furche] maclie" '/,.
Bisweilen auch allgemeiner = pflügen ZRüml.j Syn.
z' Acher fare". — b) beim Fahren übh. BO.; Gl; Gk;
GA., T.; Schw; üw; I"; W; Zgj Z. Syn. fuer-werchen.
in den Gebirgsgegenden ganz bes. vom Fahren mit
dem Schlitten, auf dem man Holz nach Hanse. Dünger
auf die Wiesen führt. Übh. schwere Fuhrmannsarbeii
tun Gl; ZRichtersw. Der Mennendt chunnt mit dem
Rennende", der Bedächtige [eig. langsam Fahrende]
kommt mit dem Hastigen ans Ziel GrD. Du blibst
en Stock, zum mit-der M., so dumm, iluss man dich
als Zugtier brauchen könnte. Scbwzd. (Schw); vgl.
noch ßunten I (Bd II 383); gresten (Bd II 810). Der
irird schätzwol ha" müesse* »>.. komische Deutung der
Bewegungen eines Musikdirigenten. Stutz. ,Es soll
ein yetlicher, so holz uss den bergen fertigen will,
faren uf den midisten holzzug und nit darüber noch
daruss 111., sunder strags dem selben zug nach zu
boden farn.' 1530, Schw LB. .Wo Einer dem Andren
durch syn Guet holzeti, fiert oder inent und da Schaden
tuet.' 1605, ScnwG. LB. ,M., leiten, treiben, miliare,
dueere, agere, instigare, stimulare.' Red. 1 »"•*>— - .Agi-
tare equos, boves, 111., die Boss, Stier treiben.' Denzl.
1G77; 1710. Auf das angetriebene Zugtier übertr. :
]\'änn-er Wand I wollt] g' fresse" Im", so mäend-er au'1'
m. MLienert. .Welieher mensch vö hat, [der soll]
mit \e hellen, und welieher nit nicnctz [= niennendes]
hat, soll sust ein tagwen tuen.' 1558, Gpd. — c) tr.
297
Man, nie», min, mon, mun
a) mit dem Zugtier al> Obj. Es Bind m. Gl. /•>
gnets Boss mues'-me* und m. Gl; Z. ,Equos exhor-
t.ui. die ross redlich m. und nachhin treiben.' Fris.;
Mal. - ß) mit der Last als Obj. BO.; Gl; GT.j Uw;
W. Chäs ah der Alp m. ISfur m., Dünger auf einem
Schlitten in die Wiesen führen W. Hol: [Holzblöcke],
Schutt m.. mit Hornvieh führen Gl. Frijer Im" s»
d' Lihi [die Leichen] abhi' g'mcnnd ah-em Berg und
im''' in H Husen [Ortsn.] heiH-se-sen üfi [nach Meningen
gefahren]; jit: trollt Alls 'trägen sin BHa. .Das Laub-
holz wird des Winters, wenn der [Klöntaler-] See tief
hinunter überfroren ist, auf den Holzschlitten heraus-
geführt (herausgemännt).' Steikm. 1802. Was s' Alles
<h(irhe" saiimcd [auf Saumtieren transportieren], man-
nt il [fuhrwerken]. Schwzd. (Schw). Alles an ein II äfft'
in., sich Alles aneignen Gl. ,Bei GRheineck werden
die Schiffe stromaufwärts (/ernennet, d. h. mit am Ufer
gellenden Pferden heraufgezogen.' TTobl. 1837. .Wer
ein nüw hus machen will, dem süllent die herrcn
geben vier seilen und einen first, und wenn die tallüt
das in den boden bringent, dass man si da dannen
mag gemennen. so sullent si denn die herren unz uf
die hofstatt m. mit ir vich.' 1413, UwE. Talbuch. ,Die
mülistein sollen wir fertigen unz an Stanzstaden und
dannethin sollen die herren die stein m. unzt an den
berg.' 1483, Obw R<j. .Wer theinerlei holzes hüwi,
rütti oder schwantti oder fallti oder theinerlei fürs
oder grüens daruss züge, trüege oder mänte.' 1493/151 I.
Schw LB. .Es ist abgeredt worden, dass Herr Statt-
halter ihme Lehenmann jährlich mit drei Karrenrossen
ein ganzen Tag soll lassen m. das Holz vom Walde.'
L630, SchwE. Klosterarch. S. noch Gart Bd II 432. —
2. bildl. a) mühsam schleppen, herumziehen (schwere
Gegenstände) Ndw. Er männd g'nueg a* einer Hüs-
haltig, er schleppt sich damit, ernährt sie mühsam.
ebd. Übh. sich abmühen, streng arbeiten Gl; L;
GWe. Iliitt han-ir'' g' mannet L. I'h ha" miiesc" in..
bis )'' dobe" g'si" In", z. B. von Einem, der einen
schwerfälligen Gang hat, wie wenn er Etwas zu ziehen
■ ■der zu stossen hätte Gl. — b) durch wiederholtes
Zureden. Ermahnen zu einer Arbeit antreiben Z. An
Eim in., an Einem treiben. Me" muess doch eister es
M. ha" mit dir, es wott ekeln Weg gä". Wenn ic*
nitil allinil manne", so gät Nüt, sagt der Hausvater
zu seinen Kindern. .Meister, bruchend zimlichen üwer
knecht, trybcnd s' und mannend s' nit all stund, nit
änderst, ob sy sygind hund.' Ruef 1540.
Mhd. men(n)en, ahd. »im aus ijan; vgl. vulgärlat.
mtmnire neben minan (.minare pecus in alpem.' Acta Mn-
reusia), it. menare, fr/, mener. Die Angabe Meng-Bueb, -Stachen
für ApH. lässt fürs Vb die Ausspr, mengen vermuten; vgl.
die mini Nbf. men(i)gen, aber auch Falle wie Chi&ngel, Ching,
Lung neben Channel usw., u.a. ähnliche, bloss lautliche Spiel-
formeu.
ab-, abe"-: „[das Vieh] durch zu vieles Mennen
erhitzen und entkräften Gr." .Conterere boves, die
ochsen gar a., mit arbeit übereilen, übernötigen, ze
fast brauchen. A.. das vych übertryben, iatigare ju-
nienta. Emeriti boves, abgemännte oder erlägene
ochsen.' Fris. ; Mal. Übertr. auf Menschen Scnw. Syn.
äbe"g'schafft. — über-: die Zugtiere überanstrengen
Gl; „Gr;" Ndw. — limine"-: 1. „das Vieh herum-
führen Scnw; Uw ; U: Zg." — 2. bildl.. an Etw. müh-
sam arbeiten, doch ohne merklichen Fortsehritt; hin-
Bchlcppen, verzögern, ■/.. B. einen Prozess „Scnw;"
Uw; „LT; Zg." Syn. umme*-schJeike: — i°-: 1. durch
zu schweres Fuhrwerk schädigen, zerstören Ndw. Es
Briggli i. Syn. in-tharrtn. — 2. rerl.. sich abarbeiten,
zu Tode arbeiten Z. T'g'mennt, abgearbeitet. — ver-:
1. einen Vorrat, z.B. Dünger, aus einander führen,
mit dem Nbbegr. des Aufbrauchen Scnw; '/.. 's müesst
e" Hautlerer vier BOSS ha", nett er all der Mist r.
MLiexkrt. — 2. „das Vieh verführen [gleichs. in eine
Sackgasse leiten] Scnw; LTw; LT; Z«." — 3. „bildl.,
eine Sache verschleppen, d. i. hinlegen, dass man sie
nicht leicht finden kann, ebd."; Syn. ver-sMeUcen
Der Bueb hed mir 's [z. B. das Buch] reruirnnt, sagt
etwa eine Mutter Schw. — 4. Ptc. vermännt, durch
strenges Arbeiten abgenutzt, entkräftet, von Tieren
und Menschen GW. En f er mannet er [abgearbeiteter]
Ma"" Gl. — z'sämme"-, z'weg-: gefälltes Holz
mit dem Fuhrwerk zum Behufe späterer Wegfuhr an
eine Stelle bringen; s. Gunten Bd II 383. .Er mag
das Holz zusammen mennen und legen.' 1483, Gfd.
Menner II m. : Bursche, der das Pflug- oder Zug-
vieh übh. antreibt Ap; Gr; Syn. Menn-Biieb. In Gr
ObS. ein Knabe (bisweilen auch Mädchen, Menneri'),
welcher beim alten Vor- und Nachpflug (vgl. Krieg
Bd III 799). in der Furche vorausgehend, am Pflug-
baum oder an Seilen, die um die Hörner der Zugtiere
gebunden waren, lenkte. ,L>er herr ward zornig und
wollt den m. [Arnold von Melchtal] übel an. der
muost entrünnen.' 14G8. Obw (weisses Buch v. Samen).
.Ein Prediger sagt, er sei ein geistlicher Ackermann.
Sein Pflug sei Gottes Wort. Sein Zug seiend die Pro-
pheten und Apostel. Sein M. seig syn Wyb. Sein
Acker seigind seine Zuhörer.- Scuimpfr. 1651.
In der folg. Stelle scheint das \V. durch Übertragung
i. S. v. Gespann (Menni) gebraucht zu sein. ,Dise nachge-
schriben töbler seint behalten allen denen, die nit mennern
haben; ouch möchte einer wol. der ein in. bat. mit seiner
selbst Ivb darauss tragen.' 1-tSS, Zellw. tri;.; vgl. Menni i.
Menneten f. s. Fueter-Habcr Bd II 932.
Vgl. das in Gr Urkunden öfter vorkommende menaidn
und frz. men&t .
Me'nni GuVal.. Meni, Mi'ni GRHe., TJVatz; GSa.,
\V.. Männi kr; Gl; GnRh.; Schw; TJw; U, Mäni V
— f.: 1. Gespann, Fuhrwerk mit Zugtieren, meist je
zwei Stücke Hornvieh, auch Pferde Ar; GrD.. L.. < >bS.;
GSa.. W.; Schw; in GrD. nur mit einem einzelnen
Rind. Er hat die Blöcker mit dem schwache" Meneli
nit tffiiere" möge" Gr UVatz. D' Meni wette", das Zug-
tier einspannen GkI'i\ ,Da die Äcker und Wiesen
oft sehr weit vom Dorfe entfernt liegen, so muss jeder
Bauer in dieser Gegend [G oRh.] eine Mähne haben,
d. h. Ochsen und Pferde.' Steinm. 1804. .Mit syn selbs
lyp darus zühen und tragen, aber usgeschlossen mit
der meni.' XV., G Hdschr. ,Wenn der Herr auf Wartau
wohnt, soll jeder, der eine Männi hat. demselben eine
Fahrt Holz auf das Schloss bringen.' 1437, Senn, Chr.
,Das feld ist ze buwen mit einer starken menni.' 1 168,
Zellw.. Urk. , Seinem bueben, der im die mäni traib,
baiss er [ein Wolf] ain or ab.' Vad. ,Ain wolf luf
X. X. und X. X.1 an, wie si ain meni fuertend.' ebd.
,Mit Boss und Meninen.' 1661, GRebst. Arch. Ge-
spanndienst, Frohndienst mit Fuhrwerk: ,XT. N. von
Alehistorf soll schwören: dass er und seine Vorderen
auf den Gütern des Twinges zu A. in 30 oder 40 Jahren
dehein Meni nie getan haben, dass er noch um die M.
ledig sei.' 1398, B Urk. — 2. „in. BO.; U", f. GrD.,
299
Man. HiPii. min, mon, mnn
3im
Pr., Kli.. Schnd.; SchwMuo., n. GrO.; U, einzelnes
Zugtier, meist Rind (Ochse), in SchwMuo. auch Pferd.
,Wer Zugtiere (Mähnen) besitzt, niuss dieselben, wo
nötig, statt eines Arbeiters auf Geineinwerk schicken.'
1868, (in Katsbericht; vgl. Bühler I 89; II 126. D'
Sjiüse'fner [s. Lid 1 973] chonnd [kommt] am Morged
frie mit zelte", fufgehe" Meni. Schwzd. (GrO.). —
3. Schlitten, bestimmt für Hornvieh Gl. Syn. Menn-
Schlitten. — 4. Stück Holz, das gemennet werden soll,
M cnnlast, a) „abgesägter Klotz, zwei Scheiter oder
ca 5' lang BGr. (m.)u, Hk. — b) von Ästen und Rinde
entblösster, gefällter Baumstamm. Auch Midi., beleibte
Person Oisw (f.). Syn. Trommel. — 5. Platz. Stelle, wo
eine Last auf das Fuhrwerk, bes. den Schlitten, ge-
laden werden kann Gl; SchwMuo.; Uw. Holz (aus
dem Walde) a" d' M. (z. B. die Strasse) tue", fitere*.
S. noch grechen Bd II 701.
Zu Bell. 2 vgl. Iat. jumentvm, Zugtier, eig. Gespann, im
frz. jument zum Begriff Stute verengert, in welch letzterem
W. zugleich der Geschlechtswechsel (das Masc. wohl durch
Och*, Stier, das Ncutr. durch Bind veranlasst) eine Ana-
logie findet.
Eren-Menni: freiwilliger Frohndienst durch un-
entgeltliches Fuhrwerk, z. B. für Geistliche oder An-
dere, die kein eigenes Fuhrwerk haben. Früher ge-
schah dies auch an Feiertagen (z. B. an St Sebastian,
Agathen) mit vorgängiger Verkündung von Seite des
Pfarrers an das Volk am Sonntag vorher von der
Kanzel Zg f. Vgl. Er-Tagwan. — Uss-: Zaunlücke.
Ausfahrt für ein Fuhrwerk, einen Pflug. ,Es gat ein
ussmänni uss dem Riethof uf den Tollacker.' 1497, Z
Glattf. Urk. Syn. Mcnn-Loch, -Lucken. — Holz-:
Holzzufuhr als Frohnde. Der Abt von Kappel ver-
langt, dass gewisse Lehensleute ,der wynmenni ge-
horsam syn' [Wein ins Kloster führen] sollten, diese
aber behaupten, sie seien nur ,ein h. schuldig g'syn.'
1505, ZKapp. Urk. — Chüe-: Fuhrwerk mit Kühen.
Pfluggespann, aus Kühen bestehend Gr UVatz. Syn.
Chüe-Zug. In se söhw'ärem Bode" lät-se sich mit-ere"
Gh. nit wol bräche" [pflügen]. -- Ross-: Pferdege-
spann GnHe. — Win-: Weinfuhr als Frohnde oder
auch Geldabgabe an deren Statt. , Summa denfario-
rum] tarn de servicio dicto w. quam de deeima minuta.'
Auf. XIV., AaMuH Zinsrod. ,Von der w. git N. N.
von Buochre ze w. 20 den.' XIV., L Propsteirod. Die
Bauern von ZHausen a. A. kommen bei der Regierung
ein, ihnen die ,wyn-menne' zu erlassen oder zu er-
leichtern. 1525, Egli, Akten. ,W. 4 ß [für je 1 Sehu-
pose].' 1526, BFrienisb. Klosterrechn. ,Die Lehenlüt
[zu ZKappel] sollend jährlich zwen Ertagwen tuen,
auch der Wynmänni oder derselben Fuhr gespannen
stahn, man führe vil oder wenig Wyns.' 1002, Z Lehenbr.
Menningf.: Fuhre, Fuhrlcistung. .Dieselben lüte
söllent ouch ir jeglichen zwo mennung, eine zuo wic-
nacht und eine ze Östren, dem meier ze Biel tuen;
will er aber husen [ein Haus bauen], so söllent si
ime die dritten m. tuon.' 1352, BÜlfingen Offn. Der
Spitalmeister [zu GUzn.] zeigt an, dass das Gottes-
haus, wenn dasselbe oder die Kirche gebaut werden
müssen, mehr , Mennung' bedürfe. 1703, Absch.
gc-inein. in AaF.; Ar; Bstw. ; Gl; Gntw.; G;
Seil; Tu; Zu., Wl. i/'nui": wie nhd. allg. 1. a) all-
gemein, was Alle betrifft und von Allen ausgeübt
wird. G'mci's 'J'liir [Gerede] ist seit/" lär [ohne
Grund]. Inhichen. — b) öffentlich, das Geineinwesen
angehend oder davon ausgehend, 's g'mci" Wese* [die
Gemeinde] muess-en erhalte", er ist .almosengenössig'
SciiSt. Gr'mäne Alpe*, dem Staate, insbes. dem Armen-
amte, gehörige Bergweiden, die an ärmere Bürger um
ein Kleines jährlich verpachtet werden ApI. ,Geiss
auf's Gemeine [Gemeinalp] treiben.' 1778, UwLung. ;
vgl. AUmend. ,Die gemeinen Werke (Frohndienste,
um die Alimenten zu säubern, die Misthaufen darauf
zu verschlagen usw.), die es einem Jeden auf seine
Kuh trifft.' Sieinm. 1802. .[Vermächtniss] an die ge-
meinden kerzen.' XV., ZTJst. Annivers. .Ein g. [öffent-
liches] mandat uss lossen gan.' 1476, Bs Chr. ,Dem
X. N. von den gemeinen rüefen.' 1500, B Ausgabe-
posten. .Ein gemeiner ruef', öffentliche Bekannt-
machung. 1521, Absch. .[Huss begehrte] man sollte
im doch einer g-en red [öffentlichen Verteidigung]
vergönnen.' Vad. ,Ein anders gebürt dem, der ein
ampt hat und ein g. person ist, dann dem, der allein
ein besondere person ist.' JHaller 1597. .Alle die
Hab und Güeter, so man inen g. g'macht [lat. publi-
care], genommen und confisciert.' RCvs. .Landstry-
chende Bettler, die zur Arbeit vermüglieh, zum ge-
meinen Werk anfesslen und brachen.' B Mand. 1628.
Das ,g. Bett' verrichten. 1653, LNeud. .Wenn ein Amt
ist zu bestellen, sei es kirchisch oder g. [staatlich ].'
CMey. 1057. .Das Büchlein g. machen [veröffent-
lichen].' Sulzer 1772 (und schon hei Zwingli). S. noch
Dings-Kauf Bd III 107. — c) gemeinschaftlich, ge-
meinsam, vereint. G'm-i Atzi'g, gemeinsames Abweiden
der Weideplätze und Wiesen im Herbst und Früh-
ling ohne Rücksicht auf die Quantität des Privatbe-
sitzes an Wiesen oder Vieh eines jeden Partikularen
Gr UVatz. Die g. [Reformierten und Katholiken ge-
meinsame] Chilclte" Gl. Mer [wir] händ d' Schür
rfmei" mit enand Z. Si händ 's g'm. wie die erste'
Christe". Sprww. 1809. Ieh mächt nöd mit-cm g'mä"
ha" GBh. Die ziceii Meidschi hei" es Chrättli e'sämme*
z' g. [zum Ostereiersuchen]. Schwzd. (BStdt). G. hüse*,
gemeinsamen Haushalt führen GT.j Tu. E" b'soffe"
Wib, en g-er Llb. Sulger; vgl. feninie publique. Z' g-em
llät, gemeinsam, zusammen, z. B. gehen, Etw. tun Gr
Chur, D., L., Pr. .Die Bauern seien einig, nächstens
eine g-e Teilung [Gütergemeinschaft] zu machen.' 152 1.
Absch. Die Täufer hätten ,wyb und mann g'meind wie
die Gruebenheimer.' 1525, G Ratsb. ,Ein so herrlicher,
ansichtiger mann [wie der Papst], so ein g-e [der
ganzen Menschheit gehörende] person ist.' JWolf 1501.
,Es gibt in sömlichen anstössen gemeiniglich ein g.
wetter [es trifft Alle gleich].' 1585, U Ncuj. 1827. .Sic
müssen den Hag g-d machen.' 1707. ZWang. Ehfad-
rodel. — 2. zwei Parteien gemeinsam, unparteiisch,
wie änhd. Übergehend in die Bed. genehm, annehm-
bar: ,Dass mir Baden [als Ort der Disputation] keins-
wegs g. ist.' Zwingli. .Es ist den predigeren der statt
Zürich weder g. noch gelegen, in das concilium von
Trientzu kummen.' HBdll. 1546. S. noch glich t (Bd II
595). — 3. ordinär, mittelmässig; Gegs. besonder, her-
vorragend, selten. En g-er Ma"", ein Mann aus dem
Volke Gr; G; Uw; Z. De- g. Ma"", coli., der untere
Mittelstand Z. Me" cha"" mid-em itmgä; nie mid-eme'
g-e" Mensch Ndw. Irl' will lieber en g-er Ma" si"
und in'n Himmel chö* [als reich oder vornehm und
gottlos sein] '/.. Das Träten [Prozessieren! ist )iiäl
für die G-e*. .IKMf.v. 1844, Chömmed w aW* mit?
Ja fnli'', irc<"-mcr [wir] so .:ire" Ilene", irie-n-ir sind,
801
Man. Mir II. min. tliOU, inuii
302
und .' g. sind, .li oknoschatz. So </., so ziemlich) nicht
gerade viel, nicht eben sehr Gl; GA., G. Heid-er vil
Heu iiberehö'? Antw. »sog- GA. ff'mei" (so g. ane'J
GG., Sev., so g'mälächt GT., Antwort auf die Frage:
Wie geht'sV «SV hänkcd de* Chopf und druesed *"
lll)lllH■", wie wännd s' g'mei* chrank [geradezu krank]
wäre'd. Fkirek. Cr. [mir mittelmässig] if falle* Gl.
.G-e Schulden', solche, die sich durch nichts Beson-
deres, wie Pfandrechte. Privilegien, auszeichnen Z
(Fr. v. Wvss). ,Die g-en Handschriften, in denen keine
benannten (Tnderpfänder, sondern allein des Haupt-
Schuldners Hab und Gut verschriben.' SMdtach 1709
(für B). — 4. gering, schlecht Ar; G; Z. E* g-s Jar Z,
g'mä's Jörli GTa., unergiebiges, unfruchtbares Jahr.
Bär <ji''t 's g-i Frucht, leichtes Getreide Z. Wie
stät 's in' n Bebe"? 's stät gruselig g'mei*. HBrandenb.
1870. Er hed 's Vschadelv* [bescheidenlich] g'inäne*
Ar. es stät g'mei" mit-em ZDättl., leiblich oder öko-
nomisch. ,l)er Verdienst im Bauinwollgewerb ist g.'
Tageb. .Schumi 1785. .Er befindt sieh g.- 1788, Ai'Id.
.Überhaupt war's ein elendes Jahr, allenthalben Krieg,
Teurung. Hunger. So g-e Jahre hatten die Alten nie
erlebt.' 1789. HWeber 1869. — 5. herablassend, nicht
stolz im Benehmen, leutselig Aa; Ap; Bs; B; Gr; S;
Uw; LT; Z. Gegs. g'herrsch. G'mei* si*. einfach, be-
scheiden auftreten GrPi\ Der Her von S. tued ganz
g. GnPr. Cr. mache* Gr; Sch (8t.'1), sich g. mache" (mit
EimJ Aa; Th; Zu; Z, sich herablassen, mit geringen
Leuten (allzu) vertraulich sein. Woll, ich icett-iiii'''
nie'' g- mache" mit derige* Lüte"! Tu. Wie der Herr
B. ^so ne* guete'' und so ne" g-er Mensch sig und nie"
mit im chonn rede*, wie mit eusergattige* Lüte*. Schwzd.
,l)as Meitschi komme immer daher wie aus einem
Drückli und sei doch ganz g., möge sich mit den
ärmsten Leuten g'mühen, könne mit einer alten Frau
b'riehten ganze Stunden lang.' Gotth. ,Die Vorge-
setzten rühmten mich [den Schulmeister] und sagten,
das hätte ihnen gefallen, dass ich gar so ein g-er sei
und niederträchtig mit Jedermann.' ebd. ,Bis aller
weit früntlich, bis nit aller weit heimlich; bis g., nit
geheim!' WSteiner 1530. .Machet sich Gott mit uns
g., so ist er nichts desto geringer; machet er sich uns
selzen, so ist er nichts desto grösser.' JJBreit. 1016.
.Gar zu g. mit den Untertanen bringt gern Verachtung
[der Uegenten].' Lindinner 1733. — 6. adv. Gebrauch.
Si i'itrsed sich da iez g. ine* z'säme*, sie versammeln
sich da jetzt ordentlich [ordentlicher Weise, gemeinig-
lich] BHk. (St.b).
all-: 1. wie nhd. allg. Das Neutr. subst. : Publi-
kum, Volk; die öffentliche Fama, 's A. denkt änderst Z.
Oppis für 's A. tue*, etw. Gemeinnütziges ZO. 's isch
's A., es ist allgemeines Gespräch, die Leute sagen
allgemein Bs. — 2. mittelmässig BoSi. ; s. gemein 3.
In der Z Kanzleispr. 1818 die Form ,;i]lmeiu' : ,üie Unter-
pfand, lind so hieran nicht genugsam wäre, dann auch a. des
Schuldners übriges Haab und Gut angreifen.'
Ge-mein Aa (PI. G-e* und G-de" Leer.); Bs; BoE.;
L; S; W, G'mei" PJ.j Gl; GrHo.; PAL; GSev.,
G'meind AaF.; Ap; BsStdt; B; Gl; Gr; G; Sch; Th ;
U; W; Z, Tmänd Srn. Mund ZSth., G'meid Th (Feier-
abend 1860) -- f.: 1. Gemeinde, wie nhd., wobei in
der neuern Zeit unterschieden werden Bürger- (Civil-),
Einwohner-, Kirchen-, Schulgemeinden, sowfohl recht-
lich als lokal, allg. Ohne nähere Bezeichnung ist es
gewöhnlich die politische, Heimats- oder Ortsgemeinde,
Dorfschaft. Gang G. uf und ab, ob 's Upper eso macht
'£&. De Hieltst i" dir (!. iniu-, der reichste Bauer
des Dorfes. Die ganz G. red't denn", es ist Dorf-
gespräch. Er mö [muss] -siek schäme* vor der ganze*
G. Tu. Es gut mich Nüt et*, ich bin ml vo" den- (1..
scherzende und die Kirchturmspolitik verspottende
Ausrede /.. Wtun-mir Nüt lösed us Wi* und Spise*,
so ehmiued-mer uu,h der Tmänd mt zise* [zinsen] Suu.
Was chunnt dich o"ch a", e* Sellige* [einen Solchen]
a* d' Cr. welle* z' tue", d. h. ihn zum Beamten zu
wählen? B Kai. 1810. Uf d' G. gö", an die Arbeit bei
den öffentlichen Frohndiensten, bes. an den Strassen,
gehen AaF. Syn. a* 's G'mei"- Werch. A" d' Cr. am1"
cho*, der Gemeinde zur Last, der öffentlichen Unter-
stützung anheini fallen Z. Dass mer im vorhaltet, er
sig der G. uf ein Hals. BWyss 1863. Die heig-mc*
hei'" uf d' Cr. g'schickt; die werdi scho" öppe* für-se
sorge*. Bari 1886. .Heimischen Kranken und Armen
gibt man Nichts; geh vor die G.! ist da der allgemeine
Trost.' Glur 1835. In einem Schreiben Zürichs vom
J. 1442 bei Edlib. scheint das W. die Bevölkerung
von Stadt und Landschaft Z zu umfassen: ,Uas land-
kündig ist unser ganzen gemeind.' In einem Briefe
von 1373 werden die Bürger von der Gemeinde unter-
schieden, wohl nach der alten Klassifikation der Bürger
von den Stuben und der Bürger von den Zünften. Als
ein Ratsglied von Zünften zum ersten Male zum Bür-
germeister erhoben wurde, so sehrieb man, dass der
B. zum ersten Male von der Gemeinde genommen
wurde. Ochs; vgl. Bed. 1. Über den Ursprung und die
Entwickelung der schweizerischen Landgemeinden s.
bes. Fr. v. Wyss, Ztschr. f. schwz. R. Bd 1; auch Seil.
140 f.; Tsch. 583 f. — 2. Gemeindeversammlung, allg.
Hut ist (c*) G. Öppis für d' G. bringe* Tu; Z, cho*
lö* Gr. D' G. ist bi Buess, Ausbleibende werden gc-
büsst Z. A* d' G. büte* Gr, i'lade" Th, durch den
,Weibel' zu einer Gemeindeversammlung einladen.
'Botteni Cr., obligatorische Bs. ,Die By- oder Hinder-
sässen sollend sich der G-en müessigen.' 1041, Zuiliin.
L'rk. .Ein ganz potne G." ebd. ,Dem Wirt allhier für
zwei Jahr die Stuben zu heizen und die G. zu dulden
2 Krön.' BE. Pechnungsman. 1728. ,Die kleine G.' in
ZRheinau bildete der Abt, Vertreter des Convents.
geistliche und weltliche Beamte im Gotteshaus. Sie ver-
sammelte sich in der .Tafelstuben' zur Schultheissen-
wahl, während die .grosse G.' daselbst in der , Burger-
stuben' sich versammelte. S. auch zer-gän Bd II 37.
Hie jährlich wiederkehrenden Gemeinde Versammlungen
werden nach dem Tage oder der Jahreszeit benannt,
so die Hl. Dreikönigen-G. Zg. .Sonntag den 8. Jan.
an bei Eiden versammt-, sogenannter Hl. Dr-G..' Urk.
S. noch die Zssen. — 3. das Publikum, die Leute.
.Sich halten nach der g., der meinung folgen des ge-
meinen mannes, abire ad vulgi opinionem.' Fris.
Das Verhältniss von Tmänd einerseits zu G'meind, ander-
seits zu Mand lässt sich kaum mit Sicherheit feststellen;
wohl kommt Vertauschung von g bzw. /.• vor einer Liquid»
mit « vor; aber in dem vorliegenden Falle konnte Ver-
schmelzung des synk. Art. mit dem Subst. Statt gefunden
haben. Letzteres kommt auch in deutscheu MAA. und im
Jllid. ohne das Prftf. vor; so auch in dem Flurnamen Mändli
ApI). welcher zugleich als Zeuge des ursprünglichsten Be-
griffes (Allmende. Genossenschaf'tsguti beachtenswert ist; die
selbe Bed. liegt dem Fluni, ß'memd ZWyt. zu Grunde und
ist in unserer ä. Lit. vielfach erhalten.
Heb-anne"-: Versammlung der Frauen zur Wahl
303
Man. MH'II. min. m i • u . 111 11 11
304
einer Hebamme Tu; /. — Uss-Gemein: I.Gemeinde
ausserhalb des Hauptortes Gl. Syn. Uss-Dorfschaft.
— _'. Vorstadtgemeinde mit eigener Verwaltung Z. —
Veli-: 1. Versammlung und Beratung der Viehbesitzer,
zumeist über Haltung des Zuchtstiers ZZoll. — 2. Vieh-
gemeinschaftsvertrag. Vgl. Halb-Vich Bd I 0-19 und
bes. Seg., BG. II 516. ,Der vechgmeinden halb, wann
einer dem andern ein gmeind absagt vor S. Johannes-
tag, so soll im der gineinder dasselb jar, darin die
absagung besehicht, züche[n] unz dass einer eim das
gelt gibt und nüt hören zien. so bald einer eim abgseit,
und soll allweg einer dem anderen liehen uf ein kue
11 pfd den. und giong die selb kue ab, so soll dem,
der das gelt ussg'lichen hat, ein pfund pfennig ab-
gangen syn. und wend si dann, so die kue abgat, die
gmeind nie bau, so soll der gmeinder ein ander kue
darstellen und diser im ein anders pfund pfennig gen.'
Ar LB. 1409. .Die fechgmeinden und was angeleit
gelt ist. das nutz und zins bringt, soll g'legen [liegen-
des] guet syn und heissen.' 1537, Ar LB. Auch bei
Strickl. II 20 (für GRh.). — • Hüs-vätter-: Versamm-
lung der Hausväter. .Es ist heute Hausvätergemeinde,
heute macht mau neue Sittenrichter und neue Ge-
meinderäte.1 B Kai. 1840. — Fri-: freie, d. h. unab-
bängig von der Überbehörde einberufene Gemeinde-
rersammlung. ,Dass denen Gemeinden [in GT.] fürohin
anbenommen sein solle, in denen besonderen Gemeinds-
angelegenheiten Freigemeinden zu halten, jedoch mit
dem Beding, dass selbige von Niemand anders als von
den Vorgesetzten gehalten, vorher aber dem Landvogt
sowohl die Zeit, als auch was darauf verhandlet wer-
den solle, angezeigt werden soll.' 1759, Arsch. —
Hof-: 1. die auf den Höfen, d. h. ausserhalb der
engern Gemarkung Angesessenen und deshalb keinen
Anteil an der Nutzung der Allmend Besitzenden B
Huttwyl; ebd. auch Land-G. Gegs. Herd-G. S. Nyff.
1871, 135 f. — 2. Gemarkung der Höfe in GRh. ,[Die
Rebsteiner bitten] ob unsere hofiüt nit ouch dörfend
im Ramstal kriese g'winnen, öpfel und biren schütten,
als wol als üwer landlüt [die Appenzeller] in unsem
hofsg'meinden kriese ze gewinnen, äpfel und biren
ze schütten angedinget habend.' 1534, Schreiben des
Ammanns von GMarb. an Ammann und Rat von Ar
(Zellw., ürk.).
Höflcr-: die jährliehe Versammlung der Dorf-
bewohner in ApSpeicher je nach der ordentlichen
Landsgemeinde. — Die Baustulle in Speicher hiess ehedem
,11'jf, die Bewohner ,H6flor.'
Herbst-: Gemeindeversammlung zur Bestimmung
des Tages, an dem die Weinlese beginnen soll Tn. Syn.
Wimmen-G. — Herd-: durch gemeinschaftlichen Be-
sitz von Allmendland verbundene Gemeinde B. Vgl.
Herd 3b (Bd 11 1599) und Allmend-ffird. ebd. ,Ums
Jahr 1650 wurde durch eine besondere Verordnung des
Rates von Huttwyl etwa 15—20 .Minuten rings um das
Städtchen eine Grenzlinie gezogen und dieselbe mit
Marchsteinen deutlich ausgemarchet. Was innert dieser
Linie lag, bildete die II.' Nyff. 1871. Syn. Stadt-G.;
Gegs. Hof-G. — Trübe n - hirten- : Gemeindever-
sammlung zur Wahl eines Traubenhüters. 1727. Sch
s.lil. ürk. — Chäs-; Versammlung einer Käsereige-
nossenschaft Z; Korporation von Viehbesitzern, deren
jeder so viel Rechte an der Käserei halle als Kühe, von
denen er Milch zu Liefern versprach B. Vgl.Gotth., Veh-
freude 28. — Clinabc"-: Versammlung der Jünglinge
von über 10 Jahren, gewöhnlich am Sonntag Abend
vor der Kirchweih auf dem Dorfplatz bei der Linde
abgehalten, wobei der Knabenrat, das Gericht, der
Seckelmeister und der Weibel bestellt wurden. Der
Bat hatte die Pflicht, den Jünglingen [lassende Mäd-
chen zu gelegentlicher Heirat anzuweisen, auf diese
selbst ein wachsames Auge zu haben und überhaupt
auf Alles bedacht zu sein, was den Interessen der
Jünglinge förderlich sein konnte. Das Gerieht sprach
Recht in streitigen Angelegenheiten der Jünglinge und
lallte auch Strafen, die gewöhnlich in einigen .Mass
Wein oder Most bestanden und gemeinschaftlich ge-
trunken wurden. Alljährlich am Kirchweihfeste war
dann von Bat und Volk grosser Umzug; wo es tunlich
war. sogar zu Pferd. Nachher Tanz und Trunk bis
Abends 10 Öhr AaF. ■(• — Lands-: öffentliche Ver-
sammlung der Bürger eines .Landes'; vgl. Land 4 a
Bd III 1298. Spec. die je Anfangs Mai (oder Ende
April) unter freiem Himmel mit feierlicher Eröffnung
abgehaltene Versammlung aller aktiven Bürger des
Kantons zur Wahl der Regierung und gewisser Be-
amter, Abnahme der Landesrechnung und Abstimmung
über Gesetze (früher auch über Krieg und Frieden),
welch letztere Verhandlungsgegenstände in den vor-
geschrittenen Kantonen den Bürgern gedruckt zuvor
zugestellt werden; jetzt noch in ArA. u. I.; Gl; Nuw;
Obw; U. früher auch in aScuw; SchwG., Ma.; Zg, sowie
den Gr. Hochgerichten; vgl. Land- Ammann. Auch in
den Landvogteien GG., 8a., T., l'zn. hatten die Unter-
tanen die Freiheit, sich für gewisse Landesangelegen-
heiten zur L. zu versammeln. Zur Teilnahme be-
rechtigt und verpflichtet ist joder Bürger vom 20.
(früher sogar vom 14.) Altersjahre an; Ausbleiben hat
Busse, früher sogar den Verlust des Landrechtes zur
Folge; ausgeschlossen sind die ,Ehr- und Wehrlosen.'
In einigen Kantonen lag den sog. Hintersassen ob, in
Kriegsausrüstung Wache zu halten. In Gl sind be-
sondere Plätze für die unerwachsenen Knaben auf-
gespart. Die Teilnehmer erscheinen in ihrem besten
Staate und (nach strenger Vorschrift) mit Seitenge-
wehr. In Gl halten vor der .ganzen gemeinen L.'
(deren Ort ,im Zun' heisst) die beiden Konfessionen
ihre gesonderten L-en. Der wichtige Tag wird schon
am frühen Morgen durch Mörserschüsse, Trommeln,
jetzt auch durch .Musik angekündigt. Ist die Stunde
da, so verfügt sich die Regierung in Begleitung von
gewissen hohen Beamten und Geistlichen (in U zu
Wagen, früher zu Pferde) in mehr oder weniger pomp-
haftem Zuge, bei welchem Trommler und Pfeifer mit
althergebrachter Marsehweisc nicht fehlen dürfen (in
Sohw waren es ehemals ihrer 100), und die Weibel
and Spiessträger in altertümliche Tracht in den Landes-
farben gekleidet sind, auch das Landesbanner, das
Richtschwert, das Landessiegel, die Schlüssel der
Staatskasse und das Landbuch feierlich einhergetragen
werden, nach dem Orte der L., wo sie von den Land-
leuten mit entblössten Häuptern empfangen wird; vgl.
Ihhui II (Bd 11 1205), Uri-Stier. Für die Regierenden
sind in der Mitte des Platzes ein oder zwei sog. Stühle.
Tribünen, errichtet. Der Landammann, welcher, auf
das Landesschwert gestützt, während der ganzen, ofl
stundenlangen, Verhandlungen zu stehen hat. redet
die Versammlung an mit: .Vertrüti, getreui, liebi,
hochgeachtete Landlüt!1 (Aid.) oder: .Hochgeachtete
Herren, ein hoch- und wohlweis gesessener Landrat
305
Man, mcil. min. ni.in. inuii
306
iin.l ir, getrüwe, Heb.' Landlüt!' (tfw). Wann der
Grossweibel in .He Verhandinngen einzugreifen hat,
wendet er sich an seine Vorgesetzten und .las Volk mit:
.Hochgeachteter Herr Landammann, hochgeachtete,
hochgeehrte Herren, hoch- und wohlehrwürdige Geist-
lichkeit, sämmtlich verträte, hochgefrite, liebe Herren
Landleut!' Gl. Bevor die Verhandlungen beginnen,
wird von der ganzen Gemeinde, an einigen Orten
knieend, ein Gebet gesprochen oder das L.-Lied ge-
sungen. Abstimmungen und Wahlen erfolgen durch
Aufheben der Hände, wobei jede Partei die Zahl ihrer
Anhänger durch laute Rufe wie ,he, he!' oder .ein-
hellig!' zu vermehren sucht. Falls die mit dem Blicke
abzählenden Beamten sich nach dreimaligem Versuche
nicht getrauen zu entscheiden, bei wem der Sieg liege,
so muss das mühselige Geschäft des Abzählens von
Mann für Mann vorgenommen werden, welches da und
dort dadurch vollzogen wird, dass man eine Partei
nach der andern unter den zsgehaltenen Händen zweier
Zählbeamter oder unter dem Landesschwert durch-
schlüpfen lässt. Zum Schlüsse leisten zuerst der neu-
gewählte Landammann and dann in brausendem Chor
das gesammte Volk mit aufgereckter Schwörhand den
Eid der Landestreue. In ApA. ist der L. -Sonntag der
einzige des Jahres, an welchem Hochzeit gehalten
werden darf, wovon mit Vorliebe Gebrauch gemacht
wird. In Scnw hat sich der Name noch erhalten für
die jährlich stattfindende Versammlung der Bürger
eines Kantonsbezirkes, in Gr ähnlich für diejenige
eines an die Stelle der alten Hochgerichte getretenen
.Kreises', nur alle zwei Jahre abgehalten zum Behufe
der Bestellung der Kreisobrigkeit und der Wahl der
Deputierten zum Grossen Rate. E" zltigi [eine ordent-
liche], en o'zltigi [eine ausserordentliche] L. Ap. Om
d' L. iiiiiiiii", ungefähre Zeitbestimmung, ebd. Es
Volch ice an-ere" L., eine grosse Volksmenge Gl. .Ich
teilte aus meiner grossen Dose Tabak wie an einer
L-e aus.' Sonstagsp. 1866, 671. Ausführlicheres über
Bedeutung und Verlauf der schweizerischen Lands-
gemeinden s. bei Leu, Lex. I 288. 292; VIII 574; XI
345; XVI 615; XVIII 637. 653. 738; XX 486; Ap Gem.
110; Ap Jahrb. 2. Folge, 6. Heft 83; T., Sprachsch.
292; Sonntagspost 1868, 323; Wanderer 83; Schäfer
1813, 124; Gl Gem. 490; Ap Kai. 1894; Zg Kai. Eis.
1877; Ndw Kai. 1863; HHerzog 1884. 44; Dubs, De-
mokr. 24. 36; Bergmann 1865, 81; Illustr. Schweiz
1871. 284 ff.; Osenbr. 1863, 4. 51. 94; 1874, 189; neue
Kulturb. 32; Wanderer V 218; Senn 1870, 47; Alpen-
rosen 1869, 144 (mit Abbildung); Centralbl. des Zo-
fingerver. Juli 1891; N. Z Ztg 1869 Nr 123; 1892
Nr 122 Beil.; Z Freitagsztg 1892 Nr 20; Tschumpert
586; GFient 1896, 86. Vgl. noch gefrit Bd I 1264;
Besatzing. — landsg'meinde11: L. halten UwE.;
s. auch ge-meinehn II.
Lismer-: scherzhafte Bezeichnung der Gemeinde
ZRüml.; vgl. lismen Bd III 1424. — Maie»-: die An-
fangs Mai stattfindende Gemeindeversammlung, welche
die Hauptgeschäfte des Jahres erledigt Z. ,An der
järlich gewohnten M., Sonntag den 26. Mai 1726.' Zg
Urk. — Hauptmanns Hopmes-: acht Tage nach der
Landsgemeinde stattfindende Gemeindeversammlung,
an der namentlich die Wahl der beiden .Hauptleute'
vorgenommen wird Ap. Syn. Früeligs-Chilchhöri; s.
Chilch-Höri 2 Bd II 1578. — Martini-: Gemeinde-
versammlung um Martini, an welcher die Rechnungen
Schweiz. Idiotikon IV.
über die öffentlichen Güter abgenommen werden Obw.
— Merze"-: Gemeindeversammlung, welche man
(noch in den 50er Jahren) jedes Jahr im März abzu-
halten pflegte und an welcher verschiedene Gemeinde-
angestellte gewählt, sowie die Gemeinderechnung ab-
genommen wurde GitHe.; s. Tsch. 587. — Most-:
Bürger- oder Genossengemein. le GStdt t- .''er Vater
oder der Götti führt uns an der M. nicht mehr an
der Hand zum alten Weibel. Heumesser usw. [Wirt-
schaften] und zu den ersten reifen Haselnüssen.'
PScheitlin 1829.
Nebent-, Bi- oder Winkel-Gemeinden ver-
bieten die 7 katholischen Orte als .Versammlungen,
rotten und praktizieren hinderrugks und one wüssen
und willen der oberkeiten, woryn ouch die Sachen
unsers waren, alten, katholischen gloubens gemischt
worden.' 1588, Absch.
Es handelt sich hauptsächlich um Unterdrückung von
Versammlungen evangelisch Gesinnter und ihrer Beziehungen
zu den reformierten Kantonen.
Näch-: nachträgliche Landsgemeinde, in welcher
die in der eig. Landsgemeinde nicht erledigten Ge-
schäfte nachgeholt werden Uw. .So ist die n. über
acht tag ang'sehn und sind die artikel [Gesetze], so
die verordneten g'setzt, an d' n. g'schlagen.' 1562,
Xnw Rq. — Narre"-: der Montag nach der ordent-
lichen Landsgemeinde, an welchem gewöhnlich die
Feuerspritzenprobe, verbunden mit allerlei Lustbar-
keiten, stattfindet Ap. In ApSchönengr. eine an dem
genannten Tage die Landsgemeinde parodierende Ver-
sammlung der jungen Leute. Wenn Weiber die Männer
wegen der N. necken, pflegen Letztere etwa zu er-
wiedern: Norre' [Närrinnen] -g'mänd ist 's ganz Jor,
N. gad en Tag. Ein lebensfroher Spassvogel wurde
zwei Tage vor der Landsgemeinde bei seiner Arbeit
nach Landesweise von einem Vorübergehenden gefragt,
ob er bald Feierabend habe, und erwiderte: Sobald-ich
ufhör, hattri"* Firöbed ond der F. clwnd denn, wenn
£«» emol sterb; ic* uill aber d' X. ferst »oc* döre* lö".
Vgl. Narren-Bät. — Bürt-: Versammlung einer
.Bürt' [Unterabteilung einer Kirchgemeinde] BSi. -
Bettler-: Gemeindeversammlung, an deranne Kinder
den Mindestfordernden in die Kost gegeben werden B.
— Brunne'1-: Versammlung der Anteilhaber an einem
der Dorfbrunuen, welche, gewöhnlich beim Brunnen
selbst, zum Zwecke von Beratungen über Reparaturen
usw. stattfindet mTn; ZZoll. — Rechtsame"- = Sei-
G. BM. — Rod(s)- = Hauptmanns-G. ApI. S. Leu.
Lex. I 299. — Sei-: .Genossenschaft, bei welcher die
zu den Gütern gehörenden Nutzungsrechte auf die
gemeinen Weiden, Allmenden und darauf stehenden
Waldungen nach Häuptern oder Füssen des Viehs
geseit oder summiert sind BO.' Ztschr. f. Gemeinn.
1865, 409. — Landsassen-: Verband der kantons-
fremden Niedergelassenen , welche grösstenteils im
Flügelberg in der aargauischen Gemeinde Reinach an-
gesessen waren. Sie machten seit 1805 unter sich eine
Bürgergemeinde aus unter besonderer obrigkeitlicher
Leitung mit eignem, vom kleinen Rate gewähltem Vor-
gesetzten. S. Aa Gem. I 427. — Schiffi"g-: Ver-
band oder Versammlung der Schifferzunft ScHwBr. —
Schelle"-: Korporation, bzw. Versammlung der
Pferdezüchter SchwE. — Stöekli-: Versammlung
der Holzgenossen. Teilhaber eines Looses im Gemeinde-
wald Ar. — Teile"-: 1. ein Komplex von Gemeinde-
20
Mail, inen, min, niun
308
gutem GRlgis; s. Tscii. 587. — 2. Versammlung der
meinde im Gegs. zur Landsgemeinde, urspr.
aber der Allmendgenossenschaft Obw. — Wimmi-
G'meind: Versammlung der Eebenbesitzer. um den
Tag der Weinlese zu bestimmen und die ,Wimmer-
ordnung' festzustellen GRh.
g'meinele1': 1. nach einer niedrigen Denkart. Er-
ziehung, Sitte schmecken Aa; Bs; L; Z. — 2. g'mcm-
dele" ApH., L, iL. landsg'mändele" ApK., aussehen wie
an dem Tage der Landsgemeinde, bes. wenn viele
G'meinder durch einen Ort ziehen oder am Orte der
Bestimmung ankommen. — 1 von gemein, 2 von Gemeind.
geineinen I Aa; B; S, gemeinde" Ap; Gl; Sch;
Schw; Th; Uw; U; W; Z: 1. Gemeindeversammlung
abhalten oder besuchen. aaOO.; in Apaach: Landsge-
meinde halten. Me" mues' ifä all Sunntig g. Z. 's het
der Weibel z' Grenchen oben am Sunndig /"der Ghilchen
inne" g'seit: 's isch G'mein, trh bieten-ech zur Linge"
[Linde j z' gö" und dort ern Amme" e' warten und dem
G' rieht; 's uird <i 'meinet wegen üscr Glaube'ssach S
(Schild). ,Die gottshuslüt von G beschwärt grösslich,
dass sy on eins herren von G und der 4 orten willen
niendert gemeinden noch zuesammen kommen mögent.'
1525, Arsch. ,Die undervögt sagten, sy wellint 's [den
Vorschlag] hindersich an ire gmeinden bringen. Hierul
antwurt JGöldlin, dass es gar gheins hindersich brin-
gens oder g-s bedürfte.' 1530, ebd. ,Die Turgöwer
begärent, je zue zyten in sacheu, daran inen gelegen,
zue g. ; dargegen die gerichtsherren vermeinent, dass
inen nit gezimen soll, sich an dheinem ort ze rottieren
noch einiche gemeinden ze halten.' ebd. ,Dass nach
Abschied von 1538 die Priester an den Tagen, an
welchen man g. wolle, den Gottesdienst eine Stunde
früher anfangen mochten.' 1633, Absch. (für GRh.).
,Ist gmchret und gmeindet und ernstlich beschlossen.'
GrD. LB. S. noch ent-üsseren Bd I 564. Auch von
der Heergemeinde : ,Und liessent wir [die Z Haupt-
leute in Italien] söllichs an ein ganze g'meind langen,
als uf gester; und ee wir gmeindetend, kament zue
uns die hotten.' 1521. Strickl. — 2. gemeinsame Sache
machen „Aa;" B; „VO;" ScHSt; „S;<* ZO. , Er sollte
sich schämen, mit ihnen [den Fötzleri] z' g.' Gotth.
,Es gehört nicht Einem allein; sag', du wollest mit
ihm g.' ebd. Iez ist das G'schäft ml"es; brücke" nüd
me mit de" Schulde" z' g., d. h. durch Liquidierung des
Geschäftes ist die Verbindlichkeit gegenüber den frü-
hern Gläubigern gelöst. B Volksztg. — 3. überein-
kommen mit Jindm. ,l)o iiatt der pfleger den eid-
gnossen fiirgeben, die puren hottend mit der statt
gmeindet. alle zue erstechen.' Vad. — 4. schlichten,
durch unparteiischen Spruch; vgl. gemein 2. Jeder
Teil [B und F] ,soll zwen schidmann darsetzen, die
sollen ein recht darüber sprechen, ob sy es mit beider
teilen willen nit gemeinen mögen.' 1338, B Urk. —
5. gemeiner werden i. S. von gemein 4 „L;" Ndw; von
g. 3 Z.
üs-g'mände" Arl.. K., M., -g'mändle* ApH.: 1. an
der Landsgemeinde die Behörde einzeln wählen, statt
zusammen (in eim Mir). ,Für die übrigen Mitglieder
der Standeskommissiiiii in Arl. beliebte die Bestätigung
in globo und es fand also das Ausgemeinden, d. h. die
Neubesetzung sämmtlicher Amtsstellen, keinen An-
klang.' N. Z Ztg 1894. ,Der Landweibel mehrete sie
(die Beamten hinter der Sitter) ebenfalls alle zusammen,
obschon einige Landleut der Meinung waren, das Mehr
zum Ausgmeinden sei das grössere gewesen.' 1785,
Beschreibung der Landsg. — 2. tr., Etw. von der Ge-
meinde entscheiden lassen. Still -ieh 's [das Gesuch
eines Fremden um Aufnahme in das Landrecht] gad
u.? AHalder (ApI.). — „ ver-gemeinen: etwas Un-
deutliches deutlich erklären und bestimmen, so dass
es der gemeinen Fassungskraft angemessen ist 70."
Ge-meiner B (Zyro); PAL, G'meinder Ap; Bs;
„VO;" Gl; Gr; ScHSt. ; „S;" Z, G'meindler Ap Id. 1788
— in.: 1. Genosse, Partner; Teilhaber; z. B. beim Halten
einer Zeitung, Mitabonnent; Zimmergenosse Ap; Bs;
Gl; ScHSt. .Mit Hrn N. bin ich nicht verwandt, habe
aber mit ihm schon wiederholt Holz gekauft und Ge-
ineindergcschäfte gemacht.' Z Prozessakt. Im alten
Recht hiessen bei Streitfällen die Parteien .Sächer
und Widersacher', die Streitgenossen ,G.- Vgl. Seg.,
EG. I 752 und bes. II 515, auch 553; Bluntschli. RG.
I 2, 453; Ztschr. f. schwz. R. IV b 83. — 2. G'mdnder
ApH., L, M., G'mändler ApK., Teilnehmer an der Lands-
gemeinde, mit Seitengewehr. Syn. G'meintl-Manii. —
Mhd. und änhd. gemein(d)er.
Halb-Gemeinder: Halbbürger, Einsasse. .Bei
Ablegung der Jahresrechnung hat die Gemeinde zwei
H. beizuziehen, welche die Rechnung mit passieren.'
1762, AAKadelb. Verordn.
g'mein ere": gemeinsame Sache machen, bes. mit
Bez. auf gemeinsamen Besitz oder Genuss BSi.
G'meinerlis mache": gemeinschaftliche Rechnung
machen B.
Gemeinheit f.: 1. der nicht Privaten gehörige
oder an die Bürger zur Benutzung ausgeteilte Boden
einer Gemeinde, ,Allmend'; insbes. zu öffentlicher
.Atzung' bestimmte Weiden, .Gemeinweiden' Gr. .Es
wäre vorteilhaft, diese G-en unter den Einwohnern
der Örter zu verteilen, damit sie sie anbaueten.' Gr
Sammler 1780. ,Die wichtigste G., die Rieder, blieben
so gut als völlig unbenutzt liegen.' Steinh. 1804 (für
GRh.). — 2. Geselligkeit. .Diewyl aber glychwol die
alte bürgerliche G. nit wol allerdings abzekennen.-
Z Mand. 1050.
G'meini BsL. ; SThierst. ; Z, G'meindi"g GrPt.
— f. : 1. Gemeinde BsL.; S. — 2. Gemeindeversamm-
lung GrPi". — 3. Gemeinheit ZZoll. — Alid. gimeim.
Vgl. die Anni. zu Ge-mein(d).
gemeiniglich g'meinkli"* Aa; Gl; L; ZO.. g'mci-
neldich GnHe. : Adv., gewöhnlich. Syn. g'wonklich. Nicht
selten in ä. Lit. ; z.B.: .gemeinklich.' OWerdm. 1552
(dafür .gemeinlich.' Herborn 1588); AKlingl. 1691.
— Mild, yemeinecliche.
ge-meinlecht g'mäUeht: mittelmässig GT. Sog..'
Antwort auf die Frage: Wie göt 's?
ge-meinlich: Adj., mittelmässig. gering; vgl. ge-
mein 3. E" g'mäliger Herbst, Wi" GRh. (St.b). Als
A.lv., in gewöhnlicher Weise BBe. G. lait/f'e", im ge-
wohnten Schritte gehen.
g°-mei(n)sani: 1. wie nhd. Ct., g. (der Bock ist
lamm)! Ruf beim Verbergensspielen, sobald Jemand
gefunden wird GRJenatz, wo das Spiel von zwei gleich
starken Parteien, einer sich verbergenden und einer
suchenden, ausgeführt wird. — 2. populär, leutselig;
vgl. gemein 4. Die .pension' wurde ,bym g'mein en
mann und etlichen gm-en raten und bürgeren ver-
lümbdet.' Ansh. ,Die alten geschlecht vertrösten sich
309
Man, inen, min, mon, innn
810
ires harkommens und füeren auch deshalb angemein-
sam [hochfahrendes] wesen.' ebd. .Eine zyt lang für-
stön und dannethin ein zyt syn underton, nimpt hin
die stolze und machet gm.' HBull. 1583. Hieher wohl
auch: Ich trü-mer, 's nächst Jör wer'1 der Joch Alt-
vatter [Alpmeister]; de'' hiirig tuet neben (("fangen e"
chic" g'mäsam Ar (AHaider 1880). — 3. freigebig.
,Dass sy gern gebind. g. sygind.' 1531/1707, I. Tim.;
dafür: .mitteilsam.' 1882; gr. xoivcovixoj. .Dass sy guet-
tätig, freigab und g'm. seiind.' Z Lit. 1644.
gemeinsamen: gemeinsame Sache machen, ver-
kehren, Umgang haben mit Jmdm, mit Dat. u. Acc. P.
,Ob ein burger einem lantmanne, der verbannen ist,
gemeinsamet ane husen und hofen.' 1304, Z Richtebr.
,Ob der burger hu gemeinsamet mit koufenne ald mit
verkoufenne ald mit deheim geseheffede.' ebd. ,Sy
band wider landsgerichts gebot enthalten und gemein-
samet N. und N.1 [zwei Geächtete].' 1421, L Urk.
Gemeinsami f.: 1. Gemeindewesen Ndw. Ge-
meindegebiet: ,Dann so züch er wider in Jenatzer g.
mit aller syner hab.' GRJenatz Arch. ,In unser gmeind-
sami und dort' züchen.' ebd. — 2. Mitteilsamkeit, Frei-
gebigkeit. ,Die wysheit gebirt gerechtikeit, die glych-
müetikeit, die gm., die liebe usw.' Ansh.; im Gegs.
zur ,eigennützikeit.'
Gemeinschaft f.: 1. Bürgergemeinde. ,Ein g.
von Jenatz [habe], als lang jemant erdenken könd,
über die Langquart gewunnet und geweidet.' GrJcii.
Arch. — 2. = Gemeinderschaft und mit Diesem wech-
selnd, z.B. in der Z Zollordn. 1634/40. ,Die vogtkinder
mögen mit frömbden kein contrakt, als kauf, tausch,
g., bestand usw. ohn der vögt wissen und willen ein-
gehn.' 1590, Bs Rq.
g'mein schaffen: Gemeinschaft haben BHk.
g'meindsehaftlich: leutselig Ndw.
meine" (in oBs inende", g'ment): 1. im Ganzen wie
nhd. allg. a) wähnen, meist abs. Wcis't, wer meint?
Die im grosse" Hüs [Irrenbaus] Gl; Z. M. ist e" Milch-
suppe" und en Esels-Chopf drin g'sotte" Gl; UwE.;
vgl. ,M. ist ein Buttermilch.' Wenn man Einen eines
Irrtums, einer Unwahrheit überführt, sagt er, um sich
zu entschuldigen: Ich ha" 's g'mänt Th. Si meint vil,
wenn der Tag lang ist GrCIiui-. S. noch Gül Bd II 219,
geinen. ebd. 328. ,Es gilt nit in. Bringend die gött-
lich geschrift harfür.' Zwingli. ,ln einem Wortzank
sagt Einer zum Andern : Ich hab's gemeint. Der Ander
antwortet: D' Narren meinend's. Worüber der Erst
sagt: Und du bist ein Narr, wann d' schon nit meinst.'
Schimpfr. 1651. ,Ich hett's nicht gemeint, ist der
Narren Stimm.' Mey., Hort. 1692. — b) der Ansicht
sein, dafür halten, denken, vermuten, meist mit Obj.
Was meinst? Frage nach der Ansicht B (auch meinst-
de?); Th; Z; auch = kannst du dich entschliessen? lch
mendeti, me" chünnt Das eso mache" oBs. Was mei"st,
was d' Schuld ist dra"? Scbwzd. (GRPr.). Wo ment-
me", dass 's slg [dass es brenne]? Frage an einen
Eilenden Bs; Z. Wem-me" 's Mindst drum meint [am
Wenigsten daran denkt], ist öppis Böses g'scheh ZW1.
.Verderben überfallt die Gottlosen, wann sie das Minst
darumb m.' JWirz 1650. Ich meine" und seiti fast,
es ist Der und Der Z (Formel der Vermutung). Mein-
te* Th; Z, mein ZRafz, parenthetisch wie lat. haud scio
an, Ausdruck bescheidener Behauptung = glaub1 ich.
Es häd m. grad Zechni g'schlage". Vgl. glauben Bd II
587. A: Sött-ieh's acht tue'? IS: 1'* wwr* 's m., ich
wäre der Meinung (mit dem Nebensinn: wie kannst
du nur fragen?) Th. Das iciU-ilh (S&b irett-i'1') m.,
emphatische Formel der Bestätigung, = versteht sich
Bs; S; Z. Ob er dörf zu Dem stö", was er g'schribe"
heig? Das mll-ieh m., seit er. BWvss 1863. Auch mit
spielender Reimformel: Se'b wett-ich m., von-ere" alte"
Zeine"! Z. ,Herr b'hüet! ich mein [wahrlich, traun],
wir lüpftind d' füess! Ein jeder wollt z'erst durchin
[durch den Jordan] syn.' RSchmid 1579. ,Icb mei", der
Lö" sei-era worde".' Kornhofer 1679. .Aber ich mei"
[ich darf sagen], ich hei's erfahren.' Gespräch 1712.
Mit doppeltem Acc. : Fiered her d's feisst Chalb, teded 's
und essen 's frelich z'sjämme", reell [weil] -ich mi" So"
töd hän g'meind, ona ieze" is-er amum erstanned PGr.
Unpers., wie dünken, mit Acc. oder auch scheinbarem
(s. ein Bd I 272) Dat. Pers. in der formelhaften RA.:
Es wurd (ivorj, sett Ein"" m. Th; Z, auch: es meinti
Ein'" Z, Eim S, aber oft auch pers. Ein(er), man
sollte glauben, ou dirait, meist Einleitung zu einem
Nachsatz, aber auch elliptisch als Erwiderung auf
eine Prahlerei. ,Es würde Einen m., ihr hättet noch
nie Fleisch gefressen.' Gotth. Noch formelhafter und
z. T. beinahe adverbial oder interjektional 1) in
1. Pers. (jo) man (GStdt), mä (Ap), mä (TiiBerg) wnll !
man ja! (GT.), mein ('s) auch! (Th; Z) als Zustimmung
i. S. v.: freilich, gewiss, c'est ca. Verstärkt: Mä 's
bigotts! Ap. (Ich) ha" (ZS.), hä" (Sch; ZO.), hett (GA.).
hett auch (Gr) g'meint! ironisch i. S. einer starken
Verneinung = warum nicht gar! bewahre! eig. Zurück-
weisung einer Zumutung. Ähnlich: Weit ä [auch] in. !
7i. — 2) hast g'meint! höhnische Abweisung, eig. du
täuschest dich! Bs; G; Schw; Th; Z. Hast g'meint?
jo u-oll ! KMev. 1844. Hast g'meint! nei" Wäger nei"!
ebd. Ähnlich: Ja, de wirst dann meine"! Z. Wärst
neä mäne"! schnippische Abfertigung TiiBerg. Meinet-
er? BsL.; syn. mit heit-er g'seit? ,Ein Guggisberger
kam nach Bern und guckt in einen Laden. Mein guter
Freund, was hättest gern? So sprach ein Ladenjung.
Suchst du hier etwa Eselsköpf? E nei! sprach Hans
von Guggisberg, du möchtist nadisch meine"! die
brauch ich nid uf unserm Berg und du hättst numme"
eine".' B Hist. Kai. 1791. — 3) der Imp. Sg. mein (man,
man) Sch; Th; ZO., Wl., mänt TnEgn., mei AiZof.;
Bs; BBrisl.; Gl; S; Z, weil nicht mehr als Verb ge-
fühlt, in der Anrede an Mehrere gebraucht neben
meined Z, mäned Th, meiet AaFi'L, meied ZZoll., auch
meine"-Si BsStdt, meied- Si Z : an den Angeredeten ge-
richtete Interj. von gemütlicher Färbung, um die Auf-
merksamkeit auf eine erfolgende Mitteilung zu lenken,
die Staunen, Verwunderung, Mitgefühl, auch Furcht,
Respekt erwecken soll, etwa = denke dir! glaube mir!
oft mit folgendem Du (Ir). Auch als Warnung, Dro-
hung bes. an Kinder und dann auch verdoppelt: Mei-
mei! nimm dich in Acht! eig. elliptisch: glaube nur,
es wird dir schlecht gehen, wenn du Das und Das
tust BBrisl.; Sch; Z. Mei du [wehe dir], wenn du
Das Hä" hettist! Z. Man, ieh will- der! Mänt, du
werst iio'* öbercho [bestraft werden]! Man, ich mag-
dich, glaube mir, ich habe dich gern Tn. Aber meiet,
Buebe", De1' het brüelet! AAFri. Chömmet, man, mer
hend en Gast! Schwzd. Mei, das ist e" g'sundi Spis!
ebd. Das ist en Alerti, meied! Die weisst noch d'
Gable" z' regiere" ! JKMey. 1844. Si müesst-mer öppe"
2, 3 Jor i" d' Stadt i"e", go"-ge" Magd si"; mein, Die
.".11
Man. men, min. mon, tiiun
312
/-'(■<" g'wüss andri Bei". Stutz. Mei, Das ist
schön, es g'fallt-i [euch] g'wüss. ebd. Mant! Da" ist
schö* g'si'! .Was sünfzest und weinst so fast? Fragst
erst? mein, ich trag ein last!' Funkei.in 1 Ö52. ,Mey!
wenn ihr es [das Spinnen] dann könnet, so ist es
lustig und geht wie von ihm seiher.' HPest. 1785.
Mit angeschlossenem .auch': mein (man, man) auch
Co'7'), denke doch! Scn; Tu; ZBauma, Sth., Wl. —
c) seine Meinung äussern, sagen, bemerken, bes. bei
Anführung der Worte eines Dritten Aa; B; Z. Da
meint-er, mer chönnid ja Geld e'tlene" Z. Chumm
ewegg! meint-er Aa. — 2. von der Gesinnung a) über
sich selber, abs. Ap; GrPi\ ; GTa., oT., oft mit dem
Zusatz es, Öppis Ar; <il.ll. ; GrScIi.; „L;u GF., G. ; Tu;
„Zg;" Z: eine hohe Meinung von sich hegen, sich
fühlen, stolz sein; stolzieren (in Gang, Geberden).
Vgl. als Übergang von Bed. 1 die RA. er hat 's aber
aw'' g' meint, prägnant: er hat das stolze Selbstbewusst-
sein gehabt, z. B. Etw. brav gemacht zu haben Th; Z;
er meint 's aber Ott'*, z. B. ein guter Sänger zu sein Z.
Ähnlich Der meint Öppis GF., G. „Du chaust's m.,
kannst stolz darauf sein Ar; Lj Z<;." Wenn Ena:'
Xnl ist und Xi'it meint, so ist-er aurh gar Nut, Aus-
druck gänzlicher Nichtigkeit Zu. Lueg auch, Frick,
wie 's el's Liseli [die Kuh] i" der Weidschelle" meint!
Gl Gespr. 1834. Wenn d' scho" e" Betdi [Bischen]
hobscher bist, most [musst du] niene" sövel mäne". Ar
Spruch. Uest eben aueh e" Chueli do? O'schVber
isch-es ebe" und und chonnt-mer för, du meinest mir.
Merz 1836. D' Wolke" hangend, d' Iiüeldi guldig
g'sömet, äb-dem Himmel, meinend auch nid lütschel.
Schwzd. (GrScIi.); vgl. auch Schwebel-Holz Bd II 1260.
Auch refl. Aa; Bs; B; GlH.; GF., G. ; Tu; Uw; Z. Die
linl-s'r'' g'meint mit irem Sunne'scliirm ! ,Man meinte
sich gar sehr mit seiner Geschicklichkeit.' Gotth. Er
meint-si"1' erschröckeli''1 , er ist eben emol i" der Gaserme"
g'si", er tut sich erschrecklich viel darauf zu Gute,
einmal Soldat gewesen zu sein. Stutz. ,A1s er sich
vor den Leuten nicht mehr m. konnte, sondern sich
genieren musste.' Breitenst. Am sog. .Bergsonntag'
(um Jakobi herum) .meint sich' ein Haupt Vieh (auch
Pferd), d. h. es wird prämiert, weil es sich auf der
Alp als das mutigste und stärkste herausgestellt und
behauptet hat. Dann auch tr. gewendet: Man .meint'
| prämiert] dem und dem Eigentümer einen Stier, eine
Kuh. ein Pferd BSa., Si. Mit Dat. des Ren. und ,es*:
er meint- em 's, bildet sich Etw. ein L. Ich ha'-mer's
g'meint. L Nachr. 1865. St Veter sef't-em 's Himmelstor
sperangelwit uftue", und em 's nnch gross m., so ne"
('liuiilli i" Himmel i"e" s' lö". JBEgli 1871. Mit wol:
1 i mutig, guten Mutes sein Ar; G. Mer hond nümme"
ifnil wol g'meint, vu" Umme'springen oder Lustig-
machen ist kä" Bed im'' g'si" GBern. Mer hend auch
mi,l wol g'mänt, wo der Franzos ist chö" [anno 1799].
Merz 1836. — 2) stolz, anmassend sein. Er het-sich
wol g'meint GW. — b) von der Gesinnung Andern
gegenüber. .Ich wollte es einst gut mit euch m. und
habe es schlecht gemeint und bin dann immer tiefer
[in Schulden] hinein gekommen.' Breitenst. ,Die es
recht teur und guot gemeint [haben].' 1651, Rohner.
Auch mit Acc. der bedachten Person: Eine" guet m.,
es gut mit ihm m. BsL. ,Ich meine dich gut und
will dich nicht drängen.' Breitenst. .Wenn andre
Leute mich nicht besser meinten, als meine eignen
es tuen.' ebd.
Mhd. im in. >i, in Bed. 1 und 2 b. Menden beruht auf
einem falschen Rückschluss vom Ptc. g'ment aus, indem mau
Letzteres nach Analogie von g'went (von wenden) auffasste.
Zur imper. Interj. mei(n), mei(n)ed vgl. ge'lt(ed) Bd II 27C>.
Ein anderes interj. mein mit - ;< s. unter min. Die imper.
Form mimt ist irrtümlich abstrahiert ans Fällen, da dem
Vl> ein 'i oder l folgte.
ver-meine": 1. wie nhd., dafür halten. S. geben
lid II 95; ver-galsteren. ebd. 235; Lauf-Gelt. ebd. 25 1. -
2. aus den Gedanken schlagen, zurückweisen. 8. Fund
Bd 1 850 (Beleg von 1751). — 3. .vermeint', zugetan,
anhänglich; vgl. meinen 2 b. ,Fridrich von Ostreich.
der bapst Johansen mit syn selbs lyb gen Costenz
beleit hatt' und im mit sonderbarer guetwillikeit v.
was.' Vad.
ge- II: verstärktes meinen; vgl. ge- Bd II -kl. Er
g'mi-nt sich, bildet sich Etw. ein BSi. (neben mi'nt
sich). S. auch Gersten Bd II 430 (Beleg von 1529).
gröss-meinend Ndw, wol-. wuel-meine(n)d, -mei-
net Hl; G: stolz.
MeineMieit f.: Meinung BBe. Eim es d' Mene*-
het säge", Einem einmal den Text lesen.
g'meinet Gl; G, g'meint BE., Si.; F.Mu., guet-
g' nie int S: eingebildet, hochmütig, stolz. aaUO.
.Ostentator, praestans.' Id. B. Dos isch (gar) c" g-C
CMa") B; F. Die guetg'meintere" und a'sechligere"
Manne" rom Dorf, en Amme". Fride"sriehter usw.
Schild. — Zu meinen 8 ".
höch-gemeint: stattlieh, prunkvoll S. Wie rtcher
der Jörgli norden isch, desto stolzer het-er a'föh der
Ghopf trüge"; wie hochg'ment isch-er da"" albe" der
Stadt -.iitiffiisslet ! IIofst. Die hochg'mente Stadt, ebd.
.Zu eihaltung und üffnung h-e gottesdienst.' Ansh.
Viel], umgedeutet aus dem nicht mehr verstandenen mhd.
hoch /■ incit.
wol-g'meint: 1. hochmütig, eingebildet Ar; Bs;
B; L; GW.; Zg. Es g'hört dem volg'meiute" Bürschli
Öppis. B Kai. 1838. — 2. wohlmeinend S. Du treui,
wolg'meinti Sei! BWvss. Ähnlich: ,So er dann ihr
wolvermeinter Bundgenoss syge.' Ansh. — Zu 2 vgl.
immerhin mhd. .wolgemeit.'
guet-meinig: von guter Absicht beseelt, in guter
Stimmung B; S. .Als Stüdi einmal so recht g. schien,
fleug ich an, so darum herum zu reden.' Gotth. S. noch
Chumst IM III 368.
Meining, „in LE. Meintig" ■ — f.: im Allg. wie
nhd. 1. Meinung, subjektive Ansicht; Vermutung.
allg. Eim d' M. säge", prägn.. wie nhd. Bs; B; Gr;
,!.;•• Gj Th; Z. Säged euwi M., G'schwornC Peter,
eröffnet eure Ansicht, Richter Peter GrD. E" M.
mache", durch Besprechung. Beratung zu einer gemein-
samen Ansicht kommen WV. In Alliteration: .Wenn
die bundeit ir muetung und m. an die ret bringent.'
1431, L Ratsb. Vgl. noch geben Bd II 72. Das ist
du-'1' e" M., das lässt sich (auch) hören Bs; Z. 's ist
kei' M., unerhört, abscheulich. MLienert. Die M-e"
[Ansichten] sind rerschide" Z (Sprichw.). Das ist der
schmier Weg i" der 31.. meines Dafürhaltens GA. Ab
der M. chö", seine Meinung ändern, irre werden in
seiner Überzeugung Z; vgl. ab Bd 1 26. — 2. Äusse-
rung, Rede, Das ist doch en grüsigi, erschröckelichi
M., eine gottlose, frivole Rede GrD. Daher Zssen
wie linlsherren-M., Äusserung, Votum, das auf das
Streben. Patsherr zu werden, schliessen lässt Ar. —
318
Man. tuen. min. mon, innn
314
3. a) Absicht. Wille. JBs ist «■ gueli M., Erwiderung
auf ein inerbieten oder Geschenk, zumeist gesagt,
wenn man dankend ablehnen will Z. In der 31., der
Absicht nach. Mit dem Nbbegr. des Zurückbleibens
der Tat. der Wirklichkeit, z. B. i" der 31. jeden Sonn-
tag zur Kirche sehen GRf'hur. (NurJ i" der J\f.,
scheinbar, angeblich BHa.. zum Schein Gl. Si hät-
mi'* ,ur i" der 31 %'g'lade'. Du tuest nur so i" der
M. l\ed-ich irider vu' miner Amin ! ja ,mine*' i" der
31, wie '/' Glarner sii^cd. Schwzd. Ab der 31. chö",
nicht mehr wissen, was man zu tun beabsichtigte,
durch einen lapsus memoriae; auch durch etwas da-
zwischen Tretendes aus dem Concept geraten, mo-
mentan oder dauernd verwirrt, gedankenlos werden Z.
I<* bi" ganz ab der M. chö", ich weiss nicht recht,
was ich tue ZO. Übertr. auf kleine Kinder, die, im
Schlafe gestört, nachher nicht aufhören wollen zu
weinen; auch von Einem, der nicht schlafen kann ZB.
— b) Gewogenheit. Enandere" d' 31. ha", einander
gerne mögen, von Liebenden W; vgl. meinen 2 b. —
1. Erwartung. Es ist-em nüd nach siner 31. g'gange'
G; Z, oder es ist-em ab der 31. g'gange' GF., es gieng
gegen seine Erwartung. — 5. hohe Meinung, Stolz
B; Gl; „LE.;u Z; vgl. meinen 2 a. .Steffen hatte rechte
M. mit Eisi.' Gotth. — 6. es ist, es hat e" M-, es ist
eine wichtige, ernste, bedenkliche Sache, will Etw.
heissen Ap; Bs; G; Sca; Th; Z. Es häd e" 31., für eso
e" grössi Hüshaltig g'nueg z' verdiene" Z. 's Baue" ist
hütigs Tags c" M. ZS. Das ist e" M. mit dem Blieb,
das' Dlr nüd folge" cha"" Z. Si jömret, dass 's e" 31.
ist. Stütz, 's ist halt e" M., dass Eine" 's Geld so
schülich muess plögen uf der Welt. ebd. — 7. Andacht,
Gebet. Si" 31. mache", seine Andacht verrichten L;
Sohw. .Arbeitet brav, machet am Morgen die M.,
Alles im Namen und zur Ehre Gottes tun und leiden
zu wollen.' Inderbitzi 1826. Gueti 31. mache" U; W.
Er hat n it ZU ifhühet, eu guoti 31. z' mache" W. ,üie
Mutter betete mit dem Seppeli, wenn sie ihn am Mor-
gen aufhob, das Walt Gott und die gute M.' XHerzog
1862. Vgl. auch W Sagen 83. — 8. (vereinzelt) Be-
sitztum. ,E" schoni 31, pulchra possessio.' Id. B. —
9. Sinn, Inhalt; Gedanke, Satz. Ein Schreiben ,mit
langer m.' 1525, Absch. Interpunktionszeichen zwi-
schen ,m-en [lat. sententiae] und Worten.' Salat. Wo
ein Punkt steht, ,do ist die m. geendet' ebd. .Paulus
schrybt uf die m.' OWerdm. 1552, = ,der Apostel will
so vil sagen.' Herborn 1588. , Register der autoren.
daruss ich die Substanz, m. und histori diss buechs
gefasset.' RC'vs.
Bed. 7 wohl eig. prägn., frommer Eutschluss, Gelübde,
mit Gott zu wandeln; vgl. bair. ,eiue gute M. machen'
(Schul. -Fr. I 1611); der Begriff hat sich also aus 3 ent-
wickelt. 8 viell. bildliche oder coucrete Anwendung von 5.
U"-: 1. unpassende, verkehrte Ansicht, bes. in der
Verbindung: Kei" U., keine üble Ansicht, Rat Ap;
Gl; Gr; G; Z. Se'b chönnt noch kei" U. si". Stütz.
Wenn Einer e" U. hat, muess-me" nüt All mit enanrfer
e'tgelte" In". Gl Volksgespr. 1834. — 2. böse Absicht
gegen Jemanden U.
Chüe-: dumme, ungereimte Ansicht, absurdes An-
sinnen Aa; Gl; Z. Das ist nur eso mV Ch., derb
scherzh. : das ist so meine unmassgebliche Ansicht Z.
So, iez han-ich mV Ch. abge" ! Abschluss eines Votums
in irgend einer Versammlung ZWthur. 0, welch e" Ch.
ist Das! Gl Volksgespr. 1834.
mehlige": in Gesellschaft die Meinungen aus-
tauschen, ein Plauderstündchen halten L; Nuw.
Meinrad 3Iciröt ZBär., Meiret Gl; Sohw, Meret
GA., Meiretel ScnwE., Meiredel Uw, Meiri SchwE.,
Meirtsch Gl.; SchwE., Meili ScnwE., 3Inui (■!(!>.:
männlicher Taufname. Die RA.; Das isl mir Heber
[wertvoller] als der silberi" Said 31, wird daraul
zurückgeführt, dass vor der Revolutionszeit im Kloster
Einsiedeln ein massiv silbernes Bild des hl. Meinrad
sich befunden habe.
Viell. gehört auch der ostschweiz. Geschlechtsn. , Meili'
(so hiess Zwingiis Mutter) hieher; vgl. Geschlechtsnamen
wie Rüedi, Küeuzli, Bürkli, Ottli u.a. .Meinr.ut' Geschlechtsn.
in B im XV. und XVI.
Meinrada Rade" f., Bädel m.: weiblicher Tauf-
name SchwE.
nun: mein, Pron. poss. Substantivisch bezeichnet
in vulg. Spr. 31iner im Munde der Frau den Gatten
und Dem entspricht 31ini im Munde des Mannes Aa;
Bs; B; Gr; W; Z; vgl. er und es. Es par Tag druf
wott-ich Mim Neuis ge" säge"; er isch bim Stall uf-em
Bänldi g'hocket BM. Bisweilen auch = Geliebter und
Geliebte: Miner, M. ist e" FinC, Diner , D, nid emäl;
31, 31 lachet albig, D., D. nid emäl GRValz. Das
Neutr. 31i"s = mein Heimwesen, mein Haus Ap; G oT.
Do wämer [wollen wir] denn wider entöl i" Mim
enne" z'sämme" cho". Schwz. Dorfkai.. 1890. Und in
abstrakterem S.: Ieh han uf-em Weg nie Mim g'lueget,
sonder an alli Hüser uff ZStall.; vgl. luege* 1 l> ß
(Bd III 1223). Nüd 31i"s ha", meinen Ansichten nicht
entsprechen Ap. Mine'', Mini, 31i"s, zärtliche Anreden
an geliebte Personen und bes. kosend das Dim. Miseli
an Kinder '/,. Mit nachgesetztem Art. zur Hervor-
hebung: 31iner (minn Ap). de" gross (BuebJ, mein
ältester Sohn Aa; Ap; Z. 31ini, die Chli", meine
Kleine, ebd. Ich wäss noch waul [wohl], wo Min, der
Seppli, het wolle" inbe". AHalder. Elliptisch, im An-
schluss an einen früher sehr verbreiteten Sprachge-
brauch (s. Gr. WB. VI 1919), geradezu interj. als
Ausdr. der Verwunderung: E min! e min! ivas ist
mir arrieiert? B Hist. Kai. 1855. Ganz bes. aber in
dim. Form: mineli Btw.; Gl; Z, minelis B, Interj. des
Schmerzes, der Überraschung, des Mitleidens, olt mit
andern synn. Interj. verbunden. () du mineli '. B;
Gl; Z. Ach m. (auch)! Z, = ach, mein Gott! Hätt-ich
nüd mi" Chind und Frau, ach in..' wie wär's-mer
auch! Stutz. Ach m.! Es sticht-mi'h scho" wie 31esser!
ebd. Ach m. undbitti! JEgli 1895. .Du Minelis, was
werde ich hören!' B Kai. 1842. E minelis nei", Das
isch gar nit nötig; ich danke" z' tüsig Male', ebd. 1846.
Herr mineli! was ist iez Das? Z. E minelis Gott!
bisch du 's, Marianneli? hei" si dich doch einisch la"
gä" da inne"? MWalden. Minelis Trost ja, da wei"-
mer nüsti [sicherlich] scho" luege". ebd. Aus ZStdt
auch: Ach, mineli. ,Glaub gar, er wolle grynen. Mi-
nelee, wie er Arme und Hände lampen lässl!' Z Kai.
1803.
In der Emphase zuweilen mit Diphth.: mein Gott! —
Flexion in attrib. Stellung: m. minefnj T, "'"'■ tw. mfam
Ap; G; Seh; Th ; Z, mi(n) Aa (doch min Gott, TrSatl); Bs
Stdt; Gl; Schw; Uw - n. mu Aa; B; Gl (v.ir Adj. auch
ml); P; Schw ; Uw ; Z, ml Ap (vor Adj. anch uns); BsStdt;
GT.; Th - f. mini Ap; Gl; P; GT. ; Th, min T, ml Aa; Bs ;
Schw; Th; Uw ; Z — PI. mmi Aa; Gl; L; GT.; Th; Uw; Z,
mi „BO.;" Gl; Z, miner „Aa;" BM. ; Gl; GT. (-;!»-); ZKn.,
315
Man. iiH'ii. min. mon. ninn
316
W. tlch mues* h> ,"' miner Schuck ga* j>ut;:<". MWalden),
GT. - Gen. m. n. mls Aa; Gl; Th; Z, mit Emphase mfne«
(de* Zbg und ,„. /.,-/.,»,( — f. miner Aa; BsStdt; Gl; Gl
i -,iii-i ; Th ; Uw; Z, mir Aal,, in der Verbindung mit LebUtj: B,
„,tr. GT.; ZW. — Dat. m. n. mim. alle;, (in GT.; Th ,„:',„,„],
in Emphase mfnem (W m. A'ä/.'j — subst., bzw. ellipt. mfne'
(in Ap; Th >i,i,ui), mini, in i* — pr&dik. (aber auch beim Vb
g'hüre*) indeclinabel ml, in Gl; Z lw. auch mlne*, flekt. (ellipt.)
i„in>'. „Hui. ii,i" (Mls ist, ",i* und in, t- in, ,1 nagelfest ist.
Lienert). Hie Form min« in der Verb, im,,,- (miner Th) Wage"
ga* Z kann durch Abfall von ;■ ■ • ■ 1 «.- r auf syntakt. Woge als
Ersetzung des der Volksspr. nicht genehmen (Jen. durch den
Dat. erklärt werden. Zu dem PI. miner vgl. die Anm. zu
mm (Bd 1 273), ebenso zu der bei Ruef 1540 vorkommenden
Gen.-Form .mynsse' (,So ich dynen kumber ermissen, macht's,
dass ich mynsse ganz vergissen'). Ibis indeclinable mine in
prädikativer Stellung darf viell. als Versteinerung der Masc-
Form oder (weniger wahrseh. I als Gen. des Personalpron.
erklärt werden. Zu den Formen vgl. übb. die Anm. zu ir II
(Bd 1 408). Zur Diminntiou mineli vgl. Jigerli, sali, zu mineli
n.1,,1, (Bd 1 64); das.. in mineli» gemahnt an das -»■ in der
syn. [nterj. e b'hüet-is (Gott)!
minen: sich als Eigentum aneignen (urspr. zum
Meinigen machen); Syn. minsen, minzfgjen. , Die von
Luzern haben die drü emptev für sich selben inge-
i imen [und] gemynet.' 1425, Abscii. ,Si hotten ge-
swendt und den stafel gemynet.' 1442, Uw Urk. ,Wer
ein ligend guet inne hat gehept, gemynet. besessen,
genützet und genossen hat.' 1588, Bs Rq. ,Die Sorg,
es möchte zu diser nüwen Pfruend inskünftig onver-
merkter VVys Etwas gemynet und gezogen werden,
welches dein Zehenden abbrüchig sein könnte.' 1678,
AaMuh Urk. .Wenn der Mann seine Frau überlebt,
soll er nit befüegt sein, die Geschenke, die er ihr bei
Lebzeiten gemacht, alsdann wider zu meinen noch zu
seinen Händen zu nemmen.' L Stadtr. 1706/65.
nunere": indeklinables Adj., von meiner Art Aa
Leer. M. Arbet, m. Lüt. Das ist nit m., nicht mein
Wille. Vgl. üweren II Bd I 618.
minig Ap, miniger Gr : meinig, und zwar mit un-
best. Art.: Eh m-er Brüeder. — Vgl. it. im mio fratello.
minige" B (auch (/'/".); VC); „Z" = minen ; in
UwE. nur mit Bez. auf den Sprechenden.
mimi. minn! Gr (Serardi), minni-minni GrL. : Lock-
ruf für die Katzen. Syn. munni, mim.
Mine W, Minnin. Gk: Schmeichelname der Katze.
Syn. Susi. — Mim ist das frz. minet, Kätzchen.
„minlich: ekel im Essen W."
Mine" GRPani, Minne" GrD., Schud., Tsch. — f.:
ungewöhnliche .Miene. E* M. mache", ha*. Das Dim.
Mineli, (hübsches) Gesichtchen B; verdriessliches,
weinerliches Gesichtchen (von Kindern) Z; Syn.
Brietscheli. ,Wie ein lieblich M. es mache.' Gotth.
.Einen Kässpycher voll Dublonen [als Mitgift], dazu
es M., wie wenn man es aparti 'tanglet (knetet)
hätte.' ebd.
„Minne f.: Mass von 50 Kubikzoll W."
„E-: Muttermass W." - Aus frz. ,,„,„,, minef.
ver-minnig: gütlich. ,Dass obgehörter artiklen
halb ein verminiger willen gemacht werde.' 1588,
Ausch. — Zu inlul. verminnen, in Minne schlichtön.
Minikus: Personenn., Dominikus. ,M. von Büren.-
Ansh. ,Minkus.' Edlib. (neben .Dominikus'). Hieher
wohl der W Geschlechtsn. , Minnig'; vgl. .Minigo' =
Dominicus. XIII., GKChurw. Urk.
ininionelig: niedlich, allerliebst BStdt. Es m-s
('hin, l/i, Büsseli [Kätzchen]. — Aus frz. mignon.
Minut(e") f.: 1. wie nhd., der bekannte Zeitteil.
allg. — 2. schriftlicher Entwurf, Kladde. ,Lut der
obberüerten ininut und copye.' 1501, /.Reg. Offn. .der-
selben artiklen ist jedem hotten ein minut 'geben.'
1510, Abscii. , Sowohl ihre Protokolla als auch de-
tachierte unterschriebene Minuten und Projekta.' Bs
Mand. 1765. - Ml.it. ,„, „,,la in Beil. 2.
Mumie" f.: Katzchen; monni, Lockruf für dasselbe
PAL Syn. munni.
Monnilnis. Munnibusm.: Omnibus BsL. Syn. Om-
libus, Unibus. .Die Einen sagten, der neue Hast [das
fremdartige fuhrwerk] heisse Ronimus, denn Das sei
auch so ein absonderlicher Heiliger gewesen; die An-
dern behaupteten, nein, er heisse Monibus; wie so
er mit dem Mond verwandt sei, wüssteu sie nicht.'
Breitenst.
G'mü'n n.: dumpfes, andeutliches Singen, Gestöhn,
Gesumme Z.
möne", dim. mönele*: 1. mit unterdrückter Stimme,
mit geschlossenem Munde, durch die Nase oder durch
die Zahne singen L; Zg; Z. Er hat Öppis vor st"*
ane" g'mönet. Wenn-d' iri"t singe*, so sing recht und
lue nüd nur eso m. Er mönt druf abe" es Liedli.
.VIUsteui. .Mönen, flismen, mutire, mussare. susurrare.'
Red. 1662. — 2. die Mundharmonika spielen Scnw.
— ' Vgl. moggt n.
„Moni I m. : Mensch von übler Laune ScBwMa.1,
Toni-: leerer Schwätzer Z.
M oii li AiZein.; Bs; S, Güge"- (AaoF.; L; Sohw;
I': Zg), Gügge*- (AaWoIiI.; LG.) Moni AaF. (auch
-Möndli); L; Scuw; ü; Zg — n.: 1. = G.-Mol. S. auch
Gügger Bd II 181; Mist-Giillen. ebd. 223; grügg. ebd.
728. Wo fr iieher Morast ist g'si" und Chrolte", Frö-
sche* und Guge'möne* g' musiziert hend in alle" Tum".
RMohk 1872. — 2. biidl.. unreinliches Mädchen L.
— Aus (Gugen-) Mali durch Anlehnung an das Vb mönen.
Moni II m. : Salomon AiLeer.; B; Z (b°). — Die
Ausspr. ö'2 beruht auf derjenigen von s,,l, ,,,,.'.
g'mnnnelet: grob wie ein Stier UUrs. — Von
Vunneli (s. Munni) abstrahiert.
inunne": 1. „vor sich hin brummen Ar.- — 2. die
Köpfe zusammenstossen B. .Hans und Hammel [zwei
Schwinger] hatten sich äusserst vorsichtig angepackt
und vorerst bloss mit Stossen und Munen ihre Kräfte
gemessen.' HsNtd. 1890. — Zu 2 vgl. geissen, bocken.
.Munni I m.: 1. Zuchtstier, Bulle Aa; Ap; Bs;
BM., Si. (selten); Gl; L; GRh.; Seil; Schw; S; Th;
Uw; „U;" Zg; Z; Syn. (Munni-JStier. In GG., oT.;
ThHw. der zum Ziehen verwendete Zuchtstier, während
Hage", Pfarr der nur zum Züchten verwendete. Als
Typus der Hartköpfigkeit, Wildheit. Streitlust usw. in
manchen RAA. S. Grind Bd II 762; Chrishüfen. ebd.
1047. Er het e" Ghopf n-ie-n-e" ölte M. Bs. Die hetid
g'murret wie-n-e" M. Lienert 1891. S. noch nach-ifeben
Bd II 91, Land-Jäger Bd III 20. ab-lassen. ebd. 1400.
Üser M. het 's, unser Kandidat hat den Sieg davon-
getragen B. M. bös! vom Volke, wenn es mit Wucht,
einen Wahl- oder Gesetzesvorschlag verworfen hat 15.
De" M. (Uw; Zu), auch (bes. von Frauenspersonen
oder Kindern) 's Munncli (Uw). 's Münneli (SchwNuoI.)
mache", sich mürrisch betragen. „I>en M. haben, im
317
Man — mini. Manch — lllillicll
;i-
M. sein, von einem mürrischen, schmollenden Kinde
I,; Zo", Jenes nach Anal, von de" Cholder ha' adgl. ;
Letzteres mit Anspielung auf das Kalenderzeichen des
Stiers. Aberglaube. Auf Höfen, wo Gespenster liausen
and WO man mehrere Stücke Vieh in einem Halsband
zsgebunden findet, soll ein schwarzer M. dem Ge-
spenstertreiben Einhalt tun Bs. Das Dim. Munneli
fät einen zwar jungen, gleichwohl aber starken Stier.
Ich bi" gross und stark norde", jo stark wie-n-es M.
JoACH. 1881. Es Ghöpfli mache" wie-n-es M. Z. ,I)er
Hage. Munne, Farr. Boll. taurus.' Ked. 16Ö2. S. noch
laufen Bd III 1122. — 2. übertr. a) von Menschen.
a) grober, zornmütiger Mensch Ndw; Sauertopf SoHSt.
— ß) sinnlicher Mensch Ap; Bs; B; „Gl; Sch; Ta;
Yw;- Z. — y) Matador. .Unsere ernsthaften M.'
Sintkm. 1759. — b) von Tieren: <x) .Kater L" (lt St.
1. Anfl.). — ß) Munni Gl; GTa.; Sch; ZDättl., Mun-
neli Ar; B, männliches Kaninchen, in Ap; GTa. Ka-
ninchen übh. Munm-mimni! Lockruf für Kaninchen
TuPfyn. — c) von Sachen : a) grosser Hobel des
Zimmermanns SRech. — ß) grosser Krug. 0 .Mass'
fassend LHochd. Lt AFeierab. 1843 lassen die Bauern
einen solchen, mit Most gefüllt, auf den Tisch bringen,
wenn sie spielen. — f) auch Büss-M., Lastschiff, ein
Mittelding zwischen .Halbnaueiv und .Jasse-, c. 50 Ztr
tragend, mit dem man Steine und Kalk, auch Brenn-
holz die Reuss hinunter führte L f. — 8) Name eines
Berges bei BsLie. ; vgl. Hengst und mons Taurus.
Das W. scheint spec. schweizerisch; sein Fehleu in BO. ;
Gr; W bemerkenswert. Dass es der niedrigen (Bauern-)Sprache
angehört, scheint auch sein Fehlen bei Maler zu beweisen,
sowie das Fehlen in den Öffnungen und Urkunden. Bis in
die mhd. Zeit muss es immerhin zurückreichen, wie aus dem
Geschlechtsnamen .Munitesch' (1556. Sch) ersichtlich ist.
Vergleicht man die Synn. .Brüller, Brummer, Bulle' (s. Gr.
WB. II 51'2; zu .belleu'. ags. auch mugire), .Hummel, Rüler'
(zu .rühelen'), .Mummeier, Munimeistier', sowie die grosse
Zahl von Tiernamen übh., die lautnachahmeud von der Stimme
hergeleitet sind, so wird nahe gelegt, dass auch M. eig. den
dumpf Brüllenden bedeutet, was für das Tier charakteristisch
ist. Eine andere Deutung geht auf got. munan, deuken.
sinnen, muns, Gedanke, Sorge, zurück, was den M. als den
dumpf Brütenden ergäbe, eine Eigenschaft, die dem Tieri
ebenfalls z. T. zukommt; aus dem AhJ. wären zu vergleichen
bimunigön, erinnern, die Persouenn. Munitig, Munulf, Muni-
friil. Muh, lull u.a. S. noch AHeusler 1888, 78.
Hüener-: scherzh. für Hahn. Z' Widlen [Wohlen]
enne" bellet e" Hang und i° dem Büre"hüs chräit der H.
B Dorfkai. 1871. — Huere0-: Hurer Ap; Bs (Spreng);
Z. .Derselb hübsch Hexen H.' Zeitvertr. 1700. —
Chäs-: Bauer, welcher allzusehr erpicht ist, seine
Milch in die Käserei zu geben. B Kai. 1840. .Chriegel.
ein leidenschaftlicher K., litt es nicht, dass man die
nötige Milch zu Hause behielt.' Schwz. Unterhaltgsbl.
1860. ,Ein rabiater K., den jedes Stücklein zu einem
Pflanzblätz reut' B Dorf kal. 1871. Vgl. Büecher-Hengst.
Laube"-, im Neckreim: L., Hobelbank, l%d im
Bett und ist nid chrank BStdt. — Wohl eig. ein niüs-
siger Bummler unter den Arkaden I Laube").
Burg-: sagenhafter grosser Hund in der .Teufels-
burg', einem Wald, in welchem einst ein Zwingherren-
schloss gestanden. Henne 1874. — Für-Platte"-:
Schelte auf einen Knaben, der in der Küche immer um
den Herd herumlungert B (Zyro). — Kör-: l. = Mos-
Chue (Bd III 95) L; vgl. Bö'r-Chue. ebd. ,Ardea stel-
laris major, Botaurus, Butio, Rohr-Reigel, Rohr-Mune.'
Cappeler 17(37. — 2. „Nachttopf BMeir." — Port'-:
1. liemeindewucherstier Bs; B. .Man kann das Amt
nicht umgehen lassen wie den P. [jährlich von einem
Bauern zum andern].' Gottu. — 2. Porfmagnat Bs; B.
.Wenn man einmal Meister sei, 50 wolle man es danu
den Polders Dorfmunene zeigen.' Gotth. S. noch Sonn-
tagspost 18(19. 278. — 3. (bzw. Stadt- M.) Wüstling Bs.
- Weid- s. Bräch-Hagi Bd II H'T^.
munnigl: taurinus GG. En m-eStier, ein Zucht-,
nicht ein Mastochse.
munnihaft: wie ein Stier dreinfahrend, überaus
rücksichtslos vorgehend B.
„Munne" f.: Halsband von Kalbs-, Lamms- und
andern Tierschwänzen GrA."
Munni II GrP., Eh.. Münni BSi. - n.. Dim. Mun-
neli tlSev. : 1. Lockruf und Schmeichelname der Katze.
aaOO. Syn. Minni, Mint. — 2. Munneli GW., Müh-
nelil GRh. a) Wollgras GW.; Syn. Büseligras, Chün-
geli, Mauweli. — b) die Kätzchen der Salweide, Salix
capr., bzw. die Pflanze selbst GRh.
Aus FSs. die in ihrem Ausgange rätselhafte Form Müna
n., Katze. Es scheint z. T. Berührung mit Munni I (vgl.
Bed. 2 b) stattzufinden.
Anke"-Munneli: scharfer Hahnenfuss, Ran. acris
SchwG. ; Syn. Anken-Bälleli. — Könnte auch zu Munni I
gezogen werden.
munnig II: klein BsStdt; ScHSt. (Sulger). Syn.
munzig. Chli"-m., winzig klein.
Munizipa'l m. : Mitglied des Gemeinderates (Mu-
nizipalitkt) in der Revolutionszeit Z. .Herr Heinr.
Spalinger, alt M., in Martalen.' 1805. Vgl. Agent.
Miineli n. : kleine, blaue Pflaume; „Ziberle, eine
Vit wilder Pflaumen BLängenh.;" S.
Munneli II n.: Mündchen. Nur in dem Einderreim
unter Chinni Bd III 320, wozu noch die Varianten:
Ghinneli, M.. Nase'spitzeli, Augff'spiegeli, Stirne"-
tüpfeli und es chlls, chlis Härrüpfeli. Schwzd. Ghün-
neli. M.. Nase"tierli, Gräbäugli, Sehwarzäugli, Sterin"-
tüpfii (Stirne'güpfli GT.), H. GlK. (Winteler). - Aus
Mündeli, dem Reime zulieb.
Heu-münie: Sauerampfer WZerm.
Manch - munch.
Miineli AAFri.; Bs; BSi.; L; P (Minnach); Sch; S,
Müch Zg, Möuch S; Z — m.: 1. .Mönch. In dieser
Bed. nur noch in Ortsnn.. auf frühern geistlichen Be-
sitz deutend: ,Münchenstein' Bs, ,Münchaltorf, Mönch-
halde", Möuchhof' Z, , Münchenbuchsee, -wylei" B.
.Münchwvleir Aa; Th. Vgl. auch Pfaff; über den
Bergn. .Mönch' vgl. Frau 5 (Bd I 1244). — 2 wohl-
beleibter und etwas fauler Kerl ZZoll. ; vgl. Propst.
— 3. (verschnittenes) männliches Tier, a) Wallach
AAFri.; Bs; BSi.; L; Sch; S; Zg; Z. Vgl. üshauwen
Bd II 1809. — b) verschnittenes, männliches Schwein
Bs (Minehli); vgl. Nunn. — c) verschnittener Kater.
.Für erlamung, so brat eine feiste katzen, dass ein
munch sy. der soll in der jugent verschnitten syn.'
XV.. Arzxeib. — 4. „brauner Alpenschmetterling aus
dem Geschlechte der Hipparchia B. — 5. (a.uc\\Bett-31.)
Bettwärmer, in ZStdt ein Krug, in Bs; „B" eine, glü-
hende Kohlen enthaltende, niedrige, ovale kupferne
319
Manch— munch. Manil -mund
320
Pfanne mit langem Stiel and siebartig durchlöchertem
Deckel; Syn. Bett-Pfannen. Vgl. Chriesi-Mann. —
6. Geschlechtsn. Bs; Z. ,Joh. Münchli.1 1400, /..
Bud. 3 b aucli im ünterinnta). Beil. 4 nach der braunen,
au die Kutte erinueruden Farbe.
Büti-: Mannweib, Weib von derbem Betragen B.\I.
lnünche": kastrieren SchSl. (Snlger). .Kitter A.
von Klingenberg halt etlich prediermünch g'fangen,
denen er dröuwt ze m.. wo sie die nunnen nit un-
g'nöt liessint.' Ansii. ,Castrare, ausschneiden, aus-
werten, heilen, m.' Fius. ; Mal. S. auch verheilen
Bd II 1147.
Mand -mund.
Manda't n. — PI. Mandöter Ap: Regierungscrlass.
enthaltend polizeiliche Verfügungen, sowie Bestim-
mungen und Verordnungen für das öffentliche Leben
zur Besserung der Sitten. Früher, d. h. bis zur Re-
volution, wohl allg.. bes. in den ref. Kantonen, und
von den Kanzeln durch die Pfarrer dem Volke vor-
gelesen. Überschrift meist: ,M. und Ordnung- oder
.Ordnung und M.' Am häufigsten waren Sitten-, Klei-
der-, Bettel-, Münz-Mandate. In Gl Jas .Amtsblatt.'
,So soll die ehrsame Oberkeit umb ein Mandatlin
bierumb [von der Geistlichkeit] ang'sprochen werden.'
1007, Ap Synodalprot.
Die Sitte der staatskirchlicben Mandate geht auf Zwingli
zurück (vgl. E-Gaumer Bd II 304, Chinder-Ler Bd 111 1367),
denn das umfassende sog. .grosse M.' wurde schon 1530 von
der Z Regierung erlassen und hatte noch Jahrhunderte lang
Bedeutung und Ansehen, indem es jährlieh im Auszug ver-
i. iirdc Vgl. Re/ormatioru-Herr Bd II 1541.
Land-Mandöt: Sammlung von Gesetzen undVei'-
■ ■rd innigen, bes. polizeilicher Natur, die früher all-
jährlich auf Antrag der Synode von den Kanzeln herab
vorgelesen wurden ApA. Vgl. ,Iin Mandaten buoch.'
1585, Ap LB. — (Land-)Reformations-: das grosse
Sittenmandat. XVI./XVIIL, Z; s. Anm. zu Mandat. -
Bett-Tags-: das am Sonntag vor dein eidgenössischen
Bettage von den Kanzeln vorgelesene Mandat, früher
durchweg von den Regierungen, jetzt z. T. von den
Kirchensynoden verfasst. — Trül-: Mandat gegen
Ämteibewerbung mit unerlaubten Mitteln. 1590, Stad-
lin 1824.
Mandel in. Z (Dan.), sonst Mandle" (in PAL Man-
dula) — f.: 1. Mandel(-kern). .Der in., nux Graeca.'
Mal. -- 2. Dim. Mändeli, kleines Zuckerbackwerk,
meist mit starkem Zusatz von Mandeln, in Form von
Sternchen. Rädchen, Herzchen Z. Syn. Finger (Bd 1
86*4). 's Grillt mues' bi-n-ere* lere" M. buche". LSteinek
1883. — 3. eine Kartoffelart; s. Erd-Epfel Bd I 381.
— 4. Steinkerne von Muscheln Bs (Bernoulli). — Das
Masc. vcrli. aus .Mandelkern.'
Herd-: knollige Sonnenblume, Erdbirne, Hei.
tuber B.
Schale"-: Man.lel in der Schale. ,Das Holz wird
so teuer, dass wir bald mit Muskatnüssen und Schala-
mandcl heizen müssen.' Ktd, Panor.
Das zweite a ist auffallend; 1 i . ■ lt t hin- viril, die nieder-
ländische Form amandala zu GrundeV
Teig-: Tiell. = Mandel 3. /. Wochenbl. 1807.
Mandor f.: eine \rt Laute. Mandoline. .Zum Kauf:
eine M. sainnit Futteral.' S Wochenhl. .Tun II. 1 1 'pfen,
Gitarren. M-en nicht sparen.' JCWeissenb. 1701. —
Von it. mandola (Dim. mandolino).
Mandel m.: verkleinernde oder humoristische Be-
zeichnung für Mann BGr.; Lj üw. lg hält die grössi
Glogge" fast nid megen weiggen, wenn i'h schon c"
starchef M. bin. Alpenrosen 1s7l'. Iron.: Das ist e" .ir.,
hed Lüs am Bändel, das ist ein sauberes Männchen L.
Zur Bildung vgl. Formen wie Büebd; Rüedel, lieichel,
zur EinSchiebung von d die Dim. zu Mann: Mand(e)li,
Mänd(e)li\ .Spindel' aus .Spinnel.'
Harnisch- s. Harnisch- Mann.
Herrsehafte0-: fremder Herr UwE.
Bezieht sich auf deu seit c. 1820 beginnenden Kurbesuch
iu UwE. von Seite fremder .Herrschaften.'
umme"-mändlen: ,umherweibeln'. von Haus zu
Haus Neuigkeiten berichten, bes. von Klatschweibern
UwE. — Drspr. wohl als Männchen, Neuigkeitskrämer, sich
herumtreiben.
Mende" m.: Fehler, Gebrechen BSi. ; GnSpl. —
It., churw. menda. Das Geschl. wohl nach .Fehler.'
mendig: 1. fehlerhaft GrS]i1. — 2. gering, wenig;
z. B. vom Ernteertrag GrS.
minder: ungefähr wie nlnl. 1. Adj. a) räumlich
kleiner; s. Chic Bd III 607 und mir 1. Noch heut-
zutage bei altern Leuten: di mindert Stadt = Klein-
Basel. — b) kleiner an Zahl. Betrag. ,Es gibt Meister-
leut, welche ihre Diensten betrügen; aber Die sind doch
die mindern [Minderzahl].' Gotth. Subst. das M., die
Minderheit Gl; Ant. Mir. — c) geringer (moralisch
und ökonomisch); unbedeutender, wertloser, schlechter,
oft den Comparativhegriff abstreifend. Das isch min-
der [schofel, knickerig] Bs; Z. Wegen eppis M-em
lache" Bs. Es düeeht-mich, es sei Nüt M-s, weder
Oppis e' verspreche" u"d da"" nit e' halte". C Weisel
1888. E" m-er [kein nobler] Herr AaWoIiL; Th; Z.
En m-er Husi, ein schofler Kerl Tu. Das isch ver-
fluecht m. [unehrenhaft]. Bari 1885. So Oppis irär-mer
;' m. Walters 1882; Syn. :' wenig, .:' rhll". Die m-e*
fLüt), die Annen 1!. Wie-n-er 's guet meini mit de"
Litte" and a"rh mit der m-e" Bürgerschaft 1 ' Si.lt
(Schwzd.). ,Ich weiss wol. dass. was antrifft lüt und
land, dass man demselben muess nachgon und das
in. alls lassen stön.' Rief 1540. .Ochsenfleisch, ein
Pfund, das beste ä..., das m-e ä . . .' B Metzgerordn.
1718. — 2. als Comp, vom quantitativen .wenig' und
als Adv. für weniger; seltener als Dieses und z. T.
nur in gewissen RAA. und Formeln. Um e" Franke"
minder AaWoIiL Es het hur minder Wi" g'g'e" a's fern
AASt. En Viertel montier a's Es. 3/i auf 1 Uhr Ar; Tu
Egn. Was minder ist, gut ab, scherzh. Abweisung einer
numerischen Übertreibung Z. Wenn De' starb, war
Keine' .:' wenig, nit' Eine'' m. G; Z. !''• wött no°* m.
säge", wenn..., ich würde mir noch weniger daraus
macheu, vvenn . . . Stutz. M er oder m. '/.. Es Hassl.se",
wa /' Lacher dri sin. nit mie' o, m. BSa. (Schwzd.).
Wenn ieh tu. und ml' de" Zit hä", wenn die Zeit es
mir irgendwie erlaubt ZO. S. noch mir. ,.le minger
je besser.' Gotth. Ich mag Nüd m-s, a's Das aScHW.
Mitider-is-.\iid, ganz and gar Nichts, eig. minder als
Nichts, auch adverbial = gar nicht UhA., Pr. ; Syn.
weniger als Vüt. Das geit vertondrel räss [auf der
Eisenbahn] und isch-my" in der Acht es minder wann
Nid [in einem Moment] daniden, Alpenrosen 1872
(BGr.). Mit Ausfall von wann: mindernid, ad an
321
Wand, nu-iiil. iiiiml. id. iiiiiihI
322
tratto PAl.j vgl, minstwene. M. adv. auch = weniger
leichl SG. Eigentümlich die I>A. ,es ist nit ra.', um
eine Mitteilung, Aussage zu betonen = davon lässl sich
Nichts abmarkten, ableugnen. .L'n.l isl nit m., wir
habent mangel an grossem geschutz." 1521, Strickl.
,l'nd syg nit minder, er und syne nachpuren sygint
beschwert.' 1522, Egli, Akt. .Ist nit m., wir warend
hungrig, hettind gern unser imbiss genommen.' 1525,
Absch. ,Und ist nit m., dass sölichs dergstalt ver-
handlet worden.' 1530, ebd. .Jakob: Du hast mir
'geben vil der kinder, die sind ung'horsam, ist nit m.'
Rdef 1540. .Wenn ich sott etwas darzue jehen, ist
in. nit [so ist es allerdings das Folgende].' Aal 1549.
,Es ist nicht in., es kann sieh disere Pröwd bisweilen
verbergen.' JWirz 1650. .Es ist nicht ra.; er hatte es
dem Junker sollen einschwatzen.' HPkst. 1790. Ver-
steinert und mit Anlehnung an Wunder hat sieh diese
RA. noch erhalten in : Es ist nid e" M., es ist nicht
zu verwundern AaLcci-. Kei" M., kein Wunder LSemp.
Kei* M., wenn er in nüd mag; er hed 's imgar u-üest
g'macht. S. noch dex, dest. — Mhd. minre, minner, ahd.
minniro.
mindere": mindern, intr. 1. abnehmen, an Zahl
oder Menge B. Syn. sehwinen. ,Wo viele Jäger sind,
mindern die Hasen.' Goith. .Im abgänden Mond aus-
gelassener Anken mingeret im Hafen.' B Kai. 18-13.
,Es ist ein Landrecht, dass die zugebrachten Mittel
der Frau weder m. noch wachsen sollen.' Inderbitzi
182-1. — 2. Gegs. zu meren, abstimmen. ,An der
Gmeind zu meren oder zu m. haben', = stimmen dürfen.
XV1I./XVHI., z.
mindest, mindist Tu; Z, min(d)st Ap; B; GrPi\;
PAL; G; Tu; Z: 1. Adj., geringst. Das Neutr. subst.
Es cliunnt d's 3[iut!*t Störi'g in dem Gasthof [vor]
GaPr. Wenn-me" 's Mindst drum meint, sich am wenig-
sten versieht ZEls. — 2. adv. Der mönst schwarz, am
wenigsten schwarz. Ap Kai. 1848. Min Bueb ist uf-em
Tanzplatz und walzeret g'wüss nüd de minst GEbn.
Z' Pfingste* gilt 's Gliom am ruhigste. SrRww. 1869.
— Mlid. minnest
minstwene: im Augenblick, plötzlich GrScIi.
Vgl. das syn. minder wan nid unter minder 3. Im ersteu
Teil noch einmal gesteigert, im zweiten starker verstümmelt.
Mund m.: 1. wie nhd., jetzt durch Mül verdrangt,
aber früher auch unserer Volksspr. ganz geläufig, wie
noch aus Zss. wie Mund-Loch, Mund-toll u. a., sowie
dem Dim. Miintschi, dem \rb münzen, hervorgeht. Auch
in wenigen II A.A. noch erhalten: Vil M., vil St und ,
mit wie viel Leuten die Hebamme auf ihrem Berufs-
wege schwatzt, so manche Stunden Wehen hat die
Wöchnerin zu leiden BBe. (Dan.). So vil M., so vil
Pfund [halber Gulden], so viele Personen, so viele
Erbteile. S Rsprw. Und in weiterm S. : Enem jedren
M. si*s Pfund, suum cuique BR. ,Von Mund', münd-
lich. .Mit briefen oder von dem m.' 1395, Gl Urk.
,So mag die frau sömblich morgengab wohl wider
von in. geben und ordnen vor zwei oder drei bider-
männern.' 1490, LEotenb. Amtb. Vgl. .von Hand.'
,(M.) au M.\ von Angesicht zu Angesicht. .Welchem
burger von des rates botten gebotten wirt under ougen
und munde an munde, für die un Züchter ze kommende.'
1309. Bs Rq. ,l>as erst bot, so beschicht in. an m.'
um 1520, ebd. Der Weibel habe ihm , under ougen
und an syn m.' verkündet. 1529, Absch. Im gleichen
Schweiz. Idiotikon. IV.
S. (nach Anal, von under-händs, -wegs) ,under-munds.'
,Welicher einem andern nit us zorn, sonders verdacht-
lich, aber doch vorwärts und U. zuoredt.' 1539, B Rq.
.Wer dem anderen ehrverletzlich zuoredt, verdacht-
lich, u. und ihn dann öffentlich entschlacht, soll ein
Jahr leisten.' B Gerichtssatz. 1615/1721. S. noch mund-
af Bd I 121. — 2. = Gemünd 3. ,Und sun [sollen] die
zwei fenster eines mundes wyt syn und nit wyter.'
1307, / I'rk. (Staatsarch.). Vgl. die Anm. zu G'münd.
— ;!. das Dim. Mundil Schj Tu; Z, Mündeli ///.oll.
in bildl. Anwendung= Anggeli 1 (Bd I 340), Chindli 3 l
(Bd III 342), Chrop/li 1 c (Bd III 848); doch auch der
Anschnitt eines Brotes übh., an dem das .1/. gewöhn-
lich vorkommt; vgl. An-luiu, Schloss. ,Den obersten
Zipfel (des sechspfündigen Bauernbrotes), das Mündli,
hatte der Junge abgebissen.' Alpenrosen IXO'9. Vgl.
das syn. prov.-frz. le baiser, von se baiser, zusammen-
backen (von zwei Broten). — Zur Bed. ,Mund' = Ange-
sicht vgl. die Zss. mit -mündig und das lat. os.
Herze- = Lebere'-Chrüt 1 (Bd III 899) GlM.
Nur scheinbar eiue Zss.; iu Wirklichkeit = ,Herz und
M.'; s. e (1 (Bd I 12).
Bär- L; U, War- L, „Twär- BO." (lt St. 1. Ausg.)
-Mund „BO.;" L ("*); U, - Wund LG. — n.: 1. Bauch-
grimmen, Kolik „BO.; LG.;" U. ,Sye aber der Pfarr-
herr mit dem Grimmen oder Wärwund also streng
angegriffen worden, dass er sich des Todes verwägen.'
1624, LNeud. (Esterin.). S. Darm-Gegicht Bd II 111.
— 2. (auch Ghopf-Wärmünd) Kopfweh mit Brechreiz
LG., Malt.
War- (Tirär-) und -Wund sind Entstellungen des uiclit
mehr verstandenen Wortes. Wie die Grundbed. Beschwerden
der Gebärmutter (des .Muttermundes') sich erweiterte, dar-
über s. unter Darm-Gegichi Bd II 114 den Beleg aus Fris. ;
Mal., sowie .Barmutter' bei Gr. WB. Auf das Geschl. hatte
wohl .Weh' Einfluss.
Munda f. BO. (RWyss 1817), Mundi n. W, Mündel
m. BBe.: Kuh, Ziege mit weissem Maul.
Mundach er, -öcher m. : 1. Apfelsorte Th. —
2.=Müggis (Sp. 135) ScuSt.; Tu (Syn. Murbeten); dann
übh.: heimlicher Vorrat (an Speisen, Geld) Th; Syn.
Minggis, Muttech. Das Dim. Mundo-eherli, bis zuletzt
aufgesparter guter Bissen TnSteckb. — Vgl. Acher I
(Bd I 65) und Ackeren (ebd. 70).
Mundete" f.: ein Mund voll PAL
Die Bildung wie in Hampflete* (Bd II 1304), wohl ver-
anlasst durch das syn. it. boccata.
mundlich muntli''': mündlich, allg. .Gschriftlich
und muntlich.' Zwinuli und so fast durchweg in un-
serer ä. Lit. Noch 1766 in der B Schwellenordn.: ,So
mund- als schriftliche Befehle." — MM. munilieh,
G°-münd n. : 1. a) Flussmündung, spec. Stelle,
wo zwei Flüsse oder Bäche sieb vereinigen oder
trennen, Gabelung. Erhalten in mehreren Orts-
namen: Gmünd ArTeuf., von Vad. erwähnt mit den
Worten: ,Uf dem gem., das ist ynfluss der Rot in die
Sitteren, gelegen.' Gm-en BSum.; LSchüpfh., .in den
Gmünten' BSa. .Gemunden', Ort, wo die Glatt sich
mit dem Rhein vereinigt. 1241, ZRheinau Urk. —
b) Gabelung einer Höhenkuppe, Zacke? Einsattelung?
.Grenze über den Grat hinein den obersten Gemünden
und Hörnlein nach bis vorne an das Bort' 1541,
Sprucbbr. zw. BItranien und Wangen. — 2. Massbe-
zeichnung, die Dimension der Handbreite oder Faust
bis zur Spitze des abstehenden Daumens Gl; vgl.
21
323
Mainl— mnnd. Mang— mung
324
g'münd-höch (Bd III 977) und Mund 2. ,Ein g'münd
hoch.' 1531/48, II. Mos. = , einer Handbreit hoch.' 1G67,
das Letztere dem gr. jtaXaioroö genauer entsprechend.
.Quincuncialis, fünf g'm. hoch oder fünf zwerchdaumen
hoch.' Fris. ; Mal. ,I)ie Wybsbilder sollend die gar
zu kurzen, lychtfertigen Gippen und Rock änderen
und hinfüro derg'stalten machen lassen, dass sie die
Waden vollkommen bedecken mögind und etwan
eines G'münts hoch vom Herd ufgangind.' B Mand.
1628. .Satzung, dass die Schwänze des Gewandes
nicht mehr als ein Gemünde auf dem Boden schleppen
sollten.' Helv. Kai. 1780. — ge-mundig: ein G'münd
dick. ,Es zahlte 1487 in Bs an Zoll ein schuiger Floss
16 1»., ein spenniger Floss 1 ß, ein g-er Floss 3 D.'
Ochs V 102.
Alul. gimundi, nihd. gemünde in Bed. 1 und 2. Im Unter-
schied zur Tw&r-Hand bei geschlossenen Fingern bezeichnet
Gmünd ein Mass, das grösser als jene, aber kürzer als die
Spanne ist. Richtet der Daumen sich auf, so öffnet die Hand
den .Mund und es entsteht die Figur, wie sie auch Bed. 1
eigen ist, denn die zahlreichen Ortsnamen auf .G'niüud' (auch
in Deutschland, s. Gr. WB. s. v.) bezeichnen immer die mehr
oder weniger rechtwinklige Einmündung eines Flusses in
einen andern, ganz wie das lat. Cou/hit-ntia oder Confluentee
(Coblenz). Wie die Abzweigung des Daumens von den übrigen
Fingern bei uns zu einer Massbezeichnung, so wurde be-
kanntlich bei den alten Römern der selbe Vorgang zur Dar-
stellung ihres Zahlzeichens für 5 verwertet.
er-münde": nennen, erwähnen GnPr. In dem
Dörfji, wa r'' ermündt litin. GFiend.
mündig: mundend 7, (Dan.); Syn. güstig. Der
Wi" ist m. z' trinke'.
eige"-: mit eigenem Munde, persönlich. ,Die
Diensten sagten einander diese Dinge nicht gern e.,
aus Furcht, man halte ihnen Gegenrecht.' Gotth. —
un-: zu reden unfähig. ,Die inger verluren, villicht
uss untruw ires u-en fürsprechens, das recht.' Ansh.
Ia 149. — voll- I: mit rundem Gesicht ÄALeer. —
glich-: einmütig. ,61. und einhellig.' 1524, Absch.
- rot-: rotwangig, von blühender (Gesichts-)Farbe,
bes. von Kindern, aber auch von Äpfeln AALeer. ; Bs;
„B; VO;" ScHSt.; S. Syn. rut-hrächt. — schwarz-:
von dunkler Gesichtsfarbe „Aa; B; VO; S." ,Ein
Mann, hat schwarze Haar, graue Augen, ist dabei
schw. im Angesicht.' Z Nachr. 1754. — spitz-: mit
schmalem, spitzigem Antlitz. ,Ein sp-er, rahner [ha-
gerer] Mensch.' Z Nachr. 1754. — wiss-: von weisser
Gesichtsfarbe „Aa; B; VO; S." .Weissmünd, exal-
bidus, albicans.' Mal. .Ein junges, weissmündiges
Weibsbild.- Z Nachr. 1751. — Zu vom-münd vgl. -furb
Bd I 988.
Barren-Mündler: Apfelsorte Tu.
g'mündlet g'möndlet. 's O. um Brot = Mundil
(s. Mund ■'!) Tu; ZStdt. Syn. 'blüemlet.
Die Ausspr. mit <; lässt sich nur durch Anlehnung an
,1/..«, Mi, nili: erklären.
Ader-Mündli = Agermönli Bd 1 127. Vgl. Oder-
Mtiitn. — Anlehnung an Mund.
niimderig: munter, aufgeweckt. Des Vaters l'Micht
ist, seine Söhne fromm, ehrbar, ,m. und uffrustig ze
machen.' Kkssl. — Zu nihd. munder neben munter; vgl.
ii in/, i , Ii Inder.
waeli - in iinderig, in SciiSI. -mündig: wach,
wachsam. ,Ein fromme oberkeit hat allzyt wach-
mündige ougen.' Ansu. ,Bern was guetherzig, ufsichtig
und wachmundig.' Vad. ,[Der König von Frankreich]
ist ganz ernsthaft, Hyssig und wachtmundig tag und
nacht.' um 1570, S Schreiben. ,Dass Gott sie mach
standhaft, wachmündrig und trosthaft.' Giildin 1630.
.Jonas allein hat geschlafen, die Anderen sind wach-
münderig und arbeitsam gewesen.' FWyss 1G72. —
Eine tautologisch verstärkende Zss.
wachs-münderig, in Aa; „B; LE.;" Scu; Tu;
Z -mündig: 1. stark, gern wachsend, wohlgedeihend,
im besten Wachstum begriffen, von Pflanzen, Kindern
und Tieren (bes. Kälbern, Rindern) AALeer.; „B; I.E.;"
Sch; ZW. Syn. wächsig. ,Laetae segetes, i. e. fertiles,
wachsmünderige, hübsche saat. Armenta laeta, wachs-
münderig, trüehaft vych, das gross und feisst ist.'
Fris.; Mal. ,Öschbeum und wachsmünde eichen.' XVI.,
L Ansehen!). Sonst .wachsmündig.' , Nicht alle Wild-
fäng sind nutzlich und w.' Rhag. 1050. ,Die Stellen des
Waldes bezeichnen, wo das Holz w. sei.' 173G, Absch.
,Die Totenhäge brauchen sehr viel Holz und zwar
von dem besten, w-sten Holz.' Z Anl. 1764. ,Zu den
Zäunen nicht junges, w-es, sondern dürres und ab-
gestorbenes Holz verwenden.' Z Ges. 1779. .Welche
Bäume w. sind.' UBrägger. — 2. das Wachstum för-
dernd ScnSt.; Tu; Z; Syn. ivächsig. W-s Welter.
Rliid. wahs-mündic in Bed. 1, ahd. icahe-mtmtigl, opnlentia.
Zu diesem und dem vorangehenden W. vgl. munter und teaefcer,
welche mit beiden syn. sind.
in ii udi. auch dundi-m.: Steigerungsadv., z. B. d.
schön 7. (Spillm.). — Wahrsch. verhüllter Schwur: niou
Dien, dundi aus Dunner.
Miindie: in dem Ausruf potz M.'. Z (Spillm.).
voll-mündig II: volljährig AALeer.
für-mündig: behülfiich durch Fürsprache. .Wir
[die Berner] wellen inen [den Losannern] gegen den
fürsten und herren f. und hilflich sin.' 1525, Aiiscu.
.Guter hotl'nung, si windend inen gegen herrn abt f.
syn.' Vau.
Mang - mung.
mang P; SciiSchl., mäng Aa; Bs; B; L; ScnNeuh.,
Schi.; S; TuHw.; W; Z, mäng Ap; BBr.; F; GaPr.j
GA.. T. C-e'-J; Schw; TnAÖ'cltr.; Uw; U; W. manch
GnHald., Rh.; GStdt; Scu; ZMarth., marik ScnStdt —
Gen. alleinstehend Mängsis Ndw, Dat. fem. Muti-
gere* Ndw; Z, in Ndw bisweilen auch der Sup. die
mängste*: manch, doch in weiterem S. als das nhd.
auch für ,viel' gebraucht, meist hervorhebend und
daher betont. Wie m-e' Ma" ist a" der G'meind g'si"?
Tu; 7. Er häd m-s llnss, viele Pferde. ,Vo" inangem
Herr Pfarrer.' PFISTER-Kirchh. 1833. ,Mangi Wort.1
Sch Gespr. 1838. E" mänge", e* mängs Bs; Z. E" m-e
Ma"* lil dert und m-i Frau. Binz 1888. .Unlust zum
Danz ein m-er fasst' R. und CMey. 1650. .Höret man
einen manchen Gott loben.' JHTschudi 1719. Ober
vorgesetztes ,ein' vgl. Gr. WB. III 138. Nabe* m-e',
etliche Ap, as m-er, so viele, ebd. Vor mänger
Wiirlu", vor einigen, mehreren Wochen. .Mängs Mil-
lionen.' L Nachr. 1865, nach Analogie von m-s Tüsig.
Hingegen beruht ,mengs armer mensch.' (Kessl.) auf
Mischung der Geschlechter von .Mensch', n>r m-nii
Jöre' (Stutz) auf Mischung von Sg. und PI., Kon-
struktion nach dem Sinne. Über mäng(s)mal, manch-
mal, s. unter Ntrf I. Subst. Gebrauch, a) pers. M-i
825
Mang, meng, ming, mong, mutig
326
liiit-sclir'' a" M-uttt bitrogu* W. Auch das Neutr. wird
bisweilen in pers. S. gebraucht, wenn man das Ge-
schlecht nicht bes. hervorheben will; z. IS. 's ist doch
scho* M-s g'storbe* sid mim Denke" Z. 's fort e" M-s
im Bett iif. Bkeitenst. — b) das Neutr. anpers., Vieles.
's Jor ist längs und 's brückt no°* M-s L. Man tuet
e' Menggs, das mau nit gern will Bs (Spreng). Er
stünt und sinnt e" M-em nöch. Breitenst. 'swärguet
für e" M-s, wenn 's Wetter nuvime" so blib Bs. Er
nimmt-si"* -' Mängsis a", zu vieler Dinge Ndw. Mängs-
mängs, sehr Vieles, eine grosse Menge Ap; ZO. Schein-
bar der PI. i. S. des Neutrums: Mängeret trüge". Gotth.
(neben mängemt u\). aus mancherlei Ursachen B; viell.
Analogiebildung nach üseret-wege'. ,Wir uf dem land
müessend mengs hören.' Zwingli. ,Sy fiengen m-s mit
ir an', machten viele Versuche, sie umzustimmen.
Kessl. ,£in fürst sieht m-s under synem volk fürgun.'
OWerdh. 1552; dafür 1588: ,grosse fehl und mängel
im schwank gehen.' — c) als Ordinalzablw., der so
(wie) Vielte. Der wie Mängti? GrA.; Ndw. Die wie
mengsti Stund (Ur. Spreng) het 's g'schlage"? Bs;
vgl. wie Mengs isch? wie viel Uhr ist es? BE. Er
In l g'meint, es sott allimol der so Mutigst zum 'Regiere*
a"g' stellt werde'. Seiler. Auch mit Umstellung: Wie
der Mängt? der wie vielte des Monats? BHa. Wie
de'' Mettgist im Angst hei-mer? FMu. .Am mengesten.'
Haihonsk. 1531.
Mhd. manec, maniy und auch sehou men(i)g. Die Syn-
kope wie l"'i BunCiig, Ghun(i)g, wen(i)g. Die Form manch
ist wohl auf sehriftd. Einfluss zurückzuführen. Aus der
:i. Lit. sei noch augeführt: ,menig dorfer.' 1336/1446, Z
Chr.: .knechte, als mange der [deren] ist.' 1346, Gfd. ,Von
unser Eidgunsscn inanigen', von manchen unserer E. 1449,
B Schreiben. ,Mcng.' um 1500, Z Urk. ; Ruef 1540; Aal
1549: Ansh.; 1589, Z Urk. .Jleuch.' Zwingli. .Menig.' B
Disp. 1528. ,So manig hanpt, so menger sickel.' 1531/48,
II. Mos, .Sil menig brot, so vil tag.' 1531/48, E/ech.; dafür
lCii": ,so manches Brot.' , Durch alle vile und niänigo in-
tunien.' 1561, JWolf.
also ase"-- ApH., äse"- ApK.: etliche, ziemlich
viele; Syn. näbe*-m. Es hed wo"* a-s Bördeli [Bürden,
z. B. Heu] g'g'e". In äse'menge" Jöre", nach einigen
Jahren. G Bauern fr. 1825. Schon äse'mengs Jör. Ar
Kai. 1848. — etwa öppe*- Gl; ZO., etwie-, auch elli'1'-
BHa.: 1. ziemlich viel, etliche BHa.; Z. S. noch etwa
(Bd I 591), etwie (Bd I 593), etwann (Bd I 594). -
2. wenig, nur Einige Gl; ZO. Öppe" mutige'' Btieb,
nur einige wenige Knaben. Gib dem Bettler öppe*
itiiinge" Hoppe", so gät er. Me" mues da öppe*mänge*
[2 — 4] Stei" undermiire". Sind vil derbl g's%"? Sri".
nur O-c*. .Dem. so darumb bitt, etwemänig bolz geben.'
1 173, ZWies. Offn.
hacker-mänge7, -mäygist: verhüllend für saker-
ment(isch) Z.
mä ngist AaF.. Fri., Leer.; BsL..; B; L (auch alle-m.
LG.); ScnwNuol. ; UwE., mänggist AaFi-j., mäggisch
S; UwE.; U: manchmal. Ja, scho" m.! hon. = warum
nicht gar! Z' tüsig hundert JB., z. B. danken B (Dan.).
Auch einmal bei MUsteri; sonst nicht in Z.
Von mäng gebildet (wie ,eiust\ ä. ,eines(t)' von ,ein';
vgl. cm» Bd 1 284); eig. Genitivform, mhd. manege». Zur
Schärfung in mänggist vgl, Lungge*.
Mang BO.; L; Ndw; U, Mange* I Gl; GSa. ; Scuw
(PI. Mäng); Zg — m.: Geschmack von Speisen, Ge-
tränken Bü. ; Scuw; Ndw (auch Geruch); U; Zg, bes.
Beigeschmack Gl; L; GSa. Synn. s. bei Ack Bd I 1G3
und vgl. Chust Bd 111 554. Die Spis hed ekei* M..
keinen Geschmack. 7f'' ha* scho* lang ekei* guete* M.
im Mal. Auch übertr. ]>• b'chönne* si* .1/., ich kenne
seine Art, Manier BG. D' Schnider-M., die < Iharakter-
eigentümlichkeit der Familie Schneider, ebd. Das het
hin M., für nen settigi Chlinigkeit so vil z' keuschen
BR. Syn. Gatting. ,I)as ein yetlicher funde, das
seinem mangen liebete [zusagte].' 1531, Bib. .Allein
der geist. der in der g'schrift verborgen lyt, dein spil
den rechten mangen gyt.' JBinder 1535. ,Von wegen
des verbitterten gusts und m-ens.' HBdll. 1563. ,Er
isst ein guote brüejen; da dunkt in, sy seie weder
gesalzen noch geschmalzen, sy habe gar kein lieb-
lichen m-en nit' LLav. 1569. ,Blitum iners, das kein
m. oder rässi hat.' Fris. ; Mal. ,Ein speis versuechen,
dass man wüsse, was sy für ein m. habe, ob sy säur
oder süess, gesalzen oder geschmalzen seie.' LLav.
1582. .Dieses Ol hat am Versuechen den M. wie
Alaun.' JNüsch. 1608. ,Das liebe Kreuz macht dem
Menschen vor Gott erst den rechten M., es durchreibt
ihn. dass er vor Gott ein süsser Geruch wird.' FWvss
1672. — S. Anni. zu mänggele* II.
Ab-: Beigeschmack Ndw. Syn. Ab-Chtist (Bd HI 554).
mange" I: den Geschmack von Speisen oder Ge-
tränken im Munde prüfen UwE.
manghaft UMad., g'mangigNDw: schmackhaft.
mangele» BO.; Gl; Ndw, mangle" BBr., R.:
1. = mangen I BO. ; Gl; Ndw; Syn. güstlen. Mit Be-
hagen kosten BR. Vgl. mänggelen. Der heilig Chlous
het en Milchschnutz ! Der würd eppen, will 's Gott,
mer d' Milch nüd selber han g 'manglet ? Bisch du so
g'schnousig [naschhaft] und erlös? BO. (Alpenrosen
1827). — 2. eine Speise mit Widerwillen im Munde
bewegen, mit Ekel essen BHk.;Vw. Nur dran umhi*
mangele* (bes. von Kindern) BHk.; Syn. mänggelen.
— 3. Beigeschmack haben Ndw. Syn. mäggelen.
Mangel m.: 1. wie nhd. allg. — 2. bes. als Dim.
Mängeli, kleiner, unbedeutender Fehler, wie z. B.
schadhafte Stelle an einem Kleid usw. Sch; Z. Es
htid kei"s M., es ist gar Nichts daran auszusetzen.
Min Bock, wo-n-ic1' g'ha" ha" uf's P'hore", ist g'wüss
noch wie neu; er hat noch kei"s M. Z. Er hat es G'sichtli
grad wie-n-en Engel, nüd z' feiss, nüd z' mager und
so liebli''' röt, churz-um, k.eis M. am ganze" G'sicht.
Stütz. Scherzh. unter den Scheingeschenken, die man
den Kindern vom Markte heimzubringen verspricht: Es
Nüteli und es M. und es Dra*heimgängeli, en silberne''
Hebverguei und en Nüdisnüd. RBadr. — 3. .Mangeli.
Sparen, Hungerhältli'. Namen von drei Heimwesen
Ze.Menz.
G'schau-: verborgener Mangel, Fehler am Rind-
vieh Z. Auch scherzh. übertr. Das ist kein G., kein
so erheblicher Fehler, dass er z. B. einen Freier ab-
schrecken könnte ZDüb.
Wohl eig. ein Fehler, der bei der obrigkeitlichen Be-
sichtigung und Prüfung von Waffen, Leinwand usw. zum Vor-
schein kam.
Gewärs- BSi., Warschafts- Tu; Z: Fehler, bes.
am Vieh, für welchen der Verkäufer Gewähr leisten
muss. Übertr.: [Einen Kropf hat das Mädchen zwar
nicht, aber] d' W.-müngel werde'd scho" neime" ume*
sl". LSteiner 1883.
mangelbar: 1. bedürftig. M. werde", zu Ende
kommen mit Etw. GrPt. Der zur Alpfahrt sich rüstende
327
Mang, meng, ming, mong, mung
328
Senn liest Allerlei zusammen, dass er nid ettc" hi
Dem old hi Dischem m-ef würdi GhI'i'. (Schwzd.). —
2. dürftig, arm B (Zyro). — 3. mangelhaft B; vgl.
feibar. .Wenn sie in Gebäuden an Öfen Etwas in.
finden.' ArTrog. Feuerordn. 1813.
mangelsam: mangelhaft. .Den Christallstein, ein
Spiegel zum Lesen und Schryben. hat Herzog Emanuel
dein Churfirsten von Saxen. welcher etwas m. Gsielit
hatte, zu einer Verehrung geschickt.' RCvs.
mange" II: mangeln i. S. v. bedürfen; sollen;
doch nur im Cond. BG.; FSs.; U; W (manli). Irh
mangti no'h-n-es Par Schuck. Du mangtisch Das nüd
z' ivüsse; du brauchst usw. 1'" mangti hi'm, ich sollte
nach Hause gehen. Me" mangti überall z' si", man
sollte überall sein U. Es mantisch [ans es mangti cs\.
es wäre nötig W. Di Greische" mantisch z'brüchy*;
Syn. mu" manghjti d's Mal z' brücln:" ; vgl. manglen.
— Mhd. mangen, ahd. mangen, mangeln.
mangle": 1. pers. mit Acc. (bzw. Gen.)-Obj. a) ver-
missen Bs; B; GRGlar. ; Tu; Z. Ich manglen es halbs
Frärikli '/.; Syn. es feit, es manglet-mer es h. Fr. Ich
mues'-in alliwü wo"* m., de* guet Ma'*! Bs; Z. Jet:
muess-i'* gä", süsch manglet-er [mein Mann zu Hause]
»:!■''. B Kai. 1863. .Sie mnssten «las Mareili au allen
Orten m.' Breiterst. Well Gott, das' er [ihr] 's nüd
manglid, formelhafte Verdankung einer Gabe Z. Der
Hund manglet sin [abwesenden] Meister Tu. .Ich
wusste Keinen, den ich hätte m. wollen.' Sint. 1759. —
b) nötig haben, bedürfen, brauchen B; Gr; P; Uw. Irh
manglc-di"* GRl'ani. Schud., Tschiertsch. Er manglet
Öppis neben es manglet-em Ü/>]>is Ap; Gr; L; G; Sch;
Zo (St.b). Jscs Anneli mangleti bitter ibel [gar sehr]
es Exameng'wändli BHa. Die Chnechte* hi mim Vatter
henn mie Bruad, wann si din [1. dien, tun] m. PMac.
(Übers, v. Lucas XV 17). ,Ich mangle es übler als du.'
Gotth. .Seine Frau sei keine Hausfrau, wie er sie
g'mangelt hatte.' ebd. ,0b man die alten Möblen noch
brauchen könne oder neue mangle.' ebd. Mm" [man]
muess d' Sach chaufen, wann V wolfel ist, wä"-mu* 's
setio" nit manglet BBe. Wer gäng Eppis chauft, was
er nid manglet, muess z'lest Das verchaufe", was er
mangleti z' b'ha". ebd. Wie mängi Schindle" manglet
es nüws Dach? BHk. (Vexierfrage). Mit Ergänzung
im Inf. i"ler mit Obj.-Satz: Der W'i" manglet c" chli"
Wasser dri" z' tue" U. ,T)ie Kühe mangelten es, dass
man gut zu ihnen sehe.' Gotth. ,Es manglet dises
Werk, dass es zum Ende geführt werde.' JWntz 1650.
Auch refl. Die Alp mangleti sich icz denn afen nimme*
z' übersetze", sust ward si es lengers-i-g'ringer BHa.
Was si'1' rüemt, manglet si''', was gerühmt wird, ist
mangelhaft S (Schild). — c) nötig sein. Do hau ig
mic" an Arme" and Heine" g'wvrset, dass me" nit g'wüssl
het, «-o 's grös't Pflaster manglet. BWyss 1863. Auch
refl.: ,Die Sache ist ausgemacht, untersuchen mangelt
sich da nicht.' Gotth. — d) übergehend in den Modal-
begriff ,sollen' BO.; FS.; U; vgl. mangen IL Ich
mangleti hält z' Märit :.' ga" B; F. Du mangletist die
Ärbs närhirässiger [genauer] «' erleise* BHa. F* mang-
leti z' witsse" fili. Mir [ wir] halte" 's du [da] eso
g'mangled z' mache", ebd. Tser Chachteleni sin schier
alli zerhiti, mir mangleten am Mar'/ en ganzen Haffen
Chachtelg 'schirr :' choiffen Ulla. — e) Mangel leiden.
Si muess na [noch] m. Git. — •_!. unpers. B. Es manglet
Geduld, es braucht G. Es manglet Sarg ha", da heisst
es aufpassen. .Sie wollten umkehren und leerten
| warfen] um. denn für 's Umkehren mangelt es apart
viel Verstand.' Gotth. .Zu Jenem manglet es Haupt-
meister, zu Diesem aber manglet es nur gemeine
Meister.- Fäsi 1696. Unpers. und refl. Es manglet
sic>', es ist notwendig, erforderlich Aa ; B; F; Setiw.
.Es ist nicht gesagt, dass sich Das immer mangelt.'
Gotth. .Das manglet sich gar nicht z' küechle".' ebd.
Das het sirl' itz übel g'manglet, iron. = Das fehlte jetzt
noch BG.; FSs. Es manglet si'1' desse" Nüt, es ist
Das gar nicht nötig, es bedarf dessen nicht Aa; BG.,
0.; FSs. Syn. es brächt si"* (desse") Nüt; vgl. man-
jen II. Es mangli &ic" des Pützerlcs Nüt, wsüfer
mach o [auch] feiss! B Kai. 1831. - Zu 2 vgl. frz. il
faui von f'illoir, fehlen.
e"t- AALeer.; B; Gr; L; GSa.; S; Uw; ZLunn..
ver-tot- SchwE., er-ge- BsL.: entbehren, mit Acc.
Obj. Wann du den Chräwel hitt e. choist, se gim-mer
not g'rad eis BHa. De'' het-ne" g'hulfe", so lang a's
er selber Öppis het chönne" e. BWyss 1863. ,Er könne
das Bürschlein fast nicht entm.' AHartsi. 1852. Wil
der Senn sl" Chnecht and si" TTuerwerch guet het
chönne" erg'm., so hei" si 's welle* binutze*. Breitenst.
S. Gutting Bd II 500. ,Si haben denselben müesson
entm.' 1541. AaB. .lahrrechn. ,Si betten sechs Jar
iniiessen entm. ire Intrada.' 1607, AkdPser. — Vgl.
ml- 3 t, Bd I 352, gc- Bd II 48.
vil-manglig: viele Mühe erfordernd, schwer zu
machen, kompliziert Ar.
Mange» II F. Mangi Bs; Gl; Z - f.: 1. Waschrolle
Bs; Gl; Z. — 2. Werkzeug zum Strohglätten F; ZRafz;
Syn. Streipfi. Vgl. KBiedcrm. 1888, 329. — 3. Ma-
schine, Walze zum Glätten von Zeugen, auch das sie
enthaltende Gebäude. .Ein Wohnhaus, Stadel, Farb-
haus, zwei Mangenen' GRorsch. (Schwz. Republ. 1801).
In LStdt waren Farbhäuser . und Mangen Lehen des
Staates. , Im 1528. jar versuechtend myn herren man-
cherlei kunst mit den inanginen in der burgermange
und in den färben, dass man der rossen embären
möcht. Und wurdend künstlich züg und wendwerk
fonden. Doch wollt kein fond nit g'nuegsain geschickt
syn. ilie manginen ze ferggen. Und muesst man ab-
ston und es bi den rossen und in der burgermange
hi den diensten, die in den redern gond, belyben
lassen.' Vad. ,Fullonica, die bleike oder mange.1
Fuis.; Mal.
Ziger-Manger m.: Ziegerhändler. .Anshelm der
/..' 1311, Z Urk!" ..lohans der z. zc Büron.' 1312, UwE.
Urk. Als Geschlechtsn. .Johanns Zigermangs von
Zürich.' 1491. UwE. Jahrzeitb.
Hiezu als D im. wohl .Albrecht der mengeler.' 1840, Bs
Urk.; vgl. münggelen III und .mangen, Hanger' bei Gr. WB.
VI 1550.
mangere": refl., sich krank fühlen BsWensl. Vgl.
maugeren und Mänggel, Mänggen.
Mangold Bs; Sch, Mangelt Aa, Mangelt Gitl'r..
Mängeld GiiVal.. Mangel Aa; B; F; S, dlanget „Gr;"
L. Mange" III ZKn., Manglet Gl, Mangled S. Manglet
GT. - m.: 1. = Mangel-Ghrüt (Bd III 902). aaOO.
.liletra. manglod.' Euixoer 1438. ,Dcr mangelt, ein
gemein kölkraut, beta.' .Mal. .Bot mangeltwurzsaft
in die nasen geton.' Zq Arzneib. 1588. — 2. Körbel-
kraut, Anthr. vulg. ZKn. Syn. Bangen. — 3. Fehl-
829
Mang — mung. Mangg— mungg
330
Männertreu, Bryng. camp. .Mengel oder Grundwurz.'
JBLandenb. 1608. Vgl. .Mengel' bei Neranich für Ru-
mex. — 4. .Mangolt', früher Geschlechtsn. in Bs; Gr;
W; /. Vgl. auch chosl-fn Bd 1 1692.
Mhd. man(e)golt in Bed. 1, ahd. Mona-, Manigalt, .Manncr-
iKiiiii'. Zu den lautlichen Entstellungen vgl. die mundart-
liche Ausspr. der Geschlechtsnn. handlet, huptet. Backtet,
lluijlr: für .Lnnilnlt, I.eutnlt. Bcrchtnld, Gagolz', ferner Giret
für .Gerold.' Ein ahd. M&nnername auf eine Pflanze über-
tragen wie bei Madel-Ger. Zu den bei Gr. Mvtli. 498 und
1160 gegebenen myth. Bezügen vgl. noch: .Wie die zu Ober-
glatt, Bülach, Glattfelden und anderschwo eiu heidnisch fest
dem Mangolden oder Magos [Dies wohl nur gelehrto Deu-
tung] hieltend.' 1562, Z Synodalber. ,Zu Einbrach, Bülach,
Glattfelden werde getriben ein unflätigs spil, genempt II.
Mangoldt uf den pfingstmontag, das wol vormals sye abge-
stellt worden von nnsern herren, werde aber wider an die
band genommen.' 1568, ebd., wobei zu bemerken, dass die
,alte Burg' bei Bülach im Kirchenurbar als ,Mangoldsburg'
bezeichnet wurde, viel], deswegen, weil das urspr. heidnische
Spiel seines Charakters wegen sich auf diese abgelegene Stelle
zurückgezogen hatte.
Holz-: Wintergrün, Pirola. .Im Augsten sind
dise am besten: Augentrost, H., heidnisch Wundkrut,
Schwalmenwurz.' 1710, ZZoll. Arzneib. Syn. ,Wald-M.'
Meng: Pflanzenn. .Eupatoria, ein kraut, gemein-
licli genennt agrimonien oder m.' Fris. ; Mal.
Verk. aus (Oder-) Mennig, gerade wie der Farbname
.Mennig' zu .Meng' wurde; s. Gr. WB. VI 2020.
Ge-meng n.: Gemenge, spez. Sand, Sude und Glas-
scherben, die Stoffe, aus welchen Glas gewonnen wird
STbierst.
menge": zssetzen. , Kleid von grobem tucch ge-
mengt, synthesis.' Mal.
a"-: die zur Glasbereitung nötigen Stoffe abwägen
und unter einander mischen SThicrst.
A"-menger m.: Person, welche in der Glasfabrik
das , Anmengen' besorgt, ebd.
Menga GitPr., Rh., Mengscha GaRh.: weibl. Taufn.,
Domenika. .Mänga Brüchly.' 1513, Gn.Ienatz Arch.
,Mengi.' RCys.
Mengi f.: Menge. 1. wie nhd. allg. ,I)ie M.' = sehr
viel. Es gt'i Heu di (sehweri) M. AALeer. — 2. die
Gemeinde im Gegs. zum Rat. ,Swenne der mengi von
Lucerne ze der kapelle gebotten wirt, sweln unser
• burger dar mit kunt, der git 1 ß.' um 1300, L ä.Ratsb.
,Ich vergihe, dass ich mit nüwem und altem rate und
mit einer mengi ze Luzerren gesworn han.' 1344, Gfd.
Dorf-: Dorfgemeinde. Die ,d. von Eschion' kauft
Almend. 1MS7, Haoenb. Sigrisw.
niinge! m. ! Ausruf der Verneinung U. — Oberit.
mt'naa (aus mica), Nichts.
Mingel i: Nebf. zu Ingeli (Bd I 336) Ap. Syn.
Lingeli.
Mangg — mungg.
mangg: „nicht einmal PP., Sal." — It. nemmanco.
niaiigge" 1: fehlen, abnehmen AAZein.; Bs; S; ZStdt
(schwach bezeugt), 's mangge*-mer noch 50 Frdnldi
Bs. 's het der G'sang nimm [nicht mehr] welle' gö",
'shet g'mangget durehane*. Breitenst. Wenn 's numme"
noch gierig, es manggi afe bidenklig. ebd. Het 's a'foh"
m., dass si [die Geldkistc] blas' noa verbödelet g'si*
isch, so het er nume" im rieht" Meriati vo* Basel
g'seh rilit". HoFST. — Wie das Folg. ans frz. manquer.
manggiere" Bs; BS., Si.. mangiere" Ap; Senn-;
Ndwj H; W; Zr,: fehlen, mangeln; fehlschlagen. Es
mangirrt -em lötzel, es mangelt ihm wenig Ap. Da
manggiert 's Nüt, da (in diesem Hause) fehlt es an
Nichts BSi. De" Cher hei 's-der manggiert, dies Mal
ist es dir nicht gelungen BS. E" manggierti G'schicht.
Ja, es seil [soll] da nid monggiere". Balz 1781. Audi
tr., verfehlen. Gang früech g'nue", süsch manggierseh-
ne" BS. De" Schutz [beim Schiessen, Kegelspiel] han-
fh iez wüest manggirrt, ebd.
Die Abschwächung (-i/ij-i besonders vnr der Tonsilbe in
Fremdwörtorn ist nicht selten. Vgl. auch die Anm. zu .1/"
deratz Sp. 7I>.
G'mingg-G'mangg n.: Gemisch, Durcheinander
B. ,Die sog. Landeskirche mit ihrem G. vo" Zöllner
und Sünder.' JWaldhstr 1882.
mangge" II: undeutlich reden, bes. wenn man
die Worte nicht findet oder in Verlegenheit ist BR.
Mit [man] ireiss nie. irnran mit mid-im ist, er mangged
nummen eso dran umhc".
Manggi m.: Einer, der durch undeutliches, ver-
legenes Reden lästig fällt BR. Syn. Manggi.
m ingg - manggle" : leise und zaghaft reden,
munkeln BBr.
„G'mingg-mänggel n.: das Stottern, das nicht
Herauswollen mit der Sprache B."
mänggele" I: 1. so reden, dass man den richtigen
Sachverhalt nicht merken sollte AASeet. ,Der tiifel
mit synem mengglen [trügerischen Beilen].' Zwingli.
— 2. durch einander machen, mischen Ap (bes. auf
betrügerische Art). Abi. Manggeier in., Mänggelclc" f.
Ar. — ver- I: 1. Etw. nicht recht heraussagen Aa
Seet.; Z. Syn. rer-muuggrn. — 2. verheimlichen, ver-
tuschen L; Z. Syn. rer-miintelen.
mingg-mängg(e)le": 1. stottern, mit der Sprache
nicht recht herausrücken B. Warum redst nit grad use'?
[Du] Mingmängli! B Hist. Kai. 1811. Syn. munggen.
— 2. in Bs auch mingg-mangge', unschlüssig sein,
scli wanken Bs; BM. Was hesch auch ,:' minggmäng-
gele'? z.B. zu einem Kinde, das nicht weiss, ob es
die dargebotene Milch nehmen will oder nicht, indem
es nur dann und wann daran nippt BsLangenbr. —
3. = mänggclen II 1 AALeer. — ver-: 1. durch ein-
ander rühren AALeer. Etw. (auch mit Absicht) un-
deutlich sagen Aa. Er het 's so verminggmängglet
g'seit, dass ich fast Nüt verstände" ita" AASt. —
'J. einen Sachverhalt auf schlaue Weise unklar ma-
chen, verwischen, entstellen, vertuschen Aa; B; S.
Syn. ver-mit-mäntelen. Das ist dö so rerminggmäng-
gelet worde", sust ivär-er g'ströft worde" BM. .Die Ge-
schichte von dem unreellen Landkaufe wird ja gar
nicht bestritten, sondern nur so verminggmänglet, wie
man im Bernbiet sagt.' B Volksztg 1885.
mängge": unverständlich, faul oder verdriesslich
reden Ap; GRh.
Manggen scheint im Ablautsverhältniss zum syn. munggen
zu stellen, doch hat bei G'mingg-g' mangg und mänggelen 2
jedenfalls .mengen' (mhd. auch mingen) hineingespielt. Zur
Ablautsbildung vgl. Mieeh-masch. Bei »rajj-iimijji*» malt
der Abi. zugleich das Schwankende, Unruhige; vgl. gigampfen.
Den Grund für Trennung von der folgenden Gruppe, mit der
331
Mangg, mengg, mingg, inongg, miingg
332
die vorstehende allerdings sowohl von Seite der Bed. als der
Form manche Berührungspunkte hat, s. in der Aum. zu
mtinggelen 11. I'io Berührung des Subst. il' iiniKjtj-W >itnnij<j
mit frz. mic-mac, heimliches Treiben, ist wohl nur zufällig.
Vgl. auch ver-manOichi n.
maiigge" III: ohne Lust, nach Art Kranker (Aa
Leer.), „mit vollgestopftem Maule (LE.)" essen. Syn.
munggen.
„Mangge" f.: Weibsperson, ilie mit vollgestopftem
Maule isst LE."
mänggele" II: 1. = mäggelen III (Sp. 120) Aa;
Bs; BHk.; VO; Gr; Sch; S; Z. Lang »(., sich Zeit
zum Essen, Kauen nehmen Bs. Auch indem man in
der Speise (mit Löffel, Gabel) herumstochert B; S; Z.
Was mänggelist au'h eso a' der Suppen umme'? Er
mänggelet am Essen umme". er weiss nit, üb er wiü
oder g'ha" hat AAZein. Das Büsi [die Katze] mäng-
gelet a* dem Brut Z. Bäsi! ihr [ihr] esset nit, der
mänggelet mumme'. Brkitenst. Auch vom Trinken Aa
Zein. ; Bs; U. Du mcmggelisch auch an dim Schoppen
umme".' Auch: mit Lust kauen, kosten Bs (Spreng); L.
Er weiss nid, was Guets as er m. will LStdt. —
2. = mangen I BHk., „0." — 3. übertr. a) an einer
Sache, Arbeit herum zerren ohne Ernst AAZein.; Syn.
niggelen. Sieh besinnen, unschlüssig zögern: Wenn
die Dunners Wolle'berger auch nit eso m. wurde' mit
irem tse'bän, SO hätt-me* chimue" mit Dein hei"' rite".
Dass si 's nit nii'1' wöge", die Wolle'berger. Schwzd.
(BsL.). — b) Allerlei auszusetzen haben, tadeln, be-
mängeln, bekritteln ÄABremg. ; G; Tu; ZU. (drei"
umme" m.). — ver- II: heimlich essen Z (Spillm.).
Zugehörigkeit zu Mang und mangen 1 anzunehmen, ver-
wehrt weder Bed. noch Form. Zu Letzterer vgl. Lungge"
nelien Lunge' u. ä. Da3 Verhältniss von mänggelen zu mäg-
gelen III ist das selbe wie in dm Doppelformen Mi(n)ggis»,
mu(n)gglen, brie(n)ggen, mie(n)ggen, 8chie(n)ggen. Nhd. , be-
mäkeln- ist jedenfalls fem zu halten. Immerhin können sieh
auch hier auf unserm Boden verschiedene Stämme berührt
und gemischt haben; vgl. mänggelen 1 .:?,■ /// und mit Bez.
auf das syn. mitnij'iiii die Anm. zu lltini-Miiggel Sp. 127.
Mänggel I m.: betrüglicher Handel. ,Episcopns,
ein amptmann oder insecher auf ässig speis und trank,
damit dem gemeinen mann nützit veruntreuwt oder
mit trug, menggel oder alenfanz verkouft würde.' Vad.
mänggele" III: Tauschhandel treiben, bes. im
Kleinen, wie z.B. Schulkinder Ar; GRh., Stdt, Ta.
Syn. gremplen, grützen.
„ab-: tauschweise von Jmdm erhandeln Ap; GRh."
Syn. ab-grützen. — er-: erschachern Ap. — ver- 111:
1. verschachern U. Griffel v., von Schulkindern. ,Es
hand auch mit ihm verkauft oder vermängelet syne
eigen lüt.' Bossu.-Goldschm. — 2. durch unnützes
Ausgeben verschleudern, durchbringen Ap.
Mängg(e)ler: Händler Ap; G.
Wie manggen III und mänggelen 11 zu mangen I sich
verhalten, so mänggelen III zu dein in der Anm. zu Ziger-
Manger er wähn tin /min;/'», handeln. Vgl. die Aum. zu
mänggelen II.
Mänggel II m. = Boli-Mauggel (Sp. 122) AaF.; L.
Mänggi-: unanständig Vermummter LSemp.
Böli-= Böli-Mann I und I Aa; LG.; G. Der B.
chunnd! seid-mer allig [pflegl man zu sagen], wenn-
mir d' Chind will z" fürchte* mache". L Kai 1890. In
AaWoIiI. auch der mit der Rute drohende Samichlaus;
Syn. Schmutzli. Vgl. noch .IBoos 1892, 53.
-Mänggc" f. = Manggen (Sp. 121) GWe.
Minggis ra.: \. = Miggisl (Sp. 123) Aa; Bs(selten);
BM.; SG. Da 'sch [Das ist] c" M. i" der Stube'! rüm
awh nc" wenig üf! Nimm doch Nut vo* Dem, Das
ist n limine" M. [Quark]! Wenn ich de" M. alle" soft
gaume", wo du du z'sämmg'chräzt hesch, i'1, iiürd iimmel
schier tübe'dänzig BStdt. — 2. = Miggis 3 BE. Vgl.
auch InggtS Bd I 341. — Betr. das Lautliche s. die Anm.
/n mänggelen 11.
miengge": 1. leise muhen, z.B. von sattem Vieh
Gr uVatz. — 2. langsam, schwerfällig, durch die Nase
reden GRMal., Sern.; GKh.; eintönig, langweilig reden,
vortragen L. Syn. zu 1 und 2 mieggen Sp. 124. —
3. zum Klagen geneigt sein wegen zu grosser Em-
pfindlichkeit gegen Leiden GRh.
Mi.'iiggete" f.: langweilige Bede L. Lästiges
Bitten. Das ist e" M., sagt die Mutter zu den Kin-
dern GnSern.
Mienggi (auch Miengger) m. = Mieggi (Sp. 124)
Gr; langweiliger Redner L.
Mungg m. Gl; Gr; GSa., T.; Scuw; Uw; U, Mung-
ge" f. Ni>W;U: 1. Murmeltier. aaOO. Wenn im Sum-
mer kein Wölkchen am Himmel zu sehen ist, sagt
man: Ic; hene'd d" Mungge* GWe. Feisst wie e" M..
sehr fett Gl,. ,Auch verjagten wir einen M unken, der
in seine Hülc zurückfloh.' Steinm. 1802. ,Es ist ver-
boten, innert den Märchen des Freibergs Munken zu
schiessen oder zu graben.' Gl LB. 1835. ,Die Murmel-
tiere oder Munken.' JJScuedchz. 1700. — 2. übertr.
a) Name für ein Rind von der Farbe eines Murmel-
tiers Gl. — b) Kosewort für Kinder. Liebe' M. ! ebd.
— 3. Geschlechtsn. ,Nesa Munggin.' 1406, GRapp. Urk.
Ob zum Adj. ,miink', dick oder versteckt (s. Gr. WB.),
oder zu munggen wegen der Stimme (vgl. die Unideutscliung
Murmeltier und Ins. Müggen 8} ? Vgl. auch die Gruppe
munggel, ferner Wackern., Voc. Var. 93.
munggele": zusammen liegen Gl. namentlich
von zwei oder mehreren Kindern, die ruhig in einem
Bette schlafen GLSernft.; vgl. marflen.
Vom Zsliegen des Murmeltiers mit seinen Jungen in der
Höhle zum Winterschlaf. Vgl. bes. Tschudi, Tierleben, 5. Anll.
458 ff.
„Manggel m.", Dim. Munggeli: 1. kleiner Pfann-
kuchen, ein Löffel voll Teig in heisser Butter ge-
backen L. „Gericht aus Mehl, Eiern und Milch, in
Butter gebacken, womit die Landmädchen ihre nächt-
lichen Besucher öfters regalieren, zumal in LG." All
Tag Kafe, Dätschli und Munggeli und süst allerlei
für Gueteli. L Nachr. 1807. — 2. dickes, fettes Kind;
kleine, dicke Weibsperson L.
Wohl direkt vom Adj. ,niunk', aufgetrieben; vgl. das
Syn. l'/tuir. Das Sahst, Mungg kommt für L schwerlich
in Betracht.
munggel: düster. Tunkel und m. und 's M'etter
schniucll irie. Schuldiger Z (Hau.). Syn. mauggel Sp. 121.
mu nggelig: trübe, dunkel, unfreundlich, z.B. von
düsterfarbigen Kleiderstoffen Bs. Vgl. munggel i-hrnn.
mungge": 1. langsam und behaglieb kauen, bes.
heimlich, mit geschlossenem Munde, wie zahnlose
Leute Gr; GRh., Sa., \V. Syn. manggen. — '_'. un-
artikuliert, undeutlich reden, sei es aus Trägheit, Ver-
legenheitoder Verdriesslichkeit Ap; GRh.; Soh; Tu; '/■■
Auch im Geheimen Etwas über Einen reden Seil; Z.
338
Mangg— niiingg. Muiik — lmink. Maus— muns
:::;!
Svn. mtmgglen. 3Ie" munggel allerhand im Dorf.
Biedbkh. Was hast :' m.? G'seh, dass d' zue der
Silber Oppis redst. Sti'tz. Die munggel mit Not; Die
sehnablet für Drei; Diegisplet vmdhasplet; Die hockt
da wie Blei. MUsteri. Brautwerber. .Muken. manken,
gilbzen, hiscere, mutire.' Red. 1662. Ummcmungge',
unzufrieden, auch in Folge von Unwohlsein, sich
äussern Zg. — 3. trübsinnig dreinschauen Schw ;
.durch Geberden heimliche Unzufriedenheit verraten
AaF.-
A «ich bair. und kämt, in Bed. '2. Zur Etym. vgl. die
A um. zu Der Grundbegr. scheint das Heimliche
/u sein; vgl. ver-trvekt. Vgl. auch mauggel und mauggen,
mäuggen, ferner die Anui. zu Mungg-Or (Bd 1 416).
ver-: 1. Etw. verächtlich ansehen, verächtlich
von Etw. reden Sch (Kirchh.). — 2. nur als Ptc.
Vermungget rede" = munggen 2 Z. Nüd vermungget
hed-me' 's g'said: me' said-em 's frei und offe'. RBadr.
.Was sagten sie zu mir? Nichts. Höchstens ein ver-
munggetes .Ja, ja- mit scheelem Blick wurde mir zu
Teil.' Stütz.
Munggi m. : wer undeutlich redet; verdriesslicher,
mürrischer Mensch Bs; Scn; Th; Z, dummer Mensch
Bs. Svn. Manggi.
Dunggi-: Duckmäuser Bs. 's iseh naf* der glich
D. wie als Bueb. Schwzd.
munggigBs; Scu, g'munggig ZS.. „munggisch AaP.;
Scn; Z-: 1. unfreundlich, mit undeutlicher Stimme
redend, mürrisch „AaF.;" Sch; Z. — 2. = munggelig
BsStdt
Sturre°-Munggis = Minggis 2 Zu.
Zum 1. Teil der Zss. vgl. Sturm, Brei; Munggw wühl =
Durcheinander. Minggis steht im Ablautsverhältniss.
munggle": 1. .munkeln' Bs; GnChur; Tu; Ndw; Z.
Syn. mugglen. Wann si [die Frau] vom e" Chriesi-
wässerli g'mungglet hat, so hät-er [der Mann] g'säit:
es Brunnenwässern tuet 's auch. JSenx 1864. — '_'. un-
pers. Es mungglet, a) es wird dunkel Schw; vgl.
mauglen und maugglen. — b) es regt sich beim Volke
im Geheimen Unzufriedenheit Scnw.
Mit Bez. auf das svn. mugglen vgl. die Aum. za mäng-
gelen 11. Zu 3a vgl. Gr. WB. VI 2697.
ver- = vermänggelen 12 Z. Derigi l'srede" gibt 's
und d' Hauptsach tuet-me" r. Müll.. Jdgendschr.
müngg(e)le° = mänggelen II 1 Gr. — Dim. zu
munggen 1.
Münggeli = Änggcli (Bd I 340) BS.
Verhält sich zum vorangehenden Vb genau wie das syn.
Mänggdi (Bd J 340) zu mänggelen 11 1.
mnnggiere": refl. = muggieren B. Munggier dieh
numme" über mich, deretwege* machen ich 's glich.
Nur im Munde ungebildeter st. muggieren mit Anlehnung
au munggi u .
Mank - munk.
„mank: mangelhaft, defekt, nur von Büchern 1..
- Vgl. mangg.
Mans muns.
maus GrD., »iesGnValz., mäss THl'äg.: unträchtig,
vom Vieh. Nur präd. verbunden mit gän und län,
wie beim syn. gtdt Bd 11 236 (in GrD. flektiert ; mansi).
Syn. manssam. E" Cime m. In", eine Kuh, zur Scho-
nung, anträchtig lassen Gr. M. gä; von Kühen,
welche, wegen Sterilität, etwa während eines Jahr-
ganges nicht tragen Gr; TuTäg. Vgl. Mansi-Ghue
Bd 111 94 und Mansen 2. — Tir. „mir., bair. und kärnth.
mauz.
Manse" 1 Grü.; G; W, Mansche" Gr ObS., Mansi
Gr, Mäss Gl; GG.. T., We., Mos Gl: GW. (nasaliert).
Miss Gr, Meiss LE.; Schw; ZO., Meis Gl; „GT.;"
Schw; ZWyla, Mänsc" Gr. Masse" GrL., Nuf. Mose*
GrEIi., UVatz, Mise" GRHe. (nasal.), Valz., Mansch
Z n Wen.. Mäsch „B;" PP. (i*j, Meisch BE., Mänft)sche'
BO.; GnAv., D., L., Nuf., ObS.. Pr., S., Scuolms, Val.;
W, Meisehe' BBr. (#), Ha., R.j F; W, Mische BSi.
i nasal.), Sigr. (?) — f.. in „B; GT..- W. n., Dim.
Manseiji PAL, Mäsli GSev.. Mässli Gl; GA., Meisli
Schw, Mäschi BSa., Meischi BO., Schw.; W (auch
Meischelti), Meschi BSi.. Meischli EBr., oHa.. Man-
schen und Mänsehelti GrL., Mäntschli BHk., Mönsehli
GrAv.: 1. im Wesentlichen = Mansi-Ghue 1 (Bd III 04),
spec. das Rind vor oder (seltener) während der ersten
Trächtigkeit. aaOO., wobei nicht der Umstand, ob das
Rind trächtig sei oder nicht, sondern die Altersstufe
als geeignetster Zeitpunkt der ersten Trächtigkeit das
wesentliche Moment bildet. Daher oft ein scheinbares
Schwanken in den Angaben: .trächtiges', einträchtiges'
Kind und daher auch sogar auf den Stier angewendet;
s. Brand-Heiler (Bd II 1147). Vgl. die z. T. synn.
Gügger 2 (Bd II 196), Galtling (ebd. 237), Gusti (ebd.
494), Chalbelen (Bd III 221). .Mass heisst ein Rind
von ll/2 — 2'/2 Jahren, es sei trächtig oder nicht.'
Steinm. 180 1 (für G oRh.). E" trägendi M, Bind, das
zum ersten Mal trächtig ist Gr. Es g'üterts [gross-
eutriges] Meischi W. In GrD. die Stufe zwischen
Galtji und Zit-Clme. Für Gl gilt folgende Stufenfolge:
Chalb, liindli. Mäss (zweijährig), Zitchue (dreijährig),
Cime: für BHa. Chalb (im 1. Jahr), Järli'g (etwa ein
Jahr alt), Meisehe" (ungefähr zweijährig und nun
znchtfähig), Zitchue (im 3. Jahre trächtig), Chue; vgl.
Mansche*- Chnopf Bd III 7">2. In W auch junge Kuh
nach dem ersten Kalben. Das Dim. bezeichnet meist
ein einjähriges weibliches Rind BHk.; Schw; W. Syn.
Järli'g. In BSi. Meschi, pejor., ordinäres Stück, gegen-
über der Mische' (Dim. Mischeli), dem , braven- Stück.
.Hinter den Kühen und Zuchtstieren folgten Meischen
und junge Ochsen.' Schweizerbote 1819 (F Alpfahrt).
.Die Rinder werden bei uns gewöhnlich schon jung,
gleich nach dem ersten Erwachen ihres Instinktes,
als Määssen zugelassen, was auf die Viehzucht einen
nachteiligen Einfluss ausübt.' Gl Gem. S. Meinsch-
Vich Bd I 651, Brand-Heiler Bd II 1117. .Wann ein
Xachbur ein hübschi Zeitkue oder Messi hätte, selbige
sollend topplets Sümmerung haben.' 1080, GnAscharina
Alpbrief. ,Die Meiss oder Kalb.' 1703. Z Staatsarch.
.Die Messe habe das Alter von drei Jahren.' Gr
Sammler 1779. .Anstatt einer Kuh kann Einer zwei
Mäusen oder drei Kälber oder fünf Ziegen oder sechs
Schafe auf die Alp stellen.' ebd. 1783; vgl. auch Chue-
Essen, sowie Mäns-Bind, -Stier. ,Maisse°boden', Name
einer Häusergruppe in BGadmen, eig. wohl Weide-
335
Mans-
Maiiseh mansch
336
bezirk für Mänsen; vgl. Verheb- Weid. — 2. spec,
.galtes' Bind GnPr. Bind im Jahre vor der ersten
Trächtigkeit GrD.. vacea non fecondata PAL; vgl. das
(auch zu 1) syn. churw. ,ste'rla.' — '■',. a) übertr., kor-
pulente Weibsperson GoT. ; vgl. Muchel. — b) junge
weibliche Gemse. .Sollten sieh mehrere Mausen bei
einem Trupp [Gemsen] einfinden, so setzt es zwischen
den Inamoraten [Böcken] einen fürchterlichen Kampf
ab.' 1If.lv. Kai. 1783.
Die Form Manei ist, für sieh allein stehend aussi i di c
Zss. M.-Chue, nicht ganz zweifellos bezeugt. Die älteste
erreichbare Form bietet ,mensekalb' im Habsb. Urb., der
l'nil. ist also schon früh eingetreten; vgl. auch ,menskelber
Heisch.' 1111, Z. Bei der umlautlosen Form Überrascht
das Fühlen der Vocalisierung des n (vgl. Bane und Fromm.
VII 337; doch vgl. mana-eam) wahrend bei den nmgelauteten,
sowohl ein- als zweisilbigen, dieses Gesetz durchaus gewaltet
hat; ach und «« sind gewohnte Vergrößerungen, bzw. Ver-
schärfungen des a nach n Für die Etymologie drängen sich
zunächst das oberit. manza, bos nouduui experta tauruin, it.
biomo, Rind, und ,manzeta, vaccharella' (1422, Urk. bei
Monti) auf; doch verbietet der Umstand, duss dir Wort-
familie auch über Deutschland (zumeist in der einfachen Bed.
Kuh) und zwar bis in den Norden verbreitet ist, Entlehnung
aus dem It. anzunehmen; es werden vielmehr beide Sprachen
aus ein und der selben Quelle geschupft und die betr. WW.
ihren Ursprung in dem nilat. maneuetua, gezähmt, i. S, v. : au
den Pflug gewohnt, genommen haben; s. Kiez I 203. Die
Gewöhnung des Rindes zum Pfluge stimmt zu der unter J/. /
angegi benen Altersstufe. Die Einführung des lat. "W. aber
in die Volksspr. mag den (Benediktiner-) Klöstern zu ver-
danken sein, welche sich bekanntlich um Verbesserung der
Viehzucht wie auch des Ackerbaues verdient, machten. Sach-
lich und sprachlich interessant ist noch folgender Beleg:
,Pro cjualibet vacha 8 den., pro quolibet inauzo vel manza
6 den., pro quolibet negio vel negia I den., pro q. vitnlo
vel vitnla lactante 2 den.' 1358, TLocarno Zolltarif. Wie
weit aus einander die Bedeutungen sich entwickelten, zeigt
it.-comask. mannt, admittere vaccam tauro gegenüber dem
salzburgischen ,mänzen, eiue Kuh verhalten.' Über den Grund
hiefür vgl. Mannen I.
Fardel-Män(t)schen f. = Fardel (Bd I 995),
nach Tsch. weibliches Bind von seinem ersten Herbst,
nachdem es zum ersten Mal auf die Weide gegangen,
bis wenigstens zum nächsten Frühling Gr.
Mänsling Mänschlig GiiVal., „Maisehlig F" —
m.: männliches Bind im zweiten Jahre F. im dritter
Jahre GitVal. Das Kloster UwE. besitzt 1528: 41 Kühe,
1 grossen [ausgewachsenen] Stier, 5 grosse Ochsen,
1 grossen Zwick, 1 Zeitochsen, 2 Zeitstiere, 21 ,Meis-
linge' und 20 Kälber, Ansen. — Zur Bildung vgl. die
Synn. Galtling, Järling, Bürling.
mans-sam mausam: von einer Kuh. nicht mehr
trächtig werdend ]■'.
Millise" II f.: Koekärinel mit Spitzen, nur den
halben Arm bedeckend, frühere Tracht der W'alli-
serinnen W. Einfacher, ausgeschnittener .Tschopen',
Weste. PAmHerd. — Frz. manche; vgl. ,Frause' wxs'frange.
Mansester m.: brauner, zäher Bauinwollsammet,
gerippt, meist zu Bauern- und Arbeiterkleidern ver-
wendet X. Adj. mansestri". Syn. Bübeli-Sammet, -Zug.
Aus .Manchester', wo der Stoff urspr. fabriziert wind!.
niiiisen = minigen, .Geminset.' 1509, L l'rk. ,Was
si [die Schwyzer] wyter über die hochfirsten geminset
[Var. .geininget'], daran haben si und ir vordem das
gottshus übeniosscn.' Äg.Tsohudi. Syn. mimen.
Mansch— munsch.
G1 mansch n.: I. Gekaue, behagliches oder gieriges
Essen Gr; Xiuv. — 2. Speise, die man mit vollem
Munde kaut Nnw.
manschä'r e": essen GrI'i'.
Moderne Entlehnung aus it. mangiare. .Manschare", essen,
sich gütlich tun'; auch wienerisch.
mauschele" AiFri., mänschele* BoAa., mangst hie*
Bs, mantschle* SenSt. : essen und zwar wie kleine Kinder
AaFH.. sehr langsam (bei Tische) BoAa., schmatzend,
mit Beilagen Bs; ScuSt. — Dim. zum folg. Vb.
mansche" BG.; GrD., Fr., UVatz ; GMels, W.;
ScuwE.; Nnw; W, mantsche* ÄAKri., Leer.; BSi.; Gr;
Sru, mangsche' Bs: 1. essen, doch meist mit Hervor-
treten des Begriffes kauen BG., Si.; Y<): .Hl;" Gr;
Seil; W. ,S'i sind am Manschu*. Schi heint wenig
:' in. Ir miesst schö' m., wacker zugreifen. Er tmtess
immer Oppis g^manschel ha". Dann hetted die arme
Diebe' Nüd me" :' mansche" und :' muffele* g'ha: Ge-
spräch 1712. — 2. mit Geräusch, schmatzend, gierig
oder mit Behagen essen AALeer. ; Bs; GrD., Pr., UVatz ;
GW.; ScuSt. ; Schw. Syn. chnamslen, nätschen, baulcen.
Frz. manger, it. mangiare; auch bair. und Schwab, i. S.
von: unordentlich essen oder kochen; vgl. manschen bei Gr.
WB. Es scheinen sich übrigens frz. manger und ein deutscher
St. gemischt zu haben. Mangeehen ist jedenfalls jüngere
Entlehnung; vgl. , rangschieren' neben , Manschette.'
Manschette", in Ndw; Z älter Mansch,' tu* — f.:
I. Handkrause G; Z. ,2 l'ar Mangettli.' 1735, Omv
Bechn. . I >ie einfache sog. Engageanten oder Weiber-
Manschetten.' Bs Ref.-Ordn. 1758/62. Bildl. a) Ein'n
an 's Manschettli nie", ihm Handfesseln anlegen Bs.
- b) Manschette" ha" vor Oppis, Furcht, Scheu haben
vor Etwas Bs; GMels; Z. — 2. Manschetlini, Basen-
oder Halskrause am Hemde bei Manns- oder Weibs-
personen W f-
Zur Dehnung vgl. Fatzenitli, Glanet, Maleten, Baretli,
Stilet [Skelett]. S. noch Minschen. 1 b auch bair.
Man sehet ler: Gespenst eines Feudalherrn in
alter Herrentracht mit Manschetten, d. i. Halskragen
und -Krause. Er iimss wegen Ungerechtigkeiten um-
gehen und erschien oft zu Ross, von einem Gebirgs-
stock zum andern hinüber schreitend UIs.
Mensch, in AAtw.; Bs; B; L; S Manisch, sonst
Manisch: 1. m. (in Gr auch n.) wie nhd. allg. a) der
Mensch im Gegs. zum Tier. Wider M. si", nach
grossen Strapazen oder Zerstreuungen wieder zu Samm-
lung und Buhe gekommen sein, gleichsam wieder ein
menschenwürdiges Dasein führen Bs; Z. — b) als
schwaches, sterbliches Wesen. Mcn ist fnW) M., man
ist hinfällig, schwach, phys., geistig oder moralisch,
zur Warnung oder zur Entschuldigung gesagt '/.. -
c) uligeschwächt für Person, Individuum. Kei" (ke*J
M., stärker hei* Srlc"- (Aa; GrBi'.: G; Schw), Sterbe*S-
(Aaj B; Seil; S; Zl J/., (gar) Niemand. A"e/s .1/. hetti
g' glaubt, ilasa er im"' derva" chemii GRSchiers (Kuoni
1886). ,Ein ehrliches Mensch mag den Dieben, der
ihm gestohlen, angeben.' GrKIosI LB. In ä. Spr. als
II. in Belegen vom XIV. bis XVIII., z.B.: .Ein ieglich
in., das syn eigen brot isset.' 1464, ZRheinau Offn.
'Zwei oder drü mönschen.' 1529, Absch. (B). .Wüliches
möntsch zu seinen tagen komt, nämlich ein knali II
und ein tochter 12 jar. das mag testament machen.'
:;:;7
Mansch, mensch,
maisch, mönsch, munsch
338
1541, 1! Eq. ,Kin jedos M., Weib oder Mann, ob
1 1 Jaren.' Wurstisen. ,Starb ein Kind an der Pest,
wäre das erste M.' 1629, Schumi, Tageb. .Kin Betstatt
für zwei Mensch.' 1675, 0. . Jeder Pfarrer soll Sunii-
tag, Mäntag, Mittwoch und Frytag predigen, obsohon
nit mßr dann eins oder zwei M-en zuehörten.' B Syn.
172S. Oft mit Adjj. als blosser Träger des Begriffes:
Es frömds 31., ein Fremdling Gr. En ehruiikv 31..
ein Kranker Z; PI. ehrank Litt ; Tgl. .zuo einem sie-
eben m-en, das in krankbeit Iit.' ä. Z Chr. Ken guete"
.1/. ha*, keinen Gönner, Wohltäter haben Z. ,Ein
ieklich mönsch [Jedermann] nach syner vermügent
sülle sym herren undertenig syn.' XIV., Urk. (Öchsli
1891). ,l)er erber geistlich m. [Geistliebe, Mönch]
brnoder Johans.' 1336, Uw Drk. ,Ein altes M.' FWürz
1631. , Ein jedes gläubigs M. [jeder Gläubige].' FWvss
1 < >7;>. Bes. mit ,arm.' Das arm 31., der Arme, Unbe-
mittelte GrD. .Manch arm m.', mancher Arme. NMan.
,Es war mänigs arms mentsch, das vor den kilchen
sässe.' 1523, Egli, Akt. ,Mängsarmm.' 1524, Strickl.
— c) für Körper. De" ganz M. wasche* Z. Es tuet-mer
we am ganze' 14b, am ganze' 31. Stütz. — 2. aus-
schliesslich n., PI. -er, für Weibsperson, bes. Mädchen,
meist aus dem gemeinen Volk, a) erwachsene Weibs-
person, ledig, seltener verheiratet AaZ.; Bs;B; Gr; L;
G; Seil; Tu; W; Zg; Z. Durch Adjj. wie schön, wacker,
schlecht u. a. näher bestimmt. Es werchbers 31. B; Z.
E' bravs 31. Z. Di"s China hält au'1' gern en Ma'n;
ja wart, de miies'l dann g'ha" ha", torchtigs 31.,' Das
ist jets air'1 en erli'H 31. g'sf. Stutz. Es sübers
[schönes] 31., e" reehti Bonne' [Tanne]. Scuwzn. ((in).
Es arms, u'verrichts 31., arme, unbehülüiche Person
GrD. ,Vreneli, so hiess nämlich das grosse M.' Gotth.
D's Statthalters Frau ist recht es tolls [stattliches] 31.
BG. Mi's .1/., auch Anrede GitPr. ,Das M. geht mit
Sterben um.' Gl Jahrb. (von einer Verwandten, ohne
Missachtung gesagt). , Damals stund ein rotbackig M.
noch höher im Kurs als eine bleiche Granne.' Gotth.
,l>as erber geistlich mentsch, Schwester Katherina.'
1350, Uw Urk. ,Dis usserwelt m. [von einer Nonne].'
Auf. XV., G Urk. ,Du bist nit wirdig, ein semlichs
m. [eine Kaiserstochter] ze haben.' Moroant 1530.
, Jungs m.!' Anrede an ein junges Mädchen. KScumiu
1579. .Inzwischen ergibt sich das arme M. in des
Priesters Willen.' LLav. 1670; dafür 1569: ,das mä-
getlin.' ,AUe Welt liebet ein junges M., das scham-
haftig ist.' FWvss 1673. .Der Chorherr solle ein
ordentliches, unverdächtiges M. zu seiner Abwart an-
nehmen.' JMüll., Altert. ,Die Hürnerbeth, ein braves,
eingezogenes M.' HPest. 1785. ,ln Graubünden spricht
man von einer Gräfin: sie ist ein schönes, laides M.'
IIillmer 1793. ,Habe auch schon ein M. [erwachsene
Tochter]; ist Zeit mit der Geiss zu Mark'.' Museum
1794. Übergehend zu dem Begriffe der Geringschätzung
Bs; Th; Z. E* intest [mit einer bösen Zunge be-
gabtes] 31. ; e* grüsigs, schmutzigs 31. Tu. Iri Magd
sei es 31., de'' Tafel miiesst sich drab furche". MUsteri.
,Die andern Menscher' redet ein stolzes Weib verächt-
lich von den andern. Sintem. 1759. — b) Auf-, Kinder-
wärterin Sch. — c) Mädchen als Geliebte, Braut Aa;
B; Gr; L; G; Sch; Zg; Z. 's 31. und de'' Kerli, die
Brautleute, sagte früher etwa der Pfarrer. Er hiii es
31. an-em ScuSt. ; Z, aber auch i. S. v. Bed. d. Die
Bursche haben Menscher bi-n-ene" g'ha", sind mit Mäd-
chen spaziert GBcrn. E" 31. zueilte", heiraten GT.
Schweiz. Idiotikon IV.
Derl linden im Bernbiet, dert han-i1' es flßmtsch. L
Volksl. .Selbst meine Mutler «hang in mich, dass ich
heiraten möchte, meinte, wenn ich so ein rechts M.
hätte, würde ich anfangen hausen und arbeiten.' 1850,
Sn rz. Der Spinibueb gesellt, sich bei festlichen An-
lässen zu sim 31. GKh. Wenn ich nur d's Geld wider
hätt, d's 31. chönnt .st", wo-n-es wett, das schön Liedel
uergiss nit, lässt Gotth. einen Handwerksburschen
seiner frühem Geliebten schreiben; ähnlich Erzähler
1855, 266, einem verbreiteten Gassenlicdchen ent-
nommen. Wenn es reformierls 31. und en Katholische''
z'si'iine" hv/rati'd, dass die s'e'be" China aüeii-%1 uf de"
katholisch Glaube" zicki'd. Wolf. Bauerngespr. .Wenn
hiesige junge Gesellen sich an fremde Menscher ver-
heuraten.' 1762. L Batserk. S. noch Geiss Bd II 458.
— d) mit üblem Nbbegr., Dirne, Mätresse Bs; B; L;
G; Th; Z. ,Frau W. (gegen Meli aufspringend): Was
hast zu lachen, Mensch? Meli: Mönsch? Er möchtet
selber ei"s si"' B (Kosmopolit 1782). — 3. Dim., kleine,
schwache, unansehnliche Frauensperson Gr; L; Tu; Z.
En elends Mentschli. ,Er habe so einem aufgelesenen
Menschli [armen Mädchen] die Ehe versprochen.' Stutz.
Auch in üblem S. : ,Die ledigen Knaben würden keinen
bei sich dulden wollen, der ein Menschlein halte in
der Scbachenbütte.' AHartm. 1852. Aber auch zärtlich
von einem kleinen, schwachen Kinde Tu. — 4. als Zu-
name : ,I«ud. Grätzer, genannt M.' SchwE. Klosterarch.
Die Form mit U schon 13 IC, Urk.; 1419/1544, Schw LB.
Utr Vocal 8 für e tritt in den lietr. MAA. übb. häufig eiu
vor » -f- Cons. Schwanken des Geschlechts (in Bed. 1) 1488,
L Urk.; vgl. ,der(das) Mensch, Goni, homo mortalis.' Red. 1662.
E- n.: Ehgemahl. 31i"s E., meine Frau GrD.
.Einem bidermann syn toebter oder emönseben uf-
enthalten.' 1526, Egli, Akt. ,Des andren eemenschen
nit begeren.' OWerdm. 1552; = .Ehegemahel.' Herborn
1588. , Zwei Ehmenschen.' ApI. LB. 1585/1828, ebenso
B Gerichtssatz. 1615. S. in-gäng Bd II 357. ,Das Ehe-
mensch, so noeh im Leben ist, es sei der Mann oder das
Weih.' Gr VDörf. 1692. S. Morgen-Gab Bd II 55. ,So
ein Ehe-M. das ander verlassen.' BsGerichtsordn. 1717.
— Un-: 1. wie nhd. B; Gr; Z. Keis U., ein ordent-
licher Mensch, mit dem auszukommen ist GrD. —
2. gewaltig grosser Mann G oT. Syn. Un-Mann. —
Ganggel- n. = Ganggel 1 (Bd 11 363) B. ,So G-er,
die nur fürs Brauchen, aber nicht fürs Werchen waren.'
B Kai. 1889. — Häftli- n.: Zänkerin. 67 ist es H.
Sprww. 1869. ,Sie begehrt auf wie ein H.-Mönsch
(aufbegehrisch, trotzig Mensch).' Gotth. Syn. Häftli-
Macher. — Hag- n. : Landstreicherin Z. De chunnst
sn liederlich dether wie-n-es H. Vgl. Hag-Laster und
Ringli-31. — Harthänger-Möntsc h : schwierig zu
behandelnder Mensch B oHa. (Id. B). Vgl. hängen. —
Haupt-Mensch = Haupt-Kerl B. — Herre"- n. :
vornehmes Fräulein. Und wie si dünn so artig tuet,
grad ase", wie 's flnst H. Stutz. — Hüs- n.: weib-
liche Person, der man gegen gewisse Gegenleistungen
Unterkunft in seiner eigenen Wohnung gibt GTa.
Es H. zue-n-em ne". — Chuchi- n.: Küchenmagd.
B'schisst nit d' Frau, Sit b'schisst 's Chuchimöntsch BE.
— Chelle»- n.: mit hölzernen Kochkellen hausierende
Frau ZO., S. — C binde"- n.: Kindsmagd Sch.
Christe"-: wie nhd., oft für Mensch übh. Wie
es anders erlichs Chr. GrD. Kein Chr., Niemand Z.
,Was ein rechts ehr. ze tuen schuldig sye.' RGualtti.
:r,'.i
Mansch — um lisch. .Maust mnnst. Maut — munt
340
1555. ,Ein jedes Chr. soll sein Leben bessern.' G
Mancl. ICH. — Vgl. Christ 6 (Bd 111 S67).
Lumpe"-Mensch n.: schlechte Dirne Bs; Th; Z.
— Land- n.: Eingeborne Ar. S. Land. — Bure"- n.:
Bauerndirne Bs; Z. ,Es wurden Druckli mit ver-
schieden farbigen Bandern und Haarschnüren unter
das Volk geworfen. Das wäre dann eine grosse Freud
and denen Bauernmenschen eine gar beliebige Sach.'
1729, Obw Volksfr. — Bettel-, seltener Bettler- n.:
Bettlerin Aa; Bs; Th; Z. Es Mal ha* ivie-n-cs B.,
ein unverschämtes Maul haben AaE1ii\ — Brueder-
n. = dem Vor. Z. — Brögge"- (ö) n. s. gaugglen Bd II
170. — Kingli- n.: Dirne. ,Ob sie glaube, eine
ehrbare Frau würde neben ihr laufen im Bittgang,
neben so einem R., das Hochzeit gehabt hinter dem
eisten besten Hag?' AHartm. 1852. — Stadt- n.:
Städterin, im Munde der Landbewohner L; Scu; Z.
- Wibcr- n.: Weibsperson GlH.; G 1790. Syn.
Wiber-Voleh. — Wuche"- n. = Wucher-Magd. Gotth.
II 158. — Gottswille"-: bloss geduldete Person B.
,Wenn das Meitschi alle Tage hören müsste, wie es
nur ein G. sei, Nichts gebracht, also auch Nichts zu
sagen hätte.' Gotth. — Winkel- n.: Weibsperson,
die das Recht hat, lebenslänglich, auch bei Hand-
änderungen, im Hause wohnen zu bleiben ZWang. ;
Syn. Hüs-Stocli. — Wcrch- n. = Werch-Aderen (Bd I
88), bes. für Feldarbeit Ar; GnD., Pr.; Z.
nienscbele", bzw. -ö- = lütelen (Bd III 1527), den
Menschen verraten, entw. nach seiner Schwache oder
nach seinen Vorzügen Bs; B; „L;" G; Schj Th; Z.
's itlöntschelet halt auch bi-n-im, er ist eben auch ein
schwacher Mensch. „Er menschelet, fehlt, ist nicht
besser als Andere." In-ere" rechte" Hüshalti'g, wo 's
o [auch] mönscheli, da müess Milch si". Gotth. .Wenn
unser Betragen gegen sie [die Dienstboten] nicht tnön-
schelet, so mönschelen sie auch nicht mehr.- ebd. ,Es
gibt ein Volk unter uns, wo nicht menschelet, von
dem man glauben sollte, es sei innerhalb der Schwelle
des Kuhstalls geboren.' ebd. , Einer, der unsers Stands
[ein Geistlicher] ist und so gar menschelet, der ist
nit recht ein Mensch Gottes.' 1033, JJBkeit. .Wie
menschelet Dasjenige noch so gar, was an uns auch
ist am allergöttlichesten ! • JJUlr. 1727. ,In den Ge-
danken eines auch nur noch einicher massen men-
schelenden Menschen wird eine solche Sünde als greu-
lich betrachtet.' ebd.
Menschheit f.: grosse Menschenmenge. Das häd
e" M. g'hä* nf "cm Märt! ZZoll.
Un - Menschheit : unmenschliche Tat. Morgant
1530.
menschig: mit vorgesetztem Zahlwort, für so
und so viel Personen berechnet Z. Ein-, zwei-, drei-
menschigi Kafitiere*. E" zweim-s Bett. Es zweim-s
Beckeli, zwei Portionen lassend Z (Dan.). .Ein zwölf-,
zehn-, achtmenschiger Nawen.' L Ratsb. Hieher wohl
auch: .Swele nawer dehein nawen grösser machet,
denne zehen menstrig, der git von ieglicheni 1 pfd
pfenn.' um 1300, ä. L Ratsb. (Seg., RG. II 240).
un-menschlich: 1. wie nhd. allg. Spec. = «n-
christlich 3 (Bd III 868). ,Er hette mit der kuo un-
niönschlich geherde.' 1390, I. Burgerb. -- 2. Steige-
rungsadv. Mi'1' IUI 's unmönschlig nur". Jo.ich. Ins:;.
Minsche": PL, Manschetten Nnw.
„munsehele", mit haben: vollbackig werden [1.
reden?] VO; Z."
Viell., vorausgesetzt, dass zwischen « und seh ein den-
taler Explosivlaut hörbar ist. eine AM. von Mund; doch vgl.
auch die Gruppe muach.
(g') munschelig : 1. vollbackig VO; rZ." —
2. taumelig, verworren. En g-e* Chopf LMalt.
Mu n sc he" f.: aufgeworfene Lippen, Hängemaul;
Sauertöpflgkeil IT. E" M. mache*.
Maust munst.
Monster n.: Monstrum Ndw. De bist es wiests M.
Monstranz m., PI. auch -an.:: Monstranz Nnw.
.Stal den m.' 1523, Salat. — Zum Geschlecht vgl. Sen-
tenz, Passion, l.ün. Rebedaz.
Monstre f.: Musterung. ,Die nicht auf der M.
gewesen.' 1401, HSeevogel.
monstrieren: zeigen. , Beat, der will euch tieien.
den rechten Weg m.' <'osi. Beati.
Ge-mönster G'möster ApK., G'münster Gl; Gr
Schud. — n.: Ungeheuer, sehr grosses, unförmliches
DingAtK.; altes, grosses Haus Gl; altes, schadhaftes
Gebäude, Baracke Gr. — Ygl. Munster, moustruui, hui
Schni. -Fr.
Münster Muster, Monster m. und n.: 1. wie nhd.
,Das M. alneiben', eine alte Jungfer sein Bs (Spreng),
.has monster St t^uirin.' 1171, Bs Chr. , Unsers Grosse
Münster.' JJBitEiT. 1639. — 2. in Ortsn., z.B. ,(Bero-)
Münster' L; vgl. frz. Montier, roni. Mustair. ,Teufels-
M.'. senkrechtes Felsenufer am VwSee U.
Münstränt m.: Administrant, Gehülfe des Geist-
lichen bei der Messe S. Er het dürfe* go* Nuss »/'-
lesen i" 's Here* Hostet, wenn d' M-e* si abe*gusle*.
ÜWvss 1885.
m ünstriere": beim Gottesdienst dem Geistlichen
administrieren Scuw; S.
Mant munt.
Mantel m.: 1. wie nhd. Um en (ganze*) 31. ehelter,
wärmer U; vgl. Schöpen. D' Füsl nur under-em M.
mache", die Faust in der Tasche machen L. Under-em
M. stecke", (mit Jmdm) im Komplotte sein. Sulger. Er
macht dem M. Er, wo men-em a'hänkt, dreht den M.
nach dem Winde S (Schild). — 2. der (schwarze) M..
wie er bei feierlichen Anlässen, als Zeichen der Amts-
würde, der Trauer usw. getragen wurde; vgl. Ghragen
Bd III 700. In BStdt z. B. bis vor Kurzem bei Be-
erdigung von nächsten Angehörigen, von den männ-
lichen Taufzeugen, beim Abendmahl von den zudienen-
den Kelchhaltern getragen. .Der schwarze Mantel ist
nicht bloss Trauermantel, sondern eine Auszeichnung
der Vorgesetzten; ehedem trugen sie ihn bei jedem
Besuche des Gottesdienstes, jetzt noch, wenn sie zum
Abendmahl gehen.' Gotth. 's chunnt en längen Zug
von schwarze* Mäntle* dür°* d' Gass nf. mit dem
silbrige" Chrüs und mit dem Chrant am Sarg. Alpen-
rosen 1827 (BO.). Ähnlich bis um 1830 am Xs bei
Beerdigungen, wo am Werktag der schwarze M. als
langer Überwurf den Sonntagsanzug ersetzte. Bis 17^1
841
Maut, nient, mint, mont, munt
312
musstcn in I5St.it am .grossen Bott' sämmtliche Stuben-
genossen im M. nnd im Rabat [Beffchen] erscheinen;
vgl. B Taschenb. 1862, 104 und Bün-Marm. De" M.
a'legge; ein Amt bekommen; de" M. he'-legge*, <las
Amt abgeben; om de" M. chö", des Amtes entsetzt
werden Ar. Er wett lieber 1000 Guldi* ge", a's de"
M. a'legge" [Ratsherr werden]. Bürger- u. Badernfr.
1823 (Ar). Kim de" M. abzieh*, ihn vom Ratsherren-
amt stossen. Ndw Kai. 1873. ,So ein gering Mannli
vermöchte es nicht, ein Jahr lang den M. */.' tragen
oder im Genieinderat zu sitzen.' Gotth. Dass der Vogt
mit dem, der seiner Hülfe bedarf, einen Tag lang in
eignen Kosten reiten oder gehen mnss; .bedarf man
svn fürer, da soll man im den m. lösen [ihn im Wirts-
haus kostenfrei halten].' Seq., RG. I 380 (LW.). ,I>ie
bischöf wollend die Jurisdiction, da si gar nützit ze
regieren hand, inen falschlich zueeignen und an iren
na. henken.' 1530, Absch. Wie der Landvogt [im Tu]
an der Herrenfastnacht auf der Gasse ,über den m.
zännete und straekte die zungen ushin.' 1539, ebd.
IV 1 c 1073. .Wenn einer in ein fridbruch fallt und
überzüget ist, solle einem solchen weder tagen noch
m. under wärendem rat gelassen werden.' 1543, Scuw
LB. .Welcher one rock und m. für gericht kombt, der
ist 3 ß zu huess verfallen.' 1584, SchwE. Arch. ,Er
hali sein Lebtag g'hört, wer einer predig zuelosen
wolle, müsse auch einen M. umbhaben.' Schimffr. 1651.
.Wann Einer will ein Eid tun, stehet er auf im M.
und Wehr.' FWtss 1073. ,[Die Hausfrau nimmt dem
aus dem Gericht heimkehrenden Manne] den M. und
das Schwyzerdegeli ah.' JMahler 1074. ,In das Haus
Gottes soll man [es ist die Rede von den Mannspersonen]
mit dem M. erscheinen, als dem rechten Kirchenhabit.'
B Mand. 1080. .Weil die Bürger eine Zeit her ohne
Seitenwehr und Degen vor die Obrigkeit und zur
Predigt daher schlampen, da doch solches eine schöne
Freiheit ist, sollen sie fortan mit Seitenwehren, auch
anständigen Robatten und M. erscheinen bei einer
Buss.' 1702, AaL. Verordn. /Den M. [Insignie des
Untervogts] kann er [der Übervogt] mir ohne Klage
nicht nehmen.' HPest. 1790. ,Dass die Mannspersonen,
nebst ihren gewöhnlichen Kleidungen, an Sonn- und
Festtagen in die Kirche, so auch in die bürgerlichen
Gebote und für alle Tribunalien, Degen und schwarze
Mäntel, über das aber bei dem Gebrauch des h. Abend-
raals und als Taufzeugen beim h. Tauf, ganz schwarze
Kleidungen tragen.' Z Ges. 1793. , Die Schüler der Pri-
mär- und Sekundarklassen dürfen Kirche und Schule nur
in einen M. gehüllt besuchen.' 1810, Reolem. d. Schule
zu FRemund. Vgl. noch DHerrlib., Z Kirchengebr.
17öo, 14». Graue Mäntel trugen in Onw die .Siechen':
,Die Siechen sellent nit in das Dorf gan oder si hei-
gent dann die grauen M. an, sellent ouch in keini
Hysscr gan.' um 1612, OiiwSarn. Ratsbeschl. — 3. bildl.
a) Wolkenhülle. Die Berge haben einen M.; ziehn sie
ihn ab, so gibt es gut Wetter GSev.; vgl. Huet. —
b) an Gebäuden (vgl. Mantel- Huet Bd II 1789),
schützende Bekleidung der dem Wetter ausgesetzten
Seite der Scheunen, bestehend aus neben einander
aufgestellten, unten schräg vom Gebäude abstehenden
Brettern UwE. Diejenige Wand einer Burg, welche
zugleich Ringmauer und Mauer des Hauses ist SniSt.
,Die alte Wasserkirche in ZStdt wurde im Jahr 1479
geschlissen bis an den nach Norden stehenden Mantel
(Giebelseite).' VöG.-Nüsch. Die Wölbung über dem
Herde AALeer.; vgl. Ghämmi-Schöss. — 4. Dim. Miiu-
teli. Bildl. Der Sach e" M. umhänke" P>s, a'legge*
ScnSt., sie beschönigen. ,Wann es Junker antreffe,
könne man ihre Fehler mit dem M. vertuschen, mit
den Burgern aber fahre man am hin listen.' 1651, L
(Seg., RG.). Vgl.: ,Ich schryb offenlieh on allen mantel
wider dyn buech.' ZwiNr.u. Spec. a) i. S. von 2. .Felix
Schwarzen frow hat's [Nachtmahl-] brot verborgen
under 's m.' 1531, Egli, Akt. — b) weisser Brust-
einsatz, feingefälteltes Vorhemdchen, das die Mädchen
zwischen Götter und Brustlatz vorstecken li; S. Syn.
Culissen, Brust-Tuech, Vor-Bletz. ,Von dem sammtenen
Göller biengen zu beiden Seiten des schneeweis- n
Mänteles Silberkettchen' S. ,Elisi fragte, ob man
die M. droben [im Gurnigel] auch könnte waschen und
plätten lassen.' Gotth. — c) = Ess-M. B. — d) Stück
Zeug, das den untern Teil einer Maske (Mänleli-
L'trre'J, von der Nase an, bildet Bs. Wo der Sehorsch
's M. an der Larven üflipft, han-ieh si* vorg'schueht
Kinni g'seh. Schwzd. — e) = Frauen-M. L; Schw;
Xnw; Syn. frz. mantelet.
Über-. ,Die Dbermäntelein oder sog. Mantilles.'
Bs Mand. 1758. — Ess-, meist Dim. = Mues-Ueli 2
(Bd I 185) Bs; B. Mir [wir] Buche" hei" d' Essmäntel
umbunde" u*a de"" het eine'' müesse* bette*. Bari 1883.
Fech-. ,Zum veebm.', Hausname ZStdt, nach
1142. - Vgl. fielt Bd I 643.
Fuchs-. .Graue Fuchsmäntel (wahrsch. mit Fuchs-
pelz verbrämt) oder graue Mäntel mit weissem Futter
wurden als Staatskleid gerne getragen.' Ba XIV.
Für-: Vorwand. ,Ir dem wort on f. wichind und
demnach ouch tuind.' 1524, GSoherer 1859. — Viell.
dem syn. lat. praetexta nachgebildet.
Färb-: Mantel in den Standesfarben. .Die Amts-
bedienten zu Uznach sollen die Farbmäntel des jedes-
mal regierenden Ortes tragen.' 17-Y2. Absch. .Einem
Landweibel für den F. järlich 6 fl.' 1805, Gl LB. —
Kraue»- (Aa; Ap; Bs; B; LW.; G; SCBW; S; Tu;
Ndw; ü; Z). Üseliebe*frauem (ZcÄg.) -Mänteli = Ise"-
Clnüt 7 (Bd III 888). — Fress-Mänteli = Ess-M.
B (Tres-J; G. — Geifer-, Gäufer- = dem Vor., doch
nur für kleine Kinder. Säuglinge Aa; Bs; B; Ndw; ü.
Syn. Babättli; vgl. Geifer-Ueli Bd I 184. — Hof-
Mantel: vielfarbiger Mantel, den der Ammann des
Gotteshauses von Amts wegen erhielt. 1620, SchwE.
Klosterarch. — Hals-: 1. „langer, breiter Streiten
von Taffet oder Flor, den die Bauernmädchen und
Weiber um den Hals tragen Scn." Stickerei«" vo* Guld
und Süberräppli uf Brust und Bügge" und um Hdls-
mänteli. Schwzii. (BsL.); vgl. Göller Bd II 218. —
2. ein Stück der Männertracht. .Meister B. het mir
entpfollen, ir seiund im der halsmentellin nit ver-
gessen.' XVI., Bs. ,Die geistlichen Studenten sollen
des Spieglens der Hals-Mäntlenen und andren weissen
Zeugs sieh enthalten.' Z Mand. 1735. — „Herz-:
Herzbeutel, pericordium LE." — Hase°-Mänteli =
Fruuen-M. UwBeck. — St Johanns-Mantel. .Wie
nun Alexander zue Babylonien in einer gasterei vil
getrunken und im im spil heiss worden, ze trinken
üiess Herculis trunk, das ist, wie wir sagen S.' Tierb.
1563; vgl. Johannes Bd III 31 (Bed. 1 b Ende). —
Chilche"- = Mantel 2 G. — Kittel-: kurze, nur
wenig über die Hüfte hinunter reichende, meist durch
einen Gürtel zsgehaltene, am Rücken zugeknöpfte,
343
Mant. ment. mint, mont, mimt
!U
meist mit ganz kurzen Ärmeln versehene Schürze
oder Jacke dör kleinen Knaben HsStilt.
t'hut z-Mantel: Pelzmantel der Chorherren L
(Ineichen). ,Wie viel kosten nicht die Infulen der
Prälaten. Äbten, Pröpsten, Chorherren, Kutzmäntel.'
ClSchoB. 1699. — Vgl. Kotzen-Mantel und Kutz-Ilm bei
ßr. WB.
Liehe"- s.MantelS. .Nach und nach fanden die
Geladenen sich ein ; die Männer, mit Säcklein in den
Händen, in welchen die Leichenmäntel waren, standen
in Truppen zusammen.' Gottq. — Leid- = dem Vor.
Ps; L; S. F" Fenner het a"-me" Monetsunndig oder
höche" Firtig, wie 's G'rieht, der L. müessen a'leggen
und z' Opfer gö*. Schild 1885. ,Dass die Leidmäntel
nicht länget als andere Ordinarimäntel sein, und sollen
auch die Crespes nach den Mäntlen sich regulieren.'
B Ordn. 1728. Vgl. Gfd X 243. — ,Kauch-': Art
Priestenuantel. .Per Pfarrer im sog. von Goldstickerei
glänzenden breiten R. unter dem Baldachin.' Henne
1867 (ApL). — Landgerichts-: Amtsmantel eines
Landrichters, bzw. Landgerichtsweibels. ,Die Land-
gerichtsmäntel, welche grosse Kosten verursachen und
doch nicht getragen werden, sollen abgeschafft sein
und dafür Röckli nach Art derjenigen der Boten ge-
geben werden.' 1653, Absch. (Th). — Rigel-: Ver-
schalung der Biegelwand, welche einem Kalkbewurf
oder der Beschindelung zur Unterlage dient L; Z; vgl.
Mantel 3 b. — Seifer-, Säufer- Mänteli = tieifer-M.
Aa (Rochh.); B. — Silber- = Silber- Chrüt 1 (Bd III
907) BBe. — Schand-: Deckmantel zur Beschönigung
von etwas Schändlichem. ,Es ist kein list oder laster
so bös, es hat ein guet sehandmänteli überkommen.'
Ansh., Var. von ,schanddeckeli' (s. Laster-Huet Bd II
1788). — Scalette"-Mantel: bei Kirchgängen üb-
licher Mantel GRChurf. — Schreck-: Schreckmittel
SciiSt. 's ist nun en Sehr., e" lär Schreclcbüttli. -
Stefans- s. Johannes (Bd II 81, 1 b). — Stadt-:
angeblich gemeinsamer Mantel für eine ganze Stadt
(neckend). Der St. von ZRheinau hieng an einer be-
stimmten Stelle an einem Nagel, wo man ihn ent-
lehnen konnte (Dan.). Vgl. Stadt-Brillen. — Tau- =
Frauen-M. BO.; ScnwG. Syn. Tau-Seküsslen.
Türgge"-: Blatthülle am Maiskolben GftHe. —
Truel-, Triiel-Mänteh ■ = Fss-M. Bs. — Wetter-
Mantel: Vordach des Hauses (Rochh.).
Mantelette" f. (auch Dim. „ManteletiH"): 1. „alt-
modisches Staatscorsett der Damen Bs." ,Die Nacht-
rück und Manteletten.' Bs Mand. 1758/08. — 2. Man-
lallatji n., Serviette TAI. — Von frz. mantelet in Beil. 1.
Mantl.1, Mnulli n.: weite Jacke der Frauen, die
auf dem Lande allmählich die alte Tracht verdrängt
BU. — Frz. mantelet.
„Mäntele"1", Miinteli f.: Schirmwand aus leich-
tem Täfelwerk über einer anderen Wand oder Mauer F.
V M. täfele* mit runde* Schinle* [Schindeln]; vgl.
Iligel- Mantel.
üs-mäntele": der Hülle entledigen. Türggen üs-
mäntle* Gr; vgl. Türggen- Mantel.
vermänt(e)le": bemänteln, verdecken, beschö-
nigen G; SB., NA.; Nnw. Syn. ver-mänggelen 1. .Ihr
band erfahren sein Allmacht, wiewol ihr 's wemlt der
Zauberei zumessen und vermäntlen frei.' GGotth. 1619.
, Fehler verschwygen, vermindern, vermäntlen.' 1651,
Seg., RG.
ver-ming-män tele" Z (Jucker), rer-mit- Sli.
NA. = dem Vor. Syn. vermingg-mänggelen.
v er- deck- = dem Vor. W.
mantiniere" : ahnden, rügen Scnw.
Auch Bsterr. Eig. handhaben, von it. mantencre; vgl.:
,Das Feld wider <l<:s Rheins Überschwemmung mantenieren
[behaupten].' Sererh. 1742.
ment, Interj. 1. des Erstaunens, der Verwunderung.
Poti M.! Ap; B; GT. (Brägger) ; Sch; S; Tu; Vw; ZO.
Alur poti M . jel : isch 's Für im Dach g'sl" '. Hofst.
1865. ,1'otz M.. das zog!- B Kai. 1889, Potz Tüsig Mänt
ännelil B hE. In dem rätselhaften : I Tüsig mentscheni
i. was /'in i'1' ä*? (Schwzd. 29, 43 aus GrPi'.) scheint
Anlehnung an Mensch angenommen werden zu müssen.
Vgl. inhin Bd II 1330. ,Botz mänt! wie wird er süx
ussg'se!' Com. Beati. — 2. der Beteurung Z. lrh Im 's
wwrli niid 'tön, l>im Ment nüd! ZWettschw.
Euphem. Verkürzung aus ,Sakerment', indem mir die
Tonsilbe blieb. 2 viell. Verhüllung für bim Eid.
g' wal ts- tuen tig: Steigerungsadv. GTa. Q. gross.
Syn. g'walts-wächtig.
Ment: Gedächtniss, in den Verbindungen: Chönne*
in M., auswendig wissen; studiere" in M., auswendig
lernen PA1. — • It. o mente, auswendig.
Meute" f.: krause Münze. Mentha crispa BO. E*
tschuppe* ruppi M., eine Handvoll rauhe Münze B
Gadm. — Die lat. Namensform wohl aus der Apothekerspr.
Pro-: 1. Waldmünze, Mentha silv. Sch. — 2. Kuhr-
Üohkraut, Pul. dys. Sch. Vgl. Pro-Müms.
Montafiltier. Muntifuner m. : leichte Schelte auf
einen gutmütig-einfältigen Menschen Z rS. f
Männer aus Montafun kommen als Maurer und Bog.
Chabis-Schniitzler in die Ostschweiz.
Mu n tafüneri" f.: Kuh von Montafüner Rasse
GeD.
in Hill en : ein gewisses Kartenspiel machen. Der
Narr zum Pfarrer: ,Du füllst dich tag und nacht voll
wein und sitzest keisem, mundteii, flössen.' XVI.,
Mellinger Narren beschw.
niuiiter. Comp, mit und ohne Uml. : 1. wach ,Ap;
Gl; Gr; Sch;" Th; Z. Scho* m.? Grussfrage am frühen
Morgen. — 2. von frischer Gesichtsfarbe AaLcci'. ;
von blühendem Aussehen, fett Ar; BE.. Si. ; L; Nnw;
U; W; Zg; ZWäd.-Bg, 0. E* m-S [syn. tolls] Ching
BE. En montere* [kerngesunder, beleibter] Bueb Ar.
Er hei es m-S Üssehe*, ein gesundes, korpulentes Aus-
sehen MSi.; Z. Übertr.: en moniere' Bomm. ein kräf-
tiger Baum Ai'. — 3. recht, gehörig, wacker. Derigi
montri Manne" [wie die Appenzeller bei Novara].
SciiwEiz.EiiM. 1891 (Ar). Monter und brav, in jeder
Bez. recht und redlich G. Bis in.! führe dich ordent-
lich auf (zu einem kleinen Schreihälse) ZW. Da' ist
iet e* tolls Lied, e" monters [comme il laut) Lied!
AHalder 1839. — 4. Adv., tüchtig, recht, viel. Syn.
wacker. Es git m. <>l>s. I,h ha" m. g' schlafe*. M. ril
Lüt, eine ziemliche Anzahl Leute GTa. Et chtmd
monier Gild ober. M. plätre* | weinen]. Do heil 's
Hur-, m. Chrömest m.S kaufst du biavV ilrussfrage
auf dem Markt. Bist e'frede*? J<>. m.nndbrav [sehr
wohl] Ar. So, so; monier ond brav! ganz recht! zu-
stimmende Erwiderung auf eine Eröffnung. AHalder.
Vgl.: Hand [die Panzer] eireg (/'/'"'■ dnss si mnnlirs
345
Mant — nullit. Manisch -in mit seil. Mauz
846
Ding [tüchtig] laufe" könni'd. Gespr. 1712. — Vgl.
Ultimi' ri<f.
luirli-, purli-: ganz gesund und frisch, an Körper
und Geist, und 'leshalb frohen Humors GF.j 'In; /.
"Et ist wider h.. nach überstandener Krankheil /-.
Hit! bnrrlim. .' Zuruf ans Pflugvieh. KMeykr 1844.
lini'li- aus ahd. hin--, /nullit, hoch? Vgl. Ühll. burlen,
antreiben, necken, und bvrren bei Gr. WB. 11 ölö; anch den
alten Geschfitznamen bttrlebaue aad bes. huHiburli, [nterj. der
BUe. ebd. IV •_'. 1907.
muntere": 1. zu Kräften, blühendem Aussehen
kommen, leiblieh gedeihen, dicker werden L; Uw; U;
ZWäd. Syn. braven. — 2. aufwecken, ,0b sach wäre,
das er [der Wächter] für sehe oder schmackte, soll er
die lüt an denselben enden munderen und ufwecken.'
1581, LBerom. (Mscr.). - Mhd. mundern in Bed. 3.
munterleeht: munter. .Xur m.. Meister Hans!'
A 1 1 » R 1 m .
Mü uteri f.: gesundes Aussehen, Fettigkeit Uw.
montiere1 BStdt, mundiere' BE.; L; Sch; Scbw; '/.-.
montieren, kleiden, ausstaffieren, z. B. einen Soldaten
mit der Uniform. Jetzt werdeH d' Soldale* rom Städ
mundiert, früener händ-se-si"* selber müese* m. Jii
junge* Litt si"' tüsigs nett muntiert, das junge Ehe-
paar hat sein Haus ausnehmend geschmackvoll ein-
gerichtet BStdt. , Pferd, das mundiert ist zum Streit.'
FVYyss 1673, .Im li:97. Jahr ward unser Regiment
neuw mundiert. Die Mundur hat gekostet wie folget.'
1(597, Z Mscr. — Von frz. monier.
über- (in ZBenk. -mandiere"):. überladen (mit Ge-
schäften), überanstrengen ScnSt; ThHw. (retl.); ZBenk.
Die Ausweichung von t* zu a ist bei einem Fremdwort
begreiflich, zumal in tonloser Silbe (vgl. bei Muntür); viel].
liegt aber in dem vorliegenden Falle frz. mander zu Grunde.
Muntieri°g Bs; S. -ml- Bs; Z — f.: Montierung,
Kleidung. Die neui M., wo der Schnlder so schön
Vstichlet het. Joachim. Obertr. und halb scherzh.: Am
Morge" 'prüglet, ~" Mittag g' schwellt und :' Nacht mit
der ganze* M. ufg'steUt ZSth. (Kartoffellied).
Muntü'r T5sSt.lt; GW., Montur GRÜhS., Mundur
Aa; Ai>; Bs; L; G; Th ; Z, Mandür GaVal. — f.:
1. Montur, Uniform. Soldaten in alle" Munt urt".
Breitenst. Wie händ d' Mundurc" g änderet, nur sid
i"* weiss! G Kai. 1885. ,Albez hat man in der ML
Hochzeit halten müssen, jetz ist jeder Hudel gut
genug.' Gotth. Aberglaube: Wöchnerinnen zogen bis-
weilen eine M. an, um Kraft zu gewinnen B (Gotth.
XXH 103); ZO. ,Dass kein Gemeiner sich ein ander-
färbiges Kleid anschaffen solle, er sei dann mit einer
Militärinondur schon versehen.' G Mand. 1778. Auch
Ausrüstung des Pferdes: ,Ein Pferd sammt Mundur
und sonst drei Sättel.' 1712, G Bechn. — 2. übertr..
scherzh. a) vom Gefieder eines Vogels Gr ObS. —
b) von der Schale der Kartoffeln. Herdöpfe! i" der 31.
Ar: G; Z. H. mit (sammt) der M. esse" VO; Gr; /..
Herdliirre" ijit 's au''' für en ledere* Pur, mir [wir]
essi'd s' am liebste* mit sammt der M. Hafl. 1813.
Frz. monture, Ausrüstung; spec petit* m. in Beil. 1. Zur
ganzen Gruppe vgl. Weigand, WB., zur Erweichung des t
l " ndi nt, n ndü n n u. a.
Manisch — muntsch.
Vgl. ih. Gruppe mansch usw.
Mantsch m.: derb für Salomon GlH.
v e r- manische" : zerquetschen BsStdt. Die Erdberi
hesch aber nid guet verpackt, si sind gan vermantscht
a*lco". -- Vgl. .manschen' bei Gr. WB. VI 1606.
Mhitschi n.: derb für Salome GlH.
muntschele", „munschele* F", muntschle* AALeer.,
müntschele* B, „müntschle* B; Gr; LE."; 1. küssen.
aaOO. (ausgenommen Aa). ,Es soll ihn ungescheut
gemünsehelt haben.' Gotth. .Es mache Nichts so
durstig als das Müntschlcn.' ebd. — 2. schmatzend
kauen AALeer.; vgl. münzen.
er-m ün tschle": abküssen B (Dan.). ■
„muntsehe" BÜ.; F; \V-, muntscliene" _FO.;-
W, müntsche* B; „Gr; LE.". müntschene* HSi. ; „Gr
Eh." = mtintschelen 1.
er-müntschen e° = ermüntschlen BBe. (Dan.).
Muntschi „BO."; GrAv.; P; W, Mümtschi A\St.;
B; GfiFläsch ; L; S — 11.: Kuss. Syn. Schmützli.
Eig. Dim. zu Mund wie lafc oscnlum zu os; vgl. hd.
Mäolchen. lu der Form mundzi aueh ins Patois von u\V
eingedrungen. Seh Vergröhernng von ».
Haut schi-Muntscli i: Handkuss W; bes. das
Küssen der eigenen Hand. Zu einem Kinde sagt man.
bevor es ein Geschenk abnehmen darf: Gib-mu [ihm]
z'erst H.l
Nunne"-Müntschi: Kuss durch ein Gitter, beim
Pfänderspiel B.
Manz — münz.
Manz: Personenn., Amantius S.
Her Z Geschlechtsn. M. ist alte Koseform von ,Mann-
hard'; vgl. Benz aus Bernhard.
Manzele" Aa um Aar.. oF.; L; Schw; SNA.; Zc.
Mansele* AALeer., Manschele* AAWohlenschw. (auch
zsges. M.-Blueni) — f.: gelbe Narzisse, narc. pseud.
Syn. Bächtelen.
Zur Erweichung des z vgl. Franse», Grense*. übrigens
legt die Ähnlichkeit der Blume mit einem Spitzärmel eine
Ableitung von Mausen II nahe. Der Wechsel von «. z und
ich hätte dann in Frame* (Bd I 1310) vollständige Analogie;
vgl. aueh M.-Bluem, frz. manchetU (dt la Vierge), Zaunwinde.
Manzi m. : Amantius S.
M an z i n. : Amantia GSa. ; U.
manzig, un-, gross-: ungeheuer (gross) Ac; GRh.,
Stdt. Auch Steigerungsadv.
Von frz. immense? Das einfache W. wäre dann Verstüm-
melung. Vgl. auch (y'walta-Jmentig.
münze": zanken (von Hausgenossen) BBrisl.
Mänzerli: Emanuel BsStdt.
Menz m.: Clemens L; S; „Zg."
Menz f., Menzi n. : dementia, Emerentia, Cle-
mentin« L.
ver-menze": Allerlei, das zum Haushalte gehört,
hinter dem Kücken des .Mannes zu Held machen S
Biberist. — Wohl eine Abi. mit x von ,mangen', Klein-
handel treiben.
347
Mauz, monz. niinz. monz, münz
348
Minz G„Rh.,° Sa., Minze' Gr UVatz, Dim. Minzeli
Gr DVatz; GSa., MinziGn: 1. Lockruf und Kosename
der Katze: Miezchen. aaOO. Syn. 7.'i/m'. — 2. (Dim |
Kätzchen der Weiden, z.B. von Sal. capr, GSa. Syn.
Büseli. - Vgl. ,Micz' bei Gr. WB. VI '2183.
lmnzeii = Htatxrn .Von der züg wegen, won da die
öltest und best kundschaft geseit hat, das die selben
züg zne den obgenanntcn fachen von alter her geminzet
und beworben syen, do sprechen wir, dass H. und
syn nachkommen die selben züg söllent und mugeni
minzen hinnenhin als unzhar.' 1411, GRapp. Schied-
spruch betr. Fischenzen.
wie mtme" vermittels)
Abi. von min vermittelst z,
Minzoten: Stangenbohnen \V. — Vi
frz. Patois
minzzi toi (mangez tout) ; vgl. Alh-guel Bd II 543.
Mhizi: Hundename U.
liiienzc": lästig schwatzen, namentlich von alten
Frauen Gr ObS. Syn. rinecn.
iiniiizen. in Ap mnnze", in G auch münze*: 1. kauen.
a) mühsam kauen, wie Zahnlose ZEls., heimlich kauen
/,(). 's Chind münzet noch alliwll a' dem" Stücklene*
[Schnitzen], wo-n-em g'ge* hä" ZPfäff. — b) vorkauen
und aus dem Munde zu essen geben, vorkosten, zumal
Brei den Säuglingen Ap; G; SchwMuo.; Thj '/,. Me*
muess-em [dem KindeJ au'* eister Alls m., es wott neue'
iml recht leren esse' SchwMuo. K" Müesli, Blueme'mel
nun ß nstc", g'munzet gend-si [die Bienen] de" Jungen
uf'sZüngli. Schwzd. (G). ,Es [das ,Taubenmännlin']
gibt den jungen gesalzne erden, so es inen die ge-
munzet mit dem schnabel eingegossen hat.' Vogelb.
1557. .Mundsen, münzen, vorkewen, mandere, prae-
libare.' Eed. 1662; ÜENZL. 1677; 1716. Vgl. noch vor-
iliiineii und Chüweten Bd III 582. — 2. undeutlich,
unterdrückt, heimlich reden '/,. Syn. munggen. Was
munzist auch? Bed, das'-mer 's verstöt ! ZPfäff. ,Da er
[der Fremdling] gefraget worden, was Lands er sei,
münzet und verhelet er Nichts, sagt unverholen: Ich
bin ein Hebreeiv FWvss 1672. - ■'>. „küssen F." Syn.
mimischen. — Vermittelst - abgeleitet von Mund. Zu -'
vgl, die Anni. zu hanzlen Bd II I ITT.
in-: (Vorgekautes) in den Mund geben. .Alles
das. so der alt storch mit grosser arbeit zuesamen
gelesen hat, dis teilt er alles fein ordenlichen aus und
münzet es inen [den Jungen] ein.' Vogelb. 1557.
Übertr. .Münzet und giesset den Kinderen mit der
.Muttermilch gleichsam ein das liebe Gehet.' AKlingl.
1688. — vor-: vorkauen (den Kindern) G; Th; '/..
Auch übertr., vorsprechen, gleichs. einstreichen, ebd.
Me" muess Dem Alles v., Der ist so ungelehrig, dass
man ihm Alles (zum Nachsprechen, Befolgen) vorsagen
nmss. , Pilatus münzet ihnen gleichsam vor, was sie
tun sollen, und spricht: Wollt ihr, dass ich den König
der Juden los gebe?' FWvss 1650. ,l>ie Heiden haben
gepfleget, die selben Sachen, um die sie gebetet, mit glei-
chen Worten ihren Göttern vorzuinunzen.' JUi.r. 1727.
Münze", „Monze f.: Wange; Kuss F."
in u nzene": küssen F.
Munzi n. F (auch -/<-); PAL; W, Dim. Munzeli
AxLeer. = Muntschi.
munzle" Gl, münzte* rGL; GG., oT. = münzen Ib.
Auch übertr., mundgerecht machen, auf die Zunge
legen; wofür auch vor-münzle* Gl.
Münz 1. in AAFri.; Bs; PAg.; S n., sonst f.:
1. gewöhnlich coli., (Scheide-)Münze, kleinere Geld-
stücke, im GegS. zum groben Gelde. allg. M. ha",
scherzb., reich sein Bs; Z; vgl. Batzen. G'spallni .1/..
kleine Geldsorten ZAnd. Gha**st-mer M. ab", wech-
seln? Tu; Z. /■'' wiU-der'sM. verlese*! Drohung Bs.
Und 's Ander a* M., ironische Erwiderung auf eine zu
tief gegriffene Kostenangabe oder Berechnung Tn; Z.
S. Gelt Bd II 239. ganz. ebd. 386. Yerhasst nie die
cüte" [ausser Kurs gesetzten] M-e". Sprw. D' M. findt
einlud (sich), gemeine Leute linden einander GBern.;
SeHSt. .Wir wend d' Juden lehren, was d' M. gilt.'
Holzw. 1571. .Diejenigen, gegen welichen ihre Schuld-
ner sich in grob Gold oder Silber verschryben müssen,
da sy aber nur geringe M. empfangen.' B Wuchermand.
1613. ,Hab heut ein Haufen ziimmen zellt. Duggaten,
Ziginen, Sunnenkrnnen. auch gueten M.: Batzen und
Dicken.' 1662, L Schausp. ,Also muess sich einer
schicken können, wann er der leichten M. nachziehen
[betteln gehen] will.' S Kai. 1709. — 2. übertr., Ho-
llen Z. Wim de' M. ne", ihn kastrieren ÄASuhr.
Das Ntr. nach ,Geld', das Masc. schon ahd. (in der Be-
schränkung auf ein einzelnes Stück).
0- Bs f. Un- Aa: die Spruchseite, der Revers
einer Münze, im Gegs. zur Bildseite (Münz). Nur in
dem bekannten Spiel der Knaben (s. münzlen II I. bei
dem mit der Frage: Miur. oder Ömünz? (Spreng),
Wettere* [von welcher Art] vi"t. M. oder U.? (Aa)
Münzen (in Aa auch Knöpfe, deren verkehrte Seite
U. heisst) emporgeworfen werden, die je nach dem
Erraten dem Gefragten zufallen. Der Verlierende
tröstet sich etwa: Münz ist M., wer'shät, der günnt 's.
Iiocnn. 1857. S. noch scliilile" und vgl. das entspre-
chende engl, head »r tau? Kopf oder Wappen? Bei
der Geburt eines Kindes fragt etwa ein Vater: Isch 's
M. oder 0.? d. h. ein Knabe oder ein Mädchen?
Spreng. ,Wenn man sie münzelte, sie fielen alle nn-
raünz, hörte ich jüngst einen Bauren von einer ganz
verderbten Haushaltung sagen.- Moral. Beob. 1757.
— ö wahrseb. das alte Prüf, ff; s. Ann), zu am.
Hand-: kleine Münze. .Hing.- H-e.' 1620, Absch.
,Hand- und Scheidmünzen.' B Mand. 1729. Kapi-
ziner-, in der IIA.: mit K. zale", blos< mit Worten
danken L (Ineichen). — (Mi lütt er- n.: verächtlich,
kleine Scheidemünzen SBib. Syn. Späuz-M. —
Chrucke"-: schlechte, kleine Münze, wie man vor
1850 die Menge hatte B. — Laufen burger-: wort-
spielend, laufende Schulden ScnSt. (Sulger). Vgl.
Laufenburg Bd III 1142. — Länder-: Münze der
.Lander'. ,Der Ducate ä II. 4, 1 ß, der Louisblanc ä
11. 2 oder man wolle ßiessli »der I.. geben.' 1721, Z
Wtbur Kaul'br. .Alle sog. Luzerner- oder L-en sind
[in der Grafschaft Baden] verboten.' IT')'.'. Absch. —
Markt-. ,10 pfd gewonlicher merktmünz [als Busse].1
vor 1313, Aa W'st. — Scböl'-: altes, abgeschliffenes
Geld Bs. — Späuz-: verächtlich, kleine Scheide-
münze, Kupfergeld Z; Syn. Chlütter-M.
münze": Geld hergeben zum Bezahlen Nnw. Syn.
blechen. .Wir haben von meinen Gülten m. müssen.'
Nnw Kai. 1889. — üs- BHk., füre*- Ndw = dem Vor.
Syn. üsolechen.
Eigen-Münzer: wer auf eigene Faust münzt,
Falschmünzer. Alle Orte sollen auf die ,E. und Ver-
Wechsler des Grits' lleissig Aufsicht halten. 1652, AiiSCli.
349
Mauz — liiiinz. Manzg munzg. Mapp mupp. Mapf — uiupf
350
Münzerich m.: Liebhaber alter Münzen, Münz-
Bainmler Bs (scherzh. spöttisch).
münzle" II: mit Knöpfen (s. Unmünz) spielen
AiWohl. S. auch Moral. Beob. 1757, 116.
Münz II f., meist PI. -<", in Lisi.. Münzt a.: Pflanzen-
naine, Münze. 1. a) Ackermünze, Mentha an. Scuw;
Ndw. — b) krause Münze, M. crisp. BsL. Syn. Pfeffer-
M, _ c) gem. Dosten, Orig. vulg. AASiglist. — '-'. mit
adj. Zusatz. ,Edlc in., raenta.' Mal. Uel"i M., Floh-
kraut, Pul. dys. GWe. Ruppi M. I!. roti M. Schw =
M. 1 b, als magenstärkendes Mittel gebraucht. Wildi
M. ai M. silv. Bsj I.: Schw; Obw; ü; /.. .Mentastrum.'
Mal. — b) M. hirs. ÄAKlingn. - c) = M. Ic Obw. —
d) = <jil'ri 31. Aa.
Allmeind- = M. 1 a UwEmmetten. — Fisch-:
Pfeffermünze, Mentha pip. Bs. ,Es seien von den
besten Fischmünztäfelein.' Breitrnst. ,Menthae, F.'
Bs Apothekertax 1701. — Garte"- = .1/. / b Ndw.
.Gartmünz, menta.' Fkis. ; Mal.
HBrz- = Fisch-M. LE.; SciiwMa. — Von den herz-
förmigen Blättern.
Jätt- Jäd- = M. la LW.; ScawK.; I . Als Uu-
knuit so benannt.
Chue-: 1. = M. 1 a GMarb. — 2. = wildi 31. 2 a
G uKh.
Kar- Münzli: Pfeffermünztabletten GRConters.
— Aus Calaviintka?
Chorn- Münze": wohl = .1/. / a L (Ineichen).
— Chatze"-: genereller Name verschiedener wild-
wachsender Pflanzen aus dem Geschlecht der Münzen
Aa; L; vgl. Ross-M. Spec. 1. gem. Katzenmünze, Nep.
(früher Mentha) cat. L. — 2. = 31. 1 a AALeer. —
3. Wassermünze, M. aquat. Aa; L. - 4. = irihli M. :' n
GWe. Sie gilt als verwünschtes Kraut, das nur an
gewissen Tagen und in gewissen Zeichen, die aber
unbekannt sind, ausgerottet werden kann. Wartmann.
— Chlöbcr-: klebrige Salbei. Salvia glut. GT. —
Chrüsel- = M. tb LE.; SchwMuo.; Ndw. — Bach-:
1. Benediktenkraut, Cnicus ben. ,Benedicta.' Ebingeh
1438. — 2. = Chatzen-M. 3. .Sisymbrium.' Mal. —
Berg-: Steinquendel, Bergthymian, Thymus acinos.
IkKii.; Mentha L (ineichen). — Biss- = Lüs-Chrut I
(Bd III 900). Schulze. .Staphis (agria) in den apo-
teken, herba pedicularis, leussomen, pituitaria.' Ems. ;
Mal.; Henzl. 1677; 1716. — Pro-: 1. = Pro-Menten I
G. — 2. = Fisch-M. G (Gütz.).
Ross-: Bezeichnung der wildwachsenden Münzen-
arten ml. münzenähnlicher Pflanzen. 1.= Chatzen-M. :.'
Aa. — %.=M. 1 a AaEIh-., F., Leer.; LHitzk. — ::. wildi
R. = wildi 31. 3 li AAGeltw. — 1. = wildi M. 2 a LE.;
SG., NA.; ScuSchl.; Ndw. — b. = M. 1 c AARemig. —
6. gem. Wolfsfuss, Lyc. europ. AaSIus; L. — Rom bc-
Eeichuei das Wilde; vgl. Roas-Veietli, -Fliey, -Chümmi, -Cheste*.
Stei"- = 31 1 b L. .Nep. cat.' JJNüsch. 1608. -
Stink-: 1. = M. 1 a AASins; LE.; ScHwMa.; Tu. —
2. wildi St., Wirbeldosten, Chenop. vulg. Aa. —
Wasser- = tjeli 31. ÄAKlingn.
mlnzge" = minzen. .[Ananias und Sapphira] die
nach menschlichem Urteil kein grösser Übel begangen,
dann dass sy etwas Wenigs ihnen Selbsten geminzget
von dem, das Solisten das Ihrig war.' JJBreit. 1634.
.Christus mag wol leiden. <la<s wir sie [seine Heilig-
keit] durch den Glauben meinzgen.' FWvss 1670.
.Meinzge Keiner ihm selbst zu vil Gewalt.1 ebd. 1673.
- Aus ,„ii<:.i>i> n ; Vgl. i'i S ■/' "
Map, inep, mip, mop, niup, bzw. mapp usw.
Mappe" f.: Landkarte. .In den welttatleu . so
yetzund überal uf tüecher aufgezogen, m. genannt
werden.' Tierb. 1563. In einem Grenzstreit wird be-
stimmt, die in Händen Nidwaldens und des Gottes-
hauses Engelberg befindlichen Mappen sollen dem
Vergleiche gleichförmig gemacht werden. 1 7'_". '. Abscu.
ltioppcr: munter TiiPfyn.
Viril, aus muckber (Sp, 143) durch Assimilation; doch
macht schon der Voc. Schwierigkeiten, 'la die betr. M \. *>
für ci nicht kennt (wie z. B. Ap; oTh).
Mopper Ap; Bs; L; Z, 3Lijipi Bs; U, Mopper Z,
Möppi Ap; U; Z, Nopper AaBd. ; L; SchwMuo. —
m., Dim. Möpperli, Nöpperli, in Bs auch Möppertli:
1. Mops. aaOO. Hund übh.. bes. kleiner L; Schw
Muo., in A.vBb. nur in der Kdspr. Auch Mopper-
Höndli Ap. — 2. gelindes Schimpfwort Bs. — 3. klein
gebliebener Mensch, bes. vom weiblichen Geschlecht
ScuwMuo.
Verhält sich zu dem syn. Moff wie Mopp : Möff. Betr.
die Etymologie vgl. ,Mops' bei Gr. WB.; doch ist es nicht
ootwendig, Entlehnung aus dein Nil. anzunehmen, da der
Stamm obd. zu sein scheint (vgl. bair. Moppel und AHeusler
1888, 117/9).
Möpp(i) n.: Kosewort für Mund, lies, spöttisches
Maulehen Bs. Syn. Müffi. Di? hat e* g'spässig Möppi
derzue g'macht. Breitenst. Verzogener Mund. Gri-
masse, die entsteht, wenn man Mund und Nase zsziehl
und spitzt Bs (An. ad St.). Syn. Schnüfeli. 31<it;lt e"
31.! sagt man scherzend etwa zu Kindern.
IBÖpperle": Spiel mit dem Holzklötzchen (Möp-
perli) BsStdt; s. gülen (ßd II 222).
Man konnte wohl annehmen, dass das sonst auch Giil
[Hahn?] genannte Spielklötzchen mit einem Hündchen ver-
glichen worden sei; doch vgl. auch nöpperle", zu welchem
da rorliegendc W. eine blosse Spielform sein kann.
Mapf mupf.
Mupf in. (PI. Müpf) Aa; Ar; B; L; G; S; Z.
Nupf Ap; BÖ.: 1. (leichter) Stoss, bes. mit dem Ell-
bogen; Rippenstoss Aa; Ap; B; I.; S; Z. Syn. Murpf,
Mutseh, Putsch, Stupf. Müpf und Schlag. .Es gab
Stusse und Müpfe.' Gotth. Und 's giH-em e* 31., dass
er fast us de" hölzige" Schuehne" 'drölet isch. U\Y\ss.
.Sie merkte es nicht, bis Eine ihr einen M. gab.'
Gotth. .Noch böser wurden sie. wenn sie bei ihrer
Arbeit von den Pöstlilüstlingen [Ämterjägern] M. um
M. erhielten, damit sie ihnen Platz machen möchten.'
ebd. ,Es konnte bei keinem Laden vorbeigehen, ohne
Stellen einen M. zu geben und zu sagen : Xci", lue?
doch!' ebd. ,Ich erhielt von hinten einen harten M.'
ebd. ,Jene gab mit einem beladencn Märitkorb dem
leeren Korb einen tüchtigen M.' Alpenhorn 1871. ,Vor
alten Zeiten -ei man auch nicht wegen jedem Müptti,
das man bekommen habe, zum Doktor gelaufen. •
351
Mapf mupf. Maps— mups
352
ABitter. — 2. „Person, die sich ziert und stolz tut
G"; vgl. »las Syn. Möff.
Mini, mupf mir in der Bed.: Verziehuug des Mundes,
die bei uns nur im Vb erhalten ist; doch ist 2 wohl eig.
Person, die den Mund schnippisch verzieht. Vgl. noch
Mump/ 11, sowie die Gruppen Möff, Muff.
mupfe" ÄA; Ap; Bs; li ; 6; „Zg;° /. müpfe* Aä;
Bs; B; Gl; Hu; GRh.; „ScHW;" S: Z. nupfc" Ar.
hui'/," BöO.: 1. ,Müpfe' geben; stossen Aa; Ap;
Bs; B; L; S; Syn. puffen, stapfen. Der fähd an
grännen, we**-mu*-nen g'raä bloss [nur ein wenig]
nüpft BB. ,Der Widder rnupft; ein Schüler müpft
den andern' BAarb. Wie-n-er ihr Haspel oder süsch
öppen Öppis in en Eggen ine* g'müpft het, wo-n-em
im Weg g'sin iseh. Schild. ,l>a [bei einem Erdbeben]
die Gegenstände sich bewegen und Alles umeinander
gemüpft werde.' Alpenr. (für I!). , Beim Herausgehen
müpfte die Frau Ammännin die Frau Statthalterin
und sagte.- Gotth. .Stichworte folgten, Begegnende
müpft en sieh wie zufällig. Ältere schürten das Feuer.'
ebd. .Er hätte ihn lange gemüpft, aber er hätte nicht
erwachen wollen.- ebd. ,[Der Gegner wurde beim Bin-
gen] immer zorniger, setzte immer giftiger an. schonte
weder Arme noch Beine, müpfte mit dem Kopf wie
ein Tier.' ebd. Einen zupfen BO. ,Zu verhüetung
des überflüssigen füllens und zuotrinkens wollend wir.
dass niemants zuotrinken, nach es dem anderen brin-
gen [soll], weder mit nämlichen Worten: Ich bring
dir's, noch sunst mit winken, stapfen, mupfen oder
anderen Worten, werken, wysen noch gebärden.' Auf.
XVI., Z Mand. und ähnlich 1529, Strickl. II 26. Narr
zum Publikum: .Hie mnpfen, stüpfen, giglen, lachen,
mit Füssen rutschen, Händen klopfen wurd sich nit
schicken in das Haus.' MStettlkr 1606. ,Wen der
Teufel heluxt, den lässt er seiner Lebetag nie ganz
ungemupft [ungeschoren].' U Bräuger. Formelhaft:
,Ungestupft und ungemupft.' ebd. — 2. wesentlich =
mumpfen j AaFh.; Bs; B; Gl; Gr; G; Schw; S; „Zg;
Z." Si weiss aber Alles g' m., hat an Allem Etwas
auszusetzen Bs. luster Öppis :' m. ha" G; Z; vgl.
muffen 3. Er hat zur Gatti'g, über Alls .;' m. (In.
Die über Alls :' müpfe* müssend, Eimi Alls husch
üsleggend. Scuwzd. (Gr). .Mit dem m. meiner lefzen.'
1531, llion. ,Soll man David kein Verehrung tan [wenn
man 1'. die schuldige Ehre nicht erweist], so mupfet
auf uns jedermann, die ganze g'mein würd ab uns
klagen.' VBolz 1554. ,[In deinem Unglück wird dein
Feind sich stellen, als wollte er dir helfen, doch] wirf
er mit seinem haupt über dich in. [den Kopf zurück-
werfen].' 1531/48, SiRACH; dafür .sehüttlen.' 1667/1882.
.Veracht und spott du. o tochter Zion; mupf mit dem
haupt hindersich, o du tochter Jerusalem!' lös],
II. Kon.; dafür 1531: .die tochter Jerusalem schüttlet
ir haupt dir nach.' .Alle krümmend 's maul und mu-
pfend mit dem haupt.' 1560, Psalm. S. noch 1531,
Hiob XVI 5. — 3. munkeln (von Etw.) Gl. Von Etw.
heimlich reden. Etw. zusammen besprechen Aa.F.-.
/.. IS1Ö. Me" rnupft da und de't nii'h sehn", die alte"
Vertrag müesse*d uf d' Site". Gl Volksgespr. 1836.
— I. Kleinigkeiten (heimlich) entwenden Ar. Syn.
schnellen. — 5. = muffen ö Bs; Syn. mäggelen.
Vgl. mhd. nuj/en. Die Formen mit u und ii kommen
ohne Unterschied der Bed. z. X. neben einander vor. so in
AaLeer. ; BAarb. Vgl. auch das syn. mügyen, ferner mi
üs-: 1. Jmdn ausstossen, z.B. aus einer Gesell-
schaft BSi. — 2. Jmdn (durch Gebärden) ausspotten Aa.
vor-: 1. = ver-mumpfen 1 ,B;- Gr; G; „Schw;"
Zg; „Z." — 2. = üs-m. 1 BSi.; = ver-mumpfen .2 .Zu."
- ■'!. vermupfe*, zerknittern, z.B. Papier BsL. —
I. eine Sache nicht deutlich heraussagen, verhehlen
Aa„F.\ Z. 1815. ■- 5. reti., meist mit Neg.. sich
(nicht) rühren, durch Bewegungen verraten Gk ml'r. ;
Syn. verroden.
Müpfele- f. = Seher-Hafen (Bd II 1049) HU.
Müpfi in. : Mensch, der an Allem Etwas auszu-
setzen hat Bs.
Müpfi ii.: spöttisch verzogener Mund Bs. E* M .
mache". Syn. Muffi.
müpfig: höhnisch lächelnd, spöttisch verzogen
Bs. L>c hrnrhsrh gar nit .:' müpfe*, i"* ha 's ivol g'seh,
wie d' es m-s G'sicht //macht hesch!
inüpfle": Erde ausstossen, vom Maulwurf BO.
Mops m. : wie nhd.; doch weniger volkstümlich als
Mopper. ti'sclinbct mopsi betitelt ein makk. Gedicht
aus dem XVIII. die Sennen.
Stize"-: Scheltw. auf einen einfältigen Menschen
Z. Vgl. St.-Grtnd (Bd II 768), -Chopf (Bd 411 U6).
„mopse" L", mopsle* B; „L": 1. scherzh. für töten
B (Frendenb.). — 2. „prügeln L.° — 3. „ungebürlich
scheren L." — 4. „couiprimere feminam L."
Vgl. Sein«. -Fr. Is 1638. Da sich einige Budd. mit denen
von iKi/'i'-n decken, so darf man wohl ein \V. 'moppen als
Spielform zu jenem annehmen, aus dem dann d:i^ obige W.
init i abgeleitet wäre.
Bis hieher hatte Dr. Friedrich Stach als ChefredaJctor den Text des Idiotikons
festgestellt, als ihn der Tod von seiner Arbeit abrief. Er musste das Werk, das er
begründet und dem er mehr als dreissig Jahre seines Lebens geweiht hatte, unvollendet
zurücklassen. Aber Grund- und Aufriss des Ganzen sind durch ihn vorgezeichnet, durch
ihn auch die Bausteine zusammengetragen wurden, aus denen der gewaltige Bau zu
Ende geführt werden kann. Möchte es dem Unterzeichneten, den der Leitende Aus-
schuss zum Nachfolger des Verewigte!) berufen hat, im Verein mit seinen Mitarbeitern
gelingen, das nationale Unternehmen im Sinn und Geiste des Begründers fortzusetzen!
Albert Bachmann.
358
Mar. mer, mir, mor, tnur
:;:, l
Mar, mer, mir, mor. mur. bzw. marr usw.
marrassen. .Marrire enim verbura in Alemannia
puto iiatuin. altercari et calumniari signiflcat; nam
vulgo etiamnum m. dicunt tergiversari, levibus de
rebus altercari.' Goi.dast (nach Vadian).
i g1 Unart"': Zugvieh aushülfsweise zsspannen, bes.
beim Pflügen Sch; ZRafzerfeld. ,Mit einander in.'.
Vieh und Fuhrwerk gegenseitig und gemeinsam brau-
chen. Übh. gemeinsam, mit gegenseitiger Aushülfe
ein Geschäft betreiben SctiNnk.
Mihi, gemarn, einjochen, einspannen; sich </. zuo einem,
sich mit ihm verbinden, vereinigen. Zur Sache vgl.: ,Ob
einer ein armer gesell were, der zuo buwi'ii tiette nnd nit
mee dann ein rosslin hette, der mag anrüefen die von We-
ningen, dass im jetlicher das füere ein kere, damit dass im
sm) acherli onch bnwen werde.' Z NWen. Offn. S. noch
Gemare" m. : Halbbauer, der mit einem andern
zusammen einspannt, .üb zwen gemarren stossig wur-
ilint. soll ein vogt nidersitzen, richten, damit die pflueg
für sich gangend.' Z NWen. Offn. ,Es war. dass ein
einiger mann ein pfluegzug liet. oder zwen gemaren
ein pfluegzug hettind.' 1416, Arg. - Vgl. geman bei
Lexer I S3G.
an-inärre": ein Schiff anbinden Bs (Spreng). —
Mini. (an-)nicrren.
Marre" I, meist Zs-, bzw. Jsch- f. (lt St. in.):
„Klumpen Eis in Kegelform (oft mannslanger und
über schenkeldicker Eiszapfen GrD.), dergleichen sich
an den Felsen von herabtriefendem Wasser bilden
und die dann bei Tauwetter herabfallen" Gr. Die
.Eismarren', die längs der Alpenstrassen herabhangen,
bilden eine Gefahr für die Reisenden und müssen oft
heruntergeschossen werden ; vgl. FrTschudi, Tierl. 6
203; Gr Gem. 1838. 251. Eisscholle GrPi\; kleiner
Eisklumpen Aa (Kochh.). Eisdecke über dem Erd-
boden oder über dein Wasser BHk. „Die, meist schon
mit einer dünnen Schicht Erde bedeckten, letzten
Reste des im Frühling schmelzenden, zu Eis gewor-
denen Schnees in Strassen und Fusswegen B." ,Das
Salz ladet man gleich als Tsmarren und füehrt's von
dannen.' 1460, Bs (Gfo.). S. noch ehalt (Bd III 241).
Da das W. fast nur iu Zss. mit lt- erscheint, 1 1 • -i? t. es
nahe, h- bzw. li-M. durch irrtümliche Trennung aus Ts-
b/w. ti-Schmarre* zu erklären; vgl. Gr. WB. 111 :JS0. Doch
könnte M. eine alte Nbf. von .Schmarren' sein; vgl. Noreen,
altgerm. Lantl. 202 ff. Hieher auch , Steinmairen' (,F.s stuend
ein margstein in der st.' 1453, BsL. Urknndenb.)?
Marre" II, in GRTschapp. Marrene" — f.. PI. un-
ver. : die essbare Kastanie, Gast, vesca und zwar, im
Unterschied von Cliestene* (s. Bd III 541/2), die grös-
sere Gattung Ap; „VO; Gl;" Gr; GRh., Stdt, in fri-
schem Zustande (nur in ÜVatz als gebraten) Gr. ,Die
Maren (nicht immer Maronen) oder Kastanien.' TTobl.
1830. ,Balani, die grossen kestinen, genennt marren.'
Ems.; Mal. .Die Manen wachsen hie [in Cleven] so
schön als immer an einem anderen Ort.' Guleh 1625.
Aus it. marrone, rom. marrun, mit Rückziehung des Acc.
Die Form Marrene* ist viril, durch Ckestene* beciuflusst. In
unserer ;'i. Int. wechseln die Schreibungen .Marren' (Ardtiser,
linier, Scheuchzer), ,Maren.' Guler, ,Mahren.' X \ 1 1 / X V 1 1 1 . ,
Z Mandate. St. gibt als durchgehende Nbf. Marione*.
Schweiz. Idiotikon IV.
ab-, ü her- marre" : refl., sieb abarbeiten, über-
anstrengen L. St'"* schier z' töd a.. um d' Stwr und
i/' Bruch use* z' selilo". Dir Mriili hiiiirn Ki"»i m--
:<■/!!. si sei«" vom Ü., Verfrürc und Hunger Im" chratik
norde". JBEgli.
Mfirend. seltener Märend, in GrD., L. auch Wrend,
in GrPt. auch Marenn - n. — PI. Marendi GnSpl.,
Val.: Zwischenmahlzeit; einfaches, bescheidenes Essen
t!n. Z' M. esse"; Syn. märenden. Verschmolzen mit
der Präp. z' : D's (d'r Giü'r.) Z' 71/.; vgl. Abend IM I
35/6. Spec. a) in GrD., Fr. auch d's gross M., Mittag-
essen, etwa um 1 Uhr GrD., L., Fr.. Rh., S., Sch.,
Scuolms, Spl., Val., UVatz, bes. ein solches, das man
den Arbeitern mit auf's Feld gibt GRSpl., Val. So
erhält ein Kuh- oder Schafhirt als ,M.' eine Krinne
Brot und V2 Krinne Käse, ein Ziegenhirte (s. Fisner
Bd I 1081) halb so viel, dazu aber etwas Butter und
Speck oder Wurst und Fleisch, oft auch etwas Obst
ÜRVal.; vgl. Gr Sammler 1805, 290. — brauch Chlei*-,
r///,»-J//GRChurw., ObS., Fr., Tschiertschen, Val..
Näch- GRGlaris, Spat-, Spät-M. GaMal., Fr. (auch d'r
Z' Sp.J, Schud., wesentlich = Ottava (s. Bd 1 604),
Abendmahlzeit zwischen 3 — 5 Uhr, bestehend aus
Kaffee mit Zubehör oder ('s ehalt M.J aus (Branut-)
Wein mit Brot, Dörrfleisch, Speck. Maisklössen Gr.
D'r Ur nach is [ist es] drij g'si", ol wie me* bi ünsch
sui'l : Spetmarendzit. Scuwzn. , Auf des Ungehorsamen
Kosten z' Nacht oder z' Märend essen.' GRKlost. LB.
und ähnlich GrD. LB. (,Z' M'rend essen'). Vgl. noch
Sererh. III 4. — c) Zwischenmahlzeit um 9 Uhr Mor-
gens GnChur; Syn. Z' Nüni.
Aus dem rato-rom. marenda, Mittagessen, it. merenda,
Vesperbrot; vgl. Franscini 1835, 113; Serorh. 1742, III
Hl; .Merend' bei Schm.-Fr. I 1640; Archiv f. lat. Lex. III
530; .Mährte' bei Gr. WB.; s. auch Brend. Zum Sachlichen
vgl. noch Anm. zu Imbies (Bd I 238).
märende" (m'rende' GrL., Sch., «' märende' Gr
i'Iiiui: das .Märend' einnehmen, vespern (In. Händ-er
g'marendet? Grussfrage. Mit Appetit essen, schmausen
Gr; Schw. — uf-: aufessen Gr.
Marengi'n (in D., Fr. auch Marangin) m.: Napoleon
d'or Gr.
Benannt nach Marengo, « ro Napoleon I. im J. 1800 einen
Sieg erfocht, zu dessen Andenken er die ersten Zwauzig-
frankenstücke in Gold prägen liess.
Mai'i n.. nur in der RA.: '*' M. ablä" L; s. ab-
IdSSen Bd III 1400. - Vgl. Marr-GSl |Bd II '211); auch
Fari ( Bd I 902).
„liiui'i-nmri: Wort des Bedauerns und Besänftigens
an weinende Kinder, die irgend Etw. schmerzt Aa."
Maria Marja (Dim. Marjali, Marjeli) Gr, Märja
(Dim. Marjeli) < in. Marie (dreisilbig) B. Marji W. Mari
("^oder ix) „B; L;* Schw; Uw; Zo; Z, mit den Dim.
Marili und Marieli, Marlel m. Scbw, Mariggel m. U ;
/.. Mariggi Bs (auch Märiggi), mit dein Dim. Mariggeh
Bs; S; Th; Z, Mariggle" U. Mdrüggeli '/.. Marunggel
m. (Dim. Marünggeli) /<».. Marindel Schw, Marietschel
in. SchwE., Mareie* (bes. in Ausrufen) Bs; VO; 1'; GSa.;
Tu: /.. Marei (auch n.) Aa; Bs; B; VO; S; Th; /. (mit
dem Dim. Mareili Aa; ApM.; Bs; VO; Z, verstärkt
Mareieli ApK.; Bs; VO; S; /.). Mari (mit dem Dim.
Märili, -eli) Aa: Ap (Dim. Marieli); Bs; VO; Tu; Z
(lt Joh.Tobler 1797 ,Marli), Mari Ap; GiiPr. (neben
Marie'); LE., Marie" Z, Mar- (neben Mari-) als erster
23
355
Mar. mcr, mir, mor, mur
35Ö
Teil von Zss., Mäjä F, Maja Ap; Bs; BBiel, 0., Maß
B (.rustice.- Id. B); \V. mit den Dim. MajeU Ar; B,
Majenni BO. (lt Zyro), Mäi, Maja, Dim. Mäjeli V.
Maggi Bs, Muischa, Matscht W, Mte" Gl; Zg, .V</.<
Ap, mit dem Dim. MuH Ar; VO, Jfi, bes. als Dim.
Mili VO; Gl; GTa.. Me'ie" Ap; Bs (lt Spreng pöbel-
haft); Gr (Meja"J; G oT. (Meje"); Z. MeH Aaj Bs;
VO (in L aucb n.); G; S; oTh, Meid m. AaHI.; LHa.
(in der Zss. Ammcicl), Meieli Aaj Arl. ; Bs (auch
Meijeli); B; F; VO; Gr, jüfet'ö> Aa; Bs; B; GrHc,
JfetZi Aa; Bs; S; Zg; Z, ü%<?<:" Gl (s. J/w, Sp. 122),
Mitsch Scnw, Mitschi Gl; Schw (Dim. Mitscheli); „U",
21& Z, „Mengga, Menke", Menki BGr., Mariung B",
Majeta F: 1. weiblicher Personenname, sehr häufig
andern Taufnamen vor- oder nachgesetzt, bes. dein
Namen Anna: Annu-Bfarji W, Anna-Mai K. .!»//("-
il/k' Scnw ; Zg (neben 4«mt; s. Bd I 219), Ami GO.
(lt Götz.); Mari-Anni U, -Aiiiicli LT; Z, Man-. [im
Ap; Scnw; Th, Mar- Ann Arl.; SchwE.. Mar(i)-Antsch
SchwE.; s. auch .4mm<m (Bd I 219), Mmi (Sp. 227),
Mam (Sp. 295), .V<i»»("; mit Josepha (Mari-Sera Ar;
s. auch noch Jösi Bd III 76); mit Katharina (Mia-
Diäi Gl); mit Magdalena (Mie-Linggi GlH.); mit
Barbara (Mari-Baba Ap) ; mit Antonia (Mari-Tmmi-li 1 ;
mit Elisabetha (Mari-Bet, S, -SetiZi Z). S. auch 4p-
yctoi Bd I 362. Z>' Sütermei, Suters [Familienname]
Maria. Aa Schulmstr 1887. 's dick Chüechlimarei, Name
einer Wirtin. Hofst. In Sprech- und Reimversen.
Mareili, Suppe"teili; gang 1" 's Gigers Garte' usw. Aa;
vgl. H. 16. Mareieli, Marcieli, nimm du de" Zimmer-
ma"" (S), er wül-der es Hiisli baue" und es Schürli
nebe" dra" BsStdt. Mareieli, spinn ; M., spuel; M.,
bett mal gang i" d' Schnei Z; s. noch T., Volksl. I 1-18;
Rochh. 1857, I 185. Spec. a) die Jungfrau .Maria.
S. Jesus (Bd III 72); dazu noch: 's [verstümmelt aus
Jesus] Marejen undJousepp! GSa. (Proph. 1855). Vgl.
auch alt Bd 1 203. Maria als Kalenderheilige. Uf
Mareie" Geburt BsStdt. Maria Geburt [8. Sept.] jagt
d' Schwalme* fürt. Ineichen. Wie Murin über 's Gebirg
got [an Maria Heimsuchung, 2. Juli], so chunni si
au,h wider z'rugg [an Maria Himmelfahrt, 15. Aug.].
Sulger. Maria Eimmelfarl feilt d' Ghilbi ZZoll. Betr.
.Maria Verkündigung s. Verena Bd I 915; vgl. noch
Liechtmess. Auch von bildl. Darstellung der hl. Jung-
frau. D' Mareie" im Ghäppdi, D'eni [Jene], sägi"d s'.
hei grössi Wunder 'tu". Wolf, Bauerngespr. Zahlreich
sind die schwarzen Marienbilder; das berühmteste ist
das in Einsiedeln, ein anderes, ebf. wundertätiges, zu
SSchönenwerd, mehrere andere im Kt. Freiburg. Die
Zürcher vor Rapperswil sollen .unser lieben Frawen
das schwarz Marilen von Einsidlen' geschmäht haben.
1656, An/, f. schwz. Gesch. Vgl. Schweizerbote 1833,
228 a; Aa Taschenbuch II 59 ff. ; über die mutmass-
lich mytholog. Beziehung der dunkeln Färbung der
Bilder Gr. Myth. I3 289; Ztschr. f. d. Phil. III 443.
451/2; Mitt. der k. k. Central-Commission VIII 63. —
ß) zunächst an die drei Marien der Evangelien knüpft
der Glaube an die drei Mareie». ,Do [Christus] sprach
zu den drei mergen ; Wen suechend irr" 1491, G Hdschr.
,In> Gott der herr den dry margen erschain.' ebd. Als
weise Frauen hüten die drei M. die Gräber zu Baden;
Vgl. Kohlrusch 1N.VI. :','JI/7. .Mareieir heissen (neben
,Töchter') auch die drei Jungfrauen im Kdld, welche
aus dem .goldenen Haus' schauen; Vgl. darüber T..
VI, II 239 ff.; WMannbardt 1858, 705; Weinh., Frauen,
2 53, ferner Hüs Bd II 1702. — 2. a) Mareieli, Name
der geschmückten Mädchen, welche am Maitag (Aa;
B; s. Mai Sp. 2), .Sechseläuten' (Z; s. Bd III 1511/2)
herumziehend vor den Häusern ihr Mailied (Mareieli-
Lied Aa) singen. Vgl. noch JSuter, das Volkslied
(Aarau 1897) 1 f. 47 f. — b) Meili, Rufname der
Dienstmagd Aa. — c) Scheltname auf Frauensper-
sonen, bes. auf gleichgültige Schw ( Mitsch). Du dummi
Meie"! '/.. Schttck-Märie, Leckermaul OnHe. — 3. Mei
L; S, Meieli Gl, Meid BO. (lt JRWyss 1817), Ruf-
name von (grossen und schönen BO.) Kühen, in L
auch von Ochsen. — 4. Marei(e"), Mareili, Fehlschuss
auf der Kegelbahn BsStdt. — 5. Name von Pflanzen
und Früchten, o) chliui Mareifcjli, gem. Marienblüm-
chen. Bell. per. Sch. — ß) grössi Marei(e)li, weisse
Wucherblume. Chrys. leuc. Scn. — f) Mariggeli = Mös-
Igyeli (Bd I 150) ScuwSeew., Steinen. — 6) Marei(jjeli,
s. Amarillen (Bd I 215). — ii. Marie" (dreisilbig) U,
Mareie" UwE., Mari Schw, Mariel Scuw, Maritsch
aScHW, Mie", M iel SchwE., männl. Taufn., Maria.
Die Formen Maja, Maja erklären sieh durch Ausfall,
bzw. Vocalisierung des r aus Mdrja, Märja, während Mtl. 1
usw., woraus durch Diphthongierung Mei(e) usw., durch
Contraction aus Mari(e) entstanden ist. In B kommen Meji
(Mejeli) und Mäji (Mäjeli) aeben einander vor, nuterscheiden
sicli aber in der Weise, dass die Form mit a eiue vergrö-
bernde, verächtliche Nbbed. hat. Die Formen auf -i sind
ihrer Km], entsprechend Neutra, doch werden sie z. T. auch
nach dem natürlichen Geschlecht als Fem. behandelt; dies
gilt auch von den masc. Formen des Fraucnnamens, welche
bes. das Grohe, Derbe ausdrücken. Auch Muri (das doch
wohl lediglich eine Verkürzung aus frz. Marie ist) wird oft (in
Z vorherrschend) als Neutr. behandelt, bes. zur Bezeichnung
jüngerer Mädchen, während es als Fem. mehr von Erwach-
senen gilt; vgl. auch Anm. zu Anna Bd 1 261. Mariung
und Majeta stammen aus den frz. Marion und Mariette. Aus
der ä. Lit. seien noch erwähnt die Formen: ,Mya.' 137'.t, Z Urk.
(eine Leibeigene). , Mit synen kindou: Chuonrat, Mygen usw."
G Klosterarch. ,Es geschach nit um Märgen [der h. Maria]
willen.' UEckst. .Das Meily Fölmy.' 1581, SchwWolI. ,Das
Käterli und die Mari.' Mise. Tig. \~rli. , Mariale Blueiii.'
1593, ZWthur. Appellativ wird der Name nur, wie übrigens
andere Eigennamen auch, in bestimmten Formen gebraucht;
vgl. über diese Anwendung im Alig. WWack., kl. Schriften
III 168. Zu 2 a spec. vgl. Gr., Myth. 37e4; WMannh.
Ist;,. 163. 312; u. ill. Ztschr. 1849, 331 ff. Zu 2 b vgl.
den Bedientennamen Jean. Zu 3 vgl. Mai 8 (Sp. 8); wie
weit die hier untergebrachten Formen eig. dorthin gehörten,
lässt sieh aus Mangel an genügenden lautliehen Kriterien
nicht entscheiden. Zu 5. Pflanzen und Tiere sind bei uns
nicht eben häufig nach der Jungfrau Maria benannt; vgl.
immerhin Unser-lieben-Frauen-GüegK (Bd II 262), Frauen.
Mantel, -Seclceli, -Schueh, -SchlSseli, -Truhen. 0 y und 8 be-
ruhen auf Unul.; vgl. auch Ro8(en)-Marei(en) unier Rosmari.
Ave-Mareia AiT.. Hofamaja ApK.: der englische
Gruss. Er wurde bes. Abends auf den Alpen gebetet,
um für die Nacht Unheil abzuwehren. Fuchsfallen
soll man .abends umb ave-Maria-zeit richten und mor-
gens wider umb a.-zeit feilen oder verspehren.' 1591,
ApI. EB. Das abgöttische Rufen Ave Maria wurde
1009 in einem Ar Landmandat verboten. Vgl. noch
Bd III 1506 und Tobl. 271 b.
Peter-Märje(la)0, auch G'vater-Märje" bla-
se": Trompete blasen, spec. am Feste des hl. Valentin
W (Neckerei auf die Bewohner des Gomser Zehntens,
bes. der Erner; vgl. fädlen, fit ntschgen, fitzden, Gerigel}.
Der erste Name ist wohl absichtlich entstellt, um die
Einfalt und Unbeholfenheil der Erner zu verhöhnen (Q'vater
357
Mar, nier, mir, mor, mur
358
für ,Goti Vater'?); im zweiten Teil isi offenbar der Name
Maria (d. h. der Jungfrau Maria) enthalten.
Docket-, Tockent-Maryelein, -Marej elein:
Marienbild, spöttisch als Puppe bezeichnet. .Was man
anderstwo an D. usw. verwendet, Das verwende! man
bei uns mit an die Schulen in Berg und Tal.' Go-
liath 1 * 11. — Vgl. frz. markmetta.
,Wiss-Maria: marionis altera.' Mal.
Gemeint ist 1t Bock eine weissblühende A 1 1 Rainfarn,
.Tanacotum', jetzt Bertram-Schafgarbe, Ach. ptarm. ; viell. ist
auch die gem. Schafgarbe. Ach. mill, mitverstanden. Tau.
bals. heisst auch Marienblatt, Franenminze.
mareiele": am Sechseläuten als Mareieli herum-
ziehen und um Gaben bitten Z. Vom Gemeinderat
von ZAussersihl (einem frühem Vorort von /.Still i
wurde 1870 das M. tw. verboten.
niariäg: verrückt GuV.
Schlecht bezeugt; viell. als mar-jägg zu lesen, das bei
dein häufigen Wechsel von aul. m : b (s. Anni. zu Amarüle"
Bd 1 215) zu bar-jäggüch (Bd 111 2.">l gehören küuute.
Mä'riäscli (in SchwE.; S: ZO. auch Mariarsch):
1. a) in.. Heirat P»; Gl. Er denkt, der M. feli minder,
nenn er d's Schwächers Parti a'näm. Gl Volksgespr.
1834. — b) in. und n., ein Kartenspiel, in dem König
und Dame (an deren Stelle im Spiel mit deutschen
Karten der .Ober' tritt) eine besondere Bolle spielen
Al>; Bs; VO; Gl; S; Tu; Zu. Syn. Bagäschi-Spil
l-'ii. rs M. mache. König und Ober der selben Farbe,
in einer Hand vereinigt, bilden es M. — 2. n., ein
Hochzeitspaar Zg. [Die Zwei geben zusammen] es
Silbers M.
Frz. mariagi in., in Bod. 1 a und b. Ide Ausspr. wechselt
zwischen «' und «-. Das Neutr. bei 2 nach deu synn. /'«>,
ffi spart.
Erdäpfel-: Heirat, wo beide Teile kein Vermögen
zubringen B. ,Hat man wenig zusammen gebracht, so
zückt die Welt die Achsel, redet verblümt von E.'
Gotth.
mariische", bzw. mariarsche" (in Z mariaschle",
in Gl mariäschle") : 1. heiraten SchwE. Vo' Dem hed-
er g'rad sa ml verstände' a's en alti Jumpfere* vom
Spunsarihaltr oder nun M. MLienert 1891. — 2. das
Mariasch-Spiel machen Ap; VO; Gl; S; Th; Z; Syn.
bagäschenen. Man spielt dabei entw. verteckt "der
offe*; vgl. Tobl. 312 a, ferner marschen II.
Mariaschier m.: wer das Mariasciispiel macht Zu.
Mariske] BS., Mariske" Schw : 1. meist coli., die
Tamarisken-Staude, Tarn, germ., bzw. das zu Pfeifen-
rohren verwendete harte Holz derselben (Most-Börli).
Syn. wilde Seri, Tamarisch. — 2. us de" Mariske*,
Ortsname bei ScHwBrunnen.
mai'ixle" (in L i, sonst i). in L auch morixle", in
ZStli. murixle*: 1. intr. a) scherzh., zu Grunde gehen,
sterben „L;" U (selten). — b) = gülen (Bd II 222)
Glih. f — 2. tr.. scherzh., bes. in der Kdspr., um-
bringen, töten (bes. durch Erstechen), von Menschen,
seltener von Tieren (nam. Schmalvieh AaF.) Aa; Bs;
B; VO; Gl; Gr; G; Sch; Th ; Z; Syn. materiell. Muess
(sött)-di'" m.? scherzh. Drohung. Hut tüe'-mcr üsere
Schwinli in. Gui'liiir. Er kennt alli Ortli im ganze*
'Kanton, wo Lüt ifinari.elet ivorde* sind und wo 's
gastet. Scuwzd. (SciiBargen). Die wffl-ich m. und uf
Die hau-icn zue, droht ein Milizsoldat. Stutz. Über-
wältigen, kampfunfähig machen L. Jmdn zum Scherz
(z.B. durch Kitzeln) plagen Ap; ZO.. Sth.j Jmdn
( Etw.) tüchtig hernehmen Git; G. (Eine Speise) völlig
aufzehren Gr. Etw. zu Grunde richten, zerbrechen
(z. B. ein Glas) Gr; ScnSt. Auch ndl.. sich abarbeiten,
aufreiben, selbst umbringen Gr.; UwE.
Das W., in Bed. 1 a und in gleicher "der ähnlicher
Komi auch andern südd. MAA. bekannt, ist viell. eine scherzh.
Entstellung des nun. morire, mourir, combinierl mil dem syn,
gixen, bzw. gtxen (s. Bd II 569/70). Betr. diu Voc. der
ersten Silbe vgl. z. B. maröach. Doch vgl. auch Gr. WB.
VI 2717.
Marizl'sli B (lt Durh.), Märezlsli ZZoll.: Narcisse,
und zwar die echte N., Narc. poet. ZZoll., die gelbe
oder gemeine N., Narc. pseudonarc. B. Syn. Matzisli.
Im ersten Teil des W. liegt wahrsch. Anlehnung an den
Personennamen Mari vor, im zweiten viell. au Ztsen, wegeu
des scharlachroten Bandes der Blumeiikrone von Narc. poet.
Marie: ein Mineral. .Saurwasser, welches aber,
weil es zu viel M. oder Eisen enthält, nicht Jedermann
schmecket.' Sererh. 1742. — Vgl. afrz. marle, Mergel.
Maröd m. : Nachzügler im Kriege. Marodeur. Z'let'zt
hei noch der Friden e" Pack Maroden im Land g'lö".
Hebel. Nichtswürdiger Mensch, Vagabund Bs (An.
ad St.). — Aus frz. maraud, Lump, Schurke.
inarö'd Bs (lt An. ad St.). sonst marödi: nur präd.,
abgemattet, unwohl, kränklich Aa; Bs; B; Gr; G; Th;
Z; auch verdriesslich Bs; geisteskrank GrV. .Wie
marode er darum auch vorher gewesen, jetzt vergass
er wieder alle Müdigkeit und allen Verdruss.' Brei-
tenst. ,[Das Gehen] auf rauhen, holprigen Wegen
macht ganz marode.' UBragger 1787. ,Als marode
oder zufällig erkranket unterwegs geschlachtet.' Z
Anl. 1814. — Kirchhofers Angabe für Seh: m. «", tot sein,
ist wohl zu erklären: (fast) tot sein vor Müdigkeit.
marode": stehlen Bs. „Auf's Rauben, Stehlen,
übh. auf etwas Unsittliches ausgehen VO; Gl." —
Frz. marauder, plündern.
Marö'di (bei St.2 Marode) — f.: 1. nur in der
Verbindung: Uf der M. sl", uf d' .1/. gä* = maroden
VO; „Gl"; heimlichen Geschäften nachgehen, bes. zur
Nachtzeit SchwE. — 2. Räuberbande GT.; s. 111. Kai.
1851, 1 Gl . — Frz. mamude, Plünderung, Raub; «"■/ ä '"
//'., faire la in . = maraudi r.
Marodin m.: Marodeur. ,Er wurde als nichts-
nutziger M. ausgemustert' ZBheinau Bcantw. 1717. —
Aus einem frz. 'maraudin.
lliai'u scli: eigensinnig ApH., M.
oder it. moroeo.
Aus Iat. moroevA
Marotte" f.: das Narrenscepter, ein Stab mit einem
Puppenkopf als Grill'. Am Crispintage erschien auf
dem Feste der Schuster zu ZWthnr der Zunftnarr
mit der ,M.' als Zeichen seines Amtes; vgl. Troll 111
141. — Aus frz. marolte, Puppenkopf auf dem Narrenstab.
mär: Adj. und Adv., lieb, wert, angenehm; gern
Aa; „Ap;" VO; Gl; G; Z. Er ist mir e" tn-er Ma""
GWe. „Eine m-e Sache Ap; G oT.* De chunnt-mer
m., gelegen, willkommen Z. Das titen-ich m. ebd. Bes.
in der Verbindung: als (a's, es) m. Scuw; Uw; Z, fejso
m. AaF.; Z, noch, nu Gl; L; ZO., g'rad GrPt., sonst
ebe", oder auch gehäuft g'rad ehe" (e)so m. (in Z auch
märd), t. mit ausgedrückter, t. mit bloss hinzuge-
dachter Vergleichung. 1. zunächst rein gleichsetzend,
359
Mar. 1
mit, mir. inoi'. mur
360
ebenso lieb, angenehm, gut, wohl, gern, leicht (mög-
lich), wahrscheinlich; gleichfalls (,eodem jure, pari
ratione.' Id. B) Aa; Bs; B; VO; Gl; Gr; Sch; S; '/.-.
dann mit leichter Hervorhebung, noch so gerne, ge-
radc(zu); doch gleich, vollends Aa; Bs; Z. 2** we"t
ebe* so in. Das als 's Ander (Rüebli als Herdöpfel)
Aa; '/,. Es Baichli [Bänklein] isch dickisch |"tt| übe"
so m. a's e* Bauch [Bank] BE. lch tuene* Das ebe*
so (ho'7', im so) in. Tch hu" Das. l>,is ist-mer noch
(ebe*) sä in. G'rad a's m. z' Fuess gä* GitPr. Du
gast im sä in. dert ihm" (ii.. Haltest du iiit ein" so
in. g'rad Das ouch noeh ckönne* ne"? B. Htm i** so
vdl'tö*, sn will £"* 's tln" so tu. üsmache* [vollenden],
Muess-es g'loge* si*, so Hai ein " so »i. recht! Bs (Spreng).
I '• will i* kei* Schrift [aufgenommen werden]; ehe" so
in. chönnt-me*-se de-" gar iw* la* drucke*. Gottu.
Wirst öppe* welle* Chrüzerwirti* si"? Warum nit gar!
sagte Eisi, ehe" so in. Hüenermaitli. ebd. Oft als Aus-
druck der Gleichgültigkeit, i. S. y.; gleichviel, (am
Ende) auch noch, gleich noch AaZ.; Bs; B; L; S. .Eben
so m. warte ich noch länger!' AaZ. 1815. .Eben so
m. kommt mir Dieses auch noch auf den Hals.' ebd.
A'ständig wär's-mer g'si; we** 's dach so teil afe*
'gange* g'sl* isch. d' Sach nur ehe" so m. für'gange*.
Gotth. ,.le mein- die Mutter daraus [aus dem Geld-
sack] nahm, desto ringet gieng es ihr. Ebc° so m.,
dachte sie. e" kh" me oder e" klin minger, es gang
jetz Alles i" Ei"'in zue.' ebd. So, ist Das der Dank
derfür, für Das, wo-n-ich für dieh tue" u*d sinne*?
He na so de"*! ebe* so in. Das o noc* [es gilt mir
gleich viel, ob Das auch noch dazu komme]! ebd.
Gar noch L. Wo si g'ha* Itditd d' Ghanne* W/r, hed
der Heiland noch so m. müesse* für si wache*. Hafl.
(von der Hochzeit zu Kanu). Und nenn 's am1' nid
e* Wide" | Bündel Werg] spinnt, sc lachet 's drüber
no'h se m. [ohne Furcht vor der .Frau Fasten', die
träge Spinnerinnen bestraft], ebd. Auch als Ausdruck
des Ärgers, der Ungeduld, der Überraschung, i. S. v.:
warum nicht gar! Aa; Bs; S. Ebe" so in.! oft mit
dem Zusatz: ist d' Geiss verreckt! Sprww. 1869, oder:
isch 's Geissli g'storbe* Aa. Der Chasper het 's Gang-
gelt tut 'ge*, du muesch 's iez zah*! Antw. Ebe" so m.!
.Gott wolle, dass man [die in Ausstand getretenen
Ratsglieder] als mär werde haryn zwingen, dann
harus.' ThFrickart 1170. ,Er saite, dass er als mer
ein küedreck wollt sehen, als mess haben.' um 1524,
Egli, Akt. .Zeuch die sach nit gleich für gericht, lass
als mär deinen freund deinen handel zerlegen.- 1531,
Sprüche. ,\Vir sönd als mär selbs herren syn als
knecht [Aussage von Leuten, die bereit sind, den Ge-
horsam aufzuwinden]. • HvRüte 1546. .Ich wollt als
mär myn gelt verzechen, als gen den herren und fur-
sprechen.' HsRMan. 1548. ,Du wellest als mer dym
vatterland als fremden dienen.- TiiPlatt. 1572. ..Alan
gehet eben so mehr zum Schund als zum Schmidlein.'
Hey., Hort. 1692. ,Du möchtesl eben so m. zehlen
die Sternen des Himmels.' JUlrich 17'27. — 2. ge-
radezu in comparativischem 8., eher, lieber, vielmehr
Aa; B; VO; Seil; Z. T"« saili es in. Xn,l ; ne-u-eiii.
Der Parneter wott es in. g'hije*, neigt sich eher zum
Fallen. ,Den Japhet beduret und verwundert seer,
dass ir [Noe] den t'anaaii band asg'stossen und nit
als in. syn vatter Cham, der üch verspottet hat die
schäm.' HvRüte 1546. ,Quir potius, ja vil mer oder
als m.' Fris. .Wolle grad als m. einswegs jetzund
gleich mit dem Vatterland gehn ■/.' Grund.' GGottii.
1599. .Warum sie zu uns zu Märit gangen und mit
lins Gemeinschaft habind und nit eben so m. unsern
gar müessig gangind.' 1621, B Archiv.
Mini, maere, bekannt, berühmt, der Rede wert. lieb.
Härä i 1 eine Contamination aus mär und dem syn. wird.
Onserm sben so m. entspricht «las nihil, aU ■ . rgl. auch
Gr. Wi; III i:;: Schm.-Fr. I 1635; Fr., Ztschr. I 141/2;
Vilmar, Id. 19 and Bech 1868, 25. S. mich eben Bd I 44.
Bed. 1 und -2 lassen sich nicht scharf trennen; mehrere
unserer Belege erlauben beide Auffassungen. Bieher wohl
auch, freilich entstellt: .P'1' wellt s' [die Gans] nid i ■"
Dicke" ge", und sout si assma sus lo" u«-".' HMahl. 1620/45.
un-mär, o*-: 1. Gegs. von mär Aa; Ap; VO.
Widerlich, unangenehm, vom Geschmack der Speisen
und Getränke, ebd. Es ist im ä'wider und U., teic de"
Chatze* 's Schmer. Sprww. 1869 und ähnlich schon
GGotth. 1599. .Ich beschwöre euch, Würmer, bei dem
allmächtigen Gott, dass euch dieses Haus als u. sei,
als immer Gotte der Mann ist. der falsch Urteil
spricht.- JMöll., SchwG. (FHemmerlin). .Her hinderst
fuoss was üch u. [so eilig hattet ihr's auf der Flucht].'
1468, Tom,. \'L.; ähnlich bei NSchradin 1499 (Gfd
1\ ::i). .Und ist mir nünd des ulnarer.' 1501, Hof
Kkiessern. ,l)er wyn ist mir nit so u.' Aal 1549.
,Hab's nit für u., wenn Gott dich beschultet.' 1548/60,
Sprüche; dafür 1531: ,Wird nit zornig.' ,Gott dem
Herren ist das viert Gebott keineswegs das unmärist
[wertloseste].' JJBreit. 1620. ,So soll es ihm nicht
unmäbr, sondern lieb sein.- FWvss 1672. — 2. von
Personen, unschön, roh, ungeschlacht, widerwärtig, von
Gestalt, Charakter, Benehmen ÄABh.; Gl; BAL; G;
Syn. urig Bd I 420, un-glumpfig Bd II 629. RA. lch
lu'i" iii'f'' nüd u. (entstellt etinür), kann es mir nicht
versagen (z. B. zu kommen) Z. Eu u-e'JIu"", Dingeier,
Kerli. Sauertöpfisch Ar. Von Sachen, schlecht, un-
gereimt Ap (lt St.1'); Gl. En u-i Federe*. De u-t"
We;/, auf ungeschliffene, grobe Weise Gi.K.; Syn, leid.
— 3. verstärkendes Adv., sehr, ausserordentlich, un-
gewöhnlich Gl; G. U. gross. — Mini, unmaere. Vgl. .las
in Bed. 1 und 2 syn. lüid w
.Mär bzw. Mer GkD.; GEh. — f., im Übrigen nur
als Dim. Mari Aa; B; Vi); s. Me'ri BR.; SG., Märit
BE . Stdt, sonst Marli bzw. Merli: 1. wie nhd. allg.
Geschichten und Meri erzelle*. JoAcn. Es hed efrud
eu tjair.i Mer [d. h. viel] g' erzelle* g'wüsst GrD. Der
schreienden Elster ruft man zu: Hcst eu gueti M., so
schri M.! Hest en schlecht i M., so hör dest e! ebd.
Je uitcr 's Marli flügt, je grusliger ''ass 's lugt L.
De'' wird Muri [wunderbare, unangenehme Hinge]
g'höre* ! Z. Es Märit vo* der Tüfelsbrügg. GJKvhn
1806. ..Märit- und Gespenstergeschichten.' B Hink.
Bote 1827. Was ist der M.? was liegt daran? warum
so viel Aufhebens gemacht? Aa (Rochh.). ,Er sprach:
Was ist der mär [was gibt es Neues]?' Ar Krieg 1 105.
.Losen, was der mere sei.' 151s, TuFrni. Oti'n. ,lvs
wärind nüt dann märi und fahlen.- 157 1. Mise. Tig.
.Hin andre Zeit bringt andre .Mär.- GGottii. 1599
(Sprw.). .Man hat den armen gemeinen Mann vil be-
töret mit Merlinen von St Mauritzen und synem llcil-
1 iini.- JRüeger 1606. S. noch heiss (Bd II 1686).
2. Ereigniss, Tat (von der erzählt wird). .Ettlich
nttwe mer. durch die von Pryburg begangen.' 147LI,
Bs Chr. — 3. e" Mär, eine Kleinigkeit tiRHe.
Mhd. '/'". re ii.. f. Das Überhandnehmen des Fem. wurde
gefördert durch den Zsfall der Pl.-Formen des Neutr. mit
861
Mar. liier, mir, mor,
302
den Sg. Fem. ,Märi' ist in der a. Lit. als Sg. I.Kin htipschs
Min».- i; v i iiiiujii.il 1588) and PI. bezeug! (auch 1528,
Strickl. : .Berichten der nüwen märi, so uns von Luzern
barkommoD sind'). I.t Dial. 246/7 wird Märi ,von einigen
Schweizern' auch als Fom. gebraucht, ttüril Anlehnung an
das homonyme Wärit, Markt (s. d.). Zur Bed. :i Tgl. nilul.
JUciniu maere, Kleinigkeiten.
Gasse*-: allgemeines Gerücht; vgl. Jas syn. <?.-
Eed. ,Ich sag ghein g.' Zwingli. ,Dass ir n it. allen
gassenmären gelouben wollen.' 1521, Strickl. Er
lialie ilen l!i i.-t geschrieben als ,land- und gassenmär.'
1523, Absch. — Kriegs-: Kriegsgerücht. .Als dann
ufrüerig kriegsmäre gand.' 1531, Strickl. — Lugen-
Märi: Lügenmärchen. HBdll., Tig. — Land-Mär:
allgemeines Gerücht GrD. Ei*s Stückli von dem lle.ee"-
Narr ist zur L. worde*. B., Chrcst. ,Wyter langt uns
an durch landsmär.' 1531, Strickl. ,In lantmersser
wise [Etwas] verneinen.' 1465, Anz. f. schwz. Gesch.
.l'ns sye in 1-s-wys angelanget das, so iiwer schryben
meldet.' 1523, Absch. .Wir sygen in 1-s-wys berieht.'
1524, ebd. .[Was] lantmerwys, ja schier für ein eigen-
schaft | verbürgte Nachricht] geredt wirf 1532, Strickl.
Noch 1039, Absch. V 2, 1140. — üs-landmären: im
Lande herum erzählen. ,Von brueder Klaus von der
Flüe wird vil mer asgelandmeret, dann von mir ge-
schriben mag werden.' 1485, Gpd.
Sag-, Säg-: Sage, Märchen, Gerücht Ar; Tu
(Dim.). Auch in der ä. Lit. Vgl. ,Sagemäre' bei Gr. WB.
— Stadt-: StadtklatschS. 's Schinder griteli, das das
oihr disers Stadtmeri heimchrömet. Schild. — Taut-,
Tand-: einfältiges, leeres Gerede, Possen. XVI./XVII.
tant-mären: 1. .Tantmären' auftischen, vorbrin-
gen. .[Schwärmer] die vil von den abgestorbnen und
irem stand tantmärend.' RGualtu. 1552. — 2. (umc*-)
tämäre*, langweilig und lässig arbeiten ZZoll.
Zur Reduktion des ersten Teils vgl. Auin. zu Schnel-
lerer (Bd 111 1369).
Tärli-Märli: leeres Geschwätz Suh; ZVV1. T.
mache*, zaudern, viel Umstände machen. — täre"-
märe" (lt Spillm. auch tärre'-märre*), tärli-märle* :
unnützes Geschwätz treiben; mit Kleinigkeiten die
Zeit verlieren, zaudern Z. — Tärimäri m.: lang-
weiliger, langsamer Mensch ZKn.; Syn. Liri-Lari
B.l lil 1362/3. Vgl. tämeren.
Dorf- Märi: Dorf klatsch S. 's isch i* 's Nöchber-
hüs (/'gange", die nagelneuste* Dorfvieri z1 verne*. Schild.
— Schlaftrunks-Mär: beim Schlaftrunk ausge-
hecktes Märchen. ,Dass viele von diesen Anschlägen
bloss Himgespinnst und Gerücht (Schlaftrunks- uiiil
gassenmär) seien.' 1530, Absch.
vcr-märe°: Jmdn verklagen, verraten; in Verruf
bringen Ar; GT. .Wo wollten wir Mäntel hernehmen?
Wir würden vermährt, wenn wir s' [zu einer Mum-
merei] entlehnten.' UBragger. Damit er dem König
zeigen könne, dass er Das nicht sei, wie er verschrien
(,vernieret') worden. 1533, Absch. , [Sie wollten Zwingli]
weder offnen noch v.' Grob, Chr. 1500. ,[Der Angeber]
soll nit vermärt, sonders verschwigen blyben.' G Mand.
1611/22. .Wie us Anzeig und Vermärung noch bei
meinen Zeiten bescheehen.' RCys. .Verschweige es
nit, melde es etwann bei einem vertrauten Herrn an;
ein jeder wird des Verstands sein und dich nit v.'
FWvss 1670.
märle": fabeln. .Gemeiner statt zeichen ist nichts
anders dann das oberteil des bischöflichen hirtenstabs,
ungeacht was andere davon gemehrlet.' Wurstises
1580.
märlich: bekannt, berühmt. , Wann [da] ir ander
nierlicher schiessen wyter berichl sint mit vil nie
inhalt, haben wir lengrung der wort abgeschlossen.'
1488, Einladung zu einem Schiessen.
im-: unsäglich. ,Die eidgenossen verschussend un-
merliches grosses guet in die statt Zürich.' Eijlib.
uss-. .[Der Mörder] gieng us dem hus, müessen-
klicli und u., als ob er niendert von ütz wüsste.'
Etterlin 1507.
Spreng erklärt in seiuer Ausgabe: ,1'rci und öffentlich';
doch bedeutet das W. vidi, eher ,gleiehgiltig', d. Ii. der
Mörder benahm sich so, wie wenn er ,aus der Märe' wäre.
ihn die Sache Nichts angienge.
„all- iiiarig : allmählich VO."
Maure" f., auch Mauri I: Rufname schwarzer Kühe
Gr; solche gelten als bösartig. Vgl. Gholflß Bd HI
208/9. — Wahrseh. romanischen Ursprungs; vgl. Mar I.
Maures I: die schwarzglänzendc Art der Brom-
beere, Rub. frut., im Gegs. zur blauen Br., Ruh. cae-
sius Gr. — Vgl. lat. mörue.
Mauritius Mauri II L; W, Mdritz AaK.. Keller-
amt; BsL.; L; Scuw; S, Merez W, Muri W, Mizi Gr,
Bitz(el) Schw, Bitzi BsStdt: Personenname. Man/:,
witt auch (noch) e* Bits, Scherzreim L. D's Meretsch
Hennen gern Mieten, sterben müssen W (St Mauritius
ist der Schutzpatron der Kirche zu Naters, wo auf
dem Friedhof die Hennen aus den Nachbarhäusern
weiden). ,[4>ie Lichter sollen brennen] ze Sant Ma-
rizen mess.' nach 1488, Gfd. ,Zu Steinen fallt ein
jarmerkt zum vidi järlich uf Sant Maritzen tag.'
1501/44, Schw LB. ,Das gottshus im hol' [zu Luzern]
erstiit in der eer sant Marizen.' Salat. Auch Fa-
milienname: Maritz S, Bitz(i) Bsf; L f; G f; W; Z;
vgl. auch .Ritzmann.' 's M-e" Bäbi. Joacii. 1883. .Im
Maritzli', Flurname ZStäfa.
Her h. Mauritins war der Führer der thehäischen Legion,
die ihr Martyrium hei St Maurice im Wallis erlitten leihen
soll; verschiedene Kirchen im Wallis, in den Kantonen der
frz. Westschweiz, auch in Grauhündcn, «neu daher dem
h. Mauritius geweiht. Die Kapelle des Siechenhauses in der
Spannweid hei Zürich hiess einst ,zu St Moritzen'; vgl. Vfig.-
Nüseh. II 615 ff. .Kitz', Taufname. 1545/50, G Hdschr.
Maurus Maures II SciiwE.; UwK.. Mauri III
UwE., Mausi UwE., Mäusi Schw: Taufname.
iiirr Aa (selten); Ar; Bs; BO.; Gr; PA1. (Adj.);
Seil ; W (Adj.), me (Dat. PI. mene*) Aa ; Ar; Bs (selten) ;
Gl (mi); BAL (Adv.); G (in Sa. mei); Sch; Schw; Tu ;
Z. min U — mit neuer Steigerung, Comp, merer Bs,
mener G; Sch; Tu; Z — Sup. s. meist: 1. Adj., zu-
nächst von Personen, grösser; in BO. auch: älter; in
übertr. S. : angesehener, bedeutender, an Stand. Bang,
Kenntnissen usw. „Du bist der Merer." Du bist mer
wa ich W. Das China ist me als enes, körperlich und
geistig besser entwickelt Tu; Z. Der eint Arbeiter
ist me [geschickter, tauglicher] leider der ander, ebd.
Luege*, Welcher me [sei], sich messen S; Z. D' Frucht
nt hiir me weder fern Th; Z. 's mener Hai:, der grössere
Teil desselben GRh. ; Z. Der merer Spick isch ies
g'esse", die grössere Hälfte Bs. Die Vieri Schnei, die
Oberschule, d. h. die Schule für die altem Kinder BHk.
S. noch Här (Bd II 1506). ,Die Stellifluh, welche
363
Mar, mer. mir, mor, mur
364
hier auf Murren mit dem Namen der minderen (d.h.
kleinern) Jungfrau bezeichnet wird and jener grossen
die Benennung der mehreren (d. i. grössern) erwirbt.'
Wyss 1817. .Die mehrere Stadt', ilas jetzige Gross-
basel Bs (Spreng). .Die mere Basile.' Bs XIV. ,ln
der meren statt und in der minren statt Luzern.' XIV..
ä. Ratsb. ; dafür: in der mehreren und in der mindern
Statt Luzern.- RCys.; jetzt nur noch scherzh. LStdt.
,Gegen der merun .statt [Zürich].' 1298, /. Urk. .Die
mfirre statt Zürich.' 1336/1446, / Chr. .Zürich, in der
meren statt.' 1438, Urk. Dafür seit dem XVII. .die
grössere', jetzt (etwa seit Mitte XVIII.) .die grosse
Stailt- / ; doch noch: .Vereinigte Musikgesellschafl in
der mehreren Stadt.' vMoos 177."«. .Von dem buechin
stock in den see, den see uf in die meren A. die meren
A uf unz gen Nuwenkilch.' 1411, L Flurgrenze. ,Der
merere Löuwenstein.' 1455, Z Hausname, im Gegs.
zum .kleinen L.'; dafür 1606: .zum grossen L.'; vgl.
Vög.-Nüsch. I 393. ,Si heind 'gen 2 rl. an die meren
gloggen.' vor 1 191, Gfd. .Das gross oder merer Sigel.'
RCys. .Was er gebüt an dry schillig, das soll er
nemen, es war dann, dass die hoflüt die buoss merer
machotind.' 1127, Schw Rq. ,Dyn forderung ist lieiss,
berl und schwer; yedoch ob sy glvch merer war, ich
wollt mich hieran gar nüt scharen.- Haberer 1562.
.[Appellation] für das merrer gerichte.' Auf. XIV.. B
Handfeste, Übersetzung des lat. : ,ante majus Judicium';
in späterer Obersetzung: .hocher Gericht.' .Die merer
gewalt', die oberste Behörde, Instanz, bes. der Rat.
z.U. der Stadt Zürich; vgl. Absch. IV 1 b, 338. ,Nit
alle Sachen kommen zum Ersten für den Rat. und
nachdem es ist, schlachen sie es für ein mehreren
Gewalt.' RCys. .Wie der vatter ein merer Christ [ein
Grösserer als Christus] genemmt wird.- B Disp. 1528.
.[Leute] mehrers oder minders Namens.- RCys. ,Zue
merer ufstiftung.' Kessl. .Fehler von mehrerer Wich-
tigkeit.- XVII., Bs Gescheidordn, S. noch Jossen Bd III
70/1. Bes. in stehender Verbindung mit gewissen
Subst., die mit ihm z. T. zu adverbialen Formeln
erstarrte Zusammensetzungen eingehen. Der mir (Aa;
Ar; ZO.), merer (Aa), mener (ZO., S.) Teil, der grössere
Teil; die meisten. .Das wir einfaltigen nit verstanden
habend und iro der meerteil ouch; bis dass es darzue
ist kommen, dass wyt der meerer teil der christen-
menschen nitg'wüsst hat...' Zwingli. .In meerteil ge-
richten ist der brüch gewesen.' 1575, Th Landesordn.
.Was die 21 gemeinlich [einstimmig] oder zum mehren
Teil fürzuenemmen erkannten.- Wurstise'n. Auch
sonst sehr häutig vom X1V./XVIIL. getrennt und zu-
sammengeschrieben, in den Formen: .Per mere- (1304,
Z RBr.). .der mer. merer Teil.' Auch mit gen. s. ,üass
von mehrteils leuten kein underscheid gehalten wird.'
slloi-ini. 1591. .Dass merteils Lüt darab erwachet,'
1601, Ardüser. ..Man pflanzt an mehrenteils Orten
Korn.- Sererh. 1742. Kein adv. in Gen.-, Icc- oder
Nom.-Construction. Mersteils UwE., merteils S, mert$l&
Ar; Schw; S; ZKn.. menerteils ZWatt, / :' i metflfsj
Schw (in Ib. medels); Z, 's Mertel GRh., ./r/o Mertel
Aa. de" nun- (Gr), der mener (GRh.; Z) Teil, zum
grössern Teil, meistenteils, meist. Was si merteils
gsse* und (null". BWyss. /•'' b'scMsse' d' Lüt de*
mere" Teil Gr. Wer :' vil will, chunnd :' metelsft)
lützel über ZA IV. a/A. Si sind de Mute! ful Aa.
,200 Schlangenbüchsen, inerteil ysen.' 1476, Bs Chr.
.Ich gloub, du tuest s' ■/,' merteil kennen.' JBinder
1535. .Sicuti pleraque mortalium habentur, wie es
den merenteil in der weit gat. Der merenteil all.
plerique omnes.' Fris.; Mal. .Ich bin der mehrer Teil
in Frankrych 'zogen.' AHaffx. 1577 (ed. 1849). .Jeder
s.ill -.■in Gut in das Ort versteuern, da er den Mehr-
teil gesessen.- 1632, Absch. .Wann Einer blind werden
will, facht er mehrteils an'n Augen an.' Schimpfe. 1651.
(D)'s nur ZV. die meiste Zeit (über), meist BO.;
Onl'r. Men erfari d's mer ZU nid vilGuetseh. Schwzd.
(OkI'i-.). leh ija" ,-' merzit hungrigen i* d's Bett. Volks-
kal. 1851 (BHk.). .Denn niemand ist, der Gottes nit
zue nieerem zyt vergesse.' Zw ingli. Vgl. auch: .Mehren-
teils Zeit ist der Bach recht schwarz.- Sererh. 1712.
Als Zahlbegriff, die grossere Zahl, mehrere. Das
Stück Land, wo die merere" Bäum d'ruff si* l!s; '/..
's göi im in" Litte" so wie mir. Fecrer. Us mene*
G'were* schüsst der Eint. Schwzd. (Schw). .Avers hat
kein rechtes Dorf, sondern nur etliche Nachbarschaften,
deren jede aus 10 — 20, auch mehreren oder mindern
Häusern besteht.- Sererh. In der ä. (bes. Rechts-)Spr.
von der Stimmenmehrheit in Volks- und Gemeinde-
versammlungen, bei richterlichen Urteilen usw. .Mit
der meieren hand erweit.' Edlib. .Was die merer band
gibt, dem solle gestracks nachgelebt werden.- 1490,
LRotenb. Amtsr. .Wie des unser landlüt überein-
'kommen sind mit der meren hand.' 1512/4 I. Schw Uli.
.Der bär [die bernische Regierung] schickt in syn
statt und land, liess machen mit der merern band
[abstimmen], ob man [die Genfer] wollt entschütten.'
XVI., Lied. .Da wäre das Los oder merer Hand ge-
macht.' RCys. S. noch Hand Bd II 1387 und Mer-
II, im] Bd 11 1394/5. ,Mer(er)e ürteilde.' .Swer der
ist, der wider der meren ürteilde. du mit dem rat und
mit der menigi gesamnet wirt. utzet widerredet.' um
1300, ä. L Ratsbüchlein und ähnlich noch im L Stadtr.
1706/65. .Per secher mag syn urtel wol zien für die
vögt, nu muess er aber die meren [hier wohl die sie-
gende Partei | trösten, dass er si wys von schaden;
ist nu, dass die minre recht gewinnt, so soll si die
in. i.' trösten.' 1111. Seg., RG. .Was entlicher urteilen
hin für an dein gericht mit merer folge 'geben werdent.'
1457, Bs Rq.; s. noch Bd 1 811. .Und werden die Ur-
teilen in ihren Räten alhvegen mit der mehreren
Stimm durch ufgehebte Hand gemehret und entschei-
den.- RCys. ,Da die katholische Ort es dahin gebracht,
dass das Pabsttum mit mehrerer Stimm wieder ein-
geführt worden.' Mem. Tig. 1712. ,N. N.. Metzger,
hat mit merer Wahl die Metzg widerum bestanden.'
1672, SchScM. Urk. — 2. subst. a) PL, pers. Mereri
(Aa), Meneri (Z) händ '.< ./'s.)/. Ich hu" 's m" Mine*
g'hört '/.. 's ist Mene* 's Unglück «'s '»• Glück g'si*.
SöUis [Solches] ist Mene* passiert Gnl'r. .Welche die
seind. weih- oder mannspersonen, die mehr in das
land zu den mehreren [der protestantischen Mehrheit
in den äussern Rhoden] oder in andere abtrünnige
land ziehen, die sollen meinen berren ehr, leib und
gul verlallen sein.' 1584. Ael. LB. — b) Sg. Xeutr.
a) flektiert. De muest u/i/us Me(ner)s (auch nur nu)
a*legge*, su'si frörst Z. .Etwas Mehrers oder Anders
von dem evangelischen Handel in Schrift verfassen.'
1638, /. Bibel. ,üie Tarasper haben das Mehrere von
ihrei Prätension behaubtel [imProzess ihre Ansprüche
.i' tenteils durchgesetzt].' Sererh. 1712. S. noch
Mer. Dem Gegs. .minder' gegenübergestellt, 's Minder
l'ur's Merer bekommen, desto weniger Entschädigung
865
Mar, im>i
um', nior, mur
360
für erlittenen Brandschaden erhalten, je mehr vom
Gemäuer stehen gebliehen i-t Gr. .Darum wir um
das minder das merer verlurend.' Morgant 1530. ,Das
Minder und das M.', formelhaft für: Alles zusammen.
.Jedermann soll sturen alles syn ligend und farend
gn<>t. minders [und?] mers, pfenning und pfennings-
wert.- 1384, AaB. Stadtb. ,Darzu soll alles syn guet,
uss und in. das minder und 'las m., \ erfallen sj a.' 1 190,
vRodt. ,N. X. soll als Augenzeuge eröffnen, was die
Boten gehandelt und was er selbst dabei getan, das
minder und mer.' 1529, Abscii. .Alles guet. das minder
und das in., so der nachrichter verlassen.' 1541, l!s
Eq. — ßl (in W auch me, im Gegs. zur Adj.-Form
mer) wie vil, als dessen Comp, es erscheint (s. Bd I
774/5), flexionslos. 1) mit abhängigem Gen. lch wellt i
gern niirl' mitr) desehi, mehr davon \V. .Kins öpfels
[der Baum] nit mec treit.' U Eckst. .Durch mer nutzes
willen.' L563/1624, Schw LB. S. noch Zue-fall Bd I
745. — 2) alleinstehend, oder auch mit Apposition,
im Allg. wie im Nhd. Me" chönnt-em jo nW wiener
[Lohn] iß". Stütz. Wenn Das nüd hilft, su hilft ine
o1'' nüd BE. Mer chörme' netler Brot esse" Bs (Brei-
tenst.). De nutest Im", bis d' gern me hättest, Abferti-
gung L (Ineichen). Wer hei einer Arbeit wenig aus-
richtet, von Dem spottet man: D'er mag i" zwe Tagen
auch nie weder in ei""m Th; Z. D'st mener isch-ene"
dra" g'lege" Schw. Alls (wie) me, immer mein BsStdt.
Nut (bzw. Xiid, Nünt) me (in A.\ tw.; BO.; L; Schw;
l'w auch assim. Nüm-me, Nüme, in L auch Nümi),
Nichts mehr. leg säg-ich Nüt-me, da hört doch Alles
auf! Bs; Tu; '/,. A, B, C, cha"" Nüt me; hätt ich
g'lert, so chönnt ich nie Bs (Kdld). Dernöeh ist Nümi
z' mache". L Nachr. 1865. Wenn m'vs Schätzeli e"
Zuckerstock war, so sclilecke.t-vh dra", bis Nümi dra"
war Bs; L. Auch gellauft Xiitt jine-me. /■'' wott Nät-
me-me säge" S. Ich hi" kei" Ratsherr me; ich bi" gar
Nümi me L. Nüt des me u"d Nüt des minger Im".
darum nicht mehr, doch auch nicht weniger haben
BE. ; ähnlich Z. Ieh hä" Nüt des me (auch zsgez.
Nütesme), ich habe keinen Nutzen davon (also kann
mir die .Sache gleichgültig sein) V.O. Du heizige
Tschöli, teas hesch iez das me! Schwzd. (U). .Sieh an,
myn lieber Daniel, ich sing, ich sag mee, was ich
well, so wend sy dich schlechts usshin han.' SBirk
1535. ,Mer ich hätt, mer ich wett han.' Com. Beati.
,Nit nie denn', formelhaft am Schlüsse von Ansprachen,
Briefen usw. ,Nit me denn: Gott halt üch in syner
huet!' 1514, B (Gfo.). ,Nüt mer dann: Gott bewar
üch!' Morgant 1530. ,Nit mee dann: blybend styf
und stät, das bitt ich üch, ir frommen rät. Gand yetz
nur heim.' HBull. 1533. .Das wend wir tuen. Nit
mee dann: gond und heissend kon, die dussen stond.'
ebd. .Herr Hauptmann, wenn wir werden 'zalt, so
ziehen wir mit, wo's euch g'fallt, bis wir ein andern
Herren finden. Nit mer dann: schlach auf die truni-
men!' Z Laz. Auch mit weggelassenem ,denir: .Alls
gilt's mir glych. Nit mer! die arbeit leer du mich!'
Ruef 1550 u. ö. Vgl. noch: .Der ist erlegt. Der wird
aufhören lästeren [sagen zwei fanatische Geistliche
nach dein Tode eines Märtyrers]; nicht mehr als: ein
Anderer her!' Mise. Tig. 1723. Vgl. noch Gib-mir-
me(r) Bd II 307. — 3. adv., im Allg. wie nhd. a) stei-
gernd, a) vor Conj. der Vergleichung. 1) ,me als,
. dass.' Mener als füfhundert Jör. Schwzd. (ScnSt.).
Do hast du Hecht und me a's (auch denn) Hecht Zg; Z.
D'r Bis hei g'sen, dass du Ettes nie a's recht si, und
hei sein' e" Wil b'sunne*. Schwzd. (GiiPr.). Das ist
nur und nie das (auch nit dfS, nit-thsi war, nur ZU
wahr /.. Mi das fd-sl g'nueg; nie das nbsl Kim
Tu; Z. Mmtznl. pur troppo l'Al. (Giord. 1891, 93)
Me a's (geschwächt -js) ebiy (zsgez. messibg" ApL,
Teufen), me das ein", in Ai\M. entstellt me-dernebe;
Ausdruck energischer Zustimmung, freilich ja. aller-
dings, ganz richtig, ganz wahr Ar; G; vgl. Bd I 45
und das syn. eben-selb. — 2) ,rae denn', in L; Scirw;
Zg z. T. verschmolzen zu mede". De Himmel donkt-
me [mich] me denn triieb. Lenggenhager 1830. Ich
hän-em me denn nie Hä" Z (Spillm.). Wol, wol, es ist
meh de"" wahr. GesprXch 1712. 's ist mede" guet,
recht, schön, 'zalt. .Er trängt die Römer meer dann
jämerlich.' HBull. 1533. .Wir band exemplen mer
dann vil.' Mauritiana 1581. .Mehr und mehr ver-
steinernd und zu einer blossen Verstärkung verblas-
send VO; Z. Vgl. e Bd I 11. Du hast mede" Recht,
du hast meiner Treu, in der Tat Hecht ZU. 's ist m.
wör, es ist, wie ich nun selbst einsehe, ganz wahr;
auch i. S. einer Beteurung, um das verpönte .gewiss'
zu vermeiden, ebd. Gang m. du! es ist das Beste,
du gehest (statt meiner), ebd. Mach 's m. du [teile
du, statt meiner, die Spielkarten aus]; 's ist aber glich.
Stdtz. Sr will-ic'' m. [denn also] gö". ebd. 's ist-mer
m. glich, ganz gleich, ebd. Balget [schilt] er di'h denn
wider, will ich m. [gewiss] selber emol mit-em rede".
ebd. Und wil au,h die andere" Herre" me oder weniger
com Österricher abhängig g'sl" sind, se cha"" nie" m.
[mit Fug und Recht, schlechterdings] säge": Stadt und
Amt sigi't österrichisch g'sl" Zg (Schweizermund). Er
tuet mer m . Alles z'leid, was er cha"" Zu. Da bringst
mi'1' in. [sicherlich noch] um Hub und Guet. ebd. Er
schämt sc'1 m. [wahrhaftig] /.>" Bitzeli d'rab. ebd. Ieh
bi" halt air'1 g'sund g'sl", wie 's i" de" HÖchene" m,
[eben] de Fäl ist. JSenn. Wenn 's Vehli st" Sach
hat, se flarz-i"" m. [denn wohl etwa] e" chll" uf d'r
i'i tu ue. ebd. A. GiH 's nüd bald Firobig? B. 's wird's
iez dünn in., m. [freilich wohl] ge" Zu. Hieher wohl:
.So habent wir die bed partyen merdenn uf ein tag
für uns betagt [ vorgeladen].- 1 1 '.••'>. Senn. ürk. S. noch
numede". — 3) ,me weder', in F; L; Z auch me- bzw.
me-der, mehr als. Me weder ebe" recht, über das schick-
liche .Mass hinaus Z. D' Litt sind recht und im weder
recht, ihre Rechtlichkeit ist über allen Tadel erhaben
Tu; Z. Das war afe" nie weder recht, es wäre die
höchste Zeit, das Unrecht gut zu machen S. Me-der
g'nueg, me-der Einer L; Z. — ß) ,eher' in der Ver-
bindung schii" me Tn; Z. Das ist sclio" me Mues [als
Suppe], von einer dicken Brühe. Das ist sclm" me
'brüelä [als gesungen]. Da sieht 's scho" me wüest üs.
— f) zur Umschreibung des Comp. .An einem ab-
gelegenen Ort, so verbesseret und mehrers verwahrt
werden müsste.' 1Ö35, Spyri. , Gleichwohl nicht ge-
bessert, sondern noch mehrer erhärtet.- S Kai. 1758.
— ä) vor Comp. .Er ward ye mer kreftiger.' 1530,
Apostelgesch. .Coloratior, mer gefärbter. Suavitate
conditior, mer lieblicher.' Fris. ; Mal. S. noch mer-
besscr. — e) verbunden mit dem Gegs. minder. ,Dass
die gab des gloubens vilen underscheidlich [in ver-
schiedenem Masse], merer oder minder, 'geben werde.'
'II Disp. 1528. Zur Bezeichnung eines ungefähren
Masses. ,Unsern acker, des dry juchert sint, minder
oder nie, ane geferd.- 1390, Z Urk. Irgendwie ZO.
Mar. mer, mir, mor, imir
368
Wenn ich minder und m. chann, sc cliumm J«*. Joseph:
.Ich werd g'wüss einmal blyben tot, wenn ich iiic"
minder oder mer ein Warnung gib [d. h. nur die ge-
ringste Warnung an meine Brüder richte].' Kdep 1540.
S. noch geh Bd II 66. — b) Wiederholung. Häutigkeit.
Fortdauer einer Handlung oder eines Zustandes be-
zeichnend: öfter, wieder, weiter! bin |. ferner(hin), noch :
auch sonst, a) betont, allg. Mach ml so! I. tue Das
(noch) me! '/.. Drohung. Chunnt's-der me so, hast
du öfter solche Einfälle? Tu. Scherzweise entschul-
digt man sich : 's ist vier leid dtrfür, ich will 's im
tue* '/.. Ghömmed me dere'weg ! zu Einem, der soeben
eine Zahlung geleistet hat Th; Z. Chumm (chömmend)
me (zue-n-isj! Abschiedsformel Aa; Ar: VO; Th; Z,
etwa mit dem scherzh. Zusatz: Mer sind gern eUei" '/..
Ghommet de"" me «' Hengert W. ,Adie wohl, sagte
die Wirtin, und komme bald mehr.- Gottb. .1 >ie mueter
heisst mich betten dich, du söllist bald nie zue uns
kon.' Euef 1540. !■'' uill-der nie Ojijn's ge", iron.,
bes. zu Einem, der eine empfangene Gabe nicht schätzt
Th; Z. Sehn" me, auch sonst, früher schon Schw; Tu;
\V; '/,. Da' ist-mer scho' me passiert Tu. ,Verflüech<
werd der, der dich me anhett.' Morgant 1530. .Ich
liitt dich, das8 du nach mer by mir belybest.' ebd.
.Was ich et wann mer gehört hatt.' FPlattkk 1612.
.Wann sy mehr [wieder einmal] nimmer reden könn,
wöll er sie nur gen hychten schicken.' Schimpfr. 1651.
.Kin Wunder, das ich mehr gesehn.' Lddw.Mey. 1767.
Mit adv. s: ,ln dein Sommer ist das Schaffleisch meh-
rers [öfter] anzutreffen [als Rindfleisch].' SHott. 1 702.
S. noch Deutsche Volksb. (i, 32. — ß) schwach- oder
unbetont und daher oft verk. I'h war en Narr, ivenn-
der me Oppis gab, zu einem Undankbaren Tu; Z. Si
hcui chiiiii vor Wreid mer <i'essr" U. Dass künftig nur
med' Chüe, nümme' d' Lüt sötti't ehalbere*. Kvn 1860.
S. noch Nüt-me (unter 2 b ß '_') und nümme". —
c) s' mere*, meistens GitPr. Kai's Wunder, we*"'s-ne"
esie und .:' mere" nümme" glitte" hed i" s%*"m Börbett.
Schwzd. — d) noch (dazu), ausserdem, überdies; über-
gehend in conjunctionale Funktion. .Mer so band sy
das schloss gebrantschatzt/ 1476, Bs Chr. ,Mer ein
[ein weiteres] wunderzeichen', Überschrift. Em. ib. ,Lea
gebiri im mer zwen sün und ein tochter.' 1531/18,
I. Mosis. .Nimm Rebarhara ein Quintlin, mehr Engel-
i ein halb Lot, mein Rosindlin 1 Lot' usw. ZElgg
Ar/.neib. ltiöO u. ö. in liecepten. Auch bei Ardüser;
s. noch Morgen-Gab IM II 54. — 4. als Conj., viel-
mehr, sondern. ,Nit vor im. mer hinder im.' XIV'./XV..
ii Hdschr. .Nif allaiu mit truinben, mer ouch mit
seitenspile.' ebd. ,Nit verzagest, mer dich frölich
wagest.' ebd.
Mhd. mer, me, wesentlich mit den selben Bedd. Auch
unsere MAA. zeigen /,. '1'. beide Können aeben einander (aus
I wird sogar »u . men und mer angegeben), ohne dass über
ihre Verteilung eine bestimmte Regel aufgestellt werden
konnte: im Allg. wird die volle Form nnr adj. gebraucht,
so auch in AaLeer. Min wird sich vor Voc. aus ;»■ ent-
wickelt hallen, indem liiatusflillendes n eintrat; anders, näm-
lich als irrtümliche ,Verhochdeutschung', ist diese Form wohl
in der ;i. Lit. is. z. B. Deutsche Volksb. S. 198 M zu i rklan a
Im Übrigen begegnen auch in der ii. Spr. ,me' und ,mer'
neben einander; doch wiegt Ersteres vor (,mehl, ziemlich
durchgängig in den Bs Rats-Erkenntnissen des X.VI. und Ms
Chr.. während die heutige MA. daselbsl mir bevorzugt). Die
doppelte Steigerung ist schon altalem. Oio form mener or-
klftrt sieh wie ,„,-,■ (Bd I III. Eigentümlich ist dei abs,
Gebrauch unseres W. i. S. v. .sehr' in dein Satze: /c* Im* '»
eio/./'/i ■i'Iki", nit •■• me teSge* der Angst, ara wegt* <l< '» G'red.
BWyss 1863. Analogien in Beziehung auf Gebrauch und
Bedd. bietet auch etwas |Bd 1 595/6). Zu 4 vgl. frz. mais,
it. ma aus tat. magie.
ie-inei iqmmer PA1. (Giord.) : mai [denn, nur], in
Fragesätzen PAL Wos ist i. Dns? che cosa e mai eiö?
.Mhd. iemer, (für) immer; jemals, irgend einmal; in der
Form .iinier. yemer' noch in unserer l.it. des XVI. sehr
häufig; auch verst. (wie mhd.) ,iemerme(r)', bes. in Aus-
rufen: ,Ach Gott, aeli Gott, ach yemer me!' JBiuder 1535.
,Mord yemer mer!' Euef 1550 (im Keim auf .wee'l; vgl.
ebd. .yemer mord!' S. übrigens noch immer (Bd I 222/3).
Hoher auch: ,Die Franzosen schweifent noch jemerzmeder
iimli Parma herum, dass die Strassen nit sicher sind.' 1522,
Strick]. ,TJnd redt: syn war g'nuog; ich nette immer] ler
'triben [ich hätte immer den ,Antrieb' gegeben in dem Streit-
handel].' 1523. Egli, Akten. S. Gr. WB. IV i -Jotc.
hüt- Jiiiltnie: hodie ante crastinam lucem.' Id. B.
Vgl. hüt-ie 1 1 ; 1 1 1 22), betr. die Bed. von mr die Anm.
zu hür-mer-hin (Bd 11 1350) und das folg. W.
tag-lang- tälome, „dalome" < : it : verstärktes nun
Gr. Meist mit vorgesetztem ,nu(n)', vielfach entstellt
(,tala-, tale-, tali-, talast-, talat-m.'), endlich einmal,
nunmehr. Wett ein" gar ;' gef, der Lumpe" Ghrieg war
dalame üs und du wärist wider daheimen. JCWeissrnb.
1673/1702 (Brief an einen Ehemann im Felde); dafür
.ilamale.' 17dl. Landammann Schwendiner in höchster
Ungeduld zu einer Rats Versammlung: .Wann habt
ihr's nun taläme erraten [eure Beratungen geendigt]?
es wäre längstens genueg gewesen.' 1489, Zkli.w. ,Sy
waren begerens, inen nun dalestmer zue erlouhen.
heim zu keren.' 1489, Waldm. Auflauf. ,Us disen
Worten, die nun talame allen Christen wol erkannt
sind.' Zwingli. .Ich furcht, man hett in daleme geleit,
do er nit gern lag.' lö'J'i. Absch. .Im druck usgangen
und talme kummen für fürsten und herrn.' 1529, Bs
Chr. .Wiewol es nundalatmeer nit nummen ein mal
by üch an einer ganzen geiueind das mer worden.'
1529, Strickl. ,Desshalb sy wol lv.len möchten, dass
nun dalatmee fuog und mittlen nachzuotrachten syg,
wie...' 1529, Absch. .Schatz und rychtum, die nun-
dalatmeer niemands billicher zuogehörten, dann denen,
denen sy mit Ungerechtigkeit fälschlich abgedrngkt.'
ebd. .Wir sind bericht. dass unser Bidgnossen von
Zürich und unser Bidgnossen von den fünt orten mit
einer merklichen macht gegen einandren ligen, da wol
zuo besorgen, sy haben nu talame mit einandren ge-
handlet, das uns allen übel kommen werde.' ebd.
(noch mehrfach). .D'wyl es sich eben spat in den t.iLr
vorzogen und sy wol gedacht, dass die botten nun-
dala r gern heim wärind.' 1530, ebd. .Do wir nun
dalinie ob viertnsent guldin verreiset hand.' ebd. .Ich
hab daliig nie g'nuog von dir erlitten.' Morgant 15:10.
.Wir haben üch zuo sonderm gefallen schon befelch
'gehen geheilt, in ledig ze lassen, als dalastmeer be-
scheen oder bis morgen bescheen würd.' 1530, Strickl.
,Ah welchem ring ze iicinen, dass, wo Gott der all-
mechtig sölich ir fürnemmen nit durch Zürich und
Hern gebrochen, (dass) sy nuntalame alle ort under
sich gebracht [hätten].' 1531, Absch. ,Die töufer habend
nun dalinie manchen menschen verworren.' BBuLL.
1531, .Üwer ersam potten habend aue zwyfel nun-
talime bericht.' löi'.'.'. Strickl. .Syn beger wer. dass er
uns Dutalone [!] wellte quittieren.' Vad. .Si holl'tind,
er solle nun dalame zu Pfäffikon syn.- Äg.TschuDI.
309
Mar, mer, mir, roor, mur
370
.Was mir eine guete hoffnung gibt, Gott werde syii
pitt erhören und ine und synem armen volk im da-
lame zu frid und ruwen hellen.' 1574, Seg., Pfyffer,
,Ich mein, du wenist, ich fatze dich ; du sottist dalinie
b'kennen mich.' XVI.. RBrandst.
Mhd. tslanc (aus tage-lanc) -mr. Vgl. Gr. WB. II 69S;
zu der Form ,talast-m.' ebd. 697 (,dalesf).
minder-i-me (in B; L minders-i-me) : mehr oder
weniger VO; Z; .plus minus, ut qui plurimum mini-
mumque dieunt.' Id. B.
i wohl als Abselnvächuug von und aufzufassen statt des
sonstigen g (s. Bd I 3'20); vicll. hat die Verbindung länger-
i-me (Bd I 21) eingewirkt.
nie-mer: nimmer, niemals PAL; „W." Der am
Morgend lid, Der hiid niamer Nid, non ha mai niente.
Giordani. Sehr oft in der ä. Lit. bis Ende XVI., aueh
in der Form .niemar.' Zwingli; Fris. 1562. Aueh
verst. niemer-me W. .Niemar me(r).' 1531/48, IV. Esra;
1560, Psalm; SHochh. 1591.
Mhd. niemer, nimer. Das W. mischt sich in der ä. Lit.
z. T. mit nümmen, nicht mehr; so kommen bei Zwingli neben
einander , niemer, niemar, niimmer' vor. Die Schreibung
,niemen' (1302, GlUrk. ; XV., ZgHUnenberg) verhält sich
zu .niemer' wie ,men' zu ,mer' (s. d.). Das a der Form .nie-
mar' (auch RGualth. 1555; Mal.) mag eine besondere, durch
das folgende r bewirkte Ausspr. des unbetonten Voc. wieder-
geben. Eine eigentümliche Weiterbildung liegt in .niemarg,
niemerg' vor (.Wir wend Gott niemarg verla0.' RSchmid
1579; ,Du tuest, als wärist niemerk voll.' HMahler 1620/45).
Die Bs Angabe niemert (Becker) beruht wabrsch. auf Ver-
wechslung mit Niemert, Niemand; doch vgl. nümmert (unter
iitlmui> ,i |
nu-me: nunmehr. ,Die sach wäre nume so offen-
bar, dass sich dero syns unwüssens niemas möcht ent-
schuldigen, und gebe also uns nume den handel zuo
bedenken.' 1521, Absch. Auch bei Vad.
noch- nömi S; Z, nu-mi 7,0., sonst nöme: noch
mehr. Als n. wird das Meckern der Ziege gedeutet ZZoll.
Mer, PI. unver., in Ap auch Merer — n.: ein
nach Art und Häufigkeit der Anwendung für das po-
litische Leben der Schweiz (bes. in den Landsgemeinde-
kantonen) charakteristisches Wort. 1. Stimmenmehr-
heit; Mehrheitsbeschluss. allg. Er hät's M. überehö'.
Er ist mit-eme" chline" Merli ane'cho*, gewählt wor-
den Ap. Es hei-mn am M. g'rad zwei Stimme" g'felt
GrD. 's M. g'e" fiise'ge" Uw, üs-spreche" Ap) = 's M.
(e')iceg-geben (Bd II 93). ,Zu M. werden', formelhaft.
Kanzleispr. ,Wedrer teil vor zuo Tünraten das mer
behept hat, behept och der das merer an sölichem
nachtag [in der zweiten Verhandlung vor der höhern
Instanz].' XIV. /XV., ZDürnten Offn. ,Man soll ein
mers ein mers bleiben lassen, und welcher darin un-
gehorsam würde, soll gestraft werden.' 1457, Ochs.
,Was da under inen das m. wirt, das" es daby blyben
und bestan solle.' 1409, Gfd. ,Ob die vier [Schieds-
richter] nit eins oder ein in. machen wurden.' 1475,
W Blätter. ,Ob sach war, dass solich [Schieds-] richtet'
sich nit mochten vereinigen, so soll ein obermann ge-
weit werden, der in den stucken, do si sich nit ver-
einigen mögen, ein mers mache [den Stichentscheid
gebe].' 1478, Bs Chr. ,0b undev inen ein meeres
wurde umb einen Zunftmeister.' Ende XV.. Z Meisterb.
,0b zwo oder mer urtelen um ein sach erteilt wurden
und eine wurd das mer.' 1524, Scbw Rq. .Antreffend
das mere in weltlichen Sachen, wollen si gern lassen
fürgan, aber dheines mer wider das Gotteswort fürgan
Schweiz. Idiotikon. IV.
lassen.' 1529, Absch. ,Also mochtend sy an der ge-
liu'ind kein mores machen.' 1529, Strickl. ,0b aber
in der erkanntnuss und urteil die zuogesatzten nit
einhell, also dass ein mers under inen nit wurde er-
funden, alsdann soll der antwurter einen obmann er-
wellen.' 1532, Absch. .Nun ist's einmal [unter Josephs
Brüdern] das mer g'syn, dass man in wurf in d' grueb
hinyn.' Rüef 1540. ,Sunst hat Noc 's mer [die Volks-
mehrheit für sich].' HvRüte 1540 und ähnlich Aal
1549 (von Jesu Anhang beim Volke). ,Vicit sententia
lenior, das besser ist 's mer worden.' Fris. ,Also tet
man die bilder us den kilchen, wo es das mer werden
mocht.' 1576, LLav. Ratgeber, am Schlüsse eines Vor-
schlags: ,Das Möhre doch soll 's Besser syn.' Com.
Beati. .Welcher das Mehr zieht (zücht), soll Land-
aimnann sein.' 1660, GrD. Als Besitzer des Land-
rechtes sich ,den Ordnungen und Mehren' zu unter-
werfen haben. 1675, Hagenb., Sigr. ,üie Mehrheit der
Stimmen lässt es bei der bisherigen Übung bewenden,
nach welcher der Landschreiber [bei innestehenden
Stimmen] das M. zu machen befugt sei.' 1723, Absch.
.Weil uns zur Genüge bekannt, dass in allen demo-
kratischen Regierungen das M. der Landsgemeind der
Fürst und höchste Gewalt sei.' 1733, ebd. ,11 obtint
a la verite le droit de bourgeoisie dans notre pays,
mais dans un petit M.' LZellw. 1750. , Durch das M.
am Landtag einen Schluss fassen.' Sintem. 1759. —
2. Stimmenzahl Ap; Uw; U. 's M. zelle". E" e'helligs,
grosses, 's chllnst M. Ap. Es chli's Merili Ndw. Er
hed e" schö's M. [viele Stimmen] ka", aber worden ist
er 'seh gli'Hig nüd [hat die Mehrheit doch nicht er-
halten] Ap. E" dicks (in Ap auch verst. stoek-d.),
dünns M., viele, wenige Stimmen Ap; Ndw (mit Bez.
auf die Dichtigkeit der aufgehobenen Hände bei einer
Landsgemeindeabstimmung). E" glVHigs M., gleich-
massig über die Menge verteilte Stimmen. E" niitsigs
[geringfügiges], e" betrüebts [klägliches], e" montersch
[ziemlich grosses] M. Ap. ,I)ann die Statt [Zug] hat
zwei Teil, die drei G'meinden jede ein Teil; wann es
in strytigen Ratschlägen ein zerteilt Meer gibt, wann
eine der usseren G'meinden zu der Statt fallt, so ist
es das Meer.' RCvs. ,Ist diss [in ApL] der einzige
Underscheid, dass, wann Etliche, par exemple vier
oder fünf, zu einem Amt vorgeschlagen werden, Der-
jenige es emportiert, welcher das grösste M. hat, da
hingegen bei uns die zwei oder drei grössten M. daraus
genommen und dise widerum gemehret und noch ein-
mal entschieden werden.' LZellw. 1720. — 3. Ab-
stimmungsresultat, bes. als PI., die Abstimmungs-
ergebnisse in den einzelnen Gemeinden und politischen
Kreisen Gr. .Ordnung betreffend die Ausschreiben,
die einzusendenden Mehren und deren Klassifikation.'
Gr Grossratsabschied 1854. .Von dessetwegen zuo Cur
ein Puudstag ang'fangen, der G'meinden M. zuosamraen
zuo trägen.' 1604, Ardüser. , Was unsere By- und Punts-
tage betrifft, soll ein jeder Ratsbott syn verschriben
und versiglet M. haben und es auch in Brief und
Sigeln von den Herrn Häuptern ab dem Tag bringen,
was er für ein M. yngelegt habe.' Gr Landsatzung
1619. ,Ein jede Gemeind soll ein eigen Buech haben
und darin alle M. ynschryben, damit man alle Zyt
wüsse, was in solchen Sachen das M. g'syn syge.'
ebd. — 4. Abstimmung Ap; VO; Gr. Es ('sj M.
mache' Ap; B; Gr, ufne" Ap; Gr; ZO.. i" 's (a" 's Aa)
.V. iie" Ap, setze" Aa; „LE.;" UwE., abstimmen lassen.
371
Mar, mer, mir, mor, niur
372
I" 's M. chö", in die Wahl kommen, der Abstimmung
unterliegen Ar; U; vgl. lassen, Bd III 1399. Dörch e"
M. von-enand onderschäde' lö", Etw. durch Abstim-
mung zum Entscheide bringen Ap. ,Under sölichen
zweien hotten soll allein der ein syn band uf heben
und ein mers helfen machen [abstimmen helfen].- 1522,
Absch. , Brutus macht ein mers: Nun hebend uf. wem
dise meinung wol gefall!' HBüll. 1533. .Drum ma-
chend 's mer, vorus und ab, damit es gang nach mynem
sinn.' JMr/RER 1559. .Faire confirmer tous les ehefs
ensemble par un M. unique, mais le peuple n'y voulut
rien entendre et decreta de faire passer Tun apres
l'autre.' LZellw. 1745 (Übersetzung des mundart-
lichen: Enn om den Ene" i" 's 31. n&*). S. auch
machen (Sp. 25), üsgemeinden (Sp. 307).
S. noch Tob]. 314: Gr. WB. VI 1887/8. In ApK. komm!
in gleichem S. auch Major n. vor; vgl. lat. per majora.
Gcge°-Mer: Gegenprobe bei Abstimmungen Ar;
VO; Th; Z; wohl allg.
Hand-: Stimmaligabe durch Aufheben der rechten
Hand Bs; VO; Gl; Tu; Z; wohl allg. Es H. la" gä"
Ndw. Vgl. Mer-Hand.
Land-Ammann-; (beinahe) einhelliges Mehr,
wie es bei der Neuwahl eines Landammanns (oft ver-
bunden mit Zurufen) meist vorkommt Gl. ,Land-
ammann Heer ist nie wiedergewählt worden, ohne
dass die Wahl das sogenannte L. bewahrheitet hatte.'
N. Z Ztg 1879.
liiere": 1. tr.. grösser machen, vermehren. In
formelhafter Verbindung mit dem Gegs. .mindern.'
,Der selb zins [soll] niemer me gehöchert, gesweret,
geminret noch gemeret werden.' 1395, Gl Urk. ,Dass
sy darin [im Bodel] nütz schryben noch usschryben,
weder minderten noch merten, dann mit UHHn wissen
und willen.' 1431, L Ratsb. , Ein Herr von St Gallen
und die nachburen mögen mit einandern dise offnung
mindern und m., als dann ie zun Zeiten notduift ist.'
1506, ThKossw. — 2. (in Z menere") grösser werden,
zunehmen B; L; Z. , Die Kühe mehrten nicht an der
Milch, sie minderten.' N. B Kai. 1842. ,Wenn die Kühe
in's frische Gras kämen und [an Milch] mehreten.'
ebd. ,.Tene haben kranke Kühe und mehren mit der
Milch [liefern trotzdem noch mehr Milch in die Kä-
serei] statt zu mindern.' Gottii. ,Wie die Kühe so
brav seien, die Milch gut und gegen Herbst zu noch
m. werde, weil nicht alle Kübe gekalbt.' ebd. .Wenn
Arme zu [dem Freigebigen] kommen und um ein
Almosen bitten, so ist sein Wort immer: Gib nur,
Mutter, gib ; es mehret geng.' Schweizerfrd 1815 [viell.
eher tr. zu fassen und .Wohltun' als Subj. zu ver-
stehen]. Die Batzen schön s'sämme" tue": Du wirst
de"" g'seh, wie Das meret! B Hist. Kai. 1847. D's
Wasser macht-ech emel e" Bung [eine Weile] hie noch
Nut, ire"" 's scho" norh mereti. MWalden. .Im auf-
gebenden Mond ausgelassener Anken mehret im Hafen.'
N. B Kai. Auch refl. De Hufe' »<>ret sich, aber wird
iiüd besser. Ineichen. S. noch fruchtbaren Bd I 127:!.
— ::. stimmen, meist durch Handaufheben, votieren;
die gefallenen Stimmer sammeln Aa; Ar; YO; Gr;
Seil; \V ; '/.. M., »«..' Ruf nach Abstimmung. z.B. an
einer l.audsgemeinde, wenn die Anwesenden unge-
duldig geworden sind oder die Mehrheit die Op-
position nicht zu Worte kommen lassen will. ,Die
katholischen Stände an der Tagsatzung riefen im Be-
wusstsein, dass die Stimmenmehrheit auf ihrer Seite
stehe, einander zu: Mera-mer 's.'- XVII., Aa Gern, I
213. Ei"'m uf 's Räthüs bi der höchste" Buess, bi
Stimme" und M. [bei Verlust des Stimmrechts] hüte*
Gr. .Weibel: Wohin, ich will druinb m.! Heb uf syn
band, dem es wol g'fall.' UEckst. ,Dass die Püntnuss
dem Mehren der Gemeinden nach rund abgeschlagen.'
Gr Bericht 1621. ,Als er spat in'n Rat 'kommen und
sollen helfen m. um ein Urteil.' Schihpfr. 1652. .[An-
ordnen] an welches Ort [nachher: ,wobin'] man Jedem
m. solle.' GrD. LB.; vgl. die ,itio in partes' im rö-
mischen Senat. ,Die, so das Alter der 14 Jahren nit
haben, sollend von den Ihrigen gewarnt werden, dass
sy nit mehrend; alsdann so solle man fein still m.,
und keiner den andern nit stossen und in kein ander
weg beleidigen noch beschweren, weder mit Werken,
Worten noch Taten, sondern fein still von einandern
scheiden in aller Liebe und Früntlichkeit.' ebd. .End-
lichen ist das M. [in der Gemeinde Seewis] ausgefallen,
die damalen sogenannte neue Religion anzunemmen.'
Sererii. 1742. Unter Silberzeug werden aufgeführt:
,16 alte Pfenning zum M.; 301 Pfenning neu zum M.'
1745, Z Safran Inv.; 425 ,Wablpfenninge' wurden
a. 1800 an den Goldschmied verkauft. S. noch under-
järig (Bd III 67) und gefallen 6 (Bd I 757). Auch tr.
Näbis m., zur Abstimmung bringen Ar. Eine" m.,
durch Abstimmung wählen Gr. Für die Us'tretne"
.'(/./ g'meret rhu" [folgen die Namen]. Schwzd. .An
samstag vor mittefasten wurdent die hundert genieret
und sind rete und hundert überein kommen, dass man
si für dishin jerlich ze sant Johanns ze Sungichten
soll m., so es notturftig ist.' 1400. L Ratsb., wogegen
ebd. von den Räten der Ausdruck ,wälcn' oder .ändern'
gilt; vgl. Seg., RG. II 155. Weibel zum Vogt in der
Versammlung: .Weisst bessers, denn du noch hast
g'hört. so wirt von allen dyn rat g'meert [dein Vor-
schlag zum Beschluss erhoben].' UEckst. .Die Schieds-
richter könnten einen Gemeinen [.gemeinen Obmann-]
erwählen, wenn sie zerfielen und der Obmann hätte
eines der stössigen Urteile zu m. [durch Stichentscheid
zum Beschluss zu erheben].' 1523, Absch. ,Nach diser
urteil hett er von stund an unsers fürsprechen urteil
gemeert [zur Abstimmung gebracht] und ein um frag
_'ehept. wem es wol g'fall, N. N.'s urteil, der heb syn
hand uf mit im.' 1549, UMey., Cbr. ,Dass Einer, der
für sich selbst oder für die Seinen das Almosen- nimmt,
weder in Zünften noch Gemeinden Nichts zu m. habe.'
1623, JJBreit. ,A. 1708 ist gemehret und gemeindet
worden und deine in das Künftig steif und fest nach-
zeleben ganz ernstlich beschlossen.- GrD. LB. .Man
hat geinehret, was man mit den Bildern machen wolle.'
Sererh. 1742. Hieher auch: ,Das gemeine Recht ver-
kehren und G'rechtigkeit zum Land aus m. [eig. durch
Mehrheitsbeschluss ausweisen]. Das hat allzeit der
g'rechte Gott nicht ung'straft g'lasscn.' Lindinner 1733.
Auch reti., durch'a Mehr beschlossen werden. Man
wolle dergleichen auch nicht gestatten, ,bis es sich
mehre.' 1530, Absch. Formelhaft verbunden mit .min-
dern' im gleichen S.. doch mit stärkerer Hervorhebung
der souveränen Freiheit des Volkes, Satzungen nicht
nur zu schaffen, sondern auch abzuschaffen oder ab-
zuändern (Kanzleispr. f) Ar; VO; Gl. „Wer das 19.
oder 20. Altersjahr erreicht hat, kann an der Lands-
gemeinde, in Gemeindeversammlungen usw. mindern
und m." .Der mess halb sind ir urbüttig. dass jede
kilchöre fürhin mindren und m. mög.' 1528, Auscu.
373
.Mar, liuM', mir, mor, inur
371
Kein Hintersäss, ,so weder hus noch heim hat, hat
weder zu mindern noch zu m.' 1561, Esterm., Eick.
,Welcher Landmann ob 14 Jaren ist, der mag nmb
alle Händel mindern oder m.' XVII., U I.'q. ; vgl. noch
Tobl, 822 b. ,An Land- und Vicrtelsg'meinden weder
m. noch in.- 1738, Schw LB. .Sie wissen von keinem
Anhange [der Gesetze], welcher der europäischen ober-
herrlichen Formel zu mindern und zu m. beikäme. •
Sintem. 1759. — 4. Jmdn überwältigen, zu Boden
werfen GrPi-. Sechsmal probier -ich über de" Ghamm
g' gä" und sechsmal würblet
mujiim esme e"
Pfirre' und meret »ücl1 üs an de Bode" GitSchiers
(MKuoni). Jmdn zu Etwas bewegen, bestimmen S.
Eihüf'' hei s' en [einen Widerstrebenden] doch uf's
Schiff chöunc m. Joach. Vgl. über-Mchen Bd II 978.
ab-: 1. = Düren 3 Ai; BO. ; VO; G; Sch. Die
Stimmen abzählen G. — 2. Etw. mittels des (Hand-)
Mehrs abschaffen, verwerfen; Einen durch Stimmen-
mehrheit vom Amt entfernen, nicht wiederwählen Ar;
Gr. D' Splcherer [die Bewohner von ArSpeicher] hend
a. 1833 's alt Psalme'büechli abg'meret. Ein Artikel
des Landfriedens gibt zu, dass jede Gemeinde die
Bilder ,uf- oder abmeren- könne. 1529, Absch. ,Dass
wir die ceremonien und verwänte gottsdienst abge-
meret.' HBcll. 1572. ,Das Holz ist ihm [dem Lehrer]
abmeret worden, das man ihme nit me gibt.' 1737,
Rohner (ArHeiden). ,Die Kilchgenossen hätten den
von aussenhar in'n Kilchgang erkauften Rossen die
Sümmerig letst verstrichenen Früeling abgeinöhret.'
1738, Obw Rq. — über-: überstimmen; die Stimmen-
mehrheit gegenüber einem andern Vorschlag erhalten
Ar; VO; Th; Z. ,Der burgermeister und die Zunft-
meister haftend noch dann so grossen anhang von den
Zünften, dass die gemeind übermerret.' 1489, Waldm.
Auflauf. ,So die übrigen örter sächen wurden, dass
wir cinhelliklich es [das Geschütz] nit teilen, wollten
sie es villicht erst wollen teilen und uns [VOrte] ü.'
1532, Absch. ,Dass wir also [vor dem Gericht] über-
meret worden sind und verkürzt.' 1549, UMey., Chr.
,Eine Beschwerde [wegen] des unbilligen, besorgenden
Übermehrens in Rat und Gemeinden.' 1624, Absch.
,Sich den übermehrenden Stimmen [Mehrheitsbeschlüs-
sen] widersetzen.' Sintem. 1759. Auch bildl. Mer sind
übermeret, haben den Kürzern gezogen ScHwMa. .Wie
grosse rychtnm schynt an disen Herrn! Ich gloub,
es möcht all fürsten ü. [übertreffen].' B Fastnacht-
spiel 1522. Durch kriegerische Übermacht überwäl-
tigen. ,Dann alle Ort, die sammlend sich, ziend wider
uns einhelliklich und übermehrend uns fürwar, wir
stand warhaft in grosser G'far.' JMahler 1674. Auch
XVII., Lied. — an-: Einen durch Stimmenmehrheit
an eine Stelle berufen. ,Als wir den N. N. a. 1562
zuo einem Schuol- und Leermeister hie angemert
haben.' Hagenb., Sigr. — in- GRPr., sonst ine"- : Einen
durch Stimmenmehrheit in eine Behörde wählen Gr; Z.
Di Widerhäregen müesen us 'm Gericht g'schmaiet
werde", um d'rgegen Ander i'z'mere" GRPr. (Schwzd.).
Einen durch Stimmenmehrheit wieder an seine Stelle
rufen Th. Gegs. usen-m. — er-: tr. 1. vergrössern
PAL — 2. = meren 3, durch Stimmenmehrheit be-
schliessen, erwählen Ar; VO; Sch. Es ist ermeret
worde; dass ili neu Verfassi'g soll gelte". ,Von wegen
mäniger ergangnen meren, die wir mit merem teil der
iandlüten mit offner, fryer band ermeret.' 1528, Absch.
.Nachdem und ein g'meind ermeeret hatt, dass iro das
luter wort Gottes solle gepredget werden.- 1530, ebd.
,Bitte zu berichten, was die Gemeinde ermere.' 1531,
Strickl. ,Die Gemeinden ungedrängt bei dem bleiben
lassen, was sie ermehrt hätten.- 1532, Absch. ,Es
habend ersam g'meinden einhelligklich ermehrt und
erkennt.' 1562, Z Rq. ,MHHn, ein Landammann und
ganze Landsg'meind, hand ermehret und für landrecht
angenommen.' 1564, Gl Rq. ,Der teil, der Herr Martin
ermeeret hat.' HBull. 1572. ,Per majora ermehret.'
ZRhein. Beantw. 1747. Durch Abstimmung feststellen.
,Unsre Kinder sollst noch hören und ihre Meinung
auch e.' Schuebeh 1835. — üs-: 1. durch Abstimmung
entscheiden, .ausmachen' Ap; B. U., u.l Ruf der
Stimmberechtigten an der Landsgemeinde. AHalder.
— 2. .Wenn man die Schweine usmeret [durch's Mehr
bestimmt, dass man sie laufen lassen wolle], dann soll
man es Andern ohne Schaden tun und sie wohl ringen.'
1558, OßwSarnen. — use"-: Einen durch Stimmen-
mehrheit aus dem Amte stossen, nicht mehr bestätigen
Ar; Th; Z; Gegs. inen-meren. .Denen, so die bildnuss
ushin [aus den Kirchen] genieret habend.' 1528, Absch.
Em 's Geld os-dem Sack u., Einen durch Mehrheits-
beschluss, z. B. Einführung einer indirekten Steuer,
zu Geldopfern nötigen Ap. — ver-: 1. ver-menere",
wie nhd. Z. — 2. vergrössern, z. B. ein Haus BO. —
3. vermere; multiplizieren (als Rechenoperation) B; Z.
— e"weg- = ab-m. 2 VO; Gr; Z. — zue-: durch
Stimmenmehrheit zuerkennen. ,[An der Landsge-
raeinde] vorbringen, dass man den Landleuten das
Aminannmal widerum z. sollte.' 1672, Gfi>.
Mcrschaft: Mehrerlös, höherer Gewinn, an-
derem auf M. durchführenden, frömden Wein soll die
Durchfuhr nicht gestattet werden.' Z Mand. 1733;
sonst , Mehrschatz.'
Mer -e- n..- Meer. allg. An seine Gefahren er-
innert das Sprw. : Wer nid will bete", Der soll uf 's
M. Ineichen. ,Wie rasten dessen Eltern, Verwandte
und Freunde! Ja, wenn er sein Vorhaben nicht auf-
gegeben und eine Reiche zur Frau genommen hätte,
sie hätten ihn auf's M. [als Galeerensklaven] ver-
kauft.' 1854, Stutz. Typisch für etw. Entferntes, in
einer Rechtsformel: .[Wenn ein Gotteshausmann aus-
wandert] mag ein herr und vogt im nachfolgen, ob er
will, bis an das m.' TuSulgen Offn. und ähnlich auch
sonst, S. noch Gans (Bd H 371). In Zss. bedeutet das
W. das Fremdartige, Ungewöhnliche; vgl. Mer-Fräuli
(Bd 1 1251), -Wunder u. A. ,Das dü(t)sch m. [oder]
der Bodenseyg.' 1523, HsStockar. ,Er wellte lieber
fliechen ihenet die Sauromatas und gefroren mere
[Eismeer; vgl. auch das Folg.], dann an dem ort irer
kunig syn.' Kessl.
Leber-: sagenhaftes geronnenes Meer. ,Sind guo-
ter ding, es g'schicht euch nüt! Ir sind nit auf dem 1.'
XVI., AAMell. Narrenbeschwörung. ,Wir sind von
Alexandria gen Asti verrucket, dessen etlich lüt übel
zufriden gewesen und vermeinen, wir syen am 1.' 1515,
Gfo. — Wendel-: das die Erde rings umgebende
Meer. ,Das W. Selbsten [sogar] überschiffen.' Spleiss
1667.
merele": nach Meerwasser schmecken, von Kaffee-
bohnen, die vom Transport über See einen Beige-
schmack angenommen haben GrD., He.; Syn. grüenelen
(Bd II 756), mer-(g)räi(clcn.
375
Mar. raer, mir. iuor, mur
376
merisch. ,Lüt keineswegs zu schiffischem oder
ra-eiii krieg, sunder allein uf festem ertrych brachen.'
1 186, Absch.
mer: rein THWag. M-er Wi", Kafi. — Aus lat.
an rttt.
Merakolei f.: Melancholie, Verzweiflung S.
Entstellt aus Melanchouri, zunächst durch Dissimilation
der beiden l (s. das folg. W.) und weiterhin durch An-
lehnung an Mirakel.
merancholisch: melancholisch SchwE.; vgl.
MLienert 1891, 229.
ver-meren: sperren PPo. , Die Pässe sind wegen
der Klauenseuche vermerk' — Vgl. mhd. memn, auf-
halten ; behindern.
liieren: eintauchen? umrühren? ,Koch sy [die
Kohlblätter] also mit einanderen oder mere sy in
heisser äschen.' Zg Arzneib. 1588. — Vgl. mhd. m»rn
in den angegebenen Bedd.
ver-: mischen. ,Swer ze Zürich wyn vermerret
aide machet mit ahm ald mit kalche, der git der statt
5 pfd ze buosse.' um 1304, Z RBr.
Meret Z, Merete", Meritef Gl, Dim. Meretli Gl;
Z: Taufname, Emerentia. Von einem .Meretlein' han-
delt das 5. Kap. in GKellers .Grünem Heinrich.' Bäsi
M., Wortspiel mit Meret, Mehrheit. XVIII., ZStdt.
Wenn einem Bewerber aus verwandtschaftlichen Rück-
sichten im Rate der Vorzug gegeben wurde, so hiess
es: ,Er hat eine Bäsi M. gefunden.'
Merika: Amerika PPo.; ZNer. — Vgl. Taliäner für /(.
Merishuse": Dorf in Sch, das Schiida der dortigen
Gegend. — Merishüser, auch M. Esel: Dummkopf
ZBül., Wl.
In M. sollen früher Esel gezüchtet worden sein, die von
den mit Schleifsteinen hausierenden Bewohnern vor ihre
Karren gespannt wurden.
Merisse": PL, kleine, schwarze Kirschen von un-
veredelten Bäumen, aus denen (nach Ebel) das be-
rühmte Kirschwasser gewonnen wird „Allmannstal. "
— Frz. meriac, Süss-, Vogelkirsche.
Meure" (PL): eine von Mehreren gemeinsam be-
nutzte Viehweide Gl (Alpenp. VI 288). ,Wer in un-
serm Land seine Wiesen oder Riet, die in Mauren
(will sagen gemeinsamer Azung) gelegen, eingraben
und sondern will, dem soll der Anstösser den dritten
Stich helfen geben.' Gl LB. 1807. ,Wo denn die eigent-
lichen Auszuggräben sind und sein sollen, da soll
Jeder, der daran stosst, mit seinen Wiesen, es seien
gesonderte Stück oder in der Mauer gelegen, halben
Stich und Auszug geben.' ebd. ,Wo in unserem land
zwen oder mer mit iro güeter aneinanderen stossen,
ilie sollen einanderen halben zun geben, änderst dann
was von alter har nieuren sind. Und allwyl solche
meur nüt uf ein einzigen kommt, also dass noch zwen
in solcher meur uberblybend, die mögen mit ein-
anderen stossen und meuren one zunes pflicht.' 1545,
Gl LB.
mir (in BO.; Sch mier, in BSa., Si. ; FSs. mu), in
enklitischer Stellung mer, m'r (p-r, 6- GT.): Dat. des
Pron. der ersten Pers. allg. Ar het mu NM g'ge",
neben: Oib-m'r BSi.j FSs. Oft als Hat. eth. Du bist-
mer en Heilere', en s über er Kerl i Tu; Z. lch will-mer
witer, Formel, die das Weggehen einleitet '/,. Iih inti-
mer so hübscheli''4 dedürhei"'. JRoos. S. noch mir-un
(Bd I 257), erst (ebd. 470).
Betr. die Diphthongierung (,mier' auch bei ThPlatt., Br.)
und den Eiufiuss der Betonung vgl. ir (Bd I 40G/7). Fürs
Auge fällt die Form mu zusammen mit dem Dat. der 3. Pers.
Sg. (s. er Bd I 400 f.), doch wird Letzteres flüchtiger, mit
schwachem] Voc. gesprochen, über tw. Zsfall mit dem Pron.
der 1. P. PI. s. wir. Per zunächst in Verbindungen wie
h&pper aus hät-mer.
Mirakel (in GW. auch Mirakel) n.: 1. wunderbare,
auffällige Erscheinung, von Personen und Sachen ZS.
Syn. Wunder-Tier. — 2. beim Gnadenbild aufgehängte
Votivglieder PPo.
mire": sich mit einer Arbeit abgeben, ohne damit
vorwärts zu kommen BSigr. Syn. tuen. — - Spielform
zu lircn 2 (Bd III 1370); vgl. auch Zirli-Mirli.
Miri m. : Hundename. B Hist. Kai. 1805.
Mör I — m., Dim. mit Uml. : 1. Mohr, Schwarzer.
Syn. Neger. Es G'sicht hä" wie-n-en M. = uie-n-en
Cliämi-Feger ZZoll. Als Mohren Verkleidete traten
etwa bei Schaustellungen, in Festzügen auf. .Sind auch
am danz g'syn, die mit den Schwertern 'danzet hand,
by den 40 personen, sind all moren g'syn, mit wyssen
hemderen und schwarz hüben mit guldinen Sternen und
guldy kragen an'n hemderen und die füess voll schellen
und an'n schuehen; sind ganz wol g'putzt g'syn.' 1555,
UMey., Chr. Mohren marschierten auch am .Usschiesset'
im Festzuge der beiden Schützengesellschaften zu
BThun. — 2. übertr. a) Mensch von dunkler Haut-
farbe oder schmutzigem Aussehen Scu; Z. Auch als
Geschlechtsn.: Mör h; Z, Möri I BS. — b) in B; L
Mdr(e'), Name von Gasthäusern, mit einem Mohren
als Schild. Bim M. ne" Sehoppe" trinke". ,Er war
bei Möhren nicht, bei der Sonne nicht.' Gotth. .Möhren
war zum Ersticken voll.' ebd. ,Das hus [ze] Zürich
in der meren statt, das man nemmt zue dem moren.'
1440, Z Urk. — c) Mör (Dim. Möri) W, sonst nur
als Dim. Mörli, Name schwarzer Kühe Ar; B; \V.
— d) Dim. (in ZS. Möri), aber als m., Rufname
schwarzer Hündchen Bs; Sch; Z (auch Katzen). —
e) Dim.. = Cholben 5 &r) VO; Gr; vgl. Mören-Ghöpfli
Bd III 413, ferner Chämin-Fegerli Bd 1 687.
JIhd. mor(e), moere. Der Uml. auch bei Salat; HsRRebm.
16'20. Bei 2 d ist das Geschl. von ,Hund' übertr., wie denn
die meisten Rufnamen der Hunde Masc. sind. Einen Mohren-
tanz schildert auch Edlib. 175 (,die Täuzer hatten sich in
moristen wis angeleit'); dass solche (als unanständig geltende)
Tänze, bes. an der Fastnacht, auch bei uns aufgeführt wurden,
wird bezeugt Tierb. 1563, 9 b, viell. auch durch den Haus-
namen ,zum Mohrentanz' ZStdt. S. noch .Moriskentauz' bei
Gr. WB. VI 2587, ferner Festgaben für Homeyer III IT.,
Müllenhoff 1871.
.Morant m. : der oder die von Unflat wir ein
Mohr oder eine Möhrin aussieht' Bs (Spreng).
Möräuggel: Mensch von dunkler Hautfarbe Sch.
Vgl. Bildungen wie ffann&uggel (IM II 1311), Boaäuggel;
alle haben vergröbernde, verächtliche Nbbed.
Hörich Mörch S, Mörieh, -eck AaFh., St., Mörch
Aa; BsL.; S — m.: 1. = Mör 1 BsL.; S. Er het scho"
tfsjiilt ihr Gross, het Morehen i" si" Dienst a'g'stellt.
Sohwz. Unterhaltungsblatt (S). Schwarz wie ne" M.
BsL. — 2. auch Mo-rchel S, = Mör ä a AAKri., St.;
BsL.; S. Du bist es Mörchli! scherzh. zu einem
Kinde, das sich beschmutzt hat. Auch in moralischem
S., grober, roher Mensch Aa. — Die Quantität des Voc.
377
Mar, mer, mir, mor, mur
378
der synkopierten Formeu steht nicht durchweg fest; Länge
ist für SStarrk., Kürze (6*) für SOlten, Stdt bezeugt.
„Morolf in.: Schelte auf einen sehr schmutzigen
Menschen Bs."
Mörehi" f.: Mohrin S. D' Magd isch ne" M.
g'si", brandebige" schwarz. Joacu.
Mtfr II f. (in Bs; B; S; W Möre* 1), PI. Möre* (in
BR. Muri), Dim. Möri II Aa; B (auch 3Iöri); S, sonst
Mörli: 1. in B auch Sau-M., = Lös 1 (Bd III 1425/6)
Aa; Bs; B; VO; Sch; S; Th; Z; Syn. Mören-Sü. Lose'
wie e" M., wenn si (i" Bach) seicht, angestrengt hor-
chen, indem man stille steht (wie harnende Schweine).
Wer Abends spät nach Hause kommt, wird gefragt:
Hast müesse" d' M. IHue"? AaF.; RA. aus der Zeit
des Weidgangs, wo der Schweinehirt seine liebe Not
hatte, das Mutterschwein und seine Herde einzutreiben.
Eine gespenstige ,M.' jagt im Gefolge des wilden Jä-
gers den Hecken entlang und frisst die Kinder, deren
sie sich auf dem Wege bemächtigen kann L; vgl.
Lüt, Sagen 30. ,Porca, moren.' Ebinger 1438. ,Ich kann
nit anders denken, nach dem und ich am geschrei
verston, es syg ein grosse moren, lang rüdig tutten
unden dran, mit lampechtigen oren.' NMan. ,Sy gly-
chet eini schatten einer moren, der niemand den hunger
stellt.' BGletting 1557. ,Wann einer oder mer keine
güeter hätten, der und dieselben sollen nit mer vech
haben dann ein kue, zwo seuw und ein paar schaf
und soll gar und ganz kein moren haben.' 1585, Aa
Böttstein Dorfr. .Samson hat Delila noch zweimal
betrogen. Sie ward über ihn erzürnt und sprach:
Wollt eh, hettist ein Moren g'sogen.' Fliegendes Blatt
1034. ,Für eine Mora mit sechs Fährli.' Frieden,
Kloster Frienisberg. S. noch Gate Bd II 296 und vgl.
Alp. 1827, 353. Dim., weibliches Ferkel B; S; Gegs.
Motzi. — 2. in Aa; Bs; B; S (bes. von Jüngern Per-
sonen) Möri (in B auch Möri) = Lös 2 Aa; Bs; B;
VO; Sch; S; Tu; Z. Wortspielend mit 1: 's muess
Eini M. heisse*, und wenn si nur ei"s Jungs g'ha"
hed L; vgl.: Wenn einisch ne" Sau (/fürtet het, so seit-
me"-re" dernöch geng M. Hofst. Eine Bauerntochter,
die nach Ferkeln gefragt wurde, soll geantwortet
haben : Mir hend frei" M. mer, sit d' Mueter g'storben
ist L. Die Dolders [Donners] 31.! Schelte auf eine
Nebenbuhlerin. Gotth. ,Eine so leidi M. bin ich denn
nadisch nicht, dass ich mich bei keinem Braveren und
Reicheren weiss z' künten als bei einem solchen
Baurenknechtli.' ebd. SövK nütnutz wird das Möri
öppe* nit si". ebd. Die M., die Gurre"! Bs (Schwzd.).
,Schwyg, oder ich schlan dir dise kellen dir in das
g'fräss, du volle moren!' B Esther 1568 (Köchin zu
ihrem Manne). Verst. Sou-M. Bs; B (auch Söu-Mori);
S; Z (im 0. scherzh. auch -Murre"), Dreck-M. Bs;
s. noch die Zssen. Wie Sü auch in Zssen. Es M-e*-
L'ebe" fixere" Aa. Auch Schelte auf alte, hässliche oder
untüchtige Frauenspersonen (z.B. Dienstmädchen) Bs ;
B. ,Du alte M., du Haareule und Vogelscheuche, die
du bist!' Breitenst. Wie Lös auch Schelte auf Tiere,
z.B. auf eine langsame Mähre B; s. Gotth. XXI 116.
.Die Moore" ziehen ihm die Milch auf.' N. B Kai. 1842
(von Kühen, welche die Milch nicht entlassen wollen).
Geisch dünne", Chatz, du Chetzis M.! BM. (Schwzd.).
Mit dem Adj. ,arnr verbunden auch nur als Ausdruck
des Bedauerns von Frauenspersonen B. Was vermöge"
sich doch die arme" Möre" Desse", wenn irer Brüeder
so wüest tue"? B. Die arme" Möre" ro" MaiÜcne"!
Gotth. Das Dim. (oft nur leichtere) Schelte auf Kin-
der Bs. Möri, Möreli, kosende Bezeichnung eines
kleinen Mädchens; nettes Ding B. Du lustigs, du
herzigs M.! Hieher auch: Mori, Möreli, Schmeichel-
name der Katze Aa (Rochh.)? — 8. Spielausdruck.
a) (in L Murre") der Pflock, Stein oder Ball im Spiel
Mör-um (Bd I 229). (d'J Möre'-jage" Aa; B; L; SOlten,
■schlö" B; S (in Thierst. Morche'-schlö"), -i"tue" Aa;
s. geissgügen (Bd II 159/60), hurrlen 3 (Bd II 1584).
Im BS. werfen die Spielenden mit flachen Steinen
nach einem kleinen auf einen grössern gelegten Stein.
Wird derselbe herunter geworfen, legt ihn der ,Mören-
hüeter' an seinen frühem Ort zurück; gelingt es ihm
dabei, einem der Knaben, die ihre Wurfsteine wieder
zu erlangen suchen, einen Schlag zu versetzen, so
wird der Getroffene ,Mörenhüeter.' Im Th wird nach
einem als Ziel aufgestellten grössern Stein geworfen;
fällt er, ertönt der Ruf <T Mör üf! nach dem das
Spiel auch benannt wird. Syn. mit Chugle'-Schiesse"
(s. Bd III 187/8) S. Vgl. noch Mören-Grifer (Bd II
720), -Chünig (Bd III 330), -Chessel (Bd UI 516/7),
Hurrlen (Bd II 1584), Geiss 3 d (Bd II 460), sauen-
hatschlen (Bd II 1799), murmeten. — b) in dem bei
chesslen 5 (Bd III 521) beschriebenen Spiel heisst M.
die ungleiche Lage der beiden Bohnenhälften, während
die gleichen als Fätsch (aufrecht) und Hund (liegend)
bezeichnet werden BsLangenbr. — 4. Tannzapfen BsL.
Syn. Cime (Bd III 96). — 5. Kellerassel, On. (as.)
mur. AAZein.; vgl. das Syn. Cheller-Schivin.
Mhd. mör(e), Sau, Zuchtsau. Bei Gotth. XVIII 287 ein-
mal mit Uml. e* Mor ; vgl. Kuhn, Ztschr. XVIII 43. Die
S Form Morchen (bei 3) weist auf Vermischung mit Sforich.
Auch begrifflich berührt sich unsere Bed. 2 mit Mor I
(s. Bed. 2) und seiuen Abll. Zu 2 vgl. noch Fäyg (Bd I
712), Fägg (ebd.), Ferlin (ebd. 921), Sü. Zu 3 vgl. Fr.,
Ztschr. IV 9/10. Betr. die Übertragungen auf andere Tier-
arten vgl. die Zssen mit Ferlin Bd 1 921.
Ferli"-: Mutterschwein, das Junge hat B; L; S.
.Sie ist an mir vorbeigeschossen wie eine Ferlimoore,
we"° die Junge" dusse" si°.' Gotth. — Güsel-: Schelte
auf eine unreinliche Weibsperson L. — Häss-Möri:
weibliches Schwein L; s. Häs Bd II 1671. — Chosel-
Mör(e°) L, -Möri B = Güsel-M.; bes. von unrein-
lichen Kindern B. — Lammer-More" = Ferlin-M.
AARued. — Mist-: Verstärkung von Moren 2 B; S.
Du Donners M.! Postheiri. ,So ne M. sei heut zu
Tage Allen [Heiratskandidaten] lieber als ein bravs
Mensch mit etwas Geld.' Gotth. — Metzger-: grobes
Scheltw. (eig. Schlachtschwein) B; s. Gotth. XXI 288.
— Rochel-: Name eines gespenstigen Mutterschweins,
das an Herbstabenden bei Mondschein durch die Lüfte
jagt, wobei man dessen Grunzen (, rochein') und das
Quieken der Ferkel vernehmen soll. Die Schweine,
welche ruhig lagern, werden durch die .R.' aufge-
schreckt und geängstigt BO.; vgl. Kohlrusch 1854, 45;
JRWyss 1817, 612.
Morelle" f.: Schelte auf eine verhasste Weibs-
person Bs. — Betr. die End. vgl. FinHUe* (s. Bd I 837),
möre": 1. „stänkern, durch einander wühlen,
schnuppern wie ein Mutterschwein VO"; im Kehricht
herumwühlen, in oder mit Kot spielen Bs (auch als
Dim. mörle"); Syn. chötlen (Bd III 560), sauen, dreckten.
.Sordida traetare.' Id. B. — 2. naschen, von Zugvieh,
das sich im Geschirr reckt, um das Gras am Weg
379
Mar. mer. mir, liior, mur
380
zu erlangen Bs; S; Syn. näusen, schnäuggen. Th will
der 's M. scho" certribe"! Zuruf an ein Zugtier. —
3. meist umnie"-, herumvagieren, bes. von Dirnen Aa;
B; VO; scherzh. auch von einem Heiratsspekulanten.
Zg Kai. 1S67. I" de" Hüseren umme'-m. (statt daheim
zu bleiben) L; Zg. — 4. das ,Morenspiel' machen
(s. Maren 3 a) Aa.
üs-: „Etw. ausstänkern, in böser, verdächtiger Ab-
sicht ausspionieren, bes. von neugierigen Weibsper-
sonen VO." — ver-: 1. beschmutzen, verschmieren
BsRotenfluh; Syn. ver-süen. Vermöret, unordentlich
angezogen A.xLeer. — 2. „Etwas verlegen, so dass
man es nicht mehr rindet, bes. von Kindern VO." -
näcl'-: Jmdni nachlaufen, -streichen S.
(g')mörelig, mörig: 1. niedlich, nett, anmutig,
possierlich, von Kindern und kleinen Gegenständen B.
Es m-s Meitschi, Truckli. — 2. Steigerungsadv., sehr B.
Mörelig lustig. Geh wie in. nett dass si üsserlich sige".
MWalden. — Zum Schmeiehelnanien Möreli, Möri unter
Mör 2.
murin: vom Fleisch des Mutterschweins; s.gälein
Bd II 296.
Mör III, Mure' f., Dim. Morli: schwarzes Wasser-
huhn, Ful. atra. Bodensee; L; vgl. GLHartm. 1808, 119;
.Meisner und Schinz 1815. 246. .Im Costenzer see wer-
dend auch mancherlei enten gefunden, aus welchen
etliche von den einwoneren krautenten. moren oder
muerenten genennt werdend.' Vogelb. 1557. Auch
G Wochenbl. 1798, 208.
Das W. gehört ohne Zweifel zu Mör I, von dem es hier
nur aus praktischen Gründen getrennt worden ist. Die
Trauer- oder Mohrenente der Zoologen ist allerdings eine
andere Art und auch hei Gessn. scheint Mischung mit ,Muor'
im Spiele zu sein; vgl. das Folg.
I.'liin-: Sammetente, Anas fusca (auch .Moorente,
Braunspiegelmoor'). Bodensee (Meisner und Schinz
1815, 288). Nach GLHartm. 1808, 124 = Schett-Ent 2
(Bd I 355). — R6t- = Böt-Chopf (Bd III 415). Boden-
see; vgl. GLHartm. 1808, 125; .Meisner und Schinz
1S15. 296. .Seltener wird die Pfeifente, der Botmoor
gelangen.- Im.. Kal. 1853; nachher ebd.: .Manche rote
Mooren.' — Strüss-= Strüss-Entli (Bd 1356). Bodex-
see; vgl. GLHartm. 1808, 128.
Mör IV, nur in Zssen.
Güg(g)en-Mörli = <?M^er 3 (Bd II 196) B; Zg.
Syn. G.-Mönli (Sp. 316).
Watarsch, entstellt aus dem syn. G.-Msl (Sp. 173), wolil
unter Anlehnung an Mör II . ähnliche Auffassung der schlei-
migen, klebrigen Wassertiere als Schweinchen s. u. Maien-
f., In, (Bd 1 921).
Rege"-Mori BKirchb. (1t Dan.), -MöriS: Regen-
molch. — S]iriL.'Lrel-Mör: Salamander Zg.
Morach (PI. Morache") ArK.. Moreeh (PI. Mörech)
ApH, M.; THBerg, Möracher GnHe., Mör-, Mörö'cher
Tu. Marodier Scb; Tu; ZW1. (in ZSth. Murö*cher),
Mörach, -ech \\ (-Ö-); Bs; G uT. ; mTH (-Ö-), Morauchel
(PL MorauchJe") L — in., Morache; -eiche" „Ar; GRh.;
Seil; Scbw; S;" Tu (in Steckb. Möröche"); '/. (Mör-,
Möröch'e"), Morlaehe' GStdt, Moreeh Bs, Morauche"
Zg. Morauchle" (PI. unver.i L, Möroh (PI. Mörche")
ZBauma, F.. Morchle" Bs; B; S f-ö'-), More" ZKn..
Muri" G. „Murrele* W" — f., bes. als Lim. Mörchli
V. Morauchfeßi L: Morchel, die Gattungen Morch
und llelv., bes. Morch. esc. (als Maie'-M. von Helv.
esc, AbreUe*-M. unterschieden Z). Nach dem Volks-
glauben soll sie nach einem Gewitter (dem ersten im
Monat Mai A i> ). bzw. nach einem warmen Regen fast
plötzlich aus der Erde spriesseu Ap; G; Z. Wenn
es donnert, schwinden die M., nach dem Donnern
kommen sie hervor ZSth. Sie gelten als Leckerbissen
und werden u. A. bei Bauernhochzeiten aufgetischt.
Esha" wie </' Morache" im Maie", zurückgehen GBern.,
auf der Beobachtung beruhend, dass die Morcheln,
wie die meisten andern Pilze, kurz nachdem sie aus-
gewachsen sind, rasch wieder zsschrumpfen, .Morchlen.
ein gattung schwämmen, so man isset. tuber.' .Mal.
,Der hunger treibt die leut nach, dass sy allerlei
kreuter sueehend und essend, als surampferen, haber-
mark, morochen.' LLav. 1582. .Wie geschwind wach-
sen die Pfifferling, Mordchen [so]!' Ziegler 1617. .Ge-
dachten Jahrs wäre so ein warmer Winter, dass man
den 21. Jenner 1530 schon bereits Morachen auf dem
Markt feil hatte.- HsEEscher 1692. ,»/i Vieriig Moor-
ochen.' Z Haushaltungsb. 17r>4.
Mild, morhe, morche, more f., and. moraha, Möhre und
Morchel. Betr. die Uindeutuug m{ -Acher s. Bd I 65. Vgl.
.Maurachen, Morach' bei Selim.-Fr. I 1C3S. 1641, ferner auch
Gr. WH. VI 1814. 252'.i. -247:!. Die Angaben «her Quant
und Qual, der Voc. lassen mehrfach zu wünschen Dbrig. Das
Seihe gilt von den Geschlechtsangaben; doch taegreift sich
Dies daraus, dass das W. fast nur im PI. gebraucht wird.
Zum Teil ist das männliche Geschl. durch die Umd. auf
Acher hedingt. Hieher wohl auch (s. Gr. WB. VI 2529):
.Junge zarte hörn [der Hirsche] nennend die Teutschen
morchi cider kolben, welche under die speis der edlen und
fürsten gerechnet werdend.' Tierb. 1563. Die uns sonst
fremde Bed. Möhre liegt wohl vor in der Stelle: .Astragalus,
christianwurz, etlich verteutsehend es moren oder erdmotten.'
Fris. ; Mal.; wenigstens geben es Andere mit .Erdmöhre'
(s. Gr. WB. III 775) wieder.
Erd-: Trüffel. ,Die Erdmorchel enthaltet sich
under der Erden und schwellet nicht harfür.' Spleiss
1667. .Tuber, Erdmorchelen, Lorch, Morchenapfel,
Erdapfel.' Denzl. 1077; 1710; ähnlich Vestib. 1692
(.Erdmörchel1).
Morali n.: Memorial Gl. — Aus dem lat. W.
Morast, in AiLeer.; Ndwj Z tw. Mardst — m.:
wie nhd. allg. Kot, Kehricht Ndw.
Das « der ersten Silbe kann sich seeundär aus o ent-
wickelt haben (vgl. Anm. zu mariden); es kann aber auch
arspr. sein; vgl. fr/, marai», aus dem das deutsche W. ent-
lehnt ist.
More" II f.: Angst. Studentenspr. (lt Sulger). .Er
hatte Mohren, seinen Rock durch Berührung mit dein
Halblein zu verschahen.' Gottii.; dafür .Angst.- Ge-
sammtausgabe. — Vgl. Kluge 1895, los. Auch Gaunerspr.
Tschinggelen-Möre": 1. in Bs -Mure", Neckruf
für die italienischen Arbeiter Bs; Z. Tsch., Dreck am
Bei" und um Füdeli au'* e* klei", Spottvers Bs. —
_'. auch -Murre", interj.. etwa i. S. v. bah! warum
nicht gar! L. So auch in dem Spruch: Tsch., 's göd
eii alti Frau dö dwche". ebd.
Von dem im Moraspiel vorkommenden Bnf cinque In mora.
Zu dem Spottvers unter 1 ist zu erinnern, dass die it. Ar-
heiter .Maurer und Erdarbeiter sind.
mori-mori spile": das unter chlipfen (Bd III 680)
beschriebene Spiel machen Z.
Mores, Möris(s). Eine" (Ei'tn Bs) M. lere", allg.-,
•auch in der ä. !.it. seit dem XVI. M. [Respekt] h<i"
:N1
Mar. raer,
mir, mm', llllll'
382
(vor Eim, Öppis) Bsj Tu. l)cr hat .1/. vor gem Mite';
er ist letsti abe" g'luit. Vgl. Moses.
moreiiscli : zerbrechlich, morsch, von Holz ScHHa.
Moi'i II.: ein Kleiderstoff GRh. — Aus frz. moirle;
Tgl. ,Mohr' bei Gr. WB. VI 2473.
morin. .Eine schwarze mohrene Rohe.' Schweizer-
bote 1805.
Miiriass: Name eines Baumwollgewebes mit grober
Kette, aber leichtem Einschlag ZO.f — Wahrach. zum
Vorigen.
Moria m.: Klumpen, ballige Masse Aa (Rochh.).
Scheint gebildet wie Chnctpii (Bd III 7-12) uä. und zu
Murren 1 (s. d.) zu gehören.
morisclliniere": dressieren. ,Wie geschwind er
hier und dort gefahren und wie er so ein Ross zu m.
wisse wie Keiner.' Gotth. — Aus frz. morigener, Jmdn
schulmeistern, Mores lehren.
Mugge"-Mörli: Name des ersten Tags Juni SchSI
Fi feie- Sch (lt Sulger), Fiifili- Sch (lt Kirchh.),
Pßfele- Z (auch Pflfeli-, Pflfe"-) Mörli (lt Kirchh.
-Mwli): 1. Name eines Kartenspiels Sch; Z. Wenn
die Karten unter die Spieler verteilt sind, tauscht
man sie verdeckt gegen einander aus; wer zuerst
durchgängig gleiche Farbe hat, ruft: Pf.! und ist
Sieger. — 2. Abweisungsformel Z. Wbl! Pf.!
Ans dem frz. Namen des Spiels: Vive l'amour! 2 eig.
euphem. für (ich) pfiffe' (drttfl 1
Mür I (Mure' BsStdt, Mino P, Möure' UwE.)
— PI. Mür BhE.. Mure' BBe., sonst Mure' — f.:
1. Alauer, allg. Mit dem Chopf an e" M. laufe'. Id. B.,
gege' d' M. renne" Sca, etwas Unmögliches wagen.
Me" chönnt Mure" mit-em i'schiisse" (so dumm ist er)
GRh. Still si" w>e-n-e" M., ganz still, z. B. von Schü-
lern einer Klasse Z. Ber Rege" chunnt [so dich! |
wie-n-e" M., RA. beim Anblick eines herankommenden
starken Gewitterregens ZO.; vgl. Wand. Bet und
arbeit! sind zwo Mure', si lönd wider Mangel noch
Armuet durche". Stütz. ,Türre M.', Trockenmauer.
,Da dil mure gefallen ist, an der stat, da ieze du türre
mure ist, da sun [die Nonnen] ein ander machen.'
1292, Z Urk. ,Myn herz ist herter dann ein m.' Ruef
1550. — 2. Mauerwerk. ,Pas Winterhaus hat Zimmer,
nicht von Maur oder Holz, sondern die Wand sind von
Waldglas gemachet.' Sererh. 1742. Mauerschutt Z.
— 3. in Orts- und Flurnamen, bes. für Ortlichkeiten,
wo früher römische Niederlassungen bestanden. Mür
L; Z, uf (i") der M. B; G; ScHwTb.; Z Kempten (an
der Stelle des röm. Campodunum). ,Auf, in, unter,
bei, zu den Mauren' B; L; Th; U. M.-Aeher(n) B;
Obw, ,-Garten' Z, ,-Hubel' L, , -Matten' L, ,-Grabeir B.
,-Boden' B. ,[Zinse] die ze Hoptse geleit wurden an
die Mure [d. h. auf das betr. Grundstück].' 1322, Gfd.
,Bis an den weg, so obneu durch die mürlen gat.'
1524, Schw LB. Anders: Uf der Mure', eine Felsenge
am Wege von Ferrara nach Avers ; vgl. den rom.
Namen ,müras' für den Schynpass in Gr. Vom Gute
M. in ÜBwMelehtal hat vermutlich das Geschlecht der
,Aufdermauer' seinen Namen erhalten. Vgl. noch
WTÖchsli 1891, 8. — Mhd. mur(e); miure, mür (auch H75,
Bs Chr.).
Ofe°-Mürli: gesimsartiger Vorsprung der Schutz-
mauer zwischen Küche und Stufenofen oberhalb des
Letztem, worauf Speisen und Getränke zum Warm-
halten gestellt werden B; vgl. Chunstwand. ,Das
Spätjahr hat ein Wetter gebracht, dass man sich an
den Abenden nirgends behaglicher fühlt als daheim
im warmen Stubchen, wenn uf ''ein 0. der Neue gärt
und braust.' Schweiz. Familienfr. 1857. — Ort-Mür:
meist PI., die Umfassungsmauern eines Gebäudes im
Gegs. zu den Scheidemauern im Innern Z. — Fall-
Mürli: auf Viehweiden eine Schutzraauer an Ali-
gründen Schw; Syn. Schalt-Mür; vgl. Fall-Han (Bd II
1069), Fäll-Graben (IM II 681). — Fön-Mür: Wolken-
wand, die sieh bei Föhnwind über den Bergkämmen
bildet, innere Schweiz. — Vor-: Vormauer, in bildl. S.
.Dann sovil Genf belangt, wüssend ir all g'meinlich,
dass dieselhige statt ein were, v. und Schlüssel ganzer
Eidgnosehaft ist und wann die verloren, soll man nit
mehr unser vatterland b'schlossen, sonder uf der aller-
g'fahrlichisten syten offen nemmen [nennen].' 1585,
Abscb. — Für-: Brandmauer Aa: B; VU; Th; Z; Syn.
F.- Wand. — Füeter-: Futtermauer, an Befestigun-
gen. .Im jar 1476 ward ouch ein stuck an der f. ein
graben gemacht.' Z Anz. — Goger-Mürli: kleine,
schlechte Mauer BO.; vgl. gogeren (Bd II 154). —
Spilhof-Mür s. Bd II 1033. — Hag-: Mauer an
Stelle einer Hecke UwE.; vgl. Fall-M. — Doppel-
hägge°-: Schutzraauer auf einem Schiessplatz für
üoppelhaken; vgl. Z Memorial 1801, 13. — Herd- =
Läger-M. Uw. — Chilc,,e": 1. Friedhofmauer L; Z.
— 2. Chile'-Miirli, das (an alten Mauern wachsende)
Cymbelkraut, Lin. cymb. AAStrengelb. — Läger-:
wagrecht verlaufende Mauer an steilen Abhängen,
hinter der Schutt, Steine usw. zu einem Läger (s. Bd III
1170) aufgeschüttet werden B; Uw. .Auf der ßoden-
fiuhalp waren einmal die Knechte des Sennen damit
beschäftigt, oben an einem ziemlich steilen Hang
Steine zusammen zu legen, um eine sogen. L. zu er-
richten.' DGemp. 1884. — Letzi-: Grenzmauer; vgl.
Bd III 1558. ferner Gfd VII 5; Kyd, Panorama 7. —
Litzi- L; s. Bd III 1507. — Lotz-Mürli: kleine
.Mauer, die der Jäger in einiger Entfernung von einer
Murmeltierhöhle errichtet, um sich dahinter auf die
Lauer zu legen Gr. — Pass-Mür = dem Vor. GrI>.
— Bosse"-: Trockenmauer aus Kugelsteinen S. —
Brand- (auch Brämür): wie nhd. Aa; Bs; ß; VO;
GrL. — Reben-: Umfassungsmauer in Weinhergen.
, Nachtbuben warfen dem Pfarrer die K. an der Strasse
nach Aarau ein.' 1674, Aa Gem. — Big- AaRcui.;
BBr., sonst Bigel-: Mauer aus Fachwerk. allg. „Mauer-
werk zwischen den Riegeln und Ständern der Wände."
— Ring-: wie nhd. .Weil nun die drei Städte [Bern.
Freiburg, Solothurn] in einer R., wie man gewöhnlich
sagt, stehen, so möchte Freiburg' die Anstände freund-
lich beizulegen suchen.' 1585, Absch. — Sims-: Mauer,
die bis zum Fenstergesimse reicht; Fenstermauer ZO.
.Das Haus gemahnte mit seiner geweissten S. nebst
den braunen Holzwänden an eine geputzte Bäuerin,
die sich auf ihren braun gedruckten flächsenen Rock
und ihre weissen, steifen Hemdärmel Etwas zu Gute
tut.' JSenn 1870. — Scheid- = Brand-M. BGrindel.
S c h a 1 1 - M ü r 1 i = Fall-Mürli Schw.
Die Mauer ist dazu bestimmt, das Vieh von den Abr
gründen .abzuschalten.'
Schilt-Mür. ,Für die grossen port ein fürschopf
mit einem gehouwnen gewelb und die sch-en von tuft
dry oder vier schuh für die mur hinuss.' 1514/1669,
Vertrag betr. Kirchenbau in WSitten. — Stock-:
383
Mar. mer, mir, mor, mnr
384
Hauptmauer eines Gebäudes meist auf der Giebel-
seite; im Gegs. zu den Rigel-Müren aus massivem
Mauerwerk aufgeführt, allg. ,Ganze Stockmauern
müssen nur da gebaut werden, wo ein Haus an das
andere stösst und gegen die Gasse; hinten und auf
den Seiten, wenn ein Haus vom andern entfernt steht,
können Riegelmauern aufgeführt werden, auch vorn,
wenn der Landvogt dem Eigentümer wegen dessen
Armut es gestattet.' 17(32, GUzn. Bauordn. (Absch.).
Hauptmauer, sofern sie nur einen Stock hoch ist
SchwE. — Stei°- Stei-mer ZS., Stei'me" ZBül.: Name
eines Dorfes Z. Z' Sterinen ine". Flurname L; Z.
Stei'mer- Wise" ZHöngg. Auch Dim., Stei"-31itrli Th
Hw.; ZOberw., hier für eine Örtlichkeit, wo einst ein
Schloss gestanden. Vgl. Steineren und HWeber 1869, 6.
Eine ,ze Wibkingen in Steimuren' gelegene halbe Ju-
chart Reben. 1405, Regesten v. AAKlingn. ,Ein acker,
stosst an des sigristen stcinmürli.' 1450, ScuwTuggen
(Gfd). ,Ab eim acker, genemt zu Steinmur.' Ende
XV., SHägend. — Stotz-: starke Stützmauer, z. B. für
eine Erdaufschüttung Z; vgl. St.-Wand. — Tüfels-:
Name der Ruinen des Schlosses Helfenberg ZSth.
,1626 wurde die lange Mauer auf Meilingen errichtet,
die ihres raschen Baues wegen vom Volke die T. ge-
nannt wurde.' AmHerd 1879. Vgl. Tüfeh-Brugg. —
Trumm-: Feuermauer. 1531, Dukh. ,Trom-M.', im
Gegs. zur städtischen Ringmauer eine zweite, innere,
kürzere Verteidigungsmauer im alten Bern. KHowalu
1872, 22. — Wage"-: Name einer Mauer am Hir-
schengraben in ZStdt, an die früher Wagenschuppen
angebaut waren. — W er-: gemauerter Lawinenbrecher
UMaiental; Syn. Ebenhoch (Bd II 977). — Zeiger-:
Schutzniauer für den Zeiger in der Nähe des Scheiben-
standes Ar; Z; vgl. Schäfer 1810, 172. — Zwing-
en Bs Ztvingel-) : Mauer um den Zwinger, Ringmauer.
In BsStdt verblieb der Name dein am längsten er-
haltenen Teil der Stadtmauer dem Rhein entlang.
,1424 lief der Rhein mit solchem Brausen an, dass er
über der minderen Statt Zwingelmaur einliefe.' Wurst-
isen. ,Bis in des kilchhofs zwingmur.' Kessl. ,Die
Twingmur ist in die Runde gebuwen g'syn.' RCvs.
Vgl. Twing-Hof (Bd II 1035).
müre", in GrPi\ mürne": intr., mauern, allg. Me"
muess mit dene" Steine" m., tvo me" hed, sich mit den
zu Gebote stehenden Mitteln behelfen B; VO; Z.
Trücha" m., feste Speisen, z. B. Brot, Käse, ohne Ge-
tränke gemessen GRSeewis. ,Das begreife ich nicht,
dass er mit Leuten mauren [arbeiten] will, die daheim
nicht sicher sind vor Weibeln und Landjägern.' Gotth.,
Herbstgespr. 's g'müret Hüs, Hausname ScawWoll. ;
vgl. Stein-Hiis (Bd II 1731). ,1m Stiftsurbar vom Jahr
1600 begegnen wir häufig dem g'mureten Stock; im
XV./XVI. bauten viele reichere Bauern entw. als Teil
des Wohnhauses oder auch freistehend einen aus
dicken Mauern bestehenden Stock mit engen Fenster-
lucken.' MEsterm., Rick. Der g'müret Chopf, Fluni.
GlRü«.
under-: 1. unterhalb (zur Stütze) mit Mauerwerk
versehen Th; Z. ,Zwei werchlütenmal; Jörg hat ein
tag stein gefüert, als man den marchstal undermuret.'
1534, ZGrün. Amtsrechn. ,171 mal band die murer
und pflasterknecht, als sy stein 'brochen, demnach
die ufrichti undermuret band.' 1540, ebd. — 2. eine
Grenz-, Zwischenmauer errichten OüvvLungern. —
ver-: 1. wie nhd. Bildl.. Ei"'m v., den Durchgang
sperren Z. — 2. den Leib verstopfen, z. B. durch Ver-
schlucken zu vieler Kirschensteine Aa; Z. Er ist
vermüret, leidet an Verstopfung Z. Vgl. Stein-Müri.
Mürer, in Gr Mürner — m.: 1. Maurer, allg.
B'hüet-is Gott vor türer ZU, vor 31. und vor Zimberlüt!
Z (Hausinschr.). 31. und Zimmerlüt händ Summer und
Winter Nüt. Ineichen. Im Summer en 31., im Winter
en Trürer ZTagelsw. De" M. an'n Hose" ha", Kot-
spritze Z. — 2. Verstopfung infolge Genusses von
Kirschensteinen ZO. (scherzh.).
Chunde"-: Maurer, der auf Bestellung im Tag-
lohn arbeitet Z. — Brand li-, nur in der RA. Br.-
Arbeit mache", einfältige Streiche verüben Z (lt Sprww.
1824). — Stadt-: im städtischen Dienst stehender
Maurer. .Besoldung eines St-s.' XVIII., Sch Ämterb.
Gemür n.: eig. Gemäuer. Flurname Aa. , Der Ort
war unter dem Namen im Gemüre oder die Burg be-
kannt.' Bs XIV., 133.
Einmal auch die Form .gemürde' (,wir kamen zu einem
g., so die strass eingefasset hatte.' 1160, Bs), die ein ahd.
gimüridi voraussetzt.
Muri f., PI. 3Iürene": Mauer GrHc, Pr. E"
wackeri 31. Schwzd.
Stei"-: 1. mauerartig aufgeschichtete Steine, die
man von Ackern abgelesen hat Z. Sehr oft, wie Stei"-
Mür, als Flurname, bes. für Orte, wo noch Überreste
alten Gemäuers gefunden wurden Gr (vgl. Sammler
1806, 188); Z. ,Ein halbe Jucharten in der St.' 1653,
AAWett. Klosterarch. ,Ein Markstein, deutet der St.
nach an ein Eggmarkstein.' 1667, ebd. — 2. = Mürer 2
(doch nicht bloss scherzh.) Z. D' St. übercho".
mürig: kernhaft, kräftig, gesund GT.j vgl. die
RA. Eine'' fstarchj wie-ne" 3Iür.
Mnr II: Maulbeerbaum. Ebel. — Vgl. it. moro.
Churreli- (in L Chrugeli-) Murreli: 1. in dem
Scherzreim : Eusi 3Iuctcr hat g'chochet, hat Gh. g'macht ;
iezt esse*d-mer alli z' Morge", iez händ-mer Nüt me
z' Nacht Aa; L. — 2. nur PL, Kleinigkeiten AALeer.
Zum Folg., wenn auch bei 1 kaum an ein bestimmtes
Gebäck gedacht wird.
Murre» I Aa; VO; G; Sch; Th; Z, Morre" Aa;
G; Tu; ZO., Mörc" III Ap; GT. — f. (im Aa m.), PI.
3Iörre" AaF., sonst unver. — Dim. Murreli Gl; GA.,
Murrli I AaF.; VO; GG., Mürrli L; Z, M&rli G
oT., Mörli Ap (neben Mörli); GT.: 1. ovales oder
(in Z Dim.) rundes Milch-, Butter- oder Eierbrötchen,
bei länglicher Form gewöhnlich mit einem (im Gegs.
zum Anke'-Weggli nur leichten) Einschnitt und oft
an den beiden Enden spitz zulaufend „Aa;" Ap ;
VO; Gl; G; Sch; Tu; Z; Syn. M.-Brötli. Man
unterschied grössere (3Iurre") und kleinere (Mürrli),
zu 10 und 5 Rappen Z, sowie nach ihrer Herkunft
Steiner-, Zürich-M., in neuerer Zeit auch Frankfurter,
Heidelberger M. Von Einem, der nach der Stadt
Zürich gieng, erwartete man Z.-3I. als ,Kram' AABb.
(wo alles feinere Kleingebäck diesen Namen führte),
F.; Z. Man ass sie als Festgebäck zu Ostern G, zu
Weihnachten ScnSchl. (wo sie aber S-Form hatten;
Syn. Doppel-Schnigg). Oft im Wortspiel mit murren.
Wer mürrisch nach Hause kommt, von Dem scherzt
man: Er het 31. hei"' 'brächt. Er ynuess siner Frau
keini M. chaufe" [da sie ohnehin genug hat]. Sprww.
1824; 1869. Ich muess hei'", sifst chumm-i'1' 31. über
::s;,
Mar,
nier, nur, nior, nun*
:.K6
vo* miner Frau; si ist kapabd und gibd-mer eilichi.
Wolf, Dreierwahl; vgl. Anm. zu Stieren-Aug (Bd 1
189). -V. übereho*, euphem. auch = Schläge Z. ,M.'
erscheinen seit Ende XV.; s. Strickler, Horgerj 78,
.Ein viererwertige m.' 1508, Z Staatsarchiv. .Depsiti-
cus panis, wolgeknätten brot oder von gebrochenem
teig gemacht, als die murren, hüllweggen, ring, brätze-
len, mutschallen udgl. Collyra, etwas brots für die
kind, als ring, mütschällen, m., prätzelen, offlaten,
küechle udgl. f'rustulum, die m., mütschällen.' Fris. ;
Mal. ,Die Murre, Wastel, Pretzel, placenta minor,
spira similaginea.' Reu. 1662. Der .Jährliche Hausrat
von Zürich' 1770 gibt den Hausfrauen scherzh. den Rat,
sich auf die Wäsche hin U.A. mit .Murren' (vom Klein-
brötler, versteht sieh's; denn die andern fabrizieren
die Weiber selbst, und würde es leider! mancher
Mann sagen können, wann die Weiber zu und von
der Wäsche gehen) für die Wäscherinnen wohl zu
versehen. Eine Nachbildung in Edelmetall war ,die
vergülte M.', von 34 Lot 1 Quintli Gewicht, die 1650
der Zürcher Weggenzunft geschenkt wurde; vgl.
RHHofmstr 1866, 39/40. — 2. auch Bröt-M., grosses,
anförmliches (rundliches AaHI.) Stück, grosser Bissen
(AALeer.) gewöhnlichen Brotes Aa. Mutter, gib-mer
en M. Brot, bittet ein Kind. — 3. der beim Backen
am Brot sich etwa bildende Auswuchs, Knorren Aa;
vgl. Anggeli (Bd I 340/1), Weggen. — 4. dicker, kur-
zer, rundlicher Gegenstand; etwas Kleines Aa; UwE.
Murrli I, Kosew. für ein fettes kleines Kind UwE.
Dicker, kurzer Knabe, Mann AaF.
Wahrsch. zu nihd. murr(e), stumpf; vgl. span.-port. morro,
runder Körper. Zur Bed. vgl. Mutach. Tw. berührt sich das
W. mit murm und Tob], nimmt geradezu etym. Zshang mit
Diesem an, was von Seite der Bed. (M. = mürbes Brot) auch gar
nicht unpassend ist; vgl. Dieff., got. WB. II 41, ferner dz.pain
mottet, petit pain blanc, leger et delicat. Möglich ist für ein-
zelne Formen (bes. unter 2) Zshang mit Mürchel (s. d.); vgl.
auch das folgende W. Der Guttural wäre wie so oft- liiuter *•
nach kurzem Voc. verklungen. Das Masc. nach dem Syn. Mockrn.
Mürri m.: dicker, kurzer Mensch L.
Murre" II m. B („BO."), f. BBr., Ha., meist Dim.
Murri BR. : aus Brettern gefügter, trogähnlicher
Knabenschlitten, verschieden von der nach Art eines
Holzschlittens construierten Gemsch (Bd II 321), ähn-
lich dem Chessler (Bd III 523) BO. Vgl. Muelt 1 e
(Sp. 216). Isi M. isch zerhiti, mier ehennen nimmt"
rlten BHa.
Viell. zum Vor., da der Schlitten, im Gegs. bes. zur
Geis8, des Bugs vorn (s. Schnarz) entbehrt, also verkürzt,
abgestumpft erscheint.
Murre" III m.: Schnauze. Maul PAL — Vgl. piemont.
mov.ro, prov. morra, afrz. mourre, Schnauze.
Murrailla f.: Maulkorb, ebd. — Catal. morallas,
Maulkorb, frz. moraiUe, Maul- oder Nasenzange für Pferde.
murre": im Allg. wie nhd., doch auch i. S. v. uf-
begeren 1 (Bd II 403/4) Aa; Bs; Vü; Gr; G; Th; Z.
Ich we"t nüd drum m.l Ausdruck der Gleichgültigkeit
Zg; Synn. s. bei Chappen (Bd III 385). J°* will-der
denn noch m.! Drohung Th; Z. Ei"'m. ge", tue" für 's
M., Jmdm den Widerspruch, auch durch körperliche
Züchtigung, verleiden; ha", übereho" für 's M., dafür
bestraft sein, werden Aa; Bs; Th; Z. Stille", M. Zg,
in L mit dem Zusatz: 's göt en alti Frau dö durche",
Mahnung zur Ruhe; vgl. Tschinggele'-Möre*. G'murret,
zum Widerspruch geneigt G. — 2. = ufbegercn 2 GrE.
Schweiz. Idiotikon IV.
— 8. schnurren, von der Katze AAEntf. — In itüle*,
M. scheint äf. subst Inf zu sein.
Murri: Schmeichelname der Katze Aa. — Wohl zu
murren V. Der Einsender (Kochh.l schreibt, allerdings Muri,
Churri- m.. Dim, Churrlt-Murrli: „leichte Schelte
auf einen mürrischen Menschen BO. ; L; Schw" ; vgl.
Churri (Bd III 449). S. noch Eüt.. Sagen 496.
Vgl. auch den Familiennamen ,Murri.' XV., BSigr.
Surri- m. : mürrischer Mensch, Sauertopf Aa;
GrRIi.; G; Z; Syn. Surri, Sürmel. — ,Schuri-Muri:
homo inquies, turbulentus.' Denzl. 1677; 1716. Auch
adj. Wenn er seho" ganz voller [betrunken] un'' schürt,
muri isch g'sl". Rapieri 1700.
murr ig. ,Ab welchem allem sy nit wenig verdruss
empfangen und mit m-em zorn abgeschaiden uf Con-
stanz zue." Kessl.
murrle" I: 1. „dumpf tönen, vom langgezogenen
Nachhall des Donners (auch bei Lawinenstürzen) in
den Gebirgen Bü." — 2. Dim. von murren im nhd. S.
,Die kinder Israels murletend und warend ungeduldig."
Zwingli. Syn. brummlen.
Murrli II m. : 1. junger, unverschnittener Stier,
bes. einer mit langem Stirnhaar Gr; Syn. Mudli. -
2. verdriesslicher, auch über Kleinigkeiten murrender
Mensch AaF. — Zu 1 vgl. Anm. zu Munni (Sp. 317).
Murrolf m. = Surri-Murri Bs.
mürrle": leise murren, von Kindern; leise knur-
ren, von Hunden Z.
i"- murre": refl., sich überanstrengen, abquälen bis
zur Gefährdung des Lebens und der Gesundheit Z
Mönch. Ein Wild zu Tode hetzen ZWetz. - Viell.
euphem. für die Synn. sich in-murden, -mur.un.
Suri-Muri: Sauerampfer, Rum. acet. B (Kdspr.).
Beide u werden als geschlossene Kürzen bezeichnet, weisen
also auf urspr. Länge.
murrle" II: (ver)modern L (St.b).
Muroffel m. .Es sollen alle Ohrenbläser, Hinder-
träger und Murofflen verbannisiert sein.' XVIII., Bade-
okiiN. — Frz. marouße, Lümmel ; Wicht.
lnürrele": nach der Kinderstube riechen AaF.;
Syn. muttelen, brüttelen. — Wahrsch. Dim. zu murrle« II ;
doch vgl. auch müerelen.
Mür(e)te" : coli., Kinder, Nachkommenschaft GrV.
Vü 31. ha".
Mürt m. : Kind GrV.
Wohl zum Vor., das als PI. gefasst wurde, als Sg. ge-
bildet; das Geschl. etwa nach dem syn. Göf (Bd II 130).
Muer m. Uw, „f. Aa; B; VO; S", n. Bs; B; Z:
Schlamm, Morast, wie er namentlich in stehenden Ge-
wässern, wie Torfmooren, Pfützen, in Trögen usw.
sich niederschlägt; „Moder Aa;" Bs; B; VO; „S;" Z.
.Eine Matte [wurde] von dem austretenden Fluss mit
Schlamm und Muhr überführt.' B Hink. Bote 1765.
Lehm und Sand auf dem Grunde des Sees ZS. ,In
ein loch, in dem kein wasser, sunder eitel m. was.
Also stäcket Jeremias im m.' 1531/48, Jerem. ; dafür
.Schlamm.' 1667. ,Er hat mich aus der ungstüemen
(tiefen) grueben gezogen, aus dem m. und kaat.' 1531/60,
Psalm. .Versenk dich nit ye lenger ye tiefer in das
m. und unflat der sünden.' JMurer 1565. ,Lutariae
testudines, die im m. oder kaat labend.' Fris.; Mal.
387
Mar— mnr. Marl)— muri). March— murch
f.ss
,Do was nebend uns ein wyger; hat man im tag ab-
gelassen und sprungen d' fisch uf dem m.' ThPlatt.
1572. .Im Wintermonat steckend die Äl in dem M .
da die Wasser nicht gefrieren.' JLCys. 1661. stin-
kend M. und Lett.' ebd. ,Das M., Moras, Moos, Kaat,
Kot, Dreck, Lett, Schlamm, Schleim, coenum, limus,
lama. proluvies.' Red. 1662; üenzl. 1077; 1716. .Wach-
set dann der Binz ohne M. ?' 1707, Hiob.
MIhI. muor ii. Das männliche Geschl. wohl unter dem
Einfluss von Synn. wie Chat (Bd III 557), Dreck. Das Fem.
ist nur bei St.2 bezeugt (gegenüber dem Masc. bei St.1) und
steht daher auf schwachen Füssen.
Muerast m.: Morast Z, lt St. noch weiter ver-
breitet.
muerecht. Zschokke 1797, .mueracht(ig).' ä. Lit.,
müericht Gr (Serardi), muerig _Aa;" Bs; B; VO; S; '/,.
(g'jmüerig GrL., Eh. : kotig, schlammig, moorig. Von
Wegen, auf denen zerfliessender Schnee liegt Gr. Von
Wasser: trübe SThierst. .Muerachtig, limosus. Limo
implicitus, voll kaats. so muerachtig, dass man nit
dardurch kommen mag.' Fris.; Mal. , Nicht lätt- oder
muerecht, sonderen stein-, kis- und sandecht.' JLt'vs.
1661. ,Aus muerächten Statt- oder Schlossgräben.' ebd.
Muerechti f.: Moorgrund. ,Um den berg ist ein
tief und muerechte.' G Hdschr.
inuerele" SRech., sonst müerele": nach Muer,
moderig riechen oder schmecken „Aa;u B; VO; S.
Syn. möselen. ,Piscis lutensis, der müerelet, ein rauer-
ächtiger fisch.' Fris.; Mal. Schlecht riechen, wie
Kaifee, der lang im Ofen gestanden hat L. ,M. be-
zeichnet den stinkenden Ausfluss des Schlammes aus
einer Pfütze L; Zg' (St.b).
muere": „Moder werfen, bringen, z. B. beim Aus-
bruch eines Stromes Aa; B; VO; S." Im Schlamm
arbeiten Nnw. — über-: mit Schlamm überdecken,
wie z. B. von austretenden Wildwassern Uw. — ver-:
= dem Vor. ,Das ausbrechende Wasser hat das Ge-
treid usw. teils weggeführt, teils vermuhret.' B Hink.
Bote 1765. Vermueret, durch Schlamm getrübt Uw.
G'miier n. : 1. Kot in einem aufgeweichten Weg
GrRIi. — 2. = G'müder (Sp. 90) BR.; GaSpl., V.
müerelig: moorähnlich, moderig Z. ,Das Land
wird durch das Anschwellen des Sees m., es müerelet.'
Müere" f.: aufgeweichter Schnee in einem Winter-
weg GrL.
Müeri f. = Muer Schw; Zg.
Herd-Mueri m. : Pflug FSs.
Marb — murb.
S. auch die Gruppe Mono usw.
Marbel „Ap;" Schw; Zg, Marbel Aa; Z — in.:
1. Marmor „Apj" Schw. — 2. Spielkugel (eig. .Mar-
morkugel') AaZ.; spec. = Büer-Chuglen (Bd LII 190),
, Spickkugel' AALeer.; S. — Mhd. 'maruxl, woraus auch
Marfel; vgl. noch afrz.-cngl. marble. Bed. 2 auch Schwab.
Märbi m. = Marbel 2 BsL.
Murbächler, grosser = l'fund-Öpfel (Bd I 37-1) Tu.
Ge-murbel n.: Gemurmel, .Murren. Es sei unter
dem gemeinen Mann .ein G. und Geschrei.' 1529,
Abscii., neben ,Gemurwel.' ,Ain ungewiss runen und
geraürbl in der gemain.' Kbssl,
murblen: murmeln, murren. .Und murblet darum.'
XV., G Hdschr. .Obglych hie etwas von der gnad und
erbärmd Gottes gemurblet ward.' Kessl.
Viril, aus a. 'niunrhn, einer Nbf. von murmfen; s. oben
,Gemurwel.' Doch vgl. murfclen.
Murble" f.: Schelte auf eine alte Jungfer, alte
Schachtel ZStdt.
Viel], zur vorigen Gruppe, also eig. Bezeichnung einer
vor sich hin murmelnden, murrenden Person ; vgl. Murnnli,
Doch ist auch Zugehörigkeit zu mürbden (unter murre) mög-
lich: das \V. bezöge sich dauu auf die charakteristische Art.
wie alte (zahnlose) Leute zu essen pflegen.
March - murch.
March I Bs; B; Gl; GitVal.; PAL; GF.. G.. T. (X>);
S; Uw; W; Z (PI. Marche", auch unver.) — f.. in Aa
Leer.; B um Burgd. ; PRim. ; S tw.; Z tw. n. — Marke?
ZDättl. (m. in der Bed. Markstein). ..Marre" VO" — f..
Marg I n. Aa (auch f.); L: 1. Zeichen L: spec. Grenz-
zeichen, wie Marksteine, Gräben, Mauern oder Hecken;
Flur- oder Landesgrenze, allg. E" recht i M. muex"
ztoe Were* [Zeugen, bestehend in zwei hinzugefügten
Ziegelstücken] hu" Z. l)er Baum stät im M., auf der
Grenzlinie Z. Z' M. mäje", der Grenze einer Wiese
entlang LR. Dass d' Chile nit über 's M. übere" gange".
Joach. Der Erst butzt d' M., hat den Vorteil Z;
Sprww. 1869. ,Und wenn er ihm so komme, so werde
er ihm zeigen müssen, wo die M. durchgehe und wozu
er das Recht habe und wozu nicht.' Gotth. ,Du kriegst
von Dem eine Ohrfeige, dass du über d' M. aus fährst.'
ebd. In einer M. litjge" Schw; Z; Syn. Inf'ang (Bd I
855). .Das Heimwesen ist mit genügend Wasser, Holz,
Streue versehen, und ist das Ganze in einer M. und
nahe bei der Sennhütte gelegen.' Bote i>er Urschweiz.
Der Markenfrevler muss nach dem Tode als wilder
Jäger (s. Bd III 20) oder Brenni-Mann (Sp. 275) um-
gehen. We""-men e" M. chann use'tue", so isch-es
100 Guldi" wert, d. h. wenn man durch Ankauf eines
anstossenden Grundstückes zwei Stücke Land zu einem
zusammenlegen kann, so ist Das (über den Kaufpreis
hinaus) 100 Gulden wert ZZoll. .Vor Zeiten sei da
eine Tanne gestanden und ein stählerner Nagel als
M. darein geschlagen gewesen.' 1521, Absch. ,So je-
mands des gescheids [Markengerichts] begert und umb
ein m. anrüeft.' 1548, Bs Rq. ,So ferr aber der diener
nit alles dermassen ausrichtete, wie es sein Herr will,
sonder die m. des glaubons und der treuw ubergienge.'
II. helv. Conp. 1566/1644. ,Der teufel muoss sich innert
seinen marchen halten, also hat Gott dem teufel auch
ein zil gesetzt.' LLav. 1582. , Schützen und schirmen,
als wyt und jedes Punts Marchen uswysend und an-
zeigend.' Gr Landsatzung 1619. ,Man soll die alten
Märchen nicht verrücken, es bei dem Alten bleiben
lassen.' Hospin. 1683. ,1774 wird vom Kirchenrat in
Alpnach erkannt, dass die Ältesten alle zehn Jahre
alle Marchen der Gemeinde ausgehen und zwei Knaben
mitnehmen sollen.' 1774, Obw Volksfr. Häutig formel-
haft verbunden mit den Synn. Hag (Bd II 1066). Lach
(lltl III 999), Zil. Grundstücke werden verkauft, wie
sie zivüsche't Zil und M. liegen Z. .So ist ein gewüsse
Zahl setzen der göttlichen Fundamental -Wahrheit
eben so viel, als dem allcrfreiesten Willen Gottes ein
389
Marcli, merch, mirch, morch, murch
390
Zihl und M. Batzen.' ClSchob. 1699. S. noch Under-
Giitiii Bd 11 344/5. — 2. abgegrenztes Gebiet, bes.
einer Mark- od. Dorfgenossenschaft, latinisiert .marcha,
marca' (z.B.Gfd 1 157); vgl. Blumer, RG. I 10; Ztschr.
f. schwz. B. 1 24 und Qemem-Marek. ,M., eine Land-
schaft, die an den Grenzen oder .Märchen der ehe-
maligen helvetischen und rhätischen Landen gelegen
und rianahen auch in Latein Terminus Helvetiorum
genennt wird und auch die M. zwischen den Bisch-
tüniern Costanz und Chur ausmacht, aus welchen
beiden Ursachen man auch ihren Namen herleitet, und
wird sie auch in einem alten Instrument Marcha Tuc-
cuniae. die Tuggener oder Tukener M. genennt.' Leu,
Lex. Abi. Miircher. — 3. ein Gewicht für Edelmetalle;
vgl. über deren schwankenden Wert Z Gem. II 191;
Gl Urk. 362; Planta 1881, 41; Absch. IV 1 a 624.
.Sechzit marche berner [Münze], für die m. zehen
phuut berner geraitet [gerechnet].' 1310, Fofpa. .Was
mit marchsilber erkouft ist. schetzend unsere Herren
ein m. für 5 guldin.' um 1530, Z Kq. ,16 Lot oder
ein M. [in Gold] tut 16 fl. ; 16 Lot oder ein M. [in
Silber] tut 13 fl. 36 Kr.' Z Mand. 1641.
Mhd. marke, mar eh. Die Spirans kommt literarisch bis
ins XVIII. vor (so noch bei Haller 17TT). Sie verstummt
in weitem umfange in Zssen vor Cous. ; so iu Margraf, -gräßer
(Bd II 707), Marbach (eig. Grenzbach), Flur- iintl Ortsn. LE.;
GRh. ; ZRüschl. Marg dürfte Anlehnimg an Marg II sein;
lautlicher Übergang von ch zu g vor s liegt vor in Margste*
aus March-Stein; vgl. Hag-Stuck aus Hak/St. Vereinzelt
ist l angetreten: .Alles in Zihl und Markht.' 1691, Chnrer
Kaufbr. (neben ,March'). Ä" st. ch ist wohl moderne Ent-
lehnung. Für die Bed. Grenzstein ist in Z (zur Unterschei-
dung von M., Grenzlinie) tw. die Zss. March-Stein herrschend
geworden. Abi. merken.
Egg-: Markstein an der Stelle, wo zwei Grenz-
linien sich treffen ZZoll. Die Richtung der Grenzen
wird bei den gehauenen Marksteinen durch einen ein-
gegrabenen Winkel, bei den aus Feldsteinen bestehen-
den durch die winkelförmig ihnen beigelegten .Zeugen'
angedeutet. Vgl. Aber- Wandel.
En ne°t-Märch(t): Name einer jenseits der Pass-
höhe, auf Glarner Seite, gelegenen Alp, sonst auch
, Urner Boden' geheissen U; Tgl. Bd I 267/8.
,Märch', Name eines Berges an der Grenze von U und
Gl bei Äg.Tschudi und Stumpf.
Un der- Maren: Markstein zw. zwei .Hauptmar-
chen' Gl; Z. Sonst = March 1. ,Das6 die Glatt u. syg
zwüschend unser statt gericht und der herrschaft K.'
1112, Absch. .Decumanus limes, die linien oder u.,
von aufgang bis zum nidergang gefüert. Limes, ein
zwerchweg durch die güeter und u.' Fris. ; Mal.
.Gespanster werdend sonderlich gesähen in den kir-
chen, klüsteren, by den begrebnussen, u-en [usw.].'
LLav. 1569; dafür .Marksteinen.' 1670. ,Ein u. des
Bistumbs Basel.' Wurstisen 1580/1765. ,Ich habe die
Birs zu einem LT. gesetzet.' ebd. ,Der Jordan ist ein
andermark gewesen des volks Gottes.' LLav. 1582.
jDie Gelegenheit ihrer Landen ist von Julio Caesare
in drei Terminos oder U-en also beschriben worden.'
PiCvs. ,Die andere [Brücke], so gleichsam das U.
zwischen dem See und der Reuss [ist].' JLCvs. 1661.
.Auf der Untermarch der beiden Grafschaften Kyburg
und Thurgöu.- Meh. Tig. 1742. — ÜtteTs- = EtterIV3
(Bd I 597). .Ein g'meind zue T. soll stegen und wegen
mit e-en, wenn's die notturft höust.' 1530, AADietw.
Offn. — .Kraut- und Atzungs-.' Bern hält diese
Märchen nur für Kr.- und Atzungs-Marchen, d. h.
Märchen zwischen Bergen und Weiden von Untertanen
beiderseitiger Orte. 1730, Absch. — Holz-: 1. Wald-
anteil, bzw. Anteil an der Waldnutzung, bes. in einem
herrschaftlichen Walde. ,Die von Weggis sollen ir holz-
markt, seemarkt und all ir gemein markt nutzen und
messen.' 1433, Seg., RG. ,Ain halbe h. gyt ain fnoder
raist [als Abgabe]. Der Oberwald ist myns GnHn.
und der jag darinn, darus gat 66 holzmarch. Item
dry holzmarch gend dehain hüener, die andern all und
iegklich ain hännen.' 1557, TuFr. Arch. — 2. Abgabe
für die W:aldnutzung. ,Es soll deheiner dehein g'legen
guet zerteilen oder verkoufen, darab zins oder holz-
marken gand.' 1452, THGütt. Offn. Vgl. Hoh-Haber
Bd II 933, -Gelt Bd II 250. — Hin der-: Grenz-
zeichen hinter einer Uferlinie AaF., Kelleramt. ,Es
sei daselbst ein H. gesetzt und verschrieben worden.'
1635, GSev. Urk. ,Weil die Erfahrung nun schon gar
zu oft gelehret hat, dass auch feste Stellen durch den
Rhein fortgerissen worden, so sollen, diesem vorzu-
kommen, an sicheren Orten Hintermarken gesetzet,
deren Mess bis an die Linien genommen werden; es
sollen zwei gleiche geometrische Risse verfertigt wer-
den, worin alle Stellen der Marken, Hintermarken der
zu machen kommenden Wuhrung deutlich verzeichnet
sind.' 1791, Absch. — Kilch-: Grenze einer Kirch-
gemeinde. .Es were vorzyten ir. k. [bei einer Pro-
zession] mit den heiigen usgangen worden.- 1442, Gfd.
— Chrüz- = Egg-M. Gr; Z. — Lach- = Lach 3 b
(Bd III 999) Th; Z. — Land-: Landgrenze, allg.
,Die Landmärk.' JLCvs. 1651; vgl. .Gemeinmärk.' ,Das
L.' L Bericht ü. d. VwSee. S. noch Frontieren (Bd I
1311). Auch das von ihr eingeschlossene Gebiet. , Alles
das holz, das in allem unserm land und 1-en uf der
allmende stat.' 1421, Sthw LB. ,An keinen orten in
unser 1.' 1442/1544, ebd. , Es giengend vil hinauf gen
Jerusalem aus der 1.' 1531/48, Joh. ; dafür .derselbigen
Gegne.' 1667.
Gemein-, in Ap G'män-Märk, PI. G'mä'-Märlcer :
1. die gemeine Mark, d. h. der gesammte Gemeinbesitz
der Mark- und Hofgenossen, der im Allg. in die unter
Allmeind (Bd I 190/1) aufgezählten Teile zerfiel; Ge-
meindeland Ap; Syn. Gemeind-Guet (Bd II 550). Nä-
heres s. bei Blumer, RG. II a 324/5. 334. 336/8. 341/69;
Ztschr. f. schwz. R. 1 a 34. , Silva dieta Eschaberch,
co jure communi, quod vulgo dicitur gimeinmerche
(-marche).' 1264, ZWthur Stadtr. ,Ouch soll man
wissen, alle die güeter, die wir verkouft hant usser
disem hof, die gemeinmerch waren, das" man du inrent
stecken haben soll, das" si daruffe nieman etzen noch
tretten, noch kein howen haben sullen.' a. Hofr. L
Meggen; vgl. Seg., RG. I 519. ,Das gemeinmerch, es
sy holz, feld oder se, nüt wuestlich messen.' 1302,
Kopp, Urk. .Decimas de agris seu terra vulgariter
dieta gemeinmerch.' 1321, Gfd. ,Wir, die landlüte ze
Switz, künden, dass wir fürsinnet haben umb unser
gemeinmerki in dem lande ze Switz, dass man die
niessen soll, wer es gerne tuod.' 1339, Gfd. ,Der
grund ires gemein marchs, daruffe studan holzes stand.,
1348, Arg. Die Boten bezeichneten die Märchen, inner
welchen der Bürgenberg den Luzernern gehören, ausser
diesen aber Alles ,die kilcher von Buochs ze Under-
walden für ir gemeinmerke' haben und niessen sollen.
1378, Absch. ,Die weide daselbs, so gemeinmärk ist.'
1448, Sohw LB. ,Es stand das gottshus hinden und
391
Marcli, merch, mirch, tnorch, murch
392
yornen offen und was glych als ain g'mainmerk.' 1468,
Zellw., Urk. ,Zura letsten, des gemeinmärks halb, das
sollen sy beider syts gegen einanderen brücken, halten,
nutzen und niessen, wie sy dann das unzhar gebrucht
haben.' 1524, Abscb. ,Dass sy by im trib und trat,
wunn, waid, ouwen und g'mainmerk möchten blyben
wie von alter har.' 1529, Strickl. ,Die hindersässen
sollen im land an keinem ort die g'meinen merkher
mögen nutzen noch brauchen.' 1579. Ap LB. ,1611
was der Gemeinmerker halb erkennt: Es soll Niemand
in unserem Land in einem Jahr mehr denn ein Ge-
meinmerk nutzen. Und welcher Anfangs seine Ross
und Küh auf ein G'meinmerk schlagt, der soll's das-
selbig Jahr in kein anders G'meinmerk tun.' Steinm.
1804, 34 ff.; vgl. dazu Blumer. RG. II a 350; Kronfels
1826, 272. ,Zum Nutzen ihrer Genieindsangehörigen
das annoch unbebaute und fast unnutzbare ligende
Gemeinmerk in einen fruchtbaren Stand stellen.' 1771.
ApHeiden Monatsblatt. S. noch Fron-Garten (Bd II
134), Gemeinmerks-Kapitalien (Bd III 379), in-legen3t
(Bd III 1183) und Tobl. 227 b. Dafür .gemeine Land-
march.' U LB. — 2. einer der drei Hauptbestandteile
der Allmend, die Allmend im Tale (.Bodenallmend,
Heukuhweid'), die früh in Sonderbesitz übergieng, als
Acker- und Wiesland diente, auf der aber die Be-
schwerde haften blieb, dass sie (mit Ausnahme der
eingefriedigten Getreide- und Eübenäcker) vor und
nach dem Auftrieb auf die Alp für kürzere Zeit den
Genossen als Weide offen stehen musste VO; GG.;
vgl. Blumer, Urk. I 253; RG. II a 349; Ztschr. f. schwz.
R. I a 81. X a 98. ,Um unser gemeinmerkty, dass
die niessen soll, wer es gerne tuet, unz vor Sant Jo-
hanns tag 14 tagen, von dess hin soll man sy nümen
etzen, wann einer, des das eigen ist. Wäre ouch. dass
yeman körn oder räben gesäyt hetti uf den gemoin-
merkin, das soll er ensunders beschlachen von den
matten; das soll im nieman etzen, noch ouch syne
heg brechen.' 1339, Schw Landsgemeindebeschluss.
Das ,G. etzen' dürfen: die Berechtigung zum Auftrieb
auf solches Acker- und Wiesland, das , Tratrecht'
haben Schw.
AliJ. (Notker), mhd. gemeinmerche n. Der Stamm des
zweiten T. ist 'markja-, woraus sich sowohl der Uml. als
auch (durch wgerm. Gemination wie im Vb merken) das k
st. ch erklärt, Auf ein coli. Nentr. alul. marchidi, mhd.
merkede weisen die Formen ,Geineinmercht' (,was dazwisehend
g-s lyt.' 1561, Schw; .allen G-güotern.' 1608/26, Schw LB.),
, -merkt' (1393, ZUrk.; ,von des G-s wegen.' 160S/'26, Schw
LB.); vgl. dazu .gemergkt, gemerchgt, gemergt,' H'_'T, Foffa.
Doch könnte auch epithetisches t vorliegen. Unklar bleiben die
Formen ,g-merki, -merchi' (1339, Schw), ,-merkti, -merchti'
(1339, Schw; Riieger 1606); letztere könnten zwar au I' alid.
marchidi f. beruhen. Das Schwanken zw. /.- und ch rührt
her von gegenseitiger Beeinflussung der verschiedenen Können
mit lautgesetzlichem k einerseits, ch anderseits, zu denen auch
das einfache March hinzukommt. Anlehnung au Markt, Markt.
lieg! vor in der Stelle: ,Der gemein markt', den man den
alten Khein nennt, auf dem Jedermann berechtigt ist zu
fischen, 1535, Absch. Tw, mischt sich das W. mit dein
syn. G.-Wi'rch; vgl.: ,Der aht hcklagt sich, dass ein statt
St Gallen in und uf die gemainwerk Ziegelhütten und anders
buwteud, wiewol dieselben g'mainmerk in eines gottshns
hennen und gerichten gelegen werend.' Vad.
Scheid-March: Markstein als Grenze zwischen
zwei Grundstücken. .Weilen sie ein Märchen inmitten
seines Achers gefunden, so habend sie vermeint, es
gehöre dieselbe zum Wald. Seie aber nichts Anders
als ein Seh. von seinen zweien Hüben, die er besitze.'
1730, Hotz, Urk. ,Die von Niedersiebental gaben einen
mit einem Kreuz und der Jahrzahl 1582 bezeichneten
Marchstein für eine Landmarch aus, während Frei-
burg behauptete, dass derselbe eine Seh. zwischen dem
dem Spitale zu Freiburg eigentümlichen Gute und
dem Lehengute sei.' 1744, Absch. — Schwirren-:
Pfahl als Grenzmark. ,Das Wuhr soll in gerader
Linie auf die Schw. und deren Bescheinung [so wie
sie die Grenze angibt] angelegt werden.' 1738, Absch.
— Zug-: Grenze, innerhalb deren die Gotteshaus-
leute freien Zug haben. ,Alle die, so in der z. sitzend
und Sant Polayen gottshuslüt sind.' 1472, THSulgen
Offu. .Die z. der gottshuslüten in den benenneten
höfen gat bis an die Sitern und an den Bodensee
und darby ab unz gen Costanz an die rynbruckhv
ebd. — Zehnde"-: Markstein in Weinbergen mit
der Aufschrift ,zehndenfrei', zur Scheidung jüngerer
Rebenpflanzungen von den zehntpflichtigen ZZoll. bis
um 1830.
marche- Aa; Bs; B; L (ohne E.); PAL; G; Ndw;
W; Z, marke" ZDättl., markte" ScnSehL, marge" AiBb.,
F., Ke., „marfrje" VO": eine Grenze festsetzen, Mark-
steine setzen. Syn. margsten. Ich mues* mit dem Nachher
m. Von enandere" m., zwei Grundstücke gegen ein-
ander abgrenzen BO. Über die bei der Grenzbereini-
gung vorkommenden Bräuche vgl. lachen, ferner Gfd
30, 254. ,Und als die mit einandren marchend.' 1 137,
Urk. (Geschfo. Ges.). ,Da nit undergangen und ge-
market war.' G Stiftsarch. ,Wenn etwer marchet on
den amptmann, verfallt um 3 pfd.' 1533, B Rq. pal-
mare, zeichnen oder m., mit flacher hand eintrucken.
Horizon aspectum definit, marchet oder zilet.' Fris. ;
Mal. .Dieses Holz sollte nach Yverdon gemarchet
[bei der Grenzbereinigung Yverdon zugeteilt] werden.'
1719, Absch.
ab-: (durch Marksteine usw.) abgrenzen, allg.
, Paris, sampt umligender landschaft, wie die abge-
market was.' Vad. — über-: 1. abs.. Marksteine auf
das Gebiet des Nachbars setzen; mit Acc. P., Jmdn
dadurch schädigen, allg. , Dieselben herren vermain-
tend, die von Appenzell bettend vil höf, hüser und
güeter, die von alter har in die marken der herschaft
Rynegg 'dient heftend und darin vergriffen g'syn, on
recht in ir landschaft verainbart und die forsten von
Österrych übermarket. ' Vad. .[Gebüsst wurde N. N.]
als er einen argwonet, er hab in übermarcht, und
nüd erwisen.' 1565, ZGrün. Amtsrechn. ,Der so über-
marchet, soll allen Marchkosten abtragen, auch den
Zaun stracks wider in die rechte March stellen.' 1659,
B Rq. ,So Einer übermarebet und Solches geklagt
wirt, so soll auf des Klägers Begehren wiederum ge-
marchet, die March erklärt und dem Übertreter aller
Kosten auferlegt werden.' ebd. Vgl.: , Wer den Andern
überert, übermaihet, überzünet, übergrabt über offen
Märchen, der ist verfallen 10 Pfd.' 1675, ZKyb. Graf-
schaftsr. — 2. Midi., überfordern, -anstrengen. .Hat
Hiob es geton [die Stunde seiner Geburt verflucht],
dass er vermeint, Gott wolle in ü., so ist er nit zu
entschuldigen.' LLav. 1582. .Wann man den Bogen
überspannt, so zerbricht er; die [menschliche] Natur
kann ehezeit übermarebet und geschwächt werden.'
FWtss 1672. — ander-: meist tr., die Grenze zwi-
schen zwei Gebieten festsetzen Seil; Z. ,Wenn sie in
;;;i:i
Marcli, morch, mirch, raorch, mnrch
394
ihrem undermareheten Zirk an Gemeinmerk, Wann
und Weid, Holz und Feld angesprochen würden.' L545,
Absch. ,Die äcker seind bei den Germanen gemein.
nicht unterschieden noch unterzäunet, auch nicht
eigen, denn keiner untermarchete eigene äcker hat.
jLo.Tscm'm. .Partiri eampum limite, ein fehl u., zilen.
Determinatus, undermarchet.' Fris. ; Mal. .Man under-
marchet die güeter, dass einer wüssen möge, was im
höre.' LLav. 1582. .Ärgöw würt durch Jen Fluss
Rüss von dem Zürichgöw undermarchet.' JRüeger
1606. .Wann man von den Davoser Grenzen (an wel-
chen eine grosse Saul an der Landstrass stehet, zum
Zeichen der Undermarchung) hinabkommt.' Sererh.
17 12. — üs- =marchen, doch tr. Aa; G; Z. En Acher
u. .Wer hat dem Meer und Wasser seinen Zweck und
Ausmarkung gemacht?- Aogensp. lb'39. .Das Sorgen-
mässe hat Gott selber ausgemarchet.' JUlrich 1727.
S. noch under-gän ßd II 23. Das Ptc. Perl'. = üs-
g'machet GrPt. ; s. Unflat Bd I 122b. — Ter- = dem
Vor. Aa; Z.
March(n)er ,Mar(r)er m.: wer Marksteine setzt
Vi).- Ein hiefür eingesetzter Beamter. 1535, Sch;
deren sieben machten das .Gescheid-. Markengericht.
aus Bs f. ,Es soll ein vogt haben in dem dort' siben
marker, die darüber geschworn haben, ze marken yeder-
mann nach sinem recht.- 1417, THTrib. Offn. Die
.Marchnei" erhalten für jeden Marchstein innerhalb
'/s Stunden vom Städtchen 2 Btzn, bis auf eine Stund
4 Btzn. XVI., ZEgl. ,Von den Märkher- oder Ge-
sclieidsleuten. Iedes Dorf unsers Amts Birseckh soll
seine Markher von sieben oder nach Gestaltsame des
Orts rueer Männer haben, ander welchen yeweilen der
Meyer des Fleckhens den Staab füeret.' I(i27, Bs Bq.
U 147/8.
Marchi f.: Gemarkung S. Wie der brönndlig
Ma*n der M. nöch muess rönne?. Schilh; vgl. ebd.
Ged. 1 101; der Feierabend 1860, 166.
Märe her U, Märchler Z, .Märchling.' ä. Lit. — m. :
Bewohner der sch wyzerischen .March.' Eine urie-n-en
Märchler, ein grosser, kräftiger Mann Z. ,Es ist un-
sers hofs und landes recht um die nidren märchling
[Bewohner der untern March].' ScHwWangen Hofr.
,Das" ir uf die märchling und Einsidlen ziehen söll-
tind.' HBull. 1572.
.Märchling' auch 1414, Laudrechtsbr. Hieher wohl auch
die Angabe: .Marchner, Schiffmauu.' 1470. Durh. ; denn die
Bewoliner der March betrieben die Schiffahrt auf Linth und
ZSee.
märchig: durch Grenzmarken zugeteilt. ,Dise
Güter sind durch gütigen Vergleich von Emmetten
als dort m angenommen worden.' um 1730, Ndw Rq.
Hab er- March BsL. ; B; LE.;G; ScHwIb.,Ma.; SG.,
NA.; 1'; '/.. -Morch 10., -Marche* Ap, -Morche* Grj
ZO.. -Marchle* ZBül., -Morchle* Zu., -Marchis GS.,
-Mär(e)ch GT., -Muerch ZBauma, -Mark Aa; Bs; B;
G; min. -Marke- ZDäg., -Marg Aa; BsStdt; VO; Sch;
ZMönch., -G'marg BsTherw. — m. Aa, n. Bs; B; L;
S; 0, sonst f., -Markte' SchScIiL, -Margste* Sch; Th,
-Margstle* ScHtw.; TnMainmern — f., Habri- Marche*
Gr (Durh.) = H.-Malch (Sp. 193). H. macht d' Buebe"
starch Aa; Bs; B; L; Z (Volksreim), in Bs mit dem
Zusatz: Und de" Maitle* 's Füd!ech schwarz; vgl. auch
Rochh. 1857, 179, ferner Hämpfeli- Fiter (Bd I 972).
Auch in einem Spieltext bei Hunz. 70. Wenn 's H.
g'röted, so giH's kai* Heu Bs. D' Habermarchle* geml
Prise; JKMey.; Tgl. H.-Melw, Stüber, Tubäkler. ,11a-
bermark, barha senis. falso hircina receiithirum. H.
und wild hagrosen sind dem geissbock ein angenäme
speis.' Tierb. 1563. .Tragopogon, ein guet winter-
salatkraut, etlich haltend es für gauchbrot oder haber-
mark, ist aber ein anders.' Fris.; Mal.
S. Anm. zu H.-Malch. Die vorliegenden Formen lehnen
sich t. an March I, Marg I (vgl. bes. die Form Margate*,
eig. Markstein), t. an Marg II, t. au Morach au. Auch
das Geschl. verrät t\v. den selben Einfluss. Di«* grosse Ver-
breitung des Fem. hat ihren Grund jedenfalls darin, dass
das W. oft im PI. gebraucht wird, der als Fem. Sg. auf-
gefasst werden konnte. So scheinen die zweisilbigen Formen
alle PI. zu sein. Marchit viell. nach Brätis oder ähnlich
gebildeten Speisenamen, eine Anlehnung, die sich (wie die
an Marg II) daraus erklärt, dass die Stengel der Pflanze
gegessen werden.
March. ä. Lit.. in der lebenden MA. durchgängig
Märe*, Märe" — f.: 1. Stute Aa; Ap; Bs; B; Gl; L;
Schw; Z, bes. wenn sie ein Füllen geworfen hat BSi.,
sonst allg. von alten, magern Stuten oder Pferden
übh. ; Schindmähre. Es lauft Mänge* dem FulU nä"*
und lät d' 31. z' Grand gä*. DGempeler. E" Latsch
mache* wie d' M. vor der Schmitt e*. Ineichen. Enand
schlä* wie d' M. im Stal, wie Stal-M., sich (täglich)
prügeln, z. B. von Ehegatten B; Z. Er hat g'scharret
mit de* Füesse" icie-n-e* M. Stutz. S. noch Aug (Bd I
134), Mugg. .Ein N. N. von Muri sei verschreit, dass
er mit einer Mähre zu schaffen gehabt.' 1548, Absch.;
vgl. .märchen machen.' 1524, Absch. IV 1 d 538, ferner
an-gän (Bd II 16), ge-hljen (Bd II 1106). ,Es wollend
etlich, so ein springhengst auf die rächt seiten ab-
steigt, dass ein hengstle solle an tag kommen, so er
aber auf die linge, so solle es ein märchle werden.'
Tierb. 1563. — 2. Weibchen von Kaninchen B. ,Die
Kinder handelten mit Küngelenen. Des Johannes Bube
verkaufte dem andern eine aschgraue Mähre um 3 Btzn.'
Gotth. — 3. = Chorn-Ferlin (Bdl 921 ) BSi. — 4. Schelt-
wort auf Frauenspersonen, meist mit entsprechendem
Epitheton, bes. auf alte Z, böse Bs, träge W. stark
beleibte, fette G; Zg; Z; vgl. das Syn. Gurren (Bd II
409), Boss. In der ä. Spr. bes. Schimpfw. auf Dirnen.
.Usg'heygte huor, los und merch!' Mitte XVI.. Z
Prozessakten. S. noch fül Bd I 1111. — 5. in ver-
wünschender Bed. (in der Form des Gen.) andern
Subst. vorgesetzt. ,Man könne wegen dem grossen
Mären Schnee nienenhin.' 1658, AaL. (Müller). .Der
gross Mährä Wütäräch.' JC'Weissenb. 1702. .Du Märe
Walch, Bur, Dieb!' JMahler 1674/1761. ,Die .Maren
Sanditen [Banditen]. Dem Mären Stättli Rapperschwyl.
Der ful Märra Schleppsack! [Schelte auf Herodes
Tochter]/ Gespr. 1712. ,Die Mären Büchsenseck [an
Kleidern] sind Nüt.' 1733, Gfd. ,Der Märe Peter!'
1756, Stocker.
Mlol. merhe. Dehnung des Yoc. ist tw. für B; S; Xdw :
W bezeugt; betr. den Schwuud des h vgl. z. B. Forch (Bd I
992). Aus der ä. Lit. seien noch erwähnt die Formen:
.Merheu.' 1529, Absch., .Merchen.' 1525, Strick].; 1569,
ZGrün., .March.' Mal.; Red. 1662, ,Mä(h)reu.' 1624, Bs:
1646. ZKn.. .Märren.' Red. 1662, .Heren.' 1525, HsStockar.
:! ist wohl eine blosse Spielform des syn. Wirren; vgl. Muer
für W'uer u. ä. Zu 5 vgl. das ganz ähnlich verwendete Huer.
Acher-: Ackergaul; starkes, schweres Pferd B.
Forze* wi-n-en A. — Fülli-: Stute (vor oder nach
dem Werfen) B; Schw ; S. ,Ein reicher Bauer, der
305
Mareli— liinroli. Muni murd
::oö
zwölf Füllimähren auf der Weide hatte.' Gotth.; dafür
in der Gesammtausgabe unrichtig .Folilen.- D' Grmge*
la* lampe* wie d' F. ebd. Uses Manne*volch mant
mich a" Nüt bas a's an e* alti F., wo Zäng hei wie
Zvmstecke*. ebd. — Ross-Märe" = Märch 3 ZRafz.
— Schind-, in G; Z Schi-Märre*: 1. wie nhd. allg.;
vgl. Schind-Güi (Bd II 220). — 2. verstärktes Märch 4
Scu; Z. — Stall-: Stallpferd; s. u. Märch 1.
Morchel I AABb.; ZLimmattal, Buchs, Mörchler Z
OGlatt, Morgler ZZoll. : Name einer Art blauer, ziem-
lich herb und sauer schmeckender Trauben. Syn.
Morsch. — Vgl. Marglen.
Gug(g)e"-Mörchli = ffw0en-.afoZ:Z(Sp.l73) „Zc,;" Z.
murchlen: grunzen, von jungen Schweinen. ,Um
LHohenrain jagt der Türst als eine grunzende Sau
(Mar), die mit ihren wüst murchelnden Jungen den
Hägen entlang springt.' Lüt., Sagen 30.
Vgl. schwali. murkeln, undeutlich sprechen, götting. mur-
ken, brummen, murren (Gr. WB. VI 27 IC).
Morchel L. Morchel II Aa — m.: kurzer, wohl-
beleibter Mensch. Syn. Muchel. — Vgl. die Gruppe trmrgg.
Mard -murd.
Marder (in PA1. Mardr,,, in Aa; VO; Z Marter I)
m.. PI. unver. : 1. wie nhd. allg. Schreie" wie-n-e* 21/.,
entsetzlich, jämmerlich Aa; VO. Schwitze' wie-n-en
M. Z. ,Der marderen werdend zweierlei bei uns ge-
fangen. Der erst wirt genannt tach-, haus-, stein-,
buechmarder, aus der ursach, dass er um die heuser,
grossen gebeuwen. festinen, turnen, auch steinen und
buechen wonet. l>as ander geschlächt wirt von et-
lichen sonderlich genennt wilder marder; wird sunst
genennet fäld-, wild-, bäum-, tann- und vychmarder.'
Tiere. 1563. — 2. Name von Ziegen von der Farbe
des Marders BO. — 3. a) Halspelz, von Marder- und
andern Fellen Bs; ZO.f ,Das Tragen der Marderen
um den Hals an Mann- und Weibspersonen in der
Statt herum [wird verboten].- Z Mand. 1680/1715.
.Demnach die Weibspersonen auch in Sommerszeit,
nicht ohne grossen Kosten und Ungelegenheit, in Kir-
chen Martere zu tragen gewohnt gewesen.' BsPolizei-
ordn. 1715. ,Zween Zobelmärder für Frauenzimmer;
ein Weibermarder.' Bs Avisbl. 1732. S. noch Hinder-
Fär (Bdl964). — b) Mütze aus Marderfell V .Hand-
werksleute sollen allein Kappen von Otter oder ge-
ringeren Brämen, aber gar keine Marter tragen.' 1671,
L Kleiderordn.
Die IIA. unter 1 ist wohl vom Hausmarder hergenommen,
der in der Ranzzeit laut schreiend Ober dir Dächer klettert;
doch s. auch Buech-M.
Liecht-: eine Abart des Edelmarders. .Im Brä-
genzer wald sollend marder gesehen werden, die zu
nacht scheinend, werdend aus der ursach liecht- "der
zündmarder genannt.' Tierb. 1563. — Buech-: Edel-
oder Baummarder. Mal.; HsRRebm. 1620; Wagner
1680; Schinz 1842. llau~inarder.TiEuii.15ii:'.. Schreie"
wie in g,fangener B. Z. — Tach-: 1. Hausmarder Aa;
1 :> ; Tu; Z. Schreie" (brüele*, Schrei lä*J wie-n-en '/'.
- 2. Dieb, der in Dachkammern einzusteigen pflegt
Bs; Z. — Tann-: 1. eine Abart de- Baummarders;
auch bei HsRRebm. 1620 neben dem .Tach-' und
.Buech-M' aufgeführt. .Martes. Alii in silvis solum
degunt, abiegnis maxime, unde Tannmarter appellan-
tuiv Wagner 16S0. — 2. Familienname. .Heinr. T.
von Wäggis.' 1407, Wegelin. — Zünd- = Liecht-M.
,Edel-, Tannen-, auch Zündmarder genannt.' B Hist.
Kai. 1841.
mard erli'1', nur in der Verbindung m. schreie*
Sch. Syn. märterlich.
marderin: von Marderfell. G Mand. 1611.
liierda: Ausdruck der Geringschätzung W. — Aus
dein It.
merdeu: cacare L; nur im Munde roher Leute,
z.B. alter Soldaten. — Vgl. frz. merde. Hie Bildung ist
wahrsch. bei frz. Soldnern aufgekommen.
Mord in.. PL mitUml.: 1. wie nhd. allg. Wie am
M. und Brand Z, uf M. und Brand (i*e, lös) Aa; Ap;
L; Z, uf M. und Tod Tu, aus Leibeskräften, mit
Feuereifer (eilen, arbeiten usf.). Hut wird iez g'mät
uf M. und Brand. In der ä. Spr. sehr häufig (meist
als Neutr.) auch i. S. v.: mörderischer Anschlag,
Freveltat, Blutbad, Tötung, Tod übh. ,Wär mir ein
mort, wenn ich dich [Geliebte] sollt yetz Übergen.'
JBindek 1535. ,Die Venedier blind dem Türken fromm
kristen, land und lüt zue banden 'geben, das ein gross
m. und übel ist der kristenheit.' Ansh. In interj. Ver-
wendung. Mordismo! Hülfe-. Weheruf B. D's Grittli
fohi M. a"foh" schreie". Schwzd. .Ach leid, o mort,
o mortlichs mort!' HBcll. 1533. ,0 Mordix Mordt,
was fang ich an!' Com. Beati. Auch einfach: ,l>ie
frauw klagt sich umb iren herren: M. immermer der
schweren sach!' Z Laz. ,M., dass ich muess des vat-
ters myn b'roubet syn!' Haberer 1562. S. noch mord-io
(Bd I 20), Gale (Bd n 203), Mord-Geschrei. — 2. mit-
leidige Bezeichnung eines Tieres. Einem hungrigen
Esel wird Futter gereicht mit dem Zuruf: ,Du armes
m.! sä hin und iss!' Hauerer 1562. — 3. = gäch
Bittet (Bd II 99); vgl. Alpina 1806. 150; Römer und
Schinz 1800, 463. — 4. Verheerung an Pflanzungen
durch schällliche Tiere, z. B. Maulwurfsgrillen BS.
Der M. im Garte" ha". A: Der heit doch e" schöne"
Chdbisplätz [Kohlpflanzung]. B: Ja, wenn mit der M.
dri" chunnt. — 5. meist genetivisch, verstärkend vor
Suhst. und Adj. in lobendem und tadelndem Sinn,
= sehr, sehr gross, oft auch im S. einer Verwünschung
Aa-, Bs; B; Gl; Tu; Z. S. vil (Bd I 776), gern (Bd II
127). Chlapf (Bd 111 670). Fn M.-Huct, -Lug. Es
macht e" Mords-Chelti Gr; Z. Fh Mords-Lärme*,
-Speddkel verfüere*. E* Mords-G 'schickt, eine ver-
wünschte Geschichte, aber auch: eine Schauerge-
schichte. Eine" Mords (auch : mordsmässig) hö" ma-
che*. Noch mehr verst. durch vorgesetztes all Uw.
All Mords Sache", alle möglichen. Auch adv. B.
Mords schreie". S. noch Ding.
Mini. mort n. in. in Bed. 1. Der Voc. ist t\v. ir, so in
L: li; ZW.; vgl. Guld : Gold I Bd II '2241. Einmal mit Um].:
,Das Mürd.' Myric&us l(i:3ö; auch eil 1 als Fem.: ,Die
grosse Mord.1 JCWeissenb. 1701/2. Zu 2 vgl. mhd. ein vil
aller mort, ein Schandgan] (Lexer I 2204). Zu 5 vgl. Fr.,
Ztschr. V 2n. ferner die Aid. vermorzt. S. noch »iura.
Haupt -.Murd n. m.: ansteckender, unheilbarer
Rotz, ein sog. Hauptmangel bei Pferden S. — Vgl.
mini, mort, Name einer Pferdekrankheit.
Nacht-Mord: nächtliches Gemetzel. Jos.Simmi.kr.
Reg.
397
Mard. merd, mird, monl. uinnl
39>
mordialisch: verstärkendes Adr., sola- Ar; '/..
'statt m. we; in. ehalt. - Nach (m)fenaliKh, i.
u. A. Vgl. Kr.. Ztsrlir. III 134.
mordlich: mörderisch, Mord-. XVI. /Will. Oft
im allgemeinem Sinn, schmählich, schändlich, schreck-
lich. ,Do gieng der gross, mortlich linmd ns von den
Juden.- 1336/1446', /. Chr. .Er hab sich mortlich ver-
sprochen am landtag.' 1381/1420, L Ratsprot. .Eine
falsche, mordliche, selbsterdiehtete Lüge.' 1543, Absch.
.Sinnliche klagliche, mordliche sach.' HBcll. Bloss
verstärkend, sehr gross. .Wegen des mordlichen, un-
verträglichen Kostens.' 1646. VöG.-Xüsch.
morde" Aä; Bs (auch märte"); GSa.; Sch; Schw;
S; Tu; Z, mörge" ApH., murde" Bs. mürde' Aa; B;
Gl; L; G; Sch; S; Uw; Z tw.. mürte" Bs; B; Cr1>..
I'r.. Val.: 1. (er)morden. allg. Der ist wm'n Räubere'
g'mürdt worde". J.Mey. 1866. Oft formelhaft verbanden
mit töden Z. ,lr schrygend wider die tropos, als der
üch mürden welle.' Zwingli. — 2. (langsam i hin-
morden, zu Tode quälen, zunächst von .Schlachttieren.
z. B. wenn der Schlächter ein Stümper ist ZO.. auch
von Zugtieren, die von rohen Fuhrleuten (vgl. Mordio-
Fuermann Sp. 255) misshandelt werden GA. Es mordet
mi'h. von quälenden Leibschmerzen L. Sich ohne Ge-
schick und rechten Erfolg abquälen, z. B. im Kampf
nm's Dasein, mit einer körperlichen oder geistigen
Arbeit Aa; Bs; B; VO; Gl; G; Th; Z. 's haut 's
nümme", ich »nies' nw >ioeh m.. sagt ein Mähder oder
ein Barbier. Wenn die Hebamme nicht zur Hand war,
het so-n-e" Kindbettere" lang könne" m. [sich in Schmer-
zen winden] Bs. An Oppis ume" m. Es mürdt $ich,
geht mit knapper Not A.iLeer. Ich ha"-mirh frei müesse*
dureh d' Lüt iure" m., durchzwängen Aa. Etwas im
cnaml »!., gewaltsam zspressen Aa; B; VO; Z. Syn.
funggen Bd I 866. An Ei"em m., ihn bedrängen, um
Etwas von ihm zu erhalten L. Spec. Laute. Worte
mühsam herauszubringen suchen, eine Sprache rade-
brechen Bs; B; Sch; üwE.; Z. Er mürdet sl°s Dutsch,
es het kei" Gatti'g B. Chann ich 's echt nit g'mürde"!
fragt ungeduldig, wer ein Wort nicht aussprechen
oder finden kann BSi.; vgl. gaxen 2 (Bd II 568). ,Ein
Wältscher. so die teutsch Sprach mordete.' Scbimpfr.
1651. .Ein Student, welcher ein wenig Latein morden
können.' Axhokx 1674. — 3. Kartoffeln usw. mit zu
wenig Butter braten (so dass sie gleichsam jammern)
GSa.; Schw. G'mürdt i Rietherdöpfeli. G Prophet 1855.
Mhd. mürden, morden. Die lautgesetzl. Form ist .
mürfen (aus murthjan mit wgerm. Gemination). Die Form
mit Uml. herrscht bei uns bis ins XVIII. : ,mürten.' 1478/9,
B Chr., .mürden.' UMey., Chr. (Ptc. ,gemürt'); Vogelb. 1557 ;
ThPlatter, Briefe (Ptc. ,g'mirt'); Rüeger 1606; Ardüser,
, morden.' Ruef 1550; LLav. 1582 (Ptc. .gemört'): ARyff
(.nierden'); JKHofmstr 1744. Das Ptc. Perf. mit ,Rückuinl.' :
.gemurt.' 15-21/44. Schw LB.
ab-: 1. abwürgen ZO.; Syn. ab-murxen. — 2. ge-
waltsam und ungeschickt etwas Befestigtes ab-, weg-
nehmen (und es dadurch zu Grunde richten) Tb; Z.
En Hauchen a. — 3. mit Dat. P. und Acc. S., Jmdin
mühsam Etw. abzwingen, abpressen, durch wucherische
Kniffe abnehmen VOj Z. — 4. refL, sich abarbeiten,
aufreiben Bs; Z. — abe°-: Speisen mit Mühe hin-
unterbringen Bs; B; Th; Z. En Brocke" a. — i"-:
tr. und refl.. ein Zugtier (bzw. sich selbst) durch
.Überanstrengung zu Grunde richten Z. .Ein Bauer,
welcher jedes Jahr ein Paar Ochsen einmördet.' JSenn.
- ine"-: hineinzwängen. z.B. Waren in einen bereits
gefüllten Behälter Sch; '/,. ,Es nütze dem .Menschen
Nichts, so viele Warum und Darum in ihn hinein zu
morden [ihn im Unterricht damit vollzustopfen].' HPest.
L790.
er-: 1. umbringen, allg. Von einer Krankheit.
die rasch tödlich verläuft, sagt man: St hät-ne* g'rad
z' erst ermürdt GrPt. I«* bin wie ermürdt, zerschlagen
an allen Gliedern, tot vor Müdigkeit, ebd. .Getödt
und ennört.' 1476, Bs Chr. .Der soll den selben er-
tötten mentschen ermurt haben.' 1517/44, Schw LB.
.Ich habe myneu vatter ermürdt.' LLav. 1569; dafür
.erschlagen.' 1670. — 2. Etw. durch grosse Anstren-
gung erzwingen G; Z.
Mhd. er-miirden, -mürden in Bed. 1. In unserer ä. Lit.
findet sich je einmal die Form .ermorden.' um 1471'!, Bs
Chr.; .erinürten.' HsRRebm. 1620; sonst, gilt .ermihdeu'
(Ptc. meist .ermürdt'; .ermürdef 1336/1446. Z Chr.) neben
.ermorden' (Ptc. .ermordt'; .ermordet.' Jos. Maler 1593;
JLauffer 1739). z. T. bei den gleichen Schriftstellern. S. noch
Anm. zu er-murwen.
use"-: (Worte) mit Mühe und Xot herausbringen,
aus sich selbst oder aus einem Andern Bs; L; GA.;
Th; Z. Er mues'-es grad eso u. Me" muess Alls us-
etn u. — ver-: gewaltsam zspressen, zerdrücken S.
— dure"-: tr., mit Mühe und Xot durchführen, durch-
setzen Aa; L: Th; Z. Es Buech d., sich allen Schwierig-
keiten zum Trotz hindurcharbeiten Z. — zer-: zer-
quetschen „L; Z." ,Subluridus. ein wenig bleifarb und
blauw, als von frost, schlegen und zermürten fleisch.'
Fris. ; vgl. chöltsch Bd III 246. ,Wie jämerlich ist er
zermördt!' von einem Gesteinigten. GGotth. 1599.
Mörder, in B Mürder m. : 1. wie nhd. Schreie"
wie-n-en 31., sehr laut ZO. Wie Mords zur Ver-
stärkung vorgesetzt: .Der landvogt syg an synen herren
ein niörders böswicht.' 1531. Strickl. Bei Morgant
1531 regelm. Übersetzung des frz. hrigand. — 2. Bei-
name eines Schlächters, der in seinem Gewerbe ein
Pfuscher war; vgl. B Dorfkai. 1873, 7. — 3. in den
Hexenprozessakten des XVI. ein Beiname des Teufels.
— 1. Name einer der gefährlichsten Stellen im Rhein
zwischen Stein und Bibern.
Mhd. mordaere in Bed. 1. Xoch ohne Uml. z. B. 1382,
Geschfo. Ges.; 1484, Schw Rq.. Die RA. unter I srhuiut eine
Verquickting aus schreie* wie^n-en Marder uud miirdertich sehr.
Vögeli-: wer (Sing-)Vögeln nachstellt Z. Auch
Schelte auf Einen, der Andere durch Beharren auf
kleinlichem Anspruch quält, Leuteschinder Z. Diis ist
Vögeli morderei! eine elende Plackerei. — Fleisch-:
Sehimpfw. auf die Beformierten. 1533. Absch. IV 1 c
197. Vgl. Herrgott-Fresser (Bd I 1325). — Geiss-
Name der März- uud Aprilwinde, die den Ziegen oft
arg zusetzen GlS. — Chrotte"- = Chr.-Hegel (Bd II
1082) Z.
Brunze"-: Name eines Gespensts, mit dem man,
wie mit dem Böli-Mann, die Kinder schreckt ZElgg.
Der erste T. der Zss. scheint eine derbe Bezeichnung
kleiner Kinder.
Boss-: 1. verächtliche Bezeichnung eines Pferde-
schlächters Z. — 2.= Werr-Fütti (Bd I 796) Th; Z.
Ein Beiter, der einen R. trifft, soll vom Pferde steigen
und ihn töten. — 3. verächtliche Bezeichnung schlech-
ter Zigarren B; Z.
3 will sagen, die Zigarren vermöchten sogar ein Pferd
tüten (geschweige denn einen Menschen). Vgl. ,Drei-
iiKiniirr-Zigarren.'
399
Maid — murrt. Marf-murf. Marg— murg
[IM!
mördere", in Ap modere": 1. = morden 2 Aa.
Stark plagen Ap. i> Mä'dcrete", Schinderei Ar. —
2. Jmdn Mörder schelten. .[Die Wiedertäufer] mör-
derend, diebend und sclielmend die prediger.' HBi:ll.
1531. — Abi. von Mörder; doch kommt für 1 auch mhd.
mordern, murdern (got. maurthrjan) in Betracht.
ab- = ab-mörden 4 Ap.
Mord er ei, Mürderei, in Bs Mörterei — f.: qual-
volle Arbeit. Stümperei, allg.
mörderli01', in BsL. mörterlig: furchtbar, entsetz-
lich Bs; Sch; Th; Z. Syn. märterlich. M-i Schmerze"
llde". Meist bei den Vben , schreien, tuen [sich ge-
bärden].' Der Windpfift ganz merderlig. Schwzd. (Bs).
Mordete" f. = Mürderei SchSL; Th.
Haupt-Mördi. -Mürdi — f. = Haupt- Miird L; Z.
,Dass ime dis Jars vier Boss an der H. zuo grosser
mächtiger syner Hushaltung und Feldbaus Schaden
umbgefallen.' 1650, Hotz, Urk. ,L)ie ansteckende Seuche
der Hauptmärde [!] oder des Rotzes.' Bs Mand. 1769.
,Da die Hauptmürde mit dem Strengel und Rotz so viel
Ähnliches hat, dass sie nicht wohl von einander zu
unterscheiden sind.' ebd. 1777. ,Hauptmürde, Hirn-
rotz, der wahre Rotz.' Tu Gesetz über die Viehhaupt-
mängel 1811.
mürdig: abgespannt, müde BO. ; bes. von der
schmerzlichen Empfindung, die man nach langem
Mähen in der Lendengegend hat BK. ; vgl. sperrig.
haupt-: 1. mit der Haupt-Mördi behaftet B; L.
,Wäre, dass iemanne dehain rosse hoptmürdig wurde.'
1381, Sch Stadtb. ,Anlaster der rossen: h., rüdig oder
buehstössig.' 1595, Aa Rq. .Ritzig oder hauptmördig.'
AaB. Mand. 1669. , Verordnung wegen den haubtmür-
digen, rotzigen und strenglichten Pferden.' Bs Mand.
1777. — 2. von Wein, der zu Kopfe steigt. ,Der
[Schaff hauser] Wyn ist nit starkh noch haubtmürdig.'
RCys. — Auch sonst häutig in I) und Z Mandaten, im L
Stadtb. 1706/65 in der Form ,liauptmordig.'
„bein-mürdig, -mördig: schwach, unfest auf
den Füssen, z. B. wegen Müdigkeit oder nach einer
langwierigen Krankheit L."
Marf — muri.
Marfel I Bs (Hebel); BoHa.; S; Uw; U; W, „Marfis
Zgu (St.2) — m.: 1. = Marbel 1. aaOO. ,Mit wilden
Marmorstücken bedeckt (die Einwohner nennen ihn
Marfer).' Helv. Kal. 1782 (UwE.). ,1m Berge Steine
oder Marfel brechen.' 1790, Hof Kriess. — 2. = Mar-
bel 2 S; Syn. DöTIA.
marfeliere": marmorieren, z.B. Möbel Uw.
marfle" I: mit Marmorkügelchen spielen W; Syn.
märmelen.
marflig: marmorn U.
Marfel II m.: Winterschlaf, bes. der Murmeltiere
B; VO; Gr. Sich z' M. legge", schlä", sich zum (Winter-)
Schlaf hinlegen; von Menschen: sich vom öffentlichen
Leben zurückziehen, nicht mehr sehen lassen, sich
der Ruhe, Untätigkeit ergeben; in Zo (neben Marbel)
geradezu euphem. für .sterben.' 's ist dach verfluechi
längwilig; ich weit, ich chönnt mich zs M. schlä" bis
anno 45-gi. Guckk. 1843. ,I)as Beste war. dass Anne-
bäbi sich wieder ein wenig z' M. legte.' Schwz. Fa-
hilienzeitg 1889. ,I>ie Alpenfrage ist im Anmarsch
begriffen. Der Kanton Bern darf sich daher nicht
z" M. schlagen, er muss im Gegenteil auf der Wacht
stehen.' HsOtt 1869. — Auch bei Lexer, mhd. WB. (aus
Oberlin).
marfel, in Gr auch marflig: von den Gliedern,
steif, starr, unempfindlich, zunächst vor Kälte, dann
auch bei gehindertem Blutumlauf (bei sog. .entschla-
fenen'Gliedern), bei beginnender Lähmung BO.; Gr;
PA1. ; Syn. gestabet. Das Ärmli ist-mer ei'mel rellig
m-s BHa. Ungelenk Gi$Nuf. — Vgl. rätorom. (a)marv,
steif, starr vor Kälte.
marfle-: 1. Winterschlaf halten BO.; Gr; PAL;
W. Sich z' m. legge", schlä", von Tieren und scherzh.
auch von Menschen = sich z' Marfel l., schl. D' Arme"
z' m. schlä", die Arme über einander kreuzen oder
schlagen [d. h. zum Schlafen]. Ebel. — 2. (vor Kälte
usw.) steife Glieder haben, frieren Gr; W. Es marflet
mV* recht (an de" Hand GrPi.). Ich han afen an
d' Finger g'marfled. Mir marflend schier beide Hand,
wenn sie .entschlafen' sind W.
Betr. die Umdeutung auf Arfd vgl. Bd I 444 Anm.,
ferner Tobl. 26b; Fr., Ztschr. IV 151 a. Eine andere Umd.
s. bei Muri/. Mit anderer Consonantcnstufe, wie es scheint,
kommt das W. bei Seh. Münster 1546/1628 vor: ,Sie ligeu
und marfflen (marpften) oder schlaff'end den ganzen Winter.'
e°t-: die Starrheit wieder verlieren Gr. .Wenn
die Finger wieder entmarvlet sind.'
„ermarflet = marfel Gr."
Marfli f.: Erstarrung PA1.
Marfja = ChäsU-Chrüt 1 e (Bd III 897) W.
Zunächst aus 'malvia, einer Weiterbildung von medva;
vgl. räto-rom. malvgia.
Mär feie" f.: Wasserwanze, Hydr. AAßirrf.
Me2rvel: ein Mund voll BO.
murfele": knurren W.
Konnte wie muralen auf ä. 'munrlen beruhen (vgl. Marbel,
Marfel aus Manrrl; s. auch murw). Doch weist bair. kärut.
murfein 11 mit nicht hinlänglich geöffneten Lippen und un-
verständlich sprechen, murmeln. 2) mit geschlossenen Lippen
kauen, auf Zusammenhang mit amhd. murfen, nagen; vgl. Gr.
WB. VI 2715.
niurfle" = marflen Ouw.
Marg - murg.
Marg II Aa; BsStdtj BSi.; VO; PAL; GT.; Sch;
Th;Z, Margg AASt.; SThierst., Blarch II AaF.; Ap; Bs;
Gl; GRVal., V.; S — n.. in ZO. auch m.: 1. Mark in
Knochen und Pflanzen, allg. Chnache" rolle" M. JMerz
1836. Chrafi und 3t. i" de" Glidre". Anderlinth. Im
Winter müend d' Bure" M. sammle", Kraft für den
neuen Frühling ZS. Ei"em darch M. und Bei" gö",
von markerschütterndem Geschrei Gr; Th; Z. .Ver-
schwunden ist mynes marges kraft' Rcef 1540. ,Den
mittelsten Teil, der bei den jungen Pflänzlein das
Marg heisst.' Ziegler 1647. — 2. (Marg L; SchwMuo.,
March Obw) = Marfel II, in der RA. sich z' M. legge",
schlä". Im Herbst tuend si'* d' Mungge" [ Murmeltiere]
.:' M. schlä'. \[re""-me" Iceini Gummeli [das haupt-
sächlichste Nahrungsmittel] überchunnd, se war 's der
Best, me" chönnt-$ich z' ilf. schlä". Zicüschet-i"e hed-er
•101
Marg, merg, mirg. morg, murg
402
si"* öppe" alle" für acht Tag z' M. g' schlage" [von der
Arbeit zurückgezogen] L (Schwzd.).
Mhd. man i-v«. -kes) iu Bed. 1. In unserer ä. LH. über-
wiegt die Form ,Marg' (noch bei HKeller 1729); ,March.'
1581, Hiob (dagegen ,Marg.' 1548; 1667); HBull. 1597.
.Mark.' FWyss 1678.
G'mark n. = Marg 1. ,Und sagt man. die kug-
lechtem stücklin seien das g. [des Horns].' Tierb.
1563. — Chalber-Marg = Gh.-Hölz (Bd II 1252)
„B;" Schw; Zg. — Chängel-: Mark der Schenkel-
knochen BSi.; vgl. Chängel 2b (Bd III 362). — Stein-
Mark = Män-Milch (Sp. 203). Wagneb 1680.
Tüg-, in AaBd.; ZNer. Türg-: Kalktuff, Tuffstein
Aa; „Bj" GRHe.; Sch; Th; Z, wie er sich in Röhren-
leitungen, in Kochpfannen als Kesselstein ansetzt Z
(Syn. Wasserstein) oder zerstossen als Scheuersand.
mit Kalk zur Pflasterung verwendet wird GRHe.; Z.
Tuffstein, wie er als weissliche, lehmartige Schicht
bes. in feuchtem Boden vorkommt ZO., rS. Es hat
i" dere" Sandgrueb vil T., d. h. schlechten Sand aus
Tuffsteinen, der, wenn er nass wird, eine schlammige
Masse bildet ZO. .Der Boden des Springbrunnens
wurde mit Taugmark und frischem Kalch gepflastret.'
1781, ZWipk. .Duftstein oder Dugmark.' MLutz 1804.
,üas Wasser lauft über Tugraarg.' 1685, Z Urk.
Betr. die Schreibung Mark (Aa 1t Rochh. ; SchHa. ; ZHiuw.
lt Spillni., ferner bei St-ilder) vgl. Anm. zu Tann-Marg. Die
Bezeichnung Marg erklärt sich aus dem Aussehen und lockern
Gefüge des Tuffsteins.
Tann- (in AABb., Kobl.; BO.; Gr; LE. auch
Tanne"-) Marg, in BHa. -Margg, in LE.; Ndw (Rhiner)
-Merg; Tammarg, D- AALeer. ; Gr; GW.; Ndw, Däm-
merig GW. — n., Dammarge" BO.; Gr (f., im Pr. lt
B. m.); GRh.: Pflanzenname. 1. Baldrian, Val., und
zwar bes. der gem. Baldrian, Val. off. B; VO; Gr (in
D. mit Inbegriff des Felsen-Baldrians, Val. sax.). Dam-
marge", in Milch g'sotte" [bei Viehkrankheiten ange-
wendet] GRPr. (Schwzd.). Ab T. trlhe" [trinken] BHa.
,Der Baldrian, Valeriana, bei uns Dammarge, eine
heilsame Bergpflanze.' Gr Sammler 1784. ,Phu, herba
[vgl. den heutigen Namen des grossen Baldrians, Val.
phu], gartenbaldrian; die wild heisst katzen-, augen-
wurzel, dennmark.' Fris. ; Mal. .Valeriana montana
subrotundo folio, Danmarg.' Wagner 1680. S. noch
Alpenp. 1 387. — 2. gebräuchliche Beinwurz, Symph.
off. AALeer. — 3. akleiblättrige Wiesenraute, Thal,
aqnil. AABb. — 4. Sumpf-Spierstaude, Spir. ulm. AAKobl.
Ahd. denmarka, denemarcha. .Dennenmark.' XVI., GrPr.
Kräuterb. .Danniarga.' Seb. Münster 1546; ,Dammarga.' 1628.
Die Umd. auf Marg wurde wohl veranlasst durch die Locker-
heit und Brüchigkeit des Baldrianstengels. Die Schreibung
Mark (bes. in den literarischen Quellen, so bei Dtirh.; Uw
Gem.; Stald.) dürfte allg. als Marg, bzw. Margg zu deuten sein.
Angaben wie Val. silv. (GrL. ; Yonbuu 18ß2); Val. aq. (Uw
Gem.) meinen wahrseh. ebf. den gem. B., der oft in Wäldern,
an sumpfigen Orten vorkommt.
Trim-Marg: dreiblättriger Baldrian, Val. tript.
GWe. — Wohl als Dri-M. zu lesen.
bemarget: Mark in den Knochen habend. ,Ein
maal von feissten, wolbemargeten tieren.- 1531, Jes.
marchig: 1. markig BsL. — 2. .Gelben Sand,
d. i. margichten weichen Leim.' JCSdlzer 1772. Vgl.
Ttig-Marg.
„hol-märg: dickes, grosses Mark habend, von
Sträuchern BO."
Schweiz. Idiotikon IV.
Märgel I m. : 1. das Mark und die knorplige
Masse im Innern der Hörner BHa. — 2. = Mägcrli
(Sp. 103), auch mit der Nbbed.: kränklicher Mensch L.
- 2 zum folg. Vb. Zur Bildung vgl. Gerbel I |ßd II 415),
S.rl, I.
mär gl e", in S märchle": 1. über seine Kräfte an
Etw. arbeiten SRech. — 2. einander zusetzen. .[Im
Strassenkampf bei der Erstürmung einer Stadt] haben
sy ananderen gejaget, geschlagen und geincrglet, bis
man die statt gewaltigklich eroberet hat.' Kessl. —
Über Etym. und Vwdtsch. s. Gr. WB. VI 2092 u. .mergeln.'
ab-: abmagern ZO. Abg'märglet, entnervt, ent-
kräftet Aa; Ap; S.
üs-, in Gl -märchle": 1. = ab-m. Aa; Ap; VO; Gl;
G; Sch; Th; Z. Tr.: de" Boden ü. Gr; Z. .Deren
gift meinen geist ausmergelt.' 1531/60, Z Bibel; dafür
.aussauget.' 1667. Auch refl.: .Sich merchlen aus mit
Gotts Gebott.' HsRRebm. 1620. — 2. Jmdn ausförscheln
UwE. — 2 eig. Einem das Innerste aussaugen.
Margareta Margret Gr; Z, Mägrlt ThHw., Mar-
get(li) Sch; Z, Margeli Schw (schon 1584, Taufb.),
Mäggi BsStdt, Meta, Menga Gr, „Gri(e)tschi BO.":
1. Frauenname. allg. Mit vorgesetztem .Anna' Am-
mergetli Sch; Z. Appellativ gebraucht werden bes.
die Formen Grit (Bd U 824), Grit (Bd II 826), Metz(i),
Deten, Didi. — 2. in der Vollform, Name der Hei-
ligen, der Schutzpatronin der Gebärenden. 1551 wurde
in L Einer gefänglich eingezogen, weil er ,St Mar-
grethen g'hueret' habe. Er verantwortete sich: ,Hab
er sant Margret hür drü mal g'fyret', so bitte er um
Gnade, .well's syn leptag nit meer tuen.' ,In der nod
[in den Kindsnöten] legten sy iren ein gross hülzin
paternoster umb in S. Margareten namen, das* sy dester
senfter genäsen [sollte].' ThPlatt. 1572. — 3. «S'am-
mergrete" L; Z, Sammetgrete" ZO. (lt Stutz), der Ka-
lendertag (15. Juli), früher häufiger Termin für Dienst-
botenwechsel; vgl. vMoos 1775, 177. Z' Sammetgrete"
ist jo ml" Dienstzit bl-n-ech üsg'laufe". L Nachr. 1865.
Von einer Herrschaft, die oft ihre Dienstboten wech-
selt, spottet man: Si hend iren eige" Kalender: 's stöd
all Wache" Liechtmiss und Margret«" dre [darin] L.
Wenn 's an St Margret regnet, schneit 's de" Nüssen
und Eichle". Ineichen. — 4. Pflanzenname, a) in SBib.
Margrlte", in Aa; B fgrössij Margrltli, grosse Wucher-
blume, Chrys. leuc. — b) in S NA. Margrltli, in BO.
Margrüntschi (PI. Margrüntscheni), sonst Margfejrltli
(PI. Margrllleni BSi.), Gänseblümchen, Bell. per. Aa;
Bs; B; S; W. G'füllti M„ als Zierpflanze in Gärten
gezogen B. — c) Wald-Margritli, gem. Sternliebe, Bell.
Michelii B. — d) Margrltili, Kukukslichtnelke, Lychnis
flos cuc. SchSL — 5. .Margretli', eine Münze. 1566,
Absch. — 6. Perle. ,Die margariten, bärlin nit für
die süw schütten.' Zwingli.
Mhd. margarite iu Bed. 6; zu Zwingiis Zeit bereits nicht
mehr allg. verständlich und daher von ihm durch ein Syn.
erläutert. Ob .Margeli' (1532, Absch.) nicht eher zu .Maria'
gehört, ist zweifelhaft; sehr wahrsch. ist Dies fUr den Flur-
namen ,im Margeli' ZZoll., Bezeichnung eines Ortes, der auch
im hellige* üudi heisst und an dein wohl einst ein Marienbild
gestanden hat. Auch sonst sind die beiden Namen oft schwer
aus einander zu halten. Zu 4 vgl. ,Gritlibluem.'
Margretler: eine Münze; s. Margareta 5. , Bi-
schoff baslerische Schilling, so bishar für Lucerner
Schilling 'gangen und M. gewohnlich genennt werden.'
Z Mand. 1650.
26
403
Mar
g, merg. mirg, morg. murg
404
Tüfels-Marge": Mutterkorn. Clav. purp. Aa; Z.
Anlehnung an Marg II liegt aus sachlichen Gründen nahe;
die Form wäre als PI. zu fassen.
liiarginin: aus Maroquin, Saffian. ,Ein markynin
täschle, so zwüschen den hosen versteckt was [als
Geldtasche].' Jos. Maler 1593. , Keine hochen, ver-
stochenen, margynenen Schuech tragen.' Z Mandat
1036/50. , Einem Seckler für ein margynen Gurt und
ein m. Käppli.' 1079, Tageb. Zuber.
Margitant m.: Marketender. ChrMerer 1590. —
lt. mercatante.
,Spis-Marquetanter': Klein-Verkäufer von Le-
bensrnitteln. ,Den Sp-en soll der frye Verkauf fol-
gender G'stalt zugelassen syn : dass hinfür keiner
hinger als etwann zum Monat sechs Tag in der Statt
allhie uslegen solle.' B Mand. 1628.
, m a r q u i t a n t e n ' : Klein verkauf von Lebensmitteln
betreiben. Gegen N. N. wird geklagt, ,dass er etwelche
Schwein ausmetzge, sammt den Würsten verkaufe und
also ihnen in ihrem Handwerk zu grossem Nachteil
marquitante.' Das Urteil lautete, ,er solle sich des
Schweinmetzgen und des M. gänzlichen enthalten.'
1637, Si ii Ratsprot.
margitant er e" = z' Näni esse" (Bd I 527) in der
Sprache des Militärs Z.
Margetänteri" F; Z, Margedäntnere" BsStdt — f. :
1. Marketenderin Bs; Z. — 2. Amazone, Mannweib F.
Mai'gle" Gl; L; Ndw, Mäfrjgler Z, Märgle' Ap;
GRh. (lt Steinm. 1804): Name einer kleinen, saftigen,
jedoch sehr herben, daher gewöhnlich zur Bereitung
von .Most' verwendeten Birnsorte. — Vgl. Margdar
(Bd I 372). S. noch Märggelen.
märgle": heftig, jämmerlich weinen, von kleinen
Kindern ZRafz.
Margotle" f.: durch Absenker nachgezogene Nelke
B; L; stark gefüllte Gartennelke S. — Frz. marcotte,
Absenker.
margottiere": Nelken durch Absenker nach-
ziehen L. — Frz. marcotter
Jlärgel II. in BsStdt Mergel, in ScHSt. Mögel, in
AaFh. Märggel, in BsL. Märchel: Mergel.
Möge! zunächst aus Mörgel; Marggel, Märchd haben sich
an die entsprechenden Formen von .!/'"•;/ // angelehnt. Vgl.
noch die Flurnamen: .Marchel-, Markelacker' BsL., ,Margel-'
(1438, BsUrk.), .Mörgelacher' (K>53, AaWett. Klosterarch.);
.Mörgelen' AaJonen; ,zuo der margelgruoben.' 12S0, BsGib.
märgle": mit Mergel düngen. ,Dass das von der
Aaren zusammengeworfene Sand dem Erdrych eben so
nutzlich einträgt, als Andern der beste Mist, dahero
die Bauren [im Amt Ölten] disen Sand in ihre Äcker
führen, so sie m. heissen.' FrHaffner 1600.
Mi2rgeli n.: ein Bissen, Bisschen (Brot) GSax.
Syn. es Migeli (Sp. 100).
St.1 schreibt Mierggdi, St.s Miergeli, wobei fe ohne Zweifel
als i2 zu verstehen ist. Vgl. noch Murgg.
Bröt-Mi2rgle": PI., Brosamen GSax.
Morgc" Marge" ZZoll. f, Morgend PAL, Morged
Gl; Schw; Ndw, Morget Gr; Schw; Uw ; U (in B und
Obw bes. in Zssen), sonst Marge" — m.. PI. mit Um!.
Tu; Z: 1. wie nhd. allg. Etli,h Morget, an einigen
Morgen GuHe. Adv. de" M. Aa; Bs; PGr.; S; Th; Z,
Morget GrPi\, Morge'ts Gl, Morgetsch Gr, sonst auch
am M., Morgens. De" M. früe, de" M. um Vieri
üfstä*. IT«) göt er hi" scho" de" M.? Joach. Vo" de"
M. bis z' Obe'd Aa; Th; Z. Am Sunntig, lad, morn
de" 3t., um M. (gespr. ... j M.) Bs; Tu; Z; hü im M.
PAL .Hut am m.' 1511. Z Staatsarch.; Haimoxsk. 1531.
, Morn am m.' HvRüte 1540; Ruef 1550; HPest. ,Wyss-
brot und Käs ich noch hie hab, das er mir hüt den
M. gab.' GGotth. 1019. Z' M. esse" (trinke", ne"), die
Morgenmahlzeit (BSi.; Sch; S; Th; UGösch.; Z), die
Mittagsmahlzeit (B; VO; W) einnehmen; s. noch Mor-
gen-Essen (Bd 1 527); Gr Sammler 1805, 290. Hast
scho" z' M. g'ha"? Machet, dass ich zu rechter ZU
:' M. äberehutnm. B Taschenb. 1881. Göd dt' Xebel
ab der Aare" noc* Wirlmge" ge" z' M. esse" [d. h.
lagert er sich am Morgen über dem Dorfe Würen-
lingen], so gibd 's Rege" AaVUI. ,Zu Wesen assend
wier zu m.' HsStockar 1519. Spec. zu Morgen-Essen 2 :
,Man isst am Sonntag zu M. Fleisch und Wein und
gehet dann zur Kinderlehre.' AKtbürz 1753. .Des
Morgens Rindfleisch nebst der Fleischsuppe.' B Spital-
regl. 1783 (Messmer 1831). ,Nach dem erloubt ein
burgermeister jedermann an syn herberg zue gon, zue
morgen zue essen ; dann es was nachend mittentag.'
Zwingli. .[Um die elfte Stunde] stuend jedermann uf
und gieng hinweg, da er dann ze m. essen wollt.
Nachdem man geessen hat. hueb an der burgermeister
zue reden: Ir wüssend, wie es hüt vor dem imbiss
'bliben ist.' ebd. Subst, 's z' M. (in GT.; Sch; Tu;
Z auch m.) = 's Morgenessen, allg. Es guets, en guete''
z' M. Vor-em z' M. Von Jmdm, der sich zu Bette be-
gibt, sagt man scherzh., er wolle de" M. sueche" BBe.
Getreide, das man am Morgen sät, spriesst nach dem
Volksglauben acht Tage früher hervor als andres
Aa; Z. ,.To, m. im Dorf!' Abfertigung. 1530, Bs Chr.;
vgl. morn. — 2. Flurname Gl; Z. .Holz im Kühlen-
morgen.' ZHcrrl. (Amtsbl.). ,Ein acker im breitfeit,
genannt der m.' um 1450, Gfd. ,Das Morgenächerli.'
1653, AaWVU. Klosterarch.
Zu den Formen mit auslautendem d, t ist zu bemerken,
dass hinter n gern dentaler Verschlusslaut autritt; doch
können in unserm Fall auch Abe'd, Mond eingewirkt liaben.
Das Mise, z' .1/. ist wob] Analogie nach Imbist (Bd I 236).
2 bezeichnet wohl eig. ein Grundstück, das gegen Morgen
liegt, denn die Bed. ,A.ckermass' lässt sich bei uns mit.
Sicherheit nicht nachweisen. Vgl. Bs XIV. 310.
Sapper-: eupheni. für .Sapperment' =,Sackerment.'
UBrägger 1780. — Wechsel-: Tag, an dem das
Wechsel-melchen Statt findet. .Nachdem die Kühe acht
Tage lang auf der Alp gewesen sind, so wird am W.
(so nennt man diesen Tag) jede Kuh, nachdem sie
15 Stund die Milch im Euter gehabt, des Abends durch
einen unparteiischen Melker unter der Aufsicht des
Gadenmeisters gemolken und darauf von einer jeden
Kuh besonders gewogen.' Steinm. 1804 (für GRh.).
über-morge": früh bei Tagesanbruch 6 — 8 Fi-
schernetze in eine Reihe setzen THErm.
Morgete" f.: die Dauer eines Morgens B (Dan.).
Guii: ^[., z. B. untätig dasitzen. — Lt einer Angabe nur
im PL; daher viel), lediglich PL von Morgei (s. Morgt*).
morgig Aa; Bs (morggig); S; Uw, morgig Aa;
Soh; Tu; Z: 1. a) morgendlich, früh am Morgen Aa; S.
Es ist-mer z' m. — b) morgend Bs. — 2. vom Morgen
stammend, einen Morgen alt, von Milch Aa;Sch;Th;
'/,. Mörgigi Milch ohne".
105
Marg— murg. Marge — murgg
406
über-: auf den zweitnächsten Tag bezüglich VO;
Z; Syn. übt r-mornderig.
hüt-e-mörgig BHk.; Tu; Z, -mörgerig Ar: von
heute Morgen her. H-s Schmale. — Zu -mörgerig vgl.
./. ili rig, NiorncA rig.
mörgele": nnpers. 1. langsam Morgen werden,
tagen 1.; '/.. Vgl. äbendlen (Bd I 38). — 2. stinken
(eit.r. riechen wie am Morgen in Schlafzimmern) Z
(Spillm.).
z' mörgele": behaglich den Morgenimhiss ein-
nehmen Z. In den ä. Mand. verächtlich als ein Miss-
brauch bezeichnet und verboten. ,Uas Trinken vor-
mittag und z' m. in den Würtshüsern.' Z Mand. 1627.
,Dann Gott den Z'mörgleren ernstlich geträuwt hat;
Wee denen, die des Morgens früh auf sind, sich des
Sanfens zu befleissen.' FWvss 1650. Hastig einen
kleinen Morgenimhiss einnehmen ZStall.
ver-morge": heimlich PPo.
margg - murgg.
Margg(e") Z, Harke- Ap; Tu, in BsStdt Marge*
— f.: Marke, z.B. Brief-, Spielmarke. Eine Marke
aus Holz oder Pappe dient als Zeichen für erhaltene
Unterrichtsstunden in einem Privatkurse ZStdt. ,Ein
beim Schützenvorstand erlöstes, zur Beglaubigung ge-
stempeltes Papier, welches immer den Wert eines
Toppeis in die Glüeksscheibe hat' Ap (Tobl.).
Frz. marque; in frz. Schreibung bis ins XVIII.; vgl.:
,[Die Bedienten dürfen] am Kräglin [als Abzeichen] eine
Marque tragen.' Bs Mand. 1769.
Färb-: dem einer Färberei (Färb) übergebenen
Stoffe aufgeheftetes Streifchen, das die Controllnum-
mer trägt Z ; vgl. F.-Zedel.
margiere" Bs, sonst marggiere*: aufzeichnen.
Ei"-mär ggler m.: Spitzname solcher Teilnehmer
an einem Schiessen, die aus Scheu vor den Unkosten
nur einige wenige Schüsse an die Befriedigung ihres
Gelüstens wagen. Scuützenspr.
Mäi'ggele" f.: Name einer Birnsorte, die erst nach
längerer Lagerung geniessbar wird GrPi\ — Nach der
Beschreibung das Selbe was Marglen.
murgg. .Und warend die stain [Hagelkörner] murg
und spitzig und mit drygen ecken.' 1524, HsStockar.
,Die murggen, spitzigen, scharpfen zän [des Seehunds].'
Fiscbb. 1563.
Die Erklärung ,kurz wie ein Stumpf bei Gr. WB. VI
"2716 steht für unsere Belege nicht durchaus fest; auch mhd.
murc, morsch, faul, steht der Bed. nach fern.
Murgg B; „L; Scn", Murggel BBe., E.; ScHSt,
Mü'rggel Aa (auch -Ö-, in Zein. Mürgel); B (in Biiren-
amt, E. tw., Rohrb. Mürgel); L; Schw (Mürgel), Mürg-
ge" 1 BHa. — m., PI. Mürggle" B — Dim. Murggeli
Aa; „B;" Sch, Murgeli B; L; „Sch", Murggeli Aa
(-Ö-); B; FMu., Mürgeli BAarb., E. tw., Murggi B,
„MürgCgJi L": etwas Zusammengeschrumpftes, Ver-
kümmertes, Unförmliches. Spec. a) verwachsene, ver-
krüppelte Person, Knirps L; Schw. Gelindes Scheltw.,
wie Fratz (Bd I 1343) Schw. Auch von Tieren L.
Murggili, altes Weibchen ScHSt. — b) grosses, unförm-
liches, mehr dickes als langes Stück von etw. Hartem,
z. B. von^Holz, Brot, Käse usf. B. Derber Bissen BO.
„Knorren L"; knorriger, astreicher Klotz zum Einheizen,
im Gegs. zur Müselen BHk. — c) Brotlaib, der nach
allen Seiten fast die selbe Ausdehnung hat BRohrb.;
Syn. Mütschflji. — d) Murgele' = Muelten-Chratzeten
(Bd III 932) Sch. — e) = Mündh 3 (Sp. 322), im engern
und weitern Sinn; auch eine Art Ausblähung am Brot-
laib Aa; B; L. Gell, Mueter, du gisch-mer da" de'
M., bittet ein Kind B. Brotrinde iibh. BBüren. —
f) der Kopf eines sog. .aufgesetzten' Brotlaibes B tw.;
FMu. — g) etw. durch Zsdrücken Verkrümmtes, Zer-
knittertes ScHSt.
Zur Etymologie vgl. ,Murk' bei Gr. WB. VI 2716; Fr
Staub 186S, 171 f. S. auch noch Murx, Nurggel. Über die
Verbreitung der Formen mit y st. </</ lässt sich aus unserm
Material kein sicheres Bild gewinnen, da nicht überall fest-
zustellen ist, wie weit sich die Angaben der Einsender hin-
sichtlich der Gutturalstufe mit der wirklichen Aussnr. decken.
SündeD-Mürggel: Scheltw., mit Sünden schwer
belasteter Mensch, Galgenschwengel B.
murgg(e)le": Dim. von murggen. 1. (meist um-
me"-, z'sämme'-) Etw. (bes. Papier, Kleiderstoffe) aus
der Form bringen, zerdrücken, -knittern AABb.; Scb;
Th; ZRafz, Wl. 's Chindli murggelet alli Bletter [eines
Buches] z'sämme'. -- 2. tr., benagen. ,Si hat ouch
dry gross schlangen an ierem lyb; aine, die da bysset
und mürgelt das herz, die ander das milz und die
dritt die leber.' Alem. Inkunabel. — 3. an Oppis umme'
mörggele", sich ohne sichtlichen Erfolg mit Etw. ab-
mühen Bs. An einem Glase bloss nippen: 's kann-
em 's nit, so lang am-ene" Glas Wi" umme" z' m. ebd.
— 4. fd' Wort use"-m., Etw. ane"-m.) dio Worte beim
Sprechen gleichsam zerdrücken, mühsam, undeutlich
aussprechen ScHSt. — 5. intr., „zsschrumpfen L; Sch."
ab-murggelen, aben-morgglen: Jmdn meuch-
lings beseitigen, abtun Z ; Syn. ab-murxen.
ver-: 1. tr. =murggelen 1 AABb.; Sch; Tu; Z (auch
rermorggle") ; Syn. rer-rumpfen. Fii Huet v. — 2. intr.,
ver-murgle; ersticken, vermodern (von Holz usw.)
AaFh.
g'murggelet Sch, „g'murglet L; Soh, g'murgfg)et
L", murg(g)elig AaEIit., Zein.; ScHNnk., murgfgßig
AaEIii'., Zein., „g'mürgelig L; Sch, murgig, g'murgfgjig
L" : 1. einem Knirps ähnlich, verkrüppelt, knorrig „L;u
Sch. — 2. zerdrückt, zerknittert AABb. — 3. morsch,
mürbe, z. B. von .kurzem' Brot (s. Bd III 497) AABb.,
Fri. Leicht formbar, von nassem Ton, neu oder schlecht
gebackenem Brot ScuNnk. — Zu 3 vgl. mhd. murc.
murgge": 1. tr. (auch z'sämme'-m.), unordentlich
zsdrücken, verkrümmen L. — 2. (auch murge") drücken,
stossen, z. B. von Leuten, die in engem Raum zsge-
pfercht sind, von Kindern in dem Spiel Murggete" =
Chäs I rucke" (Bd III 502) U. Eine" use"-m., aus einer
dicht besetzten Bank hinausdrängen, ebd. — 3. fmür-
ge") sich mühsam schleppen GWe. — 4. (in GWe.
murge") murren, klagen, keifen G oRh. Syn. futteren
(Bd I 1135), chiben (Bd III 107), chienen (Bd III 320/1).
müggen (Sp. 126), mutteren. — 5. „zsschrumpfen L."
Murgge» I = Müggen 3 (Sp. 126) Ndw.
Mürgi m.: wer sich nicht regen mag, nicht von
der Stelle zu bringen ist GWe.
Murgge" II Gr ObS., sonst Mürgge* II — f. : 1. die
einzelnen, auf einander gelegten Balken, welche die
Wände links und rechts vom Eingang zum Heustall
bilden; auch diese Wände selbst GrL., Mal., ObS., Pr.,
S., Scuolms, V. D's Gretschi warft en Seilele" [Heu]
407
Mark, merk, mirk, mork, ranrk
408
über d' 31. i". MKüoni. — 2. eine der vier Abteilungen
des Heubodens (.Oberstalles'), zur Linken und Rechten
des Eingangs von der Tenne her, die den ganzen Raum
mitten durchschneidet und zunächst in zwei Hälften
teilt GrD., ObS., Pr. — 3. das Heuquantum in einem
dieser Räume GrD., Pr. Der noch nicht verfütterte
Rest des Heus auf dem Heuboden GRKüblis.
Wenn unser W., was sachlich nahe liegt, seiner Grundbed.
nach einen .verkürzten' Balken bezeichnet, so ist Zshang mit
Murgg wahrsch.
Mark — murk.
Markolfns m. : 1. grosser, dicker, starker Mensch,
aber von grober, unangenehmer Gestalt Sch (Kirchh.).
— 2. Zauberer, Possenreisser. ,Er könnte vielleicht ein
Atheist oder ein fantastischer M. sein.' ClSchob. 1699.
M. ist der Held des Sc.hwaukbuches .Salomon und M.'
(vgl. : .Sie werden ihnen so wenig getrauen, [aus dieser
Schrift] die wahre Lehr zu erkennen, so wenig als aus den
Fahlen Aesopi, aus dem Eulenspiegel oder Marcolfo, sitte-
mahl es anders Nichts ist als ein eitler Dunst stolzer Eiu-
büdungen.' ClSchob. 1695), aus dem der Name ins Volk
gedrungen ist. Vgl. Wack., Lit.-üesch. und s. noch Marzölf.
Markus Mark GrPi-.; L; UwE., Märkel (verächt-
lich) L; UwE., Marx I(LHm. Marx(ejli). allg., „Marxel
Aa; Bs; B; VO; S", M*rx ZF.: 1. Personenname,
allg. Halb appellativ, wortspielend, in der Formel:
Merk 's [gespr. merx], Marx! siehst du nun, merke
dir's! Bs ; L (lt Bölst. Mark); G; Th; Z. Auch: Hast
g'merkt, 31.! Z. Ei"'m en Merk-Marx ge", einen deut-
lichen Wink. ebd. S. noch Uelerich (Bd. I 184). —
2. der Kalenderheilige, bzw. dessen Gedenktag, 25.
April. Er ist einer der letzten Winterheiligen; s. Georg
(Bd II 51). Am MarxeHag geht der Geistliche über
Feld, um die Saaten zu segnen S. ,So lange die
Frösche vor Marx quaken, so lange schweigen sie
darnach.' alte Wetterregel; vgl. Frosch (Bd I 1333).
S. noch Gans (Bd II 371). - Vgl. Aum. zu Ups (Bd III
1362). ,Marxt.' HPest. 1781.
Märxler: Birnsorte Tu.
Markwart „Merk G", ,Marx' II. 1587, Absch.: Per-
sonenname.
Hierher viell. auch ,Merki' (RCys.) und die Gcschlechtsn.
,JIerk, Merkli' (Th), ,Märki, Merki' (Aa; Schw).
Merk: 1. n., sentore PAL — 2. m., schnelle Auf-
fassungsgabe, Verstand ZTag. De" M. ha". Syn. Ge-
merk, Merks (unter merken), Merki. — 3. m., Wink
Aa. Ei"'m e" M. ge".
Gemerk n.: 1. = Merk 1 PAL — 2. Aufmerksam-
keit. ,Sy sollen flyssig und ernstlich ufsechen und
gem. haben uf...' 1491, Bs Rq. Gegenstand der Auf-
merksamkeit. ,Gottes Ehre soll sein der Apfel und
das Gem. unserer Augen.' JJUlr. 1727. — 3. = Merk 2,
auch: Gedächtniss AABb.; G; Sch; Z. E" guetfsj G'm.
ha". Früener ist Niid üfg'schribe" worde", ml d' Bure"
nid lese" und schribe" händ chönne"; d'rum händ si
e" guets G'm. lia" müesse". Huw. Bad. Kal. 1872. ,Es
ist Nichts mit Narren anzufangen, wo kein Gem.
haben.' UBrägger. .Fallax conjeetura, ein falsch gem.
oder won. Nit auf die sach kommen, ab dem gem.
kommen, übel merken, aberrare conjeetura. Sagaciter,
mit scharpfem geschmack und gespor, geseheidlich.
mit guotem gem.' Fris.; Mal. — 4. Beobachtung,
Wahrnehmung. ,Si haben [aus einem Opfer] die losung
und das gem. wollen Hemmen, ob die Götter mit ihnen
versöhnet, dass sie obsiegen wurden.' Äg.Tschudi 1538.
— 5. Merkzeichen, -Mal PAL; Uw. Es G'm. ha", z.B.
davon, dass besseres Wetter eintrete. ,[Die zu Bülach]
ainen bruch band: wann der wind holz nid er wirft,
wer am ersten darzue kommt und den gefallnen stam-
men mit synem gem. zaichnet, desselbigen ist der
stamm.' Vad. ,Oie hirten habend ir gem. bei dem
vych, wenn es regnen will.' LLav. 1582. .Das ge-
wisseste Gem. seines herrlichen Geistes.' JZimmekmann-
Haug 1731. S. noch Gorps (Bd II 428). — 6. sehr
kleines Mass, eine Kleinigkeit SchSL Um 's G'm.,
um so viel, dass man es eben noch merkt, ein klein
wenig; Syn. um 's Merken. Der Bock dürft um 's G'm.
iciter sl".
Zu 5. In der Stelle aus Vad. ist unter G. ohne Zweifel
eine Art Hauszeichen zu verstehen; vgl. Holz-Zeichen.
An-G.: Anmerkung, Aufzeichnung. ,Die Chroniken
anderer Königreichen sind von A-en und Verzeich-
nungen ihrer bösen Zeiten angefüllt.' AKlingl. 1688.
— Lobs-G. : lobende Bemerkung. .Viel schöne L.
[auf die Alten].' 1710, Churer Leichenrede.
unmerkbar: unachtbar. .Solche unnütze, u-e,
verderbliche Leut.' Bs Chr. 1779.
merke0, 2., 3. Sg. Präs. mirkst, mirkt Sch, Ptc.
Perf. scherzh. g'morke" Bs; Tu; Z: im Allg. wie nhd.
Ei"'m Öppis z' m. ge", bedeuten Aa; Bs; Th; Z. De
merkst mieh u-ol, verstehst, was ich meine Z. .Ich
merk dich wol.' JBinder 1535. Er ln'it 's g'merkt, hat
es begriffen Bs; Tu; Z. Es M. [KenntDiss] von Öppis
ha" Z. Dem M. a" isch 's e" bluetjungi Miteter GSa.
(Prophet 1855). Es ist nur weg-sem mendere" M..
damit Andere es weniger merken GBern. (Bloss) um's
M. = um 's G'merk Ap; Bs; Gr; G; S; Tu; Z. Um's
M. mer, minder, grösser. Es hat um 's M. g'u-armet.
,Darby merkt man nun', daraus kann man entnehmen,
ä. Lit. (formelhaft). Spec. a) der Inf. gen. Merkis ha",
leicht, schnell begreifen, Mutterwitz haben Gr; Z.
— b) das Ptc. Perf. ung'merkt, unvermerkt S. Er ist
u. zur Hingertür us. Schild. — c) Merks [eig. ,merke
es!'], subst., m. 1) = Merk 2 G. Nüd ril M. ha". —
2) Mahnung, Denkzettel. E" 31. übercho", z. B. von
den Ohrfeigen, welche auf Markumgängen die be-
gleitenden Knaben bei den Grenzzeichen erhalten G.
— 3) = Merkingen Bs. — Zu .Merks' vgl. auch Schm.-Fr.
1 1651.
ver-: bemerken, beobachten Bs; B. Er het 's nit
lö" v., hat es sich nicht merken lassen Bs (Schwzd.).
,Ich mag seit Langem nicht v., dass er schreibt [Buch
führt].' Gotth. ,Von den Brotwägeren soll zue on-
vermerkten [nicht vorher bezeichneten] Zeiten das
Brot visitiert werden.' Z Mand. 1700.
ge-: durch Tasten wahrnehmen GlK. — Vgl.
Wint. 215.
be-: im Allg. wie nhd. (Bloss) um's B.=um's
Merke" B. 's isch g'rad um 's B., u-as d' 31nre" hanget,
d. h. sie steht fast genau senkrecht. Bezeichnen, kenn-
zeichnen. ,Ein jeder Müller soll seine habende Säcke
mit seinem Mühlezeichen b.' Bs Mand. 17 In.
Merki f. (in i\i.w u.) = Merk J. E" kci"s 31. ha"
Ndw. Er hat (ke"J 31. g'esse", hat (nicht) verstanden
Sch; Z. - Zum letzten Beispiel vgl. fressen (Bd I 1322).
109
Mark
mrk. Markt — mut
410
(g')merkig: schnell und richtig beobachtend.
leicht begreifend, intelligent Aa; Apj Bs; B; „L;" G;
Tu; '/.. dar nid g'm. (lein G-er) .vi". Näbes m. verde",
gewahr werden Ap. .Man ist erst dann in., wenn man
die Sache wohl kennt, welche mit Blick oder Wort
angedeutet wird.' GorrH. Ich bi* nit halber eso un-
b'richtet md ung'merkig und ha* gli"* g'wisst, was 's
tf litte- [geläutet] het Bs.
Morki"ge": fingierter Ortsname. (Nid) ro" M.
si" = (nid) g'merkig si" Bs; vgl. Wack., kl. Sehr. III 128.
merklachtig: merklich Gl.
merklich: bedeutend U. Sehr häufig in der ä. Lit.,
in den bei Gr. WB. VI 2103/5 belegten Bedd.
ver-: verständlich. .Schaffhausen hält die Instruk-
tion für unverständlich und hat desshalb eine beson-
dere gestellt [aufgesetzt], die etwas kürzer, deutlicher
und von vermerklicheren Worten wäre.' 1529, Absch.
merksam: .praesagus, perspicax.' Mal. .Ein m-es
Vorross [das kurz vor einem Bergsturz durchgegangen
war].' Serekh. 1742.
Markt murkt,
Markt GrAv. ; Sch; Th; U; ZFlaach, Rafz, Marcht
AaEIh-.; GnChurw., D., Pr., Sch., Märcht VO; GRChur,
Märet, Märed Bstw.; S, Märit Aa; B (PI. Märite"),
Mart Ap (PI. Märt); GrL.; PAL; GRh., T.; Th, Mord
GRObS., Märt Aa; Bs; BO.; Gl; GrV., Valz., UVatz;
L; GRh., Sa.; Sch; Obw; W; Z, „Märig" — m. (in ß
auch n.): 1. Markt, allg. Märkte werden mit Vor-
liebe in Verbindung mit Kirchenfesten abgehalten,
z. B. zu Ehren des Kirehenpatrons, und darnach be-
nannt. So gibt es einen Z' Sand Anderist- Gr (in Chur),
Frau faste"- Bs, Vereue'-V, Galli- Aa; Z, Allerheilige"-
Gr, Chöreds- [Konrads-] GWyl, Wiehncchtschindli-
AAZof., Chrüz- (um Kreuzes Erhöhung im Sept.) Gl
(am Tage vorher der Chrüz- Vor-M.); GVVildh.. Mar-
ti"s- Aa; Z, Töpers-, Töpis- [St Otmars-]ilf. G (in Wyl);
Th. ,15 tag j armer it an sant görien [St Georgs-]tag
und darnach, und an sant michelstag und darnach
8 tag.' Auf. XIV., B Handfeste; noch jetzt sind die
Märkte am Dienstag nach den genannten Heiligen-
tagen Hauptmarkttage in BStdt. S. auch ehalt (Bd III
239). Über den Pfingstmarkt 14 Tage nach Pfingsten
vgl. vMoos 1775, 145/7. S. noch die Zss., ferner ge-
fallen 2 (Bd I 750), gefrit (Bd I 1204) und Geering
1886, 414. .Vor dem Frühling- und Herbstmarkt reitet,
nach alter Übung, ein jeweiliger Herr Ratschreiber
durch die Hauptstrassen der Stadt und nachdem er in
jeder derselben Posto gefasst und den Hut herunter-
genommen, ruft er mit lauter Stimme; MHHn lassen
ihren gewöhnlichen Jahrmarkt ausrufen und verkün-
den.' Z Neuj. M. 1791. Beliebte Markttage waren von
jeher der Dienstag und Freitag (Zistig- und Fritig-M.).
Die Märkte werden natürlich auch nach dem Orte be-
nannt, wo sie stattfinden; z. B. Baumer- M. [Markt zu
ZBauma]. Baumer M.-Sache; übertriebene, unglaub-
liche Aussagen, Aufschneidereien. Dummheiten Z ; vgl.
noch Baumer M.-Filr (Bd I 946), Chetten (Bd III 564).
S. auch die Zssen. Bis a" leiste" Langnauer M. [einen
sehr stark besuchten Markt zu BLangnau], niemals B.
Es wird im och noch anders cho" vor dem letste." Burdlef-
. Märit [Markt zu BBurgdorf]. Gotth. An den Wochen-
märkten waren in den Städten für die verschiedenen
Lebensmittel und übrigen Dinge des täglichen Bedarfs
von Alters her durch obrigkeitliche Verordnung be-
sondere Verkaufszeiten und -Plätze vorgeschrieben,
woran heute z. T. nur noch die Namen erinnern. So
unterschied man einen Fier-, Anke"-, Herdopfel-,
Fisch-, Chabis-, Ghäs-, G'mües-M. Am Eröffnungstag
der Berner Messe fand der Zibele"-M. Statt, gleich-
zeitig der Chacheli-M. (vgl. Chronicon helv. 1893,
212/4), wofür anderwärts Häfeli-, G'schirr-M. ,Ab
der wagen am schmalz- und garnmärt.' Vai>. Noch
gehört der Besuch eines Jahrmarkts zu den begehr-
testen Vergnügungen des Volkes. ,Z' M. und z' Mu-
steri"g werde es [auch als verheiratet] gehen können
wie vorher.' Gotth. Vgl. auch Joach. 1883. Hä" 's
doch 'denkt, ir wölle't auch M. ha", wie d' Meisterhit,
zu Dienstboten, die, während die Herrschaft den Markt
besuchte, einen Schmaus veranstaltet hatten und dabei
überrascht wurden. Stütz. Z' M. gä" 1) den Markt
besuchen, allg.; spec. als Verkäufer Bs; Th; Z. —
2) = ferggen 9 a (Bd I 1006) Z. Eine" z' M. schicke",
mit der fertigen Arbeit zum Fabrikanten schicken,
ebd. Wenn d' Chind und d' Narre" z' M. gond, löse'd
d' ChrÖmer Gelt G; Z. Weit-der au'h z' M.? Sit-der
auch z' M. g'sl"? Grussfrage an Marktbesucher B; s.
noch Handel (Bd II 1397). Rätselfrage: Wer geid
uf-em Chopf uf de" M.? (der Nagel) Gr ObS. Er ist
auch wider z' M. g gange", sagt man von einem Ehe-
mann, der seine Frau wieder in andere Umstände ge-
bracht hat ZLunn. ,Ze M. gan', sich öffentlich zeigen,
ä. Rspr. ; vgl. Küchen (Bd III 231/2). ,By [mit] einem
ze kilchen und ze Strasse und zu markt gan', sein
Genosse sein. ä. Rspr.; vgl. Blumer, RG. I 437. ,Ze
Markt und ze Bank stan', im Besitze des auf dem
Handwerksbetriebe ruhenden Bürgerrechts, bürgerlich
handlungsfähig sein. ,Die frowan sont dem richter
nit besseren, si stuenjint denne ze markt und ze bank.'
1371, Sch Stdtb. ,Welcher brot feil hette und ze merit
leite.' 1413, B Stadtsatz. ,Darzue soll jetlicher gast
syn standgelt geben, der in dem koufhus ze mergkt
stat.' 1567, Z Zollb. Si" Sa<* z' M. stelle", zu Markte
bringen B; ,in exponendis mereibus omne Studium
adhibere.' Id. B. ,Er cha"" si" Sach wol z' M. stelle",
rerum suarum laudes novit depraedicare.' ebd. Ich
ha" jiz (Vs Gusti scho" mängs Jär z' M. g'stellt und
es het nie Abgang g'funde". B Hink. Bote 1875. ,Sie
soll nicht dem Mannenvolk sich zu M. stellen an der
Musterig.' ebd. 1842; vgl. feil han (Bd I 773). ,Gang
der M. üf und ab, du wirst kei" Söttige" finde", homo
est eximii ingenii, rarae virtutis.' Id. B. ,Ir herren,
ich kouf nüt uf dem merkt', lasse eure Einwände
nicht gelten. NMan. Von einem geringen Markt spottet
man : 's ist en M., wie dril Hüser e" Dorf. Suloer.
Dri Wiber machi"d e" M. üs Obw. Drü Wiber, drei
Gaus und drei Jude" mache'd en Jörmärkt. Solger.
Es Mül ha" wie der Bändelijud, Dokter [Wunder-
doktor] uf-dem Järmärt AaFh. De" M. abrüefe" (eig.
den Markt auf einen andern Tag verlegen), Jmdn zum
Schweigen bringen, einem langweiligen Geschwätz ein
Ende machen Ap. ,Es dürfte Zeit sein, ihr für ein
und alle Mal, wie man sagt, den Markt abzurufen und
den Mund zu stopfen.' Scheüss 1841. Am Herbstjahr-
markt zu B und S werden neue Dienstboten gedungen ;
vgl. Schild 1866, 85. Die Märkte standen unter einem
besondern , Marktfrieden' mit verschärften Bussbestim-
mungen. ,Swer deheinen koufman ze disem offenen
in
Markt, merkt, mirkt, morkt, markt
412
uier it beronbet.' Anf. XIV., B Handf. ,Wäri es sach,
dass jemant frefen wort oder werk mit dem anderen
tribe, davon stoss kement. an einem wuchenmert, der
sollt 5 pfd zuo buoss verfallen syn und an einem
jarmert zechen pfd.' ScHwMa. a. LB. ,5 pfd gab N. X.
für dass er am jarmerkt [das Messer] zuckt.' 1576,
ZGrün. Amtsrechn. D' Lüt sind immer g'schider, wenn
si vum M. hei"' chömme'd, als wenn si drüf gönd.
Mey., alem. Spracbb. Der het grad ZU ab-em M., tut
gut sich zu drücken, bevor er Schaden, Spott erntet
Gl. So chunnd-me" 's noch über, wenn der M. übere"
ist L. Wenn der M. verlaufen ist, wenn Alles zu Ende.
fertig, wenn es zu spät ist Ap; vgl. verlaufen (Bd III
1135). Nach-em M., zu spät Ndw. Bis du der Stand
[Marktbude] üfcfrichtet liest, ist de" der M. üs, bis
du deine Unternehmung vorbereitet hast, ist es zu
spät dazu Obw. ,Pressiere nicht, lass die Tür offen,
der Markt ist noch nicht vorbei; es scheint, derglei-
chen Waare gelte je länger je mehr.' LKInderbitzi
182b'. — 2. einfach und in Zss. (z. B. Eier-, Anke'-M.
usw.), Marktplatz, allg. Fischmgrd Bs (dagegen E.-
Märt in Bed. 1), Nü-M., Name eines Quartiers ZStdt;
vgl. Vög.-Nüsch. 2 1 373. Märit- Hatten, -Platz, Flur-
namen B. ,Die eerine bildnuss, die uf dem merk
stuond.' LLav. 1584. .Wolhusen (im) Markt', der
Flecken Wolhusen zum Unterschied vom ,Dorf W.' L;
vgl.: ,Dass ich offenlich ze gericht sass ze W. in dem
merclite an einer offenen strass.' 1308, Geschfo. Ges.
,Ze W. in dem merit.' um 1381, Seg., BG. — 3. Ge-
schäft auf dem Markte B; S. De" M. mache", auf
den (Wochen-)Markt gehen, um Einkäufe zu machen;
vgl. machen 19 c (Sp. 25). Du muest u-itsse", dass ig
clia"" der M. mache" [bereits einzukaufen verstehe].
Alpenhorn 1871. Was het 's 'gc", dass dir selber der
M. mache"!? ebd. (Mach) guete" M.! ruft man dem
auf den Markt Gehenden nach S. ,Kein Bürger soll
den anderen an seinem Märit beschweren, wenn er
ihn auf dem Markt antrifft; wer ihn aber in seinen
Märkten beschwert hat, soll es dem Beleidigten er-
setzen.' BThun Handfeste 1779. Kaufgeschäft übh.,
geschäftliche Abmachung, Handel Bs; B; F; VO; Gl;
PAL; W. (De") M. mache", ein Geschäft abschliessen
F, .convenire de pretio mercis.' Id. B. ,Der Preis war
sehr niedrig, bald war M. g'macht.' B Dorf kai. 1860.
,De" M. iifge", conventionem de pretio rei venditae
irritam reddere.' Id. B. ,Im M. sl", contendere, ara-
bigerc de pretio.' ebd. Näbes in'n Märte" ha", über
Kauf oder Verkauf von Etw. in Unterhandlung stehen
Ap. Es gihd e" M., der Handel wird abgeschlossen Gl;
vgl. noch ein (Bd I 270). Es ist e" M., es ist abge-
macht. Wohltat. Jüngling 1780. Er ist in-nu" M.
(Handel) giplappnt [gefallen] wie en Narr, wie es
China, hat einen dummen Streich gemacht W. Ei"m
in'n M. falle", den Handel verderben, z. B. durch un-
befugte Einmischung, durch ein höheres Angebot üs.
Vgl. fallen (Bd 1 750). ,Vom inn Markt fallen. Keiner
soll dem Andern in'n M. fallen, der Kauf geschehe
um Liegendes oder Fahrendes.' Hl LB. 1835; ähnlich
L Ansehenb. Em en böse" M. mache", Einem Unge-
legenheit machen, Unangenehmes zufügen Ap. ,Wer
mit einer person, die ein vogt hat, ein markt tuot,
das mag im der vogt wol vor syn und soll an 'Inn
markt nüt syn und soll der, so mit der selben per-
sonell gemarktet hat, den lantlüten um so vil guots
verfallen syn, als der markt getroffen hat.' 1465, Gl Rq.
.Alle mercht, so beschechen sind um laufende schuld,
söllent sich bezalen, wie zuletst dorum geratschlaget
ist.' 1512/44. Scinv LB. ,A. Willt 's tuon, so schlach
mir 's har in d' band. B. Das syg ein merkt und gilt
mir glych.' NMan. .Wann t' willt, so gib ich dir zum
Weib mein Schwester und, wie billich ist. ein schön
Heimstür auch darneben. G'fallt dir der Märcht, so
schlach mir inen.' Com. Beati. ,Sie sollent nit mehr uf
ein Merkt dann zechen Zentner kaufen.' L Ansehenb.
.Wann eiu Landmann vom andern ligend Gut kauft,
so soll der, so kauft, den Mergt lassen verkünden.'
GWe. LB. ,[Mit Einem] z' Markt und überein kom-
men.' GrD. LB. ,Diewyl vil unser Burgeren verspro-
chen Märit mit barem Gelt nit bezalen können.' B
Wuchermand. 1013. ,Wann die, so mit einanderen
getuschet, in Verdacht kämend, als hättend sy under
dem Schyn eines Tusches ein Märit getroffen.' B Ge-
richtssatz. 1015. Beim Feilschen; ,Es ist fürwar z' vil.
sag ich dir. Um ein recht Gelt lass [die Haut] doch
mir. Witt zwei), so sag's, so syg's ein Märt.- Myricäus
1630. ,Der Markt oder Contract des N. N. mit der
Commune Molla.' 1636, Absch. ,Wann Zwei mit ein-
anderen ein Marcht getan.' Gr V Dörfer LB. 1692.
,Wann Zwei mit einanderen einen gültigen Märit ehr-
schätziger Güteren halb treffen, obgleich sie hernach
reuig und den Märit aufgeben wurden.' B Mand. 1711.
.Wann ein Lehenmann ein Lehenkuo zu Händen ge-
nommen und um den Lehenzins gemärchtet, solle
solcher laut Märchts von dem Lehenmann bezahlt
werden.' 1769, ScHwKüsn. LB. Oft in Verbindung mit
dem syn. ,Kauf', so bei Fris. ; Mal.; 1508, Ndw LB.;
B Wuchermand. 1628; 1691, GRChur Kaufbr. S. noch
inhin (Bd II 1330), Win-Kauf (Bd III 108). —
1. Markterei; umständliche Bemühungen, langwierige
Unterhandlung, viel Aufhebens; langweiliges Geplap-
per, Gehader. Lärm Aa; B; Tu; Z; Syn. Gefach (Bd I
644), Ritt, Geschieht. Ir händ auch en M. mit-enand!
Es briieht da gar e'kei" eso en M. Was witt auch eso
en M. ha"! Der gross M., spöttische Bezeichnung der
nach langen Verhandlungen und Concessionen an die
Gegenpartei zu Stande gekommenen Berner Verfassung
von 1846. .Wir werden ylents uf syn und mit dem
t'viiid nit langen mert machen.' 1520, Absch. .Andere
hätten jetzt nicht langen Merkt gemachet, sondern sie
hätten ohn weiters Bedenken Hand an ihn gelegt.'
LWvss 1072.
Mhd. mark(e)t, merket. Der Voc. erscheint im Allg. se-
eundär gedehnt, Kürze (ä) ist bezeugt für BBe., Burgd.,
Stdt; Gl; ür UYatz. Vun altern Schreibungen des W. seien
b erwähnt: .Markt.' 1414, Gl ürk.; Fris.; Mal.; 1691,
GrChur, .Marcht.' L Stadtr. 1706/65, ..Markt.' GrKlost. LB.,
,Märcht.' 156S, Ndw LB., ,Märit.' B Wuchermand. 1628,
,Märk.' HsStockar 1519.
G elte°- Markt: Markt für allerlei Böttcherware,
nur noch in RAA. Z. En G. ha" mit-enand, euegä*
wie am-ene" G., von lärmendem Treiben; vgl. die RA.:
Büefe" wie-n-en GeUe'-Ma"*. — Geisse"-. Du göt's,
mi" Sei, wie uf Hm G., mit Chö" und Gö" ton allen
Orte" her. Stütz. — Guet-: Gutskauf. .Wenn aber
ein Haus- oder Guetmarkt geschieht.' GüKlost. LB.
— Grabe 1-: Trödelmarkt. Der Herzog von Öster-
reich erteilte dem Städtehen BWiedlisbach i. J. 1386
das Recht, jährlich einen Vieh- und Gr.-Märit abzu-
halten. — Grämpel- = dem Vor. .Die päpst habend
ein gr. in der kilchen ufgericht.' RGualther 1540.
418
Markt, merkt, milkt, morkt, nmrkt
III
,Kleidei öffentlich am grempel- oder grümbclmerki
verkoufen.' HBull. 1572. ,Gr., forum scrutarium.'
Denzl. 1677; 1716. ,Getreue Diener findet man nicht
auf dem Grempelmarkt.' Mey.. Hort. 1692. .Durch die
Reformation wurd ihr Gr. und schandlicher Gewünn
aufgeheht.' ClSchob. 1695. S. noch Grämpier (Bd II
788). — Juck- und Zuck-: Markt mit geringer Zu-
fuhr; vgl. Lauf-M. ,Dass wann beständig nach denen
in mehreren [!] Menge verkauften Preisen sollte ge-
schätzt werden, so wurde bei teurer Zeit, bei Juck-
und Zuckmärkten, die Schätzung allezeit vor uns
besser ausfallen als bei guten Jahrgängen und grossen
Märkten ; indeme bei Juck- und Zuckmärkten Alles
fast gleich guter,' 1751, Z Supplikation der Pflster.
Chüder-. Und dö hat 's uff de" Ch. g'lüt, wirft
man Jmdm ein. der seine Zuhörer mit unglaublichen
Geschichten narrt, um ihm zu zeigen, dass seine Ab-
sicht durchschaut ist. Mit den seihen Worten fertigt
ein Erzähler, am Ende seiner Erzählung angelangt.
Solche ab, die unbefriedigt mit der Frage: und dö?
und dö? nach einer Fortsetzung verlangen Glih. Syn.
und dö hat 's Achti (/'schlage"; tue d' Tür ilf (so
cha" de" Lug use")!
Einen besondere CA. hat es natürlich nie gegeben; er
konnte daher auch nicht eingeläutet werden. Darum die obige
Verwendung der RA.
Chlaus-, in Ap Chlause"-, in BNidau Chlauscr-:
Nikiausmarkt. Syn. Chläusler 2 (Bd III 698). Er gilt
noch manchenorts als Festtag; so weit er nicht mit
dem St Nikiaustag zsfällt, werden die sonst auf diesen
fallenden Bräuche auf ihn übertragen; vgl. Chlaus
(Bd III 693). Im Kanton Gl gehen arme Kinder am
frühen Morgen vor die Häuser ga" he rüefe", d. h. um
eine Gabe zu bitten, rufen im Chor: He use", dert
use", vor use", hindert use"! und stürzen sich dann auf
die ihnen zugeworfenen Gaben (Äpfel udgl.). Abends
belustigt man sich in den Häusern bei Nüssen und
Brot. Vom Chi. zu BNidau kehrten die Seebewohner
unter Trichle'-Geschell heim. Über den Chi. in TuFr.
vgl. l'up. 1871, 28/9. — Chnechte"-: Markt, an dem
neue Dienstboten gedungen wurden BStdt; ItvMillinen
fand er nach Weihnachten Statt und wurde 1608 auf-
gehoben. An seine Stelle ist (wie in S) der Herbst-M.
getreten; vgl. noch B Hink. Bot 1833 (mit Abbildung).
— Lueiler-: Trödelmarkt. .Was aber sust plunders
und husgeschirres ieman verkoufen will, das soll man
tuon an dem 1.' 1344. Z Ratserk. — Lauf-: .schlecht
besuchter Jahrmarkt, bei dem wenig gefahren und
mehr gelaufen wird' S (Schild). D' Ströss ist bim
Wetter g'raglet roll; 's wird hüt welle" handien und
wott nit numme" so-n-e" L. absetze". Schild. — Miss-:
schlechtes Kaufgeschäft. ,Ein Bevogteter soll ohne
Wüssen und Willen des Vogts um Nichts zu märchten
Gewalt haben, äussert notwendige Speis und Trank
in's Haus; überige Märcht, es wäre gleichwohl ein
gueter oder M., sollen für ungültig erkennt werden.'
1756, Schw Rq. — Meitschi-: der 2. grosse Markt-
tag während der Messe, an dem die jungen Bauern-
mädchen, oft in Begleitung ihrer Burschen, bes. zahl-
reich sich einfinden BStdt. Es gibt einen 31. während
der Frühlingsmesse im Mai, wo die Bauernmädchen
zum ersten Mal wieder in Hemdärmeln erscheinen,
und einen im Dezember; vgl. Schweiz. Deklamator
• 1882, 52; Aarauer Blätter 1862, 396 ff.; Syn. Näch-M.
B'sungerbar isch aber a" dem Messsistig 's Wibervolch
i* grösser Mengi vorhande; und darum heisst de**
((«<•'' der Tag d'r M. Hopst. III 21. Auch auf dem
Lande wird der Tag durch allerlei Lustbarkeit ge-
feiert. — Näc1'-: Nachmarkt, der zweite Markttag,
allg. — Niemerlis-: Markt an St Nimmerstag 1..
Man verspricht Jmdm einen .Kram' vom N. ; vgl.
Schwzd. 42, 25. — Bolle"-: scherzh. Bezeichnung
des Bartholomäusmarktes in ScHStdt, an dem Zwiebeln
eine grosse Rolle spielen See. — Bone"-: Markt am
3. und 4. Dienstag nach der Fastnacht ScHStdt. —
Bändel i-: Markt am Freitag vor der Landsgemeinde,
auf dem die Mädchen ihren Burschen Blumen zu einem
Strauss für die Landsgemeinde kaufen Ai'Her. (Ap
Volksbl. 1833, 42). — Bündeli-: der 2. Tag des
Kirchweihmarktes ApSchönengr. — Bese"-: 1. in der
RA. das ist, es ist eso der B., der gewöhnliche Preis,
an dem nicht gemarktet werden darf GrCIiui-, He.,
Spl. ; GRh. En Franke" für 's Zanüszühe* ist der B.
— 2. .Einen durch den B. jagen', auspeitschen, stäu-
pen lassen. Salat 1537; Schimpfr. 1652. Vgl. Gr. WB.
1 liil'i. — Gerumpel- = Grämpel-M. .Es was ein
solcher Gerümbelmärcht gewesen, dass, welcher nur
etwas baar Gelt gehabt, mit wenigem Gelt eines grossen
Werts hat kaufen können.' 1656, Arg. — Rinder-:
Strassenname Bsf; Z. ,An deme rintmarkit.' 1253,
Rüeger. — Ross-: Strassenname Bsf- .Rossmarget',
Pferdemarkt. 1288, VöG.-Nüsch. I 246/7. — Süw-,
Sä"-, Söu-: Schweinemarkt Aa; Ap; VO; Th; Z.
's chlt, ist en Lärme" wie uf-eme" S. AABb.; ZO.
's gut wie am-ene" S., von Leuten, die unanständige
Reden führen Srhw. Söuli-M., Name eines öffentlichen
Platzes in ZStdt, auf dem früher der Schweinemarkt
abgehalten worden war, heute .Paradeplatz.' Wo liiist
de" Huet g'chauft? Antw. Uf-em. S. ZZoll.f ,Der
innere Bleicherweg: der Pöbel nennt diesen Ort auch
Saumarkt.' 1762, Z Brief.
Schlegel-: Name eines früher in ZGBuonas (am
3. Aug.) abgehaltenen Marktes. Gfd 33, 176.
I ' ■ ■ r Markt war wegen häufiger blutiger Schlägereien be-
rüchtigt, womit das Volk seineu Namen in Zshang brachte.
Schleck-: Markt für Leckereien. .Unsere Schleck-
märkte sein in einer Stunde so rein, als ob man sie
gewischt hätte.' Sintem. 1759. — Schliss-, Schlis- :
Schlusstag eines mehrtägigen Marktes; er wird bes.
vom jungen Volk besucht und schliesst mit Tanz ab
„B; VO;" Zf. Vgl. Märt-Gelt (Bd II 255). , Auf den
Donstag vor dem hiesigen Pfingstmarkt bis auf den
ersten Zinstag nach dem Schieissmarkt.' Z Stadtge-
richt 1715. — G'schmäus-: Gemüsemarkt AA^eer.
— S ch mäusi 1- ApK., Schmäusli- ApH.,L, M.: Nasch-
markt, Kindermarkt. — Schnäder-: Name des Ge-
müsemarkts in Konstanz Th. — Schnitz-: Markt
für gedörrtes Obst, wo man Einkäufe macht für das
Birnhrot zu Neujahr Gr; Syn. Stückli-M.
Schriss-. ,Annebäbi gieng an den Sehr, nach
der Stadt.' B Hist. Kai. 1860.
Viell. identisch mit dem Meitschi-M.; der Name bezöge
sich dann auf die Sitte des .Schrisseus' beim Tanze, wozu
der betr. Tag bes. reichen Anlass bot.
Schwizer- = Sc/jM'.-C/w.M/'(BdIII 167) Schw Zg.
- Spis-: Lebensmittelmarkt. Unter den weltlichen
Geschäften, die missbräuchlich am Sonntag vorge-
nommen werden, kommen vor: ,Das Tragen in die
Bleikenen, in die Färbe und auf die Speismarkte [!].'
415
Markt, merkt, mirkt. morkt, murkt
416
JMOll.1673. — Stüekli-Märkt = Schnitz-M. ; noch
erhalten im Namen eines Platzes, jetzt ,Rüdenplatz'
ZStdt; vgl. Vög.-Nüsch. I 398.
Tann er-: nur in einem an Herbstabenden geübten
Spiel, dessen Beginn der Spielleiter den in der Stube
um ihn Herumsitzenden mit den Worten ankündigte:
der T. gäd a", wobei er zugleich mit einem langen
Stock auf den Boden klopfte. Das Spiel selbst be-
stand in einer Art Versteigerung ZZoll.f
Das Spiel sollte viell. einen Markt zu Thann im Elsass
nachahmen, dessen Beginn wie anderwärts durch eine mit
dem Heroldstab ausgerüstete Amtsperson angezeigt werden
mochte.
Trubel-: Markt zu FStdt am Tage nach der
, Tanzkilbi' (Mitte Sept.); vgl. Schweizerb. 1820, 349.
— Tratten-. ,Vich- oder Tr. -Märkte.' Schweizerb.
1830, 335 a (Bs). — Wiber-: 1. Name des Gemüse-
und Obstmarkts in BStdt und der Strasse, wo er ab-
gehalten wird; vgl. Hofst. UI 27, ferner Joach. 1883,
80/1. — 2. durch Frauen abgeschlossener Kauf Schw.
En W. — fünf Schilli"g Wert, Rsprw. mit Bez. auf die
beschränkte Handlungsfähigkeit der Frau; vgl. Hilde-
brand 1858, 132/3. — Wuche"-: wie nhd. Die Markt-
freiheit wurde Fremden auch an W-en zu Teil: , Aus-
burger konnte man in der Stadt frei pfänden, aber am
Wochenmärit nicht.' BThun Handfeste. S. noch fri
(Uli I 1257). — Z ur zach Zurzi-: die einst berühmte
Z urzacher Messe. Noch in RAA. fortlebend Aa; Scn;
Z. Er hett noch so Eini übercho", trenn all Z. vorbi
y'xi" wäre"d, d. h. immer noch Z. ,Etw. auf den letzten
Zurzacher Markt verschieben.' Sulger. d. h. ad ca-
lendas graecas. ,Dass man Regenten viel ändere und
viel wechsle, ist niemal gut funden worden. Alle
Zurzacher Märkte neue Schiffleute anstellen, brächte
die Marktleute leicht in Gefahr.' Z Gem. (nach JJBreit.).
markte", bzw. ma/rchte; märchte", marte", märte",
in BO. lt einer Angabe märitene": 1. mit Jmdm über
Kauf oder Verkauf einer Sache unterhandeln, handeln
Bs; B; VO; Gr; W. .Sie wurden des Märtens nicht
einig.- Gotth. Sehr häufig in der ä. (bes. Rechts-)Lit.
bis ins XVIII. ,Uf den nechstkünftigen sant Johanns
tag soll die nüw münz bi uns angan, also dass jeder-
man daby und damit soll markten.' 1425, Absch. ,Wer
von dishin von jemant in unser statt Luzern um bar-
gelt merktet oder koufet.' 1480. L Rq. ,Sy merktent
nit umb gelt, sunder tusch um tusch.' HsSchürpf 1407.
,Wenn ein bidermann hett sün oder vogtkind, die
hinder iren vättern und vögten wellten märchten um
tuech oder um ander ding.' 1537/44, Schw LB. und
ähnlich in den B; Gr; Schw Rq. .Dann ieztan ist an-
g'fangen in einer frommen eidgnoschaft, um der kün-
gen und fürsten gunst und Ungunst, frintschaft und
vyentschaft, ja ouch um ir eigen bluet und edle fry-
heit ze markten und g'werb ze tryben.' Ansh. .Pacisci,
einen vertrag machen, markten, tädingen. M., kaufen,
kramen, commereari, nundinari.' Fris. ; Mal. .So mag's
der, so mit im g'merktet hat, und [den es] geruwen
ist, den kouf an sich züchen.' 1572. SchwE. Wald-
stattb. ,Die Pfarrer sollen alles G'werben, Tauschen.
Märkten und was auf Wucher, Geiz usw. gedeutet
werden kann, meiden.' '/• Kirchenordn. 1711. .Verbot
mit Kranken zu markten.' 1787, Gl LB. ; dafür 1835:
.markten.' S. noch Habi (Bd II 928), hinder (Bd II
1413). Auch tr. .Wer ütz märktoty.' 14G4, Schw Rq.
,Es soll keiner, der bevogtet wirt, mit keinem nüt
merkten, dann zimliche kleidung und essigi spys und
trank in das hus.' 1533, Schw Rq. .Alles ligende Guot
mag wol verkauft und gemärchtet werden, doch soll
solcher Markt vor in der Kirchen ausgekündet werden.'
1683, U Rq. Spec. markten, feilschen, allg. Was men
(abjmärtet, i*t 'galt Gl. M. lä", von seinen übertrie-
benen Forderungen, Angaben. Erwartungen abgehen,
ablassen Ap; Bs; Schw; Th; Z. Löst nüd (Xüt) m.?
Frage an Einen, der gewaltig übertreibt. ,[Der Arzt]
setzt sein Leben ein und was bringt er davon? einen
frühen Tod, einen siechen Leib; um seine Bezahlung
märtet man.' Gotth. ,Bis der Tod sein dürres Skelett
in die Grube warf, um die er noch acht Tage vorher
mit dem Totengräber gemärtet hatte.' B Dorfkai. 1862.
.Licitatus sum vectigalia, ich hab um den Zoll ge-
marktet.' Denzl. 1677; 1716. ,Ich habe jede Partei
wieder absonderlich gefraget, womit sie sich würde
kontentieren und dann mit ihnen durch Vorstellung
der Billigkeit gemarktet.' 1717/23, Geschfo. Ges. —
2. Einem mit unaufhörlichen Bitten anliegen Th; Z.
Es M. ha" mit Ei"m. — 'S. zanken, gegenseitig sti-
cheln L; S; Syn. pransen. Si weiss Nüt z' mache"
a's z' schlecke" und z' chöchle" und mit-mer z' m. B
Dorfkai. 1868.
ab-: tr., abdingen, abhandeln, allg. Wenn er cha""
en Batzen a., meint er, was er heig. ,Er hatte einen
ganzen Batzen abgemärtet und glaubte, einen sehr
guten Kauf gemacht zu haben.' Gotth. Auch bildl.
B; F; Th; Z. ,Die Kifel würden über einen halben
Schuh lang, seien breit wie ein Daumen. Eisi dachte
aber bei sich : da werde wohl Etwas abzumärten sein.'
Gotth. G'icenn dich nit aso, den Andere" Alls, was si
säge", abz'märte" [zu bestreiten] F. — über-: tr.,
Einem Etw. zu teuer verkaufen GLÜbst. — an-: tr..
Etw. in einen Kauf einbegreifen. .Und solle bei Be-
schreibung eines solchen Auskaufs vermeldet werden,
ob die haftenden Schulden zum Gut angemärktet
seien.' 1757, Bs Rq. — i"-: tr., Etw. (z. B. ein Trink-
geld) in einen Kauf einbedingen B; F; L; S; Z. ,Ein-
gemärtet habe er das Führen nicht, sagte der Bauer,
und wenn es etwa viel kosten sollte, so wollte er
lieber noch warten.' Gotth. ,I>afür begann [der Kost-
geber] einzumärten, dass ich ihm auch zwischen den
Schulzeiten im Hause und im Stall helfe, was es er-
geben möge.' ebd. — under-: einen Kauf als Unter-
händler vermitteln. .Derjenig, so den Zug zu dem
käufigen Gut zu tun Willens ist, soll sich beide, des
Undermerktens und Wynkaufs, müssigen, im widrigen
Fall, so er zum Mert verhelfen oder dem Wynkauf
bysitzen wurde, soll ein Sölicher syn Zugrecht ver-
würkt haben.' 1623. Aa Rq. S. auch noch Wm-Kauf
(Bd III 168). — Undermärter. .Die U. und Under-
händler, so von Geniesses wegen des Wynkaufs die
Partyen g'holfen infüeren. sollen gebüesst werden.'
B Gerichtssatz. 1615; AAZof. Gerichtssatz. 1623. —
er-: durch Kauf erwerben. .Nidwalden verlangt eine
Erklärung, ob der Vertrag von 1637 aucli auf Zinsen,
wie auf ermerchtete und liquidierte Schulden, auszu-
dehnen sei.' 1716, Absch. — üs-: schliesslich handels-
eins werden UwE.; Z. E" Cime ü. ZZoll. — ver-:
1. verhandeln, veräussern. ,Als dann abermahls ge-
klagt wird, dass von den Lehen vermärtet, vertuscht
und verkauft worden.' B Sittenmand. 1628. ,Es solle
auch Keiner mehr um Schulden märchten, oder er
habe selbsten eigen Zins; der, so eigenen Zins hat,
117
Harkt — murkt. Marl muri. Mann— liiiimi
II-
der mag sein Zins wohl vermärchten oder vorkaufen
nach Belieben.' 1751, Schw Eq. — 2. .einen (Zins-)
Brief v.\ auf Grund eines Kaufvertrages errichten.
,Zinsbrief ze v. oder ander brief. Wann einer einmal
mit dem andern marktet oder tuschet und [sie] an ein
brief kommen.- 1561, Gl. Rq. — 3. Etw. um einen zu
niedrigen Preis verhandeln 1!; „VO;" W. Durch Kauf
und Verkauf, insbes. durch zu langes Markten zu
Schaden kommen, sei es. dass man nicht losschlägt.
bis die Sache weniger (zu wenig) gilt, oder nicht
kauft, bis sie zu teuer ist B; VO. Die Angabe des
Betrages, den man einbüsst, steht im Acc: „Etwas
daran v. B; VO." Es het g'märtet und g'märtet, bis
's es Fränkli vermärtet g'häbe* het F. Den Gewinn
(z. B. auf einem Stück Vieh) dadurch verlieren, dass
man den Markt damit bezieht BHa. .Tut nicht dumm
und vermaltet; wenn ihr 28 Dublonen habt, so ist's
allen Handel [s. Bd II 1397], zählt darauf!' Gottb.
— 4. mit Acc. F., „ Einen einem Andern als Zahler
dargeben B; L; Schw."
frien- markten: unter allerlei verbotenen Spielen
aufgezählt. 1530, Z Mand. (.frygen markten'); 1530,
Th Mand. (.fryenmarkteir).
Mhd. vri-markelen, in einem Freimarkt ein Geschäft ab-
schliesseu. An unserer Stelle scheint ein Ratespiel oder
Wetten gemeint zu sein, wofür auch die Anordnung spricht,
indem das Spiel zwischen ,g'rad und ung'rad machen' und
.tuschen' aufgezählt wird.
ge-märkten: den Markt besuchen. ,Es soll ein
schiff von Rappenschwyl gan, so arm lüt gemerktend.'
ScHwWangen Off'n.
Marter m.: 1. cn bÖser M., Einer, der das Kaufen
und Verkaufen gut versteht, sich dabei gewandt und
listig benimmt W. — 2. „wer mit Stichelreden zankt
S." Syn. Märti.
Mär(k)teten f.: 1. so viel, als auf einmal zu Markte
getragen wird Bs. — 2. das Markten, Feilschen; un-
aufhörliches, zudringliches Bitten, allg. — 3. Gezänk
S. Wie mängi M. dass ig imgerwüe* wegen im mit
mi"r Frau g'ha" ha", eha**-me* üsrechne", u-e""-me"
d' Tage" zeit. BWyss.
märchtle": Dim. von markten. 1. (auch märch-
telc") = grämplen (Bd II 737), grützen (Bd II 841) Gr;
Syn. märzelen. D's M. und d's Wäge" ist -vier oa'
jung üf a'g'vent worde* GnD. (Schwzd.). — 2. umer-
M., da und dort Etw. kaufen oder verkaufen GrPt.
Syn. ume"-händele" (Bd II 1408). [Vielleicht bringt A.
eine Kuh] va" Galle"chilche" us dem Mwntafu", wa V
gester 'gange" ist. um Ettes umerz'm., wie V g'said htd.
Schwzd.
Marl — muri.
Merle11 f.: Schwarzdrossel, Amsel SNA. .Diser
vogel, so von teutschen amscl, inerl, merlaer und
meerel genennt wirt.' Vogelb. 1557. - Frz. merle aus
lat. merula.
MerliQge°: Dorf am Thunersee, das bernische
Schiida. .Ich will nicht lebig da dänne" cho", wenn
ich dem nicht sein Maul auftue, dass man es zu M.
für ein Tennstor brauchen könnte.' Gotth. Si" echt
die Lüt all z' M. 'tauft [da sie keine Jauchekasten
haben, sondern die Jauche auf die Strasse rliessen
lassen]? B Hist. Kai. 1836.
Schweiz. Idiotikon. IV.
Mirli n. : Lerchen- oder Zwergfalke. ,Von dem
mirlein oder smirlein, aesalo, smerlus.' Vogelb. 1557.
,Mirle, smirlin, ein vögelin, merillo, ismerlus, sme-
rillus, aesalon.' Fris. ; Mal. — Mhd. tmirl.
Zirli-Mirli mache": zaudern, tändeln Z. Mit Z.-m.
rhunnt-mc" nit fürsi'1'. Sprww. 1869.
Vgl. .Zirlin-mirlin' bei Rochli. 1857, 1-25/6, ferner das
Folg. und zirlen-tirUn.
z ü r 1 i - mürle" : läppisch schwatzen. .So siehst du
iez wol, was den apostlen das üsserlich wort heisst:
nit die stimm, als dise blinden zürlimürrlend, sunder
die selbsmeinung, die sy in iren herzen habend, harus
geredt.' Zwingli. ,Nun wellend die zürlimürrler'also
sagen.' ebd. ,Kurz, es darf nit zürlimürlens; wie im
by Gott im himmel ist, also gibt er's in unser herz.' ebd.
Türli-mürli: Anfang eines Kdlds B. — Vgl. mhd.
zürlin-mürlin apiln (Lexer I 2*252).
Marm — murm.
Marmel m.: 1. = Marbel 1 Aa; Bs; B; Sch. Marmor-
block. ,Was ein Bildhauer aus einem M. wolle machen.'
Discodrse 1721. — 2. Marmel ß; S. Marmel Aa; B;
FMu., Dim. Marmeli Aa; B, Märmeli BsL. (neben
Märmi);B= Marbel 3. Spec. = Büer-Chuglen S. Scherz-
haft auch von zu klein gebliebenen Kartoffeln BBe.
— 3. etw. Marmorähnliches, a) ,Der Untergrund, wo
die Erde die beste ist, zeigt blauen Lehm (Marmel).'
JJSchweizer 1830. — b) Marmel = Grautsch (Bd II
830) B. S. noch Warmel.
Mhd. marmel in Bed. 1. ,Marmol.' JLCys. 1661, .Mar-
iner.- GKSnig 1693, .Marmel.' XVI./XV1I1. (mit dem PI. .Mar-
meln', Marmorblöcke, z.B. 1531, Esther; Wurstisen 1580).
mar 111016", märmfeße" = chluckeren (Bd III b'43) B.
G'märmlet hei'-mer oeh ; da het-me' es Bis g'machi und
der I'satz dri" Hä". Bari. Am liebste" han-iih, we""-
men g'märmlet het, d's Nünikulli g'macht. ebd.
marinern: marmorn. .M-e Pfeiler.' Mem. Tig. 172-2.
marmoliert: marmoriert. BCvs. S. Strimen.
Mä'rmlte" f.: nach oben gleichförmig sich ver-
engendes Kupfergefäss mit Deckel W. — It. marmita,
frz. marmite, Kochtopf.
Mai'lliotte" f.: Puppe F. — Wahrscb. zu frz. mar-
mot(te), kleiner Junge (Mädchen).
murmele", in dem Spielnamen Murmeiis mache" =
Mören-jagen (s. Mör II 3) Aa (1t Eochh.).
Munneli n. ; leichte Schelte auf eine alte Person Sch.
Wahrsch. zu , murmeln'; vgl. Aura, zu Murblen. VAu Per-
sonenname .Murmel' (,murmels guot') begegnet 1379, Z Urk.
murine" Btw., sonst murine", Dim. murmele": mur-
meln, brummen B; S. ,Er hatte nur die Worte ge-
mürmt mit den Lippen, ohne ihren Sinn zu verstehen.'
Gotth. ,Ich habe nur so g'mürmt: ich wüsst nicht
warum.' ebd. ,Das beständige Mumien und Rosen-
kranzziehen.' Sebast. 1730. Jmdm Etw. zuflüstern B.
Si hät-mer Öppis g'mürmt, i,!' weiss nid was. Von
Kühen, leise muhen SRech.
Mannende- f. (in BHk., oHa. n.) BO.; GrD.. Pr.;
PAL, ,Munvende" BO.", Murbundo n. P (Schott),
Murmetc" f. BO.; GrAv., D. (lt B. auch Murmedc).
ObS.j „L;u U; W (in V. Murmuta); „Zg; Z", Mur-
xrete(n) f. BHa.; GrV.; ü, Wurmetc« f. PPo., Murmeita
419
Marn. mern, mim, morn, murn
420
GrEIi. (f.), Sa. (n.), Murmoltere", -iroltere" f. Uw, 3Iur-
waltere" Gl (lt Dan.), oft Dim. Murmetli BGadra.; Gr
Av.; L; W; „Zg; Z", Murmeli BO., Stdt f, Murmelt)
GrD., Murweli Onw: Alpenmurmeltier, Arct. mar-
mota. Syn. Muggen, Mungg, Mist-Bellerli. Schläfe'
me-n-e* M.; vgl. marflen. Gib-der Acht, Kakkali [Ka-
tharina], wann ich schiassi an M., tuan-ich-der sa ribe"
um dorn Mund PAL (Giordani). .Murmenti, cassus
[1. catus] alpinus.' XV., AvBonstetten. Schon früh
wurde die Jagd auf Murmeltiere beschränkt. .Wer
und wenn man nit murmond-[jüngere Redaktion: .mur-
mer-, murwer-']tier fachen mög. Es soll niemen in
unsrem land noch in unsren alpen, weder frömd noch
heimseh, ankein murwertier nüt fachen under ankeiner
blatten noch mit keinem gericht [mit Fallen] vor sant
michelstag; von dannen hin mag ein ieklicher landt-
liian oder syn knecht graben und fachen wie er mag,
aber ein frömder, der soll und mag ankeins nüt fachen.'
Gl a. LB.; noch heute haben in Gl die Murmeltiere
wie die Gemsen ein Schonrevier (die , Freiberge').
,Dass nieman vor sant vrenentag kein murmotten fa-
chen soll.' 1519, Schw LB. .Niemand soll kein mor-
multeren nit fachen noch graben.' um 1600, UUrs. Rq. ;
dafür 1730: ,keine Murmolteren.' 1620 beschloss man,
,den Erzgrabern auf der Erzegg zu schreiben, die in
unsern Bergen so unverschämt nach Murwoltern gra-
beu und jagen.' AKüchler 1887. Doch zahlte das
Kloster UwE. für ,ein murmolteren [.murmalteren.'
1599]', die dem Kloster eingeliefert wurde, 10 ß Schuss-
geld. 1582, Gfd. Vgl. noch B. IV 85/6; JRWyss 1817,
426. 776/9; Fr vTschudi, Tierleben 5 458 ff.
Mhd. mtinih ihhn, aus lat. murem mmtti* (montanum, -am);
vgl. it. murmontana, forner: ,Unam murmutam seu mus mon-
tium [als Abgabe].' 1407, AmHerd; marmotta bei Dien, WB.
In der Abi. -Endung -teren scheint verstümmeltes ,Tier' zu
stecken. Aus dem Einfluss von ,Tier' ist auch das neutr.
Geschlecht einiger weibl. Formen zu erklären. Das Dim.
,Murmelein' schon bei HsRKebm. 1620.
Marn - murn.
Marne" n.: Mergel B (St.b). .Eine feine, schwarze
M. in grossen Klumpen.' Grüner 1760. ,Nach Marnen
graben.' 1769, Absch. — Frz. marne f. Das Neutr. viell.
nach Sand.
(umhen-)niarne" = fällen II 1 (Bd I 767) BHa.
morn Aa; Ap; Bs; B; L; GRh.; Tu; Z, more" BHa.;
VO; Gl; GrD., He., Pr.; PA1., Gr.; GA., G.; W; ZF.f.
mor F: morgen, allg. M. z' Nacht. M. (in PA1. van
m.) über acht (Tag). Jö m. dernöch! BsStdt, (ja) in.
denn! S; Th; Z, de"" m.! Gl, chumm denn m. fürzue
ZO. (umme" L)! spöttische Abfertigung; Syn. chumm
en anders Mal; vgl. auch ander (Bd 1 302). ,Ja, morn
ist guet!' LLav. 1587. S. noch Chuechen (Bd III 133).
Die Form more" im Wortspiel mit Mür I und II:
Ga" more" sueche" (gä"), sich zu Bette legen GRPr.;
W; vgl. Morge". Wenn 's more" regnet, S( giH 's
schwarz Lüt GA. Rät gegenübergestellt: Ei's Hut
ist besser als 10 Morn. Ineichen. Hüt nöd ha" ond
m. und ha" gibd a" kurze Wocha" Ap. Verstärkte Ver-
neinung: Ich globe" 's hüt ond m. ond öbermorn noch
nöd Ap. ,Wir sollen jetzt glauben, du habest das
Geschrei gemacht, das glauben wir heut und morgen
nicht.' HPest. 1790. S. noch Bd II 1780. ,Hüt eins,
morn ein anders.' Zwingli. ,Glych hüt ald morn.'
Ruef 1550. ,Nit hüt ein weg, morn ein anderen weg.'
üWerdm. 1552. , Weder heut, noch morn, noch über-
morn.' FYVyss 1655; JMüll. 1665. .Nicht nur heut
anheben und es morn wider aus sein lassen.' PWtss
1672. In der ä. Spr. auch: am darauffolgenden Tag
übh. .Sy sollend die tisch wären ' moren nach sant
Cleristag.' 1561, Scnw Rq. ,Er ist morn den ganzen
tag herumgeloffen.' 1646, Z Staatsarch.
Mhd. mom(e) aus morgen(e). ,Moru' herrscht aui'h in
unserer ä. Lit.. nur mehr vereinzelt findet sich daneben die
volle Form ,morgen(s)'; vgl.: .Morgens will ich mich säumen
nit.' Gotth. 1619, neben: ,bis morn.' .Cras, morn, mor-
gens.' Denzl. Die Form , moren' auch Deutsche Volksb. :
1550, B Anz.; 1596, Ardüser; 1612, Absch. (VO).
über-: übermorgen, allg. Auf die zudringliche
Frage wann? erfolgt zuweilen die Abfertigung: Am
länge" U., nie GrD. ,Ü. auf diesen Freitag', d. h. am
darauffolgenden Sonntag. HPest. 1785. ,Übermorn.
apres demain.' De Lacour 1736.
über-über- Bs; G; Th; Z, bas-über- GA.: am
Tage nach übermorgen. Vgl. vorrorgester (Bd II 488).
hinne"-: heute oder morgen AALeer., Suhrental.
H. chunnt's Gelt. Täglich, jeden Augenblick AaLclt.
(H.). Syn. vo" hüt uf morn. — Vgl. hinnet (unter hinnen l'l
Bd II L363.
nacl'-: übermorgen F; Z.
morne": auf morgen verschieben Ap.
mornend: Adj., morgend. ,Uf den m-en tag.'
Morgant 1530. Weitergebildet: .Der mornendig tag.'
1531/48, Jonas.
Sonst adv. = morn, in den Formen: , mornend, -t ; ninr-
nuut' (1306, Z), .mornet, -at, -of (Ap Krieg 1405); ,(en-)
mornends' (G Schiessen 1485), .mornens' (1511, AaZ. Stifts-
arch.), .mornets' (1530. Strickl.). Vgl. Lexer I 2199.
mornig L, morig LE., mornd(e)rig Aa; Bs; B; L;
G; Schw; Th; Z, mimdrig Aa; Bs; S; ZO.. morndri(g)st
AALeer., mo(r)nderist B, mord(e)rig Uw; U, mbrnd(e)rig
Ap = mornend. 1. adj. Aa; Ap; VO; G; Th; Z. M-s
Tags; uf de" m. Tag. ,[Eine Heimat] wo ich ruhen
konnte, ohne an eine m-e Reise zu gedenken.' Gotth.
Häufig, in der Form ,morud(e)rig', auch in der ä. Lit.
, Mornig.' 1478, Bs Chr. — 2. adv., in B; F meist mit
vorgesetztem z\ sonst gew. mit adv. s, z. T. in ab-
weichenden Formen: mornisch BU., mornist BG.; FJ.,
mornesti BHa., momderst, -ersch B, morndris ApK.. M.,
morndrisch B, mörnd(e)risch S (neben möndrisch),
mörndrist Bs (neben möndrist, mönterisch) ; S; ZNer.
Syn. morn-dess. Morndrigs Morge". Bis m-s z' Mittag
Z. M-s um Betzlt. M-s drüf. .Aber was das für ein
Tag war z' mörndrist!' B Dorfkai. 1871. Gester prächtig
g'redt derfür, z' mornisch z'rtigg zur Hintertür BU.
.Anne Bäbi nahm es momderst verrlüemeret Wunder,
was man zu seinem Sühniswyb sage.' Gotth. ,So lat
er die pfand ston unz morndrigs um das morgenbrol
zyt.' 1533, B Rq. .Monderigs uf den sonntag.* 1557,
Geschfo. Ges. .Morndrig montag kam myn brueder
zue mir.' 1585, B Archiv. ,Mornderigs oder des nach-
genden Tags.' JJNüsch. 1608. ,Am Märit mörndrist
[am Tage nach dem Markt].' 1648, B Rq. .Wann nun
der Schweiss hinüber ist, soll man ihm momderst
eine Ader öffnen.' D König 1721.
Dir adj. Form™ beruhen t, auf dem einfachen /«...«,
t. auf dem Comp, desselben, viell. unter Anlehnung an gr
«tcriij (Bd II -188). Analoge Verhältnisse s. beifirnerig lud 1
421
Marn — muni. Marpf— liiurpf. Mars — nmrs
122
1019). Zu morndi-ig tritt als sup. Weiterbildung morndrigat,
woraus mit Sehwund dos g momdriat. Die adv. Formen sind
zumeist Weiterbildungen von morndarig mit * ; /. T. fiel g
davor aus (morndri*) und b wurde zu 8ch (morndri*ch) oder
es trat ' an (■»lörndrwy. Doch kann in diesen Kall™ auch
eine Sup.- oder »-Bildung von dorn genannten Comp, aus
vorliegen; sicher scheint Letzteres für morndersch, -at. Mw-
ni-h. -at gehen wohl auf adv. '«•»< zurück: vgl. einiaen,
-*f aus eine«. Aforne*tt scheint Anlehnung au ein»' Bildimg
auf -h in; vgl. mit-hin (Bd II 1350). Einmal auch ,mornd-
rigy' : ,D.is> mir [wir] m. vil bluot au meugeu orten Sachen.'
III... GWyl Tageb. Von ä. Formen seien ausserdem noch
angeführt: ,morderigs.' 1549, UMey. Chr. (neben ,mom-
drigs-), .morndrist.' FPlatt. 1612. .mornderest.' 1621, B
Arch. (neben ,mornders'), .mornderst.' SMutach 1709. In
Ap unterscheiden sieli m&rnderig und morndria uaeh Tob), in
der Weise, dass Ersteres .morgen', Letzteres .T.il'n darauf'
bedeutet. Darin liegt insofern eine Verschiedenheit von den
übrigen MAA., als Diese die vorstehenden Formen vorwie-
gend oder ausschliesslich in der zweiten Bed. brauchen.
über- = Ober-morgig Bs; VO. Übermorndriger Tag.
Spreng. .Übermomiger tag, perendinus dies.' Mal.
Übermörndrist, übermorgen S.
Marpf murpf.
Marpf m., PI. mit Ural. : 1. trockener Bissen Schw;
.Stück (Brot) Zg. — 2. heimlicher Schlag, Stoss Schyv.
Syn. Hupf (Sp. 350).
,Brot-: brotfrässiges Kind, das nicht gedeiht' Bs
(Spreng). — Vom folg. Vb gebildet.
murpfe" AALeer. ; Bs (Spreng); L; New; Zg,
mürpfe* AALeer.; BsL.; B (auch Id. B); GRÜVatz; L;
Scnw; S; Uw; „Zg" : 1. verächtlich für essen, kauen,
a) von Menschen. Etwas Trockenes, bes. Brot, in
grossen Brocken mühsam kauen BsL.; Scnw. Lers
Brut mag-me" schier nüd g'm. 's Brot ine" m. Beim
Essen den Mund voll stopfen AALeer. Mit der Hand
Stücke Brot abwürgen und essen Zg; am Brot zerren B;
S. .Fressen wie die Ziegen, von Kindern, die langsam,
aber immerfort an einem Stück Brot kauen' Bs (Spreng).
Langsam, behaglich essen L; Scbw; Zg. Der Franz
mörpfl am Mutschli. Sciiwzd. ,Für das Magenweh
lässt man Roggen brechen und mürft davon Morgens
nüchtern und Abends, wenn man in's Bett geht, so
viel man mag.' N. B Kai. 1841. „Zwischen den Mahl-
zeiten naschen L; Scuw; Zg"; .panem masticare tem-
pore incongruo.' Id. B. — b) „von Ziegen, nagen, be-
nagen L; Schw; Zg." .Mürpfen, eaprarum est." Fris.;
Mal. — 2.= mupfen 2. Die Nase rümpfen, den Mund
verziehen, zu verstohlenem Lachen oder zum Zeichen
von Missfallen, Spott und Verachtung GRUVatz; Uw.
„Das Maul fletschen L; U." — 3. Jmdm Übles nach-
sagen; schelten SchwMuo. ; sich geringschätzig, nase-
rümpfend über Etw. äussern Obw. Der Wälsch hed
g'lached und g'mirpfd numme" d'ruber: e" seile" [ge-
ringen Käse] chemm-er am Nachmärt nu [noch] uber.
,Will der gelehrte Herr Sohn über die bäuerischen
Ansichten seines Vaters m., so weise ihm dieser nur
die Beispiele vieler Weisen des Altertums.' Obw
Volksfr. Undeutlich reden UwE. Mit der Sprache
nicht herausrücken „L; U." — 4. „Blätter von einem
Baume streifen L; Scuw; Zg." — ■ 5. im Geheimen
schlagen, stossen Schw. — 6. „unpers., im Leibe
grimmen L; Schw." — Vgl. , murfein' bei Gr. WB. VI 2715.
ab-: abnagen Bs (Spreng), 's Bröi a., langsam, in
kleinen Bissen verzehren. .Turniere dumeta dieuntur
juvenei, carpere herbam, ab-mürpfen (-murpfen), -etzen.
Lauben, das laub abmürpfen, als die jungen geissen
und kelber, depascere frondes. Impescere, vych in
überflüssigs körn lassen, sich ze weiden und dasselbig
abzemürpfen.' Fris.; Mal.
ver-: 1. Etwas hinunterwürgen, mit Mühe ver-
schlingen SchwMuo. Bild]., Etwas verwinden, ebd.
— 2. heimlich und in kleinen Bissen naschen I. (In-
eichen). — 3. Etw. nur halblaut sagen, aus Schüchtern-
heit verschweigen Schw. Verhalten L. I<h cha" 's
nid o., de [ihr] chönni'd chibig werde" toi-n-er ivend.
Schwzd. — 4. Jmdn schelten, heruntermachen Scnw.
G'mürpf n.: 1. Subst. zu murpfe" 1. — 2. schlei-
chende, üble Nachrede SchwMuo.
„.Mürpfe" f.: 1. Person, die zwischen den Mahl-
zeiten nascht oder langsam, zaudernd isst L; Scnw;
Zg. — 2. Fletschmaul L; U."
Mürpfi n. Es M. mache", den Mund verziehen,
die Nase rümpfen UwE. Syn. Müffi (Sp. 96).
Mars murs.
niarse": kneten BHa. Syn. märtschen. — Das W.
steht im Ablautsverhältniss zu märaen,
Mörsbnrg Merspgrg: bad. Städtchen am Bodensee.
Schine" wie M., RA. von einem aufgedonnerten Frauen-
zimmer Th. — M. schimmert über den See herüber.
Mörsburger m.: Name einer Apfelsorte Th.
Mörsiger: Name der W Landesmünze. 1430/09, L
Staatsarch.
murs: Adv.. in der Verbindung ,m. enzwei, morsch
enzwei, in kleine Stücke zerbrochen' Bs (Spreng). -
Vgl. Gr. WB. VI 2590/1.
M'ürsel Aa tw.; Bs; B; S; Th; UwE.; ZSth., Zoll.,
Märsche! BG., Si., Mürscher B hE., Mörsel Aa; Bs; L;
W; Z, Morsche! Aa; Ap; Gl (in K. -s1-); Gr; GSa.,
T. (-i2-); SchwE.; Uw; U — m.: 1. Mörser, a) zum
Zerstossen. allg. Ender !iess-ich-mich i"-me" M. ver-
si, impfe"! Beteurung S; vgl. Chrüt (Bd III 885). —
b) zum Schiessen, = Chatzen-Grind 1 (Bd II 706). allg.
Due ist d' Magd i" d' Luft g'sprunge" wie-ne" M., vu
lös göt. MLienert. ,Ein Mörsel, darmit zu schiessen.-
1005, Z Regl. betr. Hochwachten. Vil Mini und grossi
Stueki und et!i'h Mörsel. Gespr. 1712. — 2. = Sch!egel-
A.r 1 (Bd 1 620) Aa. — 3. scherzh. oder scheltend,
kleiner, dicker Mensch, Knirps AABb.; Schw; S. Du
g'hungrige'- M. du! MLienert. — 4. ,zum (Für-)M.',
Name von Häusern in ZStdt, u. a. derjenigen, in denen
die Glockengiesser-Familie Füssli wohnte; vgl. Vög.-
Nüsch. I 200. 635/6. — 5. Fluni. ZZoll.
Mhd. moraer, -el, ahd. moraari, -ali; ans lat. mortarium
mit ümd. auf mürse". .Mörsel' auch in der ä. Lit. ; ,Mör-
sehel.' XVII., BArzneib.; 1710, Tageb. Schumi.
Stock-Mörsel: ein Wurfgeschütz. .Der sog. St.
mit der Gabel, wovon einige, 20 Pfd Stein werfend,
unter dem Geschütze sich befinden, das 1712 ins Feld
geschickt wurde.' vRodt 1834, 86. — ,Der Name von
dem Stock oder Blocke, worauf der Mörser liegt.'
G'mürsel n.: coli., sehr kleine Stückchen von
Speisen n. a. Bs. - Vgl. Gr. WB. IV 1, 2, 3292.
423
Mars— niiirs. Marscli -mursch
424
mürse" (lt St. auch morse», morse"), gew. zsges.
»er-, zer-: zerstossen, -reiben, -malmen „B;u L; Z.
Syn. chnütschen (Bd III 772/3). Ich hett-en möge- ver-
mürse* vor Wildi. ,Das Pferd stürzte rücklings and
zennürste [seinem Reiter] den Schenkel.- Hott. 1809.
,Kr hatt mir alles mein gebein zermörset wie ein low.1
1531, Jes.; dafür ,zermürset.' 1667. ,Das ist ein schütz-
licber tod, wenn ein haus auf einen fallt; dann einer
wirt dermassen zermürsset, dass man in nit mer kennt,'
LLav. 1582. ,Zermorsung und Verwundung des haupts
und hirni oder sunst geschlagen, gefallen, dass im das
haupt zerknistat oder ufgeloffen oder geschwullen ist.'
Zg Arzneib. 1588. ,Uer um unser Missetat willen
müssen ein Fluech syn, verwandt und zermürset wer-
den.- Z Liturg. 1644. ,Das Fleisch war den Sehenkel
ab ganz zermürset und der Knoden geknitscht.' 1645,
Mise. Tig. ,[Der Wagen gieng] ihme über beide Beine,
die zermürset wurden.' Z Nachr. 1753. .Tot und zer-
mürset.' UBrägger.
Jlhd. (zer-)mürten. Auf einem Missvuistäudniss beruht
wohl die Angabe des Id. B: ,Miirae", contusionem in corpore
habere.* Vgl. noch das syn. mürzen.
mürsle" Bs; B; Th; Z, mürschle» Gl, mörsle" Aa;
Bs; Z, mürschle" Ap; GnRh.: 1. tr. und intr., in einem
Mörser zerstossen (mit der Nebenvorstellung eines
starken Geräusches). G'mü/rslete* Zucker. — 2. mörsju",
mit Mörsern schiessen W (Dial.).
ab-: Jmdn abprügeln AAßb. Gottsjämmerlich ab-
g'mörslet.
ver- A.\; Ar; B; Gl (-mörsele"); Th; Z, zer- Gr:
tr., = mürslen 1. Ich bi" so müed: mini Bei" si" wie
vermürslet B.
Marsch — mursch.
marsch! wie nhd.; in GrL. nur gegenüber Tieren
gebraucht. Über die Verbindungen mit alle, allö s.
Bd I 171. 173.
Marsch I m.: 1. wie nhd. allg. Spec. a) rascher
Gang BBe. Im M. gä", eilig. — b) Gangweise B. Du
g'sehst ja. irie-ii-er c" M. füert. — c) in der BA.
Ei""m de" M. mache" a) den Weg bahnen, weisen.
,So lebten sie oft frehlich und verguiegt bis in die
späte Mitternacht, bis Bacchus mit seiner Kraft dem
Amor hat der Marst gemacht' UErstf. — ß) Einem
Beine machen, den Meister zeigen, ihn nachgiebig
machen B. Syn. Eim zeige", wo 's durche" gät. ,Dem
Männervolk muss man den M. inachen und ihm gleich
zeigen, wie man es haben will.' Gotth. ,Wenn die
Bauern einig wären, so könnten sie den [Käse-]Händ-
lern den M. machen.' ebd. .Denen [Leuten] muss man
den M. machen zu rechter Zeit; wenn du unter ihres
Regiment müsstest, in acht Tagen machten sie dich
z' Tüfels.' ebd. ,Wie sie [die Jungen beim ,Hurnussen']
gar Nichts mehr könnten und wie die Andern [die
Gegner] ihnen den M. machen werden.- ebd. ,Ein
Knabe, der die Zwiebeln nicht leiden konnte, sah ein
ganzes Bett voll Zwiebeln. Hui, denkt er, wart, ich
will euch den M. machen und springt mit beiden
Füssen drein und zerstampft nach Herzenslust.' B
Hist. Kai. 1834. .Wenn die Comasken sieh nicht besser
aufführen, will man ihnen N. N. als Stadtkomman-
danten schicken, der ihnen den M. machen wird.' 1797,
Hott. 1844 (übers, ans frz.: .ils les fera marchcr').
— Y) Einen derb zurechtweisen, ausschelten, herunter-
machen Aa; Bs; B; Gl; Gr; Sch; S; Tb; U; Z. .Sie
hätten manchmal gerne dem 1. Gott den M. gemacht.'
Breitenst. ,A1s bei der Rechenlösi der mächtige Schin-
ken auf den Tisch gepflanzt wurde, da dachte der
[geizige] Bauer: Nun, Etwas muss man halt den Werk-
leuten schon opfern; machen Einem sonst den M.'
JoAcn. 1892. De" M. übereho", ausgescholten weiden
Th; Z. — 2. Heereszug. ,Als der ganze M. anbe-
langet.' 1656, Arg. - Zu der RA. bei 1 c vgl. Schm.-Fr.
1 1654, ferner Gr. IVB. VI 167'2.
Ente"-: Gänsemarsch B. — Chüefer-: takt-
mässiges Klopfen der Böttcher Th; Z.
Lang-: pers., Spottw. auf Jmdn, der langsam und
träge geht Ap. — Umd. aus Lam-Ärach (Bd I 467).
Landsg'meind-: besonderer Marsch, der an den
Landsgemeinden von den .Landtamburen' getrommelt
wird Ap. — B'satzing-: Marsch, der bei dem Aufzug
zur Neuwahl der Beamten gespielt wird GrI>., Pr.;
vgl. B. I 113. — Schlegel-: Trommelmarsch, wobei
in gewissen Taktteilen die Schlegel auf einander, statt
auf das Fell, geschlagen wurden; den Franzosen und
Freiburgern nachgeahmt; vgl. Z Taschenb. 1879, 107.
In BsStdt bilden die Schl.-Märsche einen Bestandteil
der , alten Schweizermärsche.' — Stiere"-: veraltete
Benennung des Landsgemeindemarsches Ap. Vgl. Ar
Gem. 111.
Ding-n.: Ding BR. Es g'spässigs D. — DasNeu.tr.
wohl nach Ding.
Dur«1'- Dür-: enphem. = Durch-Luuf (Bi III 1119)
Ap; GRh.
marsche" I: verächtlich für gehen ZO.
marschiere" (in AABb.; Gl; Schw; Tu ma-
schiere"): im Allg. wie nhd.; oft als vertraulicher,
aber auch barscher Ausdr. für gehen übh. Er cham"
guet m., = ist guet z' Fuess Tu; Z. .Welches nur e"
Mux macht, marschiert in's Bett.' Stütz. ,Wie steht's
jetzt, du Patriote? Warum seit ihr wegmarschieret
meist aus euerm Vaterland V JThomann 1799. Auch
reff. G. Marsclücr-dicU .' packe dich!
üs-futter-: mit Eim, ihn zum Tempel hinaus
befördern ScnwE.; Syn. mit Eim zum Tempel üs fare*.
- Vgl. futter (Bd I 1135).
Marschierung f.: Heeresordnung. .Alsdann
nimpt man die Vorhut der Harnisten aus der M.'
Val. Frieder. 1619.
Marsch 11 m.. in L Mäsch : = Mariasch 1 1> (Sp. 357)
.UFri.; Bs; I..
marsche" II. in L auch umsehe": 1. Spielname,
a) = mariasehen L. — b) ein dem Chrüz-Jass (Bd 111
70) ähnliches Spiel machen, wobei aber die .Sechser'
entfernt, also nur 32 Karten gebraucht werden AaFh.
— 2. zsraffen AAZein. — Zu 2 vgl. ramsen 11 zsraffen.
2) Bezeichnung eines Kartenspiels.
marschänt: sehr schön ZcAgeri. Oppis M-s. Auch
adv., sehr. ebd. M. schön. — Umgestellt aus dum frz.
charmant.
umhc-inarscliante" = de" Garanti gä' i IM II 398)
GrPt. — Frz. marchander, bandeln.
ver-, in ScnSt. -mafrjschandiere*, -ma(r)schan-
terierc" : 1. verschachern (bes. in kleinen Stücken und
im) Aa1'\, Ke. ; ScnSt . Syn.ver-quanten,-templen.
E" liederlichen Hüsfrau giH 's i" sibe» Here* Ländere*
I 25
Marsch — niiii'seli. Marl— murt
[26
>,i>l. si vermaschandiert Alles. Sdlger. — '_'. Etw. ver-
derben, zerstören Aa; GRh. ; ZO. Sj'n. ver-tüflen.
.l/.i.-- f'i '. da* H7(';/(7( m7io" vermarsehantet [abge-
brochen] si'? AAjonen. — 3. Etw. verschwenden, un-
nütz verbrauchen GRh.
„mfirsche": mit vieler Mühe und bei leichter Ar-
beit doch Nichts auslichten GrA." — Wahrsch. Nbf.
zu märU
(ver-. z er-) morsche" -»'-: = marsen, mürsen BSi.;
Uw. Sich drängen, von einer dichten Volksmenge
I'h E. .Sei' hend i/morsched.
Eig. identisch uiit morsen (s. u. mürsen), zu dem es sich
verhält wie z. B. Mörechel zu MiSreel.
Chrorsehi- Morsclli: Mischmasch B oE. Syn.
Clwsi-Mosi. Chrusi-Musi.
Morsch: Name einer herben Traubensorte mit
-in-.'i! Beeren AaBIj.: S; ZLimmattal, S.
morsch: morsch, faul UwE. Syn. mürtsch. .Eine
morsche Buben an eine frische tauschen.' UBrIgg. 1782.
mursche": morsch werden UwE.
(zcr-)moersche° -«'- : = morschen BSi. Ein Fels-
stück zermuerschet eine Tanne, auf die es fällt.
Wilil hloss lautliche Nbf. zu morschen; vgl. uoch das
syu. in w n n.
Mart — murt.
Marta Matte' (Dim. Marteli Z, Märteli B oHa.,
Marti I Bs; B; Z): weibl. Taufn. Halb appellativ:
E' sorgfeltigi M. Sülger. S. noch Merta.
Marter II f., in.: 1. Marter, Folter, bzw. das betr.
Werkzeug. We ltan-ich Vlanget! We ist ml" Herz am
M. [eig. am Marterholz. Kreuze] g'hanget! Halevy
1869. Es sei ihm Unrecht geschehen, wie man ,nacb-
hin an syner m. erfunden.- 1534. Absch. ; vgl. ebd.
IV 1 e 1215 y. .Es hat das Ansechen, sy werdint die
üsserist M. an im bruchen.' 1634, ebd. .Als aber
; llörder gefangen und an die M. geschlagen [wur-
den].' JLCys. 1661. .Den N. N. an die M. gebunden,
aber nicht ausgezogen.' 1668, Tageb. des B Scharf-
richters. — 2. m., Name eines an dunkler Wand ste-
henden Tisches in einer Aa Schule, an dem die ABC-
Schützen sassen. — 3. in PA1. auch m., Qual, Pein.
allg. 's (si"s) M-s ab sl", von allen Qualen erlöst sein,
bes. im Tode Aa; L; Th; Z. 's war besser, nie" schlieg-
en :' töd; er war denn e"möl sl"s M-s ab. Stutz. ,Fi-
nire dolorem gladio, im selbs der m. abhelfen mit dein
schwort.' Fris. ; Mal. .Fluoch Gott dem Herren, so
tödt er dich und kommst der m. ab.' LLav. 1582.
.Nun gehe, so kommst der M. ab.' GGottb. 1599 (Zuruf
an Einen, der zur Steinigung geführt wird). Im Wort-
spiel mit Marter I, von einem Verstorbenen: Er ist
Marders ab und dem Iltis zue Aa (lt I.'ochh.). A. Wie
bist über de Winter cho'? B. Wie 's Gossauer Hüendli:
mit Marter. Sprww. 1869. — 4. in Schwüren, mit Bez.
auf das Leiden Christi. .Botz m., küri. Velti (sacker
leiden)!' NMan. .Dass üch bocks blitz und m. schänd!'
Wagner 1581. .Bocks M.!' flucht ein Schütze, der
gefehlt hat. HHGrob 1602. — 5. vor Adj. und Adv.
verstärkend. ,M. grausam schwer.' Wagner 1581. ,Ein
marterschönes Weib.' JMahler 1620. ,Das ist uns
Teutien m. leid.' Com. Beati. ,Er versteht marters-
wenig französisch.' 1761, Z Brief. — Die RA. tmter 3
(roh! nach dem syn. 's Elend» ni -i".
martere": 1. foltern. .AU sy den gefangenen ge-
marderet und gestreckt.' iim 1510, Gfo. — 2. Herd-
epfel m. = morde* Bs: Ndw. — 3. intr., Qnal, Mühsal
erdulden PA1. — 4. mit Mühe Etw. fortschleppen
GrOIjS.
arsch-mardere": quälen BSchw. — „Ars-Mar-
terei f.: linkisches Angreifen und entsprechender
Fortgang eines Geschäftes Bs."
durch-. .Wo im ein nagel syn hend und füess
lurchg'marteret.' OWerdji. 1552; dafür .durchboret.'
Herborn 1588.
zer-. ,Ein Pündtner, der die teutsch Sprach zer-
marterte [radebrechte].' Schimpfr. 1651.
Marter er m.: 1. Märterer, Märtyrer Aa. — 2. (ab-
gemagertes) Maultier. Die letzte, schwierige Berg-
partie habe er nicht zu Pferde gemacht, sondern habe
dazu .Marterer' genommen, erzählt der Bischof von
Augsburg von seiner Beise nach Pfäfers und Einsiedcln
am Ende des XV. .Ich dinget ein m. um 15 krüzer
bis gan Derfis, rat [d. i. reit] ich zu der kilcheu.'
Stockar 1519. Vgl. Marter-Bild.
marterlicl1 Gl; L; Zg, märterlv*, -lech Aa; G;
S; Z (in Kn. auch märtlich): peinlich, entsetzlieh Z;
Syn. schüchlieh. Es ist m. g'sV. Vor Verben und Adj.
verstärkend Aa; Gl; L; G; Zg; Z; Syn. manierlich,
mörderlich. De'' hett-ich m. dure'g'schlage* ! Z. M.
brüele', schreie"; m. guet. ,Ist dir so marterlichen
weh?' JMahler 1620. Noch mehr verst. heide'-m. Aa.
— Mhd. marter-, martettich.
martlen. ,In dem krüz, do God an gemartert wart.'
XV., Z Anz.
Mhd. martelen, Nbf. von marteren. Doch könnte man auch
an Zugehörigkeit zu nilat. martelare, frz. marteler, denken.
„ MärteriDg m.: zartes Kind oder eine Person von
kränklichem Körper Sch" (lt St.1).
Martin Marti II Aa; Ar; Bs; B; GrPi.; L; G; S;
UwE.; Z, Märti AAFri.; SchwMuo., 3Iärtel AaF.; L;
Schw; UwE., vergröbernd Martsch GlH. ; Scuw, Mäsch
GRPr., Märtsch GrL.; Schw, Märtschel Scuw, Dim.
Marteli VO, Märteli Ap; VO: 1. Personenname. Ham-
marti, Hans Martin Ar; Gr. Von 39 in der Schlacht
bei Marignano gefallenen St Gallern hiessen nur 2
.Marti'; s. Vad. III 215. Mit mehr oder weniger deut-
lichem Übergang zu appellativer Bed. ; oft als Be-
zeichnung einer beliebigen Mannsperson (vgl. Jägg 2
Bd III 24). Mareäi, Zuekereili, gang-mer nit durh
d'Böne'l wenn der Vetter Marti ehunnt, n ird-cr-dich
scho' bilöne" AAFri. Stelze'märti, Zibelimärti, gib-mer
nie'' ro" dlne" Böne", will si gar guet löne'. Gisch-mer
NM, s. schloh-dieh hüt ab dlne" Stelze", ebd. Trumpf
Rs. d' Fruit heisst Marti! sagt der übertrumpfende
Spieler, welche BA. eig. besagen will, dass die Frau
im Hause Meister sei AALeer. Hans Marti, scherzh.
Schelte Z; Syn. Hans Dampf '. Chalber- Marti, Schelte
auf einen einfältigen Menschen GrD. Entstellt für
Mötteli in der RA. von einem Glüekskinde: Me" würd
meine", Der hett 's Märtelis Glück ZTagelsw. Spec.
Martli, Mensch, der Etw. mit Leidenschaft betreibt G.
Syn. Ueli (Bd I 184), Ludi (Bdlll 1102). — 2. meist
in der Form Marti(n), Name des Heiligen. Heilige''
Sant Marti! das lebig Opfer gib-ich-der, soll eine Frau
127
Mart— murt. Martsch— murtsch
128
gesagt haben, als ihr ein Habicht den Hahn raubte.
Sülger. In Schwären AAHäggl. 's ist d's Mörtels %so,
nid wör! ,Botz martis nacht!' flucht ein Landsknecht.
RSchmid 1579. Der h. Martin ist Patron vieler Gottes-
häuser. Ein Klösterchen St Martin stand auf dem
Zürichberg; Kapellen von St Martin gibt es in Gr; G.
In AAWittnau entspringt neben der St Martinskapelle
der Martisbrunne'. Wer daraus trinkt, wird närrisch;
daher die RA. von Einem, über dessen Dummheit man
sich lustig macht: De'' het vom M. 'Prunke" Aa. Vgl.
noch Martins-Esel (Bd 1 520), -Loch (Bd III 1035).
,üiss sind recht S. Martinis Schuo, fi", wie s' ein Junker
iez muoss hau.' Com. Beati. — 3. meist in der Form
Martini (m. Tu; Z, f. ZRorb., Bafzerfeld), doch auch
Martistag, Marti, der dem Heiligen geweihte Tag
(11. Nov.), sowohl kirchlicher Festtag (in den Ur-
kantonen schon Anf. XIV.; vgl. Gfd XVII 156), als
auch einer der bedeutsamsten Termine im ländlichen
und bürgerlichen Leben. Zu FTaf. opfert man dem
h. Martin, dem Schutzpatron der Gemeinde, ,nach ge-
tanem Gelübde, zu Heilung von Bauchgrimmen und
Brüchen, Gänse und Hühner in Menge'; vgl. Schwei-
zerbote ISIS, 373/4. In LSursee belustigt man sich
am Martinstage auf offenem Platz mit dem Gans-
abe'haue": die Teilnehmer versuchen bei verbundenen
Augen die an einem Seil aufgehängte Martinsgans mit
einem Säbel herunterzuschneiden; vgl. Bd II 371 und
Herzog 1884, 288. Der Tag bezeichnete aber insbes.
das Ende des landwirtschaftlichen Jahres. Martini,
stell mHM! heimse die letzten Feldfrüchte ein. Sulger.
An diesem Tage hörte der Weidebetrieb auf (s. Gall
Bd II 200). Die , Weinrechnung' [d. h. die obrigkeit-
liche Bestimmung des Weinpreises] wurde vorgenom-
men, da man schon in alten Zeiten dafür hielt, dass
sich auf den Martinstag der ,Most in Wein verkehre';
vgl. vMoos II 222. Der Tag war auch das Ende des
Pachtjahres, wo man die Pachtzinsen, dann auch andere
Zinsen und Gefälle entrichtete (vgl. als Gegenstück
den .Maitag'). Sant Marti" ist üser Zeis- und Z'ehndc"-
herr L; vgl. auch Georg (Bd II 51) und Jörgi-Hcr
(Bd II 1532). ,40 phunt pfenninge [dem Bischof von
Bs] ze gewerfe ze sant Martins mess.' 1274, Geschfo.
Ges. ,Dic zinser von Adelgeswile, die sullen an sant
Martis tage weren den zins in den hof [an das Stift
Luzern].' LAdl. Hofr. Vgl. noch Seg., RG. I 219; Bs
XIV. 100; Vonbun 1862, 17. Aus dem im Herbst ein-
gelieferten Zehntgetreide wurden am Martinstage da
und dort Brotspenden, zunächst an die Zehntpflich-
tigen, veranstaltet. ,So soll der, so den zenden en-
pfacht, den kilchgenossen gen 10 vrtl körn und 1 vrtl
gersten und ein becher salz, dar us man bacht die
brot. so man nemmt sant Martis brot, so man teilt
uf die felligen güeter und uf die fryen güeter nach
inhalt ir amptsrodel.' 1502, L Propsteizinsrodel (für
LRoth, wo der h. Martin Kirchenpatron war). In Solo-
thurn wurden, angeblich zum Andenken an die Ret-
tung in der Mordnacht, aus dem Zehntkorn gebaekene
Wecken verteilt; vgl. FrStaub 1808, 62/63; Aa Ta-
schenb. 1881, 45/7. Auf die Zeit des Martinstages
werden, z. B. in Ap; Obw, die Herbstgemeindeversamm-
lungen verlegt (vgl. Martini-Chilchhöri Bd II 1578,
Martini-Gemeind Sp. 305), häufig auch die Herbst-
jahrmärkte (Martini-Märkt). Im Hause werden die
Schweine geschlachtet. ,Einer, Einen zu b'schimpfen,
sagt zu ihm: Es ist uf der ganzen Welt Niemand bas
[wohler] als deiner Frauwen von deswegen, sie bat
an dir ■/.' Martini ein eigen Sehwyn.' Schimppr. 1652.
l>er .Martinstag bringt nach der Vulksanschauung noch
einen kleinen Nachsommer. Der Marti" icill si"cm
Esel heut", sagt man. wenn der Martinstag hell und
warm ist. was auf einen Martini-Summer deutet S.
Anderseits ist die Witterung um Martini Losung für
den Winter. Ineichen. , Sankt Martin — Feuer im Ka-
min-, d. h. mit dem Tage fängt man an einzuheizen S.
Wenn 's vor Martini iffrürt. äass 's Isch e" Gans
treit, so isch der Winter verfrore" S; vgl. Bd II 370.
We""-me" vor Martini muess Wedele" [Reisigbündel]
verbrönne", muess-me"-Sg dernöch spare" S. Sehnt it 's
vor Martini aber de" Rhi", so ist der halb Winter
vorbi Z. S. noch Judä (Bd III 14). — 4. übertr.
a) Name des Bären bei den .Churwalen', lt Fischart,
Garg. — b) ,trockener Martin', Name einer Birnsorte,
lt Kohler.
Das Masc. bei 3 nach dem hinzugedachten Tay, das Fem.
viel], nach andern weibl. Festnamen, bes. nach Liecht-Müss.
N'ach einer Angabe gilt in ZN. in dieser Bed. auch das Neutr.
Betr. die Bed. des h. Martin in Volksbrauch und -Glauben
vgl. mich Kuhn, Herabkunft 18S6, 166/8; Jlannhardt, Baum-
kultus, bes. '273/4; Alsatia 1851, 65. ,St Marthis thar.'
Haimonsk. 1531. ,Marti(n)', Familienname Aa; Bs; B; F;
Gl; Gr; L; Seh; S; W; Z.
Martina Marti III, Dim. Marleli: weibl. Tauf-
naine UwE.
Herta: weibl. Taufname. 1. Emerita GrPi'. —
2. Martha Gr.
Berg-Mirte" f. : Preisseibeere, Vacc. vitisidaea BBe.
Stein-: Schleifenblume, Iber. semperflor. B(Durh.).
Tanne"-: gem. Besenheide, Call. vulg. Bü.
Mnrtji n. : Mörser PA1. — It. mortajo.
Miirte". Eine Erinnerung an die Schlacht bei M,,
wobei freilich die Übergabe von Grandson hineinzu-
spielen scheint, bewahrt die RA.: M. ist über, die
rechte Zeit ist vorbei BHa. M. ist düo afen über
tfsin, u-a de'' Sana verein fürt ist. -- Vgl. über-Mn (Bd II
1324 i. Magdeburg (Sp. HS).
Martsch murtsch.
Martsche" f.: ein Spiel. ,Tiguri etiaui quondam in
publicis conventibus tabula rotunda ponebatur. in (jua
plura foramina certis notata signis, in qua agebatur
globus quidam volvendo, atque attendebatur, in quod
foramen globulus iste ineiderat.' Schulze, Id.
Schulze bringt das W. in Zshang mit der ,Martsche',
einem kriegerischen Spiel der Edlen in Strassburg vier
Wochen nach Ostern, dessen Ahschluss die ,Buntofel', eine
Mahlzeit an der runden Tafel, bildete. Vgl. noch Gr. WB.
VI 1756. Ein ganz ähnliches Spiel s. u. munden.
G' martsch n.: Gedränge Gl.
martsche": 1. sich drängen, von Volksmassen
Gl; einander gegenseitig stossen Aa (Rochh.). St'*
iitt"-)it.. sich zwischen gedrängt Sitzende hineinzwän-
gen Gl. Auch = Chäs drucken (Bd III 512); Eine"
nsr"-w., ihn dabei aus der Reihe hinauspressen, ebd.;
Syn. eu Chäs machen. — 2. Lasten durch Aen Wider-
stand weicher Massen hindurchbewegen GlIv. Auch
ier-iit.. etwas Weiches und Saftiges zu einem Brei
zerdrücken VOj Gl. — 3. Wörter use"-m.. mühsam
429
Martsch— murtseh. Marw— murw
I:ki
herausquetschen Gl. Die liechtcrc" Wörtli hiin-ich eso
i/c" langsame* Weg möge" üse'-g'märtsche*. Gl Volks-
gespr. Vgl. chäsen 5 d. — Vgl. , matschen' 2 bei Gr. WB.
VI 1 755/6] li'ni'T ver-murtBcken.
Mertscherl f.: Kramware. .Alle m. gibt ein soum
S p.' Auf. XV., L Schiffmeisterlibell. ,Märscherei.' Anf.
XIV., L Zolltarif. — It. merecria. Vgl. märzelcn.
in ii lisch: mürbe Schw. Syn. mütsch.
vc r-iii ürtsehe": zerbröckeln, z.B. von Gestein
SchwMuo. Vgl. mursen.
Marw murw.
marw mär — Comp, märer, in ApK. merer: 1. mürbe,
weich, bes. von (reifen, gelagerten) Früchten ApL, IC;
Galle., Pr. ; G. Das sind efange" m-i Bire". — 2. zum
Arbeiten nicht aufgelegt, träge ApI. Kränklich ApL,
K. Syn. lind. — Mhd. marf-tm), im Ablautsverhältniss zu
dem syn. munoe.
im ömär: 1. fest, hart, daher unbearbeitsam ApI.,
M. — 2. ömär, unzeitig ApH.
Wenn 2 eig. .unreif meint, stellt Zugehörigkeit zu 1
fest; der Voc. würde sich entw. aus Anlehnung an an-m&r
(Sp. 360) erklären, mit dem es sich auch begrifflich berührt,
oder auf einer urspr. j- Bildung (St. "marwia-) beruhen; vgl.
gar : gär (Bd II 395).
mare": 1. (durch Liegen) mürbe werden, von
Baumfrüchten „Ap;" Gr; G. Obst z' m. tue" GuHe.
— 2. tr., (Obst) lagern, damit es mürbe, essbar werde
Gr. — Für GrHe. wird Kürze, für G Lauge des Voc. an-
gegeben.
niärwen g'märbe* Th; ZFe.hr., (g'Jnärbe* I ZSth.:
= {/'»iure" (Sp. 353). Mit enand g. ,Ob zween oder
drei zusammen merwittint, dass sy zu acker und ze
bauen gefaren möchten.' 1483, TRBürglen ürk.
Mhd. (sich) merwen zuo, sich verbinden, vereinigen. Pup.
schreibt einmal g'merke*, das (wenn richtig) an g' meinwerke*
angelehnt oder daraus verstümmelt scheint. Auf die Form
(g')närbe* hat wohl g'närbe*, sich mühen, eingewirkt.
Ter-: refl., sich verbinden, rotten. .Deine pro-
pheten habend sich mit einander vermärwet, die seelen
zu verschlünden.' 1531/48, Ezech. ; dafür .verbunden.'
1667; .verschworen.' 1882. Vgl.: .Ihenes volk ist zuo-
samen g'merwt [hat sich zusammen gerottet].' 1531,
Jes. ; ,zemmen g'merbt.' 1530.
G ' m ä rb e r m. : = Gemare" (Sp. 353) ZFehr. „G'när-
ber, spöttisch, ein Bauer, der sein Lamlgütchen mit
wenigem und schwachem Vieh selbst pflügt oder mit
einem andern zusammenspannt Th."
mnrw BBr. (neben murb); Uw, murf GuScuolms,
Val., murb Aa; Bs; BE„ 0.; Gl; GrL., Schud.; L;
Schw; S; Th; Zg; ZS., Stdt, mürb BSi.; FSs.; GRGlar..
mitr uTh; ZSth., mar, mür, bzw. mü2r, mör (Comp.
meist mit üml.) Ap; GStdt, Ta., T., W., We.; Sch;
oTh; ZDättl., Fehr., 0., W. : l.=marwl, auch von
Brot, Knochen; locker, vom Erdreich; morsch, von
Holz. allg. Syn. brüschmig. D' Opfel wSrde'd m., «o«"*-
me* s' i" 's Heu leit; vgl. Muncete". M-i War, M-s,
's M., feines Backwerk vom Kleinbäcker, wie Butter-
wecken, Garelen (Bd II 398) u.a. Bs; B; Z; Syn.
g'anlets Brot (Bd I 344). Beim Bäcker so und so
viele Stücke ,Mürbs' holen ZStdt. Chüechli, so in. und
so chröspelig. Scuwzd. (Th). ,1739 wurde von den
Beckermeistern zu Heidelberg auf dein zugefrornen
Neckar ein Backofen gebaut und darin weiss und
schwarz Brod, auch mürbe Sachen gebacken.' S Kai.
1741. .Schöner, schwarzer, mürber Herd.' Gotth. ,l)ie
leber des delphinen ist zart und murb, die zung mür-
ber dann die leber.' Fischb. 1563. .Castaneae molles,
murb, lind oder reif kestinen.' Fris.; Mal. ,1'utre
solum, murw erdrych.' Collin zu Virg. ,Ein murwes
oder leicht zerribenes Zeltlin.' JJNüsch. 1608. ,ln
einem guten, morben Erdreich.' Rhag. ; sonst ,murb.'
,Man isst reife Früchte ganz frisch oder mürb (feig)
oder gedört.' Spleiss 1667. ,Du wohnst in einer mür-
ben Hütte, meine Seele!' UBragger. Locker, im moral.
Sinn: , Sollst du mir einen Kuss erlauben und sonst
Nichts argwohnen; ich habe keine mürbe Absichten.'
ebd. — 2. von Menschen, = marw 2; schlaft', matt,
unzuverlässig Ap; Bs; B; Gl; S; Z; gebrechlich S.
Syn. <Ii rlisch, teig. Wenn d' Sänne" heiss schint, isch-er
u f der G' stell m. Bs. Afe" so-ne" m-en alte'' Ma"".
BWyss. — 3. zahm, nachgiebig Bs; ß. ,Wenn einst
Vater und Mutter gestorben seien und es noch keinen
Mann hätte, so wüsste es wohl, wie es ihm gienge:
die würden es einschliessen, bis es mürbe genug zum
Erben wäre.' Gotth.
Mhd. murwc, murine. Unsere Formen (abgesehen vrm
mürb) weisen in ihrem Voc. alle auf altes U zurück. Nach
einer Angabe ist in ZUhw. Differencierung eingetreten zwi-
schen mur, faul (von Obst), und mör, mürbe.
murwe" mürbe" Aa; B; Gl; Z, mürbe" SchwNuoL,
mtVre" THSirn., mö're" ZO. : 1. intr., mürbe, weich wer-
den, spec. = maren 1. allg.; Syn. mürbsten. Auch von
Menschen, weich, nachgiebig werden B; VO; Gl; Z.
,M. lä", temporis intervallo animum obstinatum le-
nire.' Id. B. ,Der Karrer wäre Sinns, wieder zu kom-
men ; er hat neue" g'murbet.' Gotth. ,Die harten
Herzen werden m.' B landw. Wochenblatt 1847. -
2. mürbe", tr., mürbe, weich machen B.
ab-murben: nach und nach morsch werden und
alisterben Aa; Z. Der Baum murbet ab.
er-: = murwen 1 B; L; Zg. .Ermurwen, murwund,
faul werden, immaresecre.' Fris.; Mal. Auch bildlich :
De'' muess mir scho" noeh e., ich werde ihn nachgiebig
machen B. ,Als er eben recht ermürbet schien, rückte
sie aus mit ihrem Anliegen.' Gotth.
In der Stelle: ,Es wärnvtend sich etlich by den auge-
stossenen hüseren, die die fyend verbrannt hatten und waren
aber die muren als fast von bitz wegen ermürdet, dass ein
mur niderfiel und darunter 16 knecht verfielen und umkamen'
(WSchodeler 1522) scheint .ermürdet' Schreibfehler für .er-
mürbet', da der Zshang die Bed. ,mürbe gemacht' ergibt.
yer-: (vor Mürbigkeit) zerfallen, vermodern AaF.;
VO; G; Z. Vermurbets Holz. ,Die Würfelein in der
Erden seind teils schön früsch, teils aber um Etwas
geschädiget und vermurbet' 1718, DHess.
Murwete" f.: coli., eine Anzahl Früchte, die man
zum Mürbewerden auf die Seite legt BHa. Murbete",
geheimer Vorrat an Obst, den die Knaben im Heu-
stock anlegen, um es mürbe werden zu lassen; auch
das Versteck selbst GSa. Syn. Mütech, Murw-Nest.
mürbele": feines Backwerk essen, etwas Gutes
behaglich verzehren Schw.
Bein-Mürwi -Mü2ri, -Möri f.: Beinbrüchigkeit,
eine Krankheit bes. der Kühe „Ap;" Th; Z. Sie be-
ginnt mit der Lecksucht und endigt mit der Misslämi
431
Marw— miirw. Marx iniirx. März — murz
432
(Bd III 1265). Vgl. noch Ärch. Vet.; Wirth- Walraff !
150; 3. auch beiii-niürdig |Sp. :'.9'.i), Bluet-Schtrliti.
mürwisch mürbsch: morsch, von Holz SchwE.
M ü r lj 1 i " sx in.: verzärtelter, schwächlicher, kränk-
licher Mensch l!s (Spreng).
niürhsle" = »innren 1, lies, von Hirnen BM.
Marx murx.
Marxm. : Anschnitt eines Brotes B um A.irh. Syn.
Mwrgg.
murx: Ailv., gänzlich L; Uwj z.B. in der Ver-
bindung m. rrrtrurl't, völlig zerquetscht. Vgl. murz.
raursc* Aa; Bs; L; Th, morxe* Bs; GRh.; Schw;
S; Th; Z: 1. meist e'sämme'-m. = murggen 1 Tu; Zr, ;
Z. Öppis ine'-, use'-m. = ine*-, use'-mörde* (Sp. 398)
L; S; Th; Z. Öppis dure'-m., durchzwängen, eig. und
bildl. Th; Z. An Öppis ume" ?»., sich ohne Geschick
damit abquälen Aa; B; Schw; Z. Morxi m., Pfuscher
ZMönch. Ume"-m., sich winden und drehen, nicht
nachgeben wollen Bs. Wo st hätt sollen e" Stigg Linis
herg'e*, het-si so lang ume'g'mwxt, bis der N. mit-eme"
lA'lache* verlieb g'no* het, wo d' Mis d'ra* g'si* sin.
Schwzd. — 2. geizen Bs; L; S WA. — 3. Eine* (ab-Jm.,
meist euphem. und scherzh., ihn erwürgen, hinmorden
Aa; Bs; B; G; Tu ; Z. Eine* m., am Halse würgen,
wie es unter der Jugend an Namenstagskindern geübt
wird THSteckb. — Von murggen mittels s weitergebildet.
Vgl. Gr. WB. VI 2716/17.
ab-: 1. Ei,em Öppis a., abdringen Bs; L; Th; Z;
Syn. ub-drucken. Sic" 's Essen a., aus Geiz absparen
Bs. — 2. s. murren 3.
ver-: tr. 1. zerquetschen Zg. E" Niiss r. — 2. un-
ordentlich zerschneiden, zerstückeln Z. Syn. rer-
g'näggen. — 3. durch Pfuscharbeit verderben Schw.
Murxer, Mor.rer m. : listiger, verschlagener
Mensch S. Vgl. vertruckt.
Mürx = Murgg Iah. - Vgl. .Murks' '2 (Gr. WB.
VI 2716).
März — murz.
Marzel: Taufname, Marcellus Schw.
Marzell(e") m.: eine Münze. ,Ein marzell ist 5 ß.'
1 197, HsSchürpf. ,I>ie gueten m., der ganz und un-
beschnitten ist, einen für zechen Schilling; item ein
m., der beschnitten ist, für sechs plapphart.' 1504,
Absch. (Münzvertrag). ,[Als Schifferlohn] muesst einer
gen 2 marzellen.' Stolz 1519. ,Marzeller', unter kurs-
fähigen .wälschen' Münzen aufgezählt. 1532, Absch.
It. mareeUo, eine venetiauische Silbermünze; vgl. Schm.-
Fr. I 1654/5.
marziälisch: verstärkendes Adv. BsStdt; ScnSt.
Syn. mordiäiisch. 's tuet-mer m. we.
März Me'rz Bs; Ztw., sonst meist Me'rze*: 1. Mo-
natsname. Der M-e* spurt (löscht) d' Cherze* Gr; L.
Wenn 's im M. Nibel giH, st, chunnt-er i* hundert
Tage* wider abe* S; '/.. ,So viel Nebel im Märzen, so
viel Palmen und Kerzen', d. h. so viel Bittgänge mit
geweihten Palmen und Kerzen müssen zur Abwendung
von Wetterschaden gehalten werden Sj von den dor-
tigen Beformierten parodiert: ,Es nützen Palmen und
Kerzen so viel als Nebel im M.' So vil Nebel im M.
sä nl (Schlug-) Wetter (Rege*) im Summer S; Z. .Wie
viel Nebel im Merzen, so viel Wassergüss im Jahr;
wie viel Touw im .Merzen, so viel Ryfen nach Ostercn,
so mancher Nebel kummt im Ängsten.' ZElgg. Arzneib.
Vgl, .Märzennebel' bei Wander. .So weit es im Märzen
biechtet [Rauhreif ansetzt], so weit herunter wird 's
im Mai schneien.' Ineichen. Im Merze* Tau, im Maie*
l.n's s. Wenn Eine'' im Merze* mit-eme* Sari: voll
Sehne über de* Boggenacher geit. so g'seht-me*, wo-n-er
düre* 'gangen isch, Schnee im März schadet dem
Roggen S; Z. Wenn der Gugger im Merze* schreit,
trenn der Storch ril ehlapperet und sic" die wilde*
Gatts lö* g'seh, so gi''t 's e* früeehe* Früeli'g. ebd.,
ähnlich Z; s. noch Gugger II (Bd II 184). im März
soll man die Wiesen auf den Zaun hängen', sie sollten
gut austrocknen L; vgl. Märzen-Staub. De' Merze*
sott Xnnt bringen und Xünt ne", die Vegetation sollte
im März unverändert bleiben ScHSt. Mit Bez. auf
Abzehrende heisst es: Was de'' Merze" über löt, nimmt
um End der Brächet noeh ScHSt. ; Z. S. noch Aprillcn
(Bd I 364), l.iis (Bd III 1450), Dolder, Märzen-Grümi
(Bd II 753), -Bittest, -Sehne. — 2. Merz, Name \.>n
Ochsen Tu; Z. Mastochsen ZZoll. — 3. Hausname
BsStdt. 1. Familienname Aa; Ar; F; VO; G; S; Z.
— Mhd. men(e) in Bed. 1. Zu 2 vgl. Mai S (Sp. S).
Merzi m. Aa''., Fri.; L. Merzene* f. B: Kubname
B; L; Vieh, das im März geboren ist AaF., Fri. —
- Betr. die Bildung vgl. Laubi (Bd III 966) n. ä.
merzig: „drückt die Schlaffheit aus, mit der
man oft im Märzen an allen Gliedern befallen wird
ScHwMa."
Merzling m. ,Bei uns werdend die [Ferkel] für
die besten geachtet, so im merzen, welche man m.
nennet, geboren sind.' Tierb. 1563. Auch 1528, Stahlin.
nÜTzele": wesentlich = grämplen (Bd II 737); bes.
von Kindern, die mit ihrem Spielzeug, mit Näschereien
und anderm Kleinkram Tauschhandel treiben Aa; Bs;
B; „Gl;" L; S; Z; .quaestum exercere in rebus mi-
nutis.' Id. B. Zur Bekräftigung eines abgeschlossenen
Kaufs sagen Kinder: Hunderttüsig m., itnimcifnii* ist
g'stole*; morn am Morge* Ghlapf i* aV Ghefi BThun.
,Die dritte liebü heisset dilectio mercurialis, d. i. ein
merzelende liebi.' XIV., OBwSarnen Predigten. In
einer Z Synodalcensur wird 1534 von einem Geistlichen
tadelnd bemerkt: ,Er merzelet gern.' .Aller verdienst
Christi ist frei und vergebens, one silber und one
einich merzlen oder vergelten [den Gläubigen] zu-
gehörig gemacht.' Vau. .Wann Kinder märzlen, gremp-
len, mit ihren Sachen gegen einander handien, tau-
schen.' AKybürz 1753. — Mlid. miSndn. Vgl. Uärtaehen.
ab-: Einem Etw. abhandeln L. — über-: über-
vorteilen. ,Die mit erdichten Worten in gyt uns über-
merzlend oder -törlend.' Zwingli. — er-: einhandeln.
, Geistliche güeter e. und onberüeft in die faunst brin-
gen.' Vad. — ver- = ver-grämplen Aa; Bs; B; F;
VO; S; Z.
Merzcle r in. : 1. spöttisch, von Einem, der immer
etw. Kleines zu verhandeln und zu vertauschen hat Z.
In der Lit. des XIV./XVL häutig (wie mhd.) = Klein-
krämer (als Berufsname). — 2; Familienname. ,\\.
Merzeier von Solothum.' RCys.
l:
März murz. Mar/t — murzt. Mas
434
Merzeli f. = Mertscheri. .Koufmannschaft, raerz-
lye und ander guot.' 1 126, Absi b.
MSrzleri f.: Kleinhandel. ,Uer schädlich grämpel
nnd die guetgirig merzlerei der kirchengüeter.' Vau.
.Märzlerv oder krämerv.' Z Hand. 1530. .Auf den
Kirchhöfen Kaut'. Tausch and andere Merzlerei tryben.'
1638, Abscb.
Murz bzw. März. Nur in den Verbindungen : Etw.
:' M /:' Mm.," S) verribe', -stösse". -risse", -sehlä",
gleichsam .zu Mulm oder Staub", in klein.' Stücke,
gänzlich „B;- VO; Schj S; .'/.- Gehäuft .-' .1/. und
z' Fetze* verrisse', -haue', -sehlä' Tb; ZRafz. Syn.
:' Mues oder :' Mutz und :' Fetze"; s. Bd I 1148. In
adv. Verwendung: es ist :' M. Nid nun", kein Stauh-
öhen, ganz und gar Nichts Ndw.
murz bzw. morz Aa ; Ap; Gl; Gr; G; Tb; Obw,
murbs Ap; G: Adv.. gänzlich; meist nur in gewissen
stehenden Verbindungen. M. ab, abenand, e'weg si" ;
m. abhaue", -breche", -sehlä". Öppis m. verschlage'
GA., Ta.; Alls m. abenand schlage" Tb. M. hi", ganz
zu Grunde gegangen, zerstört GTa. Fe hed si' Sach
etlli m. thtre" g'macht, Übersetzung von Luc. XV 30.
Dial. (Obw). Was ich in-ere' ganze" Wache" erbettei
ha", hät-er-mer im-ene' Vatterunser -lang m. e'weg
g'fluechet efha". G Prophet 1855. M. üstrinke* GA.,
Ta. M. liir, »üechter Gl: G; m. töd Gr; m. ganz
GA., Ta. S. noch glatt (Bd II 653).
JIhd. murz ni., kurzes, abgeschnittenes Stück, Stammet;
adv. murzu, gänzlich. Vgl. auch Gr. WB. VI 2728. Murbs
lehut sich an mura an. Unser W. berührt sich begrifflich
eng mit dem verstärkenden Mord« (Sp. 396), mit dem es
lautlich sogar tw. zsfällt. Beide werden daher nicht selten
verwechselt; so schreibt St. au der angeführten Stelle der
Dial. mords.
murzament: gänzlich Gr.
murze": 1, .miirze", zerreiben, -malmen B; VO;
Si ii: S; Z." — 2. (i'e'-mürze'J rerl., sich in eine dichte
Reihe mit Gewalt eindrängen Aa. — 3. (mtt-rze") auch
rerl., eine mühsame Arbeit verrichten, sich plagen
Scb; ZRafz. Wenn Fitic' en seltnere" Sack treu, so
mit-ii-er stch m. — Murzi m. : Einer, der kleinlich
und zäli auf seinen Vorteil bedacht ist. mit dem man
daher nicht leicht handelseinig wird ZRafz. — Vgl.
m urxi >.
ab-morze": refl., sich abmühen ScbwE. Üsereiner
clia"-sich der ganz iisländig Tag a. und da" hänke'd
s' Fun eine"iceg )tti e" füle" Hund a". — er-: \. = er-
chräzen (Bd 111 923) Scb. — 2. durch mühsame Arbeit
erlangen, ebd. — zer-. ,Aceti acerbitas margaritas
resolvit. zerbeisst, zermurzt sy.' Fris. ; Mal.
g'mürzelich: karg, knauserig L. Syn. g'schmür-
zelig.
Mutz f.: 1. Hündin L. — 2. Weibsperson von zwei-
deutigem Ruf. ebd.
ver-imirzt: verstärkendes Adj. und Adv., euphem.
für verflucht Scuw. Dwo-e* Lüger ! V. guet, schlecht,
ehalt; sieh r. were*.
Zum verstärkenden Mord» gehörig und von Diesem aus
nach Analogie des syn. verfiuechl gebildet.
Schweiz. Idiotikon IV.
Mas, nies, mis, mos, mus, bzw. mass usw.
Mas bzw. -er- AaKc. (PI. Mö-se'); Gl; SoHwIb.
(PI. Mose'); ZPäll., rS. (PI. Mö'se'), Mos (Fl. Mose
SchwE., sonsl aföse*, Mose') SchwE.; /.Febr., 0., Stdt,
J/ PI. Mö'se') AaF.. Mose- bzw. -0'- F.F. (nur PL),
Si. ; Gl ; GrI)., L., ObS., V. ; S.n ; ThHw., Tag., Wagenh. ;
Uw; U; ZSth., Mose' (Fl. tw. mit Ural.) AaBK, Zein.;
Bs; Id. B; GRPr.; GSa.j Sj Tb, Masse" AaHoM.; BBe.,
Mose" (in AALeer., St.; Ar; LBerom.; GT.; ZFehr. PL
mit Ural.) AaF.. Ke., Leer.. St., Zof. (Fl. Mose* und
3fose"); Ap (-ö2-); BBr., U.; LBerom. (-ö1-), Semp.;
GStdt, Ta . To. (-Ö2-); ZBauma, Fehr. — f., in Aa
oF., Leer., St.; Ap; Bs; B; U; ZBauma m. — Dim.
Mäs(e)U, Mösfeßi: Fleck. Makel, allg. ,[Bei einem
Kirchenbrand] lag das wirdig Sakrament in form der
hostien on masen, empfangen von hitz.' um 1500,
NScbradin. ,Das rebhuen ist mit schwarzen masen
oder flecken gesprengt [gesprenkelt].' Vogelb. 1557.
.Sit sine labe, soll on masen syn, d. i. suber und rein.'
Fris. 1562. .Macula(e), guttae, nota, ein zeichen,
flecken oder ma(a)sen. Labes, ein mackel oder ma(a)ss,
raaasen. Maculae, labecula, fleckle, mässle, mössle.'
Fris.; Mal.; Deszl. 1677; 1710. .Die Mase. Mose,
Fleck, macula, labes.' Red. 1662. ,Es ist Nichts so
schön, das nicht ein Mässlein habe, omni malo punico
inest granum putidum.' Met., Hort. 1692. Spec.
a) Schmutz-, Farbfleck, bes. auf Kleidern, Wäsche;
auch in den Zss. Öl-, Obs-, Gras-, Kafi-, Wi"-M. u. a.
allg. (nur B zieht in der Zusammensetzung Flecke"
vor). Elise" Hans hat Hosen a" und die sind blau; blau
sind </' Hösli, im 'ler voller Mösli Aa Kdspruch. Wälder-
büebli, Wälderbüebli, gib-mer dilti Hösli. Fh gib-der
mini Ghleidleni nit, de machst-mer s' volle" Mösli. ebd.
Mösen i" de" Hose", auch in obsc. S. AaF., Ke. S. noch
Hosen (Bd II 1692). ,Wenn man einen tropfen pfeffers
[Brühe] glych von stund an ab dem tischlach ufninimt.
so schabt man in wol nimmer dennen, es blybt allweg
ein masen.' Zwixgli. .Vestis pura, ein sauber kleid
und one masen.' Fris. ,Dass kein Boden durch irgend
ein Fleckgcn oder Mäsgen geschändet werde.' Sixtem.
1759. — b) Fleck auf der Haut; Wund-, Muttermal.
allg., oft gehäuft mit den synn. Mangel, Untätli.
Kei's Mösli ha", fleckenlos, von untadeligem Aussehen
sein Tb; Z. Gel' Vater, gel' Mueter! schons Bürstlt bin-
ich; nüil g'strömet [durch Streifen verunstaltet], nüd
g'flecket, kei' Mösli hän-ir'' '/.¥ . Bot Mose" uf de" Bag-
gen übercho*, von Fiebernden Aa (vgl. Schwzd. III -1).
(Blaui, blönij M. = Man 4 e (Sp. 235) Aa; B; Scbw;
Z. .Beulen und blau Masen [vom Eise] heimbringen.'
LKI.nderbitzi 1826. .Ich schlug sie tüchtig ab, wobei
des Statthalters Töchter auch noch einige blaue Mosen
bekamen.' Gottb. ,Er glaub, wenn man mit Kegel-
kugeln nach ihr würfe, [die Frau] kriegte nicht einmal
Mosen.' ebd. ,Und was ain ainiges niässli an allem
synem lyb nit beliben.' Auf. XV., G Hdschr. , Glych
wie man in einem Spiegel sieht die masen, flecken und
ungestalt eines yeden angesichts.' Rcef 1554. ,[Der
Teufel] hab sy g'schlagen an das Bain; ain blawen
Mosen, den sy noch g'han.' 1603, Ap Malefizb. ,Das
Angesicht mit aqua vitae gewaschen, vertreibt die
scheutzlichen Maasen, Flecken, Runzlen usw.' JRLax-
denb. 1608. ,Wann die ledige Haft in der Wunden
lang ligen bleibt, so wird oftermalen die Maasen
28
435
Mas, mos, mis, mos, imis
436
ungeschaffener dann ilic Wunden.' Würz 1634. .Alles
voller Wunden, Masen, Streichen, Beulen.' JMüllf.r
1673. ,Jene Hofschranzen Caesaris schmeichelten vor
ihrem Herrn so sehr, dass sie auch die Masen und
Flecken in seinem Angesicht mit den leuchtenden
Sternen am Firmament verglichen.' AKlingler 1688.
,Die Wunden ohne Maassen wider zu heilen.' a. Receptb.
, Weder Makel noch Mäsen an der Leiche 1750. Ol
Jahrb. Vgl. noch An-Mäl (Sp. 149/50). Quetschung,
Schaden an Pflanzen, Früchten, bes. Baumfrüchten
Ap; ß; Th; Z. Der Baum hat e* 21/., wenn seine
Rinde an einer Stelle verletzt ist. ,Die schlechtesten.
ungesundesten Erdäpfel sind diejenigen, die inwendig
gelbe, grüne oder blaue Maasen oder Streifen haben.'
Steinm. 1804 (für Ap). — c) = Fell G (Bd I 771) GG.,
Oberbüren. Es M.-G'sicht; Syn. Bufe*-G 'sieht. -
d) ein inneres Leiden, ,bald Lungentuberkeln, bald
Lungengeschwüre, bald eine entzündete, verhärtete,
skirrhöse oder kankröse Stelle des Magens' Ap (Tobl.).
— e) Beule an Blechgefässen BAarh.; Syn. Bück, In-
tumpf. — f) bildl., moralisches Gebrechen, Makel Ap;
Th; U. Zicei Järli Fegfir sind nit z' vil. Me* muess
de** g'wiss nu ordlich heize*, um jede" M. rein us-
z'beize*. Schwzd. (U). .[Christus] der allenthalb voll-
kummen und on alle masen was, mocht all unser
masen hinnemen.' Zwingli. ,Ein eerliche kilchen, die
da weder maklen, "masen noch runzlen hette, und
heilig wäre und unbefleckt.' ebd. ,Sy sind nit seine
[Gottes] kinder von wegen irer masen und macklen.'
1531, V. Mos. ; = ,presten und macklen.' 1548; Schand-
flecken.' 1667. ,Der mag seine maasen nimmer ab-
waschen.' 1531, Sprüche; = .seinen Kot.' 1882. .Wel-
ches ihm an seinen ehrlichen Leumden eine Maasen
möchte gebären.' 1544, S Wochenbl. ,Wer on maasen
wandlet.' OWerum. 1552; dafür: ,wer ohn wandel ein-
her gehet.' Herborn 1588. ,1m herzen ist sie gar be-
fleckt, ein wüste masen in ir steckt, bemacklet fast
und gar unrein.' GGotth. 1599. ,Von den Maasen und
Flecken unserer Sünden.' JMüller 1661. .Christus
ergriffen mit Glauben stellt den Menschen dar für
Gott ohn Mackel, Masen und Runzlen.' FWvss 1673.
Vgl. noch Schand-M.
Mhd. «sn f. Das Masc. wühl Dach Analogie von Synn.,
z. B. Flüchen. Aus der Verkürzung des Voc. in den zwei-
silbigen Formen ergibt sich tw. zw. Sg. und PI. ein ähn-
liches Verhältniss wie zw. Wis : Wteen, Glas : GUser, wo der
Voc. der einsilbigen Furm sek. Dehnung erfahren hat. S. noch
Müssli, Mütchen.
Für-Mäs: 1. feuerrotes Muttermal, nach dem
Volksglauben davon herrührend, dass die Mutter oft
(bei starkem Feuer) am Herde stehen musste oder bei
Feuersgefahr erschrak G; ZO. ; vgl. Flamm 2 (Bd I
1196), ferner Wi)i-M. .Dieses Wasser nimmt die roten
Feuennasen und Schwinten hinweg.' JRLandenb. 1608.
— 2. Brandmal. , Diese Tafel ist (wie unter Anderm
auch etliche Feuermosen Kundschaft geben) mitten
in dieser grausamen Brunst erhalten worden.' DHess
1818. — Freud-, Chummer-: (gelb)braune Flecken
an Vorderarm oder Hand; sind sie. wenn man sie zum
ersten Mal sieht, trocken, sollen sie auf ein freudiges
Ereigniss deuten (Freud-M.), sind sie noch nass, auf
ein trauriges, z. B. Krankheit oder Tod eines Familien-
gliedes L. Vgl. Be-FUcken (Bd 1 1190). — ChiD1'-
hof-: blauer Flecken unter der Haut, der infolge
Blutzersetzung bei alten Leuten, Todkranken oder
eben Gestorbenen (zuerst am Rückgrat, dann an den
Gliedern) entsteht L; Syn. Töten-M. — Chaste"- =
Kar-Fangel 3 (Bd I 858) Z. — Ligg-: wunder Flecken,
den Kranke vom langen Liegen am Leibe erhalten
Gl; ZO. -- Plag-, BI-: Moder-, Schimmelflecken,
nam. an Stoffen, die lange in feuchter Luft gelegen
haben Aa; VO; „Gl." — Bläter-: Blatternarbe Gr;
LE.; Zg. ,Pockenmasen.' Sintem. 1759. — Bluet-:
blutunterlaufene Stelle. ,Die händ von ringen bloss
und schwülen drinn, bluetmossen rot.' HBill. 1533.
— Rost-: Rostflecken, auch auf Pflanzenblättern. wie
z. B. auf Weinlaub Th;Z. — Schand-: Schandfleck.
, Macula, nota, die schandmaasen, böser lümd(en),
schand. bös g'schrei, uneer. Maculas furtorum, die
seh. der diebstälen.' Fris.; Mal.; Denzl. ,Und sind
der kirchen und dem vatterland ein schandmosen.'
SHochii. 1591; dafür .Schandflecken.' 1693. .Die Trun-
kenheit ist ein Seh. des Lebens, ein Verschreiung der
Ehrbarkeit,' FWvss 1655. — Schmutz-: Fettfleck,
allg. Bildl.: .Alle Seifen sind nicht kapabel, ein einiges
Schmutzmösslein des Fleisches und der Sünden aus-
zuwaschen.' AKlingl. 1688. .Eine höllische Schmutz-
maass. Die Flecken, die Schmutzmasen und aller Un-
flat' ebd. 1702. — Streich-: Streichmal. ,Schnatten
und streiclima(a)sen säubernd aus die schalkheit.'
1531/1667, Sprüche. ,Vibex. schnatten, streichmass.'
Fris.; Mal. ,Er zeigt inen die Streichmasen, die sy
im geschlagen haftend.' JRüeger 1606. S. noch költseh
(Bd III 246). — Töten- = Ghilchhof-Mäs AABb.; ZO.,
S. .Traurige Totenmasen oder Zeichen und Vorbotten
unsers endlichen Verderbens.' JMüll. 1666. — Wi"-:
weinroter Flecken in der Haut Gl. — Wund-: Wund-
mal. .Ich hab einen mann erschlagen, mir zur wunden,
und einen Jüngling, mir zur wundmasen.' 1531/60,
I. Mosis; = .Beulen.' 1667. ,Ir wundmasen will ich in
heilen.' Ruef 1550. .Das unschlit über die wundmasen
strichen.' Tierb. 1563. .Epuloticus, das W. heilet.'
Denzl. 1677; 1716. .Durch [Christi] W. werden wir
gesund.' 1707, Jes.
mäsechtig. Schulze, moslachtig Z: mit Mäsen be-
haftet; Syn. vermäset, g'moslig. M. Opfel. ,So du mit
einem Sucherlein zu erfahren begehrst, ob es Spreissen
[in der Wunde] habe, so machestu das Gebein masecht.'
FWürz 1634.
mäse" mose*: Mäsen machen, bzw. bekommen
Sch; Z.
ver- (in G -mo.me"): 1. durch Mäsen verunstalten,
besudeln Aa; Ap; Bs; B;VO; Gl; Sch; Th; Z; Syn.
ver-muslen. Bes. als Ptc. vermäset (in Bs vermö'st).
V. dether eho*. En vermäsetef Opfel; Syn. verhütet.
- 2. Jmdn durchprügeln B; Syn. vermutsehen. — Der
Voc. ist dem von Mas entsprechend gestaltet,
g'mäset (bzw. -o-) Gl; Gr; GRh.; Sch; Z, g'mosnet
G, (g')mäsig (bzw. -o-) Bs; B; Sch; Z, g'moslig Z:
fleckig,- von Kleiderstoffen, Obst usw. E* g'masete*
Rock üsbürste*. Gl Volksgespr.
m äs ige" mosge; nur als Ptc. g'mosget = dem Vor.
Gr( 'hur.
ver-mnsge" = ver-mäsen Bs (Spreng; nach ihm
seit 100 Jahren veraltet); GRHe. (als Ptc. vermosget).
Sehr häufig in der ä. Lit., in eig. und bildl. Bed. .Das
opfer, da sich der mensch selhs ufopfret, ist nit so
ganz rein, dass es nit vermasget sye mit der makel der
Sünden.' Zwingli. .Etlich bringend ire anfechtungen
137
Mas. mos. mis, mos, raus
|::s
in die g'schrift. vermuasgeinl und felschend sy mit.'
Z Bib. L581. .Glycli wie syne haidesche vorfaren irc
händ in dem bluet der frommen diener [Märtyrer]
vermassigel haben.' Kessl. ,l>ie seelen, so vom lyb
nit secr vermassget sind.' OWbrdm. 1552; = .bedeckt.'
Uerborn 1588. .Macula* facere, verraass(i)gen, maasen
machen, beflecken, besudeln.- Fkis.; Mal.; Denzl. 1 i > T T ;
ITUi. .In einem Spiegel das Angesicht schawen und,
was daran vermaasget ist, reinigen.' CMey. 1657. ,Das
Vatterland ist mit schweren Blutschulden vermassget.'
JMüLL. 166b'. Übergehend in die Bed. tauschen, be-
trügen. .Sagt er [der Prediger] ein einigen periodum,
d. i. ein pünktly, der mir das volk vermassgen möcht,
[so muss er] offenlich vor der selbigen g'meind, die
er vermassget hat, des lugs rechnung und ursach
geben.' Zwingli. Vgl. beschissen, anschmieren. —
unvermasget: unbefleckt; unversehrt. ,Ein lechen-
brief. der ganz und ungebresthaft gewesen ist an per-
ment, an geschrift. am insigel und sust unvermaseget.'
1281, B Anz. Sehr häufig vom XIV./XV1I.. bes. von
der .unbefleckten- [immaculata] Jungfrau Maria, dem
.unbefleckten Lamm' Jesus Christus.
.Vermasgot.' 1336/1+46, ZChr.; 1447. 1526, Abscli.
,TJnvermaschget.' 1536, ebd.
Mass bzw. -ös-, -ö'- (in Bs; GRh. auch Mos) — f.:
1. Mässfe"), wie nhd. ,Mass(e)' i. S. v. : zu-, abge-
messene Menge oder Teil, Ausdehnung in Raum, Zeit
usw.; Art und Weise. Nur noch in bestimmten Wen-
dungen. Ein°m i" (us) der Masse' tvol (/'falle" Z.
's Elend i" der vollste* M. Schw; ZO. Über alli M
In ä. Lit. allg. ,Nach unserer maas', nach dem uns
zugemessenen Anteil. Zwingli. .Ein yetlicher wüsse
zur m. und rechtem wüssen. nach dem Gott ausgeteilt
hat die m. des glaubens.' 1530, Römer. Jmmoderatus,
über die maass ausbin, unzüchtig.' Fris. ; Mal. ,In
gastmäleren braucht man nit allwegen die m. und
b'scheidenheit.' LLav. 1582. Wir können dem Herzog
von Mailand keine Vorschriften machen (,nit Maas
geben'). 1603, Absch. ,Das ander aqua vitae behalt
das Mittel zwischen dem nutzen, gesunden [und] dem
unnützen und ungesunden und in Summa, es ist (wie
man sagt) zu beder M. [ist Beides in gleichem Masse].'
JR Landend. 1608. ,Dass die römische Kirch die guten
Werk misset nach ihrer Maass und Gutdun ken, nicht
aber nach der Schnur und Befelch Gottes.- JHHott.
1666. .Mein Zorn hat keine M.' FJHerm. 1755. Wenn
d' M. voll ist, so überlauft si. allg. Wenn d' M. voll
ist, so lauft si nit über: es muess noch es Tropft i derzue
BBe. Me" giht n-ol (fern, Das weiss ich wol, doch nüd
eisig, d' M. wird z'letst voll. Stütz. .Man spricht, wenn
die m. syge voll, so louft sy über.' Reef 1540. ,Das
ruch- und gottlose Wesen hat seinen Lauf so weit
genommen, dass die Sündenmass bei Nahem erfüllt.'
B Mand. 1661. In formelhafter Verbindung a) mit
ZU. Ke" M. und ke* ZU ha; kenne" Th; Z. — b) mit
.TJnmass', zur Bezeichnung der innert den Schranken
von Gesetz und Ordnung sich haltenden, bzw. darüber
hinausgehenden Ansprüche von Prozessgegnern. Rspr.
.Zu gütlicher Ausscheidung mit Berücksichtigung von
M. und IL' Z (noch um 1820). ,Man soll uf den span
gan und m. und u. b'sichtigen.' 1544/73, UMey., Chr.
und ähnlich 1545, Hotz, Urk. — c) mit ,Mess.' ,Die
herrlichkeit dis gottshus, zoll, münz, mess und m.
[usw.].' 1340, Z Rq. ,Dass nun fürohin in unseren
landen allenthalben ain mäss. ain gewicht und ain m.
syn solle und soll sölichs alles by Churer gewicht,
raass und mäss 'geben und genommen werden.- 1526,
Absch. .Der hof hat auch das recht, das der hofherr
das mess, den sester und die m. dem dorf geben soll •
1532, Bürckh., Dingh. ,Die Torkelmeister sollen Jedem
dasjenige Mäss und M., so ihme von Rechts wegen
gehört, zukommen lassen.- 1653, Ar Jahrb. .Aller
Mäsen, Massen und Gewichten Preis.' JBEsoher 1685.
- d) mit Präp. (meist ,in-) oder im einfachen Gen.
in adv. Verwendung, a) .[Es] ist die guete frow in
der massen [in dem Zustande], dass sy mit einem
kinde gat.- Ziely 1521. .Ein Wybsperson soll Nie-
mand nützit ordnen, sy sye denn noch in der M.
[im Stande], das sy für die Hustür us gähn möge.'
B Gerichtssatz. 1615. — ß) ,(zuo) guoter M.', grössten-
teils, so ziemlich, beinahe. , Herden ist guoter m. ver-
brunnen.- 1476, Bs Chr. .[Die Soldaten des Zuzugs]
sind guoter m. büchsen und handbogen.' ebd. ,Sidcr
die sachen zuo guoter masse alle sich by mynen zyten
erloffen band.- Fründ. Beinahe (.guoter m.') einhellig
wird erklärt. 1521. Abscu. — y) .der mass(en)', derart.
Etliche schickend sich mit iro leben der maass, das
,sy billicher gehasset dann geliebet werdend.- HBull
1540. , Der massen, also, taliter. Adeo exornatum dabo,
ich will im der massen abkeeren oder bürsten.' Fris.;
.Mal. Auch abs.. d. h. mit Unterdrückung des Folge-
satzes : Er hat halt der Masse* a'g'halte*, ausser-
ordentlich dringlich Z. Häufig in unserer ä. Lit. auch
in den übrigen bei Gr. WB. VI 1732 ff. belegten Wen-
dungen. — 2. Hohlmass. a) Mäss (in PA1. auch n.:
as halbs M. Giordani), Flüssigkeitsmass (bzw. das ent-
sprechende Gefäss), vor 1848 in den einzelnen Kan-
tonen und Landesgegenden von verschiedener Grösse,
seit 1848 für die ganze Schweiz einheitlich normiert
(= IV2 dm3), seit 1877 durch den , Liter' abgelöst. Eine
M. war = 2 Flasche" oder Halbi, = 4 Schoppe*. allg.
In L wurde die ,Milch-M.- von der kleinem ,Wein-M.'
unterschieden (vgl. Helv. Kai. 1864, 147); in AaB.,
Laufenb., Rheinf., Zof.; Z (seit dem XV.) die .Land-M.'
(in AaL. auch ,Grafschafts-M.') von der kleinem ,Stadt-
M.- (in AAZof. tw.; Z ,Schenk-M.'). .Nicht bloss eine
Flasche Wein, sondern eine ganze M.- Gotth. ,Man
soll ieglicher frowen ein in. wyns gen.- XV., Gfd. ,Tu
bei dreien Massen Geiss- oder Eselsmilch [dazu].'
JRLandenb. 1608. In der Landvogtei AaB. unterschied
man 1642 eine (erlaubte) grosse und eine (verbotene)
kleine M.; vgl. Absch. V 2, 1669. ,Für ein ganze M.
[dem Drechsler].' Bs Taxordn. 1646. .Eine M. = '/a Kopf
oder '/is Viertel trüb oder '/m Viertel lauter.' JBEscher
1685; vgl. Lüter-, Trüeb-Mess. ,Wirt, welche Wein
bei der M. ausschenken, sollen gefoehtene Maassen
haben.- um 1700, U Rq. — b) Mass für Butter. ,Ein
m. an ken von syner hofstatt.' XV., Gfd.
Mhd. maß(e) f. in Beil. 1. Das in einzelnen Angaben
erscheinende Neutr. scheint moderne Entlehnung aus dem
schriftd. .Mass' n., dem sonst unser Mens (s. d.) entspricht.
Wiut. 172 fuhrt Fem. und Neutr. als gleichberechtigt neben
einander au. Die RA. von der .vollen M.' wird vom Volk
als zu 2 a gehörig empfanden. In der Verbindung ,M. und
Mess- mag Jenes urspr. ein Flüssigkeitsmass (oder allgemeiner
ein Hohlmass), Dieses ein Trockenmass (oder ein Längen-
mass) bezeichnet haben. '2 b ist wohl Neutr. und zu mhd.
maß u. (in Bed. 2) zu stellen. Unverständlich ist die An-
ilin ; ,.l/,(«. adinoduin.' Id. B.
Über-: 1. wie nhd. ,Der ihm diesen Trank öfters
lässt zu Tische tragen, sehe, dass die Ü. nicht be-
•439
Mas, mos, mis, mos, mus
140
lästigt seinen Magen.' GHeid. 1732. — 2. in der Rspr.,
derjenige Teil der Konkursmasse, aus welchem die
privilegierten Forderungen befriedigt werden. ,Die
ü. des guots.' um 1500, Z Konkursordn.
Un-Mäss: 1. Unmenge Ndw. En U. Bettler, Obs.
— 2. Übermass, Masslosigkeit .Zuotrinken, zeeren,
zerhowenen kleider und anderer unmaassen halb.' Z
Mand. 1532. ,Dass er mit [Holz-]hauwen unmas trybe.'
1557, Hotz, Urk. ,10 pfd gab der wirt, umb dass er nach
den nünen gewirtet und ein u. 'triben.' 1579, ZGrün.
Amtsrechn. Spec. Unmässigkeit (im Genuss). ,U. in
spys, darzue in trank, macht lyb und seel gar sehwach
und krank.' JFris. 1562. Auch sonst bis Ende XVII.
Bei Vad. I 34 einmal .unrnäss', was mlid. unmeß n. ent-
spräche, wenn es nicht für ,unmäss' verlesen ist.
Vor-. ,Vormaass [Überschuss], das die Weberin
bei dem Dämmen [dem kräftigen Anspannen] des Ge-
webes erhält, gehört ihr oder wird ihr extra bezahlt'
Bertheau 1885. — Gotte"-, Götti-: ein Mass Weines,
womit ledige Taufpaten ihre nächsten Freunde am
Tauftage zu bewirten pflegen BHa. E" Gotte"- (Götti-)
M. Vsalen.
Glid-, Lid-: 1. Mass, Bau, spec. Ebenmass der
Glieder, bzw. des Körpers. ,I)as tuoch [der h. Vero-
nika] was glich als sin heilig antlit mit aller lidmäss
[Aussehen] an farwe und an allen dingen.' 1478,
Deutsche Volksb. ,Ir näsli [war] in rechter 1.' Zielt
1521. ,Dein lidmaass ist gleich einem dattelbaum.'
1531, Hohelied; = .glidmass.' 1548; .Wuchs.' 1882.
,Was wunder stättlin ist mir das! es hat freie leut
von 1.' VBolz 1554. ,Filum, lineamentum, die strich
und lidma(a)ss eines (des) angesichts und desselbigen
strimen, die hauptstrich. Concininis. füegklich, fein,
hüpsch, mit guoten lidmassen.' Fris. ; Mal. — 2. Glie-
der-, bzw. Körperlänge. ,Wer ist under üch, der zu
siner gl. ein einige elln zuesetzen möge?' 1531/1667,
Matth. ,G1., die leibslenge, die grosse des leibs. Ho-
mines paululi et graciles, einer kleinen gl.' Fris.;
Mal. .Nachdem man die L. der Glideren [eines aus-
gegrabenen Riesen] abgeteilt, hat man funden, dass
er 18 Schuo lang g'syn.' RCys. - - 3. übertr., Ge-
bahren. Gefallener Engel: ,Muess ich in d' hell und
darinn blyben, so will ich 's tüfels gl. tryben [mich
nach seiner Art gebärden], ouch disen orden nemmen
an.' Ruef 1550. — gelidmasset: (ebenmässig) ge-
baut. .Die meisten Einwohner sind wohl gelidmasset'
Leu, Lex. — glid-mässig = dem Vor. .Wann ein
Weibsbild ein lebendiges, gl-es Kindlein geboren.'
SMutach 1709.
Kust-: eine, bes. in B und L ehedem übliche
Abgabe; eig. ein Mass Weines, das man von jedem
neu angestochenen Fasse dem Herrn zum Ghüsten
(Bd III 555) schicken musste; vgl. K.- Win. ,Es soll
ein iegklieher wirt ald wynschenk von einem Ieg-
klichen fass einem herrn Propst ein k. und dem
weibel ein halb maass, das er den wyn usrüefe, geben.'
1552, LBeromünster Amtsr. ; vgl. Esterm., Neud. 250
(,Gust-M.'). — Lad- = Bandelier-Fläschen (Bd I 1220).
,Die L. auftuet!' 1612. ExERCiER-Regl. (.die Musqueten
bei reifend'). .Wie er die L. mit dein 1 »a innen aussperren
soll. Wie er aus den L.-Massen die Musquet laden soll'
Val. Frieder. 1619. .Öffnet euer Massen!' Kriegsb.
1644. Vgl. Rüstow 1857, I 233. - Nach-: nach Ver-
rechnung der Zeche aufgetischte .Mass' Wein; vgl.
Näch-Ürten (Bd I 494). ,Dass einem Gast nit mehr
dann ein Mass Wein 'geben, auch keine Nachmassen
aufgestellt werden sollen.' B Mand. 1667. — Iteic"-.
,Nach achtsylbigcr R.' ('Mi:v. 1657. Vgl. Tam-M. (Gr.
WB. XI 129). - Schwätz-Mässli: Mas. Wein,
bei der man ein Plauderstündchen hält ZNeftenb.
,Das unmässig zeeren. dessglychen die schupfürten
und schw. sollen hiemit gänzlich abgestellt syn.' Z
Mand. 1530; dafür in dem gleichzeitigen Tu Mand.
,Schmätz-M.' (s. Schupf-Ürten Bd I 194). ,Es sagt etwaii
ein Anderer, er habe lange Weil, er müsse die X.'it
also vertreiben und ein Schwätzmässlein trinken.'
JMey. 1694. — Spruch-Mäss: Verstakt. ,Ye völliger
yede spr. ist, quo quique pedes sunt temporibus ple-
niores.' Mal. — Stadt- s. Mass •_>,<. .Bei vier fallen-
den Kegeln ruft der Kegelbube: Stirri oder St.- SchwE.
Kai. 1884. — Trotte"-: (1 Mass haltendes) eylindri-
sehes Holzgefäss, in der Weinkelter gebraucht ThIIw.
müsse": 1. abmessen ; (nach Etw.) festsetzen, be-
stimmen. .Inderhalb den marken des Ryntals, wie
dieselben von der Aidg'nossen boten gemasset und
uszilet wärend.' Vad. ,Die regel [der ersten Mönche]
was mit der regel Christi, d. i. mit der leere der ge-
schrift gemasset.' ebd. ,Man tindt, dass die kaiser all
Ordnungen der hab und güetern [der Klöster] mit
iren eigenen gesatzen gemasset, gcbotten und ver-
botten habend.' ebd. ,Ob unser herren söllich masung
und artikel annemen wellten.' Kessl. — 2. sieh an
Eim m., sich ihm gleichstellen „BO. Das .so// -sich
nid diu" 7ii., soll damit in keine Vergleichung gesetzt
werden." — :'•. Mass halten mit Etw., sich massigen,
enthalten. ,Sy sollend sich ein wenig mit iren un-
flätigen Worten und schandlichen Schweren m.' 1606,
Stockmann. Sonst (wie mhd.) intr. und rerl. mit Gen. S.
— 4. zaudern, unschlüssig sein PA1. — Zu '2 vgl. .las
syn. mhd. (eich) einem gemalt'».
ab-. ,[Der Abt] Hess ein abgemasste [wohl er-
wogene] g'schrift mit vilen artiklen vorlesen.' Vau.
— an-: 1. nachbilden, -ahmen. ,Die übrigen [Städte-
namen] habend gar keine anmasung des tütschs.' Äg.
Tschi'Di 1538. .Commentari alqm , einen anbilden,
-massen, sich gestalten mit weis und pärd wie ein
anderer. Der leuten gebärden anteren, a., nachtuen,
affingere hominum mores. Assimulari, dem ich gleich tet
oder den ich anmasset oder für den ich mich ausgab.
Pantomimus, ein gaugkler, der allerlei weis und bärd
a. kann, ein gebärdgaugkleiv Fris.; Mal. S. noch ab-
konterfeien (Bd III 376). — 2. refl., sich anpassen,
richten nach. ,Do man sich [der Päpste] Sitten und
ratschlegen nachgestaltet und anmasset.- Vad. —
3. vorschreiben, festsetzen. ,Dass unser eidg'nossen
von den fünf orten uns (sam wir beherschet wärend)
uszylen und a. wolltend. in was g'stali wir ze handien
und ze faren bettend.- 1532. Strickl. .Dannenhar die
fürsten die Verwaltung der kirchengüeter mit gesetzen
und Ordnungen anmasstend.' Vad. ,Gott hat jedem
reich seinen anfang, sein höche, zueletzi auch seinen
undergang fürgesechen und angemasset' ebd.
mass(i)gen: massigen, einschränken. ,Das' er
sein zungen und red ordne und massge.' 1581, Sprüche,
,Die eelüt sollend sich des yfers abtuen «der joch
zum wenigisten in massigen und undertrucken.' HBull.
1540. ,Es muesstend, im [Ludwig XI.] die schläfer-
keit zue massgen, etlich schaler vor synem sal tag
und nacht sackpfyfen.' Ansh. ,Temperare, moderare,
III
Mas, nies, mis. mos, nuis
442
ein mass setzen, massgen, der seit nach schicken and
ordnen, züchtigen, zcmmen, in zacht halten, Apponere
modum vitiis. die lastei zämmen oder demmen, m.,
mass halten.1 Fris. ; Mal. Sonst = müssen ■'!; iraXVI,
häufig. ,Ir sölltend üch roaassigen mit der Hester.'
HBdll. 1540. .Die ungesunde milch purgiert, der-
balben soll man sich der milch massgen und sich
darvon hüeten.' Tierb. 1563. .Reprimam jam nie. ich
will mich yetz hucken oder massgen, ich will mich
aberheben und entziehen. Parsimoniae oratoris, ab-
brach, wenn sich der redncr etlicher Worten ze brau-
chen massget oder enthalt.' Fris.; Mal.
an-: sich anmassen. FWvss 1670; 1714, Z Urbar.
ent-mässigen: sieh enthalten. .Artikul. so ring
zu halten, als ring Adam und Eva sieh der ver-
bottnen Frucht e. können.' FWyss 1673.
g'mäss (g'mes GrPi'.): 1. massig (im Essen und
Trinken), enthaltsam Ap; Gr; Z f. S. g'fräss (Bd 1
1319). ,Carl ist gemässes trinkens g'wesen.' Yai>.
.Ganz an [ein] gemesser, beschaidner mann und der
unrainigkeit so fygend, dass im glych ab dem frowen-
bild gruwet.' Kessl. .Der Speismeister halt nüechter
sich, leb fein g.' MüRER-Rord. 1022. Von der Körper-
länge; s. Frid-Hag (Bd II 1069). — 2. angemessen.
,Des [Regimentes] an eren, tugenden, fromkeit und
wesen gemess.' XV., Nic.Rüsch.
an-: 1. unenthaltsam Gr. — 2. nicht gleich kom-
mend, nicht gewachsen. Einer so grossen Macht und
so vielem Geschütz wäre man ,u.' 1531, Strickl. ,In
den werken werdend vil ding funden, die Gott ti. und
an ihnen selbs unvollkommen sind.' IL helv. Conf.
1566/1644. — 3. unpassend, unziemlich. ,Ob mich
glych etlich vil ungemässer dingen und unerberkeiten
zyhen.' Zwisgli. ,Üwer wysheit verneme diso myn
antwurt im besten und wo ich u. gewesen, soll mich
die allweg berichten.' ebd.
Gemässe f.: Gemässheit. ,Dass sü dienste tuont
mit sture und mit wache in der gemesi als ein ander
burger.' 1310. Z Urk. (Staatsarch.).
massig (&): l.=g'mäss 1. wohl allg. — 2. (massig
bzw. -<")--, -Ö-; in AALeer. massig und massig) eine
,Mass' (i. S. v. 2 a) haltend, allg. E* m-er Hufe"; e"
m-i Guttere* (Syn. Mäss-Guttere*). .Einige m-e Fla-
schen stunden auf dem Tisch.' Gotth. Mit fortge-
lassenem Subst. : m Massiger (sc. Chrueg, Mijel) Sch.
,Ein (zwo-)mässige kanten.' 1559, SchwIiiv. ; 1561, F
Inv.; 1000, A.iWett. Klosterarch. .Einen viermässigen
Kolben [Retorte].' JELandenb. 1608. ,Für einen mas-
sigen Krueg.' Bs Taxordn. 1640. ,Tu's in ein mössig
G'schirli.' ZElgg Arzneib. um 1050. ,Uen Wein nicht
bloss aus massigen und gewohnlichen Bechern, sonder
aus grossen, määssigen Geschirren trinken.' JUlrich
1733. Wortspielend mit 1: m. trinke; lebe*, mass-
weise trinken Aa; Ap; Bs; Sch; Z. — 3. das gesetz-
liche (Längen- (Mass habend. ,Es war vorgeschrieben,
welches Mass jede Fischart erlangt haben musste, um
gefangen werden zu dürfen; unmässige Fische mussten
wieder ins Wasser geworfen werden.' III. Kal. 1853
(TüGottl. Öffnung). — 4. als zweiter Teil von zsge-
setzten Adj. und Adv. = nach Art von, gemäss, wie.
.Fürst-' (,f. lüt', von den hl. drei Königen. Fdnkelin
1553); flanggüse'- (s. Bd I 1202) ZGlattf.; heilig- (i1*
han-en eisster für ne* h-e" Her g'halte*. JBEgli);
,held-' (h-e Taten.' Spleiss 1607); ,chorherre"-' (s.
dürrbiren-ässig Bd 1 502); ,christ-' (,ein getrüwer,
chr-er verkünder des evangelii.' Zwingm); meisler-
GKSpl.; süchel-m. BHk. Bes. in einer Reihe verstär-
kender Adv., auch Adj.. wie füdlech- (bes. zur Steige-
rung von warm, heiss) Bs; galge*- Bs; Th; l'wF..; Z;
hagel- Z; hellfe'J- L; Z; cheibe*- Aa; Ap; Bs; IS; G;
Tu; /.; choge*- Bs; VO; <i; Tu; /. ; chetzer- G; '/,-,
chrotte*- Z; mords- (vgl. Sp. 396) Bs; Sch; Tu; Z; sie-
che*- 1 ; Tu ; Z ; Sünde"- (bes. vor tfir) Bs; Tu ; Z ; sterne*-
(voll) B; straf- ZO.; sträl(s)- Tu; Z; strälig- (bes. vor
/i/>fr/cn, tue") Ap; tüfel- Bs; B; Z; teuggelers- (euphem.
für das Vorige) Bs ; tunder(s)- Tu; Z; wetter-m. B;
VO; Z, meist übersetzbar durch: über die Massen,
sehr (gross), und syn. mit den Adj.- (bzw. Adv.-) Bil-
dungen auf -isch (wie galgisch, cheibisch usw.), sowie
mit den Zss. mit dem Gen. (wie Hagels-, Cheibe"- usw.),
doch tw. in abschwächendem S. Spec. zur Steigerung
des Adj. ,dumm' dienen: chüe- VO; Th; Z; chegel-
UwE.; chalber-m. Ap; VO; Tu; Z. S. noch die folg. Zss.
Mhd. maeßec in Bed. 1. Für 1 und 4 gilt im Allg. der
Voe. a, für 2 dagegen, das sich au Mäs» 8 " anschliesst,
oz bzw. S in dem gleichen Umfange, wie das alte ä des
Grundw. zu ö2 bzw. u geworden ist. Nur tw. iz. I:. Sch; Th)
ist auch in Bed. 1 und 4 der Voc. dem von 2 angeglichen.
ebe"-: 1. adj.=eöe« 4 (Bd I 44). Guler. — 2. Adv.,
gleicherweise, ebenso (sehr) B. ,Der alte Hans ist
e. tief darin [in Schulden].' Gotth. Häufig in der
Lit. des XVII./XVIIL, auch übersetzbar durch , eben-
falls.' ,E. soll es beschechen an Lychpredigen.' 1638,
JJ Breit., wechselnd mit ungleichen.' .Der halbige
Teil Weibergut gaht e. denenjenigen Schulden vor.'
SMutach 1709 (vom .Vorgang der Gläubigeren'). .Bei
dem lotsten und zwölften Gutjahr soll e. [wie bei den
übrigen] mit einem halben Gulden abgeletzet werden.'
vMoos 1775. — alt-: eine alte Mass haltend. .Ein
Vla-en kübel [mit Milch] füllen.- XIV./XV., üwE.
Talrecht. — un-: 1. Adj. a) das Mass überschreitend;
sehr gross, schlimm usw. Nnw. En u-er Mentsch. -
b) s. massig 3. — 2. Steigerungsadv., ausserordentlich,
sehr VO. U. gross, schön. U. müesse* lache". .Was
es an Kleidern anlegte, das ist ihm u. gut angestan-
den.' Ndw Kai. — ise"-: a) Adj., sehr stark, fest,
ausdauernd Bs; LE.; Sohw; S; Z. En l-er Klarinetler
[Klarinettbläser] LE. — b) verstärkendes Adv., bes.
vor hört, starch Z. — veh-: grob, ungeschlacht wie
ein Vieh Z. V. süfe", von einem Trinker, ebd. —
fr id.-: dem Landfrieden (von 1712) gemäss. .Knaben,
welche zwar das fr-e Alter erreicht und den Landeid
geschworen, aber noch nie das h. Abendmahl genossen
haben.' 1734, Absch. ,Eine fr-e und rechtschaffene
Huldigung.' 1741, ebd. — glaub-. .Empfelchend das
einem jeden, der da gl-en verstand hat.' Zwingli 2 a
134. — beide"-: 1. Adj., äusserst roh. ungeschliffen
unmenschlich AaFi'i. Überaus gross Bs; Tu; Z. ,An
welchem der Christeli eine h-e Freude hatte.' Breitenst.
— 2. verstärkendes Adv., wie nhd. allg. Ei"'m h. wc
tue"; h. flueche*.
halb-: eine halbe .Mass' fassend, allg. En H-e''
(sc. Chrueg, Mijel) Sch. .[Dem N. N. wird aufgetragen!
dem Landvogt zu Kyburg seinen willig Dienst und
Gruss anzumelden und ihm als seinem sonders wohl-
vertrauten Herrn einen H-en uszebringen.' 1605, Z
Brief. S. noch Friden (Bd I 1278/9). — Halbmässig
m. (PI. unver.): ein Trinkglas, das eine halbe Mass
fasst G; Th, in Ap ein hohes, cylindrisches Glas mit
443
Mas, nies, niis, mos, mus
MI
einem glockenförmigen Fuss. Aus dem Fuss des H.
pflegen die Kinder Glöcklein zu machen und sie den
hölzernen Kühen (ihrem Spielzeug) anzuhängen. .Die
Gläser waren sogenannte iL. aus denen man sich
grössere Schlucke erlauben konnte, als aus unsern
Zwei- und Fünfdezilitergläsern.' HÄBERLIN-Schaltegger.
S. noch Gipf 1 (Bd II 390).
Nach Tobl. wären in Ap Adj. und Subst. auch dadurch
unterschieden, dass Jenes den Voc. er. Dieses 3 hätte.
hunde"-mässig ZO„ S.. hunds- BsStdt; ThHw.:
verstärkendes Adv., meist in der RA. sich h. schäme?;
vgl. Hund (Bd II 1421). — chäher- AALeer., sonst
ehäfer-: 1. Adj., frisch und gesund, kräftig, an Körper
and Geist Aa; Vü. E" ch-i Natur, G'sundheit. —
2. Adj. und Adv., rührig, emsig Aa; Schimpfr. 1651
(unter den Tugenden einer Frau aufgezählt). Syn.
ehäferig (Bd III 162). — lässer-: den Vorschriften
gemäss, die man den Leuten nach einem Aderlass gibt
Ap. — mittel- (in Sch; Th -massig): im Allg. wie
nlul. Mittelgross, von Personen Th; Z. ,Ein Rock
für eine mittelmässige Person.' Z Nachr. 1787. Von
der Stimme: , [Der Gesang der Nachtigall] ist etwann
m., etwann hoch und nider.' Vogelb. 1557. ,Üie eines
m-en alters sind', dem Mittelalter angehören. AHaffner
1577. — nüechter-: enthaltsam, bes. im Trinken;
ruhig und besonnen Gl. — recht-: gehörig, wie
sich's gehört. .Ofen in der Stube habe ich drei an-
gezeichnet: im mittleren kann man r. heizen, backen
und dörren.' AHöpfner 1788. ,Der Schaft enthält r-e
Ähren, fast nach Art des Getreides oder Habers.- ebd.
Adv.. wirklich, in der Tat Ndw. B. gross, Ms [auf-
gebracht], .Nicht r., un-r.', ausserordentlich, über die
Massen Ndw. .Es friere ihn unrechtmässig.' Ndw Kai.
1894. — regiments-: nach Art der Herren des .Re-
giments', d. h. der Regierung Scnw. Si trägi'd jetzt
bald All Hüetli mit-eme" Strüss und luegi'd r. üs.
ritter-. Dazu ge-rittermässiget: indenRitter-
stand erhoben. .Vom Kaiser geadlet und g.' RCys.
,N. N., obwohl nie g., dennoch ein grosser und ge-
waltiger Mann.' Gfd 20, 182.
sü'v-, sü"-, söu-: 1. unanständig, unflätig, ab-
scheulich Bs; G; Th; Z. Syn. süwisch. S. rede". Das
Chleid ist s. //'umritt. — 2. verstärkendes Adv., bes.
vor feiss VI); G; Th; Z. — g'satz-: 1. gesetzmässig.
,Da das unmündige Kind zu seinen g'satzmässigen
Jahren gelanget.' SMütach 1709; ähnlich B Abzugs-
ordn. 1715. G'setzm., fremder oder eigner Vorschrift
streng nachlebend, von Personen ZLunn., 0. Das ist
en G-er! — 2. von gesetztem Alter. 2"* muess doch
chli" ne b'standneri [zur Frau] ne", die affig c" chli"
g'satzm. ist und nid so nes Jungs Gauggeli. Zg Kai.
1867. — schritt-: der h. Schrift gemäss Z f. ,Schr-e
Waagschale', Titel einer Streitschrift von ClSchoij.
1695 gegen einen Kapuziner. — stech-, in AALeer.
st'e'x1-'- 1- zl"ii Dreinstechen geneigt. ,Der pfarrer soll
kein st-er marcialischer brueder syn.' HBull. 1561. —
2. starr, vom Blick AALeer. St. dri" biege". Yg\.Auge"
mache" irie-n-e" g'stochnc Bock (Bd I 133). — 3. be-
dächtig AALeer. — 4. sehr ausdauernd L. — stich-.
Nur in der Verbindung: ,st. werden', zu (Hieb und)
Stieb kommen, handgemein weiden. .Wann zweii st.
windend, ein an. Iren gesebantent.' 1518/28, Gr Kq.
,Ob sieh begibt, dass zwen ander uns pundsgenossen
gegen einander st. wurdent, so sollent dieselbigen frid
geben und nemen.' 1524. Absch. — stät- GTa., sonst
(g')stats-: stattlich, prächtig, von Menschen. Tieren
und Sachen Bs; G; Sch; Z. En (g')st-er Kärli, ein
Prachtskerl. E" (g')st-s Chleid, A'luegc: — gelts-
tag-. .Wann Einer in Schulden vertieft befunden,
dass er g. wäre.' 1670, B Rq. — dege"-: .heldenmässig'
GiKleint. D. fehle". Ausgezeichnet Aa (Rochh.). —
treu-: aufrichtig GG. — g'walts-: 1. durch Körper-
bau und -Kraft imponierend, von Menschen und Tieren
Bs; Th; Z. — 2. g'walt-m., gewalttätig Z (Dan.). —
zeig-. ,HerN., Leutpriester, hat sich um Empfangung
des z-en kleinen Zehendens angemeldet.' 1783, L.
mössle": eine Mass nach der andern trinken
Ap; L. Vgl. schöpplen.
mösslig = massig 2 Z (Dan.).
Mass Gr; GO., Mas GrD., L., Pr., Tamins — n.:
I. breiartiges Futter für Hühner (Hennt"-M.) und
Schweine (Schin" - M.) , aus gebrühten .Blackteir
(GrL.), auch zerhackten Kartoffeln, Mehl oder Kleie
gemischt Gr; GO. De" Hunger mit Schwl»-M. ivere"
GPfäf. (Übers, von Luc. XV 16). Verallgeni. schlechte
Kost, schlechtes Futter (z. B. geringes Heu) Gr. In der
ä. Spr. noch im edeln Sinn. ,Dass es ein g'mein mass
oder usserliche oder sakramentliche spys war.' B Disp.
1528. ,Der sun gibt sym vater trank und m.' UEckst.
— 2. Masse" (lt Spreng m.), Dim. Mässeli Bs, Mäsli
AaF., Ke., Bissen, Bisschen (Speise). Ich ha" hut noch
kes M. g'ha" Aa. Kei" Mässeli lnut-irh bi sechs Wuche"
g'esse", als Doklerzüg und e" Bitzli lüteri Brüeji derzue.
Breitenst. Übertr. (in AALeer. Mas, Mäseli), formel-
haft zur Verstärkung der Verneinung Aa; Bs. Syn.
Bitz(en), Bitzeli. Hänn Si noch der Hueste"? Antw.
Ganz kai" Masse" me Bs. Es tuet (macht) ekes M.
AALeer. — 3. Moss, Geniüse-Gänsedistel, Sonch. ol.
Aa (lt Rochh.).
Hhd. maß n., Speise, Mahl. Kür BsL. ist Mässeli auch
mit ä bezeugt. Zu 3 vgl. das syn. Säu-Düttm.
Mit-Masse m.: Genosse. ,Die so in den götzen-
diensten m-en oder gesellen waren, d. i. dass sy mit
den götzendiener, die die opfer irer götzen mit ein-
anderen essen, ouch assen.' B Disp. 1528. — Vgl. mhd.
maß-gensße, -geseUe.
Masse" I (in Ndw; Zg auch Müsse") — f.: wie nhd.
allg. Häufig noch vor Stoffnamen: e" M. Zug, War.
„Chäs-: Gesammtheit der Anteilhaber an einer
Sennte Z."
Massiön f.: grosse Menge Bs; Tu. Es gi't hiir
e" M. Chirsi. E" M. Lilt. — Der Ausgang nach .Million' V
Masse" II f. ,Dass die friheitsbueben (s. Bd 1
1267/8), die weder na., messer noch tagen tragent. kein
unzuchte gegen einander beschulden möchtind.' 1406.
Bs Rq. — Frz. masse, (Streit-)Kolben. Vgl. Matten.
Maser Aa (PI. Mäsere" Leer.); L (in Bed. 1); Tu;
U; Z (in Zoll, -ö-), Maser Ap; BO.; Gl; GA., T.;
Ndw; U. Mäi'er I BO. (PI. Mefre» BSi.); F; Gr; L
(in Bed. 5) — m. (in AALeer. f.): 1. knorriger Aus-
wuchs, bes. an Ahorn-, Kirsch- und Nussbäumen, der
zu Drechslerarbeiten verwendet wird; maserige Stelle
im Holz Aa; B; Gl; Gr; G; Th; Ndw ; U; Z. Übertr.:
harter, unbelehrbarer Mensch. ,lch will ein glychsner
us dir drehen, wenn du ein sölicher mäser bist.'
/.wingli. — 2. (in GrPi\ n.) Maserholz Ap; Gr; Ndwj Z.
— 3. geschwürartiger, harter Auswuchs am mensch-
II-.
Mas.
mes, uns. mos, tnus
in;
liclien Körper Aa: Bü. .Harte Hunt, die sich über
einer geheilten Bruchstelle bildet. - Schulze. Schwiele
an den Händen infolge strenger Arbeit Bü. Ent-
stellende Narbe GA. .Weil der Maser [Yerharschung
nach der Seilang einer Wunde] gleich bleibt.' FWürz
1634. .Ms ich ein Kind an einem Knoden. darinnen
ihnie durch Versaumnng ein M. gewachsen war, arz-
nete.' ebd. .Darum man auch zu sagen pflegt, es werde
Einer stärker an dem abgebrochenen Hein dann an
dem andern und das geschieht von wegen des Masers,
dann das Fleisch ist ganz zäch.' ebd. — 4. „Quetsch-
wunde, gequetschte Stelle, Fleck UUrs." — 5. in
seiner Entwicklung gestörtes, verkümmertes, verkrüp-
peltes Wesen, zunächst von Bäumen, dann auch von
Tieren und Menschen AaF., Ke. ; Ap; „B;" VO; „GrA.;"
G; „S;u ZW. Das ist en rechte'' M. Wenn ein Kleiner
in eine Gesellschaft kommt, wird spöttisch gerufen:
Platt für Sibe", 's chunnd e" M. ! L. Auch mit Neben-
bed.: ungeschickter Mensch, der seine Sache nur halb
verrichtet L. — 6. kleines Kissen, Polsterkissen Gr.
Hauptete'-M., Kopfkissen GrScIi.
Mhd. maser in Bed. 1. Übergang vou a zu ä vor « wie
in Gras (Bii II 792), vor i wie in Äsche' (Bd I 565), Flasche*
(Bd I 1219) u. a. In BBr. gilt Mascha- in Beil. 3 neben
Ifatren, Jlaserfleck im Holz; Letzteres dürfte nach Form und
Bed. moderne Entlehnung sein, so gut wie Mauere*, der allg.
Name für die bekannte Kinderkrankheit. 2 ist aus .Maser-
holz' verk.. daher auch das Neutr. Zu 5 a vgl. die Begritls-
cntwicklung von Chnopf, Chnorren, ferner die Syun. bei
Ghn'uder (Bd III 737). Das G Id. 1790 verzeichnet ein Adj.
jiinurr, hager, mager, nngedeihlich, von Kindern und jungen
Tieren, die nicht wachsen oder fett werden wollen'; doch
ist nach einem andern Gewährsmann für die selbe Zeit die
Angabe irrtümlich, das W. vielmehr als Subst. zu fassen.
Äugli-: Holz von Massholder (auch Bergahom),
mit Maserbildung in Form von .Augen'; zu feinen
Tischlerarbeiten verwendet L.
masere" mäschere" : 1. „verharschen, von Wunden
B; Gr; L." — 2. „quetschen", zerschmettern GrScIi.;
L; „UUrs.;" Zg. Es hed-e" grad g'mäscheret. — 3. „in-
folge Gährung zerfallen, sich auflösen, von festen Kör-
pern Gr." — 2 und 3 gehören vielleicht nicht in diesen
Zshang; zu 2 vgl. mlat. mas(s)erare, tundere.
er-: 1. im Ptc, von Masern durchwachsen. .[Die
Hörner des Elentiers] sind ganz hart und ineinander
ermasert.' Tierb. 1563. — 2. er-mäsere", auf eine harte
Probe stellen, stark hernehmen, heftig gelüsten Scaw
Muo. Syn. Eine" hart ha" (Bd II 1642). Es tued
Ei"m fri artig e., we""-me" d's erst Mal mness i" 's Für.
Es hed-e* fri artig ermäseret, das Heime" z' chaufe".
ver- Aa; Z, sonst -mäsere", -inäschere": 1. = ma-
seren 1, von Wunden am menschlichen oder tierischen
Körper, auch an Pflanzen, von denen starke Spuren,
z. B. Wülste, zurückbleiben Aa; B; F; Gr; „L;" G; Z.
Vermäseret, maserig, narbig GA. — 2. von Holz, voller
Masern, d.h. zäh und hart werden Aa; Ap; Z. ,Der
huof ist nicht anders denn wülschlin oder ein ver-
mäseret, verwarzet fleisch.' Tierb. 1563. — 3. ver-
krüppeln, verkommen, hinsiechen; zunächst von Pflan-
zen, dann auch von Menschen und Tieren Aa; ApH.,
M. ; L. „Vermtischert, gliederlahm, paralytisch BHk."
— 4. = maseren 2 L; „UUrs.;" Zu. — 5. = maseren 3
„Gr;" L.
g'maseret g'mäseret GA. ; U, g'mäscheret B: ma-
serig, narbig GA. Bes. von Zeugen mit maserähn-
lichen Zeichnungen U; gesprenkelt, getüpfelt B.
maserig, in B mäseherig: 1. wie nhd. „allg.";
-|iv. i. S. v. cermaseroi 2. Bildl. : ,Die mäscherigen
Hartköpfe, denen ein Atom Wissen beizubringen eine
[schwere] Arbeit erfordert.' Bauernkal. 1896. — 2. ver-
krüppelt, verkümmert AABb., F.
Mäscherne" f.: Schaden, Makel, z.H. an Klei-
dern GrD.
Masser m.: 1. Alpgenosse. .Das alle Masser auf
der Alpen sollen dem Rodenhirt die »leiss einbändigen.'
1747. TB. Statuten. ,I)ass ein jedere M. mag fremdes
Vicht treiben, aber nur auf die Alpen.' a-bd. — 2. (Chäs-,
Milch-M.) „Verschluss, Verwahrungsort für Käse und
Milch Ap; GRh." Milchkeller in einer Alphütte Ap.
.Neben der Stube und der Küche liegt der M., der
öfters in den Boden hinuntergegraben ist.' Steinm. 1804.
.Jede Sennhütte teilt sich in zwei Teile; der erste
enthält das Vorhaus, worin die Küche ist, und der
letzte besteht aus den zwei gleich grossen Käs- und
Milchmassern.' ebd.
1 zu dem syn. räto-rom. masser; vgl. it. massaro, Haus-,
Gutsverwalter, mlat. massarius. 2 gehört ohne Zweifel in
den selben etym. Zshang; vgl. mlat. mas(s)eria, Haus.
Masera(n) bzw. -öfnj, -ü(n) Ap; Gr; G; oTh, Mass-
Gr; G, in Gntw.; GSev. mit nasal. Voc. im Ausl. —
m.: 1. = Maierän (Sp. 11); in GT. Garte"-, Winter-M.
- 2. wilde M. a) Wohlgemuth, gem. Dosten, Or.
vulg. GRh., Sa. — b) Feld-Thymian, Thym. serp. G
ulih. — c) edler Gamander, Teuer, cham. GRSaas. —
Räto-rom. masaron.
Stei"- = Maser an 2 b GWe.
Masi m.: Knabe, in der Spr. der Wildleute (, Wald-
fänggen') Gr; s. Vonbun 1862, 62.
massiv: 1. stark, kräftig gebaut Ndw. — 2. grob,
derb Bs; B; Sch; Th; Z. Das ist en m-er Kärli, nimm-
dich in Acht! — 3. m. tue*, sich zusammennehmen,
in moral. Bez. einen vorteilhaften Eindruck zu machen
suchen (z. B. in Gegenwart eines Geistlichen) ZBül.
Massigge" GRSeewis, Massegge" GrA., Mazegge*
GitPr. — f.: isländisches Moos, Ceti', isl. .Wie man
masigel brechen soll.' L Rezeptbüchl. (Lüt., Sagen
379/80). — Käto-rom. massiga; vgl. Vonbun 1862, 135.
S. auch noch Mos-Iyd (Bd I 150).
MasTra f.: unförmliche Mauer, Steinhaufen PA1.
— Piemout. masera, it. maceria, Steinmauer.
Massle" f.: 1. „dreikantiger Stab Roheisen L." —
2. Eisenplatte; spec. die Scheidewand in einer Röhre,
die Bodenplatte in der Ofenröhre (auch wenn sie nicht
von Eisen ist) Ap; GRh. — 3. (auch Chäs-M.) würfel-
förmiges Holzgefäss ohne Boden und Deckel, in dem
die frische Käsemasse (Bidderen) oder der Zieger (bes.
der Sürchäsziger) gepresst und geformt wird; für
den Abfluss des Käsewassers (Schotten) sind seitlich
3 — 4 Löcher angebracht GRh. — Zu 1 vgl. Massel (Gr.
WB. VI 1710).
G'mans n. : 1. das Miauen Z. — 2. leises, undeut-
liches Sprechen Z. Das ist-mer es G.l
Mauseli n.: die (Baumwollflöckchen ähnlichen)
Samenhaare des Löwenzahns und anderer Pflanzen
GA.; Syn. Fauseli (Bd I 1066), Mauweli; vgl. auch
Büseli.
Schatze"-: Kosewort, Schätzchen Sch. Bist e"
liebs Sch.!
117
Mas, mes, mis, mos. iihis
AAS
mause": 1. (kläglich) miauen Gl; Sch; „Schw;"
Z. — 2. = d'Red vercheren (Bd III 439/40) Aa; Gl;
i.A.; Schw. Ei"'m m:, ihm mit verstellter Stimme
Schimpf- und Spottwörter zurufen, ihn so heraus-
fordern Gl; Schw. Leise, undeutlich, weinerlich spre-
chen, mit dem Nbbegr. des Unermüdlichen, Lästigen,
bes. von Frauenspersonen Z. I'h ha* nid verstände",
was er //'mauset hat. — Aus dem syn. mauwen mittels «
weitergebildet. S. nocdi muten, müssen.
ab-: verächtlich für sterben, von Menschen und
Tieren BO.; Z. Er ist abg'maust.
Mause" scheint liier Bezeichnung des letzten Lauts oder
auch der letzten Zuckungen verendender Tiere; vgl. Ghrä
(Bd 111 778), Mauw. Die Construction würde sich aus dem
Einriuss von Synu. wie ab-faren, -reisen, -chratzen erklären.
Vgl. noch ab-müeeen.
reck-mause n s. Reclcmäusis mache", verenden
AaSL Reckmausis (si'J, verendet, tot (sein) L.
Recifc- wohl aus ,verreck-' verkürzt. Zur Bildung vgl.
Kramaurie (Bd III 818).
Mauser, Mausi I. Mäusi I — m.: 1. Name der
Katze als der miauenden Sch; Schw; Z. Mauseri",
Schelte auf eine (weibliehe) Katze, die durch ihr
Miauen lästig wird Z. — 2. (in Gl Mauser und Mäusi,
sonst Mausi) wer mit verstellter Stimme oder un-
deutlich redet Gl; Sch; Schw; Z.
Bart-Mausli m.: Mann mit sehr starkem Bart-
wuchs Ap; Syn. Bartli. — Vidi, zu Maust, Moses.
Mäusi IL nur als PL: mutwillige Sprünge, tolle
Gebärden, Spässe, Scherze Aa; ZWald. Synn. s. bei
Flausen 2b (Bd I 1210). Ein Füllen macht M. Mach-
vier (nur) heim M.'. Xuil lang M. mache", nicht viel
Umstände machen, grob dreinfahren ZWald. — Vgl.
Anni. zu ab-mauet n.
mansele" L, mauste* „ScHwMa.;" ZO., mäuselen,
nahes- BO.: 1. ganz gemächlich arbeiten BO. Syn.
müsen, muslen. — 2. langsam, ohne rechten Appetit
essen B Ha. Behaglich, mit sichtbarer Bewegung
kauen ZO. Syn. mausch(el)en. — 3. „mit einem Kinde
liebkosen ScHwMa." Die Liebenswürdige spielen, von
gefallsüchtigen Weibern L.
Die verschiedenen Bedd. sind schwerlich aus einer Quelle
geflossen. Bei 2 liegt nahe, an eine Weilerbildung von
mauwe*, mäuwe*, wiederkäuen, zu denken; in 1 wäre die
Bed. verallgemeinert. 3 mag mit der vorigen Gruppe zshangen.
„Kell-Mause" f.: Raupe GRMai." Syn. Qogge*-
Mauwe*.
Mausi II, Mäusi III s. Maurus (Sp. 362). Lt einer
Angabe in L Mausi = Moses.
„Mausi III m.: Mensch, der wegen eines starken
Ausschlages im Gesicht oder sonst wegen Unrats
schmutzig dreinschaut Schw; Zg." Vgl. Mauschi.
Chausi- (L), Chrausi- (Bs; B) Mausi, Chäusi-
Mäusi ZF. — m., in B n.: Durcheinander, Miseli-
masch, z.B. von Speisen Bs; B; ZF. , Sonst kommt
ein Krausi-Mausi heraus, aus dem kein Verständiger
klug wird.' Gotth. Lueg aass Alles, in, nie Chr. im
Lebe" unter enandere* isch, einist wie am Schnüerli
lauft. Breitenst. Mit ,Chr.' betitelt JC'Ott die Ab-
teilung , Vermischtes' seiner Gedichte. Auch von Per-
sonen: Im ussere" Bad het 's d's sölbesch gar nüt eso
Chr. g'ha". Bari Ins:;. Auch adv., bunt durch ein-
ander Bs; B. 's isch ehr. halt Alls bi der Land im-
g'si*. Breitenst. .Brocken, krausi-mausi durch ein-
ander, die der Lehrer aufgeschnappt hat.' Gotth. —
Vgl. die Synu. Choei-Mosi, Chrüei-Müei.
Mi;ss I f.: 1. Messe im kirchlichen Sinn. allg.
Me* list :' II "in all Tag c" M., dass 'der Gross der
Chh" im! fress. Ineichen. Zu-n-ere* erste* M. [Primiz]
sett-men es l'ar neu Sole" durc* laufe" S. .Als myner
herren empter [am hübschen zinstag] in d' mäs kon',
prozessionsweise nach Luzern zur Messe kamen. 1535,
Salat. .Die andere M.', die zweite, die während eines
Tages an einem Altar gelesen wird. Der Convent des
Predigerklosters urkundet: ,Wir loben mit disem brief,
alle taur die andern m. ze sprechen in unserni konvent
und alle wuchen einen brueder dar zue schryben an
unser kortafelen, der die selben m. lese, also für
swester E. soll dirre brueder die anders [!] rn. lesen.
Wir versprechent ouch das. dass die selb anders m.
nienian vor verbunden noch vergeben ist.' 1393, Z
Urk. S. noch Opfer (Bd I 381). — 2. das katholische
Gebiet. ,Mein Bysorg ist. [die Landesflüchtigen] möch-
tend sich in der M. ufhalten.' 1646, 7. Staatsarch. —
:). M.<s L; Z, grosser Jahrmarkt, allg. In Z gab es
zwei Messen, d' Friieli'g- und d" Herbst-M. Über die
Basler Messe vgl. Geering 1886, 4L5/9, lerner (in-)
Uten (Bd III 1508/9). in-gän (Bd II 22). ,An dem
Zurzacher niess fangt der regierenden orten hoche und
nidere geriehtsbarkeit an an dem marktabend. so man
vesper lütet und den nächsten tag daruf, da der markt
ist, und morgendes, bis man die prym lütet.' 1520, AaB.
Die Zurzacher Messe war weit herum bekannt; sie
wurde auch zur Zeitbestimmung benutzt: ,Ohne Sie
lebe ich nicht mehr bis zur Zurzacher Mess.' Gotth.
S. noch Loch (Bd 111 1018).
In L; Z gilt in Bed. 1 .V. -"ss gegenüber U. ~* in Bed. 3.
Ähnliches schon bei HBull. 1572: ,In den kilchen was die
mess zur niäss worden.' S. noch Ge-hügdt (Bd II 1089).
Das Nentr. auch 14S2, Z OGlatt (,Das ewig m.').
Engel- = Orate-Amt (Bd I 211) Vw. - Gaugel-:
Bezeichnung der Messe im Munde «1er Reformierten.
,Die G. war vor den Zeiten Manuelis Comeni bei den
Griechen unbekannt.' ClSchob. 1699. — Chrüz-: am
.Kreuzaltai" gelesene Messe L.
Liecht- (in L; SchSL; S; Th; Z auch -miss, in
GlH.; LiTa.; ZZoll. -mes): Lichtmesse, allg. ,Die
liechmes unserre frouwun.' 1314/21, Gra. ,Vor unser
lieben frowen tag der 1.' G Klosterarch.. und so meist
in der ä. Lit. in Zeitbestimmungen. L. ist der Tag
der Kerzenweihe. ,Zur 1. sollen die kerzen gesegnet
und ausgeteilet werden.' XV., G Milt. Auf L. mussten
daher die Wachszinse entrichtet werden. .Ein halb
phunt wachses allre jerlich ze gebenue zer liechmis.'
1307, Gfd. ,Es sollen dieselben leut von H. järlichen
zu der 1. gen Ufnaw an die kerzen zu steur geben
jede feurstatt einen pfenning.' 1369, SchwE. Kloster-
arch. S. noch Cherz (Bd III 493). Noch heute ist L.
Zinstermin. Muest zise* uf L., wart nid bis im Mai,
's chunnd under der Zit nach gar Allerlei. Nat.-Kal.
1865. L. bezeichnet das Ende des Winters. Am ZS.
wird in einigen Dörfern von L. an um 1 Uhr Vesper
geläutet, von Martini bis L. dagegen um 3 Uhr. ,Vom
kürzesten Tag bis zur L. ist der Tag im Ganzen nur
einen Bahnenschritt länger geworden, von L. an da-
gegen nimmt die Tageslänge jeden Tag um einen
Hahnenschritt zu' Z; man ,schiekt die Lichter den
II!'
Mas, nies, mis, mos, mtis
450
Bach hinunter' Sch (vgl. Bd III 1051/2) und beginnt
mit den ersten landwirtschaftliches Arbeiten. L. — 's
Spinne' vergess, bei Tag (tf Nacht) ess! Sch; Z. Nock
Her L. fö* il' Vögel a*ft* pßfe* S (Schild); ähnlich Z.
L. ist (neben dem ifargarethen-Tag) Dienstbotenterniin.
/ | <ser L) L. de* Dienst verlä*, üstrete" ; vgl. Bündeli-
Tag. .Unser 1. Frauwen Liechtmess (uf wölichen tag
g'meinlich die nüwen knecht und dienstgesellen uf
ire nüwen dienst ynziehend) war auch eben der tag,
uf wölichen ich, wie man spricht, in das jähr gan sollt,1
.T.Mai.. 1593. Wo bisch dt" Winter g's'i*? fragen Zwei
einander, die sich nach L. begegnen (wobei jedenfalls
zunächst Dienstboten gemeint sind) S (Schild); ähn-
lich G; W. L. mache", übh.: den Dienst verlassen L.
L. ist auch einer der wichtigsten .Loostage' für die
Witterung. ,L. ändert das Wetter: War's bisher kalt,
so wird's milder, und umgekehrt.- Ineichen. Au Licht-
mess sieht sich der Fuchs vor seiner Höhle nach der
Witterung um; ist sie rauh und kalt, so macht er
Freudensprünge und verweilt längere Zeit draussen;
ist sie aber schön und gelinde, so verkriecht er sich
tiefer als vorher in seine Höhle, ebd. Wenn 's an der
L. Vüter ist, su steid der Bär üf und umsehd-sich [sieht
um sich]; denn leid-er-sich ufd'andri Site" und schläft
no°* su lang, das [als] er afen geschlafen hed, oder
auch: so wärt der Winter noch sövel lang, wie-n-er
afen g'wärt het BBe. Wenn d' Sunn a* der L. de*
Her (Ffaffj hinder-dem Altar a'schint (vertwütscht),
uf-dem Altar i" d' Gherze* schint, se-n-isch-es noch lang
Winter (so giH 's en grosse" Sehne; so muess de'' Fuchs
noch sechs Wuche" i" d' GruebJ S (Schild 1863, 112);
Tu; Zg; Z; am ZS. glaubt man in diesem Fall, der
See könne noch gefrieren. Wen n der Dachs sieh z' L.
sunnet (.auf L. seinen Schatten sieht.- Schweizerb.
1822, 79 a), so göd-er wider sibe* Wuche* i" d' Höli
UwE. Wenn z' L. d' Chatz a* der Sunne* llt, se
sueeht-si im Merze" wider der Oft" Sch (Sulger).
Wenn z' L. hei isch und der Bär (Wolf B) über de"
Berg (üsj g'seht, so muess der Bär (Wolf) noeh sechs
Wuche* i* d' Hüli S. ,Zu L. sieht der Bauer lieber
den Wolf im Schafstall als die Sonne.' Sulger. Wenn
d' L. hell ist, gibd 's vitz gern lär Stall Ap. L. lüter
und rei*: Bür, liest zwei Chile, verchauf die ei* —
L. dunkel und warm: Bür, liest zwei Chüe, stell drl
a* (de*) Barm GrPt. ; vgl. dagegen Chriesi-Chratten
(Bd III 874). Wissi L., grüeni Östere" Sch; vgl. Bdl
580. Wenn 's a" der L. sövel schneit, dass nie" 's uf-
eme* schwarzen Ochs ma> g'seh, so gibt 's e* zitige"
Früeli'g S (Schild). Wenn 's a" der L. schnit, so ist
der Früeli'g nümme* ivit GlH. Nüchterner lauten
folgende Sprww. Z1 L. ist de" Winter g'wiss Th. Zu
L. soll der Chijer noch halbes Heir hä* W. ähnlich B
(z. B. bei Gotth., Vehfr. 349); Z. Mit L. ist erst die
halb Stallfüeteri'g Überstande" Sch; vgl. Fr., Ztschr.
III 338.
Mhd. luhl-mlsse, -misse. Letztere Form auch 1334/1446,
Z Jahrb. ; 1393, Sch Stdtb., ,L.-miss.' 1405, Wegelin, ,-mis.'
1440, Bs Beitr. ; Edlib. (neben .Lieehtnis'). Das heutige
L-miss braucht indessen nicht auf diese alte Form mit i
zurückzugehen, sondern ist wahrsch. aus seeundärer Erhöhung
von e zu i vor s zu erklären; vgl. Elsis für Elsass, barfia
für barfuess u. ä. Zu den Wettei regeln vgl. noch den aus
dem Kloster UwE. stammenden Reim: ,In festo Hypapante
[d. i. Lichtmess] sole micante, nix major fit. quam ante.-
•S. auch vMous 1775 (II 57/60); Oberle 1883, 59/60, ferner
Mannhardt 1S75, 253. 436. 447. 473.
Schweiz. Idiotikon IV.
Röter-: flüchtig gelesene Messe. .Eine Reuter-M.
herunterklöpfen [s. IM III 673].' ClSchob. 1695. —
Sei-: 1. wie nhd. ka m. Schweiz; s. Gelt (Bd II 239).
— 2. ,in der S.', Name einer Häusergruppe GlMoII.
(Nüsch., Gottesh. III 534).
Spis-: spöttisch-wortspielend, Speise. ,Als aber
die barfuosser mit beschlossnen türen mess hielten,
hielt inen hergegen die stat iren betelsak dermassen
verstrickt, wo inen ire günstigen nit sp. über die
muren in und durch heinilich weg hättid gereicht,
dass si bi irer mess w-ärid verdorben.' Ansh. — ,Sp.',
Speise für den Leib, wie ,(Seel-)Mess' Speise für die Seele.
Messach er: Messgewand, Talar AäF., Ke. —
Mlul. ni' '•"!' hei.
messe": Messe halten. 1523, Z Disp.
Früe-Messer: Priester, der die Frühmesse liest.
kath. Schweiz. Familienn. : ,Hans Fr.' 1504, Z.
messisch: 1. von Personen, der Messe anhangend,
katholisch. ,M. ze syn und ze blyben.' 1598, Absch.
,Es treffe an die M-en, die Lutherischen.' 163S. JJBreit.
.Gefastet viel strenger dann kein M-er.' Kornhofer
1679. Insbes. m. si", Priester sein W. — 2. ,Die
m-en Altar', Messaltäre. Z Lit. 1644.
Messung m.: Spottname der Katholiken. ,Darab
sind die mässling dermassen erschrocken, das sy des-
selben sonntags kein vesper und des andern tags gar
kein inäss gehept band.' 1531, Zellw. Urk.
Mess II (in Aa; Bs; B; Z M*s) n.: 1. Mass, bes.
Längen-, Hohlmass; Messgerät, allg. 's M. (a* 's M.
BBr.) ne*, gew. mit Dat. P. 1) das Mass nehmen, vom
Schneider, Schuster, Zimmermann usw. — 2) Einen
hernehmen, prügeln, abkanzeln, überfordern, -vorteilen
Aa; Bs; S; .punire.- Id. B. Eine* ander 's 31. ne",
dessen Körperlänge messen, z. B. eines Kekruten Aa.
Er muess under 's JH., zur Rekrutierung AAJonen.
'i M. ha" 1) das richtige Mass haben, z.B. zum Sol-
daten Th; Z. — 2) emphat., das gewöhnliche Mass
überschreiten Bs; Th; Z. Wol, wol, Der hat 's 21.!
von einem ungewöhnlich langen oder auch dicken
Menschen; auch von sauerm Weine, 's M. ge", die
Waren richtig zumessen Th; Z. En Chromer, wo 's
M. nie giH. E* Mass Milch guets M. Ap; Z. lez
gi''t-er-mer 's M. nüd! sagt man mit scherzh. Wort-
spiel von einem Verkäufer und meint damit: das Mass
wohl, aber das Messgerät, -Gefäss nicht Z. M. (>" d's
M.) ge", ergiebig sein, von Körnerfrüchten B; FMu.
Syn. uol üsge"; vgl. be-schiessen. .Mensuram implere.
de fasciculis frumentariis. proficere, juvare.' Id. B. D's
Chorn gH litir nit i" d's M., die Körner sind klein,
gering ausgefallen (so dass es ihrer mehr braucht als
sonst, um ein M. zu füllen). Wenn 's Abfall giH,
giH 's M., wenn die Ähren abfallen, so ist das Ge-
treide wohl geraten FMu. I" 's 31. (ine*) gä* (möge*),
luege", g'seh, das (gewöhnliche, erlaubte) Mass nicht
überschreiten, schicklich, angemessen, befriedigend
sein, Wohlgefallen erregen Bs; B; VO; Sch; Z. Das
gät iez nach [noch] t" 's 31. i*e. 3Iach, dass es i* 's
M. g'sehd (göt), übertreibe nicht! Bs (Spreng); Z.
Mach-V* Öppis, das auch es Bitzli i* 's M. g'seht,
in ii:me*d-mer 's mini (r'sjiilen e"weg. Usteri. .Der
Pfarrer werde wol wissen, was er sage ; so ein Herr
wisse am besten, was recht sei und was in 's M. möge.-
Gotth. ,Käthi weiss, was in's M. mag und öppe" recht
und bräuchlich ist; Dem inusst folgen.' ebd. .Ihr
29
451
Mas. nies, Ulis, mos, raus
452
glaubt es nicht, es mag bald in kein Mass mehr, er
ist manchmal gar nicht mehr ein Mensch.' ebd. Was
i" 's M. gut (mag), sehr viel Gr; Z; vgl. Strich-M.
Gang nie aber 's M., halte stets Mass! Bs (Hinderm.).
E"kei"s M. ha", nicht Mass zu halten verstehen A.\ ; Z.
Es hed Allfejs si's M. L; Z. ,Dass nieman zwilchun
noch lynwat, du smelr ist danne das mes, koufen soll.'
1304, Z RBr. ,\Ver der ist, der by mäss verkouft und
usmisset, es syent niassen, als die wirt und wyn-
schenken bruchent oder die, so by yme oder viertel
usmessent, der oder die söllent schweren an helgen,
die selben mäss, so einer brucht, alle jar zwei mal
zu fachten by des lands mäss.' 1501/44, Scuw LB.
,Es soll auch kein flscher keinen jungen hecht noch
karpfen behalten, er hab dann das mäss, wie in
diser Ordnung vorgeschriben ist.' 1544, Fischerordn. ;
vgl. Th Beitr. 34, 103. ,Mensura, ein mass odei
mäss. Mensio, mäss oder das mässen. Modulari, (ab-)
mässen, ein mäss nemmen. Modulus. mäss eines Zim-
mermanns, schreiners oder tischmachers, als ein
schuoch.' Fris. ; Mal. .[Steinerne] Dachblatten wer-
den bei dem Mess verkauft.' Güler 1625. ,Es soll
ein jeder Wirt und Wynschenk sine Mässlin, es sige
zum Wyn oder Haber oder Milch, gefochten haben.'
1630, U; vgl. e. ,Es muss nach Gelegenheit einem
jeglichen Ding sein Mäss gegeben werden.' Kriersb.
1644. ,[In Zinstragereien sollen] die Güetere derge-
stalten beladen werden, dass der Träger zum Mess
kommen möge.' 1654/1757, Bs Eq. ,Des Freises halben
muss ein Jeder das Mess bei sich selbs und seinen
Mittlen nemmen.' JHHott. 1666. .Ein Mess von dem
Margstein oben bis an den Marchstein in der Wis ist
80 Ruoten.' 1689, SchScIiI. Urk. ,10 Klftr Tannen-
holz, welche in's Mäss gesetzt [sind].' 1732. Hotz.
Urk. und ähnlich noch heute; Syn. in'n Chlöben setzen.
.Damit des Mäs halber [beim Verkauf von Torf] kein
Betruggebraucht werde.' 1775, ZGes. Spec. a) Trocken-
mass, bes. für Getreide, = ein Viertel oder ,Sestei" Aa ;
Bs; B; F; L; S. = 706.34 frz. c" LE. (St.b). Zehe«
Mess Chorn ist e" Sack F. ,Eiu Berner Mäs Weizen
ist = 2 Quartanen. 1 Quartane = 12 Hemer Pfund ä
32 Lot.' Gr Sammler 1779. Es Huen hed ender es
M. Halter g' fresse" a's es Boss LSurs. E" Ghopf wie-
n-es M. B; S. Am Morge" heig-er c" g'schwullne"
Gring g'ha" wie es M. Gottb.; vgl. ebb: , Einen Kopf
wie ein doppelt Bernmäss.' Von Einem mit dickem
Kopfe spottet man: Wenn Der in die chllne" Kaiitu"
chäm, würd-er g'sträft: er treit 's alt 31. umme" L
(die alten Masse waren grösser als die neuen). In den
Amtsrechnungen von Grandson und Murten erscheinen
die Trockenmasse in der Abstufung: ,Mütt. Kopf,
Mass.' XVI., Abscii.; vgl. z. B. IV 2, 1378. 1415. .Ei-
nem der messen drei simmelmel.' Haberer 1562. ,Von
einem Mäss Weizen, Kernen, Müllikorn und Roggen
anderthalb Mäss rein Mehl und ein Imme Krüsch und
von einem Mütt Dinkel sieben Mäss weisses Mehl,
nicht minder, aber wohl mehr, so es der Dinkel geben
mag. und Krüsch zwei Mass.' B Müllerordn. 1689/98,
,Ein Immelein, deren vier ein M. geben, möge der
Müller zu Lohn nemmen.' ebd. , Jeder Müller soll ein
gefochten Mäss [.moltirolo' im it. Text] haben und soll
keiner mehr nemen für sein Lohn als von 26 Mässlein
eins.' um 1700, U Eq. ,Das Mäss Kernen, Roggen,
Haber.' Z Nachr. 1756. ,Man soll wohl so viel Mehl
am Mäs bekommen, als das Korn ungemahlen mass.'
AHöppner 1788. ,Man streuet 15 — 16 Mäs Gips auf
eine Juchart. das M. wigt ungefähr 20—22 Pfd Wei-
zen.' Gr Samml. 1779. .Kastanien, das Mäs zu 2 Utzn.'
S Wochenbl. 1810. Das M. wurde früher nach dem
Orte benannt, wo es zuerst gesetzliche Geltung erlangt
hatte; z. B. Bern(er)-, Choste"zer-M. , Zehen malter
(viertel) kornes, lucennes.' 1313, Gfd; 1502. L Propstei-
rodel. , Steiner Mass.' 1534, Abscii. IV 1 c 430. ,»/i mütt
kernen, C'ostanzer oder Wylmäss.' 1575, Th Rq. —
b) Mass für Salz, nur noch in der RA.: Es Icenne'd
Zicei enand nüd, bis s' es M. Sah mit enand g'esse"
li'iiiä Z. ,Von einem mäss salz 4pfenning zoll.' BThun
Stadtsatz. 1539. .Ein Jüngling nahm ein Mäss mit
Salz ab dem Ross und hat sein Bein gebrochen.' Würz
1634. ,Von 1 Mäss Salz von Luzern 15 ß [Fuhrlohn].'
1736, UwE. Eq. Auch dim. : .Ein Messlin Salz.' Bs
Taxordn. 1046. — c) Mass für Käse und Butter.
.lnter einem Masse Käse werden nur 30 Pfunde ver-
standen und wird solches Mäss in vier sogenannte
Käse ä 7*/2 Pfund eingeteilt. Ein Mäss Anken aber
besteht aus 35 Pfunden oder 10 Näpfen ä 3'/2 Pfund.'
JXSchnyder 1782. ,Das M. Ziger wird für 40 luzer-
nerisehe Pfunden gerechnet.' ebd. Dagegen soll nach
dem Kirchenrecht von LE. ,ein Mäss Käs' auch =
10 Napf oder 35 Pfd' gewesen sein (Liebenau). ,Ein
Mäss Anken um 4'/2 fl.' 1669, Gfd. ,Am Heinzcnberg
besteht ein Mess Molken aus 20 Krinnen Butter, 20
bis 30 Krinnen Käs und 9 bis 14 Krinnen Zieger.' Gr
Sammler 1809. — d) Mass für Milch, auf den Alpen ;
es fasst 4'/a Liter und zerfällt in .Halbmess, Panaier
und Löffel' GRÜbS.; vgl. Mess-Stecken und B. IV 79.
Auf ein M. Milch wurden durchschnittlich zwei Ster
Butter, zwei Alpkäse und ein Zieger Molkenertrag ge-
rechnet, ebd. ,Ein Mäss verhält sieh zu der Luzer-
nerischen Maasse wie 5 zu 6 und enthält 10 soge-
nannte Napfli. Ein Mäss gute Milch mag 4 Pfund
wiegen, Luzemergewicht von 36 Loth; 8 oder 9 Masse
Hingen so 3 Pfund Käse, wenn je der Butterteil mit dar-
unter kömmt, geben.' JXSchnyder 1782. ,Es gibt wohl
Kühe, die bis auf acht Masse Milch geben.' ebd. —
e) das Dim. in eigentümlicher Anwendung, a) Trocken-
mass, für Getreide, übst und andere Früchte: der 16.
(nach einer G Angabe der 8.) Teil eines , Viertels' oder
,Sesters', also der vierte Teil eines ,Vierlings' (Bd 1
925) oder einer Quartane Ap; Gr; G; Sch; Th; Z ;
vgl. Lehmann 1798, 221. Das M. zerfiel in zwei halbi
M. Z, in vier Chöpfli Gr. Z' Meslene'-wis (rer-)
chaufe" Z; Syn. vermeslen. ,7» M. Saatgrosses Hanf-
land.' Z Ins. Wenn d' cha""st im M. wone", gang nid
i" 's Viertel! Solger (Mahnung, sich zu beschränken).
, Allerlei G'mües, 4 Mäsli.' 1610. Aarauer Ratsbe-
schluss. .Sollen keine anderen Mässli zu Ausmessung
der Früchten des ersten Obs, Gartengewächsen usw.
gebraucht werden, als diejenige, welche in der Höhe
und Weite nach dem Halt unsers hochoberkeitlich
bestimmten Kernenmässlis von unserem Fechter ver-
fertiget sind.' 1770, Z Ges. Immi und Mässli haben
bei allen Früchten den gleichen Massstab. 1 M. hat
im Durchmesser 67*", in der Höhe 28/»". Z Ges. 1808.
— ß) Flüssigkeitsmass, für Milch, Sahne, Öl S; Z
(= 1 Schuppe", d. i. '/* Mass). Het der M'elclier echt
mit dem M. üsef messe", wn-n-es Doppelböden het [d. h.
betrügerisch]? Schild. Holzgefäss von '/^ — 1' Durch-
messer, in dem Milch aufgetragen wird Gr ObS. Syn.
Ess-Gepsen (Bd II 394). — y)=Mässli-Chappen (Bd III
453
.Mas. mos. Ulis. Hins, ums
451
391) Tu; '/.. Festliche schwarz wollene Kopfbedeckung
der Weiber, von der Form eines nach oben sich er-
weitcrnden Cylinders (iRl'r. — 8) Flächenmass: der
16. Teil einer Jnchart /; vgl. AHöpfner 1788. 131. —
2. Mas, Tim. Mäsfsßi, (abgespaltenes) Stück Holz,
„fünf Schuh" oder zwei Scheiter lang BO.; Syn.
Menni 4 (Sp. 299); vgl. auch (Hoh-J Spelten. —
3. Milehmessung auf der Alp; sie nimmt gewöhnlich
festliehen Charakter an. da alle Alpgenossen sieh dazu
einfinden GrD., Pr. S. Mclchi (Sp. 197) und vgl.
vie<$en 1 b. .Es geht Alles in's M. Diese sprüchwört-
liche Redensart dient bei den Lustparteien, welche in
Bünden in die Alpen zur Zeit des Milchmessens ge-
macht werden, zum Schutzwort des ungezwungenen
Verhaltens oder der freieren Scherze.' Sprww. 1824;
vgl. Bahn, Herbst. — 4. coli., Melkvieh auf genossen-
schaftlich benutzten Alpen. .Wenn mau Kühe zusam-
men in ein gemein Mass tut, soll Dem, so ein Kuh
abgienge, die in's M. kommen, von dessentwegen Nüt
sonderbar abgezogen werden.' 1660, BSa. Bq.
Mhd. miß(-ßes) n., in Bed. 1. Die Schreibung .Mas' seit
Sem XIV. .Das Guot ohne Bestimmung des [Flächen-JMääses
verkaufen.' L Stadtr. 1706/65. .Bestimmung der Mäsen.'
1770. Z lies., neben durchgehendem ,Mässli.' In ZZolI. gilt
MiTsdi in Bed. 1 e a, in Bed. 1 e ß dagegen Me~di. Das
Dim. .Mässli' in der ä. Lit. kann auch zu Mate gehören;
vgl.; ,\Yie ich bin zum keller kon, da hand wir nun zwei
mässly [zu uns] g'nou.' Ruef 1540. ,Do hastu zu-n-em
Mass] in [sc. Geld]!' Gotth. 1619. .'Will g'scliwind mit ihm ein
Mässli saufen.' Myricans 1630. Zu 3 gehört, vorausgesetzt
dass im laufe der Alpzeit zwei oder mehrere Messungen
stattfanden, wohl die Stelle: ,A. Ich bin uf hochen alpen
g'syn. B. Sind ir allweg an eim ort bliben? A. Zum andern
mäss, nach'm brächet glych, cmpfalent wir dem alper 's rych.'
HvKüte 1516.
Ab-Mess: (Ab-)Messung. .Welches nun mit Cae-
saris Julii Abmäss zutrifft.- BC'vs. .Wie wohl in dem
A. der Schritten ein grosser Missverstand ist.' ebd.
Über-: im Allg. wie nhd. Übermass; auch vom
Gewicht GrL. .Die messer sont enhain übermesse
von den lüten nemen, weder körn noch ander ding.'
XIV./XV.. Sch Stadtb. ,An Liebe und guten Werken
haben wir kein Ü. für Andere.' Fasi 1696. Häufig
als Dim. ,I)ie Pharisäer meinen, sie können Gott ein
Übermässlein guter Werken zeigen.' JMüll. 1666 (von
den sog. opera supererogationis). .Es sollen die Müllere
nicht mehr jenige Stumpen oder Übermässlein, so
etwan arme Leut zur Mülin bringen, ihre Knecht
eigens Willens mahlen lassen.' Bs Mand. 1698/1712;
Gegs. .ganzes Stuck.' .Dem Satan die 60, 70 ersten
Jahre, Gott aber das wenige Übermässlein derselbigen
überlassen.' JUlrich 1733.
Die EAA. mit dem Dim. erinnern an den Brauch, beim
Zumessen von Getreide usw. ein .Messli' zuzugeben; vgl.
Uf-, Zuc-M.
Eich-: Eichmass Sch; Z. — Uf-: Zugabe zum
eig. Mass; gehäuftes Mass; Gegs. Strich- M. ,Bet und
Hundert sint in ein kommen, dass si hinfür wellent
haben ein jagviertel, das unser statt mess ist, uffmes
ze allem ops und zu nussen.' 1437, Seo., BG. ,Uf den
tag hand MHHn angesechen, dass man allenthalb in
MHHn gebiet zu dem mess luegen soll und das fechten
lassen, und wo uffmess ist, so soll man strichmess
darus machen und die alten mess hin und ab tuen,
damit der gemein arm mann nit betrogen werde.' 1494,
ebd. — Auge"-: wesentlich = nhd. Au^enmass. allsr.
Wen man in den April schicken will, schickt man
nach einem Vierli'g .1. in die Apotheke Z; vgl. Basen-
Hundt (Bd II 1621). .Im hast ein grob Augenmess,
gravis tibi error objeetus est.' Ilosnx. 1683. .Das
Augenmäss nemmen, ocnlo alqd metiri.' Met., Hort.
1692. — Immi- = Immi (Bd I 223). S. Eüs-Gelt
(Bd II 251). — I"-: was man beim Messen .drein
gibt', Zugabe zum eigentlichen Mass L; Syn. Zuc-M.
— Flecht-: ein 60 cm langes, dünnes Brett zum
Messen und Aufspannen des Strohgeflechts AaF., Ke. —
Krön-: herrschaftlich festgesetztes Mass. .Diss körn
[als Abgabe] ist alles fr., es sy kern[en] oder habeiv
1296, THEschenz. — G"-: 1. Coll.-Bildung zu Mess 1.
.Zehnten, nach Surseer G. gerechnet, das an jedem
Malter um 3 Viertel über das Luzerner Hofgemäss be-
trug.' um 1596, Arg. ,Für Wein hatte man nicht nur
Stadtgemäss, sondern auch ein Landgemäss.' Anf. XIX.,
Aa Gem. , Zuger Gemäss.' ebd. Von Flächenmassen.
.640 Jucharten grosses Gemäss.' ebd. — 2. G'messft),
eine vollzogene Messung Ap (Tobl. 317 a). — Ger-:
Winkelmass mit verschiebbaren Schenkeln, womit man
einen zu erstellenden Winkel vorzeichnet, spec. = Ge-
ring 2 (Bd II 403) Aa; L; Z; vgl. Ger 2 (Bd II 400).
Syn. Schräg-, Winkel-M. — Glocken-. .Einern Krä-
mer für zwei Glockenmess 8 Kr.' 1690, Tageb. Zuber.
— Glatt-. .Dem Schmid zu M. ein nussbaume Viertel,
halb Viertel und ein buchenen Vierling Eauchmess
und nussbaume halb Vierling, Mässli, halb Mässli Gl.
sauber zu beschlagen verdinget um 3 fl.' 1690, Tageb.
Zuber. Vgl. glatt II (Bd II 652). — Hof-: Mass
des Stiftes ,im Hof' zu Luzern. ,Hofmess, das über-
trifft Züricher mess im 17. teil.' 1326, LBerom. Urk.
.[Es] machen die 8 malter Luzerner masses 12 malter
hofmes.' L Urb. ,10 mütt hofmes.' 1368, Seg.. EG.
.Dass man an disem hofsoll dem gottshus von Luzern
dryssig malter gemeins kornes hofmes; ouch soll man
snnderlich dem probst zwei malter haber hofmes.'
1561, Schw Rq. S. noch Kommissen-Gelt (Bd II 252);
Seg., BG. II 249. — Hin der-: scherzh. = Binder
(Bd II 1418) L. Wenn 's öppe* eso-ne" Bueb uf's H.
itse" g'leid hed. — Haupt-. Von einem aus Haus,
Acker und Garten bestehenden Erblehen der Abtei
Zürich werden entrichtet: .Vier müt und diu viertel
kernen und vier Schilling gewonlicher Züricher Pfen-
ningen und zwelf houbtmes bender und zwei fasnacht-
hüener jerlich.' 1406, Z Staatsarch. — Hüs- s. Lüter-
M. — Heu"-: das Mass des Heustocks nach Länge,
Breite und Höhe Ndw. Vgl. Chläfter (Bd III 633).
— Korn-: Ort, wo das Getreide von Obrigkeitswegen
ge en wird? .Uf dem obern kornmesse ze Winter-
thuiv 1310. Gfd. .Der, der des obern k-es pfiiget.'
ebd. Vgl. Korn-Amt (Bd I 245). — Chlobe-- =
Chloben 1 s (Bd III 618). .Sieben Fuss ist das Wald-
mass, sechs Fuss ist das Klobenmass für Klafterholz.'
GRLandqu. (Zeugenaussage). — Land-: das landes-
übliche Eichmass (vor Einführung des gemeineidge-
nössischen Masses) Ap; „L; Scuw; Z." — Lüter-:
Mass, wie es bei Wein angewendet wird, der die Läu-
terung bereits durchgemacht hat; es wird dabei, im
Gegs. zum Triieb-M.. kein Zumass gegeben Aa; Z.
,L. oder Hausmess.' XVIII., G Hdschr. S. noch lüter 1 a
(Bd III 1513). — Müli-: Name einer der Stadt Lu-
zern gehörigen Alp. ,Har ab gen mülimes; ob muli-
mes an den grat.' 1380, Seg., BG. — Milch -Mess (li).
.Schwecherung des milchmess. Klag deren, so die
I .-,.-,
Mas. nies, mis, mos. nras
450
milch usmessen, wie sy nit by dem mess b'ston
mögend. Alle sollend uf das rathus kommen und ir
milchmessli mit inen bringen.' Kessl. — Mueter-
Mess: Eich-, Grundmass B; Z. , [Es wird beschlossen]
ein neues Muttermass für Grandson machen zu lassen.'
1715, Absch. ,Der Landvogt wird beauftragt, einen
eigenen Fechter zu bestellen, Muttergewichte und
Muttermasse verfertigen zu lassen.' 1762, ebd. Vgl.
Schläf-M. — Brugg- (Summer-): Mass, das bei
Entrichtung des ,Brugg-Summers', eines in Getreide zu
entrichtenden Brückenzolls, verwendet wurde; .dop-
peltes Mass der fixen Zollabgabe' (vMülinen). Vgl.
Brüggen-Mütt. .Bruekmäss' wechselnd mit ,Bruek-
sommeiv 174-1, Absch. VII 2, 18. Ebd. werden .Bruek-
mässordnungen' von 1497, 1546 und 1633 erwähnt.
In der lebenden MA. nur noch in der Verbindung:
en [dicker, grosser] Grind (CliopfJ wie-n-es Brügg-
Summer-M. B. ,Ein Milchträger muss einen Grind
haben wie ein Brüggsummermäss, um alle die Ul-
chridleten im Kopfe zu behalten.' Alpexhorn 1871
(BE.). ,Er konnte das Bänklein nicht sehen, das ob
seinem brüggsommermässigen Haupte schwebte.' B
Dorfkai. 1865. — Bitter-. ,Er zinst [dem Berenfels]
jerlich fünfthalb viernzel rittermass [1. ,-mäss'] und
fünf hüener.' 1530, S Wochenbl. S. noch vArx 1819, 94.
— Soloturner-: im Kt Solothurn übliches Getreide-
niass. ,Ein Gäu-Malter [Sp. 214] fasste 4 Gäumütt
zu 4 Gäuvierteln, jedes zu 2 Solothurner Mass.' S
Gem. — Salz- = Mess 1 b. ,Um salzmess in das salz-
hus.' 1337, VöG.-Nüsch. — Schlaf-: deponiertes Nor-
maliuass. Der Vogt soll zur Vorsorge noch ein neues
Exemplar [eines Getreidemasses] verfertigen lassen
(.ein schlofmäss'). 1528, Absch. .Ein neues Mass, in
Tiefe und Weite dem Schlafmäss vollkommen gleich,
machen lassen.' 1713, ebd. Vgl. Schi-Urbar (Bd I 432).
Stecke"-: 1. mit dem Messstab (z. B. dem Chläfler-
Stechen) festgestelltes Mass Gl. Vgl. Chlobe"-M. lrh
gibe" St., von Klafterholz. Es ist St. — 2. (im Hauptort
Steche"-M.) nur präd., von gleicher Entfernung zweier
Schüsse vom Centrum. Mer sind St. Gleich gross,
„gleichförmig" Gl.
2 eig. mit dem gleichen Stab gemessen. Die Form Steche"-
lehnt siel) an die syn. Wendungen Stich et", steche" müesse" an.
Stell- = Mess-Chluppen (Bd III 667) Aa; Z. —
Stei"-: Steinmass, z. B. vom Durchmesser eines Mühl-
steins Aa; L; Z. ,Zwei Mahlsteine (Läufer), c. 8 — 10"
St.' L Zeitungsins. — Standen-. ,Ein viertel st.'
1469, Z luv. Vgl. Stand-Fass (Bd 1 1054). — Strich-:
1. gestrichenes Mass Gl; Gr; G; Scb; Tb; Z. ('s) Str.
ha" 1) = g'striche" voll si" (Bd I 783/4), äusserst knapp
gemessen sein. — 2) bildl. : knapp noch reichen; mit
genauer Not noch rechtzeitig ans Ziel kommen, fertig
werden. aaOO. Ich ha" g'rad 's Str. g'ha". S. Uf-M.
— 2. Streichmodel der Schreiner und Böttcher Aa; S.
— Tuech-: schmaler Papierstreifen, den die Weberin
als Mass für die Breite des zu webenden Stoffes mit-
bekommt Z. — Viertel-: ein .Viertel' haltende?
Mass. .Fechter des gewichts und viertelmess.' ZWthur
Stadtb.
Dorf-Messli: Schelte auf ein Mädchen, das im
ganzen Dorf herumstreicht ZRafz.
Wohl eig. ein Itgseli (als Gerät), das zu gemeinsamem
Gebrauch der Dorfbewohner dient; vgl. Dorf-Jfäpper,
Trüeb-Mess: Mass. wie es bei noch .trübem'
Wein angewendet wird; es besteht in einer Zugabe
zum gewöhnlichen Mass, 1 — i ,Mass' auf den .Eimer'
Aa; Th; Z. Vgl. Lüter-M. .12 Eimer Tr. meines
besten Gewächsfes].' ZZoll. Herbstrodel 1690. —
Wald- s. Chloben-M. — Winkel-: 1. wie nhd.
Winkelmass B; Z; Syn. W.-Isen 1 (Bd I 546). Bildl.:
.[Das Wort Gottes] ist das recht w. und richtsehyt,
an dem alle unebene geebnet und geschlicht würl.'
Zwingli. ,So ist alls recht und wol probiert, in's w.
g'rad ufgefüert.' Rief 1550. — 2. eine besondere Form
der Eigentums- (Haus-)marke. die dem Weidevieh in
die Ohren geschnitten wird GWe. ; vgl. WSenn 1871,
297. — S. = Dri- Angel (Bd 1 329) BBe.; GisPr. —
Linwät-: Mass, das bei der Leinwandschau in St
Gallen gebraucht wurde. .Zu disen Messern sind be-
sondere Leute verordnet, die das Mess probieren, dess-
gleichen das Mess oder Reif (so das Leinwat-M. ge-
nennet wird) anschlagen sollen, damit Niemand zu
kurz oder zu lang geschehe.' SuiMLER-Leu 1722. —
Zue-: wie nhd. Zumass Sch; Z. Z. gibt z.B. der
Verkäufer von .trübem' Wein (s. Träeb-M.), von Milch ;
vgl. das syn. Zue-Stupf. ,Z. [zur gerichtlichen Strafe]
war der steifbleibende Ellenbogen.' Sch Pilger 1885.
S. noch FrgetzlicMeü (Bd II 575).
niesen (-*-). , Zehen Tage nach der Alpfahrt wird
das Määsen [s. Mess 3] vorgenommen, d. h. es gehen
alle Bauren auf einen Tag in die Alp, um die Milch
ihrer Kühe nach dem Pfund genau abwägen zu lassen.'
Steinm. 1804 (GRh.); vgl. Mess-Tag. — Abi. von .!/.-«,.
messe" — Ind. Präs. misse", -ist (in AaF., Ke.. Leer.
mise", mitist), misst — Imp. misfsj — Cond. mäs 7, f.
messti AALeer. : 1. das Mass bestimmen, aus-, zumessen.
allg. Wol (guet), schlecht m. Es ist guet, wenn-me"
z'erst wuel misst, eb dbg 'schnitte' ivird Gl. Titr iß"
ist nüd Sund, aber schlecht m. Z. Guet m. ist nid
Sund, aber macht nid rieh. Ineichen. Dn" in., ein
Zumass geben Z; vgl. Bd I 292. G'tcoge" und g'messe"
— ist halbe'' (bald) g'esse" L; Z, G'icegts u"d G'mi:sse"s
ist glich g'esse"s BSi. (DGempeler), gekaufte, nach
Mass und Gewicht bezahlte Nahrungsmittel (im Gegs.
zu selbst erzeugten) sind bald aufgezehrt. U'g'm'essc*
wird auch g'esse", Vorräte, die nicht sorglich eingeteilt
werden, werden dennoch aufgezehrt (von einem un-
geregelten, verschwenderischen Haushalt) Sch; '/,. Svni
Finger m., ein Spitzbube sein Aa (Rochh.). ,Ich muess
mein eigen guet hinter sich m. [darauf zu Verlust
kommen].' 1555, Brief. Scherzh. von Streichen: ,Er
stat mit einer guten Ruten über sie und misst ihnen
wol.' JJBkeit. 1629. EsEi"mm., ihm eine tüchtige
Strafe zumessen GrPi\ Eint Ei'S m., = üf'-m. 'In.
Spec. a) von Wegstrecken. Von einer unerwartet
langen Wegstrecke sagt man ärgerlich, sie sei mit
•'cm Güggelschritt g'messe" Z. S. noch Harnt { Bd II
1423), Tüfel. ,Den beschwerlichen Weg durch alle
Wetter in.', zurücklegen. Sintem. 1759. 7/ Stru^s m.
1) mit gemessenen Schritten darauf hin und her gehen.
2) platt darauf hinfallen Z. Von Jmdm, der die Treppe
hinunterfällt, spottet mau: Er het d' Stege" g'mSsse*,
's ist nf der Ell en Grosehe" SchSL (Sulger). — b) auf
den Alpen (insbes. kurz nachdem sie bezogen worden
sind) die Milch messen, um zu bestimmen, wie gross der
Anteil jedes Alpgenossen am .Mulchen' sei. „oder, wenn
ein Älpler Kühe von einem andern in Pacht genommen
hat, um zu beurteilen, ob jede einzelne Lebenkuh
den verabredeten Lehenzins wert sei oder nicht" ör;
W; vgl. ebnen (Bd I 46), Miss 3. .Drei Mal im
45'i
Mas, mos, inis, mo
(58
Sommer wird [in BTrub] die Milch gemessen: das
erste Mal schon 10— 11 Tage nach dem Auffahren, das
zweite 2.r> 30 Tage später und zuletzt noch zu Ende
Angstmonats.' JJSchweizer 1830. Es hei sieh :' ncrc"
i .' vierthalbe", s' drüc") (/'messe', der Anteilhaber hat
bei der Verteilung des Sninmerertrages auf eine Mass
Milch 4 (3'/a oder 3) Pfund Butter und die entspre-
chende Anzahl Käse erhalten GWc; vgl. WSenn 1871,
303/4, ferner Her-Messerin. — c) Elle" m. Bs; Btw. ;
Gßh.; Th. Titech m. B; GW.; Th; W; Z, ein Kinder-
spiel. Die mit ausgebreiteten Armen in einer Reihe
stehenden Kinder werden von dem Eigentümer des
Tuches (Tuchherr, Bauer) oder von einem Angestellten
desselben mit einem .Stabe' (Elle) gemessen. Nach-
dem das Tuch in einen Ballen aufgerollt, der Eigen-
tümer spazieren oder schlafen gegangen ist, werden
(in B während des Messens schon) eine oder mehrere
.Stäbe- (Ellen) von einem Dieb gestohlen. Der zurück-
gekehrte (von seinem Hunde geweckte Th) Eigen-
tümer wird den Diebstahl gewahr, macht Jagd auf
den Dieb und hält über ihn, nachdem er (mit Hilfe
des Hundes) aufgespürt worden, Gericht (schlägt ihm
den Kopf ab B). Vgl. Eochh. 1857, 437/8; Schweiz
1864, 475; Fr., Ztschr. VI 128. — d) über d' Flueh
w., halsbrechendes Wagniss der Uw Älpler: bloss mit
der Ferse des einen Fusses am äussersten Rand eines
gähnenden Abgrundes haftend, drehen sie sich, den
andern Fuss vorsetzend, auf dem Absatz herum; vgl.
N. Alpenp. VIII 1. 110. — e) das Ptc. Perf. in bes.
Verwendung, a) ,eingemessens bringen', zutrinken.
.Welcher burger dem andern ein g. bringt, soll ein ß
ze buoss geben.' Lind., ZWthur Chr. — ß) gelegen,
meist iron. in der abfertigenden RA.: Jö, du chemsch-
mer g.! daraus wird Nichts Bs. — 2. auffassen, aus-
legen, anschlagen. .Welches alles bewärt, dass die
erschynung Christi, Paulo beschechen, nit soll ge-
messen werden, dass Christi lychnam darum meer
dann an einem ort sye.' Zwinoli. ,So es uns aber
dahin gemessen werden will, als ob wir (wie sy sa-
gend), so ein fry land zuo verderbung richten wellint.'
1531, Absch. ,Ir wöllend's von uns im besten verstan,
zu keiner Üppigkeit noch bosheit messen." Salat 1537.
.Daher hätte Zürich dieses Anzugs sieh nicht versehen
und gemeint, dass man so geringfügige Sachen nicht
so hoch in. würde.' 1547, Absch. ,Zu argem m.\ s. öe-
(fiben (Bd II 92); Strickl. II 515.
ab-: 1. a) wie nhd. Beim Spiel mit Schnellkügel-
ehen unter Beibehaltung der Entfernung von der
Grube einen günstigem Platz zum Werfen suchen
Bs; Z. 'hotte" A.l Ruf, dass dieses Abmessen nicht
gestattet sei Bs. — b) bildl., erwägen Aa. Es ist Alls
yuet abg' messe", was er seit. — 2. verkürzen. ,Ze einem
redlichen, wärenden pfand an a. [ohne Abzug] 40 mark
lötig silber.' 1378, Z Urk. — üf-: zuteilen. .[Statt
Abhülfe] sei inen nichts anders als etliche verweisende
wort aufgemessen worden.' 1557, Absch. Sonst wie
nhd. (auch ohne Acc. S.), Einem Schläge versetzen
Aa; Ar; Bs; B; Scu; S; Th; Z. Ei"'m guet, g'lwrig 0.
Ich han-em d' Ballen ufg'messe", habe ihn mit dem
Ball stark getroffen Bs. — eile"-: 1. eine bes. Art
des Schwimmens, darin bestehend, dass man mit den
Armen abwechselnd nach vorn ausgreift Bs; ZS. —
2. ein Pfänderspiel: Herr und Dame reichen einander
beide Hände, entfernen sich von einander, bis die Arme
ausgestreckt sind, und nähern sich wieder zum Kusse;
dies wird so oft wiederholt, als Ellen für ihre Pfänder
verlangt werden Z. — 3. (in Bs auch E.-Messerli's)
s. messen 1 c, ferner Güggel In (Bd II 192), Weggli-
Bucb. — a"-: im Allg. wie nhd. Wie a'g'messe", wie
angegossen GRh.; Tu; Z. Ei"m Händsche (Händschli .
L; S; Z tw.) «., Einem, sei es zum Scherz, sei es zur
Strafe oder um ein Geständniss zu erpressen, die
Knöchel der Handwurzel heftig zwischen Mittel- und
Zeigefinger klemmen Aa; Ap; Bs; B; VO; Git; Sch;
S; Th; Z. Söll-der Händsehen a.Y fragt ein Kind das
andere, und arglos geht Dieses, wenn es den Kniff
nicht kennt, in die Falle. Ei"em Schuck (in ScHSchl,
Schüehli) a., so dicht hinter ihm hergehen, dass man
mit den Fussspitzen an seine Fersen stösst, und ihn
dadurch zu rascherm Gehen nötigen Aa; Ar; Sch;
Tu; Z. Gang oder ich miss-der Schuck a" ! S. noch
Ghind la (Bd III 336). — i"-: 1. Etw. messen und
zugleich in ein Gefäss tun AaF., Ke.; GrO. Ganzi
Süd; Ghom %. Schwzd. — 2. reff, sich einprägen,
merken GrPi\ Ich will 's g'schlder »"stellen a's das
Mal, das ha'-mer i"(f messe". MKuoni 1886/7. — 3. ver-
gelten; vgl. das syn. in-tränken. ,Ich will ihm [dein
Teil] d' Schmach einm.', sagt Gessler. JCWeissenb.
1701/2. ,Auch Böses nicht mit Bös einm.' ebd. —
er-: 1. nachmessen. .Schultheiss und rat sollend alle
jar e. alle mess, viertel, massen [usw.].' 1384, AaB.
Stadtb. — 2. (eine Wegstrecke) durchmessen. ,Ein
halbe myl ermessen.' 1499, Arg. — 3. erwägen, da-
durch ein party disem und die andre dem andren sich
anhenkt, unermessen und unerwegen göttliche warheit
und einfaltige meinung des christenlichen gloubens.'
B Disp. 1528. S. noch Ermessenheit. — üs-. B' Sträss
ü., scherzh. von Betrunkenen, auf der Strasse Kreuz-
und Querzüge ausführen Z. — ver-: 1. durch Messen
Einbusse erleiden Z. Vgl. ver-wegen. — 2. ermessen,
erkennen. ,Das war mir, als mengklich v. mag, zue
hart gewesen.' 1532, Zellw. Urk. — 3. (auch refl.)
annehmen, vermuten. .Der da nit handlet us dem
wort und befeleh Gottes, da ist ze v., dass er den
geist Christi nit hab.' Zwingli. ,Wie wol ich mich
viler scheltworten venniss [darauf gefasst mache].'
ebd. — 4. falsch urteilen. ,Hab dich vermessen [gib
deinen Irrtum zu]!' UEckst. (oft formelhaft einge-
schoben vor einer Widerlegung gegnerischer Ansich-
ten). — 5. Ptc, verstärkendes Adv., sehr, überaus BHk.
— z'ruck-. ,I)o hand si den weg über d' Birs z'ruck
g'messen.' 1499, Arg. — zue-: beimessen, zuschreiben
BBe. Ei""m hei" Muet [Lust zu Etw.] z. ,Ich hab
ouch etwan erzelt, was lastren man uns zumesse, und
trüwlich ermanet, das wir uns haltend, das man uns
die nit mit der warheit z. mög.' Zwingli. .Einem ein
laster z., eines lasters anklagen und zyhen, dare cri-
mini.' Mal. ,Und g'nugsamlich berichtet gewesen,
dass unsere Kilehendiener solche Zumessungen und
Anzug nit verdienet.' Z Täuferber. 1039. ,1m selbs
vil z., einbilden, ostentare se, arrogare.' Hospin. 1683.
Ermessenheit: Erwägung, Anbetracht. ,Wir
bitten üch. ir wellen in e. des landfridens den herrn
im besten bedenken.' 1531, Strickl.
Messer m.: Beamter, der das (Tuch-)Messen von
Amtswegen besorgt; Krämer, der Tuch vermessen
darf. ,N. N. ist zu einem M. und Feiltrager erwehlt
worden.' 1738, ApTrogen Ratsprot. ,Die Gesehirrfasser
sollen die Blätter vorerst dem M. ihres Bezirks vor-
weisen.' B Mand. 1703.
459
Mas. nies, mis, mos. mus
460
Feisterli- Messer: Spitzname eines Z Bürgers
Namens Esslingen', dem man nachsagte, er habe einst
in seinen auseinander/gehaltenen Händen das Mass von
feilgebotenen Fenstern über die Strasse nach Hause
gel ragen, um zu sehen, ob er sie für sein neues Haus
benutzen könne; auf dem Wege habe er den ihm Be-
gegnenden ängstlich zugerufen: Gönd ns Weg, gönd
us Weg, ich han es 3tes! Darum pflegt man, wenn
Einer ungenaues Mass nimmt, spöttisch zu bemerken :
Das ist Esslinger-Mes ZStdt. — Grab-: Angestellter,
der darüber wachte, dass die Gräber nach vorgeschrie-
benen Massen gemacht wurden. 1616, Sch Eatsprot.
— Holz-. ,Ist ein Lehen vom Rat. Seine Pflicht ist,
alle Tag der Schifflände abzuwarten und jedes Klafter
in Treuen dem Käufer in's Mass zu setzen.' Mem. Tig.
1742. Auch 1637, ZStdt. — Heuw-: Beamter, der
die Heustöcke (nach Kubik-Klaftem) mass Ap. ,Heuw-
messeren, deren geschworner und ordenlicher Weis
nit mehr dann vier sein sollen, [soll] Jahrlohn ge-
folgen. darinnen ihr Mäntel inbegriffen, 8 fl.' 1625/56,
U Eq. Auch Gl LB. 11 76. - Kolen-. .Deren sind
zween, werden von g'meiner Zunft zur Schmiden er-
wehlt. Ihre Pflicht vermag, die Kollen, so an die
Schifflände kommen, in Treuen bei den Körben aus-
zumessen.' Mem. Tig. 1742. ,Die K. haben guten Nutzen
von und aus den Kollen und von jedem Malter 2 ß.'
XVIII., Z Pfrundenb. (Mscr.). — Korn-. Nur als
Familienn.: .Büedi K.' 1457, Sch Urk. — Mel"-. ,Das
Mehl [wird] durch den geschwornen M. gemessen.'
Bs Mand. 1698. ,Die bishero gewesene Mehl-Messere,
nun aber Mehl- oder Waagknechte, sollen denen Mehl-
wägeren geflissen abwarten.' Bs Müllerordn. 1740. —
Saffran-: unter den besoldeten Beamten aufgezählt.
1429/30, Bs Rechnungen. — Tuech-: kantonaler Be-
amter, der die Baum Wolltuche kontrollierte, mass und
bezeichnete. 1806/27, Aa; vgl. Aa Gem.I 485/6. ,T. auf
dem Helmhaus. Sind zween, werden von lobl. Zunft
zur Waag genommen; ihre Pflicht ist, das verkaufte
Tuch einem Jeden in Treuen zu messen.' Mem. Tig.
1742.
Her-Messerin f.: diejenige Kuh einer Alpherde,
die am Messtage (s. messen 1 b) am meisten Milch gibt
Gk; vgl. Tsch. 176 und H.-Ghue (Bd III 93/4).
ver-mSsle": = z' Mlslene*-wis verchaufe" Z. Ich
will die /.eine" voll Chriesi lieber überhaupt-ine' ge",
als si V. — Direkte Aid. von Mcs(s)ti |s. .1/t'ss / e).
meser. Jedes Ort erhält u. A.: an mittlem (,me-
sereir) Dickpfennigen 13 Kronen, an guten Dick-
pfennigen 5 Kronen. 1521. Absch. (Einnahme aus den
it. Vogteien). — Zu it. mezzo, mit deutscher Bildung.
Messer n. (PI. Messerer GTa.): 1. wie nhd., doch
tw. in beschränkterer Verwendung, da das Taschen-
messer anders benannt wird; vgl. Hegel (Bd II 1080).
Von einem stumpfen M. sagt man: es haut, tue" chönnt
druff' ge" Baden abe" (hindertsi'* </<'" Rom I!) rite" Z.
Das M. haut, n-ie-n-t" töte' Hinig bisst BE. ; S. S. noch
huiiircn :i b (Bd II 1S05). Das ist grad 's 31. gewetzt,
dadurch wird gerade Das hervorgerufen, was mau ver-
hüten will '/,. JEU" in 's M. im Llb umchere", umdrehen
(roh) Z. Brüele", wie iverm-nu" tut am 31. stecke" Aa;
B; 1 ii; /., wie in n n -iiii- es 31. im Jinis hiitt AaF., Ke.;
vgl. Geiss (Bd II 458). 's M. am Hals ha", in der
äussersten Not sein Z. D's 31. (x' hert i zueche" ha"
s. Bd II 925. 's M. i« der Hand ha", = 's Hefti i«
ihr Hund ha" (Bd II 1064); dementsprechend: 's 31. i"
d' (as der) Hand ge" Bs; Tu; Z; vgl. auch Löffel (Bd 111
1158). D' Frau treid 's länger M., regiert in diesem
Hause L. ,Ich weiss wol, wo das in. steckt', wer die
Seele des Widerstandes ist.' Holzw. 1571. Messer(li)
ume" ge" (müesse"), für Etw. (bes. eine Beleidigung)
die verdiente Strafe erleiden, büssen GTa. Ieh icill-
der's Messerli wider ge"! Drohung. Sprww. 1869. ,Das
heisset nach gemeinem Sprüchwort: Wurst umb Wurst
oder das Messerlein widergeben.' FrHaffner 1666.
,Er muss das Messerlein herum geben, dominio ex-
eidit.' Hospin. 1683. 's Tunder und 's M.! Schwur
ScaStdt. Ehr- und Wehrlose durften nur eine abge-
brochene Seitenwehr tragen; vgl. (ge-)wer-lös (Bd III
1435); Z Monatsschrift 1858, 324. ,Er soll werlos syn
und thein wer drägen dann ein abbrochens m.' 1577,
Obw Eatsprot. ,Er soll werlos syn und [Nichts] dann
ein m. ane ein spitz dragen.' 1579, ebd. Über die
.langen M.' als Seitenwehr vgl. üchs II a 422. .Sprich-
wort muoss iez war an mir werden : Kein M. ist, das
böser schirt, dann wann ein Bettler zum Herren wird.'
Com. Beati. .Sobald die Hochzyt fürüber, legte [die
Neuvermählte] hin alle ihre vorige Kleider und Klei-
not, M., Gürtlen usw.' XVII., JWolp. .Sie haben das
blosse M. haben wollen', verlangten keine Schonung.
ZEhein. Beantw. 1747. Glaube und Brauch. Man
soll kein M. ins Brot stecken (sonst sticht man Christus
ins Herz S), Abends ein M. nicht auf dem Tische liegen
lassen, sonst kann man (das Älteste oder das Jüngste
im Hause ZWäd.) nicht schlafen L; Scu; S; Z, kein
M. mit der Schneide nach oben legen L; Z (es ist
Sünde gegen den Himmel), nicht mit dem M. in die
Milch stechen, um Etw. heraus zu nehmen oder darin
zu rühren S; Z (sonst spürt es die Kuh im Euter).
.Wann man ein neu M. kauft und den ersten darmit
geschnittenen Bissen einem Hund fürwirft, könne man
das M. nicht verlieren.' Anhorn 1674. Spiele. Messerli
sueche", Vexierspiel, das Hüterbuben auf der Weide
mit Neulingen treiben, indem sie angeblich unter
einem von mehreren gelösten Kasenstücken ein Ta-
schenmesser verstecken, das dem Finder zukommen
solle. Auf ein Zeichen machen sich die während der
Vorbereitungen entfernt gehaltenen Jungen ans Suchen
und finden unter den Basenschollen eine Hand voll
Mist Z. Messer(li) vergrabe", lege", ein M. wird von
einem Kinde in Abwesenheit der Mitspielenden ver-
graben (in einem Zimmer versteckt). Darauf werden
Diese herbeigerufen, um das M. zu suchen. Mit den
Zurufen: heiss, warm., ehalt! je nachdem sie sich dem
Gesuchten nähern oder davon entfernen, werden sie
auf die richtige Spur geleitet. Der Finder darf das
M. nieder verstecken B. 31. verstecke", die in einem
Kreise sitzenden Spieler lassen durch ihre auf dem
Bücken gehaltenen Hände ein M. rasch in der Bunde
herum gehen; ein im Kreise stehendes Kind soll es
suchen. Dasjenige unter den Mitspielenden, in dessen
Händen das M. abgefangen wird, muss das nächste
Mal suchen, ebd. S. noch schmucken. — 2. Blatt der
Seggen (s. Spalt-Gras Bd II 796), insofern es schneidet
ZTurb.; vgl. Heiden-M.
Der Voc, für den man (als primären Und. von a) e1 er-
warten würde, scheint überall ulfen und dem Voc des Vbs
mi/ese" gleich zu sein. Vgl. Genn. :'. I, 264.
Aai au er-: kleines, gewöhnliches Taschenmesser
Z. — Nach dem urspr. Horstellungsort benannt.
161
Müs, mos. Ulis. mos. ums
402
. V iiilU"'1'-: roh scherzend, Degen Aa; B; VO; s.-
— Fäggete"-: Taschenmesser B(i.; F. S. Bd 1 712.
Furggete"- = dem Vor. BG. — /'., Hosen-, Rock-
tasche.
G'fratt-: Rasiermesser BBe.
Guggi- = Hegel (Bd II 1080) BsLie. - Der erste
T. aus ami |s. i,„i,i Bd II 532) entstellt.
Gerher-: im Wappen von BZollik. (vKodt 1834,
II 267). — Gerte"- = Gertel (Bd II 143) Bs. ,Falcula,
ein reb- oder gertmesserle.' Fris. ; Mal. — Gnip-:
l. = Gnip 1 (Bd II 669) BSi. — 2. = Gnip 2. ,Knyp-
messer, schöpfmesser, scalprum sutorium.' Mal. —
Heide"-: Pflanzenname. 1. gem. Schilfrohr, Phrag.
comm. GWe. — 2. gem. Schwerte!, Glad. comm. GWe.
Vgl. Messer 2. — Hag- = Gerten-M. Schj Th ; ZO., S.
,5 gertel oder h.' 1550, SchwE. Klosterinv. .Arboria
t'alx. ein h. oder gertel, büuin darmit zuo erhauwen.'
Fris.; Mal. .Weil Gott mit dem H., mit dem Reb-
niesser seiner rätterlichen Heimsuchungen Nichts mehr
bei uns ausrichtet, also dass zu fürchten, er werde
bald die Axt gebrauchen.' JMüll. 1073. Im Zeughaus
ZGrün. fanden sich 1786 u. A. zehn H. Z Staatsarch.
S. auch Bind-M. — Hegel-Messerli: primitives
M. mit hölzernem, walzenförmigem Griff AaBIj. Syn.
Hegel (Bd II 1080). Vexierrede: Er ist gebore" i" dem
grosse' Winter, wo d' Hegelimesser verfrore" sind und
der Bach über de" Hag i"e g'lampet ist. Sprww. 1809.
— Hägge"-, in Xhw Häggi-: Taschenmesser mit
hakenförmig gekrümmter Klinge Bs; B; Vü; Sch; Z.
Hack-: 1. wie nhd. ,Da du ein rollwagen be-
gerst, bütend sy dir ein h.' Zwingli. — 2. Frucht des
Bergahorns, Acer pseudo-plat. GSa. — 2 nach der Form;
Tgl. das syn. Schär(en).
Hol-: Messer zum Aushöhlen Gr. ,Du sollt die
Schindeln schneiden mit einem H.' FWürz 1634; vgl.
Gelten (Bd II 282), ferner Tügen-M. — Häschi- =
Haek-M. 8; s. haschen (Bd II L753). Miner Mueter
H. haut uf bede" Site". Volksreim (Tobl., Volksl. II
233). Der Metzger mit dem H. BWvss. — Hau"-:
1. a) = Hag-H. Th; Z. — h) zweischneidiges Beil der
Fleischer, mit kurzem Stiel, bes. zum Zerspalten der
Knochen verwendet Schw; Zg; Z. ,1 h.' 1469, Z Inv.
(zwischen .Gertel' und .Zugmesser'); XVII.. 1'nBürgl.
(unter: ,isin G'schirr in der Kuchin'). ,H. zum fleisch.'
1551, Z Staatsarch. .Mancher Handwerksmann wird
sein Fürfell, sein H. [usw.] beiseits legen.' AKlingl.
1704. — 2. Name eines mit scharfer Kante vorsprin-
genden, den Schiffern gefährlichen Felsens zwischen
Flüelen und Teilsplatte; vgl. das .Hackmesser' in
Schillers Teil. — 3. Hausname ZStdt. Wollish. —
B'hau"-: M. zum Beschneiden (s. be-hauwen 1 c Bd II
1811 ) der Tresterniasse auf der Kelter, gewöhnlieh von
der Form einer Breit-Ax (Bd I 620) ZS. — Heuw-
= H,-Isen (Bd I 539) GA.; ZO., S.; Syn. H.-Sagen,
-Spaten.
Ch egel- = Hegel-M. AAMell. — Wohl benannt nach
dem kegelförmigen Holzheft.
Karren-: degenlormiges M. ,Er het mit einem
karenmesser mym schwager sälgon mit dem krüz ein
loch in den köpf g'schlagen. das im das hirni us ist
gToffen.' 1549, UMey., Chr.; vgl. ZWthurNeuj. 1869. 3.
,Der fuermann mit synem ufgezuckten karrenmesser.'
Jos.Maler 1593. ,Sie namen ire K. (Degen) zu sich
.und legten sich darüber schlafen.' S Kai. 1709. —
Eig. das M., wie es die , Karrer' ehedem zu tragen pflegten.
Charsti- = Hack-M. 1. !><•>. zum Zerhacken des
Spinats SThierst. — Chäs-: 1. wie nhd. — 2, \< i
ächtlich, (kurzer) Sähel, Seitengewehr 1!; Sin; Tn; Z.
— Chrüt-: Hackmesser für .Kraut' (Bd III 884)
GA.; Z. — Lödel-: schlechtes Messer, dessen Klinge
lödelel (s. IM III 1101) Aa. - Laug-: unter allerlei
Waffen. 1155, LInv.; vgl. .die langen Messer.' XV.,
Z Gem. II 139. — Mass-.- Speise-, Tischmesser. XVI.,
L Vogtkinderrechn. — Müser-: degenförmiges Messer,
das der Mäusefänger aufs Fehl nimmt, am damit Rasen-
stücke auszustechen und die Mäusegänge bloss zu
legen VO; Z. — Metzger-: Schlächtermesser, allg.
's M. füre" lä", barsch und grob auftreten, sich ge-
mein benehmen Scu; Syn. 's räch Teil usefehere".
Metzger (Metzger), u-etz-mer 's M. (das ich cha"" das
Chälbli steche' ZS.)! Zungenübung Bs; B; Gl; Th; Z.
- Bi-: Seiten-, Dolchmesser, meist in einer mit der
Schwertscheide verbundenen Nebenscheide; vgl. Elggei
1873, 94. 43o. .Ein äserly und zwei oder drü stuck
brot und ein bös bymesserly darin.' 1497, Z Staats-
arch. .Als die eidgenossen mit in fachten fast, deten
inen ir kurz waffen aller bast, als b. und die kurzen
tegen.' NSchradin 1499. [Der wegen Verleumdung
Verurteilte] soll auf den offenen Markt geführt, seine
Zunge mit einem Nagel ,an den Fischraarkt' geheftet
werden, ihm dann ein B. gegeben und gestattet werden,
sich die Zunge damit abzuschneiden oder sie wegzu-
reissen. 1526, Absch. .Ob einer einen mit eini b. lyblos
tat, das soll im für ein mort gerechnet werden.- 1540,
U Rq. ,Ein fridbrüchig mann soll zwei jar kein ander
g'weer noch waafen tragen dann ein abbrochen b.'
1566, Zg Rq.; vgl. Messer 1, ferner Absch. III 1, 292.
,Sy habent zwei kleine Stumpen [Holz], so mit By-
messern abgehouwen worden, funden.' 1628, Hotz, Urk.
.Ausserhalb des Füwrrohrs änderst nicht bewehrt, dann
mit einem an dem Gürtel hangenden Beimesser.' JLl 'vs.
1661. — Bademer-, .Ein par b., mit silber beschla-
gen, für 8 H.' 1576, Z Ant. Ges. (Verzeichniss der aus
dem Glückshafen gezogenen Gewinne). — Bolle"-:
Messer zum Schneiden der Zwiebeln Sch; Z. Haue'
wie-n-e" B., scharf schneiden. Euser Marter 11. haut
uf bede" Site"; und wenn 's gar nümme" haue" udl.
se muess-vie" 's ivider schhf'e" Z. — Baibier-: Rasier-
messer Ap; Z (selten). — Bei"-: 1. = Haww-M. 1 b Z.
— 2. Falzbein ZS. — Band-, Bä- (in AiLeer. Bän-
der-): Messer zum Schneiden von Weidenruten Th
Bisch.; zum Zuschneiden tanuener Bänder zu Fass-
reifen, dem Schnitzmesser der Küfer ähnlich, doch
grösser Aa; Zf. — Bind-. ,Falces arboriae, sylvaticae,
vineaticae, schneid-, bind-, hagmesser, gertel.- Fris.;
Mal. ,B.. vietorius culteiv Denzl. — Broek(e°)-:
grosses Messer, dessen eines Ende auf einem Hack-
brett befestigt ist; man schneidet damit Brot in kleine,
würfelförmige Brocken (vgl. Chost-Möckli Sp. 141)
Sch; Tu; Z. — Bröt-= dem Vor. ZZoll.; sonst wie
nhd. .Darf einer nit ein br. in der scheid am gürtel
an im tragen?' HBüll. 1561. .Ein Br., ein Brotkübel.'
1609, Z Inv. — Rabe"-: an einem langen Stiel be-
festigtes, gewöhnlich S-förmiges Messer zum Zer-
schneiden (Stampfe") der weissen Rüben, die unter
das Mengefutter des Viehs gemischt werden Th; Z.
- Reb-, in Z auch Be"-: 1. wie nhd. Aa; Th; Z.
.Falx putatoria, Reb-, Schneidmesser.' Denzl. Vgl.
auch B.-Gertel (Bd II 443) und s. Gr. WB. VIII 337.
— 2. Dim., Name von Schotengewächsen mit reb-
463
Mas. nies, mis. mos. mus
464
messerälinlich gekrümmten Fruchthüllen. a) Wald-
erbse, Ombus Aa. — b) gel"S R. a) Wiesen-Platterbse.
Lath. prat. Aa. — ß) gem. Hornklee. Lotus com. Aa.
— Rig-Messer: Messer zum Sehneiden von Weiden-
ruten zu Garbenbändern Z ; Syn. Wid-M.
Rugg-: in einer Scheide auf dem Kücken ge-
tragenes Messer? .Man hatte lange Messer, E.- oder
Beimesser.' XV'., Z Gem. ,Ein r. mit silbernem ort-
bant.' 1484, L luv. Der Angegriffene habe sieh ge-
wehrt und sein .ruggmesserli' gezogen, um 1530,
Strickl. — Im Z Taschenb. IST!), 83 wohl irrtümlich
,Bnggen-M.'
Köm-: messerähnliches, hölzernes Werkzeug, wo-
mit der verdickte Kahm von den Wänden der Milch-
gefässe (s. Gepsen Bd II 393/4) abgeschnitten wird
GcPr. — Eanke"-: krummes Messer mit zwei Hand-
haben (zum Schneiden von Ranken) S (St.b). — Rör-:
ziemlich grosses, sichelförmiges Gerät zum Abschnei-
den des Schilfrohrs im See ZS. — Schab-. ,Das
schaberle, schabmesserle, etwas, damit man schabt,
radula, scalpellus. strigilis, strigilecula.' Mal. ,Sch.',
unter .Sennengeschirr' aufgeführt. 1659. ScuwE. Klo-
stcrarch.; vgl. Möm-M. — Schüehli-: Messer mit
einem Knopf an der Spitze zum .Schürfen' der Ge-
därme GStdt. Vgl. Schuck. — Schindle"-: starkes
Messer mit im rechten Winkel eingesetztein Stiel,
zum Spalten der Dachschindeln Z. — Schöpf- s.
Gnip-M. 2. Auch 1476 im Beuterodel von Grandson.
Scher- = Balbier-M. Aa; Ap; VO; ZTu. ,3 Seh.
1 rl. 15 ß.' XVII., Tageb. Zuber. In allgemeinem S. :
Der Landvogt zu Baden soll in der ,Stilli' eine scharf-
schneidende Axt und ein Seh. halten, damit eintreten-
den Falls die Seile am Fahr abgeschnitten werden
können. 1655, Absch. — ver-schermessere": zer-
fetzen, auch mit Worten AALeer.
Schoss-. .Wann man [grosse Steinobstbäume]
zweigen wollte, ist hierzu gar dienstlich ein Instru-
ment, das man Seh. nennet; dann durch Mittel des-
selbigen, wann es an ein lange Stangen gesteckt wird,
kann man die besten Schoss ohne Verletzung des
Baums säuberlich abschneiden.' Khag. 1639.
Schli-, in AAKlingn. Schiig-: nach Art eines
,Gertels' oder einer Sichel gekrümmtes Messer zum
Abschneiden von Weidenbändern, Baumzweigen und
Eebschossen AAKlingn.; GRh.; Th; ZFlurl. ; ein klei-
neres zum Abschneiden der Trauben ZFlurl.
Entstellung aus dem syn, Schni(d)-M. ist nicht durchaus
abzuweisen; der gleiche Übergang von n zu / unter dem
Einfluss eines folgenden m läge z. B. in ahd. sliumo neben
sntuino vor, und eine Analogie zu der Form Schlig-M. hüte
Wig-M. für Wid-M. Doch vgl. das syn. koblenzische .Schlini-
iiietz, Schlimmes', und dazu Gr. WB. IX 721.
Für- sch lache"-: grosses Taschenmesser mit
Feuerstahl. .Ein halbpfündiges Feuerschlachenmesser,
einen halbpfündigen Hegel zog er heraus.' N. B Kai.
1842. - SchnSd- = Schli- M. Tu; '/,. ,10 pfd gab
N. N., um das er [Einen] in synem hus mit einem
sehn, verwunt und g'schlagen.' 1568. ZGrün. Aruts-
rechn. ,Das Schneidm., falcula.' Red. 1662. .Um 2 Sehn.
dem Schmid 9 ß.' 1689, Tageb. Zuber. — B'sehnid-:
Federmesser PA1. — Schnätter-: .Taschenmesser
mit einer Feder, die Schneide ein und aus zu schnellen'
Th (Pup.). Vgl. Schnäpper. ~ Sehnet z-: Schnitz-
messer. 1562, F luv. Vgl. Schneie. — Schrib-: Ra-
diermesser. ,Um 2 sehr. 2 ß.' 1529, Bs Chr. .Radierer,
schreibmesserle, scalprum librarium, radula.' Mal.
,Dass ich im ein Sehrybmesserlin zerbrochen hatt.'
FPlatt. 1612. -- Schrot- = Hemc-M. Bs; ZO. —
Schwert-: unter Waffen aufgeführt. XV., Z Gem.
Vgl. Bi-M.
Span-. ,Swa ein burger ein sp. oder scheidmesser
treit. das gefarlich ist.' 1338, Z Ratserk. ; vgl. Z Ta-
schenbuch 1879, 83. — Eig. Messer zum Schneiden von
(Licht-) Spänen?
Spitz-: Gertel. 1868/76, ZOss. Prozessakten. —
Stolle"-, in W Stoll-: .Tisch- oder Fleischermesser
ohne Gelenk [also nicht zum Zusammenklappen]' BHk. ;
W. Ein unter das Kopfkissen gelegtes St. soll vor
dem Alp schützen W. — Tüge"-: Messer zum Spalten
der Fassdauben, dem Schindlc-M. ähnlich ZO. Es
gibt holt [gebogene] und g'radi T. — Doggel i-:
.Messer ohne Feder L. Syn. Hegel-M. Zum Schutze
gegen das Doggeli [Alpdrücken] steckte man ein D.
in die Wand; vgl. Lüt., Sagen 512. — Tünkli- =
Brocken-M., doch zum Einschneiden von Brot in die
Suppe verwendet Th; Z. — Turbe"-: Messer zum
Torfstechen Th; Z. — Trott- = B'haW-M. ZW1. —
Wid(en)- = Rig-M.,' sichelförmiges Messer, grösser
als das Reb-M., doch kleiner als der , Gertel' Z. Auch
Wig-M., kleiner Gertel zum Schneiden der Reben
ZDüb. — Wagel- = Hack-M. 1 ÄABremg., Fri. —
Wiege"- = dem Vor. ZS. — Wümmel- Sch; Th.
Wümmer- Th; Z, „ Wimmi- GRh." = Wümmer-Gertel
(Bd II 443). — Wis-: dem Trott-M. ähnliches, an
langem Stiel befestigtes Messer zur Anlegung von
kleinen Wassergräben in Wiesen ZW1. Syn. Wis-A.r,
Wisen-Biel. — Zug-: Messer mit zwei Handhaben
und gebogener oder auch gerader Klinge, ein Werk-
zeug vornehmlich der Böttcher und Wagner „LE.;"
GWidnau. ,Z., dolabra; zugmesserlin, dolabella. Mit
dein z. beschneiden, ebnen, (de)dolare.' Mal. Auch
1 169, Z Inv.; 1572, ZWthur. — Zug- (in ß; F; GrD.;
S ü, in GA. ü), „B'sug- F" = dem Vor.; in GrD. auch
in der Küehe verwendet, um Späne zu schneiden. —
Zieh- = dem Vor. Aa; Bs; Th; Z. , Ein kästli. darinnen
näpper, biel, ziechmesser, uf der louben.' 1571, Z Inv.
,Für ein Z. 10 ß.' 1676, Tageb. Zuber.
messere": 1. bei Raufereien das Messer brauchen
B; G; PAL; Z. — 2. Name eines Spieles, wobei es
sich darum handelt, ein Messer so in weiches Holz
oder in den Boden zu werfen, dass es darin stecken
bleibt B. — 3. „unpers., mit Acc. P.. Jmdn wie mit
Messerstichen quälen, von stechenden Schmerzen L."
Messerete" f.: Streit, der mit Messern ausge-
fochten wird B; G; Z. Beim ,Pöpperlen' mit Eiern
entstand Streit und nachher eine Messerte, bei welcher
Einer erstochen wurde. Zeitungsnachricht.
messerle": 1. = messeren IS. — 2. Name von
Spielen, a) = messeren 2 Bs; B. — b) mit beinernen
Knöpfen nach einem im Boden steckenden Messer
werfen, wobei der Nächste am Ziel Alles gewinnt Z
Glatt f. ; Syn. beinerhn. — c) ein hoch in der Wand
steckendes Messer mit dem Fuss herabzustossen
suchen BO.
messingele": stinken nach einem Furz Bs. — Mo-
derne Abi. aus dem schriftd. .Messing'; vgl. dagegen Möach.
Messmer, in Ap; GO., Ta.; Sch; Th; ZW1. Me'smer
— m. : 1. Mesner, Küster Ar; Gn; GO., Ta.; Seil; Tu;
ZW1.; Syn. Sigrist. , Wahl eines M-s.' 7. Amtsbl. 1868.
165
Mas, ine«, nii.-. mos, mu
466
Was </<' Pfarer und will, ist de* M. frö '/,-, wenn der
Pf'aff imil mag, ist der M. wol so frö Ar. Was nid
guet ist für de' /'/"//■ ist guet für de" 31. Sch. .Was
der M. nicht nimmt, nimmt der Pfaff GrAv. 's Ms
Chue darf uf-dem Chilchhof grase". Sulgeb. ,Wann
ainiiiann. lichter und rat ainon mesmer gesetzt hand,
sii solle dersclb schuldig syn, das mcsmerampt von
aineni herrn zue empfachen.' Vau. Betr. die Obliegen-
liciten des Messmers vgl. bes. Pcstalutz I 278/9 (ZElgg
Herrschaftsr.). — 2. scherzh., wer im blossen Hemde
ist GA.j Syn. Sigrist. — 3. der hoch 31., volkstüm-
licher Name des Säntis Ar; GT.; vgl. Leu, Lex. XIII
84. 1. Familienname \<s f-c'-); Schj Tu.
Me'is l'.s; GW., Mass B, Jtf«siBsStdt, 3IeisliGW.:
Jeremias. Vgl. 3Ilas (Sp. 15).
Meiss, Mets m.: „Einschlag der Axt in einen Baum,
den man fällen will BD."; jeder Einschnitt in Holz
lillk. Schnittfläche eines zersägten Baumstammes Bß.
s. Meiss-Hauw (Bd II 1803) und Totz. — Mhd. mä£,
Einschnitt. Sieher auch der Ortsu. ß'meis B.
Gert- = Gertel I 1 (Bd II 443) BoHa., Si.
Wenn die Bcd. richtig angegeben ist, wäre als analoge
Bildung mini, staael-meiße zu vergleichen, G. also eig. : Werk-
zeug, womit man Stauden udgl. (s. Gert Bd II + + 0 ) ab-
schneidet. Viel!, liegt aber ein Missverständniss vor und
bezeichnet das W. das Hauen voll Gert (mit. dem Gertel).
Vgl. noch die Stelle: ,Es soll der Gemeinde ßüuigen [BO.]
lilnss erlaubt sein, wie es das Gertmeissrecht mit sich bringt,
|zur Erleichterung des Weidgangs] Gestrüpp und Weissholz
zur Säuberung des Waldes wegzuhauen.' 1813, B Ratserk.
Holz- = Holz-Hauw (Bd II 1803). ,Die Leute von
Binn sind befugt, ihre Alpen und Allmeinen und ihren
II. zu besetzen.' 1434, W Utk. .Fehlt ihnen Bauholz,
so mögen sie es in gemeinem H. nach Schätzung ihrer
Güter nehmen.' ebd. - Vgl. W Blätter 1S90, 17C/7.
Stock-: wahrsch. das Hauen von .Stöcken', bzw.
das Recht dazu „BO."
meisse": (Heu) schroten GrL., Pr., Sch.; vgl.
Mcistt-Iscii (Bd 1 542). Hauen: .Ein statt Hess den
wald teilen undm.' Vad. — Amhd. meißen, hauen, schneiden.
.Meisse: Spalte, Holzstück, fissa pars ligni.' Beo.
1662.
Meise" „Ar;" GnMal., Valz., Meisse" Ap; Gl; GrPi\;
GT.; Schw — f., öfter Dim. Meissli Gl; GT.: 1. (in
ScnwNuol., W. auch Trag- Meiss (li), in GG. Träg-
Meisli), hölzernes Tragreff der Sennen und Bauern
Gl; GG.; Schw, nach einer Angabe in GlS. verschieden
vom Räf. Vgl. Gablen 4 a (Bd II 57). Brett mit drei
Tragriemen, um die darauf festgebundenen Käse oder
Näpfe zu tragen Ap; s. Steinm. 1804, 187. — 2. Behälter
für Käse, Butter, Ziger, bestehend aus zwei länglichen.
in Rahmen gelassten, durch Schnüre zsgehaltenen
Brettern, wie er hauptsächlich beim Transport von
der Alp durch die Zusennen auf je eine Seite des
Saumtiers gehängt wird Gr. Geschirr zur Verpackung
von Käse oder Butter, um sie beim Transport zu
schonen G oT. — Mhd. meiae, ahd. meitt(x)a, Tragreff.
„Meissete" f.: ein Pack mit Butterballen, wie es
auf einer Seite des Saumrosses herabhängt und von
der Alp den Eigentümern in die Dörfer gebracht
wird Gr."
Meis(s)e" f. BsStdt; Tu, Meisi ÄASchinzn.; Ndw,
. Maust AaF., Leer., Zein. ; BsL.; B (im hE. Müssi);
FL; L; SchwE.; S. Mösi F. Mäus(ejli AaF., Ke.;
Schweiz. Idiotikon. IY.
BoAa.; SchwE.; ZO., Möseli ScHwIb. (MLienert) — n. :
1. Name des Vogels, zumeist die Pinkenmeise, Parns
maj.j auch die kleine Kohlmeise, Blaumeise. aaOO.
Es g'wunderfitzigs Mäusi. RMky. 1833. .Ihr habt's
auf dem Lande wie die Vögel im Hirse, wie die Meusi
in einem Wurmnest.' Gotth. Ihr Ruf tönt: Zizi-pare!
Z.-p.! ZS. Vgl.: Wenn d' Mäuseli r tiefe" : d' Zit ist
dö! SLand. 1845. S. auch HHerzog 1885, 29. .Meisi Ku-
chens halb.' L Ansehenb. Vgl. auch Aprüle" (Bd 1 36 I ).
— 2. übertr. a) Kosename für ein kleines, lebhaftes
Kind, flinkes, schlankes Mädchen L. Möseli, Kosename
für nette Mädchen, auch für schöne Kinder Scuw um F.,
Ib. (MLienert). — b) lockere Weibsperson, Dirnchen
ÄASchinzn.; L. — c) Person mit geschwärztem oder
beschmutztem Gesichte AALeer. — 3. ,Meis\ Familien-
name ZStdt, seit dem XIII. (,Meiso') die ,Meisenzunft'
mit einer Meise im Wappen, ebd. ; s. Vög.-Nüsch. 1 198.
Mhd. meine, ahd. meim. Unsere Formen, abgesehen von
der Stichform, sind Dim. Auffällig ist. das ö neben Su SchwE.
Die Übertragung von '2 a und b gellt von der Lebhaftigkeit
des Vogels aus (vgl. Fink Bd I 867, zu b spec. .lockerer
Vogel, Zeisig'), c beruht auf einer Vergleichnng mit der
Kohlmeise; vgl. flml-meinig. Hieher auch der Kuhname Moei
B (Alpina I 138)?
„Holz-Meisli: Kohlmeise. Parus ater Ap; G."
— Hupp-Meisi BHa., Huppt -Mäusi B: Hauben-
meise. Parus crist. Syn. Wald-Huppeli (Bd II 1487).
Chol -Mäusi: Kohlmeise B oE. Syn. Chöllerli.
, Parus palustris, ein muermeiss oder rietmeiss, bei
uns ein kolmeiss genennt.' Vogelb. 1557. — chol-
meisig: wie eine Kohlmeise. Chöle'mäusig dcrh'er
cho" [gekleidet sein] B.
Chöt-Mäse" f. Scu, -Mäusli ZBauma: 1. Kot-
meise, Parus pal. aaÜO. — 2. bildl., unreinliche Per-
son Sch. Die ärgste" GUtzerli [s. Bd II 658] gänd i"
der E die wüesteste" Gh. — , Mucr -Meiss oder riet-
meissle: parus palustris.' Mal. — Blä- (GA.; ZS.),
Bläh- (Gl), Bläu- (B) Meisli, -Mäusli, -3Iättsi: Blau-
meise. Auch scherzh. von einem blaugekleideten Mäd-
chen Z. , Parus coeruleus, dis ist unsers blawmeissle.'
Vogelb. 1557.
Bräm Bröm-Mös GMarb., Brumäsli GStdt, -mäsli
GTa. : 1. Schwanzmeise, Parus caud. GMarb. — 2. Dom-
pfaff. Loxia pirrh. GStdt, Ta. .Im Jenner bat man
jung bronmeisen in den vogelnesten funden.' Vad.
S. auch Gümpel (Bd II 315). — Zur Gestaltung des ersten
T. vgl. Bräm-Ber.
Spiegel-Meis GW., -Mäs Ar, -3Iaus Zu., rS. —
in., -Meisi BHa.; Ndw; U. -Meisli AAKäst.; GbD., Rh.;
W, -Mäsli ThHw., -Mäusi B (in Si. Meisi); VO, -Mäusli
AaF., Ke. ; ZKn., 0., rS. — n.: Finkenmeise, Parus
maj.; Syn. Spiegeli. Äugli wie en Sp., fröhliche, helle
Augen GW. ,Ain spicgelmassen.' Kessl.
.11«» nach Analogie von Formenpaaren wie Bäumli: /•'.'".»
von Mäutli abstrahiert, das männliche Geschl. wohl nach
Fink, Spatz in Gegenden, wo das weibliche Simplex (Meise)
langst nicht mehr gebräuchlich war.
Stock-Meisli = Spiegel-M. W. — Tann-. , Parus
sylvaticus, bei uns wirt im der namm waldmeissle,
tannmeissle gegeben.' Vogelb. 1557; ähnlich bei Mal.
— Wald-Meisi Obw, -Mäsli Ap: 1. Haubenmeise,
Parus crist. Obw. — 2. Kohlmeise Ap.
meiste" B (auch -ele"), mäsle" ScHNnk. : langsam,
mit Widerwillen, wählerisch essen. — Zur B Form vgl.
iii<<it*>t< " (Sp. 447).
30
167
Mas. mos mis. mos. ums
468
meissle": mit eisenbeschlagenem Alpstock einen
Berg übersteigen LE. IcU bin mängist da itberfe'J
g'meisslet. — Bildliche Anwendung von .meisseln', mit Bez.
auf das Handhaben des Bergstockes.
Meisli Mäusli, nur in der Zss. Drä-M.: Stelle an
einem Spinnfaden, wo sich dieser wegen zu starken
Drehens zsgerollt hat ZW. Syn. Chrangel 1 a (Bd III
831), Trüdel. - Vgl. das syn. bair. Maisd (Schm. 1» 1664).
Misse f.: kirchliches Fest. Wer Vieh auf die All-
uiend treibt, ,der sol ouch ein tag [zur Strafe] swänten,
und als zwüschent missen und St Johannstag.' 1471,
Obw. ,Welicher in unsern weiden zwüschent missen
ütz etzt, der soll ein tag swändten.' ebd.
Mlid. misse neben messe. Vgl.: ,Ze Sant Andres miss'
(1400, AaKöll. Offn.), ferner Liteht-Mäu (Sp. 448).
Misel 111.: Mehltau B. — Mhd. misel, Aussatz.
Misser: Herr, als Titel. ,M. Peters de la Turre
von Mendris.' 1531, Strickl. ,M. Zeck [aus Calabrien].'
An'SH. — lt. miesere.
miserabel in Bs; Th; Z misserabel, in Bs; BoSi.;
Z auch miserabli'h, -lig: 1. elend, erbärmlich, allg.
's ist-mer m., elend zu Mute. Auch als Steigerungs-
adv.: es miserablig es böss, gittig Wib. Schwzd. (BSi.).
— 2. sehr verdriesslich BHk. Ich bin aUer miserable
•tcorde" da drüber.
Misere'li GrPt., Misere'ri Bs; S; Ndw — n.:
1. grosses Elend S; Ndw. Elend und 31. Hofst. -
2. Krankheitsname, das Miserere, Kotbrechen Bs; S;
Ndw. Magenschluss GRPr.
Misserich m. : Sauertopf, mürrisches Kind SciiSt.
Missi, in AaWoIiI. Missgi — n. : 1. Beschädigung,
Fehler, z.B. an einem Kristall U, an Geflecht AaWoIiI.
— 2. Schaden, Unheil GrPi\ B'hüet-isch Gutt trüli°h,
ist Das nid c" Zueversicht [bedenkliche Sache] g'si'
und es M. [bei einer Überschwemmung]! Schwzd. —
3. Fehler, Vergehen GrPi\ Dass seh' widerum es M.
begangen heind g'han, se sind seh' due für d' Obrigkeit
b'schickt worden. Schwzd. — Mhd. miue f., Fehlen. Mangel.
misslich: 1. (g')mislich I, zweifelhaft, unsicher
BB.; Ndw. Es ist m., eb me" hit noch chenn Hein-
üfmaehe* Ndw. Es ist g'mislichs, tra die Sach guet
chömmi, es g'falld-mer eimel nüd derfür BR. — 2. be-
denklich, gefährlich. „Es steit m. um-e" BE.; LE."
,Das Fahr bei Coblenz sei schlecht und m. geworden.
dass oft Niemand fahren könne.' 1539, Absch.
Misli. .Ein beschlagnes vergülts m.' 1488, Z luv.
(g')niislich JJ: bequem, „dienlich" Bü. E" g'm-er
Weg, leicht, und angenehm zu begehen BR. E' g-i
Alp, gut gelegen, nicht steil, ebd. — Zu missen?
misme": tändelnd, lässig, mit ungeschickter Hand
Etw. verrichten BR. An Eppis umhe" m. Er tued
nummen eso m.
Mies AaF., Ke., Leer, (neben Miesch), St., oWynent,
Zein.; Ap; GrD., ÜbS.; L; P; GSa.; SStarrk.; Tu;
üwE.; U; ZO., Zoll., Miess ZW., Miesch AiSuhrent,
uWynent. (vorherrschend neben Mies); BsL.; B; Gnl>..
ObS., Val. (auch Mieschi); Lj Scnw; S; W ; ZMänn.,
Nies AxSeet. — n. (in BO. m.. in S; ZZoll. in. oder
n.): 1. Moos; bisweilen auch von einzelnen Flechten-
arten, allg. En Stei", iro gäng trölet, überehunnt kei's
M- Hist. Kal. 1883 (spriehw.); vgl. ivasmen. Wo M.
wächst, ist es schattig und feucht. .In einem ver-
lornen Ecken unseres Kantons, wo neun Monat Winter
und drei Monat Miesch das Jahr ausfüllt.' B Kai. 1858.
,Es wollte in diesem Mieschloch nicht Frühling wer-
den.' ebd. .Muscus, miesch.' Ebinger 1438. .Muscus,
bryon, miess an den böumen, an alten eichböumen.'
Fris. ; Mal.; ähnlich Denzl. 1677; 1716. ,Miess von
eichen.' Zg Arzneib. 1588. ,Das Miess in den Wisen
vertreiben.' Nägeli 1738. ,Laub und Miesch.' 1752,
AaB. Holzordn. ,l)u hest nur Strau und Miesch im
Kopf.' Eliata und Mahom. lTiiJ. M. zum Verstopfen
von Fugen. ,l>er Vater hatte mit Miesch die Wände
vermacht.' Nat.-Kal. 1891. ,l)ie wend mit miess
schoppen.' G Hdschr. ,Zuo Feldsperg hat sich Einer
erfallen, so Mies, so man zue den gestrickten Stuben
brucht, wellen suechen.' 1601, Ardüser. Ein Moos-
polster zwischen den doppelten Fenstern dient zu
grösserm Schutz gegen die Winterkälte ; s. Bautn-M. 2.
M. wird auch als Streue für das Vieh gebraucht. I' 's
M. gä", im Walde Moos sammeln. Spec, iclsses M.,
isländisches Moos Th. Auch Ortsn. : ,im Mies' ZStäfa.
— 2. eingetrockneter Schleim in den Augenwinkeln
niTii. Syn. Ziger.
Mhd. mies n. und ni. Die nhd. Form ,Mös', aber als
Masc, bei Spleiss 1667 und ZAnl. 1761; die selbe Form
als Neutr. in SchwMuo. für das isländische Moos, wohl aus
der Apothekersprache, in U Wildmös. Xics für M- wie Niet
für .)/-, ausl. -seh für -» wie in Isek (s. Bd I 534). Zu 2
vgl. mhd.: (einem) das niesch von den ouyen abe blasen.
Roseug. D 118, 4 (Hdschr. h).
Ge-mies: Coli, zu Mies. ,L)öm, laub und g.'
Tierb. 1563.
Korse-, Kasse-Mies: Wurmtang, Muse, hel-
minth.; ein Gemenge verschiedener Seealgen, das in
den Apotheken als Wurmmittel verkauft wird Z
(Vogel). — Korse- eig. ,aus Korsika stammend', Kasse- viell.
für ,cassia.'
Lang-: sprossender Bärlapp. Lyc. ann. LW.j Scmv.
— Lüse"-: gemeine und wachholderblättrige Filz-
mütze, Widerthon, Polytr. comm. und juniperinum
Scnwlb. In Wasser gesotten gegen Viehläuse ge-
braucht. — Milch-: Keulenbärlapp, Lyc. clav. GoT.
— Mer- = Korse-M. Z (Vogel).
Baum-: 1. Bartflechte, ,Usnea arborea.' Bs Apo-
thekertax 1701. ,Uas b., muscus.' Mal. — 2. Biiiimli-
M., eine Art Waldmoos, Thamnium, bes. im Winter
vor, bzw. zwischen den Fenstern verwendet Z rS.
1 nach dem Ort seines Vorkommens, 2 nach dem Aus-
sehen benannt, da das betr. Moos Bäumcheuform hat.
Bürste"- =Lüsen-M. BoE. (Bürstli-); LE.; Sciiw;
Ndw; U; Zg. Zu Weberbürsten verwendet; auch zu
medizinischen Zwecken. — ■ Brunne"-: Moos- oder
Algenarten, die sich an den Wänden von Brunnen-
trögen bilden; spec. Brunnenfaden, Crenothr. Kühn. Z.
Letzterer dient zu Heilzwecken, spec. gegen Entzün-
dungen. — Ros-: Schlafapfel, Spongia cynobasti Aa
(Rochh.). Als Schlafmittel Kindern unter das Kissen
gelegt. Vgl. ScMaf-Epfd (Bd I 383). — Siene-- =
Milch-M. GoT. Syn. Follen-Chrüt.
Toten- Schidelen-: Dsnea cranii humani. Bs
Apothekertax 1701. — Moos, das in oder auf Totenschädeln
gewachsen ist; vgl. Woydts Schatzkammer19 600.
Schlichen-. ,Nimm wyssSchl., süd das in Essig,
binds über die Geschwulst' ZElgg Arzneibuch. —
Schlange"- GWe., Strange"- GTa. = Lüsen-M. —
Itö
Mas, mes, mis, mos, mus
(Tu
Tiichli-: aiedrige, Polster bildende Moosart, häufig
an Mauern und auf alten Dächern wachsend ZHerrl.
— ■ Dölderli-: Haarmoos, Polytr. G. — Tann- : fleisch-
farbige Heule, Erica carn, G oRh. — Darm-: Schirm-
moos, Splachnum Aa. — Ziger-: weisses Moos BoE.
Ks hat entfernte Ähnlichkeit mit dem Edelweiss.
.miessecht: lanuginosus.' Denzl. 1716. ,Der
Blust ist miessicht.' JMdralt 1715.
Miesegger in.: Ostwind Schw. - Weil von der
Miesegg her kommend; vgl. Lopptr (Bd III 1353).
miese" AaF.. Ke.; Bs; GrD.; L; Tu; Z, miesse"
GRPr., miesche" B; L; S: 1. „moosig werden, vom
Land. Es mieset allmählig. allg. " Syn. vermiesen.
— 2. im Walde Moos sammeln, allg. ,Zum Holzen
war der Schulmeister nicht geschickt mit seinen dünnen
Gliedlein und wir brauchten ihn zum Mieschen und
Rutenflechten.' AHartm. 1852. ,Das Miesen und Laub-
rechen im Wald.' Z Forstordn. 1807. S. auch Chris-
Nädlen. — 3. mit Moos ausfüllen GRPr. ,Die leicht-
sinnige oder wohlfeile und liederliche Art zu bauen
und zu miesen, d. i. Moos zwischen die Dielenbäume,
Ecken (Gwätten) und Strickhölzer zu stossen und
einzulegen.' Gr Sammler 1781. — 4. entmoosen Bs
(Spreng). — 5. scherzh., coire BSi.
über- s. Hauptelen (Bd II 1501).
ver-: 1. vermoosen Th; Z. Die Wise* vermieset
ganz, das Moos verdrängt den Rasen. Vermieset, mit
Moos überwachsen B; UwE.; Z. ,Die Bäume sahen
aus strub und vermieschet.' Gotth. — 2. mit Moos
verstopfen Tu.
Miesere" f.: Ort, wo reichlich Moos wächst; als
Ortsn. in B; ScnwMuo.; S.
miesig: bemoost Aa; B; Uw; Z.
Miesli°g m.: 1. kurioser Kauz AaF., Ke. Syn.
Mies-Bäuel. — 2. (Mieschli'gJ meist mit fül ver-
bunden, Faulenzer liRSplüg.
Mos n.: wegwerfende Bezeichnung einer Frau B
(Schülerjargon). Zucu alti M. us der Stadt. B Sonn-
tagsp. 1870. Vgl. Modi. — Auch Gaunerdeutsch.
Mos Th, Mos AaF., Ke., Leer.; Ap; BSi.; L; P,
Mäs Z — PI. Moser — n.: M'oor, feuchtes, sumpfiges
Land, auf dem nur kurzes Streugras wächst. Syn.
Biet. ,Planlos schoss er drein, wie ein Blinder ins
Moos.' Schwz. Unterh. 18G0. ,Die 2 obern moss sind
2 maninad.' 1522, Tu Beitr. ,In den roren und mösern.'
1560, Hiob. ,Palus, ein pfütz oder mosslachen, moss,
güllen.- Fris. ,Ein fuorman. so mit dem wagen in
einem maass besteckt ist.' LLav. 1584. , Frosch, die
in möseren sind.' ebd. 1587. ,Der Rhin macht etliche
Pfützen, Mooss und Wier.' JRüeger 1606. .Pfützen
oder Moser.' ebd. Die von Ulmiz begehren ein Stück
,Möösli' einzuschlagen. 1624, Absch. ,Uligo, Sumpf,
Moos.' Denzl. 1716. ,Aus Weidfarten in nutzbar Matt
oder Moss [Streuland] verwandelt.' 1747, BSi. Rq.
,Wo Sümpf und Moser sich befinden.' B Forstmand.
1753. Im Übergang vom Appellativ zum Eigennamen
begriffen in sehr zahlreichen Orts- und Flurn., so z. B.
,im Mos' Aa (-ö*-J; B; GLBetschw.; PGr.; ThFi-.; Z,
.Mosen' L; G; Z, ,in'n Möseren' B; ZZoll. (auch ,in
der M.', entstellt ,Mörsere"'), ,im Müsli' BE.; ZKn.,
Sth., ,im Mösli' B (auch ,Mösi); ZBenk., Dielst. Bes.
aber in Zss. a) als erster T.: , Mos- Acher' B (häufig);
Z, ,-Egg' B, .-Graben' B, , -Halden' Ap, ,-Leerau' Aa,
,-Müli' B, ,Matt(en)' AAZof.; B; ZWäd., ,-Bach' B; S,
,-Rain' B, ,-Weid' B; ZF., ,-Wang' (auch .Mosnang',
gespr. Moslig) G, ,Mosen-Ried' BSi. ,Ein Mannwerch
Wiswachs, gen. Moswis.' 1673, ZHerrl. Kaufbr.; auch
1436, Z NHasli. — b) als zweiter T.. bei einsilbigem
erstem T. oft zu ,-mis' abgeschwächt. Im ersten steckt
t. ein Personenn., t. drückt er Beschaffenheit, Lage,
Bez. zur Pflanzen- und Tierwelt usw. aus. Das Geschl.
ist ein paar Mal f. (nach .Wiese, Matte'). ,lben-' Aa;
L, , Eichen-' Z, ,Adlis-' Z, ,Egel-M8sli' B, .Allen-' Z,
.Elchen-' AaF., ,Enet-' Ndw, .Anderets-' Z. ,Armis' Z,
.Uerechs-' Z, ,Urmis' (auch ,Or-') ZMeil., ,Üri-' (später
,Öri-'). XV./XVIL, ZZoll., , Erlen-' S, ,Eschen-Mosen'
ZBül. (.Eschimos.' XIII., Z Staatsarch.), ,Üwlen-.' XV.,
ScuwTugg., ,Az-'_G, .Feile"-' B, , Folie"-' Z, ,Fül-' Ap,
,Feld-', Felmis B~ L (Feld-Mäs); G; Z, ,Forren-' Z,
,Fro-' Z, .Geemis' ZIrg., ,Gei-' ZStäfa, .Gallmis' S,
,Hegi-' Z, .Hugen-.' 1293, Z Urk., ,Hangen-' Z, ,Hopz-
ger-' (f.) G (vgl. Frosch-Güllen Bd II 223), ,Hör-' Th,
,Käm-' Z, ,Känel-' S, ,<_'hrumm-' (f.) Z, ,Lang(en)-'
LW.; Z, .Längen-' Z, , Lanzen-' Z, .Letten-' Z, .Muren-'
Z, ,Nickets-' Z, , Bächen-' Z. ,Bären-' AaF., .Breit-' Z,
.Reglets-' Z, ,Rühiltes-.' 1346, Z Urk., .Recken-' Z,
,Romis' Z, ,Röri-.' 1375, AAWett. Klosterarch., ,Ross-'
Ap, , Röten-' BGr., ,Simmis-' Z, ,Schup-.' 1572, SchwE.,
, Schär-' Z. .Schwarz-' Th, ,Schwerzen-' Z, ,Spil-' Obw.
,Tüfen-' Z, ,Teger-' Aa; um 1400, ZZoll., .'fällen-' LE..
.Türren-' Z (vgl. Dürrenmosler Bd I 372), ,Tisen-' Z
Grässl. (,Tisis-.' 1282), ,Tot-Mos.' 1345, ZRüti, ,Toten-
Mösli' ZMettm., ,Wyben-Mos.' 1625, LHiltisr., ,Zaugs-
M.' B. Dazu die Geschlechtsn. ,Moos, Moser, Mos-
mann, Mosimann.' , Heinin und Ruodin, die moser,
gebrüder.' 1423, Th (Pup.).
Anihd. mos. Die sonst spec. zürcherische Form mit «
findet sich auffälliger Weise auch in Ap und L Ortsn. (.Maas'),
in der ä. Lit. noch bei Kessl.; Tierb. 1563; 1715, Absch.
Ein Z Geschlecht schrieb sich im XVII. ,vou Moos' und ,von
Maas.' Vgl. auch Mos-Wth.
Girize"- Aa; Ap; L; ScHwMa.; ZKn.. Girizi- Aa
Wohl.; B; S, Gritzi- B; aScHW; Uw; ü, Grütze"- L:
1. als Flur- und Ortsn. LSemp. ; SBib. ,Ein Morast
[bei ÄAMuri], das G. genannt.' vRodt 1834. — 2. nach
dem Volksglauben Aufenthaltsort alter Jungfern, sel-
tener Junggesellen, die zur Strafe für ihre Ehelosig-
keit in Kibitze (s. Giriz Bd II 408) verwandelt worden
sind. In Soh; Z tw. dafür Girize'-Riet. Das G. ist
eine kahle Heide, hie und da mit Disteln, verkrüppel-
ten Bäumen und Stauden besetzt G; ZW1. Wer ledigen
Standes stirbt, kommt als verdorrte Jungfrau oder
ständdürrer Jüngling aufs G., wo es nur rotes Flosch-
irasser, statt Blumen Binsen, als Obst nur Näspli und
Bramberi, als plagendes Ungeziefer Bremen gibt aScuw.
Vgl. Erzähler 1855, S. 414. Der bekannte Landvogt
Sal.Landolt malte ein G., worauf die alten Jungfern
Zürichs herumspazierten. Vgl. G'wunderchratte 1865,
48. Uf 's G. cho" Cgä" Ndw), keinen Mann bekommen
B; „VO;u Sch; S; Z. Si g'hört uf's G., von einer
über 40 Jahre alten Jungfer L; Z. , Jedes Abendläuten
schien ihr von dem Glöcklein auf dem G. herzukom-
men, welches die alten Töchter auf der ganzen Welt
zusammenklingelt,' Gotth. Alle Mädchen denken: 's
trürigst Lös slg doch 's G. Hengeler 1836. Ein Mäd-
chen klagt: Ich fürchte" 's G. Ineichen. Vgl.: Ich
schlichen eine" [Vogel], der Giritz isch-es, wo-n-ich
meine*! 1! (Kuhn). Si ist es Meitli volle" Witz, drum
471
Mas, nies, mis. mos. mus
472
will si zur Fruit ha" Ott** der Giriz. L Spruch zu einer
Girizenmosfahrt. ,Ihr [alte Jungfern] müsst allzeit
einsam leben, mit den Gritzen schweben.' L Fast-
nachtsp. .Schon will ein Teil Leute prophezeien,
Salomeli gebe ein altes Maidli, denn es sei ja schon
zwanzig Jahre alt und noch ledig. Es werde wohl
aufs Wangener Riet [grosses Moor bei Z Wangen]
aben kommen und alte Hosen platzen müssen.' Stutz.
Sonst müssen die Bewohner des G. Sagmel ehnüpfe*
L; Uw (s. Sp. 222), Hose'lade" chöje", Linsi spalte"
und Wulke" blge" S, Hodlatz chnätsche" AaB. Zu
zahnlosen alten Mädchen sagte man: Du cha**st ja
nümme" uf 's Girize'riet ge" (alt) Hosläte cheue" Z.
S. noch Hosf-Latz (Bd III 1547). Uf 's G. fuere"
(daher Girizenmosfart), eine Fastnachtsbelustigung,
wobei mit den alten Jungfern allerlei Schabernack
getrieben wird Aa; L; U. Sie werden in eine Rendel
geworfen und vom Winde wieder als junge heraus-
geblasen. Ineichen. Vgl. auch Altuiber-Relle". In Aa
Fri. wurden zum Schluss der Fastnacht die ledigen,
über 24 Jahre alten Mädchen von den Burschen auf
Wagen geladen, auf die Allmende hinaus gefahren und
dort beim ersten Graben sachte umgeworfen; nachher
folgte Trunk und Tanz im Wirtshaus. In AaWoIiI.
nannte man Girizimos (oder Götti-Balt) einen in der
Mitte der Fastenzeit gefeierten Maskenball der sog.
alten Chnaben, wobei u. a. alternde (nicht anwesende)
Jungfrauen zum Spass ausgerufen und versteigert
wurden. Am Fastnacht-Montag oder -Dienstag wird
in einigen Aa Gegenden das sog. ,G.-Gerieht' abge-
halten, an dem auch angesehene Männer Teil nehmen.
Eine Maske, welche die älteste Jungfer der Gemeinde
vorstellt, erscheint als Verwalterin des Girizenmoses
vor einem improvisierten Gericht auf dem Markt und
klagt den ältesten Junggesellen an, weil er noch immer
im Dorfe lebe, statt unter ihre Obhut gekommen zu sein.
Der Angeklagte, ebenfalls maskiert, verteidigt sich, aber
su schlecht, dass man ihm den Schlüssel zum G., den
man dem Weibel desselben abgenommen hat, anhängt
und ihn auch in die Kosten verfällt. Daran schliesst
sich die G.-Fart. In L leitet der Girizen-Vater (Bd I
1129) den Maskenzug, der eine Fahrt auf das G.-M.
darstellt, und treibt seine Untergebenen auf die , Weide',
wobei allerlei witzige Sprüche gewechselt werden, die
sich auf den Stand der Ehelosen beziehen. In U und
L sammeln die Bursche in einem Henkelkorbe, der
von zwei Girizreitern (als hässliche alte Weiber ver-
kleideten Burschen) getragen wird, vorjähriges Moos
und ziehen mit den Dorfspielleuten von Haus zu Haus.
Wo sie eine ,Giritze' wissen, bestreuen sie die Tür-
schwellen mit Sand, nageln vor das Haustor einen
Strohmann und beschenken die alte Jungfer mit Gi-
ritzenmoos. Manchmal aber bringen sie ihr statt
dessen einen Bräutigam. In LRottal fuhr am Fast-
nachtdienstag ein mit grosser .Blache' überzogener
Wagen langsam durchs Dorf. Darauf sass, als eine
in weisse Tücher gehüllte, mit Mehl gepuderte Ge-
stalt, der ,Tod', begleitet von seinen Helfern und
Knechten. Bursche, als Weiber verkleidet, verbargen
sich in den Häusern, wo alte Jungfern wohnten. Nun
schickte der .Tod' seine Helfer aus, um die Verklei-
deten zu fangen; sie wurden unter Weinen und Jam-
mern in den Wagen gebracht und dein ,Tod' über-
antwortet. Der gefüllte Wagen fuhr vurs Dorf hinaus
aufs G., wn er sich entleerte. Bisweilen bot der .Tod'
auch vorher auf dem Platze seine Gefangenen öffent-
lich unter allgemeinem Jubel feil. Ein Mädchen u/'\s
G. tue", ihm eine Katzenmusik bringen, wenn es mit
einem auswärtigen Burschen ein Verhältniss ange-
knüpft hat. Besinnt es sieh aber eines Andern, so
wird es wieder hei" 'tä", d. h. bei der Burschenschaft
der Gemeinde rehabilitiert ZKn. Vgl. noch Mos-Fart
(Bd 1 1035) und N. Z Ztg 1890 Nr. 277.
Über das G. und deu sich daran knöpfenden Glauben
handelt LTobler, Kleine Schriften 13'2 ff. Vgl. auch noch
.Flederwisch' bei Gr. WB. III 1747.
Henne" -Mos = Girizen-M. 2 Ap. I" 's H. eho;
unverheiratet bleiben. — Lische"-: mit .Lischgras'
bewachsene nasse Wiese BSi. — Biet-: Sumpf Ap.
— Streui-Mäs: Sumpfwiese, worauf Streue wächst
Ap; Syn. Streui-Riet. — Waggeli-Mos: Sumpf, worin
nur hie und da sicherer Stand zu gewinnen ist BR.
Möseli n.: = Btich-Gläsli (Bd II (345) GSa.
„Mosere" f.: versumpfte Stelle." Dial. — Vgl.
den Fluni, i" der Monere* (unter Mos).
Moseri" f.: Kuliname ApI. (Kulireihen). — Eig.
Kuh, die gern seitab ins Mos geht?
Moserli n.: = Welt-Fisch (Bd I 1105) während
der Zeit, da er sich in Sümpfen aufhält; vorher heisst
er Schlängli, nachher Trüsch G; TüBodensee. .Die
treusch oder triesch und das moserlein sind einerlei
fisch, verenderend aber den namen nach den jaren,
auch ire weid und Iägerstatt; dann dieweil er jung
ist, hat er seine wonung im mies; daher sy von et-
lichen muscones a musco, von mies her, genennt wer-
den.' Mangolt.
m os ig Aa (-Ö-); BSi. f-u-J, mösig Scu ; moorig,
sumpfig.
In der ä. Spr. ,mosecht' (1531, Striekl.; Vogelb. 1557;
LLav. 1582), ,-echtig' (LLav. 1587), . -achtig' (JRüeger 1606;
JRLandenb. 1608).
M6sing f.: kollektive Bezeichnung von Mooren ApI.
Ge-mös n. : Sumpfland. Moor. .See. die etwan
grösser g'wesen und nachmals mit gemöss eingezogen
[verengert] und kleineret sind.' Vai>. .In g'möss und
lättigem boden.' Tierb. 1503. ,1m Morast oder Ge-
möss.' Kriegsb. 1644. S. noch von (Bd I 840). —
Mhd. gemüite, -mose.
mösele": nach Moor, Sumpfwasser riechen oder
schmecken, „z.B. von Fischen" Aa; Gl; Seil. .Hie
schlyen möselcnd oder schmöckend nach dein kat und
lätt, dann sy an solchen orten allein wonend.' Fischb.
1563.
Mosa: Maria Josepha W. Vgl. Murin 1 (Sp. 355),
Mosarde" f.: aus gesottenen Birnen, Zimmet und
Senfkörnern bereiteter, dicker Brei, der an der Kirch-
weih und ähnlichen Festen mit frischer Butter ge-
gessen wird FJ. — Vgl. pat, moustarde, frz. moutprde, Senf.
Mflsbmggerli: eine Art Konfekt von der Form
eines Chräbeli (s. Chräbet 9 a VA III 779) BSMt. Ehe-
dem galt dafür die Bezeichnung Nunnen-Fürzli; s.
Bd I 1040. — Benannt nach einem Zuckerbäcker ,MoSr
brugger' iu FStdt.
„iiios(e)len: zu einem Brei quetschen L. — ver-:
verquetschen, von Obst, ebd." — Wohl identisch mit
1 1 , r-)mush *.
Moses: der alttestamentliche Gesetzgeber. 'Eine'
M. (auch Mösi Z) lere", zur Ordnung weisen, die
Leviten lesen AaSI.; /,. Syn. Mores (Sp. :'„-!ü). MöStS
473
Mas, mes, niis, mos, mus
171
(ZWyla), Mos* (ZZoll.) erfare; schwer. ■ Erfahrungen
machen, (vom Schicksal) gezüchtigt werden. S. noch
CAoJft Mösi (Bd 111 217).
In der Form .1/..*/ werden auch <iie Bücher filo&is an-
geführt: im .r.i.» Bveck .)/. Z; Tgl. Ltai (Bd Iil 1570).
Mosi n.: Puppe PJ. — Vgl. moza, junges Mädchen,
im Patois der frz. Westschweiz.
Chosi- Mösi Bl!. ; VO. K- BSi.. Chusi-Mösi I ! i.N;it'..
Kösi-Mösi Schw — n.: = Chausi-Mausi (Sp. 447). Ge-
misch ungleichartiger, z.B. flüssiger und fester Speisen
BR.j „VO." 's ist ('■< rec/irs Ca. [wirres Gedränge] am
Märt g'si" L. .Ausschank von Wein, der eher das
miserabelste K. ist als Rebensaft.' Marchbote 1877.
,Es ist in manchen Lehrbüchern Alles kosimosilogisch
unter einander geworfen.' Egli, Bienenzucht (L).
Mus 1. PI. 31üs (in GnPr. 31üsch, in P Müso),
Hiin. Müsli (in GrAv.. D„ Pr., Rh., Seh. Müschii,
Müschi), in der Kdspr. auch Müseli — f.: Maus. 1. im
eig. S. in zahlreichen RAA. a) mit Bez. auf die Klein-
heit, Zartheit des Tieres. E" Müsli chient-en rer-
schrecke". Sulger; vgl.: 's Müsli chunnt! RA., womit
man Kinder schreckt ScHwMa. ; ZU. .Sie habe einen
so leisen Schlaf, dass sie es höre, wenn ein Mäuslein
gähne.' Gotth. Die fünf Müsli hiess man 1872 in Bs
die neuen Artikel im Entwurf der Bundesverfassung,
um sie als Kleinigkeiten, die nicht genügen, zu be-
zeichnen. Der ist nid te'ege" 'n Muse" [nicht um blosser
Lappalien willen] cho" ZEls. S. auch Iiät-Hüs (Bd II
1725). Es ist noch kei" M. unter dem Heustock gi-
blibu" (erstickt Gl), Entschuldigung einer kleinen Frau,
die einen grossen Mann heiratet Gl.; W. Von Muse"
giH 's Müsli ZEgg, Müsli händ (gid L) Müsli AiSt..
kleine Eltern haben kleine Kinder. .Junge Lüt be-
gebend sich ehezit in den h. Ehestand und erfüllend
hiemit das gmeine Sprichwort: Müsle machend M.'
Rüeger 1G0G. Es ist bös Mus melke", si hand korz
Strich GBern. ,Mit Mäusen zu Acker fahren, hircum
innigere.' Met., Hort. 1G92. .Mäuse sind keine Bären;
es sagt's ein Sprüchwort.' AGrob. Es Esse", Fresse"
nie jung Mus, ein zartes, delikates Gericht Aa; Si nSt.:
Z, auch übertr. auf einen Glücksfall ZPfäff. S. noch
üs-wegen. — b) Schwanz. Und wenn 's alle" Musen
in'n Schwänze" we tat, es mag Folgen haben, welche
es will, um jeden Preis Z. ,Und wenn's der Maus
im Schwanz weh tat.' UBrägger 1780. ,So miendt
mier's [wir es] tuo", und sett's [sollte es] darzuo z'hin-
derist der Maus im Schwanz we tuoD.' Com. Beati. —
c) Aufenthaltsort. Lebensweise, Treiben. Verstecki's
mache" wie-n-e" M. im Schnitztrog. Schilp. D' Müs
in'n Wände" höred auch. Sülger. V Müs vertribe*,
übertrieben stark und falsch singen Z (scherzh.). De"
Mfisc" dojiple" s. dopplen. De" Muse" heize", unnütz,
bes. vor Nacht, den Ofen heizen Z. Zu einem spät
Aufgestandenen sagt man spottend: Du vertrittst all-
ueg uümmc" eil Müs'. Th; die Mäuse suchen mit
Tagesanbruch ihr Versteck auf. .Hüte früh, in aller
Hansen Stilligkeit. hat er den Rissaus genommen.'
UBrägger 1782. ,Jetz lig ich inn glych wie ein mus,
den ganzen winter kumm ich nit us.' JBinder 1535.
S. noch Gü.r (Bd II 572) und h. Die Maus und ihr
Loch. Es jindt jedi M. ires Löchli, jedes Ding seinen
Platz L. D' M. wird wol es Loch finde", es gibt wohl
noch einen Ausweg OrPt. Der Verlogene findig' schwin-
der e" Lugi a's d' M. es Loch Gr. .Ein armes niüslin
war es doch, das nuiniiieu hätt ein einzigs loch.' VBolz
1554. Bis dann schlüfi noe* mängi M. in en anders
Loch, von einer fernen Zukunft Aa; L; Z; Tgl. Müs-
Loch (Bd III 1035). 's erst Müsli darf in, Irr £■ 's
Hüsli, Willkommgruss ScHSt. (Sulger). Müsli schlüfe"
= Chettene" schl. (s. Tobl. '.'Tai /.. — .1) (diebischer)
Frass, Ernährung, 's Müsli hat 's g'holet, es ist heini-
lich verschwunden. Sülger. Luege". wie d' M. .um
Bröd üs, 1) freundlich drein schauen A\Ehr. 2) ein
verlegenes Gesicht machen AaF., Ke. Dafür: Dil"
lue, ie" (stii". AGysi 1881) wie d' M. am Brot ÄALeer.
Mir wend gö", süst verträgen-is noch d' Müs. ebd. Ei-
lst vor de" Muse" sicher, er hat gründlich ausgewivt-
schaftet. Sulger. Dert wurdi'd d' Müs i" der Ernd
verhungere", von einem Ort, wo Nichts zu verdienen
ist Z. .Fortgehen wie d' Müs us-ere" Chillc", leer
fortgehen. Gotth. S. noch Äser (Bd I 500). Güeli
(Bd II 556), Schlotter-Milch (Sp. 205). F'< In" fast de"
Muse" g'si", war beinahe des Todes AALeer. Dem
wei" mir einist ivinke". De' ist üse* u'"' de" Muse".
HNid. 1878. Dass dich 's Müsli biss! Ausdruck des
Unwillens, gelinder Verwünschung B; ScitSt. Mit de"
Muse" bürste" [sich raufen], dem Tod entgegengehen,
am Sterben sein AALindenb.; L; Zg. Vgl. Müs-Loch
(Bd III 1035) und Scherr-Müs. — ef Entleerung.
D' 31. seit : Wenn d' nüd teilt, was i<* beiss, se friss,
was i'h scheiss! ZErl.; vgl. Müs-Ghät (Bd III 559).
Die tötne" Müs schissi'd nümme", Zurückweisung der
Drohung eines ohnmächtigen Gegners L. Wider e"
M. in'n Ghaste" g'schisse", RA., wenn eine Hausfrau
ein neues Stück Wäsche in den Kasten legt und damit
ihren Vorrat vermehrt ZYV'yt. — f) Fang. Vertilgung.
Mit dem Rufe: Müs! M.! lockt der Bauer die Katze
zum Mäuseloche; vgl. Müsi. Er zapplet wie d' M.
i" der Falle", im Pech. Sulger. Ume'schüsse" wie d'
M. am Fade", ebd.; vgl. Sprww. 18Ö9, 76. De" Müsc"
.:' richte" tvüsse", es listig anzustellen wissen ZEls., S.
D'ene" Muse" ist scho" noch z' richte", Drohung. Sprww.
1869. Alt Müs gönd awh i" d' Falle". Ineichen. Es
gi'i die alte" Müs och B oE.. Alter schützt vor Torheit
nicht. Me" chönnt mit-em Müs foh", von einem Dum-
men. Roohh. ,Sie könnten seinetwegen ga" Müs fall"'.
erklärt ein König seinen Ministern, indem er ihnen
den Abschied gibt. B Dorf kal. 1894. Er meint, er heb
es Müsli g fange", einen Fang gemacht Z ; vgl. Vögelt.
Hast wellen es Müsli fange"? Bs; Gr; ZS., hast e"
Müs ('s Müsli) g'fange"? Bs; Gr; L (mit dem Zusatz
wo ist d' M. ?); ZO., wo liest d' M. ? AALeer.; B, scherzh.
zu Kindern, die nach vorn zur Erde fallen; vgl. das
syn. rätorom. clapper üna mürina. ,So facht man d'
müs mit kleinem speckli in der fallen.' Aal 1549.
De" Speck ro" de" Muse" choufe", von verfehlter Spe-
kulation, einem Kauf aus zweiter Hand B. D' M.
jage" (auch Chatz und 31.), ein dem unter Garten
(Bd II 132) verwandtes Spiel: Kinder bilden einen
Kreis, die Maus sitzt drin, die Katze schleicht aussen
herum und sucht sie zu erhaschen. Gelingt es nicht,
so verlässt schliesslich die Maus den schützenden
Bing, und nun beginnt die Jagd ausserhalb und inner-
halb des Ringes, wobei die Katze stets durch das gleiche
.Loch' im Ringe hindurch muss B. S. noch Chats
(Bd III 584); chesslen 5 (Bd III 521). — g) Frucht-
barkeit. Si hat z' tue" wie e" 31. i" der Kindbett GWe.,
im Küder Gl. Si hat 's nötiger a's d' Müs in der
Kindbett Gr. — h) Vermischtes. ,So ein Halbherr,
47:,
Mas, nies, mis, mos, nms
■17c
so halb Maus und halb Vogel [wie die Fledermaus?].'
Nnw Kai. 18G8. Verseil Das de' 3Iüse"! Abweisung
einer Forderung LRottal. Das ist (heisst) nw (nummc")
de' Muse' 'pfiffe", Das ist (wie) d. M. pf., ist ganz un-
zulänglich, von Bemühungen, Massregeln, Leistungen
irgend welcher Art Aa ; Ap; B; L; Sch; S; Th; U; Z.
Das Ist nid de" Muse" 'pfiffe*, ist keine leichte Aufgabe,
will Etwas heissen Scu. Er cha"* de" Muse' pfiffe*.
Sprww. 1869. S. noch Chetten (Bd III 568). — i) in Be-
teuerungen. ,Botz m.!' Aal 1549. ,Bei meiner Treu,
hetz [vgl. he 1 2 Bd II 850] M., es wird gen ein bösen
Struss.' MyricXüs 1630. — k) verstärkend in den Ver-
bindungen: nass ivie-n-e" M. Aa; L; Z, still(e') wie-
n-e* M. L; vgl. m.-nass, müsfeßi-still. S. auch noch
all-einig (Bd I 275). — Volksglaube. ,Die Mäuse
fressen, was man am Samstag beginnt.' Wenn d' Mus
(hungeri'd) 's Bröd üfessi'd, so gibt 's e' Türi'g Ap
(Tobler). Wenn d' Miis d' Löcher ganz uf der Ober-
flächi machi'd, so mos Volk fort [droht Krieg], ebd.
Stossen sie unter dem Vordach des Hauses, so stirbt
im gleichen Jahr Jemand im Hause LReid., und zwar
der Eigentümer Aa; wühlen sie unter dem Ofen her-
vor, so stirbt noch in der selben Stunde ein Familien-
glied, ebd. D' Müs hend oss-em Häs use' g'stösse", es
mos Es [Eines] sterbe"; ä" Müs hend oss-ere* Schronde"
nse" g'stösse", es mos Es fort oss-em Hüs Ap (Tobler).
Tod verkünden die Mäuse ferner, wenn sie an Bett-
statt und Laubsack (7X1.), am Kopfkissen (Gl), an
den Kleidern im Kasten (S) nagen. .Wann Einem die
Maus die Kleider nagen, bedeute es, dass er bald
sterben werde.' Zauberei 1704. Die selbe Bed. haben
Träume von toten Mäusen Gl. Weisse Mäuse zu
fangen, gilt als Vorzeichen des Todes. We"-mer bim
Muse" so lang furtfart, bis die zvisse" chönnd, so sell-
mer höre" Zu. Als Todesbotschaft gilt übh. auch
das Erscheinen von weissen Mäusen. Es chunnt e"
schnechride'-wissi M. und bisst dem Buebli 's Büch-
näbeli üs, sagt man mit scherzh. Drohung zu kleinen
Knaben, indem man eine Fingerspitze zwischen zwei
Fingern hervorstreckt Z. .Etliche stehen an Nicasii-
tag i'rü auf und schreiben für der Sonnen Aufgang
über die Türen aller Gmächen in dem Haus: Heut
ist Nicasiustag, der Maus und Hatten vertreiben mag.
Under der abergläubigen Beredung, es könne dasselbe
ganze Jahr weder Maus noch Ratt in demselbigen
Haus bleiben.' Anhorn 1674. Brot essen, das von
Mäusen angenagt ist, verhütet Zahnweh B; Z. Mäuse
werden auch von Kindern um Ersatz ausgefallener
Milchzähne angerufen, wobei sie dieselben hinter den
Ofen oder in eine Ecke werfen oder auch in ein Maus-
loch legen mit den Worten : M., M. (Müsli, M.), da
hast (nimm, sä) de" (en) Za(nd), gib-mer (derfür) en
andere" (schönere") d'ra" B; Z (en andere" Za" und e"
goldi's Chetteli d'ra" ZReg.), en andere" silberne" d'ra"
mTu, en schöne" güldene" (guldige") d'ra" Aa (gi''-mer
e" schöne" wisse", dass ich wider wol cha"" bisse"); Th
(fein en schöne" wisse", das ich 's Brot cha" bisse");
ZZoll., e" guldige" Zand Schw, en andere" Chäs- und
Brödzand. Dan., gib-mer en Za" und e" goldi" Ketti
d'ra", dass er niimme* ab cha"". oO. — 2. übertr.
a) concr. a) Dim., Kosename kleiner Kinder Bs; Seil;
Z. Mi" Müsili ! Scu. Müseli mi's, Schätzeli mi's! Zg.
Blutti Müs, blutts Müsli, scherzh. Benennung eines
nackten Kindes Bs; B. — ß) Neckname der Bewohner
von ApSpeicher. — y) Name einer Kuli von maus-
grauer Farbe Gl (Dim. Müsi); GoT.; W (Müsi).
Müsli, kleine Kuh Uw. ,Post sequitur Müsli, Blessi,
Fuchs [usw.].' XVIII. , Uw (makar. Ged.). — 8) Müsi,
Kosename der Katze F; übw. — e) Müsi, eunnus BE.
— Q Dim., längliehe Kartoffelsorte Bs; B; Z. S. noch
Müsli - Herdepfel (Bd I 381) und vgl. 3tüsler. —
t,) Kätzchen des Haselnussstrauches GRh. — 9-) Müsli,
Pfianzenn., Gartensalbei, Salv. oft'. Aa; Ap; Bs; „VO;
Gl;" L (auch Müs); G; Sch; Th; Uw; Z. Die aus
einzelnen Blättern dieser Pflanze bereiteten Müsli-
Chüechli (Bd III 138). aaOO. Sie gelten für gesund,
werden bes. im Heuet für die Mähder (Z), an der
.Sichellösi' (AAZein.) gebacken. Nach Spreng in Bs
Stdt = Müs-Or 2 (Bd I 416). Wildi M., Wiesensalbei,
Salv. prat. Aa; Ap; GG.; Z. — i) Spielzeug, bestehend
aus einem zsgewickelten Taschentuch, welches eine
Maus vorstellen soll, die man unvermutet gegen An-
dere schnellt Ap; Bs; Z. — x) Muskel. 1) an der
Vorderfläche des Oberarms, Muse, bieeps Ap; Bs; Gl;
G; Z. Es Par Müs ha", muskelstarke Oberarme. Es
brächt Müs, es ist viel Kraftaufwand nötig, eine
schwierige Arbeit Ap; GStdt. In der ä. Spr. auch in
allgemeinerm S. , Durch die müsli und nerven zum
hirn.' Ruef 1554. ,Nüt ist dann müs und adren er.'
Goliath 1555. ,Bei abwechslender Auf- und Absteigung
kommen alle Glieder des Leibs in Bewegung, nicht
aber zugleich, sondern also, dass, wann die einten
Mäuslein arbeiten, andere ruhen können.' JJScheuchz.
1706. S. noch Leben 1 (Bd III 967). — 2) Muskel-
stück, bes. am Vorder- und Hinterschenkel des Rindes
(Metzgerspr.) Bs; L; G; Z. S. noch M.-Fleisch (Bd 1
1222). — X) Dim., die empfindliche Stelle am Ell-
bogenknochen Aa (auch am Knie); B; L; G; Z. Syn.
's törechtig Aderli, Narre'-Beinli. 's Müsli a'schla",
sich an jener Stelle durch Anstossen wehe tun. An-
stossen, dass-mer 's Müsli g' spürt L. — u.) der die
Müs (i. S. v. x 1 oder X) bedeckende Teil des Panzers.
,Ein brustblech, zwei stössli. ein armzüg und zwei
müsli.' 1443, L luv. — v) Schinuckgegenstand. .Ver-
güldte Gürtlen, vergüldte Nadelbendlin oder Meüsslin,
vergüldte Taschenb'schlecht und Seckelzierden sollen
allein die tragen, so ein guldin Ketten zu tragen ge-
no.ss sind.' G Mand. 1611. — o) ein Feuerwerkkörper.
.Schwärmer und Müsli verfertigen.' 1694, Z Feuer-
werkerges. Vgl. Frosch (Bd I 1333). — ti) Dim., Puls
GW. ,Crotaphitae. Schlafadern, die Mäusslein der
Schläfen.' Denzl. 1677; 1716. Vgl. M.-Äderen (Bd I
87). — p) Dim., das hinfallende Weh beim Vieh GrL.
— b) abstr. Müs a) Schwierigkeiten (Syn. Muggen 7 c
Sp. 129); meist in der unpers. RA.: M. ha", schwer
halten Bs; B; „VO;" Sch; S; Th; vgl. müsen 6. ,Bis
er die [Frau] gehabt, heig 's M. g'ha".' Gotth. 's wirt
M. ha", janis Gott, 's wirt 's ha'! Rapieri 1700.
S. auch Leu, Lex. 19, 391 o. Auch pers. : D' Lüt hei'
Müs, die Dütsche' z' verstä". Bari 1885. — ß) Um-
schweife, Ausreden. Mach-mer nid (hei") M.! L; Schw.
Und miech-er öppe" Schlich und M. Scuw. Mach-mer
kei' M. öni Schivänz, versuche nicht, mir Etwas weis
zu machen AaF. Mach (auch lüg Aa; B)-mer nid
(kei') M., ich ha* d' (e") Chats im Ermel [ich verstehe
keinen Spass] Aa; B; L; S. — y) Grillen, Tücken;
Syn. Muggen 7 a, Ratzen. Er hat M. im Ghopf.
Sprww. 1869. ,Und sunst hat er [ein Despot | der
müsen vil; einsmals er's aus umbringen will.' Mauhit.
1581. .Was lachst du, Walch, hast Maus im Kopf?'
177
Mas, mes, mis, mos, ums
478
II.Maiilek 1620. .I't'iii soll ob keinem Aufsatz grausen
der Herren Grafen in dem Land, welche sonst vil
der Musen band.' Myricüs 1630. — 3. ,im Müsli-,
Ortsn. BInterl.; ZWäd. Auch in Zss. ,Müs-Aeker' Th;
.M.-Pluelr ß; ,M.-Halden' Ap; ,M.-Hüttli' B; .Müsli-
Bach' ZHerrl.j ,Mösi-Boden' B; ,Müsen-Triechtei"
[kleine Seebucht] LW.
Zu 2 aß vgl. deu B Faniilienu. ,Müsli' (seit dem XV.).
nun. Hccius Mus, gr. MSg. 2 a V auch bei Lexer I 2192.
2 a 7i uach der zuckenden Bewegung, wie denn die Maus
auch als Bild des Blitz-, Licht- oder Lebensfunkens galt.
Fleder-Müs: 1. (in G oT. Nacht- Fl.) wie nhd.
allg. So dürr a's ne* Fl., spindeldürr. Rochh. Volks-
glaube: Wenn die Fl. ihren Harn auf den unbedeckten
Kopf fallen lässt, soll man einen Ausschlag oder Zitter-
mäler bekommen, räudig werden Aa; Bs; Z. Wem
sie im Schlaf aufs Herz kommt, der wird blind ZS.
Um sich unsichtbar zu machen, trage man das rechte
Auge einer Fl. bei sich S. Wenn Einer das Herz
einer Fl. mit einem Seidenfaden an (unter S) den
rechten Arm (an das rechte Ohr L) bindet, so hat er
Glück beim Spielen, Kegelschieben, Schiessen L; Sch;
S. Tuet-men es Fl.-Herz bim Chugle'giesse" unger 's
Blei, so het-me" bim Schiesse' Glück. Schild. In Gl
nahm der Schütze eine geköpfte Fl. in der linken
Hosentasche mit. GHeer 1887, 12. Fledermäuse sind
Seelen Abgestorbener, entweder alter Frauen oder
alter Junggesellen. Vgl.: Aide, a., a.! De" Hägni
(Müsli, Jösli, Heiri) und si* Vre, si fare'd über de"
Sc. Der Hägni zieht de" Dege* (Säbel) üs und macht-si
:u-n-ere" Fl. Aide, a., «..' ZS. (Spottreim). Du und
diner Gatti'g alti Chnabe", ir glH de" wüesti Fleder-
müs, die z' Nacht umenangere" fhlge". B Hist. Kai. 1866.
,Die Fledermäuse sind Gespenster.' ebd. 1837. —
2. a) Schmetterling G oT. — b) Schwertlilie, Iris
germ., bes. deren Blüten BBurgd.; GRorsch., Wyl;
Th. — c) = Wind-Haspel 1 a (Bd II 1762) GSev. —
3. beim Kegelspiel, das Fallen von fünf Kegeln auf
einen Wurf. SchwE. Kai. 1884. — 4. ,in der Fl.', Hof-
naine ZMettm., Wied. - Zu 2 a vgl. Gr. WB. III 1746.
„fleder-müsle": doppelsinnig reden und han-
deln, politisch und religiös, sich lichtscheu benehmen
SruwMa." — Fleder-müsler m.: doppelzüngiger,
charakterloser Mensch SchwNuoI.
Freud-Müs. .Etlich meüss sind heinisch, etlich
wild, hauss-, feld-, wasser-, bergmeüss, fröudmeüss,
haselmeüss [usw.].' Tierb. 1563.
Gugel-Musi n.: reatino, scricciolo PA1.
Eig. Hauben-Mäuschen; zum zweiten T. ist zu bemerken,
dass die betr. Vögel zu den allerkleinsten gehören; vgl.
Müs 1 a.
Gugg-Müs: Name der Feldmaus. B Hink. Bote
1843. — Guggen-Müseli n.: eig. Guckmäuschen.
Machst-mer's G.? sagt die Mutter kosend zum kleinen
Kinde, wenn es ein wenig unter der Decke hervor-
guckt SchwNuoI. Vgl. Müs 2 a <x. — Hegge"-Müsli:
Kosename kleiner Kinder ZW. — G'hält-Müs:
Hausmaus BSi.; vgl. Ge-halt (Bd II 1218). .Farren-
kraut, um die G'hältmäusc zu töten, denen [der Mauser]
mit seinen Fallen nicht beikommen konnte.' Schweiz
1858. — Herd-: Feldmaus UwE. ,Erdmauss, nite-
dula.' Mal. — Hasel-: Siebenschläfer, Myoxus nit.
ApHeid., wo die eig. Haselmaus nicht vorkommt. -
Ker-: Kellerassel GMarb.
t'hutzi-: a) auch Ch.-Müserli, Blindekuhspiel G.
Vgl. 111. Kai. 1851, 158. — b) Ch. (auch Chutzimilsa/ts)
tue*, Versteckens spielen G (lt T obl.). — Chutze"-
Müsech GLNäf., -Müser AaFh. (Chutzi-), Leer.; L; S,
-Müserli L; GRh.; ZBuchs, -Müslecher SThierst.:
Apfelsorte; in L; SThierst. süss und klein, in AiFri.
sauer, rot gestreift; in G syn. mit Chlansen-Kjifcl
(Bd I 371), in GLNäf. mit Win-Rötech (Bd 1 375).
Vgl. Kurzen-Müser(-Epfel) Bd I 372. — chutze"-
nuise" ZAnd. (churze*-), 0., -müsle" GoT.; ZGlattf. :
Blindekuh spielen. In ZGlattf. wird Eines mit ver-
bundenen Augen zur Türklinke geführt und gefragt:
Was hast in'n Hände"? Es antwortet: IT Türfalle".
— Was hättst gern? Antw.: En Sack voll China. —
Se spring umme* und suech all Müsdreck üf. Darauf
sucht es die davonlaufenden Kinder zu haschen. [Die
Sonne] gugget uff'-em se'be" Bort dür'h d' Tanne" düre",
a's wenn si k. wött. J.TRütl. 1823.
Chleder-: 1. Fledermaus AALeer. — 2. vulva.
ebd. — Leb-: 1. Pulsader Zg. Firn d' L. versteche",
verhaue". ,Er ward in ein bein gestochen, in die 1., das
er in zwei stunden starb.' Äg.Tscbudt. — 2. Muskel-
oder Nervenzucken, bes. das unwillkürliche Zucken
des Oberarms, der Augenlider und des Mundes Gl;
GA., Ta. ; SchwMuo. Ich ha" d' L. i* den Auge". —
Lang-, Läng-: Schlusstanz bei einem Tanzvergnügen,
mit stets wachsendem Tempo und bis zur Erschöpfung
der Tanzenden ausgedehnt B; Zg. Syn. L.-üs 1 (Bd I
557). ,Neumödische Tänze, denen man Längmüs sage.'
Gotth. ,Es schien der Mutter manchmal, die Tannen
höben die Füsse und tanzten Längmüs um sie herum.'
ebd. — Muggeli-: unlauteres Geschäft Bs. 31. mache".
S. auch lisch J(Bd III 1459). —Nu el-: Wühl-. Wasser-
maus, Hypud. ainphib. ScHSt.; Th; ZW1. .Auss den
wilden meüsen, so im fäld, wisen oder gärten wonend.
furinen aufnüelend und werfend, werdend auf teütsch
genannt nüelmaus, fäldm., erdm., schorrm., schörm.,
stoekm., luckm. und von dem ort ackern).' Tierb. 1563.
— Bleich- Müseli, -Müseli: bleiches Kindchen B; S.
Blind- (W), Blinder- (PAL), Blindi- (Bs; B; F; S),
Blinzi- (AASt.; SThierst.), Blinzgi- (Bs)Müs, Plinzli-
Musli Z (Dan.): Blindekuh. Bl. mache; fäll (B; S),
jage" (B), 81" (PAL). S. auch Staub, Kinderbüchl.
VII 22. — Nach Rochh. 1857, 404 auch das Fangspiel
Am8chlagi*8. Vgl. das syn. frz. cUgne-musttte.
blind- (BHerz.; ZWasterk.), blinde"- (Ap; GS.;
THSteckb.), blindi- (BR.), blinze"- (THTäg.), blinzi-
(AALeer.; L), blinzle"- (ScHSt; ZSth.), blinzli- (Z),
blinzlige"- (L) müse" AALeer.; BHerz., R.; Ltw., sonst
-müsle": Blindekuh spielen. Syn. finster-güxlen (Bd II
571), giri-ginggelen (ebd. 365). .Blinzenmausen, caecus
musculus.' Red. 1662. Auch bildl.: mid Eppem bl.,
Jmdn zum Besten halten BR.
Blutt-Müs, Dim. -31üseli, -Müs(e)li: nacktes
kleines Kind AALeer., St.; B; S. Bl. mache", ein Kind
ausziehen AaSL
Eig. junge, noch unbehaarte Maus. Nach Rochh. 1857,
337 bezeichnet das W. auch die blosse Herzgrube eines
Kindes.
Ratt- AARued., St.; BU.; S, Ratz- AaF., Ke., Leer.;
Uw; U, Ratzu- PAL: Ratte. Sorcio grosso da condotta
PAL ,I!azmüs wotten im alls fressen.' Salat. ,Ein
grosse Ratzmaus.' GKönig 1696. — R it-: nach HSchinz
1842, 160 (neben .Springmaus') Name der langschwän-
zigen und der kleinen Feldmaus, irrtümlicher Weise
■179
Mas, mos, mis, mos, mns
4sn
auch der roten Waldmaus. — Salbine"- (Gl; Ndw),
S&bli; „Sälvli-" lAi') Müsli = Müs 2 a 6-.
Scher-: 1. = Nuel-Müs A.\. — 2. Maulwurf. Talpa
europ. AALeer.; Ap; Bs; B; GrD., Mal.; L (schwärzt
Sek.); S; Tu; üw; Z. Syn. Sc7ser. .Die Schärhäufen
sollen fleissig Verstössen und die Schärmäuse ausge-
reutet worden.' Z Gos. 1779. Vgl. noch schermüse*-
glati (Bd II 654). Ein um den Hals gehängtes Tätz-
chen einer Seh. erleichtert den Kindern das Zahnen Z.
Stösst e" Seh. bim-ene* Hüs, se heuscht st Öpper drüs.
Sulger. jy Seh.- Müs müesse" gä* hüete*, sterben müs-
sen Gr. Mit de" Sch.-Müse' tanze" (ZStb.), borze'
müesse" (AlZein.), sterben müssen. ,Far hin! Mit den
Schermäusen ring!' höhnisch zu einem Getöteten.
JMahl. 1620. Vgl. Müsl. — scher-müse": scherzh.
= sterben AA.St.. Zein. Seh. müesse".
Schorr-: 1. = Scher- 31. 1 BsLäuf. — 2. = Scher-
M. 2 STbierst, — Über die Verwechslung beider Arten
s. Tschudi, Tierleben 5 116. l'JS (,Scharrmans').
Schlaf-. .Ut't machen sie [Zahnschmerzen] Gichte
in der Schlafmauss.' Muralt 1697. Vgl. Mus 2 a x.
— Schluck-: Popanz, mit dem man die Kinder vom
Wasser wegscheucht U. D' Schi, chunnt dieh cho"
iunc" zerre". — Staub- = Mimer 3 (Sp. 227) B (Dan ).
— St. iss-: 1. = Scher-M. 1 Ar; S. .Die Wiesenmaus
(Hypud. terr.) heisst auch St. oder fälschlich Schär-
maus und Wühlmaus.' HSchinz 1842. — 2. = Scher-M. z>
I!; S. .Seine Taten verraten unreine Natur, gleich
die Stossmäuss sich verraten mit irem Doch.' AKlingl.
1688. -■ Tapp-: Muskelzucken Gl. — Drotzel-.
Nur im Kinderreim: 's Bücbli ist e" Dr., stilt eus 's
Fleisch zum Häfeli üs. Rochh.
Zis-: Spitzmaus, Sor. vulg. ,[Die Spitzmaus] hat
ein scherpfere stimm dann die anderen mens, von
welcher stimm her sy auch zissmauss genennt wirf,
wiewol dasselbig ein besonder geschlecht der meusen
ist.' Tierb. 1563.
Z isi - Müs(e)li: Kosename der Katze Uw. —
zisi-müse", auch zuri-müse", ziri-müsle* : ein der
Blindekuh verwandtes Spiel: ein Kind sitzt mit ver-
bundenen Augen, ein Stäbchen in der Hand, auf
einem Stuhl unter den Spielgenossen, die es im
Kreis umziehen, bis es Halt gebietet, worauf es im
Kreise herumgebt, mit dem Stäbchen eines der Kinder
berührt und dieses durch die Aufforderung: Zisi-
Müseli, mach mau! veranlasst, ihm mit mau zu ant-
worten. An der Stimme und durch Befühlen sucht
es dasselbe zu erkennen. Gelingt ihm Dies, wird es
abgelöst, im andern Fall muss es sich wieder zu seinem
Stuhl zurück tasten und von vorn anfangen UwE.
„Zitze-Müs", Zizi-Müsi, auch -Müsi Ol:
1. Dockruf für die Katze Gl. — 2. = Zisi-3lüscli „Ap;"
Gl; „Z."
Müsecher: Apfelsorte Tu.
Spitz - Musechor : saure Apfelsorte STbierst.
Vgl. Kurzen-, Katzen-Müser (Bd I 372), Spitz-Wiss-
echer (ebd. 378).
um be"-m üsele": mit Kleinigkeiten, Spielen und
Tändeln die Zeit vergeuden, sieh müssig herumtreiben
BHk, Tue-mer de"" uil it.! ruft eine Mutter ihrem
Kinde nach, das sie mit einem Auftrag weggeschickt
hat. Vgl. müsen 5.
müse" I: 1. Mäuse fangen, allg. An .bannen fyr-
tageir war das ,m.' nicht erlaubt. XVI.. ObW; vgl.
Müser. Müsen isch nit 31., gut haushalten ist keine
leichte Sache BHk. G'hüsel isch nit g'müset, süsch
clitmnt 's auch mengi Chatz SRech, Bildl., go" in.,
spöttisch vom Steuerkommissär, der über Steuerpflich-
tige heimliche Erkundigungen einzieht Z; vgl. Blci-
trlsli-Mann (Sp. 287). — 2. (verstohlen) in Etw., bes.
fremdem Eigentum, herumstöbern, -wühlen, eifrig nach
Etw. suchen Gl; GrD., Val.; W. — 3. stibitzen AaFH.
(-ou-J; Bs (öfter -OW-); B; Gr; D; G; Th ; Zu; Z. —
4. unpors., mit Acc. 1'., wegraffen BE. Syn. nemen.
Es chi)itnl-ticn m. Es hät-mer 's [mein Kind] icelle* in.
— 5. ein Geschäft langsam verrichten GrD. — 6. refl.
Es ivird-sich (noch, g'adj müse" AaB., Deer. ; GrPi\,
müse" AaF.; Gl; D; Zg; Z. auch welle" m. AaWodI.;
D, a) es wird Schwierigkeiten verursachen, schwer
halten ÄADeer., Wohl.; Gl; D. -- b) es ist (sehr)
fraglieh, ungewiss, wird sich zeigen AaK. ; (u.U.; Gr;
D; Zg; Z. Es wird sich m., ob er 's tuet, ob öjijiis
Rechts derbi use" chömm. Vgl. noch Ratzen- Mann
(Sp. 277). — 7. der Gen. des Inf. in der Verbindung:
es brücht Müsis, macht Schwierigkeiten Ap. 71/. hat 's
'bracht, bes-mer jo g'sät hund. AHaloer 1839.
Ahd. 'müson, -en (worauf unsere Formen mileet, t/'mümt
schliesscn lassen); mhd. müsen, Mäuse fangen; (stehlend,
suchend) schleichen. Zu li vgl. .1/«« s h a. Über Berührung
oder Mischung mit müsen // s. die Amn. zu müssen,
ab-: 1. dem Verenden, Sterben nahe sein ; sterben
BBielersee, Hk. (derb). Am A. si". De' macht 's nit
bis im Früeli'g, De1' müset vorher ab. — 2. durch-
prügeln Ar. — 3. i'utuere. ebd. — Zu 2 und 3 vgl. 06-
),.,,,„;„ s " und h (Bd II 1807).
üs-: suchend durchstöbern, z. B. einen Schrank,
eine Tasche GrCIuu, Pr.
doggi-, duggi- (Uw), dugge*- (AaB.) müse", tokel-
tititsne" SchSD (Sulger): ein Duckmäuser sein. —
ver-toggi-, -togge"- (B oE.), -toggel- (BO.) müsle":
1. ver-toggimüslet (auch -müsleret) si", ganz zum Duck-
mäuser geworden sein DoE. — 2. tr., verheimlichen,
vertuschen BoE.. 0. — Tugge"- (Zg). Duggel- (Bs),
Tuggeli- (Bs; S; ZDunn.), Tüggeli- (BBrisl.), Duggi-
(S). Tuckli- (Scuw) Müser (li), Doggi-Müser UwE..
Tacke"-, Tugge'-Müsli Tu tw., Toggi- (B), Tugge"- (Aa;
B; ScHSt.; ZO.). Tücke*- (Gr; G; ThHw.), Tuggel-
(Bs; B), Duggi- (Bs) Müsler (in AaHL, Holderb.. Ku.,
D. -MüselerJ — m. : Duckmäuser. Syn. Mugge"-Tüssler.
,Es will gemeinlich mer büebery g'funden werden by
den duggelmüseren, dann by denen, die offen oder
ufgeton, frölich und fromm sind.' HBi'll. 1561. ,Homo
abstrusus, der sein ding wol kann verbergen und
heimlich halten, tugkemnüssleiv Fris. ; Mal. und ähn-
lich Denzl. 1077; 1716 (.Tuckenmäussler'). .Ein arg-
listiger Tukniäussleiv Scleiss 1667. .Duckenmäussler.'
UBrägger 1788. — doggi-müserig UwE., dugge*-
mäserisch S: duckmäuserisch UwE., finster S.
Die Angaben über den Aul. schwanken unter dem Ein-
fluss des nhd. Schriftbildes. Abgesehen von dm MAA., die
an). Bbh. keine Fortis kennen, scheint t- zu gelten.
tunkel- (GW.; ScHwMa.), tunkel- (ApL, K.) müse*,
tunkel- (Gl; GsUVatz), tunke- (ApM.; Gl), tunkle*-
(Ap; GLNäf.) müsle*: 1. im Dunkeln tappen Gl. -
2. Blindekuh spielen Ap; Gl; GW. — 3. heimtückisch,
ein Duckmäuser sein GW.; ScHwMa.
T u n kel- (in Ar auch Tunke*-) Müser Gr l'Vatz,
-Müser G oT., -Müsler Ar: Duckmäuser.
481
Mas, nies, niis, mos, mns
482
durcl'-mti sc": durchstöbern Gl. ,Den Keller, die
Schütten, die Küsten durchmausen und bestehlen.'
AKlingl. 1702. — t röche"-: ohne Taschengeld ar-
beiten Z Buchs. — zer- = dur^-m. Gl.
Muse" f. = 3Iüs 2 a y GRCastiel, L.
Muser 1 (in GrV. Mischer) — m. : 1. Mäuse-,
Maulwurfsfänger, allg. Er wird z. T. jetzt noch (z. B.
in B; Th; Z) wie der Wächter und früher auch der
Hirt von der Gemeinde gewählt und der Zahl der
gefangenen Tiere entsprechend entschädigt. Das weiss
de' M. und der Wächter nüd, Niemand ZW. Der M.
und der Wächter sind nüd schuld drü", die Schuld
ist anderswo (weiter oben?) zu suchen, ebd. Euphem.
für .Teufel': Der M. soll 's hole; üshalte"! Ap. ,Man
hat dem [Landes-] muser erlaubt zu hausieren, doch
soll er musen.' 1596, Obw. ,Dem M. [der Kloster-
wiesen] ein Brot und Halbmass Wein zum Gueten-
jahr.' XVII., AaMuh Gesindeordn. ,5 Pfd dem Mauser
per Jahrgelt.' 1789, ZGrün. Aiutsrechn. — 2. lang-
samer Arbeiter GrL.
Gift-: wer berufsmässig Mäuse durch Legen von
Gift vertilgt Z. — Gross-: geschätzte Apfelsorte
GW. (lt Steinm. 1804); Syn. Schiclzer - Breitech. —
Kerli-: gewöhnlich in der Verbindung e" rechte' K.
a) hinterlistiger Mensch GRPr. — b) iron. von einem
unbedeutenden Menschen, der sich wichtig macht: Ja,
du bist e" rechte' K., ein Hauptkerl, Prachtbursche!
GrHc — C h atz e"- s. Ch.-Epfel (Bd I 372). — C h li°- :
Apfelsorte GW. (lt Steinm. 1804). — Scher- = Müser 1,
spec. Maulwurfsfänger B; Th; Z. .Sebastian der Seh.'
nennt sich die Sonntagsbeilage der B Volkszeitung. —
Tu f eis-: Hexenmeister, Tausendsasa ApI.
Chante"-Müsere": scherzh., Musikanten SchwE.
— Weil sie der Kanne gerne zusprechen.
Müseri f. ,Auf die M. ausgehen, aller en maraude.'
De Lacoür 1736.
Müseri» I f.: 1. = Müs-Chatz (Bd III 593) Aa;
Ap; Bs; B; GrD. ; Th; Z. E" gueti M. Göde" Chats
fürt, se chunnd e' M. hei'", Art lässt nicht von Art
AABb. — 2. = Musen GrRIi.
Müseri i: 1. kleines, unansehnliches Geschöpf-
chen, Kind S. — 2. Zaunkönig, ebd. Syn. Gugel-Müsi.
müsig I: still. Wie ist Alls so still und m.!
AHalder 1839. , Alles ist so mäusig und still.' UBrägg.
1787. Vgl. müsli-still ; doch auch müssig 3.
müsle": 1. euphem. für stehlen, stibitzen BSi. —
2. (auch müsle") unpers., mit Acc. P. = müsen 4 BHk.
— 3. ganz gemächlich arbeiten BO.
M ü s n er = Müs 2 a u,; s. Beckel- Hüben (Bd II 953).
— Mhd. müaenier.
müscle": nach Mäusen riechen oder schmecken
Bs; Z. Wein müselet, wenn er mit dem Alter einen
sonderbaren Geschmack bekommt Bs (Spreng). ,L)as
meuselen, ein besunderbarer geschmack an etlichen
alten weinen, caries vini.' Fris. ; Mal.
Müser m. = Müsner. ,2 Paar Armzüge, 2 Paar
Knieling, 1 Paar M.' 1455, L Inv.
Stock -Muser: Mäusebussard Gr ObS. — Der
2. Teil eig. = miuse-ar, Mäuseadler; s. Lexer I 2256.
Kutzen-Müserin. Narr erblickt eine geputzte
Dirne: ,Das kann mir ein k. syn. 0 Veitin, wie ein
ougenschyn! Ich mein, die sei fyn suber g'strelt!'
RScHMII) 1579. - Vgl. Gr. WB. V 2100. 2102.
Schweiz. Idiotikon IV.
cr-m&serle": auf versteckte Weise erwerben,
gelegentlich mit dem Nbbegriff der Unredlichkeit B.
Ob er 's erlieh und redlich verdient, oder 6b er 's er-
u-uecheret, ermäserlet oder g'erbt heigi. Bari 1885.
Alles erlistle" und e. ebd.
ab-müsle°: (durch Schmeichelworte) abgewinnen
AaP., Fri.; SchwE. Syn. ab-lüslen (Bd III 1455).
finster-, fister-: 1. im Finstern beisammen sitzen
AaoF., L. ; BBr. ; L. Tüend-er f.? Frage des in der
Dämmerung in eine Stube Tretenden. — 2. (in ZKafz
auch f.-nüsle"J = tunkel-müsen 2 Aa; L; Sch; UwE. ;
ZHorg.,Rafz; Syn. finster-güxlen, -bützlen. Vgl. Bochh.
1857, 431. — pater-: mit Patermüs-Chügeli (Bd III
190) spielen SThierst. — bre1- = finster-m. 2 Ap.
.Bremmäuslen.' Ap Monatsbl. 1825.
Bremüsler: Name einer Sekte, einer Art Tenn-
hardianer in ApSchwellbr. um 1740. ,Ich kann die
Bremäussler nicht ausstehen.' UBrägger 1777.
,I>ie Br. pflegten im dunkeln Zimmer herum zu taumeln
und allerhand Narrenteidungen zu treiben.' Tobl.
schmal-müsle": sparsam leben Sch.
Müsler: 1. Kartoffelsorte SOlt. — 2. Birnsorte Th.
Cholle"-, C'hli"-, Spitz-: Apfelsorten Tu. —
Schlich-: Duckmäuser THSteckb.
Mfiss Müs II — Dim. Mfisi Gr — f.: 1. Mause,
allg. I" der M. si' G; Z, d's Müsi ha; sich mau-
sern Gr. Scherzh. vom Menschen: [Im Alter] fend
d' Hör a" z' schimmlen und z' rerreise", nie' kunnt auch
bald in ä" M. wie ä" Meise" Bs (Hinderm.). ,Von der
mauss und wendung der raubvöglen.' Vogelb. 1557.
— 2. übertr., verdriessliche, düstere Stimmung, Me-
lancholie Sch; „Schw; Z." I" der M. si" Sch.
müsse" BR., Si., sonst müse" II: 1. meist refl.,
sich mausern, allg. Wenn si'h 's G'flügel früe müset,
se giH 's gern en früene" Winter ScHSt. Auch von
einer Traube, von der die Beeren fast alle abgegessen
sind, dann mit Bez. auf andere beinahe verbrauchte
Dinge: es häd-sich g'müset AaB. — 2. (häufig ume"-m.)
sich unwohl fühlen (ohne eig. krank zu sein), in ge-
drückter Stimmung sein, still und in sich gekehrt,
schmollend da stehen oder sitzen GStdt, T.; Sch;
SchwE., Ma. ; UwE.; Z. Syn. muschen. ,Lise mausete
verdrüsslich herum.' Stutz. Auch refl.: Der Müller
hat der Sturri und Surri g'macht und sich g'müset und
umme" g' studiert. MLienert. — 3. mit der Sprache
nicht heraus wollen; undeutlich reden Z. ,Er mausset,
die Reformierten müssen nicht abbüssen und beichten
wie die Papisten.' Fäsi 1696. — 4. das behagliche Ge-
fühl des Überganges vom Schlaf zu völligem Wach-
sein durch Recken der Glieder ausdrücken ZW.; vgl.
müderen (Sp. 88).
Mild, müßen, ahd. mü&ön, nilat. mutare. Zu der Form
»ia«e" vgl. Anm. zu Ass (Bd I 499). Mit der Sippe von
Müs I berührt sich unsere Gruppe mehrfach auch begrifflich
derart, dass es nicht, immer möglich ist, Beide reinlich zu
scheiden. Bed. 2 z. B. könnte auch ausgehen von der wie
melancholisch vor dem Mausloch sitzenden Katze. Die Ver-
bindung beider Begriffe ist übrigens schon alt: ,So man auch
den habich mit meüssfleisch speiset, so mausset er sich gar
schnell.' Vogelb. 1557.
ver-: die Mauserung vollenden L; Z. ,Sich ver-
maussen.' Vogelb. 1557. Auch bildl. von einem Wieder-
genesenen: Er hed-sich vermüset L.
Müser II m.: Mauserung L; G. — Betr. die Bildung
vgl. Anm. zu Ettiken (Bd 1 601).
483
Mas. nies, mis, mos. nins
484
Müser III m., Müseri" II f.: 1. finstere, melan-
cholische Person Sch. — 2. heimtückischer Mensch,
Duckmäuser Ap; G; „Schw; Z." Syn. Müsi.
musere": undeutlich reden, munkeln Gl. Syn.
liseren (Bd III 1423). — Das W. gehurt viell. mit dem
syn. müseren (s. (1.) iu einen andern Zshang.
Museri in.: Duckmäuser ZS.
müserig: karg, armselig B; vgl. , schäbig.' So ne"
m-i Hochzit hätt-mich bis zum letzte" Ate'"zug g'irurmt.
B Bauernkai. 1889.
Müsi GT.; ZO., S., Müsli Ap; Gl — m.: verschla-
gener Mensch, der mit der Sprache nicht heraus will.
müssig AALeer.; B tw., sonst müsig II (in Aa;
Z auch</'m.): 1. in der Mauserung begriffen Z. Zer-
fetzt wie musige Hühner einhergehen.' Stütz. —
2. kränkelnd, bes. von dem Zustand, wie er Krank-
heiten voranzugehen pflegt AALeer.; B. — 3. gedrückt,
mutlos, niedergeschlagen, in sich gekehrt B; GaPr. ;
GT. ; Sch; Z. Sich m. mache', den Kopf hängen GrPt.
En m-er Bueb GT. — 4. jurgiosus.' Id. B.
Die nhd. Bed. seheint unser W. an der Stelle: ,Bist so
mussig, stolz und kög' (ESchmid 1579) zu haben.
g1 müsig: filzig, kärglich. Dan.
h o p p e ™ - m u s i g : eigensinnig SchwE. Was will-i°h
strüssig werde", tcas h. st"? Kei"s Übel ist uf Erde",
's ist öppe" Guets derbl Schw. Vgl. hoppen-hüssig
(Bd II 1753).
chuppel-müsig: trotzköpfig AAZein.
musle" I: die Lippen bewegen [bei lautlosem
Sprechen] SchwE. Vgl. museren.
Muss Bs; B (Id. B); Gr; L; „GG.;" Sch; S, Mussi
S, Müssi AaF., L.; Bs; S; Z (Dan.), derb „Mussei
LW.\ Müssel L — Dim. Mussli L; Schw, Müssfeßi
BsStdt; L: 1. Hieronymus. aaOO. Syn. llonifmus).
- 2. Müssel, Anseimus. Ineichen.
Mnsel I m. BSi. (-u1-); W, „Muschel, Muschele" f.
Gr": Vorrichtung, womit das Kalb auf der Weide
verhindert wird, an der Kuh zu saugen, bestehend
a) in einem Maulkorb. aaOO. — b) in einem mit
Eisenspitzen besetzten ledernen Riemen, der dem Kalbe
vor die Nase gebunden wird W. — Frz. museiüre, zu
viuftcau, älter musel, Schnauze.
Muse" GrD., Pr., Masche" Schw (-üi'-J; W — f.:
1. Schnauze der Kuh Gr. — 2. a) = Musel a W. —
b) = Musel b Schw (Kyd).
Musle" I f. = Musel a; auch für Zicklein und
Lämmer verwendet GrD.
musle" II: (einem Kalbe) den Maulkorb anlegen
BSi.; W. — Vgl. das syn. frz. museter.
Musli I: Name für eine Kuh mit weissem Maul W.
Miisel m. : beschmutzter Mensch. Syn. Schmusei.
E" M. im Herbst, von Einem, der sich beim Trauben-
essen das Gesicht beschmutzt hat Bs (Spreng), dann
übh. spöttische Bezeichnung eines unreinlichen, un-
ordentlichen Menschen, bes. eines Kindes AAZein.
Dim. Museli 1) Kind mit verschmiertem Mund und
Antlitz; garstiger, unreinlicher Mensch übh. Z (Spillm.).
Syn. M.-Süidi. — 2) in moral. S. als leichte Schelte,
meist in iron. Verbindung mit süber, auch schön: e"
sübers (schöns) M., ein sauberes Bürschchen /.•»., S.
Prägn. Dabist es M.! ZZoll. Launischer, eigensinniger,
widerwärtiger Mensch, auch von Mädchen ZO. Sit
das vergiftig M, fürt ist. Stütz. — :'•) Kosename für
ein nettes kleines Kind SchwE.; SBalst. ; auch für
Rinder SchwE. Sini M., uie-n-er albets a° xiiir" Bind-
lene" g'seit hed. MLienert 1892.
G'-niusel n.: Geschmier BHk.
ge-musel BSi., muselig Bs tw., sonst muslig, in
AABb. auch g'm.: beschmiert, fleckig, nicht mehr ganz
rein, z.B. von weisser Wäsche AaFh.; Bs; BBrisl.;
ThHw. D' Sungigstrümpf, die u-iss und röte", niemals
m. oder g flickt. Hagröschen. Von Trauben, die sich
zu färben anfangen BsL. ,In den Reben sieht man
schon m-e Trauben.' BsL. Ztg 1876. Von Früchten,
an denen durch Betasten der Duft stellenweise ge-
wichen ist AABb. M. und schmuselig, von Äpfeln, die
fleckig und weich werden Bs. Auch von Menschen.
0 icie bist du aber g' musle'! sagt eine Mutter ver-
weisend zu ihrem Knaben BSi. ,Sie sieht das ganz
Jor so m., als wenn si us-eme° schmutzige" Herbst
kam.' Spreng.
Musi: 1. Kuh mit russfarbenem Haupt BO. (lt
JRWyss 181G). — 2. n., Name für (weibliche) Pferde
von dunkler Farbe, tw. mit dem Nbbegriff der Lang-
samkeit und Gutmütigkeit; ganz selten auch von an-
dern Haustieren, z. B. Zuchtstieren, gebraucht S. —
3. schlampige, sittlich anrüchige Weibsperson SBb.
— 4. kleines, anspruchsloses, gutmütiges Geschöpf;
Kosename für kleine Kinder S; Z.
Chusi-M. n.: Liebchen SchwE.
musle" III, in Gr tw.; Sch (lt Kirchh.) mussle":
schmieren; beschmieren, beschmutzen B; Gr; Scn.
.Conspurcare faciem vel manus.' Id. B. Syn. schmuslen.
Bes. im Ptc. g'muslet GoT., W. ; Sch. g'musslet Gl).
(in Fläsch auch : neblig). Schmieren i. S. v. schlecht
schreiben Gr. — Vgl. nihd. bem'üseln, beflecken, beschmie-
ren; ferner ,mnscheln' 2 bei Gr. WB. VI '2734.
ver-: verstärktes musle", doch nur tr. Bs (Ochs);
BHk., S.; GoT.; Sch; Th. ,Wo die warheit möchte
vertrochen [verdeckt] oder vermuslet werden.' 1530,
Strickl.
Musle" II f.: Kosewort für Mädchen SchSL
(Sulger). Koch zur Köchin: ,Ä, biss nit hön, mein
schöne Druslen ; tue hüpschlich; hör, mein feine
Muslen.' Stettler 1606. — Wohl Femininbildnng zu Musel;
doch vgl. auch Mueslen.
Musler m.: 1. Einer, der sich besudelt Sch. —
2. in SchSL ; Th auch Herbst-M. a) in Z tw. Mosler,
eine Art spät reifender, sehr süsser Trauben von ge-
mischter, vorherrschend rötlicher Farbe Sch; Th; Z.
,I)ie Mussler sind an der Färb weder den Muscatellern
noch den Clevener geleich, dann sie schier leibfarb
sind.' Rhag. 1639. ,Miscella uva, schwarzlechter Trau-
ben, Mussler.' Df.nzl. 1677; 1716. , Mussler quasi ma-
culata, leviter colore tineta dicitur, nisi velis a Mo-
seila derivare.' Oenol. 1707. Vgl. auch Th Gem. 87.
Unreife, grüne Traube Sch (Kirchh.). — b) weisse
Tafeltraube mit grossen, dünn stehenden Beeren, die
bei hohem Reifegrad sich bräunlich färben SchSL ;
THEschenz. Syn. Muskateller. Wortspielend mit 1
sagt man, wenn es zur Zeit der Weinlese regnet: Iez
gibt 's brav M., oder wenn die Winzer vom Regen
überrascht worden sind: Das hat schS" M. g'ge"! ScnSt.
Hass 2 eig. eine von der Mosel stammende Tranbensorte
bezeichne (vgl. , Mosler' bei Gr. WB. VI 2596 mal zu Müder
die ältere Form des Flussnamens .Musel' bei Vad. ; Ilaiiuousk.
1531; Tierb. 1568), ist sehr wohl glich. Doch hatjeden-
185
Sias, nies, mis, mos, ums
486
falls Anlehnung an unsere Gruppe, veranlass! durch das Aus-
sehen der Beeren, stattgefunden; Moder lehnt sich an Ms«
uud seine Sippe an.
Muslote" f.: Geschmier; Geschreibsel Gnl'r. Vor
Gä* erliek-i"* a"-rc" Stalltür noch aswas Risblimuslete".
MKiosi 1886.
Musli II: Schaf mit dunkeln Flecken am Kopf
GuMai.
ver-musse", ( ver-)mussle°: (er)würgen , er-
drosseln ÄAFri. — Vgl. ver-m tischen.
Musser m.: 1. Herr. Es chunnd eso ne" M. [frem-
der Herr] her. Häfl. 1813. , Musser Andres del Burgo.'
1514, ß. .Der bischof Eiedux und m. Roquebertz.'
Väd. — 2. a) in U Kerli-M,; in „L;" Schw; „Zg"
auch Musserli, Bursche. Kerl, meist iron. oder gering-
schätzig VO; Th. Si haui'd ä" 'Römer z' Schande" und
fari'd mit di'ne" Mussere". Schw Fastnachtsp. 1883. Mit
dem Kerli-M. isch nü güet Cliriesi z' esse". Schweizer-
mi'xd 1891. — b) Müsser, PI. unver. oder Milssere",
grosser, beleibter, plumper Mensch SchwMuo. Der ist
auch e" M.! Muess-der ich der M. drdje", soll ich
dich durchprügeln? — 3. oft dim. Musserli, Musserli,
leichter Bausch AaF.; L; SchwG.; Uw. Syn. Her 1 4
(Bd II 1527).
Aus frz. monsieur, das als Fremdw. iu der Form Mueeiö, -e
iu abschätziger Bed. ebenfalls im Gebrauche ist.
Mussi m. = dem Vor. in Bed. 2a Ap; BR. (PI.
Musscge"); Gl; Z. E" schüne" M., sauberer Geselle
Gl. E" rüche" M., Grobian, ebd.
Chrusi-Musi (AaF.; Bs; BK., Lenk; L; ZElgg),
Chrüsi- (BE.; ScHSt.; Tu; Z), Kxüsi- (SchwE.) Müsi,
Ghrisi-Misi Sch — n., in ScnSt. ; Th; ZO. m.: l. = Chosi-
Mosi (Sp. 473). .Die Mutter will das Krusimusi
(allerlei krauses Zeug) um den Kopf und an den Klei-
dern ihrer Tochter nicht leiden.' Spreng. E" Chrüsi-
müsi-Oberkeit, verworrenes Regiment. Stütz. Gang-
vier mit dim Chr. [dummen Geschwätz]! Z. ,Das
krüsimüsi. krisimüsi, vermischleten, mixtura.' Mal.
Auch adv. : Alls ehr. dur'henand Z. Spec. a) aus Hafer-
mehl und Nusskernen gemischtes Gericht ZO. —
b) eine Art Kuchen Bs; vgl. Schwzd. XXIII 3. —
2. Gekritzel ScaSt. (Sulger).
Chussi-Mussi : Name eines Eidmännchens Uw
Seel. Säg dem Churre-Murri, 's Ch. sei g'storbe", sagt
ein Erdmännchen zu einem Knechte, um das Weg-
ziehen der Erdmännchen aus der Gegend anzukün-
digen. Lüt. Sagen 496.
Hosik Th; ZEls., 0., Stdt, Zoll., Müsich ScaSchl.,
Mnsig AABb., F., Ke. ; GrL.; P; aScHW; Ndw. Musig
ÄASt.; Ap; B; GlK.; S; oTh; ZHombr., Mann., Mussi
GRapp. (Dan.) — f.: Musik; Musikinstrument, bes.
Zieh-, Mundharmonika. Die still M., ein bes. an
Herbst- oder Winterabenden geübtes Spiel: jedem der
um den Tisch sitzenden Teilnehmer wird von einem
Dirigenten ein bestimmtes, fiktives Musikinstrument
zugeteilt, das er. allerdings nur mit den Geberden,
auf das Vormachen des Dirigenten, der plötzlich von
einem Instrument zum andern überspringt, lautlos nach-
zuahmen hat. Lässige haben ein Pfand zu geben B;
ZS. Stilli M. mache", sich schweigend verhalten ZEls.
Xud ro" der M. [von der Sache] verstü* Th; Z. Nüd
us der M. cho", aus einer Sache nicht klug werden
Zn.. S., W. Scherzh. für Zahnweh Th; Z; Syn. Giger 2
(Bd II 152). Worom hast 's G'sicht verbünde":' Hast M.?
Karfritigs-: traurige Musik aSciiw.
Blech-: scherzhaft, die Gesamtheit der Passiv-
mitglieder eines Gesangvereins, die nicht mitsingen,
sondern bloss ihren Beitrag bezahlen (blechen) B; Z.
Ein einzelnes Passivmitglied heisst Blechmttsikant.
Schnorre"-: 1. Mundharmonika ZKn.— 2.mitdcm
Munde nachgeahmte musikalische Weisen, Märsche L.
Musikant m.: 1. wie nhd. allg. E" nüechterc M.
und e" b'soffner Bichtvater si" kei" Düfel irert S.
Wenn en M. umg'heit, so stöt en Bettler uf. Sulger.
Wenn Jmd über einen Stein strauchelt, so pflegt man
zu sagen: Lö-n-en lige", 's lit en M. d' runder, ebd.
G'schid Lüt, aber schlecht M-e", d. h. sie wissen den
Ton oder Takt nicht zu treffen. Ineichen. Scherzh.
d' M-e" uf der Stör, ne" M. ha", Zahnschmerzen ha-
ben L. — 2. PL, eine Art Bohnen, deren Genuss Blä-
hungen in den Gedärmen und das Abgehen von Winden
verursacht BStdt (von den Se-Bönli); G um Wyl.
Win-: Weinreisender. Republikaner 1877.
müsike" ZZoll., musige" BHa., müsege" GrPi-.:
musizieren. Wenn min, der Jung, epp umhe" en Haml-
orgelle" z' erwitschen weiss, so tüed-er d's ganz ZU Nid
wann m. BHa.
Miis ScHSt. (Sulger), Mass THErm., Tag. — n.: auf
dem Grund des Bodensees und Rheins massenhaft
wachsende und als Düngstoff benutzte Pflanze, horn-
blättriger Armleuchter, C'hara ceratophylla; vgl. Frank-
Leunis 3, 127. .Der Hasel zieht sich, um seine Brut
abzulegen, auf die Muss, das hochaufgehende Wasser-
moos.' III. Kal. 1853.
Das Fem. ,Muss' mag auf gelehrter Anlehnung an frz.
nwusse beruhen. Freilich ist das Fem. einmal auch für diu
Form Müs* bezeugt.
Musel m. GT.; SchwMuo., sonst Musele", bzw. -A-,
-6- (in GRf'hurw., D.. L., Pr., Scb., Sertig Müs'ele");
Müsle" GT. (auch -el-); ZO., Mürsle" ZDürst. — f.,
Dim. Müseli, auch Müsli, in ZHittnau Mürseli: 1. ab-
gesägtes, gespaltenes Stück eines Wald-, bes. Nadel-
holzbaumes, a) Abschnitt von 6 — 7' Länge, z. B. zu
Rebstickeln bestimmt ZO. Syn. Trämel. Sägebaum G.
— b) in BO.; Schw; ZO. oft dim.. Rundholz von 2—6',
gew. 3—4' Länge, insbes. aber das durch Spalten des-
selben (je nach der Dicke in zwei, vier, sechs oder
auch acht Teile) gewonnene Stück, Spalte, Scheit, als
Brennholz verwendet B; F; Gl; Gr; GA., Rh., oT.; S
Bib.,Stdt; TuTäg.; Vw; W; ZO. XglBlütschi; Chläfter-
Schit; ferner M.-Chläfter (Bd III 633). ,Man verkauft
das Klafter Tannenes ungefähr um 30 Batzen, wobei es
bereits in grosse Scheiter oder Müselen zerspalten ist,
deren eins den Viertel eines runden sog. Totzens aus-
macht.' JRW'yss 1817. Ürispiegel hed noch es Pilscheli
und zwei Miischele" ing'schoppet, dass 's gebraschlet
hed, a's ob ma" bachi. GFient 1896. — c) 1 — 3' langer
Abschnitt eines (Nadelholz-)Stammes, zu Dachschin-
deln bestimmt BO.; Gl; „Gr; LG.;" G (im T. auch
zu Fassdauben); „Schw;" U; „Zg." ,Den Bedarf der
Schindeln lieferten grösstenteils die beim St Alban-
kloster wohnenden Schindler, welche die Holzklötze
oder Müselin auf dem Teiche in die Stadt flössten.'
Bs XIV. .Sie zerhawten und brannten da das Holz und
die Müsellen. die mein Herr, der Abt, hatte geheissen
hawen, sein Münster und sein Gottshaus zu besseren
und zu tecken.' 1311. SchwE. Klosterarch. .Werdern
andern syn holz nimmt, es sient müsilla oder ander
487
Mas, nies, mis, mos
488
holz, wirt gephent.' 1368/76, GitChar. — 2. Klötzchen
als Absätze an den Schuhen: ,I>is sind recht S. Mar-
tinis Schuo und kleine Miseli unde dran, fy" wie's ein
Junker iez muoss han.' Com. Beati. — 3. untersetzter
Mensch. — Jlhd. musel, mü*el f. Vgl. auch Gr. WB. VI
2737 und rätorom. miseigl.
raiisele0, in Gr müschele": 1. Holzblöcke zu Mit-
seien zersägen, bzw. zerspalten BO.; „Gl;" Gr; „LE.,
G.; Schw;" Uw; „Zg;u Z; klein spalten, z. B. zu Dach-
schindeln F. — 2. a) zermalmen GrD. Syn. mürsen
(Sp. 423). — b) bildl., aufreiben, zu Grunde richten;
überwältigen GrL. ; L; UwE.; U. Er tuet sins Veh
fast m., lässt es fast verhungern GrL. Unpers., es
hed-e" g'müselet, (roh) er ist gestorben L, Kummer,
Verdruss usw. haben ihn aufgerieben UwE. Syn.
butzen. — c) durchwalken. Schi heinä g'fürcht, er
ehönnti etten e'mal Eine" täfle" und müschele" GRPeist.
— 3. sich's bei Essen und Trinken wohl sein lassen
Gl. Syn. brüselen.
üf-: 1. Holz zu Müselen verarbeiten GA. — 2. bildl.
a) vernichten, aufreiben GlH. — b) durchprügeln,
ebd. Uch sütt-me" gad ü.l zu ungehorsamen Kindern.
— c) aufbrauchen, das Seine durch Schlemmerei auf-
zehren GLÜbst. ; GRPr. S%" Sach u. — d) aufessen
Gl; GA. — e) in Aufregung bringen, zum Zorn reizen
GG. — 2 e wohl eig. : (fast) aufreiben.
ver-: 1. intr., in Stücke zerspringen, vom Holz
beim Fällen L. — 2. tr. (in Gr zer-m.), zerquetschen,
zermalmen Gr; L. — 3. bildl., aufreiben; überwinden,
kampfunfähig machen L. 's het-e" rermüselet 1) er ist
gestorben. — 2) überwältigt worden.
G*-miisel n. : 1. Gemengsei von Spänen, Abfällen
übh. Bs (Spreng). Syn. G'-müder. ,Den Speck mit
G. räuchern.' ,Eruderare solum, ein ort räumen, von
allem unrat seüberen, als von steinen, schärben, zer-
lällnem gemür und geinüsel und dergleichen.' Fris. ;
Mal. — 2. Gewimmel kleiner Kinder Bs (Spreng).
Stein-: Gemenge kleiner Steine. ,Rudus, kalch-
schärben und dergleichen st.' Fris.; Mal. ,Signinum
opus, ein werk von st. und scherben mit pflaster ge-
macht.' ebd. ,B'setze von st. gemacht, ruderatio.' Mal.
G'müser ÄABrugg, Wynent. ; B oAa., G'müier Aa
Leer, (auch MiUer), Suhrent. — n. : 1. Durcheinander
B oAa. Mischung von Moos, Epheu und Stechpalmen
zum Flechten von Kränzen Aa. — 2. kurzes, wirres,
dürres Gras, Stroh usw. Aa. Es isch numen es ff.
— 3. dünner Bart Aa. Er häd nc" G.-Bart.
Stein-M üsere" f.: Steinhaufen S, auch als Flur-
name, ebd.
mtisere": (ins Ohr) flüstern GlK. TFcr müseret
und süseret, der lügt GlMüIiI. — Vgl. muaerm (Sp. is:i).
Müssi n.: 1. Hitzblase, leichter Ausschlag (an den
Lippen) L. Syn. Nüssi, Brenn-Bläteren. — 2. leichte
Quetschung, Beule am Leibe B; S. Es 31. erlange",
z. B. durch einen Streich. Kleine Beschädigung, z. B.
durch Anstossen, an Möbeln, Wänden, Geschirren B
(auch-«-); S; Syn. Blätz-ab (Bd I 92). Flecken, z.B.
Fingerspuren an frischlackierten Gegenständen, an
Obst B. Syn. Mos (Sp. 434), dessen Dim. unser W.
in B vertritt. — 3. bildl., Schlappe B; S. Syn. Nilssi.
Er het e" chlei" es 31, übercho", sein Ruf hat einigen
Schaden gelitten B.
Mups — Tl. Müeser (selten) — Dim. Müesli — n.:
1. „Speise aus dem Gewächsreiche L"; vgl. Ge-Mites.
.Ist das nit g'schrift, so ist gerst nit m.' NMan. ,Das
M., Kraut, olus.' Red. 1662. Heute insbes. breiartige
Speise zumeist aus pflanzlichen Stoffen, z. B. aus Mehl,
Hülsenfrüchten, aber auch Obst (s. die Zss.); meist
im Gegs. zur dünnern Brüefje"), Suppe", allg. Syn.
Bappen, Sturm, Tribel, Zunnen. RAA.: Zucke* zur
Suppe", süst giH's 31., sonst verdickt sie sich B; wohl
s. v. a. : man muss das Eisen schmieden, so lange es
wann ist. Vgl. geben (Bd II 75). Er verdienet nid
's Salz i* 's 31. Ineichen, 's 31. ist noeh nid lind. ebd.
Um d's 31. umtne* gü", ,um den Brei herum' Gl. ,Der
stellt das Beckeli auch nicht verkehrt unter, wenn es
M. regnet', er versteht sich auf seinen Vorteil. Z Frei-
tagsztg 1890. In 's 31. g'heit, pockennarbig Bs. ,Die
Christen kilch isst hie weder m. noch milch.' UEckst. ;
vgl. Milch-Häs 2 (Bd II 1718). ,Dann wir so dick
[oft] umb den bryg gefüert, dass uns dises muoss nit
ine gelust.' 1529, Abscii. Man habe deutsch mit ihnen
geredet, ,das muos harus geschütt.' 1530, Strickl.
,Heisst das nit dem rappen muos ing'strichen V von
schwächlicher Nachgiebigkeit gegenüber dem Gegner.
1532, Strickl.; ähnlich 1558/70, LPfäff. ,Du liebst
Eine, die will dich nüt, das M. hast du bei iren ver-
schütt.' Wahrsager 1675. 31. im Wortspiel mit mues,
muss (vgl. Muess II), um die zwingende, harte Not-
wendigkeit auszudrücken: 's M. ist e* herti Spis und
's Sterbe" ist e" herts 31. AaE1h\ Da isch 31. a" der
Pfanne", z. B. von einer Heirat, die wegen Schwanger-
schaft des Mädchens eingegangen oder beschleunigt
werden muss S; vgl. 31ues-Höchzlt. Wott öppe" Äner
[Einer] Hochzit ha" und ist me 31. a's Suppe" dra",
passt Jungfrau bim Verchönde" schlecht, doch Fräulein,
merksch, das passt gad recht. ApLied. ,Dass der Herr
gesprochen: Musst nit Christus solches leiden? sollen
wir wüssen, dass dises Muess übergetan und gekochet
sei auch uns.' FWyss 1650. 31. gut, ist über Suppe"
Ap; B; F; GBern., G.; Th; Z, 31. ist nit Suppe" Bl!.;
GA.; U; W, nit 3Iilch AALeer., kei" Bappe" ZGlattf.,
hei* Chost ZO., Not kennt keine Wahl, kein Gebot.
Ähnlich : Wo 's 31. a"gät, hört de Bappen üf Z
(Spillm.). ,Ein gels müessli von milch oder wyss von
einem göttiprot oder sunst brot gemacht.' 1495, G
Küchenordn. ,Ein geinües von haberkern oder grütz-
mel oder brötis müesli wyss oder gel.' ebd. ,1m spital
soll all tag einmal ein guot m. oder gersten gekochet
und ietlichem inwonenden husarinen menschen zwü-
schen der nünden und zehenden stund vor mittag ein
löffel voll (wie der sonderlich darzue gemacht ist)
gegeben werden.' Seil Bettlerordn. 1524. ,Ich han [den
Rebleuten] gen in die reben zu essen am morgen ein
m. und ein suppen und zimbis Hasch und ein suppen
und krut und wyn.' 1528, HsStockar. ,Man mag inen
[den jungen Pfauen] auch müeser machen aus allerlei
getreit.' Vogelb. 1557. ,Jura, brüejen, das ist m.,
suppen oder derglychen spys.' Fris. Wenn die Ge-
meinde Böttstein dem Müller half den Bach einmachen,
musste er ihr ,ein m. gen und einen hirs kochen und
milch zuesamen tragen im dorf.' 1585, ÄAßöttst. Offn.
,Wann die Eierdotter zu einem Müesslin oder Brei
kochet werden.' JJNI'isch. 1608. ,Zu heisse Müsslein
oder Päplein.' FWürz 1634. ,Los Müssle anrichten
und bring üss [uns] ein Trünkle Wyn dazue.' Kunkel-
stuben 1655. .Warm M. und Erbskost.' 1687, SPTBl
I-'.'
Mus. mos. inis. mos, ums
190
Waisenhaus; s. Chost (Bd 111 547), Vgl. noch in-
giesscn (Bd LI 469), Hafen (ebd. 1007), Ghübd (Bd 111
112), chnöpfkcht (ebd. 754), CArw« 2 (ebd. 885/6).
flfues in Verbindung mit 2?ro( erscheint als einfachste
Kost des Armen oder Gefangenen: .Der spitalknecht
mag ganz presthaftigen und alten Inten ein müesli
und für 2 Schill, brot geben und alsdann wider fort-
schicken.- 1447/88, LMünster Spitalordn. .Der kileh-
her soll dem hirten den winter geben zue dem brot
m.' 1483, ZDüb. Offn. .Wenn unsre Bürger Einen um
Schulden einlegen tun, dass man einem solchen nichts
weiter schuldig sein solle als M. und Brod und ein
Stück Fleisch zu jedem Mahl und keinen Wein, son-
dern Wasser.' 1495, Bs (Ochs). .Die frömden, uss-
lendischen bettler mögen zur eilenden herberg inkeren
und welicher kumpt vor mittag, dem soll zum imbis
m. und brot und ein vierden teil einer mass wins,
darzue ein crüzer gegeben werden, darmit soll er
demnach fürbas strychen und nit übernacht blyben.'
Sch Bettlerordn. 1524. Unter Androhung von Ge-
fangenschaft ,by m., brot und wasser' wird 1542 in Z
das Reislaufen verboten ; vgl. dazu : ,In gfenknuss ge-
legt und mit wasser, m. und brot gespyst werden.'
Z Mand. 1585. ,[Für Geldschulden] zu Wasser, M.
und Brot in Gefängniss enthalten werden.' 1623, Aa Rq.
,Die Geltstraf mit Gefangenschaft zu Wasser, M. und
Br. abbüssen.' B Chorger. 1667. ,Ein armer, der nun
zue blosser notturft hat, m. und brot, was im Gott
git, und darzue täglich übelzyt.' Funkelin 1553. ,Der
Spitaler soll die Bilger mit der Speis halten also: den
gemeinen Bruederen geben ein Schüssel mit M., doch
kein Brot, und was aber gar alte oder kranke Brueder
oder Priester seind, denen soll er zue dem M. jedem
ein Stuck Brot geben.' 1674, SchwE. Klosterarch.
Vgl. noch Mues-Hafen (Bd II 1014). M. und Brot
formelhaft für Beköstigung, Lebensunterhalt übh. An
(B), i* (Th; Z) M. und Br. bi Eim si", an seinem
Tische leben. Under cm M. und Br. stä" von Ei"em,
als Knecht, Magd in seinem Dienste stehen S ; Z.
,Under sim 31. und Br. si", suae spontis, sui juris
esse.' Id. B. Söttig, wo Nut hei", müesse" lere" werche",
dass si öppe" einist chönne" ires 31. und Bröd ver-
diene". B Dorfkai. 1868. So alt icie (als) 31. und Br.,
uralt Aa; Ap; Sch; Z. .Antiquius quam chaos, uralt,
älter als M. und Brot.' Denzl. 1716. Kinder erziehen
,unz dass si ir in. und br. selbs mögend gewiinnen.'
XV., Aa Offn.; ähnlich LLav. 1582; 1637, AaB. Erb-
recht; 1747, BSi. Rq. ,Wo der vatter und der sun in
eim hus by einandren sind, eins in. und brots unver-
teilt, die gent nit nie. dann für einen.' 1514, S Urk.;
ähnlich 1530, Absch. IV 1 b 777. ,Gib uns dyn bene-
dyung, dass wir unser m. und br. mit frid und ruew
niessen mögind.' UWerdm. 1552 (Gebet). ,Ich nam
Fürgschriften von fürnemmen Herren an die Herren
von Zürich, dass sy mir M. und Br. im Augustiner-
kloster netten gen, als sy mit vilen frömden Studenten
ton hant.' Ardüser 1614. .Kinder, wann sie nicht
mehr under der Eiteren Händen und Gewalt und von
ihrem M. und Br. gescheiden sind.' SMutach 1709.
,So lange als der Sohn an des Vaters M. und Br. seie.'
1768, B. ,Er führt einen eignen Rauch und ist nicht
an seines Vatters M. und Br.' ZWthur Stadtb. ,Die
im Spital auf M. und Br. leibdingsweise Angenom-
mene.' Z Ges. 1779. ,Sein Bedienter, welcher an
seinem M. und Br. steht.' S Jagdverordn. 1808. ,An
ihrer Meisterlenten M. und Br. stehen.' 1*09, B Dien-
stenordn. .Der Altem M. und Hr. verlassen.' Schweizer-
bote 1824. S. noch ledigen (Bd 111 1079). Spec.
a) = Hdber-M. 1 Ar; G; Th. Auch = Habtr-M. 2 GF.;
THEgn. Syn. Mues-Melw. ,Mehl-, Mues- und Gesöd-
handlung' G. Vgl. den Fluni. Mues-Acker TiiEgn.
— b) = Erbs-M. Bs; BoAa. E" herlig 31. mit kleine"
Wirstli. Bs Fastnachtbl. 1896. Auch übertr.: Erbsen
und Erbsenpflanze, Bohnen Bs; SThierst. Müesli (IM.),
grüne Erbsen Bs. E" h'ussbiff mit Miesli, Biebli,
Bluemkel rings umher. Bs Fastnachtbl. 1896. .[Leute
von Reigoldswyl haben sich geweigert] den Zehnten
von dem auf ihren Feldern und Einschlägen gepflanz-
ten M. zu entrichten.' 1791, Bs Rq. ,In der Mühle
gibt es besondere Muesmahlgänge.' 1817, AAAar. Zei-
tungsins. S. noch M.-Hüs (Bd II 1718), Fast-M. und
M.-Zehend. — c) = Chost II 3 (Bd III 547) „Aa;"
BBe., Kirchb.; VÜ; „S." — d) Mehlsuppe, meist mit
Zusatz von Kartoffeln L. Vgl. Schabi-M. — e) Müesli,
jedes zarte, mit besonderm Raffinement zubereitete
Gemüse; Eingemachtes Bs. — 2. , Der jährlichen Haupt-
mahlzeit der Schusterzunft in Bern gieng in der Regel
ein Frühstück oder M. voraus, bestehend aus Suppe,
Fleisch, Eiern und einem Trunk Wein.' B Taschenb.
1878. — 3. jede breiartige Masse, z. B. von Strassen-
kot. allg. 's ist Alls ei"s M., die Wege sind ganz mit
Kot bedeckt Z. Vgl. noch Fetz (Bd I 1148) und mues-
lind, breiweich. .Die Dewung im Magen, die alle
Speisen zu einem M. machet.' JRLandenb. 1608. ,Dass
alle Berge, Steine, Erde, Sand, die Tiere usw. zer-
malmet und so zu reden in ein M. verwandelt werden.'
JJSchedchz. 1708. — 4. übertr., träge Person Ap; vgl.
Pflaster, Pläder.
Amhd. »mos, (breiartige) Speise, Essen; vgl. ,muos-gadem,
caenaculum.' UwE. Gloss. Der PI. ,Müaer' noch Z Ges. 1779.
Zu 2 ist daran zu erinnern, dass das Frühstück vor der
Einführung des Kaffees allg. aus M. und zwar nieist aus
Haber-M. bestand. Au dieses ist wohl auch in den übrigen
Belegen aus ä. Spr., wo M. ohne nähere Bestimmung er-
seheint, in erster Linie zu denken. Vgl. Haber-M. 1.
Eier-. ,Man machet küechle, eiermüeser, jüssel,
eierziger, gebratne milch und anders dergleichen ans
den eieren.' Vogelb. 1557. S. auch giggis-gaggis (Bd II
167) und Geiss (Bd II 461). — Enimer- = i«werl
(Bd 1 218). ,Ein brüey von e. oder ammelkorn ge-
kochet, sorbitio alicae. Kornmues, brüeyen von ge-
sottnem körn oder derglychen, als von e. oder von
ammelkorn, crenior alicae.' Mal.
Öpfel-: Apfelbrei Aa; L; G; Schw; S; Th; Z.
Ö. und Weie" löt sich guet z'sämme" dreie" [wickeln]
AAZein. Hinder-em Ofe" bin ich g'sesse", bi-me" sürc"
(ehalte") Ö.; cha"* (will) mi"s Schätzeli nüd vergesse",
bis ich von-em scheide" mues. Volksl. Im jüngsten
Gericht', einem L Drama aus d. J. 1468, werden die
Gerechten im Himmel mit Ä. [einer in L beliebten
Speise] belohnt. ,Ain geprätes und ain öpfelmüesli
oder haberkernen darzue.' 1495, G Küchenordn. S. noch
Narr. — Öpfel- mues er m. : Apfelsorte, die sich
vorzüglich zu ü. eignet Th. — öpfel-müesig: bloss
mit Ö. [d. b. schlecht] genährt. Ne" strauiger Stier
und e" ö-er Ma" zieh" im Hustage" [Frühling] kc"
Strick me a" S. Vgl. ep/len (Bd I 384).
Herdöpfel-: Kartoffelbrei L; Tu; ZO., S. Mit
Milch gekocht oft einziges Gericht auf dem Tisch
ärmerer Leute. — Erbs-: Brei aus (dürren) Erbsen
•101
Mas, mes, niis, mos, ums
402
Bs; B oAa. — Feiss-Mues. in aScHW Feist- =
Fem /(Bei I 877) GT.; Schw; ZO.f In GA. feisses M.
Betr. die Zubereitung s. MLienert, Mirli 7/8.
Fast-, Fasmis = Mues 1 c SchwE. „ Fastmiss m.,
Gemengsei von Erbsen und Gerste Schw; Zg." In
ä. Spr. Fastenspeise, bestehend zumeist aus Hülsen-
früchten. .2 mod. ordei, 1 mod. milii, 1 mod. fabaruni
aliisqne omnibus leguminibus. quod vulgo sonat vast-
muose.' 1290, L Urk. ,Das vassmess ze Kriens sond
syn 11 .juart bonen.' XIV., L Propsteirodel. .Swenne
die bruoder die vrytage dur dz jar vastent. su sullen
sü vastmuose essen.' 1314/21, Orhensregel. .Weizen,
bonen, birse, fench. erbsen und alles fassmues zelintet
man mit dem immi.' 1334, L Urk. Ein Malter .fass-
mues' besteht aus: ,1 mütt erbsen. 1 in. bonen, 1 m.
hirs und 1 m. gersten.' 1405, LSurs. Urk. ,Die zeigen
wider Zofingen und wider Rüteten band das recht,
wann si da uf der brach fassmuos wend buwen, das"
zwo jucharten die tritten inlegen, so zwüschen inn
lit.' 1472, LReid. Urk. .Wäre sach, das N. N. uf der
brachen fassmuess seygen wollten, sond sy ein offen
brachweg lassen usshingan bis in das holz.' 1494. L
Uiekenb. Urk. ,Die summergersten gehört auch in
den vasmuesszenden (item der summer-eicher).' 1512,
LPfäff. Urk. 50 Mütt .Vassmis' in die Küche. 1528,
Absch. (unter den Ausgaben des Klosters Muri). ,Von
Erbsen, Linsen und anderem Fassmuess beziehen die
Saekträger pr. Sack 1 Kr. Lidlohn.' 1079, Aarauer
Stadtordn. ,Von 1 Becher Mehl, Salz, Schnitz, Kriesi,
Xuss. Kestenen, Hanfsamen, Fassmiss und was man
bei dem Becher kauft 3 Angster [Fuhrlohn].' 1736,
UwE. Vgl. noch Hirs (Bd II 1033), Mttes-Korn
(Bd III 472).
Mlid. ix«»««»«», .Vasniis' auch noch in Urkunden von
MIC, 1465, 1480 und bei Edlib., .Väsmus.' XVII., AaMuri
Gesindeordn. Fa>- aus ,Fast-' wie in ,Fas-Naclit' aus ,Fast-N.';
doch s. Auui. zu diesem W.
Geier- Gi-Schwaiiden; GEh., Gere"- GMarb.,
Geiss- GlH.: st. Eier-M. im Kinderreim Giggfijs
gagg(i)s G. — Gigeli-: fingiertes Gericht, das die
Lachlust weckt L. Syn. G.-Suppen. Do hend Alli
säme" (flachet, a's wi wenn si G. g'gesse" fg'ha")
hätti'd LBerom. — Genfer-: Gericht aus Mehl,
Eiern, Rahm, Mandeln, Citronen usw. Bs Kochb. 1790.
- Grützen-Müesli. .Ain sülzli von vischen, dar-
zue ain gr.' 1495, G Küchenordn.
Haber -Mues: 1. Haferbrei, früher allgemein,
bes. als Morgen- und Abendmahlzeit genossen (vgl.
Haber Bd II 930), in neuerer Zeit mehr und mehr
durch den Kaffee verdrängt. S. noch zügen. Es H.
[so dick], das' de Löffel drin ufrecht städ, das' me"
• hm ml druff tanze* Z. ,H. und Haberbrei sind gegen-
wärtig auf einem reichen Bauerntisch, was Kutteln
und Kri'is auf einem Herrentisch [d. h. etwas Ver-
achtetes] und mit Unrecht, Haberspeisen sind sicher
nahrhafter als dünne Kaffeebrühe und blosse Kar-
toffel.' Gotth. ,[H.] das man in Dorf und Städten ass,
bevor wir schickten Millionen zum Land hinaus für
Kaffeebohnen.' HSulzer. E" fridlechs IL im ägne*
Uns ist besser als Brüte" im Schenkhüs TeTäg. Du
muest na''1 [noch] mängs H.-Müesli esse" (■/,. B. bis de*
Stei" g'lupfe" magst), zu einem Jungen, der einer Lei-
stung noch nicht gewachsen ist Z. Als Fastenspeise:
i" 's H. liite", vom Läuten um ll1/* Uhr während der
Fasten vor Ostern Schw. Vgl. Fast-Mues. ,Nun [nur]
die ein stinket h. fressen [d. i. arme, geringe Leute],
die triben in [den Dekan zu ZSth.] gern dannen; so
habe er gsottes und brates und sy müessen in den-
nocht han.' 1524, Strickl. .Das erst und letst [ist]
allweg h.. als die Allgöwer, Sehwaben und Thurgöwer;
da machen sy zwerch stopferbrei, rörenbrei, dünnen
und mancherlei gekocht von h., etlich als dick, das'
ein wolbeschlagner gaul darüber lief und nit hinein
fiel.' LFries 1546. ,Ein h. sollt eim bass tuon in
synem hus. dann ein rebhuen an eines grossen herren
disch.' Aal 1549. .Alles zu beschreiben machet un-
lustig und stosset ihm [dem Leser] auf, wie man
spricht, wie ein übernächtig H.' JRLanhenb. 1008.
S. noch H.-Krieg (Bd III 795). Brummel-Brocken. Ein
H.-Hof bei AaKöII. — 2. Hafermehl, -grütze „AP;
GT.;" ZSchlatt. Vgl. Mues 1 a. — 3. gelinder Rausch
ÄALindenb. — haber-inuese": Hafermehl bereiten
ZSchlatt.
Hof-: Gericht aus allerlei Bestandteilen, z. B. aus
klein geschnittenen Kartoffeln und Rüben gemischt
GStdt f. — Holder-: aus Holunderbeeren gekochter
Brei Gi.Näf. ; Z. Er gilt als heilkräftig und wird
deshalb als Hausmittel in Form von Syrup oder Lat-
werge aufbewahrt. ,Das H. hilft in dem Bauchwehe,
wie auch den Wassersüchtigen.' JMuralt 1715. Vgl.
Holder-Bl liest. — Hirs- s. hirzen (Bd II 1664 l und
Hirs (Bd II 1633). — Chachel-, meist -Müesli =
'brätni Milch (Sp. 199); auch mit Zusatz von Mehl
und frischer Butter AAZein.; Bs. Bes. als leichtver-
dauliche Speise für Kranke. — Chuchi-: die im
Kloster bei Tische übrig gebliebenen Speisen, die in
der Küche den Armen ausgeteilt werden UwE. —
Käfe°-, Käfer-: Zuckererbsen, und zwar die Spezies,
die mit den Schoten gegessen wird Bs. Syn. Chäfen
1 a es (Bd III 159). — Choller-: 1. ein Wlss-M.
(s. d.) mit starkem Butterzusatz, mit Vorliebe von
Köhlern und Holzfällern zubereitet ZO. — 2. eine
Älplerspeise, wesentlich = Chratzeten 4 (Bd III 931),
doch auch in Butter geröstet statt gebacken VO; W.
In Uw unterschieden als Eier- und Mper-Ch., je nach-
dem Eier zugegeben werden oder nicht. In L; aScuw
tw. mit Zusatz von Essig, damit der Teig besser auf-
gehe.' ,Wir wollen beim Besuch auf der Alp ein K.,
Kidlen und Scheidziger drin haben; ich weiss schon,
dass du für Fusterli zu hauslich bist.' Obw Brief auf
die Alp. Ein baumstarker Mann soll jeweilen zu
einem Ch. '/z Viertel Mehl gebraucht, dann aber eine
ganze Woche lang nicht mehr gegessen haben, um
1676, AKüciil. 1886. ,1 Kollermuespfanne.' 1693, Obw.
— ('binde"- Gr, Chinds-Mues, - Müesli Ap; GA.:
Milchbrei für kleine Kinder. Syn. Wiss-Mues. .Dass
dich Gotts Joseph als kindliniüeslimachers schänd!'
1520, Egli, Akt. — Chürbse"-: Kürbisbrei, etwa
als Nahrung ärmerer Leute Z.
Chirsi-, Ghriesi-: 1. Kirschbrei Hl; Schw; Tu; Z.
Syn. Chirsi-Brägel. .Ankebröt mit Hung und Chr.,
ohne welche [in Gl] keine Kilbi gefeiert werden kann.'
II Her/.. 18*1. Streit .von wegen eines rossysens und
kriesimuos.- 1528, Egli, Akt. ,Botz kr.!' 1579, Bi-
gandcs. .Siedet man wie ein Kriesi- oder Holdermuss.'
JJBreit. 1629. — 2. Kirschlatwerge, -syrup B; L;
Schw. In BSi. besteht das (dort sehr beliebte) Chr.
uns dem über schwachem Feuer mit einem Zusatz
von fettem Rahm eingekochten Saft der kleinen wilden
193
Mas. mos. mis. mos. nins
191
Bergkirsche. — 3. Durcheinander SchwE. — 3 wohl
scherzh. Entstellung aus Chni>ii-Mu«i.
chirsch-muese": Kirschmus bereiten BSi.
Chls-: 1. = Ghäs-Vogd (Bd I 694) B nSi. —
2. Haferbrei, mit Käse gemischt ApSt. — Chlei"-
s. Chleimis (Bd III (346). — Lunge"-, in Ndw
Lungge"-: breiartig gekochte Lunge. ,Tucetum, ein
gehäck von fleisch wie ein 1.' Fris. ; Mal. .Zu dem
nachtmal [bei einer Festlichkeit] gehept voressen,
lunggenm., demnach snppen usw.' 1551, Ölhafen. —
Linsen-: Linsengericht. ,Die evangelische Wahrheit
um das L. der Welt vertauschen.' SLütz 1756. —
Maie"-: ein zu Anfang Mai übliches Gericht, das
nach dem B Kochbuch! 1756 (Nr 245) aus Eiern,
Milchziger, Butter mit Zucker bestand. .Zinstags
nechst vor dem meyentag hat man [bei Anlass eines
Jugendfestes zu Aarau] einen abendtrunk uf der
stuben getan und küechli und meyenmuss, anken und
ziger gehept.' 1551, Ölhafen. ,M.' unter den Speisen der
Schauspieler aufgezählt. 1571, L Osterspiel (RBrand-
stetter 1886, 33). — Usmach-: grüne Erbsen BsStdt;
, Brockelerbsen, die man ohne Schoten isst.' Spreng.
Milch-: 1. Brei, aus Milch und Mehl (Hafermehl
ZWald) gekocht Aa; Gr; GA.; ZS.; „Milchsuppe, mit
etwas Wasser verdünnt und mit Butter gewürzt VO."
,Zu Milchmüsern (Kinderpapp) nehmen die Älpler
ausser dem Mehl halb Milch und halb Nidel.' Steinm.
1802 (für Gl). ,In palmis [Palmsonntag] staupa vini,
m. sint uni canonico.' 1293, Z Propsteiurk. Wie 3t.,
ohne Kraft GW. S. noch chotzen (Bd III 599). —
2. charakterloser, feiger (GrEIi.), unbehülflicher (Gr
Spl.) Mensch. — Milch- Muesle" f., -Muesli m.:
Person mit blasser Gesichtsfarbe GRHe.
MSlw-: (meist dünner) Brei aus gerüstetem Mehl
„VO;" Seil; Z. — mel-muese": undeutlich reden
(wie wenn man Mehlbrei im Munde hätte) ScnSt.
Bri-melw-, Brimel-: Haferbrei SciiStdt. Viell.
hieher auch: ,Anno 1596 hat herr kammerer N. N.
den zehnt verliehen zu Nieli dem Jak. Suter um
35 malter hofmäs, zwei teil körn und ein teil haber,
2 mütt roggen, 1jt viertel erbs, '/» v. honen, '/* v.
brümmelmuos und 100 wellen strauw.' 1596, LHochd.
Pfrundrod. — Nidel-: Schlagsahne, oft mit einge-
brockten Brotwürfelchen, eine Speise der Sennen
GRHe.; GO. — Böne°- = Muesle B. Brei aus Bohnen
AALeer. Drei Böne" gend es B. Vgl.: , Die Menschen
geniessen dürre Bohnen in Müseren.' AHöpfn. 1788.
— Buttle"-: Brei, Eingemachtes aus Hagebutten B.
— P luder-: „Gemengsei, verwirrte, hässliche Sache
Z." ,Die Tochter wird durch dieses Bl. [das bezüg-
liche Falliment des Vaters] umb Sack und Pack ge-
bracht.' 1724, Z Gerichtsweisung. Vgl. .Blodermus'
bei Gr. WB. II 141. — Plump-i"'s-Mues m.: Tölpel
SCHSt.
Blaset-, Bläst-: (Brei aus) Hafergrütze, die so
zubereitet wird, dass man den Hafer in einem dazu
besonders eingerichteten Ofen zwischen zwei Feuern
röstet und erst nachher schrotet m und oTh.
Eig. .geblästes' M.; vgl. das entsprechende 'blaset Brot
unter Wüten.
Platte"- Müesli= Chachel-M., doch in der Regel
ohne Mehlzusatz AaWto1ü.; Bs;B. — Brueder-Mues:
1. „Bettlersuppe. " Bei R. und CMeyer 1650 will der
Tod den Bettler ,zum grossen Br.' führen. — 2. „ekel-
haftes Gemengsei von übriggebliebenen Speisen." Vgl.
Ghuehi-M. — Brants-: in viel Butter braun ge-
rüsteter Mehlbrei Gl. Jeder will wüsse", wie 's g'sin
ist, eb er schw selber heig g' atmet und Hr. g' gissen
und Büerum. An der Linth 1852.
Brut-: ,Brei von feinem Mehl und Milch, wor-
unter, wenn er bald ausgekocht ist, Zucker und Saffran
gerührt wird' Bs (Spreng); Näheres über die Zube-
reitung s. Bs Kochb. 1790, 58. Syn. gel'"! Bappe"; vgl.
Spüsen-M. ,Br., das man [am zweiten Hochzeitstage]
schon anstatt des Weinwarms darstellt.' FPlatt. 1612.
,Reis oder Brautmus in zweien Blättlen.' 1628, BsStdt
(obrigkeitl. Speisezettel für Hochzeiten). — Vgl. ,Buch
von guter Speise' S. 17.
Rabe"-: Brei aus weissen Rüben Z.
Side"-Müesli: Brei aus Maizena (B), Milch
(Rahm). Eiern und Zucker Bs (Spreng); B; ZHettl. ;
in B mit Zusatz von etwas Vanille oder Kirschwasser.
Syn. Chachel-M. A: Mach doch z' Mittag ; aber viach
nit so-n-es G'schlargg [Geschmiere] wie gester. B: E
du Meisterlos'. Das isch ja S. g'si". MWalden 1884.
In BsStdt jetzt = Mues 1 e. — Sfde* bezeichnet das Feine,
Köstliche; vgl. Side'-Beri.
Süre-Mues s. Suremus. — Süess- = Chäfen-M.
Bs; SThierst. Wenn S. und Usmach-M. einander
blühen sehen, d. h. zu nahe beisammen stehen, so
artet Jenes aus, wird zähe Bs. — Schabi-: Suppe
aus frisch geröstetem Mehl und roh geschabten Kar-
toffeln L. — Schmalz-: breidicke Mehlsuppe mit
starkem Butterzusatz, beliebteste Speise für Säug-
linge Gr; GSa.
Schröter-: sehr nahrhafter Brei aus feinem Mehl,
mit Ei oder Rahm GrAv.
So benannt, weil die Tiroler Holzfäller (.Schröter') den
Brei zu bereiten pflegen; vgl. Choller-M.
Spüse"-: Brei aus geröstetem Mehl und Milch
Gr (Vassali); vgl. Brüt-M. — Spittel-: ältere Be-
zeichnung einer aus den Einkünften des .Spittels' zu
UwStans während der vier Wintermonate verabreich-
ten Spende an die Armen, bestehend aus einem Erbsen-
mus; jetzt ein Gericht aus Mehl, Reis, Erbsen, Kar-
toffeln, Käse, Butter und Sp.-Suppe" genannt. S. auch
Uw Gem. 97. — Hagstecke"-: scherzh. Bezeichnung
eines schnell gekochten, groben Mehlbreies ScnSt.
- Talp-i°'s-Mues Bs (Spreng); BBe., Tamp- GW.,
Tapp- G; ScHSt. ; THSteckb. : schwerfälliger, unbe-
holfener Mensch, Tölpel. .Tölpisch, talpissmuoss, un-
geschickt, der niener zue kein gnad hat.' Mal. ,Ein
Dapp ins Muss; es steht ihm übel an, camelus saltat.'
Mey., Hort. 1692. — Türgge"-: Maisbrei Gr; GSa.;
ZO. E" Pfanne", wo e* feissts T. zittertet, heiss üf-
blöterlet und da %md dort e" Gülleli Schmäh jiirc"-
sütterlet. G Kai. 1886. S. auch z'sämme'-chlepfe" (Bd III
677). — Trübe"-, Trubel-. ,Treubelmuoss oder trau-
benlatwery, defrutum.' Mal. ,Nimm tribelmuss. einer
nuss gross.' Bs Kochb. 1592. , Eingesottener Wein,
ein Traubenmuss.' Önol. 1707.
Wiss- Zg; ZO., Wis- Ap;G; Z: nahrhafter Brei
aus Milch und feinem Mehl, bes. für kleine Kinder.
Auch „Mehlklösschen" Ap. ,Dantur fercula et wis-
muose.' 1360, Zellw. Urk. Jtern am Mittwochen zu
Morgen ein wysses Muoss.' 1612, L Sondersiechenordn.
,Die Zuchteltern schickten der Tochter namentlich
alle Montage Weissmns.' um 1696, ZWthurNeuj. 1871
495
Mas, nies, mis, mos, mils
496
,Die Kinder essen mit der dünnen Milchspeiss gemein-
lich des Tages auch noch zwei Weissmüsslein. Diese
Müsslein werden aus Milch und Mehl oder gerieben
Brot gemacht' Müralt 1697. .Weissmuss oder Brei,
in Milch gekocht.' Z Anl. 1771. — .Grossvatter- W.
Man macht ein gemeines Weismuess, tut Zucker,
Zimmet und Citronen hinein.' 1820, ZZoll. Kochb.
Zeiger-: den Zeigern am Schluss eines Schiessens
verabreichtes Mahl Z (Dan.). — Zucker-: \. = Chä-
fen-M. BsStdt. — 2. (grau, gel" Z.) gemeine Erbsen
SThierst.
muesen: 1. Mues werden oder sein, z.B. von
Äpfeln, Gerste, Reis, die sich leicht zu Brei zerkochen
lassen ScHSt.; Z; in Bs (lt Spreng) auch von Erbsen.
Die Öpfel muese'd gern. D' Bire" muese'd, wenn sie
,teig' sind Z. Es gibd Bröd, wo mueset, und anders,
wo bappelet [sich zu Klümpchen ballt], bei der Ver-
wendung zu Suppe ÄAEhr. Unpers. : es mueset, es ist
kotiges Wetter Z. — 2. Mues kochen Ap; GrD., statt
Milch oder Suppe BHk. — 3. essen, die Mahlzeit ein-
nehmen Ap; BKirchb. Ge" m.l Ruf zum Essen Ap.
— 4. Brei, Kataplasmen auf eine Geschwulst legen
Gl; GrD.; GSa.
abend-: zu Abend essen. XV., AvBonstetten. —
üf- = muesen 4 GrD., Pr.; GSa.; SchwE. — ver-:
1. intr., zu Brei, breiweich werden Ap; Sch; Z. Die
Türe' vermuese'd ganz, ine" mues-e-s' moste", von ,teigen'
Birnen Z. ,Lass die Äpfel kochen, bis sie vermuesst
sind.' 1820, ZZoll. Kochb. ,Sie haben öpfel geschnitzlet,
in einem kessel gesotten, dass man sie in einen teig
knetten köndte, doch nicht gar zermuesen lassen.'
Wurstisen 1580. — 2. tr., zu Brei zerdrücken oder
^erkochen Ap; Sch; Th; Z. ,Mit dem kallen gab er
"so ein grossen streich uf Feragus hopt, dass er im
den ganzen köpf zermuosset.' Morgant 1530.
Mueser m.; 1. Müller, der Hafermehl bereitet
jiiTii. Als Geschlechtsn. ,Peter M.' 1491, U Urk. -
2. Dim., Mueserli = Mues-Ueli 2 (Bd I 185) ApH.
Muesete" f.: 1. breiartiges Gemenge, Geschmier Z.
— 2. unverständliches Reden GRPr. (Kuoni).
Muesi f.: Hafermühle iuTh.
(ge-)muesig: breiig G; Z.
Muesle" Btw.; L, Wiesle" BoAa., oE., Stdt — f.:
1. meist e" rechti, dicki M., korpulente Frauensperson,
bisweilen mit der Nbvorstellung des Unbehülflichen,
auch Unreinlichen. Syn. Schmutteren, Duntlen. ,Sein
[des Pfarrers] Weibchen, welche unter die Klasse der
freundlichen M. gehörte.' Gotth. — 2. Muesle", Kuh-
name Ap (Merz 1836).
muesle": 1. tr. oder intr., weiche, saftige Früchte,
z. B. Kirschen, mit den Händen oder (beim Essen) mit
dem Munde unordentlich zerdrücken und sich dabei
beschmieren; mit dicker Flüssigkeit unachtsam um-
gehen, „schmudeln" Ap; „L;u G; Nnw. Syn. mosten.
Er mueslet Alles under enand G. Du mueslist die
Ghriesi wiest, du m. sehen mit dene" Chriesene" Ndw. —
2. undeutlich (als ob man Brei im Munde hätte) reden,
auch: Alles unter einander reden Gl; GA., W.
ver- = rer-muesen, intr. und tr. Ap; „L;" GA., G.
Zu weiches Obst vermueslet Ap. Bes. häufig im Ptc.
ter-mueslet, breiig, „schmudelig", z. B. von Beeren.
Mueslete" f.: 1. Geschmier, unsauberes Durch-
einander Ap; GW. — 2. unverständliche oder unge-
ordnete Rede GW.
Muesli m.: 1. unordentlicher Esser, bes. von
Kindern G. — 2. Einer, der aus Unbeholfenheit un-
deutlich oder sinnlos durcheinander spricht G;THEgn.
Dicker und zugleich etwas einfältiger Mensch Tu;
langsamer, träger Mensch ApK., M.; energieloser, auch
niederträchtiger Mensch GStdt. Auch abgeschwächt:
en alter M., alter Kerl G. — 3. Geiferläppchen für
Kinder ApH., M.; Gl (St.b).
mueslig: 1. breiartig GF., G. — 2. von Menschen,
trag, energielos G.
G*-mües n.: Koll. zu Mues. 1. Hülsenfrüchte,
Grütze. ,Dass man die ding bestell mit hering und
grüenen und tignen fischen, och darzuo gmuos, das
allweg in trogen syg.' 1495, G Küchenordn. .Käs,
ziger, schmalz, muesmel und ander gemües.' G Mscr.
,Die Ausfuhr des gedörrten Übses und Gemüsern.' Bs
Mand. 1770. Spoc. Ackerbohne, Vicia faba Bs. Vgl.
Mues Ib. — 2. wie nhd., allerlei grüne Zukost zum
Fleische, allg. Suppe", Fleisch und G., Bezeichnung
guten, bürgerlichen Mittagstisches. S. auch Fleisch
(Bd I 1221). — 3. Brei. ,Das fleisch diser schneggen
gesotten gibt ein rot g., als ob es gefärbt wäre.' Fiscbb.
1563. ,So ist der gemein Brauch, dass man ein Ge-
müse, Terbant genennt, von Bruchstein, Wallwurzen
oder andern Sachen gemacht, umb den Bruch schlegt.'
Würz 1634. — 4. bildl., Gemengsei, Durcheinander,
Gewühl Bs. 's schittled d' Bletter, und das G'mies am
Boden alles, reo verdorrt, hängt in de" Kleidli do und
dert. MEYER-Mer. G'sehsch, durch all das G. laufen
und drucke" -si durche". Breitf.nst. Abschätzig von
einem Häuflein kleiner Kinder: ,Was die Kinder trie-
ben, das bekümmerte sie [die Eltern] nicht; sie waren
froh, wenn das G. draussen herum hudelte.' Breitenst.
Syn. Ge-schmüder.
Suppen-Hafen-: Kohl, Rüben, Kartotfeln, zs. mit
dem Fleisch gekocht BsStdt. — Kaffe-: verächtlich
für Kaffee mit Brocken. ,Wie die N. N. [beim Früh-
stück] ihr K. ausbrocket.' Sintem. 1759. — Zue-:
1. = Gemües 1. ,Dem, der Z. ins Haus einkaufen will,
sollen die Schift'meister ein Röhrlein [kleine Tonne]
führen.' 1541, Absch. , Neben dem Wein hat dis Länd-
lein auch allerlei Getreid und Z. als Weizen, Habern,
Erbis, Bohnen, Linsen, Fenchel, Heiden.' Gbler 1625.
— 2. wie nhd. allg. Speck und Rippli zum Z. Z
(scherzh.). Bildl., Beigabe, Anhängsel, z. B. scherzh.
von den vom Metzger auf die Wage geworfenen Zu-
taten Ndw. De" llose*chranz mit Z. hei" si 'bettet.
JRoos 1892. Er glaubt au'* nid a" 's Z., hält nicht
viel auf Zeremonien. Sprww. 1824.
Ge-müesel n.: durch einander geworfene Dinge,
Abfälle Bs. Am Waldsaum lit e" Hufe" G. z'sämme"-
'treu. Hinuerm. 1866. ,Uen Speck mit G'müesel räu-
chern, mit Geniste, einem Gemisch von Spänen, Staub
und anderm Kehricht.' Spreng. — Vgl. auch ,Gemüsel'
hei Gr. WB. IV 1, 3293.
müesele": 1. „nach Brei riechen, schmecken Sch;
Z." — 2. betrügen Bs (Spreng).
Nach Spreng bedeutete 2 eig. ,im Kleinen oder nach und
naeh, gleichsam hei Milslein oder erbsenweise betrügen |vgl.
Muet I l> | . '
Mueser m. ; Kochschäufelchen, um Speisen in der
Pfanne zu rühren oder zu wenden BHa.
G"-müeset = Gemües 1. ,Cicercula, phaselum, ein
g.' KdGessner 1512. .Allerlei samen und gemüeset
497
Mas, liirs. inis. mos, Hills
!!>■-■
kreüter durch einanderen gesäyet . farrago.' Fitis.
,Fisch, Obs. Gemüeset und andere essige Spysen.' Z
Mand. 1650.
e i "-in ü es 1 e° : (spöttisch) allein haushalten, ab-
gesondert leben Übw. — Ei"müesler: Person (nieist
Junggeselle), die ei'müeslet ; oft mit dem Nebenbegr.
lies Sonderlings Ow; Zu. Syn. Eigen-Brötler.
Müesler: spöttisch von Einem, der mit Vorliebe
oder nur Mues isst Sch (Eirchh.). Entsprechend
Habcr-M. Scn, Müch-M., neben M.-Muesler GRPr.
(auch als Spottn. der Serneuser).
Ge-müesler: wahrsch. Verkäufer von Hülsen-
früchten. .Pfister. Pastetenbeck. Müller. Schiffleut
und G.' bilden die Gesellschaft der , Pfister' zu Luzern.
SiMML.-Leu 1722.
Muess I f.: 1. Mues, Spielraum, spec. der Raum
auf der Wippe, den spielende Kinder einander ge-
währen, um sich das Gleichgewicht zu halten AaBö.;
Ap; BO.; L; GA., Sa.; ScHSt. ; Th; UwE.; Z. Syn.
Spazifg). So sagt das eine, das leichter ist oder zu
weit nach der Mitte hin sitzt, zum andern: Du hast
me M. oder z'vil M. [das Übergewicht]; ich mues nie
M. ha"; du nutest mir ml M. ge". Ahnlich gibt der
Fuhrmann dem schwächern Zugtier me M., d. h. einen
längern Teil des Arms der Wage. Dlx. — 2. Müsse,
freie Zeit PAL Mid scheni Muessu', a bell' agio. „Bi
Mitessern, gemächlich, gleichs. mit aller Müsse W."
,Er habe im etwa gelt geben und dann etwa nüt;
dann er nüt allweg der m. gehept.' 1526, Egli, Akt.
.Nulluni habeo docendi locura, ich hab kein wyl, noch
statt, noch m.' Fms. .Alles mit genügsamer Mues
und nach fiyssigem Erwägen.' 1600, L Rq.
Amhd. muoße nur in Bed. 2. Zu 1 vgl. Gr. WB. VI
2771. litis Volk lehnt das W. in dieser Bed. nach Laut-
f'irin und Geschlecht (so weit Dieses übh. bezeichnet wird)
an Mues an; vgl. G'mües, ferner Suppe". — Zu der W adv.
Formel unter 2 vgl. nihd. mit muoäen.
Un-, bzw. U"-, 0"- (in Bs auch Unne'-, in BBrisl.
Ue-jMuess Bs; B; GRPr.; L; GG., W.; SchwE.; S; Z,
-Mues Aä; Ap; Bs; GA.; Sch; Th; Uw; Z, Önues BsL.
- f. B; Gr; L; S; Z, n. ÄP; Bs ; GA. ; Sch; UwE.:
1. Mangel an Müsse, infolge Überhäufung mit (andern)
Geschäften. .U. halb ich es kümmerlich zuewegen ge-
brocht hab.' 1475, Bs Chron. ,Ich hab vor u. das
büechlin nit mögen wider lesen; es mögend noch vil
nie Feier [als angegeben] darin syn.' Zwingli. ,Die
bischof und äbt könnend Gottes wort von u. nit ver-
kündigen, sy müessend grösserem obligen, nämlich
hoche schlösser buwen [usw.].' Kessl. — 2. Geschälte.
Mühe, Plage, allg. , Occupatio, negotium.' Id. B; vgl.
Gang 1 b «. (Bd II 338). Er ist gar i" der U., er ist
sehr beschäftigt BG. D' Lüt si" cho" wandle" durch
d' Gärte" und d' Felder uss-im Stadtgragöl und uss-im
tägligen U. Breitenst. ,Wenn der Mann ins Wirtshaus
gehe und die Frau daheim im U. lasse.' ebd. Das ist
en U.! eine mühselige Arbeit, Sache GG. Muess und
U. ist wider enand. Sülger. 's ist nid Alls Profit
[z.B. beim Handel], me" hat au'"h vil U. Th; Z. ,Sie
hätten keine Kinder haben wollen von wegen der
Kosten und der U., die solche verursachen.' Schwz.
Unterhältdngsbl. 1853. Bes. von den Bemühungen
bei Empfang und Bewirtung von Gästen B; Z. Ich
han-i iez vil V. ane'g'macht, sagt ein Gast zum Wirte
Z. 0 heid nid U., ne vous derangez pas! BHa. ,Ein
ieglich rat soll täglich klag hören, swenne er sitzet,
Schweiz. Idiotikon IV.
swa cr's von u-en getuen mag.' 1324, Z Ratserk. ,Zue-
dem es ouch in aller u. ist der ern halb, und es
mengklichem nit w-ol kumpt zue reisen.' Eulib. .Ihu-
durch mengerlei Schadens und u. entsprunge.' 1511,
AAWett. Klosterarch. (häufige Formel). .Vadianus hetti
üch gern geschriben, wo er nit mit so vil u. beladen.'
1526, Absch. , Geschäft, händel, u-en sument und irrent.'
1539, B Rq. ,Die u., unruow, negotium, occupatio, im-
peditio, difficultas, obstaculum.' Mal. .Nachdem ein
vogt arbeit und u. mit synen vogtkinden g'hept hat.'
1572, Scaw Rq. ,Mein Vatter hatt Dischgänger und
allerlei U. im Haus.' FPlatt. 1612. .In U. und Un-
glegenheit kommen.' Kunkelst. 1655. .Wegen der [bei
einem Prozess] verursachten Kosten und U.' 1711, B
Ordnung. ,Für Schmutz, Kocherlohn und U. 6 fl.'
1718, Zg Rechn. ,Es ist mir leid, Ihnen so viel Un-
musse zu verursachen.' Sinteh. 1759. In einer Z Urk.
Ende XIV. gibt U. lat. onus (i. S. v. Servitut) wieder.
— 3. „Begattungstrieb der Kühe GrA." — 4. un-
ruhiger. Andern lästig fallender Mensch, bes. von
Kindern Ap; G; Sch. Syn. Un-Buew. De bist e" recht
U. ScHNnk. — 5. Geschlechtsn. ,Hans U.' 1412, Z.
JIhd. unmuoße in Bed. 1 und 2, die sich übrigens in
den ä. Belegen schwer aus einander halten lassen. Das säch-
liche Geschl. ist viel), durch Anlehnung au Mues oder an
Synn. wie G'seherCei), G'schäft hervorgerufen. Nach einer An-
gabe wäre das W. in Bslsch auch m. Entstellungen wie
<;„„,. bi.'w>'isi.Mi für die Isoliertheit des W. im Sprachbewusst-
seiu des Volkes. 3 von dem unruhigen Wesen der Rinder
in der Brunstzeit.
Chatze"-: = Muess 1 ZHorg.
muesse° I: der Müsse pflegen, von der Arbeit
ruhen. ,Do man die mäder sach iezt m. in dem
touwe.' 1386, Sempacherlied.
u"-: 1. sich mit Etwas abplagen, z.B. mit Bitten
BO. Mir müessen dem Bueb e" nüu-i Chappe" choufen,
er hed nitre" lang um eini g'ummuessed BR. — 2. mit
Geburtswehen kämpfen, dabei unruhig sein, stampfen,
von Kühen BHa. Auch von Menschen: Si het selii:li,!'
g'ummuesset, es war eine schwere Geburt. — Dir. Abi.
von Un-mue88.
ent-: refl., sich enthalten, aufgeben. ,Sich vom
Studieren e., nicht aus Unwillen gegen den studiis,
sonder Mangel der Hilf.' 1722, Mise. Tig.
ver-: refl., sich verweilen W.
G'-miies n. : = Muess 1 Z.
müessig (in GRSpl. -s'-), in BE.. 0. ; WLötsch.
muessig: 1. wie nhd. allg. .Giselschaft leisten mit
einem gueten m-en [unbeschäftigten, freien] pferd.'
1543, L Urk. ,Die muosigen Ross gen Melchsee tuen.'
1629, Obw Rq. — 2. m. gä", mit Gen. (Acc.) S. oder P.,
sich von Etw. fern halten, sich nicht auf Etw. (mit
Einem) einlassen Aa; B; Gr. Mit den Worten: Muest
desse" m. gä"! sucht ein Vater seinen Knaben von
Ungehörigkeiten abzumahnen BE. [Er möge] d'ere"
Zug m. gä", es heig im Niemer Nüt druf. Gotth. ,Es
wäre besser, du giengest des Meitli m.' JMüller 1860
(AASuhr.). Sehr häufig bes. in den Geschichtsquellen
des XVI.: .Fremder herren m. gan', sich mit aus-
wärtigen Fürsten und ihren Händeln nicht abgeben,
spec. nicht Kriegsdienste bei ihnen nehmen. — 3. in
räumlichem S., leer; vgl. Muess 1. ,Wenn er kumpt,
so findet er's [das Haus] in.' 1531/1707, Matth. 12.
all-: Adv., „gemächlich, gleichs. mit aller Müsse.
(iiiiid tiunime" a.! GSa.; Schw; U." ,Es [das gefesselte
499
Mas, nies, mis. mos, ums
:
Gespenst] gieng a., als ob es die band kum tragen
möchte.' LLav. 1569; dafür 1670: .gemach.1
u"-müessig: 1. a) von Personen, rastlos (tätig).
geschäftig, unruhig B. ,Hans von Rechberg was gar
u. in disen geschaffen.' Edlib. ,Du bist unmüessiger
dann Käterli Küngli, die sass nun jar an einer bad-
stuben ze hus und hatt nie wyl, das sy sich einest
erwuosch.' Gyrenr. 1523; vgl. Sprww. 1824, 138. ,Dann
da der bös [Satan] gar u. ist.' LLav. l.r>69. — b) von
Geschäften, mühevoll, lästig UwE. — c) von der Zeit.
L'-i /Zu, da man Arbeit vollauf hat B; W. ,Wo einen
anderen Karrer und Melcher her nehmen gerade in
dieser u-en Zeit'?' Gotth. .In der unmüssigsten Zeit
das Bett hüten müssen.' Schwz. Unterhaltungsbl. 1860.
,In disen selzamen loufen und u-en [unruhigen] zyten.'
1585, S Verordn. ,Kein Aarauer Markt fiel in eine
u-e Zeit, Heuet, Ernte, Herbst usw.' 1701, Aa Gem.
— 2. aufgeregt, unwillig BO. Es cha""-mich (üben eso
u. machen, wenn denn en Ding niene* ist, toe"-mu 's
brüchti BB. — 3. „vom Rindvieh, brünstig GrA.";
vgl. Un-muess 3.
müessige" I müessege" GF., G., miessge" Ni>w:
mit Acc. („auch Gen.") P. oder S., meiden, sich ent-
halten. Er cha"" d's Sjtile" nüd m. GF., G. Si viU-e"
nüd m., sie will den Umgang mit ihm nicht aufgeben,
ebd. 's Wirtshüs m. Nnw. Auch „refl. mit Gen. : Du
musst dich dessen m." So häufig in unserer ä. Spr. ;
s. gotisieren (Bd II 217).
u0-: viel geschäftig sein, sich eifrig bemühen, oft
ohne entsprechenden Erfolg UwE.
e"t-: refl. = sich ent-muessen BM., Si.; „Sch."
,Beid Parteigen sollen sich diser schädlichen Händlen
e.' 1674, ZMeil. Urk.
ver-ent vert-: = dem Vor. Ap (selten).
be-: tr., = dem Vor. Ap. Mit Gen.: ,Menigklich
solle gewarnet sein, dis Lasters zu bemuessigen.' G
Mand. 1057.
Müessigi f.: Müssigkeit. ,Die zwytracht, die
swäche, die müessige, die armut.' Ansh. — ,Miiessig'
(1498, Ap Erbauungsb.) ist viel], als .Mnessing' zu fassen.
müesslich: gemächlich (z.B. gehen) W.
all-: allmählich U. Si chemeH a.
ge-: mit Müsse, langsam. ,Lass es g. kochen.'
Vogelb. 1557. — all-. .Das gricht Gottes hueb an
uns allgemüesslieh heimsuechen.- HBull. 1557.
Muess 11, Mues n.: das Muss, die Notwendigkeit
Aa; Bs; L; Sch; Th; Z. Es ist es M. derbi, ein zwin-
gender Umstand Aa; L; Z. Es ist kes M., es steht
frei Th; Z. 's ist-mer e" M., ich tue es wider Willen
Bs. Vgl. auch Mues 1. — Big. 1. und 3. Sg. Präs. von
in Henne".
mu esse" II Gr ObS., müesse" I AaF., Ke. ; B; F;
GRpr.; L; PRima; Ni>w; W; ZS.f, miiese" Bs; Gl; Gr
Pr. ; GA., Ta. ; Th; Z, mose" Th, müene" TnEgn., möne*
ScHRams. — Präs. Ind. 1. 3. Sg. muess BM.; GRPr.; P,
mues AaF., Ke.; Bs; BE.; GRPr.; GA., Ta. (mues-er
GA., mue-n-er GTa.); UwE.; W; Z, mos Ap; Th,
mue(n) TuEgn., Hw. (unbetont mö); ZW1., mu Sch, mö
SchScIiI., mö ScHNnk., Rams. (vor Voc. meist mit -n)
— 2. Sg. muest B; GRChur, D.; GA., Ta.; P; Tu; W;
'/,, möst Ar; Tu. muesch Bs — PI. müessend GrI'i.,
müesse(n) B; P; W, müese" Bs, mucnd GTa., mund
TnAltnau, möd TnEgn. (mö-mer), mücnt L, müend
(müeim) mer) Aa; BsStdt; Gl. (neben muend, müed):
HA.: Schw; Th; Z. mund ScnSchl.. nmuil Ap (auch
mand. mimt); Tu; ZStall. - < * • > nj . 1. 3. Sg. mües Aa; Bs;
B; TnHw. (selten); Z. »lös Ap; TuHw. — 2. Sg. müesist
B; Tu; Z, mösist Ap; Tu. mieseh BsStdt — l'l. müesid
Tn; '/,, mosid Ap; Tu, müesse" B, miese' BsStdt —
Prät. Conj. müesst Aa; BsStdt: B; S; Z. miessti BsStdt;
\V. mösst TnHw. — Ptc. g'miesst Gu ObS.. g'mäesse"
FS., sonst meist wie der Inf.: 1. wie nhd. .müssen'
zur Bezeichnung äusserer oder innerer Nötigung. Wer
muess, hed Jce* B cUi. Ineichen. Wenn 's muess si", si>
schick dich drl". ebd. Miiese' macht müge* GBern.; vgl.
Sp. 28. Müesen tue'-mer no'h nit, wir haben noch freie
Wahl Gr. Mer müend, mer m., mer m. fürt! spricht
die Trommel bei einem Truppenaufgebot ZZoll. (Ja)
ich wett auch, das ich müesst [sc. Das tun], warum
nicht gar! Tu; Z. D'ra" m., d'ra" glaube" m., sich etwas
Bitterem (bes. dem Sterben) unterziehen müssen Z.
Muess-es derdürehab (-dürchüf) si" ? Grussfrage an bergab
(bergauf) Gehende BM.; Z. Mues 's wider heim si"?
Bs, mues-es fscho" wider) si"? Bs; B; Tu; Z, formel-
haft zu einem Gast, der sich zum Aufbruche anschickt.
Er mues allewil g'chi/let ha", er kann nicht anders
als immer zanken B; Th; Z. Die händ wider e'mol
m. zfisle"! heisst es etwa, wenn es irgendwo brennt
Th. ,'s wird müssen sein', das Verhängniss wird kom-
men müssen. GGotth. 1599. , Welche sich alle Tag
füllen und sprechen: Wir wüssen nit, wann wir daran
müssen, wollen uns deshalben lassen wol sein.' JJBkeit.
1629. ■ — 2. wie nhd. .sollen' zur Bezeichnung einer
(sittlichen) Verpflichtung u. ä. Du muest Das (nüd)
tue", ge", sah" usw. Ir müend aurh folge"! zu Kindern
Bs; B; Th; Z. Er mues Nut hä", soll Nichts bekommen
B; Th; Z; vgl. 3. Muest ha", wenn d'schwigst, ironische
Abweisung einer Bitte oder Aufforderung BsStdt; B;
GrD.; ähnlich: muest-denn g'ha* ha*! ZZoll. Mues-iih
(dir Eini haue")? droht man Einem, indem man gegen
ihn zum Schlage ausholt (meist scherzh.) Bs; Tu; Z.
ähnlich zu Kindern: Mues-dich nc"? Bs; B; Th; Z. »irt-
n-irh bös? wobei man eine rasche Bewegung gegen sie
ausführt Th. ,Wo müend wir hin?' Aal 1549. .Svn
schwätzen kümbert mich nit vil, syn danten muess
mich noch nit zwingen.' ebd. .Das Haubt muess [beim
Reden] nicht immerzue gnappen.' HKei.ler 1729. —
3. wie nhd. .sollen' i. S. des lat. dicitur; meist im
Conj. Z. Er mues g'seit hä". Er mues (mües) Nüd
ha", er soll Nichts besitzen. Du muest (müesist >-<lr''
schandbar üfg'füert hü". — 4. wie nhd. .mögen' in
Wunschsätzen. ,So müesse es Gott trüwlich erbarmen ! •
Rdep 1550. .Davor du mich behüten müssist.- St
Meinrad.
Die Formen zeigen ähnliche Verkürzungen wie bei den
Übrigen Hülfszeitwörtern ; vgl. die Aum. zu mögen (Sp. II11!.
Die Schwächung des m zu « kann auf der Stellung hinter
langem Voc. (vgl. Anm. zu ässi'c/ Bd I 500) oder auf der
vorwiegenden Unbetontheit des W. im Satze beruhen; auf
Letztere muss jedenfalls die Reduktion des m zu o urspr.
zurückgeführt werden. Zum Schwund des » vgl. Beitr. 'J'2, 220,
wo auch der Fall von lassen > tan anzuführen gewesen wäre.
Aus ä. Lit. seien noch angeführt die Formen: ,muond(t).'
1479, AaWett. Klosterarch.; JMahl. 1G74, ,mnnd.' 1545, L;
s. auch grimmen (Bd II 733). Ptc. .g'müessen.' ThFrickart
1170; GGotth. 1619. Betr. die Bedeutungsübergange vgl.
die Anm. zu .■/,,,„,„„ (IM III :','H).
muesse" III, „auch müesse" II": (Eine" oder O«
F.im) .Imdn zwingen, nötigen, bes. mit Bitten quälen Aa
Leer.; Gl; „LE.; Si hw; Zo." Syn. nuten. .Nit wychen
501
Mas ums. Mass— musg. Maxell- musch
502
dann geniuosst.' 1522, Strickl. ,X. N. sprach zu brneder
Hansen, dem kuchenraeister : ir muest mir fleisch ko-
clicn. Antwort brneder Hans: ir sollt mich nit muessen,
ich kann nit fleisch kochen.' 1529, Bs Chr. .Welcher
den andern wyter [zum Trinken] m. oder nöten wurde.'
1560, Zg Rq. .Nicht, wie vil vermeinen, dass almosen
genennet werde vom muessen. das einer darzue ge-
muesset oder gezwungen werde.' SHochh. 1591. ,M.,
zwingen, nötigen.' Red. 16(32. .Ein freiwillig Gelübd,
darzue ihn Niemand muesset. Niemand nötet.' FWtss
1(17';. .Zu einer unbillicheu Sach gemusset und ge-
zwungen.' JJUlr. 1727. ,So der Fronde die Buess
auszurichten nit im .Stand, solle Solcher von einem
der Räten gemuesset werden . bei seinem Eid zu
schweren usw.' 1756, Sch Rq.
üf-muese": aufnötigen Ap.
an-muesse": Einen um Etw. angehen, ersuchen
BBrisl.
muessge" AiLeer., St., Z. 1815 (bes. an-m.), miies-
sige" II Gl; L; UwE. (auch miessge") = muessen III.
.Mit Herzog Maximilians gernussgetem [erzwungenem]
willen.' Ansh.
be-muessigen: veranlassen. , Die von S und wir
haben einen friden bemussget für uns.' 1383, Absch.
mausge: essen, schmausen B.
Masch - musch.
Mäscli2 Z, Marsch ZO., Wl. tw. (Dim. Märschli),
Masche' Aa; Bs; Gr; L (in Berom. -*'-) ; G, Marsche"
AAFri.. Masche" BBrisl. — f. : Masche. 1. beim Stricken,
allg. E" M. In" falle". Bildl. Da isch e" M. g'falle",
etwas Ungeschicktes vorgefallen Gr. Es ist-em e" bösi
M. g' falle', schlimm ergangen G. — 2. aus Bändern
geschürzte Schleife, als Zierde weiblicher Kleidung
Aa; BBrisl.; L; Z. Sie wird meist hinten getragen;
daher: uf a" M. (je", Streiche auf den Hintern G. —
3. Masche im Fischer-, Jägernetz, bzw. dieses selbst
L; Z. .Fallen- oder Mascheniegen ist verboten.' Aa
Jagdges. 1838. ,Die meschen sont sy [die Fischer]
füeren. als ir gesatzt und gewonheit ist.' 1421, L Ratsb.
.Man soll nit bretten, dann anderthalb hundert mä-
schen in einen Spaltung und einen riemen, der zwanzig-
mäschig seie, und sollen der Spaltung vier auf ein-
andern sein zu einer wand oben und der ander unden
und soll die wand haben 30 klafter.' 1512, Fischer-
einung auf dem ZSee (SchwE. Klosterarch.); s. auch
Summer-Garn (Bd II 423). ,Rara retia, die gross mä-
schen habend.- Fris. — 4. faule Schwätzerin GWe.
Mhd. manche iu Bed. 3. Vgl. auch das syD. Lälick (Bd III
1530). Über die weitere Verbreitung der Forin mit ä s. Gr.
WB. VI 1694, wo aus Mal. auch ein Neutr. ,Mäsch' belegt
ist. Das ä erklärt sich wie in jachen, Flaschen, Tünchen usw.
Fächtli- Z, Fädeli- GrHc.; Z: = Fädi-Lätsch
(Bd III 1531).
Mäschel I m. : Masche am Fischergarn. ,Die
Maschen (der Mäschel) der Netze und Garne sollen
genau nach dem Masse der Meyengedinge sein.' B
Fischerordn. 1537. .Die M. von allen Garnen, so die
Fischer zum Fischfang gebrauchen, sollen sie nach
der bestimmten Grösse verfertigen lassen.' ebd. 1765.
S. noch HTürler 1895, 10.
Mäscher 1 m.: Teil eines Fischernetzes. B Fi-
scherordn. 1510/48; s. Maien-Garn (Bd II 422).
Etwas Anderes, nämlich der PI. des in der Aiini. zu
MiUch erwähnten Neutr, MtUck, scheint vorzuliegen in der
Stelle: .In allen rinnenden Gewässern sind abgestellt alle
Bärren, deren Ring oder Mäscher kleiner sind als dieser
King [folgt in Linien gezeichnet ein Quadrat].' 1546, B
Fischerordn.
Maschelen BsL., Mdsch, „Mesch Sch;" ScHwMa.,
Mäusch ZNiederwen., Muschel II Aa (in Fri. neben
Meschel); Bs; B; „L;" S, Mischel B oSi.. Mäschele",
Meschele" I BsL.; B; „W (f.)", Masche" I ScHNnk..
Schi.: ZGlattf., Ner., Rafz (-&-), W., Maschgel GW.;
Scu Kl.. Maschgelt GSa., We. — m.: 1. weiblicher
Hanf, im Gegs. zum Fimmel (Bd I 826) die groben,
starken Hanfstengel, allg. Syn. Samen-Hanf (Bd II
1439). Bast von weiblichem Hanf SStarrk. — 2. männ-
licher Hanf BsSchönenbuch (Seil.).
Zur Etymologie und zum Sachlichen vgl. die Anm. zu
Fimmel. Der inlautende Spirant ist überwiegend *-; nur in
B herrscht s1 vor. Die Form Muusch ist wohl vom homon.
Ailj. mansch beeinflusst. Nach einer (allerdings nicht un-
verdächtigen) Angabe wäre Bed. 2 auch für GSa. anzusetzen.
Mäschelte": gem. Kratzdistel, Cirsium olerac. L
Knutw. Syn. Matt-Scharten.
ver-niasclie". dim. -mdschle": durch einander men-
gen, z. B. Erdbeeren mit Zucker und Wein GRChur.
Mascliigge" f. : verächtlich für Maschine, Einrich-
tung übh., Machenschaft Bs.
Das W. wird vom Volk als Entstellung aus Maschine"
empfunden ; doch dürfte es eher mit dem 2. Teil der folg.
Zss. identisch sein.
Laternen-Maschigge11: lanterne magique BsStd t.
maschi'n(e)le° : mit der (Näh-) Maschine arbeiten
Bs; B; Z. Auch tr. Bs; B; Z. E" Schöss, e" Nase"-
lumpe" m.
Maschi'ne" f.: 1. Maschine, mechanische Ein-
richtung übh. allg. — 2. spec, mechanische Baum-
wollspinnerei oder -Weberei Gl; GA.; ZO. ; Syn.
Fabrik. Was ist das do unne"? Hä! Das ist e" M.,
do cha""-mer Bauele" spinne". KMey. 1844. 's Löters
Annebab ist hei"' cho" us der M. Stutz. — 3. Stick-
rahmen Ap. — 4. gemalter Hanswurst aus Pappe, der
bei einem guten Schusse hinter der Scheibe aufhüpft
Ap. Vgl. Gauggler 3 (Bd II 172). — 5. beleibte,
schwerfällige Person BsStdt; Sch; Z (Dan.).
Der inlautende Spirant ist im Allg. s-, nur für Bs und
B ist s' bezeugt. Dem letztern Orte eigentümlich ist auch
die Rückziehuug des Acc. auf die 1. Silbe.
Röse°chranz-: spöttische Bezeichnung einer Bet-
schwester L.
Pröbli-: Haspel zum Abwinden der zu ,pröbeln-
den' Seide (Probeseide) Z.
Send- B, Absend- Z: Vorrichtung, womit die
Entfernung der Schüsse vom Zweck gemessen wird.
Vgl. Gotth., Erz. und B. I 326.
Tünkli-: = Bröt-Mülli (Sp. 190) Z.
Maschinler: Arbeiter in einer Fabrik, bes.
Spinnerei ZO. Vgl. Fabrikler.
Mäsch2el III ÄAZein. f-ä-J, MäscWe' II ZW., Mä-
sch2er II Aa oF.; L — m. (in ZNer. f.), Mäschle" „Bs;"
S (tw. -«-), Wäsch'le" S, Märsche" AABrugg, Mär-
sch(e)le" Aa; S — f., Marsch AALeugg., Märschli (Dim.)
503
Hasch, inescli, misch, mosch, musch
504
AaBL.: Name verschiedener im Wasser oder an feuch-
ten Orten lebender krebsartiger Tierchen, a) Floh-
krebs, Wasserfioh, Gammanis pul. Aa (auch Bach-M.):
Sj ZW. — b) gem. Wasserassel, On. (Asellus) aqu.
AAZein.; Bs; S. S. auch Gipsen (Bd II 395). Syn.
llniiDien-Chalb. — c) gem. Mauerassel, On. mar. Aa
oF.; „LG.;" S. Vgl. auch Maser.
Das W. hängt viell. mit .Masche' zusammen, mit Bez. auf
die maschenartig sich schlingenden Tiere.
Mäschel IV BO.; „LE.; S;" WRaron, Mäscher III
„in >.;" L; .8- — m., „Meissel n. Uw", Mäschle" WV„
„Meschele" II W" — f.. Mäschi n. Obw: Name einer
Krankheit. 1. Kolik, Bauchgrimmen „BO.; L; S;"
Uw; W, insbes. bei Mannspersonen (im Gegs. zur
Muelerigi) BHk.; W. Syn. 3täschel-We. Auch vom
Rindvieh W. Diarrhöe Obw. ,Mir gieng der bitter
schweiss us und der meschel stiess mich der stund
an.' um 1520, B (Gfo.). ,Du findst oueh hilf für mä-
schel, rotschaden, krimen im buch.' HvRüte 1532.
, Mäschel oder Mutterweh. Für den M.' XV11.. li
Arzneib. (Birl.). — 2. Asthma L. Er häd de" M. uber-
cho", z. B. vom Essen frischgebackenen Brotes. Vgl.
Blatt.
mäschlig: 1. mit der Kolik behaftet BO.; „LE.;
S." — 2. Bauchweh (Mäschel-Büchwe) verursachend,
von schlechtem Trinkwasser, seltener von Speisen BR.
Bed. 2 lässt einen Zusammenhang zwischen Mäschel III
und IV vermuten. Verschluckte Wassertierchen (bes. As.
aqu.) hauen nach dem Volksglauben schlimme Folgen für
den Unterleib.
Mansch m. : Teil der Eingeweide beim Rindvieh
SchwE.
Mansche" f.: 1. sauertöpfisches Gesicht LG. —
2. grosser Kopf. ebd. — Vgl. das Syn. Munschen (Sp. 340)
und Fr. Ztschr. VII 357.
mausche": 1. mit vollen Backen kauen AALeugg.;
LG.; ThHw. (-i--). Syn. manschen (Sp. 336). Üim.
„mäuschfeße", zum Schein, ohne Appetit essen Schw."
— 2. undeutlich reden TuHw. — 3. heimlich naschen
(in ObS. Syn. manischen.
Mauschi I m. : wer mit vollen Backen kaut ThHw.
En Brut-, Öpfel-M.
mauschle": 1. = mausehen 1. ,Nebend aussen
stehen und zusehen, wie die Andern mauscheln.'
UBrägg. 1780. — 2. = mauschen 3 Gl (mit dem Nbbegr.
des Gewohnheitsmässigen); „G; Vw."
Mäusch I m. : Einer, der sich (heimlich) den
Mund mit (genaschtem) Brot voll gestopft hat GW.
Mansch! II: 1. in. a) Spottname der Juden; Scha-
cherei übh. ScHSt.; S (-i'-J. Falschspieler S. — b) un-
beholfener, nachlässig und verkehrt angezogener
Mensch S. - 2. n., träge, unreinliche (S), einfältige
(GMels; S) Weibsperson; übh. verächtliche Bezeich-
nung einer Weibsperson SchwE. ,Das Einsiedler M.
[gieng] mit einem Gulden zur Kartenlegerin.' AHartm.
1855. — In Bed. 1 a kommt auch bei uns (Aa; B; Gr; S;
Tb.) ,Mauschel(i)' vor.
Öpfel-Mausch'i: = Chrauschi (Bd 111 8(35) SBib.
ChrauschM-: verstärktes Chrusi-Musi BBrisl.; S.
Zibele"-: Speise aus zerschnittenen Zwiebeln, ilie
in Butter geröstet und mit Brot vermischt werden SBib.
mansch2 AaEIh-.; ScHSt.; Tu; ZAuss., Dättl., Rafz,
Wl., möusch ZLunn., Stdt, maisch ZElgg, Wtliur. mösch
Ar; BR.; Gl; Gr; GT.; „W;" Zu., mäschem BG., wiü-
schig I BHa., möschg Ar; GStdt(auch möschgi?), „aschig
L": 1. a) trockenfaul, von Übst. bes. Äpfeln „L;" G;
Tu; Z. De' Öpfel ist müschg(i') GStdt. .Murb. morw,
teig, mäusch, mitis, mollis, fraeidus.' Red. 1002. —
b) = gefosen (Bd I 1083), von Rüben. Rettigen BG.;
Th. — c) morsch, schwammig, rotfaul, von Holz Aa
Ehr.; Ap (mösch); BO.; Gl; Gr; GT.; Sch; Tu; Z.
Bei Weinstöcken, die man im Frühjahr zu spät von
ihrer Winterdecke befreit, werden die Keckhaut der
Schosse und die Augen .mäusch.' Sch Weinbau 1880, 20.
,An einem feuchten Ort meusch oder faul werden.'
JBOtt 1736. — d) „alt und mit einem scharfen Ge-
schmack und hochgelbem Aussehen, von Käse BO."
- e) möschg, durch Feuchtigkeit verdorben, stockig,
von Leinwand ArM. ,Möschgi's (sc. Zug), ehedem ein
Wollentuch, dessen Farbe zwischen Grün und Gelb-
braun die Mitte hielt' ArL, H., K. (Tobl.). — 2. „übertr.
vom Menschen im phys. und mor. S. Sch; Th."
Vgl. (g')mauch (Sp. 57), mSUch (Sp. 213). Über' die
Qual, des Voc. geben unsere Angaben nicht durchweg sichere
Auskunft. Maisch entspricht dem ä. Lautstand der betr.
Gegenden, wornach urspr. äu durch ai vertreten wurde. Zu
möschem vgl. das syn. wesem. Bei mösch(ig) scheint z. T.
Anlehnung an das homon. Mösch, Messing, stattgefunden zu
haben.
.Mansch II m.: Faulenzer SchSL Du füler M.I
niesch*ünt, in Z auch meschant: unverschämt,
schändlich Bs; Gr; Th; Z. En m-er Kerli, Knute".
En m-er Garte", voll Unkraut. Die m-i Kaffitasse*,
e" iväre" Kibel. Schwzii. (Bs). — Frz. michant. Die ab-
weichende Bed. bewirkt durch Anlehnung an Schand.
G'meisch: halb verbranntes Stroh, Heu u. ä. BsL.
Mischet m.: 1. „Mischgetreide L; Scu ; Zg; Z."
Vgl. M.-Ghorn (Bd III -172)!"— 2. mischfarbiges Tuch.
Ende XVHI. wurde in B auch beim Personal des Me-
dizinalwesens eine unterscheidende Kleidung einge-
führt: .heiter grauer M. mit schwarzem Aufschlage
und gelben Knöpfen.' vRodt 1834.
ver- mischen: reff, gemeinsame Sache machen.
,TJass sich Zürich mit denen von Waldshut vermischt
habe und denselben Beistand leiste.' 1524, Absch.
mischle" AaF., Ke.; Ar; Bs; B; GF., G. ; Ndw ; Z,
mäschle" BsL.; Sch, möschle" F, mischtle" L; S; Uw,
mischgle" GnMai., Pr.; GMels: mischen, in allen An-
wendungen des schriftd. W. D' [Spiel-] Charte" m.
allg. .Das ist deine Sache, darein mischle ich mich
nicht.' Gotth. Aso c" Mischgli'g ca" GröM und Witz.
GFient 1896. S. üs-geben (Bd II 85), götschen (ebd.
562). Häufig auch in der ä. Lit. vom XIV. bis Ende
XVII.
Mild, mischeln. Zu müschle* vgh./rüscA, doch auch mwchle*;
zu mischgle" it. mcmJarc. In mittle" hat sich dentaler Ver-
schlusslaut entfaltet wie in Tröstle*, Drossel. Kuef 1550 hat
einmal den Inf. .vermisten [: zuerüsten]', worin man wahrsch.
eine Rückbildung vom Prät. .miste' [d. i. mischte] aus zu
erblicken hat.
in-. .Admiscere. inmistlen.' (.'ollin. .In die vorigen
geschichten hin und bar eingeniüschlet.' Vad.
ver-: 1. vermischen Bs; B; S; Uw; W. .Iren ver-
mischleten glouben.' OWerdm. 1552. .Permiscere, v.'
Fius. ; Mal. — 2. „sieh vermisch ele", sich mengen,
bes. in fremde Händel, an ihnen unbefugter Weise
Teil nehmen B; LE."
Mischler m. , Peter der in.' 1289, Bs Urk.
505
Hasch, mesch, misch, mosch, musch
506
M i seil lote" f. : I. Gemenge übh., abstr. und ooncr.
Ar; Bs; Bj Uw (Mistlete'J. ,Mistura, vermischlung, m.
ICiscellanea, ein in. oder zusammenlesung mancherlei
dingen. Acervus caecus. ein verwirrter häuf, da ein
m. durch einanderen ist.' Fris. ; Mal. — 2. spec.
a) unter einander gesätes Getreide, gewöhnlich Kog-
gen und Dinkel (Korn, Spelt), seltener Weizen AaEIii'.
f-ü-J, F., Ke.; Z. ,1m 2. Jahre [der Dreifelderwirt-
schaft] folgte Roggen oder M. oder Wintergerste.' Aa
Gem. .Fand an Gersten, Weizen, Korn und Mistleten
bi 65 Jurten." 1027. L. ,Von dem Gemenge oder der
M., d. i. unter einander gesäeten Getreidegattungen.'
AHöpfn. 1787. ,Für das Schneiden der M. soll ge-
mehret werden.' 1788, Zübergl. — b) Mischung von
je einer Hälfte Koggen und einer Hälfte Dinkel oder
Weizen an Körnern, bzw. Mehl AaF.. Ke.; Z. Syn.
HalbuudhaTb. Dem Müller 31. üf'leggc". 31. gid 's best
l'üre'bröd Z. , Mischelatta.' 1330. L. .ßigermen, misch-
lat s. von zweiger hand körn.' Ebinger 1438. ,An
mischlotten uss der schür kommen in das kornhus
13 fiertel mischlott, summa an mischlott . . .' 1456,
ÄAKönigsf. Arch. ,Das wort fuoter magst ouch m.
teutschen, wie wir's nennend.' LLav. 1582. .Farrago,
M.. Mühlekom.' Dexzl. 1677; 1716. ,8 MüttM., 1 Mütt
Weizen, 21/« Mütt Fasen.' 1822, Z (Brandsteuer).
Ver-mischleten s. Chrusi-Musi.
vei-mische" BBe., Ha., -mischte" BBe., Hk., Sa.,
Si. ; W: vermissen. Si vermischtet ire" Ma" noch gärig,
wo cor 5 Jare" g'storben ist.
Miscb'i: Geld BBr.
Mischlig m. : Kittel mit weiten Taschen S.
Zu
Mlsrlt' ! .'
„mischne": unverständlich sprechen W." Wohl
W Ausspr. für müschne*. s. die Gruppe musch.
Mösch2, in F -»'-, in UwE.; W Mosch — n. (in
BsL.; ZBauma auch m.): Messing, allg. De' heig e"
Ohopf herter als M. B Dorf kai. 1887. M. rede", 1) aus
einem Dialekt in den andern, aus städtisch vornehmer
in ländlich gemeine Sprechweise fallen B. — 2) aus
dem ,Du' in das ,Ihr' und vom ,Ihr' in das .Sie' fallen.
ebd. Eim 's M. butze", iron., den Text lesen, ihn aus-
schelten Aa; B; Z. eig. das Messingzeug der Uniform
und des Stutzens blank reiben; vgl. Leder-Züg. En-
angere" 's M. putze" und alti Sünde" corha". Postiieiri
1887. M. im Gegs. zum Gold als wertlos, gering; vgl.:
Neutral si" isch nit Fisch, nit Frosch, nit hüst, nit
hott, nit Gold, nit M. B Narrenztg 1863. Selb ist M.,
eitles Gerede, dummes Geschwätz, erfunden BK.; Z
(Abweisung). Mach-mer ke" (nit U) 31, gib dir keine
Mühe, mich zu überreden, zu täuschen U; Z. Eim
31. mache", Unannehmlichkeiten, Verlegenheiten be-
reiten L. Mach-mer nid 31. ! Der Lappi ist cho" und
hed-em 31. i" d' Sach g'macht. ,Aus Holz machend sy
kein Silber, aus Leder kein Gold, aus Samraat kein
M.' JJBreit. 1642. ,Sein Sächlein muss ein Sach,
seine Zwerge lauter Biesen, sein M. klares Gold, seine
W ärzen schöne Perlen und sein Mist Bisem sein.'
Fäsi 1696.
Mhd. messe; s. auch Gr. WB. VI 2114. Aus der ä. Lit.
seien noch erwähnt: ,Möss.' 1470, Seh Stadtb.; 1531/48,
Sirach; 1550, SchwE. Invent. ; Kriegsbüchl. 1644. ,Ori-
cbalcum, knpfer, in., messin.' Fris. .Ein Möscharbeiter.'
1637, ZStdt. .Messing, M., Möss, Mössig.' Deuzl. 1677: 171c.
.Mosqueten, mit Müsching beschlagen.' 1771, Ndw.
möschigll Aa1'..K.'.; Bb; B; Fj UwE.; W, möschi"
Ai'; PAL; G ; Tu ; Z : messingen. ,Möschi(n) pfannen.'
XIV.. B. ,kerz(en)stöck.' 1525, Z luv.; 1551, B Staats-
arch.; 1561. F Inv.; 1597, L Stiftsrechn., .gätzi, be-
cherli.' 1561/2, F Inv. .Verprent ein costlich ufzug,
der in dem buw gestanden ist, mit vil costlich möschinen
schiben und hölzinen schiben und vil costlicher sail,
damit man die stain ufzogen hat.' 1489, Zellw., Urk.
Den goldenen ,old möschinen' Sessel [aus der Bur-
ganderbeute] Unsrer 1. Frau zu Einsiedeln schenken.
1489, Absch. ,1 möschi(s) kesseli.' 1489, Zlnv.; 1564,
F Inv. .Gloggen und mösche kilchezierd.' Kessl. .Zwo
möschin sprützen.' 1590, Z Feuerordn. .Zum Zeichen
des Feuers ein gross möschin Hörn zu kaufen.' 1607,
Aarauer Katsman. ,Für ein möschi Sackührli 7 ti.
6 ß.' 1683, Tageb. Zuber. .Möscherne Gewind an den
Schläuchen.' B Feuerordn. 1723. ,Mössin': ,ein m.
kleines särklein.' 1550, SchwE. Inv., ,ein m-er Tischring
mit drei Füesslinen.' 1627, THBürgl. Inv., ,m-e Massiv-
knöpfe.' Krieosr. 1704. .Auf dem Bocke mössingene
Knöpfe.' Z Mand. 1766. ,Mösserne viereckigte Schuh-
schnallen.' Bs Sign. 1773. .Eine mössingeme Platte.'
Z Merkw. XVH1. .Messin': .Etlich zinni und messi
g'schirr.' 1530, Z Stadtarch. , Gelbe, messene Knöpf.'
Bs Taxordn. 1646. ,32 messene und eiserne Doppel-
haken [Musketen].' 1653, Bs. ,Die Seiten [des Buches]
mit Clausuren (mässenen Schlösslinen) beschlaget.'
Spleiss 1667. ,Eine messene Siene.' 1837, Z Rechn.
musch: Interj. , Unsere jähre endend wir, ee man
m. spricht.' 1531/48, Ps. 90; dafür 1560: .Wir bringen
unsere jähre zu wie ein geschwätzt — Vgl. das syn.
husch und Gr. WB. VI '_'7::h.
Musch m. GA., Eh., f. GoT., 3tusche" Aa (Eochh.),
Musch(eße" I GA. ft'J, W. ; TiiTäg. — f. : derber Schlag,
Ohrfeige. Maulschelle. Eim 3Iüsch g'e". Syn. Husch (Bd
II 1759). Wortspielend: 31uschle" fange", Maulschellen
geben THTäg. — Vgl. mhd. wüschen, stossen, quetschen.
Berner-Muschel m.: spöttische Bezeichnung
eines Berners. UBragg. 1782. Vgl. Muschi.
muschele" Ap; Gl; Sch (-ie-); S nj., „muschte"
Sch": 1. „dumpfe, undeutliche Töne hören lassen
Sch"; leise, unverständlich (Ap; Sch), heimlich (Hl)
reden. Schmollen S. — 2. müsch'ele" U. muschele"
Ndw, die Köpfe zsstecken, verliebt tun U, an Etw.
sich wie schlafend anschmiegen Uw. — Vgl. Gr. WB.
VI 2733/4.
g'musch(e)let I L; Uw; Zg, (g')m tisch' (e)l ig I
AABb.; L (auch -M-); Uw, g'müsch'ig LG.: vollbackig,
fleischig. Syn. g'munschelig (Sp. 340).
muscli'e": 1. schmollen, übel gelaunt sein ; brum-
men AAFri.; Bs fu'J ; trotzig, eigensinnig sein (von
Kindern) SThierst. Das isch sehen, dass-er [ihr]
nimme" mit-mer musche" Bs (Schwzd.). .Wenn Meine
nur schwatzte, aber das M., wie sie tut, kann ich
nicht leiden.' Breitenst. — 2. (m fische") niederge-
schlagen sein, den Kopf hängen, traurig einhergehen
AAFri.; BBrisl.
ver-muscli2e°: 1. eine Sache an einen unge-
hörigen Ort verbergen, so dass sie nachher schwer
zu Hnden ist AAZein. — 2. krümmen, zerknittern,
z. B. Papier, geplättete Wäsche AAFri.
musch'ene": murren GlK.
Musch'i m. : 1. Schmoller Bs, Murrkopf AAFri.
Auch : mürrische Laune AAFri. — 2. schwerfällige.
507
Masch — niusch. Maseng — Hinsehe. Mask — lnusk
508
plumpe, bes. dickköpfige .Mannsperson, meist mit tlem
Nbbegriff des Einfältigen BHa. ; L (neben -«'-). Syn.
Mutsch. — 3. 1 > im. Müsch'eli, etwas Volles, Randes
und zugleich Weiches Uw. Vollbackige Weibsperson
LG. Dickes Kind Uw. Kropf am Brotlaib Uw.
müsch'ig: 1. zum Schmollen geneigt, schlecht
gelaunt Bs. — 2. niedergeschlagen, in sich gekehrt
ÄAFri;
„Muschlete" f.: Geschmoll, Unzufriedenheit, die
sich durch mürrische Laute zu erkennen gibt Sch."
„Muschli m.: Murrkopf Sch."
muschlig: „schmollend Sch", mürrisch, übelge-
launt AABb. (müsch'ligj.
MüschM m.: einfältiger Mensch, der nicht gut
reden kann GMels.
Gras-Miiseh: Grasmücke. ,Die gr. oder grasmuck.'
Vogelb. 1557. — Mhd. musche, kleiner Sperling, von frz.
mouche.
Guri-, Dur(l)i-Musch m. : Durcheinander, Ge-
misch Sch. Vgl. das Syn. Giirmiss (Bd II 419), ferner
G. -Mutsch.
muschlc": mischen Gr (mit übler Nbbed.); ThHw.
(spec. vom Mischen der Spielkarten). — Vgl. Gr. WB.
VI 2734.
Glöggli-Mü'scll^e n.: Name eines Spieles und (als
m.) derjenigen Person, welche dabei die Hauptrolle
spielt. Kinder verstecken sich in finstrer Stube. Der
GL, in ein weisses Tuch gehüllt, ein glühendes Hölz-
chen im Mund und ein Glöckchen in der Hand, sucht
mit dem zwischen den Zahnen hervorgezischten Ruf
Gl. ! die Kinder in ihrem Versteck zu erschrecken und
zu erhaschen BsStdt. — Zu frz. moucher, erhaschen.
Mnsch2(e)le" II (in Btw. MuschHe"), auch Muschgle".
Dan. (Bauernspr.) — f.: 1. Muschel, allg. — 2. ein
Backwerk. ,Hasenöhrli, Muschelen, Bretzeli, Tirggeli.'
B Hist. Kai. 1889. — 3. a) MuscWel m., Ohrendrüsen-
entzündung, Mumps AaF.; LBerom. — b) Muschsele"
(PI.), eine Art Hautausschlag, Flechten, Krätze, bes.
bei Kälbern und jungen Rindern, seltener bei Men-
schen Gl. Vgl. Steinm. 1802, 83 f. — 4. „Kürbis-
flasche VO."
3 nach einer gewissen Ähnlichkeit der Form ; zu 3 a
spec. vgl. Gr. WB. VI 2782. Ol. 4 in diesen Zshang ge-
bflre, i*t zweifelhaft.
Vogel-: angeblich von einem Fische stammender
kreidenähnlicher Körper, woran die Zimmervögel den
Schnabel wetzen ZStdt (Dan.).
Jakobs-: „Triboliten von 1" Breite, kammartig
gestreift, mit gezähneltem Rande, in der Sprache der
Sennen Ap." ,Pectines, S. Jacobsmusehelen, kleine
raeermuscheln mit strimen.' Fris. ; Mal. S. noch Fisch-
Müeltli (Sp. 210).
Mies-. ,Mosculus aquae dulcis, kleine 11'., so in
süessen Wasseren gefunden werden.' LCys. 1061.
Enten-Mies-. ,In unsern Gewässern finden sich
vorzüglich zwei Arten Muscheln: die E. und die Maler-
muschel. Beide sind unter dem Namen der Austern
oder Wassermuscheln bekannt.- HSchinz 1842. Vgl.
Auster (Bd 1 578).
g'm uschelet, (g'Jmusch2elig II: muschelförmig
L; ../..;.-
Masche0 f.: arger Schmutzfleck GitPr.
Ge- Hinsehe m. : Genosse BSi. .Betr. Weiden und
Bergen, die mit einander gemischet Bergsgenossen
sind, so einer oder mehr derselben Gemischen einem
Anderen, der kein gemischer Bergsgenoss noch Ge-
meinder wäre, seine Bergrechtsame verlieren wurde.'
1623, BSa. Rq. .Die Gemischen sollend gemeinlich ab
den Bergen fahren.' 1048, ebd. — Viel!, zu miachm.
„Müsclier in.: 1. Höcker I.E. — 2. Person von
kleiner, höckeriger Gestalt L." Vgl. Muschi 3.
Maschg — muschg.
Maschge" ScnwMa., Maschgere" I AaF.; Ap; GO.;
Schw; Th; U; ZHombr. (Dim. Mäschgerli). Maschgele"
GrCIiih-, D., Pr., Val. — I'., Maschger n. Uw: (Gesichts-)
Maske; Vermummter, bes. an der Fastnacht. Syn.
Larven (Bd III 1381), Bugg, Butz. Am Fas>iacht-
sundig Na^mittag chunnt öppen es Mäschgerli und
seit Oppis iif ZHombr. ,Es müsse Einer dümmer sein
als der Wildma""- Maschger am AlplerMlwi-morndes,
wenn er so etwas Dumms glauben wolle.' Obw Volksfr.
1893.
Aus frz. masq-ae m., bzw. it. maachera f. ,Maschge' auch
hei Fl'latt, 1612, 20'2. Das Neutr. nach deu syn. Zss. mit
Antlit (Bd I 350), Geeicht.
Masch geräd Schw; Ndw, Maschgfejrät S — m. :
= Maschgen. M-e* chömme', Harligingge: Schild. Sonst
im nhd. S. : Maschgeräte" AaF., Ke., Maschgcrädfe")
Bs; Th. M. mache", laufe" AaF., Ke. , Maschgerada
oder Buzen gähn.' GrD. LB.
maschgere". in ZGrün. auch masgere": maskiert
herumlaufen AaF.; Ap; L; G; Z.
ver-: rerl., sich maskieren, verkleiden Ap; GG.; Z.
Bei AKlingl. 1688 begegnet einmal eine Weiterbildung
auf ,-iereu' : .Gleich dem Esel im sinnreichen Gedicht, der
sich in die Löwenhaut verkleidet und vermascuriert.'
Maschgere" II f., Dira. Mäschgerli: = Masch 2
AaF., Ke.
Meschgi n. : kleine, unscheinbare Weibsperson L.
Zu it. mosca, Mücke, Fliege? Vgl. Flieg S (Bd I 11781.
Doch wäre auch Zugehörigkeit zu frz. meequin, it. meachino
zu erwägen.
Muscligel GRVal.. Muschgle" Bs; Ndw; Z — f.:
Muskel.
MÖSCbget m. : Muskat, als Gewürz Z. ,Muskert.'
1469, Troll. .Muschget.' 1522, Egli, Akt.
Die Form mit eingeschobenem /• Hudet sich uoch heute m
Zss.; vgl. bes. M.-fluee. ,Mussgtfarw |niuskatfarben|.' 1690,
Tageb. Zuber. S. auch Muechgexiner-Lückerli (Bd II] 1248).
Muschgeteller m. (in B; Z auch Mutschgi-):
1. Muskateller Bs; Schj Z. .Knatuin est proTerbium:
Muscateller kommt selten in Keller.' Önol. 1707.
Mit scherzh. Anlehnung an .Muskete': .Bring mir ein
Mass Mustgetten Teller; sy sägent, selb syg guoten
Wyn.' Com. Beati. — 2. eine Art feinerer Pfirsiche
Bs. S. noch M.-Bir.
Mask — nuisk.
Muskai. ,Kin eingefasst m. mit
SchwE. Klosterarch. S. M.-Nuss.
silher.' 1550,
509
Mask— miisk. Masp— mnsp. Mast- must
510
muskatisch. In einem Spieltest wird zum bren-
aenden Schwefelhölzchen gesagt: ,Ich wünsche den
Herrn ein goldene Tür und einen ni-cn Bigel dafür' ZW.
Muskete" f. Man unterschied .Reis-' von ,Zil-M.';
vgl. Fehl-, Stand-Stutzer. Eine .Reismusketen-Gesell-
schaft' bestand bis in die neueste Zeit in BStdt; vgl.
B Tasehenb. VII 85; LTohler, Kl. Sehr. 76. .Hieby
eines Jeden Rohr [soll] also beschatten syn, dass ein
zweenlädiger Kolben in dasselbige gange, änderst es
kein Mnssqueten, sonder ein Handrohr solle genannt
werden.' Z Mand. 1638. .Es war ein Sehiessend mit
schweren Zihlmusqueten in dem Feld gehalten.' Bossu.-
Goldschm.
Masp — musp.
Misple" GrS., Tschapp. ; Sch; S, MSsple*. Denn.,
Mischgelt GrScuoIhis, N'espel G; U, Nespele" PAL,
Ncsple" Aa; Bs; B; GrPi\; L; G; Sch; S; Z, Nistel
ZWäd., Esp(e)le" Aa; L — f., Dim. Nespli Vw, Espeli
BsBirs. ; BBrisl.: Frucht der Mispel, Mesp. germ.;
Syn. Nefflen. Sie ist die späteste Frucht des Jahres,
daher: D' N. sind erst guet, wenn es pur Riffe" drüber
g' gange" sind ZZoll. Neben Äpfeln, Birnen und Nüssen
gab man sie früher den Kindern zum Chlaus. ebd.;
sie wurden auch häufig zu Markte gebracht und sind
jetzt noch, wenn auch seltener, dort zu finden Bs;
G; Z. Bueh, wo hest dini Nisple" Nesple" g'no"? Dert
unten a" dene" Eirhe" ; trenn er teend, chönnt-er auch
go" rei'he" [holen] L ; vgl. die Variante bei Lüt, Sagen
373. Vorne" Nuss und hinde" N., jedes Ding hat seine
zwei Seiten BsDiepfl. ,Es soll der keller dem huober
und synen akkerlüten pyr ze trinken geben und nesp-
lan genuog ze essen.' 1385, ScHSt. Stadtr. ,Näsplen,
die frucht vom näspelbaum, mespilum. Tricoecum,
ein gattung näschplen.' Fris.; Mal. .Mespel, Mispel,
Nespel, mespilum.' Ked. 1662. .Einmachen, als Mespeln,
condire. Epimelis, eine Gattung Mespelbaums.' Denzl.
1677; 1716. ,Mit der Zeit auf dem Stroh werden die
Nesplen reif.' Mey., Hort. 1692. S. noch Girize"-Mos.
Mild, nieSpel, mispel. Mischgelt Analogie nach Mangelt
(s. Sp. 328/9)? Der Abfall des n im Anl. (vgl. Idel für
Nidel) ist ein Gegenstück zum Antritt des selben Lautes in
Fällen wie A'ast für Ait (Bd I 574) u. ä. Über die weitere
Verbreitung der voc. anl. Form vgl. Schm.-Fr. I 1GS, ferner
Schmid, Schwab. WB. 29. In unserer ä. Lit. ist .Nespel,
Nesplen' auch sonst häufig. JCSulzer 1772 hat .Misplen'
neben .Nesplen.' , Mespeln.' GHeid. 1732. Über die Mischung
unseres W. mit Mistel s. Gr. WB. VI 2258. 2269. Hieher
wohl auch die Flurn. .Misplenguet.' SBeinw., Nesplen Aa; Z,
wozu viel], der Familienname .Nespler.' 1504, Z Glücks-
hafenrodel.
musper: munter, gut aufgelegt GrL., ObS.; GWe.;
ScHwMa.
Nhf. von husper, viell. unter dem Einfluss von Synn. wie
mucker (Sp. 143), musterig. Über das sonstige Vorkommen
unserer Form s. Gr. WB. VI 2765; vgl. auch Kuhns Ztschr.
XV 203.
niuspcre": ,zur Fröhlichkeit aufgelegt sein bei
verborgenem Grund' Gr ObS. (Bühler).
Mast — must.
Fasel-Mast f.: ,magere Fütterung' AALeer. (H.).
Tann- Tammast: Dammerde aus vermoderten
Reisignadeln usw. in Tannenwäldern liSi.
Masti Gl, Mästi W — f.: 1. Mast, von Schweinen
usf. Gl; W. A" d' M. tue", ge". .Wenn Einer ein
Vieh, welches man isset, abschlachtet und nil gesund
erfunden wird, so soll Der das Vieh erkauft bat,, die
Mesti und der Verkäufer das Vieh verlieren.' GnElost.
LB. — 2. „Kuh, Stier, der auf der Mast ist Gl."
mastig: 1. das Fettwerden, Wachstum in hohem
Masse fördernd, sehr nahrhaft Aa; Bs; B; „L;" Sch; Z.
E" m-s Esse", ein schwer verdauliches Scu. Ms Wetter
Z; auch 1785, ZZoll. Tageb.; Syn. wachs-münderig
(Sp. 324). — 2. sehr fett, vollsaftig, (zu) üppig und
rasch gewachsen (auf Kosten der Festigkeit), von
Menschen, Tieren und bes. Pflanzen (Holz) Aa; Ap;
Bs; B; „VO; Gl;" Gr; G; Sch; Th (auch g'm.j; Z.
En m-e'' Man"; ms Gras, Eueter. ,So des buehs under-
teil zu feisst und m. ist.' Ruef 1554. ,Die m-en bei
den Teutschen g'meinlich sprüchwortsweise angeredt
werden: Er ist als feisst als ein dachs.' Tierb. 1563.
.Grasreiche Alpen, da das Vieh am mastigsten und
feisstesten ist.' Gdler 1625. .Obesus, m., feisst.' Denzl.
1677; 1716. Vom Boden, fruchtbar, aaüü. E" m-i
Wise". ,In Amerika weiss man vom Mist Nichts, weil
der Boden sonst m. genug ist.' Hartm. ,Lot besach
die ganz gegne am Jordan, das es ein m. Iand was.'
1531, I. Moses; dafür ,fücht m. Iand.' 1548, .sehr
wasserreiches.' 1667. — Bei Spreng kommt in Bed. 2 auch
.masthaft' vor, von einem sehr fetten Weibe.
Masti"g f.: \. = Masti 1 Bs; „L;" Z. „Auf der
M. sein, von Kühen, Stieren." A" d' M. ge". Dem
krepierend d' Söu a" der M. ZW. 1" der M. verderbe;
in seinem Fette beinah ersticken, zu gut leben B.
,M., delectatio.' Id. B. ,Wann Einer ein Hopt Rind-
vieh verkaufte und dann gemetzget wird, so soll der.
der das Rind kauft hat, an die Mästung, so er ge-
niest hätte, das Unschlitt haben.' Gr VDörfer LB. —
2. Mast-, spee. Schweinefutter Gr.
mäste" me'ste" — Ptc. g'mest P; Tu; Z, g' niestet B:
1. tr., wie nhd. allg. Es cha" nüd en iederi Purin
Söu m., es mues verstände' si" ZZoll. Das hat 's Übel
wider g' niestet, ihm (z. B. einem Leiden) mächtig Vor-
schub geleistet B. ,Es werdend die böum gemostet.'
1531/60, Psalm; dafür 1882: ,die Bäume werden voll
Saft.' Spec. (auch abs.) düngen, insbes. = Mist a*-
legge" (Bd III 1180) Bs; Gr; Syn. misten, büwen. Do
hei" si g'setzt, dort g'säit oder g'mästet. Brf.itenst. —
2. abs., zur Mast, Düngung sehr dienlich sein Bs; Gr;
Syn. büwen. Der Dünger niestet guet GrS.
üs-: tr., völlig, zu Ende mästen Z. Es Sind u.
Refl. .[Die Weltmenschen] mästen sich aus auf den
Tag der grossen Schlachtung zum neidlichen Bissen
dem Satan.' AKlingl. 1691.
nache"-: tr. 1. noch vollends mästen S. Söu zum
N. Joacb. — 2. Söun., zum Ersatz für geschlachtete B.
Kapüne"-Mesteri" f. .Der k.-mesteren 28 pfd
10 ß.- 1594, B (Gfo.).
Mastig m.: aus den Nadeln im Innern von Ameisen-
haufen in Form weisser Kügelchen ausgeschwitztes
Harz, (oft mit den Nadeln zusammen) als Räucher-
mittel verwendet GrPi\ , Mastig zum Räucheren.' Gl
511
Mast, mest, mist. most, must
512
LB. — .Mastich' bei Fris.: Hai. (s. ZanrGrübel Bd II 691)
bezieht sich auf Jie Mastix-Pistacie, Pist lent
meist Bs; BO.; Gr; Tu; üw; Z, mest AaF.. Ke.;
Z (neben mcnst). merst BsL.; B; Sch; S; Z, memsi
Schw: Sup. zu mer (Sp. 362). 1. als (attrib.) A.lj.
.Hat 6 fl. an der mittlem, 30 fl. an der aller meisten
gloggen geschenkt. • vor 1491, Gfd. ,Der Undertanen
iste Nahrung [hauptsächlichster Erwerb] besteht in
Holzführen auf Chur.' Sererh. 1742. In Verbindung
mit bestimmten Subst. Berm. Teil, die Meisten Seil; Z.
Bie ('s) m. ZU (in AALeer.; Z auch ohne Art.. in
UwE.; Z tw. mit fortgelassenem Subst), die meiste
Zeit (über), meist Aa; Bs; Th; UwE.; Z. Er ist 's m.
(ZU) fürt, abwesend. Die mersti ZU, wo-n-er bi de"
Bure" 'dient het Bs. Als Zahlbegriff, wie nlnl. In
formelhafter Verbindung mit .minst' zur Bezeichnung
der Gesamtheit: ,\Vo dann sölich werch den kilch-
genossen, den minsten als den meisten, nit gefiel.'
1517, Z Anz. — 2. subst. a) von Personen. Welcher
ist der M. von-ech, der GrössteV BBr. Er ist der
Meiste, der Erste GrL. 's Bäbi ist 's Mest g'sr von-
ene", das Tüchtigste unter den Geschwistern ZZoll.
,Wie grosse Freundschaft N. N. ihnen bewiesen, dem
Geringsten (mindsten) wie dem Grössten (meisten).'
1521, Aesch. — b) als Neutr. 's M., das ich weiss
Aa; Z. Bas ist ja eus 's M. [das Wichtigste]. Stdtz.
Er hed d's M. mögen esse", mehr als die Andern Gr.
.Darnach haisst der Rychsvogt den Burgermeister sein
Urtel offnen und meeret die ab. Und nach dem es
also ein maists worden [das Urteil die Mehrheit er-
langt hatte], nimmt der Rychsvogt den Stab.' G Mand.
1600. ,Und welches das Meste [Hauptsächlichste] ist.'
FWyss 1650. ,Wir danken, das noch das Mehrste ist,
um das h. Evangelium.- ebd. 1672. — 3. adv. a) am
meiste", me(r)ste", wie nhd. ,Am mensten.' Val.Tschudi ;
,am mesten.' 1594, ARvff. Was mich der meirst tuot
uiondre*. Mkrz 1836. .Geistlich und g'lerten bin ich
lieb, den meisten mich bin inen ieb [übe].' VBoltz
1550. — b) ,zum meisten', höchstens. .Hilf tuen mit
6000 fuessknechten zue dem m.' 1512. Absch. —
c) z'meist (merst) Gr (auch _-' meiste"); L, de" merst Ap;
Z, mimst Schw, meistigs BBe., zumeist, meistens, ge-
meiniglich. Mmist ;/<ir hat de" Mensch e" selber-
g'machtigs Chrüe. Schwzd. Der Rintier Most ist halt
a [d. i. de"] merst Sauschöttlig [ Schweinetränke]. Steinm.
1804 (Ar). S. noch flutterig (Bd I 1233). — 4. conj.,
,so meist', so viel, sehr als. ,Und züge sich damit, so
meist er mocht, von der weit.' 1488, UwSachseln
Kirchenb. .Denselben tag schiessen, so maist man
schütz tuon mag.' G Schiessen 1495.
Für die nach dem Comp. me(r) anal, umgebildeten Formen
seien aus ä. Lit. noch folgende Belege angeführt: ,nf das
merest.' 1544/73, UMey., Chr., sonst gew. ,merst.' .Am
me(e)steu.' OWerdm. 1552; Fl'latt. 1612. .Die Meinsteu.'
Beut. 1658. ,Ain mehisten.' XVII., Z Mandd. — Viell. liegt
auch an der Stelle: .Reddunt 30 caseos dictos meysteu.' (um
1300, Abgabenverzeichniss des Hauses Hahsb.) unser W. in
spec. Verwendung vor, da als Zinsstürke auch sonst mehr-
fach die grössten vorgeschrieben werden; vgl. noch: , Einen
meisten, der 3 ß gelten sollen.' Hahsb. -östr. Urbar.
aller-: 1. subst. ,Allermest der leeren und pred-
ginen.' Z Bib. 1560. — 2. aller-i-meist, am allermeisten
GRPr.
Heister m., PI. auch Meistere' S: im Allg. wie
nhd. 1. in der ä. Spr. titelhafte Bezeichnung für An-
gehörige verschiedener gelehrter Berufsarten, zunächst
entsprechend dem lat. magister. In U noch jetzt spec.
= Arzt. Früher auch als Titel der Ingenieure; vgl.
vRodt 1831, II 129. — 2. Handwerksmeister, allg.;
bes. noch in gewissen Zss. Ein'n zu-mene" 31. tue",
in die Lehre geben B; Tu; U; '/.. ,3Ie" darf's nir 31.
h"1 CseUe" 1a" g'schouwe", speeimen artis. opus ab-
solutissimum est.' Id. B. Von den Zeiten des Zunft-
regiments in den Städten her erhielt sich das W. als
Ehrentitel für Handwerker manchenorts (so in B; Tu:
Z) bis auf den heutigen Tag, oft an Stelle des mo-
dernern .Herr.' Vgl. DHess 1818, 217. In iron. S.
auch von männlichen Erwachsenen übh. und mit
schwächerer Ironie in vertraulicher Rede selbst von
Knaben Tu; Z. Ber Meister X. hat Bas a'g'stellt,
sagt man z. B., wenn Einer aus Ungeschicklichkeit
einen dummen Streich verübt hat. Vgl. auch 31. Häm-
merii (Bd II 1273). ferner 9. — 3. Titel des Scharf-
richters, auch des .Wasenmeisters' Bs; vgl. Osenbr.,
W. V 215 f. Sehr häufig in den von FEWelti heraus-
gegebenen B Stadtrechn. aus den Jahren 1375/84; z. B. :
.Dein nüwen m. Hans umb ein rock und umb den
maclilon und umb kugelhuot und umb hosen.' ,M.
Uelrichs, des nachrichters hus.' 1408, B Arch.; das
Haus befand sich im alten Bern am ,M.-Gässli.' .Als
[dem Delinquenten] der M. den Streich gegeben.'
Schimpfr. 1651. ,1'f. [vom Abt von St Gallen]: Er ist
eines M-s Sohn von Luzern. M.: Ha, jetz nimbt 's
mi grad eba nüma wunder, dass er asa wol g'lehrt
häd schinda. wil er des Henkers Sohn vo" Lutzära
ist, das tuot's mi. Pf.: Ei du Närrin, ich säg nüd:
des Henkers Sohn, sonder: eines M-s Sohn, so ei
Schuhmacher g'sin ist.' Gespräcu 1712. .Sollte die
Tochter des M-s auf dem Berg [der Bs Scharfrichter
hatte seine Wohnung auf dem Kohlenberg, im .Henker-
gässli'] ehrlich erklärt werden, so musste die Bitte
durch den Oberstknecht an den Rat gelangen.' 1723,
Bs Rq. I 1026. — 4. Titel gewisser Beamter; Aufseher.
Leiter (eines Geschäftes) L. M. Pfleger. .Aus den Schrei-
bern sind [in der neuern Zeit] Sekretäre, aus den Mei-
stern Direktoren geworden.' Becker. Hebel. Titel eines
Gutsverwalters oder Pächters BsL. .Des spitals grös-
sere ämter als : m., schryber. kom-, buw-, siechmeister
[usw.].' 1528, Egli, Akt, ,Meister(in)', Titel von Klo-
stervorstehern, bzw. -Vorsteherinnen; s. ror-gän (Bd II
28 u.). ,I)ie Vorsteherin [des Klosters AAHermetschwyl]
durfte nicht Äbtissin, sondern musste Priorin, Mei-
sterin heissen, zum Zeichen, dass sie nur unterge-
ordnete Gewalt habe.' Aa Gem. II 326; s. auch 377.
Spec. = Schiff -31. ScnSt. — 5. Dienstherr, Arbeitgeber
übh.. Vorsteher eines Haushalts Aa; Ap; B; Gr; P;
Sch; Th; U; W; Z. Meistert; Dienstherrin Aa; B;
Sch; S (Meisternd); Th; Z. Zu-me" M. cho" (in Gr
z' M. ga", in P sich z' 31. legen), als Knecht oder
Magd in einen Dienst treten; z' 31. sin P. Vgl. Dial.
325. ,Wend ir. so will ich üwer syn, wann ich hab
kein m.; ich will üch trüwlich dienen.' Morgant 1530.
S. noch Stübli. Auch mit Bez. auf die Haustiere. De'
Hund hat Jcen 31. Tu; Z. Bie Ohne war nid so mager,
wenn si en andere" 31. hett. ebd. — 6.= Imben-Vater
(Bd I 1127) Z. — 7. Königin im Bienenstock Aa; L Z;
Syn. W'iscl. — 8. wer Etw. ganz in seiner Gewalt hat.
allg. Wer regiert, ist 31., hed e"mol e" Landvogt n'seid.
lliw. Bad. Kai. 1852. / '• wott 31. si", will zu be-
fehlen haben Us; li; Tu; Z. Wenn ich M. war, so
513
Mast, inest, mist, most, musl
51 I
gieng 's änderst, ebd. De' wird wol >ioch si" AI. finde*,
ebd. Dos Cltind sott cn 31. hu", sollte in strenge
Zuelit genommen werden B; Tu; Z; vgl. m.-los (Bd III
1 L31/2). .Im Toggenburg würden die Streitigkeiten
Dicht aufhören, es sei denn, dass sie einen M. hätten.'
1715, Absch. De" 31. spile'. Eim de" 31. zeige", ihn
seine Überlegenheit fühlen lassen, zurecht weisen Aa;
Bs; B; VO; G; Sj Tu; Z. 31. (in Z auch G'meister)
werde" (möge", gä" Gr; GSa.. cho" W), = (g'Jher werde"
usw.;(Bd II 1520). allg., oft mit Dat. Y. Mer möge'd
diene* Böne" im Garte" nüd 31., können sie nicht alle
selbst aufessen Z. Magst (G')3I.? fragt man scher-
zend ein Kind, das eine grosse Portion vor sich hat.
ebd. ,Er konnte denen Trauben allein nicht St. wer-
den.' Hist. Kal. 1802. .Männer, von denen ich ge-
glaubt hätte, sie möchten Rossnägel verdauen, sind
aber durch unordentliches Essen und Trinken, Sprin-
gen und Laufen der Gesundheit frühzeitig M. ge-
worden.' LKInderbitzi 1820. ,Si"'m G'lust 31. werde".
cupiditates suas compescere, refrenare.' Id. B. Über
d' Held göt auch der Stärchst im Land nit 31. GSa.
Der Pfö" gaid M. MKconi 1886/7. Diejenige Kuh,
die im Kampf mit den übrigen 31. 'gangen ist, wird
Her-Cliue (Bd III 93) GrL.; vgl. B Taschenb. 1862,
188. Er ist dem Tod 31. cho", hat eine tödliche
Krankheit glücklich überwunden W. .Eines Guots
einsmals M. zu werden', es in seinen Besitz zu be-
kommen. L Stadtr. 1706/65. ,\Ver ihn nur mit einer
Lüge angehen darf, der ist seiner M. [hat ihn in der
Hand].' Sintem. 1759. Verbunden mit dem syn. Herr
Bs; Th; Z. Hcr(r) und 31. si° über Etw. .Her und m.
der «tat und des lands syn.' Morgant 1530. .Darum
mach ich üch frow und meisterin über mich und über
all min vermügen.' ebd. ,Der fürst ward von iro der-
massen Überrungen, dass er ir nützit abzeschlaehen
g'wann und (wie man spricht) er der herre und si
der m. was.' Vad. — 9. wer Etw. vollkommen, meister-
haft versteht, darin Andern überlegen ist. allg. Er ist
en 31. i" dem Bs; B; Th; Z. En M. ha" in Oppis, darin
von Jmdin übertroffen werden, ebd. Er suecht si"
(de") 31., z. B. im Häggle", sucht darin Seinesgleichen
B; (iL. D' Bonigerchnabe" sind denn eister 31-e" g'si"
mit Springe". BWvss. 31it Föppele" hext -er kei" M.
Joach. Er ist -mer wit 31., kann es weitaus besser
als ich Ndw. Erfare" macht 31. Z. ,Ich glaube nicht,
dass [die Jesuiten] unsern Geistlichen M. seien im
Predigen.' JJSimmler 1760. — 10. Hauptsache, das
Beste B. Mist, we""-mu" seil pflanze", ist 31. BSi.
.Immer gut Freund sein, ist M.' HPest. 1790; vgl.
gerad-ushin (Bd II 1342). .Den hammer an den köpf
geben, wäre m. g'syn.' Randglosse des XVI. zu der
Geschichte von Graf Rudolfs Galanterien gegen die
Frau eines Schmiedes in Zürich und der charakter-
losen Höflichkeit des Mannes. .Das ist M.. belle hoc
factum.' Mey., Hort. 1692. — 11. Familienn. Z. ,Joh.
Meisterli.' 1852. BsReig.
Aih-h da, wo sonst altes ei durch a vertreten wird, greift
Meister mehr und mehr um sich und hat tw. die alt ein-
heimische Form bereits verdrängt. In Ap gilt nach Tobl.
316 b in Bed. 9 gegenüber sonstigem Me2*ter nur die schrift-
sprachliche Form. Zu II vgl.: .Ruodolfus dictus Meisterli.'
1237/52, BsUrk. ,I)e bonis dicli Meisteriis.' XIV., LPropstei-
rndel. .IjJi Maisterli.' XIV., Ap. .Meisteriis buob von Ober-
glatt ist ein töufer.' 1529, Egli, Akt. Das W. begegnet
.mehrfach auch in Ortsn. : ,Meisters-Husen' Th, ,-Rüti' Ap,
,MeisterschwyP Zg, ,Meisterschwauden' Aa (.Meisterswanch.'
Schweiz. Idiotikon. IV.
1257, Kopp, Urli.. ,-wang.' 1260, ßcschfo. Ges.). Zu ihn
folgenden Zss. vgl. man diejenigen mit -Vogt I Od I 704 ff.),
-Herr (Bd II 1528 ff.).
O brist-: Mitglied einer dreiköpfigen Behörde, die
unter Waldmanns Regierung eine Art von Staatsinqui-
sition bildete; vgl. JMüller. Schwz.-G. V 274. .Oberste
Meister' Messen früher die Vorstände der drei nach
Art der Zünfte organisierten Gesellschaften Klcin-
Basels; vgl. Mit-M. — Acker-: mehrfach als Berufs-
name. Bs Chr. 1779. — üfe"-: Aufseher über einen
(öffentlichen) Backofen. ,l)as Ofenrecht ist, dass der
O. von jedem Gebäck zwei Brote bekommen soll.1 1)
Thun Handf. 1779. — Eigen-: Familienname. .Hans
E.' 1504, Z. — All-: Vorsteher einer öffentlichen
Wage, zugleich Zollaufseher. FArchiv. Syn. Wäg-31.
— Allmend-: Aufseher über die Allmende. .Ein
besondrer Wald- oder A.-meister.' RCvs. — Alp-:
wesentlich = A.-Vogt (Bd I 705), -Leider (Bd III 1087)
Ap; GRh., T.; vgl. Blumer, RG. H 373. Vorsitzender
der Alpkorporation GSev. Er wird jedes Frühjahr
vor der Alpfahrt von sämtlichen Hirten in freier Wahl
ernannt Ap. .Zur Handhabung der Gesetze [im ,Alp-
büchli'] wird ein^A. bestellt, welcher alle drei Jahre
Rechnung ablegt, Ausgabe und Einnahme besorgt,
den Überschuss den Besitzern ausweiset und dafür
von ihnen eine gewisse Besoldung bezieht.' Kronfels
1820; vgl. Franz 1819, 67; Steinm. 1804, 24. In GRMai.
gibt es neben dem A.-Vogt, der ausgedehntere Be-
fugnisse und die Oberaufsicht über alle vier Gemeiu-
alpen hat, für jede Alp noch einen besondern A.; vgl.
Tsch. 411. ,A. der gemeinen alpen der oberen Sämptis-
und Wideralp.' 1504, Zellw., Urk. ,Die Küh und das
Vieh solle von Denen, so es zugehört, am Tag der
Alpfahrt dem A. und Verordneten erzeigt werden.'
1773, GT. Alpordn. — Amm-: 1. nach dem Vorgange
Strassburgs eingesetzter hoher Beamter, der nächste
nach dem Bürgermeister und Oberstzunftmeister.
1385/1415, Bs; vgl. Ochs II a 286. 313; AHeusl. 1888,
279. 286. — 2. Einzieher des .Kronengeldes' (Bd II
253), eines der niedern Gemeindeämter. Z bis 1798.
,Der A. oder Kroneneinzieher.' JRDenzl. 1858. Über
einen A. wurde bestimmt, wenn er seinen Sitz bei den
Vorgesetzten haben wolle, müsse er der Gemeinde
10 Pfd und dem Kirchen- und Schulgute 10 Pfd be-
zahlen. XVIIL. ebd. — .Imben-: hungbereiter, mel-
larius.' Fris.; Mal. Vgl. Meister 6. — Einungs-:
vom Schultheissen eingesetzter Dorfgeschworner, der
die Aufsicht über den Gemeindebaun hatte; Richter
über Frevel und Beschädigungen innerhalb der Dorf-
mark. Der E. waren meist vier, die unter dem Vor-
sitz eines , Obmanns' Recht sprachen. Ihre Befugnisse
berührten sich mit denjenigen des .Gescheids'; vgl.
darüber Bs Rq. I 205 ff.; Brückner 1087. 1113; AHeusl.
1888, 223; Buser 1865, 72; ferner unvergriffen (Bd II
717); Scheid-Lüt (Bd III 1524). Im XIV. hatten sie
,über die Richtigkeit der Masse und die Sinn zu wa-
chen und darauf zu sehen, dass jeder Bauersmann
seine Zäune in Ordnung habe; sie hielten einen Zucht-
stier und wählten den Bannwart, welcher des Wein-
segens warten sollte; sie beschlossen auch mit der
Gemeinde, wann die Weinlese beginnen sollte.' Bs
XIV 104; vgl. auch Bd I 281. — Inner-: interner
Vorsteher des Spitals in St Gallen, im Gegs. zum ,Usser-
M.' Zu den I-n gehörten der Spitalmeister und Sp.-
Schreiber; vgl. Simml.-Leu 1722, 600. -- Engel-:
33
515
Mast, niest, mist, most. niii.st
516
dasjenige Mitglied der L Schneiderzunft, das an der
Prozession die Engelkerze (Bd II 494) trug und die
liussengeldev bezog, die zur Beleuchtung und Unter-
haltung des Schutzengelaltars verwendet wurden; vgl.
[Jebenau 1881,215/6. — Eugi-Meister: städtischer
Beamter im alten Bern, der die Aufsieht über die
Weiden und Pachtgüter in der .Engi' hatte. — Insel-:
Verwalter der Einkünfte des Inselspitals und der Elen-
denherberge. 1534/1723, BStdt; vgl. Leu, Lex. III 104/5.
— Ur-. ,Joh. Peter Imboden, U.' 1797, Rüppens Fa-
milienstatistik (W). — Artillerie-: Aufseher über
die Artillerie, früher ,Stück-M.' genannt. .Besoldung
eines A-s 0 Mütt.1 XVIII., Sch Ämterb. — Ürten-:
unter dem Oberstubenmeister stehender Zunftbeamter,
der allabendlich die Zeche machte und einzog, übh.
die Kasse verwaltete, sowie über die Handhabung der
Stubenordnung wachte; er pflegte nach Ablauf seines
Amtsjahrs der Zunft irgend ein mit Namen und Wap-
pen verziertes Tafelstück zu stiften Bs; Syn. Stuben-M.
,Sy sollent unter inen selbs alle Jore Ü. machen.' Bs
Chr. 1779. Vgl. noch Geering 1886, 86. — Wind-
Isen-. ,3 üb. 3 ß von statschribers fenster ze ma-
chen Hans Werny maller. Item 8 ß umb w. zu den
selben fenstren.' 1464, L Umgeldbuch; vgl. Z Anz.
1885, 150. — Usser-: externer Vorsteher des Spitals
in St Gallen; solche waren die drei Burgermeister
und der Amts-Unterburgermeister. Vgl. Inner-M. —
Fabrik-: = Büw-Herr (Bd II 1538). ,Dem f. oder
dem buwherrn der stift [in AAZof.].' 1514, Z Anz. —
Fach-: Fischereiaufseher Z. — Vieh-. , Arnos, der
einer aus den vychmeistern von Thekoa was.' 1531/48,
A.nos; dafür ,Vieh(e)hirten.' 1667/1882. — Fecht-:
Eichmeister Bs; Z. ,Der Veechtm. darf Keinen strafen
wegen Mass und Gewicht' 1653, L. — Feld-: ehe-
dem Angestellter beim Bleichen der Leinwand GStdt.
,Es sind besondere Leute, die gemeinlich des Rats
sind, die sollen sehen bei den Feld- und Bauchymei-
stern, dass es ordenlich und recht zugehe.' SiMML.-Leu
1722, 597. — Fünfer-: Obmann der , Fünfer' (Bd I
854). ,Dem f. 3 pfd; den andern fünfern 4 pfd.' 1430,
Bs Stadtrechn. — Für-: Derjenige, der mit zwei (bzw.
vier) Gehülfen die Feuerspritze der Gesellschaften von
Kaufleuten und zum Distelzwang zu bedienen hatte,
seit 1714, BStdt; vgl. B Taschenb. 1862, 47; 1865, 194.
G'vatter-: 1. = G'vatter (Bd 1 1128) AABb.;S; '/..
- 2. (in Z G.-Mcister) Bezeichnung des (gew. am
Donnerstag vor dem Taufsonntag) zu Gevatter Bitten-
den; Vater des Täuflings im Munde der Paten BsL. ;
S; Z. Du hast schint 's en G. äbercho", bist zu Ge-
vatter gebeten worden ZZoll. Der Götti isch mit-im
Nebe'götti, der Gotte* und im G. spaziere* g'fare".
Breitenst. .Lieber g.!' 1523, PFüessli. Vgl. G.-Mann
(Sp. 255). — G'vattcrmeisteri": 1. = Gevatterin
(Bd I 1128) Zf; s. HPest. 1785, 365. — 2. die Mutter
des Täuflings BsL. (auch G'vatter- Mueter); S. —
3. G'vatter- Meisterne", die Mutter der Taufzeugen
im Munde der Eltern des Täuflings S; Ant. G'ratter-
Mann (welche Bed. Sp. 255 fehlt).
Gade'"-: Aufseher über eine oder mehrere Senn-
hütten Ap; GRh. — Galgen-. Justingek (ed. Studer)
187. — Gant-: = Käufler 2 (Bd III 174) Z. ,I)er
Gemeindrat überträgt die Gantgeschäfte entw. an den
Präsidenten oder an ein einzelnes Mitglied des Ge-
meindrats als G.' Z Ges. 1843. ,Ein oberkeit soll g.
setzen, die alles j alle Pfänder] verwaltind und so es
die gelten begerend, alle ding verkaufend.' Aa Rq.
.Herr G. Schneider, Gerwer in Zürich.' 1740, Z Ge-
schlechterbuch. ,Es sind der Herren G-en zwei, von
und aus dein Gr. Rat, und wann ein Auffahl auf Einen
kommt, dass man das erlöste Gelt dem oder denen
übergeben solle; da gehört jedem G. vom Pfd ein Kr.'
Z Pfrundenb. 17">7. .Wann ein G. für sich Selbsten
bietet, soll er Solches sagen und ehender nicht ab-
fahren, bis er von dem Verganter die Erlaubnuss
darzu erhalten hat.' Bs Rq. 1757. S. noch Bs Rq. II
344. 36111. - Gred-, „Grad-, Grett--: Aufseher
über das Gred-Hüs (Bd II 1710) „G" (vgl. Simml.-Leu
594); ScHSt.f; THDiess. ,Es wird beschlossen, an die
von Stein zu schreiben, sie möchten ihren Grädm.
anweisen, dass er in seinen Briefen angebe, was für
Waaren und Güter in den Ballen und Fässern sich
befinden.' 1568, Abscii. .Agoranomos, Mark(t)meistei\
Grehtm.' Denzl. 1677; 1716. — Grand-: = Grameter
(Bd II 733). ,Gran-, grand-, grant-m.' 1510/22, Absch.
,Der gran maister von Mailand.' SicnEK 1531. -
Grendel-: Aufseher über den Grendel (Bd II 757/8).
.Gr. im Platz. Ob dem Schützenhaus unter den neuen
Bruggen bei der Papiermülli sammt den zwei [Gren-
deln], wo die Sihl darnebst fliesst und den Grendel
bei dem kleinen Schutz, ist ein Lehen des Statthaubt-
manns. Dessen Pflicht ist, alle Morgen und Abend
durch die Wochen die Grendel an Ketten aufzuziehen
und herunterzulassen; hat jährlich an Kernen 5 Mütt.'
Z Pfrundenb. 1757. — Hof-: 1. Hausverwalter. .Nimm
hin den sack, gib für mich us; du bist h. in mym hus.'
JMurer 1560, wofür ebd. der Ausdruck .Schaffner.'
S. auch Keller (Bd III 205). — 2. Aufseher des Waren-
hofs in Sch; s. Hof (Bd 11 1022), Salz-H. (Bd II 1030);
vgl. auch Hof-Chnecht (Bd III 723), ferner Leu, Lex.
XVI 169. 237. — 3. ehemals von der Berner Obrigkeit
eingesetzter Oberaufseher in dem Hospital zu Königs-
felden; vgl. Aa Gem. II 82. ,[Die Erben sollen das
Gut] von einem h. [von Königsfelden] empfahen und
sich lassen in das zinsbuoche schriben.' um 1322, Aa
Weist. Vor einiger Zeit hat der H. von K., angeblich
auf Befehl seiner Obern von Bern, den Messpriester von
Birmenstorf verabschiedet. 1536, Absch. — 4. aus den
nächsten Verwandten des Hochzeitspaares gewählter
Ceremonienmeister, der die Reihenfolge der Paare ver-
liest, die Trinkgelder verteilt, für die zur Ausfahrt
nötigen Wagen sorgt usw.. und übungsgemäss den
ersten Trinkspruch (auf die Neuvermählten) ausbringt
BsStdt. ,Die Irten für einen Hochzeitgast solle mässig-
lich eingerichtet, dabei wegen H-n aller Pracht und
Kostbarkeit vermieden werden.' Bs Mand. 1758. ,Bei
Gastierung eines Bräutigams, eines U-s.' ebd.; vgl.:
.Haltung kostbarer H.- und anderer Mahlzeiten.' Bs
Mand. 1715. — 5. Familienn. Senf; Z. — Lands-
Hof-: ehedem weltlicher Beamter des Abtes von St
Gallen, .welcher seinen Sitz in dem Schloss Burg in
der Gemeind Straubenzell hat, geheimer Rat ist, das
von ihme genannte L.-Amt verwaltet und den Sitz in
dem Pfalzrat zu St Gallen hat.' Leu, Lex. VIII 123.
- ,Halb-M. hiess bei unsern Alten ein Baccalaureus.'
SlNTBM. 1759. — Holz-: 1. Tischler PAL, Po. -
2. früherer obrigkeitlicher Beamter, Waldhüter, zu-
gleich Unterrichter über Waldfrevel. ,l>er H. hatte
bisher das Recht, Solche, welche den Kaufleuten an-
gezeichnetes Holz nehmen, zu bestrafen; es wird ver-
ordnet, dass bei Holzdiebstählen über 50 Pfd an Wert
517
Mast, niest, mist, most, must
518
der H. nicht zu urteilen habe, sondern dass er an den
Landvogt Anzeige machen soll, damit dieser richte.'
1572, Absch. — Hin der-: Faniilienn. Z; schon 1525,
Boli, Akt.; 1502, Hotz, Urk. — Hirten-. .Die soge-
nannte H. haben Aufsicht über die Alimenten, Weid-
gang und Feldbrünnen und sind derselben sieben des
kleinen und einer des grossen Rats.' Leo, Lex. XVI
232 (für Sch). — Hüs-: 1. Hausherr, allg. Mit ,H.'
redet die Hausfrau ihren Mann an. HPest. 1781. .Es
soll ein undervogt zuo dem gericht gebieten ieder-
mann. nämlich ietlichem h.1 1489, ZNer. Offn. Hüs-
Meistenie". Hausfrau Bs. Hausbesitzer in seinem Ver-
hältniss zum Mieter Th; Z. 's ist kei" Ornig, wo de'
11. nid im Hüs mont. — 2. a) ehedem Titel der all-
jährlich von den Genossen bestätigten vier Verwalter
der Einkünfte und Ausgaben des Gesellenhauses, deren
einer auch die Rechnungen der Gesamtgemeinde be-
sorgte ZHorg., Thalw.; vgl. Strickl. 1882, 194. 208 f.;
Sprüngli 1845, 29. — b) Pächter und Aufseher des
der Gemeinde gehörenden Kaufhauses, das als Waren-
niederlagshaus diente GnMai. Ein ,Kaufhaus-M.' frü-
her auch in L; vgl. Seg., EG. III 163. Das Selbe was
Sust-Herr (Bd II 1543): ,Wenn in Zukunft den Schiff-
meistern der drei Orte von den Kaufleuten aus den
drei Bünden ihre Waaren eingezählt worden, so sind
die Schiffmeister verpflichtet, diese ihnen übergebenen
Waaren nach Wallenstadt zu führen und daselbst dem
H. vorzuzählen.' 1577, Absch. — c) (in L ,Kornhaus-
M.') Kornhausverwalter. ,H. vor dem Kornhaus. Seine
Pflicht ist, das Kornhaus auf- und zuzuschliessen und
zu dem eingestellten Korn in Säcken Sorg zu haben,
auch den Zins von den Schüttinen einzuziehen und
einem Herrn Seckelmeister einzuliferen.' Mem. Tig.
1742. ,Zum H. wird gewählt N. N., Chirurgus.' Z
Nachr. 1756. — d) Aufseher des Salzhauses L (auch
.Salzhaus-M.'). — 3. Einzieher des ,Immi' (Bd I 223).
,Zu einem H. oder Immeeinzieher wurde erwehlt N. N.'
Z Nachr. 1756 (für Sch). — 4. ehemals Titel der Vor-
steher der drei Gesellschaften Kleinbasels. — Hütte"-:
1. Vorsitzender der Käsereigenossenschaft B; aus
ihrer Mitte gewählter Geschäftsführer, Verwalter,
der bes. das Rechnungswesen besorgt B; Z; vgl.
Alpen w. III 46/7. .Steckt der Senn mit Kassier oder
Sekretär unter der Hecke oder gar mit dem H.' (Jotth.
— 2. von den Dorfvorstehern ernannter Verwalter der
Wäschehütte einer Gemeinde Ap; vgl. ApTrogen Wo-
chenbl. 1829, 196. — Huet-: Anführer einer ,Huet'
bei Treibjagden; s. Bd II 1793. ,Es sollend [die] H.
mit allem Ernst das Volk zur Stille vermahnen, zu
guoter Sorg, flyssiger Ufsicht und dass die Huoten in
guotcr Ordnung bleiben.' GrD. LB. Vgl. das Folg. —
Hetz-: Anführer der ,Hetzi' (Bd II 1832) bei Treib-
jagden. ,Die ordentlichen Huot- und Hetzmeister.'
GrD. LB. ,Es sollen auch allwegen in jetwederem
Schnitz dry H. verordnet werden.' ebd. — Ober-
Jäger-. .Daselbst [zu Sch] hat es einen eignen 0.
aus dem kleinen Rat.' SiMML.-Leu 486. ,Ein oberster
J. ist allezeit des kl. Rats, hat die Aufsicht zu den
Hirschen im Stadtgraben, -hat zu strafen die, so zu
verbotener Zeit das Gewild schiessen.' Z Pfrundenb.
1757. — ,Kue-: Aufseher des Weidgangs, zeigt dem
Kuhhirten, wohin er treiben soll, wenn es gur [y] ist.'
TüFr. Stadtordn. (Pup.).
Kuchi-: Küchenmeister (in einem Kloster), z.B. G
Küchenordn. 1495; 1688, Tageb. Zuber (betr. ZRhein.).
Familienn. G (z.H. eines bekannten Chronisten im
XIV.). — Kuchemeisteri f. ,2 büechli vom kochen
und k.' 15112. HsSalats Nachlass. .Mancherlei gat-
tungen, den hasen zue kochen, sind nit not zue er-
zellen, dieweil hie allein die natnr des tiers beschriben
werden soll, nit die kuchimeisterei.' Tierh. 1563. wo
daneben: .die so von der kuchekunst gescliriben.'
.Kunst ze kochen, kuchemeisterei, coquina.' Mal.
Kolen-: ehedem Angestellter der Z Schmiede-
zunft. .Kollenmeister. Ist ein Lehen von g'meiner
Zunft zur Schmiden. Seine Pflicht ist, der Zunft, wie
auch gemeiner Burgerschaft, gute Kollen zu verschaffen
in ehrlichem Preis.' Mem. Tig. 1742. ,An Kohlmeister,
N.' 1799, Z Rechnung. — K i 1 c h - : = Küchen- Vogt (Bd I
706). .Den k-n und pflegern der lütkilchen ze M.'
1340, Sch Urk. — Korn-: unter der .Kornkammer'
(Bd III 250) stehender Verwalter der städtischen Ge-
treidevorräte Z f; vgl. DWyss 1796, 321. .Damit das
Dingskaufen nicht missbraucht werde, sollen die K.
oder Marktvorsteher bei Ausmessung dieser Dingskäufe
das Korn besichtigen.' 1534, Absch. ,Ein K. wird aus
dem kl. Rat erwehlt, der soll alle in das Seekelamt
gehörende Frucht einsammlen.' Z Pfrundenb. 1757.
Einen K. gab es auch am Spital in Z (s. Meister 4),
in G (vgl. Simml.-Leu 594). S. noch Immeler (Bd I 224).
- Kerzen-: Bezüger des , Kerzengeldes' bei den
mittelalterlichen Bruderschaften; vgl. Bd II 253. ,Es
sollen alle Jahr Zween als Buchs- und Kerzennleister
erwöhlt werden.' 1620, SchwE. Klosterarch. Rech-
nungs- und Kassenführer einer Zunft; vgl. Geering
1886, 98. — Kasten-. .Arcarius, k., dem das gelt ze
verhüeten empfolhen ist.' Fris.; Mal. — Chost-:
Kostherr Z. — Kotten-: Pfleger des Siechenhauses
,irn Kotten' (s. Bd III 569) bei LSursee. — Ketzer-.
,Wie mancher herrlicher, reicher mann hat zuo un-
seren zeiten von allem, das er g'hept, als aus einer
brunst müessen laufen, damit er den k-n (wie man
sy nennt) zuo erbarmen wurde.' LLav. 1582. Über
den K. in Luzern vgl. Seg., RG. II 795. — Knaben-:
Vorgesetzter bei den .Stachelschützen' [Armbrust-
schützen] Bsf; vgl. Bs Jahrb. 1886, 130. — Läubi-:
Einer, der das grosse Wort führt, Schwätzer Aa ; vgl.
Läubi (Bd III 966). — Lade"-: der vom Stadtrat
bestellte Verwalter der allgemeinen Gesellenkranken-
kasse GnChur.
Ler-: 1. Lehrer; vgl. Bs XIV. 96. .Fremd arzet,
rechen- oder lermeister, so g'meinem nutz dienstlich
syn, mögent beherberget werden.' 1539. B Rq. ,Lcr-
und zuchtmeister sollend guot sorg zun kinden tragen.
Dann es hette einer sorg, wenn man silber und gold
hinder in legte.' LLav. 1582. S. noch fressen (Bd I
1322). — 2. der zweite Teil des Z Katechismus, mit
schwierigem Fragen als im ersten Teil, dem sog. ,Frag-
buech' (s. Bd I 1289) Z f; vgl. Zügnuss; Z Taschenb.
1879, 99; Z Neuj. Wais. 1884, 4. In'n L. cho: Ka-
techismus Gl. — Ler-M ei stier m.: Schüler, der den
, Lehrmeister' durchzuarbeiten hat Z; vgl. Namen-
Büechler, Testamentler.
Inlässer-: Bezüger des , Ungeltes', ein Ange-
stellter der ,Ungeltkammei" im alten Bern; vgl. Bd III
1414. — Les-: Lektor in den Klöstern; vgl. Vög.-
Nüsch. I 436. .Bruoder Marchwart, 1. der bredier
Zürich.' 1320, Gfd. ,lch weiss gar wol, was die an-
dächtigen münchspredikanten oder 1. ergutzlet habend.'
Zwingli. .Der lässmeister fleug an darvon öffentlich
519
Mast, niest, mist. most, mttst
520
predigen.' LLav. 1509. — M üli-Meister: Mühlen-
aufseher. ,Allzyt fragen an dein in., ob vil itzit in
der niüli syg.' 1495, G Küchenordn. .Für die Sehiff-
mülile '[im Rhein bei ZEglis.] bestanden zwei M.,
denen insinuiert und heiter eingeknüpft wird, dass
sie keinem Bürger Frucht aasmessen dürfen, bis der
Rat dies bestimmt.- 1702, AWild 1883. — Münz-:
wie nhd. .Ruodolf Goldschmid, genannt m.' 1408, Sch
Urk. — Müli-Mess-: aufgezählt unter den gefreiten
Ämtern des grossen Rats. 1741, L. — Most-: Auf-
seher beim'Keltern (des Weins). ,Acht mal den m-n.
den wyn in keller ze tragen.- 1530/1, AABiberst.
Arch.; vgl. Torggel-, Trott-M. — Mit-. Von den zwöli
Vertretern, welche jede der drei Gesellschaften Klein-
basels in den grossen Rat entsandte, hiessen drei
.oberste Meister', die andern neun aber ,M.' Simml.-
Leu 459. ,Den 22. Weinmonat wurde auf E. E. Gesell-
schaft des Rebhauses zu einem M. erwehrt N. N.- Z
Nachr. 1756. — Matzen-: Rädelsführer; Syn. Bickel-
M. .Dass dieselben abgetretenen m. ein ganze statt
und landschaft Bern ze nüt ze bringen und erstanden
haben.' 1528, B Instruktion. ,Die rechten ufweibler,
m. und anfänger diser verräterischen sach.' 1528,
HBüll.; vgl. Bädlings-Füerer (ßd I 985). — Nasen-:
Aufseher über den Nasentang. Jeder Fischfänger be-
kam 8 — 9 Fische, die beiden N. das Doppelte. XVII.
und XVIII., AWilu 1883. — Nau'en-: Schiffmeister
Vwsee. Der N. auf dem Zugersee bekam jährlich 1 Pfd
zum Lohn. Stadlin 1824. — Bach-: Aufseher über
den Stadtbach. ,Dem b. umb zwo stival.' 1375, B
Stadtrechn. .Unser b. soll in drei wuchen einist durch
unser statt heimlich greben gon, all muren darin
eigenlich besichtigen.' 1539, B Rq. ,Wer den statt-
bach us synein rechten runs wyst, der soll dem b.
5ß ze einung geben.' ebd. — Büchi-: ehemals Auf-
seher beim Waschen der Leinwand GStdt; vgl. Feld-M.
— Büchsen-: unter dem ,Züg-M.' stehender städ-
tischer Angestellter, der in Friedens- und Kriegszeiten
die Aufsicht über die Büchsen hatte; vgl. vRodt 1831,
I 92; JAmiet 1868, 19 ff. ,Es schwören die b. sannnt
iren handreichern oder g'sellen, zum grossen g'schütz
und büchsen verordnet, der stadt Bern trüw.' 1589,
1! (vRodt). Als Familienn.: .Johann B., Kaplan der
hohen Stift zu Basel.- 1488, Ztschr. f. schwz. R.
Bickel-: 1. „Aufseher über das Gassenpflaster und
die Pflasterer Z." Maurer B f (Zyro). ,B. Wird ge-
nommen vor Rat und bleibt 's sein Lebtag. Seine
Pflicht ist, Sorg zu haben zu dem oberkeitlichen Kalch.
Blatten und Zieglen, darum er einem Herrn Bauherren
Rechnung zu geben hat.' Mem. Tig. 1742. ,B. Dieser
Dienst hat jährlich an Kernen 4 Mütt usw.; alle vier
Jahr einen neuwen Mantel; item ein Herberig an der
Ütenbacher Gass.' Z Pfrundenb. 1757. .Zum Bauhaus
sollen sich [bei Feuerausbruch] begeben der Stein-
Werkmeister, Bickel- und Gassenb'setzermeister.' 1778,
Z Ges. Noch 1800, Z Aul. ; vgl. Z Ges. IV 179. — 2. An-
zettler, Rädelsführer. ,Die Disputation zu Baden ist
mit Eggen und Fabren als obersten B-n verwalten
und versehen worden.- 1529, Absch. ,Der torecht
mensch zeigt den rechten b-n allen handel an.- LLav.
1569; dafür 1670: ,den rechten Urhebern.- .Wie nun
doktor Egg ein fürus frevler mensch und gueter So-
phist was, gefiel den b-n diser sach, das er den handel
antragen sollte gegen den eidg'nossen.' HBull. 1572.
,Bapst Gregor, ein rechter redlinfüerer und b. und
ein fürneme ursach der unrueh in Italien.' LLav. 1587.
Stifter, ursächer. redlifücrer und recht b. alles bösen.'
ebd. — Oihd. bickdmeüter, Aufseher beim Bickelspie).
Ballen-: Aufseher im .Ballenhause- (Bd II 1719/20)
B bis 1798. — Beile"-: Vorsteher einer der zehn
(früher elf) .Beilen- im Walde von ZZoll. ; vgl. Oer-
ter III (Bd II 444), B.-MAU (Sp. 161). Die B. standen
unter den .Holzgeschwornen-, jetzt .Vorstehern- der
Holzgenossenschaft. — Panner-: = P.-Herr (Bd II
1538). , Jeder, so Landammann g'syn, ein Statthalter,
P., Landsfendrich, Zügmeister und Seckelmeister, soll
des Rats syn.' XVII. . U Rq. .Wann ein neuer P. [von
Livinen] zu erwählen sein wird.- ebd.; wofür im it.
Text .banderale.' „Beamter von der Landschaft, der
ein dem Hauptmänner untergeordnetes Panner trug L
(bes. in den Vogteien Entlebuch und Rotenburg)." —
Berg-: Aufseher über die ganze Alp und die Be-
reitung der Milchprodukte BO. ; vgl. Alpina III 129.
Syn. Chäser (Bd III 513).
Burger-, in Bs (B.- Meister); G; Sch; Tu; Z tw.
Bürge-: 1. Bürgermeister (veraltet). In Z. wo die
Würde seit Bruns Zeiten bestanden hatte, wurde sie
1850 abgeschafft. Vgl. Bluntschli, RG. I 333 ff. ; ferner
Siiuml.-Leu 1722, 588; Leu, Lex. IV 514 f. Mit ,B.-
wird das römische .Consul- verdeutscht, so bei HBull.
1533. ,Zu den Zeiten Julii Caesaris, welcher eine Zeit
lang römischer Diktator oder oberster B. gewesen.'
RCys. .Des verrühmten römischen B-s, des Ciceronis."
JMüller 1665. Die einstige Machtfülle des B. klingt
noch in einzelnen RAA. nach : Und u-enn 's de'' B.
ivär, fast wie anderwärts: .und wenn 's der König
wäre' Z. 's wS/rd Einer meine", de wdrist de B. (so
eingebildet und stolz gebärdest du dich) Z. Die Suppen
ist recht, nie" törft si dem B. ufstelle* Z. Der B. het
hüt (ab-)g'schüm(eß, sagt man. wenn das Abschäumen
der Fleischbrühe unterlassen oder zu spät vorgenom-
men wird Bs; Z. — 2. Name des Feuerschauers ApI.
— 3. Burgemeisterli, ein von Bürgermeister Burck-
liardt (f 1816) erfundener Likör BsStdt. .Berühmtes
echtes ß.' Zeitungsins. — 4. Familienn. ß; 1523, Z
Turb. (Egli, Akt.); 1750/60, ZFlunt. (Denzl.).
2 erklärt sich daraus, dass die Feuersclnui in ApI. die
Stelle der mangelnden Gemeindeorganisation vertreten muss;
vgl. ApI. Ztg 1871, Nr. 41, S. 1 b.
Under-B. ,Dry von dem rat, under denen ein u.
obman sin soll.' Sch Bettlerordn. 1524. Der Vertreter
der Zünfte in der Regierung: ,An St Stephanstag kom-
men [in GStdt] die Zunftmeister und eilf auf dem
Rathaus zusammen und erwehlen da einen obersten
Meister, welchen sie einen U. nennen, dessen Amt ist.
ein Aufsehen zu haben auf der Stadt Wachten, den
Wittwen und Waisen Vormünder und Vogt zu geben
und dann derselben Rechnungen zu besichtigen.'
SiMML.-Leu 1722, 590 (s. auch die Anm. zu der Stelle).
Schon bei Vad. III 204. — Standes-B.: der Bürger-
meister der Stadt Zürich, der zugleich erster Beamter
des Standes Zürich war Z (von 1815 — 30).
Birs-: Vorsteher des Siechenhauses zu St Jakob
an der Birs; vgl. Bs XIV. 73/4; Bs Nenj. L843, 16.
— Bars-: 1. öffentlicher Lehrer der Wissenschaften,
prof. publ. ord. Bs (Spreng). — 2. Anführer einer
Rotte, bei Arbeiten BR. Syn. Rott(en)-M. Buess-:
\"iii Rate zu AALaufenb. bestellter Bussenbezüger,
der bes. über die Beobachtung der Fahrordnung- durch
die Fuhrleute zu wachen hatte; vgl. JVctter 1864,
521
Mast, niest, mist, most, must
.r)22
117. ,Es soll jeglicher karrer den andern melden
and an die 1>. bringen.' 1401, AALaufenb. Arch. —
Post-: Aufseher über das kantonale Postwesen (bis
lv">n)- iEr sye des königs postenmeister und ver-
richte alle sachen und brief, so vom könig kom-
men.' 1589, Seg., Pfyffer. .Herrn Postm. N. [in Scn]
bezahlt ich für die dissjährige Zeitung 24 Btzn.' 1(570,
Taheb. Zuber. ,P. Sind zween, werden gesetzt von
den Direktoren der Kaufmannschaft. Ihre Pflicht ist,
alle zugebrachte Schreiben zu spedieren. Bleiben's
allzeit' Mek. Tig. 1742. - Batterie-. .Von 1724/68
hatte die Stadtstückcompagnie [ausser drei andern
Offizieren] noch einen Bombardierlieutenant, unter
den Corporalen einen B.' vRoht 1834, 396. — Bet-:
Vorbeter. ,In dem in das Dominikanerkloster ver-
legten Spital besuchten dessen Bewohner den Gottes-
dienst in der anstossenden Kirche, und für die Gebete
war ein eigener B. bestellt.' Messm. 1831. — Bott-:
1. Vorsteher eines Handwerks, Zunftmeister, insofern
er das ,Bott' [die Einladung zu den Zunftversamm-
lungen] erlässt Bs f ; früher auch in B; Z. ,Das
Meisterbott wurde versammelt und geleitet durch einen
oder zwei B.' B Taschenb. 1878, 76. ,Es solle auch
jeder Meister auf den Sonntag vor der Fronfasten,
auf welche Stund man ihm ansagen wirt, fleissig er-
scheinen und so er nicht erscheinen könnt, sich durch
den Umbschlager, B. oder durch einen Andern ent-
schuldigen lassen.' 1620, SchwE. Klosterarch. S. auch
Böt-Gelt (Bd II 259). — 2. Handwerker, der bei den
Zunftversammlungen die Auflagen einzieht. L Zunft-
ordn. (lt Liebenau). — 3. Anführer, Befehlshaber übh.
,Du bist nicht nur ein Gesell solcher böser, unnützer
Leuten, sondern noch ein Vatter, ein Hirt, ein B., ein
Beförderer.' JMev. 1694. — Büt-: Aufseher über die
Verteilung der Beute im Felde; zum ersten Mal be-
stellt in den Burgunder Kriegen; vgl. vEodt 1831,
159/61. ,Es solle auch ein Beutm. gemachet werden,
der die Anzahl der gefangenen Ross, Vieh usw.. so
sie bekommen, fleissig austeile.' Kriegsb. 1644. -
Bü w-: 1. wesentlich = B.-Herr 3 (Bd II 1537). ,Wel-
lichen unser landlüt zu einem b. nemmend, der soll
die Strassen in unserm land besichtigen, das dieselben
in eeren gehalten werdent.' um 1500, Gl Rq. ,Ein
bauwm. soll schweren, syn best und wägest ze tuen
büw und heuser in ehren z' halten, ouch die Strassen,
wo es von nöten, besseren.' XVI., Obw Rq. ,Er ist
gewesen erichter, b. [usw.].' 1580, Ardüser. Einen
,Bau-M.' gab es früher auch in L; vgl. Seg., RG. III
163. In geistlichen Stiften: ,Den vier Ämteren. Cu-
story, Camery, Allmus- und B.' RC'vs. S. auch Strässen-
Macherißf. 54) ; Meister 4 ; Edlib. 277. — 2. = B.-Herr 1.
.Bede [Maurer-] Meister sollen muren nach Gutachten
der Baumeistern. Es sollend die B. schuldig sein,
ihnen, den Meistern, alle notwendige Matery an die
Hand zu liefern.' 1651, ApHeiden Monatsbl. — 3. Auf-
seher über das Gemeinland, eine Art Dorfvorsteher;
vgl. .Bauenneister' bei Sanders. .Die von Aadorf
setzend jerlich drei b., und wenn ein g'meind ze Aadorf
ze rat wirt, einen houw uszegeben, dann sönd die
selben drei b. usgeben.' 1469, THAad. Offn. ,Es sönd
die drei b. gebieten ze zünen und ze graben.' ebd.
.Welcher eigne oder g'meine Alp einem Fremden um
Zins lasset, der soll dem Baum. 10 Btzn geben.' UwE.
Rq. — 4. Aufseher über die Arbeit im Weinberg.
Rüef 1539, Vers 719 ff. Vgl. Bii-Mmm (Sp. 270). —
„Päz-: Lehrmeister, Hauslehrer BsStdt" (St.2). —
Blei-. ,B1. am Platz. Wird von der Schützengesell-
schaft genommen. Soll das verschossene Blei bei den
Scheiben fleissig auflesen und den Schützen um ein
gebührend Gelt wiederum zu kaufen geben.' Mem. Tig.
1742. — Bliden-: Aufseher über die .Blideir [Stein-
schleudern] bei Belagerungen. .Meister Heinrich, der
bl.', als Zeuge aufgeführt. 1309, Z Urk. — Bleik-:
Aufseher beim Bleichen der Leinwand GStdtf; vgl.
Feld-M. und Simml.-Leu 1722, 597. — Platz-: einer
der Beamten der .Knabengesellsehaft' (s. Clinab Bd III
710) zu Gr ObS. Es sind deren vier; sie beziehen
insbes. die Gebühren z. B. von den Fremden, welche
ein Mädchen aus der Gemeinde heiraten (vgl. Schall-
Win), und schenken bei gemeinschaftlichen Trink-
gelagen den Wein aus. Bühler IV 38. Im XVII./XVI11.
auch in GRTomils; s. Arch. f. Volksk. I 147. — Brüe-:
Angestellter im städtischen Schlachthaus, der das Brüh-
wasser zu besorgen hat ZStdt. — „Prob-: Hand-
werksmeister, welcher das Probestück des Gesellen
prüft, der Meister werden will Z"; vgl. Schauiv-M.
— Bruch-: Aufseher über die dem Kanton Zürich
gehörenden Steinbrüche zu Bach am Zürichsee Z. -
Brueder-: Aufseher über die Verpflegung der Kran-
ken und Bettler im Spital B (bis um 1642); vgl. Mess-
mer 1831, 132. .Bettehveibel oder Br.. soll den kranken
Armen flyssig ufsechen, den starken Bettlern, Jakobs-
brüedern und Andern, so sich im Spital herbergen,
kein Wyn uftragen.' 1604, S Stadtr. — Proviant-:
Angestellter, der für die Verpflegung des Heeres zu
sorgen hatte; über ihm stand ein ,Ober-Pr.' B seit
1589; vgl. vRodt 1831 II 181. 206; ferner Pr.-Herr
(Bd II 1540). — Brugg-: 1. Aufseher über den Bau
einer Brücke; vgl. Bs XIV. 132. — 2. Familienn. XV..
ApHeris. — Schiff-Brugge"-. Dem Seh. wurde auf-
gegeben, ,die Schiffbrücke auf Ordre Ihr Gn. Offiziers
über eint oder andere Wasser zu schlagen und die
dazu benötigte Mannschaft von den Amtleuten zu for-
dern, welche solche auf Anmelden dem Brückenmeister
verabfolgen lassen sollten.' Der Seh. gehörte mit seinen
Gehilfen zum Trainpersonal. vRom 1834, 167. 396.
— Brunne"-: 1. = Br.-Vogt (Bd I 708) GitChurw..
Hald.; Th; Z; er wurde von den Brunnengenossen je
auf ein Jahr gewählt ZZoll. Brunn-M., derjenige,
der die Arbeiten an den auf Staatsdomänen gelegenen
Brunnen besorgt B. , Brunn-M.' als städtischer An-
gestellter. Bs XIV. 76; 1782/94, AaZoC .Der br. soll
und ist schuldig, die brunnenstuben zu rumen, uftuen
und decken, der düchlen und drucken sorg haben und
die brunnen ferggen und die im jar einest allenthalben
durchziehen.' 1535, ZElgg Herrschaftsr. ,Br. Wird
vor Rat verliehen und ist seine Pflicht, fleissig Sorg
zu tragen zu der Stadt Brünnen und alle Tag zu
schauen, ob keine Tüchel gesprungen und ob den
Brunnenstuben Nichts mangle, dessgleichen die Brun-
nentrüg zu säubern und rein zu behalten. Bleibt 's
Einer sein Lebtag.' Mem. Tig. 1742. — 2. Familien-
name Th. ,Jekli Brunnm.' 1412, L. — Brand-: 1. Vor-
steher des Feuerlöschwesens einer Gemeinde Aa; B.
.Jeder Gemeinderat wird einen Feuerinspektor oder
Br. erwählen.' Aa Feuerordn. 1806. — 2. Oberfeuer-
werker bei den Truppen (im Felde). Kriegsb. 1644.
— Presenz-: mit der Ausrichtung der sog. Presenz
beauftragter Klostergeistlicher. 1518, Gfd 27, 339. —
Brett-: Zahlmeister. Finanzvorsteher eines Gemein-
523
Mast. mest. mist. most. mnst
524
wesens oder einer Gesellschaft. ,Der Br. wird [mit
der Neuordnung der Dinge nach 179s] zum Finanz-
minister.' Bs Nachr.; vgl. Brett-Herr (Bd II 1540). In
Zunft- und andern Gesellschalten s. v. a. Stuben-Knecht
(Bd III 730/1). ,Zum Br. [der Schützengesellschaft in
Luzern] konnte nur ein angesehener Bürger gewählt
werden.' 1747, Gfd XIII 132/3. Am Zunftbaus der
Gerwer in Luzern war ein Weih mit einem Schlüssel-
hund abgebildet, die Br-in, die Frau des Stubenknechts
oder Stubenwirts der Gesellschaft; vgl. Gfd 27, 218.
,Er ist Br., ad arculas sedet.' Mey.. Hort. 1692. Vgl.
Brett. — Brot-Meister: Beamter im alten Basel,
der die specielle Aufsicht über den Brotverkauf führte,
zugleich unmittelbarer Vorsteher der Bäcker- und
.Müllerinnung war; er wurde bis 1404, wo das Amt
an den Rat übergieng, vom Vicedom des Bischofs be-
lehnt. Vgl. Bs XIV. 84 f.; AHeusl. 1888, 84 ff. ,Rü-
degerus, dictus br.' 1241, Bs XIV. ,Dignum duximus
jura que vicedominus magister panifleum ipsique pani-
fices nostre civitatis adinvicem habent, literali memorie
eommendare.' 1256, Bs Rq. .Idein magister ter in eb-
domada videat et consideret forum panis.' ebd. .Johans
der br.' 1274, Geschfo. Ges. ,Dass ein br. ze Basel
über niüller noch brotbecken in der vorstat nützit ze
richtende hette.' 1398, Bs Rq. Im alten Luzern wählte
die Gesellschaft zu Pfistern einen Br.: ,Was vor einem
offenen gebott das mer wirt, das man ieman in der
gesellen namen etwas ze tuende befilchet und von der
stuben wegen, es sye stubenmeister oder br. ze sind...
Doch das keiner verbunden sin sol, stubenmeister oder
br. ze sind zweijaran einander.' 1469, Gfd. .Berschi
Br.' 1357, Z. — Bratsche"- (in GS.; Schw Britschi-):
als Hanswurst verkleideter, mit einer Pritsche be-
waffneter Profos, bes. an Schützenfesten. Er diente
als Platzmacher oder übte die Polizei auf den Schiess-
plätzen; Schützen, die Nichts getroffen oder sich gegen
die Schiessordnung vergangen hatten, legte er wohl
auf die Narrenbank und Hess seine Pritsche nach dem
Takte eines bekannten Liedes auf ihrem Rücken tan-
zen; er spielte übh. den Spassmacher, gelegentlich
auch den Festdichter L; Schw; Uw; Zg; Z. Syn.
Platz-Narr. .Obrister Prütscheniuaister in Ostreich'
unterzeichnet sich 1568 der Dichter Wirri in seinem
Lied auf die Hochzeit des Pfalzgrafen. Aa Gem. II 32.
1595 beschloss der Rat von übw, ,dem Br. ein Paar
Hosen zu verehren, mit dem Vorbehalt, dass er den
Schützen Kurzweil mache.' .Ich stund da wie ein
voller zapf; der zeiger wollt sich gar nit regen, der
pr. kam entgegen, hinder mir her mit seinem g'sellen
und tet sich eben lätz gestellen, macht mir da nit lang
verdank und legt mich auf den narrenbank, hauwt
mich gar sehr mit seiner brütsehen, ich meint, er
woll mir 's g'sess zerknütschen; so gut g'schir hat
er mir gemacht, das volk auch meiner g'nug hat
g'lacht.' JGrob 1599; die Scene ist im Titelbild dar-
gestellt (der Pr. trägt die Z Farben), ähnlich im
Schützenhause in Schwyz. .Brütschenmeister am Platz.
Wird auch erwählt von der Schützengesellschaft. Soll
einem Herrn Schützenmeister abwarten und fleissige
Achtung geben auf die, welche unordenlich die Kugel
vor dem Pulver laden oder brennend Feuer in's
Schützenhaus tragen. Er wird auch gebraucht auf
der Allment, so man mit Stucken oder Bolleren exer-
cieret.' Mem. Tig. 1742. Ähnlich Z Pfrundenb. 1757.
mit dem Zusatz: ,Hat jedes Tags oder Mahls, neben
gastfrei Ürten, 16 ß Taglohn.' .Während dieses Marens
machte ein Pr., so eine Narrenkappen von des Stands
Diessenhofen Ehrenfarb trüge, sowol wie in die
Kirche als auch da wir wieder daraus giengen. Platz.'
1762, Z Taschenb. Profos beim Soldatenspiel der
Knaben GS. Lustigmacher bei der Weinlese? .Für
acht Bückiträger, dem Rebmann und Br. 3 fl.- 1725.
Schloss Rued. — Quart-: Bezüger der (dem Bischof
zufallenden) Zehntenquart. ,4 Jucharten acher, ist das
kilchenzechendli. gehörd myns herren von Costenz qu."
1531, ZStadel Urk. — Quartier-: militärischer Be-
amter, dem die Verwaltung je eines der 12 .Quartiere'
des Kantons Z zufiel; vgl. Z Ges. 1838, 346. 354/7.
Sonst wie nhd.; vgl. auch vRodt 1831, II 180 f. —
Rahünzli-: Tausendkünstler, Einer, der in kurzer
Zeit viel erlernt hat B. — Rod-: Gruppenaufseher
bei den Frohnarbeiten. ,Ain apt sol auch daselbend
r. setzen, und warzu der oder ammann von desgottshus
und des abtes und des landes wegen bedarf, darinne
sond die r. dem ammann gehorsam und hilflich sin.'
1378/9. Ap Urk. Vgl. JCZellweger, Gesch. des Ap
Volkes I 539. 207. — , Rumor-: der Frieden gebietet,
irenarches. latruneulator in hello.' Denzl. 1677; 1716.
— Rinder-: Angestellter im Kloster Muri, wohl Auf-
seher über den Rinderstall; s. Karrer (Bd III 427).
— Reis-: Verwalter der Reisgeldbüchse; vgl. Reis-
Gelt (Bd II 261). ,Wir [von Freiburg] gebietent allen
r-n der reisgesellschaft, dass si schaffent gelt zu haben
für die soldner, so uf die Schlösser im sold sint, und
dass si solich geld gen Friburg dem seckelmeister
hringent.' 1473. B Anz. — Russ-: von der Gemeinde
bestellter Aufseher über die Sicherungsarbeiten an
der Reuss. Ende XVIL, ZOttenb. — Rüst-. ,R. ist
derjenige, welcher den Soldaten zu den Wehren sichet.
die Munition ander sy austeilt und darzu Sorg hat,
ouch darum Bescheid und Antwort geben muss, damit
die nit veruntrüwet noch verwahrloset werde.' 1629,
Absch. ,Capitain des armes, Rüst- oder Gewehrmeister.'
Kriegsb. 1644. — Umme"riti-: Spielordner, -Führer
GT. ,Die jungen Leute fast jeder Gemeinde treffen
sich allsonntäglich an der sog. UmmeTiti (Stuhelen),
die unter Vorsitz des selbstgewählten U-s stattfindet.'
WSenn 1870. — Rott-. ,Rotten-M.', Anführer einer
der vier Rotten, in welche die Mannschaft des Tales
von ZGÄgeri bes. zu militärischen Zwecken eingeteilt
war. ZGÄgeri Jahrzeitb. 1. Befehlshaber über eine
militärische Rotte „Gl." Die Anzahl der von einem
K. befehligten Mannschaft wechselte mit der Entwick-
lung der Heereseinrichtungen. ,Die kriegsleut [er-]
nennen einen r., der einer anzal kriegsleuten obmann
ist.' Vad. ,Rät, burger, r„ samt der zuogewandten
houptlüten.' 1531, Strickl. ,R. sammt der gwardi.'
Wagner 1581. .Corporal, R.' Kriegsb. 1644; 1687, L.
.Jedes Fähnlein hatte neben 3 Corporalen 20 R.' 1638,
B (vRodt). ,Alle Mannschaft von 15 — 55 Jahren soll
in Rotten eingeteilt und je für 16 — 20 Personen ein
R. bestellt werden.' 1650, B (ebd.). ,Den Amtleuten
wird vorgeschrieben, die Abteilung des Landes in
Trüllbezirke so zu veranstalten, dass jedes Dorf seinen
Corporal oder II. und Exerzierplatz erhalte.' 1665, B
(ebd.). In Ndw befehligte der R. im XVIL Rotten
von 100 Mann; vgl. Gfd XVI 82. - 2. Führer einer
aufrührerischen Menge. Der Landvogt berichtet, dass
einige Bauern im Tanneggeramt sich unruhig zeigen
und dass sich ein Prediger zu ihrem H. aufgeworfen
525
Mast, mest, mist, rnost, musl
526
habe.' L534, Abscb. — 3. wesentlich = Mod-M. Z. Die
zum Gemeindedienst (nach , Wachten' oder Dorfteilen
ZS.) aufgebotene Mannschaft wurde von K-n geführt.
.her I>. Dieser hat [beim Kirchenbau] die Frohndienste
der Handarbeiter zu leiten; er bietet sie auf. ordnet
sie usw.' JRWaser 1829, 17. ,Zur Vornahme von All-
mendsarbeiten. Zäunen, Schwanden, Reuten soll in
jedem Dorf ein R. geordnet werden.' 1650, Hagenb..
Sigr. — Sei-: = Sei- Vogt (Bd 1 708) B. .Eine herr-
lichere Aussicht auf Erden kannten sie nicht, als die
Aussicht, Spendvögtin, Seimeisterin, Seckelmeisterin
oder gar Frau Ratsherrin zu werden.' Gotth. —
Siech- s. Meister 4. Die ,S-in' des Klosters Königs-
felden hatte die Kranken im ,Siechhus' zu pflegen,
wofür ihr von der Konigin Agnes besondere Einkünfte
zugewiesen waren; vgl. Arg. 1865, 48; Gfd XXI 220.
— Seck-. Bauer klagt über die bösen Zeiten: .Man
undertruckt den g'meinen Mann; syd dass der Teufel
in das Land die Pänzyseck hed geben z' Hand, so
kann man die S. nie mit Recht und Ehren z' Fründen
zie.' JMahler 1674.
Seckel-: 1. Verwalter einer öffentlichen Kasse,
bes. der Gemeinde- und Staatskasse; daher G'meinds-,
LandfesJ-S. (wofür auch etwa ,Kantons-S.', dem jetzigen
Finanzdirektor entsprechend), allg., doch vielerorts be-
reits veraltet. Wüsset-der de" Spruch vo" TJrke" [Dorf
im Aa]? De' Beck cha°" de" Teig nid. würke", der
Müller cha"" nid male", der S. cha"" nid zale", de"
Schn'meister cha"" nid lese" und der Pfarer, der macht
Bese* (Spottreim). Das Amt war, auch in den Ge-
meinden, sehr einflussreich; vgl. Vogt (Bd I 704),
wozu noch die RA.: Im Dorf ist Niemcr Meister a's
der Pfarrer, Vogt und S. AABb. Als ein Knabe im
Religionsunterricht nach den drei höchsten Namen
gefragt wurde, soll er geantwortet haben : Pfarrer,
Vogt und S. AaF.; Z. Es händ e"möl Ziel welle"
haitiie" und händ g'said: Gott Vatter, So" und S. —
aber es häd 's nüd welle" ge" [d. h. die Beschwörung
war erfolglos]. Antistrausseneier 1839. Als kantonaler
Beamter war der S. Mitglied der Regierung; er folgte
als dritter oder vierter nach dem Landammann Ap;
Vü; Gl (seit 1448). In ApA. gab es zwei ,S.', einen
vor und einen hinter der Sitter, in Gl seit der Re-
formation einen für die Reformierten auf sechs Jahre,
einen für die Katholiken auf drei Jahre; vgl. Gl fiem.
482. ,Der Säckelmeister des Lands solle zu Gott und
den Heiligen schwören: Des Lands und UGHrn ge-
treuer Amtsverwalter zu sein im Einnehmen und Aus-
geben und Alles gehörig einzuziehen und zu ver-
rechnen.' U Ges. 1823. De'' hölzig S., Verwalter der
Klosterwaldungen LBerom. Neben , Ammann und Ge-
schwornen' ein Beamter beim .Knabengericht' GRUbS. ;
vgl. Bühl. IV 38. , Christus hatt selbs ein seckel und
gelt gehept. Dann ye so was Judas s.' HBdll. 1531;
vgl. Job. 12. ,E>ie so gemeiner statt schätz, barschaft
und einkommen verwalten, welliche bei uns die s.
genennet werden.' Simml. 1579 (für Bs; Sch; Z). ,Wenn
die Gemeindsgenossen einen Inzieher oder S. ihres ge-
meinen Inkommens ernamsen.' 1666, Aa Rq. ,Der S.
(Caneparo) der Landschaft Lifenen.' um 1700, U Rq.
,Es sind auch allenthalben in den Städten der Eid-
genossschaft in grossem Ansehen die S., die haben
keine gesetzte Jahr, sonder bleiben so lang am Amt.
. als es den Räten gefallt. In Bern hat es zwei S.,
einen teutschen [der seinen Rang gleich nach dem
Schultheissen hatte und die Finanzen der deutschen
Kantonsteile verwaltete] und einen welschen [der Vor-
sitzender der Venner- oder Finanzkammer war, wenn
es sich um die Finanzverwaltung der Waadt handelte].'
Simml. -Leu 515/6. ,Der Welsch-S. oder S. welscher
Landen.' Leu, Lex. III 180; vgl. EFr.v Fischer 1868, 22.
S. noch GrD. LB. 101; Blumer, RG. I 284; Simml.-
Lcu 1722, 550 ff.. Dreier-Herr (Bd II 1547). In Bs
und B heissen S. noch heute die Schatzmeister der
Zünfte; in BStdt sind sie seit dem XVI. bezeugt. Seit
1729 waren sie bei der Gesellschaft von Kaufleuten
zugleich .Almosner'; 1837 wurden ihnen die finan-
ziellen Verrichtungen des aufgehobenen Amtes der
.Stubenmeister' übertragen; vgl. B Taschenb. 1862,
93 f. — 2. scherzh., Zuchtstier B; Z. Mann Z. —
3. = Schlegel-Ghrüt (Bd III 910) B (lt Durh.); Z (lt
Schinz 1842, 58). Vgl. die synn. Maien-Seckel, Frauen-
Seckeli, Kapuziner - Schellen. — A r m e n - L u t e n - S. :
Verwalter der Landesarmenkasse, der dem Range nach
dem Landesfähndrich folgte Ap; s. auch Simml.-Leu
1722, 552 u. — Land-Lute"-S. .Neben andern Be-
amten war auch noch ein L., der [zum Unterschied
vom ,Landes-S.'] kein Glied des Landrates war. Er
verteilte auf die Köpfe [der Stimmberechtigten] die-
jenigen Summen, welche für die Übertragung öffent-
licher Beamtungen von ihren Inhabern erlegt wurden.'
Schw Gem. 190. Vgl. Üf-Läg (Bd III 1163); Blumer.
RG. IIa 121. — Weinzoll-S.: Verwalter der (Wein-)
Zollkasse. ,Ist a. 1753 Landvogt und W. worden.' Z
Nachr. 1756 (für L).
Sei-: 1. Vorsteher, Verwalter eines ,Sel-Hüses-
(ßd II 1726). ,So etlich sonder personell in das selhus
keminil, sollt der s. von stund an- melden.' Vad. .Be-
soldung eines S-s.' XVIII. , Sch Pfrundenb. — 2. Ver-
walter der Stiftungen zu Seelmessen (.Seelgeräten',
daher urkundlich auch .Selg'rät-Meister') G t- .Jedes
Handwerk hat dafür zu sorgen, dass die wöchentliche
Anlage von 2 Kr. zu Gunsten des Seelamtes von den
Gesellen genau und richtig bezogen werde, damit die-
selbe von Viertel- zu Vierteljahr durch den S. abge-
holt werden könne.' G Polizeiverordn. 1820. ,Si band
geordnet um ein jarzyt 32 ß d., mit dem geding, dass
ein seilmeisterin soll das gelt ynziechen und davon
geben 6 ß.' THDän. Jahrzeitb. ,Uf denselben tag soll
ein s., der solich seigerät ynnimmt, einem jeklichen
priester, der mess hat, geben 3 ß hlr.' 1439, Z Urk.
— Solde n er-: Verwalter einer besondern Kasse, aus
der die Söldner unterhalten und andere Kriegsaus-
gaben bestritten wurden. 1446, Schönberg. — Salz-:
den , Salzherren' (Bd II 1542) untergeordneter Beamter,
der ihnen alle Vierteljahre über den Salzverkauf Rech-
nung abzulegen und der die Arbeiten im Salzhaus zu
beaufsichtigen hatte Bs; später S.-Schriber genannt;
vgl. Ochs II a 411. — Senti-: = Senti-Herr (Bd II
1543); s. noch Liebenau 1881, 17. — Sust-: = S.-Herr
(Bd II 1543). .Die schiffmeister söllent ein schiff an
der Ziegelbrucken hau und soll deren von tllarus guot
dem zustm. überantwurt werden.' 1532, Absch. ,S. zu
Horgen. Ist ein Lehen der Rechenherren. Seine Pflicht
ist, auf dem Wasser die Waareir zu spedieren, die
von Luzern. Zug usw. nach Zürich in das Kaufhaus
gellen. Bleibt 's allzeit.' Mem. Tig. 1742. .Unsers zu
Horgen bestellten S-s Pflicht ist, unserer gemeinen
Stadt Nutzen zu fördern und Schaden zu wenden, die
ihme übergebene Haus und Sust zu vergaumen. über
527
Hast, niest, mist, most, must
52fi
den Ein- und Ausgang der Waaren ordentliche Bücher
zu führen usw.' Z Sust- und Faktoreiordn. 1777. Vgl.
noch Strickl. 18S2, SS. — Süter-Meister. Nur noch
als Familienn. Aa. — Gasse°b'setzer-: ehedem
städtischer Beamter, Aufseher üher die Pflasterer Z.
— Gescheid-: Vorsitzender des ,6escheids' von
Gross-Basel [während der Vorsitzende des Gescheids
von Klein-Basel von Amts wegen der Schultheiss war];
vgl. Gescheid- Herr (Bd II 1543), ferner Simml.-Leu
1722, 485. ,Der G., auch ein Jeder des Gescheids,
soll bei seinem Eid das Feldrecht helfen förderen und
einem Jeden, der dessen begehrt, daryn helfen, woryn
er Recht hat.' XVIII., Bs Bq. II 398/9. — Schiff-:
Führer der Last- (auch Pilger-)schiffe auf der Strecke
Zürich- Wallenstadt, zugleich mit gewissen amtlichen
Befugnissen ausgerüstet. .Ordnung der oberwässeren
halb, so die Lint uf farend, wie sich die drü ort [Gl;
Schw; Z] vereinbart hand. Des ersten, so soll jetlichs
ort ein seh. geben, und die sond vertrösten, damit,
ob sy etwas biderben lüten verwarlosetind, die guoten
lüt, denen schaden geschieht, wissint, wo sy ires Scha-
dens wider in- und zuokommen mögent... und sond die-
selben dryg erweiten seh. teil und gemein haben, was
sy füerend von Zürich unz gen Walestad, dessglychen
von Walestad unz gan Zürich.' 1532, Absch., abwech-
selnd mit ,Schifflüt.' Wer zum Seh. erwählt wird,
soll nicht allein für Das, was bei der Schiffahrt zu
Grunde geht, sondern für Alles, was bei Wirten, Sei-
lern, bei den Schiffen als Knechtelohn usw. unbezahlt
aussteht, Bürgschaft zu leisten verbunden sein. 1573,
ebd. IV 2, 525; s. noch Sah-Herr 3 (Bd II 1542/3);
Absch. IV 2, 544 ff. ,Sch.' gab es auch in L; vgl.
Seg., RG. III 103. — Umschick-: Name des jüng-
sten Heisters beim Handwerk der Hafner, insofern
ihm obliegt, nach Weisung des Obmanns die übrigen
Meister zu den zwei jährlichen , Geboten' einzuladen.
XVIII., ZWthur. — Schallen-: Aufseher der Straf-
anstalt Ff; vgl. Sch.-Hüs (Bd II 1728); Schweizerb.
1818, 211.
Schuel- (in AASt.; B; FJ.; Z tw. Schue-, Schüs-,
in Ta auch Schöl-): 1. Schullehrer, allg., doch in
neuerer Zeit meistenorts durch (Schuel-)Lerer (Bd III
1309) verdrängt oder doch nur noch mit spöttischer
oder verächtlicher Nbbed. gebraucht; in diesem Sinn
in 1! (wo jedoch auf dem Lande Seh. vielfach noch
als gew. Bezeichnung gilt) auch etwa Schueli. Noch
1799 in Erlassen des helv. Ministeriums der Künste
und Wissenschaften erscheint Seh. als offizieller Titel.
Buebe', stand uf d' Bank, der Seh. chunnt! ScHSt.
(Sulger). 99 Seh. ge° 100 Narre" BoAa. Der Jo-
hannesll ist af'en e" Geschickter, der Schuemeister cha"*-
ne" wäger bald Nüt mt? lere*. Gotth. ,[Des Sch-s]
Lohn war gering, und um sich mehr Geld zu ver-
schaffen, trieb er das Küferhandwerk und hatte im
Winter den Zügstuhl in der Schulstube.' ebd. Als
die Lehrer noch den Schulkindern eigenhändig die
Kielfedern schnitten, ertönte alle Augenblicke der
Huf: Seh., d' Federe- giH 's nüd! Z. An die Zeiten,
da der Seh. im Dorfe die einzige Person war, an die
man sich wandte, um Briefe lesen und schreiben, Heu-
stöcke oder Landstücke vermessen zu lassen usw.,
erinnert die RA.: Etw. chönne" wie en Seh., darin eine
grosse Fertigkeit haben B, an gelegentlichen Miss-
brauch dieser Vertrauensstellung: d' Sch. brücke' nid
Alls s' wüsse*, brücke* d' Nase* nid in alli Hilfen wie"
z' stecke* B. S. noch üs-fräglen (Bd 1 1292); Stutz 1
94 ff. D' Schuefljmeisteri*, die Frau des Lehrers, allg.
.Rudolf der seh. voll Diessenhofen.- 1305, Z Drk. ,Mai-
ster Beringer. der seh.' XIV., Gfd (Jahrzeitb. TiiDän.).
.Adrian, ein seh. kaiserlicher Majestät, sei zum Papst
erwählt.' 1522, Absch. .Ein schuel- oder zuehtmeister
[auch .Studentenmeister'] soll seine wonung, spys und
ufenthalt by den jungen [im Zuchthof] ynneramen.'
1538, Z. ,Ob nicht einem ehrs. Stillstand und Pfarrern
so viel G'walt möchte erteilt werden, dass sy ihre
halsstarrigen Buben und Meitli, etwan auch Erwach-
sene, die nur umeinander schweifen und nit werken
wollen, durch den Seh. in dem Gemeindhans mit Puten
schwingen lassen.' 1692, ZUster. ,Es soll Einer viel
lieber durch den Seh. der Weisen, d. i. ander Leut
Exempel, weder durch den Seh. der Toren, dass er es
durch seinen eigenen Schaden erfahren wolle, [sieh]
lehren lassen.' Lindinner. 1733. .Die Hau)>tleut und
Hat [in Ar] setzen den Seh.' SiMML.-Leu 1722, 552.
S. noch halb (Bd II 1163), Anlag (Bd UI 1164), Wild
1883, 170. 174. Auch als Fami'lienu. .Niklaus Seh.,
Stadtschreiber zu Luzern.' 1386, Geschpo. Ges. ,Hans
Seh., der Scherer, Burger zu Zürich.' 1470, ebd. .Hans
Seh., caplon ze Wintcrthur.' 1533, Egli, Akt. Hieher
wohl auch: .Adelheid Schuolmeisterin' von Esslingen
vermacht der Wasserkirche 50 Pfd.' 1401, ANüsch. —
2. Dim., Name einer Kirschensorte AAFri. — Landes -
Seh.: Name des von der Landsgemeinde für die
deutsche und Lateinschule in OßwSarnen gewählten
Lehrers; vgl. AKüchler 1895, 305. — Neben-Sch.
,1760 wird bei der Kirchenvisitation geklagt, es wollen
sich ein oder zwei N. einschleichen, denen aber durch
obrigkeitliche Gewalt werde Einhalt getan werden.'
Wild 1883.
Schar-. .Die seh., die von inen [den Römern]
tribuni genannt wurdend.' Vad. — Geschirr-. .Be-
soldung eines Underbau- oder Gesehirrmeisters.' X VIII..
Sch Pfrundenb. Ein G. gehörte seit 1768 im B Heer
zum Trainpersonal. vRodt 1834, 396. — Schirm-.
,Von der glasfenster und schilten wegen, die man
etwann pfyfern, sch-n und Sprechern 'geben hat.' 1490,
Z Anz. (für S). — (G')schauw-: 1. = Schau-Herr 1
(Bd II 1543). Z Ges. 1757/69. — 2. derjenige Meister
bei den Handwerker-Innungen, dem bes. die Prüfung
der Probestücke (Gesellen- und Meisterstücke) oblag.
Anf. XIX., Z; vgl. Prob-M. Er hatte auch mit dem
Grossgesellen auf der Herberge des Handwerks nach-
zusehen, ob ein Gesell Hülfe brauche, sodann musste
er den Gesellen die Arbeitsgelegenheiten nennen Z.
,Es sollen bei Vornahme der Prüfung der Schiffer.
Flözer, Knechte und Meister, zur Aufnahme in den
Kehrgenuss, jeweilen zwei Sch. aus den Ortschaften
bezeichnet werden, wo der zu Prüfende nicht wohnt.'
1855, JVetter 1864, 67 f. .Ehemals wurden die Tü-
cher alle auf den sog. Lein Wandbänken in St Gallen
usw. verkauft, bei welchen besondere G. angestellt
waren. Die Stücke werden von dem G. nach drei
Qualitäten gut, mittel und schlecht mit einem, zwei
oder drei Zeichen an einem Ende bezeichnet.' Alp.
1827. Verordnete zur Viehschan Bs f- -Die Sch. sind
Schmiede oder unwissende Rossärzte, die sich beeidigen
lassen und dadurch bei Gericht den Glauben erhalten.
recht und unfehlbar zu urteilen.' Schweizer«. 1805.
— Schütze"-: 1. Obmann einer Schützengesellschaft
Tu; Z; in ZZoll. z.B. noch bis um 1850 von der
529
Mast, niest, mist, most, mttsi
530
Gemeinds Versammlung gewählt. — 2. älterer Name
für den Büchsenschützen-Hauptmann (Sp. 262) vor
Einführung des Feuergewehrs. — 3. Verwalter der
Schützenkasse. ,120 Ib. gab mir N. N. ze buess, als
er vom schützengelt genommen, und im verheissen,
die such gegem Hern und den sch-n abwäg ze tuend
[zu erledigen], und aber nit beschächen, sunder in
also umb das syn beschissen.' 1541, ZGrün. Amts-
rechn. ,(Der Seh.] habe einer gesellschaft [der Bogen-
schützen] der niassen hus ze halten, das nützit hinder
noch ime eine gesellschaft usshin schuldig blybe.'
1078, Z Bogenschützen 15; s. auch Stuben-M. -
Schlichter-: Aufseher über das .Schlichten' in me-
chanischen Baumwollwebereien, allg. — Schmück-.
Wer het-dich g'heisse" [das Kraut abfressen]? fragt
der Wächter in dem Bd II 1666 o. erwähnten Spiele
den Hasen, worauf Dieser antwortet: der Schm. Schild
18(34, 39. — Schnitt(er)-: Anführer eines aus 3 — 5
(Z), 20—30 (LE., H.) Frauen und Kindern bestehenden
,Geschnitts', dgl. früher ins Z Bauernland oder ins
Schwabenland in die Ernte zogen. — Schrib-: Schreib-
lehrer. 1778, BBiel Sehulordn. — Schweig-: Auf-
seher über einen .Schweighof' (Bd II 1032/3). ,Lei-
brueder und schw.' 1394, Z Kq. — Schwell!-: Auf-
seher über die Schutzbauten an Gewässern B. ,Den
für jeden Bezirk bestellten Schw.' B Schwellenordn.
1766. S. auch vRodt 1834, 165. 168. — Schwemm-:
Beamter, der Dohlen, .Ablässe' und Schwellen an
Strassen und Bergwegen in Ordnung zu halten hatte,
um Schwemmungen zu verhüten Zg oÄgeri bis 1830.
S. noch Arch. f. Volksk. I 118. — Schwend-: Auf-
seher über die Erdarbeiten auf den Alpen, zugleich
Verwalter des ,Schwend-Gelts' (Bd II 267). .Wellicher
vogt den schw-n flyssig ufsechen soll, dass das, so zuo
sehwenden verordnet, wol angelegt und suber ge-
schwendet werde.' 1572, Schw Eq. ,Dass die Schw.
alle Jahr einem Vogt von ihrer Amtsverwaltung Rech-
nung geben.' ebd. .Schwendmeister setzend [die Wald-
leute] in ietlichem viertel under inen selbs.' ebd. ,Man
soll järlichen zwen Schw. verordnen, die sollen das
volch anfüeren und verschaffen, dass die Schwändtagen
[1. -tagwen] ordenlich verrieht werden.' 1616, Obw Eq.
— Spil-: von einer Anzahl Jungburschen in der
Fastnachtszeit ernannter Anführer, der die Vorbe-
reitungen für die Lustbarkeiten traf und (beim Tanz
usw.) als Festordner amtete GO. ,Chorodidascalus,
Chormeister, Sp.' Denzl. 1716. — Spinn-. ,Der Zucht-
oder Spinnmeister. Sein Dienst besteht, wie es schon
die Benennung mitgibt, in der Beaufsichtigung der in
der Correktionsanstalt [.Spinnstube'] Enthaltenen und
in Leitung und Controllierung ihrer Arbeiten.- Will.
und XIX., B (Messmer 1831, 133).
Spend-: = Sp.-Vogt (Bd I 709); s. auch Sp.-Guet
(Bd II 552). Er wurde im XVI. in ZWthur (s. ZWthur
Neuj. 1870, 21) vom Kate, in L (s. Seg., KG. II 814)
von den Kirchgenossen ernannt. .Üb jemand umb
Gottes und bruederlicher lieb willen gern körn, wyn,
tuoch oder anders [dem Spital] geben wellt, der mag
sölichs überantwurten dem sp., der wirt mit sinen
zuogeordneten das ussteilen.' Sch Bettlerordn. 1524.
,Üer Landschreiber klagt, dass die Speng zu Sargans
nicht gut administriert werde und dass der Speng-
meister die Bodenzinse nicht in natura beziehe.' 1733,
Absch. — .Spen-M.' 1639, Sch Ratsprot.
Spittel-: = ^.-ife)T (Bd II 1545) B; Gl; L; G;
Schweiz. Idiotikon IV.
1410, Seg., EG.; 1580, Absch.; 1782/94, AaZoi. —
Sprütze"-: Chef der Spritzenmannschaft Aa; B; Tu.
— Stube"-: Beamter der Zünfte und Gesellschaften,
dem im Gegs. zum Zunftmeister die innere Verwaltung
und Polizei zustand; Aufseher des Zunft- oder Gesell-
schaftshauses. Das Amt wurde auch bei der Neu-
ordnung der Zünfte (nach 1S02) beibehalten, mit der
Hauptobliegenheit, das Inventar der Gesellschaft zu
verwalten ZStdt. ,Wir sullent jerlich st. setzen, und
welchen wir setzend, die sond es tuen . . . und söllent
die alten st. jeden nüwen jerlich rechnung geben.'
1451, L Verkommniss. ,Die st. sollent die frevel un-
serm g'richtschryber anzeigen.' 1539, B Eq. ,Der
Schützen- und Stubenmeister sollen zwei gleich Eödel
über das Silbergeschirr und Husrat inachen.' Z Bogen-
schützen 15 (s. auch 16). Unter der unmittelbaren
Aufsicht des St-s stand der ,St.-Knecht' (Bd III 730/1).
In prägn. Sinn: Oberstubenmeister, mit ausgedehnten,
bes. richterlichen Befugnissen. .Weller ie st. ist, der-
selb und syn vier sönt aller stücken gewaltig syn,
was wir ie ze schaffen habent, es syg klein oder gross,
ze erkennent, ze richtent.' 1372, Stubenverf. der Bs
Krämer. Bei der Neuordnung der Zunft im Jahr 1401
wurde die Gerichtsbarkeit dem politischen Vorstand,
dem , Sechserbott', übertragen, und der .Oberstuben-
meister' hatte nur mehr über den Bezug der Strafen
,von Stubenrechts wegen', die Instandhaltung des
Zunfthauses usw. zu wachen, während seinen vier
Gehülfen, den ,St-n' im engern Sinn, die Verpflich-
tungen der ,Ürten-M.' (wie sie später auch genannt
wurden) verblieben. In B übten die beiden St. lange
Zeit z. T. die Funktionen der politischen Zunftvor-
stände aus, indem der ältere (der .regierende') St. die
,Botte' [Versammlungen der Zunftgenossen] leitete,
bis um 1650 , Zunft-Obmänner' die Oberleitung über-
nahmen (vgl. auch Bott-M.) und die St. auf die poli-
zeilichen Funktionen und auf das Amt der Stimmen-
zähler an den .Zunftbotteir eingeschränkt wurden.
S. noch Seckd-M. 1. Von den Hausmeistern gewählte
Angestellte, welche die direkte Aufsicht im Gemeinde-
haus hatten, den , Stubenknecht' bei seinen täglichen
Verrichtungen unterstützten, nötigenfalls als Schieds-
richter amteten, Bussen verhängten usw. ZHorgenf;
vgl. Strickl. 1882, 56. Verwalter des Gemeindegutes
BsLiest. ; s. Bröt-Beck und vgl. Stuben-Guet (Bd II 552).
Steckli-: Derjenige, der über Kühe und Ordnung
während des Jugendgottesdienstes wacht AALeuggern.
Er hat seinen Namen von dem langen Stecken, den er
bei Ausübung seines Amtes braucht.
Stock-: 1. Verwalter des bürgerlichen Armen-
gutes G; vgl. St.- Amt (Bd I 246). ,Die spengmeister,
seelmeister, st. und andere, so man der armen anlägen
an allen enden einer stat zue erfaren verorndt hat.'
Vau. ,1612 wird den Feiltragern, Leinwandmessern
anbefohlen, am Sonntag Morgen dem St. 5 ß d zu er-
legen.' G Chr. (Scherer). — 2. neben .Steckenknechten'
und ,Scharpfrichter' unter den Exekutionsbeamten des
Heeres aufgeführt. Kriegsb. 1644. — (Mark-)Stall-:
Angestellter für den obrigkeitlichen Marstall Z f. .Die
Stallherren [s. Bd II 1545] haben unter sich einen St.'
SiMML.-Leu 1722. .Einer, der den oberkeitlichen Pfer-
den abwartet und M. genennet wird; dieser hat noch
zwei Knechte unter sich.' AWerdm. 1780. — St ei"-:
Vorsteher des Handwerks der Tuchscherer ZStdt f,
— Stand-: Aufseher über den Schützenstand. 1767,
34
531
Mast, mest, mist, most, must
532
SchHI. — Standen - Meister: Titel eines Ange-
stellten des Standes Zug. 1512 lieferte der St. 11 Pfd
ab an die städtische Kasse. — Stör-: Handwerks-
meister der im Taglohn arbeitenden Werkgesellen.
.Mit den St-n ist die Meinig: nächsten Feh'- oder
Sonntag, so über die halbe Wochen gearbeitet worden,
[erhalten sie] ein Mittagessen, sonsten Nichts.' XVII.,
ÄAMuri Gesindeordn. — Stur-: Steuereinnehmer.
1449, JRüeger; 1525, GScherer; Vad.; 1701, ZWast.
Proz. , Freitag vor Bartholomei wird [vom Grossen
Rat zu G] ein St. gesetzt, auch von der Steur wegen
gehandlet.' SiiiiiL.-Leu 1722. — Vorstadt-: Polizei-
richter in den Vorstädten, den ,Unzüchtern' in der
eigentlichen Stadt entsprechend; vgl. Simml.-Leu 1722,
485. ,üie Frembde, wenn sie in Vorstädten sich mit
Schwören vergangen, denen V-n, im Fahl sie aber
in beiden Städten [sich] verfehlet hätten, denen nächst-
gelegenen Reformationsherren verzeigen.' Bs Refor-
mationsordn. 1727. — Strasse"-: Strassenaufseher
Ap; Th. Syn. Str.-Chnecht (Bd III 732). ,Die be-
sondere Aufsicht über die Strassen erster und zweiter
Klasse wird übertragen: den Str-n, die auf den Vor-
schlag der betreffenden Vorsteherschaft für jede Ge-
meinde von der Landesstrassenkommission ernannt
werden.' 1843, Ap Ges. ,Strass-M.', unter den gefreiten
Ämtern des Grossen Rates aufgezählt. 1741, L. Auch
1782/94. ÄAZof. — Teil-: = Stür-H. .Dieser üdel
[Bd I 98] oder Bürgerrächts-Erkäntniss ward darum
aufgelegt, damit, wenn die Bürger bei Steueraufnahm
oder Teilanlegung saumselig wären, die Stallt sich ob
einem solchen Grundstück dafür könnte bezahlt ma-
chen. Der über die Udelbücher gesetzte T. musste
solches Haus verkaufen und vertreiben.' BThun Hand-
feste 1779. — Teil- s. T.-Frau (Bd I 1253) und Bs
XIV. 74. — Tolen- (auch T.-Herr): Aufseher über
die Abzugsgräben der Stadt, auch Richter über darauf
bezügliche Anstände BsStdt f. ,Es sollen die geordnete
Tholen-M. jährlich alle Fronfasten die Tholen be-
schliessen lassen durch die Totengräber.' 1741, Bs Rq.
I 975 (.Tolenordnung'). — Tanz-: 1. wie nhd. .Von
Tanzböden und T-en.' Bs Reformationsordn. 1765/8.
— 2. scherzh., Name eines Zirkels mit ganz geraden
Schenkeln, die in ein fussähnliches Ende auslaufen;
von Mechanikern, Ingenieuren usf. zum Messen ver-
wendet Z f. — Dorf-: -Cavig (Bdlll 1591 GßChurw.,
Tara. ,Den Dorfvierern des ebenen Landes entspre-
chend finden wir in den bündnerischen Gemeinden an
der Spitze der Polizei und Verwaltung der Ökonomie
Vorsteher unter verschiedenen Namen, so D., Cavigen,
(Juvics (caput vici).' Ztschr. f. schwz. R. S. noch Absch.
IV 2, 1365. — Torggel-: Aufseher über eine der Ge-
meinde oder einer Genossenschaft gehörende Kelter,
der auch beim Keltern mitwirkt Gr; Syn. Trott-M.
,Die T. sollen verpflichtet werden , einen Eid zu
schwören, dass sie ein tapferes Aufseilen halten und
Diejenigen, welche aus dem Zehnten Wein trinken
oder nehmen, dem Vogt anzeigen wollen. Die T.
möchten verpflichtet werden, auf Verlangen des Zehnt-
herren anzugeben, wie viel Jeder als Zehnter von
seinem Gut entrichtet habe.' 1544, Auscu. ,Ap hatte
im XVII, 58 T., welche alle Herbst durch den Land-
weibel und Einen des Rats beeidigt werden, dass sie
einem Jeden, was ihm gehört, zustellen wollen. Die
T. sollen keine zerstossenen oder zerdrückten Trau-
ber,, die etwa zuvor in die Häuser möchten getragen
worden sein oder sonst ab verdächtigen Orten kämen.
in ihre Törkel aufnehmen.' 1653, Ap Jahrb. ,N. N..
Torgelmeister.' (Aufschrift auf einem Kelterbaum).
1741, G StMargr. .Es soll Niemand sich unterstehen,
die bevorstehende Weinlese anzufangen, ehe der Eid
von den Torkelmeistern beschworen ist.' G Wochenbl.
1798.
Tatsch-, in der RA.: T. si', der Erste sein (z. B.
unter den Bewerbern um die Hand eines jungen Mad-
chens, in einem Geschäfte), die Gewalt in Händen
haben, den Ausschlag geben Z. Wer 's Gelt hat, ist 1 .
Als man die Bauart eines unschönen Hauses kritisierte,
warf Jmd dazwischen: Ich weiss nüd, uc'dert T. g'si"
ist. .Den T. und Regenten spielen.'
Urspr. wohl: Meisterschütze hei eiueui Schiessen in den
, Tatsch' oder Vorsteher einer Armbrustschützengesellschaft.
Trüll- (in AALeer. auch Tröl-)- 1. Drillmeister
(bei den Soldaten) Aa; Ap; B; VO; Z. Jedes Ba-
taillon hat noch seinen besondern Tr., der an den
kleinen Exerzier- oder Trülltägen die Mannschaft in
Watten üben soll und sonst dem Major als Aide de
camp dient.' FXSchnyder 1782. .Tacticus, campidoctor,
Tr.' Denzl. 1677; 1716. ,1m XVII. finden wir einen
vom Staate besoldeten Tr. für die Knaben, der ein
Einkommen von 29l/a fl. hatte.' Liebenau. ,Wie viel
Tr. ein Quartierhaubtmann in seinem underhabenden
Quartier, um das Volk in Exercitio annorum recht
und wol zu dressieren, nötig haben möchte.' 1714, Z
Mscr. ,Tr. Seine Pflicht ist, aus Befehl eines Herren
Stadthauptmanns, so er Musterungen ausschreibt, sich
auf dem Musterplatz einzufinden und dann nach seinem
Befehl zu exercieren. Er solle auch im Sommer die
jungen Knaben zum Exercieren anführen und bei den
Schiesstagen auf dem Platz abwarten. Er hat auch
einen Adjutanten oder Vice-Tr., auch vom Rat gesetzt,
der ihm Beihülf leistet.' Mem. Tig. 1742. ,Tr. ist ein
Lehen vom Rat und hat einer jährlich an Kernen
10 Mütt; der jüngere hat an Kernen 4 Mütt.' Z Pfrun-
denb. 1757. ,1767 waren zu Abrichtung der Tr. [in B]
eigene Trüllmajoren eingesetzt worden, einer für das
teutsche und einer für das welsche Gebiet.' vRodt
1834, 289; s. auch 194. .Tr.. Schützenmeister und
Dreyer [haben die Schiessübungen zu leiten].' Z Aland.
1782. — 2. ehedem der Angestellte, der die Bestrafung
von Dieben usw. mit der ,Trülle' vorzunehmen hatte
ScnwE. ; Z ; vgl. Näf 1863, 26. — T rott-: = Torggel-M.
AaBK; Th; Z. Syn. Tr.-Mann (Sp. 282). ,Etlich per-
sonell haben iren wyn selbs verzehendot, nit in bisyn
der tr-n.' 1526, Egli, Akten. .Factor, ein tr. [.Trotten-
M.' Denzl. 1677; 1716], der wein oder öl truckt.' Fris. ;
Mal. ,Hans Güller, genannt Tr.' 1653. ÄAWett. Kloster-
arch. ,Den 25. Oktobris 13 Leseren ä 10 Kr., 2 Tr-en
und dem Rebhans ä 7l/a Btzn, 2 Trägeren ä 5 Btzn.'
Scni.oss Kued 1731. .[Der Amtmann von ZEinbraeh
erhält] wegen Beeidigung der Tr. zu Flaach 3 Pfd
13 ß.' XYI1L, Z. — Weiler-: 1. Aufseher in einer
mechanischen Weberei Z. — 2. = Fergger 1 a (Bd 1
lull). HDoldkr 1851. — 3. = Fabrikant (Bd I 636) Ap.
Wacht-, Wach-: 1. Anführer einer Wachtab-
teilung. ,W., stell ein trüwe Wachtrott an.- JMahl.
1674. .[»argegen ist angesehen, so es windig ist, dass
zwei W., so mit andern Ämtern gesetzt werden, aus
jeder Zunft zwei Mann zu ihnen nehmen; dise sollen
mit ihren Waaffen samt den Wachtbietern herum-
gehen und Sorg tragen, dass des Feurs halben kein
533
Mast, niest, mist, raost, must
53 1
Nachteil oder Schaden geschehe.' Simml.-Lou 1722 (für
GStdt). ,\V. Dieser Dienst ist ein Lehen vom Rat;
deren .sin«] drei; kommt an einen die dritte Nacht zum
Wachen auf- and abführen; ein W. hat von der Bürger-
schaft monatlich 8 ß und Herberig.' Z Pfründen b. 1T.">7;
s. auch Mem. Tig. 1712. (lt.ii >. Wachtmeister beim
Heere, wie nhd. allg. S. vKodt 1831, I 124. II 180.
Von Jmdm, der seinen Bettelstolz zur Schau trägt,
spottet man: Zwei Mal Lump und doch W. Z. ,Uol-
rich der w.' 1293, Bs Urk. — 2. = Bettel-Vogt 1 (Bd I
707/8) Schw. Vgl. Schw Fastnaehtspiel 1883, 13 ff.
— Oberst-W.: neben .Panner-, Zügherr' einer der
obersten militärischen Würdenträger, zugleich eines
der .Standeshäupter (s. Band II 1496)' Schw (bis 1798);
vgl. Blumer. EG. II a 194. — Landes-W.: politisch-
militärischer Würdenträger im Th; vgl. Simml.-Leu
1722. 679. .Nach der thurgauischen Quartierhaupt-
leute Vorschlag [werden] zwei obriste L., dessgleichen
zwei Proviant- und Munition.sherren bestellt.' 1628,
Absch. V 2, 543.
Wäg-: Aufseher über eine öffentliche Wage Tu; Z.
.Libripens. waagm., der etwas wigt.' Fris. ,Kauf- und
Waaghauses Ordnungen. Die Waagen belangend, sollen
in dem Haus, allwo der W. seine Wohnung hat, der-
selben drei sein. Der W. soll ihm ernstlich angelegen
sein lassen, alle Waaren, so ihm eingeantwortet wer-
den, zum Besten zu besorgen und fleissig aufzu-
zeichnen.' 1711, Z Ges. S. noch Absch. IV 2, 545 (für
ZStdt); Simml.-Leu 1722, 594 (für GStdt). In ZStdt
gab es, z. T. bis 1830, besondere W. ,in der grossen
und in der kleinen Ankenwag', in dem Kaufhaus,
unter dem Helmhaus, zur .Fischwag', zur .Werchwag',
endlich einen ,Baumwullen-W.'; vgl. Mem. Tig. 1742,
655. 665; Z Pfrundenb. 1757, 136/9. ,Sust- und Riss-
W.', aufgezählt 1741 unter den gefreiten Amtern des
L grossen Rats. — Wage11-: bei der Infanterie Auf-
seher über den Trosswagen Z. .Als Vorsteher des
zum Gepäcke und zum Proviant gehörenden Fuhr-
wesens kömmt statt des vormaligen Trossenhaupt-
mauns 1683 ein W. vor, 1712 ein Oberwagenmeister,
der zwei Unterwagenmeister unter sich hatte und zu-
folge Dekretes von 1782 den Titel eines General-
wagenmeisters führte.' vRodt 1834, 390. — Weg-:
= Strässen-M. B. In Ap davon unterschieden: ,Die
Wahl der W.. bzw. Wegmacher, stand dem Strassen-
meister zu.' 1851. Ap Strassenges. Neben dem ,Stras-
sen-M.' unter den städtischen Angestellten genannt,
1782/94, AAZof. .Von der Strassen und sus wegen
wägen darzu hat man w. und soll man die geben in
ietlicher kilchhöry; dieselben sullent die weg und
Strassen besächen.' ScnwMa. aLB. ,[Die Waldleute]
setzend die W. in jeglichem Viertel unter inen selbs.'
SchwE. Klosterarch. ,Die W. sollen fleissig den Kehr
den Strassen nach machen.- B Mand. 1744. .Die Schetzer
und W. sollen Ordnung tun, das gute Landstrassen
[gebaut], die Löcher in den Landstrassen usgebesseret
und die grossen Stein hinweg getan werden sollen.'
1759, Hofmahn 1854. — Wall- Wal-: Aufseher über
die Schanzen ZStdtf. Vgl. Schanzen-Herr (Bd II 1544).
— Wald-: Aufseher über den Wald der gemeinen
Mark oder Dorfmark. RCvs.; s. Allmend-M. — Win-,
,W. zum Elsasser', Titel des Wirtes im städtischen
Weinbaus ,zum Elsasser.' 1511/1645, ZStdt; vgl. Vög.-
. Nüsch. I 396. — Winden-Meisterin: Titel Der-
jenigen, welche im Kloster die Aufsicht über die
.Winde' führt. .Die W. war schon am Gitter.' ,11'Wkis-
senb. 1785. — Weri-Meister: Aufseher über die
Schutzbauten an Flüssen Ndw. .Wir bannent mit
disem gegenwärtigen briefe die studen und das holz
in dem schachen under der wery. Wer darinue thei-
nerlei holzes hüwy, rüty oder fallty ane der w-n, so
darüber gesetzet sind, gunst und erlouben. . . . Die
selben w. söllent denn der buess nachgan.' 1493, Schw
LB. — Wuer-: wesentlich = dem Vor. G; von der
Gemeinde gewählter Beamter, der die öffentlichen Ar-
beiten an Gewässern, auf Strassen usw. leitet, wobei
ihm der G'mein-Chnecht (Bd III 726) zur Seite steht
Gr. Vorsitzender der ,Wuhrkommission', welche die
Schutzbauten an der Tamina überwachte. G Flösser-
ordn. 1839. Übh. Leiter von Wuhrarbeiten Gr; Th.
,Wueren-M.', Aufseher über die Wasserleitungen (s.
Channel Bd III 310) W; vgl. N. Z Ztg 1896, 314.
Werch-: 1. ,Bauw- oder Werkmeister, antistitor,
architectus, opifex.' Mal. Spec. als öffentlicher Be-
amter. Angestellter im .Lohnamt' (Bd I 245), Ober-
meister und Aufseher über die Maurer und den obrig-
keitlichen, zu deren Beruf gehörenden Vorrat Bs
(Spreng). Ein ,W.' als städtischer Beamter auch 1756,
G; 1782/94, AAZof. In Z unterschied man den ,W.
in Stein' (auch .steinin W.'), der bes. die Aufsicht
in der Steinmetzhütte hatte, vom ,W. im, in Holz'
(auch ,hölzin W.'; vgl. höhig SecJcelmeister und Bd II
1266/7), der die im städtischen Dienst stehenden Zim-
merleute und Schreiner beaufsichtigte ; vgl. Z Pfrun-
denb. 1757, 149/50; Mem. Tig. 1742, 668, ferner Werch-
Hof (Bd II 1036). Ein ,hölzin' und , steinin W.' auch
1653, L Stiftsprot. In ZWthur unterschied man im
XVI. ,den zimmerwerch-, steinmetzenwerch-, schlosser-
werch-' und ,underwerchmeister.' ,So schickend wir
unsern w. zuo dem wasser, dahin ir üwern ouch
schicken wellen, [durch] dieselbigen ein brugg über
das wasser ze machen.' 1531, Strickl. (Z an B). .Denen
von Orbach, die um Rat bitten, wie sie ihren Schwelle-
bau bewerkstelligen sollen, wird angezeigt, dass man
ihnen einen W. schicken werde, mit dem sie sich dann
verständigen können.' 1571, Absch. ,W. Wann er
Herrn Pfarrherren zu N. die Frucht rollet, hat er
täglich 1 Brot.' XVIL, AaMuH Gesindeordn. Den ,W-n'
beim Heere (frz. ingenieur entsprechend) lagen Bau
und Bedienung der Kriegsmaschinen oh; vgl. vRodt
1831 I 79. — 2. Titel des ersten, von der Gemeinde
selbst gewählten Beamten bes. städtischer Gemein-
wesen, dem Bürgermeister' anderer Orte entsprechend
Gr f. ,Als ich [als Schulmeister] von stattvogt, w.
und ganzem rat [zu Maienfeld] urlob erlanget, sammt
brief und sigel.' 1572/1614, Ardüser. ,Da hat mich
ein ersami Nachpurschaft [Gemeinde], als der W. um-
fraget, einhellig im Amt bestet[et].' 1600, ebd.
Zu 2. Dem .magister operis, W.' (1270 zum ersten Mal
genannt) kam urspr. die Handhabung der Bauordnung, dann
auch die Verwaltung des bürgerlichen Genosseuschaftsgutes
zu (Planta 1881. 38); er verdankte sein steigendes Ansehen
wohl bes. dem Umstand, dass er, im Gegs. zu den übrigen,
von der Herrschaft gesetzten Beamten, als Vertreter der
spec. Interessen der Bürgerschaft erschien; so z. B. in Cliur
im Kampf gegen den Bischof.
„Schellenw6rch-: Aufseher an der Zwangs-
arbeitsanstalt L."
Wase"-: = Meister 3, bes. in der Kanzleispr. Aa;
Bs; B; VO; Gl; Gr; G; Syn. Chalt- Metzger, Wasmer.
535
Mast, niest, mist, most, must
536
,Der Feldmeister oder Kacker auf der Landschaft.'
Spreng. .Dera w., von N. N. an das folterseil zue
scillachen.' 1579, ZGrün. Aintsrechn. .Henker und W.'
Schimpfr. 1651. .('arnifex, Scharfrichter, W.' Denzl.
IiITT; 1710. .Dieweilen in der Eidgnossschaft fast
allenthalben bräuchig' ist, dass von Nachrichtereil und
W-en Gut, wann es an andere W. erblich fallt, kein
Abzug genommen wird.' Z Ordn. 1699. ,Ein ohne
Maulkorb laufender s. v. Hund soll von dem W.
niedergeschlagen werden.' Z Verordn. 177-1. ,Ein Jeder,
der Hunde hält, [lasse] dieselben unserm geordneten
VV. zuführen, um mit Beschreibung. Art und Farbe
in einem Rodel eingetragen zu werden.' 1733, Z Ges.
S. noch Chafler (Bd III 157); G Wasenordn. 1849. —
Wasenmeisterei f.: Wohnung des W-s Bs.
N id er w asser- Meist er: Schiffmeister auf der
Limmat. .Die n. und knecht söllent kein koufman-
schaft tryben.' 1532, Absch. — Wät-: Klosteramt.
ECys. ; wohl Hüter der Gewänder. — Zuber-: Auf-
seher über die Feuereimer. .Zimberlüte und murer
sollent ordnen vier z., die ir züber und schüefen allz vt
bereit habind.' XIV., Bauracis 1828.
Zeichen-: 1. Beamter, der die Schauzeichen an-
bringt. ,Es soll von den Goldschmiden von den ältesten
Meisteren einer zu einem Schaw- oder Zeichen-M. ge-
ordnet werden, deine der Statt Ehrenzeichen vertraut
und dessen Amt sein solle, alle ausgemachte Arbeit
zu besichtigen, zu streichen und zu bestechen, als-
dann dieselbige mit der Statt Zeichen zu bezeichnen.'
Bs Mand. 1646. — 2. Innungsmeister, der die Controlle
über zugereiste Handwerksgesellen führte und ihnen
Controllmarken, z. B. zur Benutzung der Gesellen-
herberge, aushändigte. ,Gibt ein Meister einem Gesell
Arbeit, so solle er es dem Z. anzeigen ; tut er das
nicht, so solle er das Frenidengelt für vier Wochen
bezahlen.' Z Sattlerordn. 1805. ,Wann ein Meister
ein Gesell verlangt, solle er es dem Z. anzeigen, der
wird denselben, wann ein fremder Gesell kommt, ihm
zuschicken; will der Fremde nicht arbeiten, gibt der
Meister ihm ein Billet an den Z., der dem Fremden
kein Zeichen gibt, weil er nicht arbeiten will.' ebd.
— Zum Ganzeu vgl. Scliauw-M. S.
Zucht-: 1. = E-üanmer (Bd II 304). .Die vier
verordneten zu diserem buw, kilchmeiger und z. ge-
nannt.' 1578, Sprüngli. .Nach dem Beispil der Apostlen
setzt man noch heutigs Tags in allen Gemeinden Z.,
die man an vilen Orten Elteste heisst, bei uns aber
Ehegaumer nennet.' FWyss 1670. — 2. Aufseher im
Zuchthaus Aa (s. Aa Gem. I 140); B (s. Spinn-M.).
— Zug-: militärischer Beamter, der die Aufsicht
über das grobe Geschütz hatte B; vgl. Büchsen-M.,
ferner vRodt 1831, I 120. Seit Ende XVI. erscheint
in Ndw ein Z. als Aufseher über den dem Lande zu-
ständigen Waffenvorrat. Gfd 16, 65/6. ,Ammann, Statt-
halter, Seckelmeister, Z., Landsfendrich und Sechziger',
die Behörden und Würden des Landes Uli. lf'.oT. 0
l:.|. - Zoll-: Zöllner. 1175, Volksb. 144, 8. —
Zelt-. .Kuodolf Z.. caplan zuo Meyerskappel.' vor
1491, Gfd.
Zunft-: Vorsitzender einer Zunft Bs; früher allg.
in den Städten mit Zunftverfassung. — Obrist-Z.:
Beamter im alten Basel, seit ungefähr 1286, durch
den Bischof aus den Achtbürgern oder den Zünften
gewählt; er war Vorsitzender des Collegiuma der
Zunftmeister, seit 1382 zweites Haupt im Rat; vgl.
Ochs II 349 ff.; AHeusler 1S8S, :',7:'. II'. In Z wählte die
beiden O. der grosse Rat aus den 24 Zunftmeistern auf
drei Jahre ; vgl. Bluntschli. RG. I 368. — W e c h s e 1 - Z.
v. W.-Obherr (Bd II 1528).
Zins-: Verwalter der städtischen Schuld (seit
1455) Bs; vgl. Schönberg 1879, 45. 48; AHeusler 1888,
243 f. — Jär-Zit-: Verwalter der Jahrzeitstiftungen.
,Von den j-n beider kilchen.' 1532, Strickl.
meistere0: 1. tr., bewältigen, beherrschen, zu-
rechtweisen, mit dem Xbbegriff des Unbefugten, Lä-
stigen Aa; Ap; Bs; B; VO; Sch; Tu; Z. .Dominari.
districte imperare.' Id. B. „Etw. eigenmächtig, mit Ge-
walt durchsetzen Aa; B;VO; S." Er mag 's nid ifm.
Sprww. 1869; Syn. baschgen. Alles m. welle'. ,Die
kilchen, die uns meisteret.' Zwingli. .Wie die ber-
nerischen Hauptleute ihre eigene Mannschaft nicht zu
gem. vermöchten.' 1530, vRodt. ,Doch will ich [sagt
Kain von Abel] mich nit m. lön.' Ruef 1550. .Frenare,
m. oder zämiuen.' Fris. 1562. Auch reH. B: Z. Si heb
sieh ni'td in. [bezwingen] möge* um! sei inne* g' gange*.
Usteri. — 2. intr. a) Meister sein, regieren Sohw; Z.
Das göt in k Nüd a", ich m. iez. MLienert. Meisten,
teer in. will; wenn nW guet g'meisteret ward, het der
Zürichbieter g'seit Sch. ,Es soll ein bischoff synem
hus wol und erlich vor syn und m.' Zwingli. — b) den
Meister spielen, befehlshaberisch auftreten „Aa; B;"
VO; Sch; „S;" Z. En Meisten, Einer, der Alles mei-
stern will Z; vgl. Meister-Chats (Bd III 593). —
c) = heren 3 (IM II 1551) ZHed. — d) einen Meister
(Zunftmeister, Vorsteher übh.) wählen. .Wenn sy in
ir zunft meisterent.' 1463, Z Satzung. ,A. 1528, wie
man zu Zürich m. wollt, hat sich klein und gross
rät erkennt, man sollt niemand weder in g'richt. rät.
noch zun ämteren nemen, er gienge dann vor und ehe
zue des Herrn tisch und macht sich im glauben inen
in allweg glychfönnig.- WSteiner, Chr. .Dass alle
halb Jahr an dem Tag. so man meisteret, die Ordnung
von den Baumeistern auf der Zimmerleutenstuben vor-
gelesen werden solle.' 1640, Z Ratsverordn. .Dann
man hat auf solche Tag mehr (wie man spricht) ge-
meisteret als heutigs Tags ; man hat die Achtzechner
und Zwölfer erwehrt, an Statt der abgestorbenen
Zunftmeistern neue gesetzt, welches heutigs Tags
nicht mehr beschicht.' FWyss 1673. ,Zu St Johannis-
Tag im Sommer auf Constafel und Zünften, wann man
meisteret.' 1711/50, Z Ges.
über-: 1. überwältigen B; Z; vgl. das syn. ü.-hi ren
(Bd II 1551). ,Eine* «., dominari alicui. I'1' In* mirh
nit it.! quis tibi mei potestatem dedit?' Id. B. .Da der
rat sach, das er ubermeistert was.' 1529, Bs Chr.
,Von keinem König lesen wir, der ü. mögen Jeder-
mann.' JBreit., VU. — 2. refl., sich zu viel zutrauen
(in Arbeit, Essen, Trinken), es übertreiben ZZoll. —
ine"-: Etw. meisterhaft verstehen Ap; s. inhin (bd 11
1335). — er-: = meisteren 1 Bs (auch erg'meistere*) ;
Sch. Si mag iri Ghind nitnnn erg'm. — ver-: „ver-
künsteln" (St.1); durch verständnissloses Hineinregie-
ren oder durch übergrossen Eifer Etwas verderben
„Aa;" B; VO; G; „S." .Das seien die Rechten, so
Vogt [klagt eine Wittwe], die verineistere" Alles.'
Schwz. Unterhaltungsbl. 1853. „Liederlich durchbrin-
gen, vernachlässigen Aa; B; VO; S." — g'-: bemei-
stern B. ,Sich g., refrenare cupidines; er eha** sieh g-,
sibi imperiosns est.' Id. B. .So welltend sy ire nf-
ruereschen wol gem.' Kessl. ,lras fraenare, seinen
537
Mast, lnesl. in ist . most, inust
538
zorn dämmen and gem.' Fris. ; Mal. — bc-: 1. über-
wältigen, .sie haben das Freiamt wieder bemeistert,
die das Kloster St TJrban bemeistert.' Gesch. 1712.
'-'. beweisen. ,Er beruft sich, seine Aussag zu b. und
uns solcher Verleumdungen zu überweisen.' Flsi 1696.
— verschiss-: Etwas (durch Starrköpfigkeit) ver-
derben, versäumen, verscherzen BHk. Syn. verfüdelen 3
(Bd 111 1030).
g'meisteret (>A., Ta.. sonst (g')meisterig : zum
Meistern geneigt; herrschsüchtig, befehlshaberisch,
eigensinnig Ar; 1! ; „VO;" G; Z. .Ungeniertest warf
er jetzt Werkzeuge und Werkstücke durch einander,
so g'm., wie nur Einer tun dürfte, der alle Geschick-
lichkeit g'fressen hätte, und der auf Vorzügen und
Vorrechten einhergienge. wie eine Kuh über den
Kabis.' JSenn. .Bisweilen sprang ich dann auch, sehr
g'nieistrig, als ob ich Herr im Hause wäre, in unser
Schlafzimmer hinauf.' JStutz.
ungemeisteret. .Animus impotens, ein u.. on-
mäehtig, hochtragen und unbetragen gemüet.' Fris.
.Welcher in unserm Tal ungeringete Schwein Hesse
laufen und auch u-e [ohne Hüter, Aufsicht], der ist
20 ß ze buoss verfallen.' um 1600, UUrs. Rq. .Du
ungemeisterte [zuchtlose] Jugend!' JMüller 1065.
meisterhaft: 1. = g'meisteret Aa (in Leer. bes.
von herrschsüchtigen Weibern); B; VO; spec. von
Kindern, die sich gebärden, als ob sie schon Alles
könnten und verstünden Gr. Syn. meisterlich, meister-
geschäftig. Anne Bäbi ist geng öppe" e" wenig es M-s
g'si', aber mi" het 's la" mache". Gotth. ,Dahar so
wirt die ung'horsame so m. [übermächtig], dass si
ouch ire meister g'horsam macht.' Ansh. (vom Reis-
laufen, zu dem sich nach anfänglichem Widerstand
auch die Obrigkeiten mit fortreissen Hessen). ,Die
Jungen sollen nit m. sein, sondern die Alten fragen.'
FWvss 1650. — 2. wählerisch, heikel, im Essen BLenk;
Syn. meister-lös (Bd III 1431).
meisterhaftig. .Darum were er m. [faisoit du
maistre] und kestgete sy.' Morgant 1530. S. noch Gr.
WB. unter .meisterhaft.'
liieisteriere": 1. = meisteren 1, z.B. eine Speise,
sie aufessen Z. — 2. = meisteren 2 a und h Bs; B;
VO; Z. Der Miller sig Büicmeister g'sin; de' selb het
spater (lue bi der katholische" Ghilcke' [d. h. bei deren
Bau] g'meisteriert BGr. Er hed welle zeige", dass er
au'11 noch chönnt m., wenn's müesst si" L. Über Eine"
m., über ihn (als .Meister') zu befehlen haben Z.
Insbes., ein Handwerk als Meister, d. h. selbständig,
mit Gesellen betreiben, einem Geschäft vorstehen Aa;
Bs; B; VO; G; Z.
futtor-meisterle" mästerle": wahrsagen Scu.
meisterli(ch), -Kg: 1. als oder wie ein Meister,
meisterhaft Aa; Bs; Th. ,Das Bäbi wusste sich m.
herauszubeissen.' Breitenst. .Schreien und jauchzen
konnte er m.' ebd. Und der Joggeli het auch g'hulfe"
lösche" und het sirh recht vi. g'wert. Schwzd. .Eine
Obrigkeit, die Macht und Gewalt hätte, m. [mit Au-
torität] und richterlich darüber zu sprechen.' 1522,
Füssli, Beitr. .Sich m. stellen, tuen und ordnen nach
seinem willen und wolgefallen, arbitrium alieujus rei
agere.' Fris. .M., pössisch, artig, dextere, Industrie.'
RCys., Voc. Schulgerecht (lat. inagistralis): , Bei die-
sem Spruche saget die ordenliche oder m-e Auslegung,
dass. . .• 1522, Füssli, Beitr. — 2. anspruchsvoll ge-
schäftig, naseweis, bes. TOD Kindern Gr.; Syn. meister-
haft. En m-er Kult. Stolz, hochmütig GaPr. —
.".. adv.. gewaltig, sehr Bs; Z. E" m. langt, höchi und
breiti Schäre". Breitenst.
Meisterschaft f: Dienstherrschaft Aa; B; '/..
Misl m.: 1. a) fester Stalldünger, allg. Syn. Büw.
Scherzi), sagt man zu einem Trägen: Schaff, me" hat-
dt"* nöd um de" M.! etwa wie ein Stück Vieh, das
keinen andern Nutzen mehr bringt G. .Darvor kein
Ruoh zuo hoffen ist. bis d' Kuo [die eidgenössische
Besatzung in Grandson] vergrabt wird in ihr M.'
JMahl. 1674. M. gut über List B; VO; Th; Z; 8. Wan-
der III 671. Ein Geistlicher, der einen Acker be-
segnen sollte, sagte: Da nützt 's Bette" Nüt, da mue"
M. ane" TuHw.; ZSth. Im Herbst der M., im Früelt'g
d' Gülle", tuet mit Heu all Schüre" fülle" Z. Wer de"
M. verchauft und de" Pfaffe" glaubt, ist gW> rieh
(iron.) S. Er het 's wie-n-e" Bär, wo kei" M. het.
Schild. D' Berner hei" de" Französe" a. 98 de" M.
füre '/'machet, ihnen gehörig zu schaffen gemacht FS.
Wer mit schlechte" Mönschere" z' tue" het, dem schwindt
der Mist i" der Gruebe" S; vgl. Mist-Grueb (Bd II
694). Unter den Naturalleistungen der Boden zinsigen
erscheinen u. A. auch Mistfuder, z. B. in die Weinberge;
vgl. Absch. IV 1 b 458. .Beglückter doch der Baurs-
mann ist, aus M. auch Gold tut bringen.' JCWeissenu.
1681. ,M. machen' s. Land- Vogt (Bd I 707). In der
ä. Spr. : .kurzen, langen M. [Umstände] machen'; so
bei Euef 1540; Aal 1549; JMurer 1556; vgl. noch
kurz (Bd III 496) und Gr. WB. VI 2266. — b) Dünger-
haufe, .Miststock' (im Hofe), allg.; vgl. Güggcl (Bd II
192). ferner M.-Hüfen 1 (Bd II 1048). Hilrät über
r'e" M. [in der nächsten Nachbarschaft], so iceiss-mer
(weist dann), im- si ist! L; Z. Da sitzt -si uf <>em
M. ; nimm-si, wie si ist. Sprww. 1869 (viell. eine Pa-
rodie des vor. Sprw.). Aus der Wichtigkeit des Mist-
stockes für den Bauern erklärt sich die Übertragung
des W. auf dessen gesamten Grundbesitz. Blib uf
di"'in M., auf deinem Grund und Boden ScnSt. I<*
steine" uf mi""m eigne" M. Hafl. 1813. ,Ihr fürnemmen
war, widerumb in das Suntgow zu ziehen und die feind
auf ihrem m. zu suchen.' Wdrstisen 1580. Als die
Besatzung von Grandson gegen Zusicherung freien
Abzugs die Ergebung anbietet, antwortet Herzog Karl
höhnisch: ,Ja woll uf Gnad und Lebens Frist! So
kam d' Kuo [d. h. die Schweizer] wider uf ihr M.'
JMahl. 1074. ,In sua versari arena, auf seinem M.
sein, in seinem Beruf bleiben.' Denzl. 1677; 1716.
,I)er Predikant will wissen, mit wie vil Predikanten
der Lützenburger schon disputiert und dieselben auf
seinen M. gebracht hette.' Chlostergiiggü 1687. -
2. in Fäulniss übergegangene Stoffe, Wust, Unrat, eig.
und Midi. .Die hund schlecktend frische syn [des
armen Lazarus] wunden von dem m-e.' 1592, Lieh.
Mit dem syn. Dreck wechselnd oder damit verbunden.
'S ist Alles M. und Dreck, z. B. von Heu nach langem
Regenwetter BHk.; Z. Bes. in RAA. Ja, wenn M.
Anke" war! Abfertigung Bs. Mit (bei) Etw. in'n 31.
ie" gheie", in eine hülf lose Lage geraten Z. lch bi'
mit mim G'werb in'n M. ie" g'heit. Stutz. Eim M.
mache" (in Öppis ie"), Einem eine Freude, das Spiel
verderben, Unannehmlichkeiten bereiten Th; Z; vgl.
Milch (Sp. 199). In Schwüren: .Sammer botz in.!'
Aal 1549; Ruef 1550. Typ. für etwas Geringfügiges,
539
Mast, niest, mist, most, must
540
Wertloses Bs; I?: Th; Z; vgl.: Das g'hört uf de* M.,
taugt Nichts Tu; Z. il/. schtoätze", Unsinn. ,Goti
dich lychter dann kein in. mehr schetzt.' RSchmid 1579.
3. füler M., Schelte für eine träge Person Z; Syn.
M.-Hüfen 2 (Bd II 1048). Vgl. /mZ icie .1/.. hos//'»?
(Bd I 788/9). — 1. typ. für Menge, viel Sch; Syn.
Hufen. Eh M. Gelt, Suche:
Galler-Mist: M., den die Bauern aus der Stadt
St Hallen holen GTa.; vgl. G.-B'schütti. — Gänse"-,
in der RA.: Eine* über ae* ff. füere*, zum Besten halten,
verderben S (Schild); vgl. Gitzi-M. — Geiss(e")-,
in B Geis-. Fül wie ff., sehr träge Z. Wenn 's Mül
inid war, so tcäre*d d' Lüt so fül wie ff. — Güsel-:
als Dünger verwendeter Kehricht(haufe) AaF. ; Z.
So-n-es Bürschtli (Meitli), wie du bist, findt-men uf
(»/ ff, (G'hüder-M. B); Bäggli hest wie Laub und
Grus und e* förmi Schnudernas ZStall. — Gitzi-.
Fül wie ff. B. Sonst typisch für etw. Geringes. Ge-
meines, Verächtliches, Einfältiges B; Gr; S; U; Z.
Ihi^ ist nit (vo*J ff., ist Etw. wert, darf sich sehen
lassen ; in B auch mit Bez. auf eine reiche Erbtochter.
Ja,jeU ist 's nimme" ff..' B bist. Kai. 1823. ,Ein junger
Herr, jetzt einmal ganz selbständig draussen im Leben
und noch dazu nicht etwa als Nichts, so ganz nur G.,
sondern als Einer, der was vorstellen sollte.' Gotth.
De' meint, er sä aucH nid ff. Gk, De' ist nit vo* G.
U. sagt man von Jmdni, der eine grosse Meinung von
sich hat. Hut bin-ic* nid uif ff., au?h e" Bitz Geiss-
gägeli derzue Gr. Über de" ff. üse*schlä*, zu Grunde
richten S. Wenn Ei's d' Flasche' lärt und 's Ander
iV Channe*, dö brücht-me* sich nit z' verwundere*, dass
es hütigs Tags so mängi Hüshalti'g über rfe" ff. üse"
schlöt. BWvss. — G'hüder-: = Güsel-M. (s. d.) B.
— Hof-: M.. der im .Misthofe' (Bd II 1030) gewonnen
wird, Mengedünger Ai>. — Hüener-. Dashan-ie" us-em
II. g'chauft (g'lost), pflegten die Weiber zu sagen,
wenn sie aus dem Geld für verkaufte Eier oder Hühner
Etw. erworben hatten LH. — Chue- Bs; Z tw., sonst
ineist Cime-: Kuhkot. -Dünger. Er wird vielfach
zu Heilzwecken (zu Kataplasmen) verwendet B; ZO,
O/i/'f i* de* löig Gh. ine* legge* ZWindlach. H'o Cli.
isch, isch Brot, der Bauernstand leidet nie Not Bs;S;
s. noch Ghüe-Dreck. — Chris-: aus Tannreisern, die
als Streue verwendet werden, gewonnener M. B; Gr; Z.
- Ross-. Früher legte man vom Schnaps Betrunkene,
wann ihnen der Schnaps angeblich aus dem Munde
brannte, unter warmen R., um sie zu retten Z. Er
fingt [findet] der B. t/im Monschin, von einem Glücks-
pilz S (Schild). — Söu-, De' S. tribt. aber er leid
nüd «", trägt Nichts zur Verbesserung des Bodens
bei ZS. — Schaf-. Aprille* (Merze*)-schne ist besser
weder Sch. B. Typisch für Unsinn B. Es isch ml
Sch. g'redt wurde". — Schorr-: zsgescharrter, zu-
meist aus Knie, Kehricht und allerlei Abfällen be-
itehender (Wiesen-)Dünger, auch die betr. Dünger-
statte Aa: '/.; vgl. .Schipp-, Schurmist' bei Weber, ök.
Lexicon II 514, ferner Sch.-Grueb (Bd 11 695) und die
Synn. Seh -Büw, Schorreten. .Seh., was man an den
Gassen und Strassen aufmacht.' Rhag." 1650. ,Den
Sch. aus dem Hof zu führen 2fl.' 17hl'. Sch Rebbüchli.
.Fuhrlohn vom Sch. aus .lern Haus per 10 Fehrt 1 H.
30 Kr.- ebd. — Sträl-: der zwischen den Zähnen
eines Kamms sich ansetzende Unrat, der als Haus-
arznei verwendet wird Ar; ZO. (selten). — Tube"-.
Bes. als Gartendünger geschätzt. Es Hämpfeli T. ist
so vil wrrt wie-n-e* Gable" roll Ohüemist ZZoll. —
Zett-: Bauernname. UEcKST. Rychst.
mistele": nach Mist riechen. ,Wie mistetet und
brüetelet nicht das Gebätt Jenes, der geprahlet: <»
Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen
Menschen.' JUlricii 1727; vgl. .stinkender Hochmut.'
miste" (lt St.h auch mistne*): 1. Kot lassen, vom
Vieh Aa; Bs; B; VO; Gl (bes. von Pferden); S.
2. den Mist aus dem Stalle schaffen; übh. den Unrat
irgendwo wegschaffen, allg. Mit Dat.. de" Ghüene*, Säue*
m. Bs; B; Tu; Z. Auch tr.. de" Stall m. Bs; B; Th; Z.
,Es solle kein Stall, mit Ehren zu melden, gemistet
werden.' Anhorn 167-1. Mit derbem Scherze, vom Rei-
nigen der Nase Th. — 3. Mist auf das Feld führen
Bs; VO; Gl; G; Z. Mit Mist düngen Aa; Bs; B;
Th; Z. Briir g' mistet ist halb 'büret B. ,Dass man
inen vergunnen wellte, jeder huob noch zwei haubt
veech auf die weid zuo schlachen. damit sy deste mee
veech hinbringen und bas m. möchtind.' 1561, Hotz,
Urk. .Der lehenmann soll nit mer sayen, als was
er g'misten mag.' 1622, LRusw. Amtsr. Auch tr. : en
Acher, d' Bebe* m. Bs; B; Tu; Z. .Wann Einer eines
Andern Gut mit seiner eigenen Besserung mistet, soll
[ihm der Andere] die Kosten der Düngung verguten.'
1770, Bs Rq.
abe"-: mit Dat. P., Jmdn derb ausschelten Aa;
Bs; Sch; Th; Z. Syn. aben-putzen. — über-: un-
trennbar. 1. ein Grundstück mit Mist überlegen B; Z;
vgl. an-leggen (Bd III 1180). ,1768 ist übermistet
worden das ober Fach Reben.' ZZoll. Mscr. — 2. zu
stark düngen ZS. Syn. über-bünen. Me" cha** d' Beben
auch ü., irä""-me"-ne" alli Jär gihd. — a°-: = übcr-ni. I
Gl. — use"-: 1. =misten 2 B; VO; S; Th; Z. De"
Söu(n)e* u. — 2. (in GWe. üs-m.) mit Dat. P. = abcn-m.
Aa; G; S; Th;Z. — ver-: 1. als Dünger verwenden
ZS. Mer händ de* letst Früeli'g de* ganz Stock i*
d' Hebe" vermistet. — 2. , drauf gehen lassen' L (bl-
eichen). — ,be-: stercorare, tüngen, d. i. mit mist
wol (cr-)bauwen.' Fitis. ; Mal.
„Miste" f.: in ihrem Tun und Wesen sudelige
Weibsperson LE."
Ställ-Mister m. .Aber wir torechten tütsehen
müessen lyden, das man uns st. und eseltryber von
des bapsts hof tuet schicken.' Zwingli.
Mistere" f.: „Miststätte, wie auch eine Stätte,
z. B. auf einer Wiese, wo Mist gelegen hat" BHa. ;
vgl. Dial. 221. Syn. Mist-Würfi. .Misthaufen Bßr.
I Schild).
Misterin f. .Ich sehe nicht, was man zwischen
einem, da man vor dem Unflat nicht schreiten kann, und
einem Hause, da man vor den Misterinnen nicht sicher
ist, für einen Unterschied setzen sollte.' Sinteh. 1750.
Misti f.: 1. = Misteren VO. — 2. Schelte aul eine
unreinliche oder (mit dem Zusatz fül) sehr träge
Person U.
mistig; schmutzig von Mist (sporco di letame)
PA1. (Giord.).
Unmistler: Kartoffelsorte; s. Bd 1 381.
Mistel AaF. (in.): Sch; Th; U; Ztw. - f.. Mistete
B (vorherrschend); U, Mistle* Aa; Bs; B; Sch; '/..
Nistel AAWür.j B (Durh.); ZO., Nistle* Aa; Ztw.,
Misple'U AAl.eer. ; B (Durh.), Mischgelt GRh., We.,
Misehgle* GSa. - f.: = Chleb 2 a (Bd III 611). Mies
54!
Mast, mos), tu i st . iikisI. must
542
und Mischgle" müend e'wegg [von den Bäumen] GSa.
.Eichener .Mistel, dryoshyphear, viscum.' Denzl. 1G77;
1716. Glaube und Brauch. Bäume, auf denen
.Misteln wachsen, werden nie vom Blitz getroffen L; Z.
Unter Haselstauden, auf denen Misteln gefunden wer-
den, liegen Alraunen verbargen L; vgl. Lüt.. Sagen
194. Uie Mistel, bes. die auf Eichen wachsende, gilt
als heilig; man darf sie nicht schneiden, sondern muss
sie, wenn die Sonne im Schützen steht, 1 — 4 Tage
vcr dein Neumond, mit einem Pfeil hcrunterschiessen
und im Fallen mit der linken Hand auffangen; dann
dient sie als Heilmittel bei allen Kinderkrankheiten
Aa. , Eichin' und ,birböumin M.' mehrfach als Zusatz
zu Arzneimitteln. Zg Arzneib. 1588. Ein Büschel M-n.
über oder neben der Tür aufgesteckt, bedeutet eine
Weinschenke W; vgl. Maien (Sp. 6). — mistlen.
,Domit die Weld [Wälder] fürohin nit mehr mit dem
Mistlen und groben Abhauwen gescheut, sonder bass
geschirmt werden, soll Menigklicher, der mistlen will,
den Mistel nach altem Bruch mit dem Messer ab-
hauwen und anders nit.' L Ansehenb.
Zu den Formen vgl. Anm, zu Misplen, feruer Tiatel. Betr.
die Mispel im Volksglauben vgl. Germ. XII 101; Kulm.
Uerubkuuft '204/7. Vgl, auch ffexen-B&en.
Mistler (in B; S auch Misteler, in AiWür. Nistler)
m. : Misteldrossel, Turdus visc. B; Gl; L; S; Ndw; U;
vgl. Meisner und Schinz 1815, 88; HSchinz 1842, 215.
,Ringamseli] und Mistler [sind] als schädliche Tiere
zu allen Zeiten zu schiessen erlaubt.' Gl LB. 1835.
,Von dem m.; von den unseren vom mistel här ein
m. genennt.' Vogelb. 1557. ,Ein M. umb ein Vierer.'
FrHaffner 106(3. , Turdus visc, M. [an anderer Stelle
.Mistel'], ein Vogel.' Denzl. 1677; 1716.
Most, in Aa; B; L; G; SchwE.; S; ZKn., W. n.,
sonst m.: 1. wie nhd., ungegorener Traubensaft Bs;
Z (auch Trübe*- M.) ; Syn. Brüe. ,üerselb [aus ge-
frornen Trauben gemachte] wyn wollt nie vergesen
[ausgären]; man trank den ganzen winter m., der was
süess alse honig und in dem sumer ward er sur.'
1336/1446, Z Chr. ,Dennocht ist der saft nit grad der
ersten zyt wyn, sunder zum ersten m., darnach suser,
zeletst erst wyn.' HBull. 1540. ,Die ackerfrücht, dar-
zue das m. an räben sind 7 jar geraten wol.' Gletting.
Narr zum König: ,lch mein, der narr steck dir im
köpf; ich gloub, du syest vollen m.- Aal 1549. .Süsses
M.' HMahl. 1620/45. ,Ein M. schäme sich nicht, einen
sauren Wein abzugeben.' Önol. 1707. -- 2. Obstwein,
unterschieden als Öpfel-, Bire"-M., vor (süesse'' M.),
während (s. g'rdzt) und nach der Gärung oder Klärung,
allg. Vgl. noch G'lör (Bd III 1375), Brüefje'J, Saft,
ferner Steinm. 1804, 315 ff.; s. auch tu-machen (Sp. 43),
Teckel. Während der M. in manchen Obstbau treiben-
den oder weinarmen Gegenden allgemeines und be-
liebtes Getränk ist (vgl. die durch MDisteli aufge-
brachte scherzw. Bezeichnung des Th als .Mostindien'
und der Ostschweiz als , Mostschweiz'), heisst es wie-
der: M., i<* säg-der 's under 's G'sicht, dass der Wi*
vil besser ist ZW. Der Wi" wärmt, der M. chelt Z.
£• nassne1' Herbst, e" schlechter Trost: nass Häppre*
[Kartoffeln] und noch nessners [wässerigerer] M.l L
Kai. Si tuend under 's M. Wasser und dann tuend
8* brav [tüchtig] Salz dri*. Wolf, Gespr. Sin So" hat
sieh besseret wie 's Cholers M., d. h. er ist schlimmer
. geworden G; Th. Es nid ab wie 's Cholersch M., ond
Der ist Essig uorde" Ap. Muest M. ha"! Abfertigung
(1. .Holla, Bauer, M.!' Sdlqbb, mit der Erklärung:
,So ist's nicht gemeint, so fängst du mich nicht, ich
lasse mir nicht M. st. Wein einschwärzen.' Er will
i" d' Ghuehi inne", aber oha M. — die ist verriglet.
MLienert. ,Es soll auch kein Wirt weder Öpfel- noch
Biren-Most nit ausschenken noch feil haben.' 1599,
SchwE. Klosterarch. ,[N. N. wird zur Strafe] ver-
botten, Wyn und M. im Land und darvor zu trinken.'
1606, ApA. Batsprot.; vgl. T'i'obl. 324. .llle vero
liquor ex piris ac poinis expressis, Francis scriptoribus
Sidra, corrupte pro sicera, vulgo Alamannorum ST.,
propter ejus dulcedinem, qua ad mustum accedit.'
Goldast 1606. .Dass das M. nicht teurer ausgewirtet
werden solle als die Mass für einen guten Batzen.'
1665, Schw Eatserk. ,Das Singen geistlicher Gesängen
beim Wein und M. soll hiemit abgestellt sein.' B
Mand. 1728. ,Wol bekomm der süsse M. und die
Leckerbissen.' Z Neuj. D. (Bechteltagslied). Mit dem
unbest. Art. zur Bezeichnung eines mehr oder weniger
unbestimmten Masses Most (eines Glases, einer Halben
usw.) L; Schw; S; ZKn., rS. (selten). Chönnd, nend
noch es M., seb er gönd, Einladung an einen Besucher
ZKn. Clttimm, mer wei* i" der Alte" gon es M. heusehe"
S (Schild). Der letst Batze", u-o-n-ich noch für-n-es M.
g'rüstet g'ha" ha". L Nachr. 1865. Spilt-men eis mit
Wih und Ghinde", macht men um es Möstli. Häfl. —
3. ii., Conserve, Marmelade aus dem eingekochten
Saft oder Fleisch von Früchten; man unterscheidet
Ghüttene*-, Butte"-, Zwetschge"- M. Bs. Syn. Laticäri
(Bd III 1486). Lt Spreng auch: gesottener Wein, ge-
sottene Äpfel, Birnen usw. Bes. beliebt ist das Butte"-
M. (daher auch schlechtweg M. genannt), das Bauern-
weiber in die Stadt zum Verkaufe bringen. Das ist
M. für in, kommt ihm gelegen Bs (Spreng); Syn.
Schleck. — 4. m., eine Traubenart, Gutedel Bs. Und
oben ufim Korb, bi Gost, sind Trubel auch com schönste"
M. MEY.-Mer. 1860. Bezeichnung einer Traube mit
locker stehenden Beeren im Gegs. zu den Elbelen
(Bd I 187) SSchwa. .Das sog. weisse M., eine nicht
stark beerichte Traube, die am häufigsten gebaut
wird; eine Abart davon ist das Krachmost, mit etw.
harter Rinde; das rote M. ist eine grossbeerichte, hell-
rote Traube, welche den sog. Schielerwein liefert.'
S Gem. — 5. in Schwüren, zunächst verk. aus den
scherzh. euphem. Entstellungen Bucker-, Sacker-moxt
(s. Bocker-, Sackerment) Ar; Bs; Gl; Gr; Sch; S; Tu;
Ndw; U; Z; s. auch hackernuitt (Bd II 1114). l'ot~
M.! Ausruf der Verwunderung GT. (UBrägger); ZO.
,Z' M. binden ich iez schwygen muoss!' JMaiil. 1674.
Das Geschlecht ist z. T. schwankend, so bei MLienert;
Fris. ; Mal. Das Neutr. auch bei JCWeisseub. 1678. In Bs
gilt das Neutr. für Bed. 3, soust das .Mas,;. Das W. auch
in Fluni.: .Mostacker' BsStdt, .Mostbach1 SBeinvr. Vgl. noch
Barthotomäue ; Weinhold, Frauen II 65; Haupts Zeitschr. VI
268 ff.
G ä u e r - : Thurgauer Most Ap. — K räch- s. Most. 4.
— Kriese-: eingekochter Kirschsaft. Z Mand. 1649/76;
s. Chirsen (Bd III 479). — Chrüegli-: in süssem Zu-
stand auf Krüge abgezogener Obstwein Schw. .Aus-
gezeichnet guter, süsser Most, sehr geeignet für Kr.,
zum Abziehen zu verkaufen.' Bote der Urschweiz.
.Guten Kr. schenkt aus und verkauft N. X.' ebd. —
Lörli-: = Ge-lür (Bd III 1375) ScnSt. — Musel-:
in der Verbindung mit Elbelen Bs; s. Bd 1 1*7 und
vgl. Most 4.
543
Mast, niest, mist. most. nmst
544
Berli-Most: eine vorzügliche Sorte Birnmost,
die früher in Wirtschaften gleich Wein ausgeschenkt
und bezahlt, auch gesotten ins Ausland verschickt
wurde THÜntersee (PStaub). .Er musste wol so tu
wasser und berlimost als wyn trinken.' Jos.Mal. 1593.
,Das best Trank im Turgöw nennend si Berlim. Diser
B. ist von einer sonderen Art der Biren g'macht.'
JRüEGER 1606. ,Den besten M. nennen die Thurgauer
Belli- oder Bergbireumost; den führet man auch in
andere Land und schenket ihn aus vor [als] einen
frömden, süssen Wein.- JJScbeocbz. 1 7' »7.
Viel]. M. aus ,BärK-Birueu', den man poch heute als den
besten rühmt. Die Beziehung auf .Bergbirnen' hat zuerst
Stumpf (, Berlimost, oder mit ganzem wort bergbirenm.') ; vgl.
Steinm. 1S04, 316. Auch Fischart rühmt den ,B.' als Be-
sonderheit des Th; vgl. Gr. WB. I 152«.
Bäbe"-: Scherzwort. Einen Bauern, der wohl
(weisse) Rüben, aber weder Obst noch Wein pflanzt,
neckt man etwa mit der Bemerkung, er gewinne wenig-
stens viel E. (auch Eüehli-M.) 'L. Ähnlieh wirft den
Bewohnern von AaBosw. udE., wo die weissen Rüben
bes. gut gedeihen, der Nachbarspott vor, sie hatten
nur E. zu trinken. — Scheid-: der herbe Most aus
den .Margel-Birneir, der dazu dient, den trüben Most
aus süssen Birnen zu klären (.scheiden') L. —
Schnitzli-: Most, der gewonnen wird, indem man
dürre ,Holzäpfelschnitze' in einem Fass mit heissem
Wasser übergiesst und das Fass verspundet, worauf
die Masse in Gärung übergeht. Steinm. 1804 (GRh.).
— Stückli-: = dem Vor. ZO. — Wiber-: scherzh.
Bezeichnung des jungen, süssen Mostes Ap; ZU. —
Wi"-: scherzh. Bezeichnung des Weines Z.
moste11: 1. abs. oder tr., Obstwein bereiten, allg.
Epfel ond Birc* an-enand [d. h. Beide gemischt] m.
Ap. Zu jungen Leuten, die sich schon im Frühjahr,
wenn die Obstbäume Knospen treiben, auf einen rei-
chen Mostertrag freuen, sagt etwa ein alter Bauer:
Wänn-er nur nüd öppe* scho* d' Boüe" wend in.! ZS.
Iez isch 's g'mostet, heisst es, wenn infolge eines Nacht-
frostes im Frühjahr die Blüten erfroren sind Th. Hut
Nacht mostet 's, sagt der Bauer in Vorahnung eines
Frostes TaWag. Auch vom Keltern der Trauben:
,Dem Missbrauch der Rebleute, welche beim Lesen
der Trauben unmässig viel in den Reben abschneiden
und ihre Häuser damit anfüllen und dieselben, wenn
der Herbst vorbei ist, m., soll dadurch gesteuert wer-
den, dass Niemand in den Häusern, sondern Jeder-
mann vor seinem Hause m, soll.' 1624, Absch. (für
FMu.). — 2. etw. Weiches, Saftiges (z.B. Obst) mit
den Zähnen oder Händen zerdrücken, zerquetschen,
so dass der Saft dabei herausläuft; gierig essen Aa;
Bs; B; VO; G; Th; Z. Syn. chnötschen (Bd III 771).
Oppis ine*-m., gierig hineinschlingen G; Z. Verächt-
lich oder scherzh. für essen übh. Bs. Ich iss und ic"
most druff lös, bis der Deller lär isch. Schwzd. Böne*
m. ebd. Auch zerdrücken, zerquetschen übh. Th; Z.
Mer sind [im Gedränge] schier (/'mostet worde*. —
3. Traubensaft und Übst einkochen (s. ü/os( 3) Bs.
— 4. Most trinken, z. T. mit dem Nbbegriff des I'n-
mässigen L; Schw; UwE. Bi de" schöne* Tage* sind
die Zwe mit-enand uf 's Land yo* m., wi iez nock de*
Bruch ist L (Schwzd.).
£*-: als Mostobsf verwenden G ; '/,. Alles Obs i
Vgl. in-clielleren (Bd III 205). -- ver-: 1. zu MosI
machen Ap; B; Th; Z. .Man hat das meiste ( 'bs
vermostet "der gebrennet.' Z Mand. 1739. — 2. ver-
stärktes moste* 2 B; Sch; Th; UwE.; Z. Er feit
[fängt] a* chafU* wie-n-e* Birre*mulli und vermostet
sin Klaffikeröpfel. JSenn.
Most er m.: Mosttrinker Bs; Scow; Syn. Möstler.
En M. und en Hamsterer, ein starker Trinker und
Esser Bs; vgl. Bd II 1305.
Erdöpfel-: = Herd-Öpfel-MüUi (Sp. 1S9) BBe.
(Dan.).
Mostete" f.: 1. so viel Obst, als auf einmal ge-
keltert wird Th; ZLunnern. S. — 2. a) diehtes Ge-
dränge von Mens.hen UwE.; ZO. — b) von Sachen,
wirre Masse, Mischmasch Ap; GitVal.
Mosti m.: 1. Schelte auf einen viel und gierig
essenden Menschen; bes. zu Kindern Bs. — 2. auf-
gedunsener, dicker Mensch Z; vgl. Most-Chopf
(IM III Hl).
Mosti f.: z. T. bloss fam., Vorrichtung zum Mo-
sten Aa; G; S; Th ; ZO.; Syn. Most-Btiri. .Bei der
neueingerichteten Moste können täglich bis 20 Saum
Most gemacht werden.' Zeitungsanzeige.
möstle": behaglich essen Bs.
Most ler GTa.; TuHw.; Z tw.. sonst Möstler:
Name einer sehr saftreichen, zur Mostbereitung bes.
geeigneten Spätbirne G; Schw; Th; Z; Syn. Most-Bir.
Die einzelne Birne heisst Mostleri*, Möstleri* Th; Z.
In ZEgg Turgauer M.; im Tu werden Qrüe*-M. und
G'el-M. unterschieden, letztere Benennung auch in G
und Z. .Grüner und gelber Möstler- Schw (Bote der
Urschweiz).
in ö s t ( e ) 1 e " : 1. müstele", in L (1t Ineiche n) möstle*,
nach .Most riechen oder schmecken Ap; L; Tu; Z. , Re-
dire in musteum saporem. möstelen. süessgen wie
most.' Fris.; Mal. — 2. möstele* L; UwE.. sonst möstle*,
sich beim Most gütlich tun, (zu) gern und oft Most
trinken Ap; L; G; ScnSt.; UwE.; U; Z. ,Die Übrigen
zahlen jeder 3 Pfd [Busse], damit sie alle wissen,
dass sie doppelt gefehlt haben, an Mariaheimsuchung
so spät noch zu mösteln und zu bränzeln.' 1791, Aue.
Abi. Möstfeßer m.
möstelig: Verlangen nach Most habend ApK. M.
Es ist-mer m.
Muster (in Now auch Mister) n.: 1. wie nhd. allg.
Es M. stecke*, an der sog. Matzen-Fällen (Bd I 748),
indem man Nägelchen in die Löcher steckt Z. Spec.
a) die erste Frucht eines jungen Bäumchens Z rS. —
b) iron., häufig mit vorgesetztem recht, süber, schön
und als Dim., von Personen: schlechter, liederlicher
Mensch, sauberes Früchtchen, bes. aber: unordent-
liches, gemeines Weibsbild, Dirne Aa; Ap; Bs; Slj
L; Sch; S; Th; W; Z. Du bist e" schöns M., siehst
sonderbar aus GRh. Der Edi, das iberzwerch M. Bs.
E* bös* 3L, eine böse Weibsperson BR. Las Dim.
auch als leichte Schelte, bes. gegenüber Kindern Bs
(vgl. M.-Lisi Bd III 1423), lt St. geradezu Kosename
für Kinder. Seltener auch von Tieren: Die Chat: ist
e" rechts M. Ar. — c) ebf. iron. und vorwiegend dim..
charakterisierendes Beispiel; saubere Geschichte Bs;
B; Tb; Z. Er hiit-mer e* >tetts (schöns, subers) Müsterli
ra'-dir verzellt. Posse, Schwank AaF.. Ke.. Leer. -
2. militärische Musterung. ,Uf dieselbe zyt Hesse der
herzog ein m. machen.' 1476, Bs Chr. .Wie der bur-
gundsch herzog teglich syn m. tüege.' ebd.; dafür an
545
Mast, iin'st . mist, most, niiisl
546
anderer Stelle .mustre.' — 8. .im M.', Name eines
Rebstückes /.Zoll.
I ';is W. auch als F. in.: Jus |<lii> Erdrosselung der Gal-
swinilial was die erste m., so die Fredgund bei büng Hilf-
reichen erworben hatt.' Vad. Fem. ist sehr wabrsch. auch 2;
Tgl. it. moatra. Zur ironischen Anwendung vgl. auch Süberli.
mustere": 1. wie nh.l.. beschauend prüfen, allg.
Spec., Truppenschau halten Ap; B; Soh; Z. ,Der
keiser Hess ussrüefen. das alle die, so hämisch tragen
möchtend, mornendes uf den grossen platz kommend,
da wott er m.' Morcant. .Und David must(e)re1 das
volk, das bei im was.- 1531/48, [I. Sah. ,Ad nomina
respondere, erscheinen, wenn man musteret.' Fris.
Ausheben, einreihen; vgl. Muster-Rodel. ,Der König
beschwert sieh über Missbräuche in den Musterungen,
indem Einige sich unter 2 — 3 Hauptleuten m. lassen,
Andere noch Unerwachsene (buoben) in. lassen wollen.'
1523, Absch. Exercieren, sich in den Waffen üben B;
vgl. Muster-Mann (Sp. 269), -Platz. ,Wenn sie in
Grauchen in., so hört man das Schiessen akurat gleich.'
üotth. .Aus jeder Gemeinde sollen 2 — 3 Mann erkiest
werden, welche das M. wol erlernen sollen, damit sy
hernach Andere in Waaffen abrichten köndind.' XVII..
Sch (Stocker). ,Ein wahrer Patriot tut sich auf's M.
freuen.' 1787. ApHer. Auch tr., eindrillen B. —
2. Jmdn mit derben Worten zurechtweisen, ausschel-
ten, zur Erfüllung einer Pflicht oder zur Eile an-
treiben, mit wohlgemeinter Derbheit zu Etw. bestim-
men AA; Bs; B; L; G; „Sch; S;" Z. I<* will di°h
scho" m.! dir zeigen, was du zu tun hast. Jo mei",
Der u-urd-e" g'mustcret ha", und wie! L. Da het-me"
lang chönne" m. [zum Lernen anhalten]. Das het g'rad
use" hell Nüt abtreit. B Hist. Kai. Er musteret sini
Lit, dass si-n-en umme'sunst eso vergeisteret haige".
Hetzel 1885. Jmdn a" d' (zur) Arhet m. B. ,Vreneli
tat etwas zimperlig, die Wirtin aber musterte es, bis
es sass.' Gottii. Auch mit Sach-Obj., energisch an
ilie Hand nehmen ZO. Mir mustere'd d' Sach, dass 's
e" Gatti'g hat. Stütz. Mit lokalen Bestimmungen.
Eine" i" 's Hüs ine" m., energisch, auch mit Gewalt
hineinweisen Z. D's Chinde'meitli het üs i" d's Bett
(/'musteret B (Dr Bari). ,Also findt man, dass sy alle
müessiggänger aus iren stetten gemustert.' SHochh.
1591. .Die Bilder aus den Kirchen m.' Hott, 1666.
Jmdn. Etw. use" (Aa; Ap; BSi.; Tu; Z), fürt (Aa; Bs;
B; VO; Scu; „S;" Th; Z) m., in Aa; Bs; Tu; Z auch
ohne Adv., den Laufpass geben, hinaus-, wegweisen,
fortschaffen. ,Bäume herausm. [mit dem Wurzelstock
von ihrem Standort entfernen].' JSenn. ,Vor Fliegen
sollten sie sich nicht fürchten, sie hätte dieselben so
viel wie möglich hinausgemustert.' Gotth. ,Die bettler
nicht in das dorf lassen, anders dann, welcher es be-
gehrt, in die kirchen, doch den nicht bettlen lassen,
sondern widerum hinausm.' 1586, SchwE. Klosterarch.
uf-: aufmahnen, aufbieten. ,Man sollte alles volk
u. und z'samen lageren.' HBull. 1572. ,Der Herr
schickt den seinen das kreuz, dass er die liederlichen
aufmustere.' LLav. 15*7. ,Si Hess einen gar starken
Zug wider Brunhilden u.' JRceger 1606. .Durch die
Porcht der Pestilenz werden die Lauwen aufgemustert.
die Trägen erweckt, die Faulen munter gemacht'
JJBreit. 1629.
üs-: wie nhd. B; Th; Z; häufig auch in der ä. Lit.,
• zunächst als militärischer Ausdr. .Aere dirutus miles,
ein kriegsmann, dem der sohl ist abgeschlagen und
Schweiz. Idiotikon IV.
ausgemustert. Exanthorare legiones, kriegsleut ausm.
oder Urlauben.' Fris.; Mal.
ver-: 1. für militärische Übungen verwenden B.
,I)em Staat Gebühren zahlen, welche derselbe ver-
mustere, oder mit Strassen verblitzge.' Gottii. —
2. verzehren ÄARued. Mi"s Würstli und drü Eier.
u-a-n-ich mit g'no" ha", han-ich sein)" In Friburg inne"
vermusteret g'lia".
durc"-: verstärktes musteren 2 ZO. Ausschelten Bs.
Musteri f.: 1. Vorbild. ,[ln der Wüste hatte Gott
den Juden] ein m. furgeschnidten, derselben nach iren
gottsdienst ze abconterfieren, damit sy nit nach der
umbligeiiden hayden bruch von im in abfall trottend.'
Kessl. Bauplan. .Sölichen buw [sollen] die buw-
maister nach anzeignng und visierung und mustri
darüber gemacht, bi iren aiden machen.' Vai>. (nach
einer Urk. von 1485). — 2. = Muster 2 Ai-tw. ,Etlich
houptlüt [haben] am herzogen den faltsch begangen,
als si vil lüten, die nit an zal gewesen sind, gemuschtret
und ir etlicher in umb 500 gl. in einer mustri be-
trogen.' 1501, Absch. ,Clar und überflussig als by
ainer musteri warnemmen.' Kessl.
musterig: 1. = fruetig 1 a (Bd I 1340) GRFläsch;
GW. ,Gott, solliche hinlässigkeit hinzelegen und m.
ze machen, schickt sine truwe diener und knecht.'
Kessl. ,Impigra militia, ein unverdrossner, lustiger
krieg, darinn die knächt muetig und m. sind.' Fris.;
Mal. ,Wie ein herrlich pfärdt sinen g'wüssen gang
hat, noch so man nun ein rüetlin erschwingt, für sich
sieht und musteriger darab wirdt' LLav. 1569/78;
dafür: ,so wird es noch mutiger.' 1670. .Frölich und
m.' ebd. — 2. = fruetig 2. , Animos tollent sata, der
saamen wird küen und m. werden.' Fris.; Mal. -
Zur Etym. vgl. Gr. WB. VI 2765.
Musteri"g: 1. = Musteri 2; auch (damit verbun-
dene) Waffenübung, spec. die frühem (alljährlichen)
Wiederholungskurse der Milizsoldaten Aa; Ap; B; Tu;
LT; Z. Er mucs" no'h 5 Mustcri"ge" mache", bevor
er militärfrei wird Th; Z. Die .Musterungen' ge-
stalteten sieh früher zu eigentlichen Volksfesten; vgl.
Ap Gem. 1835, 111. A: Die ander Wuehe" wird dünn
au<:h e" M. si". B: Das Tu f eis Musteren all! will Me"
chönnt glich chriege", neun 's miiesst si". Stdtz. .Tanz-
sonntage, M-en, Jahrmärkte, Bergdorfe usw. wechseln
mit einander ab.' N. B Kai. 1838. .Eröffnen, warum wir
diese mannschauw und g'mein m. ang'sechcn haben,
nemlich fürnemmlich. damit [die Leute] hiedurch zur
reiss angeleitet und üebiger gemacht, ihre wehr und
hämisch beschuwet und sie ermahnt werden.' 1585,
B Verordn. (vßodt 1831, II 80 f.). ,Ein Gesuch von
Riesbach, ihre jährlich erwachsende eigne Gemeinds-
früchte bei den Neuwjahrs- und Musterungs-Abend-
trünken in dem Genieindhaus verbrauchen zu mögen.'
1709, Z Ratserk. ,An etlichen Orten mustert die Obrig-
keit ihr Volk jährlich oder zu gewüssen Jahren um
und besihet ihre Gewehre und Waaffen im Friden
nicht minder, als wann der Feind gleich verbanden
wäre. Es geschehen aber solche M-en et wann an den
Kirchweihenen oder Jahrmärkten, auch meistenteils,
wann die Untertanen auf dem Land ihren neuen Vögten
schweeren.' SiMML.-Leu 1722. .[Verboten wird das Tra-
gen] alles und jedes gold- und silberfädenen Zeuges
bei allen und jeden Anläsen, einig ausbedingt die bor-
dierten Hut auf den M-en.' Z Aland. 1735. Die Offiziere
547
Mast — mnst. Matt- mutt
548
unserer Landmiliz sollen sicli an die Verordnung
halten. ,nach welcher z wahren nur die gar beschei-
dentlicb galonierte oder in den Ecken leicht gestickte
Equipages aufzusehen hin allein bei den M-s- und sonst
keinen andern Anlässen gestattet sind.' Z Mand. 1772.
S. noch Vergliching (Bd II 601). In allgemeinem] S.,
mit dem Nhbegriff des Ausraerzens U; '/.. Der Car-
dinal habe , etwas M.' unter den Knaben im eidge-
nössischen Collegium zu Mailand vorgenommen. 1583,
Absch. — 2. ironisch, saubere Ordnung. Geschichte
B; L; Z. Das ist wider e*mal e" schont M.! Das g'seht
üs! ,Das gäbte ihr en suferi M. [wenn die Mutter
das Kind nicht länger säugte]; es brüll Eim da Wäg
fast d'r Gring ab.' Gotth. Vgl. die ironische Anwen-
dung von Ordning (Bd I 441). — 3. = Muster 1. .[1 >cr
Papst] hatt allweg in siner maiestat messhaltende das
buoch des nuwen testaments under sin fuoss legen
lassen, damit er über Gottes wort erhepten g'walt und
ain guot antchristen m. tet bewissen.' Kessl. ■ —
4. Flurn. ZSchlieren.
Vor-Musteri"g: unter Aufsicht der ,Trüll-Maj ore-
(Sp. 13ii) im Frühjahr abgehaltene, der ,Haupt-M.'
vorangehende M., an der je ein halbes Bataillon teil-
nahm.' 2. Hälfte XVIII., B; vgl. vRodt 1834, 289 f. —
Für-: Übung der Feuerwehr UwE.; Z. — Haupt-:
Bataillons-Musterung, bzw. -Übung. 2. Hälfte XVIII.,
B; vgl. vKodt 1834, 290. — Major-: militärische
Musterung unter dem Commando eines Majors. 1702
ordnet Bern für Abhaltung der Musterungen in seinen
Landen vier Landmajore. Diese Musterungen heissen
M-en.' Müller, Lenzb. — Trüllmeister-: zur In-
struktion der .Trüllmeister' eingerichtete M. XVIIL,
B; vgl. vRodt 1834, 289. — Burger-: militärische
Musterung über die städtische Bürgerschaft. .Auf den
Donnerstag nach dem Herbstmarkt ist bis dahin ge-
wonlich die letzte, so geheissene B. gehalten worden.'
vMoos 1775. — Quartier-: Musterung in einem der
20 sog. .Quartiere' [Militärbezirke] des Standes Zürich;
vgl. Mein. Tig. 1742, 329 f.; DHess 1818,249. -
Schiess-. ,Den Beschluss der jährliehen Übungen
machten halbbataillonsweise, unter der Leitung des
Landmajors, die Sch-en, dazu bestimmt, die Mann-
schaft im Scharfschiessen nach dem Ziele (Scheibe)
zu üben.' vRodt 1834, 290. — Steckli-: spöttische
Bezeichnung der sog. Depot-Musterung zum Messen
der Körperlänge. Hheinschnaken 1881.
T üppel-: = dem Vor. ebd. — Derbe Entstellung aus
,Depot-M.'; s. Tüppel.
Dorf-: unter der Leitung eines (Dorf-)TrüIlmeisters
dorfweise abgehaltene Watfenübung, spec. zur Ein-
drillung der Rekruten. Ende XVIIL, Z; vgl. DWyss
1796, 232. — Trüll-: wesentlich = dem Vor. B; Z
(Will.). .Jährlich waren 12 Sonntage zu den sog.
Tr-en bestimmt, welche die Trüllmeister, jeder in
seinem Bezirke, nach beendigtem Gottesdienste vor-
zunehmen hatten.' vRodt 1834, 290. S. auch DWyss
1796, 233. Eine Schilderung (nach einem Aquarell
von NKönig 1797) s. in den Alpenrosen 1868. 5 f.;
Schweizerbauer 1807, 95 f.
musterli c1': musterhaft BO. S. noch für-hin
(Bd II 1345). Kunstgerecht? .Ein m-es Schloss von
Holzwerk und grünen Laubästen.1 1586, Lauff.. Beitr.
.In welchem ritterlichen Spiel und Kriegsübung N. N.
sich so weidlich gebraucht hat. mit abwechslenden
Rotten ni.' ebd.
müsterle": 1. Dim. von musteren 1 .- das Soldaten-
spiel machen, von Knaben ii. Er mösterlet gern, sagt
man von Einem, der lieber in Uniform exerciert als
arbeitet GStdt. — 2. en I'satz m., einen .Einsatz- in
verschiedenen Dessins sticken, zum Versand an die
Kaufleute Ap.
Müsterler m.: (spöttische) Bezeichnung der
Musterreisenden B (bes. in .Kurz- und Colonialwaren.'
vi; Litte i. , IS I i t der Bildung und Angewöhnung eines
M-s, sei es von welcher Sorte es wolle und habe er in
Baumwolle, Käs oder Wein gemacht.' Gotth. .Nebenbei
dachte [der gewesene Bauernknecht], er könnte Ta-
baksfabrikant oder M. werden.- ebd. S. noch Gummi II
(IM II 309).
Gmüster n.: = G 'huder 2 (Bd U 999) BSi.; FJ.
Abfälle von Heu, Stroh usw. GrV. — Vgl. die Synn.
Günter (Bd 11 494), Gemüder (Sp. 90), Gemüter (Sp. IST).
Mat, inet, mit, mot, mnt, bzw. matt usw.
Matt I n.:= Mad I3b (s. Sp. 72) GrD.. Obs.. V.
E* Blitz M. Im M. sl", auf der Wiese arbeiten. Es
ist es bläws M., e* Schuppe* [Herde] guldeni Schaf
und e" silberende* Hirt GrD. (Rätsel vom Firmament).
Vgl. die Fluni, .im Deltschen-M.' ZOberw., ,Tnrggen-M.'
ZZull., ,ZindeI-M.' ZHerrlib. (schon 1G86).
Matt II (PI. Matte') AaF.. Ke., sonst Matte* I
(PI. unver.) — f. — Dim. Mattli, Mätt(eßi: ebene
Grasfläche, Wiese, bes. im Talgrunde, die das Heu fin-
den Winter liefert, daher dem Viehtrieb nicht geöffnet
wird: im Flachland Wiese übh. AaF.. Ke.. Leer.; Ai'L;
Bs; B (im Si. Gegs. Maien, Berg); GrS.; P; Scnw;
Ndwj U; ZKn., IS. Ebe* irie-ii-e" M. B. S. auch Hunz.
178. Bergwiese Gr ObS. [Das Vieh] i" d' 31. In".
S. auch mäijen (Sp. 135). .Die matti sollt ein etzweid
syn unz ze mitten meien.' 1419, Gfd. .Kin acker oder
ein matten.' Zwingli. Die V Orte werden bald aus-
ziehen und ,ein landschaft verbrennen, dass nit ein
stützen ufrecht plipt. und inen die kind uf die m.
stellen.' 1531, Zg Verhörakt. .Ligende pfand. als acher
und m.' 1535, B Bq. ,Wann Einer aus Weid M. und
Mattland gemacht, soll derselb nüt desto minder zwei
Jar langzunen.' 1075. ebd. ,Ein grosse M. oder Wisen.'
1680, Z Kaufbr. .Man kann nicht umbhin gehen, etwas
Wenigs zu reden von der so genannten M., welche
vor Zeiten Weide-M. geheissen hat. Dieser Platz be-
findet sich an der Limmat und ist ein gemeiner Sammel-
platz aller in der Cur begriffenen Badergästen.- SHott.
1702. S. noch Rochh. 1857, 248.
Mhd. »»id. Zur Verbreitung des W. vgl. Hr. \VR. VI
1761; ABirl. 1890, 75; Kulms Ztschr. XV 207. XVIII 42;
ASocin 1889, 324. .Matte"' scheint bei uns früher allg.
bekannt gewesen und erst im Laufe der Zeit durch ,Wisen"
tw. verdrängt worden zu sein. Das W. kommt nämlich in
Flur- und Ortsnamen auch da vor, wo es in appcl). Bod.
heute nicht mehr bekannt ist Aus der Fülle hieher ge
höriger Namen können wir nur eine Auswahl geben. 1) .Matt'
A.i; ap; H: 61; L; G; Th : Ndw; Z, .Matte"' B; GrD.,
Furna. I'r. ; CT.: Zg; Z, .Mathon' GrSchams, .Mattli' ApFIe.;
ZRegensb., .auf der Matten- F. .ander Mitti.nl' BGr., Intcrl.,
I..; CW.; 1. ,in der Matt(en)' BBe., Hk.; PM.; ZStäm, .im
.Mattli- ZWttdensw., .Zermattf W. 2) ,Matt(en)' in Zss.
ai .Aa-Mattle- Ndw i.An einer gmeindt, die was bj den eiden
549
Mal, niot, mit, in. -I. null
550
zuhiupotten, im imattle gomerot.' 1562, Ndw LB.), ,Ei-Matt'
IM,.; B; I.; Obw i.F.iumall.' Ufa), .Hb-- GIBotschwanden,
,Obei Matt(li)' B; Gl; 1670, l'w : Zg, /, .Oberst-Matt' ZOtlk.,
.Eich-' Bs; B; S, .Ochse"-.' um 1540, UwE., ,Ämets-' Z
(s. I,..,. / IM I 213), .Under-' ZSternenbg, ,Erbs-' B, ,Fuchs-'
ZHaasen (Streueland), .F--1.1-- B, ,Far-Mattli' NdwStans, ,Fla-'
(auch .Flach-') F. .Flach-, Flüeh-' B; S, ,Fr8sch-' AaJonen
(neben .Fröschgüll-'), .ßngger-.' 1567, AaWctt. Klostei irch.,
.Gans' Oaui- B; F; S, .Geiss-' L, ,6rien-' AaJonen (vgl.:
,sito an krieninatten.' XIV., L Propsteirodel), ,Hor-Mattli'
AaJonen (sumpfige Wiese), , Hasel-' ZgoÄgeri, .Coloten-.'
I 376, B Stadtrechn., ,Känel-' 'S, .Kriegs-Mätteli' Gr, .Chrumm-'
AaJonen (au einer Krümmung des Talbaches), .Lei1"-' B; G;
Z, ,L6-' P(ir. : Z. .Luchs-' B, ,Lugi-' B, .Lempen-.' 13S9,
B Tellenbuch, .Lang-- (gespr. Lammet) Z. .Mugge"-' B. ,Man-
sele"-' AaF., ,Meise"-' ZStdt (1444, Frtind), .Mos-' AaZnf. ;
B: Z. .Mues-' B, .Neu-' B; F; S: ZHorgen, .Kider-' Bs; B,
,Nass-' ZWein. (,zu der nassen Matten.' 1604, Aa Wstt.),
,Bad-Mättli' AaJonen, , Boden-' AaJonen; ZHorgen, ,Becke°-
Mattli' ZWäd.. .Bock-' Gl, ,Pfaffe°-' S (,ze Meggen in des
platten matten.' 1302, Urk.l. .Brüel-.' 1756, L Kantonsbl.,
.Ronen-Mattli' NdwStans, .Boss-' G, .Reiti-' Gl, .Sack-' Gl,
.Seel-' G; Z, ,Sulz-' B; Zg, .Schachen-' ZDiet.. .Schaf-' Bs
(lt Seil. 262 b auch .Schach-'), .Schalch-' AaJonen, .Schür-'
I.NVu.1.; ZgHiinenb. ; ZWädensw., ,Schwelle"-Mätteli' B. .Sta-
del-.' 1531, Absch., .Stempfel-.' 1420. Seg., RG., ,Stei=-'
PGress., .Stett-.' 1653, AaWett. Klosterarch., ,Hostet(s)-' L,
.Tier-' B, .Büren-.' 1585, AaJonen, .Tislis-' Z, .Weier-' Bs;
B; S, .Walen-.' lii-Mi. AaWett. Klosterarch., .Wannen-' S;
1323, Gfd, .Wesen-' ZHausen. Noch getrennt: .Quaedam
Frncteta, altlis matte dieta.' 1210, Z Urk. — ß) , M. -Acher'
ZWetzik., ,-Hof BG. ; SL., ,-Mülli' ApHeid., ,-Bach' ZWthur,
,-Brunnen' G1S., .-Sand' WV., , -Schür' ZBäretschwil, ,-Stall'
BSumiswald, ,-Stalden' BnSi., ,-Stetten' BFraubr.; 1365, S;
1386, BBurgd., ,-Tal.' 1529, Egli, Akt.. ,Matt-Wil' ThWeinf.
Dazu die Familienn. ,Mat.' 13S5, L, .Odermatt.' 1594/1639,
Ndw (.Kunrad ader Matte, villicus in [U] Silennou.' 1290,
Kopp, Urk.), .au der Matt, Matte(u).' 1275/1309, U; 1386,
DE.; 1402, Aa; 1523/6, Schw; 1566, Zg; 1672, Obw, .in
der Matt.' 1377; 1521/5, Schw, .von Matt(e).' 1381, L;
1512/26, UwStans, ,ze Matten.' 1312, ZOtteuhach, ,zur
Mallen.' XV.. S, .Matter.' 1360, Aa; 1486, B; 1645, UwE.,
.Kilchmatter.' 1462, Gr Sammler, .Suinmcrmatter.' ebd. (noch
bei ThPlatt. 157-J: .Hiess Simon zu der Summermatten.'),
.Mattstctter.' 1432/1529, B (,TJol. de Mat(i)stetin.' 1241,
Kopp, Urk.). — Im Gegs. zu heute mögen früher .Matte"'
und .\Visem neben einander gegolten haben, da die beiden
Begriffe sich nicht deckten: , Matte' scheint dem allgemeinem
,Wise"' gegenüber spec. die mähbare Wiese bezeichnet zu
haben; vgl. Kluge, etyni. WB.
Alche"-: „Wiese, die ein Futter hervorbringt,
wie es in alten, mit wenig Dammerde liedeckten Fluss-
betten wächst 1!; Th." , Wiese, die weder gedüngt.
noch gepflügt und des Jahres nur ein Mal gemäht
wird' B (Zyro). — Ew-: alte, ehhafte Matte. Spruch
über das Wasserrecht .der eematten und neuen matten.'
1469, BLangenthal. — Uffuer-: Matte, die mit Üf-
fuer (Bd I 971) gedüngt wird B. Vgl. Nydegger 1885,
47. — Gras-: Matte zu Grünfutter BsL.; s. grasen
(Bd II 797). .Jedes Dorf hat auch sog. Grasmatten.'
JKettiger 1857.
Chienholz-. Sicher wie d' Gh., ganz sicher BHa.
Die Matten bei BKienholz galten früher als gesichert vor
Überschwemmungen und Bergstürzen.
Hunger-. In der RA.: Uf der IL Kapital ha',
Nichts besitzen, Hunger leiden müssen UwE. Als
Flurname B. .Anderhalb Mannwerch, die Hungermat.'
1653, \A\Vett. Klosterarch.; vgl. ebd. den Flurnamen
,die Thürmatt.' S. Hunger 1 3 (Bd II 1448). — Hüs-:
Matte beim Hause 11. In der Schilderung des Trei-
bens eines Wucherers heisst es: .Daran hievor zehen
hatten, macht er zun einer h-en.' Badenfart. Als
Flurname: Hüsmatt ZWädensw., Hüslimati BsL. —
Heu™-. , Auf beiden Alpen sind Heumattli abgezäunt.'
OßwVolksfr. Vgl. Matt 1. — Le-: Name eines grossen
Handlehens des Klosters Kappel. 1662, Z Lehenbr. —
Leger-: „Wiese, die nie umgepflügt wird, sondern
liegen bleibt B." Wässerwiese B (St.b). , Läger- »der
Wässermatten.' Glcr 1835. .Den Zehnten betreffend
gehört dem Prädicanten der von Neubrüchen; der
Zehnten von Lägermatten aber gehört zum grossen
Zehnten.' 1534, Absch. — Lüs-: Schädel, Schopf. ,i >
liett ich iez ken Wein, ich wellt dir g'schwind auf d'
Läusmatt sein (lauft iez zu mit der Flaschen, will ihn
schlagen).' HMähler 1620/45. — Mäder-. ,Er habe zu
seinem Gut etliche M-en, darin er Nutzung habe mit
Höuw und Embd.' 1509, B Rq. ,Die under ihnen M.
habend, sollend mit dem Häuw und Ambd und dem 1,'ä-
chen abfahren wie von Alter her.' ebd. Vgl. Mad 2 ha.
(Sp. 72). — Muni-: die dem Zuchtstierhalter von der
Gemeinde zur Nutzung angewiesene Matte AAJonen;
Bs; S. Vgl. den .Munimattweg' Bs. — Muri-. ,Es ist
Sprachgebrauch des B Landvolkes, Fundorte von Alter-
tümern M. zu nennen.' Arg. 1861, 7. Ortsname B.
,Mure°-Matt(li)', Fluni. SThierst; ZHorg. — Berg-:
= B'erg-Guet (Bd II 550), Voralp Obw (urkundlich); vgl.
AKüchl. 1887, 154. — Pfarr-Mattli: Pfrundwiese.
,So lange in Kirchdorf ein Pfarrer war und ein Pf., eben
so lange waren unsere edlen Vorväter auch die Lehen-
trager dieses Pf-s. Es hielt 12 Jucharten.' XHerzog
1862. — Pfarren-Matt: = Muni-M. .Quoddam pra-
tum dictum pharrematten.' 1278, BsL. Urk.
Prattele"-: Matte bei BsPrattelen, wo nach der
Sage die Hexen ihren Sabbath feierten. .So kumpt
von felsen ein grusam schar gfaren von des steines
wand uf ross und tieren menger band gformiert und
g'stalt so grusamlicb ... es ist das volk ab brattelen-
matten.' Salat. .Euer muoter und euer an liatt [man]
verbrennt, diew}'l sy waren hexen, unholden by im
jaren und man sy hat einmal erschnappt dort oben
uf pr.' Holzwakt 1571. ,Sie seie auf einem Stöckli
in die Pr. gefahren.' 1661, LSursee (Aussage einer
Hexe). Scherzw. wurde gefragt: ,Bist du auch schon
auf der Pr. gewesen?' Vgl. noch Gfd 23, 359 f.; Lie-
benau 1881, 280. Nach Liebenau auch ohne Bez. auf
das Bs Dorf für den Galgenplatz als Versammlungsort
der Hexen übh.
In Bs He.veuprozessen des XVI. bekannten Hexen, in der
Nähe von Prattelu auf einer Wiese sich versammelt und
Wetter gemacht zn haben.
Ritt-. ,Ouch ist recht und harkommen, welicher
genoss ze meien oder ze herbst in das geding ritet,
der mag sin pferd schlagen in die r., mit sattel und
sporen und es darin lassen gan, diewil das geding
wäret.' 1424, AAHolderb. Hofrodel. — Schiss-, nur
in der RA. : es gut d' Seh., 's Sch.-MäUli ab, es geht
(physisch und ökonomisch) dem Ende entgegen lls;
vgl. Sch.-Gass (Bd II 452). — Schweig-: zu einem
Schweighof (Bd II 1032) gehörende Matte. ,Da ligend
zwo matten, dera heisst eine schw. und die ander gelt-
matte.' 1309, iiabsb.-üstr. Urbar. .Stosst an der herren
matt und an die schw.' 1530, Aa Rq. , Schweig- (auch
Schweid-) Matte"', Flurname ZThalw. — Spil-: nur
noch in Flur- und Ortsnamen; vgl. Spil-Huf (Bd II
1033). ,Zu Staus unter der Linden an der Spilmattcn'
551
Hat. inet, mit, nint, Unit
552
wurden bis ins XVI. Landtage abgehalten; vgl. Gfd
28. 180. ,Sp.', Vorstadt von BUnterseen, auf einer
Aareinsel. Die .Spillmatten' zu ZKappel. 1662, /.
Lehenbr. ,Spielmättli' BGr. — Streui-: Matte, wor-
auf Streue wächst AaF., Ke. — Strieli-Mattli: mit
groben Stengolpflanzen (Disteln, Ampfern usw.) be-
wachsene Matte UwE. — Wässer-Matte": Wiese,
die bewässert wird Aa; Bs; B. Vgl. Leger-M. —
Wis-. ,Ein grosser Brunnquell in einer Wiessmatt.'
Wcrstisen. ,Ein Wiessmatt, auf welcher järlich bei
hundert Kardien Höw wechst.- ebd. — Ufzug-:
.eine durch Wässerung gedüngte Wiese, so genannt,
weil das Heu und der damit erzielte Dünger zur Ver-
besserung höher gelegener Güter benutzt wird BE."
S. auch Alpenrosen XXII 37.
„ verchalbemiatte": tr., aus Plumpheit ver-
lieren, verscherzen B."
Chalber-Matter: 1. Familienn. W. — 2. „Schelt-
wort, sehr dummer Mensch B." Syn. Chalber-Narr.
„ ehalber-mattere": sich plump betragen B."
Leue°-Mätteler : Spottname der konservativen
Partei B (seit 1850).
Auf einer Matte, hinter dem Gasthaus zum Löwen in
BMüns. fand 1S50 eine Parteiversammlung der Konservativen
statt, um über den Sturz des radikalen Regimentes zu beraten.
matt, in Aa (Rochh.); GlS.; L; GMels; Schw; Uw
(neben matt); „U" matt: 1. wie nhd. Aa; Bs; B; Th;
Uw; Z. Fade, kraftlos, von Speisen, Getränken Bs;
GlS.; Scbw; Uw. Mi Gummeli. Auch bildl. UwE.
E" m-i Bed. — 2. kraftlos, weich, von Äpfeln, Kar-
toffeln, Kuben, die lang im Keller gelegen haben B;
Syn. wintsch. Mett, rostig, zu faulen beginnend, vom
Fleisch der Äpfel Aa (Rochh.). ,Teig, faul.' Ebel.
Teigartig, (zu) weich, von Speisen, z. B. Fleisch, Brot
GMels; Schw. .Bring uns ein alt stuck käs, guot ful
und matt.' JMurer 1560. ,Pisces molles, zart fisch,
teig oder matt tisch.' Fris. ,Dise Fisch [Rötelen]
seiend sehr gesund, gut, lind und matt.' JHEscher
1692. Auch von unausgebackenem und darum schwer
verdaulichem Brot, Backwerk übh. L; Syn. chäsig 2
(Bd III 514). Nahrhaft, ebd. — 3. von Personen, a) ein-
silbig, verstimmt UwE. Syn. massleidig (Bd III 1084).
— b) „schlecht, niederträchtig U."
IMe Form matt mag ihren Um], (wie gemach Sp. lti) aus
den Steigerungsformen bezogen haben. Zur Bod. -Entwicklung
vgl. frz. mal. Die Bedd. 2 und 3 a vereinigt auch mönig
(Sp. 238/9). S. noch matter-äosig (Bd I 501), .teilig.
schach-matt: missmutig ZLunnern.
.mattächtig: halbfaul, fraeidus.' Fris.; Mal.
„Matte"" II, Matte" m.: Krankheit des Viehs,
bei der sich zwischen den Klauen Fäulnis und Eite-
rung entwickelt, Klauenseuche Uw.
Matte" III f.: (durch Schlag oder Stoss verur-
sachte) matte Stelle an Blech, Messing udgl. Tn.
Matthäus Malta Sohwj Z, Matte Aa; L; GA.; W:
1. Personenname. S. noch Tl(i), Teus, Täs, Tis, Teives.
Name für den Kalenderheiligen, bzw. dessen Gedenk-
tag (21. Sept.). Dieser gilt als einer der ,Lostage',
bes. für den Wein. Ineichen; Sulger. St Matte — sett
de" Söme" g'seh, die hervorgesprosste Saat L. Über-
gehend in appellative Bed.: ,Das ist für uns ein Rätsel
und zwar dem gescheidtsten Mathä wie für den blö-
desten Nätzel.' Erzähler 1855 (Scuw). — 2. das Evan-
gelium nach Matthäus, in der RA.: es ist Mattäi (in
AALeer. ; CA. Matte) am Letzte* (in I! auch am Litze")
mit Eint, Öppis, geht zu Ende Bs; B; G; Tu; Z; vgl.
da< syn. Lukas (Bd III 1255). ,Es gebe Leute, die
es sonst nie erführen, wie gut sie es einmal gehabt
hätten, und solchen geschehe volles Recht, wenn es
ihnen einmal ung'sinnet Matthäi am Letzten läute.'
Gotth.
Für AaLeer. ist die Betonung der ersten Silbe bezeugt.
Unsicher ist, ob der B Persouenn. Mattli und der KSi. Fa-
milienn. Watti hieher oder zu Matthias gehSren, wie denn
übh. die beiden Namen auch sonst nur schwer aus einander
zu halten sind, ,Der Schwytzer Cardinal, Mafthe von Sitten.'
1521, HBull. Betr. die appellative Verwendung des Namens
vgl. VYWaek., kl. Sehr. 111 169.
Mätä'ngeli Sch; U, Matengck" GnRh. (Wartm.),
Matänneli AABöttst., Leuggern; ThHw.; U; ZNeft,
Sth., Wthur. Zoll.. Matäneli AiBb.; ZW.. Madänneli
Aa, Maddneli AaF., Leer.; GT.; SNA., MadänecMi
GnPr.; GT., Matte»- Tängeli, B- AAHeitersb.; Sch,
-Tänn(e)K, B- AABb.; Gr (lt Durh.); SchKL; ZRegenst.,
-Tänfeßi, B- AABb., Bözb., F., Fri., Ke., Ki., Z. 1815,
-Bärneli AAZein. (Kdspr.), -Dändcli Aa (lt Mülilb.),
-Toneli Sch, Matti-Tänneli B (Durh.); ZBenk., Mage"-
Dängili SchKL, -Bänneli Sch (lt Schenk), Mutengeh
GoRh. (lt Wartin.), Mugge'-Tenne" G oRh. ( Wartm.).
-Däneli GWe. — n.: Pflanzenname. 1. Primel, a) in
G uRh. mit dem Zusatz wildi, Arznei-Pr., Pr. off. Aa;
Gr (lt Durh.); G; Sch; Th; U; Z. — b) hohe Primel,
Pr. el. Aa (lt Mühlb.); B; GoRh., T.; Th. — c) 's mm
31., die in Gärten gezogene Aurikel, Pr. aur. AxLeng-
gern; Tu. — d) Berg-Mugge*-Tängeli, die wildwach-
sende Aurikel, Pr. aur. G. — 2. Acker-Schotenklee,
Lot. arv. ZRegenst. (Frei).
Die F'ormeu Matüngeli usw. können (bei dem nicht sel-
tenen Wechsel von b:m im Aul.) als Spielformen dir svuu.
Batängel usw. betrachtet werden. Ihr älteste Beleg begegnet
in einem B Arzneib. ans dem XVII. : ,Zame Schlüsselblumen,
sonst Mathänneli genemmt.' MatW-T. beruht auf Dmd., als
läge eine Zss. mit .1/e/t. " und Änneli, bzw. Engdi, Tännli
vor; vgl. Engdi (Bd 1 333), Änggeli 3 (lid 1 340), ferne]
auch Hängeli (Bd II 1448). Muggen-Tennen würde eher auf
die .Mückenblunu". Ophrys uiyodes (aueb Sammetengeli) passen.
Rochh. 1857, 174 will noch die Bod. .mittlerer Weg. rieh.
Plant, media' kennen, die aber nur auf die dort angeführte
Form .Matten-Tätsch' passt.
G'mate n. : mietitnra, falciatura PA1. (Giordani).
— Zu m&ijen.
Materi (-e'ri ThHw.. -e'ri AaF., Ke., Leer.; B; Gs
He.; Schw; THEgn.; Ni>w, -e'ri Z), Madiri AAZein.
(n.); Bs (-e'ri) — f.: Materie, Stoff, doch mir in be-
schränkter Anwendung, a) Kleiderstoff. .[Der Kaiser]
Hesse sich köstlich und von silber gewäbner m. be-
kleiden.' Joh.Wetzel 1583. — b) Baumaterial Ar. .Der
M. und Buwzügs halb | bei Ausbesserung einer Mauer].-
RCvs. — c) Brennstoff S. Bas Für mit früscher 31.
bediene". BWyss. ,[Der Komet] brünnt, so lang der
dick Dunst wärt, als der im die M. bschärt.' JMaul.
1674. — il) Schutt. Unrat, Schlamm Ndw; Z; Mist,
Moder „Gr;" W. Ber "Bach bringt mängist 31. ufd's
Land use", wenn er Uhuifhid Ndw. .Verorduung, dass
künftig der ausgeworfene Berd nichl aufgehäuft, son-
dern weggeführt und durch Tieferlegung der Stadt-
gräben die M. besser abgeleitet werden soll.- L73S,
Absch.; vgl. ebd. VII l. L15S und Grusel (Bd II 810).
,Auftrag, bei einem Wirtshaus, einem Stalle usw. die
i
Mal. Hill. inil. mot, inul
55 I
Materie wegzuschaffen.' 177'.', Abscu. e) eitrige
Flüssigkeit, Eiter, in Geschwüren, Wunden Aä; Bs;
15; Gl; (iullc; Lj G; Schw; Th; /. Vorbunden mit
dem Syn. Zug Z. Es Hehl M .: es ehunni M. Kse».
,\\ o die Augen so verderbt sind, da sammelt das Herz
nach und nach M., und wo solche M. liegt, greifen
die Hände Kot für Honig an.' LKInherbitzi 1826. ,I>ie
Matery ist mehrenteils nur Wasser und wird kümmer-
lichen zu Eiter.' Würz 1634. .Weil kein anderer
Unterscheid zwüschen beiden ist, als dass die M. in
den Brandblateren scherfer dann in den Schwenten.'
JHLav. 1068. ,Der Patient soll die Materi lassen aus-
führen.' JMuralt 1712. .Viele speien M., mit Blut
vermengt.' 1757. Guggenb. — f) Stoff, Gegenstand für
sprachliche Darstellung Aa; Schw. Eine" ab der M.
bringe", vom Gegenstände ab. aus der Fassung bringen
AaF., Ke. Ab der M. cho", vom Thema abkommen,
auch: das Delirium bekommen; Syn. ab der Histori
cho*. S. noch vergüeten (Bd II 556); Hepf (ebd. 1490);
Büic-Meister 2 (Sp. 521); Gr. WB. VI 1751 ff.
Unsicher ist die Bcd. unseres W. an folgender Stflle:
Zu Rheinegg waren vier dem berüchtigten N. zugehörige
Fässer arretiert und untersucht worden (sie enthielten Tabak,
schwarze Tiegel und 37 Stock ,M.'). 1726, Absch.
Materialist m. : Händler, Hausierer mit sog.
Materialwaren, Droguist Z. Syn. Venediger, Triaxer.
,M.: in Saipfen, Coffe, Öl und Saft, auch Andrem
b'stet sein Handelsehaft.' Auf. XVIII., üfeninschr. im
Zunflhaus zur Saffran ZStdt. .Diese Zunft [zur Saffran]
und das Haus selbst tragt diesen Namen vielleicht
wegen eines Materialisten Laden.' vMoos 1775. ,Es
solle Niemandem als den Apothekern und M-en er-
laubt sein, Giftwaren zu verkaufen.' 1777, Z Ges.
materiere" Ap (auch verk. teriere'); Tu, materi-
siere" Sch: eitern.
Matthias Mattis Aa; Bs; Gl; Gr; G; Sch; Th; Uw;
'Ar.-. '/,, Matebis Sch: 1. Personenname; Kalenderge-
denktag (21. Febr.). allg. Der Mattis ist de- Chilbi-
feller GLMühlehorn; vgl. Bd I 761. Mattis bricht ('s)
Is — findt (hat) er l:ei"s, so macht (bringt) er ei's.
Bauernregel. .Friert's an St Mattis (Sam-Mattis), so
friert's vier Wochen.' Ineichen. .Die Matthise"nacht
wird in SchwWoII. wie die Andreasnacht mit Ver-
kleidungen und Hochfeuern gefeiert. Matthise"nacht
fällt im alten Kalender acht Tage nach dem Perchttag
oder Hirschzistag und wurde von jeher durch Gelage
gefeiert, von den Jungfern zur Erforschung ihres
künftigen Frauenstandes benutzt usf.' Püp. .Sonder-
bar ist gross die Gottlosigkeit, da man an Mathias-
tand Andreasnacht vil gottlos Gaugel- und Affenspiel
braucht, zu erfahren, was man für Heurat bekommen
werde.' Zauberei 1704. Appellativ: Lugi-Mattis,
Lügner Bs. .Matthyasslein, so nennt man alle An-
wälte, welche bei Eiden die angedeutete schlechte
Rolle spielen [indem sie Leute durch Anwendung von
allerlei Kniffen zur Ablegung eines Eides drängen].'
Gotth. Statt .Matthäus' in der RA.: ,Es ist Mathys
am Letzten für sie.' Gotth. .Mathys der Letze', fin-
gierter Gewährsmann für Verkehrtheiten B. ,So an
halbleinenen Kutten sei wenig gelegen, meinte er mit
M. dem Lätzen.' Gotth. — 2. Mattisli, Blume des
Klatschmohns, Pap. Rlioeas AaZoL
Her Acc. scheint meist auf der ersten Silbe zu liegen;
.ausdrucklich bezeugt ist dies fUr AaLeer. ; Bs; B; Th; Z. Die
Angabe Matebü beruht wahrsch. auf einer Verwechslung mit
.Matthäus', wofür es auch sonst nicht an Beispielen gebricht ;
vgl. Tu. .Mattis', Familienn. \Mw; auch L503, IM..: 1509,
H; L525/9, Gl; 1528/31, Z. ,Der Matthyssli, klosterknächl
zu Cappel.' HBull. 1572. .Mathisen', Ortsn. ZF. Betr. die
Gebräuche au M.-Tag ist zu beachten, dass der Tag in die
Fastnacht fällt.
Galli-Matteies: Gallimathias, verworrenes Ge-
schwätz GStdt.
Matill(d)li, Mad- neben Matintli n.: Handtuch.
Serviette IT (bes. Urs.). — Aus it. mantino, dem das aus
GrKh. bezeugte MantinU noch näher steht.
muttis-mattis: Entstellung des lat. mutatis nui-
tandis AaZ. 1815.
„Mätterich m.: Schmerbauch BO." — Viel!, zu madlcn
(Sp. 76).
Maut in. : Zoll ApH. Der M. ist droff g' schlage*,
von einer sehr teuren Ware. Wenn in Zeiten der
Teurung der Brotpreis ungewöhnlich hoch gestiegen
ist, heisst es: .Jetzt haben wir den M., der M. ist da.'
Aus dem Bair. entlehnt. Das Masc. viel!, nach ,Zoll.'
Vgl. Gr. WB. VI 1835.
Met „« m. (auch n.): Met, ehedem auch bei uns ein
beliebtes Getränk. Jetzt nur noch in der RA.: Das
ist wie M., süess wie 31., von Getränken ZZolL; vgl.
m.-süess. In Bs sagte man früher: ,Der hat den M.
gesotten', den Plan geschmiedet. Noch im XIV. bildete
die Metsiederei eine besondere Berufsart (s. Meter)
und zugleich einen Zweig der Staatseinkünfte; mit
der Verbesserung der Weinkultur aber nahm der Ver-
brauch des Mets ab; vgl. Z Gem. 1 264; Bs \1Y. 44.
,Swenne ietnan wyn ald mett uftuet und schenken
wil, der soll an enhain fasse stössen, er lass es vor
gesehen unser sinner.' XIV., Sch Stdtb. .Zwei Mass
M. erhält 1491 N. N. als Neujahrsgeschenk, ebenso
ein Lid von einem Kalb, eine Buchs mit Latwerg.'
S Wochenbl. 1845. .Matt und bier bringt schaden dir.'
XVI., Z Kai. .Proniulsis. ein trank, von honig ge-
macht, matt. Hydroineli, matt von honig; apomeli,
matt von waaben.' Fris. ; Mal. .Etliche sein gewont,
das Aqua vitae mit Mett oder Honigwasser zu ver-
mischen, welches gemeinlich unsere Bauwren im teut-
schen Lande aus den Honigwaaben machen.' JRLan-
denb. 1608. ,In dieser Zeit Honig und Medt, auch
guter Wein dein Trank sei stät.' XVIL, Bs Hink. Bott
(zum Wintermonat). .Starke Getränke, als das Mett
und übsmost.' Spleiss 1667. ,So häd er anch weder
Malvasier usw., weder Mett nooU Bier trunche1", wird
vom toten Bantli gerühmt. Kornhoper 1679. ,Hüte
dich vor Bier und Mett, iss saure Speis.' S Kai. 1749
(zum Hornung). - Mhd. mite. S. auch firn (Bd I 1020)
und vgl. WWack., kl. Sehr. I 86 ff.
Essich-: mit Essig gemischter Met. Vogelb. 1557,
82 a; vgl. ebd. 246 a. — Milch-: mit Milch gemischter
Met. Vogelb. 1557, 58 b. — ,Most-: melitites.' Fris.;
Mal. — Win-. Den zu mästenden Gänsen soll man
ua. ,weinmät' geben. Vogelb. 1557. .Mulsum, wein-
mätt, -met.' Fris.; Mal. — Wasser-. ,Den anderen
tag sol mau inen [den Fasanen] wassermät oder wein
geben.' Vogelb. 1557, 52 a; vgl. auch 43 b.
Meter m.: Metsieder. XIII./XIV., Bs. ,Filia Con-
rad i dicti M.' 1258, Bs Urk. Vgl. noch Bs XIV. 44.
Metschaft f.: Metsiederei, bzw. das Recht, Met
zu sieden und zu verkaufen. Der Rat von Z muss
einen Streit um die gewissen Burgern zustehende ,m.'
Mat, lud. mit, mot, mut
556
entscheiden; danach soll, wer zu Zürich Met zum Ver-
kaufe siedet, «Ion genannten Burgern eine gewisse Ge-
bühr bezahlen. 1295, / (Jrk. Die .metteschaft' als ein
[..■hon von Freienstein bezeichnet 1314, Z Urk.
nii:tt: mittler Sch (Kirchh.). Mittelgross. .Eins
metten mans spang wit, dass ein man mit einem metten
schuo thin treten mag.' UwBuochs Hot'r. ,Den metten
graben ab.- Offx. Jestettcn. Vgl. noch Metten-Nauwen.
Zu ahJ. mitemo. Die einsilbige Form ist wahrsch. eine
irrtümliche Al.stnikti.in Kirchhofers aus mitte*. Das W. be-
gegnet sonst nur noch als erster T. zsgesetzter Ortsn., und
/.war 11 als ,MSttme°-' (gespr. Neppe"- Schw; Z): ,M.-Alp'
Schw, ,-Egg' (in dem Familienu. , Metmanegger.' 1407, We-
gcliu), ,-Hasli' (zw. ,Ober-' und ,Nider-H.') Z, ,-Luek.' 1729,
Aa (wofür in andern Quellen ,Äppe°-I,.'i. ,-Schongau' L,
,-Stetteu' Z, .-Teufen' (zw. .Ober-' «ud ,Hiuter-T.'l Z. -
•2) als .Metten--: ,M.-Acker' B, .-Egg' Ap, ,-Feld' B, ,-Hof1
B; S. ,-flöri' Z, ,-Bach' B; 1309, L, .-Bühl' B, ,-BSrg' Bs;
B; F; S, ,-Dorf GGossau Hieben ,0ber-' nie! .Xi.ler-lt.-);
Tn (gespr. Mede'-D.), ,-Weg' Ndw, ,-Wyl' Aa; L. ,-Wang' U,
,Mert(en)-Schlatt' (zw. ,0ber-' und ,ünder-Schl.') Th.
mettel: mittler; mittelmassig GrPi-. M.-gröss,
mittelgross. ebd. ,So das körn getröschen wirt, so
sol man 's durch ein metlon ritteren [Sieb] slahen.'
LEmnten Hofr. Meist nur noch in Orts- und Fluni.:
's m. Wäschchrüd GrPi\ (Schwzd. 29, 42). M.-Ganda.
ebd. Mettil-Horn, Bergname PA1. S. noch Graben
(Bd 11 679). — Ahd. mettd.
Metall (-äl AaF., Ke.) n.: 1. wie nhd., doch meist
eingeschränkt auf Legierungen, wie Nickel, Neusilber,
Messing udgl. — 2. Lumpen (zu Papier). ,Das zum
Papiermachen gebrauchende M. oder Lumpen.' 1783,
Z Ges. ,In Erkaufung angedeuteten Lumpenmetalls.'
ebd. .So Jemand erfunden wurde, der an irgend einem
Ort unserer Gerichten und Gebiets Lumpen aufzu-
kaufen und solche äussert Lands zu verführen sieh
unterstehen täte, ihme solches zu Beeilten nieder-
gelegt, das M. oder Lumpen weggenommen usf.- ebd.
,Der Druckerherr N. begehrt die Freiheit, das M. zu
bestellen an den Passen.- 1660, Simmler, Urk. ,Das
Sammeln von Papeir-M. wird als eine Beschäftigung
der Bewohner von ZMaschwanden genannt.' 1692,
Pfarrbericht.
Mette! AaBd., Degerf. ; BsL.; VO; Gl; S; ZRafz,
W., Mertel Aa; B; L; SG.. NA.; Zu — PI. Mettle*
ZRafz, Mertle* L, Mettele* A.\Zein.. sonst meist unver.
— m., Mcltle" f. BE.: 1. gem. Regenwurm, Lumbr.
teir.. auch Wurm übh. Aa; Bs; Bj VO; Gl: S; ZN.
De* Chäs mit Hut und Hure' esse*, wie ei Hüener d'
Mertel. Zg Kai. (Eis.). Si usenand lä" vie-n-e* M.,
wie ein kriechender Wurm Gl. Hei üf si* wie-n-e*
71/.. gut gelaunt, etw. angeheitert sein (scherzh.) Aa
Leer.; L. De* Mertle* zünde*, nach Einbruch der
Xaeht mit einem Lieht im Garten die Regenwürmer
bervorlocken, um sie zu fangen L. Bald müesse* go*
M. stieche*, go* d' M. hirte; euphem. = sterben müssen
L. Regenwürmer dienen in der Volksmedizin u. A. als
Mittel gegen Verstopfung; vgl. die Besegnung bei
Wolf-Mannh. IV 111 (aus dem Aa). ,[Es] soll Nie
Hiand mehr [mit] Apotekerei, sonders mit Mettlen
...ler Kerdlen hegenen.' 1601, Senil E. Klosterarch. .Pas
Öl von Mettlen bereit, welche man aus der Erden
grabet, welches dann sehr gelobt wir! zum Milien n
der Schmerzen, so den Gelenken, Nerven und Adereu
;egnen.' JRLandenb. 1608. ,Regen- oder Erdwürme,
auch Mettel genannt.' JJNüscu. 1608. .Sic geleben
der Metlcu und Wasserspinnen.' JLCvs. 1661. .I.um-
bricus, Regenwurm, Mettel.' Cappeler lTdT. s. auch
Gr. WB. VI 2148. — 2. Engerling AaBd.; Zl.immat-
tal. Bat'z. Schwerzenb., W. — 3. hochgewachsener,
schlanker .Mensch Uw. De hist nur e* M.
i usere Angaben lassen für Jen Voc. •.', d. h. primären
t'ml. von a, erschliessen, so dass Zng.-liorigkcit zu .Made'
sehr wahrs. li. ist Nur einmal begegnet die Form ,Mitel':
,Schynt die Sohn an Pouly Bekerung, so wirt ein gut Jahr;
regnet es oder schneit es. so gibt's Mitein.' ZElgg Arzuoib.
Das Fem. erklärt sich wie su oft aus dem als Sg. missvi r-
standenen Fl. des Masc. Bd. 1 u. '2 vereinigt auch M.-Wurm.
Ore"-: s. Mitheim (Bd II 1290).
Vgl. .Obren-Mückel- bei Gr. WH. VII 1257, mit dein
unser W. der Bed. nach wohl identisch ist.
Ch-is- Mertel „GWallenst. ;" Zg, -Motte! L, sonst
-Mettel: = Gh.-Fisch (Bd I 1102) L; „GWallenst. ;-
Schw; Uw; U; Zg. — R§ge"-: = Mettel 1 Ndw. ,[Der
Weih] Iahet fliegen, schnacken und ragen mettel.'
Vogelb. 1557. S. noch Gr. WB. VIII 526 7.
mette" I: Regenwürmer fangen Ndw.
Mettelin: eine Goldmünze. 1431. Seg., KG. II ::i!'.
— Vgl. meteali», Manie einer Goldmünze bei Hu Cauge.
niette" II: viel Wesens machen, im Reden AaIIoKI.
mettene": 1. „Mette halten, katii. Schweiz." —
2. Wortwechsel haben U. — 3. beim Kinderspiel ab-
zählen BHa.
Metti f.: 1. Frühmesse OwE.j W; Zg. S. Metti-
lüten (Bd III 1506). Abendandacht am Mittwoch.
Donnerstag und Freitag in der Charwoche, in der
Hauptsache bestehend ans dem Vortrag mehrerer psal-
menartiger Gesänge, die für jeden der drei Tage be-
stimmt sind Aa; BsBirs.; Schw; S. [Es] si" Gotts-
dienst g'halte* norde", Miss, M. und Vesper S (Joach.).
Seele zum Leib: ,L>u soltest früe ufstan und soltesl
zuo der kilehen gan ze m. und zuo der mess, man
sing oder man less.' Krieg zw. Leib und Seele. .Am
abend ist guot m. singen.' 1522/40, A.OIell. Arch.
,Uu sollt vatterunser [usw.] betten, nit ein nünpsalmig
m. schryen.' Gyrenr. 1523. .Lass .1er messmer m..
mittag [usw.] lüt.' 1535, ZElgg Herrschaftsr. .Nach
mittnacht umb drei uhr stuenden sie zur m. wider
auf, betteten bis umb fünfe. da sie mess hielten.'
Wcrstisen. .Vesper und M. singen.- XVII., Lud.
.Wusstest dann nicht, dass das Fest endlich auf die
M. nahe.' Epigramm 1712; viell. mit Bez. darauf, dass
der frühe Morgen der Lustbarkeit ein Ende macht.
S. noch Arg. 1861, 213''. — 2. übertr.. meist in ver-
ächtlichem S. a) umständliches, ermüdendes, lautes
Geschwätz, lärmendes Treiben, geräuschvolle Lustbar-
keit, von Menschen, auch Tieren Aa: Bs; B; ..Gl;"
Uw; 1': W; /.; Syn. Fuer 5 (Bd 1 970), Leben-Lang 2a
(Bd 111 1325), LSb-Tag. Er hat du e* ganzi M
eine umständliche und langweilige Geschichte erzählt
W. lr maehi'd aw* e* M.! ein Langes und Breites
Aa. Die händ e* M.! /'.'■• ist e* M g'si*! Was die
Buebe* für-ne* M. verfüeri hei*! BKirchb. Dcr Hund
hol luit scho* früe c M. ifha". Mir händ unser M.
g'ha*, haben uns recht lustig gemacht Bs (Ochs). [Die
Frau] het-ech e* G'schrei und e* Wese* in dem Garte*
verfüeri und e" .!/. g'macht, afs wie wenn si halber
verrückt nur Bs. ..'s ist e* uolli M., sagt man vom
Gelärm der Säuler B; VO; /.." [An Tanzbelustigungen]
557
Mat, inet, mit, mot, imit
558
gi't 's ordinciri gysoffni M-. Lärme" und Schlägerie* U.
,Es were der schlemmer bad and wurde hie die volle
mettc gesungen.' 1578, HPant. .Kein gottseliger Vatter
gestattet in seiner Haushaltung seinem Gesind ein
solches unordentliches Lüejen, eine solche volle und
dolle Metti.- JWirz 1650. ,Dass den h. Apostlen ihr
wundertätiges ßeden von etlichen spöttischen Leuten
übel sei ausgedeutet worden, mit Nammen, dass es
ein volle Mette sei.' Wvss 1650 (nach Apostelgesch.
11 13). .Bei hitziger, toller und voller Metti.' JHHott.
1666. .Crepalocorrras, eine volle Mette.' Denzl. 1677;
1716. .Schämet ihr euch nit. nach diser heiligen Tafel
zu laufen, als wäre es etwan eine gemeine Zeche und
volle Mette oder gar teufelische und höllische Pras-
serei?' AKlingl. 108S. .Christlicher Leser, verwundere
dich nicht, dass ich dem Pater in Beantwortung seiner
Ratschlägen nicht allezeit von Wort zu Wort grad
auf den Fuss nachgefolget, dann Solches geschehen,
damit ich nicht eine Sach zum öfteren müsste wider-
hollen, als welcher von Anfang an bis zum Ende die
alte Metti und Nachtgesang widerhollet.' ClSchob.
1695. — b) viel Aufhebens, Umstände, Plage; (ver-
driessliche) Geschichte Aä; Bs; B; Gr; S; Uw; Z.
Syn. Ge-hij (Bd II 1100). Die hünd e" 31.! Wie cha""st
du doch so glich e" 31. han! dich gleich so ereifern
BSi. Das ist auch e" 31.! sagt eine Hausfrau ärger-
lich, die sich vergeblich bemüht, die Hausgenossen
zum Essen zusammen zu rufen B. Si het e" grüslichi
31.. du: China :' hüete". ebd. Wenn [meine Tochter]
numme" buhl e" 31a"" fand und er sl" M. müesst mit
ire" hu" anstatt ig.' B Taschenb. Was het-me" doch
für-ne" 31. mit-der, Ins </' numme" a'fange" e" Latsch
lisme" clia**sch! B. Das isch c" schoni 31., Ins nie"
De" im Bill het: er wird ammc" gar nidig, wenn-er
uf der Cliuust g'schlöfe" het Bs. Verst.: 's isch en
Erz- (e" Mords-) 31. mit dem Hurst, er fragt Ei"rm
uw1' gar Nüt näch Bs; B. Das 'seh e" bösi 31.. eine
schlimme Geschichte S. 117c g'erc" hett-ich jetzen es
Schnäfeli Brüte" zer Herzstärki'g in de> grüsege" 31.!
MKuoni (von einem im Schnee stecken Gebliebenen).
S. noch Fi» II (Bd 1 10T8), Fretteten (Bd I 1339).
— c) ,d' M. spilen mit Einem-, umspringen. .Muessl
ausbin kon zue uns auf's Land; da wurdest g'hören,
wie dir [ihr] in den Steffen mit armen Bauren spielet
iV .Metten.' Stettler 1000. — d) Schmausgesellschaft
Bs (Spreng); vgl. Süf-3f. — e) im Abzählvers beim
Kinderspiel: Epfel, Bi/ren, Nuss! Dubistduss! Eini
31., cierti tiletti, die da ist Hindermist ; druff, bnff,
usi dünnt", du BHa. — f) Menge ZLunnern.
Ahd. mettina, aus lat. matutirui (hora). Bed. 'Ja auch
batr. und Schwab.
Hunds-: Hundelärm, in eigentlichem und übertr.
S. ZGlattf. ,Die hundsmett hebt sich denn erst an.
Sobald der Schlaftrunk wirt getan; da ist dann kein
Vernunft nit me; er macht den menschen glich dem
ve.' HsRMan. — ('ha bis-: Angelegenheit, bzw. Ver-
sammlung betr. die Ordnung für den Gemüsemarkt.
Bbckkasten 1843, 40 (für BStdt). — Klöster-. ,Es
sol nieman für inzünden in dehainem bachoven vor
kl.' XIV., TiiUiess. — Leder-: Ledermesse ÄALeer.
— Boll- W, Poppel- SBib.: die sog. Pumpermette
in der Charwoche.
Rumpel-: l. = dem Vor. L; Zo; vgl. MEstermann,
.Rick. 45; AI. II 203. Spcc. die .Poltermesse' am Grün-
donnerstag-Abend Scnw. .Sic schlagen dergestalten
zu. dass es ein solches erbärmliches Getöse abgibt, wie
hei den Rnmpelmettencn in der Karwochen.' ClSchOB.
1699. Personificiert: .Den gürtel zue der alben ver-
ordnen ich der rumpelmettin, dass sie ir plünderli damit
zesamen bind, dann ich versieh mich wo], sie werd
auch müessen wandlen.' NMan. — 2. Lärm, Getöse,
geräuschvolle Arbeit VO. Streitsache, Handel U.
Weiss Gull, wie d' R. [zwischen .Mann und Frau]
ende" tuet! Aus allen Gauen. Lange Scheltrede <in
ObS. ; Syn. R.-Suppen. — 3. etw. Veraltetes L; Syn.
Gerumpel. — „ruiupel-mettene": laut lärmen VO."
,Oa man aber Solchen den Himmelsweg rauch g'nug
machen tut, in dar Fasten mit Äschenstreuen auf
den Kopf, mit K., mit Geislen und hölzenen Kreuz
schleifen.' ClSchob. 1695.
Süf-: lärmendes Saufgelage L; Uw. — Doppel-:
Messe am Allerheiligentag, die mit der für den Aller-
seelentag zugleich gelesen wird S. In bildl. Ver-
wendung: Strafrede, die Zweien zugleich gilt und
darum auch doppelt derb ausfällt S. Jetz isch halt
d' 1). li'isg'giinge", dass mir Zivi eusi Stippe" gar gi:rn
wider füre" g'ge" hätte", nenn si [die erboste Haus-
frau] denn Ruchi g'ha" hätt. BWvss 1803.
Metti II n. : Handwerk ZO. — Aus frz. mitier,
Mettle" f.: kleineres, urbar gemachtes, auf zwei
oder drei Seiten von Wald umgebenes und darum
meist schattiges, feuchtes und wenig ertragfähiges
Stück Land BE.; LE. (vRütte). Name einer Abteilung
der Allmend der mittelsten Bürt, die den armem Ein-
wohnern zur Anpflanzung von Kartoll'eln angewiesen
wird BHk. Als Flur- und Ortsn. Ap; B; F; Gl; L;
G; S. uw; Th; Uw; U; YV ; Zg; Z. .In Metteion tria
feoda.' 1256, Bs LTrk. .[Sie sollen] sy in ir weiden.
mettlen, atzungen und krüteren unbeschwert und un-
belästiget lassen.' 1551, o»w Volksfr. .Zwei Mann-
werch, die Metlen genannt.' 1653, A.iWett. Kloster-
arch. Häufig auch in Zss. : ,M.-Gass' B, ,-Hof B,
,-Matt- II; S. ,-Brunnen' Z. .-Hain- B. ,-Wis' Z. .Jeder
soll im Frühling 14 Tage an die Horn-Mettlcn fahren.'
1650, BSigr. Allmendordnung. .Hersch-' Z, .Bar-' B,
.Schueh-M.', Flum. UwE. S. noch Garns (Bd II 321).
Es läge nahe, Zugehörigkeit zu m.u.i anzunehmen, woranf
auch die zahlreichen altern Schreibungen mit i weisen (vgl.
/ Ortsn. 85); doch macht die herrschende Ausspr. mit e'
Schwierigkeiten und lässt eher an Zshang mit Matt denken,
der aber aus sachlichen Gründen unwahrsch. ist. Hiehcr
auch der Familienn. .Mettlei" Ap (seit dem XIV. i: Uw (XV.);
Z (schon im XVI.).
mit: 1. (in Gutw.; P; Ndw mid, bzw. me'd, in
BAI. auch mi) Präp., im Allg. dem nhd. .mit' ent-
sprechend, im Einzelnen mehrfach abweichend. Es
bezeichnet a) Begleitung, Gemeinschaft; Zustand. Art
und Weise. Es clmnnd m. liege", es gibt R. BO. Es
ehunnd m. schwarzem Nebel, ebd. Du best allzu med
mir PRim. (Ubers. von Lukas XV 31). D's 3Iül m.
im ha", gut schwatzen können W; vgl. Sp. 177. Ich
ha" m. mir selber 'deicht BoHa. , Spricht leise m. sich.'
U (Der bek. Unbarmh.). .[Die zehn Gebote] sprich m.
dir selbst.' 1553, Mise. Tig. ,Er sät [sagt] m. im selbs.'
KiNKELSTüBEN 1655. ,M. hüse sin', wohnen. ,Die vvisun
vor der stat, da die predier e m. liuse waren.' 1293,
Gu Urk. (Kind). ,Ein Mann, der nicht unfehr von
dannen m. Haus war.' RGwerb 1010. Eine" m. Ruch
In", in Ruhe lassen GrA\.; \Y. .Was lost denn Ei"s
559
Mat, met, mit. raot, mnt
560
nit z'erst m. Euch?' HMahler 1620/45. ,Man seie
nicht um Disputierens willen kommen, sollte dess-
wegen ihne m. Kühen lassen.' JHott. 1666. .Die Enten
m. Kuew ze lassen und auf sie nicht zu schiessen.'
1696, RB.1ANDST. Vgl. m. Frid län (Bd 1 1276). .Man
findt etwan lüt, denen wo] m. Unglück ist; wo sy
könnend lüt wider einanderen hetzen, so sparend sy 's
nit.' LLav. 1584; vgl. un-glieh (Bd II 599). ,Es was
niit müglich. dass er lange zyt regieren kond m. dem
Iahen [veu la vie], so er fuort.' Morgant 1530. ,M.
dem cid von unsern stett und landen ze verwysen.'
BMand. 1563. ,Schwümmend m. grosser schar dahär.'
Fischb. 1563. , Meine Herren lassen Brod m. der Viele
backen.' 1586, Laupfer, Beitr.; vgl. Hafen (Bd 11 1046).
.Ist im desshalben ergangen m. den fünf torechtigen
jungkfrauwen.' LLav. 1569; dafür ,wie.' 1578. Vgl.
noch haben (Bd II 872/3. 877. 881), inachen (Sp. 31).
— h) Beziehung, Richtung. Es ist Xnl mit-em, er
taugt Nichts Bs; B; Th; Z. Er ist im Bändel in. si"'m
Htis, unterhandelt über dessen Verkauf Z. Wenn-me"
miW'evi Heustock scho" guet dürehe" g'sehi [schon voraus
sehe, dass er ein Ende nehme], so seU-ieh bim Fuetere"
Abbruch tue". Schild. Ich hei g'fild frei med God der
Her und med ou FEim. (Übers, von Lucas XV 18. 21).
Freud m. Eim ha", an Einem Bs ; GRPr. ; Th ; Z. .Darum
mag einer nüt grosse liebe m. dem andren han.' Mor-
gant 1530. ,Liebe nimmt denen ir sinn und Vernunft,
an die sy sich leit, als ir hie hörend in. Regnolden.'
ebd. .Knecht und mägd, die g'nueg mit den Sachen
können und geschickt seien.' LLav. 1587. Lue'-me"
mid es, im, ire", schi, le (la, les) voilä! GrD. S. noch
üs-kommen (Bd III 276). — c) ein attrib. Verhältniss.
E" Glas in. II i", e" Zeine" m. Opfle', e" Beulte" m.
Sand Bs; Sch; Th. En Baum m. Chriesi, m. Nuss Sch.
Buebe", sind still, oder ieh gib-i en Buggel in. Schlag.
ebd. E" Hüstür m. Schweri, von grossem Gewicht
(IrIIc. ,Ein hufen m. verretter.' Morgant 153h. .Ein
gros her m. krysten.' Haimonsk. 1531. — d) Gleich-
zeitigkeit. M. Stän i"schlufe" GrL.; Syn. ständlingen.
Christe" hed m. Aperfare" [im Hinunterfahren mit
einem Schlitten] Grcte" gebocket [kopfüber geworfen]
(inValz. M. Hone" [während der Bestellung der Äcker]
so"ti der Bluest in d' Füre" falle" [sollten die Bäume
blühen] GhHc. M. dem, zur gleichen Zeit, damit Tu;
Z. Laufe" chönne" m. dem feine") Jär, mit zurück-
gelegtem erstem Jahr Tu; Z. M. /Ate", bei Zeiten
BHa. ,Der ryss tuekt den köpf m. dem streich.' Mor-
gant 1530. ,Mit allem wee, so ich hab, hab ich so
grosse forcht.' ebd. ,Mit Diesem [hiemit] sind die
Berner aus den Schiffen gestigen.' Gespr. 1712. —
e) Gemässheit. M. ininer Meini'g ZLeimb. ,M. mim rat
sond ir üwer tochter mit einem grossen züg schicken.'
Morgant 1530. — f) Folge. ,Nun hat er Rengnolden
gsächen m. sinem grossen Unglück.' Morgant 1530.
,Uas er den friden also g'macht hat m. der Krysten nutz
und eer.' ebd. — g) Mittel. ,Domit sy einander m.
den boren genommen haben.' 1475, Bs Chr. Der Gu-
bernator soll die Festung verteidigen, ,bis er mit Ge-
walt m. den Haaren herausgezogen wird.' Kriegsb.
1644. .So bette er all ryter m. mannheit fürtroffen.'
Morgant 1530. .Der kaiser Hess sich ganz m. sinem
rat regieren.' ebd. — h) Ursache. Alls rät vi. Uni.
ganz mit Erdbeeren bedeckt GrIIo. .0 trostloser
vatter, der sin sun verloren hat mit faltschem Un-
glück!' Morgant 1580. ,Das Mer m, Wällen gar wyss
was.- Stockmann 1606. — i) Stoff. ,Und sind die innren
und turn m. kridenstein gewesen.' 1475. Bs Chr. .Das
wachse bild, das was m. reinem wachs gemacht.' Mor-
gant 1530. — k) das logische Subj. .Der küng ward
m. grosser menge des volks in das schloss beleit [be-
gleitet].' 1475, Bs Chr. .Zwingli, als er m. pestilenz
ang'griffen ward.' Zwingm. S. noch Yili (IM I 77^ i.
— 2. Ädv., damit Bs; Bj Tu; Z. User, durc". füre' m.!
Chunnsch-mer heim und channsch-mer 's nit, nimm-i''1
d' liuctcn und jitr.-di'1' mit. ElNDERSPRUGH (lis; B). Das
Chrömli muess es Vhalte", mi*s Chindli »nuss recht
Sorg in. ha". Usteri. Fh bi" m. :'friile" B; L; Z. ,Das
opfer wäret in ewigkeit. wiewol man dich noch all
tag feil treit und leider ganz lätz handlet m.' B Fast-
nachtspiel. .Hand ir s' [die Kleider] treit? Bettler:
Was eben grad noch vor m. 'kleit.' Com. Beati. .Gol-
dene Ring entlehnt und m. durchgegangen.' 162(1.
vMoos. .Kaum eine Seiten [Saite] istdarbei. doch macht
er m. ein gross Geschrei.' JHAmmann 1657. .Und packt
die schönste Jungfrau sich und gallopiert m. weiter."
Hüber 1787. ,M. und ganz1, vollständig. .Er kond
den graf dermassen bestreichen [bestechen], dass der
keiser m. und g. seiner part ward.' Vad. — 3. Conj.
,Der dritt [Bettler] lehnt d' Kinder Einem ab, in. er
ein grossen Hufen hab.' Com. Beati. ,Ich will mich
auf ein Schloss begeben, so von der Statt nit fein-
gelegen, m. ich das Feur mög wacker sechen.' ebd.
,0 beiger Geist, die Gnad mier leist, m. ich erlang
und auch empfang den beigen Tauf in Gottes Nam.' ebd.
ienar-: mit irgend Etw., irgendwie. .[<>b] ir i.
wider billichs belästiget wärent.' 1530, Absch.
et war-: = dem Vor. ,So iedlicher um ein iede not
ein b'sunderen heiligen anrüeft und in e. eeret.' Zwingli.
niener-: mit Nichts, in keiner Weise. .Dass sy
sich dem friden n. näheren, noch der schidlüten er-
kanntnissen geleben wellent.' 1529. Absch. ,lch mag
üch nienertmit gehälfen.' Haimonsk. 1531. ,Dise h.
g'schrift soll n., dann mit ir selbs, usg'leit und erklär!
werden.' 1536, Absch. ,Wenn aber einer sin eeg'machel
im eebruch begryffet, so lasst er sich n. begüetigen.'
HBull. 1540. S. noch hüsen (Bd II 1740).
mitt: Adj., in der Mitte befindlich, örtlich und
bes. zeitlich B; Gr; Ndw; Z. Uf mitteilt Se, mitten
auf dem See BBr. 2? mittem Brächet, Mitte Juni B;
Ndw. Nöch mittem Winter GrI'i'. S. noch die Zss.
Mitte-Fasten (Bd I 1114), Mitti-Nacht. .Lnter unz
an mittes fas".' 1300/15, ä. L Ratsb. .Der weg soll
durch N.'s reben gegen mittem teile ab gan.' 1324, Z
Staatsarch. ,Vor mittem maien.' 1409, Ap LB. .Der
fridbag gat an N.'s mitten guot.' 1416, Seg., RG. ,Uf,
umb (den) mitten tag.' St Mlinradsi.eg. 1 hü ; KHualth.
1559; LLav. 1569; 1670. ,Vor (nach, bei, zuo) mit-
tem tag.' 1521, Strickl.; DSchilling; Fris. ; 1637,
JJBreit.; Z Umgeldordn. 1648; JMOller 1665. ,1'nz
in mitt aruns [Wasserrinne, -fluss].' Scinv Rq., neben
,in mitter aruns, in den mitten alten aruns.' ebd. .Zuo
mitter predig zit.' Ki:ssi.. .Medium amplecti, an mittem
leib umbfahen.' Fris.; .Mal. ,Zuo mitten april.' Ar-
düser 1572/1614. .Die Schlacht währet von Abend
des einen bis zur mitten Stund des anderen Tags.'
Kl'vs. .Es solle weder im Land-, noch im Seewasser
Niemand über mittes Wasser hinein fachen.' GrD. LB.
Im der Stelle: ,\or mittgom Tag umb ilie Ntloe' (um
1617, '/,) schein! eine Weiterbildung auf ,-ig' vorzuliegen;
561
Mai. met, mit. mot, mut
i !
mittel: in der r\I itt «■ befindlich, initiier. .Das man
durch einen Wendelstein hinaufgieng auf den mittlen
Sans.- 1531/1667, 1. Könige. .Das Geläut von acht
grossen, mittein und kleinen Gloggen.' FrHakfner
1666. In Flurnamen: ,M.-Berg' G; Z, ,-Bühl' B, .-Hot'-
Tu; Zllinw. (schon 1379, neben: .von dem mittlen
hof ; er lag zwischen dem .über-' und dem .Nider-hof').
Spec, in der Mitte /wischen Gut und Böse befindlich,
an sieb weder das Eine noch das Andere; vgl. .Mittel-
ding' 1 (Gr. WB. VI 2395). .Dinge, die m. sind wie
fleisch essen.' Zwingli. Mittelmässig: ,m. lassen.' Z
Kai. 1552, als Notiz zu gewissen Tagen i. S. v. : mittel-
mässig geeignet zum Aderlass. In der heutigen Spr.
herrscht wie im Nhd. der Comp, mittler, viel seltener
ist der Sup. mittlist G; ZO., mutierst Th. .Heinrieb
der Lindmager von Höngge, der mitlost.' 1336, Z Urk.
.Das mitlist loch.' HsSohürpf 1497. ,Zum mittlisten
weg.' Ende XV., LRickenb. ,Der underst gang und
der mitlest(e).' 1531/1667, I. Könige. .Von einem Leid-
fass im weitesten, im mittelsten [aus mittlerer Ent-
fernung], im nächsten auf die Trotten zu führen.' Bs
Taxordn. 1646. Adv., mittlerweile. , Mittelst bis Sol-
ches geschieht.' 1770, Sptri.
en-mittel. .Dry [Kriegs-]buifen, der ein an dem
berg, der ander in der wyte e. [mitten inne], und der
dritte wider den see.' 147G, Bs Chr.
Mittel n.: 1. Mitte Aa; B; Th; Z. I" 's M. teile",
in zwei Hälften Z; im gleichen S. : 's M. von Oppis
ne" Th; ZS. Im M., durchschnittlich Th; Z. 's Mi
Eim [bei einer Geldverteilung] im M. 5 Franke" 'tröffe".
Im M. vom Mottet Z (Dan.). In der ä. Spr. in allge-
meinerer Verwendung. .In dem Vorzug, am m. und
in der nochhuet [des Heeres].' 1476, Bs Chr. ,Do
klimmt Jesus, do die türen verschlossen warend. und
tritt ins m.' 1531/48, Jon.; dafür: ,und stund in die
Mitte.' 1667. .Ihnie soll Einer us unsers Rats M. zu-
geben werden.' Z Kircbenordn. 1628 und ähnlich noch
vMoos 1778. .Liebe Herren, was ich da reden, dess
sind us unser Herren M. zugegen lebendige Zügen.'
1631, JJBreit. .Sechs Persohnen uss dem Mittel der
kleinen und grossen Räten.' 1655, Hilty. ,Die Be-
kehrung soll sein der Anfang, das M. und das End.'
JMüller 1665. ,[Gott] wolle verleihen einen guten,
glückbaftigen Anfang, ein guts M. und auch ein seligs
End.' JKeller 1679. ,üas M. der Zeit.' 1707, Weish]
,Um das M. des Monats.' S Kai. 1717. Spec. in ver-
schiedenen formelhaften Verbindungen, a) .Beschei-
denlicb etwas tuon, m. brauchen, modice facere.' Mal.
,In äiner jeden Sach dem M. nach gehen', den Mittel-
weg einschlagen. OMkt. 1657; dafür: ,in das M. gehen.'
JHLav. 1668. .Damit wir weder ze vil noch zu wenig
an die Sach fügen, sondern das M. treffen.' JMiller
1673. ,Das rechte M. treffen, media via consilium
capere.' Hosp. 1683. S. noch Gr. WB. VI 2384. —
b) si'h »• 's M. legge", wie nhd. Bs; Th; Uw; Z; syn.
mittlen. I" 's M. rede", zu vermitteln suchen Z. —
c) ,Dass Christus sol vergeben gestorben sin und gar
us dem m. geworfen ist', (als Mittler) beseitigt ist.
Zwingli. — d) ,ane (alles, alle) M.'. unmittelbar, be-
dingungslos, unbedingt. , Ergabend sich den vier orten
an alls m.' Edlib. Eine Zumutung, die direkt (,ane
alles m.') dem Bund zuwider sei.' 1521, Absch. Befehlen,
bei dem beschwornen Eid ,on alles m.' zu bleiben, ebd.
,Der, so brief und sigel darum hat, sol on alle m.
darby geschirmt werden.' 1553, Ap LB. ,Syn Beruf war
Schweiz. Idiotikon. IV.
nit nur rechtmässig, sonder gar ohne M. vom Herren
selbst.' 1619, JJBreit. .Hamast und Gwöhr sollenl
ohne M. den Söhnen zugehören.1 LStadtr. 1706/65.
2. Vermittlung, bzw. Vermittlungsvorschlag, Vertrags-
bedingung. .Das ward durch m. vertragen [geschlich-
tet].' XVI., Z Anz. .Der herzog erbott sieb zue vil
gar lidliehen und traglichen mittlen.' Vad. ,Dass der
küng die vogtei an sich natu, mit angedingten mittlen.'
ebd. ,In disem jar verbündend sich Costenz, Zürich,
St Gallen und Schafhusen und tatend das mit gunst
küng Hainrichs mit gar hübschen mittlen und kapitlen.'
ebd. .Antwort, ob sie die auf letztem Tag gestellten
M. annehmen wollen oder nicht.' 1561, Absch. .Die
schidlüt stalltend m. zum friden und brachtend dann
sömliche m. beiden teilen für.' HBüll. 1572. ,Bis
Gott syn m. sendte dryn [sich ins M. legte], das dise
[gefangenen Christen] möchtend ledig werden.' Wagn.
1581. .Ist sollich unser gestellt m. zu allen teilen
tugendlich bekannt und angenommen worden.' 1583,
Rechte v. GKappel. ,Ein m. will ich tragen für, ob
doch vereinbart wurden wir.' GGotth. 1599. .Dafern
ein christliche Oberkeit durch M. hochverständiger
Herren dahin persuadiert, das . . .' 1635, Sptri. ,Icb
hah das durch dein M. und Zutun erlangt.' Hosp.
1683. — 3. Mittel zu irgend einem Zweck, a) oft
Dim., Arzneimittel Bs; B; Z. Zur selbe" ZU han-ich
giert M. rüste* und dökterle*. Schwzd. Ni-met das
Mitteli alli zwo Stund. Bari. — b) äsigi M., Lebens-
mittel BO.; W; vgl. Bd I 500. — c) fast nur PL (in
Ap; Bs; B als Dim.), Existenzmittel, Vermögen, Reich-
tum, Besitz Aa; Ap; Bs; B; „VO;u Gl; S; Th; Z;
spec. Barmittel Bs; B. Zitliehi M., irdisches Gut
BHk. M. mache", schöni Mitteli z'säme'tue". Eini
hürätc" mit grosse" Mittle" Gl. Het-si M.? häufige
Frage bei Verheiratungen, Verlöbnissen. Wenn e"
Chnab meint, das Maitli chömm einisch brav M. über,
dö müess-me" sich bi Zlte" i'nesle". BWvss. ,Du wirst
Mitteli haben oder noch zu erwarten, meinte endlich
Kätbi. Das Mädchen ward sehr rot und sagte endlich:
Etwas Wenigs, aber nicht viel.' Gotth. Me" rechnet
wem Vater eisig auch en Ouldi in 15 M. Stütz.
Hopsassa Büseli! Mi"s Schätzen hed Chrüseli. IIa"
g'nieint, es heig Mitteli, ies hed 's es kes Bitzeli L.
Die ßoldplangg und die Silberne" |zwei Alpen] sind
üsi beste" M. Schw Fastnachtspiel. Besser M. als Titel.
Ineichen. Häufig auch in der ä. Lit. seit dein XVII.
.Mannspersonen von geringem Stand und schlechten
Mittlen.' Z Mand. 1680/1710. .In zimlichen Mitteln
sitzen.' Mise. Tig. 1724. ,Als sein Schwager gestorben,
seien 4000 fl. M. übrig geblieben.' 1763, Z Staatsarch.
Kapital-, Pfandbriefe VO. M. chaufe", verchaufe" UwE.
In der Stelle: .Cellerario datur 1 buperippe et 2 Dritteln
et 1 fareimen' (XIV., Pflichturdn. des Cellerarius der Propstei
Z) scheint M. ein bestimmtes Stück eines Schweines zu be-
zeichnen. Zu 1 c Tgl. lat. e mediu tollere, ferner Gr. WB.
VI 2389/90.
Ere"-: = Mittel, in ehrerbietiger Rede; vgl. Bd I
390. 1. Mitte. .Demjenigen Herren aus dem E. UGnHrn
der Räten.' 1776, vMoos. Tur. — 2. Vermittler, Un-
parteiischer, Ehrengesandter. ,Die Beratung wird ver-
schoben, weil die damit am besten bekannten E. von
Uri nicht anwesend sind.' 1652, Absch. ,Glarus, wel-
ches die Besalzung der Landschaft einigen ihrer E.
übergeben hatte.' 1725, ebd. ,Es soll eine Mehlprobe
durch unsere eigens hierzu ernennte E. gemacht
563
Mat. met, mit, nicit. mut
564
•werden.' Z Müllerordn. 1770. — Hüs-Mittel: 1. wie
nhd. Übertr. : Die stich-i** mit H.-Mittlc", sagt etwa
ein Spieler, wenn er ohne Anwendung eines Trumpfes
stechen kann ZRuss. — 2. PL, Schuldbriefe, die auf
Häuser verschrieben sind UwE. -- Bürs-: Haus-
mittel GrA. — Rats-. .Einer aus unserem R.', aus
der Mitte des Rates. Z Mand. 1711. — Wiber-: Ver-
mögen, das die Ehefrau dem Manne zubringt L. Bes.
in dem Sprw.: W. sind e* Line" am Steg, findet sich
eine, so hält man sich daran, fehlt sie, so kommt man
doch hinüber. Ineichen; s. Inderbitzi 1S24, 31.
mittelhaft: wohlhabend? ,Zur Sicherheit der
Strasse drei ehrliche, herzhafte und m-e Männer zur
Wache aufstellen.' 1750, Absch.
mitte": Adv. ,Wie dem seie, wollend wir das
urteil m. [zwischen ja und nein] gestellt haben.'
Fisciib. 1563. Auch verk. : ,Mitt im Staub und G'stank
der Schulstube.' JSenn. ,Dort mit in d' strass ihn
tragen tiend.' GGotth. 1599. In der neuern Spr. sonst
nur in Verbindung mit Präp. und Adv. a) i*-, f-mitte"
Gr. Einen i. in d' Stime" treffe" GrRIi. E'mitte* in
der DHU GRSeew. E'mitten ab enandren Gr. ,An-
mitten.' Haimonsk. 1531 (auch .amitten'); Kessl. ,Sy
fallend ann myden in bach.' 1556/02, ZDielsd. Offn.
— b) inne* mitte", mitten inne. Zwei Löcher zum
Verwalte", i. m. g'spalte* GrD. (Rätsel von der Schere).
— c) de mitte" Ap; G; Tu; ZRafz, Wl. De m. im Dorf.
De m. dre, mitten hinein Ap. De m. (drin) ine", mitten
drin. Es ist so de m. durche", von etw. Mittelmässigem
Th; Z. — d) z' mitte" GrPi\; G; Sch; oTh; ZBül.,
«' mitte't GGrabs. 1" mängi Chammer z' mitten ie.
KdMeyer. Z' mittel in der Alp dinne" GGrabs. Woher
ehunnst iez z' m. unter Tagen? GrPi'. Z' m. i" der
Nacht G; Sch.
£>l mitte* ist viell. aus ,da mitten' zu erklären; vgl.:
,N. ligt fast dainitteii im Kleckgöw.' RUeger 1606. ,Floss-
federen d. am Bauch.' JLCys. 1661. Die Abschwächung des
ersten T. vergliche sich der in devo*, dgdur"*. Doch ist
nicht unmöglich, dass >n»'itt<" zu Grunde liegt, und dass d
ans satzphonetischeii Gründen angetreten ist. Das schliessende
t in z'mitle"! wie in nSbe't und zahlreiclien ähnlichen Fällen.
mittes mitts Aa; Bs; B; G; S; Th; Uw; Z, mittsch
PAger, AI.; W, nützt AaF.; Bstw.; Gl; L; Z, mittscht
lln ObS.; l'Al.: 1. Adv., mitten „Aa;" Bs;B;VO;Gr
ObS.; S; W; Z. M. im Dorf, im Winter. M. über de"
Chopf Gr ObS. M. derdir1' W. S. noch Äug (Bd I
134). ,Mytzen in Zollikomer allmend.' 1503, ZZoll. Urk.
.Ich bin mitzen under euch.' Vau. ,Er wandlet wie
ein lamm mitz under den Wolfen.' HvRüte 1546; sonst
,in mitz.' .Man macht ein weiten ring, legt die jungen
mitzen.' Tierb. 1563. ,I)er löuw hat zwo dutten mitzen
um bauch.' ebd. , Seine stachlen fachen an mitz auf
dem rugken.' ebd. Wie .mitten' in Verbindung mit
Präp. a) i(n) m. B; PAL; Z, s(n) m. BR,; Uw; /Stall.
/''■ trage* ml" Euter i'mitz i" Strit. Ott. Du mücsstist-
dich denn i'mitz henke", zwischen zwei Andere. Wolf,
Gespr. S. noch Chrite (Bd III 935). ,Syn baner was
rot bluotfarb, in mitzen dardurch ein wissen Strassen.'
Lenz 1499. ,Die schaf inmitz der wollen.' Zwingli.
.lnmitts der tage min.' ebd. ,ln mitz die töchteren.'
1531/60, Psalm. , Sitzen in syn herz in mitzen.' JMurek
L559. .In mitts im wähl.' Tierb. 1563. ,Adultus au-
tumnus, in mitz im herbst. Mediam locavit, in mitzen.
Illam mediam diruptam velim, ich wellt, dass sy in
mitz zersprungen wäre.' Pris. ; Mal. Ii) <l, m. Aa;
BsL.; L; GWe.; S; Z, der m. B; Z. De m. lif-'em Ofe;
Wage". De m. im Melsaok. BWvss. De tu. dedurch,
mittelmässig, im Durchschnitt GWe. De m. inne*,
durche* Aa; Z. — c) z' m. Aa; Bs; B; Gl; L; „S;"
Tu; Z, z' mitze(n) BsStdt tw.. e' mitze't Aa tw. ; V.O.
's isch im-e" Dorf vor Zite" schier z' m. e" Hüsli y'.si".
Volkslied. Z' m. im Dorf, uf der Sträss, uf de" Tisch.
.Z' mitts in den Leuten.' Gotth. Z? mitzen im Winter.
Breitenst. Z' m. im Tag. i" der Wache". S. noch
unden-für (Bd I 903). Z' m. inne" stä*. Z" m. ane*
s. Bd II 1334. Z' m. darche", in W z' m. derdir'1' .
Z' m. durhe" isch am beste*. Hist. Kal. 1808. .Er
solle nur gut z' Mitts gehen und nicht links, nicht
rechts sehen.' Gotth. S. noch Gr. WB. VI 2427. —
2. Adj., = mittel PAL In Flurnamen: ,Mitzenegglen'
(zwischen .Vor-' und .Hinteregglen') LWill. Subst.,
der Mittschtu, quello che sta in mezzo PAL ,Die
mitzen [Eier] sind die grössten, die aussersten die
kleinsten.' Fischb. 1563. ,Medius, der mittlest, mitz.'
Fris. ; Mal. — Mitzi f.: Mitte. ,Die breite [des
Schwanzes] bei der mitze [ist] drei spang.' Tierb. 1503.
,Bei uns werdend etlich küe gar nach mitzen apprellens
den küehirten verdinget.' ebd.
Mhd. wittes, adv. Gen. zu tnitt. t ist angetreten wie im
wzl. Die Form auf cn ist Analogie Dach andern Adv. gleichen
Ausgangs, wie vorne*, hinde* usw.
Mitti f.: Mitte, allg.
Mittledy f.: Mitte. ,En m. inn ligen [halbwegs
zwischen Dorf und Schloss Rorschaeh].' XV., G Hdsehr.
— Mhd. mittelöde.
mittle": 1. in zwei Hälften teilen. .Hütet eueh,
werteste Richter, vor dem unseligen M.j ich meine
nicht das M., wenn man uneinige Parteien versöhnen
kann, sondern ich meine: wenn eine Partei die andere
vervorteilt, so lasset dem Beschädigten ganz Gerechtig-
keit widerfahren und dem Beschädiger gebet nie halb
Recht, zum Nachteil des Beschädigten. Kurz, dem
Rechthabenden gebet ganz Recht und nicht nur halb.'
1810, Z. Durch Vermittlung mindern? ,Es wäre
domals der spruch, das unser GuIIHii zu Luzern eim
fridbrüchigen nützit an der buoss nochliessend, aber
ein propst damals nam sich der Sachen gewalts an
und mittleti demselbigen die buoss.' 1520, Esterm.,
Rick. — ■ 2. .ins Mittel treten', vermitteln B; L ; ScnSt. ;
Uw; ZO. ,Dass sich die Beiden in die Haare gefahren
wären, wenn der ältere Bruder nicht gemittelt hätte.'
Gotth. ,[ln Heiratsangelegenheiten] dekein geverd oder
mittlung triben', keine Kuppelei treiben. 1414/1514,
Schw LB. ,Ist durch unsre [der Eidgenossen] mittlung
erfunden, das das verbot ab syn soll.' 1489, Wun-
mannscher Spruch. ,Die sach verrichten und m.' 1560,
Gpd. ,Da schickend sy ein Schryben zuo, begerend
z' m. ohne Blut' JMahler 1674. ,Bei schnell herein-
brechender Not [des Vaterlandes], da keine Zeit zu
manen und zu m. wäre.' Sintem. 1759.
Mittler m.: 1. Bezeichnung einer Rangstufe der
Angestellten am Inselspital in Bern. .Für die erforder-
liche Hülfe an Feldschärern war jetzt hinlänglich ge-
sorgt, nebstdem dass zu solchem Behufe noch das snge-
nannte Collegium insulanum Befehl erhielt, zwei gute
Chirurgen, vier Gesellen, vier M. und vier Jungen
zu bestellen und parat zu halten.' 1712, vltonr. —
2. „Äsche, Salmo thym.. im :!. Jahr Sch"; vgl. Bd I
564/5; JLCys, L661, 48.
565
Mat, nni. mit, mot, mul
566
Vor-: Titel des Friedensrichters, eines Vermitt-
lungsbeamten Gl; Gb; »i; Ndw. Vgl. Vermittling.
Mittli f.: Mitte. ,Die schoss am stammen /.wirken
sy in der mittle ab.' Tiekb. 1563.
mittlig: neutral. .Welich burger .sich in. hieltind
and der sach nützit annämind.' Vau. .Der kastvogt
bielt sieb gegen dem abt gar in. und redt gar nit in
sein ton [Tun] und lassen.' ebd.
\'eiinittling f.: Friedensrichteramt Ndw. [Die
Parteien] sind vor der V.
Mite" Mute* B. Mitle" AaL. — f., Dim. Mitli AaF.,
Zof. ; FMu., Mittli B; Obw; Z: bauschig gehäkelter,
schwarzseidener, auch -baumwollener (nach einer An-
gabe gestrickter oder tuchener) Ärmel für den Vorder-
arm, auch mit Spitzenbesatz, ein Bestandteil der som-
merlichen Frauentracht (im Gegs. zur Manschette" für
den Winter) B; FMu. Vgl. Handelen 2 b (Bd II 1400).
Bes. als Dim., Pulswärmer AaF., Zof.; B. Halbhand-
schuh Z; Handschuh ohue F'inger AaL.; B; Syn. Han-
delt 2 c. .Handschuhe und Mittli (Hanteli).' ÖBwSarn.
Frz. mitee f. pl., Handstauche; vgl. frz. miton, Stutahand-
schuh, Pulswärmer, milaine, Dnmenhandschuh ohne Finger
(darnach Mitänli BsStdt).
Miet: 1. (in AALeer. ; L auch Niet I) f., Gabe,
spec. zum Zwecke der Bestechung von Behörden,
Wählern. N. macht de" Vattcr ruh und de" San arm.
Ineichen. Die Richter .süllent sweren ze sprechende
uinb alle Sachen nieman ze liebe noch ze leide noch
dur m. noch mietwan an alle geverde.' 1360/1520, B
Kq. .Keinen M. von keiner Wahl zu nemnien.' 1713,
Z Saffian Gebet und Wahlordn. In der Verbindung M.
und (ruh nach den alten Eidesformeln und Gesetzen
als veraltet noch hie und da im Volksmund Aa; Ap;
Gr: Z. .Wer als öffentlicher Beamter oder Angestellter
M. nnd Gaben annimmt oder sich versprechen lässt,
wird bestraft,' Gr Strafgesetzb. 1851. Vgl. Gab (Bd II
52). ,Sy naniend schenke, m. und gab.' Ecef. ,Miet(en)
uii'l gaben [jevta xai 5<öpa] verblendend die äugen der
weisen.- 1531/1707, Sirach. Sie sollen ,das schloss
Piaperschwil verhüeten und durch theiner hand sach
weder durch m.. mietwan, gaben oder schenken über-
geben.' 1532, Strickl. ,Der syn hand erschüttlet, dass
er weder m. noch gaben anrüert.' OWerdm. 1552;
dafür: .nit geschenk neme.' Herborn 1588. .Die land-
leüt sollen schweren, dass sie von keinem fürsten
noch herren kein besondere pension, schenkinen, miet
oder gaben nemmen wollen, dann in der landleüt
seckel.' Ar LB. 1585/1828. Seckelmeister Mock wird
als .Miet- und Gabenfresser' verschrien. 1738, LZellw. ;
vgl. Gäben- Freier (Bd I 1325). S. noch Gnad-Gelt
(Bd II 249). Geradezu i. S. v. Bestechung erscheint
M. an folgender Stelle: .Man wüss nit, was für Pratik-
spyl. was Eidbruch, Mieten, Unbill ihr üebend.' JMaul.
1674. ._ 2. m., Vorspann Bs; S. Vgl. mieten 2, auch
yiet-Ross. — 3. f. GTa., T.; ZElgg (auch n.), n. Ap;
TuTag.; ZBauma, m. GrHc. = Leck 2 (Bd III 1244);
hauptsächlich gemischt mit Kleie, Häcksel, Hafer,
(»erste, Küchenabfällen. aaOO. (auch GRh., We.). „Ab-
gang beim .Mahlen des Kornes, oft mit Sand von Mühl-
steinen verunreinigt. " Spec. gekochte Gerste oder
Kleie für das Rindvieh in Fällen von Entzündung
ZElgg. .Unter M. verstellt man [in G uRh.] allerlei
Feldfrüchte oder einzelne weniger brauchbare Teile
derselben, Kleien, Mehl, weisse Rüben, Erdäpfel, Obst-
trester odgl. mit Salz vermischt, womit man alle Winter
ziemlich viel Schlachtvieh mästet.' Steinh. 1804. ,Ich
[Acolastus] acht, wenn ich der suwen hüet, man geh
mir etwan ouch ein in., dass ich den hunger mit ver-
trvb.' JBinder 1535. — 4. Gemengsei von Lehm und
Häcksel, wie es namentlich zum Auskitten der Ofen
gebraucht wird Z (Hafnerspr.). — 5. m. AABb.; Tu;
ZHinw., N., Wang., Niet m. „Aa; B; LG."; ZS., n. Aa
Leer.; Bs; L: Lehm, Thonerde. Spec. a) der feste,
bläuliche oder dunkelfarbige fettige Thon unter der
Ackerkrume, wie er z. B. für Tennen und zur Abdäm-
mung von Wasser verwendet wird Th; Z. S. Schwell-
Chett (Bd III 563). ,Das Tenn zu verfertigen: acht
Fuder M. zu graben vier Taglöhne.' 1771, ZSchwam.
.Fünf Fueder M. zum Springbrunnen, welcher sorg-
fältig mit Wasser müsste angemacht werden.' 1781.
ZWipk. — b) Mergel, eine schwärzliche Erdart, die
bes. am Nordabhang der Lägern gewonnen (gegraben)
und zum Düngen von Feldern und Weinbergen ver-
wendet wird Aa; Bs; B; L; Z. .Mergel- oder Niet-
gruben.' SÄbi 1819.
Mhd. miete f. in Bed. 1. Aul. n für m auch sonst nicht
sollen; vgl. z.B. müechtele* (Sp. 71), Mit« (Sp. 467); doch
ist, bes. für Bed. 5, Anlehnung au Niet II nicht ausge-
schlossen. Das wechselnde Geschl. wird sich aus dem Ein-
ltuss vun Synn. erklären. 1 und 3 vereinigen sich in der
Bed. Gabe (als Lock- und Beschwichtigungsniittcl) ; zu 3 vgl.
noch Gr. WB. VI 2177 und churw. miet m., Kleie. Bed. 5
lässt sich durch 4 mit 3 vermitteln.
Under-Niet n.: Mischung von Häcksel mit allerlei
Ingredienzien GoT.; vgl. under- mieten. — Fund-
Miet ApK., Pfo- Gf — n.: Finderlohn. — Ge-: =
Miet 3 GF. — Gras-: Entschädigung, die für die
Weide eines Stückes Vieh auf einer fremden Alp be-
zahlt wird GiiPr. Eine Kuh für di Gr. z' Alp stelle".
— Milch-: Entschädigung für die Weide einer Kuh
auf fremder Alp, insofern sie durch den Milchertrag
der Kuh geleistet wird Ap f. ,Ouch soll der alpraeister
erfordern, wie vil m. iegklicher vom land hab.' 1546,
Zellw. Urk. .Welcher mehr denn zwei Kühe z' M.
empfaht, soll gar kein Gemeinmerk dasselbig Jahr
nutzen und brauchen.' 1611, Ap Verordn. ,Weil einige
sich understehen, ussert dem Land Hab allhero zu
führen in die gmeine Alpen oder gmein Merk unter
dem Pretext zu sommeren, ob betten sie solche em-
pfangen zu M., als ist erkennt, dass bei 10 Pfd Buess
Frömd und Heimbsehen verboten seie, Niemand der-
gleichen Sömmerig zuzusagen.' 1701, Ap LB. S. auch
Milch-Mieter. — Rind(er)-: Zins, den bei dem
Rechtsbrauch der Viehverstellung der eine der beiden
Contrahenten dem andern zu entrichten hat. Vgl.
Halb-Vich 1 (Bd I 649). Oft in Prioritätsordnungen
bei Konkursen erwähnt, ,Was rindermiet im [dem
Einsteller] by halbvych unbezalt usstat, soll einer ze
glycher wyse och uf dem vych, so die rindermiet ver-
dient hat, haben und das daruf [in Konkursfällen] vor
ineniglichem nemmen.' XIV. /XV., ZDürnt. Offn. ,Von
ieglichem zinshof oder guot soll man zeerst ussrichten
schnitterlon und rindmiet.' GGebhardschw. Offn.; vgl.
auch üs-gän (Bd II 24 u.). ,Der gemeinder soll das
kalb nemen oder die rindmiet. weders er will, und
nimpt er das kalb, so sind damit die küe gemietet.'
GMagden. Offn. .Enhein ross soll nieman heften, das
deheinem unserm burger ald burgerin zins ahl rintmiet
herbringet.' 1369, Scu Stadtb. ,Fü>- das R ip.de rmiet.
567
Mat. inet, mit, mot, mut
568
soll .syn vom llaubt. so mnb 20 H. oder darüber an-
geschlagen Worden, järlich '/a IMütt Kernen; ist aber
ein Eanpt vil minder dann 20 fl. angeschlagen, mögen
si beid des Rindermiets sieh mit einamleren verglichen
nach Billichkeit.' ZGrün. Amtsrecht 1068. Vgl. noch
Absch. II 392. — Koss-: Kurzfntter für Pferde Ap.
,K. besteht aus Grüsch und Korn- oiler Haferstreu
mit kleinverschnittenem Heu und Salz vermischt.'
Steinm. 1804. — Stall-: Gebühr für Stallung von
Pferden. ,Git er [der Obervogt der thurgauischen
Klöster] fueter und stallmüet, das weisst er den klö-
stern in der gemeinen rechnung ouch wol zue ver-
rechnen.' 1531, Z Vorschlag. ,Als ich us wott richten
Heini Umedum st.' 1532, Z Staatsarch. (Rechnung).
.Für 1 Ross für die Stallmiete über Nacht 3 Schill.'
1575, Absch. ,Da man durch Steigerung der St. über
den Gotthard sehr beschwert wird, ersucht man Uri,
hierin Milderung zu verschaffen.' 1618, Absch.
Miete 1 BG. (PI. Mittle"), „Miertel F", Mürtel (PI.
Mürtle") FSs., Müeter FStdt — m. : Ledertasche, worin
die Hirten das Salz (s. Miet 3) für die Kühe, bes.
beim Melken, tragen. Syn. Leck-Täschen.
miete": 1. beschenken, insbes. zur Erreichung
unrechtmässigen Vorteils; bestechen. ,Dass sy nit
gemietet noch underschoben, sonder allein zue guetein
der warheit schryben wellen.' B Disput. 1528. .Dass
man einen landvogt [im Tu] mit einer zimlichen be-
soldung versechen solle, damit er eerlich sin ufenthalt
lian [könne] und nit also wie bishar (als zue besorgen)
gemietet werden müesse.' 1530, Absch. , Kunden mit
Verehrungen m.' 1599, Z Eatsverordn. ,Das deheiner
under den Feileren weder Stubenfrouwen, Wirt, noch
deroglychen Personen, so Feilerbrot in iren Hüseren
bruchend, uf das End hin, Kunden an sich zuo brin-
gen, weder zuo Gast halten noch andere [1. mit an-
dern?] Verehrungen m. sollend.' 1617, Erkenntn. der
Z Phsterzunft. ,Du solst der Armen Bitt, angmietet,
lieber hören, als deren, die mit Gschenk dich suechen
zu betören.' Simler, Reg. 1652. Vgl. auch Bind-Miet.
— 2. miete'' Bs, sonst niete" a) tr., es Boss n., ein
Pferd zu Vorspann mieten AALeer. ; S. — b) intr., Vor-
spann anwenden oder leisten Bs; BE., M. (auch vor-n.),
Si.; FMu.; L; S. Bergüf muest de"" n. , Steifen hatte
ein Rüsschen, manchmal zwei, er hatte viel zu führen,
zu holen, zu n.' Gotth. Dass eusi Bure" n. müend,
tvenn fröndi Eerre" b'stecke' tuend. L polit. Gedichte
1845. Mit Dat. P.: Ick will-der dur^nf denn scho" n.
Kr hät-em mit zwei Bosse" g'nietet. Übertr. : Einem
aushelfen, beistehen BE., M., Si. — 3. (miete") tr.,
darreichen tiid'r. Gras m., Weide gewähren. Auch
mit verschwiegenem Obj., dem Vieh Miet (i. S. v. 3)
geben Apj „(iR;* GRh., T. ,Wer etwas Anders m.
würde, als pures Salz, der soll abgestraft und mit
seinem Vieh aus der Alp gejagt werden; man soll
daher nichts Anders m. als mit rechtem Salz und zwar,
wenn man die Kühe in Stall bindt, unter der Tür.'
Steinm. 1804. ..Alan solle nichts anders als blosses
Salz m.' Rechte d. Guide GKappel 1817. — 4. miete"
AaI'.Il. niete' AALeer.; Bsj L: mit Mergel düngen.
über-: ein Stück Land mit Mergel bedecken, be-
äen \\l'.b. under-: das Salz oder Kurzfutter mit
Ingredienzien (Knoblauch, Hühnermist u. a.) ver-
mischen, um in eigennütziger Absicht anderes Vieh
durch den Geruch von der Weide zu vertreiben GoT.
Vgl. Steinm. 1804, 1* und mieten o. — ver-: durch
Bestechung gewinnen, bestechen. .Ich sye von forsten
und herren mit pensionen vermietet.' Zwingli. ,I)ie
pensioner und vermieten [= vermieteten].- ebd. .Der
vermiet oder verpensioniert oder mit gaben verhalt.'
Axsh.
Miete": 1. f., Gabe, Portion GnPr. E" M. Sulz,
eine Handvoll (für das Vieh). Spec. eine Portion
Kleienfutter Ar. M. ge", Häcksel mit zerstampften
Rüben und Mehl Th. — 2. Niete" m., Mergel AaBözIj.
(St.b); Bs.
Milch-Mieteri" f.: fremde Kuh, die man zur
Atzung (Milch- Miet) in Pacht nimmt. ,Der Milch-
mieteren halben soll niemand mehr denn zwei Kühe
äussert dem Land her in die g'meinen Alpen und
G'meinmerker empfahen und überall kein Geltviech
[1. Galtv.].' 1611, Ap Verordn. ,Anno 1773 hat ein
S. Gallen Rat wiederum wegen besseren Zeiten er-
kennt, dass hinfüran nit mehr als zwei fre-mbde Milch -
mietern sollen gstattet sein und gar kein fremdes
Galtvieh.' Schatzm. 1870, 54.
M ieti f.: = 3Iict 3 oTh. Warme Tränke für krankes
Vieh, ein Gemengsei von Kraut, Rüben. Treber, Kleie,
schleimig abgekocht Th.
Gras-: = Gr.-Miet „Gr."
Mietling in.: Lohnarbeiter. .Wucher und Betrug
an armen und dürftigen M-en.' AKlingl. 1688. In
eigentümlicher Anwendung: ,[Der Papst] der alles
unfridens ein fürnemer in. was', gleichsam im Dienst
des Unfriedens arbeitete. Vad.
Die Stelle: ,wie ein anner Muthling arbeiten' (1811,
Z Brief) scheint eher zu Müedling (Sp. 9'2) zu gehören.
Hott m. AaWoIiI. (Mört); Bs, n. TuTäg.: 1. die
Stoffe, aus denen ein Mott-Hüfcn (i. S. v. 1 ; s. Bd II
1048) besteht. aaOO. Syn. Mutt. ,Soll kein M. ver-
brannt werden.' Bs Waldordn. 1814. — 2. was beim
Brennen eines .Motthaufens' entsteht, Branderde mit
Asche Bs; TBTäg.
Mhd. mot n., Torfeide, Morast. Üher die weitere Ver-
breitung und Etym. des W. vgl. Gr. WB. VI 2600/1.
motte" I, in AaWoIü.; Zg märte": 1. intr., schwe-
len, (unter der Asche) glimmen, von einem Schmauch-
feuer Aa; Ap; Bs; B; Gl; GrPt. ; L; G; Seil; Scnw ;
„S;" Th; Uw; „U; Zg;" Z. Vgl. KoJ-IInfcn 3 (Bd II
1047). W'e""-me" Sagspö" heizt, so mottet 's nw Z. Es
exagts Fräuli ist d's Näni; es gaid in d' Chuchi ge"
närhluege", ob 's im Ghochöfeli ette" fW* m. tue Gr
Schiers (Schwzd.). Es Glüetli fallt öppen in es Xitelli,
still mottet 's fürt und z' Nacht bricht, 's einist us,
wenn 's windet. Hafl. 1813. Es motte'd Stock im
Ofc"! es sind unberufene Hörer da Z; s. noch Ofen
(Bd 1 110). Wenn der Stock mal brennt, so mottet-er',
von heimlicher Bosheit, Tücke Ap; Gl. Es hat cn
ledere'' cn (sin) Stock, brünnt-er nid, so mottet-er doch,
Jeder hat eine Eigenheit, böse Eigenschaft, wenn nicht
'•Heu. so doch versteckt Aa; Z; in /.Stall. : jede Ma"
häd cn Stock; moltct-cr nüd, so brünnt-er. Es sind All
|alle Männer] Stock; orennfd-s' nüd, sc motted-s' Z.
D' Manne" sind wie Beckholdere'stüde" : wenn si nid
brennend, so motte"d-si dach. Sulger. Vgl. noch l-'ml-
Luch (Bd III 1028). Auch unpers. Es mottet, gärt
im Geheimen Ar; B; G; Tu; Vw; Z. Wo 's mottet,
chönnt's noeh brünne*, oder: wenn 's nid liriiniit, sä
mottet 's doch L. Es mottet allinil me>> mein ninie").
169
5I-.it, inet, mit, niiit, null
570
hi-ii-nii, von geheimem Groll, Rache Aa; G; Tu; Z.
Ea heil scho" lang hi-on inn(e*J g' mottet, von einer
Krankheit Aa; Tu; lt. ,Je lenger ein blast und un-
w i IL heimlich mottet, ie böser die Uneinigkeit wirt.'
BBdll. 1S40. , 1 11 welchen tagen der anwill, so zwü-
schel den Eidgnossen und der herschaft Östcrrich
mottet, ussbraeh.' Vad. ,Nun bat dis lang gemottet
für [die Spannung zwischen Katholischen und Refor-
mierten] einen brennenden flammen empfangen.' Kessl.
..Man hatt ein argwöhn gefasset, es möchte ein fewr-
funk old gleist in das tach sich gesetzt und mithin ge-
mottet haben, bis das es angegangen seie.' 1588, SchwE.
Klosterarch. .Wenig jar vor dem Cappelerkrieg, der
aber scholl anfieng zu in.' 1593, JMaler. ,In wem
der Glaub, wo nit brünnt, doch mottet.' FWyss 1650.
.Solcher Zeug kann etwan lang in der Aschen ligen
und in.' ebd. 1070. ,Gott hat uns heimgesucht von
Staffel zu Staffel. Erstlich mit mottenden Aufruhren,
darnach mit ausgebrochener Empörung.' JMüli.. 1673.
,Von Solothurn lauft Bericht ein, dass daselbst ein
Morast motte.' JJScheuchz. 1708. S. auch choilen (Bd III
•Jus). Von faulender Gärung: .Demnach so lassen sie
dieselbige Kreuter etlich Tag also stehn, mit dem
Fürsatz, dass sie meinen, sie wollen mehr Wasser
empfahen, so sie es etliche Tag lassen auf einandern
m. und putrificieren.' JRLandenb. 1608. — 2. akt. und
tr., auf dem Felde (zur Reinigung und Düngung des-
selben) .Motthaufen' anlegen und verbrennen Aa; Bs;
L; Sciiw; Tu; Z. Vgl. Kasth. 1822, S. 221. 21/., grabe;
Mist a'legge*. Im Heumonet tnet-me" 's Lewatstrau m:
aScHw. 's ist xi> fürchterlichi Tröchni überall, <'ass d'
Matten üsg'sehnd wie g' mottet. L Nachr. 1865. ,A. und
B. haben bei Urbarmachung eines Stückes Land in
der Gemeindswaldung zum M. zwei Förrli abgehauen.'
1838, Z Rechtspfl. — 3. unpers., nach Brand riechen
UwE. „Dumpfig riechen, bzw. schmecken, z. B. von
einem Hause. Keller, feuchtem, verdorbenem Mehl
UUrs."
Bei FWyss 1673 erscheint das W. auch einmal refl.
gebraucht: ,Wo der Zweitracht auch sieh immer motte und
erzeige'; doch gehört das Reit, wahrseh. mir zum zweiten
Vli. Vgl. noch Gr. WB. VI 2602; feiner modere*, modle*
(Sp. 87).
mottere": glimmen SchScIiI.
„lnottne": = motten ,2."
mottele": leicht bewegen W.
motte" II: 1. bewegen, aus der Ruhe bringen \V.
Syn. roden. Mu" mitoss das Etat, du" Choeh in ''er
Pfannu; du* Chds uf-um '/'abtat oft m. So hei
d' He.e du" mächtige* Stei* miessu* la* fallu* und
hei-nu* nimme* mögu* g'm. W. — 2. refl., sich regen
„U;" W. Er mottot-sclvich nit, cha""-schich nit m., er
ist langsam in der Arbeit, ebd. Sellti-schich Eim darum
[wegen scharfen Zuspruchs] di Galle'1 appe* m. ebd.
.Motte dich nicht! U." — er-: = dem Vor. in ver-
stärkter Bed. W. Kein Finger e. Iez hat er schick
ermottot.
Gegen Zugehörigkeit zu lat. motu*, it. meto, erhöben sich
lautliche Bedenken. Nicht unmöglich wäre etym. Identität
mit motte« I. insofern dieses unter Umständen der Bed. ,sicli
regen, Zeichen von Leben gehen', sieh nahem kann.
Miitteli. in ZRafz, Stb., Zoll. Me'tteli: 1. Familien-
name Ar; Tu. — 2. Typus des Reichtums, ein Krösus,
. Rothschild Ar; G; Seil; Tu; Z. So rieh wie ne* (der
Ar) M. GRorsch. Es nimmt Alles en End, sogar M-s
liiehiitin. ebd; 's ward Eine' meine", de'' hett 's M*8
Guet, von Einem, der grosse Ausgaben macht Sch;
Tu; Z. /•'' ward 's chaufe*, wenn i'1' 's 'M-s Guet hett
G; Z. Wenn Eine'' 's M-s Guet hett, er mäessi j bei
solcher Verschwendung] z' Lumpen -üs chu". Sulger.
.[Geiz ist] die Quell, könnt man auch Metteiis Gut
erwerben, von vielem Übel und Verderben.' HSülzer.
.Hos tantos sumtus sustinere nemo queat, ne si Pac-
tolus Uli donii fluat, er mag solchen Unkosten nicht
ausstehen und wenn er Metteiis Guet hätte.' Den/l.
1677; 1716. ,Der Geizige denkt: des Metteiis Gut ist
verzehret worden, geschweige ein so kleines als das
ineinige ist.' J.IUlr. 1727. — 3. en muede M., eine
langweilige, lästige Person ApM.
Zu 2. Die Form Metüli ist eine der Entstellungen, wie
sie bei Eigenuameu häufig sind; vgl. noch Martin (S]>. 126).
flas Geschlecht der Edeln vom Rappenstein bei St Gallen
mit dem Zunamen .Mötteli' war in der 2. Hälfte des XV.
in der Ostsehweiz wegen seines Reichtums sprichwörtlich
geworden. Das Sehloss Sulzherg im Bezirk Rorschach, in dem
nach der Sage ein grosser Schatz verborgen sein soll, heisst
heim Volk noch heute das Motteli-Schlots. Vgl. EGötzinger,
Von dem uralten Möttelischloss ob Rorschach (1870), und
bes. RDurrer, Die Familie vom Rappenstein gen. Mötteli (Gfd,
Bd 48/9).
niiit mäd PAL, müde (selten) BG., Schw. : (taub-)
stumm. — lt. muio.
Mut BK., „O.-, Mild BSa.. Si., Müde (auch -«'-)
BG., Schw., 3Iudo F — in., Mud'a f. F: taubstumme
Person. aaüÜ. Der Müde hocket uf der l'ari [Pflaster]
nssen it"' channet Furgge* BG., Schw. (oft als Sprach-
probe zum Beweis für den starken Einfluss des be-
iiachbarten F Patois). Diin. Mudli, taubstummes Mäd-
chen BSchw.
„Mtrtast: = Mut BO." — Vieli: nach Ftmtatt:
.Müde 1 I -ii1- in.: 1. Taubstummer F. Er het zwe
Buebe*, aber %ner dena" ist c* M. FSs. — 2. Blöd-
sinniger WLeuk. — 3. (auch Dim., Mudeli) schwer-
fälliges Kind BO. — It. mutolo.
mute": aus Verstimmung, übler Laune nicht reden,
mit gesenktem Kopfe still oder vor sich hinbruminend
dasitzen LG.; „Schw; Zg."
umme"-: trübsinnig sich herumtreiben, z.B. von
einem Kränklichen L.
er- müde": verstummen PA1.
Müti m.: 1. Mudi a) Stummer BG. — b) Blöd-
sinniger WLeuk. — 2. ungesprächiger, mürrischer,
uiissmutiger Mensch AaF.; „VO;" LG. Bes. in der
RA. de* M. mache" oder ha", missvergnügt sein, mür-
risches Schweigen beobachten, den Beleidigten spielen.
Mudi f.: Sprachlosigkeit, Stummheit PA1.
Mütich I, -ech m.: Schmollgesicht, Schmollender
\aF., Fri., Ke. Mach e" rechte" M.! Er ist en (rechte')
M. — Nach einer Angabe in AaWehl. auch Muttick. Vgl.
Mutti n.
„mutig", g' mutig: Nichts redend, „nur muckend",
mürrisch „VO;" L; Zg. G'm. und ieioiderlvh si* L.
Frau zu ihrem Manne, der aus Ärger tagelang kein
Wort zu ihr gesprochen: Warum bist so g'm. geg-mer?
JBEgli 1871.
muff, „muttig I": 1. ungehörnt, bes. von Ziegen,
Schafen BK., Si. ; GiiD.; L. Die mutte" [Ziegen] gelte"
uf-em Miirit geug nie a!s die g'hürne". SWlEDMER. Der
lieb Gott het tvol g'iviisse", wclcher Geissen er soll muttu"
571
Mat, met. mit, mot, niut
572
lasse", welchen Menschen er Armut (und welchen er
Reichtum) geben solle BoSi. En m-c Tüfel! Ausruf
des Zweifels BR. - 2. abgestumpft, stumpf in;.. Si.;
P (Comp, mit üml.). D's Messer ist mutts BR. F"
motti Set/esse" F. — 3. „grob und dick Aa; 13>; B;
VO; Sj '/..-
Churw. m(u)ott, comask. mot, der Spitze beraubt, abge-
stumpft, zu lat. mutilus; vgl. Diez * '1 H> (unter montane),
ferner mutuch. Hieher auch .Mutthorn', Berg mit abgerun-
detem Gipfel UUrs., womit ßburw. Muotta zu vgl. ist.
Muffel Mudel II Gr ObS., V., Müttel BG. - m.:
Ziege ohne Sörnor, in Gr ÜbS. auch von Kindern.
Dim. Mutteli, Ziegenname BGr.
M utte° I: 1. a) f. (von Natur) ungehörnte Ziege
AaWoIiI. ; BG., 0.; F; Gr (auch Geiss-M.); W; ZHed.
Syn. Mutsehen. S. gehudlet (Bd II 1005). Ünse* Her
hol esie [ehemals] spitzi lloru" (/hebet, iez ist-er e"
vöüigi M. norde" [hat an Strenge nachgelassen] W.
— b) in. Ziegenbock Bs (Spreng). — 2. Schlitten BGr.
(St.b), Ha. (Ebel). Vgl. Geiss 3 a (Bd II 400).
Mutti 1 m.: 1. Ziegenbock ohne Hörner AiLeer.,
Wohl.;Bs;L. Syn. M.-Bock. Verhüllend für , Teufel':
Der M. soll-dich ne"! SBib. Sonst = Mutte.n 1 a AaF.,
111.. Hold.. St., Wohl, (im Gegs. zu Geiss); Bs; BO. ;
Lj SThierst.; W; „Z." Syn. Muttel-Geiss (Bd II 103).
Auch von Schafen. Kühen AaHI., St.; Bs; „B;" L; „Z."
— 2. Huhn ohne Schwanz Bs. Syn. M.-Huen (Bd II
1375). Dim. Mutteli. — 3. Hundename Bs; Pferde-
name S. Mutti n., Maultier. Rigi. Mutteli, scherzh.
übh. von kleinen Haustieren AAZein. — 4. Dickkopf
AaWuIiI.; Bs; B (auch von Tieren). Kurzer, dicker,
Otter .Mann BBr., bes. auch Knabe Aa; Bs; „B; Gr;
LE.;" SchwE. Fn dicke'', fcisser M. Stinker Bs (An.
ad St.). Spitzname AASt., Schimpfname für Männer
SB., NA. Familienname B. — 5. Vermummter BBurgd.
Spec. Bezeichnung des Gauklers, der beim Ausschlösset
(Grümpelschiessen) die Jugend unterhält, damit sie
nicht in die Nähe des Schiessplatzes gehe. ebd. —
0. (dicker) Bauch, bzw. Dickbauch AAFri.; BsStdt.
De'' Schnider nimmt 's Miss über de" M. Wenn Kim
der Metzger chann e" Bei" uf d' Wäg glieie" anstatt
tun" Stuck Fleisch, so duet's-em noch im M. [in der
Seele] wol BsStdt. — 7. kurzer, dicker Gegenstand
übh. AaHI. Spec, Dim. a) „Muttli = Mutsch-Chäs
(Bd III 508) BSa." — b) Mutt(e)li, um Aarau Mutteli,
kurzer Backstein AaE1ii\, Zein.; vgl. Chröttli (Bd III
880). Auch Substantiven vorgesetzt, um das Kurze.
Dicke zu bezeichnen: Mutteli-Händli, -Fass, -Rüebli
SOlt. Vgl. noch Mutti-Gersten (Bd II 431).
Iläli-: 1. Schafbock, auch Schaf übh. S (Kdspr.).
— 2. Gebäck aus Lebkuchenteig in Form eines Schafes,
dem an Stelle des Schwanzes ein Pfeifchen aus ge-
branntem Ton eingebacken ist Aa (auch H.-Mutteli) ;
S. Syn. l'ßfen-Scliii/li. In Aa zu Ostern als Geschenk
für die Kinder, in S etwa von Paten am S. Nikiaustag
geschenkt. — 3. dreibeiniger, beinahe kugelrunder,
mit Henkel versehener Kochtopf SGrench.
:! könnte nach ihr Ähnlichkeit mit 2 benannt sein, doch
liegt 'lii' Annahme einer Zss. mit Uäli (Bd II 1133) eben
sm nahe.
Neujär-: meist im PI. -Mittlem", schreckhaft ver-
mummte Gestalten, die ums Neujahr unter Lärm and
Gepolter dir Häuser besuchen, um sich mich dem Be-
tragen der Kinder zu erkundigen und im Anschluss
daran die Neujahrsgeschenke auszuteilen BE. Vgl.
Chlaus (Bd III 687). — Chas-, Suppe»-: spöttische
Bezeichnung eines Liebhabers von Käse. Suppe Bs; s.
- Dreck-: Mensch mit beschmutztem Anzug Iistdt.
.Mutti n.: 1. Es M. fs Mutterli LSemp.) mache",
ein Hängemaul L. — 2. Firn d's M. legge", den Mei-
ster zeigen BSi. Du faulst schon Im" | Einen], der
il'f d's M. liH. SCHWZD. 15, 37. — Zu 1 Vgl. das syn.
rfe* Bock mach* ".
Muttig m.: kurzer und dicker Mensch S.
Wahrsch. aus Mutti. I, ■ zur Bildung vgl. Mörieh (Sp. 376).
Hiehor wohl auch mit ungenauer Schreibang die Angabe von
Rochh. : Mntech, Otter Mensch Aa.
Muttle" I f.: 1. (in Gr lt ('amenisch auch Mudle")
= Mutten IIa AABb.; GrD., Pr.; PAL; Sch; W; /.
Auss., O. Ziege übh. Gr; GWe.; ZRümL; langhaarige
Ziege GRUVatz. — 2. (dicke) Kuh Gl; Sch (Kirchh.).
0. dicke, fette Weibsperson Gl (St.b); GiiMai.;
GT.; Sch (Kirchh.); Th ; Z (Spillm.). E" ticki M . —
I. Kaminstein, fast so breit als dick A.vBb. Vgl.
Mutti 7 b. — :J wäre vielleicht für einzelne Orte ehe) an
Miitil.it in anzuknüpfen.
Gras-: Grasmücke GrD. — Entstellt ans Gr.-Mugglen!
Gros-: die grossen Carabusarten, bes. der Gold-
laufkäfer, Carabus aur. Fabr. SchKI. — Vgl. ffros-
Muggelen (Sp. 131).
Schutz- GuChur, Mal., -Mudle" GuSpl. : = Sehute-
Gatter 3 (Bd II 498), von Weibspersonen.
„ muttle" I: mit geschlossenen Lippen kauen oder
essen wie zahnlose alte Leute Gl."
muttle" II: „die Haare schlecht und zu nahe am
Kopfe scheren W." Vgl. mutz.
„Muttier m.: Widder ohne Hörner W."
g'muttlet GrD., L., g'mudlct GRObS.: abge-
stumpft. Syn. tfnitttschet. In GrD. spec. </-("' Bock,
g-i Geiss, Tiere, die durch irgend einen Zufall ihre
Hörner verloren haben, im Gegs. zu Muttle'-Geiss,
-Bock, die von Natur hornlos sind.
Muttli m. : 1. „Tier ohne Hörner, als Kuh. Schaf,
Ziege B; L; Z." — 2. Mudli, Stier, auch bildl. Gr
(Vassali). — 3. „kurze, dicke Mannsperson B; Gr; 1.."
Schutz-: = Schutz-Gatter 3, von Mannspersonen
GrPi\
Mütti in.: grosser und fetter Mann aSciiw. Du
mangletist nümme" z' drüeje", de bisch iez scho* e* M.
tce-ti-e" Kumisari.
Mutt I: = Molt B. M. füre", Branderde machen.
Mit Selltye" [Schelmen] sött-me" M. füre" im Hüs-
tage", wenn-me" Brönnherd macht für Kabisplätze*.
Gotth.
M utte" II, bzw. Motte", in AaWoIiI. Mörte" — f.,
Dim. Müttfejli B: 1. mit Hacke oder Pflug ausge-
stochenes, bzw. abgeschürftes Rasenstück (zum Itchuf
des ,Mottens' auf einem Grundstück) AaEIh'.. Leer.. St..
\V..hl.; Bs; B; „VO;" L; S. Syn. Wasen-Pöschen.
j Der Geizhals | denkt im stille" dra", wie-u-er mit List
com Nöehhersstück e" M. chratee* cha"" S (Schild);
vgl. M.-Chratzer (Bd 111 931). Mutteli lasse", ein
Knabenspiel: mit der Linken das linke Ohrläppchen
lässend, ein offenes Taschenmesser in der durch die
Biegung des linken Arms geschobenen Rechten, sucht
Einer das Messer so zu schleudern, dass die Klinge
aufrecht im Duden stecken bleibt. Gelingt ihm dies
Kunststück fünf oder zehn Mal hinter einander, und
57::
Mat. mot. mit. Unit, nun
.",7 1
vermag er schliesslich ein etwa V2' langes in den
[lasen gestocktes Stäbchen mit den Zähnen heraus-
zuziehen, so hat er das Spiel gewonnen BKirehb. Vgl.
Steck-Meck (Sp. 140). Im Anzählspruch der Kinder,
ob Himmel oder Holle: Was uitt lieber, Stei" oder
Matte":' — Stei'! Gang sunt liebe" Gott hei'"! —
Matte"! Gang eum Tüfel i* d' Hotte" [= Hatten]! Aa.
In dem darauf folgenden Ballspiele bilden die in wei-
tem Yiereek stehenden Kinder den Himmel, die in der
Mitte stehende Gruppe die Hölle. Eochh. 1857, 429.
439. .Ligotter les vignes, die Reben von Steinen, M.
und Kräutern säuberen.' Rhag. 1650. (Grosse) Erd-
seholle übh. AaEIit., Leer., Zein.; Bs; B (in G. auch
Mutti)- Gl; S. Syn. Sehübel. E" 31. Herd S. Grössi
M., grössi Stucki Bröd Aa; S, wohl mit Bez. darauf,
dass grosse Schollen Zeichen eines trockenen Herbstes
sind, der ein gutes Gedeihen der Saat verspricht; vgl.
Scholle" und das homer. £p((äcoX.os als Epith. ornans
eines fruchtbaren Geländes. M. stüpfe", eig. auf um-
geackertem Boden die grossen Schollen mit den Schuh-
spitzen zerkleinern, dann auch : darauf herum stolpern;
mit scherzh. Ubertr. 1) ein Bauer sein B. — 2) mar-
schieren lernen, vom Rekruten, ebd. Muest ga" M.
stapfe"? So neu üsendige" Dag müesse" M. stüpfe",
Das will Öppis heisse". Vgl. noch M.-Plüt scher, -Stü-
pfer. ,Der Boden soll anfgehacket, aber nit grob,
sondern es sollen auch die M. klein zerschlagen wer-
den.' Uhag. 1G50. — 2. = Mott-Hüfen 1 (Bd II 1048)
Bs (Seil.). — 3. grosses Stück B. Ies zieht die Frau
so ne" rechti M. vo"-mene* Bröd use* [aus dem Ofen].
B Dorf kai. 1870.
Zum syn. frz. motte verhält sich unser W. wie Butten
zu huiu : beide Mal ist das frz. W. aus dem Deutschen ent-
lehnt. S. Audi, zu Motl, ferner Diez * 218. Zu erwägen
wäre immerhin, oh und inwieweit auch der Stamm mutt,
stumpf, kurz und iliik, bereinspiele. Das W. kommt auch
als Ortsn. vor li ; Gr (Mutta) ; S; vgl. dazu die frz. Ortsn.
fa Motte, le» Motten, it. Motto lir; T, Cimtdmotto, .Sehiiiimcl-
mutt' PPo.
G ras-: = Mntten II 1 Bs; B; L. - Hgrd-: = Mut-
ten II 1 B oAa., L., Si. ; F J. (-Mutti). — Sa n d - : gevierte
Stücke Sandstein zum Einmauern LG. ,Die Fundamente
des Gebäudes von S. und Kieselsteinen.- .Seit Manns-
denken wurden hier S. gegraben; zuerst am Geiss-
rüggen, wo eine festere Steinart gefunden, die zu den
Fasen der Kirche gebraucht worden.' Glur 1835. ,S.
zu graben zahlt man 1 Btz. per Stück.' ebd. —
Sehne"-: Schneeball BSi. — Wase»-: = Mutten II 1
B. .Gleich nach dem Emdet ist der Boden zu schälen
und sind die W. mit tiefeingreifender Eichte mehr-
mals zu eggen.' B Ztg 1857.
mutte"I: 1. = motten 1 1 Bs; B; L; S. Es mutt et
Keumis [Etwas] L. Wenn 's nit brünnt, SO muttet 's
doch S (Sprichw.). , Weiter sagte sie mir Nichts und
Hess nun Alles, was sie mir an den Kopf geworfen,
ordentlich m. in demselben.' Gotth. — 2. = motten 12
AAZein.; L, — 3. Erdschollen zerkleinern SRechersw.
Syn. schollen. — 4. mit Acc. P., mit Erdschollen be-
werfen. Id. B.
muttig II: (gross-)schollig AAZein.; S.
muffige" I BBrisl.. muttikc" AAZein.: intr.. unter
der Asche glimmen. Auch bildl. von kochendem Zorn
AAZein.
ver-nuittike": verglimmen AAZein.
Muttle" II f.: = Mutten II 1 BO.
Sand-: vereinzelte Stücke Sandstein, wie sie etwa
beim Graben im Weinberg zum Vorschein kommen
ZRafz.
muttle" III: den Rasen einer Wiese abschürfen
zum Behufe des ,Mottens' (s. motten I :>) B.
muttne": 1. „= mottnen." — 2. tr., mit Erd-
schollen, bes. aber mit Schneebällen bewerfen HSi.
— 3. intr., die Strassen zum Zweck der Reinigung
schürfen BSchangn.
muttle": 1. den Rasen eines unaufgebrochenen
Landstückes, das nachher bepflanzt werden soll, in
kleinen Stücken abschälen, tw. um ihn nachher zu
verbrennen und mit der Asche das Land zu düngen
BE., 0.; L (St.b). Der Bits Land muess-mer hür
g'müttlet si" B nSi. — 2. Erdschollen auf dem Felde
zerkleinern BE. Für s' chärstle" w' s' m. wäre* si
[meine Töchter] guet g'nue^. Spinnet 1896.
Mutt II Aa (Judenspr.); Gr; SchScIiI., sonst Mütt
— ni.: 1. altes Hohlmass. a) für Getreide, auch
Hülsenfrüchte, der 4. Teil eines Malters, haltend
4 Viertel zu 4 Vierling zu 4 Mässli Zg; Z. In B
(noch bis in die 60er Jahre lebendig) = 12 alte Berner
Mass (während das Malter deren 10 fasste, wornach
die Angabe Sp. 214 für B zu berichtigen ist), in AaF.,
Ke.; Sch = 6 Sester, = 60 Liter; in ScuwE. = 80 Pfd.
In Gr 1 Remüser Mutt = 2 neue Schweizer Viertel.
.Ich gebe einen Mütt Kernen dem Müller zu malen,
selbiger wäge mir 190 Pfund. Er solle so genialen
werden, dass es 20 Pfd Krüsch gebe.' AHöpfk. 1787.
,Das Bremgarter Mass fordert auf unsern [Zürcher]
Mütt einen Vierling.' 1820, Z Brief. Der M. füllte
einen gewöhnlichen Getreidesack, daher: ,in den Boden
ausen geheit wie ein M. Mehl.' Stutz. E" M. ü/'iie".
Spiel: Einer legt sich auf den Boden und soll von
einem Andern auf die Schulter gehoben werden, was
der Erstere möglichst zu erschweren sucht B. Das
Girren eines Turteltaubenpaares wird in B folgender-
massen nachgeahmt: Hans llucdi. wo u-ost [willst]
hi"? ,Gu" Thuii: Was mache"? ,Ga" Erbs chaufe".'
Wie vil? ,E" Mütt.' S. noch ewig (Bd I 610), gän
(Bd II 7). fründ-gäb (Bd II 61). Gik (Bd II 238) und
vgl. Absch. IV 2^ 1115; Planta 1872, 293; Seg., RG.
II 249! — b) für Obst. ,Ze Betzikon ein müt öpflen
geltes.' 1379, Z Urk. — c) für Wein. ,Ein Lehen Reb-
land um den jährlichen Zins von 6 Mütt Wein.' 1523,
Absch. .5 M. Wrein.' 1571. ebd. — d) typ. für Haufe,
grosse Menge. , Heftest schon gehl ein ganzen mütt,
noch möchst den lali zahlen nit.' GGotth. 1599. —
2. ideelles Waldmass, Waldanteil ZRüml.. Wipk.
,8 Mütt Holzgerechtigkeiten im Käferwald.' 1877, Z
Gantanz. Ein Bauer von ZWipk. verkauft einen ewigen
Gültzins ab seinem Hause nebst Baumgarten und .sinen
zwen müt holzmarch im Keferberg gelegen.' 1 139, /.
Urk. — 3. „Mitt n., Mass von zwölf Fischen W."
Ahd. mutti, mhd. mutte, mütte, von lat. modius. .Mutt'
auch 1592, Foffa; Scbimpfr. 1051. Zu 2 vgl. Immi 2 (Bd I
223), Wim I <• 8 (Sp. 453); zu unserm W. spec. ist daran
zu erinnern, dass das Stift Fraumünster in Zürich den Höfen
der Gemeinde Rttmlang die Waldung gegen Entrichtung eines
jalirlirhen Grundzinses (in Mutten Kernen) überlassen hatte,
daher wohl der Name; vgl. Z Rechtspfl. '2, 401) f. und die
Anm. zu Mutten III.
(lau- s. Gäu-Malter (Sp. 211).
Brügge"-: .doppelter Mütt der fixen Zollabgabe.'
575
Mat, met, mit, niot, niut
576
B (vMiilinen). - Vgl. Brugg-Baber (Bd II 934), Brvgg-
i Summer-) 1/8«« (Sp. 155), ferner B Tellbüchor 1896, 169.
Mütter in. Die ,M.' massen im Salzhaus den
Fremden das Salz in Sestern zu. Bs XIV. 88. Der
[früher bischöfliche, jetzt städtische! .Zoller' hatte die
Aufsicht über die Masse und ,11.' ebd. 59. — Vgl. Gr.
KR. VI 2804.
muttig: 1. einen Mütt fassend. En m-C Sack.
ein grosser Getreide- oder Mehlsack B; Z. ,M., das ein
mütt haltet, modialis.' Mal. — 2. auf Ackerland be-
zogen: so gross, dass ein Mütt Same zur Aussaat
erforderlich ist. ,Die hanfpünt ungever mutiger saat-
gross.' ZWthur Stadtb. ,Ein müttige Hanfpünt.' 1Ö9G.
Z NGlatt Urk. - Vgl. mt-gröm (Bd II 80(1), wo die Aum.
iu Bez. auf Mütt zu berichtigen ist.
zwei-: zwei Mütt fassend. ,Uer müliweg ob der
mülin und under der mülin soll also weit sein, dass
ein jeglicher mit einem zw-en sack wol durchaus mag
faren.' IWellh. Offn.
Muteeh II, -ich AAEhr., F., Ke., Leer., Zof.; BO.;
Gl; L; ScHHa.. Nnk.; S; TiiTäg.; Z, Ütich SchScIiL.
Muttech, -ich AABb., Wohl., Zein., Z.; Bs (Seil.); ~&(ul);
Sen; TiiWagenh., Muttig Ms (u'J ; BBrisl., Mudil; ZW1..
Wthur — in., in Bs (lt einer Angabe nur bei der Jün-
gern Generation); BBrisl. f. — PI. Mutechc" S (Hofst.),
Mütech Bit.: 1. heimlicher Vorrat, Mauke, auch der
Yerwahrungsort. a) von Obst, bes. Äpfeln, Birnen.
Mispeln, auch Nüssen, welche Kinder zum Behufe
weitem Ausreitens oder Mürbewerdens gewöhnlich im
Heu, in Aa; S auch etwa in einem in der Wiese ge-
grabenen Loche verstecken Aa; Bs; B; Gl; L; Seil; S.
Syn. Mundäeher (Sp. 322). En M. mache", «"lege".
Wie mengi schöni, Channe'b Ire", wie menge fürzünt-
röte" Santichlaus- und Chlefeliöpfel hesch-mer in mi's
Chuttli g'gchoppet, wie mengisch han-i''' mini. Müteche*
mime* mit dlne" Gr'schenjce' enzig chonne" a'fülle* .'
JHofst. 1865. ,Das meitli hett ein mütticli uf dem
heuw gban mit biren oder ppfel.' 1540/73, UMky. ,Der
Mautich, Obstgehalter, poraarium, absconilitus the-
saurus.1 Red. 1662. — b) an Geld, Gut, Erspartem
übh. Aa; B; Gl; L; Seil; Tu; Z; z. B, der .Sparhafon-
im Kasten der Mutter, der den Töchtern nach deren
Tode im Voraus zufällt Z. De'' hed e" rechte fstifc")
M. B; L; Syn. ist hcimlih feiss. Wa der N. ist g'storben
g'stu, kein du [da] meincn-i'h siner Erben c" tolle" M.
Gilt chünnen üsnen BR. .Jetzt chneulet bald die ganze
Bundesversammlung auf dem eidgenössischen Kriegs-
muttech [Kriegsschatz] und will nicht mehr, dass mit
der grossen Kelle daraus angerichtet werde.' B Dorf-
kal. 1894. ,[Die Frauen fürchteten] Anken- und Eier-
geld, die Quellen, welche in den geheimen Muttech
der Weiber fliessen, möchten vertrocknen.' Gotth.
,Mit allen Gütern, der Baarschaft, dem Muttich und
Schatz des Klosters S. Gallen.' 1529, Absch. , Sehend
nichts uf die so unbegründete Gassenreden, samb [als
ob] unser Ehmann und Vatter äld wir an zytlichen
Mittlen etwas hinderschlagen, ein Muttich gemacht
oder derglychen verübt.' 1647, Z (Bittschrift der Fa-
milie eines Konkursiten). ,Der Schatz, Mautich, the-
saurus, fiscus, gaza.' Rf.d. 1002. ,Ein anderer machet
einen Muttich zusammen, will eintweders ausreissen
oder hat sonst nichts Guets im Sinn.' PWjfiS li>7'_'.
- 2. übh. Vorrat, Haufe, Menge, bes. von Speisen,
Geld Aa; Seil; S; Tu. En (ganzer) M., eine Masse,
sehr viel Scn; S; Th. En M. [sehr viel] Geld Soh.
Du hest en rechte" M. [einen Haufen Speise] uf ''em
Teller AASt. .Stäts by einanderen essen und an ein
mutich ze huf geschütt syn.' HBull. 1531, vom Korn-
munismus der Wiedertäufer. — 3. unordentlich,' An-
häufung von allerlei Sachen. Durcheinander AaBI>..
Leer., '/,.; BsStdt; Soh; S. Du hesch e" M. in dinn-
Stube", rüm doch e' Bitr.eli uff! Bs. lch bin im wäget
nit z' g'ring g'si", dass er cho" g'si* ixch in eusi Mutig
| gemeint ist ein ärmliches Zimmer]. Breitenst. Sotten
und Chrotten und G'möl und ander! grüsligi Tierer
hei" ire" Muttig dö g'ha" Bs (WSenn). Er längt in
e" Mütech voll Hornüsser ine". BWvss 1885. .Geniste
von allerlei Unrat, Wust' Bs (Spreng); Kehrichthaufen
AALeer. ; Gerumpel BsStdt; abgetragene Kleider, die
man in eine Ecke zusammenwirft AABb. Übertr. auf
Menschen: viele eng zswohnende arme Leute AABb.;
vgl. Miggis. E" gruliehe'' M. vo" Hindere" Bs (Spreng).
Me* het wider e" verfluechte" M. üsg'no", die Stadt-
knechte haben wieder ein rechtes Nest von Dieben
und Lumpengesindel ausgehoben, ebd.
Zur Etyni. um] Verbreitung des W. vgl. ,Maute' (ßr,
WH. VI 18:3.0 und .Mutti,),' |, -1..1. '_'s:;m. An.li in unsern
MAA. haben sich, so weit die Angaben ein sicheres Vit.il
gestatten, zwei Stämme mit urspr. « und « gemischt, von
denen der letztere mit dem Stamm von Matt 1 identisch
sein könnte.
Öpfel-Mütig BsL., -Muttech, -Muttig S: = Mü-
tech 1 a.
Mutti II: 1. = Muteeh 1 6. .Ghört er [der Figen-
nützige] etwan von eim muti sagen, und sig vorhanden
etwas in teil, da ist im seel und leben feil, wie er
sin band zum erst drin wasch.' Salat. — 2. f. = Mu-
teeh 2. Das ist die ganz M., Alles was erhältlich
ist U. — 3. in., altes, abgetragenes Kleidungsstück
Bs; vgl. Mütech 3.
muttig III: unordentlich Bs.
M litis m. : = Mütech 3 AALeer. Zur Bildung vgl.
Müggis (Sp. 135), Minggis (Sp. 332).
Mu tt oche te" f.: Durcheinander, z.B. in einer
Schublade TnStettf.
niilttel: feucht und weich Bs (Spreng). .Das Papier
ist vom Wetter ganz m. worden. Das [frischgebackene]
Brot ist noch ganz rn.'
muttele" I: 1. feucht, dumpfig riechen, wie z.B.
ein ungelüftetes Schulzimmer nach der Stunde, feuchte
oder alte Wäsche Bs (u'J; B oAa., Be. 's Schile isch
all inirdc", es het a'fange" m. Bs Volksfrd. Ott ge-
paart mit dem syn. bruttelen: es bruttelet und mutteht
Bs. — 2. feucht auf einander legen, z. B. Wäsche zum
Plätten Bs. Das l'apir zum Druck ist noch nit g'nueg
g'mutlet. Spreng. — 3. faul auf einander liegen. .Ein
Knüppel! Kinder, die auf einander mutteln.' Spreng.
A mli hier scheinen sich zwei Stämme mit it und » ge-
mischt zu haben: arspr. » ist für Bs bezeugt, U für BBe.
Hie Farm mit « könnte zu Mutti I gehören; jedenfalls hat
tw. Anlehnung daran stattgefunden, auch Zshnng mit .!/■.»,
Muii I wäre zu erwägen; vgl. bes. motten / ::. Der Stamm
mit « ist violl. 'Irr selbe wie iu Mütech.
I»-muttele° Bs (Spreng), -mutte* BsSi.lt f-u'-J:
Wäsche einsprengen, Dinge feucht auf einander liegen
lassen, bis Alles durchgeweicht ist. Syn. in-beizenl
1 "-m utte re" f.: Wäscherin, wekhe die Wasch«
einsprengt BsStdt.
-.::
Mat, iiiot. mit, mot, niiit
578
(in-)muttige" II: = i"-muttele" Bs (Spreng).
m uttlig; = muttel Bs.
Mütele": (PI.) fingiertes Gericht. Auf die neu-
gierige Präge des Kindes: Was häm-mer s' Tiribig?
antwortet die .Mutter ausweichend oder abfertigend:
Jung M.l ZZoll. Vgl. jung Mus. ferner Ghrebs-
Chuttlen.
liiiittele" 11: mit einer Art Roulette um Geld spielen.
In einem runden Gefäss von 3 — 4' Durchmesser (Mut-
tcni, in dessen Boden bis auf 500 numerierte Ver-
tiefungen concentrisch angebracht sind, wird eine
Kugel durch Wurf in Bewegung gesetzt; gewonnen
hat der. dessen Kugel in die mittlere Vertiefung fällt;
sonst gewinnt die nächst höchste Nummer Schw; Obw;
Zu. Vgl. Rölli. , Die Ruhestunden des Sonntags werden
mit M., Nigglen und K ugelndrölen ausgefüllt.' Stadlin
1819 (für ZgHüu.).
vor-: durch Muttelen verlieren. aaOO.
Mutte" III VO, Muttle" GMels, Sa., oT., W., Wsst.
— f., Dim. Mutteli Ap; GSa., oT., Wsst.; SchwMuo.;
Uw, Mutteli Ap; Gl, Muttli BoHa.; aSciiw; Obw:
1. = Gepsen 1 a (Bd II 393), ungefähr 15 Liter fassend
VO; GMels, Sa., oT., W., Wsst. Vexiervers: .Satten
sind Mutten, M. sind Gepsen, G. sind Satten, S. sind
M.' und so in infinitum. Schweiz. Milohb. ,Das Vieh
war so wohl daran, dass man ihm auf den Rücken
hätte M. stellen können.' Ndw Kai. 1884. Iez muess-ich
trotz allem Erwerbe' bi M. voll Gold doch Hungers
nu'h sterbe" U (Schwzd.). ,So hat vogt Apro geordnet
uf sin hus und hofstatt zue Altorf den schueleren uf
gemelten tag am morgen, wan das jarzyt gehalten
wurd, zue geben zwo m. mit suppen und vier mass
wyn.' 1555, Gfd. ,Uf ein zyt [1529] namind vil da-
pferer gsellen uss den V orten ein grosse m. mit milch
und stalltend s' uf die march in mitten, schruwend
den Zürichern zue, sy habend da wol ein guete milch-
prochen, aber nüt darin ze prochen [usw.].' HBcll. 157'2
(Kappeier Milchsuppe). ,Die Milch man in ein M.
schitt und lät stän, bis es Nidlen git.' Com. Beati.
Das Quantum Milch, das die M. fasst Schw. — 2. höl-
zerne Käseform ; vgl. Chäs-Järb (Bd III 68). ,üer
Senn fasset den Käse in die M., welche abhaldig auf
das Muttenholz geleget wird, damit die überflüssige wäs-
serichte Feuchtigkeit den Ablauf habe.' JJScheuchz.
1746. — 3. »Roulette Schw;" Uw; „Zg." M. (auch
Mutteli) tröle", das unter muttelen II beschriebene
Glücksspiel machen Uw. ,1813 beschloss der Kirchen-
rat, dem Wirt anzuzeigen, dass er das Kugelitrölen
oder Muttenspiel in seinem Hause nicht mehr gedulde.'
AKdchler 1880. — 4. Dim., kleines Essgeschirr aus
Holz SchwMuo. Napf, worin Milch oder Speise auf-
getragen wird. ,Die frische Ziegenmilch wird uns aus
dem runden, hölzernen Napf der Sennen, dem Muttli.
gerne gereicht.' HCHrist 1869 (Obw). Wo a" Mueter
d' Opfelchüechli im-ene" Muttli i* d' Stuben i" dreid
hed aScHw. Gang, lös-mer [leere mir] das M. üs BHa.
Holznapf, aus dem die Älpler essen Ap; Gl; GSa.,
oT., Wsst. ,Ein vom Kubier gemachtes Mutteli oder
eine Muttelen zur Schotten für den Senn.' Steinm.
1804 (für Ap). ,Dem kupferschmid von einem nüwen
fischkessi und nüwen kupfernen muttli.' 1596, Z
Schneckenzunft. - Wohl Abi. von Mutt II.
Fress - Mutteli BSchangn., Si., -Mutteli BHa.
(in BEriz, G., Trüb scherzh. auch -Müeteli); Gl; GG.,
Schweiz. Idiotikon IV.
Sa.; Uw: = Ess-Gepsen (Bd 11 394). S. auch Frcss-
Muelteli (Sp. 216).
Bei Rochli., Gl. 11 1 1 S ist ein sonst nicht bezeugtes (
Mutteh belegt: .Zuweilen sieht mau in der Mitte des Tisches
noch das E. oder Erdäpfelloch ; in dies.; Grube werden dir
Kartoffeln aus dem Hafen heraus angerichtet und zugleich
die Knochen und Schalen tlberm Essen geworfen.'
Halb-Muttli: halbgrosse, 71/« Liter haltende
Mutte", bisweilen von Blech Schw; Uw.
Mel-Mutteli: Mehlfässchen in der Küche, in
Form eines kleinen Kübels GlS.
Ei"reif-Muttili: kleiner Napf, dessen Dauben
nur von einem, die ganze Höhe des Gefässes einnehmen-
den Reif umspannt werden Ndw.
Süff-Mutte" BMeir., Süffi-Vw. kleiner hölzerner
Napf, aus dem man (Käsemilch) trinkt. Syn. S.-
Xujiffli). .Wasserkesseli und Sutimuttli.' Obw Ztg
1871. ,Es gepürt denen priestern nüt, dass sy stets
die suffmutten am mul haben', d. h. genötigt sind,
Süffi zu trinken. 1594, Obw (Eingabe gegen Minde-
rung des Pfrundeinkommens).
Süw-: = S.-Gelten (Bd II 284) Ndw.
G'schirr-: = G.-Gelten (Bd U 284) Schw; Zg.
Syn. G.-Züber.
Mutte" IV (Dim. Mutteli G oT.), Muttene* Gr, .1/»/
tere' B; F; Gr; Vw, Mutteri Ap (auch Motterig H.);
Gl; GrD.; ScHwMa., Mutterne* BSi. ; GrL., Pr. ; PPo. ;
GSa.; W, Mueteme" Gr, Mutirene" BHa., Si., Mutt-
nere* BBe.. Munterne" Gr (Durh.) — f. (für Gl n.) :
Pflanzenname. 1. Alpenbärenwurz, Meum mutell. (Phel-
landrium mut.), das geschätzteste und milchreichste
Futterkraut der Alpenwiesen. aaOO. Syn. Nidel-Bröt,
Räm-Bluem. D' Mutterne" und der Iiit~ sind uss-
nemendi Milchchrfiter Gr (Tsch.). ,Da grünte ein noch
besser Kraut als Mutternen und Ritz.' Jecklin 1876.
Die Mutterne sagt: I'h wachse" in der Ritzen und
gibe" den besten Bitzen Gr (Serardi). ,Um vil z'melken,
brucht nie" Muttern und Nadelgras, um guet z' käsen,
Wegerich und Löwenzahn.' Küenlin 1834 (für F).
S. noch Adel-Gras 2 (Bd II 793) und HAnderegg 1897,
55. Eine Alp, wo die herrlichen Milchkräuter Cyprian,
M. und Kitz im Überfluss wuchsen und die Kühe des-
halb drei Mal des Tages gemolken werden mussten,
verwünschten drei der Molkenwirtschaft überdrüssige
und mehr des Tanzens begierige Weiber mit den
Worten: ,Ritz, M. und Gyprian sollen ewig stille stän,
dass wir können tanzen gän', oder nach andern Ver-
sionen : , Verfluocht sei Gyprian, M. und Ritz van z'
underst bis zum höchste" Spitz!' ,Nemm der Tüfel
über Gred und Spitz Cyprian, M. und Ritz!' Der
gottlose Wunsch wurde erfüllt und die Alp starb
sofort ab. Doch soll ein Bettler (alter Mann) in der
Nähe den Fluch in den wirksamen Wunsch verwandelt
haben: Nur der Cyprian [Cetraria isl.] solle verflucht
sein [daher rätorom. erva smaledida], weshalb denn der
Ritz [Plantago alp.] und die M. noch grünen; nach
anderer Angabe: ,G'sege"-mer Gott M. und Ritz über
all Gred und Spitz." Vgl. Tsch. 408; Fient 1896, 204.
.Mutten, Muttern oder Mutteri, Phellandr. mut., zählen
die Schweizersennen unter die butterreiehsten Alpen-
kräuter.' Alpina 1806. Vgl. auch Kasthofer 1822,
236 f.; Ulrich 1897, 27 und s. Fideri (Bd I 681).
, Muttelina vulgo dieta, qua recoetam [den Ziger] con-
diunt, Muttri, est autem dauci aut cari montanigenus.'
37
579
Mat, met, mit. mot, nint
580
KGesner 1555 (Besehreibung des Pilatus). ,Meuin
alpinum unibella purpurascente, Mutellina et Mutrina
in alpibus, Ges[ner] Muttri.' Wagner 1680. ,Sie [die
Kühe] irren langsam um, wo Klee und Muttern blühen,
und mahn das zarte Gras mit scharfer Zunge weg.'
AvHaller (Alpen). — 2. Mittlere" (Durh.), ^Mucterne"".
Sumpfdotterblume, Caltha pal. Gr. Syn. Anken-Ballen,
■Bluem. — 3. .Muttern oder Mutena', moschusartige
Sehafgarbe, Achill, mosch. Gr (Sammler 1782).
Bed. 2 null 3 sind von 1 übertragen, wegen Ähnlichkeit
der Geseilt oder der Eigenschaften. Für Bed. 1 scheint als
Etymon Hütten III zu Grunde zu liegen: vgl. Rhiner 1866,
S. 26: .Weil dieses nahrhafte Älplerkraut seine Blätter und
Holden flach ausbreitet, so rührt sein Name wohl vom weiten,
niedern Sennengefäss Mutte her'; ferner den Pflanzennauien
Schtae- Gelte*. Muttere*, -erne* (durch Umstellung -rene") und
Muttnere* sind Weiterbildungen nach Analogie von Pflanzen-
namen wie Ocrmere", Chlebere*, Mattere*, Sügere* u.a.; zu
Muttene* vgl. Qemene*, Chestene*, Chüttene*. Der lat. Name
muteUina, früher auch mutrina, ist aus dem Deutscheu ent-
lehnt und zwar zuerst bei KGesner (s. o.). ,In den schwei-
zerischen Gebirgen wächst ein Kraut, dem gemeinen Meo
nicht ungleich. Die Einwohner nennen es Muttelinam und
Jlutri.' Matthioli ed. Camerarius. Auf romanischem Sprach-
gebiet entspricht tess. motarina, churw. muclina, waadtl. man-
terena, F pat. maouterena. Die auffällige Form Mueterne* (vgl.
auch das Syn. Müeten-Wun in Bed. 1) scheint aus der Apo-
thekersprache zu stammen, indem die deutschen Botaniker
unser W. auf , Mutter' deuteten und der Pflanze Heilwirkung
gegen Mutterbeschwerden zuschrieben: ,Sie heilet alle Ge-
bresten der [Gebär-] Mutter.' Matthioli.
„mutte" II: refl., = motten II B; L. Mutte dich
llieht!" — Vgl. m. / neben motten 1.
Muter Mutter n.: Gestalt am Weiberrock PSal.
S. Mueder (Sp. 90).
Ge-mntter S; ZLunn., G'mütter GSev.; Schw; Z
- n.: 1. heimliches Gerede, Gemunkel Schw; S; Z.
— 2. unzufriedenes Gemurmel, Murren GSev.
muttere" Aa; Bs; BBrisl., R.; Gl; L; GSev., Wa.,
We.; Sch; Schw; Sj Th; Uw; ZO., muttere" Gl; L
Semp.; G; Schw; ZS.: 1. (wiederholt) heimlieh reden,
munkeln Bs; Gl; SchwE.; S; Th. Er hat scho" lang
devo" g'mutteret, er well 's Hits verchaufe* Th. Bes.
unpers. Es mutteret (mutteret), es geht das Gerücht
Gl; Schw. ,Es muttere d'ra" umnie", wer den Stimm-
zeddel zu viel eingelegt habe.' ThFi\ 184b' (Kriminal-
prozedur). Es muttered wider Öppis im Volch, nie"
hört dann und wann Öppis bruttle" dervo" Bs (Seiler).
— 2. (aus Unzufriedenheit) heimlich murren, brum-
men, in unverständlichen Lauten vor sich her reden,
murmeln ÄABb., F., Ke., St.; Bs; BBrisl., R.; Lj GWe.;
Sch; Schw; S; Uw; „Zg;" Z. Er mutteret Öppis, brummt
Etwas in den Bart, 's ist auch gar immer es G'schlerg
mit der Bassglge", hed der Direkter irelle" m. L. Nur
wo si am Nussbaum verbi cho" sind, hed-er [der Hund]
neime" Öppis z' m. g'ha". KBrandst. 1881. Hed der
ganz Tag z' futtere" und eister Öppis umme" z' m.
Schw. M. und trbusse" ZS. Vgl. noch futteren (Bd I
1135) und chutteren (Bd III 572). Auch: beinahe
weinen, weinerlich tun G (Zahner); verdriesslich kla-
gen, sich beschweren G; UwE., räsonnieren, keifen
AaFH.; GSev., Wa. , Das Gemüt eines zornigen Men-
schen fanget an gegen seinen Nächsten zu m., d. i.
ihne unfreundlich und mit rauhen Worten anzufahren.'
Ulrich 1727. — 3. in der Ferne dumpf und anhaltend
donnern AaBIj.; L; Schw; S; vgl. nhd. , grollen.' Es
mutteret (afe"), es wird ein Gewitter geben I.; Schw; S.
Mi" g'lmrt der Donner tu. Joach. 1885. .Eine solche
mit schwarzen Stotzwolken überzogene Luft fanget
bald an m. und endlich Donnerkläpfe zu schiessen.'
Ulrich 1727. — -1. ungewiss sein ZJIönch. — 5. es
mittteret-em, ahnt ihm SchwE. Nüä löte aitf* hat 's-re*
[der Frau] g'mutteret. Vgl. totteren. — 0. meckern Bs.
Das W. könnte zs. mit der Nbf. 'mUdere* |s. Mi
zu der es sich verhält wie Kotiere' : hadere*, lüttere* : laden*,
flattere* :fladeren, dem lat. mutirr wurzelvwdt sein; doch vgl.
auch engl, mutter. Die Abi. -ere* drückt bei den siunlichen
Bedd. die Wiederholung des selben Lautes, bei 4 das Anf-
und Abwogen der Gedanken aus. Zu 6 vgl. mvMlen.
ver-m utteret: mit unterdrückter Stimme, halb-
laut, 's Biisi [die Katze] hei [den Fuchs] g'merkt und
gemt c. a'g'fange* rar Taibi z' rurre". Aa Leseb. 1892.
Mutteri m. : Murrkopf L; ZO.
muttle": 1. heimlich murren GWe. — 2. eigen-
tümlich abgebrochen meckern (von Ziegen) GWe.
2 lässt an Zshang mit Muttle", Ziege, und seiner Gruppe
denken; doch ist die Berührung damit wahrsch. erst se-
eundär, indem die urspr. allgemeinere Bed. des W. (viel!,
unter dem Einfluss jener Gruppe) auf das Gemecker der
Ziege eingeschränkt wurde. Vgl. ahd. mntilön, mhd. mutein.
müttele": leise meckern ScnHa., Schi. Auch von
leisem, dem Gemecker ähnlichem Lachen ScHrla.
mütterle0: 1. leise in den Bart brummen, murren
SchwMuo. (Wiederholt) Laute des Unbehagens, der
Unzufriedenheit von sich geben, z. B. von kleinen
Kindern, die Etwas verlangen AaF.; ZAuss., 0. —
2. vom Föhn, wenn er in vereinzelten Stössen zu
blasen anfängt Schw. — 3. unpers., halblaut bespro-
chen, ruchbar werden ZKn.
Müderli ü m. : Murrkopf AaSL
Eig. Nom. ag. zu 'muderte*, das seinerseits Dim. -Bildung
zu müdere* ist; s. Anm. zu muttere*.
Muttin: Dirne. ,Sye hab ihren nit Huor, wohl aber
M. gsagt; was aber M. sye, das wüsse sye selbs nit;
wan nun bekant, das dieses ein Huor sagen will, so
ist erkent . . .' XVII., L Kundschaft.
Mutinierer m. : Meuterer. ,Uf gestern sind etlich
glückstöuber, widerwertiger und m. zuosamen getreten,
haben on rat, wüssen und willen der houptlüten zuo
einer ganzen gemeind geschlagen [getrommelt].' 1500,
Urk. (F). ,Bie Meutinierer in Niderland.' FrHaffner
ltiiiti. — Von einem Vb. .mutiuiereu' aus frz. muriner, meu-
tern. Vgl. ,meutenieren' bei Gr. WB. VI 21(14.
„Mute" f.: Koppel Hunde B; L (Jägerspr.)." -
Frz. meute, afrz. mute.
Müteri f.: Meuterei. .Muteryen und heimlich an-
schleg.' 1530, Strickl. .Müteryen anstiften.' ebd.
.Machet ein meüterei wider Cadmum.' Tierb. 1563.
nuitis, Adv.: 1. vollständig, bis auf den letzten
Tropfen, Rest (austrinken, aufessen) AaF.; L. Der
Nazi trinkt si's Most m. üs. JRoos 1892. Iez schen-
ktet i", dass d' Gläser überlauß'd, und trinki'd m. üsl
HXfl. 1801. .Hierzwüschen habe der capplan ein glas
wins in die hend genommen und iro denselbigen m..
wie man spricht, ussgebracht.' 1588, RBranust. 1891.
— 2. „plötzlich." Mit den Worten: m. üf! m. üs!
[auf der Stelle eingehalten, aufgehört!] gebietet z.B.
der Wirt zwei Raufern Frieden. — Zur Bildung vgl.
ilfltw und ruiw, S. auch die SynD. nni.r. mutz.
5s l
Mal. nn't, mit, in. »t, 111 m i
582
Ore"-M6ttel: l. = Ören-Müggd 1 (Sp. 132) GG.
.Scolopendra, ein langer orenmittel mit gar vil füessen.'
Fris. : Mal. .Scolopendra secunda , Ohren- Muttel.
Ncsselwnrm.' Cappeler 1767. — 2. = Ören-Müggel 2
(s. d.). .Für den Ohrenmüttel.' ZElgg. Arzneib. um
1650. ,0. vertryben.' ebd. - S. Anm. zu Oren-Müggel
Mnet I in.: 1. Gemüt. Gefühl. Stimmung. Wer u-ett
<i»c* sü's Muets Herr Mibe', irenn-me" de' Muetwille"
sieht '^ Sch (APletscher 1880). .Mundbett [Gebet mit
den Lippen] ist oft wyt vom m.' UEckst. .Kein Ehren-
stell verändere deinen M.' JWSimler 1652. ,Nit nur
an Lyb und Gut, sonder auch an Sei und M. ver-
dorben.' Schimpfr. 1652. Mit Adj.: .Mit schwären m.,
mit trurigkeit.' OWerdm. 1552; dafür: .schwemmt.'
Herb. 1588. .Guter M.\ fröhliche, zufriedene Stim-
mung, Fröhlichkeit: Du sehest aber lostegs st" ond
guets Mueä hä" PGr. (I,uk. 15). .[Ludwig XII.] gab
für, er wölt ein gueten m. mit inen [den Eidgenossen]
haben', mit ihnen der Freundschaft, fröhlichen Zu-
sammenseins pflegen. Edlib. .So wir mit gottlosen
leuten ein gueten m. haben wollend.' LLav. 1582.
.Der krank soll oft masicam hören und alle ding, die
ein gueten in. bringen.' Zg Arzneib. 1588. Wie Sei
in Beteurungen: Bi mim M. '. Aa; Gl (auch potz mim:
M.). — 2. wie nhd. .Sinn', doch vom Folgenden nicht
scharf zu trennen, 's ist Keine'' so guet, er hat zweierlei
Muet. Sulger. .Die eidgnossen namend in ir m.',
fassten den Plan. 1468, Tobl., VL. .Hett ich min
kind erschossen, so hatt ich das in minem m., ich
wölt dich han erschossen.' um 1500, ebd.; Rief 1538.
.Der weisst, was des geists m. sei.' 1530, Rom. .Dann
im nie zuo sinn noch m. kon were inen zuezureden.'
Kessl. .Ich weis nit, was er hab im M., er gibt hin-
weg sein Hab und Guet.' Com. Beati. ,Er warf synen
M. uf die drü Rychslender.' Rceger 1606. .Es ligt
mir geng in meinem M.' Myruads 1630. Besinnung?
.Trink wenig wyn, das ist dir guet, von vil trinken
verlürst din m.' Fris. 1562. Mit Adj.: ,Wir künden
offenlich mit disem briet, das wir mit wolbedachtem
in., gesund libes und der sinnen [usw.].' 1414, Gl Urk.
,Wir habend nach wolbedachtem m. uns einhelligklich
erkennt.' 1418, ebd. .Welcher nicht aus Zorn, son-
dern mit bedachtem M. einem andern ehrverletzlich
zuredt- SMütach 1709. — 3. Lust, Absicht, Wille
Bs; B. ,Er sagte, er hätte M. zu einem Teller Suppe.'
Gotth. .Nun hätte er grossen M. und sein Herz ver-
lange sehr darnach.' ebd. Der Ätti het g'ßueehet und
leitest tu" utr1 hätt M. g'ha", mit de" Fitste" hinger-is
[uns]. B Hist. Kai. 1883. ,Und sol dem rate sin mei-
nung fürlegen, was er m. habe zu tuonne gegen sinem
wibe.' Z Richtebr. .Und habent m. fürbas ze zwy-
genne sölich böme.' 1386, G Hdschr. ,Si wistend wol,
was sy haftend m. [was sie beabsichtigten].' Ap Reim-
chron. um 1400; ähnlich 1465, B Schreiben. .Da kam
ein gemeine red, wie gemein eignossen m. heftend,
sich für Zürich zu legen.' Edlib. .[Die Armagnaken]
heftend m. hinuf gan Zürich.' ebd. .Den ufbruch be-
treffend, so Herzog Uolrich ze tuon m. haben soll.'
1525, Absch. .Quo hinc te agis? Wo hast du m. von
hinnen V- Fris. Vgl. noch Muet-Eining (Bd I 282),
Giülen (Bd II 222). für-Ugen (Bd III 1189). - 4. üim.
(Müelli). a) übergrosses Selbstgefühl, anmassendes
.Wesen B. De' het es M.! Eim si's M. chiiele" (auch
kuriere"), den Hochmut austreiben B; sonst wie nhd.
Bs; Z. — b) ,Er macht si€h e' damasten 31., er tut
sich etwas zu gut' Bs (Anon. ad St.). — c) fröhliches
Gelage. ,So wellind wir ein müetlin han.' JMurer 1556.
Über-: wie nhd. Auch pers. : Der ist en Ü.! Th; Z.
.Nach vil übermüeten [übermütigen Handlungen], so
unser widerpart gegen uns gebrucht hat.' 1475, ßs
Chron. — über-müetig: lebensfroh ScHwMorsch.,
mutwillig Bs; Z.
An-: 1. „dunkel gefühltes Verlangen nach Etwas
B." Innerer Trieb, Lust, Zuneigung. Liebe. .Nach
irem a. und lust faren und handien [die Wiedertäufer].'
1527, Absch. ,Si haben einen grossen a. zur vile des
vichs.' Äg.Tschudi. .Ein wunderbaren a. sollend die
hirzen haben gegen dem ort, da si erzogen sind.'
Tierb. 1563. ,Uss väterlicher trüw und a.' Z Mand.
1571; ähnlich Murer red. 1641. ,Ob es [Magdalena]
ouch etzwas liebe und a. zu dier bette.' ThPlatter,
Br. .Natürlicher a. zum vatterland', Vaterlandsliebe.
Wi'rstisen. .Damit er bezeuge synen grossen A. gegen
allen denen, die Christum bekennen.' JJBreit. 1616.
,R. Walter hatte sonderlichen A. zur Poeterei.' Bedenken
1624. .Der Hass der Religion tilget aus allen natür-
lichen A.' FWtss 1655. .Gegen mir zu erneuern den
alten A. und Liebe.' ebd. 1672. ,A., Lust zu etwas
haben, desiderare , vehementius expetere aliquid.'
Hospin. 1683. ,Ein Seelsorger soll wol in Obacht
nemmen, dass er dem Maleflkanten seine Liebe und
Wolmeinung bezeuge und also von demselben eine A.
zu wegen bringe.' Meter 1694. .Sollte die A. eines
Vaters auf Erden übertreffen die Liebe des Vaters in
den Himmeln?' JJUlr. 1727. ,Biel, dessen Bürger
mehr Schweizersinn, mehr A. gegen uns haben, als
viele Helvetier.' Z Neuj. H. 1802. Natürliche Art, Cha-
rakter. ,Von dises vogels natur und a.' Vogelb. 1557.
,Von natürlicher a. dises tiers.' Tierb. 1563; stehende
Kapitelüberschrift bei den Tierbeschreibungen. —
2. pers., sympathischer Mensch BsStdt. — ge-an-
muetet: geartet. Syn. ge-natürt. .Derowegen es dero
beider [des Pferdes und Esels] arten nachschlecht und
jedes teils geamuetet ist', vom Maultier. Tierb. 1563.
an-müet -miet UwE.. -mietig Ndw: sanft anstei-
gend. Ne" a-i Hatte". — Vgl. nhd. .sanfte Steigung,
Anhöhe.'
a"-müetig: 1. angenehm Bs; B. Er isch en a-er
[sympathischer] Mensch Bs. ,üas uns von ganzem
herzen a. ist und fröid darab tragen.' 1527, Absch.
,Uns fast a. und gefellig.' 1529, Strickl. ,Ob es üch
a. und nit beschwärlich sin wellte.' 1531, ebd. ,So
oft inen ire küng nit angnem und a. waren.' Ansh.
.Wenn er denen von Bern a. und gefällig ist, so mag
er...' 1548, Absch. ,Gespire an mir, das alles gesang
mir anmietig, lieb und angenem ist.' Ryff 1592. je-
manden, welcher ihnen am bekanntisten und anrnüe-
tigisten seie, ernarasen.' Z Täuferber. 1639. ,Die an-
mutige Einteilung der Capitlen.' Z Bib. 1067 (Vorrede).
— 2. Erbarmen erregend Ndw. Es hed-mich a. a"-
g'luegt. — 3. (subj.) geneigt, willig. ,Das syen wir
ze tuond mit geneigtem, unverdrossenem willen ganz
anmuetig.' 1476, B Anz. — un-a"-müetig, in Bs
gew. unnrtnietig : nicht anmutend, unangenehm, widrig,
von Sachen für die Sinne, auch von Personen Bs; B.
Vencechsli'ge" sunt alleioilen u. Schwzd. (Bs). ,Er ist
gar unnemütig, nicht liebenswürdig' BsStdt. ,Wo aber
üch sölichs unanm.' 1528, Absch. (S). ,Die latinischen
Mat, inet, mit, mot, mnt
584
den lutschen nit verständig und u.' Äg.Tschudi.
,Priden ist inen u. und widrig.' ebd. — Anmüetig-
keit: Affekt. Wohlgefallen ; vgl.Anmuet. .Das concilia
nit allweg durch den h. geist gehandlet, sunder nach
menschlicher a. und guetgedunken.' Zwingli.
U"-muet: Mutlosigkeit, Traurigkeit L; Zg (St.").
Vgl. ginnen (Bd II 329). — u"-rauetig: mutlos,
traurig L; Zg (St.b). ,I)o [bei der Nachricht vom
Tode des Bruders] war ich ganz unmuet und was mir
schier geschwund8".' Stockar 1519.
Fransch-, Franst- Muet m., -Müeti f.: Über-
mut. Keckheit. .Dann unsern fygenden ir fransch-
müete wol halb vergangen.' 1531, Strickl. ,Lass nit
zue, dass unsers Frolocken von dynem Heil betleckt
werde mit Franstmuet.' Z Lit. 1644. .Wollte Gott,
dass wir aufhörten, Gottes Güte zur Sorglose und
Sicherheit, zum Franstmut und Unmass missbrauchen!'
.IMi'LLER 1665.
Vgl. nihd. vmai-miint, -mrtndi f., Kühnheit, Mut, woraus
unser W. (durch Anlehnung an ,Muet' im zweiten T.l ent-
stellt zu sein scheint. Das lautlich am nächsten stehende
mhd. frans-muot ist nach Lcxcr III 4811 aus /nun-»/, not ver-
derbt, das in der Bed. von unserm W. weit absteht. S. noch
Gr. WB. IV 1 a 64.
fransch-, franst-, franz - müet(ig) : über-
mütig, frech. Die V Orte werden nur .franschmüetiger.'
1530, Absch. (Z). .Diewyl unser Eidgnossen von den
V Orten so fräfel und franschmuot [.franzmuot.' Var.
bei HBull. 1572] gegen uns werind.' 1531, Strickl. (B).
,Was üppigen und vermochten rauetwillens dieselbigen
hochprächtigen, franschmüeten lüt usstossend.' 1548,
Absch. .Franschmüetigklich, generöse.' Fris. ; Mal.
.Wie franschmuet unser widerwärtigen hierab wurden.'
HBull. 1572. ,Was ungebürlicher. franzruüetiger hand-
lung etliche üwcre bürgere an N. N., an synem lyb
und guete begangen.' 1582, Z Staatsarch. ,Ninus war
franschmüetig und jung.' Murer 1589. ,ühn Beschei-
denheit, franstinüetiger [Var. franschm.]. unruemlicher
Wys.' JJBreit. 1638. .Nicht stolz, nicht frech und
franstmüetig werden, sonder ganz demüetig verbleiben.'
JWirz 1650. ,Wir werden bald hochtragen, fransch-
müetig, verwohnt.' FWvss 1650. ,0 wann deine de-
mütige Voreltern ire franstmüetige Kinder ansehen
solten! ' JJUlr. 1733. — Fransch-, Franst-müetig-
keit: 1. Übermut. Frechheit. .Franstm. und Frech-
heit.' JWirz 1650. — 2. Herzhaftigkeit, Mut. ,Ir sond
nit üwer aignen kraft und franstm. [Übers, von virtus]
ze vil vertrüwen.' 1477, AvBonstetten. ,Robur, stark-
müetigkeit, franschm., alles Unglück zue erleiden.'
Fris.; Mal.
Wol-ge-muet in., in BGt. Wol-gemüet n.: Pflan-
zenname, Krausemünze, Mentha crispa „BO.;" G (auch
chrüsi \V.); Tu; ZO.; in B; ZO. auch wilder Dosten.
ürigan. vulg. Wolgimuet macht Alles falli Suppe* Tb)
guei ZO., wo man ihn dem Mangold(kuchen) beimischt.
.Wilder wolgemuot, origanum, cunilago, Gruonsolen.'
.Mai.. .Gäl har zuo ziechen. Nimm wuldemuotstengel
oben mit den bluomen [usw.].' Zg Arzneib. 1588.
,Menta herba, krause Münz, Wolgemut.' Denzl. 1677;
1716. S. auch Chost I (Bd III 546).
Guet-Muet in.: gutmütiger Mensch BsStdt. —
guet-raüet: gutmütig, wohlwollend GRSchiers. E*
sötte' g-ef Ma" und trü"ef Votter. Schwzd. — guet-
müetig: gutwillig, freiwillig. ,G-e Willfahr [Con-
cession].' 1717. Abscu.
Gröss-muet: 1. in.. Hochmut, Stolz Sc». User
jung Volk hat efange* e" unmenschliche* Gr. Schwzd.
— 2. f.. Sündhaftigkeit, ,1m Leiden war er gedultig
und erzeigte mehr Gr.. als man von einem Manu
seines Standes erwarten konnte.' Z Nachr. 1756. ,Der
Schmerz ist nichts; man muss sich über denselbigen
erheben und darmit seine Gr. beweisen.' ebd. —
Gröss-müetigkeit (.: = Grössmuet :.'. .Und hat er
[Bullinger] die Schmerzen alle mit einer recht un-
vergleichlichen Gr. überwunden.' 1576. Mise. Tig. .Ir
Gr. oder unverzagter Mut.' KCys.
Höch-Muet m.: 1. Gewalt, Unbill. .Was hoch-
muets einem gardikneeht von Bologna zu Mailand mit
Aufbrechung der Briefe, so er bei sich gehabt, be-
sehenen sei.' 1557, Abscu. — 2. Pfianzenn.. azurblaue
Sternblume. Aster amellus Aa. Syn. Herbst-, Chilbi-
Bluem. Vgl. Hoffert 2 (Bd I 1033). — höch-muete":
1. Hochmut hegen und zeigen. Dial. — 2. tr., Jmdn
übermütig, gewalttätig behandeln. Knechte, welche
den österreichischen Boten auf seiner Heimkehr vom
Tag zu Zürich .gehochmuetet und gesmachet' haben.
1488, Absch. , Gehochmuetet und beleidiget.' Wdrstisen
1580. — höch-mueterlich: übermütig, gewalttätig.
,N. hat des Fankhusers sei. habe und vidi von dem
rechten, darinn si gestanden sind. h. getriben und das
an sin gewarsame gebracht.' 1462. B Schreiben. —
„höch-raüetelen: sich (in seinem Äussern) etwas
hochmütig betragen; auch zsgesetzt üs-, rer-h. L.°
Abi. „Höchmitetler." — h öch-müetige n : mit Über-
mut behandeln. ,Sy wollend sich nit tratzen noch
hochmüetigen lassen.' 1529, Strickl.
hirn-muets hirmuets: adv. Gen., zur Verstärkung
dienend Schw. Er ist h. e* grösser, sehr gross. Es
hat mieh h. g'freut. Es h. wilds Wasser. MLienkrt.
//. schöns Hur. ebd. — h i r n-müetig: toll, wütend
Ap; Bs; Z. Syn. h.-vmetig. Tue* wie lt., rasen, toben Z.
E* h-e' [wahnwitziger] Kärli ßs. E* h-C Hond Ar.
.Da wäre ich ja ein verdammteres Geschöpf als ein
h-er Hund.' G Wochenbl. 1798. Von Pferden und bes.
vom Rindvieh als sog. Hauptmangel: .Binder oder
ross, so erbliche mängel an sich hette als s. v. faul,
finnig, wassersüchtig, strenglig, kretzig. bauchstössig,
hauptmürdig, krämpfig, h.' 1545, LHitzkirch. .So ein
ross h. erfunden wurde, soll je einer dem andren sö-
lich ouch ahnen in eim halben jare.' 1556, LKriens
Amtsrecht. .Tauber ochs oder h., eerebrosus bos.'
Mal., wechselnd mit ,hirn-wüetig.' .Glich wie ein h-er
stier.' 1540/73, UMet., Chr. S. noch Eäl-Vich lud 1
648), ful (ebd. 787).
Lichter-Muet, nur als Dim. in pers. S.: .Leichter-
müetle, der nüt sorget oder ein rüewigen. sicheren
muot hat. dem nichts ze schallen gibt, der ein ding
ring gan lasst, animi securi homo.' Mal. — Sanft-.
E* Sanßmüetli, eine sanfte Person Soh.
Duld-: Geduld, Langmut. ,D. ist ein zeichen der
Weisheit, gächzornige aber erhebt die torheil.' 1560,
Sprüche und öfter in der Z Bibel 1530/60. ,Gott, der
zuoletzt nach langer d. das bös nit angestraft lasst.-
Kessl. ,Nach langer d., wann sich d' mass gl'iillt.'
Haberer 1562. .Mit höchster liiindtligkeit und duldt-
muot.' Z Mand. 1598. — duld-müetig: geduldig,
langmütig. .Barmherzig und gnädig und d.' 1531/48,
II Mos.; dafür: .langsam zum Zorn.' 1667. .Barm-
herzig, gnädig, dultm. und grosser trüw.' OWerdb,
1552; dafür: .gedultig.' Herborn 1588. ,Die Armen
585
Mat, met, mit, mot, um!
r.sii
vermanend zur Gedult und sind [seid] dultm. gegen
inen.' JJ Breit. 1628. .Wie sanft- und dultm. ist doch
Gott!' JBHopmstr 1045. .Dultm. mit einem.' 1707,
Sirach. — Duldniüetigkeit: = .DKM-J7»c(. .Brüeder-
liche lieb und d.' Kessl. ,Das stund nun geistlicher
dultm. und der liebe friedens wol zun.- Yai>.
Dien-Muet: Demut. ,Er hat allen glöubigen die
d. vngebildet und geleert die stolze hinlegen.- HBull.
15(31 (mehrfach). — l'nuk-iitung aus nihil. dirmu,,i.
dienst-müetig: demütig. .Wäre ir dienstmüetigt
pittcn an uns.- Künzli, Wthurer Chr.
We-Muet: Name eines Blümchens mit krausem
Kraut Z (Dan.). — Wahrsch. = Wolgemuet.
wS-müet: wehmütig. Mid w-er Stimm d's Töte"-
lied singe" GrPi\
Wider-Muet: Unmut; Schwermut. ,ln eira w.
[über einen widrigen Traum] ich entschlief.' Edef
1540. ,Us w. und massleidige flucht David zue den
Philisteren.' OWerdm. 1552; dafür: .aus kleinmut und
misstrawen.' Herborn 1588. .Als Abt N. von der apty
Verstössen ward, kam er in w. und erhankt sich selbs.'
HBcll. 157:?. .Er seie in einen solchen W. gefallen,
dass er allerdingen verwirrt worden.- 1640, B Aren.;
dafür an anderer Stelle: .Schwemmet.' — wider-
uiüetig: unmutig; schwermütig. .Solch niderlag
macht in so bekümmeret und w., das er in krankheit
fiel und abstarb.' HBüll. 1572. ,Das erlöst gelt ver-
spilt und dessen vast w. worden.- RC'vs.
muete": 1. Einem zumuten, von Einem wünschen,
verlangen „B;" GrPi\; „Sch;* Uw. Er mueted-mer
vil Ndw. Eim Öppis nid m. (chönne'J Obw. ,Ouch
sun die vier einunger, so ir zil usgat, dem rate kün-
den, das ir zil us si. und m. und vorderen, das si aber
hier über einunger nemen.' 1304, Z Richtebr. ,Der
vogt sol von inen nüt vorderen noch m., denn von
iedeni wirf ein vasnachthuen.- XIX., LMalt. .Wenn
das an sy gemuotet. gevordert und begert wird.' 143(3,
Urk. .Wo wittwen oder weisen vögten notturftig sind,
die sollend sich für ein gericht verfliegen und allda
einen vogt m.' 1530, Aa Weist. .Als man inen muetet.
sich des entscheids zuo undergeben.' Wurstisen 1580.
.Wenn man das an in muetet.- 1609, ZKlot. OfFn. —
2. andeuten, zu verstehen geben GrPi-. D's Demi
hat bim Asse" g'muetet g'ha", d' Taglünerne" chönntend
noch vorm Haimgüm im Ställhof die par Bläckteli
eemme'rupfe'. Schwzu. — 3. schmeichelnd (mit oder
ohne Worte) betteln, auf verblümte, feine Weise zu
verstehen geben, dass man Etwas wünscht, z. B. von
Kindern, wenn es Etwas zu schmausen gibt BBe., Ha..
Si.; GrL., Pr. Syn. guenen 1 (Bd II 335). Eim Heu-
gehende* irürd mer, a's sehe" Muoten.de" , Einem, der
wirklich bittet, wird mehr zu Teil, als Zehnen, die
ihr Begehren nur verblümt anbringen, mit der Sprache
nicht herausrücken GrD., Sch. Mier wein ei"s über
iV Aljii und denn eppumha* ga* Zirjer und Milch m.
BHa. — 4. vermuten UwE. I'h muete", es gib schleckts
Wetter. .Dann es ist wol ze in., was zuoletst darus
folgete.- 1530, Absch. — 5. müete" (Ptc. g'müet), Einen
an Etw., Jmdn gemahnen, erinnern GrPi-. — 6. mit
enand m., sich mutwillig herumbalgen; von Menschen,
auch von Hunden und Katzen GWidnau. Syn. göpen 1
(Bd II 388). — Zu 6 vgl. muetig.
üf-: aufmuntern GAltst. D' Lät zur Tuge't u.
Alpenr. 1824.
a"-: 1. zumuten BBe., Hk., Ha. l'h chermt-ech das
nid a. Vergeli 's Gott, Bis», we** d' mit-mer chunnsch,
i'* hüll-, In- 's nit dörfe' a. B Hink. Bote 1886. .Muotel
uns heftenklichen an, das alles wider zuo buwen.'
1340/1444, Z dir. ,lr wolten uns nit begeren noch
a. anderlich zuo tuond.- 1177, Bs Chr. ,Myn gänzlich
liotl'nung und will war, in [den Empfohlenen] by
üwerer person zue halten, wo das nit zue vil gean-
rnuetet war.- 1519, U Schreiben. .Das magstu im wol
a.' Zwingli. .Wellen also warten, wiewol uns die in-
nen) angemuotet. wir sollen abziechen.' 1531, Strickl.
.Inen keinerlei dienst a.' RCts. — 2. = mueten .-; W.
— An-muetung f.: 1. Zumutung, Ansinnen, Be-
gehren. ,Dem andern teil sin a. har inn ze willen
stan.' 1428, Gl Urk. ,Es ist durch die stette am Ryn
ein a. und begerung getan, sy allhie durchziehen zu
lassen.- 1477, Bs Chr. .Nach verhören beider teilen
anligen. beschwerden, klegten und anmuotungen.' 1525,
Absch. .| Sind] alle die nit unglückhaftige, toube, un-
sinnige lyt. die sich diser früntlichen und heilsamen
a. Gottes beschwärend und widerend'?' RGualth. 1559.
.Eerlicher antrag. a. oder geding, conditio luculenta.'
Mal. ,Es hat mich hoch bedurt. dass ich euch uf
eüwere a. nit hab mögen antworten.' RC'vs. ,Bei An-
stellung von Gülten ist die A. [Skontierung] der drei
vom Hundert unzulässig.' 1653, L. — 2. = An-muet 1.
,Ein mächtig begird, a. und liebe tragend die pferdt
gegen iren jungen.' Tierb. 1563. .Habitus, weis und
bärd, a., gestalt.' Fris. .Da ist schon kein rechte a.
mehr, den armen und dürftigen brüederen zue helfen.'
SHochh. 1591. .Ein herzliche a. trage [die Mutter]
gegen dem kinde.- JHaller 1597. ,So man noch ein
Zyt lang den [Paten-] Kinden umb mehrer A. und Ge-
dechtnuss willen etwas verehren wiilte.' Z Mand. 1627.
.Es bestehet diso Erblichkeit in einer Sympathie oder
A.. wie der Magnet eine A. zum Eisen hat.- FZiegler
1047. ,Zu dem Pflanzwesen guten Lust und A. haben.'
Rhag. 1650. ,Aus besonderer A. zu meinem hochwer-
testen Vatterland vergäbe ich...' 1715, Z Fideicomm.
,Er hat zu den Litteratis grosse A. getragen und vielen
Umgang mit selbigen gepflogen.' Z Nachr. 1756.
er-müeten: gemahnen, erinnern GrD., Glaris, L.,
Pani, Schud., Tschiertsch.; sembrare PAL Syn. meinen
(Sp. 293). Er het mi'h an Den ermüet. Vgl. cr-müeken 2
(Sp. 143).
ver-mueten: vorhaben. ,Sy zogend im mit irer
Macht hinach biss in Italien des Vermuetens, nit ab-
zelassen [usw.].- Rüeger 1606. — ver-muetlich. In
Antworten i. S. v. : ganz gewiss, wie kann man nur
fragen? GrD., Pr. Verst. v. wol, ei v.! — un-ver-
muetlich: wider Vermuten. AKlingler 1691.
zue-: Einem (ungerechtfertigter Weise) Etwas zu-
trauen B. Er het-mer zueg'muetet, ich heig Das g'seit.
muetig: sehr munter, (allzu) lebhaft, spec. von
Pferden Th; ZrS.; s. freidig (Bd I 1274). .Gaudia
mutua nectere inter se, mit einanderen fröud haben
oder frölich uud m. sein.' Fris.
muetlig: mit Bedacht, Überlegung; vgl. Muet 2.
,Das burgrächt hab er aber in. selps ufgän.' 1527,
Strickl.
muet selig: betrübend BBe. (Dan.).
Muetung f.: Begehren, Forderung. ,Ir m., die
sy tatend an die stett.' Ap Reimchr. um 1400. .Also
schluog der künigden Venedigerfn] ab ir m.' Sicher 1531.
587
Mat, met, mit, mot, miit
588
Ge-müet n.: 1. Gesinnung; Ab.siulit.Willo. .Wir
sind des ganzen g-s, üch meiner zu verlassen.' 1 IT.'i.
Bs Chr. ,Dass ir uns wöllind berichten, was üwers
g-s desshalb syg.' 1521, Absch. ,Das ist ganz min g.
und anschlag, zu kriegen und fechten.' NMan. ,lr
band gehört, uss was gm. dise sach anghept ist.'
Zwingli. ,Mit solichem gm. von mir ufnemen, in dem
es von mir geschehen ist.' ebd. , Ist's euwer gem., so
sol niemants entrünnen.' 1531. II. Kon.; dafür 1667:
.Will.' ,So wir uss herzen und fründliehem gmiet
bcscheen sin wissen.' 1531, Strickl. ,T)ann wir un-
verruckten gemüets und willens gesin zue belyben.'
B Mand. 1547. — 2. Ditn. ,Der gerechte Gott will
an dir sich ergetzen, sein Gemütlein erkühlen und
sich rächen.' Klingler 1688.
Frauen-: Teil am Werke einer Turmuhr, Hem-
mung? ,Als du das urlei (s. Orlei) wit richten und
das nider gewefge] ufziehen oder ablan, so tue das
frowengemuete von dem rade oder us dem rade, do
es inne gat, und behab das kamprat sicher in der
haut, oder das gewege verlieffe sich alsbalde.' 1385,
L Burgerbuch. ,Und so das fr. ze balde gat, so henke
die bliklötzli vaste hinus an das redelin, und so es
ze trege gat, so henke si hinin an das redelin.' ebd.
— Vgl. Un-rue"'.
gc-müetelen: gemütlich plaudern, bei Besuchen B.
ge-müetet: gesinnt. ,Ein pfarrer sol sein ein
guoter man, recht gemüetet oder recht verstendig.'
1531, Tit. — Vgl. lat. bene animatut.
„ge-müetlich: lüstern; g. sein, nach Etwas
lüsten, es heimlich verlangen Soh."
ein-müetig: einsam. .Gott, der die e-en ze haus
setzt.' 1531, Psalm; dafür 1667: .Einsamen', 1868:
, Verlassenen.'
in-: innig, inbrünstig. ,[Die Kranke] bewegte die
umbstehnden Ehrenlüt mehr als einmal zum ynmüe-
tigen Weinen.' XVII., Mise. Tig. .[Die sterbende
Mutter] hat ihren Kindern ganz einm. gegnadet.' Im-
thürn, Memoriale. Sinnig: ,Ein tugendhaft, lieblichs
und einmütiges Kind.' ebd. — Vgl. das syn. tn-griindig
IBd II 778).
f ri- : freiwillig; freigebig. .Teile auch von dem
Wenigen mit, wo nicht reichlich, doch freimütiglich.'
Spleiss 1667. ,50 Pfd Pfenning, mit welchen künftig-
hin diese unsere Bürger uns jährlich zu dienen frei-
mütig (liberaliter) verheissen haben.' BThun Hand-
feste 1779.
frö-: (von einer Wohnung, einem Zimmer) durch
Licht und freie Aussicht angenehm, freundlich ScHSt.;
Th; Z. S. noch Gr. WB. IV 1 a 230. .Jucundus, fr.,
das fröud und lust bringt.' Fris.
Fressinüetigkeit. .Frässmüetikeit [Habsucht,
Ländergier] der grossmächtigen fürsten.' G Hdschr.
„gäch-müetig: jähzornig."
grund-: von Grund (des Herzens) aus. ,Gr. wün-
schen.' L Stadtarch.
Hartmüetigkeit: Hartnäckigkeit. , Deren von
Rotwyl h. und freche.' Ansii. .Ermessen, was ver-
incssne h. im menschen vermög.' ebd.
herz-müetig: herzhaft. .Fürsichtige wysheit be-
trachtet ehr und nutz, welche h-e stärke gewinnt und
schirmt.' Ansh.
kalt-: kaltsinnig. Der König von Frankreich als
,k-ei" Freund und Bundesgenosse. 1611, Absch.
kfien-: kühn. ,N. N. ein dapferer und k-er eids-
genoss.' 1586, Lauffer. Beitr. S. noch (ir. WB. V 2580.
K üenmüetigkeit: Kühnheit. G Hdschr.
krank-müetig: gebrechlich, krank. .Aber noch
vi] eilender und erbendseliger und lydenhaftiger und
krankmudiger wart dises volk.' 1528. Bs Chr. ,Wann
ein solche tochter oder wittfrow kr. were.- 1579, L
Knutw. Amtsrecht. , Sobald einer, der unter ein Zei-
chen gestellt, gestorben, hinweggezogen oder sonst
lahm und kr. geworden, musst ein Anderer an seine
Stelle in die Kriegsrödel eingeschrieben werden.'
XVII./XVIIL. Obw. .1702 ist der Eateinschulmeister
kr., wesshalb N. N. für ein Jahr zum Inspektor be-
stellt wird.' Müll., Lenzb. .Der Vogteien [Vormund-
schaftsstellen] werden überhept kr-e, schwache Per-
sonen.' SMutach 1709. Der ,kr-en und elenden' Jeanne
D. wird ein Sack Weizen gegeben. 1713, Absch. .Von
zwei oder mehr Jahren her sehr kr.' 1725, Z Stiftsprot.
lind-müet(ig): 1. weich, zart, von Menschen
BHk. ,Ein wasserbad, uf dass der lyb lindmüetiger
gemachet werde zum widerbringen der bärmueter an
ir gebürliche statt.' Buef 1554. — 2. feucht und weich,
wasserreich, vom Erdboden BO. ; „LE." Syn. nass-
luem (Bd III 1270). — Lindm üetigkeit: Weich-
heit. ,So wurde sin lindmüetekeit bekeret.' G Hdschr.
— Mlid. lini-müetic, weich, sauft.
lang-tnüetig: lang, weitläufig. Das alte fran-
zösische Exerzitium, welches ziemlich ,1.' sei, soll
verkürzt werden. 1756, Absch. (Schw).
blug-: schüchtern, blöde. ,Der verjagten plug-
müetigen scheflin.' Zitglögglein 1512.
ring-: leichtfertig. Je r-er einer nach vichescher
ard sich stellet, ie ftissiger er das [Fastnacht-] fest be-
gangen hat.' Kessl. — Kingmüetigkeit. .Nach den
tagen diser fleischlichen fryheit und r.' ebd.
schwin-: schwindsüchtig, dahinsiechend. .Bilis
atra. melancholei, schwarz geblüet, das den menschen
schweinm. machet.' Fris.
schwer-: 1. wie nhd., melancholisch, allg. Von
Gegenden: .Tiefenkasten, ein schw-er Ort.' Sererii.
1742. ,Süss, ein Dorf, ringsum mit ganz nache anliegen-
den, gächen, rauchen Bergen umgeben. Darnachen ist
dieser Ort um etwas schw.' ebd. — 2. schwierig, viel
Körperkraft erfordernd BsL. Das ist e" schw-i Arbet.
— 3. vom Boden, von schwerer Beschaffenheit, lehmig,
ebd. — 4. schwer von Gewicht, schwerfällig. So ist
mi" Bantli en alter (feisserJ, schir-er Ma"" g'si" tuid
het uimme" wohl möge" laufe", der alte Zumpel selig.
Gespräch 1700/12.
stolz-: stolz, hochmütig. ,Sin hoch st. fürnemmen.'
1475. Bs Chron. — Stolzm üetigkeit. ,So uns jemand
st. oder unchristenlichen sinns schelten (wellt), soll
derselb gedenken, dass es (als) hochmüetig möchte
verdacht werden, so wir nit allweg zuo vorderist ge-
wesen und aber uns erst jetz fürschieben wölltind.'
1529, Absch. (Z).
stark-müetig: tapfer. 1776, Bs (lt Andrea), ,1'a-
hero die Eidgnossen, obschon sie st. gewesen und in
den Feind gesetzt, demselbigen eine grosse Anzahl
erschlagen, waren sie doch an Volk zu schwach.'
JGross 1624 (Bs).
de-: 1. wie nhd. allg. — 2. still, eingezogen, bes.
von Kindern, die nicht lebhaft sind, an den Spiele"
nicht gern teilnehmen. Solche Kinder sterben nach
dem Volksglauben früh ZKic
-.>:>
Mat, inet, mit, mot, iniit
r.itii
d£müetigen, -cre": demütig(er) worden. Dial.
verdäch t - m üet ig: absichtlich. ,[Die Herren
von L sollen verzeihen] in ansächen miner kleinfüegen
Vernunft und nit v-s verdruss oder bosheit.' Salat.
Mut't II in. De 31. mit dem breite" Huet het mer
Gast Heiler de'' Wald Tannäst, Rätsel vom Sternen-
himmel Aa (Rochh.). — M. für Wmi. J. i. Wuotan. Vgl.
die A ii 111 . zu Wuetis-äer (Bd II 1558).
Mueta f.: Fluss in Schw. So im Schw LB. seit
1452; hingegen in der Zss. .Muotacli': .Muotaehtal.'
1378. Absch. .Muotochtal.' 1409/1544. Schw LB.
Zss. aus Muct und Ach (Bd I 63); Afuel in urspr. Bed.
= heftige Erregung (got. möds, Zorn). Der Fluss wäre also
nach seinem reissenden Laufe benannt. Vgl. deu syu. Fluss-
nanien .Wuetach.'
Muetataler Mueti-, Muete-, in Zg Mueter- in.:
1. Bewohner des Muotatales. .Das fast vergessene
Sprüchwort vom M. -Durst.' Erzähler 1855, 343. -
2. ein aus dem Muotatal stammender, dem gäuerle*
(Bd II 41) nah verwandter Tanz, wobei ein Paar in
verschiedenen Wendungen bald getrennt, bald ver-
einigt, zuweilen unter den aufgehobenen Armen sich
durchschlingend, das Wechselspiel der Liebe darstellt
Schw; Zg. Dazu muet italere; den M.-Tanz tanzen.
— 3. Kartotfelsorte U; s. Erd-Epfel (Bd I 381). —
4. 31.(-Chnüttel), Keule als Waffe; vgl. Entlibuecher-
Chnüttel (Bd III 708). Mer rasiere"d-ech die Züttel
[Kerle] mit-eme" M.-Knütlel. Schw Fastnachtsp. 1803.
Mueter f., PI. Miieter GrD., Pr., Muetri BBr., Muet-
reni BHa., Müeterne" GrV., sonst Müetere" : Mutter.
allg. 1. a) im eig. S. Über die Verdrängung des W.
durch Mamme" s. Sp. 225. Die verlasse" 31., Name einer
kleinen Wallfahrtskapelle zw. Gurtnellen und Wassen
in U zu Ehren der ihres hl. Gemahles und Sohnes be-
raubten Gottesmutter. RAA. Was der M. a" 's Herz
gud, göd dem Vatter nur a"'s Chneu. Ineichen. E" M.
clia"'-me" rerlure", aber nie zeider finde", ebd. Freini
M., bösi Chind. ebd. Der M. a" der Schöss, Sclteube",
am Bock, Fürtech, Chittel hange", von einem Mutter-
söhnchen Bs; B; Th; Z. Gang (hei'" und) säg's der 31.
(dem 31üeii) 1) höhnisch zu Einem, der sich weich-
lich gebärdet, jede kleinste Unbill sich zu Herzen
nimmt B; L; Tu; Z. — 2) Abweisung einer schwer
glaublichen Behauptung. Ineichen. Bist du von einer
31. so g'schld ivorde"? Abfertigung eines Naseweisen Z.
Es ist ärger a's d' 31. a'zänne", allzu arg Ap. Ich ha"
au'h e" 31. g'chä" [gehabt] wie ir, ich wage es, neben
euch zu stehen GlMoII. Hei"' go" d' 31. luege", chere",
seherzh. Entschuldigung des Fortgehens BE. S. noch
Chuchi-Frau (Bd 1 1250), Chüechli (Bd III 133) und
Fülli-Bein. Über die Verbindung mit Vater s. Bd 1
1120. .Welcher [Kriegsmann] heim begert, es syend
dann ir vil ald ein, die all schick man zur m. hein,
damit sy nit werdind entwendt und etwan an eim
finger gschendt.' J Murer 1559. — Dim. Mueterli
AaK.. Ke., Leer.; B; Z, Mueterli Aa; Bs; L; Th; Uw;
Z, Mueti BO., S.; W, Müeti Bs; BoAa., E., M.; Sj
Uw; „Zg; Z", „Muetschi Bü., 31üetschi LE.U, Mütter-
chen, zunächst als Koseform im Munde der Kinder
oder des Ehemanns, allg.; dann bäurisch für Mutter
übh. (wie Ätti für Vater) B; S; „Zg; Z.u Mueterli
nannten in BsStdt im Anfang des XVIII. vornehme
Kinder ihre Mütter (Spreng); ebenso Frau 31üeterli
in LStdt vom XVI./XVLTI. (RBrandst. 1890, 53). Ach,
i" rf'.s- Heimet möcht-i"* wider, mächt sum Ätti, mächt
.um Müeti B (Schwzd.). Kind: Herr Predikant ! D's
Ätti und d's 31ueti län-ech g' tüsi'male* grüesse". B
Hist. Kai. 1805. ,Er [der Sohn] wolle seinem Muetri
keinen Verdruss mit einem Söhniswyb machen.' Gottii.
Du [da] wirst du es bravs 31. [Hausfrau | übercho*
ha", ebd. Die int [von zwei Schwestern] grüsem e"
rihi, di ander hingegen vun de" g' ringlocht igsten i"s,
wo 's nadist nummen oeh Mueteni gi''t, het e'kes gotzigs
Dingeli g'hiiben B oSi. (Schwzd.). ,Von meines Vaters
und Müetterlis säligen tötlichen Abgang... Myn liebs
Müetterli sälig Dorothea Haller.' um 1600, ZStdt
(Mise. Tig.). S. noch Chlaus (Bd III 094). — b) bildl.
M. nennt das Kind die zur Heimkehr mahnende Abend-
glocke : d' 31. ennen am Bach [jenseits des Talbaches]
rüeft: BsL. Alle" Witze" (d') M. s%" welle", super-
klug sein, sich für sehr gescheit halten Z. ,Du bist
gar z' grob, dass d' also mit allen Vieren deiner M.
[der Mutter Erde] in d' Schoss fällst. (Zu dem, der
ungferd niderfallt).' Schimpfr. 1651. S. noch Esel (Bd I
515). — 2. in weiterem S. a) von Personen welt-
lichen Standes : trauliche Benennung der Gattin im
Munde des Mannes Bs; Z, so auch in der Sprache der
Wildmannli. Mit M. wird in gemütlicher Sprache
auch die Haus- und Gastwirtin von Fremden ange-
redet Schw; Z. Als Ehrenname Höherstehender (vgl.
auch die Zss.): Verzieht, M. Chörrichtere" ! B Hink.
Bote 1867. D' Dokter-M., von der Witwe eines Arztes
B. Verstärkt durch vorgesetztes Frau: die Schwieger-
mutter BsStdt, die Stiefmutter im Munde des erwach-
senen Sohnes ZStdt, die Waisenmutter im Munde der
Zöglinge im Waisenhaus B; GStdt; ZStdt f. .Claus
Narr: Ätte küng, du hast myn sinn, es ligt mir ouch
kein schlaf nit inn. M. [.Künigin'], bist fül, so magst
wol gan.' JMurer 1575. .Ich muosst in posten wys
laufen zu der stadthebammen, m. Anna genannt.'
JMaler 1593. ,M. Dichtlin' wird eine bejahrte Frau
angeredet. Stettler 1606. — b) in geistlichem S.
.Geistliche M.', Frau, welche bei der Einkleidung
einer Nonne oder bei der ersten Messe (Primiz) die
Stelle einer Mutter vertritt AABb. ; S. (Frau) 31.,
die Äbtissin eines Klosters AABb.; Schw; Zg. .Bei
der Kilbe des Frauenklosters in Schwyz musste die
Frau M. den Vortanz führen.' Tobl., Kl. Sehr. 54.
,1838 lebten in Baden unter ihrer würdigen M. 17
Klosterfrauen.' Aa Gem. ,Im Kloster St Anna ward
auf drei Jahr zu einer Frau-Mutter erwehlt Frau
N. N.' Z Nachr. 1756. — 3. Gebärmutter (und deren
Krankheit). D' 31. luege" la", die Gebärmutter zeigen,
einen Gebärmuttervorfall haben, von Kühen GRObS. ;
vgl. Lib 2 b (Bd III 977). ,üie m. und das krimmen
im bauch.' Seb. Münster 1546; dafür 1628: .Bärmutter.'
,Die husväteren sagend, sy habind die m. im houpt
und im buch mit grossem herzenwee.' Rdef 1554
(spöttisch). .Hirzenhorn sol köstlich sein für die m.
der weiber, das ist für das würgen, so die weiber
meinend, sy müessind ersticken.' Tierb. 1563. .Weiber,
denen die m. das hauptwee machet.' ebd. ,Affici tor-
minibus, das grimmen oder m. im bauch haben.- Fris.
.Für die m. : grundreben und rogi brosmen, gersten,
kütnen [usw.].' Zg Arzneib. 1588. Vgl. noch Darm-
Gicht (Bd II 114) und Gr. WB. VI 2811/2. — 4. ver-
schnittenes, junges weibliches Schwein, im Gegs. zu
Lös 1 (Bd III 1425) GRh. (Steinm. 1804, 281). —
5. übertr. auf Sachen, a) Wurzelstock; vgl. Hag-
591
Mat, met. mit, mot, mnt
592
Minier. ,Man soll den [Reb-] Stöcken und ihrer Mutter
[beim Hacken] so weit müglich verschonen.' Rhag.
1650. ,Es soll ein jeder Rebstecken oben an .seinem
Stock eingeschlagen und alle Zeit der M. so weit
müglich verschonet werden.' ebd. — b) Muetere* Aa;
Bs; B; Th; Z, PI. Muetere" (in BHa. Müetri), Schrau-
benmutter. allg. ,Musquetenarbeit: ein Wischer, ein
Zündloch zu verschrauben, ein Müeterlin. ein Hanen-
schrauben [usw.].' Bs Taxordn. 1646. .Weilen das Müe-
terli in der Öltrotten entzweit, die beiden Stüd im
Boden angesteckt, wird Solches zu machen notwendig
angesehen.' 1709, Z Staatsarch. , Für einen Trottbaum,
Strauben und Müetterlin Holz gekauft.' 1728, Aa
Schloss Rued; vgl. Trott-M. ,Da schiesst ihm N. X.
das Müeterli vom Ladstecken durch das Ärmli.' 1753,
ZOGlatt; vgl. .die Putzstockmutter' am Putzstock
[Ladstock] des Vetterligewehres. VETTERLi-Sang 1878.
— c) Mueter Z, sonst Muetere", auch Essech-M.,
Essigmutter Aa; Bs; Gl; Th; Z. Hefe. ,Was si [die
Böspfenniger] also sibensoumiger vassen und darüber
schetzent, lige der selbe win noch uf der m., so söllent
si den bis uff ein soum schetzen.' 1400, B Tellb. In
trübe, gebrannte Wasser ,musst du 6 oder 8 Tropfen
Essig tröufen, so zeucht derselbig die trüb und un-
lauter Materi und Wolken oder Muter, so über sich
schwimmt, zu Boden und wirt das Wasser klar.'
JRLandenb. 1608.
Eiu Gen. Sg. 's Mueter» (nach '» Vaters) findet sich in
L; Tli; Z. Zu den PI. -Formen vgl. die gleich gebildeten
von Tochter. Der schw. PI. ,Müetem' ist in unserer Lit
vertreten bis Ende des XVIII. Zu Bed. 3 vgl. das umge-
kehrte Verhältnis» bei Grind |Bil 11 763), zu .j b Mann ,' < ß
(Sp. 2H). 5 c könnte aus der Tatsache erklärt werden,
<1;lns das Legen der Gallerte in Wein oder .Most' das all-
gemein übliche Verfahren der Hausfrauen ist, Essig zu er-
zeugen; doch vgl. Gr. WB. VI 2812. Der Weiterbildung
Muetere" vergleicht sich gr. u-Tripa in Bed. 3 neben u.^Tir)p in
Bed. 1 ; auch auf lat. matrix in Bed. 3 und 5 a kann ver-
wiesen werden. Der Fluru. .Mueter-Acher' (16!lt;, Z NGlatt
Urk.) lusst sich als Leibgeding einer Mutter (Witwe) erklären.
Äli-Mueter: Mutter, die gegen ihre Kinder zu
nachgiebig, schwach ist Sch. — Alp-: mythisches
Wesen, das als altes, buckliges Weibchen, nachdem
die Sennen die Alp verlassen, in den Alphütten haust.
Ein Jäger erblickte es einmal am Herde stehend mit
Kochen beschäftigt, von Kobolden in Gestalt kleiner
Tiere umtanzt, zu deren einem es sprach: Du, Hans-
Ghäsperli, chotz-mer Schmalz! worauf derselbe Butter
in Hülle und Fülle erbrach GßPr. S. KARutishauser
1880, 93; Vonbun 18U2, 30. — Amm-: Nährmutter.
S. Ämm-Vater (Bd 1 1127). In der Z Bib. noch 1707;
dafür 1868: ,Amme.' — Äni-: Urgrossmutter L; Ndw.
— Er-: Brautführerin. Der unkeuschen .Hochzeiteriir
droht das Sittenmandat des Abtes von St Gallen 1657.
anstatt der E. zum Altar eine Hebamme an die Seiten
zu geben, wie ,dem Hochzeiter den Weibel.' — Ar-
me"-: Frau des Vorstehers eines Armenhauses Ar.
— Färli-Mueter GrD., -Mueter. Jäklin 1878 (öfter):
Mutterschwein.
Fraufaste°-Müeterli: mythisches Wesen, das
in der Fronfastenzeit an gewissen Orten (z. B. bei
Schwyz und bei Brunnen) auf oder an Brücken fleissig
seine Fäden spinnt. Was es spinnt, können nur Fron-
fastenkinder sehen Scnw. Vgl. Lütolf, Sag. 77. Mit
ihm schreckt man auch die Kinder: 's Fr. chunnt
ScHWlb. - Vgl. Fron-Fasten (Bd I 1 1 1 1 1.
6'va tter-M ueter: 1. Patin, bes. wenn es eine
ältere Person, wie z. B. die Grossmutter des Kindes
isi Ndw. — 2. = G'vatter- Meisterin 2 (Sp. 515) BsL.
// Frau <}. hrt-si'1' b'hüttct und V segnet iiinl im diene*
bede" Gotte* g'seit. das [Geschenkte] sig oü :' eil.
Hausfrd 1886. 399. — Gege"-: Benennung der beiden
Mütter der Ehegatten gegen einander BBe.; vgl.
Gegen-Att (Bd I 586). — Girize"-: Frau des .<;.-
Vaters- (s. Bd I 1129) LH. .Vom auf dem Wagen-
sitze sassen in altertümlicher Tracht der Girizenvater
und die G., die Beide aus der Burschenschaft erwählt
waren.' N. Z Ztg 1896. — Grab-: Leichenbitterin.
Will.. LStdt. .Von der Gr. wurde Name und Stand
des Verstorbenen, sowie Tag und Ort der Beerdigung
durch die ganze Stadt mittelst Ausrufen bekannt ge-
macht.' Gfd 10, 243.
Gross- Gros- Aa; Bs (ö); B; L; ThHw.; Ndw
C-Mieti); Z (in O. auch u-'): Grossmutter. 1. im eig. S.
Syn. Grösse)) (Bd II 806). D' Grosmüetere" händ de"
Chinde" [Enkelkindern] eisster Hand uf. nehmen sie
in Schutz Z. Wie Mueter in den RAA.: Er meint,
er sig alle" Witze" Gr. S, er will alle" Witze" Gr. st"
L (Ineichen). Säg das der Gr., Abweisung einer Über-
treibung. Ineichen. Die Gr. als fleissige Spinnerin:
Wer e'kei" Gr. hed, seil e'Tcei's Werch pflanze*. JRoos
1892. Tue" rcie-n-e" Grusm., sich übertrieben ängst-
lich gebärden ZHiirnli. Er will d' Gr. lere" Hüener
griffe". Ineichen; vgl. engl.: don't teach your grand-
mother to suck eggs. Er denkt a" d' Gr., heis~t es,
wenn Einem von heisser Suppe die Augen überlaufen.
Dan. Der Gr. Wasser zueträge", rückwärts schreiten.
mit dem Rücken dem Ziele zugewendet; meist zu
Kindern ZStdt. Kindern d' Gr. zeige", sie an den
Schläfen anfassen und emporheben, ein sehr gefähr-
licher Scherz Bs; B; S; vgl. Halberli (Bd II 1170)
und Tafel. — 2. alte Frau übh. Bs; Th; Z. — 3. Dim.,
Falte, die beim Plätten der Wäsche aus Mangel an
Sorgfalt entsteht Tu ; ZWthur. — I. Dim., Prlanzcnn.,
Gamander-Ehrenpreis, Veron. cliam. GNT. Syn. J.isi-
betli. — 5. Dim., letzte Garbe, falls sie kleiner aus-
fällt als die übrigen ZBül. Syn. Rätsch-Vogel (Bd I
696). — 6. die alt Gr., Benennung einer alten, dicken
Tanne, der grössten einer Gruppe LEigental. — 7. Gr.
der Alpen heisst seit undenklichen Zeiten bei den
Sennen der oberste Staffel der Alp Grossimberg (zwi-
schen BSchangnau und LMarbach), weil je näher die
Weiden sich an die Fluh anlehnen, der Boden desto
besser, die Weide desto fetter und milchreicher ist.
Alcknw. V 10. — Die zwei letzten Belege unter 1 geben wohl
auf des Teufels Gr. Zu 5 vgl. Mannhardt, Korndäm. 21. 31,
gros-muetere": reden wie eine Grossmutter Aa.
Äni-Gr.: Urgrossmutter Bs (-Müeterli); BBe. —
Ur-Äni-Gr.: 1. = dem Vor. BsStdt. — 2. Mutter der
Urgrossmutter. ebd. — Ur-ur-Gr. : Mutter des lTr-
grossvaters oder der Urgrossmutter Ar; B; Tb; Z. —
T ü fels-G r. : 1. grosser, schwarzer Mistkäfer, Geotrup.
sterc. L; SchwE. — 2. braune Bärenraupe, Bären-
spinner. Euprepia caja ÄABb.; jede schwarz let
braune, haarige Raupe ZZoll. Syn. Tüfels-ChatB. —
:'.. Wasserlibelle, Libellula L; Zg; ZBrl. Syn. Tüfels-
Nädlen. Ihre Larven dienen als Fischköder /. Krl.
Vgl. Gr. Myth. ' 577.
Hübe"-Müe ter 1 i: haubentragende Fee. die mit
silberner Spindel spinnend am Kreuzweg im Walde
593
Mat, inet, mit, mot, innf
594
auf einem Steine sitzt unii in Adventsnächten den
Mädchen ihre Zukunft prophezeit S; vgl. Urs. Kai.
1891, 47. — Häftli-Mueter: Öse heim Häßli (s.
Sp. 244 o.) GrD. Syn. Wibli. — Hag-, PI. -Mueteve* :
(alter) Wurzelstock in einem Grünhag, der meist zu-
gleich die Bed. einer Grenzmarke hat Lj Tu; Z (auch
-Muetere*). Um Parzellen der Allmend zu Kulturland
einzuzäunen, benutzten die Bewohner von ÄAWohlen
lb'27 aus dem Fronwalde .Dorne und dergleichen un-
nützes G'stüd.' Diese ersten Setzlinge werden in der
betr. Urkunde ,Hagmuettenr genannt mit dem Bei-
fügen, dass sie von keinem Anstösser beschädigt oder
entfernt werden dürfen. Vgl. Hag-Recht. Künstlich
gezogener, knorriger Waldbaum, der im Wald als
Grenzzeichen dient und Hunderte von Jahren stehen
kann ZSth. — Helf-: 1. Hebamme. In ZsCham gab
es zu Ende des XVIII. ,3 Doktores, 3 Chirurgus, 1 H.
usw.' Stahlin 1*19. — 2. zweite Vorsteherin in einem
Frauenkloster Uw. ,1m Kloster St Anna im Bruch [L]
ward auf drei Jahr zu einer Frau-Mutter erwehlt Frau
Maria N. Hat im Orden Profess getan 1722, bis-
herige H.' Z Nachr. 1756. — Holz-: 1. Keller-Assel
GlH. - 2. H.-Müetere* BR., -MueterU GiiLüen, -Müe-
terli W, mythisches Wesen, Waldweiblein. Syn. H.-
Mützen, a) Name eines Gespenstes, mit dem man die
Kinder schreckt BR. Syn. Nacht-Schniggelen. — b) ver-
ächtlicher Name eines .Erdfränleins.' Ein solches,
welches die Ehe mit einem Walliser eingieng, be-
dingte sich aus, dass er sie nie mit diesem Schimpf-
namen benennen dürfe W. Frau eines Wildmannlis,
weiblicher Fiingg. Ein H. wurde von einem Holz-
hacker im Walde gefangen, indem er mit List dessen
Hände in einen zu spaltenden Klotz einklemmte Gk
Lüen (Jecklin 187b', 127). — Hüener- B, Hüender-
G oRh., Hüenli- Th: Bäurin, welche viele Hühner
hält B (bei Gotth. auch die Magd, welche die Hühner
zu besorgen hat); G oRh. In dem Spiel .Hüenlischwan-
zen' dasjenige Kind, welches an der Spitze der von
dem Fuchs angegriffenen Reihe steht und sie zu
schützen hat Th. — Here"-: die älteste Confirman-
din, die auf dem Gang zur Kirche und zum Taufstein
vorangeht, auch in der letzten Unterrichtsstunde vor
Neujahr im Namen Aller dem Pfarrer den Neujahrs-
wunsch sammt einem Geschenk überbringt SchScIiI.
Bei den Knaben entspricht der Heren- Vater. —
Hüre°-:= Hüren-Fähens (Bd I 723) ZWetzikon. -
Huere"-: Bordellhalterin Z. — Hüs-: 1. -Mueti,
Hausmutter, lobende Bezeichnung einer Bäurin aus
dem niedern Mittelstand B; vgl. M annli unter Mann 7 c
(Sp. 243). — 2. -Müeterli, Apfelname, der sog. ,Uster-
Apfel' ZWeissl., der .Royal d'Angleterre', süsser Wirt-
schaftsapfel, der bis Januar bleibt ZHerrl. Auch eine
Reinettenart Z.
Heu "-Müeterli: meist mit Jüppe oder Unter-
rock bekleidete, an Beinen und Armen mit Heu und
Stroh (auch Werg und Hanf) eingebundene, im Ge-
sicht geschwärzte junge Bursche, die am .grossen und
kleinen Heumüeterlitag' (d. i. am sog. schmutzigen
Donnerstag und am Montag nach der Herrenfastnacht)
mit wüstem Lärm und Gebrumme, auch wohl mit
Stecken, Peitsche oder^Besen bewaffnet, auf den
Strassen und Plätzen namentlich im Mittelpunkt der
Ortschaft scharenweise und einzeln herumlaufen.
Schliesslich stürmen sie gegen eine höhere Stellung
(die Kirchentreppe und den Vorhof; an, welche von
Schweiz. Idiotikon IV.
kleinem Knaben und Mädchen besetzt ist, die, mit
langen Peitschen verseilen, durch heftiges Knallen
die H. zurückzuweisen suchen. Diese haben russige
Hände, mit denen sie im (iesichte schwärzen, wen
immer sie erwischen können AaWoIiI. udE. Im Jahr
1830 bildete sich in AaWoIiI. eine Kastnachtsgesell-
sehaft unter dem Namen Heumüeterli-Chammer, welche
durch komische Strassenproduktionen, später mehr
durch theatralische Aufführungen das Publikum unter-
hielt, schliesslich aber mit vier jährlichen Ausflügen
sich begnügte. — heuw-müeterle": den oben be-
schriebenen Kampf ausführen AaWoIiI.
Eine der vielen Formen, in denen der Kampf des Früh-
lings mit dem Winter vom Volksbrauch dargestellt wird.
Chuchi-: Küchenvorsteherin, Name einer Ange-
stellten im Spital Bs.
Chüechli-: 1. volkstümlicher Name einer Milch-
und Kaffeewirtin, die zugleich Kuchen bäckt L,
Bäurin, welche Kuchen bäckt B. Wenn e* Ch. Hun-
gers stirbt, söll-me' si wider d' Fürblatte' vergrabe".
Ineichen; vgl. Chöchin (Bd III 128). Backe* ha* wie-
n-e* Ch., von einer dicken, rotwangigen Frau B. -
2. Hebamme ZO., S.f, W. 's cha** sl", muest hüt noch
d' Ch. hole*. Stutz. In ZHongg erwähnt um 1650.
.Einige Jahrzehende lang (1610 — 1650V) gab es [in
ZHorg.] eine K.. die für ihre Dienste bei gewissen
Gemeindefesten ein Jahrgehalt empfieng'; nach dem
Zsliang scheint es die Hebamme gewesen zu sein.
Zu 2. Da die Taufe früher der Geburt rasch zu folgen
pflegte, half die Hebamme mit bei der Bereitung des Tauf-
mahls, spec. beim .Kücheln'; vgl. Chüechleten (Bd III 145).
Chüder-: nur in dem Spiel Ch. ha*; s. haben
(Bd H 876) und vgl. TTobler 123b. — Kafi-Müeti:
1. Kaffeeschwester, auch von Männern B. — 2. scherzh.,
Kaffeekanne B. — Kirche°-Mueter: eine Art Haus-
meisterin, spec. zur Besorgung der Spitalkirche Bs f.
Kalt-. ,Die sog. K. wartete der armen, dürftigen
Kinder Tag und Nacht und wurde von der Frau des
Spitalineisters unterstützt.- Bs XIV. — ,Kalt' für ,G'halt-'
(s. Bd II 1218/9JV
Chumra er-Müeti: Frau, die sich häufig und
unnötig Kummer macht B. — Chinden-Mueter:
1. Pflegemutter, Kinderwärterin (in vorgerücktem
Jahren) B. ,Am gleichen Tage, wo du deine letzten
Eier an ein kreuzerig Weggli tauschtest, aus welchem
dir deine Kindermatter den letzten Milchbrocken
machte.' Gotth. Kinderpflegerin in einer Anstalt B.
Unter dem Personal des Spitals wird eine ,Kind-M.'
aufgeführt. Bs XIV. ,A. 1690 ward Jac. St., Knöpf-
macher, zum ersten Kindenvatter erwählt; zuvor warend
es nur Kindenmütter.' BossH.-Goldschm. — 2. Chindli-
M., Hebamme Aa; Z; 1696, B (Taschenb. 1879, 228).
— Chorn-: weiblicher Korndämon, mit dem man die
Kinder vom Betreten des Getreideackers abschreckt
Aa; Z. Vgl. Hard- Joggeli (Bd III 27), Gröss-M. ,Der
Schnitter wirft die drei ersten Ähren in das Getreide-
feld hinein, um die K. zu befriedigen und das Getreide
ergiebiger zu machen.' HHerzog 1884. — Chnabe"-:
Aufseherin über die Knabendes Waisenhauses. 1771, Z.
— Chranke"-: Hausmutter eines Spitals BBe. —
Lugi-: Erzlügnerin W. — Zand-Lücken-Mue-
ter li: Jmd, dem Zähne ausgefallen sind LBerom. ; Schw
(auch von Kindern nach Verlust der ersten Zähne).
— Maidlin-M ueter: Aufseherin über die Mädchen
des Waisenhauses. 1771, Z (.Mägdleinmutter'). —
38
595
Mat, inet, mit, niot. niut
596
Märkt-Mueterli: scherzh. Benennung der Frauen
uihl Mädchen, welche Gemüse auf den Markt bringen L.
- Mit-Mueter: ,Gegensch wieger Gl; vgl. Mit- Vater
(Bd I 1130). — Bachtale" Bachtele" - Mueterli:
eine Art Wassernixe. Sie packt die Kinder, die dein
Wasser zu nahe kommen. Doch belohnt sie auch die
frommen Kinder mit guten Sachen L ; vgl. Häggen-
Mann (Sp. 259). Du chunnst a's wie-n-es B., gekleidet
wie eine Wetterhexe. — Bad-Mueter: Inhaberin
eines öffentlichen Bades B (Gotth.).
Bär-: 1. Gebärmutter AALeer. ,Ist dem ingweid
gsund, ouch der bärenmueter.' Zg Arzneibuch 1588.
S. noch Üs-Gang (Bd II 345). — 2. Krankheitsname.
a) Mutterkrankheit, malum hystericum Ap; L. Die
üfstige*d B., Art Hysterie, wobei die Leidende im
Halse eine Kugel fühlt, welche die B. sein soll Ap.
Bei wundertätigen Gnadenbildern sieht man unter den
aufgehängten wächsenen Votivgliedern hie und da eine
krebs- oder froschartige Figur, welche obige Krank-
heit vorstellen soll L (Ineichen). Ebenso Kröten aus
Blech oder Holz in der Kapelle LSempach- Wartensee,
wobei die Inschrift: Mi" B., das bös Tier, hed-mich
ti I )/ f risse" seiner. Lüt., Sag. 351. — b) Kolik, Bauch-
weh (auch beim männlichen Geschlecht) GA., G. ;
.allg." ,Sölt er [Dr Eck] gen Zürich, es war im z' wit.
denn b. in übel sehnit.' UEckst. ,Das grimmen, das
man die b. nennet.' Tierb. 1563. Vgl. noch Darm-
Gicht (Bd II 114). — c) Magenbeschwerden, krampf-
haftes Aufstossen Uw; ZHombr. Er henel eV B., zu
Jindin, der rülpst oder dem es sauer aufstösst Nnw.
Vgl. : ,Für b. des haupts, das oft von colcra oder
flegma kumpt, uss dem magen in das haupt rücht.'
Zg Arzneib. 1588. — 3. (auch Bärc"-M.) Gartenkamille
(als Heilmittel gegen die Krankheiten unter 2 a und b)
ZNer., Stadel. — bär-mueterc": sich über Leib-
schmerzen, Schmerzen übh. beklagen; jammern GG.
— bär-müeterig: „mit der Bärmueter behaftet L."
Er sind b.-mieterig, zu Jmdm, der rülpst Ndw.
Bettel-Mueti: alte Bettlerin B. — Süw- ZSth.,
Sou-, <S'ö«-Mueter B: Pflegerin des Muttersehweins
und seiner Jungen; Bäurin, die sich auf die Schweine-
zucht gut versteht. ,Wie es Schweine mästen könne
trotz einer Luzerner S.' Gotth. ,Eine S. ist sie, es
mag ihr keine Luzernerin nach.' ebd. ,Musste nicht
dem einfältigsten Saumutterli einfallen, dass . . .' B
Kai. 1844. — Sele"-: Frau, die den Kirchhof von
Unkraut reinigt; Frau des Selen-Vaters (Bd I 1130)
UwE. Schwyz macht Anzug in Betreff einer Frau zu
Küsnacht, Seelenm. genannt, welche seit einiger Zeit
mit .unchristlichen Phantasien, fast der Hexerei ähn-
lich', umgehe, mancherlei über Tote und Lebendige
gemeldet habe, wovon das Gegenteil eingetreten sei.
1573, Absch. — Sorge°-Mueterli, -Mueti: stets be-
sorgte Hausmutter, ,die Alles auf dem Herzen trägt' B.
— Schuel-Müeterli. Der Schuelmeister het dem
Seit, e/rüeft, wie 's in ieder Schuel zum Wüschen und
Heizen öppen ei*s g'ha" het, bim Schlumpstuel oder bim
Spinnrad <!' Ching s' hüete". Schild (S). — Schliss-
Mueter B. So wird eine Bürgergemeinde genannt,
die Nichts mehr leistet, nur geniesst; vgl. Schliss-
Vater (Bd I 1130). — Spüse"-, gew. PI. Mueteme":
zwei (im Gegs. zu den jungfräulichen Spüsen-Gäu-
mernen Bd II 305) verheiratete Frauen, welche die
Braut auf dem Gang zur Trauung begleiteten; meist
wurden dazu die verheirateten Gatten gewählt GrD.,
Pr.f — Stief- BsStdt, Stuf- AABb.. F.; LK.; GSa.;
Sch; Schw; Th; ÜW; L" ; Z.;; Z. Steuf- AASt. ; BE. ;
LG., Steif- Aa (Rochh.); BBr.; S; UwGisw., Stif- Sch:
Stiefmutter. 1. im eig. S. RAA. Er ist slm Lib ke"
Steu f-M., hält sich nicht karg L (Ineichen). D' Mueter
gihd, d' St. fragt: wend-cr? ebd. Me" sait nüd um-
sunst: St. — Tüfelsmueter. Stutz. D' St. 's Tüfels
i'nderfneter Aa; GSa. — 2. St.-MüeterK, Pfianzenn.
Dreifarbiges Veilchen, Viola tric. auch Ackerveilehen,
Viola arv. Aa (in Fisib. Acker-St.); Bs; B; VÜ; G;
Sch; S; Th; Z; vgl. Jesesli (Bd HI 73). Syn. Schwi-
gerli-Schwögerli ; Jungfere"-G'sichtli. — 3. Apfelsorte,
pomme menagere Tu; Syn. Risen-Opfel.
Stock-. .Collabismus, St., ein Kinderspiel.' Denzl.
1677; 1716.
Der ocoXXaßiopdj der Griechen bestand darin, dass Einer
dem Andern die Augen zuhielt, ein Dritter ihm eiue Ohr-
feige gab und ihn raten liess, mit welcher Hand er gesehlagen
worden sei.
Tilli-: vexierend für dini Mueter, als Kinder-
scherz: D' T. ist e" Hex (= die Spinne) Ap. D' T. ist
en Cherne'dieb (= die Maus). Sprww. 1869.
Tilli. Decke, Dachboden, wo sich Spinne und .Maus mit
Vorliebe aufhalten.
Trott-Muetere": Schraubenmutter an der Kelter,
auf der Gabel des .Trottbaumes' liegender Holzklotz,
in den die Trottspille* eingesehraubt ist ZS. — Wald-
Mueter: = Hob-Mueter i' b GnPr. (PI. -Mueteme").
S. Vonbun 1862, 46. — Zucht-: Vorsteherin eines
Waisenhauses ZWthurf. ,Wir fandind auch an einem
bestimpten ort [in Paris] ein grosse anzal der armen
fündelin mit sampt den zugebnen pflegerin und zucht-
mütter.' JMaler 1593. Vgl. Zucht-Vater (Bd I 1130).
muetere": 1. Mutter spielen, wobei ein Kind die
Mutter vorstellt, die andern die Kinder AALeer.; dafür
Mueteri's mache" Z. Vgl. g'riitterlen (Bd I 1131). —
2. vom Essig: Mueter (in Bed. 5 c) bilden Z. Der
Essech mueteret.
muetereze", auch Muetereze* mache* = mueteren 1
Seil. — Vgl. Fangezen unter Fakau (Bd 1 723).
mueterig: 1. muetrig, der Mutter anhängend
(z. B. von einem Kinde, das aufschreit, sobald die
Mutter sich entfernt) BSi. — 2. kreissend'? .Purpur-
schnäcken geröukt sollend den müeterigen Weibern
zuo hilf kommen und die nachburt bewegen.' Fischb.
1563. — 8. müebrig, an Blähungen, Kolik leidend, von
Frauen Scnw.
Mueterigi f.: Kolik, nur von Frauen BHk.
mueterin: von einem Mutterschwein stammend.
,Dass man pinniges noch mueteris fleisch nüt sol under
das bergin henken.' um 1300, ä. LRatsb. ,Die mezzier
sunt hau vor li. Symons hus und dahin uswert das
pfinnig fleisch und das muotri, das doch schön ist,
ouch enhain muetrin flaisch niemer under die metzi
bringen.' 1390, TnDiess. Stadtr. — Solches Fleisch 'galt
für schwerverdaulich und gesundheitsschädlich.
Müeteri" f.: weibliches Schwein Gr.
müeterle": 1. der Mutter nacharten, in Gesichts-
zügen oder Charakter der Mutter ähnlich sein Ap;
„Gr; L;u Sciiw; „Zg; Z." — 2. wie eine Mutter aus-
sehen und handeln Ap. „iiiich so einfältig wie ein
altes Mütterchen betragen AaF." — 3. = mueteren 1
AALeer.; dafür Müeterli's mache* Z. Me" wend frau-
müe.terle*, sagten die Kinder, wenn sie mit den Puppen
spielen wollten LStdt f.
597
Mat — miit. Matscb mutscl
598
Schmal z-Müete" f.: Butterbroi TuBerg.
Viel!, st. Mi'tt* zu Witt S in übertragener Bed.; vgl.
auch Mieten i, sowie .",.<./ und das folg. W.
Miielne" f. ,Aus den Wurzeln von zwölf Pflanzen :
Gentiana, Pimpinella, Imperatoria, Meum mutell., Car-
lina, Arnica u. A. ist die M. zusammengesetzt, die im
Sommer vielfach an sorgsame Sennen zu 50 Rp. das
Pfund verkauft wird, um dem Rindvieh bei kaltem,
nassem Wetter zur Erwärmung unter dem Salze ge-
geben zu werden.' ÄLPENW. V 128. — Stimmt im Wesent-
lichen zu Miet ■')'. Vgl. Mieli.
Matsch — mutsch.
Vgl. auch die Gruppe mafz— mutz.
matsch: 1. als Spielerausdruck wie nhd. Bs; B;
G; Th; Z. M. si", werde' ; Ein'n m. mache''. Im Wort-
spiel mit 2: [Man] schlout etsche d' ZU mit-eme' Jass
z' ioud und wärt hi und dou in.; aher im-enc" Chursäl
macht Eim sou e" nüechters G'schidheitsg' schwätz vu"
nouble" Strauchöpfe* nach vil matscher. G Kai. 1886
(GSa.). Verallgemeinert: m. si", verloren, vernichtet
ScnSt. ; Z. — 2. matt, müde, .zerschlagen' Gr. Wi.rt-
spielend mit 1: ,0b Pandur-, Schmaus- oder Kreuzjass
gespielt wurde, kann Referent nicht mitteilen, da er
selber ganz m. war.' N. Alpenp. 1878. — 3. üppig,
fett, von Pflanzen, z. B. Gras Gr UVatz.
Zu Grunde liegt it. marcio, mürbe, das auch schon im
S. vun 1 gebraucht wird. Inwieweit, bes. bei dem folgenden
Snbst. und Vli. ein deutscher Stamm hereinspiele (vgl. Gr.
WB. VI 1755/6), lässt sich nicht ausmachen; nötig, etwa
aus begrifflichen Gründen, ist die Annahme einer Mischung
zweier Stämme keineswegs. 3 wird von der Grundbed. .(saftig)
weich' ausgehen. Vgl. auch malz.
Matsch m.: 1. als Spielerausdruck wie nhd. Aa;
Bs; B; L; Tb; Z. En M. mache". S. auch üf-legen
(Bd 111 117S). Verallgemeinert: geschäftlicher Miss-
erfolg. Schicksalsschlag AaL. Syn. Watsch. — 2. (in
Gl auch Matsch) breiartige, weiche Masse, „z. B. von
Obst" Gl; fiRHe., Pr. Syn. Tatsch, 's ist Alles ei"
Bf. g'si*. Etw. an e" M. trucke", zue-me" M. schla".
E" mächlege'' Stai" [hätte], wenn si sieh nid grad z'
bücke" chu" teerend, si ganz :n-mc" M. zerschmätteret.
Schwzd. (GRPr.). Vgl. noch matsch- fül (Bd I 789).
matsche": 1. einen Matsch (i. S. v. 1) machen;
auch tr. Bs; B; Th; Z. — 2. (auch matsche") tr., zu
einem Matsch (i. S. v. 2) zerdrücken, (zer)quetschen
Gr. — 3. (unordentlich) in etwas Flüssigem, Weichem
herumrühren S. — 4. matsche", in Kot, Wasser herum-
waten G; Th. — 5. (in der Rede) Alles durcheinander
mengen Gl.
ver-, zer-matschc" GW., -matsche" Gr; GRh. :
verstärktes matschen 2. Syn. ver-märtschen (Sp. 428).
En Euess, Einger r. Ieh möcht-ne* grad o.l vor Zorn
GRChur.
z'sämmen-: = dein Vor. Gr. Ousser chunnd [aus
einem Sacke, der vorher auf dem Amboss bearbeitet
worden ist] en arme'', fast z,säme"(jmätschcter Töufel.
Scbwzd. (GRPeist).
Matschlete" f.: wirres, undeutliches Durehein-
. anderreden, z.B. von Kindern in einer Schule GSev.
Vgl. matschen 5.
matschiere": marschieren B. [Die Soldaten auf
dem Übungsplatz] stän-ech g'rad wie d' Türlistöck u*d
glüsslen »"•' matschiere*. Scbwzd.
Aus it. mareiare. Her Schwund des r vergleicht sich
dem in maisch aus marcio, ma chiere" für marscAtere" (Sp. 1"JI).
manische": .heimlich naschen Gl; G; Vw": zwi-
schen den Mahlzeiten (in ungehöriger Weise) essen
GG. (St.h). Syn. mauschen 3 (Sp. 503).
mautschle": mit vollen Backen kauen G. Syn.
manschen 1. ,Der Prozess ist. nicht den Pfeffer wert,
den sie morn z1 Nacht an den Kuteln mauzschein.'
UBrägger 1780. Abi. Mautschier m.
Mitsclie" f.: für eine Hochzeit oder ein anderes
Familienfest bes. schmackhaft zubereitete Buejen [fla-
ches, rundliches Gebäck] WLö. Syn. Muetschefrcjn.
— Wahrsch. eine Weiterbildung zu Miggen (Sp. 123).
„Mitschi n.: ein Stück Brot S."
— Viel], alte S Aussprache für Mütechi; s. JlfufecA 3 b und
vgl. chMerkn (Bd III 364).
Motsch m. : 1. Brotlaibchen. .Gutjahrbrot: an
Mötschen 98 Stuck.' XVIII., Sch Pfrundenb. Insbes.
als Dim. Mutschli: kleines, kugelförmiges Brötchen
Sch; Laibchen von Schwarzbrot, dgl. man früher im
Spital zu ScnStdt buk (lt Kirchh.) oder im Kloster
zu ZRheinau von Zeit zu Zeit unter die Armen aus-
teilte. .Die Züricher hatten Brots gnueg und etwan
Mötschlin mit inen im Buesen.' Rüeger 1006. Ein
Soldat erhält als Tagesration ,ein Mötschlin Brotes
nebst einer Mass Wein.' 1638, Sca Ratsprot. — 2. (auch
Motsch) dicker Kopf; Person mit solchem Kopfe Bs.
Starrkopf, Eigensinn, ebd. Derhete" M.l Dem lta'nsch
NM üsrede". Vgl. Motsch-Chopf '(Bd III 414). — 3. Dim.
,Stüetle, mötschle, equula.' Mal. — Vgl. Mutseh.
motsche": = märtschen 1 (Sp. 428) Schw. D' Buche"
mötsche'd in den Kirchstühlen. Es Volchicerch hat der
Find wie Stei", ei" Fasel matscht im andre" nöch. —
ver-: zerstossen, zerstampfen Scbw. - Zu (ver)msgge"
iSp. 124); vgl. auch mufseAen.
mutsch: 1. ungehörnt GrD., Rhw. — 2. stumpf Gl
M. werde". — 3. „grob und dick." — 4. mürbe Gl
Syn. mutsch. — Vgl. muff und seine Gruppe (Sp. 570 ff.)
Mutsch m.: 1. (PI. Mutsche" U, Matschege" BR
— Dim. Mutschli SchwE., Muo.) Tier ohne Hörner
B; „Gl;" Gr; „Schw;" Uw; insbes. von Ziegen Ap
B ; Gl (weiblichen, lt Steimn. 1802, 102); Gr ObS., V.
GA., G. (weissen), Rh., T.; ScawE., Muo.; Uw; U, von
Schafen BO., auch von Kühen und Rindern, deren
Hörner ganz oder zum Teil verloren, bzw. verstüm-
melt sind BO. ; Gl; GRVal. Mier hein zwo Geissen,
ei"s ist en homochti und d's ander ist en M. BHa.
Lüter Mutsch, hat der N. g'seit, wo si" Geiss 'pogget
[Junge geworfen] hat GlMoIüs. Männliches Schaf
oder Ziege Gl. Vgl. noch Römer und Schinz 1809, 481.
— 2. dicker Kopf LStdt; S. hwE. (PI. Mutsch). Kind
mit vorstehender, eckiger Stirne BHa. Das ist en
rechte M. Dickkopf; dicker, plumper Mensch, zu-
meist mit dem stark hervortretenden Nebensinn des
Dummen, Störrischen „Aa;" Apj «Bs;" BO.; Gl: I.;
G; Schw; S; „Zg; Z." Erle'-M., Spitzname eines dick-
kopfigen, in der Eric" wohnenden Menschen SchwE.
Vgl. noch Mutschli (Sp. 604). Derbgebaute, dicke
Person AAZein.; BSi. ; Z (Spillm.). Dummer Mensch,
Tölpel BSi.; G. Unartiges, störrisches Kind G. Spott-,
599
Matsch, metsch, mitsch. motseh, nnilsili
,iM,,
Schimpfname AäF.. Fri.; G; S; UwE. Familienname
aScHw. Dim. Mutschfeßi, kleines, dickes Geschöpf
Aa; ZO. (auch von Tieren); Kosename für ein kleines
Kind SchwE., auch für ein Kälhchen Aa (Kochh.
1857, 115). — 3. übh. etwas Kleines, Rundliches (Aa
HL), Gestutztes, Stumpfes SchwMuo. (PL Mütsch);
UwE.; z.B. von Bäumen, Gesträuch, Geräten. Der
Baum ist nur e" M. Das Biel ist e" M. Spec. a) seit-
licher Felsvorsprung BHaslib. ,Der M. [ein Felsen ?]
in der Oberalp.' U Gera. 120. — b) PI. Mütsch Gl;
GitMai., Mutsehe* BR.; Uw — Dim. Mutschli AaF.,
Leer., Menz.; BGadm., Hk., R., Sigrisw. ; Gl; LG.; GG.;
SchwMuo.; üw; Zg; Z, Mutscheli AkBremg., K.. Sins,
Zof.; LNeud.; Uw (Ali); U; Z, Mutschi SB., NA.,
Mutschli AaL., Zein.; Bs; BAarb., Br., Brisl., E., G., SL.
Stdt; GRVaL; GStdt, W.j Schw; S; ZWL, Mutscheli
BsL.; U, Mütschi Aa oF., Leer.; BoAa. ; L; GSa. ; S,
Name eines Gebäckes, a) rundliches Laibchen aus
gewöhnlichem Mehl, der 8. Teil eines 4 — 5pfündigen
Laibes Bs; B; Gl; „S;" Vw (dim.); in Uw für einen
noch kleinern Laib Mutschili. Syn. Mügerli (Sp. 111).
Laibchen von '/ü bis 2 Pfund, bes. wenn je zwei zu-
sammen gebacken sind L; Zg (St.1'). Rundliches Laib-
chen, deren zwei ein 2'/2pfündiges Halberli (s. Bd LI
1170) ausmachen Schw. Dicker, niedriger, nicht auf-
gegangener Brotlaib; (Mutscheli) niedrige Brötchen
Z (Spillm.). Ich überchäm nw kei's Mutschli Brot me
Dings. Gl Volksgespr. In SchwE. pflegen die .lohte"
(s. Bd III 32) am Güdel-Mdndig oder an der jungen
Fastnacht' Mutschli auszuwerfen, was man 's M. rüere*
nennt. Daher: Die Becki sind zue de" 1' feistere" üs
g'floge" wie M. i" der Fasnacht. MLienekt 1888. S. auch
Lebchuechen-Mann (Sp. 264). — ß) dim., kleines, rund-
liches Brötchen, t. aus gewöhnlichem Mehl, t. aus
Weissmehl, Semmel Aa; Bs; B (von länglicher Form;
Syn. längs Brötli); L; GG. (Syn. Bürli), Sa.; S; UwE.;
Zg; ,globulus panis.' Id. B. In AAZein.; Bs; B; S
werden M. aus dem im Backtrog zusammengescharrten
Teigrest gebacken (Syn. Muelt-Scherli), t. für die Kin-
der, t. (so in AAZein.) für ärmere Leute, die dafür in
der Kirche für die Seelen Abgeschiedener beten sollen ;
vgl. Selen-Laibli (Bd III 954). In Zg werden M. vom
Bäcker an Brot holende Kinder verschenkt. In Aa
Bremg. bekommt am SAgathentag jeder Einwohner
in Folge einer alten Stiftung sein M. Man unter-
schied batzigi und halbbatzigi M. Aa ; B; S; ,erstere
wurden aus zwei rundlichen Stücken zsgesetzt, oft
auch die halbbatzigen, an deren Hälfte ein Schulbube
genug hatte' B (Zyro). E" Cime [mit] Bollen am Lib
wie Halbbatze'mütschli. Schild 1866. ,Aus den Händen
des Becks geht der Teig verschieden hervor als Züpfli,
als M., als Weggli, als Kuchli.' Gotth. S. noch Schwzd.
VIII 1 ff. (für L), wo M. syn. mit Weggli gebraucht
ist. Weck SB., NA.; grosser Weck für 20—30 Rappen
SG. Semmel aus Butterteig ZWL Eierbrötchen G;
(Mütsch, auch Mutschli) Eierbrötchen von ovaler Form
mit einem Längsschnitt Gr; Syn. Murren (Sp. 384).
Wart, ich kauf-der denn e"m<>l e" Mutschli, sagt man
zu einem Kinde, um es zu beruhigen oder zu Etwas
aufzumuntern Gr. Backwerk, Biskottin GrHc. S. noch
Gueteli (Bd II 554). — f) Mutsch(li), Anschnitt eines
Brotes G; Syn. Mundil (Sp. 322). Mutscheli, Ende
des Brotlaibs AAMenz. Syn. Bröt-Chäppli. In ä.Spr.
wohl meist i. S. v. a als Spende. ,Do hatt der kunig
Zedekias empfolhen, das man im täglich ein mütschly
brots gebe.' 1531, Jerem. = .Laib Brot.' 1667. ,Ein
mutschli old spendbrod.' 1562, LBerom. Wer Fische
zum Verkauf nach LBerom. bringt, soll sie zuerst
dem Probst anbieten und erst nachher andern Leuten.
, ('häuft er im tisch ab, so ist er im kein mutschlin
zu gen schuldig; chauft er aber nit, sol er im ein
mutschlin gen.' XVI., MEsterm. 1875. ,So aus einem
müt kernen 160 mutschli verbachen werden.' 1578, Z.
,[Es] findt sich, dass domalen das verschinen jar 1237
mutschli und jetz uf dis heurig jar 853 mutschli ins
almosen vennelten gemeinden wöchentlich bestimmt
und geordnet worden.' ebd.; s. Almuesen- Tafelen.
, Miner herren werchlüten haben ein mutschli für das
abendbrot und zwei für das nachtmal.' ebd. .Ordnung,
wie die gesegneten Mutschli am Hohen Donnerstag
sollen usgedeilt werden.' 1604, L; dafür 1611 von
jüngerer Hand: .Kuechli' (s. Bd III 132). , Anstatt der
Müschlinen [sollen] zum Kilchenbrod zwei Brod an
einem Schilt, da Beide mit einandern am Gewicht
2 Pfd und 1 Vierling haltend, gebachen und ffirderhin
zwei dergleichen Brod für ein ganzes und ein Brod
für ein halbes Vogezenbrod in die Küchen ausgeteilt
werden.' 1624, Z. ,Decretura, ut parochi contra am-
bitus munera vulgo Mütschenen totis viribus fulmi-
nent.' 1625, Zg (Aufzeichnungen des Kaplans JALand-
twing). N. N. vergabte in seinem Testament dem obern
Spital in BStdt 30 Kronen, weil er oft [als armer
Schüler] ,das Mutschli davon empfangen.' XVII., B
Taschenb. 1878. ,[Der Landvogt soll geben] zu Nacht
dem Tryber eines jeden Zugs [Gespanns] allein einen
Mütschen Brot.' BSchw. Urbar. .Der Landvogt gibt
von jedem geladenen Ross ein Mütschi Brot.' ebd.
,Dem Pfarrer in AAGebenstorf kam im XVIII. das
Recht zu, dem Hause Königsfelden ein taugliches Sub-
jekt als Trottmeister vorzuschlagen. Derselbe em-
pfieng bei An- und Austritt des Herbstes ein Berner
Pfund und ausserdem alle Tage ein Brötchen (Mutschli)
aus dem Kloster.' Alpenpost 1873. Vgl. Chlöster-M.
,üer Sigrist in LGormund bezog um 1730 u. A. alle
Wochen 8 Paar Mutscheli (Spendbrödli).' MEsterm.
1875. ,[Es] sollen die Becker verbunden sein, alles
auf den Verkauf gebackene Brot, äussert den kreu-
zerigen Mütschlenen, in Laiben zu ganzen Pfunden
weis zu verbacken und zu verkaufen.' BBäckerordn.
1774. ,Es soll ein Kreuzer wertes Mutschli wohl aus-
gebacken wägen 2 — 137a Lod, je nachdem ein Mäs
Kernen 40 Batzen oder nur 8 Batzen kostet.' ebd.
S. noch Wthurer Landbote 1896, Nr 229. — c) PL
Mutsche" BR., oft als Dim. Mutschh : =Vättere"-,3Iutsch-
Chäs (Bd III 506. 508) BO. Syn. Tommen. ,[Die M.]
werden in gedrehten hölzernen Modeln (s. Vätteren
Bd I 1132) in den Häusern und auf den Alpen fabri-
ziert und kommen gegenwärtig nicht mehr in den
Handel, sondern dienen nur zum Hausverbrauch. 1 >en
Preisen nach zu schliessen wechselt das Gewicht
von 2—20 Pfd.' Alpenw. III 10. Sie sind rund und
im Verhältnis zum Umfang sehr dick. — d) Mütsch,
Dim. Mutschli, (bes. weibliche) Kopfbedeckung, deren
Ausputz seitlich angebracht ist, so dass sie oben kahl
erscheint, gleichs. ,nur Ohren, keine Homer hat' GA.
Vgl. Mutz. Auch als Bpöttische Bezeichnung einer
Person mit zusainmengepresstein Kopfputz, ebd. —
e) Mutschli. kurzes Wams B (Dan.). Vgl. Mute. —
f) Mutscheli, Sauerkirsche, Prun. aeida U. Syn. Em-
merli (bd I 211). I. (PL Mütsch, Dim. Mutschli
601
Matsch, metsch, mitsch, motsoli, null seh
602
LG., Mütschi AäF.) Stoss, Puff AaF.; Ap; LG.; G; ScHSt,
Syn. Musch (Sp. 506), G'nutsch. ,Dvtmpf tönender
Faustschlag auf fette und dralle Körper' Aa (Rochh.).
Eim Mütsch und Putsch ge* f>< nSt. Es Mütschi,
3Iütsch übercho" AaF. Der eine Frau begehrende
Adam wird gewarnt: Seite* liest e* e/iteti Stund, für
Bröd muest Mutschii ha* [Wortspiel mit 3 b]. Ineichen.
Durch <V Mütsch laufe* (gä*J 1) Spiessruten laufen,
ein Spiel: die Teilnehmer, von denen jeder in sein
Taschentuch einen dicken Knoten gemacht hat, bilden
eine Gasse, durch die Einer hindurchlaufen muss,
wobei von links und rechts auf ihn losgeschlagen
wird AaF. Bes. als Strafe im Kinderspiel; vgl. Rochh.
1857, 429. 439. 449. — 2) eine Wahl, Prüfung be-
stehen müssen AaF. Er häd müesse* durih d' Mütsch(i)
laufe*. — 3) von bösen Zungen durchgehechelt wer-
den AaFh. Vgl. ge-chnupplet 2 (Bd III 746).
MM. mutacke Dl, f., Dim. müUchdin, Namen vou Gebacken;
vgl. auch Gr. WB. VI 2802/3. Die hier aufgestellte Ver-
mutung, das W. sei aus frz. muhe entleliDt, befriedigt weder
nach der lautlichen, noch nach der begrifflichen Seite bin.
Ohne Zweifel haben wir es mit einer Nbf. zu dein grössten-
teils syn. Mutz zu tun (s. d.). Zur Bed. -Entwicklung ist
insbes. Ifugel (Sp. 113 ff.) zu vergleichen. 4 durfte vom
Vb mutHchen, mütschen aus gebildet sein.
Öpfel-Mütsch( l)i: faustgrosses Brötchen aus
gewöhnlichem Teig, in das ein Apfel eingebacken ist;
für Kinder B oAa. ; SL. Syn. Opfel-Weggen. — Ore°-
Mutsch: ein Stück Rindvieh, dem die Ohren fehlen
oder verstümmelt sind GrD. — Veh-: Ziege, die mit
den Kühen weidet. Syn. Chue-Geissli (Bd II 463).
Vergiss nüt [bei der Alpfahrt], der V. uss-em Chrum-
me" use" z' lü*. Gl Volksgespr. — Fuer-Mutschli":
Brötchen, das Demjenigen verabreicht wurde, der dem
Kloster Königsfelden den Zehntwein zuführte. .[Vor
Mitte XVIII.] wurden auch die Fuhrmutschlin vom
Zehntwein aberkannt.' Alpenp. 1873. Vgl. Chlöster-M.
— Guri-Mutsch: = G.-Musch (Sp. 507) ScHSt. .Einen
G. von Obst zsstossen, um Most daraus zu machen.'
Vgl. zämmen-mözen. — Geiss-: 1. ungehörnte Ziege
B; Gl (lt Steinm. 1802, 102 weibliche Ziege); „L;"
BoewE. (-Mutschii). — 2. Ziegenkäse BHk. Vgl.
Mut seh 3 c. — Hörn Höre"-: ein Stück Rindvieh, dem
die Hörner fehlen oder verstümmelt sind GrD. —
Hirte"- Mütschi: halbgrosses Hausbrot, das man
den Hirten spendete SL. Iez si* noch d' H. z' mache";
mir müesse* feufi ha*: ei"s für de" Ghüehirt, ci"s für ''<■"
Geisshirt, ei*s für ae* Schafhirt, ei*s für ''e* Söuhirt
und denn erst noch ei*s für ''e* Genshirt. Schild 1885.
— lMiirt-Mutsch: ungehörnte Ziege, die im Stalle
(statt auf der Alp) mit Gras gefüttert wird Ol.
„Hasli-: Hadlerin [1. Haslerin, d.i. Frau oder
Mädchen aus dem Haslital] von kurzer, dicker Gestalt
B0." — „So beuaunt wegen der stumpfen Muluchen (Mützen),
die sie tragen." Vgl. aber Mutach i'.
Häsi-Mutscheli: häufiger Ziegenname Sciiw;
vgl. WSenn 1871, 87. — Chachle°-M utsch: scherz-
hafte Bezeichnung einer Kuh, die sich ein Hörn ab-
gestossen hat GiiSeewis. — Kafi Gaffi-: Kaffee-
schwester GnJemns. — Chäs-Mutsch(li): kleiner
Käse BBr.; vgl. Mutsch 3 c. .Ich will mir meine
Kundsame mit euern Blasebälgen und Käsmutschen
nicht verderben', sagt ein Käsehändler zum Käser.
Gotth. — Chlöster-Mutschli: Brötchen, das der
, Trottmeister' des Klosters Königsfelden für die Dauer
seiner Anstellung täglich aus dem Kloster erhielt.
Alpenp. 1873. Vgl. Mutsch 3 b. Es wurde vor Mitte
Will, abgeschafft. Chridi-Mutsch; ungehörnte
weisse Ziege GO. — Leren-: Familienname. 1833,
SGrench. — Bure"-: Bauerntölpel B. Syn. B.-Tutsch.
— ( A r m i - ) S e 1 e n - M u t s c h ( e ) 1 i : Brötchen, die frü-
her am Allerseelentag von dem Stift im Hof den Armen
ausgeteilt wurden, später (noch in den 40er Jahren)
den Schülern der Stiftsschule; seither wurde diese
Gabe in Geld umgewandelt LStdt. Vgl. Allerselen-
Bröt. - Lieb-S.: = Selen-Laibli (Bd III 954) L; vgl.
Lüt., Sagen 555. S. Mutsch 3 b. — San e"-M utsch:
ungehörnte Ziecje, in BSa. gezüchtet und wegen ihrer
vorzüglichen Eigenschaften berühmt. Scher-
Mütschli: Brötchen, das aus dem im Backtrog zu-
sammengescharrten Teigrest gebacken wird BsL. —
Spend-Mütschi. ,Bis 1798 teilte das Gottshaus St
Urban wöchentlich (jeden Montag) 300 Pfd Sp. unter
die hiesigen Armen und alle hohe Donnerstag aus dem
Amt Aarwangen und Bipp jedem, der es abholte, ein
schönes Mütschi. Letztere Übung ist nun abgegangen,
werden auch nur noch 15 Sp. zu 2 Pfd wöchentlich
unter die hiesigen Armen verteilt.' Glur 1835, 246.
S. noch (Sp.-) Mütschen. — Trotte°-Mutschli: =
Chlöster-M. .[Einer] brachte sein Tr. einmal so hoch,
dass er an dem Bodenzins, den er in das Kloster zu
liefern hatte, 10 Mütt dafür abrechnete.' Alpenp. 1873.
Mutschel: 1. = Schcr-Mütschli Bs. — 2. Familien-
name. , Jakob M.' 1463, L.
mutschele": mit Schmeicheleien sich um Etw.
bewerben SchwE. Vgl. mütschen 4.
Mutscheler: Sandfelchen (s. Bd I 801), der ver-
einzelt mit den Blaufelchen gefangen wird TuErm.
Mutsch eile" Mutsch Air f.: 1. „Semmel oder
Eierbrötchen für Kinder am Neujahrstage B; Z."
,Eine besondre Art Eier- oder Milchbrot, das an eini-
gen Orten den Kindern nach dem [Schul-] Examen zur
Belohnung gegeben wird.' Schulze. Rundes Brötchen,
ungefähr der 16. Teil eines fünfpfündigen Laibes Schw
(Glossar zum LB.). Eierbrot in ziemlich grossen Lai-
ben Zg. Kreuzweis aufgesprungenes oder eingeschnit-
tenes, daher vierteiliges, mürbes Bundbrot Aa (Rochh.
1857, 93); Zg. Feines Gebäck aus Butterteig in Kreuz-
form mit vier schneckenförmigen Ansätzen ZO., auch
bloss in S-Form ZHinvv. Wenn die Müllersglogge*
schelle*, heischen alli Chind M. Rochh. 1857, 83 (Kdld
vom Storch). Im ZO. werden für den .Klaus' u. a.
M. gekauft. M., Chröpfe*, Haselnuss und Eiert ätsch
im Überfluss. 1784, Tobl., VL. ,16 pfd 10 ß 2 d den
jungen knaben umb obs und mütschellen, als sy dem
nüwen panner entgegenzogen.' 1512, Bs; vgl. HHerzog
1884, 132. ,1517 ward ein so kalter winter, dass der
Bodensee überfror, und uf aninal wettet ainer umb
ain mutsclieleii überhin zue gon. Do er wider umbher
kam, sprang er von fröiden uf, sprach: Ich han die
mutschela gewunna! Do brach das is und er ertrank.'
XVI.. HMiles. ,Item so ein arm mensch für hoch-
gericht gestellt wird, den 24 Urteilsprechern jedem
ein costenzer batzen, und sovil kind darzuo kommen,
ieklichem ein pfennigwert brod oder mutschelen.' 1555,
Absch. ,Alle tag zum abendtrunk 1 mass win und
2 mutschelle oder aber ein guot stuck brot, so er
mutschelle nit funden.' 1561, MEsterm. 1876. ,Die
mütschellen, crustulum.' Mal. ,1587 bei der Ein-
603
Matsch, metsch, mitscli, motseh, mntsfh
604
weihung der neuen Schule erhielt jeder Schüler eine
kreuzerwertige M.' Z Gem. ,Iui heimgon vom publi-
cum examen wird jedes vom herren Procurator [zu
ZWthur] mit einer nüwhachnen mutschällen begaabet.'
JMal. 1593. .Die Oning mit den M-en und die Jün-
teler mit den Hosen [im Wappen].' JKüeger 1606.
.Die [katholischen] Priester lockend die Kinder mit
Geschänk, Mutschällen, Dirggelen, Birnen zelten und
derglychen.' JJBreit. 1626. ,M.. eine Gattung Kinder-
brots, collyra, crustulura.' Dknzl. 1710. .Der Meister
des Siechenhauses zu St Jakob [musste] den Feld-
knaben von Muttenz alle Pfingsttage 8 M-en Brods,
I Käs und 1 ß zahlen; dagegen durfte er mit seinem
grossen roten Vieh in den ganzen Muttenzer Bann zu
Waid fahren.' Lutz 1805. S. noch Leb-Ghttechen (Bd III
138), ferner HWHarder, Beitr. III (1870) 158. -
2. (in Sch Mutschelleli) = Here'-Ghäppli (Bd III 390),
bzw. der betr. Strauch Sch; Z; s. auch Purh. 33. .M.
nennt man bei uns (namentlich in der Gegend zw.
Rhein und Thur) auch jetzt noch das sog. Pfaffen-
käppliholz.' HMeyer 1849. — 3. Mutschule, Blätter
und Kapsel von Coleb, autumn. Hegktsohw.
Viell. mit Acc- Versetzung wie in Forelle' (s. Bd I 985)
aus Mutachele", viell. aber eine verdunkelte Zss. ähnlich wie
1/iifM //,/,". Doch s. auch Butacheüen. Die Isoliertheit des
W. im Sprachbewusstsein beweisen Entstellungen wie Mit-
S.h.llm |s. ,1.1. .Mund-Schellen' (Schm.-Fr. 1 1622). 2 und 3
sind nach einer gewissen Ähnlichkeit der Form benannt.
Zu 2 gehören wohl die Orten. ,in der M-n1 ZWollish., Name
des Bergiibergaugs von AaRudolfstetten nach Bremgarten
(nach anderer Angabe dafür ,der Mutschäller' ; s. auch Alpeu-
post 1873 II 39).
g'mutsche lig Z, mutschüig ZRafz, mutschlig Bs;
Schw: 1. vom Brot, nicht aufgegangen, feucht und
schwer Bs; Z; unförmlich ZRafz. — 2. von Personen,
unförmlich dick Z. Bausbäckig Scuw.
Mutsche" f.: 1. = Mutseh 1, doch wohl nur von
weiblichen Tieren „B;u Gr; „L." — 2. „Weibsperson
von kurzer, untersetzter Gestalt B; Gr; L"; vgl.
Mutseh 2. — 3. das Weiche am Brot Aa; Gegs. Batift.
Der Hansli het aber mit U'liebers (/'esse als der llouft
und 's Betli hui U'liebers als d' M. ScHwzn.
Stei"-: verwittertes, lockeres Gestein LV.
mutsche", mutsche": 1. mutsehe", stumpf ma-
chen, stutzen, abrunden SchwMuo. (bes. zsges. ab-,
ver-J; Ndw. Spec. a) mutseh (i. S. v. 1) machen GrHc ;
s. hörnen 2 (Bd II 1625). — b) „Einem die Haare
hart am Kopfe wegschneiden BO." — 2. mutsche" Tu,
sonst mutsche", stossen, puffen, mit der Faust, den
Hörnern AaF., Fri., Hold., Ke., Leer.; Bs; „Gl;" L;
G; SchSI. ; Th; „Zg." Syn.ww.se/ien. Chnütschc' und
m. Ineichen. S. noch Chat) (Bd III 184). — 3. mutsche",
trotzig schweigen, schmollen BBr.; W. Brummen,
murren BBe. Syn. müggen 4 (Sp. 126). — 1. mutsche".
„Geschenke, Bestechungen machen, um z. B. einen
Rechtsstreit zu gewinnen L; Scuw; Zg. Einen Be-
amten durch M. umhin-nßmen." Auch mit de" grösste'
Mittle' Lauft ä keine' eusi Gunst, 's M-n ist bei eus
iinisiiiist. Häfl. 1801. .[Die Obrigkeit soll den ent-
setzen dürfen] der auf dergleichen Empter ra. wurde.'
1653, L. .Es stehet misslich, wo man nicht nach Tu-
gend, Weisheit usw. Regenten erwehlet, sonder nach
blinden Affecten, Mutschungen, Practicierung, Miet
und (iahen.' Klingl. 1688. — 5. (mitsehe") Steine zu
Haufen zslegen Nuw.
i verhält sieh zu Mutseh wie etwa chnüsse' zu ChnBt
(Bd III 761/2). Zu 3 vgl. Mutscli 3 b, zu dein unser W. im
gleichen Verhältniss steht wie Wh« (Sp. 212) zu Molchen.
ab-: 1. (db-mutsche') verstärktes mutsehen 1 GrL.,
l'r. ; SchwMuo. ; Ndw. Ein Gerät a. — 2. (ab-mütsche'J
durchprügeln Aa.
u mm e"-m ü tsch e ": herunistossen SciiSt.
ver-: 1. v.-mutsche", durch Mulschen (i. S. v. 1)
verderben, zu Grunde richten SchwMuo.; Ndw. —
2. v.-mütsche', durchprügeln BM.
g'mutschet: 1. abgestutzt, stumpf, z.B. von Ge-
räten „Bs;" Gr; GO., oT.; „S;" Vw. E' g'm-e'- Hegel,
Taschenmesser mit stumpfer Klinge aScHW. Auch von
hornlosen Tieren UwE.; Syn. g'muttlet. .Vier weiss-
kopfige, weissgemutschte Gitze mit einem Haarbick
auf dem Kreuz.' Ztschr. f. schwz. R. (Ap). — 2. zu un-
förmlicher Gestalt zsgedrückt GA. E' g'm-i Chappe';
vgl. Mutseh 3 d. G'm. g'rüst't, mit unordentlich zsge-
drückten Kleidern angetan. — 3. = mutseh 3 „Bs; Gr;
S; Vw"; dick, vollbackig Gl; Zg.
Mutschi m.: 1. Dickkopf, dicker, plumper, dum-
mer Mensch S. — 2. Schlägelkopf Ap.
mutschig: 1. = g'mutschet 1 „Aa; Bs; B; VU; S;
Z." Kahl BHa. — 2. = g'mutschet 3; vierschrötig,
dumm Aa; „Bs; B; VO;" S; „Z." E" mutsehiger Chopf.
,Motschige, dickköpfige Dinger.' Hofst. Vollbackig
AAFri. (g'm,); ZcMenzingen. — 3. erzürnt BBe. Vgl.
mutschen 3. — 4. morsch, mürbe Gl. Syn. mansch
(Sp. 503).
g'nmtschlet: = g'muglet 1 (Sp. 115) Schw. Es
g'm-s Manndli.
Mutschli m.: 1. Dickkopf; dicker, plumper,
geistig beschränkter Mensch Th. — 2. Familienname
AaWoIiI. ,M.' hiess der Schultheiss von AABremg. zu
Zwingiis Zeit. .Ulrich M.' 1528, ÄAWett. Klosterarch.
mutschocht(ig): 1. dickkoptig, vollbackig Illlk..
Si. - 2. schmollend, (aus Trotz, böser Laune) wenig
redend Btlk. Syn. muggig (Sp. 126). Was bist so m.?
mutseh, in Schw; Zg; Z auch mötsch, in L; Schw
auch „mutschig": 1. a) weich, morsch, mürbe Gl;
ScHW;ZrS. Spec. a) = mansch 1 a (Sp. 504) L; „Schw;"
Z rS. — ß) = mansch 1 c Gl; L ; Z. — b) mürbe, brü-
chig, von Backwerk Gl; Zg; zerbrechlich, spröde VO.
Hart ZoÄgeri ; Syn. brütsch. — 2. von Personen,
schwach, gebrechlich L. Ermattet, zerschlagen, vor
Müdigkeit, ebd. Zwl grüsM"* mütschi und halb ver-
fmnii Wältsch sind du [und begehren Obdach]. Zg
Kai. 1872 (Elsener).
Mutseh f.: Kuh, welche die Hörner verloren hat.
Arch. vet.
Stadt-. ,Pie St. geh mir nit es Hör [für die Gans]',
verächtlich von einem Junker. HMahler 1620/45.
G'mütsch n.: ('oll. zu Mutschen 3 Ndw.
Mütschel m.: 1. Brötchen. .Einem jeden Knaben
ist under dem Richthaus ein Pfenning und M. Brot
zur Besoldung gegeben worden.' Gross 1624. —
2. = Mutschli 1, als starkes Scheltwort SchwMuo. G'hi
der M. uf die Mutsehe" .'
M ütsche" f.: 1. kleiner Laib FSs. (Dim. Mötschli).
Festbrötchen, dgl. der Jugend zu A.\Znf. am Othmars-
tage, angeblich zur Erinnerung an die Mordnacht,
ausgeteilt wurden. Rochh., Sagen. fSpend-jM., Doppel-
brötchen, die als Armenspenden von Klöstern verab-
reicht wurden B (vMülinen). Länglich geschnittenes
605
Matsch — matsch. Matschg- mntschg. Maw
606
Brot, gewöhnlich aus W'eissmehl (doch ohne Zusatz
von Butter oder Eiern), ein Mittelding zwischen dein
hinge" Brot und dem Laib, in Thun ehemals bei ge-
wissen Anlässen für die Bürger gebacken und (als
Sjpend-M.) ausgeteilt B (Zyro). .Massa panis.' Id. B.
.Pie M. kann in B ein sehr grosses Brot sein.' Fkeu-
denberger. Die Kranken des Seilerin-Spitals in BStdt
bekamen .an Brot jeder täglich zwei M., jede im Teig
1 1 Lot wägend (von denen man aus einem gemeinen
Mütt 218 machen mag).' 11143, Messm. 1825. ,Ein
Kübel haltet 3 Mass Mehl, daraus werdind gemeinlich
gebaeben 100 M.' B Bettlerordn. 1675. ,M.' unter den
Ausgaben für Waffenübungen erwähnt. 1742/3, B
(vRodt). — 2. genus turdorum. Id. B. j — 3. (auch
Stei'M. üw) Haufe von unordentlich zsgeworfenen
Steinen, z. B. auf Weiden ; „auch von einer Brand-
stätte, einem verfallenen Gebäude" Schw; Uw; „U."
S. noch grienen 2 (Bd II 748). — 4. unordentlicher
Haufe übh. Ndw. E" M. Herdöpfel im Cheller; e" M.
G'tvand. — 5. „Hügel, mit Busch holz und Heidekraut
bewachsen UUrs."; vgl. Mutsch 3 a.
Brot-. ,I)ie Spenden bestanden t. in Br., die an
gewissen Tagen der Woche meist an dafür angeschrie-
bene Dürftige aus der Umgegend verteilt wurden, t.
in Getreide und Mehl an Arme und Wöchnerinnen.
Für Frienisberg [Kloster in BJ betrugen sie nach
einem Bericht von 1832: 800 Br., 117 Mütt Getreide
und 9 Mass Mehl.' BFrieden 1872.
Spend- erwähnt Gotth. neben Sp.- Würsten als
Geschenke der Eltern an den Lehrer. S. auch das
einfache W.
Weibel-. ,In Beziehung auf die W., welche nach
der Murtnersatzung der Grossweibel und die beiden
Kleinweibel von jeder Haushaltung in der Herrschalt
Murten zu beziehen haben, wird verordnet, dass die-
selben zwischen 5 — 6 Pfd schwer und von eben dem-
selben Mehl gebacken werden sollen, von welchem
für die Haushaltung gebacken wird.' 1761, Absch.
,Den Anstand zwischen dem Grossweibel zu Murten
und den vier Gemeinden [des untern Wistenlach] er-
ledigt man dabin, dass kraft der Murtnersatzung die
W. den Weibeln zu Murten gehören; dass aber, da
diese Mütschen im Wistenlach niemals in natura be-
zahlt wurden, es hierbei verbleiben soll und statt der-
selben 2 Batzen für die Haushaltung zu bezahlen
seien.' 1779, ebd.
müt schiig: so gross w ie ein Mütschli (s. Mutsch 3 l> )
SchwE. Gross, schier m. Stei". MLienert.
Mütschli-g m.: = Mütschen 1 B (vMülinen).
Mutschi n.: Kuss ThHw. (Kdspr.). Syn. Mutz(i).
Mnetsche", -erc" f.: = Mitschen WGoms. — Ans
Muelt-Sehere" (s. d.).
matschge: schwerfällig und mit Geräusch kauen
Bs. Syn. schmatzgen. — Vgl. maischen s.
Mntschg (PI. Mütschg) m.: ungehörnte Ziege Gl.
Maw, mew, niiw, mow, liiuw.
man": „so erschrocken, dass man sich nicht ein-
mal rühren darf, allg."
Die Bed. -Angabe ist kaum zutreffend; sie scheint sich
vielmehr auf eine RA. wie nit m. mache" zu beziehen, die
zunächst .keinen Laut von sich geben' bedeutet hätte und
dann auf den Zustand der Regungslosigkeit übertragen worden
wäre. Vgl. insbes. chrä (Bd 111 778).
Mauweli n.: 1. (Fruchtstand vom) breitblättrigen
Wollgras, Erioph. latif. GRh.; iuTh. — 2. Fruchtstand
des gemeinen Schilfes, Phragm. comm. niTn. Syn.
Chüngeli. — Vgl. Chatz Saa (Bd 111 589).
mäu(w)en I Ap; Bs; B; GrRIi.; L; G oT.;
Sch; Th; Obw; U; ZU., mnue" (Ptc. g'mäut) GRVal..
maiin:", maije" (Dim. -ele") Ndw: 1. miauen, von
der Katze. aaOO. S. auch räulen. ,Die katzen roau-
wend auf mancherlei weis, änderst so sy etwas höu-
schend, anders so sy liebkosend.' Tierb. 1563. .Felis
etiam trans mare vectus vocem non mutat, man
führe ein Katz über Meer, so wird sie ma(u)wen.'
Dexzl. 1677; 1716. — 2. die Katzenstimme nach-
ahmen. Spec. a) = mausen 2 (Sp. 447) Th (auch mit
Dat. P.). — b) von armen Kindern, die verkleidet
und mit einem Korbe versehen Nachts vor die Häuser
gehn, in denen geschlachtet worden ist, und miauend
um eine Gabe sich melden GSev.; Syn. miauen (Sp. 15).
Betteln GRVal.; Syn. räumen. — 3. („mäioien, mewien
W") knurren, murren, brummen B; „W." Räume"
und m. — 4. „(vor Schüchternheit, Trägheit) den
Mund zum Reden kaum auftun, leise oder doch un-
verständlich sprechen L; G." — Mhd. »iswo».
„Mau(w)e° f.: Weibsperson, die mauwet [im S.
von 4] LE.; G."
Gogge"-: Raupe Gr ObS. Vgl. Keil-Mausen
(Sp. 447).
Mau(w)i n.: 1. „(PI. Mäuiceni) die Blüten der
Weidenarten BO." ,Der Landmann im BO. nennt sie
[die Weidenblüten] Maueni und die Deutschen Kätz-
chen.' Kasth. 1828. — 2. Eim 's M. (d's Mäji, -jeli B)
singe", den Text lesen, den Meister zeigen B; S;
, JinJn durch Worte dem Spott und der Geringschätzung
preisgeben, ihm in der allgemeinen Achtung den Garaus
machen' B (vRütte). Wart, du Tasche", rief Düngi im
höchsten Zorn, ich will-der d's M. singe"! MWalden
1884. Cham je e" Find i" d's Schwlzerland, mer wein-
im d's M. singe"! JOOtt 1864. Er isch noch früe
g'nueg cho" für dene* Ballungge" 's M. z' singe". BWyss
1863. ,Die Blättere" ist nicht einmal auf, dere" will
ich z' Mayeli singen.' N. B Kai. 1843. Auch: Eim
Ei*s z' M. singe" BR. Gell, gester hed-der der AU
Ei"s z' M. g'sunge" !
Wenn '_' in diesen Zshang gehört, muss die B Form als
sekundäre Anlehnung an den gleichlautenden Personennamen
(s. Sp. 355 o.) erklärt werden. Vielleicht aber ist sie die
ursprüngliche und die RA. bedeutete eig. : .Einem (am Mai-
tag) das Mareieli-Lied singen' (vgl. Maria S a Sp. 350 o.).
Oder wir haben von der Form Eim z' Maie" ringe" auszu-
gehen; vgl. bes. Mai-Lied (Bd III 109G), ferner Mai (Sp. 4/5).
Im einen wie im andern Fall wäre die jetzige Bedeutung von
häufiger iron. Anwendung der RA. ausgegangen.
Mäuleri", auch Möleri" f.: Kuh, die (in Folge
einer Gebärmutterkrankheit) an Tobsuchtanfällen
leidet, wobei sie ein dumpfes Gebrüll ausstösst ThHw.
Das syn. Brummleri" weist auf ein zu Grunde liegendes
607
Maw— liiiiw. Max— mnx
,',ir>
Vb "mäule", brnmmeu, Jas eine Weiterbildung vnn mauioen 3
sein könnte.
Man(w) GrOuS.; ZW., Mäu(xu) Gl; GuTschapp.;
Z — m., in Z f.: 1. wiedergekäute Masse Gr ObS.
Es ist nur M., nur zum Kauen, nicht nahrhaft Gl.
— 2. das Wiederkäuen GiiTschapp.; ZW. Die Ver-
dauung bei Wiederkäuern Z. Kei" M. ha", an ge-
störter Verdauung leiden, ebd. — 3. Verdauungs-
störung Gl. ,Arnica wird gegen den M. der Kühe
gebraucht.' - 4. Möuj n., die Eingeweide eines frisch
geschlachteten Tieres ZStdt. Es soll heilende Wir-
kung haben; Kranke stecken leidende Glieder hinein.
mau(w)e° II GiiObS.; S, mäue" AaF., Fri.; Bs;
Gl; GnRh., UVatz; GSa., Sev.; Schw; Z. meue" Gr (in
Val. mewe", mewene"); GA., möuje", möije" AAHolderb.,
K., L., St., Wohl.; BsBirs.: 1. wiederkäuen. aaOO.
Syn. täuwen. ,Cibo pasto pasci, widerurab möuwen
oder keüwen, wie die küe tuond.' Fris. ; Mal. ,Zu
einer Zeit, da das Vieh nicht mäuet.' Z Sanitätsniand.
1751. .Wiederkäut oder mäuet nicht recht.' ebd. 1814.
Scherzh. oder geringschätzig für kauen übh. AaF.;
GaVal. ; ScbwE.; ZO. (bes. von zahnlosen alten Leuten).
Tuback m. Die Speise im Munde herumwälzen, vor
Verlegenheit, Obersättigung oder aus Feinschmeckerei
Bs. — 2. sich grämen über eine Rede Z.
Aus den Schreibungen der Einsender lässt sich über die
Ausspr. des W. keine Sicherheit gewinnen; der erste Vocal
des Stamnidiphtbongs scheint ziemlich durchgehend lang zu
sein und auf altem a, bzw. dessen Uml. zu beruhen. Wo
dies nicht der Fall, wird Einfluss des syn. täuwen, viell.
auch von chüuen vorliegen. 2 ist wohl im selben S. zu ver-
stehen wie chiwen /iß (Bd III 581); vgl. auch täuwen.
üf-. ,Omnivorae boves, küeyen, die frässig sind,
denen kein fuoter ze rauch ist, die alles auffrässend
oder aufmöuwend.' Fris.; Mal. — ver-. ,Ganze ba-
ches v., absorbere totas placentas.' Mal.
mäu(w)ele", in B auch mäjele", in GrPi'. mäule":
1. = mauwen 1 GrPi\ — 2. die Speisen im Munde
herumwälzen, langsam und ohne Lust essen B um
Aarberg; „Z"; ,praeparco eibo uti.' Id. B. In ganz
kleinen Schlucken trinken BAarb. Es muess dem Ghing
fetter, gester u"d hat mäuelet 's ume so BS.
Mäu(w)er m. : Fresser. ,Hab gemeint, ir seigind
Hau wer [Heuer], so sind ihr Schlucker und M.', sagt
ein Bauer zu lästigen Gästen. Schimppr. 1651.
Brot-. Turgäuer, Br. Spottreim.
Mäu(w)i, Mätiji, in Z (lt Spillm.) auch Mäui'g
— f.: \. = Mau(w) 2 ÄABb., Wohl.; Z. Es falt-ere"
i" der M., sagt man von einer Kuh, die an Ver-
dauungsstörungen leidet, kein gutes Gebiss mehr hat
AaWoIiI. I)' M. verlüre" AABb. 's Veh hat ke" M.
g'ha", keine Ruhe zum Wiederkäuen (wegen ange-
strengter Arbeit) Z. ,Dum lente ruminat herbas, die
er allgemach widerumb in die möuwe genommen hat.'
Fris. — 2. (in „Aa; Gr Mauwi" n.) = MaufwJ 1 „Aa;"
Gr; Z. — 3. Maul AaWoIiI.
Mäu(w)i m.: Name der über "><» .Talire alten An-
gehörigen der Götti-G' Seilschaft (s. Gütti 1 Bd II 527)
AAWohl.
Der Einsender schreibt Mäue, das aber wohl als Mäue1
= Mäui zu lesen ist. Das W. wäre demnach eig. spöttische
Bezeichnung eines Menschen, der (nach Art zahnloser alter
Leute) bloss noch mauwen, nicht mehr recht kauen kann.
manwecht(ig). S. Zug-Äderen (Bd I 88), ferner
Gr. WB. VI 1781.
fleisch-. ,Von den Schultern hangen herab die
fleischmauichte Arm.' Spleiss 1667.
Mauwe": Muskel. Mau, Stück Fleisch ohne Kno-
ehen. Ebel. .Feisste und dicke stuck wie mauwen im
fleisch.' KdGessn. 1542. .Lacertosus, der dick und guot
mauwen hat. Pulpa, in einem stotzen fleisch etlich
mauwen und riemen.' Fris. ,[Des Walfischs] mouwen
sind an einanderen.' LLav. 1582. , Wegen unterschid-
licher Bewegung der Glider [ist das Fleisch] zerteilt
gleichsam in Seiler oder Wurst, welche die Leibzer-
leger Fleischmäuslein (Manen) nennen.' Spleiss 1667.
.Pulpa, das Fleischechte am Leib ohne Bein, Mawen.'
Denzl. 1716. S. noch Dick-Fleisch (Bd 1 1223). —
Fleisch-: = dem Vor. Denzl. Ui77; 1716. S. noch
Gr. WB. III 1761; V 1488.
Mlol. mimire f., (weit herabhängender) Ärmel, und dann
zunächst auf die Armmuskeln übertragen, vorerst in der Zss.
Fleisch-M.
mau w ig mäwig. „Jl/. Fleisch, zartes, baares
Fleisch ohne Fett und Knochen GRCliur."
Mü(w)el VO., Möiel AaF.; L, Möel AaZ. 1815,
Nöiel LG. — m. : 1. hässlich verzogener Mund; ver-
driessliches, weinerliches, finsteres Gesicht. aaOO.
Bes. in der RA. de" M. hänke" (lä"J, ein Hängemaul
machen, verdriesslich, zornig, trübe dreinschauen AaZ.
1815; VO; auch: sich schämen L. Wer numme" list
und dankt, nur stünt, si" M. hänkt, wo bringt er 's
hin? Ineicben 1859. S. noch Häfl. 1801, 42; Hengeler
1836, 177. 191. Im gleichen S. : „einen (de". Ineichen)
M. machen VO", ,den M. haben' AaZ. 1815. — 2. „das
Zeugungsglied des Hengstes AaF."
m ü ( w ) e 1 e " moijele", mottle" : = de" Mü »'<'/ henke" L.
Max, mex, mix, mox, mux.
S. auch die Gruppe matofg) usw.
Maux m. Nur in der RA.: Eim der M. mache".
ihn körperlich überwältigen SchwE. (MLienert).
mauxle°: = marixlen 2 (Sp. 357).
mixe°: 1. einem kleinen Kinde scherzend mit den
Fingern auf den Leib stechen (wobei man mix! sagt)
AaF.; ZO. Syn. miggen (Sp. 123). bixen. 31uess-dich
m.? — 2. Schweine schlachten AaF. (Kdspr.).
Mixi n.: Messer (zum Schweineschlachten) AaF.|
's Messer hat [früher] M. g'heisse", wil mc" dö demit
d' Sau g' mixtet [\. g'mixlet?] hat. Joh. Meyer 1866.
per-mixle": anregen, reizen GrD. (Bühl.).
Mixtur, in BsStdt; SchwE. auch Mextur — f.:
Arznei (das kein volkstümliches W. ist) Aa; Sch;
SchwE.; Th; Z (häutig Dim.).
Boss-: sehr starke, grosse Arznei Sch. Vgl.: Das
ist e" Mixtür, me" chönnt e" Eoss mit töde", ferner
,Ross-Kur.'
nioxe": den Laut mox hervorbringen GA.
liiux, bzw. Mux m. (Dim. Müxli), in Bs Müx
(M&xli): 1. Interj. und Subst., Bezeichnung eines
kurzen, halbunterdrückten Lautes, Muck. E" M. üsläß
L (Ineichen). ,Unsere Nachbarn könnten dir auf dem
Kopf herumtrappen, ohne dass du den M. auslassen
609
Max— miix. Matz— mutz
.,|i,
würdest.' Marienkal. 1896. Mach m. (es Murin! rufen
Kinder beim Versteckenspielen, wenn sie die Ver-
borgenen nicht finden können AaF.; Bs; '/, (MUsteri).
.Kr hätte nur einen M. machen dürfen, so wären ihm
Zehne für Eine in die Arme geeilt.' Breitenst. Mach-
memo1* m.! Lueg denn, was'sgiH! Th; '/,. Auf die
Drohung, er seil numme* noc" einist e" M. mache"!
antwortet der unerschrockene Knahe: 31., ge [gehe
es] wi 's gang! AALeer. Bes. häufig verneint: iiüd /».,
flfi" M. (Müxli) mache" (tue" AiLeer.). allg. Er hat
i'kri" M. »u (/macht (vo" sich g'ge'J, z. B. von einem
Gestorbenen Bs; Th; Z. .Wenn eine solche Schlä-
gerei 20 bis 40 und mehr Kronen gekostet, er [der
Vater] hätte nicht m. gemacht.' Gotth. ,So erhielt
auch ich am ersten Tag meine Schläge, ohne m. ge-
macht zu haben.' ebd. Lass-mär hei" M. nie! Balz
17S1. .Alles dulden, ohne m. zu machen.' UBkägger
1788. .Von dem er in seinem Dörflein noch nicht m.
gehört.- ADennler. — 2. adv., in den Verbindungen:
jh. üs (tränke"), völlig, auf die Hefe aus(getrunken) LG.
M. üf, auf der Stelle, plötzlich SchwNuoI. Syn. mütis,
mutz.
niuxele": tr., plagen UwE.
muxe" (in Bs mü.ie"), Ptc. g'muxet Gr; ZDättl..
g'mii.rt ZS. : Leinen kurzen, halbunterdrückten Laut
hören lassen; sich rühren, mucksen, a) intr. Bs; B;
LG.; GG.; Th; Z. Er hat nümme" (jmu.c(e)t. Einem,
der gemalt werden soll, wird empfohlen, nit :' m. u>id
nit z' blinzle". Schwzd. (Bs). Spec. vom Hunde, durch
die Nase pfeifen SchSL Der Hund muxet. — b) refl.
Bs; Gk; Th; Uw; Z. — 2. „Kleinigkeiten auf listige
und heimliche Weise stehlen Gl." — Vgl. mnggen,
mugglen (Sp. 133/4).
ab-: 1. kurz, barsch abfei'tigen. ,Er ärgerte sieh,
so abgemuxt worden zu sein.' L Nachr. 1865. —
2. umbringen BsStdt. — 3. betrügen Z (Spillm.).
vor-. Nur in der Verbindung: sieh nid r. = kei"
M. (Müxli) mache" ScHSt.; Th; Z.
„be-: berücken L."
rnuxle": 1. = miuen 2 BoSi.; Gl. — 2. „derb
mitnehmen, prügeln L." — 3. = mau.vlen BSi.; U.
er-: = mu.clen 3 aScHW (FI>Kyd). Syn. metzlen.
müxeli: Adv., in der Verbindung: si** m. still
ha", sich ganz ruhig verhalten S. Vgl. müsli-still.
Matz, metz, mitz, motz, mutz.
-niatz: matt LE." Syn. matsch 2.
matze" I: 1. mit den Zähnen zerdrücken; ver-
ächtlich für essen. .Ich gloub. dass iezt kum einer
si, der bass ein tuben könn zerlegen, die würfel und
karten bewegen, pasteten und kapunen m., des nachtes
uf der luten kratzen.' NManuel. — 2. vernichten.
.Also muoss man d' ketzer m. mit allen kreftcn.'
HvKütte 1532.
Zu 1 vgl. maiechen S, mit dem unser W. viell. etymol.
identisch ist, und matechgen; zur Bed. -Entwicklung motten
(Sp. 543). 2 erklärt sich daraus durch einfach"; Übertragung,
weun es nicht vielmehr mit malzen II zsgehört.
mätze": sich mit Etwas abmühen, angestrengt
ziehen GSev.
Schweiz. Idiotikon. IV.
Zur Entwickhing unserer Bed. aus der von (zs)drücki n
bieten sieb zahlreiche Analogien; vgl. /. B. chnonten (Bd III
7G0), cliiK'i-li. ii ichil. 77 11.
Matz 1: männl. Personenname. .Der Geist, der
sonst belebt, nahm M. dem Saufgesell das Leben.'
Hengeler 1836.
Koseform des Namens .Matthias.' Über die reiche appell.
Verwendung des W. s. Gr. WB. VI 17«8ff.
Essig-. ,Der hinterste Mittelkegel [im Kegel-
spiel] führt an einigen Orten den Namen E.1 N. Ein-
siedler Kai. 1884.
Schiss-: feiger, erbärmlicher Tropf L; S: Zg.
Syn. Matz-Fud (Bd I 682). - Vgl. Gr. WB. VIII 2471.
Matz II m., Dim. JMatzji: Blumenstrauss PAL —
It. mazzo.
Matzär s. Bd I 373. Dazu: 's Matzärli, Spitzname
ZStäfa.
Matzegge": isländisches Moos, Cetr. island. GrPi".
Matzela" Obw. Matzelöne* GSa. : = Chür-Lönen
(Bd III 1282) GSa. ; selbstverfertigtes, starkes Tuch,
zur einen Hälfte aus (Schaf-)Wolle, zur andern aus
Lein oder Baumwolle Obw.
Aus rätorom. mezza taitna, it. mezzalana. Vgl. auch Matze-
löne'-Chrüt (Bd III 903), -Rock, ferner Mätze* II.
(Juden-)Matzele° Aitw.; Tn. (J.-) Matze" Aa;
Bs; SchSL (Sulger); Z — f.: ungesäuertes Osterbrot
der Juden. Syn. Schabes-Bröt.
Matze" I f.: geflochtene Decke, Matte ScHSt. (Sul-
ger). ,M-en, daruf man ligt, seind us binzen gemacht
oder wydlein.' 1460, Bs. .Ein m. von strow gemacht.'
HsSchörpf 1497; dafür an anderer Stelle: ,ein strow-
matzen.' ,[Die Turteltauben] habend hänffene mätzlin,
das ist deckenen aus strauw. binzen oder dergleichen
geflochten.' Vogelb. 1557. .Stibadium, ein sässel oder
m-en. Storea, allerlei decke von binz gemacht, ein
m-en.' Fris., darnach bei Denzl. 1677; 1716. S. noch
Gr. WB. VI 1770. — 2. Stücke von Decken udgl., womit
beim Verladen Gegenstände umwickelt werden, um sie
zu schonen, Packtuch B; LE. Vgl. Matzen- Stuck.
Aus lat. matta. ,Matz' als Übersetzung davon. XV., G Hdschr.
Matze" II f.: 1. a) eine 1 — l'/a' lange, an einer 3—4'
langen, fingerdicken, biegsamen Gerte befestigte höl-
zerne Keule, mittels deren bei dem Spiel M. schlage"
(laufe*) eine kleine Kugel von Buchsbaumholz (die
nach anderer Angabe selbst M. heisst) in hohem Bogen
durch die Luft dem Ziele zugesehlagen wird Gr. Vgl.
über dieses, dem Hornüssen (Bd II 1629) nah ver-
wandte Spiel Lehmann 179s, 288 f.; Rochh. 1857, 453.
- b) grosse Holzkeule, deren man sich im XV./XVI.
im W bediente, um das Volk zum Aufruhr gegen ver-
hasste Adelige, sowie politische und religiöse Neue-
rungen aufzurufen. Sie trug die entstellten Züge eines
.Menschenantlitzes, das mit Dornen oder Reisig um-
wunden war; jeder, der an der Erhebung teilnehmen
wollte, schlug einen Nagel hinein, und wenn die Zahl
der Nägel gross genug war, wurde die M. dem zur Em-
pörung schreitenden Volke vom .Matzenmeister' voran-
getragen. Besonders bekannt und mit sagenhaften
Zügen reich ausgeschmückt ist die Rolle, welche die
31. im Jahr 1414 beim Aufstand der Walliser gegen
den Freiherrn Witschard von Raron gespielt haben
soll. Vgl. darüber Siml.-Leu 1722, 632 Anm.; Lauffer,
Schweizergesch. V (1737), 20; Mahler der Sitten II
39
611
Matz, metz. mitz, motz, mutz
C12
(1746), 249; Müller, Schweizergesch. 2 III 121 ff'.; Mem.
et documents 38, 602/10 (B Anz. 1895, 199); SFurrer I
(1850), 166. Das Unternehmen selbst nannte man ,die
M. aufrichten, gebrauchen, Einem die 11. schicken,
bringen.' ,1m W hatte Jörg auf der Flüh, lange ge-
ächtet und in Born gefangen, nun wieder heimgekehrt,
wider den Kardinal von Sitten die M. aufgerichtet.'
1517, Müller, Schw.-Gesch. V 2, 442. Betreffend die
Unruhen und Zwieträchten und auch einige M-cn, die
|iiu W] vorhanden sein sollen, geben sie [Bischof,
Hauptmann und Landrat von W] zu, dass dergleichen
.geschwebt' sei; sie haben jedoch Anstalt getroffen,
dass die Sache gute Wege nehme und Friede und
Ruhe erhalten werden. 1536, Absch. .Ein Gerwer, der
aus dem W gekommen sei, habe angezeigt, wie die
fünf obern Zehnten der Landschaft W in grosser
Volkszahl mit einer M. aufgebrochen und das Haus
des N. N. durchgelaufen und gegen Sitten vorgerückt
seien.' 1550, ebd. [Untertanen des Grafen von Greyerz]
haben beschliessen wollen, wider den Grafen die M.
aufzurichten; das zeige an, dass man seine Person und
,staf unterdrücken wolle. 1551, ebd. Die Obern der
[V] Orte wünschten, dass auch hierin [in Sachen des
Glaubens im W] , durch Mittel Rechtens' gehandelt
würde. Wenn aber die , Vorständer der Regierung'
nicht nach Gebühr und Notdurft dazu täten und daher
die gutherzigen gemeinen Landleute die M. zu ge-
brauchen veranlasst würden, so würden es die Obern
der Orte in diesem Falle nicht hindern; denn wenn
das Recht nicht helfen wolle oder möge, glauben sie,
solle die Gewalt nicht gespart werden ; in Betreff aller
andern Sachen solle es bei der getanen Zusage, die
M. nicht mehr zu gebrauchen, verbleiben. 1555, ebd.
In den obern Zehnden [seien] schon etliche M-en auf-
gerichtet worden. 1560, ebd. Auf höhere Genehmi-
gung hin wird beschlossen, dass, wenn die Altgläu-
bigen im W mit der M. gegen die Neugläubigen auf-
brechen und wenn B sich in die Sache mischen sollte,
dann jedes der V Orte 200 Mann nach U schicken
soll, um ins W zu ziehen.' 1562, ebd. — 2. grosser
Steinhammer GiiNuf. — It. nmzzn, Keule.
matze" II: tr., die ,Matze' gegen Jmdn anwenden.
,[Der Freiherr von Raron] sobald ihm gesagt wurde,
man werde ihn m., eingedenk, was den von Gestelenburg
begegnet, erschrak nicht wenig.' Müller, Schw.-Gesch.
Mazis: Name eines Gewürzes B; S; ZZoll. ,2 Lot
Zimmet, ein Blättlein M., 4 Nägelein.' ZZoll. Kochb.
1820. ,Von einem zentner m. ein guldin [Zoll].' 1415,
AaB. ,An gwürz: maziss 13 pfd.' 1571, Z Inv. —
Frz. macia, Muskatblüte.
Matzisli n.: Narzisse ZO., Wäd. Syn. Marizisli
(Sp. 358).
Mätz — PI. Mätze' — Dim. Mätzli — f.: 1. weih-
licher Personenname. XIV. /XV. ,Metza.' 1406. GRap-
persw.; Ansh. ,Metzi.' um 1330, AAKe. Zinsbach;
1333, AA.Ur. Urk. (fiekt. ,Metzinen-); 1340/79, Z (flekt.
.Metzen'); 1389, B; 1395, AA\Vett. Klosterarch. (Hekt.
,Metzinen') XIV., L Propsteirodel ; XIV./XV., L Willis.
Jahrzeitb.; 1486, S; lK'vs. (neben ,Metz'). — 2. appell..
Bezeichnung einer weibl. Person, a) Jungfrau. Mäd-
chen; zunächst ohne üble Nebenbed. .Wann ein lediger
gsell einer ledigen mätzen ein kind macht, derselbig
soll irne die kindpetti abtragen und usrichten.' 1489, L.
,Söllend sy nit finden und austeilen den raub, einem
yetlichen man ein schöne mätzen oder zwo zur aus-
peut?- 1531/48, Richter; .Mägdlein.' 1667. .Wir ko-
ment hinder das buwen wie ain metze hinder das
tanzen.' Sicher 1531. .Dann ye kann ein mensch ein
creatur lieben als ein junger gsell ein metzen.' OWerhsi.
1552; .mägdlein.' 1588. — b) „Metze. Marketenderin;
zwar veraltet, doch in den Schweiz. Chroniken häutig";
z.B. 1512, Gfo. I 236. 247. .Die M-en oder Marke-
denterinnen.' vRodt 1831. — c) liederliche Weibs-
person, Dirne AaF., Ke., Zein.; Bs; L; S. ,Etlich
pfaffen kommen schier so gestreift und beschleckt
daher wie die metzen.' LLav. 1587. .Von christen-
liehen Oberkeiten [sind] abgestellt worden die Mum-
mereien, unsere Mätzen [in Weibsbilder Verkleidete]
und Fastnachtbutzen.' Bedenken 1624. .Die gineinen
farenden Dirnen und offnen Mätzen.' Z Mandd. 1627/s.
Spec. Konkubine, Zuhälterin, insbes. von Pfaffen. ,Der
pfaff von N. und sin mätzen, frow N. N., ein ledige.'
1524, Absch. ,Der pfafheit ire källerin und mätzen.-
ebd. ,Die pfaffen bekleidend damit ire mätzen und
kinder.' 1531/48, Bib. ; ,Metzen.' 1667. .[Die Frau des
Landvogts] und all ihr Volk haben gesehen, wie der
Vogt ein Mätzli in den Stall geführt.' 1539, Absch.
,Da die Landstreicher mit ihren Metzen dem gemeinen
Mann beschwerlich fallen.' 1600, ebd. Hieher auch:
.Villicht mochts och die infiuenz oder die metz im
tobel [vulva] machen.' Sicher 1531. S. noch Gr. WB.
VI 2151. — 3. Bezeichnung eines weiblichen Tieres.
a) Hündin AALeer. (dim.), St., Zein.; „Ap;" Bs; B; LG.
(oft dim.); „GRh.;" S (oft dim.); Z. Syn. Fäutsch
(Bd I 1141). — b) weibl. Katze B; S. — c) weibl.
Kaninchen BE.; Gegs. Rüd. — 4. Geschützname, und
zwar Bezeichnung der grüssten Art Kartaunen, die
210 Zentner wog und 100 Pfd Eisen schoss; vgl. über
die .Metz' von Bern N. Z Ztg 1880, Nr 121. ,Alte und
schwerfällige, nunmehr aber durchgängig gegossene
Steinbüchsen, die man mit dem allgemeinen Namen
von Metzen belegte und ein- oder mehrzentrige Stein-
kugeln daraus schoss.' XV./XVL, vRodt 1831. ,Der
Struss tet mengen schalle, Metz und Keterlin, die Rei-
merin gar balde ging alls zen muren in.' 1475, Tobl. VL.
,Dic scharpfe Metz ist das gröste Stuck under allen,
schiesset 100 Pfd Eisen, die halbscharpfe Metz 95 Pfd.'
FrIIafpner 1666. S. noch Katarina 3 (Bd III 561).
— 5. Glockenname. ,Die grosse Metze' nannten die
Hexen die grosse Glocke von AARheinf. Rochh. 1857. 59.
Eig. Koseform des Namens Machthild, Mechthild; vgl.
ßr. WH. VI '2149 ff.; in einer G Hdsehr. des XV. sicher auch
eiumal für Margaretha. Dem sekundären Um), im 1. Teil
entspricht unsere Ausspr. ü; die Schreibungen mit c bei St.
(für Ap : GRh.; Z) und Ineichcu dürften unter dem Einfluss
des nhd. Schriftbildes stehen. Hieher wahrsch. auch der
Familienname .Metziner.' 1531, Zg; vgl. Ureter (Bd II 8215).
Hader-: streitsüchtiger Mensch. ,Ich weiss wol,
wie er [Dr Niessli, ein Gegner der Reformation] ein
hadermetz ist.' Zwingli; , Hadermätze.' FitsSLiN, Beitr.
S. noch hold (Bd II 1182). — Zur Übertragung dos weibl.
Namens auf mann]. Personen vgl. Grit Saß (Bd II S->4).
Hell-: Name eines Belagerungswerkzeuges, einer
Wurfmaschine. ,Der von B Werkmeister warend da
[1303 vor Wimmis] mit einem werk hiess helmetza
[Var.: holmetza].' Jcst. 1420. — Eig. ,Höllen-M.'
Kucbi- s. Gr. WB. VI 2150.
Bader-: Badedienerin; s. ÜS-hippen (Bd II 1480).
— Vgl. , Badermagd' hei Luther.
618
Matz, metz, niitz, motz, mutz
014
Schlaf-: Beischläferin. .Unter andern schlaf-
mätzen und kepsweibern.' Vad.
M ä t z e " I f. : 1 . = Mute 3 b S. — 2. = Matz 3 c Bs.
Mätzle» (.:=Mäte3bB. Syn.CÄätefe»(BdlII594).
Mutzt"1 II Gl, MätsA I „Gl;" GnChur; GSa., W.,
We. — f.: = Matteten. aaOO., in Gl (lt MSchuler
183Ö, 280) seit der 2. Hälfte des XVII. verfertigt. ,Aus
der Schafwolle wird eine Art Tuch, das man Metzi
oder Hetzen nennt, zubereitet. [Es wird] aus Lein-
werch mit einem wollenen Einzug gemacht und zur
Kleidung für Männer und Weiber benützt.' Steinm.
1804 (G oßh.). ,Ein Teil [der Glarner] machen ein
gewisses wullenes Tuch, genannt 31., zu dortiger Klei-
dung.' Leu, Lex. Vu" finem Tuech es Chhiil. und
war 's au°* z' letzt nur M.; 's giht M-en a's nüd leid.
Becker 1870. S. noch Mätzi-Chleid (Bd III 623),
Mätzen-Tuech.
mätzi": aus Mätze" verfertigt Gl; GaChur; G oRh.
.Landammann N. von Gl (um 1650) trug auf der Tag-
satzung ein einfaches mäzzenes Kleid.' Gl Jahrbuch.
, Wollene und mäzzene Gewebe.' ebd.
„Mätzi II m.: abgenutzter Hut W."
Mätzlin.: ungleich grosse, zsgedrehte Strähne roh
gezwirnter Seide, wie sie, in Ballen fest verpackt, in
den Handel kommt Z. Syn. Flotten I (Bd I 1230).
S. noch HDolder 1851, 3. — Ohue Zweifel zu it. moasto,
BiinJ. Büschel.
Mauz f.. Dim. Mauzi: 1. Katzenname Schw. Dim.,
Katze L. — 2. Dim., verächtliche Bezeichnung einer
kleinen, unreinlichen, sittlich anrüchigen Weibsperson
LG., Stdt. — 3. Spottname S.
„mauze" I: schreien wie eine Katze L."
Ans 'mauwezen, einer Weiterbilduug von mauircn mit
iterativer oder intensiver Beil. Vgl. Gr. WB. VI 1836.
ver-: = ver-mauglen (Sp. 105). oO. - Vgl. (ab-)mauaen
(Sp. 447).
mauze" II: Einen rasch und völlig bewältigen, zu
Falle bringen, hinraffen Nnw. Vgl. Maux.
mänzle": prahlerisch zur Schau tragen Gr UVatz.
Syn. spienzlen.
Stein-Metzel m.: Steinmetz. ,X. N., der st.' 1470,
Scn Ratsprot.
zer-metzen s. Gr. WB. VI 2154 (aus Wurstisen).
metzle": ermorden, umbringen Schw.
üs-: ausschneiden. ,Die Hand des Wundarzts,
welche seine Eiterbeulen auftrucken, mäisslen und
ansmetzlen will.' Ulrich 1727.
Metz ler m. : Metzger, Schlächter, ,1m ist grad
wie ainer saw im stall, die furcht, das sei [sie] der
m. ant'all.' Aal 1549.
Metzerle". Nur in der RA.: Das ist u-ie's Büebli
co" 31., klug, pfiffig SMariastein. - M., Name eines
benachbarten S Dorfes.
Gitzi-Mitzi: Kätzchen Bs.
Miez m.: Eber BSi.
Mtiz I m.: 1. verworrener Haufe ScHSt. (Sulger).
— 2. lästiges, verworrenes Geschäft, bei dem man sich
nicht zurecht zu finden vermag, ebd. Übh. etwas Un-
angenehmes, Missliches, ebd. Du käst da en sübere"
M. abstellt! etwas Schönes angerichtet. — 3. lautes,
aufgeregtes, Andere belästigendes Tun und Treiben,
Lärm Schj ThHw.j ZSth. Syn. Leben-lang 2 a (Bd 111
1325). En M. mache" Sch; ZSth. DU händ en .1/.,
wä""-me" zue-n-enc" ehunnt! Sch; TuIIw. Hast du
<twh allein! en M.! von unaufhörlichem, lästigem
Bitten TiiHw. En M. ha" mit Öppisem, viel Auf-
hebens davon machen, ebd.
möze": sich (mit unzureichenden Kräften und
darum ohne rechten Erfolg) an einer Arbeit abmühen
Sch. An Eim umme"-m., sich viel mit ihm zu schatten
machen, z. B. ihm mit Bitten anliegen (ohne Gehör
zu finden) ScHNnk. Spec. von einer Wäscherin, die
sich allein mit der Wäsche plagen muss und daher
Ungenügendes leistet ScnSt. Me" hät-mi'h halt de"
ganz Tag elei" m. lo", sagt sie zu ihrer Entschuldi-
gung. Weisszeug (auch aus Flüchtigkeit) unordent-
lich auswaschen, ebd. (auch üs-m.). Abi. Mözeri".
ver-: durch Mözen verderben ScHSt.
z'sämme"-: unordentlich zusammendrücken; Al-
lerlei, was nicht zusammengehört, zu einem Misch-
masch zusammenquetschen, z. B. unreifes Obst, Äpfel
und Birnen, um Most daraus zu bereiten, ebd. Abi.
Mözer.
Mözete" f. : ungehöriges Zusammendrücken, -quet-
schen; unordentliches Waschen, ebd.
Vorstehende Gruppe berührt sich begrifflich nahe t. mit
der Sippe Murz Sp. 43:! (vgl. insbes. murzen 3), t. mit mötuchi «.
Mit letzterm steht sie jedenfalls auch in engem etym. Zshang,
sie verhält sich dazu etwa wie.chnözen : chnetschen (BJ 111
771), die auch hinsichtlich der Bedeutungsentwickluug zu
vergleichen sind.
Möz II rn.: elendes, hässliches Geschöpf, von Men-
schen und auch von Tieren Bs (Anon. ad St.). Spöt-
tisch sagt man : Das ist e" rare" M.
mözig: gering, wertlos, von Kleidern, Flitter-
kram Bs.
Möz, in B Möze", Dim. Mözeli — f.: unsittliche,
auch unreinliche (L) Weibsperson AALeer.; B; L.
Verächtliche Bezeichnung einer Weibsperson BsStdt;
ZZoll. (veraltend). Spottname S. Auch halb kosend
zu Kindern : Du Mini M. ! Z Wyla. — Vgl. Mauz. Zshang
mit der vorigen Gruppe ist nicht durchaus abzuweisen.
Mözel m.: (scherzh.) kleine Katze, Hund ScaNnk.
(Kdspr.).
Mutz, PI. Motz BG., Dim. Motzli BSi. — m.: 1. ver-
schnittenes männliches Schwein BoE., O.; F; L (lt
Alp. 1827, 353). Syn. Mutz. Motzeni. männliche
Ferkel BSi. — 2. unreinliche Weibsperson BSi.
„Motz: 1. m., junges männliches Schwein LE.
— 2. f., Metze. ebd."
mutz 1 : 1. Interj., bzw. Subst. = mux 1. Wie dieses
in den Verbindungen nit m. mache" (BSi.; U), tue"
(BR.; Uw; U; W), (e")kei" 31. mache" (Schw; UwE.i.
tue" („L;" Ndw; „Z"), lä" (UwE.). Er hed nüd m.
'tän, wammit [als ihm] der Dokter d's Bein umhi"-
g'reised hed BR. Mach-mer kei" M.l S. noch Kaus
(Bd III 515). - 2. (in B; „Lj" Ndw auch muteis)
Adv., in Verbindung mit andern Adv. a) ganz und gar.
völlig. M. üs trinke" B. Wei" 's enandre" lustig
bringe*; m. isch 's üs! schenk wider l"! Kuhn 1819.
Drum leb en iedrff brave Ma"! m. üs, mer wei" Xüt
schone", ebd. (Alls) m. üf esse" Ndw. Auch in den
übrigen Verbindungen, in denen das syn. murz (Sp. 433)
erscheint B. — b) auf der Stelle, plötzlich. M. üfhöre"
615
Matz, metz, mitz, motz, nmtz
i.ilii
UwE. „Hör m. üf e1 brieggen!" — 3. m. tue*, sich
ganz ruhig verhalten B (Zyro).
Nbf. zu mu.r, mit Ersetzung des gutturalen Verschlusses
durch den dentalen. Zu 2 vgl. das syrj. mui,«. 2 b berBhrt
sieh sehr nahe mit mute II S ä und könnte geradezu damit
identisch sein ; vgl. engl, (o efojj short, nlul. .kurz abbi echen.'
Auch ■_' a geht möglicherweise von temporaler Grundbed. aus;
.auf einmal austrinken' konnte leicht in die Bcd. .vollständig
austrinken' umschlagen.
mutze" I: tapfer trinken B (Zyro).
mutz II: 1. räumlich, abgestutzt, stumpf, kurz
(und dick) Aa; Bs; B; F; L; P; S; W. Gegs. .spitzig,
lang.' a) von Körperteilen. M-e Schwanz, Stil B.
.Kine dreifarbige Katze mit m-em Stiel.' B Hist. Kai.
1825. M-e Hund, H. ohne Schwanz PAL; ebenso
m-es Hucn B. Vgl. Mntz-Huen (Bd II 1375), -Schwanz.
Hieher auch: e" m-er Tüfel! als derbe Abfertigung
= Unsinn! auch als Ausdruck des Ärgers, der unan-
genehmen Überraschung, der Verwunderung B; vgl.
mutt (Sp. 571). Dafür verhüllend: m-e Tüsig. Ja,
vi. T., wie wett jiz Herd [in den Fingerhut] cho' si*?
MWalden 1884. Ja, m. f., das hesch-mer scho" men-
i/iscli g'seit; aber mit dem blosse' Verspreche" wird kei*
Ghue feiss. ebd. Als Verstärkung der Verneinung:
/•'' dank-ech e'kei" m-e" Tüfel der für. Bari 1885.
S. noch Alpenh. 1871, 150. M-i Geiss, hornlose Ziege
B; s. noch Musch- Geiss (Bd II 463). M-i Houre"
[Hörner], Oure" PA1. M-e Has hat m. Öre' FMu.
Vgl. M.-Ör (Bd I 416). M-es Här, kurz geschorenes
Bs; B. M-i Här si" gllch 'bürstet, ebd. (Sprw.); vgl.
Här (Bd II 1502). Du g'sehsch auch m. üs. ebd. E"
m-e" Chopf, mit kurz geschornem Haar, kahl B; S.
8. noch M.-Grind (Bd II 767). — b) von Geräten und
andern Gegenständen. E" m-i Nadle", Federe"; e" m-e''
Nagel. Hü hest newtven en m-en Griffel; choist-nen
im! ei's spitzen? BHa. M. Messer, coltello senza punto
l'Al. M-er Pflueg, mit stumpfer Pflugschar Bs; L; S;
s. Schild 1873, 10 und vgl. damit Acher (Bd I 66). E"
m-e' [abgenutzter] Besen B; F; S; vgl. M.-Besen. M.
Bürsten und m. Bese", dö isch es sübers, heimligs Wese".
L Kai. 1887. ,Er sah, wie die Magd Erdäpfel stunggete
mit dem m-en Besen.' Gotth. ,[Sie] traf die Schweine
beim Ausputzen ihres Troges mit dem m-en Besen
auf ihre Rüssel.' ebd. ,Die Andern sollte man [wenn
sie ins Bad kommen] mit m-en Besen heimjagen.' ebd.
E" m-e Turm, T. ohne Helmdach B; vgl. Chäs-Bissen.
M-iis Brot, Brötchen aus Weizenvnehl mit Butter-
zusatz W (nach der Form benannt; vgl. M.-Bröt).
— c) von Kleidungsstücken, (zu) kurz, knapp, auch:
schmucklos, kahl Bs; B. Es m-es Ulileid. ,Als er statt
dem fünfkläfterigen Schleppmantel die m-e Kloster-
kutte anzog.' ADennler. ,Die Hausfrau, in einer m-en
Haube, einem weiten Tschopen und Unterrock, sass
am Spinnrade.' B Hist. Kai. 1844; vgl. M.-Hüben (Bd II
952), -Chappen (Bd III 392); ferner M.-Strumpf. -
d) von Gewächsen udgl. M-e Stock, von der nied-
rigen Gerste im Gegs. zum Roggen, üf, üf, in. St.!
rillt der Roggen der Gerste zu, worauf diese antwortet :
Schwig, längs Stögelbei", bin eine"wcg noch vor -der
hu-! Alem. Kinderbuch; vgl. Schild 1863, 29 und
Gersten (Bd II 430). Auch von der gemähten Wiese.
Chrummi, Längi, wo willst du hin? fragt die Wiese
den an ihr vorbeifiiessenden Bach (Fluss). ,M-i,
B'sdhorni, ich sag es dir nicht.' Chrummi, Längi,
warum nicht? ,M., B'schorni, darum nicht.1 FWalther
1852 (für B); vgl. auch Roehh. 1857, 248. M-es Heu
PPo.; TB. M-es Ftteter, Häcksel B. S. noch M.-Ghorn
(Bd III 172). — 2. ühertr. a) ausgehend von der Bed.
.kurz' mit Bez. auf Körperlänge (s. lang Bd III 1322)
übergehend in den Begriff: (zu irgend einem Zwecke)
mit geringen körperlichen und geistigen Kräften aus-
gestattet. ,M., viribus impar.' Id. B. '/.' m. st", mit
l>at. P. oder S. (auch ,für, zu Etw.'), Einem, einer
Sache nicht gewachsen sein AALeer.; B; S. De isch-
mer z' m-e! Es Bürschli wie du ist z' m-es für so-
n-e" Alte". Gotth. .Wenn da nicht ein Andrer [dem
Stehlen der Dienstboten] wehrt, so ist Joggeli z' m-e*
dazu.' ebd. .Er sei noch z' m-er. sie zu stumpe" [bän-
digen, züchtigen].' ebd. Z' m. cho", zu kurz kommen,
den Kürzern ziehen S. — b) in moral. S., gering
BBr., B.; S. Mit Hein :' zanggen, das ini'-mer z' m.
We"n 's-mer nüd z' m. wär g'sin, su hätt-ich zum X.
chönnen ga" tagwannen [im Taglohn arbeiten], , Pei-
lst für unser Mädchen viel zu m. ; da müsst schon
ein Anderer kommen als bloss so Einer.' Joach. 1892.
.Wegen Denen . . . nicht, die sind mir z' m. dazu.' Post-
heim 1867 (S). — c) karg, knapp B. ,Da geht 's m.
zu', gibt's spärlich zu essen BS. — d) zeitlich, kurz.
Ich ha" mit m-e" Worte" Abschid g'no". Hofst. Einem
m-e" B' scheid g'e". Schwzd. (B) ; auch: Eim m. Bescheid
g'e", kurz, barsch, ebd. .Etw. m. von der Hand weisen.'
B Volkszeitg 1893. Ost Frau het-is m. abg'spise:
Sciiwzd. M. si", tue" (mit Eim), kurz angebunden,
barsch, unfreundlich sein B. Er isch alle m-e g'si".
.Vreneli schien ihm puckt und m., gab ihm kurzen
Bescheid.' Gotth. ,Es sei grob und m. mit ihm ge-
wesen.' ebd. ,Die Weiber taten m. mit Babi.' ebd.
Dass unser W. mit it. mozzo, gestutzt, Stück, etym. zsge-
hört, steht ausser Zweifel; dagegen ist Dicht auszumachen,
ob beide auf einem in lat. mutilu* vorliegenden rem. Sta
mut- beruhen (vgl. mutt Sp. 571) oder vielmehr germ. Ur-
sprungs sind. Letzteres ist angesiilits der lautlichen und
begrifflichen Entfaltung unserer Sippe (vgl. auch Motsch :
Mutach) wahrscheinlicher, wenn sieh auch in den altern germ.
Dialekten nur spärliche und unsichere Anknüpfung bietet;
vgl. Gr. WB. VI 2838 und Aum. zu Mutz.
Mutz I m.: 1. (PI. Mutze") etw. Kurzes, Stumpfes,
Abgenütztes, von Menschen, Tieren und Sachen, z. B.
von Geräten Ndw. — 2. spec. von Menschen, a) Kind
mit kurz geschornem Haare B (Zyro); vgl. Strubeli-M.
— b) kleiner, dicker Mensch L; Ndw. — c) e" guete
M., gutmütiger Mensch, z. B. von einem Manne, der
seiner Frau die Herrschaft überlässt AASt. ; Bs; B,
gutes Weibchen AiLeer. [Mein Mann] ist aar e* gueter
M. X. B Kai. 1844., ,Ich war ein guter M. und eben
kein übler Bursche, aber nicht abgerieben, nicht
schlau, sondern unbehülflich, schüchtern, fast ver-
schämt, kurz, ich war just so, wie man einen am
liebsten für einen Gauch hält, besonders die Mädchen.'
Gotth. — d) Familionn. ,Ulr. Hugw. M. von TuBi-
schofsz., f 1571 als Prof. zu Basel.' — 3. von Tieren,
a) von verschnittenen: Widder B; U (Mutzli); W.
Stier W. Sich gebärden wie c" .1/. um Tiirli [an der
verschlossenen Stalltür], durchaus nicht nachgeben
wollen W. Schwein B; LG. — b) ungehörnte Ziege
B; „W." Tüfel, nimm die Geiss, 's ist iiummen es
Mutzt. Sprww. L869. — <i Stumpfschwanz Gl. Spec
a) Huhn ohne Schwanz B; S. — ß) Hund mit ge-
stutztem Schwänze AALeer.. Wohl. Mittelgrosser, derb
gebauter Hund mit grossem, kurzem Kopf und kurzem
617
Matz, motz, nütz, motz, mutz
618
Schwänze B. .Dann gieng er von Hause weg, hinter
ihm drein sein roter -M.' (iotth. Mutzt, Schmeichel-
name für ein Hündchen B. — f) anglisiertes Pferd
A.iWohl. — d) auch dini. Mutzli, Bär Aa; Bs; B; Z.
Insbes. Honig-. Lebkuchen (s. Bd III 136) mit «lein
Gepräge oder von der Form eines Bären, Festgebäck
für die Kinder um Weihnachten und Neujahr Aa; B.
E" Jedem het 's [das Neujahrskindlein] »es Ghrömii
g'leit. es henkt an 's an es Bäumli hi*: Lebchueche"-M.
und Bändelt und guldi- Nuss und Zuckerbröd. Minnich.
Als Name des B Wappentieres beliebte Bezeichnung
für den Staat Bern und seine einzelnen Angehörigen.
0 M., o M.! o Bern, o Bern! Gott segni-dich mit
Freude"! GJKühn. S. auch Hinderm. 1866, 105. Die
kriegerische Jugend Berns wird mit jungen Bären ver-
glichen. ,0 Bern, du magst wol frölich sin in dinem
vaterlande: Gott bat den wenigen mötzli din gross
gnad tan und bistande [mit Bez. auf das Gefecht der
B Freiwilligen bei Nyon im Okt. 1536].' Tobl.. Volksl.
Der Bär [B] zum Nachbar Wolf [Z], um ihn für eine
Jagd im Welschland zu gewinnen: .Ich han vil junger
motzlin zuo minon beiden siten.' ebd. ,Obschon mein
Motzlin noch ist jung und eben in dem ersten Sprung.'
HREebm. 1620. Vgl. auch die spasshafte Bezeichnung
der Stadt Bern als Mutzopolis. — e) Katze L (In-
eichen). Katzenname. Chumm, 31., nimm-si! sprichw.
in einer gewissen Gegend, seitdem eine Frau die erste
Taschenuhr, die sie sab, der Katze darstreckte, weil
sie glaubte, es bewege sich eine Maus darin. Z Kai.
1830. — 4. von Dingen, a) von Kleidungsstücken.
a) bes. als Dim. Mutzli, „eine Art kleiner Kopfbe-
deckung für städtische Weiber VO; Z"; Haube, Kappe
für Frauen und Kinder Ndw. ,Die Haare [der Bürgers-
frauen] sind nach hinten gekämmt, zu einem Knäuel
verbunden und bedeckt mit einem steifen Käppchen,
Mutzli genannt.' JStaffelbach 1882. Einen Streit um
das Tragen der .Mutzli' (von Damen) im alten L er-
wähnt Liebenau 1881, 190. .Dein Frauenzimmer [wird
erlaubt] das Käpplein-Bödelein und Mutzlein [zu tra-
gen].' 1766. LStdt. — ß) (in Aa vorw. ; L Mutze* I,
PL Mutz Bs; BG., Dim. Mutzli) meist Dim., kurze
Jacke, Wams ohne Schösse für Männer und Knaben,
aus Wolle gestrickt oder aus Tuch gefertigt, t. als
Oberkleid statt des Bockes, t. unter dem Bocke ge-
tragen, Ärmelweste Aa; Bs; B: FMu.; L; S: Ndw.
Syn. Kamisöl (Bd HI 256), Büffel, Tsehöpen. Kittel,
Jacke für beide Geschlechter AaKüIw. Eine Art länd-
lichen Frackes mit gestutzten Schüssen AALeer. : BG.
(Wollenes) Unterleibchen B. Feuf EU bracht 's bis
a" d' Chneu [sagt der das Mass nehmende Schneider].
Fr nimmt das Tueeh und bringt — es Mutzli! B Hist.
Kai. 1824. Der Fitt het es churzis Mutzli a'g'ha" und
e" Tsehäppel uff; der Andres e" lange" Zwilchrock und
e" Huet Bs. Es lederigs Mutzli und es wisses Unger-
lihli unde" dra' S. Es röts Scliile' und en offne" graue''
Mutze* [veraltete männl. Tracht] LW. Grüeni Mutz
und älbi Hose" g'seht-me" jetze" wenig ml. Hagröschen.
.[Er] trug einen landesüblichen blauen Burgunder und
einen warmen wollenen M. darunter, Halbleinhosen
[usw.].- AHartm. 1879. ,In seiner braunen Halblein-
weste mit den Messingknöpfen, die er über dem ge-
strickten grauen Mutz trug.' ebd. Ich uill sider mi"
M. a'lege*. MWalden 1880; dafür au anderer Stelle
.W este.' [Die Mädchen] händ-is [den Burschen] grössi
Meijen a- Mutzen äne" 'büezt. AASchulm. 1887. Me"
fröstelet und leit gern wider de" M. a". WSeNH. .War 's
kalt, so zog man von des Vaters Mutzen unter dem
Hemd an.' Gotth. .Allweg sei es besser zu weit als
zu eng [meinte ein Schneider]; wenn man im Winter
zwei .Mutzen über einander anlegen wolle, so habe
man doch Platz.' ebd. ,Der Muz, Muzen. kurzer Rock,
brevior toga, thorax.' Red. 1662. .Wie oft steckt unter
dem sammeten Mutzen eines Comödianten oder sei-
denen Kittel eines Quacksalbers nichts als Elend und
Armut!' Klingl. 1688. ,So vil Kappen, Kutten, Mutzen,
Schleier, Gürtel [usw.].' Schob. 1699. S. noch Tätsch-
Chappen (Bd III 397). — y) PI- Mutze", Überstrümpfe
UwE. — b) Mutzli, Unterlage der Haarnadel U. —
'.. Mutzji, kleiner Zank W. Wir hei" so es M. mit
enandre" g'hebet. — 6. leichter Bausch LRottalf2futee»);
W. Der hat ß" e" M., ist ziemlich betrunken W.
Mhd. mutze in., kurzes Oberkleid, bes. des weibl. Ge-
schlechts; aisl. motr m., weihl. Kopfbedeckung, Haube. Vgl.
auch Sehm.-Fr. I 1706; Schöpf 454. Zu 5 vgl. mutschen.
Über-: kurze, aus Wolle gestrickte Jacke, die
zur Winterszeit hei Arbeiten ums Haus herum statt
des Bockes getragen wird B (auf dem Lande). —
Achsel-: kurzer, bauschiger Ärmel am Küherwams.
unter den beim Melken und Käsen der Hemdärmel
zurückgestreift wird, so dass auch der Oberarm fast
bis zur Schulter entblösst ist B. ,Sammetwams mit
Achselmutzen.' HNyd. 1885. — Under-Mutz(e°):
auf dem blossen Leib getragener M. aus Flanell oder
Barchent AaF., Ke. Weste Aa (Rochh.). — Ermel-
Mutz: kurze, aus Wolle gestrickte Jacke für Männer,
Ärmelweste BM. In BSi. rot gerändert und zum
Ausgehen getragen. S. noch B Album 1858, 67. —
Gurrli-: Rahm LHa. Der G. ist am Bude", sagte
eine Frau, ihren Kaffeegast zum Einschenken ermun-
ternd — da kam ein Kinderstrumpf zum Vorschein.
Syn. TurrK-M.
Hurrli-: Nachtjacke, Morgenanzug, bequeme
Haustracht Aa (Rochh.); Bs; ScHSt. Noch im H. si".
Ir sind also im Neglige zum Kaffi gangen und zum
Thee? Bi uns hätt nie Kei"s derfe" ko" im H. R Kelter-
born. (Ungeordneter, schmutziger) Arbeitsanzug Bs.
Noch ganz im H. cho". Breitenst. Übertr. auf die
Person, die im H. erscheint Bs.
Unklar ist die Bed. unseres W. in der Stelle: ,Ju, H.,
das wirt 's angan! Was galt 's, mir wäud hüt Stockfisch fahn,
stönd nun fyn wacker an den Stryt!' Joh.Mahler 1674.
Hüs-: 1. Kleid, das man gewöhnlich zu Hause
trägt Aa; B. — 2. „Person, die gerne zu Hause bleibt
Aa;" Bs; B. D' Frau isch e" H. g'si". Schwzd. (Bs).
— Chuchi-: 1. Küchenanzug Bs. Die andri will der
Ruem ron-erc" hüslige", ßssige" Frau ha" und Hess
sich am liebsten im K.. ebbe bim Darte"bachen abmöle".
EHetzel 1885. — 2. Person, die alle schmutzige Ar-
beit in der Küche tun muss, Aschenbrödel Bs; B;
ZoTö.; Syn. Ch.-Schmutz. Kleine, unansehnliche Kö-
chin L. Spöttische oder verächtliche Bezeichnung der
Köchin oder einer andern Person, die sich oft in der
Küche aufhält B. .Den K. machen', den ganzen Tag
in der Küche sein. Gotth. ,Ein K. nach dem andern
streckte mit zurückgehaltenem Kuchischurz seine
schwarz angeloffeue Nase in den Saal.' ebd. .Man
denke sich doch so recht in des armen Mädis Herzen-
leid hinein und meine nicht etwa, so ein Mädi, ein
40j ähriger K„ sei nicht ebenso empfänglich für Liebes-
schnierz.' ebd. (Manns-)Person, die sich ohne Not
(im
Matz, metz, nütz, motz, mutz
620
immer in der Küche herumtreibt ÄALeer. ; Bs; B;
Syn. Ch.-Schmecker. — t'hüejer-: auch dim., Jacke
des Sennen B. ,Er war ein schmucker Soldat, dem
die Uniform ebenso gut stand als K. und Lederkäpp-
lein.- HNyd. 1885. — Halb-Li"-. .Beide [Braut und
Bräutigam] giengen halb g'sunntiget. Jakob gieng in
seinem zweitbesten Halbleinmutzen einher.' Schweiz.
Unterhaltungsbl. 1853. — Melch-: Wams, das der
Senn beim Melken trägt BBe. — Beiz-: Pelzwams?
.Beizmutzen' in des .Herrn Statthalters Gemach' im
Schlosse zu ScHwPfäff. 1059, ScuwE. Inv.
Bär(e")-: 1. Bär, mit Bez. auf seinen stumpfen
Schwanz Bs; B. .Ursulus, ein bärle, bärenmutzle.'
Fris.; Mal. S. noch chnüsten 1 (Bd III 764). — 2. feiner
Lebkuchen mit einem Zuckerguss in Gestalt eines Bären
B; vgl. Mutz 3 d. — bäre°-mutzig: bärbeissig B.
B e r n e r - : = Bären-M. 2 AAZof. — Surri-: 1. mür-
rischer Mensch, Brummbär Bs; Z. — 2. Brummkreisel
Z; Syn. Hurrli-Bueb. — Schorli-: 1. Einer, der kurz
geschorne Haare trägt S. Syn. Schor(en)-Niggeli. —
2. übertr. auf die frisch gemähte Wiese in dem Zwie-
gespräch zwischen der Aare und .Weite' (einer Wiesen-
fläche längs der Aare), ebd.; vgl. Schild 1863, 28 und
mutz II 1 d. In L dafür Schori-M. — • Strubeli-,
„Strübeli-" : Krausköpfchen, zumal von Kindern und
jungen, holden Mädchen B. „Str., was han-der 'tän,
dass mich nüd wottseh ine* lä*? Kilterlied."
Tummel-: Streit, Scharmützel. Mit derselba
[seiner fünften Frau] häd er in der Wocha nW einmal
ein T. g'ha". Kornhofer 1679. Ich denk wol, mijn
Bantle seig im selben T. au°* erwürgt worden. Gespräch
1712. D' Bärner heigind zwo Arschhörner eo" de"
I 'nur im T. überko*. ebd.
Viell. eine imper. Bildung; vgl. die RA.: .Dtimmcl dich
Mutz' bei Gr. WB. VI 2S38.
Dunner-: Weibchen des Hirschkäfers Bs; vgl.
D.-Gueg (Bd II 163). — Turrli-: Rahmdecke, die sich
über erwärmter Milch oder Milchkaffee bildet L. Syn.
Gurrli-M. — Winter-: = Über-M. B. Syn. 06er-
Libli. — Wise"-: rothalmiges Mutz-Chorn (s. Bd III
472), bes. zur Wiesensaat geeignet S. ,Zu haben:
erste Qualität Samenkorn (W.).' S Zeitungsinserat.
mutze" II, in Btw.; ZO. mutze* I: 1. stutzen, ver-
kürzen, zurückschneiden AaWoIiI.; Bs; B. G'mutzet 1
= mutz II 1 „B; VO;" UwE.; „Z." Spec, die Haare
ganz kurz schneiden Bs; B. — 2. den Dinkel m., die
von den Halmen abgeschlagenen Ähren nochmals sorg-
fältig dreschen, um die einzelnen Bestandteile der-
selben (s. Fesen 1 a Bd I 1069) von einander zu
trennen B; S. ,Das Korn war schlecht gemutzet, es
waren noch eine Menge halber Ähren.' Gottu. ,Eine
jede der 23 Rütinen zu Unter-Erlinsbach, so vom
Kloster Königsfelden zu Lehen geht, hat in den Meier-
hof zu Erlinsbach an Rütizins zu liefern ein halb
Viertel Korn in gutem, sauberem, währschaftem, wohl-
geputztem und gemutztem Getreid.' AABiberst. Schloss-
urbar. — 3. putzen, schmücken, schniegeln Bs. ,Uf
mutzen ir [der Weiber] sinn und dank stat.' Ruef
IMo. ,Mangonizare, auf den kauf ausstreichen oder
mutzen, zieren.' Fris. .Butzen, mutzen, sübern, pur-
gare.' K<\s., Vok. .Ich [der Teufel] mutz die Laster
also fyn, dass sei antuend der 'rügend Schyn.' JMahi.er
1071. ,( 'iilerc corpus, den Leib zieren, mutzen.' Denzl.
1716. Sonst meist refl. AAÄarb.; Bs. Druf holt 's die
schmiere» Chleider und gut sicl' i* 's Stübli go* mut:e*.
WSenn. Si mutzt -si'* ebe* gar nit gern, von einer
Hausfrau. Hinderm. Dö hei*-siehulli die Munin* g'mutzt
und hei'-si1* in tri Muntüre* g' steckt. Breitenst. Bes.
häufig im Ptc. E* g'mutji Brut Bs. Dax [DitliJ
isch aber e'möle* g'mutzt! Schwzd. ,Was ist los, Vetter
Hansheiri. dass ihr heute gemutzt seid wie an einer
Hochzeit; ist man heute zum Nachtmahl gegangen?'
Breitenst. S. noch Docketen-Chänsterli (Bd III 366).
,Das sind doch warlich wild fasnaehtbutzen, die sich
doch so gar seltzamlich mutzen!- B Fastnachtsp. 1522.
.Und haben sich die edlen frowen und döchter ge-
mutzt und köstlichen angeleit.' WZiely. ,Dum mo-
liuntur, dum comuntur, diewyl sy sich understond ze
rüsten, ze tüchlen oder ze mutzen. Cui intorti sunt
capilli, mit krumben haarlocken geziert oder gemutzt.
Incomptus, ungeziert, unausgestrichen, ungemützt; im-
pexus, ungestrält, ungemützt.' Fris.; Mal. ,Sie wissen
nicht, wie sie sich gnug mutzen und butzen wollen.'
Müller 1665. .Aus Hoffart tust dich sauber butzen,
den Jungfrauwen zu Gefallen mutzen.' Wahrsager L675.
, Drauf mutzte sich fein jüngferlich das holde Klee-
blatt wieder.' Huber 1787. Spec, sich putzen, von
der Katze ZO. ,Ein rein tier ist die katz, mutzet sich
mit der reuche der zungen und vorderen tapen.' Tier«.
1563. S. noch Chatz (Bd III 588). — 4. Name eines
Kartenspiels B f. ,Wenn lauter die Rechten beisam-
men waren, so wurde geländelt, sonst aber g'mutzet
und 'beetlet.' Gotth. ,M., ein Wirtshausspiel, wie
l'amour, ä la muette', erwähnt bei Lehmann 1797/98
II 287 (für Gr). — 5. verspotten, abfällig beurteilen.
[Ein junges, leichtsinniges Mädchen] het nttmme" g'gul-
aff'et und Anderi g'mutzt und het ror-''em Spiegel der
Äff use*'putzt. Alpenhorn 1838, 138. Vgl. schmutzen.
ab-: 1. verstärktes mutzen 1 Aa; Bs; W. (Kleider,
Werkzeuge) abnützen AAZein. ; BR. (-mutzen); W.
Bes. häufig im Ptc. Das Chind hat scharpf es ab-
q'mutzots Boekji'W. Abg'mulzt, kahl Bs. — 2. Einen
barsch abfertigen, abweisen S. Syn. ab-butzen. Einen
a., dass es frei e* Gatti'g het. Schild 1876.
üf-, in BO.; ZO., um Wthur -mutze*: 1. zurecht-
stutzen, z. B. einen Baum B (Zyro). — 2. verstärktes
mutzen 3, insbes. mit stärker hervortretendem üblem
Nebensinn Bs; B; SchSL; Z. Si isch alli ufg'mützti
vo* heim fürt, z' Märit BO. Häufig in der Lit. des
XVI./XVHI. ,Der von H. mit siner in siden und silber
ufgemutzten buolschaft.' Ansh. ,Ein hüerli, wol us-
gebutzt, mit siden, samet tri ufgemutzt.' NMan. Lu-
thers .schmucken' gibt APetris Gloss. 1523 mit .auf-
mutzen, zieren' wieder. Wie die Katholiken .den
globen mit prachtlichen ceremonien ufmutzend und
schin barlich zierend.' Kessi.. .Mundus, rüstung, so die
weiber brauchend, wenn sy sich aufmutzend. Circum-
vestire dictis, mit Worten blüeinen und verdecken, der
red ein färb anstreichen, ein handel schön aufmutzen.'
Fris.; Mal. .Muzen, aufmüzen, zieren, mundarc.
comere, redimire.' Red. 1602. .Ich möchte doch auch
einmal von einem Hoffärtigen hören, zu was End hin
er sich also aufmutze.' Müller 1673. Demnach euser
Bantle sälig, der tapfer Ma", a'sa ischt ufg'muzt g'sg",
als er vo* heima* ';ogan ischt. Kornhofer 107;». .Mütze
dich auf. o Welt, als eine geile Hur uns zu ver-
stricken!' Klingler 1691. .Ein Jeder [hat] sich aller
Stolz und Köstlichkeit in Kleideren und dergleichen
Ausschmückens und Aufmützens zu enthalten.' B
021
Matz, mutz. mit/, motz, mutz
622
Sittenmand. 1716. ,Es solle auch Keiner Feisste ab
anderem Fleisch nehmen und dieselbe an ander ge-
ring und unwährschaftig Fleisch tun, noch es damit
aufmutzen oder scheinbar machen.' Z Metzgerordn.
1770. S. noch /Vi (Bd I 1259). — 3. herausstreichen,
aufbauschen, übertreiben. .Kleine ding kann man auf-
mutzen, als ob es gross seie.' LLav. 1582. .Da ein
Mensch, was er hat, weder zu hoch aufmutzt, noch
auch zu vil vernichtiget.- FWvss 1650. ,Wir haben
nicht Lust, heiligen Leuten ihre Felller aufzumutzen
und auszustreichen, aber auch gebürt sich nicht, ihre
offenbaren Fehler zu verdüschen und zu vernichtigen.'
ebd. 1672. ,Man muss dem listigen Aufmützen Der-
jenigen, so ausgesprengt, die Schifte seien mit Sol-
daten beladen gewesen, nicht so leicht Glauben zu-
messen.' 1672, Aesch. .Wie kann er doch ein Ding
aufmutzen, ut res suas exaggerat, ex musca elephan-
tum facit.' Hosp. 1683; ähnlich Denzl. 1716. .Wann
zu dergleichen Wasseren kommet eine komuiliche Si-
tuation, eine nahe Schnabelweid, eine hochaufgemutzte
Beschreibung, so lauft Jedermann zu.' JJScheuchzer
1708. -- 4. Einem Etw. vorrücken, vorwerfen, ver-
weisen Bs; Sch; Z. Er mutzt-mer 's alleu-il üf. ,Noch
dörfeud iren vil darwider kempfen, fürwerfen und
hoch aufmutzen den gemeinen sprach.' ÜWerdm. 1552;
= . aufmutzen.' Herborn 1588. Das [Vergehen] häd-me"
de" Bademere" ehe" hoch üfg' mutzt, a's tvenn-s' der
Atti a'zännet hetti'd. Gespräch 1712.
üs-: 1. abnutzen; erschöpfen. ,Von alter ausge-
mutzet oder verbraucht, longa senecta confectus. Aus-
gemutzet und ersogen acker, eftoeti agri.' Mal. —
2. ausschmücken. ,Min stolzer lyb ist wol gebutzt.
min kleider gar fln ussgemutzt.- VBolz 1550.
,ver -mutzen: kürzen, verkürzen, (de)eurtare,
ruutilare.' Red. 1662.
vor-: vorsprechen. ,N. N. erzehlet, dass sein eh-
maliger Praeceptor ihm's aus der Syntaxi weiland sehr
oft vorgemutzt: crine ruber [usw.].' GHeid. 1732.
Entstellung aus dem syn. vor-munzm (Sp. 347), wenn
nicht geradezu dafür verschrieben.
ge-: = mutzen3. ,Ee sy [die Weiber] sich ginützend,
gläekend. hoft'lich zierend, so ist die beste zyt ver-
zert,' Aal 1549.
Mutze" f.: 1. vulva Ap. ,Dem weib [einer Affen-
art] hanget sein m-en stätigs für den leib aus.' Tierb.
1563. ,Die m-en der [Walfisch-]weiblinen [sind] gleich
einer frauwen m-en.' Fischb. 1563. — 2. Mutz, plumpe,
einfältige Weibsperson AaFH. — Zu 1 s. noch Lexer I
2260 (mit einem Beleg aus Wittenweilers Ring).
Mutzer m.: 1. (in AiWürenl.; „L tw," Müteer I)
Jacke, Wams für Männer, „auch ein kurz geschnit-
tener Männerrock" AAWürenl.; L. Syn. Mutz i a ß.
- 2. „Mützer, kurzer Haarzopf L." — 3. „Mutzer",
Mützer, leichter Bausch LE.; „W." Syn. Mutz 6.
Brüt-Mutzeri": eine Frau, die um Lohn die
Bräute zum Kirchgang schmückt Bs (Spreng).
ge-mutzet IL ,Der stachelschnäck hat ein zwei-
facht g. loch, durch welche man pflägt disen schnacken
aufzeblasen.' Fischb. 1563.
Mutzete" f.: die von den Halmen abgeschlagenen
Ähren, die noch .gemutzet' werden müssen B.
mutzig, in L auch g'm. : \. = mutz 1 ÄAZein.; Bs;
„B;" FMu.; „VO; Z.u Spec. von (zu) kurzen Haaren,
Kleidern AAZein.; Bs. '.•>• kund zwör Mänger gruslich
ifm. | mit kahlem Kopf], wü em 's Hör nid g'längef
mag. HIfl. 1801. „Ein g'ra-es Köcklein." Von stum-
pfem, abgenutztem Werkzeug AAZein.; Bs. Cbertr.:
Je), f,jn ?>.,>, ,y\jn ,„ , 7 ,/,.,„ Qgl^ es ]mt nicht gereicht
FMu. — 2. trotzig, muckerisch, übel gelaunt Bs
I Spreng).
üf-mütz(e)le" : Dim. zu üf-mutzen 2 B. Am
Schuelexame" muess-me" d' Chind öppen e" chli" üfm.
Vgl.: .Unterdessen pützele und mützele ich am Wälder-
büblein [einer Dichtung].' Hebel.
mützerle": tr. und reü. = üf-mützele" Bs. Syn.
bützerlen. Si hei" st"* g'mützerlet. Breitenst. E"
g'mützerlet Kind.
Mutz II m„ Dim. Mutzt BsStdt, Mützili AaF., Ke.:
Kuss (Kdspr.). Syn. Schmutz.
Chorn-Milze" f.: schmaler, aus leichten Brettern
gefügter Kasten, der unter der ,Rendel' steht und das
gereinigte Korn auffängt LG. — Der lange Vocal ver-
bietet an Zshang mit mutzen 2 zu denken.
muzle" muizle": aus einem Teller, einer Schüssel
Suppe trinken (statt sie mit dem Löffel zu essen) übw.
Syn. an-stützen.
üs-: das Gefäss auf diese Weise leeren, ebd.
Orc-Miilzel m.: = Ören-Müggel J(Sp. 132). Spleiss
1667, 21.
Ore°-Mützeler: = dem Vor. Sch.
Holz -Mütze": Wildweibchen Gr. Syn. Holz-,
Wald-Mueter. ,I)ie Weiber nennten sie [in Davos]
die Waldfänken oder auch H., die sollen so lange
Brüst gehabt haben, dass sie solche über die Achslen
hinwerfen können.' Sererh. 1742.
Mütze" f.: hoher Soldatenhut aus Filz, bes. der
Knaben B (Zyro). S. noch vRodt 1834, 247. 257.
Pudel-. .Gegenwärtig werden ca 100 Bienenstöcke
gehalten, alle in Strohkörben oder sog. P-en.' HDien.
1863. — Polis(s)-: Polizeimütze AaF. (-Ö-), Leer.
Soldatenmütze Bs; B; Th; Z (-Ö-). — Zitz-. .Evan-
gelische Mädchen tragen eine Z. mit einem teller-
förmigen, die [Haar-] Flechten verhüllenden Boden,
ohne Spitzen.' Th Gem.
„mutze" II, mützere" I: wohlbehaglich trinken;
üs-mützere", austrinken B." Vgl. mutzen I.
Miitzer H AaF., Ke., Leer., St., Zof.; Bs; BG., O.
(PI. -ere"); Gl; L; Gtw.; S; Ndw; Ztw., Mützert
AABb., Mutzet ZBül., Rafz, Rüml., Mützger I Ap; GA.,
G., Rh., T.; SchwE.; Th; ZO. — m., Mützerfe") i.
übw: 1. a) Spitzmaus, und zwar meist die Hausspitz-
maus, Sor. aran., auch die gem. oder Waldspitzmaus,
Sor. vulg. Aa; Bs; BO.; VO; Gl; G; S; Z. Syn.
Schmützer. Kleine Feldmaus LStdt. Kleine Maus übh.
GRh. Er hed e" Buch (Ranze") tvie ne" (träge"ter,
trächtiger) M., scherzh. von einem Dickbauch, auch
ironisch von einem Magern AaF., Ke. ; S; ZO., S. Er
g'sehd firhe" wie en g'stoehner M. BHa. Nach dem
Volksglauben ist der M. giftig, weshalb ihn die Katzen
nicht fressen; wenn er über einen von Menschen be-
gangenen Weg laufe, soll er umfallen und zu Grunde
gehen Gl. S. auch Bluet-Süger. , Mützer, raus ara-
neus . . Galli muserain vel muzeraigne . . Helvetii a vi-
cinis forte Gallis mutuati nominant in.' KGessner.
,Mus araneus, m., Spitzmaus.' Tierb. 1563; Denzl.
1677; 1716. ,Sorex, ein maus oder ein ratz, m., Spitz-
maus.' Fris. S. noch Hermeli (Bd II 1608). — b) Maul-
623
Matz— mutz. Matzg— mutzg
624
wurf, Talpa europ. GRh.; S. — 2. (in G; Th auch
Mutzger), kleiner Mensch, Knirps, spec. von Knaben
Ar; B (Zyro)j LG.; G; ScHwMa.; Tu; ZO. Er ist nur
en M., en Füsigs M. Motzger, El. Mötzger, etwas
Kleines, Winziges übh. TnEgn. 's hat hin- lüter edire'
Mötzger g'ge*, von Äpfeln, Kartoffeln. — 3. Dieb im
Kleinen BSa.; s. Schwzd. 12. 26/8, wo das W. mehr-
fach vorkommt. — 4. Familienn. .Herr M., der Ge-
schlechten eins, so von Zürich nach Bern gezogen.'
MtricXus 1630.
Spätuihd. mützer, mutzer in Beil. 1. Das W. beruht mög-
licherweise auf eiuer Weiterbildung von der Wurzel 'muk
(s. Sp. 142/3) mittels -z, worauf auch die Form mit </ hin-
weist; vgl. gatzgen (Bd II 585), blitzgen u.a. m. Doch vgl.
and. mutzen, dolose agere. Das uuumgelautete Mutzger gilt
nach Tsehudi, Tier]., auch in Bed. 1.
Stube"-: scheltende Bezeichnung eines Stuben-
hockers L.
mützere", in Schw mützgere" : 1. Mützer fangen
Ndw. — 2. pfeifen wie ein Mützer, insbes. von den
Nachtbuben Aa; BHk., Si.; GO.; SchwE.; Uw. Auch
= d' Red verchere" (Bd IU 439) BHa.; SchwE. —
3. leise lächeln, kichern, aus Spott, Schadenfreude.
vor innerm Behagen Aa. Syn. chitzeren 1 (Bd III
598). De'' het g'mützcret, wo-n-er g'hört het, dass er
erbe" cha"".' Der Korperal het e" chli* g'mützeret und
het am Schnauz zwirblet. Die Ritter mützere": Dir
isch ab de" Schine"! UGtsi 1883. — 4. anhaltend leise
hadern, mit und ohne Ursache S NA. — 5. im Kleinen
stehlen BSa. Syn. milse" 3 (Sp. 480). I" d's Bür gan
m. und bunjen. Schwzd. — 6. refl. = müsen 6 AaZcüi.
Es ruird-sich noch m., bis es göt. — 7. unordentlich
schneiden BHa. Syn. ratzen. Ich län ewch nid la"
d' Rlsti risten, ier tied nummen eso m. — Zu 3 vgl.
nihd. mutzen, schmunzeln.
a"-: anlächeln, von einem Säugling gegenüber der
Mutter BSi.
Mutz er ich: = Mützer 1 ScHSt. (Sulger).
Mutzen" f.: kleines Mädchen GrV.
„(Reb-)Müzi n.: Rebenmesser."
„Miizli n.: schlechte Birne B." — Vgl. Gr. WB. IV
1, 1102; VI 2838.
Matzg — mutzg.
Me'tZg f. Aa; Bs; B; Gr; G; SCHW; S; Th; Ndw; Z.
Mex SchScIiL, Stdt; uTh (neben Metzg); ZDynhard,
Plaach, Metz (Fl. -ene") ApK., Metzi ApH.. I., M.; „G" :
1. Fleischbank, Schlachthaus, allg. Gond-er t* fiif
GRHe.) d' M.? Grussfrage. Us der M., wenn-er nid
wend röts Fleisch übercho"! Warnruf beim Schlitten-
fahren ZHagenb., Schneit. In der ä. Zeit war die M.
durchaus eine obrigkeitliche Einrichtung. 1337 ge-
stattet Herzog Albrecht II. von Österreich den Aarauern,
Brotbänke und eine M. zu errichten. Ölhafen. ,I)as
vleisch, das die Juden stechent, sol man verkoufen
usserthalb der metie in eim sunder gadme, den die
Juden cinsen sun.' Z Richtebr. ,I)as leckergässli an
unser statt metzye.' 1420, Z Urk. ,1476 wardt [in L]
die metz an d' Bis gemacht, vor der sunnen vor man
gemezet hatt.' B Anz. 1897. .Essend alles, das in der
m. verkouft wirt, nit zwyflend von der conscienz
wegen.' Zwingli, ,Schmittinen, metzinen und pfiste-
rigen.' 1530, Absch. (Th). ,[Es] kam darzuo, dass man
[den Dr Balthasar aus Waldshut, der als erster die
Reform in St Gallen predigte] uf der metzi lesen Hess
von vile des volks.' Sicher 1531. ,Da rast man ainen
imbiss zuo uf der metze und sehankt man iedermaiv
Vad. ,N. N. verkauft sein Haus an mine Herren,
welche eine Metzig darus bauen.' 1546. Aa Ratsm.
(Ölhafen). Der Aavogt muss u. A. Sorge tragen, dass
Niemand .unflätig ding us der metzg [in die Aa werfe].'
um 1550, Obw. ,Die vorderste Sul des ersten Bogens
und Gewölbs des nüwen Buws der Metzig.' RCys.
.Laniarium, Metzig, Schol. Schlachthaus. Camarium.
Fleisch kammer, Fleischbank, M.' Denzl. 1716; = . Metzg.'
1677. S. noch ßaden (Bd II 116/7); Schind-Hüs (ebd.
1728); Schlag-Hüs (ebd. 1729), mir 1 (Sp. 364); mue-
terin (Sp. 596); ferner Vög.-Nüsch. I 458/60; Meier
1881, 262 ff. — 2. a) das Schlachten im Hause, auch
das damit verbundene Mahl (s. Metzgi- Mali Sp. Dil)
B; GRHe.; Ndw. Syn. Metzgeten. Machend-er e" gucti
21., liefert das Schlachten guten Ertrag? GRHe. ,Hie
und da gab's wohl grössern Verdienst, an einer M.
z. B. oder sonst einem häuslichen Geschäft.- Gotth.
,Im Kriechenloch hat man gemetzget. Am Tag nach
der M...' B Dorf kal. 1873. ,An der Passnacht, Sichel-
ten, Flegelten und M. wurde Wein und Fleisch und
Küchli aufgetischt.' Glür 1835. S. noch Gr. WB. VI
2156. — b) Niedermetzelung, Gemetzel. ,Do ward ein
guoti metz: ir wurdent vier erstochen.' Ap Reimchr.
,I)er Cristen mätze.' Ansh. .Hätte Gott unser sünd
mit unsrer pyn und metzg wellen reinigen, so hätt er
sinem sun das krüz nit lassen uf den ruggen wachsen.'
Zwingli. — 3. Fleisch eines im Hause geschlachteten
Tieres (bes. Schweines) B; GRHe.; Nnw. D' M. ma-
che", das Fleisch zerlegen und verarbeiten (z. B. zu
Würsten) GRMai. Spec. diejenigen Stücke, die ver-
schenkt werden B; Syn. Metzgeten. , Der Pfarrer nimmt
verfluxt gern z' M.' Gwdnderchratten 1864. ,üie M.
ins Pfarrhaus trage ich auch, aber dort hat's 'böset.
Die vorige Pfarrere" hat 5 Batzen gegeben, wenn eine
Hamme dabei gewesen ist; die gibt nur 3'/2 Batzen
auf d's Vielst.' Gotth. .Gott grüss euch, Schulmeister.
der Ätti und das Müetti lassen euch ein glückhaftiges
neues Jahr wünschen und schicken euch da etwas
von der M.' Alpenrosen 1872. ,Die Taglöhner und
Taglöhnerinnen erhalten noch etwas z' M. auf den
Heimweg: Würste [usw.].' Baüernkal. 1883. — 4. .Die
vorder und die hinder M.', Name von Alpweiden auf
dem Stoss Schw. ,M.', Wiese bei ZNassenw.
Mhd. metzje, metzige in Bed. 1. Zu Mex vgl. z. B. Iii.ecn
(Bd II 1S29). Aus der ä. Spr. mögen noch folgende Formen
angeführt werden: ,Mezzia.' 1265, Z. ,Mecie, metzie.' 1256/7,
Z; Z Richtebr. (auch .mezzeie'); 1385, Seh Stadtb. ,Metzi.'
1359, G; 1360, Z; 1489/90, Zellw. ürk. , Metzig.' 1432, Z;
1475. Bs Chr.; 1540/73, UMey., Chr. ; 1557, Bs Rq.; 1716,
B. , Metzg.' 1672, SchSchl. .Mutzgi.' 1359, GrChur; Kessl,
Fleisch-. ,Under der brotlouben ze Schafusen
gegen der flaischmezie.' 1309, Sch Urk. — Chuttel-,
,Was in der K.- oder Vormetzg feil gehabt worden,
soll man zu keinen Zeiten in der grossen Metzg, son-
dern in der K. feil haben.' Z Metzgerordn. 1770. —
Dülp-. ,Vallis haec non appellabitur porro ut hac-
tenus dilatationis vel tympani vel amoenitatis, sed vallis
occisionis: wirt nit nie heissen lust- oder schön- oder
trummental, sunder d. oder scblachttal.' HBui.l. 1558.
nietzge". in SoH; uTutw.: ZDynhard. Flaach
me.rc": 1. tr. oder abs. a) schlachten, vom Vieh Aa;
625
Matzg, niefzg, mitzg, motzg, mutzg
626
Ap; Bs; B; Sch; Th; Z. E* Sü, e* Haupt Veh m.
RA.: Er hat e* wüesti Sü g'metzget, hat sich überall
anbeliebt gemacht SoaSt. (Sulger); s. in-metzgen. I''s
Bus m., um Fleisch für den eigenen Bedarf zu er-
halten 1>; Tu. derb von Hagestolzen und alten Ver-
wandten, die man beerben möchte und zu diesem
Ende lebenslänglich an seinem Tische hält oder am
Heiraten hindert Bs (Spreng). Wenn-i'h metzge", so
iiuiest au'* e" Bratwurst ha*. National-Kal. lssii.
B'langen uf Öppis, nie dtf Bund ufs M. Z um Wthur;
vgl. Bd III 1334. 's ist nid um Tode", bis-me* metzget,
es ist nicht gefährlich, bat nichts auf sich ZEgg. Es
gilt uüd, bis me" metzget, und dünn gät 's z' erst a*
d' Salt. ,In ApK. ist die Sitte, dass der Fleischer,
welcher bei einem Bauer ein Schwein schlachtet, in
die Oberlefze des abgeschnittenen Kopfes einen Schnitt
macht, den Finger hineinsteckt, den Kopf so in die
Höhe hebt, sich auf einen wohlgelegenen Platz be-
gibt und aus voller Kehle ruft: Wl'her! Der Bauer,
welcher Wein besitzt, holt solchen und reicht ihn
dem Fleischer.' Toel. ,Si suln es metzyen und in der
nietzy verkoufen.' 1360, Z. ,Was fleischs gemetziget
oder geschlagen wirf 1475, Bs Chr. ,Der Luther
metzget sym husgsind all jar ein suw und ein rind.'
UEckst. .Süwisch leben ist hie kein schand; müesst
man hie in. alle schwyn, die metzger wurdend gwüss
tür syn.' Ruef 1540. ,Vil Gemetzgets, Gesottens und
'Bratens.' FWtss 1673. Gmexget und Wurschtehilby
gha". Zeitvertreiber 1700. .Es sollend die Metzger
die Hodenstier gar drussen lassen und keinen m. by
iren Liden.' AKünzli, Z Wthur Chr.; Z Metzgerordn.
1770. Roh von Menschen. Eine* m., 1) erstechen
Aa; Tu. — 2) beerben, bes. von lachenden Erben
ZZoll. Abs., Blut vergiessen, z. B. in einem Kauf-
handel AALeer.; vgl. Metzgeten 3. Gelegentlich auf
Dinge übertr. .Der kübel, darob wir der rychen und
armen seckel gemetzget und das bluot empfangen
habend.' Zwingli. Speisen, Getränke (bes. aufgesparte)
aufzehren, bzw. austrinken Z. Syn. toden. En Öpfel,
e* Fleische* (Wi*) m. — b) zum Opfer schlachten.
.[Abraham] fasset das mässer, das er seinen sun metz-
gete.' 1531/48, Gen. .[Christus] wirt sin das osterlamb
uf erden, das gmetzget für die sünd soll werden.' Aal
1549. Spec. vom Messopfer; vgl. Gottes- Bletzger. ,Dann
es mir oft miner conscienz einen bsunderen schmerzen
geborn hat das messen und das m.' bekennt ein Kaplan
in der zweiten Z Disputation. Zwingli. ,Ein grüwel
ist das Gott m. und verkoufen.' ebd. — c) nieder-
metzeln, morden, töten übh. , So murmlet die gmeind:
wenn das m. [die Hinrichtungen nach dem Waldmann-
Auflauf] ein end hette? Es wäre zit ufzehören und
ruow ze haben.' Ansh. ,Über die verkündiger des gött-
lichen worts fallen und m.' Zwingli. ,Der üch allein
schindt und schabt und die sei darzuo metzget.' ebd.
,M., töden, schlachen drin.' 1539, GScberer 1859.
,[Es] sind vil unschuldiger mit den schuldigen jämer-
lich gemetzget worden.' BossH.-Goldschm. ,Der leppard
ist ein grausam, grimm tier zuo m. und bluot ver-
giessen.' Tierb. 1563. , Kein Ding man gar nit schonen
soll mit Brännen, M. ohne Gnad, dann das dem strän-
gen Bächt anstad.' JMahl. 1674. S. noch Eälsel (Bd II
1211). — 2. abs., das Gewerbe eines Metzgers be-
treiben Ap; Th; Z. Syn. metzgeren. - 3. refl. a) in
eig. S. von geschlachtetem Vieh. Sich wiss oder gel'" m.,
nach dem Schlachten weisses oder gelbliches Fleisch
Schweiz. Idiotikon IV.
haben Ar. Ein Stück Vieh metzget -sieh guet, wenn
es geschlachtet guten Ertrag liefert Tu; Z. .Die Kuh
metzgete sich schlecht.' Z Prozessakten. — b) übertr.
Sich guet (schlecht) m. <x) von Verstorbenen, viel (wenig)
Vermögen hinterlassen L; Z. Üsen Ätti hed-sich guet
g'metzget, hed de* selb Bueh g'seid, wo-u-em der Vatter
schöni Mittel hinderlä" hed. Der Nachbar sei. hed-
sicn nw blau g'metzget, hat weniger hinterlassen, als
man erwartet hatte. — ß) übh. einen Ausgang neh-
men; geraten, ausfallen AaF., Ke.; Bs; GTa.; Th; Z.
Mi" Mueter metzget-sich schlecht, meinte Einer, dessen
Mutter sich mit einem Vagabunden in ein Verhältniss
eingelassen hatte GTa. Er hät-sich guet g'metzget,
hat sich wacker gehalten, sich (in irgend einer Stel-
lung) bewährt; dafür: er het-sich g'metzget BsStdt.
Auch von Sachen, z.B. Geräten Th. Der Maie" metzget-
sich nüd guet ZBäretschw. Unpers. Gl; Th; Z. Jus
hät-sich guet g'metzget, sagt ein Spieler nach einer
Partie, in der die Karten für ihn unerwartet günstig
fielen. — 4. quälen? ,Ich will dich m„ wo ich kann.
Was gelt's, du wirst dann denken dran.' JMahl. 1674.
— G'möxget. Gespräch 1712.
i"-: 1. in eig. S., für den eigenen Bedarf schlachten
B; Gl; Gr; L; Th; Z. Jeder Bauer mästet sich, je
nach Notdurft und Vermögen, ein oder mehrere Stücke
Vieh, namentlich Schweine, um sie im Laufe des Win-
ters i*z'm. RA.: E* (wüesti) Sü bi Eim i*m., sich
bei ihm unbeliebt machen ScHSt. (Sulger). Übel i"m.,
durch unverhohlene Meinungsäusserung Missfallen
erregen Ap. ,Umb zwei Metzgschwyn inzuometzgen
zwei Sunnen-Kronen.' RCys. ,Wann [der stössige Ochs
im Stall] feisst genug ist einzumetzgen.' Vollenw.
1642. ,Das Einmetzgen der Schweine wird abgestellt,
doch so, dass, was danahen Ehren halber und bis-
heriger Übung gemäss mit Fleisch abgeherrschet wor-
den, künftig auf eine ebenso anständige Art mit baarem
Geld unter dem Titel eines Gutjahrs abgeherrschet
und von einem Verwalter behörig verrechnet werden
muss.' Z Waisenhausordn. 1771. — 2. einen Verwand-
ten zu bleibendem Aufenthalt in der eigenen Familie
nötigen, um ihn desto sicherer beerben zu können B.
,Es wolle sich nicht einmetzgen lassen wie eine feisse
Sau. Und es sei schlecht von den Eltern, dass sie
meinten, es solle ein Kind einzig erben und das an-
dere ohne Mann verrebeln , nur damit Alles auf
einem Haufen bleibe.' Gotth. .Natürlich ist, dass
ein Meitschi lieber heiraten will als eingemetzget
werden.' ebd. — 3. kleinere Konkurrenzgeschäfte er-
werben, von einem Buchdrucker Z. — Vgl. das syn.
nhd. .einschlachten.'
ine"-: 1. tr., Einen beluchsen, auf den Leim
führen BsStdt. Er kienzlet-em jetz nur esö, fir en
nöchen ine'z'm. — 2. refl. Er metzget- sich all noeh
witer ini, verstrickt sich in immer grössere Schulden
GBerneck. — üs-: = metzgen 3 b ß B. Es het scho"
menge'' Bändler gross 'tä*, er het-sick doch am End
schlecht üsg'metzget. B Dorfkai. 1866. Du liest dich
guet üsg'metzget, hast dich wacker gehalten. — ver-:
zum Schlachten verwenden Th; Z. .Ein Metzger ver-
metzgete einen milzkranken Ochsen.' Z Freitagszeitg
1883. .Alles das vihe, das si in der metzi vermetzigen
wend.' 1368/76, Mohr. .Wollt ein frow nit gern das
ir mit dem mann verwirten, verbachen und v., die
mag ein oberkeit anruefen, das iren der mann ir guet
40
G27
Matzg, metzg, mitzg, motzg, mutzg
• :*_>s
setze, daran sy habent syge.' Z Kn. Amtsr. ,Von
dem vihe, so vermetzget werde.' Wurstisen 1580. —
winkel-metzge" s. haften (Bd III 150).
Metzger m., in uTHtw.; ZFlaach, Sth., Wyl Hexer,
in ScnSt. (lt Sulger) Metzer: 1. Fleischer. Schlächter.
allg. Den Unterschied zwischen dem M. und Schinder
kennzeichnet man mit den Worten: der Eint fragt:
wo stät's? der Ander fragt: wo UH's? AALeer. Es
ist besser, me" geb 's dem M. ond dem Beche" a's dem
Tohter Ap; Th; Z. Min Schatz ist en M. ond en
Chalblistecher, i'h icött-e' vil lieber das [als] en Besen-
brechcr. Ar Volksreim. Es ist fertig bis a" 's Wurste*,
und se'b tued der M. Z. ,Die M. sagen: es ist nicht
mehr mit den Bauern zu machen, seitdem sie die Bibel
lesen und die Kind selbst machen.' Sprww. 1824. ,Den
Sch wyzer Samen us der Welt will ich usrüten wie 's
mir gfelt, ich will der iL sein zur Kuo', sagt Herzog
Karl von Burgund. JMahl. 1074. S. noch m.-farh
(Bd I 989), M.-Chnecht (Bd III 727), -Chnopf (ebd.
752), -Messer (Sp. 402), mueterin. Die Zünfte der M.
spielen in den sagenhaft -geschichtlichen Überliefe-
rungen mehrerer Schweizerstädte eine grosse Rolle.
In Z und L schrieb man ihnen hervorragenden Anteil
an dem glücklichen Ausgang der Mordnächte zu, die
Berner M. sollen sich in der Laupenschlacht besonders
ausgezeichnet haben. In Z war ihnen dafür vom Rate
die Freiheit gegeben worden, ,dass sie um Matthiä in
der Stadt in ihren Ordnungen umziehen möchten und
tragen der Stadt Zeichen oder Fähnli, dazu einen
Leuen, neben dem die M. mit Schlachtbielen ziehen
sollen, zur ewigen Gedächtnuss, dass sie mit ihren
Schlachtbielen und Prügeln wie die streitenden und
erzürnten Leuen in die Mörder gefallen und für die
Stadt ritterlich gestritten haben.' vMoos, Kai. 1775
(nach einem Mscr.). Vgl. dazu Isen-Grind (Bd II
704 ff.), M.-Brüt und JMüll., Altert. XI 4 ff.; s. auch
Liecht-Bräten, Schaf-Donnerstag. Über einen Umzug
der M. in L s. Liebenau 1881, 228/9. Im alten B
schlössen sich festliche Aufzüge der M. an die alle
10 Jahre zu Ostern stattfindende Regimentsergänzung.
, Täglich ziehen einige M., einige Wochen hindurch,
mit einem ungewöhnlich grossen, fetten Ochsen und
Schaaf mit bekränzten Hörnern in der Stadt herum,
markten miteinander um dieses Vieh und ziehen nach
erhaltenem Geschenk vor ein anderes Haus, um das
Nemliche wieder anzufangen.' Beschreibung der Stadt
und Republik Bern 1794. Statt dessen wurden auch
glänzende Umzüge abgehalten, verbunden mit allerlei
Lustbarkeiten; vgl. B Hist. Kai. 1790; 1823 (wo die
Umzüge der Jahre 1795 und 1822 ausführlich be-
schrieben sind); EFFischer 1808, 25. S. auch Büebli-
Mal (Sp. 102). In FStdt zogen die M. — angeblich
zur Erinnerung an die Verdienste, die sie sich 1528
um die Rettung des alten Glaubens erworben — all-
jährlich am Tage des hl. Antonius [17. Jan.] paarweise,
brennende weisse Wachskerzen in den Händen tragend,
an ihrer Spitze eine Feldmusik, in die Stiftskirche zu
St Nikolaus, wo sie einem Hochamt zu Ehren des hl.
Antonius beiwohnten; bei der Rückkehr erwartete sie
im Saale ihres Zunfthauses ein köstliches Mahl. Bis
zur Revolution hatten auch die Metzgerknechte am
gleichen Tag einen Umzug, wobei ein zierlich ge-
schmückter Venner seine Kunst im Fahnenschwingen
zeigte und eine mit Blumen behangene stattliche Kuh
mitgeführt wurde; am Abend folgten Schmaus und
Tanz. Scuweizeruote 1812, 51 f. S. noch Cherzen (Bdlll
493). Familienname Sch; XVL, AaB.; Ar; GRh.; Tu;
Zg; Z. — 2. = Blau-Lutz (Bd III 1509) SNA.
Von altern Formen unseres W. seien angeführt: ..Mctzier.'
1300, Bs; Z Kiehtebr. (auch .mezzeiei"); 1331, ThFr. Stadtr.;
1348/60, Z; 1385, Sch Stadtb. (neben .nietzger'); um 1400,
ThDiessenh. Stadtr. , Metziger.' 1285, Bs; 1458. Seh Vrk.
,Judeute dicte mezegerin.' 12S3, SchSt. .Mesger.' 1289, Bs.
.Mexger.' Vad. (,wexger'); 1565, Ndw LB. ,Mexer.' 1637,
Hof Kriessern. Über die Rolle der M. in den Mordnacht-
sagen s. Lütolf, Sagen 434/5; LTobler, Kl. Sehr. 93 f. 96 f.
Fleisch - Metzger. ,N. N., der fleischmecier.'
1278, Sch Urk. — Gaggi-, Ginggeli-: M., der nur
geringes, schlechtes Vieh schlachtet L. — Gottes-:
beschimpfende Bezeichnung der katholischen Priester
mit Bez. auf das Messopfer. Sie wurde u. A. den aus
dem Ittinger Sturm bekannten Prädikanten Hans und
Adrian Wirth zur Last gelegt. 1524, Absch. — Gross-:
M., der Grossvieh schlachtet. 1815, S; Gegs. ,Klein-M.'
S. auch Liebenau 1881, 232. — Hof-: Güterschläch-
ter, allg.
Chalt-: M., der totes Vieh schlachtet, Schinder Z.
S. auch B Hist. Kai. 1791. — Vgl. ,Kalt-Schlächter' bei
Gr. WB. V H2.
Chögli-: M., welcher allerlei Tiere, deren Fleisch
nicht gegessen zu werden pflegt (z. B. zu junge Kälber.
Pferde, Katzen) schlachtet, auch wohl das Fleisch von
unigestandenem Vieh zum Verkauf ausbietet Th. —
Commiss-: M., der das Fleisch für das Heer liefert.
1050, Z Rechnung über Kriegskosten. — Chatze"-:
verächtliche Bezeichnung Solcher, die Katzen stehlen
und schlachten Bs; Z. — Chle-: Schinder. ,Der Kei-
benschinder oder Kl. soll keine Keiben innerhalb der
vier Kreuze [des Stadtbannes] schinden.' 1472, ZWthur
(Troll). — Nebent-: M., der ohne obrigkeitliche Be-
willigung den Metzgerberuf ausübt. 1014, Z Ratsurteil.
— Pure"-: M., der den Bauern im Winter das Vieh
schlachtet, Hausschlächter Ap; B; Z. — Bratens-.
,Auf Beschwehren der Brotismezgern (Kleinniezgern)
haben mine Herren ihnen das beste Kalbfleisch von
Flössen- und Seunenkalberen zu 1 Btz. pr. Pfund ge-
setzt.' 1717, Ölh. — Sü™li-, Süuli- : = Püren-M. Tu; Z.
— Winkel- s. Metzger-Brief. — ,Wasen-: Schinder,
exeoriator.' Mal.
metzgere0: = metzgen 2 Ap.
Metzget m. S, sonst Metzgete' f.: 1. = Metzg 2
Aa; Ap; Bs; B; S; Tu; Z. Die M. war früher aller-
orten zu Stadt und Land ein eigentliches Familienfest,
woran ausser den Hausgenossen Nachbarn, Freunde
und Verwandte, wohl auch die Honoratioren des Ortes
Teil nahmen und wobei es sehr heiter und lustig zu-
zugehen pflegte; auch für die Armen fiel etwas von
der Freude ab; vgl. Chrummbei'-Lied (Bd III 1090),
Wurst-Mal (Sp. 105). In BsL. wurden Freunde und
Nachbarn mit ihren Frauen, Söhnen und Töchtern
zur M. geladen; jeder Familienvater brachte unter
dem Arme wenigstens eine Mass guten Weines mit;
vgl. CSchneider 1808, 46 f. Eine sehr anschauliche
und ausführliche Schilderung einer ländlichen M. s.
Ivinderfreund V (1884), 18/23; ferner Schweiz. Unter-
haltungsbl. 1800, 35 f. Die M. erscheint neben Taufe,
Fastnacht, Flegleten und Neujahreten unter den Fa-
milienfesten der Bauern. Gotth. ,Die Lust an der
Schule vergieng mir durchaus, besonders seit der
629
Matzg— mutzg. Xa— nu
630
Schulmeister bei uns an der M. gewesen, wo man
mich bei ihm tüchtig verklagt hatte.- ebd. Sich uf
Öppis freue", uf Oppis b'lange" wie en Hund uf d' M.
Bs (Spreng); Tu. .Wie Krähen bei einer M., flatterten
von allen Seiten Leute herbei.' Gotth. S. noch Wurst-
Brief, -Zedcl. — 2. = Metzg 3 ; Geschenk von Fleisch
und Würsten, das man anlässlich des Schlachtens
Nachbarn, Freunden und Verwandten, insbes. auch
dem Pfarrer und Lehrer macht Aa; Ap; Bs; G; Th; Z.
Kim d' 31. schicke". I" d' 31. träge" AaF., Ke. ,Man
metzgete [in den Bürgerhäusern der Stadt] einen
Vorrat ins Haus und schickte dann guten Freunden
eine M., namentlich auch in den Pfarrhof.' JCMöri-
kofer. ,Den 16. Christmonat Trinkgelt für M. 4 ß,
den 22. 6 ß.' 1763, Z Haushaltungsb. ,L)ie sog. M.
wird nicht mehr in natura, sondern in baarem Geld
ausgerichtet.' Z Waisenhausordn. 1823. ,Das Waisen-
haus gab dem jeweiligen Doktor und Chirurgen 1 Du-
katen sub titulo M.' Spyri, Waisenh. — 3. blutige
Rauferei AALeer. ; Bs (Spreng). Es het nachten e"
M. g'ge".
Metzgi f.: = Metzgeten 2 BBe.
mizge": = minzgen (Sp. 349). .Sich selbst meizgen,
sibi tribuere, vendicare.' Sclgkr. ,Die das anvertraute
Gut an sich meitzgen, ihren Privatseckel daraus
spicken.' AKlingler 1702.
Aus minzgen durch Schwund des n. Dass Sulgers An-
gabe nicht aus der lebenden MA. stammt, zeigt der Diph-
thong ci für ». Auch in der unter minzgen ausgehobeuen
Stelle aus JJBreit. 1 634 schreiben die Mem. Tig. III 4fil
,gemeitzget.'
i"-: mitlaufen lassen, mit einrechnen. Ein Sigrist
z.B. übernimmt Arbeit im Taglohn; die durch seine
Amtspflicht, z.B. das Läuten, verursachte Versäumniss
mizget-er no'* i" Z. - Wahrsch. zum Vor.; vgl. .mitlaufen
lassen' i. S. v. sich (rechtswidrig) aneignen.
mizgle": umbringen, töten L. — Viel!, aus "mixte"
unter dem Einfluss von metzge*.
mntzge": heimlich brummen AAMcrenschw.; L
(St.b). - Vgl. Mutz S.
Jliitzger II: eine Art ungeformten Käses, von den
Bauern aus geronnener Milch bereitet, mit Salz und
etwa Kümmel als Speise genossen, auch beim Kochen
als Zusatz zu Mehlspeisen verwendet Th f.
BT-.
S. auch die Gruppen Gn-, Kn-,
Na, lie, ni, im, nu.
^gl. auch die Gruppen Nach, nah, nnj, nait, naw.
na I: Interj. 1. der Aufforderung, Aufmunterung.
•Na, kömid weidli, lönd-is dran, beim Frässen bin ich
Erstliman.' JMahl. 1674. ,Na, sena!' ebd. — 2. der
Warnung. Na, na, Lisi! droht man einem Pferde L.
Syn. nu!
na II (ä und ä): interjektionelles verwundertes
Nein Ap; GrD., L.; „LE.;" W. Na, g'wüss nid! Na,
es würd doch nid sin ! Na, so si 's - mer auch, wär's
möglich! GrD.
na-a! nd-ä GaChur, L., Pr.; GBh.; Th, nd-ä GStdt,
W.; ScnStdt; ZSth., nähä Ap; LE., nahä(-na) W,
«.e'-rf AaHL; GrD.; Schw; Z, n<e-ä SchwE., n«<?-* UwE.;
Zg, ne2hei ApI., M. : verstärktes Nein. Er het g 'meint,
er chöng-mi'" eneütsche"; aber n.! G. Aber n. du!
fehlgeschlagen! Schweizermond 1891 (Zg).
ürspr. verdoppeltes ,nein'; auch das mhd. verstärkende
»rinfl kommt in Betracht, Der Voc. stimmt iudess nicht
durchweg mit dem von nein. Wahrsch. haben wir tw. wie
bei zahlreichen andern Verneiuungs- oder Bejahuugspartikelu
von der Artiknlierung mit geschlossenem Munde (n'n oder
Wm) auszugehen: da diese dem Beweguugsgefühl eine ge-
naue Feststellung der Kons, und Voc. nicht zulässt, so treten
bei der Übertragung auf die Aussprache mit offenem Munde
die verschiedensten Laute zu Tage; vgl. n-a (Bd I 2), ä-ä
(ebd. 4), e-c (ebd. 13), ka-(h)a, liä-hä (s. h« IV Bd II 847),
«agga, nägge, tna-a, ferner das bejahende ehe (Bd I IG2|
und das fragende ha? III {Bd II 847).
nä! )>,.f, n,: Interj. des Unwillens, der Abwehr Bs
Stdt; Th; ZS. Nä, lö"-mvh in litte! Nä (ne), wird's
bald! Bs; Th. Nä, wie oft noch! Bs. Häufig auch
verdoppelt. Vgl. nu 5.
niaue" niawwu: = miauen (Sp. 15) PAL
nn nä1 BO.; GrL. ; Vw, nüw Gr ObS., nuew PRi-
mella, nüw T, sonst nü-', in ThHw. no- '.- 1. rein tem-
poral, a) jetzt. Nur noch in den Verbindungen bis
nu, bis jetzt PAL und noch nüw, noch jetzt T. —
b) kürzlich, unlängst BO.; GrA., ObS.; Vw. ,Nun han
ich's gwüsst.' Schimpfr. 1651. Gerne in den Verbin-
dungen: nu vergange*, vor kurzer Zeit BO., da nu
GRÜbS., L., j nu BSi. — c) in kurzer Zeit, bald
„Obw." Namentlich aber in Verbindung mit de(nn)
BöO.; PAL; Vw; W. Vgl. iez (denn) (Bd I 630).
Denn nü han ich si [mich] denn bald g'nieted [ich
werde nun bald überdrüssig] länger z' warten BHa. Ir
chönnet denn nu cho", ihr könnt nun sofort kommen,
ebd. Und mit Umstellung: nu denn, nu denn denn,
in Kurzem, im Augenblick PAL — 2. Partikel, mit
welcher der Übergang zu einer neuen Gedankenreihe
eingeleitet wird Th; Z. Nu, so wit war das Ding
guet. — 3. konzessionell. allg. Nu, wenn 's halt ab-
soluti mues1 si", so sei 's- Mit Vorliebe in den Ver-
bindungen: e2 nu B, ä nu U, ja nu Bs, he2 nu Aa; Th,
he* nu denn Bs, nu denn Bs; Uw; Z, bo [pah] so nu
W, nö'-so, -se Th, nussa, nossa GrCIiui-, Landq., S.,
Thusis, VaL, nuse Aa; LG.; GA., G.; Zg; Z, sonüse Aa
Wohl., (so) nüsede AaWoIiL; UwE., he m'tsode BGr.; U,
he so ntiso de AaWoIiL ; Schw, je nun; meinetwegen.
Vgl. ä V (Bd I 4). Ja nu, Das losst sich jetz emöl
nid ändere". Ja nu, i" Gotts Name", es lit halt jeder
Möntsch, wie-n-er-em bettet. He nu, es cha"" sich neunte*
dert umenand Niemer gross veri're*. Darf-ich? — Nuse!
631
Na— nn. Nah — nub
632
— 4. interj. beim Beginn von Ausrufen, wie nhil. nun
Bs; Gr; Th; Z. Verdoppelt zum Ausdr. der mit Miss-
billigunggemischten Verwunderung, Überraschung Tu;
Z; Syn. ivol-wol. Nu, nu, De'' giH 's aber g'schwidle"!
Nu, nu, Das hätt-ich nie Henkt! — 5. imper. zur An-
spornung, Aufforderung, Abwehr, allg. Nu, Jungs
Volchji, müasst-er-nis [uns] singe" as Liadji PA1. Nu,
wird 's bald! Nu, chunnsch nanig [noch nicht]? Nu
da! -weg da! allg. Nu, lä" mich ie; %mäl si*, lass
mich in Ruhe! Nu so, sr! Th; U; Zg. In der Verdopp-
lung nu, nu hat es warnenden, mahnenden und be-
schwichtigenden Sinn. Nu, nu, lueg, was dr saisch,
sieh zu, was du sagst! Nu, nu, heb au''' Sorg, vor-
sichtig, nur nicht so ungestüm ! Nu, nu, d' Sach stät
noeh nid so schlimm, wie ib- meinseh.
Amhd. nu, nhd. ,nu(u).' Die Doppelheit in der Quant.
ist schou alt und beruht auf der verschiedenen Stellung unter
dem Accent. Die Form mit a ist auf Bed. 1 beschrankt.
Dass das interj. und imper. nu Kürze hat, ist um so be-
greiflicher, als auch sonst uuter starker Emphase Yocalkürze
sich erhält; vgl. AHeusler 1888, 19/20. Der voc. Vorschlag
in r nu muss einstweilen die Zahl der unter e 7 (Bd I 12)
gesammelten Fälle vermehren. Bed. 1 b setzt viell. Ver-
bindungen wie nu vergange* als das Ursprüngliche voraus.
nünig B; „U", nüwig GrA., nündig VO; Gl; Gr
tw.; G; S, nündig Gr tw., nuntiig GGrabs: neulich,
kürzlich. Er ist n. erst da g'si" GlH. Ich und der
Mändl händ n. z'sämme" g'seid. . . Obw. Die, wo ne*
[ihn] ersch n. noch üsg'soge" hei". Hofst. Ebenso
(d)enundig Gr. E. annen [anno] ölfi, spöttische Ab-
weisung für: niemals GRHe. Lorenz het-mer d. lo"
säge"... Diebolds Bad. Kai. 1827.
Wohl Abi. vom Vor. mittels -ig. Zur Form mit einge-
schobenem n vgl. vo-n-ig, wic-n-ig. Nündig macht wegen
seines d Schwierigkeiten, die von Weinhold, Alem. Gr. 293
nicht gehoben werden. Liegt etwa im den tag zu Grunde?
Docil vgl. auch neimtig.
Nab, neb, nib, uob, nub.
Näb AaWoIiI., Nabe" AaF.; ThHw.; ZZoll. — f.,
in ZZoll. m. (PI. Nabe"): Nabe. D' Beder sind [in
weichem Boden] bis uf de" Nabe" i"g'hockt ZZoll.
Nabel, in PA1. Nobul — m.: 1. (auch Buch-)
wie nhd., umbilicus. S. noch Buch-Schnabel. Spec.
Schweinsnabel zum Schmieren Th. — 2. = Nab GaVal.
Gerten-Näbeli: = iYa&d-Gcrten (Bd II 442). ,Die
Hebammen sollen, so eine Frau genisst, das G. nicht
abscheiden, sie haben es dann zuvor gehefft.' Mi-ralt
1697.
Nebel, in PA1. -ul (Dim. Nebulti), in Schw; U Nefel
— in.: 1. wie nhd. Trochni N., solche, die schönes
Wetter bringen. Wetterregeln: So vil N. im Merze',
so vil Wetter [Gewitter] im Summer S; Z. En N. im
Summer muess i" drei Tage" wider abe" Tu; Z. Vgl.
auch Trüben-Choch (Bd III 125). Hyperbolisch: 's het
en N., me" chient [könnte] d' Nase" drin abbreche"
Seil, d' Bei" drin breche" AaBK Der N. isch so dick,
mc" chönnt-en mit de" Löfflen absteche* S, mit-em
Messer rerhauc* B. S. noch Chratten (Bd III 870).
— 2. ,die weniger durchsichtigen Teile des einzelnen
Kristalls oder der ganzen Kristallgarbe.' Altmann 1 751.
— 3. übertr. a) der N. als das Nichtige, das viel scheint,
aber wenig ist: Das ist N., es ist Nichts, Schwindel;
dann auch abweisend = da wird Nichts draus. Das sei
dann X., das ich im gong gö" Bürg si" Th; Z. — b) als
das Verschleiernde, a) d' N. abe" lä", ein finsteres
Gesicht machen, finster die Brauen senken LB. —
ß) leichter Rausch Ap; B; L. .Menschen, welche regel-
mässig des Abends mit einem kleinen N. zu Bette
gehen.' Gotth. 's hat X. am Berg [nämlich oben im
Kopf] Z.
Under-: Nebel, der sich tiefer an den Bergen
lagert, abgetrennt vom Hauptnebel Ndw. — under-
neble": von Nebeln, die aus der Tiefe aufsteigen
und sich am Berge sammeln. 1. im eig. S. Es hed
itnderne/let. Erzähler 1856. .Wenn es unterneblet
ist.' Obw Volksfr. 1872. Es linderneblet sich BHa., Si.
- 2. übertr. a) verdriesslich drein sehen BHk., Ha.
— b) sich ein Räuschchen antrinken BR.
Fror-: leichter, dünner, kalter, über die Erde
hinstreichender N. GT.
Hei- bzw. Ha- Sch; ThHw.; ZStli. (in ZKafz Ha-).
Hau- LE.; Schw; S; Zg; ZS., W.: = G'hei 1 1 (Bd II
851). Syn. Hei-Dampf. .Solcher trockene Heunebel
oder Höhenrauch erscheint nur im Sommer, nur hei
trockenem Wetter und pflegt viele Länder zugleich
zu bedecken.' Schweizerbote 1821. — hei -neble".
Unpers. : 's häneblet Sch; ThHw. — hei -neblig
ThHw.; ZSth. 's ist h.
G"-hick-, Chick-: gefrorner N., der G'-hick
(s. Bd II 1120) absetzt Zu. In der Form G'h. auch
bei UBragger 1781. — Hol-: Nebel, der sieh halb
über die Talsohle erhebt Schw. Vgl. hol (Bd II
1155 u.). — Hitz-: = Hei-N. ,Der himmel was tunkel
von itel h.' Salat. — Nacht-: Schwächung der Seh-
kraft bei eintretender Dunkelheit SchScIiI. Do lauft
en alt Müeterli, wo de" N. g'ha" hat, uf de" Platz.
ScnwEiz 1858. Syn. Nacht-Schatten. — Bode"-: im
Tale liegender N. Nnw. — Bis- BBe. ; LG., auch
„Bise"-', Biswind- ZO., S. : „dichter, kalter N., den die
Bise" [Ost- oder Nordwind] herweht. " Vom Biswind
bewirktes, den Himmel und die Höhen der Voralpen
verhüllendes Wolkengebilde, oft Tage lang andauernd
ZS. 's gibd kei" Rege", 's ist nw B. Dazu das Verb
„bisneble*." — Schön-: leichte Wölkchen um die
Bergkuppen, Anzeichen schönen Wetters U. — Stock-:
Haufenwolke GrPi\ — Heuwetter-. ,Sind die Nebel
zerteilt, dünn, weiss, leicht, so dass sie leicht in die
Höhe fahren, so werden sie genennet H.. weilen sie
schönes Wetter anzeigen.' JScheuchz. 1706. ,H. oder
trockene Nebel nennen unsre Landleute die dünnen
weissen Wolken, die im Sommer leicht auffahren und
schönes Wetter anzeigen.' Spreng.
neble", in Schw nef'lc", in U nef'lc": 1. unpers.,
von nebligem Wetter. .Hatten fast bes weg und ain
grossen nebel und neblet bis zur liechtmess.' 1.V27,
Stockar. .Den 2. Nov., als sie das Feurwerk ab-
spielen wollten, nebelte es ein wenig.' /Zoll. Herbst-
rodel 1793. -2. pers., (Tabak) rauchen, qualmen
AaF., Ke.; B; L; S; Nnw; U; Z. Sihei* [in der Stube]
r/neblet, dass si enandere" niimme" g'seh hei" B. Er
stricht 's Zündholzli am-ene* Trämel a* und f'oht a*
ii. Schwzd. (Zg).
er-: entschlummern W.
ver-: tr.. mit Bauchen verbrauchen. Er hed all
Tag es Bündli Zigare* rcrnehlct. Zo Kai. 1886.
,
Nah — itub. Nach mich
634
Nebli in.: der Nebel als dämonisches Wesen ge-
dacht ZKn.
Vgl. das .Nebelfräulein' bei Rochh. 1862, 18 und die
mannigfachen Nebelgestalten in der german. Mythologie.
g"-neblig AaF., Ke., St.; S; Th; Z. nebelich PAL:
neblig.
nebe" Aa; Ap; Bs; B; L; S. nebunt W, nebet Aa;
GRÜhur, Pr.; Th; UwE.; Z, nebed Sch; Tu, ««6 ÄASt.;
L: 1. Präp., wie nhd. Spec: .neben Etwas vorbei.'
N. Öppis cho; Etwas verpassen, versäumen B; Th; Z.
De bisch wider emäl z' spät, iez chunnsch halt n. d's
Esse" B. N. d' Schnei laufe", die Schule umgehen,
schwänzen BsStdt. ,Das Elendeste ist. dass ihr sammt
eueren Kindern neben dem Himmel hingehen.' Mey.
1694. — 2. in Verbindung mit .schlagen' udgl., mit
Acc, an die Seite von Etw. ÄASt. Wenn d' nit schwigst,
so hau -der Ei"',* neb rfe" Grind. — 3. ausser, abge-
rechnet. V. dem Heiri bin i'h mit alle" mjne" ('hin-
dere" z'fride" Z. Vgl. nebst.
,Nebent' auch 1475, Bs Chr.: Morgant 1530, , nebet.'
Ardüser 1605; Wyss 1650. Vgl. noch nSben-ussen (Bd I 561),
-mn»i (Bd II 1337), -uthin (ebd. 1342).
e-: 1. auf der (die) Seite B öO.; Gr. E. tuon, aus
den Händen tun BB. — 2. e. tuon (mit Dat.), einem
Umstand Rechnung tragen. Es ist iez Einer me zum
Tisch, wann ordinäri, und ich han Dem nüd e. tan BR.
Ohne Zweifel identisch mit dem Bd I 46 behandelten
en-Sbent; vgl. auch e4 (Bd 1 12).
dar- Gr; W, sonst de(r)-: 1. wie nhd. daneben.
Spec: D. cho", Etw. verfehlen, allg. ; vgl. neben 1.
Dri" und d. gät vil B Sch; Th; Z, oder d. ist auch es
Ort, spöttische RA., wenn man ein Gefäss überfüllt
oder das Ziel verfehlt hat. D. si", sich irren. Da
bist doch d. ; d' Lüt si" wäger besser, als du meinseh.
Gottu. — 2. übrigens, nebenbei gesagt B. D. geit 's
mieh Ntit a", mach, icas d' witt. .Vielleicht, dass es
wiederkommt, wenn sie abgereiset ist, daneben weiss
ich es nicht.' Gottb. .Kenne dich nicht; d. red. wenn
du was zu reden hast.' ebd. — 3. subst. En Ornig
wie-n-im cbige" [ewigen] D., d. h. wie in dem Raum
neben dem Himmel Z.
nebst: 1. wie nhd., doch selten gebraucht; vgl.
mit-sammt. — 2. ausser Ap; GRh.; Z. N. dem Hueste*
ane" [den H. abgerechnet] göd's guet. N. mir sind
All g'gange". Mer sind g'sund n. dem Chind, Das
chlagt sich naeh eisster. N. irem Bei" war si g'sund.
dar- d$r-: daneben, dabei ZTö. Schaffe" müess-
me", s&b sei wör; aber d. sei Örnig. JEgli 1S95.
NTbel, in ScHStdt auch Xifel — m. : 1. umwölkte
-Miene, finsteres Gesicht, Hängemaul Ap; Gl; G; Scb;
Th; ZO. (meist dim.). En N. (an Eine" ane") mache".
.Das Mäulchen Liselis ward zu einem allerliebsten
Nibeli.' JReith. — 2. mürrische Laune ZO. De" N. ha".
Das W. Iässt sich nicht von , Nebel' treuuen; vgl. ,Ge-
hibeltes angesicht, nebulosa facies.' Schm. I 1713. S. noch
ühland, Sehr. I 160.
G«-: Gewölke. Nebelwetter GRPr.; W.
Sür-: 1. = Nibel 1 B. — 2. sauertöpfischer Mensch
B; F. — 3. saurer Wein BBe.
sür-nible": mürrisch drein sehen BBurgd. Syn.
lürtnummlen. — sür-niblig: unfreundlich (vom
Wetter) Bs. — sür-nib lisch: übelgelaunt B.
Auffallend ist die geographische Verbreitung der Zss. iui
^ ergleiche mit dem einfacheu W., beachtenswert ferner die
Berührung mit Sür . Surr-Ribel, und namentlich schwierig
die Entscheidung, ob aus der häufig auftauchenden Schreibung
Svribel eine (von Pupikofer ausdrücklich bezeugte), wohl
durch Aphärese des n entstandene Nbf. Ibel heraus geschält
werden dürfe, oder ob dieselbe bloss durch die in solcher
Lage gewöhnliche Reduktion des Doppelcons. ZU erklären
sei. Vgl. auch Surr-Mummlen, Schmeissfliege, neben sür-
mummlen, sauertöpfisch dreinsefaen.
nib lacht: neblig, trübe. ,Nit ein heiterer tag,
sonder ein n-er und regentag.' LLav. 1582. .Nüblicht
Wetter.' Kriegsb. 1644.
nible": 1. a) unpers., neblig, dunkel werden.
,Wem vor den Augen niblet.' XVII., B Arzneib. .Für
niblete und finstere ougen.' Zg Arzneib. 1588. —
b) pers., mit den Augen zwinkern, wie wenn man
Nebel davor hätte Z. — 2. schmollen Sch. ,Torvus,
scheuzlich anzusehen, schälb, niblend, grausam, stolz
und hön.' Fris. ; Mal.
ge-niblct: umnebelt. ,Die sonn schein, die vor-
mals dunkel und g. was.' 1531, II. Macc.
niblig: 1. neblig. .Ein wolketer, nibliger tag.'
1531/48, Joel. .N-er hiinmel, voll nebeis.' Mal. —
— 2. finster dreinschauend Sch.
nobel, in Z auch nöblech, noblig: zumeist von dem
äussern Gebahren und der Erscheinung, weniger volks-
tümlich auch vom Charakter, allg. De'' gibt 's n., von
Jmdui, der den Grossen (spec. Freigebigen. Verschwen-
derischen) spielt. Xumme" [nur] n.l lieber kei" Band
am Huet, RA. von Einem, der den Vornehmen spielt,
ohne die Mittel zu haben BsStdt.
Schilt-Nohel m.: Name einer (wohl urspr. eng-
lischen) Münze. ,Ein sch. für 5 pf.' 1504, Absch. —
Vgl. , (Rosen-, Schiff-)Nobel- bei Gr. WB.
nohis: 1. futsch, aus und fertig. N. si" mit Etw.,
es aufgezehrt haben GrPi\ ,Es ist n. mit ihm', aus
mit ihm AaBL .Wahrlich, ich sage euch, dico vobis
— wenn ihr euch nicht bessert, seid ihr n.' Postheiri
1867. Vgl. N.-Hüs (Bd II 1718). — 2. (burschikos)
verstärktes Nein BStdt.
Xubel m. : üppiger Haarwuchs, Schopf BR. Syn.
Tsehüp.
nuble": tüchtig bei den Haaren zausen BR.
Nuble" f.: kleine, unansehnliche Weibsperson
BR. Syn. Säggel.
Zshang mit Nubel wird durch die Parallelen Tsehüp,
Wusch, Haarschopf: Tschüpeli, Wüschli, schwächliches ße-
scheipfchen, gestützt.
Nach, liech, liich, noch, nach.
nach: 1. Adv. und Adj. = nhd. nahe. Positiv:
nach BM., Sa., Stdt; Gl; P; Z, nö"'ch Ar; Th, nö'ch
AALeer.. Schinzn., Zof.; Bs; P; GrOdS., Pr., Val.j L;
SchwE.; S; Nnw; U; ZO., nä BL., »ö2PPo.; Seil. nöl
BBr., G.; GrV.; W, umgelautet: nesch Aa uF.; ZÄugst,
(i.. S.. i,„ -eh ApI.; GR.. nö'ch GTa.; SOberd.; THArb.,
Comp.: n.eher BsStdt f; BL.; G. ne-eher AauF. ; B;
G; Z. ne'her Gr ObS., VaL, ne'cher BsStdt; Nnw, im--
cher Ap; PPo.; Gl,'.; Tu; Z (Stdt, Wthur) f. nö'eher
AaBosw. (Positiv ne^ch), Zof.; BsL.; L; SOlt; ZO.,
näher BG., Sup.: nächst Ap; BsStdtf; GrPt.; G,
\acli. nech, nich, noch, mich
636
I zeitlich) und ne'kst (räumlich) BsStdt, ne'chst
G; '/., ne-st BL. ; GitSchiers, nöst IiHk.. nö'chstGR; Tu:
ZStdtf. nö'chst BsL.; L; 801t., ne'chst W: 1. räum-
lich, a) Ajv. a) wie nhd., in der. die Nähe. Sind-er
auch so n.? scherzh. Frage an Leute, denen man un-
vermutet begegnet Tu. Vu" ivitem näher weder sclmner
<;. vo* witem neeher als vo" schönem ZW., scherzh.
Verdrehung; Ähnl. s. bei hoch (IM 11 972). Es ist-em
n. g' stände*, es hätte nicht viel gefehlt, so wäre er...
allg. Z'nächst, zuvörderst: Du hescli <l' Nasen immer
z'n. ÄALeer. : Tu. Nöcher [eher] Zwei als Eine" GT.
Nöeh 'gange" si 's dra [ihr] denn afa unverschämt, es
sei ihr beinahe ans Leben gegangen. W Sag. Übertr.
Ei*"m (:') n. cho", sich Jmdm in bedrohlicher Weise
nähern, allg. Einerfe") z'n. cho", in sinnlicher Ab-
sicht, allg. Ähnlich: , Der Baumwollenherr versuchte
Privatgeschäfte bei Vreneli und Hess sich wohl [zu]
nahe zu ihm heran.' Gotth. Eim -' n. rede" (cho"
ZS.), Jmdm zu nahe treten Z. Bei Vergleichen: Es
chunnt-em n., beinahe gleich B; Gl; Z. Du bist auch
i" Ei"'in z' n. g'laufe", Einem (Dämon oder Gespenst)
zu nahe gekommen, von Einem mit geschwollenem
Kopf LH.; vgl. EHMeyer. Mythol. S. 238. Ei"m z' n.
esse" (vgl. z' heiss esse" Bd I 523), Jmdn beleidigen,
erzürnen G; Z. Z'nächst, nahezu. ,Wenn wir uns
vorstellen einen Würzligraber, der die Schichten
durchstöbert hat bis z'n. ungerus.' Gotth. — ß) enge,
knapp; vgl. g'-nauw. N. z'sämme" gä", sich enge
zsdrängen lassen, in engem Räume Platz finden Tu; Z.
'*■ gut hur n. z'sämme", die Ernte fällt mager aus.
,Und han mich in alweg dester nöcher zogen [desto
mehr eingeschränkt] an lnynem lyb mit kleideren und
andren dingen.' Stolz 1519. .Nach eingeschlossen.'
JHHott. 1066. ,Bei einer so nach zusammengezogenen
[in engem Rahmen gehaltenen] Instruktion.' ebd. —
b) Adj.. wie nhd. .Ein Naher', Naheschuss, Treffer.
.Wer den zirkel liieren wirt, der gibt ein nahen.'
1465, S. ,Und wem der zirkel den bolz brüert, der be-
halt einen nahen.' Z Schiessplan 1504. ,Den nächsten'
1) auf dem nächsten, kürzesten Wege, mit stark her-
vortretendem zeitlichem Nbbegr. ,Den n. gen Munta-
bunt zuo.' Morgant 1530. ,Der herr füert sy in das
verheissen land nit den n., sunder durch die wüeste.'
Z Bib. 1531. ,Iter ad praetorem intendere. den n. zum
lichter gon.' Fris. ,Der soldan gehet den nechsten
in der keiserin kammern.' Joh.Wetzel 1583. Dafür
,zum nächsten': ,Darumb füertent sy in zum n., denn
durch die stat hinin wärent sy mit dem Herrn kom-
men zu Pilatus huss.' HsSciu'rpf 1197. Hieher wohl:
der nächsten i"e", obenhin, oberflächlich L; vgl. Nächi.
Gr'wäsche" werdi'd-si selten oder nie oder doch mir ./.
n. ie. L Nachr. 1865. — 2) de" nächste" Ai\ de" m >/, »
GrPi\, de" nöste" GrAv., nächstens, bald. Es järet
de" n., es jährt sich nächstens GitPr. Dafür In
Nächstem Z rS. Vo*, bi Nächpn, aus der Nähe, z. B.
beschauen, allg. S. noch 1. — 2. verwandtschaftlich
"der freundschaftlich nahe, wie nhd. Die Nächste;
die nächsten Verwandten Tu; Z. In GT. hiess ehedem
die erste llrautführerin nächste Dechter [Tochter.
Jungfrau], was dann später scherzweise in nasche
[närrische] D. umgeändert wurde. Was gilt 's! es
gi i am Ena noch e" flotts Pärli; £'* wül denn mischt
Dechter si*. EPeurer. .Der zum dritten oder nächer
ist-, der im dritten Grade oder näher verwandt ist.
1650, GrD. LB. — 3. zeitlich, a) nahe vor einem
Zeitpunkte. Zeh" Minute" n. Zwölfi, Di Minuten vor
12 Uhr Z. Sup. a) nächst vorausgehend in der Reihe,
von bestimmten kalendaren Zeitabschnitten. Daten,
Amtszeiten u. A. ,Bs \\ i rt die kilehwiehi desselben
altars uf sunntag neehst [am letzten Sonntag] vor
Sant Vitus tag gehalten.' 1494, LWillis. Jahrzeitb.
,Am frytag nöehst vor mitter fasten.' 1424/1544. Scaw
LB. .Der nächste [zuletzt dagewesene] Landvogt.'
1521. Aasen. ,Uf nächsten tag vor dato diss briefs',
d. i. gestern. 1526, ebd. ,1610 wurde Einer im Pate
gerechtfertiget [zur Rede gestellt], dass er nächster
[letzte] Nacht auf 'm .Münsterplatz gejauchzet.' Ochs.
— ß) kürzlich, letzthin. ,Nü nest'. kürzlich vergangen.
1457, Obw. ,Üwer anbringen [Gesuch], nächst durch
botschaft an uns getan.- 1521, Absch. ,Sid wir üch
am nächsten [das letzte Mal] geschriben habend, ist
uns nüt sonders begegnet.' 1529, Z. Hieher auch die
Verbindungen .nächst verschinen, verruckt, jährig'
usw. — b) kurz nach einem Zeitpunkte. ,Uf samstag
noch nach des helgen krüzes tag.' 1523/44, Schw LB.
Sup. a) nächstfolgend in der Reihe, wie nhd. Ich will
die Arbeit bis d's nöst [auf das nächste Jahr] spare"
BHk. In der ä. Spr. auch nach bestimmten Daten.
,Uff mittwoch neehst noch dem sonnentag.' 1477, lis
Chr. ,Es soll von nun an die jarrechnung jedes jar
auf den nächsten sonntag im Mai [Sonntag nach dem
1. Mai] gehalten werden.' 1521, Absch. — ß) in sehr
naher Zukunft, wie nhd. .Doch hat er's [Angelus,
der den Beat vom Satan abwendig gemacht hat] nit
vergebens [ungestraft] tan, will im noch z'nechst [bei
der nächsten Gelegenheit] wol denken dran.' Com.
Beati. Besonderer Gebrauch: ,84 Bäume, die schön
am nächsten Nutzen stehen [die demnächst Nutzen
bringen].' um 1820, ZHed. Brief. Vgl. auch die Verbin-
dungen ,nächst künftig, n. folgend.' — c) adverbieller
Comp., in kürzerer Zeit. Naher wan in vier Stunden
BL. ,Neher dann in einer glockenstund.- 1478, Bs
Chr. ,Der himmel und erd geschaffen hat neher dann
in einer wochen.' Gletting. ,Es were ein geist, der
in neeher dann in dry tagen an Rontzefal tragen wett.'
Morgant 1530. — 4. annähernd, beinahe. X de" drei
Wuche* Z. Es ist n. z'u-'eg, der Handel ist beinahe
richtig Ndw. N. z' Tod gern Ap. In der ä. Lit. ,vil n.',
,gar n.' und ,bi n.' .Und verbrann die stat inrent
der ringmure vilnahe allensament.' XIV., Bs Chr.
,Sy frässend gar nach als vil als die adler.' Vogelb.
1557. .Ein Feur. welches gar nahe die Statt verzehrt.'
JGross 1021. ,Vil nah gar.' 1570, ÄG.TscBüm. Hieraus
entstellt (und nicht = , vil an gar') viligär; s. Bd II 396.
In der heutigen Spr. sonst nur in der präpos. Ver-
bindung: bi nahem fsj B, -ch- Z, bi nöchem Aa; L; S.
D' Mei war [vor Lachen] b. uersprütet [geplatzt].
Schwzd. (L). [Sie haben] /;. die ganzi t'rli mucsse"
zale". Joach. 1885. De Tornister wird b. wüche*tK°"
runder. Usteri. .Calcinieren, bis dass er b. zu einem
Pulver wirt.' JJNüsch. 1608. .B., schier, fere, penc,
prope nioduin.' Deszl. 1677; 1716. ,Noch b. bei Manns
Gedenken.' Sererh 1712. - 5. .näherer Kauf' s. Nä-
cher-Kauf (Bd III 106). .[Sie haben] die freiheit er-
langt, dass sie zu den käuffeil umb guter, so ihnen
zinsbar um! lächig, den midieren kauf haben.' Pl'vs.
— 0. billig. .So sol man es [das Stück Vieh] den
erben des dritten tciles neher [um ein Drittel bil-
liger] ze lösen geben, denn es geschetzet ist.' 1322,
Aa Bq. .Wenn min herren fisch wend, so sond | sollen]
G37
Nach, nech. nich, noch, nnch
G38
si [die Fischer am Hallwiler See] inen lisch geben
des dritten pfennings necher denn einem fischkoifer.'
1419. Aa ßq. .Schankt Elsessei us 1 oder 2 angster
neher dann die winschenken.' Salat. .Minoris ven-
dere, näher oder wolfeiler verkauften.' Fris. , Dieses
Werk wird samenthaft nächsten Preises um 300 fl.
entlassen.- 1753, Z Ariction. .Ettlieh von raten habend
mit im geässen und, wider bruch, geschenkt; doch
alles bim nächsten biyben [beim Notwendigsten be-
wenden] lassen.' 154*3, Z. — 7. formelhaft hoch oder
tilr gegenübergestellt. Weder hoch norh noch, Nie-
mand, nirgends U; vgl. Bd 11 973. .Was in die denn
heissen hoch oder na, vil oder wenig tuon, dem
wolt er nach gan.' 1449. UwSa. ,Item zuo Rotentiuo
hab ich zuo gebieten und zuo verbieten hoch und n.\
hohe und niedere Gerichtsbarkeit auszuüben, um 1500,
Bs Bq. ,Es soll ouch niemant kein spill tuon, den in
eins offen wirtshus, weder tür nach [so!] nach [weder
mit hohem noch mit niedrigem Einsatz].' um 1500,
Schw Bq. ,Was sie aber verkaufen, davon sollen sie
holzhaber geben wie ander lüt, weder zum nächsten
noch zum höchsten.' 1524, B Bq. — LI. Präp. und
Adv. = nhd. nach. Nach, nach (nur als Präp.) BL.;
GlMoIL; Gr, nä, nä BBr., Ha., U. ; Gl; GrPt.; Schw;
S; Ndw; Z, nö-ch (nur als Präp.) AaF., Ke.; BsStdt f;
L; Th; ZF., wo2, nö* als Adv. in Aa; L; Sch; ZBül.,
als Präp. u. Adv. in AiZof.; Ap; Gr; PAL; ScHHa.;
SOlt.; Th; Zg, no1, nö1 BsStdt: 1. Präp., im Allg.
wie nhd. a) Annäherung an ein (concretes oder ab-
straktes) Ziel. Ieh mues no Liestel [fare" od. laufte"]
BsStdt, sonst uf (Bd I 117), gan (Bd II 322). In BHa.
mit Acc. Ich mües no'h nach nes Brötli fgä"], ich muss
noch einen Laib Brot holen. Ich wollt nach ne" Fla-
schen Wasser. Er ist gester nach d' Ewigkeit, ge-
storben. Ig trollt nach d's Wib, ich will dem W. ent-
gegen gehen. — b) entlang, allg. Dem Bach, de"
unsere" n. ; dem Weg n. laufe". ,Hat dem Wasser
nach viel schöner Gebäw.' Heot. 1658. Dafür auch
z' nä'h GrD. De" Zilne" (z'J nä sötte me" nid z' nä
Bömm pflanze". Bühler. — e) zeitlich. Xach der
Lengi, auf die Dauer BTrub. S. noch Hand (Bd II
1390). — d) modal. Nöch mier, was mich betrifft,
meinetwegen PAL Allem na'h, nach Allem, nach den
Umständen zu schliessen, offenbar Bs; Z. Syn. (an)
Allem a" (Bd I 255). Vgl. nhd. .demnach.' — 2. Adv.
a) vo' — n., von — her, von der Herkunft, Abstam-
mung. Ursache AaF., Ke. ; Th. Er ist vo" 's Hanse"
n., stammt von der Familie des Hans ab. — b) dann,
darnach (in völliger Unbetontheit) Bs. Er hed-mer
e" freehi Antuort g'g'e", no han-ich-em halt Eini 'butzt
[heruntergehauen]. .Item nach koment wir zuo dem
hof.' 1497, Schürpf. .Nach muss ich dran.' R. u. CMev.
1650. — c) närl,-u»(d)-nä'h Th (ö-); Z, nöundnö S,
nahednä Z, nö$dnö' Bs (lt Hindern).), noenö Schw,
nätnä B; Z, nötnö S; ZO., nötnähe ZLunn., nötnöhe
ZO., nädinä B; ZW., nätinä B oAa., nöd^nö Aa, nö-
dinö AaF., Ke. (ö-J; BsL.; L; ZLunn., nötinö BsStdt,
nottinö L. nödlinö Aa (lt Schulmeister 1887), nödisnö
AABremg., Holderb., Wohl., nö'dischno2 AALeer., nö-
tisnü S, nüdsnä ZBauma, nödigsnö AaF. (öz), Seet.,
nädigs ZWäd. Berg; ZaÄg. : nach und nach, mit der
Zeit. Syn. ädiä Z. Der guldig Glast am Himmel ist
n. verbliche". N. Z Ztg 1895 (Aa). Was die Zitt nit
tergöt und nie me" doch n. alt wird! Hagenbach,
Ged. (Bs).
Der Bedoutnngsverschiedenheit zw. 1 und II geht eine
Verschiedenheit der Komi insofern parallel, als bei 1 die
volle Form meist bewahrt, l"'i II der cons. Ausl. apokopiert
oder dann der Voc. gekürzt ist. Von ii. Formen ohne Gut-
tural ^eien erwähnt: .na.' 1711. I.; .nisten, nesten.' 1292,
Bs Urk.; 1344/1446, Z Chr.; 1347, BSigrisw.; ,ze nest.'
1291, Bs Urk.: .das am steinacher nest i>t.' 1 167, Uw. Der
umgelautete Positiv bei I hat seinen üml. wohl aus den Stei-
gerungsformen bezogen; vgl. hoch (Bd II 1)7-2). Zu II 2 ist
durchweg das syn. näch-Mn (Bil II 1351 ff.) zu vergleichen,
das au vielen Orten (z. B. in Th) neben n. gebraucht wird.
Bei näch-und-näch fallt die Verstümmelung des verbindenden
.und' zu de, di statt zu e(d) auf; vgl. ein-ed-aciiz'g, SteiP-e-
Bei*, angst-e^bang. Ebenso bei dem syn. adiä aus an-nml-an
(Bd I 256). Von nä-di-nä geht die Weiterbildung midiO/ltnd
aus; vgl. gärig* (Bd II 398), nachigt. S. auch nüch-bi».
einander-näch s. Bd I 304. Dazu noch: nanner-
W, (djenand- Tu. imändre-n. PAL Machend iez e"
chli" (1. [schnell, hurtig]! Th.
enen-nä: = e.-«äAm (Bd II 1354) W.
hie-nä: = hie-nächhin (Bd II 1354) W. Als Adj.:
In der endern [jenseitigen] Stuben schläft Drau, in
der hienächeren schlafen mier BHa.
hi"-näch: = nächhin 2 a FJ. In ä. Zeit auch
räumlich : .Schickte im die soldener und knecht hin-
nach.' 1476. Bs Chr.
binde"-, hinne"-: = h.-nächhin (Bd II 1355) Bs;
Th. — hinde,1-nächelen: meist unpers. Eshinde"-
nächelet, es geht rückwärts, zur Neige, von materiellen
Dingen, wie von geistigen Eigenschaften Gl.
hinder-n«<*: hinten W. Er heigi-mu" alzi h. an-
nw Chorb g'chlopfut. W Sagen.
her-: Adv. 1. örtlich. .Und schranzt ir trummeter
gengklich [schmetterte unablässig] dran, dran, dran!
und schruwent die vigent uf der brugg h.! h.!' 1115.
AABb. ; vgl. das syn. näch-hin (Bd H 1351). ,So du
dich schlan wirst, biss das bluot h. gat.' Bossn.-
Goldschm. — 2. zeitlich. ,Nu oder harna.' 1299, L.
,Anno 1536 bin ich geboren, in welchem iar Erasmus
im Julio verscheiden was, und ich hernoch in dem
monat Oetobris in diss liecht kam.' FPlatter 1612.
Vgl. auch hemacher (Bd H 1564).
Gang-mir-: Liebesgift, dessen Genuss bewirkt,
dass man der Person, die es bereitet, .nachlaufen'
muss Bs; LG. Ha" g'schnupft, ieh g'späre" 's ieze"
noclt, bi" grad [in die Geberin] vernarret g'si"; 's isch
glaub so dere" G. vo" Kunderband derbl. Ineichen 1x59.
,Si het em G. i"'ge", hat ihn mit einem Zauberluder
angelockt.' Spreng. .Amatorium, g.. ein aass oder
trank, das holdschaft bringt.' Fris.; Mal. Vgl. das
Folg. und Lieb-Gift (Bd II 135).
Lauf-mir-, in V X\. Lauf-er-mer-nöch n.: \. = Gang-
mir-n. GrD.; PAL; SchwE.; Z. — 2. scherzh. Bezeich-
nung für wohlriechende Ingredienzien, die man seinem
Schnupftabak, seinen Kleidungsstücken udgl. beimengt
Z. — Zu 1 vgl. schwäb. ,den Nachlauf [Liebeszauber] antun.'
be-: Adv., nachher, unten (als Verweisung in
einem Schriftstück). .Wie dann jeder besonder mit
sinem eigenen namen b. geschrieen.' 1522, Th.
sid sitnä BSL, sitne BHk., sitnet U: Adv., seitdem,
inzwischen. — Vgl. Bd II 1564.
die dieni BsL., mit deiktischem dö : düdinö AASt. :
Adv., letzthin. — Die- analogisch übertr. von Ausdrucken
wie di(c)-mäl (Sp. 148); vgl. auch die Tag = dieser Tage u. Ä.
dem-: 1. Adv., hierauf, nachher. .Diese spys ist
bald dahin, d. müessend wir bettlen gan.' Haberer 1562.
639
Nach, necli, nich, noch, nuch
.;|i.
.D. [des fernem] weiss ich nit, ob ich dier geschriben
han.' ThPlatt., Br. — 2. dfmnä (""), Conj., je nach-
dem Gr ObS., Pr., Seh., V. D. er grad <V Lüne' hed.
dar der- C~) AiLeer., St.; ApK., M.; Bs; B; Gr;
L; PAL; Sch (in Schi, auch drö); S; Th; Ndw; „Zg;"
Z, de- Ar; Z: imAllg. wie nhd. 1. räumlich. D.luege",
lange'. Elliptisch: er isch elio' gö' d., ist gekommen
es zu holen Gr ObS. — 2. zeitlich, dann, hernach
Bs; B; Gr; L; Sch; S; Zg; ZO. D. ist-er i" 's Würts-
1ms 'gange; d. hät-er a'fange" chärtle* und d. ist-cr
sitze' 'blibe; bis 's chidigi Kocht gr'st" ist Sch. Ich
kumm d., wenn ich fertig bi" Bs. Gehäuft: I'h vill-
der 's denn d. sägen BHa. Auch verst. durch vor-
gesetztes dö: di-der-n. Aa. d„- AASt; S. Der [ihr]
heit-mieh recht g' wunderig [neugierig] g'macht, wie 's
dudernö cho' isch. Joach. Spec. in der interj. Frage:
und dann? was weiters? Bs. A: Wenn 's numme"
[nur] nit kunnt go" regne". B: Und d.? Was war das
fir e" Schade'? BsStdt. — 3. modal, a) Adv., (dem)
entsprechend, allg. Zu einem Knaben, der sich über
erlittene Züchtigung beklagt, sagt der Vater: Bis
still, du wirst d. 'täm ha"! Wenn 's Wetter d. ist,
bllhe'd-mer diheim. Me" mos -es gad d. i" d' Hand
nie.", so wird der Erfolg nicht ausbleiben Ap. Es UH
d., die Umstände bringen es mit sich L. Er tuet nid
d., das-men-e" [ihn] gern ha" cha"". Mier ist d. [ich
habe Lust] z' trinke" PA1. E" Chlöstermönch, wo wen
i' Eälle' d. z' Rät 'zöge" het. Schild. In attr. Stel-
lung. A: Er ist e" verwarlöster Kerli. B: Er ist au0*
bi d. (auch d. bi) Litten ufg'tvachse", hat auch eine
entsprechende Erziehung genossen Aa; Th; Z. Bi d.
Wetter blibe"d-mer diheim. ,Acrior quam eompositior
pugna fuit, die Ordnung was nit darnach wol gestelt,
als aber der angriff hitzig.' Fris. .Wärdend die Unecht
fast krank, so stärbend doch nit darnach vil.' Salat.
Spec. in Verbindung mit der Negation: nicht wie man
erwarten sollte, nicht sonderlich Z. Der Barometer
ist nial c'mät Id. abe" g'gange". A: Das gi'd mir denn
es türs Wirtshüs. B: Na [noch] nüd d.! Wolf, Rel.
Gespr. , Habend nit darnach vil nutz darmit geschafft.'
HBull. 1572. Auch in Fragesätzen. Was ist es denn
auch d., was ist denn Besonderes dabei? Z. — b) d.
(dem), d. (dem) dass, Conj., je nachdem. D. dem (dass)
's gät Aa; Ar; Tu; Z. D. a's er en Meister findt,
wird er bi-n-em blibe" AaSi. Sprichwörtlich: Der Beiz
ist, d. men e" stricht = wie man sich bettet, so liegt
man Z. D. er sich schickt, so icird er grech, je nach-
dem er sich sputet, wird er fertig B. Correl. : D. —ä.,
wie — so. D. Gelt, d. War, wie das G., so die W. Ap;
LG.; Z; s. auch Sprww. 1824, 218. Elliptisch: D.,
d., wie man in den Wald ruft, so ruft's zurück Aa; L,
man handelt den Umständen angemessen Ap. ,I)ie
vier dorfmeyer und die zween brunnenmeister zu
Hettlingen hat ein gmeind alda zu setzen und zu ent-
setzen, je darnach und sie guot bedunkt.' 1538, Z. ,Leg
auch daryn drü oder vier eier, darnach die pasteten
gross ist.' Vogelb. 1557. ,Er vergütet dem Menschen,
darnach er verdienet hat.' JMUller 1665. — -i. = dar-
äne (s. lid I 263) S. I'1' ha" numme" chönne" dernö
Si*, ich konnte es nicht mehr entbehren. Schild 1SS5.
,Sie könnten nicht mehr darnach [ohne Schnapsgenuss]
sein.' Uksenkal. 1863.
Zu 4. Wahrsch. war die verkürzte Form drö (= darnach),
die lautlich mit drö (= daräne) zusammenfiel, au dieser Umd.
schuld; doch ist die Form aus S nicht belegt.
durch-: Adv. = dnrhiiühr" '/.-. s. Bd II 1355.
näche" nähn W. näche' B, nöche' AiHolderb.;
(iRMaienf.; L; Schw: Uw; Zg: intr. (mit haben), sich
nähern. Syn. nächen. Wo-n-er dem (geg-em. Dial. für
Schw) Hus g'nächet het BM.; Zg. Im Brächet, wo 's
Beri giH in Wahl und Fehl und wo der Chrieset nö-
chet. Schwzd. (Gr). ,Da nun solche hilf von den Eidt-
gnossen den feyenden Dachet.' Val.Tschudi 1533. .Zeigt
im an. er wurde den nahenden freitag wider kommen.'
LLav. 1569.
nachent nahend GrPi\, nacht U: 1. nahe. Jen
will geschwygen der anstösser nahend unsern landen
gelegen.' ZwiNGLl. .Etliche, die im nachend und gfründt
warend.' Vau. ,Uass ein volk. Zygantes gheissen, na-
hend wone bei den umschweiffenden Völkern.' Tierb.
1563, neben , nahet.' ,Gar nachend', beinahe. Vau. (so
immer). .Welich beide gar n. die ganze teutsche nation
inhieltend.- — 2. hernach Gr. N. si er afe" so er-
frechet. Schwzd. Vgl. nached-anhin (Bd II 1334). -
3. nach U. — Vgl. ahd. nähun(t), mhd. nähen(t).
obe"-: Präp. mit Dat., oberhalb Ndw. <>. iem
Gadc.
en e"-nache't Ndw, -nochet S: \.=e.-näch. E. nie
hienochet und hienochet wie e., wie 's Joggis Clntcchc",
unterschiedslos; bezieht sich auf eine Anekdote von
einem Kuchen, der auf der obern Seite gerade so
wenig belegt war. wie auf der untern S. — 2. Präp.
mit Dat. Ndw. E. dem Baim.
in neu-näche°t: Präp. mit Dat., innerhalb Ndw.
I. "em Se.
hi-nachent übw, hie-noche"t S, hir-nache'dig U:
= hie-nmli.
äer-nö'che>'t BsStdttw.; S, -nö'd BsStdt (indivi-
duell -nö'ded): = d.-näch. Auch verst. durch vorge-
setztes dö : dü-der-n. Aa.
nacher AaF., Fri.; Gl; L; GTa.; Ndw; ZO., S.f.
noher ScHRamsen: Präp., nach (Richtung). N. Huts
[Haus], n. heim, n. Stans usw. Ndw; sonst ausschliess-
lich in der Wendung n. Hus (auch nacherus). .Wir
ritten n. Basel.' FPlatter 1612. ,In disem Jahr kam
gemeldter Keiser n. Basel.- JGkoss 1624. ,N. Venedig
auf die Galleen.' Z Mand. 1661. ,N. Haus laufen.'
1712, BAnz. ,Sich n. Zürich zu verfügen.' Mbm. 1742.
Nicht zu verwechseln mit nacher aus nach-her (Bi II 1563);
wahrsch. Analogiebildung nach öfter, it««er, hinder usw. hoch
vgl. Grimm tir. III '20t, Anm. 2.
äer-nö2cher L, -nö-chert BsStdt; S, -nähert B (lt
Dorf kal. 1869): = d.-näch. Wenn-me" roriine" [zuvor]
muess grase", so chunnt-me" </. g'wönlich -' spät L.
nähigs «(«'17s Schw; Zg, nöchigs L: nach einiger
Zeit, hernach. V. sind die Inschinör gägen Abikel'
zue. Schwzd. (L). Auch in der Verbindung n. ane"
Scuw; Zo.
. nächlige" -Ö-: (mit haben) nahen L" (St.a).
Ge-nähede f.: Nähe, Umgegend. .Unser kilchen,
die in der genehede gelegen sint.' um 1330, Z StiftsurW
näche": sich nähern AaF.; Z. 's Welter [Ge-
witter] nächet. In ä. Spr. reti. .Gangct hin und pre-
diget, sprechent: das rych Gottes nähet sich.' Zwincu.
.So wird sich dein Glück gwisslich nechen.' GGotmh
1619. — ge-. ,Ehe der herzog sich mit sinem huffen
genehen möeht.' Kessl.
nächeren: intr.. näherkommen Th (-&-); ZO., Sj
,Mit 60 pferden, die im nach nechernt [nachfolgten].,
64]
Nach, nech, nich, noch, nnch
642
1 176, üs Chr. ,Das gägen dissen Landen nehernde
Water des frömden Kriegslast*. ■ Z Mand. 1632.
er-: näher machen. Mer hei" 's ippes ernöcheret,
wir haben den Weg etwas abgekürzt PPo.
D&cherle" -.cell- GrCIiui-, -öä- *tr. -och- G; '/.-.
int r. Unit haben). 1. sich nähern Hk; G. Wo denn
dbir der Sehwöbe'krüg immer nie g'nöherlei het. Schwei-
zerbund (Gr). — 2. rechtswidrige Handlung beim Stein-
kugelspiel: heimlich naher treten GRChnr; die obligate
Handspanne übermässig gross nehmen /.. Syn. näch-
berlen.
Näherung: Annäherung. .Das der herzog ... in
stäter nächrnng ist.' 1 4 7 ti , Bs Chr.
N achi -e8cÄ- Gl; Z, -öfhj- Ap; B; GrAv., Chnr, V..
-üch- Aa; BsL.; GnRh.; Schw; Th (•&-); ZO., -äh- B,
-eh- BBr.; GüObS., -e'ch- BsStdt — f.: Nähe. Er ist
uit Knie" cho" i" der X. Tu; Z, er ist mt i" der N.
iime" bekannt Aa. spöttisch von Einem, der nicht weit
herumgekommen. Der N. näeh gä", den nächsten Weg
einschlagen Tb; Z. Oppis der N. näa ne", oberfläch-
lich tun Th.
nahig Bs (Spreng); BR.. -eh- Gl: 1. nahe ge-
legen. ,I)wyl üch üwer niitburger von Costanz nöchig.'
1528. B. .In etlichen seen nähig bei den Moscoviten.'
Fischb. 1563. — 2. der Niederkunft nahe Bs (Spreng);
B. Meist nur noch von Kühen. X-i Binder b. Jli"
Hägg ist n. Gl Volksgespr. 1836. .Zuletzt fand ich ein
fronen, die was n., das sy bald gnäsen solt.' ThPlatt.
1572. .Venter gravis niaturo pondere. ein schwan-
gere frauen, die yetz n. ist oder bald genäsen wirf
Fris. .Wann die Schwangern n. auf fünf Wochen.'
JJBreit. 1629. ,Wann eine n-e Frau grosse Blut-
stürzung bekommt.' Muralt 1697. .Seine Frau, die
noch kindete. war eben jetzt n.' HPest. 1781.
tod-nähig: dem Tode nahe; s. fällig 1 (Bd I 762).
nächlich, bzw. -Ö-: Adv.. vermutlich, möglicher-
weise < OIs, Sa.; ZO. Er chitnnt n. nüd. Er chönnt
n. noch recht ha". Das dort ist n. 's Schloss. B Hist.
Kai. 1812.
nächlilljs: Adv., nahezu ZF. Was si für Sehueh
verströli [verbrauche], nechlis iedes Jör es Par. JSens
1864.
nöchlig: = nähig 2 BsL.
nächlinge": Adv., in der Nähe BSi.
Nächsami, -s^mi B, NÖchscini L, Nacht-, Nöcht-
Semi B — f.: Nähe. Nachbarschaft.
Nächschaft f.: 1. Recht des Näherkaufs. .Nech-
schaft.' 1444. WSitten. .Ich beuten euch oder dir
Silber und Gold für ein Nechschaft.' GRKlost. LB.
.Es soll Keiner kein faltschen, verdeckten Marcht tun
einem Andern für sein Nechschaft.' Gr VDörf. 1692.
— 2. Verwandtschaft GnPr.
nächstig: Adj., vorhergehend. ,Sind s' acht all,
wie der n. was, der mit dym brueder z' morgen ass.'
JBixder 1535.
noch Aa; BsStdt f; BSa.; Gl; GrA.; PAL. nach
GSa„ mich BSi. llt Gempeler); GLSehwanden; W, no2
AaK.. Ke.; B; FL; LG.: Th; Z (ltUsteri), no' BsStdt;
ScHNnk.; ZO., nu GLNäf. ; GTa.; Schw; Uw, na Gr
Mai.; Z: I. Adv. 1. dennoch, trotzdem. .Dergrafmit
den reissigeu und die von Iferdon band das best ge-
plündert hinweg gefüert, n. band die von Iferdon gross
guet hinder in gelassen.' 1476. Bs Chr. .Es frassen
Schweiz. Idiotikon IV.
auch die Feldmäuse amb Basel die Früchl ab, dass
kaum der dritte Teil zu Nutz kam. N. macht es Gott
erschiesslich, dass kein Teurung entstanden.' JGross
1624. .Erhöhet den Herrn. aN vi] ihr möget, n. wird
er weit, weit übertreffen.' 1707, Sirach. — 2. in festen
Verbindungen, a) noeh so, noch eins so (gross, viel)
Ap; Z. Hest recht, ma" het gad nesä-n-e" Freud a"
der Sach. Rüsch 1869. Häufiger in allgemeinem) S.,
zugleich einen Gegensatz ausdrückend. Mach du 's.
's ist-mer n. so lieh, es ist mir sogar recht lieb, wenn
du es machst Bs; Tu; Z. Jmdn. der zögert, eine Gabe
anzunehmen, ermuntert man mit den Worten : Kimm 's
doch, du wirst bald n. so frö si" drüber B; Th; Z. du
wirst es nicht nur nicht zu bereuen haben, sondern
vielmehr sehr froh sein darüber, 's ist-mer n. so glich
[eig. sogar lieber], wenn Nüt drüs wirt. ebd. S. noch
mär (Sp. 358 f.). Wie nhd. in Goncessivsätzen. Wo
.Bit und arbeit' 's Sprüchli ist, do muess es gö", nenn
's n. so ist, wenn die Umstände noch so sehr dawider
sind. KuMey. 1844. .Wer es gleich nach so scheuch
und wild.' R, u. CMey. 1650. — b) n. nidB; PAL (-Ö-J;
Scuf-ö-J; Tn, nanid ZWint.. nönig Aa; BsStdt (tw.);
PPo.; Scbw; ZO. (auch -Ö-), nanig Z, noni AaP., Ke. ;
BsStdt (tw.); LG.; S; TnStettf., nani ZKn.. Liinm.,
noch nicht. — c) na noch = dem Vor. PAL — d) (ja)
au'11 «./ Ausruf leicht zweifelnder Verwunderung, im
S. v.: was du nicht sagst! allg. (vgl. Bd I 71). A: Er
het gestert der erst Bris g'holt. B: Jo au'h ».'. dar
n. (GrPi-.). (ja) n. gar (allg.) = au'h n.; vgl. Bd II 397.
— e) scho" n., wie nhd. Sprw.: Der Scho'-n. ist en
füler 31a"" g'si" THWeinf. — f) erst n. s. erst (Bd I
471). — g) iez u., verstärktes iez (s. Bd I 630) Tu; Z.
Das ist iez n. e" schönt Geschieht! Das ist iez n. war!
— IL Conj. N.—n., weder — noch L; PAL (-0-);
Schw; IT; W. N. Eine-, n. der Ändr,, PAL Mer
[man] hed-ne" n. 's Webe; n. 's Löndli vergönnt [miss-
gönnt]. JBHäfl. 1813. N. Gix, n. Gax in. Giggi
n. Gaggis W). ganz und gar Nichts L; vgl. Bd II 567.
Schi heint n. G., ». G. im Hüs g 'hebet W. N. figg 's
mieh, n. leck 's mich L. .Ich konnte n. hindersich, n.
fürsich.' GKömg 1694. .In einem unterirdschen Gang,
dohin n. Mensch, n. Sonne drang.' Ludw.Mei. 1767.
N. weder — n., weder — noch. Mier hau no1* fin en
Hüs,r, n. weder 'bettets, n. g'wüsehts BR. Kei" — n.
GrAv.; s. Linsen (Bd III 1343/4). Vereinzelt ,n.' im
ersten Satzteil, dem eine blosse Neg. im zweiten folgt.
.Darf sich der Galiot n. verrücken, vil minder wider-
stehen.' GKömg 1695.
Die Schreibung .nach' ist vom XV. bis Anf. XVIII. sehr
häufig; bei JMahl. 1674 begegnet die Form ,ua.' Wo der
aus]. Spirant geschwunden, tritt vor unbetontem Voc. tw.
hiatustilgendes n ein, z. B. no-n-emcA (dafür in S no
zum Übergang von eh zu g vgl. auch, ich Bd I 71. 74). Der
Form iwni;/ für «..«/,/ vergleicht sich iezig neben ieze't, Cn-
echlig neben Uiwchlit usw. S. auch noch-denn.
denn-: 1. damals noch. ,Wan er was dennocht
ain kind.' 1336/1446. Z Chr. — 2. wie nhd. — 3. denn
doch. .Sie bettend gmeint, man wurd ihnen dännocht
auch Einen schicken, der einen Bart lieft.' Schimpfr.
1651. .Zum Geistlichen, der ihm zugsprochen [dem
Dieb, der zum Tode verurteilt ist], sagt er uffm Richt-
platz: Ihr sprächend mir dännocht trostlich zu, ich
wills die Tag meines Lebens euch z' guotem nit ver-
gessen.' ebd. ,Es ist dännocht ein arbeitsälig Ding,
das geistlich Brot austeilen.' ebd.
11
643
Nach — mich. Nacht — nncht
644
noch-denn-noch: 1. = denn-noch 1. .Ich was
nochtenecht fast juntr.' 1520, B (Gfd). — 2. (notteno)
= dennoch 2 tlRpr. .Er lag in einem tiefen hol, man
zog im zu, das wusst er wol, noch dennocht wolt er
nit fliehen.- 1177, Volksl. .Und da sy gen Seckingen
kamend, was es fast spat, nochtenocht wotend min
heren unz gan Mumpf.' Edlib.
Michel Xü2ch-'el m.: 1. verdriessliches, mürrisches
Gesicht Gl. Er macht e" N. — '_'. von der entspre-
chenden Stimmung, ebd. Er ist im X. — 3. verdriess-
licher Mensch, ebd. Syn. (Sür-JNibel. — 4. flegelhafter
.Mensch. Schlingel, ebd. Syn. Ün-Adel, Pfleget, I
Zolggen. — Bed. 1 — 3 meist mir auf Kinder angewandt.
Schwi11-: Schweinekerl Gl. Syn. Sau - Michel,
-Niggel.
n üch le" nü'ch'le*: sich unartig, nachlässig und teil-
nahmlos gebärden, z. ß. in einer Gesellschaft schläfrig,
auch wohl schnarchend dasitzen Gl. Abi. Nüchli m.
Nacht — nucht.
Nacht f. — PI. Nacht: wie nhd. 1. Tag und Nacht.
Tug iiiii! X. wärt ebig, Klage bei harter und lang-
wieriger Arbeit Sri! (Stilger); Z. Suechst de' Tag oder
ä" N.? scherzh. Frage an einen eifrig Suchenden Z.
/. ir tischet Tag ii ml N., in der Abenddämmerung B; Z;
auch 1531, Strickl. Dos ist wie Tag und N., himmel-
weit verschieden Tu; Z. .Gar nicht übereinkommen.
ja zusammen sehen wie Tag und N.' Pontisella 1602.
S. noch Tag. — 2. in attrib. Verbindungen. Halbe
A'.. Mitternacht P. S. noch alt 1 (Bd I 203). guldim
(Bd II 227). heilig II (Bd II 1149). .Zuo guoter n.
gan', sich zur Ruhe begeben. Deutsche Volksb. Guet
(got, gt-t, H) N.! 1) Abschiedsgruss vom Feierabend
an; in AAZof. auch als Willkomm (Zof. Kai. 18521.
Erweitert: Guet N. g'eb-i Gott! s. Bd II 511. Guet
X. ne", säge". Subst. Guet nacht m.. der Gutenacht-
grnss Th; Z. ,Hase°-Guetnacht-, Käme einer einsamen
Berghöhe ZsWalchw.; s. Fuchs (Bd 1 657). — 2) meist
in Verbindung mit ja, Formel der Ab-, Zurückweisung
i. S. v.: weit gefehlt! Nichts davon, da wird Nichts
draus! Feuf Franke* meinsch ? JoguetN.! sibe'hät's
g'chost B; Th; Z. ,Ich dachte, nun werde er doch end-
lich das Suchen bleiben lassen — ja, grossen Dank
(jo guet N.J.'- Joh.Mev. 1866. Erweitert: Jo guet N.
um/ hindenabe*! (das Bild von der untergehenden
Sonne?) BsStdt. Ja guet N. am vieri, sechs! ! Tu; Z.
(Jo) guet X.! (und) morn dernöch wider! oder: (jö)
guet X. um! i/iirti Besseri'g! BsStdt. Guet X.. Glaser!
's Gelt li'-'t uf ''cm Simse" GRh. Mit der Neben-
bed. „das Spiel ist verloren, es ist Alles aus": Guet
N. Schnepf (mit den Erweiterungen: i** hä"-de.r 's
I-'uilli g'sc", Giger, mach üf [spiele auf] Z. <•''' gö*
i" 's Tirol LG., und zürnet nünt Th) Gl; Z. Ebenso:
guet N.. h'lsi ! z.B.: me* ha" si'h u*b'suwne* verma-
ledeit licht verschnäpfe* [unwillkürlich ausplaudern]
iiutl denn guet N., Elsi! für d's Wasser und d's Brot
brüchtisi nümme" -.'sorge" (iuPr. (Sehwzd.). — :'>. in
mehr oder weniger festen adv. Verbindungen, a) d' N.,
Nachts BO.; GRPr.; P; W. Ei*s an-em Alpsunntag
si'-si iV X. n [auch] sehn" :' Weg, brachen sie Nachts
sc! auf BGr. — b) .der, einer N.' ,Was im die
gotlich stym geseit hatt der n., do das kind empfangen
ward.' Deutsche Volksb. ,Do er einer n. vor sim
bet knüwet.' ebd. — c) z' .V.. Nachts, allg. ; dagegen
um Tag. under Tage*, u. Tags Wenn-me* :' X. noct
in Spiegel lueget, so siht An der J'üfcl a: KStkigek,
Sprüche. Z' X. schaffe", iron., das Diebshandwerk
betreiben Ap. Anders: .:' N. gö*, die Mädchen Nachts
besuchen. Ebel; Syn. z' Clnlt gan. ,Da ze n. kam und
warb da stnrmptend sy an die stat.' Deutsche \ olksb.
Z X. esse", die letzte Mahlzeit im Tag einnehmen,
allg. Vgl.: ,Dass im seiner das essen ze imbis unib
die ii üiii bereit syg und in dem winter unib die zechni,
und ze somerzit zuo nacht unib die vieri und im
winter um die sechsi.' 1495, G Küchenordn. WoJcei*
Ordni'g ist, isst-me* iwei Mol :' X. (inHe. (Sprw.).
I '":' im cht g' esse*, ohne das Abendessen eingenommen
zu haben Grj Z; s. noch im- (Bd 1 297). (Fun :' X..
zum, als Abendessen, allg. Was häm-mer liiit -' N.?
Mer sind hüt Eine mer am Tisch, der Heiri chunnt
:' X. BsL. .Ein feissten Widder Schlacht, uf dass
wir Etwas haben z' N.' GGotth. 1619. Subst. Z'iuicht
a) in GlIC; GrPt.; GT.; Th m., sonst n., Abendessen,
allg. D's Z'n. uf de" Tisch tue*. Schwzd. Der Z'n.
ist g' macht • ir'> schenken i". E Teurer. Dim. Z'niiciitli.
Ii : muess-i"" hei'", sus chumm-i'" n'ebe'd 's Z'n. Proph.
1855 (GSa.). — ßl in., in der Verbindung: arme' Z'n.,
bemitleidenswerter Mensch, oft mit leisem Anflug von
Ironie, meist gegenüber Kindern gebraucht Aa; Bs :
B; Sch; Th; Z. Du bist en arme'' Z'n.! Fu arme''
Z 'ii . wo die [zur Frau] nimmt! Schwzd. Erweitert:
0 du nriiii" Z'n.. nur 's aW* Tag! Z, wärist auch de"
Tag [geboren] icorde" ! ZStall., chunnst erst am Morge*
'her. Rochh.). Sulger, wer giH-der i' Morge*? Z. -
d) ulicr X.. wie nhd. .Darum, dass sy über n. wüssti.
wo sy herberg hetti.- 1540/73, l'Mi:v., Chr. Über X.
si", bllbe", übernachten; Eine* über X. ha*, Nachts
beherbergen, allg. Subst.: .Sie baten um Übernacht.'
Jaklin 1878. Über N. bete", das Abendgebet ver-
richten Z. .Aber da es mit seinen Geschwisterten
über N. betete.' HPest. 1785. Dem Vieh über X. ge",
von der letzten Ration Heu, die man ihm Abends in
die Futterraufe schiebt Tu; s. noch über (Bd 1 58).
Übertr.. in iron. S. [Der Bauer müsste] si«»' Herd-
Öpfel unterm Hüsdach pflanze* und erst no'* :' A'. der
Stutzer :ur Hand ne* und dem Schelm, nenn er cluim,
über d' X. ge: S Revisionslied. — 1. in Fristbestim-
mungen, cc) all X., alle Nächte A-A; Tu; Z. .Wer vogfc
stür geben soll, der soll si uen uf sant .Martins tag oder
darnach in acht tagen. Wer si dann nit gibt, den
soll man pfenden bi der buoss. das sind dry Schilling
all nacht.' 1423, Aa Weist. — ß) sieben Nächte. .In
den siben nechten.' 1296, Bs Ork.; 1378, G Urk. .Wann
ein urtal geben wirt, und einer demselbigen in siben
nachten nit naebgat . . .' Ap LB. 1409. .Dieselben
schulde in siben nechten ze bezalende.' 1411, Bs Bq.
.Die varenden pfand sol man siben necht im gericht
ligen lassen.- 1472, GBurgau Offn. .Der den schaden
getan hat, sol die pfand in siben nachten lösen.- 1 175,
ZWetz. ,Der abt hat auch das recht, dass er soll
schenken zu den drei hochzeiten, zu wienachten, zu
osteren und zu pfingsten den wein, siben nacht vor-
hin und siben nacht nachhin.' um 1515, ZRheinau:
.Ist erkennt, dass deren jeder siben nacht und so vil
tag für sin buoss im turn ligen solle.- HBüll. 1572.
— f) acht Nächte. Hing. cht (oder gesterj oor acht
Nächte* ZO. Hüt acht Nacht, heute vor acht Tagen
645
N'aclit. necht, nicht, nocht, nuchi
646
Aa. ,l>t'iiii hinachl acht necht mussoten wir all wai aen.1
L552, L Missiv. .Samstag acht Nacht.' Ochs. — 8) neun
Nächte. .Innert acht Tagen and neun Nächten.' 1706,
I. Stadtrecht. — e) vierzehn Nachte. Si ist wider hei"
eho" rnr viereShe" Nächte" ZMettm. ,Inn ernthalb 11
nechten.' 1252, L. .Vierzehen neht.' 1298, Bs Urk.
,1'nde sprichct man in darnach in Jen vierzen nahten
an.' Wack. DK. .Und wartet der frönde us vierzehen
naht.' 1328, Hs l'rk. ,Sü son [das Brot] inrend vier-
zehen nehten ainest usgenonienlich von allen pfistern
schowen.' 1331, Tu Rq. S. noch Bluntschli, EG. I 35.
— 5. in Vergleichen. I.eid, icücst wie d' X. BsStdt;
W. — 6. in Schwüren. ,Dass dich Gotts N. ! ' JMahl.
1620. ~ Zu i vgl. Tac. Germ. 11: .[Germ&ni] nee dierum
numeram, at aos, seil aoetium conrputant' ; ferner Gr. WB.
VII 156.
Andreas-: Nacht des 30. Nov.. in der nament-
lich Eheorakel befragt wurden. .Andere treiben an
Mattbeis- oder A. viel Gaukel- und Aftenspiel mit
Gurtlen, Sehnen. Aschen, Besen, Messeren, Schab-
ziegeren oder grüenen Käsen und anderen Dingen,
hiedureb im Traum zu erfahren oder durch würkliche
Erscheinung zu sehen, was sie für Heurat bekommen.'
Anhokn 1674. Vgl. Andres (Bd i 313/4).
Und e r w ald( n )er- : ausgelassene nächtliche Lust-
barkeit der Unterwaldner. .Bekannt waren auch vor-
mals in den benachbarten Kantonen die U.-Nächte,
um welchem Ausdrucke man die lustigen Abende bei
Nydlen, Kastanien, Lebkuchen, Ofenkrapfen, Wein.
Kirsch wasser, Rosoli, bei Kartenspiel, besonders beim
sog. Kaisern, und bei Tanz bezeichnete, die noch
heutigentags keineswegs ganz abgekommen sind.' Uw
Gem. .Von Lucern giengen wier gan Samen in Under-
walden. kamen zu einem wirt und wirtin, die wurden
bedi so voll, dass sy einander nit tner kanten. Man
gad zu Underwalden oft nit nider, wenn man zum
win kumpt; drum sagt man : wellend wier eine Under-
walder nacht han?' ThPlatteu 1572.
Feil-: Abend, an dem eine öffentliche Verstei-
gerung stattfindet Z.
Fas- BsStdt; Tu. sonst meist -n$cht (-nicht GrA.,
■n.j GaPr.; GoT., -nach Ap), Fachn$s(tj L; 1\ (lt
Stutz), Fachmes AaWoM., Fachmers Aa Wohl.; L — f.:
Fastnacht. 1. Bed. und Wortgebrauch. F. im wei-
tern Sinne bezeichnet die Carnevalszeit vom Drei-
königstag (ö. Jan.) bis zum Dienstag vor Aschermitt-
woch. So werden im Kanton L .Maskenbälle von
Dreikönigen an abgehalten. Bei Staffelbach 1882
(LSursee) findet sich ein .Fassnachtslied' auf Pauli
Bekehr (25. Jan.). In ScnwMa. wird nach Dreikün.
die F. durch eine Katzenmusik angezeigt (in SchwE.
lt Lienert 1891, 230 am Montag vor Aschermittwoch
durch Läuten mit Kuhglocken). Meist aber versteht
man unter F. speciell die festlichen Tage, die dem
Eintritt der Fastenzeit unmittelbar vorausgehen. Als
Kalendertag ist die F. wie allgemein der Dienstag vor
Aschermittwoch. Von einzelnen Fastnachtstagen
kommen für uns in Betracht: a) Montag vor Esto-
niihi: G-üdd-Mäntigs Brüeder ScHwMa., Güggis-M.
AaWoIiI. - b) Dienstag vor Estomihi: alte Märt L
(Feierab. 1843, 110). — c) Donnerstag vor Estomihi:
schmutzige* Donstig Aa; L; Schw; S; Uw; Zg, feisste
U. \\ Lenk, dritte' feisse" D. (im Gegs. zum erste" und
zweite", d. i. dritten und zweiten Donnerstag vor Esto-
mihi) AALauf.. SchüM-D. GR., Bet-D. Schw, .unsin-
niger [>.' XVI., (1 (lt Siml. 1576). — d) Sonntag Estom.
(Quinquagesimae) : Herre"-F. allg.. Pfaffe*-F. '/■ f.
F.-Sunntig. kath. Schweiz, fetter (T), feisste' (/. t)
Sunntig. — e) Montag vor Aschermittwoch: F.-Mam
tig. allg., Güäis-M. Aa; L; Zg, Gh&del-M. Gl; Schw;
Uw; 1'. Gügel-M. Ndw, Güggis-M. AaWoIiI., Spreng-M.
Ze, Zügeli-M. ScnwMa., rhluic Heumüeterli-Tag AaF.
— f) Dienstag vor Aschermittwoch : F.(-Z%stig). allg.,
Hirsch- Zistig. 1719, Bs. Schübli"g-Z. ZO., S., schmutzi-
ger Z. GR., fetter Z. T, jungi F. allg. .Uli' der heilen,
jungen und alten fassnaehte.' 1545, S Wochenbl. —
g) Aschermittwoch (s.d.); dafür: B'schüri-Mittu>uch(e")
oder di b'schüre" M. Gk. — h) Donnerstag nach
Aschermittwoch: schmutzige* D. Aa; Bs; Gl;G;Sch;
S, Schäf-D. Z (lt vMoos Kai. II 67). Chliippere"-B. Ar,
schmutziger Zündel-D. GR.. grosse'' Heumüeterli-Tag
AaWoIiI. — i) Freitag nach Aschermittwoch : Chride"-
Fritig An. Brdm-Fr. GoT., Ziger-Fr. Z, ruessiger Fr.
S, schmutziger Fr. ZZoll., Erl. f — k) Samstag vor
Invocavit: F.-Samstig. ref. Kantt., Chüechli-S. Ap;
ZZoll., Erl. — 1) Sonntag Invocavit: Orli-Sunntig Ap;
G, Föfe'-S. F, (F.-)Funke"-(Sunn-)Tag Ap; GRh.;
T; Tu, Chüechli-(Sunn-)Tag, Chiiechli-F. GT.; Z f,
Ghrapflime-S. Zu. Luggmilch-S. Gr, (Aller-)Manne"-F.
G; Z; auch in der ä. Spr.. Büre"-F. allg., grössi F.
Z f. alti F. allg. .Vor der altun vabstnaebt.' 1299,
Gfd. ,Die alte fasenacht.' 1337, Seg. RG. S. noch alt
(Bd I 203). — m) Montag nach Invoc: F.-Mäntig Bs;
Th; ZO., Hirs-M. AaWoIiI.; BsL.: F; LE.; G; Zg; Z
(im O. Hirsch-), Bögge"-M. Z, Bogge"-Tag ZWetz.,
Bloch- M., Blöchli-Tag Ap. Prügel-M. S; Z, b'schissne*
M. Z. — n) Dienstag nach Invoc. : F-fsJ-Zlstig BsStdt;
Th. — o) Mittwoch nach Invoc: F-s-Mittwoch BsStdt.
— }i) .die dri fasnachten', Herren-, junge und alte F.
.Dass nieinas darüber tanze, dann an offnen hoebziten
und zuo den dryen fasnachten.' Z Mand. 1521. ,Dass
gar niemans uf die dryg fasnachten das küechli rei-
chen soll.' Z Mand. 1529; s. Bd III 139. — RAA.
Das passt z'sämme" ivie Chilbi, Fglisau und F., von
etwas Ungereimtem Z (Dan.). Gho", wenn d' F. für
[vorbei] ist, zu spät BRoggw. Sim Mül e" F. gönne".
gut essen und trinken L. F. ha", sich gütlich tun
LG.; ZKn. ,Bueb, du muesst uns nie wyn bar brin-
gen, wir wend recht hüt die fassnacht han, die fasten
hebt doch fast bald an.' Ruef 1540. ,0 möcbt mil-
der küng werden z' teil, wie wollt ich in bhalten bim
seil und gwaltig mit im fasnaeht hau!' RSchmid 1579.
Wenn en Pfarrer Hössig [Hochzeit] hat, so hat de''
Tüfel F., d. h. am Hochzeitstage des Pfarrers gibts
keine kirchliche Aufsicht, da hat der T. einen Freu-
dentag ScHSt. (Sulger). Eazt häat der Tüfil F.! jetzt
geht Alles drunter und drüber GBern. Ke" F. öni
Narre" LG. Wcidi. e" Cime nie stierig ist, s% wird si's
's Jörs e"möl. und wenn e" rechte Mensch 's ganz Jör
g'schid duet, so macht er a" der F. der Narr AAZein.
Wenn Einen a" der F. ken N. ist, se-n-ist er 's ganz
Jär eine AiKaiserst. 's göt in d' F. oder 's isch F.
als spöttische Entschuldigung für eine Torheit Bs.
Bisch an der F. gibore"? höhnische Frage an Einen,
der närrisch tut oder spricht BsStdt. Ähnlich: ,Ich
war wol zuo fassnacht gmacht [wäre wohl ein Narr],
dass ich sölt arbeiten tag und nacht.' Salat 1537.
Die Reformierten .sind wol in der F. geboren, soll
sie das [die Niederlage am Gubel] nit verdriessen.'
Lied v. d. Schlacht bei Kappel. 's isch nonig F. oder:
647
Nacht, necht, nicht, nocht. nucht
648
me' wurd meint", 's nur F.. wenn Jmd bunt oder
sonst auffällig gekleidet ist Bs; Th; Z. Atti F.:
Hinde* dri- cho" wie di alt(i) F. Bs; B; Sch (auch
ohne oft); S; Tu: Z; s. alt iBd I 204). Ähnlich: (Er
bringt 's e'rugg) mit der alte- F. F; GW. Pers.: ein
alti F., ein Mensch, der immer zu spät kommt ZStli.
■Iiiiini F.: Juniii Fiiclimi rsi\ Wortspiel mit fach-mer's!],
<ilti heb-mer's! was man erhascht hat, soll man fest-
halten L. S. noch Fasten (Bd I 1113). F.-Chüechli
(Bd 111 138 ff.). -- 2. Sitten und Gebräuche.
Schon in alter Zeit gieng der langen Fastenperiode
eine Zeit allgemeiner Ausgelassenheit voraus. ,Die
F. erneuerte sich mit allerlei Mutwillen und Kurz-
weil, mit unziemlicher Weise und Geberde, mit Üppig-
keit und Völlerei, so dass der Bat sich veranlasst
sah zu verkünden: Ir tribend die fröwd gar schalk-
lieh und wuostlich, dass wirdig herren und frowen uff
ir stnben [Gesellschat'tsstuben] nit getanzen mögent.'
Bs XIV. .Bacchanalia, tag, dem prassen, schlemmen,
demmen und voll und trunken werden geordnet, die
fassnacht.' Fris. ,So werdend in disen Tagen allent-
halben fast üppige, hürische Tanz uf hohen Plätzen,
Gassen und in Hausern zu Nacht und Tag angesehen.
Will nicht sagen von unmässigen Gastmälern und
seuwischen Zechen, die sich etwas bis um Mitnacht,
ja gar bis in hellen Morgen hinein erstrecken.' Pre-
digt 1601; s. auch Bd 111 1247. 1333. Vgl. ferner
die drastische Schilderung bei Stockar, Tageb. 164 f.
Spec. a) .Mummenschanz. Im A 11g. lassen sich die
Masken in einfach Vermummte und wirklieh Kostü-
mierte scheiden. Vgl. Hirsutter (Bd I 60ö), Otschi
(Bd I 631), Fuäi 3 (Bd I 683), Hechel-Gaugglen (Bd 11
171), F.-Gäuggel (Bd 11 IT:'.). Hutz-Gür (Bd II 411/2),
Grit Schell (Bd II 824; ferner Zg Kai. 1875; Osen-
brüggen 1881, 407), Hansli und Gretli (ebd.). Rudi
(Bd II 1001), Hegel 6 (Bd II 1081), Jöhe (Bd III 32),
F.-Chlummer (Bd III 6 IT |, -Chlungel, -Ghlungler (Bd III
659), Bfrjögg, Posterli, Bitt;, Ätti-Ruedi. Die Ver-
mummung besteht sehr oft nur aus einem über die
Kleider angezogenen Hemde oder aus einem alten
Weiberrock (Hex Scbw, Fade"-He.v Ar). Die Ge-
sichter sind meist maskiert, seltener geschwärzt (F;
ScHwMa.) oder mit Taschentüchern verhüllt (Ndw).
Vorwiegend sind es Kinder, die in dieser Vermum-
mung auf den Strassen umher laufen, sich mit ein-
ander oder mit Andern balgen oder die Vorübergehen-
den anbetteln. Die sie verfolgende Jugend ruft ihnen
Spottverse nach; s. darüber Hans 3 l> (Bd II 1470).
Narrö, BÖgg, F.-Butz. .Butzengwand in härubdern.
ebhöw, loub und derglich [an der F.] ist verbotten.'
11*7, Z Batsman.; ähnlich Z Mand. 1508. An der F.
werden die Gesichter .verbutzt, die kleider verendert.'
1562. Hagenb. Sigr. .Im findst, dass Gott heiter ver-
botten, dass ein Wyh nit solle Mannswehr tragen und
ein Mann nit solle Wyberkleidung anleggen. Das
ist aber zur Zeit der Fassnacht so gmein, dass des-
selben nun Niemand achtet, dass es ein Sund sein
sollte.' Prediqt 1601. 16:13 klagt der Pfarrer in Ap
Gais über die Vertauschung der Geschlechtertracht.
Ap Jahrb. 1S61. Neben den einfachen Verkleidungen
kommen aber auch in vielen liegenden (so in AaZ.;
BsStdt; L: Schj /.) eigentliche Kostüme und typische
Masken vor. Zu Letztem gehört der Hanswurst, der
meist mit hoher, kegelförmiger i -. Infeien Bd I 327)
oder kapuzenarf iger Mütze angetan und mit Schellen
behangen ist. Zu seiner gewöhnlichen Ausrüstung
gehören Schweinsblase (Aa; Bs; Schw; Zg; ZO., S.)
und Bürste (Schw; ZO., S.). womit er die ihm Be-
gegnenden neckt. In Ap; LG. reitet er auf einem
Scheinpferd; in Ap bettelt er vor den Häusern und sagt
einen Spruch her; s. Tobl. ITT a. In LG. erschienen
ehedem als typische Masken neben dem Hanswurst
der Teufel, der Engel und der Huttenmann. Vor
Zeiten pflegten die Masken sich in die Häuser zu
schleichen und dort Privatrache zu üben. Ein Verbot
erfolgte schon 1401. In ScHwMa., wo Montag und
Donnerstag vor, sowie Montag und Dienstag nach
Estomihi die Hauptmaskentage sind, unterscheidet man
zwischen .(Lauf-) Narren- oder .Butzi- im Lachner-
oder Bläteli-Chleid (s. Bd III 623 f. 1006), .Hexen- in
Altweibertracht, .Heiden- in langen, schwarzen Ge-
wändern, mit berussten Gesichtern und Händen, mit
denen sie Vorübergehende zu schwärzen suchen, und
.Masken' in verschiedenen Kostümen (über den .Cor-
lisan' s. Her Feierabend 1860, 83 a). In BsStdt zeigen
sieh Montag. Dienstag und Mittwoch nach Invocavit
Kinder meist in darstellenden Masken auf den Strassen,
Erwachsene (Männer und Frauen) nur Montag und
Mittwoch Morgens 4—7 Uhr und Nachmittags von
1 Uhr an. Typische Masken sind hier: Büre'-Joggi,
(Blätzli-)Bajass, dummer Peter, Waggis [elsässischer
Bauer], Büchi- Wiber [Waschfrauen], , Debardeurs' ; da-
neben sieht man Soldaten. Nationaltrachten. Phantasie-
kostüme, persiflierende Masken u. A. Die Masken
gehen teils zu Fuss, teils fahren sie gruppenweise auf
Wagen, Sträusschen austeilend oder Bäppli schleu-
dernd. Oft treten sie in bekannte Häuser ein und
intrigieren- oder singen in den Kaffeehäusern eine
satirische .Schnitzelbank' ab. In ZWetz. laufen am
Dienstag nach Estomihi die .Langmanneir und die
.Straumannen' im Dorf umher, erstere in einen langen
Sack gehüllt, dessen oberes Ende sie über einen auf
einer Stange getragenen Korb gespannt haben, letztere
stecken in einem hohen, oben zugespitzten Stabgerüst,
das mit Stroh umwickelt ist. So ziehen sie vor die
Häuser, machen dort ihre Sprünge und werden dafür
bewirtet, S. noch Leih 2 (Bd III 1076), Heu-Müeterli
(Sp. 593/4), Narr, Bajass. — b) alt ist die Sitte, sich
selbst oder Andere mit Russ usw. zu schwärzen. Er-
steres kommt noch heute in F und Schw vor. .[Der
Herzog Sigismund] luff mit den frowen beremet durch
die stat am wuscheltag [Aschermittwoch !].' 1467, Bs
Chr. Namentlich aber war es manchenorts noch in
neuerer Zeit (bes. bei der Jugend) üblich, sich gegen-
seitig mit Kohle, Russ u. A. zu besudeln; so in Ap (am
Freitag vor Invoc. auch mit Kreide, daher Chride"-
Fritig), in BsStdt, wo am Aschermittwoch die Knaben
die Mädchen beschmierten, ferner in G (am Bräm-
Frltig oT., am Aschermittwoch Sev.) und Gr, wo
Vorübergehende mit Asche (in GSa. lt Schweizerbot?
1820 mit Boss, Harz und Kot) beworfen wurden; auch
am ZS. im Anschluss an das F. -Feuer. Auf. des XIX.
giengen in Gr die Schulknaben mit einem fettigen,
geschwärzten Lappen in den Häusern herum und
schwärzten den, der ihren Betteleien kein Gehör
schenkte. Gr Sammler 1809, 139. In Sch berussten im
Will, die am Aschermittwoch herumziehenden Narren
die Vorübergehenden. Schweiz 1860. — c) Umzüge.
In AaZ. fand an der F. der Umzug mit dem Backofen
statl (s. Bd I 112), wobei die den Backofen führenden
649
Nacht, necht, nicht, nocht, nullit
650
•Hegel' von der mitziehenden Jugend mil weissen
Rüben (Bäbe) beworfen wurden, während jene die
Buben wegzufangen und im Ofen zu schwärzen suchten.
In Arll.; G oT. wird Montag nach Invocavit (Bloch-
Mäntig; nach Ar Gem. 112 am Donatustag. 17. Febr.)
das .Blockfest' gefeiert. Ein Baumstamm wird in
feierlichem Zuge, dem ein Mann und eine Krau in
aller Schweizertracht mit Glocken behängen voran
schreiten, auf bekränztem Wagen durchs Dorf ge-
zogen. Auch sammeln junge Leute Sägeblöcke und
führen sie auf Schlitten in die Sägemühle; s. Tobl. 59 a.
Einen nah verwandten Brauch in B s. unter Tannen-
Fiter (Bd I 974). In BsSiss. wurde noch in der zweiten
Hälfte des XIX. nach dem Abbrennen des F.-Feuers
.in Sonntag Invocavit ein Maskenumzug mit Fackeln
gehalten. In BsStdt finden Montag und Mittwoch nach
Invocavit Morgens 4 — 7 Uhr (.Murgenstreich') und
Nachmittags 1 — 7 Uhr von Vereinen oder Quartieren
arrangierte Umzüge durch bestimmte Strassen statt.
Fast alle persiflieren ein politisches Ereigniss. Den
Zug eröffnen .Platzmacher zu Ross oder zu Fuss,
den Kern desselben bilden die Trommler (hie und da
mit Pfeifern). Nicht selten gehören auch zum Zuge
eine grosse, bemalte Transparentlaterne, deren Gestalt
sich meist auf den persiflierten Gegenstand bezieht.
und geschmückte, mit Masken besetzte Wagen. Laut
einem Protokoll des kleinen Rats v. J. 175ti zogen
früher auch die Wappenschildhalter (.Ehrenzeichen')
der Kleinbasler Gesellschaften: der Greif, der Löwe
und der wilde Mann an der F. um. Bis in die erste
Hälfte des XIX. (freilich mit langen Unterbrechungen)
wurde in BsStdt vom Aschermittwoch bis folgenden
Dienstag ein Küferumzug abgehalten. Die Küferge-
sellen zogen festlich geschmückt mit halbkreisför-
migen Reifen versehen durch die Stadt; unter ihnen
der Reifschwinger, der einen Fassreif mit drei darin
stehenden gefüllten Gläsern trug. Vor den Häusern
vornehmer Leute oder der Meister wurde ein Tanz
mit mannigfachen Verschlingungen aufgeführt. Der
Reifschwinger schwang unterdessen seinen Reif in
kunstvoller Weise, ohne die Gläser auszuschütten.
und trank schliesslich auf das Wohl des Gefeierten.
Ein Hanswurst äffte seine Bewegungen nach. Dem
Zug folgte ein Wagen mit drei neuen Fässern; auf
den beiden kleinem sassen Küferknechte, auf dem
grossen ein Bacchus; s. Z Nachr. 1754, 59. Über
einen Umzug der Metzger in BStdt s. die Stelle aus
Ansh. unter p. In GR. zogen ehemals am schmutzigen
Donnerstag die Herren und Bürger mit Mantel und
Degen um; s. HHerzog 1884. In L findet am selben
Tag der .Fritschiumzug' statt (s. Bd I 1342, ferner
Vaterl. 1S94. Nr 20); über den bis 1713 am Gudis-
mantig abgehaltenen Landsknechtenumzug s. Bd III
725; Vaterl. 1894, Nr 21. In ScHwMa. bilden Er-
wachsene und Kinder einen langen Zug (Florz) : voran
die Mitwirkenden beim Fastnachtspiele, dann ver-
schiedene Masken, ferner die drei Marien aus dem
goldenen Haus (s. Sp. 355), die Bergmännli, die Ve-
nediger (s. Bd I 833), der wilde Mann. Schäfer, Sennen,
Jäger. Einsiedler, Jahreszeiten, am Schluss die .Butzi',
.Heiden'. .Hexen' nebst einer Katzenmusik. Feif.käbexu
1860. 83 a. Da und dort geht im Zug eine Ver-
jüngungsmühle für alte Weiber mit (Wiber-Belle").
Schwzd. 35, 87. In THFr. werden am F. -Dienstag Um-
züge humoristisch-satirischen Charakters veranstaltet;
auch hier erschein! die Altweibermühle. Ebenso in
liil.ig. heim Umzug des ,Proppen-Königs' (Bd 111 330),
Über den Umzug des ,Groppen-KBnigs' in TiiGottl. s.
Bd III 329. über das .Narren-Fest' in TüWeinf. Bd I
IIU'. In Uwßuochs bestand die Meitli-MellettP bis
linde der .riOer Jahre. S. noch Girizen-Mox (Sp. 471 1.
In Z(i hielt im XVIII. dei Grosse Rat am schmutzigen
Donnerstag einen feierlichen Aufzug mit nachherigem
Gottesdienst, Festessen, Tanz und Maskenspiele; s. Gfd
14, 120. In ZElgg veranstalten die Knaben (angeb-
lich zur Feier eines im Toggenburger Krieg errun-
genen Sieges) am Aschermittwoch militärische Um-
züge, ebenso Montag, Dienstag und Mittwoch nach
Invocavit im ZO. : die Teilnehmer ziehen in mili-
tärisch organisierten Gruppen von Haus zu Haus; vor
jedem wird getrommelt, die Fahne geschwenkt, übh.
ein kriegerisches Spiel aufgeführt, bis die erwünschte
Gabe gespendet wird; ähnlich ZErl. In ZStdt gehören
F. -Umzüge der Vergangenheit an; an ihre Stelle ist
der Sechseläutenumzug (s. Bd III 1511) getreten. ,Ao
17ii'.i ward das [am Aschermittwoch] übliche Herum-
führen der Bärenhaut oder eines in eine Bärenhaut
eingekleideten Menschen, wie auch die auf der Schmie-
denzunft gewöhnliche Prozession mit dem Rollenkorb,
welche am Hirsmontag vorzugehen pflegte, aus guten
Gründen aberkennt.' vMoos, Kai. 1775. .Dass gar nie-
mans [an der F.] mit trummen und pfvffen umbzüchen
solle.' Z Mand. 1527 (Mscr.). Im J. 1533 wird das Um-
ziehen mit Trottbaum. Pflug und Egge auf den Hirs-
montag verboten. S. noch Chrlden-Gladi (Bd II 604),
Isen-Grind 3 (Bd II 764/5), ferner Baechtold, Lit.-
Gesch. 248 f. — d) seit dem XV. sind die Fast-
nachtspiele bezeugt. Vgl. für die ältere Zeit Baech-
told, Lit.-Gesch. 209 f. 252. 255 f. 258. 332 ff. 464 ff.
u. An mm. 57/66. 151. Noch heute finden allerorten zur
Fastnachtzeit dramatische Aufführungen von Lieb-
habergesellschaften statt, oft unter freiem Himmel,
wobei mit Vorliebe vaterländische Stücke gespielt
werden; vgl. z. B. N. Alpenp. XIII 96 a. In der Regel
fehlt jede satirische Bez. auf Zeit- oder Lokalgeschichte.
Eine Ausnahme bilden die Fastnachtspiele in Scbw;
s. auch Bartli-Spil. In B oAa., E. fanden noch vor
wenigen Dezennien am Hirsmontag Volksschauspiele
(z. B. Teil, Schlacht bei Sempach usw.) auf offener
Strasse statt, wobei die Spielenden auch in benach-
barten Ortschaften auftraten. In G führen ärmere
Kinder an der jungen F. in Wirtshäusern biblische
oder schweizergeschichtliche Scenen auf. G u. Umg.
1859, 174. In LHildisr. wurde im J. 1823 ein Hirs-
montagspiel abgehalten, das die Inquisition verspottete
(Schweizerbote 1823, 69 f.); in SchwE. behandelte das
Fastnachtspiel vom J. 1754 die Frage, ob der jungen
oder der alten F. der Vorrang gebühre. S. noch 31os-
Fart (Bd I 1035); Girizen-Mos (Sp. 471); Schw Gem.
238/9; Schweiz 1860, 83a. — e) Fastnachtslite-
ratur. Sie besteht in Narrenzeitungen, satirischen
Flugblättern udgl. ; für L schon im XVI. bezeugt. In
Bs werden in den Kaffeehäusern .Schnitzelbanken' ab-
gesungen. S. noch greifflen (Bd II 708/9), Hirsmäntig-
Brief, brfkjgen. — f) seit dem XV. sind die gegen-
seitigen Fastnachtsbesuche eidgenössischer Orte
nachzuweisen. Sie fanden entweder auf Einladung
hin oder aus eigenem Antrieb statt. Der besuchende
Teil, der zuweilen kostümiert erscheint (Edlib. 238).
wurde dabei von dem empfangenden auf Staatskosten
051
Nacht, necht, nicht, nocht, nucht
652
reich bewirtet; vgl. vMoos, Kai. 1775. 68; N. Alpen-
post X1I1 95 b; Vaterland 1894, Nr 18; Allg. Schwz.
Ztg 189ti, Nr 47. Auch die Bewohner einzelner Tal-
schaften statteten sich F. -Besuche ab, so 1583, 1599
die F rutiger und Oberfaasler, wobei sie Wettkämpfe
im Schiessen, Springen, Laufen. Steinstossen usw. ver-
anstalteten; vgl. Rochh., Eidg. Liederchron. 406/18.
In Bez. zu dieser Sitte steht das .torechte Leben'
vom Jahr 1477; s. darüber Dierauer, Gesch. d. schwz.
Eidg. 11 268/9. — g) kleinere Gastierungen fanden
ehemals statt im Aa Kloster Muri am schmutzigen
Donnerstag, am Sonntag Estomihi und am Montag
darauf. Am:. 1861, 100. In üwE. wurden im XVIII.
am schmutzigen Donnerstag das Gericht sammt den
Weibeln, am Sonntag Estom. Ammann und Statthalter.
am Montag nach Estom. Klosterschuhmacher und Bar-
bier zu Mittag geladen. Gfd 33. 87. In L werden noch
heute am Sonntag Invoc. die Schnitter, in F am Hirs-
montag die aufs Land gehenden Stadtleute bewirtet.
- h) offizielle Zunftmäh ler, wie sie schon im aus-
gehenden Mittelalter nachweisbar sind, finden sich
noch in Bs (s. Ascher-Mittwuchen-MäK Sp. 1(14), in
Sch und in L (Pritschi-Essen am schmutzigen Donners-
tag; s. Vaterland 1894, Nr 20). In Z wurden ehedem
am Aschermittwoch auf allen Zünften Nachtmahlzeiten
gehalten, auf der Widderzunft auch am darauffolgen-
den Tag. vMoos. Kai. 1775. S. noch Schäf-Donnerstag.
1488 wird in Bs ein Verbot erlassen gegen den Zwang,
am Aschermittwoch in den Zunfthäusern zu zehren.
Ochs. — i) beliebte Festspeisen sind Kuchen, meist
auf Invocavit (in Z XVI. /Will. tw. auch auf Ksto-
mihi) gebacken; s. Örli (Bd I 413). (F.-JChüechli
(Bd 111 138 ff.), F.-Chüssi (Bd III 530), Ghruchtele'
(Bd III 786), (F.-)Chräpfcn (Bd III 843). Ferner Eier,
Butterschnitten. Honig Ap, Reisbrei F; Sch, Schlag-
sahne (s. Lugg-Müch Sp. 202, Nidel-Nacht, Nidleten)
VO; Gk; GRh., oT., Stockfisch, Groppen (s. Groppen-,
Proppen-Chüng Bd III 329 f.), Speck, Wurst L; ZO.
(Dienstag vor Aschermittwoch), Schinken mit dürren
Bohnen ZSth. Früher auch das Fastnachtshuhn (s.
Bd II 1375) als Abgabe und als typisches Essen auf
den Zunftstuben Aa; Bs; Z. — k) über die Verwen-
dung der F.-ChüecMi als Gabe s. Bd III 139/40. Noch
heute wird ziemlich allg. von herumziehenden Mas-
kierten oder Armen um Ghüechli gebettelt, oft auch um
Geld, seltener um andere Dinge, z.B. Wein GWall.f;
S; T. Dabei wird meist ein Spruch hergesagt oder
ein Lied gesungen Ap (Tobl. 177); BsLäuf. (Bus. 1865,
155); GT.j Scb (s. auch Schweiz 1860, 146); S (Hänggi
1893, 112); Z oGlatt (s. HDiener 1863, 368), Stli.. Wl. ;
dafür auch der blosse Ruf: (h)fiseli, ü(te) bat,: bat:
(bätzj! Ii<> bätss! hüte(li) M (TiäJ! Z; s. Bd 1 24;
Bd II 847. S. auch Hutz-Gür (Bd II 411/2), Weibel-
M'ib. Im Tu wurde das Geld in einem Schuh ein-
gesammelt, den man auf eine Stange gesteckt hatte.
Im ZO. geben die Knaben ihren Dank durch Schiessen
kund; die Zahl der Schüsse richtet sich nach der Höhe
der (iahe. In der altern Zeit begegnen mehrfach Ver-
bote der Fastnachtsbettelei. ,[Es wird geboten] sich
des küechlin holens, darumben singens zu enthalten.'
1599, Bs Mand. ,üas unehrbarc Geläuf und Heuschen
an der F. [wird abgeschafft].' 1693, /. I Ges. .Demnach
bei den Umbzügen der Knaben durch das Schiessen
ausser der Ordnung nichts anderes als eine ananstän-
dige und ärgerliche Bättelei getrieben, als solle dieses
Schiessen ausser der Ordnung bei den Umbzügen gänz-
lich underlassen werden,' 1773, Bs Mand. S. noch Xiiii-
Jär (Bd 111 62). Eine Ausartung des Betteins scheint
der Brauch, Esswaren ( Fleisch, Speck. Würste usw.) zu
stehlen; noch jetzt üblich in Ap; Gl; Schw; WLeuk;
ZO., ehedem auch in L (Lüt.. Sag. 566). — 1) zu den
allgemein verbreiteten Fastnachtsbelustigungen gehört
auch der Tanz. Dabei bewirtet manchenorts ent-
gegen der Gewohnheit das Mädchen den Burschen
BsEtt.; GrO.; GRh. In AaB. wird auf einem öffent-
lichen Platze ein grosser 'Tanzboden aufgeschlagen
und das Mädchen vom Burschen nach bestimmtes
Formen eingeladen; s. HHerzog 1884, 230 f. In aScHW
«erden aii Sonntag Invocavit vorschriftsgemäss nur
drei Rästli | Serie von Tänzen] getanzt; das Mädchen
wird hiezu dem Burschen durch den Meitlivogt (s. Bd I
707) geholt. Schindler u. Kvd. Eine bildliche Dar-
stellung aus dem J. 1527 s. Z Anz. 1895, Tat'. XXXVIII.
Über Fastnachtstänze in GrO. und GR. vgl. HHerzog
1884, 228. 232. .Bei uns [sind] aufkommen der schlaffer-,
morisken-, reif-, schwärt- and nasentanz, so zuo lass-
naebt und anderen übel angelegter zeit gebraucht
werden in unchristenlichen mummereien.' Tiekb. 1563,
Von Schwerttänzen zur Fastnachtzeit hören wir seit
dem XVI. auch sonst; s. Baechtold, Lit. -Gesch. 248 f.,
Anm. 64 f. (wo noch Bs 1566. 1567 beizufügen ist).
Ebenso werden Turniere erwähnt. 1376 war Herzog
Leopold .mit vil grafen, herren, rittern und knechten
um haltung einer fassnacht in diese seine pfandschaft
[Klein-Basel] kommen, desshalben viel furnier und
ritterspiel da geübt wurden.' Wurstises. .An der.
vassnacht stach herzog Sigmund von Osterrich mit
Jungherr Walther von Hallwyl uff dem münsterplatz
mit scharpfen glänen und zugen zu der Mucken [hohe
Stube], do ward ein grosser tanz.' 1467, Bs Chr. —
m) noch heute werden wie vor Alters manchenorts
mit Vorliebe an F. Ehen geschlossen. ,l*f die zyte
vor der vasenacht. als man gewonliehen zuo der hei-
ligen e grillet.' 1411, BsLie. Stadtr.; vgl. LTobl., Kl.
Sehr. 152. S. auch Hasel-Nuss. — n) Feuer. Zu
der Bd I 947 gegebenen Darstellung möge hier Fol-
gendes nachgetragen werden. Die Sitte der F. -Feuer ist
bezeugt für Aa (in Zein. am Aschermittwoch; s. auch
Rochh., Arbeitsentw. II 13); Ap; Bs; BSigr. (XVI.),
Roggw. (XVII.); F; Gl; (in; L; G; S; T (an ver-
schiedenen Tagen); Tu; Z (am Montag nach Invocavit
ZS.). das Scheibenwerfen für BsPfeft; BSigr. (XVI.) ;
Gl; Gr; S. . F. -Bühel' hiess eine Anhöhe in ZWied.,
wo das F.-Feuer (zuerst 1516 erwähnt) angezündet
zu werden pflegte; s. Vög.-Nüsch. II 688. Vgl. auch
Mise. Tig. I 14. Der Gebrauch von Fackeln erscheint
BsSiss.t, Stdt (XIV.); Ff: GSeT.; SSchwa.; /. ..Glatt
(s. SDiener 1863, 368), Stdt (XVI.). In ZÖtw. a/Limm.
werden Kienbüschel in ausgehöhlten weissen Rüben
angezündet und diese auf Stangen herumgetragen.
Hie und da gehen dem Anzünden des Feuers religiöse
Gebräuche voraus; es wird gebetet ÄAFri.; SSchwa.;
ehedem auch in Z (Predigten 1601), oder es werden
geistliche Lieder gesungen G (kathol.). In A.vWirtn.
wird die Anzündefackel am obem Ende durchlöchert
und so mit Kienspänen besteckt, dass diese den Namen
.Jesus' bilden. Betr. den im F.-Feuer verbrannten
(oder auch ins Wasser geworfenen) Popanz vgl. ult
(Bd I 204), Chriden-Gladi (Bd II 604/5), Grei 3 l>
(Bd 11 824), II,, 3 (Bd II 1827), Bögg, Bat:. Vers
658
Nacht, Hecht, nicht, nocht, nuchi
.,,!
böte gegen die Feuei begegnen seit dem XV./XVL,
bo in Bs 1 184. 1488; Z L530; BSigr. 1562; AaL. I 64;
I L586. 15S9. — o) Lichterschwemmen; s. Liecht
(Bd III 1051/2). — p) Wassertaufe. Der .Hegel'
in AaZ. pflegt Verfolger, <lie ihm zu arg zusetzen.
mit einer Tracht Schläge oder aher einem nassen
Bade zu bestrafen. HHerzog 1884, 217. In Bs eitert
der Rat MI- gegen ,vil unkristenlicher wisen und
geherden [am Aschermittwoch], andere zuo berämen.
unibziehen. den andern uft'heben, in sin hus stigen
und die lüt uss iren hüsern mit gewalt ze nemmen
und in brunnen ze tragen.' Gebring 1886, 89. 1480
wird in 1! abgestellt .das werfen der jnnkfrowen in
die bäch, der mezger unsinnig umloufen und all tanz
in der ganzen rasten.' Ansh. Vgl. das Ertränken der
F.-Puppe unter n. — q) zumeist am Aschermittwoch,
tw. auch am Dienstag oder Mittwoch nach Invocavit
wird die F. in Gestalt einer Strohpuppe (Bantli AaZ..
Gideon Hose'stOss ApHer.. der lingg Heiland Bd II
1114) begraben AAl.aufenb.. Zein.. Z. (s. HHerzog
1"). 218 f.); ApHer., H.: BsBtt., Stdt (Anf. XIX.); F
1592 verboten); Schw; Th; ZHombr.. Piicht. Das Be-
gräbniss wird durch einen Leichenhitter vorher an-
gesagt AaZ.; ApH. Den daran Teilnehmenden wirft
man in ApH. aus den Fenstern .Leckerli' zu, in BsEtt.
bekommen die Zuschauenden aus einem mitgeführten
Krug zu trinken. Unter Klagegeheul (AAZein. ; Th).
oft auch von ohrenzerreissender Katzenmusik begleitet
(AAZein.: ApH.). bewegt sich der Leichenzug nach
dem Grabe, wo der .Pfarrer- eine karrikierte Leichen-
predigt hält AAZein.. Z.: ApHer. In ZRicht. wird der
Strohmann erst verbrannt und dann seine Asche ,ver-
locht.- — r) Verschiedenes. Im J. 1580 wird in
F verboten ,de baiser le fourneau, de parcourir la
ville avec une charrue le mercredi des cendres, sous
peine d'emprisonnement.' Kienlix 1S32. '282. In Sm
Stdt wird seit 1815 am Aschermittwoch von der Kauf-
leutenstube ein Jugendfest veranstaltet. Härder. Kaufl.
39 f. In Z oGlatt pflegten in der Nacht nach dem
Funkensonntag erwachsene Mädchen auf die Gasse zu
gehen und die Aufmerksamkeit der Bursche auf sich
zu lenken. HDiener 1863, 368. Ähnlich in ZW., wo
in der Fastnachtzeit die Mädchen statt der Bursche
b" Liecht gehen. Nach JCSchäfer 1810, 35 schickte
man sich in Ar an der F. anonym allerlei spasshafte
Dinge mit satirischen Anspielungen zu. Vgl. noch
Kredit (Bd 111 786/7), Chlupper- Dunstig, Prügel-
Mäntig. Über die .Bärenjagd- in B s. Bd III 23; der
selbe Brauch wurde lt Schweizerbote 1809. 75 ff. auch
in U geübt. S. ferner Wild-Mann (Sp. 284). —
3. Aberglauben. In G feiern noch hie und da die
Familien an Aschermittwoch, damit das Korn vor
Brand gesichert bleibe. GLHartmaxn 1817. Was am
schmutzige' Dünstig und «■ der junge' F. (was, bis
d' F. Oberen isch S) (/'schaffet wird, das fresse'd Alles
<l Mus L; S. Kinder, die in der F. geboren sind,
sehen Gespenster B (Eothenbach). An der alten F.
schaut der Gäuer, ob sein Korper im Schatten des
Mondes auch einen Kopf habe; fehlt der Kopf, so
stirbt der Mensch während des Jahres S (Schild).
Zur Fastnachtzeit Hühnern und Tauben zu misten, ist
schädlich 1! (Rothenbach). Weiteres s. N. Alpenp. XIII
95 a. — I. Bauern- und Wetterregeln. Wenn
es ins F. -Feuer schneit, so fällt darnach noch 22mal
Schnee ZOttenb. So mit uehi" dass [am F.-Samstag]
grad gt ten n d' Schiffli bo" Thun ehöme",
der Wald e'tschlage" iseh [ausgeschlagen hat], so wit
soll denn am Maitag Chrül un* Laut si" BBe. Scheint
in der F. die Sonne, -.i geraten gemeiniglich Korn
und Weizen (Kirschen LG.) wohl ZO.; ebenso die
Erbsen. Lindinners Z Kai. 1721. Wenn 's a' de* Ilnre--
F. de" Bettlere' g'rutet [d. h. bekommen sie von dem
infolge günstiger Witterung gut gelaunten Bauern
Etwas], so (f rötet im Summer de" Biire" rf' Em S
(Schild). Wenn in der F. die Sterne hervorleuchten,
so weiden im Sommer die Schnitter rar ZTagelschw.,
so legen die Hühner viel S. So viel Sterne an der
alten F., so viel Schnitter in der Ernte LE. Wenn
an der jungen F. die Frucht aufschlägt, so schlägt
sie das ganze Jahr auf L. .Am Zinstag der rechten
(jungen] F. soll man pflanzen und seyen, so blybts
allzyt grüen.' ZElgg Arzneib.
Mini. Ktstnaht, iyivw iii'iht Unsere ältesten Belege zeigen
nur ausnahmsweise Formen mit I: .vahstnacht.' 1299, Aa
l'rk., ,fastnacht.' 1574. Bs Chr. ; sonst gilt die Form ohne J:
,vasin.' 1283. 1285. 1293, Bs ürk., ,faseu.' 1337, LRq.;
1359, ßr ürk.; 1405, G l'rk.: Ull.BsKq., ,vasn.' 128G.
1298, Bs Urk.: 1456, Ndw Rq. ; 1490, G l'rk.; 1534, Z
Grün., .fasnaeh.' Edlib., ,fassn.' 13S9, Gl; 139S. Th Urk.;
1419, Ap Urk.: seit dem XVI. vorherrschend. Ob Fait-
oder Fas-N. «las Urspr. sei, soll hier nicht ausgemacht wer-
den. Am wahrscheinlichsten ist aus lautlichen und sach-
lichen Gründen noch immer das Erstere: zu dem Schwund
von i bietet Faet-Muet (Sp. 491) ein Analogon; vgl. auch
mhd. prag- neben vrast-munt. — Die oft wiederholten Anstren-
gungen der reformierten Kirche, die F. abzuschaffen, hatten
keinen dauernden Erfolg, wenn es auch gelang, die ärgsten
Auswüchse zu beseitigen. .Dieweil man aus Gotteswort die
fiel .'agigen Fasten abgestellt, so soll man auch künftigs
keine Fassnacht noch Ascher Mittwoch mehr haben, und
weder auf Zünften, Gesellschaften noch Knechtenstuben ko-
chen lassen, noch zehren, auch ganz keine Fassnacht Butzen,
Pfeifen, Trommeln brauchen. Doch falls gute Herren und
Gesellen, ohne der Zünfte Kosten, bei einander essen wollen,
in Zucht und Ehren, das ist Niemanden verboten.' 1546,
Bs Verordn. (Ochs). ,Mattb. VII vom breiten Weg gehet
besser auf die Papisten, als auf die Reformierten, weil nebet
obigem Danzen, Spillen, Fassnachtwesen und vil anders zwar
bei den Papisten, aber nicht bei den Reformierten erlaubt
ist.' Fäsi 1696. Vgl. Ohüch-Wfh. Eine Änderung trat seit
der Reformation auch insofern ein, als die Reformierten ihre
F. -Feier zumeist erst nach dem Aschermittwoch begiengen.
- F. auch Familienn. Z; 1607, Jahn 1857.
fas nachte": die Fastnacht begehen Ndw; „W."
.Ich gebe dir da 5 Dublonen; da könnt ihr einmal f.'
Ndw Kai. 1893. .Jetzt will ich aber singen und will
gän zu verstahn, wie d' Hasler und die Frutiger vor-
mals gfassnachtet han.' 15S3. Fasnachtslied; s. Fas-
yacht 3 f. In der Fastnachtszeit grössere Gesell-
schaften abhalten, wobei Rahm, Schinken, Lebkuchen,
Ofenkrapfen usw. aufgestellt werden Zg.
vor-: an der F. verzehren. .Etwas gelts uf die
zünft und stuben geschenkt für guot jar und ze v.'
1521, Egli. Akt. .Die empter [die Festbesucher von
der Landschaft] kouftend zwei ochsen, brachtends uf
den kindlin tag [nach Luzern] und schanktends minen
herren und darzuo 20 fl. den wibern in der stat zuo v.'
Salat.
fasnächtle": = fasnachte" BsStdt.
Pasnächtier: Jmd, der sich gerne den Fast-
nachtsfreuden hingibt BsStdt.
fasnächtlich. .Fasnächtliches Unwesen und
Missbrüch.- Z Mand. 1650.
655
Nacht, necht, nicht, nocht, nucht
656
Vor- F.: Vergnügungen, iiie dein Eintritt der F.
vorangehen. .In ansehung des leidigen empfangenen
hageis, teuren zyt und fehljahren [werden] alle mum-
mereien oder butzen, ringspringen, vorfassnacht, scheid-
weggen essen, küchli hollen, gutjahr singen [verboten].'
1580, ZWint. Mand. ,üie Herren und Frauen zu Solo-
thurn hielten ein Vorfassnacht.' FHaffnkr 1000. —
Groppe°-F.: Nachfeier der F. mit Musik und Tanz,
wobei Groppen aufgetischt werden TnEnn.; s. X. Z
Ztg 1876, Nr 248. G'lachet und g'jublet und g'jölet,
da'-me" (/'glaubt hett, nier wärind mitten i* der Gr.
ÜNiGELI 1896.
II ■■ i e "- F. A.vEhr.; L, sonst meist Herre"- : Sonn-
tag Estomihi. allg.
Eig. F. der Geistlichen (äere'), deren Fasten schon mit
Montag vor Aschermittwoch beginut; darum in ä. Spr. auch
,Pfaffen-F.' Die Form fferrem-F. beruht auf jüngerer Um-
deutung; s. Pürem-F.
H e r b s t- F. : Herbstkirch weihtage (Mitte September
bis Ende Oktober) VwSee. — Jungfere"-F.: Tag
um die Mittfasten, an dem die Mädchen ihre Bursche,
die sie an der F. zum Tanze aufgeführt hatten, zu
Kaffee und Kuchen einluden und ihnen dabei das üb-
liche Geschenk, eine geblümte Sammetweste, über-
reichten Sf. Vgl. SWochenbl. 180(3, Nr 11 (S. 53/4).
.Versparen bis zur J., wenn der Schnepfenstrich wie-
der anfängt.' Postheirt 1869; wohl in obsc. Sinn. —
Chüechli-F.: Sonntag Invoc. Ostschweiz. S. Fas-
N. 2 i. — Mann(en)-F.: Sonntag Invocavit. .Ent-
zwüschen Sant Martis tag und der man vassnacht.'
1419, Zellw. Urk.
Allermannen-F.: = dem Vor.; ,der sechste Sonn-
tag vor Ostern, der Sonntag nach der Herrenfasnacht.'
vMoos, Kai. ,An S. Mathis abend, was aller man vas-
nacht.' Vad.; dafür: ,der manen fasnacht.' 1490, G Urk.
— So benannt im Gegs. zur Here"-F.
Narre"- F.: letzter Tag der F. Ndw.
Püren-F.: Sonntag Invoc. allg. — Im Gegs. zur
ll,rii"-F. so benannt.
Wiber-F. ,Ain Montag nach dem 1. Sonntag nach
Dreikönigen 1051 [d. h. am 18. Jan.] war der Weiber
Fassnacht und ir Jarzyt.' Obw Volksfr. ,Es soll die
Weiber-Fasnacht bei 10 fl. Buss verboten werden.'
1628, ebd. — Vgl. Wtber-Ftrtig. In Köln wird der Donners-
tag vor Estom. ,W.' genannt.
Winter- F.: die eig. F. im Gegs. zur Herbsl-F.
VwSee. Annemarilis Houchsig [Hochzeit], ico af d' W.
äsg'maclit g'si" isch. Schwzd. (LW.); vgl. Fas-X. 2 m.
Frönfaste°-Nacht: Nacht der Quatemberfasten;
s. Frön-Fastcn (Bd I 1113). In den F. -Nächten fahren
die Hexen durch die Rauchfänge auf den Blocksberg.
ApHeid. Monatsbl. 1838. ,Ich hatte von einem Kapu-
ziner ein Weihbeselchen erhalten, womit ich die Kühe
in jeder Fr. bestreichen musste, damit sie keine rote
Milch gäben.' 1793, Th. In der F. soll man nicht zu
Eilt gehen S.
IsCgrind-: Nacht im Dezember, in welcher der
Ise'-Grind (s. Bd 11 764) umgeht AaF.; ZHaus., Horg.
Hunds-: Nacht, in der zwischen den streitenden
Parteien des Rats von L ein blutiger Strassenkampf
stattgefunden haben soll, wobei 14 — 16 Ratsherren
tot auf dem Platze blieben; vgl. Schweizerbote 1827,
268/9; Feierabend 1870. 6; Licbenau 1881, 188. .Ge-
walt gewinnt Oberhand über Recht; aber ich fürchte,
wenn es so fortgehen muss. es werden zuletzt noch
Hundsnäclite entstehen und die Wut in Blut abge-
kühlt werden.' VMeter 1762.
Das Faktuni selbst ist ebenso unsicher, wie die Deutung
des Namens. Im Schweizerboten wird vermutet, dass das
Ereigniss in die Hundstage gefallen sei. S. auch Liebenau
1881, 189 Anm.
Haus-: Gelage der jungen Bursche, an welchem
ein Haus (s. Haus II 2 c Bd II 1079) verzecht wird
Zü.; vgl. Brüt-N. 2.
Hüsli-. H. ha', den Sylvesterabend im Kreise der
KaHiilie, auch etwa unter Zuzug von Nachbarn und
Freunden durch ein kleines Mahl begehen . wobei
neben Fladen und Birnbrot Nüsse die Hauptrolle
spielen GT. Am Sylvesterabend tranken in Bräggers
Stube zwei junge Bursche und zwei Mädchen bis
Mitternacht unter dem Titel der sog. Heusslinacht.
UBrägger 1787.
Der Name angeblich mit Bez. auf die im Viereck ge-
legten Nüsse (s. IIüs S l Bd II 1704), die bei keiner H.
fehlen dürfen.
Und-: = ehldigi X. (s. Bd III 150) BsL. Wie
mängist isch 's doch bis Chldnacht uf-im Pflanzplätz
'blibe". Breitenst.
Chilt-: Teil der N., den man bei Licht, arbeitend
oder überhaupt wachend zubringt AALeer. ; BHk. ; S;
s. Chilt 2 (Bd III 242). I" de' Ghiltnächte" im Winter
han-ich müesse' Werch reite". Joacii. 1881. Her Bauer
Jost von BBrechershäuserii, der die Begebenheiten des
Bürgerkrieges vom J. 1653 aufzeichnete, erklärt, dass
er Dies ,in langen Kiltnächten und nur der Kurzweil
wegen' getan habe. Jahn 1857, 220.
Chlungeli- Z Mönchalt.. Chlungere*- ZWäd.,
Ohr tingele"- ZHittn., Hörnli, Wetz., Chrungeli- ZKn.,
(>., Rieht.: Nacht vor dem Christabend (23. Dez.) Z
Mönch., Rieht., Wäd., sonst die letzte Nacht vor dem
Sylvester, in der Bursche in abenteuerlicher Ver-
mummung (als Chlungeli usw.; s. Bd III 65S. 833) von
Haus zu Haus ziehn und sich bewirten lassen, auch
wohl allerlei Unfug treiben, die Vorübergehenden be-
lästigen, in die Häuser eindringen und in den .Licht-
stubeten' den Spinnerinnen mit Bällen die Spindeln
abschlagen oder mit russigen Spindeln die Anwesenden
bewerfen. Hie und da bringen auch die Masken selbst
Spinnstöcke mit und verwirren den Spinnenden den
Chüder (s. Bd 111 151) ZO. Eine gereimte Schilderung
der CM. mit Abbildung s. Müllers Jugendschi'. XVI b
(1895) 22.
('hläus(e)li-: der Montag Abend nach St Nikiaus,
wo Vermummungen, Besuche in .Lichtstubeteir. Um-
züge mit lärmenden Instrumenten usw. stattfanden
ZO. S. auch vor-chlausen (Bd 111 097).
Mitt- TnHw. ("*); ZZoll., Mitti- AaF.; I: (*"")! I'
(dagegen z' Mitter-N.); W, sonst Mitter-: Mitternachts
in TnHw. nur von der Himmelsrichtung.
In der ä. Spr. meist ,Mitt-N.'; ,uf, iimb niitto-n.' 1177,
Bs Chr.; l.I.av. 1569 (dafür , um Mittor-N.' 1670); ThPlat«
1572, ,z' Mitter-N.' Com. Bsati.
mitt-nächtig ThHw.j ZZoll.. mitter- ZSth.: nach
Norden gelegen. .Mittnächtische Gestirn.' HsRRebj
mann 1620.
Nidel-N.: Abend, an dem gesellschaftliche Zusam-
menkünfte bei Schlagsahne stattfinden ZG.; s. Nidel .'.
Häggen-nase°-: Abend vor Sylvester, an dem
die Häggen-Xasen (s. d.) umgehen ZHausen a/Alba
Rieht., Wäd. In Hausen laufen auch kleine Knaben
mil Schellen, Peitschen, Schaufeln usw. herum.
65
(facht, necht, nicht, nocht, Dacht1
658
St ü]i f-na si'»-: Abend des letzten Freitags im
ii.lt «-u Jahr, an dem die Stüpfnasm (s. d.) umgehen
/. Bez. All'.. Item.
Bochsel- Aa, Bo.nl- TnWeinf.. Buchsle"- Z8.:
eine oder mehrere Nächte in der Adventszeit GiiNuf.,
Alien. 1 der drei letzten Donnerstage vor Weihnachten
AAKlingn., des letzten Donnerstags vor Weihnachten
InWein!.. zweiter Abend vor Weihnachten und Neu-
jahr 7.S.. Vigilie vor Weihnachten Bs (ä. Zeit). Im
Aa werden rasselnde Gegenstände, wie Salz, Erbsen,
Traubenkerne usw. an die Fenster geworfen und Säcke
mit Glasseherben an die Haustür geschlagen. Früher
war der Unfug noch grösser und allgemeiner. J)ie
B., wo die Schüler und Erwachsenen. Männer und
Frauen mit wildem Geschrei umherstürmten, die Einen
.böckenweise' oder mit .Böckenantlittern', Andere mit
Teufelshüten oder Jölershüten (.gölersweise') angetan,
an die Häuser posselten, ehrbare Leute in denselben
überfielen, allerhand Mutwillen trieben, Fässer und
Karren umwarfen usw.' Bs im XIV. .Es sol ouch nie-
mand [in der B.] dem andern an siner tür klopfen.'
1420, Bs Bufb. .Als denn uf rnorn die bosselnacht
ist, tuent ouch unser herren verbieten, dass niemand
bosseln sol, wand den frömden herren [vom Konzil]
solichs unkunt ist.' 1436, ebd. ; ähnliche Verbote mehr-
fach bis 1592. ,Als dann mengklich hishar vor dem
heiligen hochzyt wiennechten in uebung gewesen, uf
die necht, so man nempt die bochselnacht, nachts umb-
gangen, den lüten gelüt, geklopfet und in die venster
geworfen haben.' 1520, ebd. ,N. ist in fenknus komen,
von wegen er uff ain bochselnacht spat uff der gassen
gangen und ain wöseh im wöschhus abgelassen.' 1553,
Scn Ratsprot. Über die Feier der B. in TiAVeinf. s.
B.-Abend (Bd I 37); Tn Volksz. 1880, Nr 1/3. In Gr;
Z wird an der B. bis tief in die Nacht hinein ge-
arbeitet, worauf man sich bei einem Gläschen Brannt-
wein gütlich tut.
Bis-: Nachmittag ApK.; GF., Ta. (m.); THWeinf.
— Vgl. BU-Äbend (Bd I 38), -Imbiss (Bd I 238), -Mittag.
Poster-. Dazu „poster-nächte" BO.; LE.tt,
-niichtlc „BO.;" GrPi\ ; L.E.: a) Freudenfeuer ver-
anstalten beim Wegzug von einer Alp „BO. ;" GRPr.
„Schon lange vorher sammeln die jungen Älpler Holz,
das sie oft Stunden weit vorn an den Band eines
hohen Felsens tragen, der das ganze unten liegende
Tal beherrscht, richten daselbst einen mächtigen Holz-
stoss auf, zünden denselben bei anbrechender Nacht
an und endlich lassen sie die glühenden Klötze von
der Höhe herunter rollen.'' — b) „sich mit seinen
Nachbarn letzen, eine frohe Nacht in Saus und Braus
mit ihnen durchschwelgen, ehe man vom Berge mit
der Herde ins Tal zurückkehrt, oder ehe man im Tale
eine andere Wohnung bezieht LE." — Vgl. Poataii-Jagd
(Bd III 23), Posterli.
Pfüsi-: stürmische N. SchwE. [Ich] icett, ich war
en armi Sei, tat den ufe" [zu Liebchens Fenster] flügeP;
brüchti da" kein Pf, keini Schiterbige". Lienert 1893.
Brut-: der Abend des Tages, an dem die Ver-
lobung von der Kanzel verkündigt wurde ; er wurde
von den Angehörigen des Brautpaars mit einer Mahl-
zeit im Hause der Braut, von der Knabenschaft des
Dorfes mit einer aus dem .Hausgeld' (s. Bd n 1680)
veranstalteten Lustbarkeit gefeiert Z.
■ Qnatember-: eine N. in den Quatemberwochen;
vgl. Frön fasten- X. .Weil er in der Qu. geboren war.
Schweiz. Idiotikon. IV.
konnte er alle Zwerge, Kobolde, Polter- und Berg-
geister seilen.' Klenhn 1884.
Zue-säg-: Abend, an dem die Zuesäg-Gant statt-
findet '/,: s. zue-sägen. - Vgl. Feil-N.
Scheid-: der letzte Abend, den man am Ende des
Winters in der .Lichtstubeten' verbringt; er wird durch
eine besondere Gasterei gefeiert TnStettf. f - Vgl.
\. li, id- Weggen.
(Boss-)Schel rae"-: N. vom 25./26. Dec. L.
Der Name soll dalier rühren, dass die Leute, welche die
vorhergehende Nacht wegen des Weihnachtsgottesdienstes zum
grossen Teil durchwacht haben, an diesem Abend früh zu
Bette gehen und dabei vor Schläfrigkeit wohl unterlassen,
die (Stall-)Tür zu schliessen, so dass die Diebe leichtes
Spiel haben.
Schleik-: Vorabend des St Nikiaustages ZcÄg.;
s. Chlaus 3 (Bd III 689); Arch. f. Volksk. I 64.
Schmutzli-: = dem Vor. AAZuf.
Spinn-. Die , letzte Sp.' ist der zweitletzte Abend
des Jahres; wer noch Werg an der Kunkel hat, dem
wird es verbrannt ZAffoltern b/H.
D u r c h s p i n n - , in Z Ottenb. Urspinn- : Nacht (spec.
zweitletzte Nacht oder die Nacht des Freitags vor
Weihnachten und Neujahr SchKI. ; ZSth.. W.). während
deren, oft unter allerlei Lustbarkeit, bis zum Tages-
anbruch gesponnen wird SchKI.; ZKn.. 0., Sth., W.
— Vgl. Durch-Sia.
Stüpfele"-, Stüpfer-: letzte Nacht des Jahres,
in welcher der u. andreslen 2 (Bd I 314) erwähnte
Brauch geübt wurde Ocw (Lüt., Sag. 104). Nach einer
weitern Angabe soll in dieser Nacht eine böse Hexe
herumlaufen und die unfolgsamen Kleinen ,stüpfeln.'
ebd. 126.
Sträggele"- AaoF.; L; ZAffoltern a/A., Hed.,
Spräggele'- ZKn., Maschw., Obf., Ottenb.: Nacht im
Advent, und zwar 1. Dec. AaF., Fronfastenmittwoch
LKick., 14 Nächte vor Sylvester ZOttenb., 2 Nächte
vor Weihnachten ZKn., 30. Dec. ZHed.. Maschw., Obf.
Nach älterer Überlieferung geht in dieser Nacht die
Sträggele", ein weiblicher Dämon, um und bestraft
faule Mädchen L. In ZKn. findet ein lärmender Umzug
der Knabenschaft statt; s. Schnabel-Geiss (Bd II 463),
Sträggelen. Man unterscheidet denselben als grössi (alti
ZMaschw., Biffersw.) Spräggele* von der chllne" (jtiiirjr"
ZMaschw., neue" ZBiffersw.), die 8 oder auch 14 Tage
früher von den jungem Knaben veranstaltet wurde.
Tag-und-: Pflanze, deren Blüte oder Frucht
einen grellen Farbenkontrast darstellt. 1. Milchstern,
Orn. umb. Aa; LReid. ; G; ZZoll. — 2. Melisse, Mel.
mel. Dürh. — 3. eine scheckige Varietät der Bohne
ZMönch. S. T.-Bluem, -Bon, Grien-Chrüt (Bd III 894).
T un k e 1- : = tunMi Nacht Z. 's ist T. Bis z' T.
Durcb-: Nacht, die man bei der Arbeit, bes. aber
in fröhlichem Kreise bei Spiel und Tanz durchwacht
G; Z. Dazu dürchnächtle".
T w e r - s. twer.
Wih(e")- Wienacht BsStdt. -nach GlK.. sonst
-necht (in Ar Wenecht), Wie-, Wmächte* Sch; Th;
ZAuss., Sth.: 1. wie nhd. Z' W. S; Ndw. der Wie-
nächte* Tu. Z' W. z' Nacht, in der hl. Nacht S; '/.. Am
W. heiig Tag. L Hausfrd. Am W. heiligen Abe'd GlK.;
S (BWyss). .An dem heiligen abend ze w.' 1459, Z Bq.
,In den dryen hochzyten, nämlich zu w., zu ostern
und zu pfingsten.' 1493, B. RA. .Zu w. in der ernd',
4'_>
659
Nacht, neclit. nicht, nocht, nucht
GfiO
niemals. Mal. S. noch un-werd. Sitten und Ge-
bräuche. W. mit ihren Tannenbäumen und Ge-
schenken, d. h. als eigentliches Familienfest (im Gegs.
zur kirchlichen Feier, die natürlich auch bei uns von
jeher begangen wurde), reicht in unsern Gegenden
kaum übers XIX. zurück; die betr. Gebräuche Helen
entweder auf den Nikiaustag (6. Dez.) oder auf die
Jahreswende; s. Clilaus-Gratzen (Bd II 838), Chlaus 3 e
(Bd III 090), Ghlaus-Baum. Der ühristbaum findet
sich auch heute noch vorwiegend nur in protestan-
tischen Gegenden, wenn er schon (z.B. in L; Schw)
auch in katholische Familien einzudringen beginnt.
In Th; ZO. werden an W. Kirschbaumzweige ins
Wasser gestellt, deren Aufblühen am Neujahr als
Fruehtbarkeitsorakel für das kommende Jahr gedeutet
wird. Im kath. Aa (lt Kochholz); GrPuscIiI. ; LG.; Z
tritt an die Stelle des Kirschbaumzweiges die Jericho-
rose (s. W.-Bluem, -Bös), die man am Weihnachts-
abend in einem mit (Weih-) Wasser gefüllten Gefäss
auf den Tisch stellt. Um diesen versammelt sich die
Familie und das Gesinde zum Gebet, das bis Mitter-
nacht fortgesetzt wird. Öffnet sich die Rose bis zum
folgenden Morgen, so wird das als Zeichen eines ge-
segneten Jahres gedeutet; bleibt sie geschlossen, so
befürchtet man Unglück oder Misswachs. Ineichen.
Über einen Apfelbaum, der der Sage nach in der
Christnacht Blüten und Früchte trug, s. Eochh. 1850
1 81. Wo Weihnachtsgeschenke (s. Stur) eingeführt
sind, werden sie teils schon am heiligen Abend, teils
am Weihnachtstage, teils erst nachher durch den
Chlaus (s. Bd III 688) oder das Christ-, bzw. W-s-
Clünd (Bd III 346/7) gebracht. Dieses zündet die
Lichter am Weihnachtsbaum an Bs; THAffeltr. In L
wurden an VV. Arme mit Geschenken bedacht oder
zum Essen geladen (Der frohe Schüler 1840). auch
die Vögel besonders reichlich gefüttert, ebenso (lt
Volksnovellist II 7) das Vieh. ,Es sol ouch miner
herren keiner dem banvvart järlich geben an dem hei-
ligen abend ze wiennacht 3 ß 4 den. für schwinin
Heisch und vierthalben stouff rotes wines.' 1459, Z Rq.
Als spec. Weihnachtsspeisen werden genannt Bire"-
wegge" oder Hutzelhröt L; Sch, Chüechli (mit Honig)
Ar; BoE. S. noch Chräpfen 2 (Bd III 843); über
Schlemmereien an Weihn. Kessl. I 100. Mehrfach be-
zeugt ist der Brauch des Weihnachtsingens. In L und
UwE. ziehen auf dem Lande die , Weihnachtssänger'
von Haus zu Haus und erhalten Gaben (vgl. Tobl.
Volks]. II 223), ebenso in Zg, wo die Umziehenden
t. die hl. Familie, t. die hl. drei Konige (s. Legören-
Lied Bd III 1095) darstellen. In Z war es noch im
Anfang der Dreissiger Jahre üblich, dass Knaben
(selbst von vermöglichen Eltern) zwischen W. und
Neujahr Abends gruppenweise vor den Häusern san-
gen, wofür man ihnen eine Geldgabe in brennendem
Papier herunterwarf. S. auch Drei-Chüng (Bd III
331 ff.). An Stelle der Sänger tritt in L auch die
Kirchenmusik (vgl. Schwzd. 31, 1 ff.); Manche glau-
ben, es geh immer es guets Jör, wenn d' Chile'musig
-' II'. umsingi. In ApI. wurde 1747 ein Verbot er-
lassen; .An der W. darf Niemand weder spihlen noch
singen, ausgenommen die Wächter.' Ap LB. 1585/1780.
Über weitere Weihnachtsbräuche s. Bs XIV. 71, über
den Umgang des Weihnachtsesels Esel ä (Bd I 515).
(liier Weihnachtsspiele s. Baechtold, Lit.-Gesch. 2ns,
ninin.A 50. Volksglaube, a) W. als , Lostag', insbes.
fürs kommende Jahr. <x) Witterung, Fruchtbarkeit usw.
betr. .Ist 's um W. feucht und nass, so gibt 's leere
Speicher und Fass' LG.; Sch; S. 1'or W. grössi
Wasser, ti<ir'' Sa>it .fohannstag chlltii Brät S (Schild).
Wenn's in der .ganzen' [d. 1). feiertagslosen] Woche
vor W. regnet, so gefrieren die Seen LG. .Ist die
heilige Nacht hell und klar, so gibt 's ein segens-
reiches Jahr.' ebd. .Sind die W. -Feiertage kalt, so
gibt's keinen kalten Winter und baldigen Frühling.'
ebd. Finsteri W., heiteri Schüre" [leere Scheunen] Aa
Äugst. S. auch Österen (Bd I 580). In S; ThHw.; ZO.,
S. stellt man am heiligen Abend aus entzweigeschnit-
tenen Zwiebeln zwölf Schälchen her, füllt sie mit
Salz, legt sie der Reihe nach auf den Tisch und be-
zeichnet sie mit den zwölf Monatsnamen. Am nächsten
.Morgen schliesst man aus der relativen Feuchtigkeit
des Salzes auf die Witterung des betreffenden Monats;
ähnlich Anhorn 1674, 136. An Weihnachtfronfasten
(erster Mittwoch, Freitag und Samstag nach dem
13. Dez.) pflegte ehemals ein Mann Nachts 12 Uhr
sich auf einem Hügel auf den Rücken zu legen, um
die Beschaffenheit des künftigen Jahres zu erforschen
ZS. .Andere pflegen auf die nächsten zwölf Tag noch
W. Achtung zu geben, welche sie Loosstag heissen.'
FWyss 1650. Dabei gelten folgende Beziehungen zwi-
schen Loostag und zukünftigem Jahr: die 6 Stunden
von Christabend 6 Uhr bis Mitternacht werden auf
die ersten 8 Tage des Januar, die 18 Stunden von
Mitternacht bis Abends 0 Uhr des Weihnachtstages
auf die übrigen Tage dieses Monats, die 24 Stunden bis
Abends 6 Uhr des folgenden Tages auf den Februar,
die folgenden 24 Stunden auf den März usf. gedeutet.
Am Weihnachtsvorabend (während des Läutens) oder
Morgens früh werden die Bäume mit einem strohernen
Garbenband umwunden (lt Volksnovellist gedüngt),
was schönes und reichliches Obst bewirkt B; Z. An
Weihnachten soll die Hausfrau vor Tagesanbruch mit
den Hausgeschäften fertig, das Vieh gefüttert sein.
Volksnovellist. Nach anderer Angabe soll man in
den Weihnachtstagen das Vieh beim Betglockenläuten
tränken, indem man es dadurch vor Krankheit schützt;
am Weihnachtsmorgen als Erster bei der Tränke zu
sein, verheisst schönes Vieh und gute Milch (.das
Wasser wird zu Rahm') Z. — ß) menschliches Schicksal
betr. Wer am Weihnachtsmorgen grünes Obst (spec.
Äpfel) isst, bekommt Pusteln oder Geschwüre B; S.
Wer beim Weihnachtseinläuten (am frühen Morgen
des 25. Dez.) ein zu Häupten gelegtes Gesang- oder
Gebetbuch aufschlägt, erkennt aus dem aufgeschla-
genen Liede oder Spruch sein Schicksal im nächsten
Jahre ZO., S. Wenn-me" z' W. z' Nacht zwüsche" 13
und 1 Blei giesst, cha""-men us de" Figilre", ivo 's gibt,
g'seh, v-as-me" dürch 's Jör z' erlebe" het S (Schild).
Bes. beliebt sind Eheorakel. Wenn Eini will u-üsse",
gab si ne" Ma"" überchunnt, seil si z' W. z' Nacht am
Zwölfi rar ne" Schufstall gö", seil a'chlopfe*. l'lagge"
[blocken] d' Schöf, so überchunnt si im nächste" Jör\
6" Ma" S. Zieht in der hl. Nacht ein Mädchen ein]
Scheit aus einem Holzstoss und hat das Scheit Rinds
so bekommt sie einen reichen Mann B (Rothenb.); ist!
das Scheit krumm, so ist es auch der Mann S. Wenn
Mädchen an W. beim Mondschein in den Dorfweiher
blicken, so sehen sie darin ihren Zukünftigen. 1! Hink.
Bott 1821. Am ersten Weihnachtstage wird ein Becken
mit Wasser vor das Fenster gestellt. Aus den Figuren
661
Nacht, aecht, nicht, nocht, nacht
662
welche die Eisdecke bildet, schliessl man auf das Ge-
werbe des zukünftigen Freiers ZSchott. Wenn Eine'
inll wüsse*, was er für e* Frau überchunnt, seil -er
:' W. :' Nacht liim Z'sämme'lüte" zu nun Brunne"
gö" und ab niederem Brunne' drei Schluck Wasser
trinke; de"" g'seht er si' Frau vor der Chilchtür stö"
S (Schild). S. noch Tschuepen-Laden (Bd III 1070);
Schild 1863, 121; Schwzd. 3, 32. — b) Verschiedenes.
Kin Mittel, sich .gefroren' (s. Bd I 1314) zu machen:
,An der h. Wyhenacht umb Mitnacht machen sie aus
Jungfrawpergament vil kleine Zädelein, schreiben in
ein jedes die vier Buchstaben I. N. R. L, überziehen
dieselben mit aus Weizeninel angemachtem Teig, for-
mieren daraus runde Kügelein, legen sie heimlich
under ein Altartuch, lassen zu bestimmten, aber under-
schidlichen Zeiten drei Massen darüber läsen und
verschlucken denn derselbigen eins an einem Morgen-,
und das alles tun sie mit gwüssen Worten und
Zaubergebettlein.' Gwekb 1646. Ähnlich muss das
Spis-Hölzli (s. Sprissen-Solz Bd II 1261) in der
Christnacht geschnitten werden, um wirksam zu sein.
Wenn -inen a* der heilige" Nacht e" schwärzt Chatz,
wo kei's wisses Hörli het, üschochet, iri Chnochen im
Spiegel luegt und de" Chnoche", bi dem-me"-sich im
Spiegel nit g'seht, nöchhe" treit, so cha""-me" sich u"-
sichtber mache" S. Vgl. noch Chunklen (Bd III 365)
und zum ganzen Abschnitt heilig (Bd II 1149). —
2. bildliche Darstellung der Geburt Christi L; GG.;
s. Chripfenl (Bd III 845). Uf-em Chopf e" Chröne",
grad nie die heilige" Dreikönige'' uf-ere" so ne" recht
e" schöne" W. alle [gewöhnlich] abg'mölet sind.
Schwzd. (L).
MIkI. diu tcilie mihi; (ze) wihe(n)nahten, iei(n)nahten. Die
diplith. Form Wie- erklärt sich wohl durch Ausfall des h
aus Wthe(n)-, ähulich wie Biet aus Biliel. Doch vgl. Zss. wie
Wie-Cheeeel ( lid III 517), -Wadel, -Wasser, wo i'e eher auf
Diphthongierung vou i vor h (ch) zu beruhen scheint, wie
in lieckt aus lu-ht, Ticchxel aus Ttchael. Su könnte Wienecht
aus 'ictchnachl entstanden sein. Von ä. Formen seien noch
erwähnt: ,ze winnaht.' 1286, Bs, ,ze wiennacht.' 1292. 1297,
Bs; 1375, B, ,ze wiuuächt.' 1295, Bs, ,ze wienecht.' 1493,
B, ,wieuächt.' 1563, Z, .zu wienacht.' Mal., ,Wiehuacht.'
1639. 1650. 1665, Z, ,die heilige Wyhe-nacht.' HiT:!, Z.
,Vom winechte tag.' 1475, Bs. ,Zuo den wihnachten.' 12'.I7.
Bs, ,nach, Sit, zuo wihen, wichen nachten.' XIV., Z; 1387,
L; 1521, Th, ,vor winnahten.' 1314, Vw, ,vor wienachteu.'
1377, B, ,nach wiennechten.' 1476, Bs, ,auf Weynäcliten.'
1699, Z. Wrmch: (in Verbindung mit der Präp. «f auch
if-Fenecht), Ortsn. Ar. — Über W. als Jahresanfang s. Gro-
tefend, Zeitrechnung2 205 a; ATille. Gesch. d. deutschen W.
B83. Vgl. auch Hagenbach, Weihnachtsgabe 1S45, 53 Ann).
Zu den um die Weihnachtszeit üblichen Volksgebräuchen vgl.
Ir Gräufleten (Bd II 708 f.), Poeterli-Jagd (Bd III 23),
nvni-chlinglen (Bd III 656), ferner mehrere der vorherge-
gangenen Zss. Zu 1 a: .Die alten Christen haben dafür ge-
halten, Gott habe zugleich mit seinem Sohn den Menschen
Joch viel Anderes geschenket, darunter sie auch die Er-
kenntniss des Gewitters [Witterung], der Fruchtbarkeit oder
Unfruchtbarkeit der Erde, des Viehes usw. gezählet haben.'
vMn.is. Kai.
hinacht hingeht Aa; Bs; B; GA., Sa., W.; Schw;
S; Th; Uw; Z, he2n<,cht ZSth., hinicht ZBafz, henifiht
GRtw., hiyrcht ZO., hincht GW., We.; ZWald, hinkt
GnT., henig GitPr. tw., hinet BHk., R., Sa. (-atj; Gr;
Obw; U, hint BSa., hin,, PAL, hin(n)e BHk., Ha., Si.;
FFang; P; W, hienacht KG., hienächt Gl; GrPi\; U
(neben -u.t): Adv., diese Nacht; zumeist von der kom-
menden (= heute Nacht), allg., aber auch von der
soeben erst vergangenen AaF., Kc; Bs; B; GStdt;
Scn; Tu; Z. Vgl. nacht. H. wird 's ehalt ; aber auch:
h. isch-es ehalt g'si". H. han- ich schlicht g'schläfe",
klagt man am folgenden .Morgen. ,\Vir [haben] den
leger uff hinacht in einem dort' l>y Rudere [Boudry]
genommen.' 1476, Bs Chr. .Haben uns liinnacht der
zwölften stund geschriben.' ebd.
Mhd. hfnaht, alid. hianaht. Die Formen mit Diphthong
sind viell. nicht, urspr., sondern analogisch nach hie gebildet.
Iligrrlit ist Kompromissform zwischen hir/cht und hingeht.
Zu he'necht vgl. Che' unter Ohinni (Bd III 120), Seh» II,,,
(Bd II 1509) u. ä.
liinachtig Gr1'i\. hinächtig AaF.; B; Z, hie- L,
hi»,ehtig Th; Z, hinichtig Ndw: auf heut oder gestern
Abend (Nacht) sich beziehend. Syn. hinnig 2 (Bd II
1363). H-i Milch. De" ganz h. Obig L.
nachte": unpers., wie nhd. .Vesperaseit, es
spaatet, es facht an n.' Fris. Wo 's taget, so nachtet 's,
Ausdr. der Sorglosigkeit gegenüber der Zukunft LG.
Vom Abnehmen des Augenlichts: 's nachtet stark bi
mir. Spreng. Bei Vad. einmal seherzh. als Gegs. zu
.tagen' = Verhandlungen pflegen: ,Was unser boten zuo
Wyl tagetend, das nachtetend wir hie zuo S. Gallen.'
über-: 1. intr., wie nhd. allg. — 2. tr., Jmdn
über Nacht beherbergen BsL.; Th; Z. .Jemanden zu
behörbergen und zu ü.' Tu Mand. 1789. — Über-
nächter Aa; Z tw., sonst -nächtler: 1. Übernachten-
der, allg.; spec. von Bettlern und Handwerksbursclien,
denen man ein Nachtquartier gewährt. .Einer der Ü.
legte sich rechts neben den Ofen.' Jaklin 1878. Seit
der Zeit der Helvetik: „Soldat, der nur eine Nacht
durch im Quartier bleibt B; L;" Z. — 2. schleimiges
Residuum im Hals beim Erwachen Z. Syn. Schlurpen.
ane"-: Nacht, dunkel werden GRÜbS.
i"-: 1. unpers.: = dem Vor. Z. Völlig dunkel wer-
den Ndw. — 2. pers., in die Nacht kommen, von der
Nacht überrascht werden „B; L;" Ndw.
ine"-: = ane"-n. AAWohlen.
e°t-: 1. unpers., allmählich Nacht werden „B;
Vw; Zg." — 2. pers. a) = tra-w. 2 B; S; „Vw; Zg."
Wä bist du e'tnachtet? BSi. Am cieri welle" si absolut
fürt, für nit z' e. Hofst. — b) auswärts übernachten B.
er-: = In-n. 2. ,Da ich nach Hause pressierte, um
nicht zu e.' Gotth.
ver-: 1. unpers. = in-n. 1 B. Ich bin grad an-
cho'"e", iva 's cernachtet het BSi. — 2. = in-n. 2. Sich
beeilen, dass-me" nit vernachtet BsL. Ich bin ver-
nachtet W. Auch refl. Ich ha' mirh vernachtet L. Mc"
rernachtet-sich gllrh BsL. Tr. : 's Wetter häd mich cer-
nachtet L. .So die kränch vernachtet werdend, setzend
sy sich in mitten auf einen bühel.' Vogelb. 1557.
b"-: 1. unpers. = in-n. 1 («RPr. — 2. = in-n. 2 bO.;
GlK.; PAL; Ndw. ,Und bynachtend [wir] uff dem
Arlberg.' Sxockar 1519. ,Also einem menschen, der
einkert, wo er benachtet.' 1530, Sir.; dafür: .wo ihn
der Abend überfallet.' 1667. ,Der ist bnachtet, der
ander krank, der dritt gert z' liggen uf eim bank.'
Ruep 1540. ,Utf dem see, als sy bnachtet warend.'
LLav. 1569. .Einer, der über fehl zeucht und be-
nachtet wird, singt etwan.' ebd. 1582. — 3. a) = über-
nachten 1 PPo.; W. ,Soll nicht b. noch weiden unter
Karenbach.' XVIII., PPo. ,Als si daselbs als fründ
bi fründen meinten zu b.' 1475, B Urk. ,Er benachtet
unter heiterem lünimel.' Salat. — b) = über-nachten .'.
Xaclit, n.-cht. nicht, nocht, nucht
664
nur in dem Sprw.: .Benachtei Rat ist der best.'
Sciiwzd. (Scu). Vgl. über-nächtig.
z0-: cenare PA1. Nu* das -wer hain g'znachtttd,
welli-wer-nis gö* legge'. Giord.
zue-:= in-n. 1 Ap; Bs; Gr; L; G; 'J'h: Ndw; /.
Vorwiegend in den Verbindungen : am. bim, um 's '/..,
bei Einbruch der Nacht. ,Uf hüt mentags, als es
zuogenachtet was.' 1531. Strickl.
Nacht er m.: ein Kübel, der. als Ersatz für den
fehlenden Abort, im Hausgang aufgestellt wird (in.
nacht AaF., Ee., Leer.; Ap; BsBubend. ; GLtw.; G;
"In; /. nächti A.vLeer., St.; B; FS.; GrL.; LG.; Sciiw
(».; SB.; TU.; ÜSil., nächti Gr ObS. ; PAL, nächtig 1
Gl tw.; (iitHe.; LSemp.; P; GO.; Scnwtw.; UwE.; U;
Zg. nachte Bs: Adv., gestern Abend, letzte Nacht.
allg. Gegs. hi-nacht. Anneli, wo bisch n. g'si"? Bs.
Mit verdeutlichendem Zusatz: n. s' Äbe*d. allg., n. :'
Nacht Bs; BSi. 's ist schiizlich [sehr] spät erst hem
clw'"e" n. z' Nacht BSi. Gelegentlich (einem hinecht
i. S. v. letzte Nacht gegenübergestellt) auch = vorletzte
Nacht Z. Ich ha" hinecht mir g'schläfe" als n., sagt
eine Kranke.
Mhd. nähte, ruh. Dat. von Nacht (ahd. nahti). Die ein-
silbige Form überwiegt auch in der ä. Lit. ; daneben begegnet
nachte.' rhPlatter 1572; 1585, B; GGotth. lern (neben
,nächt'); ,uächti' (wohl nach Anal, von Adv. wie vori Bd I
1343) erscheint nur einmal bei Myricäus 1630 (,im Wald
hali ich ihn n. gsehn'l. IläutiiriT isl wieder .Duchten* (woraus
unser nachte*; mhd. ruhten, ahd. nahtim, hat. PI.), su 1423,
Bs; Wagner 1579; ARyff; .ueehtin.' 1530, Strickl. Daran
reiht, sich mit epithetischem /.• ,nechti"t.' 1468, Absch. ; in
.iiüchtest' (1528, B Disp.) liegt Analogiebildung nach andern
Zeitadv. gleichen Ausgangs vor.
vor- AaF., Ke.; Ap; BsL. ; GA.; Sch; Th; Z, -nächti
W, -nächtig <ui (Tschump.); GA., G., Rh.: Adv., vor-
gestern Abend, vorletzte Nacht.
vorder-: = ror-n. AiRuedert.
nächtig II: 1. Adj. -Bildung zu nacht AaF., Ke.,
Leer.; Ap; B; Sch; Th; Z. N-i Milch, gestern Abend
gemolkene. De'' n. Schrecke lißt-mer no"* in allne*
Glidere*. .Die sach der nechtigen rumor." 1475, Bs
Chr. ,X-s abents unt hüt.' 1529, Strickl. ,Sie sind
wider zusammenkommen, sich zu vergleichen, wie die
n-e Urtel ins Werk zu setzen.' FWvss 1650. .Den
gestrigen Tag und die nächtige Nachtwachten.' .TJUlr.
1733/4. — 2. ,neehtige albellin'. = Nacht-Fisch (Bd 1
1102). L304, ä. LRatsb. Syn. Nöchtling.
über-: 1. was eine Nacht über dauert, worüber
eine Nacht vergangen ist. a) von Speisen B. ,Ü., de
hesterna nocte asservatum.' Id. B. ,Hesternus panis,
ü-s brot, ein tag darvor gebachen.' Fris. .Nichts Ü-es
behalten', keine Vorräte (für den folgenden Tag) sam-
meln, nicht für den folgenden Tag sorgen. ,Bei diser
Gelegenheit will ich den Zweifel erörtern, ob nämlich
die Capuziner nichts Ü-es behalten; da berichte ich
einfältig, dass in der Schweizer Provinz, welche auch
die feisste Provinz genennet wird, solches ganz und
gar nicht mehr üblich, dann in derselbigen, absonder-
lich in den Weinländern, sind vil Keller voll Fässer
mit Wein, die Speisskanmier voll dürrer Fischen,
Fleisch und Speck, ganze Ki^h-n und Fässer voll
allerhand Gemäss [usw.].' ClScbob. 1699. Vgl. SBrant.
Narrensch. I.XX 6. — b) ü-i ßidarike* B. Ü-e* Eöi ist
guet Scu; vgl. benachten 3 b. ,u-er ra1 war golds wert'
1525, Absch. ,Ü-er Verdank [Bedenkzeit].' 1632, ebd.
— 2. was nur eine Nacht dauert, über Nacht ver-
gehen kann, vergänglich, hinfällig Aa ; Ap; BsL.; B;
GF.; Scn; Nnw; Z. Mer wand 's lieber schriftü* ma-
che*, vier sind (halt) it. ZDättl., S. 's iseh besser, i'h stell
e* (Schuld-) Schin üs, nie* cha** it. werte*, über Nacht
sterben BsL. Ich wett nit :' lang warte* mit mau Te-
stament, vo* wege* du bist efangen ü. B. Here*diensi isl
ü., unzuverlässig Scu; Aal 1549; FWvss 1650; Denzl.
lb'77; 1716. ,\Vier sind ü. und erkennend nit, dass
unsere tag sind wie der schat uf erden.' Ansh. ,[Gott
ist] nit wie wir ü., regiert in d' ewigkeit.' Gletting.
,Dass du des künftigen Tags nit gesicheret, sonder u.
seiest.- JRHoffmstr 1645. .Breve vitae spatium, unser
Leben ist kurz, wir sind ü." Denzl. 1677; 1716.
.Schönheit ist ü. und wie das Aprellen Wetter.- .TJUlr.
1727. — 3. wie nhd., vom Aussehen, Empfinden Aa;
Bs; B; G; S; Th; Z. Du g'siehsch e'möl ü. dri"! —
's isch-mer au'h ü. z' Muet Bs-^t lt.
.durch-: pernpz, durch die ganz nacht wärende.'
Fris.
über-nächtlich: = it. -nächtig 2 BE.
Nächtling in.: = Nacht-Fisch (Bd I 1102). RCys.
durch-nechtig: Adj., vollkommen, gediegen. ,Ir
heiliger wandel und d. leben.' Auf. XV., G Udschr.
,Sine sünd mit beschwerd der gewüssne d-lich er-
zellen.' HBcll. 1557. — Mhd. durnehtec.
nüeclltele" II: eine unangenehme Leere (Nüchtern-
heit) im .Magen empfinden Arl., M. Dazu das Adj.
niiechtelig.
Wohl eig. Identisch mit nüechtelen 1 (Sp. 71), aber an
nüechter angelehnt und darnach in der Bed. modificiert. S. auch
nüechtt rinn.
nüechter: 1. wie nhd. nüchtern. Verst. katze*-n.
BsStdt. stei*stocl;-n. UwE.. troche*-n. U. A'se n., im
Zustande der Nüchternheit; vgl. also 2 c :' (Bd 1 200).
Öppis z' n. (BSi.). :' nit echtere" (Gr), z' niechterif* (W),
für n. (LG.). für-r-n. (BsL.; Gl; Z), für de* n. (GG.) ne*.
Etw. vor dem eig. Frühstück geniessen. Daraus subst.
Fürfi unechter (Ver- und Vornüechter ApH., I.) „m.", n.,
das Erste, was man Morgens nach dem Aufstehen ge-
niesst Ap; Gl. „Das F. essen Gl", z' F. ne"; vgl.
.' Nwni, ' Nacht, t? Imbiss ne*. Sprichwörtlich: En
n-c Ma** hat koa* Glück GBh. Aberglaube: Wer
um Marge* n. g'nüsst [niest], dem chunnt was e* oer-
drüsst Sch. Wänn-me" zum erste" Mal im Jör de*
Gnggu g'hort und wänn-me* n. ist, se hitngcrct-mc" 's
ganz Jör ZF. -- 2. früh am Morgen. Es ist wol ».,
es ist allzufrüh am Tage AxLeer. .Der jung schwalm
schreiet seer nüechter und bei der nacht.- Yogelu. 1557,
— 3. es ist-mer n. (dass ><'• die Sach due* mächt), es fällt
mir nicht ein AiuFri.; Bs (Ochs). — I. nichtssagend;
langweilig BG. — 5. mager, von Speisen. E" n-i Suppe*
GT. (Dan.). — 6. geizig UwE. — Mhd. nüehter(n).
raorge"-: Morgens in nüchternem Zustande Z.
Er hat m. Ziger g'esse*. — Wühl aus am Worgt*
[Morgens] «.
Nüechter in.: 1. (leibliche) Nüchternheit GrD.
De* N. breche*, einen Morgentrunk nehmen. S. auch
nüechter 1. — 2. „Schmarotzer L." — Zu 2 vgl. .Hunger*
leider.'
Lang-: 1. Geizhals Ap; Sch;Z. So en o'schübere'
L. muess-der nöd dri* schwätze*, venu 's redli** gb%
soll. AHalder. Ch. LT. ,Ein I... ein Profitier.' Sch
l'ilg. .Der L. Hesse sich für einen Kreuzer alle Zähne
665
Nach! 11 licht . Nachz — nucliz. \ad — nud
666
ausreissoii.' ebd. — '_'. ein Siebenschläfer ÄABremg. —
:'.. langweiliger Mensch AiWohl. — 4. magerer, hoch
aufgeschossener .Mensch AaF., Ee.; ScHStdt; Z (Spillm.).
Nomine*-: wer nicht mehr nüchtern ist, Betrun-
kener. Trunkenbold Sch (Pilger 1896, 07).
nüeehtere": 1. frühmorgens Btw. zu sieh nehmen
linl'r. — 2. „schmarotzen, hungrig tun L."
e°t-: abs. u. refl. 1. = unechteren 1 VO; Grj PPo.j
W. Z' e. ne; dass. Gr; TJ; W. Subst. *' £. n., der
erste Imbiss PPo.; W. Morgant 1530 übersetzt mit
.sieh e.' das frz. desjeuner. Tr.: .Herr, als wir in deinem
Namen unser Netz ausgeworfen, etwas zu fahen, da-
mit wir E. L. an disem Fasttag e. möchten.' FWvss
1672. — 2. e'tniechtered si", satt sein BHa.
er-: 1. a) intr., hungrig und dadurch erschöpft
werden B (Gotth.). — b) tr., hungrig, erschöpft ma-
chen „B; L." Auch übertr. : .Alle waren auf einmal
so geldnötig, so ganz ernüchtert.' Gotth. .Eisten und
Kasten ernüchtert, dass der guten Mutter das Herz
blutete.' ebd. — 2. = ent-n. 1 LG. Subst. Ernüechtere"
n., das erste Frühstück Gr ObS.
üs-: 1. tr., aushungern Gl; GaChur; L. .Mit aus-
genücbtertem Magen.' Mev. 1604. — 2. intr., vom
Rausche wieder völlig nüchtern werden »Vw; Zg.
Der Vollzapf hat ausgenüchtert." — Us-nüech-
teri"g f.: Ernüchterung UrPi\
Nüeehtere" f.: Flurname Aa; B. Wortspielend:
ich bi" uf der X. (dcheime"), auf dem Trockenen (mit
dem Gelde) B. — Wohl zu Oeeht (s. Bd I Sl), aber mit
sekundärer Anlehnung au unsere Sippe.
Nüechteri f.: nüchterner Zustand des Magens Bs.
nüechterle": nach einem leeren Magen riechen
GrCIiui'. — S. Anm. zu nüechtelen.
n üech te rling(en): Adv.. in nüchternem Zu-
stand. .Honig n. genossen.' Tiere. 1563. ,N. 6 lot
einnemmen.' JJNüsch. 1608. .Rettich n. gessen be-
wart für Gift.' ZZoll. Arzneib. 1710.
G -nüerliti f.: Fülle. .Wie sy aber aus gcnüechte
und volle des lands muotwillig wurdend.' Z Bib. 1531.
Scheint eiue Contamination aus den syno. inbd. genuhi
und genüege.
ge-nüechtig. .Dieweil Gott dem Abrahamen ver-
heisst sein geschlächt ze vilen und ze meeren und im
ein g., guot land einzegeben.' Z Bib. 1531.
Gc-niieclizeli n.: weinerliches Kind S.
Nad, ned, nid, »od, nud.
„nadem nadum: Flickwörtchen, am Ende, halt
usw. BO."
nädisch BE., G.. M., Schw.. U.; F; „W", „nadest",
maischt BE., Id. B, O., Schw., Si., näisch BG.. uns,-!,
BG., Schw., nascht BG., Hk.. Schw., Si., naschte" BK.,
oSi., »arisch BSchw. (ä); F (ä), närischt FHolzschrot,
S., nagisch F (Eichh.): Adv. der Bekräftigung i. S. v.
fürwahr, traun; denn doch, .equidem, alias' (Id. B);
es gibt der Rede subjektive Färbung und ist eine Art
Schiboleth der B Mundart. Vgl. {In (Bd I 836) als
Adv., wo den angeführten Synn. Doch für-sich, nüsti,
notti beizufügen wären. Es ist «. gr&selieh, es ist
doch schrecklich! Das ist n. afc" böss Wetter! Mc-
ini" de" n. «o°* luege", nah das de" Weg gäm sali.
La"- nir'1' ii. [doch einmal] ruöhig! .Nein n., s.ivli
schlecht sind wir doch nicht.' Gotth. Ne nädisch,
egctlicker Massen rät. Wohltat. Jüngl. 1780 (B). oft
in Sätzen mit neg. 8.: Es i&t-mer n. nid Er'st g'si;
es war mir denn doch nicht Ernst BSchw.; FS. Aber
a'lrrii «■"' b'schueleti sl" s' n. nit g'sin — nin er g'wüss!
Schwzd. (BLenk). E" söttige" Burscht brückt <U"n n.
aii emene* Chorrichter ga" Schlämperli'ge" a'z'henke",
bim Tilder! ScHwzn. (BM.). Ieh ha" gegugget, cb v'1
n. [doch] H"s Stüeli g'sehji FS. Wess naisch nid,
aber me" cha"" ja probiere". Sonntagsp. 1869 (BG.).
,I)as brauche dann n. kein so grosses Haus.' Gotth.
Ga" der Ofe'wüsch [Aschenbrödel] si", so ~» wunder-
lige" Lütlene", selb de"" n. noch nit, für selb hiu-rh
de"" n. noch listig g'nue». ebd. In Verbindung mit
doch: Du bisch n. doch de"" ne" guetc, dass de Dem
Das nid nä'Hreisch BU. Ir ertriblet mich doch n.
och, ihr quält mich doch auch, sagt die Mutter zu
den sie beunruhigenden Kindern BSi. ,So Hudelleute
seien sie doch n. nicht.' Gotth. ,Das hätte doch n.
kei" Gatti°g.' ebd. Vgl. noch meinen 1 a 2 (Sp. 310),
Mör (8p. 377).
Ob dir Stichform richtig augesetzt ist, lässt sich bei
dem etym. ganz undurchsichtigen W. nicht entscheiden.
Jedenfalls lassen sich aus Kiulisch die übrigen Formen cdine
Schwierigkeit herleiten; zum Wechsel von inl. d mit r vgl.
.'. B. Färli (Bd I '.»'Jl). Nur einmal bezeugt ist nadig: Me"
nmes* d' Chind it. vergumpe* lu". Nationalkai. 1884. Zur
Bed. vgl. ja |Bd III 1).
Nadle-, bzw. -ö!-, -ö'- (in GrAv., Eh.; GSa. Nätle")
f. — PI. unver. — Dim. Nädeli: 1. Nähnadel. Böndli
wie Nödeli, ganz junge Böhnchen, bald nach dem Ver-
blühen Z. D' Böndli sind no'h icie Nadle*. MUsteri.
E" chllni N. chann e" Schinder erhalle" L. Wie uf
N. stö" (G oT.), st'tee" (Th; Z), si" (BsStdt), in grösster
Verlegenheit, Ungeduld; vgl. Glufe" (Bd II 608). Of
d' Nödle" setze", in die Enge treiben Ap. S. noch
Frau 2 (Bd 1 1243). Gimpesbe" ond 'bröte" Nödle"
ond 'dege" Bockfüess, Scherzantwort auf die neugierige
Frage: Was händ-mer z' Imbiss? Sprww. 1869 (Ap);
vgl. Frag 1 (Bd I 1289), Ghrebs-Chutilen (Bd III 575).
Volksglaube: Wenn-me" bim Näje* vo"-me" neue"
Häss vel Nudle" brecht, so werd-me" dren e" Brüd
Ap. Jmd eine Nadel schenken heisst die Freundschaft
.verstecheir (wenn die N. dann verloren geht) Z. N:
fädme" als Spiel s. fädemen (Bd I 675). .Gaukelei ist
gemein bei demjenigen Gesind, welches mit dem Gaukel-
sack, Taschenspiel, Kunzengejägd, Reifspringen, im
Ring laufend Nadlen fädmen, Stirnstossen im Land
herumb auf die Messen, Jahrmärkten und Kirchweihen
ziehet, den wundergernen, fürwitzigen Leuten das
Gelt abzuzwacken.' Anhorn 1674. — 2. (Dim., in BBr.
Xailu ganz kleines, erst kürzlich dem Ei entschlüpftes
Fischchen BBr.; Z, spec. die Vorstufe zu Hürling II 1
(s. Bd II 1585) ZS. — 3. längliches Holzstück, a) an
der Kelter, a) dünnes Rundholz, welches, durch das
hintere Ende des .Trottbaunies' gehend, diesen zwi-
schen den beiden .Hinterstüden' in der Lage erhält Z rS.
— ß) zwei hölzerne Stangen, welche durch die drei
Balken des .Krebses' unter dem .Trottbette' durch-
gehen, um diese in der Lage zu erhalten ZWäd.
667
N'ail. ned, nid. nod, und
668
,Nadlen und rigelholz z' fücron von Schwabending.'
IM 1. Hotz, Urk. ,32 ß zwei zimmermannen die nadlen
z' machen.' ebd. ,7 ß eini kneclit, im wald nadlen und
rigel z' howen.' ebd. ,6 ß kosten 2 pfd schnier, band
die zimberlüt brucht. als sy die nadlen und spülen
[an der Trotte] wider ing'schlagen band.' 1558, ZGrün.
Amtsrechn. — b) an einem Schiffe, die über die
Bretter des Bodens eines Lastschiffes gelegten und
dieselben zusammenhaltenden Querlatten VwSee; ZS.
Vgl. Gürben 1 (Bd II 415). ,Es sond 9 nadlen darinn
[in den ,ledinawen'] sin und sol die fünft in der mitte
ligen. Item der boden soll ouch eben ligen, dass
I nadeln im ebenen boden ligen.' 1409, L Ratsverordn.
S. noch Joch 3 a a (Bd III 7). — 4. Name einer
Pelsenbank am T schingelgletscher BO. ,Das Finster-
aarborn erscheint als der spitzeste Gipfel der Berner
Hochalpen und biess desshalb ehedem der Nadelberg
oder die Nadel (schon bei Schöpf 1577).' Jahn 1857.
Zu der Form Natle' vgl. Weitling neben Weidling. Die
Dim.-Form Nädi (PI. -eni) mit Schwund des l wie Gägi von
Gaglen, Chrugi von Ohrugten.
Fass-Nädlen: etwa fingerlanges Holzblättehen,
auf welches der Geschirrfaden (Bd I 675) gespult
wird Z. — Gufe"-Nödeli: = Nadlen 2 Zg.
Här-Nädle": wie nhd. allg. Der silberne Pfeil,
den die ledigen Mädchen durch das Haar stecken
(MaitH-H.J, auch das zweiteilige Blech oder Schild
der verheirateten Frauen (Wiher-H.) Uw. S. noch
Hüben (Bd II 950). ,Die gewöhnliche Haarnadel, die
übrigens den Namen Nadel nicht verdient, denn sie
ist eine etwa 2" breite und 3" lange, in der Mitte
ausgeschweifte Silberplatte und nimmt gegen beide
Enden hin eine breitere, ovale Blattform an, darf
keiner Frau fehlen und ziert an Werktagen wie am
Sonntag die Haare.' Ar Geschichten 63. — Röse"-H.:
degenförmige Haarnadel, die am breitern Teile auf
einer Goldplatte eine silberne Rosette trägt. Sie darf
von keiner Frau, auch von keiner Gefallenen, sondern
nur von Jungfrauen getragen werden und heisst darum
auch scherzh. .Keuschheitswächter' Ap. — Tüfels-H.:
Wasserjungfer, Libellula AaF., Ke.; „L." Syn. T.-
Grössmueter 3 (Sp. 592).
St. schreibt „Harrnadel", was auf eine Kürzung des Vue.
im ersten Comp. -Glied ähnlich wie in Hitr-Schnuer u. a. deutet.
Hos- Nadle»: Stricknadel P (Schott). — Chris-
B; Gi.; GrD.; GT.; Th; Z, Chris- B; G, Chrds- GStdt,
Chräss- GWe.: meist PI., Nadeln von Nadelhölzern,
bes. Tannen. ,Mit Staatsgeldern umgehen, als ob alle
Tannen im Kanton Bern statt Krisnadeln Dublonen
trügen.' Gotth. ,Das Grissnadeln-Schaben und Gmies-
sen in Tannwäldern ist bei 5 fl. Busse verboten.' 1710,
U Holzordn. ,Die Streue, die sie [im Engadin] dem
Viech linderstreuen, bestehet gemeinlich in Griss-
nadlen, die sie aus den Tann- und Leichwäldern nem-
inem' Sererh. 1712. ,l)as den Waldungen höchst
schädliche Krissnadlensamraeln ist gänzlich verboten.'
1824, Obw Rq. — Lüeder- Schwj Uw; Z. Bueder- L,
Rüeder- Z : = Lüedcr-Gluf (Bd II 608). Vgl. biederen 2
(Bd 111 1105). — Lismer- B; GSa.; ScH; Sriiw; Tu;
Uw; Zg; Z. Lisme- Aa;G; ZFehr.: Stricknadel. ,Das
llausbrünnchen hatte in trocknen Jahren einen Wasser-
strahl kaum wie eine L.' Gotth. .Bacillus. Lissmer-
nadel.' Denzl. 1677; 1716. — Bris-: Schnürnadel,
grosse (messingene) Nadel, mittelst deren Schnür-
leibchen, Schuhe eingeschnürt werden Aa; B. Vgl.
Glimpf 3 (Bd II 626). -- B§r-: = Lüeder-N. Tu;
ZWint. .Die Flinten, Bandeliere mitsammt dem Kapsel-
täschli und der R. dran.' TiiErm. — Ross-:= Tüfels-
Eärnädlen AALengn. Syn. Boss-Chopf 2 b (Bd III 415).
- l"-sehnüer-: = Bris-N. Bs. — Ver-stech-:
Stopfnadel Bs. — Stick-: lange, mit einem Hefte ver-
sehene Xadel. die in einer eigenen Auskerbung des
Fingerhutes läuft und mit der man erhabene Figuren
auf ein Gewebe näht (.stickt') Ap (Tobl.). — Tufcls-:
= T.-Hürnndlen Aa; „B;" L; S; Z (HSehinz 1842).
Syn. Augen-Schiesser. Umme*schüsse* wie nen T. Rochii.
Ihr Hin- und Herschiessen stellte man sieh als ein
Nähen vor L. Sie näht schwatzhaften Kindern das
Maul zu. Rochh. — Wier- „Weier-: = dem Vor."
— Wulle"-: Stopfnadel B; Tu; Z.
nadle" GrD., nadele" W, nadle", nedle" GRGlar.,
Luz., Pani, Schud.. Val.: = fädelen 1 (Bd I 675).
in-nldlen GRNuf, -nedle" GüTschiertsch., -no'dle"
GkHc.: einfädeln.
nadele": 1. beim Stricken die Nadeln, die man
vollstrickt, zählen, z.B. wenn zwei Mädchen im
Stricken mit einander wetteifern ZUbw. — 2. über-
trieben sparsam, karg sein BO. — 3. sehr unschlüssig
sein BBe. — 4. „unpers., mit Acc. P.. prickeln wie
ein Nädelchen, sehr gelüsten. Es hat mich genadelt,
z. B. vor Kauflust, oder wenn man Stichelreden aus-
halten muss, die man nicht erwidern kann BO."
Nadli"g, bzw. -ö~-, -ö'- Aa; Ap (auch -li); Gl.;
GrD., Pr.; Sch (-mg); S; Th; Z, Nätli'g BsStdt; B;
Gi.Schwand. ; ScHHa. (-big); Sciiw; Uw; W (Nätji'g),
Nctli'g ÄASt. ; BsL.; GSa., Näli'g GuHe. — m.: so
viel Faden, als man auf einmal in die Nadel nimmt,
eingefädeltes Stück Zwirn, allg. Füli Ndjerc" neme'd
lang N. ,Als endlich die Bettmacherin den Knopf an
den letzten Nähtlig machte.' Gotth. Doch will -der
noch g 'schwind 's End vo" der G' Schicht cerzelle": am-
ene" Netli'g Fade" isch der Chnopf z' usserist immer
d' Hauptsach. BWyss 1863. .Nimm ein nadlen, daran
ein nädling fäden sy.' XVI., Schw Arzneib. Früher und
auch jetzt noch werden N. gewonnen durch Entzwei-
sehneiden von Garnsträhnen, so dass der N. die Länge
eines Haspelumgangs hat. Daher j\r. als Bezeichnung
eines ungefähren Masses. En N. spinne" Obw. Säg,
um wie ril X. het-dieh 's Lencli möge" [beim Wett-
spinnen]? S (Schild).
Betr. t für d vor / vgl. die Anm. zu Nadlen; zum Sehn und
des -/ (in Xali"y) trritdjlirh, wenn nicht eller Abi. von nä(j)en
anzunehmen ist.
Fül-Nfijere"- Sch, Fül-Närin- ZHinw.: zu langer
N., womit sieh nur langsam arbeiten lässt.
Side"-: aus Seide gezwirnter N. Z. Früher von
den Hausfrauen selber auf dem Spulrade gezwirnt:
Mer händ morn d'Selmider; ir'' miits" lue1' [noch] S.
umritt" ZZoll. Vgl. Nädling-Siden.
nadi'ingge: ungefähr, vor Zahlww. TuBcil. f.
Aus nfl"* litt,,'.,", nach Bedünken, wie es (mir) scheint?
iiaiidere": 1. schlummern, nicht recht schlafen
SchwE. Syn. milderen 1 c (Sp. 88), nauweren. -
2. beim Erwachen sich strecken und dehnen Gi-Näf.
Syn. ranggen. - Nbf. von manderen |s. Sp. s:;.|
Nauders, nur in der RA. s' N. gu", Si" (s. Aialrrs
Bd I Ol) BE., M.
Xld in.: 1. Neid. Name eines Teufels. 1510. I.:
s. GU (Bd II 506). — •>. Groll AALeer. (En) N. uf
669
Nad, ned, nid. nod, nud
670
Eine" ha", ihn hassen. ,Und lagend [die beiden Par-
teien] einandren stäts im liar und battend grüssen d.
zu beden .-.yten zesammen.' Edlib. Oft gepaart mit
Boss; s. fründen (Bd 1 1806); ergrifen (Bd II 715).
".. Empfindlichkeit, Reizbarkeit, Ungeduld BR. Es
ehömen dem China ic: g'rad die ersten Zänä u"' da
isch in-em X. irihi", es ist fast nüd mer bie-n-im z' s%n.
— Mini. nU(-den) bes. in Bed. •_'.
nidele" B. nidle" I AAFri.: reizbar, ungeduldig
sein (von kleinen Kindern) AAFri.; B; auch keifen.
hadern ÄAFri. — Null im.: mürrischer, misslauniger
Mensch AAZein.
bi-nide" — Ptc. bi-nhlc" selten st. bi-nidet: be-
neiden Z.
nidig: 1. neidisch Aa; L; Z. Ich bin-der's nid n.,
beneide dich nicht darum L. Das'-ne* [ihnen] nid
schlecht g'gangen isch, hed-mer a" Dem chönne" ahne",
das'-ne" d' Litt iri Sach n. g'si" sind. Schwzd. (L).
Sonst: n. si" uf Eine" Tu; Z. — 2. begierig, erpicht Z.
Er ist n. uf 's Fleisch bim Esse". — 3. gehässig, voll
Groll. ,Nacb vil nydigen, ungestalten worten.' Zwingli.
.Wenn wir das [unsere Nichtigkeit] etwan bass be-
däclitind. wurdend wir nit so neidig und hässig sein.'
LLav. 1582. S. hässig (Bd II 1Ö72). — 4. ungeduldig,
ärgerlich, ungehalten, übellaunig AARued., Zein.; Bs;
B (auch g'n.); „L; Z." Syn. hässig. 's Warte" het-en
sehe' a'fangef m :' mache". Schwzd. (Bs). I"* wirde*
a'n. über das Meitschi, es langweilt, verdriesst mich
B (K W.Müller 1850). Was machsch wider fir e" u.
G'sicht? Bän-er wider d' Bilanz, fälen-ich wider zwei
Santim? Bs. Eim es schröckeli'* n-s G'sicht ane"
mache" AARued.
fueter-: 1. von Vieh, das sich das Futter in der
Krippe oder in der Raufe zu entreissen sucht Z. —
2. von Menschen, brotneidisch Bs; ThHw.
fress-: = dem Vor. 1 AAFri.
Nidikus m. : neidischer Mensch S (Hofst). Syn.
Nidi-Butz.
nid: 1. Präp. mit Dat., unter(halb); Gegs. ob (Bd I
48). Erhalten in nid-si'* (s. d.) und in Ortsnn.: ,Nid-
walden' = Unterwaiden .nid dem (Kern-) Wald' ; vgl.
,unser länder ob dem kemwald und darnid.' 1366, Uw
Urk. .Xid-Au, -Egg. -Fluh' B, .Nidfnrn' Gl; Zg, ,Nid-
berg' G. ,Nidstalden' Gl. Das Kirchspiel Schwyz
zerfiel einst in ,den Nidwässer-' und ,den Obwässer-
Viertel.' , Heinrieh nid wege von Geschinen.' 1346, W.
,Den schachen zuo altenmatt n. der stockern weg.'
1484, Scinv LB. — 2. Adv. .Dieselben Schiffleut von
Laufenberg mögen Isen, Tugen, Bäum und anders.
das von den vier Wassern [Rhein, Aare, Limmat,
Reuss] nit [herunter] dar kommen ist, zu uns her gen
Basel füeren.' 1438, Fischerordn.
MIiJ. nide. You einem Orten. ,Nitfurt' abgeleitet ist der
Familienn. ,Nitfurter.' XV., Z.
nide": Adv.. unten AALeer. (selten); Bs; B; GA.,
Kels, T.; S. Syn. unden (Bd I 323). Im Tal n. Aa
Leer.; im Dorf, Cheller n. BE.; SBalsth. Z' Bern n.,
sagt der BOberländer; z' Soloturn n. Schild. Z un-
gerist n., teufer nützt Nut. Gotth. Bas n., weiter
unten: .Heitere Augen, blondes Haar, bas n. eine
schöne Nase und darunter weisse Zähne.' ebd. .Man-
cher weiss nicht, was er lieber wollte, seinen Gring
[Kopf] oder was bas n. ist', von einem eingebildeten
Dummkopf, ebd. ,Die Freude brodelte und rumpelte
in seinem lleiv.cn noch viel ärger als bas n. eine La-
xieri"g zu brodeln und zu rumpeln pflegt.' ebd. In
Verbindung mit andern Ortsadv.: da »., da unten Gl;
(t.\.;Xdw. Bort ii. Bs; D: S; Nnw (dl ii n.J. D'Siinnc"
will denk dort n. go" schlafe" Bs(WSenn). Dff'i drüber
». BBe. ,Ze dien ziten, so der Win beginnet linden,
so sol man oben und n. den weg [durch die Reben]
verslan, unz man den win abnimet.' 1295, Z Urk.
,Der bongarten, der n. dran stosset.' XIV.. L Urk.
S. noch Chunst 3 b (Bd III 368). Seltener zur Be-
zeichnung der Richtung, hin-, herunter B; GA.; Syn.
ab-hin (Bd III 1319). Gang an Se n.l B. Es macht
öbe* n., es regnet BG.
über-, über- : = über-unden (Bd I 324) B. .Einer
ist über ein Stägen ab z' Tod gfallen. Von dem sagt
Einer: der Tod ist ihm also uferlegt gsyn. Dem
antwort ein Anderer: der Tod ist ihm nit uferlegt,
sonder abhin glegtgsyn; überoben hat er nach glebt,
erst ü. ist er gstorben.' Schimppr. 1652.
hie-: = hie-imden (Bd I 324) BHa.
da- dr BHa.; GA., Sa., Wildh.; S; Ndw. di- BBr.:
drunten. Syn. da-unden (Bd I 324). Im Dorf d. Er
ist ganz d., ökonomisch heruntergekommen GA. S. auch
Fauz (Bd I 1147). .Hat uf dein gwelb anfachen ruinp-
len, das man es daniden hören niocht.' LLav. 1569.
Als Familienn.: .Bertschi Daniden.' 1435, Zg Bürgerb ;
vgl. .Dahinden' (Bd II 1412).
nidene" nidna: unten BSi. ,Die hüser ligent
nidnan an Johans huse von Hunwil.- 1337, LStdt Urk.
.In den hölzern ob Manegg der bürg nidnan und obnan
allenthalben.' 1375. Z Urk. .Der acher, der nidnen
daran stosset' um 1380, Aa Weist. ,Und noment sj
[die h. Elisabeth von Ungern] getursteklich by den
armen und nidnen by den fuessen.' G Hdschr. , Hagen-
bach, der do n. [in den Niederlanden] nit anders ge-
nennt werd denn Hackenmack.' 1475. Bs Chr. Als
Familienn.: , Ulrich da nidenan.' 1294, ZBül. — MM.
nidenan. Vgl. die Aum. zu ohenen (Bd I 51).
nider: 1. Adv. Üf und n. s. Bd I 119. Als Flur-
name: ,Ein Jucherten, auf und n. genannt.' 1653, Aa
Wett. Klosterarch. Dasselbe wohl entstellt: Büffe-
nider, Name eines wellenförmigen Ackers ZTurb.
Sonst meist nur noch in trennbarer Zss. mit Verben,
doch seltener als die syn. ab-hin, umlerf-hin). N. gä"
s. Bd II 32. Oft mit Weglassung des Verbums, bes.
nach modalen Hilfsverben. Iez sött-ich n. Gotth. Am
Abe"1 niit n. und am Marge" nüt üf, ist aller füle"
Lide" Bruch B. Früe üf, Guld drüf — zitig n.,
g'sundi Glider. B Hist. Kai. 1875. S. noch früe (Bd I
1293). ,Gienge der man ab, sol die frouw erben das
bettgewand, daran sy zesamen n. solten.' 1427, Scinv
Pf äff. Offn. ,Das sy [die Eheleute] mit ein andren n.
wölkend.' ScHwMa. LR. Ich denke" grad da, ich mecht
e'kei" Ma""; de"" denk-i'h grad wider, meg nid elei" n.
Balz 1781. N.-haben (Bd II 916); -g'hlje". nieder-
fallen Aa; Ar; BSi.; -chon (Bd III 281); -lassen (Bd III
1411). N.-bete", beten beim Schlafengehen L. Se
beti'd z'erst n. und denki'd a" Gott; wer iceis', öb-er
morn wider lebig üf-stöd. Hafl. 1813. X?. si", zu Bette
sein B. ,Wenn der Krämer schon n. war.' Gotth.
Auch : untergegangen sein (von der Sonne). Morgant
1530. X. denke", ans Schlafengehen denken L. X.-
sivge", s. singen. .XT. schaffen-, ins Bett befördern:
.Würt. schafft die Gast n.' Kunkelst. 1655. .Die bäum,
071
Nad, ned, niil. ood, nud
C72
so das wasser n. knmmen sind.' 1 544/7:1. UMet. Chr.
.Zu n. [tief] schiessen ich dort oben.' JHGrob 1603.
,Den Sprung n. bis zum Kaufhaus ziehen.' Grasser
1625. Sup. mit .zu', zu unterst. ,De area ze nidrost'
neben ,de bono ze obrost.' XIV., L Propsteirod. , Bur-
chart ze nidrost und Walther ze obrost.' 1336, 1 »
Kerns; vgl. das jetzige Ndw Geschlecht Znidrist neben
dem Aa Geschl. Zobrist. .Zue niderst.' Fischb. 1563.
— 2. Präp. mit Dat. .Mit den erbaren lüten ob und
n. dem see.' 1437, Z Instrukt. In Plurnn. ,Nider-
hofen', unterhalb der Höfe gelegene Wiesen ZZoll.
— 3. Adj., wie nhd. (die adj. Weiterbildung .niedrig'
ist der Volksspr. fremd), a) in Bez. auf Lage. Syn.
under; Gegs. ober. Häufig in Ortsnn., z. B. ,Nider-
Bipp' neben ,Ober-B.' B, ,Nider-Glatt' neben ,Ober-Gl.'
Z, ,N. -Baden', Baden im Aargau B, ,N.-' und , Ober-
Dorf', Stadtteile von Zürich (auf dem Lande gilt dafür
jetzt gewöhnlich .Under-' und .Ober-Dorf). ,Gant in
der n-n Wirtschaft in Beinwyl' S. .Der untere oder
niedere Frittenbachgraben.' Jahn 1857. Die ,nidere'
Brücke in ZStdt (.an nidrun brugge.' 1272, Urk.,
.ze Xidebrugge.' 1281/7). seit dem XVI. ,undere' Br. ;
vgl. Vög.-Nüsch. I 168. Das .nidere hüttli' in ZStdt
= die untere Fischhütte. XIV., Gerichtsordn. Das ,n-e
Amt' heissen 1302 Gaster und Wesen neben Glarus.
dem .obern A.'; vgl. das S .Nideramt.' Der ,nidre'
und der ,obre' Hirt. 1375, B Stdt (wohl von der Lage
ihrer Wohnungen oder des Quartiers, das sie be-
sorgen). .Nidere Orte' = Städte am Rhein unterhalb
Basel. 1502, Absch. ; sie bildeten die sog. , niedere Ver-
einigung', die mit den Eidgenossen zusammen Karl
den Kühnen bekriegte. — b) im Gegs. zu hoch 1 a
(Bd II 972). allg. 's Nider, in Badanstalten die Ab-
teilung mit niedrigem Wasserstand Z; Gegs. 's Tüf.
.Laufen (als man spricht) wo am nidersten ist der
zun', eine schwierige Sache an ihrer leichtesten Stelle
angreifen. Salat 1537. .An wölehem ort der zun ist
n., da stigt man drüber hin und wider.' HvEüte 1540.
,Die tyrannen steigend anfangs die n-en zeun, sy
trachtend, wie sy schlechter leuten hab und guet mit
recht und unrecht in ir band bringen mögind.' LLav.
1582. .Wenn es arm tropfen sind [die sich verfehlen],
wurdind sy villicht gestraft werden, dann man sagt:
n-e zeun sind guet zu steigen.' ebd. Vgl. die eben-
falls sprichw. RA.: ,Man bstygt den boum am nid-
resten.' 1555, Sch Schreiben. — c) in Bez. auf den
Rang; s. hoch (Bd II 975). — d) in Bez. auf Töne,
tief, leise; vgl. hoch (Bd II 976). ,So der ton ze vil n.
und schwach oder ze vil hoch und stark ist.' Zwingli.
,Der bass, die aller niderist stimm, die man haben
mag. Bemisse loquutus, mit n-er stimm und sittlich.
Submissa oratione, linss und n. reden.' Fris. ; Mal.
,Ein trurig kläglich n. gsang.' 1597, L Ostersp. .Kin
trurige, klägliche music von nidern Instrumenten.'
ebd. .Der Redner muss seine Stimme niemals bis auf
die höchsten Töne erheben, noch auch bis auf die
niedersten erniedern.' HKeller 1729. ,So schwach und
nieder zu reden, dass man ihn hören können.' ebd.
Mlid. nider, Ailv. und Adj. In Ap hintut nach Tobler
d:is Adj. nider, das Adv. neder. Soweit verbale Zss. mit
nider and o5e" nebeneinander vorkommen, bezeichne! «. zu-
meist Isn in Aa; A|>l nur eine Veränderung der vertikalen
Lage «Mier Ausdehnung ohne Veränderung des Standortes, die
bei ab* n wesentlich ist; vgl. Ap neder-gön, zurückgehen (von
einer Geschwulst), ale'-gö", untergehen (von der Sonne).
für-nider: weiter abwärts. , Under Schwanden
herab und f.' 1560, Äe. Tschodi. Vgl. für-abhin
(Bd II 1322).
berg-: bergab. .Schlösser undergraben, feilen,
abhinstürzen, ins tal werfen, b. richten, subruere
arcem.' Mal.
durch-: abwärts, hinab; vgl. durch-ab (Bd I 32).
Der-dür-n. gä*, ins Tal gehen UwE. Die March geht
,von dem letsten stein da d. bis in die kännel.' 1482,
Obw. .Man fand sin huot in den fischerfachen, aber
sin lib fand man nit und meint man, er wäre d. ver-
runnen.' 1534, Äg.Tschddi. ,Wie ein pursman, der
ein alten boum stücken oder erhauwen will, an den
oberisten esten im tolder anfallet und in d. schneitlet,
biss dass er den stammen uss der würzen hinweg
niinmet.- RGüaltb. 1584. .Den Rynstrom d. in Bra-
bant.' JMal. 1593. .Das Rüsstal d.' RCvs. .Dem Rhyn
nach d. uf die vier Mil Wegs wyt.' Rüeger 1600. .Sie
sollen verbunden sein, solchen [Bach] d. auf S. ,\1.
Abent järlich aufzutun.' 1044, LXebik.
nidere": 1. intr., niedrig(er) werden, abnehmen
Ap (z.B. von Geschwulsten); Z. — 2. tr., niedrig(er)
machen, erniedrigen. ,Die Tiere stehen im Mist, «el-
cher seit 1 1 Tagen nicht geniedert worden.' Stutz.
,Item messer oder swert züchen, spiess oder ander
warfen, es sye waz es will, nidret [senkt] oder ufhebt
ze slahen.' 1427, Foffa. ,Lueg, dass du alle stolze
niderist.' 1560, Hiob. Ren., sich erniedrigen, demü-
tigen. XVI.
Nideri f.: 1. Abstr. zu nider; tiefe Lage, Nie-
derung Ap; SchSL ; Th; Z. J" der N. unne*, im Tal
unten SchSI .Dieser Erdbidem ist auf der Höbe mehr
als in der Niedere gespürt worden.' 1755, Z. Auch
Name einer Gegend in ApTrog. ; vgl. den Ap Ge-
schlechtsn. .Niderer.' — 2. in mor. S. ,Vor der zer-
brechung gat erhöhung und vor der er nidere.' 1548,
Sprüche; dafür 1560: ,demut.'
Nidel AaF., Ke.. L.. St.: oBs; Ciul'r.; L; 1'; »iSa.,
T.. W.; Seil; SCBW; SB.; Z. Idei ScHJ ZXeer.. Bafz,
W. — m., in GrPi-.; L auch 1'., Nidh" AaLcci. ; B
(imSi. auch Nidelm.); F; Gl; Gr; L; PAL; Sj I'w;
U; W; ZLunii. — f.: 1. Fettdecke, vorzugsweise auf
ung'esottcner Milch, Sahne, Rahm. aaOO. Syn. Raum.
Die Cime giH vi! (wenig) N., d. h. ihre Milch bildet
viel (wenig) Rahm; vgl. Güdel (Bd II 125). E" fganei)
Nidle", aller Rahm von einer Mutte" (Sp. 577); e*
halbi N., die Hälfte davon Ndw. Es Flömli N., ein
Anflug von Rahm ZZoll.; Gegs. en Beh. Der zum
Buttern bestimmte XT. wird jeden Morgen und Abend
von den Milchbecken .abgenommen' (gewöhnlich durch
Abblasen) und in dem Nidelhafen (Bd II 1015) ge-
sammelt Z. Anders bei den Sennen; vgl. Nidel-Gön
(Bd II 332). Man unterscheidet süesse" und süre'
[sauer gewordenen] N. Jungt Ni<llen, dünne Rahm«
decke auf der Oberfläche der Milch GrD. ; .junger
Nidel, Rahm, der nach 24 Stunden abgenommen wird'
Gl (Steinm. 1802). ,l)ie zweite [d.h. am Morgen ge-
molkene] Milch wird, nachdem sie gewogen ist. gleich
ins Kessi gegossen, die Abendmilch wird bis auf 'lie
Nidle. welche man zum Vorbrachanken braucht, dazu
gegossen, wenn man ganz fett käsen will.' Gotth.
, Statt so viel Kleider wollte sie lieber eine frisch*
melchige Kuh mitnehmen von wegen der N.' ebd.
Der Älti sil! aem Müeti säge", es seil si's Chübeh
.;;:;
Nad, ned, nid, nod. nud
i;;i
besser t'i-iic s)isrh tiicni-em d' Nidle' sü/re" S (Schild).
,Die guteGrossnmttcr wird mich wahrscheinlich schon
von Anfang an mit lauter N. getränkt und diese mein
Magen nicht vertragen haben.' (Sotth. ,Üer Küher,
der das ganze Jahr hindurch einer Haushaltung die
Milch gegen Baar liefert, verehrt am Neujahr seinen
Kunden einen Topf voll guter Nidle.' Alpenh. 1869.
.Welchem die nydel nit anken geben weit.' 1500, L
Hexenprozess. ,N. oder gestanden milchroum.' JRcef
1554. .Der Kam. Neidel, Saane, Schment (Saan, Rom),
cremor. Üos lactis.' Bed. 1662. ,Cremor, Milchrahm.
Nudel.' Denzl. 1677. .Nidel, Milchraum.' ebd. 1716.
,Der N. oder Raum, so oben auf schwimmet und die
Materi abgibt zum Butter.' JJScheuchz. 1707. Vgl.
Vili (Bd I 778). ,Unsern Niedeln, unserro Anken, un-
sern Käsen ist keine Waare dieses Namens auf dem
Erdboden vorzuziehen.' Sintem. 1759. .Nur klare Milch
[zum Kaffee] macht gar zu öde um das Herz. Frische
Niedeln müssen bei dem Kaffee sein und gebähete
Schnitten von neugebackenem Milchbrote oder er
führet nicht' ebd. ,Ist es so weit gekommen, dass
eine mittelmässige Dienstmagd bei Dingung des Lohns
sich den Katfee mit Nydlen über den Lohn ausdingt.'
AHüpfn. 1787/9. Bildl. Ei"m i' Nidel i"e" länge",
zu nahe treten, widersprechen AaWoIiI. Me" darf dem
Her [Pfarrer] nid i" N. i'e" länge". De" N. obenab
(d'rab S) ne", das Beste vorweg nehmen B; S; W; Z.
Wenn die Bezahlungen erfolgen werden, soll den
evangelischen Städten das Beste und der , Nidel' davon
vor andern gegeben werden. 1630, Absch. ,Du hast
den Neidel, Rahm, das Best für dich behalten.' Mey.,
Hort. 1692. ,Der Geizige schenkt dem Golde das
Edelste und so zu reden den Neidel seiner Liebe.'
JJUlr. 1727. .Dem Schöpfer die abgenommene Milch
vorstellen, nachdem die Welt und der Teufel den
Neidel oben abgefressen.' ebd. 1733. .Diejenigen, die
von ihrer zarten Jugend an Jesu den N. ihrer Liebe,
den Blust ihres Alters, den edelsten Teil ihres Lebens
geschenket.' ebd. — 2. (g'schivungner N. B; GüPr. ;
GW.; Z, g'stössni N. B, 'bläeti, 'bldetc N. L; Schw; Uw;
W : ZU., üf'bläsni N. BBe., Hribeni N. GiiVal.) Schlag-
sahne, oft mit Zusatz von geröstetem Hafermehl, Bro-
samen genossen ZU., ein beliebter Leckerbissen. Vgl.
Lugg-Milch (Sp. 202); früsen (Bd 1 1331). N. schwinge'
mit dem B'ese" B; ZZoll. (Volksl.). ,Ich wollte [an
• •steril] die Küchli zweimal backen und Nidle" stosse",
aber es musste nicht sein.' Gotth. Der Portner wott-
mer Nidle" bläje", N. bläje", neupache's Bröd dri"
drdje", dri" dräje"! Parodie des Kloster-Mettegesanges
L. Schlagsahne bildet in den Alpengegenden, zumal
bei geselligen Zusammenkünften, z. B. (Liecht-JStu-
beten, das Haupttraktament. Daher: en N. ha", eine
derartige Lustbarkeit abhalten ZU. ,An Anken, Nidlen,
Nascheid, Ziger war kein Mangel an der Alpenkilbi
auf dem Gipfel der Berra.' Kuenlin 1834. Als Fest-
speise erscheint sie bei den Lustbarbeiten an Sylvester
und Neujahr L; ZG., bes. aber an der Fastnacht (s.
Fas-Nacht 2 i) Gl; L; GT. Hiebei wird nach altem
Brauch am Schluss des Gelages der letzte (nach einigen
Angaben in GT., W. der erste) Löffel voll Bahra an
die Zimmerdecke geworfen, wo er hängen bleibt und
der Fleck noch lange sichtbar ist. Als Ausartung
dieser Sitte ist zu betrachten, wenn der Rest des Ge-
richtes in mutwilliger Weise durch gegenseitiges Be-
werfen ins Gesicht usw. vergeudet wird Gl; GT.;
Schweiz. Idiotikon IV
ZO., Wiid. Berg. In Gl wird zuweilen absichtlich ein
Löffel zu wenig auf den Tisch gebracht und wer dann
ohne Löffel bleibt (meist ein Unkundiger), mit N. be-
worfen. In VU; ZO. ist es Sitte, um den aufgetischten
>V. zu spielen. Darauf beziehen sich folgende Be-
stimmungen : ,Das nieman spilen soll türer dann um
ein nidlen oder um nuss und um thein ander ding
noch gelt.' 1518/44, Schw LB. ,Diser artikel ist ge-
endert, das man mög spilen um ein n. oder 5 Schilling.'
ebd. — 3. übertr., leichte Decke, Schicht auf andern
Gegenständen, bes. Flüssigkeiten. Schimmeldecke auf
dem Wein Z (Dim.), auf Sauerkraut ZNer. Häutchen
auf dem Wasser eines Mineralbades (z. B. am Morgen,
nachdem am Abend vorher das Bassin gefüllt wurde)
AaB. ; Z. Am Weihnachtsmorgen beeilte sich jeder
Bauer, sein Vieh vor den Andern zum Brunnen zu
führen, weil dann auf der Oberfläche des Wassers ein
dünner N. (es Flomli N.J liegt, was auf die Güte der
Milch im künftigen Jahr Einfluss haben soll ZZoll.f
Zarte Schicht über dem Wasser, wenn es gefrieren
will Z. Es giH blös es Nideli Emd d'ruf-ue" [auf
die Heustöcke]. Z Volksbl. vom Bachtel 1863. — 4. in
Ortsn. .In der Nidlen', Hof in BSumisw. ,Nidel-loch'
1) Hof in BErisw. 2) Höhle mit Stalaktiten am Weissen-
stein S; ,Nidel-bach' nebst ,N.-Tobel', Bach und
Schlucht in ZBauma; ,N.-Bad', Mineralbad in ZRüschl.,
angeblich so benannt nach dem mit einer rahmartigen
Schicht bedeckten Wasser.
S. noch Gr. WB. VII 141/2. Das W. ist fast nur schwei-
zerisch, wenn auch nicht durchgehend (vgl. Raum), im Ainhil.
nnbelegt. Der Stammvoc. ist urspr. lang (noch jetzt in AaF. ,
Ke., Leer., St.; oBs; B; Gr; L; Schw; S; Uw; W; ZDattl..
Er!.); wo t gilt (wie in GT.; WLeuk; ZO., Stdt, Wint., Zoll.),
liegt seeund. Kürzung vor. Ganz entsprechend sind die Ver-
hältnisse bei Chride", Side" u. a. Zu der Form Idel vgl.
z. B. Auren (Bd I 588). Wo m. und f. neben einander vor-
kommen, gilt Letzteres für Bed. 2.
Heiligen-Abend-Nidlen: Schlagsahne, die am
Abend vor Weihnachten, oft mit gedörrten Birnen,
gegessen wird BBe.
Halb-: Rahm von einer halben Mutte' aScuw.
Vgl. Nidel 1.
Chessi-Nidel. .Die Nidel der längere Zeit in
küpfernen Kesseln gestandenen Milch heisset man K.
und viele lieben ihren starken Geschmack; sie ist
aber ungesund.' Wöch. Beitr. 1785.
Schueler-Nidle11 f.: ein Kinderfest in GrD.
Unterschnitt, wobei die Schulkinder paarweise (je ein
Nidle" -Bueb und ein Nidle" -Maitjq") auf kleinen
Schlitten hinter einander einen steilen Rain hinunter-
fahren und nachher gemeinsam eine Nidle" mit Weiss-
brot oder Kuchen essen, wobei die Buben die N. be-
zahlen, während die Mädchen das Brot beisteuern.
Vgl. Schueler-Schlitt-Fart (Bd I 1036).
Schleg- (-¥-): = Nidel 2 GitVal.
Stöss-: = dem Vor. B.
Nideler m.: (auch der ebig N.) Spitzname eines
Milchmanns, der die Milch stark abrahmte ZStdt f.
nidle" LT: 1. Rahm ansetzen, bilden AaF., Ke. ;
GSa.; Z. D' Milch hed schon g'nidlet. D' Biemstmilch
nullet eil mer als die ander ZZoll. Auch von be-
ginnender Eisbildung auf einer Wasserfläche. Es
nidlet ZS. — 2. abrahmen BSi.; F; Gr; PAL; W. Di
Mülch ist zicore [zweimal] g'nidlet i F. Es g'nidlots
13
675
Nad, ned, nid. nod. nml
676
Chäsji, Käschen von abgerahmter Milch, Magerkäse W.
S. noch chäs-luppen (Bd III 997).
ab-nidle°: = nidlen 2 Gl; NdW; Z. — an-: an-
fangen Rahm zu bilden Ndw. — üs-: 1. tr., völlig
abrahmen ZS. — 2. d' Milch la" ü., allen Rahm aus-
scheiden lassen ZO.
Nidlei m. : 1. Milchkammer, kaltes, über .Wetter-
löchern' (s. Bd III 1041) errichtetes Hüttchen, worin
Milch und Ruhm frisch erhalten werden USchäch.
Vgl. Milch-Hüs (Bd II 1717). — 2. a) hölzerne Kelle,
mit welcher der Senn in einem einzigen Schwünge
den Rahm einer ganzen Gepsen (Bd 11 393) abschöpft
GT. Syn. Nidel-Gön (Bd II 332), -Chellen (Bd III 201).
— b) silberne oder goldene Nachbildung von a, die
der Senn im Sonntagsstaat an einem Kettelchen und
Schlangenring am rechten Ohre trägt, ebd.; s. die Ab-
bildung in Alpenrosen 1807, 207.
Nid lere" f.: = Nidler 1 GiiFlims; L (z.B. am Pi-
latus). S. auch AFeierabend 1873, 95.
Nidlete" f.: 1. Gericht von geschwungenem Rahm
ZMänn. — 2. die unter Nidel 2 beschriebene Lust-
barkeit B; G; Zg; ZO. E" N. ha". In Zg ein Pick-
nick, wobei jeder Teilnehmer Backwerk mitbringt,
die Nidle" aber von demjenigen gespendet wird, in
dessen Hause die Zskunft stattfindet. Syn. Zämme'-
Trägete". .Junge Knaben und Mädchen trafen sich in
Schneider N.'s Haus und hatten eine N.. d. h. dieser
und jener brachte Nidel mit; der wurde zusammen
in ein Kessi geschüttet und geschwungen. Man trank
Most und Schnaps dazu, sang, tanzte zur Mundhar-
monika und machte sich lustig.' 1875, ZSternenberg
(Prozessakten).
Fraue"-, Jumpfere"-: alljährlich vor Fastnacht
stattfindende Lustbarkeit gewisser Vereine (von Frauen
oder Jungfrauen) ZoGuggit.
g'nidlig: sahnig Z. Übertr., ganz dünn bewölkt.
Es ist g. hinnen ine", der Himmel ist gegen Nord-
westen mit fetzenartigem, dünnem Gewölk bedeckt,
ein Vorzeichen von Regen ZZoll. Syn. a"g' 'striche".
Xied n.: Zicklein B oAa.
„llied: Adj. und Adv., angenehm B."
Eig. identisch mit dem ahd. Subst. niot, tiiet m., desi-
derium, und (wie z. B. nhd. .schade') wegen überwiegenden
prad. Gebrauchs für das Sprachgefühl zum Adj. geworden.
Vgl. Gr. WB. VII 741. D für i nach langem Voc. wie in
Ried für Riet usw. ; doch schreibt St.b niel.
niedlich: angenehm, bes. von Speisen. „Der Vor-
bruch ist als eine überaus niedliche Speise bekannt."
,Wo der Arme ein ungleich minder kostliches, noch
gesünderes, eben so nahrhaftes, nur wenig minder
niedliches Mues aus puren Erdäpfeln sich bereiten
kann.4 AHöpfn. ,Mit vil köstlicheren Speisen und
köstlichem starken Getränk den Bauch weidlich und
n. anfüllen.' ClSchob. 1695.
„g'no(lele°: wimmeln, fourmiller Bs."
Zu ahd. hnutten, mhd. motten, bair. notteln, nütleln, sich
(rasch) hin und her bewegen, in welcheD Zshang auch das
folgende W. gehört. Zum Wechsel von d : t wäre z.B. lodcln:
httele" zu vergleichen. Doch ist das W. viell. von St. für
grodelen (s. Bd II 706) verlesen.
nf'derc" I, in ZO. widere", in GrHc, Mal. wittere":
1. wühlen, stochern, stöbern, eig. und bildl. AaF., Ke.;
Ap; VO; „Gl;" G; Scu; SB.; Tu; ZAuss., O., S., Stdt.
Synii. linderen, niielen, w'iusen, noschen. If Sü noderet
im Trog. In (an) Öppis ume" n. Si hönd z'erst Nüts
g'ha" ond jetz sönd s' dere" riche" Pesti, si ehönnd in
de" Talere" n. wie der Bötschölt. Sciiwzd. (ApI.). Liess-
er a" Sach nw gö" icie si göt und würd-er nüd alliwil
welle" drl" rede"; aber wenn er nüd cha"* eisig e" chll"
n. [alte Geschichten aufwühlen], se isch-em nüd weil
ZO. .Dem Vater grübelte und nodderte es fort und
fort im Herzen.' Stütz. Auch von Vögeln, mit dem
Schnabel hacken L (Ineichen). .Die wilden enten ha-
bend einen breiten, ziemlich langen Schnabel, damit
im kaat ze n.' Vogelr. 1557. .Krazen, scharren, n.,
ruspari, fodicare.' Red. 1062. .Ich noderte nur so
an den Wurzeln und der Baum steht deshalb noch
100 Jahre.' HPest. 1790. S. noch Gr. WB. VII 878.
— 2. an Etw. herum rütteln, z. B. an einem Schloss,
um zu öffnen Gülle., Mal.. Pr. — 3. .einer Sache nach-
suchen, aufspüren; korrigieren; widersprechen, mit
einem Vorgange nicht zufrieden sein.' G Id. 1790 (Dr
Wartm.). — 4. mit äusserster Anstrengung arbeiten,
tüchtig drein schlagen, Alles bemeistern wollen G oT.
S. Anm. zum Vor. Zu der Form mit f vgl. flad» ren :
flattern, ßuderen : ßutteren, federen : letteren,
üf-: aufwühlen, eig. und bildl. Ap; Th; Z. 's ist
wider en alti Geschieht [Streitsache] üfg'nikleret worde"
ZO. — er-: durchstöbern, erlesen ZO. — ver-: zer-
wühlen, z. B. von Mäusen AAZein.; Ap; Z. 's Für v.,
darin herum stochern und es dadurch auslöschen
Sch; S; Z.
Noderer GStdt; Z. Xoderi S; Z, Nöderi ZO. -
m.: Wühler, Grübler.
Noderete11 Ap; Th; ZS., Nöderete" ZO., Notterete"
GiiHe. — f.: Abstr. 1. zu noderen 1 Ap; Th; Z. —
2. zu noderen 2 GrHc.
nöderle": Dim. zu nodere", (im Feuer oder in
glühenden Kohlen) herumstochern AaHI.
_]ioderen II: 1. knarren, von Türen, Laden GrA.
— 2. albern plaudern BG." - Vgl. nuoUen.
Nudel m. : im Rückstand von ausgelassener Butter
gebackene Mehlnudeln GrS., Splüg., Tschapp.
Nudle" f. ü Ap; G; Sch; Th; Z, Nudle" AaF., Ke.,
Leer.; Bs; B — Dim. Nüdeli AaB. (ü); GSa. ; Z (&):
1. (gew. PI.) wie nhd., Teignudeln Aa; Ap; Bs; B; Gr;
G; Th; Z. .Gefüllte Nudeln: Nudelnteig fingerslang
gewählt, Fülle darauf getan und überlegt wie ein Brat-
würstlein, alsdann in Butter gebacken wie ein Küch-
lein.' Bs Kochb. — 2. eine Art länglicher Kartoffeln
Ap (lt Steinm. 1804). Vgl. Nuttler.— 3. kleiner Schwa-
den von halbdürreni Gras GWe. Syn. Mädli (s. Mad II
Sp. 74). — 4. fette Person Ap. — 5. Dim., Fadennudel
AaB. Syn. Fidelett (Bd I 081).
Schnegge"-: schneckenförmiges Hefengebäck mit
Zuekerguss BsStdt; ZStdt. Vgl. Schneggen-ChüecMi
(Bd III 142).
nudele" Gl, nudle" AaWoIiI.; Bs; GWe., nudle"
GRChur; L; S, nudle" Ap; GoT., We.; Tu, mittle"
GSa., Dim. nudele" GBern.: 1. (Gänse, Hühner) mit
Nudeln füttern, stopfen GRChur. — 2. a) meist mit
pers. Obj., .walgern', pressen, drücken AaWoIiI.; Ap;
Bs; L; GSa.; Th; ZO. „Ze* han-c" g'nudlet, habe ihn
hin und her gestossen, gleichs. geknetet L." Wart,
ich will-dich n.l zu einem Kinde AaWoIiI.; Tu. ,Die
Ohrenläppchen freundlich n.' Henne 1807. — b) intr.,
masturbari BsStdt. — c) stuprare Bs; L. — d) prü-
geln, durchwalken AaWoIiI.; Bs; SL., Schw. — e) Einen
67 i
Nad iiud. Naf — mit'
678
ausbeuten I.. — f) Jradn plagen, hernehmen ubh. J^s
hiit-e" ifnudlct (i oT., g'nödelei GBern., die Krankheit
liat ihn hart mitgenommen. Chan" niimme" schon sinn,".
In" g'chropfet im Hais, 's chunni nümme" schon use',
es nudlet mi°h Alls I. (Volksliedchen). — 3. auf der
Geige spielen, fiedeln (verächtlich) L, Wülkumm, ir
Nudler hi-n-cnaml. was hend-er für-n-csG'heie" [Lärm]?
Anrede an Musikanten. Häfl. 1801. ll'er nur esBitzli
midie" eha**, kunnd mängist su-me* Q'spässli, au'h
s]iinnl-sic'' icol e" Lieht a" durch 's Glge" wie durch 's
Bässli. ebd. — 4. kleine Schwaden (s. Nudlen 3) zu-
sammenrechen GWe. Syn. mädlen (Sp. 75). — 5. nu-
dele' lu" = griese" Zu" Gl; s. Bd II 802. - Vgl. .nudeln'
1 und 2 bei Gr. WB. VII 976.
ab-: 1. durchprügeln LG. — 2. ablullen, absaugen,
auspressen, abnutzen Bs (Spreng).
umme"-: 1. intr., an Etwas herum hantieren.
.Die Strickerin nudelte so eifrig an ihrer Socke herum,
dass sie wirklich ein Par Gänge vollendete.4 Sintem.
1759. — 2. tr., (im Scherze) herumdrücken Ap. Eini
[auf unanständige Weise] im Boden u. ZW1.
er-: heftig drücken, traktieren „L;" GS.
ver-: 1. „zsdrücken, zerknittern. z.B. ein Kleid L."
— 2. verst. nudlen 2 a Ap. — 3. = nudlen 2 c AaF. —
■i. = ab-n.l AaF., Ke.; LG.; ScHwWagg.; ZO.
Dreck-Nudi n. : schmutzige Person Bs.
Niltleli ZW1. (auch -«-), Nüderli PPo., Nüderli
ZAuss. — n.: 1. = Müderli (Sp. 89) Z. — 2. Kopf-
tuch der Frauen PPo.
Nudi: Taschentuch. Eochh.
Nasen-Nüderli: Nastuch PPo.
nüderle": mit einem Nastüchlein sich verweilen,
von kleinen Kindern ZAuss.
nndi: dahin, kaput Gl. Das Halstuech ist n.
Nitdocli: alte Bezeichnung für die oberste Gallerie
im Theater Bs. Syn. ^»7«= 3 (Bd II 849).
G' nuder n.: = G'müder (Sp. 90) .UBb.; ThHw.;
ZB„ Eis., Dättl. Auch Abfälle von Fleisch Z.
lindere0 I: = noderen I BU. (auch dim. nüderle");
S; Z (Dr Fahrner). ,Je mehr man im Licht nüdere,
desto schlechter brenne es.' N. B Kai. 1840.
ver-: = ver-noderen AaF.. Ke. 's Für v.
fürt-: wejjbugsieren B. — Wohl zunächst von im
Kot wühlenden Schweinen.
nüdere" II: undeutlich, leise reden. , Mussare, nü-
selen oder n.. durch die zän reden wie ein stumm.
Mussitare, nüselen. n., linss reden, schweigen; ver-
nüselen, als wenn einer furcht, man höre in reden.'
Fkis. ; Mal. — Vgl. noderen IL
Naf, nef, nif, not', nuf, bzw. naff usw.
NfeTin.: Enkel. .Abdon hatt 40 sün und 30 näfen.'
1531/48, Piichter; dafür: , Sohnssöhne.' 1667. ,Dises
mannes kinder und neffen beider geschlecht.' Ansh.
Mhd. ne~ve, Neffe, Verwandter : ags. nsfa, Neffe, Enkel ; diese
beiden Bedd. vereinigt auch frz. neveu. Heute nur noch im Ge-
sehlcchtsn.",Näf Ap; Gl; G; Z; vgl. .Vetter' als Geschleehtsu.
„Neffel m.", ,Nefel.' Hartm. 1808, .Nefflen' (PI.?).
ebd. 1S27: Fischname, Hasel, „Döbel, Leuc. (cypr.)
dobula, in seinem ersten Jahre." Bodensee. Syn.
Hasel- Schoss.
Xcvi n.: .Frau, die Giferbskraut pflanzt und die
Ihrigen damit bedient' Aa.
Die Def. will ohne Zweifel den Begriff „zänkisches Weih
umschreiben (vgl. Chi/el Bd III 175/6); das W. ist identisch
mit dem Bd 1 los erwähnten Scheit- und Spottnamen Evi,
das anl. n stammt vom anliest. Art. her.
Nevli: scherzhafte, gutmütige Schelte für ein
kleines, noch unreifes Bürschchen ZO.
nt'H'le": keifen AaL. Syn. nifflen.
Neffli m.: Kleinigkeitskrämer, ebd. — Zur lied.
vgl. Chofer (Bd III 177).
-Neffle" f.: Mispel, Mesp. germ. Gr." -- Vgl. das
syn. frz. nefle.
Niff m.: 1. Stoss, bes. mit den Hörnern Ap. —
2. Krankheitsanfall L. E" N. übercho", plötzlich krank
werden, aus unbekannter, unheimlicher Ursache; auch
übh. von etwas Widrigem betroffen werden. Der hed
au"* de" N., ist von schwerer Krankheit überfallen
worden. Auch von Ansteckung. Vererbung in phys. und
mor. S. D's Chind hed der N. auch vo" der Muetcr, den
selben lasterhaften Hang. — Vgl. das zu 1 u. 2 syn. Stich.
niffe" I: stechen, stossen. z.B. mit den Hörnern
Ap; „LE.; Schw." Auch als Dim. „niffele"."
Nifferi" f.: stössige Kuh Ap.
Nif f i , Niffi I n.: Schlappe. z.B. im Geschäfts-
leben L. Er hed es N. übercho".
ii i ff ig Ap, „nifflig LE.; Schw": stössig.
G'-niffn.: 1. Nebel WV., Stalden. — 2. Rauhreif,
durch Nebel angesetzter Duft an den Bäumen \V.
Ge-nifel n., „m.": beissender Hautausschlag am
Kopf oder Leibe BHk. — Zu niffen II i; vgl. .Krätze.'
nifele" i AASeet.; GA.; Z, nifle" I AaF., Fri. (V),
<Ke„ Moosleer., Seet., St.; B oAa., Be., E„ Hk., IIa.. SL,
Stdt; Gl; L; G oT. ; Uw, niffele" AaHI.: UM.: „Gl;
L; Schw", niff'le" AAHolderb.,Leer.; Bs; BAarb., Brisl.,
M., S.; „Gl;" L> S; „Zg": 1. (zwecklos) an. in Etwas
herumklauben, -fingern, -kratzen, -zerren, wie z. B.
beim Lösen eines Knotens, beim Ausklauben eines
Kerns aus der Schale AaFH., Hold., Wohl.; Bs; BoAa.,
M., O.; „Gl;" L; „Schw;" S. Syn. näggelen, niggfejlen,
nopperen, wüsteren, riflen. Er nifffßet 's ganz ZU i"
de" Höre" Aa; B; S. Was nifflisch da? zu einem
Kinde, das Einem im Scherz in die Haare oder ins
Gesicht greift BAarb. Am Buech n., statt Acht z' ge",
von unaufmerksamen, mit ihrem Buche spielenden
Schulkindern B. Am Brot n., herumklauben AaHoI-
derb. Der Ödi niflet a" sim Stinkpßffli ume". JPioos
1892. Nummen Einer sitzt do und mag Kitt mache"
und schwätze", nifflet am Sieche" and stünt vorabe".
Breitenst. Auch mit der Zunge in hohlen Zähnen
herumstören Bs. — 2. kleinliche Arbeit mit Mühe
und übertriebener Genauigkeit, ohne sichtlichen Zweck
oder Erfolg verrichten BsL.; BAarb., E., M., S. ; L;
„Zg." Was nifflisch du da? Da bringseh das nit
z'u-'cij mit dlne" Chlöpe" und versümseh mime" <li" Zu
BAarb. Langsam arbeiten BE. ; GlH. — 3. eng, fein
und darum unleserlich schreiben Gl (St.b); Z. Syn.
fiserlen (Bd I 1077). — 4. kleinlich zanken, nörgeln
AaF., Fri., Holderb., Ke., Leer., Seet., St.; BBrisl.; GA.,
oT.; S. Syn. chiflen (Bd 111 177 1. nigg(eßen, würben.
Me" het wider mit-mer g'nifflet und g'ehäret: d' Chüt
seile" mer Milch ge*. Schild. Der Durs und der Jud
nifflc" noc,'-n-es Zitli lang, z'lclst gi''t der Jud si"
679
Naf, nof, nif, oof. nnf
OSO
Wille? d'ri". ebd. — 5. schwatzen (von Schulkindern)
ÄAMoosleer. — 6. „knausern B; Gl; L; Schw."
zer-nifle": durch Betasten und Fingern ver-
derben BSi.
Niffeler AiSeet.; L, Nifeler GA.; ZKn., Nifli
AaL. — m.: zänkischer Mensch AASeet.; GA. Kleinig-
keitskrämer; Knicker AaL.; GA.; ZKn. Syn. Nisseier.
- Nifflere" f.: zänkisches Weib, Keifcrin S.
Nil'eli n. : 1. etwas Winziges, Verkümmertes, bes.
verkümmerte, klein gebliebene Frucht (z. B. Apfel,
Bohne, Kohl) ZS.. Stdt. ,Kes minuta.' Schulze. Auch
= Häpeli (Bd II 1479) Gl; ZS., Stdt. Si ist nW eso
es N, eine schmächtige, kleine Person. Es N., ein
klein wenig GA.
(g')nifelig: 1. klein, winzig, verkümmert, z.B.
von der Schrift, von einem kleinen Gesicht ZS., Stdt.
Syn. ver-niffen. — 2. niflig Aa, niffelig B, fein, subtil,
von einer Arbeit, die viel Geduld und geschickte Fin-
ger erfordert.
niffe" II BBe., E.; „Gl; L;" GSev.; „Schw",
(puffe" ZRafz, nife* B oSi.: 1. klauben, mit den Finger-
spitzen fassen BBe., R. E" Lüs aha-n., vom Kopf
herunterklauben. Am Bücken, im Haare kratzen G
Sev.; ZBafz. — 2. „(raffen) fingern; mit zu weit ge-
triebener Pünktlichkeit arbeiten B; Gl; L; Schw."
— 3. keifen, nörgeln B oSi. ; ZRafz. We**-me* scho"
mint, nie" hig-is richtigs mit im, so het-er doch hinden-
ndhe* ging öppis z' n. B oSi. Vgl. auch gnirben (Bd II
073). — 4. „(niffen) knausern B; Gl; L; Schw."
Vgl. bair. niffen, niff'eln, reiben, wetzen, tirol. nejfen,
dass. ; kleinlich unJ fruchtlos arbeiten. S. auch gniffen
(Bd II 664).
Niffe" f.: kleinlich arbeitende, knickerige Person
B. ,Es wollte mich bcdünken, Mädeli sei nur so eine
N.' Gottii.
Niffi AALeer., Gniffi ZRafz — m. : 1. Einer, der
im Haare kratzt ZRafz. — 2. kleinlicher Zänker,
Nörgler AALeer.; ZRafz.
n i ff ig : \.=nifelig 2 BM., S., „überaus exakt B;
Gl; L; Schw." — 2. keifsüchtig, zänkisch Bs. —
3. „filzig B; Gl; L; Schw."
g"nifig: klein, eng, undeutlich, schwer leslich
Z (Dan.).
NifliDg m.: kleines Geschöpf ZLunn.
niffe", „g'niffe*" — Ptc. g'niffet: 1. (unwillkürlich)
die Gesichtsmuskeln zsziehen, das Gesicht verzerren,
verziehen , (vor Schmerz oder zum Weinen), einen
Schmerz oder Zornausbruch verbeissen; auch: ver-
ächtlich die Nase rümpfen AaF., Hl., Ke., Leer., L.,
St.; „Gii;" L; „Schw; Zg; Z." Syn. grannen (Bd II
742). Schalkhaft lächeln Aa (Rochh.). Der hei g'niffet.
wo-n-en der Kolter verbimde* liet! AaL. Der hed schon
g'mffet, wo-n-er hätt seile die licchni'g sah"! LG. So
lang er hed müese" lose" [den Verweis anhören], hed-er
g'niffet, den Zornausbruch unterdrückt LSemp. Er
inffet ( imicht es Nif/t Zu) iei-ne" holzige" Fuchs AaF..
Ke., Ku. ; s. holzig (Bd 11 1267), — 2. jammern, win-
seln LG., Stdt. — 3. mit verzogenen Gesichtsmuskeln,
halbzugekniffenen Augen nach Etwas hinsehen, aus-
spähen AaWoIiI.; L (z.B. beim .Zielen'). Einist hed
neime" au"* g'rad d' Set zum Vfeister üs g'niffet und.
g'mülegglet. RBrandst. Wer 's Mül nur brüchi zum
Pfiff1" und </' Auge* nur zum N. und d' Zunge" nur
.um Schwere, wird frilich nid vü lere*, ebd. Die
Ingenieure beim Abstecken der Eisenbahn hünd Schwir-
re" i*g' schlage", Zale" d'rüf g'mölet, g'messe", g'seiddet,
g'visidiert, g'nägget und [beim Visieren | g'niffet. Schwzd.
(L). — 1. keifen, kleinlich zanken, Widerreden oBs;
BSa. — 5. in lästiger Weise anhaltend bitten BSa,
Es treit-der Nut für z' n., du uberchuiut.it-cs glich nit.
— 6. intr. und tr., eine weibliche Handarbeit mühsam,
ohne rechtes Verständniss und ohne rechtes Gelingen
verrichten B. Abi. G'niff n. — 7. „hinken L."
Das W. steht zur vorigen Gruppe im Abl.-Verhältuiss.
Es gehört etym. zu aisl. hnfpa. beklommen sein. nl. nijpm$
vgl. auch engl. nip. Auf ein st. Vb 'hnipan weist das aisl.
st. Ptc. hnipenn und unser ver-niffe*. Das von Stalder Über-
lieferte gniffen ist sehr wahrsch. nicht als Zss. mit ge- auf-
zufassen, sondern verhält sich zu nijfen und nln!. Tcneifen wie
z. R. gnagen : nagen : hnagen (Gr. AVB. VI 1333). Zu Bed. 7
vgl. die Sippe von näggen.
an-: höhnisch anblicken, fixieren L. Der Avikat
nimmt si" Brülle" dopplet und niffet de" Frans eso
durch-durchen a*. Schwzd.
er-nife": 1. in Zorn geraten WV. — 2. ent-
schlafen W. Syn. er-nepsen. — Zu 2 vgl. gnipen s
|Bd II CTO).
üs-niffen: tr., mit Grimassen verhöhnen AaF.,
Ke. Syn. üs-grännen.
ver-. Nur als Ptc.
ver-niffe" Gl; GW.; ZDättl., S., Stdt, ver-ui/ft
ZO. (neben -niffe"), W.: 1. zsgeschrumpft, nicht aus-
gewachsen, verkümmert (von Baum- und Feldfrüchten)
Gl; Z. Auch von der Schrift: zsgedrückt, eng Z.
Von Menschen: verkümmert in Wuchs und Wachs-
tum, klein, unansehnlich Z. E" verniffe's G'sicht,
kleines, mageres Gesicht. — 2. vom Charakter, ver-
schlagen, tückisch GW.; ZO. E" verniffe's G'sicht,
scheuer Blick GW. En verniffner Chopf, voll Tücke
ZF. Das ist e* verniffe's Zug vo" dir, ein tückisches
Wesen, ebd. — Vgl. die Anin. zu usffen.
spa-nifen SG., spä-nifle* B: die Ohren spitzen,
aufmerken SG. Auf Etw. erpicht sein B. ,l)er kranke
Mann in Konstantinopel denkt noch lange nicht ans
Sterben, so Viele auch auf sein Erbli spanifeln.' B
Volksztg 1897.
Niffi m. : 1. Grimassenschneider AaF., Ke. Einer,
in dessen Physiognomie etwas Gedrücktes um Mund
und Nase ausgeprägt ist L (von Weibspersonen auch n.).
— 2. lästiger Bittsteller, auch widerwärtiger, übel-
launiger Mensch BSa. Syn. Gresti.
Niffi II n.: (zum Weinen) verzogenes Gesicht,
Grimasse AaF., Ke.; L; Zg. Syn. Grannen. Der vom
Lehrer gezauste Schüler macht es N. L. Vgl. auch
Nifi-Här (Bd II 1508).; Schnufeli.
„niflig: 1. die Nase rümpfend Gr. — 2. hinkend L."
Xiffe" m. GnRh., Nife» GitSpl.; W (f.): Schnupfen.
D' N ha:
nifig: mit dem Schnupfen behaftet W.
luhV II Gl, niffle" GSev.: 1. durch die Nasa
reden GSev. Syn. nüselen. — 2. unverständlich reden
Gl. Ieh nifle" nüd, ich säge* 's use". — Bed. 1 auch bair.
niiff, nöff: Laut, womit man das Grunzen der
Schweine nachahmt BStdt.
Null' m.: 1. Sunt N., St Nepomnk? Eine' wie Si A'.,
ein einfältiger Kerl ZZoll. f Du stä* wie Sunt N.,
steif und einfältig dastehen, ebd. ; Syn. wie-n-en Öl-
Götz (Bd II 580). Vgl.: ,l)a stellen wie St Näff mit
681
N;if— inif. Nafzg — nufzff. Nag— nug
(1S2
dem steinigen Hoslatz' L (Ineichen). Hn luege; wü
iler heilig Nöf, wo siner Mueter d' Püppli verfrore*
,/'.i» si" BsL. — 2. Narr GO.
v"gl. .(Sankt) Neff' bei Schm.-Fr. [* 1730; Birl. 1864,
SSO. " aus • vor Labial wie in Lö " Bei 1 wird
an eine Bildsäule des h. Nepomuk, die früher auf vielen
Brücken stand, zu denken sein.
G'-nöff: = Ginöff (IM II 330) AaF.. Ke.
Nöffel: Schach-, Damenspiel. 1471 (rMülinen).
Milti n.: scherzh. für Gesicht L. Die wo mic* nid
könni'd [kennen], g'sehnd de'" [aus der Photographie].
was eso-n-e' Dorfpoet für nes N. macht. .TRoos 1892.
Viell. Nbf. zu MBffi = Müffi [s. Sp. DG). Vgl. auch gi-
nBfflen (Bd II 3:301.
Nüfelerin. : kleinlicher Zänker; Kleinigkeitskrämer
B. — Syn. Nifeler, wovon es Nbf. zu sein scheint; doch vgl.
auch »chnüf>t> n.
nnefer Aa; „Ap;" Bs; B oAa., E.f; Gl; L; G;
ScHSt.; SchwE.; S; Th; Zg; Z. nüefer BO.; SchwMuo.;
Ndw; U; Zg: 1. munter, frisch, lebhaft, wohlauf,
körperlich und geistig, bes. von Kindern (auch jungen
Tieren). Genesenden (die wieder Esslust zeigen). aaOO.
Syn. chech 1 (Bd III 120). Es hat 'besseret mit-em,
er ist wider ganz n. Z. Er het glaitb-ic* e* Säbel
[Rausch] g'ha*, aber er isch selbe" Öbe"d wider n. worde*
Bs. Es niefers Chind; es tued es [als] icie-n-es Gitzi
Ndw. Niefer firbe" g'sehn BHa. E" nieferi G'sicht.
ebd. E" n. und knufflig Maitli von eppis vier ah
tausig Wache". Schwzd. (Bs). Sust isch-er [ein alter
Herr] noch busper und alert g'si" und het ganz nueferi
Äuge* g'ha" Bs (Wick). Gar e" n-s und chech s und
äifigs Jüppe'wibli. Breitenst. Bisdar hat si üsg'ruebet
und cha"" nueferer B'scheid gi" Z (Corrodi). Froh
und n. sl° cha**-mer nie bim Wi*. Künk.Mey. 1844.
Auch von Pflanzen (Gegs. zu welk): Das g'lampig
Chrilt ist wider n., nach einem Gewitterregen, ebd.
Bisweilen auch scherzh. von Frauen: amoris appetens
LMalters. ,Da er [der Kranke] erwachet, redte er
ein Weil gar n., wie ein Gesunder.' 1619, Mise. Tig.
,Muess ämol sehn, ob noch n. bist.' Kunkelstuben 1655.
— 2. stark, derb gebaut BHk.; Schw. Syn. check 3 a.
Die nüefre" Wiber fast wie Manne*. Schwzd. (Scnw).
— 3. nett, hübsch BKirchb. E* nuefere" Barsch. —
4. tätig, emsig. Fris. ; Mal.; s. fruetig (Bd 1 1340).
— 5. Familienn. BHa.; SchSL (auch Nüeferli); ThEscIi.
S. Gr. IVB. VII 977/S, w<> auch über das weitere Vor-
kommen unseres \V. auf deutschem Boden gehandelt ist.
Dasselbe gehört zu aisl. noefr, klug, gewandt, ags. nefre,
tätig, fleissig. womit viell. griech. VT^pü), vxrw, nüchtern
sein, verglichen werden darf. Zur Bed. -Entwicklung vgl.
fruetig, check.
nuefere" „Ap; Bs-," B oAa., IL; „VO; Gl;" Z,
iiiiefrrc AaWoIiI. ; BI!.; SchwMuo.; UwE.: 1. munter,
lebhaft werden; sich erholen, wieder zu Kräften kom-
men, zunehmen. aaOO. Er naeferet stif, nimmt sicht-
lich an Kräften zu BU. Es bessred iez toll, er hed
r'd g'nüefered sider das" ich-n-en d's lest Mal g'sehn
hart BR. — 2. sättigen AaWoIiI.
er-nuefere"Bs;rB;" ZDüb.,rS.. Wäd. (anch-üe-),
•nüefert* AaWoIiI.; BHk.; L; Z: 1. refl. a) sich er-
muntern; aus Trägheit. Schläfrigkeit. Schwermut sich
i erwecken lassen Bs (Spreng). — b) sich erlaben, er-
Instigen, z. B. an Speise, durch einen Spaziergang.
j aaOO. [Der Wirt] lad 's a" gueter Spis und Traut
niid feie": Me" g'sehd 's 00* Witem niederem Chindli
ii". wie-n-es ingründig sieh ernuefere* cha". Kuller,
Jugendschr. — 2. abs., den Hunger stillen, sich satt
essen A AWohl. ; L (Ineich.). E»Brötü sunt E. AAWohl.
ver-nuefere" AALeer. (auch-üe-); Bs, -nuefere*
AaF., Fri. (auch -ue-), Schinzn., UEntf.; SchwE.: refl.,
im Allg. = sich er-n. Sich erlaben, z.B. an Lieblings-
speisen oder -Getränken, an einer Arbeit usw. aaOO.
Er hed sic* chönne* dra* r. Iron.: Do hesch noch en
Arbet, de chausch-di'h t\. bis fertig bisch AAZein. V.
clia"*-mic,i du mit [Berg-]Stige*. Schwzd. (Schw). Sich
im Stillen amüsieren, in Gedanken freudig bei Etw.
verweilen AASchinzn. Auch von spielenden oder bei
Fressen und Saufen sich erholenden Tieren Aa; Bs.
Nüeferi f.: Munterkeit, Lebhaftigkeit UwE.; Z.
,Die nuefferei. fleiss, navitas.' Mal.
Nueferkeit f. : = dem Vor. Z. Stimme'd a* mit
N.! Konr.Mey. 1844.
niifzge": nach Verwesung riechen Bs.
Nbf. zu einem gleichbed. m'äfzge*, das mit dem Sp. 96
angeführten etym. identisch, also wie Dieses von muffe*
(Sp. 9tl weitergebildet ist.
Nag, lieg, uig, nog, nug.
S. auch die Gruppe ifogg usw.
„uag". nagn W, nägä Zg, nägg, nägä SchwE.: ver-
stärktes Nein. Syn. na-a (Sp. 029). Aber Scbmützli.
n.l deregi [solche] hat er keini verdient. MLienekt
1888. Vgl. nagga.
Nagel m.. PL meist -e'-, in BBr. -ä-, Dim. -e'-
(gegenüber Nägeli, Nelke): 1. Nagel an Finger oder
Zehe. In zahlreichen festen Verbindungen und RAA.
's Bittet ander de* Kegle" füre" iverche", schaffe* ZS..
schaffe", bis Eim 's Bluet under de" Negle" füre"
ehunnt Z, sich bis aufs Äusserste abmühen. Eim 's
Bluet under de* Xegle* füre" trucke", ihn bis aufs
Blut quälen, das Letzte von ihm erpressen Aa; S;
Th; Z. Eh chönnt so arm Litt nit g'seh hungeren und
chönnt ne" nit noch 's Herzbluet imger de" Xegle" füre"
drücke*. Schild. .Der Vogt droht: Ich bin jetzt Mei-
ster; ich will dir und deinem Vatter das Blut under
den Näglen herfür trocken.' 1703, Z Staatsarch. Es
schwitzt-mer under de" Xegle" füre", vor Angst ZWI.
D' Xegcl dervor ha*, kampfbereit sein B. Äff" muess
se 's nie lä* merke* und d' Negel geng halbers devorne*
ha: Gotth. Vgl. Ghräuwel (Bd III 921). Uf de* Negel
ha; zur Verfügung, in Bereitschaft haben GitPr. Der
Haus, der alti G'schichte* und Sage" uf de" Xegel
hat. Schwzd. Eim ufdem Negeli ehratze", schmeicheln
Bs. Am Xegeli usse* si", am Sterben, am Ruin Aa; Z.
Bis uf's Negeli use" warte*, bis zum letzten Termin Z.
Es bis uf 's Xegeli use" la* cho", uf 's üsserst Xegeli
1a* a'cho", es zum Aussersten kommen lassen Z. ,Sie
erhalten sich mit genauer Not noch zu äusserst auf
dem Nagel.' Stutz, Zeitschr. 1851. (Bis) uf's, zum
Xegeli (use") AALind.; Schw; Z. (bis) uf de" X. Sch,
uf dem Xegeli Bs, ,beim N.', vollkommen, bis aufs
i;>:;
Nag, neg, nig, nog, nug
684
Letzte; bis aufs Kleinste genau; vgl. lat. ad unguem.
/'/' de* N. üstrmke', bis zum letzten Tropfen Sch.
üfdem Negeli hersage', genau, fliessend Bs. Sohed-er
wng'fär 'prediget, doch toeis'^t'" nid Alls so schön of's
Negeli use", wie 's er hed chönne*. Erzähler 1S5G
(aScHw). .Was Gott versprochen hat, Das haltet er
aufs Negeli usä.' Inderbitzi 1826. .Vollkoramenlieli.
mit ganzem fleiss, auf dem nagele, wie man spricht.'
Mal. ,Kond doch den Donat uf dem nägelein uss-
wendig.' ThPlatt. 1572. ,Sie durchlieffen und durch-
nisterten alle örter beim n.' 1586, Lauff. Beitr. .Diese
Weissagung hat alle ding bei einem nägeli troffen.'
LLav. 1587. ,Die Kerz ist bis auf den N. verbrennt.'
Mev., Hort. 1692. ,Bis aufs Nägelein ausgesoffen.'
GHeid. 1732. über 's Negeli use", übers (gesetzlich)
Zulassige hinaus ZLunn. Über (de") N, plötzlich,
über Kopf und Hals Gl; Gr. über N. verreise" müesse",
Ettes a'schaffe" GrD. Di hübsch, zier, gremmig [gut
gebaute] Hiidi ist-mer über N. druf kit [drauf ge-
gangen]. Schwzd. (GRPr.). 's Schwarz uf dem N, das
Kleinste, Geringste. Eim nüd 's Schwarz ab dem (vom)
N. ge" Z, auch: nid sovel, wie-men uf dem N. obe"
hat Th. Nit, was schwarz uff dem N. isch, het-er-mer
g'ge" 8. Nüt Schwarzsch für dem N ha" GrPi\ ,Es
ist zuo vil, dass ich dir lan das schwarz vor dynen
neglen stan.' JBinder 1535. Nüd ('s) Nagels (Gr;
ZO., S.), kei"(s) Nagels (Aa; S; ZKn., 0.) gross, sehr
wenig, gar Nichts. Ich ha* kei's N-s gross Hut a"
mim Lib g'ha". Wolf, Gespr. Nüt z' esse" ha", g'wüss
kei's N-s gross. .Keines N-s breit.' ,Dass ich den
Wahrheits-Feinden, deren Alles voll ist, nicht eines
N-s breit gewichen.' JJÜLRicH-Haug 1731. ,Er sei
ungeachtet der Drohungen keinen N-s breit gewichen.'
VMey. 1762. Glaube und Brauch. Am Karfreitag
soll man vor Sonnenaufgang übers Kreuz die Nägei
an Händen und Füssen schneiden. Diese Nägel soll
man in einen leinenen Lappen wickeln, mit einem
Bohrer in einen weissrindigen Weidenstock ein Loch
bohren und die abgeschnittenen Nägel hineinlegen,
dann aus gleichem Holz einen Zapfen machen und in
den drei höchsten Namen hineinschlagen; dann be-
kommt mau kein Zahnweh mehr im gleichen Jahr
BoE. ,Am Freitag die Nägel an Händen und Füssen
abschneiden, sei ein bewährt Mittel wider das Zahn-
wehe.' Anhorn 1674. S. noch Fri-Tag. ,Da man eines
Febricitanten abgeschnitten Nägel ab Händen und
Füssen in einem Stückle Fleisch verborgen einem Hund
zu frässen darleget für das Febeiv RGwerb 1646. —
2. Kralle. ,Es ist kein Kätzlein so glatt, sie hat scharfe
Nägel.' Met., Hort. 1692. - 3. (künstlicher) Nagel aus
Holz oder Metall. Vgl. auch Niet. Wortspiel mit 1 : Er
hiil in einer Kitz zwänzg Negel g'macht, hat ein un-
ehliches Kind erzeugt. Sprww. 1869. ,Den N. spitzen.'
.[Leute] so dienstbar und willig, dass si inen Hessen
einen n. uf dem köpf spitzen.' 1528, Strickl. Er hei
e" Gring, me" chünnt druff' Negel grede; von einem
Starrkopf B. N im Loch s. liden 1 d (Bd III 1090).
Spec. a) N. zum Befestigen. Als zu Beginn der Dreis-
siger Jahre ein Mitglied der L Kegierung sich er-
kundigte, von wem die Gesetze im Entlebuch gehalten
würden, erhielt er zur Antwort: Von den vier Nägeln,
mit denen sie am Brett angenagelt sind. Jahrb. für
schwz. Gesch. 1895. a) ,Was Nuet und N. begreift-,
was im Hanse festgemacht ist, im Gegs. zu den Mo- I
Lilien. XY1./XVI11., Rspr. ,Zuo einem verkauften lius
gehört, was n. und n. begriff.' 1553, Z Gerichtsb. ,Die
Behausung samt was X. und N. begreift.' ZWthur
Stadtb. .Dasselbe hus mit dem hofe und der hofe-
statt, mit grund mit grät, mit n. mit nuot, mit gros
mit klein.- 1421, S Urk. .Allhier hat sich das vorder
Gesimse einer halben Hand hoch aus Nutt und N.
geliebt, wie wir zu sagen pflegen.' JJScheuciiz. IThv
.Haus und Scheune mit dem, was im Hause Wand.
Band, Mauer, Nied und N. hält' Büel 1795. Nägel
dienen insbes. zur Befestigung der Dachlatten, früher
auch der Dachschindeln. .[Man] sol das hus mit na-
geln tecken und nit mit stain [d. h. die Schindeln
festnageln, das Dach nicht mit Steinen beschweren].'
1342, Sch Stadtb. Vgl. Tach-N, ferner N.-Scherm,
-Tach. N. an (in) der Wand, als Bezeichnung des
kleinsten Teiles im Hause, 's fält nit 's Negeli an der
Wand, nicht das Geringste Bs. ,Es ist [der Mönch-
stand] ein ryeher, rüewiger stand, da prist nit ein n.
in einer wand.' NMan. .Das gottshus sollte die sust
usbuwen bis uf den hindristen nagel.' 1550, Uw, —
ß) ,N. und Isen', Alles was das Pferd betrifft; s. Isen 2 g
(Bd I 537). Ein vom Hufbeschlag hergenommenes
Bild enthält wohl folgende Stelle: .[Die aufständischen
Bauern] wendeten für, inen wurde der n. zuo hart ge-
schlagen und zuo ser beschweret.' Wurstisen 1580.
— y) e" N. i" d' Sehueh schlä", eine kleine Stärkung
zu sich nehmen Scuw. — S) ,[Die Sehiffleute hatten]
kian überig ruoder und kian n. und wyden und warend
übel gerüst mit alem.' 1528, HsStockar. ,Wie die
ross band wellen den bäum us der Döss zücben, do
ist an der einen siten am trottbaum der n. oder Sparren
prochen im anzüchen, das der spar oder n. an das
karrenross gangen.' 1572, UMev. Chr. — b) N. zum
Dranhängen. Von einer Frauensperson, die am Leibe
schmächtig sich durch Kleider stattlich zu machen
sucht, heisst es etwa, wenn sie heiratet: Da chunnd
Alls an'n N. und Nüd i" 's Bett Z. a) , Pfand am X.'.
Pfand, das der Gläubiger in seiner Gewalt hat, Faust-
pfand. ,Ich hatte das underpfand an mim n.' ThPlatt.
1572. ,Diewyl die schuldforderer die pfand, so ihnen
von ihren schuldneren vor dem uffahl genamset wor-
den, nit zuo ihren banden genommen und also die
pfand nit an ihrem n. (wie man spricht) habend, son-
dern in des Schuldners gwalt gelassen, so könnend
wir die schuldforderer by ihren pfänden nit schirmen.'
1586, Z Eq. ,Wann einer umb sein laufende schuld
die ihme versetzten frücht, vor und ehe einem zins-
herrn die underpfand heimgefallen ald der uffall gat,
mit gebührender Ordnung zu seinen handen bringt,
demselben sollen solche frücht, als der, wie man
spricht, das pfand an seinen n. gebracht hat, ohne
intrag an sein ansprach gehören.' 1592, Z Verordn.
.Alsdann gabt der, so diss Pfand an sein N. und Gwalt
bracht hat, dem Ersten vor und bleibt ihm das Pfand.'
1675, ZKyb. Herrschaftsr. ,\Vann auch sonsten Einer
rechtmässiger Weise ein solches Pfand an XT. bekäme.'
'/. Satzungen 1715. — ß) Alls a" sin N. züche", zum
eigenen Vorteil wenden Ar. (j/ijiis a" sin N. henke",
sieh aneignen Z Wettseh w. ,Das sy ouch die pursamma
anklagend, sy hänkind der gemeind guot an iren n.'
1560, AAVVett. Klosterarch. .Ponere in lucro aliquidj
seinen nutz schaffen, etwas an sein n. henken.' Fkis.
,So trachtend sy daruff, das sy diso Statt selbs an
ihren XT. henken möchten.' RCys. ,Die Stett in Italien.
so der Babst an synen X. ghenkt.' JKüeger 1606.
685
Nag, neg, nig, nog, mig
r,s,;
.Alles an sein X. henken, omnia in rem suain con-
vertere.' Hospin. 1683. .Man meinte, <1 i t- Pfaffen wnr-
iliml sollich Gut an irn X. henken.' BossH.-Goldschm.
,Andere Dieben hängen ein guten Teil [der Ver-
gabungen] an ihren X.' Lindinner 1733. — y) -A-lls
im ein X. heule'. Alles auf einen Treffer setzen; sein
Vermögen nur an einem Orte deponieren Ap; B. .Hängt
man sich an einen einzigen X. und der bricht, riskiert
man. die Beine oder gar den Rückgrat zu brechen.'
Gotth. — S) Von eim X. (Xegeli) a" der ander (an
en andere') henke", eine schlimme Sache durch allerlei
Versuche noch verschlimmern, insbes. neue Schulden
machen, um alte zu decken Aa; Bs; B; Z. Vo" eim
X. an andere" henke", bis d' Naglete" äfhört, d. h. die
Katastrophe unabwendbar geworden ist AALeer. .Es
müsse beim Glücksschmied doeh nicht Alles richtig
sein, er fange an. seine Sache von einem Xagelein an
das andere zu hängen.' Breitenst. — s) .sich an einen
andern X. hängen', sich einen andern Beistand wählen.
.Wann einer frowen ihr ehelichermann stirbt, der wyb
und kind hinter ihm hat, so soll der kindeu negsten
vatermag das erst jar vogt sin der frowen und der
kindern ; danethin so mag sich die frow henken an
ein andern n.' THTannegg Offn. — Q an'n X. henke",
wie nhd. Er hed 's GPwüsse* an'n X. (f henkt, ist ein
gewissenloser Mensch L. .Die Streitigkeit an ein N.
aufgehenkt worden.' Hedtelia 1662. S. noch Hag
(Bd II 1066). diellen (Bd III 200). Spec. 's Mal an'n
X. henke" 1) aufhören zu essen (scherzh. oder spöt-
tisch i ; hungern, darben ApSchönengr. ; GrHc. ; Xdw ; U.
Me" sölli d's Mül an en X. henke", sagt ein Dienst-
bote, dem man die nötige Xahrung nicht gönnt. Vgl.
Bd II 1456. — 2) aufhören zu sprechen. Heieh du
d's Mül an e" X. und sclnclg GRFid., Jenatz. — c) X.
als Messzeichen. De" X. trinke" hl", den Wein beim
Messen bis an den Eichnagel hinaufgehen lassen Z.
Der X. mi/es 'teekt sl", alte Vorschrift beim Zumessen
jungen Weines Tb; so sagen übh. Bauern, die darauf
halten, gutes Mass zu geben ZErl., Zoll. — d) X. im
Schiesswesen, a) Pflock, der in das durch den Schuss
verursachte Loch gesteckt wird. .Welcher schüsset
und schürft, das man den n. nit stecken mag, so ist
es kein schuz.' 1466. Bs Schützenordn. ,Item es soll
ouch ein yeglicher schütz synen geschribnen n. han,
das ein yeglicher möge seen, was der n. sye.' ebd.
Vgl. auch irren 2 (Bd I 409), Ast 2 (Bd I 573). —
ß) Pflock im Centrum der Scheibe. Syn. Zweck. Rei-
cher dem Centrum oder X'. am nächsten ist. gewinnt
einen Zürichtaler.' vMoos. Kai. — e) X. als Hem-
mungsmittel. De" X. stecke", den Riegel vorschieben,
stossen B; S. ,Ich wusste, dass er Schulden machte
und steckte den X". doch nicht.' Gotth. ,Wenn du ein
Vater wärest, wie es sich gehörte, stecktest du ihm
den X.' ebd. Vom Dubakchane", wie das i" der Pest
der X. steckt. BWvss 1863. Glaube und Brauch.
Eim en X. schlä", stecke", durch Einschlagen eines
verhexten X'agels in einen Baum oder auch anderes
Besitztum eines X'ebenmeuschen Diesen verderben,
bzw. schädigen Z; vgl. ab-, ver-naglen. De" Eüer-
chübel mit Xegle" rerschlä", unter Zauberformeln X'ägel
in das Butterfass schlagen, um die Ausscheidung der
Butter zu befördern und sich so die Arbeit abzu-
kürzen. Dorfzauberer wandten früher dieses Mittel
an. wenn die Frauen lang keine Butter gewinnen
konnten und meinten, die Milch sei verhext ZO., um
Wint. Um Gestohlenes wieder zu erhalten, soll man
.in einem Ring ein Aug mit einer Kreiden anmahlen
und einen dreieketen, ehernen oder kupfernen N.,
mit einem bezauberten Schlegel von Cypressenhol/
gemacht, und sonderbaren aus einem Psalmen Davids
gesprochenen Worten, in das gemahlte Aug schlagen,
warüber der Dieb ein Aug verlieren und also erkannt
werden müsse.' Anhorn 1674. Wenn es, nachdem ein
Haus gebaut ist, beim Einschlagen des letzten X-s
im Dach Feuer gibt, so verbrennt das Haus über
Kurz oder Lang ZZoll. — Spiel. D's Negeli ziehe",
Strafe z. B. beim Pfänderlösen, wobei der Betreffende
einen irgendwo (ausgenommen in Holz oder Stein)
eingeschlagenen Pflock mit den Zähnen herausziehen
muss; s. Bühler I 335. — 4. übertr. auf andere Gegen-
stände, die einem N. ähnlich sind, a) PI., kleine
Äste in den Baumstämmen, die deren Wert als Bau-
holz vermindern GrPt.; Z. — b) Dim., kurze Sprossen
an den Knechten (in Bed. 6; s. Bd III 722) bei den
Weinreben Z. .An den Stefzgen sollen je nach Alter
der Rebe 1 — 2 Negeli und je 2 — 3 Augen an jedem
Teile stehen bleiben' ZW1. — c) penis AaF.. Ke..
Leer.; Tn:Fr. — 5. XTame von Krankheiten, a) am
Auge, eiterige Entzündung der Bindehaut (Conjuncti-
vitis purulenta), hauptsächlich bei Ziegen und Scha-
fen B. ,Der n. oder flecken im aug.' Vogelb. 1557.
.Rechgallen zerstört die ttäcken und n. im oug und
alle andern prästen.' Tierb. 1563. .Allerlei gebrächen
der äugen: röte, fläcken. fäler. dunkle, nagel.' Fis.hb.
1563. ,N. in ougen. Nim ympar [Ingwer], winstein,
ziinet; mach es rein zuo bulfer, blass den ross in die
ougen. es nimpt den n.' Z« Arzneib. 1588. ,Wie dem
Aug können widerfahren underschidliche Zufähl als
der Starr, Fläcken. Fahl, N., Röthe.' Gwerb 1646.
,Nim ein Pfriend [Pfriemen] und stich im [dem Pferd]
ein Loch durch das Ür, an der Syten, da der N. im
Aug ist, so wird das Aug genäsen.' ZZoll. Arzneib.
1710. — b) am Euter. ,Der sog. N. entsteht weitaus
in den meisten Fällen aus unbeachteten Schrunden,
wie sie am Ausflusse des Milchganges so häufig vor-
kommen. Der Viertel und andere ähnliche Euter-
entzündungen beruhen auf ähnlichen Ursachen.' übw
Volksfr. ,Die Küh verwarfen [beim KalbenJ und gaben
Dreck und jetzt haben zwei schon wider der N.' ebd.
— c) Dim. , Entzündungsgeschwulst des Zungenbandes
bei den Schweinen.' Arch. Vet. ; Syn. Xagen, Zäpfli;
vgl. Xägg. — 6. Dünkel, Hochmut. ,Die Herren Wirte
usw., ja alles, was sich durch aushängende Schilde
dem Publikum zu gehorsamster Aufwartung anzubieten
pflegt, hat doch wirklich einen tiefen Wurm oder X.
im Kopfe. Kömmt ihnen etwa der Adelstolz bei der
Taufe der Schilde aus der Einbildung her usw. Oder
haben die Reisenden Xägel in den Köpfen, dass sie
hohe Xamen haben wollen. Da hatte ich den X., in den
allerhöchsten einzutreten.' Unsichtb. 1793. — 7. Xegeli.
junge, weibliche Ziege „Ap;"Gl; „GRh."; vg\.NägeM3.
— 8. Xegeli, Alpenrose, Rhodod. Ap; LWill. (Dan.).
Die u. 1 aufgeführten EAA. könnten tw. auch zu 3 ge-
hören (vgl. z.B. Nöt-N. Sl; die Anschauung, die ihnen zu
Grunde liegt, ist oft nicht mehr sicher zu erkennen. Das
Einschlagen des Nagels in einen Baum bringt diesen zum
Absterben, was Siechtum und Tod auch für den Besitzer
zur Folge hat. Zu Bed. 6 vgl. Gr. WB. VII 263.
Ebis-Nagel SDorn., Schwa.. Eppis- ZKappel
(Dan.), Ebnis- SThierst, Ebli-, Sebli- S, Hebis- Aa
687
Nag. neg, nig, nog, nug
Ö88
(Roehh.); ZoStdt, Heblis- B hE., Hü/Iis- SL.: 1. langer
eiserner Nagel, der durch die Ebni (s. Ebni 3 Bd I 46)
und die Vorderachse hinabgeht. — 2. die der Mitte
zunächst liegende Vertiefung in der unter muttele" II
(Sp. 577) beschriebenen Roulette; wessen Kugel in
sie hineinfällt, hat verloren ZoAg.
Nach einer Angabe soll die betr. Vertiefung durch einen
gemalten HebU-N. gekennzeichnet gewesen sein.
Achs-: N., der den Wagen mit der Achse ver-
bindet, allg. — Ofe"-: = O.-Chnopf (Bd III 750) Z.
D' O.-Negel und sust alles Mösch fege". — Egte"-:
Spitzpflock, Zahn an der Egge Gr. — U°-: prickeln-
der Frost an den Fingerspitzen G; Syn. Hör-, Chue-N.;
vgl. uniglen (Bd I 151). — Finger-: 1. wie nhd. —
2. Art Geschwür; vgl. frz. clou. ,Die spitzigen Blä-
terlein und harte Bülen, die man sonst Fingernegel und
Furunkel nempt." ZZoll. Arzneib. 1710. — Fuess-
(meist PL): Zapfen am Zettelrahmen, an denen der
Fuess (s. Fuess 3 b Bd I 1089) des Gewebes befestigt
ist; Yg\.Bispi-N. — Galge"-: 1. s. Eich I (Bd 1 72).
— 2. scherzh. oder verächtlich für die gelbe Rübe
Bs; S; Th; Z (als Gericht in Stengel geschnitten). -
Seh neggen-G.-: eig. Pflock, welcher am Schnegge'-
Galge" [Vorrichtung am Halbschlitten zur Befestigung
des Bindbaums] angebracht ist L. In der Zungen-
übung: Schwitzet a" sine" Schnegge"galge*neglen umme*.
L Hauskai. 1891. — Gips-: Nagel zum Befestigen der
den Gipsbelag haltenden Lättchen. ,Leist-, Latt-, Bin-
den-, Boden-, Gips- und Dätl'elnägel.' 1779, Gfd. , G.-
Nägel P/s Zoll 1000 Stück 3 Pfd 1 fl. 6 ß' Z Ges.
1793. — Git-: Geizhals B; Z. Syn. G.-Xäpper. -
Grindel-: oben hakenförmiger eiserner Pflock, der
am alten Pflug in den Grendel eingesteckt wurde und
in den der ,Zaum' des Geschirrs eingehängt wurde
ZZoll. Syn. Zaum-Häggcn. — Grättel- ZFehralt,
Zoll., Grotte"- SSchwa., Grätti- Aa (lt Rochh.); SBb.,
L.: N., der den Grättel (Bd II 823) und die Lang-
wiede am Wagen zshält. — Hägge"-: N. am Sohlen-
rande der sog. ,Peehschuhe', der nach oben umge-
schlagen wird Z. — Hemm-: Holzpfiock, der in das
,Henimloeh' am obern Bande der Schiffswände gesteckt
wird, und an dem die Segelseile befestigt werden Th
Born. — Haupt-: Migraine. ,Hemecrania, Hauptweh
auf einer Seiten. Hirnschalenwehe, H.' Denzl. 1677;
1716. Vgl. Gr. WB. IV 2, 623. — Hör- ZUhw., Hur-
ZAuss. : = Un-X. — Heiters-:= Cher-X. AAZein.
Chue- BBr.; Zg; Z, Chu- AaWoIiI.; ZPfäff.:= Un-X.
Als Bätsei: ,I)ie Erste suche im Revier, es ist ein stark-
gehörntes Tier. In manches Löchleins Mitte zwingt
man die Zweit- und Dritte. Wenn kalt der Winter,
schmerzet mich gar oft das Ganze fürchterlich.' HBran-
iienis. (Z). Es ist so lieiss g'si": wenn Einen e* warms
Glettise" a'g'rüert hält, so hätt-er de" Ch. übercho*.
Schwzd. (Z). — chue-nagle° AiFri. ; ZRüml., chue-
(gu- BHk., R.; „G\ gur- BBe., bu- „BO.", pur- BO.)
nagle" AAÄar., Bb., F., St., Z.; LG.; SB.; Z, chue-negle"
Vü; Gl; „Z", chue-nigle" AaFiL ; BSi.; L : = un-iglen
(Bd I 151). 's chucnäi/let Eim fnlich sc früe i" der
Schär. JBHäfl. 181:1. '
Da das Gefühl sich vorzugsweise in den Nägeln bemerkbar
macht, so lag Anlehnung an Nagel nahe. Zur Form -nagle9
vgl. ägele* (Bd I 129).
Chalber-: das durchbohrte längliche Stück Holz,
durch welches das Kalb aus dem Kübel die Milch
aufsaugt BSign. Vgl. Ch.-Gunggen (Bd II 369).
Ghamm-: Pflock an einem Karamrad Z. ,Hat etliche
Hagenbüechli gehouwen und 450 Kammnegel darus
gemachet.' 1647, Hotz, Urk. — Chappe"-: = Hüg-
gen-N. GrD.; GSa. — Chopf-: = Müs-Chopf 2 (Bd 111
414) GrCIiui-w., Hald. — Cher-: mit Griff versehener
eiserner N., der in die .Kehrlöcher' des Pfluges (s.
Bd III 1033) gesteckt wird Aa; BsL.; S; Th; Z. .Der
Vorderpflug bestehet aus der Axe, den Bädern, dem
Gezüng, dem Lagbrettlein, der Diechsel, dem K. und
dem Zaum.' JRCramer 1774; vgl. cheren 2 a a (Bd 111
435). — Ab-cher-: = dem Vor. ZFehralt.; vgl. ab-
cheren 2 (Bd III 456). — Kett-: starker eiserner N.,
dgl. bei Wuhr- und Mühlwerken verwendet werden Z;
vgl. Chett (Bd III 562). — Chrümm-: = Cher-X. Tu
(Pup.).
Chris-: Tannnadel GrPi\ — chris - negle":
Tannnadeln sammeln, ebd. — Vgl. Agnen 3 (Bd I 128).
Lib-Negeli: ,das kleine Zäpfchen neben dem
Spund am Fasse oder Drehbutterfasse' Ap (Tobl.). —
Ober-Gadem-Laden-Nagel. Schleich de" O. abe",
Sprechscherz, als Nachahmung eines bestimmten
Dreschtaktes B. — Web -Gatter- Lade0-. Vater,
lass de" W. abe", Sprechscherz TuFr. — (Weber-)
Lade0-: einer der beiden Nägel am Webstuhl, mittels
deren die Weberlade erhöht und herabgelassen werden
kann ZO., Zoll. — Lon-: = Ii«iii 1 (Bd III 1296) LG.
(Ineichen). — Lire"- AaFu.; Ap; ZO., Uri- AaL.; B
Sigr.,Id.B: 1. = Cher-N. aaOO. ; vgl. L.-Ghetteli (Bd 111
566). — 2. Schminkbohne, Phas. vulg. ApH. — 3. lang-
samer Mensch AaL.; BSigr., Id. B. — Leist-: N. zum
Befestigen von (Zaun-) Latten, Dachsparren usw. Aa
Leer. ; Z. Man unterscheidet .ganze' und .halbe', d. h.
längere und kürzere L.-Nägel. ,Den Schwamendinger
Wald zu vermachen, Stegen- und Leistnegel.' 1652,
Hotz, Urk. — Liste"-: N. zum Befestigen von Listen
(Bd III 1473). ,Ganz Schloss- und Listennägel 1000
Stück 5 Pfd, 2 Zoll. 2 fl.' Z Ges. 1793. — Latt(e-)-:
= Leist-X. AaF., Ke.; S; Th; Z. ,Latt- oder Band-N.'
Bs Taxordn. 1646. — Nuschg-: N., mit dem die
Kiene" (Bd II 1363) am Eimer befestigt ist GRMastr.
Not-: 1. Einer, der in der Not zu helfen weiss
Zg. — 2. ein von Armut und Not geplagter Mensch
Zg; vgl. hiezu Vonbun 1862, 10. — 3. = NagelfsJ-Xnt,
äusserste Not Z. Er ist uf-em X. usse". Warte*\
srugghalte" bis uf 's letst Xöt-Xegeli use". — Vgl. Gr.
WB. VII 948, zu 3 die RAA. nuter Nagd 1.
Bode"-: N. zum Befestigen der Fussbodenbrettei
Aa; Th; Z (seit 1646). Man unterscheidet .halbe' und
.ganze' B.
Päli-: N. in den Absätzen der Bergschuhe, der
im Gegs. zum Guspen (s. Bd II 483) keilförmig in
eine Kante ausläuft Gr. — Bolz-: eiserner N., der
vor und hinter dem Joch in die Deichsel gesteckt
wird SThierst. — Baum-: 1. N. zum Festhalten der
Tuech-Steckli (s. d.) am Weberbaum Z. — 2. N.. der
in eine Tuchwelle eingesteckt wird, um sie drehen
zu können Z. - Band-. .Contibula, ein blat-n. oder b.'
Pris.; Mal.; Denzl. 1677; 1716. , Latt- oder Band-N.'
Bs Taxordn. 1646.
Bind- SchScIiL; ThHw.; Z tw., Bi- ZDübend., Sj,
\X .: Pflock, der zum Binden der Garben dient. Wie der
Chasper dert de" B. gleitig cha"" träe". KMev. 1844.
Finger, se dick wie B.-Xegel Z. — Im Th nach ver-
einzelter Angabe auch Ih-X.
bi-nagle", binegle*: mulierem obstnprare Z.
689
Nag, neg, nig, nog, nug
690
Binde"- s. Oips-N. — Blech-: aus dickem Blech
fabrikmässif? verfertigter Nagel, ein Mitteilung zwi-
schen Schmid-N. und Drahtstift Z. — Bloch-: Balken-
nagel. Er ist mit Bloch/negle* vernietet, ist sehr dumm
Seil (Salger). .Sehliess- oder 1>1.. damit man die grossen
tröm an einanderen helft, trabalis clavus.' Mal. —
Blatt- s. Band-N. — „Broffe"-: stumpfer hölzerner
X., dergleichen auf den obern Leiterbäumen eines
Heuwagens angebracht sind, um z.B. das Heu, Garben
fester zu halten B." Syn. Steek-Nagel. — Propsch-:
Kaulquappe PPo.; syn. Boss-N. — Buch-: = Guspen 2
(Bd 11 483) GaL., Pani, Schud., Tschiertsch., V. —
1! a Fe"-: starker eiserner X. zum Befestigen der Dach-
sparren Th; Z. Syn. Leist-N. — Reif-: N. mit dickem
Kopf zum Vernieten der Bindereifen am Fass Z. Syn.
Nieten. — Ri"- s. R.-Egti (Bd I 144). — Eoss-:
1. N. am Hufeisen, allg. leh macht (vor Hanger) R.-
Negel fresse' Bs; Z. Das göt wie 's Rossnegil fresse",
bietet unüberwindliche Schwierigkeiten GBern. Ross-
negel verdaue", einen guten Magen haben Bs; B; Gl; Z.
Vgl. Schueh-N. — 2. Kaulquappe B; Gl; GrD.; „L;"
GSa., W.; Z. Syn. Ross-Chopf (Bd III 415). ,So die
eier [der Frösche] geschlöuft, werdend die r.-negel
oder hauptbrüchel daraus.' Tierb. 1563. Spitzname
der Schüler des untern Gymnasiums, während die des
obern .Frösche' heissen Z. — Rispi-: Zapfen am
Zettelrahmen, mit dem die Kreuzungsstelle der Zettel-
fäden (Rispi) fixiert wird Z. — Riester-: gekrümmter
eiserner Stab am Streichbrett des Pfluges, der beim
Einhängen desselben in die Stürze eingesteckt wird
SWasseramt: Th. Syn. R.- Stecken. — Seile"-: =
Schwellen-N. ZO. — Sür-. Nur in dem Kinderreim:
Hans Peter S. sllgt üf und g'Itlt aher GrD. (Bühler).
— Absatz-: = Chopf-N. GRHaldenst. — Schueb-:
1. wie nhd. allg. Sch.-Negel fresse" chönne" (Th), ver-
daue" (ZLunn.) = Ross-N. verdaue". Sch.-Kegel uf sich
Spitze" lö", Alles mit sich geschehen lassen S; vgl.
Nagel 3. 's gi't ehalt ffrürt-mieh a" d' B) Sch.-Negel Z.
— 2. übertr. von scharfem Getränk: Krätzer TuErm.
Branntwein ÄALindenb. — 3. a) -Negeli, ganz kleine
Holzbirne ZO. — b) , dünne, in Semmelmehl gewandte
und in Butter gebackene Schnitze von grossen Winter-
birnen.' Spreng.
Schin-: X. zur Befestigung von Badschienen Aa
Leer.; S. — schin-negle": sich abmühen S. Er
heig slni Chnechten uf-em Feld lo" sch-n und schaffe".
Schild. — Auch Gaunerspr.
Schinder-. .Ungulatus, der grosse Sch.-Xägel
hat.' Denzl. 1677; 1716. — Sehliess- s. Bloch-N. —
Schloss- s. Listen-N. — Schmid-: geschmiedeter
'S. (im Gegs. zum Blech-, Drat-N.) Z. — Schnorre"-:
Nägel mit zwei breiten Widerhaken, die für grobe
Schuhe als Besatz dienen GA. ; vgl. Chappen-N. —
Schwelle"-: hölzerner X. zur Verbindung der Grund-
schwellen bei Holzhäusern SL.f- Wenn-me" bim Uf-
richte" vo"-me" Hüs der erst Schw. sclüöt und der
Nagel rächt, so verbrannt das Hüs glVh. Schild; der
X. wurde, unter Anrufung der drei höchsten Namen,
vom Meistergesellen oder Meister selbst geschlagen.
- Schwingen-: = Sc7»w.-/sew(Bd 1545) Z. — Spi-
cher-. ,Umbe spichernagel 8 ß.' 1382, B Stadtrechn.
,Dem Xagler zu Sch für 100 Sp.-Xägel mit breiten
Köpfen 8 ß; aber für 100 Sp.-Nägel mit spitzigen
Köpfen und 100 Xietli bezahlt 9 ß.' 1679, Tagebuch
Zuber. ,Umb 450 Sp.- und 30 Lattnägel.' 1689, ebd.
Schweiz. Idiotikon IV.
— Spige"-: langer Spundzapfen am Waschzuber
BBe. (Dan.). Syn. Strümpfel. — Spann-: = Sp.-Holz
(Bd II 1261). Als Eigenname: ,Ruedi Sp.' 1352, Aa
Wett. Klosterarch. ,Hans Sp/ XIV., L l'robsteirodel.
— Stege"-: langer N. zum Vernageln von Holz-
treppen Z f- ,100 Stück St.-Nägel, 5'/4 Pfd, 7 Zoll.'
Z Ges. 1793; s. Leist-N. — Steck-: 1. (bes. Stube"-St.)
hölzerner N. als primitivster Verschluss (statt eines
Schlosses) an Türen ZO. — 2. = Baum-N. 2 ZO. —
3. = Broffen-N. ,4 Stecknägel in Leiterbäume.' Bühl
1795. — Vorsteck-. ,Der V., durch welchen der
Hinterpflug an den Vorderpflug kann angehängt wer-
den.' JKCramer 1774. Syn. Stöss-N. — Stange"-.
,40 st.-nägel, so man hinden in die schütten braucht,
namblich der grossen.' 1550, SchwE. Klosterarch. —
Stink-: schlechte Zigarre B. — Stöss-: = Grindel-N.
Aa. — Strich-: einer der drei Xägel, die auf dem
Kolben des Mühleisens (s. Bd I 542) aufsitzen und
den .Streichstecken' bewegen Z f- — Streck-: N.,
mittels dessen der Zettel gestreckt wird Z. — Dü-
bel-: hölzerner N., wie sie an den in Zwischenräumen
über einander liegenden Balken angebracht werden,
um das Krummwerden der Hölzer zu verhindern Zg.
— Dach-: 1. X. zum Befestigen der Dachschindeln.
.[Man musste nach einem Hagelwetter] gan Konstanz
und gan Lindow und gan Bregetz um schindlen und
ziegel und d.-negel schicken und die dür bezalen.'
1524, HsStockar, Tageb. ,Für Latt- und Tachnägel
1 fl. 3 btz.' Schloss Rdei. 1739. — 2. zentnerigi D.-
Negel, flache Steine, mit denen man die Dachschindeln
beschwert BO. — 3. eine Art langgestielter, kleiner,
frühreifer Birnen ArK. — Tiechsel-: X. auf der
Wagendeichsel zum Anhängen der Wage AaF., Ke.
— Tafel-: X. zum Befestigen des Getäfels? ,500 halbe
T.-Xägel.' 1656, UwKerns (Küchler 1886). — Täfer-:
1. = dem Vor. Th. — 2. X. mit rundem (Messing-)
Kopf, zur Zierde am Getäfel angebracht. ,200 ganz
t.-nägel.' 1524, Z. .Täffernagel oder trugnagel, bulla.'
Mal. — Teil-: 2—3 Zoll dicker, fein polierter Arm
am Teilstock (s.d.) Z. — Fuess-Tili-: = Boden-N.
,Umb 125 f., sind zur sprnrkammer prucht.' 1569, Z
Grün. Amtsrechn. — Dämm-: 6—8 Zoll langer höl-
zerner oder eiserner X. oder Zapfen, mit welchem
durch Hebelkraft der Tuchbaura umgedreht wird, um
das Gewebe nachzuziehen Z. — Tenn-: 1. in Scheu-
nen, ein hölzerner X. an den Balken, welche den
Giebelbaum tragen, um an denselben hinaufzuklettern.
Von der Porscheune an bis zum Dachgiebel gibt es,
wenigstens in sehr alten Scheunen, mehrere solche
Xägel Ap (Tobl.). — 2. N. zum Spannen des Well-
baums am Webstuhl Ap; ZZoll. Syn. Streck-N. —
Tür-: (hölzerner) X., der, durch die Türe in den
Seitenpfosten gesteckt, zum Verschliessen der Türe
dient; noch heute in alten Häusern etwa zu finden
ZO. Türklinke Ap. De" T. i" d' Hand ne", sich zum
Aufbruch anschicken SchSL (spec, im Zorn das Zim-
mer verlassen); ZO. ,Der Winter bleibt gern im
Sternenberg, und wenn man meint, jetzt nimmt er den
T. in die Hand und wird verreisen, kehrt er nur
wieder um.' Stutz 1847. .Worauf der Vogt, als der
schon den Türennagel in die Hand genommen, ihn
nochmals geforderet.' 1763, Z. De" T. fege", sich
durch Aufräumen und Scheuern auf einen Besuch vor-
bereiten (wobei sogar der T. nicht vergessen wird)
Ap. In der ä. Rechtspr. als symbolische Bezeichnung
44
691
Nag, neg, nig, nog, nug
092
der Hausgrenze. ,Das allenthalben in unserm landt
einer den andern soll lassen trenken vom t. über und
zu dem komlichosten nächsten stäten wasser; es syg
über das sin oder eines andern.' 1500/44, Schw LB.
,Es sol Einer drenken von dem Dürnagel zum neeh-
sten Wasser, das er han mag, da er Lybes und Guotes
sicher mag sin.' 1605, SchwG. LR.; s. Blumer, RG. I
448 Note 78. — Trug-Nagel s. Täfer-N. — Tret-
s. Tret-fsen 1 (Bd I 546). — Wäg-: = Tiechsel-N.
SBb.; Th; Z. ,1 W. samt Schliessen.' Bühl 1795. -
Welle"-: 1. = Tenn-N. 2 Z. — 2. N, der in die
.Wellen' am Brücken- oder Leiterwagen gesteckt wird,
um dieselben drehen und dadurch die über die Last
(Heu, Garben) gespannten Seile, bzw. den .Wisbaunr
anziehen zu können Th. Syn. W.-Bengel. — Stotz-
wand-: starker N., womit man früher die Bretter an
der Firstwand befestigte ZO. — Winde"-. ,Axiculus.
der w., daran die wallen umblauft.' Fris. — Wer-:
Hilfs-, Einnahmsquelle Ndw; syn. Wert. — Wett-: N.
zur Verbindung der Balken am Blockhau. ,Ein kleines
Eichli zu Wättneglen.' 1648, Hotz, Urk. — Zug-:
hölzerner Pflock vor und hinter der Amläzen (Bd 1
219) GiiChur, Malans. - Zaum- Zon- S tw., Zorn-
SBb.:= Grindel-N. — Zimmer-: = Bloeh-N. SchSL
(Sulger). — Zan'1-: N. am Pflug, der durch die Achse
geht Aa (Rochh.). — Züric1'-. Zu dem Ansuchen der
Pfister um Vorrechte auf dem Kornmarkt und Ta-
xation des Brotes nach den höchsten Käufen bemerkt
der Aufzeichner: .hängt am langen Z.', d. h. ist auf
die lange Bank geschoben, wie das in Zürich Gewohn-
heit ist. 1751, Hofmeister Weggenzunft. — Zirke"-:
(gewöhnlich mit einem Stifte bezeichneter) Mittel-
punkt der Schiessscheibe Schw; Zg. Syn. Nagel 3 d ß.
— Zwing-: Jmd, der durch unaufhörliche Quengelei
lästig fällt Scuw; Syn. Ztväng-Grind (Bd H 769). —
Z wä n zger-: grosser, schwerer Schuhnagel B. ,Leder-
schuhe, die nur mit Zw.-Nägeln beschlagen seien.'
ABitter.
nagle" I: 1. Nägel verfertigen B; Dial. Das beim
N. entstehende Geräusch nachahmen, indem man mit
Ellbogen und Fäusten abwechselnd auf den Tisch
klopft, in lustigen Abendgesellschaften üblich BE. —
2. mit Nägeln befestigen, versehen, allg. D' Schueh n.
— 3. mulierem comprimere Z (Spillm.).
Unklar ist der Ausdr. .genagelt' in der Stelle: ,Es wird
beschlossen, dass die gemeine Reichsmünze, die ßlutzger und
die genagelten Goldsorten ausser Circulation gesetzt werden
sollen.' 1671, Ahsch. VI 1, 821.
ab-. Eim 's Leben a., Jmd durch Einschlagen
eines verhexten Nagels in einen Baum ums Leben
bringen G; vgl. Nagel 3. — ent-: von den bindenden
Zapfen befreien. .Bericht, dass die Stadt Baden ihre
Brücke entnagelt habe, ungewöhnliche Wachen aus-
stelle, die Zugänge in die aufgeworfenen Graben ver-
wehre.' 1655, Absch.
ver-: 1. wie nhd. allg. Zum Schutze gegen Zauber
pflegte man früher Türen an der Aussenseite zu v.,
indem man fünf Holzptiöcke in der Weise einschlug,
dass sie die Form eines Kreuzes bildeten ZZoll.
Übertr. ,E" Such v., rem aliquant in tuto collocare.'
Id. B. Das ist (wie) vernaglet, da ist Nichts mehr zu
machen B; Z. E" vernagleter Ghojif, aus dem absolut
Nichts herauszubringen ist B. (Wie) vernaglet si", ver-
stockt, stockdumm sein Bs; B; G; S; Tb; Z. Ich bi"
wie vernaglet, sagt man ärgerlich, wenn man sich z. B.
auf ein Wort nicht besinnen kann. — 2. verbrauchen.
,Dass er in einem Prozesse wegen einer Hotzdecke
2000 Pfund vernagelt habe.' W-StNikl. (Familien-
aufz.). — 3. beim Beschlagen der Hufe den Nagel zu
tief einschlagen AAFri.; B; Z. ,Ich wollte, dein Ross
wäre heute vernagelt gewesen, damit du daheim ge-
blieben wärest.' HPest. 1783. Nägel, mit denen man
Zugtiere vernagelt hat, werfe man in den Abtritt Aa
Fri., oder schlage sie ins Holz Z. ,Die Sprüche braucht
er zum Heilen der getruckten oder vernagleten Pfer-
den.' Anhorn 1674. — 4. mit Acc. P., Jmdn durch
Einschlagen eines Nagels in einen Baum an Leib und
Leben schädigen Gl; GW.; Sch; Z; vgl. Sch Pilger
1897, 55. 56; Z Kai. 1808, C 3.
2 eig. durch V. einer Sache sich der Möglichkeit, darüber
zu verfugen, berauben.
Nagler: wie nhd. Aa; B; ZO., S.; UBrägger 1788.
Zuname einer Familie in AAjonen.
Schwarz-: Verfertiger von (schwarzen) eisernen
Nägeln. Bs Taxordn. 1646 (im Gegs. zu dem ,Weiss-
nagelschmid'). — Tach-: Dachdecker (soweit die
Dächer noch mit Schindeln gedeckt werden) B. Auch
1375/81, B Stadtrechn. — Wiss-: Verfertiger von
(weissen) Drahtstiften. 1679, Bs Schmiedenbuch.
„naglere": das Naglerhandwerk treiben VO."
Naglete" f.: 1. das Nageln; auch die dazu ver-
wendeten Nägel Aa. Geb wie d' Ammerei dem Schueh-
machet die gröbst N. befole" het. MLenz. — 2. Auf-
hängevorrichtung, bestehend in einer Reihe von Holz-
pflöcken, spec. in Metzgereien zum Aufhängen von
Fleischstücken Aa; BsL.; S. Syn. Nagel-Holz 2 (Bd II
1255); Rechen. ,So sölten dieselben schäf dannethin
ze Baden an der nagelten under der schal verkouft
werden.' 1456, AADätw. Offn. S. noch Nagel 3 b 8.
Nägeli n.: 1. a) Nelke, Dianthus mit seinen Va-
rietäten, spec. D. caryophyllus. allg. Drä N. und c"
Rosmeri", macht auch gern bim Holdi si' L. Von
einem mit Blüten bedeckten (mit Früchten beladenen)
Baume heisst es: er ist voll wi-n-es N. AaF., Ke. Si
blüeit (hed es Chbpfli) wi-n-es N., von einem schönen,
gesunden Weibe Aa; Z. Schmücke" ivie-n-es N., auch
iron. für stinken Z rS. Wer auf der Strasse ein
N. aufhebt, wird räudig ZHorg. ,Der Gilgen viler
Gstalten, das Nägelin so weit vernambt, all umb die
Cron anhalten.' JCWeissenb. 1678. Man unterscheidet
dicht (B; ZHörnli, S.) oder g'füllti und dünnt N. (B;
GRh.; ZHörnli); g'spregleti, g'spredleti [gesprenkelte]
N. (B; ZO., S.); solche sollen entstehen, wenn man
während eines Regenbogens N. versetzt ZO., S. M'ihli
N. 1) Pracht-Federnelke, Dianth. sup. B; LW.; Scnw
Kü. — 2) wilde Nelke, Dianth. silv. LE.; Sciiwlb.,
Ma. ; Ndw; U. — 3) Kuckuckslichtnelke. Lychn. flos
cuc. G. — b) blaui N., Frühlingsenzian, Gent, verna
GrRIi. — c) gel'H N., Goldlack, Cheir. cheiri Aa
(Mühlb.). Syn. Violen 2 (Bd I 634). .Straassburger
nägelin, gäle nägelin, braun und weiss, leueoion.' Mal.
,Gelbe Nägelein, gelbe Violen, Theri oder guldener
Lack (Leucojum, Luteum), sind einfach und gefüllt.'
JCSulz. 1772. — 2. Gewürznelke, Caryoph. arom. allg.
Spec. gueti N. ZHörnli, Zoll., zum Unterschied vmii
Nelkenpfeffer (s. N.-Chopf 2 Bd III 414). Langt N.,
Gewürznelken mit den Stielen AaKöII. (Dan.). .Iniber,
malwasi, nägelein.' Zwingli. , Nägelin in apotheken,
caryophyllon.' KpGf.ssnf.r 1542; vgl. auch Caplet
693
Nag, neg, nig, nog, nug
694
(Bd III 401). .Nimm hin dis nägely in dyn muiid,
küw.s will, ilass es dich stärk.' Haberkr 1562. ,Dass
sie |ilie Neuvermählte] dem Herren bring Kraft, wie
ein guts Nagelein.' Stettlek 1600. .Caryophylluin,
Nägelein, Nelke.' Vestib. 1692. — 3. Kuhname AaF.
(Kuh oder Ochse der braunen Sehwyzerrasse); BO.
(lt JRWyss 1817, 563 Kuh mit nelkenförmigera weis-
sem Fleck auf der Stirn); S; in Aa lt Hürbin auch
Pferdename. Der Antoni het de" Cliüene" g'chratzet,
im [dem] N. und i" der Brüne". BWyss 1863. —
4. Familienname B; Th; Z. X'uono Negilli.' 1253,
Kt'EGER 1606.
Mhd. negel(l)in, Diin. zu nagel, wie das entsprechende
nid.-ud. negelHn, woraus uhd. , Nelke.' Das W. hat sich von
seinem Stammwort isoliert und darum auch den dem Dim.
zukommenden sekundären Um). (&) bewahrt, während das
Dim. in eig. Bed. seinen Voc. (e1) demjenigen im PI. des
Stammwortes (vgl. ahd. PI. negili) augeglichen hat. Zu 3
vgl. Nagel ? und Naggel.
Alp-, in GT. Alpe"-: Alpenrose, Rhod. ferr. GSa.,
W., We., Weisst. ,Dort ist eine Alpenrose. Die Sennen
der Berge nennen sie gewöhnlich A.' PScheitlin 1837.
— Imber-, in GlS. -p- : 1. Semen amomi Z (Vogel).
— 2. Gewürznelke GlS.
Ti\iess-Er\en-: = Alp-N SchwMuo. — S. Bd 1451.
Ess-: 1. Gewürznelke GrCIiui-w., D., L., Peist, Val.;
iuTh. — 2. spanischer Flieder, Syr. vulg. Ap; GRh., T.
Syn. Nägeli- Bluest. — Feld-: Pracht- Federnelke,
Bianth.3up.DnnH. — Felse"-: wilde Nelke, Dianth.
caryoph. BO. — Für-: Karthäuser-Nelke, Dianth.
Carth. Aa; Sch; Tb. — Vexier-: Kranz-, Lichtnelke,
Lychnis cor. GWe. (Wartra.). — Fotzel-: 1. Tag-
lichtnelke, Lychn. diurn. Aa; S. — 2. Kuckuckslicht-
nelke, Lychn. flos cuc. ÄAÜött., F., Klingn. — Flu eh-,
in BE. Flüeh-: 1. wilde Nelke, Dianth. silv. BE., Ha.;
LE. — 2. Seidelbast, Daphne Bs (Seiler). — Fleisch- :
1. Bartnelke, Dianth. barb. Ap. — 2. = Fotzel-N. 2 GG.,
Sa., oT.; Zu. Syn. Herrgotten-Fleisch 2 (Bd I 1222),
Fleisch-Blüemli. — Flatter-: = Feld-N. GWe.
Fries-: 1. Pfingstnelke, Dianth. caes. Bs (Dan.).
— 2. Friese"-N., Federnelke, Dianth. plum. Hegetsohw.
— ,Friesi-n.' Zg Arzneib. 1588.
Gige"-: 1. Person von weichlichem Charakter,
zimpferlichem Getue L. Die Jumpfere" ist auch gar
es Cr. De'' [ihr] müend nid meine", ieh mög Nüd ver-
lide", ich bi" kes G. Auch zierlich aufgeputztes Mäd-
chen LSemp. ; Syn. Gegli. — 2. ,Man hat ihnen [dem
reichen Ehepaar] allerlei Gesätzlein und G. zu Solo-
thurn anhänken wollen.' 1679, St Ursenkal. 1891. —
Gugger-: = Fotzel-N. 2 L. — Geisse"-: Busch-
Windröschen, Anem. nem. G uT. Syn. Geiss-Gloggen 2 a
(Bd II 613). — Grab-: = Fries-N 2 GG., Sa. —
ürabser-: = Nägeli 1 b G oKh.
Gras-: 1. .Nägelinbluomen, grassbluomen; die wil-
den nennt man friesenäuglin [1. -nägelin '?] und grass-
nägelin: bettonicum vulgo fiores tunici, aut caryo-
phylli.' KiiÜessn. 1542. a) = Fries-N. 2 U; ZO. -
b) = Fries-N. 2 G; Z. — c) = Für-N. ZW. — 2. = Fotzel-
N.2 AARieth.; ZW. — 3. gem. Flockenblume, Cent.
Jacea G. — 4. Strandnelke, Stat. elong. Sch; Syn.
spanische' Wase". — .Grasuäglin.' JJNüsch. 1608.
Heu-: = Fotzel-N. 1 und 2 GW. — Fridhof-:
= Fnes-N.2 GWe.; Schw. — Chilchh of-: = dem
•Vor. AAEhrend.; ScuwMa. Bildl. von grauen Haaren
als Vorboten des Todes ScHwMa. — Holz-: grosse
Sterndolde, Astr. major GWe. — Hangi-: gefüllte
Nelke, die zur Zierde vor den Fenstern in Kistchen
gezogen wird; sie hat ihren Namen davon, dass die
Stengel über das Fenstergesimse hinunterhängen BO.
— H;irz-: = Alp- N. Ap; G oT. — Chilbi-: Levkoje,
Matth. ine. SchSL — Chomme"-: Gewürznelken GSev.
Vgl. Chrämer-N 1. — Chineser-: = Chineserli (Bd III
320) U; ZO. — Chapuziner-: = Fleisch-N. 1 GlM.,
Netst. ; GG. — Chorn-: 1. Kornrade, Agrost. Gith.
G oRh., Sa., We.; ZZoll. — 2. blaue Kornblume, Cent.
cyan. Bs; Sch. — 3. Mutterkorn, Scler. vulg. ZZoll.
— Kartüser-: = Chapuziner - N. U. — Chleb-:
Pech-Lichtnelke, Lychn. visc. Ap; ScnSt. (Sulger);
ZHombr., 0. — Chrämer-: 1. (in GWe. auch Chrom-
me"-N.J = Ess-N. 1 GrLuz., Trimm., UVatz; GWe.
.Kramernägelein.' Hadptweh 1690. — 2. = Ess-N. 2
GRHe., Schiers. — C h r o p f - : = Fotzel-N. 1 ÄALeer.
(Hunz.). — Chrüt-: 1. = Nägeli 1 c Aa; BsL.; B oAa. ;
L; S NA.; Z. — 2. = Pfingst-Veieli 2 (Bd I 635) AAßb.
— Chrüz-: = Fleisch-N. 1 GRorsch. — Laube"-:
Nelke, die auf den Laubengängen der Häuser in Kist-
chen gezogen wird BBe. (Dan.). — Chorn-Liecht-
= Chom-N. 1 B. — Maie"-: 1. = Chrüt-N 1 Aa; L;
Sch; Th; Z. .Leucoion, Violen, gelbe Nägelein, Meyen-
nägelein.' Denzl. 1677; 1716. — 2. wissi, g'füllti M.
= Chrüt-N. 2 Sch. — 3. wohlriechendes Veilchen,
Viola od. Ap (Durh.). — Matte0-: 1. = Fotzel-N. 1
ZoÄg. — 2. = Fotzel-N. 2 AaVüI. — ,Mutter-Ne-
gelein': Mutternelken, Anthophylli. Bs Apotheker-
taxe 1701. — Nonne" - Nägeli: Schwarzkümmel,
Nig. arv. und dam. ,Nunne Nägelein, Zitwan, Galgan
und Imber.' S Kai. 1749. ,Schabab, Nonnen-Nägelein,
Spinnmucken.' JCSulzer 1772. — Berg-: = Alp-N.
GT. — Bürste"-: Büschelnelke, Dianth. arm. ZZoll.
— Basler-, in L; S auch Basel-, in AAWohlenschw.
Basmer-: 1. = Cliilbi-N. AABb.; L; SchwE.; S; Zg.
Das het duftet wie-n-es B. Joach. 1885. ,B. und Re-
seda, welche es vor seiner Abreise nach der Stadt
gesät.' AHartm. 1852. ,Leucojen, Strassburger Nä-
gelein, Basel-Nägelein.' JCSulzer 1772. — 2. = Chrüt-
N 1 AaoFH., Wohlenschw.; U. — Busch- BsL.; Gr;
GRh.; Z, Busch- AABb., Widen, Busche"- GSa., We.,
Buschle"- Gr, Büscheli- B; ZO., Butsch- AASchneis. ;
iiiTh; ZW.: = Fleisch-N. 1. — Pfaffe"-: = Kapu-
ziner-N GlM. — Pfingst- Bs; B; S, P f eist- Aa; Z:
1. = Chrüt-N. 1 AABb.; Bs. — 2. = Chrüt-N. 2 AABb.;
B. — 3. = Fleisch-N. 2 S. - 4. = Fries-N. 1 B (Durh.);
Sch; Z. Nach Wolf-Mannh. IV 170 (für Sch) gehört
das Pf. zu den heiligen Blumen, welche man sich
ziehen, aber nicht abpflücken und nicht beschädigen
soll. — Pfister-: = Nadel-Körfel (Bd III 460) Aa
(Mühlberg). — Platte"-: = Flueh-N. 1 BO. -
Brach-: = Fleisch-N. 1 AAKaiserst. — Rogge"-:
1. = Chorn-N. 1 G oRh., Sa., We. — 2. = Chorn-N. 3 Z.
— Rhi"-: = Rhln-Egli (Bd I 144) ZBül. ,Der Täter,
welcher immer rh. -gesund gewesen, wollte durch den
kampflustigen Schneider geschlagen worden sein.' Z
Dielsd. Wochenbl. Als Typus der Fülle: Der Baum
ist so voll [Blüten, Obst] wi-n-es B. (neben B.-Negeli)
AaF., Ke. — Ross-: 1. = Fotzel-N 1 GRh., 'f., We.;
ZZoll. — 2. = Grabser-N. GWe. — 3. bestäubte
Schlüsselblume, Prim. far. GSev. — Riet-: l. = Boss-
N. 3 GSa., We.; ZEbmat. — 2. = Feld-N. G oT., We.
— Saffert-: Narcisse, Narc. poet. GWe. — S a in-
nre t-: 1. Sammtblume, Tagetes pat. AAEhr. ; G. —
695
Nag, nug, nig, nog, nug
696
2. = Nägeli 1 a Ar. — Schabe"-: Schwarzständel,
Nigr. ang. GWe.; Syn. Schabe n-Ch rät b (Bd III 909).
— Schibe"-: grosse gefüllte Nelke Seil (Kirchh.).
— Schlänz-: = Basler-N. 1 ScHSt.; Z Benken. —
Schlitz-: = Fotzel-N. 2 B.
Schränz-: reich gefüllte Nelke AABb. ; ZEüml.
— So genannt, weil die Blütenblätter den Kelch zersprengen.
Stech-: 1. = Fleisch-N. 1 GWe. — 2. = Vexier-N.
ebd.
Stamme»-: 1. = Basler-N. 1 GWe., T.; diTb. -
2. = Chrüt-N. 1 Ap (Tobl.); BsL. (Seiler); GG., T. —
3. Frühlings -Knotenblume, Leuc. vern. Ap (Durh.).
— .Stamennägele.' UBrägg. 1782.
Stei--: \. = Flueh-N.l AAEhr. (Frei); BO.; Gr;
LE.; GSa.,We.; SchwE., Ib.,Ma.; Uw;U. — 2. = Für-N.
AASchinzn., Tromsb.; ZO., W. — 3. = Fleisch-N. 1 Aa
Wett. (Frei), Widen. — 4. = Feld-N. LWegg.; Schw
Küsn. — 5. schwarzrote Nelke, Dianth. atrorub. UUrs.
— 6. = Chrüt-N. 2 Aa; B; Z (Hürl.). - 7. stengel-
loser Enzian, Gent. ac. SchwE.; Syn. St.-Gloggen 2
(Bd II 618). — 8. = Grabser-N. GLKengelb.; SchwE.
(Lienert). — Strässburger-: = Basler-N. 1 Z (Dan.).
S. noch Nägeli 1 c. — Firtag Flrtig-: reich geputztes
Mädchen AaWoM. ; vgl. Gigen-N. 1. — Dolde"-:
1. = Chrüt-N. 2 Sch (Sulger). — 2. ,D., weisse Buseh-
nägelein, auch Schneeballen genannt.' Sulger. —
Dolder-: = dem Vor. 1. ,Winterveyel, Nachtviolen
(Viola Matronalis); die Landsleute nennen sie insge-
mein weisse D.-Nägelein.' JCSülz. 1772. — Donner-:
= Für-N AaFH. (Rochh.). — T i e r - : = Bürsten-N.
Dürh. — Töte"-: = Fries-N 2 GWyl. — Trös- Gr,
Brues- Scnwlb. : = Alp-N. — Tschugge"-: = Bür-
sten-N. BL. — Tschupp- GSa., oT., We., Tschuppe"-
G oT., We., Tschupper- GWeisst., Schuppe"- GSa. :
= Fleisch-N. 1. — Wald-: = Fotzel-N. 1 BO.; L. —
,Wurz-Nägelin': Gewürznelke. JJNüsch. lb'08. —
Wise°-Nägeli: 1. = Fotzel-N. 1 GnHe. — 2. = Fotzel-
N. 2 AaDoM. — Zimmet-: Gewürznelke. ,Und gul-
tend 6 zimetnägely blumen 6 ß.' Edlib. — Zapfe"-:
= C/u-««-iv'.5AABb.;ZNer.,W. — Zotter-: \. = Fotzel-
N. 1 SSchöuenw. — 2. = Saffert-N. SNA. — Zotzel-:
= Fotzel-N. 1 AALeer. (Hunz.).
Ge-negel. ,Ir sond im heissen das g. ab henden
und fuessen zeren.' Volksb. ; dafür gleich nachher,
wohl durch Schreibfehler, .genigel.'
negele": = naglen 1 S. G'negelet, mit Nägeln
versehen B.
ver-: Midi., unzugänglich machen, verschliessen.
,Wir Melchtaler hatten vernommen, Herr Landammann
W. habe uns die Älplerkilwi wollen v.' Obw Volksfr.
1890.
N egeler I m.: Nagler ScuwE.
Schueh-Negler: = Sch.-Nagel 3 a ZKn.
üf-nage": auffressen. ,Nun wirt diser hauff aufn.,
was umb uns ist, wie ein ochs kraut auf dem fäld
aufnaget.' 1531, IV. Mos.; = ,abetzen.' 1548. , Würdet
ihr nicht euer Herz und Fleisch verzehren und aufn.'
AKlingl. 1688.
gc-: 1. nagen im eig. S. Aa; Ap; B; VO; Gl; GrD.;
G; Sch; Z. (Nut) z' bisse" und z% g. ha" B; S; Th; Z.
Wer in /.iinii will g., mues d's G'wild nüd jage", wer
behaglich leben will, darf sich nicht abhetzen BK.
,So nun si [das Eichhornweibchen] sieht, das er [das
Männchen] si niena wil lassen beliben, so grept si
unden uff gegen den nussen und loset, wenn er obnen
genaget, daz si unden ouch genage, das er ir nit inne
werde.' XIV., Obw. ,[Bei Tische] schleck d' finger
nit, gnag nit die beim' Fris. 1562. ,In einer hölzinen
wand gnagend etwan die holzwürm.' LLav. 1569.
S. noch Nienerlis-Graben (Bd II 682). — 2. übertr.
a) ,Was sy [die untreue Geliebte] yetzt ziert, mich
ganz nüt irrt; nach andern will ich jagen, mit vilen
mag ich nit nagen [gleichs. mich in die Beute teilen].'
Liliencron (Z). — b) ,Item er wolle sinen hinder-
redern antwurten, so in mit hundszenden gnagend.'
Salat. — c) von Schmerzempfindungen. ,Also law
genützt ist [das Hühnerei] guot dem g. der blasen.'
Vogelb. 1557. ,Ein quartli eselmilch den kindern
nüchtern gegeben, wenn sy am stuolgang des g-s be-
finden.' Tierb. 1563. Vgl. näggelen. — d) von geistigen
Vorgängen SchwE.; Z. Hätt-er nüd Anders z' biräte",
als was er jetzt well mache", er hätt bis i" d' Stadt
ine" z' gn. MUsteri. , Damit macht er im gross un-
ruew, gnagt im syn eigen herz darmit.' JBinder 1535.
.Den gnage die gwüssne, welcher die oberkeit veracht.'
HBull. 1561. ,Iras in pectore volvere, in im selbs
träffenlich gn. oder entrüst und erzürnt sein. Angere
sese animi, sich selbs bekümmern, gn. und frässen.'
Fris. Vgl. auch iglen II (Bd I 151). — e) langwierige
Arbeit haben ZLunn.
Sehr wahrsch. ist <j- nicht als Prüf., sondern als Stamm-
anl. aufzufassen; s. Gr. WB. IV 1 b, 3344.
abg°-: abnagen. Wer gern d' Fleischbei" abgnagt,
ist hüslich (gitig) ZS. ,A., derodere, abrodere.' Mal.
,Wir [Teufel] wend sy [die Köpfe] in der hell a.'
RSchmid 1579. .Käferlein, welche die jungen Schoss
a.' Rhag. 1637. E" Wis, en Alp a., kahl abweiden
Gl; Th; Z.
um-ge-. ,Das ich yetz schon lange zeit u., inuoss
ich yedoch zuo letst gar fressen. Prov., ist als vil
geredt: Ob ich schon lang darzuo schwyg, so muoss
ich dennocht hinden nachhin sagen, woran es gelägen
ist, dudum circumrodo quod devorandum est.' Mal.
umme"-g0-: mühsam auf magerer Wiese weiden,
mähen GrS., Scuolms, Tschapp.
Nage"m.: 1. nagendes Gefühl. ,üass solche Men-
schen einen N. im Gewüssen bekommen.' Zauberei
1704. — 2. = Nagel 5 c. Arch. Vet. 1827.
Ge-nage° ZLimm., Mönch., Rüml., S., W., Gnäge*
ZAff. b. Höngg, Brütt, W. — m.: 1. (meist mit Fleisch
bekleideter) Knochen. Er hät-sich bis uf de" Gn. i"e*
g'haue", hat sich ins Fleisch geschnitten bis auf den
Knochen ZDättl., S. Der Metzger hät-mer fast nüt
als Gn. g'ge" ZDättl. Diin., Knochensplitter. Es ist
es Gnägli use" cho", es ist-em es Gnägli im Hals stecke"
'Mibe" ZDättl. — 2. bis zum Skelett abgemagerter
Mensch ZLimm.
Ettig-G°nägeli: Schwertknorpel, dessen Ge-
schwulst man die Krankheit Ettig (s. Ettiken Bd 1
599) zuschreibt Ap.
„Nager: Scarab. hortic. Schw; Zg."
Genager m.: 1. ,Der gn. für gewüssen, conscientia.
Morderi conscientia, in seiner gewüssne gefrässen oder
geengstiget werden, ein g. oder klopfer in der con-
scienz oder gewüssne haben.' Fris.; Mal. — 2. Geiz-
hals ApH.; UwE.; vgl. Gc-nägger.
nagerhaft: zu Spässen und Witzen aufgelegt
GRjenatz. — Vgl. näggelen.
697
Nag, lieg, oig, nog, im,!!
698
G'nagete11 f.: 1. das Nagen, allg. Nagendes Ge-
rausch. .Kr wusste nicht, was für ein X. an dem
Schloss der hinderen Kammertür gewesen immerfort'
1695, BossH.-Goldschm. — 2. Kargheit, (ieiz UwK.
G"nagi B; Gii; W; Z, Gnagis BXid.. Qnägi Ap;
Gl; GRh.; Sch; Uw; I'; ZWyl — n.: 1. Knochen
zum Abnagen Ap; B (in BU. spec. vom Schwein); Gl;
Sch; S; Xnw; Dj W; Z. Es abgnagts Gn. Bäki 1885.
Mer hiind Chalbsgn. ;' Immis g'ha"; 's ist «oc* vil
Fleuch dra" g'si" Sch. Knochen übh. Ap; BBr.. Ha.;
GRh.; Sch. /"* ha'-si''' [mich] Ms nf d's Gn. g'hunren
[geschnitten] BHa. Passe"d üf, China, es sin* Gnägel-
leni in der Suppen, ebd. Grad Hut und Gn. ha", sehr
mager sein Ap. Er hat 's Gn. 'brache" GRh. — 2. äus-
serst magerer Mensch Ap; BBr., R.; Gl. — 3. harter
Brocken, bes. vom Käse Uw. — Gnagis dürfte sein a von
S'h>rini"s u. ä. bezogen haben.
Achsle"-: Schlüsselbein ApK.
Ha m nie"-: Schinkenknochen BBe. (Dan.).
(ge)naglen II: 1. äusserst kurzes Gras mit Mühe
abweiden BSi. (ImObersteg). — 2. mit Bitten anhalten
GrL. Er hed albig dran g'nagled. bis £■* 'm es gen
Hern. — 3. mühsam eine Arbeit verrichten B um Burgd.
Xagli n.: haushälterischer Mensch, Geizhals W.
Syn. Schabi. Es scharpfs N.
g'nägele" S, g'nägle" Aa; Z: Dini. zu g'nage".
,Gnägle", ossa penitus came denudare.' Id. B. Chindli
trägen ist nild Hüendli g. Z (Dan.). ,Tüfel zum an-
dern: [Ich will] dir guete kiieehle bachen, guet alt
hexen im arsloch bräglen, dass du sy adenlich magst
gnäglen.' RSchmid 1579. Etwas Weniges essen S.
[Gib] d'ene" Fraue" dö Öppis z' g. Joach. Mit Unlust
essen AaHoM., L.
Genäg(e)ler m.: 1. (G'nägler) wer gern nagt
ScaSt. (Sulger). — 2. = G'nager 2 ApI.
Xäger m. : = G'nägeler 2 S.
nä geile": behaglich und in kleinen Bissen an
Etwas herum nagen Bs.
Nagle": = Agnen 1 (Bd I 127) ScuNnk.; ZRafz.
finster- /isfer-nägele": 1. blinde Kuh spielen Scu.
Syn. f.-müslen (Sp. 482). ,Das Verbergeten machen
(blinde Kuh, f.).' Spleiss 1 i '> i i 7 . — 2. im Pinstern
herumtappen Scu. — 3. im Finstern vor sich hin
träumen Scu.
Negeler II m.: kleiner, naseweiser Mensch SStarrk.
— Dürfte wohl = A'tyefer und eine Xbf. zu Niggeler (s. d.) sein.
Neger m.: Schwarzer ThHw. ; ZSth. Syn. Mar (das
aaOO. abgekommen ist). Spitzname eines Menschen,
der durch dunkle Hautfarbe, auch durch Unreinlich-
keit auffiel ZSth.
Xegerli n.: tiefblaue Zwergbohne B; Z (Dan.).
Kaper-: Mönchsgrasmücke, Schwarzkopf, Silvia
atricap. Gr (Jahresber. 8, 125).
Negi: = Egi (Bd I 143). 's Geld allei" haltet hei"
F in Band und N. Schweiz. Familienztg 1889. —
Üas n- stammt aus der Verbindung in Egi.
Xeigeli Aa, G'n- B, (G'-)Neiggili Xdw, (Ge-JNes-
gerli Sch — n.: Verbeugung; Knix. 's N. mache".
Gysi 1881.
neigen neigge": refl., Knixe machen Xuw.
99 aus gj Ivorahd. ' iwigjuni mit Bewahrung des gedehnten
Cons. auch Dach dem Diphth. wie z. B. in schwngge".
g"-, in I! (lt Zyro) auch -gg-: eine Verbeugung
machen GMs, die Knie beugen B. Meist reih, sich
verneigen AaB. ; GT.; Scu KL; ZO. UV""-)/»'" maje-
stete" [als Taufzeuge auftreten] mness, so ifnaijet-nic"
sirl\ wenn im Gibit der Name* Jesus vorchunnt Scu Kl.
Si g'neigt-sich geg'"-em i"e". Stutz.
Nögerech m.: englierziger Mensch GO.
nögere": tadeln GO.
ge-nneg, in AALeer., St., Z.; Bs; B; F; GrPi.; Lj
ScflSt. ; S; Uw; Zu. g'nue, in ScHwIIfn. g'mue — Comp.
g'nüeger, bei Gotth. auch g'nueger: 1. genug; oft iron.
auch als Bezeichnung des Übermasses. Verst.: stei"-
(erde"-)g. Z, hüfe*(s)-g. Bs; SchwE.; Z, hunds-g. B,
stei"-hert-g. Schw, bode"-g. GrPt. a) als nnflect. Adj.
bzw. subst. G. ist g., was genug ist. ist genug, Ab-
wehr gegenüber Masslosigkeit Th; Z. Nei", iezt müesst-
[ich] mer 's verbette", g. ist g. MUsteri. S. noch glgen
(Bd II 150). Wo g. ist, chann e" Sou hüse" Th; ZS.,
Wl. G. ist nur im Möttun; g. geit du" Bach, Rotten
ab, fliesst den Bach, die Rhone abwärts W. Bis g.,
bis zur Genüge, bzw. bis zum Übermass Bs; B; Gr;
Th; Z. Trinke", esse", wüest tue" bis g. Es geit au'h
Alles bis g. Schwzd. (B). (Bis) ei"s und g., vollauf
genug, im Übermass Gl; GRHe.; GSa. Se hin -mer
ämmel z' essen ei"s und g. G Kai. 188ö. Chäs und
Brout und Nuss hät-me" umme" süss derzue g'ha" bis
ei"s und g. GSa. (Prophet 1855). Gotte'g. s. Bd II 520.
Für (u"d) g., übrig genug B; s. noch Bd I 959. [Diese
Unterrichtszeit] war für ä" Chind für g. und für de"
Schnellerer nit z' vil. Bari 1885. Im gleichen S.: satt
e [und] g. BBe. ,Numme" z' g., plus satis.' Id. B. A's
g. a's s. Bd I 197. Gelt ha" §8 g. js Wasser, Stei",
Geld wie Heu Schw. Es g., nie nützti Nüd; es g., es
g'nüeger Nüd nützti, mehr wäre Überfluss. ebd. [Der
Pfarrer in Gr habe zur Sommerszeit] Nüt g'nüeger
a's ZU. Ie besser ie gnüeger, je besser eine Speise,
desto mehr sättigt sie Z (Spilliu.). Er hat so g. das
Öppis, vollauf g. B; Th; Z. ,Gnug haben, bis dass die
Stadt Bern bezahlt', d. h. auf lange hinaus. Sprww.
1824, 60: Cr. ha" 1) betrunken sein Bs; B; L; S; Tu; Z.
— 2) verendet sein, von Tieren, roh auch von Men-
schen Z. ,Es het g., actum est, de animali exspirante
dicituiv Id. ß. G. übercho" 1) es satt bekommen B;
Tb; Z. — 2) hart gezüchtigt, mitgenommen werden,
ebd. — 3) sterben müssen, ebd. Es chunnt Alls (e*mäl)
g. über, Jeder bekommt (einmal) das Schatten und
Raffen satt Z. G. ge"; s. Bd II 72. 74. .Sich g. tuen',
genügen. .Üiss [Tuch] tuot sich g., ich beger 's [doch]
nit zuo zahlen.' Schimppr. 1651. .[Der Müller] müesse
seinen Sack nit an den Vortanz stellen, tüeg sich ihm
g., soll ihn mit anderen hindennahen rollen lassen.'
ebd. .Vor allen Dingen sollen sie zusehen, dass sie
der Kirchen Gottes nicht auftringen untaugenliche
Personen, dass es nicht etwan heisse: Der tut sich
Deneu g.' RVVirz 1680. Es tuet-em-sich (guet Ap) g.,
es geschieht ihm recht, nach Verdienen, er hat es
sich selbst eingebrockt Ap; Gl; L; Schw. So heisst
es z. B. von Einem, der auf dem Markte ein gutes
Angebot nach dem andern ablehnt und schliesslich
seine Ware nicht verkaufen kann Ap. [Gottes] Hand
ist für ne" Trämmel [Faulpelz] lär, und 's tued-em
sich auch g. Hafl. 18-13. Mit abhängigem Gen.; nur
noch in einigen bestimmten Verbindungen. Da ist Zugs
g. B; Tu; Z. Gelts, Lüts, Sache's, Glesers g. LBerom,
699
X;ilt. neg, nig, nog, nn£
?00
Mit irrtümlicher Schreibung: 's ganz Jör Bröd z' g.
i" 's Hüs. Joach. 1883. Mir hei" jo Sache" z' g. ebd.
,üie täufer wand, es seig nit wassers g.' 1530, Z Lied.
,Ich hett nicht tages gnueg, sollt ich erzehlen die allsant.
die ich erschluog.' GGotth. 1599. Hunds, Schminggels
g. si" für Das z' mache" B. S. noch Mann (Sp. 241),
Blieb. — b) Adv., vor Adj. und Adv. wie nhd. Noch
im XVI. häufig dem bestimmten W. vorangestellt.
,Bieweil er [der Fischotter] nit wider heraus kommen
mag und die reuschen oder garn nit g. zeitlich zer-
brechen.- T ierb. 1563. .Solcher sentenz bedunkte den
rat g. grimin und grausam sein.' Joh.Wetzel 1583.
— c) mit vorausgehendem Adj. zu einem Begriff ver-
bunden in attr. Stellung und flect. Bs; Th; Z. E"
hoch g-C Huet, e" gross g-i Scharia, e" lang g-s Seil.
— d) Subst. m. Der G. überchö", es satt bekommen
SchwE.; ZO. — 2. gar, von Speisen Bs; Th; Z. —
3. übergehend (auch abgesehen von iron. Ausdrucks-
weise) in den Begriff viel, (zu) sehr, im Überfluss.
[Wir] mechten isi Fischli gern um billigs Geld ver-
chaufe", de"" märchtet ir so g. mit is! Schwzd. (Uw).
Wie het-er so g. üsg'spöchtet, ob 's Vreneli niene" um
aen Weg si" macht! Breitenst. Dass die beiden Lager
einander so nahe seien, ,dass nu gnuog ze spat, witer
on schlachen ze mittlen.' 1551, Absoh. ,Zyt was gnueg
kurz, ein sölichs zleeren.' JMurer 1507. .[Die Braut
war dem Bräutigam] gnuo nachend gfründt.' Vad.
,Und als sich der König merken liess, dass er [der
Abt] zu sölichem ampt gnuo jung wäre.' ebd. ,Er
schlug sie gnug.' Schimpfr. 1651. — 4. passend, ange-
nehm; gern. Wenn Zwei weniger mitfahren, ganges
der Märe" [dem Pferde] um so g'nüeger. Gotth. ,Er
ist-mer gn.t aptus, par ad negotium.' Id. B. ,Wenn er
zwo seien hätt, wellte er gnuog die eine an guot
gsellen gewagt hon.' Ansh. , Vermeint iderman, min
frow zuge mich wider uss dem land; man datt iren
aber unrecht, dan sy weri gnueg im land bliben, aber
die pfaffen mochten mich wol lassen faren.' ThPlatt.
1572. — 5. nahe. Z' gn. si", seinem Ziele zu nahe
sein, vom Schützen oder Jäger FJ. — 6. knapp, müh-
sam, mühselig B; L; Ndw; .difriculter.' Id. B. 0 wie
g. muess-me" hiltigs Tags si"s Bröd verdiene" ! Post-
heiri. [Wenn du sähest] wie g. ich schribe" B. .Er
hüset g., angusta utitur fortuna, est ipsi res angusta
domi.' Id. B. Er ziehd g., hat ein schweres Dasein
Ndw. G. müesse" ätnc" B. Mi" soll doch öppe" ne"
Stabelle" übercho" und darstelle", so müess-me" nit so
g. borze", wenn me" ufe" well. N. B Kai. 1842. Wenn
ril Staub nf de" Strasse", get-me" g. BSi. [Die Kuh]
chalbret g., mit Beschwerden BBe., Si. „Ich glaube"
's g., ich habe Mühe, es zu glauben B; L. Der Kranke
ist g., in einem beschwerlichen, misslichen Zustande
ISO." S. noch leben (Bd III 970). Namentlich in den
Verbindungen: a) g. tue" (auch mache" BL.), knapp
leben, schwere Arbeit haben, sich abrackern B; L; S.
,Er tuet g., caret omnibus commodis.' Id. B. De bist
schuldig, dass mer 's ieze" müend eso bös ha" und s<>
g. tue" und früren und schaffe" wie d' Schelle'wcrchler.
1! Dorfkai. 1870. Es guets Mandli, er tüot o geng
griselli g. BHa. Wege" dem ewige" Chopfwe chann-ich
weneli verdiene" u"d muess e" chli" g. tue" mit dem
Esse". MWalden 1884. G'schou, das Fuoder kein
üseren 'Lwen dürch de" Stutz uohg g' 'schleppt; aber da
hein-mer g. 'tän BR., oSi. Eso en arme'' Familien-
vater mid enem Tschupli [Häuflein J Chinden chann g.
titou für d's täglich Bröd. ebd. Euscrein muess schaffen
und pelzen und so g. tue" bi Frost und Mite L. ,A:
Sie hat einen witen Weg gemacht V — B: Der [ihr]
het recht; g. han-ich de"" '(«", u"d müeds bin ich wor-
den.' Regimentsküher 1781. — b) es geit g. (zue) B.
Scho" letste" Winter isch 's g. g' gange", mir hei" scho"
g'rad nach d°m Neujär Icener Herdöpfel me g'ha". B
Hist. Kai. 1883. ,Wenn es dem Reichern schon etwas
g'nüger geht, er leidet doch nicht Pein an seinem
Leibe.' Gotth. Und es het o [auch] noch Bröd g'ge",
umme" isch 's nie öppis g'nüeger g'gange". ebd. ,Das
Arbeiten ging ihm [dem Marieli] oft so genug, er
[Jakobli] sagte nie : maust nit, lä 's doch si".' ebd.
.Wer einmal mit dem Wasser gekämpft hat und ihm
Land abringen wollte mit schwellen und dämmen,
und erfahren hat, wie gnug das geht, der begreift . . .'
ebd. ,Sie hatten wohl etwas vorgespart, allein es gieng
genug zu, es harzete.' ebd. ,Es geit g. zue, magnis
difficultatibus res peragitur.' Id. B. Die Ching hei"
q. [haben Mühe], lere* z' lese" FMu. — 7. subst..
Spielausdruck beim .Trentnen' (s. d.) Schw.
Zum Abfall des y vgl. deu Irap. lue(y), ferner ma(tj) ;
s. auch AHeus]. 1888, 68. Belege dafür aus ä. Spr. bieteu:
Z Riehtcbr. 1304; 1338, HWeber 1869; Ap Krieg 1405;
Vad. Zu 3 vgl. Gr. WB. IV 1, 2, 3493.
Früe-gBnueg m. : ein Langsamer, der überall
noch .früh genug' zu kommen glaubt ScHSt. (Sulger).
Der Hans Heiri Fr. und der Hans Heiri Guetg'nueg
sind ztee Brüeder g'si". Sprww. 1869.
Guet- ru.: 1. Jmd, dem Alles ,gut genug' ist, der
sich mit Allem gleich zufrieden gibt. Der G. ist si"
Lebtig e" Pfuscher g'si". Ineichen. — 2. a) Jmd, der
zu Diensten gebraucht wird, bzw. sich gebrauchen
lässt, zu denen sich kein Anderer hergibt Ap; GitChur;
LG.; GA., W.; ScHSt.; ThHw.; Z. (Eim) der G. ma-
che", si" Gr; Th; Z. — b) dasjenige Stück am Frauen-
kleide, das von der Schürze bedeckt wird und darum
aus geringerem Stoffe sein darf Z.
Nie- m.: Nimmersatt AaF., Ke.; Bs; B; S; ÜUrs.; Z.
ge-nuege": 1. meist unpers., genug werden Aa;
Th; Z. G'nueget 's bald? seid ihr bald satt? Schen-
ki"d i* bis 's g. wott! Schwzd. (L). „Es g'nueget bi-
n-em L." Es g'nueget-mer, ich bekomme (nachgerade)
genug, ich werde es satt, müde B; GrL., Mai.; L;
Schw; Th; Ndw; Z. Si sind schier dö g'sesse" a's wie
g'fullti Xusssäck, 's hed ine" halt aueh afe" g'nueged L.
Es g'nueget-em doch e'mal, er wird noch einmal genug,
den verdienten Lohn bekommen Z (Spillm.). „'s Geld
g'nueget-em, er hat genug an seinem Gelde L." -
2. gar werden, von Speisen GrPi". ; Th.
gB-nuegsam: genug(sam) AaL.; ZO. 's nimmt
mich glich Wunder, ob ieh noch g. [Erbsen] heig. FO.scu-
wald 1897. Das ist-mer no'h niid g. bekannt. Stutz.J
.Gnuosam.' Vad.
un-genuegsam. .Der keiner hat ze richten übci1
pfister von des ungnuogsamen brotes wegen.' XV.
LBerom. ,Wo ich u. wäre gsyn. verzüch mirs, Herri;
myn!' Aal 1549. .Ein wyser rat [von B] hat dis
miegsame arbeit mir ungnuogsamen vertrüwt.' Ansh,
Genue(g)same f.: Genüge. Fülle. .Ich bin de
Gott Schadai, das ist ein vollmächtiger, und ein über
flüssige g. und volle alles guoten.' Z Bib. 1531/48
Haberer 1562. ,Alle unsere geschicklichkeit und ;
ist aus Gott.' ebd. ,[Abt Konrad sei kein Kloste
701
Nag— nng. Nagg-nugg
702
mann gewesen] dan so vi) zu eroberung zeitlicher g-n
dient.' Vad.
g"nüegelen Ap; B; Gl; GF. ; Tu; Z, g'nuegele"
AALeer. ; GW.: Dira. zu g'nuege". Es g'nüegelet-mer,
ich fange an satt zu werden, es satt zu bekommen.
Wo 's efange* vil Wuche* g'gange" g'si* ist, Sj hat
's-em doch auf* g'nüegekt. JSenn 1864.
ver-nüege°: 1. a) zufriedenstellen ZO. [Ich]
bin au°* g'wüss mit Wenigem vernüegt. Stutz. ,Er
sol den murer, umb das er die trottmur gepuwen hatt,
in achtagen v.' 1535, Sch Ralsprot. ,Soll sich dar-
nach versehen, dass er uns und unsere nachkommen
und unsere gerechtigkeit auch vernüege.' 1550, AaZ.
,Das will ich nun gern tuon, so wirdt din her für die
zyt verniegt, so du by im bysshar [in Pension] bis
gsin.' 1553, ThPlatt., Br. .Diewyl Gott von sinem
Sun ist unserthalben vernüegt worden.' Gualth. 1559.
.Sol er von irem anken nemmen, bis die unsern huslüt
unclagbar und vernügt sind.' 1572, SchwE. Waldstatt-
buch. ,Die unvernügten und unversehampten bättler.'
SHochh. 1591. .Der ist allein ein reicher Mann, der
sein Gemüt v. kan.' CMet. 1657. ,Herr Ulrich werde
gleiche vernügende Tröstungen empfinden.' JZimmer-
MANN-Haug 1731. Vergelten. ,Das guot mit bösem v.'
Ruep 1538. — b) Ptc. vernüegt, vergnügt Bs. —
2. refl., sich begnügen Gl. ,Sich v. (lassen)', meist
mit Gen. S. oder Präp. ,an.' ä. Spr. — Ver-nüege":
Vergnügen Bs f. In ä. Spr. ,ein V. han an', sich be-
gnügen, zufrieden sein mit.
vernüegig. ,V. sin', zufrieden sein, sich be-
gnügen. ,So wollen wir üch zuo gfallen mit Mümpel-
gart v. sin.' 1525, Absch. .Er ist v. mit der straaff des
unreinen huorers.' 1548, II. Cor. .Antwort, deren sie
v. sein köndten.' Wurstisen 1580.
Un-Vern üegige f. .Mach sy [die Kinder] mit
ruhe [Strenge] und u. nit verdrossen.' HBull. 1540.
Vernüegigkeit f. , Suche das Gute, die V.; nicht
das Böse, den Geiz.' FWvss 1672.
vernüeglich: zufrieden, vergnügt Bs (Spreng);
B (Zyro). V. zämme" lebe". Ztro.
un-ver-. Jntuitus avarus, ein unersetliche, u-e
begird.' Fris.
ver-nüeglichen: refl., sich finanziell erholen.
1530, ApI. Urk.
Vernüeglich keit f.: Genügsamkeit. ,Dass wir
uns der V. befleissen.' JCNSgeli 1738.
ver-g"-nüege": 1. = ver-n. 1 a (ä. Spr.). Ver-
g'nüegt si*, zufriedengestellt, befriedigt sein BE. —
2. refl. = ver-n. 2 Gl; Ndw. Sehr oft auch in der ä. Spr.
— unverg'nüegt: ungenügsam Z; vergnügungs-
süchtig ZA ff. a/A. So en u-C Mensch, wo alle'wM i" 's
Wirtshüs lauft, chann ja Nüt erhüse"; da bringt 's
doch en verg'nüegsamer witer.
b'-nüege": refl., sich begnügen Gl.
benüeglich. ,B. sin', sich begnügen. 1521, Absch.
G'nüegif.: Fülle B; GlK.; LG. ; ZO., S., W. Alli
ff. ha; von Etw. ZO., S. D' ff. (B), in der (ZW.), bi
der G. (TG.), zur Genüge. Es Bürschli, wie ich, findet
Meister d' ff. Gotth. Herdöpfel Juimmer b% der ff.
Ineichen. ,[Die Teurung] wirt dermassen messen, dass
man ganz und gar wirt vergessen aller gnüege, die
man hat ghan.' Ruep 1540. ,Holz wird durch den
Bitherbach dargeflözt alle G.' Guler 1625. .[Ein Jahr]
la für I.eut und Viehe alle G. gewachsen.' FWvss 1672.
gcnüegig: 1. genügsam UwE. — 2. .Überein-
kommen, wie und was si für ainen [jenen] tisch wol-
tend g. sin', mit welcher Summe sie sich wollten be-
gnügen. Sicher 1531.
Vergcnüeging f. .Acceptilatio, ein quitanz, wenn
einer bekennt, das er um ein verheissen ding zefriden
sei. ein bekanntliche vergnüegung.' Fris. .Vergnügung
einer Schuld, acceptilatio.' Freuler, Jurid. Vocab. 1752.
g"nüeglicl1 Z (Spillm.), -Kg S: genugsam. G.Geld
ha". Spillm. D' Mueter hei derwile" 'bachet und g.
Sache" ine" tö". Schild. Wil er scho" g. Chlb und
Täubi z' schlucke" het. ebd.
ver-ge-: tauglich, den Ansprüchen genügend?
.Sollen 100 wolvergn. mannen uszogen werden, die
für ander lüt ohn verzug sollen dem für zue laufen.'
1501, JKTroll 1843.
Vergenüeglichkeit f.: Genügsamkeit, Zufrie-
denheit. ,Die Tugend der V.' JCAmm. 1657. ,V. ver-
wandelt dem Armen seine Freisen und Nördlinger in
Seiden und Sammet.' JUlrich 1727.
Miss-nüege": Abneigung, Misstrauen. , Warum
aller Abkehr von seinen [Gottes] Geborten, alles M.
in ihne?' Klingler 1688.
Nagg, negg, liigg, nogg, nngg.
nagg: nein WG.
nagga BsL. (Spreng), nägge Z f: verstärktes Nein,
doch nur in gemütlich burlesker Rede. — Vgl. naga
(Sp. 682).
niiggebü Z, -bürli Scu; Z, -büsle" Z f: Erwei-
terungen des Vor. im gleichen Sinne. — Zum 2. Teil
vgl. bnw und -Burrti.
Nagge" -ö'- in.: Dummkopf ZO.
gc-näggig -ö'-: einfältig ZO.
Näggis m. : Tor, Närrchen S. — Zur Bildung ist,
viel 1. Tüggis, Teufel, zu vergleichen.
pumper-näggisch, /;-: 1. buntscheckig, närrisch,
komisch, bes. vom Anzug ZGrün., Stdt. Syn. p.-jäggisch
(Bd III 25). — 2. unbeholfen, ungeschickt ZA., Stdt,
W. Oppis p. i" d' Hand ne", mache".
Xägg I m. : 1. Schnecke BS. — 2. langsames, alters-
schwaches Pferd, ebd. (gemütlich spottend). Hü N.!
muesch de"" Haber ha".
Xägg II m. : eine meist bei Ziegen vorkommende
Krankheit, wobei sich Eiter und wilde Haut zwischen
den Hufen bildet, was einen hinkenden Gang bewirkt
Scnw. Syn. Mäggi (Sp. 120), Niggel.
Näggel m.: 1. (häufig dim.) Fruchtansatz, noch
unentwickelte Frucht, bes. von Kirschen und Erd-
beeren SchwWoII.; Z; auch von Äpfeln und Birnen Z.
— 2. verächtlich für Kopf Z. Hau-em Ei"s uf de" N. !
Er hat en härte" N. Z. Öppis im N. ha", es durch-
setzen wollen. RBaur. Wenn Eine'' weisst, das' -er
e" g'rechti Sach hed, so ist-er en Hund, wenn er nüd mit
Freude" im lad de" N. ne". Wolf, Rel. Gespr. Dim.,
Kindsköpfchen ZGlattf. — 3. mageres, unscheinbares
Geschöpfchen G oT. — 4. Saugzapfen B. — 5. Draht,
in dem der Perpendikel hängt ÄABb. — Vgl. das durch-
weg syn. Wigget II.
703
Nagg, negg, nigg, nogg, nugg
704
Epperi-Näggel: Fruchtansatz der Erdbeere Z.
Syn. Müller-Chnecht 2 (Bd III 72G).
S C h u e h - : = Nägye 1 1 ZBül., 0. — Umbildung des
Folg.; vgl. Schueh-Nagel Sa.
Schor(r)-Näggeli Tu. -g- Ap; GF. (Schiter-J,
Rh., T.: = Näggel 1.
Steck-Näggel: = St.-Grind (Bd II 768) Z.
Genäggel m.: 1. langsamer, wenig energischer
Mensch L. Syn. Niggeler. — 2. Hinkender L.
näggele" I: 1. a) tändelnd, ohne bestimmten
Zweck sich mit Etw. beschäftigen, an Etw. herum-
fingern, leicht rütteln (bes. an Türen, Schlössern),
z. T. mit der Nebenvorstellung eines knisternden, leise
klopfenden Geräusches Aa; GlH. ; GWidnau; Sch; Tb;
ZF., S., Sth. Syn. nifelen (Sp. 678), niggelen. An Oppis
fumme'Jn. Es näggelet ()ppis a" der Tür. ,Es näggelet
mit dem Schlüssel an dem Sehloss ein Wyl, stosst
endlichen den Schlüssel hinein.' 1664, Z Syn. Auch
aufs Geistige übertr. : Das Wörtli ist-mer tüf g' gange",
ich ha" stunde'wis dra" umme"-z'n. g'ha" Sch. Spec,
mit langer Stange durch Rütteln an den Zweigen der
Bäume vereinzelte Früchte zum Fallen bringen Zu.
Syn. aben-guslen (Bd II 474), -stupfen. — b) in BsStdt
näggle", schnitzeln, meist ohne Zweck und stümper-
haft AAZein., Z.; Ap; Bs. Syn. gäggelen II, backen.
Und wenn ich kei"s [SchätzeliJ weiss, so nimm ich der
Gertcl [Hippe] und näggelen ei"s vom-ene" Schwarz-
dorn Aa. — c) sich abmühen mit Etw. Ap. — 2. klap-
pern a) vom Storch ScHSt. (nagele"; lt Sulger); Z.
,Rostro crepitare, mit dem schnabel n. als die storken.'
Fris.; Mal. ,Ciconia gloterat. der Stork klappert
(nägkelt).' Nov. Vest. 1692. — b) von der Uhr, wenn
der Perpendikel ausgehängt wird AaB'o. — c) von
der Mühle Z. — 3. kritteln Ap; ZO. Dem Alte" ist
uf der ganze" Welt Nilt recht; an Allem, was bigegne"
cha"", weiss der alt Griggi z' n. dra". Ap Kai. 1877.
- 4. plagen, necken, schlagen Ap. — 5. unpers. mit
Acc. P„ heftig an die Fingerspitzen frieren L'Urs. ;
syn. neglen, uniglen.
1 a auch bair. ; zu 1 b vgl. Knotho, NordbShm. WB.
18ss. l lc. Bed. 4 erscheint in dein altdev. ,naggeu.' Bed.
4 u. 5 vereinigt auch hurniglm (Bd I 151). Nhd. .necken'
ist möglicher Weise nahe verwandt.
ver- (in BsStdt -näggle"): durch ungeschicktes,
stümperhaftes Schneiden verunstalten, verderben Aa
Fri.; Bs. 's Brot v. Ein Fingernagel, auf dem viele
Gänsfedern zugeschnitten worden sind, ist vernägglet.
g°-, in Bs; BO. -näggle": 1. = näggelen 1 a Sch.
- 2. = n. 1 b Bs; BO.; L; SRech. — 3. ticken, von
der Uhr Aa. Vgl. Näggel.
ver-ge-, in Bs -näggle" : = ver-n. Der Baum ist-
mer verg'näggelet worde" BInt.
Näggeler m.: 1. Nom. ag. zu näggelen 1 a. —
2. an der Obstmühle der durch die Drehung eines
der Mahlsteine in beständiger auf und zu klappender
Bewegung gehaltene Verschluss am Mund des Trich-
ters, durch den das Obst auf die Mahlsteine fällt Z
Mönch., 0., Zoll.
Näggeli m.: Nom. ag. zu näggelen 1 b AAZein.
nägge": 1. an Etw. herumhantieren L. S. niffen.
— 2. leicht hinken, beim Gehen etwas einknicken ;
spec. vom Vieh, infolge der unter Nägg II beschrie-
benen Krankheit Scnw; Zr; Z. Syn. niggen.
genägge°: = näggelen 1 b B; .cultro lignum arro-
dere.' Id. B. — ab-: mühsam (mit schlechtem Messer)
abschneiden B. — vor-: durch schlechtes Schneiden
verderben B. E* verg'näggetC Bock, schlecht ge-
schnittener Rock B; Syn. rerschnäjlet.
„.näggene": ein Kinderspiel, wobei ein Kind dem
andern nachhüpft und ihm ein Schlägchen zu ver-
setzen sucht Uw."
Näggi B; SRech.; Ndw, Näggis B; L — n.:
1. („leichter") Schlag. Stoss und die dadurch bewirkte
Verletzung B; LG.; Ndw. Eim es N. rersetze". Schweiz.
Dorfkal. 1878" (B). X'humm, hilf mir der Karrer auf-
stellen, der hat ein N-s erwütscht [er hatte mit einem
Holzscheit einen wuchtigen Hieb erhalten].' Gotth.
N. mache", Haschens spielen NnwBeckenr. ; vgl. näg-
genen. Bildl. We""-me" mues Litt um-sich ume" ha",
wo-me" fürchte" mues, der lieb Gott tüej es Zeiche"
an-ne" u"d zeig-ne" selber, was Glaube" u"'' U'glaube?
isch, u"d mi" chönnt selber o [auch] es N-s derro" über-
cho". Gotth. In mor. S., Schaden an der Ehre, Schimpf
B; LG. — 2. a) die von einer Verletzung zurückblei-
bende Narbe BE. — b) bleibender Schaden, Nachteil;
Rest einer Krankheit, fortwährend vexierende Krank-
heitserscheinung B; S. Erst gege" d's Neujär über-
chömme" si Strumpf; es het scho" Menge es N-s nf-
g'lese" fürst" Lebe'lang. N. B Kai. 1844. ,Sie erzählte
von den Gefahren des Kindbettens, wie hie und dort
Eine für ihr Lebtag ein N-s davon getragen.' Gotth.
Bildl.: ,Gäll, wie leicht hat es etwas Ungeschicktes
gegeben, wo man ein N-s hat für sein Lebtag.' ebd.
— 3. vexierendes Hinderniss Ndw. Es hed-em es N.
dri" g'ge". — 4. neckende Interjektion in der Ver-
bindung Niggi N. a) N. N. mache", ein kleines Kind
unversehens kitzeln AALeer. — b) s. Chlaus (Bd 111
692 u.). — Zu 1 u. 2 vgl. Hipp (Bd II 1480).
Haber-, in dem Neckspruch: Ziggi-Zäggi, H.,
bei einem Fangspiel, wobei man einen gegenüber-
liegenden Baum zu gewinnen sucht, ehe man erhascht
wird BsStdt. — Vgl. Ifäggi machen (unter A'. I).
(ge-)näggig: mit der Klauenkrankheit behaftet
Schw.
Naggel -o'!- m.: wer schlecht malt, schmiert S.u.
näggle" -ö8-: schlecht malen, schmieren Sch. —
Nlif. zu mb'gglen (s. Sp. 120).
näggele" II: = mäggelen 2 (Sp. 119) Tu.
nägge": = gnaggen 1 (Bd II 665) BsStdt.
H u n d e °- Nagger -ö*-: Spitzbube, Gaudieb SciiSt.
(Sulger).
nangge": 1. „einnicken, sitzend oder stehend
schlummern'' B (auch g'n. ); „U." — 2. am Saug-
zapfen ziehn B. Syn. nuggen.
Nanggi n.: Weibsperson, die zum Klagen und Jam-
mern geneigt ist L. — Nbf, zu 'Mauggi; vgl. «">»;/,'/•»
(Sp. 121) und seine Sippe.
nauggle": einfältig tun L.
Nängg SchwE., Näuggel LE.. Nänggi AaF., Ke.,
Tegerf.; LG. — m.: Einäugiger; wer mit einem AugJ
blickt. Unter de" Blinde" ist der N. Chünig LG.
Viell. so zu erklären, dass aus Zss. wie Eintiugg(i), B/teifr
äuggi (Bä I 139) ein zweiter Teil mit anl. »- abstrahlen
wurde; doch liegen wahrsch. blosse Nbff. zu der Sippe
mttuggen [Sp. 122) vor.
705
Nngg. negg, "'SK' »"gg. nugg
7lM!
näuggo" I: schielen; mit zsgekniffenen Augen
blicken; mit einem Aage blicken, z.B. beim Zielen
AaF., Ke.. Tegerf.
niiiigge" II: naschen GW, Syn. schnäuggen.
„Negga, Neggo: Niklaus F."
\igg I: 1. Nigg G oT., JVtj/.tfi I Bs; B; SBb.,
Niggel I li; SBb.j Z, Niggeli I B; L. Niggli GuLandq.,
Personenname. Niklaus. Die drei Formen Niggi, Nig-
geli and Niggel unterscheiden sich in B durch ihren
Gefühlswert: die erste ist familiär, die zweite hat
mitleidigen, die dritte verächtlichen Nbsinn; als vor-
nehmste Bezeichnungen gelten Chlaus und bes. Chläis.
Der Sämc'-Nigg, Niklaus, Sohn des Samuel G oT.
Auch mit Bez. auf den Heiligen N. Sami-Niggel =
Sami- Chlaus A.iFri. SamicMaus Niggeli, schleik-mcr
aw* nes Ditteli, Bitte der Kinder an den St Niklaus.
Lüt., Sagen. De gross und der chli" Niggel, Name
zweier Untiefen im See bei ZWollish.; vgl. Chlaus 3 m f
(Bd III 694). — 2. Niggel, schmutziger, widerwärtiger
(lt Sprww. 1869 aucli unkeuscher) Kerl B. — 3. .Nig-
gel'. Name des Narren bei GGotth. 1619. ,Ei du Nickel
[Närrchen]!' UBrägo. 1780. Vgl. Chlaus 2 a. c (Bd III
687). — 4. Nigg = Häggen-Mann 1 (Sp. 259) Gl. 's ist-
mer (so wuelj wie dem N. nach de' Zwölfe" GlMoII.
— 5. Niggel(iJ, Name eines Gespenstes bei einer Mühle
in ÄARuedert. Rochh. 1856, I 294. 362. — 6. Niggi L;
SThierst., Niggel AiLeer. ; ZO., Pferdename. S. auch
Rochh. 1856, I 294. — Zu 1 wohl: ,Nig von Brandis.'
1499, Tob!., Volks!. Nigg, Familienname GrHo.
Lüs-Niggi, -Niggel: Einer, der Läuse hat; Laus-
bube BsStdt.
Mode"-Niggel: von einer putzsüchtigen Haus-
frau. Der lustige Schweizer 1789.
Höchinuets-Niggeli: Hochmutsnarr. ,Auch be-
trübe man ihn jetzt minder mit dem Namen H., der
ihm sonst von Alt und Jung zugerufen worden sei.'
Reith. 1845.
Sü"'- (Sou-, Sil-, Söu-jNiggel: 1. Schweinekerl, in
phys. und bes. mor. S., aber auch scherzhaft von
schmutzigen Kindern Bs; B; G; S; Tu; Z. Syn. S.-
Michel (Sp. 61). — 2. (Dim.) junges Schwein Th; ZA.
- 3. midi Süniggeli, Blüten von An. puls. Sch am
Randen. — Zu 1 vgl. Sü(n)igel (Bd I 150).
Schmier-: Schmierfink B.
Dümen-Niggel, -Niggli: kleiner Junge, Däum-
ling Bs.
Dreck-Niggel: = Shm'-A'. Bs; B. Syn. Dr.-Miehel
(Sp. 61).
Zorn Zore"-: zornmütiger, eigensinniger Mensch
GRLandq. Syn. Z.-Igel (Bd I 151). Auch in dem Reim:
Z., Pumperniggel, hocket uf der Platte", frisset dlli
Gratte" Gr (Tsch.).
Niggel 11 m. : 1. kleiner, kurzer Holzklotz, Scheit-
chen AaF.; Syn. Tötzli. Spec. = Gül (Bd II 222)
,AaF.;" Gl; Sch (lt Sulger); Ndw; Zu f. Eine Be-
schreibung des betr. Spieles s. u. hurn-iglen 4 a (Bd I
151) und gälen; vgl. auch Lüt., Sagen 511. — 2. „Hohl-
kreisel LG.; Scnw." Auch bei Mal. — 3. Riegel an
der Tür SchwE. Der N. stecke", den Riegel vor-
schieben, eig. und bildl. Trä, N., trä, d' Frau schloht
, de" Ma"", Anfang eines Spottliedchens. Lüt., Sagen;
l vgl. ä, Rigeli, ä usw. (unter ä Bd I 1). — 4. der an-
; gebrannte Ring, den man an die Spindel steckt, um
Schweiz. Idiotikon. IV.
sich vor Alpdrücken zn schützen LG. — 5. (häufig
dim.) = Naggel 1, spec. von Kirschen Aa; BK.; L;
GG., Sa.; Schw; Tu; Uw; U; Zg ; Z, auch von Birnen
L, von Obst übh. TiiSteckb.; Z. — 6. = Igel 5 (Bd I
1 l'.'t 1'wE. — 7. derbe Bezeichnung für Kopf Z. Was
du iiitil Alls im N. hast! Schwzd. — 8. (Dim.) kleines.
unscheinbares Kind Sch; S (mitleidig) ; ZO. — 9. Knau-
ser, Knicker Gl; L. — 10. Kuh mit verstümmelten
oder auch abwärts gekrümmten Hörnern SemvMuo.
— 11. „Krankheit der Ziegen, wenn sie zwischen den
Klauen Spreisscn bekommen Gl." Syn. N'ägg II. -
12. e" N. werde, in eine Unpässlichkeit fallen LG.
(Ineichen). -- 13. Dir hed au'h de* X., von einem
Schwerkranken L. 's ist mich e" N. a"c'io", sagte Einer,
der plötzlich von Unwohlsein befallen worden war.
ebd. — 14. Häklein, verdriessliches, neckendes Hinder-
niss, unerwartete Schwierigkeit Gl; „LG.;" SchwE.;
Uw; U. 7>' Sach het en N. Gl, es ist c" N. dein Gl,
derhinder UwE.; U. „dazwischen LG. ; U." Es het-em
e" N. dri" g'ge" Uw. Ähä '. 's ist dö en andre'' X. drl"
Schw. — 15. das Wesentliche, die Hauptsache Schw; Z.
Das ist der N. Z. ,Auch diese [die Nonnen] haben
ihre Regeln, die beschwerlich sind; und dabei keinen
Mann; da steckt der N., nicht wahr?' Indkrbitzi 1824.
Die offenbare Stammverwandtschaft mit der Sippe nägg-
(vgl. insbes. Nägg II. Näggel, Näggi) verbietet, die Bedd.
unseres W. ohne Weiteres aus appell. Verwendung des Per-
sonennamens Niggel zu erklären.
Ore"-: ApM. ; Gr, -Nigil ApK., -Niggeli LG. ; Uw,
-Niggeler Th; ZB., 0., S., -Naggel ArH.. L, -Nüggeler
THÜttenb., -Nigger ThDozw. : 1. = Ö.-Müggel 1 (Sp.
132) ApK.; GkD.; Th; Z. ,Nimm sallamuniak us der
aptek und zerlass es in frischem brunnenwasser und
tu ein tröpflin in die obren, hast du würm oder ein
ohrennickel darin, er stirbt behend.' Gr Tagebuch
1599. — 2. = Ö.-Müggel 2 Ap; LG.; Tu; Uw; ZO., S.
Syn. Örcn-Näjiper. .Bärensehmalz heilet das ornickele
oder die gschwär hinder den oren.' Tierb. 1563.
Es lässt sich nicht ausmachen, wie weit unsere Formen
blosse Spielformeu zu O.-Müggel usw. unter Anlehnung au
nigg(e)len sind, wie weit Abi. von dem Stamm dieses Verbs
vorliegt. An nrspr. pers. Beil. des zweiten Teils (vgl. das
analoge , Thomas im Ohre.' Fr.. Ztsehr. III 37;!) ist kaum
zu denken.
Forch-Niggeli: Zäpfchen der Kiefer Z. Vgl.
Forch-Igeli (Bd I 150).
Gül Gü-: = GAl (Bd II 222) Gl. Gihdggelfsjwis,
Adv. : g. fiilge" ; g. falle" 1) kopfüber, z. B. von einem
bergab rollenden Stein. — 2) hageldicht, z. B. von
fallenden Äpfeln. - güniggle": = gulen (Bd II
222) Gl.
Grüen-Niggeli: kränkliches kleines Kind ZMaur.
Vgl. Niggel S.
Holz-: 1. H.-Niggeli, Fruchtzäpfchen der Tanne
und Kiefer, Buchnüsschen Z. — 2. H.-Nigeli, die
kleinsten Früchte am Birnbaum LHitzk.
Hor-Niggel, in Schw Hur-: 1. (auch -Niggeli)
unentwickelte Kernobstfrucht AaWoIiI. -- 2. = G ül-
Niggcl Schw; Nnw. — hör-, hur-niggle" s. Bd I
151 ff.
Chriesi-Niggeli: = Niggel II 5 AaoF.
Pumper-, Bumper-: 1. = Gül-Niggel Zg. Ein aus
mehreren kleinen Hölzchen künstlich zusammenge-
setztes Spielzeug UwE. — 2. Dim. a) Pimpernüsschen
BsStdt. — b) Fruchtknötchen der Linde BsStdt. —
4.3
707
Nagg. negg, nigg. nogg, ntigg
708
3. winziges Personellen GRLandq.; in Aa; B nur in
dem Kinderrein] : P'' bin c* chleinc P., ieh bin e"
chleine'' Bär, und ivie mich Gott erschaffe" het, so
waggle" ich ilrher; vgl. Rochli. 1X57, 310. Lt Rochh.
1856, I 302 auch Zwergname. — 4. Hanswurst, Ko-
bold (?). ,T)ie Alten ziehn ins Schauspielhaus, sehn
drin Hanswurst und Hurlibaus, Wetzwetz und P.'
Kölner, Raur. Lieder 128. S. noch Zorn-N. — 5. de"
P. singe" (schlä* SchwE.). Wo 's der Bruch (Mode")
ist (leid-me* d' Chue i" 's Bett und) singt-me* der P.
i* der Chüche" AaB., Wohl.; L; Sch; Uw; Zg. Das
ist o [auch] dihäme", wo me" de" P. i" der ChiV'e"
singt, eine dumme Person Tu. Säg-mer aueh, wo singt
me" de" P.? Min Grössätti und d' Grössmueter händ
aminig g'seid: Wo 's der Bruch ist und me" nüd An-
ders cha"" ZWettschw. Von etwas Wertlosem: Ich
wettf-der) nit de" P. drum singe" Sch (Kirchh.); S;
ZKn.. gäbe dir Nichts darum. Ei"m der (in B oAa.
e") P. singe", heftig tadeln LSemp., den Meister zeigen,
züchtigen BoAa. ; S. — 6. Schläge Bs. Syn. Bumpis.
— 7. Roggen-, Schwarzbrot Bs; Gl; ZKn. (-Nigel).
3 auch bair. Zu .">. tu AaBb. wollen alte Leute Doch
Bruchstücke des P. -Liedes gekannt haben. Vgl. noch Schöpf
520. Zum ganzen W. Gr. WB. II 23fi. VII 2231; Wackern.,
Kl. Sehr. III 171; Staub, Brot 119 fF. Vgl. aueh Peter-Mann.
pumpcr-niggle": schlagen Bs; B. Bumpernigglis
ge* Bs. In dem Rätselspruch : I'h will-di'h p., ich will-
dirh pumperneile", bis ''ass-der der Buch tuet g'schtoelle*
(Spinnerin und Spuhle) B.
Schor(r)-Niggel(i) Aa; BsL. (auch -Nigeli);
BoAa., O.; Gl; GSa., Stdt, We.; SchSL; Schw; S; Th;
Ndw; U; Zg; Z, Tschor- GA., Sclwre"- AALeer., Z.;
Bs; BoAa.; GRHe.; GO., Stdt, Wo.; Sch, Scho3- ThHw.,
Steckb.; ZSth., Schur(r)- AaKu. ; ScuwMuo.; Th,
Schuer- GF., Schuc- ZW.: 1. kleiner, rundlicher
Fruchtansatz BoAa.; GO.; Schw; SThierst.; Zg; spec.
= Niggel II 5 Aa; BsL.; BoAa.; Gl; G; Sch; Schw;
S; Tu; U; Z. Sprichw. : Si het g' meint, Sch. sige*
Chirsi, d. h. sie hat Wertlosem einen hohen Wert bei-
gelegt. BWyss. Auch von verkümmerten Bohnen-
früchten Tu. — 2. (scherzh.) Kind mit kurzgeschnit-
tenen Haaren AABb.; BsStdt; GrHc; „L;" S. -
3. kleines, unscheinbares Kind ScHwMa.
Langer Voc. ist bezeugt: Schot- für AaF.; BsL.; S; Ndw,
Schäre'- HsStut; GSa. ; Sch, Schür- für BsL.; (il ; ThTSg.
Niggele" f.: 1. kurzes, zum Küchengebrauch
hergerichtetes Holzstück AaF. — 2. = Gül (Bd II 222)
Ap. N. schlö", das betr. Spiel. — 3. zugespitzter Pflock
zum Festhalten von , Setzlatten' ZBcnk. — 4. Weibs-
person, die gerne stichelt und zänkelt AaHoM.
nigg(e)len: 1. niggele" Aa; BsStdt; B (in 0. auch
-g-); FSs.; VO; SB., Rech.; Th; „Z", niggle" AaWoIiI.;
BM.; GrCIiui-, V. ; L (Ineichen); Schw, nigle" ÄAMenz.;
BE.; GlH. ; GrD., L., = näggelen 1 a. Syn. riglen.
An Öppis ume" n. Das ist nit g'wer'het [gearbeitet],
das ist numme" g'niggelet BG. War g'schider, du
giengist go" schaffe", statt a" dem nüntige* Zug ome"
z' n. Tu. D' Frauenzimmer hend [in der Kirche] zum
Scliin i"-me" Buech g'niggelet LG. Die Kuh nigglet
an einem Zaun Schw. ,Sie kam zu meinem Haber-
sack, nigelte an ihm/ Goitb. (Unbedeutende) Arbeiten
mit ängstlicher Genauigkeit und Sorgfalt verrichten
„Aa; B; VO; S; Z", insbes. vom Mähen GrL. Spec.
Früchte, z. B. Nüsse, zum Fallen bringen, indem man
mit einer Stange an den Zweigen rüttelt AaMoiz. —
2. niggele", knausern, feilschen Gl; „L;" GG.. W.;
ZHombr. — 3. a) niggele" AaHoM., Schinzn.; Ap; Bs;
Gl; GG.. Eh., T.. We.; ZGrün. (neben -g-). Hombr.. 0.,
niggle* Ap; Bs; Gl; GWidn., nörgeln, kritteln, zänkeln,
sticheln, necken. Si" Frau isch di reinsti llätze'bällc"
[Schimpfmaul] und meint, wenn si nit der ganz Dag
Eppis z' n. und z' ziggle" [necken | heig, so gieng Alles
litt:. Schwzd. (Bs). — b) niggele", nachgrübeln AaFil,
Hl. — c) niggele" AALeer.. St.. Zein.; Bs; „L;" ZO.,
W., niggle" Bs; S, nigle" ZLunn., unpers. mit Acc. P.
a) es ärgert, wurmt mich AASt., Zein.; Bs; „L;" Z
Lunn., 0.. W. 's het-en doch e" Bitzeli g'nigglet, dass
men.-en In de" letste" Wale" nit vorg'schlage" het Bs.
- ß) es juckt, reizt mich (Etw. zu tun) AALeer.; S.
l'h ha"-äcr jö nächti. scho" g'seit, was mich nigglet der
ufz'säge*. Schild. — 4. niggle", von dem kribbelnden,
prickelnden Gefühl (z. B. in den Fingern) bei Kälte,
bei mangelnder Blutzirkulation GRHe. fncggle"); GG.;
„Si'iiwTuggen." — 5. „niggele"", niggle" L; „GRh.;"
SchwE.; „S", nigle" LG.; Uw, tüchtig hernehmen, hart
mitnehmen, plagen, prügeln; (scherzh.) den Garaus
machen. D' Wespi hend-e" g'nigled Ndw. Er hed-e*
wiest g'nigled, im Ringen bezwungen, ebd. Dich will-
ich scho" n., wie-se-sich hört! MLienert. „Die Krank-
heit hat ihn geniggelt L;" auch unpers. Ndw. —
6. niggele" a) (häufig) nicken BHa. ; ZS., Wald. Die
nieste", so dunkt 's-mich, niggeli'd sja' mit de" Ühöpfe".
Müller, Jugendschr. Das Särelli niggeled d's ganz
ZU mit dem Hoiht BHa. — b) bedenklich, zweifelnd
oder verneinend den Kopf schütteln Z. Er gut i" der
Stuben ufen und abe" und niggelet g'waltig. MUsteri.
IX Zuger, wie s' de" Fride" g'lese" händ, händ nw
droh g'niggelet und de" Grind drüber erschütt. Gespräch
1712. „Mit dem Kopfe wackeln '/,." — c) beim Haare
schütteln BBr. — 7. niggele" a) = näggelen 2 a AAAugst.
Vgl. Niggel- Schnabel. — b) = näggelen 2 b AABb. -
8. niggele", das Niggelspiel (s. Niggel II 1) machen
Ap; G; SchwE.; Uw; Zg f. Syn. tötzlrn. .Niggelen,
stelzen und guggu machen [auf den Kirchhöfen]' ist
den Knaben verboten. Z Mand. 1548. ,Klucken, do-
pfen oder glotzen, niggelen, rebhölzlen, mit Nüssen
höcklen oder häuflen, krönten, ballen [usw.].' Anhorn
1071. .Murice ludere, lusus puerilis, niggelen.' Denzl.
1716. — 9. niggle", Holz zu ,Niggeln' (s. Niggel II 1)
zerkleinern AaF.. Ke. — geniggelet TuSteckb..
g'nigglet (iRChur, Landq., g'niglet GrD.: 1. wimmelnd,
in der Verbindung g. roll; s. Bd I 782. Syn. ge-riglet.
Es Tscluijijili Iludertschistfulleni [ein Büschel Preissei-
beeren] hed sch' erlickt mid g. volle" Berri. Schwzd.
Wie das hübschist Gärtli mid g. rolle" Blucme". ebd.
Nur in GrD. auch alleinstehend: es ist grad g'niglet
g'sin, es wimmelte (z. B. von Ungeziefer). — 2. g'striylet
und </., bis aufs Kleinste herausgeputzt, a quatre
Öpingles LG. — über die Berührungen mit der Sippe igten II
s. Bd I 152/3.
ab-niggle": durchprügeln GRh. (St.b). — über-:
bezwingen, überwinden SchwE. — an-niggele". Es
hat -inic'' a'g'niggelet, es hat mich geärgert, innerlich
fortwährend beschäftigt AAFri. — un-: = un-iglen
(Bd I 151) BO., Si. — er-nigle": verstärktes nig-
gelen ö UwE. Der Wald ist erniglet, zu stark ge-
lichtet. — üs-niggele": übertrieben auszieren, aus-
schnörkeln Ap. — ver-: 1. (-niggele*) Etwas durch
niggele* (in Bed. 1) verderben B. — 2. D' Finger
si*-mcr nrniglcd, vor Frost BsL.; s. niggelen 4. —
709
Nagg, negg nigg, nogg, nugg
710
:'•. (-niggle*) = niggelen S AaF., Ke. - g°-niggleB:
= niggelen 3 a ArK.
„haber-: sich mit einer Weibsperson leichtfertig
benehmen. Er hat mit dem Mädchen gehabernigglet.
- er-: dass. verstärkt Scuw."
Niggeler id.: 1. Einer, der langsam, tändelnd
arbeitet Aa; Bs; B; F; G; Z. — 2. kleinlicher Krittler.
Bankier Aa; Ap; 1!s; G. — 3. Knauser Ap; G; Schw.
- 4. Verdruss Bs (Spreng). — 5. „das Prickeln des
Frustes in den Fingerspitzen Gr; SGHwTnggen." -
ii. Familienname B; S f-
Nigglerin: .Kopfschflttlerin', Name einer Hexe.
Eeith. 1S45, 33.
Niggeli II m.: = Niggeler 1 AASurbtal; B oE., M.
niggelig: 1. knauserig Ap; Gl; G. — 2. ärger-
lich AxZein.
Nigge": nur im PI., hinterlistige Launen ZStdt.
Wart. /•'' will- der d' X. scho" üstribe"! - Vgl. Nück
bei Gr. WB. VII U73.
nigge": 1. „fingern Aa; B; VO; S; Z." — 2. = nig-
gelen 5 Gl (Schuler). — 3. = näygen 3 aScuw. - Vgl.
zu diesem und den folgenden WW. Bd I[ 665.
„Nigger m.: Knauser L."
„niggere": knausern L."
.niggerig: knauserig L."
„ (ge-)niggerlen: tändeln, scherzen VO."
,. ver-g.: verseherzen, unnütz verschwenden, z.B.
Zeit. Reichtum VO."
„Niggi II in.: Knauser L."
Niggi III n.: = Näggi 1 S. Es N. erlange*.
Schor(r)-: 1. = Sch.-Niggel(i) 1 S. — 2. = Sch.-
Niggel(i) 2 BsStdt.
„nigg ig: knauserig L."
Niggi s I m.: 1. = Xäggi(s) 1 LG. (Ineichen). -
2. (auch Lüs-) Kopfgrind, Läusekrankheit AaF., Fri.
X. und Bachi's, zsgebackenes Haar.
nigglig: 1. gereizt Bs. — 2. starr vor Frost GrPi\
Niggis II in.: Durcheinander AaF.. Fri. — Nbf. zu
Miggü (Sp. 123) "der identisch mit Niggis I; s. Benhi*».
niegge": zanken G 1799. Abi. Nieggi m.
ge-: schwankend, hinkend, den Oberkörper hin
und her bewegend gehen Gl; GWe. Abi. Gnieggi in.
GrCIiui-. — Vgl. Jas Bd III 738 angeführte l-nieken, das
ohne Zweifel mit unserm W. identisch ist.
Nogg: 1. (Nogg GT.fi ZKn., 0., Nögg ZO.. Xöggel I
/>>.. Noggil ZEicht., Nöggi I ZBauma. Nöggli ZO.)
Personenn., Jakob, 's Peter Nöggels, Beiname einer
Familie ZO. — 2. beschränkter Mensch, Blödsinniger
(jk. Syn. Dübel. — 3. wer langsam arbeitet Schw.
— 4. Bausch aScHW. E" X. ha*.
Zu 1 viell.: ,Nogge (de Endingen).' 1094, Seh Urk.,
KSgg.' 1524, Z Urk., ,Nög(g)i.' 1523/4, ebd. Zu 2 vgl.
Jogg 3 (Bd III 26).
Noggel AaHL; BBr., E., R.; GlH.; Thj Vw; W,
Xiigr/d II LBerom. — m., meist Dim. Noggeli B; Sch,
Noggeli (seltener), Nöggi II B: 1. gutmütiger, be-
schränkter Mensch AaHL ; Sca; Tu; Vw. - 2. „Mensch,
knotig an Gestalt (B) wie an Betragen (Scuw; Obw)."
Tölpelhafter Mensch W. — 3. a) kleiner, dicker Mensch
BBr.; Ndw. — b) körperlich wenig entwickelte Weihs-
person B; .femina parvae staturae.' Id. B. — c) drol-
liges, herziges Kind BAarb., E. Was für Meitschi
hei*-mer? Ja. aas das für stiffi [hübsche] Noggeli
si"! Dr Bäui 1882. Kosend zu einem Pferde. Gotih.
I. Xöggel, Saugzapfen SchKI. Syn. Nüggel.
Appetit-Noggeli, auch -Noggeli: etwas zum
Fressen Niedliches B. Zierpüppchen: ,\Var etwa ein
patziges Dämchen mit Schleier und Sonnenschirm hei
der Wandergesellschaft, dann lachte der Eine oder
der Andere [von den Dorfbubeu] über den Gesichts-
lumpen des Appetitnoggeli.- Voi.kskal. Iron.: ekel-
hafter Kerl BBurgd. (lt Dan.).
SchüfM-Nöggel: dummer Kerl. oü.
Nogge" f.: „(Nooke*) Frauenzimmer von einem
tölpischen Äussern und einem schwachen Verstände
B"; einfältige, blödsinnige Weibsperson Gr.
Blätz-: läppische, dumme Weihsperson GsMai.
nogge": 1. an Etwas herum zerren, rütteln, grü-
beln Aa. — 2. Etwas langsam ausführen Scuw; U.
Grad fri g'schuinder süttist si* und nid gar so grüslich
n. ElCHH. 1885. — Zur Bed. vgl. niggelen 1, Niggeler 1.
Noggerli n.: = Xöggel 3 c AaKöII. Syn. Nuggerli.
Noggi II n.: 1. (auch „Nogi") = Xoggen „Vw."
— 2. Kuh mit wedelndem Gange W (lt Tscheinen).
— Zu 2 vgl. nogglen.
„G°-: Krüppel W."
noggig, in BM. auch nöggig: 1. sehr beschränkt,
blödsinnig GRl'hur. — 2. niedlich, zierlich, schmuck,
von Menschen und Gegenständen BM.
noggisch AaKöIL, nöggisch BBe., IL: = noggig 2.
Syn. nuggiseh.
Noggle°I f.: 1. kleine, körperlich unentwickelte
weibliche Person BR. -- 2. gutmütiges, einfältiges
Mädchen Th. Syn. Tschautlen.
Chue-: dummes Weib TiiBerl.
noggle": I. sich hin und her bewegen, wackeln
Aa. Vgl. joggten 2 c (Bd III 28). — 2. Kleiderrisse
oberflächlich zsnähen Tu.
nöggele": 1. langsam, ungeschickt an Etwas ar-
beiten LG. — 2. sich kleinlich gebahren (St.2). Syn.
nisselen. — 3. liebeln BM.
Nöggeler: Zuname eines Mannes in ZHerrlih.
(um 1830), dessen Vater Jakob geheissen hatte.
nöggelig: niedlich, reizend, zierlich AAÄarb.;
BBe., M. Syn. nuggelig.
n öggerle": = nöggclen 1 AABremg.
Nöggi II n.: 1. = Xöggel 3 c B; Z. — 2. kleines
Kind übh. G'rad chunnt es X. zueche* [herzu] g'sprun-
ge*. Schwzii. (BStdt). — 3. kleine Ziege Ap.
Noggele". „Noggle*" f.: 1. kurzes, dickes Holzstück
SchScIiI. I" d' N. gä*, im Walde solche Holzstücke
zusammenlesen. — 2. Beule Sch. Stille, stille, Bobele* !
ä' Ghatz Ixet e* X., sagt man zu Kindern, um sie zu
beschwichtigen, wenn sie sich wo gestossen haben
Sch. Syn. Oggelen (Bd I 160). - Vgl. Noch, kleiner
Hügel; Kloss, bei Gr. WB. VII 877.
no'gg(e)le": an Etw. saugen, lutschen Sch. Syn.
nuggfeßen.
Noggli m.: Lutschbeutel Sch.
nögge": = noggen 1 AaWoIiI. — Nbf. zu norggen |s. d.).
nögge": 1. wundernäsig tun GO. — 2. coitum exer-
cere Z (Spillm.). Mit Einere" n. — Zu 1 vgl. näuggen.
711
Nagg
Nah — null. Xaj — llllj. Xaek — nuck
712
Xiiggen m. : eine Zehntenart. ,\Vie man die zechen-
den emufacht. Da gibt man den n.. das ist von acht
stucken ein stack.1 1562, Z Rechtspfl. , Was aber den
buw der kilehen belange, da sye ein alter rodel ver-
handerj gewesen, dos inhalts, dass ein gotshuss Sanct
Blässi von wegen der collatur den chor, sodenne das
stift zum grossen münster Zürich von wegen des n-s
den achtenden rafen und das übrig die gineinen kilch-
gnossen ze buwen und machen ze lassen pflichtig
syen.' 1599, ZStall. Urk. Vgl. N.-Zehend.
niiggen: den Nöggenzehnten leisten. ,Und sind
nämlich das die flecken, so nöggend: Bonstetten,
Wettischwyl [usw.].' 1562, Z Rechtspfl.
nugg nugg nugg! Lockruf für Schweine ThHw.
Syn. sugg sugg!
Nuggeli n.: Schweinchen ThHw. (Kdspr.). Syn.
Suggeli. — Wahrsch. mit der folgenden Gruppe zsgebörig.
Xnggede'te" pl.: niedliche Dinge, z.B. Kinderspiel-
zeug BsStdt (selten).
n uggedetisc h , nuggi-: herzig, wunderhübsch,
allerliebst BsStdt. Syn. nuggisch.
Nuggel ÄAFri. ; Gl; LBerom. (-0-); Sch; SchwE.;
ThHw.." Tag.; Zg, Nuggeli (Dim.) Bs; GStdt, Nuggel
Aa; B; LG.; ScHStdt; S; THUntersee; ZFlurl., 0. —
m. : 1. Saugzapfen, Lutschbeutel. aaOO. — 2. weibl.
Brust LG. (Ineichen). — 3. Nuggeli n. = Mues-Ueli G
(vereinzelte Angabe).
Pfeffer-Nüggeli: kleines Pfeffersäckchen. das
zum Schutz gegen die Motten dient ZWetz.
nuggele" Gl; G; ScHHa.; Th. nuggle" Gr; GT.,
nüggele" I AaF.; B; „GT. ; Schw;" Th; „Z", nüggle"
AaSL ; LG.: lutschen (am Saugbeutel, an der Pfeife,
an den Fingern, an Süssigkeiten usw.). aaOO. Auch:
(ohne Saugbeutel) die Bewegung des Saugens machen
AaF., Ke.; BBe. Scherzh., gern und oft trinken Th.
nuggel ig: reizend, niedlich, allerliebst BsStdt.
nugge" I B; Z, nitgi/e" I AaL.; B; „GT.; Schw;"
ZS. : = nuggelen. Zss. ab-, rer-n. Z.
Nugg er ni. : 1. = Nuggel 1 S. — 2. (Nuggerli) =
Noggerli S.
nuggerle": = nuggelen Bs (Seiler).
Nuggi BsStdt; B; GRh., Stdt, T., W., Nüggi Aa
Schinzn.; Gr; LSemp., Stdt; Z — ni.: 1. = Nuggel 1
Aa; B; Gr: L; G; Z. Bis frö, dass s' [die Eltern] dir
leen N. gend und Nüd »o* Sehleelwar wüsse' wend.
HNäg. 1842. — 2. liebreizende Person BsStdt.
nuggisch: = nuggelig BsStdt. Nie isch-si heim
fco" cm herzigi Dittiblättli [Puppentellerchen] und n-i
Milchhäfeli. Schwzd. E" n., herzig Kind. ebd.
nclioi": verstärktes Nein ApL, M. (Tobler).
Naj, nej, ni j, hoj, iiuj.
näjc" Aa; Ap; B; G; S; Tu, iiuje" BsStdt. neije"
Ulle.. ni-'c" Z: nähen; doch im Allg. seltener als das
syn. büeee', tw. ganz dadurch verdrängt. Becht g'ndt
Z, (/»)''' g'ndii SThierst., von einem Schuh, dessen
Oberleder auf die Brandsohle aufgenäht wird Z; vgl.
Pech-Schueh. Dreiifndit, von einem mit starkem Draht
genähten Schuh Aa (Rochh.). Mit doppletem Fade" it.
1) doppelten Erwerb haben. z.B. wenn Mann und
Frau einen Beruf betreiben B. — 2) doppelte Küsten
haben AaB. ; B. Die Merre* vw Bade" n. mit dopp-
letem Fade". Ig han noch Fade", wo ndit, sagt man,
wenn man noch gute Karten in Händen hat BSchangn.
,Zwo genehete Tapeten.' Z Donnerstagsbl. 1787. —
eng-g'näit: eigensinnig, wunderlich G 1790.
Mhd. nagen, ahd. näjan. .Neygen.' 1529, Bossh.-Gold-
schm., .geuoydt.' 1550, SchwE.; Bs Mund. Ifi4ü, ,näyen.'
157-t, Mise. Tig., .gneigt.' XVII.. L, ,neicn.' Stettier L606.
ab-. Abg'neiti Finger, durch Nähen abgenutzte AaL.
über-: den geschnittenen oder gerissenen Rand
des Zeuges durch flüchtiges Umnähen vor dem Aus-
fasern schützen Z.
under-: Etw. (z. B. eine Schlinge) in der Mitte
zsnähen BBe.
ver-: zunähen Bs; B; S; Th. Eätt-me"-der 's Mal
vernäit, so hättisch-es hinger äs 'blase". B Dorfkai.
durch- s. näjen.
Näjcr. ,Dass Neyer und Kürssner [im Auf. des
XIV.] einerlei waren, ist erwiesen. Die Ursache aber,
warum die Kürssner ehender Näher genannt wurden,
als die Schneider, ist unbekannt. Doch lassen die
Streitigkeiten zwischen den Kaufieuten und den Kürss-
nern wegen dem Pelzhandel vermuten, dass die ersten
Kürssner den Pelzhandel nicht trieben und nur das
Pelzwerk näheten, so die Kunden sich selbst von den
Kaufleuten anschafften.' Ochs. Vgl. auch Vög.-Nüsch.
I 490. ,Neher', Familienn. Sch.
Siden-. ,N. N., der s.-näyer von Zürich.' 1502, Absch.
Näjeri" Tu. Näjere* BE., Najere" Bs, Nejeri"
AaL., -ere" AaSL. Nd(e)ri Schw; Z, Ne-rc" AaF., Ke.
— f., Näjerli (wohl scherzh.) GrV. — n.: Nähterin.
Wie mache" 's denn die Näjerne" ? Nesi waclie" 's si:
si näje" mit ''ein grobe" Fade" und tuend der rein i" 's
Brusttuech abe", nesö mache" 's si AAZein. (Volksl.).
.Xiviien' (Nflm. PI.). Riief 1538, ,nüyeren' (Geu. Sg.).
Sicher 1531, ,neigereu' |Num. PI.). Kessl., ,Xfllieni' (Hat.
Sg.). 1658, Gr, .Näheren' |Nom. PL). Z Hand. 1703.
Hu et-: Modistin ZO.
Schinder-: Damenschneiderin AaL.; Gl; Th; Z.
Näjete" f. : Näharbeit BsStdt; B; SchILi. „Näh-
zeug, sowohl der Apparat, als die Materialien dazu."
nije": verstärktes, entschiedenes Nein (ni2) BHk.
niieje": einschneiden, kerben. Nur in der Verbin-
dung .ginüiter marchstein'. Markstein mit Grenzkerbe,
1259, Z Urk. Dafür: ,den gnöten markstein.' l.'US,
Aa Weist., ,genötten in/ 1 108, ebd.. .am genö(te)ten
M.' 1653/94, AAWett. Klosterarch. - Mhd. nüejm.
Nüejer. ,Emi N. zu Alpnach.1 1498.
Nack, neck, nick, nock, nuck.
Nackber, Unackber in.: närrischer .Mensch Aa
Wohl.; ungeschliffener Mensch AAÜott., Wohl. - Eig.
das Adj. unachtbar; s. Bd I SI.
Nacke" I: = Ael; (Bd I 163). Kei- .V, keine Spur;
gar nicht U. G' folget hesch kei" Jiit:, kei' N. Scuwzd.
\aek. neck. nick. nnck. nuck
711
Hacke" 11 PAL, Nacket GaPr. — m.: = Äcken 1
(Bd I 164). V-W/i :' Surf; f. liberraschen PA1.
nacket AaP., Ke., Leer. ; BsL.j Bj GiiPr.; Ndw;
U; ZKn. /-/(/'. itdtittl B (It Bärentalpen), g'näcket G
(vereinzelt), nackedig Bs; 1!; oTh, nacktig Ap; GRh.,
■>'!'.; ZBauma, S., nächtig GT.j ScnSt.; u'I'n; Z.
gtiäcktig G; ThHw.j ZRafz, Sth., nachtig Gl; GA..
nächtig ScnXnk., nackig GüMai.; GSa. ; ScuwE.; Z.
nackig Seil (Kirchh.): nackt. Nacketi Brätlu-ürst, ge-
schmorter Bratwurstteig in Barrenform GrD. Nächtig
J)üss ScaNnk., näcktig Chegili ZRafz, g'näcktige'
Bitte ThHw.. Scherzname für ein nacktes Kind; s. auch
£>i(ss. ,Mit dem nackigen Mann ins Bett gehen' sagt
man, wenn eine Spinnerin eine Kunkel Abends leer
gesponnen hat GkMiu.
Mlid. ihi.L-rtnii, ahd. nac&vt. ,Nackwendig.' i486, W
ürk., .nackendig.' Ziely 1521: Vad.; JJRüeger 1606; 1610,
Ardiiser. Der Umlaut scheint durch das sekundär ange-
tretene -ig bewirkt. Die Formen mit Spirans können ahd.
ivthlmi fortsetzen.
Verstärkende Zss. : fade"- Bs; Sch. .F. und biss
auf die haut ausgezogen.' 15.86, Lauffer, Beitr. Bildl. :
,So f., wie es [mein Geschreibe] war, überliess ich es
seiner Willkür.' UBragger 1789. Noch mehr ver-
stärkt: mueter-f. ScnSt.. blutts-f. G, splitter-f. SchSI
— blutt-fasel- ScuwE. — herrgotte"- ZZoll. —
mueter- Sch. .Mutternackendig on ein niderkleid.'
Jos. Mal. 1593. ,Dass Alle ganz muternackend die
faule Bruk gesprungen [ein Spiel].' Sereru. 1742.
Murz-mueter-n. GRPr. — bar- U. — pluder- ZStdt,
bfotter- THEgn. — blutt- Ndw; ZSth., Zoll., blutts-
GlK. — bluet- Ap; Gi.H.; LG. (Ineichen); GSa..
blucts- Ap; TiiBodensee. Jou wolle, schimend-i [schämt
euch] i" 's bluotnaggig Herz! GSa. — mueter-sele11-
Seii (Sulger), ..-selig-', blutt-sel- ZBauma, Zoll., -sels-
Scu (Kirchh.), bluet-sele"- ZO. -- bluet - sterne"-
Ap; GoT.
Nackeudi, Näekti — f.: Nacktheit. ,Sin schäm
der nackende.' Zwingli. .Eure Näkte und Blosse.'
BlNGGLI 1730.
näoke" : wohl nur im Ablautspiel mit .nicken.'
Wädele' linggs und wädele" rechts und nicke" und n.
Schwzd. (AAÄar.).
necke". Es neckt-mi'*, ärgert mich BBe.
Neckerlin n.: kleine Trommel. Die Berner eilten
(in der Schlacht am Dornbühl) den zurückweichenden
Feinden nach .mit einem geschrei und mit böggen
und neckerlinslachen.' Just. ,N. N., der die negkerli
Hat.' 138:!, B Stadtrechn. S. noch vBodt 1831, 71;
183-1, 271 Anm.; Elgger, Kriegsw. 112; ferner N-
Schlaher. — Vgl. afrz. nacaire, it. naechera, Perlmuschel,
Pauke, aus dem kurdischen nakara, Perlmuschel.
Genick m.: = Knicks (Bd III 738) Sch. Syn. Best.
Eim de" G. ge". — Aus der Jägerspr.
nicke": eig. den Nickfang geben; den Garaus
machen. .Man lauret auf sie und nicket sie [die Ar-
magnaken], wo sie mochten ergriffen werden.' Wurst-
isen 1580. .Wurden die von der [protestantischen]
Religion genicket und erwürget.' ebd. .Er habe mit
seiner Hand einen Griff uf den teckten Tisch getan
und darzu grett, wenn man Einen n. welle, so müsse
man also mit ihme machen.' 1039. B Aren.
e°t-: einnicken, entschlummern. Syn. ent-nucken.
,Kr kann nicht schlafen; und wann er ein wenig ent-
nicket, so weckt ihn das Zucken und Klopfen in der
Wunden/ FWübz 1634. ,Vor Kummer bin ich wie
entnickt; mir hat träumt...- GGotth. 1619.
g°-: nicken Ndw.
g'nickig: mit starkem Genick N'nw.
g8nick: dick, sättigend, z.B. von der Suppe Bf
(M Waiden).
Nickart s. Katrin (Bd III 502).
Nikede: Nikodemus AaF., Ke. 's Nikedfy', Fa-
milie des N.
Nikiaus NikleS Bs. Puder-Nikles, Spitzname eines
ehemaligen Coiffeurs Namens Nikolaus BsStdt.
Nock ApH., I., M., Noch ArH. : Personenn., Jakob.
Nooke" m.: = Mocken (Sp. 140) Ap.
Nuck ApH.. L. M.; B; GlH.; GrHc.; „LE.;" PAL;
SL„ Nück AAZof., Nugg BBr., E. — m., PI. Nach
Ap, häufig Dim. Niickli AAZof; ApH.; BoAa.j G; Z,
Nuckji PAL: kurzes, leichtes Schläfchen, spec. Mit-
tagsschläfchen. En Nuck, es Nückli mache" Z, tue"
Ap; BBr.; Z, ha' SL., ne' B oAa., E.; SL.
G"-nückli: = Nuck BsL.; S. Es G. ha", ne" S
(Schild).
Spinner-Nuck. En Sp. tue", eig. am Spinnrad
einnicken Z (Dan.).
n uck(e) le" nuckle" BsStdt. nüggele" II BE., nuckle"
GRÜhur: einschlummern, bes. von kleinen Kindern.
Mach ntt Lärme", lue", 's Ching nüggelet! B.
Das inl. </;/ ist hier und öbh. in dieser Gruppe für B (und
Ali auffällig, da in den betr. MAA. germ. kk durch k% ver-
treten wird. Wahrsch. ist Mischung mit nüggele' I. nugge' I
anzunehmen, die sich aus der Rolle erklären würde, die der
Lutschboute] heim Einschlafen der Kinder spielt.
i"-nuck(e)le": einnicken, -schlummern BsStdt.
nucke" AaF.. Ke.; Ap; Bs; Gj TuTäg.; Z. nücke'
AALecr.; BsL.; B; Gl; L, nugge" II Aa (Bochh.); BE.
nugge" II Aa (Rochh.): 1. (nickend) einschlummern.
aaOO. — 2. nicken Bs; L. Er lüpft 's Hüetli und
nackt mit-*im Chopf. Breitenst. 1804. D' Kie [Kühe]
nugge" mit de" Kepfe'. Hetzel 1885. — Mhd. (ent-j
intrki-H, -nicken. Zur Etymologie vgl. Heusler 1888, S. 67.
i"-nucke" Bs; B; GW. ; TaErm. ; ZO., S., -nücke'
AAZof.; GlH.: = m-nuckelen. D' Mariann hoggt uf
der Ofe'bangg und nuggt nötinö i". Schwzd. (Bs).
e°t-nucke° Bs; GRKüblis; Z, -nücke" AaL., Zof. ;
GlH.; GuArosa, D.: = dem Vor. (vollendete Handlung).
Lig du chli" ab, n/licht, dass d' dünn e. cha""st. Stutz.
,Sihe, der hüeter Israels schlaaffet noch entnucket nit.'
1531/1707, Psalm. ,Ein wenig schlafen, ein wenig ent-
nueken.' 1500/1707, Sprüche. .Redormitio, entschla-
fung, das wider e.' Fris.; Mal. ,10ö9 wurde in der
Badstube zu ZWthur ein Mann, der in einem Wyn-
rüschlein entnuckt, so versotten, dass er noch selbigen
Abend den Hinscheid aus der Welt ergriffen.' Troll.
er-e"t-nucke" Ap; BsL.; GWe.; ZSth., -nücke"
AAHolderb.; BsL.; S. ver-eat-wucfce* BsL.; „Scaw;"
Th (Pup.); Z: = ent-n. 's Bäbi, wo ob dem Lese" es
Bitzeli ertnückt g'si" isch, -fart üf und luegt-en a".
BWyss 1863.
g' '-: = ent-n. Seit.
er-gu-nucke" GO., -nucke" AAHolderb.; ii: = eut-n.
v er-ge-nucke": = ent-n. G; ThFi'.
715
Nack — nuck. Nal — nul
716
Nucker m. AiK. Diro. Nuckerli ApLj Bs (aucli
-ü-): = Nuek. E" N. mache' Bs, tue" Ap. Scherzh.: E"
Sibe"sehläfers N., langer, fester Schlaf. Spreng.
G'-nücker in.: 1. Schlafsucht. Gang i" 's Bett,
der hesch der Gn. SL. — 2. kurzer, trockener Husten,
ebd. — 2 wegen der das Ilustcn begleitenden nickenden
Bi ii gung des Kopfes.
Nal, nel, »il, boI, nnl.
Xauli I: Koseform für Nikiaus GisHe.
Neil I. in BsStdt Neil — n. (lt einer Angabe auch
m.): die Trumpfneune in dem Kartenspiel Jass, nach
dem Piir [Trumpf buhen] der höchste Trumpf, allg.
Der Pur sticht 's N., und 's N. sticht 's Ass, wo 's
(/tut und schnell hergöt im Jass.
Mit Jam (ßd III 69) aus dem ndl. nd f., Trumpfneune,
entlehnt. Im Viamischen, wo das W. auch als m. vorkommt,
wird das N. in den Spielon tmtisjas und sniouejas (nnserni
Chrüz- and Schmaua-Jasa entsprechend) verwendet: die Karte
gilt wie bei uns 14 Punkte. Zu Gruude liegt sehr wahrsch.
iiiiiiiille (NM', mumllc), die zweithöchste Trumpfkarte im
LHombre.
Neil II m.: Dickkopf, Dummkopf U (lt Rochh.).
Wohl zu ahd. hnei m., ntlla f., mini, neide) in., Spitze,
Scheitel, Kopf; im Ablautsverhältuiss steht NM Is. d.i. Das
W. begegnet, wahrsch. in der Bed. .rundliche Erhöhung',
auch in Fluni. : .Nällmatt.' 1625, LHiltisr. .Ein Weid, ge-
nambt der Näll.' ebd. »NcTle11' f., ansteigender Teil des
Dorfes SHägand. Auch der Familieun. Neil (U; Z f| dürfte
hieher gehören.
Nulle" GitChur, L., Pr., Nelle" GSa., Nüle* GW.
— f.: einfältige, ungeschickte Weibsperson.
Pas Voc-Verhältniss ist unklar. Vgl. nordböhm, Nellen
f.. weiblicher Tunichtgut.
Nelli ra.: blödsinniger Mensch GrHc. Syn. Nölli.
nelle": durch Reibung abnutzen BSi. Die Ringe
einer Kette z. B. nelle" einander.
üs-. Üsij' iiellt, von Kettenringen und andern me-
tallenen Gegenständen, die durch Reibung abgenutzt
und unbrauchbar geworden sind BSi.
Neli: Koseform für Daniel Z. ,N. der Kaiincn-
giessei", Titel einer Schrift von JHBremi 1822.
Willis, Koseform Nel(l)i: Cornelius G.
Niele" I Aa; Ap; Bs; B; Gl (tw.); Gr; G; S; Thj
U; Z. Iele" BsL.; B; SStarrk.; Tiillw., Wiele" Gl (tw.)
-f.: 1.= Lielen (Bd 111 1216). aaOO. Aus N. werden
Körbe geflochten („Niel-Chorb, -Zeme""J, Hecken ver-
fertigt (vgl. das syn. Hagseil-Beb), Holzbündel udgl.
gebunden; im Tu ; Z bindet man damit reifendes Korn
in die Höhe. Knaben bedienen sich der dürren Sten-
gel zu ihren ersten Rauchversuchen. ,Tanbennäster
aus n. oder gälen banden geflochten.' Vogel». 1557.
.Viburnum, n. oder faulbaum, wie etlich urteilend.
Salicastrum, ein nielen art oder wildräben brennende.'
Fris.; Mal. ,l»ie Fladei wieden und die N.' '/. Aul.
177:1. 2. Schlinggewächs jeder Art in Hecken und
Wäldern, insbes. die Epheuranken an den Tannen Tu.
Ahd. liela, mini, lieh, woraus durch Dissimilation Niele";
vgl. nullen. Auf Niele" beruht die voo, anl. Form, indem
man das n zum (unbest.) Art. zog. Zu Wiele" vgl. Wiel-Eeeh
in dm Viel E (Bd 1 568).
Galt-: = dem Vor. 1 GSa. - Angeblich so gonannt,
weil ihr Laub nicht .milchig' ist.
Viele1' II f.: Lehne ZAffolt. a/A. - Umstellung aus
Lienen III |Bd III 1286).
nieliger: ein jeder Gr (Klotz). — Aus <■« idigf (vgl.
tn!,,,l, Bd II 598) wie niedere9' aus , n iedere*".
Xoll I m. (PI. mit UmL) ZFehr., Nöl ZAffolt. a/A.,
0. : = Lunn 1 (Bd III 1290). — Umstellung aus Lm>(n).
Xoll II m. GO.; Ndw, Nöl Aa (Rochh.); BHa.; PA1.
(Dim. Nölti); ScuwE.; Obw; W: dicker, plumper, ver-
wachsener Mensch, mit dem Nbbegriff des Dummen,
Tölpelhaften; einfältiger, blödsinniger Kerl, Narr.
Machu" (hin N., sich dumm stellen PA1. Die Nolen
gern in Rhu W (Narrenspruch). '
Ahd. hnol, mild, nol, (rundliche) Erhöhung, Gipfel, engl.
nol, Kopf. Zur Bed. -Entwicklung vgl. .Döbel' bei Gr. WB.
II 1198. Das W. begegnet auch als Flurn. .Den grossen
jungen schacheu ob des N. N. noll.' 14S4, Schw LB. ,liff
den blatten ob dem u.' 1524, ebd. Hieher wohl auch die
Familiennamen: ,NSl.' um 1450, Schw. ,Noll.' 1525/8, B;
1531, G. .Nol.' 1530 Z. Vgl. auch die Gruppe Lol.
Ge-: rundliche Erhöhung BO. (Gatschet).
„Guet-Nöl: einfältiger, aber mit Gütern (d.i.
Grundbesitz) gesegneter Mann W." Vgl. G. -Dampen.
Chropf-: verächtliche Benennung einer Person W.
Chropf- wird in W oft nur als Verstärkung verächtlicher
Benennungen gebraucht; vgl. Chropf-Gaueh (Bd 11 106),
-Dampe".
Nolle" I in.: 1. rundlicher Berggipfel, Fels, Berg-
vorsprung Aa (Rochh.); BO.; GRPr.; Uw; U; „W; '/..'
,Also wollt ich früh Morgens mich hinaufschleicheu
auf einen sichern Stand hinter einem Felsnollen, um
den Tieren aufzupassen.' JKWvss 1822. Häufig als
Bergname Aa; BHa.; LHerg., Horw; Tu; Obw. Vorder-
und Hinder-N., Name zweier Alpen BHk. Birgle"-,
Hoiri-, Zwergli-N. BHa. .Ein Felsenstück, unter dem
Namen des Reben-N.' JRWyss 1817. — 2. Dickkopf
W (lt Rochh.).
Ahd. /,«..//.., nächst vwdt mit ChnoOe" (s. Bd III 740),
wenn auch die Verschiedenheit des Aul. noch nicht erklärt
ist. Das Id. B verzeichnet die Bed. .caverna', die viell. auf
einem Irrtum beruht.
Hage"-: = Muni-Hoden (Bd II 991). Z Anl. 1775.
Nolle" II f.: kropfige, verwachsene, blödsinnige
Weibsperson GSa. Syn. Nellen. Mit Noll Bezeichnung
der im Gebirge von GO. früher nicht seltenen, jetzt
verschwindenden Cretins.
nolle": 1. futuere. Tikhb. 1563; s. Gr. WB. VII
879. — 2. mit gekrümmten, eingebogenen Knieen
gellen SL. ,Luog doch, wie sy [die Mönche] dort
ynlier trollen, schauw, wie s' einandren nach n.l'
VBoltz 1550. -- 3. ungeschickt zu Werke gehen.
Etwas plump angreifen Bs (Spreng). Abi. Noller.
-1. (ummi"-) nöle", gaukeln, tändeln, sich närrisch,
dumm gebärden Uw. Syn. gölen (Bd II 214), ummen-
narren.
er-: 1. .sich gütlich tun, sichs wohl schmecken
lassen, sich mit Essen und Trinken anfüllen B." —
'_!. ,.<r-iuile", zu einem Tölpel, Gauch werden."
Nolli Bsf; BO.; SchwE.; Ndw, NöU Uw, Nötti I
GRHe. ; Schw — m.: 1. kurzer, dicker Mensch BO. ;
ScuwE.; Ndw. Grober, ungeschliffener Mensch, Tölpel
Schw. Einfältiger Mensch, Tropf GkHo.; Uw. ,Wie
die Nöllenen [Novizen vom Kapuzinerorden] geweinet,
"IT
X;ll. ncl, lli. Hill. Hill
TIS
da sie zum Tor hinaus gejagt worden.' Schweizerboti
L798 (Zg). 2. wer Etwas ungeschickt, plump an-
greift Bs (Spreng). — .Xölli'. Familienname L (Liebenau
1881, 279).
11 u t z e " - N 8 1 i : Schreckgespenst GO. De" B. hole",
als Drohung.
„Nolipang: blödsinniger Mensch W."
unimen-nöllene": in roher Weise umherschwin-
gen Schw.
nolis: beinahe, nahezu BGadmen. Es isch n. es
CMäfter. — F.iu'. 'unehliches, adv. Gen. Vgl. n&chlicht
(Sp. 641).
N'iil in.: Nordwind THßodensee, Untersee.
Nulle» Tn; .Vw, Nolle- II BsL.; GnPr.. Seh.; L;
Hw, Noü II AaF., Ke.: ZÖ., S. - f., OK B oHa. - n.:
Null. allg. .Macht mit der Kriden darzu einen Nollen.'
Schimpfr. 1652. .Wer under uns kan es gern leiden,
wann man seinen so viel achtet, als einer Nollen?'
Müller 1665. .Ist nicht bei Vilen der Eid wegen
seines vilfaltigen Gebrauchs gleichsam zu einer Nullen
worden?' ebd. 1673. Spec: „Niete, z.B. in einer Lot-
terie Vw. " — Die Form mit -<>- ist auch rhätorom. .Xulla.'
AKlingler 1GS8; Schob. 1G99.
a°-nullen; mit einer Null versehen Tu.
nöllele": = dem Vor. L. Xölleler, Übername eines
Betrügers in LKriens, der in einem Schuldschein aus
einer 10 eine 100 machte.
er-nnlle": 1. ,er-nollen, nancisci.' Id. B. De'' het 's
iez ernullet, hat einen Treffer gemacht. Glück gehabt
AAÜuedert. — 2. herausbringen, ermitteln, ebd. oh
d' Minier uoch g'lebt hei, ehann-ich nümmen e. AGysi
1883.
nnlle" „L;" SonNnk. ; „Z", -«- Sch: lutschen,
schnullen.
Über die Verbreitung des W. s. Gr. WR. VII 980. Diese
macht die sonst nahe liegende Annahme, dass n. durch Dissi-
milation aus dem syn. Iull>" entstanden sei. unwahrscheinlich.
Vielmehr wird nollen nahe stehen.
Nulli. Nülli, Nolli, „Nölli" II m.: 1. a) Lutsch-
beutel Sch. — b) lutschendes Kind Sch. Nullizapfe*,
ßigenapfe*, gut i" 's Hlre" Gärtli, höh e" Hämpfeli
Schwärtli, g&l •'cm X. nie1' deroo', haut-em mit der
Mußte* noch. — 2. Nülli, Kopf, etwas weniger ver-
ächtlich als Grind B. La g'seh, häb dl" N. zuelie",
so cha*"-di'h sträle".
Für 2 steht natürlich Bez. zur Gruppe N6U 11 ausser
Zweifel. Vgl. auch den Beignamen Gugge'-Nülli B.
Nul, Null m.: einfältiger Mensch; spec. Einer, der
mit dummen, unnützen Dingen seine Zeit vertrödelt B.
nüle": 1. mit dummen oder unnützen Dingen
seine Zeit vertreiben oder sich durch solche Dinge
an der Arbeit hindern lassen B. — 2. sanft schlum-
mern, schläfrig sein LG. — Viel), identisch mit nullen,
nnll< n.
Xuele" Bs; Gl, Küele" AALeer.; „Gl; Gr" — f.:
1. muldenartige Vertiefung (im Boden, im Bette) Bs;
Rinne. Furche AAl.eer. ; Bs. 's werd bald g1 friere', er
säeh 's gar teol an de" X. im Rhi'sand. Hagenbai'h.
Lauft und lauft und achtet 's nit, dass si in e" X.
tritt. BBeber. — 2. „Pfütze Bs." — 3. unordentliche,
unreinliche Weibsperson Gl; „Gr."
Zu 1 viell. der Ortsname Nutten SchwMa. Bed. 1 und 2
vereinigt auch Lotschen (Bd III 1537).
nuele" AaI-'h.; I.; (i\V.. W'e.; Sm Margen, Ha.,
Nnk.; SL.. Starrk., Thierst.; TiiMerL. Hw., nüele" I
\aF.. Ke.. I..; Ar; Ms; B; Gl; Gr; G ; Sch tw. ; ScBW J
Tn; Uw; Ul'rs.; Zg; /. : 1. wühlen, von Tieren (insbes.
Schweinen) und Menschen. aaOO. Die Müs, wo so
im G'hmiie" stupfe'd und Alls vernage*d und rer-
iupfe*d, dö nöderle'd und dörte" näele*d und alli Pläti
und Weg venoüele'd Sch (Neher). Vgl. Nuel-Müs
(Sp. 478). N. wie-n-e* Sou, (in'n Eichle*). liest mit
de* Söune* g'nüelet? fragt man ein Kind, das beschmutzt
nach Hause kommt Aa. Es ist im a"'tö* (a'gebore")
nie de" Säue" 's X., von Übeln Gewohnheiten S; ZPfäff.
So lang e" Sou lebt, nuelet-si S (Schild). Wenn si'*
e" Sou z' n. g'uunt ist, se muess si halt g'nüelet ha"
AaB.. so isch's-ere* nit Hecht abz'tue" S (Schild).
Wann d' Schlei" nüele'd, so hei'd-si immer nass, so
nützt aus Streue" Xüt Gl. E" Sou häd glich eil g'miehi
ZW. Am Samstig händ alli Sou z' n., auch unordent-
liche Leute wollen am Samstag noch aufräumen Z.
Wenn-me" im Dreck nielt, so stinkt-er, wenn man un-
saubere Geschichten aufrührt, so erregt Das Ärger-
niss, Streit usw. UwE. Gummel(i) n., mit den Händen
in der Erde nach Kartoffeln suchen Schw. ,Und nüel-
lest sam ein swin.' Boner. ,Nuolen und schoren.'
157ii, Z. ,Den Schnee zum ersten durehzunüelen.'
Schimpfr. 1651. .Wüelen, wuelteren, nüelen, volutare,
suffodere.' Red. 1602. .Der Lew fieng an zu prüelen,
das Schwein umbwerfend nüelen.' JCWeissenb. 1078.
.Nülen. rostro suffodicare cespites.' Denzl. 1716.
Bildl., eine Sache nicht ruhen lassen, stets wieder
in Erinnerung bringen UwE. — 2. nüele", wohllüstig,
sinnlich sein AAZein. — 3. „trändeln. langsam arbeiten
Uürs."
Bair. nüelen, mit dem .Xueteisen' oder Fughobel aus-
le'ililen; vgl. auch Leser II 119. Unser W. scheint eine
Weiterbildung von der in niiejeu (s. d.) vorliegenden Wz.
üf-: aufwühlen, allg. De" Berd, Boden ü. 'schlim-
me" uildi Bach von alle" Siten und Ende", nüele" der
Boden üf und der Weg. Schwzd. (BsL.). ,E" liiili u.,
ein wildes Feld aufbrechen.' Spreng. ,Meus, so im
väld wonend, furinen [Furchen] aufnüelend und wer-
fend.' Tierb. 1503. .Caespites excitare dicitur sus, die
erdschollen aufnüelen.' Fris. ; Mal. ,Wie ein Sau den
Herd aufnüelen.' Lied 1712.
ver-: zerwühlen, durch Wühlen in Unordnung
bringen, allg., spec. vom Bette Bs (Spreng); B; Sch; Th.
.Wie bald wurden die Sectierer den Weinberg unserer
Kirchen v. !' Müller 1665.
durch-: durchwühlen, unordentlich durchsuchen,
durchstöbern AAZein. f-ue-); Bs; B; GRPr.; G; Th; Z.
Schnfte", wo i"* vor Jöre* dick und eil d ü rrh n üstere"
und d. ha" müese". Schwzd. (Gr). ,Die äcker und
gärten durchnüelen und durchgraben.' Tierb. 1503.
zer-: = ver-n. .Damit der wald nit allenthalben
zernüelt wurde.' 1544, Z Urk. ,Emotum solum, umb-
keert, ausgegraben, zernüelt. Sues ruunt herbas, die
seüw zernüelend die kreuter.' Fris.; Mal. ,Die
Schwein, welche [im Walde] Alles zernüelet, umkert
und verderbt den jungen Schutz.' 1635, ÄAWett. Klo-
sterarchiv.
Ge-nüel n.: das Wühlen; die dadurch verursachte
Unordnung. Durcheinander Aa; B; Gl; Z. ,Deva-
statio.' Id. B.
Nüeler m.: 1. Wühler UwE. — 2. ein Käfer, der
durch Wühlen Schaden anrichtet Ap. Syn. U'pflueg.
719
Nal— nnl. Nold. N'ulf. Nalg— nnlg. Nalp— nolp. Nneltscli. N'nlx. Nam-
r-20
Xueli AAZein.; GLNäf.; SchwE., Nüeli 1'wE. —
in.: 1. = NüeUr 1 üwE. — 2. Tier, das aus dem ihm
vorgesetzten Futter nur das Gute heraussucht; auch
von Menschen GLXäf. — 3. unsittlicher Mensch Ai
Zein. — 4. unreinlicher Mensch SchwE.
I wahrsch. = Ueli [a. Bd I 1^41 nnd an oi
angelehnt. Vgl. die folgenden Zss.
Geifer-: = Geifer- Ueli (Bd I 184) THSteckb.
Scliwi"-: Schweinekerl GLNäf. — Wahrsch. Schmfn-
Ueli zn lesen.
Dreck-: = dem Vor. S.
.niiele" U: = muelen 2 a (Sp. 191) üürs."
Nald — nuld.
Niilili AaL.,SLj Bs; B (wegwerfend); ZS., Nöldi
i; ZS.: Arnold.
Nalf — nulf.
niill'e": unverständlich, unartikuliert reden GO.
Nalg— nulg. bzw. nalgg nulgg.
[folg B, Nölg SB., Nölgg A.\St.. Nolgi B — m.:
kurzer, dicker Mensch, Dickkopf Aa; B. Dummkopf
AASt.; SB. — Vgl. gnolgge» (Bd II 666).
Nölggli, auch Nacht-N. Feuerkröte, Bombin.
ign. ZRafz (auch Gn-). Kleine Kröte, Unke Tul'ivn.
„nolge": stümpern, von Handarbeitern Sch."
„Nolgete", Nolggete" — f.: etwas Übelgc-
ratenes, verdorbene Arbeit, von Nähen, Flicken (Scn)
"der von Teigwerk (Gr)."
Süf-Nolgi m.: Säufer Scn.
Nölgger: eine kleine, leichte Kuhrasse SchwE. —
Ans * h Elgger (Ckue); ■ 1 i + - Kasse stammt von ZElgg,
ver-nülgge": (ein Gewand) verderben B (Dan.).
Nalp nulp.
(g)linlpig: plump Z (Dan.). N-i Hand.
Vgl. Chndpen (Bd III 742), zu dem Meli anser Stamm
verhält wie Wollen zu Chnollm.
niiljie": sich ungeschickt bewegen, Etwas unge-
schickt angreifen; lange an einer Sache herum ar-
beiten, indem man seine Zeit auf Nebendinge ver-
wendet BBurgd., M.; S. Syn. gnirben 3 (Bd 11 673).
„über-: überlisten, übervorteilen B."
Nülpe" f.. Nülpi m. : Nomen ag. zu nülperi B.
„Läppischer, leicht zu betörender Gesell B."
. ii iiflt sehe" : unnütz, albern plappern Bii.
N'iilx: widriger, ungefälliger Mensch SchwE
Nani. nein. niin. uoni. nuiii.
Xamf. : I. Wegnahme, Raub. Vielfach in unserer
a. Lit. vom XIV. bis Aul. XVII., bes. in der Verbin-
dung ,N. und Brand.' — 2. Gabe, die man empfängt ?
Alan wirt schiessen in ein unverserte nüwe ribende
/ilstatt. in ein zirkel die wyte wie ir die ouch by
end der geschrift gedruckt sehent und wer den zirkel
rüeret, der behept ein nahm, und werdent zuo sölichem
schiessen 36 schütz beschechen.' G Gesellenschiessen
1485.
Ober-: Übervorteilung Schw; Zg; s. über-nemoi.
Vi- m.: Gedeihen, Emporblühen. .Was zu dero
[Schützengeselisehaft] Unterhaltung und fernerem Auf-
nahm möchte dienen.' 1718, Sch. .Auch dieses zweckete
zum Aufnahm der Bürgerschaft.' BThun Handf. 1779.
An-: Aufnahme (in eine Gesellschaft). .Ausgegeben
bei A. des Zeughauses', d. i. beim Eintritt ins Artillerie-
kollegium. 1788. Z; vgl. An-näms-Gelt (Bd II 256).
Us-: Adv. i. S. v. ausnehmend. En U. guete* M'Z"
Th. Üsnäms tapfer ond hantli'* dre* haue". >8chweizer-
mi:m. IS'.ii (,\p). A'gl. Üs-Bund.
Miet-: Annahme von Geschenken. Die A'orge-
setzten sollen .schweren iren emptern gnneg ze tuen,
niemand ze lieb noch ze leid, durch fründschaft noch
durch fygendschaft, miel noch durch m. [usw.].' 1562,
Esterm., Rickenb. A'gl. Miet-Wan.
vor-näm -«- AaF., Ke.; BsStdt; B; Gl; Z. für-
Bs; B; Gl; Gr; PAL; S; Tu; U; Z: 1. vmnehm. auch
stolz, hochmütig. Bis »ml .so »..' Gl. Was said ies
euseri /'. Gotte*? Müller, Jugendschr. l'h cha" 's
denn auch naeh f. ge*. ebd. D' Luise" ihn" doch uw''
recht V. lue" Zu. He, du muest nid SO f-S tue". B
Hist. Kai. 1849. .Regenten, bei denen Niemand nichts
giltet, als was hoch und f. ist.' FW'vss 1073. — 2. statt-
lich, gediegen. ,Nicht hoffartig, aber solid und rein-
lich, so was man sagt., v. angezogen, d. h. wie man
es in einem Hause pflegt, wo man das Währschafte
vermag und den wohlfeilen Flitter verschmäht.' Gotth.
— 3. vorzüglich, ausgezeichnet in seiner Art, von
Personen und Sachen. E" f-cr Dotter, ein sehr ge-
schickter Arzt BBe. ; Z f. .Einen f-ern Posamenter
gebe es nicht weit und breit.' Breitenst. Du hiisi en
f-e* Meister ZSth. E" f-i Cime Tu; ZS. E" schwere'
Tschuppe* Vch u"' de" rum f-sten, wo du etioast g'sien.
Schwzd. (BoSi.). Das firnembst (Meid PA1. (Schott).
D' Renette" sind en f-e Öpfel B; Th; Z. Das ist e>
f-s Esse" S; Tu; Z. Da' ist f. Wetter Tu; ZSth. Das
ist ja f., so ist es ja ganz gut Gl. Eine ,f-e' [an-
sehnliche] Gesandtschaft abordnen. 1522, Abscu. .Syn-
eedoche, die art der red, die allein den f-en teil nennet
und den schlechteren nit.' Zwinoli. ,Wie der Schilling
beschrybt, der ein f. ufsehen [vornehmliches Augen-
merk] zur frankrychischen und österryehisehen praktik
hat gehebt.' Ansh. Die Münsterkirche [in GStdt] sei
eine Hauptkirche, ,f-e kilch.' 1529, Absoh. .Das f.,
das von Gott in allen saerainenten angebotten wird
und darauf alle gläubigen aller Zeiten ein aufsehen
habend, ist Christus unser Heiland selbs.' 1566/1644,
Hei.v. Conf. .Der apt verliess Santgallen, rumpt uf
die schätz, kleinot, barschaft, die brief und was f.
(wertvoll] was.' BBull. 1Ö72. ,AVo ist die grosse
iniltigkeit, die also f. bei euch war? Ist sie dann jetzt
erloschen gar?' G Gotth. 1599. ,Dass Lucern ein v-s
721
Kam, nein. Mm, noui, Tiiliil
722
Orl gewesen.' BCys. ,Des Abgelybeten f-ste Fahrhab
verpütschieren.1 B Gerichtssatz. 1615. Zu Baden sei das
,v-ste' Siechenhaas, es unterstütze Arme von beiden
Religionen. 1728, Absch. .Kein Metzger hat seine
drei v-ste Pinger [die Schwörfinger] so manchmal als
er zugewogen.- Sinteh. 1759. ,Da man in dieses Tal-
gelände eine v-e Aussicht hat.' PXSchnider 1782. —
t. adv. F. h'nirlit, gut getroffen U. Er het >>n 's /.
g'seit, bat es ihm trefflich gesagt, erklärt Gl. F. guet
soll 's st" für Friese!, Büzlc" und für d's Schmirze'.
Schwzd. (GRPr.).
Mhd. nur-, vornaeme. In uusern MAA. scheint der Stamm-
Tocal fast durchweg kurz, was aber doch wohl auf Sek. Kür-
zung, nicht auf urspr. Stammverschiedenheit beruht. Die
Form cvr-n., die hauptsächlich nur für Bed. 1 gilt, ist wohl
ans der Schriftspr. eingedrungen ; dafür spricht auch, dass
tw. (z.B. in Gl; Z) die Form ßir-n. in Bed. 3 daneben
vorkommt.
Für-nänii -ä- f.: Vornehmheit; hervorragender
Stand, Würde Ap; Z. .Priester soll man absetzen,
wenn sy ir fürneme missbrnchend.' Zwingli. ,Zu sö-
licher f. [zur Papstwürde] kommen.- ebd.
Vor- nämite't -ä- f.: Vornehmheit (spöttisch) B;
Z (selten).
für-nämlich: vornehmlich, hauptsächlich. ,l)och
han ich firnämlich dich dorurab do gelassen, domit
ich säch...' ThPlatt. Briefe. S. noch Land-Friden 2
(Bd I 1282).
ge-nam: genehm. 1. von Geld, Münzen, kurs-
fähig. X1V./XVII. ,200 pfund pfenning gueter ge-
nemer und unverrüefter Züricher werschaft.- 1487, 7.
Kaufbr. S. gab (Bd II 63), gäng (ebd. 355). — 2. an-
genehm. ,Sechent, nu ist diu genäme zit hie.' 1344/1446,
Z Jahrb.
a'-g1-, in AaB., F., Ke. -g'näm: angenehm, allg.
Wenn Einer etwas ,angnems' hereingebracht habe, so
haben das Mehrere gekauft. 1543, Absch.
un-ge-: ungenehm. ,Der jetzig landammann ist
dem landvolk ganz widerig und ungnäm.' 1530, Abscu.
ge-namen: genehm finden, genehmigen. ,Dass er
[das Grundstück] einem semlichen mann ze koufen
gebe, den die herren genement und dem sy geruhent
ze liehen.' 1457, AAWett. Weist. ,An iren wüssen,
willen, gnemen und erlouben.' Edlib. — Mhd. genannten,
genehm machen.
Ge-nam m., in der Anrede G'namu: wer den glei-
chen Taufnamen hat, Namensbruder BHk. (Anon.), Si.,
„0."; Syn. G'namt. Der G'nam soll gä"! Chumm,
G'namu! Auch bei DGemp. 1884.
Ahd. ginamno, ginammo, ginanno, mhd. gewinne, gnanne,
auch gename, Namensbruder; vgl. auch ,Knau' bei Gr. WB.
V 1337. Zu dem angefügten vocat. -u vgl. Bd I 22/3.
Name" -ä-, in Bs Xamme" — PL mit Uml. — m. :
im Allg. wie nhd. 1. Benennung, a) von Personen
gewöhnlich der Taufname, im Gegs. zum Familienn.
(G'schlächtJ. Fs ist-mer mV, das' i'h din N. nüd ver-
gesst, als scherzh. Entschuldigung zu Einem, den man
aus blosser Neckerei bei seinem Namen gerufen hat
Th; Z. Ähnlich : Dass d' din N. nid vergessist, scherzh.
zn einem in gedankenloses Staunen Versunkenen, den
man bei seinem Namen ruft B; ScHSt; Z. .Seinen
N. verschenken-, an seinem Namenstage einen Abend-
trunk geben. 1771, L Schreiner-Ordn. Aberglaube:
Hört Jemand, der sich allein in einem Zimmer auf-
hält, von aussen dreimal seinen Namen rufen, so
Schweiz. Idiotikon IV
lenkt in dem Augenblick ein Sterbender an ihn Sch.
In weiterem S. auch Familien-, Kose-. Scheltname,
Titel usw. S. noch ggbt n (Bd 11 73). Ie" bin irli usse*
g'si; icM ha' g'mint, ic'' müess der N. <<";/<", ich war
schwer krank, ich meinte, es müsse gestorben sein
BbE., eig. dem himmlischen Richter Bede stehen.
Liebe' Chinde* giH-me* vü Name; Kose-, Schmeichel-
namen Seiist. Firn wüesti Name" säge*, Schimpfnamen
zurufen ÄALeer. Si häm-mich üszänslet und häm-mer
Name" a'g'henkt und Sache" g'seit. S< hwzd. (Z). —
b) von Sachen. .Alles, die geringste Sache, sogar die
Schuhlöffel, der Ellstecken, kurz was N. hat, wird
aufgezeichnet [bei einer Inventarisation].' Stutz. Das
chann ig uch dem N. näch angen BGr. Ich chann-em
ke' N. ge*, ich weiss es (ihn) nicht zu benennen Aa ;
B; Th; Z. Es het e*kei" N., es ist unsäglich ÄALeer.;
BsStdt; ZO.; vgl. .namenlos.' , Was aber sy ime [dem
Ehemann] an hab und guet zuegebracht. ouch so iren
ein morgengab versprochen were. welliches by leb-
zyten des mannes schon synen gwüssen nammen ge-
hept hatt [in rechtskräftiger Form festgesetzt worden
ist], soll iren desglychen das eerecht unverabzuget
gefolgen.' 1579, Z; vgl.: So soll er ihm Pfänder ,mit
dem Nammen' [benannte Pf.] nehmen. 1569, ZEglis.
— c) in einigen weitern formelhaften Verbindungen,
a) de" N. ha", im Rufe stehen, dafür gelten Bs; B;
Gl; S; Obw ; Z. ,Villeicht, dass sie gerne den N.
haben, sie treiben noch Übersatz auf die Melchvieh-
alpen.' Obw Volksfr. 1890. Es ist nur, dass 's au'h
der N. het, Abwehr dos Dankes für ein Geschenk Gl.
.München und pfaffen, die allwäg den n. gehebt, dass
sy gytig seiend.' LLav. 1569; = .immerdar einen bösen
Leumden gehabt' 1670. ,Das Wirtshaus hatte den-
selbigen N., als ob man des Gespänsts halber zu Nacht
darinn nicht sicher wäre.' S Kai. 1709. Bes. nüd de"
N. ha* welle", nicht dafür angesehen sein wollen B;
Gr; ScHSt. ; Z. Syn. nüd a" der Bed ha" welle". Das
Chind mues g'nueg lia"; ich uett nüd de" N. ha*, das'
s'«» 's lies Innigere" Z. .Beide dachten das Gleiche und
Keins wollte den N. haben.' Gotth. ,Bei diesem Glau-
ben blieben Alle, gab wie Jakobli widerredete. Das
sei eben schön an ihm, dass er nicht einmal den N.
haben wolle.' ebd. ,Tiberius wolt dess nit n. haben,
dass er in das gheissen.' Vau. ,Es will Keiner den
N. haben, dass es an ihm fehle.' FWyss 1672. —
ß) Das hat en N., will Etwas heissen, hat Etwas auf
sich ÄALeer.; Th; Z. So vil Chind ha", das hat en
N. Z. Dass 's en N. hat, Ausdruck der Steigerung:
dass es eine Art hat, nach Noten, tüchtig, nachdrück-
lich, gewaltig (z.B. regnen, schneien, Einen züchtigen,
prügeln) ScHSt. ; Th; Z. Der Napolion ist anno 70i
g'chlopfet worde*, dass 's en N. g'ha" häd. Er het-sieh
g'halte; dass 's en N. het, sehr wacker ScHSt. —
y) .mit N.-, namentlich, besonders, ausdrücklich.
XIV./XVIL; vgl. Gr. WB. VII 337, 10. — 2. Absicht.
In der Verbindung: i* dem N., in der Absicht BHk.,
Ha.; GitChur, D., Pr. I'h bi" i* dem X. da, dort g'sln
BHk.; GitChur, D. Si hei'-ne* imene* schöne* N. [unter
schmeichelhaftem Vorgeben] la* i* d's Schloss diu" B.
I" dem N. bin-i1* nid chon, sagt der Gast, dem gleich
beim Kommen Essen und Trinken angeboten wird
GrD. Wenn ette* en Purst in e" fröndi G'meind in-
g' schmeckt hed, im X. z' Rengert z' gän, seheind-sch'-en
im/ Schiter e*weg g'speukt und g'seid: Unsch Meidje*
sind mische". GFient. Chommend es par Nachb
40
72::
Nam. nein. nini. nom. mim
721
in d' Hütte" im N. va* Sengere". Schwzd. (Gnl'r.i.
In Werhe*sch X. | um zu arbeiten] kei* Fintier üs-
strecke*. ebd. Im N. dessen, in dieser Absicht, zu
diesem Zweck BHa. Im N. dessen si* s' hihi" an
Engstlen, fir dem Veli [Vieh] Eppes anz'grächen, we**
's scl/ti schulen. .Si band bisshar das inertail im gotts-
buss verwalten, als in n., dass si wellend zue siner
zit rechensehaft ton.' Sicher 1531. .Zogend die von
Schwyz mit irem panner gen Pfäffikon in n., über
see zu ziehen.' Val.Tschüdi 1533. ,Der ander zilg zog
inen nach im n.. mit inen zue schlagen.- ebd. ,\ il
wort ietz z' tryben hat nit n.'. hat keinen Zweck.
sagt Delsazar in seiner Angst zu Daniel JMurkk 1559.
.Ich bin nüd im Namen kon, mi"s Madleni, mit dir zu
disputieren.- Göldi 1712. — 4. Wort, Buchstabe Th;
Ndw; '/.. Vgl. Namen-Büechli, -Blälz. 1)' Name' sind-
mer z' chli; ich cha** nüd lese" öni en Spiegel [Brille],
sagt ein Weitsichtiger ZS. Er cliaiin noch kein A
lese", von einem Abc-Schützen Z. Er betet 's ganz
Jär ken N. [im Gebetbuch], ebd. Ich darf [sagt eine
vom Arzt zum Stillschweigen verurteilte Kranke] ni(d
rede" weder starch no'" schwach, kei* N. beten us-em
Beb, Nät dischgerieren us der G'schrift. Stütz. 1790
berichtet Prof. Durrer in Kerns: ,Ieh schreibe abc
oder Namen, d. i. Wörter, vor und die Kinder malen
selbe nach.' Obw Volksfr. 1883.
Die Schreibung .namineu- noch in Z Kirehenordn. 1628;
Müller 1673, .vier Näninien.' Goliath 1741.
A-Xarne": Spitz-, Spottname BBe., Hk.r K, ; FJ.
Zwingli habe die Kirchenlehrer .vernütet und ver-
spottet und inen selzen annamen gegeben.- 1521. Esli,
Akt. — (ver-)ä-nameD: mit einem Ä. belegen, be-
schimpfen BHk.
Mini, s-nami . weitere Beispiele von Zss. mit dein selben
Prüf. s. unter a 77 (Bd I 1/2). Die Schreibung .aiiname'
erklärt sich viell. aus Umil. auf ,an-n.-; vgl. A-Laster (Bd III
l 166).
Über-: Spott-, Neck-, Zuname Aa; Ap; Bs; PAL
f I bernomy); G; Soh; S; Th; Nüw; Z. Eim Übernamen
a'henke* G; Th; Z. Die Bundesgenossen vom grauen
Bund haben sich beklagt, ,wie man sy veracht und
etlich Übernamen geb.' 1507, Absch. ,Ein Bartli von
Zug. dessen Übername nicht bekannt sei.' 1546, ebd.
.Herrn Schultheiss Tullikers Ü. habe er von N. N.
gehört.- 1651, L Verhör.
Eig. Name, der über den eigentlichen Namen hinaus ge-
geben wird; vgl. it. sopranome, frz. aurnom. Vom Schimpf-
namen (wie Lügner, Schelm u. ä.) unterscheidet sich der Ü.
dadurch, dass er, von Körper- oder Charaktereigenschaften,
POD fehlerhaften "der lächerlichen Handlungen, vom Beruf,
vom Aufenthaltsort, usw. hergenommen, an dem betr. Indivi-
duum und nieist seiner Familie und Nachkommenschaft haften
bleibt, also die Natur des Eigennamens annimmt. Audi die
Bewohne) fasf aller Land-, Ort- und Dorfschaften haben oder
hatten im Munde ihrer Nachbarn ihre besondern ('.; s. z. B.
Seiler 79/81. Ü. heissen auch die zum Behufe der Unter-
scheidung geschaffenen Beinamen einzelner Zweige gleich-
namiger Familien in ein und der seihen Ortschaft, wozu auch
der häutige Fall gerechnet werden mnss, dass statt des Fa-
miliennamens der Taiifnanie des Vaters oder Almen gebraucht
«iid. Hier tritt dann in der Umgangssprache des betr.
Ortes der Ü. durchaus an die Stelle des Familiennamens.
In dem seil alter /.eil in ZZoll. durch seine Zahl dominie-
renden Geschlechte .Bleuler' sind beispielsweise folgende Ü.
bezeugt: Blntr-Or; Fässler: Fridli; (iögel: (iugger: Öölli ;
Gipser; Gross; Chüe-Hirt; Harzer; Hötti ; in der Hütten;
Heiz; Chnder; Cbiipli : Chi. ms; l her; Lenz; Schueh-Machor;
Moleliu; Müller; Meri; Muser; Metzger; Belli; Beui ; Berner;
Basler; Profös; Pfifer; Rämi; Schüber; Schörrli; Schlämmer:
Schulder; Neu-Schnlder; SchrJber; Trüeb; Weber: Zeiger.
S. auch Tobl. 328 ff. ; CSchneider 18SC, 50. Die Sitte war
früher allgemein, heute kommt sie, aus verschiedenen Grün-
den, mehr und mehr ab. Aus Ü. sind ein grosser Teil der
jetzigen Familiennamen entstanden. Hiezu mag verglichen
werden der Gebrauch der coguemina bei den Römern, welche
das nomen gentile näher bestimmen, wie Crassus, Niger.
.Naso, Scipio usw.
über-namen: mit einem .Übernamen- belegen,
beschimpfen. ,Es sollend die eiteren den kinden wee-
ren, das sy einanderen nit übernamind. welches under
inen gmein ist.' LLav. 1584. ,Ist es recht gsyn, das
ein dingeter knecht synen herren übernammet, in ein
mann Belial, ein tüfelskopf nennt?- ebd. ,Dass sy
[die Wiedertäufer] unsere Lehr verwerfend, über-
namend und scheltend.' Z Mand. 1639. ,Die Knaben,
die den alten Mann Eliseum übernammet: Kahlkopf,
Kahlkopf!- FWtss 1672. ,Da gibt es deren [Schüler],
welche sich nicht scheuen, den Lehrmeister öffentlich
zu ü. und ihme den Hegel zu boren.' DTomann 1708.
,Von Menschen schimpflich tractiert, übernaiuet und
an Ehren angegriffen.' JJUlr. 1727.
Un-Namen: übler Name, Schimpfname. .[Die
Eidgenossenschaft] von ihren liebsten pensionierherren
mit groben u. ist befleckt und in unachtung verfüert
worden.' Ansh. — un-name". ,[Die Wiedertäufer
klagen] dass unser etlich sy öffentlich geunnammet
und uf der kanzel ussgerieft als säktenvolk und ver-
fierisch.' 1525, Bs.
Hüs-: Zuname, cognome PAL
Nach-: 1. Nö-N., Familienname im Gegs. zum
Vor-, Taufnamen BsStdt. .Der soll sich mit sinem
eignen touf- und n. benemen und ufschriben lassen. '
1526, Absch. ,Hab ich den Nachnamnien dem Tauff-
nammen in disem Register vorgesetzt.' JGross 1G24.
— 2. Bei-, Spottname. .Cuonrat und sin bruoder, den
man sprichet ze nanamen die Giler.' 1283. Bs Urk.
.Maximianus, der zuo näehnamen hiess Hercules. '
1344/1446, Z Jahrb. — 3. Nachruhm. .Das wirt üch
ein ewigen guoten n. geberen und unserm bluotstam-
nien ein grosser rum und eer sin.' 1565, Äg.Tschcdi.
Bar-: nur in der Beteurungsformel i" 's T&fels /•'..'
L (-&-); S f-ä-J. — Wahrsch. Umstellung aus: i" '» bare*
Tüfelt N.
Sunntig- Z. Sunntigs- Bs: iron. für Schimpf-
name. Eim d' Sunntigsnämme' sage* Bs. Als Einer
einen Andern Chalb titulierte, meinte Dieser: Das
hat Nüd z' säge", dann seist du mir nW diu S. Z.
Dorf-: 1. Zuname von Personen, der statt des
Familiennamens im Dorfverkehr gebraucht wird Bs.
— 2. Spottname, den die Bewohner verschiedener
Dörfer einander geben, ebd.
Zue-: Familienname TB.
namentlith: 1. Adv., wie nhd., besonders Bs;
Th; Z. ,Unser boten beklagten sich, und das nantlich
von des spitals wegen.' Vad. — 2. Adj. a) ausdrück-
lich. ,Kein nantliche noch lutere meldung tuen.' Vad.
— b) namhaft, bedeutend. ,Welicher platz der na-
mentlichen mciigi volks. so zue der predig kompt. \il
zue eng sin wil." 1528, Absch. (G). ,In gewaltigem
und nantlichem ansechen.' Vau. — Zu der contrahierten
Form nantlich vgl, benanntlich unter benemmm.
na in igen: nennen BG.
Nu in. nein, nim, nom, mim
726
nanili'''' '/.f. namblich F. mhnlifcli i. -lig Bs; Th;
'/.-. 1. A.lv. a) wie nhd., nämlich, allg. — b) nament-
lich, besonders; vgl. .mit Namen.' ,Die stück und
unnützen böum und oueh nämlich die kriesböum
abliouwen.' 1129. Hotz. Urk. .Der rectoi hat die zue
banden genommen und nämlichen Gilgen als den
rechten tater gefenklich behalten.- 147b', Bs Chr. ,Ir
söllent üch alles guots und nemlich des versechen,
dass wir üch das best tuon werdint.' 1530, Absch. —
c) ,Es sei zu stetten, in klöstern. in kilchen, in schlos-
sern, in dörfern und nämlich [um es mit einem Wort
zu sagen] allenthalben.' 1510, Z Urk. — 2. Adj. a) mit
best. Art.. wie nhd. Bs; Z. 's isch der nämlig Vatter, er
sieht seinem Vater ganz gleich Bs; Z. — b) namhaft,
bedeutend. ,Es sind etlich nämlich houptlüt und edler
tod hüben.1 147b', Bs Chr. .Nemmlich personen der Bur-
gundischen.' ebd. ,Hat ein nämliche pension sin leben
lang ze geben verordnet.' Axsh. — c) ausdrücklich,
bestimmt. .Uf einen nämlichen tag beschicken.' 1476,
Bs Chr. ,Uf nemlich zil', auf einen bestimmten Ter-
min, ebd. .Die nämlichen zins. die sy gäben sollend.'
1563, Hotz, Urk. ,Mit nämlichen Worten und heiterem
Lr'-'diii;.v 1596, Z Urk. •- Mhd. nenne-, nemdich(en).
un-nämlich: unnennbar. .Mit vil unnehmlichen
lästeren und Schmachworten verspottet.' Ansh. — Mhd.
un-jiamilirli.
be-: namentlich, ausdrücklich. ,Dass benamlich
harin wol zuo betrachten, dass...' 1529, Absch. (öfter);
vgl. ,bi Namen.'
namne": Namen (in Holz) einschneiden BHa.
ni'iiic"' -mm- Bs, neu BBr. ; GRChur, ne* Aa; Bs; B;
GrL.; LStdt; GTa.; Soa (aber z'neme*d) ; Th; Uw; Z,
ni- Gl; GWe., Präs. Ind. Sg. 1. nim Bs; THSulg., nime*
Aa; Ap; B; Gl; Th; Z, nüme* GitPr., 2.nimst Aa; Bs; B;
Th; Z, k2«scGl;oTh; ZO.f, nünst GaPr., ni'st Schw,
nest Ap (auch nenst), 3. nimt Aa; Bs; B; uTh; Z,
nümt GW., nünt GRChur, Pr., nint Gl; G; oTh; Z
Maschw., 0.. nent Ap (auch ned), neäd GMarb., ni't
Schw, PI. neme'd uTh; ZDättl., S., neme* Bs (nenne,*
oBs); GrD., nend AaI'., Ke. (auch nemi'd), L. ; Ap; Gl;
L;GG.; aScBwjNnw; Zg; ZO., nendke, ni* B, 2.Pers.
nemed BsL.. nemet BSi.; GrD., net B, nait LE., Conj.
Präs. nein usw., Conj. Prät. näm Aa; Ap; Bs (auch
nämt); B (Si. nieme); GrPi\ ; Th; Z, nämti (selten)
Bs; B; Z, nimti PPo., nu'm BHa.; S; Uw. nuem Ap
(auch niem), Ptc. g'num$* FJ.. g'nomr* BSi., g'nun Gr
vPr., g'nü2" Gl; GRChur, Pr.; G; Sch; Uw; W, g'nö"
Ap; Bs; B; GBern.. Stdt; SchwE.j ZO., g'nä* ZDättl.,
S., Stdt, g'nö2" ThHw.: im Allg. wie nhd. 1. mit Vor-
wiegen des Begriffes ,Ln Besitz, auf Seite des Sub-
jektes bringen." a) sich aneignen, woher nehmen, in
Empfang nehmen; oft im Gegs. zu geben (s. Bd II 72).
Wo nie" will n. [ernten], muess-me" ge" [nämlich
Dünger] ZZoll. Bauernregel. Die Arme* gend und die
Eiche* nend. Dietscbi 1S44. Wo n. und nüd siele"?
sagt Einer, von dem verlangt wird, was er nicht hat
B; Th; Z (Sprw.). Nimm 's. nenn d's hesch! BsL.;
Th. X wa ist inr' tun" wa brist [nötig ist] GrL.
(Sprw.). Me" nimmt, wo ine" 's findt, Maxime der'De-
mokraten für die Steuererhebung. 1868, Z. Nimm 's
g' schwind, de muesch-es denn ha*, iron. zur Bezeich-
nung der Aussichtslosigkeit L. — b) mit Dat. P. und
Acc. S., für einen Andern in Empfang riehmen Bs; B;
Tu; Z. Nnn-mer aw'< d' Milch; ie* clm"" nüd warte",
bis der Milchma** chunnt, sagt eine Hausfrau zur
andern. .Der Meister sagte: Uli, du musst noch einen
Heimatschein holen beim Pfarrer; gehe morgen, damit
man Zeit hat. ihn ausfertigen zu lassen. Heister, das
ist mir z'wider, sagte l'li. Du könntest mir ihn
nehmen, Meister; du kommst wohl öppe zum Pfarrer.'
Gotth. ,Ich hatt mit dem hofschnyder gredt, ob er
dir ein kleid nemmen wett. Er sprach ja und hat's
asgnommen, das wirt hütt also gemachet kommen.'
Ruee 1540. — c) für kaufen Bs; Sch ; Th; Z; vgl. lat.
emere. Wend-er 's n. um de* Bris? Frage des Ver-
käufers, um loszuschlagen Tu; Z. Si', in med das
Tuech! rief ein Krämer auf dem Jahrmarkt einem
Vorübergehenden zu, worauf Dieser, ein Spassvogel, es
ohne Bezahlung wegnahm Z. Es ist s' ge" und :' ne*,
der angemessene Preis Z. Er clia"" nüd ni" und nml
gi*, ist zähe bei Kauf und Verkauf G. .Wann das
ganze Fass, das 14 Saum hält, zusammen genommen
würde, so wird der Wein noch um etwas wohlfeiler
erlassen.' Z Nachr. 1787. S. noch geben (Bd II 72).
— d) für wählen. .Swanne man ein rat n. sol. das
menlich da sin sol.' Z Richtebr. 1304. .Swenne der
rat genommen wird und er gesworen.' ebd. .Wenn
Malefizgrieht ghalten würt. so nümt man aus allen
vier Gmeinden Grichtschirmer.' Gr VDörf. 1692. —
e) (einen Weg) einschlagen Bs; B; vgl. frz. prendre.
Net der cldi" Fitessweg, venn-der im e'tgege* ganget ; er
nimmt och gäng de*. — f) zum Mann, zur Frau nehmen
Bs; B; Th; Z. Ich glaube* nit, das'-er si nimmt. Wand
ir das Mensch ne"? Bs (Spreng), 's ist e* g'förligi
ZU [die Fastnacht]; d' Lilt nend enand L; Wortspiel
mit 3 a. .Sterbe die Mutter, so nehme der Vater eine
andere; so lange Gott nehme, so nehme er auch.'
Gotth. ,Anna Reinhartin hat weder sydengwand noch
ring nimmerme getragen, für das [seit] sy mich ge-
nommen hat.' Zwingli. ,Sy wurden ze rat. dass Ross-
mund den fürst Ballant n. müesste.' Morgant 1530.
.Wenn zwei einandern nemmend, so soll das meitlin
über 14 und der knab über 16 jar alt syn.' Z Mand.
1539. — g) zu sich nehmen, von Essen. Trinken.
Mahlzeiten; auch vom Vieh, wohl allg. D' Boss ne-
med de" Haber gern. D' Geisse" händ de" alt Ghle nml
welle" n. Öppis (zue-n-em) n., essen, trinken Bs; B; L;
Th; Z. Weit-er Öppis n.? Id. B. Z' Äbig, z' Marge», z'
Nüni n., die betr. Mahlzeiten einnehmen Bs; B; Th; Z ;
s. auch fünf 2 b 4 (Bd I 852). Von alle* Dusse"icerche"
ist mir's z" NuninS* d's liebste BKirchb. (scherzh.). Ei*s
(Bs; B; Th; Z), Eine" (B) n., einen Trunk nehmen.
E* Stötzli, en Schuppe* n., einen Trunk im Wirtshaus
G; Th; Z. Der Gaffe, 's Gaffeli n., den Kaffee trin-
ken B; vgl. frz. prendre 1c cafe. Er chönnt devor si-,
ieenn-er c" wenißminger mim [tränke]. Gotth.; vgl. für
(Bd I '.»55 1. Niiml e* Mümpfeli Bröd, ir Erwürde*'
Göloi 1712. Auch von Arzneien: Die Chue häd •••<-
Trank nml g'no" Bs; Tb; Z. Obsich, nidsi'* n., Brech-,
Abführmittel brauchen Z. Ebf. mit verschwiegenem
Obj.: Milch. Nahrung zu sich nehmen, von jungen
(saugenden) Tieren. Er redt oo* sine" Bosse*, Chilene"
oder Stiere", oder welehes Chalb ''ns' schön mim, Joai ii.
1881. Wi'chaiif mitess doch [beim Kaufen junger
Schweine] si", sust täte* d' Siiu nit guet, si nume* gar
nit schon, ebd. 1883. — h) abholen, eine Person unter-
wegs B; vgl. frz. prendre qlqn. — i) annehmen. Gelt
n., sich bestechen lassen; s. Gelt (Bd II 239) und
Lön (Bd III 1286). Auch abs.: ,Er nimmt, se cor-
727
Nam. nein. nim. nom. nmn
7->
rumpi patituiv Id. B. — k) Nend-er guet? nehmt un-
günstige Karten auf? Grussfrage an Kartenspieler
aScaw. — 1) bekommen. I'h ha» en Dort". en Schine*
g'nun, es ist mir ein Dorn. Splitter ins Fleisch ge-
drungen Gr vPr. ; vgl. frz. prendre un rhume. —
2. mit Vorwiegen des Begriffes , wegnehmen', mit Bez.
auf ein (z. T. bloss gedachtes) Dat.-Obj. im S. des
Beraubens, Entziehens, Befreiens. a) wegnehmen (zu-
meist widerrechtlich, mit Gewalt). <x) mit persönlichem
oder pers. gedachtem Subj. allg. (Eitm 's Wassern.,
unbefugter Weise das Wasser aus den Wässerungs-
gräben auf das eigene Land leiten Aa; S. Er nimm I
de' Litte" Nüt, er nimmt 's im [für sieh] Z. Wortspiel
mit Bed. 1. S. auch Äugst (Bd 1 154). März (Sp. 432).
.Vmii Alp n. [TitelJ. Weiher alp n. wil oder einem
abzien, der unser landman nüt ist, der sol es tuon
vor der fart zue Netfels.- um 1470, Gl Rq.; vgl. Alp 2
(Bd I 19t) und legen (Bd III 1175 o.). S. noch lmb
(Bd I 234). Dervo* n., entwenden Bs. Si [die Feinde]
nänd-is, was mir hiintl; schlö*d-is z' Tod. Bantle 1712.
Geradezu: stehlen Bs; Tu; W; Z. D's Mannli si u"-
verschämt i* Beuuru* [Reue] g'faUu; dass 's die Epfju*
[Äpfel] g'nu* hei WStalden. Hed g'loge" und bitroge",
hed 'bettlet und hed g'na". RBadr. Obertr., sich 's [eine
Überzeugung] nüd lei* it., wie nhd. Bs; B; Gr; Th; '/,.
— ß) mit säcbl. Subj., wegnehmen i. S. v. benehmen,
entziehen, Abbruch tun Bs; B; Gl; Tu; Z. 's Eerdöpfel-
chrüt nimmt de" Chilene" d' Milch, 's Nägeliöl häd-
mer 's Za'we uf der Stell g'na". Was es bringt,
muess-es ni*, was ein Übel verursacht, muss zugleich
Heilmittel dagegen sein; so wenn man gegen die
Schneeblindheit und das Hautschälen im Gebirge das
Gesicht mit Schnee reibt Gl. Es ist der Sach mich
Nüt g'nw, Nichts geschadet, ebd.; vgl. noch unken
(Bd I 344). .Die 4 malter zenden sol weder regen
noch wind nen [zu geben verhindern].- 1420, L Urk.
,Ich begert mynen irrsals berieht zu werden und das
recht darum zu erlyden. was das gäbe ald näiue.'
WSieiner 1530. .Du muest im turn erfulen dinnen,
d_as wirt dir bald dyn schwetzen neu.- Aal 1549.
.Übrigens aber dass disere Weggeldsverordnung der
obrigkeitlichen Zollgerechtsame weder was geben noch
nehmen solle.' G Zoll der Gotteshaus! 1833. S. noch
geben (Bd II 74). — b) in Anspruch nehmen, brau-
chen; vgl. frz. prendre und lat. absumere in gleicher
Bed. Es het 's gretd g'no", es ist genau aufgebraucht
worden BHk. ,Es nemme lange wyl, zu erzellen die
schädlichen missbräueb.' B Disp. 1528. .Carmina ope-
rosa, die vil arbeit genommen habend.' Fris. —
3. a) anfassen, packen, a) mit einfachem Acc. P.
Eint- n., angreifen, packen (um ihn durchzuprügeln)
Ap; li, G; In; /,. Mer teend-e" gad n.'. Enand n.,
handgemein werden, sich raufen B; Tu; Z. Nimm-e*!
Hetzruf zum Hunde: pack an! Bs; B; G; Th; Z.
Nimm-si mache", ein Fangspiel Bs (Breitenst.). ,Ich
hab gmeint, ich hau dir gnug gen, so dörft ich dich
11 oi -li einsl zu n. (nimmt sie beim Kopf).' Myr.ii Xus
1630, Bildl. Eine* n. (für Öppis), rechtlich belangen.
/.. D für eine Beschimpfung „VO;" Th; Z. — ß) durch
lokale Bestimmungen erweitert. Eine" bi den Öre",
bim Frack, Gauder, Chrips usw. ne"; s. Bd I 412.
1294; II 122; III 850. ,N.bi Öppis, vincere aliquem
qua parte facile flectitur.' Id. 1). Einen oben-i" n.,
umhalsen B. Es nimmt der Papa und d' Mamma
obe" ine" und chüschelet: Ich danlcen-ech herzlich. Bari
1886. Einen nnden-üs »..- s. linden (Bd I 323). —
y) (eine Arbeit) in Angriff nehmen, anpacken. Mer
tri tut 's (wider) «., sagen Solche, die sich nach einer
Ruhepause, nach dem Essen wieder an die Arbeit be-
geben Tu; Z. Weit -der 's (au*) it.? Grussfrage im
Heuet, in der Ernte BsL.; Z; doch s. 4. — b) (er-
greifen und) mit sich nehmen, wegtragen, allg. Flug
oder ' ■'' nimm-di'"! GrPi\ (Kuoni). Gang e'nrgg tuler
ich nimm-dich! ÄALeer. Kinder sehreckt man mit den
Worten: 's Nachtfräuli, de Bölima** usw. nimmt-dich!
.Alle hatten vernommen, der Vetter nehme alle Tage
ab und es werde ihm gehen, wie es im Sprichwort
heisse: Was der .März nicht will, das nimmt der April.'
Gotth. In Beteurungen; s. Gugger (Bd II 186). Gott
(Bd II 512), Tafel. Sott-mi* au'h eler Chueni n.! AaZo£
Kai. 1852. — c) mit unbestimmtem Ubj., von schnei-
denden Werkzeugen. Die Sage", Segisse* nimmt 's (wie
Gift), sehneidet sehr gut Bs; B; Tu; Z. — 4. (Früchte)
einheimsen. D' Frucht ist rif, merwend-si n. B; Th; Z.
Mer neme'd s' [die Trauben], so lang 's noc* schön
Wetter ist. ebd. — 5. arg mitnehmen, überwältigen,
hinraffen, verderben Aa; Bs; B; Gr; G; Th; Z. Syn.
butzen. a) mit Acc. P. Er het-en g'nu*, beim Ringen
besiegt GG. Der Dulder hät-em e" scharf Guttere' 'ge",
si hät-e" undtfschi und tibe'schi g'no", nach unten und
oben purgiert GBern. In geistigem S.: Eine' n., über-
listen GTa. — b) mit Acc. S. D' Sclierhüfe" neme'd
eV Segisse" [Sensen] heillös. 's Gift nimmt d' Müs.
Der gäcli Rei" nimmt Eim eV Bei". Stickelspitl »/-
lese" und derigs Werch, wo-n-Eim de* Bugge* nimmt.
ESchöNENB. 1894. Schlechtes Pflaster nimmt d' Schneit.
's biästig Wetter nimmt d' Milch, macht sie gerinnen.
— c) bes. häufig unpers. 1) mit Acc. P. Eis het-e" g'no*,
auf den Boden hingestreckt B; Th; Z, aufs Kranken-
bett geworfen GStdt; Z. hingerafft (roh) Aa; Bs; B;
G; Th; Z. Es nimmt-en schier, er ärgert sich fast
zu Tode GW.j Tu; ZF. 's war guet, es wora-di°* n.
und chämtist nümme* hei"'. Stütz. ,Dort regiere ein
grusam Fieber; die wo nit chech syge", die näm 's
wie d' Fleuge". Der Vater, der hätte es nit möge"
erlyde"; nit mänge" Tag syg 's 'gange", su heig's-ne"
g'noV Gotth. Es wird~dic* nüd ne", du brauchst dich
nicht zu fürchten (derb) GG.; Tu; Z. Von Brechen
oder Diarrhöe : obsich, nidsi"'' n. G; Z. Es hät-e" zwei,
drit Mal g'no*. Von Betrunkenheit Z. Wenn st vo"
dem ll'j" en Schoppe* trunk, so näm 's-e-si. Stutz.
Von Gefühlen übermannt werden GaChur; dt-mitts
[mitten] »., verdriessen GWe. Von ökonomischen Ver-
lusten arg mitgenommen werden Z, fallit werden Gr;
Lj Tu; Z. Es ist heilt gar, wie 's eus nimmt uf "II
Site" bald zwei Jör. Stütz. ,Es hat da und dort einen
Senn genommen, er konnte nicht bezahlen.' Herzog
1863. - 2) mit Acc. S. 23s nimmt d' Milch, sie gerinnt
GRfle.; Th; Z, de* Sc, er gefriert Th; ZS.. d' Eibe*, sie
erfrieren, ebd. Wenn 's dort brennt, chönnt 's 's ganz
Dorf n. Bs; B; Th; Z. Es het-cm d' Fitcss Knne'-üs
g'nu'"e", er ist (im Schnee) ausgeglitten FJ. — <>. in
geistigem S. a) auffassen, eig. anfassen. ,J** mag 's
«., welc*e* Weg ic'' will, quaeunque parte rem con-
sidero, aggredior.' Id. B; Bs; Tu; Z. — b) entnehmen,
schliessen Ar. Ab Näbes n., aus Etwas entnehmen.
!•'' ha* d'rab g'nö; dass... ,Wir müessend darob n.,
dass etwas an dem, des sy geschuldiget werdend, sye.'
1530, Absch. — c) annehmen, glauben. .Mag sieh des
einer entschlachen zu den heiligen [sich mit einem
:■_•"
Na
in. nein. nun. n<>in. nuni
78n
Eide reinigen], so sol man es von im n.' 1 164, /Rhein.
Offn. — d) denken, bedenken. Nimm, wie lang es geit!
Id. B. Nimm, wie mitesst 's -der werte'! Hebel. Nend
aitch! prägn.: denkt euch doch! hört [das Erstaun-
liche]! Gl; SchwE. — e) mit folg. Inf.: unternehmen.
.Lueg. lueg, wie [der Jagdspiess] so rostig ist. Nimmst
darmit z' stechen einen Baren, du möchst dich kaum
einer Maus erwehren.- Myricäus 1030. — f) meist
unpers. mit Acc. F., bedünken. JSs nemt-mv* sehe*,
es kommt mir wunderlich vor, ich zweifle daran GRh.
, Es (das) nimmt mich unbillich.' 1437, Lacff.. Beitr. ;
1459, S Schreib.; 149Ö, Ndw Urk.; Edlib., ,frömd und
unbillich.' 1580, Ndw; 1531, Absch. ,Das si solich
clegt unzitlich nein.' 1441, ZGrün. Schiedspr. Vgl.
,es nimmt mich wunder' und s. noch fremd (Bd I 1299).
— 7. in mehr oder weniger abgeblasster Bed. in zahl-
reichen formelhaften Verbindungen, a) mit einfachem
Acc, z. T. als blosse Umschreibung eines Verbalbegriffs.
Acht n., Acht geben, achten, 's Seppeli hat kei" Acht
druf g'no". Lienert 1888. Adie n., Abschied nehmen
BBe. (d's A.); Gl. ,A1s Konrad bei dem von Isen-
ringen b'hüet-dieh Gott genommen, machte ihm Dieser
das Kreuz und sagte: Geh, Konrad, in Gottes Namen!'
Ndw Kai. 1884. Giiet Nacht ne" Ap; Gl; GG.; SchwE.
.Einen Eid n.', abnehmen. , Lognet aber der, der da
beklagt wirf, und sprächet er unschuldig, so soll der
kleger n. sinen eit, alder er welle in lieber bewerren
[durch Zeugen überführen].' 1339, Schw LB.; s. auch
ge- (Bd II 49). .Access n.', in den Bat der neuge-
wählten Rats- oder Schrankenherren aufnehmen, wobei
der oberste oder älteste das Wort führt für sich und
die übrigen Gl. ,I)en atem wider n.\ Atem schöpfen.
Haimonsk. 1531. .Einen Fall n.\ fallen. ,Er hätte
den todfal uf dem felsen, der haldecht ist, genommen.'
1535, Ag.Tschcdi. En Gump n., einen Sprung nehmen,
tun Bs; B; Th; Z. ,Den louf n.-, den Anlauf nehmen.
Morgant 1530. .[Bayard] nam sin louf so stark, das
es tuocht, das ertrich zittrete under im.' Haimonsk.
1531. .Verlust n.', verlieren. Volksr. ; vgl. .Schaden
n.' ,Müe und arbeit n.' Morgant 1530. ßrössi Made'
ti., breit mähen B; Z. .Recht n. (von Einem)', zur
Rechenschaft ziehen. ,Wäre, dass dekeiner den andern
von geltschuld wegen anzesprechende hette, der sol
ein recht von im n. vor dein richter an den stetten,
da [usw.].' 1350, Absch. ,Were aber, das er den weg
nit machte, als er sollte, so soll man von im recht n.'
1525, Schw LB. .Bericht n.', Bericht empfangen.
Zwingli. Noch en Bung n., bei einer Arbeit noch ein
Stück in Angriff nehmen und bewältigen ZWakl. De"
Bank ne", abschwenken, eine Kurve beschreiben B;
Th; Z, eig. und bildlich. .Bescheid n.' .Frauen, die
zänkist sein und h'schnateren Alls, die stand vil
under der Tür, nend Bscheid von Allen, die gan für
[vorbei], stets ir Maul mit den Leuten wetzen.' Stett-
ler 1606. En Schutz n. üf, sich losstürzen auf Z.
,Einen Schrecken n.', erschrecken. ,Hie nament wir
aber einen Schrecken und meinten, es weit uns übel
gan.' HsSchürpp 1497. Gross, chli" Stich n.. machen
(beim Nähen) AaF., Ke. Starz n., sich im Wider-
stand bestärken lassen B; WLeuk. .Einen streich n.'
Morgant 1530; Haimonsk. 1531. Tag n., einen (Rechts-)
Tag ansetzen Z. Einen Tanz n., tanzen. Der ander
Tanz hät-er g'no". Lienert 1888. Soli [solche Musik-
stücke] hätte -nie" asie [ehemals] g'nu", um darnach
zu tanzen. GFient 1880. .Wollust n. (ab Etwas).'
Haimonsk. 1581. ,Uszng n.', eine Einwendung machen.
Zwingli. — b) mit präpositionalen oder adverbialen
Bestimmungen. Obenab ».; s. oben-ab (Bd 1 31). Dazu:
(cV Webe", JRebschoss) o. n., abbrechen, verkürzen Schj
Tiillw. (meist mit weggelassenem Obj.); Z; Syn. oben-
ab blitzen. S. auch Nidel (Sp. 673). Vorab ».. (sorg-
fältig) abheben, wie beim Auspacken; bes. Midi.:
D' Birner tue" Alles ( bi ihn htlt'' * v. n . /. 11. von Neue-
rungen B. Es ist doch es Bitzili i' grob 'gange"; es
ist war, wir ui" 's nit eso mache", nur wi" 's eppe*
hubscheli r. n. F. Hindernd) n. ; s. hinden-db (Bd I 31).
,So schlecht seien die Leute doch noch nicht, dass ein
Bauer gegen einen Knecht hintenab nehmen sollte.'
Gotth. .Daneben konnte es es nicht verwerchen, dass
es hintenab n. müsse, nach der Andern Gring es gehen
solle.' ebd. Er mäess hingerät) n. gege" die Angere".
MWalden 1884. Ab Satz n., den Meister zeigen, heim-
schicken ZStdt. De" häd-er aber ab S. g'na"! .Über
sich n.', übernehmen. ,Der künig Hess XX tussend
man samlen, die nam Lutziana über sich.' Morgant
1530. .Er soll die Vogty ein Jar lang über sich
nemmen.' B Gerichtssatz, lb'15. ,Uf sich n.', auf sich
nehmen, eig. und bildl. Das will-ich uf-mich n., das
will ich verantworten Bs; B; Th; Z. ,Sid wir sölich
spenn, zwöytracht und Zuspruch uf uns [zur Ent-
scheidung] haben genommen.' 1425, Gl Urk. ,I)arumb
namen die Kirchgenossen uf sich, den Carfrytag ewig
zu fyren.' RCys. ,Soll ich die Worte auf mich n.',
auf mich beziehen ? Sintem. 1759. .Ich nimm's uf myn
letstes end [nehme es gleichs. beim Sterben auf mein
Gewissen], dass ich myn grauet nie zue im wendt.'
HBull. 1533. ,I>a nam er uf sin letst end, er war
unschuldig.' Salat. A" (üf) d' Chride" n.; s. Chriden
(Bd III 787). I" 's Aug n., sich genau merken B.
Xttii-mer de" nit öppe" derco", hiess es, ich ha" de""
guet i" 's Aug g'no", wie vil der g'gc" ha". MWalden
1879. .In Empfang n.', mieten, pachten. Henne 1867.
,In frid n.', zwei Streitenden Frieden auflegen. Edlib.
,In Sinn n.', sich einfallen lassen. .Sölichs z' under-
stan, das er süss nie hett in sinn gnau.' Kuef 1540.
Us-enandere" n., zum Wachstum. Gedeihen bringen
GrPt. Me" mues de" Chile" Buch mache", d' Chüe us-
enandere" n. D' Chüe ra" Milch n., den Milchertrag
schmälern GaPr. Alls Hauends und Slechends, was
vom ise" si", fori de" Chüe in d' Üter und nemme-sche
ra- Milch, hend die Alte* behauptet. Schwzd. Anders:
.lMsjungere agnos a mamma, von der milch nemmen,
entwennen.' Fris. ; vgl. ab-nemen. Vor-sich (Ap), für-
schieh (GrD., Pr.) n., sich vornehmen. We""-me" aswas
fürsehieh mint, so sött-me" 's fertig mache" GrPi\ ,L>er
sig ist nit des, der in für sich nimmt, snnder des,
dem in Gott gibt.' Zwingli. .So wett ich nüt alles
daz tuon, so ich für mich genommen hab.' Morgant
1530. Auch = betrachten. ,Ir wellent diser loift'en
sach wislichen für üch nemmen und betrachten.' 1443,
B Schreib. ,Zu sich n.', auf seine Rechnung nehmen.
,Der leman sol das hus in guetem tach und gmach
halten, die venster und die isenwerk sol Michel zue
im n.' 1550. Estern.. Riekenb. Z' Bode" n., zu Boden
strecken. Es hat- e" z' B. g'no" Tu; Z. ,Zu Recht
n.'. rechtlich belangen, ,1m J. 1020 wurden die Juden
T. und M. wegen Wucherzinsen zu R. genommen.'
Aa Gem. ,Zu Wort n.', vorwenden. .Der Zins ist ze
antwurten, ze richten und ze wären uf S. Martinstag
für alles [ohne alles] ze wort nemen brünst, stur,
731
Nam, nein, iiini. liom. num
732
brach, krieg, abgang. infäl, irmng, inträg, mängel und
gebresten.' 1580, /. Kaufbr. — 8. refl., sich begeben
,Wie abt Franciseus sich uf sin schloss zue Rorschach
genommen.' Kessler.
Die Formen neu, »>>nl, nint lassen sieh in unserer ä. Lit.
Ms in die nihil. Zeit zurückverfolgen; virl. dazu die ent-
iprechenden Verhältnisse bei kommen (Bd 111 262), das auch
zum übertritt in andere Ablauts-, bzw. Flexionsklassen [Conj.
l'rät. niu-iii. iiiw, nntiitit trenaue Analn^i.ai t-u-U-t l'te. .^rnan.'
HSalat; Baberer 1562; ,gnu.' XV.. Schw Kq.
ab -li eine": 1. tr. A) mit ausgedrücktem oder
bloss gelegentlich verschwiegenem Obj. 1. mit Acc. S.
a) wegnehmen, entfernen, abheben, bes. in gewissen
stehenden Verbindungen. D' Wasch a., die Wäsche
vom Seil nehmen Aa; Bs; B; Tu; /.. Er milcnd a.,
es chunnd en Schutz [Regenschauer]. D' Chappe", de"
Huet a., zum Grüssen G; Tb: Z. De" Schlüssel a.,
aus dem Schlosse ziehen, nachdem man geschlossen
hat B; Th; Z; hingegen: 's Schloss «., von der Türe
losmachen, abschrauben. Obs (Biren, Opfel) a.,
pflücken B; Gl. Es Bei", en Arm a., amputieren Bs;
B; G; Th; Z. (D' Pfanne") a., die Pfanne, bzw. die
gekochten, gesottenen Speisen vom Feuerherde heben
G; S; Syn. ab-lupfen. Das Junge von der Mutter a.,
entwöhnen. ,Depulsi agni a raatribus, entwennt oder
abgenommen.' Fris. In ä. Spr. : wegnehmen, rauben.
.Alles unrecht, frevel, totschleg, alles a., alle angriffe,
beschwernusse an guet und an personen, roub und
ieglich ander schaden.' 1426, Absch. ,Kein herr, wie
mächtig joch er wäre, möcht uns die hilf a.', ab-
schneiden. 1529, ebd. Mit Verschiebung des Objektes;
Obj. ist der Gegenstand, von welchem weggenommen
wird, a) D' Milch a., abrahmen Aa; Bs; B; VO; Sch;
Th; Z. Abg'nomeni, bzw. -g'näni, -g'nüni (in Bs; B
auch -gnönigi, in L; ZLunn. -g'nüni) M. allg. ,Er
schenkte ihm manche Flasche Milch, die aber immer
halb abgenommen war.' Gotth. .Saure Milch, abgenom-
mene Schottenmilch oder Schotten.' JBOtt 1736. 's ist
Nüd über abg'nöni Milch, iron. RA. — ß) (de" Tisch)
a., die Speisen abtragen Z. — y) kürzer machen,
verkürzen Bs; B; Th; Z; auch mit hinzugefügtem
Aee. des Masses Th; Z. De'' Bese'stil ist z' lang; de
muest-en (ziee Zoll) a. (D' Rebschoss, d' Bebe") a., oben
abbrechen AABb.; Sch; Z. ,Dass jedermann dem andren
sin heg sol a. am dritten jar; duot er das nit. (lei-
den hag gesetzt hat, so mag einer den hag a., dem
er seliaden tuot.' 1427, ScewPfäff. Offn. .Mine Herren
haben 12 Gewehre aus dem Zeughaus für junge Knaben
a. und zurecht machen lassen.' 1789. Aarauer Ratsprot.
— 8) vermindern, schwinden machen, schwächen. .Wa-
rben verzert oder merglet den leib aus, nimmt den
leib ab.' Mal. — b) beim Stricken: (so und so viel
Maschen) a., ihre Zahl vermindern, dadurch dass
man je zwei zu einer zsfasst Aa; Bs; B; Gr; G; Th ;
Z; sehr häufig mit verschwiegenem Obj. Auch mit
Verschiebung des Obj.: de" Strumpf a. B; Tu; Z. —
c) etwas Angebotenes, etwas Geschuldetes in Empfang
nehmen, annehmen, nicht zurückweisen Bs; Bj Gl; (t;
Th; Z. De Chrämer häd-mer de* Franke* und ab-
!l'ua", er seil) falsch. Wer hiid 's <:<>ld abg'na* a" der
Kasse? G'hörst, de nimmst-mer den/n Sud [kein Trink-
geld! ab, wenn s1 der öppen Oppis wend gS*, sagt die
Mutter zum Kinde, das .Imdin ein (lescbenk über-
bringen soll. Bim-e* Fäljär häd-er [der humane Zins-
herrj nur de" halb Zeis abg'na*. Er hiid den Arme"
nie Xi'td [kein Honorar] abg'no*, von einem Arzte Bs;
Tu; '/,. .Dem Ungehorsamen soll man ein Pfund Busse
i.' 1548, Aa Gem. .Von den houbtlalen und erschätz
haben wir us genaden lang nie nüt gehöuschet noch
abgenommen.- 1562, Hotz. Urk. Spec. 1) e* Bechni*g
«.. den Rech nungsstel Ier entlasten Tu: /.. — 2) (Eim)
's Zu a.. den Gruss erwiedern Aa: Ap; Bs: G; Sch;
Schw; S; Tu; '/.. Er hät-mer nii e*mol 's Zit abg'no*,
demonstratives Zeichen des Grolles, der Feindschaft.
Si mönd Kim bloss so lislich 's Z. «., grüssen kaum.
Stutz. (I ><■•>> guete* Tag a., den Morgengruss erwie-
dern Ap; Gr. V Leid a., die Beileidsbezeugung ent-
gegennehmen; s. Leid i Bd III 1082). — d) abkaufen Bs;
B; Gl; Tu; /,. Neme*d-mer Öppis ah! bittet ein Krä-
mer. — e) meist mit Dat. 1'.. Einem eine Last, etwas
Unangenehmes abnehmen, ihn davon befreien, allg.
Du cha""st-em de" Ghorb a., wenn-er müed ist. Nimm-
em dir'' de" Hund ab, befreie ihn von dem ihn an-
bellenden Hunde! Z. Der Uhder nuies" dem Obere*
's Wasser a. ZZoll. (Rechtsgrundsatz). Enand (Dat.)
a., beim Tragen, Rudern usw. abwechseln, einander
ablösen Th; Z. Der Mueter d' Hüs-Cher (Bd III 4::4)
a. SeiiSt. ; Tu. .Diewil und die von Humbrechtikon im
den kilchherr von Dürfen nit abnamint und im gegen
in hiltiich sygen.' 1500, ZGrün. ,Grobe, wüeste oder
pürsche wysen im reden, stan, gan und alle gebärd
sollend die fürgesetzten der sehuel flyssig achten und
den knaben uf das flyssigest a.' 1532, Egli, Akt. —
f) entnehmen, ermessen, schliessen, folgern; „Kanzlei-
stil L; Z." De cha""sch-es us Dem a., das'... B; G;
Th; Z; ich cha""'sa" mir a. ScHSt.; Th ; Z. .Was meiner
wartete, nahm ich aus dem ab, was ich früher erlebt.'
Gotth. ,In welchen Worten ewer lieb a. mag, dass [usw.].'
Zwingli. .So wöllends by üch selbs a.' Aal 1549.
,Darby magst a. unser müy.' JMcrer 1565. ,In diser
Nacht und umb die Stund, wie die Xaehburen bi sinem
Liecht abgenommen.' JRüeger 1606. ,Dass disem also
seye, magst du klärlieh a. bei dem Pfeffer.' JRLandenb.
1608. .Der Bach kommt ab Gold, wie aus dem Sand,
so er führt, mag abgenommen werden.' Güler 1625.
.Conjecturam de se domi facere, bei sich selbs a.'
Denzl. 1677; 1716. ,So vil ich aus deinen Schriften
abnehme, bist du...' Sintem. 1759. — 2. mit Acc. S.
oder P. a) ein Bild von Jmdm oder Etwas machen,
photographieren B; Tu; Z. Fr hed si's Hüs la* a. Ich
ha"-mie'' la" a. — b) kleinere Tiere (z.B. Kaninchen)
abtun, töten. AaZ. 1815. ,Swele metziger eins ve
todet, ald swie manges er abiiiniet, diu sol er ouch
sanicnt in die schale tragen.' um 1300, ä.L Ratsb. ,Er
hiess einen wider a. und ein mal zuerüsten.' 1530.
Tob.; dafür 1667: .schlachten.' .Liess auch a. zwo
feisster küy.' ebd. .Ich sölt guet kappunen abnen.
ouch ein guet kalb gestochen han.' Rief 1540. Auch
von Menschen: .Ertödt ich wird und abgenun von
iedein, es sei wyb und mann', sagt Kain. ebd. —
:!. mit Acc. P. a) zu Boden werfen, namentlich beim
Ringkampfe Ap; GRb. Der hed-mir'' abg'no*. Mer
haud enand abg'no*, auch bloss: wir haben mit ein-
ander gerungen oder gerauft. — b) Jmdn von Etwas
abbringen, abhalten, z. B. von allzu eifrigem Arbeiten
Z. Ximm-eu aue* vo* dem Gidanken ab ZSth. .Du
bist allein, der mich abnimmt von allem dem, das
sieh nit ziinnit.- JBlNDER 1535. .Kinen ab einer lätzen
meinung a.- Mai,. ,Mi1 solchen vermanungen hat sie
die Jungfrau W von ihrem ersehröckeulielieu füniemmen
733
Xani. liom. nim. iKini. num
734
abgenommen und widcrnmb ein wenig getrost.' Job.
Wetzel 15S3. ,A., abhalten von der arbeit, ab opere
revocare.' Dexzl. 1677 j 171i>. .Welche Bodmern i
Zute abnehmen wollten.' JCMörikofer. Mit ein-
fachem Acc. spec, einen Aufgebrachten (von einem
Racheakt) abhalten, ilin besänftigen, beschwichtigen
\v: Scii; /. i Syn. abstellen. De N. hät-si"* ganz m
e" Jasi i"hc" g'lftrct, so da" ic'' en ha- müesse" a.
Schwzd. (Sch). Doch auch in allgemeinerm S. Ich
ha" Minn gan: chönne" a., ich konnte meinen Mann
ganz von seiner Meinung abbringen Ap. ,Si hattend
gnueg an mir zu drüsten [bei der Nachricht vom
Tode meines Bruders] und nomend mich heftig drab.'
Stockab 1519. .Daruf hette er in [den aufbegehren-
den Bauern] abgenommen und gesprochen, si sölltind
minen herren gehorsam sin.' 1523, Egli. Akt. .Da half
weder stöuben, a. noch frid begoren.' 1524, Strickl.
.Sollte es nit guet sin, so ich arm bin, dass der rieh
sin gab mir geb, oder so ich ein sünder bin, dass mich
der gelert abneme [vom Bösen]'?' Zwingli. ,Coercere,
zämnien, einen hindersich halten, abnemmen. Ein ver-
wirrten oder tauben a. und underston zerecht z'bringen,
componere meutern. Cum placo et deterreo, wenn ich
in schon will a. und versüenen.' Fris.; Mal. .Du
hörst auch nit, dass in die sinen abgenommen oder
das best darzuo gredt habind.' LLav. 1584. .Wie ein
Unsinniger Den, der ihm [so!] in seinem Toben und
Wüten abnimmt, anfeindet.' JWirz 1650. .A. einen,
hinderhalten, coercere, reponiere.' Denzl. 1677; 1716.
— c) weg- und gefangen nehmen? ,Si [die Bündner]
wurden bericht, wie die Spanier der Püntneren schilt
verhöft [beschlagnahmt], die irigen abgnommen.' 1585,
Ardüser. — B) mit regelmässig weggelassenem Obj.
1. den Zettel von der Rahme abnehmen und zu einem
Knäuel (Werpf) zswinden Z. — 2. ein Spiel: einen
Bindfaden, den ein Kind über die ausgespreizten Fin-
ger beider Hände gespannt vor sich hin hält, auf die
eigenen nehmen, wobei mit dem Faden allerlei stereo-
type Figuren (Galge", Gitter, Spiegel, Wiege") gebildet
werden Bs; Z. — 3. das Zugvieh von Wagen, Pflug.
Egge spannen und heimführen AABb.; B. Nimm doch
recht ab, i'h mächt i" d' Stube". Gotth. — 4. aufpacken
und heimgehen, von Handwerkern B. ,Am Abend müsse
der Zimmermann Geld haben, und rücke Bartli nicht
aus, nehme er ab und B. sehe ihn einstweilen nicht
wieder.' Gotth. ,Stüdi nahm mitten im halben Tag
von der Stör ab und gieng heim.' ebd. Auch von
Jägern: die Jagd für den betreffenden Tag aufgeben
und nach Hause gehen B. .Abends nehmen wir früh
ab, gehen über die Säublume heim.' Gotth. — 5. die
Entfernung des Kugelloches vom Zentrum der Scheibe
abmessen Gl. Syn. absenden, -stechen. — C) erweitert
durch ein Dat.-Obj.; das Ace.-Obj. ist häufig wegge-
lassen. 1. wegnehmen, abziehen, vermindern (ma-
teriell und numerisch); vgl. I A 1 a. De'' Bese'stil ist
z' lang, de muest-em (zwe Zoll) a. Z. ,By den alten
Christen ward dheiner priester, bis dass er über 30 jar
kam. Demnach aber hat man dem alter abgenommen
und 24 jar gemacht.' Zwingli. ,Dass man den Stössen
[Zahl der Weidetiere] a. und einer nit mehr dann 10
oder 8 Stöss uftreiben sollte.' 1655. GKappel, Be-
schwerde. Vgl.: Wie frühere Taxationen der Alpweiden
zu hoch befunden wurden, zeigt die im Urbar 1547
häutig vorkommende Bemerkung, es sei '/* "der '/3
der Stösse .abgenommen' worden. Blümer, KG. II 371
(für Gi. I. — 2. Abbruch tun. schaden. Das nimmt
dir Nüi ab, schadet dir Nichts Bs. ,Niemants llickt
ein alt kleid mit einem Beck vom rauwen tuech; dann
der fleck [.Blätz.' 1667] niint dem kleid ah und wirt
das loch böser.' 1530/1667, Matth. - 3. erwiedern,
Bescheid tun. a) beim Trinken. .Wenn Bich gefuogti,
dass dieselben, so denn cinandreii frid gegehen h.ind,
mit einandren verriebt werdent oder mit einandren
frid abtrinchkent und den wyn einandren ahnemant
und einandren in früntschaft bittend den friden ab-
zetrinchken.' 1484. Scaw Bq. ,Nolit forte sumere,
villieht nit gern welle dir abnemmen oder dir nach-
trinken.' Fris. — b) den Zuruf eines Andern (ver-
nehmen und) erwiedern. z. B. von Hüterbuben ZSth.
Der Melk heig de" Frön: ic'bnirlet : du röter Cheib!
und Der heig-em abg'nö": du schwarzer Hund! Schwzd.
(L). — c) responsoriseh beim Beten des Rosenkranzes
oder der Litanei, 's göt schier zue wie bi der Vesper
oder Letenei, wo me" 'nötigeren abnimmt. JSchild 1889.
Der Vogelmarti het d' Pelzchappen abzöge" und der
Rose"chrana arg' fange*, die bede" Chüter heim -im
g'hulfe" und 's Bäbi und Dursli, der Verdingbueb, hei'
)ie" flissig abg'no: BWvss 1863. Ieh sage" zum Chlausi:
Ximm au''' du fur-mi'h ab ; ich muess e" chli" ncbetsich L.
— II. abs.. wie nhd. allg. Syn. schuincn. 's Wasser
nimmt ab, fällt, z. B. bei einer Überschwemmung. Ich
ha" sehröckeli abg'nö"; 's hätt Niem g' glaubt, äass ich
's prästierti. Schwzd. (BsL.). .Ich nahm, wie man zu
sagen pflegt, ab wie ein Licht.' Stutz. Er nimmt ab
wie de Mö" im letste" Viertel oder wie de'' Tag um
Martini SciiSt. (Sulger). .Er [der Kranke] namm ab
an der red allgmach.' XVI., Z. .Woferr einer mut-
williger Weise zu Verderben und in Abnemmen ge-
raten und bei 400 fl. oder darüber nicht bezahlen
kann.' 1637. Bs Eq. ,üer Wein nimmt von Alte ab',
verliert Geschmack und Kraft. Hospin. 1683. Refl.:
.Unserm land und den unsern usserthalb daraus grosser
naehteil erwachst und sich davon die landschafteil und
dero guter abnemeii.' 1519/44. Schw LB. — Au-ne"
GrS.. Tschapp., Ab-nemend(e) GrPi\, Scuolms. Tschapp.
— n.: Schwindsucht. Syn. Üs-ztren&(e) n. Dürch das
Bad ist-er vom Abnemmende" kuriert morde" GsSchiers
(Kuoni 1886). .Das abnemmen oder der ettiken.'
Rcef 1554.
Ab-uemer m.: Nachfolger. .Ein a. küng Ale-
xanders].' 1479, Bs Chr. — Übersetzung von diadochuä;
zu ab-nVmen I A 1 e.
ab-nemerisch: gut zur Hand liegend U.
über-neme": 1. tr. a) wie nhd. allg. En Arbet,
en Cfgab it. — h) = ali-uniien I A 1 c 1. .Weilen un-
sere gn. Herren erkannt, dass die Vogtreehnung all-
wegen auf eine gewisse Zeit des Jahrs übernommen
werden solle, als bat es dabei sein Verbleibens. Wa-
fern aber Einer die gemeine Übernemmung der Waisen-
rechnnngen nicht erwarten könnte, sondern etwan
«regen getroffenen Heurats oder anderer Ursachen umh
absonderliche Übernemmung seiner Vogteirecbnung
bei dem obristen Waisenrichter Bewilligung ausge-
bracht, mag der Stattschreiber deine willfahren.' 1683,
Bs Rq. — c) überfordern, übervorteilen ; überlisten,
betrügen Aa; Ap; B; G; Sch; Schw; Th: Uw; Zg; '/..
Er hät-mic* wüest überno" mit siner Eeehni"g Tu. Ei-
ltet so schön chönne" rede", iL'h ha"-mich ämel du Ja"
ü. B. .Weiln von [über] den allhiesigen Apotekern
allerhand Klegten geführt werden wollen, wie sie die
735
Nam, nein, nim, nom. nmn
7.-,;
Leut fast ü.' Bs Taxordn. 1040. .Ü. und vervorteilen.'
Z Mand. 1650. ,Der, der bissher die Leut mit Wucher
getruckt, übernommen, beschissen und betrogen.'
FWyss 1670. .Damit der arm Mann nicht übernom-
men, sonder ihme das billich Gebührende aus der
Mülli abgefolget werde.- Z Mand. 1700. .Diejenigen,
so ihre Nebenmenschen im Kaufen und Verkaufen und
allerlei Handtierungen betrieglicher und gefährlicher
Weise ü.' B Polizeiordn. 1715. .Die Oberkeit soll ver-
schaffen, dass die Durchreisenden nicht durch eigen-
nützige Wirt übernommen werden.' Lindinner 1733.
,Dass die Fuhrleute über den bestimmten Tax auf
allerlei Weise übernommen werden.' Bs Mand. 1779.
— d) überreden, verleiten AaF., Ke.; B; Z. Si hend-en
chönne" ü. (mit-ene* z' gö"J. — e) überfallen, an-
greifen Z. — f) überraschen, verwirren, aus der Fas-
sung bringen B; Gr; „L." Es hät-mich eso ubernü*,
dass i<* Wümme* g'tcüsst ha", was i'h tue" GRChur. —
g) überwältigen, a) bes. unpers., übermannen, von
Gemütsbewegungen, Ohnmacht usw., auch vom Schlaf
Aa; Bs; B; Gr; G; Uw; Z. V Schtoechi übernünnt-
ne" GRChur. D' Täubi überninnt-mich Z. Es über-
nimmt-mich, ich muss den Tränen, dem Zorn udgl.
freien Lauf lassen Z. ,Die Mutter übernahm es auch,
es traten ihr die Tränen in die Augen.' Meter-Mut.
.Der Geruch Manchen fast übernimmt.' Stutz. ,Dcr
Mann liess sich die Ungeduld nach einem Erben der-
massen übernehmen, dass er sich gegen seiner Frauen
allmählich ganz widrig bezeigte.' Sintem. 1759. ,Du
gute Frau! es übernimmt dich auch gar, ich hätte
dir's nicht so einsmals fürbringen sollen.' HPest. 1782.
— ß) Es fd' Ritz) het 's Gras, 's Brot [im Ofen] über-
wo", welk, bzw. hart gemacht GSev. Übernu*, frühreif
in Folge übermässiger Hitze GW. — h) überwuchern
GaPr. ; ScnSt. 's Gras het dö Alles übernumme*. Siti.ger.
Dass-mer die Tüggere" [gemeint sind Gcriuere"] nid
das ander Gras übernemmend. SeHWzn. (GrPi\). Un-
kraut häufig tut fürkommen, übernimbt den Garten
ganz.' JCWeissenb. 1701. ,Das Unkraut übernimmt
die Blumenbetter.' JCSolz. 1772. .Die schnell wach-
sende Holzart wird bald die langsam wachsende so
sehr ü., dass diese verderben muss.' Kasth. 1829.
Bildl. : , Eine Art hochmütigen Trotzes übernahm das
Gefühl reiner Jugendliebe.' HsNyd. 1885. — 2. refl.,
es übertreiben in Etw., sich zu viel zumuten, a) in
Bez. auf Arbeiten, Lasten BR.; GrD. ; Xdw; Z. Junker:
Ililf-mer ufsta"; ich ha" vil z' tue". Diener: Über-
neme*d-i nid, Junker! Jetzt war 's letz, trenn ir würdi'd
sterbe*. CBiederm. 1889. ,So in die ze schwere bürde
nidertruckt, spricht er nit: ich hab zu vil uf mich
genommen, sunder ich bin geschlipft oder ich hab sy
nit recht uf mich genommen oder nit recht zemmen
gebunden, und ist doch die schuld niemans dann des,
der sich übernommen hat.' Zwingli. — b) in Bez. auf
Essen und Trinken Aa; Bs; B; Z. ,So hat der Zehend
sich übernommen mit zu vil Weins.' JHGrob 1003.
,Diejenigen, welche mit unmässigem Essen und Trin-
ken sich solcher Gestalten ü., dass sie zu Geschäften
ganz untugenlich sind.' JJMüller 1666. ,Sich mit
S|iriss und Trank ü.' B Chorger.-Satz. 1667. .Welcher
sich übememme mit überflüssigem Essen und Trinken,
dermassen, dass er wieder von ihm müsste lohn mit
reyerenter kotzen.' GRKlost. LB. — c) (in Übermut.
Mutwillen) sich überheben. .Also tuest du mit on
mich, was übernimmst da dann dich?' UEokbt. .Wie
sich Pipin seines glucks übernam und in Schlemmerei
und schalatzen begab.' Vau. .Doch werden sich die
Chaldeer ü. und zevil muetwills brauchen.' 1560, Z
Iiib. Vorr. — 3. ohne Obj. .Dadurch möcht ursach
geben sin, dass zu beiden syten übernommen [zu weit
gegangen] wäre.- HBcll. 1572.
üf-neme": I. tr.. auch mit weggelassenem Obj.
1. a) aufnehmen, aufheben, allg. En Stei" »., um
ihn zu werfen Z. .Nimmt ein stein uf und tröuwt
im.' Haberer 1562. E" Burdi it., eine Bürde auf die
Schultern, den Kopf heben B; Th; Z. Wer :' ril uf-
nimnit, mag 's iiiil g'lujife". Sclger. Bildl., auf sich
nehmen, übernehmen, ,1m selben Dorf han ich ein
Fändli ufgnommen zue malen.' 1602, Ardüser. Spec.
a) meist abs., von den auf dem Spieltisch liegen ge-
lassenen, nicht ausgeteilten Karten oder Dominosteinen
einzelne nach den Regeln des Spieles abheben und an
sich nehmen Bs; Th; Z. ('s SpilJ «., die ausgeteilten
Karten zum Spielen in die Hand nehmen B; Tb; Z.
— ß) meist abs., abgeschnittenes Getreide, Heu, Hanf
vom Boden aufnehmen und einheimsen, als letzter Akt
der Ernte Bs; B; G; Sch; Th; Z; in ThHw.; ZS. nur
vom Getreide. Mer liiit nw miiese" schulde" und [aus
Eile] grud wider n., 's häd und etnöl chönne* trockne"
Z. Werch «., den vor dem Brechen auf dem Felde
ausgebreiteten Hanf (Flachs) wegnehmen B. .10 pfd
[Busse] gab N. N. für das er am sunntag vor und
nach der predig bonen ufgnommen, ufgebunden und
ingefüert.' 1570. ZGrün. ,Das Aufnemen von Heu
und Emd bei drohendem Unwetter [wird an Sonn-
tagen gestattet].' 1756, Absch. .Auslagen für Flachs-
anpflanzung, Taglohne für Aufnehmen. Reiben, Risten,
Sonnen.' Alp. 1821. — y) aucn abs., beim Stricken:
mehr Maschen auf die Nadel nehmen, um die Strickerei
zu erweitern Bs; Th; Z. Gegs. ab-nemen. De nutest
ztvö Maschen ü. — 6) kleine Kinder (bes. bei Nacht)
aus dem Bette heben Bs; B; Sch; Th; Z; vgl. kommen
(Bd III 264). Mine'' [mein Mann] nimmt z' Nacht
d' China üf. — e) beim Schwingen den Gegner vom
Boden in die Höhe heben; ,ein Kraftstück von ganz
eigener Art und von gewaltiger Wirkung für den Zu-
schauer' BO. — b) mit Verschiebung des Obj. De*
Bode" (füccht) u., den Zimmerboden (mit feuchten
Lappen) vom Staube, Unrat reinigen B; Z. De* Tisch
u., die Speisen abtragen ScnSt. ; vgl. ,die Tafel auf-
heben.' ,In begonde belangen, wenne man den tisch
uf neme.' Schachzabelb. ,Heiss sy [die Kinder] tisch
richten und den tisch u.' HBull. 1540. .Mensam re-
movere, auferre, convivium sustollere, tisch aufnemmen
oder aufheben.' Fris.; Mal. Ähnlich Denzl. 1677;
1710. — 2. erhöhen, auf ein höheres Niveau bringen,
z. B. einen Weg, sumpfiges Land (durch Aufschüttung
von Schutt, Erde), ein Gebäude B; Th; Z. Mer ha ml
dt " Stube*bode* en halbe" Schuck üfg'na* ZS. Es Hüs
ü., um ein Stockwerk höber machen, ebd. — 3. (Geld)
einziehen SG. Scherzh., Gelt u. mit Eim, ihn (z.B.
wegen ausgesuchter Hässlichkeit) als Merkwürdigkeit
ausstellen und dafür Geld einsammeln, ebd. .Als der
brügsumer ze samnende und ufzenemende hat ge-
kostet.' 1380, B Stadtreehn. .Collectam a convivis
exigere, die ürten forderen und aufnemmen.' Fris.;
Mal. ,Der Abendteürer lasst ausrufen, es seie ein
wunderlich Tier angelanget; nam Gelt uf.' SCHIMPFR.
1651. Geld (auf Unterpfand) entlehnen, wie nhd. allg.
Er hätl bi der Kantonalbank lOOO Fr. u/'-cne" Wise*
::;:
N'atn. nein, nim, nom. mim
738
itftfii.i". .Von egemechten [Eheleuten] wegen, die von
mengerlei Inten band ufgenommen und geborget, dass
da ein wibe nach eins maus tode solich nferstandene
schulden schuldig sin sol helfen zue bezalen.' 1457,
Bs Bq. — 1. wegnehmen. ,Wa einer dem andern
ichtes ze koffene git. das von dem gottshus leiien ist,
das soll der abt von dem einen u. und soll es dorn
andern lihen.' 1385, ScnSt. .Dass er den lehenherren
bieten sollte, dass er denselben zehenden ufnemi und
in lihe den obgenempten.' 1391, Zellw.. Urk. ,Als die
Berner us Frankryeh heimwert zugent, habent inen
die Guisischen vorzüchen und den pass u. wellen.'
1587, Ardüser. ,Si wurden bericht, wie die Spanier
den pass ufgenommen.' ebd. — 5. aufheben, gefangen
nehmen. ,üa lag ein wacht, die selb man bald ufnam.'
Salat. .Schicktend die V Ort ein vorhuet uf den
Horger berg. den zuesatz [die zürcherische Besatzung]
ufzenemen.' WSteixer 1532. .So doch uns vil War-
nung fürkomm, das die nüwglöubigen uns nachts wel-
lind u.' 1560, Gpd. — 6. annehmen. .Wir haut üch
ernstlich gebetten, dass ir den fridbrief ufnement und
sigelent.' 1394, Gl Urk. ,Was unsers herren von
Tokkenburg meinung sy, disen ingang ufzenemen oder
usszeschlahen.' 1419, ebd. ,Wie der fürst dise rich-
tung [Vertrag] mit den eignossen u. [eingehen] soll.'
Edlib. Einen ,zuo künig u.' Morgant 1530. ,Thu-
ring het vil ee den tod ufgenommen [esleu], dann das
er sinem heren ein untrüw erzeigt het.' ebd. .Welcher
etwan wollte vor anderen Herren und Nachbauren in-
sitzen und Ämter aufnehmen.' GRKlost. LB. .[Es] ist
unser lants recht, das ein eny oder an ir eny wol
mag nemen uff für ein erb und an kinds, vatters oder
suns statt,' ScnwMa. LB. Verstärkend mit ,annemen'
verbunden: Oppis üf- und a., Etwas beschliessen,
mit allen Konsequenzen auf sich nehmen ÄALeer. ;
ZO. In der ä. Bechtsspr., zum Beschluss erheben.
,Es ist damalen [1409] auf- und angenommen gsyn,
dass...' 1512, Ap LB. .Deswegen haben wir einhellig
uf- und angenommen...' 1590, Ap Edikt. — 7. an-
werben, ausheben; vgl. frz. lever. .Kriegsknecht u.
und bezalen.' 1529, Absch. — 8. (gastfreundlich] auf-
nehmen. Auch: als Familienglied annehmen Z; in B
in letzterem S.: Eine' üf- und an-n. — 9. auffassen,
deuten, wie nhd. Öppis übel, bös u. Bs; B; L; Th; Z.
— 10. formelhaft mit abstr. Obj. für gewisse Vor-
gänge des Rechtslebens. ,Frid u.' s. Frid (Bd I 1278).
.Gehorsami u.': ,Dass ein ieklicher, so rat und meister
ist, einen jeden burger, so einen andern burger oder
frömden liblos täte, in gehorsame [Sicherstellung]
neminen möge und dass sust niemand anders solich
gehorsami von jemanden u. noch solich u. jemanden
fryen solle in kein wege.' 1489, Bs Rq. Chundscheft
ü., bei einem Vorfalle Anwesende als künftige Zeugen
vor Gericht anrufen und behaften Z. 's Mir ü., ab-
stimmen lassen ; s. Mir 4 (Sp. 370). .Täding u.\ Ver-
handlung anknüpfen: ,Kein ort soll teding [mit dem
König] u. ane der andern wüssen.' 1442, Absch. —
11. mit unbest. Obj.: es mit Eim it., wie nhd. allg.
Ich weit 's noch mit -der u. im Häggle", Stei'stösse",
Rechne" usw. — II. abs. 1. trächtig werden Aa; Bs;
B; Gl; Gr; Sch ; Th; U; Z. Die Chue nimmt [vor
Alter] nümmen üf. — 2. nach der Kinderlehre in der
Kirche beim Taufstein das auf nächsten Sonntag zu
lernende Pensum (Lied, Katechismusfrage, Bibel-
sprüche) vom Geistlichen entgegennehmen GRh.;
Schweiz. Idiotikon IV.
ScnSt.; zs.. st.lt. Syn. fiir-n. Vgl.: .Welche Kinder
[der Pfarrer] auf den künftigen Sonntag öffentlich
will verhören, dieselben soll er jederweilen am näch-
sten Sonntag darvor dessen öffentlich vor Beschluss
der Nachpredig berichten, damit sie dasjenige, was
ihnen zu der Zeit, da man sie zuvor das letztere Mal
verhört, zu lernen befohlen worden, desto besser
lernen mögen.' Z Eirchenordn. 1721. — 3. zunehmen,
wachsen B; Schw; S (vom Monde). Der Ooggelüsche'
[Keuchhusten] nimmt vier Wachen üf, hUbt vier II'»-
che" glich und nimmt vier Wuchen ab B. Dass das
[Heim-] Wese" 'ender üfnem a's ab gong ScHwBrunnen.
.Eidgenössisches Contrafeit der auf- und abnehmenden
Jungfrau Helvetia.' Titel eines Dramas von JCWeissen-
bach (Zug lb'73). ,Der Kinderlehren Ordnung und
Aufnemmen [Florieren].' Müller 1673. ,Das Land in
gutes Aufnemmen bringen.' Carolina 1734. — Uf-
n ferner m.: „Verwalter des Kirchengutes in LWill.
Deswegen, weil er in der Kirche das sog. Betgeld,
d. i. die freiwillige Beisteuer zum Besten der Kirche
aufnehmen muss." ,N. N. hat gesetzt 1 ß dem sigristen
und 1 ß dem u.' um 1420, LWill. Jahrzeitb. .[Bei der
Prozession] sond syn von jetlichem hus im kilchspel
ein verwarter und vernünftiger mönsch. der die ämter
und krüzgang helf zum end verbringen. Wer das über-
säch, ist verfallen ein pfd wachs, das soll ein u. yn-
züchen zue unsers gottshus banden.' um 1510, ebd.
,N. N., der zyt u. des gottshus Willisau im 1585. jar.'
ebd. ,Dass die Schuel zu Zeiten von den Herrn Leut-
priestern, Helfer und Herrn U-n solle visitiert wer-
den.' 1696, LWill. Schulordn. — Silber-üf-nemer:
amtlicher Stempler von Silber- und Goldwaren. ,Soll
jeder Gold- und Silberarbeiter auf hiesiger Landschaft
verpflichtet sein, alle seine verfertigten Waaren dem
Zeichenmeister und Silberaufnehmer des Ortes, in
dessen Handwerksgesellschaft er einverleiht ist, zur
Probe und Stempelung einzusenden.' Z Regierungs-
verordn. 1812.
um-: umwehen Bs; Scn; Th; Z. Der Wind hat
nacht eil Bäum umg'no*. Es windet, es nimmt schier
's Hüs um.
ume"-: 1. Etwas zurücknehmen B; Th; Uw; Z.
's Buech häd e" Mos, de'' Buechhändler nimmt 's nüm-
men ume". Wenn ich 's [Geschehenes] nur wider chönnt
H-. wenn ich es nur ungeschehen machen könnte.
Auch: (Worte, Aussagen) widerrufen. — 2. umbiegen,
bes. einen Rand Aa; Th; Z, in B vorume"-n. Syn.
ummen-litzen (Bd III 1566). Die Segisse", Achs ist
z' weich, es nimmt-si ume" Z. Den Saum eines Kleides
umbiegen (und annähen) Aa; Th; Z. — 3. Jmdn von
seiner Ansicht. Überzeugung abbringen und für die
eigene gewinnen Aa; Th; Uw; Z, in B vorume"-n. Ich
hitn-e" chönnen u.
a'-: 1. tr.. im Allg. wie nhd., doch im Einzelnen
mannigfach abweichend, a) von Sachen, mit Acc. S.
D' Erde" nimmt 's Wasser nit a', saugt es nicht auf
Bs; GRChur; Z. Der Stoff nimmt d' Färb nit a" Bs;
B; Th; Z. 's Bapir nimmt Alls a", ist geduldig Bs;
B; Gl; Th; Z. Wasser und Öl, Wl" und Most nimmt
(nimc'd) enand nüd a" Ap; Bs; Z. — b) von Sachen,
seltener Personen, mit Acc. P., anziehen, anmuten,
zusagen, gefallen, munden, bekommen Bs; Gl; „L;"
ScHSt.; Schw; Th; Obw; Z; vgl. an II 3 (Bd I 255).
Der Wi" will-mich nit a., mir nicht schmecken Bs
(Spreng), 's nimmt-mich Nünt mer a", es schmecken
47
739
Kam. nein. nim. nom. mini
740
mir keine Speisen mehr Th. Die Spis nimmt - mich
nid a", bekommt mir nicht wohl, 's Lere" nimmt-en
nid a" 1) das Lernen geht ihm nicht von statten. —
2) es bekommt ihm übel. Sulger. Da' Hüs nimmt-en
iml «", er gewöhnt sich schwer daran. De' Ma" nimmt-
micH gär nid a", ist mir gar nicht sympathisch ThHw.
Enand a., sich gut vertragen, an einander gewöhnen
Ap; Bs; ScBSt. ; von Tieren auch: sich begatten, ebd.
Ich will-ne" [den Kleinen] trage'. G'sehseh, er het-mich
scho" a'g'no". BHist. Kai. 1866. Oftunpers.: „Es nimmt
ihn gut an, es geht ihm wohl; es nimmt ihn übel an.
z.B. der neue Dienst gefällt ihm nicht." Es nit-mich
wol a", ich fühle mich (an einem gewissen Orte) wohl,
behaglich, es gefällt mir da Schw. Es het-mich übel
a'g'no", mutete mich übel an Obw. Es nimmt-nnch
diheime" nümmen a", die Heimat ist mir fremd ge-
worden Z. .Wie es dich anneme', wie es dir in der
Fremde gefalle. 1810, Z Brief. Es näm-mieh Hecht a",
ich gäb-der Ei's, ich hätte beinahe Lust, dir Eins zu
versetzen ZO. ,Wie wil es dich a., ut se dant initia?
ut tibi placet, quod ingressus es?' Hospin. 1683. —
c) von Personen, a) mit Acc. S. En Rät a., sich
raten lassen Bs; B; Z. E" Partei a., sie ergreifen B;
S (Joach. 1883). Öppis a., sich belehren lassen Th; Z,
fassen, begreifen GrPt. Xtlt a., sich Nichts sagen
lassen Bs; B; GRChur; Th; Z. A"g'no"s Zug, üble An-
gewöhnung, affektierte Geberden, Manieren Bs; Th; Z.
.Eine angenommene und gezwungene Red, affeetata
oratio.' Hospin. 1683. .Eine angenommene Weise, as-
eiti mores, assumptus modus.' ebd.; auch bei Sulger.
,Was an sei z' nen oder ze Ion.' JMurer 1559. Alles
a., sich Alles gefallen lassen B; L. Er nimmt Alls
a" wie en Wäschlumpe* L. Wenn man die Acht [von
Seite des Kaisers] .anneme', werde er bald auch wegen
anderer Sachen und Personen also mit der Acht kom-
men. 1548, Absoh. Mit fehlendem Obj. Er nimmt a*
wie Holland, hat nie genug AiLeer. Wer [anzügliche
Witze] üsgiht, muess oich a. [einstecken] WV. A zum
Abreisenden: Mit Glück! B: Guet! A"ne"! Z. Spec.
1) es Band a., ein Strohband zurechtlegen, beim
Garbenbinden AALeer. ; in BE. vom Garbenbinder, das
entfernt von ihm liegende Ende des Garbenbandes aus
den Händen einer .Anträgerin' empfangen. — 2) 's Ortli
a.; s. Bd I 482 u. — 3) .das Winterlager a.\ beziehen.
1521, Abscii. — 4) übernehmen. .Die Regierung an-
genommen.' RCvs. Käuflich übernehmen B; Z. ,[In
Frankreich] angenommen, kostet die Flasche geringsten
[Champagner] zwei Gulden.' Gotth. — ß) mit Acc. S.
oder P. und adv. Bestimmung mit ,ze.' Öppis z' Leid
«.; s. Bd III 1082. Etwas ,zue wenig kummer a.', es
sich nicht sehr zu Herzen gehen lassen. Kessl. Eine"
z' Lib und Guet a. ; s. Lib (Bd III 979). Eine" z' Hass
a., ihm feind werden, Feindschaft schwören Ap; GTa.;
ScnSt.; Tu; ZO. Etsehwer z' Leid a. = dem Vor. GW.
— Y) m** -^cc- P- 1) aufnehmen (in einen Verband).
,Civem facere.' Id. B. Er ist a'g'no" worde", bei der
Rekrutierung als tauglich erklärt Bs; B; Th; Z. En
Schüeler a., durch eine Aufnahmsprüfung in die Schule
aufnehmen Z. Ang'non, in den Konfirmationsunter-
richt aufgenommen ; formelhaft als Altersbestimmung
BL. — 2) in Dienst nehmen Th; Z. (Söldner) an-
werben. 1521, ABscn.; Salat. .Spillüt [Musikanten] a.'
1546, Aarau. — 3) .Einen (fänklich, ge-f.) a.', gericht-
lich verhaften, bzw. belangen. XV./XVIL, Chronik-
und Rechtsspr. ; noch Z Mand. 1650. ,Umh eine buoss
a.' 1368, THFr. Stadtr.; 1545, Xi.w LB. Job sagt,
wenn seine dienst etwas an in zu sprechen gehept
und in mit recht angenommen, seie er inen nit dar-
wider gewesen.' LLav. 1582. — S) sich vorstellen,
denken, bedenken, bes. in adhort. oder imper. Sätzen
Aa; B; G; Sch; Schw; S; Th; Z. Xemct efnal die Höehi
a"! Nimm aw** (e'mal) a"! denke dir einmal, z. B. was
das für Folgen hätte B; Sch; Th; Z. Nätid auch a" !
bedenkt doch! AaL. Wenn-men a'nimmt, wie 's hett
chönne" gä", so schüderet 's Eim iez no'h G; Th; Z.
Mer miiessen a'föh" — näm-mer a", so mänggi Platte"
roll Schnitte" :' mache" ! Joach. 1881. Ph cha"" 's män-
gist noch fast nit a. (dass meine Schwester gestorben
sei). MWalden 1880. Es a" sich, a" sine" Bircn <;.,
von seinen eigenen Fehlern darauf schliessen. dass
Andere sie haben Z. — 2. abs., das Recht der ersten
Wahl haben, wählen können B; Uw; Z; vgl. an (Bd I
250 Anm.). So bei der Teilung eines väterlichen Erbes
Uw; Z. De" Jünger dörf a. ZZoll. (Rechtssprich w.).
Du cha""st a., du darfst wählen B. Wer a. cha"",
nimmt nie d's Schlechtiste B. Üser Herrgott het d'
G'walt und brücht-se, und wer a. cha"", nimmt nie
d's Schlechtiste. Gotth. (mit Bez. auf einen Todesfall).
Spec. von den beiden Spielführern beim Knabenspiel,
die Angehörigen der eigenen Partei als Erster aus-
wählen GRHe.; Z. — 3. refl. a) mit Gen., Dat., auch
Acc. oder Präp. (um S; Th), sich einer Sache an-
nehmen, sich darauf einlassen, damit befassen, darum
kümmern. Ich nimm-mich desse" (dem) Nüd a" B; Th; Z.
,Was dich nicht geht an, das nimm dich nicht an.'
Sprww. 1824. In der ä. Spr. in weiterer Anwendung:
.Swer sich des hoves ald des graben, der darzuo höret,
annimmt ald underwindet [sie für seinen Privatgebrauch
in Anspruch zu nehmen wagt], der git ze buosse 5 pfd.'
1304, Z Richtebr. ,So haben wir uns angenomen und
vereint diser hienach genampten ding.' 1480, Absch.
,So nement ir üch desselben zue Unwillen an', nehmt
es übel auf. 1521, ebd. .Unser sei. Zwinglins, wann
er etwann ernstlich predigte, pflegte hinzuzutun dise
Wort: Frommer Mann, nimm dich nichts an.' Mise.
Tig. 1722, mit dem Zusatz: ,So mag es bei allen diesen
Synodalsermonen heissen : Frommer Mit-Brueder. nimm
dich's nicht an ; dieses, so dich stossen möchte, ist ge-
meinet nicht auf dich.' ,Und do sy [sich] das volk
eines leids und schmerzens anuam.' 1548, III. Mos. ;
dafür 1561: .sich ungedultig machet.' ,Die, so sich
trölens, merktens, kaufens und vertuonigen lebens
annemend, aber nit zu zalen hand, sond gestraft wer-
den.' L Ansehenb. .Ein alter Mann sich in diser Gegne
herumb enthalten und sich des Goldwäschens uss der
Enimen angenommen.' RCys. .Stauffacher nam sieh
eines Kummers an, solches sin Frouw an ime gespürt.'
um 1633, Stockmann. ,Sich nicht nur nicht fröwen,
sonder sich des noch zu Müh und Verdruss annemen.'
JWirz 1650. ,Ae, nimm dich grad eis Kibes an; weist
nit, dass ich gvexiert muoss han.' JMahl. 1674. ,Sich
eines Kummers a., dedere se totum aegritudini, dolori
se permittere.' Hospin. 1683. Mit abhängigem Inf.,
sich unterstehen, wagen, sich einfallen lassen. ,Was
sache vor gericht ze clegde und zue antworte kommet
umbe friden und frevel, do sol niemand sich a. die
sache ze berichtende, bitze dass vom gericht bekennt
wird.' 1111, Bs ltij. .Was neminem! aber wir klein-
fuogen uns an, ein sölich weit und tief meer ze über-
schiffen?' Z Bibel 1531. ,Ein wyser und dapfer mann
711
Nam, «oni, nim, nom, mim
742
□impt sich nit zuo venlriessen an, wenn er glych von
einem kind geschwächt wirf LLav. 1584. — b) der-
gleiclien tun, sieh stellen, simulieren. ,Er hätte sich
einer krankheit angenommen.' Zwinoli. ,Er hat sich
angenommen, als ob . . .• 1529, Absch. ,Amnon hatt
angst und kumber, also das er sich einer krankheit
annam urab Thamar seiner Schwester willen.' 1531;
1667, II. Sam. .Sich eines namens a.', einen falschen
Namen annehmen. Vad. .Er nam sich an, er sähe die
seelen zu im kommen.' Bossn.-Goldschm. ,Er sitzt
drein [in einen Sessel], nimmt sich Schlafens an.'
Myricaus 1030. — c) sich anlassen. Er ninnt sich
guet a", lässt sich gut an, passt für seine Stelle GG.
— d) unpers. Es het-sich wider a'g'no* zicüsche" zwo
Parteie", zwei Parteien, die lange durch Feindschaft
getrennt waren, haben sich einander wieder zu fried-
lichem Verkehr genähert S (Schild).
Die Grussformel unter 1 c viel), im S. des lat. accipio
omen; doch kaun auch an eine Ellipse für ich will 's a.
(glauben) gedacht werden.
i"-neme": 1. mit Acc. S. a) in Besitz, Beschlag
nehmen, a) Unbewegliches. Die Verkäufer eines Hofes
verzichten auf .alle gerechtikeit, tordrung und an-
sprach, och besitzung, innämung [Besitzergreifung]
und gewer, so sy an dem hof ie gehept habent.' 1487,
Z Urk. .Wann ein solcher herr ingnimpt das land.'
Salat. ,Do wollten sy herberg i.' 1521. Strickl. ,Ein
schloss zuo sinen handen i.' Morgant 1530. — ß) Be-
wegliches. Gelt %., wie nhd. allg. ,Und so si die
buosse ingenement, so sun si si teilen.' Z Batsprot.
,Der pfleger des S. Johans altars soll ierlich die ge-
nanten drü malter i., haben, nutzen und messen rüe-
wenklich.' 1425, Gpd. Bildl. von Spott, Widerspruch;
vgl. ushin-geben (Bd II $6). — b) Kenntnis» nehmen.
,Und als ouch unser vrowe du küniginn [Agnes] dar-
nach innam und verhörte genzlich mit brieven und
mit rede ietweder schidlüten spruch und erkanntnuss.'
1351, Absch. — c) entgegennehmen, abnehmen. ,Eine
Bechnung i.' Die Boten der VIII Orte sollen die Bech-
nung des Abtes von Wettingen ,einn.' 1524, Absch.
.Bechnung einn., rationes aeeipere.' Hospin. 1083. Der
jeweilige Landvogt soll alle zwei Jahre die Bechnung
dortiger Verwaltung ,einn.' 1720, Absch. .Einen Eid i.'
1381, B Stadtrechn.; 1524, Strickl. ,Die Huldigung
einn., clientem sacramento solenni adigere.' Hospin.
1683; 1712, Hess, Badenf. Bei geheimer Abstimmung
die Stimmen sammeln : Nach der Wahl des Schult-
heissen sollen 2 — 4 Mann aus dem kleinen und grossen
Bat ,die run einn.' 1530, Absch. .Mit dem heimlichen
gerün, das der vogt und ein ratsman innimpt.' 1585,
Z Elgg. Herrschaftsr. — d) .den Augenschein ein-
nemmen', in Augenschein nehmen. Sererh. 1742. —
e) empfangen, erleiden. .Einen Schrecken einn.', er-
sehrecken ScHSt. (Sulger). Er hat en ringe" Tod i"-
g'nu", er ist leicht gestorben, ebd. ,Was Schadens
sy beidenthalb von enander ingenomen und enphangen
hand.' 1402, Gl Urk. ,Wie wir dann in der ersten
Wochen underschidenliche Feurschrecken einn. müssen,
es seien wahre Feursnoten oder aber nur schreckende
Gassengschrei gewesen.' JMüller 1665. .Jonas hat
gleichsam drei Tod einn. müssen.' FWvss 1672. —
f) meist abs., Arznei nehmen Aa; Bs; B; Gl; „Gr;
L; Sch;" Schw; Tu; »Zg;" Z. S. gautschlen (Bd II
560) und vgl. m-geben (Bd II 82). Wo d' Schwyzer
und d" Zürcher e" I'fall i" d's Glarnerländli (/'machet
heid, du het der Walther Stadion, wo z' Näfels uf der
Burg als Vogt deheimet g'si" ist, e" trüregi Galle"
iiiticsr" l. Gl (Selnvei/eruiund 1^01). .Arznei einn.,
medico vel medicamentis uti.- Hospin. 1683. — g) an-
nehmen. ,Wiser lüt rat mit üiss pflegen, suochen und i.'
1475. Bs Chr. — h) einbegreifen. ,Syne erbland, darein
eingnon die Stadt Zürich und den schirm oder die
landvogty Burgun zu lehen behalten.' Ansh. — i) Ptc.
i'g'no" 1) eingeschlossen und darum verdorben, von
der Luft in einem Zimmer B (Dan.). — 2) benommen.
En i"g'noner Chopf Bs; Th; Z. — 2. mit Acc. P. a) in
sein Interesse ziehen, mit Worten gewinnen, bestim-
men. Ich han g'meint, ir hebet-e" [meinen Sohn] »■-
g'no", zur Heirat mit eurer Tochter angelockt. Schwzd.
(Tu); Syn. in-ziehen. Er het-sich ro" Hans lä" i"ui",
um e" Schuldschi» :' iinterschribe", u"d so si" mir iz
dniDie" BE. (Alpenhorn 1871). .Einen einn., auf seine
Seite bringen, blando sermone delinire, expugnare,
vincere alqm.' Hospin. 1683. ,Da holet si [die Frau]
mich aus, da nimmt si mich ein, da ligt si mir an
mit Fragen.' Sintem. 1759. — b) von Einem Besitz
nehmen. .Man hat Exempel, dass diejenigen, welche
verordnet waren, in einer Comödie zu presentieren ein
oder andere lasterhafte Person, hernach grad eben
von disen Lasteren eingenommen.' Bedenken 1624. —
c) aufnehmen (in einen Dorfverband). ,Die yngenom-
inen [Ansässigen] ze Aadorf sönd gegen ein anderen
allweg ze 14 tagen gricht haben.' 1469, Th Bq. —
Schneller-in-nemer m. ,üie Fabrikanten hiessen
damals Schnellereinnehmer.' Stütz 1852.
under-: 1. zähen Speichel, Schleim auswerfen W.
2. verhindern, verwehren. ,So soll mir diser ruem in
den hindern Achaja nit undernommen werden.' 1531/48,
II. Cor.; dafür 1667: .verstopft'; 1868: .gewehrt.' .Da-
mit unrueb, zerwürfnuss, uflüuf undernomen wurdend.'
Vad. .Welcher anschlag undernomen ward.' ebd. —
3. refl., meist mit Gen. S., sich einer Sache annehmen,
damit abgeben ; sich unterfangen, unterstehen. .Darum
ich mich hie nit undernim, von allen sinen velschungen
Gottes worts ze reden.' Zwinoli. Die Städte, die sich
,des Evangelions unternommen.' 1532, Absch. .Zau-
berer, die sich segnens u.' 1534, Z Synodalakt. ,Als
Eva sich hoffart undernam, do die schlang zue ir kam.'
Salat. ,üie histori von keiser Constantino biss auf
keiser Fridrichen den andern bezeugt, dass kein papst
sich seiner gwaltsamen nien hat frevenlich u. gdören,
sonder der verwilgung eines keisers darin erwarten
muosst.' Vad. ,Die keiserlich krön was Heinrichen
übersendt worden, damit er sich des keisertuembs
underneme.' ebd. ,Si undernoraend sich der richtung',
beschäftigten sich mit der Vermittlung, ebd. , Hatte
sich derselbigen [Leute und Güter] undernommen.'
Würstisen 1580. .Denen, die sich söllichen Winkel-
wirtens u. täten.' Z Mand. 1650.
ent-: weg-, benehmen. ,AUe hoffnung e.' 1586,
Absch. ,Dic gehorsamen Undertanen mit Entnemung
des Obses, Trüben und anderra ungeschedigt lassen.'
1616. Z Mscr. ,Ich will dem Evangelium nichts e.'.
es nicht schmälern. AKlingl. 1691.
üs-: 1. (aus einem Versteck, Verwahrungsort)
heraus- und zu sich nehmen, a) Eier, Junge aus
einem Neste, allg. Ir mixend kei" chlini Vögeli «., sagt
man den Knaben, 's Herz het-mer g'chlopfet wic-mene"
junge" Binderstaler [Star], wo noch nit g'federet isch,
Ihm Usne". Joach. 1885. Si heid en Hals wie-n-en
743
Xam. nein, nim, nom, mim
711
üsg'nani Ch/rd ZHoiubr. ,Von ussgenommenen wölfen
wegen.' 1500, B Ausgabeposten. Übertr. 1) auf Per-
sonen. ,1785 am Liestaler Herbstmarkte wurden 25
junge Burschen im Rössli zu Bubendorf ausgenommen.'
Bs Ztg 1875; vgl. Mütech 11 3 (Sp. 576). ".Wenn ich
[als Kilter] im Gaden war, stellten sie [die jungen
Bursche] sich als Feinde, die mich ausnehmen wollten.'
Gotth. An der Fastnacht gehen in ZTö. die Mädchen
mit Laternen, um .Knaben', welche da und dort zur
Kilt sind, .auszunehmen'; diese müssen dann die Mäd-
chen zum Weine führen. ,Und soll sy [die in die
Freistatt Geflohenen] nieman dort ausnemmen als mit
sicherem gleit.' 1479, AiWett. Klosterarch. .König
Ferdinand wurde ziehen uf Zürich, das [= damit] man
allenthalben die kätzer ussnäme.' HBull. 1572. .Her-
zog Lüpolt war für Sempach zogen, Vorhabens die
Eiilgnossen, so daselbst in besatzung lagen, auszu-
nemmen.' Wcrstisen 1580. ,Ich hab ihn ausgenommen,
deprehendi vulpem vestigiis suis, erui cum ex latebris.'
Hospin. 1683. De" Samichlaus f's Christchindli) ü.,
sich beschenken lassen, die Schüssel, in welche die
Geschenke von den Eltern gelegt worden sind, leeren U.
— 2) auf Sachen, z. B. von einem Erbe, das man er-
heben kann. Denk, cbrissigtüse'd Frauke" het ire"
Neveu chörme" ü. [erben]! MWalden 1884; s. noch
Mütech II 1 b (Sp. 575). Do hau - i<* 's aber denn
einist schön üsg'no", einen schönen Fang gemacht
(iron.). Breitenst. Mit Verschiebung des Obj. Es
Nest i'i., wie nhd.; übertr.: an einem verdächtigen
Orte Leute bei ihrem Treiben überraschen und auf-
greifen, allg. Eine" ü., ausplündern. Die [Hiebe]
müesse* nit glaube", dass si mich so hurtif üsnemi**;
i" de" Säcke" hei*-si-mer umme" 1 Frauke", 3 Blitze",
2 Kappe" g fände". B Dorfkai. 1863. Unpers.: .Es
hat mich mit den Bienen ausgenommen', ich bin um
alle meine Bienen gekommen BHk. — b) den Bienen
den Honig wegnehmen; auch abs. B; GrPi\; W; Z.
Hiiiui ü. — c) (Kartoffeln) ausgraben Ap; Gl. —
d) Rabe", Büebli it., aus der Wintergrube für den
momentanen Gebrauch entheben ZS.; ähnlich: Sür-
l'linii fi., aus der Bütte entheben, ebd. ,Fleisch, das
die soldner usnament, do si vor der vesti lagent.' 1407,
Wegelin 1844. — 2. (ein geschlachtetes Tier) aus-
weiden Bs; B; „VO (vom Geflügel);" Tu; Z. .Ein
stork ausgenommen und gerupft soll gekochet werden.'
Vogelb. 1557. .Exenterare, ausnemmen.' Fris. ,üas
schwein fein geschahen und ausgenommen.' GGottu.
1599. .Geschunden und ausgenommen Schlangen.'
.1 1; Landenb. 1608. .Weiden, ausweiden, ausnemen,
eviscerare, exenterare.' Red. 1662. , Fisch ausn.. exos-
sare pisces.' Denzl. 1677; 1716. ,Man kann sie [kleine
Forellen] essen ohne Ausn.; denn dazu sind sie zu
klein.' Sererh. 1742. — 3. Jmdn ausholen, ausforschen
Aa; Ap; G; Seil; Tu; Uw; Z. Er hiit-mi'h nW welle"
li., alier ich ha" 's wol g'merkt. ,leii hab ihn ausge-
men, ejus artes detexi.' Hospin. 1683. — 4. Einem
Etwas ausreden, rauben im geist. S. .Hierzwüschend
will ich auch offenbaren, was ich zu glauben ge-
zwungen wird, mir auch dasselbige Niemands wird
ausn.' J,J Breit. 1623. ,Man soll die in Sünden ent-
schlafene Welt nicht erst noch wiegen und ihnen allen
Schrecken des Cometen ausn.' JMüller 1665. Auch
bei Hospin. 1683. — 5. (zu einem bestimmten Zwecke)
auswählen, ausliehen, a) mit Aee. P. a) zu einer be-
- lern Verrichtung, einem Amt. Syn. üsziehen. .Las
sy dorum söllent leiden durch alles land dien zweien
klegern . die man ouch dorum ussgenommen hat.'
1357/1544. Schw LB. ,L'nd also sint wir von den ob-
genanten unsern stetten und lendern usgenomen, ge-
wist und geseilt mit vollem gewalt gen Beggenriet
uf den tag.' 1404, Gl Urk. ,Das wir [die Landleute]
ussgenommen haben unsern landammann und die alten
sechzig und die nüwen sechzig.' 1409, Schw LB. ,Wenn
ein rat in der statt sachen hotten usnimpt ienathin
ze schicken.' 1421, L ßatsb. ,Man hat H. Verren und
1'. Fankhuser usgenomen, die sollen in alle ämpter
riten [usw.]' 1191, ebd. ,Dass man botten usneme
zuo den vordrigen ze schicken.- 1529, Absch. .Nun
haltend sy [die Belagerten zu Greifensee] das tor so
wol vermacht, das die eignossen nüt dadurch inkommen
möchtend, noch sy im schloss heruss. und müestend
die eignossen lüt u., die an einer leitren hinuf zu
einer beigen hinin zu in stigend. die denn sy fiengend
und buudent.' Edlib. — ß) Truppen ausheben, auf-
bieten. ,Dis soldner sint usgenon . . .' 1440, L Reis-
rodel. ,Wenn wir lüt ussnemend in die reis zu zie-
chen, welcher man denn in ietlicher kilchöri ussnimpt,
der sol die reis tuen und gan.' um 1500. Obw. ,We-
liches ort den vogt zu Engelberg hat und krieg in-
fallt, das lat die tallüt u. und züehend under dem
ort.' 1524, Schw LB. .Deshalb gebietend wir üch allen,
ir wellind üeh angents rüsten mit schuech. harnesch
und geweer, ir syend ussgenommen oder nit.' Z Mand.
1529. 1507 erhielt zu Uri nur Sold, ,wer usgnan was.
aber sust warend wol 1500 man da friger knechten,
die muossten alle wider nein.' Edlib. ,Die eidgnossen
wurdent rätig, zu iren pannern uszenemen, und nam
die stadt Zürich 3000 man uss.' HBull. 1572. ,Con-
quisitores, commissarii oder ausnemmer, die die krieges-
leüt allenthalben ausnemmend.' Fris. .Dass jeder, so
zu einer Musqueten ussgenommen, nun fürbass järlich
ufs wenigst sechs Schiesstag erfülle.' Z Mand. 1638.
.Diejenigen Personen, sy sygen glych under die Han.pt-
lüt yngeschriben und ussgenommen oder nit.' ebd.
.Jeder, der auf das Geschütz ausgenommen, soll mit
seiner eigenen Rüstig schiessen.' 1696, Obw Volksfr.
Si hend bin üss schö" me Soldaten üssg'nö", ich mein
der Gorris müess auw gö". JCWeissenb. 1702. .Hette
einer mehr dann ein Harnast und Gewöhr, darzu er
nit ausgenommen', mit welchen er nicht militärpflichtig.
L Stadtr. 1706/65. Auch abs.: .Also warend die eid-
gnossen des uflaufs nüt zufriden, nammend us, woll-
tend sy [die ausgezogenen Freischaren] mit gewalt
reichen.' XVI., Zg Xeujahrsbl. Darum begehre Zürich.
dass man überall , usneme' und sich rüste. 1547, Absch.
— b) mit Acc. S. a) (Tuchwaren) auswählen, um zu
kaufen. ,Als ein Burger mit einem andern Burger zue
einem Kramladen kommen, demselben geholfen Waaren
ussnemen und darumb merkten.' 1604, Z Ratsverordn.
.Da etlich Schnyder einem | ihrer Kunden] von Waat-
lüten Tuech ussnemmend und das Gelt von denen,
die das Tuech zue nemen bevollien, empfahen und aber
dasselb den Waatlüten nit übcr[ant]wurten.' ebd. lti-JO.
,Der Junker sagt: ich beger das Tueh dem Tuchherren
nit zu zalen. Der Schnyder spricht druf: Herr, wann's
also gmeint ist. so nemmend mir grad auch zu einem
Kleid uss.' Schimpfe. 1651. ,Tuch ausnehmen, pannum
conducere, emere ab institore.' Denzl. 1677; 1716.
S. noch Wät-Mann (Sp. 287). — ß) feinen Rechts-
tag) bestimmen, festsetzen. ,Item wurde euch iemand
745
Nam, nein, nira, nom, nuin
746
vor gericht an kuntsehaft ziehen [Zeugen beibringen
wollen] und darumb sin rechtlich tag nssnemen, der
sol zue ieglichem zile derselben rechtlichen tagen
öffentlich vor gericht erschinen.' 117".. Bs I!q. —
6. refl.. sich auszeichnen. .Albisrieden nimmt sich
durch einen reichen Obswacbs in seinen Kornfeldern
aus.- AHöpfn. 1787/9. .Usgenommeir, ausgezeichnet,
ausserordentlich. .Grosse ussgenomni liebi.' XIV., Obw
Predigt. — üs-neme(n)d: 1. Adj.. vortrefflich B;
Gr. Üsnemendi Milchchrüter Gr. En üsneme*di Frau
BBe. .Ein ausnemender Grad der Herrlichkeit.' Sintem.
1759. — 2. Adv. B; Z. En ü. guete" Herr BBe. En
ü. guete'' WV Z. ■ — 3. als Subst. n., Extrem. ,Er ist
ein unaufhörliches Widerspiel seiner selbsten und fällt
Ton einem Ausnehmenden auf das andere.' Sintem. 1759.
use"- s. us-hin (Bd II 1339).
herüs-neniig. .Sobald sechs wuchen und dry tag
verschinen, so sye er harusnämig [herauszunehmen]
und werde an gnad mit dem swert gericht/ 1489.
Waldm. Aufl.
ver-neme": 1. wie nhd. allg. Mit Acc. st. ron
Etwas: Wo d' Metzger Öppis Feistes verwind, hend
g'wüss irer zeche" d' Nasen im Stall inne". Zg Kai.
1882. — 2. Jmdn einvernehmen, verhören AlBb.;
Te; Z. — 3. durch Erfahrung kennen lernen. ,Und
wärend s' [die Feinde] zue uns uf d' wite kan, si het-
tind wol ungschaffen menschen [grobe Leute an uns]
vernan!' 14tiS. Kriegslied. — 4. merken, verstehen.
Aber d' Herrn' heigi" oich vernö", was dum Stubwofw
si uis'iitädrot, vorgiplugetsehot und zuogebischmot wor-
du". W Sagen 268. ,Din schalkheit ich gar nit ver-
nam, als ich erstmals hie zue dir kam', sagt der ver-
lorene Sohn zum Wirt. Salat. ,Glych, wie ich nit
könnt v. [begreifen] die antwurt. die d' mim knecht
hast gen, glychs ich mag sagen ouch hieby: Ich kann
noch nit gnuegsam verston, wie myn brueder werd
uferston.' Fcnkelin 1552. — 5. vom Jagdhunde, die
Fährte aufsuchen; tr., dem Jagdtiere nachspüren Z
(Jägerspr.). — 6. übervorteilen. Syn. über-nemen. ,Die
Wirt sollen die Gest der Urtinen und Pfennwerten
halben nit v., sonders sich gegen denselben aller Be-
scheidenheit halten.' B Mand. 1628.
vor-: seinen Teil (an einem Erbe) vorausnehmen,
vor der eigentlichen Teilung. Id. B.
für-: 1. mit Acc. S. oder abh. Satz, a) vornehmen,
an die Hand nehmen, anfangen B. Me" muess d' Sach
[z. B. das Kneten des Teiges] vil exakter f. B. Wie
ne"-si [die Bienen] 's denn och fir, wenn si usi und
inhi* [durch die Fluglöcher] gän? CWälti 1848 (für
BGr.). .Das ir üwer volmächtig bottschaft zu Luzern
haben uf S. Bartholomey tag, mit uns und andern an-
zusuchen und fürzunemend, wie zu tuend sy.' 1474.
Geschfo. Ges. 1847. .Mit verwarung statt und schloss
so tag so nacht das best fürzenemmen.' 1475. Bs Chr.
.Alls mit wol erwegnem rat f. und handien.' 1531,
Strickl. — b) anfangen, sich zur Gewohnheit machen
B; S. Er het fürg'no* z" tubacke", z" spüe*. Ich ha" 's
auc'' fürg'no", mit de" Nachtbuebe" uf der Gass ume"
z' striche". BWyss 1863. — 2. mit Acc. F.. (für, zu
Etwas) in Aussicht nehmen, bereit machen, vorschla-
gen, bestimmen. ,500 knecht wider die fynd f. [aufs
Piket stellen], dass der küng damit raöcht verstan,
an dem friden, so er villicht meint betädingt werd,
unser allenthalb nützit syn.' 1476, Ochsenb. ,Nach
abt Uolrichs tod ward einer mit gar grossem span
zuo abt fürgenomen.' Vad. — 3. anzeigen. , Jesus
spricht: die gsunden dürfend des arzets nit, sunder die
kranken, fürnemende, dass die barmherzigkeit Gottes
bereit sye, die sünder zue allen zyten begnaden.'
Zwixgli. — 4. gerichtlich belangen, meist mit Zusatz:
.mit recht' (1490, LRotenb. Amtsbuch; 1567, Z Urk.;
Fris. ; Mal.), .mit dem rechten' (1444, Absch.), ,mit
geischlichen, ordenlichen rechten' (Edlib. ; L Stadt-
recht 1706/65), ,am rechten f.' (1539, B Rq.). .Wäre
dass die von Zürich die von Swyz nüt wöltind klegt
überheben, mögend si die von Swiz f. an den enden,
da das billig ist.' Edlib. .Solche vorzunemmen, zu
Red zu stellen.' Bs Polizeiordn. 1715. Auch mit Acc. S.
Dass der Abt seinen Amtsleuten einschärfe, dass sie
.den friden [Bruch des Landfriedens] und andere laster
tapfer f.' und jeden nach Verdienen bestrafen lassen.
1541, Absch. — 5. angreifen. ,Das der Burgunsch
Herzog ganz willen und fürgenomen hab, uf zinstag
schierst körnend herus von Losan für Fryburg oder
Murten ze rucken und da fürzenemen.' 1476, Ochsenb.
— 6. abs., = üf-nemen II 2 THSteckb.; ZHirzel, Kn..
Mönchalt.. 0. Hast du am Sunntig i" der Chille* für-
g'no"? Vgl. noch für-geben (Bd II 89).
Dem schriftd. .sich vornehmen' entspricht in der Mundart
ebenfalls: sich vor-ne". allg.
Für-nemen n.: Vornehmen, Vorhaben, Vorsatz,
Absicht, ä. Lit. (bis ins XVIII.).
füre"-: hervornehmen, -holen, allg. Eim sini
Buebe'stückH [Jugendstreiche] f. Ndw. S. noch hinden-
für-hni (Bd II 1346).
bar- Schw; Uw; Zg, belur- Ap; GT., sonst her-,
in BsStdt tere"-: her-, mitnehmen (z. B. von Arzneien,
Krankheiten | ; züchtigen. S. noch giehlen (Bd II 108).
Auch : Jmdn in Misskredit bringen GT.
näch(hin)-: refl.. sich nachmachen, anstrengen.
Er muess-sich e" chli" nache'ne" Z (Spillm.). Im Üb-
rigen s. näch-hin (Bd II 1352).
z'sämme"-: 1. zusammennehmen, sammeln, allg.
— 2. in prägn. S., schätzen, hochhalten Th; Z. Syn.
z. -schlecken. Im Winter wurdind-er s' z., sagt man
etwa zu Kindern, die im Herbste die Trauben ver-
geuden. Bes. auch wenn man etwas Besseres mit
etwas Schlimmerem vertauscht hat: Die Tütsche" wur-
di"d iez de" Bismark wider z.
2 geht von der durch die Nebenvorstellung des Acht-
samen, Sorgsamen bereicherten Bed. 1 aus.
z'weg-: 1. Etwas zur Bearbeitung zur Hand
nehmen Bs; Uw; .aggredi opus.' Id. B. Wenn-mer-se
[die Verfassung] dernöeh in nun Jöre" noch einisch e"
chli" z'wegneme", so giH 's eso nödinöck e" Stuck drüs
Bs (Seiler). — 2. hernehmen, hart mitnehmen, plagen,
phys. und geistig Bs; B; L; G; Sch; Schw; Th; üw;
Zg; Z. ,Defatigare, de morbis.' Id. B. ,Derfür :'u\,
ad satisfaciendum cogere.' ebd. Die nimm-ich z'weg,
das Lumpe"pack! Der Schätztag ist uf morn a'g'seit.
EFeurer. 's hed Hänge" z'ueqii'nu". oh er 's Mulidär-
stoirg'setz sott a*ne" oder nid UwB.
zue-: 1. intr., wie nhd. allg. Spec, körperlich
gedeihen Th; Uw; Z. ,Das kleine Kind nimmt brav
zu.' 1810, Z Brief. — 2. tr., hinzunehmen. .Mit so
vil riehs, als sy gewintret habent, und mit keinem
zuogenomnen.' 1394, GRJen. Archiv. — 3. zueche"-n.,
das junge Kind zum Stier führen Schw; Syn. zue-lassoi.
zer-: aus einander nehmen, zerlegen, zerstören;
vgl. :er-gänzen (Bd II 387). .Dieselben kirchen [haben]
747
Natu. ncm.
nun. iioin. nuin
748
die mönch widerum zernommen und getrennt und
demnach die heuser samt der kirchen zergon lassen.'
Vad. ,Die erüz und monstranzen und Zierden [haben
sie] zernommen.' Kessl. Schlichten: .Und hattend die
von Basel 1000 mannen im harnasch, ob sich iendert
zerwürfnuss erhueb, dass man die z. mocht' Vad.
dank-nemig: dankbar. ,Also dass wir der Über-
lieferung [des Vermächtnisses] halber d. und sonders
wohl vergnügt sein.' 1667, Sch. .Disen Vergleich haben
bemelte Parteien d. angenommen.' 1725, ZWang. Urk.
— Dank-neniigi f.: Dankbarkeit. ,Er empfahet
kleider mit danenemigi.' 1314/21. Klosterregel.
Vgl. nihil, danenaeme, mit Dank angenommen ; dankbar,
dtiwnaemecheit, Dankbarkeit.
Neminge° Bs, Nemischdorf Bs, Nimike" Z, .W
mis GRChur; GW.; UwE.: fingierter Ortsn.; s. Gebigs
(Bd II 96).
Nämis wohl als .nähme ich es' zu deuten; betr. den Aus-
gang vgl. die Gr Ortsnamen Igis, Mädris, Thusis, Disentis.
S. auch Nämsi*geu.
nenime", Ptc. g'nemmd, g'nammter PA1. (nach Schott
1842, 322 nemben, g'nembd), in GrPi'. nur im Ptc.
g'namt: nennen. In unserer ä. Lit. sehr häufig, so
Z Ricbtebr. 1304; 1338, Z Urk.; 1372, Pdpik.; 1412,
Z Urk.; Haimonsk. 1531; bei Zwingli; NMan. ; Ansh. ;
Rüef; RGcalth. 1553; Tierb. 1503; Mal.; LLav. 1584;
Com. Beati (Ptc. ,gnembt' und ,gnambt'). ,Nemmen'
und .nennen' neben einander: ,Dass sy das bild Christi
neininend Gott und das bild Marie nennend unsere 1.
frow.' Zwingli. ,Den sonntag nennend wir in grie-
chischer sprach des herren tag, aber in tütsch neminen
wir in den beiden nach.' Gyrenrupfen 1523. — ge-
namt, ,ge-nannt': festgesetzt, bestimmt, a) adj. B.
,An ein g'namtes [verabredetes] Ort kommen.' Gotth.
,Der kuster git dem sigristen in dem hove jerlich zuo
lone ein genand guot an phenningen.' 1311, L Urk.
,Dem kuster ist ouch güseit, das ein genandes wingelt
sülle in die kustrie von guetern, du zu Elsasse ligent,
an den opherwin, der er git in dem gotshuse zu Lu-
cerron zu allen messen.' 1312, ebd. ,Järlich ein ge-
nant gelt geben.' 142(3, THDiess. Stadtr. ,Sy versächen
mit eim genanten gelt.' 1525, BossH.-Goldschm. .Die
Rhiufischenzen verlihend si um ein gnambt järlich
Gelt den Fischeren.' JRüeger 1000. — b) subst. Es
G'namts, festgesetzte, bestimmte (bes. periodische)
Leistung, Summe, Zahl B. Syn. Genams. Er het-ere"
[seiner Schwiegermutter zu ihrem Lebensunterhalt]
müessen es G. ge". .Hühner sollten wir keine haben
im Stock; Eier wollte es [die Solinsfrau] uns schon
geben, so viel wir nötig hätten. Wegen den Hühnern
habe ich Nichts gesagt, aber wegen den Eiern habe
ich gemeint, es sollte ein G'namts sein.' Gotth. .Wenn
die Arbeiter ein Genanntes vom Verdienste einlegen
müssen, so sollte auch der Herr monatlich ein Ge-
nanntes vom Profit einlegen.' ebd. ,Darzue half im
der pfleger und nam ein gnatnpts vom gottshus dar-
für.' Sicher 1531. .Dann vor versehn han ich min
ampt, dass ich darvon han ghan ein gnampts.' 1539,
GScherer 1859. Die von Zürich haben ihrem Amtmann
befohlen, ,ein gnampts wins darzuo gäben.' 1540/73,
Mey., Wthur. Chr. ,Und soll man am Tag ihres Jahr-
zits jährlich dem Convent ein Genambts Fisch über
Tisch geben.' RCys. ,Auch dem Schreiber ein Ge-
nampta verehren.' ebd. ,An besondern Grebten wird
ihnen [den Chorschülern] zu Zeiten ein Genants.' um
1020, U Schulordn. ,Der Proviantmeister gibt auf ein
jegliche Person sein Genannts.' Eriegsb. 1044. ,Sein
Genannts trinken, bibere ad numerum.' Denzl. 1677;
1716. — un-ge-nan nt : was man nicht (gern) mit
Namen nennt, a) adj. , Etliche ungenannte sünd mit
einem knaben.' Edlib. — b) subst. Ufnjgnamt Bs; Gr.
U(n)g'nannt Ar; BBe., Hk.; L; GWe.; SchwE.; UwE.;
U; W; „Zg; Z" — m. L; SchwE.; Ndw ; U, n. Ap; B;
GWe. ; W : a) Krankheitsname. 1) = Um-Iauf 2 f (Bd III
1115) ApL; Bs; ß; Gk; SchwE.; Nl>w; 0 ; W ; „Zg; Z."
,Weil der Knecht das Ung'nannte an der Hand hätte.'
Gotth. .Paronychia, vulgo vermis vel morbus sine
nomine sive innominatus, Germanis quoque der wurm
oder ungnampt.' Rüef 1556. ,Für den wurm oder
ungnampt.' Tierb. 1563. ,Der ungenannt, ein bös
wee an den fingeren, phagodaena.' Mal. ,Glychs be-
schicht vil an den fingeren mit dem wurm, den man
von wägen sines unsäglichen schmerzens, desse arsach
nieman grundtlich erduren kau, den ungenampten
nennet.' RGualth. 1584. ,Für ungnampten. Spalt ein
roten schnäg, salbe in mit honig, leg's über, es zücht
den wurm uss.' Zg Arzneib. 1588. ,Er hat an der
einen band gar grosse not vom ungenanten erlitten.'
Mal. 1593. ,Und ist auch wol der Ungenambte; dann
man nennet ihn ja nit. was er ist, sonder man gibt
ihm den Namen, das er nit ist, darumb ist es gewiss-
lich ein ungenampter, ja unbekannter Schade, so nie-
mand weisst, was es ist. So gib du ihm den recht
warhaftigen Namen und sprich: Diser Schaden an
einem Finger oder das Nageigeschwär ist nicht Anders
dann ein Klackbruch.' Würz 1634. ,Von einem Nagel-
geschwär, so vom Pöffel der schlafende Wurm oder
Ungenannte geheissen wird.' ebd. S. auch Grippelen 2
(Bd II 788). ,Für den Ungenampten. Nimm vinedisch
Glas, mach es zu kleinem Bulfer, kernis Mel, ein Seu-
gal und Knoblich, bind das darüber.' ZZoll. Arzneib.
1710. .Wenn du einem Menschen den Ungenampten
vertryben willt, so leg Spangrüeni daruff.' ebd. ,Vor
den Ungnamten. Ein Krotten in ein Trückli getan
und in ein Bündelin gemacht, gefangen vor Sonnen-
aufgang, angehänkt und am 9. Tag wider abgetan.'
ebd. um 1750. — 2) Krebsgeschwür (bes. im Gesicht)
L; „eine Art Seharbock, der zuweilen krebsartig wird
L." ,Ob er gleich an seinem Leib weder den Unge-
nannten noch andere offene Schäden, Eiter- und Pest-
beulen hat.' JJUlr. 1727. — 3) Epilepsie Ap (selten).
— 4) eine Viehkrankheit GWe. ,Ein ross, so den
wurm oder ungnampten hat.' 1595, Aa Rq. ,Wann die
Pferd Geschwär, welche man das Ungenannt nennet,
haben.' Gufer 1673. Vgl. auch Gatting (Bd II 501).
— ß) Name des Teufels L (selten).
Ahd. liiinniil, nihil, lutnutn. nrniiiuii Ulli] in nihil. Xi/ii/mii
gilt als spec. alem. Form. Zu den Ptc. vgl. Schm.-Fr. I 17 17.
er-: 1. mit Acc. P., wie nhd. .Kundschaften und
zeugen ernennen', bezeichnen. 1533, Bs Rq. — 2. nen-
nen, erwähnen. ,Ob die person ernennte güeter des
gemüets habe.' HBpll. 1540. ,Umb ernembte waaiv
1585/1828, Ap LB. ,In das ernemte land.' ebd. .Mehr
wolernannt unser gnedig Herren.' Z Umgeldsordn. 1643.
— 3. namentlich, ausdrücklich festsetzen, bestimmen.
.Eine disputation an eine gelegene walstatt ernemen."
1525, Abscb. ,Dass an jedem ort die bäch usteilt und
einem jeden dort' sin soliderer zirk ernempt werde.'
1525, ebd. , Einen lag ernennen.' 1529, ebd.; auch bei
749
Kam. ii i'iii . nun. liiini. mim
750
Kessl. .Ein ilenden tag allen orten gem. eidgnoschaft
ernemen uml beschriben.' 153s, Zg Schreiben. ,Die
hinderlegten oder ernanten [angebotenen, im Besitz
des Schuldners bleibenden] pfander.' 1590/1687, Bs Kq.
ver-: 1. namentlich anführen. 1(598, Z Weggenz.
Urbar (Ptc. .vernammt'). — 2. Ptc. .vernamt' , nam-
haft, rühmlich bekannt, berühmt. .Die vorgenanten
unser eidgnossen von Schwyz sind von jewelten ver-
nampt erlich biderb lüt gewesen.' 1404, Absch. ,Ver-
nempt lüt.' 1531, ebd. .Der küng, by welchem meh
vernämpter [namhafte Leute] zuo hof waren.' Ansh.
.Hiltprecht, der weit vernant und beschruwen ist.'
Vad. .Augustudunum ist ein alt vernant statt in Gal-
lien.' ebd. .Enitere, verrüempt, hochgeachtet und ver-
nannt sein.' Fris. ; Mal. .Ein huefschmid, der hiess
Appelles, seie in Egypten vernampt gsyn.' LLav. 1569;
dafür 1670: .berühmt' Job, der so mächtig und ver-
nampt gewesen, sitzt ietz im kat.' LLav. 1582. .Be-
schreibung etlicher herrlicher und hochvernampter
personen in alter fryer Rhetia. Durch Joh. Ardüser
1598.' ,Vast brimpt und vernampt.' ECts. ,Was
grossen und vernambten Gebirgs der Schwarzwald
syge.' JRüeger 1606. .M. ist vernambt worden wegen
des Peldstreits, so sich [in der Nähe] zugetragen hat.'
Güler 1625. ,N. N. hinterliess 6 Söhne, von welchen
die 84 vernambter Seelen herkommen.' Grasser 1625.
.Herren der vernampten adelichen Schlösseren Heideck
und Baldeck.' LCvs. 1661. .Splügen ist das Haubtort
im Rheinwald, eine vernamt ziemlich grosse Gemeiiul,
eine berühmte Niderlag viler tausend vorbei Reisen-
den.' NSererh. 1742. — 3. refl. ver-nemme", sich ver-
sprechen, sich in der Benennung irren Ap; GrPi\
Zu 2. Bei Vad. auch die Form .vernantlich': .Die grafen
von Montfort seien am Bodensee herum v. und bei forsten
und herren ansechlich gewesen.'
be- : 1. nennen, erwähnen. .Niemand, so hievor be-
nampt sind, bekümberen noch bekrenken.' 1404, Absch.
,Der ebenempt herr von Toggenburg.' 1428, Gl Urk.
,Vor benempt', vorher genannt. 1412, Z Urk. ,Uf vor
benemten St Johannstag.' 1544, Absch. — 2. ernennen.
,Dry von den fürsten sind benennt und verrednet
[verordnet] worden.- Kessl. ,Zu einem Ehrenamt be-
nennet.' SchwE. Chr. 1752. — 3. Ptc. .benannt', fest-
gesetzt, normiert. ,Ich wil dir järlich zehen silber-
ling und benante kleider geben.' 1531/48. Richter;
dafür 1667: .bestirnte.' .Der künig in Egypten gab
im ein haus und benante speis.' 1531/48, I. Kön. —
be-nanntlich: Adv., mit Namen, namentlich. ,Die
aus dem Pfand verschleppten Gegenstände, b. zwei
aufgerüstete Betten [usw.].' 1875, AARheinf. ,Be-
namptlich einandem by der religion und glouben
schützen und schirmen.' 1532, Absch. .[Nirgendswohin]
b. weder gen Altstetten, Höngg, Hirslanden [usw.].'
1627, Z Ratserk. .Uns unser Pflicht erinneren, b. diser
Pflicht, dass . . .' JWirz 1650. .Benantlichen.' Sch
Mand. 1686. ,Zu dieser Zunft gehören Apotheker,
Krämer und benanntliehen Sekler [usw.].' vMoosl775.
üs-be-: festsetzen, bezeichnen, ausstecken. .Wurde
guot getriben roublich oder dieblich über die zil, als
si uns usbenemmet sint.' 1318, Absch.
be-neimen: 1. bestimmen, verordnen. .Diezwomarc
silbers, die wir bineimet han wuchelich ze gebenne
unsirm herren bisehof.' 1272, Bs Urk. .Ich habe min
guot benennet mit miner erben willen und wüssende.'
1287, L Urk. .Die pheninge ze gebenne an die stette,
Ja er si hin beneimet.' L'290, l!s l'rk. ,Ich han be-
neimet und geben nach iiiinein tode dem N. N. ein
wingarten.' 1290, L Urk. — 2. refl., sich widmen.
,Do sich R. selig beneinde dem gotshus am Ötenbach,
do Iopt er ein hus ze buwen uf ir hofstatt, da er
inne sollte wesen, die wilc er lebte.' 1310, Z Urk.
Xeimikon Neimike" : fingierter Ortsn.; Ort, dessen
Namen man nicht angeben will oder kann Z. — Vou
ueime (s. neisvwa) abgeleitet.
Ganoranien m.: Genosse, Gesellschafter, Freund
BSi. — Wohl zu ahd. -nomo, captor, also gi-nomo, Mit-
nehmer, Mitauteilhaber ; vgl. ahd. erbi^nomo.
numede" AaFH. ; LG.; aScHw. Muo., „numede, -ig
VO; Z", numedi AALupfig, numedig AABeinw., Birrw.,
Dottik., Leer, (auch nomedig), Rein., Ruppersw., St.;
LG.; ScHwBrunn.; ZDättl., <.medig SchwE., tmedigs
aScHw, „emede Schw; Zg", medi(g) U, mede LG., „me-
den ZF.": 1. nur. a) einschränkend, 's sind numede
drü China dert L. 's ist n. mich, RA. beim Kommen,
ebd. Numedig wenig Verstand zeige" AARupp. Vögel,
die asa lange Müler händ, ma" sait-ene" numede Ried-
schnepfe'. Kornhofer 1679. Es Ding wie-n-e" Bad-
gelte"; es nennt-sich medi e" Drumme"Jtübel. Gesprach
1712. Me" häd-em medi g'seit de" Drammbuch [Tam-
bour], ebd. — b) hervorhebend. <x) vor zu mit Adj.
Die händ nummedig z' warm. Häfl. 1813. — ß) mit
Negationen: Nid emedig SchwE.. numedig nit Schw,
nicht einmal. Er cha"" nid emedigs lese" aScHw. De"
g'chenne"d-mer numedig nid ScHwBrunn. Verhext so
Mänger schier si" Chopf, verstünet, denkt und list,
weis mede nid, was 's Höchst am Chnopf an eusem
Stiftsturn ist. Ineichen 1859. Er war mede nid emol
zue-n-is cho" L. Er hed vor Chlupf numede nümme"
[nicht einmal mehr] chönne" rede" SchwMuo. Er mag
numedig nümme" lache". Erzähler 1856. — y) beim
Verbum. 1) in Frage-, Ausrufsätzen. Was wend-er
numedi säge"? Gespräch 1712. — 2) in Befehls-,
Wunsch-, auch Bedingungssätzen; „doch; endlich ein-
mal Schw; Zg." Machet numedig (weidlich)! sputet
euch doch! Aa. Chömme'd n. i" d' Stube" i"e" ! ZDättl.
Chumm numedig, ich gib-der Ei"s! L. Wart numedig!
drohend oder beschwichtigend AARupp. Esset n., 's
ist noch e" Blatte" voll dusse"! ebd. Du muesst n. nüd
glaube", dass... ebd. Bring numedi z' trinke" mit- der
ufa! Gespräch 1712. Wenn sy nummedi bald kämind!
ebd. He, das wäre eba" grad ei" guetar Wunsch, wenn
er numeda bald angiengte, das wäri 's. Göldi 1712.
D' Zürrer hette"d-em fei nüd e" Lcidli Ha", wenn er
numedi vor-ene" uf d' Knü niderg' falle" war. Gespräch
1712. S. noch letz (Bd III 1554). — 2. sogar Schw.
Numede die Eiche" müend die tür ZU eHg'elte" Schw
Muo. N. de" Tschöpen ist vom Schwitze" trüffe"t nasse
g'si". ebd. Numeden i" der Stuben inne" ist d's Wasser
überschösse" [leicht überfroren], ebd. Du magst nu-
mede" sauft g'cho", du kannst sogar ohne Eile dein
Ziel erreichen aScHw. — 3. nunmehr AaDoU., Leer.,
Lupfig; „ZF."; bereits U. — 4. scheinbar bloss ex-
pletives Adv. Wer händ scho" noch ZU numedig, wir
haben jetzt schon noch Zeit AABeinw.. Rein. Mer
wend noch-n-es Fläschli ne" »., wir wollen schnell
noch eine Flasche nehmen, ebd.
So weit über die Betouuug ausdrückliche Angaben vor-
liegen (für AaBeinw., Fri., Rein.; LG.; Schw; ZDättl.), ruht
der Hauptton auf dem mittlem e; nur für AaLeer. sind die
7.M
Xam. nein, nim, nom. mim
752
Betonungen " und " bezeugt. Ohne Zweifel liegt die
formelhafte Verbindung niht fnit, ruutj mi denne, uichtls)
nit-h r als, uur noch (s. Sp. 365) zu Grunde. Zum Schwund
des l vor m vgl. Nü(m) me |Sp. 3115). Der Voc. der ersten
Silbe verrät den Einfluss des syn. »ume" / .• tw. ist dieselbe,
weil nnbetont, zu • geschwächt oder ganz geschwunden. iVu-
medig stellt eine der sehr häufigen adv. Weiterbildungen auf
-ig dar; vgl. amig, bigig usw. S. noch das folg. W.
numend Sch; ZA., Thalh., Obenvthur. numends
SchSI; ZDättl., nomend ZBenk.. Sth., Wl., noment
Si ii. „nomends Sch", nupmend ZRafz, nupment SchKI.,
Stdt; ZWyl (alt nupmedig), nupments ScHStdt, »o*jp-
mend SchBucIi. Eams. ; ThHw.; ZMarth., Oss., Sth.,
Wiesend., no'pment ScnNnk., nopmedem ZTrüll., „wid-
mends, nudmends Sch": nur so. einfach, mir nichts
dir nichts, ohne weiteres, kurzweg, „geschwind";
auch: plötzlich, auf einmal. aaOü. Mo* mir [müssen
wir] üs noment dri* erge" wie d' Sil in'n Sack?
APletscher 1880 (Sch). Er hät-en numends g'nu*
und ane'g'heit. Er ist nopmend [einfach] furt'gange",
abg'sesse*. 's ist ame* Eritig am Morge* früe g'sl",
do chunnt der Heiri zue-mer i* d' Schur mal seit nu-
mänd zue-mer:... CBiederm. 1888. |l>as Übel] ist
nopmend [wie von selbst] cho*. Hii nutmend auch!
man weiss eben den Grund nicht, beschwichtigend
zu Einem, der nach der Ursache fragt ZRafz. Wo-
n-i'h z' Öbi"d heim chu" bi*, isch-mer numend ase*
u'irol icorde" und Im" amel grad mitese" i" 's Bett.
Joh.Mey. 1860. Er hät-mer nupment [ohne Ursache]
Ei*s g'haue". Es iscli n. [ohne Vorzeichen] chu" regne".
Tue's n.i"'s Ghästli i*e* ! es ist gleichgültig wohin.
Mancher Wirt cha"" 's Würtshüs notment b'schlüsse*.
Rheinschn. 1885. Ich ha" da nnnidnd [eben, halt] Ei"s
[einen Trunk] g'no" ZA. Büeft 's und ist noment [auf
einmal] verschwun.de* Sch (Altes und Neues 1880).
Si ist nodmend [ohne Weiteres, plötzlich] umg'heit.
's ist-mer nopmend [auf einmal] z' Sinn cho" ZSth.,
Trüll. (nopmedem). Verstärkend vor z' Mal, auf ein-
mal Sch. 's ganz Schiff' roll hat numend z' mol üs-
g'lärt. Joh.Mev. 1S66. Der Kaiser Nero Mt </' Stadt
Rom numend z' mal a'zünde* lu". ebd.
Der Hauptton liegt t. auf der zweiten, t. auf der ersten
Silbe, während die erste, bzw. zweite einen starken Nebenton
trägt; erstere Betonung ist ausdrücklich bezeugt für ZSth.,
ebenso für SchBuch, wo sie wenigstens in der Pause herr-
schend ist. Seinem Ursprung nach ist das W. identisch mit
dem Vorhergehenden. Das inlautende I ist t. wie dort ge-
schwunden, t. setzt es sich in dem (vou uus mit p bezeich-
neten) labiofaucalen Verschlusslaut fort. Auch hier hat sich
der Voc. der ersten Silbe an den des nebenher gebenden
syn. nume" I, nu(n) angelehnt. Im zweiten T. ist zunächst
Schwund des iutervocalischen d eingetreten (vgl. :<■ Jen zu
zen u. ä.l, worauf </. t an das auslautende n autrat (vgl.
.Niemand'); daran schloss sich tw. eine Weiterbildung mittels
adv. -«. Möglicherweise ist auch Anlehnung an End oder an
die Adv. auf -ment(s) mit im Spiele.
Nnmmele", Nummere* I f.: = Lammelen 1 (Bd III
1266) SchwE.
nurae(n) I AaF., Ke. (selten), Leer., St., Zein.; Bs
(-mm-); B; FJ.; LG.; 1'; Seil; S; ÜBW; UR.; W ; V.e. ;
„Z", ume" AAZein.; Bs; BE.; LE.; S, nome" AASchaflsh.;
PGr. : Adv., im Allg. dem nhd. ,nur' entsprechend.
1. einschränkend AALeer., St.; Bs; B; FJ.; LE.j S;
Obw; U; W; „Z." Syn. nun. D' Bicke'bacher hei*
ume* ei* hübsch i Frau. EIWtss 1863. Gang (njumme"
drum umme", brenn-dieh aber (n)it'. RA., befasse dich
damit, aber hüte dich vor ökon. oder moralischem
Schaden AAZein. Numme* hie und da es Hämpfeli
am-ene* Port. dorm. Nimm es Schlückli, aber ume*
es kli's. ebd. .Wenn es sich nicht schäme, ume" so
mit einem Knecht zu trinken.' ebd. Mach-mich nummu*
wie cinu* ntn dina" Tagiceincrun Wliar. (nach Luc.
15. 19). Doch isch-er uit unimen im Eide* z' bräche*
g'sl"; nei" tcdrlig, er liet auch d' Büecher meistc.rlig
g'füert. Breitenst. Er isch z' Witts uf-em Weg StM
g'stande*, liet ume* [nichts als] si" gross Chittelchnopf
üs'tö*. BWvss 1803. Eh will-mi'* still ha", ume* 'oss
's d' Lüt >iit merke" S. .Kunt ouch numen ein huon
uss dem selben hus.' 1413, Gfd. .Xummend [,numnien.'
1443] ein dritteil.' 1435, Obw Rq. ,Hette mir der rat
nummen ein wort zuegsprochen.' 1439, Bs Schreiben.
.Nument einist.' Zielt 1521. ,Er ist nomen selb vierd
da.' ebd. ,Es ist numuiet umb 3 oder 4 schritt ze ton.'
1529, Bs Chr. .Nit numen einmal' = vielmal. 1529,
Strickl. ,Nit nummen ein, sunder zue vil malen.'
1531, Absch. ,Vil sind von iren sinnen kummen von
frowen liebe wegen nummen [einzig von . . .].' Aal
1549. .Mich fröwt nit mer besunder, in disem zyt ze
leben nummen [auch nur].' Rüep 1550 [: .kummen'].
, Jeder in unserem land sol num ein gweer tragen.'
1550, Gl Rq. .Ich wollt dir numen z' trinken gati.'
Com. Bf.ati. .Nit nummen gmeine Leut, sondern auch
vil vom Adel.' Mvric. 1630. — 2. hervorhebend, a) vor
Nom. Ieh bi* nume* gottsfrö, dass... B. 's isch (n)umc*
War, nur allzuwahr Bs. Es ist nummu* ehalt, sehr kalt
WZerm. Auch mit, zu': Doch iisi Freud isch numme"
z' gross. Schwzd. (S). Er het u. [eig. halt nur] Becht
LE. Es nimmt-mi'* nume" Wunger, wie-n-er 's mache*
[sein Leben fristen] chönn B. — b) mit Adv. Gang
ume*, immer nur, stetsfort B. Es nimmt-mi'11 Wunger,
was De* geng bim Pfarrer will, er ist geng ume* bi-
n-im. Gotth. .Bist flissig? fragte Jakobli. Es war
si-1' nötig, ue"" geng ume* Alles rerheit ist, antwortete
das Mannli.' ebd. Nid im Artist! Du scisch Das albe*
nume* so. OvGreverz 1897. ,Er wöll uns nen die beste
Kueh, die wir heigen in unserm Stal, damit er uns num
wol [nur recht] bezal.1 .Mvric. 1630. — c) mit einer
Neg. N. Nut, rein Nichts Bs; B; S. Er cha** hüt
n. Nüt. Han-ich um d' Tochter a"g'holte*, der Meister
het n. Nüt elericider g'Iia" S (Joachim). Er ist a*-mer
rerbl u"'! het nume" Nüt dergliche" 'tä* [dass er mich
bemerke] B. Er wird all Tag wie leider, und 's weiss
ume* Niemcr, wo 's-em eige'tlig awh feit, nit e'mol
der Dokter! ebd. ,So vil eren und guets uns allen
band bewisen, dass wir es numan nie verdienen kön-
nend.' 1531, Strickl. .Ein grosser Krieg syg für der
Tür, da könne numme niemands für.' MlRiciUS 1630.
,Nume" nit, nicht einmal.' Id. B. ,Der keiser lasst die
gemeinen stand nit numen ein wort verneinen.' 1530,
Absch. ,Was wott ich tuen, könnt numme da [in der
Stadt Bern] nit hau ein Huen.' Mvricäds 1630. —
d) beim Verbum. We**'s ume" nit das Biiebli b'reiehli.
de" angere* möcht 's- es ume" gönne*. Gotth. ,Wend 's
unsrem Völkli sagen nummen, was sy diewyl ver-
richten sollen.' GGotth. 1619. Spec. 1) in Frage- und
Ausrufssätzen. ,\Ver hat ihn gnon [zur Ehe], wer hat
ihn n. überkon?' Stehler 1606. .Wehe, wehe, wie
ist mir gschechen nummen I' GGotth. 1619. ,Wo
kommen sie doch nummen bar?' ebd. 1630. .Wie
gand sie n. mit uns umb, es ist ein Schand, sag ich
kurzumb.' ebd. — 2) bes. in Befehls- und Wunsch-
753
Naiii hem, niiii. nom, mim
754
(auch Bedingungs-)Sätzen, mit oder ohne Ncg. Gang
mimt".' troli nur Bs; B; Suh. Cliiiiiiin n.! (neben
chttmin nör!) AaF.. Ke.j Bs: IS. Nomme* chinim! so
komm doch PGr. Nummen ine"! herein, entrez B>.
Jjüpf-di'* ii..' erhebe dich B. (lallet nume*, ich d'
Ghinder hützutag meisterlös werde*! OvGreyerz 1897.
.Wart n.. Dem will ich sagen ! ' Gottb. Bis «. rüejig !
ebd. Deal' u. o"ch! ebd. ,BI)b u. da! ne verearis,
mane.' Id. B. Bi im selber het-er 'dcnht: b'richt du n.,
U'ihernilch ! Hofst. Gang-mer n. wegg! ebd. (Nju.
ml sn hos! Bs; B; LE.; S. Hc u. uil g'rad si> iirüstisfli ,'
Gotth. N. nit ;' flissig! Zuruf an Arbeitende Bs; B.
Numine* nid g'sprengt! nur sachte, eile mit Weile,
Maxime des Berners; als entlehnte sprw. RA. auch in
Bsj S; Tu; Z gebräuchlich, 's Dötschli war guet, wenn
nomine" 's Pfännli grösser g'si" war. B Dorf kai. 1887.
,Wenn-er n. da war, utinam adesset.' Id. B. .Meinend.
wärend nnmen ir mit üwer paner hy innen, sy wärend
mit der hilf Gotts mächtig- dem herzigen gnueg.' 1 176,
Ochsend. ,Der burgermeister enbot mir. ich sott num-
men haim gon.' Stockar 1519. .Wenn wir nummen
selber wettend, so sind wir herren der ganzen weit.'
XMan. 1522. .Nun schwyg nummen. hafa kein unmuet,
bis gueter dingen!- Aal 1549. ,Ei, lad mir 's [das
Holz] n. redlich uf!' Habeker 1562. .0 dass ich konnte
sterben nummen!- Holzwart 1571. .Sitz nummen
nider, bsinn dich wol!' Com. Beati. .War das Geld
nummen zeit!' Stetiler IijOG. .Mach n. du [Geiger],
was dich gelust, den Hoppentanz old etwas sust.' ebd.
.Tue ihm anzeigen nommen [rkommen], dass...' GGotth.
1619. , Kennt ich 's umb euch verdienen nommen.' ebd.
,Fund ich ihn nur daheimen nominell.' ebd. .Möchten
das nummen wir vermeiden.' Myricäls 1630. , Glaub
mir numme gar.' ebd. ,Wött Gott, dass es n. wahr
war.' ebd. .Ä, tue num gmach!' ebd. ,He, wären
wir nummen daheimen!' 1703, Volksl. — 3. adver-
sativ. Aber numme" [doch] isch's war! Zg Kai. 1882.
Mhd. niium, niuwan, ntnceniti, auch schon numen(t).
Formen mit inl. w begegnen in unserer ä. Lit. bis in^ XIV.
und XV.: ,niwan.' 1280, BsUrk.; 1344/1446, Z Chr., ,uü-
wen.' KvAmmenh., ,nuwen.' 1478. UwE. Hdschr., .nuwant.'
1290, Bs Urk., ,nuwent.' Niol. v. Basel. Zur Aphärcse des n
vgl. (n)it, (Aiidel u. a. In L soll ume* als Charakteristikum
der Kntlibucher Sprache gelten. S. noch nun.
nume" II Ap; GSev., Ta., „T.," We.; ScHStdt; Tu
(in Egn. -os-). nüme", bzw. nime" AkAar., Brugg. F..
Fri., Ke.; Bs (auch itimmi); ti; GRt'hur, Pr., ObS. ; L;
PA1.;GA., T.; ScHHa.; ScHW; S; Th; ÜW; W; Z,
üme" ZLimm., 711(111, bzw. nim AAKued.; Bs; B; S:
nicht mehr (zeitlich). Sitdem de'' Tod üfelw" ist, ist
n. z' lebe" Z (Volkswitz). Es ist-mer leid (defür), i'h
will 's n. tue", allg. Formel, womit Kinder Abbitte
leisten. .Nun ist's dir leid, wilt 's nummen tuen.'
JBinder 1535. Käme" tue" ist die best Buess L; Seil; Z.
,Jag in [den verlornen Sohn] nit mit hunden us; num-
men tuen ist ein herte buess.' JBinder 1535. Ie.:
uird's-mer (bald) nümm(e") besser! Bs; Tu; Z. Aus-
druck des höchsten Erstaunens. Er ist su arm, 's Für
ged [gibt] 110* nomine" [nicht einmal mehr] irarm, so
arm, dass ihm kaum mehr zu helfen ist Ap. Das ist
Hümme" Niit (Das ist Öppis)! halb ironisch i. S. v.
Das lässt sich sehen; z. B. von einer über ihren Stand
gekleideten Person Bs; Th. Das ist numme" schufnj!
Das ist denn doch zu arg B; Tu; Z. Es Inid g'rSgni 1.
er häd g'fluecltet, dass 's nümme" schön g'si" ist Bs-, Li;
Schweiz. Idiotikon. IV.
Tu; '/.. /''' weil, ict chönni nümtn nun Platz, wenn's nid
nur isch! Beteurung Aa. lez bin-i0" glilcklich g'si" und
nümme" [bin es nicht mehr |! Joh.Mey. 1866. Vo' der
Stund a" hät-me" si g'sehe* und nuntme". S< bwzd. (Schi.
Bonapart ist nomine" stolz, er handlet mit Schw&bel-
liolz, Spottvers auf Napoleon I. Apf; ähnlich Bj '/.;
vgl. Schteebcl-Holz (Lid II 1200). Zue-der bin-i'h
". zue-der het 's mr1' g freut, zue-der gön-ieh
numme", der Weg isch-mer z' weit Ap Volksl. Wider
es Liedli g'sunge", wider ch Batze" g'ivunne* ; sing-ich
eil, so haii-i''' eil, vergebe* sing-ich numme*. Volksl.
(Dan.). .Von deshin soll man si [die Allmend] mimen
[spätere Var. ,nümeir] etzen.' 1339/1544, Scuw LB.
,Er soll die selb vogtei genzlich noch ein teil keinem
menschen numer verleihen.' 1394/1420, Foffa. ,Die
Zürcher zue den herren rennen, eidgnossen numme
kennen.' 1443, Lied. , Wir nummen in das Land!' Aus-
ruf bei der Rückkehr aus einer Gegend, in der man
kein Glück hatte. 1527, Stockar. ,So bald die sonn
nit lüchtet, so ist der tag nummen.' B Disp. 1528.
.Lhiss sy nümen äsen übel gestraft wurden als be-
sehenen.' 1529. Strickl. .Den alten lüten sag darvon.
die nimmen mögen nahen kon.' VBolz 1550. .Es ist
nummen lang vor Tag.' 1005. ArdOser. .Ob einer von
Alter nümen möchte werken.' AaWcU. Klosterarch.
Pleonastiseh verstärkt durch angehängtes me. Num-
mc-me1 Ar; „GT.; Seil; Th". nümme*-mer AxLeer.;
Bs; LS; L; ScHHa. ; Tu (in Hw. ii.-iur); ZO. Sels
Blüemli g'sehn-i''' nümme" mi ' . GJKuhn. T1' mag's
nitmme"-mer üsg'stö". Stutz. T1' miech 's iez nümme*-
mer esö. L Nachr. 1865. ,Mir nnmen mer, L)as wider-
fahre mir nie mehr! (formelhaft). .Mir nummen mer,
das ich also badin!' nach einem zu heissen Bade.
HsStookar 1521/9. ,Mir numen me ein [ein so teurer
Arbeiter].' ebd. ,Numer mer kein ansprach noch nach-
langen mer haben.' 1529, Senn. L'ik. ,Nu gwinnt's
kein narr nümmerme guet.' Gengenb. ,Herr bhüet,
das sind mir selzne mer, das hett ich gsinnet nünimer-
mer. ' JBinder 1535. .Darnach lüt man numen mehr
biss zu osteren.' 1588, Schw. ,Er soll recht tuen und
nomen mehr spillin.' 1598, Ar.
Mini. iii>: uniri. mit den Nbff. nimme, numme, nümme usw.
Doch ist auch Herleitung aus der Verbindung nit-, nul-,
uüd-me in Betracht zu ziehen; vgl. Nüm(m)i aus N&t-nte
(Sp. 365). Geminierte Ausspr. des m ist bezeugt für Bs;
B; Seh (zum Unterschied von nume" II; Schw. Die Formen
mit i gehören im Allg. MAA. au, die ii zu i entrundet haben;
doch gilt nimme* auch in BM., S. (gegenüber nümme* BE.).
Bei Gotth. begegnet abwechselnd nimme" und nümme*, ebenso
bei GJKuhn 1806 und 1819. BVVyss 1863 hat nümme",
nümm und nimme", Breitenst. nimme" und nimm. Ähnliches
Schwanken ist in der ä. Lit. zu belegen: .uunuueu' neben
.nummen.' 1380, L Urk. ; .nummen, nüinmen, nimme.' Zwingli.
Zu üme* vgl. Anm. zu nume* I. Die einsilbigen Formen er-
klären sich durch Wegfall der unbetonten Silbe in schneller
Rede (bes. vor folgendem Voc); vgl. wig(eM), Niem(er), geet(e> i
nsw. Ans der ä. Lit. seien ic-li folgende Formen angeführt:
,nümer.' Edlib.; Enef 1540: Tierb. 1568; RBeger 1606,
,nümert.' 1567, Schw. ,num(m)en.' 1502, Z Anz.; 1530,
Jerem.; Kessl. ; Aal 1549; Ruef 1550; Haberer 1562; 1597,
L Osterspiel; 1601, Ardüser. .nünian.' 1535, ZGriin. Amts-
rechn., .nümme.' Gengenb., nimmen. ' GGotth. 1619, ,nimme.'
1523, Bs Schreiben; Ansh.; Myricäus 1630, ,nim.' Gengenb.;
Bolz 1550, .num(m)en.' Stockar 1519; Vad. ; Rnef 1550;
Fnnkelin 1552. Über Mischung mit niemer (Sp. 369) s. d.
Zu der dort angeführteu Form .niemerg, -arg' vgl. ,nüm-
merg.' ThPlatt. 1572. Hie pleonastische Erweiterung n -mi
wie iu nhd. .nimmermehr' und in A"5t-me-me (Sp. 365).
48
755
Nam ninn. Namp — 1111111p. Nams— nums
756
Nummere" II f.: Nummer. 1. wie nhd., z. B. Loos-
uummer. Mer müend ij<>" X. sieh* AaF., Ke. Beim
Teilen des abgeschlagenen Holzes im Walde macht-
me* X uf Holzspä? und tuet s' in en Huet in," .um
Zieh" ZZolI. — 2. übertr. ('s) Nummeren Ei*s, .las
Erste, Ausgezeichnetste unter Sachen und Personen,
auch das Erste, was zu tun ist. das wichtigste Ge-
schäft Bs; B; Tu; ZS. Chäs N. Eis B; Z. Da" [die
Kostenfrage] ist würklich aueh noch e* N. für cu Ma",
wo 5 — G Ghind hat und alle* neui G'sangbüecher chaufe"
mo [muss]. Gespr. 183S (Sch).
Auch in der (lat. oder it.) Form Num(m)ero; s,. in ]!s; 1!
(ausschliesslich) und zwar n.: ChrUteli, lue' doch dtv tiummero
a* I B. Er ist in Numero Sicrter. ,Nnu aber heis>t ,-^ Nu-
mero lustig.' Z Kai. 1837.
Für-: Hausnummer AaBrugg.
Eig. Assekuranznummer; die Häuser wurden im Anfang
dieses Jahrb. zuerst für die Brandversichernng nummeriert.
ver-niemperet: verzogen, verschroben, unleserlich
(von der Schrift) ZDietl. — Vgl. chniempen (l'.d III 74l').
nuinpe": schlummernd mit dem Kopfe nicken Ar.
<ie-nams n. (Dim. G'nämsli ZBenk., Fluid.): zu-
gemessener, bestimmter Anteil, Kation, gewohnte
(knappe) Portion AaF., Fri.. Ke., Leugg. ; Bs; BBrisl. j
„VO;" LSemp.; ScnSt; 8; ZWthur, Rafz. Syn. Or-
dinäri ä c (Bd I 442). Si hend eister nur 's G. L.
I'" ha* all Tag mi's G. AaWoIiI. Er trinkt si* G.
ScuSt. Ein Milchkunde nimmt nicht mehr als 's G.,
immer gleich viel LSemp. Er het 's G. g'nu*, mit
Bez. auf Speise und Trank ZRafz. Er het si"s G.
übercho", den ihm gebührenden Anteil S. Das isch
si*s G., sust het-er Nüt z' heusche", z. B. von vorher
bestimmtem Lohne Bs. Em Boss si"s G. Heu In" gi".
Schild 1885. Kit g'nau icüsse*, was 's G. ist für Winter-
proviant bi de* junge* Schwärme* [Bienen]. BWvss
1885. ,Uf die zyt machtend min herren us den mün-
chen korherren und gabend inen ein gnams und jet-
lichem sin ding besunder, wie es denn geordnet ward,
von körn und win und gelt ein guetin summ imer.'
1525, Stockar. .Keiner sol für den andern len-küe
nen, das er im ein genams darvon gab.' um 1530,
UUrs. Rq. Auch als Adj. i. S. v. abgemessen, genau
AaF.; LSemp. Das Miss ist nur g., wenn kein Tro-
pfen Zumass gegeben wird LSemp. Ie" cha"* nur es
g'namses Mes ge* oder: Gib 's Mes g'nams! sagt die
Bäurin, wenn ihr Milchvorrat nur gering ist AABremg.
Wahrseh. aus G'-namte (s. u. nemmen), viel], unter An-
lehnung an ,namsen.' Die vereinzelte Angahe O'nämli aus
/Mi. im (es isi-mir am wöUte*, wenn-icn mi*a fi. hu") ist ohne
Zweifel Schreibfehler für G'nämsli.
namse" Ar; B; Gr; G; Seil; Tu; U; Zg; Z, nennst"
Xnw: 1. a) (mit Namen) nennen, erwähnen. aaOO.
Ich chann-ne* net n. BSi. Sogar im-ene* Buech [von
Goethe] ist De'' g'namset worde". Scuwzu. (ScnStdt).
Worum Cheste'baum :' Horb himle" so g'namset wird.
Zg Kai. 1872 (Eis.). So könnte ein Bote von Luzem
in den Orten anderer Religion bei dem Schwören auch
dir Heiligen .dazu n.' 151:!, Auscu. ,Wir wellend nie-
mand n., damit niemand antastet werde.' Vad. , Welches
[das Lehen] St (Jrban dein h. Pabst als einem Patronen
zugeeignet und nachgeuamset worden.' RCvs. .Sich
Gnad Herr nit n. lau.' HRRebh. 1620. .Wüsste die h.
Schrift eine grössere Pein als Feuerspein, sie namsete
dieselbe und bildete die Pein der Höllen damit an.'
l'W iss 1672. .Solchen genamseten [obgenannten] Vogt
in das Gelübt nehmen.' 1722, Bs Vogtsordn. .Pargell
oder aucli Prejulien, wie es einige n. wollen.' Serkuh.
1742. S. noch Französ (Bd I 1312). — b) refl., heiasen
BE. ; ZO.f Der Ort namset-si"* N. .Gältgyt, das nams
ich Sparigkeit, Hass namset sich die Grechtigkeit.' Joh.
Mahl. 1074. - 2. (zu einem Amt) vorschlagen bei
einer Wahl Ap; Th; Zf; „allg." ,Wen Gott euch in
euren Herzen namset, den erwehlet.' FWvss 1073.
.Nach Ausruf des Landschreibers, ob und wer andere
n. wollte, wird der Landammann durch das Mehr er-
wehlt.' Leu, Lex. 1763. — 3. ausdrücklich bestimmen,
festsetzen G (Zahner). ,Er möge fordern und n. [als
Entschädigungssumme nennen] was N. X. [der Schä-
diger] gen solle und raüessi.' 1549, ZWthur. .Gelegen-
heit und geschickte zyt n.' 1581, FPlatt. Ptc. ,ge-
namset'; vgl. ge-namt (unter nemmen). ,Derhalben
man ein genamset galt darauf ausbeutet, wer der tier
eins mit der büchsen scheusst.' Tierb. 1563. ,Die an-
sprachen, so von väterlichem erb und guet haneichend
und darumb keine genampseten underpfand sind.' 1578,
Z Rq. ,Ein genamset Heuratgut.' — 4. mit Acc. S.,
rügen, tadelnd vermerken, hervorheben ZBauma.
über-: verkehrt benennen. Von einem Mann, der
den Familiennamen .Gut' führte, aber von bösartigem
Charakter war, wurde gesagt, er sei übernamset Z.
he-über-: mit einem Übernamen belegen. WHu-
ber 1787.
er-: 1. mit Acc. P., ernennen Bs (Spreng). ,Der
Kaiser hat aus dem Rat zum erstenmal dise adenliche
Herren zu Schultheissen ernambset und gesetzt.' Fr
Haffner 1066. ,Es solle ein tauglicher Obmann er-
nambset werden.' 1685, Obw Rq. ,Der von Gott selber
ernamsete Cronerbe Sauls.' JJUlr. 1727. .Zu dem
Haubtmann der zwoten Compagnie ward Herr 0. W.
ernambst.' Bs Chr. 1779. — 2. mit Acc. S., nennen,
angeben, bestimmen. , Alsdann in der kornhusordnung
ein stund gesetzt und emampset.' 1586, Z Ratserk.
.Wo ein Pfarrer besorgete, dass ein Husvatter die
Synen uf den ernamseten Sonntag nit schicken werde.'
7, Kirchenordn. 1628. .Ich Hess sy ersuchen, mir die
Stund zu e., wann ich konnte zu ihr kommen.' 1662, Z.
, Einen Ort [zur Versammlung] emambsen.' 1668, Absch.
.Handschriften, welche einsen Hab und Gut in genere
zu Unterpfand e.' 1070, Z Rq.
üs-: deutlich mit Namen nennen. Er hat frlli'1'
üsen Kanton nit so dütsch üsnamset, hat 's c* wengili
rerwelschet Sch (APletscher).
ver-: 1. mit Namen nennen, namentlich anfuhren,
bezeichnen, a) mit Acc. P. B. Ieh chann-ne* net v.
BSi. ,Es wunderten sich Alle darüber, dass der Nägeli-
bodenbauer keinen [Schmäh-] Brief bekommen, da er
und seine Leute in andern Briefen so stark vernamset
waren.' Gotth. — b) mit Acc. S. .Für den Fall, dass
er sterben sollte, solle er es irgendwo v. (anzeigen],
wem das [(unterlassene] Geld gehöre.' Gotth. ,Mit
dem Weibel zu des Schuldners Haus gan und die
Pfänder vernambsen.' 1070, BSi. Rq. .Obvernamsctc
Gemeinden.' 1680, B Schiedspr. .Diese letzt vernara-
seten fünf Ort.' B Postentar. 1749/01. ,Von denen
7.-. 7
Naius — nums. Naint mimt. Namz — m
Vau nun
758
ausländischen Scheidmünzen Jie hiernach vernamsete
in ihrem bisharigen Gang lassen.' B Münzmand. 1756.
— 2. ernennen. ,Zwen durch den Castlanen vernamb-
sete Obmänner.' 1670, BSi. Rij. Den Schultheiss und
den Stadtpfarrer .v.- 1781. Absch. — 3. rett., heissen.
Er vernamsel sich N. BSi.
be-: I. mit Acc. P. oder S., (be)nennen Ap; Gl.
.Der hebräer sprach art ist, oft die kind nit b., sunder
under den eiteren vergryfen.' Zwixgli. .Wider syn
eigen wort tuen, wirt nit für ein macht benamset,
sonder für ein onmaeht.' B Disp. 1528. ,Die Ort sollen
sich mit ireru namen benampsen und underschriben.'
1529, Absch. Herold vor dem 1. Akt: ,I>ie kurz
histori will ich bnamsen [die Fabel des Stücks an-
geben].' Aal 1519. ,Du sollt gheissen, bnamset syn
ein hund.' Rcef 1550. .[Die Anwesenden] mit nammen
benamsen.' LLav. 1569; dafür: , nennen.' 1670. .An-
ziehen' (d. h.: in einer Rede namentlich anführen)
Bs (Spreng). — 2. (durch Nennung des Namens) zu
Etwas bezeichnen, bestimmen. .Ein frömde man oder
wip, der gen Brattelen zühet. mag einen [Leib-]herren
nemen, welen si wellent, und sol noch mag dannanthin
deheinen andern benompzen noch dienen.' Bs Rq. .Die
kundschaft b.\ Zeugen mit Namen bezeichnen nnd
vorführen. 1529, Absch. .B.. bestimmen, pronuntiare,
nominare.' Mal. .Wäre Sach, dass unter Ehelüten
kein .Morgengab benamset [stipuliertj wäre.' 1617, Th
Rq. .Die Contractus werden underscheiden in wahre
und benambsete Contractus und in unbenambsete.'
SMitach 1709. — 3. ernennen, .designare' Bs (Spreng).
,Dass er uns fyn grüst [zum Kriege] find, drumb
bnamsend einen, ders versech.' JMürer 1559. ,Die
Haubtlüt in den gemeinen Vogteien sind den Land-
vögten zue b. überlassen.' 1673, Absch. — 4. .aus-
stimmen', wahrsch. durch Abstimmung auslesen, er-
wählen Bs (Spreng).
Iu Bed. 3 auch .benamsamen' : ,Dass die pfarrer durch
die gemeinden beuamsamet und erweit werden.' 1530, Absch.
,Zue einem diacon fürgestellt und benamsamet.' 1533, Egli.
Akt. ,Zue predicanten benamsamet und erwärt.' ebd.
Benamsing f.: Benennung, Erwähnung ZAnd.
.Einige bei dem Gartenbau vorkommende Benamsun-
gen.' JCSulzer 177_'.
»Xe'msi°ge°: fingierter Ortsn. in der RA. vo* N.
si*, lieber nehmen als geben, eigennützig sein L."
Syn. Xcmi'ge*.
Xirams n. : eine Glücksgabe, z.B. eine Erbschaft,
Heiratsgelegenheit Uw; Z. Das ist (war) es N. für
in! Auch von Missgeschick: Die Uberschwemmi'g
ist es herts X. für die arme" Loit UwE. — Eig. Im-
perativisch: ,uimm es!'
G'nimms n. In der RA.: 's G. i* bed Hand, ein
delikates Nehmen SchwE.
H ind er-Nim ms. Nur in der RA.: am, im H.
si", im Nachteil sein Gl. Mit eine" Verfassi'gsrät nä°*
der Volkszal tiäre'd mir ehli" Kantu" am H. Gl Volks-
gespr. 1834.
nimse": stibitzen SBib. , Die [Geistlichen] so die
pfruenden verlichind und die nutzungen nimsetend.'
Vad. — Bei Vad. ist viell. ,minsetend' |s. Sp. 335) zu lesen.
„Nimsi: = Nemsi'ge* Z."
G'namt Gl; GrL., Pr. (flecl : min ß'namti, Nö
G'namte*), G'nannte* GaSpl., B'nannt Gl m : =
G'nam, meist in der Verbindung: min G. In Gl bes.
der gleichnamige Taufpate.
G'näinti f.: Frauensperson mit gleichem Tauf-
namen Gl.
Eig. doch wohl identisch mit dem syn. G'nam mit an-
getretenem participialem t. bzw. Anlcl g an das Ptc. von
nemmen. Vgl. ge/ründ (Bd I 1305/6).
Neintig. in der Verbindung die X.: vor einigen
Tagen, letzthin. Syn. die Tag. 's chönnt d' Faktörene*
si", si isch die N. go" Basel. Hebel. Ussers Joglis
Schirigeri" ist ä nembdig <in-iiniiin Opfel-Küechli er-
stickt. JCWeissesb. 1702; dafür 1701: ist nembdig. Es
hin! -mer die nembdig Eine'' erzeilt. Gespräch 1712.
Wie die Wi'länder die näindig da durchä" 'zöge" uf
Will zue. ebd.
Eutstellung aus ncim(c*) di<- Tag I-. neismcan) mit Re-
duktion des et zu c vor der Doppelconsonanz und Abschwä-
chung des zweiten Teils (vgl. Sunntig usw.)?
ge-namzen: gutheissen, anerkennen. ,Die [beide
Parteien] sich vor uns des schiedes erchanden und
in genemzoton.' 1277, Z Urk. .Und genamzete si der
vorgenante Wernher von ime also ze neinende.' 1292,
Bs Urk. Die zwei streitenden Parteien werden ge-
fragt, ob sie den Entscheid des Gerichtes sich wollen
gefallen lassen ,ze schaden und ze verwinnen; dez
verjahen und genamzeten beide teil offenbar.' 1307.
Z Urk. Für den Verzicht auf ein gewisses Recht
habe der Berechtigte .willcklich genämzet und em-
pfangen 14 pfd.' 1331. ebd.
S. noch Ben.-Müllcr II 1. 370 a, Die Bed. macht Zu-
gehörigkeit zu ge-näm wahrsch., so dass eine Grundform
genümezen, genaemezen anzusetzen wäre.
Xan, ueii, niii, liou, nun, bzw. nanu usw.
Näni I n.: Grossmutter GnPr. — Dini. zu Nene"
ls. Am" Bd I 247).
Näni II, Dira. Näneli Bs: 1. Worte, mit denen man
Kinder in den Schlaf singt Bs (Spreng). — 2. n., Bett-
chen Bs, Wiege GRVal. ; G. In's Näneli, ins Bettchen
Bs (BMeyer). Soli, sali, Popa, roli, dass di'h der I 'ser-
herrgott holt, uf-eme" goldene" Schlittli, Vatter, Mueter
mit-ni", Xini Xani obe" drüf, se chunnt das Plunder
us-em Hüs G.
Vgl. churw. nanna, Wiege, ir << narrna, zu Bette gehen, fer
(Im nannu, (beim Wiegen) einschlummern, schlafen. S. noch
Ninä 11.
Nänne" f. AaKu., L.. Schinzn.; Bs (auch Nänn);
BBrisl.; F; L; S. Bim. Xiinm AaF.; Bs; L; SchwE.;
S: 1. a) Mutter (Kdspr.). aaOO. A: I<* muess-es z'' rsch
deheime" mitten Eitere" säge: B: Ja was, dlm Diidi
und dir Nenne" sage"! Schild 1885. .Xenni, gP'-mer
Öppis :' esse*, rief der ältere Bub und blickte mit
hungrigen Augen an die Mutter hinauf." AHartm. 1852.
- b) Grossmutter (Kdspr.) SchwE.; SL. — 2. eu alti
Nänne*, altes Pferd (derb) L; S. Sprw.: Eu alti
7 '
Nim. neu. ii i 11. non. min
760
Nenne' hilft huse" S (Schild). — 3. Familienn. Ap.
..luh. Nänni, Pfarrherr zum Spycher.1 1652, Robner.
Für Beil. -J kennte wegen des Pferdonamens Liai auet
an .Vo'nwe" = Anna Is. Ed 1 2601 gedacht werden, doch wird
Letzt res für S zurückgewiesen. Zur Etymologie diesi Lall-
wortes vgl. Gr. WB. V 1338.
N'äni: Lena PAL
Naimi n. : 1. einfältige Weibsperson AaHoIcL, Leer.,
Schinzn., St. (auch Näuni); „Kind, Mädchen, das mit
possierlichen Gebärden, zumal nachlässig wankend
und Einfalt verratend, sich bewegt, geht. Du bist
es X. oder: du maclist wie-n-es X. Aa." Syn. Nau""ri.
— 2. dummes Gesicht. Es X. mache", den Mund ver-
ziehen AALeer. — Wahrsch. ist bair. nauneln, (unter Tags)
halb schlummern, Naunler, schläfriger Mensch, zu vergleichen.
ne2nnen: unten Ap. Bö, dei, de3 n., dort unten.
Z' änderst n., ganz zu unterst.
neiin). bzw. im", in}", ni2": im Allg. wie nhd., wobei
das zu ja (Bd III 1) Bemerkte ebf. gilt. 1. Ausdr. der
Verneinung, a) alleinstehend. Ks ist Ei"s e"ke" Ma*",
wenn er nid n. säge" cha"". Ineichen. Es ist nit X. Bs;
B; Gr; L; S, es soll (de") nid X. si", heissc" Gr. es
wird eine Bitte nicht abgeschlagen (werden). Wo-n-ech
cha" es G'falle" tue", soll 's nit Nei" si". L Nachr.
1865. Er tut- mer chönne" heusche", was-er welle" lut,
es ist nie n. g'si" B. .Wenn es mir Etwas zu Gelallen
tun kann, so ist es nie N.' Gottii. .Wenn du was
mangelst, so sprich zu, es soll nicht Nein sein, wenn
wirs einmal haben.' ebd. ,Ze klagen, wie man uns
schinde, ist nit nein.' UEckst. — b) verst. a) durch
Verdoppelung, Wiederholung, allg. Xeino nein ! Ulla.
Meist mit Verkürzung des schwächer betonten ersten
nein zu nä, nn, n% Aa; Ap; Bs; B; Tn; W; Z. Auch:
nä-nä-nei"! oder na-na-na nai"! Bs; vgl. wo(l)-'wöl.
— ß) durch Zusätze. Xein-e GrKüdL, nei"-ä GP.h. =
mini, ueinä (vgl. ä III Bd I 2). N. nid Gk; n. g'wüss
nid B; Tb; /. : n. auch Tu; Z; n. wäger (nei") Th; Z;
n. ieiirli'h AaK., Ke.; n. b'hüet-is (nei") Bs; B; Gr;
Th; Z; n. biwar-is (nei") Gr, näbiwar Bs; Tu; ZO.,
S. (vgl. Gott Bd II 514; frilich i Bd I 1269); e nei",
abwehrend, ablehnend li; iere"-nei" B, jere*-nei*.
Gotth.; o we-na Sc» (Kirclih.); ha-a n. Gr (s. ha IV
Bd II 847). — y) nach mhd. Art durch Setzung
eines auf die Frage oder Bitte sich beziehenden Pro-
nomens nach .nein-: .Gedacht min hiut ieman? nein
es!- Boxer. ,Tuond uns die Glarner in üeiloch [einer
Weide] dekein leid oder etzent sy da? do spreche er:
ncines.' 1421, GbUrk. .Wie oft [band] ir mich betten,
dass ich üch gelt lieh! Üch ward zue antwort: nein
ich.' I' Kokst. .Bedarf er [der Geizige] oueh so vil zu
siner narung und ufenthaltungV Antw. : Nein er fry-
lich.' EGüalth. 1552. .Wurdest du es ouch lyden
mögen, dass er dich der lugen durfte beschuldigen?
Nein du frylich.' ebd. 1553. ,Ist er so ergytig? Neiner
frylich.' JWoi.f 1561. Hieher wohl als versteinerte
Hoste: nei" du! bündige Abweisung oder Verneinung
GT.; Th; '/AK. Stdt, Zoll. Xeiui (aus nein-ich?) in den
Verbindungen; mini nurlr'1 Ap, neini wäger. Ebel.
mm g'wüss BSi. : niner g'wüss BSi.; ninis g'ioüss BGI
Neinis g'wüss, ich ma> nit wibe", Anfang eines Liedes
v rJKuhn. S. jedoch Bd 1 198. c) in Verbin-
dung mit ja; s. Bd III 1. — 2. in freier, interj. An-
wendung als Ausdruck der Überraschung, Verwun-
derung, des Staunens, auch des Unwillens und Zweifels,
je nach der Situation, nach Art und Stärke des Ge-
fühls in Betonung und Ausspr. mannigfach wechselnd.
allg. a) alleinstehend oder verdoppelt. Deich au'1'!
Jen miiessc" -schi noch in ir alte" Tage" ra" Hiis und
Heimat fort! Antw. Nei"! Gr. A. 's Nächbers Büebli
sei g'rad im Gullen/nch vertrunke"! B. Xei".' X., uns
du nid seist! oder: X.. (eis wird nid si" ! bei einer
überraschenden Nachriebt Aa; Bs; B; Gr; Th; Z. Ähn-
lich: N., sc si 's-mer! Gk. N., dir düre"d-mi'h aw* !
wirklich, ihr dauert mich Bs (Breitenst.). N., n.'. welch
in schöne' Summervogel! ruft das Kind, wenn es einen
Schmetterling entdeckt Z. X, nie ist das Gras
g'wachse" sit der letste" Wuche"! Ap; B; G; Tu; Z.
Nä", du bisch-es! Das freut-mi''' ! TiiTäg. Bei Aus-
rufen, lieteurungen: N., der, bim Tüsig! u. bim Saj>-
perlot! t.iit; Z. Xii-nei", einen möglichen Zweifel
zurückweisend und als Einleitung dienend = ganz ge-
wiss, sicherlich ZO. Xe nei", de'' Ma"" ist brav und
recht. Stutz. Xe nei", es wird-der nüd Ernst si". ebd.
Nä ndl. !<'' kiinne" 's G'sel; besser weder nW äso.
JSenn 1864. Xenei", dura" chenn-er-schich eitnäl gar
nid gen. W Sagen. — b) mit Zusätzen. E nei"! Interj.
des Erstaunens AALeer. ; Bs (auch e n. au'1'). Aber
«...' Aa; Bs; B; Gr; Z; aber n. aw'' ! AALeer.; Gr;
n. aber au1*! Bs; Tu; Z; eh aber ui"! BE. E aber ui",
aber ni", tüsige schiess, Turk abenangere" wie scliön .'
Gotth. Nei" aueh, „nei"-auig" Aa; Ap; Th; Uw; Z.
N. si! Interj. der Verwunderung, Entrüstung. Unge-
duld Gr; alleinstehend bzw. vor Sätzen: X. s», loa
hau-iel' aw'' der Grind g'ha"? Schwzd. (GrPi\). Xei
si. was leitet dir für dins Ummergallangere* ? g'wüsser
nid vil Guetsch. MKeoni 1886. X. si, ist er doch
Eine ■',• ma" sött-ene" niid-eine" Schwi'eimer erschüsse"!
GrHc. Neisi-bott (Zyro), „neiss-pott", Beteurungs-
formel B.
Vgl., bes. auch hinsichtlich der verschiedenen Zusätze,
das ant. ja (Bd III 1). Zu nei" «i (unter 2 b) vgl, /<< 81
(unter Chrunnc" Bd III 831). Für .nicht' scheint ,n.' zu
stehen in der .Stelle: ,D:iss die zwei höf iuen solch stl'ass
helfen machen und besseren solten; dass sich aber die zwei
höf gesperrt uud gehoft haben, das nein.' 1017, Zellw. Urk.
Ver-nein; Verneinung. Leugnung. ,Wie wol nun
oberzehlte Freiheiten und Gewonheiten niemalen in
kein Disputen oder V. gezogen worden waren.' Gr
Handlungen 1632.
Nina 1 Aa; GnLandq.. Luz., Mai.; L; GSa.; Z. Nine
GrHc; GSev. -- liim. Nineli, Nini: Frauenname.
1. Katharina ÄA; GrHc., Landq., Luz., Mai.; L; GSa.,
Sev.; Z. Vgl. Schwzd. 19, 32. — 2. Wilhelmina GrHc
— 3. Christina GuIIe. — Chnrw, iVina in Bed. 1.
Nina II, Dim. Nineli: 1. = Näni II 1 Bs (Ammen-
und Kinderspr.). N. mache", schlafen Bs; Z. X. gö",
schlafen gellen, ebd. Häutig in Wiegenliedern: Nineh
in null Wägeli Strö! 's Büsi ist g'storbe*, 's Müsli ist
fru! lllhu/. 1885. Sinn Wiegeli! uf-em Dach sind
Ziegeli. ebd. Ninä Wi egelist öss ! iber 's Jör isch 's
Maiteli gross! Bs; ähnlich B. Nina, Büebeli schlaf,
u f der Malte" weide" d' Schöf, in der Schüre" d' Läm-
mili. schlaf, mi" lieb lieb Engeli '. ebd. Ninä, nunneli
im. fart e" Schiffli der Ei" ab; was iscli wol in dun
Schiffeli? gross undkleini Vischeli; ninä [usw.] IisStilt;
s. niiniii. Xiiuiii. Vgl.: .Zue der motte sing ich:
drute ninne [Herzchen schlaf]! ist 's Gotts will, dass
ich kind gewinne.- NMan. — 2. n., auch Dim. Ni-
uiiuili = Xuiii II 2 Bs; Z. In 's X. gö". — Vgl. chnrw.
761
Nan. nun, 11 i ii . non. nun
762
niima-nanna, Singforniel beim Einwiegen der Kinder; ntnna,
iiimr, it. ninnare, singend einwiegen. S. »ucli Gr.
WB. MI 851; Lexer II 85.
Ninive: 1. die aus der Bibel bekannte gottlose
Stadt. Daher scherzh. Bezeichnung eines Dorfteiles,
der durch Vergnügungssucht sich hervortat ZZoll.
inin 1860). Im Ausruf: Herrgott (vo'J N.! Bs; B; L.
Scbw; Tu. II. X. und vierzig! BsStdt. Nei; II. N.!
was iseh du für-nen Andri'g g'scheh! Schwzd. (L).
— 2. ra., Name eines Vogels, der ,N.' mit und da-
durch Regen ankündigt Z Tagelsw. ; wahrsch. der
Regenpfeifer.
Zu 1 vgl. das Syn. Babel, zu der RA. ans BsStdt die
Stelle Jonas 3, 4: ,N. wird in vierzig Tagen umgekehrt
wurden!'
Nieneli n.: = Hätteli-gern (s. Bd II 427). Es goldigs
X. KoCHH. — Das Bd I 20 (unter leneli) angerührte Syn.
scheint von unserm W. etym. verschieden zu sein.
niener (nur noch in Verbindung mit folgenden
Adv. und Präp. ; s. 4), nienert Z (Schauberg), niendert
Bf; Ostschweiz f (Lindinner), nienet ZNer., Ktiinl..
niened Z (KMeyer), niene" Aa; Ap; Bs; B; „VO;"
Gr; G; ScüStdt; Schw; Th; Nnwj ü; W ; ZDättl.. S..
näne" ApK.; Sch (Land), ne'ne" TtiEgn.: Adv.. Neg.
zu ienen (Bd 1 '_".>ti). 1. örtlich, nirgends. aaOO. Wer
s»c* all [immer] förcht, ist n. sicher Ap (Sprw.). ,Wie-
wol man möeht sprechen: wer ihm fircht. ist nienen
sicher. ' Stockm. 1006. B' Sich ist n., als wo-me* si
z'sämme" hat, nur Sparsamkeit führt zu Wohlhaben-
heit ZGutensw. Niene" nie si" 1) gestorben sein Schw
Nuol. — 2) ausser sieb vor Schmerz sein UI. N. dra*
si", sich nicht wohl fühlen GrPi\ Auf die neugierige
Frage, wohin man gehe, antwortet man abweisend:
öppe*-hi* ga" n. si" BE. Häst-mer-e" n. t/seh! in die
Kede eingeschobener scherzh. Ausruf, etwa = schnell
wie der Blitz, z. B. beim plötzlichen Verschwinden
von Jmd. Etw. Gr; Z; syn. was gibst, was hast. Und
— häsch-mer-e' n. g'seh! — sind s' [die spielenden
Kätzchen] wider ire" Schwänzlene" näehe"pfurret. Ju-
gkkdschatz. 's Besser chunnd nienet s'letst (weder i" det
Zigersuppe'J ZKüml. (Sprw.). Es fall niene" a's an allen
Orte", allethalbe" Ap; Tu; Z. .Gesetzt, es fehle Iliacos
intra muros et extra, das ist nienen als allethalben.'
1638, J.TBreit. Verbunden mit folgenden Ortsadver-
bien: Kienen ume* si", s. Bd II 1327; verst. n. umme*
und atme" si" Ap; Z. N. ane", ine", use" Bs; Tu; Z. Irh
weis'-es niener in z' tue" Bs (Spreng). Icb kann niener
iis schlieft", ebd. ,Xiene" dur'he", per nulluni locuin.'
Id. B; Z. ,Niene" zueche", nullibi prope.' Id. B. S. noch
». an (Bd 1 258), n. hin (Bd II 1355), n. her (Bd II
1564), n. hi. ,Niena, denn in siuer herberg.' XIV..
TnDiess. Stadtr. ,Nienaz anderschwarhin.' 1317, 7,
Birm. Ott'n. .Nienat lassen belyben.' um 1381, L. ,Sy
sachend im brueder nienna [Var. : nienant].' Voi.ksb.
.Mit sinem vich nienen denn uf dem sinen varen.-
1463, AiKlingn. Urk. .Geschossen durch ein bein.
dass er nienand mag kommen.' 1475. Bs Chr. .Der
schützenhoubtnian swert. mit den schützen niendrent
zu ziechen noch die iendert zu ordnen, dann als verr
die venner das beissen.' 1490, B Kriegsordn. .Dass
man in allen orten der eidgnosschaft in krieg ze
loufen niendert und niemand ussgenommen by er und
eid gestatten solle.' Ansh. .Ein prophet gilt nienen
weniger dann daheim.' 1530. Matth. .Man spürt den
fründ niendert dann in der not.- 1531, Strickl. .Nie-
nen fröuli [Lustdirnen], wo n. guet [Geld].1 Salat
15S7. .Vermeint, der fyend sye vorhanden, da er aber
nienen im bind gsyn ist.' I.I.av. 1569; dafür 1670:
.nirgend.' ,Han arbeit gsuecht und nienen nüt fanden.'
1572/1614, Anni sF.it. .Mit anwilligen Hunden kommt
man im Gjägt y:ir nienen dar.' Mviucäus 1630. ,Die
Geringern müssten alle zugefügte Unbild gedultig
übertragen, weilen sie es niendert zu klagen wüssten.'
FrHaffner 1006. S. noch all (Bd I 169). - 2. zeit-
lich, nie. .Gedenken, «las sich trüw nienan verligt
und untrüw allwäg iren eignen herren trifft.' HBull.
1540. .David: nienen ich so hurtig bin. als wenn ich
[vom Panzer] frei und ledig war.' VBolz 1551. .Er
wendt sein gsicht nienen von im ab = er hat seine
äugen stäts auf im.' Mal. — 3. verst. Neg., durchaus.
gar nicht Ap; B; Gr; Schw; Th; Ndw (selten). „Peters-
burg ist n. so alt als Rom." Bas isch nene" wör Tu
Egn. Es ist nienen eso lies Ndw. Es ist niene" so bös,
ii t, nie" tued, es steht durchaus nicht so schlimm, wie
man sagt Ap. Hut kunnt 's niene" ga" regne" GitPr.
Es ist mir n. halb so ir'st B. [Das Hauseben] iseh
es chli's Weseli und n. icic im Pfarrhüs. M Waldes
1880. ,Noeh «., nondum; n. dahi', nun eo usque; n.
sövel, multo minori copia; n. z'wegs, supra modum.'
Id. B. Verst.: irit n. „ApjVO;" Schw; Ndw. .1 b'hüet-
is, ini it..' SchwMuo. .Und redtend die boten, si woll-
tent nienan nüt mit den von Schwyz und von Glarus
ziehen.' HFründ 14 10. .Ich schätz das gottswort und
messlesen niena glich.' 1524, Strickl. .Das dienet
gar nienar harzue.' Zwingli. .Dann sein [des Maul-
tiers] art nienderts dem menschen so getreüw und
gfölgig als des pferds.' Tierb. 1563. ,De jurgio sile-
tur. man schweigt, man denkt sy" nienen. Immobilis
et extentus fidem mortis implevit, er hat sich der-
massen gestreckt und n. gerodet, das [usw.].' Fris.
.Ist auch ein guter Wyn, doch dem anderen niendert
gemäss.' RCys. ,Wie sie so n. darnach lebind.' JJBreit.
1613. ,Als es [der Vortrag] nach n. am End war.'
Schimpfr. 1051. .Er ist n. die Einfalt, die er scheint.'
B Svlloge 1676. ,Es seie noch n. Alles ausgestudiert.'
JCNägeli 1738. — 4. in gewissen Verbindungen, bes.
mit angehängter Präp. = Nichts. Xiener-ab, über, von
Nichts Bs; B. Niener-ap erschrecke". Er hett niener-ap
Xfit rfno", von keinem Dinge Etwas. Niener-üf, auf
Nichts Bs; B. Niener-üf lige". Spreng. ,So verlassent
wir uns niendert uf. dann uf uns selbs.' 1512, Schreiben.
,Das aug des glaubens soll nienarauf sehen, dann auf
himmlische ding.' Z Bib. 1531 (Vorr.). ,Wir tringend
nienaruf dann uf Gottes eer.' HBull. 1572. Niener-
um s. Bd I 229. Niener-an, an Nichts Bs; BBr.; s.
Bd I 258. Ntener-in, in Nichts Z (Spillm.). I<* hä"
niencr-in g'fält. .Diejenigen, die sich nienar in mangel-
haft sein achtend.' Vau. Nicner-üs Bs (Spreng). .So-
lichs erlernt man nieneruss. dann uss der kunst des
redens.' HBull. 1531. Niener-von Bs (Spreng). ,Die
anderen wüsstend nienervon nüt.' Val.Tscuddi 1533.
.Tätend derglychen. ob sy nienervon nichts wüsstend.'
LLav. 1569. Nienet rj- für s. Bd I 966. Niener- mit
s. Sp. 560. .Nienermit anders', mit nichts Anderm.
HBull. 1572. Niene*- (BSi.). niener- (Bs Spreu;,'; „L;"
\V ; .Za') zue. Er isch niener-zue nutz Bs, „n. guet
L; Zg." ,Wo nun das salz sein rässi verleurt, es ist
nienent zue in er nutz.- 15:!0. M.vrru. ,Ir frucht ist
unnütz und säur zu essen, ja nienert zue guet.' 1531/48,
Weish.; dafür: .nirgend zu.' 1667. ,Das die götzen
763
Nan, nen, nin.
764
nur holz und stein syend und sunst niendart zue
guet.' Kessl. .Wäre mir Diener zu nütz gewesen.'
1560, Z Bibel.
Mini, niencr, niender. Den im Text bereits angeführten
Formen seien aus unserer a. Lit. noch folgende hinzugefügt:
.uirihit.' 1526, Z Ratserk., .nieudar." Kessl., .iiicinl.it.'
1513, GUrk.; B Disp. 1528; 1531/48, Makk. ; 1535, /.:
Vad. ; 1607, U, .niemlart.' l.'.T.'i, Bs Chr.. .niendret.' 1136,
ZNHasli, .nieudet.- 1568, Äg.Tschudi, .nienten.' 1537, Sch
Katsprot. ; RCys., .niena.' 1440, Bs; 1476, Bs Chr.; 1530/1,
ZBib. ; Ansh.; Rünalth. 1559, .nienen.' XVI. /X VII. sehr
häufig, .nienan.' 1! Disp. 1528; 1531, Z Bib.; 1567, Z,
.nienant,' 1430, L. In den Volksb. steht .niener' neben
.niendert', am häufigsten ,niena(n)', bei Morgant 1530 ,nie-
nerf nelien .nienen', Thl'latter hat ,nienerf neben ,niene.'
Eine Form .nieref seheint vorzuliegen in: ,Sin silbergschir,
das er [der Kigeutümer] umb keinen zins nieret lihet, und
sinen harnaseh [soll er nicht versteuern].' 1384, AaB. Stadtr.
Die Bedd. lassen sich in den ä. Belegen nicht immer sicher
aus einander halteu ; fraglich erscheint, ob die Ansetzung
von 2 übh. berechtigt war. Zu 3 vgl. das ähnlich verwendete
frz. Jamals, sowie und. ,nie' i. S. eines verst. .nicht.'
Nienerli m.: fingierter Personenn., gleichs. ein
Nirgendsmann, der nirgends ist L; Ndw. Ich gib -es
dem X. Ndw. Vgl. Nieman (Sp. 289 u.), auch Nie-
nerlis-Tag. .Manchmal hörten sie 's [das vom Kinder-
räuber Schmutzli geraubte Kind] noch im nächsten
Walde, der dem N. gehörte, schreien: Im Nienerlis-
graben... [s. ßd II 682].' Lüt., Sagen 39. — Das W.
gehört wohl nur der Kinderspr. an.
Niene": = Hienen 1 (Bd II 1363) AaHoKI.
Nön Grü. (B.). sonst Nö* f.: 1. Zeit zum Melken
der Kühe GrA., Pr., Seh. Z' N. fare", das Weidevieh
Abends zwischen 3 — 4 Uhr mit Hoien und Pfeifen
zum Melken nach dem Stafel treiben GrA. Z' N. chon,
von den Kühen, Abends 4 Uhr zum Melken kommen
UrScIi. D' N. breche", bei kürzer gewordenen Tagen
das Melken verschieben bis zur Dämmerung und das
Vieh gleich im Stalle behalten UrPt. — 2. Nacht-
weide GrD. (B.). Z' N. tribe*, die Herde Abends nach
dem Melken auf den Säss treiben GrPj\ (B.). — 3. Zu-
sammenkunft junger Leute unter freiem Himmel zur
Belustigung Ar. Syn. Ummen-Riteten. Of d' N. gö',
dieser Zskunft beiwohnen; vgl. Nön-Platz.
Mhd. iione, eig. die neunte Stunde von 6 Uhr Morgens
au gerechnet, also Nachmittags 3 Uhr; vgl. das Syu. Ottava
(Bd I 604) nebst Anm.; auch Vlsper (Bd I 1109). , Wonne
si [die Meierin] dien Schnittern ze essenno bringet, es si ze
morgen, ze dem imbiss oder ze none.' ZLuf. Offn. S. noch
Schm.-Fr. I 174S; Gr. WB. VII 880. Bed. 3 wird sich
auf Nen als die Zeit des Feierabends beziehen.
Xonhalmisten : solche Mitglieder des Grossen Rates,
die noch kein .äusseres Amt' bekleidet haben. 1748, B
(vMülinen). — Abi. vom lat. tum habui, ich habe nicht
gehallt [ein Amt].
„N'oni m. : Grossvater USa." — Vgl. it, »»«<»,■ kärnth.
«oll«, Grossmutter.
linne": wiegen W.
Nöni n. : Wiege W.
nöno: Laute zum Einschläfern der Kinder \V; '/,.
Wem-mer go" >i. mache*, schlafen gehen? Z. JV., n.,
Puppili, schla fu"! in der Mal tu* bi de* Schäfu; die
schwarzu* und toissu" loellunl d's Puppili bissu*,
Schlummerliedchen W.
Nöno n. : Bettchen Z. Wem-mer i* 's N.? — Vgl.
alUr nöno, schlafen gehen F, ferner nurmelen.
nun BG.; GlK. (nur vor Voc); GrA.. (hur (nun),
Pr., nu BHk.; CiL; CtRVal. : Sobw; Z. nua P.M.. no
Ar; Scb; ThHw. (nö'J; Zühw., nur AaF.; L; üw;
U (vor Voc): im Allg. = nume» I. 1. einschränkend.
a) wie nhd. nur. aaOO. Es TPatzeledli, das nun g'rad
um de* Hals um g'längt GrCIiutw. Es isch nun um 's
:' säge* GrCIiui'. Ja, me* seit (lachet, bifiU) denn n.
(als ob's damit getan wäre)! Th; Z. Es git allerhand
für Lüt, nun e*le* rund GlK. Nicht selten iron.
A: Der Heiri heb nacht im Wirtshiis ken Tropfe*
trunJce*. B: Nei*, er ist nu* [im Bausch) ab-em Stuel
abe" tfheit Th; Z. .Nun dis jar und nit furo.' um
1400, TüP/iess. Stadtr. ,Hans S. het gerechnot 8 tag
gen Lindow, so ist es nu 7 tag.' 1405. W egelin 1844.
,Du bist doch nun ein erdklotz.' UEckst. .Nit mit
wasser gesotten, sunder nun beim feur gebraten.-
1531/48, II. Mos. ; dafür: .nur.' 1667. ,Der^ triel be-
nimmt die gelsucht, wenn er nun vom kranken ge-
sehen wirt.' Vogelb. 1557. .Es ist nun ein Gott.'
Gletting um 1560. ,Kind, so nun von der einen syten
da sind, sollend nun ein halben teil erben.- 1565, G
Peterz. Landr. .Monopodium, tisch oder stuel nun
mit einem beim' Fris. ,Wenn es nun Gut antrifft.'
GrKIosL LB. .Wenn es schon nur Gut antrifft' ebd.
,Es soll ein Bischof nun eins Wybs Mann syn.- B
Syn. 1728; dafür: .nur.' ebd. 1775. .Nit nun — sonder
auch.' XVI. (Zwingli) bis M. XVII. S. noch heischen ;'
(Bd II 1755). — b) = numend Tu; Z. Er ist nu* cho*
und wider g'gange*, nu* wider fürt. Si [undankbare
Gäste] händ nu* 's Mül g' witscht und sind g'gange".
- 2. hervorhebend, verstärkend, a) mit Adj. oder
Subst. Es ist (halt) nu* war, en Pracht G; Tu; Z.
Er ist nur [eben, halt nur] e* b'sessne'' Siwgleggler U.
IserC Kaplan well scho* wider fort; er isch nur e"
Figgi. ebd. ,Es ist nur zum Verwundern.' Sch Pilger
1883. ,l)er trachten sind nun z' vil von fisch und
fleisch.' HvRüte 154 6. ,Was Weisheit und kunst sy
in irem näst ze machen brauchind. ist nun ein wunder
zu sagen.' Vogelb. 1557. ,Wenn man uns ze vil iiach-
lasst, so werdend wir nun dester böser.' Fris. — b) mit
Adverbien. Gar n.; s. gar 4 (Bd II 397) nebst Anm.
Doch nu", ja doch Th; Z. Euserein ist doch n. Nüt.
Stutz. JV. auch, doch nur Sch; Th. He. wa' ist non
au'h Da'? Halt n. Sch; Tb; Z. Er bringt 's halt no*
z'wcg, selb ist g'uiiss. APletscber. Nu" so gern, überaus
gern ZS.; vgl. noch so (Sp. 642). Ich helt-em n. se
gern g'hulfe", wenn er nu" Oiqiis g'seid hett ZZoll.
Er ist halt unger" g'gange*; wo-n-er aber e'mäl drin
g'si" ist und d' Mundür a"g'ha* häd, ist er nu* se gern
g'gange" ZHombr. — c) mit Neg., meist in der Bed.:
auch (gar) nicht, nicht einmal. Me" cha"* 's nu" nüd
glaube* G; Th; Z. Er chäm nu* nie zue-n-is Th; Z.
\s wott 's nu* Niemer g'seh ha*. N. Xüd Z, n. kein
Ar; Tu; U; Z; s. noch Chüder 1 (Bd 111 152). X.
numme* (niimme"). ebd. Und ror-em Wind und vor-em
Sehne chann-er st" Chunde* nu" nüd g'seh". KMeyer
1844. ,Von dem gelt hau ich keins hällerli nun nit
verstolen.' Küicf 1510. .Berge, da nun kein steüdlin
wachsen mag.' Vogelb. 1557. .Nemo unus, n. nit einer.
Sacrosanctus. den niemant darf n. nit anrüeren.' Fris.
.Wie wurden wir von Sünden abstehen, so wir selbige
nur nicht erkennen wollten?' .1 Miller 1665. . Er mag
den Käs nur nicht schmecken.' Hey., Hort. 1692.
.Meine Gedanken habe niemal eröffnet, auch nur nit
merken lassen.' Auf. XVIII., Tageb. Escher. ,Pie Pa-
Kaii. neu, nin. non, nun
764,
radiesvögel, welche in die höchste Lufl hinauf Biegen
and die Knien nur niemals berühron.' lliu>. 17:i'_'.
,Wie andre nur nicht schwatzen können und auch
dein Zwitschern dir missgönnen.' LMet. 1 7 1 : 7 . .Kr
konnte die Hand nur nicht zur Kappe hinaufbringen,
sie abzuziehen.- HPest. 1787. ,Es glückt uns nicht,
sein Grabmal zu entdecken; in dieser Kapelle ist nur
kein Grabstein zu sehen.' Helv. Kai. 1795. — d) mit
Verben. ,Gund heim, ir sümen uns nun; wir hand
anders zu schaffen, den non mit üeh umb zu gon.'
XVI.. G Mscr. Spec. in Befehls-, Wunsch-, Bedin-
gungssätzen: chumm n.! drohend Th; Z. Es soll-mer
n. Einer cho" '. herausfordernd oder abwehrend Seuw;
Th; Z. Beit nun! warte nur! beschwichtigend Gr.
Nu* ine'! herein! wenn an der Türe geklopft wird
Th; Z; dem nachgebildet im Scherze: n. dusse*! ebd.
,Hett ich nun allzyt vollen hals, die naschen voll.'
HBill. 1533. .Lueg nun !' JBinder 1535. .Dernüwerung
nun nit machend z' vil.' Rcef 1538. ,Heb nun Gott trüw-
lich für ougen!' ThPlatt., Briefe. ,0 Mensch! du laufst
dem Schatten zu, bedenk es nu!' JJUlr. 1734. Als Ver-
stärkung des Fragewortes gelt (Bd II 270): g. n.? nicht
wahr Ap; Zo; ZStdt. Du blibst doch bis z' Obe'd, gelt
no"? Ap Kai. 1846. — e) verallgemeinernd, wie nhd.
nur. So guet me" sich no* denke" cha"° Ap (Merz 1836).
Er häd g'chauft, icas-en nu" g'lust häd Z. E" Schelm
nur uo-ne* d' Hut a'rüert L. ,Der darf in unsern
hüsem tryben, was in nun glust.' JAal 1549. ,Was
nun ich sinn, das will ich tuen on sorg.' Rüef 1550.
,Du hest nur, was d' willt auf der Welt.' Com. Beati.
,Findens, wie mirs nun haben wend.' GGotth. 1619.
,Wie mans non wünschen kann.' 1651, ApHeid. -
f) wenn n., obsehon Ap. Wenn no" das Ding so ist
[obschon sich die Sache so verhält], so ... Es ist-mer
eigelic'' Nüts dra* g'lege*, wenn d' mich du no" nommt"
witt; kannst-mer ko" am Türli fege", uenn-der en An-
derer lieber ist. Ap Volksl. — 3. wie nhd. ja (doch)
ZO., S., Wl. A: Kennst du De"? B: Ja allweg, er
ist nu* min Nachher, oder: mer tüze'd enand nu".
Du törfst-em scho" en Schoppe" zale", er ist nu* dln
Brüeder. — 1. zeitlich, eben, erst BHk.
Mhd. nun aus ni(ujwan; unser W. ist also mit tiuiiten 1
etym. identisch. Die fast durchgehende Verkürzung des Voc.
erklärt sich aus der Unbetontheit der Partikel im Satze.
.Nu' auch 1474, UwE. : HBull. 1572. Andern Ursprungs
ist nur, das wohl kaum für Entlehnung aus dem Schrift-
deutschen zu halten ist; es beruht auf mhd. niwer, newer,
nuicer, ahd. niwäri, wäre es nicht. Bed. 3 geht wahrsch.
auf iron. Verwendung von 1 zurück.
Nunn Bs; ScHNnk.; ZS., Nunne" AaF., Fri. ; ScuSt .;
Tu; ZWL, Nonn AAZein.; BsBirs. — f., Dim. Nünnli
Bs; ScuSt., Nündli ThHw.: 1. Nonne. Ane'plappere*
wie d' Nunne* de" Psalter ScuSt. ,Sacerdotissa, pfäffin
oder nun, klosterfrauw.' Fris. ; Mal. — 2. verschnit-
tenes weibliches Schwein, bes. Ferkel, dann meist
dim. AAZein.; Bs; ScHNnk., St.; ThHw.; ZWL; vgl.
Nunnen- Macher (Sp. 52). ,Ein junges weibliches
Schweinclien heisst in Schaffhausen die Nonne.' Al-
pina 1827. ,Sus foemina castrata, ein nun oder et-
lichen galznünle.' Tiere. 1563. ,Nunn, ein verschnittne
loss.' Mal. S. noch Gälze (Bd II 296) und vgl.
Münch 2 b (Sp. 318). — 3. Vogelname. .Nonneli, Eis-
entli, Rheinentli. Seegänslein (Bodensee). Der weisse
Säger, weisse Tauchente, weisse Nonne, mergus al-
bellus.' Meisner und Schinz 1815. , Etliche teutschen
nennend das rheinentle ein inerch, die anderen ein
nunnen von wegen 4er teilten färb, fürauss weiss und
schwarz.1 Vogelb. 1557.
„Halb-Nonne: weibliches Schwein, dem beim
Verschneiden nur der eine Eierstock genommen wurde
Ap; Gl; Z."
nunne": ein Schwein verschneiden GSa.; vgl.
manchen (Sp. 319). ,Es sol niemand thein ungenunots
schwin an die alp tuen, er solls vor lassen n.' um
1500, Obw Bq. ,Wenn die ferli 10 wuchen alt werdent,
so sol mans n., die losen aber, wenns 4 wuchen ge-
sougt had, sol mans n. oder dannen tuen oder inhan.'
ebd. ,Schwy, die genunnet oder geringet sind.' 1607,
U Rq. ,Ob einer ungenunnete Sehwyn kaufte, die soll
er inbehalten, bis er sy genunnen kann.' ebd.
Schw iD-Nunner: = Nunnen-Macher (Sp. 52) GSa.
nünnele- Bs; .LG.;" Sch (Kirchh.); „S;u Z (Dan.),
nonnele* G 1790, nünnele* I Bs; L (auch „nünnerle*"):
1. mit dem Schlummertüchlein (Nunneli) spielen, von
kleinen Kindern (bes. vor dem Einschlafen) ZMünch.
(Dan.). Syn. nüselen. — 2. ein wenig an Etwas sau-
gen, lutschen, von Kindern Bs; L (Ineichen); Sch
(Kirchh.). — 3. leicht schlummern „LG.;" G 1799; „S."
— Bed. 2 eig. eine Specialisierung von 1.
nnnnelig, nunnig: herzig BsStdt. Syn. nuqgelig
(Sp. 711).
nunni Aa; B, Dim. nunneli BsStdt; B. nunneli
BUnterseen: = nöno. Nuni, nuni, soli, dass dich der
lieb Gott hole! uf-dem goldige" Schütte" wem-mer z'
Himmel rite"; sitzt es Muelerli vorne" zue, sitzt es
Vatterli hinten ue; bringt es liebe Mueterli, fare*-mer
im Schlitteli, fare*-mer in Eeihe*, butti, butti, heie"! Aa
(Schlummerlied). N. mache*, schlafen gehen, schlafen,
von kleinen Kindern BM.. Unterseen. Wotsch go* n.
mache"? N. mache" mit einem Kinde, es auf den Ar-
men schaukeln BSi.
Nunni AALeer.; Bs; B; G (-0-); Sch; „S;" Z.
Nunni Bs; L — in AALeer.; Bs; BSi. n., in Bs (Bed. 6);
Sch m., in Z m. und n., Dim. Nunneli AASchinzn.;
Bs; B; G 1790 f-o-J; Z, Nunneli L, „Nünnerli LG.":
1. Schlummertüchlein kleiner Kinder Aa; Bs; BM.;
U 1790; Z. Syn. Hudilll (Bd II 1001). — 2. Lutsch-
beutel AALeer.; Bs (Becker); L; Sch (Kirchh.). —
3. Kuss, von kleinen Kindern Bs (Ochs). E* Nunneli
mache*. — 4. „leichter, kurzer Schlummer, bes. von
Kindern LG." — 5. Bettchen, Wiege B. — 6. herziges
Geschöpf BsStdt. Syn. Nuggi (Sp. 711).
,nunu: vox quae infantibus dormiturientibus ac-
clamatur.' Id. B.
nu'ne» BO.; „Gr;" ZBül., W., nunne" Ap; G 1790;
Si iiSt., nii2ne" AAZein., Dim. nünnele* II AASeeth.:
1. mit geschlossenem Munde, durch die Zähne singen
AASeeth. (auch reden); Ap; BO.; „Gr;" G 1790; Sch
St.; ZBül., W. Mänge'' nunnet lis en Psalm ScnKl.
(Pletscher). [Der katholische Knecht] het im Vueter-
gang g'nunet, oll 's Betti trüllet, oll glese" BO. (Alpenr.
1827). — 2. halblaut muhen, vom Rindvieh, bes. wenn
die Fütterungszeit nahe ist AAZein.; vgl. tnöggen,
müggen (Sp. 125). — 3. den Kopf hängen lassen,
„sauertöpfisch sein BO.," Si. — Lautnachahmend wie die
syn. iiiiimmteDe* (Sp. 228/9), mime* (Sp. 316).
„Nüneli n.: Sauertöpfchen BO."
Nn'ne" (PI.) ZRüiul., W., Nunni (PL) BumAarb.:
gem. Schilfrohr, Pbragm. comin. Syn. Nünen-Gras
767
Yiii — min. N;inil nuini
768
(Bd II 795), Stengel. — V lern Geräusch im Röhricht,
wenn der Wind es bewegt; »gl. das syn. gr. oovaf von Sovsca
und dun Mythus von der Erfindung der Hirtenflöte durch l'an.
nun, in Ar; GiiMai., ObS., V.; (iSt.lt; TiiHw.; Z
Benken nü*: neun. 1. adj., bei einem Subst., formel-
haft die Fülle ausdrückend, bisweilen, wie sibe*, sym-
bolisch. ,N. Handwerk, n. Bettler', viel Handwerk,
viel Unglück B (Sprw.). Er g'sehd jedum Chrüzer
durch n. Muren nach, von einem Geizhals W. Der
Alt g'seht <lürch n. Zun dür'H' B (Wohltat. Jüngl.
1780). En junge' Ma" eha"' n. Mol :.' Grwnd gö"
und doch wider z'wig clni" ScnSt. (Sulger). .Wenn
man in der heil. Nacht zwischen 11 und 1- Uhr von
neun Brunnen, die alle besondere Quellen haben,
Wasser trinkt, so kommt beim letzten Wein.' Rothen-
bach; s. auch Sp. 661 o. In SG. macht man die Pal-
men für die Kirche am Palmsonntag aus folgenden
neun Arten von Zweigen: Weisstanne, Rottanne, Eibe,
Fichte. Wachholder. Seien, Stechpalme, Buchs und
Haselstrauch. .Im zweiten Gang wurde das Gehäcke
aufgetragen, welches mit neunerlei Gewürzen prä-
pariert war.' Bs XIV. ,Der eigen ald erb nüsset ein
rüewig gewerd unberueft, unbeschruwen mit dem
rechten n. lobrisen oder mer.' 1456. Ndw Landr. ,Die
wyngarten sollend als guoten friden hau, als man
spricht n. etter.' 1472, Z OWthur. Offn. ,Mit Still-
schweigen heimliche Zauberei treiben: nemlich die,
welche ungeredt und unbeschryen aus dreien Häusern
Salz neminem für neun Häuseren mit blossen Ge-
berden, ohne Reden Pfenning bettlen.' Anhorn 1074.
S. noch Boss-Äglen (Bd I 131), Hafen (Bd II 1008),
Nün-Hemdler (ebd. 1300), Glücks-Hämpfeli (ebd. 1303).
— 2. alleinstehend, a) in der Form des Neutr. PI.
Nüni. So viel zu tun haben ivie e" Müs, die N.
[nämlich Junge] häd W; s. Müs. D's Nüni zieh, das
Nüni-Mäl (Sp. 151) spielen B. ,Mir vier wend spülen,
zamen hocken, [es] sei kromme neune oder bocken.'
GGotth. 1619. Von der Tageszeit: (am) Nüni, nun)
9 Uhr; cor, näch de" Nüne". 1) am Abend: Nüni, i" 's
Bett schlünifgj ! Mahnung für Erwachsene B; Z; vgl.
acht (Bd I 81). In ä. Zeit die Polizeistunde: ,Dass
sich niemand der heimischen nachts nach den nünen
im wirtshus noch nf den stubeii mer finden lassen
solle.' XVI., Z Mand. .5 pfd gab N. N., als er nach
den nünen gewirtet.' 1570, ZGrün. — 2) am Vormittag.
Morge'rege" und Wiberu-e isch am N. niene" nie Bs; Z.
Z' N. ne", esse", das zweite Frühstück auf dem Lande,
gewöhnlich bestehend aus Brot mit Wein. Most (oder
Schnaps B; S; Ndw), bei strengern Arbeiten unter
Zugabe von Käse, Speck u.a. allg. ; vgl. frz. prendre
les neuf heures. In Tu; ZElgg, Limm., Uhwies. ohne
Rücksicht auf die Tageszeit übh. s. v. a. Wein und
Brot gemessen, zumal als letzte Mahlzeit des Tages,
in ZW. von dem Imbiss am Scbluss der .Lichtstubeten.'
Z' N. bringe", träge", das genannte Frühstück den
Arbeitern auf das Feld hinaus tragen B; Tu; Z; vgl.
Z'nüni-Clmrb. -Cliratte", -Säekli. Auch subst. 's (in
Ai'; Th; '/. auch de*) Z' Nüni, das betr. Frühstück
selbst. aaOO. .1 'in 9 Uhr wird gebranntes Wasser mit
Brod gegeben, was man z' Nüni nennt.' S Gem. Er
hat z' vil z' N. g'ha", von Einem, der sich schon
vormittags in angeheitertem Zustand befindet Tu; Z.
Wem-mer's Z'nüni überstände" händ, überUbe"d-mer de"
Vormittag ZWangen (Volkswitz). Manche Leute be-
haupten, <"' rechts Z'nüni sei ihnen am liebsten, sie
.'- en 'I.umi um so weniger zu .Mittag Z. Daher auch
iron.: 's Z'nüni ist -mer 's liebst, wenn-ic* z' Mittag
Kn,l :' Aliig ha*. DXs. Als Jahrzahl in der RA. 's göd
ine anno N. [d. h. 1809] = man lebt herrlich und in
Freuden AaWoM. (1809 stand daselbst die Strohflech-
terei in besonderer Blüte, in Folge dessen Wohlleben
und Üppigkeit einriss). Als Zahlzeichen: Ghurzi Nüni
mache9, d. i. rasch handeln Z (im XVII. und später
noch wurden die Schwänze an den 6 und 9 besonders
lang gemacht). Es Siehst für nes N. a"hiege", Wucher-
zinsen nehmen B. — b) ,l»ie N.\ die Mitglieder eines
sog. Neunergerichts; s. Nüner. In L seit 1421 (Seg.,
RG. II 207), in Ol im XVI. .Die Stelle des Rats
vertrat in minder bedeutenden Sachen das Gericht der
Neune, in welchem gewöhnlich die gewesenen Land-
ammänner, Landvögte und andere in den Geschäften
wohlbewanderte Männer sassen.' Gl Gemälde 484; vgl.
Blumer. RG. II 1, 185 und 198. Auch in S.'nw: ,Das
Gericht aber solle von neun der Räten bestehen.'
1756, Schw ßq.
Über neun als heilige Zahl s. Gr. Myth. ' 236. 459. 633!
817.848. 804; Vonbnn 1862, 126; Maunliar.lt, Baumkult
637, a; Germania XVII 314; Am Urquell V 1 ff.
Hosen-Nüni n.: 1. Sitzfläche der Beinkleider;
Hinterer selbst AaWoIiI. — 2. plumper, einfältiger
Kerl. ebd. Vgl. Büren-Fünfi (Bd I 853).
R oss-Nüni n.: Maulwurfsgrille GWe. ; vgl. Boss-
iglen (IUI I 131).
z'nlinelen: das Z'nüni zu sich nehmen Z (scherz-
haft). Ja nei", Das ist iez z' dick! er sötli*d-mer e' vil
z'nünelet ha". Scnwzn. 14, 36.
Nüner m. : 1. die Neun im frz. Kartenspiel Bs; B.
- 2. der König im Kegelspiel L. — 3. Wurf im
Kegelspiel, bei dem alle neun fallen Bs. — 4. Name
einer Münze. , Weder behemsch, gross blaphart, Schil-
linge, n.. fünfer noch die alten kleinen münz soll man
smelzen.' 1417, Absch. ,Man sol nemen ein crüzer für
nun stebler pfenning, einen alten n. für nun stebler
Pfenning.' 1425, Gl Urk. — 5. Mitglied einer aus neun
Männern bestehenden Behörde, a) des Neunergerichts;
s. nun 2 b. .Der auch des Chor- und Neunergerichts
in Glarus war.' JHTscHimi 1745. ,Vor dem Stab der
Neuner erscheinen.' ebd. — b) Vorstand einer Schützen-
gesellschaft. .Zum Zil ich schiessen wollt geschwind:
drei mal gabs Fewr, wollt doch nit lassen, gar bald
die N. darbei wassen, heissen mich geschwind gehn
aus dem Stand.' HHGrob 1602. .Der erste Schutz, der
war vollendt, die N. waren da behendt.' ebd. 1603.
Nun ig n.: der Neuner beim Würfel- oder Karten-
spiel LW. Vgl. Drünig, Zweiig.
„Nünist n.: das Mühlenspiel. " Syn. Nüni- Stein.
nünlen: das Mühlenspiel machen BHa. Wei"-mer
ei"s ninlen?
Nun li"g in.: Haufe von neun Garben (fünf unten
und vier darauf), neben welchen die Zehntengarbe
gelegt wurde Bs f.
Nand nund.
N'anili A.\; W, Nanti AaL.; Bs; BM.: Ferdinand.
g Händig: gesund, lebhaft, munter Ar. - Mhd.
genendec, mutig, eifrig.
Kami— nniiil. Nanft— niiiifl. Nangg— hungg. Kant— Hunt, \nnz- Xmiz. Niinzg. Nap
i70
n ii ml: nur USch. Nund eso, nur. doch so. Aus
nun mit angeschossenem d.
niindedie Aa; Bs; GA.; ZS., sacker-n. Bs; B; Th;
ZS., nündedies BS.; GA.: Fluchformel; Ausruf der
Verwunderung, des Unwillens: l'ot: n.! Auch attr.:
E" nündedies Burselt, ein Tausendsassa GA. E" N.
1) ein Teufelskerl Aa; Bs; S. — 2) ein Sundgaaer Bs.
Frz. au (mcri) hum de Hieu ; vgl. die Aniu. zu Krid
(Bd III TST). 2 wohl daher, weil die Sundgauer dieses
W. im Munde zu führen pflegen. Vgl. fauch mrkcr-die.
nunderdi-fuderdi, auch mit vorgesetztem potz
oder sackerdi: Fluchformel wie das vorige VV. ZO. -
Frz. num de Dien, foudre de Dieu.
Bündele": am Daumen saugen ZStäfa (l>än.). -
Vgl, iiiinnelen.
Nanft — nunft.
Ver-nunft -numft, in Ap; BsL.; ZO. f Ver-nouft
- f.: wie iilul. allg. ,Vernul(f)t.' Volksb.; 1529, Bs
Chr.; .vernütrt.' XVI., BsBrief. S. noch Ätem(Bä I 587).
Un- Um- BsStdt, U"-, O'-vernumft Th; Z, U'-ver-
nouft BsL.; ZO. : 1. wie nhd. Das ist en U., das zeugt
von U. Bs; B; Th; Z. Unvernünftige Handlung: ,Um
etlichen u., so er begangen', wird Einer im Zunftrecht
eingestellt. XVI., Bs (Geering). -- 2. pers., unver-
nünftiger Mensch Bs. Er isch en U.
ver-nünftig -nümftig Bs; Gr; L; Th; Z. ver-
nüftig SchScIiI.: 1. wie nhd. allg. Me" cha"" kci" v-s
Wort mit-em rede" Bs; B; Th; Z. A'e/" v-i Suppe", keine
ordentliche, schmackhafte Suppe Bs. — 2. das Neutr.
subst., der Mensch als vernünftiges Wesen gegenüber
dem Tiere Gi«Pr. Wie es aspi's Laub hed d's Ver-
nünftege und d's Unvernünftege g' schlotteret. Schwzd.
— 3. in Antworten als Ausdruck der Zustimmung:
Ja, ja, v., richtig! L (Ineichen).
u" - remümftig Bs; B; L; Th ; Z, -nüftig LE., -nöuftig
BsL.: 1. wie nhd. allg. Tue" wie-n-es u-s Tier Bs; Th; Z.
Von Sachen: übertrieben gross, schwer. E" u-i Bare"
[Schubkarren] roll Gras ZS. E" u-i Blatte" g'scliunmgni
Nidle" L. — 2. von der Todesart, gewaltsam, unge-
wöhnlich B f (Zyro). Vgl. ,er starb vernünftigklich',
bei vollem Bewusstsein. 1540/73, ZWthur. Ohr. —
3. als Subst. n., das Tier, Vieh im Gegs. zum Men-
schen B. Tue" wie nes U-s, wie 's U-i. ,Es ist unser
Lebtag nicht erhört worden, dass man Einen so da liegen
lässt, wie ein Unvernünftiges.' Gotth. ,Sie liegen
under einanderen, wie das Unvernünftige; es niues
einer des anderen Haubtküsse sein.' GKönig 1695. -
4. als Steigerungsadv., überaus, zu sehr. Er ist u.
g'lert L (Ineichen). En u. schöni Predig LE. Auch
wortspielend: u. g'schid = überstudiert L.
nangg nungg.
Xanggäng m.: Nanking, ein feiner, gelber Baum-
wollstoff für Männerkleider ZStdtf. .Gelbe, angengige
Beinkleider ab der Waschstange gestohlen.' S Wochen-
blatt 180b'. — Die Ausspr. nach dem frz. nampiin. Zu der
Form .angengig' vgl. (N)idel (Sp. 672).
Xänggeli n.: 1. = Änggeli 1 (Bd I 340) ZStdt. —
2. = Änggeli 3 ZBül. Müllerhl nemli , Xengeli, Tuli-
Sehweiz. Idiotikon IV.
)><uie", Nägeli, clwmmemd [im Frühling] <dliu-ile"ä me.
KMeyeh 1844.
nengge": mit Bitten anliegen BoSi. Syn. gresten.
Wohl mit eng(g)en 1 l> (Bd I ::::i) otym. identisch, d:is
an], n wäre also prothetisch. Hoch vgl. auch n&gge* (Sp. Toll.
Xiengg m.: ein undeutlich Sprechender U.
niengge": undeutlich sprechen, zu keinem Re-
sultate kommen U. — Nbf. zu mienygm (Sp. 332) oder
'gnienygen (s. Bd II 66G); vgl. auch nieggai (Sp, 709).
Nant — nunt.
nullt, in TnHw. mint I: neunt. Wenn 's Wasser
über de" n. Stei" g'loffen ist, so isch-es süber ZPfäff.
Am n-e" Tag tuend -sieh d' Chranketen e"tscheide" Z.
,Wann der Patient den 5., 7. oder neunden Tag über-
streite und erlebe, so komme er mit dein Leben davon.'
FWürz 1634. Cha""st auch e"mol erbe"? — Jo, es
triff't-mer öppen einisch-och vo" der nünte" Suppen es
Tünkli AaF., Ke.; vgl. sibent. ,Das n-e Gericht'; vgl.
nun 2 b. ,Ein n. geschwornes Landgericht.' 1756,
Schw Rq. ,Zu einem Richter des neunten Gerichts.' ebd.
Nanz nunz.
„Nänzi: Vcnantius U."
niinzig: häufig als Eingangswort der Rede, etwa
i. S. v. nun denn ZoBaar. N., wo sind-er g'si"? N.,
gan tez
— Von anderer Seite bestritten.
Nanzg nunzg.
nün-e-nünzg: 99 als geheimnissvolle Zahl. Vom
, Tschingelweg' [Weg des .Totenvolks-] glaubt man,
er führe durch 99 Alpstafel. W Sagen. ,Ein zurück-
gebliebener Toter kann erst auf dem 99steu Fried-
hof die Vorausgegangenen wieder einholen.' ebd.
.Eine in ein Pferd verwandelte Tochter wird nur frei,
wenn sie über 99 Friedhöfe setzen kann.' ebd. Ein
Scharfrichter durfte mit einein Schwerte nur 99 Ver-
urteilte richten, der Hundertste war frei und das
Schwort wurde aufgehoben Z f.
Nün-e-nünzger : Kartoffelsorte mit kleinen,
länglichen Knollen, deren ungewöhnlich viele an
einer Staude hangen S.
acht-e-nünzgerle": nach der Revolution von
1798 riechen, radikale Gesinnung verraten. I" dem
G'richt sitzt en Schärer, de' achteniinzgerlet g' waltig.
MUsteri.
Na]), uep, nip, 110p, nup, bzw. napp usw.
Xapel: Neapel Schw; S. Ga" N. ine" z' Chrieg
dinge". Postheiri 1864.
Napolitäner Z, N&pelidäner B — m.: Einer, der
in neapolitanischen Diensten gestanden hat. ,Ein alter
Neapolitaner besorgte das [Schulhalten in der alten
Zeit] eben so gut [wie ein Studierter].' Schweizer-
baher-Kal. 1898.
49
771
Nap, nep, nlp, nop, nttp"
1 1 _'
Nnpo'liun B; Tu; '/.. Napöliöfn) AaF.. Ke., St.,
Napgliän B; FMu., Napeliön AaF., Ke.; U (Ndp-),
Napoliung. B Volksztg 1897, Napeliung. B Hink. Bote
1869, Dim. NapeliÖndli AaF.. Ke., Napüiünli GSa.
(Proph. 1855) — in.: 1. (in U f.) Napoleon d'or,
Zwanzigfrankenstück, allg. — 2. Napoleon, Name einer
Turnübung am Beck, Absprung aus dem Kniehang in
den Stand Bs.
Näppel L; Zg, Näppeler B (scherzh.), Näppli
AaF., Kc. : meist PL, = Napoleon 1. Seck roll Näppel
heä-er g'ha". L Vaterland 1892.
Näppi: 1. verächtl. für Napoleon 1. oder III. Bs;
Bj S; Z. Mängs Stückli ueis-cr voch so" Näppis Zite".
JCOtt 1864. — 2. = Napolion 1 S. — 3. Dreispalter,
Dreispitz Z (Jucker). — 4. = Napolion 2 Z; in Bs
auch der Klei* N. im Gegs. zum grosse" N., dem Knie-
absprung direkt aus der sitzenden Stellung auf dem
Beck. — Zu 3 vgl. aber auch Dn-Näpper.
Näpper (*e bzw. e*) Aa; Ar; BE. (neben Gnäpper),
IIa.. S.; Gl; GrHc; L; GÜ., oT. ; ScilHa.; Schw; S;
Tu; Uw;Z, Neber BSa..; FJ., Ni*ber BSi., Are«-er FS.,
Niibmer GO., Nobmar Gn ObS., Nägmer BBe.; Gr
Arosa, Churw., Luz., Nuf. ; PAL; GSev., W., Nägu-er
GRÜberw.; „W", Nagicer „BO.;" GrD. (neben Näg-),
Näggwer GrV., Neuer BG.. „Näu(w)er B; LE.\ iVaier
BE.; S, JViyer BE., S., IL; FMu.; SSchwa. — m.:
1. Bohrer, in ThHw. nur noch: kleiner Nagelbohrer,
wofür sonst allerwärts die dim. Formen gebräuchlich
sind. In BE. ist die Bezeichnung (G)näpper auf den
grossen Bohrer mit flacher, halbmondförmiger Schneide
beschränkt, während für Bohrer übh. Näjer gilt. Von
Steinarbeit: ,[Der Steinsprenger] schlägt ein tiefes
Loch mit einem dicken Meissel oder Neper in die
Fluh.' JRWyss 1814. S. Stein-N. Bildl. in Scherz
und Ernst: Ich säg Dank (dank-der) für 's NäpperU.
('s Löchli ist '/'macht ZStall.) = ich lasse mich nicht
anführen! GBern.; ZStall. ,Ysne nepper.' G Hdschr.
.Negber.' ZEmbr. Üffn. ,1 nepper.' 1469, Z Inv. ,2 näp-
perli.' 1562, F luv. .Nepper' oder , Borer.' Kriegsb.
1644. ,Ein Näper, ist grösser als ein Achsnagel-Näper.'
1650/1700, ZGlattf. Inv. .Der Neper, Nefiger, Borer,
terebra.' Bed. 1662. .Terebra, Borrer, Nepper; tere-
bellum, Nepperlein.' Denzl. 1677; 1716. , Spitzung der
Nepper.' 1770, Absch. , Einem ehrlichen Mann ward
mit einem grossen Näpper oder Borer in sein Speicher
geboret und ihme durch solches Mittel vil Getraid
entragen.' S Kai. 1708. S. noch Zieh-Messer (Sp. 464).
— 2. „Frauenzimmer, das in Allem die äusserste Ge-
nauigkeit fordert G"; vgl. Git-N. Negmer, langsamer
Mensch GW.; vgl. näpperen. — 3. penis BS.; Z. —
4. Name eines Hauses BsStdt; ZStdt. — 5. Näpper,
Familienname. 1525, ZHinw.
Ahd. naba-, nabu-ger, mhd. nähr.-, nrtbi-, nebi-, nebeger,
umgestellt wye-, „.</./,,,. imjhrr, neper: urspr. spitzes Werk-
zeug (dir) zum Bohren von Naben; vgl. Lexer II 1/2; Gr.
WB. VII 8.
Öri- : Bohrer, mit dem der Küfer ein Öhr (s. Bd I
418) macht Z; auch 1659, SchwE. Klosterarch. —
Geiss-: Fluni, in ZEmbr. — Git- AaHI.; Id. B, Glz-
Aa; Bs; „B; VO; S; Z": = G.-Gnäpper (Bd II 668). —
Hol-: Hohlbohrer, Bohrer ohne eigentliches Gewinde,
mit flacher Kehle ZO. ,Ein Hohlnäbeiv 1590, Zßär.Inv.
Holz-. ,Item etliche grosse und kleine H.' um
1600, Z Inv. — //. im Gegs. zum Steinbohrer.
Hand-: gewöhnlicher Bohrer, ohne Winde (wie
beim Windelbohrer) Z. — Chäber-, Chäbs- AaHIi..
i'häf- Z: = Hol-N. Vgl. Ghäfen 2 (Bd 111 160).
Chäs-: Bohrer, womit der Käse angestochen wird.
um Proben davon zu nehmen, ihn zu kosten, eine
Art Messer mit Hohlkehle li; I.; 7.6; Z. Rauch-
loch-: fiktives Werkzeug. Feinen schicken, den B.
zu holen (Aprilscherz) AaNüiii.. Wohl. — Latte"-:
kleinerer Bohrer, mit dem mau Löcher in Latten
macht ZO.
Nabe"- ZZolL, Rad-Nabe"- AaF.: grosser Bohrer,
mit dem die Wagner das Loch für die Wagenaehse in
die Naben bohren. Syn. Achs-Borer.
Eig. tautol. Zss., die natürlich erst möglich wurde, als
die urspr. Bed. von Näjjper vergessen war. Vgl. Btli-Bfcher.
Xagel-Näp perli: Nagelbohrer Aa; Gl; Tb; Z.
Achs-nagel-Näpper: = Naben-N. AABb. — Bund-
Nepper. 1659, SchwE. Klosterarch. — Pflanz-: fik-
tives Werkzeug ZS. Die im Frühling junge Tännchcn
setzenden Bauern schicken etwa, zumal am 1. April,
einen unerfahrenen jungen Burschen ins Dorf, den
Pfl. zu holen. V 'gl. Schaub-Schär. — Rören-Neber:
Teuchelbohrer. 1500, B Staatsarch. — Süw Sou-, Söu-
Näpper: Pfropfen, den man in die Stichwunde des
geschlachteten Schweines steckt, um das Ausrinnen
des Blutes zu verhindern ZO. Fiktives Werkzeug,
in scherzh. Drohungen gegenüber Kindern: Muess-di'*
zum e" Saldi mache"? Ich ha" de" S. bei-mer. Hol-mer
de" S., ieh will-di*" usw. — Schind-: Geizhals L.
— Ge-schirr-: der Bohrer, mit dem die Geschirr-
flicker durch Quirlen Löcher in gebranntes Geschirr,
machen L; Z. — Holz- schlegel-: grosser Bohrer
womit man in die Holzschlägel das Loch für den Stiel
bohrt ZS. — Speck-: scherzh. Benennung für schlim-
mes Bürschchen Z (Schulthess). — Spitz-: gewöhn-
licher, (im Gegs. zum Chäber-N.) in eine Spitze aus-
laufenderBohrer AABb. — An-st ech-Nepper. ,A.
zu den kleinen Fassen', unter den Werkzeugen eines
Küfers. 1659, SchwE. Klosterarch. — Stei"-: Stein-
bohrer; Werkzeug, womit man beim Steinsprengen
die Schusslöcher in den Stein bohrt S; üw; Z. —
Stell-stange"- Näpper li: Bohrer, womit man die
Stangen des Schlittengestells durchbohrt Ndw. —
Stro w -Näpper. ,Hense Str.', Bauernname. UEckst.
Rychst. - „Tü-Näuer: Lochbohrer BG." — Tubel-
Näpper: Bohrer für Löcher in einer Wand, in welche
ein Tubel [Pflock, Zapfen] eingefügt werden soll BSi.,
U.; GWeisst.; SchwE.; Ndw; ZO. .Dubelnepper.' 1659,
SchwE. Klosterarch. Dim., kleiner Bohrer, womit man
die Löcher für die Tübel in die Fassdauben macht ZO.
— Tü'chel- Ar; Gr; Ndw; ZO., TM- ZO., S„ Tünkeh
AABb.: Teuchelbohrer. .Tüchelnepper.' 1492/1508, Z
Inv. ,Als sy battend, dass man inen erlaubte, holz
zu verkaufen, damit sy ein eigenen t. haben mögind;
ist inen erlaubt worden.' 1558, Hotz, Urk. ,Ein tüchel-
näber.' 1590, ZBär. .Matthis soll das Wasser durch
einen dunkel, der mit dem grössten dünkelneper zu
Münster gebohrt ist, dem rechten russ [Runs] nach
in den weier leiten.' 1596, MEsterm., Rickenb. .In
den Rechnungen von 1733/41 kommen Ausgaben vor
für Tüchelnepper.' Studer 1870. — T ürli-Nepper:
Bohrer, womit Löcher in die .Fasstürli' gebohrt wer-
den. 1659, SchwE. Klosterarch. (unter den Werkzeugen
eines Küfers). — Dorf-Näpper: 1. ein zu allg. Ge-
brauch des Dorfes bestimmter Tüchel-N. ZZoll, —
77.'!
N'np nnp. Napf- -nupf
771
2. bildl.. grobes Bauemmädchen. .Wann [weil] ich
schlecht [einfach] glaube, dass also wenig für mich
seie ein Gretli and <l.. ein päurin, also wenig seie für
ilich ein rauher handwerksmann oder paur.' 1527,
HBiu... Werbungssehr. — D ri-: 1. ein zur Ausrüstung
des Soldaten gehörendes Werkzeug mit drei .Sehenkeln.
von denen der eine aus einem Kaminschlüssel, die
zwei andern aus Schraubenziehern bestehen Z f. —
2. dreieckiger Hut UwE.; Zg. Syn. Drirören- Huet
(Bd II 1790). — 3. Bezeichnung gewisser Örtlichkeiten
(z.B. einer solchen in ZHorgen). wo drei Strassen aus
einander laufen, und wo es nicht geheuer sein sollte.
Eine Wiese ,im Dr.' ZMänn.; dreieckige Wiese in
ZZoll.; vgl. auch Akt-Wis (Bd I 66Anm.). — Trüll-:
Windelbohrer Ap; Gl; Gr; Scuw; Nnw; ZO. .Troll-
nepper.' 1059, SchwE. Klosterarch. — Wagen-Naer:
wohl = Naben-N. FMu.
n äpper e" Aa; Gl; GRrle. ; Schw; Th, gnäppere*
Bs; B, ni'bere* BoSi., näbmere" GO., näguere" GkNuI'.,
Spl., näggteere* GnHe.: 1. mit dem Näpper hantieren,
bohren AAWohl.; GRHe. (näggw-); GO. ; ThHw.. lt St.'1
auch in Ap; Gl; GRli.. T. ; Z. [Das Saatkörnchen
unter der Erde] chaitft en Nepper bim Chrämer und
bort e* Loch dur** de" Bude": nepperet Tag und Nacht
und glirh glich güxlet 's denn ose*. KMey. 1844. Bildl.:
Der W%* nepperet-mer schd* im Cliopf. Stutz. — 2. an
Etwas herumstochern (z. B. an einem Türschloss mit
dem Schlüssel, um es zu öffnen); erfolglos mit mehr
oder weniger Geräusch an Etwas arbeiten, sich mit
Etwas zu schaffen machen Aa; B; Gl; GaChur, He.
(wipp-), Nuf. ; GO. ; Sohw; ThHw.; Z. An Öppis ume*
n. Er het geng Öppis z' gn. „Was näpperst mit den
Fingern V allg." Stümperhaft Holz hacken, schneiden
AAZein. Bildl., einer Sache nachgrübeln GnSpl. ;
ScnwE. — 3. sich hinzu und hinein drängen B oSi.
— 4. knausern, filzig sein „Aa;" Bs; „B; VO; S; Z."
(g)näpperig Aa; „B; VO; S; Z": knauserig.
geizig.
schind-näpperig: erzknauserig L. ,Sch. und
raxig.' Zg Kai. 1S72.
näpperle" AaF., Ke.; Bs; GrCIiut; S; Z, gnäp-
perle* II AiWohl.; Z (vgl. Bd II 669), nägmerle* GW. :
Dim. zu näpperen. 1. = näpperen 1 GW. — 2. = näp-
peren 2. (Geräuschvoll) stochern AaF., Ke.; S; Z.
Du niipperlist a" deren Ür ume", bis si nüme* gät.
Mit einer Arbeit spielen, tändeln AaWoIiI.
N'epüt GrAv., L>., Val.; aScuw; WG., V., Nipöi
PAg., Po.; TB.: 1. m.; Neffe. aaOO. Auch Enkel PAg.
— 2. f., Nichte PPo.; TB. - It. nipote, Neffe, Eukel.
Nepötin GRLandq., Nepöti" GrD., Nipote PAg.
- f.: Nichte. Auch Enkelin PAg.
Nipperi m.: Geizhals S. — Vgl. gnippm I (Bd II 670).
Noppeli'" f.: einfältige Weibsperson TnUntersee.
- Vgl. AToggUn (Sp. 710).
Bet-Nopple": Betschwester ScaSt.
Noppeli ÄAHold.; ZPfäff. f, Noppi A\Leer.; Bs,
Nöppi. HPest. 1781, Nöppel ÄALeer.; ZBül.f: 1. Jakub.
t. dim., t. pejor. aaOO. Hut ist mi"s Noppeiis Her: so
schwer. Sciiwzd. (Z). De' Noppi, si" Bueb. Wolf,
Gcspr. — 2. (Noppeli) Johann Jakob AAHold. —
3. (Noppi) Gottlieb Bs. — Vgl. das syn. Nogg (Sp. 709),
zu dem Wechsel im Ausl. Hanogg, -nopp (Bd II 1311).
Gülle°-Nöppi m.: Schelte auf einen schmutzigen
Burschen Bs.
Hoppe": 1. an Etwas zupfen, rupfen, zerren. /. B.
an der Angelschnur, von Fischen GRh. An Öppis
ume* n., z. B. an einem Kucke, ihn mühsam zuknöpfen
Z. Nopp nüd all [immer] a'-mer ume"! zu einein
Kinde. — 2. unbeholfen, stümperhaft arbeiten ZMünch.;
spec, schlecht und knotig nähen Ap. — 3. coire Ar.
Vgl. noggen, nogghn (Sp. 7101. S. auch Anm. zu morsen
(Sp. 352).
ver-: tr., schlecht, stümperhaft nähen Ap.
noppere" I: 1. a) wesentlich = näpperen 2 ZKn.,
Tö.; an Etwas zupfen, rupfen; sich mit kleinen Din-
gen, unbedeutender Arbeit umständlich zu schaffen
machen, an Etwas langsam herumarbeiten (mit dem
Nbbegriff des Ungeschickten, Unbeholfenen) AALeer.;
Bs; B; L; S; Zg. Syn. noschen. „Ein Schloss ohne
Schlüssel zu öffnen suchen B." .Haerere in solvendo
nodo.' Id. B. A" der Türe" n., wiederholt die Klinke
drücken ZTurb.; vgl. nopperen IL .Der verlegene
Freier noppert an seinem Hute.' Zg Kai. 18S9 (Eis.).
Er nopperet lang um Zwick, me* cha*" 's nit erlebe*,
bis er fertig isch Bs (Breitenst.). Spec, zwecklos, un-
geschickt nähen, Kleider flicken BsStdt. Blatten und
n. D' Frau N. isch am Naidischli g'sesse" und het
g'nopperet. Hetzel 1885. — b) bildl. ,Wenn ein braver
und allgemein geschätzter Mann gestorben ist, so
braucht der Schulmeister [der die Leichenrede hält]
nicht mühselig an den Herzen [der die Leiche Be-
gleitenden] zu n.; die rinnen von selbst.' Gottu.
Einer unbedeutenden Sache lange nachgrübeln LG.
— 2. unpers., hapern Bs (Spreng). Es nopperet mit
der Huröt, wenn z. B. die Braut Schwierigkeiten
macht. ,Es n. mit dem Kaufmann-, er steht ökonomisch
schlecht. — 3. einen unangenehmen Beigeschmack
haben, vom Kaffee Bs.
ver-: verpfuschen, verderben Bs (Spreng); stüm-
perhaft zunähen Bs (Seiler); „vernähen, verwickeln,
dass mans kaum aus einander lösen kann B; S; Z."
n opperig: von üblem Beigeschmack, vomKaffee Bs.
nöpperle": \. = möpperlcn (Sp. 350) Bs. Das Spiel-
klötzchen heisst entsprechend auch Nopperli. Vgl.
auch Läffi-Att (Bd I 586). — 2. coire Aa.
Nöpere" f.: = Operen (Bd I 366) Zu.
noppere" II: pochen LStdt. Syn. bopperen.
Yiell. identisch mit nopperen 1 1 it.
„tschopper-nopplen: gängeln, gleichsam an der
Nase herum führen S."
„Nüpeli m.: Tor-, Turmwächter AaZoI" — Vidi.
auf appell. Anwendung des Personennamens Jakob beruhend.
N'iipe" PI.: spasshafte Einfälle, Possen „Aa uF.,"
Z. 1815. - Vgl. ,Naupe' bei Gr. WB. VII 474.
nuppere": stochern, z.B. in den Zähnen; übh. mit
Stechen oder Drücken Etwas zurecht zu machen suchen
Gl. — Vgl. nopperen l J ».
Napf nupf.
Napfm. — PLNäpf — Dim. Napfli, Näpfli: 1. Name
eines Gefässes. a) rundes Gefäss für Flüssigkeiten,
meist Milch; „kleine hölzerne Schüssel B; L; Schw;
775
Napf — n u |> f. Napfz — nupfz. Naps -nups. Napt— nupt. Mar
776
Zs ; Z." a) aus Holz gedrechselte, ziemlich tiefe Milch-
schnssel, hauptsächlich auf den Alpen gebräuchlich
GrPi\, Val. ; LE. (wenigstens eine Mass fassend); GA.;
Nnw (bis 2 Mass fassend). D' Chatz het ab rier de''
gröste* Näpf de" Nidel 'blitzt GEbn. — ß) irdenes
Milchgefäss in Form eines umgekehrten stumpfen
Kegels GTa. ; Th. Syn. Milch- BecH. — - y) kleine
Gelte ohne Handhaben BSa. — 8) Kübel mit hoher
Daube BBe., R.j I'Ag. Napfli, auch vom grössten
Milchkübel BBe. (Dan.). — b) Gefäss für Butter.
,6 nepphe mit anken.' Habsb. Urb. — c) „Käseform mit
durchlöchertem Boden B." — d) = Gön a (Bdll 331)
mit hakenförmigem Griff Sciiw; U; Zn. ohne Griff
BHa. (Napfli). — e) rundes hölzernes Trinkgeschirr
ohne Handhabe Uw. — f) Gefäss für Mehl, 's ist Alls
di", 's Napfli und 's MB, sagte der , Gaber' (s. gaben II
Bd II 55) zu der Braut, welche ihm das Gefäss wieder
zurückgeben wollte TiiBerg (sprw.). — g) auch me-
tallenes, grösseres oder kleineres rundes Gefäss übh.
,Polt Stutzers husfrow hat uns ein silbrin nepflin
gen.' 1440, UwE. Jahrzeitb. .5 kupferi näpf.' 1599,
Z Inv. ,Von dem N. zu verzinnen und ein küpfere
Schlänggli daran 5 ß.' 1689, Zubers Tageb. ,Gar zu
grosse Näpfe mit Muess.' 1689, Spyri, Waisenh. ,Die
Messpfaffen und Mönchen pflegen ordinari under Mess
mit der Paten oder Stol oder Napfli das Opfergelt
einzuziehen.' Cl Schob. 1699. — 2. als Massbestim-
mung a) für Milch, 2 Mass BSigr., „2 Mass oder
10 Pfd BSa.", 3 vierpiündige Mass BSi. Dieser Käse-
kessel het 30, 40, 100 Näpf [100x3 Mass]. -
h) „Buttermass, von achthalb Pfd an Gewicht, doch nur
beim Pfrundeinkommen gebräuchlich LE." ,Das stat
by einem n. anken ze buoss an das gotshus.' 1488,
Urk. ,Ein halber n. anken.' 1584, LRomoos. Auch
Käsemass; s. Miss II 1 c (Sp. 452). — c) „Frucht-
mass, das den 16. Teil eines Viertels ausmacht, allg."
Vgl. Becher. ,Ein nepfli kernen, drü nepfli habern an
den kelnhof Zurzach.' 1376, AALeugg. Arch. — 3. in
Beteurungen. ,Botz N., ergib dich nit so gschwind!'
JMahl. 1674. .Ich mag, getz N., bald nümmen nie.'
ebd. — 4. Hausname ZStdt. — 5. Bergname BE. (von
der kuppigen Form; vgl. den ,Piz Padella' im Ober-
engadin). — 6. Napfli, Familienname Ndw. — Mhd.
napf, Becher, Schale.
Anken-Napf: fingierter Name eines Bauern. B
Fastnachtsp. 1522. — Öri-: mit einem Öhr versehener
Topf TbHw. — Gigen-. ,Botz spillenkorb und g.!
da wirt mir [dem Teufel] aber ein vollen zapf.'
ESchmid 1579. Vgl. den Kinderreim unter Nulli (Sp.
717). -- Hägge-- s. Gön (Bd II 331). — Herr-
schaft-Napfli: Ziegenname BGr. - Kücchel-
Napf. ,Kneu wie Küchelnäpf.- B Nachtspruch. —
Lülli-: grosses Kind, das immer noch den Lülli im
Munde hat und doch schon aus dem Napf isst ScuSt.
(Sulger). — Milch-: 1. = Napf 1 d Schw; Zg. -
2. Kübel PAg. — Mess-: Milchnapf mit Messzeichen
BO. — Mues-: Hafermehlschüssel TuSteckborn. -
Miet-: Kästchen für das Kleienfutter Ar. Syn. Miet-
Trucken. — Brot-: hölzerne Schüssel, worin das an-
geschnittene Brot aufgetischt und aufbewahrt wird
Ar; GRh. — Süf-Napf BHk., -Napfli EBe.: = Süf-
Mutten (Sp. 578). — Si'g- TuHw., Steckb., Si2g- ZW.,
St'g- ZNeer., Si'h- TnStckl... Tag., Si- TuFr.:' Milch-
seiher, meist kupfernes Gefäss mit eingesetztem Zeug-
lappen statt des Bodens. Syn. Sigen. — Schw cid-:
= Napf 1 d Ndw. ,Der Vorbruch, ein sehaumichtes
oben auf schwimmendes, sehr niedliches Wesen, wel-
ches der Senn mit dem Schw. weg nimmet.' JJScheitchz.
1706. — Stupf-: 1. der Napf, aus welchem man die
Kälber säugt BSa., Si. Syn. Gelten 2 a (Bd II 282).
- 2. Gelte, Wasserzuber BSa. — Tritt-in-: Tölpel,
Tolpatsch. ,Du [Satan] bist ein armer Tr., erschrickst
grad ab eim Duuderklapf.' Com. Beati. Vgl. Talpins-
M,i,s (Sp. 194). - Wasser-: Kübel PAg.
Napfer m.: Verfertiger von Näpfen ; erhalten als
Familienn. XV., ZZoll. Urk. Vgl. Schüssin-.
näpfig, mit vorgesetzter Zahl: so und so viele
Napf (Bed. 2 a) haltend BSi. En 30-, 40-näpfige
Ghessel.
napfe": 1. „sich auf und nieder bewegen •, schlum-
mern LE." — 2. in Holzschuhen gehen B um Burgd.
- 3. (aus grosser Pfeife) Tabak schmauchen, paffen
BumAarb. (näpfle*), Burgd.; „LE."
Zu 1 vgl. gnepfen 4 (Bd II 672), zu 2 gnepfen 8, gnepßen.
Bei 3 denkt das Volk an dio napffürmige Pfeife, doch ist
das wähl sekundäre Anlehnung, und geht die Bezeichnung
urspr. auf die mit dem Rauchen verbundenen Bewegungen
dos Mundes und Kopfes. Auch die Bed. -Angabe bei 2 verrät
Anlehnung an ,Napf: die Holzschuhe werden mit einem
Napfe verglichen.
tiiipfe": übervorteilen AAZein. Syn. über-lupfen.
er-e"t-, auch ver-,nt-: refl., sich im Aussehen
verändern, ein übles Aussehen bekommen Ar. Er
hed-si"'' ertnäpft, sein Aussehen hat sich auf einmal
verschlimmert. Si hät-sich rernäpft, von einem Mäd-
chen, sie hat abgeblüht, sieht aus wie verheiratet Ae
(lt Pup.). — Vgl. gnepfen, dem unser W. ohne Zweifel sehr
nahe steht; die Bedd. vermittelt nhd. .umschlagen.'
nipfe": einnicken TuHw. Syn. gnipfen (Bd II 674$).
Nüpft n. : kurzes Schläfchen BBe.
„napfze": einschlummern, schläfrig tun LE."
Jlhd. »tifzrn, ahd. naffizen, schlummern.
Xäps m. GitNuf., Dim. Nepsji W: Schläfchen.
näpse": sitzend einnicken GrD., ObS., schlammern
GRHeinz., Nuf. Syn. gnäpsen (Bd II 673).
er-: (auf Augenblicke) einschlummern W. Ptc.
er-nepst.
Näpser m.: = Näps Gn. E" N. ne", ein wenig
schlafen.
Nops m. — PI. Nojise": Mops Nnw. — Vgl. .v,./r r
(unter Mapper Sp. 35U).
Neptissin f.: Nichte; Enkelin WG., V. Vgl. Nepöt.
Nar, licr, nir, nor, mir.
nar: Adv., gegen Abend \V; z.B. hinnc" [s. hinaclil
Sj.. 661] ii.
Narr (meist mit jüngerer Dehnung .Wir) m.. IM.
Narre", Nure", Dim. Narrli B um Aarb. ; L, Närli
777
Xar. ner. nir, nor
77<
AaF., Ke. (auch -eh); B. sonst meist Närrli, Närli:
1. geistig gestörte Person, Irr-, Blödsinniger Ndw;
Tu: /.: v lt 1 . Narren-Hüs (Bd II 1719). Syn. rören-
Bue'<. ,Man soll nieman berogten wan kind and
narrL'ii.' um 1500, Uw Rq. .2 pfd [Busse] gab ein
Erömdei kessler. hatt ein narren gehouwen.' 1546, Z
Grün. Amtsrechn. .Item «lorecht, nennt man s' schon
narren oder tfippcl, irer veriiunit beraubet.' Zu Arzneib.
1588. .Man fluchet: dass ich zum Narren werd! Allbie
verstehe mau nicht die schalkhaftigen Narren an Für-
stenhöfen, sondern Leut. die in dem Hirn verruckt
sind.' GAlbrecht 1679. ,Sie ist so vil als ein völliger
N.' 1782, Z Brief. Von dieser Bed. scheinen auch
folgende EAA. auszugehen: ilie" chönnt schier e" X.
ge*, 's macht Eine e* X. werde", 's ist zum X. werde",
Ausruf des Argers. Unwillens, z. B. wenn die Lösung
einer Aufgabe trotz aller Mühe nicht glücken, ein
Wirrwarr sich nicht entwirren lassen will Bs; B; Th.
,Die täten, als ob sie z' Narren g'raten wollten.' Gotth.
Ich bi* scho" am hctlbi Xilni z' Bern g'si", aber ich
ha'-mie'' fast zu-me" X. müesse" warte". B Dorfkai.
1868. Sich schier z' Xarre* lose" (biege") B; Gr; L; Z.
— 2. einlältige. törichte (männliche oder weibliche)
Person; übh. ein Mensch, dessen Reden und Handeln
gegen den gesunden Menschenverstand verstösst. allg.
Syn. Tören-Bueb. Oft verst.. z. B. en Chetzers-, Schin-
ders-. Tu f eis-, Hagels-, Tunders-X.: en He.ce"-X.. zor-
nige Schelte z. B. auf ein trotziges Kind Nnw. .Herr-
gotts X.' Joh.Mahl. 1674. .Tonders Hagels N.' ebd.
.Der Donders Herrgotts Himmels N.' ebd. Hieher
zahlreiche RAA. Wenn e* X. :' Märt göd, so chonnd
wider e" X. hei'" Aa; vgl. Gans (Bd II 371). Ein X.
macht der ander a" G; Th, macht vil Xarre" G; Z.
's träumt de" Xarre" nüd G'schids. Sprww. 1869, nie
öjipis Witzigs S. D' Xarre" säge", wie s' es icelle" ha",
aber nid, wie s' es welle" mache". Ineichen, 's ist mit
Xarre" hei" China z' taufe*. Sprww. 1869. Ente* X.
muess-me* mit der Wanne" winke*. Xä'h der Tut gond
d' Xarre" z' Bat, band d' Xarrc" Bat G; Z. IX Xarrc"
meine'd Bs; B; Sch; Th; Z; s. noch Sp. 309. Es ist
jedem X. t" Frag erlaubt Ap; Sch. 's ist e* herti
Buess, we""-me" de" Xarre" singe" muess AaFii. D'
Xarre* boue* d' Hüscr und die G'schide" luege* zum
Pfeister üs. Ineichen; «" Xarre* boue", die G'schide"
choufe* B. Zwe" Xarre* mache" Gottswill LG., chönni'd
auch G. mache* AaF. Uf der Welt göt 's wundcrli'''
zue, und mir sind d' Xarrc" und hclfe'd derzue ZO.
,Wo die Narren kein Brod essen, wird der Roggen
wohlfeil zu haben sein.' S Bauernkal. Lache" wie-n-e"
X. Aa; Th; Z; Syn. wie nüd g'sehid. I"'' ha" nun sse*
luege" (lose*) wie-n-en X. B; Th; Z. Er ist g'sehid cum
Mül, aber en X. im C'hopf, ein dummer Prahlhans
Aa; Z. Er het 's Xars X. der halb Esel abg'chauft,
ist stockdumm S (Schild). Ich will cn X. sl", nenn...,
Beteurung Tu; Z. Zur rechte* Zlt X. sl* ist au'*
e" Chunst. Ineichen ; dagegen: E" g'schide' Ma"" sett
lc" X. sl". ebd. En X. i" sin Sack si", sich verspotten
und misshandeln lassen, ohne sich zu wehren Th
(Pup.). Wenn d' mer 's ume" gibst [den Schlag bei
gewissen Spielen, beim Abendabschied auf der Gasse],
SO bist cn X. für 's ganz Jär Z. Der Tüfel ist en X.
gege* dir (dich), kann es nicht mit dir aufnehmen B; Z.
Doch ist de'' Tüfel nw e* X., wenn 's Wiberrolch an-
föhd. Ineichen. Eine* für e* (ver S), /'. de* (G), z' (BO.)
Xarrc* ha", zum Besten halten, übertölpeln, allg. En
ticke*, ticke* Bere*stil ; irh cha**-dirl' für c* Xarrc* ha",
wie i°" will Ar; Tgl. Apriüen-N. .Kur ein Narren
halten', verspotten. 1656, Srni.Ariiii.iKh. .Man bed ihn
nur für ein N.' JMahl. 1674. .Du liest mich nur für
ein Narren.' JCWeissenb. 1701. Men isch nnr 's Gelds
X., das Geld narrt Einen nur ZZoll. Der Esel treid 's
ond weiss 's ned, er ist e" X. und seid 's nid, rufen
Kinder, wenn sie beim Spielen unbemerkt einem -Mit-
spielenden einen Gegenstand haben anhängen können
AaF., Ke. I'h bi" gern cn X.. aber nüd < 's) Nars X., von
einem Narren lasse ich mich nicht zum Besten halten
Ap; L; G; S; Z. Auch sonst in zahlreichen Formeln der
Abfertigung. Meinseh, ieh irell din N. si"? '/.. Wenn
d' e* X. ha* witt, su bis-en selber, mute mir nicht
eine solche Torheit zu. Gotth. Wenn d' en X. witt,
so mach (häb, chauf, suech)-der eine", oft mit dem
Zusatz en isene* (s. Bd I 547), hölzene*. bleiene* B;
S; Tb; Z. , Stell einen hölzernen an. wenn du einen
Narren haben willst.- Gotth. Das cha""st du eme*
X. a'g'e* (und mira" g'sehid blibe") Aa; Th. Ja, ic*
icett cn X. si* [ich sollte so dumm sein] und Das
glaube*' Aa; B; Th; Z. Du bist kein X.! oder: es gab
nor'4 eil dere" X'arre", Zurückweisung eines naiven Ge-
suches oder Wunsches Th; Z. Ähnlieh: Dere" Xarrc"
gab 's noeh mc bis gi Ghoste'e abi und dört gä/ng 's
e'st a" GBern. Es gi!'t noch mänge* X. bis go" Basel
abe" [ausser dir], verhüllend für: du bist ein Narr Th.
De" Xarrc" seit-me" 's zwei Mal (und in-ere" Midi
drü Mal ZZoll.), Abfertigung eines Fragers, der Etw.
nicht verstanden hat B; Th; Z; s. noch Malier, Muli
(Sp. 186. 187). Das seit-me" nüd (i") jedem X., zu einem
neugierigen Frager SchSI. ; Th; Z. (Ja) du X.! wie
kannst du nur so reden, fragen Aa; Th; Z. Warum
bist nid cho"? Du X., ich bi" noch im Bett g'lege*.
Hettdocht en Xarre"! warum nicht gar, tolles Zeug!
Ap. He z' gad Xarre*! wie einfältig! ebd. Ei a*
Xnrra" (ist er rerfulet) ! eibewahre! Göldi 1712. Öppis
Xarrs, etwas Einfältiges, Dummes. Närrisches B; Z.
Öjijns Xarrs eso! dummes Zeug das. Gotth. Il'as
hast denn aueh Xärs g'seh, dass d" eso redst? Stitz.
Wenn d' nw nüd Xars abstellst! keinen dummen
Streich machst ZZoll. ,1m Glarnerland wird ein Wyb
gfragt, ob nit ihr Mann ein Ratsherr seig. Sie ant-
wort: Ja, er sollt etwas Narren syn.' Schimpfr. 1652.
X. als Personifikation der Narrheit. Er hed Xarre*
g'fange*, siben an einer Stange", von einem Dummen
Aa (Rochh.). De" X. ha", gleichs. von einem Narren
besessen sein, sich närrisch, toll gebärden. Wenn
d' Chatze" de" X. händ, so wird 's ehalt oder gibd
Sturm ScHwMa. ,Ich mein, du syest völler narren
dann der summer [voll] inugken!' NMan. ,Do ich iez
vil naren seyen, wil ich fyr ein diggen [Dickpfennig]
meyen', Legende zu dem Bilde eines Narren, der wie
ein Säemann aus einem umgehängten Leintuche Närr-
chen in die Furchen sät OßwSarnen (Salzherrenhaus).
.Ir band gfressen ein narren rouw.' Haberer 1562.
De" Xarr(e') g' fresse" ha" an Eint; s. Bd I 1321;
dafür auch: en X. si" a° Eim G; ZO. ; z. B. de' Vatter
ist cn X. a" sine* Chinde*. Bes. in der Anrede oft
nur Ausdruck gelinden Tadels, aueh des Mitleidens
Aa; GrPt.: Th; Z. Luegend eso. i<* arme'' X., rer-
egsehgüsiert [entschuldigt] schich Dietege*. Schw/.d. (Gr
Pr.). Als Dim.. häufig von entsprechenden Adjj. be-
gleitet, kosend oder scherzend zu kleinen Kindern,
auch von Sachen Aa; B; Sch; Th; Z. En ordli^'s,
779
Nar. ner, nir, nor, nur
780
an/is, herzigs, chlises, netts Narrli (Narrli)! Syn.
Dingli. Narli nennt der Bursche liebkosend sein
Mädchen AiLeer. Auch als 1. Teil von Zss., z. B.
Närli-Züg; Sjn. Gänggcli-Zug. S. noch Ei (Bd 1 14),
ah (Bd 1 198), frissen (lid [1321), ab-guggen (Bd II
183), Guggu (Bd II 188), Hirs (Bd II 1633), Chuglen
(Bd III 188), Wittimg; ferner «rac/ira / 4 (Sp. 21).
wo aber viell. eher an übertr. Verwendung von 7 zu
denken ist. — 3. Schalksnarr, verkleideter Narr, be-
rufsmässiger Possenreissor. Der N. bildete ehedem
(namentlich im XV. /.Will.) eine typische Figur des
Volkslebens; er besass eigne Tracht und besondre Ab-
zeichen; vgl. Cholben 2 (Bd III 225). (Narren-) Chappen
(ebd. 384. 392), Schellen; ferner CMeyer 1650. No 51;
NJlan., Totentanz. Eine Erinnerung daran bewahrt
viell. die RA.: D' Narre" müend 'zeichnet si* B; L;
G; S; Th; Z. Ähnlich: En N. muess es Zeichen tuen ;
tued-er 's nüd vor Mittag, su tued-er 's näch Mittag
BR. Der N. durfte bei keiner Volksbelustigung fehlen.
bes. bedeutsam war seine Rolle in den Schauspielen
des Mittelalters; er wurde auch von Städten (vgl. Bs
XIV. 119) und vornehmen Familien förmlich in Dienst
genommen; vgl. Staffelb. 1882, 15, ferner: , Fürsten.
Äbt und andere grosse Herren erhaltend die Schalks-
narren, damit sie ihnen den Weg zur Höllen kurz-
wylig machind.' Schimpfr. 1651. Er ist e* N. um 's
Geld. Ineichen. .Hansen, dem narren, um füetry und
macherlon zum rock.' 1500, B Ausgabeposten; vgl. B
Taschenb. 1871, 222 ff. .Zweien narren um tuech zu
rocken.' 1522, ebd. ,2 pfd dem naren von Zug.' 1549,
Absch. (aus einer Rechnung des Landvogts zu AaB..
wo die Tagsatzung sich oft versammelte). ,[Der Haupt-
mann Zopyrus schor sich] zue ring wie ein narren.'
Tierb. 1563. ,Die trummeter blasend uf vor des kaisers
zeit und der narr [spielt] mit sinem gigli.' Wagner
1581 (Bühnenanweisung; vgl. die RA. bei gigen Bd II
150). Der Narr galt geradezu als ein Emblem der
Vornehmen, so in BStdt (vgl. B Taschenb. 1866, 175);
GR. Vom berufsmässigen Narren unterscheidet sich
der N., der nur gelegentlieh, mehr zum eigenen Ver-
gnügen als zu dem Anderer, das Narrenkleid anzieht.
Hieher gehört insbes. der Fasnacht(s)-N., Maskierter
an der Fastnacht Aa; Bs; Sch; Th; Zg, verkleideter
Knabe am Aschermittwoch Z ; vgl. Sp. 647/8. Üsg'seh
ive-n-en Fasnachts-N. Sch. Syn. Leg-Ör (Bd I 415).
Löli (Bd III 1260), Butzi-Mummel (Sp. 227), Bögg,
Butz. 1608 Hess der Stadtrat von Aarau den Umzug
der Schulkinder vor den Neckereien der sog. Narren
durch Wächter, Weibel und Stadtboten beschützen.
Aa Gem. ,1713 wird in Aarau in Betrachtung der
trübseligen Zeiten alles Masquieren und Vermummen
der sog. Narrengesellschaft verboten. Jedem Bürger
soll 15 Pfd zur Rekompens werden, der einen Narren
fangt und einliefert. Ein solcher soll HlO Pfd Buess
verfallen sein.' Ölhafen. Auch anderswoher hören
wir vnii eig. Narrengesellschaften, Gesellschaften oder
Bruderschaften .zum Narren', und der Name gieng
tw. auch auf die Versammlungshäuser über. In einem
Kaufbriefe von 1479 wird ,der 1. Frauen Bruderschaft
zum Narren' gedacht, in einem Vergabungsbriefe von
1486 des .Narrenknabengartens', in einer Vergabung
vnn 1480 der .Narrengesellschaft.' AAZof. (Chronik
Frickhardts). .Den halben garten hend die brüeder-
schaft zum narren.' 1499, AaZoC (Jahrzeitb.). .Gesell-
schaft der Herren zum Narren und Distelzwang.1 1439,
B Mund. .Ein jeder stubengesell soll an den buw zum
narren geben ein guldin.' 1 175, ebd. .Zum narren um
zerung. als fremden lüten daselbs geschenkt und uf-
geschlagen ist worden.' 1500, B Ausgabeposten. ,Zu
Bern habe man die Zürcher Gesandten sehr gut em-
pfangen; man habe sie auch zum N. geführt und dort
ehrlich beschenkt.' 1530, Absch. Zum Näre*, Haus-
name BsStdt. S. noch Narren-Fest (Bd I 1116), -Ge-
meind (Sp. 306), -Gericht, -Rät. De(r) N. (Narre"
Ap; Th) mache", spassen, scherzen Ap; G; S; Th; Z.
Es ist-em nid Ernst, er macht nw de* Narre". Hand-
herum machet-er ivider 's Narrli, wenn nie" [doch] so
ril ''schaffe* het. Joach. Mach-mer nüd de" Narre" .'
Tu. Mit Eim de" N. mache", trihe*, ihn zum Besten
halten Bs; B; Th. ,Vor dem tisch was ein heid, der
treib den narren (faisoit du fol).' Morgant 1530. Eim
de* N. mache*, ihm in Allem seinen Willen tun, um-
sonst Dienste leisten Aa ; Bs; Th; Z. De* N. uhlä", sich
närrisch, toll gebärden; vgl. Bd III 1400. ferner ab-
chammen (Bd III 270). S. noch Gauch (Bd II 101),
er-gäuchen (ebd. 107), Gauggler (ebd. 171/2), Gfd (ebd.
219), Gulli (ebd. 221), Lappen 3 (Bd III 1349). —
4. Spitzname der Bewohner von ZZell-Langenhard.
Auch Familienn. Z. — 5. = Cholder 3 (s. Bd III 237).
Steinm. 1804. — 6. starrkrampfähnlicher Zustand in
den Gliedern (z. B. im Arm, im Handgelenke, in den
Fingern) infolge Übermüdung, auch nach langer Ruhe
Ap; BHa.; L; GRh.; Th; W. De" Narr(e') ha", über-
cho*. Mir chunnt der N. am Finger W. — 7. miss-
ratenes pflanzliches Gebilde, bes. Feld- oder Baum-
frucht. a) Gemüsepflanze, die bloss ins Kraut schiesst.
hohe, harte, sich verästelnde Stengel treibt (und hier-
durch ihre Kraft erschöpft), z. B. von Rüben (deren
Spindelwurzel sich verholzt und verästelt), Kohl (Kopf-
kohl, der keinen .Kopf', Blumenkohl, der keine , Blume'
bildet), Spinat, Salat, Lauch, Zwiebeln, Rettigen Aa ;
Ap; Bs; „Gl;" Gr; L; GRh.; „ScH;" ScHW; S; Th ;
Zg; Z. Wortspielend mit 2: D' Näre* ivachse'd, me*
brücht s' nüd z' b'schütte" L; Z. Bi de* Chabüchöpfe*
zerl-me" d' Nären üs, bi de* Rätsherre" lut-me" si (la*)
stä" (tuet wer si dri") Aa. Es isch niene* kei"s süfers
G'richt a!s i*me* Chabisplätz: We**-me" g'seht, dass
Narre" drinn si", zieht-me* se-n-üs und g'heit-se weg
S (Schild). Kohlpflänzlinge, die nicht bald nach St
Verenatag einen Ansatz zu einem Kohlkopf haben,
bleiben Näre" L; vgl. Haupt (Bd II 1497). ,Ich
glaube, dass statt Rüben lauter Narren wachsen, wenn
man den Samen im übsigend säet.' Zg Kai. 1867.
,Dann so bleiben sie [die Zwiebeln] gern, gibt auch
nicht gern Narren.' JGSulzer 1772. .Bastarde von
Kohlarten nennt man bei uns Narren.' Schinz 1842
(für Z). — b) = Fimmel 1 (s. Bd I 826) „Aa;" Lj Zg.
— c) missbildete, unfruchtbare Blüte Gr. — d)= Nar-
ren-Ast 2 (s. Bd 1 574) GWe. (n.). Verkrüppelter
Baumast Th. — e) „gestutzter Weidenstamm BSis."
— f) durch einen Pilz (Exoascus pruni) missgestaltete,
blasenartig aufgedunsene Zwetschge ohne Stein, die
vor der Reife gelb oder blau wird und abfällt, ander-
wärts .Tasche, Schlauch' genannt Aa; Ap; „<!l;" Sch;
S; Tu; Ndw; Z. D' Näre" wachse'd am g'schwindste*,
sait-me" co" d'ene* Zwetschge*näggle*, wo -' gli*" blö
irer'cd und alu'g'heifd. JSenn. Kleine Frucht, bes.
von Zwetschgen BBr. — g) Nuss ohne Kern Z. - •
8. Mehlknollen im Äpfelmus aScuw. Er stät wie en
N. im Öpfelmues, befindet sich immer dort, wo er
?Ö1
sar. ner, mr, nur. nur
782
nicht hingehört. ,Der N. im Öpfelmues sein', den
Narren spielen. Schw Fastnachtspiel 1*63. 9. ilio
untern Balken an einem Wohnhause liul'r. ; Syn.
Under-Pirstli. Vgl. Narrm-Chopf 2 (Bd 111 Uli und
('Sehröter 1895. 165. — 10. Narli, ein /.«gedrückter,
mit einer .Schnur umwickelter Papierwisch, ein Spiel-
zeug für Katzen B; Syn. Chatzen-Rölli. — 11. Närrli,
Bläschen im Bier THStettf. — 12. Tag-Lichtnelke.
Lychnis diurna AABcrgöschingen.
Ufad. narre. Der Sing, wird gewöhnlich stark flektiert;
nur in einigen formelhaften Verbindungen hat sich der zwei-
silbige sw. Acc. erhalten, so in de" Narre" mache", g'/rütie"
Im" an Kim, ziemlich allg. auch in fttr e" Narre" ha". Hier
ist das Bewusstsein für die urspr. Form so sehr erloschen,
dass sie auch auf einen PI. bezogen wird: Bänd-ie [uns] nüd
für e" Narre"! Das W. bezeichnet in ilbertr. Bed. das Abnorme,
Wunderliche auch im physischen Zustande: Tgl. 6 u. 7, zu 6
spec. er-gauchen (Bd II 187), zu 7 das syn. LSU 4 (Bd III 1260),
ferner Zwerg, blind; es ist somit nicht nötig (z.B. mit Stalder)
zwei WW. anzunehmen. Zu 7 Tgl. auch Roggen-Nsr, die
brandigen harten Körner des Roggens (badische Grenzdörfer
gegen die Schweiz), zu 7 f niederösterr. .Narenzwetschge.'
Das W. ist auch in die tessinische MA. übergegangen, wo es
einen Cretin bezeichnet. Vgl. auch das ablautende syn. Nurr
(Fem.).
Appels-Narr: am Berehtoldstag herumgehender
Vermummter Tu; vgl. Appelen II (Bd I 361/2). —
Aprille"-, Abfejrelle"- : Aprilsnarr Aa; G; Th; Ndw;
Z. Man ruft demselben zu : A. — 's ganz Jär (en N.j!
auch mit dem Zusatz: Abrelle"ehuc — 's ganz Jär e"
Chue Z, oder: Apritte'närrli, Löffelstil, ich ha"-dich
für e" Narre", wenn-ich will GrDoiuI. A. — 's ist doch
war, ruft man Demjenigen zu, der aus überkluger
Vorsicht aui 1. April sogar wahre Behauptungen nicht
glauben will Z. — , Opfer-: ein ringsinniger Mensch,
der den Altaren nachschleicht und nach verrichteten
Opferen das Volk belustiget mit lächerlichen Gebär-
den, bomologus.' Denzl. 1716.
Faden-Närri n. : auf Füssen stehender Rahmen,
worin eine oder mehrere Spulen befestigt sind, eine
Vorrichtung zum Zwirnen des Garns (bes. der Schu-
ster) GkL., Pr. ; Syn. Garn-Stüeli.
Ähnliche Namen für Werkzeuge auch sonst; Tgl. Esel S e
(Bd I ölS), ferner Garn-Narri, Zwiri-Närri.
Rochfärts Hofferts-^&xx: = H.-Güggel (Bd II
194) B (Zyro); ScHSt.; UwE.; Z. - Fridlin-: spöt-
tisch für Einen, der auf das Friedenstiften versessen
ist. ,Der Fr. gehört nit zum Stryt, weis^ woll, dass
er kein Bluot kann gseen.' Joh.Mahl. 1674, mit Bez.
auf Bruder Klaus, der ebd. auch , Claus Fridlinmacher'
genannt wird (s. Sp. 50). — Fress-: Schelte auf einen
Feinschmecker Sch; Z. — Göfe"-: Kindernarr Ap; vgl.
G.-Nurr. — Garn-Narri n.: = Spuelen- Heber (Bd II
939) Gk; vgl. Faden-Närri. — Haber-Narr: Hans-
wurst, Lustigmacher B. — Hof-: 1. wie nhd. Auf
den H. des ehemaligen Fürstabts von AaMuh bezieht
sich die RA.: Es göd halt bi Allem, so lang ass mag,
hed der H. vo" Muri g'seit. Klosterkräpflein 1841.
— 2. verächtliche Bezeichnung eines Landraanns, der
noch in den engherzigen Ansichten eines Hofbauern
(vgl. Hof 3 Bd II 1021) befangen ist Z eA., Illnau.
Hans-: närrischer Mensch Aa; L; Th. Der H.
häd wolle" e" Form ha", sogar der Narr hat gewisse
Grenzen des Anstands beobachtet wissen wollen Tu
(Pup.). ,Dass ich nicht euer Hansnarr sei.' B Hist.
Kai. 1810. V 'gl. Hans- Dampf, -Wurst. — ver-hans-
n aii": sich närrisch, dumm gebärden, z.B. von Ver-
liebten L.
H i rs- : am ,Hirsmontag' herumziehender Vermumm-
ter L; vgl. Lüt., Sagen 381.
Huts-: vollkommener Narr GRpr. DOre" H.-Narre"
gebi 's nu>h me va" da bin ga" Basel. Schwzd. - y,n aer
RA.: Er ist en Narr, too-nc" d' Ihn anr'dert (s. Dil I] 177t).
Chinde"-: Kindernarr GkD., Pr.; GT.; Tu; W; Z.
Vgl. Ch.-Esel (Bd 1 51(i). .Babeli war von Jugend auf
immer ein grosser Kleinkindernarr gewesen' GT. (111.
Kai.). Abi. chinder-närrsch W. - Ch lause"-: mit
einem Blätzli-Chleid (s. Bd III 624) angetaner Narr,
der den ganzen Tag auf dem Nikiausmarkt herum-
gieng, um die Kinder nach Hause zu scheuchen, weil
sie nicht sehen sollten, wie die Eltern den Chlaus
einkauften; dafür bekam er von den Krämern eine
kleine Entschädigung (1 ß), oft auch von den Markt-
besuchern; Mittags bewirtete man ihn im Kapuziner-
kloster, wofür er den Vätern seine Spässe vormachte
Schw (bis um 1820); Syn. Chl.-Bölli. — Lach-: =
Giclüer (Bd II 108). Dexzi.. 1677; 1716. — „Lauf-:
Fastnachtsnarr mit einer Maske SciiwMa " — Mess-.
.Claus M.' nennt der Teufel den Bruder Klaus. JMahl.
1674. — Maitli-: wer allen Mädchen nachläuft (in
harmlosem S.) BsStdt. — Buebe"-: = Gägi-Maidli
(Sp. 79) B; Ndw; Z. — Platz-: = Bratschen- Meister
(Sp. 523). Z Pfrundenb. 1757. ,0 PI., o PL, du gäbest
ihm Prügel, wärst du mit der Schelle und Pritsche
noch da.' Z Neuj. M. 1794, mit der Anm.: .Mit dem
letztverstorbenen Pl-en ist, zum Tröste der Fehl-
schiessenden, das Amt aufgehoben worden.'
Brügi-: Hanswurst, Spassmacher Ap. „Markt-
schreier, Quacksalber G; Hanswurst, der den Markt-
sehreier begleitet VO; Z"; Sulger. Tue" wie-n-en Br.,
sich sehr ungebunden, närrisch lustig gebärden ZZoll.
Eig. der in den Volksschauspielen auf der Buhne (Brügi)
auftretende Hanswurst; vgl. Br.-Spü.
Rolle"-: mit Schellen behangener Fastnachtsnarr
LSemp.; Syn. Bölleli-Bogg. — Schueler-: verächt-
lich, Schuljunge. JMahl. 1620; s. Kuchi-Hans (Bd II
1172). — Schoppen-: Name eines, den , Schoppen-
bischof' bei einer Mummerei begleitenden Narren.
1474, Z RRB. -- Stock-: 1. Hofnarr (mit einem
Narrenstock). ,Die Abschilderung [Abbild] von einem
St-en aus den mittleren Zeiten.' Bs Chr. 1779. —
2. Erznarr Th (Pup.); Fris.; Mal.; Denzl. 1677; 1716,
S. Öl- Götz (Bd II 581), Lappen (Bd III 1349). —
Toppel-. ,Die buren sind gross toppelnarren [Var. :
,düppel und narren'].' B Fastnachtsp. 1522. — Trib-:
Schelte auf einen Menschen, der Alles mit Gewalt
erzwingen will Sch. — Wiber-: Weiberfreund Z;
allzuzärtlicher Ehegatte GTa. — Zwölf-: zwölffacher
Narr. .Ein voller zw. du ouch bist.' HsKMan. —
Zwiri- (in GRt'onters Zwürre"-)N:arri n.: 1. Faden-
haspel GRHe. (Amst.); ein dem Faden-Närri ähnliches
Gerät zum Zwirnen des Garnes GRConters. Syn. Spuel-
Bämli, Zwürner-Stüeli. — 2. Fadenseele GrD.
Narragung: Narragonien, Narrenland. .Pur:
Fragt ihr, wo ich daheimen bin? Zuo N., söndt ihr
vernän. Narcissus : Jetz hest ein rechte Antwort gän,
dass dises sig din Vatterland; us deiner Red ichs wol
Verstand.' Com. Beati. — Vgl. frz. Aragon.
narrecht(ig), när- AaFh.; Bs; B; S; Th; Z,
■ocht(ig) AASt; B; L; Th; UwE.; Zo; Z f, närchtig
:-■;
Nar. ner. nir, nor, nur
784
Schw; ZSt.lt. nächtig AaF., Seeth., St.; Ap; LG.; Zo
Äg.; Z: 1. a) Adj. und Adv., närrisch, albern. aaOO. ;
in AAZein. im Gegs. zu nüt-rechtsig bes. von weib-
lichen Personen. E" narochter Metisch UwE.; ne"
narechtig Maitli AAZein. Das ist mirauch e" narochtigs
Tu [Tnn]! Tu. Bis (tue) doch aw* und so n.! Wie
nächtig stand s' ane*, d' Stadtjonker und d' Ihre'1. Ap
Kai. 1860. .Alter schützt vor Torheit nicht und die
Ältesten tun am narechtigsten.' Gotth. ,Wie die altern-
den Leute sich nachträppeleten, wie zwei norrochtige
Eheleute am Tage nach der Hochzeit.' ebd. ,Ungatt-
licha und Narrochtigs.' ebd. Der Heister het sich fast
hintersinnet, isch fast narrächtig worde*. Joacii. S. noch
Ginggel (Bd II 365). ,Bis nicht so narrecht und un-
besinnt.' HBill. 1527; daneben .ein narracht fürneru-
men.' .Narrichte lugen.' Kessl. ,Lascivc loqui. iniiet-
willig und narrächtig reden. Vix pucris dignae am-
bages, narrächtig geschwätzt Fris. ; Mal. S. noch
gelw i Bd II 292). — b) Subst., Narrchtig, Kar- Aa;
ScßSt.; UwE., Nächtig AaF.; LG.; Z, euphem. oder
scherzh. für Narr. He jo, du N! Antwort auf eine
einfältige Frage Aa; Z. — 2. narrocht(ig), .Steigerungs-
adv, zu guten und schlimmen Begriffen Uw.
Mlul. narr'iht, bes. aus obd. Quellen. Der Voc. ist kurz
geblieben in B tw. : Th; ZW1. Aus der ä. Lit. seien noch er-
wähnt: ,Narracht', .narrechter.' Zwingli, ,uarrachtig, -echtig.'
Morgaut 1530, ,uarrechtig.' NMan., ,narrechl.' HBulI. 1572;
Schimpft. 1651. Die Formen nächtig (Schwz. Unterhaltungs-
blatt; für Aal, norrochtig (Gotth.) sind viel]. Druckfehler;
doch Vgl. Surr.
Narrachtigi, -ochtigi, -echtigi — f.: närrisches
Wesen, Treiben, närrischer Übermut B. .Es seien
Viele, die nicht wüssten, wie sie gehen oder stehen
sollten vor Narrochtigi; die würden sich gibeligelbe
Röcke und rote Hosen machen lassen.' Gotth. ,Für
die Narrechtige sei kein Kraut gut als einmal der
Tod.' ebd. .Vreneli sah mit Bedauren der Verwandten
Narrochtigi und Meisterlosigkeit.' ebd.
verna(r)chten: närrisch werden Ar.
Na(r)chtling m.: Närrchen, bes. als gelinde
Schelte in der Anrede Z.
narre", näre": 1. intr., sich närrisch benehmen.
allg. Die Bischöfe usw. .narren [treiben die Narrheit]
etwann so wyt, das sy andern lüten ouch damit helfen
wellen, nemen darumb gelt, als da sind ablass ver-
koufen [usw.].- 1522, Sihl., Urk. (Mit Kim) n., spielen,
scherzen, tändeln, bes. von Kindern, jungen Leuten,
Verliebten, „liebeln" Aa; Ap; Bs; B; „Gl; L;" Schw;
Z. Me" näret nüd alliwil! Zuruf an närrisch sich
gebärdende oder redende, mutwillige Kinder ZS. In
(jril'r. sich narre": Der Chünig mag g'tvüsst hau. dass
schich der Purst mit schi"'r Töchter, mit der Prinzessi;
ättes narrt und verstolcner Wisch <!' Hnldschaft mid-
ere" hed. GFient. Insbes. auch von jungen Tieren,
nain. Hunden und Katzen BSi.; „Gl;" GnChur; „L;°
Tu; /.. Syn. gaugglen 1 h (Bd II 170/1). galpen (Bd II
234). Von leblosen Dingen: Doch l;iim sind-si [Teil
mit Gessler] e" Streekli g'fare", fangt 's Wasser mit-em
Schiff u" n. Hinderm. (Bs). Zsges. mit Ortsadv., z. B.
ume(r)-n., töricht, zwecklos herumlaufen Gk; Xr>\v.
Vgl. auch z' Chilchen n. (Bd III 230). Spec, an der
.Narrengemeinde' Teil nehmen Ap: .Aujourdhui c'est
Narreng'meind. Je m'en vais naren comme les autres.
en buvant en bonne compagnie un verre de vin dans
ijuelque cabaret.' 173^. Brief von F.Zellweger. S. noch
heilig (Bd II 11 19). — 2. tr., Jmdn zum Narren halten,
mit leeren Hoffnungen täuschen Aa; Ls ; I!; „L;" Sei! ;
W; „Z". heute in Z gegenüber für e" Narre? ha" ver-
altet. Mich narret 's Gritli numme". Sohwzd. (Sch).
In der ä. Lit. (ausgenommen bei Zwingli) mit Uml.
a"-: Jmdn zum Narren. Besten halten Ndw. —
ine-: Jmdn in ein Haus hineinlocken S. — ns-: mit
Acc. I'.. Jmdn ausspotten, verhöhnen „AaF.;1- B;
„VO; Z." , Ausnarren lasse man sich nicht." Gotth.
— ver-: 1. zum völligen Narren werden G; Sch. Si
will mir nöd 's Rauche? /erlaube" und ton ich 's ver-
stoli's [verstohlen], so i<-i!I-si r. Sch (B Dorf kai. 1893).
- 2. refl. a) wie nhd. Aa; Ap; Bs; G; Sch; Th; Z.
Vernarret si" a" Ein Ap. sonst nieist i" Ein (ine"). —
b) die Zeit mit Narreteien hinbringen (und sich dar-
über vergessen) Aa; L; PPo. ; Z. Vgl. ccr-torlen.
Worum häst-dich sette" lang cernarrd? Es sind scho"
dri und halbs PA1. (Giord.).
g'narret: 1. närrisch, einfältig, abgeschmackt Ap;
GTa. ; ScHSt. Si händ-der en Lärme" ond e" G'schrä
a's wie g. A Halder. G. tue", sich wie toll gebärden
GTa. — 2. von Gliedern, steif (z. B. vor Kälte) und
daher untüchtig zur Arbeit BBe., S. ; s. Narr ti. —
3. arg, übertrieben, sehr gross GTa.; Th. Es ist g.,
wie scho" die chline" Buehe" ftueche'd TnFr. Es ist
doch auch g. mit dene" Muse"! E" g-s Glück. — I. Stei-
gorungsadv. Ap; GTa.; THWag. G. vil (z.B. Obst),
scho", lustig.
Narreti. -ei, in AiBb.. F., Fri. ; Bs; GF., G. ; Scbw
Narredi, -ei — f.: Narrheit, närrisches, dummes Zeug,
Possen Aa; Bs; B; G; Schw; Th; Z. Das ist hei* N.,
keine Kleinigkeit, kein Spass. So Lüt mit Bart und
Schnäuze" — das ist hei" N. Hinderm. Es ist !;ei" N,
Luz'erner Pürli z' si". Volkslied. Auch als Abferti-
gung; vgl. Heng. 1830, 164.
Narrheit: = dem Vor. Narrheit)", Herr Baupt-
me"! Formel der Abfertigung ThHw.
Narri f. : = dem Vor. .Deren wyssheit sol geschendt
und zur wüesten n. werden.' HBull. 1561. ,Intem-
peries amici, die töube und narrei eines fründs. Stul-
titia, deliratio, fatuitas, narrei, torheit.' Fris.; Mal.
.Ein won und narry.' LLav. 1569; dafür: ,eiu torachte
Einbildung.' 1070. - Vgl. Gr. WB. VII 365.
narriere": 1. = narren 1. G'schid Lüt narriere'd
au'h. Sprww. 1869. — 2. = narren 2 B.
narrig: närrisch B. Si tüen-ech All so i». Tänt
und Sprung wie üser Choli. Schwzd.
Narrkel m.: leichte Schelte, Närrchen Ndw
(Matth.).
Narrket Nor- f.: 1. Narrheit UwE. — 2. auch
m., leichte Schelte, euphem. für Narr. ebd. — Zur
Bildung vgl. Anni. zu Fulha (Bd 1 791).
narrle", nur- B; FMu.. narrcle" ScHSt., sonst
närric/le". nur-: 1. Dim. von narren 1, bes. von Ver-
liebten, dann auch von jungen Hunden und Katzen
Ar; Bs; B; FMu.; „Gl;" Gr; „L;" GF.; ScnSt. ; Z.
.Wie könnt ihr mich artig finden und warum närrlet
ihr so mit mir?' Sintem. 1759. Spielend, tändelnd
arbeiten ZS. — 2. „viel Geld für Kleinigkeiten aus-
geben G." — 3. Dim. von narren ? Gr; vgl. Tsch. 224.
ver-: 1. Dim. zu rer-narren 2 Sch; Z. Sieh a"
oder mit Öppis r. Si uSt. Er cha" si'* g'rad amenen
iedere" Bit:eli r. '/.. Wir me" sie>> doch clia"" r. ante"
so e" Pfifii da! Stctz. — 2. durch närrisches Tun, auf
törichte Weise verderben, vergeuden Gr; SniSt. (Sulg. i.
78S
Mar, ner, nir, nur. nur
780
Närrlete" f.: allerlei Kleinkram '/■-. Syn. Siinli-
y.<Ki.
Narr6: 1. (Narrö', Narri, Narri TuFr.. Narrt
Zu) Ruf, mit dem die Gassenjugend die Fastnachts-
narren »erfolgt AaF.: L; 'I'nKr.; '/.<;: vgl. ö (Bd I 23).
Der Ruf wird in allerlei Reimformeis gekleidet: (H)egö,
NärS, wfes und röt,jö! AABromg. Narrö, chride'uiss,
hei die Chappe* voller Lüs AiiLanfenb. Narrö, Narrö,
(Iji/chotje" '. Was du saist, ist Alls erlöge' TuFr.
S. noch Grit 3 b (Bd II 8-24). — 2. Narrö! d' Cime
sehadö! ruft der Viehhüter, wenn eine Kuh die Grenze
der Weide überschreitet Ai\ — 8. Narrö, typische
Maske, die sich in der Zeit vom Berchtoldstag bis
zur Fasten, während deren es wöchentlich an drei
Tagen gestattet ist, maskiert herumzulaufen, auf der
Gasse zeigt; sie trägt eine Karbatsche, dagegen keine
Schellen THFr. Narre, am Tag herumlaufende Fast-
nachtsmaske Zg.
narröle": = narrten 1 ScnSt. ; uTii; ZSth. Nar-
riiU's mache', von närrischem Treiben TnBodensee.
ver-: = rer-narrlen ScHSt.
Narröli, meist -Ali — m.: närrischer Mensch,
Spassmacher, Possenreisser Si'HSt.; TnBodensee, Hw.
Di" N. mache'. Scn Kai. 1884.
narrölig: närrisch ScHSt. (Sulger).
närrisch AALeer., närrsch, närsch Bs; VO; Gr;
Sch; Th; Nüw; Z, nasch GoT.; ZO.: 1. a) wie nhd.
aaüO. Bis doch au'h nüd so n. und t/laub Das! Dass
d' Litt doch auch so nasch chönnd st" und b'haupte"
[usw.]. EFecrer. We"-wen afe" alt und n. ist, vergisst-
me"-schich. Schwzd. (GrPi'.). Scho" so alt wie du un'1
noch so närst derbi! Allem. 1843 (Bs). (Wie) n. tue'
Bs; Tu; Z. Es freut-mi''' n. Tu. — b) subst., (du)
Närrsch, gelindeste, fast kosende Abfertigung oder auch
Schelte, bes. wenn man Jmdn auf einen Irrtum auf-
merksam machen will, Närrchen „AaF.;u Bs; VO;
Sch; Th; Z; Syn. (Narren-) Baschi, Narchtig. Hä,
N.! 's ist so sit uralte" Zlte". PFisTER-Kirchh. 1833.
N. .' ich ha" -der Nüt me! zu einem Kinde, das z.B.
nach mehr Süssigkeiten verlangt. Du N., lis selber,
du stät 's ja. Usteri. — 2. winzig klein, gering an
Wert Z. jV-es Zug. — 3. überlegen (an List und
Stärke) Ndw. Stand-em nit Vegili (s. Bd I 691), er
wär-der z' närrsche''!
Zur Synkope des Suffixvo«. vgl. hünduch (Bd II 1436).
Die synk. Form begegnet mehrfach auch in der ä. Lit. : ,Von
einem närschen richter schnelle urteil.' Morgant (neben : ,dass
er iich uss diser närrischen yrtumli tet'). .Ist närrsch zu
ergründen und nachzefragen.' Vogelb. 1557. ,l)auu so führts
Gott nicht desto miuder aus, und wäre es so uärrsch uud
unmöglich anzusehen/ FWyss 1672.
chalber- L; G; ThHw.; UwE.; U; W; ZO., chälber-
ApK. ; „B; L; Schw; Zg", chälbli -närrsch Z: Steige-
rung des Vor. in Bed. 1 a; bes. in gehäufter Ver-
bindung mit hunds-jung (s. Bd II 1428) Ai>K.; L; G;
W; Z, chüe-dumm UwE.; jung und tumm und eh.
ThHw. „Äusserst drollig und mutwillig B; L; Schw;
Zg"; Z.
närrschele": närrisch sein, kindisch tändeln,
bes. von Verliebten AiFri.; Scn.
Nari°g f.: 1. wie nhd. allg. Ab der N. cho", in-
folge eines Leidens die Ernährungsfähigkeit verlieren
und langsam absterben; bes. auch von der Leibes-
frucht bei Menschen und Vieh B; Tu; Z. En ieders
Schweiz. Idiotikon IV.
Tierli */"' s*""»,e" N. nahe*, ttbertr. auf Menschen als
Entschuldigung für die Befriedigung unerlaubter
Triebe Z. — 2. kei" N„ nicht das Geringste GrD.,
He., l'r. Kei" N. Im", g'seh. Verst.: Uf das chann-
er-schic* Jcei's einzigs Gottsnäregli oerlä: Schwzd.
(GRPr.). S. noch assig (Bd I 500).
näre" ne're* Aa; Th; Z: wie nhd. Abs. Die Spis
nert, ist nahrhaft Tu; Z. D' Bube" nere'd nüd. Im
XVI./XV1I. auch noch = heilen, retten (so bei UEckst. ;
Vogelb. 1557; Fris.; Mal.; RGwerb 1646), durchgängig
in der Form ,neeren, nehren.' , Marti, dem sighaften
herren, der 's römisch rych allzyt ist neeren.' Mau-
RITIANA 1581.
er-: heilen, erretten. XVI./XVII. ,Der tod ist der
ernerer [Erlöser] der armen.' Morgant 1530.
ge-ne're" GrV., g'ne'm GrA., Luz., g'ne're" GrD.:
1. tr., heilen GrD. .Gott genert inn all siner wunden.-
Morgant 1530. ,Ein arzat wil den bischoff generen
an dem bodengran.' XVI., Bs (ARechburgerin). ,Sein
mist gneert die beissend raud. Mit gleichen arzneien
gneeren und heilen.' Vogelb. 1557. .Emendare, heilen,
geneeren, gsund machen. Medicabilis, das zu gneeren
ist, dem ze helfen ist. Sanabilis, leicht ze heilen oder
ze gneren. Deplorata vulnera, die nit ze gneeren oder
ze heilen sind.' Fris.; Mal. — 2. intr. a) „anfangen
zu heilen Gr." Ohne Eiterung rasch und leicht heilen
GrA., Luz., V.; Gegs. vergüeten (Bd II 556). — b) ge-
nesen GrD. (B.).
nerhaft: 1. als Nahrung dienend. ,Das Kraut ist
eintweders nehrhaft oder dienet zur Arznei.' Spleiss
1667. — 2. Nahrung suchend, auf Erwerb ausgehend.
.[Die Bürger] seind auch nehrhaft, wicwolen darunder
etliche junge Schnauzhanen mehr zum Schlenzen und
Müssiggang dann zur Haus- oder Standsarbeit geneigt
sich erzeigen.' FrHaffner 1666.
g'ne'rig, -e- GrD., Val.: 1. leicht heilbar, von
Wunden Grü., V., Val. — 2. leicht von Wunden ge-
nesend, von Personen GrD.. Pr., Val. Icl,hane" Schinne"
[Splitter] im Tumme" ; Materi hed 's afe" g'muclirt;
daseid [dass es sich] aber nid cerböscheri, Wü-i°* notte*,
ich bi* süss e* G'neregi. Schwzd. Vgl. g'niriij.
,g'neerlich: das zue gneeren ist oder wol ze arz-
nen, dem ze helfen ist, medicabilis.' Fris.; Mal.
g'üirig: = g'nerig 1 und 2 GrD. — Wird promiscue
mit dem syn. g'nislig gebraucht. Vgl. auch g'nSsig.
Niere» I f., in GStdt; ZStdt (1t MUsteri) m.: 1. wie
nhd. Es Nierli, geschnitzelte und gebratene Schweins-
niere. S. noch Lüs (Bd III 1450). — 2. e" dummi N.,
Schelte auf einen einfältigen Menschen, bes. auf Weibs-
personen Bs. Lami N. = Lam-Loch (Bd III 1034) Bs
(Spreng). — Das Masc. ist urspr. ; es findet sich auch noch
XVIII., Z Kochb.
noren I: wühlen, von Schweinen BBr. Syn. nuelen.
,So bist du in dem hüfen din und norest [Var. ,nüe-
rest-] reht alsam ein swin.' Boner.
Xnrr, bzw. JVi>rr Ar; G; Th, Nurre" GRorsch. — f.
— Dim. Nürrli, bzw. Nörrli : 1. Fem. zu Narr. Syn.
Appelen II 2 (Bd I 361/2). a) geisteskranke Frauens-
person GTa. — b) einfältige Frauensperson, Närrin
Ar; G; oTh. Von einem Ehepaar sagt man: Er ist
en Narr und si e" Norr Ar; G. D' Norren ond d'
Narre' sönd z' tür, wie me" s' chauft, mit Narren ist
Nichts anzufangen Ar. En Esel grübet [wird grau]
50
787
Nar— nnr. Narb nurli. Nard— nurd. Nari'-mni
,--
im Mueterlib, e* X. ond en Narr gär niid. ebd. Häufig
als leichte, gutmütige Schelte auch auf närrisch lustige
oder kokette Frauenspersonen G; Tu. Du Tonders
N.! Tu. ,Du Nörli!' UBraggek 17*o (zu einem Mäd-
chen). Du itlti N.! zu einer Katze, die in ihren alten
Tagen noch zu spielen anfängt Th. — 2. Norre*, ver-
kümmertes Pflänzchen BSa. (selten). Vgl. Narr "i u.
— Faniilieun. .Frau [da Nurrin.' 1895, ZEIgg.
Eier-Nurr, in der RA.: Dether cho* wie-n-e* E.,
sich sehr bunt und grell kleiden Ar. — G6fen-: Fem.
zu G.-Narr Ap. — Manne"-; Männernärrin Ap. -
Buebe"-: Fem. zu B.-Narr Ap; Tu.
„nur(r)ele° Ap", nürrele*, nürrle*, bzw. nörrele*,
nörrle* Ap; G: sich kindisch, einfältig benehmen, von
Frauenspersonen; .Kindereien machen.' G 1799. <ilur
Luti n., eine ausgemachte Närrin sein Ap.
g'nörrelet: eitel, putzsüchtig, kokett GTa.
Nurrin., PI. -ini: Narr, blödsinniger Mensch W.
g'nürrisch g'nörrsch: närrisch, von Frauens-
personen Ar.
Nüere" „Niere II f.: Mistpfütze, Sumpf UUrs."
Einer der zahlreichen Fälle mit anl. n statt m .• unser
W. ist etym. identisch mit Müere* (Sp. 387), einer Weiter-
bildung Voll Murr.
XiierC'berger m.: 1. Verkürzung für Nürnberger
Trichter Bs. Es Ei**m mil-im N. i'schütte*. — 2. Dim.
älterer Name der Basier Leckerli Bs (lt Becker).
nüere" s. norm.
Nüeri"g f.: das Wühlen, Treiben ApM.
Narb — nurb.
Narbe» f. (in B m.), in ZStdt. Wäd. Närb, in Z
auch Narbe" m.: unebene, gleichsam mit Narben
bedeckte Oberfläche eines Dinges, a) Haarseite des
Leders (Gegs. Ass 5; s. Bd I 498) „B; LE.;" Z.
b) Oberhaut (Epidermis) des .Menschen an der Hand
BSi. — c) äusserste Kruste am Käse „B; LE.", in
BSi. nur so lange sie noch nicht hart geworden ist
(vgl. Iianft, Schicarten). — d) Kruste am Brot B;
„LE." — e) „Oberfläche des Rasens oder Erdreichs",
Grasnarbe B; „LE." Syn. Würzen.
(g')närbe- II: = arben (Bd I 421) Tu.
nirbe", nirpe* s. Bil II 073.
Nurbe" f., in der RA.: under der N. si', .unter
der Kritik' Bs.
Sein wahrseh. = Vrben (Bd I 4 3 "J I mit vorgesetztem n,
und zwar i. S. v. : amtliche, verbindliche Aufzeichnung, ,Norm.'
Nard — nurd.
Nord, 's N., die bewaldete, schattige Südseite der
Berggegend von GFreienbach; das Links-, Vorder-N.
ebd. Nord Ap; G; Th; Z. Nördli Ar; GRh., Flurname.
N.-Holz, Hindu- X. ZWald. ,Ebni im Norden' ApBülil.
,Nord(en)' als Bezeichnung der Himmelsgegend ist nicht
(mehr) volkstümlich, dafür Mittnackt (Sp. 656); s. auch
buen . schatten-halb (Bd II II 69).
nördig: schattig GPreienb.
Nördli°ger AaF., Hold.. Ördlinger AaEIh-.. Nöd-
li'ger AaoF.; L. NMi'ger L; GRh.; Uw (Nerl$gtr);
l : ZS., Örlinger BsL. (Erlger); Tu; ZBenk., NA., 0.,
Oli'ger Z NA., Hin., Rüml. — m.: grober Wollenstoff
von verschiedener, vorherrschend weisser Farbe, eine
Art Lodentuch, zu Strümpfen, Gamaschen, Haus-
schuhen (.Finken'), auch zu Männer- und Weiber-
kleidern (so in ZO.) oder als Futter für die Zwilch-
röcke der Bauern verwendet, aal M I. Röte* W\* <j"t
über Ö., sagte ein Knecht, «reicher Held, aus dem er
X. kaufen sollte, zum Ankauf von Wein verwendete
ZNer. E* Färb tot dt Nödli'ger Strumpf. Schwzd. (L).
.Strümpfe aus Nörliger.' 1511, Müller, AaL. (Haus-
buch eines Schneiders). ,Dingskanf des Nörlingers
und anderen schlechten Tücheren.' B Wuohermand.
1613/28. ,Der Nörlinger, wessen sich allein der ge-
meine und arme Mann gebrachen tuet.' /. Zollordn.
1640/1725. .Es wird verordnet, keinen ungenausten
und ungeschorenen Nördlingcr verkaufen zu lassen,
weil dies dem gemeinen Bauersmann nachteilig sei.'
1666, Absch. ,Ein wullen Tuch, wie der sogenannte
Nördlingcr ist.' JJSoheuchz. 1707/46. .Nörlinger, gro-
bes Tuch, damit man die Armeleut kleidet, de la bure.'
DeLacour 1730. .l'/a Ell Loden oder so genannt Nörd-
linger.' Z Gemeinnütz. Ges. 1787. ,N.' erscheint oft
als Armenspende, als Teil der Naturalbesoldung Be-
amter; so erhielten die Winterthurer Tagwächter jähr-
lich u.A. 10 Ellen ,N.' für Rock und Hosen (1522,
Troll); im Kloster zu AAMuri gab man den zwei
.Kuehiknaben' jährlieh 14 Ellen N. (Arg. 1861, 7.8).
,L)en 19. Nov. 1091 im Almosen Closter Winterkleider
empfangen; 10 Par Schub. 5 Par Schüeli, 11 Ell Nör-
linger, 4 Par Strumpf, 1 Testament. 1 Psalmbuch,
4 Lermeister.' ZZoll. Pfarrbuch. In einer Stiftung für
Hausanne verlangte der Geber, dass das Geld u. A.
auch verwendet werde, um für den kalten Winter von
gemeinem Tuch, sonderlich von Nördliger, Materie an
den Leib zu kaufen. 1713, Obw. .Den Armen [zu
GSax] wird der Nördlinger. der sich ohngefehr auf
300 Ell belauft, ausgeteilt.' 1741, CTommann. S. noch
Schuster, Hombr. 14. Tw. als Adj. verstanden und
wie ein Adj. auf -itj flectiert Th (lt Pup.). Es netts
Wibli i"si"rm nerlige* Chleidli. Obw WiUmannsspruch
1840.
her Name nach dem Hcrstellungsort NQrdlingen (,Nör-
liugen' bei KeSsl. L525) im heutigen Bayern. Doch wurde
der Stoff später auch bei uns selbst verfertigt; vgl. Z Neuj.
W. 1819, 7.
Narf — nurf.
Nerv Z tw. (im O. Nev), sonst Nerve* — f. (in BE., Si. ;
GA.; ZO. m.): 1. Gefühlsnerv Ar; GrVuI.; ö; Z. Us
de" Xene" zan(d)e", langsam, unter vielen Schmerzen
zahnen Ap; Gr (Serardi); Z; vgl. N.-Zand, -Zandwe.
S. noch geben (Bd II 74), schwinen. — '2. „Spannader",
Sehne, Flechse. Muskel, doch nur im menschlichen
Körper Aa; Bs; B; G; U; Z. Vgl. Schnuer. Die .Ner-
ven- gelten als Sitz der Kraft: Der ist starch, Der
Imi Nerve* ! Z. E" Xene" erstrecke", üf -sprenggen,
entsetzen, -stremmen, lähmen B. Er het sich e* N. ver-
streckt Aa; Bs. , Daher essent die kinder Israels kein
Heilen auf dem gleich der hilft, darum das der nerf
an dem gleich der buft Jacob gerüeret ward.' 1531/48,
[.Moses; dafür .Spannader.' seit 1667. ,Man spannet
auch [beim Vogelfang] die leiigst.cn nerven von ochsen.'
VoQELB. 1557. .Hie Nerven sind ihme abgehauen, vires
789
Narf — nurf. Narg nnrg. Nargg— nurgg. Nar]
Marsch nursch
700
ejus sunt evorsae.' Mey., Hort. 1692. S. noch Geäder
(Bd I B8). — :'•. Blutader. ,Es ist um ein einiges letz
bestelltes Tröpflein Bluts, um die Verstopfung einer
Nerven zu tun. so ist ilie Weisheit dabin.' .JUlkich
1738. — I. wesentlichstes Erforderniss, nervns verum.
.Geld, als welches die rechten Xerfen des Kriegs ist.'
Z Stand. 1628.
g'nBrvet: nervig, sehnig, muskulös GitPr., Val.
Dass i°* sötH Ghraft g'ham hn". nümmt-mi'h eige*tlic"
gär niil Wunder; vc'-me" guet g'neroei ist, cha"-
me" 's xchö" ;eme" Herögschi bringe". Schwzd. (GnPr.).
nervös: kräftig, gehaltvoll. ,Die n-en, ökonomi-
schen oder moralischen Sprüche gelten dem Land-
niann als Hauptbeweise.' Kirchh. .Aus der 1. Cor.
probiert [beweist, stützt] Gassert das Fegfeur sehr
nervös.' ClSchob. 1699.
NirPeli n.: Schelte auf eine zank- und streit-
süchtige Person ÄASuhrenthal. — Wahrsch. = Niffeli
(s. Sp. 679) mit eingeschobenem r.
Narg — nurg.
nergle" Us; L, nörgle" Ap; L; Tu; '/,: 1. Öppis
füre' n., hervorklauben L. — 2. kleinlich handeln,
kritteln, nergeln Aa; Bs; L; Tu; Z; hadern Ap (St.b).
An Eim •«. Bs. Wie si räkkelet an dem arme" Kind
und an-em n. duet. RKelterhorn.
Nargg — nurgg.
Nerggel : = Erggel (Bd I 448/9) 15. ,Nörggel, ge-
drehte Hausfassade' BAlchenrlüh (lt Hunz.).
nerggele". in AALeer. -e'-: sich mit Kleinigkeiten,
Nebensachen abgeben AALeer. Nergeln AaF., Ke. —
Vgl. nörggelen.
G'nirgg n.: langsames, undeutliches Reden ScHwMa.
nirgge": 1. (in „VO.:" U auch nirggele", lt St.*
in I, ; Zg nirggle') = niffen II 2 AAZein.; „VO;" L;
Zg. Gleichs. spielend, ohne rechten Eifer arbeiten U.
„Trendein. bei einem Geschäfte unschlüssig sein VO."
— 2. den Überkörper winden und drehen, die Achseln
zucken, insbes. dadurch, auch durch Murren, halb-
lautes Reden seine Unzufriedenheit ausdrücken AAFri.;
SchwE. ; Now. — 3. = niffen II 4 Ndw.
Das W. auch, ohne Bedeutungsangabe, im G Id. Abi.
Xii-'H/i. Hieher viel!.: .in der Nirggen', Name eines Hofes BGr.
Noi'gg: 1. langsam, ungeschickt arbeitender, kör-
perlich und geistig zurückgebliebener Mensch BGerz.
— 2. in seiner Entwicklung zurückgebliebenes, ver-
kümmertes Tier BBelpberg.
Norggel m.: 1. Nörggel, kleiner, verwachsener
Mensch (auch mit mangelhafter Aussprache) L. Dim.
Norgelti, im Wachstum zurückgebliebenes, verküm-
mertes Geschöpf W. ..Norggeli, ein kleines Ring, doch
gewöhnlich mit dem Beisatze artig, lustig. Das isch
notti es lustigs N., ein allerliebstes Kindchen, Kätz-
chen B." Nörggel, Nörgg(e)li, junges Schweinchen L.
— 2. Nörggel, Nörggli, unordentlicher Mensch L.
norgge" AaF., Fri., Ke., Leer.; Bs; B um Burgd..
Gerz., Rohrb.. Seft.; VO.; GlH. (in K. nögge"): GO.,
W.; S, norge" GiiSpl., „nörgge" L", nurgge* AAFri.;
Schw; U; Zg, nü/rgge" BRohrb.: 1. „herumfühlen,
-greifen Bsj B; Vw"; anordentlich in Etwas herum-
wühlen, -stochern AaF.. Ke.; GW. llur einist n. det
im Für! AaF.. Ke. Spec. im Teige, z. B, bei der Be-
reitung von Teigwaren AAFri. Syn. tärggen. Auch
tr. gewendet: ,lch will Eppis vo" Teig u„ Nudeln.
Knödel, Kuchen oder Etw. dgl. machen' Us (Spreng).
— 2. a) in ScuLand g'nörgge*, undeutlich reden, sei
es infolge eines organischen Fehlers oder schlechter
Angewöhnung (z. B. wenn man das r nicht recht
articuliert), sei es weil man mit der Sprache nicht
heraus will Bs; GW.; Sch; Schw; UwE.; U; „stottern
Schw; U." Ein ungeschickter, befangener Redner
.norket und worget' Bs (Spreng). ,Wenn Ärzte den
Patienten verhandeln, nurggen sie nur so' Schw. —
b) = nirggen 2 Ndw. — 3. zwecklos und (auch infolge
von Ungeschick, Trägheit, Nachlässigkeit oder allzu
grosser Genauigkeit oder Umständlichkeit) ohne Er-
folg arbeiten; sich (z.B. mit einer schweren Last)
erfolglos abmühen Aa; Bs; B; Gl; GüSpl. ; L; GO. ;
U; „Vw;" Zg; , rebus exilibus inhaerere.' Id. B. (An
Öppis) ume"-n. (in GüSpl. umfe"-n.). Dir [ihr] norgget,
nirgget und mänggelet am Esse* umme*, der müsset
nit, ob der weit oder g'ha" heil AAZein. — 4. nergeln,
kleinlich kritisieren AaF., Ke. liest allen-il Üjijns
z' n. '. — 5. frieren U (bestritten).
Kürze des Voe. ist mir für AaF., Ke. angegeben. Zum
stanimausl. Gutt. vgl. das zu Murgg (Sp. 106) Bemerkte;
ausdrücklich bezeugt ist die Lcnis für GrSpl., geschrieben
wird sie auch von unsern Einsendern aus AaFri.; BsWensl.;
BBrisl., Rohrb. Neben unserm W. her gehen Syun. ohne r
(s. Sp. 710) oder mit anl. m (s. Sp. 406). Vgl. auch g'nürxen,
norzen.
„ver-: zerwühlen, in Unordnung bringen Bs;
B; VO."
Norggete", in Bs Norgede" — f.: 1. langsames,
träges, nachlässiges, stümperhaftes Arbeiten, auch die
daraus hervorgegangene Arbeit; spec. von Näh- und
Strickarbeiten Bs. — 2. undeutliches, unbestimmtes
Reden UwE.
Norggi, in L auch Nörggi — m.: = Norgg 1 B
Gerz.; langsamer, träger, ungeschickter Arbeiter Aa
Fri.; Bs; B; L; GO. Halb blödsinniger Mensch Aa
Oberfiachs.
Norggis m.: verknotete Stelle in einer Näh- oder
Strickarbeit Bs.
G'nörggel n.: allerlei Krimskrams Aa.
nörggele" AaF., Ke.; Bs; GW.; SL., Starrk.,
Zuchw.; Zg, nörggle" AaF., Leer, (b); L; Zg: \.=norg-
gen 3 Aa; L; GW.; S; Zg. Wer isch de"" der Schriller
— me* seit-em numme" der Nörggeier? He, ne dumme
Düppel, ne Mensch, der schlecht cha"" rede", schlecht
schritt usw. Hofst. S. noch Nörggel- Werch. — 2. un-
deutlich reden GW. Auch: zwecklos über Etwas hin
und her reden, ebd. — S. = nerggelen AaF., Leer.; Bs.
An Ei"'m ume" n.. ihn in schlechter Laune grundlos,
kleinlieh tadeln. Kleinlich handeln L.
„nil'le": = nirggen 1 Vw." — Vgl. Zirli-Mirli (Sp. 118).
Narsch — nursch.
Närsch n.: verhüllend für Ars (Bd I 466) SchwE.
Blös-mer i" 's N.!
791
Narsch— nursch. Nartsch— nurtsch. Narx nui'x. Narz— nurz. Xas— nus
792
nürrscli: sparsam, knickerig. .Yetzund sind ir
gägen den trüweii dienern des Evangelii so D.' HBull.
1531. — Vgl. inir*> n.
Nartsch nurtsch.
„ ver-närrtselit: contract, von zsgezogenen Glie-
ilern, fürab wegen schlechtgeheilter Beinbrüche oder
Quetschungen BGr. ; GRh." — St. denkt an Zshang mit
Xarr (s. d. in Bed. 6). Duch vgl. auch mürttvhat (Sp. 428).
„niirtsche", Dim. nörtschele" : saugen: nörtschle*,
wiederholt saugen LG."
Vgl. das syn. lurtechen 3 (Bd III 13S8). Möglicherweise
ist ntirtschle' durch Dissimilation aus liirtechle* entstanden.
Narx — nurx.
nii'xe": = gnirben 3 (Bd II 073) B um Aarb.
ge-nnrxe°: zaudern, zaudernd sich an eine Arbeit
machen B. ,Dä wei-mer nit lang g'nürgse*, sagte Uli,
lüpfte die Türfalle [usw.].' B Dorfkai. 1863. Vgl.
nürggen, nützen.
Narz nurz.
Narzisi ZHorgen, -nisli ZO.: 1. Narzisse und zwar
die gem. Narzisse. Narc. pseudo-narc. Z, lt Hegetschw.
und Scliinz 1842 auch die rotrandige N., Narc. poet.
Syn. Marizisli (Sp. 358). — 2. Narzisse", orientalische
Hyacinthe, Hyac. or. Smw. — .Narzisli', Z Familienn.
1522, Absch.
norze": = norggen 3 Bs (Ochs).
nuTze": an Allem Etw. auszusetzen haben, klein-
lich zanken AaFH.; BBrisl. ; S. Abi. G'nürz, Gezänk S.
Vgl. gnürzen (Bd II 074), chnürzen (Bd 111 760).
Xürzi m. : mürrischer, unzufriedener Mensch,
Ncrgler AaFiL; S.
Nas, lies, liis, nos, nus, bzw. nass usw.
nass (in UwE. näs) — Comp, ne'sser: 1. im Allg.
wie nhd. Weder Troche*s noch Nasses, weder Speise
noch Trank BR. Ein Bettler klagt: i"* han Mit no'h
weder Troehff's noch Nasses im Med g'häben. N. hinder
den Örc" ; s. gruen (Bd II 751); Syn. auch facht. .[Die
Magd ist] under der nas frat und n.' Haberer 1562.
N. ha" Th; Z, n. si", im Nasse" lige" Bs; B, von
Wickelkinden!, 's macht it., das Wetter ist regnerisch,
die Wege sind kotig Aa; Th; Z. Wenn 's lang regnet,
werdend z'letst All n., auch Midi. i. S. v.: verläum-
derische Zungen geben zuletzt Jedem sein Teil Z.
,Zwei N-e können einander nicht trocknen.' Schweiz
1858 (Sprw.). Morge'röt, n-es Z'nünibröt Aa; vgl.
Äbend-Chät (Bd III 559). S. noch Aprillen (Bd I 364),
Jär-Gang (Bd II 317). IIA.: ,Es regnet gemeinlich
gern, wo es vorhin n. ist.' Mey., Hort. 1692. ,Es hat
bald zum N-en geregnet, malus nialuin reperit.' Sulger.
,So ist ein alt gesprochen wort: N-em ist bald ge-
regnat.' Fründ (mit Bez. auf Schwyz und Zürich, im
S. v.: wo schon Feindschaft vorhanden ist, genügt ein
geringfügiger Anlass, um sie zum Ausbruch zu brin-
gen). ,Lem dich vor gottl<> er Worten hüeten, auch
vor denen, die sömlich reden treibend. Es hat, sagt
man, bald zuo n-em geregnet.' LLav. 1582. ,Zuo n-em,
sagt man, ist bald geregnet; wenn einer sonst ein
diebische art hat und der anlass darzuo kommt, so
schafft der bös fyend vil.' ebd. .Der goldschmid be-
dorfte der vermanung seines weibs nicht, denn man
spricht, zu n-em hab es bald geregnet, er was ohne
das willens [das ihm Angeratene zu tun].' Joh.Wetzei,
15s3. .Wann ein Mensch im Zweifel stehen und han-
gen soll, ob Gott ihm gnädig seie oder nicht, ob er
werde heil und selig werden — wie bald hat es zu
N-em geregnet! Wie bald ist vorhanden die Ver-
zweiflung!' JWirz 1650. JSim zum N-e" rigne", übel
ausschlagen, bes. mit Bez. auf gewagte Unternehmun-
gen Scn; Tu; Z. Niinm-dich in Acht, es chönnt-der
(liechti «um N-e" regne'! ,A: Helfet mir! B: Es
könnte mir selbst zum N-en regnen, mag das nicht!'
Unsichtb. 1793. N. in ausdrücklichem Gegensatz zu
.trocken.' .Die Lungensucht teilet man ein in die
dürre oder trockene und in die weisse oder n-e; bei
der letzteren ist die Lunge mit einem zähen Schleime
umgeben.' Alpina 1806, 143. , Nasser Zehnten', Wein-
zehnten, im Gegs. zum .trockenen', Getreidezehnten
Tu; Z; s. auch KHauser 1895, 692/3. Lt Arg. 1861,
217; 1876, 12 hätte Ersterer vielmehr, der Unter-
scheidung .nasser und trockener Früchte' entsprechend,
Obst, Gartengewächse usw. unifasst. wäre also syn. mit
dem sog. .kleinen Zehnten' gewesen; s. auch Absch.
IV 2, 1602. .Nasse Pfänder'; s. Z Rechtspfl. III 303
(»Min. ZBassersd.). .Nasser Streich.' Das Stift StBla-
sien hatte (lt Verkommniss von 1617) an einigen Orten
der Grafschaft Baden das Recht, den .trocknen und
n-en Fuststreich' abzustrafen. 1686 klagt der Land-
vogt, der Vertrag werde umgangen; früher habe man
unter n-em Fauststreich einen solchen verstandeK,
bei dem Blut geflossen, jetzt wollen die Beamten von
Si Blasien auch darunter verstehen. ,was nit mit In-
strumenten und gewehrter Hand bluotruns gemachet
werde.' vLiebenau. ,Sy sind erschlagen und erstochen,
wir band inen gschoren n. und trochen.' Madritiana
1581. — 2. (leicht) betrunken Bs; Z. S. noch laufen
(Bd HI 1122). .Nasser Bruder', Trunkenbold, lieder-
licher Mensch. JMey. 1694. — 3. .nasser Knabe', ge-
riebener Bursche. .Kr ist gar ein n-er knab. mit
spilen gwünnt im keiner mit ab.' JBinuer 15:!.r>. .X.
N., ein n-er, leichtfertiger und verwegener vogel', von
einem Diebe. 1586, Laufp., Beitr. S. auch VBolz
1550, Vers 778.
Zu '2 vgl. auch (irtn-i/iuhi (lid I 669), ferner frz. mouitli,
lat. »du»; zu 3 (ir. WB. VII 422/3. Pas W. mehrfach auch
in Flur- and Ortsnamen. .Zo nassen Ackeren', AaVill. ./,,.•
linden ze dem tor uss n ml af au den nassen stig." 1538,
/. K'|. .Nass-BUti' (iilossau, ,-Wies.' ebd. ,Nassenberg' Ap
Her.: B, ,-Wil- Z (.Nassenwila.' 1836, Z l;rk.). .Nasalen'
ZMaur. S. noch Malt II (Sp. 549). Rige'-n., Familien-
name BsL.
Verstärkende Zss.:
fläder- B; /.. flotter-, fietter- AASt., Wohlen; BE.,
.Vi., „O.", pflätter-, pfletter- Bs; Sch; Tu; s. Bd I 1170.
1228/9. ,War fletter-n., dachte schon ans Ertrinken.'
Gotth. — flätsch-, fleisch- Aa; Ar; B; »iL; Ga;
LG.; Sch; Uw; W; Z. g'f latsch- GaS., Scuolms, Spl.,
pflät8ch-, pfletsch- AaI'.I... Z.j Aptw.; l«s; GaChur;
Scn; Th, pßätschet- AaZ.j s. IM I 1233/4. — flotsch-
B; L; „S;" Uw, fleischet- LSemp.. pflotsch- 8; s. Bd I
703
Nas. nrs, nis, dos, nus
794
1237. Noch mehr yerst. bach-flotsch-n. Obw. — müs-
AaBL., F.; Th; Z; s. Sp. I7.r>. Noch mein- verst. fläder-
Scbw; Zg, (dreck-J flotter- GaL., fletsch- AiZein.,
pflätsch- SoHSchl., dreck- A.\Leer. ; Ap; G; Tu, trnpf-
müs-(erde"-J GTa., miis-lnlii'-n. Aa (s. Lielinam Bd III
1015).— bach- Bsj BjSoh; Z f /wd'- ZZoll.) ; s. Bocfe.
,Der Sturm war so gross, dass man auf dorn Schiff'
b. wurde.' 1600, Obw Volksfr. .Permadere, durchaus,
b. sein.- Denzl. 1077; 1710. Auch bei Fris.; Mal.;
ThPlatt. 1572, s. auch iuhii, (Bd II 1338). Noch mehr
verst. tropf -budel -bach -n. Bs. — „bade-: so nass.
wie wenn man aus einem Bade käme." — budel- Bs.
Noch mehr verst. dreck-, wätsch-b.-n. Bs. — p Hatte r-
busel- Bs. — patsch- GiiChur, patsch-, bätsch- Ap ;
Bs; G 1799; Tu. — pfütz- Bs. .Mein Auge ist pf.'
Stutz (aus einer Travestie). — pläder- Aa (lt Dan.),
blöder- ZO., blätter- AaFH. — platsch-, blätsch- Gl;
GRh.; Sch; hiTu, pletsch- ScnSt., platschet- AaF., Ke.
— seich-, bzw. säch- ScHSt.; Th; ZO., Sth., seih- B.
— secht- ThHw. — sig(e°)- GRHe., Pr. Noch mehr
verst. trauf-dreck-sige*-n. GRHe., sie)- und trauf-
(dr'cck-)n. GRlvüblis. — tropfet-selig- AAZein. —
„speck-: schmutzignass." — traut- GaChur, D.,
He., trüf- Gl, triife'd-, trüfcH- Z, träfig- ScHSt. Subst.,
Einfaltspinsel, Dummkopf ZW. Verst. flätsch- Z. bach-
Z, (platsch-) tropf -tr.-n. Scu; Z. — dreck- Ap; B;
„VO;" GL; Gr; HA.; Seil; S; Th; Uw ; Z. Noch mehr
verst. sige"- GitMastrils, bach- Gl, trauf- GrPi., tropf-
dr.-n. Th. — tropf- Bsj Th; Z, tropfcd-, tropfe*l-
AaF., Ke.; ScuwE. Wie d' /lederist! wirdist jo lr..'
Lienert 1891. Verst. flätsch-, bach- Z, blätter- AaF.,
dreck-tropfet-n. B. — „frisch- (St.3), frischet-, tri-
schig- (St.1) Gl; L", frischet- ScHHa. — „traut- L";
s. trauen. — wasch3- SciiNnk., St.; ZO., watsch- Gr
He.; W, watsch-, wetseh- Bs; Gr; „L;u GW.; ScuSt.;
S; Th; Uw, „wätschg- L."
nasse": (nach und nach) nass werden Aa; B; Z.
Es nässet, der Boden, die Witterung wird feucht.
er-: Verstärkung des Vor. BO.; Gl; GrCIiui'; PAL;
U; infolge von Nässe sich erkälten B. I" junge" Jure"
z' eil iniesse" e. und erfriere". Scuweizermund (U). IT«
si g'sie hin, das-er alle1' ernassetc und erbluttete'' chunnt.
Schwzd. (BLenk). ,Als aber ein grosser ryff gefallen
und das gras in den matten lang was, ernasset das
volk unden uf.' HBull. 1572. — ver-: auf einmal
nass werden BHa. — be-: bestärken? ,L)ie Beham
[Hussiten], wie sie aller handlung und der freflen
taten des concili aigenlich bericht, wurdend erst be-
nasset in irem verstand [Glaubensansicht].' Vad. I 532.
nasshaft: feucht, vom Erdboden GrA. .Diese
Pflanze, die einen fetten und n-en Boden liebt.'
CSchröter 1895.
nasslacht ZZoll., -lacht Ap; B, -hcht(ig) B: etwas
nass, feucht; Syn. nass-lüem (Bd III 1270).
„nässele"", nessele": nach Nässe riechen B; „VO;
Z"; sich nass anfühlen BSi. Als man einem Hand-
werksburschen, der sein Hemd in Jauche gewaschen
hatte, entgegenhielt, dass es so nicht sauber werde,
meinte er: 's macht Nut, wenn 's nW e" chli" frisch
nässeiet ZWang.
- nässe" nesse". 's Chorn nesst, wird (durch Gä-
rung) nass AALeer. — Vgl. netzen.
Nässi Nessi (in PA1. Nassi) — f.: 1. Nasse.
Feuchtigkeit Aa; Bs; Tu; Z. Nässeperiode in der
Witterung Tu; /.. E* Tröehni häd-me' lieber als e"
.V.. Bauernregel. ,So es schon lieft angesetzt ze räg-
nen, das man gmeint hett, es wett ein nessi kummen,
so ist dannocht mangel an wasser gwäsen.' 1548,
LIMev.. Chr. Nasse Stelle, z. B. auf dem Fussboden
Th. Flurname G; Z. , Acker in der N.' ZHettl. -
2. bes. als Dim. Nässeli Füchti 1 b (Bd I 670) UUrs.
Er hat mir kei" Nässi 'ge", gab mir keinen Tropfen
zu trinken.
Bangad u-Nas si: brodo di minestra PA1.
Nassauer m.; 1. Spitzname, mit dem in den 10er
Jahren Ochsenbein als Führer der Conservativen die
radikale Partei belegte mit Bez. darauf, dass der
Rechtslehrer Snell aus Nassau darin eine massgebende
Rolle spielte B. — 2. scherzh. Bezeichnung des Was-
sers, bes. im Munde eines Weintrinkers ZZoll. Syn.
Lüterbacher. — 3. Regenschauer BsStdt. Ieh glaub,
mer bikemme" bald e" N.
Nase" f., PI. unver., Dim. Näsli, Näseli, in der
Kdspr. auch Nasi Z, Näsi AaF., Ke.; B; Z: 1. im
gew. S. a) Form, Grösse, Länge, Aussehen. Leute mit
spitziger N. gelten als bösartig oder geizig Bs; Z. E*
N. wie-n-e" Pföl Bs. Er hed e" N., es gönd im Land
chiineri Chind go" bettle", von einem Menschen mit
sehr grosser Nase Aa (Rochh.). Spöttische Bezeich-
nungen der Nase s. u. Erggel (Bd I 449), Lösch- Hörn
(Bd II 1622), Chämin (Bd HI 259), Schueh-Leist (ebd.
1469), Zolggen, Zinggen. Der N. lang, eig. : eine
Nasenlänge, d. h. sehr wenig weit; zeitlich gewendet:
eine ganz kurze Zeit B. ,Nit iviters gä", als si"cr N.
läng, improvidum esse, id solum videre, quod ante
pedes est.' Id. B. ,So weit dachte ich damals nicht,
sondern wie ein junger Schulmeister nur der N. lang.'
Gotth. ,Die jetzt nicht einmal mehr z' Nases läng
gehen könnten.' Amer. Schwz.-Kal. 1888. Ich muess
— drum chomm-ich nit vora" — all Nase" läng ja
leue" [alle Augenblicke ausruhen] BE., lt Ap Kai. 1873.
Eint e" langi N. mache", Gebärde des Spottes Bs; B; Z.
,E" längi N. dereo" trage", cum pudore discedere,
derisui fieri omnibus.' Id. B; vgl. nhd. ,mit langer
Nase abziehen (müssen).' S. auch Aprülen (Bd I 364).
Kim d' N. (L; ScHwMa.), e" N. trdje", sein Spiel ver-
derben, ihn überlisten Bs; B; L; ScHwMa.; Z, auch:
zum Besten halten Bs. ,Muoss allwog alls syn erlogen,
als hat man dir d' nasen bogen.' Haberer 1562. Vgl.
Gr. WB. I 1814. 's Vaters Wase" [Grundbesitz, Besitz
übh.] macht de'1 Chinde" e" sehöni N. GrHc ; GKh.
.Eine bleiche N. bekommen, vor Furcht blass werden.'
Si lüer. .Die Sehiffleut förchten ihnen nicht leicht-
lich; wann es aber bei ihnen anfacht bleiche N. geben,
da ist gewüss Gefahr!' FWyss 1672. S. noch Chnopf
(Bd HI 747), Zopf. — b) Lage im Gesicht. Er het.
oich d' N. mittsch im Chopf wie Anderi, ist ein Mensch
wie andere W. A: Wie g' 'seht ä de'' Kaiser üs? B: Er
hat d' N s'mitzt im O' sieht wie du und ich Z. Mues'-
r''-der d' N (z'mitzt) in 's G'sicht ine" setze"? scherzh.
Drohung Bs. Es g'fallt-im en Iederi, wenn si nume"
d' N-n ob-em Mal het, er vergafft sieh in jedes auch
nur halbwegs hübsche Gesicht B. I'h bi" doch öppen
Knie' , wo d' N-n och ob-em Mül het, kein übler Mensch.
ebd. Ganz under der N.; s. Bd II 385. ,Man müsse
ja auch seine Freude haben und sei nicht ganz unter
der N.' MEYER-Mer. Verschwer-dich d' N-n abz'bisse"!
auch das scheinbar Unmögliche kann Wirklichkeit
795
\'as. nes. nis, uns, uns
796
werden AaBI>.; vgl. dazu ver-flüechen (Bd 1 1164),
ferner Jos. Mal. 1503, 12. Vor Erstaunen Mül und N.
»fsperre* Bs (Breitenst.); L; Z (nur scherzh.: vgl.
Aug Bil I 134). — c) die N. spec. als der am meisten
hervortretende, auffälligste, sieh gleichs. vordrängende,
daher auch zurückgewiesene, gefährdete Teil des Ge-
sichtes, oft geradezu für Gesicht seihst. B' N. (all)
z' vorder(i}st ha*, der Erste sein wollen, um seine
Neugier zu befriedigen, die erste Rolle spielen wollen,
vorlaut, vorwitzig sein Aa: Ar; Bs; B; Scn; S; Th; Z.
,os suum populo ostendere, curiosum |iercontatorem
ubique esse.' Id. B; vgl. Finger (Bd 1 (181). D' N. in
Allem ha", in Alles stecke' fstösse' B), in Allem ab-
breche" wolle* Ar, sich in fremde Angelegenheiten, bes.
Geheimnisse, mischen, allg. Muesch denn dl" N. in
Alles stecke'! ,Bu liest di' X. nüt dri* z' stösse*, sa-
pientius facies, si te huic negotio non imniisceas.' Id. B.
Er soll doch d' X. nit i" angeri MüshaUi'ge* stösse".
MWalden. B' N. gäng (allhcil) i" de" Büechere' ha"
Bs; B; Th; Z. ,D' X. i" d' Büecher stösse", libros
consultare, evolvere.' Id. B. Bu chust d' X. iez dri*
stecke, kannst jetzt sehen, was du angerichtet hast
GlMoII. ("s ist) Mitticuche", steck (stöss) d' X. i" d'
Tisch/rucke", Volksreim B; Gl; Th; Z; s. auch Rochh.
1857, 47. ,B' X. uf de" Tisch stösse", lautis conviviis
gratiain alieujus venari.' Id. B. Wart die Tasche*
[Scheltw. auf eine Frauensperson] mime", bis Steffels
Alte d' X. ungere* hei! eig. die Nase unter den Rasen
steckt, d. h. gestorben ist. Gotth. B' N. an Alls (ini-
hebe", Alles durchstöbern Ar. Mini [Frau] sott auch
so ne" Traf [treffende Bemerkung. Abfertigung] über-
cho", es gdb-ere" de"" d' X. z'rugg, würde sie zahm
machen. Gwi:ni>erchratten 1864. .Wenn man aber für
Alles selbst sorgen müsse und noch Kinder habe, so
tue Einem das die N. hintere" [müsse man sieh ein-
schränken].' Gotth. ,Ei"'m d' X. hindere" ha", loeo
pellere. deturbare.' B' X. hindere" ha", subtrahere.
subducere se.' Id. B. .Hiermit wurd gliolfen dem
gmeinen Mann und möcht man d' Nasen hinderhan
denen, die also Gwalt tuend treiben.' Myricäcs 1630.
Ei**m d' X. drüs ha", ihn zwingen, von Etw. abzu-
stehen BR.; L; S. User Ei"m hed 's d' X. drüs, sevel
türi Sachen z' chaufen BR. Er heil g'mcind, er mög-
mer 's g'han, aber Bim hed 's d' X. drüsg'häben. ebd.
Wenn 's überall üsg'säch nie vor mängem Büre'hüs
und Schare", es uürd-ene' scho" d' X. drüs ha", iri
Bock sä uf-dem Bode" nochz'schleipfc" L. Iez hei 's-der
d' X. drüs, de" halbzentrig Stei" rom Bode" z' lüpfe"!
Hänggi 1892. ,B' X. usc" tue", antecedere, superare
alqm, praevalere. Mi"s Hüs tuet di"m d' X. use*,
aedes meae commoditate et elegantia Utas longe sn-
perant.' Id. B. B' X. derbi ha' (weUe'), dabei sein
(wollen) Bs; Tu. Muest du denn d' X. alle'thalbe"
dein ha"? I'1' In"* d' X. nit liberal ha", als Abwehr
gegen den Vorwurf, dass man Etwas nicht gemerkt
habe Bs. .Das ixt >iil für di' X.. noli tibi hoc arro-
gare.' Id. B. E" chlei" für d' X. use' //'seit, etwas
weiter blicken als bloss auf das Allernächste S; nid
iber si" X. üse" g'seh Bs. Vor (a* B) der X. ligfgje', si".
allg. ,Ei""m a" d' X. lege", oculis alieujus subjicere.'
Id. B. Ab det\N. tue", aus den Augen tun. nam. Kin-
dern B. ,Ei"m u" d' X. lache", albis dentibus deri-
dere alqm.' Id. B. Was du schöner bisch alsich, heul,
a" <l' X. es :e:i dich nit et, min" Aa (Rochh.). Ei"m
Öppisa* (uf) ,1' X. In, i,l," Bs; B; S; Tu; Z, u'd'X.
schrilie" U; ZU. Was brüche*d-mer 's dem Hin" auf*
uf ,V X. :' lande"! MCsteri. Bas bind -der nid uf
d' X., verrate ich dir nicht. Bu brachst -mer 's nüd
ii f d' X. :' binde", brauchst mich nicht erst darauf
aufmerksam zu machen Z. Mer wend-ere" nit go" uf
d' X. binde", woher mer sind, was mer tribe". Breitenst.
.Er wird-im 's nit uf d' X. binde", consiliorum expertem
habebit.' Id. B. .Ein Haderer oder Zänker, deine die
Galle an die N. gebunden.' JRWalpkirch 1710. Mit
der X. a*renne* (-stösse*), d' X. u'rennc", sich irren,
übel ankommen. Misserfolg haben Bs; Sch; Th. Er
ist mit der X. a'g'schosse*. Gli-r 1835 (sprw.). Sich
d' X. Verstösse", auf unerwartete Hindernisse stossen,
schroff abgewiesen werden ScHwMa. Eine" vor d' N.
stösse", .vor den Kopf stossen' Gl; Z. Ei"'m i" d' N.
Imune", ihm widersprechen UwE. Ei"m (Ei's) über
(Id. B; GitChur, Pr.), uf d' X. g'c", länge*, ihn derb in
ilie Schranken zurück weisen, abtrumpfen, bemeistern
Aa; Bs; B (.imponere alicui, os sublinere alieui.' Id. B) ;
Gr; G; Z. Spec. von Speisen, rasch sättigen GRChur;
GW. Eenz und Eummites ginn [geben] Ei*'m uf
d' X. (Ei"'s) uf d' N. übercho", derb zurück gewiesen,
abgefertigt werden, doch auch nur: einen derben Ver-
weis erhalten Aa; B; Z. Es g'hnrt-cm uf d' X.,
g'seheht-em uf d' X. (ufe*) recht, geschieht ihm ganz
nach Verdienen Bs; B; GRChur; Th; Z. Es g'hört-em
uf d' X., dass 's-em schlecht gnd. warum loset-er und.
,Es geschieht dir auf die N. recht, musste er sich
selber vorwerfen.' Breitenst. ,Es ist -im uf d' X.
norde", merito poenas dedit.' Id. B. .Unser eidgnossen
von Bern sind als frisch: wurde inen eins uf (die)
nasen, inen geschäch recht.' 1521. Egli. Akt. .Diser
dichter hat ouch sich selbs übel an die nasen troffen,
indem er gewänt...' 1541. Äg.Tschüdi. En Brück uf
d' X. übercho", eine wohlverdiente Züchtigung, derbe
Abfertigung, bes. für Unbesonnenheit, unberufenes
Dreinreden, ein Missgeschick erfahren Aa; B; Lj G;
W; '/,. Bern g'hört en Brück uf d' X.. worum hiit-
er-sicl> dri" tf mischt'. Wenn Eim en Brück uf d' N.
g'hört, (se) fallt (g'hcit)-er Ei" in nüd uf d' Schueh
abe" L. uf de" Rugge* (uf's Füdlech) GW. .Wenn
eine Dirne kommt mit grossem Bauch und mir sagt:
Wenn Einem ein Dreck auf die N. fallen solle, so
falle er Einem nicht auf die Füsse.' Gotth. Wenn
d' tritt prendre, so prendre, su'st chunnt en Emnie"-
laler paysan und biit en Bavantage, denn liest en
Brück uf ä" Xas BJura. Mir en Biss und dir en Biss
und dir en Brück (Spuck) uf d' X., sagt ein Kind mit
dem Finger deutend zu seinen Gespielen, mit denen
es eine Frueht, z. B. einen Apfel teilt B; Z. /•."»• hät-
i in aue* en Wusch uf d' X. g'hört. Stitz (tob An-
spielungen in einer Predigt). .Narr: Das glück uf
myner syten wirt syn, an syn [des Königs] statt ich
wird künig syn. Gelt, küng. es wäre wo] angleit, als
der [wie wenn Einer] ein dreck uf d' nasen kleibt.'
RSchmid 1579. Ei" in uf d' X. schisse*, ihn verächtlich
behandeln, sich Alles mit ihm erlauben L; Tu; '/.; am
häufigsten in der Formel: si'h nüd uf ,1' X. schisse" lu",
sich nicht Alles gefallen lassen Bs;B;Tll;Z. G'irüss
kenn rh Oppis, ic> lä'-mer nüd so g'schivind uf d' X.
m'/nvm". Etwas weis machen. Wolf, Gespr. Er liüt
de" Narre* an-em g'früsse", i°* glaub, er chönnt-em uf
d' N. schisse*, es war nock recht G; Tu. Er meint, im
seile Lei" Flenje uf d' X. SchiSSW W. Kim uf der X.
uiiir* tanze, sich Alles mit ihm erlauben Bs; B; Tu
:•'',
N'as, lies. nis. iin\ ml -
79§
Syn. i(/ Eim ume* guntpc". Er hat -im en Spö' i"
i/' .V. sprützc* /<>". hat ihm Eins werden lassen. Sulgek.
Er nur1 - im [sich] für en Chrüzer d' X. flu") ab-
schnide" (ebd.), er liess-sic* um-ene* Batze* dure* d' N.
dw"*e* In" sticht* (L), von einem Geizhals. Ein" a*
der X. taiii'/ticrc, ihn zum Besten halten, ihm Etw.
«eis machen Bs; Bj L; Th; Z. Nimm di** selber In
der N., du chefst-di"* selber bi der X. ne" Aa; Ar;
Bs; B; Gl; Th; Z, hast selber e" X. (um dich daran
zu fassen) B, das Gesagte gilt dir selbst, der von dir
Andern gemachte Vorwurf, die Schuld trifft dich selbst;
vgl. Gr. RA. 143. fi^'1 selber bi'r X. ne", propriam
eulpam agnoscere.1 Id. B. ,\Yie mancher ist, der dieses
hört, wird, mit dem Mund ganz krumb gezehrt, mich
nemnien bei der Nasen, wird lachen wol.' JCWsissenb.
1iJ78. Wer sich mit der Frage: Wo göt '$ dure*, ane"?
nach dem Wege erkundigt, erhält etwa die unhöfliche
oder seherzh. Antwort; Der N. näfhe") Aa ; Bs; B;
Scuw; Tu; Z. oder derber: Laufi'd nur der X. nöch,
dass 's Fädle0* nid rerl'ret AaF.. Ke. De cha"*St nW
falls) der X. näc* gä', der Weg ist leicht zu finden
Tu; Z. Du weist de" Weg jo wol, 's göt Alls der X.
nahe". Stutz. Wil 's due nu keni Landcharte" hend
g'ha*, sind s' halt 'ytuiye" der X. näch. Scuw Fastnacht
L883. Auf die zudringliche {"rage: Wo gond-er hi*?
lautet die Abfertigung: Der X. nöch GBern. Vgl. hott
(Bd II 1772). Anders: ,Der X. näch yü", id solum
videre, quod ante pedes est.' Id. B. Ei**m Oppis vor
der X. e'uegfyj ne", vorweg nehmen Aa; Bs; B; Th; Z,
under der X. verrisse", vor den Augen Bs. G-'liei-em's
cor d' X., wenn- er -der 's doch allewil rorhaltet, wirf
ihm sein Geschenk wieder vor die Füsse Aa; B; Z.
/'/' d' X. falle", y'hie", (use'Jßüye", aufs Gesicht. ,Uf
d' X. falle", exitii sui autorem esse. Er ist uf d' X.
y' falle", prolapsae sunt res ejus.' Id. B. Er ist nid uf
d' N. g' falle", nicht , auf den Kopf gefallen' B. Uf der
X. ligfgje", krank darnieder liegen Th. Scherzw. sagt
man von Jmdm, der Pate sein muss: Er ist uf der
X. y'legc" AABb. Das isch bi der X. verbl, das hat
man nicht erlangt S. Si soll doch iimme" d' X. üfha*
[erheben], we" si darf, und das China a'luege*. Gotth.
D' X. hoch träyc", wie nhd. Bs; Th; Z. Wenn iy im 's
scho* sage", su ifheit 's-es nume" über tl' X., achtet
nicht darauf, hält sich für klüger BS. Die sich
vordrängende Nase gilt als Sitz der Neugier; vgl.
die Zss. Der G' wunder bisst-ere" fast d' X. ab BBe.
S. auch g. Dirn., „Xäsi", naseweises, vorlautes Ding
„B." — d) die Nase als notwendiger, charakteristischer
Teil des Gesichtes. D' X. zum G'sicht üs, us-em G.
ge" frerchaufe". verschagyere"), sogar das Nötigste weg-
geben, verschachern AASt. ; S. ,Das het e" X., prae-
clare est ad aspectum. Das yibt der Stich e" X., id
rei venustatem adjungit, rem optime exornat.' Id. B.
Mer wei" lueye", dass d' Such e" X. iiberchunnt. Gotth.
Das Ding hat iez halt ganz en anderi X. übercho",
sieht sich jetzt ganz anders an B; Z. — e) Reinigung
der Nase. Wisch- der selbst d' X. ! kehre vor deiner
Tür W. Der seil z' erst d' X.butze", Abfertigungeines
vorlauten Jungen B; L; Th. Nonig troche" si" under
der X. Z ; vgl. Ör (Bd I 413). Wusch d' X. und halt
's Mül! Ap (JMerz). Du bisch au'* vo" dem Adel, wo
d' X. am Ermel abwuscht Aa (Rochh.). Mit der X.
uf-''em Ermel, vorlaut, vorwitzig Gl (Schindler). Wenn
d' Zitigssehriber vu* üs Oppis dernä'* wüssi"d, so
siud-si mit der X. g' schwind uf-''em Ermel, bringen
c~ schnell unter die Leute. Gl Kantonsbl. 1821. Ein
Käufer sagl wohl, bevor er einen Kauf abschließt;
halb seherzh.; /■'' will i'ersl d' X. sclmüze; das'-i"1'
recht ifsehue" Z; vgl. Sprww. 1824, 327. Schnüz <i X.,
dass d' besser g' sehst! AaL. Wenn-me* d' N. :' stnreh,
schnitzt, so blüetet-si L (Ineichen). ,Man spricht: Wer
L fast will d' nasen blitzen, der macht, dass 's bluel
heruacher gat.' Punkelin 1552. .Wer die X. gar zu
hart schnüzt, der ziehet Blut hernach.- Lindinner 173.;.
Dem Herr Pfarrer d' X. Inttze", das Kerzenlicht schneu-
zen Z. Ei"m d' X. wüsche", Inttze". ihn derb abfer-
tigen B. Wol, Dem han-ich du d' N. g' wuscht; er ist
frö y'si" z' schwige". Gotth. , Sie hätten wohl gemerkt,
was er ihnen damit habe sagen wollen; aber wohl,
sie hätten ihm die N. geputzt!' ebd. .[Die Katholiken]
mögen zuerst ihre eigene Nasen recht schnüzen, ehe
sie die unsern angreifen wollen.' Klostkrgdggu 1 i > ^ 7 .
.Da könnte man nicht übel tl' X. abbutze"', nämlich
beim Straucheln und Fallen Z; vgl. Huen (Bd II 1371).
Se lang a's ieh noch e" wisse" Zand mache" may [nur
noch eine Spur von Kraft besitze], heil Joyy d' X.
'putzet, hat er keine Aussichten. Schwzd. (GrPt.). -
f) Eppem d' Wurm us der N. ziehn, sich ihm gegen-
über auffallend freundlich und dienstfertig benehmen
BR., sonst wie nhd. Bs; B. ,Exagitare. einen am-
treiben und kestigen, unrüewig machen, vexieren,
fatzen, eini das würmle in die nasen bringen, ent-
setzen, -rüsten, -richten.' Fris.; Mal. .Uli bilis sedet
in naribus. das Würmlein kriecht ihm bald in die N.'
Denzl. 1ü77; 171t>. — g) die Nase als empfindliches
Glied, spec. als Organ des Geruches, im eig. und
übertr. S., wie nhd. D' X. bisst-mich, ieh schmucken
e" Brät [es muss eine Braut in der Nähe sein | ZStdt,
min Schatz denkt a" mieh Z, ich chumme" neben es
guets Mal (um f yuets Mali) B, es chiinnt en. .lud
uf d' Welt Z, es stirbt Xäber Ap, ich y'hore" hüt noch
öppis Widrigs Z. ,Eine" i" d' X. steche", offendi, male
urere alqm.' Id. B. Das, es het-en i" d' X. bisse"
(ystoche"), es wurmte ihn Bs; B; Th. 's het-en aber
doch wetterlig i" d' X. 'bisse", dttss en 's Meili eso mir
Xit dir Xil het lo" abfare". Schwzd. (Ba). E" X- voll
ne", seherzh., riechend gleichs. einen vollen Zutj tun
Bs; Th ; Z. Da cha"*st iez e" X. voll ne", eine gefallene
anzügliche Bemerkung einstecken B; Z. Eim yuet i"
d' X. räche", angenehm duften, bes. von Speisen Z.
.Wclieher trutz dem könig in die nasen roch', ihn
reizte, beleidigte. Vad. Eim Öppis um tl' X. ume" (B;
Tu; Z), a" der X. ume" (Z), vor der X. ume" (G; Z),
under tl' X. (Bs) ribe", mit heimlicher Freude und Ge-
nugtuung Einem etwas Unliebsames vorhalten, ihm
einen scharfen Verweis geben; .opprobrare alieujus
beneficia, objicere facinus.' Id. B. Syn. Eim Oppis
s' schmücke" y'e". Eim si", teie wenn-men-em Für under
d' X. htitt, höchst unbehaglich, verdriesslich zu Mute
sein B; S. .[Nachdenken zu sollen] war ihm. als ob man
ihm Feuer unter die N. hielte.' Gotth. .So die apostel
wider den tüfel oder andere böse menschen geredt,
band sy gemeinlich inen die geschrift, als ein richterin
aller widerspänigen rede, under die n. gestosseu und
darmit überwunden.' Zwingli. ,Ich sollt euch allen
denen, die diu buech etwa für [vor sich] habend, die
nasen über die Schlussreden ziehen, dass sy doch
sähind, ob din buech darwider vermocht oder nit.'
ebd. ,Den flyss hat Gott zue diser zyt so wol ange-
zündt, dass auch alle päpstler mit der u. über die
799
Nas. nes, nis, nos, uns
800
gschrift zogen sind.' ebd. ,Die Abgeordneten sollen
ihren Herren anzeigen, sie mögen die N. bas über
die Sprüche und Verträge halten, um sie richtiger zu
verstehen.' 1545. Abscb. .Opponebant illi nomen Afri-
cani, sy stiessend im in die n., dargegen wandtend sy
im für. Epistolam alicui impingere, ein brief in die
n. stossen und verweisen.' Fris.j Mal. .Er strich
ihnen ihre ganz ungewöhnliche Wehr, die mörderischen
Prügel in die N.\ hielt sie den Aufständischen vor.
1646, Hilty. Geradezu i. S. v. Geruch: Kci" X. ha"
Bs. E" fini, g'schidi X. ha", einen feinen Spürsinn
besitzen. Kommendes (spec. Unheil) vorauszusehen
vermögen, bei der Ausführung eines Vorhabens gleich-
sam unbewusst den richtigen, am raschesten zum Ziel
führenden Weg einschlagen Aa; Ap: Bs; B; Gr; Sch;
Tu; Z. ,Er hat e" gueti N. g'ha", dass er Das 'tu"
het, ita se gerens naso non caruit.' Id. B. .Wer ein
wenig in der N. hat, was Trumpf ist [worum sichs
handelt].' Gottu. Im S. v. nhd. Geschmack: Es sind
der X. zwo; was eini nit will, ist die ander frö, jedes
Ding rindet Absatz L. — h) die Nase als Atemweg.
Er hat der Ate"' i" der N, der Tod ist ihm nahe,
er ist auf dem Äussersten Z. En ledere" hat der Ate"'
i* der X., wir Alle sind sterblich Z. — 2. E* X. über-
cho", einen Verweis bekommen Th. Las'-der Das e"
X. si", zur Warnung dienen Tu. — 3. Das hat e" X.,
hat einen Haken, ist mit besondern Schwierigkeiten
verbunden, will Etwas heissen Aa; Bs; B; Gl; GrPi". ;
L; G; Schw; S; Tu ; Z. Es het e* X., das dure'z'sctze"
GA. In eim Jör um zwo Chile z' cho", hat ml" Sei
e" X. Stutz. Ja, ja, en G'meindsvorsteher z' si" hat
hütigs Tags bim Hachement e" X. ebd. 's hed nef X..
drüs Anke" z' chaufe". L Nachr. ,\Venn man es einmal
fort hätte, so hätte es eine N., bis man es wieder be-
käme.' Gotth. .Fortlaufen könne man wohl, aber das
Heimkommen habe eine N., denn der Mann, der seine
Frau wieder hole, die bloss wegen einer Kleinigkeit
fortgelaufen, der werde sein Lebtag nie viel sein.'
ebd. ,Da erzählte er, für was ihn der Amtsschreiber
halte und wie er ihn dahin schicke, wo d' Sach e" X.
heig, wo nit e Niedere" drüber chöm. ebd. Deren U"-
g'felleni [im Stall] lünd-schi"'' noch ätten astoie ver-
schmerze», aber [Unglück] im Hüs, da hed 's en ändert
X., das ist ein Anderlei. Schwzd. (GrPt.). — 4. Name
verschiedener nasen- oder hakenförmiger Ansätze, na-
mentlich an Geräten, a) an Dachziegeln Aa; Th; Z.
Wo sind 's am tnerste" Nase* bi-n-enand? Aa (Rätsel-
frage, mit der Antw.: am Ziegeldach). — b) derjenige
Teil des Pfluges, an dem die Pflugschar befestigt ist
AALeer. ; Bs. De" Pflueg lauft (gut) uf der X., wenn
er sich infolge unrichtiger Stellung der Pflugschar zu
tief in die Erde einbohrt AALeer.; Bs; ZZoll. -
c) Griff am Hobel Aa; Th. — d) eiserner Pflock vorn
auf der Deichsel Aa. — e) Ausgussschnabel an einem
Gefäss Z. — f) Spitze des Schuhes B; L. Us dene"
Buche", wo-n-immer ganz Schuenase" hettd, gi''d 's seile"
öppis Hechts. — g) die beiden Spitzen an dem einen
Doppelkeil vorstellenden Brotlaib L. — h) die beiden
stählernen Spitzen am Weberschiffchen Aa. — i) als
Dim., Brustfalte an einem Frauenkleide ZUhw. —
k) = Chappen 5 c (Bd III 378) BO. — 1) Kimme an
einem Fasse. Syn. Chopf. .Das Fass ligt auf der N.,
ist leer.' Mev., Hort. 1692. S. noch hinken (Bd II 1467).
— m) an einer Axt. ,Houwet sich der mann in einer
axt, so verbindt er ir die n.' BGletting (Lied vom
Versegnen). — 5. a) Name von scharf vorspringenden
Berg- "der Felsgräten, Landzungen usw.; vgl. Hörn
(Bd II 1618/9). .Die obere und die untere \.\ die
Ausläufer des Bigiberges und des Bürgen in den Vier-
waldstättersee. ,Von nas unz an den kilchweg an
Bürgenstad.' 1460, Uw Bq. .Von der Frutt dannen
bis an die Naass.' SchwG. LB. ,A. 1695 ist der Lu-
zerner See bis über die untere Nas zugefroren.- Gfd.
Name eines Felsgrates zwischen zwei Gletschern im
Lystale P. .Die lange N.', Bergname S. .Nase"', Flur-
name Ap; B; ZWald (bei der .Scheidegg'). ,N.\ eine
in den Thunersee vorspringende Halbinsel; .Buonas'
(aus ,Buech-nas'), eine solche im Zugersee. — b) das
unterste, äusserste Ende eines Gletschers BGr. Der
Gletscher het d' X. im Bode", er ist im Vorrücken
begriffen, wobei sein Ende den Boden auffurcht und
den vor ihm liegenden Schuttwall berührt oder durch-
bricht; dagegen heisst es: Der Gl. het d' X. i" der
Luft, wenn er zurückweicht und sich somit zwischen
seinem Ende und dem Geröllwall eine mehr oder
weniger ausgedehnte Luftsäule befindet; vgl. JRWyss
1*17. 649/50. — 6. ein Fisch, die Nase, Chondrostoma
(Cypr., Leuc.) nasus Aa; Bs; B; Gl; S; Vw; Z. D'
Ri"-X. chömi'd, heisst es im Frühjahr, wenn die Nasen
aus dem Rhein in die Reuss kommen, um zu laichen
AAJonen. Wenn d' Schwarztürn blüei"d, so chömi"d
d' Ri"-X. ebd. Wenn die Nasen (um den Rudolfstag,
17. April) in die Birs heraufkommen, werden von dem
Wirt zu St Jakob die .Rudolfe' und andere Gäste zu
einem Nasenessen eingeladen (unter .Nasen fest' Bd I
1117 mit dem St Jakobsfest verwechselt). Gröme" Xas!
.Marktruf der Verkäufer Bs (Gedicht von 1823). .Von
den nasen in der Ergeizen 2'/* pfd.' 1429/30, Bs Ein-
nahmeposten. ,Die nasen sind bekannte fisch bei uns.
In seinem bauch hat er ein seer schwarzes fäl, von
dannen das sprüchwort kommt: Ein nasen ist ein
Schreiber.' Fischb. 1563; vgl. JLCys. 1661, 22. —
7. Name zweier Öffnungen am Helm des Kirchturms
unterhalb des Knaufes ZZoll.
In einem Z Ratserk. aus dem XIV. wird die N. unter
denjenigen Leibesteilen Christi aufgezählt, bei denen nicht
geschworen werden darf. Zu 6. Oer Fisch (auch ,Nasen-
fisch', woher sich wohl das Masc. hei JLCys. L661, 22. 87
erklärt) hat seinen Namen von dem vorstehenden Oberkiefer.
Vgl. noch Steinm. 1S02. 227; Alp. 1S27. 345; GLHart-
mann 1827, 212; HsEEscher 1692, 129.
Herd-öpfel-Nase": knollig aufgedunsene Nase
Bs. — Is-: Nase, die im Winter gefangen worden ist
(wo die N. weit besser schmeckt als in der Laichzeit)
Bs, lt GLHartm. 1827, 216. — Fratt-: Trief-, Rotz-
nase; junger Laffe Bs (Spreng). — Gummi-: scherzh.
für Gymnasiast ZStdt. — Gätsch-, Getsch- „Aa;"
L; GStdt. Gäx-, Ge.r- Bs; B (-&•); Gl; Gr; L; SciiHa.;
Scnw; S; Taf-ä-); Zg; Z (-X-), Gar- AaF.; ZO., Gi.r-
«7St.lt; Schj I' (-%-); Ztw.. G.it:- ZO. (in Aa; BB.;
L; Schw; Z auch verk. -NasJ — Dim. G.-Xäsi AaF.;
B; S: 1. Schelte auf ein naseweises, vorlautes Mädchen
(oder Weibsbild übh. B). Syn. Witz-Chrinnen. Halt
di"s Mül, du Cr..' es göl-dich Xüt a"! ,Und dann hei-
ratet er, bevor er noch ein Rasiermesser braucht, so
ein Gecknäslein von einem Weibchen.' Breitenst. .Will
allenfalls ein leichtsinniger Rotzbube und eine dumme
junge Gexnase [heiraten].' LKInderbitzi 1824. .Mutter,
sagte am Morgen die kleine Q, und schnellte seit-
wärts das Maul in die Höhe.' Gotth. — 2. Gix-NJ
>"1
Nas, nes, nis, nos, ntts
B02
schadenfrohe Abfertigung eines Neugierigen U. Vgl.
;ii.i' 4 (Bd II r> t ; : » > . — Gränni-Näsi: mürrisch ver-
zogenes Gesicht BBurgd. — Grüss-Nas m.: Mensch
mit grosser Nase Ndw.
Hägg-, Högg- \ <>; ScnHa., sonst Hägge"-, Hög-
<7e"-Nase": 1. Haken-, Habichtsnase Bs; VO; Gl; G;
Sch; S; Th; Z. .Nasenkönig, ein Vagant aus Öster-
reich, hat ein lange Hagnasen.' Z Mand. 1698. — 2. in
der ,Haggennasen-Nacht' (Sp- 656) umgehende ver-
mummte Gestalt mit langer Nase oder einem Vogel-
schnabel ähnlicher Maske ZHausen, Rieht., Wäd. In
ZRicht. führen die ,H-en' auch einen Haken bei sich,
mit dem sie unartige Kinder packen und fortschleppen.
Zu 2. Die Gestalt erinnert au ,Frau Berchten mit der
langen Nas'; s. Th Beitr. 23, 38; Vonbun 1862, 26. Vgl.
noch Schnabel-Geiss (Bd II 463/4), Häggerin (ebd. 1096),
Bäggelen (ebd. 1097), Chlungerin (Bd III 659).
Hoger-: Nase mit höckerartiger Erhöhung Z.
,Mit einer H.' 1768, Z Kanzlei.
Chalber-: Pflanzenname, Alpen-Leinkraut, Lin.
(Ant.) alp. Gr. — Benannt nach der Form des Spornes;
vgl. Chalbi-Mül (Sp. ISO).
„Bog-", Böge"-: Habichtsnase Z. — Büggeli-:
= Hoger-N. ZBenk. — Bolle"-: rundlich-dicke Nase
BsStdt. — Dumm-Peter-: Mensch mit aufgewor-
fener Nase, wie sie der , Dumm-Peter', eine typische
Fastnachtfigur, hat BsStdt. — Pfluntsch-: dicke,
unförmliche Nase Bs. — Blätz-: Nase mit wunden
Stellen AaoF. — Bränz-: rote Nase des Branntwein-
trinkers AaF., Ke.; B; Z. — Rufe"-: mit Schorf be-
deckte Nase ThHw. — Rotz-: Schimpfn. auf vorlaute
Mädchen Bs. — Schäf(s)-, in Bauch Schaf e"-Näsi:
eine Sorte spitzer Äpfel (s. Bd I 373) B; Th; Z; dafür
Schaf-Naser AaWoIiI. — Schuel-: Entstellung aus
Sch.- Äser (Bd I 507) Scnwlberg. — Sch um Schlimm-:
Name einer Ziege mit weisser Nase Ap. — Schorr-,
nur in der Reimverbindung: V Frau Bas mit der
Schorrnas, lt Sulger Bezeichnung einer vornehm tuen-
den Frau. Auf die vorwitzige Frage: Wer ist bei
euch? folgt die Antwort: I)' Frau B. mit der Sch.
Srttww. 1824. — Schiss-Näsi: Schelte auf eine vor-
witzige, nichtsnutzige Frauensperson B. ,l)a ist doch
nichts als billig, wenn er Eine nehmen will, er nehme
mich und nicht so ein meisterlosiges Sch., wo d1 Go-
sche" i" Allem het, d' Nase" über Alles rümpft.' Gotth.
— Schlegel - Nase" : = Herdöpfel-N. Ndw. -
Schleck-: Schelte auf ein leckerhaftes Mädchen
BsL. — Schmöck-: Schelte auf einen Menschen, der
seine Nase in Alles stecken will B. — Schnuder-
(in AaF. ; GT.; SchwMuo.; Ztw. -Nas): Rotznase.
allg. We""'s heisst: Achtung! da mues'-me* still sta"
wie ne" Stock, u'd we""-men e" Sehn, hätt bis a" Niesen
ubere" BTliun (Kasernenhofblüte). Butz z'erst dl*
Sehn., vor d' dri" redst! zu einem Naseweisen Te.
Schelte auf eine naseweise, vorlaute jugendliche Person
Aa; Ap; Bs; GT.; Sch; ScHW; S; Th; U; Zg; Z. Isch
die Sehn. auch scho" ne" Brut? Spreng. E" Sehn, vo"
18 Jör ist sehn" so en verliebte'' Tor. EFeurer. —
Schnäugg-: Spürnase Bs.
Schnupf- Nas(e°): Nase, die vom langen Schnu-
pfen unsauber und hässlich geworden ist B; Ndw; Z.
Schelte auf den Träger einer , Schnupfnase' Ndw; Z.
In Ndw gilt in eig. Bed. Schn.-Naae' f.. in äbertr. Sehn.-
A'a» m., in ZO., S. für beide Schn.-N<u.
Schweiz. Idiotikon IV.
Schnaps -Nase": = Brwns-N. Bs; Th; Z. -
Stumpfe")-: Stumpfnase Ndw; Z. Stumpf-; I.wie
nbd. AaF., Ke. — 2. = CMunglerin (Bd III 660). LLav.
1670. — Stupf-: 1. Stumpfnase BsStdt. 2. (Stüpf-N.)
in der ,Stüpfnasen-Nacht' umgebender Vermummter mit
langer Nase oder einem Schnabel, womit er Vorüber-
gehende stüpft ZAff., Bed.; vgl. Hägg-N — Stutz-:
Stumpfnase, aufgestülpte Nase Gl. — Strupf Strojif-:
Dim., .Stumpfnäschen' Th (Pup.); Stulpnase Ap. —
Tüback- Aa: Z. Tuhicl;- Th; Z, Back- GStdt: =
Schnupf-N., eig. und übertr. — .Teller-: kumpf- oder
fiachnass, simus.' Fris.; Mal. — „Datsch- ScHSt.",
Tatsch-, B- Aa; Bs; ScnHa., St.; Th; Z, Tatschi- Ndw:
1. Flach-, Plattnase Aa; Bs; Sch; Th; Ndw; Z. .Breite
Tetschnasen.' Zg Signalement 1771. — 2. Schwätzer(in)
SCHSt.
Wunder- Bs; BBe.; Ndw; Z, G'wunder- Bs; B;
S; Th, G'wunder- GlH. ; GT., G'ivünner- GBucbs,
We. : 1. neugierige Nase Bs; B. .Ausser wenn etwa
das Bäbi seine Wundernase zum Läuferli hinaus-
streckte.' Breitenst. Si" G. fuetere", seine Neugier
befriedigen B. S. noch Gefräss (Bd I 1318). Neugier B.
.Müssen doch an vielen Orten Knechte ohne Licht ins
Bett, und jetzt gab ihnen Jobannes eins nur so für
die G. [nämlich um im Kalender Nachts lesen zu
können].' Gotth. ,Dass mich die G. in den Saal ge-
trieben.' ebd. — 2.= Wunder-Fitz (Bd I 1191) Bs;
B; Gl; G; Ndw (Wunder-Nas m.); Z; ,nasutulus, qui
omnia arcana scire vult.' Id. B. ,Wenn du auch nur
den geringsten Mut dazu gehabt hättest, so hättest
du dabei sein müssen, e" G. wie du.' B landw. Wo-
chenbl. 1847. — 3. Attrape B. Mit Zuckerbackwerk
gefüllte Düte, cornet B. — g' wunder-nasig: neu-
gierig Bs. ,Ein g-es Bei' Breitenst.
Wiss-Nas(e") f. Ap, -Nasi n. W: Name von
Kühen mit weisser Nase. — Witz-Nase": naseweise,
vorwitzige Person Ap; Gr. — Zappin-: - Hägg-N. 1
BBr. — Zwetschge"-: rotblaue Nase eines Säufers ZS.
„nase": mit der Nase spürend herumschnuppern
Ap." — ver-: refl., die Nase anstossen, sich ver-
rechnen SchwE.
Nasli m. : Mensch mit grosser Nase Gl; SchwE.
— Vgl. Chropfii, Süchli.
Schnuder-: Rotznasiger Ap.
Ge-näs n.: Nase, in der Reimformel: E" spitz G.,
e" bös G'fräs. Sprww. 1869.
näsele": durch die Nase sprechen AABremg.; Bs;
ScHSt.; UwE.
Näserich m.: naseweiser Mensch GStdt.
Näsi m. : = Nasli Gn.
dick-näsig: aufgeblasen, anmassend, dicktuerisch
Bs. 's Käterli het e" Bitseli d. dri"g'luegt. Schwzd.
näsle": 1. die Nasen an einander reiben, ein
Kinderspiel U. — 2. die Nase in Alles stecken, vor-
witzig, neugierig schnüffeln, schnuppern Ap; BBurgd.
Syn. nislen. „Gleichs. das Naschen aufwerfen, vor-
witzig, affektiert tun."
er- (in B auch -näsele"): ausschnüffeln, heraus-
spüren, -difteln B; GlU. Der hat 's ernäslet! hat es
getroffen. Es nimmt-mich Wunger, ob ich nit ernäsele",
irer der grösst Schelm isch ic' wo der meist B'schiss!
Gotth. .Meinst, es sehe dich Niemand; aber wart,
Das ernäsele ich doch.' ebd. Etwas Unangenehmes
erfahren BLaup.
51
803
Nas. nes. nis. uns. uns
504
Näslei m.: 1. flcr 5V. <jfä< (/i/r/cn chire", sagi man,
wenn einem Kinde Rotz ans der Nase Siesst Gl.
2. vorwitziger Schnüffler Ar.
Spitz-: Apfelsorte STliierst.; vgl. Schäf-Nasen.
Nause" f.: verächtliche Bezeichnung eines (ver-
zogenen, widerlichen) Gesichts, Fratze LSernp.; Syn.
Gefräss (Bd I 1318). E" wäesti N.
nause" I AALeer.; BBrisl. ; S; Nnw. naui'e* Gr;
GMels, näuse; neuse" Aa; Bs; B; F (-ei-); Gj Sch;
Schw; Tu; Zg; Z, neiu'e" GrV.j GSev., tiäusle", neusle"
Ap; GE., T.; TuEgn.: 1. unbefugter Weise (sei es
aus Neugier, aus Naschhaftigkeit oder in diebischer
Absicht, sich das Beste anzueignen) in Etw. herum-
schnüffeln, -wühlen, auch mit dem Nbbegriff des Ober-
flächlichen; „mit dem Gerüche untersuchen, stänkern"
Aa; Ap; Bs; ß; Gr; G; Sch : SchwMuo.; S; Tu; Zs; Z.
Syn. nüsteren. In Oppis umme"-n. Was hast i" dem
Chaste" alleuil z' n.! sagt eine Mutter zu ihrem Kinde.
Verbunden mit dem s}rn. nosche" ZS. Name eines Ge-
sellschaftsspiels: ein Spiel Karten wird verdeckt auf-
gelegt und eine Karte als verlierende bestimmt; jeder
Teilnehmer zieht der Reihe nach eine Karte, wobei
er natürlich, um nicht die verlierende zu erwischen,
in dem Spiele zögernd herumsucht ZO. ,Was hat der
bar dir geton, als er dir also um den köpf nöusen
gangen?' wird in der Fabel vom Bären und den zwei
Wanderern derjenige gefragt, der sich tot gestellt
hatte und von dem Tiere von allen Seiten beschnüffelt
worden war. Tierb. 1563. Spec, unbefugter, verstoh-
lener Weise nach Esswaren suchen; wählerisch von
Etwas naschen, von Menschen und Tieren Aa; „Ap;"
Bs; „Gl;" Gr; G; Sch; Th; Z; Syn. näuseren. Die
Cime ist nid g'fräss, st näuset nW eso im Fueter ume".
So jungi Jlaitli vom Land sind sehnäderfresig wie
d' Gaisse; si naise" gern Bs (EKron). Ein niesendes
(Sprww. 1824) oder glucksendes (Z) Kind wird ge-
fragt: Hast g'neuset? .Naschen, neüsen, möselen, obli-
gurire, delibare furtim.' Red. 1(362. ,Sie habe die
Sau, weil sie allezeit um ihr Haus geneusset, mit
einem Rüetli weggefitzt.' 1701, ZWast. Prozess. Mit
hervortretendem Nbbegr. des Entwendens Bs; Th; Z.
iV. und stele". Schwzd. — 2. zögern GSev.
Betr. die weitere Verbreitung des W. vgl. Gr. WB. IV 1 b
3391/92. VII 687. Beziehung zu nilul. niusen, niesen, ver-
suchen, liegt sehr nahe, doch bleibt das Yoc-Yerhältniss
unklar: abl. au kann nicht vorliegen, da dieses vor « zu (>
hätte werden müssen. Vgl. auch näuggen II, noggen (Sp. 705.
710), wozu unser W. sich verhält wie die synn. achnausen,
schnäuaen zu sehnüuggen, schnogyen. 2 erklärt sich aus der
Verwandtschaft der Hegriffe .wühlerisch' und .unentschlossen,
zögernd."
und er-: unter-, durchsuchen, z. B. den Inhalt
einer Tasche Tu; Z. Syn. u. -lesen.
er-: verstärktes, perfectives nause", (vollständig)
durchsuchen, -wühlen Tu; Vw; Z. Der Schelm lied all
Chäste" ernäused. Dem wemmer 's Plündert i e" chli" e.
Hieher wohl: .Praedico tibi, nisi diligeuter caves, bo
Wirt er [dein Kamerad in der Burse] alles erneissleii. was
du hast.' Tlil'LiHer, Brief an seinen Sohn. Denn es ist
wahrsch. ,erneissleu' zu lesen.
ÖS-: =er-n.; durch Naschen plündern Hs; Tu; '/..
Kr het-mer alli bed Seek üsg'neus(e)t. ledes Drüekli
und Häfeli it.
ver-: 1. suchend durchwühlen (und dadurch in
Unordnung bringen) BBrisl.; S; Th; Syn. verhwschen
(Bd II 1637). l*o" Orni'g weisch <i»r' nit vil, und
wenn [d'J Oppis vernauset lasch vo* dine" Sibe'sache"
und G-'vätterlizüg, so sett 's Fast rein 'tö" ha*. Joach.
_'. für Leckereien verschwenden Sch. 's ist e*ka*
Wunder, wenn die Lüi zu Nüni chömme't, si verneuse't
Mies Sch.
durch- (untrennb.), durehc"- (trennh.): durchstö-
bern, stöbernd ilurch einander werfen Bs; Th; Z.
Alle" Chug ist-mc durchneuslet worde* Tu. Neusist-
nur inder alli mini Sache" durel'e"'i Seil. Bäeeher durCA-
neuse" [nach Bildern, interessanten Stellen]. Usteri.
,Wan die theologen die ding durchgründen und by
eim nadelspitz durchneusent.' Karsteians.
Nauser. Näuser, Näusler: Noni. ag. zu nattse" ;
Näscher, Leckermaul Ap; Th; Z. DieChueist nW so
e" Nänseri". wählerisch beim Fressen Th; Z. .Komm,
Erdengast und -Last und fremder Speise Neuscher, du
wolgebättleter und ausgeübter Heuseher: Komm her.
ich führe dich zum grossen Brudermuss [zum gemein-
samen Essen].' R. u. CMbt, 1650. ,Die N. N. sei eine
Neusserin gewesen, darum habe sy ihr ein Küechli
gegeben.' 1701, ZWast. Prozess.
Nausi, Näusi m.: = Nauser Aa; SchwMuo.; Z.
Neusene", Näscherinnen AAZein.
G'näus n.: 1. das Durchstöbern, Naschen.
2. Naschwerk AAZein., auch G.-Züg. — 3. Durch-
einander, altes Gerumpel, ebd.
„näusere": wählerisch sein (im Essen) B; Schw."
näusig(in Th; ZDättl., 0., S. g'n.): I. schnüffelnd,
neugierig Sch; Z. D' Sehnegge* ziehnd uf aem Holz-
weg g'n. und g'urunderig iri g'schlimrige" Sehlichweg.
Schwzd. (Z). Und so n. hin-ic" nit, da"-n-ich 's Neu
ifnul Alls well kenne". Sch Gespräch 1838. Sich mit
Frauenspersonen gern zu schaffen machend Z. —
2. wählerisch, leckerhaft im Essen, von Menschen und
Tieren AAZein.; F; Sch; Th; Z. Syn. gräub-dssig
(IM 1 501). D' Geisse" sind e" n. Volk Sch. N-i Chind
eherne" [werden] nid alti F.
hof-näuschig -nü'iig: - dem Vor. 2 BG. I'1'
wöttti dich ömel nit a" d' Chost, du hist-mer de"" norh
z'h-er. — Ein anderer Einsender schreibt hof-noeig.
nause" II: durch die Nase reden, näseln G oT.
g'nause": abnagen BHa. (lt Zyro). — Vgl. .knanen'
bei Gr. WB. V 1365.
Nausi n. : dumme, einfältige Weibsperson AaF.,
Ke. ; Schelte auf eine Weibsperson AALeer. — Zur
Bed. vgl. etwa Mumm(el)i Sp. 229.
nes: Füllw., allora PE1. (Schott). N. hed's [der
verlorne Sohn] g'seid. Alach-ucr n. es Imbiss. N. ist
g'chommod der Atto. Vgl. uos.
Nesa GrD., Pr., Sch. (auch 151:!, Arch. .Jenatz). Ncse"
GrHc. ; „Sch", Nesi Aa; B; Gl; Gh; L; Schw, Nesli Bs
(Spreng); „Gr": 1. Personenname, Agnes Bs; Gn; L;
„Sch;" Schw. Den Namen N. legt sich der Teufel als
Bräutigam an der Hochzeit bei; vgl. Jäklin 1878, 205.
— 2. Nesi, verächtliche Bezeichnung von Frauens-
personen, bes. von schwachmütigen, furchtsamen oder
einfältigen, viel klagenden AAWohlen; L, von zank-
süchtigen, eigenwilligen, sich unartig gebärdenden L,
von vorlauten, schnippischen Jüngferchen B; Wild-
fang. ZSCBOKKE 17'.i7. Tue" {schreie" usw.) o's leu'-n-cs
N. Me* sott meine", das V. war Wunder was! Aa.
Auch etwa von männlichen Personen L (Feierabend).
805
Nas, lies. nis. nos, nus
806
Zur Form »gl. Ria(H) aus Andrea, Aus der ä. Lit. sei
Doch angefahrt: ,Nese Mattmanin.' 1379, Sog., R6. .Julians,
Poter uuJ -Nrsc. Ld^nistiTiri.'.' i:'.'.mi, L. ,Frow Nes.' 1395,
Z Urk. (vou einer Frau .Agnes Pfister'); .Nessen and Vero-
niken von Landenberg.' 1 152, Urk.j ,Nesa sunhalderi.' LWill.
Jahrzeitb. Dazu die metronymisohen Familienn.: ,Neseu'
(.Kuodi X., v..gt zu Vilmeringen.' 1 102, Aa Urk.) und ,Keser'
Z (,Der Neser von Ottenbach.' 1532, Absch.); vgl. ,Metziner'
(Sp. 612). S. noch Agnea (Bd I 128).
^1 u 1 1 en-X e s li. Zu Einem, der sich über Unwohl-
sein beklagt, sagt man (wenn man nicht recht an den
Ernst desselben glaubt): Du häsch-cs loie's M. [das
sagte]: I'h mein, ich wird chrank, i'h meine", g'ad
iee! ZZoll. f
nescle": „sich einfältig, unartig benehmen B;
LG." Winselnd klagen (und dadurch Etwas erzwingen
wollen) LG.
nese": sich wie ein Xi-si (in Bed. 2) benehmen
L (Brandst.).
g'-nese" -ä-, 3. Pers. g'wst Gr: 1. intr., gesund,
heil werden Gr. Es g'nist. — 2. tr., heilen. AKlingl.
1691.
g'nesig: = g'nerig 1 und :.' (Sp. 786) Gr ObS.
g'neslich. .Gnässlich, heilsam, leicht zu heilen,
sanabilis. Gnässliehe wunden, vulnus sanabile.' .Mal.
Syn. genislich.
un-: unheilbar. .Und sei des Landvolks Genius
zu Boltigen arg-bös und der zu Vechigen grob-bös,
so sei nun der zu Koppigen stolz-bös, alle zusammen
aber mehrenteils unverbesserlich und u. bös.' 1736,
DMüslin (B Taschenb. 1857).
Neser, in der Zss. ,N.-GewerV: Fabrikation von
Bologneser Floren, die sich im XVIII. in Z einbür-
gerte; vgl. GFinslcr 1884, 250.
Nessle" (Xessje" PAL; W), in BsBirs.; GSa.; TirTäg.
Essle" — f.: 1. Pflanzenname, a) Brennessel. Urtica,
sowohl die grosse, Urt. dioica (Bs; U; Z). als auch
die kleine, Urt. urens (B; U; Z). Gekocht oder ab-
gebrüht wird sie als Schweine- oder Hühnerfutter
verwendet Gr; G; in Zeiten der Teurung musste sie
auch zur Nahrung der Menschen dienen, so in dem
Hungerjahr 1817, auch 1771 (lt UBrägger). .Hungers-
not treib sy [arme Leute], dass sy kreuter suochtend,
dass sy nit hunger sturbind. Etlich verstond nesslen,
etlich malvan [usw.].' LLav. 1582. Der Absud der N.
heilt den Schorf auf dem Kopfe, derjenige der Wur-
zeln oder Samen befördert den Haarwuchs (Gr; G)
und hilft gegen Urinnot (B). Mit Nesseln werden
Gegenstände aus Metall oder Glas gereinigt B; G; Z.
Nesselwurzeln, die an Maria Himmelfahrt, im Mai,
am ersten Tage des Krebses vor Sonnenaufgang unter
der Dachtraufe ausgegraben werden, liefern, mit
Schneckenschalenmehl und zerstossenen Stücken von
Menschenschädeln gemischt, ein sicher wirkendes
Mittel gegen Hitze und Brand bei Menschen und Vieh
GT.. ähnlich ZO. f RAA. He" sett-ere" 's Füdlech
mit X. ribe", von einem geilen Weibe SchwE.; ZO.
(Wüest) i" d' X. lange", übel anlaufen AABb.; Bs.
Slni Eier i" d' X. legge", einen dummen Streich
begehen AAWohlen ; vgl. dazu Bd U 1372, wozu
die Ergänzung: ex het e* g'scliidi Gans (es g'schids
Iluen) i" (V N. gleit S. Auch mit verschwiegenem
übj.: (wüest) i" d' N. legge- Aa; B. Er ist i° d' N.
cho", gestorben AaEiu. .Die dochter hat villicht in
die n. brünzlet'. einen Fehlt ritt begangen. ThPlatt.
1572. Einer, der allerlei Schmähreden ausgestossen,
musste zur Strato im Sirschengraben vom St Lorenzen-
tor bis zum Stadtbach alle X. ausreuten und in Sumpf
tragen. 1618, Aakau (Ölhafen). — b) mit Zusätzen,
Name von nesselähnlichen Pflanzen. .Labeo, vulgo
Urtica mortua, archangelica quibusdam, taube nesslen,
tod nessel. Sind in vil underscheiden : etlich heisst
man unser frawen schüelin, etlich mit gelen bluomen,
etlich weiss. Braunwurz ist auch ein gschlecht davon.'
KkGesn. 1542, wo jedenfalls Lamium und Galeob-
dolon gemeint sind; vgl. Töten-X. 1) gel(b)i X., gelbe
Goldnessel, Gal. lut. BsL.; U. — 2) röti N., roter
Bienensaug, Lara. purp. U. — 3) taubi N., weisser
Bienensaug, Lam. alb. Sch. — 4) töti N., Sumpf- und
Alpen-Ziest, Stachys pal. und Stachys alp. Bü. —
5) midi N., gem. Hohlzahn, Gal. tetr. AAVogelsang
(bei Lengnau). — 6) wissi N. = taubi N. Sch. ,Wiss-
nesslen- Wasser', als Bestandteil eines Heilmittels.
XV1IL, Z Kochb. — 7) zami N. a) Bienensaug, Lam.,
und zwar weisser Bienensaug. Lam. alb. ÄABraunw.,
Winterschw. ; GG., W., roter B., Lam. purp. Aa, ge-
fleckter B., Lam. mac. AALeer. ; LSurs., Will.; GG.,
We.; Syn. Nesslen-Bluem. — $) = geliX. LSurs., Will.
— 2. Taugenichts, liederlicher Mensch Gl. E" X.
abge", der Liederlichkeit verfallen; vgl. Gl Volks-
gespräche 36.
Her Pflanzennamc auch in Ortsnamen, z. B. .Nessleren'
B; F. .Nesslau' GT. (.Nesselauw.' Wagner 1680), .Nessel-
Graben' B, ,-Halden' G, ,Nesslen-Bach' Aa.
Gruen-. ,Dises vogels näst hab ich einmal am
härd in den gruennesslen gesehen.' Vogelb. 1557. -
Gross-: zweihäusige Nessel, Urt. dioica B (Durh.).
— Haber-, .Urtica, gross nesslen und klein, die
auch habernesslen genennt sind.' KdGesn. 1542 und
darnach Fris.; Mal. — Acker-Hanf-: Aeker-Hohl-
zahn, Gal. lad. B (Durh.). — Blüe-Nesseli: 1. ge-
fleckter Bienensaug, Lam. mac. ScHwIb. — 2. = Xess-
len 1 b 1. ebd. — Brue-Nesslen:= Gröss-X. Aa
(Mühlb.). Vgl. Nesslen 1. — Brenn- (in AAtw.; B
Brown-): 1. mit den Zusätzen grössi und chlini, =
Xesslen 1 a Aa; B; Th; Z. D' Br. brenne"d de» Honet
niid (wohl aber den. der sie berührt), Vexierrede Bs;
B; Th; Z. — 2. a) = Nesslen lb 3 AAHettenschw. -
b)'geli Br. = Xesslen 1 b 1 ZZoll. — c) zami Br. =
Xesslen lb 7 G;Th;Z. — Brün-: = Xesslen 1 b 5 Aa
(Mühlb.). — Süg-Essle": weisser Bienensaug, Lam.
album Sch. Syn. Hummel-Chrüt (Bd III 895), Sügeren.
Söu" -X'essle": grosse Brennessel, Urt. dioica
LSurs., Will. — Als Schweinefutter gebraucht; vgl. Söu-
Didtlt n.
Stech-: 1. = dem Vor. LBeiden. — 2. = Xesslen
1 b 5 GT.
Taub- ZO., Tau- GG., oRh. (in Marb. Tö-), We.,
oT. ; SchwG. : 1. Bienensaug, Lam., bes. der gefleckte,
Lam. mac, und der rote, Lam. purp. G; SchwG. ; ZO.,
doch wohl auch der weisse B., Lam. album GT., We. ;
vgl.: .Lamium, weiss nesslen oder taub n.' Fris. -
2. = Acker-Hanf-Xesslen GMarb. — 3. = Xesslen lb 5
GoT. —4. Wald-Ziest, Stachys silv. GoRh.; vgl.
Nesslen 1 b 4. — Tau-X. wohl Anlehnung an Tau; vgl.
das syn. Taueren.
Dom-: = Stech-X. 3 G oRh.
Tute"-: 1. Bienensaug, Lamium, und zwar der
weisse B., Lam. alb. AALeer., der gefleckte und der
Nes, lies, n is. nos, nus
mi.
rote B., I.am. niac. und Lam. purp. B; S. — 2. geli
T. = Xesslen 1 b 1 B. - Wahrsch. Unid. aus töti -V.
nessle" fnessje* W): (sich) mit Nesseln brennen
Gull.: GKh.; W. Ieh hä'-mia g'nessjot W. Er ist
(flofj'e" une g'nesslet GSev.
b'nessju: = dem Vor. PA1.
neiss-: I. in verallgemeinernder Bed. fragenden
Pron. und Adv. vorgesetzt. A. pronominale Verbin-
dungen. 1. , neiss- weder', irgend einer von Zweien.
.Do jach tapfer vogt oder switzer Hans nässweder.'
1500, Absch. — 2. ,neiss-welcl" nei-wel GoT.; ZO.,
Seen, nä- Ap; GJonen. na- GStdt; Th. irgend welch.
a| adj. Näwe&e' Weg, auf irgend eine Art Ap; Syn.
nctieedere" Weg. X. IT. mos-es si". A" n. [einigen]
Orte' tuend s' heue" ZF. .Die Unzucht, (so) den waal-
fertern bi neisswelichem unsenn tor von zweigen der
unsern begegnet.' 1533. Stricki,., Akten. — b) subst.
a) Neutr. Sg. Neweles, Etwelches, Einiges Ap; Th
(Pup.); ZO. ,Ob yeman der vorgemelten stucken neiss-
welichs nit hielt.' Schw LB. — ß) PI. X-weli Ar; G
Jonen, Stdt; Tu, X-wel Ap; GT.; ZO. (auch en-), Einige.
Etliche. X. — X., Einige — Andere. N. sönd fürt ond
N. sönd 'hiebe" Ap. — c) adv. X. — n., einmal — ein
andermal, bald — bald ZTö. Me" chauft 's Pfund n.
um 10 und n. um 65 Kappe". X. chunnt-er e"mol und
n. chunnt-er nüd. — 3. ,neiss-wer' neiswer GWe.,
neiwer (Gen. neiicirsis, Dat. neiwerem) Ndw; U, niewer
BO., i nuuirer BG., nüuwer BG. (neben neuer), nöwer
PSs., ui-'ir(w)er BHa., newert GRVal., neuer Aa; B
(Dat. neuerem); GlK.; GuObS. (nauer lt Bühl.), S.,
Scuolms, Tschapp., V.; L; SchwMuo. (Gen., jedoch
selten, neuersis, Dat. neucrem), nöijer A&Leer.; Bs; L,
eneuer BSi., nenert GrS., Scuolms, SpL, Tschapp.. näher
G; Th (Krapf), nähert „Ap;" GStdt, näber(t) Ap (auch
nähet), neimer, bzw. nämer L; uTh; U; Z, neimert,
bzw. nämert „Gl; Gr;".G; ScnBueh, Nnk., Stdt; Th
(auch -d); ZSth. (auch -d), neimet Gr (lt Klotz), nam.d
TiiEgn.. im.iii.d GRh., neunter Aa; BSchw.; GlH.; L
(höimer, lt Brandst. gebräuchlicher als nöijer, neimer);
ScnSt., niemer BHk.. neumert „Gl;" GrUIiw., nämer
GSa., Ta., Weisst., nwmer(t) Sch, nämwer (Dat. näm-
wem) GSa., (irgend) Jemand; zunächst durch die
grössere Unbestimmtheit (= lat. aliquis) unterschieden
von Etwer, quisquam (Bd I 594/95), dann aber mit
Diesem vermischt und heute manchenorts mehr oder
weniger (so Th; Z) davon verdrängt. Irh bi" a" X.
(Opper) Anderem g'si", glaubte, es handle sich um
Jmd Anders B; Th; Z. N. Alter, Frönder Aa; B. Si
hut mit Xeberte" 'brächt [geplaudert] Ap. Ist nienet
X. limine'? Isch nid X. cho"? Die Bewohner von
LWohlhausen, am Eingang des Entlibuchs, werden ge-
neckt: 1)' Wollt ftscr sind nid Entlibuecher und nid
Grauer, weder süst Neuer. ,Wenn 's Neuere gut mit
dir meint.' Gotth. ,Wo aber sach war, das naiswerm
die sach ze schwär war.' Ap LB. 1409. ,Ich was aber
nit. wie es hat nasswar gsagt.' Sicher 1531. .Sollt
neissmar mer gfunden werden.' Funkelin 1552. .Ecquis,
oeisswär.' Fris. .Wollte er dann neisswam berächten.'
HBull. 1572. Im XVI. überwiegt die Form ,neisswer'
(l>at. .neisswerem' auch Schw LB.); .neisswar' (vgl.
,etwar' Bd I 595) findet sich noch bei Zwingli; 1527,
Aa Weist.; 1530, Absch.; Morgant 1530. ,Neusswer,
-w;ii.- 1529/32, Steh kl.; 1530,Absoh. ,Näswer.- Zellw.,
L'rk.; 1500, Absch. ,Nei\veiv XVI., ZWäd.j 1524, Absch.;
1525, Egli. Akten (neben ,uäwer, newer); Vad. (,nai-
wer' neben .naiswer); 1549, UjIev., Chr. (.neiwar').
.Neuweiv XVI. . /.. — 4. .neiss-was' neiswas GW.,
neiwes W, neiwis (Dat. i" n.) üw; V. neuues GPfäff..
neu-es, -vds GRVal., niewes, -wis BO., neues BG. ; GrS.,
Scuolms, Spl., neuis AAtw.; BsL.; B; FJ.; GlK.; I.;
SchwMuo.; SBb.. eneuis BSi.. neujis Aa (Dat. neujisem
oder neujem AiLeer.); L (nöijis, lt Brandst.); l'\\K.
(naijis), „näibis U", nichts BHk., nahes GStdt f, nabis
G (Prophet 1855); Tu (Krapf). nahes (nabis) Ap; GT.,
»aiin. ,s GRÜhur, neimis, bzw. nämis Gl; L; SchBucIi.
Ha., Stdt; SchwE., K.; oTh; U; Z, niemcs BHk., nam.s
GfiMai., nämis GStdt, namisch GftPr., nournis AALeer.,
St.; Bs (Spreng); B (Freudenb.); GlH.; L (gebräuch-
licher als neimis, nöijis); ScHwNuolen; UwE., nämes
(nämis) GG., O., Sa., Ta.. T., nämwas GSa.. naisis
GSa., W., näsis G„Rh.-. T., (irgend) etwas; von dem
Verhältniss zu Etwas (Oppis) gilt das über Xeissu-'er
(: Etwer) Bemerkte. Ist 's Eneuis, hat es irgend einen
Wert? BSi. GeH-mer Xiebis, sig's, was 's well. Volks-
kal. 1851. X. z'sämme" ha", entzweit sein B; Syn.
Oppis mitenand ha". Hest all X., du hast immer
Etwas zu klagen usw. Ap. Xöijem a", nach Etwas
zu urteilen _ AALeer. Allerlei X. händ-s' üspackt.
MLienert. ,Er hatte nicht bloss gesagt: N. auf einem
Teller, sondern gesagt, sie wollten z' Mittag essen,
wie üblich und bräuchlich.' Gotth. Me" hat nüd X.
und hat nüd Xüt, heisst es, wenn man von Etwas
nicht befriedigt ist ApSchönengr. I)f,!em Wasser ist
der Herrgott Meister, aber of Jcm Land lian-ir'' an"*
noch X. derzue z' säge", sagt der Appenzeller. Choeh
X. ro" X., weint d' XT. nüd liest Ap (Sprech- und
Vexiervers). ,Gelt, ich weiss auch Näsiss.' LTBr&qger
1788. ,Do griffent die vigent zu der von Bern pauer
und zerzarten sy ganz, doch beleih neuwas am schaft.'
MRüss. ,Sind aber unsere opfer neisswas, so muess sins
[Christi] unvollkommen syn.' Zwihgii. .X'euwes- (aber
,neisswa'). UMev., (_'hr. .Neisswas, ein wenig, quidpiam.'
Fris. Ich hau auc'' iteuhis darro" g'hört. Gesprach 1712.
Mit partitivem Gen. (bzw. Apposition). X. Frinds
Ndw; n. frömde" Kerlis, junge" Meitschis B. Es ist
(sind) n. Fremde'' da; n. Cliindere" Ndw. Vor Stoff-
namen: X. Wassers, Anke's, Milchs Ndw. Bed auch
n. Hüsrüts g'ha". L Nachr. 1805. Er het-em [einem
Verletzten] neuwiss Tropfe" oder Geists i'g'ge". 1 >ek
bek. Unbarmherzige 1813. JV. Wüests, Iiöts AALeer.
.Neiwes [sonst , neisswas'] guets, grechts oder waars.'
Zwingli. ,Het üch neisswer neisswas unziinlichs zue-
gefüegt?- 1529, Strickl. ; HBull. .Neiswas anders.'
HBüll. 1530. ,Uss naiwas besunderen grimens.' Kessl.
,Nescio quod ingens malum, neisswas grosses Übels.
Fuit quaedam anus, es ist neisswas alten weihs lue
gewesen. As, neisswas münz, gilt zwen kostanzer Pfen-
ning ungefarlich.' Fris. Kuabe zum Arzt: ,Ich em-
pfinden wol in mir, dass es sind niessmas wärm ald
tier.' Mürer 1565. ,Neisswas gelds.' 1581, Z Archiv.
.Neisswas seltsains.' ThPlatter, Briefe. ,Die wvber
han küechlet und neuwes fest ghan.' UMev., Chr.
Adverbialer Bed. sich nähernd. Chumm, los n.! hör
einmal. Gotth. D' Lüt hend e* chli" n. a"fah" lebe".
MLienert 1891. Oft wie neime" (s. B 1 c ß) als Ausdr.
der Unbestimmtheit, irgend, etwa. Het-er eppe eil a"
schlechte" Lüte" verlöre' oder söss nahes dSre* O'g'feller
g'ha":' Ap Kai. 1848. 's muess nabis an Jurist g'si'
si". G Prophet 1855. [Es] ist-enc" es Ilettclwihli
SO!»
Nas. lies, nis, cos,
810
bigegnet, e" Zigyneri* u., die häd es Ahmtest" g'heusche:
MUsteri. Er hei n. lang g'vmrtet S. 's ist -wer n.
itml iriil '/,. ,Die Zyt ist mir nemes grusele lang. Der
Win will mir n. ze tür syn.' Kunkklst. 1055. Vor
Zahlangaben, so ungefähr. A: Wie vil sim! au°* in"
g'sy? t>: Neumis [Var. neutois] mit vier oder feitf
hundert ummen. Gespräch 1712. Selbst in die loc. Bed.
von neime" hinüber greifend: n. ane* gän, n. cfsi* sin
GT.; Z. Von ä. Formen neben dem überwiegenden
,neiss-, neis-was' (wofür .nasswas.' 1408, Wegelin,
.neusswas.' 1529, Absch., ,nässwas.' 1500, Ap) seien
noch angeführt: .neiwas.' 1527, Meier, Wetz.; AAZof.
Jahrzeitb.; 1543, Gßüti Arch., ,neuwas.' MStbttlbh
1606, .neiwes.' Z Bibel, ,neuwis.' JOWeissenb. 1701/2.
,nöwes.' Salat, ,newes.' RSchmid 1579. — B. in ad-
verbialen Verbindungen. 1. neiss-wä, -wann, -wie
neitee" BHaslib.; Orw, neuwe", newwe* GrV.; Sch (ver-
einzelte Angabe); Uw; U; WG. Onemee"), nitiee", neive"
BGr., Ha. (-&-); FSs.; GRVal.; USchäch., nieive" BO.,
nöwa" GrS., namee" BG. (neben noue", nöue"), Si.
(enauwe'J; GRObS., neue" Aa; BsL. ; BU. ; GlK. ; Lj
ScnHa. ; SchwMuo.; S. neuene" F. noue* Aa (lt Schwz.
Unterhaltungsbl.); B oM., neuje" AALeer.; BsL.; L
{nöije". lt Brandst.); UwE. (naije"), neibe" (Postheiri),
näbe" GBh.; Th tw., näbe" Ap; GStdt, T., neime", bzw.
nttme" AAjonen; Gl; GrCIiui-; L; GaL.; Sch; uTh; Z,
neime't Th; 7, (auch -e"d). nämc GrHc, uVatz, näme"
GG., Eh., nttme" GA., T., neunte" AABb., F., Ke., Seeij
BsStdt; BoAa., Brisl., E„ Schw.; FMu.; Gl; GrKIi.;
L fnöime", lt Brandst. die gebräuchlichste Form) ; Scuw ;
S; Uw; U; Zg, neumeH Aa tw., neise" Ap (häse*, lt
St.b); GnRh., uVatz; GO., Sa., T., W., We., näse', nese*
ApI., M.; GRh., näsi GT. (lt UBrägger), niii ApK.:
a) lokal (in GSa. näm/wö), irgendwo, allg. (ohne W).
I1'' bi" n. tjsi", ich sägen aber nüd wo. Es mues doch
n. si", ligge", sagt man beim Suchen nach etwas Ver-
lornem. Es hei n. 'brennt. De" Met"" mues-ich scho"
it. g'seh ha", 's ist n. Öppis lös, ttme". Hast n. Nämis
g'nu* [gestohlen]? Sch. Me" seit ante", we""-men an
Esel sinni, so streck-er n. sini Ore" füre" Aa. Der
Atte" isch n. 'blibe", g'gange" F. Mit einschränkender
Bestimmung. Das Ort lit n. im Turgi. Er wont n.
i" de" Der/je" hinde". Er ist n. i" der Fröndi, n. fürt.
Vor andern Ortsadverbien. N. abe", ufe", ane" usw.
Es muess n. ane" starch g' macht ha", irgendwo stark
geregnet haben BsL. N.hi"gä"; s. hin (Bd II 1316).
D' Motte" [Ziege] isch n. M", hat sich verlaufen F.
Du muesch-cs doch n. her ha", von irgendwem gehört
haben. Neww umha", irgendwo BHa. S. noch flarzen
(Bd I 1208). Mit hinzugefügtem (eig. pleonastischem)
wo wie in nhd. .irgendwo' Z. N.-wö, fingierter Orts-
name ZO.; vgl. JSenn 1864, 53. N. wanne", irgend
woher Ap. Es lüt n. w. ,Ob sy neimen keinen zuo
entlehnen wisse.' XVI, Bs (Amerbach). Jenen, etwo,
mi innen, alieubi.' Red. 1662. Sonst in der ä. Spr. gew.
.neiss-wa, -wo.' .Er hofft, man solt im och nässwo
holz laussen.' 1402. GAltst. Archiv. ,[Der Canon] stet
neisswo im buech, ich weiss nit an welichem ort.'
Zwingli. .Neisswa daniden umb Strassburg.' 1529,
Absch. ,Sind meine füess neisswo zu trug gelaufen ?■
1531/60, Z Bibel. .Zuo besechen, ob doch neisswa
der fygent vorhanden wäre.' 1531, Strickl. ,Wend
sich die neisswa gegen uns inhar lassen.' ebd. ,N. N.
trueg neiswahin brief.' 1532, ZGrün. Amtsrechn.
,lch gloub nit, dass neisswo einöugig menschen
geboren werdind.' Vogelb. 15Ö7. ,Et si qua sunt,
neisswo; und ob ander n. sind. Do muost es n. an-
greifen, aliquo pacto efliciendum tibi.' Fkis. Mit Ver-
blassung der localen Bed. : irgend, etwa; vgl. c ß. ,[Der
Kaiser] will der artiklen von Verwerfung der mess
und sunst noch neisswa eins stucks nun glatt mit
hören denken.' 1530, Absch. .Hab ich mich neisswo
widergstellt dym willen, das ist mir leid.' JBinder
1535. ,Hast du vor ouch neisswa mer by einem sol-
chen wirt ynkert?' ebd. .Alsdann sind, so den stum-
men bilderen nachloufend, welche neisswa sollend
geredt haben.' RGualth. 1553. ,Tres aliqui aut qua-
tuor, neisswo drei oder vier. Ad unum aliquem, n.
zuo einem.' Fris. ,Ist dann neisswo ein volk, das nit
sine gött raats frage?' LLav. 1569. ,Es seig neisswa
ein Sach gsein under ihnen, darum er sy gestraft.'
1621, B Arch. — b) temporal (in GW. neiswenn), zu
irgend einer Zeit, irgend einmal Aa; Ap; B; L; G;
Schw; Z. Er chunnt denn n. Es werd -der scho" nebe"
leider z' Si"" cho" Ap. Hest n. gehört, dass d' Fleder-
müs im Dunkle" ttittnme" WÜSsi, wo durche"? Hengeler.
Bist afig n. bi-n-em g'si"? Er sei n. zor Spini [Zskunft
Liebender] g'gange" Ap. Er wärt wol n. z' Spini cho".
ebd. (Schwzd.). In der ä. Spr. gewöhnlieh .neiss-wann,
-wenn.' ,Ob bescheche, dass neisswan arm lüt kämint.'
1529, Absch. .Find ich in neisswann, so will ich mich
an im rächen.' Morgant 1530. ,Wo [wenn] es neiwen
zuo eim stand sollte komen, so müesstend unser amptlüt
abzüchen mit schänden.' 1531, Strickl. ,Man meret
im 1533. jar nöwen im herbst und hieltend ein
gmeind in der cappel.' Salat. ,Soll dann diss n. kom-
men?' Funkelin 1552. ,Hast du n. befunden, das
mein güete an dir geendet habe, nuneubi meam beni-
gnitatem sensisti in te claudier?' Fris.; Mal. .Also
betriegt uns oft der won und seind neisswan [zu-
weilen] also verblendet, das . . .' Wurstisen 1580. Mit
Verblassung der temporalen Bed.: irgend, etwa;
vgl. c ß. ,Dass der brest neiwann von einer krank-
heit harkummen muess.' Zwingli. Das Wort soll
nicht so verstanden werden, ,dass der mensch neiwan
möchte gnueg wirdig syn zue den allerkleinsten gaben
Gottes.' B Disp. 1528. .Kit weiss ich, ob er dises oder
neisswan ein anders meint.' Vogelb. 1557. ,Der waar
alt gloub [dass der Himmel ein bestimmt umgrenzter
Ort sei], von dem sich rechtglöubige lüt nit abfüeren
lassend neisswan zu einem allenthalbigen himinel.'
HBull. 1571. Bei Advv.: ,Er wollt in hinwegk füeren;
und da er neischwan fer kom...' Volksb. ,Dies com-
plusculos, etliche zeit (tag), neisswen lang. Neisswan
lang warend sy wol eins, bene conveniebat sane inter
eas.' Fris.; Mal. .Bilde dir auch nicht ein, dass du mit
deinem Leiden neisswan viel ablegest.' FWyss 1672 a.
,N. einer', ein gewisser. .Neisswan einer, den ich wol
weiss und wol kenn, etwan einer, neisswar, quispiam,
quidam. unus aliquis. N. ein besunderer mensch,
aliquis certus homo.' Fris.; Mal. ,Von neisswan einem
parissischen doctor Brunone von Cöln bürtig.' HBull.
1572. Übergehend in loeale Bed.; vgl. a. ,Do hab's
N. N. naisswenn funden in aim rodel.' 1501, Hof Kriess.
.Findt man neisswen ander.' Vogelb. 1557. ,Wir kom-
mend nit inn himmel, sonder neisswan, weiss ich wo
hin.- HBull. 1561. , Alieubi, neisswan. Hie alieubi.
neisswen hie.' Fris.; Mal. ,Mein Gspan und Gfert
ist newen bei den Knechten dort.' GGotth. 1619. —
c) modal, a) in GSa. nämwie, irgendwie AALeer.; B;
811
Nas, nes. nis, nos, nus
812
FMu.j GA.. Sa.; Scu; aScuw; Th; U; Z. ITemi irf ».
cho.**, wenn es mir irgendwie möglich ist. Wenn's-es
n. tuet, so chum-ieh, wenn es sich irgendwie machen
lässt. 11 it hinzugefügtem (eig. pleonastischeml wie:
n.-we ZFlaach. S. noch gefründ (Bd I 1305). — ß) als
Ausdr. der Unbestimmtheit übh., irgend, etwa Aa; Ap;
B; L; G; Sch; S; Th; U. ,Syg ein Mann im Land,
der Vit neuen b'stand [es irgend mit ihm aufnehmen
wolle], so komm er her: da städ der Mann.' JMahl.
1674/1761. Mit scherzh. Häufung: Het n. Neufmjer
Neu(m)ü g'seid? B; L. Eine Zsstellung der entspre-
chenden Verbindungen in verschiedenen MAA. bietet
die Stelle: Hät-ni etschen Etschwer Etschwas tue"? B:
Ob-mer öppen Opper Oppis tue" heig? () nei*. A: Sus
hen-ich schier gär g'meint, es heig-i nämme" Nummer
Kammes tue". C: (aus GWe.). Dem Laufen ä" helt-ich
selber auch fast 'globt, es heb-i neise" Neiser Neises
tue". G Prophet 1855. Vor Zahlangaben: etwa, (so)
ungefähr, fast Aa; Ap; B; U; Z. Es ist n. um e (oder
di) Zwölfi ume" g'si" Aa; Tu; Z. Nabe" vor zwei Jure".
A: Ist auch Oper von cuwe" Lüte" umko"? B: Neube"
eine" oder gehe". Gespräch 1712. Nabe" fnäse", näi)
mänge'', unbestimmt viele, etliche Ap. Aucn muht«
menge schöne Olock. Gespräch 1712. Ich ha" diel; naht"
[ziemlich oft] de" Herr Pfarrer d'röber g'fröget, iro-
n-ich im l'farrhüs g'spcttet ha". Schwzd. (Th). N. e"mal,
irgend einmal Ap; Th; Z; s. unten. Er hat (hei) n.
e'mal e" Frau g'lta". Er wird iez dann doch auch
n. e"mal oho"! Wenn-er onderwegs en Schoppc* g'nu"
het, het 's hönder-em Uns g'wartet, ond wenn-er-sich n.
e'mol g'chert hat, het-sc-sich wadlieh 'bückt. N. Ap Kai.
1880. Es sott ie% dann n. (e'mol) vorwärts gä" ApK.;
Th; Z. So, chunnst n. e'mol! endlich einmal ApK.
Vor Subst. Ieh ha" n. en Stäfner 'tröffe" (der Name
tut Nichts zur Sache) Z. Ieh ireiss nit, wer 's erzellt
hat. ii. e" Glarner GSa. Neube" e" Capestiner [Ka-
puziner] oder was er g'si" ist. Gespräch 1712. Vor
Pronomina. N. Öpper = Neissiver Aa; L; G. N. Oppis
(Etschis) = Neisswas Aa; GRHe. ; G. Wenn-er n. Oppis
g'seit hat, isch-me* 'm über 's Mül g'farc" Th. Übh.
steht n. häufig und allg. bei unsicherer oder zögernder
Aussage, als Einschränkung, Abschwächung, Mil-
derung einer Behauptung, zum Ausdruck eines Vor-
behalts, unter dem man seine eigne oder eine fremde
Ansicht wiedergibt, etwa i. S. v. , meines Bedünkens,
wie mir scheint, wie ich glaube, wie man hört, sieht'
usw., oft nhd. ,so' entsprechend in Verbindungen wie
,so ziemlich, nicht so ganz, recht' udgl. 's ist n.
[wie mich dünkt] Zwölfi Th. 's sind n. eil Lüt cho"
Th; Z; 's sönd n. erber Miiiige'' dö g'si" Ap; s. noch
erbar i (Bd I 305). 's ist (war) n. g'niieg Th; Z. Dcr
Ghratte" ist h. rolle1, 's gät n. nümme* ml ihi" Ap;
Th; Z. Hut isch-es n. heiss, ehalt, ich habe so die
Empfindung B; Th; Z. ,Wenn man so lauf, so werde
man n hungrig.' Gotth. Hür soll 's n. en heissc"
Summer ge* B. 's ist n. schnell g'gange" Tu; '/..
's soll iez dann n. fürsi'* gä". ebd. Er seil n. fürt
g'reist st", es geht das unbestimmte Gerücht Z. Er
heig ii. Chopfwe B; Schw; Th; Z. Es higi enauwe*
schröcJclich g'macht, bei einem Ungewitter BSi. Es
gange im en. guet. ebd. Er irelli en. in-nem Manet
cho". ebd. Er voll n. erst mor"e" cho", aus seinen
nicht ganz bestimmten Äusserungen zu sehliessen
Schw; Th; Z. r* sott n. [sagen sie] der Götti si* vo"
dem Ching. MWalden. .Der Karrer wäre n. Sinns
wieder zu kommen.' Gotth. ,Der Melcher sig n. an
Allem schuld.' ebd. A: .Wisst ihr, dass N. schwer-
mütig ist?' B: ,leh weiss es n.\ habe so Etwas ge-
hört, ebd. Er ist n. au"* sehn" im Chrieg g'si", ich
glaube es gehört zu haben Z. 's ist n. etsster glich
[mit dem Kranken] Z. Es ist-mer »., meist mit ab-
hängigem Satz = es kommt mir so vor. will mich be-
dünken ßs; B; Th; Z. Er ist-mer n. nur tcol früntli''1 Z.
Du chunnst n. sjiät hei"' B; Th; Z. Er hat n. doch
recht, zögerndes Eingeständniss B; Th; Z. Er hat 's it.
esö g'macht, ungefähr, so weit ich mich erinnere Gl;
Th; Z. ,Es konnte kein Wort sagen, und das Wasser
ist ihm n. so kurios in die Augen geschossen, es hat
selbst nicht gewusst wie.' Ndw Kai. 1884. ,Das [Kätlii]
hat mir n. so zueche" g'redt, dass es scheint, als hiesse
es dort nicht nein, wenn ich es begehrte.' Gotth. I'1'
ha" Das jitz scho" lang geng wolle" u"a ha" 's doch
n. geng la" gä" BG. (Lied). ,Was ist Das für es Tier?
Er gwachsset neimä ässwie d' Frösche".' Helv. in pace
1694. Ich weiss nüd, si were*d-sic* neube schlechtli''' .
Gespräch 1712. ,Sanditen, es deutet sich uaue" zum
nit weiss iclV ebd. Er hat n. Öppis derro" g'seit. aber
ich weiss nit recht was. Es mues n. Oppis g'gange"
si", Ausdruck unbestimmten Verdachtes. Bes. häutig
in negierten Sätzen. Er hat n. nid ivelle", wollte
nicht so recht Bs; B; Th; Z. 's hat n. Niemer Nüt
ivelle" devo" wüsse", es wollte Niemand so recht darauf
eintreten, es Wort haben Bs; B; Tu; Z. ,Er sollte
sagen, wer und woher er sei, aber damit pressierte es
ihm n. nüt.' Jenzer 1809. /•''' weiss n. NM vo" Dem
Aa; Th; Z. Ich weiss n. nüd (recht), was ich seil säge",
mache", wie-n-cr heisst usw. Bs; B; Gl; Th; Z. Weiss
n. nid, aberirU meine", Das gib hei" guets G'schäft. Ünw
Volksi'r. .Ja, ich weiss es n. nit mit der Stube, sagte
Uli, ob's denn Allen recht ist, wenn ich da drinnen
hocke; ich habe es n. einist welle" probiere", und da
hat es mich gedünkt, als wäre ich allen Leuten im
Wege.' Gotth. 3Ie" hat >i. nid vil devo* g'hört Th; Z.
,Er halte n. nicht viel auf dem Zeug.' Schweiz. Unteu-
haltüngsbl. Dö g'seht-me" n. ase" nüd irit ume". Stutz.
Et ist n. nid ganz z'fride" g'si". Das dunkt-mich n.
nüd recht, scheint mir nicht so ganz billig Ap; B; G;
Th; Z. Ich cha""-der 's n. nid recht säge", ich kann
es dir nicht so ganz bestimmt, deutlich sagen Bs; B;
Th; Z; ich cha"" 's n. nümme" säge", weiss es nicht
mehr so recht G; Tu; Z. 's mag's n. nüd recht g'gr",
die Mittel reichen anscheinend nicht aus Ap; Th; Z.
,Das hat sicli mir n. nit welle" schicke".' Gotth. Es
will ii. nid recht, nümme" gä" Bs; Gr; Th; Z. 's ist
n. nid Alls richtig, nid nrche" Bs; Th; Z. 's Wetter
irult n. nid recht, will sich dem Anschein nach nicht
bessern Bs; Tu; Z. Er sei n. nid recht z'weg, es ver-
lautet so Etwas Bs; B; F; Tu; Z. 's ist-mer n. nüd
recht wol, niener recht, ich habe ein unbestimmtes
Gefühl des Unbehagens, Unwohlseins Bs: Th; Z. In
ähnlichem S.; Es ist-mer u. und n. mal GA. 's ist-mer
ii. um} (Nüt) drum Bs; B; Th; Z. Du g'fallst-mer n.
nümme" recht Bs; B; S; Tu; Z. D' Lüt sind n. nümme*
wie früener. ebd. Es sott iez n. nümme" lang gä",
l's-iin Schaffe" wird 's n. nümme" ril ge*. ebd. 's ist
ii. nümme* vil, Nüt im' mit-em, seine Leistungsfähig-
keit ist nicht mehr so ganz auf der Höhe. ebd. Er
hat n. Lei" Freud me dra* Bs; G; Th; Z. 's isi n.
Lein grosse'' i'ndcrschiil g'si" nrüsche" der ölte" und
neue* Meisterschaft. BYVvss. In Fragesätzen B. Es
81!
Was, lies. nis. n<
-II
/ic(,; (//»■ neu Chrankheit g'ha" — wie säge*-si-nere"
doch n.? MWalden. Wo bin-i"* n. '6K6e" [in der Er-
zähtung stehen geblieben] imleste* Äbe"*sitz? Alpen-
rosen. Was ist-er n. [doch nur]? — y) als Ausdruck
der Bekräftigung, wohl. doch, '.s ist, itas-v'' näsi g'sät
ha*: wir sind anch Lüt und näsi nit die mindste'.
LTBrXgqer 1788. Mi" Vater selig hct 's näsi mengs
hundert Mal g'sät. ebd. Ist näsi woll so! ebd. Ver-
stärkend beim Imp., doch. .[Mutter:] Der Vatter will
hin wäg. mys Kind. [Kind:] Ä Vatter, neime bin is
sind, der Böliman ist uf em Wäg.' JMähl. lb'74. -
2. .n ei ss war' ncitfmjer, eig. irgendwohin, nur noch
in den Zss. n.-ab, -ob, -über, -üf, -um, -a", -l", -üs,
-mit, -zue A.iLeer. ; Bs (einzig noch n.-um, -a", in den
übrigen, bei Spreng angeführten Verbindungen mit
üf-, -ine", -üs gilt jetzt neuine"); B. ,Neuer-ob, in re
quadam, -üf, in rem quamdam, -a", certam quamdara
ad rem. -i", in certam aliquant rem, -mit, certa qua-
dam re, -zue, in quendam usum.' Id. B. l'h ha" 's
neumer-a" g'merkt Bs. Worum? Neumer-um. ebd. (Ab-
fertigung). Chann-ieh echt das Bröd n.-l" tue" [ein-
packen], i'" darf's wäger so nit heimtrage" B. .Man
muess es neisswormit anfallen.' Zwingli. — II. .neiss-
lich.' al irgend einer. .Wellind aber neisliche nit
an die gmeind komen.' 1528, Strickl., Akten. ,Mir
ist nie vorgeworfen worden, dass ich vor neisslichem
geflochen sig.' Morgänt 1530. Dieselben Boten sollen
nach Verdienen Strafen erkennen, wenn Jemand (,neis-
lichei") gefehlt hätte. 1547, Absch. — h) irgendwie.
,Dass er aber sust neisslich mer, dann wie vorstat,
bekennt, das hab er nit.' 1529, Strickl., Akten.
Mhd. neiß-'wSder, *-welieh, -w&r, -waß, -wa, -wem, -wie
aus (ich) ne oder enweifi weder usw. = ich weiss nicht welcher
von beijeu usw. Vgl. Lexer WB. II 44; Gr. Gr. III 73;
Weinh., al. Gr. 301; Schm.-Fr. I 1742/3; Fr., Ztsehr. HI
•J17; IV 3'29; VI 256. 409; Kehreiu, Gr. § 252. Die Ver-
schiedenheit der mundartlichen Formen beruht zunächst auf
der verschiedenen Behandlung der iul. Verbindung s(8)w-;
das * schwand fast überall, w (so weit es sich nicht erhielt)
verflüchtigte sich zum blossen Gleitlaut oder gieng in t, und
m über. Wo (wie in einem Teil des östlichen Gebietes) das .
blieb, wurde zumeist das folgende m preisgegeben. Der Diph-
thong ei wandelte sich tw. lautgesetzlich zu fl, ä (woraus
mit Kürzung ä, a), tw. erfuhr er (unter dem Eiufluss von
«•. h, <„) Labialisiernng zu e«. Zu der Gestaltung des 2. T.
vgl. die entsprechenden Fälle bei der Gruppe et- (P.d I 590 ff.).
In näm-we'r, -was usw. (.neibwer.' Ruef 1538) liegen neue
Zss. mit den Pron. bzw. Adv. vor, wobei näm- (ähnlich wie
et-) die Rolle einer verallgemeinernden Part, zufällt; vgl.
auch .neisslich' : ,etlich.' Die ApK. Form näi dürfte zunächst
auf näsi beruhen. Eneuer dankt viell. seine erste Silbe dem
F.influss von en iedere" usw.; an ein Überbleibsel des Pron.
ich (mhd. i(ch)ne weiß) ist kaum zu denken. — Wie die
Etym. zeigt, sind unsere WW. urspr. satzförmige Einschal-
tungen in die Rede zum Ausdruck der Unbestimmtheit, in
gleicher Weise wie das genau entsprechende jüngere ieh wein
>iti<l i,r>r, ico usw.); vgl. die Häufung: 's ist-mer neime" icl'
weiss uiiil wie uä. Von der Reihe etwer usw. unterschieden
sie sich anfänglich dadurch, dass sie (wie mhd. ieman, iht,
iergen, ic) irgend eine beliebige Person, Sache, Ortlichkeit
usw. bezeichnen. Bei den mit Adv. zsgesetzten Formen ist
schon frühzeitig durch Abschwächung des 2. Teils tw. laut-
licher Zsfall eingetreten, ebenso begrifflicher insofern, als
nach dem Schwinden des örtlichen, zeitlichen, modalen Sinnes
bei allen in gleicher Weise nur die Vorstellung der Unbe-
stimmtheit zurückblieb. Dass die lautliche Verschmelzung
schon alt ist, geht ans der früh bezeugten Vermengung von
tieißwS, -wann usw. hervor; vgl. unter H 1 a und b.
Neisele11: = Eiselen (IM I 532) I.; GA., T.; Schwj
ZP. ,Gen Neisidellen zuo dem kloster.' 1352, Gl Pik.
.Von Neisidlen gan Zürich.' 1528, Strickl. ,Vom Nei-
selen zun', als Grenze. 1532. Sciiw Itq. .Wallfahrten
gan Neiselen zuo der anbefleckten jungkfrau.' 1554,
Zu. ,Zue Neiselen im helgen Ort.' JMahler 1674.
Das anl. n aus der Verbindung ze <l>u (zen) Einsidelen.
Neis(e)ler: 1. Bewohner von Einsiedeln Schw.
— 2. Wallfahrer nach Einsiedeln GT.
Hbber auch der Familienname : ,Joh. Neisideler, Custos
der Chorherrenstift in Zürich.' um 1404.
nis: = üws (Bd I 346/7) GrCIiui-; PAL
„G'niss m. AaF.", G'nisst B; S, „G'nist B; Gr;
Z" — f.: Niederkunft. „Im G., im Moment des Ge-
barens AaF." ,üas Geniss bestellen' = das .Geniss-
verfahren' oder ,-Verhör' (s. Bd I 899. II 1572) vor-
nehmen; ,die Aussage der Person im Geniss gilt als-
dann.' Zschokke 1797 (für B); vgl. .Genistzeugsanie"
bei Strickl., Horgen 170. .[Eine Weibsperson] ist einer
heimlichen Genisst beklagt.' 1824. B Steckbrief. .Eine
schamlose Hure, die wegen verheimlichter Genisst
scharfe Ahndung verdient hätte.' Sciiweizerb. 1825
(für S).
Mhd. genist, 7.711s. Genesung, Entbindung. Das Masc. bei
St. scheint lediglich aus der Verbindung im 6. abstrahiert;
wahrscheinlicher aber liegt hier das Neutr. vor. Das W. ist
in d.r ä. B Kanzleispr. mehrfach bezeugt in der Form ,Ge-
nis(s)t' (XVI.; 1667; 1763; 17671; in einem Maud. v. 1712
kommen neben einander , Genist, Geniss' (in anderm Abdruck
.Geniss, Geniess') vor. ,Geniesst.' Rhagor. 1639. Vgl. Gr.
WB. IV 1 b 3450.
g'nis-lich: 1. g'nislig a) = g'ning (Sp. 786) GrD.
— b) heilkräftig, ebd. 's ist e" recht g. Sali). -
2. „g'nisslich, g'uistlich, leidentlich, erträglich"; ge-
linde, mit Nachsicht B. Es isch noch g'nisslich ab-
g' gange" BStdt. Fröndi Händel — mir rede" nit d'ri"
— drum gä"-si für üs noch g'nieslich werft». B Dorf kal.
1882. .Ein andermal könnte es vielleicht weniger
g'nislich für dich ablaufen.' Hacsfru. — 3. auf das
, Genissverhör' sich beziehend. .Ein genisstliches
Zeugniss', das von den .Genisstmännerir nach der
Befragung der Wöchnerin ausgefertigte Protokoll
BHk. .Dass die N. N. auf ihrer genisslich bestätigten
Klage unabänderlich beharret.' 1829, Urteil des Z
Ehegerichts.
Niss, in BBr. Nis (PI. Niss), in BR. Nis — f. (in
„AaF.;" GrD. m.) — PI. Nisse" GoT.; Z, sonst meist
unver. — Nisse" f. GT., Nissi n, AaWoIiI. (Plur.) ; GlK;
GSa. : 1. Ei der Kopflaus, allg. Wo N sind, het 's
Las TiiTäg. (Sprw.). Das butst IAs und N., zerstört
Alles, z.B. von den Ausschweifungen eines Menschen
THBerl. Eim d' N töde", die Grillen vertreiben S.
Ei"em d' Nissen abe" tue", derb die Wahrheit sagen Z;
vgl. die synn. RAA. mit Lüs. Ei""m uf d' Niss(e')
ge", ihn auf den Kopf schlagen Aa; Bs; B; F; GkD.;
L; G; S; Th; Z; ihn (mit verblümten Redensarten)
tüchtig abfertigen B; Th, ihn mit triftigen Gründen
zum Schweigen bringen GhPt. Gib Acht, süst gibt 's
uf d' Niss! Bs; S; Th. Das gV't Ei"m uf d' Niss,
versetzt Einem einen empfindlichen Schlag, bemeistert,
demütigt Einen THBerl.. Hw. (Syn. Das haut Eim uf).
liegt Einem schwer im Magen (von einer Speise)
GuSpl. lrh hau-der scho" uf <<' N., sagt ein Jäger im
Begriff loszudrücken, Obw Volksfr. 1880. De chunnst
815
Nas, nes. nis, nos, nns
816
iet ddiii »/' d' X. über AaF.; S; Tu. Ei"m uf de"
Nisse" si", ihn scharf beaufsichtigen, streng zur Arbeit
anhalten Bs (Spreng). .Also hat ir anschlag gfelt,
man hat in d' nüss unsuber abgstrelt.' Salat: ähnlich
beiHsKMan. (Gr. WD VII *iiii|. .Ein houpt mit lüs
eins fingers dick, dass einer gsech nünzg im augen-
blick: von niss sich 's haar gen lümmel strackt.' Ha-
bkrf.r 1562. .Ein guote salb für lüss und niss uff
dem haupt.' Zg Arzneib. 1588. .Dises Wasser tödet
die Niss des Haupts.' JRLandenb. 1608; ,die Laus und
Nisse.' JJNüsch. 1608. ,Die Laus, Gebärerin der
Nissen.' Spleiss 1667. ,Lens, Niss.' Cappeler 1767.
S. noch Unflat (Bd I 1226). Auch Flohei BSi., Ei
von Ungeziefer ubh. Gl. Kleine junge Laus Aa; L;
Th. Auch übertr. auf den Haarstaub, aus dem Läuse
entstehen sollen AaF.; Th; Z; vgl. Lüs-Sämen. N. als
Typus der Kleinheit. Es ist so chli's tvie-n-en Nis
u"' chund nf oder llerre" Tisch BR. (Rätsel vom Salz).
Er will all Niss fände", alle Kleinigkeiten heraus-
finden Ap. Im gleichen Sinne: Er will <dle" Nisse"
d' Niere" ni" Gl. Kei" N, (G), lies (enzigs) N. (LBerom. ;
GA.). nid es N. (L), nüd ere* N. (ZS.) gross, gar
Nichts. — 2. winziges Ding AAWohlen. Ei" N. Bröd,
ganz kleines Stück GlS. — 3. schwarzes Knötchen
im (rohen) Baumwollgarn und -Gewebe Z. — Amhd.
(h)niß f. iu Bed. 1. Die Form Nieri ist natürlich eig. Hirn.
nissele" (in Ap nissle"): sich kleinlich benehmen;
insbes. in kleinlicher Weise seinen Vorteil wahr-
nehmen, knausern, necken, kritteln AABb. ; Ar; Gl;
L; G; SchwE.; Th; UwE.; Z; „VO" ; Syn. niffen
(Sp. 679).
Niss(e)ler m.: Nom. ag. zum Vor. aaOO. Syn.
Nissi-Spaltcr, Niffeler, Hälsig-Schaber, Vörtcler. ,Sor-
didus, karg, Nisseier.' Denzl. 1677; 1716.
g'nisselet Gl; G, nisseliy AABb.; G. g'nisselig
L; '/,: 1. kleinlich, bes. kleinlich eigennützig, knau-
serig, filzig. aaOO. Syn. näch-süechig, g'schmürzelig.
Der Nöchlier isch ehe" so g. und ehe" so schindig.
Hapsfrd (L). — 2. g'nisselig. durch Knötchen (s. Niss 3)
verunreinigt, von Garn oder Tuch Z.
nisse": 1. die Nisse herunterkämmen BSL; „VO;
Gl;" W. ,Gott geb wie inen der Türk sträl oder nisse.'
XMax. ,Wir wettend im grad mit dem strel n.' ebd.
— 2. = Eim Kfd' Niss ge" BSi.; „GrA.; L; Zg." Iez
liönnel-er denke", n-ie-n-um [einem halb tot Geschla-
genen] der Eerli g'nisset hett. Der bek. Unbarmh. 1813.
„Jmdm derbe Vorwürfe machen L; Zg." — 3. = nis-
selen; kleinliche Bedenken haben UwE., übertrieben
eigennützig, knauserig sein Nnw, „an allen, auch den
geringsten, niedrigkleinlichsten, ekelhaftesten Dingen
Vorteil suchen VO; Gl; Z."
umme°-: seiner Unzufriedenheit durch halblauten
Widerspruch gegenüber Andern Ausdruck geben, .im-
mer heimlich schimpfen' SchwMuo.
er-: eig. von Nissen reinigen. .Mich lust als wol,
dir den grind ze e.' Salat 1537. Vgl. erlüsen (Bd III
1454).
Nisser m.: 1. „Nisskamm BO.; L; Zg." — 2. Käse-
laib mit vielen kleinen Löchern (s. Niss-Loeh Bd 111
1035); solche Laibe kommen, als Ausschussware, nicht
in den Handel 15; F. Gegs. Geldssler (Bd III 1416).
- 3. „Mensch, der sieh keines noch so verächtlichen
Gewinns schämt VO; Gl; V. ,' UwE. (auch G'nisscr).
„nissere": = nissclcn VO; Gl; Z" (lt St.2).
Nisserich, -ech m.: 1. Knicker, Filz G; Th. Syn.
Schaber. .Homo sordidus, nissiger mensch, nisserich.-
Mal. — 2. „Murrkopf", sauertöpfischer, widerwärtiger
Mensch Sch.
nisserig: mürrisch, unfreundlich Sch (Kirchh.).
Nissi m.: = Nisseier. Insbes. Knicker AaF.; Bs
(Spreng); Schw; S; UwE.; = „Nisser 3 VO; Gl; '/.-.
Mensch, der kleinlieh auf seinen Vorteil bedacht ist
Nnw, der in Allem kleinliche Bedenken bat, Kleinig-
keitskrämer UwE.; U. Mensch, dem man Nichts recht
machen kann. Krittler SchwMuo. JE7" hün,!scher N.
nissig (in AaF.; Z auch g'nissig): 1. = g'nisselet 1
AaF.; „VO; Gl;" Uw; U; „Z." ,Wenn er muess [Geld]
gen, kratzt er im haar, so n. ist er über gelt, als ob
er dise ganze weit wollt überginen mit siner hab.-
Ruef 1510. ,C'upido sordidus, der unflätig oder n. geit.
Sordidus homo, schnöd, n., karg, ein grosser schmür-
zeler, der allen unflat tuot, allein das im galt werde.'
Fris. ; Mal. — 2. g'nissig = g'nisselet 2 Z.
Nisslete" f.: .Grübelei, Kritzelei, daher bisweilen
auch Kujonade, insofern das Grübeln nach kleinlichen
Dingen Andere behelliget' ApH., K., M. (Tobl.).
Nisi: Personenname, Dionysius LH.; GT.; Schw;
S ( \); „U"; auch KlOSTERGDGGD 1687. — .Nisius Wirt
in Stammheim.' 1532, Strickl.
nisle": 1. a) näseln BsL.; G; Sch; THTäg. -
b) leise reden, flüstern, mit dem Nbbegr. der Heim-
lichkeit G ; Th. Si band Allerlei z'semmc* g'nislet
GRh. — 2. „niesle", vorwitzig sein, schnuppern, ohne
ernstlich zu suchen Th." — Vgl. na«l,n, nüslen.
g'nislig: = g'nissig GrD. Vgl. g'nirig.
G'nFsse" m.: eine Kleinigkeit, ein wenig (von einer
Speise) Ndw. Gib-mer ai e" G. Chds! Bes. mit Ver«
neinung. Er isst e'kei" G., e"kei"s Gnissili.
Sehr wahrseil, eine Nhf. von Qlisse*, d. i. Glüsse? (s.
ßiumte* Bd II 629), also eig. nicht hieher gehörig.
Ge-niess m. : Einkommen, Ertrag. Nutzen, Vorteil
(wie mhd.); oft in den Formeln .Genuss (oder .Nutz')
und G.' XIV. /.Will, (häutig). ,Umb eines geringen
schnöden Geniessleins willen.' Z Mand. 1641.
Nutz-niess m.?: Nutzniessung. ,An dem Ge-
meindguot N. und Anteil haben.' 1787, JAHofm. 1854.
niess(e)le": oft und viel, „bis zur Niederträchtig-
keit" gemessen „Z." Abi. Niesseler ZAff. a/A.
niesse": sich's schmecken, wohl sein lassen l'Al.
Du hes-mer nie g'gen es Gaissi, dass-ic,,-mer's tdti n.
mid mini Kammeradu" (Übersetzung von Lucas XV
29). Sehr häufig in der ä. Lit. bis ins XVIII. in der
mhd. Bed. .gemessen, Nutzen, Vorteil haben, benutzen.'
Oft in der Verbindung .nutzen und n.'j so noch in L
(lt Ineichen). , Niessender Dienst', besoldeter. Bs Po-
lizeiordn. 1715.
Von ä. Formen mSgen bemerkt werden: Inf. ,nüssen.'
1387, Hagenb., Sigr., I. Präs. Ind. .nüssen.' 1531. 1560,
I. Cor, (dafür ,niessen.' 1548, .niesse.' 1667), ,nüss.' Zwingli,
3. .nüsst.' Zwingli, .neusst.' Z Bibel 1560 I wofür .geneusst.'
16G7); Tierb. 1563, Im]), .nilss.' (iCictth. KW.». l'rat.Sg. .noss.'
Ansh., PI. .missen!.' Edlib., Conj. .nussiud.' 1587, Jerem.
ab-: durch .Niessen' abnutzen, entwerten, ver-
ringern, aufbrauchen. Ein Gut wird versetzt .zu pfand
äne a.' 1343, ZRhein. Urk. ; ähnlich , ein rechtes (frem-
des) pfand äne alles a. und abschlahen.' L!7:'.. .1 Vetter
1864; 1365/7, Gfd. 1868 gab N. NT. .den tüten ze
SIT
Nas, oes. nis, nos. uns
818
Wetgis' auf 12 .Talire um 18u tl. die Vogtsteuev und
andere Gülten und Zinse, die er da als Vogt und aus
grundherrlichem Titel besass, zu kaufen. Nach Ver-
onas der 12 Jahre sollen die 180 iL .abgenossen1 sein
und Alles in den ehevorigen Stand zurückkehren. Seg.,
RG. I 377. — S. noch Lexer II 81.
über-: 1. Einen auf unrechtmässige Weise (z.B.
durch übermässige Steuerforderung) benachteiligen,
ausbeuten, übervorteilen. ,Wo zwei güeter an ein
andren stossent, enpfindet sich da, dass dewäderer teil
den andren [durch Übergriffe in des Andern Eigentum
beim Einheimsen des sog. .Jahresnutzcns'] übernossen
hat.' M'27, Schw. Vgl. .Übernutz1 und überfaren (Bd I
893). .[Niemand] soll in sinem todbett me enweg gen
dan 5 pfd on siner erben wüssen. es wäre dan daz
einer den andern übernossen hätti und er sich des
bckanti, der mag im wol bekerung tuon.' 1470, Nnw;
s. auch Bs XIV. 313. ,Dass christenlich kilch sollte
ein herren han, der sy beschwere, überniesse, tyran-
nischen gwalt bruche.' B Disp. 1528. .Wer betrogen
und übernossen hatt, der betriege und überniesse nit
mer.' 1531, Ephes. ,Er übemoss und besehwart des
gottshus undertanen grösslich mit sturen und an-
schlegen.' Vad. ,Sin guot. mit wellichem er den andern
übernossen, getruckt und zue schaden gebracht hatte.'
Z Mand. 1580.
er- I: genesen BSi.
ver-, nur im Ptc. vernosse*, von schwächlichem,
ungesundem Aussehen ZHombr., „cachektisch, als be-
zeichnend ein gänzliches ungesundes Aussehen, her-
rührend von innerer Verdorbenheit, meistens von
Kindern gebräuchlich, die weder wachsen noch ge-
deihen Schw; Zg." Abi. Vernössling. — Vgl. ,vernossen',
abgenutzt, bei Schm.-Fr. I 1762.
ge- g'nüsse" I, in GW. g'nüse" : wie nhd., doch
wenig volkstümlich. In der ä. Spr. vom XV./XVIII.
meist mit Gen. (seltener Acc.) S.. auch abs. = Genuss,
Vorteil von Etw. haben; den Lohn für Etw. ernten;
vgl. ent-gelten (Bd II 279).
(ge)n iesslich : 1. geniessbar. Bärenfleisch sieden,
,bis es nüsslich.' Tierb. 1563. — 2. einen Ertrag ab-
werfend, mit einem Einkommen verbunden. Gesandt-
schaftsritte, ,sy syent gniesslich old nit.- 1370/1626,
Schw LB. Prägn., einträglich. ,Gniessliche künst.'
Mal. Nach der Höhe der Competenz unterschied man
die vom Stande Zürich zu vergebenden Pfarrstejlen in
,geniessliche' und ,vertriessliche' (1t JHKambli 1740).
niese" GüVal , messe' Bs, nässe" AaP., Ke., Leer. ;
Th; ZS., Stdt, g'nüsse" II Ap; G (in W. g'nüse"); Sch;
Th ; ZO., nüze" GStdt (auch G Id. 1799) - Ptc. g'nosse" :
niesen, allg. (nur in B tw. dafür pfipfe"). Er nüsst
sich AALeer. Die Sitte verlangt, dass man dem Niesen-
den zurufe: (Zur) Gesundheit! zum Wolsi" ! oder helf-
der Gott! (vgl. Bd II 512), worauf die Antwort: Dank-i
Gott! Wenn dem Niesenden Niemand Gesundheit
wünscht, sagt er: Gesundheit mi*'m Mül! die Andre"
sind doch z' fül Z. Der Wunsch soll nach dem Volks-
glauben aus der Pestzeit stammen, wo das N. als Vor-
bote der Erkrankung gegolten habe; s. auch geinen
(Bd II 327). Der Niesende macht auch etwa das Zei-
chen des Kreuzes L (Ineichen). ,Eine Person war
verwünscht, dem Teufel zu gehören, es wäre denn,
dass ihr Jmd beim dreimaligen N. jedesmal hilf Gott!
sage: das geschah aber nicht und der Böse nahm sie'
Schweiz. Idiotikon IV.
Llierg. (Lüt.). Muss man mehrmals nach einander n.,
ist's ein Zeichen, dass in der Familie bald etwas
Ausserordentliches geschehen werde L (ebd.); drei-
maliges N. beim Erwachen und Aufstehen (nach An-
dern vor dem Frühstiirk i bedeutet Neuigkeiten (B),
etwas Gutes (Z. B. ein Geschenk) für den Tag <J; Sj
Tn; Z. Es wird-mer (noch) welle' hüt, welle" wo! gü",
sagt der Niesende Z. Dagegen heisst es: Wir mu
Morge" nüechter g'nüsst, Dem chunnt, iras-en rerträsst
Sch (Sulger); Z (in O. nur, wenn es nicht drei Mal
geschieht). .Abergläubische Leut halten für ein gross
Glück, wann sie Montag morgens dreimal nach ein-
anderen niessen.- Anhorn 1674; nach Zauberei 1704,
102 bedeutet das Selbe Unglück. Das N. stört den
Zauber; vgl. Becker, Hebel 263.
Mhd. niesen. Der auf einem grossen Teil unsres Gebietes
eingetretene Zsfall mit genitesen bekundet sieh ausser im
wurzelausl. Cous. auch im Präf. (je-.
e"t-nüsen: refl., niesen GSa. Ich ha"-mich e"t-
nosse".
er-niesse"II Bs; BHa., Si., Stdt; F; Gr; S; Ndw ;
W, sonst -nüsse* (in AaFh. auch -neusse") : meist refl.,
verstärktes niesen, allg. Der Jung seil nid rede", oder
me" tüe"-sich e., de"" sell-er säge": H'elf Gott! L (In-
eichen). Wenn me" sich am Morge" nüechter drü Mol
muess e., so het me" der Tag über Freud, ermesst me"
sieh aber numme" ziueu Mal, so het me" Leid S (Schild).
ver-, auch rer-'"t-: refl., = dem Vor. SchwE. Er
hät-sieh vernosse": hatschi, hatschi! MLiekert.
Nöss I BO.; Gr tw.; L; Gü., sonst Nös — n., PL
Nasser, Nöser (in Gr auch Nöser), Dim. Nösji WO.,
Nössi GnYal., Nösji Gr, sonst Nössli, Nösli: 1. Stück
Vieh BO.; Syn. Haupt (Bd II 1496). ,Wer sach. dass
[der Hirt] eim ein noss verlud.' 1460, L Rq. ,Wer
sach, dass ein noss under der herd weri, das brüchig
[= .zaunbrüchig'], bresthaftig oder schädlich weri.'
ebd. ,Was veeh oder ross gesümmert wirt uf der
ahnend, darvon soll man geben järlich von einem nos
4 angster und von einem ross 6 angster.' 1530, Aa
Rq. ,Eins fuls oder finnigs noss.' um 1550, Obw Rq.
,[Der betrunkene Noah] lyt da unverschämt, gar bloss,
glych wie ein nidergeschlagens noss.' HvRüte 1546.
.Weder Leut, Noss, Boss auf die Weid lassen.' 1619,
Obw Rq. ,In die Emtwaid soll Niemand schlachen
vor 8 Tag im Herpst, es seie Ross. Nöser oder ander
Vych.' GrAv. Landr. 1622. In der lebenden MA. (und
z. T. auch in der ä. Lit.) sonst nur in eingeschränkter
Bed. a) junges, noch nicht ausgewachsenes (hübsches)
Rind BBe., Ha., Si. Mier hein jitz da noch es galants
Nessli nahe" 'zogen BHa. Nösli, Kalb BHaslib., „O."
Stück Rindvieh, das keine Milch gibt BSi.; Syn. Gusti
(Bd II 494). Nösli, geringes Stück Vieh BSi. ,Du
hast deine nose nit mir zue brandopfren aufgeopfret.'
1531, Jes„ mit der Randbem.: ,Nose ist ein reins,
Jungs fechly, das man essen und niessen mag'; dafür
1882: , Schafe.' , Rindlein, Zeitkalb, Nössgen, bubulcus,
juveneus.' Red. 1662. — b) kastrierter Ochse WG. —
c) ein Stück Schmalvieh, d. h. Schaf oder Ziege, häufig
als PL im coli. S. Gl; GRChurw., D., Pr., uVatz; W
(auch Kalb). Nöser, Schafe und Ziegen, die man auf
den Alpen ohne Aufsicht weiden lässt, bis sie fett
genug sind, um geschlachtet zu werden GSev. ,Ein
jüngeres oder älteres weibliches Schaf oder Ziege
heisst im Glarnerland auch ein Nos oder ein Nösli.'
52
819
Nas, nes, nis. nos. nus
820
Steinm. 1802. , Keinerlei Nöser, weder Schaaf, Geis
noch Gitzä.' 180d, GrD. LB. Spec. 1) oft Dim., ein-
bis zweijährige Ziege, bevor sie trächtig ist oder ge-
worfen hat. das Mittelding zwischen Gitzi und Geiss
GrD., He., L., Pr.. Rh., S., Schud., Val.; GMels; WG.
Syn. mit Zit-Geiss (Bd II 464) Gl; GRChur, L., Pr.,
Val.; Gü.; U; WG. Ziege übh. GrOIjS.; tückische
Ziege GrV. ,Kein Talmann soll mehr dann 31 Geiss
oder Nösser kaufen oder von jedem Geissnoss ver-
fallen sein 1 fi. ze Buoss.- um 1600, UUrs. Bq. —
2) weibliches Schaf Gl, Schaf übh. GW. .Von dem
Bchlahen oder metzgen des niisslis, lamms oder böck-
lins.' Zwingli. — 2. übertr. auf Mensehen, a) auch
dttmms N., dummer, unverschämter Kerl BG., Ha..
Sa.; SenSt. (Sulger); Syn. Chalb. S. noch gleichig
(Bd II 592). — b) Schelte auf Weibspersonen GrV.;
vgl. Geiss 2 a (Bd II 459). — c) „Ehemann, Ehefrau
BSa. (pöbelhaft). Mi"s N." — Mhd. nüü n., (Nutz-)
Vieh; wohl zu genü /■:■ n
Geiss-Nöss: = Nöss 1 c 1 Gr. .Geissnöser, ein
Coll.-Name, der alle Altersstufen und beide Geschlech-
ter der Ziegen umfasst.' CSchröter 1895 (GrA.). ,20
geissnösser mag einer kouffen. nit me, by der buoss
von ietlichem nos 5 gl.' 1490/1525, UUrs. Rq.
Chilbi-: Stück Vieh, das auf die Kirchweih ge-
schlachtet wird Gl.
Ztt-: = Zil-Geiss (Bd II 464) GkL., Val.
Nöse": weibl. Schaf Gl (HsAnderegg 1897, 146).
Nöse" f.: junge weibliche Ziege GRHe.
„Nösser", Nöser m. : verschnittener Schafbock Gr.
nüssere0 (in GrL., Pr. nösere'): unpers., reizen,
jucken, gelüsten GrU. (von Menschen roh), L., Pr.
Chamm nun, wenn 's dich nöseret! Fient 1886. Es
hed-ne" bi Gott g'rad g'nosseret z' lache" GrD.
„NöS II n.: Aas Obw."
nos: dann PA1. N. hast si" um lang, allora ne
hai per lungo tempo. Giordani 1891, 102. — Vgl. nee
(Sp. 804).
Ge-nöss (in UwE. G'nös) m.: 1.= Ürtner (Bd 1495)
Uw. Er ist »• Stans G., hat an dem Stanser Cor-
porationsbesitz Anteil Ndw. In der ä. Spr. i. S. v. Hof-
genosse (s. Hof 2 Bd II 1021), übh. Teilhaber an den
Rechten einer Gemeinschaft. ,Alle die, so in der
vogty sitzent: ein fryer buesset 6ß und ein gnosser
3 ß.' 1414, ZKn. Offn. .Wollte auch jemand vogtbare
güeter verkaufen, die soll er des ersten feil bieten
den getcileten; wollten die es nit kaufen, so soll man
das den gnossen bieten; wollten die das nit, so soll
man es in [die] wytreite bieten.' 1423, AaSws Offn.;
ähnlich in andern Offnungen. ,Von der Gnossamme,
wer Gnoss sye. Gnoss seind Diejenigen, welche Gotts-
husgüeter besitzen, sy seint dann ererbt oder erkauft.'
1600, L Rq. ,Wer Ungnoss seie. Ungnoss sind alle
die, welche nit Gottshusgüeter band; solche Personen
alle sind des Erbs oder Kaufs nit fällig, bis sie sich
Gnoss machen. Wer UKgenoss ist, der solle sich Gnoss
machen, d. i., er gebe dem Herren, in dessen Hand
die Güeter stand, den 10. Teil dessen, so er geerbt hat
derselben Güeteren.' ebd. ,Das sich Stryt erhebt in
der Gmeind entzwüschend daselbst Gnossen eins-,
andersteils der irigen By- oder Hindersässen.' 1641,
Stadlin I 254 ff.; vgl. ebd. 143. 186. 263 f. Die Entle-
bucher weigerten sich, diese Beisassen als Landleute
und .Genossen in Holz und Feld- anzunehmen. 1653, L.
S. noch Gfd 33, 143 ff.; vorhin (Bd II 1343). — 2. in
weiterer Bed. a) ,G. sin ze', (mit) berechtigt zu Etw.
,Sy band das recht, das eins ietlichen burgers wib
und kind, wannen er gewibet hat, g. ist ze erben,
als ob sy unser werind.' 1483, ZBül. Stadtr. .Knaben,
SO zu dem Verschiessen UHIIn Gabe g. sind.' 1756,
Z Ges. — b) ,G. sin', mit Gen. S.. Teilhaber, teilhaft
sein. ,Da zog sie hochbeseligt ein. des Bimmelreichs
genoss zu sein.' JRWvss, Id. .Verglyeht sy hiemit
den hunden, die der heilsamen gnad Gottes nit g.
noch fähig sygind.' RGualth. 1559. ,Da ein Mensch
sich stellet und vermeinet, er werde der Gnade Gottes
durch den Glauben genoss sein.' Meyer 1694. .Wenn
ein Knab 14 und ein Tochter 12 Jahr Alters erfüllt
hat. mögen sie aller Rechten, so ihr Geschlecht be-
rührend, genooss sein.' B Ger.-Satz. 1721. ,Sich g.
machen.' .Wie sy sich irer leeren, winkelpredigen und
heimlichen Versammlungen gnoss and teilbar maehind.'
Z M.ind. 1530. .G. werden', teilhaft werden, in den
Besitz von Etwas gelangen. ,G. werde*, frui.' Id. B.
.Wauffen. harnasch und anders wurden sy g.' 1500,
Gfd. .Auf solche art und list mögend dise tier solcher
speis genoss werden.' Fischb. 1563. ,Ob er des Haupt-
guts vollkommenlich gnoss worden.' B Wuchermand.
1613/28. ,Die, welche ihrer eignen Früchten genoss
werden wollen, müssen selbige vor der Zeit einsam-
meln.' 1629, Z Mand. (gegen Felddiebstahl). .Man
kann des Fleischs nicht genoss werden, man schlachte
dasselbe zuvor.' Rhag. 1639. .Damit wir synes Segens
noch wyters rüehigklich genoss und teilhaft werden
mögind.' Z Mand. 1650. .Männlichen .Mutes genoss.'
JRWvss, Id. Kundig: .C'apito, hesunders hebräischer
sprach genoss.' Kessl. .Einer kunst [Wissenschaft]
g. oder bericht.' Fris. ; Mal. — c) ,G. sin', mit Gen. P.,
ebenbürtig sein. XV./XVL
Mhd. genöß(c). Zum Übergang ius Ailj. vgl. Gr. WB.
IV 1 lj 3474. Eigentümlich ist folgende Stelle: ,Dass alle
dero Burger und Angehörige, so sich inskünftig an römisch-
katholische Weiber verheuratan wurden, ihr Bürger- und
Landrecht, zusammt allem daran hangenden Genoss in und
äussert Lands verwürkt haben.' B Sittenmaud. 1716. Es ist
wohl ,Genuss' zu lesen.
Über-G.: Mann von höherm Stande, wie mhd.
XV. und XVI., Offnungen.
Eid-, auch (so in Bs) Eids-Gciwss m.: 1. durch
Eid Verbündeter; spec. (schon seit dem Bundesbrief
von 1315) als ehrende Bezeichnung für die Ange-
hörigen der Schweiz. Eidgenossenschaft. Die drei
E-e", von irgend einem Consortium dreier Personen
(meist mit scherzh. oder iron. Nebensinn) Bs; Tu; Z;
selbst von Dingen: Nimm-si nwh, die drei E-e"! heisst
es etwa beim Kegeln, wenn nach einem Wurfe noch
drei Kegel stehen geblieben sind Bs. ,Die Hügin
stelle sich wie ein Eidgenoss', trete entschieden
auf. HPest. 1785. .Zwang wärt nicht lang, hat mir
bei seinem Eid ein alter Fidgnoss gseit.' Svlloge B
1076. .Alter Eidgnoss, homo antiqua fide et virtute.'
Denzl. 1677; 1716. Auch adj.: ,Uf disen eid ist ge-
folgt dis wiser und frommer eidgnossen eidsgenosse
Ordnung.' Ansh. .Müllhusen ward eidgnoss.' Bossh.-
Goldschm. S. noch kaiserisch (Bd III 515). — 2. Be-
zeichnung eines der Eidgenossenschaft gehörigen Mi-
litärpferdes Th. — 3. Geschützname. .Unter dem als
unnütz bezeichneten Geschütz 1697 werden zwei
821
Xas, nes, nis. nos, uns
Feuermörser angeführt, die Eidgenossen genannt, 200
Pf. Eisen und 95 Pf. Stein werfend.' tKodt 1834.
S. anch Gr. WB. IV 1 b 3477. In der ä. Spr. auch die
Schreibang .Eignoss' (so bei Edlib.), dem gesprocheneu ßt'j:-
iumi entsprechend. Ein Wortspiel mit einem nach mundart-
licher Ausspr. gleich lautenden .Kingennss' lieirt vor in drin
Sprw. : .Eidgenoss baut's, Zweitgenoss zerstört's.' Rochh.; vgl.
Sprww. 1S'J4. 73, wo geradezu .Eingenoss' geschrieben ist.
Eidgenossenschaft: spec. die Schweiz. Eidge-
nossenschaft. In der ä. Spr. überwiegend in der Form
,Ei(d)gnoschaft' (noch bei JMüller 10(35). ,Man sagte
von den Vätern: Wenn Einer an einem Stecken Gold
durch ein Eidgnoschaft tragt, so geschehe im nüt.'
Pre». 1601.
Eidgenossi f.: eidliche Verbündung. ,Wir sullen
die eidgenössi und die gebündenische volzien und vol-
fiieren.- 1323, Absch. (nach Äg.Tschudi). .Weder burg-
recht noch eitgenössi' eingehen. 1349, Geschfo. Ges. —
eidgenössisch s. Gruess (Bdll 812) und Tobl. 165 a.
Egg-Genoss: Teilhaber an dem Ertrage des
Allmendlandes .auf der Egg' ZHorgen; vgl. Strickl.
210 f. — Alp-: Teilhaber an einer .Genossenschafts-
oder Kapitalisten-Alp' Uw; vgl. Uw Gem. 54. Früher:
Teilhaber an einer Alp als Teil der Allmende. ,Alp-
gnossen der besagten alpen.- 1503, Zellw., Urk.
In-: Einbürger, Einheimischer (im Gegs. zum Aus-
bürger oder Fremden; s. Gast 2 Bd II 484). .Der
wirt soll ouch sinen ignosten beiten, unz dass er das
fas usgeschenket.' ZDiet. Offn. ,Wir sond och einen
knecht haben ze D., der stetiklich da gricht hab den
gesten und den ignosten, so si sin notturftig sind.'
ebd. — ( wie oft au s angetreten; doch wäre auch eine
participiale Bildung (mhd. 'ingenoßet) möglich.
Un-: meist adj. 1. einer andern Hofgenossenschaft
oder einem andern Herrn (als Leibeigener) angehörig;
vgl. Seg., EG. I 162; Esterm., Neud. 240. ,Es werden
zwei Klassen von Ungenossen unterschieden: u-e Erben
und u-e Käufer.' 1574/1607, Seg., KG. Häufig in den
Offn. des XI1I./XVI. Selbst adv. ,Es soll enthain
gottshusman ungenoss wiben.' um 1464, ZRhein. Offn.
Dazu ein Adj. .ungenossen.' .Wenn ein man ein un-
genossen wib hat.' 1464, ZRhein. Offn. Mit Bez. auf
die Alpgenossenschaft. ,Ob einer mit ungenoss(e)nem
guet in die alp füere.' 1464, Schw Rq. — 2. nicht
teilhaftig. ,üas überus grosse Geschlecht der Ful-
belzen und Fullenzen, die dann nit vom Adel und
darum adenlichen Titels u. sind.' JJRüeger 1606. —
.Ungenossen' Abschwächung aus .ungenossam' (s. d.)?
Holz-: Teilhaber an der Waldkorporation ZZoll.
— Hüs-: 1. dem gleichen Gotteshaus gehöriger Leib-
eigener. .Die husgenossen ze Rieden.' 1332, ZRieden
(ä. Urbar des Grossmünsterstifts). Betr. die ,H-en von
Stadelhofen', die an die Abtei gehörten, vgl. Vög.-
Nüsch. I 248. 251, ferner Ztschr. f. schwz. R. IV 73 ff.
— 2. wer in das gleiche freie Gericht gehört. .Die
h-en [der Dingstatt zu Binzikon] mögent [zur gericht-
lichen Verhandlung] einen freien darsetzen ze richten,
oder sie mögent einen vogt lassen richten.' 1435, Z Rq.
Dafür in der (der Offn. ZBinz. nachgebildeten) Offn.
des ,Hofs Dürnten' : .Hofgenossen.' — 3. die Zunft der
,H-en', eine der vier Basler Herrenzünfte, urspr. die
Münzer, Wechsler, Goldschmiede usw. umfassend; vgl.
Bs XIV. 86; Ochs IIa 128. V 537; Heusler, Verf.-
Gesch. 83 ff.; Geering 1886, 7 ff.
Kolbens-: Teilnehmer an dem Beutezug, der im
.1. 1177 nach Genf unternommen wurde (das sog. .tolle
Leben'); vgl. Leu, Lex. XI 177. — Dem Zuge wurde
ein .Kolben-Paoner' (s. d.) vorangetragen.
Chilch-: Mitglied einer Kirch- oder Pfarrgemeinde
Schw (ChiUe'-G.J; so auch in der ä. Spr. .Die kileh-
genossen zuo Hitzkilo ii.- Gm (Jahrzeitb.). .Gemeine
Kilchgnossen zuo Gerschouw.' 1005, ScuwG. LB.; 1751,
ScawG. Artikelb. S. noch Seg., KG. I 303. Lt Tobl.
103 a in der Ap Kanzlei- und Urkundenspr. auf den
Ortsbürger eingeschränkt. Getreui, liebi Kirche*- und
G'mdndsg'nosse", Anrede der Vorgesetzten an die
Gemeindeversammlung ArSehwellbrunn. — chilech-
(chiUe*-, chierch-J g"nössig Ar; Th; Z, „kireh-genös-
siscli. allg.": kirchgenössig. — Kirchgenössigi f.:
zu einer Pfarrei gehöriges Pfrundeinkommen. .Die
Frucht dem Herrn Pfarrer als seine Kirchgenössige
zuführen.- 1709, Z.
G'meinds-: Gemeinde-Einwohner, spec. -Bürger
Ap; vgl. Tobl. 103 a. — Mass-: Speise-, Tischgenosse.
1531/48, Sir. — Porte"-: PI., diejenigen Dörfer an
dem alten Verkehrsweg nach Italien, die das Recht
besassen, die Kaufmannsgüter von einer Station zur
andern zu befördern Gr; sie bildeten zusammen die
,P. -Genossenschaft' — Rods-: Gemeindebürger Ap.
Getreui, liebi Rods- und G'mdndsg'nosse'', Anrede der
Vorgesetzten an die Gemeinde Ap. S. noch be-gräessen
(Bd II 813). — Schuel-: Mitglied einer Schulge-
meinde Z. Dazu Seh.-G'nosse"schaft, sch.-g'nössig. —
Stafel-: Teilhaber an einer Alp GRh. (s. Steinm.
1804, 383). .Die Alp- oder Stafelgenosseu.' 1672, U Rq.
Teil-: Miteigentümer an sog. .zusammengeteiltem'
Gut. ,Als N. N. mit etlichen andern sinen t-en ein
erb angevallen ist zuo Baden in der statt.' 1409, AaL.
L'rk. — teilgenössig. ,Wo Güter t. sind, es sei
mit Zins oder sonst, und einer die wollt verkaufen,
so hat allwegen der T-e den nächsten Kauf [das Zug-
recht].' 1509, ZEgl. Stadtr.
Tret-: wer das Mitbenutzungsrecht an Weiden
(,Trib und Trat oder Tret') hat. ,Die dörfer [Reiden,
Ulfikon usw.] sind unser tr. daselbs.' 1316, LDagmers.
Herrschaftsr. — Trott-: Teilhaber an einer Genossen-
schaftskelter. ,Es muess um Alles den Tr-en Rechnung
geben werden.' 1709, Sch Rebbüchli. — Twings-:
Angehöriger eines grundherrlichen Gerichtsbezirks.
.Der Twingherr verkauft seinen Tw-en oder einer ge-
bursami, gesessen ze Rickenbach, dise nachgeschribne
stücke.' 1424, MEsterm., Rick.
Weid- s. Lexer III 739. — weid-genössig. ,In
den zeigen von L., dahin die meier w. gewesen.' 1549,
AaB. Urk.
un-genossen: refi., sich mit einer Person ver-
heiraten, die nicht seinem Stande oder seiner Genossen-
schaft angehört, eine Ungenossenehe eingehen. .Wo
ein gotzhusman sinen ungenossen nimt an eins probsts
willen, es si man oder frouwe, den oder die, so sich
ungenösset hat, mag ein probst wol straffen umb das
unrecht.' 1420, MEsterm., Neud.
ent-g.: = dem Vor. .Streit wegen etlichen gottes-
huslüten, die sich entgenossent haben.' 14*0, MEsterm.,
Neud. — Im gleichen S. auch .sich ent-, ver-ungenossen'
(wie nihd.).
genoss-sam: 1. inländisch Bs (Spreng). — 2. subst.
m., „Anteilhaber an einer Genössame Gl; Z, Ein-
wohner einer Genössame Scnw; U."
-■_':
Nas. nes, nis. nos. nus
824
un-gvnossa.m: = ungenoss. .Nimmt [Jie Frau] eil)
mann usserthalb, der u. ist. er sig fry, eigen oder wer
er ist/ ZWaldOffn.; s. Blnntschli, RG. I* 195 ff. .Die
Verlassenschaft Desjenigen, der eine u-e Ehe ohne
Erlaubniss eingegangen hatte, erbte der Probst.' 1414.
MEsterm., Neud. .Alle die, so in der herschaft u.
wibeten.' 1525, Absch. .Falls eine solche Lehentochter
u.. wie man hier Lands zu reden pflegt, d. i. [wenn
z. B.] eine landvügtliche Lehentochter ]eine blosse
Untertanin des Landvogts von GSa.] einen dem Gottes-
haus Pfäfers mit der Fallsgerechtigkeit zugehörigen
eigenen Mann, heiratet,' 1750, Absch. S. noch KHauser
1895, 392. 408. Ausländisch Bs (Spreng). .Welcher
Mann weibet und eine u-e oder ausländische Weibs-
persohn nimmt, und welche Wittib oder Tochter mannet
und einen u-en oder ausländischen Mann nimmt.' Bs
Landesordn. 1757.
ent-ungenössamen: = sich ungenössen. , Ent-
ungenos.samete lüte.' 1313, Z. .Das des genanten huses
eigen lüte sich nicht entungnossen noch ungnossam
machen Süllen, und ob sich einer oder mer mit wiben
ze nemen entungnossarnetin.. .' 1482, Zßub. Hausr. ,Ob
Milderung des Lasses erlangt werden möchte für die,
die sich entungnossamend.' 1508, Z Ratsmanual. Abi.
.Entungenossami.' 1313, Z Staatsarch.
Zu dem Beleg von 1482 vgl. die lungere Stelle vom
Jahr 1579 unter £«»« -J (Bd 111 1389), wo alier die ein-
geklammerte Erklärung zu berichtigen ist,
ver-: = dem Vor. 1347, ZBirmensd. Offn.
G°n6ssami f.: 1. Genossenschaft im rechtliehen
Sinn, Gesanimtheit der in rechtlicher Gemeinschaft
(in Bezug auf Ehe, Erbrecht, Güterkauf, Gerichts-
hörigkeit, Allmendgenuss oder -Besitz) stehenden Per-
sonen. ,\Ver an liperben stirbt, dass wir den erben
sullen und sun die g. lieplich mit uns lassen teg-
dingen.' UwE. Hofrodel. .Welle ouch in die g. ge-
hörend, die soll kein herr fallen noch erben.' ZKloteu
Offn. ,G., heute noch in Uri üblich; umfasst die
eigentlichen Landleute gegenüber den Ansässigen,
früherhin gegenüber den dortigen Wettinger Stifts-
leuten oder anderen Unfreien.' Kopp. ,Es wird [in
einem Libell von 1571/1007] eine zweifache G. unter-
schieden, G. des Gotteshauses und G. in den nutz-
baren Rechten jedes einzelnen Hofes oder Amtes. Die
letztere schliesst das Libell in der Behandlung des
Gegenstandes aus, indem es einfach sagt, diese Hof-
oder Amts-G. werde nach den Amtsrechten durch den
Einzug erlangt und die Erwerbung der G. des Gottes-
hauses schliesse jenen nicht in sich.' Se«., RG. I 161.
Spec. a) Gemeindebezirk, Kirchspiel Sciiw; U; die
Gesammtheit der Bürger [im Gegs. zu den Nieder-
gelassenen] einer Gemeinde oder der Bezirke einer
Gemeinde UwE.; Korporation Ndw. Der Kanton Uri
zerfiel in 10 .Genossamenen', deren jede das Recht
hatte, 10 Landräte zu wählen; einzelne solcher Be-
zirke waren jedoch selbst wieder geteilt und es gab
halbe, dritteis und sechsteis G. ; vgl. Blumer, RG. 11 a
177; Simler-Leu 1722, 546; Leu, Lex. XV11I 707;
Ztsehr. f. schwz. It. XI 96. ,Die genossamy in Silenon.'
1308, Kopp, Urk. ,Da die Landschaft March ursprüng-
lich kein geschlossenes Gemeinwesen war. welches
eine allen Einwohnern gehörende Allmend besass.
Sündern aus verschiedenen Gemarkungen in eine zu-
sammenfloss, so gestalteten sich nach und nach 13
verschiedene Körperschaften, Genossammen genannt.'
Steinauer 1801, I 47. — b) Gesammtheit oder Gebiet
im Cartell stehender Gotteshäuser (Grossmünster usw.).
.Es ist ouch ze wissen, das wir genossen sind, unsere
kind ze geben und ze nemen zuo disen nachgeschri-
benen siben gotzhüsern. Und ist das ein frow in die
g. hinus kunt, dero lib noch guot hat ein her ze Grüe-
uingen nit furo nach ze fragen.' 1435, ZBinz. Offn.
— c) Genossenschaft in mehr privatrechtlichem S.,
„eine gewisse Anzahl Häuser, die im Genüsse gemein-
schaftlicher Dinge, z. B. Brunnen, Weiden usw., mit
einander verbunden sind Gl; Z." — 2. genossenschaft-
licher Besitz ; .gemeinsame Grundstücke, Wälder, Äcker
usw., z. B. die G. der Tuggenen.' St.1'. .Wenn ein
Ürtner die G. nicht recht nutzet und lange Finger
hat im Wald.' Ndw Kai. 1870. .Um billig zu ver-
fahren, verlangte die Obrigkeit Auskunft über die G.
(Nutzungen) der Dorfleute.' 1687, Strickl., Horgen
187. — 3. Recht der Nutzniessung an Genossenschafts-
gut, .das Recht des Besitzers oder vielmehr Niess-
brauch Gn; L; Zo' (St.b); UwE. .Unser Geschlecht
gehört zu dem Stipendigut... mit der G. des Stipendii
hat es seine Richtigkeit.' UBraggeu. .Die G. be-, er-
wisen.' 1655, Rechte von GKappel (mehrfach). Früher
bes. mit Beziehung auf das Ehe- und Erbrecht der
Hörigen. ,Diss sind die gottshüser, mit den unser
gottshus [Fraumünster in Z] und si mit dem unsern
g. band.' 1340, Z Rq.; vgl. Blnntschli, RG. I 194/5;
Pest., Statute 1 170. II 180. .Im 1363. jar vereinbaret
sich das kloster W. der g. halb mit den klösteren
Richenow, Sant Gallen [usw.], dass nämlich das wih
dem mann naehhengen soll [das Weib soll Eigentum
desjenigen Gotteshauses werden, dem der Mann an-
gehört] und wo der mann ist, da soll die g. hinfallen.'
JJRüeger 1606. — 4. Nutzungsanteil Ndw. ,Der Vater
habe eine sehr gute Profession und eine gute G.' Ndw
Kai. 1869. .Damit diess Gesetz Heissig beobachtet
werde, sollen die Gnossen- old Ürtevögt ernstliches
Einsechen tuon und Denenjenigen, so hieran erman-
geln, die Gnossambe einbehalten.' 1739, Gfd.
In der Stelle: .Die 16 haben der vyend ■'> zuo ross
und 7 zno fuoss erschlageu und [sind] mit genossamy un-
geletzt von inen kommen' (Bs Chr. III 327) scheint ,mit g.'
für das sonst mehrfach bezeugte .mit genossen), genossenem'
(vgl. Deutsche Volksb. ßl, 35; Scherz-Oberlin I 524 f.) ver-
schrieben oder verlesen oder daraus entstellt zu sein.
Un-: 1. ,Was die U. seie. U. ist nüt anders dann
ein Mangel der Gerechtigkeit Güter beide zu erben
und zu kaufen.' RCys. Abgabe, die Ungenössen zu
entrichten hatten, um die Rechte von Genossen zu er-
werben. .Die Ungenossaminen und Ehrschätz.' RCts. ;
vgl. Seg., RG. I 161/2. — 2. mit Bez. auf die Unge-
nossenehe. ,Wir verbieten ouch, dass ieman sine
tochter ald sine schwöster in die u. gebe.' 1300. Th
Rq. .Gefuegte sich, das ein gottshusman in die u.
wybti.' SchwE. Hofr. .Der u. halb, d. i. wann ein
eigner mensch wybet oder mannet usserhalb syns hals-
herrn eignen lüten, so understat der halsherr in darum
ze strafen.' 1525, Gfd. ,Von der Ungenossamme oder
von der Verehelichung mit ausländischen Persohnen.'
Bs Landesordn. 1757. Vgl. noch Blumer, RG. 1 5 1/5;
Bluntschli, RG. 1 51/2. 190. 383; Seg., RG. I 48; Seil.
298/9; Arg. 111 172. 201; IV 294. Busse für Ein-
gehung einer Ungenossenehe. .Dass niemen iren herren
und obren, so sy wider sy wibent oder mannent, kein
strafgelt und u, schuldig zue gehen sin söltent.' um
825
Nas, nes, nis, uns, litis
826
1520, Edlib. , Wer eine fremde Weibspersohn beuratet,
bezahlt die Dngenossamme.' Bs Landesordn. 17.">7.
.Endlich wollen wir. dass das alte Wort U. und der
damit verknüpft gewesene Sinn desselben hinkünftig
toil und ab sein soll, doch aber weil, wenn ein Lands-
kind eine fremde Weibsperson heuratet, das Landrecht
für dieselbe von Wert ist, so finden wir der Billich-
keit geinäs, dass die gleiche Summe von solch fremden
Weibspersonen als Gebühr fürs Landrecht abgeführt
werde, wo ehdem für U. bezahlt worden.' Bs Rev.
L798, 10.
Weid-: Mitbenutzungsrecht an einer Weide. ,Die
husgenossen und die usschidlinge [Niedergelassenen],
so w. unter den hirten ze Fluntren zesammen hand.'
XV.. Z Eq.
Gen össamschaft. .Weiber aber der vorbegritfen
unsers closters lüt zuo der ee grifen ussweml ire
gnosaraschaft.' GPfäf. Urb.
Weid-Genössi f.: = Weid-G'nössami. ,Das der
hof zu H. in iren hölzern und fehlen nie weidgnösy
gehept hab.- 1473. Diener, OGlatt.
zugs-gen össig: berechtigt zur Ausübung des
.Zugs.' ,Wenn ein landskind von einem fröraden im
land guet kauft, so sol um denselbigen kouf niemants
z. syn.' 1598, BSa. Rq.
p u n ds -ge n ö s s i s e h. ,Nach freund-, cid- und p-em
Begrüssen.' Anhorn 1007.
Nossel: Ohrenwnrm. Ebel. — Vgl. Aulen (Bd I 508).
\össe", rNose"u m. (lt einer Angabe in USil. auch f.)
— PI. unver. U, mit Uml. SchwMuo. — Dim. Nössfeßi:
Felszacke, -Vorsprung. -Kopf ScnwE. ; U; niedrige
Felswand (kleiner als Flueh, s. Bd I 1184) SchwMuo.
Felsen, grösser als G'nöss ÜSil. Zinke, Gipfel („z. B.
eines Felsens, Baumes") GSa. ; „Schw." Über e" N.
appe" g'hie*. Wie-n-e" Chätzel am N. nache* ehielt re*.
MLiknert. ,Von diesen Meeren umflossen leben auf
einem N. die getreuen 1. Eidgenossen.' Schw Fast-
nacht 1863. ,Die selb bachrunsen uf unz an nossen
und von nossen an berg.' 1521, Schw LB. ,Ein Felsen
oder Nösslin.' 1700, Gl Urk. S. noch Kum (Bd 111
290). Als Name felsiger Orte, z. B. Hotte'-, Schware-
Nössli U.
Wenn als Grnndbed. .rundliche Hervorragung' anzunehmen
ist, liisst sich nach Analogie etwa vou Chnolh* : cJmvlle* Bd
III 740/1 (vgl. auch die Gruppe Chnnaa Bd III 761/'2) an
Zugehörigkeit zu ahd. nioüan, ags. hneölan, stossen, schlagen
(vgl. auch ags. hnoaajan, tundere, geknyaaan, couterere), denken.
S. uocli Wues 7, er-nuaaen, Nüaai.
G'nöss, G'ncs(s), nach einer Angabe mit Dehnung
— n.: Coli, des Vor., felsiges Gehänge, wo Felsköpfe
aus Wald oder Gras hervorragen; Felsbank U; „mit
Strauchwerk überwachsenes Land Schw." Glieicschi
G'nesse", abscheuliche Felsenhänge UGurtn. G'nöss,
Name der Gegend um Lowerz Schw.
g'nösset: voll Felsköpfe Schw.
nflsere": wühlen AABremg. Syn. nüseren.
Ver-nüssling m.: kränklicher, verkrüppelter
Mensch ZKn. — Abi. von dem Ptc. vernoaaen I*. oernieaaen).
Nuss, in P Nusso — f., PL wie Sg. AaF., Ke.,
Surbt; Bs; B; Gl; L; Sch; S; Th; Ndw, NüSS BsStdt;
GrD.; Th, in LBerom. -u- und -ü-, sonst Nüsse':
1. Baumnuss. a) mit Bez. auf Gedeihen. Reife. Ernte.
Wenn 's vil Niisse" giH, wird de'' Winter ehalt ZO.,
Wl.j s. auch HaseUN. .Wenn die nuss reif wird und
ginet, so fällt si.' LLav. 1587 (Sprw.), 1)' N. abem-
chlöckle", -bengle*. -prügle; -bretsehc", -rigle*, -schlage*,
-schunnge*, sie mit Stang ler Bengel (s. d.) vom
Baum herunterschlagen. ,Es soll nieman kein n. ab
den nussbäumen uf der statt graben ab benglen oder
schütten, sonder sol man die ston lassen zu der Hei-
ligen banden.' 1504, Z Verordn. ; s. auch Anfall (Bd I
738). Mit Eines Chnoche* (SciiSt.), Krache* (Bs) nocn
N. abcbengle", -schlage", Einen (z. B. einen Erb-
lustigen) überleben (derb) Bs; ScHSt. ,Er schwatzt
ein n. gwüss ab dem boum', von einem lästigen
Schwätzer. Rief 154h. Eim a* d' N. gö", Nüsse vom
Baume stehlen L; Th; Z, übh. sich an dessen Eigen-
tum vergreifen, auch mit Bez. auf die Werbung zweier
Burschen um ein Mädchen L. Beim Plündern der
Nussbäume durch junge Bursche werden die Mützen
mit Nüssen gefüllt: .Wann er aber noch einmal sich
gelüsten liesse, sein Aufschneidmesser mit Prallen
und Grossspreeben zu brauchen, so werde ich ihm die
Nüssen aus der Kappen schüttlen, wie er sie mit
seinem groben Bengel ah dem Baum haben will.'
Chlostergcggu 1(187. Ich mei", eusser Purscht heige'd-
em nüd e* Dinrjeli g' schenkt g'loh; ich mei", si heige'd-
em d' N. uss der Kappe" use" g' Schutt. Gesprach 1712.
,Lasst nicht nach, bis ihm einer die Nüssen recht aus
der Kappe schüttelt und ihn abwischt wie er's ver-
dient.' Museum 1793. — b) die N. als Abgabe. .In
UScha Idorf zinsten 9 Güter 14 Viertel Nüsse.' XIV.,
WÖchsli 1891. S. noch Kilch-Meier (Sp. 13). — c) der
Kern wird gewonnen durch (uf-J dütsche" (L), tode"
(Th; Z) der Nüsse mit einem Hammer, eine Arbeit am
Familientisch im Herbst, namentlich da, wo die Nüsse
zur Ölbereitung dienen. N. dütsche" und eherne". Huw.
Bad. Kai. 1852. S. auch chnütschen, Nuss-Chnütschet
(Bd III 772. 773). Trost Gott die liebe" Sek" [der
Verstorbenen], wenn ich N. hält, so welt-ich öle" L.
Die N. als Speise. Nüssen öni Bröd esse", gill Lüs.
Dan.; vgl. Chäs (Bd III 502). Mit Nüssen werden
die Gäste bewirtet G (GLHartm. 1817). .Secundae
mensae, nachtisch, speisen, die man darstellt, wenn
das recht mal Überhin ist, als käs, nuss, ops usw.'
Fkis. ; s. noch Tag-Ürten (Bd I 495). ,Und aber, so
solle zu dein Trunk [in Wirtshäusern] anders Nichts
aufgestellt werden als Brot, Käss, Ziger, Schmalz,
Nuss und andere Obsfrücht, und sonst keinerlei andre
gekochte, gesotne, gepratne noch gepachne Speisen.'
G Mand. 1611. üb hieher die RA.: zur dritte" Noss
cho", zu spät kommen Ap? Nüssen im Mal ha", mit
der Wahrheit nicht herausrücken Z (Dan.). Bes. be-
liebt ist die N. als Festspeise am Nikiaustag (s. Bd III
689 ff.), an Weihnachten, Neujahr und am Berchtolds-
tag; vgl. berchtelen und Oflate 2 (Bd I 115). ,N. X.
hat geben 6 Plappart ewiger Gült: darum soll man
kaufen ein Viertel Nüssen und die an der Auffahrt
Christi herabschütten.' 1605, ScHwSattel Jahrzeitb.
— d) die N. zum Spielen; s. hücklen 3 (Bd II 1126),
nüsslen, bocken. — e) die N. im Rätsel. Es sind rier
Brüederc" in eim Hüs und keine"" cha"" zum andere"
üs AALeer. Es ist chlin wie-n-e" Mäs u*'! gross n-ie-
n-es Hüs u"d bitter wie Galle" u"d süess wie Hung,
Nuss und Nussbaum B. — f) die N. im Volksglauben;
s. Herz 4 (Bd II 1659). Vgl. auch Glücks-N. — g) die
einzelne Nuss in bildl. Anwendung, a) mit Bez. auf
ihre Härte, Festigkeit. Das isch e" herti N., wie nhd.
Nas, ncs. nis, nos, mis
-•_'-
Enn <" herti N. üfe'bisse" gc". .Was werden deine
Eltern dazu sagen. Yreneli, wenn ich um dich anhalte!
Das wird noch eine harte N. absetzen.' Breitenst.
E" bösi N., grosse Schwierigkeit. Er hat e" bösi A.
z' bissen g'hebet, eine schwere Krankheit durchgemacht
W. Er ist e'kei' festi N., hat keine feste Gesund-
heit Z (Dan.). .Biss mir das nüssli uf und sag mil-
den unterscheid.' Vad. — ß) den festen Verschluss.
Verha' irie-n-e" N., hermetisch, wasserdicht sein, von
Fässern Z; b'schlä-sse* tvie-n-e" N., von Türen. Schrän-
ken. /Hisse" uie-u-i" N., genau auf einander passen,
bes. von Tischler- und Zimmermannsarbeiten Ap; Z.
So troche* wie-n-P N., von einem Gemache Z. S. be-
halt 1 (Bd II 870), nuss-trochen. — y) den geringen
Wert. Mit den Worten: I>' Muts W%" um e" X..
(und) vir keini liet, chunnt (ehömm) süss! wurde in
einem sehr ergiebigen Weinjahr (1729. SriiSt.; 1811,
Scb; Ende XVIIL, Z) der Wein vom Weinrufer feil-
geboten. .Xit ein n. geb ich dir, schütt ich all tag
ein bouin.' Salat. Die wurmstichige, hohle N. E"
N. mit-eme" Lüchli, eine Sache ohne Wert, leeres Ge-
schwätz L. .Ich wollte nicht eine löcherte X. drum
geben.' Mey., Hort. 1692. ,Es ist nit tts-ere" hole" N.,
nicht aus dem Leeren.' Id. B. — 8) als ungefähre
Massbestimmung. Ere" N. gross, z. B. von Butter,
einem Stein u. ä. B; Z. Ich ha' hüt g'toüss nüd ere"
N. gross g'esse", sagt ein Kranker. .Einer halben N.
gross [ArzneiJ geben.' JHLav. 1668. , Einer N. gros
Hebel [zu Anisbrot].' XVIIL, Z Kochb. — 2. „runder
Stein in der Nagelfluh und andern Steinarten Schw;
Zo." — 3. Spielzeug, bestehend aus mehreren Hölz-
chen, die schwer in einander zu fügen sind Ap. —
4. rundliche Vorrichtung, a) Bügel mit Scharnier an
der Armbrust zum Festbalten der gespannten Sehne Z.
,crena arcus, worin die Sehne gespannt und der Bolz
gelegt wird' SctiSt. (Sulger). .Aptave nervo sagittas.
auf die n. legen, auflegen ze schiessen.' Fris. —
b) rundliches Stück am Flintenschloss, welches den
gespannten Hahn hält Z. — c) rundliche Verdickung
aus Hartholz am Pfosten der Drehhank, in welche
die Spille" eingeschlitzt ist Aa. — 5. vulva Tu. —
0. scherzh. für Kopf BsStdt. 's isch kalt, 's friert-mi°h
an </' N. Wottst Ei"s uf d' N.Y Drohung. Sprww.
1869. — 7. PI., Kopfnüsse Z (Schulth.). „Prügel,
Schläge." — 8. Nüssli, Geschlechtsn. Z. ,Hansemann
N. von Nussberg.' 1531, HBill.
Mlid. iiul.'i, PI. niißßi', daneben nii/.i und >niM/.u-n (so auch
XVI., Z). Zu dem nuver. PI. vgl. Erb,-, (Bd I 129). 6 ist
viel], scherzh. Entstellung aus Nim f. (Sp. 814), wobei Doch
zu erinnern, dass der PI. unsers W. in BsStdt mit Diesem
gleich lautet. 7 ist viell. ein anderes W. und gehört in
den unter Noikk erörterten Zshang. Für die alte Kultur
der Walnuss sprechen die Ortsn. .Nusshof* Bs, ,N.-Büel' (il.
,N.-Baum' B, ,N.-Baumen' Aa; Th; Z, ,N.-Berg' Z.
Augste"-Nuss: frühe Haselnuss mTii. Vgl.: .ein
äekerli bi dem ougstnussbaum.' 1399, ZWipk. —
Erd-: Pflanzenn. 1. .Omithogalum, Tag- und Nacht-
blümlein.' JCSdlzer 1772. — 2. .('hamaebalanus, ein
Kraut.' Denzl. Ili77; 1716. — V ogel-Nüssli: kleine
Baumnuss mit drei Nähten ; der unversehrte Kern hat
die Form eines Täubchens Z. — Vögeli-Xuss: eine
Art Baumnuss mit sehr weicher Schale (so dass kleine
Vögel sie aufpicken können) ZStadel. — Glück(s)-,
meist Di in. : vollkommen entwickelte, aber ganz klein
gebliebene Nnss ScnSt.; Z. Dreikantige, statt nur
zweikantige Xuss GitVal., L.; ZF. Eine Gl., in der
Tasche getragen, soll Glück bringen Z; vgl. auch
G-lücks-Epfel (Bd I 382). — G rubel-: = Grüblen I
(BdII692) Aa; Bs; B; „L;« GA.; Seil; „S;° ZgS ZO.
Vgl. Hinderm. II 28. .Die Lehre von der Gnadenwahl
hielt sie für eine Grübelnusse, welche aufzubeissen sie
keinen Zahn dran wagen wollte.' Z Merkw. XVIIL —
Hag(en)-: Haselnuss Z. — Helgen-: Xuss. deren
Öl kirchlichen Zwecken dient. .Wann die nussbäum
ulf der almändt nuss tragend, so söndts, die helgen-
nuss sind, samlen und lassen ölen und das öl in die
kilchen tun.' Übw Rq. S. noch Xuss 1 a.
Basel-, in Gr tw.; GA.; mTu Hase"-: 1. wie nhd.
allg. Waltschi H., die in Gärten gepflanzte grössere
Sorte B; Z. .Geraten die Haselnüsse, so wird der
kommende Winter schneereich' Bs; Z; s. noch Johannes
(Bd III 30). Die Haselnüsse in Busch und Wald, an
den Hecken waren von jeher Gemeingut; sie gemein-
sam zu pflücken (i" d' H. gä") bildete ein jährliches
Hauptvergnügen für die jungen Leute. Zum Ringel-
reihen singen die Kinder: Hinge, ringe licie", d' Meiili
(Claude"/ gönd i" d' Meic", d' Buebe" giind i" d' H.,
mache'd Alli husch, lutsch, husch! Aa; B; Z; ähnlich
Th. In einem andern Kinderlied heisst es: Anneli mit
der röte" Brust, chumm. Hier icend i" d' H. [usw.] '/,.
Wenn 's eil H. gi'i, so gi'i 's a" der Easnecht ril
Uneinig AaB. Aber auch: venn d, Haselnuss g'röti' "d,
so g'röti'd d' Huere" L (Ineichen). ,Am 8. Sept.. als
am Bettage, giengs [in F] tüchtig drauf los. Ganze
Säcke voll [Haselnüsse] trug man heim, vor und nach
der Vesper. Und da alle Tavernen und Pintenschenken
geschlossen waren, so musste doch die Zeit vertrieben
sein. Man sagt, das Haselnusspflüeken sei sonst in
gewisser Hinsicht sehr gefährlich.' Schweizerbote 1819.
.Unter 5 Fr. Busse wurde 1757 in Freiburg verboten,
vor dem 8. Herbstm. Haselnüsse zu essen, weil sie
vor diesem Zeitpunkt ungesund sein sollen.' ebd. Die
H. als Sinnbild geringen Wertes: ,Dry h. wert.' XMan.
Zumal die wurmstichige oder hohle IL: ,üyn erb, ein
usgehölte h.' Haberer 1562. ,Sie [die Gottlosen] tau-
schen nicht [bloss] ein Eoss an eine Pfeife, sondern
ganze Millionen an eine gelöcherte H.' JUlrich 1727.
.Weniger wert als eine gelöchlete H.' Goliath 1741.
.Ein Löchlein in einer H. suchen', Etwas auszusetzen
haben. ,Denn wenn die Berner unser ratschlag ver-
nemind. werde inen die sach niena recht liggen. und
wäre wäger, man Hesse es fry zuo tagen komen, dar-
mit sy nit aber ein lochiin in einer h. understüendint
ze suochen.' 1530, Absch. Als ungefähre Massbestim-
mung: efrej" H, gross B; Tu; Z. .Dise latwergen geben
einer h. gross.' Rcef 1554. .Einer welschen H. gross.1
JHLav. 1668. — 2. Familienn.: .Xicli H.' 1377, BStdt,
— hase"-n ussne": Haselnüsse suchen GA. — Zu 1
vgl. Wuttke, Volksäberg]. TS r. 105. 193.
Muschget- Aa;Bs;GoT., WTe.;S; Tu; Z, Mutseh-
get- AaF., Ke. ; B; Z (selten). Muschkurit- Gr. Musch-
gert- Ap; GW.; ZO., Nuschget- GlBL, Urschget- G oT. :
.Muskatnuss; s. Muschget (Sp. 508), ferner Chue (Bd III
86. SS). Auch als ungefähre Massbestimmung Z. Die
M. wurde früher auch in Silber gelässt: .2 mit silber
gefasste muscatnuss mit silberin luoss. als vergalt,
dienet auf einander, innerhalb vergult.' 1550, SchwE.
Klosterarch. (luv.); s. noch Muskat (Sp. 508). Viell.
auch Xame eines Trinkgeschirrs; vgl. Liebenau 1881,
S. 130. S. noch "Pater- Noster. — Biber-Nüssli :
829
Nas, nes
iiiis
- 10
Piuvpemüsscheu, Pracht des Pimpemussstraacbes,
Staph. pinn.; von lien Kindern t. zum Spielen benutzt,
t. gegessen B; L; Tu; ZDättl. />'. paripa, rät wie
nli das* »•* ha".' sagt ein Kind, eine Anzahl solcher
Nässchen in der geschlossenen Hand einem andern
zum Katen hinhaltend ZDättl. Vgl. auch Biberli. —
Buech-Nüssli: Buchecker Bs; B; Zg; Z. /" d' IS.
gö* V.u. ,Die Befugniss der Gemeinde Au, in ihrem
Buchwalde Buchnüssli zu schütteln.' 1759, Abscii. —
BolLNuss: Nuss zum Werfen beim Höcklen (s. Bd
II 1126) Tb.
Polier-: grosse Walnuss GitSchiers. — Viell. mit
dem Vor. identisch.
Pimper-Nüssli B; L, Pumper- Bs; VO; Sch:
1. = Biber-N. ,Pimpernüsslin, nux vesicaria.' Mal.
S. auch Lüt., Sagen 367. — 2. Frucht des Linden-
baums Bs. — Vgl. Pumper-Niggd S (Sp. TOti). -Schlegeli.
Spick-Nuss: = Boll-N. Tb (Pup.). — Spitz-:
Name eines Hofes ZWetz. — Stachel-: Stechapfel.
Dat. stram. Heoetschweiler.
Stock-: Hirschtrüffel, Elaphomyces granul. Ar;
GGoss., Stdt, Ta.
Sie hat durchschnittlich die Grüsse einer Walnuss und
findet sich am , Stock' von Waldbäumeu, bes. Tannen.
Döl(i)-: = Boll-N. SL. Syn. Doli - Tann-.
, Conus, Tannzapf oder tannuss, tannkern.' Fris. —
Bauele°-Nüssli: Cocon des Baumwollstrauches Z
Üt, a/A. — Walder-Nuss: grosse, welsche Baum-
nuss ZXer.
, Wasser-Nüssle: ein kraut in dem wasser, tregt
schwarze nussen mit spitzen wie fuosseisen, trihulus.'
Mal. — Es ist der Tribulns aquaticus der Alten, jetzt Trapa
uatans. Vgl. Z Xeuj. N. 1883.
Zucke r-Nüssli: ein zu Nüsslein geformtes Ge-
bäck. B Kochbuch 1756, Nr. 256; 1796, Nr. 263. -
Zier- GrPi\, Zierm- GrD. (B.): Zirbelnuss, Frucht
von Pin. cembra. .Ihres [der Oberengadiner] Par-
tikularobstes ist auch nicht zu vergessen, dessen sie
kein anderes haben als die Ziernüsslein, welche sie
im Herbst von den Arbenbäumen sammeln und die
sehr kleinen Nüsslein aus den harzichten Zapfen
ausklauben, solche auch an andre Ort verkaufen, im
Land aber warten sie damit Jen Fremdlingen auf als
mit einer Rarität wie an andern Orten mit Mandeln.'
Sehers. 1742. S. auch Gr Gem. 330. ,Zirlinnuss von
dem bäum in Wallis teutsch genannt arben. nucleus
pineus, noix de pin.' KdGessn. 1542. .Zirlinnuss, zirlin-
baum, aus dem geschlecht der forhen, strobilus, une
pomme ou noix de pin.' ebd. ,Zirlinbaum und zirlin-
nuss, zirnenbaum, strobilus.' Mal. — Z wirbel-Nu ss:
1. ein Spielzeug, bestehend aus einer durchbohrten
Nuss, durch die ein Hölzchen gesteckt ist; mit den
Fingern gedreht, .zwirbelt' sie auf dem Tische herum
B; vgl. Trüllen. Bildl., lebhafter, rühriger Mensch,
ebd. — 2. = dem Vor. ,Zwirbelnüsslin, das sein die
süssen Kömlin, so der Zirnenbaum, pinus genannt, in
Zapfen tregt.' JJNüsch. 1608. .Trüben Wyn kannstu
widerum zurechtbringen mit Zwirbelnussen oder Pfer-
sichkernen.' 1710, ZZoll. Arzneib.
nusse": 1. Baum- oder Haselnüsse sammeln,
pflücken B; F; GrPi\ f-s-J • S; Uw. Chomm, mer wi
[wollen] gä" n., ich wi's' es ganzes Stüdeli volls F.
.Man müsse d' G'lege"heit profitiere" und n.. wenn
Nuss syge".' Gotth. — 2. Nüsse auskernen und die
Kerne essen L (Ineichen).
„er-: wacker durchprügeln." Vgl. Aniu. zu iVu« ,
ferner Gr. WB. VII nun.
ver-. Nur in der Verbindung: Do hed's vermisset,
da ist jeder Schritl zur Aussöhnung vergeblich Ar.
n;il1'-: Nüsse nachlesen \'i>w.
nüssle": 1. mit Nüssen oder am Nüsse spielen
Ap; Bs; B; ZU. .Jung und Alt freute sieh auf den
Berchtoldstag schon wegen dem Nüsseln und Wegge"-
abenbisse".' B Hist. Kai. 1894. In Ap = hüllen J, 2
(bd II 1051). Im YAK um Neujahr und Fastnacht ein
beliebtes Gesellschaftsspiel. Jeder Teilnehmer legt
vor sich auf den Tisch 4 Nüsse zur linken und 5 zur
rechten Hand oder auch links 1, rechts 3 und mitten 2.
Das ist sein (An-)Satz. Nun teilt Jeder der Reihe nach
das eine seiner Häufchen nach rechts hin aus. indem
er, so weit er damit reicht, zu jedem Häufchen eine
Nuss hinzulegt. Entsteht mit dem letzten Stück ein
Häufchen von 2 oder 4 Nüssen, so sackt er dieselben
als Gewinn ein und dazu alle anstossenden Häufchen,
sofern sie ein Parti (zwei Nüsse) oJer einen Hock
(vier Nüsse) bilden. — 2. als Maske herumgehen und
Nüsse, Mandeln, Konfekt auswerfen, so an der Fast-
nacht, am St Antonitag, .schmutzigen' Donnerstag und
Güdelmdndig Schw. ,Auf den Tanzböden herrschte
[an der Fastnacht] zwar ein ziemlich reges Leben,
aber das sonst beliebte Nüsseln wollte nicht in Fluss
kommen.' Bote der Urschweiz 1883. — 3. Nüssle'
(s. u.) ausstechen B.
üs-: tr., Einem Alles abgewinnen SchwE.
Nüssle" BÜ. (l)urh.), Nüssler m. BBe., Merligen,
U., Nüssli BU.; 1. = Nüssli-ChrM (Bd III 903) B
(auch Be.). — 2. Endivie, Cich. end. BBe. Syn.
Sannen- Wirbel.
Über-Nuss m.: Wucher. .Der unversehampt git
und ü., so von etlichen gebrucht.' 1529, Egli, Akt.
Sonst Über-Nutz.
G' - I, Dim. G'nüssi B, G'nüssli Z: kleiner Nutzen.
Bürger-G. : = Bürger-Chernen (Bd III 467). ,Ein
kleinerer Teil des Stadtvermögens von Luzern diente
vor 1798 dazu, um unter die einzelnen Bürger jähr-
lich ein gewisses Quantum Getreide zu verteilen, was
den sog. B. ausmachte.' Z Rechtspfl.
genuss-sam: ,Genuss', Nutzen bringend, einträg-
lich. ,Gute Pfrüenden, gnussame Ämpter und Dienst.'
JMüller 1665. .Stellen, wegen ihrem genussamen Ein-
kommen mit höchster Begird gesucht.' ebd. 1673.
Genuss-sami f.: „Recht des Genusses, Nutz-
niessung B; Gr; L." ,Darbi ein gmeind zu Jenatz
mit frömden lüten fast übersetzt, mit rüten und in
weiden und ouch in allmeinen, dass vil gnussami
geben möcht.' 1586, ÜRJenatz Arch. .Wann einer sich
dapfer im Krieg gehalten, ein Panner oder Fahnen
errettet, den hat man belohnet eintweders mit einer
Gnussame oder mit dem Burgerrecht oder mit einem
adelichen Wapen.' FWyss 1673. .Stalla und Avers
formieren in gemeinen Genussamen oder Ausgaben des
Hochgerichts drei Teil.' Sererh. 1742. Vgl. auch Ge-
nössami.
Ge-nüssler m. : genussüchtiger Mensch ScuSt.
(Sulger).
G'nnss II in.: das Niesen. Nur in den RAA.
Nüechterer G'nuss vil Vertruss ZW1. Morge'g'nuss,
z' Abig Vertruss ZHortr., früe en Vertruss Z (Dan.),
•Sil
Nas niK. Nasch— nasch
832
ein M. [einmaliges Niesen am Morgen] bringt vil V.
ZBub. — Die Bildung ist eiu weiterer Beleg für den Zsfall
von niesen und (ge')nieaaen.
niiselen: = nunuelen 1 (Sp. 766) Z (Dan.).
Nüsi Z (m.), Nüsi G uT., Dim. Nüsdi ScHSt.
(auch -«-); Tu; Z (Dan.), Nüseli GTa.: 1. = Nunni 1
ScHSt; Tu; Z. — 2. = Nunni 2 GTa., uT.
Nu-Nusi: = Nüsi 1 Sch.
Vgl. dazu andere redupl. Bildungen in der Kinderspr.,
wie gä-g&e, Be-be, Bu-bouis. Den Acceut trägt jedesmal die
erste Silbe.
nüsig: = nunnig G. E" n-s Ghindli.
Xuseli n.: Nbf. zu Museli (s. Musel Sp. 483) ZStdt.
nnsle" ApH.; LStdt; GG., 0., oT., W., nüsk* AaF.,
Ke., Leer., Zein.; Bs; L; SB., Thierst; ZDättl., Bafz,
S., Stdt, näsele" AABremg.; LG.; Schw; SStarrk.; Ndw;
ZO., Wettschw., Zoll., niisere" GrV.; L; SchwE.; l'w
(auch g'nüsere"): 1. a) näseln, undeutlich reden Aa;
Ai>; Bs; L; G; SchwE.; S; Uwj Z. Syn. chnüslen
(Bd HI 763); pfnüslen. Säg denn auch recht üf ' i" der
Chilehe", tue nüd eso n.! L. Red recht, nüsli nüd nur
esol ZS. Er het e" Bitzeli g' näslet und gar lang und
breit si" lied verzogen und g'räret noch der Basler Art.
Breitenst. Schläfst, Seibi! hed-er g'nüseret i" Bart
ine". MLienert 1892. , So nüselet er etwas Unverständ-
liches durch die Nasen daher.' DTomann 1708. S. noch
güggen (Bd II 196). — b) leise (und darum unver-
ständlich) reden, flüstern LSemp. ; Schw; Ndw. Syn.
liiselen (Bd III 1457), mäseren (Sp. 487). Er hed-em
Oppis i" 's Ör ine" g'nüselet Schw. Er [ihr] hend
doch eister Öppis mit enand z' näsele" SchwMuo. , Mu-
tire, heimlich oder leiss reden, nüselen, mit ihm selbs
reden.' Denzl. 1677; 1716. — 2. etwas Kleines, Schwie-
riges arbeiten Z (Dan.). Eine Arbeit langsam ver-
richten Z (Stutz). Syn. füselen (Bd I 1084).
Das W. stellt zu näelen im Ablautsverhältniss. Über seine
weitere Verbreitung s. Gr. WB. VII 10 10. Vgl. auch die
Gruppe nusch-.
,ver -nüselen : als wenn einer förcht, man höre
in reden, mussitare.' Mal.
Nüseler ZZoll., Nüster Bs, Nüseri Schw; UwE.,
Nüsi „LG.;" Z — m. : Einer, der unverständlich (durch
die Nase) redet; „Mensch mit einer Hasenscharte."
„nüse", nässe" LG.", nüsc Z (vereinzelte An-
gabe): durch die Nase reden, „wie Einer, der eine
Hasenscharte hat."
Nüss: Dionysius. ,Für je 10 Kuhschweren, die
man in die Wälder und Weiden der Schwändi trieb,
musste man zwischen Nüssen und St Johann einen
Tag swänten.' XVII., OiswSarnen.
nüssele0 I: lauern AaWoIiI.
ab-: auf listige Art Einem Etwas ablocken, ab-
schwatzen AaL., Wohl. Er liäd 's im chönne" a.
Nusseler m.: wer Andern Etwas abzulocken, ab-
zuschwatzen sucht oder versteht AaWoIiI. — Wahrsch.
blosse Nbf. zu (al-)liusclen (s. Bd III 1455).
nüssele11 II: an etwas Geringfügigem herumdifteln
AALeer.
Das syn. chnüsnen (Bd III 762) legt Zshfing mit dem Folg.
nahe. Hieher auch die vereinzelte Angabe Spillmanns für Z:
.mieele*, an Etwas herumstudieren'?
N'ussi n.: 1. „Nasenstüber." — 2. leichte Wunde,
Beule, verursacht durch Schlag, Fall usw. AaBIi.,
Hl., Leer., St. — 3. Hautausschlag, Pustel, bes. an den
Lippen „VO;" L; Uw. Das Übel wird nach dem
Volksglauben oft von einem bösen Geiste verursacht
AaoE.; L; Uw; vgl. Lttt, Sag. 128. 168. — 4. leichter
Krankheitsanfall. der von Einem zum Andern im Hause
übergeht Schw. — 5. bildl. a) „verstecktes Hinder-
niss. Es ist es N.derhinder L." — b) Nachteil, Schlappe
AaHL; ZLunn. — c) Verweis ZLunn. Es N. übercho",
eine Rüge (z. B. von einer Behörde) bekommen ZLandik.
Wohl zu dem unter Nottem erwähnten ahd. nioßan. Vgl.
das Syn. Cnnmsi (unter Chnüsn Bd III 761), ferner Näggi
(Sp. 704). S. auch Müesi (Sp. 487).
ver-nuesle": verschmieren Gl. — Wohl Nbf. zu wr-
muesien (Sp. 495); vgl. auch das syn. ver-mxuUn | Sp. 484).
niiese0: suchend in Etwas herumwühlen Th. Vgl.
nueschen.
Nasch — nusch.
nasche0: oft das Nämliche sagen, lästig wieder-
holen GrL. Syn. natschen. Er nasched albig von Dem.
nasch le°: eilig essen TnTäg. Vgl. chnaschlen
(Bd III 762), ferner natschen.
„G°-näsch n.: kleine Erdäpfel, die man den
Schweinen gibt BSa." Vgl. G'-nätsch.
naschen: naschen; s. Fändet (Bd 1 845).
er-: durchstöbern, aussuchen. ,Die fryen knecht
und harst schweifen wyt um und also alle ungehor-
same darus folget, zue dem dass sy alles vor dannen
ernäschen, ufrumen und plündern und vorab die spys.'
1530, B Schreiben.
naische": zernagen, mit den Zähnen zerquetschen
GRObS.
„Näusclie0 m.: Schnupfen BSa." — Vgl. tifäechen.
Ne'sch'e0, auch Esche" f.: 1. Dim. Neschli BsL.,
Näschli BsStdt, Spitze, als Kleiderbesatz. Vgl.: ,Des
Gehäubs und der Kopftracht halber mögen die Weiber
sich der Coiffette bedienen, sofehr sie mit Spitzen,
Neges usw. ausgezieret.' B Luxusmand. 1715. — 2. wol-
lenes Tuch um den Hals, Bajadere, Cachenez S. Die
doppleti N. leist-mer a" und machsch d' Kapuzen a"
BurnuSS. BWvss 1863. — Frz. neige», geringe Spitzen.
G'niscli n.: 1. kurzes, dichtes, in einander ver-
schlungenes Gras, „welches hie und da zumal in Berg-
wiesen und höhern Triften wächst Bü.", Hk. —
2. dichtes, in einander verschlungenes, struppiges,
verworrenes Kopfhaar, ebd. J<* mag das G. nid oer-
zerre" BHk.
„Nische11 m. (in ' f.): Schopf, verworrenes Haar
auf dem Kopfe Obw."
nische": kämmen UwAlpn.
g'nischig: tilzig, dicht verwachsen, vom Gras
BHk., „O."
Nischel m.: Schaar, Haufen AABremg. Er het c"
ganze" N. Chind. — Viell. zu dem syn. frz. nickte.
niesehe": zögern, zaudern, nie fertig werden U.
Syn. noschen. Nieschi m. : langsamer, nie fertig wer-
dender Mensch, ebd. — Wahrsch. U Ausspr. für nüeeche";
vgl nueeche", niiese". Die Bedd. vermittelt z.H. noecÄe*.
Niesch'e11 f.: das aufgesperrte Maul ÄAZein. Er
macht c" schöni N. Vgl. Nüschel.
-::::
Nasch, neseli, nisch, noscli, nnscli
s:;|
Ge- llöscli- n.: 1. das Herumwühlen in Etwas ZS.
— 2. langsames, umständliches, ungeschicktes Arbeiten
ZStdt. Gih-mer de" Hitet, ieh toill-e* selber garniere";
iv* eha"" dint G. niime" zueluege".
nusc'h'e": 1. suchend in Etwas herumwühlen,
-stöbern, -kramen (und es dadurch in Unordnung brin-
gen) Sch; ZO., S., Stdt. lrh ha" lang müese" n., bis
i'k mi" Strumpf im Chaste" g'funde" ha" ZS. Hör üf
n. (in Wäsche, Papieren, Geräten) ! ZS.. Stdt. Ge-
legentlich auch tr., durch N. verlegen. Wo luisi de"
Schlüssel hi" g'noschet? ZKn.. Limm. — 2. langsam
und ungeschickt an Etw. hcrumfingern, herumarbeiten,
sich mit kleinlicher Arbeit umständlich und ohne Er-
folg zu schaffen machen AABb.; ZMüneh., Stdt. Er
macht en Charsthalm, naschet aber so lang d'ra" übte",
das" er näd fertig icird AABb. Du noschist au1* lang
a" der Högglete" ume": chunnst nümme" drüs? ZStdt.
's Büseli hat am Vogel slm Glashüsli ume* g'noschet, bis
de'' Vogel ei'fach use'pürzlet ist. Jcgendschatz. Fasern
am Gewände abklauben Aa (Rochh.). — Vgl. mischen I.
ver-: durch Nosehe" einen Gegenstand verlegen
AAKulm, L., St.; ZS., W. Syn. ver-schuggelen. Ich ha"
ml's Halstuech lang nüd chönne" finde", es ist-mer
vermischet icorde".
durcl1-: suchend durchwühlen. Ieh ha" die ganz
Trucke" durc''noschet und dach Nüd g'funde" ZS.
Noscherei Z, Noschete" Sch; Z — f. : = G'nosch 1,
auch die dadurch bewirkte Unordnung.
Noschi m.: 1. Einer, der unordentlich in Etwas
herumwühlt AaHoUI.; ZS. — 2. langweiliger Arbeiter
AAHold. — 3. ii., gedankenlose, vergessliche, nach-
lässige Person AaL.
„noschig: verwirrt, unordentlich Sch."
nö2sch2len Ap; GiiSpl.; Th. nu-schle" Ap, nöschele"
GTa., nöschele" AaF.: 1. = noschen 1 GTa. ; Th. Wa>
noscheled-er dei ine" [in der Truhe]? — 2. = noschen 2
AaF.; Ap; GTa. Der Alt noschelet noch so ume",
verrichtet noch allerlei kleine Arbeit GTa. — 3. ein-
fädeln GRSpl.
Dim. zu notchen. 3 scheint eine (vidi, sogar bloss ge-
legentliche) Spezialisierung von *2. Vgl. noch .Nosehler. Ge-
schlechtsn. .Burkart X.' G Klosterarch.
Nusch8 GO.. Eh., W., We. (Dnbsch); SchSI (Sulger) ;
TR-Boden- u. Untersee, NÖsch2e" ApK. ; THEgn. — m. :
= Bosch (Bd II 1759). S. noch Hätsch (Bd II 1800).
— Vgl. das Syn. Nüschen.
nösche": = haschen (ebd.) BSi.
Nasch I m.: Einer, der die Tiere kastriert LE. (St.b).
NSsch'IIm. GF.,Ta.;ScH;ZO., f.ZKüsn.: 1. derber
Stoss (bes. mit den Hörnern) G; ZO. Syn. Musch (Sp.
506), Mutsch (Sp. 600). 's hat [beim Bauen eines
Hauses] mänge" Slöss g'ge", mänge" Lupf und mänge"
N. und mänge" Stupf. Stütz. Heb Sorg! sust chunnst
[von der bösen Kuh] g'tcüss noch en N. über ZO. —
2. Schlag, Streich Sch; Z. ,lch bekam [mit der Mist-
gabel] einen X. auf den Kopf.' ZWildb. (Prozessakten
1875). Di/r* d' Nüsch laufe" = durch d' Mütsch laufe"
(Sp. 601) SchwE. — 3. Beule ZKüsn. Syn. In-Tumpf.
nüsch2 eD I Uw, nüsch-'e" I ZO. : 1. (mit den Hör-
nern) stossen, puffen ZO. D' Stiere" nüsche'd denand.
Wenn Ei"s nochmöl 's Ander mischt, so stell-ich 's für
d' Tür use". — 2. (stossend) wühlen ZO. D' Sou
mischet im Fressen ume" ZHittn. Was hast auch eso
Schweiz. Idiotikon IV.
im Geld ume" z' n.? — :!. int r. und tr., schlagen, bes.
mit der Faust ins Gesicht, Ohrfeigen geben Uw. -
4. tr., Einen beim Schöpfe, bei den Haaren nehmen
Obw. — Vgl. nütechen, zu 2 spec. noBcken. S. auch nüschen.
er-: verstärktes mischen 3 UwE.
nüsch2ele°: = noschen 1 GTa. Vgl. nüschen 2.
g'nüseh2et: gefleckt. Nur vom Kopfe des Schales.
E* g'nüschets Schaf, mit schwärzlichen Flecken im
Gesicht, wenn es sonst weiss ist, mit weissen oder
grauen, wenn es schwarz ist GlS.
Eine merkwürdige Analogie zu g'-chüttet (Bd 111 213),
welches sich zu chüUen verhält wie unser W. zu nüsch ■<>.
nuschle": 1. prügeln S. — 2. übh. seharf her-,
hart mitnehmen, z. B. beim Spiel verlieren machen, ebd.
erg'nüschle": Einen recht herumstossen UwE.
Nttsclie(li) n.: Agnes Gr. Vgl. auch TJrsele 1
(Bd I 468).
nnsche" II AaFH. f-f'-, nach anderer Angabe -*-'-);
SStarrk. ; U; „W", nü'sch'e" B (auch nüssch'e")\ 1. nä-
seln, undeutlich, leise reden BU., derber als nüschelen.
— 2. = noschen 1, mit der Nebenvorstellung eines
raschelnden Geräusches AaFH.; B; U. ,Er nuschete
wie wütend in den Hudlen umher, so dass der Staub
hoch aufwirbelte.' B Dorf kai. 1863. ,Der Präsident
nuschete in einigen Papieren.' ebd. 1865. I" der Münz
mischet (wühlt) -me" all Tag, aber über d' Düble" u"d
über rfe" Sparhafe" geit-me" z' Jars nit mängist, u-e""-
me" emel witzig ist. Gotth. Auch tr. gewendet. Wo
hest iez die Blätzli hi'g'nuschet? Etwas umenangere"
n. B. — 3. = noschen 2 AaF.; SStarrk.; U; „über Ver-
richtung kleinlicher Dinge die Hauptgeschäfte ver-
säumen U." — 4. „sieh im Geheimen nach Etwas um-
sehen, auf Etwas lauern W."
Nbf. von 'nÜ8eM; vgl. mmten. Die Sippe mit der begriff-
lich tw. nahe stehenden von nti«eA*e" / in Zshang zu bringen,
verbietet der ausl. Cous., der hier überall i' zu sein scheint.
ver-: = rer-noschen B; „U." Syn. ver -muschen
(Sp. 506).
„nu schere" LE.". nusch'ere" L: 1. = näselten II 11,.
!"'• han-e" nid recht verstände", er hed nur eso g'uu-
scheret. — 2. = nüschen II 2 L. „In Papier nuschern
oder nüschern." „Schnüffeln LE." — 3. „unreeht-
liche Handgriffe im Verborgenen tun, heimlich Etwas
in die Tasche stecken LE." — 4. ganz kleinliche Ar-
beit verrichten L. Er hed nid aWh g'schaffet, nur eso
Öppis g'nüscheret.
Nusch1! m.: 1. = Noschi 1 AaF.; B oAa. —
2. = Noschi 2 AaFH.; B. — 3. n. Verborge's N,
heimlicher Mensch, Schleieher W.
Nüschel m. Nä-sch'el, in BSi. -«-; Schnupfen
BBr., G., Schw., Si.; „F." Syn. Chniisel (Bd IH 762).
G'nüsch'el n. : undeutliches Reden (durch die
Nase) B. Ich cha"" doch das G. nit lide"!
nüsch'ele" LSemp., nü*sch'ele" B (in Sis. -ü--)-, \V.
nuschle" BSi.; F; GRt'hurw., Pr.: 1. &) = nuschen II 1 B.
lc'' glaube", der nuschelet nume" g'rad express für mich
daub z' mache". „Den Schnupfen haben F." — h)=nus-
len 1 b BRohrb.; W. — 2. = mischen II 2 GiiChurw.,
Pr. Um d' Pälggen ummer n. GFient 1898. — 3. nach-
grübeln, zu genau nach-, untersuchen LSemp.
In GrChurw., Pr. wird das W. mit i1 und is gesprochen.
Letzteres würde auf Zugehörigkeit zu naschen 1 :' weisen.
Nüscheler, Nüscheli ru.: Einer, der durch die
Nase, undeutlich redet B; L.
53
835
Na ' h — nnseli. Nasg— hnsg. Nasp — nnsp. \ast-
-llUSt
83ö
Nu sclie" Nische* f.: Schnupfen FJ., Ss.
Nüsch'er in.: 1. auch Nüscheri, = Nuschi lu. i' L.
- 2. Knirps L (Ineichen). Syn. Müscher (Sp. 508).
nü'sch'ig: mit dem Schnupfen behaftet BG.,
„Längenb.", Schw., oSi.
nusCD*e° III BSa. (seltener), nü!sch'e* II BSa., Si.;
F. »ji'scÄe«, bzw. -»«. BGadm.; FJ. ; „Z": (Schuhe,
Halstuch, Rock, Hosen) binden, knüpfen, zuknöpfen.
— Mhd. nütehen, mit einer Spange heften.
Nuschle" f.: Masche, Schleife S (Schild). E" N.
uf dem Chopf ha*, geistig begabt, reich, stolz sein.
— Vgl. frz. toupet.
N ü2sch2el I (bzw. -#>-) m. — PI. Nuschle*: (leder-
ner) Schuhnestel BG., Schw., Si.; F. Albo hei* d' Lüt
silberig Bingge* uf de* Schuohno g'häbe", jetz hei'-si
numo noch ledrig Nuschle* FJ. — Amhd. nusche, mhd.
nüachel, ahd. nusl-il, mit. nuneula, Spange, Schnalle.
Pris-: Schnur zum Befestigen der Schürze BG.
Bris-Nüstel, , langer, dicker Bendel zum Zuschnüren'
B (Freudenb.); Hosennestel BK.
S c h u e h - : =Nüschel I BAdelb.; FJ. (auch- .Naschen).
NÄscll'el II, in Bs Ni'i-el, Ni'lgel — in.: 1. Maul,
Schnauze (roh. auch wenn vom Vieh gebraucht) Schj
THTäg. (bes. Tiermaul); vgl. Schnorren. Auch: ver-
zogener Mund, Hängemaul Scn (Kirehh.); TiiBerl.,
Tag. — 2. Schopf, Kopf (roh) Aa; Bs; ScHSt.; ThHw.,
Untersee; Z. En härte" N. ha* Bs; ScHSf. ; Tu; Z.
,Liese hat auch einen gehörigen N.', einen harten,
eigenwilligen Kopf. Sch Pilger 1892. Eim Ei"s uf
de* N. ge", eine derbe Maulschelle, Ohrfeige geben
Aa; Bs; Th;Z. , Der Büreaukratenzopf ist der dickste
und längste; der sollte zu oberst am eidgenössischen
und kantonalen N. abgeschnitten werden.' Z Stadt-
bote 1897. Er het-ere" [der Kuh] ne" bar uf der
Nischel 'ge*. Schwzd. (Bs). Wenn 'trunkni Hanterchs-
burscht enand d' N. verhuschet und eZ' Gosche" ver-
teschei Inhal. Schwzd. (ScHStdt). ,Wie man einem
Maleticanten die Haare in dem Kerker abschneidet,
welches aber Thomas Morus nicht gestatten wollen,
da er doch leiden können, dass man ihm den N. ab-
geschnitten.' GHeihegger 1732.
Vgl. (ir. IVB. VII 856. 1009. Wenn das W. eig. .Schnauze,
Maul' bedeutet, liegt nahe, es zu noeche*, nu»eAe", (stosseud)
wühlen, zu ziehen; vgl. .Rüssel' zu ahd. ruoßen, wühlen.
lias syn. Latsch (Bd 111 1530) lässt auch au Zshang mit
Nutchlen und seiner Sippe denken. Bed. 1 und -2 können
nicht immer streng aus einander gehalten werden.
llüsch2e": Jmdn empfindlich schütteln BO. Jitz
folg, sust tcill-dr'' denn ei"s nische* BHa., sust dirl<
vlni me ii -/'"'' denn ei's gern n. BK. (Drohung). Bes. un-
pers. : es nüschet-mi"*, es schüttelt mich (vor Frost,
Fieber, Ekel, Sehreck, Schauder ua.) BBe., Hk.. R., Si.
Das ist miserabel schlechti Dokterrusti'g, es hed-mi*"
ß" vellig g'nisched BHa. Audi intr. Uli. N. wie-n-es
asjiii/s Laub.
Wenn die Angabe, dass der Vocal 8* sei, richtig ist.
also seenndäre Dehnung vorliegt, kann das W. an nuschm I
angeknüpft werden; vgl. lies. Bed. 1.
niWh'-e" II: l.-nöschen G. — 2. rülpsen, ebd.
Nüsch'e" ArWalz.; GStdt (auch -ü-), Nüscher I
„Ar-;", G: 1. = Nösch Ap Walz.; GStdt. — 2. „Rülpsen
Ar." Auffällig nach Laut und Med. ist die vereinzelte
Angabe fftUchen m., Katarrh tiSt.it. Hegen Zshang mit der
Gruppe nuschen II spricht der Ort,
n o esdi'e11 : = noschen 1 SntHall.
Auch bair. Hieher viell. der Geschlcchtsn. Nuach, ffimch
ü iiKIi. .Ums Xniiseh.' 1582, GKriessern.
Nüesch' in.: Rinne, Kännel, in dein man in den
Alpen den Schafen das Salz gibt U; W. Vgl. Niesch-
Vlänggli, Fluni. ScHwIb.
Ahd. nuoak, mhd, nuoach, Tränkrinne; vgl. auch Schm.-
Kr. 1 1766. Betr. die Zugehörigkeit zum vor. W. s. A
zu nuolen (Sp. 718). Für frühere weitere Verbreitung des
\V. spricht auch die Stelle: .Danncnhin zwüschen dem nuesch
nidei hinder der zügmatten.' XIV.. AaZnGk. Offn.
Nussge": = Bienen 1 (am Eimer) Bd II 13ü3 Gr
UVatz.
Nasp — nusp.
ü'nisp n.: Gemenge S. Vgl. G'nist 3.
nispere": berumsuchen L. — Mit. zu nieteren.
llisple": in der RA. (/' Charte* n.. die Spielkarten
mischen ApI. — Wohl Entstellung ans mwchyUn is. mischten
Sp. 504); doch vgl. auch risplen.
g'nisple": flüstern, auch heimlich tun. mit den
Händen Zeichen geben LReid. - Vgl. .nispeln', lispeln,
bei Gr. WB. VII S56.
nuspere": halblaut, murmelnd beten S (St.1'). —
Nbf. zu nosleren.
nuspere", in Gl auefi -«-: knistern, rascheln GlH. ;
S. Syn. fisperen. ,Nusperte mit einem Papier, so er
in seiner Tasche trug.- Postheiri 1869. Auch vom
Geräusch beim Zerbeissen harter Esswaren Gl. —
Vgl. chnotperen (Bd III Tüll.
v er -nuspere": = ver-noschen Aa. — Nbf. zu r,<-
nueti rt ii.
iiiisperle": flüstern GStdt. Horchen und das Er-
horchte Andern zuraunen, ebd.
Nbf. zu ' nüeterien |s. nüateren). Zur Red. vgl. flisperen
(Bd I 1225), lütteren (Bd III 1480/1 I.
Nast — nust.
Hausiere", -erle*: jammernd Etwas suchen LReid.
Vgl. nusteren.
Nest, in nTii; Z eA. Nc'st, PI. Nester, in B auch
wie Sg., in PL. N&ti, Dim. Nestlf, in AaF.. Ke. Nesti
— n.: wie nhd. 1. im eig. S., Vogelnest, doch auch
Lagerstätte anderer Tiere, allg. Formelhaft mit Hurst
verbunden; s. Bd II 16-10, dazu: Hursch e [und] Nasch
verchaufe* AALeer.; SStarrk. (Hurst e N.J. S. auch
Euchs (Bd I 657). , Vogel und näst [fomielh.] hinwäg
rninen.' UEckst. S. noch er-häschen (Bd II 1754).
.Habend ir den underscheid der hotten und der evan-
gelisten nit gewusst, so sind ir ze früe us dem n.
geflogen und hat üwer geist noch nit narung gnueg
in den aaser geleit.' ZwiNGLI. .Revidvi in eandein
vi tarn, wider in sein alt näst kommen, seinen alten
beiz widerumb anlegen.' FttlS, .Wie wir dann dis-
inolen auch den alten (wie man spricht) im n. [eig.
den alten Vogel bei den Jungen, bildl. unerwarteten
:
s::T
Nast, liest, nist, nost, aus!
838
Widerstand, Schwierigkeit] fundon haben.' 1591, AKyff;
ygl. d/f ~> (Bd I 205). Auch von Dingen. .Der Alte
im X.-. der Mittelkegel. SchwE. Kai. 1884. ,Bndi
wälzte einen sehr grossen Stein mit dem Hebeisen
aus seinem N.' HPest. 1781. Nesteli grabe*, im Kote
spielen AiWett. Hast N. g'grabe*? tragt die Mutter
ihr Kind. — 2. von Menschen, a) (scherzh. oder derb)
Lagerstätte, (schlechtes, unordentliches) Bett Aa; Bs;
B; Gr; G; Th; U\v; Z. Unwillig sagt mau von Einem:
Er lit. bocket no** im N. Marsch! i* 's X.! zu Kin-
dern Aa; Bs; Th; Z. 's N. mache*, betten B; Th; Z.
Zwei sind es Bett voü und drü es N. voll, d. i. zu
viel, dann ist es nicht mehr angenehm zu liegen Z.
— b) oft Dim.. Heimstätte, Wohnsitz, gew. mit dem
Nbbegr. des Behaglichen, allg. .[Die Frau soll dem
Manne nicht ein Überniass von Arbeit zumuten] ent-
weder wird er krank oder er schlägt dir von Arbeit
und X. [verlässt Arbeit und Häuslichkeit], dann hast's.'
Gotth. ,Das kömmt nicht gut. Wenn du so wunder-
lich tun willst, so schlägt dir Uli vom N.' ebd. ,Die
vordem der twingherren band uns disers n. [die Stadt
Bern, wo wir glchs. warm sitzen] gemacht.' TiiFrrkart
1470. .So bald die Underwaldner sich entbören, man
inen alsbald ins näst ze ziehen gerüstet sin wollte.'
1529, Strickl. .Helfend uns doch nur des maus [eines
unbequemen Predigers] ab, so wend wir wol ze n.
kon [Ruhe linden].- Vad. , Die Zuger haben jeder Zyt
ir N. und Hussitz bewahrt und erhalten.' KCvs.
.Xachdem die Helvetier von diesem Feldherrn [Cäsar]
überwunden, werden zweifelsfrei die Bademer auch in
ihr altes N., gleich wie die Tigurini in Zürich, ein-
gerucket sein.- JJScheochz. 1732. — c) verächtlich,
altes, geringes Gebäude, Ortschaft, allg. 1609 wurde
beschlossen, ,dise alten bösen Xester und bölzene
Hüsei" wegen Feuersgefahr allmählich zu beseitigen.
Liebenau 1881. .Das N. [ein Dorf im Engadin] wäre
in allweg gut, wenn eben etwas zahmere Vögel [Be-
wohner] darinnen nisteten.' Sererh. 1742. — d) Schlupf-
winkel. Sammelort von Gesindel Bs; B; GG.; Th;
Uw; Z. Es N. üsne* s. Sp. 743. ,E* wäest(s) N,
officina nequitiae, stabulum flagitiorum.' Id. B. -
3. Ort, wo bestimmte Früchte reichlich gedeihen ; z. B.
Ürdorf ist es Zwetsehge'ncst '/.. — 4. etwas Nestähn-
liches, a) verworrenes Gebüsch Ndw; vgl. Hexen-Nest.
— b) weibliche Kopfbedeckung GG.; vgl. Vogel-Nest.
— c) schadhafte Stelle im Käse, Schinken uä. Z. —
d) Fehler im Gewebe Aa; Bs; B; G; Z; s. Iniegg-,
Weher-N. Auch in einer Strickarbeit B; Z. .Er mass
die Breite der Bänder und untersuchte, ob sie gut
geschafft, ob keine Nester und Flecken darin seien.'
Breitenst. 'sgibt-im Schnürpf und Näster i* d' Bändel,
tlass-er e'lialbe* Tag mit-im fine" Scherli cha** chratze*,
bis -er 's z 'recht g' 'macht het. ebd. Es b'hanget und
haftet, es giH noeh e* X. X Busen 1892. ,Es entstehen
angesteckte Schüsse, kleine Löcher und Nester, krause
Stellen, schlechte Ende (uam.).- HDolder 1851. Auch
= Gitzi ti (Bd II 578) AaWoIiL — 5. Bauch, gleichs.
als N. der Eingeweide. ,Jy, dass dich Stral und Pesti-
lenz die Kuttlen bald im Xäst zerschränz !• Jon. Mahl.
1074. ,Y, dass dir d' Stral das N. zerschränz!' ebd.
S. noch Boch. — 0. Busen, Herz L (Ineichen). —
7. pudemla mul. ZO. — 8. (scherzh.) Hinterer Aa; B;
Lj ZS. Gend der Brüden" [dem Schreihals] Ei*s uf
'sN! AaF., Ke. Chafl'st di"s N. niene* still ha":' zu
einem unruhigen Kinde, das nirgends sitzen bleiben
will ZS. Es iiiiml 's doch de" notti Wimger, oh si
d's X. lüpfe* [das Bett verlassen] chönnte oder mit.
Gotth. ,\Venn ich ihn wäre, ich kehrte dir das N.
und sagte dir: blase mir, wo ich schön bin!' ebd.
Mit dem N. am Zun m", an die Wand gedrückt sein
(bildl.) B. Er int mit dem X. am Zun: snlmld im dir
('hur och noch druf grit, denn het-er üsg'chüejeret. —
9. a) unruhiger Mensch, bes. von Kindern, die nie
ruhig sitzen können Bs; Sch; Th. Bist du en u"rue"igs
N.! Si isch e* N., si fuslet der ganz Tag im Ilu.<
umme". Vgl. Feg-Nest. — b) gelinde Schelte auf un-
ordentliche Kinder oder Frauen GG., Ta.; ZO. E*
füh N., faule Weibsperson ZHombr. — 10. Ortsn.
.Vorder- und Hinder-N.' BSchlosswyl. .Waldung im
Dorfnest.' ZKlot.
Zu der Ausspr. mit «' vgl. Wilmauns, Deutsche Gramm.
I2 256. Analogien zur Bedeutungsentwkkliing bieten z. T.
Loch (Bd III 1016), Bett.
Ägerste"-: Elsternnest Z. .Wenn sy [die Ty-
rannen] vermeinen zu oberist in Tolder zum Ä. ge-
stiegen sein, dass sy denn Gott plötzlich auf die Erden
hinunder stürze.' Wurstisen. — Arun-: Adlerncst.
Name einer Sennbütte WEginental.
Uwle"-: Eulennest. Als Ortsn.: .Aulenäst (Huwle-
näst, Aulennest), zwei Höfe [auf dem BKurzenberg].'
Jahn 1857. ,Cuonz von Uwlonnest.' 1389, B Tellen-
buch. — Vgl. das syu. gr. Bu^dvxtov.
Veg-: 1. = Nest !) a Ap; Bs; B (modern auch m.);
Gl; G; Th; U; Z ; vgl. Fiegyi (Bd I 710). Syn. U"-Rue<°.
Du bist es F.! die Mutter zum Kinde (bald unwillig,
bald zärtlich). Bim-ene* so e" G'hütti dere" Fegnester
brächt 's auch ril Schmäle's SchwMuo. — 2. Person,
die überall Ordnung machen will, übertrieben reinlich
ist BsStdt. Denn reinlig ixch-er [der Samstag], z'ril
nur fast, e" F.. oni Rue und Bast. Hiniierm. — feg-
neste0: sich wie ein Fegnest benehmen Bs; B; Gl; Z;
spec. im Bett herumkollern, von kleinen Kindern BSi.
Abi. „Fegnester m., -eri* f."
Vogel-: 1. im eig. S. Öppis, Alles teil und g' mein
hä* wie ä" Bliebe" d' V-er Z. Si händ 's mit enand
wie d' Bliebe* d' V-er, halten zusammen AaF., Ke.
,Zäme"ha" wie Bliebe" d' V-er, compacto rem gerere
ut fures in nundinis.' Id. B. — 2. übertr. auf ver-
schiedene, einem Vogelnest ähnliche Dinge, a) kleine
Bürde Leseholz, Reisig, die Einer aus dem Walde trägt
(spöttisch) ZZoll. (Nur) es V. Vgl. Chräjen-N. —
b) weihliche Haartracht; die Flechten wurden in Form
eines Kranzes oder Nestes auf dem Hinterkopf be-
festigt, um 1840, Z. V.-Nestli, nestartig zusammen-
geringelte Zöpfe B (spöttisch); ZMünch. — c) wilde
Möhre, Dane. Car. GG.; Z (lt Schiuz 1842). .Wilde
Rühli, V.. Sauwurzen, Dauc. Car.' Z Anl. 1775. —
d) Dim., Zuckerbackwerk, mit Vögelchen von Tragant
verziert Bs. — 3. Name eines Hofes SchwWoII. ,Den
Zehenden zu Wolraw, den man nämbt im V.' 1369,
SchwE. Klosterarch. — 2c vou der Form der Frucht-
dolde. Syn. ist ChBrhli.
Fisper-: = Feg-N. 1 GW.
Gugger-: Kuckucksnest, a) Das ist es G., Nichts L.
— b) Nest, das die Kinder aus den ersten Frühlings-
blumen machen, damit der Kuckuck seine Eier (in
Wirklichkeit die Mutter die bunten Ostereier) für sie
hinein lege B; L. Vgl. Gugger-Ei (Bd I 17), Gugger
(Bd II 185). — Zu a. Der Kuckuck haut kein Nest für
Eier und Junge; vgl. Tschudi, Tierl, 5 65 ff.
839
Nast, nest, nist, nost, nust
340
661-NSst: Mädchen, das immer zum Scherzen
aufgelegt ist GTa.
Gitzi-: abgelegener, rauher Ort, wo nur Ziegen
weideil B. ,Sie hättens schon für eine Ehre nehmen
sollen, dass es uns nur der Wert g'si" ist, ga° z' luege"
da in ihr G. hinauf.' Gotth. — Vgl. Gitzi-Graben (Bd II
681) und die Anm. zu Gäeh (ebd. 102).
Humbel-: Hummelnest Z. Wem-me* l>im Mäe*
es II. fiwlt, cha"-me" Hung drüs süge" ZS. — Hor-
nüsse°-: Hornissennest. In es H. stupfe", bildl., ,in
ein Wespennest greifen' B; Scn; Scbw; Z. ,In ein
hurnussennäst stächen, d. i. ein unrüewigen menschen
reizen.' Mal. ,Darzue dann auch das scharfe schreiben
der 7 katholischen orte vil helfen möchte, mit dem
sie ins hornaussennest gestochen.' 1599, ApA. ,lch
mag in kein Hornussennest hineingreifen.' HPest. 1790.
Hursche"-: Unordnung S. — Eig. = Burtt und ff.
(s. Ifüt 1), doch mit Anlehnung an harschen (Bd II 1637).
Hase"-: Ortsn. BRohrb., Waltersw.; Fluni. ZBirm.
— Hexe»-: Mistel, Visc.alb. AAHolderb. Vgl. Hexen-
Bisen. — Chüngeli-: Kaninchennest. Ortsn. Gr. —
Chetzer-. .[Zürich] das schantlich, ful k.', schimpft
ein Luzerner. 1531, Absch. •- C h luppere"-: Wald-
ameisenhaufen GTa. — Chra(j)en-: Krähennest.
Übertr. 1. a) struppiger Schopf AaSuIh-. Er schüttlet
's Chr. Vgl.: Es Här tvie-n-cs Chr., struppiges, ver-
worrenes Kopfhaar Ap; B; Z. — b) = Vogel-N. 2 a
AALeer. ; ZZoll. Zu Dem, der das Bündel trägt, sagt
man neckisch: Los, wie der Chruj brüelet! (weil du
ihm das Nest genommen) AALeer. Vgl. gwägg (Bd II
843). — 2. Name eines Hofes. ,Jak. Schryber im
kräyennäst.' XV., ScBwTugg. — I°-legg-: Art Weber-
nest, das entsteht, wenn vor dem .Geschirr' Etwas
sieb einlegt, ohne dass man es beim Weben gleich
merkt, so dass sich ein ganzes Nest von grossen .Uber-
oder Unterschüssen' bildet Z. — Mage"-: was vom
Lab ( Bd III 952) im Kessel sich niedersetzt und
herausgenommen wird, bevor man den Schluck zer-
kleinert GrS., Scuolms, Tschapp. — Spinn (Spill-
ZW1., Spille*- Tu, Spim- Ap; GRh.; ZO., S.) -mugge"-:
Spinngewebe. ,Wann Spinnwäbennester auf der Weite
sich erzeigen, das siebet man ungern.' 1787, Z NGlatt
Tageb. — Marwen- GRh., Mar"i- Gr, 3Iur'"e"- G
Buchs, Murbi- GSa. : = Munoeten (Sp. 430). Mir Bliebe"
liiml die g'fundne* Öpfel zuerst in e* Murbinest esö
ärmst üf in e" Heustogg i"hi" g'schoppet und s' heimhrh
ka [gehabt] GSa. (Albrecht). — Narre"-: Raupen-
nest an Bäumen GSa.; ZO. — Böggen-: Behausung
von Schreckgespenstern. ,Üas Burgstal Scheideck ist
bei Nacht sehr ungeheur. Zunächst dabei prasslet es
oft heiters Tags im Gestrüpp, als wann etliche Kü-
risser daher ritten. Welche dieses bewohnet oder wie
es zu einem Bögkennest worden, ist unbekannt.'
Wikstisen. — Bummel-: Hummelnest GrCIiuiw.,
Glaris, Schud. — Rappen-: Rabennest. Bildl., Raub-
nest. ,[Die Burgen des Adels] sind worden mit der
zyt raubhüser und r-er.' HBull.. Tig. ,Uss den ve-
stinen ward den eidgnossen grosser schad zuegefüegt,
desshalben sy verursachet wurdend, dise r-er hinab-
zulupfen und zu zerstören.' ebd. Als Ortsn. BTrub.
Katze"-: Rattennest. Name eines Hauses ZStdt.
Sau-: Flurname LE. ,Der Weier im S. am Weiss-
guber.' FXSchnydkr 1781. — Vgl. das syn. Schwfn-Grucb
(Bd II 695).
Schnepfe"-: Name eines abgelegenen Hauses
BLützelfl. — Schwalbe"-, Sehwalme*-: Schwalben-
nest, allg. Schwalbennester unter dem Lach oder in
den Kammern bewahren das Haus vor Blitz und Brand
Aa; B; Th; ZO., S., sind ein Zeichen des Hausfrie-
dens S; daher sagt man den Kindern, es sei Sünde,
sie zu zerstören. Ein Schw. in Milch gesotten wird als
Heilmittel auf Geschwülste gelegt ZS. — Schwätz-:
Schwätzerin Scu.
Stor(ch)en-, in BsStdt Starke"-: Storchennest.
1. im eig. S. I)' Stadt Luzcrn hed jo nur 's holzig
Store'-Nestli /fheisse", iril d' Hüser alli vo* Hol: g's%"
sind iiinl ii il so u'flatig vil Storch uf de* Dächere*
g'loschiert hend. Schweizermund 1891 (L). .Botz Stor-
kennest!' Schwur. GGotth. 1619. — 2. bildl., ver-
wirrtes Haar ScuSt. (Sulger); vgl. Chräjen-N. Sonder-
barer Kopfputz, ebd. — Der Fluni, .im Storre°-Ni;st'
ZFäll. gehört viel!, zu ,Staar.'
Trämpeli-: Vexierwort Gk UVatz. Um einen
arglosen Knaben zu foppen, führen ihn mutwillige
Kameraden unter einen Baum und fordern ihn mit
den Worten: Ich weiss e" Tr. Witt 's -wer Bock stün?
auf, sich gebückt, mit auf die Knie gestemmten Armen
hinzustellen, worauf ein Anderer auf seinen Rücken
steigt und darauf .herumtrampet', bis der Gefoppte
erkennt, dass es keine Vögel gibt, die Trämpeli heissen,
und die Last abwirft. — Weber-: = Nest 4 d, „Werft-
brueh" Ap; Bs; BE., Si.; Scu; S; Uw; Z; .Knäuel von
Fäden im Zettel' Bs (Spreng). .Wenn der Vater W-er
sah und Faden zerrissen an der Zetti. dann gieng
Donner und Prügelwetter erst an.' Gotth. — Wän-
tele"-: Wanzennest AaF., Ke. — Wurm-: Wurm-,
Raupennest. ,W-er an Bäumen.' Bs Gescheidsordn.
1770. In ä. Spr. oft bildl. ,Uf die zit brau ins Uolin
Kellers hus und bhüet uns Gott wol, wau es im
rechten w. [dicht bevölkerten Quartier] was, war es
nacht gesin.' 1526, HsStockar. .Brutus: Wir wend
schlechts hie kein w. [von Verschwörern] hau.' HBull.
1533. .Frewe dich, Basel, dass die Pfützen und Wurm-
näst, da Alles Bös aus entstanden ist, in dir soll zer-
strewet werden.' JGross 1624 (nach einer Quelle von
1400). — Wespi- Aa; Bs; B; Sch; S; Z, Wespele*-
ThHw. : Wespennest. Syn. Wesperen. Wenn 's vil
W-erhäd, giH 's guete* Most und Wl* Th; ZS. Bri"
fare* icie-ne* Fliege" in e* W., unbesonnen Bs (Brei-
tenst.). ,Ein Baum, darin ein Wespenest, welches er
mit einem Fewrbrand wollen erstecken.' 1578, ScawE.
Klosterarch. Bildl. : In es W. (ine*) lange*, stupfe"
Bs; Seil; S; Th; Z; vgl. Hornüssen-N. Er hat i>i es
schöns W. g'langet. ,Da hatte aber der Vater nun
erst im rechten W. geguselt.' AHartmann 1852.
neste", in uTh; Z eA. -e'-: 1. nisten, zumeist von
Vögeln Aa; B; L; S; Th; Uw; Z. D' Hüener häml
g'nestet, ein Nest zum Eierlegen gemacht. Bildl. .Damit
die Schwaben und böswilligen nit möchtind in unser
land n.' BossH.-Goldsclim. — 2. scherzh., betten Uw; Z.
— 3. im Bette liegen Aa (PStaub). Ich ha* ztvö Stund
g'nestet. — 4. sich unruhig auf dem Lager herum-
wälzen, beständig die Lage wechseln Ndw; Z. Übh.
(bes. in der Zss. ume*-n.) unruhig hin und her rutschen,
keine Ruhe finden AaF., Ke.; Bs; Th; Z; vgl. Feg-
Nist. Was händ-er au°* allewxl :' n.? Mutter zu Kin-
dern, die nicht stille sitzen können, alle Augenblicke
die Plätze wechseln Aa; Z. Refi., hin und her rutschen,
841
Xast. liest, nisl, nost, nust
842
um sich in bequeme, behagliche Lage zu bringen'.
.Man sali die Bäurin sich hinter dem Spritzleder ihres
Schesleins zurecht nesten, so breit sie war.' B Hist. Kai.
1864. — 5. herumstöbern (beim Aufräumen) BsStdt.
in-: reti., sich einnisten S; Z; vgl. Mittel 3 e
(Sp. 563).
Nestere" BBr., Ha., „Nesteri W", Nesterne' W
(Tscheinen) — f.: geringes, primitives Bett, Lager,
bes. Heulager in der Alphütte. Syn. Dasteren.
Nestete" f.: 1. Nora, actionis zu nesten 4 Bs;
Tu; Z. — 2. Nest voll junger Tiere oder Eier BE., 0.
nestig Bs, g'nestig Z: unruhig.
i"-nestle°: refl., sich einschmeicheln ScnSt.(Sulg.).
Blutt-Nestliug m.: 1. noch nackter Vogel im
Nest Zo. Syn. Nest-Blüttling. — 2. jüngster und
zugleich schwächster Vogel im Nest, Nesthocker AaF.,
Seeth.; L; Zg, auch auf andere Tiere übertr. Zg. —
3. jüngstes Kind in einer Familie AaSI. ; L. Syn.
Nest-Hocker (Bd II 1125). — 4. nacktes oder bloss
mit dem Hemdchen bekleidetes Kind AaWoIiI. ; Zg.
Ne'stel m.: wie nhd., Schnür-, Knüpf band oder
-riemen Aa; Ap; P; Sch; Tu. Syn. Bändel. Breite
gewobene Schnur ZLunn. 1. Schnürband übh. ,10
dotzet n.' gehören zur Ausrüstung eines Pilgers nach
Jerusalem. HsStockar 1519. ,Und muost einer [ein
Pilger] ein roten n. gen um ein trunk.' Stulz 1519.
,N. und brisriemen.1 1537, ZWint. Inv. ,Es wird be-
richtet, dass wieder einige Brenner [Brandstifter] vor-
handen seien, die man daran erkenne, dass sie zsge-
wiekelte Nesteln unter den Uechsen an den Ärmeln
tragen.' 1545, Absch. ,Wyss n. 2 brief.' 1571, ZInv.
.Rote N.' zum Unterbinden bei .Blutstellungen. ' XVII.,
B Arzneib. .Etlieh, die nit wol mit Panzer versorget,
habind damals Bengel gerüst und uf die Arm für Arm-
schinen mit Nestlen gebunden." JJRüeger 1606. ,Das
Fahl zu Nutz er [der Nestler] schneiden kann, macht
N. draus und Glimpf daran.' Anf. XVIII.. Z Ofeninschr.;
\g\. X. -Glimpf (Bd 11 621). RAA. , Es hat ihn beim N.\
er ist berauscht. Z Kai. 1804; Syn. bim Bändel. .Manns
convietas dare, einem gewunnis geben, einem an n.
greiffen. Herbam porrigere, an n. greiffen, bekennen
überwunden sein.' Fris. S. noch ZObf. 1897, 90. Oft
typisch für etwas Geringwertiges, wobei zumeist der
.Schuhnestel' gemeint sein wird. ,Ich dörfte mit dir
umb ein dutzet nestlen wetten, wo er [Zwingli] das
sin lebtagje gedacht hette.' Gyrenrdppen 1523 (iron.).
,Ein münch, der in ein closter gat, tuet glych als
wenn einer einen n. hinweg würfe und griffe aber
nach einem ganzen dotzet.' EGualth. 1546. ,Vor Gott
sind sy keins n-s wert.' VBoltz 1550. ,Wott umb
dich nit ein n. geben.' ebd. ,Ich glaub, dass er sich
ehe selb henkt, ehe er uns einen n. schenkt.' Holz-
wart 1571. ,Dracht nach der fromkeit, sunst wolt
ich dir nit ein n. umb dine studia gen.' ThPlatt., Br.
— 2. spec. a) (lederner) Kiemen oder Schnur zum
Binden der Schuhe F; Gr ÜVatz, Pr.; Uw; ZS. (mit
Glimpf am Ende zum Unterschied von Sehueh-Bändel).
Syn. (Schueh-)Nüschel. Nesteli, schmales, schwarzes
Band zum Einfassen der Schuhe SThierst. — b) zum
Binden der Kniehosen. Syn. Hosen-Nestel; vgl. Hosen-
Bändel. In ä. Zeit wurde damit oft Luxus getrieben.
.Alt und junge Mannspersonen sollen des unanstän-
digen Nestelgehenks und -plampens sowol an den
Wamist als sonderlich unden an den Hosen sich gänz-
lichen abtun.' B Mand. 1628. .Insonderheit tuend wir
verbieten das Tragen so gar langer Haren, so gar
viler Nestlen unden an den Hosen, deren Niemand
mehr als sechs ehrbar N. haben soll.' XVII., Z Mand.
Vgl. noch Gr. \VB. VII 627. Hosenträger GltKübliSi
— c) zum Schnüren des Mieders, Leibchens AaF.; Bs;
vgl. Bris-, Brust-N. Bio Jüppe", selber g'/robe" sidi"
N. auch derzue, von der Kleidung einer reichen Bauern-
tochter. Stütz. ,Das Brusttuch mit Banden fein wohl
geziert, doch fast zu klein und mit dem N. aus-
geziert.' Lieh von Kleidcrpracht. — d) Seidenband,
Zierband (der Frauentracht) AABb., Holderb. Was
ledigi si" [unter den Markgräflorinnen], hei" türi sidigi
N. i* de- prächtige" Zupfe", si fliege" -ne" bis uf der
Bode" Bs(Bi-eitenst). Nestel-a (Haarschnur). Stimmet-, i
(Sammetgoller), Schinnischatte" (Schattenhut), Platte"
(Kopfscheitel), Enne'iveg (jenseitiger Abscheitel), üs
(Zopfende;; gleichzeitig bezupft man das Mädchen
von der einen der zwei Haarflechten über den Nacken
hinauf bis zum Ende der andern herunter. Rochh.
1857, 111. In ä. Zeit auch als Luxus gerügt: .Wann
man uns aus dem Evangelio die Hoffart erleidet und
wir nicht das mindeste Nästelein neben sich legen.'
JMüller 1665. .Spitze, Schnüre, Bändel, N., Silber-
und Goldgeschmeiss [als Kleiderluxus].' ebd. 1673.
.[Sich enthalten] der halb seidern- und Wienernen Für-
gürtliuen, der Nästlen an den Halskrägen.' 1680/1703,
Z Mand. — e) Nästeljene", Halsperlen auf Schnüre
gereiht P (Schott). — 3. eine Art Eingeweidewürmer
bei Fischen und Krebsen. .Summers zeits wachsend
n. in inen [den Lagenen, Laugelen], das sind weisse,
lauge, dünne, zusammengewickelte würmlin, wie in
Haslen.' Mangolt 1521. ,In den kräbsen werdend zue
Zeiten weisse riemle gefunden, unsere nennend es n.,
werdend alsdann in der speis verworfen.' Fischb. 1563;
ähnlich bei JLCysat 1661 und bei Spreng. ,N. wie
man sie in den Hasslen findet.' JLCvs. 1661. S. noch
Gr. WB. VII 628. — 4. Hautverlctzung, die Kühe
einander beim Kämpfen mit den Hörnern beibringen
GrLuz.
Mhd. nestel. In den ersten RAA. unter 1 ist wohl an
den Hosennestel zu denken. 4 von der längliehen, riemen-
artigen Anschwellung. Über Nestel in Rechtsaltertümern,
als Preise usw. s. KHauser 1895, 496; Birl., Volkstüml. II
(1862) 186. 282.
Genfer-. ,100 stuck G.' 1571, Z Inv. — Hof-,
,Ein gattnng einer tracht [Speise] wird von den
teutschen edelleuten bereitet, h. genannt. Sy siedend
die haut [des Rehes] und enthärend die selbig und
schnidend sy zu kleinen riemen und machend denn
solche an mit einer sulzbrüejen.' Tierb. 1563. —
Här-: Haarband AATegerf. — Hose"-: wie nhd.
BHk. De'' H. war ja z' schwach und 's Leder chostet
auch st" Such. Z Kai. 1811. ,Dass der dem richter
geben sol ein par swarzer hentschuoch und ein totzent
wysser hossnöstlen.' 1438, B. S. auch zue-nestlen. —
Leder-: dünne lederne Schnur Nnw.
Bris-: 1.= Nestel 2 c AaF., Ke„ Zein.; Ap; B
(Freudenb.. neben Br.-Nüschtel); Sch; S; ZeA., Rüml.;
vgl. Brisnestel-Mueder (Sp. 90). Der Vorblätz und der
Br. i"tue" S (Schild). Die Chellerhals-Meiteli hei" röti
Brlsnesteli, sehicarzi Bandöffeli und Chrälleli am Hals
A.iZein. (Volksreim). .Ein kränier, der brysnestel am
' hals hat.' li Eckst. ,Ich verehrte ihro [der Geliebten]
843
Nast. nest, nist. nost. nust
844
ein Kistli samt einem Prysnestel.' 1662, Z. .Uieweil
junge Leute mit Zubringen eines Trunks, mit einem
Rechenpfennig, Preissn. und dergl. nichtigen Sachen,
vilmal auch gar ohne einiges Ehepfand einander die
Ehe versprechen.' Z Mand. 1668. ,Und solle man sich
enthalten der seidenen Pryssnästlen.' ebd. 1680 92.
,Und solle man sich enthalten der gülden, silbern- und
vergülten Kettenlein anstatt der Preisnästlen, Kini-
schnüren und Fürgürtli-Bändlen.' ebd. 1699/1703.
2. Schuhband mit Glimpf AATegerf. ; ThBci'1. (Bris-
Nestli). — 3. Name eines im Eiegelbau aufgeführten
Hauses im Hof Luzern. — 3 nach der Ähnlichkeit Jus
Fachwerkes mit 1.
Brust-Nestel: = Bris-N. 1 AATegerf.; Xnw.
.Brustnesteli, mit welchen im Zickzack Latz und
Mieder eingeschnürt werden.' Zschokke 1797. —
Schueh-: = Bris-N. :.' Ap; Nnw. — Zöpfe"-: Zopf-
schnur, womit das geflochtene Haar eingebunden wird
Aa (Rochh.).
nestle": 1. (zusammen)schnüren, binden BBrisl.
(-de'); „VO; Gl;" G; Z. Ne" g'neslhte" Meiern, am
Brusttuech. Minnich 1836. — 2. übertr. a) plagen,
hart mitnehmen BBrisl.; „VO; Gl;" G; Th; Z. Bes.
unpers. Das nestlet-mich; Syn. trüllen. Es hät-mich
g'nestlet, sagt Einer, der im Kartenspiel verloren hat
„VO; Gl; G;" Tu; „Z"; Syn. butzen. Das lieisst Eine'
(/'nestlet, wenn man z. B. Jmdn bei strenger Arbeit
Hunger und Durst leiden lässt ZKn. ,A11 tausig List
und Allenfanz müend n. disen Firlifanz', mögen den
Bruder Klaus ermüden, mürbe machen, sagen die
Teufel. Joh.Mahl. 1674. — b) aufreiben, töten L. Es
hed-e* if nestlet. Syn. butzen. — c) durchprügeln Bs.
— d) stuprare BsL. — Zu 2 c vgl. (n)e'stien (Bd I 577).
üf-: 1. (den Nestel) auflösen „VO;" Nnw. .Bern-
hardus in der heilsamen predig, in welcher er alles
das aufnestelt [ans Tageslicht zieht], desse sich der
nnmässig geit der gleichsnern zu behelfen undernom-
men hat.' Vad. ,Der Predikant muss den Knopf noch
selber aufnesteln.' Fisi 1696. — 2. mit Etwas fertig
werden, Etwas bewältigen, a) aufessen Ndw. Er hed
das Brod alls üfg'nestled. Syn. üf-butzcn. — b) auf-
reiben. Er nestled sini China nuch ganz üf [durch
strenge Behandlung] Now. „Die Krankheit hat ihn
aufgenestelt, er ist daran gestorben VO." — c) spec,
im Kriege Feinde (bes. Nachzügler) niedermachen.
,Do sind von stund an hinnen an ine gsin die Fran-
zosen mit irein reisigen züg, hand sy all ufgenestlet,
das kum einer darvon ist komen.' 1540/73, UMev.,
Chr. ,Carpere agmen, die sich von dem häufen ver-
schiessend aufreiben, aufnestlen oder umbbringen.
Carpitur agmen, wenn die feind etliche von dem häu-
fen, ilie sich verschliefend und dahinden säumend,
aufnestlend, fahend und uiubbringend.' Fkis. ; Mal.
,Vom Bernischen häufen wurden bei 20 mann, die
aus begird des raubs mit dem paner nicht hinweg
gezogen, aufgenestelt.- Wurstisen 1580. — 3. Ptc.
,Er ist bald anfgenestlet, zornmütig.' Mey., Hort. 1692.
— i°-, in GrS., Tschapp. -ö- : einschnüren AaF.. Ke.;
GrS., Scuolms, Tschapp. .Zusanimenbreisen und ziehen,
einbreisen, einnestlen.' Fkis.; Mal. — be-. ,Benest-
lete und ohnbenestlete Hosen.' JCWeissenis. 1701. —
zue-: zubinden, -schnüren. Ich han-ene" [den Hosen-
nestel] 'treit, jetzt träg-ne* du und nestle dich gege"
d' Hin' zue! gürte dich zum Kamp! gegen die Herren,
sagt der zur Riehtstätte geführte Friedli Bucher von
L zu seinem jüngsten Sohne, ihn zur Rache aufmun-
ternd. Aa Taschenb. 1861/2, 105/6.
Nestler in.: Verfertiger von Nesteln. .Kein Säck-
ler oder N. soll Kramerei feil haben.' 1491, Bs (Ochs).
.Jakob Sattler, der n., burger von Zürich.' 1520, Z
Urk. In ZStdt gab es 1637 einen, 1671 zwei. 1836
vier N. S. noch Leu. Lex. 20. 395; GSchönberg 1879,
299; TGeering 1886, 616 (Nr 17). Als Familienn.
.Jakob N.' 1523, ZStdt.
„Neiste" m.: = Gneisten 1 (Bd II 674) Aa; LG."
n eiste": = gneisten 1 (Bd II 675) Aa; „LG."
Nist n.; 1. Nest. .Hurst und N.', der ganze Besitz
Bs (Spreng). Vgl. Nest 1. — 2. = Nesteren U. . Mor-
gens vier Uhr gewöhnlich erheben sich die Älpler
aus dem flöhcvollen N.' U Gem. 1834.
il' -nist n.: 1. (schlechte) Lagerstätte. Bett UwE.
Bild], a) ,Die Eigenliebe hat bei den Scheinheiligen
sonderbare Herberig und Genist.' JWinz 1650. ,Wo
diser [böse] Geist herrschet und sein G. hat, da stehet
es übel.' ebd. -- b) Ruhe. Kei* G. me hä*, keine
Ruhe mehr haben Z (Dan.). Weder G. noch G'nast
ha", ebd. Niene" ke' G. hä', bei keinem Geschäft
ausdauernd sein ZW1. ,Er hat kein Gniesst, quiescere
nescit. inquietus plane est.- Met., Hort. 1692. —
c) Gunst, urspr. wohl Unterkunft, ruhiges Bleiben.
Er häd G. int Hüs, hat Gunst, ist begünstigt AaWoIiI.
Er häd e'ke* G. mer, steht nicht mehr in Gunst, ebd.
Bi Eim kei' G. mer ha* ZBauma. ,Er hat kein Gniest
bei mir, in meorum numero non est.- Mey., Hort. 1692.
— 2. enger Baum Bs; .Zimmer, in dem Alles ohne
Ordnung dick unter einander verstellt ist' Bs (An. ad
St.). Syn. Chrijif, Ghripfeten (Bd III 846/7). — 3. auch
„Nist" a) wirres Durcheinander von allerlei Gegen-
ständen (z. B. Abfällen). Unordnung, „unordentlich
verschobene Sachen" AAFri., Leer.; Bs; B; „VO;" Gr
UVatz; L; GF., G.; SL. ,Das G. [zerrissene Körbe],
wo du gebracht, nimm mit.' Gotth. .Der Garten gefiel
ihm nicht, der Buchs war nicht geschoren, ein G.
darin [im Garten].' ebd. Nüt als G. und G'hüder in
allen Egge". MWalden. Vgl. Mütech II (Sp. 570). -
b) „Unrat, auch von Menschen B; VO." — c) „me-
lierte Gesellschaft B; VO." — 4. .unruhiger Mensch,
der nie still sitzen oder sein kann oder mit Kleinig-
keiten zu tun hat' Bs (An. ad St.). Da bisch en Ers-
g'nist! — Mini, geniale, Nest.
niste", in BG.; Nnw g'niste*: 1. wie nhd., ein
Nest bauen B; G; Ndw. D' Vögel uiste'd sehn" GG.
In ä. Spr. auch übertr. von Menschen, sich einnisten,
oft mit adv. Acc. (wohin). .Es hett dem papst nit
geschmückt, wenn im ein keiser wider in Italiam
gnistet bette.' RGitALTii. 1546. .Welche klosterfrauen
dahin [in ein Klösterlein] genistet.' Wurstisen 1580.
,Der Römeren Legerstetten ennet Rhins, darin ge-
nistet der Dütschen Dörfer Martalheim, Uewiesen,
Dachsheim.' JJRüeger 1606. ,Die Einsidler Augustiner
Ordens haben von Mülhausen gen Basel genistet.'
JGross 1624. — 2. Ruhe gewinnen. .Die von Rapers-
wyl staltent und zugent die schiff einest hin, einest
her und kondent damit nienan genisten by ir statt.'
ELFrCnd; vgl. G'-nist 2 6.-3. a) in Etwas suchend
wühlen, herumkraraen AALeer., Zein.; Bs; B; SRech.;
Ndw; W; ,perquirere alqd in confusa copia rerum.'
Id. B. „Wühlen, stänkern in Etwas, selbst im Unrat
845
Nast . liest, li ist . nosl. niisl
B; VC." ,Si« [die Frauen] wären nicht fertig ge-
worden mit N. and Z'weglegen, Hin- und Herrennen.'
Gotth. ,Nach dem Talmud sollen bei 70U0 Weiber
in Egypten zurückgeblieben sein, bloss wegen N. und
Zögern.' ebd. Unterenand n. S. „Umbin n., anordent-
lich durchsuchen, nachsuchen, wobei viele Sachen
aufzuräumen sind." Füre" n., beim N. zu Tage för-
dern Bs. 's hei" für e" Jör d' Mwntüre" und <V Waffe'
giieti Huri im Chaste" g'ha", trenn Nietn se per Ztiefal
füre"g'nistet het. Breitenst. Allerlei kleine Geschäfte
verrichten, wie z.B. die Hausfrau im Hause BBüren;
SKechersw. ; Ndw. — b) „den Unrat wegschaffen B;
L; Schw."
1°-: ahs., sich einnisten. Wenn das Ding i"g' nistet
hed, hed 's der Tiefet g'seh. Wolf, Gespr.
ver-: verlegen, verschieben, so dass man einen
Gegenstand am gewohnten Orte nicht gleich findet
AiPri.j Bs; B; „VO;" S. Syn. ver-schuggelen. Jet:
ha-n-ich mi"s Fürzüg vernistet und weiss nit, wo 's
isch. Schild 1885. Wenn si Eint d' Hei matschine" r.
uf der Polizei. Gotth. .Die Andere hatte einen ihrer
Sonntagstrümpfe vernistet und ais sie den endlich
fand zwischen dem Strohsaek und der Bettstatt...'
ebd. .Es musste jeder Schüler mit einem Schreib-
truckli versehen sein ; dies gewährte den Vorteil, dass
viele Gegenstände, wenn nicht gerade verloren, so
doch nicht vernistet wurden.' Zbinden 1862 (B).
z'sämme"-: zusammen in ein Bett legen. Üs
[Mägde] nistet -mer geng nah z'siime" und mängist
sogar mit-emene" Kinde'meitschi, pfy tüsig! Gotth.
Nistere" Schw, Nistri'g Zc, — f. : = Nesteren; übh.
der Baum unter dem Dach (der Sennhütte). Vgl. l'ril.
Alls ist still g'si", au'h dass [nur dass] s' g'charchlet
hend uf der N. MLienert. Es Leitetii ist uf d' N.
ufe" g'gangc". ebd.
nistere": ansstöbern, wühlend suchen, Kästen
und Truhen durchsuchen BSi.; THTäg. ,N. N. tet
wüester mit n. und suochen denn kein anderer.' Sicher
1531. S. noch Nagel 1 (Sp. 683).
Nistete" f.: = Nesteren LVitzn.
Nisti m.: wer seine Siebensachen in Kisten und
Kasten zerstreut, in steter Unordnung hat S.
G"-nisti f.: = G'nist 1 b. „Nur in der RA.: er hed
neue" kei" G., kann sich nirgends ruhig erhalten, von
herumfechtenden Personen Z."
ge-nistig: wühlerisch, unruhig; s. Nest-Höek
(Bd H 1125).
Nistel m.: = Nestel 2 a ArK.
nistle": = nestlen 2 ZRüml.
Noster BSa.; F; GTa., Nüster Aa; Ap f-o'-J; Bs;
BSa., Si.; „VO;" GW.; ThHw.; ZO., Nüster SB. — n.,
in Bs auch m. — PI. Nüsterer Ar f-ö'-J, Dim. Nösterli
Aa; Bs; G, Nüsterli AaFvi., Nüsterli Aa; S; TuMamm.;
Z: 1. oft Dim., Rosenkranz, Paternoster AaBI>., Fri. ;
Ar; Bs; F; „VO;" GTa.; S; ThHw.. Mamm. Syn.
Betti. 's hölzig Nüsterli. BWyss 1863. E" silberigs
Nüster G (Zahner). E" lustige Kapiziner hat 's Nu-
ster üfg'henkt, hat 's Bette" vergesse und ist de" Meit-
lene" nöchg'rennt .<UZein. — 2. = Chrallen II 3 (Bd III
807) Ar; BSa., Si.; G„Rh.," W. ; ZBül. In BSa., Si.
zur weiblichen Tracht gehörend. Nüsterli, kleine
Glasperlen zu Halsketten, Stickereien, weiblichen Ar-
beiten ZNer., Tagelsw., Rafz, W. — 3. Pflanzenname.
a) = Chralle"-, Bett '(In- Gras (Bd II 705) Aa. -
b) = Chdsli - Chrüt 1 8 (Bd III 898). Durh.
Verk. aus ,Patomöster.' Nüster scheint eig. l'l.-Konn.
3 a zunächst von den Wurzelknöllcben, b von den Früchten
der betr. Pflanzen.
Hals-: = Noster -3 Ap; GTa. Ein Schmuckstück
der Ap Tracht; ein II. von Silber kostet 40 70 Fr.
Pater- Fotn- ArH., Bode"- ZU., Port,.- ApK.,
l'imtn-N. ApM. — in Ap iii., sonst n.: 1. Vaterunser.
.Wenn einem Ross das Glidwasser god oder einem
Menschen, so nimm Eppcrichrud und Gottsgnaden, legs
uf die Wunden in Gottes Namen und bat drei Pater-
nuster, so gestat es in drei Stunden.' ZZoll. Arzneib.
17 10. ,Es sind auch die Soldaten gottsförchtig, dann
sie beten schier täglich das welsche P. mit den grossen
Corallen.' S Kai. 1713. — 2. Rosenkranz als Betschnur
Ap. ,Paternoster mit den roten korallen.- 1380, B
Inv.; s. auch krallin (Bd III 809). ,1 corallen p.,
1 arksteinis p., 1 muskert und negelly p., 1 sunst noch
negelly p., 4 p. mit guldinen knöpfen, 3 p. korallin
und 1 camiolin.' 1469, Z Inv.; s. Honen— Feder (Bd I
678). — 3. Korallenhalsband. ,Um die Mitte des XVII.
erhielt eine Tochter aus einem angesehenen Hause zur
Aussteuer u. a. ein rotes P.' Z Gem. — 4. Familienn.
.Ueli P.' 1389, B (Teilenbuch).
nostere"I L; Scuw; S; Uw, nüstere' I SchwE. :
1. den Rosenkranz beten Schw; Ndw. — 2. verall-
gemeinert a) beten übh., und zwar gemeinschaftlieh
und laut UwE., halblaut, murmelnd L; Schw; S; Ndw;
Zg. Auch beständig beten, wie eine Betschwester L.
,'s Marei nosterte ganz geschwind: Ehre sei Gott usw.'
AAZof. Kai. 1852. - - b) Dim., nüsterle", nösterle",
leises Geräusch machen, ähnlich dem, wenn Viele leise
beten Ap. — c) .lateinisch oder halblaut lesen- L
(Ineichen). Halblaut, undeutlich reden, wispern L;
SchwE. 's Maitli musteret mid zittriger Stimm: Galt
tat", Wände! [usw.], MDienert. Mira" ? nustret au'h
der Bäni. ebd. — 3. Etwas genau zählen, durchgehen,
wie es beim Rosenkranzbeten mit den Kugeln der
Betschnur geschieht SchwE.
Pas Vb hat in Bud. 1 und - a verächtliche Färbung.
3 wohl eig. zu nutterm II mit Anlehnung an unsere Sippe.
abe"-. Ei"s a., ein Paternoster herunter sagen L
(verächtlich).
N oster ete" f.: lautes, wechselseitiges Beten UwE.
nüstere" I:=nosteren 2 c L (Ineichen).
Auch hier mischt sich die Gruppe mit der folgenden;
vgl. Gr WB. VII 1011.
(ume°-)nostle°: in Etwas herumsuchen, -stöbern
GStdt; TuBerl. — Viel], blosse Nbf. zu noacUen; doch vgl.
das Folg.
nustere" II BSa. (neben -ü-) ; Gr (in Churw., Pr. -ü-) ;
GW., nostere* II AaWoIiI. ; GStdt, sonst nüstere" II:
1. stöbern, wühlend suchen ÄALeer., St., Wohl.; Ap;
Hl;.. Sa., St.lt; GROhurw., Pr.; „L;" GStdt, W.; Sch;
ZO.; „mit den Nüstern, d. h. mit der Nase, mit dem
Gerüche untersuchen, schnüffeln Ar; B; Gl; Gr; GT. ;
Sch; Schw." Syn. noschen. Oft in der Zss. ume(r)-,
umenand-n. Si chrömet und nüsteret in Chäste" und
Schublade" umenand Sch (ANeher 1893). Was hast
dö't all :' nüsteriä? sagt die Mutter zum Kinde GWidn.
Er heigi numme" z' vil u"a z' fest i" den alte" Strüdel-
büechre" g'rümet u*a g'nusteret. Schwzd. (BSa.). Si
[die Elstern] nüschtere" in Allem, i" jedem G'hüder-
847
Käst— nnst. N'at-nut
-■is
rhrtiHe". KMev. 1833. .Eisi nusterte in allen Ecken
herum.' Gottii. .Hans nusterte aus einem Versteck
der Wand ein Weinglas hervor.' Dorfkal. 1878. —
2. a) an Etwas zupfen, herumtasten, sich mit Etwas
zu schaffen machen, in tadelndem S. BSa.; Sch; Z
Lunn., S. .Als der Abt immer näher kam. nusterte
sie sorgsam an ihrem Fazenctli.' III. Kai,. 1851. lez
ist-er ,:' oberst obe* fast und nüsteret ame" grossen Ast.
Müller, Jugendschr. Du hast all Oppis :' n. JMeter
1866. — b) sich mit Kleinigkeiten abgeben, unbe-
deutende Arbeiten machen ScuSchl. — Weiterbildung
zu der iu den Gruppen »im-, nueuft- vorliegenden Wurzel.
er-n üstere": gänzlich durchstöbern. .Als man
die pfallenz rumt, do lufend die unsern zue und er-
nüstertend all winkel.' Vad.
üs-: = dem Vor. Alles ü. BSi.
durcl'-: durchsuchen GftPr. ; Sch; Z. 's Hüs tl.
vom Esterieh bis in Cherr abe". Schwzd. (SniKargen).
.Pogius von Florenz durnüstert die liberi und mini
hinweg, was im gefiel.' Vad.
Nusteri in.: wer neugierig herumwühlt, stets
herum fingert. Du bist doch e" rechter N. BSa.
Ge-nüster n.: Gewühl, Unordnung, z.B. in der
Wäsche B. Vgl. Ge-nist.
nüsterle". Dim.: 1. grübeln AaHI. Unruhig
herumsuchen, herumfahren GFlaw., einer Sache auf
die Spur zu kommen suchen, heimlich ausforschen
GT.; 7,0. — 2. a) = nusteren II 2 a AaHI.; ScHSchl.;
ZO. An Oppis limine" n., bis 's z'iceg (/macht oder
ganz verheil ist ZWyla. — b) = nusteren II 2 b SchScuI.
nüste": schlagen, klopfen (von Menschen gegen
Menschen) BHk. - Vgl. ehnüsten (Bd III 7(U).
llüsle" BHk. (neben nüsti). Ha.; F, sonst nüsti,
Adv.: 1. dennoch, gleichwohl B. Syn. notti. Ich bi"
n. g' gange", wenn -er 's scho" verbotte" g'ha" het B.
Wenn-er sehn" ungattlig tuet, er iscli-mer n. noch lieb B.
Gell, es düecht-dieh n. guet, we"" d' scho" nit i" ganze"
Windle' bisch? sagt eine Mutter zum Säugling. Gotth.
So mager gelb Granne" u'"' de"" n. hoffärtig, dass me"
fast nit luege" darf. ebd. Dräi [zögere beim Handel]
grüslich, aber chauf n.l ebd. U"'1 hei" si 's nit, he nu,
su Imi-v'1 nüsti z'fride", ich brücken iipiie" nit nie vi!
uf diser Welt. MWalden. Tulipan, Steme'bluem gi''t
e" schone" Meie", 's Mullers Tochter hin-ie'' nit. sibeni
Jiippe" han-ich nit, cha""-mich n. meine" B oAa. (Volks-
reim). ,Wiewol sy nit wol auf was, nüsten sy über
d' Kunklen sass.' GGotth. 1619. .Tobias kam in Ar-
mut, ward blind liierneben, führt nüsten stets ein
heiligs Leben.' ebd. ,Ist er fort und nit mehr do,
komm nünsten, sag uns wie und wo.' ebd. ,Jung To-
bias: Ach, war ich bliben doch bei dir. Alt Tobias:
's war nüsten widerfahren mir.' ebd. — 2. in abge-
schwächter Bed., (denn) doch, immerhin B; F; L; S.
Syn. einen-weg. Wenn du Nut dergege" liest u"' da-n-
ieh ja nüsti es Mal mues a'fäh, su will ichjetzen der-
hinder. DGemp. 1884. Der Kerli het de"" nüsti gar
o"guttUch tan LE. Mer hei" n. gäng noch z' eil L
(JBEgli 1871), Es ist n. grüselich ehalt B. Irh hau
e" Bitz Hrod g'no", jetz isch-mer d's Tau n. ah -ein
Mage". MWalden. .Aber fluchen werden sie n. doch
dürfen.' Gottii. De' het doch de"" n. e" Zug vo" sechs
Bosse" BE. (Postheiri 1866). Mer wei" v. Ei"s ne",
Chasper, tue Bescheid! S (Joach. 1881). Deich n.l
denke doch! denke nur! Schweiz. -Lied.
Das w. trägt in Bed. 1 gew. den Satzaccent, in Bed. 2
nicht. Sein Verhältnis; zu dem syn. notti wird illustriert
durch die Tatsache, dass in Ubescbi hei Thun im ohern Teile
des Dorfes nüsti, im untern Dorfteil notti gesagt wird, so
dass uoch vor c. 30 Jahren die Sehulknaben des Dorfes sich
als NiiHli- und Nottibuebe* hänselten (vRiittcl.
Nü'ster in., in ScaSchl. n.: = Nüni-Mäl (Sp. 151)
ScuSchl.; ZBenk., Sth. N. ziehe". - - nü'stere":
1. obiges Spiel machen, ebd. — 2. nachdenklich, mit
sinnendem Eifer über einer Arbeit sitzen ScuSchl.
Zunächst anfiVuate" laus Nü'-Stei*) beruhend und daraus
durch r-Suff. erweitert.
nneste": jäten; auch: beim Arbeiten hastig und
unordentlich zu Werke gehen SB. — Vgl. machen.
Xat, net, nit, not, nut.
Nät, bzw. -ös-, -ö'- f., PI. mit Uml., Bim. Ndtli
usw.: 1. wie nhd. allg. E" z'sämme'g'stössni N. ent-
steht, wenn beide Enden der Tuchstücke .zusammen-
gestossen' und (im Gegs. zur Übervindlings-N.) flach
zsgenäht werden 7,. Ei, was han-i''' för Hempli a" .'
Ei. ieas han-i'h för Ndtli dra" ! G (Lied). .Eine Weiber-
hauben, mit vielen Näten durchlöchert, als die ist. so
man nennet ein englische Naht.' JJNisch. 1608; s. noch
Bd I 336. RAA. In eng Kdt eho", in Verlegenheit,
Not geraten BHk. (Dial, 281). In enge" Näte" si", in
Bedrängniss B; vgl. Bd I 331. Eint uf d' Nut gö",
rücksichtslos genau bei ihm nachsehen Ap; Syn. Eim
uf d' Ise" gtt". Eim d' Nät üschlopfe", ihn derb prü-
geln ScmSt. ; Syn. Eim de" Schulder üschlopfe". Eine"
bi de" Note" ne", hernehmen, in die Enge treiben
ScHSt. (Sulger); im gleichen S.: Eine" i" d' Nät ne"
SciiSt. ; Tb. Eim d' Nät i'tue", ihn knapper, strenger
halten B; Sch; Tb; Z; .vitae dissolutae terminum po-
nere, coercere alqm, frenum injicere, tcmeritateni alcjs
compescere.' Id. B. Syn. Eim d' Isen abbreche". .Einem
die Nät eintun, Angst machen.' Met., Hort. 1692. /Wenn
den Weibern einmal die Nähte eingetan worden, wer-
den auch ihre Männer nicht vornemer sein wollen.'
Sintem. 1759. .Ich wird ilch d' nät dermass bestrichen,
dass üwer keiner sol mir berichen [Meister werden],
bezwingen mich in keinen sachen.' Rcef 1545, V. 299;
vgl. auch V. 374. ,Ir lollharten land den esel blyben,
man würt üch sonst die nät beryben.' 1545, EBrandst.
.Wend ihnen [den unbotmässigen Bauern] d' Nät noch
strecken, dass keinen mehr soll glüsten das.' Myricaus
1630. Ndtli springe", ein Kinderspiel BL. — 2. Dim.,
am Strickstrumpf B; Th; Z; s. Gang (Bd II 339). -
3. Falz, z.B. an Metallgeräten SciiSt. ; Z.
Die RAA. unter I beziehen sieh viel], z. T. auf die Naht
als Ziisaninienschnüiuugsstelle der (nach älterni Brauch knopf-
loseu) Kleider. Einen i" -/' 2VÜU u<" gebildet nach Einen >n
tl' Finyer n," uä.
Cher-Nätli: veraltet für .englische Naht' Z. —
Chitt-Nät: aus Maschen (ähnlich wie beim Stricken)
bestehende Naht Nnw. — Lasst-: Naht, bei der ein
Teil des Stoffes über den andern genäht ist Z. —
Blieben-. .Vestis acu ornata, vulgariter buobennat.'
Ebinger 1438. .Ein gutschetuech mit buebennat.'
XV., L Vogtkinderreehn. — Bariser-: = englischi
Nät Z (Dan.). -- Basler-N ätli: 1. eine mit dem
649
Mal. net, uit. not, mit
850
Stickli-Stieh hergestellte Naht Z. — 2. vierteiliges (oben
durch Kreuzschnitte geteiltes) Brötchen '/.. Syn. Teili-
Bnilli. — Kügeli-Nät: sogen. Wallnäht; wulstige
Naht, die entsteht, indem man die vorstehenden, zer-
fasernden Bänder der zagenähten Stücke zsrollt und
einnäht '/. : Syn. Troll-, Wüch-N. — Sauni-Nätli:
Naht, die beim Einsäumen durch Anwendung des
Saumstichs entsteht ZNer. - Stich-Nät: gewöhn-
liche Naht Ndw. — Troll- „VO; Z". Trol- B, Trüll-
B: = Iiügeli-X. ; .eine rundliche, grobe Naht VO; Z."
— Wilch-: = Bügeli-N. Z. — Über windli"gs-:
Oberhandnaht, im Gegs. zur Flachnaht hergestellt
durch Obernähen der Fügestelle GW.; Z.
Näter m. : Sehneider, Kürschner. .Der rat und
die burger sint überein kommen, dass enkein n.. der
mit nüwem werke umbe gat, niendert änderst ze markte
stau sol damite, wan in dem kürsenhuse.' 1335, Laüff.,
Beitr. ,N. N.. dem n., burger Zürich.' 1343. Z Urk.
Vgl. auch Viigelin. aZürich ' 267. Hieher wohl der
Familienname Nä'ter TiiFr., sonst auch geschrieben
.Natter' (so im W).
Nötecher m.: Apfelsorte, .Nahtapfel' S; vgl. hd.
.Kantapfel', ferner Acher I (Bd I 65).
ver-natet: von Nähten durchzogen und dadurch
entstellt; in übertr. S. z. B. von einem pockennarbigen
Gesicht Bs (Spreng). Vgl. g'schnurpft.
ge-natet: = dem Vor. B (Zyro); .consutus. de
facie variolis deperdita dicitur.' Id. B.
g'nätlet. G'nätled Strimpf, die viele Nähte
haben Ndw.
Natere" -0-- f.: = Äteren (Bd I 588/9) AaF., Ke.
,Ir sind ein böse notter zucht.' VBolz 1550. .Von
Noteren und vergiften Schlangen.' GGotth. 1619. —
Wasser-: Wassernatter AaF., Ke.
Nätisser. -ischer ra. : Bewohner von WNaters. N.
Stücldi, drollig-einfältiger Schildbürgerstreich oder
roher Nachtbubenstreich W.
Natur f.: im Allg. wie nhd. 1. die den Dingen
innewohnende natürliche Eigenschaft, das Wesen.
,Nach [seiner] N. würkt diss Für gross Tröchne z' Luft
und z' Erdrich.' JMahl. 1674. Insbes. vom Menschen,
(körperliche und geistige) Naturanlage, Naturtrieb,
Naturell, allg. E" starchi N. ha", eine starke Con-
stitution haben, spec. für Abführmittel nicht leicht
empfänglich sein Ap; Bs; B; Z; vgl. lugg (Bd III 1234).
D' N. ist Meister. Ineichen, jy N. löd-sich nid zwinge"
ScHSt., löd-sich biege", aber nid breche". Ineichen. N.
lieht stardur als sibe" Stiere* Bs; L. Me" cha"" d' N.
nid mit Strau hüete". Sprww. 1869. Mu Sit [sagt] nit
vergebe", mu" chenni si" N. nit esse" u,d drum lässi
d' Chatz uit ro" Musen u*d der Hund nit co" Schnüfe".
Schwzd. (B); vgl. Sprww. 1869, 143. .Die n. lag dem
risen im geblüet, das er siner brüedern tod rächen
wott.' Morgant 1530. .Die n. fordert mich darzuo,
semlichs ze tuon.' ebd. ,Vergift ist all syn bluot,
d' n., syn art mit sünd umgeben.' Bdef 1550. Mit
Beziehung auf die vier Temperamente: ,Was kalter
n. ist, das muoss lenger zuogan, denn die hitziger n.
sind.' Zo Arzneib. 1588. — 2. a) Geschlechtstrieb,
Zeugungskraft Aa; B; „VO; S;" Tu; W ; „Z." Als
eine Frau, die ein uneheliches Kind geboren hatte,
vom Pfarrer deswegen zur Bede gestellt wurde, ent-
schuldigte sie sich mit den Worten: Herr Pfarrer,
Schweiz. Idiotikon IV.
i ha" halt e" s' grössi N.! Tu. .Ein abprobiertes
Stuck, so ein[em] Mann syn N. genommen.1 ZElgg
Arzneib. um 1650. — b) Katamenien Ulla. c) männ-
licher (auch weiblicher B) Zeugungsstoff Ar; Bs; B; Z.
V iV. chunnt-em, er hat Pollutionen. Sicl' selber d' N.
abtribe", Onanie treiben Ap. — d) männliche und weib-
liche Geschlechtsteile Aa; „B;VO;" L; „S;" Z. .Die
Knäblein seien [bei der Beschneidung] an derjenigen
N. beschnitten worden, an der sie haben können be-
schnitten werden.' Ringgli 1736. — 3. „Geschmack,
besonders von Käsen und Getränken AaF.; L. l>er
Käs, Wein hat eine gute N."
Vieh- Vi-: unverwüstliche Gesundheit Aa; Z. K"
V. ha". — Boss-: = dem Vor. Aa; Bs; B; Th; Z.
„natural, natral", nateräl L (Ineichen), natural
GMels, nätfejral BBrisl.; „Gl;" GrPi'. (netaral); „L;u
S; .Uw; Z": Adj. und Ailv., natürlich, naturgetreu,
genau, ganz ähnlich, gleich BBrisl.; „Gl;" L; GMels;
S; „Uw; Z." „Natrals Zug, ganz der selbe Zeug."
Es isch n. so! Gotts üf und ibe" und u. so is 's!
MKdoni. Aus n., wie 's im Buech stöt. Joach.
g'natürt W, g'natüret B (Zyro), sonst g'uatftrt
(in Bs g'nadirt): von Natur beanlagt, geartet Aa; Ap;
Bs; B; G; Sch; S; W; Z. Es ist e" guel g'natürti Sei
AAWohlen. Hitzig g'natürt si", ein hitziges Tempera-
ment, einen starken Geschlechtstrieb haben Ap; ZO.
[Er ist/ langsem g-e' und od [einsilbig]. Alpenr. 1827.
Für Ö/ipts g. si" G; Z. leh bi" nit g. zum Mause"
wie du. Andersch g. a's er isch scho" si" buschberi
Frau g'si". Breitenst. leh bi" nit g., dass ich z' Nacht
am Zwölfi in de" Herdöpfle" umme"'grupped bi"! Bs
(Anspielung auf Jmdn, den man unter verdächtigen
Umständen in einem Kartoffelfeld betroffen hatte).
,Wem es nicht so gienge, der müsste wirklich sehr
leichtfertig, neumodisch genaturt sein.' Gotth. .Und
als sy für und für zu schalkheit und argem genaturt
sind.' 1531/48, III. Macc. ,Ich sich, dass kein hund
den andren lat, in not und angst trüwlich bystat. von
art also sind genaturt.' Kief 1540. .Ob sy zuo hand-
werken wöllind genaturt syn.' HBüll. 1540. .Darzue
verordnet, genaturt und geneigt.' Ruef 1554. ,Die
hirzen sind mer genaturt zue der eben dann zue dem
gebirg.' Tierb. 1563. .Krank, voll kranklieit, zue krank-
heit genaturt.' Mal. .Zum Kriegen, zue dem die Ei.l-
gnossen für andere Nationen und Völker uss geneigt
und gnatürt sind.' JJRüeger 1606. ,Dass Gott zur
Guttätigkeit genatürter sei als zur Straf.' FYVvss 1655.
,0 Heiland, wie bist du wol weit änderst genaturt.
als wir arme sündliche Menschen!' AKlingl. 1702.
Natur ler m.: Name der Anhänger Zwingiis im
Munde der Lutheraner mit Bez. darauf, dass Jene
,nach dem Lauf der Natur redeten.' Zwingli 1527, F 2.
natürli1'1': wie nhd. Als Ausdr. der Zustimmung,
Bejahung usw., oft (namentlich wenn scherzh. oder
iron. gemeint) mit allerlei erweiternden, z. T. reimen-
den Zusätzen: N. — seit (schisst) de'' (das) Bürli! Z.
N. hämmer uuch Hebe*, sibe" Jurte" an eim Stuek, und
d' Mueter trinkt de" ll't" Z; so antwortet z.B. ein
Hausierer auf die Frage, ob er eine bestimmte Ware
zu verkaufen habe. Entstellt (wohl zunächst um des
Reimes willen): Natutcrli''' — hat d' (oder äse) Cime
es Üterli! Bs; L; Schw; Th; Z. In eigentümlicher
Anwendung: Jetz sehaff-mer'sch guet, min liebe'' Ma",
ornl bis auch chh" n. dra", d. h. sei rleissig. doch ohne
54
851
Nat, nct, nit. not, mit
852
dich übermässig anzustrengen. Lenggfnh. ,\Vie man n.
spricht: Glych zue glych gesellet sich gern.' OWerdm.
1552; dafür 1588: ,Wie man im sprüchwort saget...'
— Zu der Form nat6terlich Tgl. Latättere" (Bd III 1484).
nänte" nihtte" BE., (g')neute' BO.; W, nä-te" BG.,
Si. — Ptc. -et, näitele" UwE. (ältere Generation nai-
tele'J, neutele" BBe. : den Kopf schütteln, als Zeichen
der Verneinung BE.; UwE. Mit dem Kopfe nicken.
um ein Zeichen zu geben, bes. aber unwillkürlich,
wenn man stehend oder sitzend einschlummert B(). ; W.
Er hed g'neited mid dem Hoit, a's ob er Newvies wellti
säge" BHa. (Stehend oder sitzend) einnicken, leicht
schlummern BO. ; Wj Syn. schlünen.
Vgl. die Synn. gnauten (Bd II 67G), naugijen (Sp. 704).
nauio(e)len, namo(e)ren, mitten,
er-neite°: auf Augenblicke einschlummern W.
nett, in Aa;Bs;B; S-Je-, in Z-e'-: 1. wie nhd., hübsch,
schmuck, zunächst vom Äussern, allg. Verst. hlrzig-,
chcihc"-, chogem-, chrotte"- (Tnlslikon; Syn. chrotten-
artig), tunners-, tüsigs-, u-etters-n. Mit Bez. auf Um-
gangsform, Benehmen: En n-c 31a"" Ap; Sch; Th; Z.
Es nctt(er) ha", in behaglichen (ökonomischen) Ver-
hältnissen leben Ap; Th; Z. Sehr oft iron. ; vgl. süber.
En n-er Hösi, Bümmi, Brueder; e" n-i Geschieht. Es
Eimn. mache", schlecht an ihm handeln Sch; Th; Z.
Eim n. cho", ihn derb anfahren Th; Z. T)e chunnst-
mer iez n., wie-n-em Bär der Hagel i" d' Halm, sehr
ungelegen ScnSt. ; Th. — 2. , akkurat, exakt L;" W.
„Man muss nicht so n. sein L." Genau passend,
von Kleidern „L;" W. — 3. bestimmt und unzwei-
deutig, genau. ,N. abschla", rundweg, rein.' Id. B.
Der wi'ss-es grata n. (iron.) Schwzd. (BLenk). — 4. in
der Verbindung Uf und n., genau, ganz (wie) GSa.. W.;
Vgl. Bd 1 119. — Das Id. B gibt für das Wort noch die
Bed. pnrus, nitidus au.
Nette" Ap; Z, oft Dim. Netti, Nettli: 1. Personen-
name, a) Annette, Anna Ap; B; Gl; Z. — b) An-
toinette Bs. — 2. Netti m., Hundename Bs; B; L; Zg.
— S. noch Anna (Bd I 200). 2 verk. aus Finetti (Bd I 837).
Nietll, in B; L; GBuchs.We.; Th; ZZoll. Niete* —
f.: im Allg. wie nhd. ,Was Niet und Nagel hält' = ,was
Nuet und Nagel begreift' (s. Sp. 683/4) Th; vgl. ,niet-
und nagelfest' (Bd I 1119), Hüs (Bd II 1702). Spec.
a) umgebogene oder abgezwickte Spitze des Hufnagels
AABb.; L; SRech. Kleiner Nagel, dgl. einem neu zu
beschlagenden Pferde aus den Hufen gezogen werden B.
— b) Dim., eiserner Nagel mit umgebogenem (nicht
breitem) Kopfe GA. Dachnagel ohne Kopf (weil der
obere Teil abgezwickt wird) Gr; L; Zg, Schindelnägel-
chen „VO; Gl;" Z. (Tröt-N. GA.) Drahtstift GA.;
Sciiw. — c) ganz kleiner Schuhnagel BHk. (auch
Parlser-N.J. — Vgl. auch das syn. Nuet.
Dach-: Schindelnagel GiiHe.; Z. ,Tach-Nietli.'
1782/8, Z Ges.
niete" II: 1. .Nieten' einschlagen Z. Durch Ein-
löten eines Nagels befestigen ZHombr. — 2. die
Spitzen der Hufnägel umbiegen oder abzwicken L (St.b).
- 3. , etwas umwärts zusammennähen' Sch (Kirchh.).
um- GüHe., sonst ume"-: hervorstehende Spitzen
von Nieten und Nägeln umbiegen und zurückschlagen
Aa; Gr; Z; Syn. umen-schlahen. — e°t-: 1. mit Ge-
walt aus einander, aus den Fugen reissen BHa. —
2. mit Acc. 1'.. zur Ordnung, ins rechte Geleise bringen
BHa. Den han-ich düe ei"s e"tnieted, bis-er-mer z'leschd
hed miesse" recht gen.
ver- I: 1. durch Nieten verbinden, allg. Durch
Umbiegen eingeschlagener Nägel festmachen .Schw
Muo.;" Z. S. noch zerludleien (Bd III 1103), Bloeh-
Nagel (Sp. 689). — 2. = nieten 3 Sch (Kirchh.). —
3. übertr. a) vernietet und vernaglet si". festsitzen (in
einer Falle). B Dorfkai. 1864, 61. — b) festmachen,
bestätigen. .Dabei hat er vorgesehen, dass es möchte
der Leuten geben, denen nit zu viel sein wurde, sein
Weissagung in Zweifel zu zeuhen. Deshalb vernietet
ers in abgelesenen Worten, tut Versicherung, dass
dem Allem also sein werde.' FWtss 1655. — c) mit
Dat. P. und Acc. S., Jmdn an Etwas verhindern GW.
— d) .oppessulare heredium.' Id. B; Syn. ver-naglen,
-bannigen. — 3c und d eig. ,Kinem den Zutritt zu Etwas
versperren'; vgl. nihd. vemlahen.
wider- I: 1. = um-nieten GnHe. — 2. übertr.,
widerlegen. ,Wiewol andre solch sin gschrift ze w.
schon vollendet habend.' Zwingli.
ge-niet: 1. kräftig, nahrhaft BE. Fleisch isch
g'nieter als Bröd. Herb BO. ; s. Mbnen (Bd III 160).
— 2. erfahren, geübt, ä. Spr., so bei Nic.Schradin
1500; 1531, Egli, Akten.
Ob das &7ta5 Xey<5u,£VOV g'nick (Sp. 71t) nicht für unser
W. verschrieben ist? — 2 auch uibd.
Uli-: unerfahren, ungeübt (wie mhd.); so bei Salat
(mit Gen. S.). ,Setz den Reichtum und die u-e Jugend
an, wo und wie du wilt, so ist und bleibt si ein
Närrin, die weder reiten, reden, gasen, noch Eier
legen kann.' DTomann 1708. ,Die vollen, feigen, u-en,
wollüstigen Reichen.' ebd. ,Was sollen die wüssen
oder wie solten sie ohne alle Disziplin, ungeübt und
u. weis sein?' ebd.
(ge-)niete° III: 1. mit Gen. S., streben nach,
sich mühen um Etw., sieh eifrig mit Etw. abgeben.
1488, GHdschr. ; Zwingli. ,A1so werdend dir die sein,
deren du dich von Jugend auf genietet und beworben
hast.' 1531/48, Jes. ; dafür ,um welche ... bemühet.'
1667. .Genietet sin', geübt, bewandert, kundig sein;
s. ge-niet 2. ,Er ist nit so vil in der gschrift genietet
noch in griechischer sprach.' Zwingli. ,Sy söllent rat
han dero, so der brunnen genietet sind, nit der irrig
gelerten by den forscheren und zanggeren, sunder
dero, so des rechten evangelischen brunnens bericht
sind.' ebd. S. auch chlapperen 3 (Bd III 663). —
2. a) refl., sich an Etwas sättigen, erlaben, es ge-
niessen PAL; „W. Er hed-sicU guet g'nietet, hat sichs
bei Essen und Trinken wohl sein lassen." Wier hain-
nis g'nietud [saziato] .-' tanzu" PA1. .Damit sy sich
gueter fisch n.' Lenz 1499. Iron.: .Unser kilbe sönd
sy sich g., keiner kommt inen wider heim, wir wend
in ii schenken us einem fass . . .' ebd. Vom Liebes-
genuss. Ziely 1521; Zwingli. — b) refl. (in „BO. ;" Z
mit Gen. S.), mit der Nhvorstellung des Übermasses:
Etwas satt bekommen, es überdrüssig werden BE., O. ;
S; Obw; ZLunn. lch ha"-mi'h g'nieded ziic .' lose" Obw.
I'h han-mich iez denn gh'h g'nieted, lenger dran :' wa-
schen BR. Jemand pflegte zu sagen: Wenn-ich-mich
alben g'nieted han z' arbeiten, su farcn-irh denn noch
geng e" Mast [eine Weile] fürt BR. ,Do man zalte
L308 jar, warent die von Bern und von Friburg aber
in fride sament gesetzet, wond [sy] sich kriegs fast
genietet hatten.' Jcstinger 1420. .Die alten habend
853
Nat, not, nil, no(, mit
854
sich dis lebens gnietet, sind wol mit Gott zuofriden
gewesen, wenn er sy von hinnen hat wollen holen.'
LLav. 1582. ,Uoch so fiel unser Schiff von den Grund-
wellen uf und nider, des mier uns gar wol genietet
haten.' Stockmann 1606. S. auch anfähends (Bd I 720).
Intr., „satt werden GrA." Hesch si" g'nieled? BHa.
Jiz han-ich si" denn nü g'nieted lenger e1 betten, ebd.
Unpers. BE., Ha. Es g'nietet si' BHa. Es chönnt iez
a'fange" g. BE. — c) intr., „mit Roden, Bitten usw.
lästig fallen B; LE." Er g'niete.t-mer, wird mir lang-
weilig BE. — d) tr., sättigen „GrA.;" PAL; „W."
Obertr., „Jmdn durch eine treffende Antwort zum
Schweigen bringen W." Syn. Eim g'nueg ge". —
3. refl., erdulden. ,Es sei nicht auszusprechen, was
eilends sich einer g. müsset' Worstisen 1580. —
4. „zaudern, insofern es aus Unentschlossenheit her-
rührt LE."
Mhd. rieh nieten, zu ahd. niot m., lebhaftes Verlangen,
eifriges Streben; s. nied (Sp. 675). Vgl. noch Gr. WB. VII
S42 ff.
ab-. Äbg'nietet: müde, erschöpft, gelangweilt W.
er-: 1. = nieten 2 b. ,Der glöubig betracht oft
sin end, ernietet sich der irdischen dingen und fröwt
sich in den himmelischen.' HBull. 1544. ,Sicubi eum
satietas hominum ceperat, wenn er ungern bei'n leuten
was, wenn er sich der leuten ernietet, wenn er der
leuten voll worden was. E., seinen glust büessen und
ersettiget werden, satiari.' Fris. ; Mai.. — 2. refl., sich
abquälen. Saul zu David: ,Was wottst dich zychen
und e., dass du allweg wottst der schaf hüeten?'
VBolz 1554. — Ptc. Perf. = g'nietet. ,So derselb unser
burger sölicher buwen und werken (als er sich be-
rüemt) ernietet und brucht ist.' 1503, Z.
„er-g0-: ermüden (phys. und mor.), z.B. durch
viel unnützes Gerede, durch Beschwerlichkeit einer
Reise usw. B; LE."
ver-g'-nietet: abgearbeitet BBe. (Dan.).
nietig B (seltener); Gr (ohne V.); GW.; S; Ndw,
sonst g'nietig (in ScHwBrunn. g'nüetig) : 1. ,(?., tracta-
bilis; g. werde", docilem fieri.' Id. B. — 2. „sättigend,
als von einer Speise, von der man bald satt ist Gr."
— 3. a) gesättigt, befriedigt BBe. (Dan.). — b) müde,
z. B. von einer lästigen, erfolglosen Arbeit ; einer
Sache überdrüssig; verdrossen, launenhaft B; GrA.,
D., V.; S. We""-mu" schon nummen es Hechts Bürdeli
üf nimmt, d's mit," meind, es seilt Eine" nüd irren, sn
ivürd-mu" z'lest noch g'n., we*n-mu* wit soll BR. Th
wirden a" fange" g'n., so lang z' warte" B. Mer hei"-ne"
n. g'macht, er isch n. worde", man hat es ihm ver-
leidet SL. Ich ha"-mer grüsam Müej g'g'e"; Hecht en
Angerer war g'n. worde". MWalden 1880. Ungeduldig,
z. B. von einem Patienten B. En N-er, ein kurioser
Kauz GRChurw. En grüsam N-er, ein entsetzlicher
Sonderling, ein äusserst, gereizter oder brutaler Mensch
GrD. (B.). — c) genau, pünktlich. oO. (LTobl.). —
4. a) von Personen, ermüdend, lästig fallend, Ver-
druss erregend, z. B. durch Wiederholungen im Er-
zählen, unablässiges, zudringliches Bitten, anspruchs-
volles Wesen, so von Kindern, die schwer zu befrie-
digen sind B; GrA., D., L.; ScHwBrunn.; Uw; U. En
g'n-er Bettler, Gränni (s. Sprww. 1869, 77). Kind:
Mueter, Mueter, ge",'-mer jez en Anlce'brüt! g'e"d-mer
jez eine", Mueter! Mutter: De-n-überchüst denn eine",
aber de muest nü so g'n-er si" ScnwBr. 's I'eggi [Peter-
chen] ist es erschröcl;cJirh es n-s, mer eha"" 's fast nid
han GrD. ,Das waren die [Gäste], die manchmal so
g'n. wurden nach Mitternacht, stürmten usw.- Gottii.
IIa iciirst bin-der selber sinne", G'nammit, ich sigi em
Bitz en g'n-er B'richti, gell ja? DGemp. Nadisch <■'•
G'n-er ist-er, der Atti, mi sott gäng uf in luege", wie
uf-enes Ghind. Gotth. — b) von Sachen, mühsam,
beschwerlich, widerwärtig, unangenehm AaSL ; Bj
Gr; L; GW.; S; Uw. Es n-s Gän, ein mühsames
Gehn, ein schlimmer Weg GrD. Es göt fg'Jn-, will
nicht rücken B; L; Uw. .Noch vor 17 Jahren wäre
Vieles glatt gegangen, was jetzt genietig geht.' B
landw. Wochenbl. 1847. De" Ma"" gäd, arbeited g'n.
Uw. An de" n-ste" Orte" de" Tiere" z' Schutz gän, auf
der Gemsjagd die unwegsamsten Orte aufsuchen, um
zum Schuss zu kommen. Schwzd. (GrD.). E" (g')n-i
Sach, G'schicht, etwas ärgerlich Dummes B; Gr. Mir
is 's n. fürchon, [als Chronist] di verschinene" Töten
z1 b'schriben GrD. (B., Chrest.). ,Es ist gar es g'n-s
Dabeisein, wenn sie so lange warten müssen.' Gotth.
Es g'n-s Tamp, langweiliges Geschwätz BSchw. E"
n-i Chalberi'g (Bd III 224) Gr. S. noch Gudel (Tsch.
666). — 5. mir ist n., ich habe Angst, Besorgniss GrA.
3 b und i a lassen sich oft schwer auseinander halten.
Zur Bed. vgl. noch müed (Sp. 91) und die Gruppe genuetj
(Sp. 698).
Ge-nietigi f.: geistige Ermüdung, Überdruss B.
Vor G. han-ich bald nümmc" g'wüsst, was a'fäh".
Not f., PI. NÖt(e"J: 1. Subst. a) Nötigung, Zwang,
Notwendigkeit, Dringlichkeit, a) es hat leei" N. 1) eilt
nicht Z. — 2) ist kaum zu befürchten, unwahrschein-
lich GRÜhur, D., Valz. A: Sid nid z' flissig! B: Ja,
es hed hei" N. GRValz.; vgl. Bühl. I 100. — 3) es ist
keine Frage GRMai., Pr. — ß) van Note" si", notwendig
sein PMac; han van Noten, Mangel leiden PRima
(vgl. Schott 1842, 147. 323). .Darumb uns von grossen
nöten ze sin bedunkt, dass...' 1531, Strickl. ,So bald
man die bible Hess ligen, muosst von nöten [notwen-
digerweise] die finsternuss einwachsen.' Z Bibel 1531.
,So müesst von nöten schaf und hirt des tüfels lyplich
eigen syn.' UEckst. Hieher das auch in unserer
Lit. des XVII. (so bei JJRüeger 1606; 1635, Gfd;
Sehimpfr. 1651 ; AKlingl. 1688) belegte ,unvonnöten.' —
y) ,von Nöten wegen', notgedrungen. ,Ob wol söliche
Red am höchsten ufbringet unsere Fyend, die wir
also von N. w. müssen anregen; dann hie ist die Not.'
B Syn. 1728. Dafür ,dur not.' 1282, Bs Urk.; ,us not':
.Sittenmal so nun klärlieh gehört ist von dem bann,
muess us n. folgen ein gewalt.' B Disp. Vgl. auch
das syn. .nothalb.' JJRüeger 1606, 26. — 8) Einen
.an N.' (an N. W, a, e N. AALeer.; Id. B; LG.; GT.;
/., ., : N. AAWohlen, ,,nöd W, enöd AaF.; BR,; L;
SchwMuo. ; UwE.; ZZoll., innöd BBr., cnörd Z) In",
unbehelligt, ungeschoren lassen. aaOO. ; .missum fa-
cere.' Id. B. Syn. mit Frid hin, .ungenöt 1.' Bes. im
Imp., z. B. : Lach-mich einist enöt! AAWohlen. Er
löt-mich nie öni N. Gr Kai. 1872. ,Nun gond dennen,
ir wiber, und lond mich an not!' NMan. Samuel:
,Lass mich on not!' VBolz 1554. Aus Missverständ-
niss (indem j als unbest. Art. gefasst wurde) die gegen-
sätzliche Formel: Eim hei" N. lä", keine Ruhe lassen,
mit Bitten anliegen Aa; Z tw. — s) in der Rspr.
,Swer darzue loufet [bei Streitigkeiten], als der rat
gesetzt hat, und den [der Streit anfängt] heben wil
durch gerilltes not, tuot der denn ainen schaden, der
855
Nat, net, nit. not. mit
856
ist niht dor stat schuldig mit der buose, sid eis tuot
durch gerilltes not.' 1359, GScherer 1859. .Eehafte
n. [s. Bd 17], hon en not, gottsgewalt.' 1519/4-4, Schw
LB. Gewöhnlich formelhaft .Herren- oder Lybs X.'.
zwingende Pflicht gegenüber dem Herrn oder Krank-
heit. 1406/1562, Arg. IV 314; B Wiedertäufcrmand.
1597; Bs Landesordn. 1757. Mit Bez. auf die Folter:
,Ein gfangner, der diebstals zigen, der aber an der n.
bharret, nüt schuldig were.' 1551, /Grün. — b) Drang
zur Befriedigung natürlicher Bedürfnisse, bes. Stuhl-
drang Bs; B; GRChur; Tu; Z. l'h ha* N. (uff ''en
Äbtritt) Bs; B; Z. Lerer, tarf-i'" usse», fh ha* für'Hig
N. GRChur. Hieher wohl: ,Er verschwindet [so
schnell], als ob ihn eine N. anstiesse.' Sintemal 1759.
— c) dringendes Bedürfniss übh. 's tuet 's für (V N.,
zur X., reicht für das dringendste Bedürfniss aus Tu;
Z. S. noch fechten (Bd I 604). Abraham nach dem
Mahle zu den Gästen: ,Ich bitt, ir wöllind verguet
han an disem gringen abentbrot, es hat üch kum Ver-
stössen d' n.' Haberer 1502; vgl. ebd.: .Verstossend
üwer hungers n. am überblibnem abendbrot.' — d) Not-
durft. Mangel, allg. .Ich habe müssen N. leiden am
Kaffee, d. h. bin daran zu kurz gekommen' Schw. ,Und
werdent den landlüten 10 ß an iro not [d. h. zur Be-
streitung der Landeskosten].' 1384/1544, Schw LB.
— e) drangvolle Lage, Bedrängniss. Eine" i* d' Nute"
bringe" AALeer. Es ist N. am Ma" Aa ; Th; Z. Es
ist en armi X. mit-em Gh. Sehwerfi) X.! Fluchformel
AALeer.; verst. Tüfels-Schucr-X. L. .Ist dass er wirt
geslagen tot, so hat er [der Herzog] dorumb dhein n.;
denn welicher verlört sin leben, dem darf er nit nie
sold geben [braucht er keinen Sold mehr zu geben].'
1474, Bs Ohr. ,Wohar sollt mir kon diser fund? was
gieng mich not an, so'snitwär?' JMürer 1560. .Was
gehen dich, o Mensch, für Nöl an. einen so freund-
lichen, guttätigen Gott zu beleidigen ?' FWvss 1670.
S. auch friden (Bd I 1284). Spec. von der Kampfesnot.
.[Die Soldaten schwören, nicht zu plündern] bis das
feld behept und die n. erobert wirt.' Ap LB. 1409.
,l)ie grossen bansen hab er also ghört bochen, und
[als] wettent s' alls erschlachen; do es aber zuo nöten
kam, fluchend sy.' 1529, Strickl, ,Die hohen Nöten',
die au das hohe Gericht fallenden Vergehen, wie
Mord. Brand, Baub, Notzwang; vgl. Ztschr. f. schwz.
E. II 109. — f) .Leibesnot'; Krankheit, heftige Schmer-
zen Z. N. irin Beine", Herz-, Chopf-N. ha* (in diesen
und ähnlichen Zss. nach Analogie von Wc auch Neutr.).
Die (g'Jscharrig X. 1) = Schwülen-Fieber (Bd 1 637);
vgl. Scharr-Boti. — 2) die (g'Jsch. N. ha*, übereho",
vor Neugier, Ungeduld sich nicht mehr stille halten
können SeiiSt. ; Tb; Z. jY. am Wasser Im", Urinbe-
schwerden, von Menschen und Tieren Tu; Z; vgl.
Wasser-N. ,In sterbenden nöten.' 1524, Seg., RG.
.Wie soll die hebanim der frowen ab der n. helfen ?'
Ruef 1554. ,Der mit harnen mag und ist im der harn
widerstanden und fast n. hat.' Zu Arzneib. 1588. ,Die
grösst N. hat ich zun Ginächteii, im Buch und an
heimlichen Orten.' 1604, Aruüser. ,Wann solche Gich-
ter lange währen, so weiden alle Geister in Harnisch
gebracht und brechen dann die Kindenwehe oder
schwere N. aus.' Muralt 1697. — g) Schwierigkeit.
Mühe Aa; B; Th; Z. Es het N., geht schwer AALeer.
's wird .V. Im", schwer halten AaF., Ke. Er wirt X.
Im", es wird ihm schwer werden. Bes. in präposi-
tionalen Verbindungen. Z' N., mit. zur Not B. ,Ea
sprenge sie aus der Haut, oder 's heig d' Hut no'1'
z' X.' Gottu. Z' X. heig es-es noch chönne* etoänge*,
dass si Öjtjiis g'esse" heige*. ebd. ,Der Handel sei so
verdreht und verwickelt worden, dass man z' X. hätte
merken mögen, warum es sich eigentlich handele.' ebd.
,Z' N. konnte ich einen Kreuzer abmärten.' ebd. Mit
X. Aa; Gr; Tu; Z. Er ist mit X. wider us-dem Wasser,
(,7(o". Bes. vor Mass- und Zahlangaben, kaum, knapp
Th; Z. 's ist mit X. en Vierli'g. .Dieser Ort ist so wehig
bekannt, dass ich ihn mit Angst und X. [nur mühsam]
entdecken konnte.- JRWyss, Skizze; vgl. Bd I 837.
.Ich nioclit weder lesen noch schryben. doch die schuol
versach ich [als Lehrer] mit grosser n.' 1572/1614,
Ardüser. ,[Sie] wurden meistenteils wehrlos über-
fallen und ohne N. geftüchtiget [mit Leichtigkeit in
die Flucht geschlagen].' HsEEschkr 1iS9'2. S. noch
ver-fällen (Bd I 760). — h) Flurname Gl; ZBub.; an
letzterem Orte eine Stelle in der Nähe des ehemaligen
Galgens, wo die Delinquenten gesehoren wurden und
beichteten; vgl. übrigens Angst 2 (Bd I 337). —
2. als Adj., Comp, nöter, Sup. nötest, mitist, a) in den
Verbindungen ». si", tue", a) entsprechend 1 a, not-
wendig, dringlich sein AALeer.; Ai>; B; G; Scn; Th;
W; Z. ,Es war nocl' vil nöter. alle Patente abzu-
schaffen.' B Hist. Kai. 1844. .Hilf hie. das tut jetz
nöter.' Gotth. Der Pfarrer hat rässi Rede" g'lmltc" ,-
's ist ii. g'si" :' Mostli'ge*. Ap Kai. 1888. .So ist nöter
weder vormals, das...' Zwingli. ,Je da zum eisten
retten, da es zum nötisten tuot.' 1531, Strickl. .Das
usalmenbueeh hat die göttliche Weisheit, die alle
kunst, so vil n., anrüert.1 Z Bibel 1560. S. noch ab-
galt (Bd II 10). .Nit n. ze melden-, formelhaft in der
Lit. des .Wl./XVIL, um längere Ausführungen. An-
führung von bereits Bekanntem abzuschneiden. .Wie
Gott seine Strafen geschickt habe, zeugen die Histori-
schreiber hin und wider, nicht n., dasselbe hiehcr zu
setzen.' Ziegler 1047. S. noch gegnen (Bd II 115).
Mit pers. Subj.: ,Da Anne Bäbi daran gelegen war.
Jakobli so bald als möglich auf den Beinen zu haben,
so tat es sehr nötlich und machte die Sache recht
gross; je nöter es tue (je wichtiger und dringlicher
es die Sache darstelle], desto stärchere Zug gebe der
Doktor, undje stärchere Zug er gebe, desto eher sei der
Bub wieder z'weg.' Gotth. Mit Dat. P., auch i. S. v. :
es eilig haben. E" Tropf Wi" tät-ere" [der Mutter]
noter als dem Schnuderbueb da. Gotth. Wem z* u. ist,
de'' irurt nit fertig ScilSt. (Sulger). 's ist-mrr nid n..
ich habe keine Lust. ebd. lch e*mol gieng nit ganz
i'hi", um kei" Gelt nit, das tät-mer n.! iron. Schwzd.
(GnMai). Jo, jo, tuet nöd it., ieh mag iraul g'uarte".
AHaloer. .Wie sie von einandren ritten und giengeiid
und inen nun n. umb guot was und jetlicher gern vil
gewunnen hetti.' 1388, Gl Urk. ,Sy sollend in nit so
n. lassen syn oder so schnell ylen.' 1478, Gfu. ,Dann
sobald [die Franzosen] des geschützes inne wurden,
was inen nüts nöters, dann hinter sieh ze wichen.'
1511. Müller, SchwG. ,Üeh ist so nott in das Basel
gewesen [nach B. zu gehen].- 151"'. Bs Brief. .(Mi etwa
einer frowen n. wind, etwas in einem kessel zu er-
sieden und weschen, das mag sy woll tuen.' 1519/44.
Schw LB. .Daran ist schuldig der bapst und der kaser
und der küng von Frankrich; den was so n. über
ainanderen [herzufallen], das sy arm 1 ii t maehlend.'
1523, HsStockar. ,Uns täte klagen nöter weder sust
ieinan.- 1521. Ausch. .Etlich sagtend, er schliefe, so
857
Nat. in'1, nit. not, mit
s.v<
n. was im zu dem kämpf [irbn.];' Zwingli. ,Die ursach
1 1 1 . • u 1 1 1 ich wol vernän, wo mir nit war so nol gen
hellen [sagt ein Teufel].' JMürjer 1559. ,Ein posi qs
israelitischem heer ist bar kon; es hat gwüss lang
nie so n. ton.' RSohmid 1579. .Eerbare lüt habend
nit vil uti' denen wiberen. die inen so n. lassend sin.
andere mannen zuo nämmen. das sy kum warten mö-
gend, bis ire abgestorbenen mann, also •/.' reden, recht
vergraben.' 1,1, av, 1584. ,Der französischen Ritter-
schaft war so n. zu fliehen, dass ihrer keiner sein
Lanzen mit sich getragen.' JLCvs. 1661. ,1hm n. sein
lassen, eilen.' Hosp. 1683. ,Es ist uns nöter reich,
dann selig zu werden.' JUlr. 1727. Mit pers. Subj..
Einem (mit Worten oder Taten) zusetzen. .Herzog
Liutpolt tet im [künig Ludwigen] als not und als we
mit krieg, dass . . .' 1334/1446, Z Chr. ,Vor mitternacht
ted man her Hansen Waldman so not, dass er uf
Hess blasen und zog us zu Bern vor mitternacht.'
Edlib. Auch mit Dat. S., spec. auf Reisen tapfer ein-
hauen AABb. ; GrD. D' Vögel händ de* Trübe*berene*
n. tö* AaBIj. Dem Chds n. tue" GrD. Einem z' nöd
tue", ihn zu scharf züchtigen, hernehmen GrPi\ Z' nöd
tue* brachst de" Henne" [die in den Garten einge-
brochen sind] notte" nid. Schwzd. Sich nid z" n. tue",
sich nicht überanstrengen GrPi\; s. Schwzd. 29, 114.
— ß) entsprechend 1 b. Es tuet-mer n., vom Iirang
zur Stuhl- oder Harnentleerung A.tLeer. ; Ar; B; L;
W; Z. ,Alvus eum cogit. urget, es tut ihm n. Caca-
turio, mir ist n.' Denzl. 1677; 1716. — b) „not, ann-
lich, dürftig." — 3. in der Verbindung n. und gar,
beinahe, auf ein Haar L. Er hed-e" h. und gar tröffe".
Er mär n. und gar ertrunke*. .Als ihn dieser Zwi-
schenfall n. und gar um ihre Gunst gebracht hätte.'
Lüt., Sagen.
Auf Vermengung von äue not und unnöt beruht die Form
.onunt.' Z Bibel 1560 (,Ist uns u. hoch ze rüemen'). Der
in yir;ul. Stellung erfolgte Übertritt ins Ail.j. ist schon mhd.;
vgl. Gr. Vv'B. VII 918/9. 2 b könnte den Um!, aus den
Steigerungsformen (nöter bezeugt St. für Aa; B; VO; Gl;
Seh) bezogen haben. St. lässt es übrigens unentschieden,
ob Adj. oder Adv. anzunehmen ist; im letztern Fall könnte
ein adv. Casus von Not vorliegen (mhd. adv. nöte, twete) wie
bei 3, wenn Dieses nicht aus g'nöt (s. d.) entstellt ist.
Un-Not: 1. Subst. En U'nöt, etwas Unnötiges
Sch (Kirchh.). Vgl. es ist, war kei" U., nicht über-
flüssig Aa Jens. Kaisers! ,Von unnöten [unnötig] ze
melden, erzellen', formelhaft. ,Mit merern Worten hie
v. u. ze melden.' 1529, Absch. ,Wie ir von ücli selhs
merken und üch dess zu erinnern habend, dass es v.
u. ist, üch söllichs wytlöufiger zu erzellen.' 1544, ebd.
Vgl. auch das syn. ,unvonnöten' unter Not 1 a ß. —
2. präd. Adj. .Martha, du bkümmerest dich um gar
vil ding, die ytel sind, u. und ring [geringwertig].'
Fdnkelin 1552. .[Die Eltern] klagend sich etwan, sy
habind bei iren kinden wenig ansehens, und tuot inen
nit u. [sie tun es nicht ohne Grund].' LLav. 1582.
,Es ist ihm nicht u., necessitate urgetur.' Denzl. 1716.
,U. ze melden, hievon ze reden.- XVI./XVII.
Eine Contamination der Verbindungen ,eunöt' (d. i. o«e
not; s. Not 1 ii S) und ,vou Uuuüt' liegt vor iu der Stelle:
.Von ennot [unnötigerweise] in unruow sitzen.' HBull. löT'J.
III 386. Vgl. noch Unot (Bd I 299) und dazu als Nachtrag:
.[Beim Kau der kostspieligen Schanzen] ist von etlichen spütt-.
lieh gesagt worden: sie habind gemeint, die Schaffhauser
habind nur einen Unnot, aber sie gsechind, dass d' Züricher
einen kostlicheren U. haben wöllind.' Schimpft. 1651. Nach
Tr.iii hiess in ZWthur ein Baumagazin U., weil die Bürger
klagten, man habe genug Vorratshauser und dessen Bau wäre
entbehrlich gewesen.
Eren-. .Wer an der Generalmusterung, E. vor-
behalten, nicht erscheint.' 1778, üfd (Ndw). Vgl.
.Herren Not' (unter Not las), Er 1 (Bd I 390). -
Nagel-, in Bs 's Nagels-: änsserste, höchste Not,
allerletzter Augenblick'; vgl. Nöt-Chnopf (Bd 111 752).
Es bis uf d' N. use" cho* In" Tu. A.üe*wil warte* bis
uf 's Nagels Not Bs. Me" muess (sott) Nünt uf d' N.
a"chu" lö". Sulger; Kprww. 1869. .Aber es war so
immerhin deine Manier, Manches auf die N. ankom-
men zu lassen.' 1554, HBull. (Brief). Mit N., mit
knapper Not Th. Er ist noch mit N. recht [rechtzeitig]
cho". — Brands-. .Als im Jahr 1268 die Statt von
Krieg und Br. -Nöten ganz unbehuset war.' RCys. —
Schwer- Schwe-r-: 1. interj., wie nhd. B; Z. I'otz
Schw.t. — 2. m., PI. Schw.-nöt, leichtsinniger oder
boshafter Mensch ZO. (Brunner). — Töd(e)s-. .Da
nun Ruoland also lag in todsnöten.' Volksb. ,1519
waren grosse Todesnöten (Sterbet) im Lande Uri.'
Gfd. ,Wann der mann durch todsnot vor syner frauwen
abgat.' 1521, Aa Rq. S. noch Gr. WB. XI 568 (meist
aus Schweiz. Quellen). — Tät-uns- Tet-is-Nöd m.:
Schelte auf einen lahmen Arbeiter und Nichtsnutz
GRPr.; s. Schwzd. 29, 12. Dim., kleines, schwaches
Kind, armes Ding GRHe. — Wasser-: Harnverhal-
tung Ar; „Gl; GRh.;" Zu. — Za"-: heftiger Zahn-
schmerz ZO. (auch n.). ,Für Z. nimm gelb Gilgen-
vvurzen [usw.].' Künzli, Wthur. Chr.
g'nöt AaF., Fri., Leer.; Ar; Bs; B; Gl; GaUVatz;
GT., W. (auch Id. 1799); Sch; S; Zu; Z, g'nöd Gl;
GrCIiui', L.; GO., Sa.; Z tw., g'nöt BO., g'nöd SRech.
— Comp, durchweg mit Uml. : 1. Eim g. tuen, zu nahe
treten, .wehe tun, ihn belästigen oder leicht beschä-
digen GrD. — 2. angelegentlich, eifrig Bs (Spreng).
Eim Öppis g. a'chünde", a'dinge", eindringlich ZNer.,
Zoll. ,Üns dahin bewegen lassen, dass wir desto gnöter
in allen unseren Nöten dem 1. Herren Christo zutrin-
gend.' Pontisella 1602. ,Ein fürsichtiger Fürst, der
sich ouch die Armen gnoot liess angelegen sin.' JJRüe-
rer 1606. ,Du hast meinen Sabbat gehrochen, den
ich dir so gnot eingeknüpft hab.- FWvss 1672. —
3. eilfertig, rasch Ap; ÖRÜhur, Pr.; GRh.; 1'nTäg.
G. lauf zum Dokter! Ar; GRh. Trinkend üs nu g.
und g' schwind! Gr. Er gang koan Schritt g'nöter.
wenn 's Hagstecke* rengeti GBern. Der sei e" chli"
waul g. ufg'jockt zueme* söttige" elende" Bä*. AHalder.
Gha**-me* d' Are* numme* zelle*, isch 's Gliom i* sibe"
Wuche* i" de* Kelle"; göt 's aber g., so hät-me" i"
sechst" Br öl TuTäg. ,D' eidgnossen kommend jetz gar
g.' SEMrACHERLiEn. Seltener adj. Ar; GRh. En g-e*
Gang, Schritt. De" g-e* Weg, schnell, ungesäumt Ar;
Gb; oTh. B'sonders mues*-ich an-ere* rüeme*, dass si
uitil omme" stöd und schwätzt, dass si allemol de" g-e"
Weg wider i" 's Hüs ie z'rogg chonnt. Schlaffer.
(Gang) de" g-e" Weg! packe dich auf der Stelle!
Wenn-cr wend met furc", so gönd de* g-c" Weg und
holid Biülete" [Billets]. Ap Kai. 1879. Das göd de"
g*c" Weg, schnellen Schrittes. Tobl. De" g-e" go" lo",
sich eilig davon machen, ebd. So (se) g., so rasch,
bald (als) Ar; GRPr., UVatz; GSa.. T. Iez pack-di''1
fürt, so g. 's cha"" si". EFeurer. Gang iez, so g. a's
d' ZU hast, auf der Stelle. G Kai. Es chunnt ge"
regne", se g'nöud-me" d'ere" [Regenblumen] abrupft.
•
Xat, net. nit, not, mit
-,;n
G Prophet 1855. Se g'nuiid die [geweihte Glocke]
a'föiit lütte?, müend alli Wetter z'rugg GSa. S. noch
Äteren (Bd I 588), Leder (Bd III 1072). — 4. in kurzen
Zwischenräumen auf einander folgend, oft Ap; G (auch
Id. 1709). Z' g. ufenand Tarn, von sich drängenden
Ereignissen, z. B. von rascher Vermehrung einer Fa-
milie Gr. Du, chonnst-mer z' g., kommst zu oft in
mein Haus. Er göd nüd g. i" d' Ghileche". So g., so
oft. So g. ich 's säg, er folget [gehorcht] doch nüd
GTa. Von einem eingezogen lebenden Beamten sagte
Einer: ,Er ist wie eine gute Mauskatze, immer daheim,
so g. men-e" nötig hat' Ap. Se g'nöud er d' Charte"
z' gi" chu" ist, sind-em Bür und Neil nie e'tgange"
GSa. — 5. völlig, gänzlich PA1. Der Apfil ist g'notter
führ. Alli g., alle zusammen. Mit adv. s: G'nöds
über Dank, gerade(zu) erzwungen Gr. ,Vürslüege
[verzäunte] ieman die gemeinmerki als genote, das es
nicht offener lücken nette, der muesste es besseren.'
1339, Gfd. ,Ist dass ein herr den dritten pfenning
genot von einem ungenossen nimmt und schenket im
daran nutzit.' 1412, ZBors. Offn. ,Was aber nit be-
trifft die leer, sonder usserlich und hierinn nit ver-
griffen ist, sol sich Synodus gnodt entschlahen und
niitzit beladen.' XVI./XVII., Z Mand. .Wo han ich
iez mein Wein und Brot? Am Bättelstab bin ich iez
g.' JMahler 1674. ,Wir band Niclausen heiter gsähen
in seiner Gstalt, als labt er gnoot [leibhaftig] und wer
erstanden von dem Todt.' ebd. Ganz, sehr. ,Dass
ire macht gegen üwer g. klein und nüt ze schetzen
was.' Salat. ,G. nüt', gar, durchaus nicht(s). ,Darby
blybent s' und anders wellent sy uns g. nüt raten.'
1424, Absch. ,Parumb du g. nüt schaffist mit dinem
unrüewigen, bitteren und erdichtem schriben.' Salat.
.Man bedarf dines färwens g. nüt.' ebd. ,Der bapst
gebot Ferdinando, das er sich g. nüt sölte annemen
der krön Siciliae.' HBüll., Tig. ,G. und gar- 1) ganz
und gar. ,Man wurde si als die ungehorsamen rotter
je nach gstalt der sach an lyb und guot strafen oder
g. und gar verschicken.' 1532, Egli, Akten. ,Er hat
wellen sprechen wie ein andrer frigheitsbueb, der sich
g. und gar verschempt hat.' Salat. ,So oft uns der
fyend erzürnt, im g. und gar verzyhen, wie wir be-
gerend, dass Gott uns verzyhe.' OWerdm. 1552; dafür
,ganz und gar.' Herborn 1588. ,Sy hettind kein fleisch
nier, sonder wärind g. und gar zum geist worden.'
HBull. 1561. .Der vicari sprach, das gefiele im doch
gar und g. nüt.' ebd.; s. noch läpperisch (Bd III 1351).
- 2) beinahe „Aa;" B; VO; „S;Z;" in ScHwBrunn.
S8 9- %s gar (s$). Hierher wohl auch: us g. us g., beim
Haar BE. Us g. us g. leär-er unger de" Wage" cho".
— 6. genau, peinlich. .Alle-in hat man des wol zu ge-
wahren, dass man g. gedenke [bedenke], mit wem man
zu schaffen habe.- PWtss 167:!. Es g. ne* AaZoI'.;
Srii; '/.. Me* nimmt 's du und so g. '/.. En Avikat
nimmt 's nid se g., verschluckt e" Boss vor -'em Morge*-
bröt. Schwzd. (Sch). Uf dem ScMissmärH giH 's vil
z' g'schuue", und si neme'd 's simM'n g. JSenn. Mein
isch dö und se </.. wählerisch in der Ausdrucksweise.
ebd. ,In dem treibe es der Meister dieser Tage noch
gnöter als vorher, ihm alle Handgriffli und Vörteli
vorzufigürlen.' ebd. G. luegc", angestrengt, scharf,
unverwandt auf Etwas blicken Aa; Bs: Gl; GF., T.;
Zg; Z. Von einem Gegenstand, auch Menschen, der
bei genauerer Betrachtung nicht verliert, sagt man:
's G.-Luege" tuet Dem nüd we Z. Je g'noter ass-me"
luegt, je röter ass-es n-ird Aa (Rätsel von der Erd-
beere). Er het g. müesse" luege", er hätt in [den Weg
bei Nacht] sust nit g'seh. Breitexst. Dem Exame"
gar g. [aufmerksam, gespannt] zueluege". ebd. ,Er
packte die Bänder aus, welche ein älterer Herr auf
die Wage legte und gar g. durch seine Brille luegte,
ob das Gewicht richtig sei.' ebd. Lang und g. die
Helge" g'schaue", bis-is d' Augen überlaufe'd Z (Aus
allen Gauen). ,So gebüt uns ouch der wys mann,
dass wir die töchteren und jungkfrouwen nit g. be-
schouwen söllind.' RGualth. 1559; vgl. Sprüche IX.
,Contemplari intentis oculis, ein ding g. beschauen,
steif und stäts anluegen. Visus dirigere ad alqm,
einen fast g. ansähen.' Fris. ; Mal. .Stephanus sach
g. hinuf in himmel.' HBill. 1571. ,Besach mich gar
gnoot.' Jos.Maler 1593. ,Es sol £in Vorstehnder g.
für sich sehen, dass er Niemand ärgere.' FWvss 1670.
,Wir losen zwar genoht, wann ein Mandat gelesen
wird, aber wir lugen vil genöhter auf die. so es ge-
machet.' ebd. 1672. Mit dem Nbbegr. des Gierigen,
Hungrigen: g. ( ,rfri*" ) luege" Aa; „B; VO; S; Z." —
7. durch ängstliches Betragen lästig fallend UUrs. —
8. geizig BHa. — 9. Not. Mangel leidend; kümmer-
lich, knapp Aa; Bs; B; „VO; S; Z." En g-er Mansch,
der am Nötigsten Mangel leidet. Es g-s Jär, Hunger-
jahr; g-i ZU, Notzeit. G. werde*, knapp werden BSi.
D's Chrüt wird g., es gibt wenig Gras. Es ist e"
grössi Türung in d's Land choe", und er ist schröcklich
g-er worden BSi. (Übersetzung von Lucas XV 14). Er
ist e" richer Ma"°, aber doch e" g-er Ma"", befindet
sich vorübergehend in Geldnöten. „Er muess g. lebe",
sich kümmerlich durchschlagen. Das Jär gut 's g.,
fällt die Ernte nur spärlich aus TuTäg. — 10. zur
Not, kaum genügend (z. B. von Massen, Gewichten),
knapp AaF„ Fri., Leer.; Bs; B; Gl; GrD.; GMels;
Sca; S; Z. E" g-s Mess. 's isch g., g-i ZU, hohe Zeit B.
's mag 's noch $so g. ge"; 's ist g. g' gange". Eso g.
änc", mit genauer Not AALeer. Mer sind g. dure*
cho". Er ist g'rad g. noch der Laut z' entgän chon
GrD. Es ist-em g. dra" dure" g'gange", er ist mit
knapper Not der Gefahr entgangen Gl; Z. „Ich kann
das Kleid g. einknüpfen. "
Mild, genoete, Adj . : genöte, Adv.; einem ;/. tuun, ihu be-
drängen. Vgl. auch Gr. WB. IV 1, 2, 3484/5, zur Be-
deutungsentwicklung vhüm (Bd III 2S8/9), gewinn. Die Ver-
bindung am Schloss von 5 scheint aus <oa y. e* y. (ea aus
ah) entstellt.
ie-g'not: jetzt, eben, gerade. .Alles guet, so sü
iegenote haut, ald an ir tot bringent.' 1305, Z Urk.
(Vennächtniss). ,Swer das uf den selben tag nit getan
hat oder ie gnot tuet' 1331, TnFr. Stadtordn. .Da
man in henken sohle und man's ie gnöt tuon wolte.'
KvAmmexuusen. .Als ir ghört haut und ist iegnöt ge-
däht.' ebd. Als Übers, des lat. jam. 1425, G Hdschr.
in-: verstärktes g'nöt 6 <! i fg.J ; ZO. Er bieget-
mich i. a". Er stöt bim Bach zue still und lueget
i'gnöd drinn abe". Stutz. — Vgl. m-grüen (Bd II 752).
geld-g'nöt. G-i ZU, Zeit, in der das Geld knapp
ist BHk.
nöthaft. .Man inuotet niemand zuo, das in sinem
vermögen nit ist oder mit n-en zuofällen [d. s. Fälle
höherer Gewalt] mag verhindert werden.' Yad.
nötig Schw (Tryner); Uw; ZO., S.f, sonst nötig:
1. dringend, angelegentlieh B; (iL; L. .Ein blindes Un-
gefähr gewöhnlich entscheide, wen sie heirateten; wer
s,;i
Nat, net. nit, nnt, mit
862
am nötigsten fcne, kriege sie gewöhnlich.' Gotth. —
•_'. viel beschäftigt, emsig, eilig GrD.. He., Nuf., l'r.. Seh.,
Spl. (lt Tsch.). N. arbeite" GuNuf. Eis n. (in GitPr.,
Spl. n-s) ha", es eilig haben Gr; Tu; vgl. Tsch. 695/6.
l'h würti gere" rerzühe", aber es gaid nid, ich ha" 's
erschröcheli''' nötigs, Arbet e' bedc" Site; va' hinne"
und vorne". Schwzd. Verst.: Er het 's bode'nötigs
GRSpl. Auch von Geräten: Der Angge"hafe" hat 's n.,
wird viel in Anspruch genommen GRHe. S. noch Müs
(Sp. 474) und Bühl. I 264. — 3. notwendig, nötig Aa
Leer.; Bs; B; GRChur;PAl. ; Ta; Z. Im hedang' fange"
fdlje" das Netige PA1. (Übersetzung von Lucas XV 14).
Was mir dert eso netigs vorchon ist, das sin'1... Alpen-
rosen 1872 (BGr.). ,üass ein Gott lebt, ist n. und
muess also syn und kann nit anders syn.' OWbrdm.
1552; dafür .notwendig.' Herborn 1588. S. noch Cher
(Bd III 432). N. si", mit urspr. Gen. (aber als Acc.
bzw. Refl. verstanden), bedürfen ÄALeer.; B; Scnw;
S; Th. Er isch-es n. AALeer. ,Bist flissig? fragte
Jakobli. Es wär-si n., wen" geng ume" Alles rerheit
ist, antwortete das Mannli.' Gotth. Es schint, du
wärsch-mi n. g'si". Schild. Dir sid Öpper n., wo-n-
euch ältere Frau a" d' Hang göt. ebd. Wenn-der tippe"
Geld n. sid. Joach. ,Das Vater-Unser schliesst Alles
in sich, was wir n. sind.' LKInderbitzi 1826. ,Er
gieng in einen. nahen Wald und fällte, bei Nacht, was
er n. war.' B Hist. Kai. 1804. ,Zur zit, do man des
notig was.' 1499, Schlachtlied. N. ha". Er hat 's n..
kanns (z'.B. Geld) gut brauchen Aa; Bs; G; Th; Z. Ver-
stärkt bluet-n. Er ist e" Hüsleni [von einer Sparsam-
keit], me" meinti, wie hl. er 's hett GSa. 's hätt 's öppe'
n., Erwiderung auf einen Glückwunsch, z. B. zur Ge-
nesung von langwieriger Krankheit B. Me hat si nüd
n. Z. 's hat si n., iron., das fehlte noch! Th; Z; dafür
das war-m.tr (auel>) noch n. GnChur; Th; Z. Ordni*g
schaffe", iro-se-si n. hed ScHwBrunn. — 4. = genöt 9 Aa;
Bs; B; Gl; GrD. ; L; Sch; Scuw; S; Obw, wie dieses
(tw. im Gegs. zu g'nötig, arm) bes. von vorübergehen-
der pekuniärer Bedrängniss Bs; BoE.; UwE.; Z. En
n-er Pur, der viele Schulden hat; en n-er Hamperchs-
burst, der .fechten' muss ZZoll. ,Dass er reich und der
andere ein arm, n. Lehenmannli sei.' B Dorfkai. 1863.
Der n. Mo*" het halt ne" stärkt Hüshalti'g g'ha". Joach.
Der N. und de Gizig sind glich ei's, weil sich der
Bedrängte vom geizigen Wucherer alle Bedingungen
gefallen lassen muss ZO.; anders: De' Gitig und de''
N. sind nid bald handelsei"s. Sülger, neben: Der Gitig
und de'' N. g'hnre'd z'sämme", hat der Wuecherer g'seit.
ebd. E" nötigs Weser-, ein armseliges AALeer. ,In
fruchtbaren und unfruchtbaren Jahren, in n-en oder
heitern Tagen.' Gotth. Er isch geng n., mi" ma'-n-im
helfe", wie-me" will B. I'h hi" nüd n-er, habe Nichts
nötig, keinen Hunger BHk., Ha. .Auch sind die mei-
sten schon recht n. und arm.' Stutz. N. si" an Üppis,
daran Mangel leiden B; Z. N. werde", in Not geraten.
,Dem geht es nicht vorwärts, der Mann wird n.' Gotth.
,Je nötiger einer wird, desto weniger wird ihm; der
ärmste Bauer, welcher das Geld am nötigsten hätte,
hat zumeist den magersten Hof, der Nichts abträgt.'
ebd. ,I)er Fötzel, der bald sieben Jahre studiert, der
hat meinen Bruder so n. gemacht, dass ihm für d's
Bure" d's Geld fehlt.' ebd. Si tuend n., stellen sich
bedürftig AALeer. Wie-n-ich n. lebe" muess. Trvner
1840. ,Dass er notig und arm worden was.' 1344/1446,
Z Chr. ,Wer aber ieman als notig, dass er die buosse
nicht geben vermöchte.' 1387, Gl Urk. , Wer och. das
etwer also notig war, das er der markten nicht möcht
gebeiten von siner not wegen.' XV.. Scbw Bq. ,Der-
selb pfleger was allweg nötig an gelt und die frowen
wurdent gar kum von im bezalt ' 1525, Bosse., Chr.
.Der K. sige fast notig und nit so wolhabig, das er
vil künni gen.' 1549, UMey., Chr. .Dem betrüebten und
nötigen die hand darreichen, afflicto et jacenti dex-
tram porrigere.' Mal. .Wenn einer einem reichen das
sein nimmt, ist es ouch unrecht, aber noch unrechter,
wenn einer leut, die sonst notig sind, beraubet.' LLav.
1582. .Derglychen nötigen Hausvätteren zu bewilligen,
von ihrer Ehewyberen Gut so vil, als er tunlich syn
erachtete, anzegryfen.' B Gerichtssatz. 1615. ,So einer
usserst notig.' 1653, AAWett. Klosterarch. S. noch
ver-gelten (Bd H 280). — 5. = g'nöt 10 SchwE. —
6. nötigs-gar = es g'nöt es gar (unter g'nöt 5), beinahe
SchwE.
Mhd. nötec, noetec in Bed. 4, auch 1 — 3. 3 und 4 sind
z. T. (so in ZO.) lautlich geschieden, iadein in Bed. 3 die
Form mit Ural., in Bed. 4 die ohne Uml. gilt. S. noch Gr
WB. VII 940/1.
un-: 1. wie nhd. U-i War ist um en Heller z' tür.
Sdlger. Mit spec. Anwendung auf lästige Schwätzer
und deren Geschwätz Z. Es u-s Mal ha". — 2. nicht
bedürftig. , Missbrauch in Austeilung der Aluiosen-
brötlenen an Ohnnotige.' 1750, Z Staatsarch.
g'nötig Schw; UwE.; Zg; Z, sonst g' nötig: 1. Er
ist g'nötig, von einem Gläubiger, der seinen Schuldner
zur Zahlung drängt Z. — 2. arm, armselig Schw;
UwE.; Zg; ZO.; es bezeichnet (so in UwE.) zum
Unterschied von nötig 4 den dauernden Zustand. Es
g-s Mandli, das nie aus der Bedrängniss herauskommt.
„Ü> g-i Zit, Zeit der Geldknappheit, der Bedrängniss
Aa; B; VO; S; Z." — 3. mit knapper Not, kaum B
(St.b); Schw. ,Er hat g. entkommen können.'
nötige" nöd- BHa., sonst nötige": 1. (mit Heeres-
macht) bedrängen. XV./XVI. — 2. (er-)zwingen. ,Auf
das dein guetes nit wäre genötiget, sunder selbswillig.'
1531/48, Philemon; dafür , gezwungen.' 1067. — 3. not-
züchtigen. ,Vil klösterliche Wybspersohnen in Klö-
steren yngespörrt, von den Kriegslüten genötiget und
geschendt.' RCvs. — 4. (dringend) gemahnen FGal-
mitz. Di« nÖtigest-mi<!h a" de" Vater. — 5. an Etwas
iimlte" n., eine Arbeit langsam, mit Unwillen und
unter Seufzen verrichten BHa. Jitz, Elseli, mach
g'schwind d' Üfgab, tüon nid esö dran umher n., sust
wurst el'einist fertig.
ungenötiget: unvermischt, rein. .Weiss u.
wachs.' Tierb. 1563, Übersetzung von: ,C'era Candida
novi examinis.' KGesner 1551, 789. Auch in Bs
Hexenprozesseu von 1407, bei Buxt.-Falk. I 4. ,Un-
genötigets oder Jungfrauen-Honig.' Würz 1634. ,Un-
genöttiget Honig.' XVII., B Arzneib. — Vgl.: ,den Wein
nötten', mischen. Lexer II 109.
über-nötigen: überanstrengen. .Conterere boves,
die ochsen gar abmännen, mit arbeit übereilen, ü.,
ze fast brauchen.' Fris.; Mal. Refl. ,Das ist gut
denen, die sich mit den Wyberen übernötiget haben;
die sterkt es.' ZElgg. Arzneib. 1650.
er-: drängen Schw; Zg.
be-: 1. = nötigen 1. , Indem solich statt und schloss
mit geschutz und sust strengklichen benottiget worden
sind.' XV., Nic.Rüsch. ,Ob aber die stett angriffen,
benötiget, bekrieget oder bekümbert wurdint.' 1529,
Xat. lit-t. n it. nol. mit
Absch. .Saladinus hat die armen Christen mit grosser
tyrannei benötiget.' Wdrstisbn 1580. Ängstigen: ,Des-
halb der brüeder. [dnrch eine Geistererscheinung] seer
benetiget, zu im sprach.' um 1510, Siml., Urk. —
2. Ptc, dürftig. ,Du sollt nit innhalten den Ion des
benötigeten und armen ander deinen brüederen.'
1531/48, V. Mosis.
Nötigi f.: Dürftigkeit. ,Er darf des amts nit
notige halb, dann er hablich and böslich ist.- 1568,
ÄcTscnum.
nötiglich: eifrig. ,Wir haben die Äpfel in diesem
Jahr und z' danken brauchst nicht so n.; ich bin froh,
wenn ich die frühen los werde und Platz kriege für
die spätem.' Gotth.
nötle": in Not sein GT. 's ganz Jär plaget si"
und n.
nutli'1'. -kch GRChur; GF., Stdt, Ta., W.; T n ; Z.
nötlig, nödlig (als Adj. auch mW lg) Ar; Gl!h., sonst
nötlich: 1. = nötig 1 u. 2 Ap; B; GiiC'hur, Nuf. ; G; Uw;
Z; „dringlich L; W." En n-er Ma"", eindrängender,
hastender, pünktlicher Mann G. N. arbeite", schrlbe",
emsig GRNuf.; Nnw. Elm n. [angelegentlich] a'dinge*
Tu. Eim n. [eindringlich] zuerede", z. B. bei Tisch
zuzugreifen ZO. N. riefe" Ndw. ,Wenn ich das ge-
wusst hätte, ich hätte ihm nötlicher gedankt.' Gotth.
,Der Mann mochte husten und berzen [ächzen], so n.
er wollte, sie zeigte ihm kein Mitleiden.' ebd. .Scopas
habe ein gastung gehalten; in allem essen habind
iren zwen Simonidem notlich hinaus berueft; indem
wie er gangen, sye das haus eingefallen.' LLav. 1582.
,Si tluhend so notlieh, dass totne Cörpel von rossen
zertreten funden wurdend.' JJRüeger 1606. (Es) n.
ha" (in Ap auch de" Nudllgc" ha"), vielgeschäftig sein,
es eilig haben, sich wichtigtuerisch benehmen Ap;
GRChur; G; Tu; Z. Ich ha" 's g'rad iez n. (z' schaffe" I.
Hand-er ('s) n.? Ap; G. Ein Appenzeller erzählte,
er habe nie notlicher gehabt als in der Hochzeits-
woche: am Sonntag die Verkündung und Brautspine,
am Montag den Brautwagen gebracht, am Dienstag
Hochzeit, am Mittwoch taufen, am Donnerstag be-
erdigen, am Freitag die Kleider ausbürsten, am Sams-
tag mit den Geissen in die Stadt; vgl. JMerz 1836. 8.
S. noch Brut. N. (auch ndlcli'''' B) tue" 1) = es n. ha"
GRChur. — 2) durch Worte und Gebärden ein Anliegen
dringlich vorbringen, dringend bitten, sich eifrig um
Etwas bemühen B. „Der Nachbar tut so n., ich solle
ihn einmal bezahlen L; W." .Geschehen tut es auch,
dass, wer am nötlichsten tut, ganz hintenab kömmt.'
Gott». .Was frag ich einem Knecht nach und war
er noch einmal so hübsch! Du kannst ihn jetzt haben,
du hast doch schon lange um ihn n. getan.' ebd. ,Gar
zu n. darf man dem Mädchen doch auch nicht tun;
es fasst sonst Verdacht und meint, es sei was Be-
sonderes dahinter.' ebd. ,Die Vornehmsten [heirats-
fähigen Bauerntöchter], gerade die tun manchmal am
nötlichsten, dass man sich fast für sie schämen möchte,
ebd. — 3) seine Not klagen, jammern, heftigen Schmerz
äussern, etwas lebhaft bedauern, mit dem Nbbegriff
des Übertriebenen B. Es hed mieh siner ' / äred, er hed
sevel n. 'tun BR. .Gebe es auf Kredit, so sei es nicht
recht; gebe es nicht, so sage man ihm. das sei Nichts
und nötlig getan wegen ein paar lumpiger Franklin
Alpenhorn (BE.). ,'I'u nicht so n.; sövli bös wird
es dir nicht gehen.' Gotth. .Aber es ärgerte mich
doch, dass die Leute nicht nötlicher taten, dass ich
fortgehe, dass sie mir nicht dringender anhielten,
wiei ler zu kommen im Herbst.' ebd. . l'u hast doch
recht, tust [beim Tode des Kindes] nicht so wüst und
n. wie menger Göl.' ebd. .Und wie man [bei Erkran-
kungen eines Familienangehörigen] vor den Leuten n.
tut und noch zu einem andern Doktor schickt.' ebd.
,Es seien die meisten Land Vögte gar gute Leute; wenn
man recht n. tun könne, so Hessen sie einen nicht
nur wieder gehen, sondern sie schenkten einem noch
das Nachtquartier.' ehd. Heftig, arg: .Wenn der
Teufel mit seinen schwarzen Engeln die 50 bis 60
Männer dieser Weiber sichtbarlich durch die Lüfte
davon geführt, es hätte sicherlich nicht so n. getoset.'
Gotth. Durch aufdringliches Bitten, übertriebene Höf-
lichkeit lästig fallend Bs (Spreng); UwE. — 2. = nötig3.
En n-er Cher, dringend notwendiges Geschäft Ap;
GRh.; s. Bd 111 432. ,l.h bin von der herbeng gangen
und hab notlichs vergessen.' HBüll. 1531. — 3. rasch
nach einander Nnw. St chemi'd n. Vgl. g'nöt 4. —
4. was ,Not' verursacht. .Das mächtig und nötlich
geschütz hat den eidgnossen grossen schaden geton.'
um 1520, Gfo. — 5. mühsam. .Zu Zeiten mag [der
Ochs] nicht fressen, ziecht den atem nötlich.' Tiekb.
1563. — 6. nötig 4 „Aa;" Ap; Bs (Spreng); B; „VO;"
Gl; GoT.; „Sch;" S. ,Ein n-er Schmaljunker; n. leben;
es ist n. zug'gangen' Bs (Spreng). .Bravi Lüt, ant-
wortete der Wirt, aber n-i.1 BWvss. Wol giH-er-mer
so nötlicU z' iisse" B (Schläpfer). — 7. (in „B; L wil-
lige*") = nötig ,r> „B;" GRChur; L; Sch. F* mag 's n.
tue- Sch (Kiichh.i. /•'' nicke* drob so hiibschli"* i",
verwache* wider a«c* so ndtli°K. Schwzd. (L).
g'nutli"1' GRChur; ScnSt. (Sulg.); Th ; ZRafz, sonst
mit Uml. : 1. = genöt H ScnSt. (Snlger); Z. Etwas g.
a'lncge*. undersueche'. D« mume* [muss man] g. luege*,
■/,. B. wenn man eine kleine Schrift lesen will Z. -
2. sachte, behutsam Tu; Syn. hofelieh 2 (Bd II 1037).
Si hat e* grüslechs Fieber und chan* hebt Lärme" ver-
trage" : liitti, gönd ««•"'■ g. zum Gaden üs. Th Zeitung.
— 3. bedrängt, hungrig, notleidend AaF.; GRChur; L.
Cr. (Diui. g'nötelig AaF., Ke.; L) tue; den notleiden-
den, Bedürftigen spielen. Sovel g'notilig het 's aber
el'tae" bim Ätti nit üsg'seh, aber Der ist gar c" grus-
lige? BatzCchlemmer g'si*. JKoos. - l. [„g'ndtlige*
B; L*)*= nötlich 7 L; W. Sich g. bücken W. Es
längt, giH 's so g. L. .Er kann's g. machen."
Nötlichi f. .Ich hab uss notliche des Hernien
schribens gefält.' 1570, Äg.Tschudi.
ver-nöt: eilig GuD.
Ver-nöti f.: Eile, Übereilung; dadurch ver-
ursachte Verwirrung, Verlegenheit GRMastr., l'r. Was
tuet und denkt-me* in-ers* söttege* grüsege" V.l Schwzd.
Vor lüter V. MIu'oni.
n8te° I (in BM. auch nii-tc"): 1. tr. a) in Not
bringen, bedrängen. Beim Hirt-trcisxcn (s. Bd II 460)
kommt es darauf an, den Hirten durch Umstossen der
,Geiss' möglichst zu n. Eine Festung. Stadt .n.' [durch
Belagerung usw.] 1407. Wec.f.lin; Edlib.; 1521, Strickl.
.Ein Spinnennetz, das grosser Fliegen keine not, der
kleinen Mückliu vil ertffdt.' MüRER-Rord. — b) not-
züchtigen. ,Wo si die nunnen nit ungnöt liessid.'
Ansh. — c) auch aus., nötigen, drängen, dringend auf*
fordern (spec. zum Essen), anhaltend bitten Aa; Ap;
B; „VO; Gl;« Gli; ScnSt,; Tu; Uw; Z. LaSS-ät*
$65
Nat. net. nit. not. mit
866
nit n. GrCIiui-. let-ni »it »..' (JiiPr., formelhaft beim
Essen. An Eim tone" n. Tu; Z. Du hast auch es N.!
)<•'' mräe? weil cho* Tu; Z. Bö null",} eusri China: Mir
wend voruse*, me* sefr doch awh e" chll" verpfnüse"
[verschnaufen]. Mtll.. Jugendsehr. Hend-erdoch scho'
so mängmöl g'frogt und g'nötet und g'toundret. .Schwzd.
(AaKu.). .Geldnot nötete sie. sieh nieht lange zu be-
denken.' Gotth. Unpers. JBs nötet-mirh geng z' schlafe",
wenn üse" Däche" umc" d's Chanzelstegli üf schläft.
MWalden. 's notd-mieh nüt [ich fühle keine Lust], i*
de" Berge" umc" :' laufe" BG. .Wenn ich ald min erben
verkoufen wöltin die müli, so sol ich ald min erben
den dagwan ze Ennenda [der ein Vorkaufsrecht hat]
gemeinlich n. [sein Kecht geltend zu machen].- 1417.
Gl Urk. ,Wie keiser Friderich und ander fürsten ein
punt im land zuo Schwoben zusamen genot und triben
Land.' 1500. NSchradin. .Das man üch für kein frömd
gericht n. noch laden soll.' 15'28, Absch. Ein Pferd ,n.',
zur Eile antreiben. Morgant 1530. ,Der habich, so man
in zu vil nötet, vergisst des Jagens.' Vogelb. 1557. .Es
were dann, dass die unverschammte und ungestüme
der secteren note, dise ding aus dem wort Gottes zu
erklären.' II. Helv. Oonf. 1566/1644. ,Wie viel muss
man in die Predigen zwingen und n. !■ JMüller 1665.
.Man hat die zu Ninive nicht müssen in die Sack n. und
schinden; sie selbs haben s' angezogen.' FWyss 1672.
Ptc. ung'nötet. Si solle" neue" enangere" cV Sach scho"
mängisch u. g'seit ha". Gotih. ,Dass sy ungezwungen
und ungenöt sich harzuo verbunden haftend.' 1526,
Absch. ,Wil er sich aber guots willens ungenötet mit
iren vereelichen.' Z Mand. 1539. ,Ach Gott, es ist
umb myntwill bschechen, dass ir hand gseit nngnöt
und fry, dass noch ein bruoder by mir sy.' Ruef 1540.
.Das man sy daby ongenot bliben lassen soll.' HBüll.
1572. S. noch fründlich (Bd I 1307). — d) eine Schuld
einfordern, eintreiben. .Der rat sol darunib [um die
Busse] n.. ob er mag; und ob er nit genöten mag, so
sol man im [dem Schuldigen] die stat verbieten, un-
zint er der stat die buosse gerichtet' 1359, G Stadtb.
,Und mögend darumb unser und unser erben aller
oder yeklichs besnnder guot angriffen mit pfenden.
mit verbieten, mit verheften, mit n. und uftriben.'
1406, Gl Urk. Der Abt erwidert, er rede nichts da-
wider, dass ein Freund dem andern auf Ziel leihe
oder um Zins, ,on nötung des houptguots'; zudem
gebe es Leute, die um Zins ausleihen, aber ,uf ein
zil um zins und houptguot widerum haben ze n.', was
ein eigentlicher Wucher sei. 1525, Absch.; vgl. ebd.
IV 1 d 348. — e) gerichtlich belangen. ,Das der pfaffe
den burger. der im frevel hat getan, den der rat nit
getwingen mag, beklagen mag. swa er in genöten
mag. Wer ouch, das debeinem burger umb unfuoge,
die er einem pfaffen hete getan, du stat wurde ver-
botten und in der rat nit getwingen mohte. den sol
der pfaffe noten, swa er in genöten mag.' 1304, Z RBr.
— f ) = nötige» 4 B. Du nötist-mir* üf und nider a"
di" Vater selig. S. noch chünftig (Bd III 361). Auch
mit Sach-Obj. BSi. Ja, du nö!est-mich dran. Nöt-mi"*
denn dran! — 2. intr., drängen, eilen Ap; ZO. ; Syn.
strütten. — 3. mit Mühe und Not zu kämpfen haben,
sich (mit Etw.) abmühen, plagen, kargen müssen Gr
Chur; Uw. Wenn si 's ganz Jär g'schunde* und
g'nötet hend. Ndw Kai. ,[l)er überschuldete Bauer]
hat geschunden und genötet und muss am Ende mit
Weib und Kind von Haus und Heim.' Obw Volksfr.
Schweiz. Idiotikon. IV.
Er Intal im Underhali Ndw, neted und d<* Sinegc,
das'-er nid hinderschlaji. ebd. Spec, sich aus l'nge-
aebick mit einer Arbeit abquälen BM.. B.; Syn. eäggen.
Das Live n hed-mer nüd ' g' fallen, si [dir Schüler] liein
nummen g'nöted BR.
ab-: reff, sich durch strenge Arbeit, kargen Unter-
halt schwächen Ndw. — über-: 1. über Gebühr be-
drängen. .Ob sach were, das einer den andern uber-
nötte oder mit fleiss uf in satzte. der sol in der bues
sin.' 1529, UwE. Rq. — 2. notzüchtigen. Jre weiber
werdend übernötet.' 1531/48, Jes.; dafür .gesellende!.'
1007. Vgl. über-nötigen. — „üf-: refl., sich ungebeten
aufdrängen, zudringlich sein LE." — er-. ,Ob einer
guet verkaufty, das von eim anderen teilt wery, so
mag ein teil den anderen hin züchen; ist er sin vor
nüt ernöt, so mag er ens woll zu sinen banden züchen
[also vom Zugrecht auch unaufgefordert Gebrauch
machen].' 1536, Schw Rq. Vgl. nötenlc. — g'note11:
= noten 1 c ZWthur. .Der der lender dekeins mit ge-
walt angrifen oder unrechter dingen g. wolde.' 1315,
Gfd. — be-: = noten 1 a. ,Wer den andern in sinem
hus b. will.' 1315, AALauf. Stadtr. S. noch WÖchsli
1891, 387.
X"ter m.: 1. (in ZWthur G'nöter) wer unablässig
einem Andern mit Bitten anliegt Th; Z; vgl. Stutz
V 87. — 2. ökonomisch bedrängter Mensch; übh. von
Einem, dem es am Nötigen mangelt. ■/.. B. von einem
Bauern, dem die nötigen Gerätschaften, Vieh usw.
fehlen „Aa; B; VO; Gl; Seil; S."
Schwer- (in B; Z Schire'r-): Schwerenöter, ver-
fluchter Kerl, Nichtsnutz Aa; B; G; Th; Z.
Die Kürzung des Voc. in der ersten Silbe erklärt sich
wie in Grus-Mutter, SehH-Lärer ndgl.
g'nöteren: , öfter, eiliger werden' Ap.
Nöti m.: 1. (in ZWth*r G'noti) = Nöter 1 Z. —
2. langsamer Arbeiter B.
G'nöti f.: 1. (finanzielle) Bedrängniss „Aa;" Ap;
B; „VO;" Sch; „S;" Z. I" der G. si". — 2. Schnellig-
keit Ap. — 3. .Oftnialigkeit.' ebd.
nö'tebeui: 1. Adv. zur nachdrücklichen Hervor-
hebung einer Behauptung, oft nhd. ,denn' entsprechend
Bs; Th; Z. Das ist n. keins Pfund. ' Si:!b ist denn n.
nid war! — 2. subst. Es ist es N. derbi, ein Häk-
chen Aa; Bs; Th; Z. Syn. appropö (Bd I 305).
.Votel in.: rechtsverbindlicher Aufsatz zu einem
Vertrage, als Grundlage der eigentlichen Vertrags-
urkunde. Zürich nimmt den Bischof von Chur in sein
Burgrecht auf, ,nach wisung des nottels, der darum
uf hütt verlesen und geeinbert ist.' 1419, Absch. ,Des
walds halb, dass es by der Ordnung blyben soll, wie
abt G. mit denen von B. überkommen hat. darum ber-
mente rödel und notel ufgricht und jedem teil einer
geben ist.' 1525, ebd. ,Ee wir die notel des fridens
gehaben mögind.' 1531, Strickl. Auch in Zss. ,Es
ist derselb brief und enottel zwüschen ira und irem
gemachel zu Basel beschehen 1489.' Brandst. ,Ver-
mög ihres heuratnottels.' Wurstisen 1580. .Man list
darbei in der librarei einen alten urkuntsnottel, der
in ein gross bibelbuech gestelt ist.' Vao.
Mhd. notel, aus mlat. notula. Das Geschlecht schwankt
wie Jas des syn. ,Urkund', oft in der selben Quelle; vgl.
z. B. Absch. II 143/4.
ver-notelt: (durch einen .Notel') verbrieft. ,Nottel
von K., die ich, vorgenanter schriber, mit schritt ver-
Mm
X'at. net, nit. not, mit
868
notelt.' 1410. Abscb. .Was da geschehe, das soltc von
baiden tailen gehalten, verbrieft und vernotlet werden.'
Vad. Auch bei Tschachtlan; s. Müller, SchwG. III
652, Note 285.
Notteler m.: Kind, das sich (lutschend?) hinter
der Mutter verbirgt B. — Vgl. Mittelen.
Note" f.: 1. Musiknote. Das Totenofficium ,nach
N.- abzusingen [st. auswendig] war eine erhöhte Ehre.
1486, W (Monatsschr. 1863, 141). Nach (de-) N., ge-
hurig, tüchtig Aa; Bs; B; Th; Z. Eine" nach (de")
X. durche"haue", erwamse*; Eim nach N. de* Text
lese". ,Das ist die rechte Art, nach N. zurückzuhausen.'
Breitenst. Er isch in der Schuel nie nöolie" fco"; me"
het-etn eivör Hüslerer a'g'stellt no'h de" N., aber 's het
Alles nit 'hattet Bs. Na* de" N. regne" ZW1. .Die
Eggbäuerin erklärte Fritz zum Götti nach Noten.'
K Wartenstein 1866. Si mache" doch Ea.re" uf N.!
Allem. 1843. ,Über die N. heulen', übermässig, sehr
laut ZO. (JSenn). D' N. am Bode" üflese", sich er-
brechen BStdt. — 2. oft Dim., Rechnung, allg. E"
NÖtli :uh". Eim 's Nötli mache", mit ihm abrechnen B.
Färb-: .das jeder Farbsendung mitzugebende Ver-
zeichnis sämmtlicher einzelner Posten' Z (techn. Aus-
druck in der Weberei). — Chostens-: Rechnung S;
s. liefst. 1865, 55.
nute": mit Noten versehen B. Es g'nötets Psalme'-
buech. Nit (der-)dürchuse" g'nötet 1) im eig. S. von
den Liedern im alten Gesangbuch, bei denen nur der
ersten Strophe die Noten beigedruckt waren B. — 2) von
Personen, etwas beschränkt, nicht sehr brauchbar B.
un-g'nötet: eig. wer sich an keine Noten kehrt.
, Sogenannte gebildete Mütter kriegen akurat gleiche
u-e Schreihälse wie das gröbste Fischweib.' Gotth.
Adv., von der Leber weg, ohne ein Blatt vor den Mund
zu nehmen, derb (reden, seine Meinung sagen) BE.
Xu tum n.: Notizbuch. Si'h i" d's N. ne". i" d's
N. fasse; sich merken, notieren BHk.
„niitlele": (am Sangbeutel) saugen, ein wenig
lutschen L." — Vgl. mittelen.
„Nötteli n.: Saugbeutelchen L (Kdspr.)."
nute" II ne'te", Ptc. g'nöt, g'n'e;t: = nieten 1 PAL
(Giord.).
„Nütter m.: grosser, dicker Wanst, bes. schwan-
gerer Frauen LE."
Wahrsch. zu mhd. motten, sich hin und her bewegen:
S. Ami), zu noderen 1 (Sp. 676), ,notteln' bei Gr. WB. VII
965. Vgl. noch mitten, zur Bcd. lodelen S (Bd III 1100).
Ge-nötscliaft G'nödschaft 130., Ge-nÖschaft BG.,
„0., Schw.;" F, G'-nöchschaft BSa. — f.: Genossen-
schaft, Verwandtschaft BG., Ü. Der alt Joseph Jaggi
steil noch in G. mit Lüten, wa-n-öch Allen wol bikannt
sin. Schwzd. (BSa.). Gesellschaft Bü., Schw.; F. We**-
m»" di schlechte G. nit midet, so git-mu* z' Grund F.
„Heit-er G., Besuch? BO., Schw." - Vgl. zu dem rätsel-
haften Worte Gr. WB. IV 1, 2, 3482.
Xutt: Personenname, Otto GüSehams, Zillis. ,Nut
Bedron.' 1510, GRJen. Arch. ,Unsers bruoders nutlis
eeliche tochter.' 1531, ebd. Nitet, Familienname Gr.
.Johann Nuttli.' 1553, Gr. — Kätorom. Nutt, Nnot.
niittieilc": = nöttelen AiZein. Syn. nugg(e)leu (Sp.
711). — üs-: (aus dem Lutschbeutel) saugen, aus-
saugen ÄAZein.
Nütteli m.: = Nötteli AAZein.
Xuttler in.: eine Sorte länglicher Kartoffeln GSa.
Die wisse", g'melete" X. Vgl. Nitdlen 2 (Sp. 676).
nut Aa; BsL.; B; FMu.; Gl; GRChur; G oBür., G„
0., Rh. (bis hinunter nach Garns), Seebez.. Stdt; Sch
Stdt; S; TnAad.. Fr.. Bandseil].. Neun!'.. Xussb.. Rhein
(bis hinauf nach Eschenz). Üssl., Wängi, Wittenw.; Z
(auch Sth.). nit AARheinf. (jüngere Generation nit);
lis ( i'i: BHa.; U (in Isent. neuit); \X . nat GT. (Bütschw.,
Gantersw., Kappel, Lichtenst, Nesslau), nüd AaF.. Ke..
Z.; L; GWall.; L'wE. (noid); ZDättl.. Schonenb.. S„
Stdt, nid BHa.; P; l'w, üd Z rLimm., nünt ApHer..
K., Schönengr., Schwellbr. (auch sonst neben dem als
weniger gewählt geltenden nüts); GBütschw.. Flaw.,
F., Kirchb., aL., Rh. (von Sennwald abwärts), Stdt, Ta.,
l'zw., Wyl; ScHRamsen, Stdt, St.; THBodensee, Hw.,
Matz.. Schönholzersw.. Seerücken, Stettf., Thurtal (bis
Müllheim), Untersee (bis Mammern), Wängi. Wittenw.,
nünd „Ap; G; Sch; Th", nüts GLNäf., nüts Ap; GGrub.
Rorsch., nunts BsL. (Spreng), nütset ApM., nütsig. Sj.b
(o. 0.): 1. im Wesentlichen wie nlid. nichts, a) allein-
stehend, a) N. ist n. Sch; Th; Z. ,In summa, nüt
ist nüt.' JMvrer 1560. Wo n. ist, b'hiiet Gott n. Z.
's ist n., ersonnen, wertlos Bs; G; Th; Z. N. (isch)'.
daraus wird nichts Bs; Th; ZO., Wl. Nei", n., n. der-
mit! mit nichten Ap; vgl. auch Bergmann 1865, 82.
Se'b sei (denn) n.l keine Rede davon Th; Z. Zum
Besucher, der sich zum Ofen setzen will: Si'h sei n.
Zum Tisch, zum Tisch! Stütz, 's war n. g'si" [nicht
recht gewesen], wenn d' Das nüd 'tu" hettist Th; Z.
Das ist n. von-em, er hat unehrenhaft, nichtswürdig
gehandelt Tn; Z. 's ist n. (me) mit-em, er ist n. (me),
er taugt nichts (mehr), meist in phys. S. Aa; Bs; B;
L; G; Tu; Z; s. noch Sach. Wer n. sehint und n. ist,
ist doch auch gar n. FMu. JY. si" und n. schine' ist
gar (fitz) n. Ap; GBern.j vgl. meinen (Sp. 311). Auf
die Frage nach dem Berufe eines aus seinen Zinsen
lebenden Mannes antwortete Einer: N. ist. er, en Herr
ist er Ar; G. Eim n. si" möge", ihm nicht gewogen
sein Gl. ,Ire taten zuo beschirmen, sind sy gleert
und tapfer, aber die eer Gottes ze meeren, sind sy
nüt.' Zwinoli. Beel zu dem in Höllenqualen sich
windenden Belsazar: ,Ei, scbwyg! Das ist nach nüt,
du muosst bas dran ! ' JMdrer 1559. S. noch essen (Bd 1
523). Eine" möge" u-ie n. [wie wenn er nichts wäre],
ihm weit überlegen sein Bs; Gl; G; Th; Z. Oppis
chönne", möge* wie n. ebd. 's ist (/gange" wie n., ohne
irgend welche Schwierigkeit B; Th; Z. .Sein rilug,
mit dem er vom Morgen bis am Abend sein Land wie
n. umlegte.' HPest. 1785. Wer n. heil, cha"" n. ge".
Gibst n., se hast n., spec. mit Bez. auf die Abhängig-
keit des Bodenertrags von der Düngung ZO. ; als
abstr. Formel Bd II 72. Me* weis" nid, was-me* hed,
wenn-me* nüd hed [gesund ist]. N. tue" lert übel tm".
Es ist g'rad so, a's wenn Eine ehäm und n. brung,
N. g'scit ist ja g'seit. N. ist auch en Antwurt. (Lebe'd
wol und) züme'd n.l Formel beim Abschied B; Tu; '/,.
.Mein Herr, zürn nüt!- Z Bib. 1531/48; .neut.' 1560.
S. noch geben (Bd II 71). (cer-)mögen (Sp. 110. 112). —
ß) mit dem Gegs. .etwas' zsgestellt. Das ist i>i>i>is und
n., etwas Halbes Bs ; B; Th; Z. Nüd nüts und nüd
nebes si" Ap. Lieber n. a's schlecht nebes. ebd. ,Weler
wenet, das er ütz sig. so er nütz ist, der betrüget sich.'
1430, G Stiftsarch. .Lieber nützid dann ützid geben.'
860
Nat, net, nit, not, mit
870
HBull. 1">7'_\ y) »eben der Neg. .nicht.' Das ist
nüd mit (aber Öppis), ist keine Kleinigkeit, will etwas
heissen, meist als Ausdr. iron. Bewunderung Bs; B; L;
Tu; Z; s. noch e. Der mehrt Ott"* nit n., spöttisch
von einem eingebildeten Menschen GRChur, Pr.; GRh.;
Tu; Z. .Dass aber diss asser Burgun vil bürgen liab
und nid nüt oder öd land sye.- Ansb. ,Nec nihil, est
aliquid, es ist nit nüt, es ist nit ze verachten.' Fris. ;
Mal. ,Das ist nicht nichts, nicht Narrenwerk.' Mev.,
Hort. 1692. .Wann es je Wunder sein müssten, so
ist wahrhaftig das Werk der Reformation nicht nichts,
sondern wundersam genug.' Fisi 1696. — 8) neben
andern neg. Ausdrücken = etwas, 's hät-der ja Niemert
n. 'tä"; er hat nie n. 'tä"; 's ist niener n. g'si" Bs;
Th; Z. ,[Gott und die Heiligen] habent niemant nünz
zue helfen.' um 1500, Z. ,I)ann ich mines handwerks
halb nichts nie versumt.' Kessl. ,Es wird nit hinein-
gon nützid unreins.' 1560, Apokalypse; ,ützid u.' 1531.
,Es sige nie nützits geklagt worden.' 1634, Absch.
,Dass Niemand bei diesem Bau Nichts geschehen.'
FWvss 1670. S. noch Gr. WB. VII 723/4. — b) ver-
stärkt, a) durch Adv.; s. ganz (Bd II 386), hell (ebd.
1140), siiber. Kei" gar n. Schw; vgl. Bd H 397. Se
heti-er kei"s Spissli Holz bi-n-em g'ha" und bei" gar n.
MLienert. — ß) durch Wiederholung: X. und aber
(iciderj n. (si", chönne") Ap; Th; Z. Für n. und aber
(wider) n. Aa; Bs; B; Z. — y) durch andere (genet.)
Zusätze. Nütes-nüt, gar nichts, weniger als nichts
ThHw.j Z oGlatttal, Tö. Allerlei, allerhand n., rein
nichts Th; Z. Das ist allerhand n. Th. — c) mit
andern Bestimmungen, 's ist n. eso [nichts so heikel,
schwierig usw.] tcie... Th; Z. Das' nüt eso, wie es
nichts Ähnliches gibt B; ähnlich Z. Das ist e" g'sungi
Tochter, das n. eso B. S. noch ander (Bd I 304), mir
(Sp. 365). N. als (a's, in Gl iß), nichts als; an einem
fort. Er het n. als g'lachet, Dummheite" 'tribe" Bs;
Tu; Z. Er tuet nütis chlage" Gl. Er häd nütis öppis
welle", ebd. S. noch als 3 e (Bd I 199). ,Das punet
nichtzit änderst ist dann ein tüpflin.- JKolross 1530.
, Nüt dann!' formelhaft = nichts weiter. JMürer 1559;
s. kurz (Bd III 497) und vgl. vier (Sp. 365). — d) be-
stimmend vor Adj., wie nhd. Er ist n. wert; dafür
auch nütes wert Z. Auch vor andern Adj.: nütes
schön, nicht sehr schön Z. Bes. vor Comp, zur Be-
zeichnung eines Grad- oder Massunterschiedes. Er
ist nüt z' guet derzue, dessen wohl fähig Aa; Bs; Th ; Z.
's ist n. [um nichts] schneller g 'gange" Th; Z. Nüd-
dess (Sch; ZO.), -diss (PAL) minder, nichtsdestoweniger.
.Nütiss minder.' HBull. 1562; 1572. S. noch nur (Sp.
365), ferner dest. — e) in präp. Verbindungen, z. T.
flektiert (Dat. nütem). a.) ,um.' Um n., umsonst PAL
Um n. giht-me" n. Z. Um n. (z' nüts GLNäf.) spile",
nicht auf Gewinn. Enandre* um (fer) n. plage", sich
um Kleinigkeiten streiten W. Es ist nid um n., das'-
mun ist Jungs, non e per nulla PAL — ß) ,für.' En
Fürsprech chosti für n., lasse sich für jede Kleinigkeit
bezahlen SchwE. ; Z. Da säge"-si-mer, ieh sölli zue der
Schuclkommission ; aber b'hüet-is, das ist für n. g'si"
[nützte nichts]. Helv. 1886 (B). Es ist nid für nüt,
dass... Bs; B. 8. noch gän (Bd II 4). — y) über (B; S),
uf (L) n. cho", uf n. usc" cho" (AALeer.), z' nit (W),
e' nüts (Ap), z' nute" (AALeer. ; L), z' niti (Ndw) cho",
.Herr über nichts werden', an den Bettelstab kommen,
bankerott werden. So ist mit aller schöner Sach er
hurtig einist ;' mite" cho" L. Es ist e" Hoffart-Näri" ;
es gieng nit lang, so wär-ie* mit Eisin ahn- ». B Bist.
Kai. 1804. Hieher die Anekdote von einem leicht-
sinnigen Gaiser, der auf die Frage: Ist es wahr, dass
du abgefallen bist? mit dem Wortspiel antwortete:
Das cha°" nüd se", ieh bi" noch of nüt s g' 'se* Ap (TTobL).
Z'nüt, bzw. tut (BSi.; GRChur; PAL; W). e' nüts l \ri.
;' nute", bzw. nünte« (AaF., Ke.; B; L; SoH; S; Tu; '/■),
z' niti (Uw) gä", z' mite" üf gä" (AALeer.; s. IM II 11).
-"' mit (nütem BHk.) werde" 1) = über n. cho" AALeer.;
W. — 2) zu Grunde gehen, verderben, bes. von Früch-
ten, Speisen, aaüü. D' Sach la« z' mite" g«". Heb-mer
doch recht Sorg, das1 ja nüd .' nute" gäd! Aa; Z.
Alli Bitzli z'sämme" ha", dass doch nüt z' nute* göt.
Stütz. — 3) zu nichte werden, fehlschlagen, scheitern
AABremg. ; Th; Z. D' Verlobi'g ist s? nute" g'gange*,
gelöst worden. — 4) vergehen, vor Elend. Schrecken,
Ohnmacht Bs (Spreng). .Dadurch die alp zu nüty
werde.' 1494, GKappel. .Alle ding im hus und sust
lassen zergan und zuo nüti werden.' 1520, Egli, Akten.
,Es wirt ouch ein jeder ze nüt, der sich an den felsen
Christum stosst.' Zwingli. ,So zergadt ee himmel und
die erd, eb 's herren wort zu nüti werd.' Ruef 1538.
.Der merteil [Truppen] ab der landschaft warend
müed, erlagend am berg und die schon herüber geilten
warend ze nüti [kraftlos] worden.- Salat. ,Wie Hein-
rich, küng zuo Engeland und Frankrich, [im Kerker]
zue nüt ward.' Ansr. ,In irritum ceciderunt omnia,
alle ding werdend ze nute.' Fris. ,Die frau würde
[vor Kummer] zu nute und gienge dahar wie der
schatten an der wand.' 1585, B Arch. .Dass körn, heu
und ämt von dem wind möchte hingeworfen werden,
z' nünten gienge.' 1585/1828, Ap LB. Vergessenheit
ist weit darvon, wo z' nuten got Reputation.' JCWeis-
senb. 1701/2. Einen über n. bringe", an den Bettel-
stab S (vgl. Schild 1866, 9); z' nute", bzw. nünte" (in
Ndw niti) mache" (in ZO. auch richte"), zu Grunde
richten Sch; Ndw; Z. ,Er bette understanden, einen
so treffenlichen rat [Beschluss] z' nute zue machen.'
ThFrickart 1470. .Alle irrungen werdend mit disem
wort umgestossen und zu nüt gemacht.' Zwingli. ,Wo
sy ein Eidgnoschaft mit dem und anderem zuo nüti
machen, ouch zu schand, schmach und abgang bringen
möchtind.' 1526, Absch. ,üie guote nachburschaft mit
luginen schwächern, vertilgen und zuo nüti machen.'
1528, ebd. ,Es wäre mir lieber, ich stürbe, dann das
mir yemant meinen ruora sollte zuo nute machen.'
1530/60, I. Cor.; dafür .zu nichte machen.' 1067.
Teufel: ,Ich will Gottes ratschlag, all syn sachen yetz
hindren helfen, z' nute machen.' Ruef 1550. .Daruuib
hoff nit uf sölich Sachen, du wurdist dich selb z' nute
machen.' JMcrer 1559. Jura obterere, underdrucken,
ze nute machen. Penitus perimere alqd, ganz und gar
abtuen, ze nute machen. Durchtilgken, durchtuen, zue
nüti machen, vernütigen, hinnemmen. das nur kein
gschmack nit darvon überig bleibt.' Fris.; Mal.; s.
noch zer-gängen (Bd LI 358). ,Die Lutherani machtend
sich hiemit ze nüti.' 1574, Mise. Tig. ,Der Welt Pracht
über Nacht der Tod zuo nüti macht.' 1600, Ardpser.
,In disem Landskrieg sind vil Schlösser und Stättli in
Grund zerstört und z' nute gmachet worden.' JRüeger
1606. ,Als dardurch den Wynen die natürliche Kraft
enzogen. ja dieselben etwann gar zu r.üti gericht wer-
den/ Z Mand. 1650. — 8) .mit n.'; vgl. nhd. ,mit
nichten.' ,Sy wolt sy mit nüty erlon, sy muest ir
sagen...' Auf. XV., G Hdschr. .Der vogt sol mit nute
S71
Nat. net. nit, not, unt
872
zu dem hof kommen, es sei denn, das...' XV, BsBub.
Offn. .Von wegen der dicke irer haut, so mit nüchtern
durchstochen mag werden.' Fiscdb. 1503. — s) Dan
ii ul :' nid, nach und nach PA1. — 2. als verst. .nicht.'
I'h ha" hinacht nüt //'schlafe" B. Du hättist mit beu-
che* ga* s? säge' , ieh keift . . . B. Mir wein denn eppen
iml lang nid gän, nicht mehr lange bleiben BHa.
Me" g'seht-ne* nüt, selten oder nie B. ,Es gruset mir
nüt darab, gar nüt.' Zwihgli. ,Tch will hierine nutzit
parteisch sin. sonder die ganze warheit anzeigen.1
AHaffner 1577. ,Sy hatten die ganze nacht ein sölich
hauren und schryn, dass ich nützit schlafen könnt.'
1585, B Arch. .By uns ist grosser Mangelan Chirurgis.
sind schier all Kind, nütz gwandlet.' FPlatt. 1612.
,Uu hast dein Nasen nichts darein zu stossen, in alieno
choro pedem ponis.' Hospin. 1683. S. noch fürchten 3
(Bd I 994). — 3. als Subst. mit Art. a) weg-eme* N.
Stunde* lang strite", us-enanä cho" B; Tb; Z. 's hätt
es N. 'brächt, su war A's Für im Dach g'si". Di es
N„ im Nu PA1. ; Syn. in e* Streich. .Da die Land-
vögte die Löber alle beziehen, so glauben sie nicht,
dass darunter ein guldiges Nüt verstanden sei.' 1715.
Abscb. Als Flurname: .Ab anderthalben Vieriig Reben
im Nüdt.' 1653, Aa Wctt. Klosterarch. S. noch Nüt II.
— L) Dim. Nüteli, bzw. Nünteli, in ScuwE. Nüdeli
1) in Z auch Nütsi, Nichtschen. allg. Als Geschenk
(bes. vom Markte) stellt man zumal Kindern in Aus-
sicht: am Niemerlistag es guldi(g)s N. und es schöns
längs Beiteli dra* (es X. am e* lange* Beiteli) um! es
Mlfe*beinigs Niene"ivägeli L (auch: es goldigs Beiteli
und es silberigs X. dra*); e* (juldi(g)s N. und e" sil-
beri*s Beit-e"-uili GrI)., und e* silberi's Wart-e*-w%li
dra" Soh, und e" lange" Beit-mer-drüf AaWoIiI., und
es längs Warteli B, und e" lange", lange" Denl;-dra"
AAZein.; Bsj S, und e" (silberigs) Niene'wägeli Schw;
Zg ; Z( I., und r" silberi's Hettgernli ZHombr., es Niene"-
wägeli (und es guldi's und es silberi's Nixeli ZS.) und
es silberi's Dra*heimgängeli Z; e* silberi's X. und e*
guldi's Niene'wägeli GSa. ; e* Niene'wägeli (Hefte-,
Setteli-gerneli GRh.) und e" (guldigs) X. druff (dra")
Aa; G (mit dem Zusatz: und e" silberigs Nixli GW..
und e" Wart-e'-wlleli GBern.); e" (giddi's) Xiene"-
wägeli (und e" Hetteligern und e* Wärtelilang Ap) und
(e" sclui's) X. druff Ap; oTh; es Nüteli, es Tüteli und
es Liirhei,"gängeli. Sprww. 1869. Chumm-ich-nüd-ül>erli,
Niene'wägeli und Garnüdeli müend-er ha" bis g'uueg.
MLienert. Vu" Settige* [Solchen] hät-tne* nüt Anders
z' erwarte* a's nc" goldig, goldig X. und e* lange*,
lange' Denkdra* AAZein. Das [die Zeche] kostet nit
a's e" guhlig X. und e* lange" Denkdra". Breitenst.
Spielzeug UwE. (Kdspr.). „Firlefanz Ap; G; Sch."
— 2) Chiiiil, hast im und ;' Abr"d kä*? Xu gan.
nüdeli, so viel wie nichts GA.
Zu Grande liegt ahd. niwiht, neoutiht, nihd. niht. niutoeht,
iwet, miii, wozu nnsere vorherrschende Form ntU die
direkte Fortsetzung bildet; dazu n&t mit Kürzung des Voc,
nüd mit Louis Dach langem Voc; nst, ntd da, w<i gesetz-
mässig ii zu i entrnndet ist. Nünt beruht auf niuwet mit
eingeschobenem Nasal Cniuwent); vor der Doppelconsonanz
ist der V.r. gekürzt. Nüu i>t wie nhd, .nichts' urspr. Gen
/.um Vor., dor, /. T. uns der verstärkenden Verbindung nihtes-
uihi, niutemiui abstrahiert, /,. T. infolge syntaktischer Ver-
schiebungen, auch für diu Nom.-Acc. niht usw. eingetreten
ist. Aus der eben angeführten Gen. -Verbindung sind nütset,
nütrig entwickelt, Vgl. dir analogen Verhältnisse bei <cA<
(Bd 1 S3 f.), ii' (Bd I 607). .Mit Diesem kanu unser ild
identisch sein, insofern in der alten Bpr. unter gewissen
Umständen dem positiven icht negative Bed. zukam; doch
kann anefa Schwnnd des anl. « auf Grund mtssverständlichor
Worttrennung vorliegen. Zu den Formen der ä. Lit. möge
noch bemerkt werden: 1) ,Nüt' herrscht vor (.niut.' 1336
bis 1446, Z Chr.); dafür mit Diphthongierung ,neut.' 1521,
■s.-badr. I'is,|u.; 1530/1, Z Bibel; GrKlost. LB. - 2| ,Nflnf
erscheint z. T. in den selben Gegenden wie heutzutage, so
im Sch Stdtb.; 1384, AaB. Stdtb. ; um 1580, LHexenproc. ;
1524, ÜHarder (,nuyut.' HsStockar); 1527, Aal;.,.; 1529,
Strick], (für L); 1530, Absoh. (für L, einmal neben ,nüf);
Kessl. (auch .mint'); Vad. — 3) I' io Verbindung nihtemikt
begegnet als: .uiutsniut.' Boner, .niuhtesniht.' 1336/1446,
Z Chr. (neben .nichtesnicht, uiutesninfl, .nb-htsnit.' GGotth.
1599. .Nichtz.it.' 1392, Senn, Urk.; 1445, AaB.; 1477, Bs
Chr.; 1524, Al.seh.; 1531/2, Stri.-k). ; 1545, AaLanfenb.
Stdtr.; Gulden Bund 1586/1658, .niebzig.' 1682, Schw LB.
.Nützit.' XIV./XVII. (sehr oft), .nutzit' XV./XVI., Bs Chr.
(neben , nützit, nitzit'; .nützt1 147(51, .niitzid.- 1560, Z Bibel;
Fris.; Z Kirchenordu. 10>2S, .nützet.' 1572, Schw Bq., .uUtzed.'
1728, LRusw., .nützits.' 1034, Absch., .uützig.' 1476, Bs
Chr. (.nutzigs arges zuefuegen'): 1526/8, Absch.; 1531,
Strickl.; 1540/73, UMey., Chr.; Fris.; RCys.; XVII., AaMuri.
.Xutschat' lässt Kessler I 243 einen Appenzeller sagen. —
4) .niutes.' 1336/1446, Z Chr. (,sich n. keren an.'), ,nütes.'
1309. Bs (,n. können denne'; im gleichen Satze daneben:
.anders nützit.'), ,mits, nütz.' XV./XVI. (häufig in allen Quellen),
,nühtz.' 1467, Zellw., Urk., ,nytz.' Etterlin. .nutz.' XV., Bs
Chr.; 1535, Sch, ,nüts' (: ,krüz'), Mauritiana 1581, ,ueuts.'
Z Bibel 1530. — 5) .uünts, nünz.' 1449, Aa: 1532. 1535.
1544, Sch; Vad., ,nunts, nuutz.' Kessl.; Vad.; 1542, Absch.,
.nünzit.' 1457/78, Bs. — 6) .nicht, nichts' vereinzelt bei
Kessl.; Tierb. 1503: Fris.; 156S, Äg.Tschudi; KGesners
.nütz' (1555) wird 1610 durch .nichts' ersetzt. In den selben
Drucken gehen meist verschiedene Formen neben einander
her; so hat Kessl. ,nunt, nunts, nichts', Fris. neben fast
durchgängigem ,uüf auch .uützid, nichts", gauz selten ,uütz',
die Z Bibel .nützid, nüt, neut.' .Weder Miet noch Gaaben,
noch sonsten iitzit änderst nichts.' GrKlost. LB. ,Xüt wissen
ist kein Schand, sondern nichts lernen wollen.' B Sylloge
1676. So weit das W. flectiert wird, erhält es pronom.
Endungen (Dat. nütem); nur in den formelhaften Verbin-
dungiii nuter 1 e finden sieh Beste nomin. Flexion, die Form
niiii scheint den alten Instr. nihliu fortzusetzen. Nute» uuter
1 b Y und 1 d würde sich am einfachsten als Fortsetzung
des Gen. nihtes erklären (vgl. nihd. nihteeniht, mliii* loHrt),
doch macht die Zweisilbigkeit Schwierigkeiten. — Der Begriff
.nichts' wird übrigens in der HA. sehr häufig umschrieben;
vgl. Formeli (Bd 1 Uli:,), Flauchen (Bd I Ulli». Boiler
(Bd II 11301. Chabi» (Bd III 99), ChlSben (Bd III 611),
CAruzer (Bd III 944), B-uttlen, Batzen, Bitzen, Blntzger, Brot-
nun, Rappen, Biren-Stil. S. auch noch nix.
Gib-is-nüt s. Bd II 96.
G°-hei-mioh-: gleichgültiger Mensch Z; s. noch
Bd II 1106.
Kann-nit(er) m.: Kannichts, Dummkopf Bs; auch
untüchtiger Ehemann Bs (Spreng).
Schäm-dich- (auch Schälll■siel^- Z)nüt — IM. -<".-
schamloser Mensch, Unverschämter AaP., Ke.; Z. E'
sn eii Chetzers Sch.!
nutele": nach nichts, fade riechen oder schmecken
AaLcci'. Du nütelet 's fiirehtig, von hcrabgekommener,
armseliger Wirtschaft Tu.
ver-: verkleinern, durch kleinliche Kritik her-
untersetzen Scu (Kirchh.).
Gar - nüteler: ganz unbedeutender Mensch Z
(Dan.).
(g')nütelig: nach Nichts aussehend, schmeckend
oder riechend, nichtig, unbedeutend Aa; B; Tu; Z.
ver-nüte" (-nünte" Ar; GF.; Tu. -nütse" Art«.;
-7;:
Nat, uet, nit. not, mit
874
Z t\v.. -nügse* ZWäd., -nütsge* ZKn., „-nüntsge*." oO.),
ler-nitte' äxVal.: a) vernichten, zu Gründe richten
Gnl'r.. V;il. ; GSa.j Z. ,Dass der Mehrteil [die Mehr-
heit] den Brief hin totcnt und vernutetent.' 1398,
Absch. ,Das [die Kirchengebräuche] ward alles ver-
nüten und abtau.' 1524, Anhang zu Edliis. .Dann
menklich gebüren will, die eer Gottes ze fürdern and
was solicher widrig, ze zernüten und abzestellen.'
1528, Strickl. ,In dein die püntnuss vernütet ward.'
HBcll. 1572. ,Die Strässler [Strassenarbeiter] ver-
nütend das Holz.' 1043. Hotz, Urk. ,Ein Schwebtuch
zu den vernüten [kraftlos gewordenen] und schwy-
neten Glideren.' ZElgg Arzneib. um 1650. — b) als
nichtig, unbedeutend, wertlos hinstellen (auch mit
Bez. auf etwas Schlechtes, es beschönigen Ap). herab-
würdigen, geringschätzen Aa; Bs; L; G; Th; UwE.; Z.
Wenn ein Stuhlsässe übel beleumdet ist oder in dem
Rufe eines Unfreien steht, ,so mag ein jegklicher hof-
jünger einen solichen wol melden und den heissen
ufstan und vernichten [unfähig erklären, auf dem
Bichterstuhl Platz zu nehmen], so lang und als vil.
bis das sich ein solicher besetzt, dass er fryg sige.'
ZXoss. Offn. ,Also tuend sy v. den künig hochgeborn.'
nin 1440, Lied. .Sich understan, die heilig mess Gottes
zuo verachten, zuo verspotten, zuo v.' 1524, Strickl.
, Christus wil sie hie selbs v. und spricht: Was hoch
ist bi der weit, min vater das für ein grüwel hält.'
NMan. ,Zue Schmähung der junkfrowen Marie, ouch
zue vernüntung aller heiligen.' 1526, Scnw. ,Ich wölte
lieber sterben, weder das yeman minen ruem v. sölte.'
Zwingli (nach I. Cor.). .Paulus vemüte den glouben
on die liebe.' B Disp. 1528. .Adillant ward fast zornig
ab Eengnolden red, der inn so gar vernütet.' Morgast.
.Die lasterlichen mit den lastren beschmähen und v.'
Ansii. ,Das wöll mir Gott der herr verhüten, das ich
sein bevelch wott v.' VBolz 1554. .Abjicere se, sich
selbs v., nüt auf im selbs haben.- Fris.; Mal. ,Ver-
lachts, vernichtets, schetzt es ring.' Schertweg 1579.
.Wir sollen die fäler nit wollen vernichten, sonder
die bekennen.' LLav. 1584. ,Dieweil wir mit Pharao
ein Teil der Wunderzeichen Gottes vernichten, für
keine besonderbare Bedeutungen halten.' JMüller
1665. Jmdes Ansicht als unhaltbar hinstellen, be-
streiten, verneinen Bs; Z (Syn. durch-tuen); = rerh'ijen
(Bd II 1102) GRVal. Selb vernüten -ich, so seit äruf
wider der Bauma. Breitenst.
St.2 belegt für Bed. b ans Sehn und Uw eine Form m-
nü/zen, die aber sebr wahrsch, auf eiuem Versehen (für ver-
nükzen) beruht,
Lang-Nuter m. : Hungerleider. Strww. 1*09. —
Viel]. Fehler für L.-Niiechter (Sp. 664).
(g')niitig „GrA.;~ Tu; Z, nüdig GkU., (g'Jnüntig
G; Th, nütsig Ap: 1. schmächtig, unansehnlich,
schwach; unbedeutend, wertlos, nichtig (von Personen
und SacheD); nichtswürdig, kleinlich (vom mensch-
lichen Charakter l^p; Gr; G; Th; ÜW; Z. Syn. bering,
räggelig. E" n-s Männli, n-s Tuech. Nebes Nütsigs
Ar. Es n-s, n-s Anke'bälleli. Stutz. .Dass sie nüts
ist. süber nüts. ein nichtsiges Mädli.' Henne 1867. leU
bin eso n., kraftlos, schwach ; es ist mir eso n., schwach,
leer, elend (im Magen) Z. E" n-s [sehr leichtes] Lüftli.
Ae Kai. 1868. E" n-s Hebe", das Halten von etwas
Winzigem, z. B. von dünnen Nadeln Z. — 2. nüdigs,
Adv. der Verneinung, es wird nichts daraus SctiwE.
— '2 viell. Entstellung aus dem syn. nüt ist '«'
nichtigen: ungültig erklären. .Söllich niandat
wellent wir gänzlich widerrüeft und genichtiget haben.'
1531, Strickl.
ver-nütige": = vernüten b Bs; B; S. Er het-mer
Alls vernütiget, leas-i"* g'seit ha" B. .(Der Arzt] zeigte
viel Teilnahme, bedauerte es sehr, vennitigte keine
seiner Klagen, bestätigte sie alle.' Gotth. .Als der
Teufel es bei der Eva antieng, Gottes Gebot ihr ver-
nütigte, ihr weiss machte . . .' ebd. ,Er werde Einer
von denen sein, welche gross seien mit Gschaue". aber
nicht mit Kaufen, darum die Sache vernütigten, um
wohlfeil dazu zu kommen.' ebd. .Statt dessen war
ich vernütiget und ausgelächelt worden.' ebd. , Kurios
ist es, wie der Mensch selbst Dinge, die er weiss, sich
ausreden oder besser gesagt, ganz v. kann.' ebd. ,1m-
minuere rnaiestatem, ein oberkeit schmähen und ver-
letzen oder vernütigen. Affligere rem vituperando, ein
ding v. und nüt daraus lassen gon, gar verachten.'
Fris.; Mal. ,Weil mir alle meine Entschuldigungen
ausgeredt und vernichtiget worden.' Stettler 1642.
Daneben vom XV./XVI1I. iu der (auch mhd.) Bed. von
vernüten 1. in deu Formen ,ver- (,zer-.' JUlr. 1733) -nütigen,
-nichtigen.'
Nutinge": fingierter Ortsname. ,Der Baumwollen-
händler spielt den Herren vortrefflich, regiert und
befiehlt, dass die Mutter ganz erstaunt sagt, dem sehe
man es an, dass er nicht z' Nütige" daheim sei.' Gotth.
Nütsler, Nütsli'g m.: Taugenichts Ap; Syn.
Nüts-Kerli, -Mann.
nütslich. E" nitsliche'Bueb, Taugenichts WBrig,
G., V.
nüt niid, nü-d, nö'd AiWett.; Ap; Gl; GnRh.;
GBh., T.; THAad.. Amrisw. (neben üd), Bichelsee, Bir-
winken, Bischofsz., Braunau, Bussn., Mattw., Matz..
Eickenb., Scherz., Thund. ; Z. ad, a-d, ö'd GTa., T.;
TuBodensee (bis nach Altnau hinunter), Egn., Lan-
tersw., Toos; Z Bez. Dielsd., Huri, rLimni.. »it. m'i.
ne't AAFri., Holderb.; Bs; BO. (in der Emphase auch
sonst); F; GnLandq., Pr. (auch ni); L (im Affekt);
PPo.; GSa.; Seil (Kirchh.); S; ü; W, it, i:t, e't Aa
uFri., Gansingent., Ki., Leibstadt; Bs. nid, nVd, ne'd
Aa (vorherrschend); B; GrD.; L; P (Schott); Sch;
Schw; uTh. Egelsh.. Kurzrick., mSeerücken, Thurt.
(von Weinfelden abwärts). Untersee; Uw; W; nZ, Vd
Aa inFri. (Pause \-t) — unbetont auch ni PA1. — in
der Pause mit gedehntem Voc. Aa (soweit anl. n-);
Ap; B (in Be., B. nüt); GlK. (vgl. Wint. 222); L; GT.;
Sch; TiiAad., Amris*-., Bichelsee, Bischofsz., Bodensee
(bis nach Altnau hinunter), Braunau, Bussn., Egelsh.,
Egn., Lantersw., Rickenb.. Salenst. (nid), mSeerücken,
mThurt., Toos, Todtnacht (nedj; Z (in Sternenb. öd):
Verneinung, nicht, allg. Es ist ja n.. dass..., nicht
dass Bs; Th; Z. 's ist Jan., dass £"* n. wdl od. dass-mer
eil dra" liggi. Um zwei mögliche Auffassungen, Mög-
lichkeiten übh. als gleichberechtigt neben einander zu
stellen, heisst es: 's Fleisch ist g'nueg [gar] and n.,
je nachdem man es nimmt Bs; Th; Z. 's eha" si" und
(oder wie) n. ebd. 's hett ehönne' fdle* wie n. ebd.
Nid! abwehrend = lass doch! Bs; Th. In ähnlichem- S.
nit nit ! = nicht doch, tu doch das nicht! Aa; Bs; L; S.
Nei" »., mit nichten Ap. ,Nit. nit, dann dran, mit
ihm bald ab!' Myricäos 1630. .Mir nit!' Formel der
Abweisung = mir komm nicht damit, mache mir nichts
weis.- JMurer 1559. S. auch e (Bd 1 11), ganz (Bd II
386) e'mal (Sp. 146), noch (Sp. 642). Auch in andern
875
Xut, net, nit, not, nut
870
ellipt. Wendungen. 1) n. ob (geb)-ic* will ("der well),
es hängt nicht von meinem Willen ab, ich mag wollen
oder nicht B; Z. I)cr FriJli muess-mer gö", n. ob er
irill. Stutz. Wenn ich euch so g'höre* [Äpfel] einteile".
se mues"-ieh, nüd cb ieh well [d. h. unwillkürlich], o"
die Chinde" denke", wo kefas Öpfcli z' bisse" händ.
Jugendschatz (Z). — 2) n. icösse", so ieord-i'h a"-
luege"..., ohne zu behaupten, dass ich es gerade wüsste,
möchte ich dafür halten... Ap. — 3) = nit drum (lid I
231) Bs; Th; Z. Si reut mich: nit, es göt ire" guet,
wenn si sterbe" cha". Bkeitenst. Er verstät 's lieb-
werch: it., er chunnt its-''em Wi'land. N., ich säge"
nüt devo", dass... Ähnlich auch n. GSa. [Die Wetter-
glocke] hat minge" Dunder [manches Donnerwetter]
gen Azinös tliiri g'füert: auch nit, mich nünt 's nit
Wunder, si sind döt refermiert. Lied. lch will mache",
se chumm-ich vorwärts: auch nit, es ruckt -em awöur.
Prophet 1855. — 4) se(ne) nid! lass sehen, ob nicht;
sicherlich SchwE. Gibt 's-es hüt nid, se giht 's-es more",
se nid! MLienert. lch mein, si lauß-der wie-n-es Geissli
nache", se n.! ebd. 's wird-em wöl nit änderst cho",
am Alte", sene n.! ebd. Oft pleonastisch. 1) in Aus-
rufen. Los auch du nid — die cha"" wältsch ! MLienert.
Was du n. seist! Bs; B; Tu; Z. Was hüt n. für Lüt
da dure" sind! ebd. Übertr. in einen abhängigen Satz:
Es ist e" wäri Pracht, wie Ein di"s Chleidli nüd a"-
lacht. KMeyer 1844. — 2) neben einer andern Neg.
Es hät-e" Nieme" n. g'chennt. Allem. 1843 (Bs). —
3) bis n. Gr. Bis-er-mer das Schuldji nid bezalt, heb
ich im. an dem Posten. VBübler. ,Das ganz Lanser
Anipt ward verbrent bis an vier Derfer nit.' XVI., Bs.
Des selben Ursprungs wie nüt, infolge der vorherrschen-
den Unbetontheit im Satz mit frühzeitiger Kürzung des Voc.
Dafür spricht dessen Qualität in den heutigen MAA., die
auf etyni. Kürze weist. Die zunächst zu Grunde liegende
Form ist nütj daraus erst nit usw., indem unbetontes u in t
übergeht, auch wo die Entrundung sonst nicht lautgesetzlich
ist; vgl. das enklitische -in neben betontem ««, uns, ferner
die pronominale Endung -t aus ä. -in. Die Formen mit langem
Yoc. sind überall sekundär, in der Pause entwickelt. Auf-
fällig ist i' iu Seh und ZW1. Über die Form mit voc. Anl.
s. Anm. zu »6t. Auch in der ä. Lit. sind .nichts' und .nicht'
formell geschieden, indem die weitaus überwiegende Form
für Letzteres bis ins XVII. ,nit' ist, gegenüber den mannig-
faltigen Formen für , nichts.' Vereinzelt erscheint ,nüt', z. B.
1285/90, Bs (,nuf neben ,niet.' 1290); 1367, Gl; Edlib.;
,üd.' Euef 1540 (,Weisst Ud, wo myne brüeder sind?'). Seit
dem XVII. dringt die uhd. Form .nicht' ein; vgl. dazu: ,Wir
verehren nicht die Engel, nit die Erzengel, nicht die Che-
rubim, nit die Seraphim, wir betten nicht an einigen Nam-
men weder der gegenwertigen noch der zukünftigen Welt.'
CISchob. 1699. Zum Aufkommen der Neg. ,nüt', zunächst
als Verstärkung der ft. Neg. ne, cn, vgl. noch folgende Belege:
,Wenn er enist, so sol das selb guot ledig sin', neben ,Wenn
ei mit ist, so so! ich...' 1343, Gfd. .Swonne düselbe swester
niit enwere. Ob si zerganglichen guotes nüt enhabe.' 1340, Gl
Urk. , Wenn si nit enist.' 1353, ebd. Zu «efjiejnüd Vgl. ae(ne)wie.
Vergiss-ini- (in WV. -mi"-)nüd, -nit Bs; Schw;
S; WV., sonst VergissmeifnJniclU: 1. Pflanzenname.
a) = Chatzen-Äugli 2 e (Bd I 137), spee. Sumpf-Mäuse-
ohr, Myos. pal. Aa; Bs; G; Sch; min; W; Z. Wilds
V., Acker-Mäuseohr, Myos. annua et arv. B (Durli.)
= steifstengliges M., Myos. strieta (Leunis). — b) in
AAKilchsp.; G wiläs V., Gamander-Ehrenpreis, Ver.
cham. AiBirm., Etzgen, Gipping, Sigl., Spreit., Wett. ;
GG., Rh., uT.: ZBachs. Syn. Chatssen-ÄugU 2 a. —
c) in Aa; G lettisches V., Frühlings-Gedenkmein, Omph.
venia (Cynogl. omph. et off., lt Durh.) Aa; S; mTii;
Ostschweiz (lt Hegetschw.). — 2. blauer Fleck im
Gesicht (von einem Schlag herrührend), .Denkzeichen'
Tu. Langer V.; s. lang (Bd III 1322).
Das W. ist, wie auch seine Lautform zeigt, nicht recht
volkstümlich, namentlich nicht iu Bcd. 1 a. Vgl. dazu Gr.
Myth. 2 923 Anm. 1 b ähnelt 1 a, bes. in den Blüten.
Blib-uit. , Jakob Blipnit, Zunftmeister [zu] Zü-
rich.' 1 4 5 tj , Urk.
Nut II: weisses Nichts, ein Augenheilmittel. Wisse',
graue'' N., vitriol. alb., ung. zinci Z (Vogel). Name
eines Augenwassers B. Meist nur in dem Wortspiel
mit nüt I: Nüt (Nix GlK. ; ScnSt.) ist guet für d'
Auge" Aa; Ap; Bs; „B; 8;" Th; Z, auch mit den Zu-
sätzen: aber nüd für^e" Mttge" L (Ineichen), aber nüd
für-ae" Hunger Gl, aber bös im Mül ScHSt., ,aber
nicht für den Mund.' Mey., Hort. 1092, oder mit Um-
schreibung: Was er verschenkt, ist guet für d' Auge".
Ineichen; Sulger. ,Nüt oder Nichts, sagt man im
Sprüchwort, ist gut für die Augen.' JUlr. 1727. Mit
den Worten: N. ist [immerhin] g. für d' A., tröstet
sich Einer, dem eine Bitte abgeschlagen worden ist B.
,Ein Lot N., wyss Galineyflug genannt.' XVII., B
Arzneib. .Pompholyx sive Nihil album, Nütpulver.'
Bs Apotekertax.
Auge°-Nüt ZStdt, -Nüd ZS., -Nichts FJ. — n.:
= dem Vor.
Nüttel m.: penis? Narr: ,Ich hau ein langen n.'
Ruef 1538.
Wenn die vermutete Bed. richtig ist, wohl zu motten,
sich hin und her bewegen; vgl. Ginggel 1 (Bd II 365). Doch
s. auch Gr. Wß. VII 976 0.
Ore°-Niittel m.: 1. = Ören-Müttel 1 (Sp. 581) GG.
— 2. = Ören-M. 2 Gr. 0., loss mieh (lomnüj si", ic''
ritnjic" [reibe] nnr'' do wie e* Schiel" GitL.
liiilte": nicken, z. B. als Zeichen der Verneinung
Grü., Mal., Pr. Eim n., zunicken GrD., l'r. Sa-n-is
's recht, nütt-ere" der Atti. Schwzd. - Vgl. Anm. zu
Nötter.
er-: den Kopf schütteln, z.B. schluchzend, nach
starkein Weinen, beim Niesen GnChur, D. Auch tr.
Eim de" Chopf e. SchSL (Sulger). — zue-: zunicken
GrPt.
nüUere": halblaut, unverständlich sprechen aScHw.
Syn. mutieren (Sp. 579).
Nnet f., PL Nüet: 1. a) = Wale 1 (Bd I 823), bes.
Getäfelfuge (in die der Kamin eingreift; vgl. cham-
ben 4 Bd III 298), doch auch Fuge, Kinne übh. Aa;
Bs; B; Gl; Gr; Th; Ndw; Z. ,Das Bedecken der
Dächer über die Nüete [Zwischenfugen] der Ziegel,
das noch hier und da bei flachen Abdachungen be-
steht, ist untersagt.' 1836. Z Rechtspfl.j vgl. ebd.:
.Das Dach, auf welchem, entgegen der obigen Ver-
ordnung, Schindeln über die Nüete der Ziegel ange-
bracht worden seien.' ,Fueg oder n., haft oder gewät,
zcsamenfüegung, commissura, compago, conglutinatio,
junetura, catenatio, colligatio, conjugatio, connexio,
nexus.' Fris.; Mal. , An, zu, mit: bedütet ein Fueg
oder N.' Red. 1656. Rinne an einem Gewehr. ,Der
Verschluss trägt zwei Nuten, eine angebracht, den
Auszieher wohl einzupassen, die andere, um durchzu-
lassen vom Kniehebel den kurzen Arm.' VETTERLI-Sang.
- b) PL, Tenne, die (im Gegs. zum Gafernttl Bd III
S77
Nat— nnt. Matsch— niiiscli
;-;-.
159) so gebaut ist, dass die Kinne in der , Tennlade',
der ,Kamm' dagegen in der Wand angebracht ist Gr;
vgl. Tsch. 163. — 2. = Niet II 1 ZO. Grosser Eisen-
nagel Ndw. Küetli, Dachnagel aus Schmiedeeisen F.
Anderwärts nur in der Verbindung: nuet- und nagel-
fest (s. Bd I 1119); tcas N. und Nagel begrift ffasst)
Gl; L; G; Ndw; ZO.; s. HüS (Bd II 1702). .Im Tei-
lingsbrief städ: Pen Weg und Steg oder Alles, was
X. und Nagel hat, sollind ir gemein haben.' Wolf,
Bauerngespr. .Iiuta caesa, was nit n. und nagel be-
greift, farender hansrat, wie wir sagend, stüel und
benk [usw.].' Fris.; Mal. S. noch Begriff (Bd II 712).
In der Formel unter 2 stand .V. wohl urspr. in Bed. 1,
erst nachträglich wurde die Verbindung (wie Niet und Kugel)
als tautologische gefasst und demgeiuäss für A\ Bed. 2 abs-
trahiert.
Chütt-: Fuge am Fensterrahmen, in welche die
Scheiben eingekittet werden Uw.
nuete": 1. in BSi. ; SKech., Thierst. nüete", mit
dem Nuet-Hobel oder Muni (Sp. 317) Fugen machen
Aa; B; Gl; GrD., Pr.; L; S; Ndw; Zg; Z. .In Fugen
bringen' BSi. — 2. in G nüete", = nieten II IG; Ndw; ZO.
a'1-: anheften. Ebkl. — ver-: durch Nuten (und
Kämme) verbinden. Vad.; s. haben (Bd II SS5).
ver-n üet(e)le0: = vernieten 3 c, Einem Etwas
verwehren, anmöglich machen F. Der Alt vernüetlet-
mer d"s Chittgä*.
Natsch -nutsch.
Niitsch: Personenname, Leonhard GitTeiuia.
Xätsch I, in GüNuf. ; Schw; U Nälsch — m.: 1. stei-
fes Borstengras, Nardus strieta B; Gr.; LW.; aScnw,
G., Küsn. ; Ndw; U; Zg; vgl. die Synn. Anni (Bd I 264),
Fachs 1 (Bd I 655), Isen-Gras (Bd II 793), Hunds-
Här 3 (Bd U 1507), ferner Alpina III 2; Alpenw. V
133. Es streng [mühsam] sV esiee N. mäje" SchwMuo.
Dichter Graspelz UwE. Abi. g'nätschet UwE. —
2. trockener, harter Boden (auf dem nur iV. gedeiht)
GRNuf. ,Am N.', Flurname am Pilatus. — 3. staub-
artige Heuabfälle, die sich an die Kleider hängen U.
Betr. die Etymologie vgl. Grassmaun 1870, Nr 736.
Zu 3 ist zu bemerken, dass gerade das kurze Borstengras
oft in den Heuabfiillen zurückbleibt.
nätschig: hart, schlecht zu mähen GnNuf.
„llätsch: fertig, zu Ende, in der RA.: Es ist mit
ihm n.! UUrs."
Nütsch II: 1. m., leichter Schlag (den man Jmdm
scherzw. gibt) B; „Schw"; Syn. Tätseh. — 2. m. bzw.
f., Schwätzer(in) VO. E" liebi N., von einer Elster
ScHwNuolen (Firmenich). Nälsch(li), witziges, plau-
derhaftes kleines Mädchen ScawMa.
G'nätsch n.: 1. Geplauder, Gerede BHa.; L;
ZLunn. Was heid ir aber ei"s z'sämmen z' nätschen?
Tied nid no'h es Dorfg'nätsch a'reisen BHa. — 2. das
Naschen Bs. Unaufhörliches Essen von Obst Bs.
nätsch(e)len: 1. „tätscheln B; streicheln; ein
Spiel, bei dem ein Kind dem andern einen leichten
Schlag versetzen muss B; Schw." — 2. plaudern, bes.
von den ersten Sprechversuchen kleiner Kinder Lj
SchwE.; Ndw. Syn. pläuderlen. ,Mit dem nätschle
er am Abend noch bisweilen ein klein wenig.' Ndw
Kai. Dumm schwatzen, plappern !,<{. Aid. Xütsfltrler.
— 3. naschen Ark.
Nätsche" f.: Plaudertasche BHa.; S.
nätsche". in AxSeetal; GlK., Mühlehorn; Ndw
(seltener) nätsche": \. = chnat sehen 1 b (Bd III 770),
hörbar kauen, schmatzend essen A.i; Ks; 1!; „I,;- S.
Ich cha""-di,h nit g'hore" n. bi-mer zue. Nagen, von
.Mäusen Bs. — 2. = nätsehelen 3 Bs. — 3. saugen, von
kleinen Kindern AxSeetal. Syn. latschen (Bd III 1529),
notsehen. — 4. a) = chnatschen 2, plaudern, plappern,
auch von den ersten Sprechversuchen kleiner Kinder
B; Gl; L; Schw; S; Uw; U; Zg; ZLunn.. S. Cliem-
inid-er einist bim Hittli verbi, se chemmid oich zioche"
[zu uns herein] und nätschid e" chli" Uw. Der Lieni
soll e" feZi" dore" fco" mit-mer Eppis ko" n., mer wollet
ei's tubäMe". Per Unbarmherzige. Ausplaudern BO.;
LG.; Schw; S; Uw; U; ZLunn., S. Hest Alles müesse"
ge" n.l — b) Jmdm Übles nachreden Bs; BHa. --
5. an Jmdm seine üble Laune auslassen, ihm Wider-
reden, mit ihm zanken, brummen AAFri., Hold.; BBr
M., Sigr.
Zu chruxUche*, chnätecne" mit Anlautwechscl (germ. Im-:
Jen-) wie niitsrhe" : ehniituche" u. v. a. Zur Bed. vgl. noch
ratsche", latsche". S. auch Gr. WB. VII 426.
„üs-: ausplaudern."
ver-: 1. zernagen, von Mäusen Bs. — 2. Jmdn
anschwärzen, verklatschen BHa.; ZS.
Nätscheri" f.: Plaudertasche UwE.; ZS.
Nätschi I m.: 1. Schwätzer UwE. Langweiliger
Zänker AAZof. Er ist e" Donners N. Böse Zunge Bs.
— 2. naschhafter Mensch Bs.
g'nätschig: schwatzhaft, plaudersüchtig U. 's
dunk-mich, nit nur d's Wibervolch, d's Mannaroich
slg auch g. Per Unbarmherzige.
Nätschi II: Personenname, Ignaz W.
„notscli(l)c", nutsch (T)en : saugen, bes. an etwas
Saftigem LE." — Vgl. das syn. nuntiat, ferner ,nutsche(l)n'
bei Gr. WB. VII 1020.
G'-nntsch m.: Stoss, Puff ThHw. Syn. Miitsch 4
(Sp. 600/1).
nütsche", bzw. nitsche" : (zer-)stossen, -schlagen,
-klopfen, -quetschen BHa.; Gr; U; W; z.B. Steine
zur Beschotterung, Mistklumpen auf der Wiese, Leder,
Garnsträhnen. Nüsse (üf-)n., aufklopfen BGr. ; U.
Was niischist eso mid dein Hammer? Schi heind mit
Eüstw uf anandre" g'nitschot W. Einen n., prügeln
U; W. — S. Anm. zu näUchen. Doch vgl. auch müUclien
(Sp. 603).
ab-: 1. abschlagen. An-encm Geisbergerstein [Gra-
nit] mag-men noch Eppes a., aber an dir nid BHa. —
2. „abprügeln U; W." — in-: einbläuen. 3Ie" mi/cxs-
ne 's recht %., beim Unterricht W. -- „er-: aus-,
durchklopfen U; W." — ge-: Stösse, Püffe geben
ThHw. — zer-: zerquetschen, zermalmen W.
Nütscher m.: 1. Holzhammer GRNuf. — 2. ver-
ächtlich, (dicker) Kopf GnEh. — 3. meist mit dem
Zusatz chech, strammer Bursche Gr ObS.
Tuffstein-: wer (gewerbsmässig) Tuffsteine zu
Pulver zerschlägt BHa.
„G'-ifütscli m.: mageres, höckriges, steiniges Land
UUrs." — Wahrsch. zur vorigen Gruppe; vgl. Mütschen
(Sp. 605).
879
Naw. new. lliw, DOW, llllff
SSM
Naw, uew, niw, now, «nw.
gur-, bur-nauw, -nättic: Nachahmung des Katzen-
geschreis B.
Gur-, Bur-Nauweli, -Näiiu-eli: Bezeichnung
der Katze BE.. Schw. (Kdspr.).
ge-nan(w). bzw. g'nai, in Z f g'nä — Comp, und
Sup. mit Uml. B tw.. rfnttccr, g'newst neben g'ttaijer,
-jist und ifnuiirer. -trist Ndw, sonst ohne Uml.: 1. nahe.
JLknz 1500 (Gr. WB. IV 1, 2, 3350). Spec, dem Ende
nahe. De Drätti [Vater] ist übel ~'treg, si"s Leben
isch g. g'si". JJSchweizer 1830 (BE.). Von Dingen:
,Das Heu wird noch genauer aufgehen [der Vorrat wird
noch mehr erschöpft werden], als die Leute meinen.'
Obw Volksfr. — 2. knapp. ,Nun zoch sich der abt
anfangs so gnauw er mocht [schränkte sich nach Ver-
mögen ein] und lag ain guote zyt in der bürg, die man
Martinstobel nannt, damit er dester minder bruchte.'
Vau. ,Das Closter hat ein zimlich schlecht und ge-
nauw Ynkommen.' RCys. ,\Vann den Armen tatest
geben, vermeint, destgnäuer müest ich leben.' GGotth.
1619. .Also dass Meng klicher die Ladung [zu den Tau-
fen] uff genäwist, als Pründtschaft halber immer syn
kann, ynzühen [auf das knappste Mass beschränken]
solle.' Z Mand. 1G50. ,Ein harber Winter, ein gnauer
Frühling und magerer Sommer.' JKHofmeister 1744.
.[Die Kirchweihen haben ihren Fortgang] es möchten
noch so bedenkliche Zeiten oder noch so genaue,
elende und arme Tag sein.' ebd. Vor Zahlangaben,
kaum. G'nai dri Schoppe" Ndw. — 3. sorgfältig,
exakt, pünktlich, allg. Es g. we". ,Ad vivum rese-
care. das faul bis auf das frisch dannen schneiden oder
auf das gnüwist und beim grund dannen hauwen.'
Fris. Oft mit der Nehenvorstellung des Übertriebenen,
spec. in Bez. auf Geldsachen: karg, geizig Bs; Tu.
.Genau, karg, sordide, avarus, tenax.' Fris. Empfind-
lich im Ehrenpunkt Th. Nimm-di** in Acht, wa' </'
so Dem seist: er ist en G-er.
Mhd. genou(we). In misein MAA. scheint, so weit es sieh
feststehen liess, im Voc. Übereinstimmung mit ijräir, Uaw
hergestellt; vgl. iushes. die Form g' na (auch Schimpfr. 1052).
fade"-: verstärktes .genau' G.
nauwele" nouwele* BBe., noitftrjle" BU., nöulc" L,
nöle", nöle" GO.: 1. schlaftrunken mit dem Kopfe
nicken, leicht schlummern, „ein Zwischenschläfchen
nehmen" BU.; L; GO. Syn. nauggen 1 (Sp. 704). Diir
naulet, schläft u"d liet nit g'sehn, wie Satati <V Fedre"
fürhi" zieht. B Dorf kai. 1870. — 2. den Kopf schütteln
BE., M. Er liet aber mit ''em Chopf nummen e" cltli"
g'noulet, öni es Wort z' säge". Alpenk. 1809. „Mit
dem Kopfe wanken wie ein Blödsinniger B." (Dcsitttie")
n., wiegend gehen, watscheln (verächtlich) B. Sich
dumm gebärden B. Weinerlich tun LSemp. — 3. (den
Kopf unruhig hin und her bewegend) mit den Lippen
nach Etwas suchen, (spielend) an Etwas herum lutschen,
z. B. an Speisen, ohne sie zu essen, bes. von Kindern,
jungen Tieren B. 's Ching rundet am-ene" Opfel. Es
noulet numen cso dem.it, dran ume". „Gierig nach
Etwas schnappen, schmarotzen B." ■ — 4. mit zahn-
losem Munde sprechen B. — 5. hei der Arbeit schläfrig
tun, ohne Lust arbeiten B um Thun.
in-nöulen: einschlummern L. — ver-ent- eert-
nöuele*: einnicken, einschlummern GTa.
Nou(w)eli BBe., Nouli B — m.: 1. „Einer, der
gierig nach Etwas schnappt, schmarotzt B." —
2. .Mensch von wenig Geist B." Unbeholfener, träger
Mensch BThunersee. Flatterhafter, unzuverlässiger
Mensch B.
Nöuwel m.: Narr, Idiot WG.
nau(w)eren, naure" Scuw; UwE.; Zr,, näncrle"
GTa., nöre" II 1 \\YjSchenz,H\x. fg'nöre"), nöre", imrle"
Ap; G; ScHSt. fg'nöre"); TiiMüllh.: 1. = nauwelen 1,
bes. in den Zss. %"- SchwMuo.; ThHw.. e"t- Schw;
UwE.. er"t- Schw; Ze, oer"t- Ap; GF..G.. Rh.; ScHStj
Tu, einnicken, einschlummern. Er hed die ganz Bredig
üs g'nouret ScnwMuo. lch In" bloss e'tnauret g'si", sc
hed 's a" d' Türe" g'chlopfet. ebd. — 2. „mit dem Diin.
naurele", sich kindisch, einfältig benehmen, kindisch
tändeln, liebeln" L; „Schw; Zg."
ver-naure": 1. in leichten Schlummer verfallen U.
— 2. „durch kindisch einfältiges Tun Zeit und Geld
vertändeln L; Schw; Zg; sich vernaurele", sich ver-
lieben." ebd.
Nauri, in S auch Nätiri — n.: Schelte auf ein
närrisches, einfältiges, ungeschicktes, zimpferliches,
auch zänkisches, unordentliches oder unüberlegt drein-
fahrendes Frauenzimmer L; S. Du bist es rechts X.!
Du X.. du Mülaff, du Kosli! Balz 1781. Dim. Nau-
reli L; S; „verliebtes Närrchen. kindlich und zugleich
kindisch einfältiges Ding L; Schw; Zg."
Winter-Näu wer m.: Faulpelz (der den Winter
über schläft)? .Faule Tropf, W.' Stettler 1606.
Nauwe" Naiice" Ndw, Naue" Aa (Bochh.); LStdt;
ZStdt, Notte" AaFH.. Nöem SchwE. (MLien.), Näwe*
Schw; Zg, Näe" ZS. — m.: grösseres Lastschiff mit
breitem Boden. Z' Brunne" he"-mer übernachtet und
am Marge" drüf 's Vi rerhuU" i" Nur" und sind a'sc
über ''e'Vierwaldstettcrst ttf l'ri tue" g'farc". MLienert.
,Und sol och der meyger an Sant Martins tag einen
nawen senden.' 1291, L Btj. ,Ein ferr [Fährmann |
soll liaben ein weidling, der 16 man müg getragen;
er sol och hau ein nawen, aber sol er hau ein tannen.'
ScHwWangen Offn. .Wer einen Nauen machet, der
soll den Nauen henken in die Stadt ans Vach oder
an die Schwirren.' 1323, Z Katsbeschl. .Stalen sich
vil knechten in ein näwen uff den see.' 138G, LSurs.
.Im Pallatz Arscinal sachent wier ob 100 galleen und
kielen oder nauen.' Stclz 1519. ,Drei schiff, ain grosen
naven und zwug [zwei] galleyam.' Stockar1519. ,Und
leitent in die knecht also gebunden in einen nauwen
oder schifflin uf das hinder gepiet.' Etterlin. .Dar-
nach ist der Türk gen Rodis in den canel komen mit
200 schiffen als nauen und galleen.' Kessl. ,Ain groser
naw.' ebd. ,Actuariae naves, gross nawen, galeen.'
Fris.; Mal. ,Die gwelb so hoch, dass auch gar grosse
n., wil geschwygen gemeine kiel- und hagschiff [1. jag-?]
mögind hindurch gefüert werden.' Mal. 1593. Anno
1007 bestimmt ein Pachtbrief von ZoBuonas, dass die
grössern N. 62' lang. In' breit und 4' hoch sein sollten,
die kleinen 55 : 9 : 4, die Jassen 33 : 7 : 3. Gfd 33, 103.
.Viel Holz wird mit grossen Nawen bis gen Wallen-
stadt geführt.' Escher 1092. ,Ein Nahen auf dem
Zürichsee tragt eine unbewusste [unbestimmte] Last.'
JHSchinz 1765. .Sowohl in den heimischen, als auch
fremden Nauen.' 1706, Absch. .Grosse Barken, in
der gemeinen Sprache Nau (d. h. nave, Schiff) von
381
Naw, ik'av. ni». now, ninv
882
10—12,000 Pfänden Last.1 T Gem. S. noch Josse«
(Bd III 70/1), menschig (Sp. 339).
Lehnwort ros lafc aavi». In BsStdt vormals Name eines
(Wirts-)Hause8: ,zem NoWen.' 1417, Jte Chr.; 1433. Üs XI V..
s. 60; daher Doch heute die .Nauenstrasse.' .Jackli Nawen.'
1380, USeelisb. Einigemal begegnet in der ä. I.it. die Schrei-
bung ,naf(f)en': ,TJnd runden allda zwei gross uaffeu. die
waren der Venudier, und dieselbe hatten da vor am douners-
tag einen raub-naffen uf die Jenueser nider geworfen.' 1460,
Gfo. ,So sachent wir ein schöni grossi naffeu gegen ans
l'aren.' HSchürpf 1497. .Indem seind wir bald worden gwar
unsäglich vi] schiff oder nafen.' GGotth. 1599. Das scheint
eine jüngere Entlehnung aus dem Rom.; vgl. frz. tief.
Uri-: das grosse Standesschüf der Urner, das vor
dem Betrieb der Dampfschiffahrt wöchentlich einmal
zwischen Flüelen und Luzern neben dem Gütertrans-
port auch den Personenverkehr, nachher aber nur
noch den erstem vermittelte, bis es vor etwa 20 Jahren
ganz ausser Dienst gestellt wurde; s. Z Neuj. Künstl.
1882 (mit Abbildung) und HHerz. 1884, 4.
Veh-: N. zum Viehtränsport Ndw.
Halb- Vw; Z f. Nach Z Gem. 1« 360 55 -00' lang,
6— 61/»' breit; Tragfähigkeit 250— 300 Zentner. Vgl.
H.-Ledi (Bd III 1070).
Oh nechte"-: grösster Nauen, der einer festen
Bemannung von geschulten Schiffsgesellen, Ruder-
knechten (s. Schiff-Knecht Bd III 729) bedarf. XVI.
bis XVIII., L. .Haltet in der Länge 05 Schlich, ist
breit beim hindern Joch 11 Seh. 8 Zohl, in der Mitte
10 Seh. 11 Zohl, beim vordem Joch 7 Schueh, die
Wandhöche in der Mitte ist 4 Schueh 1 Zohl, hat
Gürben 30 und Nadlen 14 und in der vierten Nadlen
der Segelbank.' L Schiff herrn-Libell 1745. Syn. Knech-
ten-Schiff.
Ledi-: Lastschiff Vw. Die L. dürfen nach einer
L Verordnung von 140!» nicht das selbe Mass haben,
wie die sog. grossen Nauen ; .der boden soll han an
der lenge 6 klafter und dry schuo.' Dagegen lt L
Schiff herrn-Libell von 1745: .Haltet in der Länge
46 Schueh, hinten in der Breite 6 Schueh 9 Zohl. in
der Mitte 0 Schueh 6 Zohl. vornen 4 Schueh 0 Zohl.
Die Wendhöche ist 3 Seh. 9 '/,.. hat Gürben 20, Nad-
len 9, in der dritten Nadlen den Segelbank.' Syn.
Ledi (Schiff).
M ärkt-: Marktschiff. .Die schiffgsellen im mercht-
nawen ze Uro.' 1532, Strickl. (für L).
Metten-: Nauen mittlerer Grösse. Anf. XVI., L
Schiffmeisterbuch. — Zum erste» Teil der Zss. vgl, mett
(Sp. 555).
Pfister-: Nauen. der das Luzernerbrot nach den
am YwSee gelegenen Ortschaften brachte. XVI., Vw.
.Glycher gstalt syent die schiffgsellen im pf. von Lu-
cern zuo Ure ouch. gehalten.' 1532, Strickl. IV 534.
Die Schiffgesellen dieses Nauens waren in der Pfistern-
und Müllerzunft zu Luzern zünftig. L Gem. I 190.
IIlii"-: für die Rheinfahrt bestimmter Nauen L.
,Es soll nieman enhein rinnawen an die Egge [Schiff-
lände in LStdt] stellen, wan an dem zistage nach
vesper zyt hin, so er ouch mornendc dannen varn
soll.' ä. L Ratsb.
Spitz-: Lastschiff mit spitz zulaufendem Vorder-
teile. XVI., Vw; vgl. Grausen (Bd II 782).
Stein-: N. zum Steintransport Vw f. ,St. haltet
in der Länge 57', in der Breite hinten 9' 4", in der
Mitte 8' 8", vornen 5' 7", die Wandhöche 4' 1", hat
Schweiz. Idiotikon IV.
Gürben 26, Nadlen 12, bei der vierten den Segelbank.'
L Schiffherrn-Libell 1745.
Win-. ,Der Verkauf des von den Weinbauern auf
der Achse oder auf dem Rheine auf den Weinnaueu
in die Stadt gebrachten Weines.' Bs XIV. .Von einem
W. 4 ß l'l'cnn. Zoll; von einem andern Nanwen 2 Kreu-
zer.' Gens.
Nau"er: Schiffbauer; s. Nauwen. Syn. Nauwen-
Macher. Auch Geschlechtsn. ZHinw.
Xf'wn Z. X»-d BsStdt, Nöwö BsL.j HSt.lt. Nuwo
P (Schott): 1. Neffe Bs; B. G'schimsterti, Unklen and
Tanten und Güsäng, Niessli and N. Breitenst. —
2. Enkel P.
ninv. nüww BBr., Ha., R.; GRPr.; 1' AI., nun: IM.;
Gr ObS., nü ApH., K. ; BSi.; Gl; UwE. fnoij, nöü bzw.
nei Aa : All., M.; Bs; BBe.; GRHe.; Tu; Z : 1. wesentlich
wie nhd. neu. N-er Vfbroch, Neubruch Ap; vgl. Nü-
Ägerten Bd I 130. N-er Anke- s. Bd I 341. X-s Fleisch,
im Gegs. zum gedörrten Gl; U. S. noch lind (Bd III
1316). Ungebraucht: Si hend alle" g'seid ror Zlte",
wenn-me* und N-s [kein neues Kleid] a'heig amene"
[an einem] helge" Tag, so furz-men i' d' Chille" LH.
Neugewählt: .Das freie Stadt- und Vogtgericht soll
bestehen von 12 Richtern, als ß stäten, 3 Mittel- und
3 neu oder jungen Richtern ; es solle auch Keiner zu
einem neu oder jungen Richter genohmen werden, er
habe dann das 25. Jahr seines Alters angetreten.' Z
Mand. 1715. Im bes. Gegs. zu .alt'; s. Bd I 203. N-J
Herdöpfel. N-i Wegge", Wecken von neuem Korn
Z (KMeyer). N-i Schuld, erst kürzlich verfallene,
wahrend en alti Schuht die schon vor einem Jahre
verfallene Schuld bezeichnet Nnw; vgl. laufen (Bd III
11 ■_'.">). Wortspielend sagt man: Am 3. Tag Neumond
soll man die alten Kleider vors Fenster hängen, so
werden sie neu Z. ,Neu und alt Rät.' Ap LB. 1747 =
.zweifacher Landrat', die oberste Vollziehungsbehörde
von ApA. Subst. der N. 1) neuer Wein Bs; B; Th; Z.
— 2) ein neumodischer Tanz, spec. Mazurka Gi.H.;
Th. — 2. 'Neuerungen (in politischen Dingen) zugetan
Ap. En neue Chojif, Jmd, der zu Reformen geneigt
ist. Spec. so mit Bez. auf die Frage einer Revision
des Landbuches zu Anfang der Dreissiger Jahre; s.
Tobl. 332 a. — 3. in der Fortsetzung oder Wieder-
holung neu. Der neu Märt, der Jahrmarkt zu Unter-
seen als der erste der Herbstjahrmärkte. Der n. Sontig,
der erste Sonntag des neuen Jahres Ap.
Verstärkende Zss.:
nagel-funkel- Ap, fur-spön-nagel-funkel-
ScHStdt. — funkel-nagel- Aa; Bs; Tu; Z. — „fiir-
nagel-." — nigel-nagel- Aa; Ap; B; Gl; Th; Z. E"
n-s Hüsli, e" n-s Dach, e* n-s Schätzeli, wie freut-mi"*
doch Das! L. S. noch Reinle 1894, 73. — späHe"-
nagel- ZB. — funkel-spälle"- ZPfäff. — spd»-
ScHStdt.
fern-: neu vom letzten Jahr her, z.B. von Wein B.
Nü(w), Nöü n. : meist indeclinabel, Neumond.
allg. .Das newe. interlunium.' Dasyp. Dem N. wird
grosser Einfluss auf das Wetter zugesehrieben. Wenn
es am dritten Tag nach N. (de" dritt Tag N.) auf-
heitert, so bleibt das Wetter anhaltend schön Z. Wenn
's Wetter im N. uit änderet, so hlibt 's der Wache" so.
Schild. ,Wie der Wind am dritten, besonders aber
am vierten und fünften Tag nach dem Neue weht,
so den ganzen Monat' LG. (Ineichen); ähnlich Z.
56
883
Naw — nuw. Nax — nux
SS.j
Wenn 's im Mai im N. schneit, so schneit 's de' Sommer
allemol im N. Ap. S. noch in-, inhin-gän (Bd II 22).
Aberglaube. .Die Waschen, im Neuen gehalten, er-
zeugen Ungeziefer ins Gewand.' Ineichen; ähnlich in
Z Tom Sonnen der Betten. Tue Ghabis und Bäben
im Neuen üs, se füle'd-si LG. (Ineichen). Wä**-me*
's Brennholz im Neue' schlät, se brennt 's nüd guet
ZO. .Wenn Santihansdag des Düfters uff ain nüw
kunnt, soll ain gut jar chon.' 1520/9, Stockar. ,[Gott]
wirt dich noch nit Verlan... bschow weder nüw noch
wädel [Vollmond], sonder bitte Gott umb bystand.'
Lieh gedruckt 157G in Bs. ,Wer wolle gut Reben
züchten, der soll den Samen im Nüwen ussäjen.' Z
Elgg Arzneib. RAA. All N und Wädel, häufig UwE.
Nüt wüsse" ro" N. u. Wädel, gar nichts wissen BSi.
,Vom N. bis zum Wedel', sehr lange. Gottii. Im
zehende" N, alle zehe" N. BR., all sibe" N. einisch
[einmal] L, selten. S. noch anstechen.
Im Th gilt für unser W. Nu, fürs Adj. neu. Die Ver-
schiedenheit beruht darauf, dass die Diphthongierung laut-
gesetzlich an den Hiatus gebunden war und beim Subst. die
Auslautsfurm, beim Adj. der Yoc. der flottierten Formen zur
Herrschaft gelangte. Vgl. dazu nü-bache* Th; Z, Xü-Mnr't Z
neben neu, ferner drissg neben drei, fnli"h neben frei usw.
Maien-Nüw: Neumond im Mai. ,Nun kumpt das
m., dem monschein nach.' Tierb. 15G3.
Mittwoche n-Mons-: auf einen Mittwoch fallen-
der Neumond. ,Ein M. sei so gefährlich zu achten,
dass besser wäre, ein kleines Ländlein gieng unter.'
Aniiorn 1674.
Muni-: scherzh. verächtlich für Stieren-N. ,Der
Küfer sagt, ich gehe auf kein Zeichen, auf kein M.
und Wedel: ich ziehe den Wein ab, wenn ich will.'
Zg Kai. 1883.
Stier(e")-: derjenige Neumond, welcher eintritt,
während die Sonne im Zeichen des Stiers steht (Ende
April oder Anfangs Mai), eine Constellation, welche
meteorologisch namentlich dann für gefährlich gilt,
wenn der neue Mond mit dem Beginn des Zeichens
zusammentrifft B; L; Scnw; SB.; Th; Z. Man be-
fürchtet infolge dieses Zusammentreffens schädliche
Kälte oder starke Gewitter; s. Emmentaler Joggeli
1887, Nr. 42. We"" St. icha gi't, so mues 's gäng e"
chli" strüb 'tu* st", wenn das Stierzeichen bei zu-
nehmendem Monde eintritt, so muss es im Wetter
immer etwas wild hergehen B oE. Den Glauben an
Einiluss des St. auf Gemüts- und Geisteszustand ver-
raten die RAA.: Es ist St., es herrscht üble Laune.
Im St. gibore" si", dumm sein.
Maie°-Stieren-: , Stierneu', das in den Mai fällt
BBe. We** 's am M. schneit, su schneit 's der ganz
Summer alli Neu.
nüwele11 nimvilw W, nüele* BG., neuele* B; L:
den Geschmack und Geruch von etwas Neuem an sich
haben, so von der Milch einer Kuh, die erst gekalbt
hat L; W, auch von Wein, von Speisen, die in neuen
Holzgefässen aufbewahrt worden sind, von Stoffen,
die noch nach der Fabrik riechen B. Vgl. larelen.
niiwen B öü., nöüa" Ap, noije" UwE.: neu werden,
spec. vom Mond, 's nüwet, der Mond erneuert sich.
Wenn 's in glanzne* Himmel ine" neuet, so gibt 's glich
Itrge" ZS.
nfiwent wäet Ap, neuet Z, neued Scu; Th; ZO.: in
der Verbindung mit ,von', im Anfang, anfänglich Ar.
'« Alt hebet omc" nüd alliwil, ond chost 's vo* n. noa
so ril. Merz. Flektiert: ro" neuedem Sch. Vo* n. üf,
von Anfang an Tu; Z. Das ist vo* n. üf scho" schlecht
g 'machet g'si". Vo* n. üf isch-es nüd so g'si*. —
Vo* n. üf Analogiebildung nach vo* Jugemd üf.
nüwere" nöHefe*: 1. erneuern. .Den eid n.' 1396,
Seg., RG. — 2. ins Gedächtniss rufen TuWeinf. Es
het-mich g'neueret, ich erinnerte mich.
er- nüwre,* BSi., -niu-uru" I'Al., -iiii-Mi GrL. :
1. wieder neu machen PAL — 2. = nüueren 2 GrL.
Er het mer 's ernüeret, er hat mich daran erinnert.
Das tuet mir e. — 3. refl. a) von Kühen, die nach
dem Kalben wieder anfangen Milch zu geben BSi.
— b) das Kalben selbst „BSa." ,Wann Einer dem
Anderen ein Kuh verkauft und sich die später er-
neuwert, dann der Verkäufer dem Käufer vorgeben.'
1660, BSa.
ver-: erneuern. Der Maler soll ,die zwei bilde
v. und mit frischer ölyfarbe fassen.' 1500, Bs. ,Die
mur v. lassen.' Kessl.
Nüwi Nöüi — f.: 1. der Zustand der Neuheit.
,In wellera grossem rliss und andacht die schwestren
warent in der nüwi des ordens.' Anf. XV., G Hdschr.
,Es mag ouch ein arzat die wunden lassen beschouwen,
diewil die in der nüwe sint.' 1432, Z<; Stadt- u. Amtsb.
- 2. Euterverhärtung der Kühe nach dem Kalben,
wo sie Neumelche" heissen Ap. Syn. Viertel-Luft.
Zu 2 vgl. nd. nü(e)ren, vom Schwellen des Euters; s.
Woeste 187 b, Schamb. 14Gb und vgl. unser er-nüweren,
Nüw lere" f.: Brache, Acker, den man zur Wiese
macht BSi.
Zur Bildung vgl. Erbseren (Hd I 1311, Farneren (ebd.
1019), Hagleren (Bd II KITT). Sanieren; zur Bed. lat. novale,
gr. v£o£.
nüwlich: neuerdings; s. nnder-faren (Bd I 895).
Nüwlingm.: 1 . = Nüieleren „ B. " , Neuligen', Name
eines Landstrichs im untern Wyssachengraben B(.lahn
1857). — 2. Nculi'g, das erste Gras auf frülierm Acker
AALeer.
Nüwlis Neulis n.: a) = Nüulercn BoE. S. auch
Anderegg 1897, 115. — b) Wiese, die in Ackerland
umgewandelt wird BHa.. U. Im N. giH 's die schönste"
Herdöpfel.
nuwst: neulich, jüngst L. Doch bin-i'h mit de"
Wältsche" n. i* d' Sehiciz ie cho". JBEgli 1871. -
Adv. Suj). oder aber Heu. (mhd. niuxoee) mit angetretenem i.
Nuwel: 1. NeiteU Üwel (Bd I 613) Tu. — 2.- M„-
icel (Sp. 608). Er ist en Nühel, Sauertopf. Sprww.
1869, 77.
Nax, nex, nix, nox, nnx.
G'naxer in.: Geizhals. .In einem wohlhabenden
Dorfe wohnte ein reicher G.' Dorfkal. 18G0.
Nex f. — Dim. Ne.reli: zum Kritteln geneigte,
kleinliehe Weibsperson; lästige Drängerin L.
Weiterbildung zum Stamm '";/.'/-,■ s. gnäggen (Bd II 665);
vgl. auch gnixten (Bd II 676),
Ne x lere": = dem Vor. L.
nix: scherzh. verstärkend für nichts Apj tii.K.;
(iuVal.; Tu; W; '/.. Meist in HAA. N. barix ThHw.j
Z, oft mit dem Zusatz und Bube*- (Böne*-, Bälle"-)
885
Nax— nur. Xaz — nuz
886
Schnitz niiid geli Hüebli drunder) Z. .Soll ich mich
Fangen lassen? Nixparix! Da klettere ieh lieber auf
diese Tanne. • Ukith. 1845. Nix Tabak Ap; Z, Nix
Tabaks und Habersacks Bs. S. auch fix (Lid 1 1143),
mit 3 (Sp. 871). Nül II (Sp. 87li).
Das \V. ist fremden Ursprungs nnd wird vom Volk auch
als fremd ompfundon.
Gib i- : Augentrost, Euphr. off. Z; s. Bd II 96.
Syn. Augen-, Hungcr-Blüemli.
HamiiieB- m.: seherzh. Entstellung für Hamme"-
Schnitt ZZoll. Ja, de muest ha" — H. und Fleisch
derzue! spöttische Alifertigung ZGlattf. S. noch Fen-
ster (Bd 1 872).
Naz, iiez, niz, 110z, nuz.
Xaz „W", Näzel GüMalix; Schw, „Näzeli. allg.".
Nazi Aa; Bs; GRMalix, Pr.; LG., Stdt; Schw; S;
Th; UwE.; U, Näzel („grob") LG.; Schw; UwE.;
„Zg", „Näzeli" LStdt; UwE., Nazi LStdt; SchwE.:
1. Personenname = Gnäzi (Bd IL 676). aaOO. ,1786
wurde dem Rotzer Nazi vom Gemeinderat verboten,
bei Nebentänzen zu gygen.' AKüchler 1886. ,Ge-
brüder Ming, Melknazis.' 1887, Obw Volksfr. Näzi-
Toni, Ignaz Anton UwE. — 2. appell. a) Nazi, Toller
ZLunn. — b) Nazi n., wunderliche Person BHa. Isers
Lenis Meisterfrow ist o nid en garegi, si tüod 's nid,
va" d's ganz ZU kujonieren und frägd doch der Sach nid
s' grechtem dernäeh ; c" selis sin Näzeni. — c) ,Nätzel'
s. Mattäus (Sp. 551). — 3. Nazi, (seherzh.) Bezeich-
nung des Liters als Mass. N. L Hauskai. 1896.
Zapfe°-Nazi n.: beschränkter Mensch BHa.
Nazial: Nation Sch (Kirchh.).
Nazion: verächtlich für Volk, Bande, Gesindel
AaF., Ke.; BsL.; B; Th; Z. Syn. Cor (Bd III 446).
Der Guggi und Gaggi macht noch Dukter si" bi der N.!
ISreitenst. De'' ist ron-ere" schöne" N. her. Das ist
c" N. Lüt! Aa; ZS.
Natzli Natzji n. : = Nässeli (s. Nässi 2 Sp. 794), doch
immer iron. gebraucht GrPi\ Vgl. Fient 1898, 23.
Netz n.: 1. in ZHorg. f., in ZErl. Netze' f., PI.
Netze' TiiErm.; ZHorg., (Fischer-)Netz. allg. Über
den Unterschied zw. N, und Garn vgl. Garn 2 a
(Bd II 420). In THErm. gilt der PI. als Bezeichnung
eines grössern Netzes, ein kleineres heisst Netzli
(ONägeli). ,Mit einer netzen ungevarlich der zyt'
fischen. 1461/1642, L (Bericht über den VwS.). ,Man
möge die netzen widerum setzen.' 1570, Gl Rq. ,Von
der netzinen wegen, die man bisshar in der Lint
gsetzt.' ebd. ,Er habe ein netze oder garn für ein
tischtuoch gespannen.' LLav. 1582. ,Er wollt 100
guldin gen, das diser handel nie angfangen were, von
der statt nutz wegen. Er gsehe, das man der statt
mit einem guldinen netze wolle fischen [mit kostspie-
ligen Mitteln etwas wenig Vorteilhaftes erstreben].'
ThFrickart. — 2. Netzi I n. AALeer.; B; GlK.; Ndw;
ZU., Netze" f. GrD.; PAL, Netzhaut um die Einge-
weide. ,Das netze.' Tierb. 1563. ,Wann Einer uss
dein Bad gaht und noch ussgschlagen ist, der nein ein
Netzi von einem Gitzi und ryb die Schlechte darmit,
es geht gar bald hin yn.' ZElgg. Arzneib. 1650.
Zur Form Netzi »gl. Hind (Bd II 1614); sie findet sich
in der ä. Spr. auch für Bed. 1, so auch 1531/48, Jorem.; 1561,
SchwE. Klosterarch. Das Fem. \>t~ erklärt sich als miss-
verstaudeuer PI.; dazu als neuer PI. Netze", der seinerseits
wieder als Sg. f. gefesst wurde.
Forelle--: eine Art Gruml-N. (s. d.) ZErl. -
Fischer-. ,Also helfen sie [die Patres] auch wacker
darzu, dass diejenigen, so ihnen spendieren oder sonst
das Fischernetz flicken [aushelfen], in aller Unreinig-
keit dahinleben können.' Goliath 1741. — Gupfel-:
ein dem Hasel-N. ähnliches Netz Bodensee; s.GLHartm.
1808, 80. — Gert-: aus Gerten geflochtenes Netz?
,Es soll ouch niemand mit federschnüeren fischen,
gerdnetzen ziehen noch nachtangel setzen.' 1411, Bs
Rq. — Grund-, in ZErl. Grun(dJ-Netze" f.: für die
Seetiefe verwendetes Netz ZS. ,Und sollen die Gr.
oder Sehwähten-Neze. so bald der Blauling im Leich
und Bann, aus dem See getan werden.' Z Fischerordn.
1710/1856. — Gressling-. 1710/76, Z Fischerordn.
Vgl. Kressling (Bd III 852). — Hasel-. .Hasel- oder
Lupf- oder Gupfelnetz, mit grossem oder kleinern
Maschen, je nach ihrer Bestimmung gegen einzelne
Fische.' Th Gem. (für den Bodensee). ,Von dieser Art
Netz [Boden- oder Treibnetz] haben die Fischer mehrere
Abstufungen, weitere und engere, feinere und gröbere,
für grössere und kleinere Fische; z. E. ein Laugelen-
netz, ein H.' N. Alpina 1827 (für den Walcnsee). ,Diss
ist der vischzüg: acht lauge haselnetzi und ein hasel-
netzi, wie mans in die thüne [seichte Stelle] steckt.'
Z Fischenzbr. 1506. — Krüschli-: ganz kleines Netz,
mit dem man die Krüschli [kleine, zu den Barben ge-
hörige Fische] fängt L. — Laugeli- ZS., Laugele"-
Walensee: Netz zum Fangder Laugele" (s. Bd III 1172);
auch 1710/1856, Z Fischerordn. S. noch Hasel-N. -
Lupf- s. Hasel-N. — ,Nase"-.' Z Fischerordn. 1856.
Vgl. Nasen (Sp. 800). — Bode"-: langes, schweres
Netz, das im Gegs. zum ,Schwebe-N.' am Grunde liegt
VwSee; Walensee. ,Ein Boden- oder Treibnetz. Es
besteht aus Faden; je feiner, je besser; aber auch
schneller der Fäulniss unterworfen. (Der Höhe nach
befinden sich 40 Maschen daran.) Es hat viel mehr
Blei als das Spannetz, damit es mehr abwärts ge-
zogen wird (10-15 Pfd).' N. Alpina 1827. — Bar-
be"-: Netz zum Barbenfang. GLHartm. 1808, 80. —
Blauling- Bläli'g-: Netz für den Fang des ,Bläu-
lings' ZS.; auch Z Fischerordn. 1856; 1659, SchwE.
Klosterarch. (.Bläuling-N.'). — Blüemli-. , Der Schrei-
ber des Gotteshauses [Wettingen] habe auf einen Mann,
der mit verbotenen Bl-en in der Limmat zu fischen
sich unterfieng, geschossen.' 1650, Absch. Vgl. Bl-
Garn (Bd II 423). — Röteli-: Netz für den Fang
des ,Röteli.' 1710/1856, Z Fischerordn. — Sack-: =
Sack-Garn (Bd II 423) ZS. — Schlag- s. Kimger
(Bd III 658). — Schweb- „LG.;" ZS., Schu-ebi- L:
„eine Art Fischerreuse, von Garn gestrickt"; s. Bo-
den-N. Syn. War-Lef (Bd III 1149). Nach Hartm.
1808, 80 zum Feichenfang gebraucht. ,Es ist auch
aller Schwebet verboten, wann mit Schwebnetzen und
den grossen Trachten.' 1512, Fischer-Einung für den
ZS. ,Zwick-dörn' unter die ,Schwebe-netze' zu setzen,
ist verboten. 1537, BTh. Fischerordn. (Türler 1895).
Auch bei Escher 1692, 109; Z Fischerordn. 1710/76.
S. noch Schiceb-Garn (Bd II 424). — Schweib-: =
dem Vor.? B (Zyro). Vgl. Fr., Ztschr. VU 113. -
Schwächte"-: eine Art Grund-N. (s. d.) ZS. —
887
Naz. ucz, liiz. lmz. nuz
^s
Spiegel-: doppelwandiges Netz, 'la.s vorn und hinten
grosse rautenförmige Haschen (.Spiegel1), auf beiden
Seiten des Mittelnetzes enge Maschen hat LReuss;
\\\S.; Z rS. — Spann-. ,Ein Sp., das 3 l'fd Flachs
erfordert, aus 15— 1600 Maschen bestellt. 11 — 15 Klafter
misst.' N. Alpina 1827. S. auch Bodeti-X. — Spis-,
in ZErl. -Netge' f.: kleineres Netz, das dazu dient,
Köder (Spis) zu fangen Z rS. — Streit'-: engma-
schiges Netz zum Groppenfang TuEnn.; s. ONägeli
1898, 47. — Trib-: = Boden-N. Walensee; Z rS. —
Tribene"-: = Tribinen-Garn (Bd II 425) ZErl. .An
Tribnernetzen.' 1659, SchwE. Klosterarch. — Wolf-:
Fluni. .Ein güetli, gen. das W., anderthalb lnanns-
mad.' i486, GKriess. — .Zuger-.' 1537, BTh. Fischer-
ordn. (Türler 1895, 8). — Zwirn-: = Barben-N.
GLHartm. 1808, 80.
Netz er in.: 1. Netzfischer. .Beschwerden, dass
die N. zur Zeit des Gangfischlaichs ihre engen Netze
zu weit an oder in den Rhein hineinsetzen.' 1774, Th
Fischerordn. — 2. Name eines Fisches TuEnn.; s.
ONägeli 1898, 43.
netze": wie nhd. allg. De Finger, Fade" n., beim
Spinnen, Weben, Einfädeln Th; Z; oft abs. Spec.
a) von Kindern; s. underen -machen (Sp. 44). Kerl.
's Chindli hed-si'* sehn" wider g' netzt ZS. In der ä.Spr,
auch abs. .Sein notturft tuon mit n. oder beschmeis-
sen.' Tierb. 15G3. .Dass er alle stund netzet.' ebd.
- b) unpers. 's netzt, von feinem, nebelartigem Regen
AABb.; Tu; Z (auch Dim.: es netzelet ZDielsd.). -
ungenetzt. ,U. scheren', hart mitnehmen, rauh be-
handeln. NJIan. 411. ,Ich bsorg, uns werd gschorn
ongnetzt.' UEckst.. Rychst. Syn. trocken scheren.
ab-netze": das zum Sticken bestimmte Garn in
Seifenwasser legen, damit es geschmeidiger werde G;
vgl. Abnetz-Tisch.
a"-; wie nhd. allg. De" Faden a. B; Th; Z. Refl.,
sieh ((., beim Baden, ehe man ins Wasser taucht, aus
Vorsieht sieh Stirn und Brust benetzen ZS. Unpers.,
vom Regen Ar; Th; Z. Es hat (nie e" chli", chüm)
a'g'netzt.
in-: jimmergere' PA1. (Giord.).
ver-: durch Nässe verderben Bs; Th; Z. Iez isch
der Bhteme'staub vernetzt [nach einem Gewitter].
Schwzd. Vernetzti Frucht, Getreide, das nass gewor-
den, nachdem es schon geschnitten war Bs; Th; Z.
Obertr. ,Tuet man aber, wie ir tuend, da bschüsst
nüt, hett schon yeder ein pfruend: also vertrinkend
ir das üwer, sack und seil, kern und sprüwer, und so
iis alls in wyn vernetzend, denn ir 1ms und hof ver-
setzend.' LTEckst., Rychst. Verderben, zu Grunde
richten, ,Die pundbrief sind vernetzt.' 144:!, Lied.
.Sn wind der schimpf ins end vernetzt [der Spass zu-
letzt verdorben].' 1471. Lied. ,Ee etwas versehetzen,
dann den ganzen handel v.' 1531, Stkickl. (B). ,Er
hat ihm noch kein spil vernetzt.' 1558, 4'obl. VL.
.Sollte man noch ein spil v., wurde sömlichs dienen
zu verderbung statt und landts.' HBi'LL. 1572.
Netzete" f.: vorübergehender Regenschauer Z
Kiil,. w. 's iseh-mer, eschömm e* tüchtigi N. KMey. 1860.
Netzi II f. .lluinor linguae deficit, die zung ist
im dürr oder hat kein netze mer.' Fris.
net/.le": = et Jen (Bd I 629) Bs.
g'Ilitz: wassersüchtig, von Schalen ZU.
Niese" NiaZO f.: Nichte PAL - In BsSI.lt; ZJfieue\
Niezling Niazjing m. : Neffe l'Al.
nutz (gesteigert nützer, nützest B): nütze, a) attr.
.Guote, nütze [leistungsfähige] niitgülte'n und gisel.'
1395, Gl Urk. .Recht nütz und getrüw geweren.' 1452,
G Stiftsarch. — b) präd. 's ist-der nützer! du tust
wohl daran (wenn du das tust] BE. .Es sei viel nützer
für mich, wenn ich mir dieser Sachen enthalte.' Gotth.
— c) adv. ,[Der Schulmeister] werde selbst b'hören
[die Aufgaben abhören] müssen, wenn's neuis n. gab
soll.' Gotth. .Wie aber merteils beschicht, da-- mau
in der hitz vil redt, das nutzer erspart.' LLav. 1582.
— d) subst. ,üas Nützest sei, man mache...' Gotth.
un-. in ScnSt.; Th ; Z -nütz: 1. annütz, unbrauch-
bar, untauglich, 's ist en u-er Vogel, wo-n-uf den Eiere"
hocket und s' nid üsbruetet ScnSt. (Sulger). l'-i Ba-
utet, Entstellung aus Municipalität, zur Zeit der Hel-
vetik. CBiederm. 1893; vgl. Gl Volksgespr. 76. .Und
wenn ein angurte abgat. so sol man ein andern uu-
gemant in vierzechen tagen an des unnützen statt
geben.' 1390, Gl Urk. ,U. sin.' ,Es were an eim ge-
lochte oder andern angriffen, oder was ime beschehc,
daz er unnütz were, sich selber zu weren.' 1398, Gl
Urk. ,U. werden.' ,Und welcher dannethin je abgat
oder u. wurde.. .' 1372, Gl Urk. .Das pherit, das in
der burger dienst u. wart.' 1380, B Stadtrechn. .Wann
ein Kählhofcr unnütz wurde oder stürbe.' 1665, Hotz,
Urk. ,U. machen.' .[Gott] unnütz machet unsern radt.'
Ruef 1550. .Alle Verschanzungen unnütz machen',
schleifen. 1656, DH.ESS1818. ,36 Mühlwerkor [-werke]
wurden unnütz gemacht.' JJSchet/chz. 17 t< '.. .her Ort,
wo dieser Wunderbrunnen eigentlich gestanden, ist
nicht mehr bekannt, weil derselbe 1550 aus oberkeit-
lichem Befehl verschlossen und unnütz gemacht wur-
den.' JMüll., Altert. — 2. pflichtvergessen, liederlich,
verschwenderisch. ,Der unnütz probst von Eichen,
den man den roten probst nannt.' Vau. .Begab sieh,
dass ein man in sinein guot und hushaltung so u.
würde, dass ein uffall beschäche und die gälten uf die
güeter tringen.' 1545, Absch. .Wann aber von wegen
seines unerbaren leichtfertigen oder vertuonlicheii We-
sens und unordenlieher haushaltung er. der vatter,
abgesetzt und vögt geordnet worden, sollen diss laal-
die vögt sollichem üppigen unnützen vatter von der
kinder hab ganz und gar nichts folgen lassen.' 1590,
Bs Rq. .Unnützer haushalter und Verschwender.' ebd.
,Ob ein Fraw dennasen liederlich, vertrunken und
unnütz were.' GitAv. LR. 1622. .Wann Einer unnütz
oder verschwendig sein möchte.' 1666, Aa Weist. ,Söl-
liche unnütze Personen, die irer .hingen minder Rech-
nung band, dan unvernünftige Tier der iren.' AKi nzli,
Wint. Chr. — 3. übermütig, trotzig, frech, frevelhaft.
,I)er von Vvonand. so eines bilds halb by sant Jacobs
capell unnütze wort gebracht,' 1538, Strickl. (F).
.Ist Einer in Buss erkannt worden, weil er seinem
Stiefvater unnützen Bscheid geben.' lliSl, (Ilik 1 "-<::.">.
,Baden hat sich sehr unnütz verhalten mit Trotzen
und linsen Worten wider Zürich.' TOGGENB. KRIEG 1712.
Si'h u. mache", sich ausgelassen, angehörig benehmen Z.
Mach-di'* und it.! sagt der Lehrer zu einem Schüler.
.Em Reimschmied hat in elenden und säuischen Rei-
men sich über diesen Hirsbrei und die Schweizer-
knaben u. gemacht.' JMüll., Altert. — 4. Familien-
name. ,Hugo Unnuz.' 1248, Bs Urk, ,Cuonrat Unnüzze;
vy.
Naz. Dez, niz, lioz. nuz
S'.MI
Ooli U. ze nidren Berkon.' 1348, Aa Weist — un-
nützlich: verschwenderisch. ,Dass sy das ir u. ver-
zeerend.' / Mand. 1580. .Diejenigen, so u. Huss ge-
halten.' BSittenmand. L628. ,U-es Vertun.' 1600, BsChr.
kei"-: 1. = unnütz 1. .Spricht der leim ouch zum
hafner: dyn werk ist kein nutz?' OWerdm. 1552. ,Ar-
nolf ist der erst tütsche Kaiser, so von den Stenden
erweH worden, nachdem Carle kein nütz mer gewesen.'
JJRüsgbr 1606. Nichtsnutzig. ,0 Satan, du keinnitzer
Buob. dir selbs liest gtnacht ein tiefe Gruob.' Com.
Beati. — 2. en Kei'nutz, Taugenichts GSa. — kein-
nützeud: = un-nutz 2. .Haushaltungen, deren elende
und k-e Hausvätter diser Schwälgerei ergeben sind.'
1611, G Mand.
nüt-, nüts-, nünt-nutz Aa; Ap; Bs; B; Scii;
Thj W; Z: 1. adj. N. si" a) zu nichts taugen Ap; Gr;
Th; Z. Wer Nieme'd nüd traut, ist selber nüd nutz
GnMai. — b) sich übermütig, ausgelassen benehmen
Ap. — 2. subst. E(nJ X.-nutz, Taugenichts Aa; Ap;
Bs; B; Sch; Th; Z. S. auch ver-jäuken (Bd III 35).
Oft als kosende Schelte auf ausgelassene Kinder. Du
bist en chliner Nutnutz ! „Nitnutzji n., kleines Schaf.
das nicht gedeihen will W.- — 3. adv. 's ist-mer ose*
nüt nutz, ich fühle mich nicht recht wohl ZO. Ich
heig die letzt Nacht nüt nutz g'schlafe". Gotth. —
nüt-, nüts-, nünt-nutzig: nichtsnutzig Bs; B;
Tb; Z. Zu Schelmenstreichen aufgelegt, ausgelassen
Ap; Sch; Th; Z.
Nutz AaWoIiI.; GrD., sonst Nutze; Dim. Nutzli
Uw, Nützeii ZO„ Zoll. — m.: 1. (jährlicher) Ertrag
a) an land- oder alpwirtschaftlichen Produkten Ap;
B; Gl; GrD.; Th; üw (Nutzli); Zu., S.; unterschieden
als Gras-, Heu-, Obs-N. usw. De" N. ab-em Land
nie* Z. E" grosse* Schutz [Frühjahrstrieb], e* Mine*
X., von Obstbäumen und Weinreben AaWoIiI.; ZS.
Er hed e" Guet [bewirtschaftet es] um de" N. GrD. ;
ZO. Eine mit samt dem N-en hüröte", ne%, eine von
einem Andern Geschwängerte Ap. ,Dnd sol man den
ze Aadorf zuo den zweien n-en zuo Käseren [einem
.beschlossnen' Hof] weg lassen.' 1469, TiiAad. üffn.
,Unz es aber grass gibt und mit nanien zwen nütz.'
1472, GBurgau Offn. .Welcher in den drigen zeigen
rüthölzer hat, der mag die rüten und dann die zwen
nütz inn haben sonder vesen und näheren.' 1493, G
Krin. Offn. .Soll der selbige solliche rüte zwen nutz
uf ein anderen bruchen und buwen.' 1536, ZTöss Offn.
S. auch ferggen 11 (Bd I 1007), Lechen-Hand (Bd II
1394). ,Wan noch nutzen oder fruchten vorhanden.'
Arl. LB. 1585/1828. Formelhaft: N-en und Schaden.
In Pachtverträgen wird der Tag festgesetzt, an dem
N. und Sch. beginnen sollen B. Am Zistig wellten-
tner N-en und Schaden Jan angän BBr. Insbes. vom
Milchertrag der Kühe (Milch-, Vech-N.J; vgl. Nutzen-
Vieh (Bd I 651), -Cime (Bd III 95). Eine Kuh giH
noch kei" N., kei" N. me Th; Z. .Diejenigen Kühe, die,
wie sie sagen, den ganzen N-en geben, d. h. tragend
auf die Alp kommen.' Steinm. 1802; vgl. auch ,zu N.
laufen' (Bd III 1123). An'n N. cho' Th.; Z. .Du bist
wie ein Kalb, welches, wenn es selbst an N. kommen
sollte, dann erst noch in Graben kalberet.' Inderm izi
1826. .Wenn Einer dem Andern ein tragendes Haupt
Vieh gibt und dasselbe auf angegebene Zeit nicht an
N. geht.' Gl LB. 1835. Nutzli, Ertrag an Milchpro-
dukten, bes. Käse Vw. .Die Bauern hören gern von
guten alten Zeiten reden, wie da Alles so geraten sei
und das Nutzli schön gegolten habe.' Obw Bauernbl.
1893. Ertrag an Butter und Käse, den eine Kuhherde
während des Sommers liefert GrD. Hut heind-sch'
de" X-e" g'ferget [zu Tal befördert]. — b) „Nutzli,
Zins BG." .Die selben guldin alle hat ouch der selb
N. N. nach des obgenanten X. verjicht im und sinen
brüedern jetz gar und genzlich usgericht und bezalt
und sind in guoten n. kommen.' 1418, Gl Urk. Ge-
fälle. Einkünfte übh. .Der herzöge hete wol eteswaz
rechtung und nutz und zins in ir lande.' XIV., Z
Jabrbb. .Das die pünd stret selten beliben ir herren
an allen rechten, herlikait, nützen und diensten an
gefährde.' ebd. .All ir n., zins und gült.' 1475, Bs Chr.
.Mit allen nützen, renten, gülten und zuogehörungen.'
ebd. .Nütz mit erbtitel', erbliche Nutzniessung. ebd.
S. auch Gült (Bd II 286). ,In n. und (in) gewei";
vgl. Gr. WB. VII 1029. .Wer dem andren sini kind
zuo der e beriet und verendert an sin vatters und
muoter willen, der soll dem herren zehen pfund ver-
fallen sin und sol im denn sini kind wider in n. und
in g. setzen, als vorhin.' ScHwWangeu Hofrecht. ,Und
darauf han ich egenannten ampt und lehen bischof
Fridrichen zu seinem und seinen gotzhauses banden
in n. und g. geantwurt.' 1374, GitMünst. (Foffa). —
2. Gewinn, Vorteil, wie nhd. allg. Es Nützeii, kleiner
Gewinn, Genuss Z. ,Er lait den minsten tail an sin
selbes nuz.' 1336/1446, Z Jahrb. ,Wol mögend wir
mit grossen nützen in der statt das unser besitzen.'
Kdef 1550. ,Um ein kleine Widerwärtigkeit, da inen
ein klein nutzli abgat, fallend sy gar hin.' ebd. .Von
seinem Dienst noch etwan ein Nüzlein in seinem Leben
haben.' JUlr. 1727. ,Zuo nutz brauchen'; s. Zein-Gold
(Bd II 226). Z' Nutz, vorteilhaft. Was-mcr an eim
Ort verdiene! hed, hed-mer am en andere" Ort wider
üsge", mängisch z' N. und mängisch äuch z' Unnütz.
L Nachr. 1865. — 3. ,im Nutz', Fluni. ZBaltersw.
Ab-NutzBtw., sonst -Nutze": Niessbrau'ch, bzw.
Ertrag eines Gutes, Kapitals „Aa;" B; L; S; „Zg; Z."
Keine von äse" Bure" hei hur de" A. zage", wo-n-ich.
Schild. .Sie heiratete anders [zum zweiten Mal] und
hat jetzt einen schönen A., so lange sie lebt; sie hat
ihn kaum ganz gebraucht.' Gotth. ,Wenn Jemand
seine Frau haben wolle um den Abnutz ihres Ver-
mögens, so könne er sie haben.' ebd. .Dass seine
Hinterlassenschaft seinem Adoptivsöhne zufallen und
seine Frau bis zu ihrem Tode den A. davon haben
solle.' Amer. Schweizerkai.. 1890.
Über-: 1. überschüssiger Ertrag, a) „Nebenertrag
eines Landgutes*, spec. Obstertrag LG.; ScHwMa.;
Zg; Z. D' Bäum, 's Obs sind, ist en Ü., über den
eig. Nutzen an Gras oder Getreide hinaus Z. .Mit
Kecht nennt man den Obstnutzen Ü.; fehlt das Obst,
so hat man dabei nur wenig Mühe verloren; gerät es,
so gewährt es grosse Vorteile.' HSchinz 1842. Das
Heime" hat en grosse" Ü., grossen Obstertrag Z. .Das
Balzenhäbli samint Garten, Boden und Ü. in Lachen.'
1868, ScHwWangen. .In Betrachtung, dass jeder Ge-
meindsgenoss sowohl in Gemeinde-Obstgewächs, als
auch in Holz und anderm Ü. in gleicher Weise nutzte
und genutzet hatte.' 1805, MEsterm., Iiickenb. ,Dass
der Ü. von den Achran in des Gottshuses Hölzeren
zu Boot dem Gottshus heimdienen [zufallen] solle.'
BL'vs. — b) Ertrag, den ein Vermögensstück über die
darauf haftenden Lasten hinaus abwirft. Ein Privater
891
Naz, nez, niz, noz, nnz
892
verzichtet auf einen von ihm als Leibding angespro-
chenen Grundzins; dagegen erklärt seine Gegenpartei,
keinerlei Ansprüche gegen ihn zu erheben ,umb keinen
ü-en noch schaden.' 1374, Z Urk. X. verkauft ein Gut
und ,den ü. der vogtberen göeter, was die besser sind,
denn die zweinzig pfund pfennig, so das gotshus zu Rüti
darin hat.' 1415, Z Urk. Er habe von der Metzger-
zunft .den ü. und die rechtung. so sy gehept band an
dem hus, um ein summ gelts kouft.' 1423, Z Urk. ,Vil
höf ze erblächen um ein ringen zins verlihen, dero
ü. jetz vil giltet.' XV.. Hotz. Urk. .Die Suter ab
Valzeinen gend ein rinschen guldi für 10 käs; bringt
eim vogt ü. b' batzen.' 1531, Strickl. (GSa.). ,Xach Ab-
zug der uf diserm Hus stahnden 180 fl. [hat der Käufer]
mich um den Ü. des Kaufschillings zu bezalen ver-
sprochen.' 1606, Z Kaufbr. — 2. mit dem XbbegritT
des Übermässigen, wucherischer Zins. Bischof Ulrich V.
von ('hur verschreibt 1341 der Familie Planta für ein
Darleihen von 200 Mark einen Jahreszins von 20 Mark
und verpflichtet sich, ,die übernütz, die sie von den
200 mark innerr.mend, nümen anzusprechen, noch als
Wucher wieder zu fordern an kein Gericht.' Ztschr.
f. schwz. E. ,Wuocher und ü.' 1513, Absch. (S). ,Der
reichtag mit wuocher und ü. zusammen legt.' Z Bib.
1548/1707. ,Vyl gschwindigkeit bruchstu im gelt, das
dir der ü. zuofellt.' 1551, Schausi'I'. .Foenus, wuocher,
ü., gewün.' Fris. .Unzimlichen ü. auf die armen.'
1572, Absch. (B); s. auch grob (Bd II 690). ,Umb die
Verforteilung und wuocherischen U.' 1628, B. .Weilen
dardurch viel U. und Vorteil getrieben werden kann.'
1! Weimnand. 1739. — . über-nutzig: wucherig L;
'/,<;■ Z.«
Eigc"-Nutz: eigennütziger Mensch Bs. — Eige"-
Nützer: = dem Vor. JMahl. 1674; JCWeissenb. 1681.
A llmend-Nutze11: jährlicher Ertrag der All-
mende ZZoll.
Alp-: (jährliches) Erträgniss einer Alp an Milch-
produkten B; Gr; vgl. Bühler S. 6.
I'n-Xutz: Nachteil, Schaden. ,Es wurd merk-
licher u. daraus erwachsen.' ZWthur Stadtb. .Mit
köstlichen Kleidungen, die folgends niehrenteils umb
ein ring Gelt auf die Gant geschlagen oder sonst mit
U. und X'achzug verkauft werden.' B Chorgerichtssatz.
1667. Heute nur noch in der Verbindung z' U., nutz-
los, zwecklos, unnötig Aa; B; Gr; Xdw; Zg. Z' I'. (in
BIO. ,:' unnutzem) verbräche', vertue*, üsge", e'wigge*,
verschwenden, vergeuden Aa; B; Xnw. D' Lid ver-
tuen ie: ril im :' I'., n-n" friieher alben BR. Wenn-me*
Ching het, su nntess-mc" geng :' erst a" die sinne",
gäb-me" Neids z' U. üsgit. Gotth. ,Die Kühe geben
nicht Milch, wie sie sollten... Diesen Weg füttere
man fast ganz z' U.' ebd. ,Sich z' U. plagen, z' U.
klagen.' ebd. ,X. soll darzu seilen, das meistcr Vith
das holz nit zu u. bruche.' 1551, Sc» Ratsprot. ,Das
Holz, so er in die Kuchi braucht, [soll er] suber zuc-
sammen haben und dasselb nit zue u. verbrennen.'
XVII., AAMuri. .Zu U. gan', verloren, zu Grunde
gehen. .Dormit nit hufen holz ze u. gang und ver-
fule.' 1556, LKriens Amtsrechn. ,Es sei schad, dass
er nit vermöge etwas einzumetzgen und im Hauch zu
deeren : sein Haus sei immerdar voll Bauch, der gange
eben z' Grund und zu 1'.- Sohihppr. 1051. ,Die Schneg-
gen zersprengen sie [die Fässer] und gehen zu U.'
HEEscher 1692. ,'s möcbt uns sust etwas z1 U. gan.'
Com. Beati. ,Zuo u. kommen.' 1565, Landw. Cur.
Z' U. si", nutzlos, überflüssig sein GitPr.; Xdw. Das
ist Alls z' TT. — ver-un-nutzen: nutzlos machen,
zu Grunde richten. .Ich meint, ich sollt der kuchi
warten, das mir die unflät nüt umbkarten oder sunst
anders verunnutzt.- JBinder 1535. .Sin wort drü mal
ee verunnutzet wird, ee es uf den rechten boden grat.'
Kkssi..
Sui!imcr-Nutz(c»): = AIjj-N. B; Gr.
Werchtig-Nutz. .Nydhart: Du Wärchtigteufel,
tuost du nüt? — Werchtigteufel: Und gwünend ihr
nur d' Fyrtigbüt, so ist doch mein der W.' JMahl. 1674.
nutze" 1: 1. (den) Xutzen aus Etw. ziehen, nutzen
Aa; Bs; B; Gl; L; S; ZS. ,Von dem Vermögen, das
er Jahre lang in Händen gehabt und genutzet hatte,
gab er keine Rechnung.' Gotth. .Der Spital nutzet
den besten Teil diser Pfarr.' JJRveger 160t;. En
Acher n., ihn bebauen und den Ertrag für sich ver-
wenden Aa; BsE.; ZS. Abs. Wer nutzt, der putzt
LG., Rsprw. : wer die Nutzung hat, hat auch die Be-
sorgung. Wer will nutze", der seil putze*. Schilp.
Spec. vom Milchertrag der Kühe. Wir nutze" vil,
trenig, unsere Kühe geben viel, wenig Milch BSi. ,Die
alpgenossen, so in Suriner alp nutzen!' 1513, Tausch-
brief zw. U und UwE. — 2. geniessen, spec. als Arznei
einnehmen. ,Der von einem wüetenden hund gebissen
ist, soll junger hüeneren brüeyen n.' Vogelb. 1557.
,üass man darzwüschend keinen wein nutze.' ebd.
.Melissen nüchteren genützet, erwärmet den kalten
Magen.' S Kai. 1726. .Knoblauch gesotten im Wasser
und gemischet mit Zucker und Honig und das genutzt,
benimt die Heisere.' ebd.
ab-: wie nhd. allg. Durch Abweiden ausnutzen.
.Xachgehnds hat man angefangen, die Wälder aus-
stocken, die Alpen von dem Vieh abnutzen.' JJScheuchz.
1708; dafür 1746: ,die Alpen vor das Vieh zu ge-
brauchen.' -- Ab -Nutzung. ,Von der A. in den
Alpen soll, was nit zu Erbesserung derselben ver-
wandt wird, den Bergsässen wie den Teileren zukom-
men, und soll unter dem Wort A. nichts anders als
Heuw und Streue gemeint sein.' 1701. Omv Rq.
über-nutze": durch Verschiebung der Grenze
zweier Grundstücke den Xachbar schädigen Z. Einen
mit Wucher übergreifen oder mit Pflügen und Zäunen
seinem XTachbar etliche Furchen oder Fussbreit Land
abzwacken Bs (Spreng); übervorteilen, ausbeuten.
Jeder der beiden Teile hat , vermeint, das der ander
in uberfüere und übernutzote.' 1502, Z l'rb. ,Das
alles band pfaffen erdacht, die puren umb das ir ge-
bracht und übernutzt den gmeinen mann.' UEckst.
.Wer alhie mit sinen anstössenden nachpuren in ge-
legnen güetern spänig ist und vermeinte, sin anstösser
übernutzete in, der...' 1535, ZKlgg Herrschaftsr. .lud
wurden hiemit von den tagnouwern und anderen gmei-
nen höheren merklich übernutzet.' 1556, Z. ,Die Ar-
men hielten darfür, als werden sie von den Riehen in
der Allmendnutzung wider Recht und Billigkeit über-
nutzet.' 1651, Obw Rq. .Der Kechtstag gegen die
Landvögte, die zu strenge Bussen ausgesprochen, und
über Diejenigen, die andere übern utzt.' 1653, L. .Wer
den Anderen auf dem Feld um drei Furren oder mehr
übernutzet.' Bs Landesordn. 1757. .Die Alpen werden
[durch zu viel Weidvieh] beschwert und ihre Mitkilch-
genossen vernachteiliget und übernutzet.' 1791, Obw
sm:;
Natz— nutz. Nafzsr— mitzj
K'.l.l
Rq. — Über-Nutzi"gl f. .Sich der ü-ungen an zins
und zechenden wideren.' Kessl.
üf-nutze°: = nutzen 1. .Als solle ein Creditor
seine Pfandrecht auf Denjenigen, so die Atzung oder
das Heuw aufnutzet, ausüeben.' 1750, Schw Eq.
„er-: durch Gebrauch ab- oder auszehren, z. li.
eine Wiese B; VO; Gl."
üs-: wie nhd. Bs ; B; Th; Z; „Etwas so lange
gebrauchen, bis es nichts mehr taugt, z. B. von einem
Kleid B; VO; Gl." -- „Us-Nutzerli n.: Licht-
knecht Z." Syn. Proßterli.
Nutzi°g f.: wie nhd. Spec. : .Darnach nützung
stat von dem aekher und zu der brachung.' 1522, Th
Urk. ,Wann es den Hinderen nutzlicher were, solche
[Fahrhabe] zu verkaufen, aus dem Erlösten die Schul-
den bezahlen, wo aber keine [Schulden] wären, sol-
ches au die Nutzung stellen.' SMutach 1709.
.Über- II: Geniess, usura, feenus, was das Grund-
stück über den gebührenden Geldzins noch abwirft.'
SULGF.R.
Jars-: Jahresertrag BSi.
nutzlich: 1. nützlich, nutzbringend Bs; Z. 's isch
e" rerdriessligi Sach, wenn e" Möntsch nie recht zue-
n-im selber vor G'schäfle' chunnt, und doch isch 's
Mängem aw* n. Breitenst. Die Tagleistungen der
VOrte haben die von Obwalden zwei Mal nacheinander
und die von Nidwaiden jeweilen das dritte Mal zu be-
suchen, ,sy syent dann nutzlich old schedlich.' 1548,
Absch. Spec. a) ,n-e Gewer' = .Nutz und Gewer.' den-
selben hof er lang und vil zites in n-er gewer gehebt.'
1387, G Klosterarch. ,Und setzend mit disem brief
in all guot, rüwig, nützlich gewer und lipliche be-
sitzung des obgeschribenen koufs.' 1450, Gr Urk. -
b) .Die Gesandten sollen nicht schuldig sein, über die
sog. zehen nützlichen Tage zu Bellenz auf ihre Kosten
zu bleiben, sondern diejenigen, welche ihrer weiter j
begehren, sind verbunden, sie auf eigene Kosten zu
erhalten.' 1644, Absch. Vgl. die .nützliche Frist' (tem-
pus utile) der heutigen Espr. — 2. dauerhaft, solid, i
von Kleiderstoffen Bs. Het g'wüsst z' säge*, icelches e"
bessere' Stoff und welc*es e" n-er Tuech slg. Breitenst.
nütze", in Bs nutze" II: 1. wie nhd. Oft mit
Acc. P., bes. bei unpers. Gebrauch Bs; Gl; GrD.;
Th; Z. Was nutzt 's mi'h? Bs. Ei muess-dic'' nüd n..'
das wird dich teuer zu stehen kommen (Drohung)
ZZoll. So stell dieh uf de" Grind, du dumme* Choge"! j
Ja inne" muest, das nützt-dich nu" mit. Alpenp. 1871
(Gl). Was nützt-mi'h das Dängle"? Bühler, Chrest.
,Ein ryssle aus des vogels näst under den pfulwen
gelegt, nützt die weetagen des haupts.' Yogelb. 1557.
,Den bapst möcht ich sunst gar nüt nützen.' B Eas-
nachtspiel 1558. ,[Der Prädikant] nützt grad Die, so
nicht lesen können: er nützt sie, wann sie krank sind,
mit hätten, trösten.' Fasi 1696. .Was nutzt die An-
verwandtschaft den StudiosumV' Goliath 1741. Häutig
neg. in Verbindung mit einem Comparativ, um den höch-
sten Grad auszudrücken: (besser, schöner, wüester usw.)
nüteti, nützt nüt (Satzaccent auf nützt(ij) Bs; B; S;
Th; U; Z. De" WV ist guet, besser nützt nüd. En
alt Wib, wüester nützt mit. 's G'schäft lauft, schöner
nützt nüt. Der Mänz und 's Griteli hei" enanqere"
gern g'ha" wie recht, besser nützt mit. Schild. Schöner
nützt nüt, a's der Friden unger Chnechten und Meister-
lüte". ebd. ,Das hätte sich treffen müssen, dass beide
da zusammen gekommen, schöner nützte nichts.' Gottu.
— 2. (Oppis, nüt) n., leisten, „arbeiten, lernen, bes.
von Kindern Aa;" B. „Du hast heut nichts genützt."
Ich will derwilen Oppis gä" n. Kosmopolit 1782.
Nützi f.: = Nutz. ,Mit aller ehafti, rechte und
nütze, so darzuo höret.' 1337, L Urk. — Abstr.-Bildung
zum Adj. nutz (ahd. nuzzi).
Natzg nutzg.
nätzge": 1. „sich mit Mühe an Etwas zerarbeiten,
fürab mit Holzarbeiten ungeschickt umgehen", un-
geschickt schneiden ApK.; GWidn. Syn. chaflen 3
(Bd 111 156), rätz(g)en, — 2. mit Geräusch nagen,
essen ApK., M. Syn. chaflen 1, nätschen. — 3. „laut
weinen GSax."
geneizge": zanken, mit Worten streiten W.
Vgl. Nihil, netzen, bedrängen, plagen, beschädigen, gnt.
ganaitjan, schmähen, lästern.
nutzge": = nutzen I 1. .Keiner soll gezwungen
werden, von einicher anderen Mur Schätzung ze geben,
dann allein von einer sömlichen, die under synem
Tach ist und die er nutzget.' B Gerichtssatz. 1015.
,Was ein Jede [Klosterfrau] mit ihr in das Closter
brocht, hat sei noch ihrem Gefallen genutzget oder
wider verschenkt.' XVII., LEathh. (Hauschron.). ,Der
Verkäufer wird die Bäum zu n. haben.' 1768, F Kauf br.
er-: = er-nutzen „B; VO; Gl."
ver-un-: = rer-un-nutzen. ,Das Obs werde verun-
nutzget und der Most mit Unmass getrunken.' 1695,
Z Synod.
üs-: = üs-nutzen BStdt; ,exhaurire fundum.' Id. B.
89:,
Ha. be, bi. bo, bu
896
B-, P-
I$a, be, bi, bo, bu.
Ba, Pä m. : Lallwort für .Papa' Ar; Ndw; geziert
st. Vater GjiChnr (nach einer Angabe mir bei der
Bevölkerung romanischen Ursprungs).
ba: 1. (emphatisch pa, auch wiederholt) Interj.
der Abweisung, oft von abwehrender Gebärde, Kopf-
schütteln begleitet AALeer. ; B; Gr; LG. Auch der
Geringschätzung, Gleichgültigkeit Gr; Ndw. Ba, mag
nüä dem" g'höre* LG. ,Bat, ein stimm, wenn wir
einen straaffend oder heissend schweigen, ey, pa.'
Fris. ; Mal. — 2. p'ha a) auchjp'Aä, als leichte, auch
geringschätzige Ablehnung einer Frage oder Behaup-
tung, oft mit Achselzucken verbunden Th; Z. Syn.
p'hö. Auf die Frage: wie geht's'? erhält man z. B. die
Antwort: p'ha, so so (ich chönnt 's nid g'rad meine").
A: Er hat si" Such guet <f macht. B: P'ha, 's macht-
sirh! P'ha ja', was fällt dir ein, das fehlte noch! Z.
Auch zum Ausdr. der Enttäuschung. P'ha, ich ha"
//weint, was il' wellist säge*! Z. — b) p'ha, p'ha!
sachte, sachte! ZZoll. — Zur Aspiration bei - vgl. poto
'ä-bä' AALeer.; Ar (-bäj; Bs; 1! (auch «-); GnChur,
ObS., UVatz (-bä), Val.; Th; W; ZIrch., Lag., Stdt (auch
-bä), äbu Gr, ajipii AALeer., Zein.; Ar (-ä) ; Bs; B;
GRChurw.; Tri, dpa BSi.. 'ä-ba Ap; W; Zg; Z (auch
verst. äbäbä), -ba GltGlar., L., Luz., Trimm.; Ndw; U;
Z, 'äppA AAZein. ; Bs; UwE.; Z, äppa GfiGlar., äppäss
Bs; Z. äbdss, äppäss Z: 1. wesentlich = 6a 1; Interj.
der Abweisung, der Ungläubigkeit, des Unwillens, im
S. v.: ach was! lass. geh, schweig doch! unmöglich!
aaOO. A., ich mag nüt nie g'höre" (säge", mit Dem
.' tue" ha"). A., gang-mer e*weg mit dem G' schwätz!
Auch etwa als Ausdr. der Entschuldigung (eig. des
Unwillens gegen sich selbst, weil man einem Andern
weh getan hat) Z. — 2. Interj. des Erstaunens, der
Verwunderung i. S. v. ei was! ist's möglich? Ap; Bs;
GRVal.; U; W; Z.
Vgl. a / (Bd I 2), rt IV -J (Bd I 3. 4). ä V (11,1 I 4).
Unsere Formen erklären sich als verstärkende Verbindungen
dieser Interjektionen mit ba (pa). Doch kommt z. T. auch
lautliche Entwicklnng ans der gleichbedeutenden Verbindung
ü-(ä-)wa(») in Frage, indem intervoc. w sehr oft in den Ver-
schlusslaut übergeht. Vgl. iusbes. die Formen mit auslauten-
dem «, die freilich auch auf blosser Verquickung beruhen
können. S. noch AHeusler 1888. 57.
ha I: 1. Interj., Nachahmung der Stimme des
Schafes A.i; Bs; B; Z. .Wenn ein Schaf vorüber lief.
so machte er bä.' Gotth. — 2. subst, Dim. Bali, Name
des Schafes (Kdspr.) Bs; B.
Häli-Bä: = Bä 2 AASchinzn.
bä II: Ausruf des Spottes, von entsprechender Ge-
bärde begleitet B. — Viel], identisch mit dem Vor.
bä III: nur in dem Ausruf schöne bä bä ' womit man
Kinder auf etwas Glänzendes aufmerksam macht GTa.
Haier P- m.: 1. Volksname. allg. ,Gott ist kein
peier nit [lässt nicht mit sich spotten]: er kummt mit
straf zu siner zit.' Lenz 1499. .Bayer, Schweizer.
Schaffhauser einfache Örtlin 11 g.- L Münzordn. 1771.
S. noch Hand (Bd II 1380). — 2. (verst. Sau-B.)
Schelte auf einen schmutzigen Menschen GW. —
:!. mageres, ausgewachsenes, zum Mästen taugliches
Schwein Bs (Becker). Rotweisses Schwein, angeblich
bair. Zucht. Rocbb. 1857, I 118. S. noch Baier-Süu-.
Hieber wohl der Seh und Z Familienname ,feyer" (,Jagle
Schneider, genannt Peyer.' 1G53, AaWett. Klosterarch.l, viell.
auch der Ortsname JBaierschen' ZHittuau. ,Der acker zum
Paygerscher bei der Schrenuen.' 1346, /. Klir^r.
ban : 1. gew. wiederholt bau-bau! Interj.. womit
man Kinder schreckt, z. B. wenn man ihnen vermummt
entgegen tritt Ap; Gl; Gr; Ndw (bai-bai). Bau-bau
mache", Jmdm Furcht einjagen Gl. — 2. in der RA.:
Es ist nur bau-bau, von Kindern gebraucht, um eine
vom Verkäufer angepriesene Ware herabzusetzen, eine
Behauptung als unwahr, eine Drohung als nichtig hin-
zustellen Gr. — 3. subst. Bau Gr; Ndw (Bai, PI.
unver. oder Baije*), Bau-bau Gl; GuChurw., 1»., Glar.,
Luz., Schud.; GSchännis; ScHwReich. ; Ouw ; U, Bd-hau
GSa.; Schw — m., Sclireckmännchen, „Poltergeist,"
Syn. BÖli-Mann (Sp. 271). Ihr B. chunnt! Der B.
mache". MLienert. Ld",l-mer nüd der B. ine", 's Büe-
beli ist jo wider fnne' Scnw (Wiegenlied).
Vgl. die syn. Gruppe wau. Wack., Voces 36 führt .Bau-
bau' neben ,Wanwau' als Bezeichnung des Hundes in der
Kdspr. an.
Bu tzi- m.: 1. = Bau-bau Gl; Gk (selten als Interj.).
Syn. Bau-Butr.(i). Vom wilde* Geissler würd das Gedö"
cho" si*. der d' Nacht düre" der B. machet und bi Tai/
in de* Löcher stechet. Scuwzd. (Gul'r.). .Schweig, sagen
die Eltern, Kinderwärterinnen usw. zu den schreien-
den Kindern, oder der Bettler nimmt dich, der B.
frisst dich.' Gr Sammler 1782. — 2. vermummt,' Ge-
stalt in der Fastnacht GitChur; s. Vonbnn 1862, 68.
— 3. euphem., der Teufel GrRIi.
Bauel m.: 1. Hund BBe. (Kdspr.). — 2. Bunuel,
P-, Schreckgespenst BR.
Baui (PI. Bauen«*, seltener unver.) m. GA.,
„Bau(w)i Vw", Baiwi Ndw, „Bo(w)i Vw — n.", in
Ndw m. und n.: Schreckgespenst. Popanz, \ ogel-
scheuche.
Länder-. „Zur Revolutionszeit wurde das be-
waffnete helvetische Regierungsschiff auf dem VwSee
spottweise das Länderbauwi oder -bowi genannt. -
B a u w ö z i Bounv- : = Baui BR.
Baiiele" I f.: Name eines über einem Rundholz
röhrenartig geformten Gebäcks ; s. B Kochb. 1830, 230.
Mit Mandelzusatz: ,Mandel-B.' ebd.
( Z ige r-) Bauer in., lt einer Angabe in GlS. P- n. :
aus Tannenrinde verfertigter Behälter, worin der Zie-
ger (zur Gärung) auf den Alpen aufbewahrt wird
Gl; vgl. N. Alpenp. II 11 a. .Das Rindenschälen zu
Bauern und Burdenen ist den Sentenbauern gänzlich
verboten.' 1820, Gl Ges. ,Käse- od. Zigermagazin' GlS.
Aus dem syn. Bür n. (Nbf. von Bür), bzw. aus einem
daraus entwickelten "/>'»-,,■ mit. Eiatusdiphthongierung, die
freilich Gl sonst nicht kennt. Ein ganz analoger Fall lieg!
897
Ba, be. l>i, bo, Im
SM,
aber vor in dem Sp. :!7.j unerklärt gebliebenen PI. IHmren
zu einem Sg. 'Mauer aus ' Mii-er, mhd. iniur(e), Nbf. von
mür(e). Das Schwz. Milchbuch 113 schreibt. , Baier.'
Bes. Jos II (Bd III 75).
lie, meist hebe: 1. Interj. des Schmerzes in der
Kdspr. B; L; G; Th; Ndw; Z. Es macht ßueV-mer &..'
Las* das [z. B. ein schneidendes Werkzeug] si", es
macht-der &..' warnender Zuruf. — 2. Befli) Ap; G;
Tu; ZO., gew. Seif (Dim. Bebeli, Bebecheli), Schmerz-
empfindung; leichte Wunde. Verletzung AaF.; Ar; B;
L; G; Sch; SchwE.; Th; Ndw; Z. (Es) B. ha".
Aus dem syn. (icenre. Der Acc. ruht in der redupli-
cicrten Form in der Regel auf der 1. Silbe, nur für ZO. ist
VUbi bezeugt. Vgl. noch lli-bi II, Bii-bö.
heli-be: Schlittenruf GRag. Vgl./ie7e«(BdII 1142).
be- p'- bzw. fei-, be'-: Prüf, vor Verben, dann auch
vor Nora., in echt mundartlichen WW. verhältniss-
mässig selten. Es zeigt im Allg. die seihen Bedd. wie
in der Schriftspr. ; von Besonderheiten mögen etwa
folgende angeführt werden: 1. be- steht zuweilen ohne
besondere Bed., so dass die Zss. keinen andern Sinn
hat als das einfache W. So in: bevogten (Bd I 710),
sich befinden (ebd. 849), sich befreiten (ebd. 1255), be-
kennen (Bd III 314), bekränken (ebd. 835), bescheiden,
sich beschämen, beschläferen, beschliessen, sich beschwä-
chen (Kessl.), bedürfen, bezüchtigen ua. — 2. be- steht
i. S. v. andern Präf., so in befclchen (Bd I 799), (sich)
begeben (Bd II 91/2), beheften (ebd. 1063), beholen (ebd.
1154), behören (ebd. 1576), beiigen (Bd III 1214), be-
reichen, erreichen, beschlipf'en, ausglitschen, besengen,
versengen, betatschen = ertätschen, sich betragen, sich
vertragen, bewenden, ab-, verwenden ua. — 3. be- wech-
selt ziemlich häufig mit ge-; s. darüber Bd II 50, wozu
noch: bekomen (Bd III 282), sich beleben (ebd. 972),
(üf-, in-Jbeleiten (ebd. 1493). beragen, beschänden; be-
hüf(tjig (Bd II 1051), behörig (ebd. 1579), bechäm
(Bd III 257), berüerig; Behick (Bd II 1120), Behüs-
mann (Sp. 263). — 4. mit ge- berührt sich be- auch
darin, dass es wie jenes (s. Bd II 47) vor Verben das
Eintreten oder Andauern eines Zustandes bezeichnen
kann; vgl. behocken (Bd II 1124), behangen (Bd II
1443), bekalen (Bd III 193), bekleben (ebd. 612), be-
stecken, bestan. — 5. be- steht in Verbindung mit an-
dern Präf., insbes. mit ent- und er-; vgl. ent-, er-behützt
(Bd I 403), er-befinden (ebd. 849), ent-behan gen (Bd II
1444), er-bejäten (Bd III 84), ent-, er-bekimen (ebd.
262), ent-, er-bekomen (ebd. 282). — 6. manche Zss.
mit be- sind der Schriftspr. fremd; z. T. gilt dies aller-
dings schon vom einfachen W. So z.B.: beelenden
(Bd I 177), bevilen (ebd. 777), beglimpfen (Bd II 628),
behoben, -heben (ebd. 916), behöben (ebd. 977), behofen
(ebd. 1039), behuckt (ebd. 1128), beheimen (ebd. 1285),
behüsen (ebd. 1743), bejagen (Bd III 18), bejäten (ebd.
84), bekiden (ebd. 149), bekimen (ebd. 262), benachten
(Sp. 662), bereichen, beriehen, berechten, beräuken, be-
sachen, besahen, beschieben, beschulden, beschelken, be-
schützen, bestössen. — 7. ebenso gross ist die Zahl
der Zss., die die Volksspr. mit der Schriftspr. gemein
hat, aber in verschiedener Bed., welche z. T. eine
mehrfache ist. Man vgl.: befrit (Bd I 1265; in Gl
lautet die offizielle Anrede an die Landsgemeinde-
bürger: .Befreite, liebe Herren und Landlüt'), ferner
begän (Bd II 32), begeben (ebd. 91), begegnen (ebd.
146), begrifen (ebd. 717), begrüessen (ebd. 813), be-
Schweiz. Idiotikon IV.
haften (ebd. 1058), behalten (ebd. 1237), behaupten
(ebd. 1500), beherz(ig)en (ebd. 1662), bekomen (Bd 111
281), bekümberen (ebd. 302), bekantUeh (ebd. 372), be-
lecken (ebd. 1246), belangen (ebd. 1334), be-geleiten
(ebd. 1492), berechtigen, berichten, bereden, bereiten,
besüfen, Besatzung, besetzen, besitzen, beschissen, be-
schiessen, beschriben, bestellen, bestan, bestüren, bedenk-
lich, betrüeben, betragen, beziehen.
Soweit die Zss. mit be- echt volkstümlich sind, erscheint
das Präf. in apokopierter Gestalt als p-, doch nur vor Dauer-
lauten: allg. vor Vocalen, dann vor r, l, e, sch, h, tw. auch
vor n, vor eh (so in AaLeer. ; B; G1K.), vor / (so in B. in
G1K. nur in pfogte*; vgl. auch bevilen Bd I 777) und vor z
(wobei die Verbindung pz- zu /m- erleichtert wird: pmh",
flieh*); b- statt p- tritt ein, wenn das Bewusstsein für das
Präf. erloschen ist, so in bhbe*. allg., bräuie* (gegenüber
p'räuke* Sch). Vor andern Lauten erscheint das Präf. mit
erhaltenem Vocal als bi- (worin man nicht etwa eine direkte
Fortsetzung der ahd. Präfixform, sondern eine seeundäre Er-
höhung ans bc- zn sehen hat); in Sch; uTh als bi'-. Diese
Form bi- bzw. be- hat das Präf. auch (gleichviel was für ein
Laut folge) in den zahlreichen Jüngern Entlehnungen aus der
Schriftspr.
lieära: Personenn., Benjamin LHerg., Stdt.
Beiel Beijel m.: Fortsetzung des schmalen Tenn-
bodens ungefähr ein 1 m weit über die Wand hinaus
BInnertkirchen.
Nach einer (nicht bestätigten) Angabe bezeichnet das W.
auch eiue über den Fenstern der Wohnstube angebrachte
Laube BHa.
Be2ienI, Baie; auch P- BG.; Z - m. BG.; ZLimni.,
sonst f.: 1. kleine Lichtöffnung in Holzwänden, Mauern
(z. B. an Schuppen, Scheunen, im Dachraum der Häu-
ser), Fensterluke „Gl;" G; „Sch;" Z; vgl. Liecht 4
(Bd III 1052), Heiter-Loch (Bd III 1032). Guckloch
im Strohdach AaBözö. (Rochh.). .Der Weg [des Fest-
zuges] gieng um die ganze Stadt; man sah aus allen
Peien zu.' Scheitlin 1837. In BG. noch in der RA.:
Zum Peie" üs öni z' zale*, beim Weggehen das Zahlen
vergessen. ,Swer usser ainem hus tages beschüttet
ze baien ald ze laden oder ze fenstern us, git buesse.'
1381, Sch Stadtb. ,Unser burger luffen uf den turn
und in die hüser in die beigen und uf die tächer und
würfen und Schüssen.' 1445, AaB. (Mscr.). .Wer nahtes
ze dehainem bayen an der ringmur us ald in gad.' G
Stadtb. (Mscr.). ,Das huss innemen und die botten
zuo den beyen uss werfen.' 1530, Absch. ,[Der Ge-
fangene] knüpft leinlachen und tischlachen und under-
stuend sich zum peien aus ab dem schloss ze lassen.'
Vad. ,15 ß und 5 laden sind zun beien ufern Landen-
berg verbrucht.' 1539, ZGrün. Amtsrechn. ,Es sollen
die, so kaine ferggel haben und bishar das wasser zu
den bayen herusgesehütt, dasselbig nit raer zn den b.
herusschütten, sondern in die gassen tragen.' 1547,
Sch Ratsprot. .Als sy zu irer peyen uss glueget und
im garten etlich trüben gsah.' XVI., Z Gerichtsakten.
.Alle beyen am koufhus [wurden] vermuret und Hess
man allein oben in den beyen kleine fensterlöchli.'
Äh.Tschudi. , Etlich wenn sy unghür sähend, zuckend
sy ire Schwerter und wollend an sy hin oder under-
stond sy zue einer beyen uss zue sprengen.' LLav.
1569; dafür 1670: ,Und wollen sie ausjagen oder von
den Fenstern herab stürzen.' ,Er hat etliche siner
geladnen büchsen [zur Verteidigung] hin und har in
sinem huss under die beyen oder fenster gelegt.'
HBdll. 1572. ,Die zwei alten beyen oder fenster in
899
Ba. Iip. lii, bo. bu
900
der kapeilen nebent der kruft schlissen.' 1588, AAMuri
Archiv. 1603 wird zu St Gallen Einer vom Rate ge-
büsst, weil er einen ,Payen' in der Stadtmauer an-
gebracht hatte. G Ratsprot. ,Er gieng zue der Beien
oder Fenster, durch das in die Magt herufgezogen
hatt' JJRüeger 1606. ,Wir hand [den gefangenen
Luchs] zu der Beyen uss ghenkt an ein Stang.' 1607,
Scn Bericht. ,Beye, Fenster, fenestra.' Denzl. 1677;
1716. ,Es war ein oberster Stadtknecht, den wollten
etlich Eidgenossen auf dem Rathaus an dem Fisch-
markt zu den Beien hinausgeworfen haben.' Rahn, Z
Chr. (nach Äg.Tschudi II 518, wo ,Fenster-B.'). ,Dass
auf denen untren Böden [des Hauses] keine mehrere
Liechter nach Peyen ausbin zu brechen nach zu setzen
bewilliget sein solle.' 1728, Z Prozess. ,Dass die Beyen
ohnvergitteret im jetzigen Wesen verbleiben.' ebd.
.Grosse Lauben mit Peyen.' 1757, Avisblättlein (für G).
S. noch Affen-Chräzen (Bd III 926), iis-nemen (Sp. 744).
Spec. (durch Jalousien verschliessbares) Schallloch im
Glockenturm Gl; Syn. Beier-Loch (Bd III 1036). .[Es]
haftend ettliche jung gesellen ein ofenwüsch uf den
kilchturn zu einer beigen hinuss gestossen, und wan-
dend die eignossen nüt änderst denn das es ein fenly
wer.' Edlib. ,Wie [der Maler] sich von den oberen
bayen [des Turms] uff das gerüst herabgelassen.'
Kessl. ,Bei uns lasst man etwan einen an einem seil
zuo einer grossen beyen an einem turn hinab, dass
er die tulen ausnemme.' Vogelb. 1557. — 2. Laden als
Verschluss der unter 1 beschriebenen Öffnung, spec.
Fensterladen im Dachraum AABb., Brugg (Schütti-B.J,
F., Ke., Z.; ZÄsch, Limmattal. ,Die Kammern haben
statt der Glasfenster nur Holzladen (Beien).' Rocbh.,
GB. ,Von etlichen beygen brun anzuestrychen.' 1568,
ZGrün. Amtsrechn. Fensterladen übh. (Syn. Beien-
Laden Bd III 1068) AABb., Bosw.; spec. = Fall-Laden 1
(Bd III 1066) AALeugg. (lt Rochh.), in ZDielsd., W.
dagegen von dem in Angeln hängenden Laden. Beieli,
Fensterladen, Jalousie GlS. Vgl. Baichen, G'rnnis.
— 3. Fensterbank (Syn. Beien-Stein) Z (lt Schulthess,
Usteri). Nischenartiger Sitz am Fenster Z. ,Ich stieg
auf die Beig [vor dem Fenster], wollt das Glas auf
die Beyen stellen, aber ich war zu kurz.' Usteri.
— 4. Beijo m., Diele, Dachraum über dem Stall einer
Alphütte, wo der Älpler sein Lager hat WRaron. —
5. ,roti Bayen', Name eines sonst auch ,rot Hus' ge-
nannten Hauses. XIV./XVIL, ZStdt; vgl. Vög.-Nüsch.
I 351/2. ,Der alten Göldlinen hus, so man nemmt
zur roten beigen under zünen.' 1571, Z Kaufbr.
Mhil. hei?, (vorspringendes) Fenster; aus dem Rom. (vgl.
frz. baie). Das W. scheint spec. alem.-schwäb. ; vgl. Kuhn,
Ztschr. XII 200; Birl. 1890, 84; AI. XII 205; s. auch Gr.
WB. I 1080. 1367. Das Masc. gilt jedenfalls zunächst in
Bed. 2 und ist aus dein Einfluss von Syn. wie Laden, /Sti-
chen zu erklären. 4 ist, wenn es hieher gehurt, als pars
pro toto zu verstehen ; vgl. Beien II ä.
Fenster FeHster- Beie": 1. = Beien 1 Z. ,Sie
haben ihn under ein F.-Bäyen, da es auf ihn ge-
schneiet und geregnet, gesetzt.' Mise. Tig. 1723. —
2. = Beien 3. ,(iestern sass er [ein Geisteskranker]
auf die F.-Bayen, die Füsse in die Strasse herunter-
hängend, so dass die ganze Nachbarschaft zusammen-
lief und Sorge tragen musste, dass er nicht zum Fen-
ster hinausspringe.' 1784, Absch. — Kruz-: Fenster
mit Kreuzstöcken; s. Vög.-Nüsch. I 180. ,Er kam
under die kriizbeyen.' Jos. Mal. 1593. — Liecht-.
.In der Studierstube neue Brettli auf die L.' 1753, '/,.
Vgl. Liecht 5 (Bd III 1052). — Nebend-. ,Bauw-
streit betreffend ein N., so Herr N. N. auf dem oberen
Boden in seiner Behausung setzen lassen.' 1728, Z.
— Brugg-: Lichtöffnung im Oberbau einer .gedeckten
Brücke- ZWeiach. — Turn-Peyer. .Zwei Fenster
und T. hauen lassen.' 1651, ApHeiden Monatsbl.
Beie" II in. : 1. „ein hölzernes Band, vorzüglich
eine hölzerne Stange, die man vor die Fenster be-
festiget, um das Eindringen der Diebe zu verwehren
Gl; ScHwMa." Dem selben Zwecke dienendes, etwa
einen Fuss weit nach der Strasse hin vorspringendes
dünneres Eisengitter an altern Häusern GStdt. Jedes
Fenster in der Stadtmauer musste mit einem Payen
versehen sein; an Sonntagen, so lange man nach den
Mandaten nicht spazieren gehen durfte, setzte man
sich auf ein mit einem Kissen bedecktes Brett in
diese P. hinein G (Wegelin). — 2. „Gemach, vor
dessen Fenstern solche Gitter angebracht sind."
Ohne Zweifel eig. identisch mit dem Tor. ; vgl. insbes.
die Angabe Wegelins.
„Beie" III f.: Zapfen an wilden Bäumen, Wald-
bäumen, z. B. Tannen W." Syn. Bali.
Beie" IV Baie', bei der altern Generation Boie'
— f.: ein Büschel Hanf, wie es zum Zweck des Rö-
stens, Brechens und Schwingens zsgebunden wird
(s. Bd II 1438) GWidnau. Syn. Bossen. — Mhd. boie,
beie, Band, Fessel?
beiere™ I, p-: 1. wie nhd., bes. vom Anschlagen
der Feuerglocke Zu. .Jetzt beiert im Dorf die Abend-
glocke.' Helv. Alm. 1803 (für Z). — 2. e' b. ha' an
Öppis, damit (z. B. mit einer Arbeit, einer Wunde,
einem Leiden) lange zu schaffen haben Z. Ich ha"
14 Tag z' p. g'ha* mit dere" Verchelti'g. .Ich musste
an meinem kranken Fuss noch Jahre lang beiern.'
UBrägger.
2 scheint ausgegangen von dem Begriff des Langsamen,
Langweiligen, der in 1 insofern liegt, als die Glockenschläge
in vei'hältnissmässig langen Zwischenräumen auf einander
folgen. Vgl. auch das syn. chläid-en II (Bd III 660/1) in
Bed. 5.
üs-: ausschlafen ZW.
Der allmähliche Übergang vom Schlaf zu völligem Er-
wachen ist mit dem langsamen Austönen der Glocke verglichen.
Beies G, Dim. Beieli (verächtlich) ApK. : Personen-
name, Tobias. — Aus 'Sias; vgl. Muts (Sp. 15).
bi : I. Adj., nur in der adv. Verbindung hier Malen,
kürzlich BL. Vgl. das Syn. , näher Malen' (Sp. 147),
ferner ,oftermalen' bei Gr. WB. VII 1195. — II. Adv.
1. hie(n) BBr., hij BR., diphth. hei Gr oHe., Jen., Seh.,
sonst bi; Comp, hijer W, sonst hier, heier; Sup. bist,
biist, beijist: a) nahe, eig. und bildl. Bü. ; GrD., oHe.,
Pr., Seh.; W. We"-mw vom Bär redt, su ist-er ei't-
ireders wit 61 hi BR. Das ist-mer weder wit noeh bi
das z' mache", fällt mir gar nicht ein. ebd. Weder bi
noeh noch, weder nah noch fern W. Kei" Menschtest!
noeh nöch noch bi. Aus allen Gauen. Die [Turmuhr]
seit-ne" [den Leuten]: Choitimet noc* noch norh hi und
heit-che ß* still, de'" luen-irU nur schlah", wie der Si-
gerst will W. ,Die Fächer byer oder nächer dann
40 Klftr weit von einandern machen.' GrD. LB. ,Nit
nächer oder byer als 40 Klftr.' ebd. Da hed-er-mer
wider e' bei g'meit, hat er beim Mähen die Grenze
verletzt Gr olle. D' Schaf nSmenä 's hi, fressen das
901
Ba, bo, bi, bo. bu
OiiU
Gras knapp vom Botlen weg Gnl'r. '/.' Inst, am midi-
sten GitGlar. Am Biste" gdt 's hier, dies ist der kür-
zeste Weg BL. Ein triwwc Arbeiter ist bijst Gott.
PA1. (Qiord-)i vgl. Chüchen (Bd 111 230). Er ist bi
tf-mer, mir nahe GrD. Er ist mir s' bl, zu nahe ver-
wandt, ebd. I°* bi"-me [ilmi] 6t g'si" GrLuz. Es
ist-em bi g'gange', er wäre beinahe getroffen, verletzt
worden, ums Leben gekommen GrD., Igis. Bei g'gange"
ist's dem Gir GRJen. Es geit-mu süfer bi, es ist
höchst wahrscheinlich Buk.; Syn. es' isch-mu süfer
zuehin; vgl. Bd II 1361. Die ne" [ihnen] e-lenger-i
bier chommend. Sghwzd. (GrPi'.). Dass der l'ßfholder,
wenn-er dem Liecht s1 bi chunnt, d' Feckte" verbrennt.
ebd. Er ist-mer mit dem Besme'stil :' bi cho', hat
mich damit leicht verletzt GrD. Er muess-re z' bi
cho" sin, wie d' Lät säge", sie soll von ihm schwanger
gehen, ebd. Hut hend-sch' dem Landamme" afe" bi
g'redt, fast an seine Ehre gerührt GrScIi. .Nun ess
ich die Suppe [durch die ich verhext werden soll]
nicht; die Hexe miiess mir nit bi möge" [nicht über
mich Gewalt bekommen] GRJen. In Verbindung mit
der Präp. bi: Nach etlich Tage" grabe" s' scho" dem
Gretli bi bi'r Chilche" es Grab BHa. — b) bi länger(s),
längen ime, bas usw., je länger je mehr, besser usw.
B; L. Iez wird-er bi längers i hlter. L Hauskai. 's Mi-
nier geng bi länger i bas B. S. noch lang (Bd III 1323).
— 2. als 1. Teil in Zss. a) in Subst., meist in lokaler
Bed. oder an diese unmittelbar anknüpfend; vgl. z. B.
Bi-Uandel (Bd II 1399), -Gehüs (ebd. 1747), -Kirnten
(Bd III 377), -LigferJ (ebd. 1204/14), -Midi (Sp. 190),
-Messer (Sp. 462), -Bot, -Bodel, -Tag, -Taschen, -Urtel,
-Wagen. Sehr häufig verbindet sich damit eine un-
günstige Nebenbed.: die Zss. bezeichnet etwas Über-
flüssiges, Schädliches, Falsches; vgl. z. B. Bi-Aug
(Bd I 137), -Ast (ebd. 575), -Gert (Bd II 442), -Hiir-
ling (ebd. 1586), -Chömer (Bd III 262), -Gemeind (Sp.
306), -Schoss, -Schlag, -Strich, -Zand. — b) selten in
Verben; vgl. bi-fallen (Bd I 757), -fangen (ebd. 857),
■behalten (Bd II 1240), -laufen (Bd III 1139), -wonen.
— c) in Adverbien = beinahe; vgl. bi-anhin (Bd II
1334), -hin (ebd. 1356), -zuehin (ebd. 1363). — III. Präp.
In betonter Stellung (vor enklitischen Pron.) bie(n)
BBr., L.; GrV.; Uw, bei(n) GRChur (auch beij-), Mai.;
GMels, W.; ZO., bes(n) ScuNnk., W(n) GT., sonst
bi(n) — schwach- oder nebentonig bei GRChur, Mai.,
bes GMels; ScHNnk.; ThHw. (vereinzelt), sonst b\(n):
im Allg. wie nhd. ,bei.' 1. räumlich, a) zur Bezeich-
nung der (unmittelbaren) Nähe. Er ist bi-n-em, mit
ihm im Gespräche AALeer. Er ist nit bi-n-em selber
1) arbeitet auf Taglohn GW. — 2) ist nicht bei
Sinnen, allg. ,Wann der Patient nicht recht bei ihm
selbs ist.' FWürz 1634. Er het es Chind bi-n-em, in
sein Haus aufgenommen Aa; Bs; B; Z. Eine" bi-n-em
ha", euphem., einen Rausch haben Gr; Z. Er het mit
bi-n-im g'ha", war nüchtern B. Etw. bi-n-em selber
säge", tenke" B; Th; Z. Verbunden mit Ortsadv.: bi-
n-em obe", unde", usse", zue. Vor Hausnamen zur Be-
zeichnung der Wohnstätte: ,Dr Lavater beim Waldris.-
1751, Z Nachr. Auffällig als Richtungsbezeichnung:
bi der Sarch [f.!] gä", nahe zum Sarge heran W.
,Pfeftinkon bi Zurichse.' 1352, Absch. ,Offenlich by
end der geschrift in den brief gedruckt.' G Kloster-
arch. ,Daa kind, das ich by [unter] minem herzen
trag.' XV., Volksb. ,Er wil by der kunigin ligen by
miner angesicht.' ebd. , Einest gsach mich ein bäsin, '
die gieng zu Vischp by myni hus [vorbei].' ThPlatt.
,Als ich by N. N.'s hus kommen, bekommen mir N. N.
usw.' 1585, B Arch. ,Ob die Obervögt nit by der Stell
[auf dem Platze] wären.' Z Mand. 1650; vgl.: ,Ein
Wortzeichen us desselben hus by stell bringen.' 1413,
Arg. ,Er hat bei einem Fensterloch hinein in Tempel
mögen sehen.' GGotth. 1619, wofür an anderer Stelle
.zu.' .Dass solche Ansprecher nit bei Land [landes-
anwesend] gewesen weren.' GrV Dörfer LB. 1692.
.Baden hiess in frühem Zeiten: Das Bad der drei
Küngen in Ober-Schwaben bei Schweiz.' DHess 1818.
— b) Berührung; s. nSmen 3 a ß (Sp. 727), auch Füd-
Loch (Bd III 1024). Schöner chönn-si 's jiz nimme
mache", und ivenn-me"-se bi de" Beine" tat üf henke".
MWalden. .Dann ein wolf hat glych die art: will
geiss nit gon, er füert s' bym bart.' UEckst. ,Jetz
erwütscht sy in bim rock.' Ruef 1540. ,[Die jungen
Bursche] zeeren d' Meitlin bei den Geeren.' Pred.
1601. Viell. von hier ausgegangen : Eine" bim Name"
rüefe". allg. — 2. mit Verblassung der räumlichen
Bed. a) in präd. Zustandsbezeichnungen. Bi Gelt,
Mittle", Vermöge" si"; bi Trost, bim Verstand si". Bi
Tage" si", betagt sein; s. auch Jär (Bd III 57). ,üo
si ein jar by der e waren gesin.' 1474, Volksb. ,Dass
er uns by leben bhalt.' HvRüte 1546. .Mein Sohn
villichter ist nit mehr bei Leben.' GGotth. 1619.
.Nächst an der Kirchhofmaar stehet noch die alte
Kirch bei Tach [in Dach und Fach], wiewohl nun über
ein Seculum ungebraucht.' Sererh. 1742. , Weineck
ist noch in seinem Wesen bei Tach und bewohnlich,
ein lustiges Schlösslein.' ebd. S. noch Üter (Bd I 606).
— b) in adv. Bestimmungen, zum Ausdr. eines (be-
gleitenden) Umstandes, oft in Zeitbestimmungen über-
gehend, allg. Bi Tag, bi Nacht und Nebel, bi dem
Wetter, bi dene" Zite". Bi Sonnu", al sole PA1. (Giord.).
Bi dem Lö" cha""-me" fnüdj existiere". Bim Heue",
Holze" usw. [ist Das und Das geschehen]. ,Sy dan-
zend weder by trummen noch luten.' UEckst. ,A1so
lutet das usser wort Gottes [gemeint ist der Befehl
zur Opferung Isaaks]; sölte nun by dem ussern wort
das geschehen, das es bedütet, so war der sun Abra-
hams uffgeopfert.' B Disp. 1528. ,Von Abraham inge-
füert, sagt der text Gen. am 22. cap., er solle nemmen
sinen sun [usw.]. By welchem Abraham den bevelch
hat wellen erstatten.' ebd. Doch vgl. auch 5 d und 7.
Rein zeitbestimmend. Bi junge" Järe" L. .Dass uns
by disen zyten nützit angenemers mög begegnen.'
1510, Absch. ,Zuo Leventina wurden by disem Früe-
ling vil Hexen hingericht.' 1601, Ardüser. ,Gott hat
mich mynes Leits [wegen Todesfalls] wider ergötzt,
dann ich noch bi disem Jar Fröud und guot Leben
kan [gehabt].' 1603, ebd. (Noch) hüt bi Tag, noch
heutiges Tages, heutzutage Sch; Z. ,Da sy noch hütt
by tag lit.' XV., G Hdschr., neben ,hüt by tagen.'
,Hüt bin tag.' Edlib. Oft im XVI./XVIL; daneben
,(noch) bi Tag' (z.B. Gulden Bund 1585/1658). ,By
wylen', zuweilen. .Vermeinend, die seelen der guoten
und bösen erzeigend sich by wylen den menschen.'
LLav. 1569; dafür .bisweilen.' 1670. Bi Zite", wie
nhd. .Bei Zeiten, zuo rechter stund, tempestive.' Mal.
,Bi erst', zuerst. ,Das silber, des er in bierst weret.'
1294, Z Urk. — 3. vor Zahlangaben i. S. v. annähernd,
beinahe, ungefähr Aa; Bs; B; Sch; Th; Z. 's isch
bloss so bi de" halbe" Nüne" ume" g'si". MWalden.
Er ist bi-n-ere" Stund lang bi-mer g'si" B; Sch; Th; Z
903
Ba, be, hi, bo, bu
904
Ig ha" bi sibe' Jöre' der Säbel [das Seitengewehr des
Nachtwächters] 'treit. BWvss 1863. Er zeit s' bi 100
Mole' ZO. Bi 20 Schritt, bi 200 Franke"; auch so,
dass die Zahlgrenze nach oben überschritten scheint:
über AALeer. ,Der kung hat by acht wochen ver-
gangen [vor ungefähr acht Wochen] dem Türken ein
gross statt abgewonnen.' 1470, Bs Chr. ,So wir iez
by einem jar ein Versammlung gehebt.' Zwingli. ,By
zwölfen nachts.' 1532, Strickl. .Mir band hie brief
von Venedig, das der Türk bin 60 gal. uf Rodes ge-
sant.' 1532, GScberer. ,Er ist by zwölf jaren alt ge-
wäsen, annos duos addiderat ad duo lustra.' Mal. ,Bin
im ougsten gen Cleven yn gwandlet und [habe als
Maler] bi 12 fl gwunnen.' 1572/1014, Ardüser. ,[Es] ha-
bind gedachte von Überglatt ungefar by einem jar zwen
platz yngehaget.' 1573, Diener 1803. ,Obwolen aller-
leig Ordnungen gemachet, sonderlichen aber bey zweyen
Jahren nechstverschinen [vor etwa 2 J.] ein Ratschlag
gefasset [worden].' Z Bettelordn. 1630. ,Bey einer
Stund Wegs unter Zürich.' Mem. Tig. 1742. .Von Mas-
sans kommt man bei der halben Meil fürbashin gegen
Malans in das Hochgericht Zizers.' Sererh. 1742. —
4. ohne den Begriff der Annäherung a) zur Bezeichnung
eines Zeitumfangs, i. S. v. hinnen, während, in, seit.
Mer wurdi'd bi-n-ere* Stund nüd fertig Z. D' Hebe"
händ schröckli'1' g'wachse" bi acht Tage". Wolf, Gespr.
Si heb bi Nächte" bi-n-ere" g'uachet. Usteri. Es gäi
bi Wachen ine", dauert Wochen lang Z. Er ist g'storbe"
bi [innerhalb] wenige" Wuche" ZBauma. Bi ZU vo-
mene" (oder einfach eine") Jar Tb; Z. Ieh han-e" bi
Jure" nie 'tröffe" Sch; Z. ,Bei vielen Jahren ist keine
Trockne also gewesen.' 1777, Z Tageb. Bi Manns
Tenke", seit Menschengedenken Z. ,Es ist by ment-
schen gedechtnuss davon nie nüt gefordert worden.'
1567, Z Zollb. Bi Langem s. Bd III 1324. - b) zur
Bezeichnung des (zeitlichen oder auch räumlichen) Ab-
standes, der Differenz. Bi-n-erc" Stund oder zivune"
[vor Ablauf von einer oder zwei Stunden] chunnt-er
allweg nüd hei'" AaL. (MLenz). .Rachel, die by lan-
gem [nach langer Zeit] fruchtbar ward.' Zwingli.
.Welliche schon by langer wyl [lange vor dem Beginn
des Gottesdienstes] zum gottswort kommind, [aber]
hie ussen under den türen und uf den kilchhöfen
stan.' Z Mand. 1530. Bi 20 Schritten üf und ab (nider)
Aa; Z. Bi 200 Franke" hette"d-mer da' Boss vorne"
Händler nid eso übercho", wir hätten über 200 Franken
mehr bezahlen müssen ThHw. Bi Witem, wie nhd.
Bi wit e fer (nid) Aa; B; S; s. ferr (Bd I 912). Bi-
mefne)" Här s. Bd II 1506. S. auch noch nach (Sp.
635/6), ferner Bilichi. — 5. in modalen Bestimmungen,
a) (Alls) bi (bim, bi-me") Fetze" Gr; Z, Bitz(e") BHa.;
Gr; Scbw; Z, Brösme", Tropfe" Gr; Z, gehäuft: bi
Bitz und bi Fetz(e") (Brösme", Sprät) Gr, Alles sammt
und sonders, völlig, ganz und gar; s. auch Bd I 1148.
.Schlecket den wyn [aus dem Kelche] by eim tropfen.'
UEckst. Er cha"" 's bar Gelt ha" bim Mappe*. Stutz.
Bi Heller und I'fenni'g. Er het-mer 's bim Batze"
nachc" g'rcchnct B. ,So welle syn heiligkeit die by
einem pfennig usrichten.' 1510, Abscb. ,Derselb hat
beim Tag gewüsst, wann Ninive untergehen werde.'
FWvss 1672; ähnlich noch heute. (All) bi Eim, Alle
bis auf den Letzten B (,ne unico quidem exeepto.'
Id. B); Z. Verbrenn die U'flöt, all bi eim! Stutz. Das
Glockengeläute von ZÜt. deutet der Volkswitz bos-
haft: Sind die Schelmen alli da? Sind die Schelme"
alli da? Antwort: Bi eim! bi eim! .Man hankte
alle bin eim.' Edlib. .All mann der Sichemiter sich
by eim bschnyden liessend.1 UEckst. .Dass sie die
Knechte ohne Ausnahme (alle by eim) wieder abge-
mahnt haben.' 1531, Absch. ,Sy sind all im glouben
grecht und guet, by eim erborn von mynem bluet.'
HvRöte 1546. , All bei einem, nit einer ausgenommen,
all mit einanderen.' Mal. .Die Comödien sind bei
einer alle durchaus gestellt allein von ungläubigen
Heiden.' Bedenken 1021. .Ein wenig Zerung, jedoch
nit by allem [nicht ganz ausreichend].' 1633, Gfd. —
b) vor Superlativen. Er hat zwei Hotels bi de" greste",
die zu den grössten gehören W. .Drei häfen by den
besten.' 1476, Gfd. ,Win, nit bym besten noch bym
pösten.' G Hdschr. ,Die houptlüt des kardinals sind
nit all bim geschicktsten.' 1521, Strickl. ,Dass er
sollte kaufen yn bim besten, so das möcht gesyn.'
JBinder 1535. ,So sind gsin vor diser jetzigen zit
(so dann bin bösten) ob den 20 schweren scismen
und zweiungen.' Salat. .Die dry küng sond kleit syn
bim kostlichsten.' 1545/83, L Bühnenrodel. ,Was un-
nütz ist [vom Getreide] und nit bim besten, will ich
opferen, wenn ich tröschen.' Ruef 1550. .Nun habend
wir einen pfarrherr gehept, der nit bei den giertesten
gsyn ist.' 1556, Stadlin. .Infirmitas virium, so einer
nit beim sterkisten ist. Male est Catullo, Catullus
ist nit beim gesündesten.- Fris. .Was wuochs, war
alles bim besten und guueg.' 1599, Ardüser. ,Er ver-
meint, die Sach beim besten usgericht han.' ROys.
,Er kehret sich beim Mindsten dran.' JMabl. 1620/45.
,Der Wärt stellt Essen und Trinken dar bim besten.'
Scuimpfr. 1651. .Der soll beim stärkesten und schärf-
sten ohne Gnad gestraft werden.' GRKlosters LB. .Ich
zweifle bei dem wenigesten nicht.' JHotz 1673. .Beim
geringsten nichts achten.' AKlingl. 1691. ,[l)ie Ad-
vokaten sollen] sich wol darvor hüten, dass sie ihrer
angenommenen Partei Recht der Gegenpart bim wenig-
sten nicht kundbahr machen oder verraten tügind.- B
Verordn. 1711. — c) in Quantitätsbestimmungen, oft
übersetzbar durch ein Adv. auf ,-weise.' Bi der Schwert,
massenhaft, in Menge GrPt. ; vgl. Schwzd. 29, 110.
Bi der G'nüegi; s. Sp. 701. Si händ bi Mässen-ine"
tränke" Z Zoll. Heu bi Fuederen-ine" e'wiig füere".
ebd. Bin Hunderten sind inner [in die Festhütte]
getrampet GrPi\ (GFient 1898). ,Si tragend herzuo
by der schwäre.' B Fastnachtspiel 1522. .Fleisch by
der ville [a grant plante].' Haimonsk. 1531. .Brot bim
hufen und by'der schwäry.' JBinder 1535. .Das ir
denen in ämtern fürohin nüzid nie bimm überschwank,
das sy verkoufen möchtend, sunder allein die blos
notturft reichen lassen wöllind.' HBbll. 1572. .Siten-
mal ir dann den armen undertruckend und körn bei
den burdinen von im nemmend.' SHochh. 1591. .Frucht,
so zue Wasser hinweggefüert werdend und das bi
grosser Vile.' JJRüeger 1600. .Schuhflicker, deren es
im Engadin sehr viel gibt, die im Herbst bei ganzen
Truppen sich in Venezianer Land begeben.' Sererh.
1742. ,Bei Tausenden wegzuwerfen haben.' Sintem.
1759. S. noch Gans (Bd II 371). -- d) in Verbin-
dungen, die Mass(stab), Norm, Richtschnur bezeichnen.
Öppis (rcr-)chaufe" bim G 'wicht (Zentner usw.), Miss.
allg. S. auch Ell (Bd I 175). .Dass die talliit fander
[s. Pfund] ze Ure genommen betten und by denen
die ziger machten.' 1469, Gfd. .Gottes wort soll unser
schnuor syn, by dero hin wir richtind.' Zwingli. ,Dass
3ii;.
Ba, be, bi, bo. bu
306
im Gott den geist by gheiner maas, snnder nach aller
volle gegeben habe.1 ebd. .liiin Aug\ nach blossem
Angenmass. ,Bym Oug bescliouwen und probiereu.'
Z Mand. 1001. .Die Sauglänimer mögen beim Aug
und viertelweiss, wie von Alters hero, aber doch in
billiehem Preiss verkauft werden.' Bs Metzgerordn.
S. noch Bd 1 133. Hieher auch: .Harumb ich diu
edle bitt, sy welle nit das werkle, so geben wirt,
oder des wenige oder syn unseltzne by [gemessen
an, verglichen mit] denen, so der weit ermessung
beschriben band, sunder den schnellen willen des
gebers erwegen.' CTürst 1489 (Widmungsschreiben
an RvErlach). — 6. zur Bezeichnung eines Verwandt-
schaftsverhältnisses. ,By demselbigen mann bin ich
schwager.' Zwingli. — 7. zur Bezeichnung des Mittels,
der bewirkenden Ursache, a) ,Es sol nieman bi dem
gewäge wägen, e das es ie gevächtet wirt.' 1385, Sch
Stadtb. ,Dass man bi enhainem sölichem geschirre
schenken soll, es sie denn vor also gevächtet.' ebd.
.Zinsen mit den pfennigen und by der münze, die
man in dem land schlaf 1400, Arg. — b) Schi häd
en Bueb g'ha" bim erste' Ma"" GrA. ,Er machet einen
sun by ir.' XV., Volksb. ,Der sun, den si bi im hat
bracht.' ebd. .Wenn ein unelicher ein elich wib näme
und bi derselbigen eliche kind überkäme.' 1501, Absch.
.Das war ein huor und macht ein kind by einem mann.'
B Fastnachtspiel 1522. ,Sy habend kinder by basen
gemacht.' Zwingli. Ein Priester sagt aus: ,Wie er
uneliche kinder hab by syner jungkfrowen und mögent
inn ouch wol mer werden.' 1537, Zg Ratsprot. , Dor-
nach hett [er] ein frouwen ghept, die ist gross schwan-
ger mit einem kind by im gangen.' 1544/73, UMky.,
Chr. .Lamech hat zwei wyber gnun, by denen beiden
hat er kinder.' Boef 1550. ,Sy seie sein weib oder
sein buel, so tregt sy bei im, sive ista uxor, sive
amica est, gravida e Pamphilo est.' Mal. — c) Ich
mues' bim Fredjer [Bd I 13.39] b'schicke" GrPi\ allg.
vom XV./XV1I. ,Ir sönd in by uns lassen wüssen.'
XV., Volksb. ,Üwer schriben, uns bi Marti zuogesant.'
1487, Geschfo. Ges. ,Und schickt den [Brief] bin
einem botten gan Zürich.' Edlir. ,Ir wollend uns
üwers willens by disem bringer verständigen.' 1529,
Absch. ,Wir haben by N., zeigern diss briefs, ver-
nomen.' 1531, Strickl. ,Das gift, das ich gschickt
han bym botten, der disen brief treit.' Buef 1540.
,Bitt üch, mich bi disen marktlüten ze berichten, uf
weders zit ir erschinen wellind.' 1568, Äg.Tschüdi.
,Nach dem er solchs bei dem könig erhalten.' Joh.
Wetzel 1583. ,Ich schick üch hie ein guet jor bi dem
Friderich.' XVI., Bs Brief. ,Ich schickte [der Geliebten]
by unser Magd einen schönen Zwyfelstrick.' 1062, Z
Taschenb., neben: ,Sy hat mir durch ihre Schwester
erboten.' S. noch gärig (Bd II 355). — d) ,Das ich
behalt und behalten hab by ininem lyblichen ge-
schwornen eiJ.' 1523, Absch. ,By den genaden des
allmächtigen ist der gemein man lustig, dem fyend
zue begegnen.' 1526, ebd. ,Das gemein volk täglich
spricht: Die arbeit by den jungen kind nüt anders
denn halb gscblafen sind.' JBinder 1535. .Die pesti-
lenz, die sich by unserer Vernunft lasst ansehen, als
ob sy ungwüsser wyss hin und här schiesse.' RGcalth.
1584. ,Bei ander Leuten Schaden sol man witzig wer-
den.' JMöller 1665. — 8. zur Bezeichnung des logi-
schen Subj. ,Büecher, Silbergeschirr, so diser zyt
verhanden und by der abgestorbnen frowen Regula
Zwinglinen .seligen gemachet [vermacht] worden.' 1566,
Mise. Tig. — 9. zur Bezeichnung des Erkenntniss-
grundes, nach den Vben des Erkennens usw. (= engl.
by) B; 1'; ZO. (selten). Ich nimme" 's bi Dem ab.
B Hist. Kai. 1815, bi mute" Biren ab U (der bek. Un-
barmh.). Häutig vom XV./XVII. .Hie wirt allein by
dem klar.' UEckst. .Ein yetlich gschirr kennt man
am klang, den vogel bym gfider und bym gsang.'
Aal 1549. ,Die guoten sind bim kernen verstanden
[unter der Spreu die Schlechten].' ebd. Adain zur
Henne : ,Byn eiern wirt man dich erkennen.' Ruef
1550. ,By dem, dass Gott himmel und erden erschaffen,
lernend wir...' OWerum. 1552; dafür Herborn 1588
,aus.' ,Conjecturam de odore fäcere, beim geschmack
abnemmen. Vestigiis odorari, bei den tritten schmöcken
oder gespüren. Fient in illum exempla, das ander bei
im ein beispil nemmind.' Fris. ; Mal. ,Da nemmen sy
das mäss bei ihnen selber; wie sy den büecheren und
schritten der unseren tuen, also tuen wir den ihrigen.'
Evang. Gegenber. 1588/1658. ,Ich heiss und bin der
alt Nestor; das siehst du bei meim grauen haar.'
GGotth. 1599. ,Bei diser Figur z' merken ist der Ober-
keit oft gübter List.' Emblemata 1622. .Recht Practik-
Teufel seiud wir bed. welchs man bei unsern Werken
gseht.' Myricäds 1630. ,Bei denen Kleidern kann man
sehen, dass ich reich bin.' JMüller 1673. ,Man kennt
Einen bei seiner Gesellschaft, noscitur ex socio.' Hospin.
1683. ,Bei den Gesellen kennet man die Gesellen.'
Met., Hort. 1692. S. noch ab-nemen (Sp. 732). -
10. zur Bezeichnung anderer causaler Verhältnisse.
,N. N. gab 1 pfd den. by flaisch.' 1407, Wegelin. ,Man
sol N. N. 3 pfd den. by dem sohl und by allen dingen.'
ebd. N. N. bekennt, dass er schuldig geworden sei
28 Pfd Den. ,by dem hus, hofstatt und den zwein
jucharten ackers, so er von im kouft habe.' 1438, Z
Urk. ,Wenn ein ort würd in nöten ston, bi dem wur-
den wir 's leben Ion.' VBolz 1551. — 11. in Schwüren,
Beteuerungen. Bi Gott (s. Bd II 519), bim Sakerment!
Bi Er! L. ,Er solle es nicht annehmen, bi Leben
und Sterben nit.' Gotth. ,Also beswuer si in, das er
nut seite by Gott, was si im seite.' XV., Volksb. ,Das
wundert mich by der warheit.' Ruef 1540. ,Bei glau-
ben sagen, warlich und gwüsslich bestatten.' Mal.;
s. noch Glauben (Bd II 587). Hieher wohl auch (doch
s. 7): ,Er gelobt im das by der hand.' 1475, Volksb.
,Bei der Hand angelobt und mit Mund versprochen.'
Z Mand. 1602. — 12. in Strafandrohungen. Bi Buess,
bi Straf, allg. ,Ein her hat alle, die in dem hof ge-
sessen sind, ze zwingen zuo dem gericht bin dry schil-
ligen.' 1427, Schw Rq. ,Straffen bin eim lib.' 1488,
L Schneiderordn. ,Bei haupt abhauwen, bei verlurst
leibs und läbens.' Mal.
Jlhd. bi, Adv. und Präp. Zu der Formel noch noch noch
hl unter II vgl. mild, nahen ode bi (in Hartnmuns Iweiu),
,bei und nah' (bei Stilling) als Bezeichnung der engem und
weitem Nachbarschaft. Bi länger i me usw. statt i l. i me
(unter II 1 b) lehnt sich an die Verbindung bi langem (unter
III 1) au. Unter den nominalen Zss. mit bi nimmt Bi-fnmj
(s. Bd I 856) insofern eine bes. Stellung ein, als das Prüf,
darin z. T. seine urspr. Kürze (ahd. bi/ang) bewahrt hat.
Zu III. Die betonten und unbetonten Formen unterscheiden
sich im Allg. durch die Quant, des Voc,; betontes tot, be2 ist
Übertragung aus der unbetonten Stellung. Bei erklärt sich
durch Hiatusdiphthougierung in Verbindungen mit voc. anl.
Enklitiken; daraus in unbetonter Stellung b('J. Bie (so schon
durchgängig Schimpfr. 1651/2) ist aus den selben Verbin-
907
Ba, be. bi. bo, Im
■„,,
düngen abstrahiert: bie-ni aus 6t-gm; zum Lautlichen vgl.
Biet hus fti-.V. Das hiatusfüllende u (statt dessen j GrChnr)
erscheint zunächst, wenn die Pr&p. betont ist; /.. T. ist es
auf diese Fälle beschränkt, so (abgesehen von der Verbindung
mit dem unbest. Art.) in Bs; Tb; i. T. tritt es fakultativ
auch an die unbetonte Präp., so iu B (aber meist bi euch,
1, Int'); Z. In BHa., L., H., Si. ; R1K.; GrD., Pani, Pr.,
Tschapp. wird das n auch auf die Stellung vor Cons. über-
tragen, vorzugsweise in bfn-der, bei dir, bei der. Auch in
'/.-•..: s. Btn-Aug (Bd I 137). Im Besondero seien noch
folgende Verbindungen angeführt: a) mit enklitischem Prou.:
bienUe) BHk.: GrV.; friere GrV., bim BHk.: biene BHk.;
GrV., hiiu S. binne G1K. — 10 mit dem best. Art.: bim.
allg.: bir B; S (im Kanzleistil .bcici"); bin neben bi de'. —
c) mit dem unbest. Art.: bimene, bim?, in Bs; SchNnk.; Z
auch bineme} bittere, in B auch bire. Aus der ä. LH. : ,bin
einanderen.' 1475, Volksb., ,bin uns.' 1525, HsStockar; 1527,
Strickl.; 1544, B Anz., ,bin im.' 152',', GScherer. .bin üeh.'
JMurer 1565, nicht selteu auch vor Cons.: ,bin den eideu.'
Edlib. Vgl. die tw. aualogen Verhältnisse bei zue. III 3 und 4
sind bes. für die ä. Zeit schwer zu scheiden, da nicht immer
auszumachen ist, wo bi den Begriff der Annäherung ausdrückt
und wo nicht. Auch die übrigen Bedd. greifen mehrfach in
einander über. Zu All bi Eim vgl. lat. ad unum omnes.
an-bi. in Ap -bei: 1. beinahe, ungefähr BO. —
2. ilaneben, zugleich, ebenfalls ApK., M. ; B (Zyro);
ZZoll.f Anbi mues'-ich bimerke*, dass. . , Zyro. .Anbei
ist verdeutet worden, ob...' 1716, Ap LB. ,Da sie
anbei wüssen, dass sie sterben müssen.' JUlr. 1727.
.Untersuchet a. eure Herzen.' ebd. .Versähe a. auch
die l'farr Weyach mit Predigen.' vMoos, Tur. —
:i. indess, jedoch ApK., M.
Zu 3. St.1 gibt ,ammey, dennoch", was aber buchst
nahrsch. für ammeg verdruckt ist; s. all-wey.
v i 1 - : nahezu. Syn. vil-näch (Sp. 63ß). Bei wem
ein geringeres Mass gefunden wird, ,der ist dar na
v. als ein dien [Übers, von: tanquam für].' XIV., B
Thun Handfeste. S. auch Bs Chrou. III 562.
vor-, für- i\r-bi, in BsL. ; Bü. (lt Rothenb.); S
(lt Joach.); ZO. -bei: 1. vorbei, loe. und temp. Das
gut (spaziert) vor der Wäret verbi Z (schonend für:
,ist erlogen'). Bi Eim r. gä", im Vorbeigehen vorspre-
chen Bs; B; Th; Z. ,Wiln mit denen Hofflereten grosse
Missbrüch vorbei gegangen [vorgekommen].' GrD. LB. ;
s. noch Bd II 33. Er ist v., verloren, gestorben GA.,
sonst wie nhd. : 's ist v. mit-em Bs; B; Tu; Z. Verst. iis
und v. Bs; B; Schw; Th; Z; s. Bd I 552. — 2. aus-, ab-
gemacht Aa (Minnich); B; Sch; Z. 's ist »., ich chumm
zu nüt. 1851, Stutz, 's isch v., ich wott nüt nie mit-im
0* tue* ha; mein Entschluss ist unabänderlich B(Zyro).
Muess ich euch duch, es ist c, es lustigs G'sätzli singe".
Ap Kai. 1878 (Scu). Auch hier verst. üs und r. Schw; Th.
gar-: beinahe, ungefähr. ,Der buochstaben i, so
er den andren stimmbuochstaben fürgsetzt, gar by
zuo einem g würt.' JKolross 1530. ,Gar bei in einer
halben acker lenge.' 1531, I. Sam. ; ,gar nach.' 1548.
her-: in der Verbindung mit gän, zugehen Schw.
/" der Hütte" inne" isch ['s] unterdesse" e" chli" lebiger
hSrbi'gange*. MLienert. So göt 's dö z' Manche" herbi
bis spät i* d' Nacht ine" ScbwE.
niene"-: bei weitem nicht, in keiner Weise BÜ.
Es ist n. so vit, a's ich g'misnt han BSi. Es grosses
Oberländer Meitschi — i°h mechti dere* n. ander d' Uex
g'recken. Alpenr. 1872 (BGr.). Ieh ha" n. möge" g'cho",
mein Geld, meine Kraft reichte hei weitem nicht hin BO.
da- (d.;- ApL; GltVal., de- Ap; GT.; Scu; Tu;
Z, der- AALeer.; BsStdt; B; GRl'r., S., Scuolras,
Spl.; LSemp.; Z) -bi, in GrS., Scuolms, Spl., Val.
(neben -hie) -bi?, in ApL; GrPt. ; ZO. (neben -bi) -bei:
Adv., dabei. 1. entsprechend bi III 1. allg. Derbi
and dermit si", mitmachen LSemp. ,Er ist dabei ge-
wesen', euphein. = hat einen Rausch. Z Kai. 1804.
Eigentümlich in B: derbi si", es aushalten, existieren
können bei Etwas. We**-me*-ne* der Gring lät, su
cha""-me* noch sanft derbi si". Gotth. .Wenn er nur
recht gesund könnte werden, aber nicht wegem Wer-
chen, das mangle er nicht, sondern wegem Derbisi";
es sei gar grusam längwilig, wenn man nicht gesund
sein könnte.' ebd. S. noch nietig (Sp. 854). — 2. ent-
sprechend bi III 3. .Wol by eime vierteil eines jares
oder da by.' 1407, Bs Archiv. .Einen Frieden von
14 Tagen oder da bi.' 1415, Absch. ,N. N., 80 jar alt
oder daby.' 1488, OnwSachseln Kirchenb. ,Und beleih
daselbs einlif manot oder darby.' 1520, Absch. S. noch
Karreten (Bd III 427). — 3. entsprechend bi III 9.
.Daby wirt uns zue verston gegeben.' Zwinoli. .Ich
mein, man künd daby abnen, was gloubens man im
solle gen.' Fi'Nkf.lin 1552. ,Das weiss ich doby, das...'
TuPlatt. 1572.
.Darbin (: In).' 1468, Tob]., Volks!. II 46; 1532, GScherer,
.darbeyn (: sein).' Bigandus 1579, .dorbie.' Schimpfr. 1651.
bi(j)e» BO.; GrD., L., Luz., Pr., beie" GKCast.,
Mal., beijon PRima (Schott) — Ptc. (ge)bict, (gejbeiet:
intr., sich nähern. Der Winter biet GrD. Meist mit
Dat. D' Sänne" biet de" Berge". Wie d' Franzose*
dem Dorf gebiet sind. Der Tod hed-ere" gebiet. We-
rne" de" Sibezgi biet, se hed-me" in Allem vil Chünti.
MKooni. Welchi Hirti hem-mer? ich gloub, es bii den
Sibnen BO. (Alpenr.). Wie-n-er afe" dem Hüs biet
BHk., wi-er is bbaied dem Hüs PRima, wi-er ist g'bijed
dem Hüs PAL, Übersetzung von Lucas XV 25. Es
biet dem End, biet-me", geht dem Ende entgegen, z. B.
von einer Arbeit, von einem Sterbenden Gr. Refl.
Er hed-schi'h so stetlich der Hütte" gebiet. AWyss (Gr).
Auch tr. BR. (lt LTobl.).
g'-biji: = dem Vor. PA1. (Giord.).
z'bie": erreichen GlS. (lt Gl Gem. 353).
bi(j)ere" bejeron: = bifjjen PIss. Chouwi [als] er
is bejerud dem Hüs, Übersetzung von Lucas XV 25.
Bi(j)i BHk.; GrA., t'hurw., D., Glar., L., Pr.. Beiji
GRCast, He., Mal. — f.: Nähe. Uf d' Witi und uf
d' B. GrA. Uf di B. cho" GfiGlar. Uf en B. non
ette 5 Schritt GrD. In (uf) kein B., nid uf di B.,
nicht annähernd, bei weitem nicht Gr. Si hend im
mid Meje* [im Mähen] in kei* B. zue möge" GRlgis.
Der Jung hed dem Alte" in de" Benk und Witz uf
kein B. 'gliche" GnTrimmis.
Schutz-: Schussnähe GrPt. Schi sind-nc" nid
uf Seh. zuehi" chon.
bilich: 1. „beinahe L. 's isch b. Sovel." — 2. bi-
lige" (auch bei-), unlängst BLenk.
Bilichi, -lihi BSi., -lechi Gl; „Gr;" L (lt St.b),
-Hgi B — f. : = Bi(j)i, nur in adv. Verbindungen.
a) „mi der B., in der Nähe BO.; Gr." Kumme" so
in der B., nur annähernd, ungefähr BHk. — b) Du
bist bi der B., du sagst ungefähr das nichtige BE.
25s wird-si"" scho" zeige" bi der B., man wird der Sache
nahezu auf die Spur kommen, ebd. I"* weiss bir 11.
si's Hüs, kenne so ungefähr dessen Lage BLenk. —
c) Es ist uf-ene" B. [ungefähr] i' Mimet sitter Gl.
Blschaft: (gutes) Beispiel, Vorbild, Muster.
XIV./XV.
90! |
010
Bf: 1. Bi f. U, Biji n. BSi., Bienenschwarm. Syn.
/»i/< i (Bd 1 234). J5s hct-mer c" 7>t f/Vye", ein Stock
ist ausgeschwärmt U. E" Bi reape*. ebd. — 2. nur
Dim. B%(j)i (PI. Bijeni, -ini oder unver.) BO.; Gl;
GRÜbS.; PAL; S (Hänggi); Ndw; U; W, Beifjji (PI.
meist unver., seltener Beijoii) AiLeer.; BE., M.; L;
GSa.; S, Bili Ar; GT.; Sciiw; Nnw; Zo; ZO., Belli
AaF., Ke.; L (St.b); UwE.; ZoBaar; ZKn., Zoll. -
BiQjeli Gl; SchwE.; S; Ndw (-iE); U, Bei(j)cl) Aa
Leer.; B; L; S a) = Imb 2 (Bd I 234/5). aaOO. Einem
gleichen tcie-n-es B. dem andere", zum Verwechseln
ähnlich sein BHk., Ha. An-enand hange" wie zwei
Bili, von enger Freundschaft GT. Ume'surre", /läge"
g'rad tcie-n-es B. GT.; Z. Chlini B. stechen auch B; S.
Vollne' wie-n-es B., berauscht U; vgl. bi-vott (Bd I
782). Wenn d' B. a" d' Chirsi go", werde" d' Imme"
nit feiss SThierst. Feissi W'espi — magert B. Z.
.Gertrud, Joseph — brave Leut, sie machen uns die
Bienen frei', d. h. nach Mitte März beginnen die
Bienen wieder auszufliegen ZBass. Nutzen. .Ein
einiges Bienlein ist besser als ein Schwann Fliegen.'
Spkww. 1824. ,Wenn die Herde dir gedeiht, Friede
hält mit dir dein Weib; wenn dir deine Bienen schwär-
men, brauchst du nimmer dich zu härmen.' Menzel.
.Bienen, Schafe und Fische im Teich machen dich
sicher bald arm und bald reich.' ebd. Den Bijinu"
üsne", zeideln W. De" Bilene" r'espe". Weitere tech-
nische Ausdrücke s. Bd I 236; vgl. auch noch hecken
(Bd II 1116), chotzen 2 (Bd III 599). ,Der Beinen
halber ist Rechtens, dass solche, von dem sie ausge-
flogen, mögen verfolget werden; ein unverfolgter Im-
pen aber gehört in den Statt- und Landgrichten der
Statt Bern, wie das Maulgut, einem regierenden Ehren-
haupt.' SMutach1709; vgl. Gr., RA. 596 ff. Glaube
und Brauch. Die Bienen werden mit einer gewissen
Ehrerbietung behandelt wie kein anderes Tier. Manche
entblössen das Haupt, wenn sie beobachtend vor dem
Bienenstock stehen; selbst rohe Bauern bedienen sich,
wenn sie mit Bienen umgehen, keiner rohen Ausdrücke
ZElgg, 0.. S.; auf sie wendet man nur edle Bezeich-
nungen an, die sonst nicht einmal mit Bez. auf Men-
schen durchgängig gebraucht werden, so essen, spisen,
trinken, sterben. Wer solche Rücksichten nicht nimmt,
bei dem bleiben die Bienen nicht Z; vgl. darüber
noch Lfit, Sagen 358; KSteiger 1839, 15. Um einen
Bienenstock oder -Stand soll man nicht prozessieren,
noch beim Kauf eines Stockes markten B; vgl. Alpenp.
1874, 167 f. Die Pflege der Bienen liegt dem Haus-
vater ob, daher sein Ehrenname Bili-Vater; vgl. Bd I
1127. 1130. Dessen Tod muss einer der nächsten An-
verwandten den Bienen in aller Form anzeigen, sonst
suchen sie sich eine andere Heimat Gr f (Vonbun
1862, 114). Anderwärts geschieht diese Anzeige durch
Rütteln an den Stöcken, durch Lüpfen (L; Uw; Z)
oder Versetzen derselben ; unterbleibt dies, so folgen
die Bienen ihrem Pfleger in den Tod B; L; S; Z;
vgl. Meister-B.; Lfit., Sagen 358; Alpenp. 1874, 167 f.
Stirbt der Hausvater, so sterben (während des Trauer-
jahres) alle seine Bienenvölker Zg; Z. Nach altem
Brauch wird die Ankunft eines neuen Schwarms dem
Bienenhalter von dem, der denselben zuerst bemerkt
hat, angezeigt, wofür er eine Gebühr (von 10 ß) erhält,
die ihm unter Umständen aufgedrungen werden soll
Sch; Th; Z. Den Korb, in den der Schwärm gefasst
worden ist, schmückt man mit einem (wenn möglich
von der Tochter des Hauses gewundenen) Kränzchen
oder Strauss aus den schönsten Blumen Z; s. noch
Lüt., Sagen 358. Während man einen bevölkerten
Bienenstock über die Strasse trägt, soll man weder
sich umsehen, noch ein Wort sprechen, noch einen
Gruss erwidern, sonst fliegen die Bienen fort Z. In
legendenhafter Weise wird erklärt, warum sich die
Bienen nie auf roten Klee setzen: Als Gott einst die
Bienen fragte, ob sie lieber den Sonntag feiern oder
den roten Klee meiden wollten, antworteten sie:
Lieber den beste" Hungblueme" mide", weder den hüb-
sche" Sunntig nid fire" BO. Die Seele nimmt Bienen-
gestalt an; s. Kohlrusch, Sagenb. 245. Wenn sich die
Bienen verfolgen und tot beissen, so deutet Das auf
Krieg; wenn es im Stocke viele tote Bienen gibt, so
folgt darauf ein Sterben unter den Leuten; auf un-
vorhergesehene Ereignisse deutet es, wenn sich ein
Bienenschwarm an einem aussergewöhnlichen Orte
(z. B. auf einem Schwerte) niederlässt; vgl. Rochh.,
Arbeitsentw. I 123 und Lüt., Sagen 358. Starke Brut
zeigt ein fruchtbares Jahr an L. Sind die Waben in
der Mitte nicht verbunden, so erfolgt ein Todesfall
im Hause des Meisters L. Spruch, Bienen zu bannen:
,Die Tierli halten ihre Ängeli, wie die Mutter um-
armt' Aa (lt Rochh.). — b) übertr. auf Menschen,
z. B. eine geschäftige Frau S. Em Mänz si* Frau,
das chli", g'schtcätzig Beieli. Schild. Ein lebhafter,
junger Mensch wird e" rechts Beiji genannt S. Weib
mit spitzer Zunge BE.
Mhd. Ue stu., Bienenschwarm, hie swf., Biene. Das Ver-
hältniss unseres W. zu dem syn. Imb erhellt aus einer Ver-
gleichung mit den Bd I 233 f. gemachteu Angaben. Als Be-
zeichnung der einzelnen Biene scheinen beide WW. auf dem
grössten Teil unseres Gebietes durcheinander vorzukommen,
abgesehen vom Nordosten und Osten (so Sch; Th; GRh.),
wo in dieser Bed. nur Imb gilt; ans Ap; GSa. wird aus-
drücklich angegeben, dass Bili, bzw. Beiji seltener als Immli,
bzw. Immen sei. Zu den diphthongierten Formen vgl. das
unter Nuw (Sp. 882) Bemerkte. Die zweisilbigen Formen
unter 2 sind ausnahmslos Dim., doch nicht mehr als solche
empfunden (vgl. die analogen Verhältnisse bei Ameise Bd I
217, Imb, Hummel Bd II 1295/6, Wlapi) ; dazu stellen die
dreisilbigen Formen neue Dim. -Bildungen dar. Ans der
ä. Spr. seien angeführt: ,Die, den byen.' Hs vRütte 1546;
Tierb. 1563 (neben: ,die beyen'; einmal die Schreibung
,byhe'). ,Ein Schwärm Bygen.' RCys. Dazu die Dim. -Formen
(offenbar schon ohne Dim. -Bed.): ,Das bige.' XVI., B Lied
(dem heutigen Biji entsprechend). ,Den bylenen oder imben.'
KdGessn. 1542. .Beile oder imben.' Tierb. 1563. ,Den by-
lineu.' Fris. ; Mal. (neben ,das bynle, des byulins, den
bynen'). ,Die Beylin.' Jos.Mal. 1616 (neben ,die Binlin').
.Das Peülli.' GGotth. 1619. .Nimm Imlin oder Bylli.' ZElgg
Arzneib. um 1650. ,Das Beilin.' JCWeissenb. 1678. Weitere
«-Formen: ,Des byns und ambeisses müy und arbeit.' Vogelb.
1557. .Die Bynlin.' JJBreit. 1629. .Bynen (PI.).' Ziegler
1647. ,Die kleinen Beinlein.' Hott. 1666. .Die Binle.' FWyss
1673. .Eine Bine.' DTomann 1708. .Beinen- oder Spinnen-
art.' Mise. Tig. 1722/4 (ThPlatter). .Die Beinen oder Im-
men.' Leu 1727/46. Hieher die Flurnamen .Beienberg' Aa
(s. Bäbler 1889, 51), ,Biji-Satz' B, viell. auch der Familien-
name ,Beili' AaWohlen. Zum Sachlichen vgl. noch Z Neuj.
N. 1865; Fr., Ztschr. VI 45 f.
Gülle°-Bili: zähe Schlammfliege, Erist. ten. ZO.
Das Tierchen gleicht ganz einer Biene und hält sieb gern
auf Misthaufen und in Ställen (s. Stall-B.) auf. S. noch
G .-Wurm .
Hau pt-Bij i f. : Bienenkönigin W (neben Ghünigi").
Hüs- Beiji: im Hause emsig tätige Person S. Syn.
911
Ba, be, bi. bo, Im
91-2
H.-Mummeleit (Sp. 228). So g' schlackt wie so-n-cs II.
bin-icn de" noch gäng. Joacii. 1881.
Meister-Beiji:=i7aupt--B. B; S. 'Wenn der Hüs-
meister stirbt, so seil -ine" go" d' Imbi rücke*, süsch
stirbt 's M. drüs. Schild.
Bruet-Bili: Drohne Z. — Die Drohnen sollen das
Brntgesehäft durch Erzeugung höherer Wärme fordern.
Surr-Beiji. ,Und wenn die Wirtstochter auch
sonst der Gastig gerne das Wort gönnte — heute fuhr
sie herum wie ein S. und gab links und rechts mutzen
B'scheid.' B Hist. Kai. 18T2. Vgl. surr -mummlen
(Sp. 228).
Stall- Stäl-Bili:= Gülten-H. ZO.
Drfii- ,Dreh-Bili': Drohne. Menzel.
bijele» GlK., bci(j)ele" Bs; B; Gl; L; Seil (lt Joh.
Mey. 1866 bejele"); Th; Z, beierle" GRChur, He., bäjele"
AALeer. (Hunz.), „bäuele*" I: leicht (in dünnen, klei-
nen Flocken) schneien Bs; Gl; ThHw.j Z; .gelinde
regnen' AALeer. (Hunz.); Bs (Seiler). Schneit's dusse"?
Antwort: NU recht, 's beijelet nummen e" Bitsli Bs.
Sonst (abgesehen von Bs; Z) nur im Kinderreim: Es
schnijelet (schneielet, in GRChur, He. schneierlet ; in Aa
Leer.; Bs auch regelet), es bi(j)elet (beielet, beierletj, es
göt (wäit B) en chüeler Wind, es friire"d (tili Vögeli
(Stiideli) und alli arme" Chind, oder : es schlöfe'd alli
Lütli und alli Burgerschind L , oder : d' Chinde*
(Maitli) legge'd d' Hämischen a" und d' Buebe" laufe'd
g' sehwind GrHc; ZO., S. Vgl. noch Rochh. 1857, 121.
191 ; Sonntagsbl. der Th Ztg 1897, 325. Es schneielet,
es beielet durch e" holi Tanne", wenn der Büre'b' schisser
malt, was der Bür het cfwanne" Aa (Rätsel vom tanzen-
den Mehlstaub in der Mühle); vgl. Rochh. 1857, 262.
Die tanzenden Schneeflocken werden mit schwärmenden
Bienen verglichen. Wo das W. mir noch im Kinderlied leht,
ist seine Bed. im Sprachbewusstsein verdunkelt; es hauen
volksetymologische Umdeutungeu stattgefunden, die, zumal
wo (wie in AaLeer. ; Bs) der Reim kein Hinderniss bildete,
auch seine Lautgestalt beeinflnssten. So erklärt sich einer-
seits die Bed. -Angabe .gelinde regnen', ferner , wehen' bei
Rochh. und Joh. Mey. 1866, anderseits die Ausweichung in
bäjele*, indem das W. (wie auch Hunz. und Seil, augeben)
als Dini. zu bäje* gefasst wurde.
Bei(j)eler m.: Bienenzüchter; nach einer An-
gabe im Gegs. zum Ileiji-Vater Derjenige, der nur
die eigenen Bienen (nicht auch fremde) besorgt B; S.
Familienname B.
ge-bi(e)let: in der Zss. mit -voll; s. Bd I 782.
Bije" S; Ndw, Bei(j)e" „AaF.;" B; UwE. — m.
„AaF.;" Uw, f. S: Bienenstock sammt seiner Bevöl-
kerung, ein „Bienenschwarm AaF.;" B (lt Menzel);
S; Uw. Gelegentlich übertragen auf die menschliche
Behausung S. Bricht i" der Nächbcrschaft Für üs,
so ströme" de"" d' Ödiswiler chriseldick su der B. üs
zum Sattlerhüttli, wil-me* vo" dort üs am beste" g'seh
cha"*, i" weleher Gegni as es brönni. Hofst.
lii: 1. meist mehrfach wiederholt, Lockruf für
Hühner Aa; Ai>; Bs (auch bippeli-bi); B; Gr; GRh.,
Sa.; S; Tu; Ndw; W; Z, auch iür Tauben Z, für das
Federvieh Gr; W, für Vögel übh. Sch (Job. Meyer
1800). Syn. bili, di(di). — 2. Bi n.. Huhn, Küchlein
Ar; SThierst. ; Ndw. Bippeli-bi, Name des Huhns im
Kinderlied vom Haushalt.
Bi-bi I n. AAAar. (-i1-). Hb., Holderb, (lt einer An-
gabe Bibi), Ku., Leer. (Bibi und ltdii), L., Zein. f-i'-J;
Bs; hf-i'-J; Gr (Bibi und Hihi); Sch; S; Tu; Ndw;
U (Bibi); '/, (Bdn). Dim. Bibeli AaHoH. (Bibeli), Leer.;
AiK ; BsL.; B; Gr (Bibeli und Bibeli): UW., Widn.;
Sch; S; Th; Z (auch Bdiili), Bippi, Dim. Bippeli
Aa Fri. (nach einer Angabe Bipeli); Bs; BBrisl. :
1. Huhn (Kdspr.). aaOÜ. [Der Fuchs] het fem 's
Ruedis Frau so schröckli'" g'husäret mit Ire" Bibene".
Aa Leseb. 1892. ,Wir sollten essen wie sie und nicht
[so wenig] wie die Bippeli.' Breitenst. ; Syn. wie-n-es
Vögeli. Auch von den Tauben Z, von Federvieh übh.
Th; Z. — 2. scherzh. von andern kleinen Tieren,
spec. Läusen Gr; Z (auch von Flöhen, Käfern). B.
sueche", töte" Gr. Hast B.? zu einem Kinde, das sich
den Kopf kratzt Z. Schmetterling Gr ObS. — 3. übertr.
auf Menschen, schwächliche, verweichlichte Person,
insbes. verhätscheltes Kind Bs. De bisch e* rechts
Bijipi! Frau von weichlicher, empfindlicher Gemüts-
art B. — 4. von Sachen, kleiner, niedlicher, glänzen-
der Gegenstand, womit kleine Kinder spielen oder ihre
Aufmerksamkeit gefesselt wird B (städtisch). Briegg
nid, lue> da das schön B! zu einem weinenden Kinde.
- 5. Bibeli, Pflanzenname, Lerchensporn, Coryd. cava
Gr UVatz. Syn. Guli 4 a (Bd II 221).
Lautnachahmende Bildung; vgl. .piep, Piepchen, -lein,
piepen, Pieper' usw. bei Gr. WB. VII 1842/4, denen unsere
Formen mit inl. p direkt anzuschliesseu sind. Zu 3 vgl.
eis. Tippet, 1) Huhu, 2) kleines Mädchen. S. noch Bid(el)i,
Did(el)i.
bibele": 1. im Ablautspiel mit bäbele" (s. d.) Obw.
— 2. bippele", langsam essen Bs.
ün-M, üss-bi : Ruf der Kinder beim Fangspiel,
wenn sie sich für einen Augenblick Freiheit ausbe-
dingen, z. B. um sich die Schuhe zu binden ZStdt.
Bi, nur als Dim. Bili AaZ., sonst Bi-bi II n. : =
Be-be AAAar., Ku., L., Schinzn., Wohlen ; VO (Kdspr.).
Vgl. wi-wi.
Pl: Personenn., Pius LNeuenk.; Slfent. Sant Fi.
Ineichen 1859.
Biel Biel n. AaF., Leer.; B; GlK.; GrD.; GSa.;
Ndw; Z, Beiel m. AADeg., Fri.; Ba; Sch; SSchwa. ;
ThHw., Untersee; ZBenk., Sth. — PI. Bieter Ndw; Z:
1. Beil; über das Verhältniss zur Ax s. Bd I 617 f.
Hohlbeil AADeg. ,lst es jetzt am Beyel, so muss
noch eine Axt daraus werden.' Sprww. 1824. Das B.
ist das Abzeichen des Försters; daher: um 's B. cho",
das Försteramt verlieren ZZoll. .Denen Amtspflegeren,
Holzbahnwarten und allen, so den Beyel führen.' Ba
Waldordn. 1781. , Jedem Unterbeamten , deine der
Beyel anvertrauet ist.' ebd. l)er Forster hät-em [dem
Holzfrevler] de" B. g'nu" ScnSt. (Sulger) ; übertr.
Ki*em de" B. ne", die Gewalt nehmen, ebd. ; s. Bd I
618. Taub tvie-n-es B., sehr zornig B. .Superlatio,
überschwank der red, da einer (wie man spricht) das
biel ze weit wirft.' Fris. ,Ein axt oder scharpf bygel.'
RGdalth. 1584. ,Es ist verbotten zu tragen alle wurf-
beyl und andere beyhel.auch kreuzbeuhel.' 1592.Foffa.
,N. N. fieng an, durch sein Vestungsbaw den Türken
ein Beil auf die Nasen zu setzen und dero Ausstreifen
in der Christen Land abzuwehren.' Haffner 1666.
,Die Sieb-, Zang-, Axt- oder Beil-Zauberei ist under den
Christen viel gemeiner als gut ist, verborgener Dingen,
Diebstälen und dessen, was verloren worden, Offen-
bahrung zu suchen; da man ein Zang in zween Finger
nimmt oder ein Axt oder Biel in einen runden Pfal
schlegt.' Anhorn 1674, 519. S. noch Gertcl I (Bd II 443),
913
Ba, be, bi, bn, Im
914
hnl:in (ebd. 1266). — 2. Bieli, Schulausdruck für die
beiden Elementarstriche der deutschen Handschrift,
Aufstrich und schief daran angeschlossener Ab- oder
Grundstrich; auch etwa übertr. auf ähnlich gestaltete
Verzierungslinien Z f. Syn. Zichli. — 3. (Pfluegs-B.
SSqhwa.) = Chlüpfel d (s. Bd III 684) AiZein.; SSchwa.
— 4. ,Beiel' (früher Bygel), Familienname Z.
Aus nihil. bf(h)tl n. ; vgl. Fielen (Bd I 779); Wint. 128.
Altere Formen: ,Bye], biel.' 1469, Zlnv.; Zwingli; 1531/48,
Baruch; HBuIl. 1533 (neben ,Byhel'); Fischb. 1563; Denzl.
1677/1716 (neben .Beihel.' 1677, ,Beyel.' 1716); AKlingl.
1691; 1764, Z. ,BeyeI.' Kriegs!). 1644; AKlingl. 1702;
Bs Hand. 1782, Der PI. auf -er auch schon XV., Gl Ro..
(,messer, axen, bieler und anderlei waffeu'). Das auf die
Form Beul beschränkte Masc. erklärt sich aus dem Einfluss
der zahlreichen andern Werkzengnamen auf -et. 2 nach einer
gewissen Ähnlichkeit der Form. Vgl. dazu die von Ochs II 98
angeführte alte Inschrift am Bs Kaufhaus, auf der in römi-
schen Ziffern die Jahrzahl 1356 und die erläuternden Verse
standen: ,Ein Rink mit seinem Dorn, drei Hufeisen aus-
erkorn, ein Beihel, der sechs Krügen Zal, da verfiel Basel
überal' (wobei , Beihel' auf die Ziffer L sich bezog); Tgl. noch
KRHagenbach 1863, 374. Zu 4 vgl. das syn. Blüwel.
Amts-: Beil als Abzeichen eines Amtes. Bs Wald-
ordn. 1781, 5; s. Biel 1.
Griess-, PI. -Bieler: 1. lange Holzstange mit eiser-
nem, aus einem Haken und einer gerade auslaufenden
Spitze bestehenden Ende, beim Flössen verwendet Schw
Muo. Haken zur Verbindung der Flossbalken Schw
(LTobl.). — 2. Gletscherbeil. Die Alpenwelt 1889, 211.
Heide"-: Name, den das Volk den in Pfahlbauten
gefundeneu Steinbeilen gibt Tn.Berg (lt Z Anz.1870, 168).
Hand-: Handbeil Aa; B; Th; Z. Mit einer Hand
(statt wie die Schlagaxt mit beiden Händen) geführtes
Fleischerbeil „LE." ,Man soll dafür besorgt sein,
dass die Halbartierer und Spiessknechte mit guten
Gertlen und Handbüelen versehen sind.' 1096, Obw.
Hund-: eines der Strafwerkzeuge des .grossen
Rates' in Zug (s. Isen-grind Bd II 764). Zg Eis. Kai.
1868, 3. .[Der Nachtwächter sagt aus:] es begegnetint
im vier gesellen, deren jetlicher ein hundbiel under
der achslen trüege, und als er si begrüesste, gebint
si im kein antwurt und hettint die antlitt verbutzt.'
1532, Egli, Akten 788.
Hau™-: 1. = Stüden- Gerte! (Bd II 443), doch ohne
hakenförmig gekrümmte Spitze Aa (Anon. Habk.);
„kleines Handbeil mit einer langen Schneide, um
Reiser usw. zu zerhacken BO." — 2. von dem Richt-
beil der römischen Lictoren. ,Man pflegte den Con-
sulibus vorzutragen ein Hawbiel mit einer Buschlen
Rueten.' FWvss 1650. ,Ein Büschelein Ruten mit
einem in mitten steckenden Hawbeyel.' JMüllek 1665.
— 3. Schelte auf einen groben Menschen Gl.
Lenk-: ein der Hellebarde ähnliches Werkzeug der
Küfer zum Behauen der grossen Dauben Zf (Küferspr.).
Mord-. ,Der ryss schluog inn uf sin hälm mit
einem mortpiell ein ungemessen streich.' Morgant
1530. Vgl. .Mordaxt' (Bd I 620).
Bau in- Böm-Bieli: Beil, das zum Ausästen von
Bäumen verwendet wird TuArb.
Breit-: = Br.-Ax (Bd I 620) B; Ndw; Z. ,Der
[Zimmer-] Meister gibt dem Lehrjungen eine Wald-
achs und einen Breitbeyel.' Bs Taxordn. 1646.
Schnepfe11-: Beil des Wagners oder Küfers Aa;
Syn. Schnupf. Fs buechigs Stöckli Holz mit dem Sehn,
z'weghouive" wi d' Wagner. Aa Schulmeister.
Schweiz. Idiotikon IV.
Spalt-: = Sp.-.lr :> (1!,1 I (120) AaF.
Tügen-: als Walle. XV., Z Gem. II 139. — Eig.
Beil des Küfers zum Behauen der Fassdauben.
Wide"-: beim Roden verwendete Harke mit Beil,
das zum Abhauen der ,Widen' dient Z.
Wald-. ,Das noch gegenwärtig im Gebrauch ste-
hende alte W. ist ein gewöhnliches Beil, auf dessen
Öhr sich aber ein erhabenes Kreuz befindet und wel-
ches dazu dient, Frevelstöcke und etwa auch Holz,
das der Entwendung ausgesetzt ist, mit dem Kreuz
zu bezeichnen.' 1856, Hotz, Urk.
Wise°-: = Grab- Ax (Bd I 619) TiiKreuzl. Syn.
WisrAx.
biele": 1. mit einem Beil hantieren L (Ineichen).
Spee. einen Baum schälen, wenn kein Saft mehr darin
ist (im Gegs. zum maien) B; L. — 2. tr., prügeln
BLangnau.
abe"-: tr., (mit dem Beil) zu Boden schlagen
GoT.; ZO.
l)ö, pö: Interj. a) auch in den Verbindungen ä bö,
o bö, als Ausruf der Abweisung = das ist nicht wahr!
unmöglich! W. — b) in Ausrufen der Verwunderung,
des Schreckens W. Bo min Gott! Er si erchlipft,
dass er üsg'ruefu" hei: Bo Jesus Maria!
po: Interj. i. S. v. wohlan, nun doch! ScnSt.
(Sulger); Hegner, Strassburger Wörter.
phö AaF., Ke.; Th (auch gedehnt); ZB., O. (in der
Emphase pho), po ZHed., pö Ap; Scu: Interj., wesent-
lich = pha. Phö jö! phö nei"! Zu. Nu phö so! so
so! Th. Pö, wenn 's gad Das ist [so hat es nichts
zu sagen]! Ap. Vater zum Sohne: Josep, Josep, stand
auch »/'.' (?' Ghappele' hriinnt ! worauf dieser gelassen
antwortet: pho! AAWohlen.
Bö-bö I n. Aa; B (in R. Popö), Dim. Boböli. in
BSi. Bobi: = Be-be (Kdspr.). Heseh B., heseh-der B.
g'macht? Auch als Beschwichtigungswort zu einem
kleinen Kinde, das sich verletzt hat BSi. — Vgl. frz. bobn.
„bo-bö", in B auch bn-bn: Ruf, mit dem man im
Versteckspiel Kindern Furcht einjagt. Syn. bau-bau.
Bo-bü II m.: Popanz für Kinder ZGÄg.; „allg."
Der B. chunnt!
Boi m.: scherzh., Bursche B (Zyro). Syn. Bojer.
pii! 1. („in BBr. bubu") Zuruf in die Ferne Ap;
BBr. Abi. bubuen BBr. --2. Ruf beim Versteck-
spiel Ap. Syn. püp. — 3. Interj. zum Ausdr. verächt-
licher Abweisung. Puh! Ganget-mer e'iriig damit!
N. B Kai. — 4. Nachahmung des Knalls beim Schiessen
B; Z. Hansi, schiess! es gilt dem Fride"! Puuh! Dem
Fride" gilt der [Sehuss] da! GJKchn. Auch püdü:P.!
G'hörste, wie-n-es chrachet obe" i" der gelbe" Flueh ! ebd.
büteli-bu! Laute, mit denen man ein Kind ein-
lullt B; „L; S"; vgl. büt(el)i-he (Bdll 849). Büti, büti,
büteli-bü! Liseli, tue dlner Äugleni zue! Schwzd. (B).
biii! Bui, bui! sagt man im Scherze, indem man
Kindern auf die Stelle bläst, wo es ihnen weh tut
GrRIi. Das macht bui! das tut weh! Zuruf, um kleine
Kinder vor etwas zu warnen, mit dem sie sich ver-
letzen könnten Gr; Syn. bebe!
bü: 1. bü-bü! Zuruf an Federvieh, bes. Hühner L
(Ineichen). Vgl. bi-bi. — 2. ä bü bü! neckischer Zuruf
an ein kleines Kind, das man im Hemdehen trifft GLNäf.
915
Ba — In. Bah — bub
916
:'.. bü! Schlnsswort eines Abzählspruches (a.biggi-
bäggi) Tnj ZO.
jü-biii! Ausruf der Freude SciiwE. (MLicnert).
Bab, beb, bib, bob, bub.
Vgl. aach die Gruppe bap(p) usw.
B;lb: I. Bäh Aa; B (derb); Z, Hüb Aa (derb);
ZLunn., Bähe" Aa; Ap; F; GRMai. ; L; Sch; Z, Bäbe'
Aa; Sca; Th; Z. — Dim. Sä6t' AaF., Ke.; ApH.j Bs;
B (veraltet); VO; SBb.; Z, Äifti Aa; Bs; B (Dat.
Bäbin); Gl; S; Vw; Z, Bäbeli Aa; Ap; GliVal.; L;
Sch; Schw; Th; UwE.; Z, Bä&eK Aa; ApM.; Bs; B;
Sch; S; Th; Vw; Z — derb: Babel m. LNeuenkirch;
ZO. (Stutz), üreieZ m. ScbwE.; Z — Babsche* GrRIi.,
Babschi GlH.. Bätsch ZWyla. weiblicher Taufname,
Barbara; zumeist nur noch auf dem Lande, und auch
dort mehr und mehr durch das modernere Babette
verdrängt. Do si*-si cho", die Liseli, die Anneli und
RÖseli, die Käteli und Mädeli, die Vreneli und Bäbeli
(auf den B Meitschi-Märit). Schwz. Dekl. Ich heisse"
Bäbeli wie die i reine* ZO. ,Sie sprach von dem Bäbeli
mit Achtung und ohne irgend eine Misstimmung.'
Herzog 1803. ,Bäbe' nennen Goethe und Lavater in
ihrem Briefwechsel ihre Freundin Barbara Schult-
hess; s. Z Neuj. St. 1888, 9 ff. ,Von dem Babi Leutin.'
um 1700. BE. Zsgesetzt mit Familiennamen. Bezeich-
nungen des Wohnortes udgl. : Escher-Bäbi L (Herzog
1803), Schlosser-Bäbeli, Ehefrau des Schlosser-Haness
(v Ahnen 1897), Husare*-Bähi, Tochter eines Mannes,
der als Husar in fremden Kriegsdiensten gewesen war
BHa., Bäsi-Bäbeli Z, Flüeh-Bäbi (Anderegg 1891),
Bra/ndsite*-Bäbi BE., Teufer- Bäbeli aus ApTeufen
(Schläpf. 1839), Häfeli-Bäbi (Breitenst.), , Schopf baba.'
1293, Gfd. Halb appell. als Vertreter eines beliebigen
(weiblichen) Namens Aa; (Bubi) erwachsene Frauens-
person übli., ohne ungünstigen Nbbegriff L. ,Anna-
bäb, Käterbäb, jegliche Tochter und Frau, ohne dass
ihr Vorname etwa Anna oder Katharina wäre. Bäbeli,
der Pelz brünnt! Achtung, mein Kind, es ist nicht
Alles richtig. G'sunket, Bäbeli! ei, da hat man ja die
Bescherung!' Rochh. 1857. Bäbi, dcr Vogel! rufen
Zotenreisser und Nachtbuben mit verstellter Stimme,
wenn sie sich gewissen Frauenzimmern nähern AaF.,
Ke. Hü, Bäbi, de* Boum üf! RA., womit man einen
Zögernden aufmuntert i. S. v. vorwärts doch! AALeer.
Oft wortspielend mit den appell. Verwendungen des W.
!''• will Bäbi heisse*, wenn... MWaldbn. Du heissisch
Bäbi und bist es Bäbi AaF., Ke. ,Klug genug war
die Speisewirtin, obgleich sie Bäbi hiess.' Gotth.
,Man kann ja aus jedem Lumpen ein Babi machen;
so wollte ich nicht heissen' ZNer. Bäbi hiess eine
frevelhaft nach kirchlichem Ritus getaufte Kuh auf
der Blümlisalp. Lüt., Sag. — II. appell. 1. Bäbe" f.
ApL; Bs; GRChur, S.; G; Sch; Th, Bäbi n. Aa; Bs; B;
F; L; Schw; S; Uw; U; Zg; Z, Dim. Bäbeli Ap; B;
Tu; Z, Bäbeli „L;" U, von Personen, ausschliesslich
oder doch zunächst von Weibspersonen. Vgl. Grit.
,Babe"', Schimpfname für eine Weibsperson, um 1400,
L. ,Swig, babe!' Aa Pass. -Spiel 1498. Als verächt-
liche Bezeichnung einer Weibsperson übh. erscheint
das W. auch in dem ApVolksrcim: I°* weit, ieh war
im Bäbe"bett, und d' Bätie" tüsig Taler hett, und üsert?
Herrgott d' Bäbe" wett. und i** die tüsig Taler hett.
Insbes. a) kindische, einfältige, ungeschickte Person.
aaOO. ; weichliches, furchtsames, energieloses Geschöpf
Bs; „B;" VO; „Sch"; dumme Schwätzerin Aa; B; F;
S; Vw. Auch von männlichen Personen Aa; Ap;
B; F; VO; „Sch;" S; „Th;" Z; spec. Betrunkenen
Schw; Ndw. Tue" u-ie-n-es Bäbi. Ich bi" nid so-n-es
Bäbi und tue" das! ,Sie war nicht Babi genug, die
Sache ins Werk zu setzen.' Gotth. ,Du bist doch
immer das schrecklichste Bäbeli auf dem ganzen Erd-
boden, sagte sie, ein Kind so einzumachen.' ebd. .Wenn
mir Einer sagt, immer den Dümmsten, das grösste
Babi. mache man zum Ammann, so sage ich ihm: du
hast recht!' ebd. ,Da konnte man sehen, wie der
Mensch ein gebornes Babi ist; Babeni glauben be-
kanntlich Alles, was ihnen wohl tut' ebd. .Hinten-
drein könne dies jedes Babi sagen.' ebd. TFas hesch
denn auch e' lache; du Bäbe"? G Kai. 1890. Dru Bäbi
maehi'd (mit eim Bede") c" Chue stierig AaF., Ke.
(sprw.). S. noch möggen I (Sp. 124). Weibischer
Mensch: ,Ich wird euch kinder zu fürsten geben und
baaben werdend euch beherrschen.' 1531/48, Jes., wozu
die Randbemerkung: , baaben sind weibische, närrische
Jüngling.' — b) altes Weib Ap; GrV. Tschädere* a's
wie en alti Bäbe" GrV. Ärmlich gekleidete ältere
Person GRVal. — c) träge, plumpe (Bs; Th), unförm-
lich dicke, übergrosse (Gr lt Tschump.), unordentliche
(GROhur, He.; ThHw.; Z) Weibsperson, in ThHw.
bes. von Kindern. .Geschwächte Person' GrV. (Bühl.).
— d) närrisch, phantastisch gekleidetes Weibsbild Aa
Zein. Bäbi! rufen an mehreren Orten im SG. die
Kinder den Masken nach. — 2. a) Bäbi, Vogelscheuche
in Mohn- oder Getreidefeldern AAZein. „Bebi, Popanz
BHk. Bebeni machen, Popanze aufstellen." — b) Bäbe"
f. Ap; Sch; Th; Z, Bäl>i n. AaF., Schinzn.; Bs; B;
Z (seltener), Bäbi n. B; Z, Bäbeli B; GaChurw.;
ZSth., Bäbeli B; Tu; Z, Spielpuppe. Syn. Titti. Santi-
ehlaus, i'h bitt-di**, stür-mer aueh e" Dilti, aber ei's,
teo Bäbeli heisst, sust tci!l-ir'' gar e'kei's Bs. Bueti,
Bäbe" böfe", Mutter, die Puppe schläft Ar. Wenn
d' Chend e" Bäbe" ond e" tötne" Vogel rergrabi'd, so
sterbt nebert Ap; ähnlich B; Z. .Knollfink zieht an
einer Schnur, das Babi tanzt und Knolltink singt:
Schwarzbraun sind d' Haselnuss [usw.].' HPf.st. 1782.
Übertr. auf Mädchen. Zierpuppe B. Bist halt es Bäbeli !
— c) Bäbe", hölzernes Spielzeug der Knaben GrPi\
(vereinzelt). — 3. Bäbi, von Tieren, a) Kröte Bs. —
b) Name eines Fisches, Barbe S. — 4. Bäbeli, Spiel-
ausdruck, a) die Trumpfsieben im Kaiserspiel L; Syn.
Sibillen. — b) alle Neune im Kegelspiel Th; Z. 's B.
mache* Th. Zwe Chrän: han-ich g'ruert und es Jl.
LSteiner 1883. — 5. Bäbi, Name eines Gerichtes aus
dünn geschnittenen Äpfeln mit Brotschnitten und
Zucker in Butter gebacken B (Zyro). Syn. Upfel-
Tschü. Vgl. Ufen-B. — 6. Bäbeli, Apfelsorte; s. Bd I
373. — 7. Bäbi, Rausch Schw. Es B. ha". — 8. Bäbi,
als leichtest sprechbares Wort. Kit me chönne" B.
säge", völlig betrunken sein B. ,Er trank, bis er kaum
noch B. sagen, geschweige Geld zählen konnte.' Gotth.
— 9. d's dreiefüfzg Bäbis Name", Beteurung L.
Aus Barhe(li), Bärbe(li), Barbara, durch Verklingen des r
hinter dem zuvor (,'cdclmteii Voc. Hoch ist zweifelhaft, OD
alle unsere appell. Bedd. auf deu Eigennamen zurückgehen;
917
Bilb, beb. bib. bob. bub
018
wahrsch. spielt (violl. auch in die Formen des Eigennamens)
das alte weitverbreitete Lallwort bab herein, zu dem meng].
hui.,, engl, baby, der hanfige altd. Personenname ßoio, äiA«
(FOrstemann I 194 f.). ferner mhd. babc, altes Weih, gehären.
Immerhin bleibt zu bedenken, dass das durchgehende ä un-
seres \V. nicht für alle MAA. als lautgesetzliche Eutwickelung
weder aus altem ä noch ä erklärt werden kann: jenes hätte
z. T. der Dehnung widerstreben (vgl. Chnüb, Chnäbe"), dieses
z. T. zu o-, bzw. B1 werden müssen. Bed. 2 b auch Schwab.
(Bayerns MAA. I L98); zu 5 vgl. Schm.-Fr. I 190. — Der
Personenname Babo erscheint auch in schwz. Ortsn. : ,Babin-
chova.' 744. Urk., .Bebiukou.' 1220, Urk. (jetzt .Benken'
am obern Züricbsee), .Babeutal.' um 1450, SchwTuggeu,
.Babenwag' Z (HMey. 1S49, 28). S. noch Lenthy 1846, 37.
Ofen-Bäbi: ein im Winter zubereitetes Gericht
aus zerstossenen Kartoffeln und dünn geschnittenen
Äpfeln, mit Butter im Ofen gebacken Schw. Kartoffel-
kuchen Uw. — Anne-Bäb Z, -Bald Aa, -Bäbi B;
FSs.; S, -Babeli Aa; Ap; Bs; SceSt.; Th; Zg; Z,
-Bdbeli Aa; B: 1. weibl. Vorname, Anna Barbara.
aaOO. Halb appell. in zahlreichen Scherzieden und
-reimen als Bezeichnung für irgend eine weibliche
Person, oft mit dem Nbbegriff des Gutmütigen, Be-
schränkten. Hand -er 's Truttiker Annebäbeli niene"
g'sch" mit der lame" Hand (entsprechende Bewegung,
die nachgeahmt wird) und mit der andere" aucH no'h
und mit dem Chopf so zittere" und mit dem Fädle'''
so gnappe"? Scherzspiel in lustiger Gesellschaft. Sonn-
tagsbl. d. Th Ztg 1897. Annebäbeli, Doggeldene, Side"-
f'ade" mummele viele; ich ha" ka" Brot, sieh die Not;
himpf, bampf, bumpf! Anzählreim. ebd. Annebäbeli
Gumpistbire", sclier-dich hinder <'em Ofe" füre"! Hinder
<'em Ofe" ist e" Chats, i" der Wiege" lit min Schatz
(hinder dem Ofe" ist kei" Platz, hinder dem Schärli
stöt din Schatz. Sulger). I" df Chileehe' ist en Tritt,
ico-me* d' Liebi zäme" giht. ebd. Anne Bdbeli bi-bi-bi,
wo bist iiüt aber uider g'si"? hinder ''ein Hüs im Gärtli!
ÄALeer. Annebäbeli, lüpf der Fuess, wenn-i1* mit-der
tanze" muess (mit-der tanze" chann-ich nit, wenn der
Fuess nit lüpfe" tritt S, tanze" macht -ich nid elei",
lupftist du nid aW* e" Bei". Sulger). Tanze" ma"-n-ich
nid mit dir. lieber mit aem Bese'stil! B, »«* tanze" aber
nöd mit dir, i'h tanze" mit dem Gretli; und wenn-i'"
drümol ume" bi", so git 's-mer 's Fazenetli oTh. S. noch
lupfen. Einfältige Person AALeer. -- 2. A.-Bubeli,
Marienkäferchen, Cocc. sept. BBieL — Fitzen-Bäbi:
Angestellte im Bs Zuchthaus, welche die weiblichen
Sträflinge fitze" [mitEuten streichen] musste, später eine
Art Schreckgespenst: Wart, ichsag's im F.! Drohung.
Vgl. Bs Nachr. 1883, Nr 212. — Grabe°-Bäbi. ,Er
war so abergläubisch wie das dümmste Gr.' Gotth.
Vgl. Graben II (Bd II G78). — Hudi-Bäbi: Land-
streicherin, Dirne, stärker als Hudi (Bd II 1001) Aa
Zein. — Hudle°-Bäbi: Spielpuppe, welche Kinder
in der Eile aus Lumpen verfertigen B. — Hammel-
s. Hammel 2 (Bd II 1269). — Hosche°-Bäbi: Spiel-
puppe. oO. — Hutschen-Bäbe'': verwahrloste, zer-
lumpte Weibsperson GrCIiut, Landq., Pr. Abgefeimtes
Weibsbild GnPr. — Hotzle»-: = Hotzlen 2 (Bd II
1837) Gr. En grüsigi H. — Chue- Ar, -Bäbi Z:
erzdumme Person (auch vom männlichen Geschlecht);
in Ar .unschuldiges Schimpfw.' Bist e" ströligi Gh.,
Eoner äd! Ap. — Kaffe- Gaffi-Bäbe": Katfeeschwester
Gr. — Kaffer-Bäbeli: dumme Person Z (ACorrodi).
— «-'hellen-Bäben: erzdumme Person GTa., T. Vgl.
Chellen 6a (Bd III 200). — Chrage°-Bäbi: stock-
dummer Mensch B. In verst. Zss. : chrage'bäbi-dumm,
erzdumm; -voll, sinnlos betrunken. Es heig's scho"
mängist 'duecht, es möeht-ne" einist o°* so recht krage"-
bäbirolle" g'seh". Gotth. — Chrotte"-Bäbe" ZStli.,
-Bäbi Bs : Kröte. -- Zandlucke" (AALeer.), -lücke" (B)
-Bäbi: Schelte auf ein zahnloses Weib Aa. Scherz-
hafte Bezeichnung eines Kindes, das sich im Zahn-
wechsel befindet B. — Lumpe"-: unordentliche Per-
son Z. — Mari-Bäb AaF., Ke., -Bäb S, -Bäbe" Ap,
-Babeli. 1764, ZZoll. : Taufn.. Maria Barbara. .Mari-
Bäb', Name einer gutmütig-einfältigen Person. 1743,
L Spiel; vgl. Ztschr. f. d. Phil. 18, 461/4. — Nidel-
Bäbi: Spitzname einer Barbara, die sich an fremdem
Nidel vergriffen hatte Aa Jonen. — Nocke"-Bäben:
beschränkte Weibsperson Gr. — Büre"-Bäbi: ein-
fältige Person B. Si ist en rechts Büre'bäbi. Spkww.
1869. — „ Bütehe-Babeli: lebensfrohes Mädchen,
das immer springt und tanzt B; L; S." — B lad er-
Bäbe " Gr, Ploder-Bäbi AaWoIiI. : Plaudertasche,
Schwatzbase. — Brieggi-Bäbi: Puppe mit mecha-
nischer Vorrichtung zur Erzeugung eines quiekenden
Tons B. — Sü-Bäbe" Th, Söu-Bäbi Z : unreinliches
Mädchen. — Schmutz- Th; Z, -Bäbi B; Z: unrein-
licher Mensch. Syn. Schmutz-Ursel. .Es ist Pflicht,
dass du reinlich und in deinen Kleidern ordentlich
seiest; Schmutzbaben und Schmutzhansen sind nicht
beliebt.' Stütz. — Schnabel- Bäbi: Schwätzerin Bs.
— Schrei-Bäbi: = Brieggi-B. Z. — Schwätz-
Bi.b e°: = Bläder-B. Gr; Sch; Th. — Storch-Bäbi:
Störchin Z Kn. Vgl. Stör- Heini (Bd II 1314). —
Dege"-: böses Mädchen Gl (Schuler).
Tocke--, Togge°-Bäbe° Ap; G; oTh; ZO., S.,
-Bäbi Aa, -Bäbi AaF., Ke.; „Ap;" Bs; „Sch;" Z, -Babeli
„Ap; Sch;" U; Z, -Bdbeli Gr; GW.; ZO., S. : 1. Spiel-
puppe Aa; Ap; Bs; GT. ; Scn ; oTii; U; Z. — 2. Zucker-
backwerk in Form eines Wickelkindes, beliebtes Neu-
jahrsgeschenk ZF. — 3. von Menschen, a) niedlich
herausgeputzte weibl. Person „Ap;" GrCIiui-; „Sch;"
Z. Vgl.: Si ist g'chlcidt u-ic-n-e" Tocke'bäbe" ZS. —
b) in tadelndem S. : eitles, geputztes, auch albernes
Ding AALeer.; U; Z; „eine Person von leichtsinnigem,
flatterhaftem, kindischem Gemüt Ap; Sch; Z." Zimpfer-
liche Frauensperson GT. — tocken-, togge°-bäbe-
len: mit der Puppe spielen GnChur, He.; Z. Syn. töcklen.
Tolgge°-Bäbi: dumme Person Aa; BM. Syn.
Tolgg. — Täsch»e°, -ö2- (GStdt; Th; ZWL), TöHsche"
(Th; Z\Vein.)-Bäbe", auch -Babeli: 1. Kröte; Syn.
Täsch-ChroU 1 (Bd III 881). Auch Eidechse ZWein.
— 2. Schelte auf einen plumpen, überaus langsamen
Menschen TuHw.; ZSth. — Titti- (in SchwE. Titte-)
Bäbi Aa; Bs; Schw; UwE.; Zg, -Bäbi Bs; B, -Bdbeli
B: 1. Spielpuppe Aa; Bs; B; SchwE.; Zg. Si*s [des
kleinen Mädchens] T., es Steckli mit-eme" Gummel
dra" und eine" alte" Fazenltli drum ume". MLienekt.
— 2. übertr., in seine Puppe vernarrtes Mädchen Aa;
Bs. Kindisches, zimpferlicb.es, einfältiges Ding Bs;
B; UwE.; auch von männlichen Personen. „Person
von wenig Geist und Körperstärke." — 3. Wolfsmilch-
Schwärmer, Sphinx euph. Bs (Seil.). Syn. Ditti-Maler
(Sp. 169). — Dreck- Bäbi: schmutzige Person Bs.
— Tschaute"-Bäben: närrisches, einfältiges Ding
Sch. — Biwe'gi-: Gliederpuppe ZWthur. — Zaug-
ge°-: unordentlich gekleidete Person GR.Mai.
Züricb-Bäbi. Er hed es Z. heim 'brächt, hat
einen Bausch LSemp. — Als Geschenk vom Z Markt?
919
Bai), Leb, bib, bob, bub
920
bäbele": 1. bäbele* „L (auch bäble");u Sch; Tn
Tag.; Zg. bäbele? B; ül; ScHwMa.; Th; Z, mit der
Puppe spielen. „Kindisches Spielwerk treiben L."
,Babeln, tändeln' Aa (Rochh.). — 2. bäbele* AALeugg. ;
P; L; Ndw; U. bäbele* L; Uw, sich kindisch, einfältig
benehmen AALeugg.; L (bäbele* von Kindern, bäbele"
von Erwachsenen); insbes. wie ein Bäbi, d. h. ein-
fältig oder auch undeutlich, lallend schwatzen, plap-
pern. aaOü. „Geschwind und viel nach einander
schwatzen L; Zss. üs-, ver-b." — 3. bäbele*, „kindisch
schmeicheln, hätscheln, bes. reden und tun, was Jedem,
bes. einem Kinde, angenehm ist, meist von Kindern,
die man zu weichlich hält, so dass sie weder eine
rauhe Luft ertragen noch eine harte Speise verdauen
können VO." Bes. in der Verbindung Eim bibele* luul
bäbele" Obw.
„bäbe": kindisches Spielwerk treiben L."
ver-: 1. „vertändeln L." — 2. das kindische We-
sen ablegen Aa (Rochh.); „L. Er tuet v." — 3. refl.,
„sich kindisch vergaffen, sich vernarren L."
„bäb(e)lig L", bäbig AALeer.; „L, bäbisch L":
„kindisch, tändelig", einfältig AALeer.; „L." ,Ir wy-
bisch und babisch gemüet (effoeminatte mentis aut
tenerse).' Zwingli 1526.
Bäbidünggel n. (nach einer Angabe m.): 1. zärt-
liche Benennung eines Kindes BsStdt. — 2. einfältige
Person, dummer Frager BsStdt. B., Epfelkind, bist
giboren im Begcwmd.
„ ver-bäbele"": 1. in B (lt vBütte) -bäpele",
„verzärteln, verhätscheln, gleichsam zu einer Puppe
machen, allg." Sjn. ver-täggelen. — 2. ver-bäpele",
spielend versäumen B.
bi-bäbele" AaFiL, Kais., Leugg., Wohl. ; BGr.,
Si.; L; Schw; SL. ; W; Zg; Z, bipäbele* W, -erle"
BSi., bibapele* W, bibapele* ÄALeer.; BsBubendorf;
BStdt; FMu., -erle" ÄAFri.; Bü.; W, bipäpele" A.\St.:
Bs; B; L; S (auch chi-); Z (auch di-), -erle* BBe.,
R., Si.; P; W: „Verstärkung von bäbelen" ; s. bä-
belen c. 1. meist mit Dat. P. (auch S.) oder mit, schön
tun, schmeicheln, mit übertriebener Schonung und
Ängstlichkeit behandeln, allzu viel Umstände machen;
spec. von Eltern gegenüber den Kindern: sie ver-
hätscheln, verzärteln Aa ; Bs; B; F; L; Schw; S; W;
Zg; Z (lt Dan. auch tr.). Schi heint-re* gipipäperlot
W. Dene* mues'-me* der Augenblick noch b., nur brü-
che'-se noch gäng. AaZoi. Kai. 1851. Öni dass du-n-im
lang brückst e' b. un'' uf den Esten unihe'' s' tanze*.
Schwzd. (BSi.). Mit dir bibäbel-ich nid lang, mache
ich nicht viel Federlesens Zg. .Barbeli Rieder er-
schinen [vor dem Chorgericht], weil sie ihren Buben
zu vast bibäbelet und Glimpf gibt.' 16138, BGr. S. noch
chüderlen 5 (Bd III 153). — 2. abs., aus Zimpferlich-
keit oder Schwäche zaudern, spielend, mit übergrosser
Umständlichkeit arbeiten, tändeln, über Nebendingen
die Hauptsache vergessen Bs; B; LG. Wenn-mu* tnid
euer Sach an es End will, su cham-mu" nüd numme*
p. BR.
Die Betonung scheint nicht überall die seihe; der Hanpt-
ton ruht zwar vorherrschend auf der ersteu Silbe, auf der
zweiten ein starker Nebenton; für AaLeer. ; BSi. wird aber
auch die Accentfolgo *" angegeben. Langes i der ersten
Si Ibi' ist ausdrücklich bezeugt für AaWohl.; Bs; B; L; \V; Zg;
Z, kurzes für Aal.ecr., St. ; FMu. Der Voc. der zweiten Silbe
ist wohl überall laug, nur für FMu. liegt eine gegenteilige
Angabe vor, wobei wahrsch. Anlehnung an Bappe* im Spiele
ist; vgl. auch das syn. eis. pipdppelen, ferner nhd. .päppeln.'
Zur Bildung vgl. Aum. zu gigampfen (Bd II 319), ferner
bi-bappen,
ab-bibäbelen AAFri. (moderner -bibäperle*); L
(auch -bipäppele*): mit Dat. P. a) mit übertriebener
Sorgfalt pflegen, verweichlichen, verhätscheln. aaOO.
Me* sett de* Chinde* nit so a., si möge* sust mit ver-
llde* und gend irer Lebtig niit AAFri. Der Nachher
cha*" wol schön Vi ha*, er duet-em ct., besser a's sine*
eigne* Eilte*, ebd. Auch tr. ,Wer hat dich abbipäp-
pelet?' d. h. wer sind deine Eltern? L. — b) Einem
Etwas abschmeicheln AAFri.
In dem L Beispiel liegt ohne Zweifel wieder Anlehnung
an Bappe", Brei, vor; s. auch das Folg.
üf-: aufpäppeln, 's isch en entsetzligs Tschippeli
g'si*, me* het 's miese* mit Schlim und Ehciss u. BsStdt.
ver-: 1. verst. rer-bäbelen 1 Aa; Bs; B; FMu.; L;
Schw ; W. Sl* Mueter het 's iverl g'halte*, »erhätschelet,
verdeuselet und eerbibäbelet L. Mieh dankt aber geng,
mir sige* zu ml*'r Buebe'zlt vil libiger g'sl", nid so
verbipäpelet. Di'Bari. ,Die sind nicht verbybbäpelet,
dass sie beim ersten sauren Luft am Rücken liegen.'
Gottu. — 2. verst. ver-bäbelen 2 B.
Bipäpeler S, Pipäpel B — m.: Weichling B;
unentschlossener, weibischer Mann S. Syn. Bläterli.
Dim. Bipäbeli, -päpeli, verzärtelte Person B, spec.
Kind BsStdt.
„bäbelig: geschwätzig, zunächst vom Frauen-
zimmer L."
LSbele" L; Uw; Zg, „babelen, babbelen. allg.",
bäbele" I GG.; ScnwMa., bappele* I ÄAZein., Z.; Ap; Bs;
Sch; Th; Z, bapple* AALeer.; BsStdt; S; W: plappern,
zunächst von kleinen Kindern, „die kaum ba ba lallen
können", dann auch von Erwachsenen: kindisch, ge-
dankenlos, unverständlich schwatzen. Bildl. : Wie d'
Lüftli hobelnd uf de* Bäume* und eindersmolle* da"*
icider schu-lge*d! Schw Ma. (Der Feierabend 1860).
Stottern Aa (Rochh.). — Ein wahrsch. von unserm W.
verschiedenes bapp(e)ten s. unter Bap/ie*, Brei.
er-bappelen: herausstottern Z (Dan.).
üs-babele" Aa (Rochh.); „allg.", -bappele* Bs;
Th; Z, -bapjile* BsStdt: ausplaudern.
ver- Aa (Rochh.); „allg.", -bappele* AaZ., -bapple*
AALeer.: 1. verplappern AaZ. Refl., sich verschwatzen
AALeer. „(Einen Vorteil usw.) durch Plappern ver-
scherzen, allg." — 2. verklagen, verdächtigen Aa
(Rochh.). — 3. „verbappele", aufhören, kindisch zu
plappern. Der Junge hat verbappelet."
„Babeler", Bappeler Bs; Sch; Th, Bappeli Aa
Zein.; Bs; S; Tu; Z, „Babli", Bappli Aa; S — m.,
Bappele* Z, Bapple" B — f.: Schwätzer(in).
„bab(b)elig: plapperhaft; z.B. einbabeligs Müh
allg."
Bäbeler, Bäbeli m.: 1. kleinlicher Schwätzer
GG. — 2. Bäbeler, ein Neidischer mit verbitterter
Urteilsweise Aa (Rochh.).
Bäbis: Spielausdruck; s. Hans 3g (Bd II 1470).
liäbiliö" Gn-Seew., Bäbilö(n) BBe.; ThHw.; Z(n.):
Pavillon GRSeew.; Z. Name einer Wirtschaft BBe.,
eines Hauses, bei dem vor Zeiten ein Pavillon stund
ThHw.
Pabutzle": Bocksbart, Tragop. prat. FAuviertel.
Bebe: Taufn., Johann Josef SchwE.
,,._>,
Hab, beb. Mb, bob, bnb
922
hebele": 1. bäbele" II Ndw, be'belc" Scuw; U (sel-
ten), vor Frost, Furcht. Zorn (mit den Lippen) zittern.
B. ioie-n-es espi*s Laub. B. und zittere". Scuwz. Er-
zaiilir 1856 | lud). — 2. bäbele", den Schnabel auf-
und zumachen, von hungernden jungen Neststörchen,
ehe sie klappern können Aä (Eochh.).
er-bebele": (vor Kälte) erschauern Scnw. Un-
pers.: es het-mieh f'ri erleidet.
bgbe" I: 1. (bäbe'J = bebelen 1 Ndw. — 2. von der
Fortbewegung gewisser Tiere. .Etliche Tierlein rucken
allein fort mit beben oder kriechen oder schleichen.'
Spleiss 1607. .Der Muskelfisch bewegt sich allgemach
(under dem Wasser) mit geringem b.' ebd.
Erd-Be'be" Bs; B; Scbw; Tu; Z, -Bebme" Gr
ObS. — n.: Erdbeben. Syn. Krd-Biben. ,Ein kleiner
Erdbeben.' 1787, Z NGlatt. — erd-belbe" GnRh.,
Tschapp., -bebne" Aä; Bs; B; GRHe.; Z, -bebme" GrAv.,
Eh.: nur in der Verbindung es erdbebnet. .Uli hätte
nicht verblüffter drein schauen können, wenn es ge-
erdbebnet hätte.' vAlmen 1897.
Beber: (Zähne-) Klappern. ,Mit den zänen hat
er [Saul] ein beber und kiirrt damit, dass es eim got
durch das ganz hirn und den ruckgrot.' Holzwart
1571. — Vgl. Bipper.
bebere": vor Frost mit den Zähnen klappern
THBerl. ; ZRafz. Vgl. bepperen.
bebe" LT, Ptc. 'bobe": sterben Ap (Kdspr.).
Beben: Pfebe. ,Pepo, bebena.' Ebinger 1438. .Die
peben.' 1531/48, IV. Mos.; = ,Pfeben.' 1667. ,Bäbenen,
pfäben, pepon, pompon.' KdGessn. 1542. — Mhd. haben,
ahd. hebano.
bebere": 1. wehklagen Z (Spillm.). Syn. weberen.
— 2. ängstlich zaudern GKappel.
Bebi: Taufn., Cleopbea ZStdtf.
„beibe": kauen, wiederkäuen UUrs."
„Beiber m.: das Wiederkäuen des Bindviehs
UUrs."
Bibel I f.: Wadenbein. .[Es] stiess mich der präst
an in mim hus ob der b. am linggen bein.' Salat.
Lat. ßbula, im anatomischen Neulateiu die Bezeichnung
für Wadenbein.
Bibel II f. Bs; BU., Bibele" ZHed. (Dan.), Bibli
BBr., E., Ha.; Gl; Gr; L, Bubli L, sonst meist Bible" :
1. die hl. Schrift. Die (Folio-) B. hat in der Stube
ihren Ehrenplatz, entweder auf einem besondern Brette
oder im sog. B.-Chästli, welches in der Wand ober-
halb der Stelle angebracht war, die der Hausvater am
Tische einnahm ZMeil.; s. auch B.-Rüsli (Bd II 1719).
Die Autorität der B. beim protestantischen Volke
kennzeichnen gelegentliche Wendungen wie: 's stät
(ja) i" der B., ist unumstössliche Wahrheit. IcH wott
mit derro", das isch gege" d' B. Mueseh-mer das us
der B. biicise" B. Pfarrer auf der Kanzel: ,0 ihr
Schelmen, ihr Lügner, ihr Ehebrecher! Galater am
achten!' Worauf die Zuhörer: Es si guet, dass-er-
ne" 's us-der B. hei beweise" chünne", sus hättend sch'-me
de"" d' Meini'g g'seit Gr (Tsch.). Betr. den Gebrauch
der B. zur Wahrsagung s. Anhorn 1674, 484. — 2. ein-
geschränkt auf das alte Testament. ,Die gschriften
der bibly und nüwen testamentes.' Zwingli.
Mhd. biblie (wozu nuser Itili/i), bibel. , Bibly' auch bei
Salat; RGualtb. 1553 (neben ,bible'), ,bible.' Ruef 1550.
PI. .Biblene.' Breit. 1642.
Hcrre"-: B., deren sich der Pfarrer bedient Ar.
Berliburger-: von 1726—39 auf dem Grafen-
sitze Sahr-Witgenstein-Berleburg (in Westfalen) von
unbekannten, wegen Heterodoxie vertriebenen Geist-
lichen bearbeitete Bibelübersetzung. Sie steht da und
dort noch heute beim Volke in Ansehen; mit einer
gewissen Ehrfurcht sagte man, um z.B. Weissagungen,
eschatologischen Fragen Autorität zu verleihen: Es
stät i" der B. Z. S. noch Ap Monatsbl. 1825, 241 ff.;
Sehläpfer 1839, 94; Arch. f. Volksk. I 256.
Tüfels-: Name einer 1666 gedruckten, 1714 neu
aufgelegten, angeblich vom Teufel an seine Anhänger
erlassenen Schrift, ,darin er ihnen sein Geheimniss
der Bosheit, secreta und vornehmste Kunststücke,
womit er bisher die Welt verführt, entdeckt und zu-
gleich unterrichtet, wie sie es ihm nachmachen und
ihr Amt führen sollen, damit sie ihm die ganze Welt
gewinnen und zuführen mögen.' Über ihre Rolle in
den sectiererischen Bewegungen in ApA. im Anf. des
XVIII. s. Ap Monatsbl. 1825, 239/40.
Zürich-: Name der verschiedenen in Z entstan-
denen Bibelausgaben.
Bibel III f. AALeugg., Bibele" f. AALengn., Studenl.,
Bippeli AAZein. (auch Blpeli); BsL.: Fruchtzapfen der
Tanne, Föhre, Erle; unterschieden als Forch(e")-B.,
Tann(e")-B.
Das syn. (Erle"-. Forch-, Tann-) Güggel (Bd II 193/5)
lässt an Zugehörigkeit zu dem lautlich dazu stimmenden
Bibeli, Hühnchen (s. Bi-bi I) denken.
bibele" -et-: oft, doch nur in kleinen Zügen, trinken
UwE. Syn. mämmelen (Sp. 226). Zss. ver-b. Abi.
Bibeler (in). — Scberzh. Klosterwort, zu lat. bibere, bibviua.
Erd-Bibe", -Bibme": Erdbeben Ndw. ,1621 ist
ein Erdbiben zu Stanz gsyn, welcher 6 ganze Stund
gewehrt hat.' Gfd.
bibene" „bibine": ein erschütterndes Getöse ma-
chen W." — Wohl identisch mit mhd. bibenen, beben.
Bibenunge f.: das Beben. .Dienet dem Herren
in forchten und fröiwent üch ime mit b.' XV., S Stifts-
bibl. (Obers, des 2. Psalms).
bibere" I: 1. beben Ap. Vgl. beberen, bipperen.
— 2. „geläufig und viel nach einander schwatzen,
plappern AaF.", Leer. Zss. „üs-, ver-b."
Biber I m. : ungeschorenes, dickes Wollentuch,
,eine Art Kalmuck' Ap; Tb; Ndw; Z.
B. als Name des Tieres lebt nur noch in zahlreichen
Eigennamen fort, so in dem Fluss- bzw. Ortsnamen .Biberen'
B (nach Jahn 1857, 193 früher .Biberach'); LE. (Schuider
1782, 54; vgl. auch 76); 3ch (.Bibcraha.' 1090); S; ferner
in ,B. -Acker' ZDiirnten, ,-Egg' SchwRothenthnrm, ,-Holz' G,
,-Brugg' Schw, ,-See' Zg, ,-Stein' Aa. , Biber, Biberli', Fa-
milienname Z.
Biber II: 1. Biberli, Same verschiedener Pflanzen,
bzw. diese selbst, a) gem. Pimpernuss, Staph. pinn.
GG. Syn. Biber-Nüssli (Sp. 828/9). — b) Arve, Pinus
cembra GG., S. — c) Mauerpfeffer, Sedum, unter-
schieden als wissi B., Sedum album, und gel^i B.,
Sedum acre GWe. — d) Säulchen-Knabenkraut, Herrn.
Mon. G uT. — e) kleine Erbse GA. — 2. Biber m.
GRSchiers, Schuders, Biberi f. GRHe. (PI. -erne", Dim.
-erli), Bibeme" f. GRCont., D., Glar.. Küblis, Luz.,
Pani, Tschiertsch., kleine Eiterpustel, Gerstenkorn am
Augenlid. Syn. Grltli (Bd II 826), Werren. — 3. Biber
m., Dim. Biberli, „Butte, d. i. ein kleines Ding, Mensch
923
Bab, beb, bib, bob, bub
924
oder Tier BÜ." Bipperli, winziges, zwergartiges Ge-
schöpf TaTäg. — 4. Biber m. Ap; G; oTh, Biber G;
„Th", Bi'be" ScHwMa., Lebkuchen, Honig-, Pfeffer-
kuchen. 8)n. B. -Fladen (Bd I 1168). -Zelten; s. auch
B.-Frau (Bd I 1252), -Chräpfli (Bd III 844), -Mann
(Sp. 270). Lebkuchen mit Fülle ScuwMa.; vgl. Hen-
geler 161. Insbes. als Dim. Bibcrli Ap; G; iiiTh, Bibeli
GA., T.; Tu; ZElgg. kleiner (den Leckerli ähnlicher,
doch dünnerer) Lebkuchen, der Form nach ein läng-
liches Viereck etwa von der Grösse einer Spielkarte,
mit ausgezähntem Bande. Auch für Zuckerbackwerk
übh. oTh. Man unterschied bruni und icissi Biberli;
sie wurden ehedem in jedem Hause von der Hausfrau
selbst (z. T. in .Modeln') bereitet, was immer eine
Art von Familienfest bildete G. Tw. tauchte man sie
zuerst in Honig, dann in Pfannkuchenteig und backte
sie in Butter. In Ap; G spielten sie eine Hauptrolle
als Weihnachts- und Neujahrsgebäck. Vgl. noch TTobl.
1830, 149. Biberli im Spiel. B. fresse", esse"; s. B.-
(iärtli (Bd II 43tf). Beim B. omlegge" nimmt .lind so
viel kleine Pfefferkuchen, als er mit einer Hand zu
fassen vermag, und teilt sie der Beihe nach unter die
Mitspielenden aus; wer den letzten Kuchen erhält,
hat verloren; denn er muss die ganze Hand voll
Pfefferkuchen bezahlen ApH. In GRh. werden die B.
gegen eine Wand geworfen; dieses B. werfe' wird
auch am Bruderlochfest in TaHag. (s. Sp. 3) als Lust-
barkeit geübt.
1 ist viel], blosse Verkürzung aus Biber-Nütdi, Bed. a
also die urspr. ; 1 b — e, ebenso 2 und 3 wären daraus durch
Übertragung zu erklären. Für 2 bleibt indessen auch das
Verhältniss zu Bibi II I zu erwägen. Ähnlich könnte 4 aus
B.-Fladen, -Zelten verkürzt sein. Dabei ist zu erinnern, dass
die Pimpernüsschen wegen ihres Wohlgeschmacks nicht nur
von Kindern gegessen, souderu auch zur Würze von allerlei
Kuckerbackwerk verwendet werden (vgl. dazu Haushaltungslex.
17 14. II 267). Zur Form Bibc" vgl. Biben-Zilten, das sich
möglicherweise aus Bime"(t)-Z. entwickelt hat. Das Bibeiii
voirfen unter 4 erinnert an das Werfen der .Pimpernüssel'
iu Schlesien (Weinh. 1S55, 69).
„bibere" II: eilig trippeln wie die jungen Kinder.
D'co" b. BÜ."
biberle": 1. mit Biberli (i. S. v. Biber 1 a) spielen
GG. — 2. Biberli (i. S. v. 4) backen G.
Er d -Biberli, -Bibberli: Name der Erdmännclien in
AaFH.; s. Roehh. Aa Sagen I 274, Naturmythen 109 ff.
Bibernell ÄABözb.; Gl; GrPi\; GSa., We.; ZO., W.
(Bibernill m.), -nille" kk; B; Gr; GWe.; Vw, Bibinell
B, Bimmeneil, Bimbernell BSa., Bimpernell. Duru.,
I'impernelle" B — f.: Pflanzenname. 1. Piinpinella,
und zwar sowohl P. magna als P. saxifr. Gl; Gr;
Vw; ZO., W.; z. T. (so in ZO.) auch als grössi und
chlini 11. unterschieden. .Bipinella, Biberneil.' Denzl.
1677; 1716. ,Tragoselinum, Bockspeterlein, B.' ebd.
Die Pflanze spielte wegen ihrer als Stomachicum ge-
schätzten Wurzel eine grosse Rolle in der Volks-
medizin; vgl. Rhiner 1866, 31; Birkmeier 1885, 26.
.Wcrmuothkraut, schosskraut, b. in wein gesotten mit
der würzen, am morgen nüechter getrunken, wert dem
hauptwee.' Zg Arzneib. 1588. .Nimm Haselwurzen und
Bibernelen würzen in der Appendeck. heisst sigila Sal-
huiimonis, und therra sigilata.' ZElgg Arzneib. um
1650. Insbes. galt sie als Heilmittel gegen den schwar-
zen Tod. .Nimm Meisterwurzen, Balderian, Naterwur-
zen, Bibernellen, Thormetil, Enzian, Diptam [gegen
die Pest].' ZElgg Arzneib. um 1650. Ihre Heilkraft
wiiil durch höhere Mächte (Stimmen von oben, Wild-
leute, Erdmännchen) den ratlosen Menschen in höch-
ster Not geoffenbart; vgl. darüber Alpenp. 1872, 50/1;
Liit., Sag. 127. 487; DGemp. 1884, 89; AUlrich 1896,
30 f.; GFient 1896, 205. — 2. auf andere Pflanzen
übertr. a) Strenzel, Astrantia maj. GSa., We. —
b) gem. Becherblume, Pot. sanguis. (die Pimpinella
der Alten) Aa (Mühlberg). .Sperberkraut, Blutkraut,
Bluttröpfchen, Pimpinell, Biberneil, Wiesenknöpf,
Sanguisorba offic' Z Anl. 1775. — c) gem. Wundklee,
Anthrisc. vuln. ÄABötst. — Mhd. bibe(r)neUe, pimpmllU.
bibernelle": Bibernelle sammeln Ndw.
Bibi III (PI. Bibeni) F; L; S; W, Dim. Bibeli Aa;
Bs; B; VO; S; W; Z, Bibeli B (-V-J; FMu.; SRech.;
Tu; ZStdt (neben Bibeli), Bü'beli BG., Bippi AAZein.,
Bi'ppeli AAFri. (auch Bipeli); Bs — n., Bi'bel m.
BSi. : 1. beissender Hautausschlag, kleine Eiterpustel
(im Gesicht); Hitzblätterchen. Syn. Eiter-, Hitz-GAgeli
(Bd II 157), Suren. Gib de* Buebc" Rindfleisch, der
Speck macht-ne* Bibeli. DrBari 1883. Wärzchen Aa
Fri. Scherzh. für Kropf B; F (St.b); L; Zg (St.b);
s. auch Postheiri 1865, 50. — 2. Bibi = Bi-Bi II
AaZ.; L. — Vgl. Gr. WB. I 1806.
Gift-: kleine Eiterpustel S. — Hitz-: Hitzblätter-
chen AASt.; Bs; B. — Chratz-: beissender Hautaus-
schlag BR. — Süff-: Pustel im Gesicht, die reich-
lichem Biergenuss zugeschrieben wird BsStdt. —
Schweiss-: = Hitz-B. Aa; B.
ver-bibelet Bs; B; Z, ge-b. BR.: mit kleinen
Pusteln bedeckt, vom Gesicht.
bob. .Er ist b.', dumm. Sprww. 1869. — Wohl uichts
Anderes als präp. verwendetes Bob = Bneb.
hobele": bechern, zechen ZWthur (FStaub). —
Vgl. buebizen.
Bobeli n.: Kuh oder Kalb in der Kinderspr. Ar.
Lueg, 's B.! Bobeli- Mobeli, jedes jüngste Stalltier
Aa (Rochh. 1857, 11); S. Sp. 15. — Kindische Ansspr.
für Löbdi (s. Bd 111 996); doch vgl. auch Bueb 9 a.
biiba. B. mache", mit den Hörnern stossen wollen,
von Ziegen ZW.
Pöbel, in W Bibil — m.: das Volk, der grosse
Haufe, allg.
Die W Form ist auffallend durch ihr (sonst nirgends
bezeugtes) i = «. ,Popel.' 1521, Strickl. (n.)j HBull. 1572,
.poppe!.' 1Ö8S, Ap Jahrb. 8. noch Bu/el.
Ge-pöbel: Coli, zum Vor. (ohne verächtliche
Nbhed.) GrPt. D' Herre" und d's allg'mcin Gepübel.
GFient 1898.
pöble": lärmen, Unfug treiben (Studentenspr.).
hobele": 1. eigentümlich blöken, gewisse Töne
hören lassen, von Ziegen- und Schafböcken (auch
Hasen) in der Brunstzeit, wenn sie dem weiblichen
Tier nachspringen Scaw; UwE. -- 2. stottern Uw
(Dan.). Syn. boppelen. — .'!. unnützes Zeug schwatzen,
plappern Ouw; UwE. (auch p-). Er hobelet ril. —
Vgl. begden.
Böbeler Bebeler, Bebeli m.: Schwätzer Ouw.
Geiss- USil., -Bebiner W — m.: Nachtvogel mit
wüstem Geschrei, Uhu. Syn. Geiss-Biiebi, -Begencr.
Nach dem Volksglauben ein geisterhafter weisser Hase,
der mit den Pfoten ein Geräusch macht W.
925
Bali, beb, bib, bob, bull
;»-'•;
Hub, bes. Dim. Ttübeli: Kuss Arl. (Kdspr.).
bfibele" I: durch &u-&w-rufen seine Gegenwart kund
tun BK. Syn. bu-büen.
bübele" II Aa; „LE.;" S. bü'bele* B; FMu.: 1. mit
Feuer spielen, „unvorsichtig mit Lieht und Feuer um-
gehen." Syn. fürlen, zünslen. Spec. von Knaben, die
Schiesspulver anzünden; Syn. fär-tüflen. Auch: irgend
ein Feuer machen, mit dem NbbegrirY des Unnützen.
Spielerischen B. Di »s schiessig B. im Kamin. MWalden
1884. IrHerre*! ist das Vbübelet oder Vbuebelet? rief
ein Professor einigen mutwilligen Studenten zu, welche
ihn mit Für-Tü/len belästigten B (Zyro). Auch un-
pers., aufpuffen. Das hed recht Vbübelet BR. — 2. (meist
üf-b.J von Zorn entbrennen, aufbrausen B.
Bübelete" f.: Brand B. Das hätt e* rechti B.
chönne* ge*, we""-me" nid noch zur rechte" Zu derzue
cho* war.
Bübeli, Bubi, bzw. -«'-, n.: 1. Licht (Kdspr.)
AiLeer. ; B; L; S. D's B. entbrönnen, das Licht an-
stecken BE. — 2. Feuer (Kdspr.) B.
Himmel-Bübeli (PI. -Bübeleni): Stern (Kdspr.)
BO. — Man-: der Mond (Kdspr.) B oHa.
bübelig: 1. bublig, brennend, feurig? Z' Lause*
ist e" grosses Hits, 's chunnt e" bubligi Her drus üs
BsL. (Kinderspruch). — 2. „auffahrend, zum Zorn ge-
neigt, Feuer fangend B."
Biiber m., in ApWalz. BoL'berli: Kreisel ApK. Syn.
Tröler.
pnblik: offenkundig Bs; Th; Z.
Bneb, in ScnSt. (lt Joh.Meyer 1866); WSimp. Bue,
in der Kdspr. Bob Aa; Bs; Th; Z, Bob ZWyla —
Gen. Buebs, Bliebst neben Buebe" GRVal. — m.. Dim.-,
bzw. Koseformen: Biiebli Aa (m.); Ap; Bs; GRChur,
I)„ He., Pr., Seh., Tschapp.; Schw (m.); Th; Z (auch
m.), Büebji GrD..Vi.. Seh.; WL., Buebli Ap; B; GrRIi.;
Th; Z, Buebji GrD., Pr., Seh.; W StNikl., Turtm.,
Buebi Bs; GrAv.; Zg; Z, Biiebeli Bs; B; Scbw (m.),
Buebeli B; Th, Büeberli B, Bueberli Ap; G, Büebel m. B;
F; SchwE.; Ndw; ZO., in der Kdspr.: Böbi Aa; ZZolI.f,
Böbeli GW.; Sch; Th; Z (auch Böberli), Bö'bi BsStdt,
Böbeli Th, Böbi, Böbeli ZWyla: 1. Knabe, gewöhn-
lich bis zur Konfirmation, allg. ; Syn. Chnab 1 (Bd III
709). Nach einem Neugebornen wird gefragt: Isch
es en Bueb oder es Chind (Maitli, MaitschiJ? Von
einem schwer Betrunkenen sagt man, er wisse nicht,
ob er Maitschi oder B. sei L; vgl. Huen (Bd II 1371).
Us de* Tschilpe* [Tännchen] giH 's Tanne*, us de*
B-e* giH 's Manne" Gl. Er ist ja noeh cn Bueb fgad
e* Biiebli Ap), verächtl. von einem unbärtigen jungen
Manne Ap; Th; Z. Buebe" macht (ged Ap) guet Bliebe",
Ruhe macht die Knaben stark, sammelt die Kräfte
Ap (Tobl.); Gr (Tsch.). Chrüt, Chrüt füllt de" Buebe"
d' Hut Bs; B; vgl. damit Sonntagsbl. der Th Ztg 1897,
Nr 40. S. noeh Haber-March (Sp. 393), Biiebli. Hau-
dich nüd, stich dich ni'td, d' Messer sind scharf; d' Buebe"
sind liederlich, d' Maitli sind brav Th (Reim der Mäd-
chen, der von den Knaben durch einen entsprechenden
Spottreim erwidert wird). Volksglaube und -brauch.
Beim Taufen haben die B-e" den Vorrang vor den
Chinde" Z. In GRorsch. wurde bis 1879 nur zur
Taufe von Knaben geläutet. Von BAbläntschen, das
nur eine Kirchenglocke hat, geht der Volkswitz: Wenn
(vor dem Sonntagsgottesdienst) ein B. zu taufen sei,
läute man mit allen, wenn ein Mädchen zu taufen
sei, nur mit einer Glocke. Bi Buebe* giH 's Zivi Göt-
tene", nit ume" eine" [wie bei Mädchen], Gotth. , Buben
bedeuten für die Patin Glück im Heiraten, nume" so
es Mcitschi het nit vil z' bediite*.' ebd. Bei Beerdi-
gungen von Mädchen wurde das Grabgeläute zweimal
unterbrochen, bei Knaben dagegen dreimal TuAmr..
ähnlieh ZO. Morgens früh beim Heraustreten aus
der Haustüre einem B. zu begegnen, gilt für ein
gutes Omen ZSth. GiH 's am unschuldige" Chindlitag
en Obigröt, dann sterbe'd d' Maidli und händ d' B-e"
es guets Jör AABb. Über .Prämien für Knabenzwil-
lingsgeburten' in Gl s. Alpenp. 1873, 89. Vgl. eigen-
lich (Bd I 147), grüen 1 (Bd II 750), Chind (Bd III
340), Chat (ebd. 557), Freud-Maien (Sp. 8), Maid
(Sp. 77). ,0 mein volk, buoben begwaltigend dich.'
1530, Jes. ; dafür 1882: , seine Treiber sind Kinder.'
,Es sollend keine buoben an die huoten gestellt wer-
den, sondern die buoben an die hetzi.' GrD. LB. —
2. = Chnab 2 a (Bd III 709) AALeer.; Ap; B; Gl;GrAv.,
D.; L; GWe.; SchwE.; S; Ndw. Oft mit dem Zusatz
ledig. Vgl. auch Kerli (Bd IH 462), Mann 3 (Sp. 242),
sllf. De" B-e" nä'Haufe", von jungen Mädchen B, in
Th; Z von halbwüchsigen. Alli Vögeli singi"d schö"
bis am Mittwoch Übe'd; alli B-e" hend-mieh gern, o
wie bin-ich plaget! Ap, auch von kleinen Mädchen ge-
sungen; ähnlich Tn; Z. Hest du dim B. schon ge-
blätzet? hast du deinem Burschen, der dich zur
Schlittenpartie einlud, das übliche Geschenk (Blätz)
schon gemacht? fragt etwa ein Mädchen das andere
GrD. Wend ir, dass B-e" chömmi"d zue, so müend-er
ordlich ränggele" tue", sagt der Girizenmoosvater zu den
alten Jungfern. XVIII., L Spiel. Vgl. noch Tobler 85;
Tsch. 150. E" lustige B. brückt mängs Pär Sehne;
e" traurige" Kur hed lang ame* Bär L (Ineichen). D'
Manne" im Dorf hei" abg'redt, si ivelle* de" B-e" z'
Tratz hiir auch en Fassnacht ha" und d' Wiber mit-ne"
ne". BWyss 1863. Die B-en bilden wie anderwärts
die Chnaben eine besondere Genossenschaft Gr; GO.
De" Bueb (auch de" Kerli) dromm si", zum Worte
stehen, das Manneswort geben, als Beteurung junger
Bursche Ap. Buebs g'nueg ! Ruf, womit junge Bursche
sieh herausfordern SchwE. Chumm nur, [ich bin]
Buebs g'nueg! nehme es mit dir auf. Die Büre'buebe"
mit ire" Schätze" i" schneivisse" Hämplisermle" und
mit Maie" uf de" Hüete" und ire" churze" Hose" . . .
Muler hend all g' macht aswie Chünge", so höchmüetigi
Buebs g'nueg! MLienert 1891. In wohlwollend ver-
traulicher Anrede wie nhd. ,Jungens.' Der Nauen-
meister zu seinen Ruderern : Hellüf, ir B-e", jetz
gilt 's! AFeierabf.nd 1872 (L). Chömmed, B-e*, mer
wend 's ne*! Th. — 3. Sohn (auch wenn er schon
bejahrt oder verheiratet ist, und zwar oft über den
Tod des Vaters hinaus) AALeer.; Ap; Bs; B; Gr; L;
G; Th; Z; doch durch das modernere Sun tw. ver-
drängt. Vgl. Chind (Bd III 340/1). In GrD., Pr. der
erwachsene, unverheiratete Sohn des Hauses; vgl.
Chnecht (Bd III 720). Mi's Buebs Frau ZDättl.
's B-e" Wlb, die Sohnsfrau Ap. De' gross B., der
älteste Sohn Z. 's Her(r)e* B., des Pfarrers Sohn
Ap; ZDättl. Wo 's Högerlis B. a" sim Hüs e" neui
Stotzwand hat lo" mache*. JSenn 1864. Der Grete" B.
erschlöt si" Frau. Stutz. D's Ezli Ammanns Buebli
starb 90 Jahre alt, verheiratet G oT. Gallme'-Büebli,
ein 75jähriger Viehhändler ZÄugst. Linde"- Bueb,
927
Bab, beb, bib, bob, bnb
928
TOjähriger Mann, wohnhaft in der Linde ZMettin.
D' Loch- ZBauma, Tolle' - Bliebe' ZZoll., die Söhne,
die Gebrüder im Hofe ,Loch', , Tollen.' 's Bliebe"
Bliebeis Blieb ZBauma (Scherzformel). In Arl. Zu-
namen wie: ,Paradislerbuebe°frau, Gnazisjoke"buebes.
Milpiskonerade°buebes , Nispliskonerade°buebenfrau,
Göbsiziskabueb.' .Ire Buben [Söhne].' 1006. ApA.
Ralsprot. ; .sin Bübli.' 1607, ebd. Spee., Böbi m.,
jüngster Sohn als Liebling der Familie Z Zoll. f.
Böbi, jüngstes Kind. Bocbh. Der Böbi oben im Dorf
= Hans oben im D. Z rS. — 4. Bursehe in dienender
Stellung. Herr, schenk i", B., süf üs! Anzählworte
AALeer. ,Er sye gewesen ein b. oder payen [Page]
eines, der sich nempt Hans von StäfHs, Gubernator in
der Vault [Waadt].' 1530, Absch. Spee. a) Dienstknabe,
Güterbube auf den Bauernhöfen B; L; Th; gewöhn-
lich ein armer Verdingknabe, unter den Knechten
stehend und daher leicht harter Behandlung aus-
gesetzt B. Unterknecht ZHombr. ,Nur eines ärgerte
mich, dass man mir nie den Taufnamen gab, sondern
nur der B. hiess. Später merkte ich, dass ein auf
ein Gut verdingtes Kind jeglichen Namen verliert,
um B. oder Güterbub zu beissen, d. h. um ein Mensch
zu werden, der Niemandem mehr auf der ganzen Welt
angehört als dem Gut, auf welchem er verpflegt wird.'
Gotth. De'' Tüf'el het Alles tcelle" si", nume" nid B.;
ml 's alluvil heisst: gang B., lauf B., der B. het 's
g'macht. Sprww. 1869 (L). B. bet! Aufforderung zum
Tischgebet BE. — b) Handbube des Sennen GrD.;
GSev., W.; Ndw. Er hat während der Stafclzit [wäh-
rend gemolken wird] die Kühe zu halten GrD. Auf
einer grössern Alp mit einem Sennen, zwei Zusennen,
zwei Buben, einem Hirten und einem Schweiner sind
die Buben [erwachsene Bursche] den Zusennen unter-
geordnet GWe. — c) Handlanger bei Handwerkern
Th; Ndw; Z. ,1507 wurden dem Mstr Jörien den Öl-
berg zu Kerns zu malen 40 Gl. und 1 Dickpfennig
dem Buebli als Trinkgeld bezalt.' AKüchler 1887.
— 5. Kriegsknecht, -gesell; dann insbes. mit üblem
Nbsinn: Reisläufer, Landstreicher. Syn. Friheits-
Chnab (Bd III 711); s. auch Fr.-Bneb. ,Buoben, die
weder messer noch tegen, ouch kein hosen tragent.
mögent kein Unzucht gegen einander beschulden, so
si einander mit füsten und truckenen streichen sla-
hent, ob si joch seheidmesser trüegent und die nit
usszügent.' 1360, Bs Rq. ,Frömd lüt, es syen bilgri,
bettler, buoben. tagwaner oder ander.' 1445, B. ,Et-
lich buoben des burgunschen heers sind herusgeloffen
und gon Betterlingen komen.' 1476, Bs Chr. ,Also
kam der herr von Rama haruss mit vil bueben zu
ross und ze fuess.' HsSchüre-f 1497. .Wälsche und
deutsche Bettler und starke Buben, die wohl arbeiten
könnten.' 1540, Absch. , Solche Bettler und Buben an
den Grenzen abweisen.' ebd. ,Man sol die frommen
deren buoben, die im land umbhin louffend, nit lassen
entgälten.' LLav. 1584. Vgl.: ,Das ist das Volk der
Buben, das früh dem Haus entfloh, nur Schlachten-
handwerk lernte, nur kämpf- und beutefroh.' AEFröh-
lich 1840. Verdeutlicht: ,böse B-en.' .Flagriones, bös
buoben, keiben und lotter, die man redlich streichen
soll.' Fkis. ,Am Bauernaufstand 1653 beteiligten sich
von Frutigen nur einige böse B-en, wie sich eine
Frutiger Chronik ausdrückt.' Jahn 1857. S. auch
Chessler (Bd III 523). Bös B-e", Zuchthaussträflinge
Lf. — 6. charakterloser, erbärmlicher Mensch, allg.
als Schimpfname. Gegs. Mann 2 (Sp. 241). Sprech-
übung: Wenn din B. mim B. nö'hmal seit B., so
ehtmnt min B. und haut din B., dass din B. mim B.
niime" seit B. G; Th; Z, so )iimm-ieh di" B. und hau
di" B., bis di" B. mim B. nimeme B. seit BsL. 's het
ein B. der ander g'fwule". Süxger. ,Es soll in Zu-
kunft nirgends mehr gestattet werden, dass Einer des
Andern Pfründe anfalle, und wenn solche römische
Buben kämen, sollen sie bestraft werden.' 1525, Mandat
vom Glauben. Ein .lutherischer b.' wird ein vorlauter
.laischer' Prädikant gescholten. 1525, Absch. ,N. N.
[ein Wiedertäufer] hat zuo sinem pfarrer geredt, er
und all prädicanten syen b-en.' 1528. Egli, Akt. Wer
die Freundlichkeit seines Herrn nicht durch guten
Dienst vergölte, ,der war gwüss ein b. ob allen.' Ha-
berer 1562. .Adducere ad nequitiam, verfüeren, zuo
einem buoben machen, verderben. Nebulo certior
nullus illo, es ist kein gewüsserer lotter oder b. dann
er.' Fris. ■ — 7. = Hiieren-B. Bf; sonst nur in der
Verbindung Huere" und B-e". Hueren und B-e" ver-
stund enand bald (icerdcd bald ei'sj. Sclger. , Trum-
meten, pusaunen, trummen, pfyffen, kartonen, schlan-
gen, huoren und buoben und was zum krieg gehört.'
1522, B Fasnachtsp. ,Dann es sind gar nach ungefor-
lich 300 huoren in Luzern, da denk, ob buoben och
da mügend sin.' 1529, Strickl. N. N. habe geredet,
es gehen nur leichtfertige Leute (,h-en und b-en') zur
Messe. 1532, Absch. (GSa.). ,Es ist kundbar, dass
etwan h-en und b-en under solchem schyn [von Ge-
spenstern] ir laben getriben.' LLav. 1569. ,Ao 1489
halten gemeine Eidgnossen beim Bapste an, dass man
geistlich genannte H-en und B-en mit dem Schwert
möchte hinrichten.' Grasser 1625. S. noch Lecker
(Bd III 1247) und vgl. B.-Leben (Bd III 969). —
8. das Dini. in der RA. ,guet Buebli machen, sin',
sich gütlich tun. .Acolast, ein Geschenk machend :
Kinimi her, du kannst guet büebly machen !' JBinder
1535. ,Ich will dich füeren zue dem wyn, da wend
wir guete buebli syn.' Wagner 1581. Vgl. guet (Bd II
535/6), Mann (Sp. 240). — 9. .Einem den Buben
butzen', Einen übel empfangen. ,Goliath, welcher sie
stets trutzt und in den buoben dapfer butzt.' Holz-
wart 1571. ,St Fridolin habe Landulfen solcher nn-
trew halb den b-en gebutzet.' Würstisen 1580. ,Mein
Fraw wirt mir den B-en butzen.' JHGrob 1603. , Sollt
der Bär uns dismal entrinnen und es der Herzog
wurde innen, so brächt es uns gar kleinen Nutz, er
dörft uns wohl den B-en butzen.' Myricäüs 1630.
.Einem den B-en butzen, male accipere alqm.' Mey.,
Hort. 1692. — 10. als Eigenn. ,Buob Schwengeler.'
1521, ZDynh. .Büebli Geiser.' 1523, GGaiserwald.
, Einer genannt Hans oder Buob Kofel.' 1533, Z OGlatt.
, Buebli' als Taufn. 1525/1600, ZHinw.; 1576, ArHer.
Hanse"-B. BSafn. ,Hansenbueb Schaltegger.' 1571,
Tu. ,Bueb', Familienn. 1527, Th; 1588, LGettn. ,Casp.
Mundtweiler, gen. Bueb.' 1653, AAWett. Klosterarch.
.Jagle Hollenweger, gen. Jagle Bueb.' ebd. .Jagle
Zender, gen. Michele Bueb.' ebd. , Marti Zender, der
Büebel.' 1651, ebd. — 11. gelegentlich auf Tiere über-
tragen, als Zuruf des Fuhrmanns an seine Pferde:
Hü, B-e"! Bs; B; Th; Z; auch etwa scherzh. zum
Kindergespann, selbst wenn es aus Kühen besteht Z.
Gönd ir Fülenser, gönd ir B-e"! er tuend sc lum '/.
Wettschw. Vgl. 2 (am Schluss). — 12. von Pflanzen,
a) blutti B-e", die weissen Blumen von Crocus vern.
929
Bali, beb, bib, bob, ltiili
930
Nnw. Vgl. blulii Jumpferen and Jungfrau 6 | IM I 1248).
— b) Chim/li und Büebli; s. China (IM III 342). —
13. (schcrzh.) Buebcli, Bettwärmer B (Dein.). Vgl.
Ghriesi-Mann (Sp. 266). — 14. = First- Joggeli (s.
,/.-,/<; 4 Bd 111 26) BBüetig. — 15. Dim.. Räuschchen
Bs. .Du bringst wieder ein scbönes ßüblein heim;
wo bist du wieder gehockt?' Breitenst. — lü. im
Kartenspiel, wie nhd. Unterschieden als Eichle*-,
Egg-, Her;-, Chrüz-B. usw.; s. noch die Zssen. Spec.
a) einer der drei Hauptstecher im Troggen (Tarok-
spiel) UwE.f — b) h/äbschi Bliebe", eine Combination
im Trentnen ScuwE., Muo. Syn. Büsler. Der Profässer
leit sl" Charte" use": G'spa"! und der Wirt jüchset:
Flüss und Schälle"! Die hübsche" Buebe" ! brüelet der
Hauptme; vier hend 's! Küd, rüeft der Bassierer,
Flüsstanzträntne* hat üsereinef! und der Vogt gigelct
giftig und leitslni Charte* use* und nüseret : Flüsstanz-
Träntne*-Schäü und G'nueg! MLienert 18S8. — c) der
bös B., der Schellenbube der sog. deutschen Karten
in dem bes. von Kindern und Dienstboten auf dem
Lande geübten Gesellschaftsspiel bös B-e" sueche* oder
bÖsbuebe*, sonst schnauz- oder schwarzpeterflje" ge-
nannt: Nachdem die Karten ausgeteilt sind, entnimmt
jeder Teilnehmer der Reihe nach dem verdeckt hin-
gehaltenen Spiele des Nachbars eine Karte. Zwei sich
dabei ergebende gleiche Karten werden entfernt, nur
der Schellenbube nicht, auch wenn man noch einen
zweiten Buben hat; wem dieser zuletzt in der Hand
zurückbleibt, hat verloren und heisst selbst bös B.
Vw. Vgl. Schellen-B. Ein ähnliches Spiel heisst in
B der schwarz B. (valet de pique) jage*.
Mhd. buobe, Knabe, Diener, Trossknecht; zuchtloser
Mensch. Zu 10 noch (wenn nicht vielmehr volkstümliche
Entstellungen des Namens , Jakob' darin zu sehen sind; vgl.
Boppi, Böppli): .JDursteler, Bobeli.' 1832, ZBär. ,HWipf,
gen. Bäblis.' ZSeuz. Für das Alter des W. spricht sein
häufiges Vorkommen in Orts- und Flurnamen: ,Buebeu-Au'
ZKn., ,Boubin-ouwe.' 1194. Bs, .Bueben-Auw.' 1653, Aa
Wett. Klosterarch., ,-Holz.' 1549, ZOpfik., ,-Berg' (frz. ,Mont-
bovon') FGr. (vgl. ,Joh. von Buobenberg, ritter.' 133(3, L'rk,);
GFlums, ,-Ried' BsHöllst., ,-Rüti' ApTeufen, ,-Seelein' B
(,im sog. Studeuten- oder Bubenseelein.' Jahn 1S57), ,-Stig'
ApSchwellbr., ,-Tal' GDegersh.; ZRieden; 1502, ZWied.,
,-Dorf Bs; B (frz. Boncourt), .-Weg' ZWieseud., ,Bue-Wil'
ZElgg (.Pnobinwilare.' 845, .Buowile.' 1270), ,Bueben-Wis'
ZSchönenb. (vgl. JPres-Garcon' im BJura), ,Buebes-Egg' G
Nessl., ,Buebikon' Z (.Puapiuchova.' 810), ,Büeblikon' AaB.
(,Bublinchon' 1260), i* rhr Büeblere" BWahl., Buebere" Ap.
Das W. ist auch ins Cluirw. eingedrungen: buob, Knabe,
ebenso als boube ins Patois des BJura. Zu den Zssetzuugen
vgl. die mit -Chttab.
A-be-ce-Bueb: Abeceschütze Nnw; Z (Dan.).
Syn. Häfeli-Bueb. — Obenaben-Bueben s. oben-ab-
hin (Bd II 1321). — Ober-, Under-Bueb: Ober
und Unter in den beim Kaiserspiel verwendeten Karten
Nnw; U. .Am nüwen jarstag 1533 hat N. N., ein pfaff
zu Tal bi Rinegg, sincn schäilinen ein kartenspil zum
gueten jar uf der canzel geben und das ussglegt also :
der küng der bedüte Gott, den obristen; der o. unser
frowen, der u. die 12 boten [usw.].' Vad. ,Sämmt-
liches leichteres Geschütz machte den Benennungen
nach ein Kartenspiel aus mit einem König, O. und U.,
den Eins, Zwei, Drei usw. von Eichlen, Schellen,
Schiiten und Herzen. Eine nicht unwitzige Anspielung
auf das ernste Spiel des Krieges.' um 1570, B (vRodt
1831). ,0. und U. von Eichlen, von Schällen' je mit
drei Pferden bespannt. 1566, B Art-Etat. — Acher-:
Schweiz. Idiotikon IV.
Bursche, der beim Billigen das Zugvieh treibt AaZMii..
Z.; B; ZO. Syn. Menn-B. ,Der Meister hatte Uli
Pflug halten lassen, während er den Aekerbub machte.'
Gotth. — Äki-: in lästiger Weise mit Bitten an-
liegender Knabe B. Schicig einisch doch, du Ä., süst
giben-i'h dir d' Hand i* d's Mal, sagt eine Mutter.
B Hist. Kai. 1844. — Alter-: Altarknabe, d. h. der
dem Priester bei seinen Verrichtungen am Altar zu-
dienende Knabe, Ministrant L. Dafür , Altardiener-
bub.' XHerzog 1863. — Under-s. Ober-B.— Ente"-.
Als Familienname: ,Hans Entenbüebli von Ruswyl.'
Glückshafenrodel 1504. — St U r s e " - B u e b e ° : = S t
Ursus-Chnaben (Bd III 711) S. Wil d'r [ihr Grän-
chener] treu bim [alten] Glaube* 'blibe* sid, «< seit-
mer-ech d' S. Schild. — Eseli-Bueb: Eseltreiber.
,Er war als E. in die Stadt gekommen, d. h. hatte
säugende Eselinnen für Milchkuren aus dem Guggis-
berg in die Stadt gebracht alle Sommer.' Gotth. —
Vogel- s. Vogel U (Bd I 693). — Fang-: Bursche,
der beim Spiel des Eierlesens die geworfenen Eier in
einem Netze auffängt GT. Vgl. Bd III 1126 u.; Senn,
Charakterbilder I 20 1 f. — Far-: = üm-fari (Bd I
902). Beschwerde gegen die Mühlen der Zuger Seite,
die durch , Fahrbuben' von Haus zu Haus Früchte
zum Mahlen fordern Hessen, um 1680, ZHorgen. —
Füsi-: gewehrtragender Soldat, Infanterist (verächt-
lich). ,So ein schmucker Dragoner könne besser heu-
raten als ein blosser F.' - - Pötzel-: = Fötzel 5
(Bd I 1155) Bs; B; Z. Du F., du hisige^! Schwzd.
(Bs). ,Stini warf mit ungschämten Mönschern um
sich und Fotzelbuben usw.' Gotth.
Friheits-, Friharts-: = Friheits-Chnab (Bd III
711). ,Der unverschämt kopplier und friheitsbuob,
der schandlich verlogen schwebbogen' wurde Früh-
messer zu LSemp. 1523, Gpd. , Sprechen wie ein frig-
heits- [Var. frygharts-] buob, der sich gnot und gar
verschämpt hat.' HBüll. 1532. ,Item so ist ein grosser
überlouf mit lichtfertigen lüten, si sigend pfaffen.
mönch, frihatsbuoben, lichfertig frouwen und toub
lüt.' Vad. .Fryertsbuob, lotter, gaukler, scurra, Ven-
tilator. Einem freyetsbuoben [.freiheitsbuoben.' Fris.]
gleich tuon, gleich sehen, scurrantis speciein praebere.'
Mal. ,Man soll auch kein Freighardsbuben im Zug
leiden, sondern sie umbbringen.' Grasser 1625. ,Frey-
hartzbuob.' Z Laz. 1663. S. noch Grunds-B., auch
ge-nöt (Sp. 859). — Vgl. Fnheit 5 (Bd I 1267/8), Fn-
HarH (Bd II 1639).
Fratz-: Wicht, Schuft W. Vgl. Fratzen- Meitli
(Sp. 79). — Gaggi-: unreinlicher Knabe Gr. Du
bist e* G., sagt eine Mutter scherzend oder strafend.
Galiote11-: als unbestimmte Schelte Sch f. —
Wohl eig. = Galeerensträfling; s. Bd II 206.
Galge"-: Scheltwort Ndw; Z. — Gans-: Junge
als Gänsehüter. .Jahrlohn für den Gensbueb: Kleider
und täglich ein Brot.' XVII., AaMuh. — Heimgart
Hengert- GRSchud., Hengertsch- GrD., Glaris: = Chil-
ter b (Bd III 245). — Gasse"-: 1. Gassenjunge Bs;
B; GRHe.; Th; Z. — 2. konfirmierter Bursche, inso-
fern er als solcher das Recht hat, sich Nachts auf
der Gasse herumzutreiben Gl; GRHe.
Geiss-: 1. Ziegen hütender Junge. Bergkantone.
0 nüt-dis-minger juzen-i'" , wenn-ich scho* nid e* Chüejer
bi* und nume" G. heisse* : Im Täschli han-ich Chäs ii"'1
Brot, mi"s Här isch chrüs u"d d' Backe* rot und 's
Herz roll Lust und Freude" B. Ein klassischer Typus
59
931
Bab, beb, bib, bob, Hill»
Hil-
des W Geissbuben ist ThPlatter in seiner Selbst-
biographie. Vgl. noch FJHugi L830, 196; ABittcr
1865, Bd I 459 ff. ; Sc» Pilger 1865, 36; AFeierabend
1873, 119/27; Tschudi, Tierl. " 555 ff. — 2. Geisse"-B.,
der Hüter im Spiele hirt-geissen (s. das folg. W.) ZZoll.
— geiss-buebe". Geisse"buebi"s mache": = hirt-
geissen 3 d (Bd II 460) ZZoll. — Geiss-Büebi: ein
dem Uhu ähnlicher gespenstischer Vogel, der angeb-
lich auf einer einzigen Alp im Muotatal des Nachts
sein dem Meckern einer Ziege ähnliches Geschrei
hören lässt Schw. Syn. Geiss-Böbeler.
Gösch -Bueb: Herzensjunge GStdt (Dan.). —
Gatter-: Knabe, der Reisenden mit Fuhrwerken
gegen ein Trinkgeld die Gittertüre in Zäunen öffnet.
Schild 1885, 15. — Götti-: = Götti 3 (Bd II 531) Bs.
— Güeter-:=JS«e6 4 a BE., IL; vgl. Güeter-, Hof-
China (Bd III 345). Es uneUr/s Gröss-ching vom alte"
Charrer als armer G. bim-ne" wüeste" Bär. Schwzd.
(MWalden). ,Ich vernahm es [dass meine Grossmutter
gestorben] nicht einmal, denn einen G-en heisst man
nicht z' Gräbt kommen.' Gönn. Vgl. ,Der G., eine
Erzählung aus dem Berner Volksleben' im N. Schweiz.
Dnterhaltungsbl. 1860, 73 f.; ferner: ,Resli, der G.
Geschichte eines Bernerjungen', von FSchlachter 1893
(2. Aufl.). — Gitzi-Bueb, -Bacliji: = Gitzi-Hiisler
(Bd II 1694) Grü., Pr„ Valz. — Grunds-. .Ich
schwig der machthanscn, der grundtsbuoben, die nichts
redend, es muoss das bluot Christi, die wunden Christi
[usw.] daran hangen; vor ziten teten das allein die
krieger, suffer, friheitsbuoben, jetzt tuonds burger,
liantwerker [usw.] und die kinder, die erst uss der
schalen schlüffend.' XVI., G Handsehr. — Gross-:
Enkel ZF. — Hudel-: Lumpenkerl B; S; ZWettschw.
7.' Zlte" bin-ich liederlig und z' Zlte" hin-i''1 guet; ich
hau es böses Müeterli, es seit-mer H. S (Volksreim).
.Der Mann begehrte auf, dass ein jeder H. lernen
sollte, was ein Bauernsohn.' Gotth. ,üass im ganzen
Land kein schlechterer Schulmeister und kein ärgerer
H. sei als ich.' ebd. — Häfeli-: = Abece-B. Th; Z.
■ — „Hegel-: unbeleibter, hagerer Junge UUrs." —
Hugli-: Mensch, der sich nicht gewaschen hat B.
— Hell-: Name eines abgefeimten Verbrechers, der
im Alter von 34 Jahren hingerichtet wurde. Ap Jahrb.
1862, 177. — Holz-. .Bemeltes Tags hat man mit
den H-en abgehandlot, da danne Hans N. one Erloubt-
nus Holz gehouwen.' 1608, Hotz, Urk. — Hand-:
= Hand-Chnab (Bd III 712). 1. Handlanger, Unter-
gebener übh.; ,Creatur eines Andern' Ap. Den Boten
von Glarus habe er [der Landvogt] bloss als einen
,H-en' taxiert. 1530, Absch. .Werchtigteufel: Muoss
tragen, lüpfen, kräzen, laufen, jagen, zeeren, joüken,
raupten, dann zletst hofiert man noch auf mich, kein
solcher Nothbeül ist wie ich, bin 's Teufels H. in der
Qual, sein Hüslinfäger überall, syns Kuchinbuoben
Dieners Knächt.' JMahl. 1674. .Ich [Eitelkeit] und
mein H. Eigennutz.' ebd. — 2. spec. Gehülfe des
Sennen, .dessen Hauptgeschäft das Melken, die Hut,
das Abschroten und Aufrütteln des Heues, übh. die
Besorgung des Viehs ist. Beim Zuge treibt er die
Schellenkühe und trügt eine lederne Mütze, keinen
Hut, wie der Senn' Ap; GoT.; Uw. 's Handbuebe"
Fräuli, die Frau des Unterhirten Ap. ,Le landammann
n'a pas plus de voix decisive qu'un garcon vacher (H.).
pourvu que celui-ci ait atteint l'äge de 16 ans.' 1737,
LZellweger. S. auch Ap Monatsbl. L825, 193. Auch
scherzh. von einem Mädchen, das die Geschäfte eines
H-en besorgt Ap. Si ist emmel für en H-c" g' gange".
Hunds-: Hundejunge; Jägerlehrling, der die
Hunde führen muss. Myricäis 1630. Er steht auf
der untersten Stufe, seine Stellung gilt als gemein
und verächtlich. ,Ich wollt gern üwer h. syn [wenn
ihr mich leben lasset].' RSchktd 1579. .Lieber wollt
ich H. sein!' Brägger 1780. Vgl. Hunds- Fauler
(IM I 726). - S. Gr. WB. IV 2, 1933.
Henkers-: Henkersknecht. .Durch die H-en Ma-
ximiani, des Verwüsters der Kirchen Gottes' JGcler
1616.
Hupen-: Junge, der auf der Gasse Küpen (Bd II
1 lvvi zum Verkaufe ausruft. ,Es war zu diesen Zeiten
[1596] üblich, viele Esswaaren in der Stadt herum-
zutragen und solche auszurufen; da aber das Geschrei
der Pasteten- und Hippenbuben allzustark überhand
nahm, ward ihnen Einhalt getan.' Bs Chr. 1765. Häutig
als Schimpfname = Schurke, Halunke. .Wölltend ir
uns also hie wie hüppenbueben gar vernüten und nit
zimlich er enbüten.' UEckst. Der Tanngrotz [ein
Schmähgedicht Salats] sei so parteiisch, unzüchtig
und unehrbar, ,dass es einem nassen [s. Sp. 792]
hüppenbueben zue vil.' Stumpf. ,Diser unverschampt
hüppenbueb und lichtfertiger scurra und verzwyfleter
brueder Rusch der Murnar.' HBüll. 1572. Eine Heb-
amme habe vom Landvogt in Regensberg gesagt, er
sei ein rechter ,Hüpisbueb.' Sie soll getrüllt und vor
den öffentlichen Stillstand gestellt werden. 1744. ZW.
Vgl. Gr. WB. IV 2, 1553; auch die Anm. zu hupen
(Bd II 1489), ferner Becken-B.
Herre"-, Here"-: häufig dim. in spöttischem oder
verächtlichem Sinne: Herrenknabe. Knabe reicher
Leute, bes. im Munde des Landvolks von den Stadt-
knaben Bs; B; Th; Z. Gegs. Bürcn-B. Here'-Biebh,
H., riten uf de" gclwe" Ricbli, auch nur: H. — 'Gelle"-
Riilili Bs (Spottreim). Sohn eines Pfarrers Ap. Daher
,es Herre"bitcbe"-Lebe", ein angenehmes, bequemes Le-
ben, weil die Söhne eines Pfarrers gewöhnlich nicht
zu strengerer Arbeit angehalten werden.' — Be-h&r-:
Konfirmand Z. — Hurrli-: 1. Brummkreisel, meist
nur aus einem beinernen Hosenknopf mit durchge-
stecktem Hölzchen bestehend Aa; Ap; BE.; Gl; L;
GSev., Ta., W.; Schw; Th; Uw; U; Zfl; Z; in SchwB.
auch beim Roulette-Spiel zum Umwerfen der Spiel-
kegelchen verwendet. N. Einsiedl. Kai. 1884. Syn.
Hurrlt 2 a (Bd II 1584). Synn. Haber-Geüs, Schnarch-
Hans, Schnurren- Heireh, Hurrli-Püs, Pf'urren, Burri,
Surri, Torggen, Trödel, ( Trips-) Trüllen. .Wahrlich,
der kann tanzen wie ein H.' DHilty-Kdnz 1877. l'h
mag 's we [wie] Bu.r, we H., das macht mir nicht die
geringste Mühe Schw. — 2. s. hurrlen 3 (Bd II 1584).
— 3. lebhafter, unruhiger Bursche, Wildfang AaWoIiI.;
„LE.;" U. Her H., der H., er hocket uf der Tanne"; er
list die gellie" Birli ah und tut die grüene" hange" UV.
(Kinderreim). Vgl. Liri-Bueb. — h urrli-buebe":
mit dem Brummkreisel spielen Z.
Huere"-: Hurer Ap; Bs; Gr; Th; Z. Audi allg.
als derbes Schimpfw. Tu. — Hirt- L, Hirti- GA.:
Junge, der das Vieh auf der Weide und im Stall be-
sorgt L. Der kleinere Gehilfe des Hirten GA. -
Huri-: = Harzer la (Bd II 1656). ,A. 1537 erschla-
gen zwei Harzbuben ob Appenzell in einem Walde
einen Wolf.' G Wochenbl. 1798. — Hose"- Bs; B; '/,.
Host- BHk., Hnslcr- W: Knabe, der die ersten Husen
988
Bab, beb, bib, bob, buh
934
trägt. - Hü et- Ar, Hüeter- B; L; Th; Z: 1. Knabe,
der .las Vieh hütet Ap; B; L; Tu; Z. Der hohe Herr
schimpfe gewaltig über Elgg, nenne die Vorsteher
.Hüetbuben- usw. 1738, ZElgg. ,1m Sommer war ich
Jlenn- clor Büterbub.' 1770, Th. Vgl. Helv. Kai. 1782,
144. — 2. Untergebener des Aufsehers über ein Senn-
tum BHk. — Jagd-: Viehhüter auf den Alpen Gl.
,l)ie Bewirtschaftung der Alpen wird in jedem Senten
in der Regel von vier Männern, einem Senn, Zusenn.
Junger und J. betrieben. Der J. (Binderei', Kühbub)
hat das Vieh auf die Weide zu treiben und zu hüten.'
Gl Gem. Vgl. auch Anderegg 1897. 491. — Chüe-:
1. = dem Vor. Bü.; Gl; Ndw. Bi-mene" grosse" Sennte"
an-ere" Alp im Summer, da ist au'* Einer Zuesenn,
en Andere'' Ch. Gl Volksgespr. 1834. .[Auf einem
Senntum] ein Kühbub oder zwei zum Treiben des
Viehs.' JRWvss 1817. Vgl. noch Gaiimcr 3 (Bd II
303), Chüe-Gaumer (ebd. 305), Weid-Chnecht (Bd III
732). — 2. verächtliche Benennung der Schweizer.
.Dass die Küebuoben überall den Adel schlagend wie
der Stral.- JMäbl. 1674. Jetz günd d' K-en, pfui der
Sehand, und bawend im [dem Bruder Klaus] ein Haus
im Land.- ebd. Vgl. Chüe- Melcher (Sp. 197). —
Choch-. ,Lixa, Sudel-, K. im Krieg.' Denzl. 1716.
Chuchi-: 1. Küchenjunge Bs (Spreng); B; OßwSa.
.Kuchenbuoben, discipuli coquorum.' Mal. .Culinarius,
Kuchebub. Focarius, Koch im Schiff, Kuchebub.'
Denzl. 1677 ; 1716. — 2. Besen, mit dem die Asche
zusammengekehrt wird L; Obw. 0 Jere-Marie", der
Ch. brünnt, o J., teer hed-en a'zündt? 0 J., er ist selber
a"cho", o J., gand lüsched-e" g'schicind! Volksreim. —
Ch uchi-Buebecher: süsse Apfelsorte SThierst.
Chegel-, Cheigel-: Kegeljunge Bs; B; Th; Z. —
C helle»-: Bewohner des Chellen-Landes (Bd III 1302)
ScaSt. (Sulger). Babe'buebe", Chelle'buebe* ! höhnten
im J. 1799 die Glarner die gegen sie aufgebotenen
Z Truppen. — Chili-: = Hengert-B. B. Die Ch-e"
schwärmen des Nachts gew. rottenweise herum, ,mit
eigenem Recht und Brauch, der oft komisch und hu-
moristisch, oft despotisch und terroristisch ist.' Vgl.
B Album 1858, 54.
Köpplis-, Köpflis-, ,We üch, ir köpplisbueben!'
UEckst. .Barabas und Boos crüzgent die zwei Scha-
cher; sond kleit syn als köpplisbuoben.' 1545/.83, L
Bühnenrodel. .Köpplisbueben. kupier, riffian.' Aal
1549. ,Du Köpflisbueb!' JMahl. 1020.
Vgl. .Köpnelsknabe' bei Gr. WB. V 17S9. Dazu noch:
.Ich weiss, ich kam auch ia Jeu Hat uud ward ein Herr
gnenibt frie und spat, man zug deu Huot auch vor niier ab,
wan ich schon wer eiu Köhliss [1. Köpliss] Knab.' Com. Beati.
Charr- Chär-: = Far-B. BsL. — Chäri-: =
Äki-B. BU. — Kerli-: als gutmütige Schelte
SchwE.; ZU. Schäm- di"* i" Grundsbode" ine", du
g'fdlter K.l MLienert. Vgl. K.-Pursch, -Boss. —
Churrli- mTii. Korli- GT.: = Hurrli-B. Im iiiTh
früher aus einer Walnuss verfertigt. — Chas-, jetzt
gew. Chäserei- BE.: Knabe, der Morgens und bes.
Abends die Milch in die Käserei trägt oder fährt B.
Auf dem Heimweg treiben die Ch-e" oft allerlei Über-
mut, zanken und raufen sich; daher: .Wenn nur Ruhe
und Ordnung im Lande ist, wofür man die Obrigkeit
hat, und nicht um alle Tage dere° Tüfels Händel an-
zufangen, wie es die Käsbuben machen.' Gotth. Vgl.
Milch-B. — Chäser-. ,Der Viehhüter oder K. muss
bei grosser Hitze wie bei stürmischem Unwetter die
Semiten zusammenhalten und Acht geben, dass keine
Kuh an eine gefährliche Stelle sich wage.' Pilat. u. O.
Vgl. Hüet-B. 2. — Chuebel-: draller Knabe Gul'r.;
ZZoll. — Chriegs-: = Bueb .">. .Kr-eu, pettler und
frömde kessler.' 1520, Absch. .Pompejus ward von
unachtbaren kr-en erstochen.' Vad. .Frömbd kr-en,
betler, kessler, landfarer und zegeiner.' ebd. .Ale-
xander Sevcrus ist durch aufrührische Kr-eu erschla-
gen.' JGcler 1616. — Chriesi-: 1. Knabe, der sich
aufs Kirschenpflücken versteht (ohne Furcht auf die
höchsten Bäume und die schwankendsten Aste sich
wagt) Schw. , Durch das Steigenlernen habe ich so
begehrte Kr-en, dass ich die meinigen [Kirschen] mit
den Mädchen gewinnen muss, weil ich die Buben um
den Taglohn verstellt [in Dienst gegeben] habe.' In-
derbitzi 1826. - 2. Name eines berühmten, durch
mancherlei sagenhafte Anekdoten z. T. noch jetzt im
Volksmunde lebenden Räubers etwa aus dem Ende
des Will., des .Schinderhannes- der Nordostschweiz
Th; Z. In Z eingefangen und verurteilt, schrieb der
Chr. am Morgen, ehe er gehängt werden sollte, an die
Wand des Gefängnisses : D' Zürichherre" sind iwtzig,
der Wellenberg [Turm, worin das Kriminalgefängniss
sich befand] ist spitzig; und teenn d' Zürichlierrc"
hetti'd Auge" une Rappe", so chönnti'd s' de" Chr. nüd
ertappe"! und brach aus. Auf der Strasse vor der
Stadt fragte er die zu seiner Hinrichtung zuströmen-
den Landleute, wohin sie wollten. Auf die Antwort,
der Chr. werde ja gehängt, meinte er, das könne nicht
sein, er müsste ja auch dabei sein ZZoll. Aus dem
Wellenberg ausgebrochen, soll er nach weitem Raub-
taten vierspännig im Kloster Ittingen vorgefahren und
glänzend bewirtet worden sein; dann habe er sich mit
den Worten empfohlen: Iez händ-er de" Chr. nocn-n-
e"mol g'seh" TuHw. f S. noch Th Ztg 1888, 277. -
Mist-kratten-: abschätzige Benennung des Bauern.
,Auf ein Dutzend Bauern mehr oder weniger komme
es nicht an, so an halbleinenen Kutten sei wenig ge-
legen, [es] seien ja nur M-en!' Gotth. .Seine Liebe
vor allen Leuten sonnen oder jedem M. davon er-
zählen.' ebd. — Chriit-Buebe": Neckname der Jung-
mannschaft in TuMettl. — Chrfiz-Bueb: der Kreuz-
bube im frz. Kartenspiel Aa; Bs; B; S. Syn. der gross
Baum. Chr. umsehiah", Name eines Kartenspiels S
Thierst. — .Leichnams-: nequam.' Mal. — Li ech-
te r-: = Liechter 2 (Bd III 1056) GRorsch. — Lauf-:
Laufbursche Bs. Syn. Post-B. — Leckers-: mut-
williger, nichtsnutziger Junge, Schlingel, auch als
scherzhafte Schelte Ar (Leclcersch-); Bs; B; Th; Z.
Syn. Lecker (Bd III 1246). In ä. Spr. als starkes
Scheltwort für Erwachsene: .Derselbe pfaff oder bas
zue reden 1.' 1524. Absch. .Der Murner, der 1.' 1526,
Strickler (ein Berner an Zwingli). ,L-en', welche
Altäre und Bilder zerschlagen. 1537, Absch. Simeon
über Joseph: ,Es war ein schand, sollt man vertragen
dem 1. syn übermuet.' Rdep 1540. ,Wie wir einen
gottlosen, sehantlichen mörder, kindsverderber und
lästerlichen, nimmermehr gehörten Seelenmörder und
1-en in unsere freiheit aufgenommen.' 1590, ScuwE.
Klosterarch. ,üer 1. Paris.' GGotth. 1599. .Elsbeth
Schnablery bezügt aller dingen wie obgedachte, dann
allein das sy das wörtlin leckersbüebli nitt gehört.'
XVI., L Zeugenverhör. .Schwig, du Läker-Buob!'
1692, Ndw Rq.
935
Bat, beb, bib, bob, bub
936
Lirn-Bueb. Nur in der RA.: fliieche" wie en L.
B oAa. — Entstellung aus Rin-B. (s. d.).
Lämpi-: = Lämpi (Bd III 1277) L. D' Abicamer,
eso L-e" [müssen] d' Marke" im Schütze'hüs ro" de"
Kiinkc" üfchnüble" LHa. L., Spitzname eines Mannes
von Malters. L Ktsbl. 1845. — Lappi-: l. = LappiU
(Bd III 1350) BsStdt (Lappis-); L. Fast üsg'wachsnig
L-e". RBrandst. 1888. — 2. Schelte auf einen nichts-
nutzigen, groben Menschen BsL., Stdt. — Ler-:
1. Lehrjunge, Lehrling Ap; Bs; ß; Gr; S; Th; Z,
wohl allg. Alls Heber sl" a's e" L., hed der Tüfel
g'seid L. Ähnlich bei Ineichen und Sulger (ScHSt.).
.Nemo nascitur artifex, kein Meister ist so guet, er
ist vorher ein L.' Denzl. 1677; 1716. — 2. bildl.,
Mehlknollen im Teige oder Brote, der auf lässige
Arbeit des Bäckers (, Lehrbubenarbeit') deutet S.
Liri-. Nur im Kinderreim: Der L., der L., er
hocket uf der Tanne"; er list die gruene" Birli ab und
lät die gel"'e" hange", Spott auf ein verkehrtes Be-
ginnen B. Vgl. Hurrli-Bueb. — Wohl eig. Syn. mit
Liri 1 (Bd III 137-2).
Lüs-, in Z auch Lüs-: Lausbube. allg. — Laster-.
,Was für ein Spott wäre das für eine christliche Stadt,
wenn sie solch einen L-en duldete!' 1523, Zwingli
(Mörik.). S. noch Gr. WB. VI 255. — Lust-: .un-
besonnener, mutwilliger Bursche, etourdi, debauche,
von höherem Stande' Bs (Spreng). — , La tarnen-:
ein laternentrager, laternarius.' Fris.
Lotter(s)-: = ZoKer(BdHI 1503). ,Du 1.!' HBull.
1533. .Landstreicher, lotterbuoben.' Tierb. 1563. .Pla-
nus, ein 1., speivogel, betrieger.' Fris.; ähnlich Denzl.
1716. Von Daniel heisst es auf der Inschrift eines
Glasgemäldes, er sei wegen seiner Frömmigkeit von
den .lotersbubeir gehasst worden. XVI.
Hie Foim ,Lotters-B.' auch bei RCys. ; CISchob. 1699;
s. noch Gr. WB. VI 1212.
Mai-: Knabe, der beim Fällen und Aufpflanzen
der Maitanne (s. Sp. 3) mithilft Scu (Kirchh.). —
Mülli-: = Far-B. AAEhr. ,J. Äpli, Heinrichs, genannt
Mühlebuben.' 1771, ZMaur Schuldbrief. — Milch-:
Einer, der Milch zu den Kunden oder in die Käserei
trägt B; Ndw. Syn. Chäs-B. — Malte"-: Bursche,
der den Maurern Mörtel zuträgt Gr. Syn. Pflaster-B.
- Ma"-: spöttische Bezeichnung eines Mannes, na-
mentlich Ehemannes, von knabenhaftem Aussehen oder
auch Benehmen AaF., Ke.; Bs; SciiSt.; „Schw;" ThHw.;
„Uw;" ZO., S., Sth. ,So reden nicht alle Männer,
aber viele, bes. die verzärtelten sog. Mabuebe, welche
in ihrem Leben nichts so gern taten als befehlen.'
Stutz. — Menn- AAZein.; Ap (im H. Meng-); GrPi.;
Th; Z, Menni- AaEIu.; „G": = Menner II (Sp. 298).
M. bin-ieh wäger g'si" i" de" Juge'djäre", bin im fri-
sche" Morge'sclii" lustig z' Acher g'fare". KuMeyer.
Me" muess z'erst M. sl", eb-me" cha"" l'ftueg hü"
( l'/lucglieber si") Z; auch bildl., z.B. von einem jungen
Pfarrer, Segnet 's a" Vrene'tag, se söll-me" dem M.
's Bröd i" d' Hand ge", d. h. es wird ein trockener
September folgen, wo man so rasch die Saat bestellen
soll, dass man dem 31. nicht einmal Zeit lässt, sein
Z'nünibröd sitzend zu essen ZZoll. .Agitator, Trei-
ber, Rosstreiber, Karrer, M.' Denzl. 1677; 1716. —
Mürer-: Handlanger des Maurers. Güler 1616. —
Mues'- s. Mues'-Chind (Bd III 347). — Muster-:
Kadett, Knabe von 10 — 16 Jahren, der sich in den
Waffen übt ZWald. — Mutti-: Name eines Hausierers
mit Harnisch-Blätzen aus BsMuttenz, der vorher 30
Jahre im Zuchthaus gesessen hatte BsL.f Bis still,
Susi >iimint-dic'' der M.! zu weinenden Kindern.
Nacht-: = Nacht- Chnab (Bd III 712) Aa; Bs; B;
GRHe., Pr.; GT.; Schw; Th; Uw; W; Zg; Z. Das
Treiben der Nachtbuben besteht zumeist in gemein-
samem VVirtshausbesuch, wobei mit Karten gespielt
wird; nachdem der Wirt Feierabend geboten, geht
man auf allerlei (oft bis zum frühen Morgen dauern-
den) Unfug aus, vom blossen Schabernack bis zu
Taten, die ins strafrechtliche Gebiet fallen, Angriffe
auf Personen und blutige Raufereien. Vgl. bes. Stutz
1850, 45; WSenn 1875, 47; Schwz. Hausfrd 1881/2 1.
413; Aa Gem. II 70; sodann hui-um (Bd I 228); Gass
(Bd II 450); Baus 2 (ebd. 1679); Jager (Bd III 18);
ledig (ebd. 1077); Nachtbueben-Stückli, -Zug. Da 'seh
e" Briele"s und Lärme's, d' N-e" mache" nit en erger
G'sehrei. Binz 1888. ,Weil der Friedli als ein leichter
N. im Dorfe bekannt war, der am Sonntagabend am
allermeisten brüllte auf der Strasse herum.' Breitenst.
A" d' N-e" hed 's 'denkt, die i" der letste" ZU um 's
Hits ume" 'pögget [geschrien] heigi'd, wenn es [das
Mädchen] üppe" gege" Einen e" chli" Öd 'tu" heig.
Schwzd. (Zg). Wenn öppe" d' N-en es neus Liedli
bringe" d, hat es [das Mädchen] kei" Bue, bis 's-es cha"".
Stütz. ,Vor N-en ist Niemand sicher, nicht einmal
Gespenster.' Gotth. ,Was treibt den N. aus dein Hause
als Reiz zum andern Geschlecht und Mutwille V' 1n-
derbitzi 1826. Kirche und Obrigkeiten suchten dem
Unwesen, das früher auch in Städten herrschte, immer
und immer wieder zu steuern. ,Das grosse Unwesen,
so man oft zu Nacht auf den Gassen hören muss: da
nicht allein durch ein wildes Geschrei, Wüten und
Toben, Pochsslen und auf die Kästen schlagen die
Nachtruhe verstöret und viel Leut, sonderlich Krankne
heftig erschreckt; sondern auch gar durch Nieder-
reissen der Bänken und Kästen, oder auch durch Hin-
underwerfen schwärer Steinen, Fässern, Weinleiteren
ab der Kilchmauren auf die Häuser an der Matten,
viel Leut beschädiget werden, welches zu bedauren in
einer wolpoliciertcn Statt, da stille Ruhe und sanftes
Wesen wohnen soll.' B Ordn. 1686. ,Mit dem Exempel
der N-en zu Sodom.' Klingl. 1693. .Unsere Nacht-
schwärmer oder wie sie gern heissen mögen unsere N-en,
das ist die Kinder der Finsterniss, sollten bei jedem
Vorübergehen [an der Kirche] vom Schrecken Gottes
gefasst werden.' 1759, ZHomhr. (Predigt). 1779 be-
schliesst der , Stillstand' in Z OGlatt, in eigner Person
,an den Sonntagnächten Ronde im Dorf zu machen,
um wenigstens alles lärmende Gewühl und alle nächt-
lichen Unfugen auf der Gasse zu verhüten und die
jungen Leute mit Ernst anzuhalten, dass sie zu rechter
Zeit nach Hause gehen und nicht halbe Nächte herum-
schwärmen.' Aber 1781 wird wieder geklagt, ,dass die
jungen, ledigen Bursehe an den Sonntagsnächten allzu-
lange auf der Gasse bleiben und öfters allerlei Unfug
treiben.' Diener 1863. ,Die N-en trieben schandbare
Bosheiten und richteten Schaden an, wo sie hinkamen.
Sie zerstreuten das geschnittene Korn [usw.].' HPest.
1783. ,Buben machen beim Znnachten auf der Gasse
einen grässlichen Lärm, um auf diese Weise einen
ehrlichen Bürger zu beschimpfen. Da heissts denn:
Es ist so ein alter Brauch. Ja, die Obrigkeit hats
verboten, aber den Bürgern kams vor, sie beschnitte
ihnen ein altes Recht. Die Magd verlässt den Herd
937
Bab. beb, bib, bob, bab
93S
oder ihre Kammer, der Knecht den Stall, um die Pro-
zession [des Gassenliinus] entweder zu vergrössern
oder Zeuge davon zu sein. Wenn Jemand aus dem
Fenster guckt, wird er mit Steinen beworfen.' Gr
Sammler 1784. ,Die Nachtbuben spielen, tanzen, sau-
fen, schwätzen ungebührlich in den Häusern. Auf
den Gassen verkehren sie die Rede, verstohlen die
Leute im Schlafe, argem Fremde und fangen Händel
an.' Nachtlicht 1790. ,Es laufen schon der 15-, 16-,
17jährigen Buben bei der Nacht auf den Gassen und
zu den gefährlichen Lichtstubenden in die Häuser.'
ebd. ,Da das Herumschweifen der jungen Knaben an
Sonntag- und Sanistagnächten immer mehr überhand
nehmen will und dabei dann öfters nebst einem ärger-
lichen, empörenden Gewühl und Lärm die boshaftesten
und dümmsten Bubenstreiche ausgeübt werden, so
warne ich die jungen Leute [usw.].' 1808, Schreiben
des Statthalteramtes ZRegensb. .Die Nachtbuberei [in
AiSuhr] veranlasst manchen scherzhaften Spuck, hat
aber auch bedenkliche Folgen.' Aa Gem. 1844. —
Pasnecht-: = F.-Ghnab (Bd HI 712) S. — Nidle"-
s. Schueler-Nidlen (Sp. 674). Vgl. Nidlen-Maidli (Sp.
80). — Püffertli-: mit Sackpuffer schiessender
Knabe THBisch. Am Gerste'tag [jährliches Jugendfest
mit Schiessen am Montag nach Jakobi] hät-me'-sieh
uf-em Obertorplatz versammlet ond ist i"g' stände";
z'vorderst d' G'werlibuebe" ond hendedra" d' Pöffertli-
buebe", Alles mit Stechlaub uf de" Chappe*. D' G'icerH-
buebe" hand alli blaui Fueterhempli a'g'ha", e" Patrön-
täsche" ober d' Achsle" ond Ghäsbesse*, da' heisst Polis-
mötze" uf-em Chopf. D' P-e" send onder-em Kommando
vom Bettel vogt g'stande". . . Denn ist die ganz G'sell-
scheft d' Stadt ab marschiert i* d' Türau abe". Dört
hand d' G'werlibuebe" im Für e.riziert ond nochher mü-
eme" Stotzer i" d' Sehibe" g'schosse". Bald send denn
o [auch] d' Votier dö'ther che', jeder mit-cmc Bolver-
hornli im Sack ond hand erne' Sönlene", de* P-e", d'
Bistole" g'lade" ond s' g'lert abdrogge". Die chlinere"
Bliebe" hünd denn mit der Armbrost in e" ScMbe"
g'schosse". Schwzd.
Becken-: 1. = Becken-Chnecht (Bd III 727). .Der
brothüetern oder beckenbuoben Ordnung. Hieneben
das sy under einandern und für sich selber sich aller
unruowen, muotwillens und Unzuchten, es seie mit
schlahen, roufen, kolenklepfen, mit schlahen der wü-
schen an den benken, pfyfen, gygen, danzen, wüeten
und schreien, sonderlichen aller üppigen liedern und
thäding mit gemeinen wybern genzlich muessigen bei
peen fünf Schillingen... Were es aber sach, das ein
brothüeter und beckenbuob iemanden, der brot an der
louben zuo koufen begerte oder sonst dafür wandlete,
es seie frönibd oder heinisch, mann, wyber, töchtern.
megdt, jung oder alt, beleidigte mit Worten oder mit
werken oder andere Unzuchten an inen begienge, es
seie mit greifen, kleider uffheben oder in andere der-
gleichen weg sich vergienge, der soll ein pfundt pfennig
verfallen sein. Item schlacht ein brothüeter oder b.
iemanden mit der fust, der soll mit fünf Schillingen,
schlacht er aber mit dem wusch, derselbig soll mit
einem pfundt pfennig gebüesst werden. Es möchte
sich aber ein brothüeter oder b. mit schweren und
gottslesteren, ouch mit unzucht und muotwillen so
grob übersehen und misshandlen, das sein verschul-
digung gegen vorgeschribnen buossen nit zuo ver-
kiesen, oder so sich einer mit üppigen weibern un-
verschanipter weiss vermischen, der würdet mit ge-
fangenschaft. Vorweisung gestroft werden.' 1573, Bs
Eq. S. auch Buxt.-Falkeisen 1868 III 1. — 2. = Becken-
Männli (Sp. 271) Bs (Spreng). - Zu 1 vgl. Gr. WB. I
1216, zu 2 Ler-Ii. S.
Büle"-: Necknanie eines mit Beulen behafteten,
missgestalteten Knaben GA. — Bolz-. .Zur Bedienung
hatte die [Z] Bogenschützengesellschaft den Bogner,
den Zeiger und den B.' Erinn. 1878, 14. — Bumbel-
Buebe": verächtliche Bezeichnung des fremden Vol-
kes, bes. der Franzosen zur Zeit der Invasion von 1799
ZZoll.f — Bönen-Bueb: 1. B-e" heissen die 12 vier-
jährigen Knäblein, denen zum Andenken an die Fuss-
waschung des Heilands am grünen Donnerstag in der
Kirche vom Abte die Füsse gewaschen werden und
die dann neben Brot, Geld und andern Geschenken
auch ein Quantum Bohnen erhalten UwE. — 2. Spitz-
name eines Burschen, dessen Mutter (weil sie sehr
klein war) die Bön hiess SKappel. — Bengel-:
1. = Chnebel-B. Gr. — 2. Benennung von Vaganten.
Im J. 1490 befahl der B Rat, die .strycher, bettler,
lotter, b-en' zu verfolgen. — Pure"-: 1. Bauernjunge,
allg. Wenn-me" d' B-e" zu Haupthlte" macht, isch der
Chrieg nümme" wit S (Schild). — 2. B-e" und -Maitli,
gekochte Bimenschnitze und Knöpfli Ap. — Bäsi-
Biebli: Knäblein einer Base oder Verwandten Ndw.
— Besi-Bueb: Entstellung aus Beizebub ZWyla.
— Pastete11- s. Hüpen-B. — Post-: Knabe zum
.Posten', Laufbursche Th; Z. Vgl. Post-Chind (Bd III
347), Spreng-Bueb.
Bettel- Ap; Bs; B; GRChur; L; Sch; Th; Uürs.;
W; Z, Bettler- Gr; GA.; SG.: 1. Bettelknabe, Bettler,
allg. 's ist wie wenn-men en B. i" d' Hell g'heiji, es
verschlägt nichts ScHSt. ,Was soll man ausrichten?
Wenn auch alle 50 Pensionärs [eines Trinkerasyls]
geheilt werden, so ist das doch [gegenüber den Trin-
kern des ganzen Kantons L] was ein B. in d' Höll.'
XHerzog 18G3. Ich hä" es Mal, wie ivenn-ich B-e"
dri" ubernacht kä" hett, einen pappigen Mund mit
schlechtem Geschmack (am Morgen) [GA. — 2. PI.,
grosse Schneeflocken, wie sie bes. etwa im April fallen
Gr; GA.; vgl.: .Schneeflocken so gross wie B-en' W.
Es wirft gad [geradezu] B-en abe" GA. Vgl. Schmid-
Chnecht (Bd III 730). — 3. Name eines Gerichtes
a) aus kleinen ganzen Äpfeln mit Schale und Stiel
und Kartoffelschnitzen, oft ungeschmalzen, in Wasser
gesotten, eine fade Speise der Armen SG. Einisch im
Herbst gibt s'-mer denn auch es Chörbli voll Uflesöpfel;
ich sell-se der Mueter bringe" für B-e" drüs z' mache".
BWvss 1863. De chausch denn uf 's Jör wider all
Wachen 21 Mol B-e" g'nage" und i" 's Herre" Wösch-
hüsli go" Sparsuppen und Arme"sele" -Weggen esse".
ebd. Im Himmel wartet-me" den Armen üf mit Stieren-
auge" und Gugelhupfe"; die Eichen aber müesse" verlieb
n'e" mit g'schwcllte" Herdöpfle" und B-e". ebd. S. noch
Joach. 1883, 112. — b) grosse Weissbrotschnitte in
Butter gebacken. Bs Kochb.
Zu 3 a vgl. die Anm. zu Chor-Herr (Bd II 1534), zu 3 b
armer Mann (Bd I 455), Bettel-, Brueder-Munn (8p. 273/5).
Beter-: = B'hor-B. Ap; ZF. — Bauwelen-: Ar-
beiter in einer Baumwollspinnerei. .Wenn es Krieg
gibt, so können die Bauelebube [in Aa und G] an den
leeren Stühlen sitzen und Rübli schaben.' N. B Kai.
1841. _ Pfüderi-: verächtliche Bezeichnung eines
noch kleinen Knaben BStdt. Syn. Pfuder. — Pfann-:
939
Bab, beb, bib, bob, linh
9-10
der Lustigmacher beim Eierlesen, der nachher die
Eier zu kochen hat GT. Vgl. Fang-Bueb und Senn
1 201 f. — „Pfnrrli-Bueb:=ja«rrit-J8. 1 Obw." —
Pfli'rggi-: sehr fetter Knabe Z Elgg (Dan.). —
Pflaster-: Junge (oder auch Erwachsener), der den
Mörtel bereitet und den Maurern zuträgt B; Gr;
Th; Z. Vgl. Pflaster-Chnecht (Bd III 728). — Pläri-:
Knabe, der bei jedem, auch dem geringfügigsten Anlass
weint, Schreihals B. Vgl. Dluri-Maidschi (Sp. 81). —
Blaterli-: Taugenichts GlM. — Blätzli-: Hans-
wurst, Maskierter, dessen Kleid aus kleinen, bunten
Lappen zsgestückt ist Bs; vgl. Bl.-Chleid (Bd III 02-1).
Syn. Blätzli-Bögg. ,Sein Bett, das aus Lappen zu-
sammengefügt ist, als ob der PI. sein Gewand dafür
hergegeben hätte.' Breitenst. — Blutzger-: Knirps
SchwE. (MLienert). — Brueder-: Bettler Z. Vgl.
Br.-Mann (Sp. 274). Mücke* tcie Br-e; grosse Brocken
(in Kaffee, Milch usw.) ZZoll. — Brülle"-: brillen-
tragender Müssiggänger ZS. Spöttische Benennung
der bebrillten Studenten, Seminaristen, jungen Lehrer
udgl. von Seite des Landvolks. Vgl. St'celdi-B., -Sprin-
ger. — Br ügel-: = Bengel-B. Gr. — Armbrust-:
junger Armbrustschütze Sunw (Schwzd. 35, 88). -
Rabe"-: Rübenesser, als Spitzname; s. Chellen-B.
— Räuber-. ,Ihr Schelm, ihr Dieb, ihr R-en!' JMahl.
1674. — Rübeli-: wegwerfende Bezeichnung eines
Fabrikanten von Rübeli-Zäg; s. Mansester (Sp. 335).
So ne* Bauele'handler bi Aarberg nide* oder gar so
ne* R. us der Morgete" [BMurgental]. B Kai. 1841.
— Galg-e-Rads- : derbes Scheltw. B (Zyro). —
Ruedi-, „Rüedi-: Wildfang", unbändiger Knabe LG.
Syn. Buedi. Gegs. „Rüedi-Maitsehi." — Hans-Rue-
(leli-. In dem Scherzreim zu einem Knaben Namens
Rudolf: Hans Ruedeli-B., Hans Ruedeli-B., wo weidist
(weide'd ZW.) dini Sehäfli? Z' Hedi'gen ene*, .:' H.
ine* (s' Welligen en, z' W. en ZW.) uf-em grüene"
Birgit (BrächliJ ZS., W., Wein.; ähnlich B. H., H.,
mach mir und dir es Tänzli, und wenn de'' Summer wider
chunnd (im Summer, wenn dcr Tag lang ist ZW.),
se strecke"d d' Chälbli d' Schwänzli ZStall., W. —
Röckli-: 1. kleiner Knabe, der noch ein Röcklein,
noch keine Hosen trägt B; S. ,Ich hätte greinen mögen
vor lauter Elend und Heimweh wie ein R.' AHaktm.
1852. Röcklibuebli seit-men Eim, der noch briegget.
GJKuun 1819. — 2. bei kirchlichen Umzügen ein
Knabe in weissem, rotem oder goldfarbigem Hemde
oder Mantel. Der weiss bekleidete mit weissem
Fähnlein bedeutet den freudenreichen Rosenkranz,
der mit rotem Gewand und Fähnlein den schmerz-
haften und der mit goldfarbigem Gewand und Fähn-
lein den glorreichen Rosenkranz Schw. — Relli-
Rölli-: Bursche, der in der Mühle das .Rennein'
besorgt S (Joachim 1881). — Rolli-: unbändiger
Knabe ( j ; Seil. Syn. Rolli.
Ri(n)-: nur in der RA. flueche", schwere*, süfe*
wie-n-en R., wie d' R-e* B; „LE.;" S. ,Es war nie
bessern Mutes, als wenn es einen recht guten Vor-
wand hatte, wie ein Rheinbube zu fluchen und zu
zanken.' AHartm. 1852. Dir [ihr] all z'säme* b'schisset
[im Kartenspiel] wie d' R-e*. B Dorfkai. 1875.
Bezieht Bich wohl eig. auf die Schiffer, Flüsser auf dem
Rhein; die Schiffleute stehen wiu die Fuhrleute im Ruf von
Flncheru und Trinkern; vgl. flvechm (liil I 1163).
Rurri-: = lliirrli-i!. I S. In allen Eggen ume"-
springe* wie-n-e" R. Wie-n-e" R. d' Stuben üf und ab
schiesse*. Schilp 187b\ — Ross-: Pferdejunge, -knecht
Al"; Sch. Ir händ jo so en schlechte" Wi", dass de*
R-e" tuet d'rab grase* Sch. Uneig. als scheltende Be-
zeichnung eines rohen, ungeschliffenen Menschen Apj
SchSL .Die jungen r-en [ungezogenen Jungen] sind
schantlicherer worten wan die alten.' 1529, Egli, Akt.
(Klage eines Z Dorfpfarrers). .Kuppler, r-er., esel und
curtisanen [zu Priestern] anstellen.' HBdll. 1531. Die
Basler Gerber sprächen Recht wie die ,r-en'. schimpft
1571 ein Basler Gerbergeselle im Ärger über die Partei-
lichkeit des Zunftgerichts. Geering 1886, 128; vgl.
Rossbueben-Gericht. Wenn Jemand an der Gemeinde-
versammlung etwas frage, so heisse es: Man ist nicht
schuldig, jedem R-en alle Heimlichkeiten mitzuteilen.
1711, ZElgg.
Chie"-r uess-, nur in der RA.: Kim glich (j seh"
wie der Apostel Paulus dem Che*ruess-B. Sprww. 1824,
em Tmte'bueb. Sprww. 1869, das ist: gar keine Ähn-
lichkeit haben. — Es gab wohl früher Hausierer mit
Kienruss.
Ritzi-: Personifikation des von Ritzinen her stür-
menden Hagelwetters W (W Monatsschi'. 1862, 48). —
Rotz-: junger Latte; frecher Bursche Gr; L; S; U.
Vgl. Schnuder-B. — Se-: derbe Benennung der An-
wohner des Boden- und Untersees, sowie des ZSees
(zumal im Munde der Stadtzürcher). Ihre Art gilt als
rauh und ungeschliffen. Vgl. Se-Gungelen 1 (Bd II
368), -Püz, ferner Gäuggel 2 b (Bd II 173). — Seich-:
Schimpfname im gleichen S. wie Rotz-B. Aa; S; Th.
— Sudel-: Bursche, dem die niedrigsten Verrich-
tungen, bes. in der Küche, obliegen; vgl. Sudel. ,Me-
diastinus, Stall-, Sudelb.' Denzl. 1677; 1716. S. noch
Choch-B. — Süffi-: Junge, der Süffi [Käsemilch]
aus der Sennhütte holt Ndw. — Säl-Buebe": Zög-
linge der Armenerziehungsanstalt ,Säl' bei BSumisw.
B Hist. Kai. 1840. — Sarr.mel-Bueb: Knabe, derauf
der Alp das Vieh sammelt und zum Melken zstreibt
BHa. Syn. Faser (Bd I 1058), Statter-B. — Senn- U,
Senne"- Ap: 1. Sohn eines Herdenbesitzers (Sennen)
Ap. — 2. = Hand-B. 2 U. S. üs-gän (Bd II 26). Hirten-
knabe Ap. — Sand-: mit Scheuersand hausierender
Knabe Bs; S. Vgl. Sand-Ghind (Bd III 348). —
Surrli-: = Hurrli-B. 1 und 3 ZO. — Obersäss-:
13 — 15jähriger Knabe, der (gew. mit einem zweiten
zusammen) Butter und Käse von der obern Hütte
(Obersäss) in die untere zu tragen hat. Er erhält
ausser der Nahrung noch Ziger zum Lohn GRHe. —
Süw-, SA"'-, Sou-, Süu-: Schelte auf einen schmutzigen
Th. auf einen ungezogenen Jungen. Schlingel Bs; B; Z.
Säu-B., Mordiö-B.! Unter-e" Bade" bringt Eine* De'.
B Dorf kal. 1861. Wenn-ich mime* irüsst, n-as das für
ne" S. war, ico mieh so in Aberelle" g'sprcngt het. ebd.
1868. Die grüene* S-e"! werden die .grünen Buben'
(s. grücn 1 Bd II 750) für ihre losen Streiche ge-
scholten BStdt (Schwzd. I 13). — A°-setz-: Knabe,
der in einer Baumwollspinnerei den Faden an den
aufgesteckten Spulen befestigt Z. Syn. Ansetze): Vgl.
Üfstedk-B. — Sch uechter-: Schusterlehrling Gr
oHe., Valz. — Schäl'-: Schafhirte Ap. — Schiff-:
Matrose. .Ein Schiffrock, als die Gallioten, die Sch-en
[in Venedig] tragen.- 1460, Bs. — Schifer-: Schiefer-,
Dachdeckergeselle. ,Aus diesen Gemeinden [Veitlins]
zeucht jährlich ein grosse Anzal Maurer- und Schiter-
buben ins Deutschland heraus.' JGdler 1616.
Schelle"-: 1. Knabe, dessen Amt ist (bei der
941
Bat), beb, bib, bot, huli
942
Messe) zu läuten LT. — 2. Zuchthaussträfling (der am
.Schellenwerk' arbeitet) L f. — 3. der Schellenunter
im deutschen, Carreanbn.be im französischen Karten-
spiel. Syn. Seh. -Gaggel (Bil 11 166). Seh. sueche*,
Name eines altern Kartenspiels L. - Zu 8 and :: vgl.
bSe /lii.h unter Jliuh r, und m ,-.
Schnei- B; Gl; Nnw, Schwier- Aa; Ar; Bs; Gr;
Th;Ndw;Z: Sehulknabe. Vgl. Schueler-Chind (Bdlll
348). Tl'/e g' schwind günd auch die Jur rerbi! Mer
sind awh bloss Sch-e" g'si* und händ für Schelmen-
streich eum Lü", du weist ja, Täpcn überchu: Schwzd.
(Gl). Sin' Schnurrante* [herumziehende Musikanten]
:' Lucern, oll Seilitiinzer, su-n-isch-er d' Gassen üf und
ab nen nachhi" g'lü/f'en wie-n Seh. BO. (Alpenr. 1827).
.Jeder Seh. möge ihn [sei ihm überlegen].' Gottii.
.Er butze ine" wie Sehuelbuebcn ab.' MLTsteri. .Cunr.
Bischofberger, genampt schuelerbueb.' 1597, ApA.
Ratsprot. Uneig.. Schelte auf einen unreifen Men-
schen, Fant Ap; Tu. — schuel -b ueb en, -buebele" :
1. sich wie ein Schulknabe, kindisch, charakterlos
benehmen B. — 2. tr., Einen wie einen Schulknaben
behandeln B.
Schilt-Bueb: Schildknappe. ,Küng Alb win ward
von einem seiner sch-en und einem edling erstochen.'
Vad. — Schorr-, in Ap auch Scharrt-: Junge, der
den Stall auszukehren, den Dünger wegzuscharren
(aus der Schorr-Gruebe" des Kubstalles in die Jauche
zu stossen B) hat Ap; GRh.; Th. Handlanger des
Melkers B. Übh. Einer, der die niedrigsten Arbeiten
und Dienste verrichten muss Ar. Em gad der Seh.
se" möse". — Schiss-: (oft halb scherzh.) Schelte auf
einen ungezogenen, mutwilligen Jungen B; Th; Z. Syn.
Schisser. — Seh iitzli"g-: schnell aufgeschossener
Jüngling Bs. Syn. Schützling. — Schlotter-: er-
bärmlicher Wicht B (Zyro). — Seh nuder-: derbes
Scheltw.. = Rotz-B. Ap; Bs; B; Gl; Gr; G; Th ; U;Z.
So-n-en Sehn, sott 's Mal halte". ,Der Sehn, will schon
ein Mann sein.' Gotth. .Die Leute in Frevligen sind
grenzenlos einbildisch. Sie sprechen über himmlische
und irdische Dinge ab, als ob die 7 Weisen Sch-en
gegen sie wären.' ebd. Gell, du dolders Schnuderbuehli,
dir han-ich 's zeigt, ebd. Ge" z' tanze", wenn Eine
noch gar d' Schueh vertlene" muess, eso ne" ehätzers
Schämdichnüt, eso ne" Sehn.! Stütz. — Schnurre"-
Z (Spillm.). Schnurri- Schw, Schnurrli- ZHombr. : =
Hurrli-B. 1 SchwE.; Z. — Schnaus-: Näscher, nasch-
hafter Junge S. Jede' Sehn, längt dran [an den Obst-
baum] üfe" und risst e" pär Schoss ab. BWtss 18G3.
D' Schn-e" sl" derhinger cho" g'si* und hei" g'ärnet,
wo er g'säit g'ha* het. ebd. 1885.
Schwarz-: 1. böser Berggeist, der in den Wal-
liser Sagen eine Bolle spielt. W Monatsschr. 18G2, 48.
— 2. der Seine, im Herrgüttli, scherzh. Bezeichnung
des Branntweins BsL. (Tierarzt Meier). — 3. ,Schw-en'
oder .schwarze Buchen' hiessen in Bs um 1G50 ge-
fährliche Bettler, Landstreicher und Einbrecher. Vgl.:
,Herr N. N. hat angebracht, wie dass durch mutwillige
Gesellen, die schwarzen Buben genannt, bei wenig
Wochen in 27 Gehält seige eingebrochen worden.'
1641, Bs Rq. — 4. Name der Bewohner des nördlichen,
gebirgigen Teils des Kts S (Bezirk Domeek-Thierstein)
Bs; S. .Die Schw-en unterschieden sich durch ihre
schwarz oder braun gefärbten Kittel; auch die Sol-
daten dieser Vogteien hatten eine dunkle Kleidung.
was ihnen den Namen gab.' S Gem. 74; s. auch BWyss
1863, 211.
Zu 4 vgl. den .schwarzen Bund' in Gr (Tsch. TS), ferner
die Graiibündner (Grigioni, Grisons) .von der gewohnlichen
in dem Land getragenen Kleidung von tucbgr&uer Färb.'
Leu, Lex. IX 117.
Spil-: Gewohnheitsspieler. .Wie gemein ist nichi
das Fluchen bei unsern Spillbuben, Fress- und Sauf-
gesellen!' AKlingler 1702. — Spann-: Hüterbube,
der das weidende Vieh beaufsichtigen und nötigen-
falls spannen [am einen Vorderfuss fesseln] muss B.
,So ein Sp. hat es noch schlimmer als ein gespanntes
Schaf. Dieses kann doch noch selber fressen, so viel
es findet, dem S^ "ii teilt man aber seine Portion aus.'
Gotth. — Span- Spö2-: armer Knabe, der (bes. auf
den Zimmerplätzen) Späne sammelt ZStdt. — Spini-
Ap; GRh.. Spinni- GT.; TnRoggw.: = Hengert-Ji. En
Spinibuebe" ha", einen Freier haben, von ihm Besuche
erhalten Ap. Wissen die .Knaben' des Dorfes den aus
einem andern Dorfe kommenden Gesellen bei seinem
Mädchen, postieren sie sich in der Nähe des Hauses
und verraten durch Rufe mit verstellter Stimme ihre
Anwesenheit. Der Verlobte hat durch direkte Be-
wirtung oder eine Gabe an Baar sich mit ihnen ab-
zufinden, worauf er fortan in seinem neuen Rechte
nicht nur nicht mehr angefochten, sondern nötigen-
falls sogar geschützt wird. Versagt er aber den Tribut,
so muss er allerlei Schabernacks gewürtig sein, wie
z. B. die Haustüre mit der Scheiterbeige versperrt
zu finden GT. Den Sp-en, die angetrunken zu ihren
Geliebten gehen, fährt das ,Thurtier' in die Beine und
grunzt sie an. ebd. Ieh ha" mi" Freud bim Tag noch
g'ha", der Sp. ist übler dra" ; er brecht de" Schlaf, ond
chonnt de'' Tag, so streckt-er-sche [sich] was 's lide*
mag. JLiLenggenhager 1830. Vgl. noch Ris-Tag.
Sperr-: Träger, schiefe Stütze (im Balkenwerk) U.
— Entstellt aus Sperr-Bueg.
Spiess-: spiesstragender Soldat; s. Basteten-
Ühnecht (Bd III 727); Spiees-Chnecht (ebd. 730). Als
Scheltwort: , Sp-en, Hollediho, Lumpen, Bürstendick.'
MLienert 1891. — Vgl. .Spiessgeselle.'
Spüsi-: spöttische Bezeichnung eines Burschen,
der gerne mit Mädchen Scherz und Neckereien treibt
ZW1.
Spital-: Zögling des Waisenhauses. 1822, Sch. —
Spott-: 1. unverschämter Bursche Th. — 2. Spötter Gl
(Gl Volksgespr. 1835). — Spitz-: wie nhd. Wer mit
Sp-e* z' Acher fart, mues' mit Sp-en egge* ZW. Laufe",
fare* wie-n-en [sich aus dem Staube machender] Sp.,
rücksichtslos schnell; dann auch: lade" [aufladen] wie-
n-en Sp>., rücksichtslos schwer Bs; B; Tu; Z. De* Sp.
machen an, Eim. Rüef nit z' lüt in Wald ie, der Sp.
chonnt omme"! JJRahm 1883. S. noch geben (Bd II 70).
Die , Sp-en' scheinen urspr. eine Spezies des fahrenden
Volkes gewesen zu sein: ,Zu den gauggleren, klotz-
pfeifferen, seilgängeren, feürsprützeren, cuenzenjage-
ren, sp-en und leirenfrauwen und anderem unnützen
gesind habend sy gelts gnug.' SHochh. 1591/1693. —
Spreng-: = Post-B. Schw. ,Das Schreiben und Lesen
ist dem armen Jungen notwendig, damit er nach der
Schule, bis er grösser ist. z. B. bei einem Herrn als
Spr. mit den Briefen laut der Adresse springen kann.'
Inderbitzi 1826. — Sprütz-: Bursche, dem es ob-
liegt, den Tanzboden mit Wasser zu bespritzen. ,Ver-
gass der Spr. einmal nach einem Tanze den Boden
943
Bab, beb, bib, bob, ball
944
mit Wasser zu begiessen, so entstand beim nächsten
ein Staub.' vonAlmen 1897. -- Sprütz]ing-Bueb:
= Schützling-B., mit dem Xbbegr. des Unreifen, Schwa-
chen S. — Staub-: Bursche, der in der Mühle den
Staub absiebt, Lehrjunge S. ,Weil selbst der St. in
der Mühle damals so gelehrt war.' Dennler 1817. -
Stubeti-: = Hengert-B. GSa. Dwr°* <l' Stattergass,
wou in alte" Zite" d' Statter und d' Meiser Stubeti-
buebe" z' Nacht enand abdreschägget [geprügelt] hind.
Albrecht 1888. — Stade"-: (scherzh.) Bewohner der
zerstreuten, auf Anhöhen liegenden Weiler Gulachen,
Grod, Hennenbühl, Lischmatt und Kreiental S f (S
Gem. 213). — Ufsteck-: Knabe, der in einer Baum-
wollspinnerei die Spulen aufsteckt Z ; vgl. Ansetz-B.
— Steckli-: 1. (spöttisch) Knabe, junger Mensch mit
Spazierstock Z. Am schnellste" gut 's [mit dem Avan-
cement] bi der Sanität. Bö ka"" hit Eine" noch St.
si* und in e" pär Wuchen isch-er scho" Oberlieutenant.
LWelde 1897. Insbes. wie Brüllen-B. Necknarae der
Seminaristen, jungen Schullehrer ZS. ; vgl. auch St.-
Mann (Sp. 280). ,N. N. entschloss sich, Lehrer zu
werden. Ein reicher, hochmütiger Bauer, erzählte er,
habe ihn da angeschnauzt: So, du wottst auch so en
St. werde", so en Tagdieb!' Evang. Wocbenbl. 1897. —
2. mit einem Stock Bewaffneter, Landsturmmann; vgl.
Bündel- und Steckli-Chrieg (Bd III 796). .Des Pfarrers
Vater war auch einer von den sog. St-en gewesen und
A. 1802 unter' dem Oberst Schmitter nach Bern ge-
zogen.' Ndw Kai. 1891. ,Die Altgesinnten, die Rot-
strümpfe und St-en, wie er [der Liberale] sie gewöhn-
lich nannte.' ebd. ,Ich will meine Rotte holen, die
Steckenbuben werden euch schon den Meister zeigen',
droht 1771 der Führer der Bauernpartei dem Rate zu
ScHwGers. — Stöckli-Buebi: Stubenhocker B. E"
Schneeballe" tuet nitwe, das" me" d'rab müesst gränne*;
St. seit-men eim, wenn er briegget; blib daheim, we""
de grad witt pflänne*. JKuhn 1819. — Stall-Bueb:
Stallknecht. Als Schelte: , Ich gehe nicht vor Gericht.
Diese St-en [die Richter] müssen mir nicht in die
Kraft [s. Bd III 788] nein gucken.' Bragger 1780.
Vgl. Ross-B.
Für-stei"-: Rekrut S. —.Vom Feuersteinschloss der
frühem Fliuten.
Wetz-stei"-: Hausierer mit Wetzsteinen Ap.
, Jetzt [zu Anfang Sommers] kommen Rechenflicker,
Gabelnkrämer, Glasträger, Käsmannen ins Dorf und
vor die Bauernhöfe; sie verkündigen das Heuernte-
fest wie die Schwalben den Frühling und selbst die
schmutzigen, verlumpeten W-en sind jetzt willkom-
mene Personen.' Ap Volksbl. 1831.
Statt-: 1. Stadtknabe, allg. Gegs. Land-, Büren-B.
— 2. kleine Bremsenart, die zum Unterschied von der
grossen Bremse arg sticht S. Syn. Schwdbli. — 2 an-
geblich so genannt nach der schmächtigen Gestalt.
Statter-: = Sammel-B. BG., Si. Syn. Statter. Der
8t. wird bes. vom Weidknecht tyrannisiert, der seine
Obliegenheiten (worunter auch das Melken des Viehs)
auf ihn abzuwälzen sucht. Er ist der Untertan Aller
und findet etwa nur am Käser, wenns gut geht auch
am Zusenn, eine Stütze. D's chlin Lunseli, d's Stattcr-
büebi, hat g'rad d' Chiieleni wider uf d's Läger usi
g'stattret g'hclie" BSa. ,Zwei Küherknechte schlössen
mit dem nachtreibenden St-en den prunkenden und
lärmenden Zug [der Alpfahrt].' Nvdegger 1890. ,Die
Sennen waren mit Melken fertig, und der St. mochte
fast nicht kommen mit Abtragen. Immer und immer
waren die Abtragmelchtorn, in welche die Milch aus
den Melkeimern zuerst gegossen wird, bevor sie ins
Gaden und durch die Folie geseiht in die Gebsen
kommt, zum Überlaufen voll. Er war aber ein flinker
Junge, der Seppli, und ein vorsichtiger dazu; keinen
Tropfen Milch verschüttete er bei seinem Geschäft,
trotzdem es fast immer im Galopp gieng.' ebd. 281.
— Strich-: Knabe, der in Kattundruckereien die
Farbe aufstreicht Z. — Verding-:= V.-Chnab (Bd III
712) S; Z. — Tinte"-: 1. Kaufmannslehrling (ver-
ächtlich) Sch. Vgl. Tinten-Schlecker. — 2. wohl = hau-
sierender Tintenverkäufer in dem Sprichwort unter
Chienruess-B.
Tore"-, in Ap auch Törli-: Tor, Narr Ap; Th; Z,
stärker als Tören-Joggel. leh bi" doch en T. g'si", das
ich [die und die Dummheit begangen habe]. .Apostel
und Prophet macht er [DStrauss] zu T-en.' AEFruh-
lich 1850. Vgl. Letz-Chopf (Bd III 413). Auch In-,
Blödsinniger, ebd. In Z im XVIU. amtliche Benennung
der Idioten. Syn. Spitäler. — töre"-buebe": aus
Mutwillen sich närrisch gebärden ZZoll. — Töre"-
bueberei f.: Narrheit, ebd.
Tisch-: Junge, der den Tisch deckt. .Der t.. der
koch, der keller, der fürtrager' richten die Mahlzeit
an. JRdep 1539. — Ditti-: verzärtelter, furchtsamer
Junge L. Die Spiegelmeise singt: D., D.! hed's-di'*
g'ge", hed's-dich g'ge"! — Tatsch-: beim Armbrust-
schiessen der Junge, welcher den Tatsch [Lehmscheibe]
anfeuchtet und die Schusslöcher verstreicht ScHSt. --
Trib-: = Menn-B. AABb. (auch von Mädchen und
Frauen); Z. ,Als er zu Acker fahren wollen, seie der
Treibbueb geschwollen worden.' 1701, ZWasterk. Proz.
— Trib er-: Treiber bei der Gemsjagd BSa. D' Nacht
feuzt-nen [den Tag beim Zunachten] über Grind u"1'
Grat, wie Tr-en d' Gemacht triben. JRomang 1870. —
I°trag-: ein Gehülfe des Glasmachers SThierst. —
Dreck-: = Süw-B. B. — Trämel-: bettelnder Land-
streicher, der sich ex voto mit einem Block oder
Balkenkreuz schleppt (Sonntagsp. 1869, 789). Syn.
Trämel. , Wegen der tr-en, lolhartbettleren und an-
deren phlyglüten und brüeder. die den lüten allent-
halben vil kummers und überbracht zuefiiegen.' 1470,
B. ,I)ie Tr-en und Schörmen, die mit ihren Huren
umherziehen', soll man aus der ganzen Eidgenossen-
schaft vertreiben. 1474, Absch. .Allenthalben in der
Eidgenossenschaft soll man die Tr-en, Stirnenstössel
und andre argwöhnige Leute austreiben.' 1475, ebd.;
ähnlich 1478, ebd. , Befehl, alle fremde Bettler, auch
die Tr-en, die sich mit gefährlicher Bosheit auf die
unsrigen legen, für und für zu weisen.' 1490, B. Vgl.
Bengel-B. 2. — Tross-: Schelte für einen unge-
schlachten, schlimmen Knaben N»w. — (Trubel-)
Tretter-: Junge, der in der Weinlese in einem Zuber
die Trauben tritt BsL. D' Tr-e", das isch doch e"
deuhenkers Völehli. Wenn si abeHrampt hei" und abe*-
g' schart in der Bockte", springe" si üfen in Wahl und
holen-eeh Bengel und Bis dort, machen e* T'iirli dervof
und rauche" die chöstlige" Niele". Z' sorge" hei*-si ja
mit; denn Tr&beli chiinnc"-si esse" grad eso eil a's si
wei". Und hei'-si en nrtlige" Meister, bringt-er am
Ölfi und Dril ne" Wampe* Brot, mllicht Ghäs nock,
auch ne* Chrücgli roll Wi*. Bas isch e* Freud und
e" G' 'schicht! Si jüchzge", me" g'hört-se ro" uitem.
WSenn. — Wiber-: Laufbursche im Mägdehaus des
915
Bab, beb, bib, bob, 1ml»
946
Elasters Muri Aa. ,W. soll Teller and anders Gschir
vom Hof ins Weiberhaus und widerunib hinauf tragen.'
AaMuxi Gesindeordn. .Ues Weiberbuoben Jahrlohn:
Kleider und täglich 1 Brot.' ebd. — Wichsi- Wi.ii-:
öffentlicher Schnhwichser LStdt. — Weid-: Hüter-
bnbe B. Über das Treiben der W-en vgl. Gotth.,
Sehulm. II '241 f. — Weggli-: Bäckerjunge, der
Semmelbrütchen (und anderes Kleinbrot Bs) austrägt,
bzw. feil bietet BsStdt; Tu; ZStdt (angeblich 1830/40
aufgekommen, 1850/60 wieder verschwunden). Es Mül
ha" vrie-n-en TU, ein unverschämtes Maul haben Z
Stdt f. — Chileh-wih- Chilhi-: 1. aufgeputzter
Bursche, der an der Kirchweih mit seinem Mädchen
zum Tanze geht L, Jüzge" wie-n-e" Ch. S. auch Ch.-
Maien (Sp. 10). — 2. Einer, der an der Kirchweih beim
Kegelspiel ein Schaf gewonnen hat L. — 3. Bursche,
der an der Kirchweih den Tanz der jungen Leute
ordnet L. .Zwei bis vier Ch-en verdingten den Chilbi-
tanz auf ihren Risiko. Sie trugen rote, seidene Hals-
tücher und Blumen, Stricke [Rosetten aus Seidenbän-
dern] ringsum.' L (Mscr.). — G'werli-: Schiessgewehr
tragender Knabe; s. PüfferÜi-B. I'h ha" mengsmol de"
Gerste'tag mitifßret, wo-n-ie* norh en G'ir. g'si" bi".
Schwzd. (THßisch.). — Underwisi"gs-: = B'hör-B.
B; Z (selten). Syn. Undervnsi'ger.
Zue-: jugendlicher Gehilfe des Sennen auf der
Alp Gr tw. ; Ndw. Syn. Guggsch. „Der geringste
und letzte Knecht auf einer Alpweide ohne eigene
feste Bestimmung, jedem andern Knechte zu Diensten
stehend UUrs." Vgl. Hand-B. — Zur Bildung rgl.
Zue-Senn.
Zers-: Schimpfname, Schelte. .Wer sellichs redte,
der lüge als ein z.' 1507, Z Urk. — Zottel-, ,Arme
Znttelbuben.' W Lied 1844. — Zweck-: Ki?abe, der
in der Bleiche die Tücher am Pflocke (Zweck) zum
Trocknen befestigt Ap.
Ge-bueb. -Hieb n.: verächtliche Bezeichnung
einer Gesamtheit, Schar von Knaben, ledigen Burschen
GrA., Pr. Das ist e" rechts Gcbüeb.
buehele" BsStdt; B; Gr hPr., Valz., sonst biie-
bele": 1. „sich jugendlich, d. i. leichtsinnig, flatterhaft
betragen, mutwillige Streiche spielen, allg." Sich wie
ein Knabe benehmen oder aussehen, das knabenhafte
Wesen noch nicht abgelegt haben, von erwachsenen
Mannspersonen Ap; Bs; B; Gl; Gr; GA.; Sch; Tb; Z,
auch von Mädchen Ap. Vgl. Biieben-Schiieh. ,Buben
müssen eben einmal bubeln.' Sch Pilger 1884. Er
büebelet norh. Der Chreste* [Christian], wo gestere"
Hastig An" hed, büebelet iioch räss Ap. 's Bebbeli büe-
belet öberlüte, Betchen spielt ganz den Knaben, ebd.;
vgl. noch über-lüt (Bd III 1505). Sehr oft unpers. ; es
büebelet noch bi-n-em, er beträgt sich noch wie ein
Knabe Bs; Th; Z. Es büebelet uf alli Witi Gn. Da
büebelet 's noch g'hörig. Abi. Büebelete" f., knabenhaftes
Benehmen, bes. von altern Mannspersonen Ap. — 2. den
,Buben' nachhangen, mannsüchtig sein B. ,Los, Röseli,
wenn du mit dem Buebelen anfangen willst, so mag
ich dich nicht mehr; geh, wo du willst; du findest
schon einen Platz, wo du aus-chiltern kannst nach
Herzenslust, sagte der Vetter.' vAlmen 1897.
buebelig B, büebelig Ap; Bs; Z, ge-büebelig
p- Th; ZZoll. : 1. knabenhaft, „noch jugendlich flatter-
haft" Ap; Bs; Th; Z. — 2. (von Mädchen) den .Bu-
ben', ledigen Mannspersonen nachlaufend BE.
Schweiz. Idiotikon IV.
buebe": 1. intr. a) den Dienst eines Blieben (im
S. \ . 4 b) versehen GrSev. : vgl. einteilten. — b) „=bue-
beien" ; sich wie ein Blieb (bes. i. S. v. G) benehmen,
„unredlich, schlecht handeln AaF.;" Z. Me" bliebet du
iiud, man treibt da (bei einer ernsten Sache) keinen
Spass ZS. Das ist (heisst) 'bliebet, z. B. von einem
Wortbruch, ebd. In ä. Spr. spec. i. S. v. Blieb 7 : Un-
zucht treiben. ,Den zenden mit huoren und buoben
unzimlich verbruchen.' 1526, Egli, Akt. ,Diewil die
jung magt buobens offenlich verargwonet ist, soll er
[der Pfarrer] si von im tuon.' 1528, ebd. ,Wo man
nicht morde, hure, 'bube, stehle und es allzu grob
mache.' JUlr. 1727. ,Sie suffen, hurten und bubten.'
ebd. ,Da eine sorglose Mutter ihrem ungeratenen
Sohn alles nachgelassen, ihne lassen keglen, fressen,
saufen, Spillen, danzen, s. v. huren, buben, aus der
Killen verschlagen.' Herzbrech. Pred. 1759. — 2. tr.
a) Jmdn als Blieben, schnöde behandeln AaZ. 1815;
ZKn., O. Er wird doch nüd meine", das ich mieh lös b.
— b) Jmdn einen Blieben schelten THßisch. Ime* Soff
hüt-er de" Bot ond 's G'richt g'schelmet ond b'btiebet.
Schwzd. ,Ir müessend mich frum finden, wiewol etlich
sind, die mich im rat buobend.' 1523, Strickl. Er
habe den Prädicanten weder .gebuobet, geschelmet
oder geketzeret', noch Zürich gescholten. 1535, Absch.
/Und soll sich die fraw tugentlich mit irein man halten
und [ihn] nit Schelmen und b., wie bisher geschehen
ist.' 1535, Sch Ratsprot. ,Der den anderen ketzeret,
geschelmet und buobet hat, soll 2 pfund [Busse] uss-
richten.' Kessl. S. noch üs-giessen 2 (Bd II 469).
ver-: durch unzüchtiges Leben verschwenden.
.Ich hab verspilt, verzert, verbuobt mer dann min
pfluog erert.' Freiburger Daniel. ,Ob Sach wäre, dass
ein Mann das Seinige verspilte, verbürgte, verschlüege,
verkneipte oder mit Huerei und Ehebruch verbuebte.'
1692, GRVDörfer.
„Buebentum n.: Knabenalter B; L."
Bueberi Bueberei Ap; Bs; Th, Büeberei Z — f.:
1. bubenhaftes Handeln, schändliches, boshaftes Trei-
ben, Bubenstück Tu; Z. ,Und was der buoberie mit
roub, mord und andrem so vil.' 1336/1446, Z Chr.
.Mit irer sprach, die man nempt rot, band si [die Va-
ganten] die menschen geblendet, uf das man nit soll
werden gwar ir büebery, die si duend triben.' Gengenb.
.Schelmenwerk, büeberei und wuest.' RGualth. 1546.
.Alle büebery und bosheit.' ebd. ,Minder occasion
zuo miessiggang, zuo biebery.' ThPlatt., Briefe. Die
Naehtbuben [von AAReinach 1680] verfolgten den
Schulmeister mit so viel .üppigen Bübereien', dass er
seinen Schuldienst aufgab. Aa Gem. S. noch Glichsneri
(Bd II 604). — 2. ausgelassenes, üppiges Leben, spec.
Hurerei, Unzucht. ,Die Kochwirte durften Niemanden
beherbergen ausser die herkommenden üppigen Wei-
ber, doch nur eine Nacht und so, dass sie ihre Bü-
berei nicht treiben durften.' 1501, BsStdt (Ochs).
,Und an dem [Zurzacher-] markt han ich vil wunder
gesechen und grossi bueberyg und ein schantlich
lasterlich ding mit den frowen, der unküschheit und
der man oftelichen dags da kein schäm [hatte] und
mit fülleryg mit essen und drinken [usw.].' 1527, Hs
Stockar. ,Das ein jüngling ein dochter, die im zur
büebery kein anreizung gegeben, verfüerischer wyse
hindergangen.' 1533, Bs Rq. ,Wer einem eman oder
ewyh etwar zuefüeren. zue den alleren helfen oder
60
Bab— linli. Babsch — hübsch, üaeli— buch
948
underschlouf geben oder in ander wys und weg zue
solcher buobery helfen wurd, der soll urab 5 pfund
Pfenning zue buess verfallen syn.' 1552, TuWagenh.
üffn. .Hat sich diser schandlich pfaff für Saturnum
ussgeben, dass er ander disem schyn sin grosse b. mit
eerenwyberen vollbringen möchte.' LLav. 1569. Pä-
derastie Ap.
bueberig: (von Mädchen) „bubensüchtig", hei-
ratslustig, buhlerisch „VO;" S. Mit ''ein Betli, wo
jung und b. isch, eha** 's auch en Änderi'g gl*. Schild
1876. ,Der übermütige, b-e Blick [des Mädchens].'
Joach. 1892.
l>ueb ig: 1. burschikos im Benehmen (von einem
Mädchen) BsStdt. — 2. = bueberig. ,Kaum aus dein
Ei, sind sie [die Madchen] b.' Gotth. ,Es nehme ihns
nur Wunder, dass der liebe Gott nicht gleich die Eva
abgeschafft, als er gesehen, wie sie geraten, und eine
andere gemacht. Aber nicht aus Mannefleisch, da sei
es kein Wunder, wenn sie b. würden.' ebd.
Buebikon: Dorf in Z. Büeblikon, Dorf in A.\.
Dazu mit Anspielung auf Bueb die RA. ro" Buebike*
si*, ;' Büeblike' diheim si", ein Grobian sein. Sprww.
1869 (Z). Dir Herre" vo* JB., die Gymnasiasten ZStdt
(Dan.).
Bobuli m.: Einer, der kindisch tut TuSteckb. —
Zur .Bildung vgl. Narröli (Sp. 785).
Büebin f.: 1. Dirne. .Über buoben und büebinen
stat kein gerieht.' 1297, GitChur Urk. ,B., adultera.'
Mal, — 2, D' Büebeni, die Frau eines Bauern, den
man 's HögerKs Bueb (s. Blieb 3) nannte ZBauina.
büebisch. An der Armenstiftung durften nur
solche Bürger Anteil nehmen, die nicht durch Spiel,
Üppigkeit oder , bübische Zchrung' [Ausschweifung]
um Hab und Gut gekommen. 1483, LStdt.
büebschis: auf bübische Weise. ,Er hat das
salz gstolen und b. beiingfüert.' Brandst. 1890, 68.
Wohl als 'büeb(i)8chen(n)es zu fassen, d. h. als adv. Gen.
des Gerundiums von ' büeb(i)achen, ,sich wie ein Jlueh be-
nehmen.' Ks lägo eine ähnliche Abi. von einem Adj. auf
•isch vor wie- in nlid. ,neidschen, deutschen, welschen.' Zum
Ausgang vgl. die Anm. zu Fahim (Bd 1 723).
bebschle": Fangsteinspiel der Mädchen. Neun
Steinchen werden in der hohlen Hand geschüttelt, in
die Höhe geworfen und mit der umgekehrten rechten
Hand aufzufangen gesucht. Die auf dem Handrücken
liegen bleibenden werden durch eine schnellende Be-
wegung in die Hand hinein befördert. Eines davon
wird neuerdings in die Höbe geworfen; die Kunst
besteht nun darin, dieses wieder aufzufangen, zuvor
aber ein vorher zu Boden geworfenes Steinchen rasch
aufzuheben. Das Spiel wird fortgesetzt, bis alle Stein-
chen aufgehoben sind BSi. Syn. barriflen, bärbstelen.
Bach, bech, bich, buch, buch.
BSch* I m. — PI. Bach, in LE. Be'ch: 1. wie nhd.
Vgl. Graben I (Bd II 07S). An'nB. gö*, im Auftrag
der Gemeinde am Dorfbache arbeiten, wie baggern,
die Ufer sichern uä. m'J'ii. Eine gewisse zarte Scheu
hält davon ab, das klare Wasser des Baches zu ver-
unreinigen; daher der Glaube: We**-me" in en B.
i"e" seicht, mues'-mer i" 's Bett brünzle* Zu. Vgl. auch
Schw LB. S. 46. Die unter Liecht 1 b (Bd III 1051/2)
geschilderten Gebräuche hei.ssen auch ,den B. putzen'
oder ,anzünden.' Füriö, der Buch brennt! D' Gäch-
Knger hend-e" a'zündt; d' Chefiker tond-e" wider lösche*
mit Ch rotten und Frösche*, singen die Knaben von Tu
Isl. am Liechtli-Sunntig. Sonntagsbl. der Th Ztg 1897,
Nr 12. Das Aufwärtsfliessen des Baches als Bild des
Unmöglichen, niemals Geschehenden: Wenn händ echt
mini Liden en End? Wenn alli Bächli de* Berg uf
ireiul! ZS. Der ,Hans am (im) B.' im Kinderlied im
S. v. Hans 1 (Bd II 1468 n.) gew. um einen Träger
des Namens ,Hans' zu necken; eig. aber den am fisch-
und krebsreichen B. wohnenden Burschen bezeichnend
(s. unten ,atn, im B.' als Familienn.): Hansel (Hunsli
ZW., Zoll., Hans Joggeli B; Zg) am Bach (im B. B;
Zg) hat lüter guet Sach (s. guet B 3 Bd II 537), hat
g' fischet und g'chrebset und amig nünt z' Nacht ThHw„
het Fischeli e' Morgen und Ghrebseli z' Nacht B, hat
Fischli g'fange* und Chrebsli hei'" 'bracht AAZein., häd
reelle* yo* fische*, häd d' Hose* coli g' schisse* ('pfiffe*)
ZW., Zoll., hat g'chrebset und g' fischet und d' Hose*
cerschisse" ZSth., häd Chröjifii (oder der Mueter en
Chräm) hei"' 'brächt ZW.; s. noch groppen (Bd II 789)
und Gründet (ebd. 776). KAA. : Ich hätt möge" de" B.
(Brunnen) üstrinke*, ich hatte sehr grossen Durst
inTn. Ich mag g'wüss nüd mer [essen], und wenn 's
aueh grad der B. ferggeti [auch wenn es gleichs. der
Bach im Überfiuss herzuschwemmte], sagt man ab-
wehrend bei Tische GrPi-. 's Geld in'n B. use* rüere",
g'heie", unnütz ausgeben Tu; ZLunn.; vgl. Sew. 's isch
in'n B. g'heit, ,ins Wasser gefallen' BsStdt. Für nen
Andere* de" Fuess in'n B. hebe*, einstehen, bes. mit
Geld GRFläsch. Ich ha" g'meint, es sei noch e'kei*
Stei'li i* da" Bächli g' falle*, noch Nichts habe diesen
Lebenslauf getrübt Th (Dan.). Wurst in B. • s. Buchen.
B' Chatz, de* Hund durch de* B. schleipfe", schleike",
zieh" (müesse*); s. Hund (Bd II 1425), Chatz (Bd III
589). (De") B. ab, fort, verloren, zunichte geworden,
allg. ,üas Vermögen des Hofbauern gehe bald bachab.'
Anderegg 1891. 's ist de* B. ab (g'gange*), es ist
nichts daraus geworden Bs; B; Th; Z. Mit Dem
geit 's (de*) B. ab, abwärts B. De* B. ab schwämme",
verloren gehen , prendre le chemin de la riviere.
Aberglaube: 's erst Risli [beim Spielen] g'gunne", alli
de* B. ab g'schwumme* Z. (De*) B. ab schicke"
1) durchbringen, verschwenden. Er schickt, was er
verdienet, de* B. ab ZWettschw. — 2) abweisen, ver-
werfen (ein Projekt, eine Gesetzesvorlage) Bs; B; Schw ;
Th; Z; vgl. Geflügelte Worte 1896, 41. B. ab mit der
niie* Verfassi'g! SiiiwE. Anz. 1898. Über de" B. (übere")
si*, in Sicherheit sein, eine Gefahr, Krisis überstanden
haben L; 'In; Zg; Z; vgl. Graben, Berg. Freu-
(ZiVJ nid z' friie, de bist noch nid über de* B. 's het
scho" Mänger g'ment, er sig über ''e* B. übere*, er isch
de** noch drin i*e* 'pletscht LH. Der B. als Grenze
der (engern) Heimat in der Verbindung ,enet dem B.'
(vgl. das Comp. Marc''-bach): ,Bitt, Herr Landtainan,
zürnend nüt, sind äuert dem B. auch noch Lütj mau
soll verachten keinen Find, dann anderstwo auch
Kriegslüt sind.' Joh.Mahl. 1674. Als ,die ennert dem
B.' bezeichnet 1763 der Z Ratsherr Leu die katho-
lischen stände oder Frankreich. In scherzhafter Über-
!M!<
l.ach, bech, bich boch, buch
höh
tragung braucht man B. auch für Strom, ja für Meer,
insofern man dieselben zu passieren hat: Wem-mer
iber der B.? d. i. den Rhein BsStdt. Df (gross/ B.,
der atlantische Ocean Bs; B; Tu; Z; Syn. die grössi
OliDitt". Kr ist über de" (gross) B. Er hei v< / i üi
in" der neue* Welt inen am grosse* B. Bs. Der B.
als Sinnbild gleichs. reichlich strömender Falle, zu-
nächst von Getränken, in der Formel wie B. Aa; B;
Gti tiRi S; Z. Most, Milch hat 's g'iß" wie B. aaOO.
Die Cime gi''d Milch wie B. S; ZS. Er saß de* 11'/"
wie B. Z. Er hed z' süfen b'sult wie B. GFient 1898
(linPr.). Dos [irgend ein Getränk] gät abe* wie B. Z.
Er häd das [z. B. Kirschwasser] nüd wie B., nicht in
grossem Quantum, Vorrat, ebd. .Der 34er floss wie B.'
B Dorfztg; vgl. nhd. ,in Strömen.' Dann auch von
andern Flüssigkeiten: Wil seh' mid dem Schösszipfel
die Trinen abbutzet, die wie B. chommend. Schwzd.
(GrPi\). Vgl.: .Weinen, das es ein B. gibt, häftig
weinen, lachrymas profundere.' Mal.; s. auch Lach
(Bd III 1002). 's ist grüsam tüppig g'si; der Schweiss
ist g'lanfc" wie B. J.Senn 1864. Endlich übh.: in
Menge, reichlich. Gelt ha" wie B. AiSuhrent. ; Gl.
.Heute gibts Tiere [Gemsen] wie B., dachte ich.' WSehs
(Gl). Jumpfere" wie B. Gl. Ich chumme" Platz über
wie B. ebd. ,Benz spielt den Generösen, zahlt wie B.'
Alpenrosen 1868 (B). — 2. fibertr. a) PL, aus der
Ferne wie Bäche aussehende, langgezogene, hellfarbige
Streifen auf der dunkeln Oberfläche des Sees, wie sie
sich bes. vor Gewitter oder Regen bilden Vw-, Walen-,
ZSee. Der Sc häd Bach, 's gid ander Wetter ZS.
Vgl. ge-bächet. — b) dim., (bei schwülem Wetter sich
bildender) kleiner Tümpel flüssig gewordener Butter
im Buttertopf; er gilt als Vorbote eines Gewitters Z.
Es häd es Bächli im Anke* (Safe*), 's Witter halft
nümme* lang ZZoll. — c) meist dim., nur in der Ver-
bindung: en B., es Bäch(e)li mache", pissen (Edspr.)
AxLeer. ; Bs; B; GiiChur, He.; „S.1* Syn. Brunnen.
Muest, wettist (e*) B. mache"? Gr. Vgl. bäehelen I.
Das W. findet sich in zahllosen Eigennamen, a) zunächst
als einfaches W. als Familienn. z.B. iuBSa.; Th, dann (meist
mit Präp.) in Orts- und Flurnamen; in Bs; G je einmal
mit Dehnung Bach. ,Am B.' Aa; B; Gr; L; G; Z (,Joh.
der Schübe! am B.' 1372, Gl, wechselnd mit ,Schüblenbach.'
1385, .Schüblibach.' 14-21). .Über B.' GrPr. ,Enent B.' B;
Zg (.Chuour. enunt baches.' 1284, U; .Ennetbachs'. Fami-
lienn. UErstf.). ,Iin B.' B; L (auch Familienn. ; .Burkart
im B.' 1382, LE.). , Haus vom B.' 1386, Schw; ,die|Frau|
vom B.' 1389. B. ,Tor im B.' B. ,Hiuder dem B.' B; GT.
.Bim B.' B (,Heinr. bi dem bache.' um 1300, Z; ,Jenni bim
B.' 1386, Obw). ,Zum B.' B (das Bs Geschlecht ,zer B.'
schon 1193 bezeugt; ,Jenui zem B.' 1394, Aa; .Jenni ze B.'
1388, Schw; ,zuom B.' Familienn. um 1400, ZHombr. ; , Ar-
nold zum B.' 1778, Obw). .Bächli' B: G; Z, ,im Bächli' B.
,Bäch' Gr; L (,ze Bech bi Sempach.' 1387); Schw; Z. .Bä-
chen' Bs. .Bachs' Z (gebildet wie ,Kciens, Kerns' uä.). —
b) in Zss. oc) als erster Bestandteil 1) von Personennamen,
den Anwohner eines Baches bezeichnend. .Bach-Hannesli'
s. Bd II 1311. ,Bach-Meier' G (,Conr. B. zu Uznaeh.' 1361).
.Bach-Mann' (Bach'me" Z), Familienn. Aa: B; Gl; L; Seh;
Schw; Tb; Zg; Z (.der B. von Zumingen.' um 1320, Z; , Alt-
heini B. von Wollerau.' 14S4. Schw; .Wilb. B. uss Feldi.'
1524, Th); damit syn. .Bacher' (.Kour. B.\ wechselnd mit
.Zumbach.' 1333, U; ,Uelin B. zu Mannenbacb.' 1539, Th)
und .Bacher' (.Hans B. aus Schwyz.' 1386; ,W. B.' 1529, S) ;
vgl. Mann / il ß (Sp. 240). ,Bach-Schmid' Z. — 2) von Orts-
,und Flurnamen, eine Örtlichkeit bezeichnend, an der vorbei
oder durch die ein Bach fliesst. .Bach-Ki' B. ,-Acher' B,
-Egg' B, .-Alp' BGr., ,-Gadeu' Z, ,-Grabeu' B, ,-Grät' B,
,-Hüs' B, ,-Laui' GQuart., ,-MtUK' B; G; Seh, ,Bacheb-Mos'
/. ,Bach Matt1 B; S, .Bichli Matt' B, ,Bach]is-Matt B, .Baobs-
Bort' ü. ,Bach-Br0gg' B, ,-Schlatt' ZHott (jatzl Btuahlig),
.-Schwanden- B, ,-Stad' (.Chuonr. an bachstade.' 1284, 0),
,-Stalden' B, ,-St8g' /.. ,-Tobel' Th; Z, .-Tal' Backtet (s. Tal),
,-Weid' B, .-Wald- B, ,-Wll.' 1277. B (jetzt Bagg-), ,-Wasen'
ZSth., ,-VVis' G; Z, ,Bachen-Zelg' ZHongg, ,Bach-Zimmer'
GKappcl. — ß) als zweiter Bestandteil; vgl. auch die Zss.
mit Graben (Bd II 679) und mit Brunnen. 1) der 1. Teil ist
Name, Bezeichnung einer Person, der Bach wäre nach einem
frühem Anwohner benannt: .Ebers-' Th, ,Ueli-' ZO., ,Iren-.'
1538, GStdt (jetzt Liren-), .Ursen-' B; Gl (.Ursin-.1 1196),
,Ursi-.' um 1400, LWillis., .Essen-.' 1360, ZHirsl. (.Nessi-.*
1420, jetzt Emig-), .Isen-' ZDynh., Kn., ,Atten-' Z, ,Otten-'
Z, ,Öten-.' 1368, SchwStein.; Z (,0tin-.' 1238), .üetelen-.'
1346, ZMei]., ,Etzli-' U", ,Otzen-' B. .Füglis-" L, .Filz-' (ä.
.Vilents-') Gl, .Yirneii-.' 1460, ZFliint. (.Viin.c, Familienn.
Zf), .Fislis-' (ä. .Vissiiins-') Aa, .Fridli-' Z, .Fritzen-' 1!,
jGnmpoIz-.' 1364, Uw, .Gonzen-' G, .Griten-' BO., ,Haber-
säten-' ZSihltal, , Hirten-' B, , Herzogen-' Th; ZOberstr.,
.Hitschis-' Obw, .Jaggis-' B (.Jakobs-.' 1279), ,Jäs-' (ä. ,.Ians-')
B, ,Jösen-' GT., .Cheller-' ZRüml.. ,Chesslers-' Th, .Katha-
rina-' S, .Littis-' B (,Littens-.' 1459), .Lütens-' G, ,Lozeu-'
ZW1., .Michels-.' 1300, Gl, .Müeds-' Z (.Miieters-' [d. i. ,Muo-
tberis-']. 1407. .Müedisbacher', Familieun.), .Mannen-' Th,
.Manessen-.' 1424, ZWied., ,Manzen-' Aa; ZFlunt., ,Moris-.'
um 14 20, SchwTngg. (.Morunges-.' um 1200), .Martis-' GRh.,
.Narren-' BO.. .Nazlis-' GG., .Beaten-' BBe., .Bnoben-.' 1577
(jetzt Burin- B; L), , Böggen-' GGommisw., .Baldis-.' 1533,
ZUnterstr., .Bernhards-' Ap; SchwKü. ; ZHorg., .Buosen-.'
um 1210, ZWied.. .Briten-.' 1337, ZElgg, .Riehen-' B; Schw,
.Rüedis-' B, .Rüegger-' ZO., .Rüegs-' B, , Remis-' BSi.. Jiii-
meliu-' BsStdt. .Rümlig-' L, .Katers-' Obw, .Ritzen-' B, ,Rue-
zen-' ZO., .Samiel-.' um 1450, SchwTngg., ,Schaffli-.' 13 11,
ZOberstr. (.Schaffli', Familienn. Z f), .Schwa-' ZMeil. (,Swä-
ben-.' 1316), .Stuffei-' ZDiet., .Starken-' G bei Burg Starken-
stein, .Diebolds-' B, , Tonis-' B, .Wiedlis-' B (.Wiechtlis-.'
1348, .Wietlis-.' 13S5), .Walters-.' 1364, Z, ,Wangeus-.'
1294, ZKüsn. (jetzt Wampiech-), .Wiuzeu-' Zg, , Wurms-- G
(,Wurinheres-.' 870, ,Wormes-.' 1304). — 2) nach dem Na-
men einer Örtlichkeit, durch die oder an der vorbei, auch
von der aus ein B. Hiesst. ,Au-' GSchännis; Ap (auch .Aner--),
.Ei-' B; S, ,Obis-' ZO., ,Egg-' ZO., ,Alp-' B; Gl; LE. ; ü,
.Eltisen-' ZMaur, .Oltschi-' BO., .Ammerten-' BSi.. .Orflen-'
ZO., ,Ergeteu-' Ap, ,Arni-' Ndw, .Erspel-' ZFehralt., .Art-'
Schw, .Itel-- [Eibental-] AaBozb. ; ZLuf., .Faletschen- G.
.Feld-' Th, .Filderich-' BSi. (vgl. Feldrich Bd I 808), .Flir-
ren-- BO., .Furun-.' 1191, L, .Forst-' Ap. .Flueh-, Fluch-'
B; L, ,Fliieli-' Ndw, ,Fluech-' ZKn., .Gil.el-' B. ,Gubel-'
ZWald, .Gadmeu-' B, .Galgen-' GrAv., ,Galtereu-' F |le Got-
U-runl, .Gummen-' BO.. .Gentel- [Gen-tal-]' BHa.. .Graben-'
Tb, .Griieb-- G, .Giampeu-' Uw. .Grindel-' Aa; BO.. .Grund-'
B; ZO.. ,HS-' Obw (vgl. Böh-Graben Bd II 679), ,Hof-'
SchwMuo., ,Hegi-' Th; Z. ,HeII-' B; Gl; Z. .Hbli-' ZObf.,
.Haldi-' Ndw, .Häldeli-' ZFlunt.. .Nordbolz-' Z, .Himmel-'
SchwMuo.: Z OGlatt, .Humligen-' L'w. .Hangel-' Z. ,Har-'
ZSeen, ,Hor-' B; Th, .Herberen-' ZOtelf., .Horgon-' Th,
.Hörn-' B; L; Z, ,HUr(n)li-' GT., ,IIütt-' (Huppach) B. .Jucli-'
ZKn., ,Jaun-' FJ., .Chellen-.' 1315, L: Schw, .Chülen-' Schw;
ZTurb., .Chimli-' ZSchwerzeub., .Chalchen-' Ndw, .Chalcheri-.'
1196, Uw. .Chilchen-' G, .Chamm-' ZHegn.. .Chammen-' G
Terzen, J'hämmi-' ZTurb.. .Kommlen-.' 1379. L, .Chärstelen-'
l', .Chapf-' ZHirsl., .Chlös-' Z (aus der Chltu kommend),
.Klüsen-' BSi.. J'hripf-' ZO., ,Chrüz-' ZOberstr., .Chrilzen-' S,
.Li-- B, J,u-' ZKn., .Breitlö-' ZAlbisr., .Laui-' BO.; Obw
I.Louwi-, Lawen-.' XVI.. UwE.), .Laueli-' Gl, .Laueaen-' BSa.,
,Loch-' B; Gl; G; ZO., .Land-' ZWyl. .Loren-- L; Z. .Liitsch-'
G. .Letzi-- G; Z, .Murren-' BO., ,Mos-' Ap; B; S; Z (,Mas-.'
1560, ZDielst.), .G.-mis-' ZPfaff., ,M6sen-' SchwHbfe, ,Müsli-'
l-ü-l ZHerrl., .Müsli-' GT., .Matt-' Ap; Gl; ZO., .Matten-' Ap;
Z. .Matteli-' BO., .Metrien-' ZBerg. ,Nord-' Ap, .Niissi-' G,
,BAchi-' Gl, .Bächleren-' SchwMuo., .Bächlis-' BO. (am .Bachli-
Gletseher'), , Boden-' ZSihltal, .Bangen-' ZMeil., ,Boll-' G,
951
Bach, bech, bich, boch, buch
952
.Büel-' B; G; Z, ,Büu-' ZKu., ,B8rg-- B; Z, ,Bergli-' Gl,
,Burg-' B, ,Bütz-' ZUrd., .Blatt-' (lilappech) B; LE., .Blatten-'
Ndw; Z, .Brücl-' Ap; Z, .Brand-' Ap; Z, .Brttatel-.' 1385,
ZLeimb. (jetzt Rutschig), WM. (um 1490), ,Kied-' B; Gr;
G; U; ZBB1., ,Kieden-' ZNiederwen., .Riedis-.' X. Jh., Z (jetzt
Ries-), .Kiedli-' ZPfung., .Rietli-' GA., .Kicken-' Aa; Ap; Bs;
B; L: Schw; S; Th ; Uw; Z, ,Rengg-' LMalt. (,Reing-.' um
1350), .Kauti-' Gl. ,Keit-' ZBub., .Reiten-' ZFehralt, ,Kötel-'
G, ,Röti-' Gl, ,Rüt-' Th, ,Rüti-' B; Schw; Obw; Th : V.O.,
.Braudrüti-' ZKyb., ,Se-' B; G; S; USil.; Th; Z, ,SOd-' F.
.Sack-' 7,0., .Sulgen-' B, .Saum-' ZWied., , Sumpf-' B. .Scbü-
bel-' Schw (ä. .Schiibli-'); ZEssl. (.Schübeln-.' um 1200),
.Buechscbachen-' Ap, .Schächen-' U, .Schür-' L; Z, .Schluh-'
ZBauma, .Schlatt-' li. .Schneit-' Z, .Schwandel-' Z, Schwan-
den-' ZBirm., .Schwendi-' Ap; Z, .Schwendlen-' LE.. .Stafel-'
Gl, .Staffel-' Aa, .Staufen-' B, .Stoffel-' GT., .Steig-' Ap; Z,
.Stigel-' BO., .Stocken-' ZKu., ,Stöckcu-' ZHirsl., .Stalden-'
BO.; Schw ; ZO., .G'stalden-' Ap, .Stett-' ZDüb., Zoll., .Tablat-'
Ap, .Tobel-.' allg., (.Eich-, Eschen-, Bach-) Tobel-' ZSihltal,
.Mülltobel-' G, .Tall-' Aa; L; G; S, .Tüllen-, Teilen-' Ap;
B; Gl; LE.; U, ,TelIi-' ZSiin., .Tüelen-' L; Z, , Tungel-' BO.,
,1'ungli-.' um 1370, Obw (.Tüngli-.' 1467), ,Tor-.' 1454, L.
.Türli-' ZLeimb., Stall., .Kleindörfler-.' 154:1, /.Zoll., .Tracht-'
BBr., , Trift-' BO., ,Tschingel-' Gl, ,Chalberweid-' ZKn.,
.Nachtweid-' ZOberstr., ,Rossweid-' ZZoll., , Wegen-' Seh,
.Wile-.' 1254, Aa, .Wald-' GT., ,Waldi-' Gl, .Wannen-' Ap;
B, ,Wengi-' G, .Winkel-' IS; L; STa., ,Werd-' Th, ,Wis-' Z,
,Wisen-' Ap; L; Ndw, ,Watt-' Ap, .G'watt-' BO., ,Züguuss-'
ZStalL, ,ZeTg-' B; ZO., .Zapfen-' ZO., ,Zäzi-' B (bei .Zäziwyl').
— 3) Himmelsgegend oder Lage uud Richtung des Laufes
im Verhältniss zum Standpunkt des uamengebenden Subjektes
oder zu einem benachbarten Orte. .Ober-, Uuder-' Ap; B;
F; G; Zg; Z, .Under-Bäeh(en)" Aa; B; L (.an Underboche.' um
1660, LHorw); W, .Oster-Bach' Ap, .Feren-' (.verren-.1 1396,
ZKn., .ferien-.' 1450, SchwTugg., ,Jürg Verren-.' 1414, Seh),
, Vorder-, Hiuder-' B; Th, .Mettel-' SchwMuo., .Metten-' B,
.Mitten-' BSa., .Mitti-' Aa, ,Nider-' B (schon 1389), , Sonder-'
Ap, ,Sund-' BO., ,Siti-' BO., .Tweren-' B, .Wyten-' B (.Ben.
Wyttembach von Biel.' 1504); L; G, .Zweren-' Seh, .Zwi-
schen-' B (vgl. Zwlspachen AaBremg.), .Zwischen-Biich' B;
Schw; Z, .Zwischen-Bächeu' B. — 4) Form, Gestalt, Aus-
dehnung des Bachlaufes oder -Bettes. , Gabel-' B, ,Gröss(en)-'
B; SchwG.; Z, ,Holl-' ZBirm., .Holen-' ZRegensd., .Churzen-'
LE., .Chleiu-, Chlin-' B; Z, .Chnie-' B, .Chruinm(en)-' Ap;
B; L; Th; Z, .Langen-' Aa; Z.Eglis., Hirsl., 0., .Läng(en)-'
li, .Liitzel-' Aa; GRh.; Schw (,lüzelun-.' 1310), ,im Meren-.1
um 1380, LE., , Breiten-' B; S, .Spreiten-' Aa; BO.; G; Schw,
,Tüf-' SchwMuo., ,Tüfeu-, Tiefen-' Ap; B; SchwG.; Z, .'le-
ger-' Aa (vgl. Teger-Mos Sp. 470). Auf den tw. verborgenen
Lauf beziehen sich: .der verloren B.' BSi., .Blinden-' B.
— 5) Bewegung oder Ruhe des Wassers. ,Fül(en)-' BHa..
Si.; F; L (.Jenni Fulbach.' 1387); S; Z (Syn. Fül-A.h Seh),
.Fall-' Ap (Fol-); B, .Fallen-' B; G; Schw; Ndw, .Wasser-
fallen-' LE. (vgl. auch Bd I 749), .Fell(eu)-' li ; Ndw, ,Felli-'
ü, .Fleder-' B, .Sei-' Ap, .Schön-' LE., .Schicss-' B, .Schutz-'
Ap, .Schnerzen-' B; 1522, Th (,Schnerza-'), ,Sehrä(w)-' Gr
Pr. ; GVilters (mhd. schraejtn, spritzen), , Schreien-' Gl (vgl.
Schreien-Graben Bd II 679), .Schreiten-' BFrut., .Staub-'
BO. ; LE. (vgl. .Rued. der Stoupbacher von Schwyz.' 1309,
Urk.), .Staubi-' Ndw; U. .g'stübt B.' SchwMuo., .Stillen-' B,
.Wägen-' L (.Jos. W.' 1443, GR.), .Wall-' Aa; li; Z, .Wallen-'
(oder = .Walchen-B.' ?) B; LE. ; Z, .Walli-' W, .Wellen-' B.
— 6) zeitliche Verhältnisse, Wasserstand. ,Alt(on)-' BSi.;
GRh., T.; Schw; Z, .Voll-' B, .Füllen-' li, ,Mai(eu)-' B; ü
(vgl. M, ,;-/!,,, nu.n). .Selten-' B: LE.; SchNnk.; ZEgl. (vgl.
Selten Hast und s. Bluntschli, Mem. Tig. S. 218). .Schwtni-1
LEschenb., .Stäten-' L, .Dünnen-' AaF. (vgl. .I'ol. Tunibach.'
1399, Schw, ,Welti Tünbacher.' 1459, GStdt), .Uürr(en)-'
B; LE.; Schw; 1196, Vw (.Turriu-'); Zg; Z. .Wasser-' B.
— 7) Wirkung des Laufes. .Übel-' Gl (.über den üblen b.'
1471/1807, Gl LB.), .Leiden-' W, .Bösen-' B, der ,StBös-
liach' S, .hos Bächi' G1L., .Ribi-' U, .Rufi-' GWe.; Schw;
Zg, .Risi-' SchwG., .Ri's.h2-' [aus Riss-] ZKüsn., .Schub-,
Schüppach' (vom Geschiebe?) li (fünfmal); ZAndelf., .Wild-'
li; Z, .Wilden-' (auch Willen-) B, .Wüesten-' BSi., .Wild-
wüesteu-' Gl. — S) Aussehen des Baches im Allgemeinen, Be-
schaffenheit des Gewässers in Bez. auf Färbung, Temperatur,
Geschmack, Reinheit usw. .Finster-' Z, .Gump-Bachli.'
1315, I. ,Gonten-Bach' B; ZSihltal (mit vielen Tümpeln),
.Gunten-' Aa; ZSchwerzenb., .Grflen-' BO. ; G, .Heiler-' Z.
,Chüel-' B, ,Chalt(en)-' B; L (,Kalpach.' 1276); G; Schw; S;
Th; Z, ,Lüter-' Aa; B; GT.; S; Ndw, .MBlch-' B; Obw
(Mal-; vgl. die Mäeh-Aa), .Milch-' B (Mit-); U, .Mues-' B
(vgl. .Martin Muospach.' 1463, Bs), .NSbel-' Aa; ZZoll.
(,Näppel-.' 1438 u. L516), .Nidel-' Z, .Blauen-.' XIV., Schw
Tugg., ,R0t(en)-' Ap; B; LE. (auch .Röti-'); G, .IWtcu-' B;
Schw; V., .Sfldel-' LE., .Süllen-' [aus Sülchen-] li; Z, .Sfilli-'
ZO., ,Sulg-' BO., ,S.,i-' SchwLacb.; Zg, .Särcn-' Z.Stall.,
,Sör-' B, ,Sür(en)-' Aa; B; Z, .Süess-' AaBrugg, .Schön-'
SchwE., .Schonen-' G, .Schöni-1 L, ,Schwarz(en)-' B; L; G;
Obw; Z, .Schwerzen-' Z, .Dunkel-' Z, .Trueb-' B, .Trüeb-'
SchwTugg. (,by dem trüeben b.' XIV.); Z. ,1'rüeben-' li; G,
.Warm-' AaSchiuzu., ,Wiss(en)-' Aa; Ap; B; F; LE. ; Zg; Z.
— 9) Wirkung aufs Gehör. .Färz-' B, .Görbs-' GVättis.
.Gringlen-' ZEgg, .Klingen-' SchwMuo., .Chringel-' ZO.,
.Fletsch-' BO., .Rolli-' Ulsent., .Rumpel-' AaF., .Rüschen-'
Seh (,Ulr. Russen-.' 1531, Seh), ,RUseh-' BSa., .Tiimel-.'
1417, ZElgg, .Diess-' B; Gl, ,Düss-.' 1309, UwE.. .Dosen-.'
1350, SchwE., , Tatsch-' UwE., .Trümmel-' (auch .Trommel-'),
,4'rümmleten-' BO., ,Tschätteu-" BE. (hieher wohl auch der
.Tsehäppach' B, .Tscheppach' S, aus ,Tschätt-B.'). — 10) Mi-
neralien, Gestein, Erdarten uä., durch welche der Bach fliesst
oder die er führt. ,01-' B ; vgl. Unschlit-Bnmnen, .Fels-' Z,
.Felsen-' Gr .Gold-' Aa; Apt; B; ZKüsn. (ßdpech), ,Gand-'
B; U, .Rotgaud-' Gl, ,Gries-' B; Seh, .Herd-' li. ,Chis-' Z
Wald, ,Krien-' L, ,Kries-' ZVolkenschw., .Leim-' Aa; Ap
i/.,., .,i-); B (Leu-); Th; Z (.Lein-.' um 1330). .Leimi-' Ndw,
.Letten-' ZO.. .Mueren-' F, .Sulz-' Aa; Ap; Gl; GT. ; Uw ; Z.
.Saud-' Aa: Ap; Gl; L; Uw; Z, .Schlier-' B; L; Schw; Th.
.Schlieren-' Obw; Z, .Stein-' B; F; L; G; SchwE.; S; Th; U;
Z, .Steinen-' B; Z, .Steini-' B; Gl; L; Ndw; Zg, ,Tuf-' BGr.
- 11) Pflanzenwelt. ,1"-' Aa; B; GT.; Schw; S; Z, , Eich-'
ZB. (.Peter Eich-.' 1530, SchwKüsn.), .Eichen-' Aa, , Eichel-'
Ap (.Eichi-.- 890), ,Eichli-' Th, ,Emd-.' 1502, Z (bei Emd-
wiesen), .Erlen-, Erli-' Ap; B; L; Zg; Z, .AscIi-', auch
.Aspach' d. i. ,Asp-' ZMaur. .Esch(en)-. Eschi-', auch .Asch-.
Osch(cn)-' Aa; B; L; G; Schw; S; Zg, hiezu auch .Mösch-'
(aus ,im Ö.') S, doch fällt hier z. T. auch Eseh II (Bd I 569)
in Betracht, .Feld-' Z (.Velebach.' 873; zu mhd. vekwe, Weide),
.Faren-' ZElgg. ,For-' lä. .Foren-') ZZoll. (Farptch), .Gersten-'
BO.. .Gictzen-' S, .Heu-' li ; Z, , Hagen-' Bs (Geschlechts-
name BsStdt. schon 1528), .Holder-' Z, .Holz-' B, ,Buoch-
holz-' Ndw, , Hasel-' L; ZKn., .Haslen-' B; Z, .Hesli-' (ä. ,He-
silin-') Z, .Kien-' BO., ,Laub-' B; G (vgl. .Loppach.' um 1450
L), .Lieli-' Uw, .Lielis-' B, .Lind-' (Limpech) B; L; S, .Lin-
den-' Uw; XIV., ZWipk., .Linsi-' (Lisi-) L (vgl. .Jos. Lcisi-
bach.' L Amtsbl.), .Lies-' B (zu mhd. liesehc, Sumpfgras),
.Latt-' SchwE., .Latten-' G. .Nessel-' B ll'rk.). jetzt tfcsselr
bank, .Nessleren-' F, .Nuss-' Aa, .Bucch-- Aa;Z, .Buecheu-'
Ap, .Baum-' (Born-, Rum-) II; Zg; Z, .liiiinl.clcu-' Z Obf.,
.Biuz-' ZOrlik.. ,Bir-' B. .Birli-' Ap, ,Birm(en)s-' ZElgg (vgl.
Birmensdorf aus .Biriboumesdorf ), .Böscheu-' GMogelsb.,
.Iilackerli-' SchwMuo., .Grindsblackeu-.' ebd., .Bräm-' B,
.lirum-' Gl, , Roggen-' (.Hans R.' 152S, S; vgl. .Weruh. von
Rochen-.' 1177, Z Urk.). ,Ror-' B; F; L; V ; Z. .Rorcn-'.
Familienn. 1531, Zg. .Sali-.' um 1550. LNeud., .Sillen-' Z
(Personeun. .JörgS.' 1017, Z), .Sempach' BSchangn.; L, ,Sem-
bach' AaF. (mhd. temde, Binse), ,Schanielen-' |Hopfeu-] Gr
(Tsch. 36). .Schellen-' II. .Scheiii-' li ; Th, ,Scherlig-' L,
.Haselstüd-' ZWetz., .Tann-' 1, (Tampaeh) ; Z, .Tannen-' Z,
.Tännli-' L, .Widen-' li ; G; Seh; Z, .Würzen-' L (vgl. das
Würzbrunnenbächli ZKüsn.), .Wasen-' Z. — 12) Tierwelt.
.Ägersten-' Th (.agelstnren-.' 11171. .Enten-' li; SchwE.,
,Ur-' Ulla, (s. M I HO). .Otter-' lis ; li, .Fuchs-' ZF.. W.,
.Vogel-' HG.. .Finken-' II, , Ferren-' ZVYthur. .Fisch-" Aa;
li; L; G (vgl. .Andres Fischbacher.' 1531, GT.); Th ; Z,
U53
Bach, bech, bich, boch, buch
954
.Guggers-' liii , ,Gans-' l>. Mas-' GQuiot., .Geiss-' Aa; B,
.Geissli-' Th, ,Gropp-' B, ,Han-.' um 14.">u, SchwTugg.,
.Hüeuer-' 15; Z. .Hirschen-' ZKn., .Hasen-' BO.j LE.j G,
.Chiic-' G; Z, ,Chatz(cn)-' Bs; B; Z. ,Chrä-' Z, .ChrSbs-' /
(öfter), '.l'hrutteu-' B; SchwG.: Z, , Laich-' B, .Lämmer-,'
.Lanier-.' 1607, (J, .Leutschen-' ZÖrlik. (s. Bd III 1535),
.Marder-' B, .Meisou-.' 136S, LE., .Bibereu-' (alt .Biberach')
B; L, ,Bär-' BO. ; L, , Bären-' Ap: BG.; IwK.; Z, ,Keh-' B,
.Binder-' B. ,Ross-' B (Rmck-) ; SchwMa. f/Ä<w-;, um 1400,
SchwTugg. (auch ttus-a ck) .- 1407. Uw; ZHerrl. (Röschpech,
urk. .rospach'), z. T. bleibt auch (Hanf-, Teuchel-) Bons zu
erwägeu; ,3ou-' GO.. .SeliMi-* ZUrd., .Schär-Bächli' Zllorg..
.Schwiu-' B (vgl. Sehmfn-Grueb Bd II 696), .Stieren-' l'wK.,
.Wolf-' Aa; Z. — 13) menschliche Kultur und Tätigkeit.
.Er-' 11; 1407, Z (zu cren Bd I 404), .Färb-' G, .Furt-'
(durch den eine Furt geht) Aa; Gl; ZW., Zoll, (schou 1330),
.Gelten-' BO. (.Gelten-Bächli.' 1533, ZHott), .Gerben-' Th,
.Gerwer-' SchStdt (.der Tanuer- oder G., so durch unser
Stadt flüsst, by den Alten aber Durach.' Rüeger), .Gcrwi-'
Ndw, ,Gätzi-' SchwLach., .Chol-' (im .Chollertobel') Ndw,
.Choller-' ZO., .l'haleh-' SchwE., .Chemie]-.' 1380, GK. ; 1520,
GT., ,Chäs-' Th. .Chäseren-' ZDiirut., .Chessi-' Schw Höfe,
.Chessel-' GAltsfc, .Lotter-' Schw; Z (s. Bd III 1503), ,Mäl-'
Th, .Mülli-.' allg., ,Mür-.' 1510, Seh, .Bildli-' GrD. (wo
früher ein ,Bild'), .BEttler-' Ndw (Lagerstelle von Vaganten),
.Bleichen-', jetzt Bleien- B, .Bleikeu-.' 13S0, L (Var. .Bleichi-');
G, .Brueder-' Ap (vgl. Bettler-), ,Brugg-' Aa; GTa., T.; ZHerrl.
(Bruppech); daher Familienn. .Bruppaeher', früher .Brugg-
bach(er)', .Briigg-' (Brüppach) B, .Briiggi-' Obw, .Briiggel-,
Brügglen-' B (Bäche mit Brücken im Mittelalter nicht ebeu
häufig). .Bruuu(eu)-' Aa; B; Z, .Neubruuuen-' Z, ,Nün-
biuuneu-' ZSün. (entsprechend dem 'Evvsdxfouvog zu Athen).
.Brunni-' U, .Brunn-' B, ,Brünui-' Z (Bäche als Bronnen
dienend oder Brunnen speiseud), ,Rüz-' ZSün. (wo Hanf ije-
rözt wird), .Siechen-' B; S t; Zg (au dem einst .Feldsieche'
wohnten), ,Secht-' ZBül., .Sagen-, Sagi-' Ap; B; Ndw; U; Z,
.Senn-' ZHütt.. .Schilfen-' Z, .Schllfi-' GKh., .Schmid-' G,
.Schmitten-' Aa; B; Z, .Schwelli-' F. .Spüel-' B, , Stein-
stegen-' ZSchleiü., .Stamp-, Stampf-' Aa; B, .Stampfen-' Aa;
Z (.Stamffe-.' 946, .Stampfi-.' 1283; vgl. Ofenhüs Bd II 1705),
.Stampfi-' Aa, .Stempf-' Ndw, , Stempfei-' Aa, .Tanner-' Seh
St.lt. .Tränki-' B; ZGrün.. .Weier-' B; Z, .Wereu-' ß; Z
I.Werreu-.' 1347), .Weri-.' 1315. ,WUeren-, Wüeri-' Z (B.
mit Uferdäuimen), .Wasch-' B, , Wusch-' Th, .Zuber-' ZDorf,
.Ziegel-' Aa. — 14) Beziehung auf Rechtsverhältnisse. ,End-'
AaVilL, .Ort-' BO., ,Fri-' B; 1300, L; G (keinem Grund-
herrn gehörend), ,Frien-' Ap; G; Schw, ,Frö°-' Z (dessen
Fischertrag einem Grundherrn angehörte). .Herren-' BO.,
,March-' BO. (scheidet Adelb. und Frut.); LE.; GRh. (.Marah-.'
831, ,Marh-pach.' 886, .bis an den b., den man Markbach
heisst, zwüschet Wartensee und Stad.' Vad.); SchwKusn.;
Z zw. Rüsehl. und Talw. (vgl. auch Mitten-, Mitti-B. unter 3
und Mettel-Graben Bd II 679), .Pfaffen-* B, .Scheid-' B; L
(zw. Greppen und SchwKüsn.l; Th; ZSihltal, ,Zil-' B; G.
— 15) (Aber-)GIaube, Sagenhaftes. .Alarünen-' Gr (Tsch. 16),
.Heiden-' ZGrün., .Heilen-' SchwKusn. (.Heilebächli.' 1561);
ZHorg. (.Heili-.' 1343; vgl. .Heilbrunn'), .Jung-' W; vgl.
Juiu/brunnen, .Chindli-' SchwMuo., .Erdmännli-' ZElgg, ,Toten-
Bächli' (auf dem Kirchhof von St Stephan) B oSi. (Sage dar-
über bei Jahn 1857, 647). — 16) keltisches Sprachgut.
.Ar-' BO. (Quelle der Aare); Zg; ZKn., Meil., ,Arren-' S,
,111-' S, ,Tün-' Th (bei Thundorf), ,Tür-' B; um 1400, Schw
Tugg. ; Zg. — Mehrfach ist B. als 2. Bestandteil pleonastisch
hinzugefügt: ,A-' L; G; Zg; Z (öfter), .Altachen-' B, .Geret-
ach-' F, .Kempt(-Bach)' Z, .Rön(-Bach)' L. In andern Fällen
ist B. an Stelle von älterem Ach (Bd I 63) getreten, so in
,Röti' (d. i. , Rotach') Ap; L neben , Rotbach'; vgl. auch die
Schreibungen .Vispach' und .Vispbach' W. Wenn HBull.
1572 .Ibach- mehrfach als f. braucht, so mag der Grund
hiefür ebenfalls in .Ach' (Iw-ach) zu suchen sein; deuu für
das sonst auf deutschem Boden gut belegte weibliche Ge-
schlecht fehlen hei uns sichere Belege; vgl. noch den Fa-
milienn. ,zer Bach' Bs. Auf affektierter Nachahmung beruht
wohl: .Ich fiil.ro dem sanften Slmm riner klaren ISache, die
ihr Wasser um die Wiesen hör umzingelt' Discourse 1712.
E-Bach: Dorfbach. .Item si haut ein langwatt
in dem e., da mügent si Tischen, wie urnl wenn si
wentl.' 1393, ZOberhausen Oll'n. Vgl. .Betreffende den
Begraben, so man die Langwatt nembt.' 1623, ebd.
(Lehenbrief). — ■ Fontäne"-: Bach, in dem reines
Quellwasser fiiesst LE. (St.b). — Giess- s. Giessen 1
(Bd II 470). Noch als Bachname BO.
Hunger-: Name von Bächen, die nur zu gewissen
Zeiten (in nassen Jahrgängen) fliessen, was dann als
Vorzeichen einer Teurung gilt Z Hausen, Wangen,
Zoll. Syn. Seiten-Bach, Hunger-Brunnen.
S. Mem. Tig. 1742, 218 und vgl. den 'Ava7:a')6ü.sv9c;
bei liodona, dessen intermittierendes Fliesseu zu Orakeln
diente.
Luge"- BSumisw., Lugi- BGr., Zimmer w.: B., der
.nicht nur im Winter gar nicht fiiesst, sondern auch
im Sommer zuweilen absteht und gleichsam zu lügen
seheint, da er doch Wasser verspricht.' JRWvss 1817.
.Nicht weit von dein untern Gletscher war noch vor
wenigen Jahren ein zu Zeiten laufender Brunn, der
Lügibach (d. i. Lügenbach) genannt, welcher oft plötz-
lich mit grosser Gewalt hervorsprang und sich auch
gleich wieder setzte.' JJScheirhz. 174ö. — Vgl. das
Syn. .Narenbach' bei Schöpf, tir. Id. 24.
Neben-: Seitenbach; \g\.Tröl-Bacli. .Denen Land-
wasseren oder Nebendbächen.' B Schwellenordn. 1766.
Bann-: einem Grundherrn gehöriger, den Andern
für den Fischfang verbotener Bach, ,1m Sennwald
hat es etliche Bach, darinnen öfters schöne Forellen
gefangen werden. Dieses sind Baunbäch und gehören
in das Schloss.' 1741, BTomann. .Das banbechli." 146U,
LSemp. — Rege"-: nur bei Regengüssen flicssen-
der Bach. .Der Zilibach nebst andern Regenbächen.-
Uw Gem.
Sär- LW.; Ndw; ZO. (neben -ä-), in ScHwKüsn.; Zg
auch Ar-, sonst Sär-Bach AaSL, Wohl.; Bs; LW.; S;
Ndw; U; ZO., S., -Bach ScHwGers., Küsn. ; U, -Bache"
AABb., F., Ke.; VO, in AaWoIiI. auch Scirc'-Bache"
— m. Ndw, sonst f.: 1. Sumpf bach, Bach mit Ge-
schiebe. Vgl. Sar-Graben (Bd II 682). .Walt. ze dem
Sarbach.' XIV.. L Propsteirod. ,An den langen acker
zuo dem sarbach.' 1363, Aa Urk. ,1m Sarbach.' 1653,
AAWett. Klosterarch. ,7a Mannwerch Wisen im Saar-
bächli.' 1696, ZNiederwen. — 2. Sehwarzpappel. Pop.
nigra. aaOO. Syn. Alber (Bd 1 186), Sar-Bollen, -Baum,
Saren, Bach-Soren, Särlen. Auch: Pop. pyr. (ital.)
Aa; SG.; ZO. .Zum Verkauf: Nussbaumladen, Birn-
baumladen, Sarbachladen.' 1863, AaFH. Zeitungsins.
X'huonradus ze den sarbaehon.' 1260, ZKn. Urk. .Da
er [der Vogt] ze Tottikon under dem s. ze gericht
sass.' 1421, Aa Urk. .Tannen, Sarbach, Ahorn.' 1531;
17o7. Jesaj.; =,C'ypressen, Platanen und Buchsbäume.'
1882. .[Eine Stange] aus massholteren oder sarbachen
gemacht.' Vogelis. 1557. .Populus Candida, ein s. ge-
schlächt.' Fris. .Ein bogen und behalt mit zweien
dicken türen von sarpachenem holz.' 1588, SchwE.
Klosterarch. ,Die Papel, Pele, S., populus alba.' Red.
1662. .Stock und S-en us dem Furt hinweg zu rumen.'
1671, AAWett. Klosterarch. ,Auf Riedern und Mosern
sollen Wydstöcke und Sarbach gesetzt werden für
Brennholz.' 1717/1757, Z Ges. .Diese Seite wird durch
Pflanzung der Saarbachen (Alberen) befestiget.' Gr
Sammler 1779. .Von den Weidenholzarten, bes. der
!•:,:,
Bach, bech, lieh, buch, buch
95(J
S-en, an einigen Orten auch Sehwarzpapeln oder Al-
bern genannt.' Z Forstordn. 1807. — 3. Familienn.
.Enzo S.' 1389, BStdt.
Zu 2. .Mlid. mrhach'boum). Als analoge P'älle, wo der
Standort zum Kamen der Pflanze wurde, vgl. Riet-Acher
(Bd I (>7), Stein-Acher (ebd. 6S), Buchteten, sowie auch Binz
u nd Riet.
Schleif-Bach: Bach, wie er sich bei Regenwetter
in .Schleifen' [Glitschbahnen für HolzJ bildet BO. -
Tommeli-: euphem. für Donner. Potz T.l Ar-Bühl.
Sjn. Tommeli. — Dumm-: fingierter Ortsn. Er ist
iml in" D., kein Dummkopf. Scrww. 1869. — Dur-
nagel-: Bach im Durnachtal Gl. ,Der Durnagelbach,
ein ungestümmes Wasser, dessen unrichtiger Lauf
denen Anwohneren vil zu schaffen gibt, dass sie bald
hier bald dort die von disem Waldwasser umgekehrte
Bruken oder Stege widerum müssen aufrichten. Di-
sem unbeständigen, nicht innert seinem Runs bleiben-
den Bach vergleichen die Einwohnere diejenigen Men-
schen, welche in ihren Verrichtungen unstät, von
einem Ast auf den anderen springen, bald das, bald
diss vornemmen; von disen pflegen sie im Sprüchwort
zu sagen: sie seien wankelbar wie der D.' JJScheuchz.
1708. — ,Diess-: torrens.' Mal. Noch als Bachname
in B; Gl. Auch Familienn. BStdt. — Tröl-: „Bach,
der Steine udgl. mit sich wälzt B." ,Tröl- und Neben-
bäche.' B Hist. Kai. 1765. — Wasch-. ,Und dacktend
zue alle brunnen und wäschbäch mitten im land.'
1531/89, II. Chron.
Lüter-bacher Bs; B; Z, -bächler Z: scherzh. für
Brunnenwasser (im Gegs. zum Wein). ,Dem Wein ein
wenig L. zufliessen lassen, um ihm die überflüssige
Hitze zu nehmen.' Breitenst.
Bachle" f.: bachreiche Gegend, als Lokalname
ZMaur. — Zur Bildung vgl. Gründien (Bd II 779), BeYglen,
Bettlen.
Bach f.: Ortlichkeit. wo mehrere Bäche fliessen,
Name der Allmend bei Schwyz.
bächele" 1: 1. stark rinnen, von Platzregen,
Quellen, Blut aus einer Wunde LHa. ;Ndw; ZO. Bi"
zum Brünneli, und bin 's Chesseli voll 'bächelet g'si"
ist, han-ich g'stünet. JRoos. Vgl. frz. ruisseler. —
2. Bächlein bilden (als Kinderspiel) B; GRh. (backte*);
Ndw. — 3. pissen (Kdspr.) LG.; „S;" UUrs. Syn.
brünnelen.
g"bächet: von Bächen (i. S. v. Bach 2 a) durch-
zogen Vw-, Walen-, ZSee. Der Sc ist 'bächet(e'), 's
Wetter änderet bald Gi.Obst. ; ScHwMorsch.; ZZoll.
Bächi: = Bach. Häufiger Flur- und Ortsn. B (s.
auch Jahn 1857, 91); Gl (,der bechiruns, die bechi-
wand.' 1560); G; Schw Höfe (,für B. bi dem sew.'
Fründ; ,zu B.' 1527, jetzt Bach), Morsch. (,Beche ob
Morsach.' 1312; .Andres Z'bächi uf morsach.' 1505;
,.Iarzyt der Bächeren genannt Z'bächy.' Jahrzeitb.),
Stein', (f.); Tu; ZBauma fi" der B.J, Feuertal., Trutt.
(Beben im B.J. Auch Familienn. Z; vgl. ,dicta de
Beche.' 1293, ZFlunt. ,Hans Bächi von Kimenhof.'
1527, Egli, Akt.
bächig I: triefend nass Gl; GSa. Syn. bach-nass.
I1'1' bi* b. worde* [vom Regen]. B. Uose*.
Bächi e" f.: häufiger Flur- und Ortsn.. = Bacillen
Ar; II; G; Z. ,Ein acker an bechlon.' um 1320, Z
Schwam. .Inner- und Ausser-Bächlen (urk. Bechlinen
1397, Bechlen 1577, ersteres ehedem auch innert dem
Goldbach).' Jahn 1857.
Vgl. Büchcl-Rüti. von einem Bache begrenzte Waldwiese
ZTurb. (dagegen Bächek-Rüti ZGrün., mit genet. Personenn.
als erstem Teil). BäeheUAcher ZEgg, Wetz, (.bechel-acker.'
1433), Über Rachel : Buchten vgl. die Anni. zu Grendel
UM II 75'JI.
Gold- f.: längliche Birnensorte, die nach langem
Liegen zitronengelbe Farbe annimmt Ap ; nach Steinra.
1804 auch in GRh., W. (,-bäcklen'). Gold-Bächler m.,
Name des Baumes Ar. — Zur Bildung vgl. Hänggelen
(Bd II 1453), Längten (Bd III 1337).
Bach ler m. : 1. Ort, wo ein Bach durch- oder
vorbeifliesst. Fluni, in ZKilchb. (urk. ,bechler'), Lunn.,
Sth. ,Ein acker, den man nemmet bechler.' um 1320,
ZHöngg. — 2. Apfelsorte Tu; s. Bd I 373. — 3. Fa-
milienn. .Mansus dicti bechler.' 1293, ZMeil. ,Lü.
bechler.' ebd. .Jenni becheler.' 1389, LRotenburg.
,Hans Bechler gnempt Guotwin.' 1443, GRappersw. -
Hieher auch die Weiterbildung: Bächleren f. Aa Mandacli ;
BWohl.
Fisch- s. Bd I 1106. — Zu dem nicht seltenen Bach-
namen .Fischbach.'
Hüs-. Nur in der RA.: Strässenlächler, U. Z Kai.
1874, von Einem, der vor der Öffentlichkeit freund-
lich, zu Hause das Gegenteil ist und Tränen ver-
ursacht. Vgl. Gassen-Engel (Bd I 333), -Lächlet- (Bd III
1004), in Bs Strössenengcl — llnsdeifel. — Sür-:
Name eines ziemlich grossen, grünlichen und säuer-
lich schmeckenden Apfels ZTurb.
Tufe"-: Name einer durch ihre Grösse sich aus-
zeichnenden Kirschensorte ZZoll. f — , Tiefenbach', Ortsn.
ZKn., O.
„Bäclilete" f.: Wiese, durch welche ein Bach
sich schlängelt LG." ,In der B.', Ortsn. LKoggliswyl.
Bach2 II, in BE. Buch1: 1. m., so viel Mehl, als
auf ein Mal verbacken wird, auch das daraus ge-
backene Brot, 10—12 Laibe BE.; ZZoll. Über de*
Wümmet hä"d-mer en B. Bröd 'brächt ZZoll. Um in
hyperbolischer Weise den grossen Reichtum eines
Bauern anschaulich zu machen, sagte man, er brauche
am Mai- oder Martinstag einen B. Brot für die Be-
wirtung seiner Zinsleute. Vgl. Millli 2 (Sp. 188). —
2. f., die Arbeit des Backens GRPeist. — Mhd. im, . -des
im. in Bed. 1. Zur Bildung vgl. Chochll (Bd III 125).
OfeD- m.: = dem Vor. 1 AaE1ii\, Leugg. ; Z Glatt f.,
O., W. En O. i* d' MülU träge* ZDielst. Der Müller-
chnevht hät-is allimäl d' Ofe*bäch 'brächt ZGlattf. .Der
Herr Pfarrer drückte mir [dem Müllorburschen] einen
Bock als Trinkgeld in die Hand, weil ich ihm den
letzten O. so gut gemahlen habe.' Stutz. , Weiher
pfister das übersehen tete, der git von jedem o-e
5 schill.' 1345, Z Ratserk. ,Wer aber jemands ein o.
zu schniden, damit er der ern erwarten möcht, gar
notwendig, der sol umb erlouptnus zum vogt gan.'
1535, ZElgg Herrschaftsr. — Miss-: Backen, bei dem
schlechtes Gebäck herauskommt. ,Wann ein begk. der
sy wysser oder schwarzer pfister, ein m. tuet, so sol-
lend die anderen meister all sölchs anzeigen.' 1585)
Sch Zunftbrief.
bach2e° — 3. Ind. Präs. backet Tu; Z — Ptc. Perf.
packet B tw.; L; S; Ndw (neben -e*); W (gibatkot
neben gibachu'J; ZO.tw., sonst packe*: 1. backen, a) im
cig. S. a) vom Brote (im Ofen). Das wenigstens im
957
Bach, be
ich,
>nch
958
Plachlande früher allgemeine, je ungefähr alle 8—14
Tage wiederkehrende Backen des Brotes für den Haus-
bedarf, seit Beschränkung des Ackerbaus durch den
Wiesenbau z. T. nur noch im Winter geübt, spielte
von jeher eine bedeutende Bolle im hauslichen Leben
und war, weil durchweg verbunden mit dem Be-
reiten der beliebten Kuchen (s. Bd III 131), bes. für
die Kinder jedesmal ein frohes Ereigniss. Hut tue"-
wer 6,j ;'' chummen en Opfelweggen über! oder wer
mache'd Bälle"-, Zwetschge'wdje" usw.. rufen etwa
Kinder auf der Gasse einander zu Z. Mindestens
einmal int Jahr, am Silvester, will auch der Arme b. ;
vgl. darüber Stutz, E. u. h. B. IV 11/16. Si band, wi
das allig noch der Bruch g'sl" ist, selber 'backet. JBoos
1892. Das B. am Sonntag gilt auch jetzt noch als
Entweihung dieses Tages. ,2 Pfd 10 ß [Busse] wegen
Backens am Sonntag.' 1558, ZObf. ; ähnlich 1675, ebd.
,Am Sabbath den Gottesdienst underlassen, Charten
spielen, Tanzen, B., den Judenspiess brauchen, sind
Sünden wider das 4. Gebott.' RGwerb 1646. ,Das
Mandat wegen des Mehlführens, wie auch des Haus-
brot- und Multenbachens an Sonntagen, des Beckens
und Weissbrotbackens halber verbleibt in seinem
völligen Vigor.' B Mand. 1728 (für THÄrh.). Auf-
fallend ist die Bestimmung: ,Es sol nieman an dem
mäntag bachen, es wäre denne so verre dass die ge-
bieter gebuttint.' um 1380, THÜiessenh. Stadtr. Das
B. geht gewöhnlich auch grossen .Werchen' wie dem
Heuet, der Ernte, der Weinlese voraus, auch der Hoch-
zeit. Ein Erdmännchen jubelt: , Heute wasche ich,
morgen backe ich und übermorgen führ ich die Braut
heim!' Lüt., Sag. 476. Über das Backgeschäft übh.
vgl. Volksbibliothek VIH 38 (Bern 1843). Die ein-
zelnen Verrichtungen beim Backen sind der Reihe
nach hebten, anteigen, chneten, üsbröten, inschiessen,
endlich usen-nen; s. noch FStaub, das Brot 22 ff. Das
B. gilt als Kraft- und Geduldprobe: Wer guet hacket,
auch guet backet L (Ineich.). Es fällt gew. den Frauen
zur Last. Wenn d' Wlber wüsche» oder b., so müesse"
sich d' Manne" zum Häs üs mache" Aa. .Die Weiber
sind gemeiniglich selzen und böse, wann sie waschen
und backen.' Jahrl. Hausrat 1779. Der beim Backen
zu Tage tretende Segen und Vorrat regt zur Frei-
gebigkeit an. Kinder, Nachbarn, Bettler usw. em-
pfangen ihren Anteil, bes. von den Kuchen Z. Wenn
i°* b., muest es Weygeli ha", sagt das Kind zu dem auf
der Hand gehaltenen Marienkäferchen Aa. ,An vielen
Orten wird, so oft gebacken wird, ein Brödlein für
die Armen extra bereitet. Zudem wird auf erinnerungs-
reiche Tage wie Namenstag des Hausvaters oder der
Hausmutter, am Jahrestag der ehelichen Einsegnung.
vor oder nach der Kindbette, wenn Jemand im Hause
krank oder gestorben oder wieder gesund geworden,
an Jahrzeittagen der Voreltern, in der Heu- und Korn-
ernte, bei Sichel- und Flegellösi, an den Quatember-
tagen, an der alten Fassnacht, in der Fasten usw. für
die Armen gebacken oder etwas Besonderes für sie
gegeben' L (Ineichen). Vgl. auch Mutsch (Sp. 599).
Allgemeinem S. haben die RAA.: Verlass-di'" nw
und bach nüd! lueg denn, ob (oder wie lang dass) d'
Bröd heigist! Mahnung zur Vorsorge Z. Er het die
best I"richti"g, nw kei" Mel zum B., die Hauptsache
fehlt ihm ScHSt. Wohl urspr. auf die Zeit vor dem
Herumgehen des St Nikiaus bezieht sich die mytho-
logische RA.: der Samichlaus tuet b., wenn der Abend-
himmel bellrot gefärbt ist Aa; S. S. noch Ofen (Bd I
llii), choehen (Bd III 126), ebneten (ebd. 765), malen
(Sp. 168). Dem Backen im eigenen Hause steht für
gewisse Gegenden die Einrichtung gegenüber, das
Brot der Kehrordnung nach in einem gemeinsamen
Backofen (s. Ofen-, Bach-Hüs Bd II 1705. 1719) zu
backen, so in BU. für ärmere Leute. Daher die RA.:
's gäi um nie 's B., von etwas, das die Runde macht,
regelmässig wiederkehrt ScnSt.; ZO., Wl. S. uber-
hupfen (Bd II 1493). Noch verbreiteter ist das Backen-
lassen beim Bäcker; s. darüber Hüs-Fürer (Bd I 950).
Chauf(BA III 164), Beck; HBull. 1572 II 242. .Wann
ein burger in synem hus nit bachen oder dem voggetzer
nit inschütten wellte, dass er es wol umb einen zim-
lichen Ion in des pfisters hus ze bachen geben, der
pfister es im auch b. mag, unverhindert siner mei-
steren der pfisteren.' 1530, Z Weggenzunft. Intr. :
das Brot buchet guet, se cuit bien B. — ß) von an-
dern Gebacken, Kuchen (s. Chnechen 2 a Bd III
131 ff.) u. ä., meist in der Pfanne. ,Ich kenne Einen
der dich liebt wie ein Narr und der sich für dich im
Anken bachen und mit Gabeln fressen liesse.' MLie-
nert. Ml" Mueter ist e" Chüechlifrau, und wenn si
bacht, so gibt-s'-mer auch B; Th; Z (Kinderreim). Was
icei"-mer mache"? Chatze" b., Hüener bröte", Scherz-
frage und -Antwort, wenn Kinder zusammen kommen
Bs; B. Auch als Abfertigung: Was wost go" mache"?
Chatze" b. , Basteten, fladen, wie man sy bacht.' Rüef
151il. .Seind die Fisch gesotten besser, 'bachen oder
'broten?' JCWeissenb. 1681. ,Gebacknes Brod. Wciss-
brodschnitten usw. backe schön gelb im Anken.' B
Kochbüchl. 1756. S. noch Ei (Bd I 13). Etwas ,an
die Pfanne b. lassen' 1) im eig. S. W. — 2) übertr.
mit Xeg., eine Sache, einen Handel zur Ruhe kommen,
einschlafen lassen, auf die lange Bank schieben BE.;
GT. , Michel liess den Handel nicht an die Pfanne
backen; er hatte keine Ruhe.' Gotth. ,Nichts an die
Pfanne backen zu lassen' riet JGotth. einem jungem
Kollegen, der sich über seine Amtslast beklagte. Sonn-
tagsbl. des Bund 1896, 172. Gelt, d' Ann seit-der chlär,
wo Bartle de" Most holt, löt Nut a" d' Pf. b. EFeürer.
.Unser boten habend im [dem Abt] vast wenig an die
pfannen b. lassen', ihm das Unrecht schonungslos auf-
gedeckt. Vad. ,Die [belagerten] Züricher griffend
[1352] stets mit scharmützen uf die fyend und liessend
dem frechen adel nüt an die pf. h., stuendend im
dapfer zum zil.' HBull., Tig. — f) von Töpferwaren,
Backsteinen. Von einem schlecht gebauten Hause
heisst es, es bestehe nur us 'bachenem Dreck BsStdt;
auch von einem Menschen : er sehe aus u-ie ne"
'bachenC Dreck, ebd. ,Uss bachnen oder gebrennten
mursteinen erbuwen.' Jos.Mal. 1593. , Alles mit ge-
bachen Steinen und Ziegelarbeit verrichten müssen.'
RCys. , Solche Häfelein werden von den Hafnern ge-
backen.' Kriegsb. 1644. Jrdine Krüeg, so darüber
gebaehen.' ebd. ,Sammt den bachenen Steinen.' Bs
Taxordn. 1646. — b) in übertr. S. a) mit Bez. auf
Charakterbildung oder geistige Reife eines Menschen.
57 wird ire" Ma"" denn scho" anders b., ihm schon
andere Manieren beibringen B. ,Me" wird-ne" scho"
anders b., cogetur mutare mores.' Id. B. .Noch einest
b. tat dir wol; der Teuften Narr bist; dein Batzen
kaum zwen Rappen gilt.' JMaül. 1620. ,Dem Müller
sagt mans oftermöl [s. Sp. 186], darum man dich mehr
b. soll. Hasts nit gehört?' ebd. Vgl. noch Bach-Ofen
959
Bach, becli. lj ich . hoch, buch
neo
(Bd I 112). In phys. S.: .Nun ja, du warst ein derbes
Bürschchen, so wohl gebacken, rund und frisch.'
Dössekel. — ß) Eim Eini b., einen Schlag versetzen Bs.
— 2. ankleben, verkrusten, von einer Wunde, einein
Verbände Ndw. Vgl. Bachis. ,Sy zugend [Jesu] syn
Rock ab, der was im aber in syne Wunden gebacken.'
1G19, gr. Gebet. Von Einem, der allzu ängstlich die
Zeichen im Kalender befragt, heisst es, er sei ,an
den Kalender gebacben.' Zg Kai. 1763.
Das Schwanken zwischen starken und schwachen Formen
ist schon alt: ,buech kuechen.' 1531/60, 1. Sani.; dafür .backete.'
1667. ,Der heck hat Dachen.' UKckst. ,I)ie Kiechliu siud
frisch gebacht.' GGotth. 1619. .Welches wir inen jederzyt
hachtend.' 1663, Z Weggenzunft. .Ein gebachens Brot.' JHott.
1666. .Gebachet.' EEscher 1692; .bachef (3. Sg.). ebd.
alt-bache": 1. altbacken, bes. vom Brot Bs; B;
L (im E. -et); Th; Z. Wenn 's Bröd mues' b'schüsse",
mues"-es e* chli" a. si". 's wott Mängef vom altbachne'
Bröd rieh werde". JRoos 1892. ,Denn so söllent si
ouch von disshin dristend [dreimal] in der wuchen
bachen und bestellen, dass man taglichs nüw bacherj
und alt bachen brot neben einandren vind.' 1406, B.
,Wir haben unsere Land- und Obervögt erinnert, die
überflüssige Brotbecken abzuschaffen und nur die ohn-
entbehrlich erforderende von solch ehrlich bemittleten
Leuten zu bestellen, welche dem armen Mann auch
altbaehen Brot zu desto erklecklicher Nahrung borgen
und verkaufen können.' Z Müller- und Beckenordn.
1700. ■ — 2. übertr. auf andere Dinge. ,Von Fleisch,
das nicht mehr frisch ist, riecht' Bs (Spreng). ,A.
Wasser zum Thee nehmen.' ebd. Auch von einer Er-
zählung, einem Witzwort: abgenutzt, des Reizes der
Neuheit entbehrend Bs; Z. En u-e" Grues. ebd. .Lasset,
Geliebte, den Hass bei euch nit a. werden!' FWvss
1650. ,Nicht aus altbaehenem Zorn werden lassen
einen Hass.' ebd. 1673. Von Personen: ,Die Langen-
brucker Sommergesellschaft gilt für a., d. h. man sieht
keine frische Leute, alles bekannte Gesichter' Bs
(Spreng). En Altbachne' ', ein Anhänger des Alten
ZLunn.
ver-altbachct: veraltet GT. Du bist noch nüd
v., zu einem jungen Burschen. EFeürer.
un-ge-bache" umpacke*: ungebacken. 1. im eig.
S. vom Brot: nicht ausgebacken, mangelhaft gebacken
Bs; Z. In Vergleichungen: .Welcher nit gewandlet
ist, ist grad wie ein unbachens brot.' 15-18, ThZwinger.
.Ungcwandlet leut sind, wie man gmeinlich sagt, wie
ein ungebacben brot.' LLav. 1582. .Ein Mensch ohne
Creuz ist vor Gott wie ein u. Brot, wie ein unge-
salzne Spciss.' FWvss 1072. .Jetzt bist du noch wie
ein ungebacknes Brötlin', sagt der Vater zn seinem
in die Fremde ziehenden Sohne. UBrägger 1789. —
2. übertr. a) von bleicher Gesichtsfarbe, unreifem
Aussehen BsStdt. U.üsg'seh*. We""-mer de'' miseräblig
Schnuderibueb noch-n-e"möl eso kunnt, so butz-ich-cm
Ei's in si" u. Käsg' sieht ine". — b) „ungeschliffen,
roh im Betragen L." , Bereits der halbe Teil dieser
unwilligen und unbachenen Tropfen [ungeübten Re-
kruten] sollen wider nach Haus geschickt werden.'
1637, Bs (ileusl. 1854). .Ein Rekrut geriet mit einem
versuchten Soldaten, so des jungen, ungebachenen
Landsknechts spottete, in Zank.' S Kai. 1712. ,Man
siehet allmal in Frankreich dem Ungebachnen also-
gleich den sog. Deutschmichel an.' BSvlzek 1830. —
3. in akt. S. Fanden die Brotschätze» die Brote zu
klein und nicht .währschaft', so zahlte der Pfister
3 Schill, und musste ,ein monat unbaken' bleiben, um
1550, LNeudorf. — Mhd. ungebaehen, in Bed. 2 b und 3.
hüs-: wer fürs Haus passt AABb.
1 i s - : 1. schwach gebacken Bs. — 2. übertr.. em-
pfindlich, verzärtelt. ,L. nennen die Landleute einen
Zärtling.' Spreng. ,Ach, es were ein schönes evan-
gelium. so man nieman hierinn erzürnte. Wie sind
ir gots junkheren all so lyss bachen!' Gyrenrupfen
1523. ,So ein linsbachen, maisterlos und unlidig, un-
vertraglich glichsneri ist es um disen gotlosen vasel
[die Mönche] gsin.' Vau. ,Luxui dicatus, delicatus,
linsbachen, Zärtling, wollüstig, schläckerhaftig, ver-
weilt, meisterlos.' Fris. ; Mal. ,Vile, die so gar leiss
gebachen sind, dass sie nicht die minste Anklag oder
Lesterung mit gebürender Freundlichkeit verantworten
können.' JWirz 1650.
nü"- (in BsStdt nei-Jbache" GlK.; GoT.; TuHw.,
-pache" Bs; Z: 1. frisch gebacken, bes. vom Brot.
aaOO. 's n-e* Bröd ist g'ässig und b'schüsst kes Bitieli
Z. ,Der pfister soll allweg mit dem keller anschlachen,
das das prot nit zue nüwbachen syge.' XV., G Küehen-
ordn. ,An einem Sambstag ist gut nach den Bauren-
höfen zu wandern, dann gewönlich findt man an selbigen
Tagen neugebachen Küchlein.' S Kai. 1709. — 2. übertr.
vom Schweinefleisch, wenn es noch nicht lange ge-
räuchert und daher am schmackhaftesten ist ZZoll.
Von Nachrichten, Neuigkeiten: Eim Öppis n. säge" Z;
Syn. chüe-warm. Von Menschen: ,Ein neubachener
Kerl, ein Neuling, der noch nichts von der Welt
kennt.' Spreng. Mit der Bezeichnung e" Neibachene'',
e" neibachene'' Gipfel begrüssen die Schuljungen einen
neu in die Schule Eintretenden BsStdt. — Zu nfi"- vgl.
Anm. zu Nüw (Sp. 8S3). zum präfixlosen Ptc. Bd II 41/2.
a"-: anbacken, ankleben Aa; Ap; Bs; B; Gr; L;
S; Tu; W; Z. D' Ebbire" old der Tatsch buchend Ute
i"-re" Pfanne" a" GrGi'üscIi. Der Papp ist-em am
Brusttuech a*'bache" GrHc. D' Auge" decket (Oigw W)
sivt-mer ganz a"'bachc". „'s Hömmli iseh-ew a"'bache"
Aa; B; L; Z." 's Herz sei schier a"'bachet, der Wunder-
ddkter g'seht 's scho" im [dem] Wasser a" L (Huw.
Bad. Kai. 1868). RAA. Er steit wie a"'bachet, unbe-
weglich B; S; ähnlich Ap. Er hockt wie a" pache" 7.O. ;
Syn. angehärzt. Er isch am Ofc" wie abbuchet, vom
warmen Ofen nicht wegzubringen B. S. noch Spiss.
Bildl. Die swe Fründ sind an enander a"'bachc",
halten fest zusammen AaZ.; „allg." .Leget hin die
Lugen, die euch anerboren und angebachen sind.'
FWvss 1673. ,Du bist in unserem Herzen angebachen,
lixus apud nos est animus tuus.' Denzl. 1677; 1716.
in-: einhacken, einkleben, z. B. gezupfte Leinwand
in Wunden Nnw. ,ln ingebachten Dornen.' ZitglöGG-
lein 1512.
»er-: 1. intr., sich verkleben, hart werden, ver-
harschen Ap; Z. D' Wanden, ist verbuchet. ,Lema,
angenwasser oder augenziger, die weiss, dick feuchtig-
keit, ilie sieh in äugen samlet, darvon die äugen ver-
bachend.' Fris.; Mal. und ähnlich Denzl. 1677; 1716.
,1m [dem Blatterkranken] warend ouch die äugen uf
etlicli tag verbachen.' Jos.Mal. 1593. — 2. tr., backend
verbrauchen B; Tn; Z. — 3. refl., auf ungeschickte
Weise backen, durch zu vieles Backen sich Schaden
zuziehen. .Vermeiiiind. wann sy sich uff die jars- oder
ander tag verbaehind und nit verkoufen mogind, das
961
Bach, bech, bich, hoch, buch
962
dann iler obman des allmuossens inen söllich brot
abneimnen solle.' 1547, Z Weggenzunft.
miss-: Brot von geringerer Qualität, als vorge-
schrieben ist, backen. Bussen ,um das m.' begegnen
häutig in ä. Pfisterordn. neben denen für angenügendes
Gewicht ,Wer da brot misbachet, der sol geben dem
schultheiss 3 ß und dem raut [Rat] 2 ß.' um 1330, L.
z*sämmen-: intr., zusammenkleben (insbes. von
den Augenlidern, -Wimpern bei Entzündungen) Ap;
Bs; B; Gr; Th; Z; auch bei Denzl. 1677; 1716. Von
zwei Gespielen heisst es, sie seien wie z'sämme"'bache(t)
Bs (Hinderm.); B. Bildl. : Bägge" [Weinen] und Lache'
ist :'sämme"gebache° GrD., He. (Sprw.). .Andere sagen,
dass vor Zeiten sie [die Brücke] in mitten von ein-
ander gespalten seie, und weil sie [die Bögen] von
ihnen selbs widerumb zesammen gebachen, hat man
gesagt, der heilig geist habe es zewegen bracht.' Th
Platter 1595.
zue-: intr., zukleben. .[Einem Blatterkranken]
die äugen ufwirken mit milch, [so dass] im fürter die
äugen nit mer z.' Jos.Mal. 1593. ,Es bekommen die
Kinder so böse Augen, dass sie erschweren und zu-
backen.' FWürz 1634.
Feil-Bacher: = Feiler (Bd I 774). ,Von der v.
wegen habent wir uns erkennt, dass man zwen burger
und einen pfister darzuo geben solle, die zuo den hei-
ligen schweren, das veilbrot uf allen laden zuo jek-
licher wuchen zwürend oder zuo dem mindsten einest
ze schowen.' 1417, Z Pfisterordn.
Flade"-: unzuverlässiger Mann ApL, M. — Vgl.
Hupen- und Becken-Bueb.
Chrapfli-Bacherin. .Esther Däniker, Er.' 1800,
ZStdt.
Simlen-Bacher: Semmelbäcker. Syn. Simler.
,Ludw. Hueber der s. hat vil bauwen an dem hns,
das ist der gstift pfisterei.' 1570, ZStdt.
bacheren: (ein Kind) sorgsam wärmen und pfle-
gen. ,Wo uf einer der hofstetten [in ZThalw.] ein
kint wirt, es si frömd oder heimsch, dem sol des
gottshus amtman holz geben, das die selb frow das
selb kind erlich ze baden und gebachren mug die
nacht.' um 1400, Z Rq. — Hol), botkenn, fovere iufantem
ad ignem. Vgl. auch die syn. bächelen, er-bäckeren.
Bachete" f.: l. = Bach II 1 Aa; Ap; Bs; GRPr.
(auch Bacheti); Sch; Th; Z. E" B. Mel, Brot. Wenn
's Chore" es Tau überchunnt, so giH 's g'rad e" B. mer
Mel GRPr. E" Bachetli Brot göt in der Bupfeti, ist
bald aufgebraucht GrZiz. ,Er [der Müller] habe vom
Beck die ganze B. widrum zuruckgeforderet.' 1786,
ZMeil. — 2. = Bach 113 L; Z; s. Hebel (Bd II 942).
Ofe"-: = Bacheten 1 Z.
Bachi f.: 1. = Bach II 1 GRGlar., L., Luz., Rh.,
Splüg.; W. — 2. (in GRHe., Klost, Luz., Tschapp.,
Valz. Bachig) = Bach II 2 GRSchiers. Mer heid hat B.
Bachis m.: 1. irgend ein in der Pfanne bes. aus
Obst, Teig, Rahm gemischtes und bereitetes Gebäck
ZZoll. Vgl. Gunggis (Bd II 368). ,Man macht ein
Teiggli in der Dicke wie zu B.' 1820, ZZoll. Kochb.
,Baches in einem jussel.' XV., Birl., Kochb. ,Ein
bachens.' ebd. ,Ein suppen mit ayern oder ainen
armen man. ain gebaches.' G Küchenordn. 1495. .Das
bachens oder gebachens, placenta.' Mal.; s. noch w-
mäuwen (Sp. 607). .Baches von meertribel.' 1592, Bs
Kochb. ,2 grosse Bachis' als Badenschenke an den
Schweiz. Idiotikon IV.
Z Burgermeister Waser 1065. ,An einem andern Ort
heisst mans Gebachens.' S Kai. 1709. — 2. etwas Zs-
geklebtes, Zsgebackenes, wie z. B. geronnenes Blut
einer Wunde, Augenschleim, zerquetschte Kirschen in
einer Tasche AAFri. ; Bs, Klebriges am Munde, an
den Fingern Ndw. Spee. Ausschlag am Kopf, wobei
die Haare zskleben, bes. bei Kindern ÄAFri. ; Bs; Ndw.
Syn. Brätis. Vgl. auch grodlen (Bd II 706). Auch
für B.-Chopf (s. Bd III 414): Wie darf der B. schon
e" Ma" ne"? wie darf der (fast noch grindige) Kinds-
kopf schon ans Heiraten denken? Bs (Spreng). —
3. Durcheinander übh. AaFh.
Über die Entstehung aus (Ge)bache(n)» s. ge- (Bd II 41).
Das m. Geschl. wohl durch Einfluss von Synonymen; vgl.
auch Brätis.
Opfel-: Apfelkuchen, -pudding G (-Pachis); Z.
.Apfelbachis: saure Äpfel verkocht mit Semmelmehl,
Zucker, Zimmet, Rosindli, Eier, im Ofen gebacken.'
1820, ZZoll. Kochb. Vgl. .Gebaches von öpfelküechli
ald sunst.' G Küchenordn. 1495.
Sunne"-: Gebäck, das zu schwach (nur wie von
der Sonne) gebacken ist BsStdt.
Wi--. ,Weinbachesli: l/* Pfund Mehl, 4 Eigelb,
4 Löffel Zucker, so viel Wein, Vi Anken, ein Teig
gemacht [usw.], im Ofen langsam gebacken.' 1820,
ZZoll. Kochb.
Anke"-bachnigs n.: Buttergebäck Aa. Es het
i" beide" B'hüsi'ge" inne" gar herrlich no [nach] Anke"-
bachnigem g' schmückt.
Ge-bäch n. : Gebäck. .Welches pfisters brot sie
zu ring oder am g. nit recht finden.' XVI., ZWthur
Stadtb. ,Das G. für das Zuchthaus lieferte die Pfisterei
des Waisenhauses.' XVIII., Spvri, Wais. S. noch from-
men 3 (Bd I 1296).
Safran-. ,üass das S., d. i. dasjenige Brotgebäch,
welches eine 1. Zunft zur Safran vor dasige Zünftere
verfertigen lasset, unter samtlicher Meisterschaft be-
sagt E. Handtwerk der Pfisteren ohne Ausnahm wechsel-
weis umgehen möchte.' 1749, Z Weggenzunft.
bächele" II: Dim. zu backen. 1. sachte, behut-
sam, mit Behagen hacken (auch kochen) Gl; Tu.
D' Mueter bächelet-em immer, bäckt oder kocht ihm
etwas Angenehmes Gl. Das ist g'gange" mit B. und
Brüsele", mit Backen und Braten, z. ß. auf ein Fest-
mahl hin. ebd. — 2. intr. a) sich sachte ausbacken
Tu (von Gebacken). — b) wachend noch einige Zeit
behaglich im Bette liegen GTa. Syn. müderlen. —
3. ein schwächliches Kind mit aller erdenklichen
Sorgfalt pflegen „G;" Z (auch bächlen).
Mhd. in Bed. 3 (auch schwäb.); refl. : sich wärmen,
sonnen; ahd. paehilön, refocilare. S. auch bacheren. Zur
Bildung vgl. chüch(e)tcn (Bd III 127), br&tlen.
„ ü f - : = bächelen 3 G. "
er-: einen schwächlichen, kränklichen Menschen,
bes. ein kleines Kind durch bächelen (i. S. v. 3) am
Leben erhalten, davon bringen Z. Syn. er-bdjen.
ver-: durch überflüssiges, zum Wohlleben dienen-
des Backen verbrauchen Th, übh. liederlich durch-
bringen, auch durch Trinken Ap. Vgl. ver-chüechlen
(Bd 1H 144).
bächig II: gut backend, von einem Ofen ScHSt.
(Sulger).
Pächni f.: eine Art Kuchen, feineres Gebäck
Gr UVatz.
61
9G3
Bach, hcch, bich. boch, buch
964
Bachant m.: fahrender Schüler. Oft als Typus
der Zuchtlosigkeit und Rohheit. .Wenn einer gedenkt,
wie dise bachanten [fanatischen Lutheraner] sich jetz
haltend gegen erheben lüten und ganzen kirchen.'
LLav. 1576. .Bist ouch ein bach old Student gsin.'
Com. Beati. .Der schlimme Bachand!' vEuw 1708.
.Dieser alte, verlogne Barchant.' ebd.
Über das Leben der Bachanten im XVI. s. vor Allem
die Autobiographie TbPlatters.
Bach2eli m.: 1. wohlbeleibter, von Gesundheit
strotzender, dabei jovialer, gutmütiger Mensch Ap;
GRh., dickes, rundliches Kind TnHorn. -- 2. gut-
mütiger Tölpel GTa., auch halbzärtliches Scheltwort.
ebd. — Auch sebwäh. Das W. ist wohl Diui. zum Folg.;
Tgl. Spiek-Mocken (Sp. 142).
BachV ArL, K., M.; BO.; „Sch", Bagge" I AeH.
— in Ap; BSi. tw. in., sonst f.: eine Seite des ge-
schlachteten Schweines BO., (geräucherte) Speckseite
BSi.; „Sch (auch Schinken)"; ,tergum suis.' Id. B; vier-
eckiges, grosses Stück (Speck) Ap. En B. Speck Ap.
Syn. Speichen. In der ä. Spr. auch als Bezeichnung
des (lebenden) Mastschweins. ,Ein halben b. ze höwot
[als Abgabe].' Habsb. ürb. .Kein Bürger soll einen
gesalzenen B. anders als mit den Kinnbacken zer-
hauen.' 1264/1779, BThun Handfeste. .Und als die
vorgenannten zinser ir tisch in den kelnhof bringent,
so soll man inen ein Wirtschaft geben, ein roten [d. i.
gedörrten] bach, und bonen vom bällibonn und brot,
so es schönste werden mag an dem bütel; und wie
man inen die Wirtschaft uit git, so süllen si ir fisch
wider heim tragen.' um 1300/1561, SchwKüsii.; vgl.
bächin und Barg. ,Umbe einen b., so dien von Peter-
lingen genuinen wart und man inen einen andern
koufte 18 ß.' 1383, B Stadtrechn. ,Er hatt in sinem
hus inen gehalten mengen b. [zum Schmause].' um
1405, Ap Chr. ,Wenn hochzyte kamen, so muost man
im [dem Vogt zu Samen] schenken, einer ein kalb,
einer ein b. [usw.].' 1468, Weisses Buch. ,Von vier
schwinen die b.' G Stiftsarch. ,Ob jemand klein guet
[d. i. Schweine], so er in sein haus metzget, in b.
wider verkaufen wurde [der soll Abgabe zahlen].'
1541, B Rq.; s. auch Holz-Haber (Bd U 933). ,Der
küng schickt uns ein halbs bachen schwynis fleisch.'
1557, Z Gesandtschaftsber. Auch Seite eines grossen
Fisches: ,So sol er [der Fischer] 6 die ersten lächs,
die er vahet, einem keller gen Louffen antwurten und
sol denn der keller die ingeäder nemen und sol die
b. salzen.' ZLaufen Offn. Sprw.: ,Die Wurst an Ba-
chen werfen.' Sprww. 1824, e" Wurst an e" Bake"
werfe: Id. B, mit der Wurst den Bachen ahe'schlah"
BLenk, mit-ere" Hamme" e" B. abe'schlah* BSi., die
Wurst nach der Speckseite werfen; entstellt: ,Ich
werfe eine Wurst in Bach, dass ich kann einen flam-
men herausziehen.' Sprww. 1824. .Warfen, als man
sagt, eine wurst in einen bach.' ThFrickart 1470.
,Der, wie man zu sagen pflegt, eine Wurst nach dem
B. wirft, zu versuchen, obs herunderfallen will.' Hebt.
1658.. S. noch Hammen (Bd II 1269/70), ferner Gr.
WB. I 1061.
Mini, backe, ahd. bacho m. Die Isolierung des W. im
Sprachgefühl bekundet sich im Schwanken des Geschlechts
und in der tw. Anlehnung an Bach I und an Baggen; unl
l.etztcrm berührt es sicli indessen auch begrifflich. Der
Beleg aus SchwKüsn. zeigt Übergang in die starke Flexion,
von einem Kom. Bach aus mit apok. c.
Schwin(s)-. .Und [soll] sin frow bringen ein
vierten teil eines schwynsbachen.' 1543. ZMaur Offn.
.Bsengt [geräuchert] wie d' schwynbachen.' UEckst.
Bach f.: Mutterschwein Gl.
bächin: von einem (gedörrten) Schweinsrücken,
.ßächins fleisch.' 1371, Z Ratserk. .Wer in den hof
schulterenzins git, der sol an St Steffanstag mit der
schulteren selbander kommen in den hof, und sol man
denen geben bächin fleisch, wäre aber dass inen das
bächin fleisch gepreste, so sollent sy die schulteren
mit der wid und allem in den kessel werfen und da
sieden und sollen dann die schulteren essen, als vil
sy mögent.' 1424, ÄAÜolderb. Offn.
umen-baclie°, Ptc. -et: herumschelten, mit unter-
drückter Stimme Gr ObS. (Bühler).
Baches m. : fetter, dicker Kerl SchwE.
Aus .Bacchus'; vgl. Malchus (Sp. 194). Bildliche Dar-
stellungen dieses Gottes, iu Gestalt eines übermässig dicken,
meist auf einem Fasse reitenden Knaben, kamen dem Volke
bes. bei Umzügen (z. B. bei der Moosfahrt in SchwMuo.)
von jeher zu Gesichte; vgl. Bächtold, NMan., Einl. 217.
Bach2le"f.: kupferne Viehschelle ZW. Syn. Trink-
len. — Viell. mit a = 6 und zu lochten (s. d.) gehörig.
Panche" m.: Boje, Zeichenholz, Ankerzeichen
Bodensee.
Ahd. bouhhan, mhd. bauchen n., Zeichen. Der Gewährs-
mann (TTobl.) schreibt, wohl ungenau, Bh~; vgl. Böchi «.
panche": gierig essen GRUVatz. Syn. batiken.
bäuchere": refl., sich aufblähen GA. Er bäucheret-
sich irie ne" Chreisamme", er wird wohlbeleibt.
Zu Bri'h (s. Chreis-Ammann Sp. '24S1, mit eigentümlicher
Diphthongierung, sofern nicht alte Ablautbildung vorliegt.
Vgl. auch bäugeren.
Pi;ch2 Ap; GoT.; Th; Ndw; U, BecW Aa; Bs; B;
F; GkD.; S; UwE.; W; Z — n. (in Ndw auch m.):
1. a) wie nhd., schwarzes oder Schusterpech. allg.
Es wird auch zu Heilzwecken (Bech-Vflaster) ver-
wendet, doch seltener als Harz. .Wachs, schwarz bach.
colapbano, stierunschlit, loröl, 1 lod cächsilber, mache
ein salb.' Zg Arzneib. 1588. .Griechisch bech, pix
arida vel spissa, vulgo Graeca, Colophonia et Hispana.1
KdGesn. 1542. .Heinrich Meier, gen. Pechheiri, Schu-
sters Heinrichen Sohn.' Amtsbl. 1883 (ZHüntw.). —
b) Harz von Rot- und Weisstannen GS. Vgl. Pech-
Hare (Bd II 1655). — c) Gummiausschwitzung eines
Steinobstbaumes, häufig von Kindern, aber auch Er-
wachsenen gesammelt und gekaut, angeblich zum Rei-
nigen der Zähne dienend GrD. B. chiiice". Vgl. Kan-
Harz und Chleb-Harz (Bd II 1654). — d) der Phosphor
an den Zündhölzchen ZNer., W. — 2. in RAA. a) im
lt. s%; wie nhd. Bs; B; Th; U; Z. B. ha" Bs; B;
Th; Z (modern). Einen i" 's B. füere", in Verlegenheit
bringen B; S. S. noch Harz (Bd II 1654). — b) ('s)
B. ge" Ap; Bs; B; F; L; Th; Uw; W; Z, chernfe*
AaHI. ; Üs; S, >!(■• Aa, Reissaus nehmen, davon rennen.
Syn. d' Finke" chhipfe", sich zapfe", sich drausse". —
Amlnl. bich, p-; vgl. betr. den Anl. Bapst.
Auge"-: Schleim, der sich in den Augenwinkeln
sammelt W. Syn. Ziger.
Juden-. .Ein paar kerzenstöck mit j. und ab-
brechen.' XVI., L Inv. — Für bitumen Judaicum (eine
Art Asphalt) auch sonst bekannt. In unseren Fall mochte
es zum Befestigen der Kerzen dienen.
965
Bach, beeil, bich, boch, buch
966
Menschen-: euphem. für Menschenkot. Einem
Burger wurde Nachts die Haustüre .mit m. beun-
suberet.' 1491, Z.
Mneter-: Kindspech. .Gebt dem Kind sogleich
nach der Geburt ein Reinigungsmittel ein, damit es
von dem sogen. Mutterpech wohl gesäubert werde.
Lasst euch ein paar Schillinge nicht reuen, es ans
einer guten Apothek anzuschaffen. Es baut vielem
Ungemach vor.' Hirtenbriefe 1777.
Tran-. .Pinea resina, tranbech in Wallis.' KdGesn.
1542. Vgl.: .Das harz, so von den weissen tannen
tropft, wird tr. im land [Wallis] genannt.- Skb.Münster,
Cosiu. 1540/1(328. — Amlul. tmh*n. trän, Thrine; vgl. nhd.
,Zahr' (Zähre) = Baumharz.
Bechele» f.: = Harzelen (Bd II 1655) GrD.
beche": 1. mit Pech bestreichen. .Carina uneta.
wolgebächt' Fris. — 2. = harzen 1 b (Bd II 1656)
GRSplüg. Spec. als Schreiner schlecht arbeiten GrL.,
Splüg. S. noch chleben (Bd III 612 o.). — 3. (auch
derio" 6.) = Beck ge" (s. Bech 2 b) Bs; BE.; L. Mer
sind (der co') 'buchet.
üs-: = buchen 3 Bs. — ver-: verpichen AaF., Ke. ;
ZS. — z'sämme"-: zusammenkleben B. Z'sämme"-
pechet, von Augen, Wunden.
Becher I: schlechter Arbeiter GrL., Splüg. Vgl.
Harzer 1 b und 3 (Bd II 1657).
bechiere", p-: = bechen 3 B; Z (auch fürt-).
bechig: wie Pech, pechschwarz. ,Die sachent
einen rappen von varwe bächig [Übers, von ,avis
nigra'].' KSailer 1460.
Bechi°g f.: Pfuscharbeit GrL., Spl.
Becher II m.: 1. wie nhd. allg. Gegenüber dem
täglich gebrauchten Glas jetzt mehr nur auf feier-
liche Anlässe beschränkt. In BsStdt ist ein silbernes
Becherchen ein beliebtes, fast herkömmliches Paten-
geschenk; die Kinder brauchen es dann als Trink-
gefäss bei den täglichen Mahlzeiten bis etwa ins
zehnte Jahr. Gang und gäbe sind Stiftungen von
Bechern als Ehrengeschenke, insbes. als Preise bei
Schützenfesten fSchütze'-B.J, Turnfesten, auch Pferde-
rennen (Benn-B. Bs). ,Kaum vergeht ein Jahr, da
nicht obrigkeitlichen Personen Schalen, B., Kannen
oder andere Kostbarkeiten geschenkt werden.' ZObf.
1897, 91. Vgl. auch Lüt., Sag. 174. Über die Stiftung
silberner B. von Seite neugewählter Zunftbeamter s.
Geering 1886, 105/6. 1549 besass die Schlüsselzunft
Bs 82 silberne Becher, 1568 deren 107. ebd. ,Ist an-
gesehen, das fürhin jeder, so au kleinen rat gesetzt
wirf, ein silbrinen b. ufs rathus geben solle, 12 lot
schwär, mit sinem wappeu bezeichnet.' 1572, L Rats-
buch. .1591 Hess der Rat [von ZElgg] 12 silberne
B. auf das Rathaus machen, welche 66 fl. kosteten.
Wer sich in der Folge beliebt machen wollte, schenkte
auf die Ratsstube einen silbernen B.' KHacser 1895.
S. noch die folgenden Zssen und Becher-Gelt (Bd II
256), sowie oer-schwellen. B. als Abgabe: ,Die drei
Höfe in UwSa. hatten im XIII. und XIV. dem C'hor-
herrenstift LBeromünster u. a. 18 (hölzerne) B. zu
Zinsen.' WÖchsli 1891. RA.: ,Ben B. schwenken'
spöttisch vom .altfränkischen Gang vornehmer Töchter
und Weiber, denen man, was sie sich einbildeten,
hinten ansehen musste. wenn sie ihre Scheiben wie
die Schwingsenkel an den Uhren bei jedem Schritt
hin und wider gehen Hessen' Bs (Spreng). Syu.
schmänzlen. — 2. kleineres Hohlmass AiLeer., spec.
für Getreide = '/io Viertel L (s. auch Helv. Alman.
1804, 148), V« Viertel Uw (Gem. 68); auch für Ka-
stanien, Nüsse, ungefähr = 1 Immi LV. .Vier Lucerner-
viertel machten einen Mütt, vier Mütt ein Malter.
Abwärts zerfiel das Viertel in zwei Halbviertel; auf
ein Halbviertel giengen zwei Vierling oder fünf Immi
oder acht Becher. Auf offenem Kornmarkt wurde beim
Viertel und Halbviertel gemessen; für kleinern Ver-
kauf, welcher bei Bechern, Vierlingen und halben
Vierlingen gemessen werden wollte, war ein eigenes
Lokal angewiesen.' Seg. RG. II 249. ,Das Mass für
trockene Körper ist der B. von 26 c" Inhalt und das
Viertel, welches, nach dem die Waare fein oder grob
ist, 13 bis 16 B. fasst' U Gem. 1834. .Eine Bündten
zu8B. Hanfsamen.- 1807, BsWald. En B. Büihung
Z (Dan.). .Der dem gottshus zigerzins soll [schuldet],
der soll in rinden stossen 16 pfunt zigern, der nüt
sur ist, und zwei alt b. salz und soll der ziger damit
nüt versalzen syn.' vor 1400. UwBuochs Hofrecht.
,Und sölti 16 fuud ziger in einer rinden sin und zwei
alt b. salzes, da wäre ein hant vol salzes ein b.' 1469,
UwE. Urk. ,Der grempler zunftbrief binde die metzger,
dass si schmalz und unschlit nit sölltind wider ver-
koufen bi stötzlinen, die drü pfund und darob schwer
wärint, dessglich das schmalz nit under einem halben
b.' 1519, Z. .Das selb geschier, das ob 6 b. schmalz
ist, sol man bezalen und nit wider geben.' SchwE.
Hofrodel. ,Ein b. anken [als Abgabe].' 1596, SchwE.
Klosterarch. S. noch Cliäfer (Bd III 161), Chopf (ebd.
411), Chüpfli (ebd. 420), läteren (ebd. 1516). — 3. Be-
cherli, Hüllkelch der Haselnuss GW., der Eichel B;
ZU. — 4. becherförmige Aushöhlung im Fels neben
dem obersten Wasserfall des vereinigten Gerneren-
und Dürntenbaches im Kiental BO.
Amts-: Becher, den ein (abtretender) Beamter zu
stiften hatte und der auf eine bestimmte Anzahl Lote
Silbers (beim Landammann z. B. 37'/z Lot) geschätzt
war. Später trat an dessen Stelle eine entsprechende
Geldleistung Gl (Blumer, RG. II, 1, 294). Auch für
L bezeugt; s. MEsterm. 187S, 45. — Ver-er-: = dem
Vor. .1629 wird [in AaL.] verfügt, es soll ein Grossrat
einen ISlötigen, ein Kleinrat einen 121ötigen, ein
Schultheiss einen ISlötigen Becher schenken. 17u:l
wird verordnet, es solle der Neugewählte statt des
V-s Geld zahlen.' Muller, Lenzb. — Um-gelt-. ,Ein
grosser, verdeckter Umgeltb.' XVI., L luv.
Jüz-, Jüz-: Nachttopf (scherzh.) B. En Stimm
ha" wie ne" g'spaltner J. — Zu ju(ch)zen (Bd III 10);
vgl. fhhpf-G eilen (Bd II 283).
Kelch-. Aufgeführt in alten Rechnungen der Z
Schneggenzunft. — Kanal-: cannelierter B. .Ein ver-
güten C. 16 Lot.- 1658, L Inv. — Chlungele-- Aa
St.; B, Knüle"- BsStdt: hölzerner Becher als Behälter
für den Garnknäuel. — Chrüs-. .1 Kinssbecherlin.'
um 1580, LStUrban Inv. — Gemeinds-: der Ge-
meinde gehöriger silberner B. ZZoll.f Die G. wurden
in der .Sigeten' [Gemeindearchiv im Kirchturm] auf-
bewahrt und nur bei feierlichen Anlässen gebraucht:
in der Revolutionszeit (1799) kamen sie abhanden. —
Merze"-: = M.-Chübel (Bd III 114) GWe. — Bire"-:
wohl birnförmiger Becher. ,3 vergölte b.' XVI., L Inv.
— Richter-. .Credenzbecher, beschlagene Löffel,
Mutlibauch. R. [usw.].- 1659. SchwE. Klosterarch. —
, Rüttel-Bächerle: darinn man die Würfel rüttlet.
967
Bach, bech, Meli, boch, buch
968
e man sy in die brennten oder in das brättspil wirft,
pyrgus.' Mal. — Sechser-Becher: silberner Becher,
den jeder der sechs Beisitzer einer Zunft bei seiner
Wahl zu stiften hatte BsStdt f. Die Safranzunft führte
den S. 1481 ein und zwar so, dass der neue Sechser
3 fl. erlegte, dafür liess dann die Zunft ,ein schalen
oder becher' herstellen. Geering 1886. .Betreffend die
S. wollen unsere Gn. Herren derenhalb mennigliehen
zu gebührender Moderation und dass keiner sich selbs
über Vermögen angreifen, weniger von Seiten der
Zünften Jemandem etwas dergleichen zugemutet wer-
den solle, erinnert haben.' Bs Mand. 1658. — Süser-:
Becher, der bei der Herbstmahlzeit zum Trinken des
.Sausers' diente. ,1 pfd um 6 s.' Z Schneggenzunft
Rechnung. — Sü"-: der grösste, 127 Lot wiegende B.
der ehemaligen Knabenzunft in GR. Osenbr., W. V 248.
Vgl. Süic-Gericht, auch Süiv-Parwer. — Insatz-. ,An
silbergschir ist [in LSurs.] vorhanden 7 march 12 lot
an einem dotzet oder i.' 1596, AaMuiü Inv. — Schog-
goladen-. ,752 Schoguladenbächer.' 1800, ZBendlik.
(Inv. einer Porzellanfabrik). — Spitz-. .Kleine Stäufli
oder Sp.' unter dem vergoldeten Silbergeschirr auf-
geführt. 1745, Z Saffran Inv. — Sprütz-: = Sprütz-
Hafen (Bd II 1017) Bs. — Stunipe"-: Schale oder
auch Körbchen für Fadenabfälle, Fetzen BsStdt. —
Stauf-: Kelchbecher. ,1681 beschenkte Oberst Hirzel
vor seinem Abzug Elgg mit einem prachtvollen, ganz
vergoldeten, silbernen St.' KHauser 1895. — Stotz-.
,2 grosse und 4 kleinere st.' unter dem Silbergeschirr
der Gerwerzunft. 1592, L Inv. — Strässburger-.
,4 Str.' 1592, L Inv. — Tigel-. ,Die 4 hochen d.'
XVI., L Inv. ,6 glatt D.' 1612, L Stiftsurb. ,Ein ge-
schüepten Tisch- oder D. wigt 7 Lot 3 Quintli.' ebd.
,T.' auch 1698 im Inventar der Z Weggenzunft. —
Doppel-. .Ein D.' Z Schneggenzunft Rechnung. —
Tisch-. ,20 silberin t.' 1576; 1599, Z Inv. ,1592 be-
sassen die Wirte und Gerwer in LStdt zusammen 45
silberne T.' AWapf 1895. ,1 grossen T. inwendig ver-
gült,- um 1600, ZHöngg Inv. .Für 2 Tischbecherli
12 fl.' 1683, Zubers Tageb. .[Nimm] 2 T. voll Honig.'
XVIIL, Z Kochb. — Trüben-: Becher, der (oder
dessen Deckel) eine Traube vorstellt. ,Dry vergült
verdeckt tr., band gewägen 113 lot.' 1598/9, L Inv.
Der Chorherr N. N. und der Stiftsnotar vergaben
den Bürgern 1604 den sog. , Trübelbecher.' LBerom.
(MEsterm. 1876, 203). — Trag-: Becher als Entgelt
für den Dienst der , Tragerei.' ,Die Entrichtung des
Bodenzinses für die gesammte Tragerei soll von dem
Träger geleistet werden. Jeder Träger soll da, wo
vormals der sog. Tr. oder sonst etwas Bestimmtes in
Getreide oder Geld üblich gewesen, dasselbe noch
fernerhin zu geniessen haben.' 1801, B (Helvet. Los-
kaufgesetz). — Weibel-: ein der Gemeinde gehören-
der Becher, aus dem bei öffentlichen Gelagen der
W eibel trank. ,Der W. der Gemeinde ZWied. hatte
die Form eines rohen hölzernen Büttenmännleins.' Z
Anz. 18S3.
Bech er er m. : Verfertiger von (hölzernen oder
zinnernen) Bechern. Schon um 1200 unter den Amt-
handwerken (officia) des alten Basel genannt. Der
untere Teil der freien Strasse hiess im XIII. .unter
den b-n.' A. 1271 vereinigt sich mit den Bauleuten
die ,'J'rehsilzunft', d. h. die , Becherer' von 1200. Gee-
ring 1886, 9. 28; vgl. auch Bs XIV., 40. .Breste und
missehelle was zwischent Niclause dem giesser und
Fiviane dem becherer umb den weg, so zer priveten
gat.' 1300, Bs ürk. ,Peter B-s hus.' 1299, Seil Urk.
becherig: einen .Becher' fassend Ndw. Es be-
chirigs Becki; e" bechirigi Chappe".
becherle": mit .Bechern' messen (beim Klein-
handel) Ndw.
lit'1chere°: sterben (scherzh.) Z (Spillm.). Er muess
b. — Vgl. das syn. beckern, begern der Gaunerspr.
Tsche2ch'i-Bescbi sagen die Kinder zu einander,
wenn sie lachen ZBub.
Pich f.: Pein S. ,Ich lig hier, wein bitterlich;
wenn ich dich quittieren müsste, wärs für mi die
grösste Pych.' S Volksl.
pichen, 6-: wie nhd. .Moab ist nie von einem fass
in das ander gelassen [worden]. Aber ich wirt iren
küefer schicken, die sy bichen und ire fass zuerüstind
und ablassind.' 1531, Jerem. .Picare, p., mit päch
übergipsen. Patella, ein gebicht gsehirr. Imbuere
sapore, ein geschirr bichen und wolgeschmackt ma-
chen.' Fris. ; Mal. .Bichen, bünen, imbuere vas.'
Denzl. 1677; 1716. S. auch bieken.
ver-: wie nhd. Th; Z. Auch bei Mal.; s. Gr.
WB. XII 95S. Einmal .verbichten': ,Wie hart der
Mensch in der Dienstbarkeit der Sünden verpflichtet
und verbichtet seie.' JJBreit. 1628.
ver-picht: erpicht Sch; ZZoll. .Tief in die Sund
v.' JWirz 1650. ,Du bist v. auf...' Klingl. 1688.
.Auf das Irdische allzu verpichet.' JJUlr. 1727. .Das
römische Jubeljahr ist ein Fund der geltverpiehten
Päbsten.' ebd. 1733.
Bicher AaWoIiI.; GT.; Sch; Th; ZKn., Wäd., Be'i-
eher AaF., Leer., St., Z.; ZB., Limm., O., rS., Bc'chcr
Ar, Bichter Sch, „Bechtcr GRh.", Binder GWidn.; Th,
Bitikert „B;" Sch, Binkter ScHSt.; ZMarth. (neben
Binker), Sth., Binkte ThHw. — in ZFehralt, Kn., rS.,
Wäd. n., sonst m.: 1. Bienenkorb. aaOO. Syn. Sumber.
In den jungen B.', d. i. einen solchen, in den eben
ein junger Schwann eingetan worden, wird oben ein
Maien zum Schmucke gesteckt; vgl. Maien (Sp. 6),
Bi (Sp. 909). E' Nase" wie-n-e" B., eine dicke, grosse
Nase ZB. ,Binchar.' 1438, Ebinger. ,An dem Tag
zuvor, ehe a. 1618 der Flecken Plurs undergegangen,
sind alle Bienen aus ihren Bincheren oder Bienen-
körben weggeflogen.' Anhorn 1665. — 2. übertr. a) aus
Stroh, Weiden oder Wurzeln nach Art und in der
Form eines Bienenkorbs geflochtener Korb ohne Hand-
habe oder Bogen AALeer., St. — b) Strohkorb, worin
den Pferden Hafer oder Kurzfutter gereicht wird Aa
Wohl.; „Z." — c) Brustkorb, Thorax, bes. beim ge-
schlachteten Vieh GT. — d) „Trinkgeschirr für Vögel,
bes. für Tauben GRh." — 3. .im Beicher', Ortsn. ZP.
Die Formeu ohne n entsprechen gleichbed. ahd. ll-char,
mhd. bi-knr, die mit n ah<l. btni-cAar, mhd. bine-kar, bin-karj
zum zweiten Teil vgl. Ghar (Bd III 420). Der Diphthong
in Be'icher ist wahrsch. von Be'iji usw. her (s. BD über-
tragen, zu einer Zeit, da das Ganze noch als Zss. mit Bi
empfunden wurde. Doch weist die Ap Form Becher eher
auf Entstehung aus Bincher durch Voealisierung des n (vgl.
Zee aus Zins), eine Annahme, die auch für die übrigen For-
meu ohne n nicht vmi vimiehi'reiu abzuweisen ist. In llinkcr
ist für die nach der Synkope des Mittclvocals entstandene, den
betr. MAA. fremde Verbindung nch durch I.autsubstitutinn
nk eingetreten; möglicherweise aber ist der Übergang von
ch zu /,■ gleich zu beurteilen wie der von g zu gg in mggt
:n;:>
Bach, bech, bicli, bocli, buch
970
(aus tinago), von seh zu t*eh iu Mmtseh (aus menniaoo),
Hülttehen (ans hulimi) und audere analoge Fälle, wo die Ver-
st&rknng eines Konsonanten gleichsam als Ersatz für einen
geschwundenen Vocal eingetreten scheint. Die Abschwächung
des -2. Teils zu -eher, -ker hatte den Anschhiss an die vielen
Masc. auf -er (vgl. insbes. die Gefassnamen B&cher, Eimer,
Zuber) und die tw. Verdrängung des ursprünglichen sächl.
Geschlechts zur Folge. Binkert zeigt (auch sonst belegten)
Antritt eines ( an -er; daraus entstand Binkter durch Meta-
thesis des ( und daraus endlich Hinkte durch Schwund des
ausl. -;-, wobei Wörter wie Bükte eingewirkt haben mögen.
Zu 3. Der betr. Ort liegt in einem geschlossenen Talkessel.
Irab- AaWoIiL; ZS. (auch Imbe"-, in Sch; Th; Z
Marth., Sth. Imme'-, in Ap Ime"-) Bicher, -Beicher, in
ZMarth., Sth. -Binkter, in ThHw. -Binkte" — m., in Ap
auch n.: = Bicher 1. ,Es waren bi 30 Immenbinkert
vor des N. N. Hus.' 1610, Ardüser. Auch spöttische
Bezeichnung für einen grossen Hut, für den Klumpen
Tabak, der sich etwa beim Schnupfen unter der Nase
bildet ScHNnk., auch für eine grosse Nase Th.
G'leck-Beicherli: = Bicher 3 b AaZ.
Bili-Bicher: = Bicher 1 GoT.; ZO. - S. Anm.
zu Xaben-Xäpper (Sp. 772).
Wabe"-. .Wer in der Schwarmzeit einen offenen
Wabenbecher (einen Bienenkorb, in dem noch Waben
befindlich sind) auf einem Bienengestell stehen lässt,
der wird um 4 — 10 Franken gebüsst.' Ap Ges. 1854.
bocli: Interj., womit man die Tätigkeit des Klo-
pfens, Schiagens begleitet. , Pritschenmeister: Der
sieh weite weren, dem wurd ich das nest ufkeren,
darzuo singen b. über b. und [d'] pritschen schlaclien
fürs arsloch.' Badenfahrt.
Boch m. : Übermut; Prahlerei. ,Ich will den trutz
und poch in diser weit tragen frölich.' Zwingli. .Da
der frevleren aufrüerischer b. gestillet wird.' 1531;
1560, Z Bibel. .Demuet ist in ein p. verkert.' Vau
Tschüdi 1533. ,In unserm land muetwill und b.' Ruef
1538. ,'s gschrei, der b. schlacht niemat z' tot.' ebd.
,Der tirannisch Tarquinius, den man von sines bochs
wegen nit mer dulden wolt.' Vad. ,Vil bochs und
muetwillens mit armen lüten triben.' ebd. .Dise ge-
sellen hand mit sölliehem trotz und b. gehandlet, das
amma und rät inen entsitzen muestend.' Kessl. ,Ab-
solom: So ir under myns vatters joch hand glitten
mit vil trutz und b.' JMürer 1565.
Pochel Pochil, Pöchil m.: Türklopfer P (Schott).
— Zur Bildung vgl. Schlägel, Stosnel.
boch2en ÄAEhr.; Ap; GT.; SchwMuo., poche' B;
Schw; Uw; Z: 1. a) poltern, sich lärmend, stürmisch,
wütend gebärden, aufbegehren GT.; Ndw. [Ich] hett
möge" ivüele" teie-n-e" Tier und recht ung'hürig b. G
Ebnat. In es pär Woche' ist Chüwi und Tanz, de"
mochti'd s' [die Sennen] scho" p. bi Wi", Most und
Branz, denn kriegt der Sant Wendel [20. Okt.] nu
[noch] mängist gar g'schwind es Bitzeli Händel und
Wätschli zum Grind. Schwzd. (Uw). Henoch zu Kains
Stamm: ,Lond von üwera b., touben.' Rüef 1550.
,Ein anzal trunkner, wüester puren, die mit irem
suffen und wuelen und b. fürfuerend.' HBdll. 1572.
.Nachdem sie uns vom Morgen bis Nachmittag sowol
mit langsamen Deliberationen als Boldern und P. auf-
gehalten.' 1656, Absch. ,Die trotzigen Soldaten wollten
was Bessers [zu essen] haben und flengen an zu p.'
Sererh. 1742. S. noch Strau-Halm (Bd II 1202), heil-
los (Bd III 1429). — b) bes. mit Eim b., mit Einem
poltern, ihn ungestüm anfahren, schelten Schw; Nnw;
,B; F; L; Sch; Za' (St.1'). Syn. holderen. Wart nur,
der Vatter bochet de" mit -der! Drohung zu tinem
Kinde SchwMuo. Mutter zum Kind: ,Wir wollen
nein, dim vater z' nacht kochen, er wurde sunst mit
uns beiden b.!' NMan. ,Man hat guet mit frowen b.
und machen, dann si hand nid manns herz.' 1528, G.
,Er kam im land in eine statt, darin er mer ver-
zechet hat, dann im sein seckel geben mochte: kam
der wirf und mit im bochte.' Schertweg 1579. Mat-
thäus, der Zöllner: ,Du aber würdst erfaren, wie es
dir soll erschiessen, dass du mit mir bochet hast [bei
der Weigerung, den Zoll zu bezahlen].' 1616, L Spiel.
S. noch geben (Bd II 72 o.). — c) prahlerisch, keck
herausfordernd sich benehmen, bes. reden; sich brü-
sten, abs. und mit Präp. Aa; Ap; B; „F; VO;" GT.;
„S;u Z. Syn. bolderen; prächten. Er hat 'pochet, er
mög zwe Zentner träge", iez mag-er bloss anderhalbe" Z.
Poch nw nüd, 's cha"-der aueh noch so ga* Aa; Z,
Mahnung zur Bescheidenheit bei Missgeschick Anderer.
Umme" b., freche Antwort geben, aufbegehren ÄAEhr.
Alls dort b., durch Aufbegehren seinen Willen durch-
setzen Ap. ,Mit b., schwören, blärren wend ir [Lands-
knechte] all weit erschlan.' NMan. Die Genfer sollen
auf die von Bern nicht ,p.', weil man ihnen jetzt nicht
Hülfe leisten könne. 1534, Absch. ,[Die Thurgauer]
sind die ersten im hämisch, ob sie gleich bei weilen
die letzten in der besoldung sind. An sölliehem guoten
willen, den sie zuom krieg habend, ist das sprüehwort
erwachsen: boch, Turgöuw, boch; schaff ich nünt, so
zeer ich doch.' Vad. ,Drumb wider Gott soll niemand
b., er lasst kein sünd nit ungerochen.' Aal 1549. .Et-
liche darwider bocheten.' Wurstisen 1580. .Treibend
auch vil Bochens und Tröwens.' RCvs. Karl von Bur-
gund zu den Eidgenossen: ,Gwüss ich will üch lehren
b., an Galgen üch all zamen Jochen.' JMahl. 1674.
S. noch Gauch (Bd II 104); Mrin-hir (ebd. 1561),
lorggen (Bd III 13S2). Das Ptc. Perf. in starker Form
und aktiver Bed. als Adj.: prahlerisch, eingebildet,
stolz BBr., Ha. Er ist pochner BBr. Potz, Der chunt
p. derhar BHa. Vgl. das Syn. gebissen. — d) tr.,
trotzen, übermütig, höhnisch behandeln. Wenter, ieU
lö"-mich vo* der nüd b., ich cha" mi" Soppen im Ofe'-
loch choche", sagt der Sommer zum Winter. Ap Lied.
,Ir [die VOrte] hand die unsren by üch gebocht,
tratzt, umbstellt, gereizt.' 1529, Absch. .Verachte und
boche sy [die Dienstboten] nit, tränge sy nit.' HBull.
1540. .Sprich der weit fründtlich zue, schnauw nit,
boch die lüt nit, rluech nit, das doch einem ambtman
insonders nit zuestat.' ebd. 1558. ,Die mit unmensch-
lichem tratz und grusaraer gottslesterung das wort
Gottes, den Herren Christum, den waaren glouben und
gottsdienst, ja ouch Gott selber b. und schmähen
dörffend, sobald sy vermeinend, sy habind den wurff
in ire händ gebracht.' RGpalth. 1559. ,Er will alle
weit fressen und b., in omnes desrevit.' Mal. ,Der
Zürcher undertonen des glauhens halb gerechtfertiget,
gebochet und verletzet wurden.' Wurstisen 1580. ,At-
tila, welcher den himmel zu b. vermeinet.' ebd. .Ich
will mich nit mer b. lan wie vor und so vil leidens
han.' Com. Beati. ,Gott, der sich nit trutzen lost noch
b.' GGotth. 1619. .Den, der einfalt ist, bringen durch
List zum Fall, den, der schwach ist, b.' AStettler
1642 (Übers, von .braver le faible'). .Appenzell lasst
sich nicht p., ob es glich das letste Ort.' 1685, ZBül
71
Bach. bech. bich, boch. lmeli
972
Ofcninschr. .Helvetia, die Alles wollt b., die ligt jetzt
krank.- JCWeissknb. 1701. — 2. eine Art Kartenspiel
machen (s. Bocher) „Gr; Sch; Tb;" ZWäd. Vgl.
,Poch-Spiel' bei Gr. WB. VII 1963. - lind, lochen,
packen, pochen; prahlen.
ab-boche": abtrotzen. .Denkend, der Gott lebt
noch, dem man mit ebruch nüt abboch.' UEckst.
über-: durch Trotz und Gewalt einschüchtern,
überwinden. Die Herren von B wollen sich nicht von
den Ihren [widerspenstigen Untertanen] ,ü.' lassen.
1528, Absch. .Dann einr uss der tryfaltigkeit soll
kon on sünd uf dise erden, der wirt den tüfel ü., im
nemmen allen synen gwalt.' Riff 1550. .Stett und
schlösser band wir brochen und alle weit tuon ü.'
ebd. .Die, so niemat zwingen mocht [die alten Schwei-
zer], der eigennutz hat überbocht.' ebd. ,Es soll nie-
mant meinen, dass er Gott ü. werde.- LLav. 1582.
üf-: aufbegehren, prahlen. .Die pfaffen und ander
böbstler vil ufbochten und fast tröuweten, wie sv
die evangelischen wurten durchechten.' 1528, Bs Chr.
— er-: durch Bochen (i. S. v. 1 a oder c) erzwingen Ap.
— üs-: ausschelten AaEIit. Du brüehst-miek nüd
alleuil üsz'b. — Ter-: durch Trotz, Widersetzlichkeit
verlieren, einbüssen. ,So wir uns also wider Gott
stellend, sosetzt uns Gott in söllich gfar, das wir
verbuchend hut und har.' U Eckst. — ge-: = bochen 1 c.
,Als die sach in ernstwys ist usgebrochen, ist minder
worden irs g.' NSchradin 1499.
Bocher m. : 1. Lärmer, Krakeeler, Maulheld,
Prahler. ,Ein ketzer hat mich ein jeder b. bald ge-
scholten.' Zwingli. .Sölich b. und tröwer [gegen Z]
sind von inen von Schwyz ungestraft bliben.' 1529,
Absch. ,Die ungestüemisten b. und ufrüerer [unter den
Bauern 1525].' HBull. 1572. .Declamator. der eine
Oration haltet. P.' Denzl. 1677; 1716. ,Ein händel-
süchtiger P.' ÜBrägger 1788. Als Spitzname: .Fei.
Hottinger, gen. Böcherli.' 1590, ZZoll. — 2. Kuhname
= Poch-Grind 1 (Bd II 767) Ap. — 3. das beim Poch-
spiel (s. bochen 2) gebrauchte Brett. Es ist in sechs
Furchen oder Rinnen eingeteilt, die mit gewissen
Kartenfiguren bezeichnet sind; darein werden so lange
Geld oder Zahlpfennige gelegt, bis Jmd die mit dem
Furchenzeichen übereinstimmende Karte ausspielt,
worauf er den betr. Einsatz bezieht Bs (Spreng); Z.
Loch-: ein dem unter Bocher 3 beschriebenen
ähnliches Brettspiel BsStdt.
pochere": =bochen 2 Z.
Bochete" f.: Hammerwerk, wo Eisen .gepocht'
wird SÄdermannsd.
Bochi m.: Aufbegehrer, Unzufriedener, Griesgram
ScuwMuo.
bochi ir. böchig: zum Bochen (i. S. v. 1 a und c)
geneigt, aufbegehrisch, trotzig AaBIj. 's ist en b-ff
Kerli. .Man ist unwillig, bochig und trutzlich.' HBull.
1531. ,N. N. sye der grobist an der guiein gsin, der
ruchist und bochigist.' ebd. 1572. ,Da ist manchem
böchigen Gemüet der Hochmut vergangen.' Lind.,
Wthurer Chron.
h6ch-böchig: Verstärkung des Vor. ,Siner h-en
berüemung statt und nachkummung ze tuon.' Zwingli.
Grosse Anschläge von den trotzigen Grossprechern
(,h-eir) als Herr Sittich, Rischach [usw.], 1530, Absch.
bochle": 1. poltern, klopfen, lärmen Bs; I.; S.
Wo eusc Hhsi uf sin," massive* Pechschuehne* in
Sal ihe* pochlet. BWyss 1863. — 2. prahlen Gl. —
3. = bochen 2 Bs.
Bochli m.: Maulheld Gl. Als Familienname:
.Thomas Bochlin.' 1525, S (Strickler).
Ge-böch n.: Gepolter in bildl. S.; lärmendes,
anniassendes. prahlerisches, trotziges Reden, Auftreten.
,[Dr Ecks] unbescheidner gschrift hätte ich kein ant-
wurt gegeben um ir groben pöchs und Unvernunft
wegen.' Zwingli. ,Ein vogt, der sich mit hochmüe-
tigen g. merken lassen unsern glouben ze durehächten.'
1529, Absch. Dabei werden viel grausame Drohungen
ausgesprochen, wie denn der Abt von Muri zu Lucern
sei und ,vil gepöchs tribt.' 1529, Strickl. .Wiewol
wir es [die Kriegsdrohung und -Rüstung der VOrte]
für ein gepöch und pnigery haltend und nüt daruf
setzend.' 1530, Z Schreiben. ,Du demüetigest das g.
der gottlosen.' 1531, Jes.; dafür 1667: .die Ungestüme';
1882: ,das Toben.' ,Ir ding ist nüt dann gböch und
gbrecht.- HBcll. 1533. ,Ein zwang mit g., mit tröu-
wung grusamer dingen.' ebd. 1561.
pöchele": herausfordernd, anzüglich reden, sti-
cheln B; SRech. Nume* nid eso 'pöchelet, han-ich
selber 'denkt, aber g'seit han-i'h nüt u"d ha" das Zug
abe'g'wörgt. B Dorfkai. 1883. Auch: den Empfind-
lichen spielen, leicht auffahren SZuchw.
pöchisch, in Z auch pöchersch : = bochig B ; „VO ;"
Gl; '/,. Er het-mer piiehische" [trotzigen, hinterhältigen]
B' scheid g'g'e" B. Nif nüd so p.l Abwehr gegenüber
Arroganz Z. Wer nüd chann weerschant und p. si",
chunnt das Mol eidli''' niene" hi". Stutz. .Solche lang-
same und küele [mattes und flaues Handhaben der
Sittengesetze] macht die lasterhaften frevler p., trotzig.'
1534, Z Synodalakt. .Ganz bochische hochmuot triben.'
1547, Absch. .Es heisst nit: je höher du bist, je bö-
chischer erzeige dich, sondern demütige dich.' FWyss
1650. ,Das pöchische, schier tyrannische Verfaren
etlicher Landvögten.' 1653, L. .Trotzige, böchischc,
schnöde Antwort geben.' AKlingl. 1702. , Bissige,
spitzige, trutzige, bochische, gähschützige Reden füh-
ren.' um 1740, Obw. ,Die Zuchtmutter erzeigte sich
ganz p., wurde jedoch bald kleinlaut.' ZWtliur Xeu-
jahrsbl. S. noch nider-lässen 3 (Bd III 1411).
Boche" (auch P-) n. TiiSteckb., Böchcl m. THErm.:
1. Boje, schwimmendes Holz am Ende eines in den
See gesenkten Netzes oder einer .Setzschnur' mit ein-
gekerbtem oder eingebranntem Eigentumszeichen Th
Untersee (Fischerspr.). — 2. Merkzeichen übh. Th.
Wenn d' Tube" im Brunne'bett bade'd, isch e" Eege"-
pöche". — Betr. die Herkunft vgl. di« Aum. zu Pouchen,
Die Contraktion von au zu ö entspricht den Lautgesetzen der
betr. Mundarten.
böche": die Fischreusen im See durch Angel auf-
suchen, wobei der Fischer nur an gewissen Merk-
zeichen am Ufer sich orientieren kann, wo er vorher
die zsgebundenen Reusen ins Wasser gesenkt hat
TuSteckb.
l'ueh I in.. PI. -»-, Diin. Büchli. Kdspr. Bücheli:
Bauch. 1. im eig. S. a) als äusserer Körperteil bei
Menschen und Tieren, allg. B. ha", beleibt sein Ap;
Th; Z. E" schöns Rindli satt e* Mi" B. ha" ZS. /'/'
de" B., ab dem B. fuetere", auf Zu- oder Abnahme des
Leibes füttern, je nachdem man das Vieh verkaufen
will oder nicht Gr1>. E" B. ha" u-ie Chrott, einen
aufgedunsenen Hauch haben Gnlle. S. noch Bäthüs-
97:1
Bach, becli. bich. boch, buch
-♦T I
Ammann (Sp. 248), Chreis-Ammami (ebd.). Mützer
(Sp. B22), Wäntelen. Nüni mir dn.it ha*, wo der B.
satt st", spindeldürr sein GBern. Von Frauen: e*
grosse? B. Iiii" GuTschapp., de" B. roll ha" Ap, gra-
vidam esse. ,Wo soll ich us, ich armes wyb, mit
mynera grossen buch und Ivb V - Haberer 1562. Müese*
de" B. i" d' Hand ng* vor Lache* '/.. Muess -der 's
Bücheli ne"? seherzh. Drohung gegenüber kleinen
Kindern, von entsprechender Gebärde mit den aus-
gestreckten Fingern begleitet Z. ,\Vo ihnen [den un-
zufriedenen Bauern] nit gwillfaret wurde, wurdind sy
wollen mit dem bauch druf fallen [mit aller Macht
es zu erzwingen suchen].' 1040, Z Staatsarch. In A'er-
bindung oder Gegenüberstellung mit dem Bücken:
De" B. Köcher trüge" als de" Bugge", hochmütig sein Z.
,[Dem Feind] die buch und nit die rücken keren.'
1499, Z Missiv. ,Luegend, wie mir der b. am rugken
klebt. An mir ist nüt dann hut und bein.' J Binder
1535. ,Der b. mir gar am ruggen klebt [so schwach
bin ich].' Rcef 1540. .Hab übel in der gfängnuss
glebt. myn büchly mir am ruggen klebt.' JMurer 1575.
Mit Buggfen) und B., aus Leibeskräften, mit aller
Macht; um jeden Preis Bs; L; Sch; Th; Z. Er hat
si'h mit Buggen und B. g'spert (g'u-ert) dergege* Bs;
Th; Z. ,Sy band daran gewagt rugg und b.' NMan.
,Ich setz zue im mein bauch und rücken.' Holzwart
1571. ,Ich will die Götter helfen rächen und sollte
rugg und b. zerbrechen!' Macritiana 1581. , Der gott-
los setzt rugg und b. doran. wie wir sagend, dass er
die kirchen Gottes ausreute.' LLav. 1582. ,Gut sein
und durchtringen [von Quacksalbereien] und würken,
oder Ruck und B. gelten [kosten], wie es dann leider
gar oft beschicht.' RCvs. ,Zue Sempach gienge es
ruch, am Morengart kosts Bugg und B.' JMahl. 1674.
Auch in der Verbindung ,Ripp und B.' Das könne
nicht erlitten werden, , sonder müeste es ripp und b.
brechen.' 1529, Absch. — b) der Bauch als empfind-
liche Stelle des Leibes, Sitz von Krankheiten. Vgl.
Büch-fVe. En Clielli'g in B. gilt als roheste, lebens-
gefährliche Tätlichkeit ZS. ,N. N. gestraft, dass er
rninen herren das vallent übel in b. gefluechet hat.'
XV., L Katsb. ,So ist nit not, dass man sy [die
Beichte] halt, obschon dem bapst der b. spalt.' UEckst.
Dem Rat wurde gedroht, ,man well inen der tagen
eins über die buch loufen und an die köpf schlachen.'
Ansh. Im Bunde des Papstes mit dem Kaiser sei
deutlich genug gesagt, dass er ihnen [den Eidgenossen]
,den spiess an den bauch setzen' wolle. 1546, Absch.
,Es ist gmein, das die weit sich fröwt, wenn iren
fyenden ein rad über den bauch gat.' LLav. 1582.
,Wenn wir krank sind, wenn uns ein Rad über den
Bauch gegangen, wenn wir in dem oder disem Creuz
stecken.' JJBreit. 1628. ,Weil den Gottlosen nie kein
Rad über den Bauch gangen, so sind sie in irem
gottlosen Tuen verbliben.' JWirz 1650. — c) der
Bauch als Behälter der Speisen, Magen, Sitz der Ver-
dauung, allg. En volle", läre" B. ha". E" g'lismete''
B., seherzh., ein dehnbarer, vielfassender Magen L;
s. auch lismen (Bd III 1424). Es ehunnt in ein IS.
[sc. ob die Frau oder der Mann Etwas esse] Z. Über
's Buchs Wille" Biren esse" müesse" Bs. ,Mit lerem
.b ist nit guet singen.' Aal 1549. .Der Bauch hat
keine Ohren.' Denzl. 1677; 1716. ,Den hungerigen
Bauch mit Milch und Suffy füllen.' JJSchecchz. 1708.
Auch von Tieren: Me" muess den Chilenen B. machen,
den H. öffnen, tüchtig zu fressen geben, damit ihre
Verdauuiiir^'i-gane sich betätigen. D' ('hm wachem!
B. und sind nümme" verzwängt (iul'r. D'FärUhent
kei* B., wenn sch' nit süffe* GrAv. .Alvum et ventrem
astringere, den bauch oder stuolgang stellen oder den
durchlauf gesteilen.' Kims. RA. über Eppis en böse*
B. han, kein Vertrauen dazu haben BR.; vgl. Magen I
(Sp. 99/100). — d) ausgeweideter Bauch, unedlere
Eingeweide von Schlachtvieh. En Chile-, Söü-, Schäf-
B. ZZoll. Vgl. Chuttlen-B. ,Es sol nieman deheinen
ganzen b. wegen anderswa denne ze der fronwag. er
sol ouch den b. noch ander fleisch darumb nicht zer-
howen.' um 1400, THÜiess. Stadtr. S. noch Un-Flät
(Bd I 1226). — 2. übertr. a) auf den ganzen Men-
schen; s. fül (Bd I 787 u.), ferner die Zssen. —
b) Ausbauchung an Gegenständen, bes. Gelassen, allg.
En B. mache"; z.B. vom Segel, wenn es vom Winde
geschwellt wird Nnw. Die Heizi-, Schiterbig häd
en B., si chalberet bald [wird bald platzen] ZS. —
3. Ortsn. Blutt B., kahler Hügel ZHirsl.
Söu-anke"-: Schmerbauch. Als Schelte ZO. —
Herd-üpfel-: Bezeichnung von Kindern, die vor-
zugsweise mit Kartoffeln genährt werden und davon
Hängebäuche haben B. H.-Büch, Neckname der Be-
wohner von AaF., auch von ZO. — Füll-: 1. grosser,
voller Bauch, Wanst. .Etliche puren gedorstend reden:
sy wöltind nu hinfür ouch ryten und müesstend die
herren zue fuess gan. Ja sy müesstind denen in der
Stadt die grossen füllbüch usslassen.' HBull. 1572.
— 2. übertr., Fettwanst, Schlemmer. ,Ir gend den
zenden in die gottshüser den füllbüchen, die in un-
nützlich verbruchend.' 1526, Egli. Akt. .Die Kreter
sind allweg lugner gwesen, böse vich und füllbüch.'
1531, Tit.; dafür 1548: .faul beuch.' — Fress-: eine
der vier Abteilungen des Rindviehmagens, wahrsch.
der Pansen GMels. — Geiss-. Narr zum Beel: ,Dass
dich der tropf [la goutte] in g. schüft ! Frissest so
vil und wirst nit feisst.' JMcrer 1559. — Gross-:
Knhname B (JRWyss 1826). — - Grüsch-: Kleicn-
bauch. Spöttische Bezeichnung eines Menschen ,mit
grossem Bauch ohne Gedeihen' Bs (Spreng). — Hang-
Ham-: dicker Mensch G. — Hunger-, in Gl Hungri-:
Hungerleider, Nimmersatt Gl; „L; G." — Räts-
herre"-: Schmerbauch Ap; Z.
Chüe-: 1. Kuhbauch. Name eines schreckhaften
Ungetüms in Gestalt eines mit glühenden Augen voll-
besetzten Kuhbauches; es lagert sich zu gewissen
Zeiten bei Nacht am untern Rand einsamer über Ab-
hänge führender Wege und gerät ins Kollern, wenn
man dran vorbeigeht GsPr., S. An letzterm Orte soll
es zur Nachtzeit auch auf den Alpweiden herumkugeln.
— 2. Kuhmagen saramt Gedärmen ZZoll.
Zu der gespenstischen Erscheinung- unter 1 vgl. Tülhr-
Hund (Bd II 1434), ferner Wuetis-Her (ebd. 1556/7).
Kaffi-: nur mit Kaffee genährter und darum
schwächlicher Mensch GSa. — C'häs-: Neckname
der (Milchwirtschaft treibenden) Bewohner der innern
Kantone. .Wie man bi inen [in Z] die länder käsbüch
schelte und derglich.' 1528, Absch. ,Die Käsbäucb
[die Luzerner].' Gespr. 1712.
Chat-: mit (Menschen-) Kot gefülltes Fell? ,Mit
dem mist und kaat will ich euwere angesicht bewerfen,
ja mit dem kaat euwerer hochzeiten, den wirdt man
mit den kaatbüchen in euch werfen.' 1531, Malach.
Es war mittelalterlicher Kriegsbrauch, mit Menschenko
975
Bach, bech, bich, hoch, buch
976
angefüllte Fässer oder Häute in Vielagerte Plätze hinein zu
schleudern; vgl. z.B. vRodt 1S31, 75.
Chuttle"-Büch: sämmtliche Kaidaunen, inbe-
griffen den Magen, Röhre usw. Gl; Th. Syn. (Chutthn-i
Stich. — Chrotte"-: als Schimpfn. .Ihr tausig Teufels
Krotenbüch, y schlach die Donders Stralen üch!'
JMahl. 1674. — Chrüt-Büch: Neckname der Sar-
ganser im Munde der Meiser G (Albr. 1888, 15). —
Mues-Büch: verächtliche Bezeichnung eines nur mit
,Mues' genährten Menschen; s. Gr. \VB. VII 2730.
.Der gross beel ist von hinnen, syn mnessbüch sind
ouch darvon.' BGletting. — Most-: vom Trinken
von Obstwein aufgedunsener Bauch; auch der Träger
eines solchen U ; Z. — Muttli- s. Richter-Becher.
— Böllen-Büch: Neckname der Meiser im Munde
der Sarganser G. — Mel-beri-Büch: Neekname der
Bewohner von GLEnneda. — Quetsch-Büch. .Der
biber mit grossem quätschbauch.' Tierb. 1563. Vgl.
ebd.: .Der biber hat ein langen leib, der doch vast
allein der bauch und sunst wenig an im ist, darumb
in etlich das bauchtier nennen.' — Suppe0- s. Knoll-
Fink (Bd I 868). — Schaf-: 1. grosse Blutwurst,
bestehend aus einem mit Blut gefüllten Schafmagen
GRHe. Vgl. Magen 2 a (Sp. 100). — 2. s. Buch 1 d.
,Ich [Baalspriester] friss und trink, dass ich glych wie
ein seh. stink.' JMdrer 1559. — Schotte"-: Einer,
der viel Schotte" [Molken] trinkt Ap. Neckname der
Bewohner von Gais Ap, der Appenzeller üO., der
Toggenburger GG. D' Appi zeller Schotte'büch tanei'd
bis derBode" stübt. Volksreim (L). Die hübsche" Herre"
Schotte'büch vo" Schwi/z. Gespr. 1712. — Schmer"-:
wienhd. Th; Zg; Z. — Träsch-: Dickbauch ZDüb.,
S. — \V iss-: 1. Kuhname Ap. — 2. unreife Erdbeere Z.
Syn. Muller-Chnecht.
ge-büch GaGlaris, g'büche" PA1. : dickbauchig,
wohlbeleibt.
büchechtig. ,Der, die bauchechtig, ventricosus.'
Mal.
buche" I: 1. einen .Bauch' bekommen, a) dick,
fett werden, von Menschen „L;u Ndw. — b) sich aus-
bauchen, von einer Scheiterbeige, Mauer, einem Wuhr
udgl. GrCIiut; Si'uwE.; Th. Sich blähen, von Segeln,
Kleiderstoffen Tu; Z. De" Segel buchet am Mast.
ONägeli 1898. — 2. a) einen , Bauch' machen. Gue'
g'nueg [ist der neue Most], icinn 's nW rüschet [Rausch
macht] und buchet, hat deT sefb Wisstanner g'seit.
Prophet 1855 (GSa.). — b) die Fassdauben durch
Feuer und Benetzen wölben Z. — 3. stark atmen, so
dass eine sichtbare Bewegung des Bauches entsteht Th.
ent-. Ptc. „ent-büchet, das Gegenteil von bauchig."
,Der mit entbauchten Rippen und hageren Gesichte
nach uns greift.' JJBodmer 1754. , Allein die Ziegen
waren auch solche, die sich von den gewürzten Kräu-
tern der Alpen nähreten und nicht von den entbauch-
ten in den Städten, wo sie selbst nötig hätten, die
Cur von Ziegenmilch zu machen.' Helv. Kal. 1780.
- In anderm S. bei AvHaller; s. Gr. WB. III 498.
hipp- UwE., chipp- Bü.; W, chitt- W : = hippme*
(Bd II 1480), chitte" (Bd III 567/8), z. B. von einem
Hunde BSi. Eso z' chipühe" wie-n-e" tü'bi Chrott!
tadelnd zu Einem, der durch einen Schluck Brannt-
wein ausser Atem gekommen. Schwzd.
Vgl. die syn. 8cMag-bäuc%en (Aleni. V 150), bair. achltf-
lauchen, nd. alagbüken und bäk-elagen. S. auch ichlag-büchig.
ge-büchet, -buhet GrPi\, -bouhet GRMalad., Ca-
stiel. 'buchet „B; Vü;" GrCIiui-. He. (auch 'büket); G
Mels, ge-bücht GRPr. : (dick-) bauchig, von Gelassen,
auch von Menschen und Tieren. En 'Büchetc, Dick-
bauch Gr ObS. ; GMels. ,Wann ein haus voll Rissen
ist, gebauchet und haldachtig ist.' FWyss 1673. ,Die
Blumengeschirre sollen nicht gebauchet sein.- JCSclz.
1772. S. noch Glas (Bd II 643).
gross-büchet, -büket: grossbäuchig, von Krügen,
Säcken udgl. GuChur, He.
Büchets GrV., -etsch GRScuolms, Buchets GnSpl.,
-etsch GrD., Glaris, Luz., Schud. — m. : 1. Dickbauch,
Wanst. aaOÜ. — 2. Dim. Büchotschji, Kälblein oder
Schäflein, das nicht gedeihen will \V.
Mit roman. Suff.; vgl. das syn. churw. bulatsch ; it. bot-
taccio, bauchige Flasche. Das Niehtgedeihen bei jungen Käl-
bern ist oft mit gedunsenem Unterleib verbunden.
Röte-bühets m.: Wassermolch (Rotbauch) Gr
Rh. (Tsch.).
Büchi m. : beleibter Mensch B. Er isch gar eso
ne" fisser B. g'si". CWalti 1848.
büchle": einen grossen Bauch haben, den Bauch
hervor drängen Ndw.
Büchli m.: dickbäuchiger, wohlbeleibter Mann
GRHe., UVatz. Tsehapp. ; L; GA., Sa., T., W.; Schw;
„S;" Th; üw; Z. E" feisse- B. GT. De Pfarer B.
und sin Sigrist Mül trlbi't und liri"t d' Lüt fast
Alles, was s' tuend, redi't und chönnd ZWettschw.
S. noch Grind (Bd II 760). Selten von fetten Ochsen
GRHe., Tsehapp. — Zur Bildung vgl. Grindli (Bd II 770),
Chopfli (Bd III 41S).
büchli°g BIseltw., büchli"ge" BBr., büchli'ge" B;
„VO;" L, büchlege* BG. : 1. bäuchlings. aaOO. .Beheb-
ungen, auf dem bauch gelegen, pronus in ventrem.'
Mal. — 2. den Bauch vorstreckend, sich brüstend.
Büchli"ge" obe"-iche" cho", gross tun BoE.; s. lesen
(Bd III 1419 o.).
Büchli"g Bühli'g Gr ObS., Büchli'g GRSav.,
Scuolms, Vals — m.: = Büchli.
Büchele" f.: 1. weites Gefäss, Weinlägel, c. 30
bis 45 Mass haltend GRPr. — 2. (in GRSehud. Büchle",
in GrLuz. Büchje") dicke Kuh GRGlaris, Luz., Schud.
buchig: grossbäuchig, von Menschen und Tieren
GRSpl.; S.
gross-. ,Die Heusehrecken sind hässliche, unge-
stalte und gr-e Tier.' Schobinger 1699.
schlag-: engbrüstig, dämpfig, als Währschafts-
mangel des Viehs. Chorer Schreibkai. 1712. Syn.
büch-schlächtig, -schlägig, -stössig.
büchle": 1. den Bauch vorstrecken, bewegen B
(Zyro). — 2. auf dem Bauche liegen, ebd.
Wiss-Büchler m., meist PI.: hellfarbige Kir-
schenart AaF., Ke., Leer.; S.
Buch II n., in W auch f.: das Waschen in Lauge,
Wäsche BSa.; W. Es B. mache", ha' BSa. D's B.
üfsetzu", üfschlah", Anstalten zur Wäsche treffen W.
D's B. üswäschu", die ausgelaugte Leinwand in kaltem
Wasser auswinden W. ,Ze b. legen.' G Hdschr. ,Mosen
werden [an der Leinwand] von faister eschen, von
ross- und kuedreck, von dem kat unden in den bü-
tinen, wan man nach dem b. dieselben nit suber rumpt,
von wygenschwenz-en [Löwenzahn] uf der blaichi.'
Vad. ,Ich hab 31 '/a Pfund Garn dem Bucher für zu
B. geben.' 1756, S Aufzeichn. Vgl. auch Büg.
977
Bach, beeh, bich, boch, bncll
978
G'büch n.:=dem Vor. PAL .Bist ainigu z'tcasche"
dos ganz G.? sei sola a lavar tutto quel bucato?'
GlORDANI.
Buche" f.: die in Lauge eingeweichte Wäsche
Aa (Rochh.).
buche" II AAFri.; Bs; B; P;Gl; GrCIiui-. D., He.,
L., ObS.. Pr., V.j P; GStdt, W.; S; Tu (auch -«-); W;
Ze, hfihe" BsStdt (ältere Generation); BBe., E.; Gr
tw., bouke' GRCastiel, bü'he" AALeer. ; L: bauchen,
d. h. Wäsche (auch frisch gesponnenes Garn) in heisser
Aschenlauge (s. Ascher Bd I 566) einweichen, als Vor-
bereitung des eigentlichen Waschens. Sjn. sichten.
Vgl. Büch-Ofen (Bd I 112), -Hüs (Bd II 1719), Büchi-
Chessel (Bd III 517), -Loch (ebd. 1036). In weiterm S.
übh. (Haus-)Wäsche halten. aaOü. Syn. waschen. ,Es
gibt Zeuge, welche man nicht waschen darf im heissen
Wasser, andere nicht im kalten, andere soll man nicht
bauchen, andere wollen keine Seife.' Gottu. ,Der
Mann habe selbst eine Wäsche angestellt und selbst
bauchen müssen, während seine Frau im Nest ge-
legen.- ebd. ,AUe Strängen Garn, gebauchetes und
ungebauchetes.' ebd. .Einen durchs Wasser ziehen
wie gebauchtes Garn.' ebd. 's will 's e'möl e' Hüs-
frau wöge', will ir grössi Büchi ha'; si losst z'erst ir
Büchere' fröge", z' wisse', wenn si b. Ica"'. Hinderm.
,Es soll nieraan in synem hus garn sieden, b. noch
weschen by buess 5 ß d.' 1491, Gr Bq. , Etliche von
Sehwamendingen trybend gefar mit dem holzbrennen,
buchend und waschend yon Rieden und Dietlikon
nachhin.' 1571, Hotz, Urk. , Wirt [das Hemd] das man
es weschen mues, so löns uch suffern [reinigen], man
sol es nit b.' XVI., Bs Brief. , Bauchen, wüschen,
seechten, decoquere, lavare.' Red. 1662. S. noch felden
(Bd I 808), Ofen-Hüs (Bd II 1705). Übertr. Haar-
schneider, nach getaner Arbeit: So, mi's Männli, jez
chönnd-er denn de" Chopf e" WH z' wälchen tuen und,
dernäch ordelich b. und mit Sand abriben. GFient 1898
(GRPr.). Gebüchet, durchnässt, von Regen, Schweiss
BHk. — Mlid. bücken. Vgl. auch bögen.
er-: 1. recht gründlich bauchen BR. — 2. übertr.
a) (durch Abführ- oder Brechmittel) den Korper inner-
lich gründlich reinigen, ebd. — b) durch Vorwürfe
beschämen, ebd.
üs-: 1. a) zu Ende bauchen B (Zyro). — b) = er-
büchen 1 BR. — 2. übertr. a) gründlich ausspülen S.
Syn. üs-sechten. D' Gaffelauge' het Eim s'elbi ZU de"
Mage' noch nit üsbüchet. BWyss 1863. En üsbüchete''
Mage', von dem Magen eines Säufers SL. — b) auf-
hören heftig zu regnen. Gester hed 's e" Beiss [eine
Zeit lang] g'schune", es chönnti g'nueg g' 'sudlet und ent-
lich üsbühet ha'. Schwzd. (GrPi\). — c) = er-büchen 2 a
BR. — d) = er-büchen 2 b. ebd. Syn. üs-budlen.
ver-: 1. zu stark bauchen B (Zyro). — 2. intr.,
zu Ende bauchen. Mir hei" verbuchet, ebd.
(Garn-)Büch er m.: Garnwäscher, Inhaber einer
(Garn-jBüchi B; S. ,Der Baucher reiste in die Kehr
und erteilte dem grauen Garn die erste Bleiche.' B
Volksztg 1889. .Der Baucher habe schon manchmal
gesagt, er treffe in keinem Hause so vieles und so
schönes Garn an.' Gotth. ,Wir halten uns zum Spin-
nen, du glaubst es nicht; wir hätten längs Stück einen
B. für uns alleine nötig.' ebd. ,Ein Garnbaucher war
mit seinem Wägelchen vorgefahren und redete: man
solle ihn klagen lassen, er müsse seine Bauchi teuer
Schweiz. Idiotikon IV.
verzinsen und bringe fast kein Garn zusammen, und
doch habe er sich über den langen Winter gefreut in
der Meinung, die Weiber würden das Stroh ab dein
Dache spinnen.' ebd. ,Die Garnbaucher würden das
zum Bauchen nötige Holz nicht mehr finden, welches
zum grossen Nachteil des Leinwandhandels ausschla-
gen könnte.' 1764, B Arch.
Büchere" Bs; B, sonst Bücheri" — f. : = Büchi-
Chnötscherin (Bd III 772)j Wäscherin, Waschfrau Bs;
B; Gr; LStdt; G. ,Die Frau des neuen Schulmeisters
möge nicht einmal selber eine Wäsche halten. Sie
habe ihr Zeug den Bäuerinnen zu waschen gesandt
und als keine mehr ihre Baucherin sein wollen, es
eingepackt, um dasselbe in Bern waschen zu lassen.'
Gotth. S. noch Gerümpel-Gemach (Sp. 19).
Büchi Bs; B;GRChur, Nuf., Pr.; S, Bühi BsStdt f ;
BE.; Gr (auch Bouhi), Bü'hi AALeer.; L. Büji AAFri.
- f.: 1. Handlung des Bauchens, (Haus-) Wäsche. aaOO.
Mer händ morn d' B. Bs; S. Garn i" d' B. ge" B; L.
Si hän deheim so-n-e" ver/li.iti Büchi, wo me' 's Lebe's
nit sicher isch dericege", und do ka"" natlrlig d' Magd
nit go" im Her e' Kummission mache". Schwzp. (Bs).
,Ich hatt ein sunder Neigung zu der Music, sunder-
lich zu den Instrumenten, dorumb ich dann, als ich
noch gar jung, anfieng Seiten uf Schindlen und Dugen,
die man zu den Buchenen steckt, zien, ein Steg dor-
under machen und doruf mit den Händen und Herig-
bogen retzgen.' FPlatt. 1612. ,An den Tagen [der
Anwesenheit des Erzherzogs] keine Hochzeit noch
Bauchenen an den Brünnen zu halten.' Wurstisen
1765. Auch in concr. S. aaOO. Kei" Wunder macht
unseri Kue Plunder: si het der Mueter d' B. g' fresse"
Bs; s. auch machen (Sp. 25 u.). ,Nondum abluta sunt
linea, die wösch oder bauche ist noch nit ausgewa-
schen.' Fris. ; Mal. .Niemand soll weder Buchenen
noch anderen Blunder ob den Brunnen waschen.' Bs
Mand. 1667. ,Nicht weniger soll während der Diens-
tags-Busspredigten mit dem Karren und Fahren vor
den Kirchen über, wie auch mit dem Bauchin waschen
ob den Brunnen inngehalten werden.' Bs Polizeiordn.
1715. Übertr. a) So heind-sch' nfid Anderist g'wüsst,
a's müm-me" zum erste" beste" Brunnen z' gän und en
abz'schtvemmen wie es Ross. Jetz grad wil-sch'-nen
da in der B. heind g'han, so chommend zwei Nacht-
wächter. GFient 1898 (GrPi\). — b) von sehr nassem
Wetter GrLuz. Vgl. Wösch. — 2. Raum, Anstalt, wo
gebaucht wird B. Syn. Büch-Hüs (Bd H 1719). Zug,
Garn i" d' B. ge". Auch als Ortsn.: bi der B. B
(mehrfach).
Garn-. , Aarwangen umfasst ausser dem Pfarr-
dorf... mehrere Höfe mit einer vielbeschäftigten Garn-
bauche.' Jahn 1857. .Langenegg, Hof und G.' ebd.
Büchi"g f.: = Büchi 1 GrD., Splüg.
Bucliel I, auch Hüs-B. m.: = Hüs-Gitsch (Bd II
562) WV.
buchle" buchje": = gitschen 2. ebd.
Bnch2el II „VO;" Uw (auch P-), „Büchel I VO",
Püchel AaF., Ke. ; L — m.: 1. a) kurzer, überaus
dicker, verwachsener, daher auch unbeholfener Mensch.
aaOO. — b) Bucheli, Bücheli , bzw. P-, „kleines,
schmuckes Ding (von Kindern) VO ;" Uw. — 2. ver-
schnittener Zuchtstier L. — 3. Buch'eli, P- a) kleine,
wilde Taucherente VwSee. Blässhuhn, Pul. atra L.
Syn. Mör III (Sp. 379). ,Der jüngste Katsherr führte
62
m
Bach, becli, Lieh, buch, buch
080
[im alten Luzern] u. A. die Obsorge über die Wasser-
vögel: Schwanen und Bucheli.' Liebenac 1881. —
b) Möwe, Podic. min. L (Ineichen). — 4. „Dim., Fa-
milienn. L." — Vgl. das durchweg syn. Tüchel(i).
püchle°I: einen Zuchtstier verschneiden L. Syn.
tublen, tüchlen.
Bach'el III, P- Ndw (PI. mit und ohne Uml.). Bu-
chel II Gr; GG. (auch Büechel) — in., Buchte" Gi.H.
(auch Bucchle"); GA. — f.: 1. hohler Stengel von
Doldenpflanzen Gl; GA.; Ni>w, und übertr. auf Diese
selbst. Spec. a) Bärenklau, Heracl. sphond. GlH. D's
Heu ist voll Buchte". — b) Waldangelika, Angel, silv.
Gl; Gr; GA. ■ — 2. Saugheber, Schlauch, der zum
Abziehen des Weines dient GG. Syn. Zügel.
Zu 1 vgl. das Syn. Buggelen, ferner Bungelen, zu 1 b
spec. Gügen 2 (Bd II 156/7). 2 wohl eher zu Buchet 111
Emd-Buchle": = Buchel III 1 a GG.
Heu-Buchlen: Waldkerbel, Anthr. silv. GG. Syn.
Buechholteren (s. Bd II 1187).
Die Pflanze wird bisweilen mit Heracl. sphond. (s. Bu-
chel 111 1 «) verwechselt; vgl. Ross-Ckümmel 1 a. 2 (Bd III 295).
Streu-Buchle": = Buchel III 1 b GG.
Bnch2ele" f.: = Fachten (Bd I 642) BR. f - Mhd-
buchet f., Fackel. S. auch Schm.-Fr. I 190.
pnclift". .Durch die sog. Waschwerke wird in den
Bergwerken die leichlere steinichte oder lettichte Ma-
teri des gepuchten oder in Pulver zerstossenen Erzes
abgeschwemmt.' JJScnEucnz. 1707. — Nbf. zu lochen.
buchle". Ummcr-buchjc", herumpoltern, lärmen,
an die Türen klopfen, von den Nachtbuben GrD.
Wer buchjet aussen ummer?
Biicli'el III Gl; GiiCast., Contcrs, Chnrw., D., L.,
Luz., hl'r., Rh.; L; GA., G. ; Schw ; UwSachs. fl'-J; U;
ZGÄg., Stdt, Bürchel GrHc., Schud., A'alz., Sammler
1782; 7.0. f. Birchcl Gr, Brüch'el GSa. — PI. unver.,
in Gr auch Büfrjchle" — m. (in L nach vereinzelter
Angabe auch n.): im wesentlichen = Älp-Horn (Bd II
1620), doch gew. nicht so lang wie Dieses. aaOO. Vgl.
zur Ergänzung Bühler II IG; Tsch. 155. De'' cha""
B. blase" Zg. .[In ScnwMa.] kommen am Silvester-
abend beim Zunachten 2—3 junge Leute zusammen,
um das Zuschellen anzublasen. Sie haben dazu ein
Blasinstrument von schrillem Tone, ein Hörnchen,
einen B., d. i. ein uraltes, schalmeienartiges Instru-
ment, das auf dem See geblasen wird.' OSchade 1855.
„Grosses Kühhorn Gr.* Bockshorn, womit der Ziegen-
hirt. Signale gibt Gr hPr. Jägerhorn Gl; GA.; Schw;
Uw; U; ZO. f Eine Art Sprachrohr Gr (Serardi).
Ahd. 'huhhil (vgl. puchila: sambucas? Diutisca II 330),
möglicherweise entlehnt aus lat. bitclna, Kuhhorn, Hirtcnhoru;
zur Umbildung des Suffixes wäre , Kümmel' (aus cuminum),
.Kessel' (aus catinus) zu vergleichen, das Geschl. hätte sieh
nach den Übrigen Geratenamen auf -el gerichtet. Übrigons
ist für bucina einmal auch die Form luceula belegt. Es liegt
nahe, anzunehmen, dass auch Buchel III in diesen Zshang
gehöre (vgl. bes, Gügen 2 Bd II 156), und dass die Bed.
,hohler Pflanzenstengel' sekundär aus der obigen Bed. ent-
wickelt sei. Zur Form liurrlu-l mit eingeschobenem /■ vgl.
die Anm. zu Mag (Sp. 97).
Alp-: Alphorn. Der Küer hat si" der gross Alp-
bürhel <tn d's Mül g'hebt und hing gegt* Majcfeld
u'hi" jilosc". SOHWZD. (GrPt.).
Hirti-: Hörn des Ziegenhirten, womit er Morgens
und Abends seine Annäherung im Dorfe kund gibt GA.
Stock-: eine Art Alphorn SrHW; U (lt N. Alpenp.
X 206).
büch'lc" II Gl (in K. ch'); GnCast., Churw., D.,
L., hl'r.; L; GA., G.; Schw; Uw (auch ;)-); Zg, büchele"
GrD.; L, bürchle" GRHe., Valz.; ZO.f: 1. den Buche!
blasen. aaOO. Syn. gügen (Bd II 157). .Abends nach
dem Füttern, wenn der Knecht des Nachbarn Durcheile
und jodelte, um die Zeit sich zu vertreiben.' Jaklin
1878 (GnJenins). ,Wir [Unterwaldner] haben mit ein-
ander geredet, dass wir allen Zoüngern jauchzen
wollen und pichlen, wenn sie einmal über die Alpen
kommen, und Suiti müssen sie haben bis genug.' Obw
Volksfr. 1888. Dert obe" bim Seli, wo der Diceriberg
stöt, dö jüchset 's und buchtet 's, bis d' Welt untergöt;
und ischi [ist sie] rerbrösmet, verbrunne" wie Strö, se
buchtet 's und jüchset 's im Himmel >tu nöch : Ebe* eso!
MLienert 1888. In einem Beschluss der Nuw Älpler-
gesellschaft 1870 werden als Spiele, welche an der
Kilwi gepflegt werden sollen, genannt: Jodeln, Bü-
cheln, Alphornblasen, Klettern. Sackgumpen, Zäunen.
Vgl. noch Osenbr. 1864, 31. An verschiedene Alpen
in Gr knüpfen sich Sagen, dass Hirten in altern Zeiten,
um ihre Leute gegen eindringende Feinde zu Hülfe zu
rufen, schi''' z' Tod biifrjchleten (Tschump. 156). Bürch-
tetist du [ein um Hülfe rufender Senne], bis d's Bör
rolle' g'stockets Blued wär, es g'hörti dich Niemat! Gr
Schiers. Der Küer hat [bei einem Einfall der Mon-
tafuner] 'bürchlet, bis-em d's Herz rersprunge" ist Gr
Maienf. ,Vor ihrem Abzüge Hessen die Montavoner
dem Küher zur Strafe Diesem die Wahl, in die heisse
Milch zu springen, oder zu Tode sich zu bürchlen,
bis er zerspringe.' Jaklin 1878. — 2. heftig, rasch
trinken Gr. — Zu 2 vgl. güg(e)Un (Bd II 159).
zue-: mit dem Buchet Jmdm zublasen, ein Signal
geben GRPr. Vgl. Bühler 1 308.
BüchMer I, bzw. Bürchter m.: (Alp-)Hornbläsor
Gr; GA.; Schw; ZcÄg. In GA. der Geisshirt, der am
Morgen die Abfahrt, am Abend die Rückkehr durch
Homsignale ankündigt; vgl. Hüruer 2 (Bd II 1G32).
S. noch Hausfrd 14, 126 und Schwzd. 35, 20.
Bnccll I L (auch Bue); Z, Bucche" Aa; Bs; B;
Gr; GSa.; Tu, Buche" Aa tw.; BHk.; Gr — f., Dim.
BuechlL Bsj B; Gl; GSa.; Z, Büech(e)li BsStdt; Gr;
Tu: Buche, Fagus silv. allg. Clxisper, höh üfg'schnssne''
wie ne" Buehe". Deklam. 1898 (BHk.). Ich will-cch
zalc", trenn alls Laub ab de" junge" Buechlene* ist,
d. i. niemals Gl. D' B. spalte", ein Spiel: zwischen
zwei Schulter an Schulter knieende Knaben wird ein
dritter, der gebückt hinter ihnen steht, als Keil ge-
trieben, wobei ein weiterer Knabe von zwei andern
als Schlägel gehandhabt wird BFrut,; ZO.; Syn. Holz,
Stock spalten. Das (Bd I 72) über die Bed. der Eiche
in Glaube und Brauch des Volkes Gesagte gilt durch-
weg auch von der Buche, die ebenfalls ein .berendei"
Baum ist; vgl. auch Linden (Bd 111 1319). Wenn die
Buchen im Frühjahr zuerst am Wipfel Laub treiben
(also die Laubentwicklung abwärts steigt), wird das
Brot in jenem Jahre absehlagen, im umgekehrten
Falle dagegen wird der Preis steigen ZAff. b/H. ; vgl.
dagegen Laub (Bd III 954). S. auch Mai (Sp. 1). Bei
Gewittern unter Buchen Schutz zu suchen (was Maria
auf ihrer Reise zur Elisabeth getan haben soll) sichert
vor Blitzschlag AaF.; LH.; vgl. übrigens N. Alpenp.
V 185. Über sog. .heilige Buchen', gewöhnlich Standort
981
Bach, becli, bich, bocli, lmcli
982
eines Heiligenbildes, Bildstockes (z. B. in LAdligen-
schwyl, Meggen), vgl. Lüt., Sagen 362, ferner Heim-
Gurt' (M II 435), heilig (ebd. 1151). Für das Rechts-
leben kommt die B. in Betracht 1) als Grenzbaum;
s. Chrüz-, Lach-, March-B. — 2) als Gerichtsbaum.
,Ze Willisow uf dem frien lantgericht z' buechen an
offener frier Strasse' wird Gericht gehalten. 1382, Urk.
,Die fryen lüt, so da gehörent under die buech gen
Brünggen.' 1433, Z Rq. ,Ze meien und ze herpst zue
dem gericht gebieten under die b. gen Brünggen.' ebd.
,Zue Bünzen under der b. in den gedingen vor des
gottshus amtmann und den genossen.' 1586, AaBühz.
Offn. Solche Buchen dienten endlich, gleich den Dorf-
linden, auch der öffentlichen Geselligkeit: ,üas Singen
geistlicher Gesängen beim Wein und Most, bei der
Buech, denen Toren und anderen Spielplätzen, ist
hiemit abgestellt.' B Mand. 1728 (für THArbon).
Lehrreich für die Verbreitung der Buche, die Natur
ihres Standortes u. ä. ist ihr Vorkommen in den Orts- und
Flurnamen; vgl. hierüber auch Buech II. a) als einfaches W.
a) im Sg., wohl zumeist eine B. hezeichuend, die durch
Grösse, Alter oder Form bes. auffiel. ,In der B-en', Weiler
ZSchönenb. ,Jeni iu der B-en.' 1386, AaFahrwang. , Under,
bi, zu der B-en', Hofu. B. ,Zur B-en', Ortsn. Gr Jenatz; Uw
StA n ton. ,N. N. von der b-en, sessbaft zur b-en.' GrJenatz
Arch. ,Zurbuchen', Familienn. B. Oft erwähnt als Sammel-
punkt der Zürcher im alten Zürich- und im Kappelerkrieg
ist die Örtlichkeit .zur B-eu' auf dem Albis. .Zugeud uf
das Albis zur b-en.' 1443, Edlib. ,Zwingli und das paner
kameud uf das Albis zur b-en.' HBull. 1 5 7 '2 . ,Man schickt
ab der b-en in die statt.' ebd. ,Uf dem Albis, uf b-en ge-
nampt, um das wirtshus.' ebd. Die ,krumb b.' 1346, L
Dagmers. Bi der dunkle" (dühle") Buche", Ortsn. GrBardisla.
.Dick-B.' (Ticke"-B.), Höhe bei ZElgg (,dichipohc.' 805). —
ß) im PI. , Buechen' häufiger Ortsn. in Ap; G, auch in B;
S; Th. Hieher auch: ,Buochs' Uw (,buochis.' um 1200).
— b) als 1. Teil in Zsseu. ,Buech-Acher' Aa; B, ,-Acheren'
Th, ,-Agerten' B, ,-Egg' S (Buechi); Th (,de buochegge.'
1241, Urk.), ,Buechen-Egg' (Buenigg) ZStall. (,Buochnneka.'
1232, ,Peter Buechenegger.' 1489, ZStdt), ,Buech-Gass' B,
.Bueclieu-Graben' B, ,-Grindel' Aa, ,-Grund' Aa, .Buech-
Hubel' Aa; B, .-Hof B; S; Th; Z, ,-Halden' Aa; ZGlattf.,
Uster (,curtim bunchlialdun.' 1282), Stäfa, ,-Holz' B; F; Gl;
L (Bue-); G; S; Th ; U; Z (,Bnochholz(er)', Familienname.
1485/92, LSemp., .Eucharius Buocholz.' 1518, Bs, ,Heinr.
Walder, Buchhölzer.' 1750, ZHombr.), ,-Heim." 1090, Seh,
.Bueeben-Hurn' GMosn. (.Johans Buochorn.' um 1300, ZStdt),
,Buech(en)-Löh' B; ZWyl, ,Buech(en)-Müli' B; G, .Buech-
Matt' Aa; B; S, ,Buecheu-Nas.' um 1600, Zg (jetzt Buenos),
,Buech(en)-Bach' Aa; Ap; ZElgg, ,Buech(en)-Bcrg' Ap; G;
Seh; SehwMa. ; S, ,Buech(en)-Rain' Aa; B; L (Buere* f,
/lucri, schon 1182: ,Buorren'); S; Z, ,Buech-Riiti' B; G;
Th, ,-Schacheu' Ap (.buochschach.' um 1319); B, , -Scheren'
Ap; Th, ,-Schwändi' Ap, .-Stüd(en)' Ap; ZMeil., Zoll., ,Bue-
cheu-Stcg' BDiessb-, ,Buech-Steig' GRh., ,-Stock' ZMettni.,
,Buechen-Steiu' GRh. (frühere Burg), ,-Stutz' B, ,Buech-Tobel'
ZW.yt., .Buechen- Tal' G. ,Buech-Talen' Seh, ,-Weid' B; G; Z,
,-WSg' Aa, ,Buec,,-Wil' Th, ,Buech-Wald' Ap; G; ZSteruenb.,
.-Wisen' ZRorb., Wipk. - c) Abi. .Buecheren' f. ZElgg
(schou 1278). ,Buechlen' ZRichtersw. ,Das guet ze buechlen.'
um 1400, AaZufik. .Bucchleren' ZAltstett. Vgl. auch die
Familienn. .Buechler' (1526, ZKlot.), ,Büecheler' (1531, ebd.;
1539, Ap). Dazu die Ortsn.: ,im obern Buechler' ZElgg.
,1 juch. acker an dem buechler.' 1460, LSemp.
Fe'll-: Buche, die eben gefällt wird ZO. — Hag-
(L; aScHW, Ma.), Hagel- (ScHwGalg. ; S), Hage"- (Aa;
Bs; B; Gr; L; G; Sch; Th ; U; Z), Hagi- (LBerom.)
Buech Bs; LBerom.; U; Z, sonst -Bueche" (PI. auch
-Buhe" AALeer.) : Hainbuche, Carpin. bet. ,Holz-
buessen: N. N. hat ein grüenes hagenbüechli abge-
howen.' 1597, Hotz, Urk. ,Ornus, ein Hagbuch, Hain-
buch, Hagenbuch.' Denzl. 1677; 1716.
Chrüz-: Name einer alten Buche bei GMcls, auch
der .heiligen' Buche bei LMegg. ,Von dem grawen
stein uf an die krützbuech, von der kr-en uf gan
scharmos.' 1416, LMalt. (Markungsbrief). Vgl.: ,l>ie
buoch mit dem erütze' als Grenzzeichen. 1423, LHa.
Das Kreuz ist entweder ein am oder im Stamm der
Buche angebrachtes Crucifix (wie bei der Chr. zu LMegg.),
häufiger ein eingeschnittenes Kreuz als Grenzzcichen; s. Chrüz
(Bd III 941), Lach (998), lachen (ebd. 1001).
Röt-laub-: Blutbuche, Fagus silvat. var. pur-
purea s. sanguinea ZW1. Nach der Volkssage ent-
sprosste die einzig zu ZBuch a/I. vorkommende R.,
auch nur ,rote Buche' genannt, aus dem Blute dreier
Brüder, die zur Zeit einer schrecklichen Hungersnot
im Streit um eine Feldmaus einander erschlugen.
Schon Wagner 1680, 266 erwähnt drei Blutbuchen zu
ZBuch a/I. als Merkwürdigkeit: ,Fagetum Buchense
ad Irchelium montem, der Stammberg vulgo dictum,
fagos tres foliis rubris praeditas habet, quibus similes
nullibi alias reperiuntur.' JJScheuchzer 1706 widmet
ihnen einen eigenen Artikel: .Von denen roten Buchen
zu Buch. Bei Buch auf dem sog. Stammberg stehen
drei Buchen, welche um das h. Pfingstfest ein ver-
wunderlich schöne Röte dem Gesicht vorstellen, so
dass die rund in die zwei Stund umher wohnende
Bauren dannzumal häufig sich herbei sammlen, um
von diesen blutroten Bäumen Blätter und Ästlein ab-
zubrechen und auf den Hüten nacher Haus zu tragen
[später und noch jetzt findet der Besuch am Himmel-
fahrtstage statt].' Er erwähnt auch die Sage, spricht
aber von fünf (oder vier) Brüdern und von einer ent-
sprechenden Zahl Blutbuchen. S. noch Alpenrosen
1815, 39; Schweiz 1859, 45; Z Gem. II 422; Botan.
Centralblatt 1892, Nr 22.
Die R. scheint iu alter Zeit am Irchel weiter verbreitet
gewesen zu sein; dafür spricht der Name ,im Rotlaub', den
ein Waldteil auf der andern Seite des Berges führt. Nach
JJScheuchz. 1746 führt das Dorf Buch eine R. im Wappen.
Lach-: Buche als Grenzbaum THTäg. ,Die sog.
Lachbuchen und Lachtannen von riesiger Grossartig-
keit, die noch vor wenigen Jahrzehnten unsre Wald-
grenzen überall so schön geziert haben.' JJMüller
1867. S. auch Lach (Bd III 999). — Maien-: Buche,
die als Maien (in Bed. 4, s. Sp. 5) verwendet wurde.
,Es soll den Bremgarteren nit gestattet werden, die
M-en in Abwesen des Werchmeisters ze hauwen; son-
ders der Werchmeister soll ihnen sölliche zeichnen.'
B Gerichtssatz. 1615. — March-: = Läch-B. ,Vom
schrak an die m-en den grat uf.' 1416, L (Marchbrief).
S. Lüt., Sagen 353. — Wih-nachts-, , Ein Richter,
der kein eigenes Holz hätte, kann sich, mit Mass, aus
dem Herrschaftswald beholzen, nämlich in den Vor-
hölzern zu hauen und auch eine sog. Weihnachts-
buche aus dem Kirchbergwald.' 1551, ZGBuon. (Hof-
rodel). — Stei"-: Hainbuche, Carpin. bet. (Durh.).
— Trür- Bueche": Blutbuche GRMaienf. (Dan.).
- Wiss-: = Stein-B. Sch; Zu.
Buech II n.: Buchengehölz, -Hain. Jetzt meist
zum Orts- oder Flurnamen geworden, so in Aa; Ap;
B; L; G; Sch; S; Th; Z. Vgl. Eich II (Bd I 72).
, Waldung im hintern B.' ZWeiach; , Acker im Hinter-
buech.' 1805, ZHettl. ,1m bueche.' 1273, ZBuch a/I.
,Unz in das b.' 1433, Scaiiüdl. ,Und das b. ist ein
983
Bach, bech, bich, boch, buch
984
hof.' XV., ZKn. ,Bi Jen müllinen das b. uf gen St
Georgen.- um 1530, Kessler und schon 1405: ,uf das
b.' VVegelin 1 S 14. .Ein Jucherten stosst an das B.'
1053, ÄAWett. Klosterarch. Als Dini.: ,1m Buechli'
B; Zg (.buochili.' 1200), ,Buechli-Holz' B, ,Büechli' B
(Jahn 185T, 677); ZBrütt. (,ira büechlin.' 1406),
,Buechli-Berg' GS. ,Bis zum stein, der uf dem buo-
clieli stat.' 1543, Bs Kq.
Mhd. buo'ch a. Das W. als zweiter T. von Zssen: ,Xli-B.'
SHolderb., ,Alt-' Th, .Andres-' B, ,Entli-' L, ,Arm-' ThHw.
(Arm-Biech), , Hagen-' ZBachs (,im Hagenb.'), Elgg (in der
Nahe ,Hageu-Berg' und ,H. -Stall'. Familienu. ,H.-Buech' Z,
,-BöecbJer' Th. ,Ira Hagenbüechler', Fluru. 1 653, AaWett),
.Langen-' ZMeil. (,im L.'), ,Neu-' Th, .Blitzi-' AaBreuig.
(.Blitzembuoch.' 11S4), .Ragen-' ZF., ,an das Reiti-.' 1602.
L, Schwanten-' B, .Wallen-' F. .Wildispuch' Z (.Willigises-
puoh.' 858, .Wilgispuch.' XIV.), ,Zitten-' ZgÄg. — Buech,
Familienn. (viell. aueh zu Buech 1) Ap; Seht; S. ,Fro
Judenta Bue.lün.' um 1330, Z. ,Buech-Erni.' 1370, ZElgg,
,-Hans.' 1525. GNiederbür., ,-Mann' L (schon 1386); G; Th
Bischofsz. (.Theodor Bibliander', Zwingiis Freund und Ge-
hülfe); Zg; ZHorabr. (um 1570), Kn. (um 1530), Stdt (um
1500). .Buechli.' 1388, Gl; 1536, G; 1566/86, ZHombr.;
1593, GrS. .Bücchli.' 1337, ZElgg; 1528, ebd. (dafür in
anderer Quelle .Bücdii'l; 1530, GFlums. Hieher auch (wenn
nicht eher zum Ortsn. ,Buechen') .Bueeher', Familienn. Aa;
B; L; Seh; Uw; Zg; Z; seit dem XIV. bezeugt. .Der Bue-
cherli aus Schwyz.' um 1400, Gl. Auch Fltirn.: ,im Bue-
cher' AaBö'zb.
Gätti-: Name zweier Höfe AASchinzn. Dazu der
Volksreim: Ich han min Schatz im G., hinger-m Ofen
im Aschitueeh Aa.
Buech III f.: Bezeichnung eines ideellen Wahl-
anteils, einer .Gerechtigkeit', bei der Holzkorporation
ZThalw. Die B. zerfällt wieder in Unterabteilungen;
es kann Einer '/>. V*i V« ß- haben.
Offenbar ein uralter Ausdruck der Waldwirtschaft; ur-
sprünglich wohl Bezeichnung eines Stabes aus Buchenholz,
des Kerbholzes, auf dem zu einer Zeit, als noch kein Bauer
schreiben konnte, die Hausmarken der Genossenschafter ein-
geschnitten waren. Die Entwicklung der Bed. aus Buech I
verlief sonach derjenigen von Buech V eine Strecke weit
analog. Zur Sache vgl. noch Gartel (Bd II 432), Beilen,
Tauten, sowie auch Runen, Gerün, zur Bedeutnngsentwickluug
Chrinnen (Bd III 827), ferner Schnitz.
Buech IV n.: 1. coli., Bucheckern Aa; B; FMu.; S.
Go' B. üflese", i" d's B. gä", in den Wald gehen, um
Buchnüsse zu sammeln, die teils zur Schweinemast,
teils zur Ölbereitung dienen, auch von Kindern ge-
gessen werden. Wenn 's vil Eichten und B. giH, so
giH 's e' strenge* Winter S. Vil B., vil Fluech, viele
Buchnüsse, viele Mäuse BBe. Vil B. isch der Fluech,
geraten die Bucheckern, so folgt ein unfruchtbares
Jahr S. Vgl. Ackeren (Bd I 70). ,Wenn Eicheln oder
Buoch sein sollten, dann mag man die Schweine früher
darein treiben.' XVI., Obw. ,Ein Grundbesitzer darf
auf die Ahnend treiben zwei geringete Schweine mit
zwei Jungen und zur Zeit des Acherums, wenn das
B. und die Eicheln geraten sind, noch zwei Schweine.'
1650, BSigrisw. S. noch Ackeret (Bd I 71). — 2. Dim.
Buechli L, Buechli AaF., die einzelne Buchnuss. 1*
</' B. gö* L. Im Wäldli de't, wo d' Wiggle" icissi'd
und d' Eiker iri B. bissi'd. Schwzd. (L). ,Glans fagea,
büechle.' Fris. ; Mal.
Buechele11 „L;" Srn81.lt; ZSth., Büeckele" ScHSt.;
TuSteckb., Tag., Büeckel, Büechle' Bs (Spreng) — f.:
Buchnuss. aaOO. ,Die Weld machend mit iren Fruch-
ten, Eichelen und Büechelen der Burgeren Schwill
feiss.' JJKüeger 1006. ,Ab dem Bueehbaum wirst du
nemmen Büechelen.' Spleiss 1667. ,Büchele, Buch-
nuss, glans fagea.' Denzl. 1677; .Büchle.' 1716. —
Mhd. büechel n., Buchnuss.
Entli-buecher: Bewohner des Entlibuehs L.
Es giH dere" Nare', si höre'd üf, wenn si g'nueg hend,
aber mir nend, so lang da ist, seid der E. 's ist e"l;ei'
F.. so guet, er ked e" Schelm underm Huet L. S. noch
E.-Stückli, ferner -Chnüttel (Bd III 768).
Buechin.: Buchengehölz. Als Ortsn.: , im B.' BSi.
Aus 'buochach; vgl. EL-In (Bd I 72). Viell. identisch
damit ,im Buechi' ZWeiach. .BUeohi', Familienn. B; Th;
ZElgg (schon um 1420).
buech ig B; L; Schw, buechi" GSa. ; Tu; Zg; Z:
buchen. 1. eig. 's b-ig Holz trachtet Eim nach aem
Lebe", bis es verbrannt ist, es zu fällen und zu spalten
ist gefährlich B. J"* fürchteti der Winter nid, wenn-
ich chonnt buechegi Schlter schisse' und Öl brünzle* L;
vgl. ganz (Bd II 385). Manne' wie buechig Trämmel,
stämmige Männer. Schwzd. (Schw). Was die Füre'
Chöpf händ! Chönnti'd Buechi's [Holz] verschite'
d'ruff obe", si g'spürti'd 's nid. Schwzd. (Z). Scherz-
weise werden für einen kleinen Wildfang buchene
Hosen empfohlen Z. — 2. übertr., hart Zg; Z; grob,
rücksichtslos, derb; zornig, aufs höchste aufgebracht B.
Syn. buchsig. Vgl. härthölzin (Bd U 1268). ,In den
Zg Allmendstreiten hiessen die zum Austeilen der Ge-
meindegüter Geneigten die Tannenen, die zum Er-
halten derselben Entschlossenen die Buechenen.' Arch.
f. Volksk. I 126. Er ist düe büechigc worden und hed
a'g' fangen dri" z' schlän BHa. ,In Wildegg kämpfte
in der Sonntagsnacht ein angesauserter Bürger mit
einem Saarbaum. Von den verabreichten Streichen
prallten die Äste jedes Mal in das Gesicht des Helden
zurück und machten ihn je länger je buchiger.' Schwei-
zerbote 1870. ,Der Vater antwortete b. und barsch :
Jitz halt 's Mul, Modi!' B Bauernkai. 1889. Los,
Meitschi, jitz liest -mich erst buechige", jitz erst giH 's
nüt drüs! ebd.
hage"- (in S auch hagcl-)buechig AaF., Ke., Leer,
(auch -biihig); Bs; B; S, -büechig Ar, -buechi" Gl;
ScaSt; Th; Z, -buechi' Gl; Adj. zu Hagen-Buech.
1. eig. En hage'buechetW Stock Gl; Th; Z. [Ich, der
Schulmeister, träumte] »«* heb es Botze' hagelbuechigi
Tütschi [Klötze] um mi'h ume" und die müess ich lere'
lesen und schribe", von stöckischen Schülern. Joach.
1885. Hart ivie-n-enhage'büechene' Holzschlegel ZZoll.
,[Die March geht] an den grossen hagenbüechenen
Stock.' AAWett. Klosterarch. S. noch Voll-Män (Sp.
235), ferner Rumpf. — 2. übertr. a) hart, zäh, dauer-
haft Aa; Bs; Sch; Z. ,Sag dem Vatter, das Ann-
Gertrudli hab ir hagebiechen Buggel von im selber
g'erbt, ehr täts hungern und bettlen lauften als um
pardon anhalten.' Verg. Tage. ,Wem wollen wir disen
groben bauren vergleichen'? Taloni, von welchem die
fabula; sagen, dass er habe aenea intestina gehabt,
einen hagenbuchenen magen, geschickt, alles zu däuen
und zu überwinden.' 1586, Laüffer, Beitr.; vgl.:
, Meinst, e" Bür g'spür 's nit o, wenn im Einer [ein
Tagelöhner] frisst wie angerhalbe» MetzgerhungV
Meinst du, wir seien h-ig g'fütteret?' Gotth. Er ist
en Hage'bucchcnC, von eiserner Gesundheit Aa; Z. —
b) hartköpfig, gefühllos, roh Ap; Bs; Sch; Th; Z. E"
985
Bach, bech, bieh, boch, buch
!!H(i
Hagertmechigtr, hagc'buechigv Chopf, harter, unbän-
diger Trotzkopf Bs. En hage'buechener Bengel, grober,
gefühlloser Mensch ScHSt.
linech V — PL Büecher — n.: Buch. 1. gedrucktes
Buch übh. allg. Rede' wie es B., gewandt und gut
Bs; B; GrD., Pr.j Ta; Z. ,Er wusste nichts zu sagen,
geschweige an einem fort zu reden wie B.' MEYER-Mer.
Tiie-mer d's B. Site, ich will nichts mehr davon hören
ÖW. lee tuen-ich 's Büechli zue, es wird mir zu bunt,
ich will nicht mehr von der Sache reden, ebd. S. noch
fremd 2 (Bd I 1298). Vgl. auch büechli-laufen (Bd III
1139). In spec. Anwendung a) von der Bibel. Der
Pfarrer redt, ve 's 's B. bringt, hält sich genau an
den Wortlaut der Bibel ThHw. — b) vom Kirehen-
gesangbuch. Mi' Gotte" häd-mer uf 's B'hören es B.
g'helset ZZoll. — c) Dim. cc) fliegende Blätter mit
Volksliedern. XVI./XVIII. S. Anz. f. Schwz. Gesch.
1873, 276 f. — ß) die neue helvetische Constitution
von 1798 im Munde des Volkes. Abgedruckt Absch.
VIII 299 ; vgl. auch Aa Gem. I 87. — 2. geschriebenes
Buch; Protokoll, Rechen-, Zinsbuch u. ä. E" Gidächt-
niss ha" wie e" B. GRlgis. 's fallt NiU dureh 's B. ab,
was notiert ist, wird nicht vergessen, bes. von Steuern,
Zinsen, Gebühren übh. ZS. I" 's B. zise', der Ge-
meinde zinspflichtig sein GrPt. ,Uf unsern buochen
stat verschriben, dass nieman enkein hus Zürich ma-
chen sol wan uf den ehofstetten.' XIV., Z. ,Aueh
sollen die Sieben [vom , Siebner-Amt'J verhüten der
Stadt Bücher, Tabellen, Panzer, Armbrüste und allen
Gezüg, so der Stadt zugehört.' Mitte XIV., Bs (Ochs).
S. noch Gersau (Bd II 429). Das wiss B., im Archiv
zu OßwSa., in weisses Leder gebundener Band alter
Abschriften von Dokumenten des XIV./XVI1. Das
silberi" B. heisst das Ap Landbuch von 1585, aus dem
bei der Landsgemeinde der Eid vorgelesen wird; seine
Ecken sind mit Silber eingefasst. Das ,guldi" B.':
,Des gotzhus [Pfäfers] g. b.' vermöge, dass Streitig-
keiten über dessen Lehen und Güter nur vor seinem
Maigericht zu Ragatz berechtigt werden dürfen. 1541,
Absch.; vgl. guldin 1 (Bd II 227). Über das ,rote,
weisse, schwarze und blaue B.' in Bs vgl. Ochs I,
S. XVI f., über ein , Weiss-, Rot- und Schwarz-B.' des
Stiftes LBerom. s. MEsterm. 1875, S. IV. Spec. Schuld-
buch. ,Er ist mir im B., mihi in aere est.' Met., Hort.
1692. S. auch Muli (Sp. 187). Bes. als Dim. Alle"
Wirten im Büechli stä", bei allen Wirten angekreidet,
ein Trinker sein Aa. Uf's Büechli ne", (beim Krämer)
auf Borg nehmen B; Z. Jmdn oder Etwas im Büechli
ha", aufgeschrieben' haben, sich wohl gemerkt haben
B; S. (Bi) Eim im Büechli sl", von ihm ,aufgescbrieben'
sein B; im prägn. S., bei ihm gut angeschrieben sein
B; GW.; S (auch stö") ; Uw. .Namentlich bei etlichen
Frauen war sie [die alte Martha] im B., da ihnen
Martha die Kinder hütete.' Sonntagsbl. des Bund 1897.
,Er wusste, dass er dem Vater nicht im B. war, von
Kindsbeinen an war er dagegen der Liebling seiner
Mutter gewesen.' Nnw Kai. 1892. ,Er ist mir nicht im
Büechlein, ipsi non faveo.' Mey.. Hort. 1692. Dafür:
wol im B. sl' S. Nit guet im B. stö", nicht gut an-
geschrieben sein Ar-; GW. — 3. als techn. Ausdr. im
Papierhandel, wie nhd. Es Büechli Postpapir Bs; B;
Th; Z. — 4. Blättermagen des Rindviehs; vgl. Büechli-
Chuttlen (Bd III 576). .Der dritte oder Blättermagen
(welchen man sonst auch den Mannigfalt, das B. oder
den Psalter nennt).' Z Aul. 1814. — 5. Dim., von
Blättchen edlen Metalles. ,Ein Büechlein Messer-
scbmidsilber.' Bs Mand. 1616.
1 c ß wegen des kleinen Formates, in welchem die Con-
stitution gedruckt herumgeboten wurde. Zu 1 viel], der
Familifun. .Maguubuoch.' 1389, B. Zu den folgenden Zssen
vgl. auch diejenigen mit Brief, Rodel.
A-be-cS- (Bs; B; Tb; Z), Apeze- (Ap; Ndw)
Büechli: Fibel. — Acht-Buech: Buch, worin die in
die Acht Erklärten eingeschrieben werden. , Welcher
usser acht kunt, den sol man us dem a. schriben.
Das selb a. ist empfolhen zwen den richtem.' 1383,
Z Ratserk. ,Wann jemand in die Acht erkannt und
hernach über ihn ein Achtbrief gemacht wird, soll
derselbe nicht gleich ins A., sondern nur sonst in
einen Rodel verzeichnet und erst hernach in das A.
geschrieben werden, wann er in der Acht verlesen
ist.' 1626, Absch. (für Th). S. noch Acht-Schilling. —
Eid-Büechli: Pflichtenheft. In Betreff der Ordnung
des Landvogts bleibt es bei der im ,E.' des Schlosses
Baden enthaltenen Bestimmungen der Schlossreben
und Mäntel der Untervögte halber. 1713, Absch. —
Uedel-Buech s. Uedel (Bd I 98). — Öffni-gs-
Büecher: (vom XV. bis 1533 geführte) Verzeichnisse
der vom Rat behandelten Geschäfte Bs (Ochs). —
Fri- und Eigen-Buech. ,In dem Schloss [Forsteck]
ligt ein sogenanntes Fr., in welches von Zeit zu Zeit
von einem H. Landvogt die Ehen aufgeschrieben wer-
den und angezeichnet, in was Stand die Ehegenossen
seien, ob frei oder eigen.' CTomann 1741. — Al-
chemi-. .Ein alchamibüechli.' 1562, F Inv. (von Hs
Salat). — Alp-: 1. (meist Dim.) Büchlein mit den
die Benutzung der Alpen betreffenden Satzungen, die
alljährlich vor der Alpfahrt den Sennen vorgelesen
werden Ap; B; Gl; Gr; Ndw. Syn. Alp-Sei-, Weid-B.
Den Inhalt eines solchen s. bei Steinm. 1804, 16 f.
Vgl. auch' Blumer II 372 f. — 2. Buch, worin der
Senn den auf jedes Mitglied der Alpgenossenschaft
fallenden Ertrag verzeichnet, und das die Grundlage
der vom Alpmeister angefertigten Alprechnung bildet
GMels. Syn. Milch-B. — Stadt- und - Amt- Stär,r
ddnt-. Es stammt aus dem Jahr 1432, wurde revidiert
1566 und enthält die dem Lande Zug^emeinen Rechts-
gewohnheiten. Renaüd 1847, 45. Im XVII. schrieb
Jmd darauf: ,Das Staredantbuocb hett e wächserne
Nase.' — Amts-: Buch, in welchem die alten Rechte
eines Amtsbezirkes aufgeschrieben sind. ,Die Bauern
vom L Amte Rotenburg beschweren sich, man habe
ihnen ihr A. ohne Siegel zurückgeschickt.' 1570, Absch.
— Ämter-: geschriebenes Verzeichniss sämmtlicher
weltlichen Ämter einer Stadt oder eines Landes mit
chronologischer Aufführung der Personen, die sie be-
kleidet haben Z f. Früher oft von Freunden der hei-
matlichen Geschichte abgeschrieben. Bisweilen auch
gedruckt: .Tobinium politicum oder weltliches Ä. der
Stadt Zofingen. Umfassend die Jahre 1207 bis 1798.'
Aa Gem. Vgl. Pfruenden-, Regiments-B. — Eining-
s. Lavd-Buech. — Urbar-: = Urbar 1 (Bd I 432).
,Die herrschaft Baden, die von alter har und in den
urberbüechern genempt ist die grafschaft Habspurg.'
1442, Absch. — Ordning-. ,Es sollend fürhin alle
bevogteten Personen in allen Küchen im Landt ver-
kündt werden und durch die Landtschriber umb ein
gebürende Belonung ins Ordnungbüöchli ingeschriben
werden.' 1629, Gl. — Arkelei-. Vogels A. Z f, d.i.
987
Baeli. beeh, bieh, boch, buch
.JHVogel, Kurze Anleitung zu der Artillerie-Wüssen-
schaft. Zur. 1714' (mehrfach aufgelegt).
Erni-Buech: (bis 1498 reichende) Urkundcn-
sanimlung des Stiftes LBerora. (MEsterra. 1878). -
So genannt nach dem Schreiber.
Artikel-: Gesetzbuch Ndw (seit dem XV.). Syn.
Land-Buech. — Zu Artikd 1 fBd I IT'.D.
Euip-fähen-: Verzeichniss der Einnahmen. Kill
bis 1Ö53, Bs (AHeusler 1854, 43. 45). — Uf-falls-:
vom Schreiber des Stadtgerichts geführtes Buch, worin
Aktiven und Passiven und die Namen der Ureditoren
eingetragen wurden. XVI./XVIIL, ZStdt. — Fäler-
Büechli: Büchlein, in welches die von den Schülern
falsch geschriebenen Wörter zum mehrmaligen Co-
pieren eingeschrieben werden ZWied. f — Feld-
Buech. ,Ein f. der wundarzny.' 1562, F Inv. (von
HsSalat).
Famos-: Schmähschrift. Zu Genf sei ein , Famos-
oder Lasterbuch' gegen die katholischen Ürte er-
schienen. 1634, Abscb. Schwyz spricht gegen Luzern
den Dank aus für das gegen das ,schandtliche Famos-
büechlin' eingeschlagene Verfahren. 1659, ebd. Vgl.
auch ebd. VI 1, 457. — Vgl. it. libeUo famoso.
Fundament-. ,Zwei fundamentbüeehli von der
ortography, wie man ordenlich soll leren schriben.'
1562, F Inv. (von HsSalat). — Vierer-Büechli:
Verzeichniss der Vorschriften über die unter Aufsicht
der , Vierer' stehende Bewirtschaftung und Benutzung
der sog. , Stadtfelder.' XV1I./XVIII., BStdt. — Visier-
Buech: Protokoll über die durch Sachverständige
vorgenommene Prüfung neu gegossener Kanonen.
XVII./XVIII., B (vßodt 1834, 92). — Alt-vätter-.
,Uf die legenden- und exempelbüecher, item uf das a.,
darinnen vil von erschynungen der geisten glasen
wirt, kann man nit vil setzen.' LLav. 1569. — Fre-
vel-. ,Der veldgerichtschryber soll [beim Heere] uf
all frävel und buessen flyssig ufsechen haben, die-
selben one ansehen der person in das fr. schryben
und verschaffen, dureh die gerichtsweibel ingezogen
werden.' 1589, B. — Frag- GrS., Frage"- Ap; B;
GrPi-., Ziz.: oft Dim., Katechismus. aaOO. f In B
spec. der Heidelberger, in Ai'K. das Ulrichsche , Frag-
stücklein.' Vgl. I,er-Meister 2 (Sp. 518). ,Pie Meitschi
einzig führen sich ordentlich sittsam auf und lernen
fleissig in dem Fragenbuch.' Schwz. Bauernkal. 1898.
.Ich bekam ein versudeltes Fragenbuch vom Johanncsli,
dein dafür ein gar schönes mit goldenen Tieren ge-
kauft wurde.' Gotth. .Mancher neumodische Lehrer,
der sich der Bibel schämt, und der übers Fragebuch
numme zäpflet [spöttelt].' ebd. ,In den Psalmen und
in dem Frägibuch. wie ihr den Katechismus nennt,
steht nichts davon.' Kasth. 1829. .Die h. 10 Gebott
sollen, wie es in dem Fragenbächlein und Catechismo
stehet, abgesprochen werden.' Ai'Trog. (alte Schul-
ordn.). — Frägen-b ü echl c r: Schüler der Abteilung,
die im Frägmbüechli zu lernen hat, im Gegs. zu den
ABCschützen Bf. Vgl. Ler-meistler (Sp. 518).
Vergicht-Buech: Verhörprotokoll in Kriminal-
sachen; s. Klag- und Antwort-S. — Gegen-, ,Wir
besitzen Seckelamtsrechnungsbücher [Staatsrechnun-
gen] bis zum Jahr 1437 zurück; erst seit 1506 sind
jedoch auch die sog. Gegenbücher, worin das Detail
enthalten, noch vorhanden, daneben specielle Ein-
nahme- und Ausgabe-Bücher.' Seo., KG. III 2, 98.
Galle"-Büech li: Benennung des Vocabularius S.
Galli (Voc. 913) in der G Stiftsbibliothek. TTobl. —
Gäuinler-: Verzeichniss, in welches die Gäumler
(Bd II 306) ihre Rechnungen einschrieben, worauf
dieselben nach St Gallen eingesandt werden mussten
GRh. — Gast-. ,Der Vogt zu Bürgein soll ein Gast-
büeehlein führen und darin alle Personen, welche von
der Herrschaft Geschäften wegen oder so etwan ein
Bürger [von GStdt] käme und die Gelegenheit des
Schlosses oder der Herrschaft gern sehen wollte, auf-
schreiben und wie lang sie geblieben, wie viel sie
verzehrt, angeben.' G Neujahrsbl. 1884. — Hagel-
Buech. Nur in der RA.: Eim es Kapitel üfzeüe'
us-em H., Einem tüchtig den Text lesen S (Joachim).
— Ge-hugde-: Gedenkbuch, Chronik. ,Das Ines der
künig schriben an sin gehugtebuch.' 1474, Volksb.
(nach Esther II 23).
Not- und Hülfs -Büechli. In der RA.: Du bist
e" rechts N., zu einer allezeit dienstfertigen, zu Rat
und Tat bereiten Person Z.
Sehr verbreitet war am Ende des XVIII. das 1788 und
fifter in Gotha erschienene ,Not- und Hülfshüchlcin für
Bauersleute' von EZBecker. Ein ,N. für vorsichtig liberale
Esser und Trinker' erschien 1S44 in Zürich und Winterthur.
Helge"-Buech: Bilderbuch Bs; B; Tu; Z. -
Hand-: 1. irgend ein Gebetbuch zum täglichen Ge-
brauche Z (JKMeyer 1844). — 2. Notizbuch. ,Dcr
Amtmann soll, wie viel ihm des Brots angezeigt wor-
den, in sein H. verzeichnen.' 1624, Z Staatsarch. —
Haupt-. ,Es soll ouch ein ieder punt [Bund] sinen
schriber haben mit einem hoptbuoch, der uf gehalten
landstag all händel anzeichne und flissig beschritt.'
1524, Abscu. (für Gr).
Här-: zwischen 1300 und 1350 auf Pergament
geschriebene Urkundensammlung des Stifts LBerom.
MEsterm. 1878, 74 f. — So genannt nach dem aus be-
haartem Fell bestehenden Einband.
Hard-. ,Das Hardbüechli oder Ordnung in Ab-
sicht auf den Weidgang im Hard.' AHöpfn. 1789.
,Alle auf das Hard bezüglichen Akten sind in das
sog. Hardbüchlein zusammengetragen worden, welches
sowohl dem Hirten, als auch insbesondere dein Hard-
meyer [s. Sp. 12] zur Pflichtordnung diente.' 1801,
ZStdt. — Hüs-: Haushaltungsbuch B. S. auch Su-
del-B. — Neu-j är-Büechli: kleine illustrierte Ju-
gcndschrift, welche zu Neujahr die Lehrer den ihnen
Geschenke bringenden Schulkindern als Gegengabe
reichten ZO., Zoll.f Syn. Silvester-Büechii. ■ — Ohei-
ben-Buech. ,Wer zum andren redt: du stast im
schelnien- older keibenbuech, wie sy dan dasselb
scheltend, der soll zue buess verfallen sin 3 pfd 5 ß.'
1556, Ap LB. Vgl. Schehnen-B. — Chüch-Büechli:
Spottn. der Fibel BE. Auch bei Gotth. — Chuchi-
Buech: Küchenbuch einer Zunft, enthaltend Koch-
recepte, Berichte über Gastmähler, Rechnungen u. a.
XV./XV1II., BsStdt. — Cheller-Büechli: Controll-
buch der obrigkeitlichen Aufseher über die Schenk-
weino. .Aus den von den Weinstichern der Stadt
einzugebenden Kellerbüchlein, welche alle nach einem
vorgeschriebenen Formular geführt werden sollen, ist
die Ohnigeldsrechnung quartaliter zu verfertigen.' Bs
Ohmgeldsordn. 1826. .Jeder Wirt soll ein eigenes
K. haben und in dasselbe die Rechnung von den Wein-
stichern eingeschrieben werden.' ebd. — Chi]ohe11.-
Buech: Kirchengesangbuch Z. Dim., Gebetbuch li
Mels. — Kundschaft- s. Klag-und-Anlu-ort-B. —
f,*,
ßach, liei-li, bich, hoch, buch
990
Knnst-Büechli: Büchlein, das eine geheime Kunst
lehrt. Zauberbüchlein. 1562, F luv. (von HsSalat i. —
Seh warzknnst-Bucch: = dem Vor. .Da nam er
sine schwarzknnstbüecher und studiert in siner kunst,
ze vernemmen. wo sin vetter wäre.' Mohgant 1530. —
Er-kanntniss-: Protokoll für Ratserkenntnisse. Die
Commissarien von Echallens wollen den Städten B und
F ihre .Erkanntnissbücher' übergeben. 1571, Absch.
S. auch Spruch-B. — Kapitel-: Synodalprotokoll.
.Wo einer mehr als fünf Gefatterte nemmen wollte,
ist ein Pfarherr nit schuldig, das Kindt zu taufen,
nach Ausweisung des K-s.' GrD. LB. Vgl. Kapitel 3
(Bd III 399). — Chetzer-: von einem Ketzer ge-
schriebenes Buch. Lüge" chönne" wie-n-es Ch. SchwE.
(MLienert). — Chlag-: Buch, in das gerichtliche
Klagen eingeschrieben werden. ,Ein ieklicher kleger
sol alle die, so er für lantgericht geladet hett, zwei
lantgericht in das kl. schriben und ieklichs gerichts,
die wil sich der ansprächig mit dem cleger nit gericht
hat, geben 4 haller von ieklicher person in das clag-
buech ze schribent, und das man dem kleger ze dem
dritten lantgericht einen ussclagbrief schriben sol über
alle die, ger. den er gewartot und si vormals zwen
lantag in das kl. geschriben hat.' 1406, Th Landge-
richtsordn.
Klär e - Büechli : Erklärungsbüchlein. ,üen
Schulmeistern liegt ob, die Kinder zuerst in dem
kleinen Fragstücklein, fehrner dann in dem Kläre-
büechlein und dann in dem grossen Catechismo zu
üben.' ApTrogen (alte Schulordn.). — Vgl. das syn.
Züf]HU88.
Klasse"-: Protokoll, das der Lehrer über jede
Schulstunde führt, worein er u. A. auch Bemerkungen
über das Betragen der Schüler schreibt BsStdt. —
Sträf-klasse"- (od. Strofi'tzge"-) Büechli: Büch-
lein, in dem die Nachmittagsarrestanten notiert werden
BsStdt. — Chlütter-Buech: Kleckbuch BsStdt
(Glitter-): „B." ,Adversaria, klütterbuech, papyr oder
täfele, darin man etwas on Ordnung aufzeichnet und
klütteret, darnach mit fleiss abzesehryben. klütter-
papyr.' Fris.; Mal.; auch bei Denzl. 1716. .[Die
Frau] mag das Klitterbuch wie du das Haubtbuch
über das Hauswesen sein.' Sintem. 1759. — Chräuel-
Büechli: Zusammenstellung der Verordnungen betr.
den Weidgang im .Chräuel' bei Zürich f. S. AHopfn.
III (1788) 112. — Lich-Büechli: Verzeichniss der
Lehengüter. ,Wie rödel und lichbüecher wisent.'
1469, AAMuri Arch. — Lieder-Büech li: Kirchen-
gesangbuch BsStdt. — Läg(en)-Buech: Grenzzei-
chenbuch einer Gemeinde, worin verzeichnet steht,
wo (auf welchem Baum. Stein) und wie weit ausein-
ander die einzelnen Zeichen (Lüchen Bd III 998) ein-
gehauen sind Gl. — Eugene11-, Lugi-: Lügenbuch
GrD., Pr.. Fabelbuch GRValz. Vgl. Tsch. 153.
Land-: Gesetzbuch eines .Landes', „Inbegriff der
Polizei- und Civilgesetze" ; so in Apj Gl; GrD., Pr.;
GSa.; SchwG., Ma.; Uw; U. .Das alte L. auf Perga-
ment im Kantonsarchiv.' Gl Urk. .Die 15 und die
Siben sollend uf das L. richten by iren Eiden.' 1607,
U Bq. , Einung- oder L. des loblichen Lands Under-
walden ob dem Kernwald' (Titel). 1635. Uw Rq.
Das älteste L. ist dasjenige von A]i vom Jahre 1409;
vgl. JBKusch 1869.
Chinden-ler-Büech li: Katechismus S; UwE.
— Laster-Bucch s. Famos-B.
Leisti-gs-: Strafprotokoll (bis 1173 geführt)
BsStdt.
.Dieser Name ist ihm im is. Jahrhundert gegeben wor-
den, weil die Leistungsstrafe beinahe nur jeder Seite darin
vorkömmt.' Ochs.
Ver-lust-: ,Buch, in welches die durch Zahlungs-
säumniss verlorenen oder verwirkten Bussen einge-
tragen wurden.' X11I./XVI1., Z. S. cer-lieren (Bd 111
1373 u.). — Ge- mächt-: Protokoll, dessen Haupt-
inhalt .Gemachte' (Sp. 69), Käufe und Gülten bilden.
XIV./XV., Z. — Nacht-mäl-Büechli: Büchlein mit
einer Anleitung zur Vorbereitung auf das h. Abend-
mahl Bs; Z. In Bs auch der Katechismus der Kon-
firmanden; so bei Sintemal 1759 der Heidelberger
Katechismus. — Mäler-Buech: Skizzenbuch der
Künstlergesellschaft ZStdt, in das jedes Mitglied von
Zeit zu Zeit eine (selbst oder von befreundeter Künst-
lerhand gefertigte) Zeichnung zu liefern hatte. Vgl.
Eeithard 1851, XVI. — Mali- B, G'mäli- GrCIiih-,
L., ObS.: Bilderbuch (Kdspr.). — Milch-: = Alp-B. ä
GMels. — Mandaten-: Sammlung obrigkeitlicher
Mandate. XVII./XVI1L, Aa; B. — G'meind(s)-:
1. Buch, in das die Gemeinderechnungen eingetragen
werden GnHe.. Pr. — 2. ,Gemeinbuoch', Sammlung
der Dorfstatuten. XVI./XV1IL, GRUVatz; s. Gr Mo-
natsbl. 1897, 249. Aufzeichnungen verschiedener Art
enthielt das .Gemeinbuch' von LSetnp. ; vgl. Gfd 15,
2, Anm.
Mentiris - Büechli : Lügenbuch. ,Dass der
Lützenburger da über das M. gegangen seie [gelogen
habe], kannst du selbs leicht erachten.' Chloster-
GUGGtJ. — Mentiris, lat. = du lügst.
March-Buech. ,M., darin der Plan und Grund-
riss der hohen Landmarchen der mächtigen Republik
und Stand von Bern (vom Jahr 1701).' JJScueuchz.
1746. — Metti-: 1. Messbuch, um 1600, Cvs. -
2. Blättenuagen S. — Mu eter-Büechli: .matricula
ecclesiae', die Stiftsstataten von LBerom. (seit dem
XVI.). — Nadle"-: einem Büchlein ähnlicher Be-
hälter für Nadeln Bs; Z.
Name"-: 1. das erste Abc- und Lesebüchlein in
der altern Volksschule (oft mit Bildern) Ar; B; Gr;
L; S; Uw; Z. ,Das Wenige, was ich konnte, hatte
ich grösstenteils noch bei der Grossmutter gelernt;
sie hatte eine gar grosse Meinung von meiner Ge-
lehrsamkeit gehabt, als sie mich zum Buchstabieren
aus dem Namenbuch ins Fragenbuch brachte.' Gottu.
D' Schitelmeisterne" isch am Spinnrad g'hocket, und
wenn dö oder dort Ein ab cm N. g'hiegt het, so het-si
numme" a" Chunkle" stecke" g'längt. BWyss 1863. Dö
[Ende des XVI1L] het-me" 's N. und 's Chinge'ler-
büechli hingersich und färsi'* wswendig g'lert. Schild
1866. RAA. Er ist im N., ein Anfänger GrPt. Er
macht e" G'sicht wie d' Chat: im N., ein saures Ge-
sicht ScuSt. (Sulger). Mager u-ie-tt-e" Name'büechli
kr. Die Kue ist dünn wie-n-e* N. GRChur. Er ist
so dünn wie-n-e" N. Strww. 1824; Sulgek. Er het
Lende" wie-ne" N. Sprww. 1869. .Ein n.' 1562, FInv.
(von HsSalat). ,In der understen stube zu St Peter am
Nüwmarkt lerne man das abc lesen. Darzue werden
kleine täfelin getruckt, item nammenbüechli, daruss
die ersten buchstaben, silben und stimmen, auch nam-
men ze lesen und ze lernen sind.' 1586, ZStdt (Archiv).
.Bin Schulmeister soll die Schüler lehren buchstabie-
ren nach Anleitung der gedruckten Nammcnbüchlein;
991
Bach, bech, bieh, boch, bnch
992
man überlast es zwar dem Schulmeister, die Kinder
in den gedruckten oder geschriebenen Xammenbüch-
lein anzuführen, doch sollen alle geschriebne Nam-
menbüchlein just von denen gedruckten abgeschrieben
werden' ApTrog. (alte Schulordn.). — 2. 's Tufels
N., der Bliittermagen (angeblich wegen der vielen
Mühe, die seine Reinigung dem Metzger bereitet) ZW.
— NameQ-büechler: Elementarschüler Z f. .Das
Schulexamen [vor 18.30] begann mit den Erstnamen-
büechlern [Abcschützen]. Nachher kamen die zweiten
N. an die Reihe, mit denen der Schulmeister lautierte
und einzelne Wörter las. Die Drittn. lasen einfache
Sätze. Auf sie folgten als 4. Klasse die Lehrmeistler'
Z Pia ff.
Nüner-Büecher: Protokoll des .Neunergerichtes'
L (Brandst. 1891, 10). — Narren-Buech. Us-em
Näre"buech schwätze", unbesonnen reden Z. ,Man
muss ihn ins N. von Stockach schreiben, von einem
Menschen, der eine alberne oder unbesonnene Sache
beginnt, auch von einer Sache, die ins N. passe.'
Spkww. 1824. — Nativitet-Büechli: Büchlein, das
Anleitung gibt, die Nativität zu stellen. 1562, F Inv.
(von HsSalat). — Erd-bebc"-Buech : volkstümliche
Benennung des 1856 in Bs zur Erinnerung an das
grosse Erdbeben von 1356 herausgegebenen Buches
.Basel im XIV. Jahrhundert' Bs.
Beile"-Büechli: Büchlein, worin Bäcker, Metzger
usw. den Kunden die einzelnen auf Kredit gegebenen
Lieferungen einschreiben Z f. Vgl. Schaub., Schweiz.
Rq. I 290; Zeitschr. f. zürch. Rechtspfl. 1856, 463;
Ullnier, Z Civilproz. 203, 20. — Das Büchlein ist an die
Stelle des frühern Kerbholzes (Beilen) getreten.
Burger-Buech: amtliches Bürgerverzeichniss.
.Alle die, so sich in unser B. inschriben lassend und
dannethin der Ussburgeren Recht erfüllend, sollend
für Burger geachtet werden.' B Gerichtssatz. 1615.
.Das älteste vorhandene B. von Luzern geht zurück
bis 1357, ruft aber einein noch altern, das verloren
ist.' Segess., RG. — Porträt- Bod(e)retili- : Photo-
graphiealbum ZW. — Ge-burt-Büechli: wahrsch.=
Nativitet-B. 1562, F Inv. (von HsSalat). — Buesse"-
Buech: Buch, enthaltend Bestimmungen und Rech-
nungen in Betreff gerichtlicher Bussen GrD., Pr.
(Tsch.). — Bischofzeller-Büechli hicss im ZW1.
das von Pfarrer Fei. Waser in Bischofszeil verfasste
.Schul- und Hausbüchlein, enthaltend Gebeter, geistl.
Lieder, Psalmen, schöne Sprüche. 1769, StGallen.' Syn.
Waser-Büechli. — Bet-Buech: 1. Gebetbuch, allg.
Tue* wie-n-es B., sich fromm gebärden Z. Bisweilen
dem Aberglauben dienend: Ich ha" im Hast noch es
B. g'no" [nämlich in den Stall, um dort einen Zauber
zu vertreiben]. MWalden 1880. S. noch Her 1 c (Bd II
1523). Spec. Gi-bet-Biiechli, die besonders gedruckten
Gebete für den .Bettag' Bs. — 2. übertr. a) oft dim.,
frivole Bezeichnung des Kartenspiels B; Th; Z; ver-
deutlicht: 's sechsedrissgblettrig B. Vgl. Haber-Männli
(Sp. 258). — b) 's Tüfels B. = 's Tüfels Name"-B. ZW\
— Ver-bot-: Verzeichniss rechtlich in Beschlag ge-
nommener Gegenstände, Pfänder. ,Die amptlüt sollen
ouch sollichc verbott ze stund dem schriber angeben,
das in das v. zue verzeichen, damit der Schultheis
wissen mog, das verbott ze rechtfertigen.' um 1520.
Bs Rq. — Boti-: Buch des Betreibungsbeamten L.
Rieh hin-ieh zwar nid, im B. aber bin-ich notte" noch
nie gestände". B Dorfkai. 1870. — Pfatten-: Servi-
tutenbuch einer Gemeinde, worin die an einer Gruppe
von Grundstücken haftenden Verpflichtungen betr.
den Unterhalt von Strassen und Gräben eingetragen
sind GWidn. — Pfleg-. .[Die Zünfte| sollen den
hinderlassen en Hinderen einen Vogt aus ihren Zunft-
und Gesellschaftsbrüderen bestimmen und in ein son-
derbar darzu haltendes Pflegbuch alles innerthalb
Monatsfrist einschreiben.' Bs Mand. 1715. — Pfruen-
den-: Verzeichniss der Pfarrpfründen und ihres Ein-
kommens mit vorangehendem chronologischem Ver-
zeichniss der Pfarrer seit der Reformation; hand-
schriftlich in 4° vom XVII. bis Anfang XIX. vielfach
verbreitet Z, auch gedruckt in 8°: .Neues geistliches
Pfrundenbüchli der Stadt und Landschaft Zürich, mit
Kupfern.' o. J. Vgl. auch (für Th) JNater 1898, 480.
Übertr. auf ein Verzeichniss der weltlichen Ämter:
.Neues, weltliches Pfr. der Stadt und Landschaft Zü-
rich. Mit Kupfern und Karte.' o. J. Vgl. Ämter-Biiech.
— Planeten-. .Ein pl.' und .ein planetenbüechli.'
1562. F Inv. (von HsSalat).
Bruch-: Sammlung der Gewohnheitsrechte einer
Herrschaft, Statutenbuch. .Das Brauchbuch oder Frei-
heiten, Recht und Gerechtigkeiten des Fleckens Kadel-
burg.' 1671, Argov. — Vgl. das frz. coutwnier.
Presten-Büeehli. .Ich [Barth. Bischof berger]
hab ein Pr. zusammengeschoben.' um 1690, ApHeid.
— Brüt-Buech: Psalmbuch, das der Neuverlobte
seiner Braut zur Bestätigung 'des Eheversprechens
gab Ap. — Psalme"-: 1. Sammlung gereimter Psal-
men und anderer Kirchenlieder als Kirchengesangbuch
B; Z f. ,Aus dem Almosenamt empfangen [für die
Armen der Gemeinde] 2 Lehrmeister, 2 Zeugnussen,
2 Psalter, 2 Psalmenbücher.' 1705, ZZoll. Pfarrprot.
,l)en 27. Nov. 1704 empfangen 5 Lehrmeister, 2 Zeug-
nussen, 2 Psalter, 2 Testament, 1 Psalmenbueeh.' ebd.
— 2. (Dim.) Blättermagen beim Rindvieh, Psalter Bs.
— Reb-Büechli: Titel eines Büchleins, worin all-
jährlich der Ertrag der Weinreben, die Betriebskosten
(Arbeiterlöhne usw.) eingetragen wurden ScnStdt
(XVII./XV11L). — Reche"-Buech: Buch für Soll
und Haben, Schuldbuch. .Ein Schuldner ins r. stellen.'
Mal. S. noch Gr. WB. VIII 342. — W i n - r e c li n i n g- :
Verzeichniss der jährlichen Weinpreise. .Dises Wein-
rechnunghüchli hab ich N. N., Schulmeister, ange-
fangen zu schreiben, als man gezelt 1701.' ZElgg. —
Under-richt-: Buch, worin amtliche Berichte, In-
struktionen eingetragen werden. ,Es sollend unsere
Amptlüt alle gemeine Mandaten in das Mandat- und U.
ordenlich inschriben.' B Mand. 1628. — Ver-richt-:
Buch, welches sowohl die den .Verrichtherren' [Ab-
geordneten des Rates nach der Herrschaft Bürglen]
mitgegebenen Instruktionen, als auch die nachher vom
Rate zur endgiltigen .Verrichtung- der verhandelten
Fälle gefassten Beschlüsse enthielt. XVIL, UStdt (G
Neuj. 1884, 11). — Ge-richts-. ,Es soll ein jeder
Gerichtsvvürt sein eigen G. haben, und was von Ge-
richtskostungaufgat, vom geschwornen Gerichtsschrei-
ber versehrieben werden, auch mit Vermeldung des Tags
und Jahrs.' GrKIosL LB. — Us-ric hter-, .Objemants
begerte ein usrichtung [Ausrichtung der Gläubiger im
Konkurs] uszeschriben, demselben söllent [die (Jant-
meister] uf sinen kosten einen schriber bi der us-
richtung haben, der die ufschribt in das u., das sy
darumb insonder haben sollent.' XV., Z Gantordn. —
Häts-richter-Büechl i. .Ein jeweiliger Ratsrichter
993
Bach, bech. bich, hoch, Itnch
994
soll bei einer jedweden Katsversammlung das sog. R.
auf das Pult legen, nach demselben die gewöhnliche
Umfrage halten und keinem gestatten, dass er den
andern, so lange er redet, unterbreche.' 1770, L Rats-
verordn. , Diese Artikel sollen sowohl dem sog. Rats-
richter- als Sehultheissenbüehlein einverleibt und alle
Halbjahre vor Rät und Hundert abgelesen werden.'
ebd. — Reformation-: Reformationsmandat [.wider
allerhand Wucher'] in Form eines 76 Seiten starken
Quartheftes. ,Es soll sich auch ein jeder geschworner
Bott, wann er beeidet wird, mit disem R., darin ihre
Ordnung und Eidsform zu finden, verfasst machen.'
GMand. 1628. — .Rüef-Büecher: Sammlungen von
kleineren Verordnungen, die der Rat für eine kurze
Zeit in Polizeisachen ergehen liess. Man nannte sie
so, weil diese Verordnungen bei Marktstageu von der
Stiege oder von den Fenstern des Rathauses herab
gerufen oder geschrieen wurden.' Ochs (Bs). — Regi-
ments-Buech: 1. (auch Dim.) gedrucktes Verzeich-
niss sämmtlicher Behörden eines Landes, einer Stadt;
so früher in Ap; Bs; B; GR.; Sch; Z. ,R. oder Klein
und Grosse Räte Eidgenössischer Stadt Rapperschwyl.
1787.' Schweizerisches R., nach der Verraittlungsakte
usw.; nebst einem Etat der vornehmsten Geistlichen
in der Schweiz. Bern 1803.' ,R. der 22 Kantone auf
das Jahr 1827. Schaffh. 1827.' S. noch Glid (Bd II
606). — 2. (Dim.) Büchlein mit diätetischen Vor-
schriften für Kranke. .Zwei regimentbüechli für pe-
stilenz.' 1502, F Inv. (von HsSalat). — Randing- s.
llanding. — Reis-: Buch, worin Aufzeichnungen
über eine Reise gemacht werden. ,Schauw dir umb
ein r. und zeichne das usserlesneste uf.' HBoll. 1553
(Reiseinstruktion an seinen Sohn). ,Uss etlichen Reis-
büechlinen, so namhafte, glaubwürdige Persohnen be-
schriben von ihren Pilgerfahrten über Mör gen Hieru-
salem.' RCvs. — Rüti-. ,1573 wurde in UwKerns
das älteste R. begonnen. Es ist darin aufgezeichnet.
wenn von einer Allmend ein Stück an einen Privaten
verkauft oder Platz zu einem Gaden oder Haus ge-
geben wurde, ebenso wenn die Kirchgenossen ein Stück
zum Ruten gegeben.' AKüchler 1887, 110.
(Alp-)Sei-: Grundbuch, das die Rechte und La-
sten der grossen Alpen und den Anteil jedes Berech-
tigten feststellt BO. ,M;t dem Zins, den die Seibücher
ertragen [ergeben].' 1027, BSi. Rq. ,Seibuch der Stadt
Thun 1778' (Titel).
Hie Seibücher gehen bis ins XV. zurück und sind tw.
noch auf Pergament geschrieben: vgl. Ztschr. f. schwz. R.
IV c, öl f.; JRWyss 1817, 621; Auderegg 1S97, 49. 184.
Vgl. auch Sei-Rodd.
An-sechen-: Protokoll der Ratsverordnungen.
.In dem uralten bergamentinen Burger- und Ansechen-
buch des 1357ten Jahrs, so mit Spangen beschlagen,
wüsses [weisses] Inbunds.' RCvs. Unzufriedene Bürger
verlangten Einsicht in die Bücher, in denen die Be-
schlüsse über die Bürger enthalten sein müssen, und
in die ,Ansebenbücher.' 1653, L. Vgl. Ansehen. —
Sudel-: Brouillon. ,Haus- und S.' Sintem. 1759. —
Segneri-: Buch, das Wundsegen, Besprechungen
enthält. ,Die Segnereibücher sollend durch die Chor-
richter heruss geforderet und uns übergeben werden.'
BMand. 1628. Vgl. auch Lüt, Sag. 234. — Seckel-:
Kassenbuch. ,Das im 16. Jahrb. errichtete sog. S.'
Z Memor. 1801. — Sei-: Buch, in das fromme Stif-
tungen (legata pro remedio animae) eingetragen wer-
Sebweiz. Idiotikon IV.
den. XVI.. Likd (Schade 1803 I 10). — Silvgster-
Büechli: = Neujar-B. Z. ,Die altherkömmliche, ge-
genseitige Beschenkung von Lehrern und Schalem
mit S. und Geldgaben soll von nun an unterbleiben.'
1883, ZHirsl. (Beschluss der Schulpflege). — Sinn-:
.öffentliches Buch, in welches, der finanziellen Be-
stimmungen über den Weinhandel und Weinverbrauch
wegen, alle Käufe um Wein angemeldet werden muss-
ten, und welches dann aber auch für alle solche Käufe
unter gewissen Bedingungen Beweiskraft hatte.' Seg.,
RG. II 510. ,Wie man uf das s. richten soll. Wann
ein kouf umb win beschicht, so soll der sinner das
nit inschriben, der köufer und verköufer syen dann
under ougen.' L Stadtrecht. — Suen-. .Placuit char-
tam pacationis ex utraque parte allevari, quod Tiutisce
suonbuoch nominamus.' 850, Urk. (bei Vad. I 101).
— Satzung-. ,Dass die Emmentaler die Satzung der
unsern zu Hutwyl samt iren alten landsbräuchen und
rechten für sich nemen und daruss ein s. oder lands-
recht setzen, stellen und schriben süllend.' 1559, B
Rq. — Abscheid-: (von jedem einzelnen Ort ge-
führtes) Protokoll der in den Abschied genommenen
Verhandlungen. ,Stät erlütert im a.' 1534. B. -
Schelmen-: Verzeichniss der Übertreter des Reis-
laufverbotes, um 1485, L. ,Die sog. Schelmenbücher
wurden angelegt. Alle die ohne Erlaubniss der Obrig-
keit in fremde Kriege giengen, wurden ehrlos erklärt
oder mit 10 Wochen Gefängniss belegt.' Seg. 1800, 55.
,üie Reiser meinten, diejenigen, welche Pensionen be-
zögen, gehörten ebensowohl in die Schelmenbücher
als sie.' ebd. Vgl. Cheiben-Buech.
Schilt-: Büchlein mit allerlei Gebeten und Sprü-
chen zum Schutz gegen Kugeln ; ein solches brauchte
im Sonderbundskrieg 1847 ein reformierter Soldat.
Tbellcng 1807. — Über ein Zauberbuch gen. der .geist-
liche Schild' s. Lüt., Sagen 547. Vgl. noch Chvijh'>i-Al>}ri*iH,j.
Schilte"-Büechli: Bilderbüchlein ZSchlatt. -
Haupt-sch in-Buech. .Keinem [Ausländer] soll das
Heuraten allhier verstattet werden, er habe denn die
Permission, wie auch ein Heimatrecht und die Na-
turalisation erworben, damit solche in das gewohnte
Hauptscheinbuch möchte einverleibet werden.' B Mand.
1711. — Schirm- s. Schirm -Vogt (Bd I 709). -
Sch läf-Büecher: „Tauf-, Kommunion-, Ehe- und
Totenregister B"; vgl. JRWyss 1817, 821. ,1684 wird
in Bern die Verfertigung zweier grosser Schlaf- und
Stammbücher angeordnet. In eines werden die regi-
mentsfähigen Burger, deren Eltern schon früher solche
oder vor 1600 zünftig gewesen, ins andere die ewigen
Einwohner geschlechterweise in alphabetischer Ord-
nung eingetragen.' B Taschenb. 1862, 78. Vgl. Schlaf-
Urbar (Bd 1 432). — Schlag-: für den Organisten
eingerichtetes Choralbuch, in welchem entweder nur
die Noten des Basses, oder nur die des Basses und
der ersten Stimme ausgeschrieben, die der übrigen
Stimmen aber durch Zahlen und Striche dargestellt
sind Gr (Tsch.). — Rät-schlag-: Buch, in welches
die Ratschläge oder Verhandlungen eines .Gerichtes-
eingetragen werden. GrD. LB. — Schloss-: auf dem
Schloss zu Murten liegendes Buch, worein amtliche
Verordnungen eingetragen wurden. ,Das Verbot, im
Galmgute Wein auszuschenken, soll in das Schi, ein-
geschrieben werden.' 1739, Absch. — Schmäch-
Büechli: Schmähschrift. .Esgond schantliche schm-n
im truck uss, da man uns [die Reformierten] ketzer,
63
995
Bach, bech, bich, boch, bncli
996
abgötterer [usw.] nempt.' 1585, Absch. — Schwör-
Buech: Buch, das die Eidesformeln enthält. G Xeu|.
1893, 24.
Schwarz-: 1. Buch, in dem die dubiosen Schuldner
aufgeführt werden ZWthur (Kaufmannsspr.). .Gut-
haben im sog. Schw. neben solchen im Hauptbuch.'
Z Aintsbl. 1872 (für ZWthur). — 2. in moralischem S. :
.Im Schwarzbüchlein der B Schuhmacherzunft wurden
diejenigen notiert, welche unredliche Stücke begiengen
und Strafe verdienten.' B Taschenb. 1878. — Zu -2 vgl.
das syn. engl, llack-book.
S p e n d- : für die Spend (das Armenwesen) bestimm-
tes Rechnungsbuch Gr hPr. — Spruch-Büechli.
, Spruchbüchlein und Erkanntnüssbucb. Protokolle von
Kommissionen, die über gewisse Geschäfte sind nieder-
gesetzt worden.' Ochs I, S. XVIII. — Stuck-Buech:
der Heidelberger Katechismus B. — Stall-Büechli:
Ordnung für die Fuhrleute und Lohnkutscher (s. Spett-
rüttr), in den Wirtschaften aufgehängt. XVI./XVIII.,
ZStdt (Taschenb. 1885, 64 f.). — Stammen-Buech:
amtliches Geschlechter- und Bürgerregister des Kor-
porationskreises Uri zur Feststellung der Nutzungs-
berechtigten am aPro'schen Fideikommiss. ,Die Stam-
menbücher, die Chronikbücher.' Schobinger 1695. —
Stür-Büechli: Büchlein, worein milde Beisteuern
eingetragen werden. .Was ein Ort solchen Leuten
[brandbeschädigten, bettelnden Burgundern und Loth-
ringern] als Unterstützung verabreicht, soll stäts durch
den Stadt- oder Landschreiber in ihr St. eingeschrieben
werden.' 1583, Absch. — Wald-statt-Buech: Ge-
setzbuch der Waldstatt Einsiedeln Schw. Erneuert
1572. S. Schw Rq. 163 f. und vgl. Steinauer 1861, 1 65.
- Strit- nennt UEckst. das 2. Buch der Makkabäer,
an anderer Stelle ,das buoch der stryter.' — Tod-:
Verzeichniss der bürgerlich Toten. ,Als Meineidige
gestrafte Personen sollen von allen Ehren und Würdig-
keiten verschalten, sie sollen in das T., das darum
insonderheit zu ewiger Gedächtnuss derselben gemacht
ist, eingeschrieben werden.' XV., Bs (Ochs). — Tok-
ter-: altes, geschriebenes Arzneibuch, das aber oft
nicht bloss medizinische, sondern auch auf Sympathie
und Zauber beruhende Mittel gegen Krankheiten von
Menschen und Vieh enthält Ap; B; Gr; Th; Ndw; Z.
— ■ Tal-: Gesetzbuch einer Talschaft, so dasjenige von
UwE.; UUrs. Vgl. Ztschr. f. schwz. R. VIII b 4. -
Teil-: Steuerbuch B. ,Umbe papir in die teile von
dien sturen und zuo dien telbüechern 1 pfd 15 ß.'
1381, B Stadtrechn. .Kosten, do man die tellbüecher
segete [untersuchte], 3 pfd.' ebd. ,T. uf dem land in
allen kilchspilen, und auch von ussburgern, die nit
in kilchspilen sitzen.' 1395, B Staatsarch. (Titel). —
Teil-: amtliches Schriftstück als Grundlage für Tei-
lung eines Erbes. ,Ein T., Kaufbrief, Gantrodul oder
Verweisung, darinnen Erbs- oder Schatzungsgelder,
Kaufschilling, Gant- und Verweisungsgelder in ge-
wissen Terminen zu bezahlen verschrieben [als Pfän-
der für einen Gläubiger].' 1757, Bs Rq. — ■ Ur-teil-
Vrtel-: 1. Protokoll für gerichtliche Urteile. 1642,
ZStdt. — 2. = Ratschlag- B. GRKlost. LB. — Denk-:
Gedenkbuch, Chronik. ,In den alten Denkbücheren
der Statt, sowohl in Pergament als Papir.' RCys.
Dirrj., Notizbuch. ,1211 pfd, so das kloster Rüti
schuldig was, bi bar gelichnem und fronfastengelt,
lut des denkbiiechlis.' 153.".. Egli, Akt. (Z).
Tier-: 1. Buch mit Tierbeschreibungen. RA. Das
g'hört i"'s T., Das ist (Öppis) us-em T., zum T. us,
grausam, unerhört, fabelhaft Aa; Bs; B; Z, unver-
nünftig, Blödsinn AaWoIiI.; BsStdt; Sch (Kirchh.); Z.
Das g&t-me* mir nüd an, das war ja us-em T. ! LSteiner
1883. .Alle Schlaghändel gehören, wie das Volk sieh
treffend ausdrückt, ins T. Wo Dinge vorfallen, deren
Anblick dir den Gedanken: Das gehört ins T.. auf die
Zunge legt, da ziehe dich zurück.' HPest. (Vater-
lehren). — 2. (scherzh.) der Bürgeretat GStdt; ZStdt.
Ums .Tierbuch' Cour. Gessners, übersetzt von CForer,
erschien von 1555 — 1670 in mehreren Auflagen. Mit seinen
zahlreichen Abbildungen uud vielen z. T. fabelhaften Anek-
doten aus dem Leben der Tiere eroberte es sich einen Platz
in Phantasie und Sprache des Volkes.
Titel-: Schreibbueh mit Rubriken für Einnahmen
und Ausgaben. .Besser wäre es, wenn jeder Vogt
jährlich ein T., aus dem er Rechnung gibt, übergeben
würde, damit noch gründlicher ersehen werden könnte,
wie und warum Kleines und Grosses eingenommen und
ausgegeben werde.' 1547, Absch. — Wuche"-: Haus-
haltungsbuch. ,Am Sonntag kam die Haushälterin mit
dem Wochenbüchle, las Punkt für Punkt alle Aus-
gaben dem Pfarrer vor.' XHerzog 1863. — Weid-:
(auch Dim.) Statuten, Ordnung über die Benutzungsart
von Genossenschafts- und Gemeinweiden; Weidrech-
nungs- und Kassenbüchlein GrD., hPr. Vgl. Alp-B.
Walder-Büechli: Name eines beliebten Gesang-
buchs mit Chorälen und Figuralgesängen ZWetzik.
Benannt nach dem Componisten JJWalder von Unter-
wetzikon (1750 — 1817).
Win-Buech: Buch, worin der ohmgehlpflichtige
Wein notiert wurde. ,Obwol die Zyt haro ein Bau-
herr das W. by seinen Händen gehabt und Herbstzyt
in den Kellern umbhingangen, so soll fürohin das
Buech dem Umgelteinzähler überliefert werden.' 1695,
ZWthur Verordn. — Wandel-Büecbli: Reisebe-
schreibung, Itinerarium. .Der statt Chur gedenkt An-
tonius in sinem w.' 1538, Äg.Tschddi. .In Arabia
findt man ganze scharen [wilder Esel] bei einanderen,
wie in wandelbüeehlinen deren, die zue St Catharina-
berg gereiset, zue sehen ist.' LLav. 1582. .Darvon
etwas wytläufiges in minem latinischen w.' Jos. Mal.
1593. — G°- wcr-Buech: Buch, in das aller Grund-
besitz einer Gemeinde eingetragen war, Kataster.
,Dass man die güeter, so man die verkouft hat oder
[sie] erbsweis in andere hend kommend, in mass und
gestalt. wie man in etlichen stetten gweerbüecher hat,
einschreibt und verzeichnet.' Vad. — G°-werbs-:
Titel eines handschriftlichen Buches über Landwirt-
schaft, enthaltend allerlei Wetterregeln, Anleitungen
für Obst- und Weinbau, Recepte für Menschen und Vieh.
1725, ZZoll. — Gemein- werch-: in der Regel vom
G'meinds-Vogt geführtes Rechnungsbuch, in welchem
verzeichnet ist, wie viel jeder Bürger und Niederge-
lassene zur Ausführung der öffentlichen Arbeiten einer
Gemeinde beizutragen schuldig ist und beigetragen
hat B; GrPi'. — Klag-und- Antwort-. .Dem Land-
schreiber von GSa. wird aufgetragen, die gehörigen
Protokolle, nämlich Klag- und Antwortbuch. Urteils-
protokoll, Kundschaft-, Vergicht-, Maleiiz- und Ur-
fehdehuch, Gant- und Auffallsbuch und Concipierbuch
anzuschaffen und dieselben in Ordnung zu halten.'
1724, Absch. — Waser-Büechli: = BischofisSUerS.
ZS., Stdt; Tgl. Z Neuj. Waisenh. 1884, 5. — A-wasser-
Biechli: amtliches Verzeichniss der Wahrpflichtigen
'.'•■T
Bach — buch. Bachs— buchs
998
am Aawasser Ndw. — Wetter-Büechli: Büchlein
mit Wetterregeln oder -prognosen. 1502, F Inv. (von
BsSalat). — , Zueht-Büechle: libellus de morum
civilitate.' Mal. — Zedel-Büechli: Heft mit Schreib-
vorlagen. ,Der Schulmeister soll einem jeden Kind,
das schreibt, seinen besondern Zedel und Z. machen
und alle Monat neue Zedel fürschreiben.' 1719, /.
Landschulordn. — Zügnussen-: der grössere Zür-
cher Katechismus mit den beweisenden Schriftstellen
ArK. .Mit den Fähigeren oder freiwillig Bleibenden
kann der Lehrer aus dem Zeugnissbuch die Haupt-
stellen aus dem neuen Testament mit kurzer Anwen-
dung, sowie biblische Erzählungen durchnehmen.'
1772, Th Schulordn. — Zal-: Büchlein mit Reduk-
tionstabellen. ,Z. oder Ausrechnung gerichtet auf der
Stadt Zürich Münz, Gewicht und Mass.' 1677/1797.
Zit-Buech: 1, Chronik, Geschichtsbuch. ,[Vor]
900 jaren, bin ich recht yndenk. Hab nit wyl, über
die zytbüecher ze loufen; aber es feit wenig.' Zwingli.
— 2. Taschenkalender'? .Ein zytbüechlin mit sinem
seckliir, als Vermächtniss. 1475, Bs Chr. — 3. kirch-
liches Messbuch zum Lesen der , Jahrzeiten.' Die
Burgunder haben ,den priestern [im Sundgau], so sy
ab alter [Altar] gangen sint, ire zitbüecher uss den
armen genommen.' 1474. Bs Chr.
Mhd. in Bed. 1. Nach dem Jahrzeitbuch von LUross-
dietwy] wurde im XV. der Kirche oft ein ,Zitbuech' vergabt.
Ob dabei aa Kalender zu denken ist?
Jär-zit-: 1. = Zit-Buech 1, , Chronik. jarzeitbuech,
ein buech, daryn man Historien oder geschieht ver-
zeichnet von einem jar zum anderen, annales, chro-
nica.' Mal. ,Hypomnema, J.' Denzl. 1677; 1716. —
2. Buch, worein die kirchlichen Feste, Feiern, Ver-
gabungen, bes. auch die zum Gedächtniss der Ver-
storbeneu zu lesenden Seelenmessen (Jahrzeiten) naeh
der Reihenfolge des Kalenders eingetragen sind. ,Und
das ein priester nüt sol schriben in ein j., wann mit
der kilchhöri wüssent.' 1414, Gl Urk. ,Dise recht des
gotzhus ze Emrach sind in dem alten j. verschriben.'
XVI., ZBerg Offn. ,Die Landsfyrtag, so unser Vor-
deren habend ufgenommen ze fyren nach Inhalt der
Jarzytbüecher.' um 1630, U Rq. — Z wick-Büechli:
Skizzenbüchlein eines Malers. Z Neuj. Künstl. 1867, 2.
— Zwang-Buech: Zauberbuch, wohl das selbe was
Höllenzwang; doch s. Lüt, Sag. 547.
lös-bueche": wahrsagen, z.B. aus den Linien
der Hand, „durch Karten legen" Ap. Häufig ist auch
folgendes Verfahren: ein Schlüssel wird mit dem Barte
auf einen Bibelvers gelegt, das Buch zugebunden und
am Schlüsselring aufgehoben. Aus dem Drehen des
Schlüssels schliesst man dann auf das Loos (Pupik.),
oder man zählt von 1 an bis zum Fallen des Ge-
bindes und bekommt so die Zahl der Jahre, die man
noch zu leben hat ZZoll.f ,Item was allen pfarrern
eingebunden, dass si iren befolhnen undertouen den
heideschen aberglouben weren soltend, nämlich das
lossen oder walsen, das ettlich Franken und Almenner
anfangs einer jeden handlung im brauch haftend, das
man bei unsern Zeiten noch das lossbuochen oder
buochlossen heisst.' Vad. ,Klag, dass das Tüfel-
bschwören, Segnerei, Losbuchen aus den Planeten-
bücheren, Wahrsagerei hin und wider getrieben.' 1607,
Ap Synodalprot.
Abi. von ,Lös-Buech', also eig. sich eines Losbuches
(,L., Über sortilegio inserviens.' Scherz) bedienen.
Lös-buecheri" f.: Wahrsagerin Ap.
Büecherei f.: Büchersanimlnng, Bibliothek.
.Freudiges Angedenken der vor 100 Jahren rahmlich
gestifteten Burger-B. [Z Stadtbibliothek].- JMFüsslin
1719 (Titel). Öfter in J. v. Müllers Schweizergesch.
bueelie": in die Ähren schiessen. .Frumenta spi-
cari dieuntur, ähem gewännen oder überkommen, in
die äre gon, b. oder spülen.' Fris.; Mal.
Viell. Abi. viin Buech IV und auf die Bildung der gleich-
falls stachligen Ähren übertragen. S. auch Gr. \VB. II 171.
Bachs — buchs.
(Hol-)Bechsel, in SSchwa. Bichsel — m. : Hohl-
beil, Werkzeug der Zimmerleute, Wagner, Küfer zum
Aushöhlen hölzerner Rinnen, Felgen AALeer., Leugg. ;
Bs; „B; VO;" L; S.
Nbf. zu dem syn. Techsei mit Anlautwechsel (germ. th ■. f,
woraus b?) wie in Buckel II : Tuchd. Doch wäre auch Ywdt-
schaft mit b&clan zu erwägen. St.2 bietet für F die Form
Bochscl, „krumm gebogenes Eisen", Abi. höchsten; sehr wahr-
scheinlich ein Irrtum.
bechsle": 1. „mit dem Bechscl arbeiten, aus-
höhlen B; VO;" L. — 2. Holz (be)hauen. mit dem
Xbbegriff des Langsamen, Mühsamen SHimmelried.
Ich ha" 's Tu f eis Lengi müesse" b. — Zu 2 vgl. becJeen.
Ge-bochsel n.: Gepolter. ,Hatt bestellet by tusend
karren und wägen, die Hess er ledig rollen, damit an
[ein] gross ungstüem bochsel wurd.' Kessl.
hochse": stark pochen AAÜött.
bochsle": 1. poltern, rumpeln AaB.; „B;u L;
Ndw; z.B. von herunterrollenden Baumstämmen, Stei-
nen, Lawinen, vom Getöse eines Unwetters, in AaB.
auch vom Klopfen (statt Läuten) in der Passionszeit.
[Der Engbrüstige] hed fürchtig müesse" hipme". und
mängisch hed 's recht 'bochslet und g' soder et in-em ine".
Schwzd. (L). ,Als er harnasch und werinen durch
einander hört b., erschrak er vast übel.' DSchilling,
Chr. ,Dann bochslent tüfel in der hell.' L Spiel (vom
jüngsten Gericht). ,Sy hortend ein gross grummel
und gross tonnerkläpf; nachdem und das b. hinweg
was [usw.].' Morgant 1530. ,By der Arenbrugg ist
es mer rüewiger vom b. dann oben in der stat.' um
1540, AABrugg. ,Von den geistern, so zue nacht in
den hüsern gepoldert und gebochslet habend.' Kessl.
,[Die gallischen Kriegswagen] fahren mit ungestüm-
mein geräusch und b. den feinden in ire Ordnung.-
Tschudi, Gallia. ,Blybt er [der Teufel] schon und
bölderet und bochslet, so mag er doch dir nit scha-
den.' HBull. 1552. ,Die füess oder klawen [der Kuh]
sollend nit breit sein, damit sy nit bochsle oder zuc-
samen klaffe, so sy herein [einher] tritt.' Tierb. 1563.
,Dic wallfisch werdend erschreckt mit trummeten,
trummen, schryen, klopfen, b. und schlahen.' Fischb.
1563. ,Displodere, ein gross getöss und klepfen ma-
chen, b., klopfen.' Fris.; Mal. .Gspänst und unghur,
so sich in den hüseren mit b., werfen, schlahen hören
lassend, dass vil übel darab erschräcken.l.' LLav. 1569;
1670. .Poldern, bölen, b., asseribus strepere, tuniul-
tuari.' Red. 1662; ähnlich Denzl. 1677; 1716. ,ln
währender Predig soll die Handarbeit underlassen,
weniger einiches Klopfen, B., Hämmeren getrieben
werden.' B Mand. 1661/1716. .[Beschwerde über den
999
Bachs, bechs, bichs, boelis. buchs
1 Ol in
nächtlichen Unfug] als wildes Geschrei, Wüeten und
Toben, Pochsslen und auf die Kästen schlagen.' B
Ordn. 1686. S. noch Reis-Karren (Bd III 424), chesskn
(ebd. 521). Spec. (in ÄARheinf. boxle", in GnNuf. ; Z
tw. buchsle"), die Bochsel-Nacht feiern ; s. Sp. 657.
,N. N., urab das er über miner herren verbot bochslet.
umb 3 g gestraft.' 1540, Scn Ratsprot.; vgl. ebd. 1546:
,Es soll verkundt werden, das niemand an den hfisern
bochsle und meniglich uf der gassen still sige und
kein ufruer anfahe.' ,Wie hanget unserem Volk in
Stadt und Land an das B., die Fastnacht, die Kilben
[usw.].' JJBreit. 1617. ,Wie das nit allein die Zyt
bar die jungen Knaben Nachts under dem Liecht an
den Hüseren anlütind und bochslind und diejenigen
Personen, so inen Sölliches abzewehren under die
Türen kommind, mit Tusseggen [Holzdegen] oder
Stecken schlachind und beschedigind und dann dar-
von laufind und flüchind, sonders das auch die er-
wachsne junge Burger und Burst die Handtwerchs-
gsellen und andere Personen uff der Gassen angryfind,
stossind und misshandlind, so [usw.].' Z Eatserk. 1623.
— 2. (umrne'-Jboxle; tr., ,hin und wider schupfen und
stossen, aus einem Winkel in den andern schmeissen,
z. B. Zinn- und Silbergeschirr, so dass es Beulen be-
kommt. Auch vom jungen Dienstgesinde: hart und
streng halten, unter Stössen und Ohrfeigen herum-
jagen' Bs (Spreng). ,Ein hafner wirft seine geschirr
nit hin und wider, dann er verstat, dass sy nit vil
bochslens und bölens erleiden mögend.' LLav. 1582.
Intensivum zu bochen. Vgl. auch noch brochslen und
busn(c)Ien, sowie Hoch sei- Arbeit (Bd I 423). ,In der Bochslen',
Ortsn. ZHumbr.
Bochsler m.: 1. Nom. ag. zum Vor. Nur als Zu-
name: ,Chuonradus dictus Bohseler.' 1282, L Urk.
,Casp. Peyer, gen. B.' 1653, AAKindhausen. ,M. Studer,
Job. des Bochslers gen. sei. Sohn.' 1813, STrimbach.
Faniilienn. Zu (seit 1400 bezeugt). — ■ 2. ,eine bei
nassem Wetter sich zeigende Quelle, welche in einer
Wiese nicht selten eine Stelle aufbläht und vernässt'
ApH. (Tobl.). — Auch als Flurn. : ,Joh.Wägelin in Kriessern
/um II.' 1520, GKriess.
Bochslete" f.: Geklopfe, lautes Getöse AAÜött. ;
„B; L." ,B., tumultuatio.' Mal.
Bnchs Aa; Bs; B; Gl; L; GW.; Si'HW; S; Th;
Zoj Z, Bux Ap; BoSi.; GrPi\, Val.j Scn; U; W —
in.: 1. Buchs, Buxus serap. allg.; spec. der zur Ein-
fassung von Gartenbeeten verwendete Zwergbuehs.
Alli ander Jär sott-me" de" B. schere" ZS.; vgl. Buchs-
Schär. D' Meitje" heind de" Chrans drfif [auf den
Sarg] g'leid, ira seh' me [einem ledig Verstorbenen] ns
]'•., Mies und Blneme" g'machet heind g'han. GFient
1898. Geweihte Palm-, B.- oder Sevizweige in jeder
Stallecke schützen das Vieh vor Krankheit und Zau-
ber Aa. Wie Buchs B tw.; Gl; GW.; Z tw., wie Bux
Ar; BHa.; GiiPr.; ScuSt. ; Th; W; Ztw., mit der
grössten Leichtigkeit und Schnelligkeit, bes. in den
Verbindungen : Ein oder Oppis möge" wie B., es gät
wie B. ,Ich webe [im Tag] 10 Halstüchlein wie
Bux.' Ap Kai. 1836. Es hed-rne der Hüot g'nun nie
/.'. BHa. Das Holz des Buchsbaums gilt als das här-
teste; daher: hört wieB. B; Z. Übertr. a) das oft von
Küfern zu Fassreifen verwendete zähere Tannenholz
mit starken Fasern und von rötlicher Färbung BSi.; Gk
Pr., Val.; Sciiw; Zg ; ZO., S. „Das Harte eines Baumes,
bes. einer Tanne, an der Nordseite B;" L (It Ineich, n.);
vgl. Chitt I (Bd III 567). — b) wilde' B. a) buchs-
baumblättrige Kreuzblume, Polygala chamseb. LE.;
ZO., S. — ß) Preisseibeere, Vaccin. vit. Id. LHellbüel.
— f) gebräuchliche Bärentraube, Arctostaph. offic.
BO. — 2. Büchse. .Redichwürz, hole die uss ales [als]
ein buchs, darin due win, salz [usw.].' Zg Arzneib.
1588. Spec. a) PI. Buchs ThHw., Hülse, eiserne
Büchse, worin eine Achse oder Spindel sich dreht,
bes. in der Wagennabe Bs; B; S; Th; auch in einem
Uhrwerk ZW. (Schulthess). — b) hölzerner Zapfen
oder Ring, den man in steinerne Gegenstände, Brunnen-
stöcke u. ä. schlägt, um dann einen eisernen Stab
hineinzutreiben oder zu schrauben ZFehralt. ,Die
Stange bewegt sich in einem in dem Bodensteine [der
Mühle] befestigten Stück Holz, welches Buchs genennt
wird.' Z Techn. 1806. ,Och wirt das isin [Var. ,isny']
b. schelle [lottrig], da der stein uf umbe gat; ob es
der müller slottren lat, so riset derdur das kom.'
Sohachzabelb. — 3. Kuhname B (lt Alpina I 138). —
4. Familienname B oSi.
Zu 1. Name und Sache von deu Römern entlehnt. Für
Alter und Verbreitung der Pflanze zeugen die Orts- und
Flurnamen: 1) .Buchs' (in mhd. Zeit meist in der Form
Buchea, -t) Aa; L; Z, (.München-1 und ,Herzogen-)Buchsee'
(Buchsi), das erstere mit Buchsblättern im Wappen B (,Buchsa.'
1261), ,Buchsi' BKöniz (,Buchsa.' 1275), dazu .Bochsi-Stel-
den' BLaupersw. Auf welschem Gebiet entspricht Buix 1!
Pruntr. (in deutschem Munde Buch«). Vgl. den Faniilienn.
.Buchser' B. — 2) ,Buchs-Acher.' 1653, AaWett. Kloster-
arch.; BKirchlind., ,B.-Gau' S (von dem vielen B. an den
Wänden des Jura), ,B. -Halden' BTierach., ,B.-BUel' BStStepb.
— 3) ,Buchseren' BBipp, ,Buchsiten' (Buchtete") S (buxi-
tuni); vgl. auch den Familieun. .Buchsiuger.' 1386, AaB.
.Puhsela.' S70, Z (jetzt ,Buchs'). Vgl. den Faniilienn. ,Buch-
seler.' um 1400, Ap. Hie RA. tote B. scheint von der
flinken, schnellenden Bewegung beim Buclisscliecren herge-
nommen. Vgl. Back. Übrigens wird die Zugehörigkeit der-
selben zu unserm W. nicht mehr allg. empfunden, wie aus
der teilweisen Differenzierung der Form hervorgeht.
„Flu eh-, B6rg-: Preisseibeere, Vaccin. vit. Id.
B; L." — Wage"-: = Buchs 2 a Bs.
buchsigBs;B;L; Ndw, buxig BSi.; üuD.,Pr., Rh.,
buchsi" Bs; SchwMuo. ; Tu; Z: 1. von Buchsholz. Es
buchsi"s Pßffli. ,1 totzet buchsi löffel.' 1559, Scnw luv.
— 2. übertr. a) hart, zähe, von Holz, bes. Tannen-
holz, „das sich leicht zieht und dem Hobel wider-
steht", übh. schwer zu bearbeiten ist „Aa;" B; „VO;"
Gr; „S;" Ndw; Z; windschief (Ant. /lösch Bd I 1225)
BSi.; L; ZS. Eso buchsi" s Tannenholz zieht -sich hämi-
scher teeder anders SchwMuo. — b) hart gefroren, von
Wegen, Schnee B. — c) hart, herzlos, von Menschen B.
Buchs (in ApK.; Bs; GrAv., Chur, He.; TuBerl.;
D Büx, in GrD., Pr. Bügseh), Büchse" Bs (Bixe"); Bj
F, Bügsche" GnNuf., ObS.; W — f. - Dini. Büxji
GrD., Bügschi GrD., Pr., Bügschli GnSav., Tschapp.,
sonst Büchsli (Büxli): 1. (z. T. auch jetzt noch aus
Buchsbaumholz gedrechselte) Büchse als Behälter
a) für Gewürze, Medikamente u. ä. im Haushalt, allg.
Schachtel GrNuC Bügschi, kleine Tabaksdose IJKl'r.
Mer kennen enander scho" sit anno Tuba!; und d' B.
häm-mer selber gemacht Aa (Roehh.). — b) für Geld,
spec. Steuerbüchse B; Z. Mit der B. mnc'gä", von
Haus zu Haus eine Liebessteuer einsammeln Z. ,Wel-
lent sy [die Schiffleuto] ir büchsen zesamen schütten
und ein Gesellschaft sin, das mugent si wol tuon.'
1131, Z Stadtbuch. ,Buess der Zunft in ir büchsen.'
1001
Bachs, bechs, bichs, bochs, buchs
1002
1 163, / Ratserk. .Hinfür [sollen] beide Herren Schult-
heiss und Vogt in allen Strofen und Frävlen, so man
die Büchsen teilt, gleich sowol Teil haben als übrige
Herren.' 1605, Bs Rq. .Rhcinzoll, so in der B-en
bleibt.' XVIII., Bs Zollordn. S. noch Absch. IV 1 a.
213. — c) für Briefschaften ; vgl. Läufer-Buchs. ,Dass
ein meiländischer bott, doch mit keiner bichsen, an-
gefallen [worden sei].' 1522. Bs Schreiben. ,Den von
Jenf ist nachgelassen ein hotten ze ncmen hinin, aber
den stattrüter an die färb und b-en.' 1526, Absch.
,Die Eidgenossen haben [anno 1515] von keiner sach
mehr hören wollen, sonder dem botten [des Königs
von Frankreich] eilends mit verdeckung seines herrn
büchs das land zu räumen geboten.' Wdkstisen 1580.
,Als nun die von Zug ihren Läufer mit der B. [in
den Aargau, um zu reklamieren] hinabschickten, namen
etlich Mutwille! die B., würfen die in das Kat.' XVII.,
Zg Staatsarch. — d) das Dirn. in formelhafter Ver-
wendung. <x) einem Andern .übers Büchslein kommen,
geraten', ein Plagiat an ihm begehen, von ihm ent-
lehnen. , Pater N. N. ist den Wallenburgisehen Brüe-
deren über das Büchslein kommen und pflüget mit
ihrem Kalb.' Chlosterguggu 1687. ,Josephus ist dem
Apostel Paulus oft über das B. geraten.' JBOtt 1736.
— ß) ,ins B. blasen' 1) sich schminken. ,Jezabeel
wollt betriegen Jehu, da sy ins büchslin blies.' Aal
1549; vgl. IL Kön. 9, 30. ,Ficta, cerussata mnlier,
die sich gefärbt oder angestrichen hat, die ins büchsle
geblasen hat. Mentiri colorem fuco, ein erdichte oder
falsche färb haben, als wenn man ins b. blaast.' Fris.
,Er hat ins Büchslein blasen, est cerussatus.' Denzl.
1677; 1716. — 2) ein Opfer bringen, gebüsst werden
ScnSt. Der het müessen i" 's Büchsli blase, hat tüchtig
zahlen, auch: für einen Andern herhalten müssen,
z. B. in Matrimonialsachen. ,Du must ihm ins Büchs-
lcin blasen, peeunia ipsum placabis, oppugnabis.' Mey.,
Hort. 1692. — 2. = Buchs 2 a Aa; Z. — 3. Flinte.
Stutzen Aa; B; Uw; W; auch Geschütz, ä. Spr. ,Die
von Bern band die büchsen, die vor Elekort ward ge-
wonnen, mit inen [vor Grandson]; aber unser b. tuot
vil grossem schaden.' 1475, Bs Chr. ,Ein büchsen,
so selb für schlecht, im lidrin sack.' 1513, L Inv.
.Ein ledersack zur büchse.' ebd. ,Dass dieselben
[welche Zwingli erschiessen wollten] werden kommen
mit bücbslinen in ermlen und in bettlers wys.' 1523,
Strickl. I1* ha" under dem Junker Zuckerhuet fünf
Jär Büxe" 'butzet [rühmt ein Bauer]. Helv. in pace
1694. — 4. ein Folterwerkzeug. ,Mit dem Dumeisen,
dannethin auch mit der Folter und angehängter
Büchsen nit bekanntlich sein wollen.' Aa Chr. (zum
J. 1583). — 5. Hinterer des Menschen (derb) BU. ;
After, Scheide von Tieren BsL. Heb der Chats der
Stil [Schwanz] üf und blös-ere" i" d' Büchse"! Ab-
fertigung. Vulva Ar. — 6. abschätzig-derbe Bezeich-
nung einer Weibsperson. Syn. Flinten. Die Hexe"
Büx, Tonders B. GRHe. Das Meidji ist grad ß" e"
Bigsche; ein schlaues Weibsbild W; e" nit riehtigi
B., ein boshaftes Weib. ebd. Auch von einer sittlich
anrüchigen Weibsperson, Dirne B (bes. wenn sie dick
und gross ist); W. — Zu der RA. unter 1 dß vgl. Gr.
YVB. II 477, ferner Bläs-B.
Offlete»-: Blechbüchse für Ojlaten ä a (Bd I 115)
ZVVthur. Auch 1815, Z Inv. Vgl. Hüpen-Trucken. —
Neu-amt(s)-: Kasse des Verwaltungsbezirkes ,Neu-
Amf (Bd I 243) Z f. ,200 fl. Haubtgut der N. zu
Niederglatt.' 1696, Z Urk. — Ise"-. ,3 I-en' aufge-
führt neben ,29 Hand-, 15 Kammer- und 5 Haken-
büchsen.' 1471, L Zeughausinv. Vgl. : ,l)ie gross isin
büchsen auf das breitfeld mit 10 rossen zu füeren
3 pfd.' 1508, B Staatsrecht — Für-: Feuergewehr,
Flinte. Ein Zeuge erzählt: ,HSchünbrunner füerte
ein f. an dem Sattelbogen, näme die f. ab dem sattel
und stützte si uf sin knüw [um zu schiessen].' 1528,
Strickl. Junker X. N. im Th hab einem biderman
ein f-en an den buch gesetzt und in durchschossen.'
1529, Absch. ,So lieblich aussehen, wie ein gspannete
Feurbüchs: von einem, der mächtig säur ausgluget.'
Schimpfr. 1651. S. noch Füstling (Bd I 1125), hand-
ien 1 (Bd II 1401).
Fisi-. , Fünf Schartenbüchsen mit schrägem Zug,
zwei Tyroler oder Radbüchsen, Schnapper-, Roll- und
Fisibüchsen', unter altern Waffen aufgezählt. Obw
Volksfr. 1882. — Wohl = Füsi-B. ; vgl. Bd I 1085.
Fisch enzen-: Kasse für den Erlös verkaufter
Fische. ,Sollent die wagknecht uf allen leben, welche
hüeten oder schapfen, die verordnete flschenzenbüchsen
öffentlichen antragen und das erlöst handgelt gleich
von stund an darein stossen und fallen lassen.' 1523,
JVetter 1864. — Vexier-: Attrappe THFr., Hw. —
Gufen-Büchsli: Stecknadelbuchschen Bs; B; Z. —
Gisel-Büchs: Kasse für Glselschaft (Bd II 467).
, Jacob Kallenberg [dem Maler] g-en ze malen 1 pfd
14 Schill.' 1536, B Staatsrechn. Vgl. Pfänder-Buchs.
— Griffel-: blecherne Büchse für die Schiefergriffel
der Eleraentarschüler, Federrohr G; Z.
Huffindis-: eine Art Geschütz, Haubitze. ,12
gross houbtbüchsen, 30 fierteilbüchsen, 107 h-en, 200
tarrassb-en, 3000 hackenb-en, 2000 handb-en.' 1475,
Bs Chr. (Bericht über die Rüstungen des Königs von
Ungarn gegen die Türken).
,Hufh'ndis-' entstellt aus .Haufnitz', in welcher Form das
aus dem tschechischen hau/niee entlehnte W. zuerst auf
deutschem Boden erscheint; vgl. Schm.-Fr. I 1056.
Hagel-: eine Art Mitrailleuse. ,Der Büchsen-
meister von Basel stiesse die h-e an, welche neun ror
auf einer achs hat, schoss under die feind, erlegt ein
fehnrich selbs fünft.' Wurstisen 1580 (zum Jahr 1445).
— Eine ,haigelbüchs' erscheint in einer GHdschr. um 1504.
Häggen-: = Häggen S (Bd II 1090). ,Mit tarrass-
b-en, h-en und armbresten schiessen.' 1444, B. ,Die
eignossen gewunnend [bei Nancy] bin 65 slangenb-en
und dryg gross houptb-en und ob 100 hagenb-en.'
Edlib. Vgl. noch vRodt 1831 I, 90 f. II, 60 und
Bs XIV. S. 122 u. — Holdere»-: Knallbüchse der
Knaben aus Holunderholz mit Wergpfropfen B; L;
vgl. Bueb-Ühlepfer (Bd III 679).
Himmel-. .Allerlei schwär und arbeitsam ge-
schütz, als karthonen und notschlangen, himmelb-en,
daraus in die weite stein, kuglen, feüwr und kettinen
ze schiessen, tormentum.' Mal.
Es ist daran zu erinnern, dass auf alten Zeichnungen
schwere Geschütze auf dem Hinterteil mit einem Schutzdach
(Himmel) überspannt erscheinen.
Hand-: Handfeuerwaffe. .Hacken- und hantb-en.'
1475, Absch. ,8 h-en.' 1489, Z (Waldm. Inv.). S. noch
Isen-, Huffindis-Büchs. — Hinder-. ,N. N. 12 ß, fuort
1 raiswagen mit h-en.' 1407, G Recbn. — Haupt-:
Geschütz schweren Kalibers. ,Er [Herzog Karl] hat
drei h-en und drissig ander büchsen, die man nempt
curtan.' 1476, Bs Chr. Zürich, Bern, Luzern, Frei-
1003
Bachs, Lechs, bichs, bochs, lmclis
Mi il
bürg und Solothurn sollen unsere ,strit- und hoptb-en'
in Stand setzen, damit sie selbe mitführen können,
wenn man mit dem Panner zu Feld zieht. 1497, Absch.
S. noch Huffindis-, Häggen-B., ferner vEodt 1831 1, 90,
wonach die H. Eisenkugeln von 25 — 85 Pfd schoss.
— Chüder-: = Holder-B. B. ,Nach dem Stöcklen,
Mannelen, Spangelen kamen die K-en und kleinen
Armbrüste an die Keihe.' B Dorfkai. 1890. E* eng-
Uschi Ch-e" mit-eme* stutzige* Tori [d. i. eine Klistier-
spritze] braucht der Wunderdoktor, ebd. 1859. S. noch
Schleh-B. — Chammer- s. Isen-B. — C harre"-:
fahrbares Geschütz, Feldgeschütz. ,Den Zürchern zug
man [1531] zu mit 400 mannen und mit vil hacken-
und k-en.' Bs Chr. Mä" hat jetz [als Waffen] lange
Schmöeksehyter und grüsseli grosse K-en. Helt. in
pace 1694. Si händ mit grossen Charenbüchsen inen
g' schössen, üespr. 1712. K-e", llei" und gross Schilss-
pastete' und aller Gatti'g Riestermente* [Instrumente],
ebd. S. noch vRodt 1831 I, 90. — Chlepf-: = Hol-
dcr-B. GW.; ZO. (CMöpf-J. — Chlütter-: = Ghlüt-
tcrcn 1 (ßd 111 705) L. — Chlotz-: Büchse, welche,
im Gegs. zur Stein-Buchs, .Bleiklötze' (Bd 111 708)
schleudert, Vgl. Bs XIV. 123. ,N. N. ist [vor Gryfen-
see] mit einer kl-en erschossen.' 1444, B Schreib. —
Chnall-, Chne'll-: = HoUer-B. mTH. — Chride"-:
1. Dim., an der Wand neben dem Familientisch be-
festigte kleine, halbrunde, offene Kapsel als Behälter
der Kreide (zum Aufkreiden) ZZoll.f — 2. Chr.-Büchs
ZBachtel (m.), -Büchsli, -Büchsler ZHinw., Pfäif.. 1 öS.,
Stäfa, Apfelsorte; s. Bd I 373. — Christier-: Kly-
stierspritze BU.; Fü.
Leder-. Nur noch in der euphem. RA.: Mit der L.
scluesse", farzen LG. — Vgl. Aum. zu laderig (Bd III 1074).
Läufer-: = Buchs le. Sie hatte als Standeszeichen
beinahe das Anseilen eines Panners. ,Hans Switzer
dem maier von den 1-en zu malen 16 Schill.' 1507. B
Staatsrechn. .Jakob dem maier von einem totzet hol-
ziner 1-en zu malen 32 ß.' ebd. Zürich zeigt an, es
habe zu Kappel zwei L-en verloren, und bittet, für
deren Rückerstattung besorgt zu sein, indem es ein
Gegengeschenk dafür machen wolle. 1531, Absch.
.Zwei 1-en zu vergülden 3 pfd.' 1536, B Staatsrechn.
.Denen von Schw und F wurden [1512] zwen botten-
läuffer von etlichen Franzosen bei Lauis aufgefangen
und frevenlich ertrenkt. Der dritt bott, von Bern,
reiss aus, Hesse sein rock und läuffersbüchs dahinden,
mit deren sie viel spotts und ruems trieben, als ob
sie den eidgnossen ihre zeichen abgewonnen.' Würst-
isen 1580. Vgl. auch Botten-, liüter-B. — .Löffel-.'
Erwähnt in einer L Vogtkinderrechnung um 1420. —
Lös-: Stimmarne. .[Bei einer Ratssitzung] wollte
der Ratsrichter schon die Pfenninge hervorsuchen
und der Grossweibel die L-en zur Hand bringen [zu
einer Abstimmung].' VMeyer 1762. — Latwergen-:
Büchse für Eingemachtes. ,In der kammer ob der
Stuben 11 l-en.' 1571, Z Inv. S. noch Z Taschenb.
1879, 7o. — Ge-leits-: 1. Büchse, Kasse für das
.Geleitsgeld', Zollkasse. S. ver-ge-leiten 3 (B<1 111 1492).
,Dcr vogt und gleitslüte von Baden sollend im jar nit
ine über die gl-en gon noch nützit darus nemen, bis
die jarrechnung kompt.' 1490, AaB. Urb. Aus der
Geleitsbüchse zu Zurzach 2 Pfd 8 ß, aus der G. zu
Baden 26 Kronen. 1524. Absch. (Jahrrechn.). S. noch
ebd. II 957. IV 1 b, 1063. IV 1 d. 38. VI 1, 1732. —
2. = Läufer-B. ,Die Franzosen ertrenkten deren von
Schwyz boten und verkauften sein gleitsb., deren von
Schwyz schilt, auf der gant.' Simmler, Reg. ,Mstr
Jacob Tanner, meiner Gn. Herren Reuter, mit der Ge-
leitsbüehs [auf der Reise nach Dordrecht 1619]. • Mem.
Tig. 1723. — Spil-lüt-: Büchse, ähnlich dar Läufer-
Buchs, mit Standeswappen und -Farben, als Abzeichen
eines militärischen Musikkorps. ,Herr Lux Löuwen-
sprung von zweien nüwen und vergälten silberin sp-en
nach abzug zweier alten, so iine dann worden, 35 pfd
8 ß.' 1537, B Staatsrechn. ,Umb allerlei arbeit an
Läufer- und sp-büchsen 11 pfd 9 ß.' ebd. — Muster-:
„Flinte für die Musterung [s. Sp. 546], zum Unter-
schiede einer Jagdflinte", Infanteriegewehr Bf. ,Der
Haberpeter brauchte ihm nicht aufzupassen mit seiner
M-e.' Nydegger 1885. .Männer mit der M-e, vorne
dran das Bajonnet.' B Hist. Kai. 1843. Dafür auch
Mustri"g-B.: .Sobald wir gefrühstückt hatten, griff
der Vater nach seiner M-en und wir machten uns auf
den Weg.' Schweizer Bauer 1898 (.Eine Musterung
im Emmental vor 1798'). — Neger-Büchsli: Geld-
büchse mit der Figur eines Negers für Sammlungen
zu Missionszwecken Bs; Z. Syn. Negerli. E* Neger-
bichsli, u-o-n-e* hallibluttc Neger drüf isch mit-eme"
Sparhäfeli uf der Site". Bs Volksfr. - ■ Bollcr-
Büchs: Boller, Mörser. ,Man flenge an Schüssen mit
der von Zürich und der von Bern grossen büchsen,
die zwen gar gross stein schussend, man warf ouch
[mit?] der b-en an underlass hinin.' Edlib. — ,Bul-
ver-: specerei darin zue behalten, arcula aromatica
loeulata.' Mal. — Bai sam-Büchsli: Riechbuchs-
eben, darin ein in Lavendelgeist getränktes Schwamm-
(hen Z f. — Birs-Büehs: Jagdgewehr. Erst im
J. 1567 bewilligte der Rat [von Sch], dass auf dem
Schiesset zu Neunkirch, wo sich auch Seil Schützen
einfanden, ,niit den pirsb-en umb des obervogts ehren-
gab' geschossen werden dürfe. FAStocker 1888. -
Biischli- Büstli-: Armbrust, mit der Büstli [d. s. mit
einem Borstenbüschel versehene Bolzen] geschossen
werden AALeer. -- Boten-: = Läufer-B. ,Heliseus
dein maier umb zwöi vennli, auch ein bottenbüchsen
zu malen 3 pfd.' 1522, B Staatsrechn. — Betzger-:
mit Papierpfropfen (Betzger) geladene Knallbüchse,
ein Spielzeug der Knaben Ap. — Pfeffer-: wie nhJ.,
früher zumeist aus Holz gedrechselt Zu., S. — Pfil-:
eine Art Armbrust S. Es [das Mädchen] het sogar
mit der Pf. probiere" z' schiesse". BVVtss 1885. —
Pfänder-: wohl = Gisel-B. ,Dem Friessen von der
pf-en zu malen 5 ß 8 d.' 1516. B Staatsrechnung. --
Blas-: Schminkbüchse. ,Von weibren lehren noch
ein kunst: 's blasbüchslein brauchen zu den Sachen,
das angsicht klar und lauter z' machen.' GGottu. 1599.
- Brief-: Briefkapsel; vgl. Buchs 1 c. ,An dem
gürtcl sin [des Dieners des Landvogts] sol hangen ein
briefbühselin; wan die lantvögte müessen dike hau
solch knapen. die in briefe tragen.' Schachzabelb. —
Räb-: = Bueh-Chlepfer (B&lll 679) Aa. — Gerichts-.
.[Die Richter] schwerent. teglichs an das gricht ze
gond von osteren unzit sant Michelstag im herpst, am
morgen, so es sybene und von sant Michelstag bis
osteren, so es achte schlacht, by der peen eins plap-
hai'ts, so von denen, so an der stund fälent, gezogen
und in die g-en gleit sol werden.' 1539, B Stadtsalz.
,Zu Behaltung der Buossen (bis auf ein Teilung)
sollen die Chorrichter auf dem Land ihre Grichts-
büchsen oder Sparhafen haben, die verfallenen Buossen,
1005
Bachs, be
luchs, bochs, iiuclis
Iimh;
Kundschaftgelt und dergleichen Gefell darein zu saram-
len, and den Predicanten oder dem Obmann des Chor-
grichts zu behalten übergeben, oder sonst wohl ver-
wahrt in einem Gehalt der Kirchen verhüeten, ohn-
aufgetan, änderst dann in Beisein der Amptleuten.'
B Chorgerichtssatz. 1007. — Bad-: Flinte mit Rad-
schloss. .Der Priester zu Luggarus wird angeklagt, R-en
und Fünstlinge [Bd I 1125] getragen zu haben.' 1621,
Absch. S. noch Fisi-B. und vRodt 1831, II 02. —
Roll-: = Eoll-Flinten (ßd I 1204) übw f. ,In den
Roll- oder Trolbüchsen oder Büchsen mit rollendem
Stein wurde die Kugel durch das Rohr hinunter gerollt
oder getrolt.' Obw Volksfr. 1893. S. noch Fisi-B. —
Renn-: leichteres Feldgeschütz, ungefähr was Karren-
Buchs. ,In der Schweizergeschichte werden die leich-
teren oder Feldstücke auch Renn- oder Streitbüchsen
genannt, deren die Basler schon 1445 hatten.' vRoht
1831. ,Die von Basel hatten bei ihnen vier R-en.'
JGross 1024. — Rör- s. Schneggen-B. — ■ Reis-:
1. Kriegskasse; s. Reis-Gelt (Bd II 261). , Waldmann
legte in der Stadt und ihren Herrschaften die sog.
R-en an, in welche die steuerpflichtigen Bewohner
derselben jährlich einen Beitrag abgeben und man-
cherlei Bussen und andere Gebühren fallen sollten.'
Bluntschli, RG. I, 361. — 2. Kriegsgewehr, im Gegs.
zum Scheiben-, Zielgewehr. ,Bei gemeinen schiessen
ist zugelassen, jedem seine r. mit Zügen [im Laufe]
nach gefallen uf das scherpfist zu rüsten und damit
um gaben mit andern gleich gerüsteten zu schiessen.'
1503, B Schiessvorschr. , Vorlangest ist an die Unter-
tanen das ansinnen ergangen, sich mit r-en zu ver-
sehen.' 1588, B Verordn. Die krummen Züge wurden,
als für den Ernstfall unnütz, bei den R-en wieder
aberkannt. 1592. Z Verordn. ,Ein Jeder soll nebent
der Zilbüchs sin eigen R. ouch haben.' Z Mand. 1601;
vgl. Strickl., Horgen 143. ,So ein Vatter in einer
Hushaltung zwen, drei oder mehr Söhn und aber nur
ein Musketen hette, [so sollen] sy nebent diser irer
gmeinen Musketen ire uferlegten R-en, Harnist oder
ander Gwehr auch haben.' ebd. 1019. — Röter-: =
Buchs 1 c, im Gegs. zu Läufer-B. für reitende Boten.
,Dem goldschmid geben von etlichen schüfen und läufer-
ouch r-büchsen ze besseren, widerumb ze vergulden.'
1555, B Staatsrecht — Süfzer-: = Jämer-Gret (Bd II
825). ,Es sei schade, dass er eine so dumme Seufzer-
büchse zur Frau habe.' Gotth. — Sigel-Büchsli:
Siegelkapsel. ,3 pfd sigelgelt und umb s.' 1568, Z
Grün. Rechn. — Sa lz-: Salzbüchse Bs; B; Gr; Th; Z.
1536 gehörten in die Ratsstube ZElgg: 4 grosse Kan-
ten, 1 Handbeeki, 1 Giessfass, 1 Spüelkessel, 5 möschi
Kerzenstöck, 7 zinnene S. KHauser 1895. ,1 bar zinner
salzbüchsli.' 1557, Z Inv. (Auge' wie) S. ha", mache",
stark hervortretende, grosse Augen Bs; Th. Si hand-
elte" 'ge; dass [s'] Küllauge" übercho" hiind icie S.
Gespr. 1712. — Sand-Buchs: Streusandbüchse. ,Um
ein Sandbüchs 4 ß.' 1669, Zubers Tageb. — Senf-.
,Zwei salz- und ein senfbüchsli.' 1576, Z luv. —
Seh übel-: Knallbüchse mit Papierpfropfen (Schübe!)
GUzn. — Scharten- s. Fisi-B. — Schiess-: Hand-
feuerwaffe; vgl. Bs XIV. 123. ,Die vigent liessent
[nach abgeschlagenem Sturme] hinder inen zwo sch-en,
einen swarzen huot [usw.].' 1145, AaB. (Mscr.). —
Scheite"-Bügsche": aus Schindelholz verfertigte
Schachtel Gr ObS.
Seh 1 eh-Bttchs : = Holderen-B. Bs ; Sch ; ThBciI. ;
ZWyl (Schle-J. ,Der woll s' [die Feinde] mit schl
büchsen erschlossen.' HvRüte 1540. S. noch holdenn
(Bd II 1190).
Die Ladung besteht jetzt aus Wergpfropfen, früher aber
wohl aus Schlehen: vgl. : „Braucht i Schlehenbeeren, kleine
Ballen von Kader (und Papier), dann heisst das Rohr Schlehen-,
Kuderbüchse B" (St.2).
Schlangen-: Feldschlange. ,Wir liaben milden
schl-en in die find geschossen.4 1475, B Schreiben.
,Die eignossen gewunnend [bei Nancy] bin 65 sl-en.'
Edlib.
Schlüssel-: 1. auf einem Holzklötzchen befestig-
ter alter hohler Schlüssel, aus dem die Knaben (z. B.
an der Fastnacht) schiessen B; Tu; Ndw; Z. ,Mädi
glich einer lebendigen Schl-e, pfupfte [brannte auf]
den ganzen Tag.' Gotth. Ein der Brandstiftung ver-
dächtiger Bettelbub sagt, er habe Pulver und Lunten
nur ,zu einer Schi.' gehabt, das er dem N. N. aus der
,Bandelirig' genommen. 1653, LNeudorf. , Krache, dass
es wiederhall läuter als der Glocke Schall, Schi, and
Stücke.' Z Neuj. M. 1787. S. noch chlepfen (Bd III
673). — 2. = Holderen-B. BsStdt.
Zu 1 vgl.: ,Als daun die jungen knaben diser zit us
schlussel, ouch winhanen, büchsli machent, darus schiessent,
dardurch inen und andern lüten sr.hadeu erwachsen und zue-
stau möchte.' Z Verbot 1503, erneuert 1525.
G'schmack- Ndw, Schmeck- Ap; Gr; U; Z
(Schmück-) : meist Dim., gew. herzförmiges silbernes
(auch goldenes) Riechbüchschen. — Schmalz-: =
Hörn 3 c GrPt. — Schmelz-. ,Da zuweilen un-
kenntliche oder ungangbare und verrufene Sorten unter
den Allmosengeldem sich befinden, so sind solche bis-
anhin bei Zählung ausgeschossen und in eine Buchs,
die Schm. genannt, geworfen und am Ende eines
Jahres sammthaft dem Münzmeister zum Schmelzen
gegeben worden, der dann den Wert vergütet hat.'
1784, Z Amtsordn. für das Almosenamt. — G'schnä-
der-: geschwätziger Mensch GRVals. .Welch gerechte
Richter haben wir an den Zungen dieser Schnäter-
büsen!' von Weibern. UBrägcer 1780. — Schneg-
gen-: Büchse mit spiralförmig gezogenem Lauf. ,Mine
Herren habend den büchsenschützen vergunnen, dass
sy allen denen, so schwere, gezogene rorbüchsen oder
schnäckenb-en uf die zilstatt tragen, das schiessen
hinderstellig machen mögen.' 1561, S Verordn. An-
trag, dass man allenthalben die .gestrubet' Büchsen
(Schneggbüchsen), mit denen einige Schützen nicht
mehr schiessen wollen, abschatten möchte, damit die
[Schützen-] Gesellschaften nicht zertrennt würden.
1562, Absch.
Sehne1 11-: Peitsche im Rätsel; s. Zottel- Männli
(Sp. 288). - Eig. Knallbüchse.
Schnapper- s. Fisi-B. Statt dessen auch : , Büchse
mit Schnapper.' Obw Volksfr. 1893. -- Schnupf-
Büchsli: Schnupftabaksdose ZO. ■ — Spetzi-Büchs:
Gewürz-, spec. Pfefferbüchse. .[Auf dem Herrentisch
im Gasthof steht ein] Salz- und Spetzebüchsli.' Stutz
1839. — Stifel-Büch sli: scherzh. für Pistole, ['s
Müllers BuebJ häd s%"s Alis de* gross Hängst g'no"
und häd-em asa zwen chllne St. füre" a" 's Halsband
g'hänkt; es sind asa zwei chllne Schussbastetli g'sl"
und hiind 'klopft wie der heiter Dunder. Gespr. 1712.
Wie-me" 's Müllers Blieb si"s Ättis Hengst und d' St.
g'na" häd. ebd. — Stuck-Büchs: schweres Ge-
schütz. ,Ein getöss und klepfen, als ob man etliche
1001
Bachs— bnclis. Rächt — bucht
1008
stuchbüchsen wytnuss abschüsse.' LLav. 1578; dafür
1070: ,von fehrnen grosse Stucke abschiesse.' ,Jeder
Büehsenmeister soll stets bei seiner St-e bleiben.' um
1600, B Verordn. — Stein-Buchs: Geschütz, womit
grosse Steinkugeln geschleudert werden. .Mit zweien
guoten st-en, mit acht tarrasbüehsen, mit vil hand-
büchsen [war 1443 das Schloss Grüningen bewehrt].'
Vad. ,Wir ligen by dem selnow und schüsst man
mit st-en in die Stadt.' 1444, ß Schreiben. .Wir habend
den fyenden [bei Hericourt] zwei fenlin, zwei st-en
und etwo vil büchsenbulvers und spiswegen abge-
brochen [weggenommen].' 1474, Bs Chr. — Streu-:
Büchse für gestossenen Zucker, Zuckerstreuer. 1815,
Z Inv. — Straf-: Bussenkasse. , Die fallenden Strafen
[sollen] in gewisse zu diesem Zweck haltende Str-en
getan werden.' Bs Mand. 1727. — Streif-: Hand-
feuerwaffe. .Das fuessvolk [der Zürcher] solte [vor
der Schlacht bei St Jakob an der Sihl] enend dem
wasser ligen mit str-en und mit anderer rüstung.'
Vad. ,A1s die von Schwiz [1443] woltend heim ziehen
von Zürch, do koment die von Rapperschwil an si und
erschussent iro wol tusent zue tod mit eitel str-en.'
Sicher. — Strit- s. Benn-B. — Tabak- Dubai;- Aa
Fri., Back- oTh: Tabaksdose. .Tabackbüxli.' Schimppr.
1651. ,Eine silberne T-e.' 1712, ZObf. .Eine Taback-
büx von Agat mit einem silbernen Deckel, nit gar
gross, um 7 fl. 40 Kr.' 1755. G Avisbl. — Teller-:
aufgezählt. 1098 im Inventar der Z Weggenzunft. —
Vier-teil- s. Huffindis-B. — Ge-duld-. Jetzisch-
mer 's Geduldbüchsli versprunge". BWvss 1863.
Tarrass-: Geschütz auf Bädern, das hinter einem
Walle aufgestellt wurde und aus dem man, im Gegs.
zur Steinbüchse, eiserne , Klötze' schoss; Positions-
geschütz. ,T. heisst bei unsern alten Schriftstellern
ein Mauerbrecher oder eine Kartaune, womit man eine
Sturmlücke schiesst.' Sprung. ,4 gross tarrisbüchsen'
im Schlosse ZGrüningen. 1443, Äg.Tschüdi; s. auch
Stein-B. ,N. N. ist übel geschossen ander dem knü
mit einer tarrasb-en.' 1475, Bs Chr. ,Die in der ve-
stung schössen mitt-en herab.' Wurstisen 1580. .Zwo
Tartasb-en [sie] sampt den Wägen [usw.].' FrHappn.
1660. S. noch vRodt 1831 I 86. — fiirra«, Bastei, Wall;
vgl. frz. tfrrasHe.
Tier-: einfache, gezogene Flinte der Gemsjäger,
mit sehr leichtem Schafte und dünnem Kolben Gl
(Alpina II 132). — T r o 1 - : = Boü-B. Obw f. — Wis-
heits-: superkluge, naseweise Weibsperson ÄASt.;
BsStdt. — Abzugs-: Geldbüchse für freiwillige Ab-
züge (6 — 15 Kreuzer), die sich beim Verkauf von
jedem Stück Tuch oder Baumwolle entweder der Ver-
käufer allein auferlegte oder in die er sich mit dem
Käufer teilte. Der Ertrag wurde zum gemeinen Besten
verwendet, um 1680, Ap; GStdt. S. JCSchäfer 1813, 87.
— Zil-: Büchse, deren man sich zum Schiessen Dach
der Scheibe, auf der Zielstatt bedient. Gegs. Beis-B.
Vgl. Stand- und Feld-Stutzer. .Wellicher umb myner
herren gaben schiessen will, soll inen gespannen stan
mit syner eignen z. zue schimpf und ernst.' 1553, Z
Schützenordn. Der Landvogt von ZWädensweil be-
richtet, es gebe zweierlei Schützen: wohlhabende oder
berechnende, die kostbare lange Rohre kauften, welche
zum Feinschiessen dienten (.zilbüchsen'), und ärmere
oder sparsame, die sich mit der üblichen Feldwaffe
(.reisbüchse') begnügten, um 1560, Strickl., Horgen
143. ,Die schützen der z-en zuo Stain a/Rh. an die
von Wintertur 1576.' ZWthur Schützenfestblatt 1877,
27. ,Es wird erkannt, dass in Zukunft auch mit der
Muskete um die Ehrengaben geschossen werden dürfe,
während die Z-en ausgeschlossen seien.' 1608, Sch
(FAStoeker 1888, 116). — Zoll-: Zollkasse. ,Jakob
dem maler, umb etlich baren an die z-en zue malen
13 ß.' 1512, B Staatsrecht ,Wer Z-en haben und den
Zoll einziehen soll. Es sollen alle Bürger und Ein-
wohner allhier, welche mit Kram und Kaufmannschaft
umgehen, verschlossene Büchsen haben und bei ihrem
hierum geschwornen Eid von allen Waaren, Kram und
Gütern den gebührlichen Pfundzoll, nemlich von jedem
Pfund 2 hlr, das ist von jedem Gulden Wert 4 hlr
erfordern und einnehmen.' 1757, Z Gesetze. — Z lin-
de 1-: Büchse für Zündschwamm? Ich hätte mich jetza
tilla gär bi miner alta' Z. rerschwnra", Lunga" wäre
g'raä hei' Fleisch g'si". Gespr. 1712. .Mich soll der
Teufel in seine schwarze Zunderbüchse holen!' Jak.
Schweizer 1802. — Höch-zit-: Ordonnanzgewehr oder
Stutzen, den Jeder, der sich verehlicht oder die bürger-
lichen Nutzungen beansprucht, besitzen und jährlich
vorweisen muss B f (lt Eidg. Ztg vom 15. Jan. 1860).
„Büchseler: Büchsenschmid L."
büchse": 1. mit einer Buchs (in Bed. 2) versehen,
ausfüttern, z. B. eine Wagennabe, den , Krebs' am
Spinnrad, den Laufeines Schiessgewehrs Aa; B; L; Z.
De'' Stutzer ist ftsg'schosse", er mues' neu 'büchset si"
ZZoll. — 2. alie"-b., mit der Büchse herunterschiessen
Bs (Spreng). — 3. viel trinken, saufen Z NGlatt. Jetz
händ-mer wider e'mäl 'buchst. Zss. ver-b., versaufen.
ebd. — 3 auch nürnb. (Schm.-Fr. I 200). Nach LQt. ist
Buchs in der Gaunerspr. = Most.
Büchser: Büchsenschmid Aa; Th; Z. Auch Fa-
milienname BsLie.
Büchsle": vortreffliche, mittelfrühe Bimsorte
GW., We.; vgl. Chriden-Büchs(ler).
(umenand-)büchsle": mit einer Flinte herum-
ziehen Zg.
ver-: eine Röhre mit Buchsholz oder Metall
füttern B (Zyro).
buehse" Zo uÄgeri, bu.ee" üUrs.: = guxen 1 (Bd 11
571). — Viel], vwdt mit bochtlen.
Ell-Bitcclis, -Büechs. o(). (LTobl.). -Buchs ZStdtt
— f.: Ellbogen. Si setzt -em d' Ellbüchs i" d' Site".
MUsteri. — Verqnickung ans .Ellbogen' und Pech» (Bd I
771; -Buch» Anlehnung an die vorige Gruppe.
Bacht bucht.
Rächt GRChurwalilen. ObS. (auch Bucht, l'ächt),
Tschapp.; W, Bächt GrCIiui- (auch Picht). Landqu.
(Pacht), Maienf., Nuf., Rh., Seuolius (Pacht), V., l'Vatz
(auch Becht); W, „Bärcht W, Bächt, Becht BSa.",
Be'cht GSa., Wallenst., Biecht I BSa.; S — n., in
GRUVatz; GSa.; „W" auch m.: 1. . Pfütze, Pfuhl",
Kot W. ,Die natürliche minne zerget unze dass si
zuo bohte würt und under die erde kommet.' NvBasel.
.Darnach so walgerent si [die Epilepsie simulieren]
sich in dem baehte, glich also werent si von des
siechtagen wegen also gefallen.' 1430/40, Bs Chr. —
2. Stubenkot, Kehricht BSa.; Gr; G; S; W. Schi
hemd B. drüf gitä", dass es nit ärger stielte, sie haben
[009
Bacht, becht, liiclit. boclit, buch)
loin
Staub, Ascbe auf den Unrat gestreut, damit es nicht
stinke, auch bildl. von der Bemäntelung einer unan-
genehmen Geschichte \V.
Mini, halit. Biecht scheint Anlehnung" an Biecht 11.
„Blicht, Bicht" findet sieh bei St* nicht mehr. Die Formen
mit nnl. /. sind möglicherweise aus Oeh- zu erklären.
Ge-bäeht GaCalfr., D., L., Pani. Pr., Seh., Schud.,
Tschiertsch., Ge-bächt GRoHe., Seh. — n. : 1. = Bäckt < 2
GRÜalfr., D., oHe.. L., Pr., Seh. — 2. unbedeutende
Sachen, Vieh von kleinem Schlag GrD., L.. Pani.
Schud., Tschiertsch. — Vgl. das syn. Güed (Bd II 476/7).
Bachte" f.: Kehrichtgefäss GrV.
An- Bacht in.: 1. Anlass, Ursache zum Streite,
zu Handeln GRFurna, Grüsch, Jenaz, Klost. Syn. An-
Bcüg. Er hätti Händel g'stteckt, icetm-e-me A. 'gen
ki'itti GRFurna. — 2. Midi., durch schwierige, müh-
same Arbeit gegebener Anlass zur Anstrengung. aaOO.
Me" seid: mer heind in dem Acker A., vre" 's Kim 6t
der Arbet guet entgege" hebt GRFurna.
bachte": zanken, hadern GrD., oHe., Pr., Seh.
Mid Eim b. Die kan-ich grimmig uf der Mugg, loa
d's Land üs pustend und pachtend [anhaltend übler
Laune sind], me" weiss nid für was. Schwzd. (GuPr.).
Bächtete" f.: Zänkerei Gr oHe., Peist, Pr. —
Weiterbildung zu mhd. bogen, streiten, zanken.
Bächtele- B oAa., E„ Bächtele" ÄALeer.; B; S — f.,
Dim. Biichteli B: gelbe Narzisse, Narc. pseudonarc.
.Gegen Ende des Alerzes wurde es milde, Merzen-
glöcklein blühten, die Bachteln wuchsen wunder-
schnell empor. Bai 1 kam Ostern, da hoffte ich auf
Eier, hoffte sie schön zu sieden mit Brasilienholz.
Bachtelnkraut und Zwiebelhülsen darum.' Gotth.
Mit Schwächung des zweiten T. aus Bach-Titlcn (s. Bach),
das zunächst den Standort der Pflanze bezeichnete und weiter-
hin auf diese selbst flbertr. wurde. Vgl. die Anni. zu Sar-Bach.
Ge-bächt n.: das Backen; Gebäck. .Erkantnusse
wie sich feiler und vochenzer mit irem gewerbe und
gebechte gen einandern halten söllent.' 1463. Z Weggen-
zunft. , Ein Gepächt [Backwerk].' G Aland. 1611. .Zwei
Sprützen zum Pacht.' 1627, THBürglen (Inv. eines
Bäckers); s. noch Fisck-Modelin (Sp. 86). .Meine
Aleisteren erkennten sich anno 1627, dass ein jeder
Aleister nebent seinem anderen Bächt wol hausfeuren
möge.' 1631, Z Weggenzunft. ,Pecht und Hippen,
Kräpfii, Alandeloffleten.' 1651, G (Musikmahl).
Vogenzer-: Backen, Gebäck eines Vochenzers
(Bd I 654). ,Ein Alütt des mittelmässigen kernens,
so uf voggetzerbächt genialen worden, hat geben sechs
viertel anderhalb vierling mel.' Z Aland. 1593.
Sprützen-: Name eines Backwerkes. .Spanisch
Brot, Sprüzenpecht, Schlaftrunkzeug.' 1657, G (Alusik-
mahl).
Bächtele" f.: zusammengewehter Schnee ZLunn.
Nbf. zu Wächtelen; Übergang von aul. w in b findet sich
auch sonst.
Lüsel-Blcht f.: verächtlich für Ohrenbeichte.
,Päpstlich gsatz: gebot der glübden. der 1., der opfren
[usw.].' Zwixgli. ,Das falsch vertrawen in die 1.' ebd.
— Zum ersten T. vgl. tüteten (Bd III 1457).
Nüsel-:= dem Vor. .Und empfiengend vil lüten
das h. sakriment ungebichtet und sprachend etliche
predicanten, es were nun ein n. und ein ieclich mensch
sölte Gott mit ganzer rüw und leid sin sünd bichten
Schweiz. Idiotikon IV.
und bedörfte keiner andren biclit nütz.' Edith. -
Eig. .Munnelbeichte1 ; vgl. nüeehsn (Sp. ^:!l).
bichte": 1. beichten, im kirchl. S. allg. Zum B.
chann-mc mich gvringe*, aber nid tum wie aScHw. Es
wird Wglich 'bichtel und »"glich Milch //'messe", ebd.
B. ist Wglich und Milchen ist Wglich, nicht Jedem
gerät es gleich gut, ebd. Bekennen, eingestehen libh.,
dann scherzh. oder verächtlich für das Auskramen
von Geheimnissen Bs; B; G; Th; Z. Ich wird der nüd
müese'b.! Abweisung eines zudringlichen Fragers ZS.
.Familienangelegenheiten auskramen, falsch sein, ge-
heim tun' BE. — 2. tr., die Beichte abnehmen, beich-
ten lassen. ,Wo ist nun der pfaffe, der uns b. sol?'
1386, Sempacherlied. ,Dass dich derselbe pfaffe bichte
dester bass.' ebd. — 3. Eim b., Einem Etwas ein-
prägen, einschärfen Bs (Seiler).
Bichter m.: 1. Beichtvater P (Schott). Alesse
halten ,in aller der masse als ein b. ie do har in dem
zite, so er bi inen was. gewonlich getan het.' 1404,
L Urk. — 2. Bekenner, Übers, des lat. confessor. ,Von
St Gallen aubent [Abend] des heiligen bichters.' 1412,
GT. Urk.
Bicht i m.: Schmeichler BBelpberg. T)as ist c"
rechte B..'
bichtige": beichten. .Wenig lüt hand bichtiget.'
1545/50, G Hdschr.
Bichtiger ra.: = Bichter 3. ,Uf St Fridlis tag
des heiligen b-s.' 1521, Aa.
BTcht AaF.. Ke., Leer.; LG., V.; S; „Ze;" ZKn.,
Picht AaB. : SchwE.; ZKn., Bircht L (Ineichen),
Biecht II B (allg.); FAIu.; L (auch Piecht); S; Zo
- m. AALeer.; B (KWAIüller); L; S; ZKn., n. B;
FAIu.; L: Rauhreif, 's ist Winter irorde"; drum ist
Alls roll Sehne und Picht. AILiexert 1893. Nebel, Blf
und Bieckt L (JBEgli 1871). D' Bäum glissi-il und
d' Stüden, a's glueti'd s' vo" Piecht, de" Nebel macht
dusse" se feister und füecki. Häfpl. 1813. .Sobald die
Wärme entwich und die Kälte eindrang, setzte sich
an den Wänden [des neuen Hauses] Biecht an.' Gotth.
.Schlafstätten, in welchen oft im Winter B. an das
Dackbett sich ansetzt.' ebd. Volksglaube: Wenn 's
im Advent vil B. gil't, so giht 's im nächste" Jör vil
Obs B; S. B. vor Wienecht [bedeutet] Bröd, nörh
Wienecht Tod L (Ineichen). ,I)as Duft, Bicht, Reif,
pruina.' Red. 1662. — Alerze"-. In der Bauernregel:
M. und Maie'sclme L (Ineichen). Vgl. Gc-hiek (Bd II
1120). — Vgl. die Anm. zu Gicht IV (Bd II 1121, Be-hick
(Bd II 1120) und Jäch (Bd III 5).
bichte" „Aa; B;" L (auch birchte"); „S; Zg; Z-,
biechte" „Ai;" B; FAIu.; L; S; „Zg; Z": = jachen
(Bd III 5). 's hat 'bichtet L. Wenn 's vor der Wie-
neckt nid biecktet, giH 's kei" Obs FAIu.; ähnlich S.
S. noch März (Sp. 432). — a°-: Rauhreif ansetzen L.
bichtig, biechtig: = ge-jächig (Bd III 5) Aa; „B;
L;" S; „Zg; Z." So Holz isch Winterszit nass und
biechtig S (Schild).
Buchte" BSa., Si.; FL; GrNuI'.. Spl., V.; W. Buchte"
„BSa.;" GrAv. — f., Dim. Bochtli BSa.; Gr. Böchti V.
Bocktnti W : Bottich. aaOO. Grosser hölzerner Be-
hälter für Wasser BSa., auch für Wein GrV. Wasch-
zuber B„Sa.",Si.; GrAv., Nuf., Spl.; W. In die Erde
eingegrabene Bütte BSi. — Durch Metathesis aus mhd.
botecht Hl. f.. alul. botacha f. Vgl. auch das Syn. Bälden.
64
1011
ßacht — lmclit. Bad — bud
1012
Bnchter m. : kurzer und dicker Mensch, Knirps.
Sprww. 18Ö9. Dim. Buchterli von einem Knaben.
G Id. 1799. Syn. Buder. Als Personenn.: .Buchterli
von Lotstetten.' 1519, Egli, Akt. ,Rud. Buchterli, der
Schneider.' 1523, ebd. (ZStdt). .Heinr. Buchter, pfarrer.'
1528, ZKilchb. ,Des sog. B-li Antoni Kälins sei.' 1749,
SohwE.
Buchte" f. Th, Büchti (Dim. Büchteli) n. BG.,
Schw., Si.: Bütte. Spec. a) = Charts ä b ß (Bd III 456)
Th. ,Am 15. Okt. fangt man an zu wümmen. Etliche
Leut machen in einem Vierling ein Buchten voll,
etliche 2—3.' 1740, ZElgg. — b) (kleine) Jauche-
bütte B. — c) übertr., sehr grosses Weib BG. (f.).
Es ist e" grüselehi B. — B'schütt-, Stöss-: Bütte
mit Gestell und Rad zum Ausführen der Jauche in
Feld und Garten BSchw. — Vgl. die Synn. Bükten,
Bücki. Bücltti ist formell Dim. Zu c vgl. das syn. Standen.
Bad, bed, bid, bod, bud.
S. auch die Gruppe Bai usw.
Bad n. — PI. Be'der — Dim. Bc'dli: wie nhd.
allg. Spec, meist Dim., Schwitzstübchen oberhalb
des Backofens ZLangenhard, Zell; lt Alpenpost 1871,
38G bis vor wenigen Jahrzehnten auch in Ap; GLang-
gasse; THBaltersw., Tannegg, Wiez.; ZElgg. D' Sunnc"
schint, 's Vügeli grlnt, 's höcklet imder aem Lädli, d'
Mueter gut i" 's Bädli, Kinderreim ZZell. Eine Ab-
bildung eines solchen Schwitzstübchens s. Z Ant. Mitt.
\V 240. Das B. spielte übh. in der ä. Zeit eine grös-
sere Rolle als heutzutage. ,In jedem Orte befand sich
[1524] mindestens eine Badstube, für welche die Ein-
wohnerschaft grosse Vorliebe zeigte, und die sie gerne
mit gemeinen Mitteln unterstützte.' KHauser 1895.
.Öffentliche Bäder standen unter obrigkeitlicher Auf-
sieht und wurden zum Teil aus den Staatseinkünften
unterhalten. So hatte Solothurn zwei Bäder inner den
Ringmauern und eines gleich ausser derselben; sehr
viele befanden sich auf dem Lande.' JvMüller 1816.
Vgl. auch JvArx 1811, II 632. Armen ermöglichte
man Gratisbäder; s. Bad-Insatz. Durch Ruf oder
Hornstoss wurde den Badelustigen kund getan, dass
der Ofen für das Bad geheizt sei. Einen solchen Ruf
s. Bd II 457; dazu die Variante: Giri giri Geiss, 's
Bad ist heiss; wer will schröpfen und z' Oder lö", seil
.Urin runde* 'Iure" [Turm] i" 's Badhüs cho" SchwE.
S. auch gügen II 1 (Bd II 157). ,Wir wollend auch
das unnötige Badrüeffen am h. Wienacht Abend ver-
botten haben.' Z Mand. 1636; ähnlich 1650. .[Ich]
vermag kum, dass ich gang ins b.' UEckst. 1526; vgl.
Bad-Gelt (Bd II 257). ,Du hast kein haller in ein b.',
hast gar nichts. JBinder 1535. Wenn man für ge-
leistete Dienste Jmdm ein freiwilliges Geschenk ma-
chen wollte, so gab man ihm ,Geld in das B.', wie man
ihm heutzutage ein Trinkgeld gibt. Bs XIV. , Einem
in das B. schenken, verehren', eine Baden-Schenhi
(s. d.) machen. Die Schlüsselzunft [in Basel] hat im
XIV. ihrem neugewählten Meister und Ratsherrn .ins
Bad geschenkt.' Geering 1886. ,[Dio Herzogin von
Württemberg] badet da [in AaB.] wol bin sechs ganzer
wuclien und schanktend ir min heren von Zürich er-
lichen in daz b.' Edlib. .[Die Regierang verbot] durch
eine Katserkanntnuss vom .1. 1595 bei 10 Pfd Busse
allen Zunftgenossen, ihren Zunftmeistern silberne Be-
cher ins B. zu schenken.' DHess 1818. .1546: eine
kröne und drei gitzi der frau Beatrix von Hinwil
ins b. geschenkt.' KHauser 1895. ,1548: dem Junker
Felix ein kalb ins b. geschenkt.' ebd. ,Den 15. May
haben m. hg. Herren dem Schulthess von Bern, der
gegenwärtig zu Baden badende, ins B. verehrt einen
indianischen Hahn, ein schwarzes und ein weisses
Lamm.' 1604, Oelhafen. S. noch Bader-Maien (Sp. HO-
Für die grosse Bed. des Bades im Volksleben der ä. Zeit
spricht auch die Verwendung des W. in zahlreichen
hon. RAA. Eim 's B. übertue", etwas Schlimmes zu-
bereiten AaF., Ke. ; ZO., Rätersch., Zoll.; vgl. auch
Sprww. 1824, 54. ,Das bad sige im [dem Delinquenten]
dermass übergeton, kome er im [•lern Landvogt] in
die hend, so müesse er im rouch zuo himmel.' 1530,
Strickl. (Z). .0 eidgnoschaft, denk dran, 's bad ist
dir übertan.' HEMan. 1557. ,Niemat weisst, wo es
usshin will oder wem das bad sige über tan.' 1544/73,
UMever, Chr. ,Periculum alicui comparare, eim ein
gfar zuorüsten oder ein bad übertuon.' Fris. ; Mal.
,Das Bad war den Juden übergetan, das Strafgericht
über sie angeschlagen.' JMüller 1666. , Einem ein
Bad übertun, ins Bad klopfen, miscere, moliri alicui
malum.' Denzl. 1677; 1716. In dem selben S. : Eim
es B. ob ha" GlH., ,ein B. anrichten' (s. Schwarten-
Hals Bd II 1209). '« B. heize" S. Würden sich die
Luzerner und Schwyzer auf die Verteidigung ihres
eigenen Gebietes beschränken, so wäre ,das bad über
sie [die übrigen katholischen Orte] geheizt', da sie
gegen Zürich und Bern zu schwach wären. 1531,
Absch. ; vgl. auch Bad-Stuben. .Einem das B. zu heiss
machen' : ,üer Feind, der schlicht heimlich us dem
Land, dann sei [sie] gar mächtig gförchtet band, ihr
machid ihnen 's B. zuo heiss.' Joh.Mahl. 1674; vgl.
,zu heiss baden.' .Einem das B. gesegnen'; s. Sprww.
1824, 54; Gr. WB. IV I 2, 4018. ,Einen ins B. schicken',
töten. .Es ist noch iedem einer [für jeden Delinquenten
ein Henker] grad: so schicken wir sy dann ins b.,
nem im [sich] ein ieder einen für.' Wagn. 1581. .Einen
ins B. setzen', in die Tinte bringen. .Darum er [Her-
zog Friedr. v. Toggenburg] dann Schwyz angehezt,
auch Glaris mit ins Baad gesetzt.' Joh.Mahl. 1671.
,Im B. sitzen': ,Wir sitzen nun im B., es gehe, wie
es wolle, wir schwitzen oder frieren, jam jaeta est
alea; lupum auribus tenemus.' Mev.. Hort. 1692. .Im
B. stecken', von ökonomischer ßedrängniss. ,Du
steckest warlich tief im b.' HRMan. 1548. .Einen aus
dem B-e ziehen', aus dem Unglück helfen, retten; s.
Sprww. 1824, 54. .Sich trocken aus dem B-e ziehen',
sich heil aus einem Handel ziehen. JSenn (Schweiz.
Unterhaltungsbl. 1854, 160). (Eim) 's B. üsträge"
(müesse"), (für Einen) büssen müssen B. ,Ich will
einen bhan us der zal, die andern gon lan mit dem
gding, dass ir sicherlich üwren brüeder stellind für
mich; dann wo irs liessind underwegen, so müesst der
gfangen 's b. usträgen.' Rüef 1540. .Johannis jünger
lühend. Gwardiknecht [zu Johannes]: Wolan, so
muestu 's b. usträgen.' Aal 1549. ,Ach myn Amnon,
du hast allein das b. usträgen.' JMuker 1565. ,Der
vogt ist über sy [die Christen] ser grätz [ungehalten |;
ich förcht, sy müessind 's b. usträgen.' Wagx. 1581.
.Gott weisst es [dass ich unschuldig bin], obschon ich
jetzt muss das Ladt ussdrägen.' 1646, ZWäd. ,Ich
1013
Kall, beil, bid, bod, biul
loii
muss jetzt das B. austr., es gebet über mich aus, in
me nulluni recidit; mihi exedenduin, quod non intri-
veram.' Mey., Hort. 1692. Im gleiclien Sinne: 's B.
(elei"J üsfresse" fmüesse*J B; S; Syn. d' Siqipe" üsfr.
Mit anderer Wendung: .Scholz woll, zletzt werd ich
niüessen dran, das B. werd aus ob mir ussgan.' Joh.Mahl.
1074. .Einen im B. ausschütten', ihn wegwerfend be-
handeln, Verstössen. ,Die Zöllner und andere Sünder
waren von den Pharisäern verschetzt und, wie man
sagt, im B. ausgeschütt worden.' JWirz 1650. ,Hiemit
hat ihn Gott um seiner Ungehorsame willen nicht im
B. ausgeschüttet, ihn nicht Verstössen.' FWvss 1672.
.Einen im ß. ausschütten, rejicere, repudiare." Denzl.
1716. B. in Wetterregeln, mit Bez. auf das , Regen-
bad': Scherzh. hei.sst es von der Krähe, wenn sie
heftig schreit, sie rufe zum Bade. d. h. sie verkünde
Regenwetter Z. De Nebel gät i* 's B., wenn er sich
eine Zeit lang von den Anhöhen herunter auf den
See legt, woraus man auf Regen schliesst Z. Wann
am Marge" d' Nebel derdurchi" gönd, so chömme"d s'
z' Obig nass us dem B. AaBK B. im Rätsel vom
Ghüechli: 's göt üppis iviss i° 's B. und chunnt brü"
use" ZO.; s. ßd III 133.
Zum Sachlichen vgl. noch DHess 1818; 111. Schweiz
1873, 333 ff.; vLiebenau 1891, 287 ff.; Mem. Tig. 1742,
31 ff. 17S0, 28 ff. 1845, 40 ff., ferner Brat. B. als Orts-
name in Ap; G; Obw; Z; s. auch Baden.
Edel-: Bad von edlen Eigenschaften. Guler 1616
(Tsch.). - Alet-: Alaunbad; s. Alet II (Bd I 173).
— Enten-: Fluni. ZDietik. — Fässli-: Sehwitzbad
in einem Salzfass, dessen Luft durch ein mit Wach-
holder- oder Rebholz unterhaltenes Feuer oder durch
heisse Kiesel (bes. ,Ädersteine') erhitzt worden ist.
Zuweilen werden die erhitzten Steine auch in einen
eisernen Topf mit einem Absud von Wachholder-
und Föhrenzweigen gelegt und über diesem das F.
genommen Z. ,Bei uns im Kanton Zürich sollen
an einigen Orten die Fässlibäder (in Salzfässern)
jetzt noch üblich sein.' III. Schweiz 1873. S. Schtceiss-
Bad und Fässli-Schwitzen. — Fuess-: wie nhd. allg.
Scherzh. von der Flüssigkeit (Kaffee. Milch), die aus
einer übervollen Tasse in die Untertasse geflossen ist
Bs; B; Z; vgl. frz. bain de pied. Name einer Quelle
in WLeuk-Bad; s. JJLeuthy 1846, 40 ». — Frei-:
Bad in AaB., in dem die Armen unentgeltlich baden
konnten. Weiteres darüber bei DHess 1818, 38 ff.
— Fress-Bedli: Bad, das mehr des guten Essens
wegen, als zum Kurgebrauch besucht wird BsStdt;
B; G; Z. — Güggi-Bad s. Güggi 3 (Bd II 181).
Gans-: spöttisch für das Taufbad der Wieder-
täufer, Wiedertaufe. Zwingli (2 a 367); HBull. 1531.
Vgl. Gans 1 (Bd II 370). — gäns-baden. ,Üwer
tauften, ja g.' HBdll. 1531.
Haber-: Schwitzbad über einem Backofen, wobei
statt des ßrotteiges Hafer in den Backofen kommt; s.
Alpenp. 1871,386. Vgl. auch Brot-Bad. — Herren-:
Badeeinrichtung in AaB. (s. DHess 1818, 154); WLeuk
(s. JJLeuthy 1846, 40). — Herbst-: Besoldungs-
posten höherer Beamter in Scu. .Besoldung eines
Herrn Diakoni im Münster. H. aus dem Kloster 36
Kreuzer, H. aus dem Spital 36 Kreuzer.' XVIII., Sch
Ämterb. Vgl.: .Dem Antistes Herbstbaadgelt 36 Kreu-
zer.' ebd. — Hirze"-: Name eines kleinen Sees Gr
Pr. (Schwzd. 29. 55). — Junkere"-: Name eines
Baderaumes in WLeuk-Bad f (JJLeuthy 1846, 40). —
Kessel-: Name derjenigen Bäder, die unmittelbar
mit dem .Kessel', d. i. mit dem die Quellen (, Kessel-
Quellen') zuführenden Sehachte verbunden waren AaB.
(bis vor etwa 40 Jahren). S. DHess 1818, 51. —
Chuttle"-. ,K., auch Hudelbädlein, Haus und ärm-
liches Bad (es liegt in einer Kluft am Abhang des
Vorder-Arnibergs, und wird von Bauersleuten, selbst
aus dem Oberaargau, besucht; man badet hier in einem
gemeinschaftlichen Schöpfe).' Jahn 1857. — Krüt-:
mit Heilkräutern bereitetes Bad; jetzt Chrutcr-B.
,Das die rete [von AARheinfelden] Kuchiman ein
dein kr-e gegönnet hetten ze machende durch kranker
luten willen.' 1430, AaOIsK Arch.; vgl. Chrätbad-
Stuben. — Maie"-: 1. ,Meyenbedlin\" Name eines
Bades in AaB. (DHess 1818, 162); vgl. Gr. WB. VI
1476. — 2. M.-Bedli, Regen im Mai ScHSt. — Ma-
ger-: Schwefelquelle mit einem kleinen Badehaus,
am nördlichen Abhang des untern Scheidwalds [BG.].
Jahn 1857.
Marien-. ,Nimm die Balsamöpfel in ein Gschir,
schütte alt Baumöl dorüber, stell es an die Sonnen
oder in ein M.' ZZoll. Arzneib. 1710. Vgl. ebd.: .Stelle
das Pfändli in balneum Marie, das ist in heiss siedend
Wasser.' — Vgl. Gr. WB. VI 1626 und frz. laiiwnarie.
Burger-. ,Das freie bad, so auch das b. genennet.'
Pantaleon 1578 (für AaB.). — Brot-: Schwitzbad
über dem Backofen ZElgg; vgl. Haber-B. S. Alpenp.
1871, 386; 111. Schweiz 1873, 2, 429. — Süw Söu-:
1. Ortsn. ZSchönenb. — 2. Schlemmerei. .Leider ist
das Auffahrtsfest zu einem S. gemacht worden, indem
man diesen Tag mit Fressen und Saufen, Spielen und
Tanzen und Unfugen zubringt.' ZW1. (Mscr. Anf. XIX.).
— Schelle"-. ,Der h. drei könig bad oder das schel-
lenbedlin.' Pantaleon 1578 (für AaB.). — Schräpi'-:
Bad, mit Schröpfen verbunden. .[Der Hofscherer] soll
die Schweiss- und Schräpfbäder ordentlicher Zeit
halten.' XVII., AaMuh.
Schweiss-: wie nhd.; s. Schräpf-B. Dim., spec.
= Fässli-B. Z. Uneig., Widerwärtigkeit, Unannehm-
lichkeit. ,AIso dass er nit weiss, ob ehrliche oder
unehrliche Leut, seine Freund oder Feind ihme ein
solch Schw. zugerichtet.' Inform. 1713. — sc h weis s-
bade": ein Schweissbad nehmen, dann übh. stark
schwitzen GRÜhur, He. .Acten, rufen, gesotten mit
wyden, getrunken, und ab den krüteren geschweiss-
badet.' Zg Arzneib. 1588. ,Wann du das Trank aus-
getrunken hast, so schweissbade dann.' XVH./XVIIL,
Arzneib.
Tropf-. ,Eine Douche oder Tr.' 1791/3, Absch.
(für AaB.). — Wiber-: Bad für Frauenkrankheiten;
scherzh. Bezeichnung des Bades zu ScuwSeew., früher
auch zu AaB. (DHess 1818, 82). — Wallis-: wohl
das W Bad Leuk. In dem Sprw.: Bai" üf gä" und
Tanze" vergeit öni 's W., d. h. Bergaufgehen und
Tanzen sind Krankheiten, zu deren Heilung keine
Bäder nötig sind BGümmenen.
Wasser-. Dazu wasser-bade": Wasserbäder
nehmen. ,Uff dye zitt hain ich 33 dag wasser badet
in mim hus und schluog heffdig us.' 1528, HsStoikar.
,Sie [die Frau] soll w. in einem Zuber, wie man
pflegt.' XVII./XVI1L, Arzneib.
Baden: Ortsn., Baden im Aa. ,Und darumb wölt
ich Faberum in trüwen geradten haben, nach ge-
meinem sprüchwort, was zuo B. beschehen wäre, er
bette es zuo B. lassen blyben.' Zwingli; vgl. Wander
1015
Bad, bed, bid, bod, bud
1016
I 220. Auch in dein Einderlied von den ,drei Mareien';
s. Tobler VI.. II 239.
1 rspr. Dat. PI. von Bad; vgl. ,zuo dien B.' 1382, B Stadt-
rechnung. Das betr. Bad galt ehedem als Vergnttgungshad
v.ax' izoyyft; s. Baden-Fart (Bd 1 1035). B. hiess früher
auch das Bad zu WLeuk.
bade" — Ptc. 'bade" LE.: 1. eine Badeeinrichtung
halten LE. — 2. wie nhd. .Mir wand den Haubtman
drüber laden [zum Verschmausen einer Gemse], er git
darzuo die Lallen z' b. [zu trinken].' Joh.Mahl. 1674.
— 3. uneig. , Ein jeder muoss syn last selbs tragen,
nach dem er gsündet, selber b. [dafür büssen].' RSchmid
1579. ,Zu heiss b.' s. heiss 1 (Bd II 1(586).
üs-: 1. zu Ende baden, die Badekur vollenden.
,I)iser hat ussgebadet und ist schon ussgeschlagen.'
HBcll. 1540. ,Zuo letst, so man ussbadet, soll man
ein schweisbad machen.' Zo Arzneib. 1588. — 2. Etwas
büssen, die Folgen von Etwas tragen, etwas Wider-
wärtiges durchmachen müssen AALeer. ; B; Gl; L.
Das muess-er selber ü. L. .Er vermag sich der ganzen
Sache nichts und muss doch Alles ausbaden.' Gotth.
Ter-: Geld für Badekuren ausgeben. .Hand wir
so vil verbadet, so land uns recht den kosten [einer
vorgeschlagenen weitem Kur] ouch dran wagen.'
.NM an. 1528.
use"-. En l'sschlag u., so lange baden, bis ein
Ausschlag zum Vorschein kommt Ap; Bs; Z.
Bader m.: 1. Badeknecht, der das Bad zubereitet
und die Badegäste bedient; auch der Inhaber einer
Badstube. Gewöhnlich verbindet er damit das Ge-
werbe des Barbiers und Chirurgen ; vgl. Ochs II 1,
161; JNater 1898, 501. Nicht selten greift er auch
in das Gebiet der niedern Medicin hinüber. Löchli-B.
hiess um die Mitte des XIX. ein Quacksalber aus B
Trubschachen. S. noch Scherer. Bischof oder B.,
sprw. einander gegenüber gestellt i. S. v. Alles oder
Nichts, entweder — oder. Meist in der Verbindung
.Bischof oder B. werden (mit Einem).' ,Wa sy [die
Miteidgenossen im feindlichen Heere] nit wärend,
wärend wir schon bisehof oder b. worden.' 1521, Absch.
.Wir wem! denen von Zürich under die nasen stau und
eintweders bisehof oder b. werden.' 1530, Strickl.
,Wir wend noch einmal eintweders bisehof oder b. mit
inen [den Zürchern] werden.' ebd. Sie [die Schwyzer]
wollen jenen [den St Gallern] mit Leib und Gut zu-
ziehen, ihnen treulich Hilfe leisten und ein Mal .bi-
sehof oder b. werden.' 1543, Abscu. ,Ire in dubiam
servitii imperiique aleam, herr oder knecht, b. oder
bisehof.' Ems. ,Sich wagen oder in gfaar geben, herr
oder knecht ze werden, b. oder bisehof.' Mal. .Wir
können nicht alle Bisehof werden, es müssen auch B.
sein, non cuivis licet adire Corinthum. Entweder
Bischof oder B., aut Cucurbita' florem, aut cueur-
bitam.' JMey., Hort. 1692. D' Herre" vo" Bade" hei-
ge'd dem Abt. vo" Samt Galle" i" </' Hemd i"he" oer-
heüse", einffart mit- cm Bischof oder B. z' werde*.
Gespr. 1712. S. noch Boclcs- Born 1 (Bd II 1622).
Einmal für , Teufel'? ,Der tausig B. walti 's bald, jetzt
gad vor allem Rächt all Gwalt.' Joh.Mahl. 1674. Auch
als Zuname: ..lakob Eamer, gen. B.' 1579, ZSth. Fa-
milienname Z. — 2. Badender, Badegast Zu. Der
Badewirt freue sich, wenn er bald 's ganz Uns voll
B.hei. Stutz. .Erzehlt ihm [dem Konr. Baumgarten],
was sie vor einen b. hätt [nämlii li den im Bade sitzen-
den Vogt].' Text zu Chr Murers Darstellung der
Schweizergesch. 1580. Spee. Bezeichnung der jungen
Bursche, die Abends mit einander in einem Wagen an
die Lorze fahren, um zu baden, und meist auf dem
Heimweg im Wirtshaus einkehren ZKn. — 3. Ba-
derli, Pflanzenn. a) in AAZein. chlini B., Gänseblüm-
chen, Bell, perenn. Aa (Mühlberg); Bs; ZoAllenw.,
Baar; ZKüsn., Weissl. — b) grössi B., gem. Wucher-
blume. Chrysanth. leucanth. AAZein. Blütenblätter
und Kelchblüten werden von Kindern zu allerlei
Orakeln benutzt.
Narren-: Schimpfwort, eig. wer die Narren badet
und pflegt. Bigandus 1579; s. Filz 4 (Bd I 823).
Vgl. , Narren-Bad' bei Gr. WB. VII 369. Unsicher ist,
oh in der Stelle: 2 1'1'd [Lohn dem] .Naren Bader' (Absch.
IV 1 e, 520) unsere Zss. vorliegt.
Bade'r Bs (Becker); GStdt; ZStdt, Badere" AaB.,
Leer., Z.; „B; L;" ScHStdt; SchwE.; ZZell, Zoll., JJa-
diere* Ap — f.: 1. Badehemd, Badetuch, bes. weib-
lieber Personen. aaOO. (ohne AALeer.); in ä. Zeit
Badeschürze. .Die B-en beider Geschlechter waren
mit Spitzen besetzt und wurden nach dem Bade, um
zu trocknen, auf den Stangen vor den Zimmerfenstern
hoffärtig zur Schau ausgebreitet.' DHess 1818. ,In
ihre B-e (ein langes Hemd von feiner Wolle) gekleidet,
lässt sie [die junge Frau] sich zum Verenaloch [in
AaB.] führen.' Aa Gem. ,Ein bad eer.' UEckst.. Dial.
,Castula, ein bad ehr oder fürtuoch der weiber. B.,
badtuoch, perizonium.' Dasyp. 1537. ,Die b., castula,
perizonium.' Mal. , Castula, B., Badschurz.' Denzl.
1677; 1716. .Perizonium, Fürschurz, B. der Weiberen
im Bad.' ebd. ,Die zur Aufsicht über das Armenbad
an der Spannweid Verordneten sollen in Austeilung
der B-en und Brüchen alle mögliche Sparsamkeit ge-
brauchen.' Z Ges. 1757. — 2. Cache-nez AALeer.
Die Betonung des W. schwankt: nach uusern Angaben
trägt in GStdt; ZStdt, Zoll, die erste Silbe, in AaLoer. ;
An; Seh; ZZell die zweite Silbe den Acc. Gr. WB. III 55
deutet das W. als Zusammensetzung aus Bad-Er, gestützt
auf eine Stelle bei Kaisersberg, wornach ,Ehr' auch Be-
nennung eines Kleidungsstückes gewesen zu sein scheint, mit
dem man gewisse Teile des Leibes schamhaft verhüllte; vgl.
auch Er .; (Bd I 392) und die Aogabe St.'s (II 41)2) aus
dem WB. des HDecimator v. J. 15S2, dass ,Ehr' Schürze
bedeutet habe. Allerdings ist die Möglichkeit zuzugehen,
dass in diesen Verwendungen und Angaben sekundäre Ab-
stractionen aus Badtr vorliegen, nachdem der zweite Teil
des W. auf .Ehre' umgedeutet worden war. Doch spricht
für Grimms Erklärung die Erwägung, dass .Ein" in der alten
Spr. auch verhüllende Bezeichnung der Schamteile war (s.
Gr. WB. aaO.), und dass Kleidungsstücke häufig nach dem
Kr.i). erteil benannt werden, den sie bedecken; vgl. z. 11. L\h J
(Bd III 979). .Mieder' u. a. Ernstliche formelle Bedenken
sind nicht vorhanden: die dreisilbige Form lässt sich als
urspr. PI. verstehen, und dio tw. Verschiebung des Acc
hat ein Analogon au Guggere", das z. T. ebf. (was Bd II lol
nachzutragen) auf der 2. Silbe betont wird; vgl. auch .Fo-
relle' uä. Jedenfalls stehen der Herleitung des W. voll frz.
baderne, Span, -it. baderna, Geflecht, womit Schiffsgeräte zum
Schutz vor Reibung und auch Tiere zum Schutz vor dem
Schaukeln des Schiffes überzogen werden — der zulirlu das
W. nicht unter die Zssen mit Er aulgenommen wurde —
grössere lautliche und begriffliche Schwierigkeiten im Woge,
lautliche insofern, als wir Badere' erwarten würden; vgl.
Tafl'n' aus taberna. Zu 2 vgl. das syn. Bajndlre?.
bäd(e)le°: 1. bädle", sichs im Bade wohl sein
lassen Seil. — 2. ,Fovere vulnus aqua et oleo, mit
warmem wasser oder öl bädlen; seuberen, b., raat-
sameu.' Ems. — 3. bädele", auch p- (mit Dat. 1'.),
im;
Bad, bed, bid, bud, bud
1018
Einem schön tun, in allerlei kleinen Angelegenheiten
sorglich zuvorkommen B. Etwas mit übertriebener.
kleinlicher Sorgfalt und Umständlichkeit angreifen,
verrichten, zurechtlegen BU. An Öppis ume b., Öppis
z'tceg b. So p. cha»n-ich nit, ic'' mache" mi" Saeh
abweg. MWalden 1880.
Bädele" f., Baader m.: Nom. ag. zum Vor. B.
Anne-Badadi, -Badaddi: = Adelbat add (Bd I 85)
Aa; s. Eoehh. 1857, 215 und Hunz. b'8.
Badautle° f.: dumme Person Sch (Kirchii.). Syn.
Tschautlen.
Badi I: einfältiger Mensch GRh.
Badidi-Badä'di in.: einfältiger Schwätzer GA.
Badülich m. : dummer Kerl GStdt.
Baduntle" f.: plumpe, fette Weibsperson AALeer. ;
auch bei St.
Bad üte" f. : = Baduntlen L.
Zur ganzen Gruppe vgl. frz. badaud, llaulaffe, it.-rätorom.
baderla, einfältiges Ding, Schwätzerin, rätorom. baderlunza,
Plaudertasche; it. badalona, plumpes, eiufältiges Weib.
ltadi II: Hundename S; Z.
Badigeli n.: ,ein kleines, auf der Seite zusammen-
gedrücktes Fässchen, worin die Packpferdetreiber für
sich Getränke mitnehmen' ApK. (Tobl.). -- Zu it. bot-
tiglia. Vgl. auch das syn. Batilti.
ver-badischiere": zerteilen, zerreissen, aufessen
AlFri. - Zu frz. par tager.
padle": laut durch einander schwatzen B oSi. —
Wühl onomatopoetische Bildung. Vgl. haderen.
Badiisch BBelpb.,Sehw.,S.,Stdt; GStdt, Padosch B,
Batöseh SGr., Battosch. Id. B, BadÖs G, Badiisch. G
1799: Schläge, Prügel. Itz, Bueb, ioe""-te nit folgist,
Sit giH 's B. BBelpb.
Der Ton liegt vorwiegend auf der 2. Silbe, Betonung
der ersten wird für BBelpb., Stdt angegeben. Das W. ist
ohne Zweifel rom. Ursprungs, eine Abi. zu buttere, schlagen.
Zum Suff. vgl. etwa rätorom. battäz, das gleichzeitige Deugeln
mehrerer Sensen. Der Übergang von t zu d in vortoniger
Silbe ist dem in Badint, Bidlst u.a. analog; s. auch Anm.
zu Katarina (Bd III 561).
ßädere": die Stelle, wo das Wasser über das
Mühlrad hinunter fällt GRh.
bädere": 1. platschen, klatschen, von starkem
Regen ApII., Schönengr. ; G oT. Das haderet auch!
Syn. hläderen. — 2. klatschen, schwatzen GO. E"
strölege'' Bädericheib, eine verfluchte Klatschbase. —
3. ein gewisses Kartenspiel machen ApI. (Tobler).
Zu 1. Onomatopoetische Bildung; vgl. etwa das syn.
engl, to patter. Zu 3 vgl. das syn. bauen.
üs-: 1. , sauber aufessen, bis auf den letzten Tro-
pfen' GO. — 2. Einen verklatschen GVilters, W.. We.
Syn. üs-richten.
1 wohl spec. vom Essen der Suppe mit Bez. auf das
durch gieriges Schlürfen verursachte Geräusch.
„bände": sich in Worten und Handlungen einfältig
benehmen Bs" (St.2). — Vgl. zu dieser ganzen Gruppe die
Sippe Menden (Sp. 83 f.).
baudene". ünpers., es baudenet, macht Unwetter
GlK. (Wint.). - Vgl. bu,li.„ i.
Bauder m.: 1. Kater SStarrk. — 2. Familienn. B.
.baudere": = banden in verst. S. Bs."
Zizi-Baudere" f.: eunnus Z (Spillm.). Syn. Biisi.
zizi-baudere": coitum exercere. ebd.
Baudi m.: 1. Kosename der Katze Ar. Kater S.
— 2. a) Spitz- oder Scheltname eines rohen, will n
Menschen SeuwE. — b) .ungeschickter, abgeschmack-
ter Kerl- (Spreng); närrischer Mensch, „Einfaltspinsel",
Tölpel Ap; Bs. — c) vertrauliche Bezeichnung einer
dicken, unbehilflichen Person Ap. E" fider B. Bs
(Wackern.). — d) bauschige Figur, von Personen und
Sachen GTa. — 3. Bauch, Magen Bs. Syn. Budel IL
Der B. fülle", sich voll essen. — 1. (auch Baudeli)
Taufn., Pantaleon BsSeltisb. (lt Becker). — Vgl. Bantli.
Chäs-: wer gern Käse isst G (Götzinger).
raudi-bandi: 1. durchweg Z (Dan.). — 2. r. gä",
Bankrott machen Z (Spillm.).
Lautlich am nächsten steht bair. raudi-maudi, Alles bunt
durch einander (s. Schm.-Fr. II 53). Zu 2 vgl. auch bttdi.
Erd-Be'dem n.: Erdbeben ZZoll. Syn. Erä-Bidem.
er-hedmen: erbeben. ,£rbedmet, donnert und
erzittert das ganze Tal.' Tschüdi, Gallia. — Scheint
Kompromissbilduug zwischen er-bidmen und er-beben.
Bedi: weibl. Taufn., Elisabeth S oBuchsiten.
Bediak m.: ziemlieh kurze Frauenjacke; „der obere
Teil einer weiblichen Kleidung, z. B. Ärmel und Klei-
der ohne den Rock" Sch; Syn. G'stalt.
Wi(n)-Bedli: Rauschbeere. Empetr. nigr. GkA.
Ohne Zweifel aus Wi(n)-Berti, der in Gr sonst allg. Be-
zeichnung der Rosine; die Übertragung auf die Rauschbecrc
erklärt sich aus der auffallenden Ähnlichkeit. Zum Über-
gang von r in c\ vor I fehlt es uns aus GrA. allerdings au
weitern Belegen; als lantgesetzlich erscheint er in Tiroler
MAA.; vgl. JSchatz, MA. von Imst, S. 94.
beid(i). Masc. -e- AALeer., Zein. f-ö-J; BsL., Stdtf;
B (neben -ei-); GrD., He., Pr., Eh., Sch., Tschapp.; P
AI.; GEbn.; ThFi-.; UwE.; Z, sonst -ei- (bzw. -a-, -&-),
Fem. -ö- BsL., Stdtf; GRh.; THFr., -e- AALeer.; B
(neben -et'-); PAL; TuFr.; Z, sonst -ei-, Neutr. -e-
AALeer.; B (neben -ei'-); GRPr.; PAL; Z, sonst -ei-. —
Starke Endungen: Masc. -i AAZein.; Bs; SchBucIi,
Stdt, endungslos AALeer.; BsL.; B (Zyro); Gr; PAL;
G; Th; UwE.; Z, Fem. -u PAL, -i BsStdt, endungslos
AALeer.; Bs; G; Th; Z, Neutr. -i AALeer.; Ap; BsStdt; B
(Zyro); PAL; GSa., Stdt; Tu; Z, endungslos GA., Ebn.,
Dat. beidne", bzw. bedne" B (häufiger als beide", bede");
GRPr.: beide, a) attr. B. Weg, adv., so oder so Bs
Stdt; B; G; Th; Z. 's cha"" b. Weg gä", z.B. von einem
Kranken: er kann genesen oder sterben. aaOO. Ob
er jetz Gelt certlent oder göt go" bettle", er g'heit heidi
Weg der Bach ab Bs. S. noch geben 4 b (Bd II 75). B-er
Gatti'g, beiderlei B; Gr; Th; Z. ,B-er Natur': .Ein
bäum beider natur, der Weinreben und des Ölbaums.'
KGessn. 1542. Auch sonst vor dem Sing.: ,Als von
beiden) teil gestritten ward.' 1524, JJHottingek 1842.
S. noch Guetli (Bd II 547), Ghorn 2 (Bd III 4(59).
In der Stellung vor dem deiktischen Pron., in der
ä. Spr. allg. .Nach beiden disen teilen.' LLav. 1571.
— b) subst. Bedi, Mann und Frau ZZoll. All Drei
Bid, scherzt!, für alle Beide Z. Es sind all Drei B.
glich,
cett nüd d' Hand umchere". Onder Beide",
bald so, bald anders Ap. Es o. B. ha", bald besser,
bald schlimmer sich befinden. Der PL n. wie mhd.
als Zsfassung zweier oder auch mehrerer coordinierter
Begriffe. .Bede durch die universitet und uns.' 1476,
Bs Chr. ,Bede zuo Zürich, Louffenberg und an andern
1019
Bad, bed, lad, bod, bud
1020
enden.- 1476, ebd. ,Und er heilet in also, das der
blind und stumm beide redt und sach.' 1530, Z 13ib.
.Bedy Christen und Juden unj Heiden.' Volksb. Auch
im Sing. .Beides, mit öffentlichen Gebeten und Opfern.'
SlNTEM. 1759.
Mlid. beide m. f., beidiu n. ; auf Ersterem beruht unser
leid, auf Letzterem beidi. Die Doppelheit -ei- und -,- ziehl
sich auch durch unsere ä. Lit. hindurch und ist schon im Alid.
belegt. Die Dreiheit e, ö, ei entspricht der in zwe, zwo,
zwei; über ihre mundartliche Verbreitung s. Gr. WB. 1 1361.
DieFem.-Form ,bode' findet sich mehrfach bei Bruckn.,Merkw.
Bidele" f.: 1. Huhn GMarb. — 2. übertr., kleine
Person, auch Sache GMarb.
Bideli Ap; GMarb., Bidli GStdt — n.: 1. Huhn,
spec. Küchlein in der Kdspr. ApH., K., M. ; G; „Zuruf
an das Federvieh." Syn. Bibeli (Sp. 911/2), Dideli.
— 2. kleines, schwächliches Kind GMarb. Auch klein-
licher Mensch, ebd.
Statt-Bideli: Dämchen, Jüngferchen ApH.; G.
Syn. Statt-Häneli.
Erd-Bidem ApK.; BsStdt (Hagenbach); B(Zyro);
GrD., He. f, Eh.; „L" (St.*); SchwE.; „Zg" (St.b),
■Bide" WV., in Ap; Bs; B n., sonst m.: Erdbeben.
Syn. Erd-Biben (Sp. 922).
Mhd. ertbidem m. n. In der ä. Spr., wo das W. Tom
XIV./XVII1. häufig belegt ist, gilt das Masc. mit einer Aus-
nahme (.Kam diu gross c.' Z Jahrb.). Plur. .Erdbidem.'
Kessl., ,erdbid(e)men.'Bossh.-Goldschm.; Müller 1661; 1665.
erd-bidme" GrD.; „L; Zg" (St.b), -büdme" Gr
Peist, Pr., -bübme" GrA., Churw., He., Valzeina: un-
pers., erbeben, von der Erde. aaOü. "Der Gaden hed
gezitteret, a's ob 's erdbüdmi. GFient 1898.
Der zweifachen Schreibung der Gr Formen liegt, kaum
verschiedene Ausspr. zu Grunde, da d und b vor m in den
meisten MAA. gleicherweise als labiofaucaler Verschlusslaut
gesprochen wird.
bidnie": 1. intr., beben, zittern BSi., spec. von
der Erde GrD. ,Do fieng die erde an zuo b. und zuo
zittern.' 1596, Psalm. ,B., bewegt werden, moveri,
commoveri.' Denzl. 1677; 1716. Übertr. auf psychische
Erregung. ,Mein Herz gross Zorn und B. tragt an das
knollrinkisch grobe Gsind.' Joh.Mahl. 1674. — 2. tr.,
„in schwingende Bewegung setzen, zittern machen
Uw; Zg" (St.a). - Mhd. bidemen.
er- Bs (schon von Spreng als veraltet bezeichnet),
-büdme' GrPi. : 1. intr., erzittern Bs, spec. = erdbidme"
GkPi\ ,Die erd hat sich bewegt und ist erbidmet.'
L531/48, II. Sah. ,Das maultier erstaune und erbidme
ab yeder ungewonen sach.' Tierb. 1563. ,E., erzitteren,
also dass sich der boden rodt, commoveri.' Mal.; ähn-
lich Denzl. 1677; 1716. ,Die Erden erbidmet vor
Freuden, hupfet gleichsam.' FWyss 1650. — 2. tr.,
erbeben, erzittern machen. ,Musst das Glied nicht e.'
Würz 1634. S. noch er-grämmen (Bd II 732). — Er-
bidmung f. ,I>ie entzündung [des Pulvers] zer-
sprenget ihn [den Turm] augenblicklich, mit e. der
ganzen statt.' Wprstisen 1580.
Bidere": hintere breite Holzwand am Einbaum L,
Syn. Bieten. — Nicht bestätigt.
Bidi 1 m.: genitalia Ap (Tobl.), „namentlich membr.
vir." (St.2). — Bidi-beidi: genitalia utriusque seius
Ap. B. ha", hermaphroditum esse. .Zwitter. Herma-
phrodit Ap" (St.*). Übertr.: De Bidibcidi mache'1,
auf beiden Schultern tragen Z (Dan.).
Das einfache Bidi dürfte aus der Zss. abstrahiert sein,
die ihrerseits eine Verstärkung von Beidi durch Redupli-
kation darstellen kann; vgl. etwa biri-bitzcli. St.1 schreibt
irrtümlich Bidibiedi.
Bidi 11 m.: Kosen, für Gottfried Z.
Bidist Bs; GStdt, Bedist Bs, Depist, Diebist BsL.
m.: Pietist, Frömmler, in Bs auch Beschränkter.
Schuel-: scheinheiliger Schüler Bs (Sieber).
Bidung Bildung n.: Blechkanne FSs. - Frz. bidm.
Podagra Bödegrä Z, Poüigramm GrPi-., Bodegrän
AALeer. — n. : Podagra.
A. Formen: ,Podagram.' JGross 1624, .podagran.1 Fris.j
KGualth. 1584, .podegran.' RCys., ,potegran.' NMau.. ,boden-
gramm.' XVI., AKechburgerin (Bs), ,podengran.' Tb Platter,
,bodengran.' JMurer 1565.
podegränisch Nnw, bodegränig AALeer. C-nn-J;
SenKl.; ZBenken: mit Podagra behaftet.
,Podagrämisch.' Schimpfr. 1651, ,-gräuisch.' Lind., Wthur
Chr., .podengränisch.' LLav. 1582; HRRebmann 1680.
Bödängsse" f.: Runkelrübe, Beta vulg. B wM. ; öF.
Morel- Fatio verzeichnet in seinem hdschriftl. Wörter-
buch der MAA. der frz. Schweiz: abondanne = bette cham-
petre, racine de disette. Zu Grunde liegt frz. Vaboitdance,
das als la bondance aufgefasst wurde.
Bodel I m. ; .ein Weibsbild, das durch allen Kot
läuft' Bs (Spreng). — Vgl. Budel I, budlen.
Bodel II m.: Rindsblutwurst Bs (Spreng).
Mhd. bodeler m., Mastdarm, amhd. budeming, Banch(höhle),
Eingeweide, nilat. boteUus, budtilus, Bauch, Darm, Wurst, it.
budello, Darm. Vgl. auch Budel 11.
Bodler m. : grosser Darm des Schlachtochsen;
Wurst, die aus den Gedärmen und dem Blute von
Ochsen, Rindern oder Schafen bereitet wird BsStdt.
Bodmer I „BO.;" GRÜastiel (PI. mit Uml), Böd-
mer GMels — m.: 1. „Blinddarm, intestinum rectum
BO." ,Darm, den man mit zerhackten Därmen, Fleisch,
Gewürz füllt, Einfassung der Darmwurst' GnCastiel
(Tsch.). Syn. Boden-Darm. Kurze, dicke Blutwurst
GMels. — 2. übertr., kurzer, dicker Mensch GMels.
Bodem m. Gr (lt Tsch. seit den 60er Jahren ver-
altet), sonst Bode" (in P; W Bodu) — PI. Boudma*
PAL, Bödme", Büdme" GrD., Pr., Seh., Bödem GrNuI'.,
Spl., Bodne", Bodne" BO. (Zyro), sonst Böde" — Dim.
Bödemli GrD., Pr., Sch.f, Bödemji PGr.; W, Büdemli
(s. d.), Bidli WG., V. (PI. Bidlini), sonst Bödeli:
im Wesentlichen wie nhd. Boden. 1. der natürliche
Boden. Vgl. die synn. Grund (Bd II 770), Herd 11
(ebd. 1597). ferner Land (Bd III 1297). a) im All-,
eig. und bildl. Du bist nid wert, dass-dic'' der B.
treit! G; Th; Z. .Pfuch, schämend üch, ir eselsoren!
Schad ists, dass üch der b. treit.' JMurer 1559. ,Bsehnd
die sterke diser statt, wie sy so hoch muren hat, der-
gleich der b. keine treit.' ebd. B. ha" 1) im eig. S.,
testen Boden unter den Füssen haben AALeer., bes.
in Gewässern Bs; B (Zyro); Th. — 2) übertr., wohl
begründet sein, von Ansichten. Anträgen udgl. Tu.
Die Sach hat B. Kci" B. ha" amen Ort, dort nicht
Wurzel fassen, heimisch werden können G; Tu; Z.
B. finde", auf festen Grund kommen, bes. in Gewässern
Th. Laufe", wa' (oder so eil, so mit) me" 11. findt,
was das Zeug hält Tu. Es würzt und gratet Alls,
was B. finde" cha"". Eis. Zg Kai. 1S72 (für L). .Einer
Last den B. nehmen', sie aufheben. Due sl-sch' [sie,
10-21
Bad, bed, bid, bod, bud
1022
nämlich die Last] -mu so schwäri eho", dass er ra kei"
Bodu" hei mogu" g'n'e*. W Sagen. B. verlüre*, an
Einfluss und Ansehen einbüssen B. B. gc* mües'e*.
weichen, nachgeben müssen, unterliegen Z. Er mucs*
einisch wie anderseh [au ('jeden Fall] B. gc*. Dem B.
nid troutoe* törfe', vorsichtig auftreten B (Zyro).
Flueche*, dass der B. gitteret B; ZZoll. Chumm num-
me", du Tonner, irh will dieh nider g'heie*, dass der B.
ehrachet B. .Ettlich geschütz, darzu von Franzossen
reissig, den eidgenossen zu hilft', dass der b. solti kra-
chen.' NSchradin 1499. , Dienen, dass der b. kracht.'
B Fastnachtsspiel 1522. Eine' ung' spitzt (stötzli'ge* B)
i* (oder durch) de' B. (ine' oder ab) schlah" Aa ; Bs ;
B; GrD.; L; GSa.; S; Th; Z, in B. g'heie" Bs, als
Drohung gegenüber Einem, dem man sich weit über-
legen fühlt; s. noch Bd II 771. Von einer grossen
Last, auch von einem schweren Kummer, sagt man:
Das t ruckt Ein ja in B. ine" Z. Was mir da mit
enand redi'd, schlaft in B., muss verschwiegen blei-
ben. Woi.f, Bauerngespr. In B. (ine*) schlafe*, sich
im B. oder in B. ine* verschliefe*, vor Scham (Bs; B;
Th; Z), vor Verdruss (B lt Zyro), vor Trauer (GW.).
's göd im B. zue, dem Grabe zu AaF.; B. Ich alte*
neue* afe* u"d ma" nimmer laufe*; es ist-mer neue*
uf-em Herz, dass es mich zite'icis duecht, es well mit-
mer dur'h de* B. ab. Gotth. Denand so g'hass si",
dass mer [man] denand in B. i"e" wöüschti ZO. Ein
in B. i(n)e* oder wider de* B. bringe*, zu Tode pla-
gen, ärgern Bs; B; (i; Th; Z; wohl allg. Die [Frau]
brächt -mich ganz und gar in B. i*e*. Stutz. Ein
ander de* B. tue*, beerdigen B. Under dem B. si",
gestorben sein Bs; B; G; Th; Z. Under ''em B.
(noch) fällit werde" oder F. g'e*, noch nach dem Tode
Bankrott machen Z. Üsg'seh", irie under ''em B. füre",
totenblass aussehen B; GoT.; ZO. Sich im B. inne"
umchere*, sich im Grabe umdrehen Th; ZO. ,Den B.
küssen', als Rechtsbrauch; s. Bd III 529 o. Heb-dich
am B.! scherzh. zu einem Fallenden Bs; LWillis.; Z.
,Du must nit gar niderfallen, must dich am B. lieben.'
Schimpfr. 1651. Ich wett nüd an B. abe* lange", Aus-
druck der Gleichgültigkeit Th; Z. Nüd den B. a"-
rüere*, a'griffe", ganz ausser Frage sein BR. Üsi
Parti hed 's an der lesten Wali'g g'wunnen, das hed
nadist nüd den B. a'g'rüerd. D' Bei" wachse* (oder
göndj bis an B., scherzh., die Beine sind zum Gehen
da Z. A : Es tuet-mer g'ivüss leid, dass-Ene* ä" Schdse"
[Chaise] nüd chann offeriere* zum Hei'"fare*. B: Ja
b'hüet-is! 's ist ä"ch nüd nötig, mini Bei* sind gottlob
bis an B. g' wachse* Z. D' Bei* sind Eim früener bis
an B. g'gange*, d. h. früher gieng man zu Fuss,
während man jetzt mit der Eisenbahn fährt ZStall.
Auch: Dem wachsi'd d' Füess (d' Bei") auch na [noch]
uf de* B., prophezeit man Einem, der reitet oder fährt
trotz ungenügenden Geldmitteln B; S; ZStall. Auf
die Frage wie stöd's? erhält, man etwa zur Antwort:
Im [dem] B. nöcn, so leidlich LRottal. Am B. ine",
ebe's B-s wone", zu ebener Erde Ndw. Am B. si*,
überwunden, mit seinen Kräften zu Ende sein G; Z,
ökonomisch ruiniert sein GrD. Von einem Händler:
Wenn ich Ettes erhüset g'han han, hed 's-mich albig
nach Grosserem g'lüst, bis ich widriim am B. g'sin
bin. Schwzd. (GrD.). Z' Bode* a) in tr. Fügungen.
Ein z' B. schlah", werfe". E" Höp Veh zum z' B.
sehloh* [schlachten] rerchaufe" GMels. (Es Stuck Wald)
z' B. haue*, roden Gr (Tsch.). Es [z. B. der Wind]
hät-en z' B. g'no* Ap; Th; Z. Z' B. büeze", beim
Zsnähen zweier Stofl'teile den vorstehenden Rand des
einen über die Naht legen und festnähen GaLandqn.;
Syn. büdmen. ,Zu li. bringen.' 168G klagt der Land-
vogt von AaB., die Gerichtsherren im Aa suchen den
Begriff .Herdfall' (s. Bd I 741) zu ändern: .wenn Zwei
einander in einem Schlaghandel zu B. bringen, mit
einander fallen, blutruns oder sonsten geschädigt
werden, dass Solches kein rechter Herdfall sei.' Lie-
benau. Z' B. rite*, zu Schanden reiten; (durch Miss-
brauch der Leistungsfähigkeit, dann übh.) zu Grunde
richten, ruinieren B; GrPt.; G; Th; Zg; entsprechend
z' B. charre* B; Th. ,Hoffart reitet manche Haus-
haltung zu B.' FWvss 1073. S. noch Hinderung (Bd II
1420). Auch: mit roher Gewalt niederwerfen ZO.
,Und wenn Saloineiggel [Salome] dir wieder etwas
Leides tut, so reit sie z' B.' Stutz. ,Zu B. richten',
zu Grunde r. .Warlich ist es das verzeereud für, das
alle kluogheit der weltkluogen zuo b. richtet.' Zwingli.
.Sind gwüss, dass der Herr kommen wirt und üch
ze boden r„ zerschmätteren und üweren Ion geben mit
den ungläubigen.' BDisp. 1528. .Burgund ist auf, der
stolze Fürst, der will uns z' B. r.' JCWeissenb. 1701.
Z' B. mache", niederlegen, -werfen, überwältigen;
übertr., zu Grunde richten, vernichten Aa oEnd. ; BsL. ;
B; Ndw; W; s. machen I B 4 (Sp. 29). ,In den Ebenen
müssen die Rebstöcke über den Winter, wie es hie-
zuland lieisst, z' Boden gemacht werden.' JKettiger
1857. De* [meinen Gegner] will-ich noch ring z' B. m.
.Wenn der Ludi so Etwas vorpredigen wolle, so möcht
er ihn denn doch z' B. m., dass er ihm nicht so ge-
schwind wieder aufstund.' Ndw Kai. 1868. ,Uli macht
eine gewagte Sache. Ein einziges Fehljahr macht
ihn zu B.' Gotth. .Mitleid mit den armen Schulden-
bäuerleins, welche so ein Hausbau fast z' B. macht.'
ebd. Auch : (ein Vermögen) durchbringen. Der Benz
macht in es halb Totze"1 Järe" Alles [das ganze Erbe]
z' B. B Hist. Kai. 1803. In ähnlichem Sinne z' B.
hudle* B. .Tage, wo so recht vaterländisch (s. Bd III
1301) z' B. gehudelt wurde.' Gotth. .Zu B. legen',
zu Grunde richten, vernichten. , Die arm, verlassen
rott, die du hast usgerüt und z' b. gleit.' JMurer
1559. Sich z' B. legge*, wirtschaftlich ruiniert sein
Ndw. Z' B. schetze", das gesammte Vermögen Jmdes
amtlich taxieren und mit Beschlag belegen Ndw. .Der
merteil burger wart gefangen und über alle ir hab
ze b. geschetzt.' 1445, AaB. Z' B. hebe", niederhalten
(Midi.). Die Witwe vermag ihre Buben nicht z' B.
z' hebe* GMels. Dafür ,im B. halten' (im eig. S.):
.Als der Eine den Andern [beim Handgemenge] im B.
hielt.' Schimpfr. 1651. Sich z' B. lä", auf den Grund
gehen, von Fischen; sich auf die Erde niederlassen,
von Menschen, Nebeln usw. Gl; Z; übertr., sich
ducken B. Bed nume" check mit im, er wird-sieh de""
scho* z' B. lä*. Einem Etwas z' B. lä", zu Recht an-
erkennen, gewonnenes Spiel lassen BHk. Er het-mer 's
nit welle" z' B. lä". — ß) in intr. Fügungen; z. T.
übergehend in modale Bed.: bis auf den Grund,
gründlich, völlig. Z' B. gä; unpers., zur Neige, ab-
wärts gehen, von Flüssigkeiten, Vorräten, bes. aber
von Personen in gesundheitlicher oder ökonomischer
Bez. B. ,Da war es auch nicht bloss z' B. gange",
sondern noch einige Klafter bas abe".' Gotth. Nic-
mere" ha" u"'1 doch geng gross tue", so muess-es z'letst
z' B. gä". ebd. Er chönn vo" dem Suffe" nimmC lä"
1023
Bad, bed, bid, »od, bud
1024
und es gang z' B. mit-im. B Hink. Bote 1886. Fers.,
zu Grunde gehen B; PA1. (gö* z" B.J. Es wird Alls
z' B. miiesse" B. ,Wo recht ufhört, so muoss not-
halben jedes regiment in die harr z' boden gan.' Tn
Fkickart 1470. ,L)as uff denselben morgen ein statt
und regiment von Bern zuo boden gan würde.' ebd.
,Dass die wisheit siner kluogen zuo grund t'aren und
der verstand siner verständigen zuo boden gon wirf
B Disp. 1528. ,Bis das schifflein letstlich gar zu
grund und zu boden geht.' Joh.Wetzel 1583. ,Dass
alle grosse stedt und länder zuo grundt und boden
gangen sindt.' 1586/1020. Schw LB. Dafür: in den
B. gän BSi. ,[Dera N. N.] war der Schimmel in den
B. gegangen.' EWartenst. 1806. Z' 11. hocke1, unter-
gehen, von einem Schiffe B. Z' B. cho" 1) umgestossen
werden, fallen GSev. — 2) nachlassen, sich legen, von
Gemütswallungen, ebd. — 3) ökonomisch zu Grunde
gehen B; Ndw. .Vergebens ist diu spaaren, wenn du
an b. kummst.' HBill. 1540. .Ich hab hüpsche gülten
und güeter. umb das wirden ich z' b. kon und darzuo
ouch myn leben lan.' RSchmid 1579. S. noch unter 4 a.
Z' B. s%", von Personen, (ökonomisch) ruiniert sein,
von Sachen, völlig aufgezehrt, erschöpft sein Npw.
Wo s%" Sach alli z' B. ist, chunnd e" grüsser Hunger
i" 's Land. Dial. Z' B. brenne", bis auf den Grund
niederbrennen B; S. Z' B. tunnere", dröhnendes Don-
nern, wobei der Boden erzittert, ein Vorzeichen von
Regenwetter ZS. Z B. stelle", energisch auftreten;
(mit Kim) Einem den Standpunkt klar machen, scharf
und energisch mit ihm sprechen B; FMu. Syn. äs-
cheren (Bd III 430). I'h ha" fast [energisch] miiesse"
z' B. stelle", dass... FMu. .Aber was machen? '/.' B.
stellen, dass man einmal weiss, wer Meister ist.' Gotth.
Gib nit lugg, stell z' B. u"d tue, u-e"" d' cham*st, wie wenn-
sc Alli fresse" wettisch. ebd. .So stellte das Meitschi
z' B., dass Anne Bäbi grossen Respekt kriegte.' ebd.
.Es war mir manchmal, als müsse ich zu dir kommen
und mit dir auskehren und z' B. stellen, bis du wieder
anders werdest.' ebd. Me und me het-er die G'ieonhcit
übercho", ganzi Tage" so ume'z'höclle", und endliche"
het-ne" der Tüfel chönne" a'dnijc", dass er het a"fä"
trinke". A'fangs het iis [seine Frau] no'" welle" z' B.
stelle" mit -im, aber es het bald ufg'hört. MWalden
1884. /: B. stelle« uf Öppis, an Etwas festhalten, auf
Etwas beharren 11. Uf Das stell-ich z' B., dass du hü-
rötist. Schwz. Volksztg 1889. (Fest) z' B. stä", Energie
zeigen, bestimmt auftreten GT. Jo, amc" andre" Mol
stand denn nur fester z' B.! EFeurek. Z' IS. ha", eig.
(kräftig) auf den Boden zu halten, z. B. beim Dreschen
bis auf den Grund schlagen, bei Reinigungsarbeiten
Besen oder Wischlappen fest andrücken usw.; übh.
bei einer Arbeit auf den Grund gehen, sie gründlich
verrichten B; Z; s. haben B 2 e (Bd II 888). ,Es
tauchte mir beim Nachdenken so viel aus meiner
Kindheit auf im Gedäehtniss, das ich niederschrieb,
weil Wehrdi gesagt hatte, ich sollte z' B. ha" [Alles
gründlich aufschreiben].' Gotth. Mit spec. Verben:
z' 11. trösche" B; :'!',. üfrüme" BSi.; z' B. reche",
vnije" B; Gl; ZS.; s' /;. mäche", das Euter gründlich
ausmelken U; z' 11. esse", völlig aufessen S; z' 11.
griffe", gründlich züchtigen BHa. Z' B. rechne" (mit
Kinn, gründlich aus-, abrechnen AaZ.; B; E. Ichha"
endlich chönne" z' 11. rechne" mit im. ,Er erlaubte
keinem Wirt etc., irgend ein Anfoderung an Jemand
über 11 Tage in seinem Buch Izul haben, ohne mit
dem Schuldner zu B. zu rechnen.' HPest. 1787. (Vo"
Öppis, auch Öppis) z' B. rede", Etwas gründlich und
endgültig erörtern AaL.; Bs; B; FMu.; LG.; Th; Z.
Du muesch e*mäl mit-em z' B. r. Z. Einisch miiesse"-
mer nlier doch z' B. r. eo" der Sach. B Landw. Wo-
chenbl. 1847. Z' B. (dünne" Blie.) mache'' (mit Emu.
.ein Geschäft vollenden", gründlich verhandeln, ab-
machen, einen Handel abschliessen Bs; B; FMu.; Nnw.
.So kann man noch darüber reden und d' Sach z' B.
machen, dass man weiss, woran man ist.' Gotth. Er
het 's mit-ere" z' B. g'macht, hat ihr die Ehe ver-
sprochen, ist mit ihr im Reinen Bs (scherzh.); B. ,Uf
den B.', bis auf den Grund, völlig. ,Da die Schlösser,
so dess von Misy sind, uff den b. zerbrochen und zer-
schossen werden.' 1531, Bs Chr. ,1m 1515. jar ward
die schuol uf den b. nidergeschlissen.' 1533, ÄABrugg.
,Domos solo a'quäre, niderbrächen, auf den grund-b.
schleizen.' Fris.; Mai.. .Die Festung uf den B. schlys-
sen.' 1603, Ardüser. ,Die Costanzer habent das Closter
uff den B. verbrennt.' 1033, Zg. Vo" B. üf, von Grund
aus. Vom B. üf luge" BHk. Dann tvill ich üch er-
zelle" ganz wnrheitslrü eo" B. üf . . . Zc; Xeuj. 1894.
Im gleichen Sinne: va* B. dünne" GrPi\ S. auch He.e
(Bd II 1820). En Schelm os dem B. use", ein abge-
feimter Schurke Ap. .Dieses Wasser heilet aus dem
Grund-Boden gewaltigklich die bösen Fistlen.' JRLan-
henberg 1608. In B. (ine" oder ache"), ,im B.' Über
die Verbindung bzw. Zss. mit Grund s. Bd II 771. Stc*
(bis) i(n) B. ine" oder ache" schäme* Bs; B; G; Tu; Z.
Pfitüsig, schämst -dich nit i" di*s bluetig Herz iche"
und teuf i" B. ache"? Gotth. Aon den Finnischen
gar und ganz in b. zerstört.' 1533, AABrugg. ,Morn
stürzt es in [das Glück den Menschen] mit grosser
gfor und rütet in im b. us.' Holzwart 1571. .Rütend
sy in b. us.' RSchmid 1570. Vor der Neg. .Man
sieht, dass es im b. gar nüt sol.' NMan. 1525. .Mas
gfallt mir gar in b. nüt.' .'bd. 1530. .Ich soll gar im
b. nüt.' JMürer 1559. ,Drum. das er im b. innen
nüt soll.' ThI'latter, Br. .Das sol in b. nüt.' 1582,
Voi.ksl. Vor Adv. und Adj. I'h wünschen im gratl
mit Jlos's, aber 's g'schäch-im i* B. ache" recht,
we"" 's nor'' einisch a" Schatte" chäm. MWaldeh L879.
's isch-mer i" B. schlecht, steinübe] B. Daran schliesst
sich B. als verstärkender erster Teil in Zss. mit Adv.
und Adj.; in Gr jedoch nur i. S. v. ziemlich. So
h.-angst (Bd 1 338), -ril (ebd. 770), -fast (ebd. 1119),
■gern liiiD., -gross, ebd., -hübsch (Bd II 904). -heiss \V,
-ehalt, ebd., -chlein Grü.,- -lebhaft, ebd., -lang. ebd..
-lustig (Bd III 1478; in B tw. «' B.-l). -lüteel AAÜött.;
Ap; Gr, -bös (in Btw. z' B.-b.), -rieh, -sjn'it. -tüf, -tick,
-«•o/, -wolüf, -wüest, -zimlich. Ich bin früejer aucn no'h
bodenättes d' Nacht u mm erg" narret und ham-mich denn
ätte mid D'cre" old Dischere" g'niirrt. GFient 1898.
.Ich fand, dass Bodeneinfältige näher bei Gott sind.'
LKInderbitzi 1820. ,l>er Sachen sind wir bodenvoll.'
Aal 1549. ,Das Schaf ist gut. ist hodenfeisst.' Stettler
1000. Auch als alleinstehendes Adv.: Das isch B. es
schöns Schnüebläteü UrV. B. en Hüfun Liit, eine
gewaltige Menge W. B. in Beteurungs- und Fluch-
formeln: Uf der ganze" Himmels-B.-Welt. Prophet
1855. Potz B. (Wille").' Aa; Z. ,Hei, das dich joch
botz b. sehend!' Hliii.i.. 15::::. S. noch Loch lu MM 111
1021). — b) in Hinsicht auf Beschaffenheit und Frucht-
barkeit Bs; li; L; G; Tu; Z. Steinige, nasse'', feiss(t)C,
magererl guetc II. ,Dass die Ihnen das Land wider
1025
Bad, bed, bid, bod, Imd
1026
änderst gearen and gesäyt, fürnenilich wo es in nassen
Bödnec gsin.' RCys. Hieher auch die Zssen: Chis-,
G'rädel- (S), Lichs- (Bd III 1046), Turin--; Acker-,
Wis-, Was- (GitHc.), Höh-, Seci-, Burst-, Riet-,
Streu(i)-B. usw. — c) in Hinsicht auf die politische
Zugehörigkeit, allg. Uf Schulzer, Zureiter B. .Nun
sind wir <Ioch nun die uweren, iiwers geblüets und
bodcns.1 Zwingli. — d) als Eigentum, Grandbesitz B ;
Gr; G. Er hat cd B. GMels. Mer häud B. in Grüsch
GitSeew. .Johannes hatte die Hälfte Haus mit etwas
B. übernommen.' Hausfrd 1S81/2. ,Sämmtlichc Güter,
bis an eine kleine Hauswiese und einen Platz B. zu
Gartenland.' III. Käl. 1851. Grundstück G. .Und
kaufte einen B. um 100 Thaler.' UBragger 1789.
.Verpachtung von Gemeindsböden.' G Zeitungsins.1865.
,B., ein gelägen guot ausserhalb einer statt oder fläcken ;
man nempt auch gemeinlich alle güeter auf ebnen
väld ein b., fundus.' Mal. — 2. a) im Gegs. zu Berg,
Anhöhe das tiefer gelegene, ebene Land, Talgrund.
Niederung Ar; B; Gl; Gr; GA. ; Schw; Uw; U; W.
Vgl. Boden-Güeter (Bd II 550), -Bat. Z' B. nide", im
Tal unten. GStuder 1859. Im B. lid der Nebel UwE.
[Von der Alp aus] g' B. g'seh" UGösch. Mer wend
i* B. ga" ivone" Nuw. .Eines schönen Morgens sind
wir Älpler einmal zu Boden gegangen.' Obw Volksfr.
1893. En grössi Fletsche Liggends [s. Bd III 1207]
hem-mer, und zeglich am B. aaeh d' Ägerte". Schwzd.
(GnSchiers). Was giH's NiVs im B.? Erzähler 1850.
Z' B. schule", zu Tal schneien BHa.; Gl; GA.; Syn.
abhin-schnlen. .Die Schwaben kamen den berg nider
ins tal; die eidgenossen, so im b. waren...' Lenz 1199.
.[Die trenki] soll angan im b. am herbst zu aller
hellgen tag.' Schw LB. ,Es soll ouch ein ietlicher,
so holz von wählen uss den bergen vertigen will,
faren uf den nächsten und gelegnosten holzzug und
nit darüber noch daruss mennen, sunder strags dem
selben zug nach zu b. farn.' ebd. .Es schnyt unz gar
in b.' Salat. .Sich herab zuo uns in b. z' lan.' ebd.
.Die Rauber wohnen mehrteils auf hohen, angepflanz-
ten, unfruchtbaren Giblen der Gebürgen, da sie von
wegen der Gelegenheit und auch von der Bäuche und
Wilde wegen des Erdreichs desto sicherer seind, die-
weil sie aber allda an Nahrung mangelbar, verschonen
sie zu Zeiten denen, so in Bödmen wohnen.' Tschuui,
Gallia. ,[Ein starker Reif] der in den böden den
winräben grossen schaden tan.- 1544/73, UMey., Chr.
.Gott hat es geordnet, dass die ungestüemsten flüss,
die im alpgebirg entspringend, e sy in die ebnen
land kommend, vorhin in grosse se fallend, dorinnen
zam werdend, dass sy den fruchtbaren bödmen und
talgeländen nit unversechlingen schaden zuofüegind.'
LLav. 1582. ,Im B. unden liebend dem Garsperg.'
JJRüeger 1006. .Damit wir uns aber ab dem Berg
wider in B. herunter lassen.' Guler 1616. .Ein B.
ist den Reben nimmer also dienstlich wie aber ein
Rein, obschon die Böden zun Zeiten mehr abtragen.'
Rhag. 1639. ,Die ander ist Furklen, allda im B. unden
ligt die Kirchen St Gregori.' FSprecher 1672. .Der
Find hat sich in B. glan, ist z' Huffen ab dem Etzel
kon.' Jon. Mahl. 1674. ,Die Hintersassen sollen in der
Wilde 14 Tag nach den Landleuten, im B. aber gar
nicht heuen dürfen.' 1678, U. ,1685 den 5. Brach-
monat hat es zu B. geschneit.' XVII., L. ,Von dannen
passierten wir einen zweistündigen B. des Obern
Bunds.- NSekekh. 1742. In ausdrücklichem Gegs. zu
Schweiz. Idiotikon IV.
,Berg'; vgl. .Grund und Grat' (IM II 77:;). I'B.imä
Berg Uw. Die Schamser erscheinen 1 170 als die Freien
am Berg, im GegS. zu den Leuten im B. PLANTA 1881.
,In berg und b.' 1578. L Wildmannsspruch. ,Zum Teil
im B„ zum Teil uff einem Berg gelegen.' RCys. ,ln
dem Berg als dem Ii.' TB. Statut 1747. S. noch
chnellen (Bd III 739). — b) kleinere Ebene zwischen,
an oder auf Abhängen ; Wiesengrand, Bergterrasse,
baumfreie, kleine Ebene in Bergwäldern, kleinere
Hochfläche B; Gr; GMels, T.; SL.; Ndw; W; Zu. Var-
denn ist en B., Guffjun ist en Chogcn [usw.]. GFient
1896, MO. Hieher auch die scherzh. RA.: Uf Saaser
B. könnt en Köttihammer erfülle' [so steil ist er]
GrPi'. .Diser Sässhöfen, Alpen und Sentinen hat es
auch gar vil in aller Höche der Bergen, da es dann
fruchtbare Briden und lustige Täler hat.' RCys. ,An
der andern Seiten der Adden im Berg, auf einem II.,
lässt sieh das Dorf Ogen sehen.' Guler 1625. ,Wann
man auf dessen [des Berges] Gipfel kommt, findet
man ein ziemlich weites Bödelein.' NSererh. 1712.
,Dass er [der Bär] von diesem Streich ein Stücklein
hinab getrohlet auf ein unden ligendes Bödelein.' ebd.
,Die äussere Gestalt der Alpen ist unendlich ver-
schieden, kleine Ebenen, sogenannte Böden, Hügel,
Tälchen etc.' Gr Sammler 1784. Vgl. auch Alpenp.
1874, 258. — c) Dim., .jede kleine, rundliche Ein-
senkung oder Ebene des Erdbodens' AALeer. (Hunz.).
— 3. künstlicher Boden in Gebäuden, allg., doch gilt
tw. Tili als der volkstümlichere Ausdr. Uf Hm (auch
im) erste", zweite" B. icone", im ersten, zweiten Stock
B; Tu; Z. Spec. Dachboden, Dachraum BsL.; Ndw.
,Bäbi fiel fast durch den Boden ab [vor Schreck].'
Gotth. Dur''' all (oder sibe", hundert) Bödc (durc",
auch abe" SchSL) Seil; Tu; Z, über all (oder sibe")
Böde" (ine") Z, hartnäckig, durchaus, aufs Ausserste
(behaupten, leugnen). Er b'hauptet über sibe" Bude",
es sei e" Verlümdi'g. Usterl Durch sibe" Böde" durc"
ccrfluecht-er-sic'' [schwört er], da" er de" ebig Jegcr
scho" g'sehe" heig. Schwzh. (SciiBargen). Der Chile-
Uechel hat Bäckt, und das bim Eid dar0'' sibe" Böde"
durch. Stütz. Ein riieme" durch (über) all Böde" dure",
unbedingt, über alle Grenzen hinaus Th; Z. Er het-
en dureh sibe" Böden abe" tüzct ScHSt. (Sulger). E"
Rechni'g durch all Böde" dure"; s. Boden-BMchning.
.Einen neuen B. legen einem Ding, de integro repe-
tere, instaurare.' Denzl. 1677; 1716. B. mache" (Bs;
B; S), e" oder de" B. leg(g)e", durch feste Nahrung
im Magen einen Grund legen, um ohne Schaden darauf
zu trinken AALeer.; Bs; S; Th; durch eine einfache
Speise (Brot, Suppe udgl.) den Grund legen für nach-
folgende feinere oder schwerere Gerichte Z. Er macht
z' erst B., geb-er trinkt. Schild. Auch: mit Speise
auf längere Zeit hinaus (z. B. für eine Fusstour) sich
stärken B; Z. Ml" Mueter gi''d-mer auch en halbe"
Wegge" und said: Du mnest uf d' Beis de" B. legge".
Müller, Jugendschr. E*se"d, se mönd-er [mögt ihr]
aWh brav g'laufe", lege"d de" B. recht! Stütz. Si händ
tankt, si chemme'd eil wölfner [wohlfeiler] a", wann
s' mit Chi'tcehlene" ro" Heime" de" B. legge'd, weder
wann s' i" d' Wirtshüser i"e" gö" ivor''e"d. JSenn 1864.
- 4. Grund-, Standfläche von Gegenständen, a) von
Gelassen uä. Z' B. riiere", bis auf den Grund um-
rühren B. Mucst z' B. rüere" [z. B. bei der Bereitung
von Milchbrei], säst brenntet 's a". .Dann wurde z' B.
gerührt, der Brecher [Quirl zum Umrühren der Käse-
65
1027
Bad, bed, bid. liotl. bud
1028
masse] heraus gezogen.' Ntdegqer 1890. Z' B. zigcre",
durch Eingiessen kühler Sirte in die nach dem Heraus-
heben des Käses iiu Kessel zurückbleibende Käsemilch
bewirken, dass sich der Zieger zu Boden sehlägt Z.
De" B. biege" lö", ein Glas bis auf den Grund aus-
trinken, auch übertr., die Wahrheit heraussagen, Jmdm
die Meinung sagen G oT. Gern uf de" B. biege; ins
Gläschen gucken Z. J'* ireiss scho", nie 's üsg'sehd
am B-n une", was das Ende vom Liede Z (Dan.).
il/e" g'seht der Sach afe' z' (oder uf de") B., sieht ein
Ende ab, es lichtet B. ,So man noch der sach [den
schlechten Zeiten] kein b. sieht.' Salat. Einer Sache
z' B. cho" 1) Etw. aufzehren, erschöpfen, damit fertig
werden Z. Sim Gelt, Vermöge" s' B. cho". ,Wo genug
sei, könne eine Sau hausen; aber am Ende komme
man Allem z' B.' Stutz. .Der verlorne Sohn ist mit
seinem Dominieren und Schwelgen seinem Guet an
B. kommen.' JWirz 1(550. , Seinem Gut an B. kom-
men, opes proluere, eluere.' Denzl. 1677. Im gleichen
Sinne: Emene" Vermöge" z' B.möge" B (Gotth.). Auch
ohne Dat. : So tvirt - er u-ol z' B. möge", mit seinem
Vermögen fertig werden ZO. Für einist z' B. z' cho",
um die Sache einmal zum Abschluss zu bringen B.
— 2) einer Sache auf den Grund kommen Ap; B (auch
uf ae" B. cho"); „L;" Ndw. S. noch Chnoden 2 (Bd III
735). Dem Fass de" B. üsschlah" Bs; B; G; Tu; Z, üs-
stösse" B (Zyro), %"-, üstrucke" Gl; ZO. (Stutz); s. Bd I
1048. Das hat "em Fass de" B. üsg' schlage". BStell
1888. Das truggt dem Fass der B. nild i", das wird
wohl noch auszuhalten sein Gl. Die neu Lertruckt dem
Vaterland de" B-n üs. Stutz. ,Da wolltend [sie] dem
schimpf den b. ussmachen.' Sicher 1531. Die Gegner
dürften durch ihr rücksichtsloses Vorgehen .leichtlich
dem Schimpf den B. austrucken.' 1637, S Wochenbl.
,Ein Sund, welche allein dem Schifflein eines Lands
den B. austrucken kann.' Müller 1665. ,Der Meineid
werde unserem Schifflein noch den B. austrucken.'
ebd. 1666. ,Dem Schiff den B. ausstossen, navem pro-
fundo haurire, demergere.' Denzl. 1716. Ähnlich:
.Der B. geht aus, ist aus.' ,Da gieng dem Kratten
der B. aus.' Gotth. .[Simeon, zürnend über Rubens
Parteinahme:] Du bist eben als guot als er. Nun bring
uns nit vil diser mär, dem schimpf gieng süss der b.
us.' Ruef 1540. ,Wenn ich nit grössre sorg tat tragen
zue unsrer hab, dem schimpf war längst der b. us.'
Funkelin 1552. ,Ein wyl hand sy gelebt im sus, yetz
ist dem schimpf der b. us.' Hadeker 1562. .Concidit
bellum, dem krieg ist der b. aus, ist Überhin.' Fris. ;
Mal. ,Nun ist dem frid der b. aus.' GGotth. 1509.
Der B-n üs ha" = l;ei" Gatli'g ha" (s. Bd II 500)
GrIIc. (Tsch.). Kei" B. i" ha" GrPi-., sonst kei" B.
ha", unersättlich sein B; GrPi\; U; Z. Hut hed 's kei"
B. i" und lütschel fält, dass-ich angste" muess, eschönnti
der Eltig [s. Bd I 599] 7t«". Schwzd. (GnPr.). Der isst,
als hätt-er teeder B. nu [noch] Teckel U. ,Er hat
keinen B., es mag ihm nicht genug werden, inexple-
bile dolium.- Mey., Hort. 1692. Ich wett [wollte] /»
Dem lieher vil ge" weder g'nueg: er hed ke" B., er
vermag nichts zusammen zu halten AaoF.; B. Auch
unpers.: Fs hed (Alles) kei" B. bi-n-im B. Bes. in
der RA. : (Der oder en) l'faffe'sack het (e'Jkei" B., die
Kirche ist unersättlich AALeer.; Ar; B; Gl; S; W; Z.
Meist in Vergleichungen, von Gefässen udgl., dann
auch von Menschen : en B. ha" oder kei" B. ha", öni
B. si" ivie-n-e" (oder de'') Vf., nicht zu füllen, uner-
sättlich sein. .Avaritia 1 1 < > u habet fuudum, Pfaffensack
hat kein Boden.' Denzl. 1677; 1716. Wie das Sprüch-
wort seil : PfaffasacJc hin! lcei* B. Gölhi 1712. S. auch
Git (Bd II 505). ,Dem pütel [Beutel] am b. kratzen',
mit den Geldmitteln am Ende sein. NMan. S. 400;
s. fatzen 5 (Bd I 1147). ,Swas wines verkonffet wirt
ze Basil in hiusern oder in kelren, das zwene bodeme
hat [in Fässern ist, d.h. fremder Wein?], das git
dem bischove ein halp flerteil wins. Abir swas tuom-
herren, pfaffen, gotshus dienestman unde burgern uf
ir eigene wasset, davon git man niht.' XIII., Bs Bi-
schofs- und Dienstmannenrecht; vgl. Bs im XIV. 43.
Übertr., Waren-, Salzfass? ,Von einem b. zwen pfen-
nig [Abgabe].' 1490, AaB. Urb. Vgl. Schra.-Fr. I 211.
- b) vom Backofen. Z' B. heize", den Backofen so
heizen, dass auch der Boden, nicht nur die Wölbung
erhitzt wird AAFri.; BsL. ; Z. — c) untere Fläche
eines Brotlaibes, Kuchens Bs; Gl; G; Th; Z. ,Macfa
ein deiglin, dann würks woll, dann wal ein b. druss wie
zu eim eierkuchen.' 1592, Bs Recept. — d) Schuh-
sohle B; L. .Schuhe mit währschaften Böden.' Gotth.
Marschiere'd im Sturmschritt über Stock und Stei",
•'iiss 's füret ander de" Bödc". Schwzd. (L). Vgl. Holz-
Boden. — e) unterste Karte eines gedeckten Spiel-
kartentalons Z. — 5. a) flache Hinterwand an der
sog. B.-Chappen (Bd III 392) B; Th; Z. Ich hörn
e"möl so e" Chujipe" g'ha", en grüene" B., denn so
Blüemli druff, gel, rot und iciss. Stutz. — b) obere
Fläche einer Mütze; s. Loch r (Bd III 1020). -
6. Dim., kleine Glatze Z. Vgl. Tanz-Bödeli. — 7. Dim..
kleiner Eindruck in weichen Gegenständen SL. —
8. Hin)., Anschnitt des (länglichen) Brotlaibes B; Gl;
GMels; ZGrün. Kropfartiger Auswuchs am Brotlaib
ArWalzenh. ; GA. — 9. in der Weberei, Grund, Zettel
eines Gewebes mit Bez. auf die Dichtigkeit und Be-
schaffenheit der Fäden AALeer.; Ap; Bs; B; LG.;
Ndw; Z. , Mit dem B. bezeichnet man eine bestimmte
Anzahl Stahlzähne, die sich in der Länge eines fran-
zösischen Zolles in dem Weberblatte (dem Kamme)
befinden.' HDolher 1851. .Der Stich des Blattes (Zahl
der Zähne auf einen Zoll) war sowohl für den Boden
als für die Enden des Wuppes genau vorgeschrieben.'
ABürkli 1877. En stnrche'', schöne B.; en dicke'',
dünne'' B., wobei zu unterscheiden, ob von dickem,
dünnem Boden in Bez. auf das , Blatt' allein oder auf
den Zettel die Rede ist; im erstem Falle ist die An-
zahl der .Rohre', im letztern die Anzahl der Fäden per
Zoll massgebend Ap; B; LG.; Ndw; Z. ,Es gibt Böden,
sagt man, wenn durch mangelhafte Anrüstung der
Zettel vor dem Geschirr nicht gleichmässig sich öffnet,
so dass das Schlussloch ungleich weit ist oder je die
obere und untere Zettellage verteilt erscheinen' Z.
and. bodam, nihil, lodern. Zur Behandlung des Auslauts
vgl. die analogen Verhältnisse bei Fadem (Bd 1 07'.'), Gadem
(Bd II 111). Oie l'l.-Fonn Bödme*, Bodne" usw. kommt
eig. nur dem Hat. zu; aus dein Ins. häufigen Vm keniincii
dieses ('usus erklärt sich die Ausdehnung der Komi auf den
ganzen PI. In GrNuf., Sjil iilt. gill der PI. Böden nur in
Med. •! b, sonst Böde*. Von ä. Formen seien noch angefahrt;
Hut. PI. .bödmen.' /.Bil.. 1">:!1/4S. Dim. .Büdcmlein.' 1669,
AaWett., Jiödenili.' XVIII.. Z Kochb. Hie oben durchge-
führte Verteilung der Midi, KAA. auf die verschiedenen Bedd.
hat insofern etwas Missliches, als die zu Grunde liegende
> mietete Anschauung nl't nicht mehr sicher zu erkennen ist;
auch hat sie den Nachteil, dass nun mehrfach die selben
Wendungen au verschiedenen Orteu wiederkehren. — Das
1029
Bad, bed, bid, lind, bnd
1030
W. findet -i i l- 1 1 überaus häufig in Orts- und Flurnamen, wohl
immer in Bed. 2 :i oder b; welches »on beiden im einzelnen
Falle zutrifft, liesse sich nur auf Grund genauer Kenutniss
der topographischen Verhaltnisse entscheiden; im Allg. wird
in prap. Verbindungen die Präp. .in' auf Bed. 2 a, ,uf da-
gegen auf - b hindeuten. 1) als einfaches W. mit oder ohne
Prap. Bede» Ap; B; Gr; G; Seh; Th; Zg; '/,. Im /.'. B;
Gr; GMels; W; Z: 1380, ZEIgg; 1694, AaWett. ,Das kleine,
von der Aar durchströmte Tal im Grund, auch Hasle im
Grund oder Hasle im B. genannt.' Jahn 1S.">7. ,üie von
Schwitz und Glariss lagend zu Hottingen im B.' Edlih. Uf
'',ni II. Gr. .Ein pletzli genanut binden am b.' 1553, ZHinw.
Budeli, Talgrund um BInterl. Ufern Bödeli GrValz.; Schw
Muo. (Bödemli). Bude* GSa.. oT. Uf de" schone' Böde', Teil
einer Alp GMels. Bödme' Ap: B; GMosn.; W (auch ,in
den, dem B.'); 7. (.in der, im B.'). .Von der laugen wis,
stosst an die bödmen.' XV.. SchwTuggen. .Ein matten in
euen bödmen.' 1437, UwSa. , Genamt das guot ze bödmen.'
1488, LRusw. .Walthram von bödmen.' Vad. Bödme' GrA.,
Partn. d' de' B.) ; Obw; ZWeiach (im B.). — 2) als erster
Teil von Zssen: ,Boden-Acker' Bs; B; G; Z, ,-Gaden' Ap,
,-Holz' B; G; Z, ,-Matf B; ZHorg.. ,-Berg' Gl; L, ,-Büti' Aa,
,-See' G; Th, ,-Weid' Z. — 3) als zweiter Teil: , Eber-Boden'
GWildhaus, .Ober-' U Ander matt (der ober II. GrGrüsch),
, Ochsen-' Gr, ,Adel-' B; L; Schw, ,Edel-' P, .Egglis-' G,
,Albis-' G, .Elster-' Aa, , Ampfern-' Ap, .Unteraar-' B, , Ar-
gen-' Gl, , Erlen-' Gr, ,Uruer-' U, .Aschen-' Gl, ,Au-' G,
, Vogel-' Gr, , Felder-' Schw, .Finster-' S, ,Feissten-' B (,Qnod-
dam nemus mixtum pratis, Feisstenbodeu noniinatnm.' 1253,
Urk.), .Frisal-' B, ,Gold-' UwE. (schon 1472; 1513; .gol-
dener B.' GYVvli. .Galgen-' Gr, , Geist-' Gl, ,Geiss-' Gr; Zg,
.Grüsel-' Schw. .Hohl-' Z. .Hürlis-' F, .Hirz-' Bs; B, .Heu-'
Gl, .Hexen-' Gr (Tsch. 102. 199. 730), Jüz-BödeU Gr, ,Küh-
Boden' Gl; Gr, Kafig-Bödeli Gr, ,Kellen-Bod«n.' AaWett.
Urk.. Chol- Z. .Kalten-' Z, .Kennel-' Gl, .Kiienis-' Gr. , Köpf-
ler-' Gr. .Ketzer-' SchwE. (I.iit.. Sagen 232), .Krotteu-.'
1537, ZEIgg, .I.uegin-' B, .I.immern-' B, .Liud(en)-' GT.,
.Lang-' Z, .Lenzen-' Gr, ,Maien-' Gl, ,Meicrs-' Gr; Z, ,Mu-
chets-' ZoHasli, .Miilli-' G (.im M.' GMels), .Meissen-' B;
Gl, .Meisi-' B, .Mutternen- Gr, .Nessligen-' B, .Nasten-' S,
.Nestel-' S, ,Biiggeu-' Aa. .Bären-' B; Gl; ZZell, .Baarer-'
Zg, ,Büren-' feine Terrasse] ZO., .Pfaffen-' B, .Pfingst-'
GoT., .Brenn-' GrA., ,Ruoh-' Gr, ,Ross-', alter Waffenplatz
bei GrChur (28 Fahnchen sammelten sich ,uf Curer R.' 1607,
Ardiisor); UAnderm.. .Rischi-' L, ,Snnni-' Gl, .Säten-, Sätli-'
Gl. ,Slti-' Schw, .Süters-' Gr, .Sewelen-' BSi., .Saxers-' Gr,
.Schün(en)-' F: GT. ; Schw, .Schindel-' Gr, .Scher-' GrLugnez,
.Scheiten-' Gr, ,S. hützer-Bödeli' Gr. , Schlacht-Boden' <;, .in
d< n Schwannn-Böde11' GMels. .Schwin-Boden' Gr. .Gschwend-'
Z, ,in de" Stöcker-Böde"' GMels. .Stein-Boden' I! : Gl, .Stur-
nen-' Gr, .Tüchel-' L, .Tiefen-' Gl, .Teilen-' Aa, ,D61tscbi-' Z.
,Toten-' L (,der tod B.' GrValz.), .Wilden-' Gr, .Wannen-'
Aa; Z, .Wasser-' Gr, .Wiss-' U. .Wisigen-' Gr, .Wetter-' Gr.
Vgl. (JRietmann ISIS, 41 f.; Die Ortsch. des eidg. Frei-
staates Bern 1838, 32 ff. ; U.M. y« r 1849, 14; OHenue-Am
Rbyn 1868, 34 f.; Alpenp. 1S74, 258; Anderegg 1897, 125.
— Als Familienname erscheint Boden BDiemt., sehr oft Im-
boden BGt.; U; W; .Bodenmüller' SchwE., .Bodenmann' Ap
Urnäsch (seit 1513).
Oren-Bode°: hinteres Ende eines Langbrotes,
das im Ofen nicht wie gewöhnlich an einen andern
Laib angeschossen wurde und daher eine durchweg
ausgebackene Binde zeigt Gl. S. Bodem S. — Erd-,
auch Erds- Soh; ZO.: Verstärkung von Bodem 1. De
stierist jo, wie wenn d' uiittst Löcher bore' mit den
Augen in E. i'e". Stutz. .Jeden 10 Klafter tief in
den E. hinein donnern.' ebd. Eim alli E.-Schand
sage" BsStdt. Noch mehr verstärkt: In Grund-E.
verderbt Sch. Namentlich auch in der Verbindung:
uf Gottes E. Bs; B; Tu; Z. Du bist doch der trürigst
Kerli, wo uf Gottes E. ume'lauft! -- Estrich-: =
Estrich 3 (Bd 1 579) ZBauma, Mönchalt. — Feld-:
(ebenes) Feld. .Lag Kaiser Constantiua mit dem Volk
in den obgemelten grawen Fäldbödmen, welches nir-
gend anderstwo sein kau, dann in der Gelägenheit,
da jetzund Chur die Statt liegt.' Guler 1616. ,1m
Fäldboden zwüschen der Aar und Reuss bei der Statt
Windisch.' ebd. .Denn jhenseit derselbigen [Donau]
habe man keinen Fäldb. austeilen können.' ebd. —
Vis-. .Verbrennt [beim Rorschacher Klostersturm]
ain stainhütten mit sampt dem visboden daruff; ist
costlich gewesen und mengerlai zierd, so die maister
brachen, daruff gelegen ist.' 1489/90. Zellw., Urk. II,
2, 81. — Fuess-: Fusssohle ApI. — Flöh-: spöt-
tische Bezeichnung des Dachbodens der alten Kaserne
in ZStdt im Munde der Soldaten. Mer händ müesen
im El-n oben übernachte". — Flör-Bödeli: der mit
schwarzem Flor besetzte Boden der Kappe alter Frauen
GrD., Pr. ,[Sie setzten der Puppe] auf den Kopf ein
Fl. mit Chrüseli.' Jäklin 1878. — „Flösch-Bodc":
Boden mit einer Unterlage von Lehm, der bei reg-
nerischer Witterung, von den Klauen des Viehs
durchstochen, schlüpfrig wird, so dass das Vieh oft
nicht ohne Gefahr des Herunterstürzens weiden kann
BSi." — Griess-. ,Hier grasiehte (mit Gras be-
wachsene) Wasen (Büschen), dort dürre Griessflecken
(Griessböden, Ägerten, dürre Heiden).' Spleiss 1667.
— Hübe"-: gestickte Hinterwand der Zug- Hüben
(Bd II 954) Gl (Schüler). - Holz-: PI. (Dat. -Bödne"
BHk.), Lederschuhe mit Holzsohlen, Holzschuhe Aa
Leer., L., Zof. ; Bs; B; S. ,Der Schuhmacher hätte
seine Sonntagsschuhe; in den Holzböden könne es
nicht wohl zum Pfarrer gehen, das Hochzeit anzu-
geben.' Gotth. ,Zu Kilt läuft man nicht in den Holz-
böden.' ebd. ,Die nur am Sonntag Lederschuhe tragen,
an andern Tagen Holzböden.' ebd. Es pur warmi
Holzbödeli für es arms China. Dr Bari 1886. Wenn
der Mist dämpft und Eim dürch d' Hohböde" dürfen
a" d' Füess 'brönnt het. Schild. — holz-bodne",
-bödele": Jlolzschuhe verfertigen B. — Holz-Bö-
deler: Verfertiger von Holzscliuhen B.
Hunds-: 1. schlechter Bietboden Z. — 2. Um-
bildung von Hunds- Hoden (Bd II 994) ZTö. -
Hängli-: nach unten sich ziehender, sackartiger Teil
einer Alp Onw; Syn. Schwand. — Hepf-: dünne
Schicht sehr zäher Erde zwischen den Steinschichten
AeK. (im Munde der Steinbrecher). — Herd-: Acker-
boden. .Mit reben, h.. hüsern' usw. 1500, Bs Urk.
, Sunderlich aber h., besitzungen und ander güctere.'
ebd. — Hasel-: trockenes, unfruchtbares (GTa.), mit
kleinen Kieselsteinen (,rotem Eisenocker.' Boom.)
durchsetztes Erdreich AALeer. — Heu"'-: Boden der
Heubühne, bzw. die Heubühne selbst B; ScnwArth.
Syn. H.-Tili. Me" muess der H. blatte", er het afe"
Löcher. — Kübel-. .Lützenburger will für einen sehr
spitzfündigen Mann (ja wie ein K.) gehalten werden.'
Cblosterguggu 1687. ,Er ist spitzfindig wie ein K.,
homo plumbeus.' Met., Hort. 1692. Vgl. Gr. WB. V
2489. — Chappe"-: 1. = Bodem 5 b ZS. Von einer
kleinen Fläche sagt man etwa, man könne sie mit
einem Ch. decken. — 2. = Bodem ö a. .Kappenböden,
mit Gold und Silber gestickt [werden verboten].' Zg
Mand. 1723. .Alles Silber und Gold soll verboten
sein, ausgenommen dem Frauenzimmer von leichtem
Gold- oder Silber-Brocard das Käpplein-Bödelein und
Muzlein.' 1766, LStdt. — Cher-: Treppenahsatz (wo
1031
Bad, bed, bid, bod, bnd
lrtP.2
die Treppe eitert) ScnwE., Rothenthunn. — Chleb-
Bode": ans Deckengebälk eines Gemaches festge-
nagelte Bretterdiele UwStans; Z. Syn. ChUb-Tili. —
Mist-: Boden des Düngerwagens SThierstein. —
Blöcker-: aus aneinander gereihten rohen Balken
bestehender Boden (namentlich der Heubühne in pri-
mitiven Ställen) GMels. — Blind-: unmittelbar auf
den Balken ruhender Zwischenboden unter dem eig.
Fussboden Bs; B; G; SL.; Z. — Blatt li-: mit ge-
brannten Thonfliesen belegter Boden AALeer., Schöftl.;
Bs; B; Tu (Ble'ttli-); Z. Vgl. Bl.-Ghammer (Bd III
252). — Brügi-: Bretterboden, bes. im Stall BBr.
— Näch-brett-: oberster Dachboden, unmittelbar
unter der Dachfirst AAAllisehwil. Vgl. Näch-Bretten.
— Reche0-: = dem Vor. AAFri.; BsL.; ScnwE., Ro-
thenthurm; S; ZBauma. Rafz, Niederurd., Zumik. —
Richs-: öffentlicher Grund Z. ,[N. N. zahlen] 7 Pfd
Busse, weil sie ihre neue Scheune zu einem geringen
Teil auf R. setzten.' 1665, ZObf. 1740 trat die Ge-
meinde AAAbtwil ein Stück E. einem dortigen Haus-
besitzer ab, jedoch nur unter den Pflichten, wie ihn
die Gemeinde bisanhin besessen habe, ,dass dieser
Boden nicht angepflanzt, auf ihm Nichts abgelagert
und auch kein Gebäude errichtet werden dürfe, damit
er zu jeder Zeit zur Verfügung stehe.' Z Anz. 1886'.
Land, welches ausser den Privatmarken an die Land-
strassen stosse (sei als R. qualifiziert). 1784. Abscb.
VIII 444. Uf "cm B. laufe1', in schadhaften Schuhen
gehen ZB.
Run-: Waldstelle, auf der Holz verfault FSs. —
Vgl. Ron-Holz (Bd II 1258).
Riss-: Entwurf, Riss. ,Wann Einer begert, Mei-
ster ze werden, was dann ein ganz Handtwerch ime
für ein Meisterstück ufgibt, solle er zum ersten alle
Ryssböden machen und dieselbigen vor einem ganzen
Handtwerch zeigen. Wover dann dieselbigen recht
gerissen, solle ime vergundt syn, mit dem Meister-
stück fortzefaren.' Z Ratserk. 1005. — Ruess-: Dach-
boden in Häusern, die keinen Schornstein besitzen.
1849, L Kantonsbl. (für Rotenb.). Syn. Ruess-Gadtm
(Bd II 119). — Reiti-: = Bechen-B. B; S. Syn. Beiti-
Tili. — Rüt-: Rodung Ap; B. — Such-: sumpfiger
Boden, Rietboden, sumpfige Stelle in Wiesen GrHc.
— Sal-. ,Auf dem Sahlboden einen 2-schuwigen
Ergel, auf den übrigen zweien Böden 3 Schuw breite
Ergel zu bauwen.' Z Vergleich 1728. — Seile"-:
auf den Grundschwellen liegender Boden Z. — Sar-:
Moorboden mit stagnierendem Wasser Z. Vgl. Sar-
Bach (Sp. 954). — Schieb-: = Blind-B. B; L; SL.
- Schutt- AALeer., Schütti- ZWelzikon:= Bechen-B.
,Der ober Schüttiboden im Spycher bei der Mülli.'
L696, Z NGlatt Urk. — Sehlim-: mit Sand und Thon
gemischtes Erdreich ÄABb. ,Ob es Lättengrund,
Grienboden, leichter Schieinboden, guter schwarzer
Grund.' Kurze Instruction 1709. Vgl. Schli-Sand. —
Schräg-: = Blind-B. Aa (Rochh.); Tu (Schre'g-J; Z.
Syn. Schräg-Tili. — Teil-: Gesamtheit der Grund-
stücke, die Einem einzeln bei einer Erbteilung zufallen
GrPi. — Tili-: 1. Boden eines Zimmers, Stockwerkes,
meist aber Zimmerdecke GrD., He., Pr., Seh. (Tsch.
101). — 2. Heuboden BBr. -- Tanz-: 1. wie nhd.
allg. Spöttische Bezeichnung einer Räumlichkeit im
Bs Bathaus (lt Volksbotenkai. 1894). E" Stube" wie-
n-en T., eine sehr geräumige Stube Z. E* Nase" ha"
wie-n-e" 7'., eine grosse Nase Bs. Ebe" wie-n-en T., von
Grundstücken B; Tu; Z. Flurname BGt. Name einer
Anhöhe, auf der alljährlich eine Setine'-Chilbi ab-
gehalten wird GT.. einer Örtlichkeit oberhalb Gu
Mastrils, wo die Hexen ihre jährliche Zskunft abhalten
sollen. — 2. Dini.. Glatze Z. — Träm-: 1.= Blind-
B. Z. — 2. Balkendiele in Wohnhäusern, spec. Dach-
boden AAFri.; L; S; UwHerg. .Oberer Tr.', Raum
über der Scheune zur Aufbewahrung der Getreide-
garben AaFh. (Rochh.). — R eche"-träm-: oberster
Boden eines Hauses, der die Basis des Firstdreikants
bildet /.. — Tschuep-:= Träm-B.l B (Rothenbach).
Weid-: Weidegrund. .Vil schöner Matten und
mechtig grosse und weite Weidböden ligen in discra
Land.' Giilf.r 1025. — Won-: Stockwerk als Wohn-
raum Z. — Zins Zis-: Zinsgut GrD., He., Pr., Seh.
bode": durch Ziehen an einer Schnur eine me-
chanische Vorrichtung in Bewegung setzen, vermit-
telst deren gewisse Flügel des Webergeschirrs zeit-
weilig ausser Tätigkeit oder wieder in Tätigkeit ge-
setzt werden Z.
Bode"heimer(li): Kartoffelbranntwein BM. ; S.
Eig. der Name des Begründers der ersten staatlichen
Branntweinbrennerei im Kt. Bern.
bodige", in BBe. (lt Dan.) auch -ö-: zu Boden
werfen, überwältigen ; dann übh. bemeistern, mit etwas
fertig werden, zu Grunde richten Aa; Bs; B; Gl; Gr;
L; G; S; Tu; Uw; Z; in AARuedert. in der Formel
übertue" und b„ übertreffen, hinter sich lassen. .Stark
und gewaltig, wie er war. zeigte er dem Hansheiri.
dass er auch noch einen Müller b. könne.' Breitenst.
,Die Erdöpfelkofer hielten den Brönzwylern vor, wie
oft sie dieselben gejagt, gescheitert, gebodiget hätten.'
Gotth. Die seit nie, wie menge" Schoppe", wie mengs
Würstli oder wie mengi Portion Bratis irh 'boäigel
ha". B Dorfkai. 1808. S. auch herd-fällig (Bd I 764)
und Hör 2 (Bd II 1505).
bodmeeht: eben gelegen. ,[Strabo sagt] das die
Rhetier bloss an den Bodensee angestossen, ouch nun
die obersten höhinen der Alpen bewonet, und die
b-en land in den bergen und bim Bodensee der Hel-
vetiern und Vindeliciern gewesen.' Tscbudi 1538. .Die
Helvetii und Vindelici wohnen vast in denen b-en
landen der gebürgen.' TscHum, Gallia.
bödme" bodne" BE., S.; GRHe., bödme" „B;" Gl;
GRObS., S., V.; „LE.;" Schw;Uw; „Zg", bndnc" Bli.:
1. einen Boden legen, anbringen, in Hausräumen, Ge-
fässen usw. Gl; Gr; „LE.;" Uw; „Zg." De" Mist-
platz b., den Boden für den Düngerstock legen Obw.
,[Die Häuser der Gallier] haben innwendig viele bü-
ninen oder gebodmeter estrichen.' Tscuuni, Gallia.
.Viel leut konnten nit gnuog fässer bekommen, muoss-
ten standen bödmen.' 1552, HWeber 1809. ,Die Trora-
men, so ins Zeughaus gehören, zu bödmen.' 1008.
Ndw. Beim Laden von Heu usw. die unterste Schicht
legen, durch die der Aufbau des Fuders bestimmt
wird GRHe. Im Magen einen Grund legen, ebd.; s.
Bodcm 3. Übertr.. den Grund legen zu Etwas, den
Anfang machen UwE. — 2. = bodigen BE., G., S.;
ScuwMuo.
Ter-. .Tabulare, vertäfeln, mit laden verbodmen.'
Fris. .Ja, man musste aus Mangel der Fässeren viel
Trottstanden und Zuber verbodmen.' JEEscuer 1092.
Bodmer II: 1. (PI. Bödmer UwE.) Bewohner eines
.Bodens' (i. S. v. Bödem 2 ») BHa.; Uw. Gegs. BergfUer.
1083
Bail, bed, bid, 1m.i1. l.nil
[034
IV 11. hein düo <!' Berger verjeikt BHa. D' Bödmer
hend hutt Chilbi UwE. — '-'. Familionn. in B; /. (vgl.
Egli, Z Wappenb.); früher auch in AaB.; Ar: GR.;
Seil; Scnw. .Domus diss Bodimers.' 1253, Scb (JJRüeg.
1606). — 3. im B.. Name eines Schlosses in GRMalans.
.Nächst ob Malans ligt der B., eines edlen Herrn von
Salis Wohnung.' XSererii. 1742. .Ein garten zuo
| Tu | Arbeu hei'sst der B.' 1378, Z.
Bodmi f.: Name einer Alp am Fusse des Augst-
matthorns BHk. Vgl. Büdmi.
büdele": 1. tr., Jmd zu Boden werfen GRFläsch;
„LE.;" GW. — 2. nach landesüblichem Brauch beim
Tanzen mit den Schuhen im Takte auf den Boden
trommeln; tanzen übh. Gl; Schwj Zu; ZU. l'ml bö-
delet und gäuerlet ei's, dass 's Hüsli zitteret. MLienert.
Kr cha"" nie rüchig stö" ; er bödlet und (f wirbt, cha" 's
Keine esö. ebd. — 3. „gerne zechen, d. h. die vollen
Weingläser bis auf den Boden leeren LE.;" SciiSt.
(Sulger).
iise"-: tr.. zu Boden strecken ScnwE. Kitte" um
ae" Andre" hät-er use"'bödelct. MLienert.
Bodeler BO., Büdlcr Brei; GT.: = Bödmet- II 1.
.Mitten auf dem von einem Kranze von Sennen und
Bödlern umgrenzten Platze beginnen jetzt die Spiele.'
Mäher 1871. Im BO. spec. die Bewohner des Bödcli
um Interlaken.
ge-bödelet p-: von einem Gefässe, dessen Inhalt
gerade den Boden deckt AALeer.; ApK.; G; „Schw;"
Tu; „Zo;" Z. Dcr Ghratte" ist (bloss) 'b. Ph ha"
(erst) 'b., sagt z. B. ein Erdbeersuchender.
über-, in G oT. über-bödtnelet: = dem Vor. Ap;
Gl; G oT., W.; Z. De Täller ist chüm aueh ühcrbödelet
g^si". Gib-mer nüd voll, tiW eso überbödelet. Auch mit
Bez. auf den Erdboden: Das sind ril Ghriesi g'tege*
[unterm Baum], Alles überbödelet!
ver-: = dem Vor. AALeer., St.; GMels, Rh.; S; Z.
A: Wie ril hast (im Chratteti ine")? B: Verbödelet
ZO. S. auch manggen I (Sp. 330).
bödig, nur in der Verbindung: I'1' bi" lt., nehme
das Spiel oder den Kampf auf (eig. fühle festen Boden
unter mir) Gl.
Bödmere": 1. (PI.) Ort mit mehreren Grasflächen
zwischen Hügeln UwE. ,Und von dannen richtig durch
biss anfangs des bands ander den krützbödmeren.'
1513, Tauschbrief zw. U und UwE. — 2. (f.) Name
einer grasreichen Alp SchwMuo.
Bodesch Bödäsch n. : Mauernische beim Feuer-
herd, woriri die Plätteisensteine erhitzt werden S.
Wohl = nhd. , Podest', Treppeuabstufung. In diesem S.
einmal ,Bodess' f. XIX., ZMönchalt.
Podestat Budistät: Titel der von den rätischen
Bünden von 1512/1795 für die Veltliner mandamenti
eingesetzten Ammänner Gr f-
ßii'iTiiser m.: kleiner und dicker Mann oder Knabe
TiiBerlingen.
Bndel I, Pudel (-ü'-, bzw. -ui-, -öü- AaFH. ; BsStdt;
Gl; Schw; Uw, sonst -ü- und zwar -ü'-, soweit zw.
ü' und ü* unterschieden wird) m. — PI. Büdcl Ap;
GMels, Budle" BBe., Si.; S; Ndw tw. — Dim. Bttdeii:
1. = Pudel-Hund (Bd II 1432). allg. Si* schäme" wie-
n-e" (nasse) B. Bs; B; Z. B. schere", häufig Schnaps
.trinken (Wortspiel mit Bude! II 1) GrRIi. — 2. übertr.
a) Kalb, das mit struppigen, langen Haaren vom ersten
Ufenthall anfdet Alp heimkehrt GMels. - b) Mensch
mit langen, krausen Ilaaren Ndw. Ihti bist es rechts
Puidili! — c) Staubwischer mit langen Fäden B
Langent — d) aus lang hervorstehenden Tuchenden
zsgesetztes Fnsskissen. ebd. — .'!. langes, wolliges
Haar GG. Er hat e" II. Langes, ungekämmtes Haar
Aa. Spec, Pudeli, crines genitalium feinime, pubes
Ar. — 4. Pelz, Pelzware LG. (Ineichen). Vgl. Pudel-
Kappen (Bd III 392), -Mützen (Sp. 622). 5. (in
Bs auch Bitdeli) untergeordnete, die niedrigsten,
schmutzigsten Dienste verrichtende Person Bs ; (i;
Th; Zg; Z. Vgl. P.-Magd (Sp. 117). Gew. in der
RA.: De'' P. si", (Kim) de" P. mache", für jeden
Dienst gut genug sein, sich zu Allem hergeben. .Das
habe es jetzt dafür, dass es immer den P. gemacht
und Alles gelitten habe.' Breitenst. — b\ Mensch von
niedrigem Charakter, Schmarotzer, Schamloser AaHL,
Leer., Z.; „G;" Th; UwE.; W. .Mettler habe den M.
einen Buddel geheissen.' 1781, Z OGlatt. Liederlicher
Mensch, Lump AARotrist; S; s. Hudel (Bd 11 995).
Liederliches Weibsbild, Dirne BsStdt (Anon. ad St.).
— 7. burschikose Bezeichnung des Pedellen. Stoden-
tenspr. — 8. Fehlschuss beim Kegelschiehen GStdt.
Eti B. mache". — 9. ein mit Speck gespickter Kalbs-
braten G. — Dl. erster Mörtelbewurf Ap.
Äsche"-: = Äschen-Gredel (Bd II 704) Bs (Seiler).
— Chuchi-: Person in niedrigster Stellung Z. S. auch
Huper-Ghleid (Bd III 023). — Rainpar-: liederliche
Dirne, die auf den Bollwerken (frz. remparts) herum-
streicht, Soldatenhure BsStdt f. Vgl. Hag-Laster
(Bd III 14üö). - - Sü" Sou-: Einer, der unflätig
redet AaZ.
pudelig: zottig, von der Ziege Obw.
Budi I Aa (Pü'di); „Gl; L; Scii", Büdi Scn
(Kirchh.): 1. m., kosende Bezeichnung a) eines (klei-
nen, dicken) Hundes. aaOO. — b) eines kleinen, dicken
Knaben Aa. Syn. Pfudi. — 2. (auch B-) n., Gcsäss
der Kinder AaF., Ke. Syn. Fudi.
Das W. berührt sich begrifflich mit der unter Budel 1 11
behandelten Sippe; doch sprechen die Vocalverhältnisse gegen
etym. Zsgehürigkeit.
budle" I, pudle" (in BsStdt; Scnw; Uw -ü'-, bzw.
-ui-, -öü-, sonst-«'-): 1. intr. Kim p., wie ein Pudel
dienen, sich von ihm zu den niedrigsten Diensten ge-
brauchen lassen B (Zyro). — 2. (in GW., We. battle",
in GrScuoIius ptittle") tr. (bes. in der Verbindung
ume*-b.), Einen wie einen Pudel, d. h. grob oder ge-
ringschätzig behandeln, unsanft mit Einem oder Etwas
umgehen, tüchtig hernehmen (auch mit Worten) AaBd.,
Z.; Bs; B; LG.; G; Scb; Scnw; Tu; UwE.; Z. herum-
jagen, -zerren G, schütteln, zausen AABb., Z.; Obw,
drücken, knutschen (von Kindern) Ap; G. Er losst
sic'' b., er lässt auf sich herum treten BsL. ,So ein
armer Teufel, ein Waschlumpen der ganzen Welt, den
Alles hudelte, pudelte.' Gottii. Ume'püdlet werde;
vom Schicksal herumgeworfen werden Scbw. — 3. un-
pers. = hudlen II 9 (Bd II 1003) Ae; GT.; ZO. Syn.
ruhten. ,Es hudlet unguet, es schneit gar krause.'
TTobl. ,Es muss im Hornung noch pudeln, sagen die
alten Leute.' Z Post 1892. — 4. (in den Verbindungen
mite"-, devo"-b.) durch Schnee und Regen laufen GF.;
ZWyla. G' sehst de* se^b Ma"" det, me-n-er devo*
hudlet ?
ab-: tüchtig ausschelten AALeer. ; B (Zyro).
[035
Bad. beil. bid, bod, lnnl
1036
er-budle": 1. hernmzerren (z. B. Mädchen) AaZ.
Tüchtig hernehmen, schlagen Z. — 2. nach viel Mühe
und Umtrieben Etwas erreichen B (Zyro).
üs-: = pudlen :.'. spec. mit Worten AaB!>., F., Ke.,
Z.;Bs;B;LG.;UwE.;Z. Syn. üs-hudlen. DasU.söll-si
de" für-a" [fürderhin] umgerwege* lä*, süsch hin-icU
de"" di längsti ZU i" dem Hüs u'si"; jnte* de"" wegen-
eren iedere" Lumperei läm »., das isch de" nit ml"
Meini*g B (vEütte).
?er-: tr.. Einen herumdrücken, -zerren, so dass
Ilaare und Kleider in Unordnung geraten An; GWe.
Du hest-mi'* ganz verbudlet. Du siehst ganz rer-
budlet üs.
d D ro" -: = its-b. AaF.. Ke.
ge-budlet 7»-: mit zottigem, wolligem Haar Ar;
<ll'\. Mels; Z. Man sieht es gern, wenn Kälber von
ihrer ersten Alpfahrt p. heimkehren GMels. 1'. üs-
i/'seh" G. Pudlets Här Gj Z.
I'nilel II, Pudel m.: 1. BtideJ GRPr. (nach einer
Angabe Pudel n.), UVatz, Büdel GSa., T., Büdel Gl;
GWe.; SchwE., sonst meist Dim. Budeli Ar; Bs; GrD.,
Mai.. Pr., UVatz; Zg, Bw'deMAABrngg,F.,St.; B; GMels,
Stdt. T.; Tu; Z, Budeli Glj GWe.; Schw; S; UwE.,
Bideli TJSil., Butteli BsL., Pudelti Gr ObS., kleines
.Mass, meist V4- seltener '/s Schoppen, Fläschchen,
Gläschen Branntwein (auch Schnaps-B.). .Die Einheit
der Hohlmasse für Flüssigkeiten war die Mass, ein-
geteilt in Halbmass, Schoppen. Halbschoppen, Budeli.'
GMkyer 1 895 ( Ar). .Wenn du mir einen Budel Schnaps
zahlst, sag ich dirs!' MLienert. .Seine Stimmung ist
durch 2 — ?> Budeli Trester bereits eine weinerliche
geworden.' Gr Kai. 1855. Selten für Wein: Es Budeli
Win, das ist für mic" z' lütsehel, mier sötted-er en
Quart ferggen. GPient 1898. — 2. Budel, P- BO..
Bidel, P- U (nach einer Angabe -1-); W, Bauch an
Gelassen BO., derbe Bezeichnung für (namentlich einen
dicken, mit Speise vollgestopften) Bauch. Wanst, von
Tieren und Menschen. Sieh den B. füllen. Wie hesch
du-n-e* 1'.! hesch brav Vpaekt? (lchJ hu" g'gessen, 's
würt-mer schiergar g' schmuecht, u"'! hau en Pudel wie-
n-es Würze" fessli. Scuwzd. (BSi.). 's isch-mer arig im
B., ieh habe Bauchgrimmen. S. noch Gefräss (Bd 1
1318). Magen BO. Hieher wohl die Stelle: .Her b.
des allen sei zum teil wie im menschen, zum teil wie
im hund gelegen.' Tierh. 1563. — 3. Budel, grosse.
dicke Wurst, bes. Blutwurst Sc«. Syn. Bodel II.
1 auch Schwab, und tir.; churw. pudd, Branntweinglas.
Zu -2 und '■'• vgl. die Anni. zu Bodel II. Vgl. auch die
Gruppe Butt-,
Milch-: Milchtrinker (derb) BHk.
Most-Bidel: Mostbauch. So nennt der Urner
spöttisch die Bewohner der äusseren Kantone, an-
geblich um sich für die Bezeichnung Stieren- Urner
zu rächen.
„budelocht" (St.2), budloeht (Zyro): bauchig,
von einer Flasche BO.
budere" 1: refi.. „sich mit Speisen voll an-
füllen W."
„ Bude rieh,- ech", Büderich, -ech, bzw. /'- AiSt.;
BG., M. — in.: 1. scherzh. Bezeichnung eines (dicken)
Bauches AaSL; UM. — 2. kleiner, dicker Mensch,
Knirps Bti.. M. :'.. unechter Bärenklau, Heracl.
sphond. l!<i. Syn. Iberich (Bd I 48). Mannen, 8/7
mer ui' [wollen] ga" meje": lueget, nie der P. g'Mt!
UDürrenm. 1884.
Budi II. 1'- m.: 1. „grossbäuchiger Krug. Flasche
LG.;" UwE.f Ar seil ihrä J!.. dies ischt d' Fraufostä-
Fläschä, mit guetäm dytschä Weg fittä, ür haltet fiff-
zächä Maas. Balz 1781. — 2. (Bü'diJ Wanst ZZoll.
De' B. fidle", voll fresse".
budle" II. auch p- BO.: 1. gierig und unmässig
trinken, saufen, von Tieren and (derb) von Menschen
Bd.; „F;* GrD.; Obw; W (hudje"). Milch, XidU'p.
BHa., Si. — 2. ,das Wasser lösen' BBe. (Dan.).
inhi"-: gierig hineintrinken Ulla. UVi-wr i. nie
en Chüo.
er- (ir- BBr.): ertrinken BO.
äs-: austrinken BSa.
P.mlel III: 1. kleiner, rundlicher Mensch B (Zyro),
- 2. PI. Bü'dlc", wildes Kindervolk, Bangen BO.
S. auch Hudel (Bd II 995).
Der Sippe scheint die Bed. .kurz und dick, unentwickelt1
zu Grunde zu liegen, wodurch Zugehörigkeit zu '.»■/. «. schla-
gen, stossen (s. Büdcr) nahe gelegt wird; zur Bed.-Eutwick-
lung vgl. dinoUc", Chniilli : chnidle* (Bd III 740/1), Clinü* :
,■(»».„■ (, l.il. 761/2) na. Betr. die weitere Vwdtsch. »gl.
butt-, ferner Schm.-Fr. I 310. 312; Gr. WB. II 578/9.
Butler m.: 1. Bu-'der, P- Aa; B; Gl; Gr (PI. -cm,
-ere'J; LG.; ScnwE.; Uw; W; Zc. Bilder AaFiu. f-ü'-i:
BoAa. ; GrHc.. Puder BG., bei Gotth. einmal Bilder;
SG.; W. Dim. Büderli, P-, auch Büderli, kleines und
dickes oder im Wachstum zurückgebliebenes, unan-
sehnliches Geschöpf, von Mensehen und Tieren, auch
Pflanzen, t. in spöttisch verächtlichem Sinne, t. (bes.
dim.) als Kosewort. Syn. Chnopf 12 a (Bd III 750),
Bummer, Pfuder. Kr hed seho" ßn es Alterli, aber
er ist iiummeu c" 1'. BR. Das Güfji oder Chalbji
oder Tauui ist hüh c» B. oder es B-li Gr. Bi* nur
es chli's. chll's B-li; bi* doch scho* sihe" Jör alt,
Nachahmung des Finkengesangs L. Du ]'.. du Öe!
verächtliche Schelte W. Bim Locherli, dem Büder.
Gotth. — 2. Puder. Kuhname WG. (Amllerd 1879).
Der Fuchs und der B., der Luchs und der linder
(find nümme" eil [Milch]. Kürreihen. - 3. von Pflanzen
a) Budcr, die kürzesten Stengel beim Hanf BBelpb.
Heit-er der B. o'h g'spreitet? — b) Bilder, PI. -ere"
a.) Preiselbeere, Vaccin. vitis idffia GuLuz. - ß) Rausch-
beere, Vaccin. ulig, Gu.Ienaz. — 4. (Berner, Bern-)
Püderli, in BStdt gebackenes rundliches Semmelbröt-
chen (zu 5 Rappen) BLandschaft.
budere" II: 1. „klein und unansehnlich bleiben
Aa; B; VO; Gr; S." — 2. (budre") ein Tier durch
nachlässige Behandlung verkommen lassen Gr ObS.
üf-: künstlich, ohne Muttermilch aufziehen Gr
Pani, Schuders. Tschiertschen. Zwei Tschüttli [Lämm-
chen] ü. MKuoni.
er-bud(e)re": 1. (intr.) nicht gedeihen, unan-
sehnlich bleiben, verkümmern (von Pflanzen, Tieren
und Menschen) Gr. Näcl der Säuggi [Entwöhnen]
erbuderend die Arme*lüte*-Chelbli gere* Gitlgis. D's
t'lioni ist nin Triivhni und d's Heu [Gras] van t'hilti
wegen erbuderet Gu Klosters. Syn. verzwerggen. --
2. (tr.) = buderen 2 UkD., Obs.. Pani, Schuders, Tschier-
tschen, V., Valz. Bes. im Ptc. erbuderet, schlecht ge-
nährt, abgemagert, verkümmert. D's Cliulhji ist er-
budereis.
vor-: = er-buderen 1, bes. im Ptc. „Aa;" B; „VO;"
Gr; „S." Der hed alle esn rerhiidereti Chind BHa.;
Syn. rerserlitt.
103
id-bud. Baf buf
1088
Buderi: 1. in. a) kurzer, dicker Mensch Aa (Dan.).
— b) unansehnlicher, in der körperlichen und gei-
stigen Entwicklung zurück gebliebener Mensch li
(vRütte). D>' isch-der vo" Jcei"r Hülf, das iscli iiinu-
ine" so ue" B. — 2. Jliiiliiiri a) Heidelbeere, Vaccin.
myrtillus „UUrs." — b) = Buder 3 b ß. ebd. (U Rhiner).
pud(e)rig: von kurzem, gedrungenen Körperbau
WMörel.
Budertschi n.: 1. = Buder 1 (in Klosters. —
2. a) = linder 3 b a GitPr., Seh. — b) in (iitSchiers
Budätschli, = Buder 3 b ß GbD., Pr., Seh. Vgl. 7,7«-
dertschi.
Hudeli-Budi n.: armes Geschöpflein BsL. ; s.
gläubig 1 (Bd II 589). Syn. Hudeli II (Bd II 998).
Budle11 f., IM. unver.: = Buder 3 5ß OnKIosters.
lioss-: Exkremente des Pferdes \\V.. Ke. .Syn.
Boss-Bollen, -Buslen.
li u d 1 e r , Butter in., PI. unver. : = Buder 3 b ß GrA.,
D., Furna. Luz.. Schud. Vgl. B.-Gri/len (Bd II 722).
Spreng-: blaue Heckenkirsche, Lonic. eser. Gr
IL, Pr.
Bude" f.: wie nhd. Lt einer Angabe ist in BsStdt
die B. (auch Meas-B.) ganz verschliessbar im Gegs.
zum vorn offenen Hüsli und zum rings offenen Stund.
— Doch wohl modernes Lehnwort
bilde11: ins Hörn stossen ZKn. Syn. puten. Vgl.
Budi-Hum (Bd II 1622).
Möglicherweise identisch mit dem, wie es scheint, gleich-
bedeutenden nihil, huden im Kenner 5914: ,1'rleiige wil toben
und schrien, b., schwegeln und schalinten.'
linder in.: 1. (V-) heftiger Stoss ZDättl. Die
('haute" hat e" Büle", ai wirt halt en P. überclw" ha".
.Das jucken soll dir syn vergangen, so mängen pauder
hast emiifangen. • Wagn. 1581. — 2. (Büder, bzw. -ü'-,
PL unver. GT., mit Uml. Ap, Dim. Büderli Ap) Buttcr-
fass Ap; GitMai. ; GO., Rh., T.; unterschieden als Rüer-
(GRh., T.) oder Trüll-B. (Ap) und Stöss-B. (Ap; GaMai. ;
GRh., T.), je nachdem es mit einer Kurbel oder mit
einem Stössel versehen ist. Syn. Anken-Büttel. ,Ein B.
und zwar nach der gewöhnlichen Art, rund, 4 Schuh
hoch, überall etwas mehr als einen halben Schuh weit,
mit Keifen gebunden und mit einem Stösser versehen,
der zu unterst in eine runde Scheibe eingezapft ist.'
Steinm. 1804 (Ap). .Nur in Innerrhoden bedient man
sieh an einigen Orten eines cylindriselien Butterfasses,
das man ein Trüll-B. nennt.' ebd. ,Der Senn wascht
seinen B. aus, damit die zurückbleibende Milch nicht
sauer werde.' Tobler 1830. ,Ein B. in der Pflsterei.'
1627, GBürglen Invent. Be'" wie Bilder ha", sehr
angesehwollene Beine haben Ap; vgl. Büer-Chübel
(Bd III 115), Büder-Sül.
Schwab. Bauder, Schlag, Stoss, Beule, zu mild, lüden,
schlagen, stossen. Vgl. Schm.-Fr. 1 209; Gr. WD. I 1169/70.
büdere" II Ar, bu'dere" Ap; GT., Dim. büderle"
Arl.: 1. (mit dem Büder) Butter bereiten. aaOO.
Fässt chäsen ond büderle". Firmenich. — 2. .einen
Körper in oder um einen andern hinauf- oder herunter-
bewegen, bes. pumpen' Ap (Tobl.). — 3. .beim Atmen
einen ähnlichen Laut von sich geben, der beim Pum-
pen des Rahms gehört wird, schnarchen, röcheln.'
Ap (Tobl.). Es büderet i" der Brust inne".
büderig ApH., M.; „GT.", büderig ApH., K.: von
der Milch, leicht zu buttern, „Butter gebend." Gegs.
un-b. Ap.
Bölleu-Bttder, /'- ZAltikon, Einbr., Erl. C-ü'-J, O.,
Tö., Zoll. (-&•-), -Büdel, /'- ZEmbr., Kn., >».: zer-
schnittene, in Butter geröstete Zwiebeln, z.T. mit Zu-
satz von Brotschnitten, auch etwa gehacktem fleisch.
Syn. Böllen-Tünkli. - Die Nif. -/;»./.' beruht jedenfalls
auf junger volksetym. Unideutnug.
Puder m. : bildl., Rauhreif. .Grauer Nebel macht
Alles pauderweiss.' UBraggek 1788. ,1'ie Sonnen-
strahlen vermögen nicht, den Pauder von den Bäumen
zu stäuben.' ebd.
pudriere": pudern BStdt. , Wir wollen, dass alle
und jede Knaben und Mannspersonen sich aller un-
anständigen langen Haaren und Poudrierens dcrsel-
bigen enthalten sollen.' Z Mand, 1680/1703.
pudere" Z (Spillm.), pü'dere" ZO.: refl., sich schüt-
teln, aufplustern, von Hühnern.
Nürnberg. ,auf-butteln' im gleichen Sinne. Vgl. damit
buttern, Imtteln, rütteln, bei Schill. -Fr. 1 311.
budere" III, p-: coire Bs (Becker). - Vgl. .las syn.
österr. hudeln (Castelli 98).
bndi: kaput Gl. — Viell. Kontamination von fudi
(s. j'u(\'i Bd I 1130) und hiput.
bndig: verschämt, schüchtern W. E*budigs Pure'
meiteli. — It. pudico (?).
ab-biuligcggle": abkonterfeien Tu. Syn. ab-fudi-
gegglen.
„Bndris", Büderis (Zyro) u.: „aufgewärmte Reste
von Fleisch (von einer gebratenen Gans. Zyro) an
einer Brühe" B.
Büdemli BHa.; GrNuL, ObS., Büdemji GrD., Luzein,
Pr. t, Seh. f, Valz.; PAL; W, Büdcli GrAv., 1»., Pr.,
Rh., S., V.: = Bodem 2 b.
büdme": 1. = bödmen 1 BHa., Si.; Grü., Pr., Seh.
E" Cluimmere", c" Stal b. — 2. en Anzug '»., den
untern Teil des Überzuges von einem Bette, einem
Kissen an den obern nähen Gr (Tsch.).
Büdmi f.: 1. „Fussboden in einem Stalle BSa.;"
F; vgl. B.-Laden (Bd 111 1068). — 2.= Büdemli Ulla.
Fluni. BGadm.
Äderi-Büderi m.: penis Z (Spillm.).
Vgl. Bidi l und Zizi-Bauderen. Anklingende Formen,
doch mit anderer Bed., s. bei Adclbatadcl (Bd I 85).
Budi, bzw. -a>-, Dim. Büdcli — n.: Kosew. für
Huhn BE.
Baf, bei; bif, boi", buf, bzw. baff-buff.
Bai' Bö'f* ii., Dim. Böfi, Böß: Name des Schales
in der Kdspr. ZU. — /-' der leichtest sprechbare Cons.
Hälle"-BÖf2li: = dem Vor. GT.; ZU. t Vgl.
Hälli (Bd II 1135).
half! paff: 1. Interj. wie nhd. wohl allg. Paff!
er (fi'd-em Ei"s [einen Schlag] Nnw. Paff! g'hld-cr
appc". ebd. P. um P., Schuss auf Schuss, Schlag auf
Schlag BSi. St hi'n p. um p. g'schosse'; er ist j>. um
p. umtrulet. Wuttisch P.? Drohfrage an kleine Kin-
der BStdt. In Ablautformeln: 1) Piff (oder puffj-
paff! von rasch auf einander folgenden Schlägen,
1 >:;;!
Baf, l>ef, bif. bot', bnf
l'Gn
Schüssen („plänkern*) Aa; B. Jitzl piff-paff drüfl
rasch zugegriffen BSi. Einem puff -paff ge", links und
rechts Ohrfeigen versetzen AaZ. .Geschossen ward
ganz grusani. biff, baff.' NScbradin 1499. — 2) Piff-
paff-puff! im gleichen Sinne, allg. Name eines be-
liebten Kartenspiels, wobei je drei auf einander fol-
gende Karten mit dem Rufe piff! paff! puff! ausge-
spielt werden Tu. — '2. Adj. und Adv., ausser Passung,
bestürzt Bs; B; Z. I,u bi" emel im Auge'blick ganz
p. g'si". - - Vgl. die synn. bauf! pufft
baffe", j>- : 1. (auf einander) stossen. ,Die Schiffe
hatten einander zerschlagen und also an einander ge-
baffet, und hat sie der Wind an das Land geworfen.'
1460, HvEpting. — 2. wie nhd., von Tabakrauchern Gn.
Baffle" f.: Ohrfeige Ar. Syn. Wafflen.
baffere": 1. knallen Bs. Mei", das (Biffertli)
bäfferet! — 2. schiessen Bs.
Bäf'el 1 m.: Schwätzer AALeer.
G°-bafel l'afel n.: Geschwätz AALeer.; B. Es
V. a"stelle", a'richte*.
„ baffe": tr. und intr., ungereimtes Zeug schwatzen
LE." — Mhd. baffen, schelten, zanken, bellen.
baf(f)le° baffle" Ap; BBüren, Ha., Si. ([<-); L„E.".
G. (Ineichen); SL., bafle" Aa; BM., 0. (auch p-)\ L
(Schünnann): 1. plappern (z.B. von kleinen Kindern).
unverständlich, sinnlos, unnütz oder zur Unzeit (z.B.
von Ohrenträgern BBüren) schwatzen; Syn. wafflen.
Si bafle" und hubete* so vil vom Vaterland. Ad.Fret
(Aa). Off höehdütseh Näbes b. — cha" 's nüd verstö",
off Kr. I'kkl. (Ap). Abi. Bafffßer, BafCfjU in. —
2. unbefugt drein reden BSi. Du hast mit dri" z' p.
Dio Angaben mit /'und/* kreuzen sich dermassen, dass
eine reinliche Scheidung unmöglich ist; vgl. die ähnlichen
Verhältnisse in den Gruppen chlaff- (Ibl III 625/32), niff-
(Sp. 678/9), ferner beffden. In wie weit die Verschiedenhl it
des ansl. Cous. auf urspr. etym. Verschiedenheit oder auf
sekundärer lautlicher Entwicklung beruht, vermögen wir
nicht zu beurteilen. I > i • r Stamm baff- (wahrsch. identisch
mit dem Schallw. baff) steht im Ablautsverhältniss zu '»-/-.■
in (..//'■ ii könnte mit bekanntem Lautwechsel eine Nbf. zu
babeku (Sp. 'Jini stecken oder aber eine Abi. von Bafel II 1 4
vorliegen.
„üs-: 1. aufhören zu .baffeln.' — 2. ausplaudern
LE." ver-: 1. „= üs-b. 1 LE." — 2. = üs-b. 2
„LE.;" SL. — 3. durch Bafflen verlieren, verscherzen
BSi.; „LE."
„bafflig: dumm plauderhaft LE."
Bäf'el II (in B P-) m.: 1. coli., „Auswürfling,
Bettel, von Personen and Sachen Sch; Z." a) ge-
meines Volk. Gesindel, Pack Bs (Spreng); GitChur;
G; Seil; ZWthur. ,|l>iese Leute] behandeln sie als
Pavel.' Seil Pilger 1884; vgl. ebd.: .Die Andern sind
Spreu und Güsel.' — b) altes, verlegenes, wertloses
Zeug, bes. von Waren; Ausschuss. Schund AaZ. 1815;
Bs; Gl; G; Scu ; Tu; ZWthur. Iczt hat - er iif der
Gant für schö" Geld mint als so alte" 11. g'chauft Sch.
.Wind eingeladen an die Tafel; hier gab es aber
keinen B. : es gab Rostbeeff und auch l'oudin.' Heu
Sulzer 1830. Von schadhaftem, geringem Obst ZBenk.
- c) wirre Menge, Haute, Gedränge von Menschen,
Tieren und Sachen BTJ. Du ehiimii e" ganze* /'. daher.
/•'• ha" Mari g'ha" dürch d<" /'. dürche" :' cho". Er
het-ere- der tian: /'. [Plunder] rar </' Füess g'htit.
Mischmasch, Durcheinander Z. — d) Unsinn, dummes
Zeug Aa; Tb. B. schwätze". — 2. sitzen gebliebene
alte Jungfer Bs (Spreng).
Das W, berührt sich begrifflich aufs engste not Bafel lt.
Im Schwab. (Schmid 37) stellen in Bed. I b Bafel und Pofet
neben einander, das Bair.-östr. (Schm.-Fr. 1 .".-- 1 1 kennt nur
/'.././. Bofcl für unser Bafel und /''■;/■/. (legen die llerleitung
aus Bafel, Pöbel (s. Gr. WB. VII 1952) lasst, sich von Seiten
der Bed. nicht viel einwenden, aber der Voc. it bleibt dabei
unerklärt. Es scheinen derb zwei urspr. verschiedene WW.
vorzuliegen. Merkwürdig ist. dass auch im Judendeutscheu
in Bed. 1 h lUihil und Bofel neben einander her geben.
•_' knüpft wohl au 1 b an; zum Übergang in die individuelle
Bed. vgl. etwa Manne"-, Wtber-Voleh.
bäf'el: präd. Adj. und Adv., unansehnlich, ver-
unstaltet, verderbt. .[Es] mag einem menschen, wenn
er gleich von leib und gestalt schon und stark ist,
leichtlich begegnen, dass er sich nit nun orfalt, bafel
wirt und den schein verleurt, sonder von stund an
dahin stirbt.' LLav. 1582. .Die silberne krön wirt
vom dampf der liechteren und ampelen, so tag und
nacht brünnend, dermassen bafel und schwarz, dass
man sie nit für silber ansehen kann.' Jos.Malkr 1593.
Armselig SchSL ,Es sieht b. bei ihm aus.- Sulqer.
- Vgl. ,Bofel' Gr. WB. II 218.
ver-baflen: herabbringen, verderben. .Dem
papst ist furgetragen, wie sin gewerb [der Ablass-
handel] in tutschen landen anhebe nidergelegt und
verhaftet werden.' Kkssl.
baf2c", bzw. -0-, Dim. bdf'ele": schlafen Gl; Sch;
Z (Kdspr.).
,Pafennen f.: ein glotz oder dotz, so nit beschlagen.
trochus.' Mal.
I'flf'i BG., Schw. (PI. Päf'ene"); F, l'affi I'
in. LG.. Schw.. f. BG., Schw.; F. n. BSchw. (Zyro);
FSs. : gepflasterter Platz auf dem Hofe vor Haus oder
Scheune. aaOO. „Gepflasterte Strasse BSchw." S. auch
Mal (Sp. 570). - Frz. pavi in.
Paffier m.: Pflasterer. Demi'., der den Schloss-
hof von Murten .besetzt- [gepflastert] hat, wird ein
Stück Tuch geschenkt. 1541, Absch. — Frz. paveur.
Päviole": = Fasölen (Bd I 1003) FS. - Vgl. zunächst
das syn. Pfafflölen.
l'iif'er in.: klebrige Kruste, wie sie sich z.B. beim
Schälen gesottener Kartoffeln an den Fingern, beim
Essen derselben um den Mund ansetzt (Herdöpfel-P.)
BSi. Syn. Barnen.
päfere": pers. oder unpers., ankleben BSi. Dem
Kartoffeln Schälenden päferen si (oder päferet es) an
den Fingern. - Viell. zu Pafi; vgl. Pflanta:
häuf, pauf: Interj. = baff! B; S. B., b.! Das hei
doch tüflisch (fchraehi. Schild (Wildsaujagd). Pauf!
mit-,!em Hammer druff [draufgeschlagen], BWvss.
häufele": für Idafeie" ( Bd 111 IUI) in der Kdspr.
„S;" Z. Es cha"" seho" b.. macht die ersten Geh-
versuche.
häufe": gerne trinken, dem Trunk ergeben sein
ZLmbr.
he hVllr". beffelle" (bäffele« BS. (-$.-); SL.. baffle"
GuChur. I».. He.. Pr., UVatz; GSa.. Sev.. T.. \V„ We„
bäfele" BHa., I'., bäfle" Ar; GrD., 7 Gerichte, He.; Gtt.,
Rh., oT.): 1. plappern, schwatzen Bj GitValz.: GT.;
SL. (von geschwätzigen Weibern und alten Leuten)-
10-1 1
ßaf, bef, liif. bof, buf
1Ö42
Leise roden Gr. — 2. = bafflen 2; maulen, widerbellen,
zänkeln, giftig reden Apj B; Gr; G. Dri" b. B; GMels.
Si lud 'bäfellet und g'chäfeUet, dass 's en Grits ist
g'sin Ulla. Su chlini Bitze" seit nii hmte'dri* h., we""-
ine"-ium Öppis seit BS. Chiinnl aber er zur Selte'heit
ennol und hei"1, wie er het g'seit, so giht 's e" Bredig
hin''e"dri". Du Trust [du meine Güte]! wie ratscht
und befflet-si! EFeurer. ,So gottlos sollte man die
Kinder nicht befein und widerbeteln, d. i. belfern und
widerbelfern lassen.' TTobl. 1830. — Abi. Bef(f)ler,
Befffßi m. — Bair. beffen, beffdn in Beil. -2. Vgl. <lu
Anui. zu bafflen, ferner bi/elen, bifflm.
a"-: tr., anbelfern, von zänkischen Personen Ap;
Gr. — wider-: widerbellen, widersprechen Ap; Gr.
/'i ist würd-sch'-mer wol w. und anstatt des ja, des
nei" säge'. Sciiwzd. (GrPi\). Es brückt nüd all Weder-
lie/li's, man soll nicht immer widersprechen Ap.
Befelc- f.: verächtlich für Mund BBe. D's
Zandwe tuet Eim d' B. zue.
beffe": 1. „schwach bellen, kläffen, von kleinen
Hunden." ,Nictere, baffen, ballen oder schnupfen, als
wenn ein hund auf dem gespor des gwilds innen
wirf Fris. ; Mal. — 2. von Menschen. Dri" b., un-
befugt drein reden ThHw. Zänkeln, stets das letzte
Wort haben wollen TiiTäg. — umen-: widerbellen,
maulen THEschenz.
befere": = beffelen 2 AALeer.
Beflete" f.: 1. gedankenloses Geschwätz GRValz.
— 2. das Widerbellen, Widersprechen Ap; GRHe.,Klost.
befer: vorzugsweise von Kindern und weibl. Per-
sonen, a) anschlägig, angriffig. flink; lebhaft, munter
BHa., „0." ; Obw. B. derhar cho", unerschrocken auf-
treten Obw. — b) artig, hübsch BHa., „0."
Zur Bed. vgl. ««./er (Sp. 681). Unser W. dürfte mit
dem syn. bifer etyui. identisch sein und weiterhin auch zu
biff und seiner Gruppe in nächster Bez. stehen (wegen der
Verschiedenheit des Ausl. vgl. beffelen). Doch ist das Vocal-
verhältniss insofern nicht ganz klar, als wir nicht wissen,
ob e fürs ganze in Betracht kommende Gebiet (wie für L
z. B.) als Dehnung aus urspr. t aufgefasst werden kann. Ein
analoges Verhältniss besteht zwischen nifelen und Nevi (Sp.
C78), wodurch die Etym. des letztein W. in andere Be-
leuchtung tritt.
Befer m.: tüchtiger Rausch L.
befere" I: 1. tüchtig drauf los schlagen, prügeln,
schiessen usw. SchwE. Spec, tüchtig drauf los trin-
ken, zechen LG.; SchwE.; „TL" „Er lud brav 'beferet."
— 2. „meistern, bezähmen LG.; U." — 3. belfern,
zanken, streiten L.
ver-: recipr., einander tüchtig hernehmen. Chönnd,
mer wend enand v. [mit Schneebällen] und biege", wer 's
am beste" b'reich SchwE.
befere" II: wehe rufen, seufzen Z (Dan.). — Syn.
weferen,
biff! piff: Losungszeichen („zu einem Buben-
stück") AAKais.; „Z."
Biff, P- m. : in der RA. „Der versteht den P.,
weiss, wie mans anstellen muss, Jmdn zu betriegen Z."
Syn. Pfiff. - Vgl. frz. biffe!
biffeli01'. B. druff si", schnell bei der Hand
(um Etwas zu erhaschen) ZO.
BIffel I, P- (im Th nach einer Angabe auch Pifel),
Dim. Biffeli — m.: Schelte auf eine zanksüchtige,
. eigensinnige, widerwärtige Person, spec. vom weib-
lichen Geschlecht und Kindern Sch; Tu, hämische,
Schweiz. Idiotikon IV.
streitsüchtige Tadlerin Sch. Du bist en richte'' B.!
Wa; du wottst de" B. hlröte"? — Bair. /;.;/./, Biffd in.,
zsgedrückte, vorstehende Lippen, verächtlich Für Bland.
bifele": gedankenlos schwatzen B um Thun.
Betr. das laut], und begriff!. Verhältniss zum folgenden
W. vgl. btffden. Vgl. auch das syn. biberen I S (Sp. 922).
biffle": zänkeln, keifen Soh. Si hend rieht 'pifflel
mit-enand. Die Chind händ en ewigi Bifjlcte" undt r
enand. , Seine Frau war eine Übelhauserin und eine
Bifflerin dazu.' Sch Pilger 1884. — Nbf. zu befflen.
pifflig: zänkisch, giftig Scn. Nif nid, so p.<
Biffel II in.. Dim. Biffeli: 1. a) in ZSth. P-, Ärmel-
weste, Kamisol, Wams, für Männer und Knaben SchSI ;
Tu; ZSth. — b) kurze Frauenjacke TnBerl. — 2. „ein
durch Kunst erhöhter weiblicher Busen Th." — Vgl.
Biiffd III.
Bif'er, P- (in BSi. -V-) m., in BInt., R. n.: 1. dünne,
rahmartige Decke, die sich beim zweiten Kochen der
Käsemilch (Sirte'J oder auch dann bildet, wenn die
Milch von selbst sauer zu werden beginnt BG., „0.,"
Si.; F. Syn. Gugger III (ßd II 189); vgl. Bifer-Anken
(Bd I 343). ,Nach der neuen Mode müssten wir jetzt
noch 2- -3 Schüefe voll Echis beimengen, um den
Vorbruch oder B. heraufzujagen.' HsNtdegger 1890.
Geronnene Milch BO. — 2. ein gewisser Wind, der
nach dem Volksglauben die Blähung der jungen Käse
verursacht BO. Vgl. Bifer- Mannli (Sp. 270); Anderegg
1897, 479. — 3. dünne Schneedecke B„0.", R. Syn.
Geifer, Gifer (Bd II 129. 130). Es B. Sehne. Es hed
es Bifer(li) [ein wenig] g'schnit BO.
bif(e)re°, p-: 1. pifren a) beim .Blattenschiessen',
wenn der erste Schuss nicht geglückt ist, gegen Ent-
richtung einer bestimmten Gebühr weitere Schüsse
tun, um in einen günstigem Rang zu kommen BR.
— b) beim Knabenspiel Stockten zum zweiten Mal
werfen , um näher zum Ziel zu kommen BBr. —
2. a) Bifer 1 machen BG. ,Wo gebyfert wird, muss
nun vorher [vor dem , Ziegern'] noch der Vorbruch
abgeschöpft werden.' HsNydegger 1890. — b) sauer
werden, von der Milch zur Sommerszeit; infolge dessen
geht bei der Käse- und Ziegerbereitung die .Schei-
dung' [Gerinnung] nicht recht von Statten BG. —
c) „act., schlechte Käse machen BO." — d) „vom
Käsekochen, wenn sich die Käse blähen BO." —
e) „von Rahm, wenn er beim Buttern spritzt BO."
— 3. pifre", kränkeln BSi.
Viel], zu rom. bifari (Pallioppi 106), lat. bifarius, zwie-
fach, doppelt, also eine der sehr zahlreichen aus dem Lat.
stammenden alpwirtschaftlichen Bezeichnungen. Sie gienge
zuuächst auf das zweite Kochen der Käsemilch, wäre dann
aber auch von andern zum zweiten Mal ausgeführten Tätig-
keiten gebraucht worden; vgl. Bed. 1. Bifer ist wohl vom
Vb aus gebildet, zunächst in Bed. 1. In 2 ist das W. als
Noni. ag. gefasst, gleichsam Personifikation dessen, der das
Eiferen (2 b) mit seiuen weitern Folgen (Blähung des Käses)
verursacht. Bifer 3 ist von 1 übertr. Eiferen S steht biferet
am nächsten, das sich seinerseits an den in Bifer 7 und 3
entwickelten Begriff des Dünnen anschliesst; vgl. insbes.
Bifcrli, ein wenig (Schnee) und das syn. Eitzeli. Das Ver-
hältniss zu Gifer (Bd II 130) ist unklar; betr. den Wechsel
von anl. b und g vgl. die Anm. zu Eüfel.
nahi"-: nachbieten, bei einem Kaufe BR.
biferet: schlank, schmächtig und dabei schwäch-
lich, von Kindern B.
biferle": unpers., ein wenig, dünn schneien, bes.
bei kaltem Winde BO. Syn. fiser(l)en (Bd I 1077).
66
1043
Baf, bef, liif, bof. buf
10-14
bifer p-
mntcr, lebhaft Bßr. — s. i„i.
Bofel I (in GRGlar., oHe., L., Mai.; GSa., W. -ö-),
PI. Böfel, Dim. Böfeli — m. (in GrL. nach einer An-
gabe n.): 1. a) Weide. .[Die von N.] sont irü ross
han an dem boval unz an den dritten tag, ob sis be-
durfent.' 1368/70, Mohr, Urk. ,Der metziger ze Cur
recht ist, daz alles daz vihe, daz si in der metzi ver-
metzigen wend, das sol in dem bovel ze Cur gan,
aber fürstdes [ehe] daz es in den b. kunt, so sol man
wissen, daz...' ebd. ,Die von Ragaz dürfen mit Vieh
nicht weiters als für den Fallgatter und den Boval
hinaus fahren.' 1481, Egger. ,Ain banwart ensol kain
frömbde noch haimschen persouen ir vech türer pfen-
den in böfeln dann ain ross hy der nacht 18 ,&.' 1491,
GitThusis Rq. ,Dem artikel von der pofel wegen un-
schedlich.' ebd. Die von Ragaz anerbieten für das
Bofel, worin der Landvogt vier Ochsen halten darf,
100 fl. 1541, Absch. Berggut GW. Name gewisser
an Ochsenweiden angrenzender Güter mit Ställen Gr
Igis, Ziz. (Tsch.), „des grossen Ochsenfeldes des Klo-
sters Pfäfers unter Ragaz." Flurname GMels. ,Bofel-
gass' GRMai. — b) Baumgarten „Gr;" GW. — 2. der
dritte Graswuchs im Jahre GrD., Glar., L. Syn. Herbst-
Gras, B.-Weid. ,Es ist g'rad noch en ordc"licher B.
(/'sin, nach dem Ämten ist noch ordentlich Gras nach-
gewachsen' GrD. (Bühl.).
Vgl. rom. Bovel, Boval, Name von Viehweiden; buet, Imal,
Herbstatzung, bualer, weiden, ätzen. Bed. 2 auch tirol.
böflc": ,das Vieh der einzelnen Particiliaren, zu
einer Gesamtherde vereinigt, im Spätherbst [zur Zeit
der Bofel- Weid] auf den Privatwiesen als gemein-
samer Weide weiden lassen', ein Überrest der alten
Allmendwirtschaft GuChurw.
Bofel II, P-, „Bof}el" m. (auch n.): l. = BafelIIlcB.
Mier wein afen grad d's gröst P. voruberlän BR.
Spec. a) vom Hausrat B. Mer hei" e" grüslege" P.,
z. B. beim Umziehen aus einer Wohnung in die andere.
Wo-n-ich hei'" cho" tri", han-ich nen grüsliche" B. a*-
'trofj'c", fand ich Alles drunter und drüber. — b) grosse
Herde Vieh B; „LE."; Senntum BHk. Es rechts B.,
viel Vieh aller Arten durch einander BHk. — c) das
Gesinde auf einem Bauernhöfe nach seinem derben,
ungeschlachten Auftreten und Gebahren liSi. —
2. (allzu) weitschichtiger landwirtschaftlicher Betrieb,
zu dem viel Vieh und Gesinde gehört BO. ,Cura;
prolixse circa agrorum eultum ob eorum copiam.' Id. B.
Auch von einem grossen Hauswesen mit Bez. auf die
Menge von (nam. groben) Arbeiten, die seine Besorgung
mit sich bringt B. So sagt man von einer Bäurin : Si
ma" niene" g'cho", si het gar e" grosse" B. Si chunnt
der ganz Tag nie us-em P. use". Übh. geschäftiges,
aufgeregtes, lärmendes Treiben (wenn man alle Hände
voll zu tun hat, vor der Menge von Arbeiten, Wirt-
schaftssorgen nicht weiss, wo Einem der Kopf steht).
E" Lärm und es P. [bei Bauten], B Hist. Umzüge
1882. Was machisch doch ferne" B.? Si isch i* ne"
grosse" B. cho", tvo 's nit het welle" rücke" mit der
Wasch. Si isch ämcl o imene" B. g'sl", war wahrlich
in grosser Aufregung.
S. Anni. zu Bafel II. Uns Neutr. Pofel kann auch als
O'bofel, d. h. als Abi. von boflen gefasst werden.
Herbst-: die sich drängenden landwirtschaft-
lichen Arbeiten im Spätjahr B. — Land-: 1. concr.,
was zum landwirtschaftlichen Betrieh gehört, das Ge-
sinde, die Feldgerätschaften usw. B. — 2. die Feld-
arbeit, die Besorgung des Viehs, des Fuhrwesens usw. B.
bofle", p-, Jtoff'le"" : 1. „eine (zu) weit ausge-
dehnte Haus- oder Landwirtschaft führen (ohne die-
selbe gehörig besorgen zu können)" B; „LE. Er
bofflet, treibt Landbau im Grossen, hält viel Vieh 1!;
LE." Da poflet 's recht, da wirdß im Grossen be-
trieben, von Bauernhöfen, wo es zugleich etwas un-
geschlacht zugebt BSi. Es poflet, wo auf einem Bauern-
gut die vielen ungeschlachten Dienstboten in ihren
schweren Schuhen aus- und eingehen, ebd. Schwer-
fällig, mit Gepolter gehen BLenk. Im Hause herum-
rumoren,-hantieren, von der Hausfrau B. D' Mamma
het de"" scho* lang rorher im Häs ume" 'poflet, Dienste*
üfg'jagt. Dk Bari. Mier hei* sust schon um rieri fürt
wellen, hein du aber erst um füfi g'wüsst z'weg z' p.,
d. h. all die Arbeit im Hause hastig zu erledigen, so dass
wir uns auf den Weg machen konnten BR. Mit Eifer
die Hausgesehäfte besorgen B; F. 's Dächets Jung-
frau [die Magd des Dekans] poflet guet. Auch tr. ge-
wendet: Etwas (in der Wirtschaft) zurüsten B. D'
Mamma ist i" d' Chuchi use" Öppis ga* p. — 2. ver-
allgemeinert, sich mit viel und mühseliger Arbeit
plagen (ohne sich darin zurechtzufinden, damit zu
Stande zu kommen) B. I<* muess Wäger absitze", ich
ha" der ganz Tag 'boflet. Si poflet der ganz Tag «"''
's isch doch am Abc"'2, wie we"" si mit verrichtet hält.
Auch mit dem Nbbegriff: sparsam, geizig leben BSigr.
,Sie hatte ob ihrem Hausen und Boflen und Fegen
und Futzen den armen Mann vor der Zeit unter den
Boden gebracht.' B Hist. Kai. 1857. Abgeblasst: sich
mit Etwas (ohne Erfolg) zu schaffen machen B. De''
Vehtolier het afe" so lang a" mi"'r Cime ume" 'pitsch-
geret u"d 'poflet u"'' bringt-se doch nid z'weg.
Bofel III, Pofel (1531, Strickl. ; Kessl.). sonst fast
durchweg ,Böfel, P-' (XVI./XVIIL): = Pöbel (Sp. 924).
Vereinzelt als ,Büfel': ,Wie des untrüwen püfels ard
ist.' Vau. ,Wiber und mannspersonen, büfel und hab-
lichs volk.' Ende XVL, Gfd.
Die Schreibungen mit li- und P- gehen regellos durch
einander. Das W. ist vorwiegend m.; n. 1540, Absch.;
HBull. 1572; Lind., Wthurer Chr., Schwanken herrscht bei
Kessl.; Wurstisen 15SO/17fiö. In der Stelle bei Vad. I 533:
,In einem so verwierten bäfel [wie das Concil von Constanz],
in welchem vom houpt biss uf den miusten jederman prest-
haft und gotlos ist' muss wohl .büfel' gelesen werden.
Ge-pöfel s. meister-llchtlich (Bd III 1050).
Büffele" f.: unfreundliches, hässliches Gesicht Bs.
Syn. B.-Gefräss (Bd I 1319). E" B. mache: - Vgl.
dio Gruppe Moff (Sp. 93/4).
hoffe", p- Gr; W, „bo/f'e", bofe", böfe" Schj \V":
1. sich zum Hörnerkampf rüsten, vom Bindvieh, das
dabei den Kopf senkt, finster von unten herauf schaut
und durch die Nase bläst GrAv. — 2. schmollen,
aus Zorn oder böser Laune nicht reden Gr ObS. (bes.
von bestraften Kindern); W; „maulen W." Syn.
mutschen (Sp. 603). — 3. meist unpers., vom Wetter,
Miene machen umzuschlagen W; Syn. stössen. —
4. „schlafen, oder vielmehr im Schlafe schnarchen Scn."
Vgl. it. buffare, blasen, schnauben, zu 1 spec. das syn.
r&to-rom. boffar. Sollte St. 's Angabo mit ö sich auf 4 be-
ziehen, so läge nahe, Identität mit bafen anzunehmen.
r.ollcli. Das Siegel habe in einem Kästchen neben
einem silbernen B. gelegen. 1599, Absch. V 1 b 1805.
— Für Buffeli, Bufferli (s. Buffer I ;')?
int:,
Baf, bef, bif, bof, buf
l
bof er: armselig, vom Aussehen Bs. Fn.pauvre.
böferet: zum Zerspringen voll tiT. Er häd
'trunkf, bis er b. voll g'si* isch.
Hoff in.: = Möff (s. Mojf Sp. 93) B. .Palmerston,
der englische Fuchs, der zuweilen ein halber B. und
ein halber Jude seheint.' Gotth. — Identisch mit (oder
angelehnt an) frz. boeuf!
hu ff, p-: Interj.. wie nhd. .Laufend, schüssend,
machend buft'-bulV, band heldeninuot.' RSchmid 157!'.
5. auch paff.
Buff, P-, PI. Büff, Hiin. Büffli (in BBr. Piffi)
— m. : 1. kräftiger Stoss, besonders mit der Faust
Aa; Bs; B; Gl; L; G; Tu; UwE.; W; Z. Syn. Bimgg,
Putsch. , Doch ist [beim Rennen im Turnier] Nie-
mants Sunderlichs widerfaren, denn Allen guete Büff,
wie etlich nachfolgender Tagen klagten.' FPlatt.
1012. P. uf P-, Schlag auf Schlag, schnell nach ein-
ander, zunächst von Schüssen AaZ.; Bs; L. .Plötz-
lich krachte es hinter den Häusern P. auf P., dass
die Mädchen und Frauen ein Mal über das andere
zusammenfuhren.' Breitenst. Auch bildl. : .Wäre es
ein Wunder, weil der Liebe Gottes ein Buff über den
andern wird, Gott neiurne sie wieder ganz?- FWvss
1672. P. u"d bar, verstärktes bar B oE. P. u"d b.
zale". — 2. heftiger Windstoss PAL — 3. Pasch im
Würfelspiel „VO;" L; G; „Z." (E") B. icerfe", ha:
Vgl. Alle (Bd I 100). .Der lange P.', Name eines
Spiels; s. Sp. 145. — 4. scherzh., (leichter) Bausch
VO; ScuSt.; „Th; Z"; Syn. Hieb (Bd II 945). 's macht
heisse" sust, ich hätt e" P. und Ol am Hüetli g'ha".
Ineichen 1859. — 5. Borg, Kredit AaZ.; Ar; Bs; „F;u
Gl; Gr; GW.; Sch; Tu; W; Z. Uf B. ge", mache', ne",
trinke". Syn. uf Beit, guet Bitt, Dings. Von einer
Person sagt mau, sie sei immer uf-em B. oder am B.,
lebe vom Borgen, sei immer in Geldnöten Gr. —
6. concr., etwas Bauschiges, Wulstiges, a) Bausch an
Ärmeln Bs; Z, „leichter Bausch VO; Th; Z"; vgl.
Puff-Ärmel (Bd I 459). — b) „durch Kunst erhöhter
weiblicher Busen LG."; Syn. Biffel. — c) Wams Gr
Mai.; „Leibchen, Weste Bs; Gl." — 7. P. mache",
Staat machen B; Z. ,Sie hatte mit dem Kind P. ma-
chen wollen, und je mehr sie das wollte, desto weniger
wollte das Kind.' Gotth. — 8. Name in einem Ge-
sellschaftsspiel. In der um den Tisch versammelten
Gesellschaft erhebt sich Jmd, ergreift das Glas, tut
einen Schluck und spricht darnach: Ich bin des Herrn
General P. ! Darauf stellt er das Glas mit einmaligem
Klopfen auf den Tisch, wischt sich mit der Hand einen
Mundwinkel nach dem andern, setzt sich und klopft
mit jedem Fuss einmal auf den Boden. Darauf erhebt
er sich zum 2. Male, tut 2 Schlucke, spricht: Ich bin
des Herrn General P. P., und klopft 2 Mal mit jedem
Fusse; das 3. Mal endlich wird jede Handlung in der
selben Reihenfolge 3 Mal ausgeführt. Nun ist die
Reihe am Nachbar. Wer einen Fehler macht, muss
ein Pfand geben Th.
Vgl. Gr. WB. II 400/1, zu 2 spec. das syn. rätorom. buff,
buff, it. buffa, zu 5 Schm.-Fr. I 213; Kluge 1883, 116.
S. auch Pfuff.
Puffe" f.: Bausch, bes. an Frauenkleidern Tu; Z.
buffe", p- Bs; SchwNuoI. ; UwE., sonst büße", p-:
1. (mit den Fäusten oder Ellbogen) stossen Bs; F;
Gl|; L; G; UwE.; Zg; Z; Syn. bunggen. ,Bis der Türk
mit schiffen wirt dermass mit üch [Fürsten] hülfen.'
UEcKST. , Puffen, puffen, schlagen, pavire, ferire.'
Red. 1662. — 2. Einem mit Stichelworten zusetzen
SciiwNuol. Si puffrd enander brav. ■>. ,das Haar
büffen', gleicbs. bauschen, kräuseln, frisieren; vgl. Gr.
WB. II 492/3. Ansb. (II» 390) tadelt die zu seiner Zeit
herrschende Mode des ,harbiffens und glatscherens.'
,Comere crinem, das haar zieren, mutzen, büffen. <'ri-
nalis eultus, das zieren, pflanzen und b. des haars.
Capillos medicare, das haar b., das haar färben. Torto
nexilis orbe sinus, gepufft oder krauss haar. Calami-
stratus, gebüfft oder krauss gemacht.' Fris. ; Mal.
,Das haar zu puffen und zu krümmen.' Tschudi, Gallia.
— 4. betrügen. ,Ich kond s' flu salben und inmassen
puffen, dass den puren die ougen recht überluffen',
sagt eiu Ablasskrämer. NMan. — 5. (büffe*) eine Öff-
nung an einer Maschine (worin eine Walze sich dreht)
mit Hörn, Metall usw. ausfüttern Ap; ZO. — 6. (büffe")
intr., knallen, puffen Ap. Es hed uuguet 'bofft, sehr
laut geknallt. ,Der Bär hieb darnider, dass es bufft.'
Lied 1712. — 7. fpufje'J das Brettspiel Allimäl ma-
chen Ap; s. Buff 3. — 4 ist bildl. Anwendung von 3.
Zu 5 vgl. Büff.
um-: uinstossen, -werfen GSev. ; Z.
an-: anklopfen. .Wer ist do, der so hart an-
bufft'r" Holzwart 1571.
Buffer 1, P-m.: 1. Puffer, Stoss UwE. ,B., sclo-
pus.' Denzl. 1077; 1710. — 2. Buffer, P- F; Gr (Dim.
Büfferli); L; S; Zg, Buffer (Dim. Buferli) AAZein.,
Püffer ScuwE., Buffett I. P- Aa; Ap (PI. B&ffert);
Bs; BHk.; ScuSt; Tu; ZDättl., Elgg, Mönchalt., O.,
Pufert ZUhw., Büffet I, P- GaL.;ScH; Tu; Z, Pufel
Z, Dim. Buffcrtli Sch; Z tw., BüffertU, P- A.vBb.; Ar;
Bs; SchSL; Th; ZSth., Püfertli Z, Pürfetli ZO., S.,
Püfetli ZKn., S. — ra., in Bstw.; ZUhw. n.: (auch
Sack-B. Aa; ScHNnk. ; S; Z) Terzerol, Sackpistole,
bes. von Knaben zu Neujahr, an der Fastnacht, Wein-
lese, an Hochzeiten usw. verwendet. Oft auch ein
blosser, zum Schiessen eingerichteter Hohlschlüssel
(vgl. Schlüssel-Büchs) Ap; SchwE., oder ein alter Ge-
wehrlauf, den man auch beim Sprengen von Holz-
strünken braucht SchwE. ,Wer [in Bs] kein Biffertli
zur Verfügung hatte, seis beim St Jakobsfest, seis
zur Herbstzeit, der fabrizierte Zettemli, Schlüssel-
büchsen und Katzenköpfe.' Bs Nachr. 1898. Wo der
E.rame" übere" g'si" ist, so het-me" dürfe" schüsse"; ich
han ouch e" B. g'ha". Aa Schulmstr. Schäggeli, stand
u f der Stei" und lö di" Buffcrtli chlöpfc"! WSenn.
.Feuerrohr, Pistollen, Puffer.' 1070, Abscii. ,Sie gab
ihrem Manne und seinen wachthabenden Freunden
Butterte und türkische Säbel.' 1691, Ochs. ,Pistolets,
Puffert.' B Mand. 1723. .Büfertli.' 1761, ZWetz. Einer
wird bestraft, weil er mit einem Sackbuffet umhin-
gegangen.' XVIII., Diener 1803. — 3. Buffer, P-, Dim.
Büfferli AALindenb., sonst Büfferli, P-: = Buff 4 Aa
Lindenb.; F; VO. — 4. .Püffertlein', Name eines Ge-
bäcks. ,[Man nimmt] '/» Pfd Mehl, 2 Eier, '/« Mass
Nidlen [usw.], lasst ein Stück Anken in Turteletteu-
mödelchen heiss werden, tut den Teig darein, backt
die P. schnell, bestreut sie mit Zucker.' ZZoll. Kochh.
1820; vgl. B Kochb. 1830, 229.
Das W. hat sich in Bed. 2 mit dem altern Lehnwort
Büffet II vermischt, mit dem es an vielen Orteu Form und
Geschlecht teilt. Zu 4 vgl. Pfütz-üf (Bd 1 121), ferner
Gr. WB. VII 2210/1.
1047
Bat', bei', bif, bof, bnf
1048
bufferc", p- AaZ.; „VO", bti/fere", p- AaZ.j Bs;
SciiwE.: dumpf knallen, wiederholt und ungeregelt
schiessen.
Puff(e)rete = , -erte' f.: Nasenstüber B Ha.
ge-buffet p-, g°-b ü f f 1 e t jj- ; gebauscht Z. Pu/feti
Ermel. — Abi. von Buff, Bü/fli.
Buffi I m. : 1. Hanswurst; Vortänzer. ,Den bu-
finen, bengeleren und spillüten.' 1534, Z Seckelamts-
rechn. ,1536 verzerten die bufinen zum Schneggen
an der kilbe nach altem bruch . . .' ebd. ,[Kain und
sein Geschlecht] wänend, welcher gang erabor und
stand der sünd am meisten Tor, der sei ein bufe und
der gröst [der führe den Beigen].' Büep 1550. ,Orbem
saltatorium versare, ein vortänzer, der den hoftanz
füert, bei uns bufe genannt, hofierer.' Fris.; Mal.
Wohl auch hieher als fingierter Name (des Narren) :
,Doch ich han gsächen iez post baccalaureatum, das
er meint, er weri iez kuenz puffi.' 1555, ThPlatt., Br.
- 2. „Buffi, P-, Tölpel LG." — 3. Bufi, Kerl BSi.
Dii ist der Tüfel denn en andre B. Schwzd. — Zu 1
vgl. it. buffo, buffone. Possenreisser.
B ü f f f. : 1. Auskleidung, Ausfütterung einer Röhre,
z.B. Brunnenröhre ZBauma; vgl. buffen 5. — 2. in
der BA. PüfftrÖle", stark, grob schwören, fluchen BR.
(iron.). — Eig. PI., bei 1 als Fem. Sg. anfgefasst. Die
bei '2 zu Grunde liegende Bed. ist nicht mehr zu erkennen.
Büffel I m.: 1. Bauschärmel Aa (Rochh.). —
2. Biffel, unartiger Mensch Ndw. - 2 viel], eher zu Büffel II.
büffle", p- (in W auch piße'): derbe Püffe geben,
schlagen, prügeln AaZ.; F; VO; SchSi. (Sulger), W.
umme1'-biffle°: unartig herumfahren Ndw.
Bufere" f. : Verlegenheit W. Er ist in e* scharpfi
B. chu". — Wohl = it. Im/cm, Schneesturm, mit deutscher
Betonung und charakteristischer Verallgemeinerung der Bed.
Bi'ilTet II, P- AaF.; BG. (-ü-'-J, Sa., Si.; F; Gl; GrD.,
Jenins, ObS., Seh., Schiers, UVatz; LMeggen; GaL.,
Sa.; Sch; Uw; U; Z, Pufet F (-Ü-); ZKn., Boffet,P-
LBeroru.; PP.; Scnw; TB. (auch Goffet); Zg, Bofet Zg,
Puffert II, P- ÄABb., F., Kästal, Leer., Z.; 1635, Öl-
hafen; Ap; Bs; B; F; Gk (St.b); L; GaL., T. (Dim.
BifferÜi Batzenh.), W„ We.; Sch; S; ThHw., üntersee;
Zg (St.b); ZDättl., Mönchalt., Sth., Bufert, P- ZStdt,
Bo/fert Zg, Büffert AAFri.; Bs, Burffet Z, Burfet, P-
ZO., Buffer US — n., in Ap; Bs; BSa.; G; Sch; Th;
ZSth. m.: Buifet. ,1m refental [Refectorium] stuend
ein bufet, was zechen staffeln hoch und zwenzig
spannen breit, und stuenden bis oben an das gewelbe
die hienach genempten stücke.' Dieb.Schilling (folgt
eine Aufzählung von allerlei Prunkgeschirr); dafür bei
Königshofen: ,Dorin stuend ein credenztafel', und in
den Gesta Trev.: ,Erat ibi trisarium decem scabellorum
per modum graduum.' ,Die puffett warend alle gerust
mit guhlinem und silbrinem gschir.' Morgaxt 1530.
,Das credenz, credenzbank, puffet oder anrichte mit
silbrinen oder guldinen geschirren, vasarium, abacus,
repositorium.' Fris.; Mal.; I>enzl. (, Bufet'). ,üas B.,
Trisur, Tritsoor, Stubenschank.' Red. 1062. ,Was ist
auf dem Schenktisch (Büffet) V Bas Weinglas, der
Becher, der Stauff, die Kante, die Schale, wobei der
Schenk stehet,' ebd. a) das B. als ein Prunkstück
der altem häuslichen Einrichtung, in seiner ausge-
bildetsten Form aus drei Teilen bestehend, einem
untern, ungefähr bis in Brusthöhe reichenden, einer
Kommode ähnlichen, mit Schubladen oder auch Käst-
chen, einem mittlem, ganz oder doch zum grössten
Teil offenen, der zum Auf- und Ausstellen des Tafel-
geschirrs (Gläser, 'fassen. Teller, Kannen usw.) dient,
sehr oft auch ein Handgiessi (Bd II 471) mit dem
zugehörigen Handbeclci enthält, und einem dritten,
meist bis zur Zimmerdecke reichenden, wiederum
mit allerlei verschliessbaren Behältern. aaOO. Vgl.
Ganter 4 c (Bd II 381), Guss 2 (ebd. 472), Chopf-,
B.-Hüsli (ebd. 1715. 1719), Chänsterli (Bd 111 366),
ferner die Synn. Kantrum (ebd. 375), B.-Chasten (ebd.
538), Schaft; weiterhin Bühl. I 107; Eidg. Monatsschr.
1845, 112. Das B. gehörte gew. zum festen Bestand
des Hauses, gleichs. zu den Immobilien und wurde
beim Umzug nicht mitgenommen; s. Zit-Hüs (Bd-II
1738). In AAZein. deckte es die Wand zwischen Küche
und Stube, und es befand sich in der Mittelnische eine
durch einen Schieber verschliessbare Öffnung, durch
welche die Speisen aus der Küche hereinbefördert
wurden. ,Ein grosses P. mit vier Kastenabteilungen,
sämmtlich verschliessbar, und offener Gestellnische;
sehr dienlich in eine Wirtschaft.' Zeitungsanzeige.
,Ein schönes, grosses P. mit Ober-, Unter- und Seiten-
kästli, nebst drei grossen Schubladen.' ebenso. ,Der
Buffert sei ein alter Behälter mit vier Türchen, jedes
mit einem Schloss versehen; in dem obern Teile rechts
habe das Geld gelegen.' Z Rechtspfl. 1833. ,Das Bufl'et
mit der Schaustellung zinnerner Teller, Schüsseln und
Kannen, des Glas- und Fayence-Geschirres, um bei
Tauf- und Leichenmahlen die zahlreichen Gäste aus
den eigenen Geschirren zu bewirten. In den Kommode-
fächern des B. zeigte die Hausfrau mit berechtigtem
Stolze auf den Reichtum an selbstgesponnenem Linnen
und Wollengarne.' vSprecher (für Gr). ,Zum glänzen-
den Schrank aus Kirschbaumholz, B. genannt, gieng
sie, wo hinter Glasfenstern des Hauses Zierden prang-
ten.' Gotth. .Gläser und Flaschen sah man auf dein
B.' ebd. , Bücher auf dem B.' ebd. ,Am braunen B.,
wo die geblümten Kaffeechacheli stehen neben der
hl. Familie.' MLienert. Aber uf <'em B. het-si denn
eister e" stattligi Hi'tsapotegg g'ha". BWvss. .Ein buffet
mit 18 trucken.' 1571, Z Inv. ,Das Buttert mit sechs
Türli und fünf Schlössli [kostet] 7 fl. 12 ß.' 1612, Gfd.
Einfachheit in , Tisch- und Bufettüchern.' Z Mand. 1703.
.Ab dem nussbäumernen Pufert erlöst 12 fl. 20 ß.'
1789, Z Haushaltungsb. ,Ein nussbäumis Burffet,'
ZZolL Pfandb. 1793. ,Burffert.' 1808, ebd. — b) kleiner
Schrank Bs (Anon. ad St.); BG., Hk. (zur Aufbewah-
rung von Geld und andern Wertsachen), Sa.; F; Ndw.
Syn. mit Gänterü 4 c (Bd H 381) PP.; ZO. Wand-
schränkchen GSa.; vgl. Cliäspli (Bd III 533/4). ,Ein
extra sauber und nach der neuen Mode gemachtes
Kästlein oder Büffetlein, mit zwei Türen und mit ver-
borgenen Schubladen von schönem eingelegten nuss-
bäumenem Maser und mit sauberem Beschlag versehen.'
Bs Avisbl. 1732. ,Ein wohl conditioniertes nussbäu-
menes Büffet, so klein, als es sein kann, mit zwei
oder einem Kensterlein, aber nicht hoch.' ebd. —
c) liegender Schrank in der Küche, dessen obere
Fläche zum Ab- und Aufstellen von Tisch- und Kü-
chengeräten dient ScnNuk. Speiseschrank in der
Küche, Küclienschrank Gl; GWe. ; Scuw; Zg, auch als
Chuchi-B. von a unterschieden. Syn. Ganter 4 b (Bd II
381). .Pas Boffert in der Küche kostet 70 Frkn.'
1854, Schw. Oberer Teil des Küchenschranks BE.
Frz. buffet, it. buffetto. Über formelle Vermischung mit
1049
Bat- buf. Bafz— bufz
1050
Buffer I s. Aum. zu Diesem. Zur Form Goffet vgl. Anm.
zu Bü/.l.
Trosscl-: 13. als Bestandteil der Aussteuer F.
Sca hct es zwöfalts Tr. (/habe.
Bnffi: Name eines Stoffs. , Für einen Sommerniantel
von B., oben und vomen aben gefiltert.' Bs Taxordn.
1646. — Wohl das frz. bouffu, bauschiger, steifer Stoff.
Uuviiiadig: dornige Hauhechel, On. spin. GrPt.
Biivinele" t. : Ackersenf, Sin. (raph.) arv. GrPi\
Bttfel, P- (lt St. und vRütte Büffel), in BSi. auch
l'itfer — in., PI. Püflc", Piifre" : rauher, steiniger
Hügel von kleinerem Umfang („von konischer Form,
oben abgerundet B-), auf flachem Grund sich erheben-
der (Sehutt-)Kegel BO.; Syn. Grind 2 c (Bd U 763),
Chnubel 2 (Bd III 717). Berggipfel von grösserer
Massigkeit und etwas unförmlicher Gestalt B öO.
„Jede grössere, unebene, holprige Steinmasse BO."
— „Flue-", Flüe-: abgerundeter Felskopf B.
Es liegt nahe, Zsgehörigkeit mit den Synn. Güfel, Güfer
(Bd II 133. 132) anzunehmen, um so mehr, als ein Wechsel
von anl. b : ij auch sonst mehrfach begegnet; vgl. z. B. Bf/er :
Gffer, Büffet : Gaffet. Doch lässt sich auch au eine Nbf. zu
Bühel denken, wobei für das Nebeneinander von/.-A auf
Fälle wie ahd. «si/b : ztoeho ua. zu verweisen wäre. Die
Schreibung mit ff soll wohl nur die Kurze des vorangehen-
den Vocals bezeichnen.
püfelocht, „büffelocht: steinig BO."; Syn. grin-
ducht, schopfig.
Büffel II m.: 1. junger Stier W. — 2. Büffel, Bos
bub. ,Wo einer sich unbillicher, naebgültiger, schäd-
licher sachen bereden und leichtlich in seinem für-
nemmen abwenden lasst, spricht man: Er lasst sich
bei der nasen füeren wie ein b.' Tierb. 1563. Als
Typus der Trägheit, Schwerfälligkeit, Dummheit.
Scheltw., dummer Kerl Bs. ,Ein grosser B., gross und
faul, ist zweifacher Schad.' Mey., Hort. 1692. ,Er ist
ein ganzer B., non plus sensus habet quam surdi la-
pides.' ebd. — 3. entstellt für boeuf (a la mode).
Was willt mit- dem ing'machta Heisch macha, mis
Madhni [die Wirtin] V Ei B. alla moda. Gespr. 1712.
Hieher wohl auch die Stelle: ,[Sie] hand so vil Verstands,
als ein pyfel uf der luten.' Salat 1537.
Dri-fuess-Biffel: Scheltwort, Dummkopf W;
SrRWW. 1869. — Tautologische Zss. ; vgl. Bd I 1094.
Regiments-. ,Von den Herren selbst hatten wir
[in den französischen Diensten] direkt wenig zu leiden ;
die meisten bekümmerten sich nicht um uns, einige
sogenannte R. (man nannte sie so, weil die meisten
derselben kurze Hälse hatten) ausgenommen.' Gottu.
Büffel III, P- (so in den meisten Angaben aus Gl;
Z), „Büffel Sch" — m., Dim. „Buffett, P-": l. = Biffel
II 1 a, vorzugsweise auf dem Lande getragen Aä;
BsL.; Gl; „Sch;" SchwE. ; Z; Syn. Mutz. Oft aus
Wolle gestrickt Gl (mit dem Zusatz g'lismet); ZO.;
Syn. Lismer (Bd III 1425). Im-ene" alte" B., wie nie"
vor 40—50 Järe" ka" hat. Gl Volksgespr. (um 1835).
Der IIa" im grabe" B. [wohl der Gemeindeweibel].
ebd. .Ich witterte, dass mein abgetragener blauer
Glarnerkittel neben den hübschen elben B-n der männ-
lichen Dortjugend von Oberwyl Anstoss erwecken
werde.' Jugeni>kal. 1843. ,Er fand, dass er ein ganz
anderer Kerli sei im Sonntags-B. und dem neuen Frei-
schaarenhütlein.' Breitenst. — 2. Buffett, Räuschchen
Th (Anon.).
Wahrsch. mit Büffel II identisch. Im Museum zu V
befindet sich ein aus der 2. Hälfte des XVI. stammender B.,
eine Militärweste aus Luder, ohne Ärmel; noch 18 11 bot
ein Aarauor Weissgorber im Schweizerboten woisso Büffcl-
häute zu Kriegsarmaturen an. Zu 2 vgl. Buffer a.
Büffel IV — m.: 1. ,Den Widder oder Sturmbock
der Alten nannten die Schweizer B.' Wurstisen; vgl.
vRodt 1831, I 76. — 2. Böller, aus dem man bei
Hochzeiten und andern Anlässen zu schiessen pflegt B.
,Ein Landmann, der bemerkt zu haben glaubte, dass
ihm Korn gestohlen werde, hatte einen B. oder scharf-
geladenen Böller aufgestellt.' Schweizerb. 1824. ,Ein
P. schiesset 55 lb [Kugelgewicht].' FrHaffner 1666.
— 3. in der Erde verborgene Falle zum Fangen von
Mardern, Iltissen, Füchsen usw. BBleienb. Syn. Büffel-
Fallen.
1 ist wohl mit Büffel II identisch (vgl. lat. arte«) und
2 davon übertragen; vgl. Bück. Doch ist auch Abi. von
buffen möglich.
Büffetang: Maisbrot PPo.
lt. buffettone, das wir allerdings nur in der Bed. ,Schlng
(mit der flachen Hand)' kennen; vgl. aber buffetto 1) leichter
Schlag. 2) Zwieback.
Befze" f. : Lippe, Lefze Sch.
befze» AiPri.; BsL.; Sch; „UwE.", befzge" Aa;
Bs; „B" Cpefzge" Si.); GrHc, Pr.; LG.; GF., Rh., Sa.,
Stdt, W.; ScnSt; THEgn., Fr., Tag.; UwE.; „W;" Z:
1. Intensivum von beffen. a) entsprechend beffen 1,
kläffen AaFH.; Bs; BSL; GRHe., Pr.; GSa.; TnEgn.;
UwE.; Z; Syn. galsteren 2 (Bd II 234). ,Bis endlich
der Bote stille hielt und sein Spitzer gewaltig zu
befzgen begann.' Breitenst. .Gannire, bäffzen oder
bäytzen wie ein fuchs.' Fris. ; Denzl. 1677; 1716 (mit
dem Zusatz: ,befzen, bellen, latrare'); dafür bei Mal. :
, baffen.' ,Vulpes gannit, der Fuchs belfert (befzet).'
Vestib. 1692. S. noch gellen (Bd II 208). Mit scherzh.
Übertragung auf Kinder: Küm bin-ich letst über d'
Schwelle* haim zum brave" Wibli ko", bäfzge" unsre
Frätsli scho": Just häm-mer dich bette" welle", dass
de-n-eppis mechtsch erzelle". Vatter, gell, de tuesch-es
noch? BsStdt. — b) niesen UwE. — c) (heftig) weinen
BsStdt; Syn. pflännen, plärren. — d) entsprechend
beffen 2, unbefugt drein reden, in Einem fort zanken,
schelten, maulen, widerbellen, bes. von Weibern, Kin-
dern Aa; Bs; B; GF., Rh., Stdt, W.; Sch; THEgn., Fr.,
Tag.; UwE.; W („mit vielem Wortaufwand keifen"); Z.
Er häd auch noch müesse" (drV) b. „ D' Mueter hed de"
ganz üsendig Dag mit de" Göfe" b'bäfzget." , Latrare,
ad homines translatum, über einen laut schreien und
bäfftzen.' Fris.; Mal. — 2. (be)werfen, schlagen LG.;
ScHSt. (Sulger). „Er hed-mich mit Steine" 'bäfzgct
LG. Z' güde" und z' b. ha", Geld, Speise usw. vollauf
(gleichsam wegzuwerfen) haben Z." Vgl. betzgen.
2 schliesst sich näher an das Schallw. baff und geht
wohl eig. auf das Aufschlagen beim Wurf.
ume°-: = ii»ien-?BMZeM (Sp. 182/3) Z. Vgl. : .Mittere
vocem contra alqm, wider umbhin bäfftzen. Remur-
murare, widerumb brumlen und bäfftzen.' Fris.
ver-: beim Essen verderben; missachten. ,Sind
auch in diserer ansehenlichen grossen Gemeind vil
mutwillige Verächter des Worts Gottes, die damit
umgehen, wie die meisterlose Kinder, so das Brod
l'V.l
Bafz — bufz. I!ag — bug
1052
verbefzen.' JMüllek 1073. ,Aber hütet euch, dass
ihr dise grosse Guttat Christi nicht durch Undank
and Ungehorsamme raissbrauchen und dises Brot der
Englen gleich meisterlosen Kinderen nicht verbefzen.'
AKlingl. 1688.
wider-: widerbellen Bs; Z. Das ebig W. cha"
im-'' doch vertäiibe* ZDättl. UBrägger ermahnt seine
Geschwister zu Hause, ,sie sollen ja nie Vater und
Mutter w.- ,Wo aber etlich daby sich so gar unge-
bürlich halten wurdind mit w. one grund des gott-
worts.' Zwingli. ,Wie oft habend sy im widerbäffzet,
wie dick habend sy in erzürn(e)t!' 1531/60, Psalm.
,L)ie liebe ist nit widerbäfftzend.- 1531/60, I. Cor.;
wofür 1667: ,treibet nicht Mutwillen.' .Faber legt
sich allenthalben in das widerspil, eben als wann er
geschworen hätte, er wollte allen getreuen arbeitern
widerbäffzen.' 1532, HBdll. Eins leidet der Vater
nicht von dem Sohne, ,dass er mir widerpäffzte üdt.'
JBinder 1535. In den Satzungen der Spielgesellschaft
in Luzern war eine Busse gesetzt auf Ungehorsam
und ,\Viderbefzen.' XVI. (Brandst.). ,Dise widerbäfzend
dem Hecht.' Z Bib. 1560; dafür , widerstreben.' 1667.
,Maledicta, böse wort, oder widerbäfl'zg nit.' Jo.Fris.
1562. ,Obloqni, murmurare, widersprächen, brummlen,
murren, widerbäffzen. Ad mea verba rcmugis, du lüyst
wiilerumb oder widerbäffzest.' Fris. ; Mal. S. noch
gett-lös (Bd III 1428/9). .Widerspenstig sein und wider-
bäfzigen.' Lind., Wthurer Chr. ,Der alt Mensch kann
sich in Gottes Willen keumerlich schicken, murret,
brumlet. widerbeffzet.' FWvss 1650. ,Üer Knechten
Pflicht ist, das anbefohlne Werk treulich ausrichten
und mit den Nebendknechten einträchtig leben und
nicht unverschämt widerbäfzen.' Spleiss 1667. .Ein
böser Weg ist, wann Dienst, Knecht und Mägd ihren
Herren widerspänig sind, sich lassen heissen eines
Heissens und sie auf ihrem Kopf hinaus fahren, wider-
befzen, kein Wort schweigen.' FWvss 1672. ,Oggan-
nire, widerbefzen.' Vestib. 1692. ,Die Widerbäfzung
manglet keine weitere Antwort.' Fäsi 1696. ,Wenn
Einer (dem moseowitisehen Keiser) nur einreden oder
widerbefzen will, so nimmt er [ihn] alsobald beim
Kopf.' Z Kai. 1724 (Lind.). ,Wer sein die Aufrührer,
die also widerbefzen dürfen?' Sinteji. 1759. S. noch
Alem. XIII 56. — Abi. ,Unrüewige lüt und ungehor-
same widerbäffzger rüewig und gehorsam machen.'
HBull. 1561.
Befzger m.: 1. oft Dim., Kläffer, (wachsames)
Hündchen ÄAZein.; Bs; GRHe., Pr.; GF., Sa., Ta.; Th;
UwE. ; ZU. Syn. Bauzer. — 2. Keifer, Belferer. immer
widersprechender Mensch Bs; Tu; Z. En nütige* B.
TuEgn. Weibischer Mann (der nur verhaltenen und
darum erfolglosen Widerspruch zu leisten vermag)
GRHe.
beize re": = befzen 1 d AaKii., L. Schirig, du liest
mit dri" z' b. !
betzgerle": = befzen 1 a GnRh.
bif/.ge": = befzen 1 a. .1!. und bellen', von einem
Weibe. UBrägger 1780.
Zum Voe. vgl. Biffel I, bifflen. Doch kann blosser Schreib-
fehler für befzgt n vo\ liegen.
Bag, beg, big, bog, biig, bzw. pag usw.
Vgl. auch die Gruppen />'":/:/• Back nsw,
llagabausch'i n.: Scheltw., alte Hexe LWiggert.
Vgl. Bagauschi.
Bagaire", V- f.: blatternartiger Ausschlag, Schorf
um den Mund (bes. der Ziegen) GrPi\
bagasclielc", ( bajgäschene" : = mariäschen (Sp. 358)
N'nw.
Bagä'schi f-ö»8i Tu; Ztw., in kkZein. Bagäschi)
f. Bs; Gr; Tu; UwE.; Z. 11. AiLeer., Zein.; Ap; Bs;
GrHc. ; Ndw; UwE.; Z: 1. coli, a) Bagage (beim
Heere), Gepäck Bs; B; UwE.; Z. ,Für B. zu führen.'
1795, Ubw Kechnungsposteu. Meist in verächtlichem
Sinne: allerlei Gerumpel, Plunder AAZein.; Bs. Von
Gegenständen, die übermässig viel Baum beanspruchen
Ar; ZO. — b) Pack, Gesindel ÄALeer.; Bs; Gr; SniSt.;
Tu; UwE.; W; verst. Lumpe"-B. Auch etwa in scherz-
haft-gutmütigem S., z. B. von einer lärmenden Kinder-
schar Bs; Gr. 's ganz B., der ganze Schwann AALeer.
Herrjegerli Gott auch! sim-mier nid en armi P..' jam-
mert Einer, der sich mit seiner Liebsten im Gebirge
verstiegen hat. Schwzd. (GRPr.). — 2. auch Gäschi,
Ober und König zusammen in dem u. Mariä.sch 1 b
(Sp. 357) beschriebenen Kartenspiel Ndw. Dieses
Spiel selbst, ebd.
Frz. bagage, iu Bed. 1. Zum Ausgang vgl. tjurä*vhi
(Bd II 409), Blamäechi. 2 zunächst scherzh. Übertragung
von 1 b.
Baga't m., PI. Bagäi Ndw: Name der ersten Karte
im Tarokspiel W, des kleinsten Trumpfs im Karten-
spiel g'stärten Ndw. Kind tröstend zur Mutter: Mi"
liebi Mueter, der Vater ist böscher; heit doch Giduid .'
dura" ist uhhih" der Tifol und der B. [d. s. die Karten,
durch die er im Spiel verloren hat] di Schuld W.
pagä'te": bezahlen BHa. — Verbale Weiterbildung
aus dem Ptc. pagato zu it. pagare.
üagäuggel, V- („Pagäugcl Z") m. : 1. Hanswurst.
Possenreisser, närrisch-mutwilliger Mensch, bes. von
Kindern, doch auch von Erwachsenen (Männern und
Frauen) Bs; G; Z; „Geck Z". Du bist en rechte' B.
De" B. mache". Wo er na eso en junge B. g'si" ist.
LSteiner. Losed doch nüd uf de" B.! ebd. Gross-
sprecher, Aufsehneider Z (Jucker). — 2. Vogelscheuche
ScbwG.
Vgl. die als Zss. behandelte Nbf. B&gäuggd (Bd II IT II
und das Adj. bargäuggisch (ebd.), ferner die Synn. Fagäuggcl
(Bd I 1185/6), Badautlen, Baeäuggel.
liagaiire", Bagü're" f.: flüchtig gebautes Hüttchen
auf hohen Berggütern zur vorläufigen Bergung des
Heus, Heustadel Gr. — Vgl. die Synn. Bargaun, BargStun,
ferner Garantien (Bd II 3'JS).
bagausi, bargausi s. Jiausi (Bd II 1681).
üaganschi f.: Schelte auf eine nachlässige, dumme,
nichtsnutzige Person L.
„l'agätzle" Gr", -(e)le". Ddrii., Bagätzcli GuMal.,
lt einer Angabe häufiger Bar-, Bär-gäteeli: = Gätzi-
Epfel (Bd I 382), Gätzeli (Bd 11 573) Gr.
Die Lautfonn erinnert an mbd. pogas laus dem slav.
pogdea), eine Art Kuchen, Hie Knollen der Pflanze sind
kuchenförmig und werden da und dort auch bei uns iu gc-
rö'stetera Zustande gegesseu.
[053
Bag. beg, big, bog, bus
1054
pSge" 1: spielend im Kote herumwühlen W. —
Viell. zur selben Wz. wie Backt (Sp. 1008).
Pagete" f.: Kotteig (zum Spielen) W.
nage" II: bezahlen W. — It. ixigare.
bäge" III, p-: straff gespannt sein, von der Haut
eines Stückes Vieh, das sich vollgefressen hat, übh.
eines Wohlgenährten, Fettleibigen GTa. ; oTh. Die
Cime juiget, so hät-si tf fresse". Der tuet grad b., strotzt
förmlich (vor Fettigkeit) GTa. 'Bäget voll.
Biger m.: wohlgenährter, sehr fetter Mensch GA.
— Vgl. das syn. rStorom. bagaire.
biigere": in der Verbindung z' b. cho", sich lang-
sam erholen, mühsam vorwärts, obenaufkommen, sich
mit Not durchschlagen AaWoIiI. Er hed möge" z' b.
cho', hat sich durchzuschlagen vermocht, ist mit Etw.
zu Stande gekommen, Meister geworden.
Bagere": Reimwort im Volksrätsel vom Kunkel-
stecken. Er mues" schier gar rergagere* (s. Bd II 138),
hed Hör a" sine* Bagere* usw. L.
ßage't, P- n.: 1. Paket L; S; Tu; Z. E* Charrc"
roll Drucke*, Pageter, chlini und grössi Seckli und
PäcMi. BWtss. — 2. oft Dim., Papierdüte AaHoM.. Z. :
Bs; B; „VO;" UwE. Syn. Papir-Hüsli (BJ II 1721),
•Seckel. Es Bagetli roll Schnupftabak UwE.
Bagete'll Tu; Z, -dell ÄASarm., Z (P-); LBcrom.,
BaggeteU AaLeer., -dell AaF.; Bs; GlK.; GrPi\. Bagitell
AAliietw., -dell AAWohlen (auch Bargt-) ; B, Baggitell
Schw; Th; UwE.; Z, -dell AALeer., St., Wohl. — meist
n., in AASt. Gr; LBerom.; ZS. m., in AALeer.; B f.:
Kleinigkeit, 's ist numen es B. Etwas um-enen B.
rerchaufe". — Frz. bagatetU f. Nach einer Angabe wird in
AaWohlen auch die erste Silbe betont.
Bage'tte" f.. Dim. Bugettli: Rute, Gerte AAWohlen.
— Frz. Laguette.
Pageter m.: Parkettbodenleger ZStdt.
Dem frz. parqueteur entsprechend, aber als Abi. von
Pa(r)ge((-Boden) behandelt.
Werk-Bagi m. : unter den Chargen bei einem
Heere, neben .Commissarii und Schreiber' aufgezählt.
Kriegsb. 1644, 115.
bagi". .Für eine tuchene oder bagene Kutten
[Frauenkleid].' Bs Taxordn. 1646. — Vgl. bajm.
Pagode" I, „Pagodde" f.": Fastnachtsmaske Gr
Mal., Pr. P. gän, maskiert herumgehen.
„Pagode" II f.: wilde Pflaume, die Frucht der
Kriechenpflaume, Prun. insit. B;" Syn. Palogen.
Pagode" III GRHe. (Bühler), sonst Bagude", P-, in
GSa. auch Pagudle", in Gr auch „Paguge*" — f.:
Pflanzenname, halb generelle Bezeichnung grosser
Doldengewächse; spec. a) grosser Klettenkerbel, Anthr.
silv. Gr; GSa.; Syn. B. -Bengel. Das erste Schoss der
Pflanze Gr UVatz. — b) gem. Bärenklau, Her. sphond.
Gr (Durh.); GSa. — c) rauhhaariger Kälberkropf.
Cha;r. hirs. GSa. — d) grosse ßibernell, Pimp. magna
GRHe. (lt B. II 88. 299). — Vgl. die mehrfach syn. (Kons-)
Chummel (Bd III 295), Buggeten, Bangen.
hagere": 1. roh für sterben Bs (An. ad St.). —
2. meist in der Verbindung ume"-b., faul herumliegen
Z (Spillm.). Syn. plegeren. — Aus dem Judendeutschen,
bzw. der Gauuerspr. S. anch beigeren.
lind- häng limpäug: 1. in eig. S.. leicht zu biegen,
biegsam BU. Das ist ncicw en l-c Stecke", da lach-
dih nid sr" fast dn'if BHa. — 2. bildl., von Personen,
schwächlich Bü., ohne Ausdauer beim Tragen von
Lasten BR. Weichherzig, weibisch, von Männern
BHa. Syn. lugg (Bd III 1234).
bäugere" (auch }>-), in AaFH.; Bs; UwE.; ZBauma,
Langn. bäuggere": 1. intr. (in L; Scnw ; „Z" refl.), sich
bäumend und hinten ausschlagend, wie toll herum-
laufen, plötzlich davon rennen, von mutwilligem oder
erschrecktem Vieh, bes. auf der Weide ÄABb.; L;
Schw; Z; vgl. blsen. D's Boss hed-sich päugeret Scuw
Muo. Wenn cP Wiener chreie'd, wenn d' Vögel badend,
wenn 'sVeh (ume"jbäugeret, se gi''t 's ander Wetter AaBIi.;
SchwE.; ZO. ,Die böügerer, d. i. die muetvvilligen.
frächen und wilden ufrüerer. Dann die Tentschen
sagend von dem räch, wann es wild hernmbspringt
und muetwillig wüetet, es böugere.' HBcll., Tig. ,[Die
Kinder der Gottlosen] springind dahar von fröuden
und beugerind wie das vych.' LLav. 1 582. Auch von
Menschen, herumtollen, herumspringen AABrugg; ZO.
Mit enand b., sich herumstossen Z. Rennen, jagen
BsStdt. Lueg, rvie si [die Courtiers und Agenten] b.
dur'h d' Ströss und dö und dert in d' Hiser laufe"!
Usbäuggeret ha", phys. oder ökonomisch am Ende sein
AaFh.; Bs. — 2. refl., „sich (er-)heben, z. B. im Bette
B; L." Von der Arbeit aufstehen; mit spec. Bez. auf
einen alten Brauch der Handwerker (Schneider. Schu-
ster usw.), die zur Winterszeit, wenn sie im .Kunden-
haus' arbeiteten, vor dem Lichteranzünden etwa eine
halbe Stunde Rast machten und in ein Nachbarhaus
oder nach Hause giengen AABb., Deg. — 3. refl. a) sich
(z. B. gegen einen Befehl) auflehnen, sträuben, sperren;
widersprechen L; SchwMuo.; Zg. De muest-dieh nid
gegen Alls, ico nie" dich heisst, eister eso b. SchwMuo.
Die Luenz hed-sich noch törfe" p. weis' wie Zg. Er
het sich e" Bitz 'bäuggeret geg-dem Andere", z. B. als
wollte er es mit ihm aufnehmen UwE. ; Syn. sich gegen
Eim stellen. ■ — b) „gross, stolz, spröde tun gegen Jmdn
VO; Gl; Z." — 4. refl., von Sachen, sich sperrig aus-
dehnen, erheben, auftragen, z. B. von Tuch, und in-
folgedessen einen grossen Raum einnehmen AALeer.;
B; L. Syn. sich böggen. Grobs Strau belageret -sir'' Aa
Leer. — Wahrsch. Freq. zu mhd. hängen (s. bäuggen).
er-: sich auflehnen Z (Jucker). — üs-: am Abend
vor dem Zubettegehen ausruhen AaEIu.
bäugerig: .gedunsen', sperrig, sich sträubend
AALeer.; Rochh. (beigerig).
Bäugi n.: plötzliche Anwandlung von Mutwillen,
Raserei beim Rindvieh, wobei es wie toll herumläuft
(s. bängeren 1) ZO. D' Cime händ 's B. (übercho").
- Vgl. Güegi (Bd II 161), Hätli (ebd. 1135).
bäugle", bzw. baigle": 1. refl., „sich träge, faul
drehen W"; sich winden, krümmen und drehen, sich
in einem fort herum bewegen, von Tieren (z. B. Schlan-
gen, Würmern, Insekten) und Menschen, bes. un-
ruhigen, zappeligen Kindern GRPr. ; W (auch intr.).
,Man mahnte mich an die grosse Ehrwürdigkeit des
Gewalthabersteines erst dann, als ich mich darauf zur
Genüge herumgebeugelt und zufällig die Steinplatte
wieder verlassen hatte.' W Sagen. La d's Chind e" Bitz
geige" und beiglu", binde es in der Wiege nicht allzu
fest, damit es sich frei bewegen kann W. — 2. Eine",
enandre" (ummer-J b., (sich) im Ringkampfe herum-
1055
Rag, beg. big, bog, bug
1050
zerren, sich herumbalgen GrPi-. „Herumrupfen Gr."
— Vgl. bügle».
zer-bäugle": refl., sich winden und drehen, z.B.
vor Schmerz GrPi\ ; vgl. Schwzd. 29, 5. Von Wasser-
tieren: Mächtig grössi Wasserchalber tuend <Jri" ummer-
schlengle' und schich ummer- erbäugle". Schwzd. (GrPi\)
Begel in.: 1. menschliches Excrement SchwE.;
„Zg." — 2. „Person von schwacher Gesundheit oder
leichtem Körperbau LE." — ■ Vgl. das in beiden BeJd.
syn. Gegel unter Gagel (Bd II 139).
Begele" I f.: 1. „Beggelen (PI.), Kotknollen am
Rindvieh W." — 2. kotiger Saum am Frauenkleide
GaChurw. Die hed e" rlehti B. — 3. forainen i. e.
vagina' pars GrPi\ (lt Bühl.). — Tsch. stellt 2 zu Begeh",
Ziege. - ,Begeleu\ Fluni. ZZoll. 1680.
begele" I: nach menschlichen Excrementen rie-
chen SchwE.
Begeler I: Spitzname eines kleinen, schmächtigen
Menschen SchwE. f
„Begi n.: hageres Geschöpfchen, Tierchen W."
begele" II BBr.; GRChurw., Pr., Seh.; L; Ndw,
„begele" L; Schw, hagele" L;" Zg (St.b): meckern,
auch blöken.
Der Voc. ist als kurz bezeichnet für GrChurw., Jeu., L.,
Luz., Sch., Schud.; RBrandst. gibt für L -t"- an. Vgl. das
syn. rriigelen (Sp. 105), ferner b&gg(el)en, dem unsere Form
mit -8- am nächsten steht.
ver-: verenden, zu Grunde gehen, zunächst von
Tieren, namentlich Ziegen und Schafen, bildl. auch
von Menschen, die vor Ungeduld beinahe vergehen L.
Der ist fast verbegelet, bis er g'wüsst hed, wora" er
ist. — Vgl. das syn. ver-rjitzhn (Bd II 579) und die dort
angeführten Synn.
Begele" II f.: 1. Ziege GRChurw., Peist. — 2. zän-
kisches Weib GRPeist.
Begeler II m.: 1. Bock GRChurw., L. — 2. über-
mütiges Bürschchen GRChurw. — 3. Nachtkauz, Strix
al. GRChurw., L. Syn. Geissler (Bd II 405).
„Begeli n.: Ziege L (Kdspr.)."
begene" GrA., Fid., Klost., V.; ScnwMuo.; Uw,
-e- GrD., Nuf., Pr., S. ; „Schw", „bägene" Schw":
1. meckern Gr; Schw; Uw; in Gr tw. vom kläglichen
Schreien der Ziege im Gegs. zum gewöhnlichen Meckern.
— 2. verächtlich für (aus-)schwatzen Ouw. Er muess
Alles b.
Begener, in GrV. Geiss-B. — m. : = Begeler 3
GrA., Fid., Klost., V. Syn. Geiss-Böbeler (Sp. 924),
-Bieger.
begere" GrTIc. (-e-), Pr., Scuolms, Tschapp.; LV.,
hagere" GRValz.: 1. meckern. aaOO. Schreien, vom
Vieh, bes. Kälbern GRValz. — 2. erzwungen lachen
GRPr.
Bcglne" f.: 1. Laienschwester. ,In Tiefenkasten
gibt es noch Beguinen, meines Wissens die einzigen
im Lande. Sie wohnen in einem besondern Hause,
tragen schwarze Kleidung von besonderm Schnitte,
beobachten gewisse Regeln in ihrem Gottesdienste und
ihrer Diät und beschäftigen sich mit Abwartung der
Kranken.' HLLkhmann 1797. Im Auf. XV. wurden die
B-en aus Bs verwiesen (.vielleicht das der b. wesen
damals sehr getauzet und in etlichen stetten als ein
Gott missfelliger stat abgetan worden.' Würstisen
1580); doch gab es daselbst nach Ausweis des Steuer-
rodels noch 1440 dreizehn steuerpflichtige B. .Baginen
oder Schwösteren StFranziscen I Irdens (von der dritten
Regel St Franciscen).' RCvs. ,Lass Planen und Be-
ginen, hilf du den Dinen.' Sprww. 1824. Vgl. noch
Gr. WB. I 1295; Müller, SchwG. II, Cap. 7; Gfd \V1
293 iL; betr. die B. in Bs JGross 1624, 38; Bs XIV.
passim; Lutz, Denkw. 1 58. — ■ 2. (in BsL. auch Bär,
Bigine, in Sch auch Beggine", oft dim. Beginli) das
Hinterhaupt bedeckendes, eng anliegendes, steifes (in
oBs schwarzes, in uBs weisses) Häubchen, früher von
altern Frauen aus dem Mittelstande getragen AaFH. ;
Bs. ,Ein mit farbigen kleinen Glasperlen, Silber- und
Goldräpplein gesticktes Tschäppeli, Begine genannt,
welches durch breite seidene, unter dem Kinn zu
einem Knoten geschlungene Bänder festgehalten wurde ;
diese B-en mussteu auch dazu dienen, um den kurzen,
etwa 2" langen Haarstummel zu decken ; denn die
Baselbieter Mädchen mussten sich an ihrem Hochzeit-
tage ihre schönen Haare ganz kurz abschneiden lassen.'
CSchneider 1880, 33. , Stolz thronte auf ihrem Haupte
die schwarzseidene B., ein Sinnbild ihrer häuslichen
Machtherrlichkeit, indess die seidenen Bänder aufge-
löst um ihre blühenden Wangen flatterten.' Breitenst.
S. auch Schwzd. 23, 37. Schwarze Spitzenkappe der
Bauernweiber; weisse Nachthaube Aa (Rochh.). Die
sog. Band-Ghappen (s. Bd III 392/3) Sch. — 3. scherzh.
übertr. auf den Kopf, in der RA.: Eim Ei's uf ä" B.
ge" Bs.
2 wohl verk. aus Beginen-Ifübcn (s. Bd II 953); vgl.
auch frz. blgnin, Beginnen-, Nonnen-, Kinderhäubchen. In
Bs schwankt der Wortacc, für Sch ist nur Betonung der
ersten Silbe angegeben. Vgl. auch Menaecheren (Sp. 295/6).
beginlich: wie eine Beginne. ,Sy kumnit [ge-
kleidet] zimmlich, doch nit begynlich.' ZwiNGLl (Brief).
beigere", p-: 1. serbeln, hinsiechen, absterben, von
Tieren, roh auch von Menschen ÄAFri.; ThHw. Der
Nachher cha"" si" lloss weg due", wenn er will, 's bei-
geret scho" lang. Der mos b. — 2. plagen TuSteckb.
Eig. identisch mit bägeren; vgl. litterar-jüdisch peger,
vulgär-jüdisch peiger, Kadaver, feigeren, krepieren.
bciglig, bzw. -»*-, „auch heilig": flink, gelenk,
leichtfüssig F. Zum Tanze" bin-ich nümme" b.
Begrifflich läge Zugehörigkeit zu blivgle» nahe, doch sind
die Lautverhältnisse nicht klar.
Big (PlBige") AaF., Ke.; Ap; G; Sch; Th; ZO., S.,
Blge" (PI. in BR. Bigi, sonst unver.) B; Gr (in Cast.,
Maladers Beige"); L; Schw; SB.; UwE. (Beige"); U;
Zg, Bigi (PL Bigcne") Aa; Bs; BoAa.; Gl; L; S;
ZRüml., W. — f.: Beige, Stoss, regelmässig aufge-
schichteter Haufe von Gegenständen gleicher Art und
Beschaffenheit. aaOO. Syn. Tischen. .Schicht, Beig,
Ordnung, classis, series, ordo.' Red. 1662. E" B. Heft,
Büechcr, Täller, Fünfliher, Chüechli, Garbe" usw. Fl-
iegt dehaime" uf der Disch e" ganzi B. Schriftc".
JMähly. En Straitwelle"-B. am Hüsegge". BWvss. An
steilen Abhängen aufgeschichteter Heuhaufe, grösser
als der Schoche" BR. Insbes. von Holzscheiten; s. auch
Hole-, Schiter-B. Die Bewohner von GRMaladers, die
früher oft mit Holz und andern Produkten nach Chui
fuhren, wurden geneckt: D' Maladerset Glogge" laut:
Mit Holz ge" Chur, mit Holz ge" Chur und d' Seclcli
uf der B. ,Dem N. N., von der statt bygen [in den
Stadtwaldungen] ze machen.' 1500, BArch.; vgl. Bitr-
ger-Holz, Herrcn-B. ,[Es ward] mir vil holz gestolen
an schitar ab den bygen.' 1527, Stockar. ,A1s der
1067
Bag, beg, big, bog, bug
1058
nachrichter [die Delinquenten] uf gemachte biglin,
zwen uml zwen, rüglingen hat gesetzt, wolt das für
nit über sich brinnen.' Ansii. .Eine B. zu machen
:!0 ß.' XVI., AAAarau (Taxordn. des Scharfrichters).
.Kin beigen holz haben sie breit, ein krönten könig
darauf gleit, das holz mit feur gleich angezündt.'
GGottii. 1599. .0 Klftr Buochis an zwo Bygen hinder
einanderen und zwei Tannis an einer Byg aufgesetzt.'
1049, Hotz, Urk. ,Wann er ein Bygen [Späne] by-
sammen hat.' 1095, Troll. .Solches Holz muss auf
Beigen gelegt werden, welche 6 Schuh hoch sein
müssen.' G Flösserordn. 1839. B. als Mass. E" B.
Holz, etwas weniger als l1/« Klftr L (Landbote 1878).
.Niemants sol mer holz us dem forst füeren, dann er
zu sins huses brueh notturftig ist und nämlich nit
über zwo bigen eins jars.' 1539, B Bq. ,Eine Eute,
d. h. ein ausgewachsenes Holz, gibt 7 — 10 Bigen [Schin-
deln], je nachdem das Holz spaltet. Muss ein Dach
alle 30 Jahre neu gemacht werden, so erfordert dies
jährlich [für ein Dorf] über 500 Bigen oder Fuder
Schindeln.' Gb Samml. 1805. Vgl. Chrüz (Bd III 942).
Mhd. Inge, ahd. biga, Ugo. Bigi ist Abstr. -Bildung zum
Vb bigen und hat zunächst coli. Bed. gegenüber dem ein-
fachen Concr. Bigen; vgl. HWissler 1891, 19. — Uf de"
Blgene", Flurname AaEhr.
Holz-: Holzstoss; insbes. Stoss von klein ge-
spaltenem Brennholz, mit besonderer Sorgfalt und
Regelmässigkeit zum Trocknen aufgeschichtet, meist
längs der Südwand des Hauses (unter den Fenstern
und um dieselben), oft auch als eiförmiger Aufbau
freistehend im Hofraum, gleichs. als ein Wahrzeichen
für den Ordnungssinn und Wohlstand der Hausbe-
wohner AäF., Fri. ; B; Gr; S; UwE.; Z. ,Das Stroh-
dach, welches weit hervorragend die Fensterreihen
mit den darunter zierlich aufgeschichteten H-en über-
schirmt.' Wanderer. ,Die Holzbeigen, die sich vor
den Häusern befinden, sollen hinter oder in dieselben
versorgt werden.' 1549, ZElgg Feuerordn. Scheiter-
haufen. .Demnach und sy [die zum Feuertod Ver-
urteilte] zuo der h. kam.' Kessl. II 142. , Auf die h-en
geleget.' HBull. 1597. ,Als sie dann mit ihme bis
auf die Richtstatt und zu der gemachten Holzbeigen
gangen.' 1608, Mise. Tig. S. noch Schlter-B. —
Herre"-: (2 Klftr messender) Holzstoss, wie ihn die
Herren vom Grossen und Kleinen Rate und vom Stadt-
gericht früher aus der Stadtwaldung von Amts wegen
(als Ehrengabe) bezogen ZWthur (Troll III 186).
Durch Verordnung von 1749 wurde bestimmt, dass
solche H-en fortan nicht mehr .aufgemacht' werden
sollen. — Chüefer-: in der F'orru eines meist nach
oben sich verjüngenden Turmes zum Trocknen auf-
geschichtete Fassdauben Z. — Chrüz-: kreuzweise
aufgeschichteter Holzstoss GrAv., 7 Ger., Rh., Tschapp.
(lt Tsch.); Z. — Bure-- s. innen-ligen <B& III 1211).
Schiter-: 1. wesentlich = Holz-B. Aa; Ap; Bs; B;
Gl; Gr; Th; UwE.; Z. ,Das klein verspaltene Holz
wird hier [in Ap] vor den Häusern mit vieler Kunst
an runde Scheiterbeigen aufgetürmt, die sehr hoch,
unten weit und bauchig und nach oben völlig zuge-
spitzt siDd, und welche der Wind zu allen Seiten
durchstreichen und austrocknen kann. Eine solche
Beige enthält öfters 15 — 20 Klftr und nimmt einen
sehr kleinen Raum ein.' Steinm. 1804. ,Uli hatte die
Sch-en so zierlich gemacht, dass die Bäurin grosse
Freude dran hatte.' Gotth. ,Zwei Bauernhäuser, um-
Schweiz. Idiotikou IV.
gürtet mit sorgfältig geschichteten Sch-en.' ebd. Me'
g'seht 's der Sch. a", wenn 's im Hu* kaperet ZW.
Dnl Mol om d' Seh., drü Mol om 's Hüsli: drü brüni
NägeJi gend cm** e* Strüssli Ap. Die Seh. spielt beim
Kiltgang (als Liebesleiter) und daher auch im volks-
tümlichen Liebeslied eine grosse Rolle; vgl. z. B. Kulm
1819, 119 ff.; ABitter 1858, 33; Schwz. Deklamator
(1868) II 10. .Schitterbigen vor den hüsern.' ThPlatt.
1572, 37. ,Es soll Niemand den Platz [vor dem Rat-
haus] bekümern weder mit Sch-en, Holz [usw.].' GrD.
LB. ,Es soll durch den Erdbidem eine erst aufge-
setzte Seh. umgeworfen worden sein.' Z Bericht 1728.
Scheiterhaufen. ,Wee der bluotdürstigen statt, deren
ich ein grosse scheiterbygen machen wil.' 1530/48,
Ezech. ; dafür 1607 : .einen grossen Holzhaufen.' ,Strues,
pyra, ein sehyterbyg oder holzbyg. Rogus, ein scheiter-
big, die toten darauf zu verbrennen.' F'ris. ; Mal. ,Auf
eine Scheiterbeig geworfen und lebendig verbrennt
werden.' FWyss 1655. .Super rogura, auf der Scheiter-
beig.' Vestib. 1692. ,Zu Wormbs gehört Fumarogo,
als spreche man rüchende Scheiterbeigen.' Sprecher
1772. S. noch Un-hold (Bd II 1182); Gr. WB. VIII
2481. Typisch für Masse, Menge: Schulde" ha" wie-
n-e" Seh., wie Sch-e" GRMai.; Z. — 2. scherzh. übertr.
auf den weiblichen Busen Th; Z. E* schoni (brävi,
uacheri) Seh. vor dem Hüs (vor de" Feistere") ha".
— 3. Name eines schichtweise aufgesetzten Gebäcks.
.Scheiterbeige. Eine Legeten Weissbrod in die Pfanne
getan, löffelweis voll von den Eiern darüber geschüttet
. . . man kann so viel Legeten machen als man will.'
Bs Kochb. — Stafel-Sch.: Stoss aus groben Schei-
ten, meist im Walde aufgeschichtet. ,Es war ein ver-
fluchter Gespass und das würd doch hellenmässig
rumplen, wenn man die St-en würd über den Preisen
aben ketzeren.' Stutz 1852.
Spalten-: Holzstoss aus .Spalten.' ,Dem buwherr
umb ein sp. 7 krönen.' 1594, B (Gfo.). — Sonntags-:
meist am Sonnabend zugerüsteter Vorrat an Scheit-
holz für den Sonntag Gr (Chr Walkmeister). .Gestern
hat er mir den ganzen Vormittag Äst geschnitten,
eine S., an der ich die halbe Woche habe.' Hausfd.
— Witwen-: 2 Klftr messender Holzstoss, wie
solche früher alle zwei Jahre aus der Stadtwaldung
an Witwen verabfolgt wurden ZWthur; vgl. Troll
III 186 f. 204.
bige" Aa; Ap; Bs; B; GRtw.; G; Sch; S; Tu;
Uw; U; Z, blgne* Gl; GRÜhur, D., He., Landq., Pr.,
Sch. Scuw — Ptc. 'big(n)et AaF., Fri.; BO.; Gr; Schw;
UwE.; Zu., 'bigt BsStdt, 'blge" AAZein.; Bs; Th; Ndw;
ZS.: tr., eine Big machen, aufschichten, allg. Syn.
ebnen (Bd I 46), tischen. Wer Holz b. cha"", chann
auch müre", d. h. das B. ist eine Kunst Tu. Deis isch
e" schlechte'' Mürer: er biget d' Stei" ume" uf enander
AAZein. E" ganze" Tag Schiter z' b. chunnt Eim i"
Rüggc" B (Zyro). D' Herdöpfel, d' Bire" i"-re" Kar-
täne" b. Gr. Sich guet (schlecht) b-, beim Aufschichten
(nicht) ergiebig sein Ap; B; ZO., S. Im Rätsel von
den Augenlidern: Gnipp gnapp Hämmerli, oV Stegen
üf i" 's Chämmerli, im Chämmerli inne" Chorzicil
trlbe", zwa hörige Bing of enand ue b. Ap. Mehrfach
in scherzh. RAA., die eine unausführbare oder schlecht
lohnende Arbeit bezeichnen. Wasser b. B. Er ist uf's
Dach go" Eier b., antwortet man auf die Frage nach
Jmds Aufenthalt ThHw. Um de" Lön rät Hund b.
AASuhrent. S. noch Chümmel (Bd III 294). Übertr.:
1059
Bag, beg, big. bog, bng
1060
Nebes guet ane" (oder here'J b., in wohlgesetzter Rede
vorbringen Ap (Tobl.). ,2000 feldstuck, auf einandern
gebiget.' 1510, LTscbudi. .Vadian bat. wie Paulus
spricht, fürende köl uf ire hopter gebiget.' Kkssl.
.Einer [der Türken] hat fünf kinder uf anandren ge-
legt und gebiget, mit einem sebel durchhacket.' ebd.
.Silvas erigere, ein byg holz aufsetzen oder bygen.'
Fris. ; Mal. .Sie macheten drei grueben, darein sie
ein grosse anzal [der bei St Jakob Gefallenen] zue-
samen beigeten.' Wurstisen 1580. .Jedes Klafter mehr
nicht als zwei Mahl unterlegt und ohne Vorteil ge-
beiget aufsetzen.' B Burgerholzordn. .Wann ein Holz-
scheiter dem Messer beholfen sein wurde, das Holz
in das Miiss zu beigen.' B Holzordn. 1738. ,Der Zür-
cherhund [ein Geschütz] hatte seine besondern Ku-
geln, welche auf dem Boden gebäget seind.' 1762/74,
Ndw Zeughausinv. .Das Brennholz soll in Trämel
versägt, ins Mass gebigen und vom Ürtenvogt einge-
messen werden.' 1851, Ndw. Die zwei Männer, welche
zur Pestzeit im Wallis die Toten begruben, .erhielten
für jede tote Person ein Leintuch; sie beigeten die
Leintücher auf einander, und jedem der zwei Gräbler
fiel ein klafterhoher Haufe zu.' Alpenp.
ab-bige": eine , Beige' abtragen BO. (Zyro); Z.
— über-: beim Holzschichten die senkrechte Rich-
tung überschreiten. Id. B. Eine , Beige' zu hoch machen,
so dass sie stürzt B (Zyro). — üf-: aufschichten Ap;
Bs; B; Gl; GrPi\; GSa.; Th; ü; Z. ,Die aufgebeigten
grossen Tuchwellen.' Anderegg 1891. .Dann kam Rind-
fleisch, Speck, Schnitze, Chüechleni von drei Arten,
alles hoch aufgebiget.' Gottb. .Congerere aram, ein
bygen machen, auf bygen. Construere, aufhäufen, zuo-
sainenhaufen. ordnen, auffüeren und aufbygen.' Fris.
.Was alsdann an Schindlen überbleibt, soll der Lehen-
mann auf beigen.' 1G17. SciiwE. Klosterareh. — a"-:
eine ,Beige' anfangen BO. ; Z. Ieh hau a"'biget, du
chamisch jig so furtfare". — i"-: ins Klaftermass ein-
schichten. ,Es sollen mehr nicht als zwei Schiffleut
Freiheit haben, Holz einzubeigen. der Holzmesser und
der Käufer aber mögen selbiges wol zurechtlegen.'
Z Mand. 1726/36. — ver-: 1. Etw. (z.B. ein Fenster)
durch eine Beige verdecken B; Z. — 2. schlecht bei-
gen, so dass der Haufe schief wird B (Zyro); Z.
Schulde"-Biger m.: wer Schulden auf Schulden
häuft Ap.
Big(n)ete" i.: = Big AALecr.; B; Gl; GR7Ger.,
He. E" B. Schiter, e' Schitcr-B. Eine B. Taüer.
MWalden. Si hei" e" ganzi B. Chüechli üfg'stellt 11
(Zyro). ,Dann kam eine ganze B. Fleisch und man
konnte nehmen, so viel man nur mochte.' Gotth.
.Lebkuchen, ganze B.' ebd.
„bigle": in kleinen Schichten über einander
legen."
Bigel m. : verkümmerte Frucht GlK.
Biger m.: 1. Knirps Gl. — 2. Dim., ßisschen,
Krümchen, ebd. Es Bigerli Brät.
bigerle": Etw. nur in kleinen Mengen langsam
gemessen Gl; Syn. bitzelen. — Vgl. Migel (Sp. 106),
ferner Bigger.
Bigeli I n.: Lockruf für die Hühner ZO. (lt Stutz
I 105). — Die gewöhnliche Form ist Bibeli; s. auch Digeli.
Bigeli II n.: kleine Ziege FJ. — Wabrsch. dnreb
Umstellung aus Gibdi (s. Oiben IM II 97/8).
Pige't n.: Truppenabteilung Gl. Im Ganze' hat-
in, n acht Pigeter, en ieders :n 400 Ufa"", b'waffnet.
Gl YMksgespr.
bigle": schnitzeln BLenk. — Nicht bestätigt, dafür
bUgglen (s. backen).
Bigii'lli, P- n.: Haarwickel (aus Wolle oder Leder,
mit einem Draht in der Mitte) L; S; Z. — Zu fr/.
/linii, Spitzkeil; Nadel zur Befestigung des Frauenhutes.
Biege" f.. in BR. m.: 1. Lehrbogen Aa; Z. Syn.
Ler 2 b (lid III 1366), Bueg. — 2. eisernes Band zum
Zusammenhalten der Achse und des Aehsenstoekes Z
(Spillm.); Syn. Band. — 3. ein unter einem .Schutz-
[Brüstung] angebrachtes und von da schief abwärts
zur Wand gehendes, an beiden Seiten eingezapftes
und zur Unterstützung des Schutzes dienendes Stück
Holz BR. — 4. Bug am tierischen Leibe. .[Der Maul-
esel] sol zwüschen den vordren piegen weit, an der
brüst mauwäehtig und wolgesetzt sein.' Tierb. 1563.
Ast- (in BHk. -Biegi n.): Aus-, bzw. Einbuchtung
der Spaltfläche des (Tannen-)Holzes, herrührend von
der durch eine Astwurzel verursachten Verkrümmung
der Fasern BO. — ast-biegig: mit einer .Astbiege'
versehen BO. Eine astbiegigi Schindle'.
('heller-: Lehrbogen für ein Kellergewölbe Z
Rüml. — Brügge"-: Lehrbogen für Brücken- und
Kellergewölbe S; vgl. Joach. 1895, 193.
biege" AaF., Ke., Leer. ; Bs; B; Ndw, büge' Ar; G;
Th; Z, Conj. Prät. bieg ÄALeer.; Bs (neben biegti), Ptc.
'böge": wesentlich wie nhd., eig. und bildl. allg. Was
biegt, bricht nid AALeer. .Gegen dem wirdigen Sakra-
ment nit biegen [sich verbeugen].' XV., G Hdschr. .Mit
einem nid sich gebogenem Angesicht.' FWyss 1672.
.Weilen die alte Zeit am Stecken ganz gebogen [ge-
beugt] einhergeht.' JCWeissenb. 1681. Sich b. lö',
übertr.. sich bewegen, überreden lassen Bs. ,Dass
das gottswort gefelscht oder bogen [verdreht] werd.'
1521. Absch. ,Er [Petrus] spricht nit: Kilch, die stat
uf mir, als aber ir kilchen habend uf in bogen.'
UEckst. .Gott hat die Schrift gebogen, dass sy dienet
auch den Unmündigen und Säuglingen.' JJBreit. 1642.
.In ledigen Erbfählen [soll] der Oberkeit die Hand
nicht so gar gebogen sein', sie soll im einzelnen Fall
nach ihrem Ermessen zu entscheiden befugt sein.
1707, ZEglis. S. auch bücken.
vor-: vorbeugen Th; Z; doch nicht recht volks-
tümlich. .Dass allem Betrüge in dessen Abführung
vorgebogen werde.' Bs Mand. 1774. Auch sonst im
xvii./xvhi.
Biegi Bügi f.: Nacken ApM.
Chnü-, Chneu-Biegi Bs; SThierst.. -Bügi Ar;
GA. ; Z — f., in GA. n.: 1. Kniekehle. Syn. Gh.-Äcken
(Bd I 165). — 2. abschüssiger Weg BsStdt.
bogaclit(ig), bogecht: (leicht) gekrümmt. Der
Schnabel der Greifen sei , bogecht.' Vogelb. 1557.
.Bogachtiger bäum, auf ein seiten gebogen, arbor in-
curva.' Mal.
Böge" m., PI. mit Unil.. Dim. Bogji GnKlost., L.,
sonst Bögli, in GnTschapp. Bögeli: im Allg. wie nhd.
1. abstr., Biegung, gebogene Linie, allg. D' Sträss
macht en B. Boge'swis, im Bogen li; Gl; S. Eine
der B. sclciesse" Xnw. boge'swis wmschiesse" GlMoII.,
Einen (unversehens) im Schwung über den Haufen
werfen; vgl. Bock. Wendung, in RAA. Einer Sache
loci
Bag, bog, big, bog, bug
1062
en andere" B. gc" Bs. ,I>em Ding will ich jetzt einen
andern B. geben.' Breitenst. De" B. (auch 's Bögli
AaLi'i'1'.; Z) ge" a) eig., (.im Bogen') auf den Kücken
werfen, zu Fall bringen Tu. — b) überti'., die ent-
scheidende Wendung, den Ausschlag zum Guten oder
Schlimmen, daher 1) die Vollendung, den letzten
Schliff, den rechten Schwung geben. 2) ineist mit
Dat. P.. den liest geben Aa; Bs; B; Schw ; S; Th; Z.
Synn. s. u. Gampf (Bd II 318), Gup) (ebd. 391), Tupf.
Der Schnaps hät-em noch de" B. g'ge", hat den bereits
Angetrunkenen völlig trunken gemacht, oder auch:
hat seine Gesundheit, seine ökonomischen Verhältnisse
vollends zerrüttet. Das giH der Sach de" B. .Er
strich seinen Zeigefinger über die Adlernase hin, um
seinen Worten den B. [gehörigen Nachdruck] zu geben,
wie er sich ausdrückte.' Breitenst. Von der Gewandt-
heit, Geschicklichkeit im sprachlichen Ausdruck Z.
Er weiss- ein guet de" B. z' ge". — 2. concr., etwas
Gebogenes, a) in der Baukunst, a) Brückenbogen,
allg. Halb als Eigenname verwendet BO. ,Das Böge-
lein, eine steinerne, einfach geschweifte Brücke, die
des Baches abschüssige Ufer verbindet.' JRWyss 1817.
,Das kleine Bögelein, eine steinerne Brücke, die 15
bis 10 Schritte lang mit einem einzigen kühnen Satze
den Aarestrom überhüpft.' ebd. ,Das Spitalbögelein
[benannt nach dem Grimsel-Hospital], ein steinerner
Schwibbogen von 15 Schritten über den Aarestrom.'
ebd.; vgl. Jahn 1857, 2. 409. — ß) Fensterbogen. ,Die
eignossen wolltend den statknächt zu dem rathus zun
dem höchsten b. hinuss an fischmärk geworfen hau.'
Edlib. — y) Gewölbe-, Schwibbogen an bedeckten
Gängen; offenes Gewölbe, Bogengang, Halle B; Gl
(Schuler); „L;" GMels, W.; Sch; Schw; Ndw; W; Z.
Syn. Lauben (Bd III 963). Under de" Böge", Name
einer Strasse ZStdt. ,Die Wächter söllent ouch stets
umbgan und durch alle bögen, gesslin [usw.] flyssig
gan.' XVI., L (RBrandst). Offene, gewölbte Laube am
Kathaus zu Davos-Platz, von welcher aus der Land-
ammann seine Antrittsrede hielt, von wo aus üb h.
Bekanntmachungen (s. Buef) und Ansprachen an das
auf dem Platz zur Landsgemeinde versammelte Volk
gerichtet wurden; vgl. Osenbr. 1863, 167; GrD. LB.
13. 56; Bühler I 245. I>ie gedeckte, früher hölzerne
Halle mit Bänken längs der Terrasse vor der Kirche
am Platze im Flecken Schwyz, von der es im Volke
heisst: Underm B. wird vil g'loge". Im Übrigen haben
unter den Bögen fast überall Verkaufsläden, Magazine
usw. Platz gefunden. Under ''ein B. (B), wnder de"
Böge" (B; Z) feil ha". Kaufladen, Magazin übh. (auch
wenn nicht gewölbt) Gl (Dim. Bögeli); GA., W. Kram-
bude „Gl"; Laden ebener Erde GSa. En Ise"-, Mcl"'-,
Brot-, Schueh-B. Me" het g'hltet [geklingelt], günd
i* B.l .Ein Glarner Kaufmann, der in Bern einen B.
(Magazin) besass.' Reith., Jugendkai. S. noch Chritz
(Bd III 935). — b) Bogenallee. .6 Bürden Seheyen
für die Bögen.' 1786, Z Haushaltungsb. Hieher wohl:
.Dem Rebmann, den B. zu heften.' 1787. ebd. S. auch
Ge-häld (Bd II 1177). — c) Ehren-, Triumphbogen
SchwE. (auch Chris-B.; s. MLienert 1891, 301); ZU.
— d) das im Frühjahr gekrümmte Schoss an der Wein-
rebe GA., Sa; Sch; Th; Z. S. holden 2 (Bd II 1179),
üs-hauwen 1 e (ebd. 1809), Chnecht 6 (Bd III 722).
Ein B., zwe Bogt" schnide" (an einer Rebe). Böge",
es chönnt <"• Chue dedurch schlafe" ZZoll. — e) als
Govät oder Teil von Geräten, a) als Waffe. Knaben-
spielzeug, im Gegs. zur kunstvollem Armbrust nur
aus einer zähen Gerte mit starker Schnur bestehend
ZO., S. Jlnii/i. Annbrust, im Gegs. zur Iwe" (Bd 1
612) mit stählernem Bogen ScuSt. Die Bögli-Ghnabe*
üben sieh auf dem selbst Bögli genannten Schiess-
platz, die mit Twen bewehrten Knaben im Biet (wor-
nach sie selbst Biet-Biiebe" heissen). Er göt uf 's
Bögli, het uf-''em B. g"unne". Wer über die zum
Spannen des Bogens bestimmte Bank schritt, verfiel
in Strafe. Sulger. ,Von einer bürde yben bögen 1 ß
[Fuhrlohn].' 1401, JVetter. S. noch begän (Bd II 33).
— ß) ein Teil der Vorrichtung zum Fang von Feld-
mäusen und Maulwürfen, bestehend aus einer Gerte,
deren eines Ende im Boden steckt, während das andere
von der in der Erde verborgenen Schlinge darnieder
gehalten wird ZO., S. — f) fast nur Dim., gebogenes
Weidenrütchen, Schlinge („von Weiden und Pferde-
haaren") zum Vogelfang AAÜeg., Lengn.; B; L; Ndw;
Zg; „allg." ]\[id Beglene" de" Vegle" richte" Ndw.
Man soll nicht nach den Beeren haschen, «>o im Bögli
hange'd ÄABb. (sprw.). S. auch bögli-laufen (Bd III
1139). .Tendicula, strick, bögle, die man den vöglen
steckt. Columba innexa pedem vineulis, im strick
oder in böglinen am fuess behanget.' Fris. ; Mal.
, Einer macht Strick us Rosshareu zu Vogelböglenen.'
Schimpfr. 1651. ,Die Döne, Böglein, Vogelstrick, tendi-
cula. pedica.' Red. 1662. .Gegen Abstatung des ge-
wonnenen Forstbatzens ist Jedem erlaubt, Vögel aus-
zuenemen, in Raben dreihärige Böglein zue stecken.'
1671, AAKadelb. Brauchb. .Tendicula, Hären, Schlin-
gen, Böglein.' Vestib. 1692; vgl. Bd II 1518. ,I>ie
Lerchen wurdend in Böglinen gefangen.' BossH.-Gold-
schm. , Mit Böglenen jagen.' 1785, AaB. Mand. S. noch
Beckholder-Buck. RAA. Jmdrn Bögli legge", eine Falle
stellen UwE. I" Böge", i" 's Bögli gö", laufe", in die
Falle gehen L. De" han-ich i* 's B. iibercho", erwischt
UwE. Einen im Bogli ha". Biruer 1850. Daraus
(unter Anlehnung an RAA. wie Eine" am Bändel,
Bei" ha"): Es het-e" am Bögli, er ist verloren, liegt
im Sterben L. Etw. im Bögli ha", seinen Zweck er-
reicht haben Uw. — S) Dim., lose, quer über zwei
Stützen gelegte Rute, über welche die Kinder im
Wettsprung hinwegsetzen, welche aber beim geringsten
Anstoss zu Boden fällt Th. B. springe". — s) Dim.,
Rütchen, das umgebogen und so unter Benutzung
seiner Schnellkraft zum Scherz als Geschoss verwendet
wird B; Ndw; ZO. In RAA. Einem es B. a" d' Nase"
sprengge", eine Unannehmlichkeit bereiten Ndw. ■ .Na-
poleon weiss, dass ihm die Franzosen auch ein B. in
die Nase sprengen könnten, wenn er wieder gegen den
Papst zu Feld ziehen wollte.' Ni>w Volksbl. 1809. —
Q Dim., Rute, mit der das ,Ufholz' [Holz, das quer
über die Flossbäume gelegt wird] und die Flossbäume
verbunden werden Aa (Rochh.). — ■»)) Dim., grünes
Tannästchen, dessen umgebogene Enden in zwei Bohr-
löcher in der Wand gesteckt werden, und das (wie
die BiglenJ in Alphütten zum Aufhängen von Löffeln,
Schöpfkellen usw. dient BSi. — &) biegsame Gerten
zu verschiedenen Zwecken, z. B. zu Handgriffen an
Stalltüren, zur Befestigung von Gattern an Zäunen,
von Latten an den Schlitten GrPi\, wie man sie beim
Kranzwinden braucht Ndw; Z. — t) Tragbogen, z. B.
an einem Handkorb, Kessel GrD.; Th; Z. Die Öpfel-
chörb sind au"* famös; die Böge" lönd si" Lebe" nitd lös.
Schönens. Für den B.-Chorb (Bd III 453), B.-Ghratte"
1063
Bag, beg, big, bog, bug
10(14
(ebd. lv7:.) selbst Apj G; Tu. En B. (voll) Öpfel Auch
als Mass Ar (etwa 25Pfd); oTh. — v.) Netz, das an
zwei halbkreisförmigen Stäben befestigt ist, die, wenn
das Netz gefüllt ist, zsgeklappt werden ; es dient zum
Transport von Gras, Heu uä. (daher auch Fiieter-,
Gras-, Heu-, Laub-B.) und wird entweder auf dem
Nacken getragen oder von Fuhrleuten für das Zug-
vieh mitgeführt Bs; 11; S; ZS. Syn. auch Beren. .Er
hatte auf die Reise brav Hafer in einen Sack getan
und einen B. oder zwei mit Heu vollgestopft.' Gottii.
.Sorgfältig wurden die Bogen mit dem Heu wieder
zugebunden, nachdem man jeden verzettelten Halm
zusammengelesen und versorgt hatte.' ebd. ,Wie weh
es mir tat, wenn er alle Jahr die Wiese bis an meine
Türe eingrasete und mir auch nicht einen B. voll
davon gab!' HPest. 1790. .Keinem ist erlaubt, das
Laub aus den Gemeinwäldern mit Karren und Wagen
wegzuführen; es darf nur mit Bögen herausgetragen
werden.' 1729, AiRiistensw. Dorfr. — X) die bogen-
förmig geschweifte, über das Rad hinaus gehende Ge-
stellwand am Gätterli-Charren (s. Bd III 424) oder an
der Gras-Bercn AABb.; ZS. — u.) derjenige Teil am
neuem Pflug, der über die Stüdli [Pfosten] geht Aa
(Rochh.). — v) ein Musikinstrument oder Teil eines
solchen. ,In unser orgellen macht man bögen.' XVI.,
Bs, genannt neben ,zinggen, brassun.' Viell. zu lesen
.böuggen'; s. Pauken. — f) Bim., der Bindungsbogen in
der Notenschrift, bzw. die damit verbundenen Noten
B; Z. — g) „es Bögli Leder, fussbreiter Riemen Leder,
der von der ganzen Breite einer Sohlhaut abgeschnitten
wird; ein halbes Bögli, fussbreiter Riemen, der, dem
Rücken nach entzwei geschnitten, nur einen halben
Teil von der halben Breite der Sohlhaut ausmacht
VO." ,Ein Bogen Leder.' XVIII., Bs Zollordn. —
h) von Papier, wie nhd. allg. Ein Bige" Böge" (Post-)
Bapir, Sprechübung Bs; B; Z. — 3. in weitern RAA.
a) über 's Bögli use", über das (erlaubte) Mass hinaus
Z. Über 's Bögli springe" (VO ; S), trampe" (Sprww.
1869), trete" (Sprww. 1824; Sulger), einen Fehltritt
begehen, z. B. von einem Burschen, der ein Mädchen
schwängert VO; S; unklug schwatzen. Sprww. 1824.
Dass-men über 's Bögli sehnt, macht G'lege'heit und
ZU. Sdlc.er. ,So sy [die Tochter] zum mann kummt,
das sy nit übers bögli träte oder unfruchtbar bleibe.1
L531/48, Sirach; dafür ,sich vergehe.' 1667. ,Wann
aber die Kinder wollten über das Böglein tretten, das
Ziel der Zucht und des Gehorsams übertretten.'
BStölzlin 1760. .Captare aliquem, underston, einen
ze betriegen oder ze überlisten, einen über das böglin
ze werfen.' Fris. ; Mal. (vgl. auch Gr. WB. II 222);
ähnlich Denzl. 1677; 1716. — b) Bögli uud Häggli
mache" L; s. Bd II 1091. — c) Bögli mache", von
einem betrügerischen Kniff im Spiel; s. abheben (Bd II
891/2). ,N. N. habe gesagt, wie man neisswa in
den raten bögli mache, glych einem spiler, der gern
keins verlüre. Es will keiner kein böglimaeher sin
und sie verlangen, dass N. N. sage, wer soliche bögli
gemacht habe.' 1532, Egli, Akt. — d) 's Bögli g'mein
ha", sich in schlechten, betrügerischen Sachen helfen,
gleich schlecht sein. ,Die Grossen in der Schweiz
und die Grossen ausser der Schweiz seien alle Schel-
men, sie haben 's Bögli gemein.' Stutz. — e) Eim
's Bögli hebe"; s. Bd II 880. — 4. ehemals Name eines
Beamten des Grossmächtigen Rates zu Zg, wohl wie
die übrigen nach dem Abzeichen, nach dem Gegen-
stand, den er trug, benannt; vgl. Leiterli (Bd 111 1498).
— 5. Bögli, Familienname B. — 6. in Orts- und Flur-
namen. ,1m B.', an einer Strassenbiegung gelegene
Ortschaft ZStern. ,Harnisch-B.' , Name einer Zeig
ScnSchl. ,Sattel-B.', Ort an einer Einsattelung des
Bodens ZRicht. ,Nidel-B.' (aus älterin ,Uedel-Boden'),
Hofname LLittau. ,2 Vierling Acher uf dem Adel-B.'
1696, ZNGlatt. Bogete" L; s. Gügi (Bd II 157/8).
Mhd. 603c Ein Nom. ,bog' begegnet bei UEckst. (im
Reim auf ,trog') und Fris.; Mal. (neben .bogen"). Dat. PI.
.bogmen.' HsStockar 1519. Zu 2 a. Auf eine gewölbte
"Wasserleitung gebt wobl die Stelle: ,Das vierte bad |in AaB.]
ist nicht also beiss wie der kessel, weil es durch den b.
laufet und in dem überschlagen etwas kelter wirt.' 1578,
HPant.iI. In den RAA. unter 3 a meint Bögli wahrsch. die
Steckrute, die zur Bezeichnung der Grenze von Grundstücken
(z. B. längs einem Fnssweg; s. Mus-Ii. 2), zur Einfassung von
Gartenbeeten verwendet wird. .Bogken' einmal bei Mal.
A-Bögli; ein Musikinstrument. Es wurde neben
andern von Zwingli gespielt; s. Füssli, Beitr. IV 35.
Ell- Böge", in Bs; ScHSt.; uTh Elle"- m. (in B;
LG.; ZStdt auch f.), PL mit Uml. Bs: 1. a) wie nhd.
allg. En E. mache", den Arm stark biegen BsStdt;
ThHw. ; Z, die Ellbogen aufstützen Th; Z. Mach auch
nüd eso E.! Übertr. auf den .Bogen' an der Wein-
rebe. Denn macht-mc" Elle'bögli vu" ierem stürrige"
Höh. SWinz (SchSI). D' E. bräche", sich rücksichtslos
Bahn brechen (eig. und bildl.) Bs. Von einem Trinker
heisst es: Er tuet z' vil der E. lüpfe" FCordast. D'
Hand am E. ha", auf seiner Hut sein SciiwNuolen.
Schmäh hinderm E. ha", stark sein GSa. ; vgl. E.-
Schmalz. Dass-mer durch die nü Verfassi'g o" der
Freiheit b' schrote" oder öppe" hinderm E. g' fasset [d. h.
in unserer freien Bewegung gehindert] ic'erdc"d. Gl
Volksgespr. 1836. ,Ach, die [vexierenden Geister]
haben unsern Pastor auch wüst hinder den Ellen-
bogen erwischt.' UBrägger 1782. Dagegen: Einen am
E. erivütsche", auf einer grossen Lüge ertappen. Sulger.
Öppis hinder de" E. ne", hinter sich stossen, unbe-
achtet lassen GiiMai. .Warum sollten wir noch un-
gedultig sein? War doch das Ziel unsers Leidens
schon hinter unserer Ellnbogen.' JJUsteri. Pred. Von
einem einfältigen Menschen scherzt man: Es fält-cm
nid am E., aber... (und deutet auf die Stirne) L
(Ineichen). Mit den Worten: Ph ha" keini Augen am
E., antwortet man auf den Vorwurf, Jmdn gestossen
zu haben. Sulger. I'h g'höre" nüt am linggen E., Ab-
fertigung Z. D' Ören am linggen E. ha; unfolgsam
sein. Sulger. Mit dem linggen E. warte", auf den
andern (beim Essen) nicht warten, ebd. S. noch lingg
(Bd III 1340). ,Er kann hineingreifen bis an die
Ellenbogen, hat, was er will.' .Met.. Hort. 1677. Re-
fermierten E. hat der Tüfel i" d' Höll abe'zoge", Neck-
reim katholischer Kinder gegen reformierte Z f. In
der ä. Spr. auch vom Bären: ,Swer einen bern fallet,
der sol dem meiger geben die rechten hant an dem
bern unz an die einbogen.' 1303/11, Gl Urk. — b) 's
chli" Ellbögli, die empfindliche Stelle am Ellbogen-
knochen GRFanas; Z. Syn. Müs 2 a X (Sp. lTii).
's chli" E. (am chleine" E.) a'stösse". — 2. Elle als
Mass. ,Üer [Riese] was wol 7 einbogen [brassees] lang.'
Morgant 1530. .Cubitum nulluni processit, er ist nit
einer eilenbogen weit gangen.' Fris. ; Mal. ,360 ellen-
bogen hoch.' Holzwart 1571. ,Procopius schreibt,
dass zu seinen Zeiten ein ungeheurer walfisch [ge-
fangen wurde], der 30 eilenbogen lang und 1(> breit
1065
Bag, beg, big, bog, bog
llltll!
gewesen.' LLat. 1582. ,Per Fisch wird anderhalb
Ellenbogen, anch bisweilen zwei Ellen lang.1 JLCvs.
1661. — 3. etwas Ellbogenähnliches. a) Gelenk an
den Gestellstangen einer Brille ZBuch a/I. — 1j) in
der Weberei. ,Wenn sich im Einschlag Ellenböglein
zeigen', wenn das Garn des Einschlags sich rollt Ar
Wolfh. (ATobler). — ell-bögle", in Ap elle"-b.:
1. abs. und tr., mit den Ellbogen (wiederholt) stossen,
z.B. um sich Platz zu verschaffen Ar; VO, um einem
Andern einen Wink zu geben SchwE. Jmdm mit
dem Ellbogen einen Rippenstoss versetzen Obw; U.
„Mit den Ellbogen viele Bewegungen machen VO";
damit auf Tischen und Bänken reiben GitPani,
Tschiertschen. So gehen oder stehen, dass die Ell-
bogen stark nach auswärts gekehrt sind, wie behäbige,
wichtigtuende Leute zu tun pflegen Ar. Den Kopf
auf die Ellbogen stützen Gr. — 2. es ellbögelet, es
sieht nach einem Ellbogen aus, ist nicht gerade; auch
bildl., das gute Einvernehmen ist in die Brüche ge-
gangen Z.
Das Fem. auch sonst bei Mal.; es erklärt sich wohl als
missverstaudener PI. ,Üie Ellbogen-Kappeion', Ortsname U
(oberhalb der Klus).
Vor-: der vor dem zweiten Rehpfahl befindliche
Teil des sog. ,Steckbogens.' Sch Weinbau 1880, 25.
— First-Bögli: über die First des Strohdaches ge-
bogene, zu beiden Seiten derselben in den ,First-
schaub' eingesteckte Tanngerte AABb., Z. Syn. Dach-
Bögli. Die F. bilden in ihrer Gesammtheit eine Art
Dachwulst. — Fisel-Boge": Fiedelbogen AaFH.;
BsL.; „B; VO;" S; UwE. — F u cter-: = Bogen 2 ev.
Aa (Rochh.). — Flitsch- B; Sch, Flitz- BO. (ltZyro):
Bogen, aus einer dünnen Haselgerte bestehend, an
deren einem Ende eine etwa ellenlange Schnur befestigt
ist, mit einem starken Knoten, der in die Kerbe des
Flitsch-Pßls eingreift B. Bogen mit einer von Hand
gespannten Sehne, um hölzerne Pfeile zu schiessen
Sch (Kirchh.). ,1500 hungerischer rüter mit flitsch-
bögen.' HBdll., Tig. ,Wenn ein starker mann mit
einem flitschbogen scheusst (wie es fürnemlich die
Engellcnder und Polecken noch im brauch habend).'
LLav. 1582. ,Ein eiserne Sturmhaub, mit einem darin
steckenden Pfeil durchschossen, zur Gedächtnuss der
Flitzbogenschutzstärke.' Ammann 1618/78. Flitsch-
bogen brauchte man früher auch beim Vogelschiessen ;
vgl. Absch. VIII 724. In BStdt bestand einst eine
.Flitzbogenschützengesellschaft'; vgl. B Taschenb. VII
94, ferner Twing-Hof (Bd II 1035). S. noch Iwen
(Bd I 612). — Frön-: Chorbogen, zwischen Schiff"
und Chor der Kirche. .[Der Baumeister soll die Kir-
chenbaute] in gueter werschaft vollbringen, nemlich
die fron- und schidbögen und sollich werk also ma-
chon, inmassen, dass es das tachgerüst und welb er-
tragen mög.' 1496, Bs (Z Anz.). .Herr Plebanus teckt
an dem oberen Tach zuo beiden Syten von dem Frohn-
boggen an.' 1650, L Stiftsprot. — Gige"-: Geigen-
bogen, allg.; s. Narrö (Sp. 785). — Garn-Böglein :
wahrsch. ein an kreisförmiger Rahme ringsum be-
festigtes kleines Netz zum Auffangen des Spielballs;
s. üf -geben (Bdll 79). — Gras-Boge": 1. = Bogen 2 ev.
AALeer., Zein.; B; L; S. Ganz Grasböge" voll. L
Nachr. 1865. Mit einem Gr. versieht man Den, den
man ausschickt, Dilldappen zu fangen AAZein. —
■2. = Grashogen-Huct (Bd II 1789) B (ehemals von den
iiöhern Offizieren getragen); Z f. Der Tambürmajor
hat cii Zweispite, Gr. hät-iiic-m" g'seit, detweris af-
('em Chopf. D' Borte" vom Gr. händ 'glitzeret wie 's
Väter Gold und oben usen ist en Federe'busch g' stände" ,
leol en Ell lang. < 'Biedermann (En Musteri"g i. J. 1834).
S. noch Postheiri 1871, 226. — Holder-: Bogen aus
Holunderholz GrD.; vgl. den Spruch unter Mitt-
wuchen-Mänet (Sp. 238). — Hand-: ,arcus.' Mal.
Auch bei HsSchürpf 1197; HsStockar 1519. — Herig-:
als Streichbogen zu einem primitiven Saiteninstrument
verwendet; s. FPlatter 124. — Hör-: Kuh (Gauner-
sprache. 1t Lütolf). Wahrsch. eig. ,Horn-B.' — A ti-
li Ar-: Fragebogen; ein solcher wurde lt Reglement
von 18.37 bei der Aufnahme eines neuen Zöglings ins
Z Waisenhaus ausgefüllt; vgl. Spyri 1871, 36. —
Heu"'-: = Bogen 2 e v. BU. ; L. — C harre"-: =
Geiss 3 b (Bd II 460) Tu. — (Jhäs-Bögli: Stahl-
bogen, mittelst dessen bei der Käsebereitung ein Tuch
unter den Quark im Kessel geschoben wird, um ihn
herauszuheben. Anderegg 1897/8, 473. — Chessi-
Boge": 1. Tragbogen am Chessi Gr 7 Gerichte, He.
S. Anna (Bd I 260) und Tsch. S. 68. — 2. .Kessel-
bog', Flurname Z. — Chrüz-Böge": Masswerk (in
Kirchenfenstern) Gl. — La ub-Bogen: = Bogen 2 e x
zum Transport von Laub Schw. — Lismer-: Karte
mit Strickmustern? .Lismerbogen, das Blatt 4 Kr.'
Z Kunstkatalog 1790. — Mantel-. ,1 m. mit einer
stud uf der louben.' 1571, Z Inv. — Müs- (in ZO.
Mus-): 1. = Bogen 2e$ Ap; ZO. Der M. spickt üf,
schnellt in die Höhe Ap. Der Schnlder Hänsi ist vo"
Chindsbeinen a" so verchrümmt g'si" wie-n-en M. JSenn.
— 2. „eine gebogene, mit beiden Enden in die Erde
gesteckte Rute, dergleichen zur Seite der Fussteige
hingepflanzt werden, um die Fussgänger innert des
Weges zu beschränken Schw; Zg." — Mittel-. ,Von
einer guten Haut die zwen besten M. -Bögen soll das
Pfund verkauft werden umb 15 ß.' Bs Taxordn. 1646.
Vgl. Bogen 2 g. — Benne"-: gekrümmtes Querholz,
mittelst dessen die Seitenbretter einer Wagenbenne
festgehalten werden Z. — Ummen-bind- Ommi-biml :
kreisförmig nach unten umgebogenes Rebschoss, das
in der Mitte durch ein Strohband (Irudel) am Reb-
pfahl und am freien Ende durch ein zweites Stroh-
band am Stock befestigt ist, die gewöhnliche Art des
,Bogens' Sch. — Bami-B öge": die einzelnen Ab-
teilungen des Barrens und des Viehstandes BSa.
(Hunz.). — Bast-Bogen: Hauszeichen von der Form
eines Tragsattels W; eine Abbildung s. Schweiz 1897,
48. — Bett-: zwei gebogene, unter sich verbundene
Querstäbe, die über die Füsse eines Kranken gelegt
werden, damit die Bettdecke nicht auf ihm laste B; Z.
— Pfil-: -Bogen 2 e a. AAAar.; Bs; B. Armbrust; s.
Buxtorf-Falkeisen XVI. b 63/4. — Reh-: = Bogen 2 b,
aus Weinreben gezogen. .Ein krautgarten mit etlichen
räbbögen.' ZWthur Stdtb. .Ferner hat der Pfarrer
[zu seiner Pfründe] etliche Rebbögen, die zu gmeinen
.Taren 4 Eimer Wein geben mögend.' 1638, ZHöngg.
.Subdiales. compluviales (Räbbögen).' Onol. 1707. —
Reche"-Bögli: 1. (in S nur Bögli), Name der zähen
Ruten, die das eine Ende des Rechenstiels nach bei-
den Seiten hin mit dem ,Rechen-Haupt' (Bd II 1497)
verbinden und zur Stütze des Letztem dienen B;
S NA. ; Z. — 2. Name von Pflanzen, die bes. Holz zu
Rechen-Bögli liefern, a) gem. Hartriegel, Lig. vulg.
LE.; Uw. — b) wolliger Schneeball, Vib. lant. BBe .
(B.-Bögeli); Ndw. Vgl. Bd II 1256.
,
1067
Bag. heg. big, bu£. bug
1068
Rege°-Bogen: 1. wie nhd. Volksglaube: Engel
halten ihn an «len Enden; vor dem Nahenden flieht
er Z. Wem es glückt, sich mitten unter einen R. zu
stellen, findet eine Wanne voll Gold (Geld) AaB. ; L;
ZW via. Nei" awh, en K.! Hanseli, lauf-em o«"* nöch ;
's hat eirunder e" Wanne" roll Taler. KdMey. 184 1, 53,
Stellt man ein Kesselchen darunter, so füllt es sich
mit Gold ZXerach. Wo er die Erde berührt, finden
Bich die Regenbogensehüsselchen L; Z; Sonntags- und
Fronfastenkinder finden sie leichter als andere L
(Lüt.). Wä der li. obstat, ist Geld bis g'nueg GA.
S. noch Glöggli 3 (Bd II 611). JE" R. glänzt, wo bis
uf d' Erde" göt: Dem wird e" Wunsch erfüllt, wo
g' schwind de" Schnell absieht und drüber schloht. Ad.
Frey (Aa). Wirft man einen Schuh über einen R.,
so ist er voll Dublonen, wenn man ihn jenseits auf-
hebt B (Rothenb.). Dagegen soll man schwer krank
oder von einem andern Unglück betroffen werden,
wenn man gerade auf die Stelle tritt, wo ein R. die
Erde berührt L (Lüt.). Ein R. am Morgen deutet
auf nochmaligen Regen am gleichen Tage, ein R. am
Abend dagegen bedeutet für den folgenden Tag schönes
Wetter Z. 11. aber de" Bande" : iiiorn regnet 's i" alle"
Lande"; li. über de" lii" : niorn würt 's guet Wetter
si" SciiSchl. Steht der R. über einem Gewässer, wird
es drei Tage regnen, steht er über dem festen Lande,
so wird es drei Tage schön sein. Sulger. ,Wann der
R. des Morgens leuchtet, förchtet man mehr Regen,
des Abends aber hoffet man, der Regen werde nach-
lassen. Andere urteilen, wann der R. seine Füsse ins
Truckene auf zwen Hügel oder Berg setze, bringt er
gute, truckene Witterung mit sich, wann er aber die-
selben ins Meer, in See oder Wasserström setze, so
folge nass Wetter, nach dem alten Sprichwort: der
Bogen trinkt Wasser.- Anhorn 1065. Versetzt man
gewisse Blumen, während ein R. am Himmel steht,
so erhalten sie schöne Farben ZO., Zoll. .Die ir bests
getan, aber nüt mer geschattet band, denn haftend
sie iliewil zum r. geworfen.' NMan. Vgl. noch das
syn. Hinnnrl-lliag. — 2. Name einer gewissen Ört-
lichkeit beim Stift Einsiedeln. ,Die brüeder sollen
nicht weiter aufen sitzen zu bettlen. dann bis an R.'
1550, SchwE. Klosterarch. — Mänsehm-R.: Mond-
regenbogen. Wer bei einem solchen auf dem Wege
ist, hat das ganze Jahr hindurch Glück L.
Rank-: dünner Sparren, der, unter der .Landwid'
durchgehend, die Enden der Deichselarme mit einander
verbindet und beim Wenden des Wagens eine Rolle
spielt Z; Syn. JRänk-Schit. — Schid-: Gewölbebogen
als Scheide zwischen dem Chor und dem Schiff der
Kirche; s. Frön-B. — Schell-: den Ziegen um den
Hals gelegtes Band aus Holz oder Metall, an dem die
Schelle hängt; es vertritt den Scheü-Biemen Gr 7Ger.,
He. — Schlaf-. ,Von schlafbognen, die neben in
muren stant, sond angfangen und g'mäsen warten uff
den anfangen.' 1545, Za (Kirchenbau). — Schlitte"-
Bögli -Beggli: gekrümmtes Eisen, womit die Latten
an einem Fuhrschlitten befestigt werden GltVal.
Schlitz-: = Flüseh-B. BO.(Zyro). - Schinder-, .Zu
Zürich, im sark der 1. heiligen Felix, Regula and Exo-
perantij hat man ein Ziegelstein, sehn, und nusschalen
fanden.' Evang. Gegen der. 1588/1658, 39. — Schnell-:
Personenn. ,Gompt [hütet] des Schn-en, do ergevangen
was.' 1406, Wegelin 1844. — Schweb-: Personenn.
,Der schandlich verlogen Sehw-en.' 1523, LSemp.
Schwi- Uw, Schai- AiZein.; Bs; UwSachs.; Z,
Schwib- B; Sohw; DSU.: steinerner Bogen über Ge-
wässern Uw; U, Tor-, Fensterbogen AAZein.; Bs; Schw,
= Bogen i' a f BStdt. .Fenestra seu arcus, vulgo dictus
swiboge.' 1304, l!s Uik. ,Ein schwybogen und zwen
gevierte stein darin.' 1400, Bs; daneben , Schwibbogen.'
,Der balast stat unden ganz uff sehwibogen, sind fast
hoch und stark; und uff denselben schw. aber fast
stark schw. ze ring umb und daruff aber gross und
stark und hoch schw., so das es dryer gmachen hoch
ist von schw.' 1497. HsSchürpf. .Demnach kament
wir zu einem schw., glich wie [ze] Luzern am ross-
merkt einer ist, den hatt Sant Helena über die gassen
geweiht.' ebd. .Arcus, fornix, fornicatio, ein gewelb
oder bogen eins gewelbs. ein schwybogen.' Fris. ; Mal.;
Denzl. 1677; 1716 (mit den Formen: ,Schwy-, Sehwie-,
Schwieb-, Schwib-B.'). ,Under dem Rathus [zu Sch]
ist der Sehwibogen, darunder feil zu halten.' JJRieger
1606. , Fornix, testudo, Voute, Gewelb. Schwibbogen.'
Red. 1662. ,Die vordere Teil der Häusern durchgängig
sind [versehen] mit vorgebauten Lauben (Schwib-
bogen), damit man bei dem Regenwetter trocken könne
durchgehen.' Spleiss 1667. S. noch Z Nenj. W. 1889,
44; BThun Handfeste 1779, 158; Bs Rq. I 30 Note.
Name der altern Tore der innern Stadt, während die
äussern ,Tore' heissen Bs. Name eines Stadttores, um
1300, ä. L Ratsb.; s. auch Gfd I 205. VII 180. Haus-
name ZStdt (im amtlichen Verzeichniss , Schwib-'.
früher .Schwein--; urkundlich .Schwib-.' 1366/7, Z
Archiv, .Schwind-.' 1167; vgl. Vög.-Nüsch. I 257).
,1280 ist vom Wolfbaeh bis an den Schwein-B. alles
fast verbrunnen.' Hott. 1666 und ähnlich AKlingl.
1688 (.Scbwyn-B.-); HsEEscher 1692 (.Schwein-R).
.Schwibbogen', Gut mit zwei Häusern BTrub.
Ahd. smibogo, schon mhd. mannigfach entstellt (Lexer II
1370). Von ä. Schreibungen in imsern Quellen mögen noch
erwähnt werden: ,Swi-b.' 1337, Gfd; ,schwitfc-b.' Kessl.;
,Schwill-B.' JJNüsch. 1608 (,Ein Gewelb oder Schw.1);
,Schwei-B., krumm Gewelb.' Huiizl. 1G77: .Schweinliiigvu.'
GKönig 1695; ,Seh\vyh-B.' Z Nachr. 1753 (für AaBremg.).
Schwell-: in gerader Richtung oder in einem
Winkel quer über die Strasse gehende, oft mit höl-
zernen Schwellen eingelässte Abzugsrinne für das
Regenwasser Z. Vgl. Schw.-Baum. — Steck-: ein-
jähriges Fruchtschoss der Rebe, das nicht zum Stock
zurückgebogen, sondern gestreckt und mit dem freien
Ende in die Erde gesteckt wird, eine Methode, neue
Weinstöcke zu ziehen Sch; Z; vgl. Scu Weinbau 1880,
25. Eine Rebe mit St. braucht zwei Pfähle, einen am
Stock, den andern zur Befestigung des gestreckten
Schosses; vgl. Vor-Bogen. — Versteck-: Rute, wie
sie zu beiden Seiten von Wegen zum Schutze des an-
stossenden Kulturgeländes gebogen in den Boden ge-
steckt wird. , Verhörten, in gemeinen Waldungen
Tannkriess und V. -Bögen hauen.' 1806. AaB., L. (Forst-
ordn.). — Streck-: Fruchtschoss der Rebe, das bis
zu dem in entsprechender Entfernung vom Stock ein-
geschlagenen Kebptähl gestreckt und an Letztern lest
gebunden wird ZB. .Circulos [vitiuin sc] in longum
exporrectos (Streckbögen dictos).' Onol. 1707. —
Stracks-: = dem Vorigen Sch Ha.; Z (Spillm.). —
Tach-Bögli: = First-Bögli AaI!L>. — Tor-Bogen:
wie nhd. GRl'hur, He.. hPr. Hie und da noch an
einfachen altern Bauernhäusern am Eingang in den
Hof GrHc. — Wiege"-: Spriegel über der Kinder-
1009
Bag, beg, big, bog, bug
1070
wiege Ap; ZO. ,Ein Wiegenbogen 1 fl. 32 p.' 1764, Z
Haushaltungsb.
Wull-: ein bei den Luzerner Osterspielen im XVI.
gebrauchtes Musikinstrument; vgl. Gfd XL 148. - Mild.
moUe(*)boge, Instrument lies Wollensc-hlngers (.I.exer III 0711.
böge" Ndw; Z, bogne* Gl; GMels; Z: 1. einen
Verkanfsladen halten, Handel treiben (auch im Grossen)
Gl; vgl. Bogen S n f. — 2. = bogen-hälden (Bd II 1179)
GMels; Z. — 3. a) refl., sich (nach oben) krümmen.
z.B. von Schlangen, Würmern, auch von Menschen
Ndw. Er bogiä-st0* im Bett [vor Schmerzen], —
b) tr., krümmen, biegen. .Vor han ich dinen vatter
ein metzger verdacht sin, jetz befind ich inn ein
schmid gesin sin, hat dich gleit, ein ysen hüt für-
sich bogen, niorn hindersich biegen.- Gyrenrupfen
1523. — c) intr., sieh bücken. ,Stat im der seckel
lär, so muess er under einen bueben b.' Ap Reim-
chronik 14U5. — d) .bogend', einen Gewölbebogen
bildend. .Aber 194 schue von den hogenden muren
in der kilchen.' 1544, Baürechnüng. — Mhd. bogen.
Bog(e)ner m.: 1. Bogen-, Armbrustmacher Z f.
Der letzte B. der Z Bogenschützengesellschaft lebte
noch 1840 (,B. und Tischler Waser'); er hatte seinen
Beruf auf Kosten der Gesellschaft bei einem auswär-
tigen B. gelernt. S. noch Erinnerungen an die Bogen-
schützen S. 10. ,Ao 1340 schrieet man allen reten,
dass die bögener, so [ze] Zürich wonhaft sind, mit
den zimberlüten und mit ir zunfte nicht ze schaffende
han.' Z Ratserk. Neben .Zimberlüten' aufgeführt.
1475, Bs Chr. — 2. Bogen-, Armbrustschütze. XV./XVI.
(mit und ohne Uml.). — .Bognere".' XV. (jetzt Boghre"),
Häasergruppe ZKUsn.
ge-boget: Adj. und Adv., bogenförmig gekrümmt
Z. .Augustus was aines fründsamen angsichts, mit
einer scharpfen gsicht, luteren ougen und bogeten
oasen.' Vad. ,Canis getulus. hat einen kurzen, satten
leib, geboget oder krumm.' Tiekb. 1563. ,Die beweg-
nuss der äglen ist, dass sy allein mit dem köpf und
schwänz anhaftet, nit mit dem anderen leih, also ge-
boget sich nachhär schwingt.' Fischb. 1563. .Die
Kronen der Königinnen sollen geböget [mit Bügel
verseilen ?] sein.' XVI., L Osterspiel (RBrandst.).
Bogete" f.: einen ,Bogen' (i. S. v. 2 e vt) voll B.
E" B. Heu.
bogig AALeer.. bögigZ: 1. biegsam, elastisch. aaOO.
En b-er Huet, ein weicher Filz. — 2. den Fenster-
bogen füllend, bes. von Glasgemälden; vgl. Alte Kunst
1883, 38. ,Dem meister, als er mir zwei halbbögigi
waben [Wappen] bracht, gen 4 pfd.' 1567, LBerom.
,Dem glasmoler N. gen um ein bögiges wappen 5 pfd.'
1572, ebd. ,Von einem Dozend ganz bögiger Schilt
zu 4 fl. und einem Dozend halb bögiger Schilt zu
2 -fl. 10 ß.' 1603, ebd. ,In der Studierstube fehlt ein
halbbögiges Waldglas.' 1048, TuAad. — 3. vom For-
mat und Umfang des Schreib- und Druckpapiers. ,Die-
weil wir vormals die ganz biblien erstlich gross,
nämlich bögiger form [in Folio], andermals aber mit
ganz kleinem format habend getruckt.' Z Bibel 1530
(Vorrede). ,4 Contrafait Kupfertruck bögig, 3 gemalt
Köpf halbbögig.' 1674, Tareb. Zuber. ,Diser in seinem
Manuscripto bögige Aufsatz.' Mise. Tig. 1723. .Bögige
Brief schreiben.' Schweiz. Museum 1794.
u n - : unlenksam. .Aus einem snn. den man muet-
willig erzeucht, wirf ein frävler und unbögiger.'
1531/48, Sirach.
Bög(e)ler; Inhaber eines Verkanfeladens, „Klein-
händler" Gl.
bügle": 1. n) mit Ace. S.. .arenare.' Id. I:. biegen,
krümmen, z.B. einen Meerrohrstock B (Zyro)j .win-
den, wickeln." Spec. a) = bogen2 „F; L; ÜBW;" Ztw.
.Darauf wird geb. igelt, Bügen gemacht und zwar nid-
sich.' Cuürer Beitr. 1792. — ß) d liehe" /».. sie im
Herbst auf den Boden legen, wobei sie durch eine
an beiden Enden in die Erde gesteckte Gerte festge-
halten «erden Bs. — y) en Reche b., mit den Reche*-
Bügli versehen BSi.; ZO. — 6) (den Band eines Ta-
schentuchs usw.) mit bogenförmigen Verzierungen ver-
sehen, festonnieren Z. — s) Ptc. Perf., umgebogen,
gekrümmt, von reifenden Kornähren. Halmen AALeer.;
„reif, von Kornähren L; Zg." Wenn d' Hahne" falb
und 'böglet sind. Häffl. 1802. — b) refl. a) sich
krümmen, winden, von Personen. Tieren und Sachen
B; „L;u S. Ein Mensch böglet sich vor Schmerz, aber
auch vor Selbstgefälligkeit, Hochmut (vgl. Sprww.
1809, 08), ein kleines Kind böglet sieh beim heftigen
Schreien, ein Fisch auf dem Trockenen, eine hölzerne
Tafel vor Hitze usw. Die Bäum ltei"-,sich [heim Sturm-
wind] g'chrümmt und 'böglet. BWyss. ,Ihr Mänteli
war brodiflrt und bügelte sich einer Brieftasche ähn-
lich in die Höhe bis fast zum Kinn [blähte sich steif
auf].' Gotth. S. noch machen (Sp. 26). Auch intr.
.Mehrere, von kräftiger Küherfaust geführte Schläge
donnerten gegen die morsche Tür, welche unter der
ungewohnten Behandlung ächzte und bügelte.' Alpen-
horn 1871 (BE.). — ß) sich auflehnen B. .In Luzern
möchte die Regierung sich durch ein Pressgesetz in
etwas sichern. Die radikalen Zeitungen bögein sich
dagegen vom Teufel [wehren sich aufs äusserste].'
N. B Kai. 1845. — c) intr., .arcuatim incedere.' Id. B.
— 2. mit Acc. F., = Mm de" B. gii" im eig. S. (s. Bo-
gen 1) Tu; Jmdn niederwerfen und ihn über alle Ge-
lenke mit in die Erde gesteckten Zweigen einspannen
AALeer. Jmdn unter den Daumen nehmen, „wacker
abprügeln" Obw. „Ich han-e" 'böglet, dass-er lang dra"
denkt." — 3. (auch bögele") einen Kramladen halten,
„einen Handel im Kleinen führen" Gl; vgl. bogen 1.
Si händ g'wvrtet und 'bögelet. — 4. „den Vögeln
Schlingen legen, allg." ; vgl. Bogen 2 e f. — 5. „plätten,
z.B. Wäsche; bes. aber Vermittelsteines Werkzeuges
in krause Falten legen oder biegen VO; Sch." Bügeln,
spec. Nähte niederbügeln, vom Schneider (also ver-
schieden von glätten Bd II 654) Ap; Bs; B; Gr; G;
Th; Z. Doch auch für plätten übh. AABb., Z.; Bs
(.weisses Zeug sauber glätten.' Spreng); G (schon
1799); Sch; Th; Z (moderner).
üs-: 1. = böglen lab; auch von Sattlern Z. —
2. (aus-)plätten Z. A. Lueg auch, eb mi"s G'stalt und
der Umlauf dihinne" kei" Rümpf heige'd vom Hocke"
noche". B. Gar nüt. de bisch wie üs' 'böglet. JSenn 1864.
ver-: die Blätter, womit man ein volles Beeren-
körbchen gedeckt hat, durch gebogene Sperrstäbchen
fest halten, die in die Lücken des Geflechts gestossen
werden ZO.
chnü"'-, chnöu-: mit gebogenen Knieen gehen, in
die Kniee sinken Aa (lt Rochh.). Knixe machen AALeer.
schnell-: mittels eines gespannten Bogens auf-,
fortschnellen ScnSt. ; Z. Spec. von einem grausamen
Knabenvergnügen, eine Kröte oder ein kaum flügges
Vögelchen auf das eine Ende einer Schnellschaukel
zu legen und durch einen wuchtigen Schlag auf das
1071
Bag— bng. Bagg— bugg
1072
andere Ende hoch in die Luft zu schnellen GWidn.; Z.
Bildl.: Es hät-en g'schnellböglet, er ist gestorben ZW1.
Böglere», Bügleri' f.: = Glätteren (Bd II 054) Ap;
„VO;* G; Sch.
„bdgene", -ane': = begcnen Onw."
Bug in., PI. Bäg GTa. : Quantum siedenden Was-
sers, oft aus einem Absud von Wachholderzweigen,
Obsttrestern usw. bestehend, wie man es in leere,
leck oder schimmlig gewordene Fässer giesst, um sie
zur Aufnahme neuen Getränkes geeignet zu machen
GTa., Widn.; ScHSt.; Th; ZBenken, Dättl.j Syn. Bick.
En B. mache', en B. i" 's Fass tue".
büge": 1. fe" Fass) b., auf die angegebene Weise
behandeln. aaOO. Syn. bicken, bünen. Vgl. Beck-Holder
(Bd II 1188). — 2. cacare GTa.
Zu 1. Entlehnung aus dem Rom.; vgl. rätorom. "bugar,
waschen (bugada, Wäsche), it. binare, frz. buer. Diese Formen
stammeu ihrerseits aus einem germ. 'büken her, (las in un-
serem buchen II (Sp. 977) fortlebt.
Bügete° f.: faeces GTa.
Büge" f.: Kosewort für Ziege BSi. Syn. Zibügen.
Bugcr, in B Bü'ger, in Gl BiVger — m.: 1. schlech-
ter Kerl, Schuft B, nicht immer als ernsthafte Schelte,
oft sogar in wohlwollendem Sinne gebraucht Gl; L;
Ndw. Das ist bigopp e" B.! ein braver Mann. Das
Dim. als Kosewort: es liebs Bugerli, von einem Kinde
Gl. — 2. interj. als Fluch Sciiw. Bugerrr! Schw
Fastnacht 1883. ,1'otz Bugger!' Gotth. — Aus dem
gleichbed. frz. bougre. Cent un bon b. I ein prächtiger Kerl.
bügere", in B -ü1-: schwören, fluchen, schimpfen
AASt; B; GW.; ScnwE. De het ei's (mit-imj 'bugeret!
aufbegehrt B. — Vgl. futteren.
Biigcr in., Dim. Bügerli: Person von kleiner Ge-
stalt ZUhw. — Viell. zum Vor. ; doch vgl. Muger(li) Sp. 1 14.
]Mlgetsclie° : verhalten weinen W. Deichet [denket],
nie het cVs China esie b'langet [sich gesehnt] und wie
ivurd 's derbl gipugetschot und ersiffinot ha"! W Sagen.
— Ans it. boccheggiare, nach Luft schnappen.
nuginiere": mit Acc. P., treiben, plagen, belästigen
SchwE.
Wahrsch. (las it. pungere, puynere; pungere i buoi, die
Ochsen (mit dein Stichel) treiben. Hie Entlehnung erklärt
sich aus dem lebhaften Viehhandel der innern Schweiz mit
Italien. Vgl. auch das syn. piggenieren.
Bügel I m.: 1. wie nhd., doch nicht recht volks-
tümlich. Spec, bügelförmige hölzerne Handhabe zum
Offnen einer Türe AaHcI., Weg. — 2. Dim., eine Ver-
zierung an Gewändern; s. Laub 4 (Bd III 955).
Bügel II in.: Flügelhom. Öppe" de"" einist hed
der Heiri mit sim B. es lustigs G'siitzli i" Wald ie
'blüse" L. — Frz. bügle.
Bügel III m.: Hügel GA. Syn. Bühel. Als Flur-
name. Holzli-B., Name eines Bauernhofes GA. Sa)iti-
hannis-B., Hügel mit einer Kapelle des St Johannes
ScHwMa. Fuchs-B., Fluni. GBuchs.
Bügeli. Nur in dem Reim auf Chrügeli (s. Bd III 800).
Bueg m., PI. Bueg: 1. (in ZO. f., PI. Buege") in
der Holzarchitektur, schräg stellende Stütze, Strebe
zwischen zwei Balken, grösser als das (Winkel-JBand
AaF., Ke.; Bs; B; S; Uw; WMünster; Z. Das Dim.
auch etwa syn. mit Winkel-Band Z. Schrägbalken
im Riegelwerk TiiMüllh.; Z; Syn. Eigel-Balken. ,An
[d. i. einen] bug in seiner maur setzen und inmureu
lassen.' 1595, G Reversbr. — 2. Lehrbogen ZW. —
3. (in AALeer. f.) ein gewisses Schulterstück des
Schlachtviehs, hinter dem Oberschenkel des Rindes,
links unterhalb der Laffen (s. Bd III 1107) AALeer.;
Bs; S; Z; in BsStdt gew. dim. Biegli und nur von
kleinem Schlachttieren, Rehen, Schafen, Ziegen usw.
gebraucht. ,Ich gseen nit wol, doch will ich luogen,
ob ichs [das Wild] künd treffen zwüschen d' buogen.'
Rüef 1550. — 4. Biiegli, Holzpflock mit Kerbe, der
zum Anziehen und Festmachen der Heuseile und Fuhr-
stricke dient GrPt. ; Syn. Spölen, Trüeglen.
Für-: Brustriemen des Pferdes. ,Ain f. an ain
pfärit.' XV., G Hdschr. ,F. an ein gereit von leder.'
147(5, Beuterodel von Grandson. ,Für ein Fürbieg.'
Bs Taxordn. 1646 (der Sattler). - Mhd. vürbüege.
Jag-: ,Bueg' mit Zapfen (, Jagdzapfen', statt der
gewöhnlichen Bindung in Schwalbenschwanzform), die
in die knapp angepassten Zapfenlöcher der zu ver-
bindenden Hölzer getrieben (,gejagf) werden, bes.
beim Dachstuhl als Verbindung eines Schrägbalkens
mit dem Bundbalken, oder beim sog. liegenden Dach-
stuhl (s. Bd III 1206) als Verbindung zwischen der
.liegenden Stud' und dem .Brustriegel.' Zimmekmanns-
sprache. ,Die Bretten [an einer Emporkirche], welche
bereits durch Jagd- und Sperrbugen gehörig unter-
stützt sein müssen.' JRWaser 1829. — Chopf-:
Strebe zwischen einem Ständer und dem darauf ruhen-
den wagrechten Balken Z. — Chrüz-: zwei sich
kreuzende Schrägbalken im Riegelwerk Z. — Bund-:
= Jag-B. AALeer.; S; Z. — Sperr- Sptr-: wesentlich
= Btteg 1, bes. als Strebe zwischen Ständern und Trage-
balken ÄAScherz; Z. ,Holz zu Rigel, Sperbugen und
Trem.' 1784/5, Hotz, Urk.; vgl. ebd.: .Holz zu Rafen,
Sperholz, Unterzügen [usw.].' — Spreng-: ,Bueg' an
einem Sprengwerk AALeer.; SL., W.; Z. — Taeh-:
zwischen je zwei liegenden Pfosten, der , Seile' und
der Dachpfette, kreuzweis angebrachte Sperrhölzer
ZWäd. — Taeh- wand-: .Bueg' im liegenden Daeh-
stuhl, die Verbindung eines liegenden Pfostens mit
einer Dachpfette Aa; SL., W.
ver-buege": Balkenwerk durch ,Büege' ver-
binden Z.
büege": mit ,Büegen' versehen Z. ,Dass er inen
ein [Brücken-]joch schlaehen, gebunden und gebüeget
geben sol.' 1406, Aa Staatsarch.
Bagg, begg, bigg, bogg, bugg.
Vgl. auch die Gruppe Baek usw.
Bilggel, P- I m.: 1. in der Reimformel Haggel
undB.; s. Bd II 1089. — 2. schlechtes, abgenutztes
Schneidewerkzeug (Messer, Beil), schlechtes Gerät
übh. B. — 3. Baggeli, kleines, schlecht gebautes Haus
BE. — 4. schlechtes, abgearbeitetes Pferd BE., M, O.
— 5. einfältig-gutmütiger, dummer Mensch BR., Si.
G'-baggel P- n.: 1. schlechte, nachlässig ge-
machte Arbeit eines Handwerkers, Stümperei B. —
2. verwirrtes Haar, Garn, verwickelte Schnur BE.
lo<:
Bagg, begg, bigg, bogg, bngg
1074
baggere": an Etwas mühsam, stümperhaft, ohne
Erfolg herumbasteln, -schnitzeln BBe., Büren.
baggle", /)-: ohne genügende Sachkenntnis« und
Fertigkeit, mit ungenügenden Werkzeugen, auch ohne
rechten Eifer, daher unter grossem Zeitaufwand und
ohne gehörigen Erfolg eine Handarbeit verrichten,
stümpern B; spec, mit einem schlechten Beil oder
Messer an Etwas her mitschneiden; mühsam an Etwas
herumhämmern, -klopfen (z. B. an einem Stein, um ihn
zu behauen) BE., 0.; an Etwas herumflicken B oAa.,
M., S.: schlecht nähen BSi. Oppis b., an Oppis ume" b.
.Ich finde überhaupt in gar vielen Dingen nicht um-
sichtigen Plan, nicht durchgreifende Ordnung; daraus
entsteht dann ein Baggelwesen.' Gotth. ,Das Nützest
sei, man mache [bei der Arbeit] eine rechte Stör
hinter einander, etwa sechs Wochen oder was; so
komme man weiter, als wenn man immer an Allem
baggle.' ebd. ,Er solle probieren, ob er das Kind von
ihr [einer Gebärenden] nehmen könne. Zuerst tat er
dergliche", er hätte nichts gemerkt, und baggelte an der
Sache.' ebd. Übertr. : .Mancher ist nach Jahrhunder-
ten nicht vergessen, der nicht daran dachte, als der
Tod ihn nahm, während so mancher an Berühmtheit
und Unvergesslichkeit baggelte sein Leben lang.' ebd.
l'h ha" da Oppis 'bagglet [zu einem Aufsatz zusammen-
gestellt], aber ich weiss nid, gab [ob] 's recht ist BM.
An sich oder Andern herumdoktern B oAa. Mit, an.
Eim b., ihn drängen, mit Mühe zu Etw. zu bringen
suchen BE., 0.; FMu. Me" muess gang mit der b.,
hat immer Etw. an dir auszusetzen, dich zu malmen.
Eine Forderung durch öfteres Mahnen nach und nach
in kleinen Summen eintreiben BE., 0.
ab-: mit Mühe und ohne grossen Erfolg von Stein
oder Holz Etwas abzuschlagen suchen BM.. I K .Mit
Mühe Jnnlm Etwas abbetteln BM. Ich ha' 's müesse" a.
— Ter-: 1. verpfuschen B. — 2. verwirren BE. —
zesämmen-: einen Gegenstand zusammenstoppeln,
-flicken B. .Zudem waren die Besen gut, ganz anders
als die, welche das Mannsvolk mit Unlust zusammen-
gebaggelt, die aus einander fuhren oder stumpf waren.'
Gotth. Übertr.. in einer Rede sich widersprechende
oder unzusammenhängende Gedanken notdürftig zu
einem Ganzen verbinden B. — z"weg-: durch Bagglen
zu Stande bringen, spec. notdürftig ausbessern, wieder-
herstellen B.
Baggle r m. : Stümper, Pfuscher, bes. vom Holz-
hacker BE., 0. ,Die Kerzenbaggler wollten sein Un-
schlitt haben.' Gotth. .Ich muss hier beim ersten
besten Holzbodenbaggler schustern lassen.' ebd. Hie-
her viell. als Spottname: ,Jagle Schmidt, genannt
Baggeler.' 1053, AAWett. Klosterarch.
Bagglete" f.: 1. Pfuscharbeit B. — 2. mit nicht
ganz lautern Mitteln zustande gebrachte Vereinbarung,
z. B. von Kuppelei B.
Bäggel II, P- m. BR., sonst nur als Dim. Baggeli:
kleines Mass = '/* Schoppen, '/i* Mass, (bauchiges)
Fläschchen, Gläschen Branntwein (lt Zyro seit dem
Feldzug nach F rankreich i. J. 1814 bekannt) B; F;
SG. Syn. Budel II (Sp. 1035). Züsi, no'h-n-es B.
Druese'! B Dorfkai. 1875. Ich will no'h-n-es B. ne".
,Ein par Santine für Dubak und ein B.' Postheiri
1865. ,Er pflanzte sich hinter ein batziges Bein [vgl.
G'nagi Sp. 097] und ein batziges B.' Gotth. Ein
Baselbieter erzählt: Ichbi* [im SG.] in 's Wirtshüs, hau
Schweiz. Idiotikon IV.
(" Stämpfeli Nusswasser b'stellt; d' Wirtin seit: Dö
ob-em Berg het-mc" keini Stämpfeli, me" hei B.; mir
si" Gottlob keim Schwarzbuebe:
Vgl. mlat bacale, Becken, Schussel; doch auch frz. baqutt,
Kübel, Handeimer, aus dem zunächst Baggi sich entwickell
hätte.
paggele": öfter, aber in kleinen «.^ tia.ntil;"it on .
Branntwein trinken B.
ver-: vertrinken BHk.
Baggi, P- n.: = Baggeli BO.
Schäle-Baggele" THTäg., Sche*re"-Be2ggeli GStdt,
T. : nur in der RA. Seh. laufe", gö" 1) sich in seinen
schönsten Kleidern zur Schau stellen, paradieren, z. B.
in einem Festzuge, vor Jmds Fenstern GStdt, T. —
2) im Munde der Leute sein, nur in ungünstigem
Sinne THTäg.
Scheare-Be2gg m.: als Herold Gekleideter, der
am Schutzpatronsfest der kirchlichen Prozession voran
zu gehen pflegte GF. (FStaub).
schäle- (GTa.), schale- (TuAmlikon), sche're- (G
Stdt; THAmrisw., Hemmersw., Mühleb.) -bc2ggelen,
in Tu auch -besggerle": 1. = Schere- Beggeli laufe" 1
(s. Schäle-Bäggele") GStdt. Ta. Ich wott nüd seh. -
2. (auch ScheHe-, Schesre-Be2ggefrjli"s mache", laufe")
= durh d' Matsch laufe" 1 (Sp. 601 o.) Th.
Schelle"-Beaggelen f. I* d' Seh. cho; ins Zucht-
haus Th (Dan.).
Das mit achäte-beggele* und iu gewissem Siune auch mit
Schäle-Bäggele" laufe" syn. Spilzruete" laufe" legt iu Ver-
bindung mit der uuter SchUlU'-Be'ggele* mitgeteilte» Wendung
(wo jedenfalls , Zuchthaus' an die Stelle eines altern, abge-
kommenen Strafmittels getreten ist), die Vermutung nahe,
es bandle sich bei unsern WW. und KAA. ursjir. um die
Bezeichnung einer dem Spiessrutenlanfen ähnlichen Strafart
für Verbrecher. Hinsichtlich der Gestalt und Etymologie
des den vorliegenden Entstellungen zu Grunde liegenden W.
scheint nur so viel sicher, dass die urspr. Form des ersten
Teils Schelle9-, Schaue*- und mit dem ersten Teil von ScheVen-,
Schalten-WeYch identisch ist. Hieher wohl auch, obwohl der
Zshang mit unsern WW. nicht mehr erkennbar ist, der Flur-
name Schäle-Baggeli, Bezeichnung einer kleinern Waldfläche
iu der Nähe von ThTäg.
Bägge" (selten i'-), in BsL.; B (ausgenommen die
Gegend zw. Ligerz und Biel, wo Bagge* gilt); Gr tw.;
S Bdkye" — m. AALeer.; Ap; BsStdt; Btw.; GA.;
Tu; Z,'f. Aa; Bs; ß tw.; Gr; L; S; Uw — Dim. Badkli
GrAv., Bäclcji GRKlost., L.. Baclci GrKIosL, sonst
Bdggli, Bäckli: 1. Wange des Menschen, allg. (das
hd. W. ist unsern MAA. fremd). Er häd rät B., aber
inwendig, von einem Bleiehen Z. Brav z' B. schläh",
beim Essen wacker zugreifen B; Syn. m-paeken. D'
Baggen ab biege", sich täuschen, das Nachsehen haben
G, sich umsonst sehnen AABb.; eig. die Augen nieder-
schlagen. Ja, de cha""st denn d' Baggen ab luege"! G.
,Da nun kann man sich leicht einbilden, dass Nehe-
mias durch dise Reformation vil Hass werde auf sich
geladen haben. 0 wie vil schillende Brüder, so die
Backen werden ab geluget haben, wird es gegeben
haben!' JKHofmstr 1744. D' B. ab luege" wie die
für Zlt, wohl = eingefallene Wangen haben AARuedert.
.Man spricht, man solle den andern baggen ouch dar
han.' 1529, Absch. ,Mit dryen fingern gryff d' spyss
an, bed bagken solt du nit voll han.' Fris. 1502.
.Ich hab N. N. gesechen, das Armbrust zum Schlös-
sen gerüst, an Baggen sehlachen und abschiessen.'
FPlatter 1012. S. noch Bettler, Bettler -Füdluch
68
lo75
Bagg, begg, bigg, hogg, bugg
1070
(Bd HI 1028). — 2. übertr. a) Hinterbacke B; Tu;
UwE.; Z; vgl. Arsch-, Füdli-B. — b) Dim., Fleiscb
vom Hinterschenkel des Schlachtviehs ApK. ; Bs; L;
S; Z. Man unterscheidet das vorder, mittler und
hinter Bäckli Bs. .Bäcklein mit Merettig.' Hochzeit
1748. ■ — c) Dim., die beiden Fleischstückchen links
und rechts am Kopf der Forellen BsStdt. — d) an
Obst, bes. Äpfeln Bs; B; Gr; Tu; Z. .Schmutzapfel
mit roten Baggen.' 1780, ZWipk. ,Die Bira und
Öpfel zu ferben nihm Zinober und Florentinerlakt,
die roti Beglin darmit zu machen.' XVII. / XVIII.,
Arzneib. S. noch Schwzd. I 58. — e) Anschlag am
Schiessgewehr L. — f) Dim., kleines Stück Holz, vom
Schreiner als An- oder Untersatz verwendet L. —
g) die Seitenflächen des Hammers Z. Ungehörige
rundliche Erhöhung an den Schneideflächen von Beilen,
Äxten usw. ZZoll. — 3. Bäggli, Familienname Uw
Beggenried.
Mhd. hacke swm. .Bagken.' XV., Volksb.; .baggen.' Mor-
gant 1530; Vau. ; ThPlatter 1572; JCWeissenb. 1681. Das
Masc. noch bei Morgant 1530; Vad., das Fem. bei GKönig
1693. Letzteres erklärt sich als Neubilduug von dem über-
wiegend häufigen PI. aus. Nicht sicher zu deuten ist unser
W. in der Verbindung: ,in die tnnuen backen', die Geering
1886, 89 als verpönte RA. auf Bs Zunftstubeu des ausgehen-
den Mittelalters anführt. S. noch Anm. zu Buchen (Sp. 963).
Agsch-Bagge": Seitenfläche der Axt GrD. —
Arsch-: 1. = Baggen 2 a Bs; B; Gr; Th; Z. — 2. (gew.
in älterer Form Ars- ZStdt) das zwischen dem Nieren-
stück, dem Schwanzstück und dem .Underteil' liegende
Stück des geschlachteten Rindes (frz. tranche-grassc)
GStdt; Z. — Feissa-Baggo: Geschlechtsname, um
DUO, iiabsb.-östr. Urbar. — Hirn-Bagge": Hirn-
hälfte. .Glutia, nates (Anat.), Hirnbäcklein.' Denzl.
1677; 1710. — Kif-: Kinnlade. ,[Das Krokodil] be-
wegt den oberen kifl'bagken, nit den underen.' Tierb.
1503 (neben ,Kiff baggen'). ,Kyffbaggen.' Fischb. ,Der
under Kiff baggen der Förnen.' JLCvs. 1661. — Chel-:
Name zweier, dem Halse des Zugtieres zu beiden
Seiten anliegender, mit Haften versehener Holzpflöck-
chen, als Verbindung zw. Joch und dielen (s. Bd III
198) UwE.; Zg; Z. — Chinn- B; S, Chinni- Ndw,
China- AaZ.; ZW., Cht- Th; Z, Ches- uTh: 1. oft Dim.,
Kinnbacken, bes. des Schlachtschweins AaZ.; S; Th; Z.
Kinnlade. ,Wann hab ich Dobrun die zen uss ge-
schlagen, so will ich Sallincorny die kinbaggen uss
ryssen.' Morgant 1530. — 2. Fleischwulst unter dem
Kinn Ndw. — Chriesi-Bäggli; kirschrote Wange
ÄAWohl.; ZO.; vgl. Ghirsen (Bd III 478). — Mutschi-
Bagge": dicke Wange B. Vgl. Sp. 598.
Bus- Baus- und Bausch- UwE., Püsi- B (nach
vereinzelten Angaben), Pfüs- Aa; Ap; Bs; G; Th; Z,
l'/risi- AaF., Ke. (neben Pfüs-); B; L; Schw; SG.,
Starrk.; Ndw; Zg: 1. Bausbacke. aaOO. B-e" mache",
die Wangen aufblähen. Bfüsbagge"-Bit, spöttische
Bezeichnung einer bausbackigen Weibsperson ThFi-.
,Homo bucculentus, der gross bussbacken hat. Der
pfusshack, bucco.' Fris. ; Mal. .Pfausbacken, bucca.'
Denzl. 1677; 1716. -- 2. ,Pfüsbäckli, Hohlläpplein,
deren zwei einen Rappen ausmachen und die man für
Zoll oder Almosen ausgibt' Bs (Spreng). — büs-,
pfüs-baggig: bausbackig. aaOO. — Pfüs-Baggli
m.: Bausbackiger Ap; Z; Syn. Pfüsli. — Pfüs-
Bäggeler m. : bausbackiges Kind AaKöII.
„Pfüf-: Bausbacke Gr." -- l'fnü.s- _G:" ZO.
(selten), Pfnüsi- SchwE.: = Büs-B. ,Ein Dorfherr
will aber [zur Frau] nicht bloss zwei Pfnusibacken
und ein lebendiges Gestell, das überall rundum ist
wie eine Heubürde.' MLienert. — Blöder-: Hänge-
wange ZO. — Ab s eh- : = Baggen 2 e. Vetterli-Sang
1878. — S u n n e " - : Sonnenhalde, z. B. das Gut Sonnen-
bach, Gemeinde Filzbach Gl (FStaub). — S c h w i ( n ) - :
untere Kinnlade eines geschlachteten Schweins Gr
Cast., He., Pr. (Tsch. 37). - Diechsel-: = Hön-Arm
(Bd I 453) SB.
röt-gebagget, bzw. -backet GRÜhur, He., Peist,
Pr.; Th, -baggnet GSa.. -baggig, bzw. -backig B; Th; Z,
■bägglet Schw: rotwangig, von Menschen GSa.; Z, bes.
aber von Äpfeln (und Birnen).
„schmal-backig: hager, bes. nach einer Krank-
heit Gl; L."
bäggle", bzw. bäckle": anfangen sich zu röten,
von Kirschen, Pflaumen, Trauben GrHc; GO.; SG.;
Syn. tschägglen.
Baggenanggis: Weissdorn, Crat. ox. GrPt. - Vgl.
tess. bagaja, dasselbe.
Paggiere" f.: Tabaksdose W. — Entstellt aus it.
tabacchiera.
Biigg, P- m. : einzelner, unartikulierter Angst- oder
Schmerzensschrei von gewissen Tieren (zunächst Scha-
fen) und Menschen, bes. kleinen Kindern B; „VO;"
GRlgis; „Z." E" icüeste" B. üslä". Schweiz. Dorfkal.
1861. D's Lattüechli [Eidechse] hed e" B. tue" Gr
Igis. ,Ein fürchterlicher B. erschreckte sie, ein Schrei
der Angst, der sich mühsam aus dem verhaltenen
Mund Bahn brach.' B Dorfkal. 1863. .Ertönt mil-
der kleinste Bäg, ja nur ein ganz gewöhnlich Gruchsen
[des kleinen Kindes].' Gotth.
Weiterbildung von dem Naturlaut bä (Sp. 895). Zum
Ausgang vgl. Guijij, Müyg. Migg ua.
hali-bagg: Lockruf für Schafe BAarb. Syn.
häli-bä (s. Sp. 895).
Ge-bagg P- n.: das Baggen; „das ächzende
Weinen." Vom Schreien der Kühe SchwE.; UwE.
Es Bdgg ist a'g'gange" [bei der Auffahrt auf die Alp],
dass der Melk fuchstü felswild worde" ist. MLienert.
Bägge 1 m. B (nach einer Angabe Bäggel BHerz.):
Schaf. Bes. als Dim. Bäggeli, P-: 1. a) Schäfchen,
Lämmchen (Kdspr.) B; L. — b) Kälbchen Gr UVatz.
— 2. ein bis zwei Jahre altes Kind L. — 3. ganz
kleiner Lebkuchen, ein Lämmchen (oder auch ein
anderes Tier) vorstellend B. Syn. Hälli 4 (Bd II
1135), Liimmschi (Bd III 1271); vgl. auch Schibeli.
,Türk bekommt zu Haus wohl nicht immer so viel
B.-Brosamen von seines Herrn Tisch, als sein ehrlicher
Hundemagen vertragen möchte.' B Hist. Kai. 1811. —
4. Blüten- (oder Frucht-)kätzchen verschiedener Bäume
und Sträucher (z. B. der Silberpappel, Weide, Eric,
des Haselstrauchs usw.) BE., M. Syn. Lämeli (Bd III
1267), Büseli.
Hale,1-Bäggeli: = Bäggel 1 a Aa (lt Gysi 1881;
108). Vgl. das syn. Hälle'-Mägg (Sp. 120).
Pfiffen-Bäggeli: = Bäggeli 3, mit der Besonder-
heit, dass unter den Schwanz des Tieres ein Pfeifchen
aus roter Erde eingebohrt ist, das einen schrillen Ton
von sich gibt B. ,Er gieng auf keinen Märit, dass
er mir nicht Etwas kramte, einen Lebkuchen, einen
1077
Bagg, begg, bigg, bogg, bugg
1078
I
blggele" 1: 1. schreien, von den Ziegen Zg.
Baggle", dumpf blöken, von den Gemsen Gl. —
2. piiggcle", mit dem Kufe pägg die Kälber locken
Gr L'Y'atz.
Bäggeler m.: Spitzname a) der Soldaten der B
Stadtwach« zu Anfang XIX. — b) des Drillmeisters
Bf (KWMüller 1848, 2).
Zu a. Der Name wird dadurch erklärt, dass die Soldaten
eine Uniform von branner Schafwolle trugen; vgl. Bäggeli-
Farb (Bd I 988), -Zug. u übertr. von a oder zu Bdkdf
bägge" I, in BE., 0.; F; Gr UVatz j)-: „bezeichnet
ein eintöniges, abgestossenes und wieder in den näm-
lichen Ton einfallendes Geschrei." 1. von Tieren,
a) schreien, von Schafen und Ziegen, zumeist als
Ausdruck einer Schmerzempfindung B; F; Uw; Wj
schreien wie junge Schafe, Ziegen Aa. .Baiare, pro-
prie ovium.' Id. B; blöken L; W; „allg." ; meckern
GO., Rh., We. ,Die Kühe und Ochs mugen, das Schaf
beecket.- FrHaffner 1666. .Die Geiss grüsste ihn mit
Beegken.' 1690, Alem. — b) plärren, brüllen, vor Auf-
regung, Schmerz oder Unbehagen, vom Rindvieh, „bes.
von Kälbern, wenn sie hungern" B; VO; „Gr;" W.
Schreien, von ganz jungen Kälbern AALeer.; B; Gr
UVatz; UwE.; W; unterschieden von möggen (Sp. 124),
das vom Schreien älterer Kälber gebraucht wird B
(vKütte). — c) Schmerzenslaute hören lassen, von
andern Tieren, z.B. Eidechsen GRlgis. Von der Stimme
des Hasen AALeer., vom Katzengeschrei ScuwMa. —
2. von Menschen, a) schreien, (widerlich, laut) weinen,
heulen, bes. von Kindern AALeer., Muri; ArH., K., M.;
B; FJ.; GRlgis; L; GA., Mels; Scbw; S; Uw; Z. In
GMels der gewöhnliche Ausdruck für weinen, sonst
hat das W. meist verächtlichen Nebensinn und gilt
für roher als z. B. das syn. brieggen. Das Chind hed
die ganz g'schlage" Nacht 'bägget. Das ist-mer eister
es B. ! Bim wisse" Chrüz hat e* Bueb'bägget, dass-er
nüd z' Chrieg chönn mit dem Tädi. MLienert. ,In
meinen vier Hauswänden habe ich [nach der Abreise
der Geliebten] tagelang gebägget wie ein Stier, habe
die ganze Erde verwünscht und bitterlich geweint.' ebd.
.Noch Vormittag hörte ich auf einmal ein gewaltig B.'
Gotth. Weinen, wimmern GRlgis. Heftig stöhnen,
von Betrunkenen UwE. Von lächerlichen Schmerzens-
äusserungen der Frauen B (St.b). — b) vom Geschrei
der Nachtbuben SchwE. Vor-em Uüsli usse" föht 's
a'fah" malte*, a'foh" b. und hüne" und murre". MLie-
nert. 's hat hie kei* Nachtbuebe", wo bi de* Meitlcne"
cor de* Pfeistere" usse" brogge't und bägge't, bis s'-ene*
's Türli üf tuend ScbwE. Mit verstellter Stimme
dumpf und widerlich brüllen B oAa. — c) „einen
Singsang brummen", schlecht singen L. — d) keifen L.
— e) = älcen 1 (Bd I 164) B; FMu.
Eichhorn belegt für FSs. die Form paggen, die mit dem
einmal bezeugten Bag</d (unter Bägge!) zstrifft. Das von
einem Einsender von GO., Sev. angegebene legge" beruht wohl
auf ungenauer Schreibung; doch s. auch beggen. Zu Form
und Bed. vgl. noch die Synn. mäggen (Sp. 122), loggen II.
paggene": schreien, von der Ziege GrRIi.
Bagger, Bäggi I m.: Nom. ag. zu bäggen L;
GA. ; ScawMuo.
„Baggete" f.: das ächzende Weinen."
Bäggi II n.: 1. (auch Hälli-B.) Lamm, Schaf in
der Kdspr. B; S. Vgl. Wack., Voces 41. — 2. schreien-
des kleines Kind L. — 3. süsses Gebäck mit einer
kopfähnlichen Erhöhung B.
Iiäggel (nach vereinzelten Angaben auch Baggel)
m.: Knäuel durch Unrat zsgebackener Haare, an Men-
schen, an den Hinterbeinen des Schafes B. „Fester"
Klumpen B.
bäggelenII: 1. vom Fleisch, übel schmecken (bes.
wenn es in Fäulniss übergeht) ApK. (Tobl.), wider-
lich fett oder ranzig schmecken, „z. B. von Wachteln"
AAKais. ; „LG." Es bäggelct-mich, ich empfinde einen
widerliehen Geschmack L (Ineichen). — 2. stark nach
Fusschweiss riechen AAWohlen.
Vgl. das syn. mäggelen (unter maggelen Sp. 119), zu dem
unser W. eine blosse Nbf. sein kann mit Anlautswechsel
m : l, der auch dnreh die Gruppe von Bagg durchgeht, übh.
häufig ist. Doch vgl. auch bair. packeln, verlegen, faul riechen.
bäggelig: 1. widerlich (fett) schmeckend L. —
2. unwohl, zum Erbrechen übel, blöde im Magen I..
's ist-mer b. Synn. s. bei gänggelig (Bd II 364/5).
v e r - paggele" : abstehen, geschmacklos werden,
verschmoren, von zu lange gekochten und stehen ge-
lassenen Speisen GrD.
bägge" II, p-: 1. tr., schlecht oder zu lange braten,
mager kochen GRChur, oHe., Klost., Mai.. Peist, Valz.
— 2. intr., = verpäggelen GRChur, oHe., Klost., Kübl.,
Mai., Peist, Valz., UVatz. D' Herdbiere* bäggend in
der Pfanne*, fangen an anzubrennen.
umme"-: gekochtes Essen zu lang in der Wärme
stehen haben GRChur. — ver-: 1. tr. (seltener), zu
stark braten, zu lange über dem Feuer lassen GrHc,
Mai., Pr. — 2. intr., zsschmoren, vor Hitze zsschrum-
pfen. ebd. Verbäggets Brot, das zu lange im Ofen
geblieben ist GrHc D's Heu, d's Chrät im Garte* ist
bi der Hitz ganz verbägget, verwelkt. — z'sämme"-:
zsschrumpfen GrLuz.; Syn. z'sämmen-schmurren.
biggi-bilggi: 1. im Abzählvers: Ei"s, zwei, drü,
B.-b.-bü, der Müller gut i" 's Ghämmcrli, er het e"
staubigs Hüetli uff) 's stöt sibe*zehni druff Tu; ZO.
Auch als Spiel, wobei es darauf ankommt, diese Verse
scandierend 17 Striche zu notieren Th. — 2. Biggi-
Bäggi, Pflanzenn., Pfaffenhütlein, Evon. eur. ZO.f
Bangg. P-, in GRKlost., L. (1t Tsch.) Baug — m.,
PI. mit Ural., Dim. Bäuggli, -ji: Biegung, ein- oder
ausgebogene Stelle Gr; Syn. Chrumb (Bd HI 822),
Bück. Insbes.: Krümmung an einem Stocke GRGlar.
L., Luz., Schud., Spl.; Syn. Bogen. Beule in Blech
(z. B. an einem Kessel) GRl'scliapp. Alte, nicht wieder
glättbare Falte in Papier, Kleiderstoffen udgl. GRGlar.,
Luz., S., Schud., Scuolms, Tschapp. ; Syn. Rumpf.
bäugge" I (in GrA.; SchwE.; Odw bäuge") —
Ptc. 'bäugt: beugen, biegen, krümmen GrA., Churw.,
D., L., ObS., Pr., Rh., S., Spl., Tschapp., Val.; PPo.;
Obw. D' Höre" [Hörner] sind am Spitz z'ruggbaigt
Gr ObS. Es muess b. oder breche" GRRh. Was sehieh
nid la* b. lad, muess breche* GRChurw. Dernäch
heind-sch' z' essen und z' trlchen z'sämmen gerammisiert
und überhopt Alls z'sämmen gepackt, was schich lau b.
hed. GFient 1898. Der Teil hed-scMch vor d's Land-
vogts schim Huet nid b. oder tücke* welle" GrD. Auch
moralisch beugen, zum Nachgeben zwingen Gr ObS.
Von Holz, sich krumm spalten, ebd.; Syn. sich ziehen,
entwerfen.
Mhd. löugen aus 'laugjan; Caus. zu liegen, wie fläug(g)en
(Bd I 1176/7) zufliegen. Hieher wohl auch das bei Schott
1842, 270 aus PRima beigebrachte leggun, biegen (Präs. Sg.
1079
Uagg:, begg, bigg, bogg, bugg
1080
beggen, beggest, Hecht; PI. beggen, beggad, beggend, Ptc. Pri'tt.
bVecht); doch ist der Voc. rätselhaft.
um-bäugge": umbiegen Gh. — uranier-. ÜV
auder u., sieb herum balgen GiiCast., L.; Syn. unniicr-
bäuglen (Sp. 1054/5). — ver-: verbiegen GrA.
„baugge" I: schielen, schief sehen Bs."
Schili-Bäugg, P-: Spottname eines Schielenden
Sou. Syn. Sch.-Mäugg (Sp. 122), -Bögg.
Banggi n. : Popanz, Schreckgespenst für Kinder L
(Lüt., Sagen). — Vgl. das syn. Bau(w)i (Sp. 896), ferner
Bögg 1.
Päugge" in.. Dim. Päuggli: kleines, unbedeutendes
Gebäude, ein Anstoss an einem Hause, ein Schuppen,
ein Vordach über einer Haustüre usw. ApWalz. (Tobl.),
Viel], zu BSgg I gehörig, das auch den Begriff des ab-
norm Kleinen, Verkümmerten entwickelt zeigt. Der Voc. äu
stimmt zu der dort für JIAA. von Ap udE. belegten Form.
Baiiggii n.: Gläschen Branntwein .USt. (Friedrich).
Es B. ha". Syn. Biggi III.
Pegg, Dim. Piggi: Personenname, Peter(chen)
GrD. — Vgl. Pek, Petsch.
Hatschi-Peggi: Schelte auf ein unsauberes, un-
reinliches Kind, Schmutzfink GRPr.
Wasser-: Wassermolch, Triton GnRh.
Bcggele" f.: runde Kappe ohne Schirm, für Knaben
und Männer ZNer., W. Hutkuppe ZWyl; Syn. Gupfcn
(Bd II 390).
Nacht-: Nachtkappe ZNer. Syn. N. -Gonaden
(Bd II 177). JJ
begge": in langgezogenen Tönen weinen, von übel-
launigen Kindern AABrugg. Vgl. bäggen.
ver-begge": = ver-bäggcn 2 Gl; GWe. Eine Speise
v. lu".
ver-beggle": verkümmern, zsschrumpfen, ver-
welken, von Früchten, Pflanzen usw. Gl. Das Bireli
ist verbegglet, vor der Zeit verdorrt. — Vgl. Bigel.
biggele": wesentlich = hurn-iglen 4 a (Bd I 151/2)
ZBär. Syn. niggelen (Sp. 708).
Biggeli I n.: der beim Biggele" verwendete Pflock
ZBär.
Biggeli II, verst. Bire"-B. — n.: Bisschen ZA.,
Wei. (weniger als Bitzeli).
Biggeli III, !•- n. : kleine Flöte GrL. .Namentlich
in frühem Zeiten war es Sitte, durch Musik die Feier-
lichkeit der B'satzi'g oder Landsgemeinde zu heben.
Da liess sich denn nebst der Trommel und andern
Instrumenten auch das Bickeli hören' Gr (Tsch.). —
Aus it. piecolo.
Biggeli IV in.: verk. aus B.-Win LHa. S. auch
Chalber-Bluet.
Bigge", V- f. AaFH.; Ap; Bs; B; Gr; LSeinp.; Sch;
SchwHö., Muo.j S; Th; Uw; W; Ztw., m. AaF., Ke..
Leer., Z.; Gl; GW.; SeuwE., Muo.; Ndw tw.; W; ZA.,
Lunn., O., S.: 1. moralischer Fleck, Fehler Ai>K. Er
hed no°* en alti 1'., eine alte wunde Stelle in seinem
Charakter. — 2. geheimer Groll. aaOO. E(n) B. uf
Ein (Eim S) ha' (Eim der P. ha" ScuwE.), einen Zahn
auf ihn haben, ihm Etwas nachtragen. 1)' Einsidler
hend eister eso e" B. uf 's GhJöster glia" für nüd und
wider nüd. Volksbl. des Bez. Höfe. ,(> wie viel sind.
die die Piquen und den Hass nachtragen bis in den
Tod!- AKlingl. 1702. Etwas us P. tue", aus Feind-
schaft Gr; W. Einem Etwas s' P. tue", zu Leide, um
ihn zu ärgern, ebd.
It. picea, frz. pique, Pike; Groll. Der Aul. wechselt
ziemlich regellos zw. B- und P-. Zu i vgl. die rätorom.
RA. avuir üna picea sün qualchün.
bigge", p-: 1. (Ziegen- oder Schafböcke) kast-
rieren W. — 2. stechen, als Ausdr. der Kdspr. Sch;
uTh; Z. Mit den Worten: es blgget! d' Nadle" bigget!
uä. warnt man kleine Kinder vor stechenden Werk-
zeugen Z. Als seherzh. Drohung gegenüber Kindern
(von der entsprechenden Fingerbewegung begleitet) :
Muess (mo)-dich b.! Th; Z; vgl. glx (Bd II 5(39),
miggen (Sp. 123). S. auch Bär. — 3. übertr. a) sti-
cheln, necken W. — b) ärgern Z. Das hät-micl> um
meiste" 'pxgget. ACorrodi.
piggeniere", seltener 6- AASt; Bs; BBurgd.; Tu;
ZO., Stdt, W., bigginiere" B (neben p-) ; W, pigginiere",
b- Uw, piginiere" AAKais. ; SchwE. (ph-): 1. necken,
foppen W. Brüchst-nüch nit z' &..' — 2. meist unpers.,
pikieren, unangenehm berühren, ärgern, verdriessen.
aaOO. Syn. pingenieren. Es piggeniert-mich. ,[Der
Stolz des neuen Lehrers] biggenierte die Bürger nicht
wenig.' JSenn. Der Übername" het-ne" mängist grüsam
piggeniert B.
Weiterbildung aus piggieren mit Anlehnung an begriffs-
verwandte WW. wie sekiggenieren, kujenieren (Bd III l'Jl).
Bigger I m.: 1. = Biggen 3 AaZ.; L; SNA. En
B. uf Ein ha". — 2. Räuschchen L. — 3. kleines,
gutes Taschenmesser AABrugg. — Zum Ausgaug bei 1
vgl. Anni. zu Mager (Sp. 102).
Rolli-: schlechtes Messer Bs.
Biggi I, P- f.: = Biggen 2 W. Das gescheht «s
lüter P.
Biggi II n.: kleine Hautverletzung, Schürfung
AiHunzenschw. Syn. Wiggi.
pig(g)iere", b- : 1. fein nähen, bei der Schuster-
arbeit S fbigiere"); Z. — 2. pigfgjiere", ganz junge
Pflänzchen, die zu dicht stehen, mit zwei Fingern aus
der Erde heben, um sie ev. anderswohin zu pflanzen
B (Gärtnerspr.). — 3. piggiere" a) = piggenieren 1 W.
— b) in B auch pigiere", -piggenieren 2 Bs; B; Tu.
Es inggiert-mich. Er ist piggiert g'si". — Frz. piquer,
biggisch, p- : zum Necken, Foppen, Sticheln auf-
gelegt W. E" b-er Narr.
Bigger U, P- (bzw. Bi'gger, P-) Aa; Bs; B; L;
S; U; Zg; Z, Bigger Gr; GStdt; Tu; W — in., PI.
Piggre" BSi.: 1. verächtl. oder seherzh. für ein kleines
Pferd (vornehmlich Reitpferd), Rösslein Gr; Tb. Da'
ist An" Ross, nor so-e" Biggerli Tu. Mit Nebensinn:
a) kleines, mageres, altes, ausgedientes Pferd, Schind-
mähre, Klepper Aa; Bs; B; „VO;u L; ScHNnk. ; Sj Z.
, Durch Fleiss und Sparsamkeit war es ihm gelungen,
ein Botenwägelein und einen B. daran sich anzuschaffen.'
Breitenst. — b) als Ausdr. der Kdspr. und als Kosew.,
namentlich dim. und mit entsprechenden Attributen,
hübsches, lebendiges, mutiges, schnelles, auch gut-
artiges Pferdchen Aa; Es; B; „VO;" Gr; L; GStdt;
SNA.; U; ZO. E" nette", schöne1' B. E" guets Biggerli.
.Sie hatten das gleitige Biggerli nicht mehr.' Gottb.
,Mannulus, ein jung oder klein rössle oder füle, ein
bickertle (bükertle).' Fris. ; Mal. — c) in der Ver-
bindung mit holla, als nachdrückliche und zugleich
1081
Bagg. bcgg. bigg, I»»--, bngg
1(1X2
seherzh. Unterbrechung oder Zurückweisung einer Be-
hauptung, Forderung, Ansicht Bsj /.. Vgl. öha 2
(Bd 11 846). Jett wci ikcIi g'viss, d' Geschieht sig üs.
Aber holla B., d' Hauptsach kunnt erst. Schwzd. (Bs).
— 2. übertr. auf andere kleine Wesen, a) kleines
Stück Vieh, kleines Tier übh. Aa tw.; U; Z. Der
chli" B. [von einer Biene]. KdMeyer. — b) von Men-
schen. Kleiner, unansehnlicher, im Wachstum zurück-
gebliebener (W), magerer, schwächlicher (BO.) Mensch,
kleiner Knabe USil. Das Dim. bes. von Kindern.
Knirps ZO. — 3. oft dim., penis AiBrugg; B.
Eis. Picktr, abgemagertes Pferd. Es scheinen zwei durch
die Quant, des Voc. verschiedene Stämme vorzuliegen, ähnlich
wie z. B. bei der Gruppe Msgge' (Sp. 123). Lautlich und
begrifflich nahe stehen Biger, Biggeli II, ferner mit infigierteni
Nasal Bingger; vgl. auch die parallele Gruppe mit anl. m-
(Sp. 122 ff.). Die Form .Bickertle' bei Fris. ; Mal., von der
als der ältesten und vollsten eig. auszugehen ist, lässt aber
auch an Herleitung von frz. Pieard denken, wobei zu er-
inuern, dass die vlämischen Pferde ehedem berühmt, aber
freilich von grossem Schlage waren. Frz. Li.pie, Ziege, Mähre,
ist wohl fern zu halten. B. von der Biene (unter 2 a) lehnt
sich jedenfalls an bfggen, stechen, an. Das von St.2 in
Bed. 2 b angegebene W Piggen ist sicher Schreibfehler.
Allo-Pigger: Spitzname eines grossprecherischen
Knechtes ZZoll. (um 1850).
Wohl eig. ein von dem betr. Knechte bes. häufig ver-
wendeter Treibruf; vgl. alle (Bd I 173).
Hü-: Pferdchen Bs (Kdspr.); Syn. Hü-Boss. —
Here"-, Herre"-: 1. Herrenbübchen, im Munde der
Schuljugend gegenüber Kindern vornehmer Familien
als Sehimpfw. gebraucht Bs. — 2. Schimpfw. auf
Jmdn, der höher Gestellten nachlauft. Herrendiener
Bs (Socin). — Märit-: eig. Marktrösslein, dann über-
tragen auf solche Leute (namentlich Weiber), die jede
Kleinigkeit zu Markte tragen, glauben, keinen Markt
versäumen zu dürfen B. ,Die Mädchen um die Stadt
Bern herum seien Dienstagsschleipfe" und Märitpyg-
geru.' Gotth. — Betlihems-: Esel, bes. als euphem.
Schelte auf einen Menschen S (Schild). — Schindle0-:
mageres, elend aussehendes Pferd Bs.
Stündeli-: regelmässiger Teilnehmer an reli-
giösen Conventikeln, Mucker Bs; B; Syn. Stündfejler.
,Holt sofort aus dem Stall die St.-Bigger all und
spannt sie an den Wagen — nur keine Bundesbahn!'
Bund 1898. — Ober-St.: Leiter von religiösen Con-
ventikeln, Wiukelprediger. B Dorfkai. 1871. wo für
die selbe Person nachher der Ausdr. Stündeli-Mar-
schall vorkommt.
biggere", p-: 1. auf einem Biijger reiten S. —
2. coire BLf. Vgl. das syn. riten.
üs-. Si händ üsptggeret, sagt man von Leuten,
die nach mancherlei Versuchen, ohne ernstliche Arbeit
durchzukommen, schliesslich zum Betrieb irgend eines
Kleinhandels einen Bigger und ein Wägelchen sich
gekauft haben und nun auch Diese verlieren Aa.
biggerle": 1. „in launiger Sprache = reiten. Der
Hans higgerlet gern." — 2. ein Spiel der Knaben,
wobei der eine den Fuhrmann, die andern die Bigger
vorstellen B oAa.
„ ver-. Sein Geld v., es mit Reiten durchbringen. "
Biggi III n.: ein Gläschen Schnaps AiWohlen.
Hennen-PTggi in. : = Mal uns (Sp. 170) GrRIi.
Viell. zu htcken, essen, so dass die Speise als Hühnerfutter
bezeichnet wäre.
Piggiduner m.: eine Weinsorte. Piccardon Z
(Spillin.).
piggid unere": (Wein) mit Piccardon versetzen '/..
Biäggelle : Feld-Ahorn, Acer camp. UWassen
(Ehyner).
bögge° (in BBr., Ha. p-): 1. „mit den Hörnern
stechen oder zu stechen drohen, von Stammochsen
[s. Bd 1 7G] und selbst von Kühen B" ; sich mit den
Hörnern stossen, von Kühen BBe. — 2. im Anschlag
stehen, von Kiltbuben, die auf Andere einen Angriff
machen wollen und dabei einen der Ihrigen gegen
die Gegner ausschicken, der, diesen nahe gekommen,
sich vorbeugt, mit der Linken das Gesicht verdeckt,
mit der Rechten zum Schlage sich bereit hält B. —
3. (auch üf-b.) refl., = bäugeren 4 (Sp. 1054), von ge-
trockneter Wäsche (Hemden usw.), die man in einen
Korb einschichtet BB., M. — 4. schmollen BO.; Syn.
cholben (Bd III 228), dublen. — 5. „schwarken, sich
mit dicken , schwarzen Donnerwolken beziehen B.
Schau, wie es dort bögget!" Drohen, z.B. von schwar-
zem Gewölk BBrienz. Das Wetter bögget, wenn es
nicht aufheitern will BBe.; Syn. dublen.
Tgl. bes. loggen I. In einzelnen B MAA. kommen beide
Formen mit leichter Bed.-Differenzierung neben einander vor.
Böggi: nur in dem Eeimspruch Joggi, B., Haber-
strau S; s. Schild 1863, 30.
Büggis(s): nur in der Reimverbindung Höggiss
(und) B.; s. Bd II 1099. 1. a) subst. n„ Mischmasch,
Wirrwarr „Aa.;" B. Es H.-B. H. «"•' B.. Alles sammt
und sonders FMu. — b) adv. Es ist Alls h. und b.,
durch einander AALeer. Allfejs h.-b. dürchenandere",
Alles h.-b. icie Ghrüt und Büebe' underenander und
dürc''enander B. ,Dass Alles h.-b. übereinander pur-
zelt.' Gottu. .Nachdem man das Übrige [vom Hausrat,
beim Wohnungswechsel] h.-b. über einander versorgt
hatte.' ebd. Alles geit h. und b. drüber und drunder.
Schweiz. Familiesztg 1889. — 2. adj., aufgebracht, em-
pfindlich, von Personen BHk. Er ist h.-b.
Biigg I: 1. a) BÖgg in. B (neben P-); Lf; GA.;
S (neben P-); oTh, Fr.; ZFehralt, Kn.. O., S., Stdt,
Bog BBrisl.. BÖgge" AAKais. (f.), Zein.; Bs (Krapf);
GA. (PI. Böggene"), Sa. (m.); SchwE. (f.), vermummte
Person, dgl. sich bes. an der Fastnacht, am Sechse-
läuten usw. bettelnd, die Jugend schreckend und
allerlei andern Unfug verübend auf den Strassen
herumtreiben. Synn. s. bei Narr (Sp. 779); vgl. auch
Fas-Naeht (Sp. 647), ferner WSenn 1871, 151. Fas-
necht im Dorf. Herrschaft ine'! Was BÖgge" furen
i" üsem Dorf ume° hilf. Künnsch du De", u-o du im
Beijassc'chleid derher chunnt mit der Glögglichappen
uff und der Bratsche" i" der Hand? EHänugi 1893.
Den Fastnachtsmasken ruft man zu: B., B., Tiiller-
schJeeker! bisch cn dumme'' Maitlischmöcker ! S. Eine
besondere Verkleidung der Sechsilüte'-BÖgge" bestand
in einem über und über mit Schneckenhäuschen be-
setzten Gewand ZStdt; vgl. HHerzog 1884, 165. Im
Jahr 1417 verbot der Rat zu Luzern, ,in des tüfels
wiss oder in böggen wiss fassnacht zu laufen.' Lüt.,
Sagen; vgl. Liebenau 1881, 243. ,So ist ouch ein
nüwe gewonheit hie ufferstanden, das man im atvent
anfallt in böken wise ze gonde und erber lüte zu
überfallende in iren hüsern.' 1417, Bs; vgl. BsXIV. 97.
,Es syent böggen uf der gerwerstuben zum tanz
1083
Bagg, begg, bigg, bogg, bugg
1084
kommen (junkherren zuo dem sneggen), die hette
N. N. angegriffen.' 11 62, Z RRB. ,Si giengend in bög-
gen wis; ir habit was wiss, schwarz, etlicb blaw [usw.].'
Salat 1532. ,Fassnachtböck, fassnachtbutz, der ein
schönbart oder büekenantlit an hat und verkleidet
ist, larvatus.' Fris. ; Mal. , Angesechen an der canzel
zu rufen, das fürohin kein person, hochs oder niedern
stands, wyb oder mann, jung oder alt, in bööggen
oder butzen wys gan, oder sin christlich angesicht
änderst, dann wie einer zu kilchen und Strassen gan
soll, verbutzen oder verändern, sondern billig diess
verdammlichen wäsens sich müssigen solle, by straf
gfängknuss und 10 gl. an geld on gnad.' 1579, L
Sittenmand. ,Larve, Bök, Kwik, Gespenst, Mumme,
larva, spectrum, lemures.' Reii. 1662. , Keine Mum-
mereien, keine Bööggen sieht man mehr.' Z Neuj. d. Seh.
1786 (,Hirsmontagslied'). S. noch Arch. f. Volksk. I 50;
Böggen- AnÜH (Bd III 350), -Werch. — b) Bogg a) Po-
panz, Strohpuppe, die am Sechseläuten herumgeführt
und verbrannt wird ZStdt; s. Bd 111 1512. ,Bist kein
Böögg, ein Denkmal bist tapfrer Väter Taten', so
wird im Z Neuj. d. Scb. 1785 der Löwenkopf (s. Isen-
Grind 3 Bd II 764/5) angeredet. — ß) Vogelscheuche,
z. B. auf Hanfäckern (Syn. Hanf-Löli Bd III 1261)
BAdelboden; Z, auf Getreideäckern (unterschieden als
Gerste*-B., Chorn-B.) Z. — f) Schreckgespenst, Trug-
bild Z. De" B. mache". Überhupf De", das ist en B.,
sagten Lehrer der alten Schule zu den Kindern, wenn
sie beim Lesen auf einen unbekannten Buchstaben
stiessen Z. ,Man muoss dem gemeinen man ein bögken
fürstellen und die warheit des worts Gottes mit dem
namen der kätzery verhasst machen.' RGüalth. 1546.
.Damit sy dem gemeinen mann ein bögken machtind
und sömliche grusame gottslesterung etlicher mass ver-
quantetind, habend sy herzue gesetzt [usw.].' ebd. ,Der
Papst, als er zue seinem gwalt hat gryffen wollen,
hat die sach der weit nit fürgeben, wie sy an iren
selb ist, sonder mit vilen anderen bögken verdeckt
und geschönet.' ebd. — c) Bögg, spöttische Bezeich-
nung einer auffällig, geschmacklos gekleideten Person
S; Z; vgl.: dcrther cho" wie-n-en B. Hässliche Person,
missgestaltetes Geschöpf AALeer.; „BO.; L;" S; Z;
karikierte Figur AALeer. Und wenn s' re" [der Toch-
ter] g'wüss e* Chrön üfsetze" word, se wär-si halt en
B, Stutz. [Einer der franz. Soldaten] isch so-n-e"
chliner B. g'si" mit-eme* breite" Mül und l'drückter
Nase". BWvss. So-n-en ölte" B. ebd. .Dein Rind ist
mir ein B. gegen das meinige' Z. Scherzh. Bezeich-
nung eines Burschen, der sich gegen Mädchen einen
derben Spass erlaubt: Bisch e" wüeste'' B., weisch! S.
Gelinde Schelte auf Kinder, bes. mutwillige AABb.,
Deg. ; GO.; ZS. Eusers Chind ist nW eso e" Dunners
Wiuige* und weiss doch scho" Alls ÄADeg. Ausdruck
des Unwillens über Jmdn : D' Metzger i* der Stadt, die
Bögge", hejid och kani Harne". B Dorfkai. 1887 (Tu).
Dummer, unbeholfener Mensch Sch. — d) einfältig
stolzer, aufgeblasener Mensch B. En höchmüetigC B.
Gezierter Mensch (im Ausdruck) BsStdt (Socin). -
2. Bogg AABb.; B; S; Zg; Z, Bogge* AALeer., Wohl.,
Z.; ApL, M.; Bs; BM., O.; Gl; GStdt, T.; Sch; Scbw;
Th; U; ZFehr. (auch Bögg), Ner. (in ApL, M.; Bs; B;
GStdt; Seil; Th; Z m., in Aa; Gl; Schw f.), Vöggän
m. BBr., Bäugge* ApH. (f.); GRh., Ta. (f., nach einer
Angabe m.); TuTäg.. Bönggc" in. ApL, K.. M., Böggi I
n. 1.; GSa. (B-J; Uw: auch Nasc"-B., Klümpchen ver-
trockneten Nasenschleims. Du hast der ganz Tag
Böggi usse" z' mache* ; schim-di'1' [schäme dich]! GSa.
Si tuet BÖggen use" ne*, si chunnt Gasti'g über. Dan.
Hest der Schulder uf der Stör, dass du Eüeteri suechsch?
fragt man Einen, der in der Nase nach Böggen sucht
B. Beim Kartenspiel wird das Abstechen auch etwa
bekräftigt mit: G'stoche", Schnuder und Bögge* Gl; Z.
De'' meint auch nüd bloss Schnuder, noch Bögge* Z,
De' bildt im nid Sehn, i", aber B-e* SchSL (Sulger),
von einem eingebildeten, anspruchsvollen Menschen.
Bei Anlass der Verlobung einer Kellnerin mit einem
Millionär wurde gesagt: Ja, das isch iez nümme*
Schnuder, aber B-e* wie Füst BKoppigen. — 3. Bögg
m. AABb.; L (Ineichen), Bögge* AAÜeg. ; Gl; GT.;
ZNer., Sth., W. — f. Gl; GT., sonst m., Bäugge" GTa.
a) Butzen am Kernobst. aaOO. Lt Rochh. (für Aa)
und St. (für GT.) wohl irrtümlich: Kerngehäuse. -
b) Butzen am dickern Ende der Bohnenhülse, der
beim .Abmachen' samt dem Spitz entfernt wird ZNer.
Syn. Hübli. — c) Auge an Kartoffeln AABb. —
4. Dudelsack BO. f (Zyro).
Über das Verbältniss zu dem durchweg syn. BrSgg s.
unter diesem W. Synn. zu 1 und 2 s. u. Gbgd (Bd II 154),
Göyijd (ebd. 178), Golgrjen (ebd. 233), Butzen-Möyyel (Sp. 125),
Beiggen. Vgl. auch Butz, ferner ,Popel, Popel' bei Hr. WB.
VII 2000. Die urspr. Bed. uusers W. scheint Popanz,
Schreckgestalt; vgl. das gleichbed. engl. böy(y)le (Müller, et.
WB. der engl. Spr. - 107). 2 und 3 wären daraus abgeleitet,
insofern das Schreckhafte, Monströse auch das Abnorme,
Eklige, Missgestaltete, Verkümmerte ist. Das Fem., das nur
für die zweisilbige Form gilt, erklärt sich als missvorstan-
dener PI. des Masc. ; bei 2, wo der Gebrauch des PI. bei
weitem überwiegt, ist daher auch das Fem. am weitesten
verbreitet. Böggi ist coli. Neutr.
Höll-ßögg: Teufel. ,Dem Teufel und seiner
Mutter sammt allen Hölböken.' UBragger 1780. —
Hempli-: Maskierter an der Fastnacht, dessen Ver-
mummung ausser der Gesichtsmaske und einer BÖgge*-
Chappe* in einem über die Kleider angezogenen Hemde
besteht ZHombr..O. — Lachner- Lachemer- ZMönch-
alt., Lachmcr- ZZoll.: = Lachner (Bd 111 1006). Du
bist wie en L., zu einem auffallend bunt Gekleideten.
— Ledi-: = dem Vor. ZKn. S. Ledi II (Bd III 1076).
— Lall-: Schimpfw. ,Du schmutziger, ruessiger läll-
bög!' RSchmid 1580. Vgl. Lällen-Künig (Bd III 330).
— Mägi-: Popanz im Mohnacker Z. — Büne"-:
Vogelscheuche S. Syn. B.-G'schüch. — Bure"-. ,[Sie]
sprungen und tanzeten und machten den purentanz
und brüeleten als die purenböggen.' 1491, Z Richt-
büeher. — Blätzli-: Vermummter im Blatzli-Chleid
(Bd III 624) Z. Syn. Lachner-B. — Rabe"-: Vogel-
scheuche im ,Räbenacker' ZMönchalt., Ü. Es G'sicht
mache" tvie-n-en B., ein ausdrucksloses, blödes. —
— Reb-: Vogelscheuche im Weinberg Z. De" R.
mit de" Schindle". — Rölleli-: Fastnachtsmaske im
Schellengewand Zu. — Hauf-säme"- : = Hanf-Löli
(Bd III 1261) ZWangen. Das ist en rechte'' H., von
einer auffallend geschmacklos gekleideten Person, ebd.
— Sammet-: = S.-Chindli (Bd III 348) Z. Syn. auch
Affen-Brögg. — Schill-: Spottname eines Schielen-
den, Doppelsichtigen Z. Vgl. Sch.-Möggi (Sp. 125),
■Bäugg. ,Strabo, schiler. schilenbögg.' Fris.; Mal. —
S i- h n ud er-: Schelte auf einen unrei nlichen Knaben S.
— Schne'll-: Nasenstüber, eig. und bildl. ZO. Er
hat en Sehn, übercho", einen Nachteil erlitten, z. B. bei
einem Geschäfte. — Strau-: Puppe in Mannesgestalt,
1085
Bagg, begg, bigg, bogg, bugg
lli.SC
die beim Ausdreschen von Dem, der die letzten Hahne
geschnitten hatte, aus dem letzten Gebund Stroh ver-
fertigt wurde; vgl. Muchcl 4 (Sp. 64). Man stellte
sie in den Hof, trieb allerlei Spass mit ihr und ver-
brannte sie zuletzt in Gegenwart sämmtlichei Arbeiter
ZO.f Vgl. WSenn 1870, 116. — Trübe"-: = Beb-B. Z.
Böggel m. : 1. a) = Bögg 1 a LG. Mit dem Rufe
der B. chunnt! sucht man an der Fastnacht die Kinder
zu schrecken. — b) Schreckgespenst; s. Lüt., Sagen
125. Um OßwLung. muss der Nacht-B. die Kinder
heimjagen. Weibliches Schreckgespenst für die Kinder,
mit Eisenzähnen, gemeiniglich die lederne Frau ge-
nannt Aa (Rochh.). — 2. (Nase'-B. L) = Bögg 2 L;
THUntersee.
Büggeier m. : Strohmann, den man einem Feind
oder auch einem gefallenen Mädchen zum Spott aufs
Dach setzt Aa (lt Hunz.).
Bögge" f. E" Basler Begge", spöttische Bezeich-
nung einer Baslerin mit Bez. auf ihr altmodisches,
gespreiztes Wesen BsStdt (Socin).
bögge" I: 1. sich vermummen, vermummt herum-
laufen, bes. an der Fastnacht ScHwMa. ; Z. Wiat go"
b.? fragt man scherzh. Jmdn, der in einem ungewohn-
ten Aufzuge erscheint, 's B. verhüte", mit besonderer
Bez. auf die damit verbundene Bettelei. Verallge-
meinert: Narrenwerk, Scherz treiben. Me" bögget iez
nüd, jetzt ist nicht die Zeit zum Scherzen, jetzt gilts
Ernst ZO. — 2. tr., Jmdn schrecken Z (Spillm.). -
3. bö"gge", von der Herausforderung eines fremden
Kilters durch die einheimischen Nachtbuben, wobei
sie sich, um unkenntlich zu bleiben, vermummen
ScHwMa. — 4. vom zornigen Stier, wenn er zum An-
griff bereit mit den Vorderfüssen die Erde scharrt
und mit den Hörnern den Boden aufwühlt BM., Si. ;
LE. — 5. retl., sich widersetzen, auflehnen, z. B. von
Kindern gegenüber den Eltern LG. Er hed-sieh icelle" b.
— 6. a) „intr." (jetzt reü.) „sich übermütig erheben,
mit äusserem Gepränge, ohne Ursache stolz tun", sich
spreizen B. ,Nun sich ich, wie dass der tüfel bögget
sich.' 1508, B Esther. .Unsere Widersacher wollend
denselben [den Redlichen] unsere büecher nit lassen
zuokommen : böggend sich vor dem gemeinen mann,
als ob man ir disputieren und schryben übel entsitze.'
1576, LLav. ,Die gottlosen gond geehlingen ze grund;
diss sollend wir zuo unserm trost brauchen, wenn sich
die gottlosen böggend.' ebd. 1582. — b) hochmütig
und verächtlich über Alles die Nase rümpfen, stolz
auf Geringere herunterblicken Bs, .faire la begueule,
la dedaigneuse' (Ochs), protzen, murren, das Maul
hängen, nur von Weibern (Spreng). Mürrisch sein,
sich zanken S. Ne" ganzen Öbend isch 's so fridlig
zueg 'gange", jetzt müesst-dir noch b. ! Joach. 1881. —
7. (in Ap bäugge" II) gaffen Bs, stieren, zornig blicken
GRh., , scharf oder starr ansehen, einfältig schauen,
Jmdm ungebeten nachsehen' Ap (Tobl.). — 8. a) un-
pers., vom Himmel, sich langsam mit weissen Wolken
überziehen, ein Anzeichen des Wetterumschlags S.
Das Wetter böset ; g'sehsch dort obe", tcie 's bögget a"
der Geissflueh obe"! Joach. Drohen umzuschlagen,
vom Wetter SRech. Von aufsteigenden Wetterwolken
am politischen Himmel? [Die von F] wollen ihren
vielfältigen Zusagen genugtun, wie sie das früher, als
sich etwas , bögget' habe, mit der Tat erzeigt haben.
1550, Aßscn. — b) sich verschlimmern , von einer
Wunde SKech. — 9. in der Nase nach Böggen
suchen Z.
Über das Verhältniss zu brwjijin s. d. Lautlich and begriff-
lich am nächsten stehl böggen, weiterhin büugeren (Sp. 1054).
üf-: refl. 1. sich phantastisch aufputzen. ,Ir müe-
tern, wann ir euch so närrisch wie ein fassnachtbutz
auf böggend und auf das allerkostlichest mit krösslinen,
lümplin, fätzen [usw.] dahar schweifend...' SHocim.
1591. — 2. a) von Personen, = böggen 6 a B. — b) von
Dingen. = böggen 3 B. Die «erhabne* Chüechli sind
am Rande üfpögget, aufgebogen B.
a"-: angaffen, -stieren Bs. Jo, begge", begge"-mieh
a" us eierer Kutsche"! EKron.
er-: als Bögg durch Betteln erwerben ZO., S. ;
vgl. erchlausen. Oppe" mänge" Franken e.
ver-: vermummen. ,Der tüfel hat ein fabel vom
endchristen erdacht, dardurch er uns ein falschen
endchristen yngebildet und den rechten verbögket und
vermummet, dass wir in nit bekennt habend.' RGualth.
1546. .Personatus, ein bögk, der ein butzenantlit tregt
oder der verbutzet und verbögget ist' Fris. ; Mal.
.Darumb wirt sich niemant bald v. oder sunst für ein
geist ussgäben.' LLav. 1569/78; dafür: .vermummet
oder verhüllet sich.' 1670.
Böggerm.: Scheltw., wüster Kerl Bs (Hindern!.).
Böggeri" Beggere" f.: hochmütige Weibsperson,
die über Alles und Jedes die Nase rümpft und ohne
Anlass immer zu tadeln und zu klagen hat Bs.
Böggillm.: Spottname. 1. unreinlicher Mensch L,
„Rotzlöffel L." — 2. Bäuggi, Einer, dessen Blick
keinen Ausdruck noch Geist hat Ap (Tobl.).
Böggi III f.: trüber Himmel; in den Wetterregeln:
Morge'röti, Abe'd-B.; Äbe"dröti, Morge"-B. BBe.
böggig: auffällig, phantastisch gekleidet ZO., S.
B. de'ther cho". Vgl. g'chlausig.
Böggis m.: vertrockneter Rotz in der Nase Bs
Stdt. Verallgemeinert: etw. Unsauberes Bs (Becker).
Miggis und Biggis. Vgl. das Syn. öppis Butzis. —
Zur Bildung vgl. Bachü (Sp. 961/2).
Biigg II m. : Schrei GA. ; Scbw. En B. ab-, üslä".
bögge11 II: 1. (stöhnend, mark durchdringend)
brüllen, vom Rindvieh B; Gl; Gr; LV., W.; GA.,
Mels; Schw; Ze, bes. vom Stiere Gl; LG.; SchwMuo.,
vom Kalbe GRNuf., Tschapp. ; Scnw. Schreien, von
Ziegen oder Schafen B; F; Gl; PAL; U; W. Er
begot wie en Geis WV. B. wie-n-es Schaf. N. B Kai.
— 2. übertr. auf Menschen, a) brüllen, schreien, lär-
men L W. ; GA. ; Schw ; S ; spec. = gautschen (Bd II 561),
von den Nachtschwärmern GA.; Schw; Zg; vg\.Nacht-
Bueb (Sp. 936), ferner lamenten (Bd III 1267). Verbot
des rutzens, pfeifens, böckens und tanzens nach bet-
glocke.' 1484, ZWthur Ratsbücher. — b) schreien,
heulen, laut weinen, von Kindern Gl; GG., Wall.; Zg.
Er hat lüt 'bögget wie es Chind. — c) verächtlich für
reden L. Z'erst hed-er näumis vo" kunstivuzionälle"
Bedanke" und vo" Fueteralismus 'bögget; ieh ha" Das
nid verstände". L Tagbl. — 3. heftig rülpsen, bei
Brechreiz, mit Bez. auf den ächzenden, schluchzenden
Ton, der damit verbunden ist Uw. Sich erbrechen
Uw; UUrs. Er hat zweimal 'bögget UUrs. Syn. juchzen
(Bd III 10), jölen. — Vom Natnrlant bö; vgl. mSggen (Sp.
124/5).
1087
Bagg. begg. bigg, bogg. bugg
lll-'S
Böggi IV m.: 1. Schreier Gl; GG. Du bist en
rechter B.! „Als Neutr., Kind, Jas laut und hässlich
weint Gl." — 2. zaghafter Mensch GLNäf.
Bnggarie", -ereie* m. GRTschapp., „Bugarie*, -areje"
f. Gr" : Maikäfer. — R&torom. buccaria,
Buggel I, Bügel m.: ein Mass für Wein, 2 Schoppen
(= '/» Mass) haltend UUrs. ,Sy gabent uns alitag ein
buggel win und ein brütle.' Stdlz 1519. ,Dass man
einem [mailändischen Söldner] des tags nit mer hab
wollen geben dann vier kleine brötli und ein buggal
win.' 1522, Absch. ,Es giltet üch ein guot pugal.'
Haberer 1562. — Aus it. boccah, Pokal; auch Weinmass.
Bnggel II, in AABrugg. F., Ke., Leer. ; B (neben B-) ;
(iRPr.; S; Ndw; Z Bauma, Diittl., S. Puggel — m.:
1. (Fll'uggle" BSi., Büggel Ap; Bs; Th; Z, Dim. Büggeli
AaFiu.; Ap; Bs; Th) rundliche Anschwellung, Erhöhung
Aa; Ap; B; G; Tu; Z. Der Stei; die Mür hat en B.
,Fig. 77 zeiget sich ein runzlichte, bucklichte, mit
erhabenen kleinen Bückelein versehene, steinerne Mu-
schel.' JJSchedchz. 1706. , Zuweilen fangen dise Striche
von einem Bückelein [an einem Stein] an, öffnen sich
von dannen gleich einer Gabel und kommen in einem
andern Bückelein widerum zusammen.' ebd. Spec.
a) (Dim. Büggeli B) des Bodens, kleiner Hügel AaF.,
Pri., Z.; Bs; B; Th; Z; Erdrücken Th. Ganz kleine
Erhöhung im kultivierten Blachfeld B. — b) (Dim.
Büggeli B) auf der Haut von Menschen oder Tieren,
rundliche, umschriebene Geschwulst (besonders wenn
sie noch hart ist), knotige Anschwellung, Beule Ap;
B; Th. Büggeli, kleine Geschwulst, Erhöhung am
Zahnfleisch, die dem Hervorbrechen der Zähne voran-
geht B (Zyro). ,Die Geschwulste von Lähme, so keine
Maasen noch Buckel hat.' Würz 1634. ,Weil die
Nahrungssäfte verderbt werden, kommen sie [die klei-
nen Kinder] an der Haut Büggelein über, welche zu
Eiter werden.' Muralt 1697. ,Bückeli, tuberculum.'
Denzl. 1716. S. noch Hoger 3. — c) (Dim. Büggeli
B; „Gl;" L; Sch; „Th;" Zg) = Hoger 1 (Bd II 1085),
doch von rundlicherer Form und weniger hervortretend
AAFri., Z.; Bs; B; „Gl;" Gr; L; G (Zahner); Sohj
S; Th; W; Zg; Z. Ein Mädchen zu seinem Lieb-
haber: .Du möchtest ein einfältiges Schääfgen, dem
du einen Buckel aufschwätzen [das du zum Besten
halten] könntest.' ÜBrägger. ,I)er Bukel, Hoker, Ho-
ger, Hofer, Bült, gibbus, tuber.' Red. 1662. — 2. (zeit-
weilig) gekrümmter Rücken a) der zornigen Katze,
in der RA.: Das macht der Ghatz kein B.; s. Bd III
583. — b) des Menschen. Arne" B. gä", gebückt gehen
GrHc En B. (in AaF., Ke.; B; ÜRValz.; SchwNuoI.;
Z auch dim. es Büggeli) mache'", eine gebückte Haltung
einnehmen, beim Gehen, Sitzen usw. Aa; Bs; B; Gr
Valz. ; Th; Z. E" B. macht-er wie ne" Chats und zabled
mit de" Beine". Ndw Volksbl. Dürch de" Tritt üf und
ab muess-me" d's Büggeli mache'", sich bücken GRValz.
.Meine Geschäfte machten mir eben keinen B. [ich
trug nicht schwer an ihnen].' ÜBrägger. — 3. mehr
oder weniger verächtlich, derb oder familiär für Rücken
Übh. Aa; Bs; B; L; S; Th; UwE.; W; Zg; Z. .Stellt
euch! den B. nach Frankreich!' ZEgg (travestiertes
Kommando). Er meint, er chönn mit dem üfrechte"
(g'rade") B. umc" gä" Z, dar'' d' Welt cho" Tu, von
einem Arbeitsscheuen. ,Erst iez empfinds mein B.
woll, was müessig Schlumpen bringen soll.' Jon. Mahl.
1674. ,Vom Land können sie nichts haben, als was
sie selbsten auf dem B. hinauftragen.' Sererh. 1742.
Eine Last uf de" B. nS*. Ich wott Bas [eine solche
Verantwortlichkeit] nid uf ml" B. ne* B. Es trcit-sich
uf-dem B. nahe" B. Das verstötsi'* tif-dem B. AALeer.,
versteht sich von selbst. Es war mir z'wider, so Alls
uf-em B. z' träge". FMarti. .Jetzt trägst du Kummer
und Sorgen, dass dir der B. kracht.' XVII., Schild.
De" B. roll(e") Schulde" ha" Bs; B; Z. Sini Jörli,
sini Sechzgi, füfzg Jär uf-em B. ha" Bs; B; Gr; Th; Z.
En breite" B. ha", Schweres leicht tragen, sich ans
Lästerungen usw. nichts machen Aa; Bs; B; Z. Der B.
dar ha" B, ane" ha", ane* hebe" (müesse") Aa; Bs; Th;
Z, für Andere herhalten (müssen). Das geit einisch
über dl" B. üs, du wirst die Verantwortung dafür
haben B. Sich selber d' Buete" uf der B. binde". Brei-
tenst. Eim de" B. roll ge" Aa; Th; Z. ,Eim der B.
fege", über de" B. i" ge", lumbos alieujus fuste dolare.'
Id. B. Soll de" die ganz Tennete" uf mim B. 'tröschet
si*? Goith. Het-dich der B. 'bisse*? hat dich die Haut
gejuckt? Bs. ,Dass dir der Pfeffer über den B. wächst,
du Erzbengel du!' sagt eine erzürnte Frau zu ihrem
Mann. Ap Kai. 1836. I'" wott 's bim Eid ha"; ich
will -der de" Tüfel scho" in B. jage*. Wolf, Gespr.
S. auch Ghatz (Bd III 586). Cha""st-mer de" B. üf
stlge* ! Abfertigung Bs; Z; Syn. cha""st-merhindenuine"
cho". Ke" Dank ml het-me" vo* dem G'sindel; nüt
als Spott und W iderworl ; Becerenz i" 's Aug und der
Esel ufde* B.l BWyss 1885. (Si*) de" B. roll lache",
bes. vor Schadenfreude, oder wenn man selbst einem
Schaden entronnen ist Bs; B; S; Th; Z. Einen num-
men über'n B. abluege" [1. a"l.], verächtlich über die
Schultern ansehen. Schweiz. Familienztg (BE.). .Ich
will nit davon sage, dass [die jungen, hochmütigen
Aristokraten] die graueste Männer auf den B. hinaus
[rücksichtslos?] duze und mit uns rede, als wenn wir
ihre gekaufte Knecht wäre.' 1759, Bs Brief. — 4. (in
Ap; Bs; B lt Id. B; Gr; S auch Dim. Büggeli} höckriger,
buckliger Mensch Ap; Bs; B; Gr; G; S. Syn. Buggeli-
Mann (Sp. 270). ,N. N. wurde wegen einer Uneben-
heit, die sich auf seinem Rücken zeigte, von den
Feinden des Erziehungswesens nur der Constitutione-
buckel geheissen.' Ap Jahrb. 1862. ,Der buggel [ge-
meint ist Pipin, einer der unehlichen Söhne Karls des
Grossen] ouch in ein kloster Verstössen ward.' Vad. ;
s. ge-bugglet 2. Auch vom Vieh: 's Büggeli, kleine,
bucklige Kuh Gr oHe. Sonst nur in RAA. Sich z'
Buggel(s) lache", sich , krumm' lachen Aa (Rochh. 1857,
340); B; GG. , Einer, so seinen Rucken mit einem
Hoger usgfüteret hatte, sprach: Ich hab mich überal
z' B. glachet.' Sciiimpfr. 1052. Sich z' Ghrippels und
z' Buggeh werche" BBr. — 5. .Büggeli', wesentlich =
B.-Angster (Bd I 340). Während urspr. ein Büggeli =
zwei Haller war (oder auf ein Quintli 28/n B. giengen),
wurde 1451 ein B. auf einen Haller heruntergesetzt;
vgl. Absch. II 250/1.
Mini, buckel. Zu 1 vgl. das syn. Buggel; soweit IMoses
neben Buggel gilt, kann die Dim. -Fenn Büggeli natürlich
auch zu ihm gehören.
Hoger-: Rücken mit Höcker AaZ. Syn. Hoger-,
Puggeli-Buggen. — Hexe"-. ,Dass sie ihr ehrrührig
zugeredt und sie genannt habe Hexenbuggel, Donners-
buggel [usw.].' 1689, ZSth.
Chatze"-: 1. Katzenbuckel. Breiter, zu beiden
Seiten nach vorn gekrümmter Rücken Bs. En Gh.
(in SchwNuoI. es Ch.-Buggeli) mache" a) = en Buggel
1089
Bagg, begg, bigg, bogg, bugg
1090
murin" (s. Buggel 2b) Bs; B; L; Sj Tu; Z. — b) wie
iilnl.. von kriechenden Schmeichlern B; L; Sin«;
UwE.; Z. Dir rcrsleil -si'h drüf, der Ch. z' mache",
um Oppis :' übercho* B. -- 2. Pflanzenname, gem.
Baldrian, Val. oft'. B; L. Syn. Chatzen-Stil, -Würz.
- chatze"-buggele": katzbuckeln, von Kriechern
üwE. — 7.u ■_'. Katzen, die der Pflanze naho kommen, gehen
mit gekrümmtem Rücken um sie herum.
Ch rille"-: Fluch SBib. — Vgl. Krid(eu) I (M III 887).
Nunde"-: leichter Schwur, Fluch Bs; S. BotzN.!
— Vgl. Nundedie = uom de Dien ; Buggel wohl euph. für bougre.
Schnitz-: = Chatzen-B. 1 Bs. ,Mit untertänigstem
Sehn.' B Hink. Bot 1860. Spottname auf einen Men-
schen mit einem Sehn. BsStdt. — Zwetschge"-:
Spitzname eines höckerigen Menschen SohwE. f
buggeleeht: mit Buckeln versehen. ,Die bugge-
Iechten Angster.' 1451, Absch. ; vgl. Buggel 5. ,Ein
grosse bugellachtige schalen.' 1566, L Inv.
Bugg(e)le" I f.: 1. Metallbuckel. , Ein verdeckter
bächer mit bugeilen (buggelen).' 1566/71, L Inv. ,An
die grossen Bücher schlagt er auch Bukelen (Be-
schlechte).' Spleiss 1667. .Spangen oder Buck(e)len
an einem Buch.' Denzl. 1677; 1716. — 2. ,Halb runde
schilte, die man bucklen nennet.' Tschddi, Gallia.
buggele", p- (buggle", p- B; Gr; LG., Horw;
GT.; Ndw; ZS.): 1. tr. (eine Last) auf den Rücken
nehmen, (auch ume") auf dem Rücken (herum) tragen
Ap; BSi.; GT., Widn.; Th; ZO., Uhw., Wäd. Syn.
(ume"-)chrä;en. Es China b. Auch ohne Obj., schwere
Lasten tragen, übh. schwere Arbeit verrichten B. Er
isch g'schängte'' [hat einen Leistenbruch]; das chunnt
vom B. B. — 2. (in AiDött, Leugg.; „VO.; Gr; Sch"
lt St.1 buggele') refl. „VO;" Gr; „Sch;" Z tw., intr.
Aa; Bs; BM.; LG., Horw ; S; Th; Ndw; Z a) sich stark
biegen, sich (anhaltend) bücken, gebückt gehen oder
stehen. aaüO. Bim (oder mit) Jete", Blackte" strupfe",
Obs üjlese* mues'-me" (sich) b. Das frllich isch kei*
Chilbi g'sl", so am Boden ume" z' b. S (Joach.). ,Chleffe
machte sich fröhlich auf die Beine und buggelete den
Berg hinan.' Stutz. I'h hä"-»ii,h lang müesse" b., dass
er-mich nüd g'seh" hat. „Bes. von Nachtschwärmern,
die die Gewohnheit haben, sich bei der Begegnung
zu bücken, um von einander nicht erkannt zu werden
Zg." Sich nach vorn beugen und dabei die Arme auf
die Knie stützen, so dass Jmd auf den Rücken steigen
kann BM. Er het 'buggelet. Von schweren, reifenden
Ähren: Und säit-me" 's Gliom im rechte" Zeiche", so
bugglet 's ander eigner Last LHorw. — b) „refl. oder
neutr., Bücklinge machen LG." — c) bucklig werden
Ndw. Di alt Mueter puggled afig. — 3. buggle*, Erd-
schollen (s. Buggel 1 a) zerklopfen, eine Arbeit, die
bes. bei lehmigem Boden hinter dein Pfluge her vor-
genommen werden muss B (vRütte).
ver-: 1. in der RA. fast v. vor Lache", sich krüm-
men vor Lachen G. — 2. verkrümmen BsStdt. —
ver-bugglet: bucklig B(Zyro); S. Doch quält men
enangere" so grüslich uf der v-e* Welt umme". Schild.
chräze"- (in GTa. ; hiTh chränze"-)biiggele", im
Th lt einer Angabe auch chräz- buggle": eine Last,
(spec. ein Kind zum Scherz) auf dem Rücken herum-
tragen G; SciiMer. ; Th. Chränze'buggeUs mache", ein
Kinderspiel GTa.
Buggeier B, sonst Buggeli (in Th auch Büggeli)
m.: buckliger Mensch AaB., Leer. (Puggli); Ap; Bs;
B; Gl; L; ScnwE.; Tu.
Schweiz. Idiotikon IV.
ge-b uggclet />- Aa1\, Kr.; G; Schj Tu. sonst
pugglet: 1. uneben, holprig Ap; LT; Z. Jan p-er Weg,
e" p-i Witt, 's het 's Niemer so schlecht uf der bugg-
lete" Welt a's g'rad so ne" Bür öni Güte" und Gelt.
Sciiwzd. (U). ,Von der krummen, buggleten Erde, auf
die wir tagtäglich losschlagen müssen, dass Einem
fast der Ruggen bricht.' Ursenkal. , Weil der Boden.
so von Eichenbrettern belegt, so uneben und ge-
buckelt ist, dass einer kaum darauf gehen konnte.'
XVII., Volksnovellist. ,Von dem buggelten Feld.'
1712, Pündtiners Beschreibung der Vilmerger Schlacht.
Mit Metallbuckeln versehen : , Seiner Schwerster Helena
aber soll ein buggletes Geschirlin 16 Loot geben wer-
den.' 1658, Gfd. — 2. bucklig, höckerig, von Men-
schen, selten von Tieren Ap; Gr; L; G; Th. Er ist
g'chropfet und 'bogglet ond söss nüd g'schid Ap. Hest
g'ment, du seiest höbsch, ist aber nüd war : bist g'chropfet
und 'bogglet ond hest e" röts Hör Ap. Sich z' pugglet
lache", sich krumm lachen Gr. ,Wann man s' aus
Herren zu Knechten wurd machen, wurde sich Man-
cher halb bugglet drob lachen.' Kalthids 1714. ,Mau
hiess in den buggleten Pipin.' Vad. ,Küng Carli von
Frankreich, den man den puggleten schuochster nant.'
ebd. — 3. gebückt Gr; L; G; Sch; Th; Z. B. gä".
D' Wiber und d' China [usw.] sind cho* 'buggelet vor
dem [Teilen-] Huet vorbi. Schweiz 1858 (Sch).
buggelig, p- AaF., Fri. ; L; S; Th; UwE.; Z,
bugglig, p- Aa; Schw; ZO., S. : \.=g'buggelet 1 Schw; Z.
Das ist e* p-i Welt! Ausruf beim Anblick eines un-
ebenen Geländes ZO. Eso gäd 's, esie besser und esie
schlimmer, uf ilser b-e" Welt. Schw Bote. — 2. = g'bug-
gelet 2 und 3 AaF., Fri., Leer.; L; ÜwE.; ZDättl., 0., S.
B. stä", sitze". Er gut afe" p. dem" Z.
stiere" - bugglig: stiernackig. E* st-e'' Bis.
MLienert.
Büggel (in B; Ztw. P-), Dim. Büggeli — in.:
1. wesentlich = Buggel 1, nur in der Regel kleiner,
a) = Buggel 1 a ZO., S. — b) Höcker, z. B. auf einer
Garnspule (Syn. Hubel 5 ßd II 949) ZO., S. Du spuclist
nüd schon, du machst Büggel (Büggeli). Auch von
scharf hervortretenden Erhöhungen auf andern Gegen-
ständen, z.B. auf Stein ZO. — c) = Buggel 1 b B;
Gl; G; „Schw;" Z. Syn. Ghnüttel, Chnütter (Bd III
767/8). — 2. (Holz-)Büggeli, sehr kleine Holzbirne Z.
Syn. Holz-Müggli.
Eig. identisch mit Buggel; der Um], stammt aus dem PI.
oder Dim. Zu 2 vgl. Büggli-Ep/el (Bd I 373).
Mugge"-: von einem Mückenstich herrührende
Pustel ZHombr., O.; Syn. Schnatteren. — Materi-:
Eiterpustel GlH. ; ZO. (selten). — Werre"-: Dassel-
beule auf der Haut des Rindviehs ZO. ; Syn. Wirren.
— Wurm- Würre"- : = dem Vor. GlH. — Zwulche"-:
eine Art Hautausschlag, Friesel mit Geschwulst Gl;
Syn. Widchen.
ver-nuss-büggele": mit Geräte so umgehen,
dass es voll Beulen wird Bs (Spreng). Auch bildl. :
Vernussbigglet drl* luege", sehr gedrückt aussehen Bs
Stdt. Du luegsch jo eso himmeldrürig und v. drl",
dass-der e" Glesli in allweg guet due" wird. LSieber.
Buggele" II f.: Pflanzenname. 1. (in G auch
Buggle") Name aller grossen Doldengewächse GRh.,
We. Spec. a) grosser Klettenkerbel, Anthr. silv. GRh.,
We. ; THBerl. — b) gem. Bärenklau, Her. sphond. G
Rh., We. — c) gem. Kälberkropf, C'haer. hirs. ebd.
69
1091
Bagg-bugg. Bagsch — bugsch. Bah — buh
1092
— d) Wasserfenchel, Oen. phell. oTh. — 2. a) Weg-
warte, Cich. und zwar a) die gem. VV., Cich. int.,
wildwachsend oder kultiviert Th; Z Bezirke Andelf.
und Wthur. B.-Kafi, -Brüe, < lichorienabsud. — ß) En-
divie, Cich. end. B (Durh.). — b) gem. Löwenzahn,
Leont. tar. Th; Z Wthur. — 3. a) „röti B.u, kriechen-
der Günsel, Aj. reptans B (nach Durh. einfach B.).
- b) , weisse B.', Brunelle und zwar gem. Br., Prun.
vulg., und grossblumige Br., Prun. grand. B (Durh.).
— 4. gem. Beifuss, Art. vulg., unterschieden (wie
schon Ton den alten Kräutlern) nach der Farbe der
Stengel in wlssi und röti B. B (Durh.). , Buckelen,
beifuoss; hat ein underscheid in der färb, rot oder
weiss.' KdGessn. 1542. ,Wie buggelen ein guet ding
ist in einem gaden. Wän eine schwanger wurd, wo
buggelen ze einem gaden, das kind wird glückhaftig
zu guet und eer und gwünt kein gebresten an sinem
Hb.' XV, Schw Arzneib. .Wyss buggelen oder Sanct
Johannskrut' gegen weissen Fluss empfohlen. B
Arzneib. 1584/1640. .Pugelen gebülferet, das in die
wunden geleit, das heilet sy wunenclich, und gib auch
dem verwundten bugelenkrutsaft zuo trinken.' Zg
Arzneib. 1588. ,Wer ein kröpf hat, der stoss Bugellen
mit Wein und trink das im Undergänden, wans Wädel
ist.' BSi. Arzneib. S. noch HZahler 1898, 64/5, ferner
die Synn. Bi-Fuess (Bd I 1093), Sankt- -Johanns-Gürtel
(Bd II 446), -Chrüt (Bd III 896), ferner Röt-B. -
5. Puggle", Schwarzpappel, Pop. nigra W.
Die grosse Verschiedenheit der mit unserni W. bezeich-
neten Pflanzen macht es wahrscheinlich, dass in demselben
WW. verschiedener Herkunft zsgeflossen sind. Die ältesten
Formen liegen vor für Bed. 4: ,Buck oder Beifuss.' Vogelb.
1557; JJNüsch. 160S, .Bücken.' Mal., .Buoten.' Tierb.;
vgl. damit Gr. WB. II 4S-i/5. Pritzel-Jessen führt neben
,Buck(en)' aus der mhd. Zeit noch die Formen ,Bugga, Bug-
gila, Buggel' an. Zu 1 vgl. das offenbar damit verwandte
Buchet III (Sp. 979). Zu 2. Die medizinische Wirkung
der Cichorienwurzeln stimmt mit der der Löwenzahnwurzel
tiberein. Kbeuso sind nahe vwdt 3 a und 3 b; die Bezeich-
nung 11. mnss in diesen Bedd. ziemlich alt sein, wofür die
in der Z Anl. 1776 und bei Bauhin vorkommende Latini-
sierung A.juga bngula spricht; vgl. Grassmann No 557. Zu-
gehörigkeit zu ßuggel II wäre nicht unmöglich, da der
Stengel beider Pflanzen stark gekrümmt ist. 5 wird aus
dem Rom. stammen; vgl. it. popolo, pioppo, Pappel.
Ämt-Bugg(e)le°: = Buggelen lb ApK.; GMarb.
Syn. Ä.-Cherbel (Bd III 460). — Heu- (in GMarb.
Hö-):= H.-Buchlen (Sp. 979) ArK.; GMarb. — Rör-
Buggle": = Buchet III 1 b (Sp. 979) GMarb. —
Boss-: 1. wildwachsende Möhre, Daucus car. GMarb.
Vgl. Maren-, Ross-Chümmel (Bd III 295). — 2. B.-
Büggeli, gem. Natterkopf, Ech. vulg. Z.
Bot-: 1. grüner Fuchsschwanz, Amar. Blitum B
(Durh.); ZS. Syn. röter Wuest. — 2. stumpf blättriger
Ampfer, Rum. obt. ÄABb. Die Schnitterin, welche
auf eine solche Pflanze stösst, schneidet säuberlich
das Getreide ringsum weg, lässt aber das Unkraut
stehen; die Nachfolgenden ermangeln nicht, der Wurzel
der Pflanze nachzugraben; denn von der Richtung her,
die dieselbe angibt, soll der Finderin, wie sie ihr
neckend ausbringen, der Schatz kommen AABb. —
3. gemeiner Portulak, Port. ol. B (Durh.). — 4. die
rote Abart von Art. vulg. ä. Litt. (z. T. noch nicht
als Zss.). , Welche frauw das wyss hossig hat, die
bade uff roten buggelen.' Bs Arzneib. 1584/1640. ,Rot
Buckelen' wurden lt L Turmbiichern als Räuchermittel
gegen Hexen gebraucht; s. Lüt., Sagen 377.
Für 1 — 3 gilt das zu Bvggelen 3 Gesagte. Wird die
rote Wurzel des stumpfblüttritreu Ampfers als Unkraut aus-
gerauft, aber auf dem Boden liegen gelassen, so krümmt sie
sich nach unten, um wieder frisch zu wurzeln. 4 erscheint
in unzähligen Recepten: .Rotbuckelen.' Ruef 1554; ,rot bu-
galan.' Zg Arzneib. 1588; .Beifuss oder rot Buckensamen.'
.IKI.aiMl.nl.. 1608; .Botbugelen.' ZElgg Arzneib. um 1650;
.Artemisiie, Rotbnckhen.' Bs Apothekertax 1701; ,Rotbng-
gel(n).' a. Z Arzneib.; .Rotbuggelen.' S Kai. 1708; ,nimm rote
Bücken.' ebd. 17-2IJ; .rote Buggelein.' ebd. 1749; ,rote
Bücken.' Gr Sammler 17^-_'.
I>ngg(e)le° III f.: 1. Buggele", Tanse für Jauche
ZWthur. — 2. Buggle", auf dem Rücken getragenes
Milchgef'äss Uw; Syn. Milch-Bränten. — B.Bugglin.,
Kasten des Hausierers AAKirchleorau. Syn. Chräzen
(Bd III 924). - Wohl zu Buggel II, bvgg(e)ltn, oder doch
daran angelehnt.
biiggen: l.=güggenl (Bd II 181) „BGr." ; vgl.
Bütigi- Hörn (Bd II 1622). — 2. pügge", (aus-)trinken
Obw.
Buggenscliin m. : Name eines Tuchstoffs. ,Es mu-
gend ouch kramer gefarwt linin tuoch, gestrift tuoch,
kölsch tuoch, gesprengt zwechellen, b. und schürlitz
tuoch feil haben und das schniden und verkourl'en.'
1431, Z Stadtb. ,Ein mässgewand von wyssem b.' vor
1491, Gfd. 1494 wird der Pfarrer von Sachsein ver-
klagt, er habe Bruder Klaus selig ,1 gülden und b.'
hinterhalten. Auch 1431, Z Stadtb.; 1567, Z Staats-
archiv. — Vgl. engl, bucktkin, frz. boucassin, Futterbarchent.
Btiggeran: steifes, aus Ziegen- oder Bockshaaren
gewebtes Zeug. ,Ein kulter von boumwollun alder
von b.' 1314/21, Gfd. — Mhd. buckeram, buggeram.
Boggle" f., Dim. Bü'ggeli I B: Haarlocke B; Scn ;
Z ; stadt. Umgangsspr. 1)' Bomäde" mit de" Büggeli.
RMever 1833. — Aus frz. boucle.
ge-bugglet: gelockt. .Die Haare [eines gewissen
Vaganten] sind schwarz und etwas gehugglet.' Z
Mand. 1698.
Büggeli II n.: kleines Bouquet; spec. von den
Blumensträusschen, die die Kinder bei dem jährlich
am 22. Juni gefeierten Jugendfest tragen PMu.
buegge": von Kühen, die, im Begriff zum Hörner-
kampf überzugehen, einander wild ansehen BSigr. —
Nbf. zu böggen.
Bagsclia:
Personenname, Agathe GitRh.
ßali, beh, hili. buh, buh.
Beheim: 1. Böhmen. .Das Behem, Bohemia, ein
künigreich.' Mal. ,In Böheimb.' JWirz 1650. —
2. Böhme. ,Er si Tütsch, Welsch, Behem oder Hun-
ger.' NMan. ,Die Behaim band sich gewilgot 30 mann
zu geben.' 1532, G Hdschr. ,Die Sclaven, die wir Pe-
hem und Poläken nennend.' Vad. Auch als Familien-
name: , Rudolf, gen. der wilde Behain von Birchach.'
1294, GKriess. .Wälti Bedien', sonst auch ,Beheim<
1550, Schw Woller. Die Behem von GBerneck und
die B. von GGossau waren Dienstleute von St (lallen.
- 3. Dim., Vogelname, a) Seidenschwanz, Pestvogel,
Bomb. garr. .Von dem behemle, zinzerelle oder seiden:
schwänz, garrulus bohemicus.' Vogelb. 1557; vgl. ebd.
in-.)::
Bah, beb, bih, boh. Imli
1094
.Kin vogel, weichet umb Nüerenberg behemle oder
beemerle genannt wurde. Es komme auf ir zuekunft
gwonlich ein pestileuz.' ,A. 1018 im Frühling ka-
mend zu uns huffachtig die wyssen und schwarzen,
gar zamen Vögelin, die man schon domahlen geheissen
die Behmen.' JJBreit. 1620. ,Der Zeit werden im
ganzen Land gefangen und zu Markt gebracht die
frömbden Vogel, Bohembli genannt Si seindauch anno
1488 dessgleichen 1519 im Zürieligebiet vil gesehen
worden.- CWirz 1662. .Ungewohnte Vögel, so man
Bohembli und Steineul nennet, von welchen man sagen
will, dass sie an fruchtbaren Bäumen die Bollen ab-
etzen.' JMdllkk 1G66. ,\Vie wir in grosser Gefahr,
dass uns frömde Vögel und Gäste ins Land kommen
möchten, hat Gott uns auch dieses Jahr warnen wollen
durch die frömden Vögel, Bohembli genennet, welche
auch Anno 1570, 1618, 1652, 1662 mit Schrecken in
disen Landen gesehen worden.' ebd. 1673. ,1m Jahr
1618 sind dise frömde Gäste mit grossem Schwann
sehr zahm im Land geflogen, als Furriere schädlicher
Wassergüssenen, zorniger Stralwctteren usw., der
Bündtnerischen Trublen, der böheiinischen Verfolgun-
gen und der Tcutschen Kriegen.' ebd. — b) .Böhmli,
Winze, Kotdrossel, Weindrossel, Turdus iliacus. Wird
im Herbst ziemlich häutig in Wäldern und Weinbergen
angetroffen.' Meisner & Schinz 1815. ,Üas Böhmlin,
Turdus minor.' Brückner, Merkw. — Zu 3 vgl. Fr.
Ztschr. VII 95.
Beheimer, Dim. Bömerli : = Beheim 3 a G. 1570
kamen die gefürchteten .Böhmer Vögelein', welche
man jedesmal als Unglücksboten ansah. JNater 1898.
S. noch Kriegs- Vogel (Bd I (394). ,Zun Zeiten giebet
es auch ganz frömde Vögelein, die scharenweise durch
unser Land fliegen, als : Böhmerlein, Böhmische Hätz-
len oder Roller, Todtenvögelein, Thütscherlein u.a.m.,
sind aber gemeinlich keine gute Vorbotten. dann mei-
stenteils schwere Krankheiten oder sonsten grosses
Ungemach darauf erfolget.' HEEscher 1692.
Behemsch m. : Münzname, böhmischer Grosehen.
,1335 galt 1 Behmsch (in jetzigem Z Gelde) 11 ß
9,9 Hlr.' Z Gem. .Einen hellenischen sol man nemen
für 18 stehler pfenning.' 1425, Abscu. .Ein kelch,
kost 12 rinsch guldin und 6 behemsch.' 1477, LSemp.
,Es sol ein jeder [Schütze] von der gwinung, so er
gwint, von jedem guldin einen behambsch herusgebeu.'
1504, Z Schiessen. .Ein inalter haber, eilf bemsch und
ein fassnachthuon [als Abgabe].' 1522, THMamra. .Dar-
nach gab man zuo Zürch im winter des besten wins
ain aimcr um 12 behemsch.' Sicher 1531. Die von
Wallenstadt bitten um die Erlaubniss, von jeder ,legi'
statt eines .behemsch' einen Batzen zu nehmen. 1538,
AiisrH. ,Den usslendigen sundersiechen irem jeden an
[= ein] h. uss dem gmainen almuessen geben.' Kessl.
.[Die Lehenleute] haben ir gelt, nämlich 1 schill.,
9 den. dargezelt; hat der lehenvogt 2 schill. haben
wellen. Do hat ein ersamer rat embotten : welle man
die 2 b. nit nemmen, sollen sy wider dannen keren
und nit mer geben.' ebd. (für 1533). ,Ain behamsch.'
1540, Scb Ratsprot. Wer Geld ausleiht, der mag von
jedem Gulden zum Jahr einen , bemsch' Zins nehmen.
1544, Absch. ,B. ein münz, gilt 3 kreuzer.' Mal.
.Sambt den nüwen Behmschen, Vierern und Rapen
und anderen bösen Münzen.' Münzman». 1622. .Von
■jedem Gulden einen Böhmisch oder drei gute Crützer.'
1635, Tu Schuldbr. ,1m J. 1651 stellte Conr. Bollmann
zu Bottikofen eine Schul an und begnügte sich, um
Schüler an sich zu ziehen, mit einem Böhmsch.' Tu
Tageb. 1651. S. noch Färspreehen-Gelt (Bd 11 268),
Gross (ebd. 802) und vgl. Unger (Bd 1 ::.".7). - Zar
Substantivierung des Adj. vgl. ch&tecli (Bd III 246).
Bu'lio: die wilde Jagd ZEmbr. — Eig. deu Lärm
der wilden Jagd ausdrückend.
Bühel AALeer.; Ap (in K. Buhil); Bs (Spreng;
Anon. ad St.); GRÜe., Igis, hPr., Ziz.; GBern. (Bühil),
Mels, W.; Schj Th; W (Amllerd), Büchel IV Aa
(Minnich); ApK. ; BsLie. (auch bei Spreng); Gl (-ch1-);
GrAv., Landq., Pr., Rh., UVatz; GG., oT. (-ch2-); Uw
(in Xdw Pich-el) ; WLö. ; ZKilchb., Zoll, (-ch2-), Büel Aa ;
ArM. (Büel); B; GlK.; GrAv. (Dim. Büeli, BüeitscM),
Churw., Glar., L., ObS., Pr., Rh., S., Scuolms, Tschapp. ;
P; GMels, T.; S; Tu; Vw; W (Dim. Bielti); ZO., S.,
W., Wl., Biel AABözb.; SSchönenw., Buel W (AmHerd),
Bü'l (meist nur in Zss.) Gr; ThHw.; ZBenk., Horgen,
Stäfa (neben Büel), Wäd. (neben Büel), Wald, Bü2l
ZGrün., 0. (neben Büel), Zumik., Btd (in Zss.) ZMarth.,
Brl (in Zss. bei einsilbigem 1. T.) L; Z — m. (auch
n. B lt Zyro; Zg; „ni. und n. Vw ; Zu): 1. (kleine)
Erhöhung übh. Aa (Minnich); Gr. Zmittst im Bett,
in der Bili ist e" B. GRÜe. Spec. a) Erhöhung, Beule
am Leibe ; Syn. Buggel. Einem Böhel of de" Chopf
schwätze", Einem Bären aufbinden Ap. .Gross büchel
[an Knien und Ellbogen].' Anf. XV., G Hdschr. ,Die
emeritzen habend einen Schnabel, in welchem du ein
büchelin au statt eines zans finden wirst.' Vogelb.
1557. .Für allerlei bühel oder gschwulsten am leib.'
ebd. .Stierfeisste minderet die bühel der geschwulsten.'
Tierb. 1563. .Der kameltieren zwei geschlächt: das
ein hat auf seinem ruggen zwen bühel, das ander aber
nur einen gehaareten bühel.' ebd. .Dise muschel hat
ruche strich, vil roter büchlen.' Fischb. 1563. ,Der
igelschnäg ist voller büchlen und spitzen.' ebd. ,Ta-
laria, die geschwulst oder bühele am knoden. Bühel,
rein, tuber, als von geschwulsten. Ad planum redu-
cere cicatrices, wol zuheilen, glatt und eben machen,
dass es kein bühele gäbe. Ein bühel auswerfen, als
da tuen die geschwär und rüden, extuberare.' Fris. ;
Mal. — b) ganz kleine Erderhöhung Gr ObS. (Bleiben-
der) Erdhaufe Ap; Obw. Böheli, kleiner Ameisenhaufe
auf Wiesen und Weiden Ap. — 2. Hügel, Anhöhe,
„etwas länglicher und fast horizontal fortlaufender
Hügel" AALeer.; Ap; BsLie.; Gl; Gr; GG., Mels, T.,
\\\; Soh; Tu; Uw; W; ZO., Rieht. Länglicher, oben
abgeflachter Hügel W. Synn. s. bei Hubel (Bd II 949).
Eheligras icaxt Ute" uf trockne' Büele" GRValz. Uf
es Büeli hed-sche-schi [sie sich] g'höclct, die Bei" hend-
sche hofelich mlr 'träge". Schwzd. (GRSchiers). Wie
guggend d' Tum de't hinderm Büchel ue ! JJRütl. 1823
(GT.). In der ä. Lit. sehr häufig bis ins XVIII. ,Do-
nantes an blagachre an dim buole.' 1198, UwBuochs.
,Ein büchel in dem sew.' 1334/1446, Z Chr. Luthers
.Hügel' wird erklärt durch .bühel.' 1523, Bs Bibel-
glossar. , Bühel müessend sich bücken.' 1530, Habak.
,Auf den büchlen.' 1530, Josda. ,Auf des bühels
spitzen ston.' 1531, IL Mos.; dafür 1548 ,beuhel', 1667
.Hügel.' .Auf den büchel Quirinalem.' Äg.Tschudi.
.Bis an den umbkreis der büchlen der wält' 1548,
I. Mos. ,Ee die bühel warend.' üWerdm. 1552; dafür
Herborn 1588: .vor den hügeln.- ,In den wählen und an
den büchlen.' Tierb. 1563 (daneben , bühel'). .(Jlivus,
1095
Bah, beh. bih, buh. buh
1096
ein rein oder bühel, ein berkhalden. Clivulns, büheli.
Lingula, ein bühel und langlächi bergle.' Fris.; JIal. ;
ähnlich Denzl. 1677 ; 171»; : ,Lingula, ein fürgehender
Bühel im Meer.' ,Collis, ein bühel, rein oder berglin.
Tuber, bühel oder rein.' Fris. ; Mal. ,Eom die siben-
bühclig statt, die nämlich auf siben bühel gebauwet
ist.' LLav. 1587. ,Auf eine Höhe oder einen Büel.'
1590, Obw. ,An einem Bihel oder kleinen Berglin.'
ARtfp 1600. .Abnobs montes, sind liebliche Bühel.'
JJRüeger 1606. ,Auf dem Spitz eines hohen Bühels.'
Guler 1625. ,Ein Schloss, so auf einem schön er-
hebten Beyhel gestanden.' ebd. .Einen Büchel oder
Rey uf.' Schimpfr. 1652. .Einen rauchen Büchel [zum
Obstbau] erwählen.' Bhag. 1676. S. auch Egg (Bd I
157), Gand (Bd II 336), Gutsch III (ebd. 563). Oft
verbunden mit dem Gegs. Tolle", Tobel: Besser e" Büel
verbrennt, es [als] en Tolle" ersäuft oder: besserespar
Büele" verbrennt, es d's Land überschwemmt, für den
Landmann ist im Sommer anhaltende Hitze besser als
anhaltender Regen GRValz. Schweri Püsche" [junge
Tannen] düreh Bacillen und Tolle" schleipfe". Scuwzn.
(GrPi-.). .[Die Stadt St Gallen] ist mit rauchen töb-
lern und puerilen umfangen.' Vad. Bes. aber neben
und im Gegs. zu Berg: Über Bichel und Berg üs gä"
Ndw. Schnegg, Sehnegg, streck d' Ören üs, oder i<*
wörf-dv* ober all Bökel ond Berg üs ApK., Stein
(Kinderspruch). ,Ufhin bis an den büchel des bergs
und den berg liinu.s.' 1456, Kind, Urk. ,Arabia, ein
land mit vilen bergen, büchlen und weiden.' LLav.
1582. .Auf den Bergen und Büchlen.' Fred. 1601.
.Von Bergen, Büchlen und von Flüen nemmend d'
Menschen Fuetter iren Küen.' HRRebm. 1620. ,Berg
und Büchel zitteren.' FWyss 1672.
Ahd. buhil, mhd. bühel, wahrsch. vwdt mit biegen. Die
lautliche Entwicklung bewegte sich, soweit Bühd nicht er-
halten blich, in zwei Richtungen: Entweder schwand das h,
und es trat Contraction ein zu Büel (vgl. etwa Bid aus
Bilul) oder zu Bid, Letzteres fast nur unter dem Nebentou in
dreisilbigen Zss. ; hei völliger Unbetoutheit in zweisilbigen
Formen ergab sich Schwächung zu -Lfd, -bei. Oder das h
wandelte sich zur Spirans, zunächst wohl gesetzmässig nur
da, wo es in den Silbenauslaut zu stehen kam, beim Antritt
von Flexionsendungen (Dat. PI. Büch-len; vgl. melden aus
wihelen, stächlen zu Stahel), und von hier aus wurde das eh
auch in die übrigen Formen übertragen. Büch2d erklärt
sich als Anlehuung an Büchel III (Sp. 979); doch vgl.
AHeusler 1888, 71. Neben buhil bestand schon ahd. ein
gleichbedeutendes buol, das wühl ganz andern Ursprungs ist,
sich aber im Laufe der Entwicklung, wie die weiter unten
folgenden Belege zeigen, mit Büd (ans Bühel) vermischt hat
und dadurch verdrängt worden ist; einen letzten Ausläufer
haben wir in dem W Buel zu sehen. Von ä. Formen mögen
an dieser Stelle noch angeführt werden: , Bühel.' Holzwart
1571; Wurstisen 1580; Kriegsb. 1644; JMüller 1665.
,Büchel.' HsSchürpf 1497; Kessl.; 1558, BRatsurk.; RCys.;
J.IKikgcr 1606 (bes. in der Form .Bik-hlen'; daneben .Bühel'l;
GGotth. 1619; FWyss 1650; Sererh. 17 42 (,Büchlen' neben
.Bühel'). ,TJf dem büwel.' Etterlin. ,Das büelti.' 1370/1460,
LSemp. — Bemerkenswert erscheint, dass sich das W. mehr-
fach formell differenziert hat, je nachdem es iu appell. Bed.
oder als Eigenname gebraucht ist. So kommt z. B. die Form
Büd in AaLeer.: Gl; GMols, T. nur als Eigenname vor, in
appell. Bed. dagegen gilt Bühel (bzw. Büchel); so schon bei
HBull. 1572. Als Appell, i-t das W. freilich vielfach im
Schwinden begriffen, wenn nicht bereits verdrängt (wie z. B.
in Thilw. durch Bück; vgl, auch Hubel Bd II 949), während
es als Eigenname sieh durch die ganze deutsche Schweiz
ungemein häufig findet, l. das einfache W., mit oder ohne
Präp. a) als Lokalnanie. a) im Sg. in den Formen Bühel,
Büchel Ap; G; Seh; Th, Büel Aa; B; F; Gl; Gr; L; G;
Schw; Th; Obw; W; Z (auch Bull, Bud GDegersh. .Auf
dem Hügel, der Bühl genannt.- Gotth. ,Buol.' 1260, B Urk.
(jetzt Bud liWalpersw.l. ,Ein guot ze Wolon an dem buole.'
1290, Aa Urk. ,Zuo dem verworffeuen büel', heidnischer
Grabhügel. 1363, AaBirm. ,Das guot, so mau nempt den
büchel, und gehört der b. gan Gereschwil.' 1530, Aa Weist.
Dim. Ilüheli Ap, Büeheli GlEnneuda; GS.. Bücheli BsLie.,
Büdi Ap. Büelti BSeft., Büeltli ZgMenz. (Leu. Lex.). — ß) im
Dat. PI. Büek" ApHeid. ; GrD. ; WBrieg. ,An, uf (den) B.'
BO. .Eiuige Häuser [in BAdelb.], an deren Ende, zu B.,
drei eiu Dreieck bildende Erdhügel liegen, welche die Natur
nicht gemacht hat.' Jahn 1857. In, uf de" Biete" P. ,Bis
zu StNiklans in den Büelen.' Gl Urk. ,An dem moss by b.'
1473. LRickenb. Als Fem. Sg.: ,uf, an, zu der B.' BO.
.In der B.' ZS., Uster. Als Masc. : uf-em B. ZWäd. .Am
sog. B. beginnt das Ansteigen in das eigentliche Adelboden-
tal.' Jahn 1857. — b) als Familienname. .Petrus dictus
Büchel.' 1277. Bs. .Büchel.' 1522/55, GKriess. ; 1579, Bs.
Buol GrD.; .Frow Buolin, klosterfrow.' 1530, Seh. Büel
SchSt.; Z; 1532, AaK. ,Büeli.' 1531, Seh. ,Heinr. ab dem
Buole.' 1284, U Urk. ,Ab dem Büel.' 1413, UwE.; 1415,
Gl (auch ,am B.'); 1450, SchwTngg. (,ab dem Bühel' neben
,ab dem BU1.' ebd. Jahrzeitb.). AbbüdBGt.; 1420, BBr. ; 1437,
l'wStaus (neben , am Büel'). Ambüel GrD.; GT. ; Uw; 1388,
GI;XV./XVI.,Uw; 1522, Z (,Ambüchel'); 1589, W (,am Biel').
,An dem Buele.' 1373, Obw. .Von Büel.' 1384, Z; 1521, G
Stdt. ,Hans von Vonbüel.' 1486, GStdt; Vad. ,Zem Buol.'
1386, LE. .Zum Büel.' 1523, Ndw; 1584, LSemp.; 1616/22,
Ndw. .Büchlen.' um 1500. Gr. ,Uelricb von Büelen.' 1372. Gl
Urk. , Au den Büelen.' 15S9.W. — 2. Zss. a) in Lakainamen.
a) als erster Teil. Büd-Acher Ap; B; Z. -FeU B. -Gatt B. -ff* i
B, -Bubel S (s. Bd II 949), -Hof B; G; Th; Z, -Il..f,t,idi B,
-Halde* Ap; B (-Halten); UAuderm.. -Höh B; G, -Hns GT.,
-Chellen B, Büeli-Mos ZKu., Büd-Matt B, -Bach B; G, Buden-
Bach GGrabs, Büel-Boden B; S, -Ber.j B ; G, liüehd-Se"- GR..
Büd-Schür B, -Schroendi B, -Stock Gl (Bergname), -Stutz B,
-Weid B; Z, -Wiee" Z, -Zun B. — j!) als zweiter Teil. Aus
der unübersehbaren Menge hier eiue charakteristische Aus-
wahl. Vgl. nebenher die Zss. mit Hübet (Bd II 949) und
Bück, auch Berg. ,Eier-Büel' ZUst., ,Oheu-' BHa„ ,Eich-'
Ap; L (-bei); GT. ; Th; Z, ,Eichi-, Ächi- BTh.. .Ochsen-
Bühel' Ap," .Adlen-Büel' BSi., ,Egg-' ZLimm., ,Egget8-' Th,
,Egglis-' B. .Öggens-' Öges- Z, ,Äugsten-' B, ,Akteu-', auch
.Aggten-'. später .Aggen-Büchel.' AaWett. Arch. (vgl. Akt III
Bd I 165), , Albers-' LSemp.. ,Älber-' ZSth., ,Els-Buel.' L309,
UwE., ,Alts-Büel' Z, ,Ameis-' GrLuz. ; LSemp. (.Ambeiss-'|,
,Omis-Bühel' (trockener Hügel, auf dem nur Spätheu ge-
wonnen wird) SeliSt., ,Imber- [Himbeer-V]', entstellt .Imhis-
Büel' ZHöngg, ,Ennet-' Gl; GT.; ZEIgg, ,Aug(l)is-' B, .Engel-
hoIz-Böhcl.' 1309, L (.Engolz-buhel.1 1313). .Engis-Büel' GTa..
.Enzen-' BHomb.; GT. ; ZRiesb. (auch Enti-Püch?el ZZolI.,
,Enzis-BUel.' 1546/1650, alemannischer Grabhügel; vgl.
Enzi II Bd I 35S, Endi. ebd. 317 Anm., sowie Vög.-Nüsch.
II 472), ,Eret-' ZFehralt., ,Ort-' B, ,Iseu-' Aa; Ap; B:
ThHw. ; ZGlattf. (Tai-), Otelf., Thalw., Zoll., ,Uss-' Gl, .Ascli-
lis-' B, ,Esch-' L, .Aspach-' ZMaur, ,Atten-' ZHinw., .Ateii-'
B, ,Etten-' ZEIgg, ,Ettis-' L, ,Iten-Bnol.' 1323, ZHott.,
,Etzlis-Büel.' um 1330, ZSchwam., .Fuchs-' LMalt, ; Tl. Tag. :
ZBub., Sth., Wäd. (Fliehte*-), Zoll., .Vogel-' ZSth., .Feld-
Büchel' GScunw., .Fünf-' Fünf-Büel (Waldhöhe mit fünf kel-
tischen Grabhügeln) ZZoll., , Funken-' G, ,Far-' BBelp, .Fareu-'
BHk., ,Farn-' Ap; L (.Farnbüeler', Familienn. Ap; LGettn.t),
.Foren-' ThTäg., ,Frä-' B. .Freien-' ZSth., .Fr.'.-' ZBül..
Wald !-/;„/., ,Frön-' ZÖtw., .Franken-' ZFehralt,. .Guggen-'
Aa: Ap: G; Th; Z I Familienn. Th ; Z; 1531, HBull.), ,Gaull-'
B, ,GoId-' ZW'etz., .Galgen-' Gr; ZZoll., .Gnmpen-' ZStäfa.
,Gumpis-' l:, ,Gans-Bühel.' 1571. ZSth. (jetzt Gaa-Büd),
.Gäns-Büel.' 1531. ZEIgg, .Geiss-' Ap I .-Bühel') ; B: Z. ,Gisen-'
B, ,Gotts-.' um 1450, LWillis.. .Gitzi-- GrTam., .Glisen-- Aa.
.Grälen-' B, .Gräfeus-' Z, .Gridel-' B. .Grien-' L (G riebet),
.Grüen-Büeliel- GW.. .Grüenen-Biiel' BSa., Si., .Grind-.- 1460,
L097
Bah, beh, bih, boh, liuli
lo'.»8
LSemp., ,Griose-' I. (Grütpd), .IIa-' ZHerr]., ,Hauen-' B,
,Heu-' 1! (HBpd), ,H6(ch)-' Aa; Ap; B (auch u.); LStdt;
ZEIgg, Bommfl L (a. .Honibel'), ,Heid-' B; Gr, .Heidel-' GT.,
. 11, i.l.ii -■ SchwE.; ZEIgg, .Heidis-' SchSchl. (auch 17491,
,H»gs-' B, ,Hugo-' GGrabs, .Hüglis-' ZMänn., .Hell-' Ap.
,H61is-' B, ,Ham-' B, ,Häm-' B (.Henne-.1 142.",). .Hemlis-'
B, .Hummel-' GNess], (viel), tautol. Zss.), ,Hanen-' BSi..
.Ilanni-' B. ,Huu-' G (Vail.l. .HUencr-'B; ZHorg.; 1460, Aa,
.llunil-' BÄscbi, .Hanged-' Aa Mand., .Hunger-' AaWohl. ;
1460, LSemp. ; l'h (.Huugerbüeler', Familienn.); ZGrüii.,
.Hengst-Bühel' ApI., ,-Biiel' ZSth. (.Hengstenbühl.' 1494),
.Hanse-' S, .Hentsehe"-" Aa, ,Hoppeli-' ThHw., ,Hirden-.'
1460, LSemp., .Herzens-.' ebd., .Hflrlis-.' 1653, AaWott.
Klosterarch,, ,Herniaiins-Bühel' ZDynh., ,Hermets-Büel* S ;
ZTurb., .Hirnen-.' 1460, DSemp., .Horn-.' 1389, B, .Harz-'
GTa., .Hasen-' Ap; B; G; Zg (u.), ,Hütt-' B, .Hütten-' GT.,
.HOttens-' GKapp., .Hitz-' AaElir. (Hügelzug mit Kalk), Jo-
nen-' Ap, .Jungfer-.' AaWohl. Urk., .Challen-' B, .Chelen-'
Aa. ,Chels-' Gkdspel. ebd., .Chalch-' ZRicht., ,-Buhel.' 1494,
ZSth., .Chileh-Büel' Aa; B; LSemp. (Chilpd, so schon 1590;
.tilchbüel.' 1460, ,-bubil.' 1290. ,-buehel.' 12881, um 1450,
Willis, (.kirbel'l; GAndw., Goniinisw. (Chilpd); üwStans; Zg
Cham; ZObf., Schlier., Stäfa, ,Chilt-' BE., .Channen-' Aa,
.Chane-' BSi., ,Chorn-' (.Kornbüeler.' Familienn. um 1480,
ZWtlmr). .Charsten-' ZAltst., .Kurzen-.' 1456, LHergisw.
(jetzt Churzhübel), Cheeei-Bü'l (heidnischer Grabhügel) ZStäfa,
,Kis-.' 1423, LGisik., .Kastei-.' XIV., B. .Kasten-' WGoms.
.Chatzen-Bühel' Ap, ,-Büel' B, ,Chetzer-' ZEls., .Chll"-' ZObf.,
.Klingen-.' AaWürul. Offu. ; SNA., .Chlausen-' Ap, ,Chnü-' B
(.Kneubüeler', Familienn. B; LZell), .Chrieg-' GrA.. .Chraj(en)-'
B; Z, .Kryen-.' 1523, L (.Kreieu-', Familienn. L), ,Chron-'
Chrobcl (Wachholderhügel) Ap, ,Kras-.' um 1080, S (Name
eines Klosters), ,Chries-' B, .Chrotteu-' ZDietik., .Cliriiz-'
BSi.; G (,-Büchel'); ZMaur, Stdt, .Liecht-' W (ThPlatterl,
,Lug-Buel.' 1392, ZWäd., .Lugi-Büel.' 1389, B, ,Leim-' Ap
(Läbd); B, .Linden-' Ap; G (,-Büchel'); ThTäg. (,-Biihel1); Z,
.Langen-' GT. ; üw; Z, .Längen-' B; L. .Linsen-Büchel,
-Bühel.' 1604, Aa, Lfsi-Bäel GStdt (.das Linsybüel.' 1490;
,Linsi-Büchel.' Kessl.l, Le'isi- ZHombr., Kapp., Lis-Btch3cl
BsStdt, .Lopfers-.' um 1450, LWillis.. .Lerchen-' ZHöngg,
.Liis-Biicliel' L, .Lüs-Büel' BWiedlisb., .Lust-' (,ob Romishorn
ligt ein fleck mit einer lustigen vischenz, den nennt man
den lustbiihel.' Vad.), .Lutz-' GA.. .Muggeu-' ZBiil., Wollish.,
.Male-' GrFelsb., .Mülli-' Ap; B; Z. .Melchen-' B; 1565,
ZSth. (jetzt UiUchcr-), ,Milch-Büchel' GRh., ,Molster-Büel'
Ap, ,Münch-' ZKapp., ,Mies-' LWillis. (.Anna Miesehbüeleri.'
um 1450). ,Mos-' B, .Mistel-' B (schon 1389), .Metten-' B,
, Fasnacht-Bühel.' 1653, Aa, .Nigel-' ApI., .Näppen-.' 1530,
Aa, .Nuss-BUel' Gl, ,Nest-.' um 1450, LWillis.. .Nistel-' Ap,
.Netten-' G. .Nitten-' ZDorf, .Netsch-' B, .Buchs-' BSi.,
, Ballen-' B, .Balzen-' ZHinw., .Bildes-Bnhcl.' um 1210, 7.
Wied., .Bänder-BUel' ZStäfa, , Baren-.' 1379, ZHinw., .Bären-'
BHa., .Birch-' B; XV., ZSchlier., .Bercbten-.' 1338, L, ,Ber-
ken-.' um 1450, L Willisau, ,Rot-berg-' Aa, ,Burg-' B; Z
Oberglatt (Burbd), ,Burst-Bühel' G, .Batten-' Ap, .Beten-'
ZgoAg. (wo früher eine Kapelle), .Bettler-' Grlgis (Sammelort
von Vagabunden), ,Bätzi-' ZMeil., , Bntzeu-' ZUnterstr. (.Buuzis-
puol.' 1247), .Bluemeii-' ScbwMuo., .Bluot-Biihel, -Bttchel.'
1521/1650, ZSth. (jetzt -Bück), ,Brach-Büel.' um 1450. L
Willis., 3rech-' LSemp., .Bruch-' B, .Brueder-' ZMaur,
,Brunn-' ZDürut., .Breiten-' AaKulm, .Rech-' ApA., I. (,-BU-
hel'), .Rechen-.' um 1450, SchwTugg., .Riehen-.' um 1451),
LWillis., , Rüchen-' BBe., .RUedgers-.' 1339, ZGoss., .Ravens-'
ZPfäff. (schon 13C4. .Ratspüe).' 1467), ,Roggeu-' GA.; Th;
ZHöngg, .Roggens-' ZGrün., .Ruggen-' ThAad. (JNater 1898,
130), ,Rom-' SchwE., .Rapperschen-' Aa, .Ruprechts-' ThTäg.,
,Rör-' Z, .Rüerers-' Ap, ,Ross-' GrChur (,-Büchel'; früher
.tumbas dals cavals'; Tgl. Screrh. 1742, 3); G, .Rosen-.'
XV., ZGreifensee, ,Rüss-' L, .Bischen-, Rüschen-' Aa, ,Rost-'
B, .Roten-' B; GT., .Ratzen-Bühel.' 1653, AaWett. Kloster-
arch., .Rotz-.' ebd., .Se-Büel' BThun, .Selis-' B, ,Sou-Bühel'
Ap, .Sal-BUel.' 1389, B; um 1450, LWillis., .Selli-' B. ,Sol-.'
1433, SchRüdl., .Silber-' BSi., „Salz-' Gl, .Samen-' Ap,
.Suuueu-' Th; /., .Saud-' l( : Gr; G (,-Bflcb.ol' Uli., . Bühol'
Rorsch., Ta.); ThHw. (,-Bühel1); /., .Suren-' AaWohl., .Schl-
ben-' ApWaldst, iStainb.it der SchOtzenscheiben) ; GrPr. (An-
höhe, von der herab die Kuaben an der Fastnacht Scheiben
schlagen). SrlaV,,"- ZSth. (.Schüben-.' 1663), .Schacheu-
BOhel' GTa., ,Schüfel-Büel' B, ,Schin-' Ap, .Schinen-.' u.U.
AaWett. Klosterarch., .SchOn-' Aa; I!; Gl; G; ZKüsn. (ScMbcl),
Meil. (Schumbd), .Schönen-1 Aa; Ap; B; G; Z (,-Büchel.'
1579, ZWetz.), .Schür-' B, .Schürten-' B, .Schlö-' ZDürut.,
.Schlotter-' ZGoss., .Schunds-' ZSth., .Schmitten-Bühel' Ap,
.Schneggen-' GrCastiel; ZEmbr. (.Sneggenbuel.' 1406, Z
Wollishofen), ,Scbwendi-.' 1449. SchwMa., .Schwent.n ■■ /,
Oberglatt, .Schwarz-' GRagatz, .Schwarzen-.' um 1450, L
Willisau, ,Spitz-' Ap, .Spitzen-' BSi.; 1460, LSemp., .Spren-
sen-' ZHott. (.Spenzeubuel.' 1320/41), .Stanfen-' B, .Steig-'
ZSth., .Stigen-' ZKn., .Stein-' Z, .Steini-' AaEnd., .Stanglis-'
UwStans, ,Stor-' ZStäfa, ,Strit-' ZObf. (Stripel), .Dächen-'
BSi., .Dachs-' ZSth., .Toggeu-' B (.Anna Tuggen-.' 1679,
ZZoll.), ,Tann-' ZDürut. (Tammel), Herrl. (Tambel), .Tannen-'
BBInm., Si., .Donner-' BStdt, .Dinkel-' BGurz.," .Dürren-' B,
,üurs-.' 1503, ZHütt., .Detten-' B, .Willen-' ZWetz., .Wolf-'
ZSchönenb., .Wolfens-' ZHirz. ; 1309, LEschenb., .Waldis-.'
1389, L, .Walkers-.' um 1450, LWillis., .Wannen-Büchel.'
XV., ZWetz., ,Win-BUel' ZZoll. (Wxbel), .Wangen-' ZSth.,
,Wintel-Buel.' um 1320, ZFluut., .Winters-BUel.' um 1450,
SchwTuggen, .Werd-' ThRüti, .Würten-' BSi., ,Wasen-' Z
Dänik., ,uf den Wasserbüeleu' Blnterl., ,Wissen-BUel.' um
1450, LWillis.; UwHerg. ; ZGoss., Sth„ .Wüschet-Büelen'
ZHinw., , Westers-', auch Wetpera-Büd ZAndelf. (.Westers-
bnol.' 1257, .Westirspuol.' 1306), .Watten-' ZOberrieden,
.Wetter-' Ap, ,Witen-' BHerbl., .Zuber-' (.Zuberbüeler', Fa-
milienname Ap seit dem XV.), .Zelters-Buel.' 1279, ZStdt,
,Zisli-BUchel' GWitteub. — b) in Familiennamen. .BUelinauu'
B; LStdtf; Obwf; ZStdtf; 1462, GT.; 1500/78, LSemp.;
1526, AaB.; 1530, ZF.; 1531, ZStdt; 1532, Schwl'fälf. ;
1689, ApHer. ; 1702, LSchötz. .Büchelmaun.* 1532, Seh.
- 3. Ahl. a) Büch(e)ler, Büder a| als Familienn. Büchder
Aa; ApI. (schon 1530), Büchler Aa; Ap; Bs (Ilfrchler) ; B
(.Gangolf Büchler.' 1548, BNidau); XVIII., Schw; ZDietik.
(auch Bürchler). Bücler AaB. (schon 1372), Bremg. (1348);
Ap (1428); Bs(1344); B; Gl (.Niklaus der B.' 1330); Gr;
LE. (1382). Semp. (XV.); GGrabs, R. (1530), T. ; Schw (schon
1282 ,Bnolere'), Muo. (.Büoler.' 1443, Fründ); S; ThDiess.
(1530); U (1440); Obw; WZerm. (.Buoler, Bieler.' 1476);
Z (seit dem XIV.; .Hans Lehmann geu. B.' 1424, Rüschl.;
.Haus Kerez gen. B.' 1597, Zoll.), Oft in Fluru. : .Das
guet Büelers-Egg.' um 1480, GStdt, ,BUeler-Berg' ZEgg, ,-Re-
beu' ZÜetik., ,-Weid' ZWald. — ß) zum Lokalnamen ge-
worden. .BUeler', Dorf ApA., Hof SchwWollcr. .Acker im
B.' ZRegenst. — b) Büelere' f., hügeliges Geläude. .Eine
Quelle im Grundstücke gen. Bühlern.' ZRiffersw. (Amtsbl.J.
Vgl. Füderen (Bd I 808). Über das nahe Verhältuiss unsres
W. zum Syn. Bull III (Böl, BSI) vgl.: , Wiesen im Buche]
oder Bohl.' ZKilchb.
Vor -Bühel: Bergvorsprung. .Freienstein, ein
stark hus an einem v. am Irehel.' HBull. 1572. ,Uf
einem V. des Hasenbergs.' JJRiiEr.ER 1606. .Friesenberg
vornen am Egg des Bergs auf einem V.' HBlüntschli
1742. — Merze(n)-Büeli n. (Dim.): d'sM.han, in
Folge der rauhen Frühlingsluft Bisse in der Haut an
den Händen haben GRGrüsch, Klost. Syn. Schrunden.
— Pfaffen -Bühel: Spottname für den Vatikan.
.Den Pf. daselbst [in Rom], Vaticanum genannt.' Guler
1610. — Sturm-. .Pecten, der st. ob der schäm, da
das har wachst.' Fris. ; Mal. Auch Denzl. 1677; 1716.
büchelecht: hügelig, höckerig, uneben. ,Der
Schnabel ist obenfür dick und rauch büchelecht.'
Vogelr. 1557. .üise muschlen sind innerthalb glatt,
aussen rauch und büchlächt.' Fischb. 1563. ,Büchel-
aehtig, clivosus. Tumulosus, stotzig, reinachtig, büchel-
1099
Bah — bnh. Baj — buj
1 li in
ächtig, voll büchlen. Büchlächtig, in mitten erhebt
und ausbogen, extumidus.' Fris. ; Mal.
Büchelechti f. ,Uber denselben tobel ist ein
grosse wilde von berg und holz, do was ein vast grosse
wyte buchellechte, als zwischen Basel und Mülhusen.'
1476, Bs Chr.
I'halch-Büchler ZWäd., -Büeler ZEgg. Zoll.:
1. Apfelsorte ZWäd. — 2. Birnsorte ZEgg, Zoll. -
Von Chalch-Bühd als Herkunftsort.
Z a n - : Zahnfleisch (mit Bez. auf dessen Erhöhun-
gen)? ,Es heilet alle Mengel des Munds und der
Zanbuehlern.' JJNüscheler 1608; an späterer Stelle
.Zanbüchler.'
ge-büchlet Gl; Gr, gfej-büeht Gr: = g'-hublet
(Bd II 9.r)0). Eben ist nüd püchlet Gl (Sprw.). ,Der
berg was hoch und büchlat [Var. .büchlacht, -ocht'].'
XV., Volksb. .Das übrig [Holz] aber, das nienar zue
nütz ist (dann es ist krumm und büchlet).' 1531,
Weish.; dafür 16G7: ,foll Äste.' ,Basan ist ein bühe-
leter berg. Warum springend ir gebühleten berg?'
1548, Psalm; dafür 1667: , hügelecht.' ,Gang ein ort
aus, das nit zue eben, auch nit zue büchlet seie.'
Vogelb. 1557. , Seine hörn sind gebüchlet und ge-
krümbt wie die bockshom.' Tierb. 1503. ,Wem die
hut uneben und büchlet wirt, der nemo senf, hunig,
mach ein salb, strychs uf die büchel.' 1588, Zg Arzneib.
büchlig GRHe., Rh., büelig GnValz. : hügelig, un-
eben. E" büchligi Wis. E" büelegi Gegend, Mägeri.
Vier - Büeli°g: Wasser-, Erdmolch GRh.
Wahrsch. so benannt von vier Drüsenwülsten auf dem
Rücken.
Baj, bej, bij, boj, buj.
Bajadere" Pxij.de-re" TuFr. ; ZGrün., Sth., -de're"
Aa, Büjiäe're- "ZO., Stdt, W., -U're* GTa.; ZZoll. - f.:
lange, wollene, meist buntfarbige Schleife, die um den
Hals geschlungen wird. Vgl. Fischü (Bd 1 1109).
Doch wohl das frz. bayadire; zur Bed. -Übertragung vgl.
M>,i<i<rh>f<n |S]i. 295|.
Bajaff m. s. Bd I 101. - Chnrw. bajaffa, Schwätzer;
also keine Zss. mit Äff.
Bajass Ba(i)jass Ap; BsStdt; Th. P- B; Tu; W,
Pajai GrnLandqu., Be*(i)jass AAZein. ; GA.; SchwE.; S;
Zg, P- Bs; THBerl. ; Z — m.: 1. der Hanswurst im
Bauernspiel W. — 2. Hanswurst, Possenreisser; übh.
Einer, der sich närrisch gebärdet. aaOO. 'Tue" vie-
n-en B., de" B. mache". lez chummen ich, seit der B.,
jetzt ist die Reihe an mir (scherzh.) GA. Vgl. noch
Eas-NacU (Sp. 648) und HHerzog 1884, 222, auch
Arch. f. Volksk. I 271. — 3. Hampelmann als Spiel-
zeug der Kinder Bs; BU. ; Th; Z. — 5. verächtliche
Bezeichnung für Fferd AAZein. - 'Eiz.paiUcume in Bcd. 2,
churw. pajaas, it. bajazzo.
Blätzli-: typische Fastnachtfigur in einem aus
lauter kleinen, buntfarbigen Tuchläppchen (hie und
da auch Spielkarten) bestehenden Gewände und mit
hoher, kegelförmiger Mütze BsStdt. Vgl. Bl.-Bögg.
pe'ijasse": sich wie ein Hanswurst gebärden
ZZoll.
Beijässel m.: = Bajass 2 ScnwE. F äice* mache'
wie nc" rechte1' B. MLienert.
baje": unverständlich reden, kauderwelschen, plap-
pern W.
Bäjini, PI.: 1. Kauderwelscher W. — 2. Spitz-
name der Bewohner von Einfisch, Siders und andern
französisch redenden Orten W.
Churw. bajer, schwatzen, foppen; baja in.. Schwitzer;
baja f., Geschwätz, Plauderei; it. Spass, Kinderei. Zu '_'
vgl. die lied. -Entwicklung von gr. ßapßapoj.
Pajen m. : Page. ,Er sye gewäsen ein buob oder
payen eines, der sich nampt Hans von Stäffis.' 1530,
Absch.
liajin. ,Bayen Tuch, pannus pinguis.' Denzl. 1677;
1716. ,1 englisch burätis Kleid, 1 rot cronrassen
Rock, 2 bayen Röcke.' 1766, ZErl. Inv. ,1 weiss
bayenes Unterröckchen.' Z Verzeichn. (um 1800). —
Vgl.: ,Boi, Baie, de la reveche, de la frise.' De Lacour 1736.
Bajonet Be-(i)jenU AASt.; B; S; Tu; Zu., PeHnkl
ZZoll., Bagenette' BHk. — n.: wie nhd. Putz Ghrüz-B.'.
Ausdr. der Verwunderung AASt. ,In drei Zeiten ab-
zücht die Pajonet, insteckt die P.!' Ap Exerz.-Reglc-
ment 1770.
Hüpen-: Hülsenbajonett, im Gegs. zum Einsteck-
bajonett Z f. , Jeder Soldat soll mit seiner eignen
zweilötigen, nach heutiger Manier geschifften Flinten-
schloss und H. versehenen Flinten und guten Füsi-
steinen sich einstellen.' Z Mand. 1713. .Geschiffte,
mit einer Hüpenbajoneten und gutem, währschaften
Füsilschloss versehene Rohr.' Z Schiessordn. 1711;
ähnlich Z Ratserk. 1726. S. noch Z Neuj. Feuerw.
1855, S. 190.
bajelig: halbgewärmt, lauwarm und infolge dessen
mit einem widerliehen Beigeschmack behaftet, von
Speisen und Getränken BE., S. Syn. brüetelig. Gab
ich doch so b-e" Gaffe wett!
baje- I ÄAFri.. Leer., Zof.; BsL.; B; Gl; GrAv.,
Chur, Mai., Rh., Tschapp., V.; G; Sch; THBerl., Hw.j
ZSth., bäe' GRHe.; GF. (neben baje"); ZDättl. (neben
baje"), O., S„ befijje", befjje" GrL>., olle., Pr., Sch.,
UVatz fp-J, bäije" TflTäg., bäie» BsStdt, beie" AaB.,
Holderb., bese" ÄaB., F. — Ptc. 'bau B; G; Sch; Th,
'bäjet TiiBerl., 'bäet GRHe.; Z: bähen. 1. a) tr., Etwas
durch Einwirkung von Wärme (Sonne, Feuer, warmem
Wasser) langsam erweichen, halb schmoren, rösten.
allg. I'h ha" d' Bratwurst gern guet 'bröte", nid nur
so 'Unit Sch. 's Heu ist nor eso 'bäet, schlaff, halbdürr
ZO. .Bäyen. halb bachen, torrere.' Mal. ,Fomentare,
bähen, wärmen.' Denzl. 1677; 1716. Spec. a) von
Speisen. Chäs b., Käse an einem Stäbchen übers
Feuer halten und erweichen BO. ; GnRh. Herdöpfel
//., Kartoffeln ohne genügendes Fett in der Pfanne
rösten, etwas anbrennen GlII. ; GnKlost.. Peist. Herd-
öpfel, Öpfel b., schmoren, wie die Hüterbuben im
Herbste auf der Weide zu tun pflegen B. Brot b.,
Brotschnitten auf einem Roste oder auf glühenden
Kohlen rösten AAFri.; Bs; B; Gl; Gr; .1.;- ScnSt.;
Th; „Zg;" Z. 'bäitnigs Brot AALeer. Bdits Brot
isch guet in e" Mejel Lantwl" : 's nimmt-im d' Süri B.
.Bibinella und gebahts Brod ist gut gegen den gäben
Tod' W (Spruch gegen den schwarzen Tod). .Mit
leichter Übertragung: 'bäit Wasser, mit gebähtem
Brot gemildertes Wasser, das man Kranken zu trinken
gab ScHSt. Für die Chranke* ist laut Brödwasser
früener ganz Mode' g'si" Scnst.lt. .Er hies im gebeet
IM1
Baj — buj. Bak — buk
1102
brot in win stossen.' Ziki.v 1521. ,Man weichet ge-
bäret Schnittenbrot darin [im Enzianlebenswasser].'
JBLakdenb. 1608. ,Escharites panis, gebäbet Brot auf
der Berdblatten.' Denzl. 1077; 1716. .Auf einer mit
gutem Wein angefeuchteten gebäheten Schnitten Brods.'
JJSchecchz. 1708/46. — ß) Wide" b., Weidenruten im
Ofen wärmen, um sie biegsamer zu machen AAFri.,
dünne, grüne Tannäste im Feuer biegsamer machen,
um sie beim Zäunen als Bänder zu benützen GRTschapp.
.In Bannwälden durch Holzfellen, Schwellten. Schwei-
felbälien. Hagstecken schneiten udgl. die Wald be-
schädigen.' 1821, Obw Bq. — y) Stecke" b., von grünen
Stöcken einen Teil der Binde in spiralförmigen Streifen
abschälen und dieselben so lange übers Feuer halten,
bis die entrindeten Streifen stark gebräunt sind, worauf
die übrig gebliebene Binde entfernt wird, so dass der
Stock dunkel- und hellbraun gestreift erscheint; ein
Zeitvertreib hauptsächlich der Hirten und Knaben
CrHc., Pr., UVatz. Alpe'stccke" b., in die Binde von
Alpenstöcken auf die beschriebene Weise gebräunte
Figuren einbrennen GlH. — d) „Leinbüschel, nach-
dem sie geroset haben, etliche Tage lang auf trockenem
Grunde an die Sonne hinstellen G." — s) Pflanzen-
blätter, indem man sie über einem Feuer hin und her
schwingt, weich (läm) machen, um sie nachher auf
Wunden zu legen ÄABb. Chruter b. ZDättl. .Niinb
Lillienwürzen, bäihe sie ob einer Glut, binde sie auf
den Schaden [des Tieres].' BSi. Arzneib. — Q zu
Heilzwecken mit warmen, erweichenden Umschlägen
behandeln G; Z. 's Aug mit Milch b. Z. ,Die frouw
soll mit schwammen; daryn tunkt, hinden und vorneu
wann übergelegt, gebäyt werden.' Buef 1554. ,Ab
dem einen krut solle sy trinken, ob dem anderen sich
bäyen oder bedampfen.' ebd. ,Bäy im [dem Habicht]
seine faderen mit warmem wasser.' Vogelb. 1557. ,Bäy
im den buch und brüst mit einem schwumm, in heissem
wasser genetzet, und also gebäyet gib im heiss brot
zue essen.' Zg Arzneib. 1588. .So mogent sy [kranke
Frauen] ouch ruten verpena sieden in win und den
trinken und darüber sich bäyen unden uf.' ebd. ,Die
Kinder, wenn sie zur Welt geboren, mit Camillen- oder
Begenwurmelöl, Wein mit Butter fein warm, fleissig
und öfters behen und schmieren.' Muralt 1697. S. noch
geben (Bd II 72). — b) refl., in der Sonne sitzen oder
liegen B, sich (beim Ofen) verweichlichen ÄABb.; L,
,molliter se curare.' Id. B. — c) abs.. feueht über
Etwas sich ausbreiten, brüten. .Alles war grau, selbst
der Schnee, da ein schmutziger Nebel über demselben
bähte.' Senn, Biogr. — 2. mit Widerwärtigkeiten zu
kämpfen haben. .Er muss recht bayen', er muss eine
schwere Leidensprobe aushalten Bs (Anon. ad St.).
— Mhd. bä(j)en, ahd. bäen. 2 viell. eher zu peijen.
ab-: durch Wärme schwinden machen. Syn. e'ireg-
beize". Es [die Sonne] het der Sehne abbäit, i'h ha"
nid g'wüsst wie B oE. — über-: Wärniepflaster auf-
legen AABb. — üf-: aufwärmen GF.; warme Kata-
plasmen auflegen Z. — umme(r)-. D' Hebbire" [Kar-
totfeln], en Tatsch in der Pfanne" ume(rjbeje", zu
lange rösten, überm Feuer lassen Gr UVatz. Pr. Auch
von Vieh, es zu lange an der Sonne stehen lassen.
ebd. E" Wösch ummebäe", langsam, mit vielem
Umherschleppen trocknen Z. — er-: = er-bächelen
(Sp. 962) ZZoll. Si händ-e» [ihn, den Kränklichen]
wider clwnnen erbde", sie haben ihn durch äusserst
sorgfältige Pflege am Leben erhalten können. —
Ter-: 1. zu stark bähen B. „Ein verbäiter Mensch,
Einer, der keine Kälte ertragen mag, Ofenbrüter."
„Sich r., sich zu warm halten." — 2. welk machen
ZO. 's Böl [die Blutenknospen der Obstbäume] ist
cerbdet, z. B. durch Nachtfrost und darauf folgenden
Sonnenschein.
Wide"-Bäjet m. : die Arbeit des ,Bähens' von
Tannzweigen zum Behufe des Zäunens an einem (ge-
wöhnlich am St Jakobstage) auf dem Felde angezün-
deten Feuer, wobei vom Bauern geladene Verwandte
und Bekannte mithalfen und woran sich Abends ein
kleines Festchen mit frugalem Sehmaus und Tanz zur
Harmonika schloss BE.f
baje" II bee": hauen, schlagen GRSchiers. Er hed
der Chue e" Hechts 'biet.
aher-: mit Gewalt herunter schleudern, ebd. Wie
die Ledege" mächtig grössi füregi Schibe" gege't d's Dorf
aherpeet hejind [an der Fastnacht]. Scbwzd. (GRPr.).
Wohl identisch mit läjen I nnd urspr. die schwingende
Bewegung beim Stecken läjen über dem Feuer bezeichnend ;
vgl. it. scayliare 1) abschuppen, 2) schleudern.
Bajen Bdjo m. : Fruchtzapfen der Tanne, Lärche
WVisperterm. Syn. Bäh.
Bejogge] : Scheidemünze, Kleingeld BE.; S (scherz-
haft). — It. bajoeeo. röni. Kupfermünze.
pe'^e" ÄABrugg, Ku., Sarm., Zof., Z.; B; W; Z
Lunn., be'ifjje" AaBI)., Fri. (-1-), St.; Bs; B, päifjje"
Aa oF., bdifjje" III TüEschenz, Mamm., Müllh.: be-
zahlen (scherzh.). Syn. blechen. Er hat müesse" p.
— Frz. payer.
beujel: Laut, der den Ton der Maultrommel nach-
ahmt AALeer.
Bojagg „Bojak m.: 1. Hurer Bs; Th. — 2. (spott-
weise) Nichtbürger, Ansässe Th." Syn. Scham-Mauch
(Sp. 58).
bojagge" „bejahe*: Unzucht treiben Bs."
Bojäggel m. : 1. Bursche (scherzh. und verächt-
lich) B (Zyro). — 2. Bezeichnung des Teufels Uw.
- Zu 2 vgl. das syn. Jägrji (Bd III 24).
b oj ä'ggle": = bojaggen AALeer.; „BO."
Boje m.: = Bojagg 1 Bs. - Vgl. Bo-he (Bd II B49).
Bojer m.: = Boi (Sp. 914) B (Zyro).
böje" : beugen, krümmen, „bes. nachlässig und
unordentlich zsdrücken, z. B. Papier" W.
nider-: niederdrücken, niederwerfen, zu Boden
stossen W. Der frisch Sehne hat di Baum nidergiböjot.
Böji f.: starker Druck, Stoss, Quetschung W. Er
hat e" B. bercho". Auch Midi.: Er hat e" dichtigi
B. miesse* üshaltu", er hat eine schwere Krankheit
durchgemacht.
Bak, bek, bik, bok, buk.
P''ack I, bzw. Phagg, PL Becker B (neben Phack),
Thägg(er) BsStdt, sonst wie Sg., Dim. ]">iicktli Gr
Churw., Glar., Luz., Pr. ; Uw, sonst Phäckli, bzw.
Phäggli — n.: 1. (in SchSL; uTh; Z tw. m.) wie nhd.,
Paket, Bündel, allg. Mit minc* Pägger unterm Arm.
Schwzd. (Bs). E" Steckli und e" Päckli, als Abzeichen
1103
Hak, liek, bik, Lok. buk
1104
des Lehrerstandes Z; vgl. Steckli-Bucb. Um Sack und
P. chö", Alles verlieren GF., G. ; Th. Es l'äckli Veuf-
Kber, Zui'inzgfrankCstuck, Zwänzger, in Papier ge-
wiekelte Rolle Geldes B; L; Z. Als genauere Quan-
titätsbestimmung: En P. Garn = 10 engl. Pfund Z.
Es "Päck(t)li Zündhölzli B; Gr (=12 kleinere Büschel);
Tu; Z. Es Päckli Tuback B; Th; Z. Es l'äckli Ka.fi,
Ziköri, auch es Kafi-, Ziköri-P., trichter- oder walzen-
förmige Papierdüte, mit Kaffeesurrogat gefüllt. ,Wenn
schon dem Alten seine Cichorienpäcklein über Nacht
zu Goldrollen geraten wären, die Lise könnte nicht
stolzer tun.' Joäch. 1898. Päckli spec. = Päckli-Kaffe
(Bd III 155) Aa; "Bs; B; Gr; L; G; Th; Ndw; Z. Tue
nüd z' ril P. dri" [in den Kaffee] Th; Z. Der Kafi
ist e" weng blöd, ich glaub, si hat d' Böne" g'späret ond
derfür mer Päggli g'no". Sciiwzd. (mTu). Was si da
für-enes G'süff statt Kafi gebi'd, es seigi dere" Päckli-
wär, wo Niemert wüssi, was d'rinn sei. MUsteri; mit
der Anm.: ,Zur Zeit der napoleonischen Continental-
sperre wurden allerlei Kaffeesurrogate in Päckchen
verkauft.' — 2. Name eines Gerichtes, = Choler-Mues 2
(Sp. 492) SchwE. Chumin i" d' Hütte" mid-mer, de't
giH 's Chds und Anke", Sirte", Schotte", P. und Nidle".
MLienert. ■ — 3. Haufe, Schar von Menschen. So-n-es
P. Volch, so viele Leute UwE. Es heisst, es sigend
einst emöl en P. vo" Norde" cho". Alpenbote 1827.
Auch vom Vieh: , Sechs bis acht Milchkühe [die auf
den Markt getrieben werden] heissen [in BSa.] ein
Päckli.' Alpina 1827. — 4. (in ScHSt. m.) wie nhd.,
Gesindel Aa; Bs; B; Gl; Gr; G; Sch; Schw; Th; Z.
Verst. oder näher bestimmt: Lumpe"-, Bettler-, Schel-
me"-P.; s. auch üs-machen (Sp. 46). Es ist (halt) P.
Das ist en süberer P. ScHSt, es P. Lüt Z (Dan.). Ja,
's ist ein P., du und der Ma"". G Kai. 1891.
Der aspirierte Anl. erweist das W. als jüngere Ent-
lehnung aus dein Schriftdeutschen. .Michel Pak', Familien-
name. 1530, ZElgg.
Fötzel-P''ack: verstärktes Phack i. Usc" m it dem
F.! Joacii. 1881. — Hudel-: Lumpengesindel Bs; B;
S (auch Hadere"-); Z. — Jauner-: Gaunergesindel.
Afs wenn mir e" Lumpe'volch, e" J. wäre"d. Stutz. —
Chessel- Bs. Chessler- Ai>; B; Sch: \. = Chcssel-
Volch 2 (Bd I 804) Ap; Bs; Sch. — 2. = Chessel-
Volch 3 Bs; B. — Bagäschi-: gemeines Gesindel Z
(Spillm.). — Schwarten-Phäckli: würfel- oder
backstein förmige Gebilde aus Abfällen von Schweine-
fleisch (Ohren, Füssen, Speckschwarten) mit Gallerte,
die von Metzgern und Bratwurstern, das Stück zu
10 Rp., verkauft werden ZStdt.
Phack II, in der Zss. Tübe"-Phack in.: Hühner-
habicht, Taubenstoss, Falco palumb., übh. Stossvogel,
kleiner Raubvogel GRh. - Vom Vb placken. Zur Bod.
Vf.']. Habich (Bd II 930).
P'^ck-a" m.: der Teufel, spec. die als solcher
verkleidete Gestalt, die mit dem , Engel' am StNiklaus-
abend den St Nikiaus begleitet, um ihm die Ruten für
die bösen Kinder nachzutragen oder Letztere mitzu-
nehmen AaFH.
puacken, Conj. Prät. p'Hleki GrPi\: wie nhd. allg.
Spec, stehlen BO. Mi"s Holz ist mir 'packt worden.
Die Stelle bei HRMan. 1546: .Nun bhackend Bei flux ! ■
ist bemerkenswert als altes Zeugniss für die Aspiration
des Anlauts,
üf-: 1. wie nhd. a) aufladen, von Waren B; Z. —
b) intr., aufbrechen, das Bändel schnüren Bs;B; Tu; Z.
— 2. auspacken. , Waren, so einer umb Ratsamens
und Trocknens willen u. und wider ynschlahen und
verschicken täte.' Z Mand. 1639. .Verkaufen von uf-
gepackter War: solch ufgetane War sol geschetzt und
verpfundzollet werden.' ebd.
a"-: wie nhd. Spec, Jmd in feindseliger Absicht
an-, überfallen Aa; Bs; B; Gr;Th;Z. Er ist uf ''em
Weg a'packt worde".
i"-: 1. im eig. S., einpacken, allg. Packedi"! sagt
der Lehrer zu den Schülern nach Schluss des Unter-
richts Aa; Z. S. noch haben (Bd II 874), Chrdmer
(Bd III 814). — 2. übertr. a) sich reisefertig machen,
sich fortmachen Aa; Bs; B; Th; Z. Wenn 's alletcil
me Temperenzler gibd, chönnd d' Wi'händler i. .Wenn
er nur nicht einpackt', d. h. in die weite Welt geht.
UBrägg. 1789. — b) derb, das Zeitliche segnen Aa;
B; Tu; Z. Syn. ab-reisen. De'' [Schwindsüchtige] wird
müesen %., wenn 's Laub rist Z. ,Der Kranke gab dem
Pfarrer, da er ihn fragte, wie es auch gehe? zur Ant-
wort, es sei am Einpacken, wenn er mit wolle.' HPest.
1785. — c) scherzh., tüchtig zugreifen beim Essen
Aa; Bs; B; Th; Z. Syn. inen-schopj>en. Packed brav
i", so möged-er 's rerlide"! Die händ i" packt! Z'
Mittag g'schlampete" Lattlech und Blatte'ring: du [da]
han-ich recht i'packt. Dr Bari 1883.
üs-: auspacken. 1. im eig. S. allg. — 2. übertr.
a) mit der Sprache herausrücken , sein Herz aus-
schütten, Geheimnisse, Neuigkeiten auskramen Aa;
Bs; B; L; Th; Z. La g'seh" ! pack üs, wie isch-es
g' gange"? B. — b) seinem Ärger, Unwillen in derben
Worten Luft machen B; Th; Z. .Klagen, aufbegehren,
auspacken, wüst tun.' Gotth. Mit Dat. P. B; LSemp.
Wol, Dem han-i''' üspackt! Der wird-si'1' füre" [für-
derhin] b'sinne", geb er wider so Oppis a"stellt B.
,Dem Vreneli packte das Elisi grässlich aus. hielt ihm
Anlässigkeit vor, dass es ihm den Bräutigam verführen
wolle.' Gotth.
hindere"-: unterschlagen, stehlen B.
z'sämme"-: zusammenpacken. 1. wie nhd. allg.
— 2. = in-packen 2 b B hE. — 3. glätten, aufputzen.
,Dise falken stond so aufrecht und fein zuesamen-
gepackt, dass si nun lustig sind anzusehen.' Vogelb.
1557. — Zu 3 vgl. lat. cömere, putzen, aus co-emere, sowie
büschelen.
P''ackli m.: = Tüben-Pack ZWäd. (Dan.).
p''äckele" -gg-: nach Päckli-Kaffe (s. Pack 1)
schmecken Gl.
Päcketli. .Sarcinula, ein bürdele, päcketle, bu-
schöletle.' Fris. — Dim. zu , Packet'; s. Gr. WB. VII 1408.
phäckle°: Dim. zu phacken. 1. kleine Pakete ma-
chen, einpacken B (bes. Geld in Rollen verpacken);
GrCIiui'; Z. .Sonntags Vormittags zählt er sein Geld
und packelt bis zum letzten Zeichen.' Alpenhorn 1871
(BE.). — 2. ergreifen, packen (mit humoristischer
Färbung), a) mit Acc 1\, festnehmen, verhaften Aa;
Bs; B; S; Th; Zg; Z. De'' Landjeger häd-e" packlet.
Ph lön der Dävi g'rad p. und a" Schatte" due" S
(Hofstätter). Auch Midi., Einen umgarnen, ins Netz
bekommen B; Z (z.B. beim .lassen: verlieren machen);
Syn. über-chon, e.r-wütschen. ,Die [Betrüger] Laben
Einen gepackelt viel leichter als Spinnen die Fliegen.'
Gotth. — b) mit Acc. S., mit raschem Griff sich an-
eignen, (diebisch) einsacken, als gute Beute behandeln
Bs; B; ScHW; Tu; Z. So Oppis tuet-mer scho" )>.,
nimmt man gerne in Empfang ZO.
1105
Hak. bek, bik, bok, buk
lim;
ver-: in kleine l'akete einmachen B. Ieh ha"
d' Munt alli verpacktet.
Pack 111 m.: l'akt. .Mit im wird ich mynen p.,
ja ewigen pund africhten.' Habehkk 1562. ,P., An-
schlag machen, interniere consilium.' Hosimn. 1683. —
Vgl. Tnk für Takt.
Pack IV n.: Back, Farbwanne der Seidenfärbei
BsStdt (Becker). — Aus dem frz. *«e.
Hack. bzw. Bagg in.: 1. (Rauch- oder Schnupf-)
Tabak Ap; L (Kdspr.)i G„Rh.", Ta„ T.; ZO. B.
schnitzle', den Tabak klein zerschneiden Ap. Gön-ie*
ober WSg ond Steg. so nemm-irh B. ond Furzüg mit,
imil 's Pfifli, nä! vergess-i°* nüd. Merz. Früeh am
Morge" denken-ich a" 's Pßfeli: Hän-i'* B., so stön-ich
drüf sicher zeh'möl lieber üf. Stütz. Wie B. = wie
Buchs (Sp. 999) Ap; ZO. Syn. wie Schnupf. Es göt
(g'adj wie B. lch mag das träge" wie B. Ich mag
im-ene" Tag mini zwä Clilüfter Schiiter g'spalte" wie
B. Ap (Schläpfer). — 2. Schläge, Züchtigung ScßSt.
Wohl aus der Kdspr. Aphärese der ersten Silbe kommt
sonst bes. bei Personennamen vor.
Fass-: geringe, in Fässchen in den Handel ge-
brachte Sorte Rauchtabak (im Gegs. zum Rollen- oder
Strassburgertabak) Ap.
backe": Tabak rauchen Ap (Kdspr.); GT. Und
wird 's -cm attch trümmlig, so füllt -er glich allpott i"
mit-'!cm Dümli'g und sägt und backet und lullet und
sieht. NBösch 1892.
Backere" f.: Tabakspfeife Ap; G. Jetz tcill-ich
mi" B. fälle" ond e" chli" Back trinke". A Halder 1839
(Ap). — Zur Bildung vgl. ChUSpferen, Sügeren.
Backi f.: = dem Vor. AiLeer. (Kdspr.). Syn.
TuJiacki.
bäckele": nach Tabak riechen ode-r schmecken
Ap. Syn. tubäckelen.
bäckle": Tabak rauchen AALeer. (auch bäckele");
Ap; GaL., „Rh.", T.; Schw; U; ZMünchalt.. 0. Syn.
tubäcklen. Zwischen Füttern und Melken, Nachmittags
2 — 7 Uhr. treffen im Winter die jungen Bursche und
Mädchen in einem bestimmten Stubetenhaus zusammen.
Die Mädchen spinnen, die Buben aber .bäeklen.' III.
Kal. 1851 (G oT.). [I'h] glaub doch nüd, dass 's
sündli"* sei, wem-me* Freud am B. hei. Stutz.
Bäckler m.: Tabakraucher Ap; „GRh." Er ist
en boser B., leidenschaftlicher Raucher Ap.
Bäcklete" f. Er hend inest auch e" B., was ihr
doch für eine Raucherei habt! Ap.
Bakel Bäggel m. : Spazierstock B.
Bakele" f.: a) l'haggele" (nach einer Angabe!?-).
Haselstecken. Zuchtstock des Schulmeisters Bsf. Beid
Lerer hend ir Packle" g'füert. Hindern. 1861. —
b) Baggele", langer Stecken, womit der Lehrer wäh-
rend des Gottesdienstes, ohne aufstehen zu müssen,
unruhige Kinder zurechtweist TiiSteckb. Syn. Gart 112
(Bd 11 432), Stüpfer.
er -hacke", -bäckere": = er-bächelen (Sp. 962)
SciiSt. Me" het da' China sehüli'h müessen erbäckere".
Zu er-bäckeren vgl. bacheren (Sp. 961). Die Affrikata er-
klärt sieh als westgerm. Gemination durch r, das Neben-
einander von eh nnd rk wie in Acher : Acker. Zur Sache
vgl.: .Backren ist so vil, als da man einem ding, das da
weich ist, nit ganz zeitig und unhandelbar ist, ieneumit
zehilf kommet, das es wirt, als es sein soll. Kin kind, das
Schweiz. Idiotikon IV.
zuo iiiir vor seiner rechten zeit geboren wirt, das hat otwau
noch kein negel an seinen vingerlin und zehlin. Dassolb
bindet man in tüechlin und leit es ienen in einen ziegel zuo
dem ofen, und von der hitz des feures würt es folzeitig.
Tat man das nit, das kind verdttrb und käme nit. zuo kreften.'
Geiler 700 K.isnsberg (aus Schaffhausen gebürtig).
Schili-Bauk m.: verächtliche Bezeichnung eines
Schielenden, weiterhin eines Menschen übh. GrPi\
Eso e" Seh. mid-eme" Zwicker uf der Nase". GFient
1898. Syn. Schili-Bäugg, -Bock.
P''auke" f., in Ndw Paigge": wie nhd. allg. .Mit
einer pfyfen und mit einer bouggen.' 1446, Gfo. (F).
,Mit grossen böicken.' DSchilling. ,Och soll nyemand
mit der böggen an den flrtagen umb die statt gan.
biss man zu den Barfüessen geprediget hat.' 1492, Sch
Ratsprot. ,Die haut [des Maultiers] ist zur truminen
oder pauggen dienlich.' Tierb. 1563. ,Mit beüggen oder
trummen.' ebd. ,Die böugen schlahen.' ebd. ,Terga
taurea, trummen, böuken oder bauken.' Fuis. ; Mal.
Frauke* ist junges Lehnwort aus dem Schriftdentschen,
während Paigge", wie auch die ä. Belege zeigen, die altein-
heimische Form darstellt; s. noch phauken 1. Bemerkens-
wert ist auch der durch mehrere alte Quellen bezeugte Und.
Vgl. noch: .Böggenslachen; pfiffer und boggenslacher.' Just.
1420 (wofür bei vEodt 1831 I 71: ,Böken, Boiken').
Her-. ,Mit bosonen und herbocken.' Sicher 1531.
,Mit herbougen, trometen und busonen.' Vad. ,Tym-
pano turico, ein kleine heerböuggen.' 1575, Z (Geschfo.
Ges.). ,Ein Mor kloft mit zwei kupferen Decklen
zesamen wie Herbucken.' FPlatt. 1612. — Vgl. Gr.
WJJ. IV 2, 759.
Kar-: Pauke S f. Si"s Herzli chlopfet uie-n-e"
Karpauke". Schilp. — Zum ersteu T. des W. vgl. etwa
Kar-Jämer (Bd III 41).
phauke° I: 1. a) „bäugge", trommeln, jetzt aber
nur die Schandtrommel schlagen Sch." — b) baugge",
klopfen, „prügeln" Bs. — 2. rednern L; Schw; in der
Studentenspr. auch phäuke".
i°-, in AaF., Ke. -phäuke": einpauken. — er-.
.Was würde man zu einem Musikanten sagen, welcher
mit den gleichen Schlägeln eine Guitarre erpaukt, mit
welchen er eine Pauke bearbeitet'?' Gotth. — „üs-
bäugge": Jmdn zur Stadt hinaustrommeln Sch."
Pauker m.: Paukenschläger bei den Soldaten;
vgl. vRodt II 271. ,Die bögger und pflffer sind uf
das hürig jar wider zu spillüten angenommen.' 1562,
Gfd. Als Familienn.: .Böugger, Barbierer.' 1695, ZSth.
Arsch-, Fidlec1'- Baugger: Spottn. der Schul-
meister BsStdt (Anon. ad St.). — Her-: Paukenschlä-
ger beim Heere. ,Ihr Spillüt, blosent dapfer uf! schlag
du, Heerpaugger, auch frei druff!' GGotth. 1619.
Phäuk(i) f., auch Phaul; m.: Rede. Studentenspr.
Bank, Bauker m. : Bonvivant, Fresser. Schma-
rotzer; (iron.) Hungerleider AAWohlen.
bauke", in L (nach einer Angabe); Schw; SBib.
phaul:e" II: 1. mit vollem Munde, gierig, mit Be-
hagen essen, bes. von Kindern AaF., Fri. ; L; Schw;
ZO. (Stutz). Syn. manschen (Sp. 336), tärehen. Si
hend z'säme" Nass 'bautet zum Z'foifi. Hausfrd (L).
— 2. stehlen SchwE.; SBib. — 3. schmauchen, Tabak
rauchen AaF., Fri. (Kdspr.).
Zu 1 vgl. paiu-ken (Sp. 964), zu 1 und 2 mauken (Sp.
139), 3 ist viell. blosse Übertragung von 1, wenn nicht eher
kindliche Ausspr. für rauken unter Anlehnung au unser W.
70
1107
Bak. bek, bik. bok, buk
1108
Hauki f.: Tabakspfeife AaF., Fri. (Kdspr.). Syn.
Bauki.
Panki(n)g f.: nur in der Verbindung P. ge", ein
Zeichen, eine Losung, Nachricht geben ScuSt. (Sulger).
- Vgl. Pouchen (Sp. 964), Bedien (Sp. 972).
l't'k I: Personenname, familiär oder abschätzig für
Peter P.E.. Gerzensee, 0.; GnMalix (Pecki), Pr. (auch
Phek). Vgl. Pegg.
Phe'k II f. (in ÄALeer. n.), PI. P*efeeV 1. Dirne
Aa; „BO." (.scortum.' Id. B); ScHSt.; ZStdt. ,Kom
her, mein Joseph, du bist der Tugend wert, du hast
wol nit sretan. was jene Peck begert.' Wahrs. 1075.
S. auch Flanderen (Bd I 1201) und Schwzd. X 20. —
2. Schimpf- oder Scheltname einer Weibsperson Aa;
B; Z, spec. einer widerwärtigen, überall Unfrieden
stiftenden B, einer ungeschickten, trägen Z. Deis
Wiberrolch het eisder voleurs! völeurs! g'schraue"; die
Chätzers Pekhätt-mer g'wüss müessen üfhöre" brüele".
AGysi 1878. D' Meitli sind füli Pike". Posthörnchen
1838. ,Brueder, wie gfallt dir unser bas, die alte
peck?1 HvEüte 1546. , Du alti p.!' HKMan. 1548.
.Als er [der fliehende Gefangene] schon zu ross gsin,
hat in ein alte p. ersehen und kennt und mit lutem
schryen gemeldet.' Jos.Mal. 1593. — 3. scherzhafte
Schelte auf ein schalkhaftes, verschmitztes Mädchen
oder Weib Aa; B; Z. Du schlimmi, du tüsigs F.!
Die tüsigs Zürich-P.! FOschwald 1897. Du wüesti P..'
gemütlich tadelnd /,. Oft geradezu als Kosewort Z.
Du armi P.! Du liebi F.! zu Kindern.
Der aspirierte Anlaut verrät das W. als Lehnwort: ml.
,Pecke', Hirne; vgl. Ben.-Müll. II 170; Gr. WB. VII 1521.
Be'ck f.: 1. = Bach III (Sp. 956) BBe., oE., „0."
.Eine B. Mel BO." .Swel pfister ze klain gebacben
habe, der git von ieklicher becke an die stat drige
Schillinge phenningen, er swerre denne, das er an
der b. nit nier gewinne danne vier phenninge und sin
grüsch.' 1331, TuFr. Stadtordn. ,Dass [es] so vil bro-
tes in pfenningen [d. i. pfennigwerte Brote] von einer
beckin soll tuen, als das körn zu derselben beckin uf
dem markte kauft ist und nit nie.' Bs XIV.; vgl. auch
Ochs II 1, 389. ,0er beek ist aber nit gebunden, die
pfand [für Brotschulden] lenger ze behalten, denn
unz die beck vertriben wirt, und mag dann die pfand
versetzen.' um 1400/1049, ZKloten Offn. , Funden si
iemant. der zwurent nach einandren ze dein büech,
da sollent si die bek in unsren spital forderlichen
schiken.' 1406, B Stadtsatz. Die Brotschauer sollen
von vorschriftswidrigem Brote nur eine Anzahl Laibe,
nicht ,die ganzen beck' zerschneiden. 1491/1508, Z
Ratsman. .Ein mäss hab zu einer back.' 1497, ZVVthur
Ratsverordn. ,Wann einer auf gfar hin zwo beck
eines tages tuen und erst morgens nach nünen warm
brnd. ring ald weggen in die brodlauben tragen lassen
wurde, dass ein sollicher gemeiner zunft 10 ß zu buess
erleggen soll.1 1599, '/. Ratsverordn. .So er zwo Beck
gebachen bette.' 1611, 1 Weggenzunft. .Ein B. \Y \ äs-
brot.' 1617. Z Pfisterzunft, .Eins Tags hat man [1440
bei Anlass des Konzils zu Bs] 2000 Brot und ein
ganze B. geessen.' JGrosb 1624. — 2. Bäckerei. Nur
als Hausname: Maus und Hofstatt, ,das man nemmet
in der beek.' 1382/1416, ZStdt.
Mhd, becke f., Bäckerei, Recht zu backen (Habsb. Urb.).
Abi. von backen, backen, zu dem sicli unser W. verbält wie
Wöech : ißäechen (mhd. weacht :wxschen). Die ahd. Form wäre
'beech(e)u (Stammform 'bokjs); ,beckin* (.becky.' 1371. Bs)
weist aof eine Nbf. ahd. 'becchi(n).
Hüs-: was der Hüs-Fürer für Andere in seinem
Hause bäckt. .Die Hausbecken sollend sich der Haus-
becken sättigen lassen und nebent derselben für sich
dhein Brod auf den Verkauf geben.' 1623, Z Batserk.
Be'ck (PI. Be'cke") m.: Bäcker Aa; Ap; Bs; B;
Gr; S; Tu; Z. Wenn das Brot grosse Löcher hat,
heisst es: De'' B. ist derdur"* g'schloffe" Z. Wort-
spielend sagt man: De'' B. ist kan Grössmacher Tu
Eschenz. D' Müller und d' Beck gö" über d' Seck,
eignen sich fremdes Gut an S. S. auch Muell (Sp. 216).
B., hest inder Mel norh Seck, weder Boss noeh Fulli.
göst mit de" Chaise" «' Mölli, Neckreim Ar; ähnlich
Sprww. 1821. Wenn der B. kei" Brot me hed, se
chunnt der Vetter Celi, holt-mer e" neus Pur Schuehli
GRlgis (Kinderreim). Leck Beck! pöbelhafte Abferti-
gung ZS. Da in älterer Zeit nicht nur auf dem Lande,
sondern auch in den Städten jede Haushaltung ihr
Brot selber buk (s. backen Sp. 957), so ist natürlich,
dass das Gewerbe der .Becken' erst nach und nach
aufkam, zuerst in den grössern Städten, wo es zunft-
mässig betrieben wurde, dann auch auf dem Lande;
vgl. Vochenzer (Bd I 654), Hüs-Fürer (ebd. 950),
Pfister. Damit hängt z. B. zusammen, dass auch der
Familienn. Beck im Ganzen lange nicht so häufig ist
wie z. B. .Müller.' Auf der Landschaft Zürich wurde
das Handwerk nur selten für sich allein betrieben,
sondern hauptsächlich von Baumwollen-, Wollen- und
Seidengewerbern, die dann ihren Arbeitern Brot an
Zahlungsstatt gaben. Einige verkauften nur. wann
sie für ihren eigenen Bedarf buken, etwa au ärmere
Dorfgenossen auf deren Anhalten. ,Wir haben zu
unserm Missfallen vernehmen müssen, dass von unsern
Vögten da und dort in den Gemeinden allzu vielen
Becken Brot auf den Kauf zu bachen bewilliget, dar-
durch nicht allein das Pfisterrecht verstümpelt. son-
dern aus Antrieb der Becken Gewinnsucht das Brot
zu merklichem Nachteil unserer Angehörigen ausser
unsere Botmässigkeit in ziemlicher Quantität verkauft
worden; als haben wir unsere Land- und Obervögte
hiemit erinnert, die überflüssige Brotbecken förderlich
abzuschaffen und nach jeden Dorfs Beschaffenheit nur
die unentbehrlich erfordernde von solch ehrliehen
Leuten zu bestellen, welche dem armen Mann auch
altbachen Brot zu desto erklecklicher Nahrung borgen
und verkaufen können, die auch keine Wullen- noch
Seidenträger sein mögen, sieh der wöchentlichen
Schätzung unterwerfen und auch fünf und ein halb
Pfund an einem doppelten Brot Gewichts geben [usw.].'
Z Mand. 1693/1757; vgl. Becken-Brief. Aus der Herr-
schaft Eglisau wird 1698 einberichtet: .Her Dorfschaft
Becken meister Vertrieb ist gegen den Wirten, Kind-
betteren. Gmeinden, Hochzeiten oder dergleichen An-
lässen.' .Demnach könftig kein Schlosser oder andere
die Markt gebrauchende Handwerkleut ohne Permis-
sion Brot auf Mehrschatz bachen, sondern sich nur
eines Hantwerchs bedienen sollen.' ebd. .Alle neuwe
Landbecken sollen sich bei hiessiger ehrsamen Meister-
schaft vermittelst 16 ß bezahlenden Einschrcibgelts
einzuverleiben schuldig sein.' Z Ratserlass 1698. Auch
sonst standen die Bäcker von jeher unter strenger
polizeilicher Aufsicht; vgl. Osenbrüggen, AI. Straf-
recht :I17 f. .Wiukelwirten abgestellt: allen und
jeden Pfisteren, Becken, Schmid, Pastetenmacheron,
11(1!'
link. lick. liik, bok,
1110
item den Torwarteren und Ablässeren soll gänzlich
verbotten syn, in ihren Hüsren zum Zechen Statt und
Platz zu geben.' B Mand. 1628. .Nach welcher ob-
gesetzten Gewichttax und Ordnung die Becken sich
hinfüro sowohl in Mach- und Backung der kreuzer-
wertigen, als mehrwertigen Broten regulieren und dero
nach geleben sollen, bei Confiscation der ganzen Beck,
so wider oberleuterte Gewicht in Minderung derselben
gemacht worden wäre.' B Müllerordn. 1089. ,Und
sollen an die Brodschau alle Herren der Kate kommen
können, als die Herren Becken nicht.' Bs Mand. 1780.
.Die Winterthurer Bäckerordnung von 1795 bestimmte
dreierlei Gebäeke, von welchen jeder Meister jewcilen
nur eine Gattung anfertigen durfte. Der Hausbäcker
allein durfte dem Bürger um Lohn backen. Sein Ge-
bäck, das Hausbrod, kostete 8 ß und sollte, wenn der
Matt Korn 8 fl. galt. 2 Pfd 20 L. wiegen. Der Vo-
genzerbäcker lieferte um 8 ß ein 2 Pfd 18 L. schweres
Prot. Ein drittes Gebäck lieferte der Rauchbäcker.'
Troll. ,Den 27. März 1805 verordnet die Z Regie-
rung, dass die Bäcker in Zürich und Winterthur
wieder in zwei Klassen wie vor der Revolution geteilt
sein sollen. Demzufolge ist es daselbst einem Bäcker
nicht mehr erlaubt, zweierlei Brot zu backen; er muss
wählen, ob er rauhes oder weisses Brot backen wolle.'
ebd. Auch die Bäcker spielen, wie die Metsger (s.
Si>. 627), eine sagenhafte Rolle bei dem glücklichen
Ausgang der Mordnächte und zwar meist so, dass ein
Bäckerjunge die Verschwörer belauscht und verrät ;
so in AAZof.; L; SruSt; Z. Vgl. LTobler, Kl. Sehr.
79 ff. In dem (,von zwei Schweizerbauern' verfassten)
Liede von der .göttlichen Mühle' aus dem Jahr 1521
(Schade I 24) wird Gott angerufen: ,0 himlischer b.
und unser Gott, wie weit hat uns dise rott [die rö-
mischen Pfaffen] verfüert von deiner göttlichen mü-
lcn!' Als Zu- oder Familienname: ,Fel. Lips, gen. B.'
1653, AAWett. Klosterarch. .Ad. Frei, Jakoben Sohn,
Beeklis.' ZWatt. Jak. Langhard, Becken Michels.'
1761/1841, ZSth. ,Hans Beck, von Ap bürtig.' 147-1,
Vad. .Peter Beckli, zugen. Walch.' 1531, ZTöss. Frü-
her und z. T. jetzt noch Familienn. in BsStdt; BStdt,
Thun; LSurs. ; GStdt: ScHStdt. In Ortsnamen: .Das
Gut Beckenhalden', zum Spital GStdt gehörig. ,Becken-
Mattli', früher Matte eines Bäckers ZWäd.
Mlid. hecke, ahd. beccho, Nom. ag. zu bachen. Die Flexion
ist in der ä. Spr. fast durchweg schwach (nur einmal .dem
Back.' XVIII., Eschers Taget).); heute gilt Beeke* nur noch
im Gen., im Dat. und Acc. Beck.
Feil-: = Feiler (Bd I 774). XIV./XV, Bs. S. auch
Hüs-Fnrer (Bd I 950) und vgl. Ochs II 1-, 142. —
Hupe"-: Bäcker von Hupen (s. Bd II 1488) ZStdt.
— Hüs-: = Hüs-Fürer (s. Bd I 950). .Hausbecken
und andere dergleichen, die allein ihre Arbeit und
keine Materi darzu gebent.' L Stadtrecht 1706/65. —
Kommiss- s. Frucht (Bd I 1272). — Chli"-: Bäcker
von kleinen Brötchen, Semmeln, Wecken uä. ZStdt.
Syn. Chlein-Brdtler. ,üort bildet der Kleinbeck ge-
fällige Dinger, bald Männchen und Vögel, bald Hase
und Schwein, und modelt und drückt mit dem Schnupf-
tabakfinger die schärferen Formen und Augen hinein.'
MUsteri (Hdschr.). — Murre"-: Bäcker von Murren
(s. Sp. 384). Bildl.. Murrkopf. N. Eins. Kal. 1888. —
Murggeli-: Bäcker, der versehrumpftes Brot bäckt
ScHSt. Als Spitzn. ThHw. — Brot-: Bäcker, der nur
Brot, keine feinere Bäckerware liefert BsStdt f. .N. N.
der bropecke.' 1278, Seil Urk. ,Der protpekken sini
[in AAYilm.] zwene, jeglicher sol gehen 1 pfd pfephers
der herschaft.' Habsb. Urb. .Ruod. von W.. der brot-
begke.' 1357, Bs Urk. .Vinea: Johannis dicti Brot-
beck.' 1359, Tu (Pupik.). ,Cläui Ueli, hr. von Nider-
büren.' 1459, (J Urk. ,Das die müller den wyssfeurern
nit sollen beutlen mit dem bentel, so in der niulli an
das wasser gericht ist. sonder sollen die selben br-en
ir mel alles von liand lassen beutlen bei peen 5 pfd.'
1513, Bs Ratserk. .Dass zue uns har der br. kern
und mit im nem den eierkuech.' JMurer 1559. ,Fr.
Zollinger, Burger und Br. zu Bern.' um 17-"A vRonr
1834. S. noch Mäss-Gelt (Bd II 255). Familienname
BsL. (schon 1453). — Sunne"-: (scherzh.) schlechter
Bäcker, dessen Brot nicht besser ist, als wenn es an
der Sonne gebacken würde Aa. Vgl. Sunnen-Bachis
(Sp. 962). — Sür-: Bäcker, der saures, grobes Brot
bäckt. .Item die s-en sollend sich des Ions, der inen
von ires bachens wegen verordnet ist, vernugen
lassen und nit underston, den lüten ire multen uss
zu scheeren und denselben scheertag ze behalten.'
XVI., G Marktordn. .Die Weiss- und Saur-Becken,
Haberdörrere [usw.].' G Mand. 1752. Noch als Spitz-
name THBisch. Familienn. Aa; B. ,Hans S.' um 1530,
ScHHall. — Süess-: Zuckerbäcker AALeer. .N. N.,
der S.' 1779, BsStdt. — Schleck-. .Pistor dulciarius.
küechlebacher, schläckbeck, als die läbkuechen ma-
chend.' Fris. ; Mal. — Spital-: Spitalbäcker als
städtischer Angestellter. 1782/94, AAZof. .Besoldung
eines Spitalbecken: Wein 3 Saum. Bachwein wöchent-
lich 2 Mass.' XVIII., Sch Pfrundenb. — Stümpel-.
.Supplikationsschrift eines gesammten Handtwerks al-
liier umb Abschaffung des zunehmenden Landtgebächs
und der vielen Stümpelbecken.' 1691, Z Ratserk. —
Tirggeli-: eig. Bäcker von Tirggeli [einer Art kleiner
Zuckerfladen], als Spitzname ThHw. — Weggli-: =
Chlin-Beck Bs; Z. — Wiss-: = Wiss-Fürer (Bdl 951)
Bs. .Jeder Husfürer durfte vier Mastschweine halten
und sie in dem Unrat der Gassen wühlen lassen, jeder
W. die doppelte Zahl.' Bs XIV. — Zucker-: Zucker-
bäcker, allg. Zume" rechte" Pürchöehsig hät-me"
früener e" pär Tag en Z. beschickt us der Stadt Z rS.
Am Ofen der Z Saffranzunft mit gemalten Figuren
aus dem Auf. XVIII. steht beim ,Zuckerbäck' eine
grosse Schachtel mit der Aufschrift .Bleuni', ein Sack
mit der Aufschrift .Präsilien.' — Zwang- s. Zwang-
Ofen (Bd I 112).
be'cke": das Bäckerhandwerk treiben Z. Sihänd
g'wirtet, 'hacket, g'chrömeret. Stutz. ,In Horgen ist
eine Frau, die schon über die 40 Jahr, eine andre,
so in die 30 Jahr becket.' um 1700, Z Weggenzunft
Urbar.
Beck m. : 1. Hieb, Streich mit einem schneidenden
Werkzeug. Vgl. Rick (Bd II 1118), Hack (ebd. 1112).
.Kein Baum fallt ab eim Streich, man muess gar man-
chen Back dran tuen.' Com. Beati. — 2. das Quantum
Trauben oder Obst, das auf einmal aufs Kelterbett
geschüttet und gekeltert wird BErlach. Syn. Track.
- Zu '2 vgl. Uf-hacken (Bd II 1112), üf-be'cken.
An- (Am- SchwE., Muo.; UwE.; U, A- AaZ.; Gl;
GG., O. (auch J);SchwE.; TuPfyn, Ö2- oTu, Ö-GNT..
„Em- LW.", Ä- GlH., K.; GA., oT., An-, Äe- G oT.)
-Beck, bzw. -B'egg, in GA. -Bey, in GO. -Wegg — m.:
= An-Hauw 2 (Bd II 1802). aaOO. Bin aber au'h
1111
Bak, bek. bik, buk, buk
1112
kei" A., lasse nicht auf mir Holz scheiten. MLienkrt.
Bi dir möeht-ic" nüd Abu;/ si", neckisch zu einem un-
geschickten Holzspalter, der öfter den Block als >la.s
Scheit trifft GA. Auch querlaufendes Stück Holz als
Unterlage zum Spalten von Langholz Uw; U. — Zu
Form und Bed. vgl. noch An-Bvsi, lat. incu[d]n.
Bül-Beck, bzw. -Begg Ap (Bil-); GS.. T. (I'ul-
oT.), Wyl; Tu; ZO. (auch Bü- F.), Blü- GG. — in.
GoT., n. Ap; Th; ZO.: = Bül-Harz (Bd II 1655). aaOO.
Bali- oder auch Bili-B. (ZBauina). Boli-B. (ZWyla),
zünd (sclioii) a"! rufen die Kinder, wenn sie das unter
Himmel (Bd II 1290) beschriebene Spiel machen.
Das Harz wird durch Aufhacken (Uf-becken) der Harz-
beulen gewonnen. Das säehl. Geschl. nach Syun. wie Harz,
l:i,li. Zur coucr. Bed. vgl. .Hammerschlag.'
Baum- Bumm-: Grünspecht, Picus vir. Ap (Schlä-
pfer 1829).
Während in den vorangegangenen WW. Beck urspr, Be-
zeichnung der Tätigkeit ist (nihd. 'bei'), liegt hier ein Nom.
ag. vor (nihd. 'bicke).
becke" fbegge" Bs; BHa. tw., Si.; Gl; GA., 0.,
Sev., Stdt, oT., W., We.; m. und oTh; W), in BSi.;
GWe.; W tw. p- : 1. picken, mit dem Schnabel W.
,Ein Vögelein hätte beim B. eines Tannzapfens ein
Samenkörnlein auf die Erde fallen lassen.' W Sagen.
.Backen wirt genannt, so allein die vögel mit dem
schnabel üebend.' Äg.Tschum 1538. — 2. mit spitzem
oder schneidendem Werkzeug arbeiten, hacken, hauen.
.Ductim potius quam cssim, mer mit schneiden, dann
mit bauwen und backen.' Fris. a) mit Beil, Axt.
Messer, zunächst von Holz Gr; G; Tb; Uw; W; Zg;
ZO. ; bes. Werkholz aus dem Rohen zuhauen G; ZO.
I" 's Holz ine" becke". Er hät-sieh (mit der A.vJ in
Eiliger 'bücket Th. .Nie sah man ihn müssig, immer
hatte er etwas zu zimmern, zu backen, hämmern, mit
der Axt zu hauen.' Rüdeli 1825 (GT.). .Dergleichen
Kappenbrüder meinen, wir Predikanten seien nur ihre
Haubänk, sie dörfen auf uns backen und Holz scheiten,
wann und wie sie wollen.' Chlostergcggü. Gewöhn-
lich mit NbbegrifF: mit stumpfem Werkzeug, mühsam,
ungeschickt, stümperhaft an Etwas herum hacken,
schneiden Ap; BSi.; Gr; G; Sch; Th; Uw; Z. Syn.
betschgen, schneflen. Beckist noch lang a" dem Blei-
stiftli unime"? Sch. Kleine Schnitte in das Fleisch
machen, damit es besser brate Bs; Syn. bicken. —
b) mit einer Hacke (Haue, Karst, Pickel), 's Is
vorne" Brunnen e"iccg b. Gk; Sch; Th; Zg; Z. Bes.
aber als term. techn. der Landwirtschaft: die Erde
leicht aufhacken, um das Unkraut zu entfernen oder
durch Auflockern des Bodens das Wachstum der Pflan-
zen zu befördern Bs; BO. ; Gr; Scn; SchwMuo.; Th;
Zg; Z; vgl. hacken 1 (Bd II 1112). Becked-er ehe"
noch flissig? Grussfrage an Landleute, die mit der
Hacke arbeiten Scu. ,Auf dem Feld arbeiten und
backen.' 1645, Scu. .13. Apr.: Garten gebutzt. in
Reben gebeckt.' 1780, ZWipk. (Tageb.). Mit Ob].:
Herdöpfd, Rüebli b. Bs; BBr., Ha.; Th; Z. Bebe" b.
Th; Z. Syn. schorpen. Me" muess d' Herdöpfel uferst
b., eb-me" s' cha"" V schütten oder hüffele" ZZoll.
.12. Mai: Reben erbrochen, Bonen gebeckt.' 1781. Z
Wipk. (Tageb.). Auch etwa scherzh. : l)'er Bueb wott
gar mitl wachse*; ir'' meine", me* mües'-en e* chli" b.
und b'schütte" ZZoll. — :_;. übertr. a) schlagen, prü-
geln ApK. Er hed-mi'h 'becket. — b) ein dem bei 2
entstehenden ähnliches Geräusch (auch entsprechende
Bewegungen) machen Nnw. Mit der Peitsche stümper-
haft knallen ZRüml., W. Er cha"" nüd recht chlopfe",
er titet nu' b. .Nicht auf einen Knall schiessen.- G
179h. Von eintönigem Dreschen: Jet: droschet d'
Schuelmeistri" scho" öppe" drei Tag ganz idlei": das
chätdis ]',. macht-mieh bald ho". Stutz. — c) stoss-
weise, trocken husten Aa; BBr.; GG., W. ; Sciiw; Tu;
Uw; U; W ; Zg; Z. Th ha" die ganz Nacht müese" b.
Wenn Eine- der ganz nuschländig Tag eso becket, so
chan"-me" tenke", er g'höri der Gugger nümme" mängs
Mal s, hwMuo. — d) drein reden. Widerreden, belfern,
keifen Ap; „VO;" G; W; Z. Dri b. ZS. Er hed all
nebes :' mäedenond z'b., auszusetzen ApH. Si chert-si'h
zur IÄnggen und bäckt niieh : Me" hätt dörfe" ericarte"
usw. MUsteri. Auch: sticheln, necken Ap; W. Er
tuet uf mim Wib allzit nmhe" pecku", sie necken W.
— e) om Xebes onime" b., sich um Etwas mehr oder
minder (fruchtlos) bemühen, sich in Worten oder Ge-
danken damit beschäftigen ApH., K., M. Min Buch
hett gern e" Kämet [Heimwesen]; er hed scho" lang
drom omme" 'becket. — 4. Ptc. Perf. Abeckfeß, pocken-
narbig BO."
Vgl. das mehrfach syn. bichen, dem unser W. auch etym.
ganz nahe steht. Zur Bed. -Entwicklung vgl. hic&en S (Bd II
1119). chnütschen (Bd III 772).
ab-: abhacken (mit Hacke, Pickel, Beil, Messer
usw.). Grie", Chis a., in einer Kiesgrube Tu; Z.
Cluirze" Mist a. BO. En Hoger (ZS.), es Hubelti
(BHa.) a., eine Erderhöhung durch Hacken beseitigen.
Ich han den Hagstellenen näch e" chlin d's G'stid ab-
becket BHa. .Der Stein ob der Türen [mit fünf ein-
gedrückten Fingern] ist mit einem küpfernen Blech
überzogen, damit er nicht als ein sonderbares Heilig-
tum von den Bilgeren wurde abgebeckt und in die
Agnus Dei eingeschlossen.' Schob. 1095. ■ — fif-: 1. auf-
picken BHa. G'sih, wie d' Hennelleni die Chi rem
[Körner] üf backen! — 2. (harte Erde, Eis udgl.) auf-
hacken BHa.; Sch; Schw; Th; Zg; Z. De" Stock ».,
die gepresste Trauben- oder Obstmasse auf dem Kelter-
bett aufhacken, um sie noch einmal zu pressen ZZoll.:
vgl. Beck 2. — ummeD-: 1. Acker-, Gartenboden um-
hacken Th; Z. — 2. ungebührlich Widerreden ZO.
— an-: durch Hacken beschädigen, z.B. Kartoffeln
beim Aushacken Th; ZZoll. Vgl. an-charsten (Bd III
486). — \"-: = in-hauwen 1 (Bd II 1808) Aa; BBr..
Ha.; Z. — under- Gr, undere"- Tu; ZO.. Zoll.: = dem
Vor. — er-: bläuen, durchhauen. .Mutter zum Kind:
,Ich rnuss dir den ars erbecken (: stecken).' Haberer
1562. — üs-: 1. aushacken Th; Z. Jät, Wuest ü.
Beben ü., die Wurzelstöcke der Reben ausroden Z
Dägerl. Syn. üs-stocken. — 2. .Excalpare, exculpere,
holz ausholen, aushacken.' Fris.; Mal. -- use"-:
lieraushacken BHa.; SchSL; Th; Z. E" Mus, en Scher
u., das betr. Tier, wenn es ,stösst', geschwind durch
Hacken mit der Haue ans Tageslicht befördern ZZoll.
— ver-: 1. mit der Hacke zerkleinern Tu; ZZoll.
We"*-me" de" Zuestich [am Ackerrand abgestochenen
Rasen] nüd verbecket, gi''t 's Wuest in Acher. I)' Eurche"
r , eine Arbeit vor dem Eggen. — 2. zerhacken, zer-
schnitzeln, bes. Holz Ap; SchwMuo.; Th. — nobe"-:
.kleinlich nachsuchen- Ar (Tobler). — zue(h)in-,
zuni-: .mit Worten Jind antasten, ohne gerade seine
Ehre zu verletzen' Ap (Tobler).
Becke" f.. Diu.. BSckeli: deichte) Hacke Tu; Z
(Kdspr.).
1113
Bak, bek. bik, bok, buk
1111
Becker, in Ulla.; W Begger m.: 1. „Stümper in
Holzarbeit. allg.", auch Einer, der Schaufeln u.dgl.
verfertigt Apj s. Beck-Ghammer (Bd 111 252).
2. „Einer, der stark hustet allg." — 3. (in Ar; W
auch dim.) trockener, hartnackiger linsten Ar; BO.;
Th; W. Er hed en langniligc" B. Ar.
Holz-: Specht, Picus mart. Gr ÜbS.
Ha um- Bitmin-: Grünspecht, Picus vir. ApK.
beckere" -gg-: stossweise schwach husten BHa.
Beckete" f.: 1. mit der Hacke aufgebrochenes
Land. .Uly Zwifel sol der kilchen 2 ß gelts von siner
bäcketen, stosst an die allmend.' XV., SoHwTugg. —
2. Abgänge vom Schneiden oder Hauen. Schrot Ar
(Tobler).
Becki m.: 1. = Becker 2 „VO;" GW.; üwE.; /..
— 2. = Becker 3 „VO;u I,; GW.; ÜwE.; Z; vgl.
Chausi. Di' Ghätzers B. pläget-mi'1' de" ganz Winter.
— 3. „Einer, der viel keift VO."
beckle". „beggfeße"1 : Freq. zu buchen 2. ,Di-
stringere crustam panis, den ranft ab dem brot bäcklen
und absehiahen, das brot umbreifflen, beschneiden.'
Fris. ; Mal.
a"-: Dim. zu an-becken. En Eore", en Tanne" fl.,
mit der Axt in eine Föhre. Tanne hacken, damit Harz
herausfliesse GRCastiel.
Beka'fi(s) mache", seinen Fehler eingestehen. Ab-
bitte tun BS. — Alis (pater) peceavi.
be'ckele": ein Becken zerbrechen (scherzh.) G.
Vgl. glasen ( Bd II 846), chachlen 2 (Bd III 120).
Be'cki (Pechi Gr ObS.) n., Dim. Beckeli, in AaF..
Ke.. I.eer. t\v.; B tw.; L; aScHW; U tw. Beckli, in Aa
Reitnau Böckli: 1. a) (irdenes) Becken, wohl allg.
Grosse, ziemlich flache Schüssel ohne Glasur, zumeist
für Milch ZU. Becken aus Weissblech Gr ObS. RAA.
Das gibd Chraft, wie dem B. der Haft L (Ineichen).
.Hast du das Becken gebrochen, brich den Hafen nicht
auch noch, sonst musst du zwei bezahlen.' Inderbitzi
1826". Mini Auge"(-Teckeli) sind wie schwäri Beckeli,
sagt ein Schlaftrunkener Z. De" Schilli'g and 's
Beckeli welle" ; s. Bd II 239. Me" g'seht 's dem Scherbli
a", aas 's Beckli g'si" isch. Rochh. Viele Kinder zu
haben, giht en Arbet, denk-mer dra" ; dö heisst es: 's
Beckeli ebe" ha" Bs (Aus allen Gauen). ,1 möschi b.'
1489/1571, Z Inv. ,1 kupferin b.' 1492/1502. ebd.
,1'as becke, pelvis. sunderlich zuo fuosswasser dienst-
lich.' Mal. Zu Summen habe Einer im Zorn nach
seiner eigenen Mutter mit einem , Becki' geworfen.
1630, Abscb. .Einem Beckitiager um 5 Blättli und
2 B. zalt 8 ß.' 1688, Zubers Tageb. — b) Dim., Kaffee-
schale, Tasse AaF., Ke., Leer.; BE. (auch Becki); L;
G; Th; U; Z; Syn. Chacheli (Bd III 118/9). Si [die
Frauen] sind tippe" z'säme'g'höckelet, händ es B.
Kaffe 'trunke". Schwzd. (L). — 2. Wagschale. .Dass
die wagen [der Metzger] gelich syend und nit ein
beki swerer denn das ander.' 1420, Z Metzgerordn.
— 3. Dim.. Backwerk mit Fülle, das die Form eines
kleinen Beckens hat Z. Vgl. Nidel -Beckeli. — 4. Flur-
name ScawWoller. Vgl. Muelten, Schüsslen.
Mlid. beeke(n), ahd. LecchiCn) n. Unsere ä. Quellen schrei-
ben vorherrschend .becki'; , beckin.' Holzw. 1571 ; JRLandenb.
1608; ,becke.' Fris.; LLav. 1569/1670; GGotth. 1619.
Eichele»- (ScBSt; Th), Eich(lje"- (Z) Beckeli:
Fruchtbecher der Eicheln. ■ — Un der-: Schale unter
Blumentöpfen Z. ,Unterbeckeli 10 ß.' 1800, Z Haus-
haltungsb. — Frösche"-: die Malermuschel, Unio
pictorum ZGreif., Mönch. — Giess-Becki: zinnernes
oder kupfernes Becken, in welches das Wasser aus
dem Giess-Fass (s. lid 1 1050) fliesst Zo. — - Gluet-.
.2 gluetbecki.1 1599, Z luv. — Hebel-: irdenes oder
zinnernes Becken, worin der Bauer von einem .Backen-
aufs andere Sauerteig aufbewahrt oder auch beim
Bäcker holt ZZoll. -- Hand-: l. = GieS8-B. AaB.;
Ar; Gl; L; Scnw; S; Tu; Uw; Z. .Statt in den Weih-
wasserkessel ins H. greifen', einen Fehlgriff tun, sieh
verrechnen SchwNuoI. Er het i" 's H. 'tupft. Sprww.
1869. Im H. wird kranken Kühen auch 's Trank
[Kräuterabsud] gereicht ZZoll. Mues'-ich 's H. hole" ?
iuterrogatio ad vomiturum Tu; Z. ,Ein herdy hant-
becky.' 1559, Schw Inv. .Ein h. under das giessfass.1
1561, ZGrün. ,Die gefangenen Widertöufer habend
mit Unwarheit fürgeben dörfen, dass die Suppen und
Müeser ihnen dargestellt [worden seien] in Hand-
beekenen.1 Z Mand. 1639. .Dem Kupferschmid für
1 H. 3 fl. 9 ß.' 1670, Zubers Tageb. ,10 Ringelblatten.
ein gross Wäschkessi. ein Spüelkessel, ein H. und
Handgiessli, ein Trachter, 16 Schabelle, an [d. i.
ein] Richtstuel.' 1721, ScüSchl. (Inv. des Gemeinde-
hauses). ,Den Schützen verkaufte man [1798] das
Giessfass und das H. um 8 fl. 37 ß.' KHauser 1895.
S. noch Giess-Fass (Bd I 1050), Salz-Biichs (Sp. 1005).
— 2. rotglasiertes, mit weissen Zeichnungen ge-
schmücktes Becken zum Händewaschen, aber auch zu
andern Zwecken in der Küche verwendet Z (Dan.).
- 3. (Dim.) zum Weinen verzogener Mund BsStdt.
Syn. I'/iiiinli. Sesseli. E" Hampeckeli mache". —
1. Flurname, ,1m H.', Waldrevier ZHirsl. — Kafi-:
(meist Dim.) = Becki 1 b Aa; Th; Z. — Chatze"-
Beckeli: kleine hölzerne Schüssel, aus der die Katze
frisst Z. Syn. Chalzen-Schüsslen. .Er hat kein Katzen-
beckelein voll mehr zu verlieren.' Sprww. 1824. —
Chrebs-: = Früschen-B. Z. — Credenz-Beckin.
.1 möschin er.' 1551. AaB. (Schlossinv.l. — l'hrotte"-
Beckeli: = Fruschen-B. Th.
Chruzer-: geringes kleines Becken, das bloss
einen Kreuzer kostet; vgl. Halbbatzen-B. Chr. feil
ha", spöttisch von Leuten, die den Kopf auf die Ell-
bogen stützen ScHSt. (Sulger). — Die RA. wohl eig.
mit Bez. auf die am Markte sitzenden Verkäuferinnen.
L öcher-Bec ki : irdenes Becken mit zahlreichen
kleinen Löchern BU. Syn. Salät-Sienen. — Mil(e)ch-:
Becken, worin die Milch zum Nidlen aufgestellt wird
AaF.. Ke. ; Th; Z. ,Für Milchbeken 24 ß.' 1785, ZStdt
( Haushai tungsb.). Er hat wider e"möl tüf i" 's M.
ine" g'langet, er hat übertrieben, zu viel gesagt Th;
ZO. 's Här mit-eme" M. abhaue", es längs dem Rande
eines über den Kopf gestürzten M-s abschneiden, eine
ländliche Art der Frisur Z. St liite'd mit Milch-
beckene", sagt man bei einem misstönigen Geläute
(bes. mit kleinen Glocken) Z; vgl. scherbelen. D' M.,
Übername der Bewohner von AASeon (vom Ton ihrer
Glocken). — Mues-: Breischüssel L; ZUhw. Dö
chunnd das alimächtig M. voll herriichi g'schwungni
Nidlen üfg' spaziert und Bere'wegge" dezue und Büre"-
lebchueche". JRoos 1892. — Nidel - Beckeli : mit
Rahm gefülltes Törtchen Z. Syn. Nidei-Türtli. —
Bad-Becki: Rasierbecken AALeer. Syn. Scher-Blatten.
— Pürli-Beggeli: ordinäres Tonschüsselchen, im
Gegs. zu feinerer Ware GlK. — Halbhatze°-Becki:
auch dim.. kleines Milchbecken, das früher '/a Batzen
1115
Hak. bek. Iiik. bok. buk
1 1 1 1 ;
kostete ZO. — PfSffer-: = Löcher-B. Aa; BU. -
.Bru nz-Becke: seichkübel, trulla.' Fitis.; Mal. -
Brünzel-Becki. .1 zinnines br. in der kammer,
darin si ligen.' 1571, Z Inv. S. aucb Brunn-Chachlen
(BillII 119). — .Seich-Becke: seichkachel, matala.'
Mal. — Secht-Becki: Seiher lis. Audi übertr. aal
die b albkugelförmigen Drahtnetze, die man etwa über
Fleisch, Obst usw. stülpt, um die Fliegen abzuhalten
lis. Wo die Here" a'g'ruckt si; hei"-si g' schwind 's
S. über die Bigi Strübli 'deckt. Breitenst. Kepf wie
Sechtbeggi, von Schülern mit schlechtem Gedächtniss.
Scbwzd. (Bs). — Salat-. .1 Salatbeckin.' 1627, Th
Bürgl. Inv. ,S.' unter dem Kupfergeschirr. Bs Tax-
ordn. 1646. — Schif fli-Becke li: kupfernes Schöpf-
gefäss mit Stiel am Wasserschiff in der Küche BsStdt.
Syn. Gätzi. — Schelle"-: Milch- und Ess-schüssel-
chen aus Weissblech mit Blechringen an den beiden
Henkeln, für Kinder statt irdenen Geschirres gebraucht
Tu; Z. Mini [des Schlaftrunkenen] Auge'teckeli sind
wie Seh. ZStdt, Wetz. ,Der Krämer trägt ein Räf am
Rücken, beladen mit Holz- und Sturzwaren, Kellen,
Körbchen, Mausfallen. Ampeln, Seh. udgl.' Stutz. —
Scher-Becki: Rasierbecken Z; vgl. Bad-B. ,Ein
barfüesser müiik brucht [bei der Belagerung von
Rbodus 1523] so vil künst mit vier- [Feuer-] gewerf
in scherbeckmann [1. -beckinen], das sy nienen beliben
mochtend.' HsStockar 1529. Auch Flurn. .Wiesen im
Schärbecki.' ZVolketsw. — Schwenk-: Spülnapf B.
Knecht zur Magd: ,üas Schw. wasch! sy werden sich
bald setzen z' Tisch, so manglets dann an Wasser
frisch, dann sind die Trinkgschür noch nit gschwenkt.'
GGotth. 1619. — Speu-Beckeli: Spucknapf Bs. —
Spüel-Becki: = Schwenk-B. .1 küpfrin spuelbecki.'
1551, AaB. (Schlossinv.). — .Streich - Beckelin-,
unter dem kupfernen Geschirr erwähnt. Bs Taxordn.
1646. — Tasse"-Beckeli: Obertasse Ap. — Tropf-
Becki: Becken, das man unter einen tropfenden Fass-
hahnen stellt L. — Wasser-: auch dim., Trinkschale,
■becher für Wasser, z. B. an öffentlichen Brunnen B.
„Zolgge"-, Zougge"-: Schnauztopf, -töpfchen
B; Uw.-
Bick I, bzw. Bigg, in Ar-tw.; B; G tw. l'ick —
PI. Picke" BR., sonst unver. — in.: 1. a) Schnabel-
hieb eines Vogels B; Gr; L; Th; Ndwj Z. 's Huen
liäd-em en B. 'ge*. ,Wenn ein neues Huhn in einen
Hühnerhof kömmt, so kriegt es hier einen F., dort
wieder einen.1 Gotth. Auch von Bissen (bes. kleiner
Tiere) Ap; Gl; Th;Ndw;Z; vgl. Flöh-Bick. Er hed
e" B. i" Epfel 'tu*, hat in den Apfel gebissen Nnw.
Di1' Öpfel ist ganz voll B. g'si*. , Setze aglen [Blut-
egel] under den knüwen und lege [nachher] uf die
b. wegrich.' Zg Arzneib. 1588. — b) leichter Stich,
kleiner Einschnitt, Kerbe „Aa;" Ap; Bs; BO.; „VO;"
Gl; Gr; GW.; „Sch;" Th; Ndw; Z. Vgl. Bick (Bd II
1118). .Her Stich, B., punetio, ictus.' Red. 1662. Der
Zimmermann macht ins Holz einen B. als Merkzeichen.
F" nimme* d' Schur und mach -der B. drl" [in den
Bart] clirn. und quer. EFedrer. Einschnitt ins Ohr
einer Ziege, eines Schafes als Eigentumsmarke Gl;
GA.; Syn. Feder- Mal (Sp. 150), Schlitz. Leichte, mit
spitzigem Werkzeug beigebrachte Wunde Ap; Bs; BO.;
Gr; Th; Z. l:r hed seh' im selb mit-eme' Messer in-e*
Hund es Biggji g' macht GiiFunia. Spec, der Stich
mit dem Schnepper beim Aderlass Ap; Th; Z. Der /•'.
ist üfg'spnmge*, hat sich geöffnet Ap. Ich weusch-der
Glück in B. und Huherm'el i" 's Löchli! scherzh. zum
Lässer ZWyla. Si [die Frau, der zu Ader gelassen
worden ist] suecht de" B. uf-em Hitzen Arm. MUsteri.
,ltem so ist der Ion von aim b. 2 denier ald von
zwaien ain crüzer.' G Stiftsarch. .Das Bäuschlein wird
nach dein Aderlassen auf dem P. behalten.' Muralt
1691. ,17611 wurde in Ap für eine Aderlässe 1 Kr.
für den B. bezahlt.' Schläpfer 1839. — 2. a) kleiner
Taleinschnitt. Kinne BSi. Üsersch Tal ist mim nie"
so en F., das" d's Wasser rünne' cha"*. Schwzd. —
b) Strafnote Z; Syn. Strich. — c) Hieb (mit Worten);
Stichelwort, bissiger Wink Ap; Gl; L; SchwB. Fun
en B. ge". ,Nit dass wir ein so linde schwarten [Haut]
riabind, die solch b. [von Seiten der theologischen
Gegner] nit erliden mög.' Zwingli. — d) Makel Ap.
Das ist-em en böse'' B., das ist ein grosser Makel an
seinem Kufe. — e) der entscheidende Punkt. Das,
worauf es ankommt BO. Fh chönnt o [auch] b'sulen,
wenn-ich Gelt hält; eben das ist der F., das'-mu [man]
Gelt heig BR. „Den P. verstehen, sich vortrefflich
auf seinen Vorteil verstehen BO." — 3. a) Person,
die gerne über Dinge, die sie nichts angehen, ihre
giftigen Bemerkungen macht Z ; Syn. Bicker. — b) e"
stolze", e" schöfler B. BsStdt (Schülerspr.). — 4. (auch
BickliJ verschnittenes (junges) männliches Schwein
AaEH., Leugg. ; Bs. — 5. a) abgeschnittenes Stück.
.Den widder solt du zerbicken [8ixt>tou.r;aeig] nach
seinen bickeu [xaxa piAr/] und sein yngweid und
schänkel waschen und solt es uf seine b. [6t>roTOu.r;u.aTa]
und haupt legen.' 1548, II. Mos. ; dafür 1531: .zerlegen
in stucke . . . seine stuck.' — b) dim.. ein Stück. Stück-
lein (Hausrat, Gerät, Kleidung, Holz, Vieh) Ap; GF.,
Rh., Ta.. T. ; TiiEgn. (F-). Me" tuet haldharb, wem-
nie" Piggli für Piggli mne" chaufe" THEgn. „Er chonnt
nöd e'möl zu-mene" Bickli Häs, bringt es zu keinem
Kleidungsstück GRli." E" schu-s B. Häss Ap. Da
hett-ich noch e" schö"s Bickli [z. B. zu verkaufen] Tu
Egn. E* freu Bickli, ein bequemes Hausgerät Ar.
Es g'freuts B., ein Stück (Kleidung. Geräte), woran
man seine Freude haben kann GTa. ; Gegs. es un-
r/'freuts B. Das ist en arligs Bickli, von irgend einem
hübschen Gegenstand GStdt. Iron.: e" g'freuts (schd"s
G oT.) B. 1) eine schlimme Geschichte Ap; G oT. —
2) ein ungeratener Bube oder Mädchen GTa. E" böses
Wlb ist en o'ehommligs B. Ap. — 6. heisses Wasser
mit Ingredienzien (Alaun, Soda, Nussbaum-, Prirsich-
laub uä.), womit man verdorbene, schimmlige Fässer
reinigt, leck gewordene verschwellt Z (auch n.). Syn.
Büg (Sp. H)71). Büni. Me" mues" dem Fass es B.
iß", es grönelet ZZoll. ,Er dichte uss im selbs etliche
reglen, wie man die apostolisch geschrift verstau solle,
und ziehe dann die zügnussen der apostlen, also mit
sineni bick gebünt. zu bevestigung siner leer.' HBpll.
1563.
Mhd. fite, /"'<■ in Bed. I. ii ist eine Art Beize, Ätzmittel.
.Bick' als Flurname : .im B.' ZUrd.; 1653, AaWett. Kloster-
arih. ,|Mö' .Mark geht] zwüsclumil Brugkers Holz und myner
Herren von Wcttiugcn Bick iinzan die Laudstrass.' AaYViiivnl.
Offu. Als Familienname ApWaldst.; vgl.: .Herrn, von HoheD-
landenberg, gen. liii-k.' l-loO. GK. ,Dor böse Bick von Lan-
denberg.' 1405/40, ZElgg. ,Jak. Döring, mit dem Zunamen
Bick.' 1565, Ap. .Hickenpick', Familienn. 1584, LSemp.
Alü'n-: (FaSS-)Beize vermittelst Alauns ZZoll. —
Ver-: Einwendung, Beanstandung? ,Das [Urteil] nun
1111
Bak, bek, liik. bok, buk
ms
uiich die acht [Verurteilten] also aunamend, «loch mit
etwas verbicks.' HsSalat 1536 (Arch. für die schwz.
Ref.-Gesch. I 365). — Flöh- Bs; B; Gl; Gr; Tn; Z
Stli., Zoll. (PI. Fluh-). Fluh- AaSl.Z.: Bs; G; Zt).. St.lt:
a) Flohstieb. aaUO. Auch schwarze Punkte in der
Wäsche. Spuren von Flöhen B. — b) hyperbolisch
für unbedeutende Wunde: Das ist ja nur en Fl.! ,Zu
ihren Zeiten [sagen zwei alte Raufbolde] hätte man
sieh wegen solchen Flöhhicken [gemeint sind Wunden
durch Schlägerei] nicht umgesehen.' Gotth. ,Jene
Leiden sind Flöhbicke, diese aber Scorpionsstiche.'
JJUlr. 1727. .Die härtesten Schmerzen kaum für
einen Flohbiek und Mückenstich rechnen.' ebd. 1733.
Bolle"-: Kernbeisser, Cocc. vulg. ,Coccothraustes.
zu teutsch ein steinbysser, klepper. kernbeiss, kirsfink,
kirseschneller und b., darumb dass er der bollen von
bäumen gelebt.' Vogelb. 1557. — S. Am«, zu Baum-Beck.
Mel-birli-: Beeren des Schwarz- und Weissdorns
SchwE.
Weil von Vögeln und Kindern .gepickt,' Die Benennung
Welbirli passt eig. nur für die Früchte des Weissdorns.
Schnögge"-: Schnakenstich BsStdt.
Bickel I, bzw. Biggel, in B; Gr auch Pickel -
PL Pichle' BG., sonst meist unver. — m. : 1. wie nhd..
Spitzhacke, meist gebraucht zum Aufbrechen von
steinigem Boden, Strassenpflaster, gefrorner Erde uä.
allg. Vgl. Hannen (Bd II 1812). Die jungi Kraft
muess 's Bispil gem, die muess in d' Hand der B. ne".
Hisderm. E" Nase" irie-n-e" B., eine weit vorsprin-
gende Nase AALeer. Im Volksrätsel der Schnabel
des Huhnes ZLunn. ,Mit bicklen und schuflen ein
grab machen.' LLav. 1569. ,Vom Pioniercorps sollten
'27 mit Gertlen, 3ö mit Achsen, 154 mit Schaufeln,
89 mit Bickeln und 15 mit Beuthauen versehen sein.'
um 1570, B (vRodt 1831). .Allerlei Schanzzüg. Biel.
Axen, Hauwen, B.. Stechschuflen, Schuflen.' 1Ö56, Z
Kriegsrechn. In bildl. Wendungen: ,Du wirst nit
abtuen ein artikel, hettist schon ein stächlinen b.'
UEckst. .Das wir sy [die Sprachen] nit missbruchend.
sunder als die rechten b. in d' hand nemmend und
mit inen zu der warheit grabend.' Zwingli. .Mit dem
b. des göttlichen worts umgraben.' ebd. S. noch Karst
(Bd LH 485), Bickel-Hätten (Bd II 1782), B.-Meister
(Sp. 519). — 2. Zweispitz der Steinhauer BG. .Negelin
dem smid umb bigkel ze spitzen dien murern. als si
dien burgern stein gehouwen heint 30 ß.' 1377, B
Stadtrechn. — 3. übertr. auf Menschen, a) abgehär-
teter, tüchtiger Bursche, ein ganzer Kerl B; L; Uw.
Eisenharter Mann UwE. Das ist e" rechter B..' er
verstäd 's Ndw. .In der Schule war des Meinrads
Bueb nie ein B. [Meister] gewesen.' Ndw Kai. 1895.
Das mangleti en angere" P., dazu brauchte es einen
andern Kerl. MWaldes. .Das muss Einer sein, der
das Buch geschrieben hat, e° ganze' Kerli, e" ver-
flnechte'P.!' Gotth. ,Du musst ein ganzer B. [tüch-
tiger Soldat] werden, du gefällst mir, gerade so einer
war ich auch.' ebd. Ja tvol! >'ch mangle" ganzi Biclde",
die im [dem] Kulturfründ zi2ge" cheu. ivie-n-ic'' jitz
schaffeit Alles neu. F Schullied 1850. S. noch hantig
(Bd II 1768). — b) gefühlloser (B). ungeschlachter
(BSi.) Mensch; Grobian B (Zyro); wilder, ausge-
lassener Junge BBr. — e) sehlauer Mensch BHk.
Mhd. bickel m. in Bed. 1. Die Schreibung mit ü- reicht
(neben seltenen« I'-i bis ins XVIII. Zu 3 vgl. etwa Ril-
lten (Bd I 543). Als Familienn. Z: 1686, ZHerrl.: 1700,
ZVolkctsw. .im ]•;.•. Flurname ZOberrieden. ,Im Bickel
brunnen' ZOttenb.
Hauli-Birkli n.: Gartenhacke UwE.
Chrüz-Bickel: = Bickel- Hauwen (IM II 1813)
Al'; Tu.
„Berg-: eisernes Werkzeug mit scharfer Spitze
vorn und hinten, um in das Eis oder in den Felsen
Löcher zu hauen, von den Gemsjägern gebraucht BO."
bickele" -gg-: zänkeln Gl. Syn. chiflen. — Pini.
z« bicken.
bickeB I (-gg- Bs; FMu.; Gtw.; THtw.; W). in B
(vorherrschend); FMu.; GRtw.; 1"; Wtv.p-: l. picken
mit dem Schnabel Ap; Bs; B; L; PAL; G; Th; Z.
Bick, bick, Vögeli, sibe'zeche" Negeli; kei's mir und
kei's minder a's sibe'zeche" Negeli, Schnellsprechvers,
wobei während des Sprechens mit einer Kreide 17
Striche gemacht werden sollen L; vgl. biggi-bäggi.
's i<eh zuem Giggel b., zum Davonlaufen BsStdt ; vgl.
Güggel (Bd II 193). .Die Hüenlein haben gebickt,
pulli ova pereuderunt.' Denzl. 1677; 1716. Bildl. ,Die
teutschen Völker haben der Römer Land oftermals
angefallen, auch so lang doran gebicket, bis inen end-
lich gelungen.' Wurstisen 1580. S. noch Chlän (Bd III
650). — 2. (pickend) essen, a) von Vögeln. D' Hüener
bickcd lieber Weissen als Bogge" Z. Eine" lere" Haber
b., ihm den Weg weisen, den Meister zeigen Ar. —
b) scherzh. von Menschen Bs; Gr; Th; U; W (nach
einer Angabe piggn"); Z. Was g'sihn-i'h derl? Wer
bickt [nascht] -mer vo" de" Handle"? Bs. Das Bcrli-
bicke" [.Rupfen' der Beeren] ist bei den Weinbauern
mehr verpönt als das Stehlen ganzer Trauben Th
Steckb. Bi de" Santjohannstrüblene" zue helfe'd-mer
de" Chindlene" b. KMev. 1844. Die mögend wacker b.,
die haben guten Appetit GrHc. Schi heint nit vil s'
biggu", wenig zu essen W. Wer si'h und cha"" schicke",
der häd auch mid zum (oder z'J b., der kriegt auch
nichts zu essen, geht leer aus AaF., Ke.; Th; ZStall.
— c) als techn. Ausdr. im Mühlenspiel: ich bick -der
e-ueg die Chue Th; Z; s. ante 3 a (Bd III 91). —
3. beissen, von Flöhen Bs, von Hunden, Katzen W.
La' de" Hund, d's Chatzi mit Frid (un Not), sitst
tuet-er (tuet-'s) dich biggu" W (zu Kindern); ähnlich:
Der Botzo ehunnt-dich ga" b..' Einschüchterung. —
4. Einschnitte machen, 's Bröd b., in ein Stück Brot
Einschnitte machen, um es besser beissen zu können Z.
's Flusch mit dem Haumesser b.. damit es leichter gar
werde ScnSt.; Z. Tüend-mer da' Bei" [diesen Knochen]
noeh b., sagt die Hausfrau zum Metzger Th. Chestene",
Marre" b., vor dem Braten BSi.; Gr. Mid der Heu-
schrüte" hed-er afan uf di Palanggen ab 'bickt [ein
Zeichen, dass es mit dem Heustock zu Ende gieng].
Schwzd. (GrPi\). .Setz schräpfköpf oder ventosen
one ufhouwen oder b. der hut' Rief 1554. ,Garn,
so an gebickte rüetlin aussgespannen sind.' Vogelb.
1557. , So sy [die Rinder] von giftigen tieren gebissen
wärind. so sol der biss gebickt werden mit einem lass-
eisen.' Tierb. 1563. .Mit Schröpfen, ja tiefem B., um
dem Gift [in den Pestbeulen] Luft zu machen.' JHLav.
1668. — 5. das Bd I 16 beschriebene Spiel mit Oster-
eiern machen FMu. — 6. übertr. a) stossweise. trocken
husten „VO;" L. Syn. bücken. Er het nur so-n-es B.
— h) sticheln mit Worten, keifen, rechthaberisch und
unberufen drein reden, widerbellen AALeer., Wohl. ;
GrPi-.; G; Z; „allg." Er het uf-mich gebickt GrPt.
Der hed lang gebickt, um c" [Streit-] Handel f stifte"
1119
Bak, l"'k. liik. l>ok. buk
11-Jii
GRpeist. Er mues* doch in Alles 'bickt ha" Z. Frechi
China tiiend den Eitere" g'ruggbicke* Z. — 7. mit
einem Bick (in Bed. 6) behandeln ZS., Stdt. Das Fass
riinnt, ist grä; me* mues'-es b. Iez streckt de" Ghüefer
aueh si" Hand [erhebt Forderungen] für Bicke*. Binde",
Reif und Band. Lieh vom Bauernstand. ,Wie man ein
geschirr zum ersten biekt, also behaltet es ouch her-
nach denselben gschmack.' HBull. 1540. Jmbuere.
eintunken, erstlich befeuchten, beunen, b., beizen,
etwas ringer färb geben.' Fris.; Mai.. .Beulen, b..
bälen, imbuere.' Red. 1662. ,Vor ein 6 Eimer halten-
des Fass samt Bicken 30 fl.' 1810, Z Uaushaltungsb.
Mini, bicken in Bed. 1-4, ahd. Medial. Das W. verhält
sich zu backen wie biffen zu hi'fcn. Zur Bed. vgl. hicke-n
(Bd II 1119).
ab-bicke": 1. wegpicken, allg. De' Trüben ist
nümme* ganz; d' Spatze" händ mängs Beri'deroo* ab-
'bickt. — 2. mit spitzem Werkzeug weghacken. ,1524
tieng man [in Z] an, das [Wand-] Gemäl, so mit Öl-
farben gemacht war, abzuhicken mit Steinaxen und
wieder zu verdünchen.' Füssli 1749. — abe"-: 1. her-
unterpicken, allg. Me" sott die Chriesi günne", sust
bicke"d d' Chräe* noch alli abe". Es ligge'd e" Massen
abe'pickt Nuss(en) under-dem Baum. — 2. herunter-
hacken. ,Si bicktend in [den Wappenschild an der
Mauer] herab mit gwalt.' 1478, Lied. ■ — üf-: 1. auf-
picken, pickend aufessen Bs; B; Tr; Z. , Ein Samen,
der im Säen auf den Weg fallt, wird von den Vöglen
aufgepickt oder von den Leuten zertrampet.' FWyss
1670. — 2. durch Picken öffnen, z.B. Nüsse Bs; B; „F;
Gr; L;" Tu; „Zg;" Z. Das Chätzers Hüendli häd es
Ei üfpickt ZZoll.— u m e " - : = ume'-becken 2 ZO.,Wyla.
— a"-: 1. durch Picken beschädigen Bs; B; Tu; Z,
Die Zwetschge" sind all von Spatzen a'pickt, me'
cha"" s' nümme* verehaufe" ZZoll. Herdöpfel «., mit
dem Karste Th; Z. — 2. hadern, zanken. .Also ward
dis ufruor gestillt, doch mit vil anbickens und unruow
für und für.' 1536, Salat. — i"-: 1. drein reden, sti-
cheln, zänkeln ZO. — 2. Jnbiket, iniixus.' Red. 1656.
— under-: 1. unberufen dazwischen reden Z (Spillm.).
Ich irott das U. nüd ha"! — 2. (mit Pickel oder Hacke)
untergraben. .Eine Mauer durch Unterbicken fällen.'
.IRWaser 1829. — üs-: auspicken, -hacken Bs; B;
Th; Z. Es bickt kei" Chrä der andere* d' Augen üs
ZZoll. — ver-: durch Picken verletzen, verderben
Bs; Tu; Z. Der Güggel häd dem Chindli uelle" 's
G'sicht r. — z'sämme"-: gierig auffressen, eig. von
Vögeln, dann auch von Menschen Bs; B; Th; Z. —
durch- (trennb.): mit dem Schnabel durchhacken,
durchlöchern B; ZS. ,Nussen, welche sy [die Meisen]
mit irem Schnabel durchbickend.' Vogelb. 1557.
Bicker m.: 1. „Einer, der Etwas aufknackt."
2. Zacke der Bicker -Rauwen (Bd II 1813} ZO. -
3. Einer, der gerne unberufener Weise seine hämi-
schen Bemerkungen über fremde Händel macht, der
stichelt „Aa; VO; Sch;" Z. Wortklauber '/, (Jucker)
— I. trockener Husten L (RBrandst.). — link,,-, Fa-
milienname GGrabs.
Fore"-: Schwarzspecht, Pic. mart. Z (Spillm.). Syn.
Tannen-B. G8rsten-: Goldammer, Emberiza citr.
ZO. — Mugge"-: 1. Hecken-Braunelle, Acc. („Mot")
modul B. -'. „Muggenbiekerli, gem. Baumläufer,
Certhia tarn. B." — Nuss-; i. = Chlän I a; s. Bd III
650. — 2. Nussknacker „Aa; VO; Sch; Z." Wältsch-
nuss inif feuj N-e* i<l dir Blotte*. Balz 1781.
Boll- ZO., ,.Böl- Ap; O; Tu-. Bolle*- AaZ.; VO; Gl;
ZO..S.. l'olle"; l'oli- Ndw, Böte"- USil. : 1. a.) = Chlan 1 a
(Bd III 650) AaZ.; „Ap;- Gl; „G; Th;" Vw ; Z. ,Sitta
europsa. der Bohlpiker.' G Wochenblatt 1798. —
b) .Spechtmeise, Bollenpicker, Sitta. Die blaugraue
Spechtmeise. B.. Sitta cresia.' HSchinz 1842. —
ei .Agorstspeeht. Bollenbicker , grosser Buntspecht,
Rotspecht, Schildspecht, Picus major.' Meisner & Scbinz
1815. — i) = Bollen- Bick. .Von einer Ägersten 1 Krü-
zer, von einem Bollenbicker 1 Schilling [Schussgeld].'
1607, U Rq. — 2. = Gugger 3 (Bd II 196) Gl; Ndw;
USil. Syn. Bollen-Bisser. — 3. = Chldn 1 b (Bd III
650) ZKn. |lt Schweizerb. 1828). - Baum- (in Gr;
G Böm-, in Gnlgis Bftm-): 1. a) = Boll-B. 1 a Gr
(meist dim.); ZW. — b) Baumläufer. Certhia fam.
AaB.; ScaSt. .Baumpikerli.' G Wochenbl. 1798. -
c) Grünspecht, Picus vir. GStdt. ,B., Picus arborarius.'
Denzl. 1677; 1716. — 2. Heidelerche. Anthus arb. S.
-- Stein-: 1. Steinmetz? ,2 pld [Busse] gab der
jung st. für ein frevel und ein schlüfhochzid.' 1562,
ZGrün. — 2. Wasserstaar. .St., cinclus, welchen sy
zuo Strassburg ein lyssklicker nennend.' Vogelb. 1557.
,St., steinbeisser. ein vogel. cindus [1. cinclus].' Mal.
— „Dicken-: Spottname für einen Priester, der sich
ohne weitere Beschäftigung nur von Messtipendien
nährt, deren Wert eine , Dicke' (20 Sols) ausmacht VO."
Tann- „Ap; Gl;- GA., Buchs; „Z"Rüml.. Tanne"-
Ap; Gr (neben Tann-): W: Name einer Spechtart,
meist des Schwarzspechtes, Picus mart. Aberglaube.
Wenn der T. Junge hat, soll man in den Eingang
des (in einem hohlen Baum befindlichen) Nestes einen
Zapfen treiben. Der T. wird ein Kraut (das Spreng-
kraut) aufsuchen und es mit dem Schnabel an den
Zapfen halten, der alsobald losspringt. Das Kraul
lässt der Vogel fallen, das man nur auflesen und auch
an die festesten Schlösser halten darf, um sie flugs
zu öffnen Ap (Tobler).
St.2 gibt für Ap: Gl; Z (abweichend von St.1) die Bed.
Nusshäher, Corvus carrycoccotr. [d. i. Kernbeisser, Cocc.
vulg. | an.
Tüpfli-: kleinlicher, pedantischer Mensch. .Ob
das Spiel den Tüpflipickern [gemeint sind Lehrer der
Musik] passe oder nicht, kommt nicht drauf an.'
MLienert. - T6te°-:= Töten-Ür (Bd I 420) Gr; L.
Wenn d's Tötenbickerli a"-re" Wand nun e* Hiis bickt.
muess Ei*s drüss sterben GRKlost. — Widen-. .Laub-
vögelchen, Weidenpickerli, grosser Weidenzeisig. Syl-
via fitis.' Meisner & Schinz 1815. — Zinsli- Zisli-,
Ze'isli- : spöttische Bezeichnung eines kleinen Rentiers,
der seine Zinsen sorgsam zshalten muss, um daraus
leben zu können; auch Zinswucherer „Aa;" Bs; Gl; Z.
E" Zinslipicker erster Art, der 's Geld filzig z'siimt"-
spart. Hindern. ,Das elendeste Handwerk haben die
Z., die abgesetzten Pfarrer, die sonst nichts als pre-
digen können, und die, die stets auf dem obrigkeit-
lichen Schimmel herum zu reiten sich genötigt sehen.'
JHWaser (f 1780). Vgl. auch das Stück ,der Z.' von
HSulzer 1830.
Bickete" f.: 1. beccata PA1. — 2. unberufnes.
hämisches Dreinreden Z. Er hat alliwÜ eso c* B.
Bicki m.: I. = Bicker 4 „VO;" L. Er hed so ne*
ivüeste" B. übercho*, so eine", wo d' Tut sägi'd: Me"
mues' Herd drüf tue*. Sciiwzn. (L). — 2. „Einer, der
mit trockenem Husten behaftet ist VO."
1121
Bak, bek, bik, bok, buk
1122
Bicki I n.: 1. kleine Wunde L. — 2. Wortliieb,
unliebsame Andeutung, bissige Bemerkung AaoF.;
LG. Eim es B. gc".
bickle' I: 1. a) mit dem Bickel (in Bed. 1) ar-
beiten Aa; BS; B; Gr; G; Tb; Z; „allg." — b) mit
dem Hauli-Bickli im Garten arbeiten Uw; auch spee.:
Kartoffeln ausgraben UwE. — 2. a) mit stumpfem
Beil am Holze herumhacken Ndw. — b) (in Brot,
Fleisch usw.) kleine Einschnitte machen Z. Syn.
hicklen (Bd II 1120). De" Chinde" 's Brot b., damit
sie es besser essen können ZStdt. Bicklet man das
Läffli eines geschlachteten Schweines, nachdem man
es bei Tische abgenagt hat, so wachsen den Schweinen
des nächsten Jahres ebensolche ,Bicke' ZFehralt,
Zoll. — 1 Abi. von Bickel, 2 Dim. zu bicken.
üf-: mit dem Pickel aufhacken Bs; Gr; Th; Z. —
z'säme'-: übertr., zusammensparen Bs. — durch-
s. knäblen (Bd III 719).
Bickle r Biggier m.: vor Kälte aufgesprungene
Haut an den Händen Bs. Syn. Hickehr (Bd II 1119).
Bick II : nur in der Verbindung es ist g'frore* wie
B. Z, wie en B. W, wie Bicke" GrAv., hart gefroren.
Bickel II: 1. Knöchel. ,B- oder beinlein, talus,
taxilins.' Mal.; Denzl. 1677; 1716. ,Spondyli, buckle
oder beinle an gleichen der tieren. Astragalus, ein
wnrfelspil, item ein buckle oder gleichbein, wirten.'
Fris. ; Mal. — 2. typisch für etwas sehr Hartes. Es
ist hert wie-n-e" Pickel, hart gefroren BSi. G'frore"
wie-n-en B. ZKn., S., W. „Z' B. g'frore", hart wie
Stein gefroren, allg." Z' ere" ZU, wa Alls z' herte"
B. g'frürt GrPi\ ,\Vyl sy all fest wie B. sind ge-
froren', d. h. kugelfest sind. 1656, Lied. Vgl. noch
bickel-fest (Bd I 1119), -gefroren (ebd. 1314), -hart
(Bd II 1645).
2 wird jetzt toiu Sprachbewusstsein jedenfalls zu Bickel I
gezogen, viell. nicht mit Unrecht; die KAA. wie-n-en B., z B.
g'frore" würden dann eig. bedeuten: so hart gefroren, dass
der Boden nur mit einem B. geöffnet werden kann. Doch
vgl. Gr. WB. I 1809; ferner die Anni. zu bickel-fest.
bicke" II: mit kleinen, runden Steinen pflastern
W. E" gibickoti Boss-sträss, eine also gepflasterte
Saunistrasse.
Bicki II n., nach anderer Angabe f.: 1. Stein-
pflaster WGrächen, Visp. — 2. mit kleinen, runden
Steinen gepflasterte Strasse W. ,Man findet auf dem
Weg über den Mont Moro noch halbe Stunden lange
gepflasterte Strecken (Bückinen). W Hauskai. 1843.
Syn. Bock-Stall.
bickinu": = bicken II W.
bicklen II: (mit Würfeln) spielen. ,Der tüfel
wird mit dir b. als die katz mit der mus.' XV., Volksbb.
Bick III Pigg m.: = Bicht (Sp. 1010) GStdt. ,Die
Nadelhölzer in ihrem Pick-Kleide.' Chron. helv. 1893.
S. noch Be-hick (Bd II 1120).
pickele": = Wehten. So wit oben es im Merze"
pickelet, so wit abe" schneit 's im Maie". ALriNA 1857.
picke" s. hicken II.
bikart. ,N. N. hat bracht ein closspies und ein
dein b. röckli und ein behemsch [aus der Beute von
Grandson].' 1476, B. — Zu frz. picardr
Bickle" f.: Fruchtzapfen der Coniferen, unter-
schieden als For-, Tann-B. AAÜött. — Wohl eig. miss-
verstandener PI. (zu Bickel II?).
Schweiz. Idiotikon IV.
Bock, bzw. Bogg m., PI. Blick, Dim. Bbckli :
1. a) Ziegenbock, allg. S. Meier 1 (Sp. 11). Im Gegs.
zu Geiss; s. Bd II 459. .Hab's die G. gemacht oder
der B.', es gilt gleich viel. B Hist. Kai. 1830. .Nie-
mand kein Ofenbrueter suecht, er sei dann dorten
gsessen; die gstinkend Geiss, was an ihr weiss, tuet
sie den Bocken schelten.' JCWeissenb. 1678. Im Leben
des Volkes spielte zwar der B. von jeher eine viel ge-
ringere Rolle als die Ziege, immerhin haben seine
körperlichen und Charaktereigenschaften Anlass zu ver-
schiedenen Redensarten gegeben. Stinke" wie-n-e" B.
Bs; B; Z. Ke" B. öni Bart, ke" Speck öni Schivart
L (Ineichen). ,Es ist eins bocks natürlich art, so man
im usrauft den bart, mag er nit bas, schrygt doch
mä! ' UEckst. Je elter der B., desto härter (fesler)
's Hom, d. i. mit den Jahren wächst der Starrsinn
B; S; ZW. Es macht keim B. kei's Hörn ab, ist ohne
schlimme Folgen S. ,Es wird ihn auch einmal ein
B. stossen, fortunae etiani fulmina experietur.' Mey..
Hort. 1692. Si grint, dass-es der B. stösst, vom stoss-
weisen Schluchzen einer Weinenden. Hetzel 1885.
Im Ratespiel fragt ein Kind ein anderes, indem es im
Verborgenen beliebig viele Finger aufstreckt: Wie vil
Hörner streckt fluid) der B.? Aa; Bs ; Z. Vgl. dazu
Hörn (Bd II 1617), chlipfen (Bd III 680), Chnolpis
(ebd. 742), Chnipis-Chnöpis (ebd. 744), rumpedi-bum-
pedi, Tippis-Tappis, ferner Rochh. 1857, 442; Arch.
für Volksk. I 124. Seine steifen Beine und Stellung
machen den B. zum Typus der Starrheit, Widerspen-
stigkeit, auch des Stolzes. Stif si" wie-n-e" B., vor
Müdigkeit steife Glieder haben Bs. Da stä" wie-n-en
B., steif, unbeweglich dastehen Th; Z. Stell-dich, B.,
se cha""-mer dich melche", scherzh. Aufforderung, still
zu halten ZO. Einem der B. i" Stall tue" (wobei es
gilt Widerstand zu brechen), den Meister zeigen BG.
De" B. mache", sich starrköpfisch benehmen L. D's
Bbckli hebe", Widerstand leisten, Stand halten Gr.
,Er tritt dort her glych wie ein b. und ist stolz über
d' massen.' BGletting. Er ist der B. uf-dem Berg,
er fühlt sich. Sprww. 1869. All Mängel ha" wie 's
Bumbels B., sehr viele Fehler haben ZZell. De" B.
melchen, Verkehrtes unternehmen L (Ineichen); Syn.
de" Muni melchen. Auf die Sinnlichkeit des B. spielen
an die RAA. : Er isch unschuldig wie-n-e" B., wo mit
sibe" Geissen m-dem Wald chunnt S. Die Jungfre ist
so rein und unschuldig, wie 's Hanse" B., wo bi 40
Geisse" g'si" ist U. ,Er macht das Böcklein und streicht
den Meitschene" nach.' Gotth. Auch die Art, wie er
geschlachtet wird und verendet, spiegelt sich in RAA.
ab : ,Er steht da wie der B. vor dem Metzger.' Si-rww.
1824. Einer wie en g'stochw B., ein Mann, der sich
nicht zu rühren weiss, kein Leben zeigt B; GrD.
Auge" mache", dri" luege" wie-n-en g'stochne'' B., das
Weisse im Auge zeigen, stier, verblüfft drein sehen
B; Th; Z. Dö luege'-si enander a" wie g'stocheni Begg
und wisse" nit, was si denke" solle" BsStdt. ,Er sihet
darein wie ein gestochener B., dass ein Milch davon
möchte säur werden.' Met., Hort. 1692. ,Die Bärbel
kehrte das Weiss in den Augen um, wie ein B., wenn
man ihn metzget, und sah gen Himmel.' HPest. 1785.
(De") B. schinde", eig. einem geschlachteten, an den
Hinterbeinen aufgehängten B. die Haut abziehen, dann
1) sich mit den Kniegelenken an eine Stange, einen
Baumast u.a. hängen und kopfüber in der Luft schwe-
bend sich schaukeln, ein Kunststück, das von wag-
1123
Bak, bek, bik, bok. buk
1124
hakigen Hirtenbuben oft über Abgründen ausgeführt
wird Ap; Gr; L; GSa.; Sciiw. !''• schund doch nid
eister eso der B., de chönntist einist appe'g'hie" Schw
Muo. ,Ein Schneider soll am Aste eines Baumes, der
über den Rand der viele hundert Fuss hohen 7/(7-
wand beim Felsenbach (in Gr) hinaus ragte, den B.
geschunten haben.' Tscu. Er well drümoul an-ere"
Lischme* [s. Bd III 1460], die über e" Felse'uand g'rad
ussi" g'tvaxe" g'si" ist, der Bogg schinde'. Albr. 1888.
Vgl. d' Geiss schinten (Bd II 458) und s. Schweiz.
Nat.-Kal. 1869, 57; eine bildliche Darstellung im Pro-
phet 1856. Bildl. Er hed den B. g'schunten [lange
angehalten], bis ich ja g'seid han GRKlost. — 2) (auch
schindle") Purzelbäume schlagen, ein Spiel der Kna-
ben, namentlich im Frühling AaWoM. — 3) ,Und
wann er [Tamerlan] ufs Boss wolt sitzen, muesst im
Baiazet einen B. schinden und sin Fuess-schemel sin.'
JJRüeger 1606; vgl. 5 a 3. Wie bei der Ziege (s. Geiss
Bd II 458 f.) schimmert auch beim B. noch mytho-
logische Bez. durch. Im Mattseiten [Gl] spukt der
gespenstische ,Mattseitelibock.' Gl Gem. 316. G'hörst
nüt, wie 's tösset und bätet in der Gangenescht/lueh ?
Der alt B. ist g'wüss da umhe". Schwzd. (B). In Gr
erscheint lt Tsch. der B. mitunter als Teufelsgestalt
in wüsten Einöden in der Geisterstunde meckernd und
Feuer lallend [schnaubend]. Vgl. auch Lüt., Sagen
336 f. ,\Vann er schnell reisen wott, [will ich, die
Hexe] in gschwind füeren uf einem b. oder einer alten
ofengabel.' Holzwärt 1571. Über den B. als Gestalt
des Teufels oder Blitzes s. BFreuler 1888, 46; 1889,
30 und Geiss-Bock. Der Gen. Bocks häufig in Schwur-
formeln verhüllend für .Gotts'; vgl. potz. ,So helfe
mir bogs grind!' um 1400, L Ratsprot. ,Nu mues box
fünf wunden erbarmen!' ebd. ,Das dich box (fünf)
wunden' (oder ,box bluet) sehend!' ebd. ,So mer box
wunden!- ebd. ,Sweler dehainen ungewonlichen swuor
tuot by box gners [1. zeers] oder box fut, der sol
geben 1 pfd und 8 tag uss sweren.' 1413, Sch Stadtb.
,So helf im box füdloch, box lüs!' um 1440, TnDiess.
Stadtr. .Pochend nit: sam mir bocks! dis und das!'
Zwingli. ,Dass dich bocks tausent marter sehend!'
Aal 1549. S. noch Marter II (Sp. 425). — b) Männ-
chen anderer Tiere: Schafbock Sch; Th; Z. Mit dem
Spitznamen Bock belegen die Bewohner von Z OSth.
die von Z USth. und umgekehrt, während sie selber
die Schö'fli sein wollen. Männliches Kaninchen B;
Th; Z. ,Er müsse dem Jobannesli einen hasengrauen
B. geben, ein Fotzelküngeli.' Gotth. S. noch die Zssen.
— 2. a) Kuh oder Ziege, die wenig oder keine Milch
gibt BO.; Gr (verst. Erz-B.); U. [Eine Kuh] die fr*
e" zeji Melchi g'ha" hed, die e" halbe B. und sus eini
g'sin ist hofelieh zem Paschge". Schwzd. (GRSchiers).
— b) Wiese, die keinen Ertrag liefert, in der Ver-
bindung B. län, han = fadusch län, han (Bd I 676)
GrD., Glar. Vgl. Farr-B. 4. — c) unreife, noch harte
Beerenfrucht, spec. von Erdbeeren (Ep^re'-B.) Th.
Von Trauben, mit deren Reife es nicht vom Flecke
will, heisst es: si sind no'h wie Bock. ebd. Vgl. bock-
härt (Bd II 1645). — 3. von Personen, a) beim Spiele
, Wolfsjagen' das an der Spitze der , Schafe' stehende
Kind, welches den ,Wolf' abzuwehren sucht S. —
b) , Böcke', Freischaren, bes. Name einer Elitetruppe
auf Seite der Zürcher im alten Zürichkriege, die,
gleichs. als Vorfechter der Herde, Wunder der Kühn-
heit und Tapferkeit verrichteten. Vgl. MJähns 1880,
935; Vög.-Nüsch. I 193 f.. Frei-Knhht (Bd 111 723)
,Etlich sagend, es sygend etlich kriegsgsellen zue den
ziten [1403] im land Abbenzell gsin, die sigend aigens
gwalts gen Breganz gloffen, habend die bock ghaissen
und habend ein fändli ufgeworfen.' Kessler. .Weil
die banditen wider begnadet, warend ettlich ander
überig, welche man die böckh nennet, so wohl zu
Zürich, zu Wyl, als anderstwo (namblieh gsellen nach
meiner einbildung, so man für verwortfne kind achtet
und ieziger zeit schnaphanen nemnent, so niemandt
schonen und ouch ihnen von niemandt geschonet
wirdt).' Tagebuch des Franz Bischof von Wyl über
den alten Zürichkrieg. Vgl. auch JNater 1898, 179.
- c) geiler Mensch, von männlichen (Aa; Bs; B; Th)
und weiblichen (USil.) Personen. Liederliches Weibs-
bild W. — d) meist als Schelte 1) auf ein derbes,
mutwilliges, sich wild gebärdendes Kind, bes. Mädchen
Aa; Gr; Sch; Z. De bist en recht er B.'. AaB.; Z. En
ung'wänte'' B. ZU.. S. Da' Ghind ist doch en fürchtiger
B.; gestert hat 's-mer ml" Marili bime" Hör d' Stegen ab
g'stösse" Sch. Hans Joggeli B. vom (oder und) Pfanne"-
stil cha" lachen und zäune", wenn er will, Xeckreim
auf ein Kind, das bald lacht, bald weint ZZoll.;
ähnlich ZO. — 2) auf einen eigensinnigen, störrigen
Menschen, bes. Kind AaB., Leer.; Ap; Bs; B; GG.,
Stdt; Th; Z. ,Bis mir nicht ein so unfolgsamer B. !'
TTobl. 1830. Dazu: de" B.ha" (mit Eim), schmollen,
zürnen, bes. von Mädchen gegen einander GRorsch.,
Stdt; Th. — 3) auf einen verstockten, dummen, plum-
pen (Bs; B; Th; W), auch hartherzigen (W) Menschen.
Das ist numu" en B., ein Egoist W. Katholische'' B.,
hock uf de" Stock, hock uf de" Stumpe", so cha""st mit
dem Tüfel i" d' Hell abe" rumple"', so neckten um
1810/20 in THSitterd. reformierte Schulkinder katho-
lische. — e) Spottname der Schneider B (Zyro). —
4. Bezeichnung von Geräten, a) Schlitten a) (auch
dim.) Kinderschlitten mit hörnerartig aufgebogenen
Kufen BsStdt; TnAff. Vgl. Geiss 3 a (Bd II 460),
ferner Bock-Schlitten. — ß) Halbschlitten mit zwei
Jochen, zur Beförderung von Langhölzern BHk. Syn.
Sattel-Schlitten. — b) = Geiss 3 g (Bd II 460) GaMai.
— c) = Geiss 3 d SL. B. schlaff; vgl. Bocks-Mäggeler
(Sp. 119/20). — d) Gabelstange über dem Strohdach
AAReuent. — e) nach vorn aufwärts gebogenes Gitter
am Gätterli-Charren (Bd HI 424) AaFiu. — f) Kutscher-
sitz am Wagen, wie nhd. allg. — g) = Esel 5ey (Bd I
518) Aa. — h) Träger des Bock-Holzes (Bd II 1256)
Zg; Z; vgl. auch Arch. für V'olksk. I 58. — i) vier-
beiniges, hölzernes Gestell als Unterlage, z. B. zum
Holzsägen (Sag-Bock), Holzhauen (Zimber-B.). für
Maurer, Steinhauer (Mürer-, Stei"hauer-B.), für Ge-
rüstbretter, beim Bau von Schiffbrücken udgl., wohl
allg. — k) (auch dim.) = Geiss 3 c AABrugg; GrHc.,
Pr. ; ZKn. ,Die Frauen spannen Hanf und Flachs an
Kadern mit aufragender Kunkel, die Wolle am nieder n
B.' ZObf. 1897. [Es bliebe nichts als] ml's Böckli
zerlechere" z" lä" in der Chemmete" old uf der Dill*.
Schwzd. (GRSchiers). — 1) Vorrichtung am altern
Webstuhl, mit angehängten Bleistäbchen, mit den
.Fussticten' durch Schnüre verbunden Aa; Z. Syn.
Bock-Treten. ,Drei Weberstüel angerüst mit B. und
Blei.' 1791, ZZoll. Pfandbuch. ,Ein Weberstüel sambt
B. und Blei.' ebd. — m) Holzbock mit zwei Füssen,
der zum Schutz des Ufers ins Wasser gestellt wird
GrHc, Pr. ; Tgl. Schwzd. 19, 46. Syn. Wuer-B. -
1125
Hak, bek, bik, liok, hui
11 LT,
n) auf Rollen sich bewegende Vorrichtung im Käse-
magazin, mittelst deren man zu den obersten Fächern
des Käsegestells gelangt BBurgd. — o) zur Hinrich-
tung dienendes Gerüst, Schatt'ot. .Die Brechen, den
B. aufzurichten, von einer Beige zu machen hat der
Scharfrichter [je] 30 ß.' um 1540, AAAarau. — p) Vor-
richtung, um darauf Auszupeitschende fest zu binden
Z f. .Ungehorsam [der Sträflinge im Zuchthaus] wird
mit drei Streichen auf der Stelle, im Wiederholungs-
falle mit zwölf im B. gestraft.' Unsichtb. 1793. Der
.spanische B.', ein Folterinstrument. 1750, Gl; s. Gl
Jahrb. 3. 42 und Bocks-Fueter (Bd I 1137). Hiezu
viell. die RA.: Einen über de" B. haue", zum Besten
halten, betrügen G oT.f .Seine Lust haben, uns zu
vexieren und übern B. zu hauen.' UBragger 1782. —
q) schwerer, harter Klotz zum Holzspalten B (Zyro).
— r) Sturmbock bei Belagerungen. ,D' muren nit zu
stürmen sind mit keim bockstoss noch andern dingen.'
JMurer 1559. .Ein Tor an einer Stadt muss ge-
sprengt werden mit Gewerf, Böcken, Geschoss und
Pulver.' JJBreit. 1628. .Grosse Bock von Holz und Erz
muesten laufen maurenwerts.' Z Neuj. Const. 1708. —
s) Art Mörser, Mauerbrecher; vgl. Chat zen- Uli opf 5
(Bd III 413). , Meister Füesslin von Zürich sol ma-
chen acht bock, jeden ungefar uf zwen zentner, uf
den louf und stein, wie irae die form geben worden.'
1537, S Ratsprot. — t) Lastschiff mit breitem Vorder-
teil zum Führen von Steinen, Heu ua. BS., grosses
Marktschiff zum Transport von Vieh und Kaufmanns-
waren, mit flachem, vorn sich zuspitzendem, hinten breit
endendem Boden BThun. Vgl. 111. Schweiz 1873, 24.
— u) „Heubucht Uw". d. i. Verschlag in einem Stall,
wo Heu verwahrt wird. — 5. von den vorangegan-
geneu Bedd. (wohl zumeist von 4 i) gehen einige RAA.
aus, in denen B. t. präd., t. als adv. Acc. erscheint.
a) B. stä" 1) still, unbeweglich stehen GrD. (vom
Wilde als Ziel des Jägers); SchwE. Stand B. [halt
inne], icott e*kei" Händel i" mim Hüsli. Lienert 1891;
vgl. bock-still. — 2) sich sperren, Widerstand leisten
Ap; ZO. — 3) sich auf Hände und Füsse stützen,
um mit dem Rücken einem Andern als Stützpunkt,
Unterlage zu dienen ; auch bildl., für Einen herhalten
Ae; „VO;" Gl; Gr; GG.; Zg (auch z' B.); Z. E"
Leitrc* br ficht -men nid; du Mattrist wie-n-es Kätzli.
Kumm, stä-mer B.! Schwzd. (GRMai.). Er muess-em
all B. stü', den Diener machen, für ihn die schwere
Arbeit verrichten GW. Vgl. noch Trämpeli-Nest (Sp.
840). ,Bajazet, von Tamerlan gefangen, ist in einem
Keffich herumgeführt worden und hat dem Tamerlan
B. stellen müssen, wann er auf das Pferd gestigen.'
Müller 1666. .Mögen wir nicht diejenigen werden,
welche zwaren hier [in der Kirche] für sie [die ver-
folgten Hugenotten] hätten, dort aber [im Rate] B.
stehen denjenigen, die sie schwerlich verfolgen.' ebd.
Böckli stü" GRPr., Bock gumpe" Bs (s. Bd II 313),
Bock, Böckli springe" Aa; B; GrHc ; Z, ein Spiel,
wobei ein Knabe um den andern über den Rücken
des in gebückter Stellung mit auf die Knie gestemmten
Armen jedesmal vor ihm stehenden Genossen hinweg
setzt, um sogleich selbst wieder B. zu stehen. Eine
Abbildung s. bei CMeyer 1657 und RMüller, Für
Kinderherzen, Heft 7. — b) de" B., kopfüber, das
Unterste zu oberst. verkehrt, eig. und bildl. Z. Syn.
-' underobsich. Alls de" B. mache", g'heie", rüere",
Alles umwerfen, umstürzen. En Wage" de" B. g'heie".
D' Milch ist de" B. (g'licit), hat umgeschlagen, ist
sauer geworden. Er hät-ne* de" B. g'schosse", über
den Haufen geworfen. Es Glas, e" Tarne" [Tragbütte]
de" B. stelle", umstürzen. Eine" de" B. stelle", zum
Konkursiten machen. Ich bi" [vor Erstaunen] fast de"
B. [auf den Kopf] g'stande", \eo-n-ich 's g'hört ha".
Es gät Alles de" B., verkehrt. De" B. si", verrückt
sein ZDüb., Neer., Rüml.; Syn. über-rüert. — 6. Name
von Speisen, a) Butterbrot BHk. Syn. Anken-B. —
b) ein mit Sardellen gespickter Kalbsbraten G. —
c) Uonterser (Gonterscher, Gunterseher) B. = Bündner
Chuglen (Bd III 188) Gr. — d) (Einsidler) B., leb-
kuchenartiges Gebäck, das ein liegendes Schaf oder
Bock vorstellt Scnw; Z; vgl. Hält-, Rigi-B. — 7. Name
einer frühern Silbermünze, im Werte von 4 Batzen
oder 10 Schillingen, '/* Zürichgulden Gl; G; Z; „allg."
Syn. Örtli (Bd I 485), Vier-Bätzner. ,Dass er um
einen Galler Bock einem Esel nur kein gut Wort
geben mag.' UBragger. — 8. Spielausdruck, a) ein
Brettspiel, bei dem das in eine Spitze auslaufende
Brett kreuzweise mit Linien durchzogen ist; auf den
Kreuzungspunkten des breiten Endes stehen 20 Spiel-
marken (Bohnen), welche eine grössere (den B.) in
die Spitze hinauszutreiben suchen. Eine ungedeckte
Bohne darf der B. überspringen und wegnehmen ZW.
— b) „ein Kartenspiel, eine Art Pharao, bei welchem
derjenige, der den B. hat, d. h. die Bank gibt, auf jede
Karte so viel setzen muss, als diejenigen, welche gegen
ihn spielen; ein Spiel der Jungen um unbedeutende
Münzen, Nüsse udgl. S." Vgl. bocken 14 c. Ulr.
Brägger spielt mit sechs andern ,B.' UBragger 1783.
— c) im Jasspiel die Karte, welche im gegebenen
Augenblick die höchste noch im Spiel befindliche
ihrer Farbe ist und daher nur mit Trumpf gestochen
werden kann Aa; Ap; Bs; B; L; S; Th; Uw; Z. Gegs.
Geiss (Bd II 459), Lammeren. (Das ist) B.! ruft man
beim Ausspielen einer solchen Karte; in BsStdt etwa
mit dem wortspielenden Zusatz: er göt iber Alles.
Trumpf üs, g'stoche" de" B.! Aa; B; Z. G' stäche" de"
B., warum göd-er i" 's Uhrüd! ebd. Auch beim Kaiser-
spiel. ,Es wird gekaisert: auf Hanspeters Seite figu-
riert bereits ein siegesstolzer B., er hat die Nidlen
gewonnen.' Obw Volksfr. 1882. ,Lass dirs vergan, du
mit dem b.. lass luegen, was uf den karten hock, und
heb ab! der minst sol 's böckli keren.' Salat 1537.
— d) beim Dominospiel der Stein mit 2 mal 6 Punkten
(Sechsi-B.) ZZoll., auch die Steine mit 2 mal 5, 4, 3,
2, 1 Punkt (Feufi-, Vieri-Bock usw.) Z. — 9. „Sprung
Sch." — 10. „ein eigentümlicher [scharfer] Beige-
schmack des Weines, der auf Feuerstein gewachsen
ist oder grossenteils aus faulen Beeren gepresst wurde",
Erdgeschmack Bs; BE. De" Wi" het e° Böckli, en
meineidige" B. Bs. Auch Beigeschmack des Käses B,
des Kaffees BE. Das Kafß het der B. BE. Ebenso
heisst es von säuerlich riechenden Milchgefässen: si
hei" der B. B. Vgl. böckelen. — 11. in der RA. en
B. schiesse" a) fehlen, beim Schiessen B. — b) häu-
figer en. B. mache", übh. einen Fehler, eine Dummheit
begehen Bs; B; „VO;" PAL; G; Sch; „S;" Th; Z.
— c) leicht lügen, einen Bären aufbinden BHa. —
12. Stoss, Streit. ,Wie oft hat ein frecher Gesell von
Leder gezuckt, wann ein Anderer den Vortanz haben
wollen V Da dann der B. angangen und übel ausge-
schlagen.' JWirz 1650. — 13. übergehend in adj.
Funktion in der Verbindung: Das ist B., auch Das
1127
Bak, bek, bik, bok, buk
1128
macht-sich B., ganz famos, ausgezeichnet. Studentenspr.
und von da aus weiter verbreitet. — 14. als Familien-
name Z; 1523/1669, ZMeil. Bes. dim. Böckli BsStdt
(.Böcklin'); ZGunt.; 1300/1400, LSemp.; 1486, GKriess.;
1537, ZElgg. ,Böckle.' 1565, Schw. ,Bockeli(n).' 1296.
LStdt. .Bockli.' 1304, ZStdt; 1330/82, LStdt; 1421,
Scaw. — 15. als Orts- und Flurn. GKappel; S (Wiese);
ZSth. ,Reben im hintern Böckli' ZDättl. ,Bocke°-
Hüsli' TuTobel, ,Bocke"-Mos' ZSth., ,Bocke°-Rain' Sch
Schi., ,Bocks-Löh' GBromsh., , Bocks-Berg.' 1530, GuT.,
, Bock-Stein' S, ,Bock-Wisli' ZSteinm.
Manche Bedd. von 4 hat auch das frz. clevre. Zu dem
adv. Acc. unter 5 b vgl. de" Böge' (Sp. 1060), de" Benj uä.
13 könnte von 8 c ausgegangen sein; weiter ab liegt die
Annahme, dass mit B. eig. das bekannte starke Bier gemeint
sei. Zum Sachlichen vgl. auch noch Medikus, Tierreich
1880, 45 f.
AI-Bock: Blaufelchen, Salmo Wartm. BBrienzer-
und Thunersee, oft mit Salmo nianena verwechselt;
vgl. Älbek (Bd I 1 85), Färet (ebd. 903). Syn. Edel-,
Brät-Fisch. Zu BUnterseen war der gewöhnlich reich-
liche Fang des A. bis ins XVIII. hinein mit Festlich-
keiten verbunden. ,üe curte Mediolano [ZMeilen] 60
pisces alboken et centum ova abbati servitium.' XII. /
XIII., SchwE. Urbar. ,60 und zwen halb gewachsen
alpöchen [als Zehnten].' 1302, Gl Urk. (Kopie aus dem
XVI.). ,An halb gewachsen alpböck (blowling) 60.'
ebd. ,40 albchen, der je 10 einen ß gelten sulen.'
um 1310, ZStäfa (Habsb. Urb.). ,500 albochi salsi et
fumigati [als Abgabe].' 1472, BInterl. ,Am 24. Juli
1531 wurden im Thunersee in zwei Zügen 4457 Aal-
böcke gefangen.' Türler 1895. ,üene dryen gsellen
von Interlachen, so in dreien hutten alböck und ouch
ein gemschen bracht, jedem für sin zerung zalt 10
batzen.' 1594, B Vogtrechn. ,Ber Albock, so mit dem
Ordinarigarn gefangen wird, soll verkauft werden um
1 Cr., der so in Schwebnetzen um 1 Schill. Die Spitz-
oder Buchalböck sollen gar nicht gefangen, sonders
widerum in den See geworfen werden.' 1672, B Fischer-
ordn. für den Thunersee. ,AlbuIa caerulea, germ.
Bratfisch, Alböck.' Wagner 1680. .Merkwürdig ist der
Fang der blauen Albelen [im Thunersee], welche sie
Alböcke nennen und bis nach Bern führen. Mich
dünkt aber, es seien fera lacus lemani lavareto persi-
milis.' JJSchedchz. 1746. S. noch GLHartm. 1827,
155. 160, sowie Gr. WB. I 1439.
Die ahd. Form wäre wohl 'albuh oder 'alboho (vgl. die
ältesten Belege mit schwacher Flexion), also eine Bildung
ähnlich den Vogelnamen habuh, chranuh. Später trat An-
lehnung an Bock ein.
Ale"-: 1. Möve, Larus, in ihren verschiedenen
Spezies, bes. die Lachmöve, Lar. ridib. ApK.; GWidn.;
ScHSt.; THMamm., Steckb. Seeschwalbe, Sterna hir.
THErm. Syn. Böt-Gans (Bd II 374), Giriz 1 (ebd.
407); vgl. Bröt-Holi (ebd. 1155). Seched-er [ihr] ä"
Alle'böck (fad Scharen uf's Land use'flüge"? 's best
Zeiche*, dass 's morn anne" regnet. ONäg. 1898. Ale"-
bock im Land, Unwetter ob Hand ScHSt. (Sulger). A.,
stupf de* Chopf in Se und de" Schwans i" d' Höh!
rufen die Kinder in THErmat. den tauchenden See-
möven zu. A., A., tütsch in Se, bring en Scheffel volle"
Sehne! G (Götzinger). ,Mew, circa Acronium lacum
alenbock.' KGesn. ,Von den meben in süssen wassern.
Die Teutschcn gebend disem vogel vi lf altig namen, als
meb, mew, miess, holbrot, holbrueder und bei dem
Costenzersee alenbock. Der gmein meb oder holbrot
bei uns.' Vogelb. 1557. ,Der alenbock, larus cinereus
vel gavia cinerea.' Mal. , Larus tridaetylus, der Alien-
bock.- G Wochenblatt 1798. — 2. weisse Taube mit
schwarzem Kopf und Schwanz Ap.
Unser W. könnte mit dem vorigen identisch sein (das
mittlere e Secundärvoc. ?), für beide Tiere ist die weissliche
Färbung charakteristisch. Vgl. ,Belche', Bezeichnung sowohl
eines Fisches als eines Wasservogels (Gr. WB. I 1439),
, Weissling', Fisch- und Vogelname.
Anke"- (Ank- BK., Auche*- BO., Oichen- BHa.):
1. Butterbrot, -schnitte AaL., Leer.; BE., Ha., Hk.,
M., ß.; L; Zg (St.b). Syn. A.-Brüt. Her Knabe, wel-
cher gebuttert, kriegt einen A. AALeer. G'hörst,
Müeti, ict wott A. '. B Hist. Kai. 1844. ,Ich will anken
lassen. Ich kann dann den Schneidern morgen im
halben Tag [zwischen den Mahlzeiten] einen A. geben.,
Gotth. In BM. Festspeise an Auffahrt. ,Sie hatten
A. und Hung an der Auffahrt.' N. B Kai. 1844. —
2. Butterballen, -stock L; üw; vgl. Lamb (Bd III
1271). Der Birge"- und die ondre" Steck, die gänd
uis Milch- und Onke'beck. Ineichen 1859 (für Uw).
Zioe g' wichtig Anke'böck, we schöni Zuckerstöck. L
Polit. Ged. 1845. Welchis isch der grösst Bock? Der
A., Kinderrätsel. Rochh. 1857. Setz-dich, Anke'böckli
(morn musteret-me" dich), sagt man scherzend, wenn
ein Kind sich unfreiwillig auf den Boden setzt, oder
wenn man einen Gegenstand abstellt L. — Ärmel-
Böckli: kleines Brett, das an den Tisch geschraubt
wird, um Ärmel darauf zu plätten ZStdt. Vgl. Gletti-B.
— Esel-Bock: = Bock 4 i. , Wagen zu den Schiff-
brücken, Eselböcken und Ersätzbäumen.' Kriegsbüchl.
1644. — Facht-: in der Weberei, kleines Gestell für
die Einschusszäpfchen, von denen vermittelst des
Spulrades der Einschuss (Trame) auf die Weberspül-
chen abgespult wird Z. — Feld-: 1. eine Art Tauben.
,Die gmeinen und schlechten tauben von färb werdend
bei uns väldböck genennt.' Vogelb. 1557. ,V., väld-
recken, tauben, so ins väld fliegend und nit daheim
gespeist werdend, columbi campestres.' Mal. — 2. eine
Art Reben. ,Miscellai vites, väldböck, räben, die
allenthalben gern wachsend, zue allen orten geschickt
und fuegklich.' Fris. ; Mal. — FeMz-: langer, höl-
zerner Bock mit Pflöcken an den beiden Enden, zwi-
schen welche die Bretter zum Hobeln der Schmal-
seiten (füegen, felzen) oder zum Kämmen (chämben) ge-
zwängt werden Z (Zimmermannsspr.). Syn. Füeg-Bock,
Chämb-Stuel. — Farr- Für-, in GrD., Luz., Pr.
Vfar(r)-: 1. Ziegenbock zum Züchten GrD., Pr. Vgl.
Farr (Bd I 903). — 2. Person, die sich gerne herum-
tummelt, -balgt, bes. von jungen Mädchen GrS., Spl.,
V.; vgl. Bock 3 d. — 3. kurzer Schlitten mit empor-
stehenden Kufen GRTschiertsch.; vgl. Bock 4 a. —
— 4. das Gras einer erst im 3. Jahre gemähten Wiese
GrLuz. ; vgl. Bock 2 b.
Färli- SchwE., Vrene"- ZRüml. : volksetym. Um-
deutung aus Fernambuk(holz). — In ZTagelsw. FärMwcIc.
Fri-: der als Sündopfer in die Wüste getriebene
Bock, .Sündenbock.' 1531/1667, III. Mos. — Vgl. gr.
X£u.apO£ änOTtOJlJtaTog, lat. caper emismriug, frz. bouc hniaaaire.
Gülle"-: dreibeiniges Gestell zum Aufstellen der
Jauchebütte ZHombr., O. Syn. Güllen-Stuel. Was ist
Das? Es hat e'kei" Verstand, nüd gö" cha"* 's und
hat doch Bei". Antw. : En G. Stütz (Volksrätsel). —
Geiss-: 1. Ziegenbock, allg. Sprw.: En G. chann
1129
Bak, bek, bik, bok, buk
1130
nur stinke". Silger (wobl i. S. v.: Art lässt nicht von
Art). Giri, giri, ff., wärist du diheim g'hockt! höhnt
man Einen, der sich die Finger verbrannt, sich bla-
miert hat ZO., S. .Herein, es wird doch kein G. sein',
zu Einem, der nur zum Scherze an der Türe pocht
GA.; Th; Z. .Sollt ich eim lassen mantel und rock,
torechter war ich denn ein g.' UEckst. Aberglaube:
Um einen Schatz zu heben, führte ein Schatzgräber
in der Abenddämmerung einen schwarzen G. zur Stelle
im Walde ZZoll. (um 18201. Um das Vieh vor Be-
hexung zu bewahren, jage man einen weissen G. durch
den Stall Aa; s. Ztschr. f. d. Altert. III 35. .Mein
Viehstand belief sich gewöhnlich auf eine Kuh, ein
paar Binder und einen G., weil Letzterer, wie mir der
Nachrichter versicherte, das Vieh vor Hexereien, Zau-
bereien und Lungensucht bewahre.' 1793, Th. S. noch
HZahler 1898, 40. — 2. Schimpfn. für Männer SB. Vgl.
Kerli e (Bd III 462). De" ff. m'el'he", scherzh., pissen,
von männl. Personen ZWald. — Gitzi-: (meist Dira.)
junger Ziegenbock Gl; Gr; GBh.; „aUg." — Glar-:
1. Mensch mit grossen, glotzenden Augen ÄAFri. —
2. Sieb mit zollgrossen Löchern AaFH. ; S. — 3. Glar-
(in Aa lt Mühlberg auch Glär-) Böckli, dreifarbiges
Veilchen, Viola tric. Aa; Bs. — Gletti-: = Gletti-
Mann (Sp. 258) Z. — Heu-: = Heimen 1 (Bd II 1477)
ZWäd. — Hoffart-: hoffärtiges Mädchen Schw.
G'schauid auch das Horfertböckli, wie 's halb blutt
daher stolziert. Tryner 1840. — Hali- (auch Häle"-
Scbw; Tb): 1. Widder AaF., Ke.; „B"; L; G; Th; Zg;
ZW1. Vgl. Hälli lund II (Bd II 1135). — 2. „Wohl-
lüstling B; L." — 3. oft dim., kleiner runder Leb-
kuchen in Form eines oder auch zweier ruhender
Lämmer (von der Grösse eines Zweirappenstückes bis
zu der eines Talers und darüber) AaB., F.; L; Schw;
Uw; Zg. Syn. Holen-Benz. Es Häliböckli muest ha"!
sagt die Mutter beschwichtigend zu den Kindern, die
sie um einen Marktkram bestürmen AaB. Briiig-mer
auch es Häliböckli ! so ruft man scherzh. denen nach,
die zu Markte gehen, ebd. Chlingnauer H. wurden
ehemals auf allen Märkten im Aa feilgeboten; mit
diesem Gebäck wurden auch die Bewohner von Klingnau
gehänselt. Bes. berühmt sind die Häliböck von SchwE.,
oft mit einer Füllung wie die Chlöster-ChräpjH; vgl.
Bock 6 d. Besucher dieses Ortes pflegen den Kindern
Häliböck als Reisekram nach Hause zu bringen AaF.;
Zg (vgl. Arch. für Volksk. I 216). Im Schw Fast-
nachtspiel vom J. 1863 verehren die von Einsiedeln
dem Kaiser, dass die chline" Kaiserli blibiH nüefer
und g'sund, e" Häle'bock us Turbe'grund. In L und
Uw ehedem auf St Niklausennacht gebacken : Her
Samichlaus bringt de" Chindere" Häliböck und Bire"-
wegge", Firtigröck, i" de" böse" Chinde" Ross-chugle",
Ruete" und Räbe'rinde" L. Vgl. noch Nat.-Kal. 1866,
61, ferner Lüt., Sagen 100.
Heil-: 1. verschnittener Ziegenbock GrAv.; LE.
(St.b). ,H., ein bock, dem verschnitten ist, caper.'
Fris. ; Mal. ,Unschlitt von einem H.' JJNüsch. 1608.
,Von den besten Heilböcken. Binge und magere Heil-
böck.' Bs Metzgerordn. 1650. .Der rauhharichte Bock
wird durch die Verschneidung ein H.' Spleiss 1667.
.Von einem feisten H. das Netzi.' XVII., B Arzneib.
In der L Fleischschatzung von 1745 wird für Heil-
bockfleisch ein höherer Preis angesetzt als für Bock-
fleisch. — 2. Heili-B., der letzte Überrest eines Brat-
käses (s. Bd HI 508), der auf beiden Seiten gebraten
wird BHasleberg. Ick han an der Alp en Oichenbock
und en H. g'essen. — heil-böckin: Adj. zum Vor.
.Heilböckis und wideris fleisch 1 pfd umb 6 pfenn.,
böckis, stieris, küejis, alt schäfis und kälberis 1 pfd
umb 5 pfenn.' B Fleischschatzung 1474 (Ansh.). .Heil-
böckis fleisch gilt 7—5 haller.' 1519, ZElgg. .Dass
Keiner zwei- oder mehrerlei Bratisfleisch under ein-
ander henke, sondern eintweders nur allein schäfens,
heilböckens, geissens oder reitböckens feil habe.' Bs
Metzgerordn. 1650.
Höli- GRValz.; Z, Höli- GRHaldenst. : 1. Mensch
ohne allen äusserlichen Anstand, der gleich mit der
Tür ins Haus will Z (Jucker). — 2. Wildfang, derber
Springinsfeld GRHaldenst., Valz. Syn. Holli (Bd II
1159). H. springe", sich herumtummeln GRValz. Syn.
ummen-bocken. — Holderi-: wildes, derbes Mädchen
oder Weib Z. Synn. bei Ho2>pass (Bd II 1483). H. hat
Flöh im Bock (Neckreim). Holderi-, Holderi-, Holderi-
bock, wie mänge" Finger streckt der Bock? s. Bock 1 a.
Holz-: l.'a) = Bock 4 i Bs; B; Gr; G; S; Th; Z.
Stä", sitze" wie en H., steif Z. — b) Handschlitten
mit schmalen Kufen und Sitzen für mehrere Personen
BsStdt. .Knaben zogen ihre Schlitten und Holzböcke.'
Bs Hink. Bote 1829. — 2. steifer, ungelenker, stör-
rischer, ungeschlachter Mensch, bes. von Kindern Bs;
B; G; Sch; Z; gefühlloser, dummer Mensch, Tölpel
Bs. Freche, ungeschliffene Person, bes. von Frauen
und Mädchen Gr. En grusige'' H. Dreister, ausge-
lassener Mensch ZHörnli. ,Ach du wilder h., wann
wilt dich lassen zemmen'?' Gyrenrupfen 1523. .Welche
aber ganz und gar yngeton, nimmer under die lüt
kumpt, nimmer nüt redt, ouch seltzamlich etwas sieht
und hört under der wält, die wirdt lütschüch und
ganz ein h., das ist ein unzytig. unryf wyb.' HBdll.
1540. ,Timon, ein weltscheuher Mensch, ein scheuher
H.' Denzl. 1677; 1716. — 3. Name spinnen- oder käfer-
artiger Waldtierchen, a) gem. Zecke, Ixodes ricinus
Aa; Th; Z. Syn. Rank-Lüs (Bd 111 1453). .Die holz-
böck [an den Hunden] vertreibend die bitteren mandel-
kernen.' Tierb. 1563. .Bedivius, ein zäch, hundszäch
oder h.' Fris.; Mal. .Hundslaus, Zäk, H., ricinus.'
Red. 1662; Denzl. 1677; 1716. — b) grosser Holz-
käfer, Cerambyx heros Bs (Spreng); B. ,Scaraba:us
capric, H.' Cappeler 1767. — c) Alpenbock, Ceramb.
alp. „BO." — 4. Gespenst im Walde Sch (Kirchh.).
- (ge-)holz-bockig Z (Spillm.), holz-böckisch
B: steif, ungelenk, grob, ungeschlacht im Benehmen.
,Zum Flattieren waren sie zu h.' Gottii. .[Frau] die
zänkisch und holzböckisch war.' HRRebm. 1620.
Hunds-: = Holz-B. 3 a. .Redivius, H., ein Würm-
lein, das den Tieren an der Haut klebt und das Blut
aussauget, bis es von Völle stirbt.' Denzl. 1677; 1716.
Hinkedi-: spöttische Benennung eines Hinkenden
Bs. — Wahiscli. entstellt aus dem gleichbedeutenden Hin-
ke Ji- Bot.
Huere"-: Hurer Bs. — Hörn-: gehörnter Ziegen-
bock im Gegs. zum Muttlen-B. Gr. Schnippt, schnappi,
Höre'bock, wie ril Fingere" streckt der Bock? Rate-
spiel; vgl. Bock 1 a. — Horni-: = Horni 2 (Bd II
1627) Bs. ,Es wisse wohl, dass es schon lange der
H. habe heissen müssen im Hause und dass sie es
alle mit einander hätten gegen ihns.' Breitenst. —
Chüel- Böckli: Bock mit kurzen Beinen, worauf
beim Branntweinbrennen das Kühlfass steht B. -
C holderi- Bock: = Cholderi 4 a (Bd III 238) Bs.
1131
Bak. bek, bik, buk, buk
1132
Syn. Cholderi-Chopf. — Chün(g)eli-Bock: 1. männ-
liches Kaninchen Bs; Gr; Z. Er iseh rammlig wie-n-e"
K. BsStdt. — 2. übertr., Wüstling BsL. -Karde»-
Charte"- Z ; s. Kartätschen II (Bd III 490). Syn. Zieh-
Stuel. — Chätzi- B, Chätzli- Z: Schelte, Beteurung
st. Chätzer. Losit, ir Lüt, da isch-es chuel icie-ne" Ch.
BHerz. Potz Gh.! Z. — Chris-: vierbeiniges Gestell
mit vier Pflöcken, zwischen denen vermittelst einer
Kette, die durch einen Hebel oder eine Rolle an-
gezogen wird, Reisigwellen zsgetrieben und nachher
mit Weidenbändern gebunden werden Z. — Ler-:
dreibeiniger Bock, auf den die Tül-Ler (s. Ler 2 g
Bd III 1366) zu ruhen kommt L; Z. - „Leit-:
Gemsbock, welcher dem Rudel voranzuschreiten und
denselben zu führen pflegt BO." Vgl. Vor-Geiss (Bd II
462). — Märkt-Böckli: vierbeiniger Stuhl oder
Gestell, worauf die Marktweiber ihre Gemüsekörbe
stellen ZStdt.
Miesere"-Bock: hochgewachsene, korpulente
Frauensperson SchwMuo.
Eig. Bezeichnung eines gewaltigen Gemsbockes, der auf
der Alp Miesere" sein Wesen trieb und nach vielen Miss-
erfolgen schliesslich erlegt werden konnte.
Musik-: Musikpult ZHombr. — Muttle"- Gr,
Mütti- S, Motsch- Th: Ziegenbock ohne Hörner. —
Nüti-: Dominostein ohne Punkte Z. Vgl. Bock S d.
— Belzi-: für Beelzebub. ,lch will dem Astarot und
dem bälzibock das hirny zerbrechen.' Morgant 1530.
Auch in den Z Hexenprozessakten v. J. 1539 und bei
JMurer 1559. — „ B ä r 1 i - : = Färli-B. Schw; Zg." —
Bor-: Gestell der Wagner, das beim Bohren der
Speichenlöcher in die Nabe verwendet wird Z. —
Puschle"-:= Ghrls-B. TiiStettf. — Bütti-: (Diru.)
Balkenkreuz mit Füsschen, worauf die Waschzuber
gestellt werden BKirchb. — ,Rech-: caprea.' Fris.;
Mal. ,Zum Rechböckli', Hausname in ZStdt. — Rigi-:
süsses Gebäck, ein liegendes Schaf vorstellend. Dan.
Röl- BHk.; GRMai., sonst Bali-: 1. Kater GrD.
— 2. „Person wohllüstiger Art B; L"; Bursche und
bes. Mädchen, die auf Liebesabenteuer aus sind B
Trachselw. ; Ndw. Kokette GrD. — 3. Mensch, der
Alles unsanft angreift, polternd verrichtet BHk.; „L",
unruhiger, sich herumtreibender Mensch Scb, Schul-
knabe, der lieber schlendert als lernt L. Bes. als ge-
linde Schelte auf ein Mädchen in den Flegeljahren,
wildes, ungebärdiges Mädchen, Wildfang GRHe., Mai.,
ObS.jGW.; SchwjUw; Z. Mannweib GrD. — 4. Name
eines gespenstischen Bockes, der aus dem Aletscbtale
durch die Wälder Eggen und Bischinen, Alles ver-
heerend, mit schrecklichem Getöse herunterkommen
soll, wobei er mit seinen Hörnern Tannen zersplittert
und Felsen vor sich hinrollt. Wer sich nicht in Gottes-
häuser flüchten kann, wird zu Staub vernichtet W
Naters. — rtfl-bocke": sich wild herumtummeln
(von Knaben) GrPt.
Bammel-: 1. Person (bes. weibliche), die dem
andern Geschlcchte gegenüber sich allzufrei benimmt
Gr. — 2. Wildfang, Lärmer, ebd. — Renne"-: von
zwei auf dem Rande der .Rennstande' aufliegenden
Stäben getragener Korb, durch den man beim Keltern
den Most zum Behüte einer ersten Reinigung von
Tresterbestandteilen fliessen lässt TiiUntersee. Syn.
Benn-Zeinen. — Randen-. ,Die Randenböck (also
namsend die Eidgnossen die Schatl'huser von irer red-
lichen Kriegstugenden wegen).' JJRüegek 1606. —
Rüat-: hölzerner Bock, auf den das zu behauende
Holz gelegt wird Schw. Syn. Zimher-B. — Rit-:
1. = Farr-B. lY Zu erschliessen aus dem Adj. .reit-
böckin.' Bs Metzgerordnung 1650; s. heil-böckin. —
2. geile Weibsperson GRHe., Pr. ; W. — 3. = Farr-B. 2
GRGlar., He., Pani, Pr., Schud. — Ume"-rit-: Wild-
fang GT. — S & cht- : = Bütti-B. Tb; in AaB. ein Stuhl
mit drei Füssen. — Side"-: Spinnrad zum Seiden-
spinnen Zg. — Säg- AaF., Ke.; Z, Sag- B; GRTschapp..
Säg- Bs; GWe. ; Th: Sägebock. Syn. Sag-Stitel. Dästä"
wie-n-en S., steif, ungelenk dastehen Z. — Sünde"-:
wie nhd. allg. — Sattel-: Mohn, Papav. somnif. G oT.
Syn. Stink-B. — Schi- GA., Tschi- Gl: l. = Scham-
Liis (Bd III 1453) GA. — 2. hervorragender Gras-
schopf im Sumpfland, mit Gras bewachsener Ameisen-
haufen Gl. Es ist schlecht z' meije" g'sl", es het Nüt
a's Tschibügg g'ha" GlH. — Schach-: Schelte auf
einen verdrossen, hämisch Dreinschauenden ZW. —
G'schad-: Ziegenbock, der nicht zum Züchten taugt?
,Ross und Schaf, gross Ochsen, Stierochsen und Stieren,
die ziehen könnend, auch Gschadböck, die älter dann
jährig sind, mag einer Gwald han uf unser Alp zu
lassen.' XVII., Ndw Rq. — Schaf-: 1. wie nhd.,
Widder, allg. — 2. (oft dim.) = Häli-B. 3 SchwE.
,Auf bevorstehende Wallfahrt empfiehlt als Spezialität
Einsiedler Schafböcke N. N., Lebkuchen-Bäckerei zum
goldenen Apfel, Einsiedeln.' Zeitgsanz. Chrüm-mer awh
en Seh.! sagt man zu den nach Einsiedeln Gehenden
Schw. — 3. (Dim.) mit Butter bestrichenes Brotklöss-
chen aus rauhem Mehl ScHwWoller. — Schiff-: höl-
zerner Bock zum Auflegen von Balken beim Bau von
Schiffbrücken. .Verfertigung von 58 Bruckhölzern.
160 Bruckladen, 7 Schiffböcken.' 1798, B (vRodt). -
Schili-: ein Schielender Bs. — Schin- BO., „Schinn-
BLängenb., Schim- F": verschnittener Ziegenbock B
„Längenb.", O.; „F." Syn. Schiner. S. auch Anderegg
1898," 556.
Schind- ScHSt. (Schimpock), Schinder- ZBenk..
Uhw.: Purzelbaum; s. den Bock schinden u. Bock 1 a.
— schind-bocke" ScHSt., schind -buckle" Tnllw.:
Purzelbäume schlagen.
Schar- Ap; Z, Schär- B, Schär- Aa; UwE.; Z:
Skorbut. ,Der Sehorbock.' Önol. 1702. — Schiess-:
Gestell, auf welches bei den Zielübungen der Rekruten
das Gewehr aufgelegt wird B. — Schmier-: hebel-
artiges Gestell, mit dem die Wagenachse gehoben
wird zum Schmieren der Räder Th; Z. — B' seh nid-:
Bank mit Vorrichtung zum Festhalten des mit dem
Z in/ -Messer (Sp. 464) zu beschneidenden Holzes Zg.
Syn. B'schnid-Esel, -Stuel. — Schnorre°-: = Schar-B.
ApK. (selten). — Schwinge"-Böckli: kleines Ge-
stell, das die Schwinger. [Hebel] des Webstuhls fest-
hält Z. — Seh wanz-: Balken, dessen eines Ende auf
zwei Füssen steht, während das andere (der Schu-anzJ
zum Unterschied von den gewöhnlichen .Böcken' auf
der Erde aufliegt U (Zimmormannsspr.). — Spinn-:
= Bock 4 k GrLuz. ; ZKn.f .Die leichten Spinnböcke
und die Hockige Baumwolle Hessen sich [bei Licht-
stubeten] bequem hin und heim tragen.' um 1840. ZObf.
1897. — Sperr-: Stützen aus divergierenden Stangen.
.Dir Fürleiteren widerumb sollend verbesseret und
Sperrböck darunder gemacht werden.' 1668, ZWthur
Ratsprot. — Brät-spiss-: Bratbock. .1 Bratspiss-
böcklin.' 1627, TnBürgl. Inv. — Steg-: Gestell mit
Beinen als Untersatz unter den .Steg' Ndw.
1133
Bak, bck. bik, liok, buk
Il.'M
St ei"-Böckli: 1. Felsenbirne. Amelancbier vnlg.
ZAlbis, Wettschw. — 2. die Beeren von Vaccin. ulig.
ZKn. — Vgl. ,Sfceinböcklein' bei Hier. Bock für mespillus
gönn.
Stink-Boek: 1. Mensch, der stinkt BsStdt. -
2. = Sattel-B. G oT. — Stirgili-: 1. Ziegenböcklein
Ndw. — '2. ausgelassener Mensch, ebd. — St6s-:
einsiedlerisch lebende Gemse, nieist ein alter Bock,
so genannt, weil er sich am liebsten in den Alperlen-
stauden fStösJ aufhält Gr (Höpfner 1788 II 118). —
Strüb-: hölzerner Rahmen mit vier Schrauben, beim
Aurleimen der Fournierblätter verwendet. oO. —
Turben-Böckli: je zwei und zwei kreuzweise über
einander aufgeschichtete Torfstücke AaF.; Z. Vgl.
bockten. — Dütschi-Bock: Ziegenbock. G Id. 1799.
— Trete"-: aus zwei Holzklötzchen bestehendes Ge-
stell unter dem Webstuhl, das vermittelst eines durch-
gesteckten eisernen Nagels die .Treten' festhält Z. —
Wedele"-: = Chris-B. B. — ChiDb-wih- Chilbi-
Böckli: Schafböcklein, das am Kirchweihfest ver-
schniaust wird Gl. .In der Kilbiwoche zieht der Vater
auf die Alp und holt da ein Kilbiböckli oder ein Kilbi-
sehäfli, von dem ein gut Teil über die Kilbi aufge-
zehrt wird.' Gl Gem. — Welle"-, in Gl Well-:
1. pyramidenförmiges, aus konvergierenden Stangen
gebildetes Gestell mit Walze (Wellt?), vermittelst
deren bei Bauten Steine und andere Lasten aufge-
wunden werden B; Gl; Th; Z und wohl allg. .Man
verbindet den Flaschenzug mit einer andern Maschinen,
wie z. E. mit dem W.' 1782, Z Techn. Schule. —
2. (auch Dim.) in der Weberei das oben quer über
dem Webstuhl liegende, 4 — 6 Wellen (Rollen) ent-
haltende Gestell, woran das Webergeschirr an Schnü-
ren hängt Z. — Baum-wulle"- Baude'-: 1. drei-
beiniges Spinnrad für Baumwolle ZGf; ZKn.f ,Wenn
man [in ZO.] einen jähen Berg bestiegen, siehet man
sich oft mit einmal bei Häusern, vor welchen 10 bis
20 Baumwollenböcke in voller Bewegung sind und
von einem mutwilligen Völkgen behandelt werden.'
AHöffn, 1788. — 2. B.-Böck, Neckname der Bewohner
von ZGSteinhausen. — G'wer-: Gewehrpyramide Z;
vgl. Z Taschenb. 1879, 106. - Wuer-: = Bock 4 m
Gr. — Ziger-: neben Anke", Hung, Brot, Süffi,
Nidle" und Milch als Festspeise an der Kirchweih
genannt Z f. — Zug-. .Hebstangen, Zugböck, Geiss-
füss, Trämmel [usw.]' unter den Geräten des Trosses.
Kriegsbüohl. 1644. ,Geissfüss, Z., Schiffbrücken.' ebd.
— Ziraber-, Zimmer-: vierfüssiger, hölzerner Bock,
auf den die Zimmerleute die zu behauenden Balken
legen Th; Z. — Züricb-: = Bock 7 Bs; B. .Die
Züricllböcke werden alle umgeschlagen [in neues Geld
verwandelt]; die Böcke von Zürich sind längst zu
Grabe getragen; doch ob man die Einen umschlage,
die Andern erschlug — es gibt der Böcke in Zürich
noch heutzutage genug.' Frühlings- Blätter 1852.
S. auch B Hist. Kai. 1898, 88. — Zit-: Ziegenbock
zwischen dem 1. und 2. Altersjahr FJ. Vgl. Zit-Ochs
(Bd I 77).
ho-bockele°: mit dem Bockschlitten den Berg
hinunterfahren GT. Syn. böckleren. — Ho als Schlittea-
nif zu fassen; s. Bd II 857.
bocke": 1. von Ziegen, a) nach dem Bocke ver-
langen, brünstig sein BU.; L. — b) trächtig werden
BSi. — c) Junge werfen Gl; „L;" GG. Syn. gitzlen.
Usri Geiss hat 'bogget. — 2. coire BsStdt. — 3. (mit
lifiii Kopfe) stossen, wie ein Ziegenbock L. Beim
Schlittenfahren zsstossen GRPr., Valz. — 4. a) hüpfen,
springen, wilde Sprünge machen, wie ein Bock Bs; B;
„L;" Sch; Z. Wenn denn 's Gitzli z' b. chunnt, zieht
's Chind sin grücnc" Strüss im vor der Nase" g' schwind
e'weg und lachet 's Geissli üs Z (Schwz. Dekl. II1 69).
Muest über all Stä* b.; chast nit oeh orde"lieh gü",
tadelnd zu einem Kinde Sch. ,üas Rech bockt über
Seit.' JCWeissknb. 1678. Spec. = Bock springen (s.
Bock 5 a) GrHc. — b) sich wild und unanständig
gebärden, herumtollen, bes. von jungen Mädchen „L;u
Seil; Uw; Z. Wie bockist auch! zu einem Wildfang
ZDättl. — c) tanzen und zwar Männer mit Männern
GrScIi. Syn. pföstligen, skadalen. Schi tuend nun b.,
die Bursche tanzen mit einander statt mit Mädchen.
— 5. a) hinfallen, purzeln AAFri.; Bs; Sch; Th; Z.
Wo-n-er [im Rausche] uss-'lem Adler bis zue 's Lerers
Hüstür e" pär Möl 'bocket isch AAFri. Die Chind
find über enand ine" 'bocket. — b) tr., kopfüber um-
werfen GRValz.; s. mit (Sp. 559). — 6. von der Milch,
umschlagen; Syn. umgehijen. ,Die Seebergchüejer si"
sehr erschrocke", und ihre Milch fleug g'rad an b.'
BSi. — 7. = Bock stein 3 (s. Bock ~> a) B. ,Dorsum
ascendenti prsebere.' Id. B, auch bildl. : ,suo damno
alterius commodis inservire.' ebd. — 8. störrisch,
eigensinnig sein, schmollen Bs; B (Zyro); „L;" G; S;
„Z." — 9. von Stoffen, sich sperren, sich aufbäumen Z.
Syn. bängeren (Sp. 1054). — 10. einen Fehler machen,
eine Dummheit begehen AALeer.; BM.; GRValz.; Sch
St.; Uw; W; ZRüml.. Wthur. lch ha" 'bocket UwE.
Er hat leid gibockot, sehr gefehlt W. — 11. den
, Bockschlitten' ziehen, mit demselben Holz führen
GrD., Pr., Valz. Hut hei"-mer Tütschi gebocket. —
12. am Bock(rad) spinnen Grü., He., Pr. D' Wulle" b.
Ob ick für r'em Hüs bocke", old in der Stube", ist ja
ei" Tue". Schwzd. (GnSchiers). — 13. Turbe" b., Torf-
stücke aufschichten ThHw.; Z. Syn. häslen 2 (Bd II
1749). Vgl. Turben-Böckli. — 14. Bezeichnung ge-
wisser Spiele, a) = gülen (Bd II 222) Gl. — b) das
Brettspiel Bock 8 a machen ZW. — c) das Kartenspiel
BockS b machen S; ZO.f; = bochen 2 (Sp. 971) TnTäg.
,Die Karten werden in so viele Häuflein geteilt, als
Spieler sind. Jeder Spieler legt einen beliebigen Ein-
satz auf sein Häuflein, den der Bockinhaber pariert.
Das übrig gebliebene Häuflein ist der Bock, d. h. die
Karte, welche spielt. Hat der Bock die beste Karte,
so gewinnt er Alles; bleibt ihm die schlechteste, so
verliert er sammt dem Einsatz auch den Bock, der
dann auf den übergeht, der die beste Karte hat' THTäg.
Vgl. auch bruggen. ,B. ist ein gewisses Spiel mit den
Karten unter gemeinen Leuten, ungefähr was die
Bassete unter den Grossen' Bs (Spreng). Würfelspiel
oder andere ,grobe ufsetzige spil mit karten, b., drin-
schlachen, ussgescheiden im brett und süss schlecht-
lich karten' wurden Ende des XIV. in Bs wiederholt
verboten. Bs XIV. ,Hensli Götz und ander gesellen
habint uf ein nacht zu dem rüden mit einander ge-
bocket.' 1482, Z Ratsbueh. Mit den Würfeln kein
,lustlisspil. schanzen', mit den Karten nicht .bocken
noch schanzen', denn in Gegenwart des ,frauenwirts
oder stubstatthalters', die den , scheider' [1. scholder?]
davon nehmen. 1486, Z Wthur Ratsbücher. ,Es habe
sich begeben, dass Hensli Götz und ein münch zu
den Augustinern mit einandern bockotind, und als
der münch ein schanz gschlagen und Götz die halb
1135
Bak, bek, bik. bok. buk
1136
gewannen bette, griff münch uf die schanz, weite die
an ein hüfli zamentuen, und als Götz vilieht meinte,
er weite die zu im züchen, schlüege er mit der band
uf die schanz und ergriffe aber dem münchen mer
gelts dann die schanz wäre, zuge das wider uf den
tisch gen im.' 1489, Z Ratsb. .Allenthalben, es seie
auf den Zünften, Wirtshäusern, ausgenommen auf der
Herrenstuben usw. soll man kein Spiel treiben, es
sei Würfelspiel oder mit Karten b.' 1495, Bs (Ochs
V 179). ,An der Kirchweih in ZElgg 1518 hatten sich
mehrere Gesellen in des Frygen Scheune zusammen-
getan, um zu spielen (bocken).' KHauser 1895. .Derlei
spil als da ist b., rümplen. aussen, in die vile passen,
quenzlen, fünfen und derglich [wird gebüsst].' 1533,
Egli, Akt. (Z). ,Mir vier wend spüllen, zamenhocken,
sei kromme Neune oder b.' GGotth. 1617. ,Keins
[Spiel] ich lieber machen will als B. oder Slagespiel.'
1662, L. ,Die Jeux d'hazard als Bassette, Pharaon,
Landsknecht, Oberlanden, B. und dergleichen [sind
verboten].' B Mand. 1725. .Landsknecht, B., Würfel,
Trischaken, Oberlanden und alle ander teure Spil
[sind verboten].' L Mand. 1732; vgl. auch Liebenau
1881, 260 Note. ,Uas Flüsslen, B., Oberlanden und
alle bietende Spiel sind bei Gl. 100 Straf verboten.'
U Landb. 1823. — d) ein gewisses Spiel mit Karten
und Nüssen machen Z; = dem Vor.? — 15. beim Rou-
lettespiel vom stossweisen Hüpfen der Kugel? Es
hocket, es bocket, es Hör e Bastete'! ruft der Spiel-
halter beim Trdje" AALeer. Hiezu: Bockedis Bockedis,
Här a* der Bastete', frisch g'wägt ist halb g'wunne",
d' Steg abg'hit ist auch e'trunne"! Worte, mit denen an
Jahrmärkten die Roulettebesitzer zum Spielen ein-
laden L. Vgl. auch: ,Auf dem Schlachtfelde [an der
Sempacherfeier] werden auch wieder die Rocktus Bock-
tus, selbst während des Gottesdienstes, aufgeführt
werden!' L Nachr. 1865. — .Kocktus Bocktus' an .Hokns-
Pokus' angelehnt.
aben-bocke°: herunterpurzeln Bs; Th; Z.
über- (untrennbar): 1. kopfüber stürzen, über-
kippen, bes. von kantigen, eckigen Gegenständen Aa;
Ap; Bs; Gl; GTa.; Sch; Tb; Z. Für zue, far zue,
und überbock! zu einem schnellfahrenden Gefährt.
Stutz. ,l)a überbockten ihrer drei [Spinnerinnen]
sammt ihren Spinnrädern so entsetzlich [über eine
gespannte Schnur] in die Stube hinein, dass es krachte.'
ebd. ,Nein, so kann 's nicht immer gehn, die Welt
wird ü.' Hagröschen. Auch tr. AALeer.; Bs; Tb; Z. Ieh
ha' die Chiste' nüd möge" träge', ich ha'-si müesen ü.,
umwälzend fortbewegen ZZoll. — 2. einen Handel,
eine Übereinkunft in Bausch und Bogen abschliessen
SchSL St händ überbocket, z. B. bei einer Erbschaft.
um-: stürzen, umpurzeln, derb oder familiär für
umfalle' Aa; Bs; Th; Z.
ume"-: eig. herumspringen wie ein Ziegenbock,
dann: sich wild und unbändig herumtreiben, -tummeln
(bes. von Kindern) GrD., He., Pr., Sch.; GT.; „Schw;u
Th; U; „Zg;" Z. Und au'h d' Geiss, die ebig U'rue"",
mues' na [noch] e" chli" u. EScbönenberger. De wirst
wider recht umc'bocket si', sagt etwa die Mutter zu
einem Kinde, das mit zerrissenen Kleidern nach Hause
kommt Z. D's Nanzis Chind sind vom Essen e'wegg
für d's Hüs üs g' spränge" gen nmhe'bockc". MKdoni.
E' ganzi Nacht u. wie nüd g'schid, müedi Bei' mache".
EFeurer. ,Es sei ein gottloser Russ, hocke und bocke
in Allem herum und über Alles herein, habe den Klei-
dern nicht zum mindesten Sorg.' Stutz 1847.
er-: von Kühen, nicht mehr leicht trächtig wer-
den, immer weniger Milch geben GrD., He., Pr., Sch.
Di Sterrc ist ganz erbocket.
ver-: 1. von Ziegen, verwerfen, fehlgebären Gl;
GA. Bildl. D' Chilbi hat verbogget, ist missraten,
z. B. in Folge schlechten Wetters Gl. Der Winter
hat verbogget, für einen strengen Winter ist es bereits
zu lange mild gewesen Gl. Vgl. verschütten, ent-
werfen. — 2. durch dumme Streiche, Unachtsamkeit,
Eigensinn verderben, verlieren „L;" Sch; „Z." —
3. widerwärtig, starrsinnig, unempfindlich werden Ap;
G oT. — 4. (von Pflanzen) das Wachstum verlieren
Ap. Früchte (z. B. Obst) verbocke'd oder sind ver-
bockfejt, wenn sie (z. B. in Folge von Dürre) hart und
saftlos bleiben, nicht reif werden wollen GTa.; Th.
Gemüse (z. B. weisse Rüben) verbocket, wenn es beim
Kochen nicht den gehörigen Grad von Weichheit er-
langt Th. Verbocket, verhärtet GW. Vgl. Bock 2 c.
gei-: herumspringen und dabei die Hinterbeine
emporwerfen, von Kühen auf der Weide Ndw. Gilt
als Vorzeichen von schlechtem Wetter, Schneefall.
,Die Kühe wollten nicht recht anbeissen und gei-
bocketen nur.' Ndw Kai. 1884. — Für gcil-bockenf
„chetzer-: unpers., durcheinander regnen und
schneien, ganz ungestümes, schlechtes Wetter sein
LW." Vgl. chetzeren 2 b (Bd III 597).
Bocker m.: 1. = Bock 4 a ß GrKüM., Luz. —
2. aus saurer Milch bereiteter Magerkäse von wider-
lichem Geruch und bitterm Geschmack B; F. Syn.
Bifer-Chäs. — 3. Pfianzenname, Alpen-Windröschen,
Anem. alp. GRTrimm. Syn. Bock-Bart. — 4. Dim.
Bockerli. a) eine Art grosser Pflaumen AASt. —
b) grosse, vorstehende Augen, ebd.
Bockerei f.: störriges Wesen Bs.
bockerle". Bockerli's mache" : = hurrlen 3 (Bd II
1584); s. Hurrlen.
bockermen t, p- GT. (UBrägger 1782), We.; Th; Z
(auch -mentlig, -menge), bockerement Ap (auch -mentlig,
-mel, -most); GT. (UBrägger 1780), W.; SchwE.; Z:
= hackerment (Bd II 1114). Nei", bockerement nd! nein,
bei Leibe nicht Ap. Bockeremost ine'! ei der Tau-
send, ebd. Pockermenge" wille"! ZHinw. Subst. de"
Bockerementlig, beim Sapperment ! Ap. Der Bockere-
metit, der Teufelskerl Ap.
Synkopiert aus: ,potz Sakerment." mit Anlehuung an
Bock (s. Sp. 1123); vgl. die Anm. zu hnckerment.
g"-bocket: 1. wild (wie ein Bock). .Das zainme
Vieh, die bockte wilde Scharen [fanden sich im Para-
diese].' JCWeissenb. 1678. — 2. steif (wie ein Bock),
„ungeschmeidig, von Papier, Tuch udgl." Ap; „VO;u
Gl; Z. E' 'bockets Hemp, z.B. wenn es gefroren ist
Ap. D' Turpe" [Torfstücke] 'bocket verchaufe', nicht
ordentlich geschichtet, sondern so, dass sie die Enden
emporstrecken, wodurch Zwischenräume entstehen Z.
Gliüfet und 'bocket voll ZBül.
bockig, in Z auch p-: 1. brünstig, von Ziegen
B; F; GrD., Pr. Auch mannsüchtig, von Mädchen W.
— 2. störrisch, widerstrebend, von Menschen Bs; B; L.
Auch übertr. : e" b-er Bank, der nicht fest stehen will
SOlt. E' b-i Federe", die sich zum Schreiben nicht
fügen will. ebd. — 3. hart, saftlos, von Früchten,
z. B. Trauben Th; vgl. ver-bocken. — 4. steif, sich
1 1 - '. 7
Bak, bek, bik, bok, buk
li:;s
bäumend, z. B. von Zeugen, von trockener oder ge-
frorner Wäsche Bs; GSa. ; Z.
bockle": umpurzeln Sch; ZDättl. Da' China ist
über und über 'bocktet.
abe°-: herunterpurzeln Sc»; ZUhw.
über-: überpurzeln Sch.
Bockli m. : Einer, der immer hüpft und springt Sch.
Böckel m. : 1. Ziegenbock, meist halberwachsener,
eine Zwischenstufe zwischen Bock und Bockli, auch
Männchen anderer Tierarten AaL., St.; L; SchwE.;
S; Xdw ; Z. Der Geissbueb ist vorüsg'sprvmge', hinter-
em drl' der B. icie-n-e" Fürtüfel. MLienert 1891. Dem
B. g'frünt si", der Wollust fröhnen AAKe.; L. Mi's
Ganz ist halt im B. g'fründt und hütigs Tags e" Mode"-
sünd. Häffl. 1813 (Charade über das Wort Ebruch).
— 2. Wollüstling, geiler junger Mann L; Z. —
3. Schelte auf einen wilden Knaben AaB. ; Ndw.
Das W. hat z. T. burleske Färbung; seine Bildung ver-
gleicht sich der von männlichen Persouenn. wie: Uechel,
Ffk;l, Heiehel, Jogge!, Chiiechet [Kourad], Unedel.
Nacht-: gespenstischer Bock, mit dem man die
Kinder schreckt Uw.
bockele", in B tw.; F; Gk tw.j W bockele":
1. Geilheit verraten B; GA.; W. Der böggeht überlüt,
der kann seine Geilheit nicht verbergen GA. ,Das
Mädchen selbst merkt, dass es gar zu hässlich buckelet
um ihns herum, und dass aus den langen Fingern
lange Krallen wachsen, und aus den Augen mit und
ohne Brillen sieben böse Geister steigen hungrig und
geil.' Gotth. S. noch Gauchhafti (Bd II 108). —
2. bockele', ein wenig störrisch, widerspenstig sein B
(Zyro). — 3. nach dem Ziegenbocke riechen, stinken
Ap (auch geiss-b.); Bs; BE., Si. (stärker als mäggele");
Gl; Gk; GA., Sa. ; Th; Z; „allg." D' Chämme" vom
Bock hed geböckelet Gr. — 4. übh. übel riechen oder
schmecken (Syn. mäggelen I 2 Sp. 119); von abge-
standenem Fleisch AaZ.; B; UwE., von Kaffee B, von
Wein AaZ.; B; „L" (vgl. Bock 10), von gewissen
Pflanzen. Die Bibernälle" böckelend GRÜhurw. Un-
angenehm .säuerlich riechen, von Milchgefässen B; F;
Syn. biferlen. .Stinkender, böcklender kuss, hircosum
osculum.' Mal. .Uochsengestank, wenn es böckelet
oder muffelet.' ebd. .Virus, böckclender Geruch under
den Uechsen.' Denzl. 1677; 1716. S. noch mufflen 5
(Sp. 95).
böckelig: 1. „nach dem Bocke verlangend B; L."
— 2. „geil wie ein Bock, ausgeschämt wollüstig,
ebd." — 3. nach dem Bocke riechend oder schmeckend
AaB. ; B (bes. von fauligem Fleisch); GrHc, Pr. (sel-
ten); „L;" Th. Syn. mäggelig.
böckig: 1. brünstig (von der Ziege) AaB.; Bs;
BHk.; G; S; Sch; Th; Z. — 2. eigensinnig, störrisch
AaB., Z.; Bs; L (Ineichen); GF. , Flattiert man ihr,
so wird sie immer böckiger und halsstarriger, und
räsonniert man mit ihr, so pflännet sie wie ein Kind.'
Breitenst.
böckin: vom Ziegenbocke stammend. Böcki's
[sc. Fleisch], ehedem beliebte Fleischsorte GStdt.
.Bückis', Bockfleisch. 1410, AAAar. Stadtr. .Bückis
sond si [die Metzger] geben 2 pfd umb 5 haller.' um
1420, Sch Stadtb. ,Si sond geben 1 pfd böcki und
gaissflaisch umb 3 h.' 1458, ebd. ,1 pfd geheilts böckis
fleisch [galt] 0 häller.' 1470, LStdt. ,2 pfd guots
Schweiz. Idiotikon IV.
bukkins und gaissins umb 5 h.' 1486, Sch Stadtb.
S. noch Grien (Bd II 748), heilen II (ebd. 1140).
böckle": 1. intr. a) wie ein Bock (mit den Hör-
nern) stossen ÄALeer. ; ZLunn. — b) schmollen Tu
Ermat. Stöss mit-mer a"! Wa', du wottst nid? wa'
lenkst ock! wer weit i" dim Alter no'h b. ONXgeli 1898.
— c) purzeln „Sch;" Z (in Dättl. neben bockle").
Drüber ie b. Z. — d) mit einem Bockschlitten fahren
GT. — e) = bocken 14 c Ap. — f) in der Verbindung
mit gitzle" (s. Bd II 578). Me" möcht chitzle" und b.,
man möchte sich zu Tode ärgern Ap. — 2. tr.
a) = husten 2 (Bd II 1749) im Gegs. zum kanonlen
(Bd III 309) SchwE.; ZGlatt, Km, S. — b) Büschel
von Ackerbohnen schief an einander stellen, damit
die Schoten dürr werden Z. ,14. Aug. Feldbonen ge-
schnitten und geböcklet.' 1780, ZWipk. (Tageb.).
abe"-: herunterpurzeln ZDättl., Ü., S. — über-:
überpurzeln AaZ.; Sch; Z. Volksglaube: ,An der Auf-
fahrt sieht man vom Pfannenstiel [Berg ob ZMeilen]
aus die Sonne beim Aufgehen sich dreimal ü.' Z
(LTobler). — um-: umpurzeln, bes. von Kindern
AaZ.; Z. Heb Sorg, dass d' nüd umböcklist !
Böckler m.: kurzer, starker Schlitten, vorn mit
zwei hoch ragenden Hörnern, zwischen denen der
Leiter des Schlittens sitzt. Der B. wird verwendet, um
Baumstämme vom Berge herunter zu befördern; dabei
liegen dieselben nur mit ihrem vordem Ende auf
dem Schlitten auf, der übrige Teil schleift auf der
Erde G oT. Syn. Bock-Schlitten.
böcklere": Holz auf dem Böckler zu Tal be-
fördern GoT.
ver-böcklet: vertrocknet, verwelkt Gl. Vgl.
ver-bocken 4.
boekeliere": gern und viel reden ZBauma.
Wohl identisch mit .«okulieren', aber irrtümlich bezogen
auf die Tätigkeit der vom Wein gelösten Zunge. Doch kann
auch Entstellung aus dem syn. prokerieren, unter Anlehnung
an .pokulieren', vorliegen.
Bocke11 AAÄar., Brugg, Fri„ Bockte" Aa; Bs; Gr; S
— m. Aa; Bs, f. Gr; S: 1. grosse, runde, meist
eichene, tw. mit Deckel (Bocke"-Lid) versehene Kufe
zu verschiedenen Zwecken. Syn. Standen. ,Umb bocken
in dien mülinen ze bindenne.' 1380, B Stadtrechn.;
vgl. Mülli-B. ,Für zwei neue bokten 2 pfd.' 1470,
Bs (Ochs). ,l>ie eichenen und mit eisernen Reifen
versehenen Bockten, zween in dem Spital, zween in
dem Karrenhof, auf Schleifen legen und gleich den
Leitfassen der Brunst zuführen lassen.' Bs Feuerordn.
1681/1753. ,Der geschworne Mehnesser soll das Mel
entweders aussein Sack in Sester oder ein Pockten
oder auf ein Tuch schütten.' Bs Mand. 1698/1712.
,Von Leitfassen und Bockten. Die Leitfasse sollen
auf Karren gelegt, zu den Bockten an jedes Ort ein
Schlitten oder Schleiffe getan und Karren, Schlitten
oder Schleiifen zum Deichselgeschirr eingerichtet wer-
den.' Bs Feuerordn. 1777. a) Kufe zur Aufnahme der
frisch gelesenen Trauben und des neuen Weines in
der Kelter Aa; Bs. Do müese"-si [die Winzer] ortelig
Acht ge", das keini Brösmeli Brot in Bockte" chömme";
's wurd Alles Bubis und Stübis drum sür, so b'hend
a's der WV a'fieng jese". WSenn (Bs); vgl. WSenn
1884, 211. Grosse Kufe für Wein usw. Gr ObS. -
b) Bottich der Bierbrauer zum Rühren des Malzes
72
1139
Bak, bek, bik. bok. buk
1140
Bs (Spreng). — c) Jauchebottich Aa. — d) Wasch-
zuber Gr ObS., Thus. — 2. Dim. a) Bocktli, Wasser-
kufe SStdt; Jauchekarren SG. — b) Böggtli, Krüg-
lein für Thee udgl. Gl (Leuz.). — 3. Flurname, ,1m
Bockten' ZMarth.
Mhd. boleche mf., ahd. botahha f., Bottich. Zum Wandel
von -Ich- zu -k-, -kt- Tgl. die Anm. zu Fecken (Bd I T2S).
S. auch Buchten (Sp. 1010), Bücken, Bückten.
Mülli-Bocke": wahrsch. bottichartige hölzerne
Einfassung des Mühlsteins oder dann grosse Kufe
zum Einschütten und Mengen des Getreides, Mehles.
,Umb ein gros mülibocken zuo der burgermüli IT p.'
1380, B Stadtrechn. — Stein-: = dem Vor. ,Umb die
steinbocken ze bessrenne an der Matten 15 d.' 1377,
B Stadtrechn. ,Umb zwo steinbocken und umb andern
bocken ze bindenne 2 pfd.' 1380, ebd. ,Henslin Binden
umb ein steinbodken und ander steinbodken ze binden
in die müline 1 pfd.' 1384, ebd. — Wi»-: grosser
Traubenbottich BsL. ,1m Gemeindeschuppen lagen
wohlverwahrt das ganze Jahr die Weinbockten der
Rebenbesitzer, mit dem grossväterlichen Brenneisen
gezeichnet' WSenn 1884, 210.
Bocki, seltener Bockli, Dim. Bockeli — n. : hoher,
kreisrunder Zuber, meist zum Tragen oder Fahren von
Jauche BU. Syn. Bücki, mit dem es im Gebrauche
wechselt. ,Chrigel fuhr z' Märit, um eine Waschbütte
und ein Bockli zu kaufen.' Schwz. Unterhaltdngsbl.
1860. ,Die [Bett-] Federn seien in einem Bocki im
Spycher, sagte die Bäuerin.' Gotth. Er ist im B.,
('" 's B. g'heit, in sehr schlimmer Lage.
Sür-chabis-: Bütte für Sauerkraut BU. Es Sür-
kabisbocki für-n-e" ß'richtsdss a'luege". Gotth. Meist
verkürzt: Sür-B. ,Mit der neuen Waschbütti und dem
Surbockli.' Schwz. Unterhaltongsbl. 1860. — Süw-
Söu-: Bottich, worin das für die Schweine bestimmte
Futter gesammelt wird B. — B'schütt(i )-: kleiner
Jauchebottich, zum Tragen oder Fahren eingerichtet
BU. ,Der Sigrist schöpfte kaltblütig aus dem Sudel-
trögli in sein B'schüttbocki.' B Hink. Bote 1886. —
Stöss-: Jauchebottieh in Form eines einrädrigen
Schubkarrens BU. We""-nie"-mer es St. voll Kaffi
g'macht hätt, i'h hätt-n-e" üs'trauche". Gotth. — Trag-:
an zwei Stangen getragener Jauchebottieh BE.
jioku": pescar nell' acqua sporca PAL (Giordani).
Wahrsch. als iiügge* oder pagijt* zu lesen; vgl. /»';/'" /
(Sp. 1053).
Hockis-Bockis: = Hoggis-Boggis Z. Es lit Alles
h.-h. überenand, z. B. in einem Zimmer. ,So hockus
pockus davon stürmen.' Stütz.
Huck. bzw. Bugg (auch SchwE.), in Gr; GStdt;
Th; ZS., Stdt, Wl. Puck — PL mit Ural. — m.: 1. Ver-
beugung, Bückling Ap; Gr; GStdt (Dim.). Tuen auch
e* B. z' Bode; bücke dich! Gr oHe. Mach e" Bockli:
(zu einem Kinde) Ap. — 2. Biegung, Krümmung (z. B.
einer Latte, Strasse) AaWoIiL; Ap; B; Gr; L; PAL; Z.
Der Weg hed e" B. Gr. Gaissauer B., Kurve des
Rheins bei GStMarg. ,Man soll die strichhölzer
[zum Salzmessen] besechen, dass die schlecht und nit
mit bücken old krummen sigend.' 1491, L Ratsb. ,Dass
der see denselbeE b. oder bogen etwas verloren und
sich greder gemacht habe.' Vad. Der angesprochene
,winkel und b.' habe zu ihrer Alp gehört. 1541, G
Kriess. Der Marchbrief fordert eine gerade Richtung
(,gredi'), während die Kundschaft ,uf ein b. und un-
gredi sagt.' 1548, Absch. ,Der fledermaus Hügel sind
von einem heutlin gemachet, also dass sy im b. der
selbigen einen scharpfen nagel oder kräwel hat.' Vokelb.
1557. ,Curvatio, b., krümbe. Flexus, b., abwendung,
rank. Inflexio. einflächtung oder b., umbwendung.'
Fris. ; Mal. ,Destillicrgefässe, so man von wegen ihrer
vielfaltigen Krümmen und Bücken halb Serpentina
nennet.' JRLanhenb. 1608. Jeder Teil mag das Seinige
[am Flussufer] schirmen, doch ohne , Schupf und Bück.'
1619, Absch. (Vergleich zw. Gl und Schw betr. die
Linth). ,Buck, bug, flexus, curvatura.' Denzl. 1677;
1716. Am sog. Erlenwuhr [GRh.] sollen die .Schupf
und Bück' abgebrochen und 20 Klftr in gerader Linie
angelegt werden. 1738, Absch.; vgl. Schupf -Wuer.
.Alle Bück-, Schupf- oder Stosswuhrungen [am Rhein
GRh.] sollen gänzlich verboten sein.' 1791, ebd. Siehe
noch Gr. WB. LI 484. — 3. Umbiegung, Falte (z.B.
im Papier, Gewand) BSL; „VO;u Gl; Gr; GStdt,
W.; Th; W; Z. — 4. durch Druck, Schlag entstan-
dene Vertiefung, Einbiegung (z. B. an einem Metall-
gefäss, Hute, Brette uä.) Aa; Ap; Bs; B; Gr; SchwE. ;
Th; U; W; Z; „allg." Die Hübe" hed en wüeste" B.
,Das Kupfer und das Zinn hat viel Bück von dem
Stolpossen' Bs (Spreng). ,Pandatio, ein b. nid sich.'
Fris.; Mal. ,Wo du etwan Bücke, Duelen und Bogen
gespürest.' FWürz 1634. — 5. (kleine) Erhöhung,
Wölbung, Beule Aa; „Sch;" W; Z. Syn. Büggel.
.Repandus, ausbin gehuckt, das der b. aushin gat.
Ventrem facit paries, gwünnt spält und bück.' Fris.
Der Schulmeister soll den Kindern .keine Bück und
Beulen ufschlagen.' 1645, Sch. Spec. a) Wölbung an
der Gradnachhin -Hüben; s. Bd II 952. — b) rund-
liche Anschwellung auf der Haut, harte Geschwulst.
Eiterbeule AaB., Z.; Sch; ZDättl. -- 6. rundliche
Bodenerhebung, Hügel AaB., F.; Sch; uTh; Z. Syn.
Bühel, Boll. Chumm uf das Bückli ue". Stütz.
Zu 6. Über das Verhältniss zum syn. Bühtl s. d. Die
hieher gehörigen Flurnamen sind zwar zahlreich, aber auf
ein ziemlich enges Gebiet beschränkt; übh. scheint das Vf.,
wie auch das gänzliche Fehlen ä. Belege zeigt, unsere Bed.
erst in neuerer Zeit entwickelt zu haben. .Buckli' ZSth.
, Eiche"-' ZSth., ,Uläne"-' SchHall., ,Ambixi-.' ebd., ,Anne°-'
SchMerish., ,Ise"-' ZMarth., ,Esch-' ZSth., ,Aspi-' SchWilch.,
.Atere»-' ZSteinm., ,Ettlis-' SchHall., ,Fels-' SehBuchth-,
, For' "e°-'ZAdük., Zoll.,, Fitzen-' ZWildensb., ,Gige"-' SchBegg.,
N'nk.; ZDättl., ,Galge°-' SchHall.: ZWildensb., ,Gelte°-' Z
Dättl., ,Geiss-' ZSünik., .Glestig-' ZSth., ,Ha-' [Hoch-] SchBuch,
,Höggen-' SchWilch., .Holen-' SchBegg., ,Se-halden-' ZSth.,
.Hunger-' SchBegg., Nnk., Schi., .Henker-' ZBiil., ,Har-' Sch
Rüdl., ,Horn-' SchMerish., ,Horner-' SchBib., ,Hase"-' ZSth.,
,Hasli-' AaEhr., ,HatIe°-' ZTriill., .Heiter-Büekli' SehRanden,
.C'liüc-Buck' SchBegg.. .Chüefer-' ZSth., Wthur, .Choler-' Sei)
Güntm., .Chilche"-' ZSth., .Chindscher-.' ebd., ,Chle-' Sch
Schi., .Chräjen-' ZTriill., .Chrotte"-' SchRüdl., ,Löli-' (Dim.
zu Löh) SchRüdl.; ZSth., ,Loch-' Z OGlatt, ,Leim-' </.,.-/
ZSth., .Linde»-' ZXer.. ,Lingg-' ZDorf, ,Lüs-' SchWilch.,
, Molle"-' SchMerish., , Milch-' ZUnterstr., ,Bä-' SchHall., ,Böl-'
SchSohl., .Bolle"-' ZNiederwen.. .Bild-' ZBül., ,Bluet-' /.Sil,.
(.Bluet-Bühel.' 1521, ,B1.-Büchel.' 1650), ,Rftren-' ZDynli.,
,Kisi- ZRudolf., , Ratte»-' SchBuch, .Rätech-' Z am Irene],
,Kuew-' AaEhr., ,SiniinleB- [.Sin welle"-'] Bückli' ZBU1., .Sand-
Back' ZSth., ,Schloss-' SchSchl.; Thllw., .Schlosser-' ZSth.,
.Schnegge"-' SchBegg., ,Stocke"-.' ebd., Stci"-' AaEhr., .Tänn-
d(e)li-' Zßauma, ,Tengi-' SchNnk., ,Weier-.' ebd., ,Wolf-'
Sch, ,Wis-' SchHall.. Nnk., .Zclgli-' SchBib.; ZSth. ,Bnck'
auch Familienname AaF. ; L.
Urne"-: Umbiegung, bes. des Saumes beim Nähen
Z. .('ircumflexus, ein umbbuck.' Fris.; Mal. — 1"-:
1111
Bak, bek, bik, buk. link
11-12
Einbiegung Z. Spec. eingebogener oder eingeschla-
gener Saum beim Nähen Bs (Spreng); Z. ,Der ein-
buck, kluft, recessus.' Mal. - - Us-: Ausbiegung,
Wölbung. .Ein Altar mit einer Kapellen in der Mür-
diek beschlossen, mit einem Böglin oben, mit einem
runden Ausblick, dass der Altar in der Muren stand.'
1514/1009, WSitten (Bauvertrag betr. eine Kirche).
— Heide"-: Grabhügel aus vorhistorischer Zeit; vgl.
Z Ant. Mitt. III 4, 23; EStauber 1894, 6. — Reck-
holder-: mit Wachholder bewachsener Hügel. ,Das
Schiessen unter die Rebhüener, das Fangen in den
Schnee- und Nachtgarnen, Bögli auf Rekholderbüken.
in Beben, auf dem Samen und im Frühling in den
Wässerungen ist gänzlich verbotten.' Z Ges. 1714/57.
Fluni. ZWthur. — Knie™- ,Knei-: Kniebiege, -kehle'
Bs (Spreng). ,Die kniebück und dicke der beinen
werdend mit weissen federen geziert.' Vogelb. 1557.
.Poples, kniebuck, knieschyb.' Fris.; Mal. .Suffrago,
die hindersich gebückten kneuwbuck an hinderen bei-
nen der feieren, widerbuck.' Fris. — Krumm-: Krüm-
mung. .Ein hölzinen Känel oder Rören, welche under-
sich gegen der Erden gekrampt ist. Darnach stellen
sie auf ein Dreifuss ein ander Geschirr mit einem
langen Hals, in welchen der Kr. des Känels eingehen
soll.' JJNüsch. 1608. — Me'ttle"-: Anschwellung
unter der Haut des Viehs, in der ein Wurm (Mettel)
verborgen ist ZRafz. — Wider-: Bückbiegung. ,Die
tier, so ein lebendigs tier gebärend, biegen ire knie
vor inen anhin und die widerbück der glenken hinder-
sich.' Tierb. 1563. S. noch Knie"-B.
bücke" Ap; Bs; Gl; L; G; Sch; Schw; Zü„ pucke"
Aa; Gr; Th; Z, bücke" AAWohl.; Ap; B; L; PAL
(Ptc. g'bickt und (/bucht); GT., W., pücke" GRChurw.,
He., Pr. ; GRh.: 1. biegen, beugen, a) im eig. S. Eim
der Arm pücke" GRh. Bock 's Ise", wenn d' chast!
Ap. En Ast, e" Blech b. Gr. Ob der Arbet 'bückt
sl" L. ,Er kam zue einem kleinen boum, den selbigen
er bück und brach enzwei.' Zielt 1521. ,Wir hand
uns warlich lang gschmuckt, man hat uns wie die
reif bückt.' UEckst. ,Mir werdend sich bücken alle
knüw.' Zwingli. ,Mit huet abziehen, neigen, knüw
bücken.' ebd. ,Die äst bückend sich von schwere,
rami nutant pondere. In orbem inflectere, in rings-
weis bücken oder in ein ring biegen. Pandare, bücken,
trucken, dass sich ein ding bückt. Onerare votis
rethera, verheissen, dass sich der himmel möchte
bücken. Aes duetile, bügig, das sich gern hin und
her bücken lasst.' Fris.; Mal. ,Die böum sind so voll
bärbollen. das sy sich schon ietz schier bückend.'
ThPlatter, Br. ,Si bucktend [die Pfeile] in Mitt ent-
zwei.' Stettler 1606. ,Gefäss, welche von wegen
ihres Halses, so auf ein Seiten gebückt ist, Retorten-
gläser heissen.' JRLandenb. 1608. .Dardurch schön
Bäum verderbt und bückt, unzalbar vil ganz nider-
truckt.' Denzl. 1631. ,Bucke oder strecke ihm sein
Bein.' Würz 1634. .Krümmen, biegen, bücken, curvare,
pandare.' Red. 1662. Spec. .einen Hag b.', eine Hecke
durch Aushauen und Umbiegen der Zweige niedriger
machen; vgl. in-bucken 1 b. ,Hag gebückt Febr. 1781.'
ZWipk. (Tageb.). — b) in übertr. S. a) bewältigen,
bemeistern Ar; G. Enpocke" möge" Ap. Menst, du mö-
gest-e" bocke"? ebd. Der Bueb tnos noch 'bockt werde",
diesem Knaben muss noch der Meister gezeigt werden,
ebd. [Sie] hünd aber dö nommen Alls ellä [allein]
möge" pocke". Merz 1836. — ß) entstellen, umdeuten,
fälschen; Syn. biegen (Sp. 1060). Ein Prädikant soll
das Gotteswort nicht nach seinem Verstand .bücken.'
1525, Absch. , Etliche vermeinend, sy wellinds uf ir
part bücken.' Zwingli. ,Obglych die bäpstler Gotte^
wort, so oft es inen gevallt, bückend, brechend und
velschend.' ebd. ,So man den Paulum uf das hinderst
pünktli bückt und tringt, so wird nit änderst erfunden,
dann...' B Disp. 1528. ,Er [ein Wiedertäufer] bückt
die gschrift, darumb was er nit von Gott gesandt.'
HBüll. 1530. ,Den landsfriden dahin b. und glos-
sieren, dass...' 1531, Absch. Der Helfer von Appen-
zell habe die göttliche Schrift .gehuckt und gebogen'
wie einen Mörder auf dem Rad. 1532, ebd. ,Das
gschlecht, das ye und ye hat gbuckt das recht.' HBpll.
1533. ,Ich [Lucretia] will mit rayner eignen hand an
raynem lyb selbs rechen d' schand, damit kein wyb
ir euch trüw by mir verschetzen, bücken 1er.' ebd.
.Contortor legum, der mit subtiler und gschwinder
auslegung das gesatz bückt und zücht, wohin er will.
Depravare, krümben, nebend sich b.' Fris. Vgl. auch
Chrumb (Bd III 822). — 2. falten, knittern Gl; PAL —
3."refL, sich bücken, wie nhd. Aa; Bs; L; Schw; Th; Z.
Er hed-$ich 'bückt bis i" Boden abe" vor-em. Bim Wuest
üstue" mues'-me" sich p., nüd hüre" ZZoll. Schmucke"
und b. L (Ineichen). ,Dich bück und lass vorüber-
gan! Das Wetter will sin Willen han.' Gr (goldenes
ABC). Der 'bückte" Weg, in gebückter Stellung ScnwE.
Er chunnt der 'bückte" Weg hinder's ane". MLienert.
,Do stuend Abraham auf und bückt sich dem volk
des lands.' 1548, I. Mos.; dafür .buckete sich vor.'
1667. ,Ein fuls bein stecket mir im rucken, vor dem
ich mich nit wol mag bücken.' Funkelin 1552. ,Ocqui-
niscere, sich neigen oder bücken.' Fris. ,Do bück
ich mich, brach ein krütlin ab.' ThPlatter 1572. ,Der
Bauch der klebt mir an dem Ruggen, vor Läre mag
ich mich nit hucken.' Stettler 1606.
ü b e r - bocke", -bocke": überbiegen, auf krampen,
-stülpen Ap. E" so en öberböckts [vor Alter gebücktes]
Mannli. AHalder 1839. — ufi°-pücke": aufwärts
biegen, umstülpen GRHe. — um- Bs, umme"-bucke"
Bs; Th; Z: umbiegen, z.B. den Saum einer Naht.
,Der antichrist wird mit falsch das wort umbucken.'
Rüef 1538. ,Da der Mensch einen Tag sich selbs
kestiget und seinen Kopf wie ein Binz herumbucket.'
JMüller 1665. — in- (im- GRChurw., vPr., in- GrIiPi.,
V- Bs; GRChur, He.; Th; Z): 1. einbiegen, umbiegen,
a) den Saum eines Stückes Zeug einschlagen (und
übernähen) Bs; Gr; Th; Z. Me" muess de" Saum %.,
sunst fotzlet-er üs. Spreng. De" Som am Tuech, e"
Blatt im e" Buech i'pücke" GRChur, He. — b) die
Zweige eines Grünhages. ,Wenn man den Haselhag
neu einbuckt, welches ohngefehr zu sechs Jahren um
geschehen muss, so gibt es viel Abholz, das zum
Brennen dienet.' Z Anl. 1764. ,Da sich der Haselhag
(trotz dem jährlichen Beschneiden) stark vermehret,
so muss er zu sechs Jahren um grossenteils ausge-
hauen werden, alsdann bückt man ihn neu ein und
verbindet die Äste mit Weiden.' ebd. — 2. (einen
Hut, ein Blechgefäss) eindrücken GRChurw. — ver-:
1. rerl., sich verbeugen, die Reverenz machen B (Zyro).
— 2. a) (Blech, Papier, einen Hut uä.) ungehörig bie-
gen, einen Bück (i. S. v. 3 — 5) machen Ap; Bs; BO. ;
Gr; GW.; Tu; Z. E" sturzi's Chesseli v. Gr. ,Über
dessen Haare ein verwetterter, verbuckter Hut tief in
das Gesicht hinabgedrückt war.' Breitenst. S. auch
1143
Bak, bek, bik. bok. buk
IUI
Jodel (Bdlll 11). — b) die Falten ausebnen B (Zyro).
— 3. durch vorgebogene Zweige wieder schliessen.
,Si helfend dir die lucken [die in den Zaun ge-
rissenen Lücken] stätenklich [dauerhaft] verbucken.'
1174, Volksl.
Bücke rli n. : Bückling THSteckb. Buckerli(s)
mache", demütig bitten.
g"-bucket po'cket: mit einem Back (i. S. v. 5)
versehen AaF., Ke.
Bucki"s. B. mache", sich verbeugen, Bücklinge
machen Z. Auch als Subst. m. : Mit-eme" Ulfe" B.
MUsieri. Gät ire" mit höflichem B. e'tgege". ebd. —
Gen. des Ger. von hucken. Vgl. Scharr it.
vor -buckle": = rer-bucken 2 a BsStdt. E" ver-
bucklete'' [zerknitterter] Huet.
, Stüche"-Bucklerin f.: Person, die Andern die
Striche" [weisse Kopfhülle] aufsetzt Sch."
Bückete", P- : wellenartige Hebungen und Sen-
kungen des morsch gewordenen See-eises in der Nähe
des Ufers TBBerl. B. mache", von Knaben, die diese
Hebungen und Senkungen dadurch hervorbringen, dass
sie sich auf dem Eise herumtummeln. Vgl. mer-ländlen
(Bd III 1312).
b ückli°ge°: Adv., in gebückter Stellung B.
„Buckele,11 f.: viereckiges, grosses hölzernes Ge-
fäss zur Aufbewahrung von Gemüse udgl. Schw."
„i°-buckle": einmachen, z.B. Kohl Schw."
Buckler m.: das unter Buckler-Fass (Bd I 1052)
bezeichnete Gemüse aScuw, E., Muo. Ich mag nüd
Fleisch, wenn 's mäggelet, oder B., wenn er bräntelet.
Erzähler 1850. — Wohl zur folg. Gruppe; vgl. bes. BuclciS.
Nhd. .pökeln' ist jedenfalls fern zu halten.
(Gülle"-) Blicke" f.: Jauchebehälter, -trog Scaw;
U. ,Obschon ich viel Dummes gemacht, so habe ich
doch ein Kluges gemacht. Ich stosste einst die Güllen
aus der B., bevor ich darein gefallen bin.' Inherbitzi
1826. — Nbf. zu Bocke". Die Jauchebehälter bestehen oft
aus einem viereckigen, hölzernen Kasten, der in die Erde
versenkt wird.
Bucki aScHW, Bücki AaB., F., Leer., L., Zof., Z.;
Bs; B (neben Bocki); L; GT.; Sch; S; Uw; W; Z
Dättl.,Fr., Eafz. WL, Bückti AAFri.; Bs; SZuchw.; Th;
ZW1. tw. — n., Lim. Bicktschi TB., sonst Bückftßi:
1. = Bocki (kleiner als das Bütti) B; Obw. Syn. Ständli.
,Hansli und Jakobli b'schütteten mit einander; der
erstere stiess das Bücki (Jauchefass), der letztere trug
den Gohn nach.' Gotth. Bei den alten Dorfgerichten
wurde während der Gerichtsverhandlung der Delin-
quent zum Gaudium des umstehenden Publikums unter
ein B. gesetzt; daher die RA.: Ein ander 's Bückti
stelle", in Anklagezustand versetzen, under-''em B. si",
sich im Anklagezustand befinden BsLäufelf., Wysen f.
Im B. si", in arger Verlegenheit AiSuhr. ,Die Müller
sollen das Mehl aus dem Sack in ein Büttlein, Bück-
lein oder ander hierzu dienstlich Geschirr schütten.'
B Müllerordn. 1689. ,Vom Büttireif bis auf 15 oder
20 Schuh ein Batzen, an kleine Büttenen oder ßückli
ein Schilling, an Zuber und Gön ein Kreuzer.' B
Küferordn. 1691/1733. — 2. Waschzuber SchwE.; Ndw
(kleiner als das Standli) ; W (tonnenförmig). 's Maitli
hat es Fazenetli zuem Bückli üsg'no" und fest üs-
g'wunde". MLienert. — 3. (fassartige) Kufe für Wein
oder Wasser BBelpb.; W, zum Sammeln (auch Stossen)
der Trauben S; W, zum Tränken des Viehs LV.,
zum Einmachen von Wirsing, unten durchlöchert
aScHW. Bring Eini [eine Flasche] us-{lem hingere"
Bücki! d.h. vom besten Wein. JSchild 1889. — 4. hoher
Kübel mit Deckel TB. (Mel-, Bis -Bicktschi). —
5. = Hatten 1 b (Bd II 1778) mit ovalem Durchschnitt,
nach unten sich verengernd, 25—40 Mass (zu l1/» Liter)
haltend, zum Tragen von Trauben, Wein, Wasser,
Jauche, Mist usw. AaB., Fri., Leer., L., Zof., Z.; Bs;
L (Ineichen); GT.; Sch; SNA.; Th; ZDättl., Fr., Rafz.
\V1. Syn. Brenten. Die neue" Bücki händ [bei der
Weinlese] dureh de" Berg äf ':üiult |geglänzt] AaB.
Wenn der Micheti 's Bückli a'henkt, so ist Hoffnung
auf eine gute Qualität Wein. JKettigf.r 1857 (BsL.).
So räm [schmächtig] wie ne" Bücki GSpreitenb. (Dan.).
Schier zume" B. werde" vor Lache" Z. ,Die weil die
fuor mit den eglinbücken ufgeschlagen. Das nun hin-
füro einer zu einem ross nit mehr denn acht bückin,
und wo er zwei ross, sechtzehen bückin ufladen soll.'
1401, JVetter 1864. ,Von jedem egli- oder albele-
bickin zwen pfennig.' ebd. ,Es mögen ouch unser
houptmann, lütener, venner und miträt [im Felde] ein
trossross mit zweien bügktinen haben, darinn si ire
kleider füerent.' 1515, Bs Instrukt. ,Die Butte, Bütte,
Büke, Tausen, Logel. trimodium, pytina.' Red. 1662.
,Die Trauben trägt man zusamen mit Bückenen (Dau-
sen) in die Trotten und schüttet s' in die Trättgelten.-
Spleiss 1667. ,Für 2 Bücki 1 fl. 2 ß.' Zubers Tageb.
1679. ,Das under Stuck [Reben] gab 15, das ober
14 Bückin mit Trauben.' 1697, Sch Rebbüechli. ,Jeder-
man soll gewarnet werden, aus den Almentbrünnen
mit Fässeren, Bügtenen oder sonsten in grosser Quan-
tität zu schöpfen.' Bs Mand. 1725. ,Sämmtliche Ein-
wohner sind gehalten, schleunig dem Feuer zuzueilen
und sich mit einem Feuerkübel oder, was noch besser,
mit einem Bückin zu versehen, um mit letzterem gleich
unmittelbar die Spritzen mit Wasser zu unterhalten.'
Sch Feuerordn. 1806. S. auch Mamma (Sp. 225).
Das W. ist formell Dini. zu Boek(t)e" (Grundform 'bu-
tihhln) ; vgl. Tüpfi, Dim. zu Topf. .Bücki' als Gerät sebon
in einer L Vogtkiuderrechn. von l-t'2'2. Zu dem Beleg aus
Schild unter 3 ist zu erinnern, dass bessere Traubensorten oft
in einer besoudern Kufe in den Hintergrund gestellt werden.
Vor-Bücki: Kufe, die vor die Ausflussöffnung
des Kelterbettes gestellt wird, um den ausrliessenden
Most aufzunehmen. Syn. Btnn-Standen. ,Lacus, ein
moststanden, vorbücke, rennzuber, darein der most ab
dem trottbett lauft. Quali vindemiatorii, körb, so man
auf die vorbücken stellt, zeinen, so man im herbst
braucht.' Fris. ; Mal. — Fisch -Bücki: Fischbehälter.
Ungelt von .vischbütkinen.' 1400, BBiel. — Gülle"-
Bücki AaB., Z., -Bückti Bs: Bütte zum Tragen von
Jauche. -- Chüefer-: Küferbottich. ,1583 wird
[für eine dramatische Aufführung in L] vorgeschrie-
ben, der Teich Siloe solle sein ein Küefferbücki, so
in den Boden eingegraben, dass er nicht über die
Bsetzi hinausreiche.' RBrandst. 1884. — Sü"'-, Söu-:
= Süw-Bocki B; aScuw. D' Dugele" [Dauben], wo-mer
für-n-es Sübucki z' mache" g'schnätzet händ. Kyd. —
B'schütt-: (auch -Bückli) = B'schütt(i)-Bocki B. —
Stö ss- : = Stöss-Bocki B (auch „rs-stöss-Bückli"); S.
Us-träg-: = Güllen-B. AaB. — Wi"-: Bütte zum
Tragen von Wein AaB.; L. , Nachdem das Feuer ge-
dämmt, liefen ganze sog. Weinbücke durch die Reihen,
und die Arbeiter löschten ihren Durst.' Herzog 1863.
Bückte" m. Bs, f. Gl; uTH.Steckb.j ZSth.: 1. (auch
ins
Bak-lmk. I5:il — bul
IM«
Dim. BüggtM) runder oder evaler hölzerner Zuber
(grösser als Gelten, kleiner als Standen), gewöhnlich
zum Waschen Gl. Bildl., dicke Weibsperson, ebd.;
Syn. Stunden. — 2. = Biicki 5 ßs; Th (in Steckh. für
Wasser, im Gegs. zur Butten, Traubentanse); ZSth.
Dem Alter g 'hört d' Er: Vatter, trag du d' B.! ThHvv.
.Eimer, Zuber, Bückten.' Bs Feuerordn. 1081/1718.
,Von einem Bückte Hürling.' XVIII., Bs Zollordn.
,Die Küfersknecht sollen von ihren Meisteren mit
Bückten zum Brand gesandt werden.' Bs Feuerordn.
1763/1817. ,Am 15. Okt. fangt man [in ZElgg] an zu
wämmen. Etliche Leut machen in einem Vierling ein
Bückten voll, etliche eine halbe, etliche zwei bis drei.'
KHacser 1895 (zum Jahr 1740).
Hhd. but(e)eie, ahd. 'bulikha, Nlif. zu botahha (s. Bocke').
Iu der PI. -Form butichu(n), meist abgekürzt but. mehrfach
in einem G Abgabeuverzeiehniss vom Jahr 1279 (bei Wartm.
III 752/4); z.B. ,Hec curia [iu ZElgg] dat 57 mald. tritici
et 33 but. [Trauben?] et 38 mald. avene et 8 porcos.' , Curia
in Turbatun I ZTurb.l dat 24 mald. tritici et 3 but.'
Bai, bei, bil, bol, bul.
Bai I: 1. „m., Narr Ap"; auch 1788, Ap Id. -
2. f., .ungereimte Frauensperson' Ap (TTobler).
baläle" VO (p- Ndw), paläro" AASuhrent. :
„dumm und einfältig sieh benehmen, bes. unverständ-
lich lallen" VO. Viel und dumm schwatzen, auf-
schneiden AASuhrent.
Das W. verhält sich zu dem syn. lalen (Bd III 1257)
etwa wie Badnnth* (Sp. 1017) zu Tuntle", Bagüuggel (Sp.
1052) zu Gäutjt/el; s. noch die fulg. WW. Vgl. auch wet-
terauisch baJätnehen, kauderwelschen.
urnen-balälen: = ume'-lcdem (s. lälen 2) Zg.
Baläli L; Schw (auch P-); Uw (auch P-); U; Zg,
Baläri AALeer.; Ap; GMels, T.; Th; U, Paläri Aa
Aar., Suhrent.; GKh., Stdt, T.; Tu — m.: (grosser)
Laffe. Einfaltspinsel, Tölpcl. aaOO.; z. T. als halb
gutmütige Schelte. Syn. Läli 2, Läri (Bd III 1257.
1362). Auch Maulaffe. Schwätzer Aa. Ä, bist au'1'
doch en Stroh Baläri! Für so dumm han-ieh-dich glich
nöd g'ha". Hacsfrd (Tb). Da bist e" rechte P. g'si',
da hast du eine rechte Dummheit gemacht SchwNuoI.
Der Wortacc. schwankt, ruht aber wohl meist auf der
zweiten Silbe, wie für AaLeer. ; G; Th ausdrücklich bezeugt
ist; nur für UwE. wird die Betonung *iu angegeben.
Z wetschge"-Paläri: erzdummer Mensch GStdt.
Baläutschi m.: = Läutschi i (Bd III 1536) ApK.
Bali AALeer., Bali SchwE. — m.: Tölpel, Narr.
Balöffel s. Ball-Löffel (Bd III 1155).
Baloggi m.; dummer Mensch L.
Bai Tili L; Schw, Palori G — m. : = Löli 1, Löri 2
(Bd III 1260. 1375).
balürig: tölpelhaft. Er ist b. Sprww. 1869.
Ball Bat 'II Aa; Bs; B; Z — PI. JBäl — in.: wie
nhd., Tanzfest. .Übrige Bals und Tänze.' Bs Mand.
1758. Auch: Gesellschaftsessen (ohne Tanz), unter-
schieden als Gangfisch-, Belche"-B. TuEnn. Über
, Stockfischbälle' in GStdt s. Nächberen-B.
Feder-. L'f-de" Federbdi gü", scherzh. = zu Bette
gehen B (Dan.). — Fritschi-: Ball anlässlich des
Fritschi-Zuges in LStdt; s. Fritschi (Bd I 1342). —
Götti- s. Girizen-Mos (Sp. 471).
Hutzle"1-: scherzhafte Bezeichnung des Balles am
Fastnachtmontag AaB.
Angeblich so benannt mit Bez. auf die bunt zsgewürfelte
Gesellschaft, die an dem Ballo teilnimmt, indem man die-
selbe mit dem bunten Gefieder dos Hähers vergleicht.
Kinder-: spec. Bezeichnung des kostümierten
Balles für Kinder am Fastnachtdienstag BsStdt. —
Nächbere"-: (meist in die Fastnachtszeit fallende)
gesellige Zskunft von Nachbarn, Anwohnern einer
Strasse in dem Hause eines an der selben Strasse
wohnenden Wirtes, wobei geschmaust, gesungen und
andere Kurzweil getrieben, aber meist nicht getanzt
wird GStdt, etwa seit 1820. Mit Rücksicht darauf,
dass der Stockfisch die Hauptspeise bei diesen Zu-
sammenkünften bildet, werden Diese auch als Stock-
fischbälle angekündigt. Vgl. St Gallen und seine Um-
gebung 1859, 173. — G'rümpel-: Piknik Bs (Becker).
Wider-Päl m.: Widerhall, Echo BSi.
päle" (auch &-): (wider-)hallen, dröhnen BSa„ Si.
Ein Flintenschuss palet an den Felsen. G'hörst nüt,
wie 's tösset u'd batet in der Gägenesiflueh? DGemp.
1884. Ruch ist d's G'sang [des Sennen] u™1 rüch si-s
Jöle", und u'g'schlacht bälet 's van der Flueh. JJRomang
1870. S. noch Bock 1 a. — Vgl. bellen 3 und er-bellen.
wider-: widerhallen BSi.
bala: Interj. des Staunens. Bauer, der sich plötz-
lich in einen Herrn verwandelt sieht: ,Balä, balä, kan
das Ding sy oder ist es ein Trug darby? Es traumbt
mir nur, ich sig ein Herr.' Com. Beati.
Palä'je", -aje* f.: Geschwulst des Euters nach dem
ersten Kalben, die nach einiger Zeit wieder vergeht
GRScuolms.
Wahrach. identisch mit dem syn. Bläjc"; das n der ersten
Silbe wäre also eine Art Secundärvoc. ; vgl. etwa Feräter für
Frater (Bd I 1337). Zur Bed. vgl. noch FIm*3 (Bd I 1215).
Baiander, P- m.: Mensch, der sich müssig herum-
treibt, wie z. B. ein Schwätzer, Säufer GrAv., ObS.
— Churw. palander.
balandere": (meist umhen-b.) sich müssig herum-
treiben, flanieren GrAv. Er tuet nW umlie'-b.
Ohne Zweifel nächst vwdt mit dem syn. flanderen (Bd I
1200) mit bemerkenswertem Anlautwechsel. Der Voc. der
ersten Silbe erklärt sich wie in Patäjen.
Balangse" AaZ.; ZZoll. (^J), Balanzc" W — f.:
1. (Krämer-) Wage W. — 2. bildl., Wage, Gleichge-
wicht AaZ.; ZZoll. Es ist i" der B., es ist auf der
Wage, in der Entscheidung AaZ. — Frz. balance.
balangse": unpers., es balangset, die Wage steht
im Gleichgewicht AaZ.
Palangge" f.: 1. dickes Brett, Planke Gr. -
2. meist unbehauener Balken, starkes Rundholz, dgl.
neben einander gelegt die Decke des Stalles und
somit den Boden der Heubühne bilden Grü., Pr. —
Churw., it. palanca, lat. palanga, Stange, Rundholz.
Palare" f.: Schleuse in einem Bewässerungsgraben,
bestehend aus einem quadratischen Rahmen mit einem
in den Fugen der Seitenbalken laufenden Schiebe-
brett GrCIiui-. ,Wer dem andern ain palära oder ain
brett nimpt, buess 1 pfd den.' 1368/76, ÖRChtir Urk.
Churw. palira, Steckenzauu, mit Stauden durchzogen (Ca-
risch); wohl zu pal, Pfahl.
Balas m.: eine Art Edelstein. .Scharneia [ein
Kriegsmantel] ornata auro et lapidibus preciosis,
1117
Bai, bei, bil, b..l. bul
1148
palasz, robino et aliis lapidibus gemniarum.' 1473, Bs
Chr. .Berilli, palasii, robini, safiri et diamantes.- ebd.
.Ein guldin tafel, sind darin acht orgentisch berlin,
drei safir, drei balcss.' 1476, Absch. (Burgunderbeute).
.Bärlin, saffir und drei palest.' G Hdschr. ,Ein guldin
krön mit saphir, balas und ander edelgstein geschmückt.'
KESSL. — Mhd. lalaa, eine Art Kubin, frz. lalais, mlat.
balariw.
Palatino- Baladlne" ZWein., Bdldine" GaL., Ta.;
ScaSt.; uTh, ßerl.; Z (Dan.) — f.: 1. Pelzstreifen,
von Frauen um den Hals getragen ScHSt.; Z (Dan.).
,Die diesere Zeit hero aufgekommene, unanständige
Riemen und P-en um den Hals sollen die Weibsper-
sonen sich zu tragen müssigen.' Z Mand. 1735. ,Es
bleibet vergünstiget, von Pelzwerk Kappen, Schlüpf
und auch Palatines zu tragen.' B Mand. 1747. .Oder
kostet es nur einen Brief voll Mücken, ein Maul voll
Gufen, ein Par Ellen Bändel, ein Palatinlein. ein
seiden Bletzlein mehr oder weniger, um artig zu wer-
den?' Sintem. 1759. .Alles ausländische und kostbare
Pelzwerk ist verboten, nur allein Schlaufe und P-en
für Weibspersonen und Schlaufe für Männer ausge-
nommen.' Z Mand. 1763/79. .Alles ausländische Pelz-
werk soll verboten sein, nur allein Pelzstöss und
P-en oder Halskräglein für Weibspersonen und Pelz-
stöss für Mannspersonen erster Classe ausgenommen.'
L Mand. 1766. .Eine aschfarbene Belz-Balladeinen.'
1804, Inv. -- 2.= Bajaderen (Sp. 1099) GaL., Ta.;
Tu; ZWein.
Frz. palniinc, Pelzkragen, benannt nach der Pfalzgräfin
Charlotte, der Schwägerin Ludwigs XIV. Zur Übertragung
vgl. Bajaderen.
Palaose" f.: Raupe, bes. des Kohlweisslings GrD.,
Landqu., L., Mal., Pr., Valz., UVatz. .Halte das Un-
geziefer, die Raupen oder Balausen, vom Kabis ab.'
Gr. Sammler 1783. S. Palüsen.
Pale'der m.: verächtliche oder auch zutrauliche
Bezeichnung eines alten oder schlechten Pferdes GrD.
— Churw. pul,, br, it. poUdro, Füllen.
Pale'gi f.: in der RA. uf der P. hä", vorrätig, in
Bereitschaft, in petto haben Gl. — Wahrsch. nnr = B'legi
(Bd III 1199) i. S. v. Legi 7 (ebd. 1197).
Pale" f.: 1. Schaufel, mit bes. Bez. auf den breiten,
flachen Teil derselben Gr. Spec. a) Brotschaufel, wo-
mit der Teig in den Ofen geschoben wird GrCIiui', L.
Syn. Schüssel. — b) kleine hölzerne Schaufel, womit
der Ball geschlagen wird GRPr. — c) Schaufel am
Wasserrad GRChur, L. — d) Ruder(blatt) GRPr. Mier
hei'-me" [dem Fährmann] albig säge" müessen, wie er
die 1>. schwinge" soll. GFient 1898. — 2. Schneide-
zahn des Rindviehs GRConters. Syn. Schuften. —
R&torom., it. pala.
Ofe»-: = Talen 1 a GnChurw., P., Luz., Pr. Der
Tüfel mit der 0. GrD.; vgl. Ofen-Gablen (Bd II 58).
- Brot-: = dem Vor. GRPr.. S., Scuolms, Tsehapp. —
Tatsch-: (meist Dim. -Päli) kleine Eisenschaufel.
beim Backen von Tatsch [einer Art Omeletten] ver-
wendet GRPr. Vi Bazoggelchelh" und d's Batschpäli
hetti e" Faß nötig. Sciiwzd.
Palette" I f.: = Talen 1 h GrD. — It. paletta, Dim.
ZU /«</".
palette" GrD., palittneP GnSchiers: das Ballspiel
machen.
Balle" I (in ZW. Bäl III). Dim. Balli Gidvlost.,
Ballji W. 7,7(7// B; S. sonst Bälleli — f.: 1. Spielball
Aa; Bs; B; Gr; Th; Z. B. schicke" oder Balle"-
sehickerli's mache", das gewöhnliche Ballspiel BsStdt.
B. schuhe" (BFrut.), sclwppe* (AaB., Fri., Leer.), Ball
verstecken, ein Kinderspiel; s. Rochh. 1857. 393 und
schoppen-ballen. Heb 's Bälleli wol, irol; wer 's B. hat,
soll üfstö" und mic'% ine* lö*, sagt das Ball suchende
Kind Tu. Betr. die Ballspiele übh. s. Rochh. 1857,
383 f. Es wirft-mu" d' Baileu. es geht ihm übel, er
kommt rückwärts BL. .Aversis pedibus pilas volu-
tare, die b. hindersich stossen. Datatim ludere, wenn
man mit der b. spilt, wird sy ietz dem, denn eim an-
deren geworfen.' Fris. .Viel [junge Bursche] kurz-
weilen [um 1436 in BsStdt] mit der b., zwar nicht
auf italienische gattung, sonder stecken an einem ort
ein eisinen ring auf und sehen, welcher sein b. dar-
durch werfen könnte. Die ball nemmen sie an ein
holz, nicht in die hand.' Wurstisen 1580. ,Da fliegt
die Ball hin, hie evolat pila.' Red. 1662. .Als ein
Manns- und Leibsübung lassen wir zu das Kuglen-
werfen, Ballen- und Kuglenschlahen, auch Blatten-
schiessen.' B Mand. 1667. ,Das Schifflein wurde von
den tobenden Wellen ganz ungestüm getriben, als
wollte Neptunus mit demselben wie mit einer B. spie-
len.' S Kai. 1737. ,Dass Handel und Gewinn sich glei-
chen leichten Ballen, scheint nur von ungefähr, und
alles kommet doch von Gottes Wohlgefallen.' Z Neuj.
Mus. 1743. S. noch hoschen II (Bd II 1758). — 2. nach
Form und Grösse einem Spielball ähnlicher Klumpen.
.Nim ein Dreifuss und tu ihn ob das Feuer und würf
die B. [einen Klumpen Harz mit eingewickelten Haaren]
darein.' BSi. Arzneib. Spec. a) von Schnee Bs; G; Th;
Ndw; Z; s. Schne'e-B. ,Welzet die wachsende Balle,
türmt sie zur Kugel heran!' Z Neuj. d. Seh. 1798. —
b) von Erde, wie er in den Wiesen vor das Loch des
aufgedeckten Mäuseganges und vor den Draht der
Falle gelegt wird, um das Tageslicht abzuhalten Z.
— c) von Lehm, zum Kaminbau verwendet. .Kamine,
die mit Ruten oder Ballen, auch mit aufgestellten
Kaminsteinen schlecht verfertigt sind, sollen abge-
schätzt sein.' S Ratsverordn. 1821. — 3. Fruchtknolle
der Kartoffelstaude Z. Syn. Cliugeli (Bd III 189). -
4. Geschützkugel, für Flinte oder Kanone W. Vgl.
W Sagen 120. — 5. Teil des menschlichen Körpers,
a) geballte Faust S; s. BWyss 1863, 40. — b) Hand-
ballen Bs (m.); Z. ,Si legt ire hand an die kunkel und
träyet mit irem balen die spindel.' 1531/60, Spruche
Sal. .Bind es auf die Sollen der Füssen und Baal oder
Hole der Händen.' JJBreit. 1629. — c) in Bs m.,
Fussballen Bs; B; Th; Z. „Ferse." — d) Hode. ,Dem
männlichen Geschlecht wird [bei den Hottentotten] in
irer Jugend die rechte B. ausgeschnitten.' AHeri'ort
1669. — 6. Butterballen. E* B. (Bälleli) Aule'.
Schmal;, rundliches, walzen- oder auch würfelförmiges
Stück Butter Ar; Bs; B; Gr; GW.; S; Z; vgl. Anken-
Ballen. ,Der Vater mit einem Korbe mit einem Bälli
Anken am Arm.' Gotth. — 7. Warenballen, Gebinde
Bs; Gr; Ndw. Spec, mit einem Strick zsgebundenc
Bürde Heu GrAv. Er ist voUner wie-n-e" B., völlig
betrunken U. .Von einer b. stacheis.' um 1400, AA.\ar.
Stadtr. ,Zu Nürnberg galt 1532 ain belli gmainer
linwat 110 fl.' Vad. Die Taxe für den Saum (zu zwei
.Ballen') von Osogna bis Beilenz. 1567, Absch.. und
so noch in der T Fuhrordn. 1821: .Unter B. verstellt
11-10
Bai, bei, bil, bol, bul
1150
sich eine halbe Ladung oder ungefähr 9 neue Rubbi.'
,Sie machen einen runden Klumpen wie eine Kegel-
kugel, verreitlen diese B. fest mit Schnüren.' Sererh.
1742. .Von einer B. oder Kisten [Kaufmannsgüter]
den Zoll bezahlen.' Z Ges. 1757. Vgl. noch Ball(en)-
Füerer (Bd I 084). -Hof (Bd II 1030), -Hüs (ebd.
1719). — 8. ein Tom Baumstamm abgesägtes, kurzes
(walzenförmiges) Stück Ap Stein. Syn. Bügel. —
9. übertr. a) auf ein rundes, fettes Kind, eine dicke
Frau G; ZO. Das ist e- B.! Vgl. ballen-feiss (Bd 1
1073). — b) Dim. Ballji, scherzh. von einem jungen
Murmeltier W; vgl. Chrugel 2 b (Bd III 800). —
10. Blätter von Eumex obtus. mTu.
Denzler hat 1677: ,die B. schlagen', 1716: ,den B. schl.'
10 verk. aus den syn. Bcdlen-Chrüt, -Blacken.
Anke"-: 1. Butterballen Aa; Bs; B; L; Sj Th;
UwE.; W; Z. Syn. Bereten, Anken-Totz, Schmalz-
Zöllen. .Wenn er eine schöne A. herausnehmen, sie
zusarnmenkneten und in den Keller hinabtragen konnte,
dann jubelten alle Fasern seiner Seele.' Herzog 1803.
En A., si ist allweg sechs Pfund schwär. Stutz. .Alles,
was die Grosseltern taten, war, dass sie ihrer Sohns-
frau in die Kindbette jedesmal ein Ankenbälli sandten.'
Gottb. Hoch icie-n-es Hüs, nider wie-n-e" Mus, hart
wie-n-es Bei", chli" wie-n-c" Stei", bitter wie Galle",
süess icie-n-e" A., und 's esse"d 's doch Alli Aa (Rätsel
von der Walnuss). Was mues'-ieh mache" (tue") oder:
Was wem-mer a" fange" (tue"), das'-ich 's Halb (d' Helfti)
d'ra" ha" (das'-mer 's Halb d'ra" händ)? Antw.: (En.)
Anke'balle" b'schtiide" (und recht dick Binde" mache")
AaF., Ke.; ZB., W. Wenn-men en A. um de° Tisch
ume" löt gö", blibt an iedere" Hang Oppis chlebe; von
einer Verwaltung, bei '1er Jeder sein Interesse sucht
S (Schild). Me" häd amig g'seid: es vergäd nüd, es
ist kei" A., von etwas, das schliesslich doch an den
Tag kommen muss, bes. einer verheimlichten Schwan-
gerschaft ZZoll. Ich ha" gar b'sungerbar es liebs Hers,
d's Müeti het albez geng g'seit : Peterli, nimm-dieh in
Acltt, du hesch es Herz u-ie-n-e" A.l MWalhen 1880.
S. noch Hanf (Bd II 1437). Jeglicher undertan sol
einem kilchherren järlich geben, der eine ein a.. der
ander ein hüenli, der dritt ein ziger oder käs.' 1456,
LRussw. Es werden bisweilen auf ihrem [der Zür-
cher] Markte A. verkauft, welche inwendig Heuanken
enthalten, auswendig mit Grasanken überzogen seien,
■was biderben Leuten ein Nachteil sei. Mai 1509,
Absch. ,Sag, dass du inen ein ankenbally bringen
wettist.' HvRüte 1532. ,Eine A. soll 6 oder 7 Pfd
schwer sein.' 1637, LZell Sigristenurbar. A. werden
mehrfach als Geschenke dem Landvogt Grebel ins
Schloss geliefert. 1760, Z Staatsarch. — 2. übertr.
a) auf Menschen. ,Ankenbälleli nennen wir ein milch-
weisses, wohl ausgefülltes Kind' Bs (Spreng). Vgl.
dazu: en Bueb u-ie-n-es Anke'bälleli, ein fetter, runder
Knabe .-UKöllik. — b) auf Pflanzen, deren Blüten
oder Früchte nach Farbe oder Gestalt Butterballen
ähnlich sind, a) A.-BüUi, Frauenschuh, Cypr. calc.
BO. .Calceolus Maria;, Ankenballen, Frauenschüehli.'
Wagner 1680. — ß) in AaB. ; B; S vorherrschend dim..
Trollblume, Trollius europ. AaB.; B; GlU.; Schw; S;
ü; Z. — y) Sumpfdotterblume, Caltha pal. BO.(Durh.);
Syn. A.-Bluemen. — 8) in ZZoll. dim.. verschiedene
Hahnenfussarten. bes. der scharfe und der knollige.
Ran. acris und bulb. ZStdt, Zoll. — e) dim., süsse
Apfelsorte Bs; SThierst, — Q dim., die Früchte des
Weissdorns, i'ratieg. ox. GS.; Syn. Schmalz-Öpfeli.
- c) Steine zum Beschweren der Schindeldächer. ,ln
den Berggegenden waren die Häuser mit Schindeln
oder Dielen bedeckt und gewöhnlich mit Steinen be-
lastet, die man später spottweise A. nannte.' S Gem.
— 3. Fluni. Kleiner Bergrücken mit Senne S. Xame
einer Fluh bei BsLangenbr. .Rundliche, glattbe-
schneite Kuppe, die den Hirtennamen des Ankenbällis
trägt- BO. (JRWyss 1816). Vgl. Anken- Chübel 5 (Bd
III 113). — anke°-bällele": ein auf den Armen
ausgestreckt liegendes Kind empor schnellen und wie-
der auffangen, mit dem Rufe: a.'. a.! B.
Herd-öpfel-: = Ballen 3 GrV.
Oster-: Spielball der Kinder Z.
Das Ballspiel wird von den Kiuderu im Frühling (um
Ostern) am eifrigsten betrieben.
Fül-, in GrD. meist Für-: Spielball der Kinder
aus Wolle, Leder udgl. GRChur, D., He., Mai., Pani,
Pr., Seh., Tschiertsch., ÜVatz. Vgl. fül 4 (Bd I 787);
Leben 1 b (Bd III 968). — fül -balle" Gr (aaOO.);
ZRafz, -ballne" GSa.. -bällele" GüFanas: = eggen-ballen.
Flasch- ZO., Fläsch- ZZoll., Flasche"- Z (Dan.):
(massiver) Gummiball. — Gems-: = ff.-C/iw(/?m (Bd III
189). .Die G. bestehen aus zsgeballten. würzigen
Alpenkräutern, wodurch sie sich unterscheiden von
denen sog. Haarballen, welche man findet in denen
Kalber-. Ochsen- und Pferdemägen.' JJScheuchz. 1706.
.Viele Gamstiere haben im Eingeweid Gämsballen
(agagrophil:? [1. regagropihe]), welche von den Tirolern
absonderlich begierig gesucht werden. Eine gilt ein
Ducaten, etliche nur ein Taler. Im Tirol braucht
man sie zu magischen Künsten, anderstwo in den
Apotheken als ein Medizin für ein bezoardium, sonder-
heitlich die Geburt zu fördern und zu erleichtern, wie
solches in unserm Land manchmal probat erfunden
worden.' Sererh. 1742. Vgl. noch JRWyss 1816/7, 426.
— Gutsche"-: = Fül-B. GRVals. — Gniggele"-:
primitives, aus Weidenruten oder riemenförmig ge-
schnittener Baumrinde zu einem Würfel geflochtenes
Spielzeug, welches als Spielball dient ZBreite, Bül.
— Hand-: wie nhd. Bs(m.); Z. ,Der künig Baltazar
ersach die h., die da schreib.' JMdrer 1559.
Här-: 1. wie nhd., bisweilen im Magen der Wieder-
käuer gefunden, vom Belecken anderer herrührend B.
Auch bei Wagner 1680; Scheuchzer 1706. Vgl. noch
Gems-B. — 2. Pflanzenn., grosse Klette, Arctium lappa
B (Durh.). — 2 mit Bez. auf die haarigen Früchte; vgl.
das syn. Chlib-Lüs (Bd III 14 521.
Herd-: = Ballen 2 b ZZoll. Auch Klumpen Erde
um die Wurzeln von Bäumen, die versetzt werden
sollen, ebd. .Grosse Bäume mit dem Erdballen aus-
heben.' Schweizerb. -Kal. 1806.
Hösch2e°- Gr; ZO.. rS., Hosche*- G; ThMüIHi..
üntersee, „Höschi-, Hoschi-", Hötsche"- Z, Hotscheli-
GWe., Hüsch'e"- GT.; ThHw.; ZO., IS., Stdt, Hütsche"-
Ap; THPfyn, Hutsche-- GRh., Ta.: 1. a) Spiel-, Fang-
ball der Kinder, früher zumeist aus Wollgarn (auch
„Pferdehaar"), mit einem Netzchen umflochten. aaOO.
Mittels H. an Schnüren wurden von den Chlungeren
(Bd III 658) den Spinnern die Rocken (Spillen) herab-
geschlagen ZO. f S. noch Hanf (Bd II 1438). —
b) = Gniggelen-B., von Knaben und Hirten zum Zeit-
vertreib verfertigt Giilg., Ziz. — 2. Pflanzenname,
Wegerich, Plantago major und media GT., We. ;
vgl. Ballen 1t). Syn. Ballen- Tatsch. — hosche"-,
1151
feal, bei, bil, bol, bul
1152
buschen-ballon Tu; ZO., -bällele" GRSchud.: mit
der Hasche'- Balle" spielen. Lueg, de'' s'&b Herr und
die Jumpfer dert! si husche"balle"d ose" mit-enand.
Stutz.
Chüder-Balle": 1. (laib- oder walzenförmiges)
Gebinde Werg GTa.; Th. — 2. zärtliches Seheltwort
für eine kurze, dicke Person, ein fettes Kind GTa.
E" rechti Ch. — Chüng-: der beim Spiel chungen
(Bd III 334) verwendete Ball Aa. — Chäs-: der
Quarkklumpen im Käsekessel Gr. — Chle-: aus dem
zähen Bast der Stengel von überständigem Klee ge-
bildeter Ballen im Magen der Pferde Aa. — Chrüt-:
1. eine Art Klösse, aus jungem Mangold und Teig
bereitet ZHombr., O.f ,Dass Gott in dir lyblich sy
wie ein krutball, das ist fantisy.' UEckst. ,Dass uns
nit underwegen hungers halb möge not zuefallen, so
rüst uns zue zwo krutballen, die salz fast wol.' Rdef
1540. — 2. Übername der Bewohner von ZElgg und
Fehralt. — Lett-: Kugel aus Letten, die aufbewahrt
und zum Anstreichen von Holzwänden, sowie zum
Fegen gebraucht wird AALeer. — Messer-: schräg-
geschliffene Fläche an einer Messerschneide. , All vier
nagzän [des Bibers] sind vornen etwas holecht aus-
geschliffen und wie ein m. gescherpft.' Tierb. 1563.
— Büchsen-: Kanonenkugel. 1732 waren die Hagel-
steine [in WUlr.] so gross wie ,Bixenballen' und
schlugen in den Matten derart ein, dass es , Tollen'
gab. AmHerd 1879. — Be2rli-: Fangball der Kinder,
der mit einem gestrickten Netze (Be2rli) eingefasst
ist Z (Dan.); vgl. Schnüerli-B. — Bli-: Flintenkugel
WLötsch. — Ratsche"-: = Höschen-B. 2 GSa. —
Süw-: unreinliche Person Ap; GT. — Schmutz-:
= dem Vor. Ap; GTa. — Schnüerli-: Spielball, der
mit einem eng anschliessenden Geflecht von nieist
farbigen Schnüren oder Wollgarn eingefasst ist ZZoll.
Syn. Be'rli-B.
Sehne"-: 1. a) Schneeball, wie nhd. allg. Sehn.
rüere" (ZS.), tribe* (B; GrAv.), werfen. Der Bursch
hei mit-ere' Sehn, e" Schibe' iche'g' 'schlage", u"a mi"s
liseli hei -im, noch g'seit, er soll nit Sehn, tribe".
MW alpen 1880. G'schnetzlet Sehadhüet ond 'tege'
Bockfüess ond tüer Sehn.! Antwort an Kinder, die
nach dem Bestand der bevorstehenden Mahlzeit fragen
Ap; vgl. Chrebs-Chuttlen (Bd III 575). , Keine Sehn,
für etwas geben.' JSenn. , Alles schiessen [gegen die
Mauern des Schlosses Greifensee] was nüt anders,
denn hett man mit einer sehn, daran geworfen.' Eulib.
,Eine Sehn., die under der Hand verschmilzet.' JJUlr.
1734. — b) Lawine. ,Zu Zeiten schiesset die Sehn,
ohne Berühren über die Reisende her.' 1772, L. —
2. (kugelförmiges) Gebäck. Aus Eiern, Zucker, Butter
und Mehl bereitetes Backwerk als Nachtisch oder zum
Thee oder Kaffee GrCIiut. Eine Gattung runder,
krauser und dünner Küchlein, schön weiss, leicht
und trocken Bs (Spreng). ,Schn. oder gewalte Küch-
lein.- Bs Kochb.; auch 1820, ZZoll. Kochb. ,Schn.
und Böndli', auf dem Speisezettel der öffentlichen
Martinimahlzeit. XVII., GR. — 3. Name von Pflanzen,
meist mit weissen Blüten- (auch Beeren-) Dolden,
a) Schneeballstrauch, Vib. op. und lant. ; spec. der in
Gärten gepflanzte, veredelte Zierstrauch Aa; Bs; B; Sch;
Th; Z. — b) spanischer Flieder, Syringa vulg .AALeer.;
B (auch röti Sehn.). Wenn bi-n-üs d' Sehn, blüeje",
so gi2t-mu* mit de" Chilene" z' Alp BBe. — c) in Aa
diin.. Schneebeere, Syniph. racem. Aa; GT. Syn. Eili.
— d) Dim., Bertram, Achill, ptarm. AaB. — e) Dim.,
Mutterkrautkamille, Chrys. parth. AAEhr. — schne"-
balle" AaB.; Ap; BE., Stdt, Thun; GRChur, Rh.,
Tschapp.; „L;" GT.; Sch; Tu; W; „Zg\ -bällele' Bs;
GA. : mit Schneebällen (be)werfen. ,Das Mädchen
wäre nicht zufrieden gewesen, hätte er es nicht ge-
schneeballet.' vonAlmen 1897. ,Das Sehn, und Stein-
werfen, bes. an Sonn- und Markttagen , wird bei Buosse
von 30 Kr. Jedermann verboten.' GrD. LB.
Spil-. ,Diser stein was in der grosse gleich einer
wältschen sp., ganz rund.' Vogelb. 1557. — Spring-:
Spielball, dessen Oberfläche in verschiedenfarbige
Felder eingeteilt ist. ,Es ist kein Bletzlein [an der
Frau N.], das nicht lache. Ein jedes hat seine eigene
Farbe, wie an einer Spr.' Sintem. 1759. — Strosse"-:
Ballen Rohseide zum Kämmen U. — Ziger- B; Gr
Furna, Klost. (auch -Balli); ZF., -Bälleli Gr oHe., Pr.:
Ziegerballen B. Quark, der in einem Tuch zum Ab-
tropfen aufgehängt und nach einem Tage süss und
frisch genossen wird ZF. Mit Schabziegerkraut ge-
würzter, zu einem etwa faustgrossen Ball geformter
Kräuterkäse Gr.
Zopf- Gr, Zupfeli-, Zupfeti- GWc, Supfti- GSa. :
Wegerich, Plant, maj. und med. , Zopfballe, breiter
Wegerich, PI. maj.' Gr Sammler 1784.
Zujtfeti-B. eig. gezupfte B. Kinder pflegen etwa die ent-
fleischten Blattrippen von PI. uiaj. zusammenzuflechten.
Zwilch-. Das Verzollen der ,zw.', welche den
ZSee hinauf nach Wallenstadt geführt werden. 1578,
Absch.
Zwisel-, Zwisle'-: = Hand-Ballen Ap.
balle": 1. mit dem Fangball spielen Bs; Tu; Z.
Im Frueli"g tuend d' China b. und d' Buebe" chlüre'
ZS. Das mit einem aus Weiden geflochtenen Ball
(s. Gniggelc'-Balle") geübte Spiel wurde vor etwa 40
Jahren in ZKn., wo ganze Gemeinden als Parteien
gegen einander spielten, noch lebhaft betrieben. ,Die
husgenossen mögend auch in derselben wiss b. und
andern schimpf triben.' TuLangenerching. Otl'n. ,Pilä
ludere, die Ballen schlagen, b.' Denzl. 1677; 171t;.
Von einem starken Burschen sagt man: Er häd niit-
eme" (oder er häd enj zentnerige" Sack nur eso 'ballet
ZZoll. ,Mit dir habend wir unsere feind gleich als
mit den hörnen ballet.' 1548, Psalm 44, wofür 1530:
, durch dich wollend wir unsere feind umbstossen', =
xoÜ£ £x*P°"S TjLicüv xepaiioöu.£v. -- 2. zu einem Ball
formen Bs; B; Th; Z. Der Sehne lät-sich (oder ist)
nüd guet b., er ist z' troche". — 3. refl., wie nhd.
Feuchtes Mehl ballet-si"''. De' Sehne ballet-sich, wenn
er sich leicht zu Schneebällen bilden lässt Bs; B;
Th; Z. Wo d' Wiber noch Fränzelischueh treit händ,
het-sich das Zug [der Strassenkot] 'ballet an dem"
Fränzele" BsL.
egge"-: ein Ballspiel machen, wobei die eine
Partei an den Endpunkten eines Vierecks, die andere
innerhalb desselben sich aufstellt; fehlt eine Partei
den Gegner, so werden die Plätze gewechselt; bei
Knaben bes. im ersten Frühling sehr beliebt B; ZW.
Vgl. vier-eggen (Bd I 159), Eggen-Fülzi (Bd I 824).
— umme"-: (wie einen Ball) hin und her werfen Bs;
Sch; Tu; Z. Öppis in Händen u. So ballet-me" 's [ein
zugeworfenes Blatt Papier] umen und ane", z'erst mit
de" Hände" und denn mit de' Fäesse', bis 's z'letsten
i" 's Chat fallt. MUsteri. Da' China löt-sich u. wie
1153
Hai. bei, bil. bol. bul
UM
me" trill ScßSt. ,Dass man nit also scherz, umballe
wie ein katz die raus.' UEckst. .Mache einen Teig,
dass er fein trocken seie und nicht lang in der Hand
unibher geballet, wird sust je länger je nässer.'
XVII./XVill., Arzxeib.
in-. .Convasare. zuesammenrasplen und ein butscho-
leten machen, einb.. einschlahen, einpacken.- Fbis. ;
MAL. — Tgl. it. imbdllare, frz. emballer.
üs-: zu einem Klumpen, Ball ausgestalten, aus-
pressen. Es häd na [noch] Milch i* dem Anke', de
muest-e" besser fi. ZZoll. .Nimm gundelrebbletter, sied
sy zue muess, ball es aus.' Vogelb. 1557. — f i pp- :
mit kleinen Bällen werfen, ein Spiel der Jugend LE.
(St.b). Vgl. fippen (Bd 1 878). — chräze--: auf dem
Bücken tragen G. — löchli-: das unter Ballen-
Grüeblis (Bd II 697) beschriebene Spiel machen Aa.
Vgl. Löchli-Fülzi (Bd I 824). — rössli-: ein Ball-
spiel machen, wobei auf den Schultern Anderer [Rössli]
reitende und einen Kreis bildende Knaben einander den
Ball zuwerfen Aa; vgl. Rochh. 1857, 398/9; Bössli-
Fülzi (Bd I 824). — schoppe"-: = Ballen schoppen
(s. Ballen 1); der Finder darf den Ball jedem Mit-
spielenden anwerfen, der nicht gleich das .Ziel' findet
Aa; ScHwMa. Vgl. Rochh. 1857, 394. — schlag-
GRÜe., schlä- GSev.: ein Ballspiel machen, wobei
a) ein Kind dem andern den Ball zuwirft, dieses ihn
durch einen Schlag mit der Hand von sich abzuwehren
sucht GSev. b) der Ball mittels eines Stockes der
Gegenpartei zugeschleudert wird; gelingt es dem Wer-
fer, den Standort der Gegner zu erreichen, bevor sie
den Ball aufheben, so hat er gewonnen GRHe. Vgl.
auch Schlegel- Fiihi (Bd I 824). — zil-: = eggen -b.
GrRIi. (auch -bällele"); GSev.
Ballet m.: Ort in der Nähe der Dörfer (gew. eine
frischgemähte Wiese oder Weide), wo an Sonntag-
abenden die Jünglinge und Jungfrauen eines Dorfes
sich zum Ballspiel und andern Spielen zusammenzu-
finden pflegten. Der ans Weiden geflochtene Ball
enthielt einige kleinere Kieselsteine ZKn. (bis um
1840). Chömed, mer u-end uf de" B. gä"! Auch als
Flurname ZKn.
„Häfeli-: Ball oder Gastmahl, wozu das Essen
von den verschiedenen Gästen zsgetragen wird; auch
scherzh. eine Versammlung, bei der jeder Anwesende
seine Portion von Tagesneuigkeiten auftischet L."
Syn. Häfeli-Äbend (Bd I 37), H.-Trägeten.
ballig „Aa;" B; Gl; „S", g«ballig;)a% ThHw.;
ZO., Zoll., bällig Ap; THEgn.: was sich leicht ballen
lässt, meist vom Schnee. Syn. drückerig.
ballne": = ballen 1 und 2 GRoHe.; GSa.
bällele": Dim. zu ballen. 1. einen kleinen Ball
wiederholt aufwerfen und fangen GRHe., Landq., Rh.,
Tschapp. ; Z. — 2. spec. eine Art Ballspiel machen:
jeder Mitspielende macht ein Loch (s. Löri Bd IH 1376)
in den Boden, dann wird ein Ball nach diesen Löchern
gerollt (getrölt); der, in dessen Loch der Ball fährt,
stürzt darauf los und sucht Einen der Übrigen damit
zu treffen. Der Getroffene muss mit dem Ball ins
,Ris' laufen und ebenfalls nach den Fliehenden werfen.
Wer fehlt, bekommt einen Chritz auf den Schuh, und
wer sieben solche zählt, muss durch den g ' ehnüppleten
Wald (s. Bd III 746) laufen Schw. Vgl. löehli-ballen.
ent-bälle" -be'lle': 1. durch Erschütterung aus
der festen Lage bringen, verrücken BG., Si. .Diesen
Schweiz. Idiotikon IV.
Stein habe ich in dem Alter, wie du jetzt bist, ent-
bellt und auf einer Seite gelüpft' Nydegger 1890.
Der Ustag l(it-sieh alhceg z' Trutz vo" Dem no'h nit
e'tpelle". Barentalpen 1882. Hi*"-mer der Süesse"
[ZiegerJ g'hcibe", su ma-n-is [vermag uns] der Sitre"
[= Bifer-Maitii Sp. _'7u] nit e'tbelle", sagen die Sennen
BSi. — 2. entbelt, aus dem Gleichgewicht gebracht,
von allgemeinem Unbehagen ergriffen GLNäf. Er ist
ganz entbelt [müde, gelähmt], er g'hit fast abenand.
er -be'lle" : 1. tr., (ein Glied) schwellen machen;
durch starke Erschütterung, Stoss, Quetschung, über-
mässige Anstrengung bewirken, dass die Knochenhaut,
bes. der Hand, des Fusses, anschwillt Gl; GrD., L.,
Pr., ÜVatz. Ich han den Arm, d' Hand, den Finger mit
Holzschiten erbellt Gl; GRKlost. Es hat -mer Alles
erbellt, erschüttert Gl. Erbellt, erschüttert durch Stoss,
Fall; auch geschwollen, z. B. vom Zahnfleisch, den
Lippen Gl. Refl., sich auf die angegebene Weise be-
schädigen GrD., L., Luz., Pani, Schud., Tschiertsch. —
2. = vergüeten (Bd II 556). De" Finger, d' Hunt, d'
Wunde" e., z. B. durch Aufenthalt in einem Stalle
GRScuolms, Splüg., V. Ich selber ham-mich e"mäl erbellt
g'han, dass ich dahinne" an der Achselhöle" en Gr'schtmlst
g'han han, wie en Opfel GRValz. Er het 's erbellt oder
refl. er het-schich erbellt GrL., Luz., S., Scuolms, Splüg.,
V. Auch unpers.: es het-schi''' teider erbellt, die Wunde
ist schlimmer geworden GrV. — 3. d' Hand, d' Füess
e., die Hände, Füsse solcher Kälte aussetzen, dass
das auf die Erstarrung folgende schmerzliche Gefühl
der Entzündung eintritt GrAv. — 4. das Ptc. mit
.Rückumlaut' in adjektivischer Bed. a) robust GrPi-..
„dick und fest GrA." — b) abgehärtet, von Menschen
und Vieh. Es erballts Schiel", ein Schwein, das rauhe
Witterung und rauhe Nahrung erträgt GrPt. ; Syn.
abg'rücht. Es erballts Buebji, Göfji, ein frisches,
nicht verweichlichtes GrA., He., Valz. — c) tapfer,
resolut GrD., Pr.
Mhd. •/-. ver-beüen in Bed. 1; Tgl. auch Schm.-Fr. I
228/9. Zu Bed. 4 vgl. ehech (Bd III 120). zur Form des
isolierten Ptc. nhd. ,(wobl)bestallt' zu .bestellen' uä.
Ars-Bellen f. Als Flurname: .In das bachtal, das
man nempt in der arsbele.' 1456, ZAltregensb. Offn.
Jlbd. ars-belle f.. Hinterbacken. Namen von Körperteilen
siDd öfter als Flurnamen verwendet; vgl. Bluti-Büch , Nase" ua.
„Arsch -Bö Her m. : Schlag auf den Hintern Bs."
Da die MA. von BsStdt ö gesetzmässig zu e entrundet
hat, kann für unser W. nur die Ausspr. A.-Better gelten.
und die Schreibung mit ö erweist sich als irrtümliche Re-
konstruktion.
T eil-Balle(n). .Da [in UUrs.] ist ouch ein recht,
heisset teilballe, da git man von 10 pfd pfeffers jär-
lich.' Habsb.-östr. Urb. ,Advocatia in valle Liventine
cum omnibus juribus, redditibus et specialiter susten
et teilballen vulgariter nuneupatis.' 1317/53, Urk.
,Die t. und susten in dem tall ze Liventin von oben
hin nider und von nider ufwert dem selben tall.'
1329/47, Urk. — Vgl. Quellen zur Schweizergesch. XIV
286 Anm. Doch s. auch Teil.
Paiate" II GRpr., Palette" GRPani — f.: 1. amt-
licher Zettel. Gesundheitsschein GRPani, Pr. — 2. Zet-
tel, worauf der Name des Mädchens für einen Burschen
geschrieben wird. Die z. B. an einem Singabend ver-
einigte Jungmannschaft verabredet, .P. zu laufen.'
Die eine Hälfte der Burschen erhält P-en und macht
sich damit auf den Weg zu den Häusern der auf den
1155
Bai, bei, bil, bol, bul
1156
Zetteln bezeichneten Mädchen ; kurze Zeit darauf
folgen die Andern. Nun ist es ein Hauptspass, wenn
einer der Letztern seinen Kameraden zuvorkommen
kann und vor denselben ins Haus wischt. Immerhin
überlässt er nach einiger Zeit dem rechtmässigen Lieb-
haber das Feld allein. Nähert sich der Inhaber eines
Zettels dem betr. Hause, so ruft er schon von weitem
P.! um das Mädchen zum Öffnen der Tür, bzw. zum
Aufstehen zu veranlassen GitPr.
Etym. identisch mit Bolete" (s. d.). Zum Voc. der ersten
Silbe vgl. PaleUli, Palente" ua.
pälette": das unter dem vor. W. beschriebene
Spiel machen GiiPani.
PaleUli -ättli, B- n.: Hühnchen Gü„ Sa., W. —
Frz. poulette.
Balfrieser m. : Mensch von rohen Manieren, Gro-
bian GW. — ,Balfries\ Alp in GSa.
Balll' f.: Bailei, Amtsbezirk. ,Der landcommentur
teutsches ordens der bäyllie Elsass und Burgund.'
1478, Bs Chr. ,N. N. landcommentur der baly ze Elsass
und Burgund.' 1497, Sch Urk. — Frz. baillie, mlat. baüia.
Bälli m.: 1. Landvogt. ,Er nimmt's an wie der
B. d' Knecht', d.i. ohne strenge Auswahl. Sprww. 1824.
,Dem botten zem belin 12 ß.' 1380, B Stadtrechn. ,Der
tütsch belis', Übersetzung von ,bailly d'Allemagne
[Deutsch-Lothringen].' 147b", Bs Chr. ,Der küng hat
den belis verhört.' ebd. ,Wir sind mit dem bälli von
Tision [üijon] in red und handlung komen.' 1503,
Absch. , Bertschi: Ich förcht numen, er [der Bettler]
werds [das Almosen] nit ngn. Bettler: Ich nims an,
wie der belli die knecht.' NMan. — 2. a) (Schelle"-)
Bälli, in B n.: = Gaggel II (Bd II 166) Ar-; B. -
b) Be'lli, Carreausieben, als höchster Trumpf beim
Ramsen BsStdt.
Frz. baüli(f). Die sprichwortliche RA. unter 1 bezieht
sich auf den Baillif von Dijon, Anton von Bassey, der zu
Ende des XV. als Werber von Reisläuferu für die Krone
Frankreichs eine grosse Rolle spielte; vgl. dazu Jahrb. für
schwz. Gesch. XXI 112. 157. 1S4. Zu 2 a. Wie der Bailli
Stabträger (bajulus) und Stellvertreter des Königs war, so
kommt beim Ramsen der Ilälli unmittelbar nach dem höchsten
Trumpf, dem Ass. In B wird das W. als Dim. an Hallt"
angeschlossen, daher das Neutr.
Palier Ap, Balier AaB.; Bs; „L", Polier ÄALeer.;
B; Gl; Th, Bolier Bs; ZS., W. — m.: Meistergeselle,
Vorarbeiter und zugleich Aufseher bei Maurern, Stein-
hauern, Zimmerleuten. Auch etwa spöttisch-ironisch
von Gesellen oder Lehrlingen, die, ohne viel zu ver-
stehen, die Arbeit regieren wollen AABb. ,Ich kenne
Niemanden ohne Sie, den ich an der Spitze der Di-
rektion der Arbeit [eines herauszugebenden Lexikons]
wissen möchte. Dann würde ich als Polier auftreten.'
1823, Z (Brief Lindinners an Sal. Vögeli). , Meister
Hans von Gretz und Hans Wirich, sin barlier.' 1496,
Bs Urk. .Meister N. N., der stift Basel palir oder
Werkmeister.' ebd. ,Hans von Zürich, des meisters
parlier.' 1510, F Urk. ,Der bolierer sol ouch by dem
[Kirchen-Jbuw beliben.' 1514, Z Anz. ,Maurerbalier
Jos. N. aus dem Tirol, welcher [beim Kirchenbau]
22 Maurer und Handlanger unter seiner Aufsicht ge-
habt.' 1763, GBrunnad. Urk. ,Zimmerbalier Mstr Jak.
N. von Sulgen, welcher 12 Zimmermänner unter seiner
Aufsicht gehabt.' ebd. ,Bollier' auch Familienname Z.
Der Ton ruht durchweg auf der zweiten Silbe. Mhd.
parlier (er), zu parlieren, sprechen; also eig. der Sprecher der
Gesellen gegenüber der Meisterschaft oder auch Derjenige,
der beim Baue Anweisungen erteilt, Bescheid weiss und
gibt; vgl. die frz. Synn. parleur-macon, p.-charpentier. Zum
Schwund des r in der vortouigen Silbe vgl. matchieren, badx-
»chieren ua. ; o erklärt sich aus Vermischung mit polieren.
Zur Sache vgl. insbes. Janner, Die Bauhütten des deutscheu
Mittelalters, S. 119/23.
Palier n.: nur in der RA. es P. mache", durch
Haltung und Gesichtsausdruck imponieren wollen Gl.
Eig. Gc-palier zu einem Vb 'polieren, das entw. direkt
an parlieren, sprechen (d. h. viel Wesens machen mit Worten,
dann auch mit Gebärden), angeknüpft oder dann als Abi. vom
vorigen W. betrachtet werden kann i. S. v. Palier sein, den
P. spielen. Der Umstand, dass in Gl für das Subst. die
Form Polier gilt, schliesst die letztere Annahme nicht aus.
paliere": gehorchen Schw. Er poliert sehön, er
ist gefügig. — Durch Dissimilation aus parieren.
balisa: par hazard B.
,Eins der vielen verdrehten französischen Wörter, die
bes. seit 1798 unsre Landessprache verderben.' GJKuhn 1806.
Palisä'de", ■äte" f., Dim. -ädli: der Länge nach in
zwei Hälften gesägtes, oben zugespitztes Stück vom
Stämmchen einer jungen Tanne, das zu Gartenzäunen
verwendet wird B. Syn. Schijen.
Palö'ge» GitChur, He., Pr., Splüg. — f., Palö'gli Gr
Pr., Sch. (nach einer Angabe auch Palugle") : Krieche,
Haberschlehe, Prunus insit. — Churw. pal(0oaaj wohl
zu paUa, Kugel.
Ballone" f. Z IS., Ballung Schw (f.); U: 1. Spiel-
ball Schw; U. B. schlah" 1) den Ball schlagen, als
Kinderspiel U. — 2) bildl., Jmdn hin und her schie-
ben, stossen, narren U. — 2. grosse, etwa 40 Mass
haltende Kugelflasche, für Branntwein und Chemikalien
Z IS. — It. ballone, frz. baUon. Das Fem. nach Synn. wie
Ballen ; Flaschen, Outteren.
ballö'ne" (auch p-) Gr oHe., Landau., bulhintje"
Schw: mit dem Ball spielen.
Ballot: 1. n., Warenballen ZStdt. Es B. Sidr".
— 2. f., Kügelchen, dgl. bei den Regimentswahlen
verwendet wurden, indem man sie aus einem Sacke
zog B f. ,Der coramandierende General, sowie der
obere Generalstab überhaupt soll nur in Kriegsfällen
von MGnHHn mit einfarbigen Balletten [im Gegs. zu
zweifarbigen, d. h. goldenen und silbernen, bei andern
Wahlen] erwählt werden.' 1782, B Dekret. — Frz.
ballot in Bed. 1, ballotte in Bed. 2.
ballottiere"; durch Einlegen von Kugeln wählen
B f. ,Des ungewonlichen Balotierens wysser und
schwarzer Kügelinen halb in diesem [Criminal-]Han-
del.' 1610, Absch. (für F). — Frz. baUotter.
Palueg m.: Einschnitt an dem auf das Querholz
eines Schlittens gebundenen Holzblock, dazu bestimmt,
diesen beim Fahren am Rutschen zu hindern GRPr.
— Churw. paluoch, Pflock, Grenzholz.
Paliise" GRChur (auch -üze"), He. f-üsse"), Landqu.,
Rh., Splüg. — f . : = l'alausen. — Uhurw. palüm zu palüs,
peius, lat. pilonun, haarig.
Baluster m.: gemeiner Granatapfelbaum, Punica
gran. ; als Zierstrauch in Töpfen gezogen Sch; Z. ,Die
Buche schlägt aus, Baluster bekommen Knospen.' Helv.
Kal. 1780. ,Balluster-Baum', Hausn. ZWint. — Zu
gr.-lat. balauetium, Blüte des wilden Grauatbaumes.
Baluster, Palünster: durchbrochene Lehneinfassung
an Treppen, Altanen uä. SchwE. , Fürst Thomas hat
1157
Bai, bei, bil, bol, bul
1158
ringsherum Baluster setzen lassen.' SchwE. Chr. 1752.
.Vier Beichtstüel, Kommuniongätter mit Ballüstern
[in der Kirche zu ScHwWoller.].' 1779, Gfd. ,Das
Vorzeichen samt der Stiegen wurde fertig gemacht
und mit steinernen Palünstern gezieret.' ebd. [Von
dem hölzernen Gitterwerk] eignete er sich bei 18 ,Bal-
oustre' zu. 1805, BsStdt. — Frz. baluatre, Geläudersäulo.
pälanggle": streiten, zanken GitPani.
Bali GRTschapp. (n.), Päli GRSchiers: 1. mit Kätz-
chen behangene Zweige der Sahlweide, die am Palm-
sonntage gebrochen werden GRSchiers. Syn. Palmen.
— 2. Tannzapfen GRTschapp.
Wahrsch. identisch mit Bali (unter bä I 2 Sp. 895), also
eig. Schäfchen; zur Bed. -Entwicklung Tgl. Bäggel (Sp. 1076).
Bälinen m. : Fischname, Wels. .Silurus, ein Wä-
liuen, B.' Wagner 1680. ,Die Welsfische werden sonst
auch Wälinen, B., deutsche Wallfische, Wels, Saluten
genannt.' JJSchedchz. 1746. — Vgl. lat. balaena.
Fisch-Baulen: Gefäss für Fische. , Kupfer an V.,
Wasserzübern, Bauchkesseln, Kunsthäfen usw.' Bs
Taxordn. 1646.
bauTe" BBe., „Gr.," S.; SGrench., böule" Gr01>S.:
bellen, kläffen. Bildl. : ,Da könne er ihr vorpaulen
[vorschwatzen, zureden], was er wolle.' JGProbst
1889 (BS.). - Abi. von der Interj. bau (s. Sp. 896), wie
das syn. icavlen von wau. Zu böulen vgl. büheen.
Panl(ns): 1. Name des Apostels, bzw. des ihm
geweihten Kalendertages. S. Kienruess-Bueb (Sp. 940).
,St Paulus klar bringt gutes Jahr; so er bringt Wind,
kommt Regen gschwind; auf Nebel stark füllt Tod den
Sarg' ScHSt. (Sulger). ,St Paulus schön und Sonnen-
schein bringt Fruchtbarkeit dem Korn und Wein' S.
,Schynt die Sohn an Pauly Bekerung, so wirt ein gut
Jahr; wehet es, so gibts Krieg; regnet es oder schneit
es, so gibts Mitein; sind aber vil Nebel, so bedüts
Sterben.' ZElgg Arzneib. um 1650. Pauli Bekehrung
(25. Jan.) ist der Wlberßrtig : die Frauen feiern und
tun sich gütlich L (Ineichen); s. auch Baumgarten,
volkstüml. Naturk. 43. Der Gedenktag , Peter und
Paul' (29. Juni): Peter und Paul (Paulistag S) bisst
(bricht, truckl) dem Cham d' Würzen ab; dann rlfet's
Nacht und Tag Aa; S; Z. Peter und Paul schlünd
enand uf's Maul; Peter will's nid lide" und git im
[dem] andere" auch en Örfige" L (Volksreim). Chunnst
in Himmel, so grüez-mer de" Petrus; zum Paulus, dem
Glatzchopf, sag nix. Sulger (mit dem erklärenden
Zusatz: Paulus als Bekämpfer der Werkheiligkeit ist
bei der kathol. Kirche nicht besonders beliebt). Peter
und Pauls Tag eignet sich für Zauber S (Schild 1863,
128); er ist ein Unglückstag, an dem z.B. öfter ver-
heerende Hochgewitter entstehen; s. Lüt., Sagen 112.
Bis Peter Paul [= spät oder nie] fertig werde" Z. —
2. (P*aul Bs; B; GRMal.; L; SCH; SCHW; S; Th; Ndw;
ü; W; Z, Pol GrD. (auch Pal), P"auli Bs; BE.; F;
Gl; GRMalix, Pr.; L; GBuchs; SchwE., W.; Th; Ndw;
ZZoll.f, Böli Ap, Phäuli BS.; LGettn.; G; S; Z, Poles
GStdt, Boler GGrabs, Pautsch, -eli GLLintht.) männl.
Personenname, im Allg. ziemlich selten. — 3. Name
eines Geschützes der Luzerner 1712: ,Zwei Stuck, das
einte heisst Philipp, das ander Pauli.' Gesprach 1712.
Die ä. Sprache zeigt für den Personennamen z. T. ab-
weichende Formen: .Paulus von Bürren (1437 schulthes von
Lnzern).' Edlib. ,Palus.' 1482, Th. ,Päli.' 14S6, GKriess. ;
1499,6. ,Palle.' 1489, Z. ,Pally.' 1504, Z. ,Päly.' 1506,
Th. ,Ballus.' 1525/1600, ZHinw. ,BäIly under der Halten
von Schwyz.' 1528, Ap Schreiben. Seltener für den Heiligen-
uamen: ,Uf suntag vor sant Johans und Phall.' Edlib. Als
Zuname: .Paulus Haller, Pali genannt.' 1531, ZStdt. ,Ain
burger, Palis Hans genannt.' 153G, GStdt. ,Des Pauls GUtli.'
1537, ZElgg. Als Familienn. ,Paul' B; Zg, .Pauli' B; vor
1550, ZHinw. Ein Lehen gebaut von ,Jaggli und Marx den
Palineu.' 1623, ebd. ,Jagli und Marx Bolli.' ebd. Hieher
viell. auch .Ballis', Zuname in ZWei.. ferner die Ortsn.: , Balis-
Hof ' GStMargr., , Balis-Berg' ZgWalchw., .Balis-Hütte"',
Name einer Sennhütte, ebd. Doch vgl. auch Balthasar.
Pauler: Name einer Münze. ,Die p. mit dem
leuwen umb dry batzen.' 1549, Gr. — It. paolo, toskan.
Münze, ungefähr 2 Kr. wert.
Pauline, Kosef. Phäuli Ap; B; L; Sch; Z, derb
Pauggi BsStdt, Phäuggi, Phäul;i Z, Pauk Aa; Bs; Z.
— Der Name ist modern.
Be'l, P-: 1. m., plumper, dummer Kerl BE. Du
grosse P.! — 2. n., .hässliches Bild', als Schelte bes.
auf Frauenspersonen ÄALeer. (Hunz.). Dos ist es
wüests B., eine Weibsperson ohne Anstand BBür.
Einfältige Weibsperson B. Es lötigs B. .Seine Frau
sei eine wüste, so recht es hochmüetigs B.' Gotth.
Doch wohl vom Bilde des biblischen ,Beel zu Babel' her-
genommen.
Bell m. : einzelner Laut beim Bellen Ap; Gr;
SchwE. Der Hund tuet lein B. Gr; Schw. Das ist
en bosche" Hund; wenn er bisse" will, tued-er nun so
en B. GRKlost. ,Die Hund sind nach und nach ab
dem Schiessen so erschrocken, dass sie kein Ball mehr
getan.' 1710, Tageb. Schumi (GT.). - Mhd. bil.
belle" — Präs. 3. Sg. billt (tw. veraltet und durch
bellet ersetzt) Aa; Bs; B; P; Th; Z — Conj. Prät. bull
ÄALeer.; ZZoll.f, bulli BSi., bölli Gr (selten), bellti,
billti Gr, belleti ZZoll. — Ptc. Prät. gebollen, bzw.
'bolle" Ap; Bs; Gr; Sch; Th, 'bulle" Aa; Bs; B; Z,
gebollet Gr (Serardi), 'bellet Ndw; Z, 'bellt Bs; GRÜbS.:
1. bellen, von Hunden, auch Füchsen, allg. 's häd
nacht en Fuchs 'bulle", 's wird nach [noch] ehalt ZO.,
S.; s. auch Bd I 656. We""-ma" dene" leide" Göfe"
Eppes seit, tuen -sch', a's ob e" Hunt bellti, achten
nicht darauf GrAv. Wer 's vermag, hed en Hund,
wer 's nit vermag, cha"" selber b. L; Z; vgl. Hund 1
(Bd II 1421). Der letst Hond het noch öd [nicht]
'bollc" TnEgn. (Sprw.); s. noch Hund 1 c (Bd II 1422).
Verbunden mit , stehlen' bezeichnet &. das Laute (den
öffentlichen Raub) im Gegs. zum Stillen, Heimlichen
des Stehlens: .Ungerechtes Gut, es seie captum oder
raptum, gstohlen oder bohlen oder funden oder kauft.'
JJUlrich 1727. .Gstohlen, bollen, funden, kauft, ist
gleich viel.' ebd. — 2. von Menschen. [Wir] wend
d' Lüt lo" b., 's ist ke" Sach, und d' Hund de"" rede"
lö". Ineichen 1859. a) gellend reden Ndw, schimpfen
Bs. ,Die Argument, die U. Zwingli hinder dem Ofen
fürher gebollen hat.' ThMürner. ,Du tuest von sachen
ynher b. [Var. : ,von der sach tuest hoch ynher b.'],
als ob d' allein sölltst urteil feilen.' Wagner 1581.
, Belle und rumsele er [der Kapuziner], als lang er
immer wolle.' 1589, Zellw., Urk. — b) (laut) weinen
ApWalz.; GRh. Syn. Minen. — c) heftig, trocken
husten AABremg.; Bs; Th; Z. De hesch wider di ganzi
Nacht 'bellt Bs. — 3. von gellendem Geläute. Los!
's hltet co" de" Chappele" her! Das ist es ebigs B. L
(Lüt. u. Häller 1845). — S. auch UUen.
1159
Bai. bei. bil. bul. bul
1100
an-b811en: 1. anbellen, von Hunden, allg. ,La-
trari, angebullen werden.' Fris. ; Mal. — 2. uneig.,
bart anfahren, zur Rede stellen Bs; L. ,Er aber
zornig, taub und wild den heiigen Bischof räss an-
billt.' .TMahl. 1620. ,Vom bösen Gewissen angebollen
und geplaget werden.' Met. 1694. — er-: wider-
ballen. Hat en Pfiff län gän, dass 's in Berg and
Tal erhellt hat W; vgl. W Sagen 89. .Lachen,' dass
Berg und Wald davon erbillt.' ebd.
wider-: laut, rechthaberisch und ungebührlich
widersprechen Gr; ScHwMa. ,Mit Zanken und mit
W. nichts ausrichten.' Hengeler 1836. ,Es dorft
üch [den Geistlichen] vor niemant w., die katz hangt
jetz ganz voller schellen.' NMan. .Alle die, so die
predicanten verlachend und mit widerbellung in ire
predig fallend.' 1530, Absch. .Alle die widerspännigen,
die der oberkeit widerhallend.' HBcll. 1531. ,Nach
wyber art so widerbillts.' Aal 1549. — Wider-
bellerin f.: zänkisches Weib. Hengeler 1836, 7. —
Vgl. lat. oblatrare.
Belle", in Z auch Belli I — f.: Stimme (des bellen-
den Hundes) Zg ; Z. Der Hund häd e" gueti B. Übertr.
auf die Stimme des Menschen B. Der het e" B., mi*
chann-e" e" halb Stund teit g'höre". — Zur Bildung vgl.
fällen (Bd II 208). Litten (Bd III 1506), BraUen.
Ratsche"-, „Ratze"-", Sätze' -Belle" f., Dim.
-Bclleli: Weibsperson, die stets widerspricht, Wider-
belferin Bs. , Lieber im Spittel wohnen als bei sol-
chen Rätzebellen.' Breitenst. Übh. eine Weibsperson,
welcher der Mund nie stille steht; auch von Kindern
Bs. Gagle" und d' Bätze'bclle" der lieb lang Dag
mache". EKron. ,Was in der lustigen Kindheit eine
R. ist, wird im spätem Alter zum Räf, Ribisen und
Zankisen.' RKelterborn 1898.
Mist-Bellerli n.: Murmeltier W (lt Tschudi,
Tierl.). .Murmeltier, ficto nomine mistbellerle, propter
acutani et tinnulam vocem, qua caniculas etiam sie
proprie dietas superat.' KGesn. 1551; darnach Tierb.
1563. — Übertr. vom Bauernhündchen, das auf dem Mist-
haufen vor der Haustüre bellt.
Bellete- f.: Gebell Gr.
Belli II m.: 1. a) Hund, der stets zum Bellen ge-
neigt ist Bs; B; Gr; Z. Das ist nun en B., nur ein
Kläffer, der nicht beisst GiiChunv. — b) Hund übh.
GRHe., Rh. Name für grössere Hunde L. — c) alle-
zeit zum Schimpfen geneigter Mensch Bs; B. —
2. trockener, hell tönender Husten AAßremg., Z.; Bs ;
Sj /. Gegs. Chrosli.
Zu 1 c viel!.: ,Hans Rütimann, genanDt Belli.' 1660/73,
ZSth. Der selbe Zuname auch XVII./XVIII., ZZoll.
Bela: weibl. Taufn. 1. Bei- S, Dim. Bell L; S;
Zg, Jakobea. Users Behli sott manne". JCYVeissenb.
1T<»2. — 2. Barbara. .Beli oder Barbara von Lieben-
berg.' 1525, Bossa., Chr. ,Beli Plettin von Winter-
thur.' ebd. — 3. Bertha. ,Beli' (Dat. ,Belinun' und
,Belineir) wechselnd mit ,Berchta' für die selbe Person.
1322/43, LUrk.
Der Name begegnet, namentlich im ausgehenden Mittel-
alter, auch suust nicht selten, vermutlich zumeist als Kurz-
form für , Bertha.' ,Bela.' 1271, LSemp. ürk. ,Jo. et C.
Ber. dicti Wininger, Bela soror eorum [zu Albisrieden].'
1298, Z ürk. .Berchta Wininger 2 mod., item Bela soror
1 mod. trit.' ebd. ,Auna filia Bele de Witellinchon.' ebd.
,Bela ab dorf und irii kiiit.' um 1320, Z Urbar. ,BeIa Ja-
cobin und ir gemeinder |/u Meilen].' ebd. , Bela von Eggers-
wil und ir mann Erni.' um 1350, L. ,Bela und Richi ir
tochter.- 1379, Z Urk. ,Bela Dormaun.' um 1450, LSemp.
,Beli, syn ewirtin.' um 1480, LWillis. Jahrzeitb. ,Bely.' 1491,
UwE. Jahrzeitb. ,Beli, Hemme und Menge, wirtinen des Walter
Suser.' Uürs. Jahrzeitb. '» Belia, Familienzuname AaWohl.
Pelagins Polei ApSpeich.; LE., Poli, B- ApH.; U,
Plei, B- ApA.; Ndw: männlicher Taufn. 's Bleie"
Meigi, Remigius, Sohn des Pelagius Ndw. .Bolley.'
1517/28, ZStdt. ,Polcy.' 1582, ZSth.; 1652, Ap; 1694,
Ndw. ,CZellweger, Bolis Sohn.' 1655, Ap. Name des
Heiligen. ,Sankt Polayen.' 1472, TaSulgen Offn. Über
die , Sankt Polayen Gottshuslüt' zu Sulgen, Rüti und
Mülibach im Th vgl. Th Beitr. 1861, 27.
Wahrsch. auf die h. Pelagia (8. Oktober) geht die Wetter-
regel: St Pelei fiicrt Donner und Hagel heim L (Ineichen).
Ebenso: ,Sant Pelaientag.' 1352, Ap Urk. .Donstags vor
Pelay.' Salat. Dagegen bezieht sich die Stelle ,an Sant Po-
leien abend' in einer Zg Urkunde vom 8. Febr. 1344, wie
das Datum zeigt, auf die hl. Apollonia (9. Febr.). Die Form
Polei erklärt sich als Anlehnung an den gleichlaut. Pflanzenn.
„Belle0, gröber Belli, Dim. Belleli: Isabella L."
Bellen f.: Pappel, Pop. alba. ,Mit sarbauminer
rinden (diser ist sunst b. oder pappelbaum geheissen).'
Tierb. 1563. .Populus, ein sarbachbaum, alberbaum,
pappelbaum, b., belzbaum.' Fris.; Mal. — Mhd. belle,
bellen (lt Pritzel-Jessen).
Pelle» ß; „F;" Gr, B- GrV.; GSev., W. (nach einer
Angabe Bille"), We„ Pe'lli, B- BSi. — f.: 1. grüne
Hülse der Baumnuss B; „F". der Haselnuss BSi. —
2. Spreu; Getreidegrannen, Abfälle beim Wannen,
Dreschen GrL.. ObS., Pr., Tschapp., Val., V. ; G ; unter-
schieden als Gerste"-, Rogge"-P. Gr ObS. — 3. Hülle
des Hanfsamens GRHe.
Rom. Lehnw., wahrsch. verschiedenen Ursprungs. Zu 1
vgl. it. pelle, frz. pean (ä. pel), Fruchthülse. 2 und 3 ge-
hören wohl eher mit lat. palea, it., churw. paglia, frz. jjttille,
Spreu, Stroh, zusammen; vgl. Tällen aus frz. taille, it. tayha.
pelle": 1. enthülsen, „schelten B; F", bes. Nüsse
BSi. En unpelleti Nuss. Syn. plüschen, tanggen. —
2. von Spreu uud Grannen befreien Gr ObS. Syn.
wannen. — Zu 1 vgl. ,ab-pellen' bei Gr. WB. I 82.
üs-: aushülsen BSi.
bele": sich zieren, spröde tun Bs (Ochs). - Vgl.
frz. faire la belle.
Pelerine", B- f.: grosser, bis auf die Hüften rei-
chender (Pelz-)Kragen der Frauen Aa; Bs; B; G; Z.
Belli Ulm.: penis? Bursche: ,Min b. stat.' Dirne:
,Dich wol berat.' um 1400, ZStdt (Ofenkachelinschr.
mit laseiver bildlicher Darstellung); s. Z Anz. 1893, 279.
l'ellikau. , Forfex, ein zänzang der zanbrecheren
oder balbiereren, ein Überwurf oder p.' Fris. Vgl.
Storch- Schnabel.
bellitseliiere": lärmend prahlen oder zanken; auf-
begehren BsStdt. B. und schimpfe". Si schwätzt und
bällitschiert e" g'schlageni Stund. RKelterb. Das' er,
wenn si pälitschiert, nur pßft und singt derzue. ANüs-
seler 1893. Alles B. het nlt g'nutzt; ich ha"-mich
miese" gidulde". Volksfrd. ,Da wird beim ärgsten
Regenwetter das Haus geputzt, nur damit man den
andern Tag wieder recht b. kann: Putze' d' Schueh,
's isch g'fcgt!' Die gueti Alti bälletschiert sehn" lang
»imiiicn im Hüs umme". Hetzel 1885.
Auch eis., schon bei Fischart; s. Gr. WB. I 1453. Zu
Grunde liegt it.. bella eiern, frz. belle chere, deutsch .Belletschier,
1161
Bai, bei, bil, bol, bul
1162
Bellischier.' Das W. bedeutete wohl zunächst: viel Wesens
machen (beim Empfang von Gästen), daun übh. sich laut und
aufgeregt gebärden, lärmen.
Be'llö m.: Hundename Bs; B; Gr; Th f-e>-J; Z.
It. hello, schön. Vgl. Schott, fimtiti und ähnliche Hunde-
namen.
Beile" ÄAKais. (Dim. Beieli), Z.; BO.; Gl; L; Sch;
S; Th; Uw; Zo; Z, Beigle' „F;" GSa., Beinle" S - f.:
1. Kerbbolz, eig. und übertr. .Das die seckelmeister
sollent die werklüte all sanistag bezalen und die buw-
herren dehein beiglen mer machen, und sollend ouch
die winterbeiglen angends abrechnen und abbezalen.'
1506, S. ,Item aber hat er sie [der Glaser die Schei-
ben] gewerchet uf die heilen 50 tawen, die bringent
ietlicher tawen 5'/2 ß.' 1513, L (Klosterbau zu StUrban).
.Welcher zu Tietwyl im zwing wirtet, der soll das
umbgelt geben 5 plajihart von eim soum win und soll
rechnung geben einem ammann an ein b.' 1530, Aa
Weist. ,Die Holzflösser haben mitunter den Zollern zu
Dornach 1000 Klafter Scheiterholz auf die B. zu ver-
zollen angegeben, während dem sie dann 2000 Klafter
oder mehr geflösst haben.' 1554, Absch. (hier wahrsch.
ein Verzeichniss auf Papier). ,Talea, ein b. oder kerb-
holz. Crena, ein krinn oder ein b. oder kerb.' Fris. ;
Mal.; ähnlich Denzl. 1677; 1716; Klingl. 1693. ,Alle
die cörpel [der bei Kappel Gefallenen], so sy ver-
gruobend, schluogend sy an b., die sy hierzuo gemacht,
und erfundend sich an der zal 383.' HBdll. 1572;
vgl. Cherb-Holz (Bd II 1253). Der Säumer soll sein
Zeichen dem Sustmeister zeigen ,und heissen an
die B. schlagen.' 1618, Absch. Spec. a) meist vier-
eckiges, bis 2' langes, in zwei Hälften gespaltenes
oder, wenn in den Händen des Schuldners bleibend,
einfaches Stäbchen, worauf der Verkäufer Zahl oder
Menge der auf Borg verabfolgten Waren (der Bäcker
z. B. die Zahl der Laibe, der Milch- oder Weinver-
käufer jede Mass, der Schlächter jedes Pfund Fleisch)
durch Einschneiden von einfachen Strichen oder auch
(bes. bei den Fünfer- und Zehnerstellen) von römischen
Ziffern bezeichnete; die eine Hälfte der B. in der
Hand des Verkäufers, verglichen mit der andern in
der Hand des Käufers (Gege'-B.J, bildete ein rechts-
kräftiges Beweismittel der Schuld, früher allg., jetzt
veraltet und durch das (Beilen-)Büechli (s. Sp. 985.
991) verdrängt; in Gl jetzt noch etwa in übertr. S.
für die Kreiderechnung in Wirtshäusern verwendet.
.Linea, cui inscribuntur notae accepti vel expensi.' Id. B.
D' B. zale', das auf der B. verzeichnete Quantum
Milch bezahlen AaZ. f Diente die B. als Urkunde
für Geldschulden, so wurde, wie man erzählt, auf den
Doppelstab des Gläubigers und Schuldners gleich-
massig z. B. für je 100 Kronen ein Querstrich, für
50 Kr. ein Längsstrich eingeschnitten; bei Abschlags-
zahlungen wurde dann die der entrichteten Summe ent-
sprechende Zahl Striche entfernt BR. Daher: ab der
B. schnitze", die Schuld tilgen BHa. Zufolge vor-
gewiesener zwei ,beielschriften', die von einer Hand
geschrieben ,und us einander in beielwyse gesnitten
und darzue mit eines notarien handzeichen gezeichnet'
waren. 1451, B Urk.; vgl. Spän-Zedel und: ,Wir [Lu-
zerner] und die von Sempach habent zwöy gelich
zedel ab einander gesnitten, die wysent umb die ge-
richt und kreiss vor Sempach [usw.].' 1425, L Brief.
Betr. Priorität in Konkursfällen wird entschieden :
,Dass je der erst an sollichen rechten zue vorderst
syn solle und daruf die b., darnach lidlon.' 1484, Z
Ratsman. ,Koffi eier und anders, was not sig, mit
wissen her Hansen, und daz im ouch her Hans gelt
darzuo geh und peilen ordenlich hab gegen den raetz-
gern, und daz alle fronfasten in büwesen her Hansen
mit den metzgern abgerechnet werde.' G Küchenordn.
1495. .Ein kleini hölzinen beiglen, etwa eins flngers
lang; die wäri alls voll krinn en geschnitten an allen
orten.' um 1531, L. .Welicher burger nit eignen ker-
nen hat, sonders den durch den pflster koufen lasst...,
so mag derselbig pfister synem künden ufs höchst an
einem jeden mütt 1 oder 2 batzen minder, dann der
gmein lauf gat des frytags in der wuchen, so der
pflster dem künden den kernen uf die b. Schlacht,
nachlassen und abnemmen, doch dass der kund dem
pfister umb allen den kernen, so er inschütt und der
pfister im uf die b. Schlacht, mit barem gelt bezale.'
1553, ZStdt Gerichtsbuch. ,Der frauwen gehört [nach
des Mannes Ableben] etwas kernen uf der beilen,
item etwas wyns aus dem trinkfass.' 1558, Z Ratserk.
,So man Korn ustreit, soll der Schaffner darbei sein
und anschlagen und die B. bei seinen Händen be-
halten.' XVII., AaMuh Gesindeordn. ,So Wyber bei
unseren Hüseren Brot uf B. reichen [holen].' 1602,
Z Weggenzunft. .Das an den Spital, das Almuesen-
amt und Spannweid gelieferte Brod, so er [der Pfister]
jedesmals an seinen B. wärt [nachweist].' ebd. .Der
Müller soll das Mehl dem Becken vormessen und
dessen, so er demselben überantwortet, ein flissige
Rechnung haben und auf ein B. verzeichnen.' 1624,
Z Staatsarch. ,Es solle der Obmann ald die Becken
am Almosen ein besondere B. haben und daruf ver-
zeichnen, was und wie viel an Brot sy dem Knecht
an der Spanweid jedesmals überantwortind.' 1625, Z
Bericht. ,Der mit der Wacht bruchende Wein soll
us des Weinschenken Keller an ein B. genommen
werden.' 1640, B. .Itera den Becken von 21 B. Bacher-
lolin, Kosten und Trinkgeld 18 fl. 27 Schill.' 1656. L
Rechnung der Bruderschaft St Hieronymi. ,Um Brot
[bei einer Badekur in AaB.] laut B. bezahlt 1 fl. 24 ß.'
Zubers Tageb. 1687. .Fast jetweder Burger ist Zeug,
dass wir diser Zeiten mit den sog. B. nicht nur nichts
gewünnen, sondern sogar auch unser eigen Gelt derbei
aufopferen.' 1713, Z (Supplikation der Pflster). .Dass
auch zahlbare Leut 4, 5 bis mehr Beilen, die bei 100
und mehr fl. auswerfen, Jahr und Tag unbezahlt stehen
lassen.' 1751, ebd. Lebendig ist das W. noch heute in
einigen bildl. RAA., wo es die allg. Bed. von Schuld-
verzeichniss, Rechnung angenommen hat. E" längi
B. ha", viel schuldig sein. Id. B. Es het nadisch ßn
e" grüssi B. g'gen, eine grosse Rechnung, Summe BHk.
Vil uf der B. ha", viel auf dem Gewissen, viel zu
verantworten, Strafe zu gewärtigen haben Gl; Sch;
Th; Z. ,Es wird neue Krinnen auf unsere Beilen
geben und ein grausame Straf Gottes folgen.' FWvss
1673. .Wann unser Periodus zum Ende gelaufen und
unsere Beilen überkritzet ist, so wird unsere Ver-
tilkung bald geschehen sein.' AKlingl. 1704. Einen
uf der B. ha", im Schuldbuch stehen haben AaZ.,
auch: einen Zahn auf Jmdn haben ScHSt. ; vgl. Strich.
Uf ä" B. sehiah", aufschreiben, ins Schuldbuch setzen
BHa. Uf d' B. [Borg] ge" Th. Uf d' B. ne" 1) auf
Borg, Kredit nehmen, anschreiben lassen Zg. Vgl.:
.Und lagent da [die Bauern] vor der stadt und trunken
und assen, und das alles an b.' 1489, Z (Waldmannscher
1163
Bai, bei, bil, bol, bul
1104
Auflauf). — 2) Etwas auf seine Verantwortung, sein
Gewissen nehmen, riskieren ScmSt. ; Z. Das will-ic'' uf
ml" B. ne" ZZoll. f ,Sie nemmen nichts auf die B.
ihrer Verdiensten, sie begären nur Gnad.' FWvss 1672.
, Etwas auf die B. nemmen, tentare discrimen sui,
accedere ad periculum, eontrahere poenam.' Denzl.
1716. S. auch Wider-Fetz (Bd I 1150). 's gut Jedem
uf sl" B., Jeder ist selbst verantwortlich Sch; Z. ,Es
gehet Jedem auf sein B., agitur cuiusvis res, peri-
culum.' Denzl. 1716. .Aber Das gehet auf ihre B.'
JJUlr. 1727. ,Kann Vre [eine Winkelpredigerin] in
ihrem Gewüssen finden, dass sie in ihren Winkel-
predigen soll fortfahren, wirt es ihro auf ihre B.
heimgcstellt.' BossH.-Goldschm. ,Oft tat man mit der
Straf nicht eilen und schrieb die Sünde auf die B.'
HSulzer 1830. Die vollgekritzte B. als Bild der
Menge: Ich wett e" B. voll kriege", es würde mir nicht
schwer fallen, [von irgend etwas Gewünschtem] eine
Menge zu finden GlMoII. Alli B. voll [z.B. zu tun
haben] ZLimm. — b) längliches Hölzchen, Schindel,
Brettchen, worauf in den Alpen (in GSa. auch mit
Rötel) der Milchertrag verzeichnet wird BBe., Gr.;
GSa.; auch schriftlicher Ausweis über die Lohn-
ansprüehe, die ein Alpknecht während des Sommers
sich erworben hat GMels. Vgl.: ,Man war eben mit
dem Messen der Milch von jeder zu dem Senntume ge-
hörigen Kuh beschäftigt. Die Anteilhaber waren alle
den Abend vorher aus dem Tale herauf gestiegen.
Jeder derselben schnitt auf zwei hölzerne Stäbe das
Mass des Ertrages seiner Kühe mit ganz besondern
dazu bestimmten Zeichen ein. Den einen dieser Stäbe
nahm der Eigentümer mit nach Hause, der andere
blieb bis zu der allgemeinen Abrechnung und Aus-
teilung des Gewinnstes in der Verwahrung des Sennen.'
AHöpfner 1787. — c) auch Samichlaus-B. = Sami-
chlaus-Hölzli (Bd II 1259) AAKais. (Beieli); L; S; Uw;
„kath. Schweiz." Die B. musste am St Nikiausabend
(neben dem Paternoster) auf dem Tische bei oder in
dem Gefässe liegen, welches für die erwarteten Ge-
schenke bereit stand S. In AAKais. brachten die Kin-
der die B. am Nikiausabend dem Götti, der dann seine
Geschenke darnach bemass. Jets nöchet der St Niklaus-
tag. Die Chinder hei" ei" Böse'chranz um der ander
zum Himmel g'sendet und mit-eme" Hick uf der Beinle"
a'zeichnet. BWvss 1863. Vgl. auch Lüt., Sagen 98.
— 2. Visierstab eines Beamten. ,Es soll och ein
keller und ein weibel ein beiglen nemen, wa man win
schenket; ist er über das halb dan uss, so...' XIV.,
THErni. Offn. ,Es soll nieman kein vass wider füllen
oder Verstössen ald näher geben, es siie denn unser
sinner ald zoller dabi und stossint ein paiielen, dass
den burgern und den zollern ir ungelt werde.' 1380,
Sch Stadtbuch. — 3. Erkennungs-, Eigentumsmarke,
a) hölzernes Täfelchen mit eingebranntem Zeichen,
das man Pferden, Ziegen, bes. aber Schafen (Schäf-B.)
im Frühling bei der Bergfahrt an den Hals hängt,
um sie später (die Schafe z. B. am Tage des ,Schaf-
scheids') wieder zu erkennen BO. — b) längliches
oder rundes Zeichen aus Holz oder Metall, 1 — l'/s"
lang, welches Färber, Bleicher, Müller, auch etwa
Uhrmacher bei der Annahme von Waren den Kunden
übergeben, damit diese es später beim Abholen der
Ware vorweisen; an den Waren selbst wird ein glei-
ches Zeichen befestigt B. Daher: „eine B. an Etwas
haben, Anspruch, ein Recht." ,Wär, dass einer einem
gerwer etwas ze gerben brächte, söllent sy gegen
einanderen heilen leggen, damit ein jeder syn leder
erkenne.' 1539, BThun Stadtsatzg. — 4. ungefähr
spannenlange, dünne Stengel aus Süssholzsaft mit
Anismischung, ein Naschwerk für Kinder ZStdt. Syn.
Anis - Stengel. — 5. abstr., ideelle Abteilung einer
Korporation, a) einer Waldkorporation ZZoll.; s. Ger-
ter III (Bd II 444) und vgl. Buech III (Sp. 983),
Beilen- Meister (Sp. 520). — b) einer Alpweide. ,Wer
im Land Sanen an gemeinen Bergen [Alpen] sein Ross
oder Veich an Berg schickt, soll schuldig und ver-
bunden sein, ein Zedel darmit dahin zu schicken,
darin verschriben seie, auf welche Beilen er sein
Veich treibe und besetze und selbige den Bergvögten
einhändigen.' 1654, BSa. Rq.
Zur Geschichte des W. vgl. Lexer I 159, Nachtr. 54;
Gr. WB. I 1372/3. 1377. 1379 und bes. VII 1524. Zu
Grunde Hegt wahrsch. m]nt. pagella, Messstab, woraus zunächst
•pagil(a), b- (s. ZfdA. 41, 241), das t. Peli(e"), B-, t. Pegel,
B- (von St.* in der Bed. Wasserstandmesser auch für B
und Z angegeben) ergab. Doch bedarf die Form mit be-
wahrtem </ hinter ei noch der Erklärung. Zur Sache vgl.
nam. Cherb-Hdz (Bd II 1253), Chnebcl (Bd III 713), Bengel,
Teueren, auch frz. taiUe.
Fogenzer-Beile": Kerbholz eines Fochenzers
(Bd 1 654). ,Daruf [auf die durch Pfänder gedeckten
Schulden beim Konkurs] folgen die vogenzerheilen.'
1518, Z Rq. Im Konkurs folgen .demnach f., doch
soll die beilen gezeigt werden und das brot nit zuo
gelt gerechnet syn; dann wo das geschechen wäre,
soll der pfister by gemeinen Schuldnern stau und sich
nach marchzal syner schuld und ansprach bezalen
lassen.' um 1550, Z Auffallsordn. ,Die v., so allein
brot uf die beilen geben und das nit zuo gelt ange-
schlagen; welche aber das brot zuo gelt uf die beilen
geschlagen, sollend bi anderen gmeinen Schuldnern
stan.' um 1560, Z Rq. — Gegen-: Kontrollkerbholz
ZO. ,Won ainer win uftuet, der nit ain winschenkin
hat, da sond ir [die Sinner] ain gegenbaigel nemen.'
um 1440, Sch Stadtb. Vgl. das syn. frz. conire-taille.
— Chauf-: schriftlicher Kaufvertrag, Schuldver-
schreibung, die der Gläubiger als Pfand so lange in
Händen behält, bis die Schuld bezahlt ist B (Kanzlei-
sprache). ,Die Kaufbeileu und Zahlungsbriefe be-
treffend, welche bisher mit barem Gelde zu bezahlen
angelegt worden, soll es dabei bleiben.' 1653, L Artikel;
vgl Helvetia 1830, 218. ,N. N. zu Münsigen zinset laut
Erbauskaufbeile vom 21. Jenner 1796 von 1440 fl.
Capital ä 4 °/o.' B Mscr. — Kernen- s. Beilen 1 a.
,Dass wir bishar in den Uffählen umb unsere auf den
Beilen gehabte rechtmässige Ansprachen umb wyters
nit dann ein halbjährige K-en nebent andern Hand-
werchslüten mögen bezahlt werden, sonder sind umb
allen andern Fürsatz [Dargeliehenes] uf den eiteren
und auch den Schillingbeilen zu gemeinen Gülten
verwyst und daher vilmalen umb unser gütlich Aus-
hingeben und Borgen verlürstig worden, da aber wir
allwegen verhofft, da mit den Schillingbeilen (als
daruf jeder Zyt mehr nit, dann was ein Brot in dem
Tag geholet giltet, geschlagen wirt) ebenso wenig als
mit den K-en Vorteils gebrucht werden kann, dass
wir in Auffählen nebent den Tuchleuten, Gerweren
u. a. umb allen unsern Fürsatz, der syge uf Schilling-
ald Kernenbeilen, zu glycher Zahlung erkennt werden.'
1602, Supplikation der Z Pfister. .Dass sy [die Bäcker]
1165
Bai, bei, bil, bol, bul
1166
bisher in den Aufteilen umb ire auf den Beilen gehepte
Ansprachen umb wyters nit, dann ein halbjährige K.
bezahlt mögen werden, und sygend umb allen anderen
Fürsatz auf den eiteren und auch den Schillingbeilen
zu gemeinen Geltern verwiesen.' 1604, Z Ratserk. —
Milch-: Kerbholz, vermittelst dessen der Milchbauer
seine Rechnung mit dem Empfänger, z. B. dem Wirte,
führt B f; U t- Vgl. Homeyer 1870. 214 f. — Brot-:
etwa fingerdicker, l'/2# langer Zweig, der Länge nach
bis auf 3 — i" gespalten. Der längere, mit Nase ver-
sehene Teil blieb in der Hand des Bäckers, der die
sämmtlichen Stäbe nach den Namen der Kunden alpha-
betisch geordnet in einer Reihe neben einander auf
einem Brette in Rinnen liegen hatte Z f (Erinnerung
von Prof. Locher-Balber) ; nach KDäniker gab es
auch Br., die aus Stäben mit Köpfen bestanden und
vom Bäcker in einem durchlöcherten Gestell aufbe-
wahrt wurden. Auch B f (Zyro). ,Tessera, beilen,
br., kerbholz.' Fris. — Schaf- s. Beilen 3 a. —
Schilling-: Kerbholz, auf dem nur je ein oder
mehrere Schillinge verzeichnet wurden; s. Kernen-
Beilen. — Schützen-: „Marke, die man auf dem
Schiessplatz für einen getanen Schuss bekommt" B.
beile": 1. mit dem Visierstab amtlich messen,
bes. den von einem Wirte eingekellerten Wein behufs
Bestimmung des Ohmgeldes „AA"Kais. (beiele*); „B;
VO; S; Z." ,Wer win schenken will, dem sollen die
sinner den win bauen, vor soll er den win nit uftuen.'
1440, Sch Stadtb. ,Die sinner söllent in ir rodel schri-
ben, uf wöllichen tag sy einem win, den er schenken
will, baigelent.' ebd. ,Den ungelter zu dem vas füe-
ren, das er im ain baylen stossi. Wer das vas selber
bayloti ald ungebaylot Hesse [usw.].' G Stadtb. ,Pe-
gelen, peilen, eichen, fechten, metiri, pensum pro-
ponere.' Red. 1662. — 2. intr., die .Beile' füllen, sich
auf eine grosse Summe belaufen BR. So vil Geld
verdienen, dass 's beilet.
ab-: = beilen 1. .Denselben wein sticht der ge-
schworen ichter an, damit er das vass besechen und,
wann es ausgeschenkt ist, abpeilen und was das umgelt
betreffe, verrechnen und der statt umgelter angeben
könne.' Vad. ,Der sinnern und abbeileren eid. Wann
inen von den wynrüefern gesagt wird, das ein fass
mit wyn usgangen syge, dann sollend sy fürderlich
dahin gon und das selbig fass a. und ynschryben.'
1569, Z Weiuumgeltsordn. .Die wirt söllent, so bald
ein fass uss ist, dasselbig a. und nit zusammen wach-
sen lassen, ouch darvor nit us dem keller tuen, des-
glychen den abbeileren, so sy kommen und a. wellten,
den keller nit verhalten.' ebd. ,Wo etwan ein Fass
ab der Landschaft in die Stadt kommen, aus welchem
Most ausgeschenkt wurde, derselben Halt soll also-
bald durch das A. oder durch glaubwürdige Kaufzedel
verifiziert werden.' 1755/79, Z Ges.
an-: = dem Vor. ,Es soll kein wirt einich fass
mit wyn anstechen, es sye zuvor angebeilet und ver-
umgeltet, by 20 fi. buess.' XVI., L Ansehenb. ,Wann
einer ein fass mit win inleit, so soll er den ammann
beschicken, dass ers anbeili, und ghört disers umb-
gelt unsem herrn zu Luzern.' 1530, AAKIDietwyl Offn.
,Die Weinsinner werdend denselben Wein a.' 1603.
Sch Wirtsordn. ,Sölichen angebeilt und geschätzten
Wein.' ebd. ,Soliches angebeilt Fass.' ebd. ,Der Wirt
hat Anzeige und Rechnung vorzuweisen, wie viel Wein
er im Jahr ausgeschenkt habe, und denselben gehörig
anzeichnen und anheilen zu lassen.' 1732, ZoBuonas
Hofrodel. ,Dem Herrn sind von jedem Fass, so über
30 Mass haltet, 2 ß Anbeilgebühr zu entrichten.' ebd.
.Bevor derselbe Wein in die Stadt zum A. gebracht
wird.' 1752, S Mand.
er-: sondieren, ausforschen. ,Er liab den apt [von
Rheinau] nochmals erbaut, was er doch [als Entschä-
digung] nemen [weite], doch dass er die büecher herus
weite gen.' 1531, Strickl., Akt.
Beil er m. : „der Beamte, der zum , Beilen' gesetzt
ist Aa; B; VO; S; Z." .Bayler', Geschlechtsname in
G (schon 1470). Hiezu: ,Albr. Beigler', Österreich.
Untervogt in Gl 1363.
Ab-: .dessen Pflicht ist, so in der Stadt Wein
ausgerüeft wird, den Wein zu versiglen, damit kein
Betrug mit dem Umgelt geschehe. Wann der Wein
beschlossen, soll er das Sigel abtun und ordenlich
abheilen, damit das Unigelt richtig erstattet werde.'
Mem. Tig. 1742. .Nachdem sy [die Wirte] die meigen
hinweg tuend und die a. den wyn abheilend.' 1569,
Z Weinumgeltsordn. ,Der A. muss allen verkaufenden
Wein abheilen und die Fass versiglen.' HsEEscher
1692. ,Und damit man den Halt der Fassen ordent-
lich wissen und der Abbeiler in seinem Dienst ge-
nauer und richtiger verfahren könne, befehlen wir
allen den Unseren, welche Wein ausschenken, fürohin
keine andere als gesinnete Schenkfass zu haben, mit-
hin diejenigen, so noch nicht gesinnet sind, ordentlich
sinnen zu lassen.' Z Ges. 1755/7. ,Der Abbeiler solle
die Obliegenheit haben, wann er in den Keller kommt,
die Fass ordentlich abzumessen.' ebd. ,Weinohmgelts-
conto: dem Schreiber und A. 2 Pfd, dem Weinrüefer
5 Pfd.' 1794, ZStdt. Den ,Abbeilern' lag auch die
amtliche Messung des Schützenweins ob und es wurde
ihnen dafür ein Mahl ausgerichtet, an dem auch der
Ohmgeldschreiber und die .Amtsleute' der Schützen-
gesellschaft teilnahmen. An dessen Stelle trat seit
dem Anf. XVIII. ein blosser Abendtrunk, an dem nur
die Obmänner und Siebner teilnehmen durften; vgl.
F Marti 1898, 63.
An- Am-beiler B; S (neben A-), Am-beiner Aa
Hold.: „örtlicher Aufseher über die Polizei im Wein-
handel, Einzieher obrigkeitlicher Weingefälle"; Wein-
schätzer, Ohmgeldbezüger f, nur in S in wichtigem
Grenzorten noch heute. Wie der Ambeiler mit-dem
Stab und Wi'dieb chunnt, a'stabt und zum Wi'ver-
suechen e" chline" Hafe" bringt. Schild 1885. — Zur
Form des Präf. vgl. etwa An-b'ick.
Beilete" f.: eine .Beile' voll BO.; bildl., eine
Menge, sehr viel. Er het-mer e" B. g'seit; ich ha"
emmel d's Halbe vergesse' BBelp.
bill: greif zu! drauf los! Zuruf bei der Dressur
des Stellhundes. Jägersprache. Gegs. tubo ! — Aus
frz. pillet Vgl. gusch I (Bd II 4SI).
Bill I: Billigkeit. ,So mag der rych mit keinem
b. genötet werden, das er dir das houptguet nach-
lasse.' HBoll. 1531. .Wie es b. und grechtigkeit er-
lyden mag.' ebd. .Wir band kein schirm, wir hand
kein gricht, all recht und b. man an uns bricht.' ebd.
1533. ,Doch ist ein gmeine sag, das kein recht iemands
unverhört das syn mit b. ie hab verspeert.' ebd. .Allein
die bloss gerechtigkeit ist gwüss die gröst unbillig-
keit; drumb muess mit b. und zyten 's recht, das by
1167
Bai. bei, bil. bol, bul
lies
ihm krumm gmacht, werden schlecht.' ebd. — Das
Geschl. ist, wie das folg. W. zeigt, wahrsch. m.
Un-bill m. : wie nhd. .Die herren von Bern habend
des unbilles sich erklagt.' 1528, Strickl. ,Nit be-
leidigen oder einich nmbild zuefüegen.' 1529, Egli.
Akt. .Umb keinen n. wird erzürnet über deinen näch-
sten.1 1530. Sir. .Aller u. ist sünd.' 1531/48, I. Joh.;
dafür: .Ungerechtigkeit.' 1667. ,Sy habend einen gros-
sen u. getriben.' Z Mand. 1568. .Die schuldigen ihres
unbills [.ihrer Unbillen.' 1693] strafen.' SHochh. 1591.
,Umb dass er uns lange Zeit unsere Zins vorgehalten,
gieng er in sich, gab uns des Unbills Brief und Sigel.'
RCys. .Des Unbilds ward der von Stein nnderwyst.'
ebd. .Sömlicher U. und Vorteil.' Z Kirchenordn. 1628.
,Der Unbill tuet am minsten krenken, des man am
minsten tuet gedenken.' B Sylloge 1676. .Dem ge-
meinen Wesen einen grossen U. zustatten.' Mey. 1694.
— Schweiz. Wort; vgl. Kluge, et. WB. 6 386.
Un-bille f. ,Der Stammen wird von aussen her
mit einer veston Rinden wider die Unbille des Lufts
beschützet.' JMorai.t 1715. — Viel), auch bloss PI. des Vor.
un-billen: tr., Unbill zufügen. .[Die aufständi-
schen Berneroberländer] haben all predicanten ver-
jagt und je lenger je mer geunbillet.' 1528, Strickl.
,Alle, die begwaltiget und geunbillet werdend.' 1531/48,
Psalm. ,Des getrengten und geunbilleten gebätt er-
hört er.' 1531/48, Sir. ,Uns eidgnossen ligt lützel
daran, wer den andern unbille.' HBüll. 1572.
ver-unbillen: = dem Vor. ,So den nennen ein
faderen ausgezogen oder sy auf ein ander weis ge-
plaget und verunbillet worden.' Vogelb. 1557.
b i 1 1 i c h , -l.ch Aa f ; G oT. ; ScmSt., billi'h B (selten) ;
Gl; ZO., S.. billig Aa; Bs; B; Th — Comp. biU.dier
Gl; ZO.f, billiger Th; ZS.: billig. 1. in ethischem S.
's isch Nut als b. (und recht), die einfache Billigkeit
erheischt es Bs; B; Th; Z. Wie billich , als Einschal-
tung in die Rede, auch iron. ZS. ,Uss billichen, ja
fast notwendigen Ursachen.' Ansh. .Dazu brachte sie
die billiche Not.' Z Bibel 1530/1707; dafür: ,das ver-
diente Verhängniss.' 1882; gr. % ögta. ,Die Kamin-
fäger sollen sich eines billichen Lohns begnügen.'
Bs Mand. 1779. Das Neutr. subst. i. S. v. Recht.
Billigkeit. ,Ir wurdent do vom adel trengt und wider
billichs überlengt.' um 1526, Badenf. ,Non iequum
facis, du tuest wider billichs und rächt. Ratio non
erat, es war kein ursach noch kein billichs, es hatt
weder fueg noch gstalt.' Fris. .Mehr sehen auf Ge-
schenk und Gaben weder aufs Billig und Recht.'
JJBreit. — 2. wohlfeil, allg. Nemed-mer Öppis ab,
ich gibe"'sb., sagt der Hausierer Bs; B; Th; Z; ähn-
lich: »«* will b. mit-ech handle' B. So sünde'biUich
han-ieh de" Tag und mines Lebe's Nüd verchauft.
ESchönenb. 1894. B. e"iceg, dervo" cho", leichten Kaufs
(ohne schwere Strafe, Verlust) davon kommen Bs;
Th; Z. B. zu G'icand cho", ohne grosse Opfer an
Mühe, Geld usw. einen Gewinn machen ZZoll. (scherz-
haft). — Die Form billi(ch) wird von der schriftd. .billig'
mehr und mehr verdrängt.
un-: 1. wie nhd. unbillig, allg. ,Es ufrecht und
guet meinen, nützit unbillich suechen.' 1609, L Brief.
,Da er ohnbüllech angeklagt wurd.' Bs Chr. 1779.
S. noch fremd (Bd I 1299). - 2. erstaunlich, furcht-
bar. , Kerzen, die, das u. ze reden ist, 30 tag brünnent.'
G lldschr. .Heissend mich an das end füeren, da das
u. ross ist.' Morgant 1530; Übers, von terrible. —
3. als verstärkendes Adv., auch neben etwas Gutem
L (St.b). U. schöns Wetter. ,Das die ross u. vil gessen,
dass ers nit globt hätte.' um 1531, L Hexenprozess.
,U. heiss; u. vil müs.' Salat. .Ein Frawen hatte ir
Krankheit so u. fast und lang, das iro Niemand ge-
helfen könnt.' JLCvs. 1659. Vgl. Synn. wie grüselich,
schächlich, unverschämt uä. — un-bill ich en: 1. un-
billig behandeln. .Errett den, der unbill leidet, aus
der band des, der in unbilliget.' 1531/48, Sir.; dafür:
.der in unbillet.' 1530. .Niemands unbilliche seinen
bruoder.' 1548/60, 1. Cor. — 2. unbillig finden. ,Ge-
truwe auch nit, dass ein stadt Zürich das unbillichen
solle.' Ansh. — 3. unpers., unbillig dünken. ,Und so
der landvogt sölichs unbürlieher wys hat gehandlet,
unbillichet uns sölichs hoch.' 1525, Absch. ; statt des
gewöhnlichen , nimmt uns unbillich.'
rechts-. ,Dero sich ein oberkeit nit wyter wollte
annemen, dann rechtsbillige handlung erfordret' Ansh.
wider-: unbillig. ,Er [der Abt] hat ein miss-
truwen in uns gesetzt, als ob wir widerpillichs gegen
im fürnemen wollten.' 1526, Egli, Akt.
Billigkeit f. .Steg und wäg der b. nach [wie
sichs gebührt] erhalten.' 1590/1626, Schw LB. ,So die
Gsandten mit Güete die B. [ein billiges Einvernehmen]
nit zuwegen bringen möchten.' 1607, Absch. S. noch
kostbarlich (Bd III 548).
billichen: billigen; s. geb (Bd II 68). Spec, eine
Rechnung genehmigen. ,Die Zwölfer hatten das Recht
und die Pflicht, die Verwaltungsrechnungen des Rates
zu untersuchen und zu billigen.' Aa Gem. II 80.
Billigi f.: Billigkeit, Wohlfeilheit B; Th; Z. Der
B. nahe'gä", beim Kaufen sich durch billigen Preis
bestimmen lassen Th; Z.
Bill II m., auch n.'?; Werkzeug zum Schärfen des
Mühlsteins, Steinhaue. ,Umb billen zue den mülinen.'
1380, B Stadtrechn. ,Wann die ober müli gemachet
wird, so sol der nider müller den herren die obren
müli mit billen und mit richten reisen und damit der
obren müli gnuog getan han.' 1390, SchwE. Kloster-
arch. .Putren, hebysen, wannen, zwen biller, item
ein bill.' 1433, LWillia. luv. über .müligeschirr.' .Der
müller sol han ein handbiel und ein howmesser und
zum minsten zwen guet b-en oder hämmer.' 1460, L
Rq. — Mhd. 4i7, nach den YVBB. n.
Pilappen: Lappland? , Man wird sy finden, wärend
sy joch in P. hinden.' Mauritiana 1581.
Bilappi: der Holzklöppel, den am Karfreitag der
Messministrant trägt und schlägt. Rochh.
Pilatus : 1. der Landpfleger P. Vo(m) Pontius
(Bonus AABb.. Bonzi, Bunzi GrPt. ; ZLunn., Zoll.,
Bonz BsL.) zum oder z(e) Pilatus (Bilätis AABb.; BsL.,
Biläti ZLunn., Zoll., Bnläti GrPt.) laufe', schicke", ohne
Erfolg vom Einen zum Andern; ähnl.: tum Pilatus
zum Herödes schicke". Sülger. Me" muess dem P. mit
dem Kaiser dräue", von einer wirksamen Drohung.
Sprww. 1869. ,Aha! der Biläti rüert-sielk ! sagen etwa
noch alte Weiber, wenn um die Passionszeit stürmische
Witterung eintrifft.' B Hink. Bote 1831. — 2. Bilötis,
der Pilatusberg L. Über die Sagen, die sich an diesen
Berg knüpfen, s. Kohlrusch 162; Lütolf, Sagen 3 f. ;
vgl. auch: ,Wenn vom Pilatusberg Klage kommt, dass
11(59
Bai. bei. bil, bol. bnl
117o
Getön, so dass in Folge dessen Schaden geschehen,
hat die Landsgemeinde verordnet, dass derjenige, der
so Etwas getan in der Absicht, einem Andern zu
schaden, nach Samen geführt und in den Turm ge-
legt werde.- Übw Volksfr. 1882 (nach einem ä. LB.).
bille" BBelpb., Sigr.; FMu.; GRÜVatz; GSa., pülen
BSi., pilClJen BO. (Zyro); PJ., biljan P — Ptc. 'teilet
BO. (neben 'bullen); F, 'biljad P, 'pillt BSi. (neben
'pullen): bellen. Der Hund het hinacht gäng 'pilet.
Nbf. zu Bitten (s. d.) nrit Ausgleichung des Wechsels e : i
im Präs. zu Gunsten des i (wie im nhd. .verwirren' gegen-
über mhd. irfrren) oder j'-Abl. von Btll.
üf-: ein Gebell aufschlagen B (Zyro). — a"-: an-
bellen, ebd. Wo-n-i'h zum Hüs zuecht' chumme', het-
»W* der Hund grad a"'pilet.
Billi m.: Hund, welcher häufig bellt B (Zyro).
Pille" AaF., Ke.j BsStdt, Bulle" AauFh.; oBsL.;
ZS., Stdt — f., Bülli AÄLeer., St.; B (auch P-) — n.:
vorwiegend in der Dim.-Form Pülleli B, Bülleli G; Z,
Billeli Bs, Pille. Auch bildl. Er het-em Pülleni g'ge",
scharfe Winke B. Das isch-mer es bitters Pulli, ebd.
.Die pillulin.' Fcnkelin 1552. .Arznyen, püllulen.'
Froschauer Kai. 1552. .Die büllele, kugele, wie sy
die arzet eingäbend, piluhe. Pillule, trochisci, cata-
potia, pilula?.' Mal. ,So Einer funden wurde, der die
Fisch auftribe mit Püllelen, der soll von dem, der es
sieht, angeben werden.' 1601, ScbwE. Klosterarch.
.Die Confekte, die Pilulen, Kügelein und die rund
Zeltlin und die gevierte Täfelein.' Spleiss 1667.
Bülli ist der Form nach ebf. Dim., wird aber nicht mehr
als solches empfunden. .Püllule [PI.].' Tierb. 1563.
bilene": die Hühner locken Ndw.
bili: 1. meist mehrfach wiederholt, Lockruf für
die Hühner AaF.; B; UwE. Syn. bibi (Sp. 911), bull
— 2. subst. n.. Hühnchen AaF.; B; ÜSil. (Dim. Bileli).
„Biler, Bilem (manche Kantone)". , Biller oder
Böller' Bs (Spreng). Billere" Bs; B, „Bilder Gl; Gr;
U; W", Bildere" ApWalz.; B; Gl (auch Bilden); Gr
• 'hur, He., Landq., Pr., UVatz; GKh., Sa., W.; aScHW;
Uw; U, Bilderne" BSi. (PI. auch Bilderneni) ; GRChurw.,
D., Glaris, L., Luz., Pr., ObS., Rh., Seh., Tschapp., V.;
PAL; W, Bildnerren BBr., Bilger AABald., Würenl.,
Zein., Z., Bilgen" Aa; Ap; Bs; BBiel. Si.; L; GRh.,
Ta., T.; Sch; S; Tb; UwE.; U; „Zg"; ZO., S., Bilgeri
Zg (auch -ig); ZS., W. — f.: 1. meist im PL, Zahn-
fleisch, allg., in aScHW auch für den (harten) Gaumen.
Ieh tcäss nid, wa' da' ist; alli mini Zä" g'icaggle'd in
Bilgere" Sch. De" Mundspitz [der Pfeife] mit de"
Pilgere" z'sämme'cliluppe". NBösch 1892. .Die bilderen
der zanenden kinden mit schmalz erweicken.' Vogelb.
1557. .[Mittel] zu den zänen und geschwulnen bil-
deren.' Fischb. 1563. .Gingiva, bildern oder zanfleisch.'
Fris. ; Mal.; so auch Denzl. 1077 ; 1716, neben ,Bil-
geren.' ,Für gschwullne zänbilder.' Zg Arzneib. 1588.
.Zanfleisch und Bilder.' JRLasdenb. 1608; .Biller.'
JJNtscH. 1608. .Rossfleisch, linder als die Krospelen,
dem Zahnfleisch an Bilderen ähnlich.' Würz 1634.
,Es seind auch die Bilder und das Zünglein [des kran-
ken Kindes] weiss.' ebd. ,So vom wachsenden, spitzigen
Zahn die Bilderen durchstochen werden.' Mcralt 1697.
,Dass ein Kind ohne Schmerzen zane, nimm Dauben-
hirn und Hasenhirne, zerlass es ob einer Glut und
bestreich ihm das Pilgerli damit.' X VII. /X VIII. , Arzneib.
Schweiz. Idiotikon IV.
— 2. (Pilgeri) übertr., das zwischen zwei Furchen her-
vorragende Ackerbeet Z, der zwischen zwei Gräben
feststehende Grund beim .Gruben' der Reben ZKüsn.
Ahd. bHarn (PI. bilarna), pilari, mhd. biler(n). Zu den
Formen mit d und ./ vgl. Bulderen, Bulgaren neben Bulleren,
holderen neben bolleren.
Blle't I n. (PL unver.) B; Th; Ndw; Z, Bilett" f.
Ap; L: Billet, bes. Eisenbahnfahrkarte. aaOO. Quar-
tierzettel Ap.
Neuerdings auch, bes. in den westlichen Kantonen allg.
gebräuchlich, in der dem Frz. näher stehenden Form Btlje'.
Vgl. auch Boleten.
BTle't II n.: Predigtkappe eines Geistlichen Zg.
Entstellung aus Barett mit Anlehnung ans vor. W. ; vgl.
Stilet für .Skelett.'
BT'letsch, P-, „Bülletsch" m., „Billetsche" f." : grüne
Hülse der Nuss W. — Wohl zu it. pellicia, Pelz; vgl. Beh.
bili. In der Verbindung b. b. bomp, der Kaiser
ist en Lomp! Kinderreim. G um 1795. — Nachahmung
des Trommelschlags; vgl. die syn. biri biri bump, bidibäm uä.
Bilion, -an: mit Kupfer vermischte Silbermünze.
.Und ist die diebstal nit nie denn sechs bylyon und 10 ß
bylyon und was darob, den sol man henken.' 1297,
GrCIiut Urk. .Zehen pfund bylyen.' ebd. ,Die lüt.
die in der vogtei [Urseren] gesessen sint, gebent ze
stüre 10 pfd bilian.' Habsb. Urb. .32 mark, 4 pfd
bilian für ieglich mark geraitet [gerechnet].' 1322,
Gr Urk. ,76 mark in 4 pfd bylian phenninge für ein
mark ze reitenden.' 1325, ebd. Ein jährlicher Zins
von ,4 pfd bilian.' 1346, GPfäf. Urk. .2»/2 Curwelsch
mark in 4 pfd billige für ein mark ze raiten.' 1371,
GRMai. Urk. — Mlat. biüio, frz. billon. Vgl. FPfeiffer.
Habsb. Urb. 348.
Pilnsen. ,So die rinder pilusen oder schrunden
an den füessen habend, so sol man inen bluet lassen.'
Tierb. 1563.
Boll I n.: feines Mehl Bs. S. Boll-Melw (Sp. 221).
Bull II (PL Böll) m. : einzelner Laut beim Bellen
GrD., Pr. Syn. Bell. Der Hund hed en B. a.bg'län.
Auch von herzhaftem Gelächter: Böll ablä" GrPt.
Vgl. Bull.
Boll III Böl Sch, Böl (PL unver.) ZO.. S. — m.,
„in Sch f.", Dim. BÖli ApGais: rundlicher, kuppen-
förmiger Hügel, „Höhe, Anhöhe." Me" seit es Hüs
e" chli" uf-enen Bol ufe" boue" weg der Ussicht ZZoll.
Der Schloss-, Burg-BÖl ZF. Z' oberst an Wise'böl u-e.
Stütz.
Etym. identisch mit Boll(en), und hier nur aus äussern
Gründen davon getrennt. Der Abfall des voc. Ausgangs im
Nom. Sg. hatte Übertritt in die starke Flexion zur Folge;
doch s. Anm. zu Boll(en). Zur Dehnung und Umlautung des
Stammvoc. vgl. Anm. zu Goll (Bd II 214). Das W. ist, ab-
gesehen von den oben angeführten Orten, fast nur noch als
Flurname gebraucht, immerhin so, dass die appell. Bed. im
Sprachbewusstsein überall noch fortlebt; das einigemal be-
legte neutr. Geschl. erklärt sich aus dem Einfluss von Wör-
tern wie ,Holz, Feld' uä. a) als einfaches W. Boll AaAar.
(Wald gegen Entfelden und Snhr; n., schon 1503 ,das boll'),
Möuth.; SchSt. (kleiner Rebenhügel; n.), Böl AaSiglist. (f.);
BE., Hk.; L (n.; .das pal.' 1585); GT.; Sch; SNA. (P-);
Zg (n.). Böl AaMuri, Staffelb. ,3 Juch. Holz, das Boll ge-
nannt.' 1653, AaWett. Klosterarch. Bali m., Name einer
Anhühe bei SchwE. Vf Bol ZBerg a/I. ,1m hof Tätnow uf
pol.' 1536, ZTöss Offn. ,Ein juchart [Weinreben] uf pol.'
74
1171
Bai, bei. bil, bol. bul
1172
ebd. ,Auf dem Boll' Aa; ZSeen. ,Ab der Böl' ZFlurl. .Im
Boll' AaFislisli., Vill. Im Böl ZStall. Im Bai übe" ZMeil.
Im Jlvlli ZBüml. Im Bali ZMSncb. ,Dua» area? dictse in
demo Boele, juxta ]>edem moutis Glarneschen.' 1274, Gl Urk.
,In der stadt [St Gallen] am bol au der statt ringmur.' Kessl.
— b) in Zss. o) als erster Teil. Boll-Acher L, Böl-Egg
BHk.. Boll-Bach GEorsch., Böl-Kain BNiederbipp, ,Boll-Rüti.'
1545, ZFäll. — ß) als zweiter Teil, oft wechselnd mit dem
syn. Büel (s. Bühel). ,I>as Eich-Bol bei StFideu.' Yad.. Ingen-
Böl Schw.. Üren-Böl ThWeinf., Etten-Böl ZDiirut., .Otzens-
Böl.' 1522, Th, Hesiti-Böl Schw, Cheiben-BÖl ZHittn.. /.<-
Böl. ebd., ,Pontis-Bol.' 1149, ZDnterstr. (jetzt Buttum-Büel),
,Beru-Bol.' 1295. ZRüml. (jetzt Bären-Bai), ,Pfaffen-Bol.' um
1340, ZMeil., Büii-Bol SchwWoller. (.Rütiboller', Familien-
name), ,das holz gen. Schynen-Bol.' 1399, Seh, ,ein acher
uf Schönen-Bol.' 1291, ebd., Schvxmdi-BSl ZF.. im Spottes-Bäl
(Abhang) ZTurb., Tüfen-Biil, Hof in einer Niederung am Buchtel,
Tänd(e)li-BSl ZBauma, Uä(te"-Bul ZSth. (.Tätenbol.' 1485,
.Tettenbüel.' 1547, .Dättenboll.' 1653). — c) Abi. Bollere"
Z NSteinmaur, Bullere" ZSth., Fluni. .In der Poleren', Ort-
schaft am Ftisse des Stockhorus B. Hieher wahrsch. der
Farnilienn. ,Bohl' GT. (vgl. Bad), ,Bollniann. Boller.'
Boll IV Böl II. GoT.; Th;ZO., Dl. „Ap; G;u Th;
„Z": coli., die Blütenknospen der Obstbäume; unter-
schieden als Öpfel-, Bire"-B. Hür chann 's wider e'mal
Obs ge", (V Böm sind a'g'schlage" voll B. ThHw. ,Viles
Bol ab den Bäumen wurde geschlagen.' JKHofmeister
1744. S. auch Boll-Bicker (Sp. 1120).
bollacht, -echtfigj: 1. kugelig, knollig. .Aspho-
delus, goldwurz; die apoteker nennend die bollacht
■würz affodillus.' Fris. ; Mal.; bei KGesn. 1542 .bol-
lacht.' .Mangolt (Rohnen), welches rot ist, aber bol-
lechte Würzten gibt.' Spleiss 1667. — 2. „bollachtig,
-ocht(ig), holperig, rauh, uneben LG." — Bei 2 denkt
man an Strassen, die mit Kugelsteinen gepflastert sind.
Boll(e"), in BR.; Gr; Ndw; W Polle(n) - m.
Ap; Bs; B; Gr (selten); GMels, Rh.; Th (PL Bolle"),
sonst f. — Kim. Bölleli, Bölli: runder, kugeliger Gegen-
stand. 1. aus unbelebtem Stoft', runder Knollen jeder
Art BsStdt; GRh., We.; Th ; Ndw, kleiner als Balle"
und von mehr oder minder zylindrischer Form Ar
(Tobl.). Bölleli, jeder kleinere Körper, nur nicht von
Metall, Stein, Glas oder Holz. ebd. Kügelchen Bs;
B; Th. .Wunderliche Bölli und Bändel' nennt eine
Magd die Siegelkapseln und -bänder an Pergament-
urkunden BStdt. En B. Chöd [Erde] Ar. Kotknollen,
wie er sich an den Schenkeln des Rindviehs, am
Saum von Kleidern ansetzt ZO. ; Syn. Bollen. Spez.
a) rundliches Exkrement, bes. von Pferden und (als
Dim.) von Ziegen oder Schafen ÄAFri.; Bs; „G;" Th;
Zu. Syn. Chuglen, Bumbelen. — b) meist Dim., Kügel-
chen, wie sie etwa Kinder aus weichem Brot, genäss-
tem Papier drehen Bs; B; Th. — c) „Mel" -Bolle",
-Bölleli, kleine Knoten, welche im Mehl entstehen,
wenn es feucht ist B; L;" Z. — d) PL Pölle" GRPr.,
nieist Dim. Bölli B tw.; F (P-J; GrLuz. (P-); S, sonst
Bölleli, Arzneipille Ap; B (geläufiger als Biilli, Bülleli);
F; Gl; Gr; L; GSa., W.; S; Tn; Ndw; ZO. Hätt-mi<*
(doch] nüd so lang plöge" lö" mit Hijypokrat, Rha-
barbara ond Bolle" vil ezätera! Merz. — ■ e) grober
Schrot zum Schiessen „B;" L; Uw. — f) Kugeln von
Perlen oder edlem Gestein, Metall. E" silbregi Chötti
mit grossen Pollen BR. .Halsband mit Granaten und
Bollen.' HPest. 1787. ,Ein goldener Gürtel mit lü
Bohlen.' 1790, L Kirchenschatz. — g) Spielball, in
dem Anzählvers: Risholo, rosholo und der und der
wirft de" Bolle"! G. — h) (in ZZoll. veraltend Boll
neben Bolle") ziemlich grosser, runder (Kiesel-)Stein
(wie sie bes. im Geschiebe der Flüsse sich finden)
AABb., Zein.; GRÜhur, He., Pr.; GMels; Th (auch
Chisel-B.): ZO., Zoll. Nüd en iederer Mürer cha" mit
Bolle" müre" ZZoll. Spez. von den kugeligen Steinen,
die in die obern Schichten (s. Bölis, Bluest) der Jura-
steinbrüche eingebettet sind Aa; Syn. Ghali) 2 c (Bd III
217). — i) als Geschoss. .Weil die Vestungen den Kug-
len oder Bollen müssen widerstehen, vermeinen ich, das
Wort Bollwerk sei daher entsprungen.' Kriegsb. 164 4.
— k) kugelförmiges Schöpfgefäss; s. Gön (Bd II 330),
Gatzen (Bd II 572). — 1) Pollen in.. Quaste, Troddel
an einer Mütze W. — m) Schlummerrolle B. — n) wul-
stige Erhöhung, z. B. an Kleidern Th. — 2. als Teil
von Pflanzen, a) Boll ZZoll. (PI. Bolle"). Böl ZO.
— f., Böl m. Ap, Knospe. .Die hofiüt gebend 170 ein
huobtuochs dem von Hinwil; das selb huobtuoch sölli
so swach sin, wenn man das spreitt uf ein wasen, das
gens gras und bollen durch das tuoch mugint essen.'
1439, ZMönchalt. Offn. Spez. oc) an Obstbäumen Aa;
Ap; Bs; B; Gr; L; G; Sch; Th; Uw; W; Zg; Z.
Guet Bolle", Blütenknospen, im Gegs. zu den Laub-
Bolle" ZZoll. D' Bolle" chömme'd, lönd-sich füre", die
Knospen fangen an zu schwellen Aa; Z. Wenn-er nw
d' Bolle" nanig icend moste", sagt ein alter, erfahrener
Bauer zu jungen, die von der Fülle der Knospen schon
auf eine reiche Ernte hoffen ZZoll. .Der feigbaum
truckt seine b-en herfür.' Z Bib. 1531. .Gemmas agere
dicitur vitis autarbor, b-en stossen und herfür trucken.'
Fris. .Sobald die bäum des frölichen glenzen em-
pfindend, truckend die b-en heruss.' RGcalth. 1586.
,Und achtet man, sy [die Früchte] wären in den B-en
erfroren; was doch fürkam, das kam vil später.' RCvs.
.Alle Saft des geistlichen Lebens ist aus ihm, zu den
Früchten des geistlichen Lebens ist weder Bluest noch
B-en vorhanden.' FWyss 1650. .Knospe, Bolle, Aug,
die Boll, gemma. cyma, oculus surculi, germen.' Reh.
1662. ,Alle Stauden und Bäume eröffnen nach und
nach ihre B-en und Äugelin. um ihres Bluest sehen
zu lassen.' S Kai. 1727. S. noch Äug (Bd 1 132). Bi-
heim 3 (Sp. 1093). — ß) an Weinreben AaB.; GRHe. ;
GSa.; Syn. Aug. Wenn die Beb erfriert i" der Woll,
trinkt-mer de" Wv us der Boll, d. h. es treiben neue
Knospen AABb. ErfrüH der erst Wl" i" der Bolle",
se sell-mer die alte" Fass füre"hole* AAEhrend., so
gibts viel Wein. — b) auch Herdöpfel-B., Samen-
knolle der Kartoffelstaude Bs; B; GrCIiui'; LE.; GW.;
Th; Uw; U; W; Syn. Rollen. — c) (Flachs-B.J Samen-
kapsel des Flachses Ap; „B; L;" GoT.; SThierst.
(Dim.); Tb. ,Bei dem Reffen [des Flachses] wurden als
Samen oder Bollen, Blätter usw. abgestreift 120 Pfd.'
Alp. 1827. Hieher wohl: .Hat am Sonntag B-en ass-
gleit.' 1601, ApA. Ratsprot. (Busse). — d) dichter,
knollenartiger Büschel von Samen oder Früchten, wie
z. B. von Brombeeren B (Zyro). Bölli, runder Samen-
büschel der Skabiosen, als Vogelfutter verwendet,
daher auch Vogel-Bölli B. Bölleli, Büschel von run-
den Samen AALeugg. — e) Wurzelknolle von Ran.
fic. ,Das Kraut, welches bei der Wurzel B-en von
verschiedener Figur, mehr oder minder lang oder rund,
bekommt, wird Feigwarzenkraut genennet.' 1746, Z. —
3. Pfianzenn. oc) Trollblume, Trollius europ. UwLung.
- ß) Klatschmohn, Pap. rhee. GSa. — y) Teichbinse,
Scirp. lac. LE. ; doch s. Anm. zu Fass-B. — 4. (in B
auch Bölli) rundliche, dicke Person Ap; Bs; B; Tu.
1173
Bai, bei, bil, bol, bul
1171
Fin e" Pollen, von einer gedrungenen Weibsperson BE.
— b) ausgelassenes Kind ThHw.
Mhd. bolle, ahd. linlla. otwas Kugeliges; kugelförmiges
Gefäss, Knospe; vgl. auch Gr. WB. II 231/2. Über die ein-
silbige Form Bull, Bol vgl. Anm. zu Boli III. Das Geschl.
des W. ist infolge überwiegenden Gebrauchs des PI. im Sprach-
bewusstsein vielfach verdunkelt. Wohl i. S. v. Boll III (mit
bewahrter schwacher Flexion) erscheint das W. in Flurnn.:
.auf der Bolleu' ZAndelf. ,Iu einer rietwis zu hollen gelegen,
stosst an des bollers mos.' um 1450, SchwTugg. ,Das Bollen',
eines der Quartiere des alten Glarus. Zu 4 b vgl. btilen 1 c.
Die Form verdankt ihren Ausgang (für Böli?) wohl erst
secundärer Anlehnung au unser W.; s. Anm. zu holen.
Acher-Bolle": grosser, runder Kiesel, wie sie
bisweilen in Äckern mit Kiesgrund begegnen ZZoll.
— Alp-: = Bollen 3 a UwKerns. — Emme"-:
grosse Kugelsteine, wie sie die kleine Emme als Ge-
schiebe führt und die in den Mauern der ältesten
Häuser noch vielfach zu sehen sind LStdt. — Fuchs-:
grosser Schrot zum Schiessen von Füchsen, Hasen
usw. UwE.
Fass-: Teichbinse, Scirp. lac. LE.
Wie der erste T. zeigt, offenbar eine Verwechslung mit
Typha; vgl. Chnu*p (Bd III 763).
Frost-: Frostblätterchen, Gänsehaut GT. (Pup.).
— Gift-: Giftpille. Er het e" G. im Hals, ist ein
giftiger Streithahn. Spbww. 1869. — Garns-. ,Man
bedient sich bei der Gemsjagd [in GG.] glatter Flinten,
in die man 3—4 kleine Kugeln, welche man Gams-
bollen nennt, ladet.' Alp. 1807. — Geiss-: 1. (in Bs
tw.; Th; ZO. tw. Geisse'-B.) auch dim., Ziegenkot
Ar; Bs; Gl; GiiChur; GRh.; Th. Syn. G.-Bolderen,
-Bönen. — 2. Pflanzenn., = Geiss-Chnopf (Bd III 751)
Obw. — Heiden-Polle": wildwachsender Hopfen
Ndw. Syn. H.-Bollen. — Hase°-Bolle°-: 1. Exkre-
ment des Hasen Th. — 2. Schrot, womit man Hasen
schiesst. ebd.
Chäs-: zu kugelförmigen Klumpen geballte Käse-
masse im Käsekessel SchwE.; s. chäsen (Bd III 511).
Vgl. das syn. (Chas-) Bullen, wobei zu bemerken, dass 8
und ü schwer auseinander zu halten sind.
Chlöpf-: Samenkapsel des Ackerhahnenfusses,
Ran. arv. ZO. — Laub-: Laubknospe (im Gegs. zur
Blutenknospe) ZFehralt., Zoll. — Linsi-: Samen-
kapsel der Linse. ,Ach was ist [1530] hungers er-
litten, also das man sagt, etliche haben linsibollen
under dem haber genialen, bachen und geessen.' Kessl.
— Laxier-Bölleli L (Ineichen), -Bölli, P- B: Pur-
gierpille. — Mos-Bolle": = Alp-B. LE. — Müs-:
Mäusekot mTH. Syn. M.-Chegel. — Mist-: Pferdekot
ZBauma. — Nase"-Bölli n.: Nasenkuppe B. —
Bach-Bolle": ziemlich grosser, runder Stein in Bach-
betten Z. — Bapir-: meist Dim., aus Papier ge-
drehtes Kügelchen Bs; B; L. — Ber-: Fruchtknospe,
im Gegs. zu Laitb-B. Sch; uTh; ZDättl., Wyl. ,Die
subtilisten Spiritus aber gehen in die Bollen, welche
allezeit, schon in dem vorhergehenden Jahr, so schein-
bar vorhanden sind, dass ein verständiger Baursmann
schon ermerken kann, ob vil der Beerbollen werden
auf das künftig Jahr.' Ziegler 1047. .Beerbollen,
gemma.' Denzl. 1677; 1716. — Berg-. ,Wir fanden
rund zsgedrüekte und cylindrische Schwefelkiese,
unser Wegweiser nennte sie Bergbollen.' JJSchedchz.
1746,115. — Bluest-: = Ber-Ji. Bs f-Bölleli. Spreng);
B; S; Z. .Utriculus, das erst bluestknöpfle noch nit
fürhin geschloffen, bluestböllele.' Fris. ; Mal. —
Blatt-: = Laub-B. SNA. — Ross-: Pferdekot Aa
Bs; B; GrCIiui-, He., Rh.; S; Th; Z (Schulthess). -
Ratte"-: Fruchtkapsel der Kornrade, Agr. Gith.
KGesn. — Same"-: Samenkügelchen. , Weilen aber
aus einem S. (der Runkelrübe) 3 — 4 Pflanzen hervor-
kommen.' Z Bericht von den Futterkräutern 1764. —
Sand-: = Bollen 1 h GRHe. (Tsch.).
Sar- B; LE., G.; üw; „Vw\ Särbele' f. LG.; SG. :
1. Fruchtknospe („Frucht") der Schwarzpappel, Pop.
nigra. aaOO., der Balsampappel, Pop. balsamif. Durh.
Aus derselben wird eine butterähnliche, sehr heilsame
Salbe gekocht für Wunden und Pusteln (Zyro). -
2. der Baum selbst, Pop. nigra oder balsamifera LE.,
G.; SG.; Uw. Syn. Sar-Bach. — Vgl. auch Bolle, Pappel,
bei Gr. WB. II 232.
Schaf-: Schafkot Th. — Schungge"-: Kose-
wort G. Du bist en Sch. !
Sehne"-: grosse Graupeln, Schneekörner (grösser
als Bisel) GA.; Th; ZO. ,20. Merz. Regen und Sonnen-
schein, bald Schneeboll und grosse Wolken.' UBrägger
1780 (.Schneebolen.' 1775). — schne-bol len: grau-
peln GA.; Th; ZO. Abi. Schne-bollete- f. GA.
Schwizer-: ,beim Bereiten fetter Käse die glän-
zend weissen, leicht auflöslichen, etwas knirrenden
rundlichen Käseteile. Sie entstehen, indem die ge-
ronnene Milehmasse mit den Fingern langsam zer-
drückt wird. Man setzt auch in seltenem Fällen Schw.
zur Böm-Süffe, und das ist eine gar zu köstliche Berg-
suppe' Ap Hirtenspr. (Tobl.). Vgl. Chäs-B. — Stech-:
stachliger Blütenkopf der gemeinen Eberwurz, Carl.
vulg., auch die Pflanze selbst LE. — Stei"-: grosser
Kugelstein GRPr.; Th; ZO. -- Trübli-: Wurzel-
zwiebeln der Trauben-Bisamhyacinthe, Muscari racem.
,4. Juni für 2'/2 Tag Träublibollen zu sammeln der
Rebfrau 35 ß.' 1785, Z Haushaltungsb. — Winter-:
Herling F. Syn. Winter-Tröler.
Zi-: 1. meist PI., kleine Hagelkörner, Graupeln
GRPr.; GA., Rh., Ta.; Th (Pup.); ZSth. Es giH Z.,
es graupelt. ,D' Zibollen bringen den Winter und den
Sommer.' G Id. 179u (Sprw.). , April: Donner und Zi-
boll.' UBrägger 1782. — 2. Ziegenkot Th (Pup.). —
zi-bolle° Ap; GRh., Stdt; ZBauma, dim. zi-böllele"
Ap; GA., Stdt: unpers., graupeln.
Mhd. zibolle (neben zwibolle) m., Zwiebel; woraus durch
den selben Prozess wie Surbelen aus Sar-Bollen unser Zibele*
(s. d.). Bemerkenswert ist, dass der erhalteneu vollen Form
die urspr. Bed. gänzlich abhanden gekommen ist.
bolle": 1. „neutr., ausschlagen, Knospen treiben,
allg." — 2. unpers., hageln, graupeln GT.; Th. Wie
rislet 's ! Glaub, es bolli fast! Schwzd. (G). — Mhd.
bollen in Bed. 1.
ge-bollet: 1. kugelig Ap. — 2. uneben, ebd.
Bollete" I f.: Gebausche Z (Dan.).
bollig, in Tu; Z (f-b.: 1. knollig ZO. ,Rieb
sich mit seiner b-en Linken das Gesicht.' JSenn. —
2. wulstig, bauschig, von Kleidern, Zeugen Bs; Th; Z.
— 3. „steif, ungeschmeidig L"; grob zum Betasten
oder Ansehen, z.B. von Tuch Bs; L (St.b).
böllelecht: kugelig. ,Do lag etwas in der wüeste,
dünn und klein, b. wie der ryff auf dem land ist.'
1548, II. Mos.; dafür .rundlecht' 1667.
böllele": 1. unpers., graupeln GT.; Schw. —
2. Kot fallen lassen, von Ziegen, Schafen Bs. —
3. nach Zwiebeln riechen oder schmecken Ap; Sch; Z.
— 1 und 2 Abi. von Bölleli, 3 von Bällen.
1175
Bai, bei, bil, bol, bul
117(3
gitzi-böllele": = Milden 1 Arl. (Heim). — Viel].
verhört für ä-bOBden.
Bolle» m. AäF.; Gr; LV.; G tw.; Sch; Schw; Th;
Uw; U;Zg;Z, f. Gl; GrD. (P-), L., ObS., S., Scuolrus,
Tschapp., UVatz., Val. (P-), V, Valz.; GSa., Bulle-
rn. G tw.; oTb, Berl., f. Ap (Tobl.) : 1. Zwiebel, und
zwar übli. von jedem Zwiebelgewächs (s. die Zss.).
aaOO. Insbes. aber a) die gemeine Küchenzwiebel,
Allium cepa. aaOO. Syn. Zibelen. De' B. ab der
Chost lese", im Essen heikel sein ZZoll. Er list de"
B. ah der Chost, aber an Brädwürste" chann-er-en
esse; Spott über einen Wählerischen, ebd. Heil dir,
Helvetia! Brädu-ürst und B. dra"! Parodie Z. .Wenn
der Bollen aufschlägt, so schlägt auch der Wein auf.'
Sch Pilger 1875 (Bauernregel). Was hesch ivolle; Herd-
öpfel oder B.? Scherzfrage. Sprww. 1869. Hä*ä-er
oder iee°d-er Bulle"? Gassenruf oTh. S. auch janx
(Bd III 51). Eim der B. stecke", ihn durchprügeln.
Ndw Kai. 1895. Eim zum B. haue", arge Verweise
geben G. (De") B. drüber brenne", (unberufen) seine
kritischen Bemerkungen über Etw. machen LV.; Ndw;
Tgl. .seinen Senf zu Etwas geben.' Über Losen mit
Zwiebeln vgl. Wih-Nacht (Sp. 660); Wartmann, Volks-
bot. 9. Berühmt durch seine Zwiebelzucht ist seit
alter Zeit der Kt. Schaff hausen. ,TJnd sind die Früchte
rings verbrannt, sieht 's aus wie in der Höllen : im
glücklichen Schaffhauserland gerieten doch die B.'
Lied zum eidg. Schützenfest in Schaffhausen 1865
(Postheiri). Die Schaffhauser selbst galten von jeher
als besondere Liebhaber der Frucht. Daher die spöt-
tische Anrede: Ir mänäde" Bolle" ; s. mein-eid (Bd 1 93).
Schon 1503 beim Zuge nach Bellenz vergessen die
Schaffhauser nicht, unter anderem Proviant auch
.Bollen' ins Feld zu nehmen; s. Legelen (Bd III 1168).
B. drüber abe", B. drüber oben us der undcre" Trucke",
B. drüber oben us der obere" Trucke", B. drüber abe"
(.Schaffhausermarsch') Z. Amiiger B., Neckname der
Bewohner von THAmlikon. Vgl. noch Böllen-Chrueg
(Bd III 803), -Markt (Sp. 414), -Bilder, -Schwcizi,
-Dünnen, -Weggen, -Wäjen. ,Sägent sy [die Gärten]
mit früegem krut und pullen und knobloch.' 1490, G
Stdt. ,In einem bullen brüely.' G Hdschr. ,In diser
inseien wachst grosen bellen, brät [breit] wie die
deller.' HsStockar 1519. ,Die kinder Israels wunsch-
tend sich widrum in Egypten zu den verlassnen spysen,
als knobloch, böllen, louch [usw.].' Zwingli. ,Wir
gedenkend der kürbsen, peben, lauch, b. und knob-
loch.' 1531, IV. Mos.; , zibelen.' 1548; ,Zwibelen.' 1667.
,Der bull gieng in den beten uf, sam es im maien
wäre.' Vad. .Der knobloch ist gar übel graten, der
b. will nit dick gnueg sin.' NMan. ,Wer dem anderen
in dem krutgarten an bluemen, b., knoblauch, an krut
und andern) schaden tuet.' 1552, TiiWagenh. Offn.
,Honig in einem ausgehölten b. gewärmbt und in die
oren getröuft. soll auch einen tummen gehörend ma-
chen.' Tierb. 1563. ,Unio, ein zwibelen oder b.' Fris.;
Mal. .[Abgabe] von fassmuoss und anderin, es sye
bonen, erbs, hirss, fänch, linsen, böllen oder zibelen.'
1584, LSchüpfen Kirchenr. Loskauf des kleinen Zehn-
tens in ZStäfa um 1620, wozu ,Heu, Hanf, Flachs,
Erbsen, Bohnen, Linsen, Hirse, Fench, übst, Kraut
und B.' gehörten. Bodmer 1894. ,Wer B. gern isset,
der mag es am Morgen nüchter tuen, ist ein gute
Arznei für den Prästen [die Pest].' JJBreit. 1629.
iDer Bolle, Zwibel, bulbus, cepa.' Red. 1662. .B.,
cepa.' Denzl. 1677; 1716. ,Ein Viertel Bullen kosteten
anno 1771 in Ap 7 fl.' Schläpfer 1839. — b) eine Art
Knoblauch Gr (Serardi); SchwE. Wilde'' B., Alpen-
lauch, Allium sibiricuni Schw; üiw; U. — 2. (meist
scherzh.) übertr. a) auf eine (plumpe, altvaterische)
Taschenuhr, Spindeluhr Th; Zg ; Z. Syn. Zibelen. —
b) Huppe, Pompon auf den Tschakos ZO. -- c) PI.,
grosse Augen G. Syn. Boll-Augen. — d) dicke Nase
Th. — e) Hoden, scrotum Z. D' Sau heii'd g'schraue"
und g'iceiset, prezis wie teenn-ene" der Aushauer de"
B. nimd. Wolf, Gespräche.
Eig. identisch mit Boll(en). Das Verhältniss zu Diesem
dürfte ähnlich zu erklären sein wie das von Buggel : Büggel
(Sp. 1090). lt. cipolla, spätlat. cepultu, Dim. von cejia, ist
wahrsch. fern zu halten; daraus vielmehr Zi-Bollen (s. d.)
mit Anlehnung an unsere Sippe. Allerdings wird die Kultur
der Zwiebel so gut wie die anderer Gartengewächse (vgl.
Chahis, Münzen, Peterli, Win ua.) von Süden zu uns ge-
kommen, spec. durch die Klöster vermittelt sein, weshalb
die Annahme einer Entlehnung der lat. Bezeichnung nahe läge.
Gold-: 1. Bad. asphodelia Z (Apoth. Vogel). —
2. Zwiebel des Türkenbunds, Lil. Mart. GWe. —
Gilgen-: Wurzelzwiebel der Lilie. JJBreit. 1629.
— Glesli-: Hyacinthcnzwiebel Th; Z. ,6 rote Gl.
1 fl. 8 ß.' 1797, Z Haushaltungsb.
Heil-: gem. Meerzwiebel, Scilla raarit. Z.
Die Pflanze wird in Töpfen vor den Fenstern gehalten
und ihr Stengel hei Verwundungen, nam. Schnittwunden,
angewendet.
Leckers-: scherzh. für Leckers-Bueb (Sp. 934) Z.
Du L.! — Mer-: = Heil-Bollen Th; Z (Dan.). —
Side"-: Flachsseide, Cusc. epith. LE. — Same"-:
grosse Küchenzwiebel, die als zweijährig gesetzt wird,
um daraus Samen zu erzielen ZO., Zoll. ,Für S. und
Knoblauch 7 ß.' 1799, Z Haushaltungsb. — Setz-:
kleine, einjährige Zwiebel, die im Frühling gesetzt
oder ,gesteckt' wird, um grosse Zwiebeln daraus zu
ziehen Th; ZO., Zoll. ,2 Mässli S. 28 ß.' 1793, Z
Haushaltungsb. — Steck-: = dem Vor. ZZoll. ,1 Mässli
St. 5 ß.' 1790, Z Haushaltungsb. — Tulipäne--:
Tulpenzwiebel Th; Z. ,Ein einiger T. ist etwann für
3000 fl. verkaufet worden.' JJUlr. 1727. ,20 gelb
gefüllte Tulpenböllen.' 1820, Z Haushaltungsb. —
Zingge0-: (Zwiebel der) Hyacinthe Aa.
Böller in.: Knäuel grüner Nüsse, bes. Haselnüsse,
die an einem Zweige beisammen sitzen AaFh.
Geiss-Böllerli: = O.-Bollen Bs.
Bö lli GRHe., Tschapp., Valz.; GSa., W., Pölli Gr
Jenins, Landq., Pr. ; GSev. — in.: 1. grosser Knollen
GSa. Das ist e" rechter B., von einer grossen Kar-
toffel. Derb und scherzh. für (einen grossen, dicken)
Kopf Gr; GSa., Sev. Der B. anschlahn Gr. Das will-
mer nid in de" P. MKüoni 1886. — 2. anerwachsener
Mensch, Knirps GW.
Bol V Bol „VO; G; Sch;" Th; ZB., O., Sth., Bai
ZW., Bol SchwE.; THBerl. (PI. Böte"), Steckb. - f.,
lt St. „m.": „was gekugelt wird G." 1. Baumnuss,
auch Haselnuss, mit der beim Nüssespiel (s. äuglen 3
Bd I 141, höcklen 3 a Bd II 1126) geworfen wird.
aaOO. ; sie ist in der Regel grösser als die übrigen
im Spiel verwendeten Nüsse. Syn. Bolfdjeren, Boli.
„Eine solche Nuss wird etwa geöffnet, statt des Kerns
mit Schrot angefüllt, zusammengeleimt, mit Flachs
umwunden, endlich mit Wachs oder Harz gefestnet."
.Nimm so viel Taig, als ein welsche Boll mag sein.
1177
Bai, bei, bil, bol, l.ul
1178
und mach ein lang Stritzeln [usw.].' XVII./XVIII.,
Arzneib.; vgl. Bohren 1. — 2. = Boll-Ei (Bd I 17)
Th; „allg."
B oll VI m.: 1. Name des Teufels. XVI., L Hexen-
prozessakten. — 2. Böl, einfältiger Mensch. Sprww.
1869. Syn. Bali. — 1 wahrsch. zu Wien l a.
Bol VII Boul m.: Donner PA1.
Ge-poll n.: Lärm, Gepolter W.
hole» AaK.; B (gew. p-); „L;« GRh., T.; Sch; Th;
„Obw;" U, hole" AaF., Fri.; Ap; Bs; „B"Sa.; GRHe.
(p-J; „L;" GO., W., We.; S; Tb; Uw (auch p-); U;
W (Ptc. gipolot); Z, boulu" PAL: 1. intr. a) dumpf
tönen, poltern, rumpeln, lärmen B; „L;" Uw; U; W.
Heftig (z.B. an eine Tür) pochen Uw; U. ,Strepere
super ligneo tabulatu seu dolio.' Id. B. 's holet, wenn
z. B. ein harter Körper gegen eine hölzerne Wand
geworfen oder gestossen wird, Kartoffeln, Äpfel uä.
auf einen Bretterboden ausgeschüttet werden B. Er
hed der Chopf a"g'schlage", dass 's recht poled hed
UwE. Hein iez en wunderbare" Tön, en Wis vam
Geisterrlch vernon. Bald holet 's teuf, bald zittret 's
ßn. Bomang 1870. Von Schüssen BHa.; Uw; U. So
polt's puff paff! und müs-stei'töd isch d's Tier da
vor-em g'lege". U Wochenbl. 1877. Vom Getöse eines
Gewitters, spec. vom Dröhnen des Donners PAL; UUrs.
Los, wie 's holet! .Rumplen, holen oder klopfen.' XVII.,
L Ansehenb. — b) „schlemmen, in Saus und Braus
leben, bes. von jungen Burschen in einer Schenke L;
Obw; U." — c) sich (lärmend, wild, ausgelassen)
herumwälzen, -werfen, -treiben Z. Im Heu (ume") b.
— 2. tr. a) (etwas Rundes) werfen, schleudern Aa
Fri.; Ap; Bs; GnHe.; GRh., T., We.; ScmNnk.; Th;
ZSth. 's ist 'hole", iva' g'wurfe", eins was das andere,
kein Unterschied ScnSt. (Sulger); auch Sprww. 1824.
Im gleichen Sinne : Das ist g 'rollet wie 'holtet Th.
.Bollen, werfen, rüeren, schiessen, verberare, jacere,
mittere.' Red. 16(52. a) mit dem geworfenen Gegen-
stand als Obj., z. B. Kugeln Ap; GRh., T., Schnee-
bälle Ap; GO., W.; Th, Steine Bs; GRHe.; GO., We.;
Th, Nüsse Ap, spec. von der Werfnuss im Nüssespiel
ZSth. D' Chegelchugle" b. Sehne b. Wart, ich will-der
Stä" bolle"! Drohung gegen mutwilliges Steinwerfen Th.
Auch intr.: Ich ha" mit Stei" )ioch-n-em [dem Stiere]
'holt. Schwzd. (Bs). — ß) mit dem Ziel als Obj. Bs;
GRHe.; Th. Mer wend-en go" mit Steinli hole". Hinderm.
1866. Jmdn heimpole", dem Weggehenden Steine nach-
werfen, wie Knaben zuweilen tun, um einem Kame-
raden ihr Missfallen zu bezeugen GRHe. — b) „einen
Vogel schiessen, treffen BO." — 3. glotzen AaF., Fri.
(Hürbin); Bs; vgl. Boll-Aug (Bd I 137). 's polen-im
d' Auge" wie Pfluegsrädli im Chopf. Breitenst.
And. bolön, mhd. M>, rollen, werfen, schleudern; mhd.
holten, poltern. Von der vorigen Gruppe (mit etym. U) ist
unsere Sippe zunächst lautlich durch ihr etym. einfaches l
geschieden. Doch ist dieser Uuterschied in den meisten
MAA. infolge sec. Entwicklung verwischt (doch hält B z. B.
I und /( noch deutlich aus einander). Um so mehr mussten
bei den von Anfang gegebenen starken begrifflichen Be-
rührungen beide Gruppen sich gegenseitig beeinflussen und
im Sprachbewusstsein verschmelzen. Wenn wir also trotz-
dem, gestützt auf die noch vorhandenen Kriterien, eine Schei-
dung versucht haben, so konute dieser Versuch von vorne-
herein nur unvollkommen gelingen.
abe"-: herunterwerfen Th. Nuss a. — ume"-:
tr.. herumwerfen, weuig sorgfältig mit Etwas (bes.
mit einer Obstfrucht, einem Metallgefäss) umgehen
und es dadurch beschädigen THEschenz, Müllh. —
a."-böle" AaK.; Th, sonst -hole": 1. anwerfen Bs; Th.
Eim Stei" a. — 2. anglotzen, anstieren ÄAHerzn., K.,
Künten; Bs; S. — ver-: 1. bewerfen Bs. Lueg, wie
d' Buebe" dusse" sich mit Sehne verhole"! Mahlv. —
2. durch Werfen (auch durch Schlag, Stoss) verderben
BsStdt; B (-pole"); GWe.; Th. Verbölet, voll Beulen
(von metallenen Geschirren) THBoltsh. Bildl. De liest
Nütmer z' verböle", keine Zeit mehr zu verlieren GWe.
Boler m.: 1. a) = Chatzen-Grind 1 (Bd II 766) L;
W (neben Boler). In ä. Zeit Wurfgeschütz. Vgl. B.-
Büchs (Sp. 1004). ,Vor Erfindung des Schiesspulvers
kommt unter den Namen von Gewerfe, Blyde oder
von Antwerk, Boler, Tümmler die Katapulte vor.'
vRodt 1831. , Boler und Tümmler' werden 1303 ver-
wendet bei der Belagerung von Wimmis. vMülinen.
,N. N. füert phil gen Rinegg und sand in [sandte
ihnen] den boler.' 1405, Wegelin. Arbeiten jeder ,dri
tag an den bolern.' ebd. Ob man gen Eschental
ziehen wolle und Kosten haben mit Büchsen, Bollern
und andern Sachen. 1410,Absch. Ein ,bölerlein' erwähnt
1468 bei der Belagerung von Waldshut. vRodt. ,Mit
blyden, bolern und gewerfen.' Etterlin. ,Man sehoss
kuglen uss grossen bolern 3 centner schwer.' Vad.
,Und fuer man mit katzen, leitern, bolern und bliden
an die tor.' ebd. ,Also lichend im die von Costenz
ir grosse bolern oder wurfbüchs, die si den heher
oder grossen schupfer namptend, der warf ein stein
10 centner schwer.' Äg.Tscbudi. .Balista, ein kriegs-
rüstung ein maur ze feilen, maurbrecher, ein boler.'
Fris. ; Mal. .Hatten ein bölerlin in der bürg, item
deren von Basel gross stuck.' Würstisen 1580. ,Bi dem
Schloss Ufhusen fand man bi unsren Zyten ungefähr
1570 einen Boler von ysenen Tugen zusammengefügt,
wie ich dann diser alten Boleren in andern Züg-
hüsern mehr gesehen.' RCysat. ,Ein ysin Stuck-
büchsen oder Boler gar alter Manier.' ebd. ,Zwei
Poler, der eine zu 57, der ander zu 89 Pfund [die
Kugel].' 1613, BStdt. — b) kurzes, dickes Schiess-
gewehr „AaF.;" L; W; „Z." — 2. in BStdt Böler,
Dim. Bölerli BO.; S, Bolerli LG. a) bauchiges, ovales
(Wein-)Fässchen, 20 — 100 Mass und darüber haltend
B; „VO;" L; S. Bure", wo nit z' gitig si", gäng nes
Bolerli Wi" im Cheller z' ha", vo" dem d' Dienste"
albe" z' Nnni und z' Zimmis üherchömme". JHofst.
1865. G'seht uf dene" grosse" Fässeren obe" so nes
chll's Bolerli ligge" und seit: Dorin muess g'wüss nes
guets Tröpfli si". BWtss 1863. ,So mögend die Wirten
bis zwei oder drei Pohler roten Wein einkaufen.' B
Weinmand. 1718. ,2 Boler halten ungefähr 6 Säume.'
1719, S. ,Den 4. Febr. zwei Boler gekauft 5 fl. 7 Btz.'
Aa Schloss Rued 1738. .Kleine Landfässer, Bohler.'
S Wochenbl. 1807. — b) Fass zum Einbeizen von
Äpfeln, Birnen uä. S NA., Thierst. — 3. dicker, fetter
Mensch, spec. von Weibspersonen LG.; W. — 4. Haspel
L. — 5. „Nussknacker AaF." — 6. = Bol V 2. .Mein
Kipper (Boller) ligt wol, globus meus bene cecidit.'
Red. 1662.
Zu 1 vgl. noch das syn. Bohr. Die umgelautete Ver-
kleinerungsform könnte natürlich auch zu diesem gehören.
,Kin wyngarten, heisst das Bolerli.' 1541, AaWett. Kloster-
archiv; viell. zu 2 a.
Für-: Feuermörser. , Vier zu Nürnberg gegossene
feuerpoler, womit auf dem Breitfeld der schützenmeister
1179
Bai, Lei. bil, bol. bul
1180
Casp. Brunner von Nürnberg zur probe brennende für-
kuglen abschoss, wunderbarlich zu sechen.' 1528, B
Stdt Missiv.
Bölere" f.: 1. in Gr Bölere", = Bol Vi AaZ.; Gl;
Syn. Bolderen. Grosse, sog. welsche Nuss Gr. —
2. = Bol V 2 Gl. B. werfe". Syn. spicken. — 3. Kar-
toffelfrucht GlH. Syn. Bollen.
Harz-Bölere": aus schwarzem Harz geinachte
Kugel, mit der man nach aufgestellten Nüssen wirft
Gl (Schuler). — Rosel-: mit Wachs abgerundete
Nuss zum Kugeln AaZ. — Spick-: Nuss zum .Spicken'
AaZ.
bölere": „poltern; knallen von Feuergewehren L."
.Ab der Kanzel herunter zu bolleren.' 1633, Klüser-
handel. — Mhd. bollern. S. auch Gr. WB. II 233.
„Bollete" f.: Gepolter L; Obw; LT."
Buli, Böli Im.: 1. von Menschen, a) l'öli, Einer,
der immer klopft, Polterer, Lärmmacher AAKlingn.;
BBr. — b) Pöli, als Schelte gegenüber kleinen Mäd-
chen. De bist en P., mit dir ist doch Nichts anzu-
fangen, schilt eine Mutter AAMönth. — c) Pöli,
Schmoller, verdriesslicher Mensch BsRickenb. —
d) Böli, alberner, dummer Kerl Ap; Sch; THSteckb.
— e) Böli, ein Glotzender Bs. — 2. Böli, Popanz,
Schreckgespenst für Kinder Uw. Los, der B. chunnt
und nimmt-di"'' ! Der B. chlopfet! — 3. Böli = Bol VI
B. — 4. Pöli, derb oder scherzh., (grosser, dicker,
harter) Kopf B. - 5. Bolli Bs, „Böli B" =FdU-Chappen
(Bd III 389). Syn. Buli. .Denen Kinderen auf ihren
Kindenhäublinen und Bollin.' Bs Mand. 1769. .Einen
sammetnen Bolly mit silbernen points d'Espagne be-
setzt.' Ende XVIII., Bs. .JKreters Frau rekomman-
diert sich, aller Sorten Dockenden, Bolly und Haubon
zu machen.' Bs Wöch. Nachr. 1790.
Hieher wahr sch. der Familienn. Böli Z. .Ursula Farnen,
alias Bolli.' 1554, ZSth. .Heinrich Bolli, der Wasserbrenuer.'
1692, ebd. Doch vgl. auch die Anm. zu Paul(ut). Zu 5 vgl.
die Anm. zu Sülen-Chappen (Bd III 392).
„Kirche n -Böli: Person, die mit rauschender
Geschäftigkeit minder wichtigen Kirchenceremonien
nachläuft LG."
holi-boli: präd. Adj. und Adv., munter, aufge-
räumt, guter Dinge GrPi\ Villicht meined-er [sagt
ein Freier], ich si-n-i z' alte"; aber ich bin noch so h.
wie e" Junge''. GFient 1898. D' Schwester Grite" hed
[für die Reise] de" Spissack fürher g'nun u"d mer en
tolli, wackeri Sjiis und es Gütterli voll Ubsler ingepackt,
und ich h. dürch d's Brättigen üs und g'sungen: Hol-
driö, fidiritumde! ebd. - Vgl. B6IM (Bd II 1159).
bölig: dumm Seil.
bölisch: sonderbar, kurios, von Personen L; Th
Müllh.
egg-: dumm, querköpfig ZWollish. Ist dann das
Chind eso e.?
Ge-böl n.: Lärm, Gepolter. ,Da der abt das g.
[der Bilderstürmer] erhört, kam er under die kortür
ze sehen, was es war.' 1528, Zwingli.
pölele": klingeln, von dürrem Obst B (Dan.).
Hole" f.: Rollnuss beim Höcklerspiel TuTäg. /.um
Ilorkvr i/'hiirl c" /.' , und bim Spil ist allemal e" Sü. Sprw.
böle", p- BU., sonst meist böle" (in AAWüren-
lingen, Z. ; B vorherrschend; GrPi-.; Ndw/>-): wesent-
lich = bölen. 1. intr., dumpf tönen, rumpeln, rasseln,
beim Fallen, Schlagen AABb., F., Klingn. Es holet,
z. B. wenn der Regen auf das Dach niederprasselt Aa
Klingn. — 2. schlagen, klopfen, mit spec. Bez. auf
das dadurch verursachte Geräusch Nnw. .Klopfen, b.,
polderen, boperen, pulsare, tundere, ferire, obtundere.'
Red. 1662. — 3. Etwas (unsanft) umherwerfen oder
-rollen; dadurch oder auch durch Schlagen, Stossen
Etwas beschädigen, nam. von Obst, Metallgefässen
udgl. AaZ.; B; G; Ndw; Z; .allidere.' Id. B. Pölets
Obs, auch solches, das beim Fallen Beulen bekommen
hat B. (Durch Klopfen, Schlagen) die Rinde von
Etwas lösen, z. B. die grüne Schale von einer Nuss BS.
Nüsse" b. — 4. mit Kugeln spielen, a) s. chluckeren
(Bd III 643). — b) Kegel schieben. .Dann es ist alls
mit b. und briefen verdriben', mit Kegel- und Karten-
spiel durchgebracht. Genoenb. — 5. glotzen AaF.. Fri.
ume°-böle°: 1. tr. = bölen 3 Sobw; Z; in Aa
Würenlingen mit der Nebenvorstellung des Rumpeins,
Polterns. Iezed gät 's denn an es Trölen uf-em grosse"
Maelte'brett, an es Trucke", U. [beim Kuchenbacken].
Z Jugendschatz 1893. Vor [Dreikönigen] dörfet-er üni
Süm [ungesäumt] was chlöpft und chesslet, u. Schwzd.
(Schw). — 2. ummer-pöle", sich mit kindlichem Spiel
die Zeit vertreiben GRPr. Mi" map n ünimäle" old
auch süss ättes u. Schwzd.
an-böle°: 1. anklopfen, z. B. an einer Tür Aa
Dött. — 2. = an-bolen 2 AiFri.
ver-böle" AALupfig, -pole" BU., sonst -böle" (in
BSi. p-): tr., durch Umherwerfen, -rollen, -stossen
einen Gegenstand beschädigen, so dass er Eindrücke,
Beulen bekommt AAÄar., Klingn., Lupfig; B; Gl; SL.;
Th; Z. Syn. ver-bülen, -pülligen. Verbölfeß Öpfel; en
verhüteten alte Huet. Wer hat die Kafitieren eso ver-
bölet? Z. Was brüelet das Ching esö und isch ganz
verholet? Antw. 0, es isch-mer a" Bode" 'dätscht B.
,Des bachofens halb, so ich nüw machen lassen und
in Nüwylers hus gat, da soll mir daran niemer nützid
zerbölet nach geschändt werden.' 1592, Z Kaufbr.
Böler, in ApK. BeHler (Tobl.) — m.: 1. s. Böl-
Chnecht (Bd III 727). — 2. a) Böler Sch ; Th = Böler 1 a
Sch; Th; W; Z. .Feurmörsel oder Böler.' Kriegsb.
1644; ZNeuj.Const. 1709. .Mit einem kurzen Fürrohr,
glych einem Böler, sygen sy gen birsen.' 1646, Z
Staatsar eh. .Böhler, Maurbrecher, balista.' Denzl.
1677 ; 1716. — b) = Böler 1 b ArH., K., M. ,Der erste
Schiesset wird gehalten in dem Frühling, und exer-
ziert man sich mit Böllern.' 1742, ZStdt. ,[Der Zeiger]
ward von einer Bölerkuglen auf der Allmend er-
schossen.' um 1780, ZZoll. Prot. — 2. Böler, kleiner
Bursche, Knirps GT. — 3. Böler, scherzh., einziger
Bruder unter vielen Schwestern Bs (Spreng). —
4. Böler = Bol VI Ap; Bs (Spreng); G. Nach Spreng
mit Wachs oder Pech überzogen, um sie schwerer und
zum Werfen geeigneter zu machen. - 5. Böler = BolV2
TöFr. — 6. Böler, Papierpfropfen, den die Kinder
durch das Blaserohr schiessen ApM. — 7. Böler, spöt-
tische Bezeichnung eines grossen Hutes Sch.
Spreng gibt weibl. Geschl. an, das, wenn richtig, von
,Nuss' tlbertr. sein wird. 3 ist bildl. Anwendung von 4. ,Zum
Böhler', Hausn. BsStdt, wohl zu 1; vgl. Wund i (Sp. 122).
bölere": = höckelen 3 a (Bd II 1126) ThJIüIIIi.
ver-: = ver-bölen SciiSt.
BAU AaF., sonst Böli m.: 1. „Mensch, der Alles
rauh angreift, polternd macht, unsanft absetzt BO."
— 2. a) = JBöli 2 AaF., Holderb.; BHk.; ScuwReich.;
Uw. Folg redlich oder i'h rüefe* im B. UwE. Figur
11-1
Bai, bei, bil, hol, bul
1182
mit tief ins Gesicht gedrücktem Hut AALeer. —
b) Vogelscheuche AABb., Ku., St.; Ni>w. Syn. Bö-
mäuggel. — c) Fastnachtsnarr. Met macht uf-en
schmutzig Dünstig der Narr oder B. und spätelet-ech
am-oien Moli. Häffl. 1801. — 3. drollig mutwilliger
Knabe aScHW. — 4. = Büli 1 e AaF. — 5. Pöli
= Böli 4 B. — 6. hochgeschichteter Holzstoss auf
einer Berghöhe, der beim Nahen eines Feindes als
Feuerzeichen dient B f. D' Glogge' stürme", d' Böli
brönne": Alli üf, wo drl'schlah" chöune"! GStrasser,
Landsturmlied. Mit Übertragung auf den Standort
als Lokalname. Der Helige"land-Pö'li , Bergkuppe zw.
BBurgd. und Afi'olt. (s. Bd II 1151), ,so genannt, weil,
wie auf vielen andern weithin sichtbaren Punkten, in
früheren Zeiten auch dort oben ein mit Brennmaterial
angefüllter Holzscherm stand, der beim Einbruch
fremder Truppen oder auch bei Aufruhr im eigenen
Lande von einem eigens dazu gewählten und instruier-
ten BölimanD als Signal für das Ausrücken des Land-
sturms in Brand gesteckt wurde.' B Volksztg 1898.
— 7. Wurfkugel beim Spiel Eis-marmelen BKirchb.
Syn. Bol V 2.
Vgl. die Anm. zu dem in Bed. 2 a syn. Böli-Mann (Sp.
272). Bed. 6 kann Übertragung von 2 sein.
Land -Böli: 1. Vogelscheuche auf angebauten
Äckern ÄATeufenth. RA. : Er lauft g'rad use" wi 's
Lampoli, ohne nach den Seiten zu sehen. — 2. Land-
streicher, Lump, Taugenichts AAKlingn.
Bunte"-: 1. Vogelscheuche auf (Hanf-)Äckern L.
— 2. schlecht gekleideter Mensch, ebd.
Winter-: zottige Figur, die den Winter vorstellt.
Die alte" Tanne" mit dene" länge" Zottle" mani'd Eim
a" de" W., wo i" der Ei'sidler Prattig abzeichnet ist.
JRoos (LHabsb.).
Pol m. : nur in der RA. am P. an BHa. Ich bin
am P. an, ich weiss keinen Rat mehr. Es ist am P.
an. die höchste Zeit, etwas zu tun. — Identisch mit
Bott, Hügel? Vgl. ähnliche RAA. mit Bery.
Pola'gg m. : Polake, fremd aussehender Mensch
AALeer.; Th (auch JJ-); Z. Vgl. Schlo-, Schlawagg.
poläggisch: polnisch. Zwingli.
Poland: Polen. HBull.
Poländer: Pole. ,Und körnend die Bolender mit
baren, sy hatten aber kein bärendanz nit.' 1521, Hs
Stockar. Auch bei Lindinner, Wthurer Chr.
polärggi: potz tausend! Gl f.
Polei m.: Pflanzenname, Polei-Minze, Pulegium
vulg., Mentha pul.' Durh. .Wolgeschniackte kreuter,
als kleiner costen, fenkel, boleyen, münz, peterle.'
Fischb. 1563. ,Wann ein mensch zuo fast schlei'erig
wird, der nem polei in den round, und alwegen wider
früsch, so vergad im der schlaf.' Zg Arzneib. 1588.
, Todeswunden, für welche kein Boley nach Wund-
kraut wird gefunden.' 1(391, ZStdt. Spec: , Wilder
poley, teuthrion. Wildpoley, ein kraut, serpyllus. Men-
tastrum, wilde münz oder wilder poley. Zopyron,
herba qua et Clinopodium dicitur, ein gattung des
wilden poleyen.' Fris. ; Mal. S. auch Hüener-Chöl
(Bd III 212).
, Herz-: ein kraut, pulegium.' Fris.; Mal. —
Wirksam gegen Brust- und Magenleiden.
Bole'nser, Ba-: 1. m., kleinste Bremsenart U. —
2. PoUnseri", unreinliche Frau UUrs. — 2 mit An-
spielung auf die Schweine, die aus dem Pulensertal in (ir
herkommen. Zu 1 vgl. das Syn. Schwahli.
Polente" (Pal- GRPr.; U) f., in U auch m.: 1. die
Körner von Zea Mais LB.; Schw; Uw; U. G'mal(i)ti
P. Schw ; U. — 2. das daraus bereitete Mehl Vw,
auch P.-Mel"' ScHwMa. ; Obw. — 3. Gericht. Brei aus
Maismehl, Polenta BO.; Z.
Bolet, Bolt: Personenn., Hippolyt. 1525, ScHwMa.
Bölete" GlEIiii, „Polete" GROhur" : Hippolyta.
Bole'te", in Sch auch Bulke" — f.: schriftliche
Anweisung, Schein, Zettel Aa; Ap; ZLandsch. .Durch
beglaubte Polleten und Schein erweisen.' Bs Mand.
1667. .Jeder Partei wird bei Zukennung des Almosens
eine numerierte Bollete gegeben, worauf ihr Name
und die Summe des Monatgeltes geschrieben steht.'
1784, Z Almosenordn. Spez. a) Einquartierungsbillet
Ap; „VO;" G; Sch. ,Ein Burger, do man ihm ein
ßolete Inquartierung geschickt, hat ers nit annemen
wollen.' 1653. L. — b) Passierschein. ,Dass der Land-
vogt zu Luggaris für das Korn auf dem Langensee
.poleten' gebe. 1528, Absch. Niemand wurde aus der
Stadt gelassen, ,er hette dann ein bolleten von dem
burgermeister.' Vad. Massregel von Uri, dass Ein-
heimische und Fremde, welche gegen den Gotthard
reisen, .gewisse Boleten' in allen Städten und Orten
aufnehmen sollen. 1627, Absch. ,Es soll kein Soldat
weder Tags noch Nachts ohne Erlaubnuss, auch nicht
ohne P., so von dem Obersten underzeichnet und be-
siglet sein soll, sich äussert der Besatzung finden
lassen." Kriegsb. 1644. — c) Gesundheitszeugniss in
Pestzeiten. , Jedem, der mit B. aus gesunden Orten
kommt, wird der freie Pass nach Lauis gestattet.'
1630, Absch. .Gleich den Boleten durch das Feuer
ziehen lassen [desinfizieren].' JHLavater 1668. —
d) hölzerne Tafel, zu Aufzeichnungen bestimmt? ,Mstr
Lorenz Billing macht mir ein Poleten und soll mir
zwei Poleten glatt noblen und noch ein neue machen.
Er hat mir für '/» fl. zwölf tannene Täfeli gemacht
mit Pergament überzogen und obige zwei alte Poleten
an Pfingsten zugestellt' Zubers Tagebuch 1666. —
e) scherzh. für Eisenbahnbillet Bs; Th (Bulit n.).
Mlat. bolleta, it. bollelta, bulletta, frz. lallet, Zettel, eig.
besiegeltes Blatt, Ton bulla, Siegel; it. bollettino, frz. bulletin,
Berichtzettel. Vgl. auch Paletten II (Sp. 1154).
Gesundheits-: Gesundheitsschein. ,Die Land-
schreiber sollen in Ausfertigung der G. vorsichtig
sein.' 1637, Absch.
bole'te" ÄALeuggern, Wohlen, Z.; Bs; B; L; S,
p- AALeer., Wohl.; BBr., E., Si.; S, balHe« ZcStdt:
1. lärmend reden, das grosse Wort führen, laut prahlen
AaWoM., Z.; BBr., Kirchb.; L; S. Syn. prallten, pre-
laggen. Alls oder Nüd! Hör üs! so boletet der Effiger
[beim Kartenspiel]. JRoos 1892. Viel und dumm
schwatzen AALeugg. ; L; Zg. .Während die Honolu-
lesen [in Verfassungsstreitigkeiten] poleteten, haben
die Zukunftsstädtler doch Etwas zu Stande gebracht.'
Postheiri 1869 (S). — 2. lärmen (im Zorne), poltern,
toben, aufbegehren BBe., E.;S. Wüete" undb.; chol-
dere" und b. Hofst. 1865. Der het a" der G'mein gege"
die Arme" 'boletet. ebd. Er het ei"s mit-im 'boletet,
ihn scharf ausgezankt B. , Stürme ich, so boletet der
Chef, stürme ich nicht, so boleten die Mitbürger.'
Postheiri (S). — 3. lärmen, ausgelassen lustig sein,
1183
Bai. bei. bil. bo), bul
1184
Dam. im Wirtshaus, bei Tanz, beim Zechen AiLeer. ;
Bs; BSi.; „schlemmen, in Saus und Braus leben B;
L; S." .Wir [die jungen Bursche] giengen und tran-
ken und poleteten unserer Väter würdig.' Cotth. —
4. schlagen S (schwach bezeugt).
Weiterbilduug von 161™ (Sp. 1177) mittels des Suffixes
-tttm, wie es in trumpete*, hubett* (Bd II 955) ua. vorliegt.
er-bole'te°: durch vieles Schwatzen erzwecken.
gewinnen. .Schwätzen immer über Handel und In-
dustrie, haben aber noch nicht viel erpoletet.' Post-
heiri 1809 (S). — üs-: 1. ausposaunen, an die grosse
Glocke hängen AaWoIiI. — 2. mit lärmenden Worten
und Gebärden seiner (zornigen) Erregung Luft machen,
toben B. Mit Eim ü. BHk. — 3. ausgelassen lustig
sein, bei Wein und Tanz BO. — 4. „aufhören zu
boleten B; L; S." De'' het jitz üs'boletet, von Einem,
der durch Krankheit oder Tod niedergeworfen worden
ist B. — „ver-: verschlemmen, in Saus und Braus
durchbringen B; L; S."
Boletete- f.: 1. Gelärm B; „L; S." — 2. „Ge-
schlemm B; L; S."
Boleti m.: Grosssprecher AaZoL; S. Mängs Dotze"
vo" dene" Höseler und l'uletene". Hofst. 1805.
Poletscli: Suppenkraut, der wilden Petersilie ähn-
lich Gr (lt Z Post 1889). - It. poleggio, Polei.
Böli II m.: grosser, breiter Rechen, Schlepper, bei
der Ernte auf Getreideäckern gebraucht TbHw. Syn.
Schleipf-Rechen.
Pöli I ApAppenz., Böli III, BÖli, Böleli SchwE.:
Hippolyt.
Poli II: Apollinar. ,Poli Iten, Ratsherr von Zug.'
1590. Absch. ,Polli Graff.' XVI., ZWthur.
Rgge"-Bolli BSi., -Böli FJ. — n.: Regenmolch.
Syn. Begen-Molli (s. Sp. 172). Höh numiiie" nit bang:
langsam chunnt z'lest och teit, het d's Itegenboli g'xi-'t.
DGkmp. 1884.
Poliater s. Arclriater (Bd I 434).
poliere", in SchwE. poliere', in Ndw baliere":
1. polieren. .Narren, die für edelgestein umb gross
gelt boliert glas kaufen.' LLav. 1587. ,In eim pa-
lierten spiegel.' ebd. .Einen gepallierten Christall-
stein, welcher also row und ungepalliert 1100 Kronen
soll gekostet haben.' RC'ys. .Gwardiknecht: Hab daruf
gleich mein Schwert scharpf schüfen und ballieren
lan.' GGotth. 1619. — 2. bildl., glatt tun, beschöni-
gen? ARyff, der als Beauftragter der Regierung mit
ungehorsamen Bauern unterhandelt, empfängt von
diesen eine Zuschrift dilatorischen Inhalts. Er ant-
wortet mit Ansetzung einer Frist und bemerkt dazu:
.Dieweil nun den Bauern auf ihr vielfältiges Bollieren
nicht zu trauen, und wir nicht wissen mögen, worauf
diser Stylus gericht, derohalben haben wir...' Rappen-
krieg 1594. - Zu der Form mit -o- vgl. ür. WB. I 1088.
VII 1977.
üs-, in GA.; Ndw -baliere": 1. auspolieren, -putzen
Ndw; Z. ,1»' kilch darf, dass sy werd uspoliert.'
UEckst. ,Das schwert ist geschliffen und auspaliert,
dass es glitze.' 1531/48, Ezech. ,Von Varrone schreibt
Columella, dass er den Feldbaw ausgepaliert habe.'
Rhag. 1639. — 2. aufbegehren, den Text lesen GA.;
Ndw. — us hin ussi-paliere" : hinausfegen, -befördern
G. Si him-ntieh vor Altem auch ussipalliert.
Polierer m.: wie nhd. .Parlierer, besetzer, golt-
schlager, sporer', Gewerbe. 1451, Bs. .Balierer-Tax :
ein Schloss und Federen und Fallenschlösslein.' Bs
Taxordn. 1646.
Polieri f.: 1. Schleife (bes. für Harnische). ,Bo-
lieri oder Sehleiffi uf dem undern Müllisteg.' um 1560,
ZStdt; dafür 1570 ,Poliermülli' (Vög.-Nüsch. 1 465).
,Wofer die von Biel Scblyffinen, Balierinen oder etwas
dergleichen erbuwen wollten.' 1610. Urk. — 2. Büch-
senschmiede, üstschwz (N. Z Ztg 1892, Nr 49).
„Fölling m. : welsches Huhn UUrs." — It. poUino.
Bolis AABrugg. Linn; S (auch P-) — m.: gew. in
der Verbindung röter B., eine Erdart, wie sie als
oberste Schicht in einigen Tälern des Jura vorkommt,
für den Anbau wenig ergiebig, z. T. zur Herstellung
feuerfester Backsteine verwendet. — Nhd. .Bolus.'
Bölis(s) Bs; Tu, P- BBr.; Gr; Th; ZElgg, Bölis(s)
Aa (auch P-); LG.; Schw (auchP-); übw; U; Zg -
m. Aa; Bs; Schw; Th; Zg, n. Aa; Bs; Schw, f. LG.
(lt RBrandst,): 1. Polizei Aa. Er cha" flueche* toi
's B., sehr geläufig AAAttelw., Ku., Mönth., Rinik., Rot-
rist. Würenlingen. — 2. Polizeigefängniss, Arrestlokal,
zunächst für Soldaten, Rekruten AAWohl.; Bs; BBr.;
Gr; L; Schw; U; Zg. I(n) B. cho", miiesse". Auch
in abstr. S. B. übercho" AAFisib. Alles wott-ich lieber
lide", nw bei" B. ; d' Vögel und d' Ziglner tollet 's nid
tool im-ne" Chefi inne", sagt eine Zigeunerin. MLienert
1896. — 3. Polizeimütze der Soldaten Th; ZElgg. —
Frz. police.
polit: fein, zierlich Gr. ,Man kleidete ein Knäb-
lein als Genius des Frühlings sehr p. an.' aSpESCHA.
.Die Oberengadiner halten ihre Sprach für etwas po-
liter als der Underengadinern ihre.' Sererh. 1742. —
S. noch Gr. WB. VII 1978.
Politäschi f.: kluge Berechnung, Winkelzüge
GrvPi-. (MKuoni).
Politiker: Schlaumeier ZW.
politisiert: gebildet. .Man muss gestehen, dass
die Oberengadiner weit politisiertere und höflichere
Leut sind als die Underengadiner.' Sererh. 1742.
politisch, b-: 1. stolz, fein L (Ineichen). -
2. klug, berechnet, schlau Bs; GrPi\; L; GF.; Th.
Er ist e" Politische'' GF. Das Chind macht iez e*
bolitisches [verschlagenes] G'sicht Z (Dan.). , Bloss
politische Absichten bewogen mich zu meiner Heurat.'
UBragger 1789. — 3. kritisch, schwierig Th.
Polizl f.: 1. Staatswesen, weltliches Regiment.
.Eine rechte policy und regiment fürschrybt.' 1560, Z
Bib. (Von-.). ,N. N. in der Statt Bern zum Schult-
heiss erkoren, welches in dieser Policei das höchste
Ampt ist.' Grasser 1625. .Beide Stend. die Küchen
und Policei.' JJBreit. 1634; s. auch ent-gesten (Bd II
486). .Der Friden ist die Seule aller Ständen und
Poüceien.' AKlingl. 1688. .Wenn sie beim Abendmal
mitmachen, geschiehet es allein, weil sie sich nicht
andern zum Fingerzeig machen und allerhand Vor-
teilen auch in der Policei berauben wollen.' Wirz
1772. Auch vom häuslichen Regiment: ,Er [ein Genfer]
hat ein herliche hauszucht und gute polecei gehalten.'
um 1590, ARvpf. — 2. obrigkeitliches Mandat. .Wie
es aus verortnet wart, find man in der pollicy und
reformaz oder ortnung vom rot erkant.' 1529, Bs Chr.
1185
Bai, bei, bil, hol. bnl
1186
,lias stot in der pollicy, «Lie uf all zunft geben
wart.' ebd.
Polizijer Ndw. Polizeier Bs; B — m.: 1. Polizist
Bs (scherzh.); BU. .Sie hätten nicht einmal Burger,
die P. und Mauser werden wollen; sie müssten Hinter-
sassen dazu nehmen.' Gotth. ,Viele haben wegen
Kleinigkeiten geändert, weil sie nicht Weibel oder P.
geworden.' ebd. — 2. Polizeidirektor Nnw.
polizieren: durch obrigkeitliches Mandat ver-
ordnen. ,üas stund nu in gschrift polliziert und ge-
ortnet, wie all ding hinfür solt gehalten werden.'
1529, Bs Chr.
Bfile" m. : 1. Damm. Wall B (Zyro). — 2. dammähn-
liche Wolkenansammlung, die sich wie eine Schwelle
am Horizont dicht über den Bergen, bes. im Westen
bei Sonnenuntergang, anhäuft B (ebd.). — 3. Flurn.
BRiggisb.
»bnl GT.", buli Ap; G (-ü- und -»-, Letzteres z. B.
im T.), p- G: Wort der Kdspr. 1. adj., schön, artig,
allerliehst, „prächtig." aaOO. Syn. püpeli. Gelt, Das
ist b.! Nei", wie ist Bas b.'. 's Buli- (in GRh. Bali-)
Händli, das rechte Händchen, das man die Kinder
zum Grusse darreichen heisst; es war etwa durch
einen Faden, bei Reichen sogar durch ein (von den
Taufpaten geschenktes) goldenes Kettchen für das
Kind leichter kenntlich gemacht G. Syn. 's schon
Händli. Vgl. auch buli-wäch. — 2. subst., Bildchen,
kleiner Kupferstich ApK.
Die Form bül dürfte eine blosse irrtümliche Abstraktion
St.s sein. Über die urspr. Quant, des Voc. ist nicht recht
ins Klare zu kommen; docb weist das rheint. o auf Kürze.
Möglicherweise ist das W. identisch mit Buli, Hühnchen
Is. Pullen Jll); zur Bed.-Entwicklung böte Bibi I 4 (Sp. 912)
ein Aualogon. Doch lässt sich auch an dim. Abi. von einer
Interj. der Bewunderung hu denken; vgl. iiam. ilieh (Bd I 179).
billig: = dem Vor. 1 „GT." Bülig, geschmacklos
grell, z. B. von Kleidern GLichtenst.
„Bull I m.: ein einzelner Laut von Gebrumm oder
grobem, dumpfem Gebell VO; Z." — Im Ablautsverhält-
niss zu bellen. Vgl. auch Boll //.
bulle" I: bellen S, „brummen, brüllen; grob
bellen (von grossen Hunden) Vw; Zg; Z." - Ahd.
bullön, mhd. bullen, bullen, bellen. S. auch buwlen.
„bullere": Iterativ zum Vor. VO; Z."
Bull II. .Bulla, b. oder boll.' Fris.; Mal.; ,b. oder
ball.- Mal. .Bullatus, mit bullen am hals geziert.' Fris.
Bulle" I: Ledersack. Ziely 1521. Syn. Bulgen.
bulle" II U, buillu PA1. : schäumen, moussieren,
Blasen werfen. — It. bullire, bollire, frz. bouillir.
bullieren: mit , Bulle' [Siegel] versehen. .[S.Hei-
ligkeit hat] uns das revers bullirt wellen geben.' 1510,
Absch. — Auch mhd.
Bulle" II GRJenaz, Valz. (Bolle*); L (Ineichen), P-
ApLutzenb.; GrPi\ — f., meist PI.: 1. (auch Chäs-B.)
= Clids-Bollen Gk; L; .knollige Teile des Käses und
Ziegers, wie sie sich im Kessel bilden.' Tsch. —
2. (Laxier-)Pille ApLutzenb.
Chessi-: .junger Käse, frisch aus der Schotte'
ÜRChurw.
Bullere" BO. (ImOberst.; Zyro); GrA., Luz.; LE.,
Rigi; W, Bullerne" GRCont. — f., fast nur PI.: (auch
Cliäs-B.) - Bullen 1 1. Syn. Bulderen. ,Ber Senn zer-
bricht mit dem Käsebrecher, einem stachlichten Stecken,
Schweiz. Idiotikon. IV.
die grosse Käsemasse und zerteilt sie in viele kleinere
Massen, die Bullern oder Käse-B. heissen.' JXScnxv-
der 1781.
Pulle" III f.: junges Huhn Gr. Bes. als Dim. Pulli
Gr, Bali ApK.; BG. ; L, Büli AaF.; L, nochmals ver-
kleinert Büleli L; U, Hühnchen (Kdspr.). S. auch
Pullen-Ei (Bd I 17), fähen (ebd. 716). — Aus dein
Lat.-Rom.
büli ApK.; GlH.. K.; GrPt., Seh.; W, buli L:
(meist mehrfach wiederholt) Lockruf für Hühner.
Syn. bili.
Pulle" IV f.: Spreu ÜRChur. — It. pvia.
Pulipälie" f. : Tulpe Ap (selten). — Für TulipSnen.
l'ulisung, PI. -unge" — m.: Grobian Schw. — Frz.
polisson.
bulu: Nachahmung des Knalls eines Geschützes
in der Kdspr. ScaSt. (Sulger). Syn. pü(dü) (Sp. 914).
Bul ZO., Stdt tw., Wytik., sonst Büle- (P- B vor-
herrschend, Bälle", P- BO., Pül(l)e* BSi., Pxeüen BBr.,
Büele" GRObS.) — f., in ZO. n. (PI. Bül, BiilerJ —
Dim. Buli ZO. : 1. a) Beule als Erhöhung, Schwel-
lung am menschlichen Körper Ap; Bs; B; GlK. ; Gr
Pr., Valz.; LG.; G; Th; Uw; W; Z. !"• träge" mengs-
möl Bider umme" wie chöpfig Chrättcn und wie Trum-
me". Volksbühne 1898. [Ich] hau-dich, bis d' Löcher
und Bider hast. Stütz. RAA. : Besser e* B. weder e"
Loch Tu. Emm Bide" of de" Chopf schwätze", Einem
einen Bären aufbinden Ap. Chibe" (G), erpen (Gr
Grüsch, Valz.) macht hei" B.; vgl. Bläter. Spez. von
der Pestbeule. Jch hat ein bylen under dem linken
arm.' 1564, Andr.Ryff. ,Wie die bülen und pesten-
lenz geweichet solle werden, das sy Rechtlich ussgat.'
Zg Arzneib. 1588. S. noch an-gän (Bd II 17). Übertr.
auf die Krankheit selbst. ,By der buess für den gähen
tod und die bül.' 1473, LHitzkirch. ,Mag er dir die
bül vertryben, so ist sy dir vertriben.' Zwingli. Jch
wollt, dass in die bül angieng.' HBull. 1533. .Pestis,
die pestilenz oder beul. Avertere pestem, die pesti-
lenz oder beul abwendig machen.' Fris.; Mal. ,Hand-
werksleut, die man nicht braucht, dieweil sie die Bül
im Haus haben.' JJBreit. 1629. ,1567 regiert die
Bülen alhie fast.' 1633, L. , Einsmals da fallt man
hin ins Bett und an der Beul stirbt auf der Stett.'
JMaul. 1674. — b) Beule als Eindruck, Einbuchtung
BSi. ; Gr ObS., S., Scuolms, Tschapp. ; Th ; Uw ; Z. Syn.
Bück. Mit de" blosse" Chnödlene" Bider in en ohon-
nene" [abornenen] Tisch i'e'schlah". JSenn. , Allen
husplunder sol sy radtsamen, besseren und nit zer-
stoossen, zerbrächen oder vollen bülen füllen, zer-
ryssen, zerfiesen und gar zergon lassen.' HBull. 1540.
— 2. Ballen von Butter GW. Die Butter von meh-
reren Tagen wird zunächst aufgeschichtet und dann,
wenn 1 — 2 Zentner beisammen sind, zo-n-ere" B. zu-
sammengeknetet. Diese Butter heisst Büle'-Schmalz.
Das W. berührt sich begrifflieh und tw. auch lautlich
mit Bühel (Sp. 1094).
Not- s. Hand-Bueb (Sp. 931).
Winter-: Frostbeule ZS. Wer Frostbeulen hat,
stelle sich an ein fliessendes Wasser, während es zu
Grabe läutet, und spreche: ,Es lütet dem N. N. ins
Grab, nimm mir mini Winterpülen ab.' HZahler 1898
(Z). — Vgl. Merzen-Büdi (Sp. 1098), das viell. besser hieher
gezogen wurden wäre.
75
1187
Hai— bnl. I'.allt hnlb. Baleh— buk
1188
ver-büle": voll Beulen machen, nam. von Metall-
gefässen, einem Hut udgl. ScHSt. ; Th; Z. Syn. cer-
bölen. Bes. häutig im Ptc. verbükt.
Bülenz: Beulenpest. ,Da ist er an der Bülänz
gestorben.' SchwKü. (ä. undatierte Quelle). — Kon-
tamination aus BüJeu und Pestilenz.
Büli m.: = Bülen-Chappen (Bd III 392) ZWein.
(Dan.), Syn. Boli 5 (Sp. 1179).
ver - p ü 1(1) ige": durch Hin- und Herwerfen
Etwas verderben, so dass es voller Beulen wird BSi.
Syn. ver-bolen.
v er-\n\l(\)nc": = ver-bühn BSi. E" verpulneter
Hnet.
l'iiliand: Übername eines Ritters von Eptingen;
s. Bs Neuj. 1885, 21. — Zu mhd. puljan, Kuppler?
bülige11, p-: lärmen, poltern BSa., Schw., Wählern.
Syn. holen. Es bülliget-nen an der Tür. JJRomang.
Buel (PI. Büel) m. ApK., sonst Dini. „Bueli Ap",
Büeli BsL. (Spreng); „VO;" GrD., L.; S (BWyss):
.Holdschaft, Buhle oder Buhlin, Liebster oder Liebste,
amasius, procus, amasia, amicula' BsL. (Spreng). Siehe
noch Maien (Sp. 7). Spez. a) Liebhaber ApK. (Tobl.).
— b) Liebste „Ap;" GrD.; S, „besonders eine durch
das Loos zugeteilte Liebste VO"; s. Fasten-Büeli.
's meint Mänge'', er heig es B., dö füert-im 's en An-
dere* hei'". BWyss 1865. Mi"s B. geid über Sapiiner-
Steg GrD., L. (Volksl.). I" mines Büelis Garte", da
stä" zweu Bäumeli. Tobl., VL. Chönnt-ich-dich denn,
mi"s Vreneli lobesam, so lang ich leb, für mt"s liebe
Jlühlin han. 1756, Jura-Schwarzwald. .Michel N. soll
in den turn und sin bull in das narenhüsslin gelegt
werden.' Sch Ratsprot. 1549. ,Büel, amica. Das büele,
amicula.' Mal.
Fasten-Büeli: 1. „die in den letzten Tagen des
Carnevals für die Fastenzeit gewonnene Liebste VO",
Mädchen, das ein Bursche am Vorabend der Fasten
zum Tanze führt SchwNuoI. — 2. Geschenk (schöne
Weste, Blouse oder seidene , Welschlandkappe'), das
ein Mädchen seinem Tänzer zu Mittfasten [vgl. Jung-
feren-Fasnaeht Sp. 655] gibt UwStans.
buele": 1. a) intr., sich um ein Mädchen be-
werben Ap; B; F. Um Eini b. Ap; B. ,Dass mäniklich
iro [der Phryne] nachstellet und umb sy buolet.' Tierb.
1563. ,Er habe schon lang umb sie gebulet und ihr
die Ehe versprochen.' 1686, ZSth. Auch übertr. : ,Der
cardinall bulet umb [d'] Züricher, sy sölten mit im
zum bapst zien.' ThPlatt. 1572. ,Der apt von Rhinow
buolet heftig um gmeine statt von wegen der nidem
gerichten, ob im die möchtind zuo koufen geben wer-
den.' JJRüeoer 1606. „Verliebten Umgang pflegen,
nächtliche Besuche machen oder annehmen" Ap; „Vw;"
W. Wisser Wi" ond Brannte'wi" ond Wasser ab der
Röre": euer Sjiine" tar-ich nomine" me, b. will-ieh höre"
Ap. — b) tr., ein Mädchen nächtlicher Weile be-
suchen GWe.; in ä. Spr, geradezu = beschlafen. Der
N. N. het-mich och e'möl 'buelet GWe. ,Der elter bruo-
der dem jüngeren sin frouwen buoleti.' 1544/73, LTMet.
Chr. .Hab gehört, dass ein geissmännlin sein munter
buolet.' Tierb. 1563. ,Zwo [Töchter] wurden ihm von
zweien seiner undertonen gebuolet und im Julio aus
dem schloss entführet.' Wurstisen 1580. — 2. = Ime-
belen l BGr. (H KWMttller 1848).
ver-: (die Nerven) durch übermässigen Liebes-
genuss abstumpfen GrL. Den Chütsel r.
Bueler m., Bueleri" f.: Person, die liebelt W.
Mit-. .Rivalis, ein gemeinder oder mitbuoler.' Fris.
Bueli m. : Nachtschwärmer AiLeugg. (selten),
buelige" B (Zyro), „büeligen BO.": verliebten
Umgang pflegen.
büelele": liebeln Ap. Er büelelet e* Betzli.
Büel m.: Popanz, Schreckbild BHk. Syn. JSö7i 2 a.
Balb — bulb.
Baibier AALeer.; BE., 0. (lt Zyro, neben -terer);
Gr. Balbierer Ap; Bs; Gl — m.: Barbier. .Tonsor,
schärer, balbierer.' Fris.; Mal. ,Des gottshuses bal-
bierer oder scheerer hat [als Einkommen] an kernen
5 mütt.' 1596, AaMuH. Lt handschriftlicher Eintra-
gung in einem S Kai. von 1717 empfängt ,der Bal-
bierer für meinen Bruder und Carli wie auch für mich
für den jährlichen Balbiererlohn 4 Müth Korn.' .Bal-
bierer' verrichteten auch den Dienst von Chirurgen
und waren als solche beim Heere angestellt; vgl.
Kriegsb. 1644, 21; Kriegsr. 1704, 15. ,Das seind die
unerfahren Schärer oder Balbierer und Bader, die ihr
Kunst und Arzny uf der Küe- und Bossweid gelehrnet.'
RCts. .Darum gang wieder heim zum Haus, lug um
ein guten Balbierer aus, dass er dir heile deine Tatzen,
damit du wieder könnest kratzen [Zuruf an Bern].'
Vilm. Schlachtlied 1656. ,Es solle den Burgern frei
sein, ob er sich eines Docters oder Balbierers, er sy
frömd oder heimisch, bedienen wollte.' 1646, GrCIuu-.
,Der Balbierer, der den Schaden [Wunde] verbunden.'
1687, ApA. LB. ,Was in letster Krankheit mit Dok-
tern und Balbiereren aufgangen.' L Stadtr. 1706/65.
S. noch Schräpf-Gadem (Bd II 120).
Aus Barbier durch Dissimilation der beiden /•, ähnlich
wie in mhd. mülber gegenüber ahd. mür-beri, zu lat. moroiM ;
Almare (Bd I 1S9) gegenüber lat. armariujn.
halbiere*, Ptc. gebalbiert GR7Ger.: barbieren,
rasieren AaF., Leer.; Ap; B; GrCIiui-, He., 7 Ger.; L;
G; Z; Syn. harten. Man unterschied das B. über den
Löffel und über den Daumen, je nachdem, um das
Rasieren zu erleichtern, die convexe Seite eines Löffels
oder der Daumen an die Innenseite der Wange ange-
drückt wurde; vgl. Gr. WH. VI 1122. Daher die
Frage: Witt über-''e" Düme" oder über-^e" Löffel hal-
biert si"!1 L. Eine" über de" Löffel (auch öni Seipfe"
L lt Ineichen) b., überlisten, allg. .Vetter N. N. gab
ich ein Schermesser: soll mich fünf Mal darfür hal-
bieren.' 1666, Tageb. Zuber. ,Dem Schärer zu b. 10 ß.'
1689, ebd.
Bnlbette". Kigeli, Bullbette" werden als Gerichte
am Hochzeitsmahl genannt. Balz 1781. — Zu frz. Imlhr.
it. i.ulh,,. Kunlh'ugcwachs, Zwiebel?
Balch inili.li.
Balche" 1: 1. Balle" m.. wie nhd. Balken AaF..
Ke., Leer., Mumpf, Scherz; Bs; BSchangn.; LG. (PI.
unver.); ScHWArth; UwStans ; Z und auch sonst; doch
nirgends recht volkstümlich, sondern moderner ans
118!»
Balch, belch, bilch, bolch, bulch
1190
der Schril'tsjir. entlehnter Ersatz für die alteinheinü-
schen Synn. Trumen. Trämcl, Baum, Band usw. Spez.
Unterzug AaDöU. Lure'' B., ein in der Hohe der Ge-
vierte über die Scheidewand zwischen Stall und Tenne
laufender, tw. freitragender Spannbalken AAScherz
(Zimmermannsspr., lt Hunz.); vgl. Ehrenbergs Bau-
lexikon unter .Leerbalken.' In der ä. Spr. auch in der
Form .balk-, so 1530, Matth. ; Fris. ; Mal.; Red. 1662;
Z Bibel 1707. — 2. Balche' Gl; ZBreite, Dattl.,
Hengg., 0., Tu., Wang., Wülfl., Wyl (PI. Balche- '10.,
Russ., Tu., Dim. Bälchli ZLunn., Bälchli ZÄsch, Mettm.,
0., Tu., Zoll.), Bäle* AaAIUsw.; L; GA., Batzenh.,
Bütschw., G., S. ; Sc/HwMa., Pfiff.; ZÄsch, Birm., Hau-
sen, Hoinbr., Eappel, Kn., Lunn., Mettm., 0., Seen, Stäfa,
Tö„ Wäd„ Wülfl., Zoll. (PI. Bäh' ZZolL, Bäh* GG., S.;
ScawMa.; ZO., Stäfa, Dim. Bäleli ZO.), Balke", bzw.
Balgge" BG., 0., Schw., Sigrisw.; Gr (auch 1'-); PAger;
GSa., Weisst.; TB.; UHosp., Seh., Sil; WKippel, Lax,
Münster, Baron, St Nikiaus, Turtm. (PI. Balke' W, P-
GrD„ Bälke" BHa„ L., R.; GRHe.; USch., V- GRPr.,
Dim. Balkli BHa„ Balkji PAger, Balki WRar.,StNikl„
Simp., Bälkli, P- Gr; GSa., We.; UBürgl., Bälkji B
Adelb.) - m., in ZDättLKappel, Wäd., Zoll, f., in GlH.
n.: im Wesentlichen = Laden 5 (Bd III 1065). a) Ver-
schluss einer Luft- und Lichtöffnung in der Aussen-
wand von Gebäuden, bzw. die Öffnung selbst Gl; Gr
ObS.; ZÄsch, 0„ S. Syn. Beim (Sp. 898/9); vgl. auch
Heiter-Loch (Bd III 1032) und s. Tag-Loch (ebd. 1040).
Mauerüfl'nung unter dem Dache Gl. Oberi und underi
Bälchli, viereckige Öffnungen am Helm des Kirch-
turms von ZZoll. unterhalb der Nasen (s. Nasen 7
Sp. 800). Bei Verleihung eines an die Kirchhofmauer
bei den Augustinern stossenden Hauses wird bestimmt:
.Das kein baichen da nit sol gemacht werden, die
über den kilchhof sehe, umb das sy und ir nachkomen
kein getrang davon habint, und ouch nützit uf den
kilchhof da hinus geschüttet ald geworfen werde.' 1426,
Z Staatsarch. ,[Die Hexe] luf die wand uf unz uf den
balken und wollt den garter ab dem bet werfen, und
da sy in den b. kam, da...' 1459, Gpd. .Duo sy ducht,
dass ir genuog wäre, duo gieng einer in ein balken
und blies syn hörnli.' 1468, Weisses Buch (Beschrei-
bung der Einnahme des Schlosses Rossberg). ,Do die
Vergicht zum Balgen us verlesen ward.' Ardüser. —
b) = Laden 5 a, der t. nach altem Brauch zum Auf-
ziehen und Hinunterlassen eingerichtete, t. in Angeln
hangende Fensterladen BO.; Gr; GO., Sa., S., T.; Schw
Ma., Pfäff.; TB.; U; W; Z; in G (lt Zahner) im Unter-
schied von Brittli nur die letztere Art. Auch vom
modernen Jalousieladen BHa. ; GRHe.; ZZoll. D' Baien
abe'lä", uetue". D' Bälke" ubere" schletze", rasch auf-
ziehen USch. Am Palge" poplen-scli [die Burschen]
und tüent d' Bed verchlrc", bir-ne' d' Meigge" Antwort
gend GrV. Der Wind hat alli Balggen und Türini
üf und zue g' schlag W. W Sagen, 's Pfarrhüs, mit
grüene" Bälle" und wies wie Sehne. Stütz. Loset, wie
d' Bälche" zuetätsche'd im Wirtshüs! ebd. Si tuet 's
Feister üf und 's Bälchli und bieget abe". JSenn. Mai-
teli, tue de" Balle" zue! 's chunnt en Tragünerbueb
[usw.]. Volkslied (Stutz). .Er wurde 1469 von einem
herabfallenden Baichen ersehlagen.' VöG.-Nüsch. (Z).
S. noch an-char (Bd III 421), nüschelen (Sp. 834).
Fensteröffnung GrD., Nuf. Fenster, bes. kleineres
GrAv., Nuf.; PAger; TB. Die gugget der ganz Tag
am B. GuAv. Ist schlimmer a's e" Mus und hed me
l'algge" a's d's Chünigs Hüs GrD. (Bätsei vom Finger-
hut). — c) = Fall-Laden 2 (Bd III 1066), z. B. die
Falltür, die den Eingang (von der Stube aus) zur
Stubenkammer, zum Keller, zum Dachhoden ver-
schliesst BR. ; GrD.; GBütschw.; UUnterschächen ; Z.
— d) = Ofen-Loch 2 (Bd III 1022) BG., Innertk.; GrD.;
GA., Bütschw., G., S.; ZO. (selten). - c) Dim., = Fueter-
Laden (Bd 111 1067) ZBauma. — f) in kaminlosen
Häusern ein beweglicher Schieber, womit das Rauch-
loeh im Dach neben der First geöffnet oder geschlossen
werden kann Grü.; UUnterschächen. Syn. Rauch-
Teckel. — g) Verschlusslädchen, bzw. Öffnung am
Taubenschlag Z. D' Tübli fluge'd zum Bäleheli üs.
Stutz. -- h) vorzugsw. Dim. Balggi, Oberfiügel an
einer Pforte, Türchen an Schränken udgl. (zum Unter-
schied von der grössern Tür, Port), in Angeln han-
gender oder in Schubleisten gehender Verschluss klei-
ner Guck- oder Luftlöcher in Fensterläden W. -
— 3. von 2 übertr. a) = Fall-Laden 4 (Bd III 1066)
„BO.;" W. — b) = Fall-Laden 5 „BO." — c) Balkli,
„Brustlatz BO.;" Flügel am .Brüstchen' der Berner
Tracht BHa. Si hein durch 's Land ab eso heji [hohe]
Balkleni. — d) Balgli, rechtwinkliger Einschnitt am
Ohr der Schafe, als Erkennungszeichen Gr ObS. (s.
Bühler 26). Bälggli, Viehmarke GWe. — e) offne
Stelle am bewölkten Himmel GlH. D' Sunne" het
grad durch-n-es Baichen use" g'schine". — 4. Bäle",
offner, nur durch eine niedrige (etwa 2' hohe) Scheide-
wand von der Tenne getrennter Raum zur Aufbe-
wahrung von Getreide, Heu usw. AAAlt.. Bern, (auch
Balke"), Botenw., Brittnau, Brugg, Habsb., Kaiseraugst,
L., Lupfen, Oftr., Rem,, Rin., Seengen, St., Vill., Vilm.
Syn. Bahn, Wähnen. .Wenn einer frouwen ir erb valt
im baichen [Gegs. ,uf dem veld'], so soll si han den
dritten dröschen.' 1495, AAVilm. Gerechtsame. —
5. Balkon, Erker. ,Ob der stuben jeehlicher sol ein
balche sin mit zwein venstern und sol in jeehlichem
venster der baichen ein ysen in mitten uf gan und
ob dien drin baichen sun drü venster stan.' 1307, Z
Schiedsspruch.
Mini, balke, ahd. balcho. baleo. Betr. die Behandlung des
inl. üb vgl. melchtn (Sp. 195), Wulehen ua. ; Bäle" setzt zu-
nächst eine Form Bäleche" mit Secundärvoc. voraus. Be-
merkenswert ist das Nebeneinander von Balche" und (häufigerm)
BAU" im ZO. ; Stutz bietet als PI. Bälche" und Bäh"; als Dim.
kommt (spec. i. S. v. Hüener-B.) nur Bälchli vor. Ähnlich
stehen sieh in ZLunn., Mettm., Zoll, das Grundw. Bäle" und
das Dim. Bälchli bzw. Bälchli gegenüber. Zur Verbreitung
des W. sei erwähnt, dass für Bed. 2 b in ZHengg., Wülfl.
Balche" und Lade", für Bed. 2 c in GBatz., Bütschw. Bäle"
und Falle' neben einander gebraucht werden. Zum anl. p-
in Gr. ; GSa. vgl. it. paleo. Das Fem. erklärt sich entw.
aus dem Eiufluss des homon. Ballen oder aus irrtümlicher
Auffassung des PI. Zu -f vgl. das syn. aisl. balkr, zu 5 frz.
balcon, it. palco, die aus dem Deutschen entlehnt sind und
für das hohe Alter dieser Bed. sprechen; zu ihr gehören
viell. auch einzelne der unter 2 a untergebrachten ä. Belege.
,Balchen-Stall', Ortsu. ZHittn.
Ofe°-: l. = Baichen 2d BBr.; ScHwPfäff.; UBürgl.;
Z. ,Die Andern kamen ganz leise durch den Ofen-
balchen von der Kammer herab.' Stütz. — 2. Dim.,
kleine Tür, welche die durch die , Kunstwand' von
der Stube zur Küche gehende Öffnung abschliesst Z.
— Ise"-: eiserner Fensterladen. 1611, Ardüser; s
Ghämneten (Bd III 260). — Fell-: 1. = Baichen 2 b
BO. ; TB. ; U. — 2. = Baichen 2 c BO. ; ZO. — 3. = Bai-
chen 2 e BBönigen. — Fenster-: = Baichen 2 b Z.
1191
Ralph, belch, bilcfa, bolch, hulch
1192
Dim. = Gugger 13 (Bd II 183) ZBanma. — Henne"-
Balke" GrAv., Hüener-Bälch li ZO.: kleines Fen-
ster (GrAv.), Schieberchen (ZU.) am Hühnerstall, wo-
durch die Hennen aus und ein gehen, 's Hüenerbälchli
abe* lö* ZO. — Häng- Balke": Hängesäule im Dach-
stuhl, mit der die Dachstreben verbunden sind L. —
Hart'-. ,[In den Schornsteinen sollen] keine sog. Harf-
balken oder Hölzer, woran die Höhle [s. Bd II 1133/4]
gehängt wird, als welche stets von Eisen zu machen
sind, geduldet werden.' Aa Feuerordn. 180b'. — Hose"-
Ba I c h e ■ (in BHk. Hos-) : = Baichen 3 a Bü. ; W ; ZO,
- Chuchi-Bälchli: = Ofen-B. 3 7,. — Cheller-
Balche": Falltür, durch die man aus der Küche
oder dem Hausgang in den Keller gelangt ZBreite, 0.
— Chammer-: = Ofen-B. 1 UBürglen. — Söu-:
Deckel des Schweinetrogs ZWyla. Vgl. Fall-Laden 2.
— Schwerk-Balke": Katzenbalken AAMumpf (lt
Hunz.). — Heu-stall-Balche": Falltür zwischen
Heuboden und Stall ZBreite. — Stricb-Balke": an
Landungsstellen (s. Leist I 2 g Bd III 1469) quer
über das .Wehr' gelegter Balken, über den das an-
laufende Schiff hinweg streicht aSciiw. ,Ein Nauen
voll Steine zum neuen Leist: Heute der erste Streich-
balken gelegt.' DKyd.
Tach-: Spannbalken zwischen zwei Bundpfosten
des liegenden Dachstuhls BsZunzgen.
Einmal auch in der für die nhd. Bed. (sofern diese vor-
liegt) sonst nicht belegten volkstümlichen Form: .Wollte ich
aufsitzen [auf dem Lager unter dem Dach der Sennhüttej,
su schlug ich den Kopf an die Dachballen an.' Reise 1790.
Ther-: volksetym. Entstellung für T-Balken AaF„
Ke. — Twer-: Firstbalken LMüsw. (lt Hunz.). —
WindC-Balche": 1. Laden vor dem Dachboden-
fenster ZZoll. — 2. Falltür, die zum Dachboden führt
ZGlattf., 0., Tö. — Wett-Balke": einzelner Balken
einer Blockwand UUnterschächen. — Zieh-Balche":
Fensterladen zum Aufziehen ScHwMa. — Zünd-
BalkeD: scherzh. für Zündholz Bs; Z (Studentenspr.).
Syn. Z.-Bengel.
balggene": Läden, Pförtchen auf und zu schla-
gen WMörel.
balggen palge": unpers. Es palget, die Wolken
verziehen sich, das Wetter bessert sich GrD. Syn.
's tuet fif. Vgl. Baichen 3 e.
bälggle": = dem Vor.; bes. dann gebraucht, wenn
durch eine Wolkenöffnung des Abends im Westen der
Himmel sich zeigt GRPr. Im Loch dussne* hed 's esivas
prächtigsch 'bälgglet g'ha". Schwzd.
Balche" II BThunersee; „VO;" Uw, Bälche" ScuSt.,
Bäle' II Hallwilerseetal; BThunersee (lt Jahn 1857);
L; Walensee — m. L; SchSL; Uw, f. Hallwilerseetal;
BThunersee ; L : Fisch aus dem Geschlechte der Lachse.
Maräne, Cor. Fera (lt GSchoch), Cor. Suidteri Fatio
(lt JHeuscher, für den Seinpacher See); „die grosse
Maräne, Salmo mar. VO" (auch lt GLHartm. 1827);
,Cypr. ballerus.' Uw Gem. .Weissfelchen und zwar
diejenige Art, die am Bodensee als Sandfelchen vom
.Miesadler unterschieden wird.' FStaub. Über die Be-
schränkung des Namens auf eine bestimmte Alters-
stufe, sowie über die Mischung der verschiedenen,
allerdings schwer zu unterscheidenden Species der
Maräne vgl. I eichen (Bd I 800), Edel-, Gang- lisch
(Bd I 1 100),":AI- Bock (Sp. 1127). ,Von den albeilen
|s. Bd I 185/0 1, dar ous baichen wachsent.' 1479, Gfd.
.Albula caerulea, bezola, ein blanwling, bratfisch, felken.
felchen, blauwfelken, balhenen, baal, alböck, renchen,
gangfisch.' Fischb. 1503. ,Von dem Baichen, Lava-
retus, Alba caerulea, Bezola, Leuciscus Halecula. Al-
bula parva, minima.' TLCys. 1661. .Lavaretus, Baalen,
Baichen.' Cai-peler 1707. I)c" B. zünde', eine Art
die Beliehen zu fangen: die Fischer zünden in der
Laichzeit Nachts grosse Feuer an, die dem Licht
nachziehenden Fische kommen in die Nähe des Ufers
und werden mit Handgarn und Feimer herausgezogen
Vw; vgl. tecken, tatschen. ,Die Baichen kamen ersl
im Winter näher ans Land und wurden [früher]
massenhaft gefangen.' L Vaterland 1884. Der Fisch
gehört zu den gesuchten sog. .Edelfischen'; die Setn-
pacher B., aus dem Seinpacher See, wo sie besonders
früher in grossen Mengen vorkamen (vgl. darüber
Liebenau 1897, 137/50), werden noch heute ausge-
führt. Nunne'fürzli, Sempacher B., die hein-im besser
g' falle*. B Dorfkai. , Albula parva Laeus Sempacensis,
Sempacher Baale.' Cappeler 1707. ,Auch kommen den
Häglingen [aus dem Zürichsee] die Surseer und Hall-
weiler Ballen an Zärtigkeit und Güte nicht zu.'
HsEEscher 1692. ,Das Amt des Seevogts ist, den Fi-
schern desselbigen Sees, so aus beiden Städten Sursee
und Sempach sind, vorzustehen und ihnen die Fisch
(so Sempacher baichen genennt, auch ihrer Güte halben
weit bekannt und in grosser Anzahl eingesalzen und
gesotten gen Basel und Strassburg verschickt werden)
um ein bestimmt Geld anzuschlagen.' SiMLER-Leu 1722.
Vielfach kommen B. als Zinsfische (bes. an Klöster) und
Abgabe vor. ,In festo vero beati Nicolai 30 palchas.'
1178/97, UwE. Urbar. ,Der hof zu Zuge giltet an
vischen 6000 rötelin und 1600 baichen.' 1281, Gfd.
,Dicta piscatura locatur hominibus in Bceschenrot sin-
gulis annis pro sexcentis piseibus fumatis dictis Bai-
chen.' um 1330, LBeromünster Urbar. , Einem vogt
järlich geben zweinzig fisch, die man nemet baichen.'
ÄALunkh. Hofrecht. S. noch FPfeiffer, Habsb. Urb.
347; Liebenau 1881, 19. 44. 102; Äg.Tsehudi, Gallia
148, Chr. I 15; ferner Balchen-Herr (Bd II 1538).
Vgl. .Deiche, Balche.' Gr. WB. I 1439/40. Bei KCys.
begegnet auch die Schreibung .Bahlen.' Aus uuserm W.
stammt das Syu. paUaye am Murtuer und Neuenburger Seo.
,Zum Balchen', Hausuame BsStdt.
Edel-: „eine besondere Art Balchen LSee." Auch
bei GLHartm. 1827, 140. Vg\.E.-Fisch (Bdl 1099/1100).
Cham-: Balchen aus dem Zugersee. Das Kloster
UwE. überlässt lt Schiedsspruch von 1200 seine Liegen-
schaften zu ZGCham zwei dort sesshaften Brüdern als
Erblehen ,pro annuo censu, videlicet centum pisei-
bus, qui kambalche nuneupantur, nostro monasterio
in festo saneti Galli persolvendis.' Der Meier von
Kappel hatte an das Fraumünsterstift in Zürich u. A.
abzuliefern: .Pisces, chambalchen.' Ende X1IL, Z.
Güeter ze Immensee, die geltent der herschaft 1200
kanbalchen.' um 1300, Habsb. Urbar; vgl. dazu Seg.,
RG. I 499. ,Das gotzhus von [L] Münster hat vischer
ze Böschenroden; die gebeut der herschaft 100 kan-
balken.' ebd.
Eig. II. von ZgCham oder aus dem Chamsee, wie früher
der Zugersee auch hiess; vgl.: ,l)e Chamo (als Abgabe|
7 mod. ehern, et 15 balchas.' 1178/97, UwE. Urbar. ,EIe-
mosiuarius distribuore debet siugulis annis ]iisces kamuhal-
i'lu'ii provenientes dicto monasterio de lacn dicto kamesewe.'
1880, Gfd. S. auch Cham-Fart (Bd I 1084).
St Kathrinen-: um den St Katharinentag gel'an-
gener Balchen L. Chrfit-: eine Art Bdiehen, wohl
1198
Balch-bulch. U:»M — l.ul.l
1194
der im (Halden-) Chrüi [s. Bd 111 894] sich aufhal-
tende „LSee." ,In unserem Vierwaldstettensee sollend
der grossen Balchen dreierlei sein, wie ein erfahrner
Manu mir anzeigt, namblichen die Krautbalchen,
welche die sehlechtisten, Schwembalchen, so die gröss-
ten und Schweresten, und dann die Steinbaiehen, welche
die feissesten.' JLCys. 1661, — Netz-: wohl mit dem
Netze gefangener (also grösserer) Balchen. Eine Fi-
schenz am Seenger See zinst jährlich ,300 palatas
maiores dietas nezbalche.' 1306, Z Staatsarchiv. —
Schwemm-: eine Art Balchen „LSee"; s. Clirüt-B.
Stan-: Balchen aus dem Stanser See. .[An der
Festmahlzeit zu Weihnachten musste der Dompropst
den Domherrn u. A. geben:] Duo stanbalche magna
cum sinapi.' 1185/90, Bs Urkundenb. .In Lucerna bos
unus et centum pisces stanbalchen.' 1280, Gpd. ,Die
geltent jerlich ze zinse 100 stanbalchen.' um 1300,
Häbsb. Urbar. .Die huoben [zu SchwG.] geltent jer-
lich 31 stanbalken. der jeglicher 3 d. pfenn. gelten
soll.' ebd.
Zu der Bezeichnung vgl. : ,Onch sold er jerlich eiu bal-
chen einem probst von dem sew ze Staus.' XIV., L Propstei-
rudel; wofür ebd. an anderer Stelle: ,So git jcglich empt
au dem heiligen abent ze wienaclit by der buesse 4 stan-
balchen.' .SVon* ist erstarrter Casus eines Stammes Sinn-;
vgl. den Familiennamen Statiner, der sich zu Stans genau so
verhält wie Kriener zu Kriens, Schtciter zu Schiciz (aus Switcs).
S. auch Sp. 949.
Stein-: eine Art Balchen „LSee"; s. Chrüt-B.
- Thämer-. Der Hof Meyerskappel hatte gegolten
.1 mütt hirse, 600 thämerbalchen, 600 röteli [usw.].'
1 117, L Urk.
balche": Balchen fangen Nnw.
Balchere" f.: Baichennetz. 1559, L Verordn.
Belebe" m. THBoden- und Untersee C-e'-J, .Böllenen'
Z (lt Schinz 1842, 272): = Mar III (Sp. 379); nach
GLHartm. 1S08, 119 die (sonst nicht unterschiedenen)
zwei Species Ful. atra und Ful. aterrima umfassend.
,Fnl. atra, der Belch, die Möre.' G Wochenbl. 1798.
Wel'he"treg hom-mer en früene" Winter da' Jör: ich
ha' gestert hüfe'u-is Belche" g' sehen am Auerlund.
ONägeli 1898. ,UHHn gebietend, dass niemans uf
den bruggen zuo den enten und belchinen schiessen
solle.' 1525, Z. ,Die belken, die wasservögel, hand
sich uf dem wiger gsamlet.' 1544/73, UMet., Chr.
,Von der böllhinen, fulica. Diser vogel wird böll-
hinen, belchinen oder belch genennt.' Vogelb. 1557.
,Die bei-, bölhinen, rorhenlin, ein hagelgans, fulica,
fulix; Parisini diabolum vocant.' Fris. ; Mal. ,Die
bölenen oder wasservögel habend sich [1573] in die
statt [Z] geton, bis der see widerum entfroren ist.'
LLav. 1582. ,Mören, anderstwo Bölhinen.' JLCys. 1661.
.Fulica, Bölhinen, Wasserhuen, Teucher.' Denzl. 1677;
1716. .Die Bölhinen ist so gross als ein Henne oder
Hun.- HsEEscher 1692. .Wasserhüner oder Bölenen.'
JJScbedchz., Einladungsbr. S. noch Lim (Bd III 1268).
Mhü\ belche, ahd. pelieha, pelcha, Wasser-, Blässhuhu:
vgl. Gr. WB. I 1439. Zum Schwund des ch (aus germ. k)
in schwachtoniger Silbe vgl. sul(ch), wel(ch) aus solich, welich,
ferner die Aura, zu Balchen I. St. hat seiue Angabe für Z:
Bötin n. wahrscheinlich aus Mal. geschöpft. Bei Äg.Tschudi,
Chr. II 212 einmal durch Druckfehler der PI. ,Bechenen',
wofür JJScheuchzer 1706; 174« .Belchcn.'
Mer-: Scharbe, Carbo. .Phalacrocorax, schwem-
mergans, (ein) grosse meerböl(l)hinen.' Fris.; Mal.
.Phalacrocorax, ein grosse Meerböllen, Wasserrapp.'
Denzl. 1716.
I'olcll in.: 1. Wels. ,Silurus, ein grosser tisch, den
etlich für ein rheinfisch oder ein bolich haltend.'
Fris. .Bolch, ein grosser fisch, silurus.' Mal. -
2. ,Bolk', Gadus minutus. Fischb. 1563.
Vgl. Br. WB. II 229. Hie Angabe von Kochh.: ,Der
Bolchen oder Rheinfisch mit dickem Kopfe', darnach von
Personen: ,Der hat einen rechten Bolclteiikopf*, wird sich
auf 1 beziehen.
Bald — buld.
bald (WrfuTu, bald BsL.; S, bäl, bal BsL.,Stdtj
I!; S, hol BsL.) — Comp, mit Uml. : 1. Adv. a) schnell,
eilig. ,Setz das krenzli uf rösch [rasch] und b.' Badenf.
,Frouw Lucretia, b. gond herfür!' HBull. 1533. ,Lauf
wunderbald und lass dir lingen.' Ruef 1540. S. noch
Frauen-Gemüet (Sp. 587). — b) wie nhd. allg. (doch
tw. nicht volkstümlich, dafür glich, bar). (Chömed) b.
wider! zu scheidenden Gästen Ap; Bs; Tb; Z. B. und
dann gllch wider, scherzh. von etwas sich rasch Wieder-
holendem Th; Z. Ghunnst echt b.? giH's-es &., hat
's-es b.? Fragen eines ungeduldig Wartenden Bs; B;
Th; Z. Willt dennu b. chon 61 nüd? BR. Es ist-
mer dennu b. längs g'nueg, ich habe es nachgerade
satt. ebd. Löt-er-mer de" Hung si" b., oder ieh will-
echl Gotth. 's ist, tvär (iez dann) b. ZU! B. errate"!
Bestätigungsformel AaL.; Z; vgl. d. Du hest-si [die
Liedlein] g'wüss noch vo" diner Mutter nohe"? Ant-
wort: B. erröte" [ganz richtig]! FOschwald 1897.
Verbunden mit dem syn. ,glieh': ,Glych b. so kummt
ein anders concilium, das macht das widerspil!'
Zwingli; s. noch Bd II 597. — c) fast, beinahe
Aa; Ap; B; G; Th; W; Z. a) in hypothetischen
Sätzen. B. wär-ich z' spät cho". 's hätt-en b. 'tödt
BO. (Zyro). Ich war b. g' falle: I°* tvett b. lieber
sterbe". Ich hett-dich b. nüme* kennt. Du chönntist-
mer b. Angst mache". Gotth. ,Dass das Kloster einen
zu kostspieligen Convent bildete und sich b. dadurch
eine gänzliche Auflösung zugezogen hätte.' Franz 1819.
Mit Ind. Prät. statt des Cond.: .Oberhalb Rheineck
begegnete mir b. ein trauriger Spass.' UBragger. —
ß) in präs. Sätzen. Den Verschütteten hei"-si erst nach
62 Stunge" chönne" füre" ne", aber er isch scho" b.
g'storbe" g'si" B. Bes. in enger Verbindung mit Zahl-
begriffen, 's hei [das Susaunchen, Acc] b. Niemu" me
b'chennt. W Sagen, 's ist bald Niemer me, dem-mer
tarf glaube" ZO. Ist b. kei's Buech, das ich nüd üs-
g'studiert liai. Stutz, und 's Chlöster [ist] rieh g'se",
b. e"ke"s esö. Merz. Die ganze Welt ist volle" Sehne,
me" cha"" b. keini Häg me g'seh". GJKühn 1819. ,Icn
bin iez b. in 26 jaren gen Bern nie kummen.' Zwingli.
.Hingegen auch andere Vögelin b. in jedem Haus bis
auf den Winter noch gehört werden.' GKönig 1715.
,Die Höfen oben den Bädern sind besetzt mit schönen
Wiesen [usw.], so dass hier b. alles zu finden, was
zum Lust, Nutzen usw. dienen mag.' JJScheuchz. 1732.
,Vor nicht gar 300 Jahren [ist] die welsche oder ro-
mansche Sprach dieser Enden üblich gewesen ; b. alle
Nammen der Gütern durch das ganze Land geben
dessen noch Urkund.- Sererh. 1742. ,B. alle andere
scheinen gegen ihn [den Scesaplana], wenn man auf
diesem Gipfel stehet, niedrig.' ebd. .Gegenwärtig, da
Alles delicater wird, ist b. keine Hochzeit, an welcher
1195
Ralil. beld, bild, bold, buld
1196
nicht das Brautpaar entweder in der Sänfte oder nebst
Andern in der Kutsche zur Kirche fahren.- Herrlik.
1751. , Leider herrsehen unter uns nicht nur allge-
meine Sünden, sondern eine jede Gemeine, ja b. eine
jede Haushaltung hat ihre eigenen auszeichnenden
Laster.' Sintem. 1759. ,l)er Obersee gefrieret b. jeden
Winter.' Fäsi 1765. .Zudem hat man ja b. in allen
Häusern Wettergläser.' vMoos 1774. .Allein b. Jeder
kann tanzen und hat Hang dazu.' Helv. Kal. 178t!.
.Wundärzte und Hebammen, dergleichen es b. in allen
Teilen unserer Landschaft gibt.' 1783, Z Ges. ,Ist es
nicht Schade um den Baum'? er tragt b. alle Jahre
so viel Nüsse." HPest. ,Es rühme ihn b. jedermann.'
ebd. ,Es war noch b. in jeder Gass Jemand, der einem
jeden Schritt, den er dazu tat, wie mit Fleiss Hinder-
nisse in den Weg legte.' ebd. ,Es ist b. in keinem
Jahre so viel Merkwürdiges vorgefallen als in diesem.'
Ap Hink. Bott 1790. ,Es ist doch seit einigen Jahren
manches zur Verschönerung von Chur geschehen; b.
alle Häuser sind angeweisset.' Chürer Beitr. 1792.
.Ihre Discurse giengen auf das Wetter, auf die Preise
von Lebensmitteln und andere dem Landmann b. täg-
lich auffallende Sachen.' Unsichtb. 1793. Bei Superl.
.Die Dauben haben unter allen Tieren b. die an-
mutigsten Augen.' JJUlr. 1727. ,Der Tod ist für Kin-
der Gottes gut, ja b. ir höchstes Gut.' ebd. ,Gienge in
einem Stahl, b. in der Mitte des Fleckens [GRThusis],
ein Feuer an.' 1727, Gr. Vereinzelt: .Eine b. teuf-
lische Rede.' Goliath 1741. — d) leicht. .Will aber
ihnen vorbehalten haben, wann ich sie säumen wurde
mit meinen Worten, welches b. geschehen kann . . .'
GKVDörfer Landr. 1(392. Meist in Verbindung mit
neg. Ausdrücken. ,Es weisst doch niemant den yn-
gang, es wirt in ouch b. niemant finden.' JMdrer 1559.
,Ich mein nit, dass er werd ertrinken, denn nüt ersuft
dem Galgen b.' Com. Beati; vgl. Bd II 231. .Ver-
sperret, bschliesset 's Hus, dass kein Mensch b. mög
kommen drein.' GGotth. 1619. ,Kein Mensch ist b.
so ungeschickt, dass er nit trösten könne.' JJBreit.
1628. ,Ich füge aber hinzu, dass b. kein Land so vil
Eisenerz hat als das unserige.' JJScheücuzer 1707.
S. auch rer-böggen (Sp. 1086). Bes. mit ,nicht.' Nüd
(nit) b., nicht (so) leicht, nicht oft, selten Bs; B; L;
Tb; Z. Ich ha" nid b. wider so-n-en tumme" Kerli
g'seh" Th. Ich ha" doch g'wüss nüd b. so eini [Predigt]
g'hört. Stdtz. .Nicht b. eine Stadt scheint für Handel
und Verkehr so geeignet zu sein wie Luzern.' Bu-
singer 1811. .Die Diensten hätten ihre Sache wie
nicht b. an einem andern Ort.' Gotth. .Gott gesägne
den vil wysen rat, der sich nit b. erschrecken lat.'
Z Ref.-Lied. ,Es ist nit b. geredt, es ist schwär ze
sagen, tardum est dictu.' Mal. ,Man dörfe auch nit
zu besorgen, dass der geist ein solche person am lyb
verletze, dann so es ein gueter geist sye, so tüege
er iren nit b. etwas.' LLav. 1569. .Wie vil der adels-
personen in Paris leben, ist nit b. zu erkundigen.'
Jos.Maler 1593. ,Das Wasser des Lebens machet die
Haut lind, rein und schön als nicht b. ein ander
Stuck.' JKLanhenb. 1608. ,Die von Basel zogen mit
Heerskraft für die Festung; aus was Ursach, ist nicht
b. zu erraten.' JGross 1624. ,Darzu will ich ihr [der
Stadt] erwerben Freiheit beim Kaiser, dass ihr nit
b. etwas soll gschehn.' MyricXus 1630. , Wider alle
Fäuliing ist es ein so kräftiges Mittel, dass ihme nicht
b. ein anders zu vergleichen ist.' FWürz 1631. .Herr
Jehova ist ein hohes, majestätisches Wort, welches die
Juden von Ehrenbietung wegen nit b. in ihren Mund
nemmen.' FVYvss 167o. ,Es sind Leut, die getrieben
sein müssen und nicht b. recht tun als aus Forcht
der Straf.' ebd. 1673. ,Es geschiehet nicht b., dass
ein Landvogt einem Gericht einen [Richter] wider
seinen Willen hineinsetzet.' um 1727, Z Beitr. Auch
= gar nicht: ,In dieser Sennhütte wird nit b. Anken,
sondern nur Kümmizieger gemachet.' 1676, Ill.Schweiz.
— e) ,wol so b.' (wölsebald), vielleicht sogar, geradezu
ZZoll. f .Die unberichteten, die man wol so b. erst
muess lehren hätten.' Z Mand. 1598. .Die allein Fres-
sens und Saufens halber sich wol so b. zu einem jeden
Pauren und den Marktsleuten nidersetzeu.' G Mand.
1611. .Bürger und Hindersessen füllend sich oft und
dick mit Wyn und lassend underzwüschend wol so b.
ihren armen Wyb und Kinden daheimb Mangel.' Z
Mand. 1627/50. ,Die Gfangnen habend gwüsst, was
in iren Sachen gehandlet worden, ja wol so b., was
man sy wyters fragen werde.' Z Mand. 1635. .Das
Holz sei villicht nit allein ussert Ürti, sondern wol
so b. ussert das Land verkauft worden.' 1643, Nüw
Rq. ,Er sei wol sobald der ehrlichste unter allen.'
HPest. 1785. Im gleichen S. : ,wol als b.' ,Ein history
oder wol als b. ein fabel.' LLav. 1569; dafür 1670:
,oder besser zu sagen eine Fabel.' ,Was wird erst
der wert syn, der Holz. Studen, Strauw ufiiset oder
wol als b. stilt und treit zu einem abgöttischen Fewr! '
Pred. 1601. .Mir hand ihm [Tobias] 's gnug erklärt,
was ihm z'letst vom Vergraben werd: Ja, nit dann
Jammer, Angst und Not und wol alsbald drob gschla-
gen z' tot.' GGotth. 1619. .Der Jungherr uns fast
zwängt und tringt, z'letzt wol alsbald umbs Leben
bringt.' MyricXus 1630. — f) ,als bald ... als', ebenso
wohl... wie. ,Solt er argkwon hau [wegen Hexerei], so
hett er als b. argkwon uff iren mann, als uff sy.'
1500, L Hexenproz. ,So langet an üch unser pitt, ir
wollen uns als b. als sölichen falschen natters zungen
gelouben.' 1531, Absch. S. noch ehalt (Bd III 241).
- 2. Conj. (in Ap lt Merz; GSa., Ta., T. bäl), sobald
als Ap; Gl; G; Z. B. er chunnd, pack-ich »*. B. di
böus Welt verwachet am Morge" GSa. (Prophet). I'*
bi" ase" nie g'stift of mim Satz 'hiebe* ; b. ich g'merkt
ha", es macht Strit g'e", han-ich den Ane" Recht g'lö".
AHalder. .Und b. myn her kum, so land mich es
wüssen.' XV., Volksb. ,B. eigennutz gwünnt syn Ur-
sprung, so wirt ertrenkt alle Ordnung.' UEckst. ,Dar-
zue ist er ein erb der krön syns vatters, b. er ab
würt gon.' HBcll. 1533. ,B. die Burgundier solchs
gewaret, rüsteten sie sich.' Wurstiskn 1580. ,B. Gott
dem Menschen für das Gemüt kommen lasst das, was
er glauben soll, so kann er dasselb glauben.' JWirz
1650. ,Muss geschwind in Spiegel sehen, b. ich heim-
komme.' UBräuger.
Mild. adj. halt, adv. balde, kühn, schnell. Zur Behand-
lung des Auslauts vgl. Fi'ld (Bd I 806). Ein altes Zonguiss
für die Assimilation bietet die Stelle: ,I)as schloss gabeut
si uf balle [: schalle].' L475, Tobl., VL. Zur Bed. -Entwick-
lung vgl. nam. schier. 1 c und d gehn in einander über.
als- us- : wohl, vielleicht Gr 7Ger., He. Ich will
jez da es Bits warten, esbald chommend di Geixs denn
Ute" fürher GRKlost. E" sehü'S Vermögcli soll-er er-
hilrätet ha", aber esb. nid soril, es d' Lüt tuen Gr UVatz.
Bäldi Be'ldi Gr (auch -g-); Tn - f.: Bälde. In
(der) B. ÜR; Syn. Geschwind*.
1107
Bald, beld, bild, bold, lml
11 Oft
1 ' ii in in- Bald
Dummkopf lis. Vgl. Bold.
Baldrian Bcddfriän AABb.; B (""'), BdldriB* ZO.,
Baldrian ScHwIb., Ma.; 'AaÄg.. Boldriö* I ZO.. Zoll..
Boldriü* GSa. -m.: Pflanzenname. 1. gem. Baldrian,
Val. ot'fk. allg. Syn. Chateen-Ghrüt. Er galt, wie der
Biberneil, als Pestmittel; s. Ben: (Bim) und Stutz
1850, 252 ff.; JSenn 1863, 87. ,In Baldiriansaft ge-
netzt.' ZZoll. Arzneib. 1710. — 2. vierblättrige Ein-
beere, Paris quadr. GSa. — 3. gem. Bärenklau, Her.
sphond. AASchwaderloch (Lehrer Frei). — 2 dient wie 1
als kräftiges Heilmittel; 3 beruht auf Verwechslung.
Garte"-: = Baldrian 1, bzw. grosser B., Val. Phu;
s. 3Iari- Magd alinen-Ch rät 3 (Bd III 001), Tann-
Marg 1 (Sp. 401).
Baidos: Personenname, Theobald. ,Unsers Sohns
Baldussen Seelen Seligkeit willen.' 1(329, Taoeb. Schumi
(neben dem Acc. .Theobaldussen').
Bild n., PI. -er: im Allg. wie nhd. 1. gegossenes
Bild. ,3 steine modeli, bildli zuo giessen.' 1562, F
Inv. (des HsSalat). , Etwas bildli mit ply gemacht
und sunst stückli ply.' ebd. — 2. Zeichnung eines
Zeuges Z. — 3. gemaltes oder gedrucktes Bild. Spec.
a) meist Dim. (Biltli GrV., Büldli FTaf., Bilgeli um
GStdt) = Heig 1 (Bd II 1199), Gemäl 1 (Sp. 153) F;
Gr; G; Th; Z. Bildli werden etwa zum Geschenk
gemacht (so z. B. der Jugend in ZStdt am Berchtolds-
tag); daher: .Dise dummen Leut müssen sich nicht
einbilden, dass sie mit dergleichen schwachen Aus-
legungen eidgnossischer Briefen bei den Schirmorten
eine grosse Ehr einlegen und ein Bildlein verdienen.'
ZRhein. Beantw. 1747. — b) Heiligenbild. Über ein
wanderndes Bild der h. Kümmernuss s. Gfd XIX 186.
Standbild, Bildstock eines Heiligen. ,[N. N.] der hin-
der dem roten b. in dem grossen hus sass under dem
Güggi.' Vau. Als Grenzzeichen: ,Von dem ob Trungen
hindurch an das b., das da stat ob Tunbrunnen, zwü-
schet beiden landstrassen.' 1501, Th Urk. ,Von dem
selbigen b. ob dem bergholz hindurch an das b., das
da stat uf Rickenbacher feld.' ebd. Als Denkmal:
,Die erschlagnen wurdend zum teil im veld vergraben;
darum man ain b. dahin buwen Hess (capell uf ßrait-
veld) zuo gedechtnuss der sach, welichs noch stat.'
Vad. Hieher B. als Fluni. Bim B. Gr; G, (im) Bilg
ZEmbr., Sth. (,bi dem bild.' 1494), Tu. .Wölflisbild.'
1481/1510, ZSth. .Schwizersbild' bei ScHStdt. .Bild-
Au' G. .Wiesen im Bildacker' ZElgg, ,Pilg-Acker' Z
Velth. ,Bild-Graben' AeWaldst.; vgl. darüber JJSchlä-
pfer 1839, 23. ,Bild-Hus' G (vgl. Bd II 1720), ,-Tobel'
G; ,Bill-Wyl' (urspr. ,Bild-W.') G. ,Vinea in bildes-
buhel.' um 1210, Z Urk. — 4. menschliche Gestalt,
Person. ,Ein wiblich zartez bilde git manne muot.'
Hadl. .Durch frouwlich bilde aller mentschen heil
genüwert und gemeret ist.' Sempacherbrief; s. noch
fraulich (Bd I 1254), ferner Frauen-B. ,Ein schönes
B.', von einem Frauenzimmer. G Id. 1790. En eige's
B., von einer wunderlichen alten Jungfer ZStdt. Von
einem ungewöhnlich aussehenden Menschen: Welches
B. ist De'! Ndw. — 5. Vorbild, Beispiel. XIV./XV.,
bes. in der Verbindung .bilde nemen." ,So sulen su
es tuon durch des willen, dass si anderen liuten guot
bilde geben.' 1314/21, Geh. ,Si tragent uns böss b.
vor.' Ap Reimchronik 1405.
Mhd. bilde n. Der PI. ,bild' noch bei Zwingli (Gen.,
Dat. .bilden'). .Abtiiouug der bilde».' 1529, Strickl. Zu 3.
l ber ii i i ■ Herkunft der Bezeichnung .Schwizersbild' s. Denk-
schrift der Allg. naturf. Ges. Bd 35. B. auch Familien-
name : .Brutus B. voll Rheiuau' war der eig. Name des Beatns
Rhenanus.
Eben-: Vorbild. ,So gibest du den andern ain
guot e.' 1430, G Stiftsarch. Abschreckendes Beispiel,
Exempel (ä. Rspr.). .Ein sollicher [soll] an synem
lip gestraft werden, damit ander e. darab empfahen.'
1494, Bs Rq. Derselbe wird ertränkt, .dormit sin
schandtlicher todt menklichem ein e. syge.' 1529, Zg
Verhürakten. Die Täufer werden ertränkt, .den an-
dern zuo forcht und e.' 1529, Z Schreiben. — An-:
.efflgies.' Mal. .Christus ist die schöne und a. des
vatters.' Zwingli (nach Hebr. I 3), = xapaxxr(p. S. auch
noch Gr. WB. I 295. — Un-: was ohne Beispiel ist.
.Das wer och kain onbild, dass joch ainer sich, dem
semlichs als im [dem durch Unachtsamkeit verun-
glückten Abte] ze handen gangen, hindersinnete, dass
nochmals semlichs begegnete.' Sicher 1531. — Für-:
Vorbild Bs (Spreng). — Vesper-: bildliche Darstel-
lung der auf den Kreuzestod Christi unmittelbar fol-
genden Scenen. ,Uf die zitt ward mir [im Bildersturm]
min v. zerschlagen an 3 stückin in mi""r drotten gegem
elberg. und was der erst, dem man die bildnus zer-
schlug.' 1524, HsStockar. — Frauen-: Frauens-
person. XV./XVII. ; in der ä. Zeit noch nicht als Zss.
,Es siien mannes oder frouwen bilde.' 1414/1544,
Schw LB. .Es sige frouwen oder mannes bilde.' ebd.
.Den frowenbilden' im Gegs. zu .mannspersonen.' 1525,
GStadt Ratsb. — Manns- (in GSa. Ma""s-, in GrAv.
Manne"-): Mannsperson Bs; B; Gr; G; S; Th; Z;
Syn. Mannen-Volch (Bd I 804). Die, wo am wüesteste"
über d' 3ta""sbilder tuet, hett am liebsten ei's GSa.
.Was vom mansbild [männlichen Geschlechtes] ge-
wesen, hat müessen schweren.' 1526, Ölhafen. .Manns-
bilder under iren freundschaften.' 1530, Josua. ,So
eines in Ohnmacht falt, soll ein Mannsbild eines 3 Mal
vornen an die Lefzen küssen.' XVII./XVIIL, Arzneib.
Auch in der Form .Mannenbild': ,Dass nieman von
knaben, noch von m. nachts in dhein liechtstuben
gon soll in dhein weg.' 1482, ZWthur Ratsb. —
Marter-: Bild des Gekreuzigten. .Mit ir marterbilden
und fanen.' 1336/1446, Z Chr. Heute noch in Ver-
gleichungen: Üsg'seh* wie-n-es M., von bleich und ab-
gezehrt aussehenden Menschen AaF., Ke. ; Bs; W; Z.
Wie-n-e" Marterbildli isch 's uinme"' gangen e" Zit
lang, a's wenn 'sjl' Schwindsucht hält, das Maitli
Breitenst. — Bloch-. .Statua, ein stock- oder bloch-
bild, ein geschnitzt, gehauwen oder gegossen bild.'
Fris. ; Mal. — Sig-. , Palmaris statua, ein bildstock,
eim sighaften zuo eeren aufgricht, ein s. oder sigsül.'
Fris. — Stock-. Fris.; Mal.; s. Bloch- B. — Töte"-.
üsg'seh' wie e* T., wie ein Toter GrL., hPr. Syn. wie
en Schatten. Das ist es rechts T. — Wibs- (in Gr
Cast., Glar. Weibs-, in GrAv. Wibe"-): Weibsperson,
doch meist noch ohne üblen Nebensinn Aa; Ap; Bs;
B; Gr; G; Th; Z. D' Mannsbilder gand im Summer
s' Alp und d' Weibsbilder werhend d's GüetH GRCast.
's halb Dorf isch derthi" 'gange" wxd b 'sunders d' Wibs-
bilder. ScHwzn. (Bs). .Was kundt ich tuon, dann
truren das, das ich nüt dann ein wybs bild was!'
HBdll. 1533. .Der sich mit einem ledigen Wybsb.
vergienge.' Z Mand. 1650. In coli. S.: 's W. muess
zum Spinnrad zue, nw d' Manne" händ auch gueti
Bue. KdMeyer.
1199
Bald, be
iiilil. I>
mld
1200
g*-b ild(e)let: gemustert, v<m Stuften (im Gegs.
zu glatt) Bs; GRMai.; ZStdi Vgl. g'fi sohlet (Bd I 1108),
g'mügglet (Sp. 132). Das choschber 'bildetet Dischduech .
Breitenst. In Beziehung auf die bildlete Leinwand
wird der Intendant beauftragt, sich zu erkundigen.
wie es in Appenzell und der Stadt St Gallen gehalten
werde. 1715, Absch. ,Viergebildlete,gebruchteZwehly.'
1797, Inv.
bilde": formen, gestalten; s. malen (Sp. 152). ,In
Einen Etwas b.', ihm Etwas einprägen, vorstellen, ihn
Etwas glauben machen. ,Nun hat unser bischof in
üwer Aidgnossen understanden allerlei zuo b., näm-
lich, er sig üwer und unser aller geistlicher vatter.'
1521, Absch. .[Wir möchtend, es wurd] nit so licht-
lich understanden, in uns zuo b., mit dem bus Beyeren
oder andren in einung ze gan.' Ansu. Mit Acc. P.,
Jmdn Mores lehren BS. Wart, ich will dieh b.!
an-: (sinn-)bildlich darstellen, nachbilden. .Drei
gleichnussen, anbildende die barmherzigkeit Gott des
vatters.' 1548, Luc. ,Es sye ein grosse fröud inn himm-
len, so oft sich ein Sünder bekeert, welches im evan-
gelium anbildet wirt by dem verlornen und wider-
fundenen schaf.' OWerdm. 1552; dafür 1588: .erklärt
durch die gleichniss vom...' ,Die tischer machend zue
etlichen Zeiten des jars fäderengel; nit weiss ich, was
sy für ein flügen damit anbildend, die fisch ze be-
triegen.' Vogelb. 1557. ,Mit schönen glychnussen, mit
welchen er [Christus] uns einsteils unseren staat und
wäsen gar eigentlichen anbildet, andersteils aber ouch
die art und eigenschaft Gottes klar ze verston gibt.'
RGualth. 1559. ,Similare, gleichen, gleich sein, a.
Imaginem alieujus ferre, einen wäsenlich a., eim gleich
sein. A., einsi gestalt und angesicht anzeigen als ein
spiegel, imaginäre, effingere. Einen a., sich gestalten
mit weiss und pärd wie ein anderer, coinmentari ali-
quem.' Fris. ; Mal. ,Und diewil dann Gott ein geist
ist, so mag er zwaren mit keiner kunst durch einich
bild angebildet werden.' 1566/1644, helv. Conp. ,Sie
machet daraus ein bildlein, welches N.'s angesicht
nicht anders, denn wenn es von einem kunstreichen
meister gemalet worden, anbildet.' Joh.Wetzel 1583.
.Bi den Heiden hat der Wider ouch sine schönen und
lustigen Bedütnussen ghan, dann durch diss Tier ha-
bend sie die Dapferkeit angebildet.' JJRüeger 1606.
,A., repriesentare, exhibere, imaginem reddere, Einen
a., formam alieujus gerere, referre.' Denzl. 1677; 1716.
— Anbildung: bildliche Darstellung, Anzeichen,
Symbol. ,So ist der himmel ein ougenschynliche a.
der gegenwirtigkeit Gottes.' RGualth. 1559. ,Sömlichs
[eine Missgeburt] hat yedermann für ein unglück-
hafte a.' HBull. 1572. ,[Der Vogel Phönix] seie ein
a. der unsterbligkeit der seel.' ELav. 1582. ,Die opfer
warend ein a. der heiligung.' ebd. ,Das Brot [im Abend-
mahl] syge ein Anbildung, Figur und Bedütung des
Eybs Christi.' Grob, Chr. 1599. .Unsere Ehen solten
Contrafacturen und Anbildungen sein der Liebe Christi
gegen seiner Gemeinde.' FWvss 1673. S. noch spieglen.
i"-: 1. mit pers. Subj. a) mit Acc. P. oder S.,
sich Etwas vorstellen, einprägen. , Damit wir nit ein-
bildind, es sye ein kleiner, ringer kämpf.' OWerdm.
1552, wofür 1588: , Damit wir uns nicht einbilden.'
,Desshalben der Herr Christus nit sol als ein richter
ynbildet werden.' RGualth. 1550. ,[Hievon Aufzeich-
nungen] aufs Pappeir bringen lassen, damit Alles wo!
eingebildet und behalten werde.' 162'.', Abscu. Meist
mit Dat. P. = ,in Einen Etwas bilden' (s. bilden). XVI.,
sehr häufig. ,By disen punkten sollend unser botten
denen personen, damit sy handien, eigentlich erscheinen
und i., wie...' 1524, Absch. .[Einem Pfarrer wird em-
pfohlen, der Jugend] die Grammatik fleissiger einzub.'
1534, Z Synode. ,Es soll jede überkeit iren Kriegs-
leuten stark einb., dass sie Niemand weder tratzen
noch schmehen.- 1607, Absch. — b) spec. mit refl.
Dat. <x) sich Etwas vorstellen, denken; zunächst ohne
den Nebensinn des Falschen. Ich bild-mer i", 's xverd
ujipe" 100 Franke* choste* Th; Z. (Ith) bild-mer 's »",
kann mirs denken Th; TT; ;Z. Cha*"st-der ('s) i.l
höhnische Abweisung Bs; Th; Z. ,So stell für dich
oder bild dir yn ein frommen menschen.- OWerdm.
1552; dafür: ,So stell oder nimm nun für dich.' 1588.
— ß) wie nhd. Bs; Sch; Th; Z. — 2. mit sächl. Subj.,
sich Einem einprägen. ,Es nimpt aber der Herr Chri-
stus sine glychnussen von gmeinen dingen här, die
mengklichem bekannt sind und uns täglich zuo band
stossend, damit sy [sich?] uns dess bass ynbildind,
darzuo ouch dess mer ansähens by uns habind.-
RGdalth. 1559.
ver-: (sinn-) bildlich darstellen. ,Ja. wenn man
Gott verbilden soll, denn zimt sich Christum v.'
Zwingli. .Nun rieht man erst die bildnuss uf, wenn
man etwas zuovor trost zuo dem hat, den man v. will.'
HBdll. 1532. ,Du sollt mich nit v. mit einer gstalt,
die gesähen wirt.' OWerdm. 1552. ,Cyrus verbildet
wirt im baren.' J Murer 1559. .Ihre [der Götter]
himmlische Majestät seie zu übertreffenlich sie zu v.'
Äg.Tschudi. ,Der schatten des leibs, d. i. die ver-
bildung.' 1566/1644, helv. Conf. ,Es sagt Gott, man
solle ihn nicht v.: da wollen [aber] etliche Evan-
gelische mit Gewalt die Bilder in Kirchen schirmen.'
JJBreit. 1629.
für-: = ver-b. , Bättier mit papyrenen Kronen,
sampt einem hölzenen Sterne, welche die h. 3 König
an- und f. wollen.' Schimpfr. 1652. ,Die grosse Hüner-
schaar fürbildet die Gemein.' CMey. 1657 (Erklärung
eines Bildes). .Seine Grösse bildet für grosses Herze,
Mut und Kräfte.' ebd. Einmal ,vor-b.': ,Was die
kunstrychen maier in kilchen vorbildetend.' Ansh. —
Fürbildung. Wollen die untern Zehnden [von W]
gegen die obern ,derglychen Fürbildungen tun [Ab-
machungen treffen]', so hat Bern nichts dagegen. B
Ratsman. 1604 (Gfd 52, 125).
Bilder m, ,Wer an daz gross mal koufet, mag
der an daz selb gross mal noch an den b. nüt ge-
weren, der git von iedem tuoch 3 Schill, ze buess.'
1357, Z Ratserk. (Lauffer, Beitr. II 126) ; vgl. Mal 1 c
(Sp. 144).
bilderisch: bildlich, in Bildern. .Glaub, du
kannst bildersch reden.' UBragger 1780.
in-: eingebildet Gl.
gebildet: 1. = ge-bildelet, bes. von gewirkter Lein-
wand zu Hand- und Tischtüchern AALeer.; Bs; BE.;
Gl; SchSL; Z. 'Bildets (Zug). Almig isch e" Streckli
Glattis cho", dernöch wider e* Halbrierteli 'Bildets,
Allem. ,Eine gebildeti zwechel.' 1469, ZWthur Inv.
,[Jede Person erhielt bei Tische] eine gebildete oder
gesprengte zwechel.' XVI., Z. ,26 mehrerteils guet
Tischlachen, darunder etliche gebildete.' 1627, Th
Bürglen Inv. .Tüecher, teils glatte, teils gebildete.'
1201
Bald, hehl. ImIiI. hold, buhl
1202
1764, B Archiv. ,Ein rotblau gebildetes Leibli.' 1768,
Z Kanzlei. ,Ein Bett samt bildetem Anzug; 4 bildete
Küssenanzüg.' 1800. ZZoll. Ffandb. Wortspielend mit
der nhd. Bed. des W. : Er isch 'bildet wie-n-es Mosti-
tuech, von einem groben, rohen Menschen Aa oSuhren-
tal. — 2. von plastischer Arbeit in Stein. ,Und sollend
ouch keine seulen aufrichten, noch keinen gebildeten
stein setzen in euwerem land, das ir darvor euch
buckind.' 1548/01, III. Moses; dafür 1882: , keine Stein-
bilder.'
i(n)-bildig GrAv., fast, Fan., Klost, Rh., Valz.,
-bildisch B; GRHe.; Z: 1. aufgeblasen, stolz, aaüü.
,Es mach ihn aber auch nichts tauber, als so ein
iDbildisches Bürsehchen, das nichts verstehe.' Gotth.
— 2. phantastisch. .Es will aber diese kartesianische
Vernünftelung [über die Entstehung des Mondringes]
der heutigen delicaten Welt nicht ein, als welche die
Zeugung obbenennter Eisstücklein vor allzu einbildisch
und von der Natur entfernt haltet.' JJScheüchz. 1742.
Bildner m.: Vorbild, Muster, Gleichniss. ,Er
wirt b., recht zu laben, finden, nämlich Christum, der
aller tugenden vollkomner und ussgemachter b. ist.'
Zwingli. = dem lat. : .Omnigenas recte vivendi formas
inveniet.' ,Gott zeigt dem propheten in einem b., wie
er das volk Juda straafl'en wolle.' 1531/48, Jerem. ,Es
ist ein erwägen, den tempel ze bauwen mit offnung
der verheissung des säligen somens und seines reichs,
des b. der alt tempel gewesen ist.' 1531/48, Psalm.
,Wie ich dir ein b. des tabernakels und alles seines
geschirrs zeigen wird.' 1548, II. Moses; dafür: , Für-
bild der wonung.' 1531. ,Ein beispil und b. eines
frommen forsten.' Z Bibel 1560. ,l)ie epistel zun Ephe-
sern ist ein kurzer b., was gestalts er das evangelium
hab verkündt.' ebd. .Dann ob gleichwol Christus
menschliche natur angenommen hat, so hat er sie doch
nit darumb angenommen, dass er damit ein b. für-
stallte den bildschnitzern und den mahleren.', helv.
Conf. 1500/1644. ,B., etwas, nach dem man ein anders
macht, der rächt patron, original, archetypus, exem-
plum, exeinpla. Der b., die erst form und gstalt eines
yeden dings, typus. Simile sibi sumere, ein b. oder
muster nemmen. Ad exemplar alterius vocare alqin,
ein b. (oder beispil eines dings) von einem begären,
denselbigen abzemaehen. Similitudinem e re aliqua,
etwarvon ein b. nemmen oder ein gleichnuss.' Fris. ;
Mal. ,Nit weniger soll des Pfarrers Wyb sammt den
Rinderen ein B. syn eines züchtigen, ehrbaren und
gottseligen Wandels.' Z Kirchenordn. 1628. Auch in
allgemeinem! S. = Bild. ,One figuren und bildner.'
Z Bibel 1560, neben: ,Die bilder und falschen gotts-
dienst.' - Mhd. büdencere, Bildner; Muster, Modell.
Bildnuss f.: 1. (plastisches) Bild, Gestalt, Eben-
bild. XVI. /XIX. ,Ir zeigend an, dass die götzen darum
hin geton söllind weiden, dass die, dero sy bildnussen
sind, nit Gott sygind.' Zwingli. ,[Auf dem Platze]
was die gstalt eines gewapneten maus uff einem pfert
sitzend; do fragt Rengnold, was die b. bedutte.' Mor-
gant 1530. .Dass wir allesanimen unserthalb der b.
Gottes beroubt sind.' OWerdm. 1552; = , des ebenbilds
Gottes.' 1588. , Gegrabene Bildnussen machen und
Glychnussen deren Dingen, die in Himmlen da oben
sind.- Vollenw. 1642. , Lapis Capitolinus, die Bildnuss
Jovis.' Denzl. 1677; 1716. ,Dass die Bildnus unsers
süssesten Jesu in unsern Augen und Herzen schwebe.'
Schweiz. Idiotikon IV.
JJULR.-Haug 1731. S. noch Fridolin (Bd I 1285),
an-gän (Bd II 18). — 2. .Voll bildnussen oder ein-
bihlungen, imaginosus.' Mal.
bildocht: = ge-bildet 1. ,Zwei bildochtü tisch-
lachen.' XIV., SchwE. Urb.
Bildung f.: (plastisches oder gemaltes) Bihl. Ein
Vertrag bestimmt für die Herstellung von Chorstühlen
zu St Peter in Basel: ,Uff den tabernackeln [soll sein]
etwas b. und bossen, darzue under yegklichem blatt
eins yegklichen stuels, so man uff und nider lasst,
ouch ein b. oder bluemen.' 1494, Bs. ,Es sollend vier
bildung an der glocken stan, neinlich: Unser lieben
frawen, St Bernhard, St Urbar, und St Ursula.' 1513,
Gfd. ,Ein korallin paternoster [ist] unser Frauen ge-
schenkt und an ir b. zu gezierd angehenkt worden;
demselben bild [hat er es] abgezogen und entfremdet.'
Anf. XVI., S Missivenb. Sie haben alle Fenster, ins-
besondere ,die b. hattend' [mit Glasmalerei geschmückt
waren], zerstochen. 1524, Absch. Es soll sich Nie-
mand unterstehen, die ,b-en und figuren' unsers Herrn,
unserer 1. Frau, des Crucifixes und der Heiligen in
den Kirchen, Capellen, Bildhäusern [usw.] zu ent-
fernen. 1525, ebd. ,Die missbrüch der bildung und
messen sollend nochmals recht gemässiget werden [also
Beschränkung des Bilderdienstes der kath. Kirche].'
Zwingli. .Einer stat Lucern paner, mit des h. ölbergs
b. geziert.' Ansh. .Die B. ist dem Leben nach [lebens-
wahr].' Bs Ausrufbilder 1749.
Pohl Aa, Poldi, B- Aa; Bs; L; SchwE.; Slfent.,
Pöldi, B- L — Dim. Boldeli, Boldeli: 1. Personenname,
a) Leopold. aaOO. — b) Theobald L. — 2. Poldi,
trotziger Kerl AALeer. — 2 übertr. von 1 unter An-
lehnung an polderen. Doch vgl. auch das Folg.
Bold, PI. Bohle": wilder Junge B. Üf, ir Bolde"!
Zuruf an Zwerge. Alpenp. 1873.
Sonst mir als zweiter T. in zsgesetzten Eigennamen (z. B.
.Irinbold'. Name eines Hörigen, um 900, Z; .Eichpolt.' Vad.
II 429; .Waekerbolt.' XIII./XIV., Gl; Z; .Gerbolt.' 138S,
G1K.; .Magdalena Twerenboldt.' SchwE. Klosterarch. ; vgl.
auch die Familiennamen .Ehrenbold.' 1450/1500, LSemp. ;
.Fridpold.' XVI., G: .Diebold' AaB.; BE.; Tb.; .Hiltpold'
Z ua.), dann auch iu Appellativen (wie .Tranken-, Raufbold'
usw.) und daraus abstrahiert. Vom Sprachgefühl wird das
W. an holderen angeschlossen. S. noch Bolz II.
Ho ldri -Bolder Bs (Spreng), Holterti-Polterti Bs
(An. ad St.): 1. in., Mensch, der wild, plump drein
fährt, das Unterste zu oberst kehrt Bs. — 2. n.? Lärm,
Gepolter. .Was gibt's vor Gesichter und Holderdi-
Polderde [wenn in einem Hause schlechte Laune
herrscht]!' UBrägger 1785.
Vgl. .holterpolter.' Gr. WB. IV b 1761/2 und dazu hol-
deren 1 (Bd II 1190), Holderi-Boeh (Sp. 1130).
Ge-polder GRPr., Polder Gl; Z — n.: Gepolter.
.Gepolder' mehrfach neben einmaligem .Gepölder.'
1719, Bs Hexenproz. .Unter wildem Gepolder sanft
schlafen.' JJUlr. 1727.
holdere" Ap; Bs; Btw.; GW.; S; Th; ZO., S.,
p- AaF., Ke., Leer.; Btw.; GRPr.; Zg; Z tw., holdere"
GMs; Z tw. (auch p-): 1. poltern, allg. a) im allg. S.
Aa; Bs; B; G; S; Th; Z; auch unpers. Im ganze"
Hüs ume" b., z. B. in schweren Holzschuhen. Alli
Drei sin an si" Dire" go" bebberle" und z'letst go" b.
Schwzd. (Bs). 's Herz bölderet-mer Z. ,Mit on under-
lassnem schiessen und b. [in einer Schlacht], dass
76
1203
BaM — buhl. Ball— bull
1204
mau das tosen by uns uf Jen bergen licht verniramen
mocht.' Kessl. .Supplodere, mit den füessen wider den
boden schlagen zu Verachtung, b. mit den füessen ver-
ächtlicher weiss. Detonare, hoch einhin b. oderbochen
oder aufhören b. und tönen.' Fris. ; Mal. ,Uf, uf, uf,
uf, du fuler Huf, sonst renn ich mit Gwalt [d'] Türen
uf! (Boldret wüst an der Türen).- GGotth. 1619. ,L>es
Polderns und Unwesen der Gespensteren.' LLav. 1670.
Von lärmender Lustbarkeit B um Burgd. — b) refl., von
in raschem Wechsel einander ablösenden Ereignissen.
,Also boltrotent sich die sachen [die Streitigkeiten
zwischen Schw, Gl und Z] durcheinandren, das sich
ein sach durch die andren zoch.' Fründ; vgl. er-b. 2.
— c) von der Stimme. Schreiend zanken, lärmen,
kollern B; Th; Z. De' Her häd g' waltig poldret und
si's Verbot widerholt. Usteri. Trotzen B um Burgd.
Laut murren, immer Aufhebens machen Ap; über
Unbedeutendes laut und anhaltend sprechen GW.
Prahlen BU. ; Aufsehen machen Zg. Vgl. das syn.
bochen (Sp. 969 f.). ,Bochen und b.' XV., L. ,Und
ligt nüts an üwrem böldren und schelten.' Zwingli.
, Darum lassend noch vil grossere dann Egk und Faber
sind, sagen und pöldren, was sy wellend.' ebd. .So
ir nun mit denen Worten bölderend [auf den Buch-
staben pochet].' ebd. ,VVie der pfleger mit den armen
lüten boldere und boche, über si zuck [usw.].' 1527,
Egli, Akten. ,Das böldern und schmehen ze Zug
[gegen Z].' 1529, Absch. ,Wie unsere pfaffen yemer-
dar tröuwend und bölderend.' HBull. 1552. ,Crepare.
prachten, toben, schreien, holderen [1568: .blöderen'],
töuben, rauschen, knellen. Debacchari, beschelken,
holderen, ungestuemlich oder unsinniglich anfallen
und bochen wie ein trunkener oder voller zapf.' Fris.;
Mal. .Ihr Mund ist voll Fluechens, Scheltens, Böl-
derens.' JWirz 1650. ,Wil der Satan dich erschrecken
mit seinem Polderen.' JHHoit. 1666. .Was ists, wann
der Hammer nicht klopfet, aber die Zung bolderet?'
FWyss 1670. — 2. tr., Einen polternd anfahren, ihm
lärmend trotzen. ,Niemants soll die predicanten an
offener canzel ze holderen oder zuo rechtfertigen
underston.' Z Mand. 1530. — 3. tr., Einen herum
stossen. ,Sy viengent den boten, stiessent und bol-
trottend in umhin und anhin.' Fründ. — 4. werfen,
schleudern ApK. Mit Acc. des Zieles: Er hed-mich
'bolderet.
Erst seit dem XV. belegt neben dem syn. .bollern', aus
dem es ohne Zweifel entstanden ist durch Hervortreten des
Gleitlautes zwischen l und r; vgl. Bilden'' aus Bilere", Bul-
dere" aus Bullere" ua. Im ZO. kommen holdere" uud holdere"
neben einander vor; Letzteres werde mehr im Affekt gebraucht.
ab-bolderen: mit Gepolter hinunterfallen GrPi-.
— über-: durch Poltern einschüchtern, in Nachteil
setzen. ,Dass man mit citieren, mit kosten und an-
derer unbrüederlicher wys die lüt überylet und über-
boldret hat.' 1530, Absch. Weil die biderben Leute
durch die Boten von den Ländern wohl .üherboldert'
und vervorteilt werden möchten. 1531, ebd. Mit un-
best. Obj. .Antwortet Luther [zu Marburg]: Herr Zwin-
gel, ir wolle nts überböldercn.' HBull. 1572. — er-:
1. mit Acc. F., durchprügeln Z. — 2. = holderen 1 b.
,Also verharroten die sachen und erboltret sich eins
durch das ander [.giengend die sachen durch ein-
andren.' Fründ] wunderlich und übleten sich die Sa-
chen [usw.].' Tschachtlan. — v e r-b ö 1 d e r e n : = ver-
bölen (Sp. 1180) B; ZO. Verbölderet, bes. von Obst, das
beim Herunterfallen oder durch unachtsames Herum-
werfen beschädigt worden ist B.
zi-boldere". dim. -bölderle" : - zi-bollen Ai'K. Es
zibolderet. — Abi. von einem Snbst. 'Zibolderen
Boldere" f.: wesentlich = linieren. 1. (in ÄAÜÖtt.
Holdere") grosse Nuss, spec. Wurfnuss im Knabenspiel
höcklen AABb.; Sch (Kirchh.). — 2. Frucht (Beere)
der Kartoffelstaude GrHc; Syn. Bollen.
Geiss-: = G.-Bollen Ap. — Ross-: = B. -Bollen '/..
Bolderer m.: 1. , kleiner Mörser zum Schiessen
Ap." Syn. Bnler. — 2. Polterer im eig. und bildl.
Sinn S; Z. Aufbrausender Mensch Z. .Mürrisches,
grobes Maul' Ap. ,Bis nit in deinem haus wie ein
low und ein wüetender pölderer in deinem hausgesind.'
1531, Sir. .Wollend lieber ein hochtragnen gassen-
trätter, einen wynsüchtigen schluch, einen lychtfer-
tigen hoftänzer, ein ungeschlachten bolderer zu einem
sun haben, dann ein predicanten.' RGlalth. 1552.
Bolderi Z, Bölderi, P- Gr — m.: 1. = Bol-
derer 2 Ti. Grobian GRMai. — 2. grosser, dicker
Kopf GRValz. Syn. Bölli (Sp. 1176).
polderig: höckerig, uneben AASuhrental.
Boldriän ApH, Boldriö ApK.; ScHSt.; „Vw;"
ZZoll. — m. : = Bolderer 2 Ap; /.Zoll. Rauher, unge-
hobelter Mensch Ap; ScuSt. „Jähzorniger Mensch Vw."
poltriere": aufbegehren SchwE.
Biilderm. : 1. = Bolderen 1 AALeugg. — 2. Spitz-
name für einen Menschen mit grossem Kopf. ebd.
Bulilcre" B (Zyro); GRValz.; Schw; Uw; U. Bol-
dere" GRlgis; GO., We., I'- aScnw; Zg, Buhlerne" GrL.
— f.: 1. (Chäs-B.) gew. Pl = Bulleren (Sp. 1185). aaOO.
Syn. Bulgeren, Buhnen. | Der Senn] häd schiere" Stund
a" der Buldere" iitnme" ff ch rümpft, häd g'irerchcd,
dass-er recht geschwitzt häd und 'dämpft. Übw 1887.
Wenn ich d' Buhlere" de"" allig ha" cerrierd g'ha" e"
chll", han-ich g'meind, der Chäs sett sehu" im Järb
usse" si". ebd. ,Die zum Käse machen dienliche, in
ein dickes, zusammenhaltendes Wesen zusammenge-
ronnene Materi nennet man Bnlderen; disere zerbricht
der Senn mit der Käsbrechen, einem stachlichten
Stecken, in kleinste Stücke.' JJSciiei'chz. 1706; 1746.
,lllud autem saepenumero miratus sum, cur inter tot
lactariorum eiborum apparatum primus casei gradus,
seu lactis ahsno calefacti, coaguli ope inspissamentum.
quod Bulderen dieimus, non etiam nostris mensis in-
feratur; palato enim si quid aliud gratum.' Cappeler
1767. S. noch Fuster 2 (Bd I 1121). — 2. Puldere",
Pille, bes. Abführpille ApWolfh. Syn. Bullen I :.'.
Betr. das lautliche Verhältniss zu Bulleren s. die Anni.
zu holderen.
Balf - bulf.
belfere": l. = hif:en 1,1 (Sp. 1050) AaKöII., Leer. ;
BE..M.; GrRLandqu.; Lj GW.; UwE. ,Sie belferte gegen
den Ehemann.' Gotth. .Nimm nur. was der Grosse
Rat kostet wegen dem mutwilligen B., womit sie die
Zeit verderben.' ebd. .Ketten, heften, b., gannire, bau-
bare, latrare.' Red. 1662. S. noch chiflen 3 (Bd III 177).
Abi. Belfert. — 2. viel und unnütz schiessen, knallen
UwE. Auch von heftigen Schneeballkämpfen der
Knalicn. ebd. — Zur Bed. -Entwicklung vgl. hl/zen, beben.
Zu 2 vgl. auch bülferen.
1205
Balf, belf, bilf, bolf, lmlf
12ÖÖ
er-. Du lieittl enand erbelferet, haben sich tüchtig
mit Schneebällen beworfen UwE. — wider-: = w.-
belloi (Sp. 1159) B. .Länger hielten die Schwägerin
und die Schwester aus; in abgebrochenen Zornslauten
widerbelf'erten sie ihm, aber vor dessen geregeltem,
scharfen Feuer verstummten am Ende auch ihre blin-
den Schüsse.' Gotth.
Uelfrid m.: „fester Turm, Bollwerk." ,Der abt
Hess ob Wattwil ein basti (man nennt es dozmal ein
belfrid oder berfrid) machen und lait soldner darin.'
\ AD. — Mlul. h.:r(r)-rrit. llllat. 6er-, hrl-J'mliii, frz. Iirß'mi,
ä. berfroi.
Bnlfer n.: 1. Staub. Asche Z. Z' B. und Asche"
verbrenne" ZO. .[Den Körper einer Hexe] ze bulffer
und eschen verbrönnen.' 1459, UUrs. .Verbrennends
dann z' bulfer und z' stoub.' RSchmid 1579, neben
,z' äschen.' ,Ja, die statt soll im für z' b. gan.' ebd. —
2. a) gepulvertes Gewürz oder anderer Stotf, zum Kü-
chengebrauch Bs; B; L; Th; Z. Kafi-B. .Wie man die
bultfer sol stossen.' 1413/1514, Bs Satfranzunft; vgl.
färben (Bd I 990). ,Die Frau macht das Mähli zimmlich
räss von Bulver und Salz.' Scbimpfr. 1651. Vgl. noch
B.-Lüt (Bd III 1523) und Gfo. V 250 f. — b) bes.
als Dim., Arzneimittel in Pulverform Aa; Ap; Bs; B;
Th; Z. .Trüchne [die Kräuter] wol und mach s' wider
zuo bülver.' Zg Arzneib. 1588. — 3. Schiesspulver,
allg. Wenn-men im G'ßeht nüd will fürschilch si",
mues'-me" vorher B. esse", sagten ehedem die Soldaten
ZZoll.; ähnlich B. 's B. (auch) nid erfände" ha", allg.,
nid schuld si", dass 's B. chlopft B; Th; Z, beschränkt
sein. Schüss, wenn d' le" B. hast! ZZoll. We""-me"
schiesse" will, su mues'-me" d's B. nid daheime" lä",
wer Etwas erreichen will, muss auch die Mittel dazu
mitbringen B (Zyro). Si's B. rerschiesse" 1) seinen
Vorteil aus der Hand geben B. — 2) seine Kraft,
Vorräte voreilig aufbrauchen, verpuffen Bs; B; Z.
Si"s B. verschösse" ha", spez., impotent sein B; Z.
Er hat 's B. g' schmeckt, hat von der Sache Wind be-
kommen GBern. Wie B. sl", jähzornig sein GlH. ;
vgl. das syn. gäis B. ha" (Bd II 101). 's B. ist en
Schölm, man muss sich davor in Acht nehmen, War-
nungsruf zu Kindern Z. S. noch Maid (Sp. 78). —
4. scherzh. für Geld THErm. Ir hond guet sage",
Tokter, wenn-ich sovel B. hett icie-n-Ir, langti 's. ONä-
geli 1898. — 5. Familienname Bs; BStdt; als Zuname
XVI./XVIIL. ZZoll. ,1m B.', Flurname ZZoll.
Aus Ap; BR., Stdt; GlH.; GRh. liegen Angaben mit aul.
P- vor; doch sind sie wohl durchweg aus dem Eiiifluss des
nhd. Schriftbildes zu erklären. Bed. 4 auch in der Gaunerspr.
Fuchse"-: Fuchsin-, Anilin-Kot Z (Apotheker
Vogel). — Fischiis-: Läusepulver, Pulv. ped. Z (Vo-
gel). — Fluss-: leichtes Abführmittel, Pulv. dig.
Z (Vogel). — (Marc»-)Gräfen-: Pulv. epilept. Mar-
chionis, ein Mittel gegen die Kindergichter Z (Vogel);
Syn. Chinden-we-B. — Herz-: herzstärkendes Mittel.
JJNüsch. 1608. — Hexe"-: = H.-Melw (Sp. 219) B
(Apotheker Lindt). — Hitz-: Pulv. temp. ruber, früher
als Mittel gegen leichtes Fieber in den Apotheken ver-
kauft. ,H. für 8 ß.' 1810, ZStdt. — Ja st-: Mittel
gegen Blutwallungen. .Bring mir ein J. vom Scheerer;
mein Geblüt wallet in mir und macht mich unruhig.'
HPest. 1781. — Chuchi-: Mischung aus verschie-
denen gepulverten Gewürzen, bes. Pfeffer und Gewürz-
nelken B; L, .gestossene Nelkenköpfe, Myrtus Pim.'
Demi. .Es scheine, des Bannwarts Frau habe aber
kein Geld gehabt, um K. zu kaufen; man spüre in
den Würsten nichts als Knoblauch.' Gorru. ,Der
Wohlgeruch der Miststöcke vor den Fenstern ersetzt
das Küchenpulver' L. Scherzh. von Schwätzereien;
s. Chörbli-Chrüt (Bd III 897).
Chinesen-: Magnesia alba Z (Vogel). - Wahrsch.
nur verderbt aus Magnesia.
Chindli-: leichtes Abführmittel, Pulv. Magn.
comp. B. ,Sie möchten den Kindern die Frömmigkeit
eingeben, wie man ihnen K. eingibt.' Gotth. — Ka-
piziner-: 1. Insektenpulver, früher (lt Apotheker
Vogel) seinen staphid. agris, jetzt persisches Insekten-
pulver Z. Vgl. Bd III 402. — 2. Pulver zur Bereitung
von Krätzesalbe B (Lindt).
Kipp-: Chlorkalk, Calc. chlor. Z (Vogel). - Ver-
derbt aus ,Küpen-P.'; vgl. Chiipen- Wasser.
Karollen-: Corallia prsep., gepulverte Korallen
zur Knochenbildung Z (Vogel).
Chor bei-: Radix Hell. alb. Z (Vogel). - Der
Genuss der Nieswurz verursacht Erbrechen.
Kartuser-: Schwefel-Antimon Z (Apoth. Rosen-
mund). Als Magenreinigungsmittel aufgeführt 1772,
Z Ges. — Kataplam-: zerstossene Leinsamen B
(Lindt). — Licki-: gepulverte Curcuma-Wurzel B
(Lindt). — Hos-latz-: scherzh., Pfeffer ApWolfh.
— Hüener-mägli-: Mittel gegen epileptische An-
fälle, Pulv. rad. Pason. Z (Vogel). — Malefiz-: Zau-
berpulver, das man unter Speisen und Getränke mischte,
um böse Geister und Hexen zu vertreiben Zg. ,Der
Pfarrer selbst vermochte mit seinem Beschwören,
Weihwasser, M., Palmen, geweihten Kerzen und allen
Bannsprüchen , Gebeten und Beschwörungsformeln
nichts.' Bandlin 1845 (für Gr). ,M.' wurde mit ,M.-
Zedeln' und ,M.-Wachs' in ein als Zauber dienendes
Agnus Dei eingeschlossen. ClSchob. 1699. Um den
gespenstigen .Schlieren-Hüwel' zu schiessen, mischten
die Jäger unter die scharfe Ladung ,M.'; vgl. Lüt.,
Sagen 355/6 (für übw). — Mast-: Pulver, das man
dem Mastvieh unter das Fressen mischt B; Z. Vgl.
B Hink. Bot 1 898, 68. — M u e t e r - : gepulverte Mutter-
wurz, Rad. Mei B (Lindt). — Mize"- Z (Vogel),
Mütze"- B (Lindt): Mittel zum Versilbern der Me-
talle, Pulv. albificans. — Nägeli-: zerstossene Ge-
würznelken B; Z. ,Kost ein pfd negelinbulver 21 gr.'
um 1506, B Ordnung der Gewürzkrämer. — Nieren-:
harntreibendes Mittel, Pulv. temp. alb. Z (Vogel). —
Niess-: gepulverte Nieswurz, Rhiz. Veratri pulv.
,Es solle das Rauken, Keuwen und Schnupfen des
Tabaks und N-s Jedermänniglichen verbotten sein.'
B Mand. 1697. ,Für die Rüden, Ross und Fich. Nimm
Spangrüene, Wasser und Alent und Schwäbel und
Nüsspulver.' ZZoll. Arzneib. 1710. — Büchse"-:
Schiesspulver B. Es näm-mich [eine Hausfrau] gar
nüt me Wunder, we"n üser liebe Gott Hess Für und
B. uf-se [die Dienstmädchen] abe" regne". B Meitli-
predigt. Von Einem, dessen zornige Erregtheit aufs
Höchste gestiegen ist, sagt man: Er ist wie Für und B.
.Einander hassen wie Feuer und B.' Gotth. ,Kriegk-
lichen gezüg, es sye büchsen, büchsenbulffer.' 1449,
B Urk. — Bögge"-: scherzh., Schnupftabak Z. —
Lor-bune"-: Lorbeerpulver, bei Ziegen als Mittel
gegen Erkältungen angewendet B.
Berner-: scherzh., Repskörner Z. — Der Repsbau
war im Kanton Bern bis in die neuere Zeit hinein verbreitet.
1207
Ball, belf, bilf, bolf, hui t'
1208
Kind-bettei -Bu Her: wahrsch. Mutterkoni, das
jetzt noch als Mittel zur Beförderung der Wehen
dient. 1505, L Stadtarch. — Putz-: 1. wie nhd. —
2. seherzh., Branntwein AALindenb. — Pfeffer-: ge-
mahlener Pfeffer Ndw; Z. ,Ein Pfäfferpulver-büchslin.'
1595, L luv. Auch um 1650, ZElgg Arzneibuch. —
Bluet-: Pulv. antispasm. Z (Vogel). — Blitz-: =
Hexen-Mehr (Sp. 219), auch zu Feuerwerk verwen-
det G. — Bach- (lt Anderegg auch 'Bäh-, Heck-,
Seh-): die Fresslust reizendes Mittel, das ,rähen'
Pferden und Kühen (spec. wenn sie lecksüchtig sind
ZF.. Zoll.) eingegeben wird Gr; Z. .So das Vieh ge-
plaget wird von bösen Lüten, so nimm ein Vierung
R., Schwebel [usw.].' um 1750, ZZoll. Arzneib. ,Salz
dem Rind, Bechp. 12 ß.' 1820. Z Haushaltungsb. -
Rer-: das Pulver, das auf die Zündpfanne des Ge-
wehres geschüttet wurde Sch f; vgl. Rer-Nädlen (Sp.
0ö8). — Boss-: Blutreinigungsmittel für Pferde (mit-
unter auch Kühe) B; S; von armem Leuten aus ge-
dörrten und zu Pulver zerstossenen jungen Wach-
holder-, Tannen- oder Brombeerschossen bereitet und
im Lande herum an die Viehbesitzer verkauft BHa.
Im XVIII. bildete in L Eberwurz. Carlina, den Haupt-
bestandteil des ,B-s.' Gfd. — Sibener-: = Mast-B. Z
(Vogel); Pferdepulver B (Lindt). — Sandel-, Son-
der-: gepulvertes Sandelholz B (Lindt). — Sü'Mi-
Söuli-: Mittel, das jungen Schweinen zur Beförderung
der Verdauung gereicht wird . doppeltkohlensaures
Natron mit Milchzucker Z (Kupfer). — Schützen-:
Schiesspulver, als Heilmittel gegen den Brand der
Schweine. 17G3, Z Ges. — Schlüf-Z, Schlupf- B;
Z: Talk, Pulv. talc. venet, in Handschuhe oder Stiefel
gestreut, um besser in sie schlüpfen zu können. —
Schrib-: Schreibsand. ,Was das ein stück [Stein]
hüpsch gäl; wie ich sehr, drus mach, brach ich ein
stück darvon.' Salat. — Schwalben-: gepulverte
Schwalbenwurz, ein Viehpulver B. Um zwischen Ehe-
leuten Unfrieden zu stiften, mische man .antipathi-
sches Schw.' unter die Speise B (Bothenb.). — Spis-.
.Zu 2 pfd spyssb. gehören 1 l/a pfd pfeffer, '/« imber
und 3 lot safran.' um 1506, B (Ordnung der ,Bulver-
lüt'). — Stach'el- ß; Z, Stäl- Z: Hammerschlag. —
Stögli-. ErhetSt.g'chauft, ist gestolpert B (seherzh.).
— Stink-. St. feil ha", Scherz mit kleinen Kindern,
die man Huckepack trägt; dieselben erhalten so viele
leichte Schläge auf den Hintern, als St. angeboten
oder zu kaufen gewünscht werden S. — Tröchni-:
1. = Fratt-Melw (Sp. 218) B; F. — 2. Bezeichnung
eines Menschen von sehr bedächtigem, schwerflüssigem
Wesen B. — Träse"(t)-: als Magenmittel verwen-
detes Gewürz, Tragea arom. ZStdt. Damit werden
z. B. die Triet-Schnitten bestreut. Vgl. auch Träse't.
— Tresien-: wahrsch. = dem Vor. Tr. nahm man
stets auf Reisen mit; Abgeordnete des Bates ver-
gassen nie, die Auslagen dafür in ihren Reiserech-
nungen zu verzeichnen. Bs XIV. 78. Vgl. auch Würz.
— Chinden-w e-: = Markgrafen- P. Z (Vogel). —
Wind-: gegen Blähungen bei Menschen und Vieh
angewendetes Mittel. Eheosacch. feniculi Z (Vogel).
Über dessen Bereitung vgl. Alpenw. 1864, 128. Ich
wott [für mein krankes Kind] neuis Chrüters da bi-
mene" Ma"" chaufe", Nünhcmmlere" und W. B Hink.
Bot 1775. Man schrieb dem W. auch geheimnissvolle
Kräfte zu: einige Männer, die gegen einen Geist aus-
ziehen, versehen sich vor Allem mit ,W.' ebd. —
Wän tele"-: seherzh., gepulverter Zinimt Ndw. —
Wurm- B. Warm- AaF.. Ke. : Wurmmittel, in B spec.
die Sporen des gebräuchlichen Wurmfarns, Aspid. fil.
mas. Syn. Wurm- Samen. — Wirze"-: (die Ver-
dauung beförderndes) Pulver aus Benediktenkraut und
Fenchel Z (Kupfer). — Würze"-: zerstossene Wur-
zeln, bes. als Viehheilmittel Ndw; ZO. Die Wurzeln
kaufte man früher meist von hausierenden Glarnern Z.
- Zttnd-: = Ber-B. S. Zünd-Fläschen (Bd I 1220).
Bildl. .Der gregorianisch Allmanacli ist ein recht
zankysen und ein z. zue grosser Uneinigkeit.' 1588,
Zellw., Urk. .Fleulie den Geiz als ein Z. zu aller
Ungerechtigkeit.' AKlingl. 1688.
Pulferete" f.: Zänkerei W.
bülfere", in W bulfru": 1. zu Pulver machon.
.Bülfer s' [die Kräuter] klein.' Zo Arzneib. 1588.
.Bulfcr es [Alles] zuosamen.- ebd. — 2. (in B biüf'ere")
mit Pulver bestreuen, würzen B; L; SchwE. ,Die
vast gesalznen, gebülfreten spysen.' Zwingli. .Pülfere
[die Fische] wol.' XVIIL, Z Kochb. — 3. stark mit
Jauche düngen ZKn. — 4. an einem fort schiessen,
knallen, z. B. in der Weinlese, an einer Hochzeit, oft
mit dem Nbsinn des Nutzlosen Bs; B; SchwE., Ma.;
S; Th; Uw; W; Z. Das hülferei uider vo* der Thüner
Allmend her ! Der nei Kaplan, de? pulveret jo ammen-
ander, dass-es e" Fraid isch. Schwzd. (Bs). ,An
disem stettli habend die Türken manigerlay versuocht
mit graben, pulveren, stürmen.' Kessl. Mär welet ja
auch Schmöckschiter neh und was geist was hast dri"
büleere". Helv. in pace 1694. Auch syn. mit für-läu/len
(Bd III 1149) B (Zyro). — 5. übert'r. auf die mensch-
liche Rede, sich laut und heftig mit Jnidm aus-
einandersetzen, zornig auffahren, losziehen, schimpfen
Bs; B; SchwE., Ma.; S; UwE.; W (bes. von Weibern).
.Debacchari.' Id. B. Schi heint mit enandren gibulfert
W. Er hät-em 'pülferet ScuwMa. Tüchtig ine" p., bei
einer Diskussion, ebd. D' Frösche*müller hei" trium-
phiert und pülferet: dö g'seih-me" jetz de" brar erlig
Ma", de" alt Schelm. Hofst. De'' het a" der G'mein
gege" die Arme" pülferet. ebd. , Weiber, welche in alle
Ewigkeit tschädern, sehnädern, p., aufbegehren, schim-
pfen und schelten müssen, dass ihre Zunge ganz feurig
wird.' Gotth. .Mein Pfarrer pulverte tüchtig über
die jetzige Jugend, ihren Leichtsinn und wie sie der
Gemeinde Lasten aufbürde.' ebd. .Wie er später auch
p. und aufbegehren mochte, wie die, wo daheim ge-
wesen, das Beste hintere gepackt hätten.' ebd. Es
Qepülver, von Schmähreden, Zornesausbrüchen Z.
Zyro gibt als weitere Bed. .schwärmen, bei Wein udgl.',
offenbar nur infolge unrichtiger Interpretation des .debacchari'
im Id. B.
ns-: 1. üs-bülfere", verstärktes bülferen 5 B (Zyro).
— 2. üs-bülfere*, durchprügeln Z (Spillm.). — ver-:
1. = bülferen 1. ,Nimm Geissbonen, wol verpülferet.'
ZElgg Arzneib. um 1650. .Von der rein verpulverten
Angelikawurzen.' 1717, Gfd. — 2. durch Schiessen
(sein Geld) verschwenden Z.
bülferle": 1. mit .Pulvern' (i. S. v. 2 b) um-
gehen, sie machen, einnehmen B (Zyro). — 2. unpers.,
nach Gewürzpulver L, bes. aber nach (verbranntem)
Schiesspulver riechen oder schmecken Apj Bs; B; Sch;
Th; Z. — 3. Pulver zum Zeitvertreib verknallen oder
verpuffen, bes. von Knaben A.P; Bs; Z. — 4. „ein
wenig losziehen, den Unwillen äussern"; giftein. ver-
steckt tadeln GW.
1209
Balf — lnüf. Balg— bulg
1210
l'ulver in.: eine Vogelart. .Von dem vogel p.. jjIu-
vialis. wirt auch ein pulvier und pulross gcnennl und
nenneiiil in die Römer vom staub här.' Vosblb. 1557,
191/92. — I>er Name Jos Regenpfeifers, PInvialis, wurde
als Pnlvialis missverstanden.
l'iilfiz in.: Spitzbube, briecone PA1. (Giordani).
Balg bulg.
Balg (PI. Bälg; Dim. Balgli, in GrAv. Balgli) in.:
1. wie nhd., Fell, Haut kleinerer Tiere, unterschieden
als Fuchs-, Iltis-, Chatse"-, Marder-B. usw. allg. Es
Chnngeli um 's Balgli [als Schlächterlohn] metzge" B; Z.
De" B. strichle", übertr., einem Menschen schmeicheln
in der Absicht, seinem widerstrebenden Sinne Etwas
abzugewinnen BE. S. noch Fuchs (Bd I 057 o.) und
vgl. dazu Sonntagsbl. der Tu Ztg 1897, Nr 41. —
2. Schwertscheide, Halbscheide aus Leder. Fell. ,Weler
nit ein orband an sinem swäit hat oder darum zer-
brochnen balgen trüege. das er sinete ieman laster
oder leid ze tuond, der ist umb 1 pfd pfenn. vervallen.'
1456. Ndw Landr. Vgl. Chats-Balg. — 3. Hülse von
Früchten B; z.B. Sennes-Bälgli, Schoten der Sennes-
pflanze, als Abführmittel. .Sophokles ist an einem
belgli von einem winber erstickt.' Kessl. — 4. Haut
des Menschen, bes. wenn sie wohlgenährt, gepflegt ist.
En rechte B. gibt Eim warm, wortspielend mit Bed. 1
Z (Dan.). Hut und B. roll TuBisch. ; s. noch Bd II 1774.
En (rechte") B. ha", ummeHräge", auffallend wohlge-
nährt aussehen Th; ZZoll. .AU die wyl wir den Adams
b. tragend.' Zwingli. .Wüss, dass ich leib und leben
eingesetzt hab, dass, wo es die not forderte, ich den
b. bei der warheit mit freuden Hesse.' HBdll. 1527.
,Uoli kam dem wib hinder die but und trost ir den b.
nach noturft und trat si mit füessen.' Vad. .Nitida?
virgines, hüpsch, die ein glatten b. habend. Curare
cutem, guet leben haben, einen glatten b. ziehen.'
Fkis. ; Mal. ,Die bapstpfaffen haben feisst und glatt
bälg.' LLav. 1587. .Weilen der Soldat Sold empfangen
hat, ist er verobligiert und hat den B. verkauft.'
Kriegsb. 1044. — 5. übertr. auf Menschen, a) fauler
oder unbeständiger, charakterloser Mensch Uw. Er
ist e" fxder B. Obw. — b) Dirne. ,Uwere gmüet stand
zue hueren und beigen.' NMan. 1522. ,Pellex, käbs-
weib, palg, pfaffenkällere.' Fris.; Mal. ; ähnlich Denzl.
1716. — c) von Kindern. Unehliches Kind, Bastard
Ap; Gl; G 1790. Kohes, ungeschicktes Kind Ap; G
1790. Das Dim. auch als kosende Bezeichnung Aa.
Iez flingg es Tüecheli her, und tröchnet-mer mi"s Bäl-
gen [ein kleines Kind im Bade] ah, und rugelet 's in
es Umtuech i"! AGtsi 1899 (Grossvaterfreuden). —
6. in Verwünschungen. ,Das dich alls unglüek sehend,
als balgs!' HsRMan. 1548. ,Ueli Buebikon hetgesworn
box balx, box milzi, box kröss, box hut und ander vil
böser schwüren.' Blasph. accus. (L).
Bemerkenswert ist unter 2 die sonst nicht sicher be-
zeugte schwache Flexion; die Bed. ist auch mhd. Zu 3
auch: ,Die Figur war unreif und glich einem im Lalg [spä-
tere Ausgg. : .unreif] abgefallenen Apfel, eiugeschrnmpft und
saftlos.' Gotth., wo ohne Zweifel ,Balg' zu lesen ist. Zu .",
vgl. auch die Synn. Fell, Hut, Beiz.
An- An-: = An-Bächt 1 (Sp. 1009) GRCast, Peist.
Balg hier nicht identisch mit dem vor. W., sondern
Nomen actionis zu bälgen; vgl. auch Chatz-Baly 2.
Eiter-: Eitersack Ndw. Fol-: Faulenzer
Kaulpelz BHa. — FrSss-: Vielfrass Z (Dan.). Syn.
Fr, ss-Sack. — Hoden-. .Dem das gedärtn in h. gät.'
Arzneib. 1556. .Ein schaf mit dem langen, dicken h.
oder seckel.' Tierb. 1563. .Tunicse testiculorum, hoden-
sack, h.' Fris.; Mal.
Harm-: Hermelin(-balg). .Genus mustelse, quod
harnball germanice vocant.' KGesn. 1551. .Die lassitz-
maus ein geschlecht der wiselin, aufteutsch harnball
genannt.' Tierb. 1563. — Mhd. harmbalc; vgl. auch 6r.
WB. IV -J, Im'.
Hase"-: wie nhd. allg. ,Ee wir das zuegon lassen,
ee wellten wir enandern zue krut zerliacken und zer-
zeren wie hasenbälg.' 1529, Absch. — Hexe"-. Olli
Not und Hexe'bolg! Fluchformel Uw. In verstärken-
den Zss.: e" Hexe"bolge"-Strolch. ebd. — Kummet-:
Tier- (bes. Fuchs-, Hunde-)balg am Kummet der Fuhr-
pferde, der am Rande mit Tuchlappen oder farbigem,
ausgeschlagenem Leder verziert ist. mit rotem, ebf.
ausgeschlagenem Vorstoss darunter GrD. (Bühler). —
,Kinds-Bälglin : die after- oder nachburt, auch se-
eundina genennt.' JRuef 1554. — Kirsi- Chriesi-
Balg: Haut der Kirsche GRÜhurw., He.. Pr.
Chatz-: 1. aus dem Fell der Wildkatze verfertigte,
am Gürtel getragene Tasche. ,Uns gefiele, das ver-
komen wurde die üppigen kleider, dessglichen die
tagen, so die xellen im k. tragen, und die swert mit
den halbscheiden.' 1492, Absch. .Welcher sin schwert
on scheiden und den tegen im katzpalg treit, der sol
on all gnaden geben 5 Schill.' 1493, S Ratsverordn.
.Keiner soll sinen tagen noch sin raesser fürer mer
in den k. noch hievornen uf dem buch gegurtet tragen,
sonder an der syten, wie von alter herkomen ist.'
1494, BsRq. — 2. Rauferei, Streit (urspr. von Katzen).
.Die statt Ragusa lit in mitten) in allem k. [zwischen
den sich bekriegenden Staaten Venedig, Ungarn und
Türkeil.' HsSchürpf 1497. — 3. Chatze"-B., Name
eines Heimwesens LKriens. — katz-balge": Einen
(mit Schimpf- und Scheltworten) hernehmen, zausen.
.Wurden die hauptlüt und knecht von den muster-
herren fast katzbalget.' 1507, Müller, Schwz. -Gesch.
N. N. von Unterwaiden, der zwei Berner im Wirts-
haus zu Luzern .katzbalget' habe. 1528, Absch. Bes.
in der Verbindung: .unjjekatzbalget sin. Einen u.
lassen.' .Denn so wärend wir ungezwungen, unge-
fecht, ungelesteret und unkatzbalget von inen.' 1532,
Strickl. .Dass er sich sölichen gwalts und überprachts
müessige, denselben predicanten und ander ungekatz-
balget lasse.' ebd. ,Es soll mit maister Othmar und
sim son von des schmidknechts wegen geredet werden,
das sy den knecht ungekazbalget lassind, diwil sich
doch befund, das sy den knecht nit recht gearznet
haben.' 1535, Sch Ratsprot. - Chatzbalg 2 ist keine Zss.,
sondern Nomen actionis zu chatzbalgcn.
Chäs-lab (in F -log)-Ba.]g: getrockneter Kälber-
inagen, womit man die Milch zum Gerinnen bringt
F; W. — Blä-: Blasebalg. .Blebelg zuo dem für-
gezüg.' 1383, B Stadtrechn. — Blas- (Blöi- AALeer. ;
BsStdt)-Balg, in TB. -Balge" f.: 1. wie nhd. allg.
.Den Bl. besser treten, acrius instare.' Mey., Hort.
1692; ebenso Denzl. 1716. Der Bl. als Attribut des
Teufels, des Verleumders (StdßoXo;) xax' sgoxv; vgh
die ä. bildlichen Darstellungen z. B. in SMünsters Kos-
mographei. , Viert tüfel: Myn bl. der ist guet und
grecht, das ich 's volk Gotts verfüeren will.' Rdef
1211
Balg. belg. bilg:, boltr. bnlg
1212
155U. .[Satan rät:] Das wir allsampt schnell reisind
ilurcli die steti uiul land uiul rüstind unser blaasbelg
zuo.' ebd. — '_'. bildl. und scherzh., Atmungswerk-
zeuge, Lungen Aa: Bs; B; Tu; '/.. En guete" Bl. ha".
Vgl. Chuehi 3 a (Bd III 130). — Blast-: Blasebalg
BU. — Schaf-. .Der unmässig hass und ufsatz mocht
sieh nit verbergen. Die wolfsklauwen hand sieb
umerdar für den schafbalg usshar glassen.' Vad. —
Stifel-: Stiefelrohr. .Den mageren Hals salie man
für eineii abgeschabenen St. an.' S Kai. 1737.
Zipfel-: Name der Magd im Kinderlied vom Haus-
halt L.
balge": 1. den Balg abziehen, aushäuten AiZein.;
Gr. En Fuchs, e" MurmeHe" b. GrAv., Rh.. Spl. -
2. a) „streicheln, z. B. eine Katze W." — b) in Bü.
balgge", (kleine Tiere) herumzerren, -drücken, -stossen
BO.; W. Blieb, balgg doch die Chatz nid eso, süst
giH 's nüd us-re*! Auch: einen elastischen Körper
(z. B. einen Wollenknäuel) wiederholt zsdrücken und
wieder locker lassen BO. — c) mit pers. Obj., plagen,
quälen, necken GRSpl. .Man muosst sich von sülichen
wüetrichen [wie Calignla] plagen und b. lassen.' Vad.
— 3. in GRKübl., Spl.; Ndw refl.. (im Ernst oder aus
Mutwillen) sich herum balgen, raufen AAZein.; B; Gr
Chur. Kübl.,Spl.; L; G oT. ; TnFr.; Ndw; W; ZBauma.
Mönchalt. .Soften sich voll und toll, auch kamen et-
liche im B. gar umbs Leben.' FrHaffn. 1GG6. ,Weil der
Wein unsre nachdenkende Vermögenschaft gefesslet,
kann sich weder der Fuss vom Schwanken, noch die
Faust vom B. enthalten.' GHeidegg. 1732. — 4. tr.
und abs., zürnend zurechtweisen, schelten, keifen Aa;
BsL.; BE., M.; Gl; L; GA.; Sch; Schw; S; THFr.,
Steckb.; Uw; Zg; Z. Syn. chiben (Bd III 106/7),
g'scliänden. Vgl. Balg-tsen (Bd I 542). De Vatter
hät-tnich (oder mit-merj 'balget, sagt ein Kind. Das
isch doch griseli'1' aich aber g'si", icie-n-ich üssg'lacht
and 'balget norde" bi". JHuber (U). Ich ma9 hei1" cht*".
a-iinn-ich will, ich chumme* doch gäng z' Balge"s-Zlt,
werde doch jedesmal ausgezankt B. Boche» und b.,
schimpfen und schmähen L f. Der Herrgott balget,
sagen die Kinder, wenn's donnert G; s. Gott (Bd II
510). ,Lauf, was du magst, sonst balget die Meister-
frau, wenn wir so hintendrein kommen.' Gotth. ,Ich
bin gar ein wüster und ungeschickter Bube gewesen
in der Unterweisung, der Pfarrer hat viel mit mir
müssen b.' ebd. ,Gäb wie die Mutter über ihn brummte
und balgete, machen musste sie doch, was er wollte.'
ebd. S. auch aben-machen (Sp. 38). Gelegentlich vom
Knurren eines Hundes B (Dan.). ,Das die warheit
selbs, die lütere und kläre der händlen, nie tringe
und überwinde, dann das unbegrünt, gschriftlos hä-
derig b.' Z Ordn. XVI. ,Sie [die wilden Gäste] sönd
zuo mir nie kommen nit, ich [die Wirtin] wurd sunst
mit in allen b.' HsRMan. ,Der predicant von Zurzach,
den der landvogt von Baden gebalget und gescholten
hat.' 1532, Strickl. ,Und ob er [der Pfarrer] hand-
lete, das nit geschickt, soll er darumb nit von einem
jeden gepalget, sonder der ordenlichen oberkeit an-
gezeigt werden.' Z Mand. 1532/1628. ,Wir pflägend
ml wider die Lutherischen an den canzlen ze holderen
und ze b.' HBull. 1557. .Ambtlut, die jedermann
nach gebür haltind, allen menschen fründtlich, nit
die lüt anschnerzind und balgind.' ebd. 1575. .So uns
Gott durch guete fründ warnen lasst, sollend wir sy
darumb loben, nit mit inen b., was sy dis oder jenes
angange.' LLiv. 1584. ,üer Sternensecher wurde vom
Schitfspatron [seiner irrigen Angabe wegen] griselich
asgehudlet, und gebalget.' 1606, Obw Volksl'r. Die
Amtleute haben, ungeachtet des regulierten Lohns,
mit den Nachrichtern viel .zu rechtigen und zu b.'
1009, Absch. .Und kann durch freundlich Zusprechen
100 mal mehr ein Unerfahrner und Ungeübter, als
aber durch böse und vil Wort oder B. gelehrt und
underrichtet werden.' Kriegsb. 1044. ,N. X., ein rechter
Fynd der Oberkeit, hat mit dem Undervogt balget und
gredt, sy wöllind die Steur wider haben.' 1640. ZKn.
,B., litigare.' Denzl. 1077; 1710. .Er balget den Nebel,
surdo fabulam narrat.' Met., Hort. 1692. .Es solle
auch der Seelsorger den Maleticanten nicht gleich
hudlen und b.' Met. 1094. ,Die alten Kämpfer sind
Trichaici (Haaringer) genannt worden von den zot-
tichten Häuten, damit sie bedeckt gewesen: wie denn
das noch heut zu Tag gebräuchliche Wort b. von
solchen Bälgen herkommet.' GHeidegg. 1732. .Zornige
Orbilii, die stets b.. fluchen und schlagen.' JJUlr.
1733. .Mit beständigem Kiflen, Zanken und B.' 1743.
ZSth. — 5. „Atem schöpfen, frei atmen W. Las* <l<is
Mülti [Murmeltier] balg«".'
Mhd. er-balgen, -beigen, erzürnen, kränken, strafen. Zur
Beil. -Entwicklung vgl. liehen. S. nam. auch beigen.
ab-: 1. = balgen 1 Gr. - 2. durchprügeln Aa
(Rochh.). — umhe"-: tr. a) verstärktes balgen 2 b W;
Syn. innen -schleiken, S. noch hanzlen (Bd II 1477).
— b) umfii-b. = balgen 2 c GRSpl. — er-: 1. a) aus-
schelten. .Sein [Hiobs] weib erbalget in.- LLav. 1582.
— b) reti., sich schlagen, mit einander streiten. .Des
graten [von Toggenburg] diener erleitend mangen
redliehen man zuo Hohenegg ob Altstetten [i. J. 1428],
da man sich mit einandern ritterlich erbalget hatt.'
Vad. ,Die Päbste haben sich lang mit einander er-
balget.' Guler 1010. — 2. Ettes esu-ä hin e., mit Mühe
wohin bringen GsKlost. Ich han das Tütschi [Holz-
klotz] ii f die Bige" erbalget. — üs-: 1. tr., „den Balg
abziehen, z.B. einem Hasen" UwE. — 2. „ausschelten"
UwE. ,Do kommt sy glich und balgt mich us.' GGotth.
1010. ,[Die Bauern haben von der Regierung] nit
allein nichts erlangen mögen, sonder [diese hat sie]
noch ussgebalget und abtreuwen wollen.' 1053, Absch.
Ba Ige n s Balgis: Schelte B; S. Chumm g'schti in<l
e"weg. siist gi''t 's B. '.
Balger in., Balgeri" f.: Zänker(in) Sch. ,So sy
[die Pfarrer] unwirs, zornmütig, zänkisch. Balger und
Schlegler sind, sonderlich gegen eignem Ehgmahel,
Bünden und Diensten.' Z Kirchenördn. 1028/1711. ,Alle
Todschläger, Balger, Haderer, Vollsaufer, Geitigen.'
FWtss 1053.
„Bure"-: Spottname auf einen Landprediger Aa."
— Win-. .Wann ihnen von dergleichen trunkenen
und weinergebenen Leuten und Weinbalgeren Klag
fürkäme.' B Chorgerichtssatz. 1067.
Balgete" f.: 1. Vorwürfe. Gekeife Bs; B (.incre-
patio, reprehensio.' Id. B); GA.; UwE. — 2. Rauferei
UwE.
üs-bälgle": aushäuten Bs; B. Üs'bälgleti Eihor-
ne". Postheiri 1865.
beigen pelgfgjen : 1. (mit Mühe) schleppen, schlei-
fen, herumziehen BSi. Da chafst de"* d's Hea inlu"-
pelge", hineinbringen wie immer du kannst und magst.
— 2. sich herumreissen, schäkern und spielen, mit
Ringen verbunden, ebd.
1213
Balg, belg, bilg, bolg. Iiiilj:
1214
er-: erzürnen. .An geberden und an allen werken
sol besehenen neliein ding, 'las iemandes ougen er-
belge alder beswere.' um 1820, U.
ver-belgt: beschädigt, von einem äussern Glied
SchwE. Vgl. er-bellen (Sp. 1154).
Pelgge" f.: unzüchtige Weibsperson (die Männer
nach sich zieht) BSi. Syn. Schieil:, Schleipfen.
er-belge". Nur in dem isolierten Ptc. er-bolge",
zornig, erzürnt GSa. — Auch nilul.
IMlgeri ZZoll.f. sonst meist Pilger — in.: 1. Pilger,
bes. von den Wallfahrern nach Einsiedeln, allg. .Leere
Seekel, müde Bein! wie wir den Pilgern singen.' Z
Taschenb. 1891; vgl. dazu den Reim, den die Kinder
früher beim Vorüberfahren der Einsiedler Pilger zu
singen pflegten: Einsidler, was träged-er hei'" 'S Läri
Seckli und müedi Bei"! ZS. S. noch Pilgri-Far (Bd 1
888), -Fuer (ebd. 973). -Schiff und bes. Vög.-Nüsch.
I 239 f. .Lantfarer. bilgerin oder koufman.' 1500,
NSchradin. .HsStockar, bilgeri des balgen grabs.' 1519,
Sch. ,So man dahin in bilgris wis fart.' Edlib. .Zur
begvebnuss der bilgern.' 1530, Maith. .Pectunculus.
ein meermuschel, wie sy die bilgere oder Jacobs-
brüeder von S. Jacob [S. Jago de Compostella in Spa-
nien] bringend, mit zwo gestrymten schalen.' Fris.
,Wir wohnen auf Erden gar schleissig, als Bilgere
und Fremdling.' FWtss 1072. — "2. Vogelname. ,Fu-
lica, bilgrim, gyrvalk vel horgans.' Ebinger 1438. —
3. Bilgir, Name einer frühen Apfelsorte GW. (Steinm.
1804).
Mhd. I'ihjeriin). -im aus nilat. pelegrinus für per-. Weitere
Formen der ä. Spr.: .Bilgeri, -y.' HsSchörpf 1497 (Dat. PI.,
neben .bilgern'); Vad.; Mal.; Jos.llal. 1593. .Bilgerin' (Hat.
PI.). 1512, Absch. ,Pilgry' (Dat. PI. .Pilgrinn'). Haimonsk.
1531 (neben einmaligem .pilgram'). .Etliche Wallfahrter
oder Bilgramme.' um 1600, Mise. Tig. .Bilgram.' 1707, Hiob.
Das W. findet sich, nam. seit den Kreuzziigen, nicht selten
als Personenname, a) als Taufname. .Pilgrinus de Houssiu-
chilichun.' 1090, Sch Urk. .Pilgrimo' (Ablat,). ebd. .Pilgri
de Raffa [Rafz].' 1093, Sch Urk. (.Pilgrin.' 1124). .Bilgiri
und Cuonrat Derwider.' 1274, B Urk. ,Bilgrin, der schult-
heisso zuo Sempach.' 1302, Gfd. .Her Bilgeri von Wageu-
berg.' 1302/6, Gl Urk. (.Peregrinus de W.' 12631. .Bilgri
und Ruodi von Ebned, gebrüeder.' 1345, ZBub. Urk. .Bilgeri
Spiser, burgermeister.' 1354, GStdt, .Bilgeri, abt von ZRiiti.'
1389, Gl Urk. ,Herr Bilgrin Moser, lütpriester.' 1439. Z
Höngg. .Bilgeri Walcher' LSenip. (Gfd). — b) als Familien-
name. .Joh. Pilgrin.' 1295. Z Urk. (.Bilgerin.' 1296; , Pil-
gerin).' 1305; , Bilgris erben.' um 1320); .Heinr. Bilgrin
von Zürich.' 1336, Urk.; vgl. noch Vad. I 445; Vög., Altes
Zürich ' 177. .Claus Bilgeri, amptman zu Basel.' 1398, Bs
Rq. .Wolf Bilger, der scherer.' 1547, Sch Ratsprot. .Pilgram'.
Hausname ZStdt.
Jakobs-: Mitglied einer Bruderschaft in FTafers,
so genannt, weil jedes einmal in seinem Leben nach
Sautiago de Compostella gepilgert war. 1812 waren
ihrer noch 19; alljährlich am 25. Juli zogen sie in
feierlicher Prozession zur Jakobskapelle, vom Bruder-
schaftsmeister begleitet, der das Bild des Heiligen
trug, und bekleidet mit einem Kragen von schwarzem
Leder oder Wachstuch, der mit Meermuscheln und
bleiernen Heiligenbildern besetzt war; s. Scbweizerbote
1812, 271. — Köm er-: Name einer Bruderschaft von
Romfahrern in Uw. ,N. N. schuldet 1019 der Bruder-
schaft der Römerbilgern 230 Pfd.' A Küchler 1895.
Balg (PI. -eil) m. Gr, sonst B tilge" f.: 1. lederner
Sack (früher nam. als Behälter für Kleider und Wert-
sachen auf Reisen zu Pferd oder zu Fuss) Gr. Ob
Einer ,in der statt Meiland etwas koufmanschatz, was
das sye, koufen und dasselbig in beschlossnem wetsch-
ger oder bulga hinder im uf sinem ross ussfüeren
wurde, dass derselbig zollfry uss der statt Meiland
möge faren.' 1532, Absch. Die ,Wetschgei" und ,Bul-
gen' sollen [nach dem Wunsche des Herzogs von Mai-
land] an der Zollstätte nicht befreit sein, da hiemit
grosser Betrug geübt werden möchte, ebd. Niemand
soll [auf dem Zollamt] so .gar', wie bisher geschehen,
in B. und Taschen oder Säcken untersucht werden.
1551, ebd. .Unden am buch tregt der fuchsaff ein b.
gleich wie ein grossen lederseckel.' Tierb. 1563. .Bulga,
ein bulgen, wetsebger, waatsack. Vidulum, ein wätsch-
gerle oder bülgele, ein kleine bulg.' Fris.; Mal. ,Uf
der louben zwei bülgli [aufgeführt zwischen .sattel-
täschen' und .sporen'].' 1571, Z Inv. .Zeucht hiemit
aus einem bülglein den mehren teil seiner edelge-
steinen.' JWetzel 1583. ,Den leuten die seckel ab-
schneiden, bulgen öffnen.' SHochh. 1591/1093. Ein
Müller hat sein Geld ,in zweien b. und etlichs sonst,
alles aber in einem sack gehan.' 1594, L Turnbuch.
.Die Ross sambt den B. und Waatsecken verstolen
und entführt.' RCvs. Eine verlorne B. mit über 2000
Kronen ist [in Gr] wieder gefunden worden. 1603,
Absch. ,Die Acta sind von Hrn Dekano Bygel, als er
ab einem Synodo von Trogen nach St Gallen geritten,
in einer B. verloren worden.' 1604, Ap. ,1 B. zue
Amptsbüchern, 1 kleines Bulgerlin [in der Schreib-
stube].' 1627, THBürgl. Inv. ,Das Creuz Christi war
die schwer B. mit Gelt, damit .Christus bezalt hat.'
FWvss 1650. .Karnier, B., Tasche, Felleisen, Schwed-
ler, pera, crumena, bulga, mantica.' Red. 1662. ,Umb
1 B. sambt Maderschlössli 2 fl. 13 ß.' Zubers Tagb.
1600. .Haben die Wetschger oder B. aufgeschlagen.'
FrHaffner 1666. .Bulge, Fellis, bulga, hippopera.'
Denzl. 1677; 1716. ,Zu Fazerols ist noch bei Manns-
gedenken eine alte Saul mit Näglen gezeigt worden,
daran die Herren Gesandten damalen [1471] ihre Ran-
zen oder B. mit Käs und Brod aufgehänget, massen
sie selbiger Zeit beinachem samtlich mit ihrem Pro-
viantränzlin an der Achslen zu Fuss auf die Bundes-
tage zu kommen pflegten, heut zu Tag aber siecht es
anderster aus.' Sererh. 1742. .Unter den B.', Strassen-
name im alten Basel (z. B. 1324), benannt von den
Lederbeuteln, welche die Seckler hier zum Verkaufe
auslegten; vgl. Bs XIV. 52, auch Bulgen-Amt (Bd 1
245). Spec. a) der Patrontasche ähnliche, doch grös-
sere Ledertasche, worin die Frater beim Militär ihre
Instrumente und Arzeneien mit sich führten Z f. —
b) Bulgli = (Chrämer-) Chrnzen (Bd III 924) AaF.
Tornister AaF., Ke. — 2. Kürbisflasche des Pilgers L;
vgl. Bleichen 1859, 15. — 3. flaschenförmiges, dick-
bauchiges Gefäss von verzinntem Eisenblech, 3—8
Mass haltend, meist zum Aufbewahren von Brennöl
L; NW. Dim. Bttlgi, Bulgli, -ili, oft nur '/* Mass
fassend Ndw. — 4. a) zinnenes Wassergefäss am
Büffet neben dem Giessfass, an einem Henkel be-
festigt, in welchem es beim Ausschenken geneigt
wurde Z f. — b) hölzernes oder zinnenes Trinkgefäss,
das auf das Feld mitgenommen wurde Z f. — c) ble-
chenes Wassergefäss , welches die Frater bei den
Truppen tragen Tu (Major Krapf).
Ahd. bulga, mhd. Imhje, spätlat. buhju, lederner Sack.
Bulg m. ist auch fürs Tirol bezeugt. Das W. steht im Ali-
1215
Balg bul£
-ltulgg. Balk— bulk. Ituliii — bulin
121 1 ;
lautsverhältuiss zu Balg, inhd. lägen, aufschwellen. Das
gleichbed. lat. lulga ist gall. Lehuw. uud mit unserm W.
urverwandt; vgl. Paulus Diac. (aus Festus): .hulgas Galli
sacculos scorteos vocant.1 Vgl. Z Auz. 1857. 4S und Tat'. IV,
wo ein gall. Merkur mit einer bnlga abgebildet ist.
Öl-Bulgen: = Balgen 3 L. — Nidel-: bauchiger
Kahmtopf L. — Petröli-: Flasche für Petrol L. —
E i t - : Mantelsack; s. Malen (Sp. 1(38). — Spis-Bulg
m. : Speisesack. , Seinen Speisbulg oder Ranzen.'
Sererh. 1742.
Bulgete° f.: unordentlich zusammengelegte oder
angezogene Kleider, Gebausche GrA.
Bnlgere": = Bulderen B. Syn. Buhne». .Die nun
aus dem grossen [Käseklumpen] abgebrochne kleine
Klümpchen heissen Bulgern , Käsebulgern.' Wöch.
Beitr. 1785.
„Büigge" f. BO.", Pulggen m. BBr., häufig Dim.
Bulggi BHa. (auch !'■). 0.: 1. (in ein Tuch einge-
machtes) Bündel Gras, Heu, Kleider BO. ; „bes. ein
kleines Bündel Heu. Stroh, zumal so viel, als man
im Tuche vom Heuboden in den Stall trägt und auf
einmal dem Vieh vorlegt Bü." Ic* raschen [raffe zu-
sammen] es Pulggi dem Triecht [Schmalvieh] BHa.
E* Bulggi de" Gitzeni ge". KWMCller 1848. Das
Bulggi ist z' lugg 'bunde"s BHa. D's Wtbervolch treis'
afe nimme", wie's narroehtig tue" will. Uf-em Grind
trage" -s' Bulggeni vo* Flechten u"d Vögelnestere", va
s' bim Periggier choife". Alpenrosen 1872 (BGr.). —
2. Hauptteil einer Sache BO.
Wohl etym. das selbe was Bulgen mit zunächst verall-
gemeinerter und nachher specialisierter Bed. gg beruht auf
der geminierenden Wirkung eines abl.J ('bulgjai, das Neben-
einander von gg und g auf verschiedener Ausgleichung eines
ursprünglichen flexivischen Wechsels zwischen -gj- und -gi-.
Balk — bulk.
Balki: Kuhname BHa. (Kuhreihen).
Polka (B- Bs; B; Tu; Z) m.: die Polka. B., B.
tanz-ich gern, Mir noch lieber teeder fern B; Z, oder
mit-eme* schone" junge" Hcrr(n) usw. Bs; Th; Z. -
Das Geschl. nach dem der übrigen Tänze.
Mas-Polker: Polka Mazurka. Alpenp. VIII 109
(SchwMuo.). — Dafür in TI.Hw. Mdsolker.
Balm bulm.
Balm BHa., Si.; F; Gr; SchwMuo.; UwE.; U, Bal-
me" P — f. (lt St.' auch m.. ebenso nach Kuenlin
1834, 62 in Fi - \'\. Bahne; Dim. Balmeli, Bälmeli
(SchwMuo.): 1. Felshöhle, spec. stark überhängender
Fels, der Schutz und Obdach bietet. aaOO. Syn. Gufel
(Bd II 132). „Auch in einigen Kantonen ein felsigter
Hügel; Balmeli, ein kleiner hervorragender Fels und
jeder kahle Hügel, auch wenn er keine Höhle bildet."
Ultima heisst in der Sprache der Wildmannli ein
Schatzfelsen. WSfnn 1*75. .Auf Schwalmis, einer Alp
in Beggenried. findet sieh eine Höhle oder H., die
Chrezenchuehi genannt.' Lütolf, Sagen. Mer sind
in-ere" B. g'sesse", wil [so lange] 's g' regnet hed Schw
Muo. .Besser ist dann, ich treibe hinauf zur schirmen-
den Felsbalm.' JRWtss 1822. .Über schroffen Ab-
gründen kommt die Gemse zur Welt, wo schützend
die B. sich wölbt.- RMev. 1833. .Das Wildheu wird
oft unter überhängenden Felsen (in Balmen, Güfeln)
angesammelt und erst gegen Herbst ins Tal hinunter-
gebracht.' Anderegg 1897. Vgl. noch Alpenp. III 283,
Aniu. .In disen B. [am Kigi] bin ich a. 1645 bei 170
Clafter weit hineingegangen.' JLCys. 1661. — 2. Balm
GRebstein, Bahne" GBuchen, Baum in der Scheune
zur Aufbewahrung von Heu oder Getreide. Syn. Bai-
ehen I 4 (Sp. 1190). Wuhnen, Walben.
Vielfach in Orts- und Flurnamen. 1. als einfaches W.
AaVillnach.; BMeir. ; GrPr. (Höhle); LAItbür. (Burg); S;
ZHinw. (,Balb.' 1-273). Pfäff. (urk. ,Balba, Balm'; 1273:
.Halbe-). .Rudolfus dictus ze der Balme.' 1290, Gfd. .Her
Unlr. von der Balme.' 1291. Urk. .Die alpe, die mau nem-
met Balm.' 1375. Obw. ,In der B.' ebd. ,1 juch. holz iu
der Bahnen.' 1545, ZFäll. (,in der Balbe.' 1032; 1320). —
2. in Zss. a) als erster T. ,Balm-Egg' B (Burg); L. ,-Flueh'
SJura (Felskamm), , -Halten' BG., ,-Holz' B (bei der Beateu-
liühle), ,her Niki, von Balm-hein.' vor 1485, Z Urk., ,-Berg'
B; SJura, ,-Wald' UMad., ,-Waud- LV., ,-Wassen' AaWiirenl.
Oft'n. — b) als zweiter T. ,0ber-' BG. (Dorf), .Ochsen-' W,
.Fereu-' B (Dorf), ,Stigel-fatt-' (Höhle am Kigi). „Gries-",
,Gross-Palnien' (auch , auf Palmen') ApHuudw. (Weide), ,Hoh-
Bahu' BGr., .Hinter-' PMac. (Alp), .Chor-' BL. (Höhle),
,Chatzen-Balmeli, -Bälmli' UwE. (kleine Felshöhle), ,Chräpfe°-
Balnr LV. (Höhle, wo die Kindlein geholt werden), .Lisch'
PGress., .Mannen-' BMeir. (Hof), .Staub-bach-' BL. (vgl.
JRWyss 1816, 486), ,Petronellen-, Nellcn-' BGr. leinst Wall-
fahrtsort mit Kapelle der h. Petrouella). .Brueder-' (Tropf-
steinhöhle am Rigi), ,Ross-' (Name verschiedener Felshohleu),
.Roten-' SchwMuo., ,Sand-' UGösch. (Höhle, einst reich an
Kristallen). .Däger-' SchwMorsch., .Waldis-' oder .Teufen-"
LV. (Tropfsteinhöhle), .Wolfs-' W. h: den Formen balma,
balme, bäume häufig auch auf roman. (bes. frz.) Boden. Da-
neben steht mit andern) Wurzelausl. das gleichbed. tirol.
Palfen (Schm.-Fr. 1 236), wozu auf unserm Gebiete ,Balb(a)';
s. o. uud vgl. ,Balp', Burg bei ZKüsn. i.Adilbertus de Balbo.'
1176; ,Luitoldus de Balbe.' 1256; ,0tto de Balba.' 1286;
,zu Balb.' 1426). ,Ueli ab der Balb.' 1431, SchwKychenb.
Entsprechend die Familiennamen .Balmer' BLaup., 0.; Zg
Cham, neben .Balber.' 1250. AaTegerf.. .Johans der Balber. '
1345, ZWthnr, ,Rud. Balber von Rapperschwyl.' 1445, ,Adel-
rich Balber.' 1526, SchwHurd. Betr. das Lautliche vgl.
Walm(en), Walb(en).
Heu-: 1. Höhle, Felsdach, welches zur Aufbe-
wahrung des Heues benutzt wird; s. N. Alpenp. II
180 b. — 2. Baum in der Scheune zur Aufbewahrung
des Heues GSchmer. Syn. Heu- Wuhnen, -Walben.
balme": unter einem überhängenden Felsen (vor
dem Regen) Schutz suchen BBr.
und er-: einen Stein oder Stock untergraben und
dadurch zum Weichen bringen Gr (Kind).
Balmer in.: Aufbewahrungsort für die Garben
neben oder in der Tenne AaF. ; L.
ge-balmet: mit einer Bahn versehen oder wie
eine solche geformt W.
I'alm I: Hache Hand. .Ich scliry zu dir [Gott] wie
ein schwalm, denn so streck ich us min p.' 1'Kckst.
Mhd. palme in., zu lat. palma.
PalmaH n.: Ballspiel. .Auf dem grossen Platz vor
der Statt [Gonf], da man .las Palmary spilet, Plein
Palais genennet.' TuI'latter um 1600. ,Ein lange
Mauren [zu Lyon], darhinder man das P. spilet.' ebd.
- Zu lat. palmarium ; vgl. frz. /< e >/- /<< /»nuitr. Ballspiel.
1217
Balm ImiIiii. lul| bulp
i"i-
Ralme". V- (in BsStdl P*-): 1. 111. (Palm-) Zweig
oder Büschel von Zweigen, dgl. zur Feier des Palm-
sonntags gebraucht weiden, katii. Schweiz. Spcc. kür-
zere oder längere Stange, von den Knaben mit grünen
Zweigen (in S von neun Sträacbern und Bäumen:
Stechpalme, Fichte, Kot- und Weisstanne, Eibe, Sevi,
Wachholder, Bachs, Haselstrauch, an andern Orten
auch nur von einigen dieser Pflanzen, worunter aber
stets Stechpalmen) umwunden, dazu mit schönen Äpfeln
(GA., Sa.; TüBissegg; Zo) und Birnen (THBissegg),
auch etwa mit Heiligenbildern, bunten Bändern be-
hangen und in Prozession in die Kirche getragen,
um dort vom Priester geweiht und nachher als eine
Art Haussegen aufbewahrt zu werden. B. z' Chil'he"
träge". Der Held des Tages ist, wer den längsten B.
hat AaF.; Zg; durch angebundene lange Ruten wird
bisweilen eine Höhe von 50' erreicht, so dass Er-
wachsene bei der Zurüstung behülflich sein müssen;
vgl. auch Arch. für Volksk. I 115. In AaF. werden
einige Tage vor dem Feste von dem Förster im Ge-
meindewalde kleine Tannen gefallt und unter dem
Jubel der Dorfknaben nach Hause geschleift: i" d' B.
gä". Gang go" P. hawe"! scherzh. Glückwunsch S
(Schild 1873, 56). S. noch Mar(k)-Gräf (Bd II 707).
,Das Bälmlein schiessen.' Sprww. 1824. Volksglaube:
We"-me' am Karfritig Morge", e da" d' Sunne" an
di Grid schlahd, B. in d's Hüs fergget, so mag d's
ganz Jär nüd Bosch in d's Hüs ürL>. Kommen die
P. nass nach Hause, so gibt es eine nasse Ernte AaB. ;
S (so muss der Bauer das dritte Band zurücklassen).
Wenn-mer de" B. troch under 's Tach bringt, so gibt 's
e" troehni Em AaB. ; L. Wenn 's i" d' Palme" schult,
selinit 's im Summer i" d's Chore" GrV. .Schneit 's
in die Bahnen, so schneit 's in die Halmen' W. Auf-
bewahrte geweihte Palmbüschel, worunter (drei) Hasel-
zweige (Gr; E), schützen, wenn man sie im Sommer
bei nahendem Gewitter anzündet oder etwas davon
ins Feuer wirft, vor Blitzschlag und Hagel Aa; Gr;
L; S; Zg (Progr. 1882, 37), überhaupt vor Behexung
AAZein. Drüf nimmt die Mueter [bei Hochgewitter]
g'schiving vom Chämihuet es Palme'schoss und leit 's
a" d' Ghtet S (Schild). ,Der engel gab ir [Maria] den
balmen [Palmzweig].' HsSchürpf 1497. ,Am palmtag
sollen die palmen, am äschermittwochen die eschen
nirgends änderst als eben im münster gesegnet und
ausgeteilet werden.' XV., G. .[Gegen das Behextsein
der Kühe] brannte er gewicht b., brannt die zu äschen,
gab irs zue lecken.' um 1520, L Hexenproz. .Als man
am palmtag mit grosser prozess uf den hof gieng und
dem herren zu lob mit grosser andacht schoss den b.'
1524, Edlib. Einer hat Einem [im April, um Ostern]
einen ,b.' aus der Hand gerissen. 1525, Absch. ,Die
[Pensioner] sygind heim kummen, habind ir bälmlin
geschossen, und hab sy nieman gemögen widrum hin-
der sich zu denen knechten bringen, die sy vormalen
habend hinweg gefüert.' Zwingli. .Junge maitlin, so
uf der gassen ir kindesche kurzwil tribend, umb den
p. singende.' Kessl. ,I)ie palmstuden, so an dem palm-
tag gesegnet (gewichte palmen), sind nit allein kreftig
für tüfelsche gespenst, sunder och alle ungewitter,
donder, hagel. platzregen ze vertriben, so die ange-
zündt und der roch dem wetter entgegen schlacht.'
ebd. ,Sy sölti iren [der behexten Kuh] gwicht salz
und gesegnoten b. ingeben.' 1544, L Hexenproz. Siehe
noch Palm-Esel (Bd I 520). — 2. a) f. Stechpalme.
Schweiz. Idiotikon IV.
Hex aqu. VO; Gr; <i; Tu; ZO. (doch nur von der
stachellosen Abart, auch Edel-J'. genannt). Syn. 7>.-
Torn. .Stechend palmen, die rote beerlin tragend wie
kirse; die andern werdend hoch mit minder dornen
an blättern, die zeucht man auf von lusts wegen.'
KGesn. 1542. .Hat in einer Eintümpfi einen March-
stein gesehen, mit Bromen, Dornen und B-en ver-
wachsen.' 1701. Z. S. noch Sprissen-Holz (Bd II 1261
Anm.). — b) Palm II, Buchs. Buxus semp. Dürh. —
c) Zweige der Weisstanne Gr ObS. — d) Zweige der
Sahl- oder Palmweide mit Kätzchen dran, Sal. capr.
oder praecox Gr. — o. m.. Weihnachtsbaum ThEscM-
kofen f. — 4. m., Kräuterbüschel, worin auch Frauen-
Blüemli, Epilob. hirs.. zu Ehren der Maria an Maria
Himmelfahrt in der Kirche eingesegnet AaWj-1.
Mhd. bahne, palme in. und f. in Bed. 1. Urspr. Bezeich-
nung der orientalischen Palme, dann aber auf die als Ersatz
derselben dienenden Pflanzeu(-Reiser) Ubertr., im Mittelalter
zunächst auf die darum so genannte Palmweide (s. 2 d), die
von allen Weidenarten zuerst blüht. Zur Sitte des , Palmeu-
schiessens' am Palmsonntag vgl. Lexer II 199. Zu 3. Als
Weihnachtsbaum wurde früher auch die Stechpalme benutzt;
vgl. den Eingang von Hebels Gedicht .Noch eine Frage.'
Evi-Palmen: gem. Sevenbaum, Junip. Sab. Aa
Bb., Leibst, (f.). Nach Rochh. Gl. und Br. II 127 auch
der Buchsstrauch : .Vorzugsweise von ihr pflückt sich
die Knabenschaft die Palmsträusse, steckt sie auf hohe
Stangen, trägt sie am Palmsonntage zur Kirche und
lässt sie einsegnen. Alsdann verteilt der Ortspriester
solche von ihm geweihte Ästlein eigens den versam-
melten Gemeinderäten, die sie feierlich in der Kirche
herumtragen und damit Christi Einzug in Jerusalem
sinnbildlich wiederholen.' , Sevenbaum. sevenpalmen,
sabina herba aut frutex potius.' KGesn. 1542. ,Seffe-
balmen.' XVII., B Arzneib. — Prane"-: = Balmen 4
AaZ. Syn. Chruter-Buschlen. — Geiss-: Abart von
Hex aqu. mit stachellosen Blättern GSa.; ScHwMa. —
Stech-: = Bahnen 2 a Aa; Bs; B; VOj Sch; Th; ZO.
N. N. habe , einen Stechpalmen' auf seinem Hütlein
getragen. 1529, Strickl., Akt. ,Die beere vom stäch-
palmen.' Vogelb. 1557.
balme": im Walde für den Palmsonntag Palm-
zweige holen W. Gä" balmu".
„Bellmite", Bällm- n.: Lusthans auf einer ein-
zelnen Anhöhe U."
Bilme" f.: Schlamm, Moor PA1. — Vgl. it. melma.
Bnlme", P-: = Bulleren (Sp. 1185). .Nachdem die
geronnene Milch durcheinander gerührt und erwärmt
wird, entsteht nach den Gesetzen der anziehenden
Kräfte eine weisse, elastische Masse (man nennt sie
Buldern, Buhne, in der engadiner romanischen Sprache
Puonna), die sich zu Boden setzt.' Gr Sammler 1811,
370. — Mit dem syn. montaf. bolmn zum Folg.
Pulment n.: , Speise, deren sich die Bewohner
der rbätischen Alpen anstatt des Brotes bedienen.
Sie bereiten es also: Sie nehmen rauhes Mehl und
Salz, schütten warmes Wasser hinzu, seigen dasselbe
durch ein grobes Tuch, lassen das Wasser abtriefen,
und was im Tuch zurückbleibt, ist P.' GSGrcner
1760. II 71. — Lat. pulmentum, Zukost, Speise, rätorom.
pl. pulmaintJ), Milcherzeugnisse, Molken.
Pol]»: Polyp; s. Lampen 2 (Bd III 1270).
1210
Hals— hnls. Balscb bnlsoll. Halst — bulst
1220
Bals buls.
Balsam (Bahetn Bs; B) m.: 1. ätherische (meist
ölige) Substanz zu Heilzwecken, a) aus verschiedenen
Bestandteilen künstlich hergestellt. Acmeanger, Dics-
hachferJ-B., Spir. lavand. comp, oder Tinct. benzoes
comp. B; Z. Vgl. B.-Chrdmer (Bd 111 81.5). Türggische
B., Ungu. plumb. Z. — b) Nardenöl. Spica Xardi. ,Pas
gemein Volk bei uns nennet das Spickenöl einfaltigk-
lich B.' JRLandesb. 16U8. — 2. Pflanzenname, schmal-
blättriger Lavendel. Lavandula Bs; GT.; Z.
Glider-: Rosmaringeist oder -öl, Spir. oder Ungu.
Rosm. comp. Z. — Gnade"-: Tinct. benzoes comp. Z.
— Chindli-: Spir. apopl. B. — Magnet-: = Gli-
der-B. Z. — Nerve"-: = dem Vor. Z. — Röt-busch-:
Spir. lavand. comp. Z. — Samariter-: Bernsteinöl,
Ol. sueini Z. — Wund-, Wunder-: = Gnaden- oder
Röt-busch-B. Z.
ver -baisamen: einbalsamieren. 1475, Deutsche
Volksb. (Ptc. .verbalsamot'); Morgant 1530 (einmal
Ptc. .verbalmsamet'); Haimoxsk. 1531.
ver-balsamieren: = dem Vor. 1475, Deutsche
Volksb. (.verbalsymieren'); AKlingl. 1691.
Balsemine", in B Behumlne": Pflanzenname.
1. Gartenbalsamine. Imp. bals. AABb.; B; Th. -
2. Salbei, Salvia Bs.
helse": häutig und heftig bellen, husten AALeer.
— «-Abt. zu bellen wie mhd. gelten zu gellen.
Bilse". P- m. B (in Hk. f.). Bilsem. Hegetschw.,
Bülse; -em. Dürb. : = Bilsem-Chrüt (Bd III 904). Nach
der Sage rief einmal ein Zwerg: Bilse", Bilse", nieme"
will-se: wüsstet-der, irie guet [heilkräftig] gt war,
würd-se he" Brueder dem andere" ge" BHk. S. noch
B.-Sämen. — Mint, btUe f.
I'als AaF., Ke.; B; Th; Z. Putz, B-, bzw. Polz,
B- I AaKu., Leer., L.; Ar (lt Tobl. in H., I., M. 6S,
in K. ö'); Bs (P^ulz, auch Phuls); BBr., G.; L; GRh.;
S; Ndw; ZO., W. — PI. mit üml. Ap; BG.; G — m. :
wie nhd. Jmdm de" P. griffe", eig. (auch in obsc. S.)
und bildl. 1) Jmdn ausforschen AaF., Ke., prüfen L.
— 2) ,Jmdm gefällig sich verhalten' Ndw. .Der Bolz,
der Bolz geht ganz gemach , auh weh und ach ! •
Lied 1712.
Mhd. pul» ml.. aus dem Lat. Über den Aul. ist aus den
Angaben nicht immer klug zu werden, da sich der Eiufluss
des nhd. Schriftbildes geltend macht; B- ist bezeugt für Aa
Leer.; Btw.: I,; G; ZO. Die Form PuU ist der Entlehnung
aus der Schriftspr. verdächtig. In der ä. Spr. erscheint das
W. auch als Fem.: .Pulsus arteriarum, die pulss, die lang-
sam oder gemach schlagt.' Fris. ; Mal. .Schlag ihm [das
Tüchlein] umb die Puls.' XYI1./XYIII., Arzneib. ; daneben
einmal: .über die Bolz.' .Hie Puls.' .K'Weissenb. 1701.
biilse": 1. (in BR. p-) stossen, sehlagen BO.; L
(Ineichen). Spec. = holen 3 (Sp. 1180) BR. — 2. hüls?"
AALeer., Z.; Bs (Spreng); B (neben p-); „VO;" Sch
Merish.. st. (p-); „Z'Pfäff., biüze* „Bs;" B (neben p-);
GRMal. ; ZO., anhaltend und heftig, stossweise husten.
Die Frau häd die ganz Nacht i" am Stack 'hülset Sch
Merish. .Tussire, husten, pulsen.' Fris.; Mal. (auch
.pülscheir). — 3. pulse*, wackertrinken ZZoll.f (fam.).
Die händ Ei"s 'pulst. /.wo Mass p. wie Btt.i .
Zu 1. Am nächsten steht die Anna! einer Entlehnung
aus lat. -it. pulmre, rätorom. pulttr (frz. potuier). Doch lässt
sich eben so gut an eine Weiterbildung von dem Stamme
bot-, hnl- denken, der in biflai und seiner Sippe, billigen nsw.
vorliegt. 2 kann aus 1 Qbertr. »ein, wenn es nicht ehm.
ganz davon zu trennen ist und eine Weiterbildung zu mhd.
Men, bellen, darstellt.
zer-bülse": (mit einem Hammer) zerschlagen,
zerschmettern BO.
Bülse" AaZ.. Bühe" GRMal.; L — m.: trockener,
heftiger Husten.
Bülser Bs (Spreng); B, P- B; „VO;" SchSL; „Z",
Bülzer „Bs;" B — m.: 1. Huster, Lungensüchtiger Bs
(Spreng). — 2. = Bülsen. aaOO.
bülse re", p-: Frequ. zu hülsen :> AASt.; B.
Bülsi „VO; Z\ Bühi Bs; „B;" Gr (Tsch.); G
— m.: 1. = Bülser 1 Bs; B; VO; Z. - 2. = Bülser 2
Bs; „B; VO;" Gr; G; „Z."
Bnlsclie". P- (in GrD. auch Bultsche") f.: vier-
eckige lederne Tasche, worin der Hirt sein Mittag-
essen, Käse, Brot und ,Schmalzbüchse' mit sich trägt;
an manchen Orten von der Gemeinde dem Hirten ge-
liefert GrD., Pr., Sch.; s. auch Bühl. I 111. Er nümt
doch en grausige" Häufe" in die P. GrScIi. 7h der P.
[habe er] noch en Bitz Spis und Schnaps. GFient
1898. P., P., chünd-dich! Am Morge*d bist-mer liebi,
am Äbe'd bist en Hünti, sagen die Hirten, weil Mor-
gens, wenn sie mit der Herde ausziehen, der Speise-
ranzen voll, Abends aber schlaff und mager ist wie
eine Hündin, die eben geworfen hat GrD.
Aus rätorom. bulscha, it. bolgia; etym. identisch mit
Bulgen (Sp. 1213).
in-bulsche": einsacken GrScIi. Hut bulschet-er
wider ci"s In, der U'fiäd, sagt etwa ein geiziges Weib,
wenn ihr ein armes Hirtlein zu tief ins Brot schneidet.
Pulscherun m.: Päderast. ,[Der Wirt] erzelt, wie
im ein dieb ze Meilan3 zugerett, er wer ein p. [.das
ist ein Sodomit. welcher Man mit Man sündiget.'
Rt'vs.].' 1414, L Ratsb.
pulscherunen: Päderastie treiben. Syn. florenzen
(Bd I 1206). ,Als er [der Wirt] verlümdet ist, daz ze
Meylan beschaeh pulscherunet' 1414, L Ratsb.
Span, bujarron, puerorum conenbitor, frz. bougeronner, cnm
pucris rem habere, zu mlat. bulgarue, pwdico |I>u fanget.
Vgl. auch, mit neuer Latinisier ung: ,\'os viri Romani et
Italici estis macarelli sive busurones (viri sodomitte)', Worte,
die nach dem Bericht FHemmerlins ein Bürger von Konstanz
einem hohen romischen Geistlichen entgegen schlenderte.
BReber 1S4G, 59.
Bolster, P- (in ZKn. auch Bölster) n. : wie nhd.
Polster, allg. Bausch, Wulst AALeer.; ZKn. De'' hat
e* B., von einem Fettleibigen Bs; Th; Z. .Die palster
der kameelen.' Z Bibel 1548; ,das strauw oder hast.'
1531; ,der Sattel.' 1667. ,Diser krab hat auf der
schalen ein rauche wollen und pulster.' Fischb. 1563.
S. noch Hoger (Bd II 1065), Chüssi (Bd III 530).
Mhd. bolster, balster, ahd. bohtar. Hieher viel], der Fa-
milienname ,Joh. Balster von Winterthur.' 1344. Bökttrli
LH.: Z; 1522, ZSchlatt. Im BBUtaii, Name eines Heim-
wesens ZWthur. Jlolniere", Ortsn. ZSeen (.Bolsterberg.' am
1300, .Bolstran.' um 1400).
bolsterigß)- Th; Z). in Z auch pölsterig: wulstig
wie ein Polster; sperrig, steif, ungeschmeidig AADeger-
felden, Z.; L; Tu; Z. Syn. bollig (Sp. 1174). B-s Zug.
1221
ßalst- bukt. I'.ült bull. Balis
-bnltscli. Ualw linhv. üiilz— bulz
1222
c" 6. Chleid. Das sind aber polsterig Strumpf, si
trucke'd Ein i* de* Schuchnen ine". En pölsterige'
Brief, der, schlecht gefaltet, .sperrig im Umschlag liegt.
Bulstere", P- : Pflanzenname. 1. a) Huflattich,
Tussilago GlS. — b) Pestwurz, Petasites Gl. ,Ein
klettenart mit grossen und breiten runden blättern,
gleich wie ein breiter huot; pestilenzkraut, bulstern:
petasites herba.' KGesn. 1542. — 2. breitblättriger
Rohrkolben, Typha lauf. Gl.
Zu 1. Die Eiusender geben Tussilagn iiml Petasites vulg.
an, womit möglicherweise die selbe Pflanze. Tussilago Peta-
sites, d. i. unser 1 b, geuieiut ist. Zu 2. Die Kolben weiden
zum Ausstopfen von Kissen verwendet.
Gc-ptilster: zerkleinertes Bietgras, Heu, Stroh
GrL.
Bali — bult.
Balthasar: I. Bdlteser Blnnertk.; TuSitterd., Bal-
tis(s) See; TaNnssb., Pfyn; ZO., S., Baldas GiiMalix,
Balzer Aa; BsSiss., Stdt, Zunzg.; GrO.; LBallw.; Z
Hombr., „Bälzer BGr.; Li:.; W\ Balz Aa; Bs (Spreng)';
B„Gr.", Ha., Rüedersw.; Gl; L ; GO., We.; SchwE.; Sj
Uw; UAnderm. ; W (Gen. Balzuu Zermatt); Zg, Balz
GlK.; GRhPr.; LStdt; GBuchs, Bälzel „BGr.; LE.",
Ha.; SchwE.; ,f, Balzi BsAllschw.; BHa.; ,Gr;"
L; SchwE. (P-;, Thal; „W, Bälzi Aa; Bs; BO. (Belzi);
L; SchwE., Bahli AaWoIiI. ; BBüedersw.; Gl; L;
UwE.; ZBachs, Bähli Gl, Baheli UwE., Bäheli L;
SchwE., Bald Aa; GRMalix; „S;" ZZoll.f, „Balte F",
Bahli GRMalix, Seiners; G; S, Bald GRSehiers, Bdlis(s)
„Sch;" THSteckb.; ZBegensb., Sth., Weiach, BäUs Ap
Wald, Ms GRMalix, Bali GW.; Scu (auch -«-); Z
Benken, Personenname, 's Balisse* Hanniss, Johannes
G., Nachkomme eines Balthasar G. XIX., ZSth. .Bal-
thasar Keller, Ploderbalisse".' ebd. Der alt Bah, von
einem Gespenst. Aa Schulmeister 1887, 2. Insbes.
a) Name eines der drei Könige. Chasper, Bleicher und
Baltis! wenn d'-mer Oppis gibst, so b'halt-ich's ZO., S.
S. noch Melchior (Sp. 198). — b) Bah, Name des
sagenhaften Knechtes auf dem Schafselbsanft, dessen
Bücksichtslosigkeit gegen eine alte Frau die Ver-
schüttung der Alp zur Folge hatte Gl. — 2. Balz,
Name des Henkers. ,Wil du nit bist ein Bidermann,
dem Meister Balz tust taugen.' 1653, Tobl., Volksl.
— 3. Bahli, Spitzbube, schlechter Kerl AiWohl.
Von altem Belegen für den Personennamen mögen noch
erwähnt werden: ,Baltas(s)ar.' XV., Deutsche Volksb. (Bel-
sazar); 1531, Z; Salat (Belsazar). .Baltasser.' 1530. ZSth.
, Baisar, Baiser.' 1552. Ndw. ,Balzli Schuider [aus dein BO.].'
1528, Strick). .Balz Widmer.' 1653, AaW'ett. Klosterarch.
Viel!, auch: .Palziliu.' 970, Z. Als Familienname: BaltatarL,
Baitimer ZWiudlach, .Baldisscr.' 1680, ThAad.. .Balzer' B:
1760, Ndw. BaltU ThAad.; ZElgg, ,PaIz.' 1525/31, ZRingw.,
BaZrfi B. In Ortsnamen: llahe'-Mos BHnttw. ; ZWiesend.
(-.)/<!»), -JBüel ZHinw., -Berg BSi., -Wü AaByken, .Baltens-
Wil' Aa; Z. Hieher auch (wenn nicht eher zu Paul; s. Sp.
1158): .Balis-Haus' BErisw.. Ballü-Wü EDUdingeu.
Bälto, P-: Paletot Bs; B; Tu; Z. .Früher trugen
die Männer den Täschenroek, jetzt wird der Tschopen
und der Palto vorgezogen.' AmHerd.
I'olta f.: Schmutz, Pfütze PAL - It. poüa, Brei;
Tgl. das Folg.
poltig: beschmutzt PAL
ver-poltige": beschmutzen PA1.
Pull, l'olt in.: Maisbrei GRÜhur, He., Landqu., I'r..
ÜVatz; PAL Vgl. Gr Sammler 1781, 103.
Flax-: Brei aus Leinsamen als Umschlag PAL
— I ' 13-: Reisbrei (jRChur. Landqu. — Türgge"-:
Maisbrei, in Wasser gesotten GrCIiih-, He., Pr. Eine
Art Maisriaden, doch nur an der Oberfläche fest GrO.
— Kätorom. /mit, zu lat. pnU, -Iti«.
]ioltsclien: Jiudm einen leichten Schlag versetzen,
spec. beim Jugendspiel Biiu)-schlahen (s. d.) GRMastrils.
UVatz.
Pöltsch m.: 1. (auch Nuss-P.) = Bol VI (Sp. 1176)
GO., W., We. — 2. derb für Kopf GWe. Syn. Bölli
(Sp. 117G).
Balw bulw.
biihven, Ptc. 'bülwet: bellen GrV. Der Esel hei
g'jachet, der Hund 'bülwet, d' Cliatze" g'mäwet.
Balz — bulz.
S. auch bah — buh.
„Balz m.: Vorderseite des Heustockes W."
balze": 1. „act., das Heu aufstapeln W." -
2. Einen handgreiflich plagen, im Scherze herum-
zerren G. — ume"-: sich mit Etwas herumschleppen;
spec, eine Speise mit Mühe warm halten SchSL (Sulger).
Vgl. ahd. balz, coma. cirrus; mhd. balzer, Schopf, Zopf.
baizieren, das Haar in einen Schopf zswickelu. Es lässt sich
an eine Weiterbildung des Stammes ball-, wie er in Ballen
vorliegt, denken; sicher scheint dies für balzen 2 und umen-b. .
vgl. umen-baUtn (Sp. 1152/3). Unverständlich ist: .Drales.
baltzer.' Ebinger 1438.
biilzele": unredliche Machenschaften treiben, bes.
von Beamten LG. (Feierabend). — Abi. von Balz (unter
Baltlumar 3).
Bälzeli : Pflanzennanie, Katzenpfötchen, Antenn.
dioica GlOIjsL — Viell. Dim. zu Balz (s. Balthasar).
Be'lz. P-: 1. wie nhd. Pelz. allg. Gelegentlich
auch von der Haut des Viehes: Der Euerme" hät-ene*
brav ii f d' Pelz 'dängelet. MLienert. Mit formelhafter
Häufung: mit Hut, Här und B. Gl. Bes. in zahl-
reichen RAA., z. T. mit scher zh. Bez. auf die mensch-
liche Haut. .Wo weder hut noch har guot ist, da wyrt
nymmer kein guoter b. uss.' Zielt 1521; ähnl. GGotth.
1599. S. auch lassen (Bd III 1395). ,Man soll nicht
Läuse in den B. setzen: die sonst böser Art sind,
nicht noch mehr verbösern.' Hospin. 1683; ähnlich
Denzl. 1677; 1716; s. auch Lüs (Bd III 1451). .Pen
B. anderer Leute bletzen und den seinen die Läuse
fressen lassen', sich mehr um fremde Geschäfte als
um die eigenen kümmern Bs (Spreng). ,Prope adest,
quuru alieno more vivendum est mihi, es ist die zeit
nach vorhanden, dass ich einen anderen b. wird müssen
anlegen, das ist, dass ich muss ein ander weis zu
laben an mich nemmen.' Fris. ,Du hast noch deinen
alten b. an, du hast noch deine alte haut, du behaltest
noch deine alte sitten und dein alte wys und gewon-
heit, veterem pelliculam retines.' Mal. .Den alten B.
widerum anlegen, seine vorige Unart wideruru an sich
122
Balz, beiz. bilz. holz, bulz
1224
nehmen. Ein andern B. anlegen, änderst werden, sich
bessern.' Hospi.n. 1083; ähnlich Denzl. 1(377; 1716.
,Es ist, als wenn man einer Sau einen B. anlege, cro-
coton feli addis; nihil apud hunc lautum, nihil ele-
gans; non est eo lutum lutulentius.- ebd.; ähnlich bei
Denzl. Eim de" B. (c)erlese", mit Einem ins Gericht
gulien, Einen tadeln Aa; Z. ,Man solle dem unruhigen
Schultheiss Bünzli in Walistatt den P. wohl erstauben.'
Zwingli 1529. .Körnend den puren hinder den p. ze
flohen', giengeu mit ihnen scharf ins Gericht. Sicher
1531. ,Den Spitzbuben kann keine Obrigkeit hindern
P. kommen.' UBragger 1780. Eint der B. läse", wa-
sche", Einen tüchtig zausen, ihm derb die Meinung
sagen BsStdt. ,Sich bessern wie der b. vom weschen.'
NMan. Der Totengräber Eglin solle vor Rat beschickt
und ihm .der b. wol erwäschen werden, umb dass
er die lüt nit düf genuog vergrabt.' 1540. Scn Chr.
.Eim den b. wol erwäschen, reprehensare.' Fris. ; Mal.
Si hdnd-em de" B. g'chlopfet, haben ihn durchgeprü-
gelt L. Eim Ei"s (oder Eini) nf der B. brenne" Bs.
Eim itf ''e" B. brünne", Einen in seiner Seele, an
seiner Ehre verletzen B (Zyro). Den B. chere", in
Zorn geraten GrL. .Es ist letzer als ein B., plane
inepte, pnepostere hoc actum; conversa est rei natura.'
Hospin. 1ö83; Weiteres s. unter Utz (Bd III 1549).
Er het en P. [Bausch] 'trunlce", äas-em der Xar nid
g'frürt. Sprww. 1869. — 2. übertr. auf Pelzähnliches.
a) mit Jacquardmaschine hergestellter Vorhangstoff Ap.
- b) von dichtem Haarwuchs. De'' hat en B.'. Aa;
Bs; Tu; Z. Eim bim B. ne" B (Zyro). Auch: struppiges
Haar Aa. — c) Dim., pudenda Bs; ZStdt. Syn. Pelz-
Chappen (Bd III 392). Hieher wohl die unter Bäh
(Sp. 915) angeführte RA. — d) Schimmeldecke auf
festen Körpern oder Flüssigkeiten Aa; Bs (Spreng);
B (Zyro); GA.; Z; „allg." Syn. Bart. ,Fracescere,
faulen, von feule ein b. überkommen.' Fris. .Schim-
licht werden oder einen B. überkommen', von der
Erde in Blumentöpfen. JCSulzer 1772. Decke, die
sich (beim Erkalten) auf stehenden Flüssigkeiten
bildet, bes. auf Milch oder Milchkaffee B; GA., Sa.;
Tu; Z. Auch = Nidel 1 (Sp. 072) Aa; B; GA., Rh.;
Th; Z; in BHa. auch tautologisch Belz-Xidh". E"
ticki Milch mues" en B. ha", im Gegs. zur rahmloser
sauren ZS. Überzug, wie er bei Entzündungen auf
der Schleimhaut sich bildet. .Welcher die Bräune in
der Wunden so heftig gehabt, dass man ihm gleich-
sam als ein Haut oder B. habe können darvon ziehen,
nicht änderst, als wie man bisweilen einem, welchen
die Bräune im Hals heftig hat verbrennt, ein Haut
ab der Zungen ziehen kann.' FWübz 1634. .Den ver-
derbten Flammen. Haut oder B., wie du es nennen
willt, hinweg zu fressen.' ebd. — e) stachlige Hülle
der Kastanie. St dütschi'd d' Igel [s. Dd I 149] »/'-
me" Stei" und findi'd i" den Pelzen inne" goldgelbi
Chestene", zwo bis drei LHorw. — 3. nichtsnutziger
Bursche Ndw.
Mlid. InltUJ, U-h. Betr. dun Aul. gilt das in der Anni.
zu l'nh Bemerkte; die echte MA. dürfte Überall B- haben.
Zur Qual, des Voc vgl. Beitr. XI 495. XII 549. Die RA.
en /'. trinke* erinnert an gr.-jon. S-iop^aaeaü'ai, sieh be-
rauschen, eig. sich einen Panzer anziehen. Bed. 3 hat sich
zunächst in Zss. wie I'ul-lt. oder in entsprechenden attr.
Verbind imgen_entwickelt; vgl. auch Balg.
Viech-Belz. ,Es hat der fürst ein kleid an mit
\. gefiltert.' Joh.Wetzel 1583. — Vgl. fiel e b (Bd i
643) und A um. dazu, wo die Form mit ie auch aus Ueuzl.
belegt ist.
Fül-: 1. Faulpelz Bs; B; L; Tu; Z. De" F. ha",
auf der faulen Haut liegen ZStall. .Dass ihnen nit
faulbelzer [1. -beizen Vj auf den hals geladen werden.'
1297, ZWthur Stadtb. (Geilf.). ,Die liederlichen Ful-
belzen habend si in Pfützen geworfen.' JJRüeger 1000.
,Die Faulbeizen haben allzeit Feirtag (wie man im
Sprichwort sagt), auch an den Werktagen.' Spleiss
1667; Nov. Vest. L692. S. noch Lueder 6 b (Bd III
1104). — 2. Name einer Häusergruppe in BRychigen.
— fül- beize": „auf der trägen Haut liegen" B; Tu; Z.
— Fül-belzerei Th; Z. ,Der Faulbelzerei ergeben,
zu zart, die Hand in den Teig zu stossen.' JWirz 1650.
Chuz-: 1. Chüz-B. L; S, Chüz-B. EBerom.
(RBrandst.), (Hermelin-)Pelz der Chorherren, ein Teil
ihrer offiziellen Tracht; an dessen Stelle früher ein
Ziegen- oder Schafsfell. .Ein Kuzbelz (almucium).'
1604, L. — 2. „Kutz-P., amasia."
Zu 1 vgl. Chuz 7 (Bd III 602); mhd. kutxmäntdin (Lexer
I 1806). 2 ist scherzh. Übertragung.
Nacht-. , Ein schöner N.' um 1600, Z luv. ,Für
einen N.' Bs Taxordn. 1646. ,1m Hause ersetzte den
Rock ein schöner N.' XVI., Z (Taschcnb. 1879, 77).
— Quäl-: Quälgeist BO. — Sau-: unflätige Person
Ap. — Schafs-: Scheltwort AaF., Ke. — Trüffi-:
Schimpfn. Der Grössgrind, der Tr. JCWeissenb. 1701.
beize", p- (Ptc. 'bete(e)t Aa; B; L; GSa.; Ndw,
'beizt ScuwE.; UwE.): 1. als Abi. von Beiz. A. im
eig. S. 1. intr., sich mit einem Beiz (in Bed. 2 d)
überziehen B; GSa. D' Milch, der Wi" beizet. — 2. tr.
a) mit Pelz überziehen. ,Der am Zunfthaus stehende
Bär neu gebeizet und repariert.' 1728, G Ratsprot.
— b) den Pelz abziehen, enthäuten, schinden, z. B.
Hasen, „auch Kartoffeln VOj Sch;" L. [Der Schinder]
beklagt sich, dass die Beute alles Vieh, welches ab-
gehe, auch ,belzen', und begehrt, dass man ihn bei den
Rechten und Schriften schirme. 1708, übw (AKüchler
1895). — B. übertr. 1. a) Einem den Garaus machen,
„töten (in humoristischer Sprache) VO; Sch." —
b) „Einen bezwingen, Meister werden über Einen Z."
— c) Eini p., coneumbere cum aliqua SchwE. —
2. a) Einen schlagen, tüchtig durchprügeln Bs (Spreng);
BSi. ; L; U. ,Ich gieng Nachts nie weg, ohne eine
Pistole im Sack nachzutragen; wäre auch einstens
bald tüchtig gepelzt worden, wenn ich nicht nach dem
Grundsatz gehandelt hätte: wit rum ß'scliut: gi'd alt
Chriegslüt.' JCLohbauer 1864. — b) Einen oder Etwas
wie einen Pelz herumschlagen, unzart herumzerren;
Einen (mit Aufträgen) hin und her jagen B (Zyro).
Auch intr., sich herum balgen, von jungen Burschen,
ebd. — c) (eine Speise) im Mül omme" b., ohne rechten
Appetit im Munde herum wälzen Ap. — 3. Einen (z.B.
mit Steinen, Schneebällen) bewerfen BÜ. (Steine, den
Ball) werfen BsStdt; BÜ. — 4. „Einen schmähen mit
Schimpf- und Scheltworten L", schelten, tadeln Uw.
,Wie sie einander b. tören.' NMan. .Scheltend und
beizend, wie üch gelust!' ebd. ■ — 5. sich Etwas auf
unerlaubte Weise aneignen SchwE. — 6. Etwas (z. B.
eine Arbeit, eine Last) bewältigen. Er het 's 'betet
AAFisib., Mönth. Insbes., mit Stumpf und Stiel auf-
essen, austrinken; auch intr., viel und gierig essen
oder trinken AaBIj., Ku.. Zein.; Bs; BBr.; L; ScuwE..
Muo.; S; .deglutire, devorare.1 Id. B. Die Gummel
und dttS Scliirnu"< han-ich 'pelzt bi Bat; )i))d Stil.
1225
Balz, heiz, bilz, holz, bulz
1226
MLiknekt. D" Meisteme* stellt e" Chntushel voll Milch-
mues uf ''e* Tisch und löt-is derbl i" der Feistcri.
, Was isch, wei'-mer-se p.?' seit dernurh der Pauk zite-
vier i" 's Ör. BWyss 1863. „Zechen, in Saus und
Braus leben L." Juble" und p. und Gehl vertäfle".
Machaki (L). — 7. sich wild, ausgelassen benehmen,
lärmen, streiten L. ,L>er bapst, der ist ein Jäger, li i it.
gyn hund die beizend wyt und fert.' XVI., Z Lied.
Unpers.. lärmend, wild zugehen L. Das hed (ei"s)
'pelzet! von einem Streit, einer Rauferei udgl. Das
beht da inne"! Auch vom Wetter, stürmen und regnen
L (Ineichen). — 8. unverdrossen drauf los arbeiten,
sich abrackern, mit dem Nbbegriff der Unverständig-
keit L. Z' Nacht nock b. müesse*. JRoos 1892. Euserein
muess schaffe" und p. bi Frost und Hitz. Ich lö"-dich
schön lo" machen und p.: 's Hüsli und d' Sach wird
de"" einist mi's. JBEgli 1871. — II. in die Rinde
pfropfen AAZein.; BsLangenbr. ,B., zweigen, inserere.'
Denzl. 1677; 1716. ,B., pfropfen.' Zwinger 1696.
, Zweigen, welches auch pfropfen, impfen, b. genennt
wird.' JCSclzer 1772. S. auch blüter-b.
Zu I. Zur Bed. -Entwicklung vgl. balgen, ferner engl, lo
pelt, werfen, schlagen, neben pelt, Pelz, Haut. In dem Beleg
aus einem Z Lied des XVI. (unter 7) ist /<. möglicherweise
als Weiterbildung von bitten aufzufassen. Zu II. Mhd. beizen,
ahd. behau, zu prov. empeüar, mlat. (im)pell(i)tare.
ab-: 1. = beizen I B 2 a UwE. Syn. abschwarten.
— 2. Einen scharf abfertigen Aa. — ab hin appe"-:
gierig hinunterschlingen SchwMuo. — üf-: 1. Eim
e" Schneballe" »., anwerfen BsStdt. Vgl. üf-brennen,
■sahen. — 2. gierig aufessen Aa. Si händ alli eusi
Biren üfbelzt. — ume"-: prassen L. — an-: Einen
tadelnd anfahren Nüw. — ane0-. Eim Ei"s ct., eine
Ohrfeige versetzen Aa. — er-: durchprügeln. .[Et-
liche Weiber haben] den anschlug gmacht, dass si
im den tegen abgurten und in darnach wol erheizen
weitend.' Vad. Refl., sich mit Einem herumschlagen.
.Demnach und er [der Abt] sich mit uns in grossem
kosten erbelzot hat.' Vad. — üs-: 1. mit Pelz aus-
füttern AaZ. — 2. den Pelz, die Haut abziehen,
schinden; auch schälen, z.B. Kartoffeln Aa; Bs; „VO;
Sch;" UwE.; W. ,Wann der Meister [Schinder] ein
Pferd tut ausheizen.' 1792, AAKlingn. Tageb. Ver-
allgemeinert: von einem Gegenstand gewisse äussere
Teile entfernen, z. B. von gefällten Bäumen die Äste
oder die Rinde; dann übh. Etwas aus dem Rohen
arbeiten, z. B. Steine bei der Steinhauerarbeit BR.
Syn. üs-handlen (Bd II 1403). — 3. „Einen rein aus-
plündern", ihm Alles nehmen (z. B. von Knaben im
Spiel Bs), ihn bankerott machen Aa; Bs; VO; „Sch;" Z.
Syn. its-hülschen (Bd II 1216). ,Dass du den eigenen
Vater verläugnest und auspelzest.' Ndw Kai. 1889.
„(Als Neutr.) Bankerott spielen, d. h. Einem den Pelz
abziehen oder denselben verlieren LG." — 4. Einen
betrügen ThMüIHi. — 5. völlig aufessen, austrinken,
mit dem Nbbegriff des Gierigen Aa; BsStdt; „VO;
Sch." — 6. durchprügeln Bs; UwE. Syn. üs-schwarten.
— 7. einen nassen Ball üs-b., so lange auf die Erde
werfen, bis er trocken geworden ist BsStdt. — 8. Einen
beschimpfen, ausschelten UwE.; W; „Z", durchnehmen,
durchhecheln Z (Spillm.). — ver-: 1. bewältigen;
spec. austrinken AAWynenth. Si händ 's Most ver-
heizt. — 2. vergeuden, verprassen L, vertrinken Aa
Leer. — 3. durchprügeln Aa. G'hörig verpelzet und
üsa'chlopfet werde". AGysi 1881. — 4. (mit Steinen,
Schneebällen) bewerfen BsStdt. — ■ .V zerreissen Aa
Zein. In Unordnung bringen L. Eim 's Bett v. —
bläter-: vaccinieren. XVIII., Z. Vgl. Z Blätter für
GesundheitspH. 1873, 210. — z'säminc"-: gierig auf-
essen Bs. Syn. z's.-hauwen, (Bd II 1811). — dure"-:
gehörig durchprügeln Aa; Bs. — (e")weg-: gierig
verschlingen SchwMuo. Der häd die Süff'i e"iveg' \ielzt.
— zue-: verstärktes beizen IBS L.
Stein-Pelze" f.: Steinschleuder, bestehend aus
einem Stäbchen, in dessen eines, gespaltenes Ende der
zu schleudernde Stein gesteckt wird BR.
Beizer m. .Unsere kürsiner oder b.' Tiere. 1563.
Hut-: Obstsorte. 1770, ZW.
gebelzet. Pelzeti Hut, harte, schwielige Haut
an den Pusssohlen, wie sie vom Barfussgehen ent-
steht ZO.
u"- pelzt: übertr., ungehobelt, ungeschliffen
ScnwE. Der Rosschuecht, e" rücher, n"pelzter Kärli.
MLienert 1891.
Belzi m. : Einer, der gern mit Steinen usw.
wirft BO.
Belzi f.: Verweis, Zurechtweisung W. Einem
en B. g'e". Syn. Seihuri.
Stci"-Pelzi: = St.-Pelzen BR.
beizig, p-: 1. schimmlig „L;" Sch. — 2. „spiess-
bürgerlich, philisterhaft THKreuzl. (mit Bezug auf die
Bewohner von Konstanz)."
belzi". ,Das beize Kleid ohn Blegi mit schwar-
zem Überzug.' XVII., Mise. Tig. .Leinins, Wullins,
Belzis.' JCNageli 1738. S. noch Gr. WB. VII 1535.
Bolz II Aa; Ar; B (in G., R. P-); „VO;" Gl; GkPi\
(in Bed. 9); L; GSev.; Sch; S; TuTäg.; Ndw; Z (im
0. auch P-), Bolze" AALeer.; BsStdt (doch s. 1 a); BR.
(Polze"); GrPi\ (in Bed. 2 b) — PI. Bolz BG.; Z,
Bolze" ZBauma(lt vereinzelter Angabe), Limm. — Dim.
Bolzli — m.: 1. a) Pfeil für Armbrust oder Bogen
AALeer.; BsStdt; B (Zyro); Sch St.; Z. Holzpfeil
ohne Spitze, womit die Knaben nach Lehmscheiben
schiessen Ndw. Insbes. aber der primitive, gew. aus
einer Schindel geschnitzte Pfeil, der bei dem unter
bolz-jagen (Bd III 18) beschriebenen Knabenspiel ver-
wendet wird Ap; Gl; TurTäg.; Ndw; ZSth. En Bolz
ab-lä". Bolz Schüsse" Ar. ,Es sol ain yetlicher schütz
sin geschriben [mit besonderm Zeichen versehenen]
bolz schiessen, der mit unsers geschworn schribers
band beschriben sige.' G Gesellenschiessen 1485; ähn-
lich 1488, S Wochenbl. 1845. ,Sagitt;e pennigerae, ge-
tiderte pfeil oder bolz. Sagittas aptare nervo, den
bolz auflegen.' Fris. ,Die bolz, filii arcus.' LLav.
1582. ,Ich schiess ihn mit meim Pfeil und Polz.'
GGotth. 1619. Über den Brauch der Z Bogenschützen,
die verschossenen , Bolze oder Pfeile' über die Limmat
nach dem Schneggen zurückzuziehen, vgl. JMüller,
Altert. X 12. S. auch Fluschen (Bd I 1236), ferner
vRodt 1831, 44. RAA. Bliebe", gend d' Bolzen ine"!
strengt euch an, macht vorwärts ZLimm.; urspr. vom
Zurückreichen der verschossenen Bolzen, ,0b es dar-
zuo kam, dass abt oder die sinen uns rechts nit er-
lassen, [dass] wir dan die rechten bolz uss dem kodier
ziechen mochtend', d. h. gerüstet wären. Vad. .Alles
zu Bolzen drehen, Morao satisfacere, resecare ad vi-
vum.' Denzl. 1677; 1716. ,Wir sind doch auch wie
andre Menschen; man kann nicht Alles zu Bolzen
dräyen [nicht von Jedem das Höchste verlangen]; wir
1227
Balz, beiz, bilz. bolz, lmlz
iL1'.1*
werden niemal keine Engel oder Heilige werden.'
JJUlr. 1727. ,Es wäre besser getan, wenn man die
hartscheinende Worte und Reden den miltern Weg
ausdeuten und nicht Alles zu Bolzen drähen [von der
schlimmsten Seite auflassen] wurde/ JJUlr. -Haug
1781. Typisch für etwas Gerades. G'rad wie-n-e*
Bohl BsStdt. Stö* wie-n-e* Bolz, wie-n-e* Bölzli AaZ.
.Aufrecht, wie-n-e Bolz!' 1743, L Spiel. Vgl. bole-
gerad (üf). — b) meist dim., „Zwecke, am Kopf mit
einem Büschelchen zerzauster Leinwand versehen,
durch das Blaserohr geschossen" B; „VO;" Gl; L.
— 2. a) = Gül (Bd II 222) GSev.; ZZoll. — b) 4—5"
langes Hölzchen, ein Teil des unter Chlepfen 1 f
(s. Bd III 677) beschriebenen Spielzeugs GkPi\ —
c) junges Pflanzenschoss, Hanfstengel, der auf zwei
Gerteuböckchen gelegt und mittelst einer gegen ihn
losgelassenen Schnellgerte pfeilartig in die Luft hinaus
geschnellt wird, ein Frühlingsspiel der Kinder Aa.
Dazu der Reim: Grüener Bolz, fair i* 's Bolz, far i" 's
obere" Bedke* Bus [usw.]; s. Rochh. 1857, 119. —
3. als Teil einer Wage, a) das Zünglein Ap; THTäg.
- b) der pfeilähnliche, hölzerne Stab an der Schnell-
wage, woran das Gewicht aufgehängt wird, der Wage-
balken Bü. ; vgl. Bolz- Wäg. Nach einer vereinzelten
Angabe in BR. das Gewicht selbst. — 4. Senkblei
ScuSt. (Sulger). — 5. in der Zimmermannssprache,
Haupt-, Stützbalken, der senkrecht auf einem Quer-
balken steht B; L; „Sch;" Ndw. Stützblock Ap; ,bei
Aufführung von Gebäuden steht er zuerst statt der
Mauer' (TTobl.). — 6. ein Gerät des Metzgers. ,l)ie
Getueind sol ihm [dem Metzger] geben den Bolz und
die Welen [zum Aufwinden des getöteten Tieres] und
die Düren in ihren Costen machen lassen.' 1666, Scb
Schi. Urk. — 7. ,der Bolz in der Hüft [des Menschen].'
1'Wlrz 1634; s. Gr. WB. II 235. — 8. meist dim..
membrum virile B (Ammenspr.). — 9. jeder pfeil-
schnell in gerader Richtung sich bewegende Körper
GRpr. En Bolz Sehne, eine kleine Lawine; en Bolz
Erde, ein Erdschlipf. In letzterm S. oft auch allein
stehend: Da und da ist en Bolz üsgebrochen.
Amhd. bolz, mhd. auch Lolze, iu Bed. 1 a. Viell. mit
Bülz(en) zu einer Wurzel, deren örundbed. .liervorschiessen,
-stossen' gewesen zu sein scheint; s. Anm. zu Bülz(en)-
Vogel-Bolz. .Diese vögel [Regenpfeifer] sol man
fahen. so man schwäre und bleyene vögelbölz über
sy in luft schüsset.' Vögele. 1557. — Schütte"-:
Schlittendeichsel; sie läuft hinten in zwei Arme aus,
an denen Ringe angebracht sind, mittels deren sie an
den Kufen befestigt wird SThierst. — Wäg-. ,Waag-
balk, waagbolz, scapus.' Nov. Vesi. 1692.
bolze": 1. = bolz-jagen (Bd III 18) Gl; THTäg.;
ZSth. — 2. durch Abwägen den Schwerpunkt des bei 1
verwendeten Schindelpfeils bestimmen, behufs An-
bringung der Kerbe, in welche der am Ende der
Schnur befindliche kleine Knebel oder Knoten ein-
greifen soll Th. - - 3. mit einem Bolz (i. S. v. 5)
unterstützen Ndw (Zimmermannsspr.).
under-: 1. = bolzen 3 Ap. E* Bus onderb. —
2. bildl., mit Acc. P., Jmds Urteil durch unerlaubte,
geheime Machinationen beeinflussen? ,In aller rechts-
hemllcn anfang kain ding böser i>t, dann wan man
sich emblözt und dem Widersacher zuo verston gibt,
mit was gegenwer man sich behelfen wel; dan er sich
denjweg daruf wol besinnen mag. und wo man arg-
wiinig [verdächtige] lichter hat, dieselben wo] under-
bulzen und infüeren, dass unversechner sachen nit
wol geschechen und man vor pratiken dester sicherer
sin mag.' Vau. 111 451.
Bolzer in. Der ,B.' hatte die ,Zeine' (Pfeilschäfte)
zu befiedern. Bs XIV. Dafür .bolz-, bölzmacher.' 1531,
Strickl. III 258.
bolzis. Nur in der Verbindung b. und gerad,
bolzgerade GRKüblis.
bölzle": 1. = bolzen 1 Ap; TiiSteckb. — 2. einen
Boh (i. S. v. 1 b) durchs Blaserohr schiessen Gl. —
3. = gülen (Bd II 222) ZZoll.
bölzli"gen: Adv., „pfeilgerade, senkrecht;" ,per-
pendicalariter.' Id. B. „Das Pferd ist b. aufgestanden,
hat sich auf die Hinterfüsse gestellt." Der Länge
nach kopfüber [z. B. ins Wasser stürzen] B (Zyro).
Bolz III: verächtliche Bezeichnung eines Menschen.
,Die Bolzen in der Stadt', d. s. die Stadtleute als Fein-
schmecker F (lt Ndw Volksbl.). In der ä. Spr. nur in
Verbindung mit Adj. .Ists [das Pfaffenkind] ein mann,
so lasst man in an etlichen orten zuo gheinem eer-
lichen handwerk kummen, dannen er gezwungen wirf,
dass er ein unnützer b. wirf Zwingli. Sonst gevf.
.trunkner B.' .Diser unser sun ist ein schleinmer und
trunkner b.' 1531, II. Mos.; = .ein sauffer.' 1548.
, Trunkner b., vinibibus.' Mal. .[Man] gibts im, dem
trunknen b., ze trinken.' XVII., B Arzncib. ,Wer
weisst nicht, wie die liederlichen, vertrunknen Pölz
gemeinlich leichtfertige, schampare Reden treiben ?'
JWirz 1650. ,Vertrunkne Pölz, die sich mit Wein
überladen.' ebd. .Ein trunkener B.' FWyss 1672. —
Trunken-B.: Trunkenbold. .Diser tr.' Vad. ,Wuo-
cherer, todschläger, trunkenbölz, verlogen männer.'
HBüll. 1572. .Die Trunkenbölz und Weinschleuch
berauben die Ihrigen der Nahrungsmitlen.' B Mand.
1661; ebenso B Sittenmand. 1716. — Wäg-: Wag-
hals. .Dann myne Herren schrybend mir nüt und
land mich ouch nüt wüssen; darum so bedarf ich inen
ouch nüt ze schryben, dann ich hör wol, das wir
waagbolz sind.' 1476. Brief HWaldmanns.
Vgl. Gr. WB. II 2-29. 235, wornach volksetymologische
Entstellung aus .Bold' (s. Bold Sp. 1202) anzunehmen wäre.
Das W, findet sich auch in Eigennamen. Boh, Zuname einer
Familie iu ZZoll. (seit 1596), Familienname. XVI.. AaZof.
.Ueinricus Bölzli.' 1436, Z Urk. ,Zuo Jacklin Bolzen seligen.'
um 1395, Gl Urk. ,Des Bolzen güeter; des Bolzen tobel.'
Vad. .Jakob Oderbolz.' 1499, GStdt. Wüdboh, Familienn. B.
In Flurnamen: .Bolzeubuck' ZBachs, .-Ried' BsBubend,
BüTz(e°): 1. (Balz, P- m.) mit Blut gefüllter Schaf-
roagen, als Gericht GO., Sa. Etschen e* ehrischlene
Bülz, wie men-en albigs g'macht bat, 'hiss g'rad g'süfzgct
lnil vu* Scltmützigi und üspüsst mit Grübe* und gansi
Himpfili Schnittlächt <tn* und Peterli, Mässarü* und
Chilche'seppli. Prophet 1855. We passen die süre*
Schnitz (oder Oj> feischnitz) zum-ene* B.l auch in all-
gemeinerm S. von einer unpassenden Zusammenstel-
lung GSa. — 2. ,So es [das Bisamtier] in die braust
kunipt, so blast sich sein büken oder hautseckel bei
dem nabel auf.' Tierb. 1563. — 3. (Büke* m. Spreng,
f. AAFri.; Bs; SG., Thierst, Zuchw. — Dim. Bülzi)
kleine Anschwellung, harte Geschwulst auf der Haut,
z.B. infolge eines Insektenstichs; kleine Erhöhung
iibh., auch auf Tuch udgl. aaOO. Warze AAZein.
,[Die Missgeburt] hatte kein Nasen und anstatt der-
selbigen waren zwei Pülzlin, wie Erbs.' JGross 1624.
1220
Biilz buk. Hain Imni
1230
,1650. Den 28. Juni ist ein Kin.l gobohren, das hatt
an beiden Händen sechs Finger, anstatt einer Nasen
zwei Pülzlin, ist aber, nachdem es getauft, gestorben.'
BosSH.-Goldschm. .Damit salb das Angesicht und die
l'ülzli und Flackern' XVII.. B Arzneib.
Eines Stammes mitnl. iuft, Buckel, Anschwellung, Knoten
auf der Haut, bvlten, stossen; mnil. Indtc, Hügel, Haufe;
Matratze, amhd. buhen, hervor stossen, -quellen, sich hervor-
drängen: vgl. auch .auspolzen.' Gr. WB. I 925 und Schm. -
Fr. I 39Ü.
B ü 1 z 1 i ° g in. : faustgrosser runder Stein, dgl. im
Flussgeschiebe und Strassensehotter häufig vorkommen
GWidnau.
Bam, bem, bim. boin, buin, bzw. bamiii usw.
Vgl. auch die Gruppe bamb usw.
ha in in: Schallwort. Nachahmung des Tons einer
grössern Glocke Bs; Sch; Th; Z. Meist im Ablaut-
spiel: a) himm-bamm Bs; B; Sch; Th; Z. Los, es macht
6.-6..' zu einem kleinen Kinde. Bimm-bamm, Glogge"-
stang, 's Wasser lauft i" 's Schwöbe"land, Kinderreim
Sch; uTh. Bimm-bamm in /loribus; chumm, mer irend
i* d' Haselnuss usw. Zg. — b) bumm-bamm B. —
c) bimm-bamm-bumm, Nachahmung eines Geläutes von
drei Glocken Bs; B; Th ; Z.
„Bomm-bamm BO.", Bumm-bamm B (Zyro),
Bimm-bammeli B, Bimm-bämmeli (neben -bämbeli) Z
— n.: 1. Geläute, Glocke in der Kdspr. aaOO. Auch
„Kirche: Du muest mit - mer z' Born -bam, sagt die
Mutter zu ihrem Kinde BO." — 2. Bimm-bamm, -bam-
meli n., Uhr in der Kdspr. BSchw. Syn. Ti-ta.
bämm: nur in dem das Glockengeläute nach-
ahmenden Ablautspiel: bimm-bämmf-bumm) Z, bimm-
bämm-bSläm! ZZoll. Bimm-bämm, Glogge"baum Z
(Volksreim). Mit Bimm-bämm werden auch die Schwin-
gungen eines hangenden Gegenstandes begleitet AABb.;
ZO., s.
bamm-bamm: aus und fertig, nicht(s) mehr (da),
in der Kdspr. L; SOlten. 's ist 6.-6., z.B. zu einem
Kinde, das nach Etwas vergeblich sucht. Wenn ein
Kind aufgegessen hat, sagt es mit entsprechender Ge-
bärde: Nüftjme (nie), 6.-6..' 's ist, cha"" si", im G'eld-
seckeli 6.-6. fg'si'J. JBHäffl. 1813.
Wahrsch. zum Vor., also eig. Nachahmung der verklingen-
den Glocke; vgl. '* hat g' schellet, es ist aus.
Bammerli: kleines Hackmesser TnBischofszell. —
Verstümmelt aus Band-Messerli (Sp. 462).
bammele" I: flache Steinchen oder Scherben so
über die Oberfläche eines Wassers schleudern, dass
sie wiederholt abwechselnd das Wasser berühren und
wieder aufhüpfen, über dasselbe hin tanzen U; Zg.
Ein weit verbreitetes Spiel, von der Jugend oft als
Wettspiel getrieben; „Derjenige, dessen Wurf die
meisten Sprünge bildet, hat gewonnen."
Zugehörigkeit zu (dem unsern MAA'. allerdings völlig
fremden) ,Bamme, Bäuvme', mit Butter bestrichene Brot-
schnitte, scheint, ausser Frage; in Deutschland heisst das
• Spiel auch ausdrücklich .Butterbämme streichen, Butterbrot
schmieren' usw. Vgl. auch br&tlen, ferner FStanb, Das Brot
105/7.
bammele" II: nach Fusssckweiss riechen, übh.
übelriechend ausdünsten LBeroin.
Nicht bestätigt. Viel], zu Vämmeli |s. BamMi), so dass
dir eig. Hill, .iwili dem betr. Fische riechen' wäre.
bäum: (meist verbunden mit bimm oder bttmm)
Schallwort, Nachahmung des verklingenden Tons einer
grössern Glocke Th; Z.
Bum-baum: Lallwort, Rahm auf gekochter Milch
ZSeegräb. Mutter, gib mir de" B.!
Baum, bzw. Boum Aa; Bs; B; Gl; GrD., Spl., Val. ;
L; GMs; Sch; Schw; S; Uw; Zg ; Z, Bonn BBr., Boin
BHa., Böm Ap; GrAv., D., Landqu.,Mai.,Pr.,Rh.,Sch.;
GSev., Ta., W.; ScHSt.; Th; WV.; ZBenk., Sth., Bin,,
GrCIiui', He. — PI. Bäum, bzw. Born, Dim. Bäumli,
bzw. Bömli, Bitmli — in. : im Wesentlichen wie nhd.
1. a) der B. nach seinen natürlichen Eigenschaften,
seiner Höhe, Stärke usw. ,Es sol ouch kein fraw mit
keiner wösch über den bach nit gon, unz das die sunn
eins boumbs hoch uf gat.' AAWett. Offn. In Ver-
gleichen : Waxe" wie en junge1' B. BHa. Er ist en Ma""
wie en B. Ap, wie B. LG., ein baumstarker, bzw.
grosser Mensch. Im gleichen S.: en B. Z. E b'hüet-is
der Himmel! was bist du nit für ne" B. worde"! B
Einigen (C. de Clermont). B. übh. von etwas gewaltig
Grossem GrPi\ En B.-Kärli; s. Bd III 462. Hiezu
B. als 1. Teil in verstärkenden adj. Zss. : Baumleids
[sehr schlechtes] Wetter Gl, der baumrüebigst [ruhigste]
Mensch Gr. — b) in KAA. und Sprww. 's ist Tcen B.,
er ist z'erst e" Rüetli g'si". Schwzd. (G). Alti Bäum
sind bös [schwer] z' chrümme". Ineichen. ,Man muss
den B. biegen, weil er jung ist, und die Sach nicht
sparen auf ein Alter.' HKeller 1729. .Etliche Bäum,
wann sie gestückt, so wachsen sie allermeist.' Lin-
dinner 1733. ,Dat veniam corvis, vexat censura co-
lumbas, man steigt nur die minderen Bäumlin, an die
grossen wil sich Niemands wagen.' JMüller 1665. Ab
tröwwen [drohen] fahl kein B., mit blossen Worten
ist Nichts getan BR. ,Man spricht, kein bäum fall
von eim streich.' Ruef 1540. ,Wo ein B. fallt, da
list der gemeine Mann die Spön auf.' Linmnner 1733.
,Wie grösser der B., wie schwerer der Fall.' Ineichen.
Wie (oder wo) der B. fallt, se (bzw. da) llt-er, nach dem
Tode ist keine Busse mehr möglich Z; Sprww. 1824.
,Der unerbittliche Tod, der lasst dich nimmer gehn;
wie du gestanden bist, so muest du förter stehn. Der
B. ligt, wie er fallt. Der arme [verworfene] Mensch
desgleichen : stirbt er in Sünden weg, zur Höllen
muess er weichen.' R. u. CMey. 1650. ,üen Baum zum
Ast geben (müssen).' Sprww. 1824, 57. , Einen B. um-
ziehen', Etwas Unmögliches leisten. .Und ob er meint
mit recht [auf dem Prozesswege] z' entfliehen, so muoss
er gwüss ein boum umziehen.' HBitll. 1533. Uf-eme"
B., uf de" Bäume" fobe") g'u-achse" si", niedriger oder
dunkler Herkunft sein Sch; Z. Ich bi" dann amig
auch noch nid uff-eme" B. obe" g' wachse"; welrhe"iceg
tarf-ich noch säge", wo-n-i'h her sei. JMev. 1866 (Sch).
.Sie [die Räte] sind auch nit uff den Büumen ge-
wachsen, sy sind nit ohngfehrd dahar kommen, sonder
sy sind die höchste Gaab Gottes.' JJBrf.it. 1640. Auf
die geistigen Fähigkeiten bezogen: Er meint, d' Men-
sche" icachsi'd uf de" Bömtne", betrachtet und behandelt
in seiner vermeintlichen Gescheitheit alle Andern als
dumm und einfältig ScHSt. Meinst öppe", ich seig uf de"
Bömtne" g'wachse", so dumm. Derartiges zu glauben V ebd.
1231
Rani,
1232
De" B. dnif i/o" lö", es flott geben, ohne zu sparen, nain.
vom Essen Sch. 's mag-si** wol verlide; da'-mer de" B.
drüf gü" löud und e" grössi Freud händ (Übers, von
Lukas XV 32). Dial. (ScHSt.). Weiteres s. Sprww. L824,
305. S. auch Bob (Sp.915). - c) der B. im Spiel. De'B.
stütze" (in B auch stelle"), sich kopfüber auf die Hände
stellen BO. ; SchwMuo.; UwE. B. wechsle", Bäumli
tusche", auch trag 's vom Baum = nhd. ,die Bäumchen
verwechseln', Spiel, wobei jedes spielende Kind seinen
B. besetzt hält, bis auf Eines, das dann bei dem ra-
schen Baumwechsel der Übrigen einen frei gewordenen
B. zu erhaschen sucht B; Syn. Vögeli (lüg üs (Bd I
091). — d) in Glauben und Brauch. Der B. gilt dem
Volk als lebendes Wesen und wird zu dem Leben des
Menschen in mannigfache Beziehung gesetzt. In Aä; Z
wird in der Geburtsstunde eines Kindes ein Bäumchen
gepflanzt, dessen Gedeihen dasjenige des Kindes ent-
spricht; vgl. Rochh. 1857, 284 ff. und Epfel-, Lebens-B.
.Einem ieden, so erst an die gmeind gehet, solle auf-
erleget werden, zween fruchtbare bäume auf das ge-
meindwerch oder allment zu pflanzen, auch selbige,
bis sie erwachsen und vor dem vych sicher sein, zu
ratsammen.' 1703, ZHöngg Holzordn.; ähnlich XVII.;
XV1IL, ZZoll. Jeder Bürger, der sich verheiratet,
soll im Gemeindeland einen B. setzen ZZoll. f, er soll
,ihn jedes Jahr vorweisen und pflegen, bis der B.
erwachsen ist, sonst bekommt er keinen Anteil am
Gemeinobst.' 1754, ZElgg (KHauser 1895). , Wer unter
dem Gugenhard auf dem Gemeingut einen B. setzt, soll
dessen Früchte sein Lebenlang niessen; nach seinem
Absterben fällt aber der B. der Gemeinde zu.' 1770,
ebd. Ähnlich 1697, Bs Rq. II 238. Abgegangene Bäume
müssen sofort durch neue ersetzt werden ZZoll. Um
die Fruchtbarkeit eines Baumes zu befördern, wird er
am Sylvestertag, während es Vesper läutet, mit einer
Weide umwunden ZRafz; Weiteres s. u. Wih-Nacht
(Sp. 660), ferner Chirs-B. Vereinzelt erhalten Bäume
sogar Namen : so heisst eine Riesentanne in GiiVal.
Näne" [Grossmutter; vgl. die alt Grössmueter Sp. 592],
ein alter Apfelbaum in ZZoll. Battli; s. Batten-Epfel
(Bd I 374). Auf Bäume werden Krankheiten über-
tragen. ,/anwehe zu vertreiben. Ximb einen issigen
Nagel und grübli den Zan, schlage in in einen B.,
kehr dich gägen Sonenaufgang, es wird bald besser
werden.' BSi. Arzneib. ,Gegen Zahnweh soll man Haar
in einen B. verbohren; dann kommt es nicht wieder,
bis der B. umgehauen wird.' ebd. .Ein ausgerissener
hohler Zahn, gegen Sonnenaufgang in einen hohlen
B. geschlagen, erhält die übrigen Zähne gesund' Z
Horgenerberg. Durch zauberische Manipulationen an
Bäumen können Menschen geschädigt, selbst getötet
werden; vgl. darüber Nagel (Sp. 685); HZahler 1898,
33 f.; Arch. f. Volksk. II 270. Eine Erinnerung an
den Weltbaum (vgl. den aisl. Yggdrasill) scheint das
Nachtgebet zu bewahren: Im Himmel, im Himmel,
dert ist en heilige'' B.: well Gott, dass-mer hingecht
nüt Böses träum! JSenn 1864. Unter Bäumen wurden
Heiligenbilder aufgestellt: ,Man fieng an alle bilder
und bildstock, so hin und her uf den Strassen, under
den boinmen ufgericht und angenagelt, abbrechen und
zerstören.' Kessl. B. als Grenzzeichen des Stadtbanns
s. Lach (Bd III 998 ff), Lach-, Melw-B., ferner Ochs
V 377; JRWyss 1815, 82. — e) in mehr oder weniger
gelegentlicher, spec. Verwendung a) vom frachttragen-
den B. im Gegs. zu den übrigen Laubbäumen und
zum Nadelbaum 1! (Zyro); Th; ZA., S. D' Born er-
liaicc", die Obstbäume znrückschnoiden Th; ZS.
Under d' Böm gäm, (unbefugter Weise) Obst auflesen
Th; ZS. Vgl. Baum-Ast (Bd I 575), -Garten (Bd II
436), -Chris (Bd III 854), bäumig, bäumin, ferner
berenä, berhaft. — ß) vom Weihnachtsbaum Bs; B;
Tu ; Z ; vgl. Sp. 659. De" B. z'wegmache", richte",
rüste". Eim Öppis under de" B. legge", Jmdm Etwas
zur Weihnacht, bzw. zu Neujahr schenken BsL.; Z.
Oft geradezu = Weihnachtsbescherung Bs; Z. Hand
ir der B. am heiligen Abe'd oder a" der Wienacht:'
BsStdt; B; Z. Arne" Bäumli si",. einer Weihnachtsbe-
scherung beiwohnen Z. — 2. a) gefällter und ent-
ästeter Baumstamm GrD. Dünnes Sägeholz GSev.
.Säger, für einen Baum zu Thülen [Dielen] zu schnei-
den, für den Schnitt...' Bs Taxordn. 1646. Abschnitt
eines Baumstammes von 18 — 20' Länge GrPt. ; ZZoll.
Klotz von etwa 3' Länge GrD. Vgl. Grotzen-, Stä-
Baum und s. auch Chripf (Bd III 845). — b) der
Länge nach zersägter Baumstamm. E" B. Lade", Ge-
sammtheit der aus einem Baumstamm gesägten Bretter
AaF., Ke. ; B; Z. ,Umb ein boum laden zu der weg-
same am Capellenberg.' 1500, B Ausgabeposten. ,Umb
zwen boum laden zum brunnen, derglychen zue der
schür im walmen zue bruchen.' 1574, ZGrün. ,Ein
B. Dihlen zahlt zu Land.. .' XVIIL, Bs Zollordn. —
c) Balken BO.; SchwMuo. ,Und vielen die vigende in
das wasser und enthuoben sich uf dien böumen [der
eingestürzten Brücke] und hölzern, wo si mochten.'
Just. Balken, bzw. Stange zu verschiedenen Zwecken,
doch mehr nur gelegentlich statt der entsprechenden
Zss. da, wo die spec. Bed. sich aus der Situation er-
gibt; so z.B. a) der einzelne Balken in der Block-
wand GrPi\; GSa. In die G'ic'ett, zioüscheH zwei Bümm,
wa sch' vorhen d's Mies usser g'kräblet heind g'han.
GFient 1898. — ß) Deckenbalken GrA. — y) Mast-
baum ThRoiii. — 8) Längsbalken am Wagen. ,Für
einen B. in den Karren 10 Kr.' Muster 1797 (L).
- e) Längsbalken an der Egge. .Alle [Eggen] kom-
men darin mit einander überein, dass ihr Geripp aus
sechs Bäumen besteht, davon die zwei Seiten- oder
Ortbäume zwei Schuh länger als die vier mittleren
sind.' Z Anl. 1772. — Q .Trottbaum' B (Zyro); SchSL;
Th; Z. jPrototropuin, wein vom ersten vorschutz oder
grad ab der rennen, ee und der bäum daraufkomme.'
Fris. ; Mal. — nj) Weberbaum, hölzerne Walze von
5—6 Zoll Dicke, Länge entsprechend der Webstuhl-
breite Z; vgl. Baum-Nagel (Sp. 688), ferner Brust-,
Schleik-, Titech-, Zettel-Baum. — 3. (in GRSpl. Plur.
tant.) Sarg ÄALeer.; Ap; B; Gl; GrD., Pr., Spl., Val.;
GSa., Sev., W.; ZO. Vgl. GFient 1898, 114/5. Im
["schlag soll e" Ma"" und e" Frau ume'cho" [ge-
spensten], die dert es unzltigs China vergrabe" hei"
us Git, wil si im kes Bäumli hei" möge" la" mache".
Gotth. ,Und sol ob dem boume, so er geleit wird,
einer ein hoch sin, und were, daz nie boumen danne
eine in ein grab geleit wird, so sol von dem obersten
einer ein hoch sin an das ertrych. Und were, daz in
ein grab me danne ein boum geleit wirt, so sol man
bi erst den rechten Ion geben, und swaz me boumen
in wirt geleit, da sol man von ieglicher lieh den halben
teil geben, als vor gesezet ist.' 1316, Z Katserk. ,[Es
war bisher Gewohnheit] wenn man Jemand gevolget
hat, daz denne einen Borne in das Hus, da die Leiche
was. getragen und den dargestellt hat und die leidigen
12.93
l'.ani. bem, bim, bi
1 ■_':'.!
Lüto morncndens, so mau der Persouen volgen sollte,
vor der Tür gestanden, si ze clagende.' 1611, Bs Chr.
1779. .[Kin jugendlicher Dieb] ist ander dem wasser
gefüert [geschwemmt] bis ander die häsren zum hnss
zur sunnen und usgezogen, das er vom nachrichter
für tod geben und darüber in den boum geleit.' 1470,
L Ratsb. Eine Frau von Erlach bestimmt: .Und sol
man mich an boum in das grab legen'; ein Anderer
ordnet an, dass man ihm nicht mehr denn vier Kerzen
auf den B. stellen solle. 1472, B; vgl. B Taschenb.
1872, 210. 212. ,Als Herr Ruodolf ouch hinzu gangen
und hat in den boum geluogt, da sol er [der Leichnam]
angefangen haben bluoten.- 147.j/:is. ÄIEsterm. 1875.
,Do Hess Valentin den todten lyb nemen und legen
in ein hüpschen boum.' Zielt 1521. ,Bald hatt sich
ain staine grab erzogt [erzeigt], alldarinn ainen bom
fanden, darin die gebain gelegen.- Kessl. .Wenn Einer
bei Lebzeiten die Kirche mit einem '/a fl. begäbet, so
soll man ihm an seiner Gräbt das Kreuz auf den Baum
stellen.' 1508, Obw (AKüchler 1895). .[Taxe:] Von
einem menschen, in einem bäume zu begraben 4 bz.,
von einem alten menschen, sonst zu begraben 3 bz.,
von einem jungen menschen 2 bz.' 1585, Aa (Ölhafen
1840). ,Dass man der Pestes halber keinen Uss-
burgem ald Diensten oder jungen Lüten Böm zuo
vergraben geben, sonder alleinig den Burgern. wel-
liche alt und betagt, ouch schwangern Wybern.' 1611,
NSenn, Tagebuch Schumi 1869. ,Wan sich Begreb-
nussen zutragend, sollend kein Gastungen darbei nit
gehalten werden, zu welcher Kirchen im Landt das
were; im Huss aber mag man wol denen, so hälfen
wachen, uswarten und Beum machen, nach Verschei-
dungen eines Menschen ein Suppen und ein Trunk
darzu geben.' 1646, GrD. LB. ,Die Gräber soll man
[in Pestzeiten] in die Tiefe richten, dass der obere
Baum siben Schuhe tief lige.' JHLav. 1668. ,Die Leich
in den Baum oder Sark legen.' ebd. Vgl. noch JB.-
Heber (Bd II 939), Baumer -Lön (Bd III 1291) und
nam. Töten-B. — 4. Bäumli, Pfianzenn. a) = Bäumli-
Chrüt 1 (s. Bd III 904) ZO., Wthur. - b) kriechender
Günsel, Ajuga rept. ZZoll. Vgl. noch Baum-Farn
(Bd 1 1018), -Mies (Sp. 468). — 5. der gross, der
chlei' B., Kreuz- und Schaufelbube in dem Karten-
spiel maischen II 1 b (Sp. 424) AiFri. Vgl. noch
Walchner, Musespenden 1848, 327.
Amhd. boum. Schreibungen mit -o- (für -ou-) sind in der
ä. Spr. nicht selten (so z.B. noch 1513, ZBiil.; 1531, Bs
Chr.; Bossh.-Goldschm.); doch ist schwer zu entscheiden,
inwieweit damit wirklich monophthongische Ansspr. bezeichnet
ist. — Über den Baumkultns s. nam. WMannhardt, Der
Baumkultus der Germanen ISTö. Zu der RA. (nid) uf de*
Baume' u' imtk" «j" (unter 1 b) vgl. Odyss. 19, 163: O'J
Y»? ältd äpuo; iaai 7iaXai<ydao'j cid' üno 7i£Tp7]S. 3 er-
innert an die Zeit, da ausgehöhlte Baumstämme als Särge
dienten; vgl. JGrimm, Gesch. d. d. Spr. 1-4 Anm. :!4fl Anm.;
Osenbr. 1SS1. 353 Anm. Zu 5 vgl. Woordenb. der Nederl.
Taal III 410. — Dass die (vielfach von den Römern einge-
rührte) Obstktiltur früher eine geringere Verbreitung hatte.
zeigen z. T. die ausdrücklichen Erwähnungen in Flurnamen.
'» Bäumli, Aussichtspunkt bei ZWthur. ,Yor Bäumlcnen'
bei AaSchinzn. ,Bauma', Dorf Z (dazu der Familienname
Baumei bzw. Bommer Th ; Z, in Z seit dem XIV. bezeugt),
.l'ndcr dem bomü.' 1322, Gl Urk. ,Zem ebratz [Eberhards?]
bom'. Flurname. 1371, LSemp. .Heinzmanu zum Büumen.'
1453, I.E. .Anderthalb Dienerten zu den drei Bäumen.'
1653, AaWett. Klosterarch. Lange'baum ZÜt. S. noch Anm.
zn B.-Gitrlm (Bd II 437).
Schweiz. Idiotikon rv.
E-Baum (nach andern Angaben a- oder «-):
hplieti BO. — Viell. unmittelbar an ahd. sbatoi anzuknfipfen
und daraus durch .volksetym. Anlehnung an .Baum' entstellt.
Abrahams-: = Schaf- Mül 2 b (s. Sp. 181). —
ibe--: Eibe AALeer. S. noch luen (Bd I 612/3).
Eich-: 1. Eiche. Tikrb. 1563. -- 2. Einbaum.
Eihg. Xationalkal. 1872, 73. .Schifflin, so man ein
E. nennet.' JLCvs. 1661. Vgl. auch Helv. Alm. 1850,
75. L»azu die Abi. eich -bäumig, -bäum in. ,Ein
c-es Schiff', Einbaum. .Dass er [der Fisch] an der
Lenge einein eichbeumigen Schiff zugerechnet wirdt.'
JLCvs. 1661. ,Ein eichbeumines Schilf.' ebd.
2 viell. bloss gelehrte, irrtümliche Rekonstruktion des
gesprocheneu Ei'-B. (s. d.), mit Rücksicht darauf, dass die
Einbäume meist aus Eichenholz verfertigt waren. Doch vgl.
das syn. schwed. elutock.
Efi-: = 8efi~B. Aa (Mühlb.). — Egel-: Elsbeer-
bauni, Sorbus tonn. AAZein. — Egge"- Th, Egte°-
Aa: Längsbalken der Egge. Vgl. Egten-Schit. —
Alle-: italienische Pappel BHaslib. — Alber- s. Al-
beren (Bd I 186) und Sar-B. ,Die Mark scheidet sich
bei einem gewissen grossen A. gegen dem Fahr.' 1675,
Hof Kriessern. — Ulmer- s. Ihn (Bd I 193). ,Ein
u., oriptelea, ulmus montana.' KGesn. 1542. .Schosse
von u. oder eschen.' Tierb. 1563.
Elze(r)n-: wahrsch. = Egel-B. , Reisset an dem
Charfreitag, vor der Sonnen Aufgang, oder am Wal-
purgis, ist der 1. Mai, oder Philippi Jakobi Tag etliche
Äste von Eltzern-Bänmen, samt der Blüte, stecket
dieselben über die Stalltür, ist auch köstlich gut für
böse Leute, Unholden und Zauberei.' Ross- v. Rind-
Arznei 1718. — elzen-bäumin. Das aus verschie-
denen Bestandteilen zusammengesetzte Schutzmittel
gegen Viehbehexung wird in ein Loch der Stall-
schwelle gelegt und dieses ,mit einem elzenbäumen
Holz zugeschlagen.' ZHorgen Zauberbuch.
Ammer- L, Ammere'-, Amerli- ZO., Ammeli- Z
Zoll., Ämli- THAad. : Sauerkirschbaum; s. Amarelle
(Bd I 214). Jmdn so innig umarmen, ,wie ein Kätzli
ein Emmerenbäumli' ZO. .[Ausgabe:] Ein süsser Em-
meribaum 25 ß.' 1800, Z Haushaltungsb. — ,In Ämmer-
baunien', Flurn. AaHottw.
Ei"-: kleiner Kahn, aus einem ausgehöhlten
Eichen- oder (bes. in neuerer Zeit) auch Tannen-
stamm bestehend, z. T. mit tannenen Seitenplanken,
zum Gebrauch der Frischer, seltener zur Beförderung
von Personen „AaH1.;° VO; ZS.f Die Stämme wur-
den im Christmonat (zur Vollmondzeit) geschlagen
und ausgehöhlt, im nächsten Frühjahr an der Sonne
getrocknet, mit Lindenbast gefüttert oder innen und
aussen mit Pech bestrichen und darauf ins Wasser
gebracht Zg. Näheres s. Z Anz. 1869, 33 ff.; 1873,
447 ff. 463 ff.; Mäder 1871, 68; Eidg. Nationalkal.
1872, 73; Liebenau 1897, 4. Lt Helv. Alman. 1803,
140 gab es noch im J. 1801 in Immensee nur Einbäume
zum Personentransport. Vgl. noch Gön (Bd II 330),
Gürben (Bd II 415), Gramen 3 (Bd II 782), Für-Hemd
(Bd II 1299), Chnecht 5 h (Bd IU 722), Netz- Chnecht
(Bd III 727), Bieten, Sehnorz, Strichen, Tili, Stotz-
Wand. — ein-bäumig. Nur in der Verbindung:
,einbäumig(es) Schiff', Einbaum. 1449, OßwSa. Urk.;
XVI., L Schiffmeisterbuch. '.An der lenge als ein ein-
biiumig schiff geschetzt.' DSchilling. ,Mit eibaumigen
Schiffen.' RCys.
Ans- Aa (lt Rochh.); „BO.", Tanz- Aa, „Aus-
IS
Ballt, bem. bim. bom. buttl
12S6
BO.", l's- I'.llk. (Anon. ad St.), „Baus- L", Jaus- B,
äs- BWimmis; Gl, äswt- ÜFrut., „0.; Obw", Asmi-
FJ.: „Tragbalken Obw, Querbalken L." ,Ein jedlicher
dorfmann, der ein haus bauwen wollte oder ab statt
setzen, mag drei asenbäume gewünnen und abschla-
chen in dem baan.' 1382, Gfd (U). Spec. a) „Lager-
balken einer hölzernen Brücke, der, auf den Wider-
lagern ruhend, von einem Ufer zum andern hinaus-
reicht, Streekbaum" B; Gl; Lj Syn. Fluschen (Bd I
1225), Ans-Hoh (Bd II 1249), Toll-B. ,Umb zween
asenboum 1 Ib.' 1375, B Stadtrechn. ,I)ie ansbounie
und die lenen ze machenne und die brügge ze er-
hebenne.' 1379, ebd. ,Und sol die brugg bedecket
geben mit laden und mit tansboumen.' 1406, Aa Rats-
man. ,Were aber, daz man ansboum legen wurde,
einen oder mer, darurob sol man ime taglön geben,
als vor bescheiden ist.' ebd. .Am fritag nach Galli
ist gerechnot mit dem von Hunwil, als er den bürgern
tansboum geben hatt, und sind ime gerechnot 19 bouiu,
ieder boum umb 6 ß.' 1407, ebd. .[Der Graf] leite
den ersten ansbounie über die brugge.' Jüst. ; vgl. B
Neuj. 1815, 16. ,Die Franzosen hatten die brücken
an der Treis ganz zerrissen und die joch, ansbum
und anders geschleipft.' 1511, F. ,15 pfd umb 5 eichen
zue ansböumen zur bruggen.' 1568, ZGrün. .Umb ein
eich zum ausbaum.' 1574, ebd. — b) Balken über
dem Herd zum Bäuchern oder Trocknen von Gegen-
ständen B; Obw (Rochh.). Vgl. Äsen, Asnen (Bd I
504), Asli-Stangen.
Mhd. finn-, enxboum, auch iistiihmim ; s. Lexer I 76. 566.
Nachtr. 35. 145. Vgl. auch Ten Doomkaat Koolman, Wörterb.
d. ostfries. Spr. 1 65; Arg. IV 163 ff. Die Formen Tanz-,
Diiun-B. euthalteu iu ihrem Anl. den verkannten Pluralart.;
Jaus-B. aus di Aus-B.? Das W. kommt auch als Eigenname
vor: ,Chuec,ht Asenbuuu.' 1315, GlUrk. .Walter Asenboum.'
1321, L" Alt. .Zum marchstein, der da stat uf Asseubaums
metteli.' 1541, BAarberg.
Epfel-, bzw. Opfel-Baum: 1. Apfelbaum, allg.
Wenn Eine'' 's Glück het, so chann-er amen 0. Chirsi
g'toinne" S (Sprw.). In der Geburtsstunde eines Knäb-
leins wird ein Apfelbaum, in der eines Mädchens
ein Birnbaum gepflanzt, dessen Wachstum mit dem-
jenigen des Kindes aufs engste verknüpft ist Aa
(Rochh. 1857, 284). Der Apfelbaum als Gerichtsstätte:
Stössige Urteile sollen zunächst nach Buochholz , unter
den Apfelbaum', d.h. in den Hof Wolfenschiessen, und
von da unter die .Esche' nach Engelberg gezogen
werden. XIV., WÖchsli 1891, 93. Als Grenze der
Vogtei AARudolfstetten wird der Apfelbaum zu Holen-
strass genannt, um 1300, Offn. — 2. Öpfelbäumli,
Geranium mit rundlichen Blättern SThierst.
Merkwürdig ist die auf falschem Analogieschluss be-
ruhende Schreibung .entfelbüm.' nach 1408, Aa Weist. '2 nach
d. in Hei iicli; vgl. Ep/d-Blatt.
,Hag-öpfel-: arbutus.' Mal.
Ar-: Hakenföhre, Abart der Bergföhre, Pinus
mont. var. uncinata ZAlbis. Syn. Archli ZKappel.
Wohl eig. Arb-B.i s. Arben (Bd I 421).
„Ures-: Wiesbaum [wofür das W. wahrseh. ver-
lesen ist] Srii." - Ort-: 1. Ortbalken (s. Mothes,
Baulex. III 479). ,Holz so vil sie zu diser newen
strass notwendig und mangelbar sind, es seie zu
bruggen, ortbäumen, brüglen und andenn.' 1566,
SchwE. Klosterarch. — 2. Seitenbalken an der Egge;
s. Baum 2 c s.
K>si<r-. .Das [Kohlenberger] Gericht wurde unter
freiem Himmel, am Schatten einer Linde und eines
grossen Baumes, den man E. nannte, gehalten.' Ochs.
Die Khus coriaria, die sonst E. heisst, kann hier nicht
gemeint sein, da sie bei uns nicht heimisch ist.
ls-: Balken zum Schutze einer Brücke gegen den
Eisgang G (GScherer). Syn. Is-Bock. .Verbuwen an
yshiimen an der brugg.' 1476, LHa. Rechnungsb. ,Von
etwas zügs gan Laupen ze füeren; ouch die ischböum
anzulegen.' 1500, B Stadtrechn. (es ist von einem
Brückenbau die Rede). — tse"-: roter Hartriegel,
Cornus sangu. Z. Vgl. Isen-Holz (Bd II 1250). —
Esch Osch-: Esche, Fraxin. exe. B. S. auch wachs-
münderig (Sp. 324).
Es chi-. ,Cinus. melboum vel eschiboum.' Ebingkr
1438. — ,Cinus' sehr wabrsch. verlesen für ,Ornus' uud
gemeint ist der wilde Yogelbeerbauin, Sorbus aueup. ; vgl.
Wüd-Esch (Bd I 568).
Oster -Bäumli: = Baum 4 a Zg. — Vogel-
Baum: Firstbalken SchwE., Muo., Rotent, aSchw;
UwStans; UBürglen, Erstfeld. Vgl. Vogel-Holz (Bd II
1250). — Füeg-: grosser, langer Hobel des Schrei-
ners, hauptsächlich aber des Küfers, zum Fliegen
(s. Bd I 702); Rauhbank AaFii.; Ar (in K. von dem
kleinern F.-Hobel ausdrücklich unterschieden); „B;"
L; S; Z. Syn. F.-Bloch. Er ist, im Gegs. zum Hobel,
festgemacht, und mit dem Brett, bzw. der Daube wird
darüber gefahren Z; in Aa gilt dies wenigstens vom
F. des Küfers. .[Ein Küfer sagt, sein Werkzeug sei
verhext] bsunder mit den füegbomen wolt im keiner
guot tuon.' um 1520, L Hexenproz. ,Der fuegb., grosser
hebel [1. .hobel'], runcina.' Mal.
Feder-füeg-: Hobel zur Herstellung des Falzes
beim .Kämmen' (s. chämben 4 Bd III 298) Z.
Der Einsender schreibt Fällt"-/., eiu Missverständniss,
welches sich daraus erklärt, dass das r nicht deutlich arti-
kuliert wird. Vgl. Ghämb-Hobel (Bd 11 946).
Ob-gent-f ü eg-: grosser Obgent-Hobel (s. Bd II
946) Z. — Hand-füeg-: = -Füei7-.B. Z. — An-schlag-
füeg-: = Federfiieg-B. Z. — Fall-, Fäll-: 1. schleu-
senartige Vorrichtung in einem Flusse. ,Fäl-B., Ca-
taracta.' Id. B. Eine gewisse Rolle spielt in Urkunden
des XV. / XVII. der F. in der Reuss bei AABremg.
Bremgarten wird beim Besitz der ,zwein vachen uff
dem velbom ob der brugg' geschützt. 1429, Argov.
Denen von Bremgarten wird aufgegeben, den .Fall-
baum' so zu legen, dass Luzern keinen Anlass zur
Klage habe. 1487. Absch. Boten der VI Orte haben
die Reuss befahren und darauf die Vögte von Baden
und von den freien Ämtern nach Bremgarten geschickt,
um dieses aufzufordern, den F. an seinem Wasser um
einen Schuh tiefer zu legen, da die Schiffahrt gefährdet
sei. 1504, ebd. 1538/9 verlangt Luzern auf Wunsch
der Feeren oder Schiffleute, dass der Fällbaum bei
Bremgarten, ,der zu hoch und eng sin solle, ze nidern
und ze witern' sei. Bremgarten liess ,daruf die nüw
seilen eins guoten gemünds oder halben schuochs
tieffer, dann die alt seilen gelegen ist, leggen.' Gegen
eine neue Veränderung des F. erhoben die Müller Ein-
sprache. 1544 erklärt der Rat von Br., seit 15 .fahren
habe man ,die Reuss oder den fellbaum' nicht .ge-
schwellt' oder .mit gedachtem fellbaum ganz und gar
einiche änderung ald Schwellung nit fürgenommen.'
16ii I, 1605 und 1658 wird wieder wegen des .Fel-
baums' oder des Baues einer Sehwelle verhandelt.
1237
Barn, lit'in. bim, bom, Imi
l-j::s
1690 beschwert sich Luzern .wegen Vermaehung und
Schwellung des Fellbaums in der Küss, wodurch nit
allein die freie Schilfert and Fischstrich völlig ver-
hindert, sondern auch das Begehren Luzerns verachtet
wird.' (Th. v. Liebenau). S. auch Schweizerbote 1826,
373b. — 2. Schlagbaum. Die Seekelmeister sollen mit
denen von Murten reden, dass sie die Kosten der
Wache ,und zum Fällbaum', die in verflossenen Kriegs-
zeiten gelaufen sind, tragen, weil sie in solchen Krie-
gen zur Wache verpflichtet sind. 1536, Absch.
Fül-: 1. l'flanzenn. a) Elsbeerbaum, Sorb. torm.
AaVüI.; SThierst; ZO. — b) Pfeifenstrauch, Philad.
coron. B. — c) Ahlkirscbe, Prun. päd. B. — ä)=Pulver-
Holz (Bd II 1256), Rhamn. frang. Hegetschw. —
e) = Nielen I 1 (s. Sp. 715). — 2. übertr. auf den
Menschen, Faulenzer. .Die müessig genden fulböum',
von Mönchen und Pfaffen. BossH.-Goldschm. ,So vil
fulböum und müessig gonder mästbüch.' ebd. ,Faulb..
fauler, träger mensch, desidiosus.' Mal. Auch bei
HBull. 1597. — fül-bäumi": träge, von Menschen;
s. Chütt II 2 (Bd III 577).
Fei"-: = Fehcen 1 (Bd I 822) B. ,Fälbaum, genus
Salicis.' Id. B. Der abgehende Landvogt hat gegen
20,000 Fälbäume zur Unterhaltung der Wuhre an-
pflanzen lassen. 1767, Absch. .In allen diesen Moos-
einschlägen sollen den Hauptgräben nach Bäume ge-
setzt werden, als Üschen, Saar- und Fehlbäum.' B
Erlach, Brachordn. 1773. .[Im XIV.] standen noch am
rechten Ufer des Birsig Weiden und Velbäume. welche
der Rat nach einer Übereinkunft mit dein Kloster 1342
zur Eindämmung des Flusses benutzte.' Bs XIV.
Als Orts-, bzw. Flur- uud Häusername. .Ager prope
Lnterbach, dictus zum Vclweu Bourae.' 1330, S Urk. ,Haus
zum felbamu iu Wyll.' 1333, Absch. ,La Sauge, deutsch
Fehltiaum, Gasthaus au der Einmündung der Broye iu den
Xeucnburger See.' Weber, Ortslex. ; vgl. noch Blösch, Gesch.
von Biel I (1855) 76 und Absch. V 2, 1992.
First-, in AABenzenschw.; ThHw.; ZDachs., Sth..
Uhw. Fürst-: 1. = Vogel-B. Aa; Ap; BU.; GLBilten;
LBärtischw., Klotensb., Schupf h.; GBuechen, Flaw.,
Ms, Rebst, Schmer.; ScHHa.; Schw; SHägend., Kienb..
Wangen; uTh; UErstf., Schäclient. ; WSimp. ; ZS., Wl.
,Das wurmstichigste Bettstück unter dem F. [d. h. auf
dem Estrich].' See Pilger 1881. ,Umb ein kind. daz
in der muoter Hb ist, so im sin vater abgät, wenn
das geporen wird und den firstbom gesehen mag, so
sol es den herren zuo Grüeningen als wol erbig und
fellig sin, als es 15 jar alt were.' XIV. /XV.. ZDürnt.
Offn. .Zimmerholz zuo ir notdurft, nämlich rafen,
schindeltannen ald firstböum.' 1525, Absch. (G). ,Du
wirfst ab den f. von dem haus des gottlosen.' 1531,
Habak. ,Wer [auf den 12 gefreiten Höfen im Bezirk Z]
ein Haus baute, dem wurden vier Hölzer zum Ring
und eines zum F. gegeben.' Z Memorial 1801. —
2. = Maien 4 e(Sp. 4) Schw. — G'vierti-: = Chatzen-B.
AABenzenschw. Vgl. Ge-äerti 1 (Bd I 926). — Fisi-:
Name der beiden parallel laufenden und unter sich
verbundenen, auf den Achsen ruhenden Rundhölzer,
eine der verschiedenen Vorrichtungen zum Tragen
der Wagenlast (bes. von Fässern, Steinen udgl.) ZO.
.3 paar füssiböum.' ZRüti (ä. Inv.). — Fri-: Frei-
heitsbaum TB.; W; auch bei St.- — Friheits- s.
Maien (Sp. 4 o.). — Fr um-: Pflaumenbaum. Das
.frumböuni ussziehen' am Sonntag war verboten. XVI..
B (Kirchl. Jahrb. 1892, 196). — Gade™-: Balken
zum Hau eines Stalles GrD. Rätsel vom Heustrick,
der aus Streifen von einer ungegerbten Kuhhaut ge-
flochten ist: Es ist lengs wie en G. und hed Mueter-
milch g'suge". — Güfi- Aa, Gifi- AABb., Z.; ZW.:
= Fisi-B. Vgl. Güfi I (Bd II 133). — Gift-Bäumli:
Seidelbast, Daphne mez. G oRh. — Guggernölli-
Baum: Kornelkirschbaum, Com. mas Bf. — Gülle"-:
Name der beiden Längshölzer, auf die das Jauchefass
zu liegen kommt SThierst.; ThHw. — Galge"-: beim
Strohhausbau einer der drei senkrechten Stützbalken
in der Mittel- oder Firstlinie eines Hauses, die von
der Grundschwelle bis zur First reichen und diese
tragen AaFil — Garn-: Walze am Webstuhl, worauf
das Garn gewunden wird Gr ObS.; SL. Lue' d' Fäde",
wie si vorwärts go", mit Tuech- und G. z'sämc" stö".
Schild. .Lieiatorium, g. vel weberstat.' Ebinger 1438.
— Geiss- S, Geisse"- Aa (Mühlb.): Rainweide,
Ligustr. vulg. Wenn der G. schön blüejit, so giH 's
vü Wi: Schild. — Grab-: = Grab-Holz (Bd II 1251)
GrA. — Grübling(s)-. ,Vor altem hiessen sie [die
Kartoffeln] der Grüblingsb.' JJNägeli 1771. .Grieb-
lingb., Tartuffeln, sol., tub., esculentum. Wird seint
einiger Zeit in disen und andern Gegenden zimlich an-
gepflanzet.' BRUCKN.,Merkw. (Bs). — Sür-grauwech-;
s. Bd I 369. Wege" i2m S. mPnen-i''' nid, ich dörf die
angere" nimmer a'luege", wegen einer Mannsperson
meine ich nicht, die andern nicht mehr ansehen zu
dürfen B hE. — Grotze"-: oberster, dem Gipfel zu
liegender Teil einer gefällten und in einzelne .Bäume'
zersägten Tanne ZZoll. Gegs. Stä-B. — Heb-: Hebe-
baum '/.. — Hüg-: = Halfteren 1 (Bd II 1199) ZZoll.
— Gc-häl- B, G'hält- BThun (Dan.): Spalierbaum.
Den Besitzern der Gärtleiu unten an der Kirchhof-
mauer an der Matte wird 1737 bedeutet, künftig keine
Gehältbäume au der Mauer zu pflanzen. B Taschenb.
1878. Vgl. Ge-häl (Bd II 1129), Ge-häld 2 (ebd. 1177).
— Holder- s. Bolder III (Bd II 1184). .Zum H.',
Hausname Zßauma. Vgl. auch HZahler 1898, 40. —
Mass- holder- s. Mass-Holder 1 (Bd II 1 187). Dazu
das Adj. .massholterböumin.' Mal. — Reck-holder-
s. Bech- Holder 1 a (Bd II 1188). ,Therebintus, rekolter
hörn.' Ebinger 1438. — Hals-: Futterbarren, Raute
im Viehstall G oT. — Harnisch-: Flurn. ZRiedikon.
S. Anm. zu Harnisch (Bd II 1612). — Hurt-: Be-
standteil eines Wagens? ,Es sol nieman in [Albis-]
rieder holz kein holz houwen an der vierer wüssen,
denn ein pfluogshoubt und ein hürtboum und zwo
pfluogtriben.' XV., Z Urk. ,Diewil vor jaren gar fine
und guote Ordnungen gestelt, wie man bescheidenlich
holz ussgeben und teilen und darnach den wald ver-
bannen und im jar one befragen und vorwüssen nit
wyters hauwen solle by der einung, als die offnung
vermag, ein pfluoghaubt, hurdb. und pfluogtryben,
dass es genzlich by demselbigen blyben solle.' 1577,
Z Urk. — Hüsli-: Flurn. 1653, AAWett. Klosterarch.
— Hut-: = Hüg-B. BHk., R.; ScHwMa. — Heu"-
AABb.; Z, Ho"- GW. .Wiesbaum oder H. ist ein langes
rundes Stück Holz, mit welchem das auf einen Wagen
geladene Heu vermittelst zweier Seiler zusammenge-
drückt wird. Seine Dicke ist eben nicht bestimmt.'
JJScheüchz. 1746. — Hase"-: 1. Baum mit einem
.Hexennest' (s. Sp. 839) ZBrütten. — 2. = Flecken-
Chrut 2 (Bd III 892). Hegetschw. — Hui-: Mehl-
beerbaum, Sorb. aria. Ddrh. — Hutzeli-: Holzbirn-
baum Ai'K. ; vgl. Hutzeli-Bir. Einen in'n II. ufijage',
1239
Barn, beni. bim, bom, bum
1240
Einen übertrieben loben. Er ist im H. omme", er hat
eine grosse Meinung von sich. TTobler. — Kib-:
Baum, der (auf der Grenze zweier Grundstücke ste-
hend) zu Streitigkeiten zwischen den Besitzern Anlass
gibt. Vor dem Z Rate schliessen zwei Bebbesitzer
einen Vergleich .von der kipbömen und von anderleye
sachen und gebresten wegen, so zwischent ir beider
reben was', und darin wird bestimmt, dass der eine
,die kipböme absiahen sol.' 1341, Z. In einem Ver-
gleich zwischen den Klöstern Rüti und Ötenbach wird
,iira die kibboume, die ze Heslibach zwischent unser
klöster reben ietwederhalb ietzent lange gestanden
sind', bestimmt, dass diese abgeschlagen und nie durch
etwas Anderes, was Schatten gäbe, ersetzt werden
sollen. 1346, Z. — Kannen-. ,Zum K.', Hausname.
1834/62, BsStdt. — Chie(n)- ü; Z, Chüe- SLaupersd.:
Kiefer, Pin. silv. ,ln der schwindelnden Höhe ein ein-
siedlerischer Kühbaum.' Haüsfrd 1884. — Chindli-:
1. Baum, aus welchem nach dem Kinderglauben die
Neugeborenen geholt werden Bs; s. China (Bd III
338 u.). — 2. Christbaum G. — Charre0-: 1. Name der
(gebogenen) Längshölzer am einrädrigen Stosskarren
Th; Z. — 2. ,So ist auch verbotten, dass niemand kein
holz soll hauwen, dann allein k-bäum mit wüssen der
viertleuten; hätte aber einer ein wagner in sehn haus,
möchte er das selber hauwen.' 142o, Aa (Abschr. v. 1749).
Chirs- BsL.; S (Hofst.), Chirsch- BE., Kirsi- Bs
Stdt. Chries- AaF., Ke.; GRSchiers; Th; Vw; Z, Chriesi-
Ar; G; ScHW; U; ZO., Stdt: Kirschbaum, Prun. av.
allg. KAA.: So lang der Chr. blüct, bringt er Frucht.
Sprww. 1869. Da bin-ich glich uf ''em Chr., am Ziele
ZUster (iron.). [Uu bist so hässlich] me" chönnt mit
dir auc'' Chr.-bäum cerdurne". Rochh. Auf die Frage
wo? antwortet man abweisend: Bi s&bem grosse;
schwarze' Chr. zue Z. bi 's Göttis Chr. AaF.. Ke.j
vgl. Eine" i" d' Chriesi schicke" (Bd III 479). Schwäger
hi", Schwäger her, gang -vier ab dem Chr. abe".' d. h.
wohl: hier gibt es keine Vorrechte; Hand davon! Z
Sellenb. (Baur). Chr. -bäum müesse" di Füle" setze"
u*d d' Bire'bänm di Flissige" B (Bauernspruch); die
Kirschbäume verlangen im Gegs. zu den Birnbäumen
keine weitere Pflege. So lang 's Laub a" de" Chr.-bäume"
nuil abe" ist, schneit 's nüd i" AALindenb. Glaube
und Brauch. Wenn man die ersten Früchte eines K-s
einer Frau gibt, die zum ersten Mal niedergekommen
ist, so wird das Bäumchen fruchtbar ZO. Ein Mittel,
das Gedeihen der Kirschen zu befördern, s. auch Bd III
479. Über das Aufblühcnlassen von Kirschbaum-
zweigen als Wetterorakel s. Sp. 659 und Archiv für
Volksk. I 65. Epheublätter, die an einem Kirschbaum-
stamm gewachsen sind, geben einen guten Thee gegen
Keuchhusten und mit Essig aufgelegt ein gutes Mittel
gegen Hühneraugen ZW1. Im Rechtsleben. Der
Chr. wird dem Nussbaum gleichgesetzt: Beide müssen
24' von der Grenzmark gesetzt werden, die übrigen
Obstbäume dagegen nur 12'. Z Ges. ,Ouch haben wir
gebannen und bannent wüssentlich alle nussböm, alle
kriessböm, alle bärende böm, und darzuo alle gezwyet
stock von öpfelbömen und birbömen und von bärenden
bömen, gezwyet in unserm landt.' 1442/1544, Scuw LB.
,Im Jahr 1700 wurde den 24. Jenner festgesetzt, dass
keine Kirschbäume ohne obrigkeitliche Erlaubniss ge-
pflanzt werden sollen. Man behauptete, dass die Bäume
dem Zehntenherrn und dem Besitzer des Waidrechts
nachteilig' wären.1 Ociis, — chirs-, chries-bäumi".
,Kriesbäumenes' Holz war im XVII. bes. zur Ver-
fertigung von Spiessstangen beliebt; s. vBodi 1881
II 73. .Kriessboumin.' 1605/26, Schw LB. ,Kirss-
bäumig.' 1734. Aa Schloss Bued.
Von ä. Formen sind zu nennen: .Kirseb.' 12S2: 1297,
Bs Urk., .Kirsb.' KdGesn. 1542; 1889, LMarb., .Kirsenb.'
Fris.;Mal., .Kriesb.' 1352,BFrut.; 1406, ZEr].; 1442/1544,
Sehn LB.; H59,ZFlunt.; 1560, AaWett Arch.; Fris.; Mai.;
1595, Ar düser; 1655, GR. In Flur- und Ortsnamen: .Am
kriesbo'men acher.' 1352, BFrat. .Kriesbaumen oder Kirsch-
bäumen', DSrfchen BFrut. (Jahn 1857, 435).
Chische»-: Dachpfette TB. — Kusch-: = Abra-
hams-!}. ,Die tauben werdend mit disem küechlin
zuohär gelockt. Nim sorg 60 pfond, kümmich, honig,
costum. künschbaumsomen.' Vogelb. 1557. .Somen von
einem künschbaum oder scbaffmüle.' ebd. — Chüt-
tene°-: (juittenbaum Bs; B; Gr; G; Zg; Z. .Küttcn-
boum.' Ebinger 1438; JKCramek 1774. .Kiittinen-
baum.' KdGesn. 1542.
Chatze°-: = Ch.-Holz (Bd II 1254) Aa Bez. Brugg.
Erlisb.. F., Bezirke Laufenh. und Z.; BLauterb., Bez.
Wangen; LMüsw.; S Flumenth., Ifenth.. Bez. Ölten.
Uns., Wolfw. 's Hüttli isch ja voll bis unter de" Ch.
Joach. 1881. — ge-chatzbaumet. In der Verbin-
dung e" g'chatzbaumete' Tachstuel, Bezeichnung einer
alten, früher bei Bergställen und Alphütten ange-
wendeten Dachkonstruktion, deren Besonderheit darin
bestand, dass die Blockwand auf allen vier Seiten bis
zur First sich fortsetzte, wodurch Dachsparren und
alles weitere Stützgebälk für das Dach entbehrlich
gemacht waren GMs.
Chlaus-: Benennung des Christbaums in den-
jenigen Gegenden, wo St Nikiaus der Geschenkbringer
ist; s. Chlaus 3 (Bd III 687 ff.). — Chrioch(en)-,
in ZO. Chrie-, in ZZoll. Chrieli-: 1. Kriechenbaum.
,Zeme chriehboume.' 1259, Bs Urk. ,Der margstein
by den kriechbeümen.' 1530, Aar. Stadtr. (neben ,by
den kriechenbeümen'). ,Sampt zwäyen kriechenböraen.'
1597, Zellw. Urk. ,Zum Kriechb.', Hausn. 1834/62, Bs
Stdt. S. noch Chriechcn (Bd III 785). — 2. .Lentiscus,
kriechboum vel melboum.' Ebinger 1438. — Chripp-:
Balken, auf dem die Krippe aufliegt GMs. — Chruz-
s. M'undel-B. — Le-. ,Von 1 eich und von leebaumen
ze füeren von Ütikon und uss Biederholz.' 1547, Z
Urk. (Rathgeb). — Wohl Lehen-B.
Lauber-. In der Abi. lauber-bäumin: vom
Lorbeerbaum. ,Honos vittatus, 1. kränzle, das man
den poeten aufsatzt.' Fris. — Verdruckt für ,Loiber-'V
Lebens-: 1. der Baum, an dessen Gedeihen sich
das Schicksal einer Familie oder einzelner Personen
knüpft Aa; Th; Z. ,Uer L. hat Löcher', sagt man.
wenn ein Mensch dahinsiecht. Dan. — 2. Sevenbaum,
Jump. sab. Z.
Über den unter 1 erwähnten weitverbreiteten Glauben
s. Manuhardt 1875, 620. 633; ferner BpftUB., vernagle* i
(Sp. 692). 2 erklärt sich daraus, dass der Juni», das Laub
im Winter behält.
Lober-Bom: als Grenzzeichen. 1481, GRebst,
Oft'n. — Läch-Baum, in ZFehralt. Löchb>- : Grenz-
baum Tb; Z; s. Lach Sa (Bd III 999). .Buochberger
und Rüedlinger zwing und beim [haben ihre Grenz-
linie] von dem müliweg den lächenbönimeu nach unz
an der Herren holz, und zwüschen der Herren holz
und unser holz den lächenbömmen nach unz zuo dem
gräwen stain.' IL'.:!. SceBuchberg Offn. ,Sy [die Hann-
wartel sollen oueb flissig und ernstlich ufsechen, damit
1241
Kam. l'i'iü. bim, bom, bnm
1242
der statt it allmeinden anbekümbert jilibea, von nie-
mandem im selbs zuogezogen werden, und gemerk
haben uff die lochbouiu, loehenen, niarehstein und
ander gemerk.' 1491, Bs Rq. Solothurn soll das ver-
botene Holz den Baslern zugehen lassen und Vorsorge
treffen , dass anstatt der abgehauenen Lachbäume
Steine gesetzt werden. 1531, Absch. Daselbst ist ein
hohler Ahorn, der als ,laehbaunr diente, niederge-
fallen. 1543, ebd. ,Ponere in confinio arbores, laach-
böuni (auf die anstöss und marchen) setzen.' Fris.;
Mal.; auch bei Denzl. 1716. .Lohbaüme' (soll heissen
.Lachbäume.' Spreng). Bs Landsordn. — Lim-: =
Fücg- B. Aa; „B.-
Len-. .Riehenz in mittem dorfe [gibt] 6 d. von
lenbonme.' XIV.. Z Zinsrodel (für UÜrschfelden). —
Für l.ih.n-B.! Doch vgl. auch lend-boum (Lexer I 1878).
Li"-: 1. Hagebuche, Carpinus. .Lynbaum oder
leinbauni. carpinetum.' Mal. , Carpinus, eine Gattung
Massholderbaum, Leinbaum.' Denzl. 1677; 1716. —
•_'. ahornblättriger Massholder, Ac. platan. Ddrh. Syn.
Lein-Ären (Bd I 386). — 3. Eibe, Tax. bacc. GG.;
SchwHö. Dazu: Li'bäumigs [Holzj. — Lande"-:
Deiehselstange Bs; SNA. PL, Doppeldeichsel für Ein-
spänner. , Wagner: für einen L.' Bs Taxordn. 1646. —
Geländer-: Spalierbaum. ,Vor 1 Maulbeer, 2 Barillen,
3 Pfersich und 4 Birren, G.-bäume von Bollwiller, an
N. N. bezahlt 9 fl. 22.' 1819, Z Haushaltungsb. —
Lind-: Linde ZZoll. Dazu das Adj. lind-bäumi*. —
Lör-: Lorbeerbaum. Vad. ; Mal.
Lös-: 1. „Grenzbaum, bes. an einem Gewässer-
Bs: „B". — 2. Ahlkirsche, Prun. päd. GrScIi.
1 wohl für Löehs-B. (mit verkluugciieiii Gutt. wie in
tfltchmen Bd II 604), d. i. Lscht-B.; vgl. Schwab. Lach»,
Grenzpfahl, Läduinen, Grenzmarken. Ein Einsender belogt
aus Bs Urk. ,Sachs-B.', was natürlich auf Verlesung beruht.
Zu -2 vgl. Tsch. 108.
Last-: schwerer, mächtiger Balken. ,1608 hat
man einen zu Luxburg erkauften L. zu einem Mange-
baum mit 782 Mann und 60 Pferden in drei Tagen
hiehergeführt.' G Chron. — Latte"-: Stamm einer
Tanne, der zu Zaunlatten zersägt wird Schw. —
Leiter- Aa; Bs; B; S, Leiten"- Tu; Z: 1. wie nhd..
auch an der Wagenleiter, allg. — 2. der Längsbalken
an der Stlg-Leitere" BE. (eine Beschreibung s. unter
Haggen 1 a 2 (Bd II 1090). — Mai(e")-: l. = Maien4
(Sp. 3). Zu den dort bereits erwähnten Gebräuchen
folgen hier noch einige Nachträge. In S pflegen die-
jenigen Mädchen, denen mau spottweise einen Besen
oder einen Baum aus Fül-Hoiz (s. Bd II 1250) auf-
steckt, Letztern unter der Traufe zu vergraben, in
der Meinung, es müsse der Beleidiger sterben, sobald
das Holz verfault sei. ,1666 waren [in ZElgg] beim
Meisen-, Obergass- und Spitalbrunnen M. -bäume er-
richtet worden. Die Veranstalter sollten je 5 Seh.
Busse und für jeden Baum 5 Seh. bezahlen und die-
selben vor Betglocken hinwegräumen. Die Sünder
erklärten aber gstrackts, sie würden keine Busse geben
und die Maien nicht wegtun.' KHauser 1895. .[Es
soll] auch in das künftige einigen Mayenbaum zu
fällen allerdings verbotten sein, widrigenfalls nicht
nur die hierwider Handlende, sondern auch diejenigen,
denen solche Mayenbaum gesetzet, zu gebührender
Straf gezogen werden.' Bs Waldordnung 1697. .Die
Mayenbaum vor den Würtshäuseren oder sonsten sollen
gänzlichen abgetan sein.' Bs Mand. 175S. Maie'b.
heisst man auch das Tännchen, das am Bimmelfahrts-
tage, mit Bändern und Blumen geschmückt, beim
Bannumzug mitgetragen wird; es wird jedoch nur da
verwendet, wo (wie z. B. in BsBinningen) der Umzug
zu Pferde geschieht Bs; vgl. Sp. 5. Mit einem Maie'b.
wird in der Heu- oder Getreideernte die letzte Fahre
geschmückt Aa; Bs; Zg. In ScsStdt waren die Jung-
gesellen nach Quartieren eingeteilt, von denen jedes
das Recht hatte, einen M. im Walde zu schlagen.
Diese M. -bäume wurden von den Jungfrauen der betr.
Quartiere mit Bändern behangen. War das Maifest
vorüber, so beanspruchte der Vorsteher jeder Knaben-
schaft die Krone der Tanne für sich; der Erlös aus
dem Stamme fiel in die Gesellschaftskasse. S. auch
Anderegg 1898, 881. — 2. Christbaum Bs (Seiler). —
Mal-: = Läch-B. ,Bei a und b befinden sich zwei
Bäume, welche als M. -bäume zur Bezeichnung der
Grenze dienen; ebenso steht bei x eine Tanne, welche
vom Kläger als M. oder Lohtanne bezeichnet wird.'
1875, ZBärentsw. Proz. ,Die Waldbäume wurden an-
gefletscht (s. Bd I 1235); damit war die Grenze con-
statiert, wie bei M. -bäumen oder Lohtannen.' 1876,
ZHinw. Proz. — Milch-. ,Acer pseudoplat, weisser
Ahorn, grosser M.' Dlrh.
Melw-: 1. weisser Eisbeerbaum, Sorbus s. Cra-
taegus aria Aa (Mühlberg); B; Gl; Gr; GSa., We. —
2. = Wüel-Esch (s. Bd I 568). ,Von der wieläschen
oder grössern mälbaum.' Vogelb. 1557. S. auch Eschi-B.
— 3. = Hüg-B. Zu., Zoll.; auch bei Durh. und He-
getschw. — 4. weisser Gäusefuss, Chenop. alb. G oRh.
,Melböme, stauben', als Richtungspuukte für die Grenze.
1398, Hagenbuch, Sigr. 1882. — mel"baumi". ,Mel-
bomis holz.' 1524, Schw LB. .Melboumin holz.' 1605/26,
ebd. .Ahornis und mählbaumis Laub in Bannwälden
zu sammeln, ist gänzlich verbotten.' 1820, übw Rq.
Mange- s. Last-B. — Marre"-. Wilde" M.,
Rosskastanie, Aesc. hippocast. G. — Mirtel-. ,Mirtis,
mirtelboum vel stundkrut [s. Bd III 912].' Ebinger
1438. — Mispel-. , Aesculus, ein bäum, der die
grössten eichleu tregt nach den eichen, hat auch
grössere bletter dann die eichen, m.' Fris. ; Mal.
Nuss-: wie nhd. allg. Eim en N. setze", seinem
Grenznachbar auf künftigen Schaden bedacht sein
ZZoll. Manne" [so stark und gesund] wie Nussbäum.
Stotz. ,Vom N. abe", vom Christbaume herunter,
also antworten die Altern den Kindern, wenn diese
fragen, woher sie kämen. Min Göf ist auch nüd ab
dem N. abe" cho", mein Kind war nicht gerade ein
nettes Neujahrsgeschenk, sondern ich niusste es im
Mutterleibe tragen, gebären, pflegen, nähren [usw.].'
TTobler (Ap). Der Vatter ist uf iem N. ertrüche"
[ertrunken], von unehelichen Kindern, deren Vater
unbekannt geblieben Grü. (Bühlcr). .Wenn man drei
Piosszähne unter einen N. vergräbt, so stirbt Der. den
man dabei im Sinne hat' ZHorgen. S. noch Nuss
(Sp. 826/7) und Chirs-B.
Familienname: , Nussbäum.' 1302, Gl Urk.; 1 4 : j 7 . Vad.
.Xussbaumer' (vom Ortsn. .Nussbaumen' Sp. 827) Z (seit
dem XVI.); 1428/37, Vad.; 1566, Zg.
Buebe"-: der Obstbaum, der ehedem bei der Ubs-
Gant in ZZoll. (s. Bd II 379) dem Sieger im Wettlauf
der Jungmannschaft zufiel. — Sar-bach-: 1. = Sar-
Bach :'. KGesn. 1542. ,Fopnlus alba, ein s.-geschlecht
mit blättern unden weiss.' ebd. .Alba populus, ein
124!
Bam. bem. bim, bom. bura
1244
gesch lacht des s-s.' Fris.-, Mal. Mit eigentümlicher
Übertragung auf die Fruchtknospen : .Nim 1 pfd s.,
die uff den vordresten spitzen der esten stont.' XV..
G Rezept. Vgl. Sar-BöUen 1 (Sp. 1174). — 2. Weiss-
pappel, Pop. alba. ,Leucc, weisser Pappel, S.' Dexzl.
1677; 1716. — Büch-Baum: = Mel"-B. 3 LW.;
ScHwIb., Küsn.. Muo.; U; Zg. Dazu büch-baumi",
■baumig. — Bueeh-: Buche. Tierb. 1563; Fris.; Mal.
Buchs-: wie nhd. allg. — buehs - b ä um in:
übertr., dickköpfig, ungelenk, ungeschlacht, verrannt Z.
En b.-bäumene" Mensch Z (Dan.). Das isch nw cmi
mV Chiiemeini'g, e" b.-bäumeni Meini'g Z. ,Das Alles
weckte, wie unsere Leute sagen, so recht b.-bäumene
Ideen in mir.' Stütz. Vgl. dazu buehsig (Sp. 1U00).
Balsam-: 1. Lebensbaum, Thuja occid. B. Auch
bei Mal. in der Zss. .Balsambaumsaft, opobalsamum.-
— 2. Dim., Pfeifenstrauch, Philad. cor. Zg. — bal-
sani-bäumin. ,B. holz, holz von dem böumle, das
baisam tregt, xylobalsamum.' Mal.
Böne"-: Goldregen, Cytis. Lab. B; S. „Eisenholz,
Ebenholz BTh." (St.b). — Buni- : = Leiter-B. 2 L. —
Bind-: 1. = Heuw-B. AkBh., F., Fri., Ku., L., St., Z.;
BsL.; BTL; „VO; Z." .Nach dem B. sprang Einer; im Hui
war er auf dem Fuder, mit dicken Wellenseilen wurde
er niedergeschnürt.' Gottb. S. auch Ueli (Bd I 183).
Wetterregel: Wenn der Bach e1 Wiehneeht e' B. treit,
so treit-er z' Johanni e" Sagbaum, wenn die Bäche zu
Weihnachten so klein sind, dass sie bloss einen B.
zu tragen vermögen, so werden sie in der ersten Hälfte
des nächsten Jahres um so mehr anschwellen AaKu.,
L.; BsL.; s. auch Wis-B. ,Premus arbor s. binboum.'
Ebinger 1438. ,Dass niemand dem andern sin aglen
[Splitter] mess im aug und er 's b-s vergess.' Salat
1537. — 2. Spille an der Blockwand WSalgeseh (Hunz.).
- 3. oft dim., (Gläschen) Branntwein, sofern ihm die
Aufgabe obliegt, vorher genossene (blähende) Speisen
oder Getränke im Magen gleichsam zu , binden' AaHL,
Lindenb. ; B. — Bare"-: = Charren-B. AAZein.; Z.
— Ber-: Baum, der Jahr um Jahr Frucht bringt
TiiEgn.; Syn. en hörige' Baum. In der ä. Spr. frucht-
tragender Baum übh. ,Es soll nieman eichen noch
berenböm [1. berend b.?] howen.' 1449, TuKlingenb.
Üffn. ,Item welcher wild berböm hat uff dem sinen,
der mag davon im und sim hussgesind ncmmen und
intragen zimlichen, doch daz es dem vich nit geben
werd.' 1503, Bs Rq. — Amel-ber-. .Amarillus, amel-
ber boum.' Ebinger 1438. — Kur-ber-. ,Ein tierlin-
baum oder k., cornelbaum, welsch kirsbaum, cornus.'
KGesn. 1542.
Bir- BsL. (Bier-); B; SThierst; Z, Bire'- BsStdt;
B; G; Tu, Birbi ÄAßrugg; ZZoll. (doch nur in Zss.):
1. Birnbaum, allg. ,Von dem swarzen birboum [als
Flurgrenze].' 1411, L. ,G pfd gab N. N. von wegen
dass sy sechs birböum gschütt, die biren by der
nacht heimgfüert.' 15G8, ZGrün. S. noch üf-haben
(Bd II 895) und Cliirs-B. — 2. Dim., Geraniuin mit
eingekerbten dreiteiligen Blättern SThierst. - Ortsn.
,Biriboomesdorf , jetzt .Birmenstorf Aa; Z.
Els-bire*-: Elsbeerbaum, Sorbus torin. Sch. —
els-bire"bömmig: übertr., hartköpfig Sch.
Gumpist-bir-. .Im Gumpisbirben', Flurname Z
Fehralt Hangel-bir-. .Wingarten ze dem hangel-
birboum. den Ruodolf Heingarter buwet.' 1334, Z (Jrk.
- Herren-bir-. ,Eine halbe Jueharteu bei dem H.'
1653, AAWett. Klosterarch. — Heu"'-biren-. Kinder-
reim: H.-Bömnüi, wenn ämdet-me* <&«*? — Im Ämdet,
im Amdet, denn amdet-me' mich oTh ; ähnlich GBern.
— Keiben-bir-: Flurn. .Inum jugerum situm ze
keibenbirbom.' 1361, LNeuenkirch. — Brueder-bir-:
Birnbaum, der in Folge von Erbteilung zwei Brüdern
gemeinsam angehört. .Der Br. gehört zur Hälfte dem
Rudolf Trüb.- Auf. XIX., ZZoll. Kaufbr. — Stei--
bir-: Flurn. AaJoii. (Stei'wirbel) : .Steinbirboumacher.'
1585, Urbar. — Statt-bir-. ,Ein Jucharten, der St.-
Acher.' 1653, AAWett. Klosterarch. -- Geburts-
Bau m: Stammbaum. .Rani wirt im geschlechtregister
oder g. unseres Herren Christi beim Mattheo und Luca
Aram genennt.' LLav. 1582. Auch bei Guler 1616. —
Bürzel-. .Andere körperliche Übungen [der Älpler]
bestehen in dem sog. B. an einem Seile.' Erzähler
1855, 252 (SchwMuo.). — Pösche"-: erster, noch
zweiblättriger Pflanzenspross, der eben die Samenhülle
gesprengt hat GWe. — Butten-. .Arbutus, b.' Ebin-
ger 1438. — Pflueg-: wie nhd. GaObS.; s. Bühler
IV 93 f. ,Der Grindel (Pflugbalke, Grengel, Pfl.).'
Z Anl. 1772. — Brügi-: 1. a) meist PL, Name der
parallel zu einander gelegten, beweglichen, dünnen
Balken, die den Boden der ,Brügi' über der Tenne
bilden AAEhr.; Th; ZBauma, Dättl., Zoll. ,Und als
man vermeint, das inen von den grozen wol so vil
überhüben werde, das sy brügiboüm darus machen
möchtend, und sy anzeigt, das etliche ouch zuoge-
griffen und mithinzuo inen holz ab der hofstatt ge-
nommen, des sy dest minder sölichs abgenden holzes
hettind. Hat man den kclnhofer und weibel inen et-
liche dürre und unschädliche tanuen zuo br.-böumen
zeigen lassen, und der sagtannen und anders holzes
halben gar abgewisen.' 1562, Hotz, Urk. — b) = Br.-
Esel (Bd I 521) mTH; ZO. — 2. der Balken, der die
Brügi (den erhöhten Standplatz des Rindviehs im
Stalle) nach dem Graben zu (s. Graben 3 Bd II 679)
abschliesst GMs. — Brust-: vordere Welle, bzw.
Balken am Webstuhl, worauf entw. das fertige Ge-
webe aufgewunden ((JT.), oder worüber es zum Bad-
oder Tuech-Baum geleitet wird (Aa). — Rüch-: =
Hüg-B. ZWettschw. Syn. Buch- Widli. — If-richt-:
= Maien 4e (Sp. 4) Z. — Rad-: mit einem Zahnrad
versehene Welle am Webstuhl, auf die das frisch ge-
wobene Tuch aufgewunden wird Aa. — Rueder-:
der mittlere der drei Pflöcke (, Störe'), auf denen das
Ruder eines Flosses ruht und arbeitet. Rochh. Syn.
Sattel. — Rafen-: Dachsparren. .Dawider sy [die
Nachtbuben] aber gesprochen : du [der Pfarrer] bist
ein böswicht, und im hiemit sin hustür angerennt mit
einem r.' 1532, Strickl.
Ri°-: Ahorn Gl.
Viel], das selbe was Lin-B. 2. Zum Wechsel von anl.
I und r vgl. Lun-, Itin-ltuth (Sp. 935. 939).
Riste0- s. lim (Bd 1 193). -- Ruest- (Durb...
Nachtr.), Büest- BThun (St.b): Rüster, Ulm. camp.
.Accipere formam dicitur ulmus, wenn ein ulmerbauni
oder riestbaum zuo eim pfluog gestaltet wirt' Fris.
,Die kleine Frucht, die uss Ilmen oder Rüstböumen
wachset.' ZZoll. Arzneib. 1710. S. noch Um (Bd I
193) und vgl. Buest-Hoh (Bd II 1258). — Side»-:
weisser Maulbeerbaum, Morus alba GSa. Die Be-
hausungen und Gärten unter dem Schloss [von Lo-
earno] werden wieder zum Schloss gekauft; den Ver-
1245
linm. lu'in, liini. I)'
l-i.;
käu fern wird gestattet, ihre ,Seidenbäume' aus den
Gürten wegzunehmen. 1757, Absch.
S . f i - : Libens-B. 2 GEh., Sa., S., T., We. .Seuen-
boum, Sauina.' X\r., Schw Arzneib. .Sabina, seven-
baum.' Fris. ,Becipe pruss, ist ein krut wie sevibauin.
ist aber roht.' B Arzneib. 1584/1(540. .Weisen, sevibom,
stoss sy wol mit einanderen, mischge mit win und
syge es; drink das, so nider gon wilt, das verdrypt
alle wärm.' Zg Arzneib. 1588. ,Seven- oder Segel-
baum' wird als Mittel gegen die Fressunlust der Pferde
empfohlen. Ross- nun Rind-Arzney 1718. — .Seuibonm'
auch schon in einem ahd. G Glossar (Gl. III 469).
Sag-. = Sag- Holz (s. Bd II 1258) AiEhr.; Z. ,7 pfd
gen den Hüssern von 5 sagböumen us dem wald an die
sagen ze füeren.' 1540, ZGrün. .Das Schürli mit Laden
und Sagbäumen ausbauen.' 1528, AWild 1883. Vgl.
auch Säg-Chhtz (Bd III 708). — Segel-: 1. Segel-
stange TiiBodensee; ZS. — 2. s. Sefi-B. — Seigel-:
= Leiter-B. 2 BE. — Sälen-: Salix, Weide. Gr
Sammler 1779. — Sei-: Sarg. ,Baar, todtenbaum, s.,
feretrum.' Mal. — Seil-: unterster Balken des Holz-
hauses, der Trager der Fachwand GT.
Sol- Söl-, in ÄAStetten Stil-, in AALeer. Z61-:
1. Haupttragbalken, der quer unter den Deckenbalken
durchläuft AABür., Mettau, Wegenst. ; LHerg., Luth.
Speciell im ,Träm-Kcller' AAStett. Syn. Underzug.
— 2. Balken, der die zwischen Stube und Küche
liegende Brandmauer abschliesst; in ihn sind zu beiden
Seiten die Dielen der Stuben- und Küchendecke ein-
gelassen, und zugleich trägt er die Scheidewand zwi-
schen .Läubli' und ,Gaden' AABesenb., Leer. - 3. Tür-
schwelle AAKünten (vereinzelte Angabe).
Vgl. Sol und Sohm. -Fr. II 262. Die Form mit Z- ergab
sich zunächst im PI. (d' Solbäum) und wurde iu Folge irr-
tümlicher Auffassung auch in den Sg. übertragen.
Selb-: der Stamm eines stehenden Baumes ohne
Wurzeln und Äste BHk., R. — Sar-, in BBr. Särben:
l. = Sar-Bach 2 (Sp. 954) Aa; B; F; S; Vw. ,Die
sog. Schwarzpappel, die sonst auch bei uns [B] der
Saarb. genannt wird.' Kasthofer 1828. ,An den s. bi
Zotingen.' 1420, Absch. .Ab der matten zum sarbom.'
XV., LWillis. .Die Bäum, so gern an Wasseren wach-
sen, als Falber, Wyden, Sarbäum, Ehrlen und Aspen.'
JLCts. 1661. ,[Der in den Bach Gefallene hielt sich]
an dem Aste eines S-es, der über ihm Menge.' Dis-
codrse 1721. ,Da man es für zweckmässig erachtet,
längs des neuen Canals Weiden und Sarbäume zu
pflanzen.' 1755, Abscu. (FMu.). Ein S. (daneben , Sar-
bach') ist seit dem XV. für AaL. als Gerichtsbaum
bezeugt. .[Schultheiss und Rat von B] günnen un-
seren richteren der graffschaft Lenzburg, so sy zuo
ziten wetters und anderer unkumlikeit halb under
dem sarboum nach alter gewonheit das recht nit mö-
gen volfüeren, alldann solichs daselbs in der statt
Lenzburg zuo bruchen.' 1520, Urk. .Einem Mann des
Landgerichts, um den Saarbaum zu buzen. item dem
Sigrist fürs Lüten zusammen bezahlt 1 Gl. 5 Bz.'
1742. Ölhafen. Vgl. auch JLüscher 1898, 222. S. noch
Felw-B. — 2. Weisspappel, Pop. alba. ,Der weisse
Pappelbaum heisset lateinisch Populus alba. In teut-
scher Sprache wird er auch genennt weiss Pappel-
weiden, S. und weisser Albeerbaum.' ThZwinger 1 696.
— Säs-: = Ans-B.? ,Die Saasbäume und Pfeiler [der
Näfelser Brücke].' Gl LB. — Site"-: Name der run-
den Balken a) an den Seiten eines .aufgezimmerten'
Gebäudes Gk. — b) an einfachen, hölzernen Brücken,
wo sie das Geländer vertreten, indem sie, über den
Brettern liegend, auf den beiden Längenseiten der
Brücke einen Rand bilden, ebd. (Tsch.). — (Under-)
Setz-. .Undersätzbäum'. .grosse und kleine Sätz-
bäunr, unter Kriegsmaterial aufgezählt. Kriegsb. 1644,
116. — Schin-? ,L)an der holzhüeter nüt wyter zu
erlouben gwalt hat, dan einem zwen schyböum oder
einen dräniel.' 1548, B Schloss Brandis. — Schgr-:
Strebe zwischen Lang-Hols (Bd II 1254) und First-
balken SSelz. — Scherm-: Schutzbaum, Wetter-
tanne. ,Vor den Gräten in allen Alpen sollen die
Sehärmbäume gebannt sein, wie die Bannwald.' 1821,
Obw Rq. — Schutz-: Name der Balken, die über
das Untergeschoss (s. Ring) eines Stalles hinausragen
und auf denen der vorspringende .Oberstall' ruht Gr
D., Pr., Seh. Vgl. Für -schütz. — Schlich-: am Web-
stuhl der über dem Zettelbaum liegende glatte Quer-
balken, über den der Zettel nach der Einschlagstelle
hin geleitet wird B. — Schleik-: = dem Vor. Aa. —
Sehne"-: = Vogel-Holz (Bd II 1250) SchwMuo. —
Schwa-: Name der auf den seitlichen Stützmauern
eines Hauses ruhenden und sie verbindenden Balken,
die das Dachgerüst tragen SHimmelr. — Schwell-:
Name der hölzernen Schwellen, welche die unter
Schuell-Bogen (Sp. 1068) beschriebene Abzugsrinne
einfassen Z. — Seh welm-: = Sol-B. LE. (Hunz.). —
Spann- Aa (Hürbin); BBön.; GMels; WÄrn., Münst,
Simp., Spä- AAFri.; BsLangenbr., Lauf., Spang- Aa
Geltw., Leer.: Balken, der die senkrechten .Stüde',
welche die ,Brügi' und das ,übertemr tragen, ver-
bindet. — A°-spann-: = Kranz 2 c (Bd III 838) U
Unterschächen. Syn. Anspann-Bing.
Stä-: das dicke Ende eines Tannenstammes ZZoll.
— Vgl. das syn. Sta-FüeOoch (Bd III 1029).
Stüde"-: Wiesensalbei, Salv. prat. AADött. —
Stege"-: Seitenbalken, Hauptträger hölzerner Trep-
pen Z. ,3 Ib. 4 ß 6 hlr dem Kelhofer von 2 Stumpen
Holz zu Stägenbäumen hieher zu führen.' 1095/6,
Hotz, Urk. — Stügele"-, Stügi-: alter, hoher Baum
mit verworrenem, verkrüppeltem Geäst ZW1. — Stei"-:
Name zweier durch Querhölzer verbundener runder
Längsbalken, eine Vorrichtung, um schwere Lasten,
Steine, Fässer udgl. von der Erde auf einen Wagen
hinauf zu befördern B. — Stand-: 1. Schabebaum
des Gerbers. Wer so arm ist, dass er sich keinen St.
zum Pälen kaufen kann, ,dem git man 3 ß von der
gemeinen zunft an ein boum, so er es fordert.' Geering
1886, 96. ,Eine grosse Gerbanstalt, in welcher die
kostspieligen Arbeitsvorrichtungen, Äscher, Lohgruben,
Lohkasten, Farben, Standbäume etc. benützt werden
konnten.' ebd. — 2. Gerüst, auf dem der Arbeiter
steht, welcher die Schindeln an den Hauswänden an-
bringt Z.
Stengel-. ,Item ist ze wüssen: nach derselben
vordrung sol die selb herschaft den oder die antworten
unz an den stängelboun, da mugent sy denn in das
gericht bar in gan unz vor den st. und den nemen
und hin füeren.' 1346, L Rq. — Mhd. etengelboum, (Ge-
richts-)Sch ranke.
Stürchel- : = Stügelen-B. Z. — Sturm-: Sturni-
bock. ,Ein arietem, stössel oder st., damit man die
mauren niderrennt.' LLav. 1582. — Stöss-: = dem
Vor. .Die vigent Hessen hinder inen den grossen st.
[womit sie das Tor hatten einstossen wollen].' 1445, AaB.
1247
P.am.
bim. hom, bunl
1248
Ab-stöss-Baum: wolil = Stand -B. 1. JRWyss
1822, 358. — Strich-: 1. Balken, der den Strich
Graben (Bd II 683) bildet ZO., Welz. ,üie Bestallung
mit Flecklingen und Streichbäumen belegen.' 17o9.
Hotz, Urk. ,12 Foren zu Sehlen, Streichbäumen und
Flecklingen im Stab' ebd. ,Es sollen folgende Holz-
ausgaben völlig aufgebebt und abgekannt sein: die
Strassen- und Wellen-, auch die Streichbäuni zu den
Müllen en, alles Tannenholz zu den Trottbrettern,
alles Holz zu den Kripfen und Streichbäumen in die
Ställe.' 1749, J< 'Troll 1843. — 2. eine dem Schleik-B.
ähnliche Walze, über die der Zettel, bzw. das Tuch
hingleitet, sowohl am Handstuhl des ßaumwollwebers
Z f, wie an der ,Anwindi' Z. — Strick-: Name der
bebauenen Balken, aus denen die Blockwände bestehen
GrD.,Pt., Seh. Vgl. stricken. — Sträl-: Kettenbaum,
hintere Welle am Webstuhl, auf welche mittelst des
Reitkammes (Streik) der Zettel in der nötigen Breite
aufgezogen wird Z. — Strassen-: wohl = Sclucell-B.
S. Strlch-B. 1. — Tach-: = First-B. GrPi\; ZoBuon.;
= Vogel-Holz UUnterschächen. — Tuech-: Walze am
Webstuhl, auf die das Gewebe aufgewunden wird Aa
(Hürbin); Ap; GRÜbS.; GT.; Z. Syn. Ead-B.
Tifi-: = Gi/;-B. AaB., Leugg.; Th; ZW1.. Zoll.
Rochh. schreibt Iji-B. in Folge falscher Trennung des
(fast allein vorkommenden) PI. d' Tißbäum.
Til-: Name des oder der Balken, die quer unter
dem Bretterboden eines Gemaches hinlaufen und den-
selben tragen BHa.; FJ.; Grü., Pi\, S., Seh., Tschapp.;
PAger, Po.; SohwMuo.; TB.; Uw; UUnterschächen;
WMünst., StUlr., Sirap. Syn. Tili- Trager. , Man soll
in einem Stall aufrecht stehen können, ohne dass man
risquieren muss, mit irgend einem üillbauni unlieb-
same Bekanntschaft zu machen.' Obw Bauernbl. 1890.
,Ist, das einer komt für unser dorflüt und sie bittet,
das man in lass sine gezimmert bessern, dem soll ma"
erloben ein sollen, oder ein brügi, old ein barnen,
old ein tillbouin, oder ein rafen, ein sporlatten, oder
ein flrst, ob eim dera dekeines gebreste.' 1433, Uw
Buochs Dorfr. ,Lacunar, ein büne, eigentlich der
estrich zwüschend den tylbüumen. Cantherii, träm,
tilböum.' Fris. ; Mal. — Toll-: Name der langen
Balken an einer Brücke, worauf die Bretter festge-
nagelt werden ScHSt. (Sulger). Vgl. Ans-B. 2. ,Die
tannen und eichin tholboum an der dockten [gedeck-
ten] brugken sind gelegt worden im summer 1549.'
AALaufenb. Arch. Neben ,pfilern, jochen' 1563 in
einem Aktenstück betr. die Brücke zu ZBheinau.
,Diser Zeit baut man die Brücke zu Diessenhofen ;
daran macht man G neue Joch und neu Thollbäum.'
Landw. Cur. 1063. — Ton-: = dem Vor. ,Die hiesige
Fahrbrücke soll wegen Einlegung neuer Thonbäume
abgedeckt werden.' 1832, S. ,Do schoss meister Hein-
rich die hangende brück gar hinweg, das die von
Basel under Ougst die grossen, langen tonböm und
die eichenen pfyler liessent louffen biss gon Basel
herab.' 1445, Bs Chr. ,[Die Brücke] ruhet auf 49 tom-
bäumen.' FrHafpn. 1666. — Tierli-: Kornelbaum.
Com. mas Ap; Bs; B; L; G; SNA.; „Sch;" Zg; Z.
Vgl. JRWyss 1822, 399. .Citrus, tierlibonm.' Ebingek
1438. S. noch Kur-ber-B. — Torggcl-: Kelterbaum
Ap; Gr; GRh., Sa. — Turnetzle»-: = Tierli-B. G.
Töte"-: Sarg (das bei uns nur als modernes Lehn-
wort aus der Schriftspr. vorkommt) AaF., Ke. ; Ap;
Bs; B; Gl; Gr; G; Tn; Z; „allg." ,Urnb 5 totenböm.'
1407, Wkoelin 1844. ,Der yogt von Gryfensee soll
das [so!] todtenboum zun Scbwerzenbach herus ton,
die alter [Altäre] und anders usrumen.' 1528, Egli.
Akt. ,Arca, ein grab oder todtenbaum.' Fris.; Mal.
,Ein sarch oder todtenbaum, schwarz angestrichen,
gar nach in form eines reistrogs.' Jos.Mai.er 1593.
,[l)em Schreiner] von einem gewölbten T.' Bs Tax-
ordn. 1646. ,[Es] dürfe kein Tauwner solches [ein
Blütschi zu Rebstecken oder Laden] nemen, also das
Einer kaum ein Laden zum T. haben könne.' 1657,
AAWett. Klosterarch. ,Mstr Hafner für den T. meines
1. Vatters 2 fl. 21 ß.' Zubers Tageb. 1693. ,Meyen und
Kränze an den Leichbegängnissen auf die Todtenbäume
zu tun.' B Kleiderordn. 1767. RA. Bas ist en Nagel
in nun T., das bringt mich ins Grab Bs; Z. Im Volks-
rätsel wird der T. als ,Baum ohne Laub' bezeichnet B.
Glaube und Brauch. Von Kindern, denen eine
stark hervortretende blaue Ader über die Nasenwurzel
läuft, heisst es, sie haben 's (oder es) Töte'bäumli uf
der Nase" S; ZS., W. Wenn man weisse Flecken auf
den Fingernägeln hat, so sagt man: ,Der T. blüht'.
d.h. man wird bald sterben B; Z; vgl. Be-Flecken
(Bd I 1190). ,Wenn Einem Etwas gestohlen worden,
das es der IHeb wider bringen raus. Geh des Mor-
gens früh vor der Sonnen Aufgang zu einem Birbaum
und nimb drei Nägel aus einem Todenbaum oder Huf-
nägel, die noch nie gebraucht, mit [usw.].' Arch. für
Volksk. II 265. ,[Für die ,Schwinung':] Nimm ein
Stuck von einem T., darin man ein Kindbetterin ins
Grab getragen und verjesen hat. Henk es an den
Hals und trags by dir Tag und Nacht, so wachst dir
das schwynet Glid wider.' um 1650, ZElgg Arzneib.
.Ich lyds nit, sammer botz todtenbom!' UEckst.
Vgl. die Anm. zu Baum. Nach Birlinger 1890, 83 wSre
unser W. alemann. .Leitwort.' ,T.', Bergname BsL.
First-T.: Sarg mit firstartigem Deckel Z; dafür
e" g'firsteter T. B.
So genannt im Gegs. zu dem kisten- oder trogfürmigen
Sarg, wie er um der geringern Kosten willen bis vor Kurzem
für ärmere Leute vielfach verwendet wurde, hie und da (z. B.
im BO.) auch heute noch vorkommt.
Büle°-T.: = Bülen-Chasten (Bd III 538) Uw; s. Z
Anz. 1896, 19. — Treibe"-: einzelner Arm der Pflueg-
treiben (s. d.) AAEntfelden (Rochh.). — Trag-: Trag-
balken. .Darnach spriche ich, daz von dem nidern
uberschutz und absatze und dem tragbom des vor-
genanten Widmers huse unz an des selben Schniders
hus an die mure drye ein ane einen vierdung die witi
sin sol.' 1371, AABremg. Urk. Spec. a) = Sol-B. 1 Ap.
— b) Name der beiden runden, auf dem Pfulmen auf-
liegenden Längshölzer am Brückenwagen, die die
Brücke tragen Z (Dan.). S. noch Wln-B. — Tr81-:
Rundholz von massiger Dicke, bes. zu Stallbrücken
verwendet GSa. Syn. Troler. Wade' we Troülbäum.
Prophet 1855. — - Trülle"-: der aufrecht stehende
Wendelbaum des grossen Garnhaspels Aa. — Trüel-:
Kelterbaum B. — Trist-: (5— 6" dicke) in die Erde
gesteckte Stange, um die herum Heu oder Streue im
Freien aufgeschichtet wird BSi.; G Kaltbrunn; Schw;
Ndw. Vgl. Tristen. ,Bei den Tristbäumen', Fluni.
Schw. _ Trott- (in Th Trotte'-): Kelterbaum Aa:
Bs; Th; Z. .Diu wazzer ze Zürich warent also groz,
daz ez über die bruggen gieng und über daz Silfeld,
und muost man die bruggen beschwären mit trot-
böumen, mit staineu und mit zubern voll wazzer.'
1249
Bam, beni. bim. bmn.
1250
1349, '/. Jahrb. .Unter dem trottbaum <les crüzes.'
Zitglügglein 1512. .Prelum, ein trottbaum, ein präss,
item ein trotten.- Fris. ; Mal. .Werden die Trauben
gestossen, werden sie mit dem Tr. gedruckt, dann Üiesst
der Wein von dem Trottbett reichlich.' JWirz lb'50.
Sprüche auf Trottbäumen s. bei Sutermeister, Schweiz.
Hausspr. 1800. 59; dazu: ,Vor Diesem, da ich stund und
noch war am Leben, hab ich schon manchem Schwein
ein fettes Wilderet geben [weil der Tr. von Eichen-
holz ist]; da ich nun aber tot und in der Ruh soll
sein, soll ich dem Mensch zu Nutz aus Trauben
pressen Wein' ZUhw. (Dan.). Festliche Umzüge mit
dem Tr. waren ehedem in Th und Z üblich ; s. Arch.
f. Volksk. I 134; Keller, Weinf. Chr. 121 ff., ferner
FHemmerlin. De arbore torculari ducenda in die festo.
Über die festliche Einbringung von Trottbäumen im
XVI. s. GGeilfus, Lose Blätter I 3/5. Hiezu: ,82 pfd
5 ß verzartend 329 personen, als sy myner herren tr.
gen Grüeningen zogen.' 1568, ZGrün. — Tschach'M-:
verkrüppelter Baum UwE. — Wid-: Weidenbaum.
1573, Hotz, Urk. — Wide"-: gem. Schneeballstrauch.
Vib. lant. BO. — Wag-: (grosser) Hebebaum ApL, K.,
M. ; LG. (Ineichen). ,Man presst die Erdäpfel hin-
durch, indem man auf den Stössel mit einem WT. drückt.'
Schweizerbote 1807. ,Daz ein jeder wol mög alt stock
ussgraben, doch mit einem wagbom und mit einer
ax und nit mit howen ussgraben.' um 1520, Zellw.,
Urk. .Ein Heb- oder W., in die Gevierte gehauen,
zum Auswägen der Stöcke.' 1762, Z. — Welle"-:
Welle, spec. am Heu- oder Erntewagen zum An-
ziehen der Bindseile ZS., W. S. noch Strich- B. —
Weib-: =Sol-B. 1 WMünst. — Wi°-: 1. = Stein- B.
Schw; ZS. .Verladung von Fässern durch Weinbäume'
ZS. ,Zwei Trag- oder Weinbäum.' Bs Taxordn. 1646.
— 2. Name einer Pflanze, Weinbirnbaum'? ,Von dem
Tegerstein über zu dem Wynböumlin [als Flurgrenze].'
1411. LWolh. — Wand-: „Bauholz, dergleichen man
bei hölzernen Gebäuden zu einer Wand braucht, Hälb-
ling oder Halbholz VO;" L; W. Syn. Fleckling (Bd I
1191). — Wandel-: = dem Folg. BHk. (lt einer An-
gabe). — Wendel-: 1. Wellbaum, verlängerte Axe
an drehbaren Gegenständen, bes. Wasserrädern Ap; B;
G; Th; Z; s. auch Twing-Müli (Sp. 190). Er ist wie-
n-en W., wankelmütig ZZell. — 2.= Wellen-B. S WA.
.Wändelbaum. Wällbaum, ergata.' Vestib. 1692. —
3. Weberbaum Gr (Tsch.); L. ,Jugum, der w. eines
wäbers.' Fris.; Mal. — 4. Spindel in der Kelter, die
den Gewichtstein trägt Gr (Tsch.); „L." Syn. Sj)illen.
— h. = Bind-B. 1 GTa. — Wind-: Federwolke, citrus.
Im Norde" häd 's öppis Wulche" g'ha', lang Streife"
und Windbäum [ein Regenzeichen] AaB. (Frei). -
Wundel-, in ZZoll. Wunder- : Kreuzbaum. Ricinus
comm. ,W., kreuzbaum, croton.' KGesn. 1542. ,W.,
cici, ricinus, vulgo cataputia maior, kerva, palma
Christi.' ebd. ,01 von zäckenkörnern am wunder-
baum.' Tierb. 1563. .Ricinus, w., erüzbaum, zecken-
körner. Croton, vulgo cataputia maior, latine ricinus.
w.' Fris.; Mal.
WIs-Baum, bzw. -Böm AAFisibach, Fri., Mellst.,
Würenling., Z.; Bs (Spreng); Gr; GRh., Sa.; ScHSchl.;
Th; ZAuss., Wl„ Zoll., Wisbr ZS., Wiips ÄABremg.,
Fri., Herzn., Hörn., Wegenst., Wiipel S, Flipp (nicht
bestätigt) A.\Kaist.. Rheinf., Bisbt- AAWürenlingen,
Mis-Baum AaZ., Misbr AASulzth. — in AABremg..
Kaist., Rheinf. f., sonst m.: = Heun-B. ,Wan einer
Schweiz. Idiotikon IV.
seinem nächsten ein speiss [Splitter] aus dem oug
nemen wil und im aber in seinem oug ein wissboum
steket.' Vad. .Nun werdend aber etlich jehn, ich söl
den wisbouin vor usziehn us minem oug.' HRMan.
1548. ,Ein Witwen sei wie ein W., der Jedermann
im Wäg lig: der ein stand mit Füssen drauf; der
ander werf ein Stein doran; ein ander schlach ein
Nagel darein; ein anderer hauw mit einer Ax dorvon;
ein jeder Hund heb nur 's Bein uff und rötz daran.'
Schimpfr. 1651. Wetterregel: Wenn der Bach im
Wintermonet e" W. treu, so treit-er z' Johanni e" Trott-
baum ZRüti. Der W. als Mass. .[Drachen] lenger
dann ain wissbom.' Kessl. Sc dick wie-n-e* Wissbaum.
Gespräch 1712. In altern Rechtsquellen spec. als Mass
für die Breite eines Weges. ,Die Strassen von Riffer-
schwil gon Berkon sond offen sin, wenne man sin be-
darf, also dass ein biderman einen wissboum vor im
seherwiss füere uf sinem sattel, der 18 schuo lang
sye, dass in nüt irre.' Anf. XIV., Rechtung des Frei-
amts. S. noch Tu Beitr. VIII 14; Arg. I 153; II 129;
IV 265. 268. 271; JGrimm, Weist. I 303; JLüscher
1898, 33.
Mhd. mieboum. Der Übertritt der Form Wispc" zum
FemiDinum geschah unter dem Einfluss der übrigen Feminina
mit dem nämlichen Ausgang, nachdem das Gefühl für die
Zss. erloschen war. Die Ausspr. mit -äp- ist jedenfalls erst
spät auf analugischem Wege durchgedrungen.
Wiss-: Weisstanne, Abiespect.'? , Für Verrenkung
der Glieder. Zerknirsche Moosblumenwurzel, bind sie
auf, oder nimb Ameissen under einem Weissbaum,
koch sie und tu sie darauf.' BSi. Arzneib. — Vor-
zug-: Deichselstange Z. — Zimmer-: Name der
runden, unbehauenen Balken, aus denen eine Block-
wand besteht GrD., Pr., Seh. — Zirbel-. ,Pinastcr,
Pinus sylvestris, ein wilder Ziernbaum, Cyrbelbaum.'
Wagner 1680. — ,Zürgel-: Lotus[baum].' Denzl.
1677; 1716. — Zirnen-: 1. Name von Kieferarten.
, Pinus ist gar nit ein forhen oder füechten, sunder
ein z.; die nüssle, so diser bäum in zapfen tregt, wer-
dend ziernüssle genannt oder zirnüssle.' Fris. ,Der
cirnenbaum, cerrus. Z., die frucht daran ziernüssle
oder zirnüssle, pinus, certus [1. cerrus].' Mal. .Cer-
rus, Z. Palremoniae Corona?, Kronen von Z. gemacht.'
Denzl. 1677; 1716. .Strobilus, ein gattung eines wil-
den z-s.' Fris. .Wilder z., der nit nüssle tregt, pi-
naster.' Mal.; Denzl. 1677; 1716. ,Pinus vestigia fir-
raat, er halt in seiner hand ein z., damit er dester
sicherer gange.' F'ris. ,Ein bildhäusslein mit einer
soul und zirnenhaura ausserhalb.' RCys. 1586. S. noch
Zier-Nuss (Sp. 829). — 2. .Zirmenbaum, ein besunder
geschlecht von eichen: cerrus «gilops quercus species
est' KGesn. 1542; Fris. 1574 (,Zirnen-B.'). — Zettel-:
die (mit einem Rad versehene) Walze am Webstuhl,
auf welche der Zettel aufgewunden wird Aa; GT.; Z.
— Zwi-: gepfropfter Baum? .Was si haftend können
wüesten und schedgen, das was nit gespart worden;
die jungen zwiböum warend nit sicher gsin.' Vau. —
Zwing-: = Trott-B. ZBoppelsen, Otelf.
bäume" I, bäume": 1. bomme" a) = Bäumli tu-
sche" (s. Baum 1 c Sp. 1231) ZFlurl. — b) auf den
Baum klettern? D' Sunne" schint, 's Vögeli grint,
's Chätzli gät ga" b., Kinderreim ZFlurl. — 2. a) bäu-
me", bzw. bomme", bumme", einen .Totenbaum' machen
Ap; Gr; GW. Eim b. ,Man wird dir mit sehiteren
boumen [d. h. dein Sarg wird ein Scheiterhaufen sein].'
79
1251
Kam. beul, bim, bom, bum
1252
N.Man. 1526. — b) in LSemp. ; GMs bäume*, sonst
bäume', tr., einsargen VO; GMs; W; ZKn., Leinib.
,Der Spitalmeister soll Alle, so im Spital sterben, in
seinem Kosten bäumen; da soll ihm der Spital für
jeden Baum 6 g geben.' 16-17, SchwE. Klosterarcb.
Un'baumet, ohne Sarg U. — 3. (in Gl bäume', sonst
bäume*) refl., sich wölben, erheben Gl. Schwellen,
vom Wasser „B; VO;* LG. Sieh bäumen, von Pfer-
den, auch von Menschen, z. B. bei Krampfanfällen
UwE. Bildl. ,se erigere adversus alqm.' Id. B.
ab -bäume": das fertige Tuch vom .Tuchbaunr
(s. d.) abnehmen Z. Syn. ab-wellen.
üf-: 1. in der Weberei, die Kette auf den Zettel-
liuiim winden ZU. — 2. a) tr. und unpers., aufblähen.
z.B. von einem meteoristisch aufgetriebenen Unterleibe
Ap (Tobl.); GMs (-bäume"). Es hed-e« ufbomt. „Es
hat ihn aufgebäumt, sein Leib ist von Gichtern in die
Höhe getrieben worden L; Seil;" Z. — b) refl., „sich
aufschwellen, vom Gewässer B; VO." .[Die Mauer] an
deren sich das Wasser aufgebäumt hat.' Guler 1616.
Anschwellen, von Körperteilen. .Die Kniee, so da
aufgehen mit einer Geschwulst, sich aufbäumen, aber
doch nicht erschweren.' FWürz1034. Sich gewaltsam
emporrichten. ,Ismael böumt sich uf und fallt wider
nider.' Haberer 1562. — c) übertr., sich empören, auf-
lehnen. .Sich wider Gott aufbäumen.' HBull. 1597.
i°-baume" GMs, -bäume" Ndw: einsargen.
er-bäume": refl. 1. = üf-b. 2 b. ,Die See sieh
stolz erbeumen auf [in der Sündflut].' JCWeissenb.
1678. — 2. = üf-b. 2 c. , Hiewider habend sich etlich
treffenlich erböumt und gschriften lassen usgon.'
Zwingli. ,Wie er sich nun in seinem zorn erböumt.'
1530/1638, Weisu. ,Die Gottlosen erbäumen sich in
Hoffart.' JJBreit. 1628.
ver-: einsargen. ,Von dannen er verbäumt zu
Haus gebracht, der nach Eröffnung des Baums so
leicht zu erkennen gewesen als bei Leben.' Ochsner
1659. ,Todte zu verbaumen.' 1692, Z.
Baum er, Bommer: Sargschreiner GrD., Valz.jGSev.
Hoch - baumer: Obstwein (scherzhaft) L; Z.
.Allerlei trank, als da ist wyn, hier, h.' LLav. 1584.
.Wyn, Veltlyner, H. und Bier vom Zapfen usschenken.'
Z Ungeldsordn. 1643; an anderer Stelle: ,Wyn, Velt-
lyner, Most und Bier.' ,Ipse Turgovium esse pronun-
tiavit, nee in vitibus sed arboribus se nasci. Hinc
nostrates id H. appellant.' JJWacner 1680.
Baumet m.: Pflanzung von Fruehtbäumen GT.
g''baumet. E" paumeti Wand, aus runden oder
behauenen Balken bestehend GMs.
baumicht bommicht: baumstark GrL.
baumlechtig. ,B. weinräben, die on räbstäeken
geston mögend, arbuseuhe vites.' Mal.
Ge-bäum n. : coli., Bestand an (Frucht-)Bäunien.
Baumwuchs. ,N. und sin erben suln, swenne der win-
gart ze vruht kunt und das geböme, den wir halben
und das obs halbs entwürfen.' 1286, Z Urk. ,Das uf
ietwederm guote von dem bach vier schion lang nie-
mer dekein boum noch geböme von dewederm teil
werden sol.' 1307, Z Urk.
baumele" I: 1. refl., „anschwellen, vom Wasser
B; L." — 2. a) sich empor recken. .[Hanna erwacht]
heimelet und siebt umb sich.' GGotth. 1619. Spec.
indem man sich auf die Fusspitzen stellt AaZoL; B
(lt Zyro auch refl.); „L;a S. .Auch die Andern verlor
es aus den Augen. Da wollte es sich erheben, wollte
b.' Gotth. Der Rüedi baumelet zum Houe* [Eier-
tupfen]. Schwzd. (B). Ich mues'-mich b., für Öppis
z' g'seh* B (Zyro). .Einer baumelte über des Andern
Achseln.' AHartm. 1852. — b) übertr., sich grösser
machen als man ist, stolz, hochmütig sein B; F; S. B.
rcie-n-e" welsche' Harte". MWaldkn. SicH recht üfiä* w1
b. wie 's Wetter. Gotth. .Je tiefer Einer vor ihm kniet,
desto höher baumelet er.- ebd. — c) sich auflehnen.
z.B. von einem Sohn gegenüber den Eltern B; FS.
e"t-: sich widersetzen, sich ungeberdig stellen
BHa. D's Veh hed-sich ordeUich e'tbeimelled.
bäumelig: eine stolze Haltung einnehmend B.
.Die Helden von Morgarten konnten nicht bäumeliger
heimgekommen sein als sie.' Gotth.
(!"-) Bäume te" f.: Einsargung Ndw.
bäumig, bzw. bömmig: 1. (in den Zss. ei"-, zwei-,
drei-b.J von einem Gewebe, zu dem ein, zwei öder
drei .Zettelbäume' nötig sind Z; vgl. auch Wupp. —
2. a) vom Fruehtbaum stammend BsL. Büumigs Holz.
— b) vom Laubbaum stammend, von Hartholz B; GF.
Bäumigi Büscheli [Reisigbündel] GF. .Ein Klafter
tannigs Holz gilt 40 — 50 Batzen; bäumigs, gerüstet.
70 Btz.' Gldr 1835. — 3. ,resectus ex integra arborc'
Id. B. E" b-er Stecke', der aus einem jungen Tannen-
baum gemacht ist B (Zyro). — 4. a) Adj., stark und
gross wie ein Baum, stämmig, gewaltig (gross) Ap;
Es; Gl; Gr; ,.L;" G; Schw; Tll; UwE.; Zg ; Z. E"
b-cr Ma'n, Purst, Kärli; e" b-s Ross: c" b-i Tanne".
E" b-s Eueder Heu, e" b-i Wasch Bs (Seiler); Z. E'
b-er Strich durch d' Rechni'g Z. — b) Adv., stark,
gewaltig, gehörig, reichlich Gl; GSev.; SouwMuo. ;
Zg; Z. B. wachse" GSev.; Z. 's häd b. g'regnet Z.
Ich hän-em doch b. Brügel g'ge" Z. Lass-mich nW
mache", »■* will b. dehinder. LSteiner 1883. Er ist-em
nuch b. e" halbe" Schnell übere" g'sprunge", hat ihn im
Sprung um mehr als einen halben Schuh übertroffen
S( II« M uo. Die Cime gi''d zeche" Mass Milch u"1 de""
nuch b. ebd. B. so eil Gl. Ich han-c" h. möge", stie-
lend überwältigt ZGStdt (selten). Als Verstärkung
vor Adj. B. starch, lieiss, ehalt AaB.; Bs; Th; Z.
glich-: von Bäumen, deren Stamm von unten bis
weit hinauf fast gleich dick ist UwE. Ant. ror-spit:.
bäumi", bzw. bömmi" : = bäumig 2 a G; TßEgn.;
ZHombr. B-s Holz, bbmmcni Schiter TuEgn., bäumeni
Büscheli GF. B-s, zerkleinertes Holz von Obstbäumen
ii: ZHombr. Hierher viell. : ,N. N. wird verklagt, drei
bäumene Stecken gehauen zu haben.' 1661, JNater
1898.
bäume" II : unpers., mit Dat. P., „ahnen, bes. eine
Vorherverkündigung eines unglücklichen Zufalls, zu-
mal des Todes einer Person, durch irgend ein Zeichen
bekommen; auch wenn Jmd von einem Zufall bedroht
wird, ihm aber noch entgeht Gl; ZF." Dem hct's
'bäumet, 's het-em 'bäumet, um ein Haar wäre ihm ein
Unglück zugestossen, wäre er gefallen, bankerott ge-
worden usw., er ist mit knapper Xot einem drohenden
Unheil entronnen Gl; Z. Er hät-sich nueh möge"
g'hebe" ; aber 's hät-em 'bäumet Gl. Mir bäumet, mir
schwant B; S. Auch ohne Dat. von der gespenstischen
Ankündigung nahen Unheils, bes. eines Todesfalls Gl;
Syn. geistert. I" üserem Hits hei 's 'bäumet, es sind
Todesanzeichen vernehmbar geworden (iL.
1253
IIa in. bem, bim, lioni. Ihiiii
1254
er-baauie", bzw. -bomme*, vom Holze, morsch,
mürbe werden, die eisten Sporen von Fäulniss zeigen
GrD., He., L., l'r., Seh., Scuolms, Tschiertschen. Der
Bank ist erbommet.
Ter-: vermodern, morsch werden, ersticken, von
Holz und andern pflanzlichen Stoffen A.\Zein.; Ar;
Bs; GWe.; Soh; SL. ; Th. Wenn g'haunigs buechigs
IInl: Augste'rtgen überchnnnt, so uerbaumet 's. Schild.
Durch Alter verdorben werden, von Waren Arll., K..
M. Verbommti War. — Auch bair. (Schm.-Fr. I 2 11 1
und schwäb.
baumele" II: taumeln, mit unsichern Schritten
gehen. z.B. von einem durch Krankheit Geschwäch-
ten W. — Vgl. nlul. .baumeln', schwäb. bäumen, unent-
schlossen seiu.
lÜmolte GRoHe.. Bimletc" GR.Jen. - f.: Name einer
Birnsorte.
PieniHliil, -t n.: Piemont. Eine Erinnerung an die
verlustreichen it. Feldzüge hewahrt die RA., die man
etwa als Antwort auf die Frage: wo(hin) ist er? zu
hören bekommt: (Er ist) im (bzw. i" 's, ufj 1'., wo l;e"
Hund me ume'chunnd AAWohlen; s. auch Sprww.
1860, 86.
In unserer ü. Lit. in den Formen: .Bemnnd' (1Ö44,
Volksl.; Mal.), ,1'emont' (Fris.), ,us dem Bemnnden' (1544,
Seh Ratsprot.).
Piemonteser(li), Pi-: die gestreifte Varietät
des Egg-Epfels (Bd I 367/8) Th.
Pomade", B- B; Th, Pumäde", B- Bs; B; Z: 1. wie
nhd. — 2. Gemächlichkeit, bequeme Art B. Und e"
P. het-er de"", er erpräiti [rührte] -si'h nit, Wd wenn
der Chaiser ro* Bussland vor-im stüend. Auch persön-
lich : er isch e" so-n-e" rechti B. BsStdt.
Der Wortacc. ist meist (doch nicht in Bs) auf die erste
Silbe zurückgezogen. 2 von pnmtuliy abstrahiert.
Gc-frÖr(n)i- Z, G'fruri- B: Salbe gegen Frost-
beulen. — L usaner-: Ungu. mezerei Z (Apotheker
Vogel). — Gitzi-netzi-: Ungu. rosat. B (Apotheker
Limit); vgl. Bd H 580. — Peterli-: Hydrarg. alb.
Z (Vogel). — Seile ri-, Zelleri- : = dem Vor. B (Lindt).
— Trübe"- Tu; Z, Dribel- Bs: .Labiale ceratum'.
Salbe für offene Wunden.
pomadig, b- B; L; Scnw; Th, pumädig, b- Bs; Z:
bequem, phlegmatisch, mit dem Nbsinn des Gleich-
gültigen und Selbstgefälligen. E" p-er Herr. Mer
mache'd Das ganz p. Wer het gutschiert und isch
rurii/l' ganz b. g'hoclct? Breitenst. ,Durch das Brief-
sehreiben kasteie ich mein Fleisch, indem ich sonst
Sonntags die Feder ruhen lasse und mir pomadig tat.'
Gottii.
pomäli: Adv., = dem Vor. .Bald hastig, bald po-
mäle.' DKyd 1850 (aScHw). - Vgl. Gr. WB. VII 1994.
I'omatter: der aus PPo. „B. Fleuge"". eine Art
lästiger Fliegen W; „Syn. Augst-täler" (s. Bd 1 155).
— Vgl. liolrmer 1 (Sp. HS 1/2).
Iioiiiineii : kollern (in den Eingeweiden). .Wider
die pfeisenden, bonimenden bläst [Bauchwinde], aus
unvcrtöuwlicher kalter feuchtigkeit erwegt.' Tierb.
1563. — Vgl. bummen.
ver-b om mere": unachtsam mit Etwas umgehen,
so dass es Beulen bekommt Sch.
bömraere": klopfen L. 's Herz hed-em 'hämmeret
wi-n-en Ambös. Scuwzd. — Wohl = Wimmeren.
Pomettli n. .Wir verbieten alles Tragen seidener
Spitzen uml Fransen) auch der sog. Bomettlenen.' Z
Mand. lTiil/0. — Vgl. frz. pommetu (Dim. zujxwnme, Apfel),
Knötchen auf gestickter Arbeit.
bitnim: Schallwort, Nachahmung eines starken,
dumpf dröhnenden Tons, z. B. eines in der Ferne ab-
gegebenen Schusses, allg. B., h., b., euses Hüs ist
chntmm. B., U., b., iez g'hcit das Hiisli um. L Volks-
reim. Vom Schall des Küferhammers; daher der
Kinderspruch: Ghüefer-Schlegeli, b., '*., &..' ZZoll. Bes.
in den Verbindungen bimm-bamm-b., b.-baum zur Nach-
ahmung eines Glockengeläutes.
bumerly-bum: Name eines verpönten Liedes.
nach seinem Eingang. .1 pfd 5 ß [Busse] gab N. N.
von dem lied b.' 1536, ZGrün. Amtsrechn.
biri-bumm; vgl. (biri-)bump. Dazu b.-bumme":
Bedli, trä-dieh um und um, Bedli, trä-dich umme"!
's ist-mer neime" nüd so drum, z' Zürich z' b., Verse, mit
denen man das Schnurren des Spinnrads begleitet Z.
rumpedi-: Nachahmung wiederholter dumpfer
Schläge, z.B. des Trommelschlages Aa; Bs; B; Tu.
Wie mache" 's denn die Chüefere"? Neso mache" 's si:
Si mache" dreimal rumpetibumm und höusche" scho"
drei Batze" drum AAZein. Auch sonst in Volks- und
Kinderreimen, so in dem Ringelreihen: .Höre auf der
Wiese, drei Tag Schlisse, acht Tag R. [usw.]' Tu; Z.
S. auch FJSchild 1873, 10.
Bummel 1 m., PI. Bummel: Hummel GrCIim-w.,
D., Pr. — Vgl. das syn. Mummet I (Sp. 227).
Bet-Bummeli n.:= Mummelen 2 (Sp. 228) GG.
bumme": 1. a) den Laut bumm von sich geben;
dumpf tönen, dröhnen, krachen, von (fernen) Kanonen-
schüssen, vom Donner usw. Bs; „L;" Seil; „Schw;"
W; ZO. Syn. tonnen. Hast aueh g'hört Schüsse" mit-em
Chatze'chopf? Gell, Das hat 'bummet! ZWyla. —
b) den Laut bumm erzeugen, spec. heim Schiessen.
„Sic haben geburamet, d. i. mit den Kanonen stark
geschossen L; Sch (lt St.2 Scuw)." — 2. gew. unpers.,
vom klopfenden Schmerz in einer Wunde, bei einer
Entzündung W. Wie 's da in dem Umlauf bummot!
D's Eiter bummet im Finger.
pumme"-si-si: meist wiederholt, Nachahmung
des Tons der Pauke mit Cymbal, Triangel usw., auch
zur Bezeichnung des .Brätsehens' BO. (Zyro).
Bummerätte" f.: Name der grossen Trommel
Bs (Kdspr.). -• Eig. Nachahmung des Trommelschlages.
bummer e" ÄALeugg. ; Bs (auch bümmere"); VO;
Gr; „Sch;" Z, p- Gr tw.; Ltw.; Ndw: 1. = bummen
1 a und 6, mit iter. Bed. aaOO. Syn. gummeren (Bd II
309). Das pummered ai'h der ganz Tag! z. B. wenn
in einem fort mit Mörsern geschossen wird Ndw. .Die
Zürcher haben a. 1656 dermassen mit grossen Stücken
geschossen, dass man das B. nicht nur allhie ganz
ring hat hören mögen, sondern dass auch der Himmel
gleichsam hätte erklingen mögen.' Zg Neuj. Auch
vom Getöse stürzender Lawinen UwE. — 2. klopfen
GRFläsch.
bummle": donnern GrS. 's hat gräsam 'bummlet.
Bnmmedä'ppi, zumeist aber -diippeli (lt An. ad St.
■appeli) n.: Franzapfel Bs. Syn. Herren-Epfel. B.
wurden mit Vorliebe an den Weihnachtsbaum gehängt.
Üsg'seh" wie-n-e" B., frisch, rosig, zum Anbeissen, z.B.
von Kindern. — Ans dem syn. frz. pomme il' Api. Seiler
1255
Bam — linni. liamli
1256
führt auch die Entstellung DuwmedäppeU an. Becker gibt
Bummcdöppeli, pomme d'amour, Sol. Lyc.
ßiimeriinli n. : Zuckerpflaume Zg.
Bummel II m.: Rufname von Kühen. Zielen Gr
Churw., Glar.
Bummeli: scherzh. Bezeichnung eines kleinen
Stücks Vieh, auch eines kleinen Kindes GaSchuders.
Bunini(en) f.: 1. Bumme* AABruggf; Bs; B tw. ;
L; S; Ztw.. Bumm ZHombr.. 0., Zoll., Bombe, rot.:
li-en und Granate"! Bs; B; L; Z. — 2. Bumm (PI.
Bumme", Dim. Bümmli), Wurfkugel aus Eisen, Stein,
Blei oder Glas im Spiele chluckeren (s. Bd III (i-12/3) Z.
Syn. Bummi, Bötseh.
Big. Lehnw. aus frz. bombe (s. /lumbal), aber vom Sprach-
gefühl an unsere Gruppe angeschlossen.
Bumm er (in AALeer. ; SB.; THEgnach, Hw.; Z
Wettschw. BommerJ, auch P- B; Gr; S; ZU., S. —
PI. Pummre" BSi., Bömmer TiiEgn. — Dim. Bum-
merli, Bommerli, P-(inÄAtw.; „VO;" ScnSt.; „Th;"
ZWyla Bümmerli) — m. : 1. Spitzhund, Pommer B;
„VO;" ScHSt. (Sulger). Doch vorwiegend halb ge-
nerelle Bezeichnung zunächst kleiner, rundlicher Hunde
(mit kurzem Kopf), bes. als Ausdruck der Kdspr. Aa;
B; GRChur, He., Pr., Tschapp.; S; Th; Z. Pudel L;
Sch; Zg. Wie si [eine nach Branntwein lechzende
Alte] au'* 's Med und d' Nase" b'schlecld und schnüfelet
und suecht grad ase" wie-n-en P.! Stütz, 's Chindli
ist devo" g'hödelet irie-n-e" Bümmerli ZWyla. Wenn
's Pummerli scliisst! höhnische Abweisung ZZoll.;
vgl. Baumgarten, volkst. Naturk. 81. ,Der Spitz, Pom-
mer, Bauernhund.' Alp. 1821 (unter den in der Schweiz
am meisten verbreiteten Hunderassen aufgezählt). —
2. übertr. auf andere Tiere von kurzer, rundlicher
Gestalt, auf Pferde, Rinder, Schafe, Schweine Aa rechts
der Aare; Bs; BSi.; Gr (selten); GSa., T.; SNA.,
Thierst. ; Th. [Dieses Pferd] ist nur so e" Bommerli
ThHw. Pferde- (AaF., Rothr.; BsL.), Kuhname AaF.,
Ke., Merenschw.; B; ZWettschw. — 3. von Menschen,
a) kurze, dicke, dralle Person; das Dim. halb kosend
bes. von Mädchen und Frauen Aa rechts der Aare; Bs;
BU.; GRChur, He., Pr., Tschapp.; L; GSa.; SohwE.;
S; Zg; „kleines, schmuckes Mädchen VO." Syn. Büm-
pe(r)li. Si sind ganz verstünt g'si", dass us dem
schmale" Zimperdrinli e" diel; Bümmerli teorden isch
BsStdt. — b) ,masthaftes, grosses Weibsbild' Bs
(Spreng). — c) Schelte auf einen knickerigen Men-
schen ScnSt. (Sulger). — 4. Schreckwort für Kinder.
Man sucht ihnen Furcht einzujagen mit dein Ruf:
der B. chunnd! Aa oEnd. — 5. „Bommer Z, Bümmerli
Th, Rausch, Räuschchen."
Zur Etym. uud weitern Verbreitung des W. vgl. Gr. WB.
VII 1996. Seine reiche Bed. -Entwicklung rührt jedenfalls
z. T. davon her, dass es im Sprachbewusstsein an unsere
Sippe angeschlossen wurde. Zu 5 ist viel!, an frz. rond
comme unc pomme, toll und voll, zu erinnern; doch vgl. Äff.
Speck-: = Bummer 3 a in verst. Bed. Bs.
Spitz-: Spitzhund BsStdt.
Bummerc" f.: 1. grosse Kegelkugel ÄASafenw.
- 2. oft mit dem Zusatz diclci, sehr dicke, runde
Weibsperson AARothr. ; Bs (auch von Tieren). Syn.
Bunden.
Bummi. Bümmi: 1. Pümi n. B (Zyro), Bümmi
'/.. Pömmerhund. Bimi (d, i. Itümi) Nuw, Bemmi m.
BsStdt, Rufname kleiner Hunde. — 2. Bummi n., Ruf-
name von weiblichen Haustieren, Kühen und Kälbern
GrCIiuiw., Pr. — 3. Bümmi (nach vereinzelter An-
gabe auch Bummi) m.. verächtliche Bezeichnung eines
Mannes Z. En alte1' B. ACorrodi. Spec., Wollüst-
ling Z (Spillm.). — 4. Bümmi (auch Bummi) m., penis
Bs; Z. Der B. üsringe", mingere BsStdt. Vgl. B.-Hagi
(Bd II 1078). — 5. Bümmi m.. Hinterer, Buckel Z.
Gib-em uf de" />'..' — 0. Bümmi, Prügel Z. Hast B.
übercho'? Wottst öppe* B.S — 7. Bummi in. (Dim.
Bummeli), = Bummen 2 Bs. ,Der B. als Konig unter
den Gluckern.' Bs Nachr. 1883. Botte", B. üse* lö"!
auch bloss B. üse"! Spielruf.
Biimmerünz Z (auch P-J, -anze" Bs — f.: 1. Po-
meranze, Orange Bs; Z. Die Sechst [Ehefrau] häd in
asa voll g'schlaga", dass er hat möga" in d' Hosa* tue"
und J'omeranza" schissa". Kornhofer 1679. ,Si heigeud
öppedie g' froren, dass sie hätten mögen Bummeranzen
schissen.' XVII., Gesprach. — 2. scherzh., kurze, dicke
Frauensperson Bs; Z. Auch kleiner Mensch übh.:
's B.-Ploton, das hinterste Peloton einer Kompagnie
mit den kleinsten Soldaten Bs.
Land-: spöttische Bezeichnung robuster (Z), städt-
isch aufgeputzter Mädchen oder Frauen vom Lande,
die aber in ihrer ganzen Art und Haltung noch ihren
Ursprung verraten Bs; Z. Auch von männlichen Per-
sonen Z.
(ver-) bumme runzle": 1. rer-b., vernachlässigen,
durch Nachlässigkeit verderben lassen. Etwas ver-
fehlen Bs. Syn. ver-brum-berlen. — 2. in der scherzh.
Verwünschung: 's ist zum fdräne'J b. oder zum rer-b.,
zum Davonlaufen, zu arg BsStdt.
Pummeren, B- f.: Scherzname des obern Teils der
alten ZAllmende im Hard, aus der Zeit (Ende XVII.
und im XVIII.) stammend, da derselbe .wegen äusserst
teuren Zeiten städtischen Bürgern zur Urbarmachung
angewiesen wurde.' Z Memorial 1801, 95. In'n, i" der
B., urbar gemachter Teil der Allmende ZZoll. En
B.-Blätz, ein zur Urbarmachung zugewiesenes All-
mendloos.
Die Benennung wird von dein angeführten Memorial damit
in Zshung gebracht, dass jene Anweisungen in den gleichen
Zeitraum fielen, .in welchem viele hiesige Landskinder wegen
der herrschenden Teure nach preussisch Pommeru emigriert, in,
um sieh da niederzulassen und das Feld anzubauen.'
Piimmeze. B-: Beiname eines Zweiges der Familie
Fuchs in SohwE., von dessen Begründer herrührend,
der Nepomuk hiess f.
Hummel in.: brauner Honigfladen; altes, sehr be-
liebtes Weihnachts- und Neujahrsgebäck, in neuerer
Zeit auch gewürzt, bes. mit Pfeffer, und daher rässe''
B. genannt (s. B.-Tafcl) zum Unterschied von andern,
mildern und kleinem Bummeln, z. B. Hunti und
Chüechli (s. Bd II 1307) Ap; (iRh., T.
Bamb — bumb.
Vgl. auch die Gruppe tbim/i usw.
ISaillba: Mann, in der Sprache der Wildleute Gr ;
vgl. Vonbun 1802, 02; WSenn 1875, 80.
Bambe] m.: 1. etwas Baumelndes, Herabhängendes,
z. B. von der Troddel einer Mütze ZZoll. Spei!., Hange-
maul; unfreundliches, unzufriedenes Gesicht ZNer.
125'i
Itiinili. bemb, liinili. bomb, bmiib
1258
Svn. Lampelen (Bd III r_7i). /•.'/) />'. mache". -
2. - Lürcn 2 b (Bd III 1378) ZI, nun. - Zu 2 vgl.
Gunggel (Bd II 867).
Kafl'i-: fade, abgestandene Kaffeebrühe L. Es
Chrüegli roll g'hutige". g'mänggelige* K. JRoos. Syn.
Bambeli- Wasser.
Bambele" I Bammele" f.: Wasserschoss an Reben
GritChur, oHe. .[Die Hebe] ward auch hoch in seinen [!J
pampelen.' 1531/48. Ezecb., wofür 1667: .zwüschen
den dicken Ästen.' - Vgl. .Bampel.' Gr. WB. I 109«.
bambele": 1. in baumelnde Bewegung setzen,
schlenkern, schaukeln AaF.; '/.. Mit de" Füesse",
Arme" b. Züättl., 0., Wyla. Oppis iimc" b., lange un-
schlüssig hin und her bewegen Z. Speisen werden,
wenn sie heiss oder schwer zu kauen sind, oder auch
wenn die Esslust fehlt, im Mül ume" 'bambelet Z. —
2. a) freischwebend sich hin und her bewegen, bau-
meln, z. B. von einem Pendel, einer Troddel Z. En
Zupf, wo uf-eme" aristokratische" Buggel bambelet.
KBiedkkmann. Jets isch '»' üs 'bambelet, fertig, zu Ende,
bes. bei Kinderspielen gebraucht; auch etwa von einem
leer gewordenen Gefäss S. — b) die Arme schlen-
kernd, schlampig einhergehen ZO., Stdt.
bambele": wesentlich = dem Vor. 1. a) die Füsse
schlenkern Z. — b) läuten, bes. mit kleinen Glocken Z.
Vgl. Bim-bämbeli (Sp. 1229). — 2. sich schwankend
bewegen Z.
.Bambele" II, -eli B; VO; Z", Bammele" „Gr;" G
(Götz.), Bambeli L; SiH.St. (Sulger); Z. Bammelt Gr.
Wammeli G (Götz.), Bämmeli L, Bämeli Scnw, Bom-
meli GSev.: 1. Name eines kleinen Fisches aus dem
Geschlecht der Weissfische, Leuciscus. Geringschätzige
Bezeichnung eines winzigen Fischleins übh. : Es ist
nur es B., noch hei" Fisch Schw. ,Der bambelen sind
insonderheit zweierlei geschlächt, etliche glatt one
schüeppen, werdend bei uns gmeinklich allein in der
Glat fiuss gefangen; andere habend schüeppen, als
unsere gemeine bambele.' Fischb. 1563, 158b. .Bam-
bele oder Harlüchle, Phoxinus, Phox. varius, Phox.
squamosus maior et minor.' JLC'vs. 1661. ,Blica, Bal-
lerus, Plestya. Phox. squam. minor, Bambele, Haar-
lukle.' Cappeler 1767. S. Hür-Lüchli (Bd III 1044).
Spec. a) auch Glatt-B. Z, Elritze, Leuc. phox. (al.
Cypr. phox.. Phox. var. s. lrevius) B; „VO;" Gr; G; Z.
,Die Elritze, Cypr. phox. Dies Fischchen heisst an
den meisten Orten der Schweiz Bambeli, auch Bach-
bambeli und seiner kleinen Schuppen wegen das glatte
B.' GLHartm. 1827, 197. ,Das Geschlecht der glatten
Bachbammele, welches die Schwaben Pfrill nennend,
ist glatt, ohne Schüpen, weiss [usw.].' JLCvs. 1661.
,Elriz, Elderiz, Bambele, Phox.' Red. 1662. .Diese
Fischlein (Bammeli) sind sehr gut den Kindern, wann
sie den Ettig haben.' Sereru. 1749. — b) Alben, Alant-
blecke, Leuc. alb. (al. Cypr. bip.) LSee; ZRheingebiet;
vgl. GLHartm. 1827, 219, ferner her (Bd I 547). .Das
Bämmeli. Von diesen kleinen Fischehen werden 50
Stück zu einem Pfund erfordert.' Alp. 1827 (betr.
den Walensee). — 2. von andern kleinen Wesen oder
Sachen. Etwas Kleines übh. GnGlar. a) scherzh.,
kleines, lebhaftes Kind, z. B. von Schulkindern Gr.
— b) Bämmi, Lämmlein GrS., Scuolms, Tschap'p. ; Syn.
Bämschi. — c) Bambeli, Nbf. Bambeli, beim Backen in
den Privathäusern aus dem Rest des Teiges gemachte
kleine ,Wähe' (s. Chuechen 3« Bd III 131) Z rS. f
Vgl. Gr. WB. I IOU5. 2n erinnert au it. ( hoto, kloiui
Kind, bambola, Puppe, und es wäre nicht unmöglich, die
übrigen Bedd. als davon her libertr. zu erklären. Doch lassi
sich bei I und -J a auch an Zshang mit bambelen denken;
dem W. wart' dann der Groudbegriff unruhiger Beweglii-hkeit
eigen; vgl. FStanh. Das l',i"t 107. Hieher wohl der Bam-
meli-Se, kleiner See hei GrPeist (nach Tsch. wahrseh. sn
genannt, weil er B. enthält). Zur Form Bommeli vgl. Bach-
Bumbeli 11.
.Meer-: hepsetus.' Fischb. 1563. — Bach-Bam-
beli s. Bambelen II 1 a.
Bambele" III: Pflanzenname. Nur in den Zss.:
Käs- Bambeli: wohl eine Malvenart. HKKinzi.i.
Wthurer Chr. Vgl. Chäsli-Chrßt (Bd III 897/8).
Bach-Bainmele": Bachbungen-Ehrenpreis, Ver.
becc. GRChurw. (Tsch.), Pr. ,Eine Lilien, ja ein ein-
ziges Bachbambelein und Erdengräslein.' JJUlr. 1727.
.Das geringste Viönlein und Bachbambelein.' ebd.
Die zwei ä. Belege sind viell. eher auf die Sumpf-Dotter-
hliime, Caltha pal. zu beziehen. Vgl. Bach-Bumbelen.
Bamber m.: Knall W.
Bämbere" f.: 1. .grosse Chlüre" (s. Bd III 687),
die Glück bringt' Z (Schultheis). — 2. überaus dralle
Weibsperson ZWthur.
bämbere", in Bs bämmere": meist unpers., dröh-
nend auf-, zusammenschlagen, z. B. von einem Ham-
mer auf dem Ambos, bes. aber von einem schweren
Stein auf einem hohlen Bretterboden ZF. ,Man hörte
das Gebember zusammenschlagender Stackein [d. s.
Zaunstäbe, in einem Kampf der Nachtbuben].' JSf.nx
1888. Schlagen, klopfen, wobei ein dröhnendes Ge-
räusch entsteht: Da hast auch alliiclle'd esB.! tadelnd
zu einem Knaben ZO. Ohne den Nebensinn des Ge-
räusches, meist nur in der Verbindung druff lös b.,
heftig drauf los schlagen, klopfen Bs. Wo-n-er-eti
e'möl in de" Hände" glia" het, het -er -sich nimme"
kennt und het druff lös 'hämmeret, bis der Ander am
Bode" g'legen isch.
ver-bambuschiere": (sein Geld) verschlemnien G
Ebnat. Der machet-em kei" G'wüsse" tlrüs, das Ijönli
frisch z' V. EFecrer. — Aus frz. bumbocher, ein aus-
schweifendes fielien fuhren.
bhnbele": „einzelne, unterbrochene, leise Laute
von sich geben, zunächst von einer kleinen Glocke
LE.U, bimmeln Z. Und die chllne" Herde'glöggli bim-
bele'd ase lieblich dri". ESchonenb.
Biri-Bnmb m.: Trommel Sch. Vgl. (biri-)hump.
bombe": geräuschvoll umherwerfen. Etwas um-
enand b. Sch (Kirchh.).
Ilninbalo'nier m. : scherzh., Branntwein AlLind.
Abi. von Pampebma, dem Namen der bekannten spanischen
Stadt? In den 1820er Jahren gab es viele schweizerische
Söldner dort.
Bombasin: Name eines Baumwollstoffes. ,1565 ward
ich schiffferger, bamasyn- und barchetgschouwer.' Z
Chron. ,Barchet, bomasyn [als verzollbare Waren].'
1567, Z. .[Die Ware eines fremden Krämers] es sye
gwürz, syden, sammet, bommasyn und sichlen.' 1578,
Aar. Stadtr. ,Ein Paar Ermel von gutem Boinbasi.'
1658, Obw. .Xylinus pannus, Bomasin, Barchet.' Denzl.
1677; 1716. Vgl. noch JHSchinz 1763, 121; Ad.Bürkli
1885, 3. — Frz. bombasin.
1259
Bamb — hniiib. Bainf buraf. Bamp — buinp
1260
Büinbo <i; In. Bumbo '/.. Bumbum Aa; Bsj /. Bum-
pum ZBül. — in.: Pompon auf dein Käppi der Soldaten.
buinb: Scballw. Bumbedi-bumb, Nachahmung des
Trommelschlags. ,Bumbedibumb, zum Tor hinaus!'
riefen die Gassenbuben hinter einem Delinquenten
her, wenn er gestäupt und der Stadt verwiesen wurde
ScHSt. (Sulger).
bumbe"-zi-zi: = pHiiiinen-si-.fi Z.
Bumbn'l ZDättl., Lunn., Bombö1! niTu, Bumböl
„Aa; B* (auch Zjro); ZF., Kn.. St.lt. /. Kai. 1-1".
J'umpaler iuTh (Früh) — m. (lt Zyro n.), Dim. Bum-
boli ZF.. Bamböli oTh, Berg, Fr., Bdmö'li oTh: stäb-
chenförmiges Stück Blei, das sich Knaben durcli Ein-
giessen in eine Schiebrinne am Fensterrahmen oder
in ein Stück Schilfrohr selbst verfertigen, um es dann
als Bleistift, auch etwa in der Schule zum Xachzeigen
beim Lesen zu verwenden (f) Th; Z. Übertr. zu-
nächst auf den grossen Bleistift des Zimmermanns Zu.
oder auf einen plumpen, schlecht gespitzten Bleistift Z.
endlich auf den modernen Bleistift des Schülers oTh; Z.
,'s ist auf der einte" Seite" vo" dem Zirkel es Bum-
böli g'siv Wolf, Bei. Gespr.
Aus 'plumhule mit dissim. Schwund des ersten l; vgl.
das syn. I'lumbd. Für den Übergang des vortonigen « zu o
gibt es noch andere Belege; vgl. Aum. zu Paletten II.
bumbäle": mit dem Bleistift (unnötiger Weise)
kritzeln ZW.
Bumbele" I f.: Hummel AaB.; ZXcr., Büinl.. W.
Syn. Bummel I.
Bumbele" II f.: 1. Fläschchen. Trinkgefäss Aa
Wohlen. — 2. übertr., dicke Person AaF.
1 wahrsch. benannt nach der kugeligen Form; s. Aum.
zu Üutteren (Bd II 533) und znm Folg. Vgl. auch das
gleichbcd. it. bomhofa.
Bumbele" 111 f. (ZObf. 1897, 373), Bümrle* B
(Durh.); UUrs., sonst nur in der Zss. :
Bach-Bumbele" AiBb., F., Schinzn.,Schneis.; B;
SXGösgen; U; ZBauma, Hütt, Obf., Stdt. Zoll., -Bü-
mele" Aa oF., Bez. Zof. westl. der Wigger; Bs; B (auch
bei Durh.); GlM., S.; LE., Stdt, Surs., Will.; GG., Rh..
Sa., T.; Sch; aScHw, E., Kü., Ma.; SBib., L., Thierst.;
Th; Uwj U; Zg. -Bummle" ScHwMa.; U; Zg, -Bum-
here" ZZell, -Buntere AaF., LHäm., Müsw.; SchwKü.;
Xnw; OßwLung., -Bumbe* AALeer. ; GWe.. -Büme"
Gr (AUlrich) — f., -Bumbeli I Sch; U; ZO., -Bümeli
LW.; GMs; U — n.: Pflanzeiiname. 1. Sumpfdotter-
blume, Caltha pal. AABb., oF., Leer., Schinzn., St., Zof.;
l!s; (iL; GRSchiers; LE.; Sch; Schw; S; Tu; Uw;
UUrs.; Zg; ZBauma, Hütt, Stdt, Zell, Zoll.; von 3 als
geUri B. unterschieden Schw; U. — 2. europäische
Trollblume, Troll, eur. UwE.; UUrs. — 3. Bachbungen-
Ehrenpreis, Ver. Becc. Aa; B; GlS.; Gr (AUlrich);
L; GG., Rh., Sa., T.; Seil; Schw; Uw; U; Zg; ZO.,
Obf. Im Gegs. zu 1 als blaui B. (bzw. Maus B-iJ
unterschieden LW. ; Schw; Xdw; U. — I. Teichbinse,
Scirpus lac. B (Durh.); GG.
In der ä. Spr. ist, das W. nicht häufig und erst spät
belegt. ,Bachbumolon.' Zg Arznoib. 1 •"► S S , neben .Baehbou-
melen.' ,B. -Bummelen.' ZEIgg Arzneib. nm 1650. Wasser,
.in dein Bachbumelen nmb und in demselben wachsen.' XVII.,
Gfd. .Holderbieter, Bnnbelen und Salz.' ZZoll. Arznoib. 1710.
Sammtlichc Falle scheinen, worauf die offizinelle Verwendung
schliessen lii-^^t . zu :i zu gehören. Dem '2. T. des W. kommt,
wie dem des mehrfach syn. Baeh-Bung(d)en (s. d.), cig. die
Bcd. ,Knolle, Kugel' zn ; vgl. die Aum. zu dem syn. Bach
Gammele« (Bd II 308). Zw -1 vgl. das syn. Fass-BoUen (Sp.
117:'.). Für SZuchw. ist die Form Bach-Bumbd angegeben.
Ross-: 1. R.-Bumbele; Exkrement des Pferdes
ZS. — 2. B.-Bümele", grosser Klettenkerbel. Anthr.
silv. Sch. Syn. B.-Chummel (Bd III 295).
Bumbe0 f.: 1. Bombe AABrugg (moderner als
Bumme'J, Leer.; BsStdt; BO.: Z tw. — 2. dickes
Weibsbild AALeer.
Bis-Bombe": scherzh. Name eines Gerichtes.
Schweizerb. 1821, 93.
(Bach-)Bumbeli II n. : Xanie eines ganz kleinen
Fischleins Zübf., einer etwa 2" langen Abart von I !ypr.
phox. ZZoll.; Syn. Bambelen lila. .Ellritze. Bach-
bumbeli, Zierling. Butzli. Cypr. phox.' HSchinz 1*12.
bnmbe(r)diere" Bs; G; Th; Z. humin- ZO., S., intm-
mer- Sch, pütnper- Bs; GrPt. ; S fpumpertiere"): 1. tr..
bombardieren. Übertr., Einen bestürmen, energisch
bearbeiten Bs. Er liumbardiert mi" Fraudi, Ins Das
der Chopf verliert und nimme'' waisst im G'stirm. wo
äs und i". MeYER-Mcr. — 2. intr. a) mit grossem
Geschütz schiessen Z. Uf der Allmend händ s1 gester
de" ganz Tag bumbidiert. Auch mit sächl. Subj..
dröhnend krachen GRSchiers. Brasehle" und pumper-
diere" tued ['s] wie va" tüsig Kannune". MKuoni. —
b) pedere Tu.
Bumberdong, -ung Schw, Bumperdon I.. Bum-
perton Aa — m.: Bombardon. En grössmächtiger Pum-
perdung. X. Ai.pent. (für Schw). - Kyds Angabe ,B. n.,
Fagott', dürfte auf einem Irrtum beruhen.
Bamf bumf.
I'amfili. /•'- m.: Name einer Spielkarte, des Haupt-
trumpfs in einer besondere Art Kartenspiel Z f. Der
ScheUe'-B. 7. (Dan.). Name des Eichel-Obers 1, (In-
eichen).
Aus frz. jtamjßliile, Kreuzbube. Uanpttruiiipf in einem l'c-
wissni Kartenspiel; auch dieses Spiel selbst, s. noch Schm.-
Fr. 1 392.
Bamp — bunip.
Vgl. auch die Gruppen /<'"»</. usw.
G'-painp n.: das sicli hin und her bewegen, z.B.
vom Glockenschwengel, bes. aber von einem Menschen
mit wiegendem, wankendem Gang: Kr alntnnt geng esn
im Pamp tlahar BHa. Syn. Ge-plamp.
Pampel m.: grosse geschwollene Lippe, Hänge-
lippe B um Aarb.
Sehelle-'-Bampcl: = Sch.-Gaggel (Bd 11 166)
ZcStdt.
Bampel f.: Weibsbild von schlaffer Haltung und
entsprechendem Gange Bs (Spreng). — Hegner (Erkl.
von Strassburger WYV.) verzeichnet ein gleichbed. Hamid.
hampele" AaWoIiIcii (auch p-); Sch (auch p-);
Th, bample" AALeer.; Bs; L; „Scii", p- BsL,.; BHa.;
SchwE.: l. = bambelen 1 Bs (Spreng); Soh; Tu. Mit
de" Füesse* h. Bs. Öppis ume" lt.. hin und her ziehen,
wenn man nicht weiss, was damit anzulangen ist Sch;
Öppis im Mal ume" &., im eig. S. von Speisen Th,
uneig. von Worten, mit der Sprache nicht heraus-
rücken wollen Seil. .Etwas umenander b„ grob und
ungeschickt betasten und behandeln. E*. Maitli ume"
1261
iaiup, benip, Imui|i. bomp, bump
1262
b.. ziemlich bäurisch und frei mit il)iu umgehen' Bs
(Spreng). — 2. ;i) = baiiilielcn :.' a AAWohlen; Bs; 1,;
SchwE. l'me" und äne* 6. AAWohlen. E" Würmli
itme' Fädemli pamplet her und pamplet hi". Meyer-
Mer. Vom Kollern in den Eingeweiden. Es pamplet-
mer im Buch Bs. — b) = bambelen 2 b AALeer.
Bampeli n. := Grampampeli (Bd II 736) Ndw. —
Aus Gr. verkürzt mit Anlehnung au unsere Gruppe.
Bampelü're" f.: schlechte, kraftlose Brühe, von
Wein. Kaffee udgl. BsStdt. .Syn. Bambel. .Wenn man
eine Visite hat und der Kaffee so dünn ist wie eine
B.' Bs Nachr.
Eig. Batnpe(l)-Lüre% t s. Liren I ä a (Bd III 1378) null
Pampe- Liren (ebd. 1379). Vgl. das syn. Bampelen- Wasser.
Bampelti'rete" f.: verächtlich für Gepäck, das
aus vielen kleinen Stücken besteht BE. So hilf-mer
doch die B-n [aus dem Wagen] use" tue"! sagt eine
vom Markt heimkehrende Krämerin zu ihrer Magd.
Pampe" f.: 1. dicke Person G. — 2. Verschwen-
derin Gr.
pampe", „bampe*": 1. a) „act., ziehen, bewegen
Sch." — b) „neutr. mit haben, bewegt sein Sch.
Neutr. mit sein, hin und her schweben, wackeln, wie
z. B. die Glocke L." Sich in den Hüften wiegen BHa.
— 2. eine Arbeit (z. B. nähen, kochen) unordentlich,
ohne Fleiss und Sachkenntnis verrichten GWe. —
3. schlecht, liederlich wirtschaften GrPi'. Statt ab-
z'tcile" hed sch' g' schlampet und 'pumpet. Schwzd. —
4. heimlich etwas Gutes essen GRCont., Mal.; „naschen,
oft oder fast unaufhörlich mit besonderm Wohlbehagen
essen Gr." Syn. gänggelen (Bd II 364).
Zu 4 vgl. mit anderer Konsonauteustufe im Ausl. ,pam-
pfuu' bei Gr. WB. VII 1421. Vgl. auch schlampampen.
„Bamperfi"): Näscher(in) Gr." Pampeme', Wei-
ber, die hinter dem Rücken ihrer Männer gute Sachen,
z. B. Kuchen, bereiten und verzehren GRCont., Mal.
hampele": tändelnd arbeiten UwE. Vgl. pläm-
pefrjlen.
ab-pämperle" : (Jmdn) mit übertriebener Sorg-
falt abwarten ÄALeuggern.
ume"-: müssig herumgehen, herumlungern Aa
Leuggern. Syn. umen-plämperlen.
ver-: durch Langsamkeit und Gleichgültigkeit
vernachlässigen GnHe. ; auf leichtsinnige Weise ver-
derben AaFh. Vergeuden AaEh., St.; GMs; SchwE.;
SL. Syn. ver-gcmggefrßen (Bd II 364/5), -plämperlen.
Er het de" Wucheflön nume" verpämperlet AASt.
bi-: kindisch behandeln, verzärteln AaFh. ; Syn.
bi-bäbelen (Sp. 919).
bämperlig: nichtssagend, nichtsnutz, wertlos S.
bämperlis. ,B. essen', mit Behagen essen, schlam-
pampen. Wirt zu den bisherigen Gästen : . Jez kumpt
mir die bäpstisch schar [als neue Gäste]: ir band b.
gässen ; ander har ! ' Badenf.
ver-bämple": vergeuden Bs.
Pamper II, B- m.: = Biest- Chuechen (Bd III 141) F.
.Zum Glück hatte beim Vetter wieder eine Kuh ge-
kalbt; zum Best des gestrigen Hirs- und Reisbreis
gab es noch ein Pampesbrei oder Pamperkuchen.'
Schweizerb. 1818 (für F). — Viell. zur vor. Gruppe; vgl.
,Pamps.' Gr. WB. VII 1421.
Iiampis: grosse Kanne, deren sich ehemals die
Studenten bei ihren Trinkgelagen bedienten BsStdt.
lüimperli in.. Bämpis(s), /'- m.: beim Triktrak-
Spiel der Eins- und Zwei-Wurf, der als der grösste
.Puff' gilt Z f.
l'emnel m.: kleines Bündel, Armvoll llulz. /■''
ha" nid e"mid e* P. Schiter F.
Be-iuper m. : ganz kleiner Fruchtkorb THTäg. En
B. voll Chriesi. Geflochtener Maulkorb für Kälber
und Zugochsen, ebd.
Be2mpere" f.: 1. in KAA. = Lavier (Bd 111 lllii)
Ap. Ganz ab der B. si", Ein ab der B. bringe". -
2. Skandal Th (Dan.). — 2 nicht bestätigt.
pinip. In der RA.: Das ist mer p., gleichgültig ZKn.
lüiiijn'l m.: 1. einfältiger Mensch Th. — 2. penis.
ebd. — Vgl. ,Pimpel' bei Gr. WB. VII 1858, ferner das in
beiden Bedd. syn. Ginggel (Bd II 365).
Bimper m., Dim. Bimperli: = Bimpel 2 Ar.
l'impinell f.: 1. = Biber ueU 1 (s. Sp. 923) BGr.
Bruchit Astränze" und F., so sterbe" die Chranken
nit so schnell. — 2. = Bibernell 2 b. ,I)ie p., teucrion,
polygala.' Mal. S. auch Hegel- Chrüt (Bd III 901).
- .Pimpinell' auch bei JCNäg. 1738.
Pomp f.: 1. wie nhd. ,Mit grosser p. zuom grab
tragen.' Vad. ,Mit schlechter p. vergraben.' ebd. -
2. festliches Gelage. ,Und hiess man zuor selben zit
[näml. des Abtes Bertholt von Falkenstein 1245/71] ain
hochzit, das man iez ain schlegel oder gsellentag oder
panket nennet; darum man ouch bi unsern tagen ain
fest oder p., uf die vil Volks zuosamenkam, hochzit
genent hat.' Vad. Dafür in der kleinern Chronik der
Äbte: .[Abt Bertholt] hielt schlegelgeselschaften, die
man zuon selben jaren hochzeiten hiess und iezinal
pompen, panketen und mit schimpflichen Worten kess-
lertäg nennet.'
pompösisch, ponipösisch: pomphaft, prunk-
liebend. , Wider die natürliche Neigung der pompo-
sischen Weltkinder (ist der Anfang des Evangeliums
gepflanzt worden).' Augensp. 1639. ,Der Gäuggeloch-
tige [kommt] gar pompösisch daher.' 1733, L Spiel
(: .französisch').
„lionipagäggisch: drollig, unbeholfen G." — Vgl.
/'tnitp' ,-jägr/iseh {Bd III 25), -natjyi*ch (Sp. 702).
Pompaluser Ap; Gr, Pumpa-, Pumpr-luser Gr
Calfr., UVatz; GO. ; ScHSt; Z, Pampa- Gr, Pumper-,
B- Z — m.: 1. Spottname der deutschen Graubündner
(auch in GO.) auf die romanischen, bes. die Oberländer,
ausserhalb Graubündens auch auf die Graubündner
übh. Pumperlüser Land oder Pompa-, Pumpr-lüsie",
Graubünden. — 2. Kauderwelscher ScHSt. Sonder-
ling, Dummkopf, auch mit mehr oder weniger hervor-
tretender moralischer Nebenbed. Z. Gauner, Strolch,
Schlingel ScHSt. ; Z (mit Anlehnung an das Schimpfw.
Lüser), Halunke Ap. Pumpelüser Sprach 1) Kauder-
welsch. 2) Gaunersprache ScHSt. Lether cho", üsg'seh"
wie-n-en P. Z. — 3. Sackbluse Aa (Rochh.).
Der Name stammt nach deu Einen (vgl. z. B. N. Z Ztg
vom 26. Juli 1878; HsAuderegg 1S97, 154) von oberläud.
jionn pahis [haariges Tuch: vgl. Palüsen Sp. 1156J, der Be-
zeichnung für ein von deu Oberländern selbst verfertigtes
grobes Haustuch, das zu 3/4 aus schwarzer, zu l[i aus weisser
Wolle besteht, wodurch der Stoff eine graue Färbung er-
hält, der der , Graue Bund' angeblich seinen Namen verdankt.
Nach Andern läge roin. paun /«Jus zu Grunde, eine bei den
1263
Bamp, bemp. birap, bomp, lnini|i
12G4
Oberländern früher beliebte and Doch jetzt hie und da vor-
kommende Speise, bestehend ans in Butter gebuckeuen Brot-
schnitten mit krauser Oberfläche. Vgl. auch Carisch, Nachtr.
33. Gärtner vergleicht sulzbergisch pampalugo, Dummkopf.
— Bei SLandolt 1845, 279 erscheint das W. (an Pumpel,
Tasche, angelehnt) als Spottname der aargauischen Liberalen,
in der scherzh. Verbindung </' Pumpetüeer und d' Pumpdiner,
d. s. diejenigen, die aus der Tasche und in die Tasche wirt-
schaften. Zu 3 vgl. das syn. Burgunder-Bernd (Bd II 1300);
es liesse sich denken, dass das W. in uusern westlichen Ge-
bieten auch von den , welsch' redenden Nachbarn gebraucht
und weiterhin auf eiu für sie charakteristisches Kleiduugs-
ätück übertragen worden wäre.
pumperlüsere": unverständlich reden SchwE.
pompalüsisch Ap, pumpe- TuBerl.. H\v.: Z. jium-
per- G; SchwE.; Z, .pompaluserisch.' HLLehmann 1790,
94: 1. romanisch Gr (bei den Deutschen); G; Z. -
2. kauderwelsch, verwirrt, seltsam Ap; G; SchwE.;
Tu; Z. Das ist p., Das verstän-ieh nid. .Auf dem
Totenschein kannst dann lesen, an was für einer
schönen lateinischen oder pumperlnsisehen Krankheit
dein Schatz verstorben ist.' JILienert. .Störungen
gibts und der pompolusischen Sächle, die mir in die
Quere kommen.' UBräggek. ,üas Volk nannte die
Sprache der Gauner in der Schweiz auch das Pomper-
lusische.' Bs Taschenbuch 1864.
I'ompel m. : = Bombö Ap. Hast mich bi Gotts [als
ich in Neapel Soldat war] vom P. hes zum Kramase"
[s. Bd III 818] chönnen a'luege", hast g'wöss niene"
he" handbreit* Müsli a'-mer g'wdret. AHalder 1839.
Bömpeli n.: kleiner Steissfuss, Gol. (Pod.) minor.
BoiiENSEE; vgl. GLHartmann 1808, 135. — Wahrsch. zu
Bumpel 3 als Dim. -Bildung.
bö'mperle" : hämmern, bes. indem man den Ham-
mer rasch nach einander auf eine tönende Unterlage
fallen lässt ScHNnk. — Vgl. bSmmeren, pumperen.
Im in p: 1. Schallw., Nachahmung eines starken,
dumpf tönenden Schlages, z. B. auf die Pauke Z. —
2. in der RA.: Was nüd pump und plump ist, das
gilt )iüt i" der Welt Z. - Zu 2 vgl. die ähnliche Ver-
wendung eiues Schallworts unter Büß' 7 (Sp. 1045).
biri-: Nachahmung des Trommelschlages. Bump,
bump, biri-b.! Los, de'' Buebenumzug [am Seehseläuten]
chunnt! oder: Bump, bump, b.-b.! Der Kaiser ist en
Lump, er trummet über 's Feld und stilt de' Pure"
's Geld Z (Seherzreim). Vgl. Biri -Bomb. — biri-
burape": trommeln Z. Kei's Biri-b. [hört man].
Usteri.
rumpedi-, ,R. zum Tor hinaus, wie rumpelt es
in meinem Bauch', sagt der Wolf mit dem Bauch voll
Steine im .Rotkäppchen.' Vgl. bumbedi-bumb.
Pump m., PI. mit Uml. : dumpfer Schlag oder
EalU.GnPr.; Ndw.
P um -pumpel in. : dröhnendes Geräusch, Gepolter.
,l)er Rumpel und P., wenn das Gebäude zusammen
gefallen wäre.' 1840, Ap.
pumpe": 1. intr.. stark klopfen, pochen, z. B. vom
Herzen GnCalfr., Pr., UVatz ; GMs. Syn. gumpen (Bd II
312). Vom dröhnenden Aufschlagen schwerer Gegen-
stände GrD. Von dem Geräusch, das entsteht, wenn
ein schwerer Gegenstand ins Wasser, lallt Ndw. Es
hed 'pumped, das'-me* 's uit g'herd hed. (Ins Wasser)
plumpsen Ndw. — 2. tr.. Einen mit der Faust schlagen,
prügeln Bs. — '■'•- pedere BsL. — Mhd. pumpen in Bed. I.
pumpere0 I: mit dröhnendem Geräusch klopfen,
poltern L; Schw. Syn. gumperen (Bd II 317). Sl"s
Hir:li hat pumperet und g'hämmeret öppis Heibsches.
MLienert. Hü, jetze" gut der Rumpel lös! E, weleh es
Pumpre". wel** es Töss! Schw. Mueter, was chochet-er
:' Nacht Y Nudle", ''ass 's bumpert [Var. pufft] und
chracht L (Volkslied). - Mhd. pumpern, pumpern.
Bumpete": Spielausdruck. B., Hiirrumpete"! sa-
gen Kinder, wenn sie sich eine Handvoll Bohnen zu-
strecken, um ihre Anzahl erraten zu lassen Aa (Rochh.).
l'umpis BsL.; B; G; S; Th, B- Aa; Ap; Bs; B;
GStdt; Z: 1. coli., meist mit humoristischer Färbung,
Tracht Schläge; spec. zu Kindern. aaOO.; ,allg." Lim
P. ge"; P. übercho". .Wenn der Fried sich etwa ein-
mal vergass und dem Bäbi P. gab.' Breitenst. Wenn
d' iez nid folgist, so gibt 's P.! Auch: derber Verweis
Ap. — 2. Bumpis m.. Differenz zwischen der wirk-
lich geliehenen und der im Schuldbrief verzeichneten
Summe bei Wucherdarleihen AABb. B. zale", ge"
1) Wuchergeld, d. h. dem Gläubiger eine Summe Geldes
zahlen, damit er sich mit der Zahlung der eig. Schuld
über den Verfalltag hinaus gedulde AaZ. — 2) be-
stechen, ebd. S. noch B.-Chrämer (Bd III 815). —
3. Bumpis, = Gumpis (s. Gumpist 3 a Bd II 318) in dem
Rätsel vom Ei GTa. — Aus 'Pumpen», dem Gen. des Ger.
pumple": 1. mit dumpfem Geräusch fallen; rum-
peln AxFri. ; GrD.; „L;u S. Es rumpelt und pumpett
im hölzerne" Kapitel (s. Bd III 400), vom Rahm im
Butterfass GrD. Dumpf dröhnen, vom fernen Donner,
auch eines Geschützes AaFiu. — 2. „Jmdn oder Etw.
hin und her schieben, verächtlich behandeln L; S."
Ge-pümp n.: Lärm, Gepolter GnChur, Pr.
I!n in pH. Bumper m.: 1. Bumpel AAAar., Aarb.,
Bb., Fri., Hl., Hold., Ku., Leer., L., St.; Bs; ZBül., P-
ÄARein., Zein.; SchKI., Bumbel S; ZB., O., Stdt, Thalh..
Tö.,Zoll., Bu m p er AABb., F., K., Ke.; BsBirs.; B oAa..
Si.; LG.; SchwE.; S; Zg; ZKn., P- AaF., Rein.; L;
aScHW; Uw; ZKappel, Bumber AaBosw., Sins; L —
PI. und Dim. gew. mit Uml. a) vollgestopfter, strotzen-
der, unschön hervortretender Sack oder Tasche, bes.
in Kleidern AABb.. K., Zein.; Bs; ZS., Stdt. Pack von
unschöner Form Bs (Syn. Pfumpf); Z. Syn. Bündel.
En ganze" B. Chlüre" ZZoll. En grosse" B. ha", die
Tasche voll AABb.. K. ; Bs; Z. Sack zum Anhängen
am Rücken Z oGlattal. — b) Kleidertasche, gleichviel
ob voll oder leer, in Kleidern altern Schnitts oft von
grossem Umfang Aa; B; VO; SchKI. ; S; Z. Spec.,
Tasche im Frauenrock AAAarb., Bb.; L; ZKappel, Ner.,
O., Uster. Dann auch, z. T. vorwiegend, von den Ta-
schen im Männerkleid (Rock; Hose, daher Hose"-B.J
Aa; BSi.; L; Schw; S; Zg; ZThalh. Vgl. Äser 2
(Bd I 507). Öpfel und ChröHi de" B. roll. Stutz.
Etw. in B. g'halte", lue", schoppe", stösse". ,Was zog
er aus dem Bumper ? 0 Wunder, e° schöne" Lumpe11.'
1799, Lied. Er suecht noch einist i" de" Rocktasche"
und drüf i" alle" Bümpcre". Schwzd. (L). I" B. lange*,
nach Geld L; Schw. .Nehmt den Brief in die Tasche
oder in den B.' Loubauer 18ti4. S. auch gitig (Bd II
506). In RAA.: D' Frau treid im B. inne* nie use",
a's de Ma" uf-em Wagen-oben i"e" f'üert LSursee.
Für si" P. hüse" L (JBBgli). Im leiste" Ghleid brücht-
me* Tceni Bumper me. Ineichen. De" B. Strasse", seine
mit GHd oder Proviani wohl gefüllte Tasche zur
Schau tragen, hochmütig prahlen AAWohlen, .lulic.
r_v;,
Bamp- bnmp. Bampf— bornpf. Bamps — bamps
1266
julü'. mir ist wol: hä* ml* Bümbeli g'schoppig voll!
Stütz. Im Kinder- und Volksreimen: Glgampfe*,
Wasser stampfe; Bröd und Clin.*:, B. g'halte* AaF.,
K<\ Samiehlaus, Niggeli! scldeik-mer [schenke mir]
dir'' nes Titteli [Püppchen]; nid es chli's und nid es
grosses, äass ic* 's cha" i" B. stösse*. Lüt., Sagen.
Das hübschist Meitschi, iro-n-i'h weiss, ist s' Solothurn
bim Bare"; es hed es Luch i* B. 'brihmt, es hätt-cm
chönne" fdle" L (Ineichen). D' Chüderjüppe* brünnt-
der und nebe'dra" dl* Bümper Aa Kiltspruch (lt
Bochh.). Wenn ein Kind das erste mit Tasche ver-
sehene Kleid trägt, steckt man ihm ein glänzendes
Geldstück in den B. LSemp.; ZO.; vgl. Glück-Gelt
(Bd II 248/9). .Hosensack, Pumper. funda.' Red. 1662.
S. noch Pumper-Holdi (Bd II 1183). — 2. Bumbel m.,
Taschenuhr ThFi\ ; Syn. B.-Zltli. — 3. Bumpel Sch,
P- GWe., übertr. auf Personen, (kleine und) dicke,
verwachsene (Frauens-)Person; „kleiner, dickleibiger,
schwerfälliger Mensch Seu; Uw; Zg". Bes. als Dim.
Bumpeli Aa, Bumbeli ZBül., „Bümpeli Sch; Uw; Zg",
Bümperli Z, Bümperli B, scherzh. oder kosend von
kleinen, drallen Frauenspersonen und Kindern. Männ-
chen B. — 4. Bumpel Bs, Dim. Bimpi Bs, Bümperli
Z (Spillm.) = Gungel (Bd II 367). — 5. Bumper, Spiel-
zeug der Kinder, bestehend aus einem vierfachen,
zopfartigen Geflecht aus Weidenrinde, das als Ball
benutzt wird Z (FStaub). Syn. Gniggelen - Ballen
(Sp. 1150).
Das W. ist tw. im Verschwinden begriffen; vgl. ZObf.
1897, 196. Die Grundbed. der Sippe (über ihre weitere
Verbreitung s. Gr. WB. VII 2227; Schm.-Fr. I 392) scheint
das Schwellende, unförmlich Dicke zu sein; über den Zshang
mit der Sippe pump-, schlagen, vgl. z. B. Anm. zu Nossen
(Sp. 825). Tw. spielt auch der Begriff' des Schwampelnden,
sich hin und her Bewegenden herein; vgl. 4 und Bumbel-
üter als Spottname einer gewissen Frau S f. Zu 2 vgl. das
syn. Böüm (Sp. 1176), zu 3 die entsprechenden Übertra-
gungen bei Bündel II, Sack, Taschen. Im ZO. gilt in Bed. 1
Bumbel, in Bed. 3 Bumper (li).
Korli-Pumper m.: Kreisel GBh. Syn. K.-Bueb
(Sp. 933).
Pure" - Bumpel : grosse, dicke (geräucherte)
Wnrst Sch.
Zitli- Bumbel : Uhrentasche ZB.
Ge-bumpel n.: Coli., das Strotzen einer vollge-
stopften Tasche Bs.
Bumpele0 f.: kleine, dicke (ältliche) Weibs-
person S.
Tick- s. Rungg-Gunggelen 2 (Bd II 368) und
Hunz. 213.
Pumpe" f.: grosse Kuhschelle GrL. Syn. Plumpen.
pumpe": einsacken, einstecken AiWohlen.
„pumpere" II, Dim. pümperle* : Etw. in die Tasche
stecken, bes. Naschwerk Aa; B; VO; S; Z."
B u m p i m. : dicker, ungeschlachter Kerl Bs (Becker).
Bumpis II: vollgestopfte Tasche Aa (Rochh.).
Hose°-Bumpis m.: Knabe, der für die Höslein
noch zu klein ist Bs. Syn. H.-Fösi (Bd I 1083).
bumple": sich hin und her bewegen, in einem
baumelnden Sacke Bs (Spreng). Die Öpfel bumplen
in dem Sack umme* (z. B. bei eilendem Laufe); es
bumpled im Sack.
bumplig, p-: 1. einen Wulst verursachend, z.B.
vom Inhalt einer Tasche BsStdt. I'a steck 's Nastuech
Schweiz. Idiotikon IV.
nit in Hose'sack, 's isch so b. — 2. a) wulstig,
strotzend, z.B. von einer vollgestopften Tasche BsStdt.
— b) kurz und dick von Gestalt AAZein. Dick und
p., churz und slumplig (ist N. N.J, Spottvers der Schul-
kinder unter sich.
Gülle»- Pumpe" Tu (auch B-); Z, -Bumpi AaF.,
Ke. ; Bs — f.: Jauchepumpe.
Gampfer-: Pumpe eines Ziehbrunnens (mit Pum-
penschwengel) Aa (lt Rochh.).
Bumper II m. : Pumpe ZZoll.
Gülle"-: = G.-Pumpen Aa; ZZoll.
Über Gerätenamen auf -er s. Gumper I (Bd II 313),
ferner die Anm. zu Oertel I (Bd II 443).
Wasser-Pumpi s. günsen (Bd II 376).
Pumpernelle" f.: 1. = Bibernell 1 (Sp. 923/4) in
dem Spruch gegen den schwarzen Tod: Iss Bibinella,
Pumpernella und gebäts Bröd, so hört üf der gähe
Tod W (Alpenp. 1872). — 2. a) spöttische oder ver-
ächtliche Bezeichnung einer Frauensperson. ,Du
schwarze Pumpernella! pfui, wie bist so schön! Mit
Seiden, Silber, Sammet dich prechtiglich nur krön.'
Wahrsager 1675. — b) spec., dicke Weibsperson B
oAa. ; Syn. Mueslen (Sp. 495).
Umdeutschuug ans frz. pimprenelle, mit Anlehnung an Zss.
wie Pumper-Niygel (Sp. 706) udgl., also eig. Pumper-Nellen ;
s. Neuen (Sp. 715) und Petronella. Zu 2. Pimprenelle er-
scheint in den Reimverbinduugeu Mademoiselle P. und Isahelle
P. als Name einer weiblichen Person mehrfach in scherzh.,
z. T. obscönen französischen Liedchen, die nachweislich auch
in BStdt im Umlauf waren, in der Regel ebf. mit Ersetzung
der Form Pimprenelle durch Pumpemelle* . Um 1880 sangen
die Kinder in BStdt folgenden (ersichtlich aus dem Frz.
stammenden) Abzählvers: Ötie töne tö [un, deux, trois] | 1,-a-
pernelle nö | Isehelle Pum]'cnieilr | Iheli, Unit, pump!
pumpemelle": scherzh. für schlagen GrD.; vgl.
das syn. pumper -nigglen (Sp. 707). Übh. mit den
Händen bearbeiten; so vom Kneten des Teiges in dem
Rätsel: Will in dich, tcill uf dich, will dieh p. Ähnlich
in einem andern Rätsel von der Zubereitung eines
Laub- oder Strohsackes; s. Bühler I 317.
Pnmplite3r Zu., S., Bumlite2r BE.: Coli., Kartoffeln
(scherzh.). Nei*, z' Imbis Milch und P., z' Nacht P.
und Milch. Stütz (in einem Gedicht auf das einfache
Leben des Landmanns im ZO.).
Bampf — bumpf.
bampf: im Ablautspiel bimpf, bampf, bumpf. als
Schluss einer Abzählformel Th; s. Sonntagsblatt zur
Th Ztg 1897, 326.
Dampfe": .viel Brot oder Käse verzehren' Aa (Gem.
II 283). — S. Anm. zu bampen.
Bamps — bumps.
bumps: Schallw., womit man einen dumpfen Schlag
oder Fall nachahmt oder begleitet Bs; B; Z. Syn.
blumps.
„Bumps: coli., = Bumpis (Sp. 1264)."
bumpse", p-: tr. (auch ab-b.) 1. durchprügeln
Aa (Rochh.); Bs; „L; Sch." — 2. comprimere ferai-
nam BsStdt; Z.
80
1267
Barns- bums. Mamsell — bumsch. Uan — bun
1268
Barns — bums.
Bims in.: Bimsstein ScuStdt; ZHörnli. — Das Masc.
nach Stein.
bimse", binse": mit Bimsstein glätten (z. B. Filz-
hüte) BU.
bimsere" I : mit lebhafter Bewegung des Körpers
gehen B. Syn. zäberlen. Abi. Bimseri m., -ere" f.
bimserle°: (mit „sein", lt Freudenb. mit .haben')
„geziert und hurtig in kleinen Schritten gehen" B.
Bimserli, P- n.: kleines, dickes, bewegliches
Persönchen B.
Vgl. das (auch mit dem Folg.) syn. xoimelen, lihd. .wim-
meln' und .wimmern.' Zur Bed. -Vermittlung vgl. Anm. zu
gi-gägcn I (Bd II 137).
bimsere" II: (in einem fort) winseln, weinerlich
klagen B. Mit weinerlicher Stimme um Etw. anhalten,
ebd. Abi. Bimseri m. - Vgl. .pinseln.' Gr. WB. VII 1864,
ferner Fr., Ztschr. IV 179.
pilllis: nur liräd., schwanger S. — Zur Form und
Bed. vgl. das syn. hops (Bd II 1494).
bumse": 1. poltern, lärmen. ,Noch bumsend und
tönend ir hert und vast.' Zwingli. — 2. tr. (in Z lt
Spillm. auch bumse*) = bumpsen 2 Aa uFri. ; Bs; Z.
Er hät-si 'bumst. — Vgl. .pumsen.' Gr. WB. VII 2233.
ab-: durchprügeln Sch.
Kases-Bumser m. : Kasuist; „Theologe, der die
Sittenlehre in lauter ungewohnten Fällen (casus) auf-
zuhellen strebt und dadurch sie nur desto mehr ver-
wirrt und verdunkelt L." ,Wäre er ein Theologus
oder auch nur ein Casus-Pombser.' Goliath 1741.
bumserig: 1. geil Bs (Becker). — 2. mürrisch
AaFH.
ver-bumset: verwünscht, verhext AAWohlen.
's wurd Einer meine'1, 's war v.
Bumsi m.: eupheni., der Teufel AAWohlen. Hol 's
der B. ! Wenn dich mV der B. näm ! 's chönnt Einer
's B-s werde*! Oppis zum B. weusche*. Spitzname
eines übelbeleumdeten Mannes, um 1750, AAWohlen;
sein Sohn hiess B.-Bueb, seine Tochter B.-Bäbeli.
bumsig Bs; L; S; Uw, p- Bs; LG.; S, büssigh;
Ndw (buisig): 1. a) unwirsch, übelgelaunt, aufgeregt,
aufgebracht; launisch, empfindlich, bei der geringsten
Veranlassung in Zorn ausbrechend Bs; L; S; Uw.
B. über Etwas oder Jmdn sein. Er isch hüt wider
e'möl recht b. S. Anmassend, spröde, stolz Aa (Roehh.).
„Trotzig, z. B. von einer Antwort L." — b) nieder-
geschlagen, verstimmt, wortkarg BsStdt; L. „Krän-
kelnd, kränklich LG." — 2. „in hohem Grade lüstern,
erpicht; z.B. b. über ein Mädchen sein, sehr heftig
in dasselbe verliebt sein; b. über Früchte, lüstern
darnach UwE."
Vgl. pumaig bei Schul. -Fr. I 393. Die Form mit voea-
lisiertem m soll nach einer Angabe in L nur in Bed. 1 Vi
vorkommen.
abe^-pümsere": mit Kanönchen die Bleisoldaten
zsschiessen ZStdt (Knabenspr.).
Bamsch bumsch.
Hämschi n., Dim. Bämschili: 1. Kosew. für Schaf
GtaGlar., Luz., Nuf., Rh., Scuolms, Spl., V. — 2. Tann-
zapfen GnNuf., Spl., V. — Dim. Weiterbildung des syn.
Bümnti (s. Bambeli 2 b). Vgl. auch das in beiden Bedd. syn.
BAU (Sp. 895. 1157).
„Bomscli: = B.-Glogg (Bd II 615) BsStdt."
bumsch: 1. Adj., .böhmisch', übh. = fremdartig Aa
Leer. Er chunnt-mer b. för. — 2. Subst. „Bömsch,
Beruhst, Münzname. 1494, GüHaldenst.; 1651, Tu";
s. Sp. 1093. ,Ein guoter behemscher = 2 ß.' 1487,
Münzvertrag. .Ein behmisch = 187» angster.' 1504,
ebd. ,Um ein Viertel Bemsch, will sagen Zweischil-
liger.' Lüt., Sagen 328.
Hau, beu, bin, bon, bun, bzw. baun usw.
Bau Bän 1 Aa; BsStdt; B; LBerom.; ScuwE.; Th
(modern); Z, Pän Aa uF., Ke., Leer., Zof.; B; ZZoll.,
Bä" I AAHornussen, Zein.; (jlK.; GRlgis; GO. ; ZSth.,
Wyl, Bä* Aa Bez. Brugg, Fri., Bit* (s. 1 c 8) ThHw.
— PI. Bäne* (P-) — m. AAHornussen, Leer.; GlK. ;
LBerom.; SchwE.; ZWyl, f. AAZein.; BsStdt; B; Gr
Igis; L tw.; Th; Z: 1. Bahn, wie nhd. a) im eig. S.
B. mache", einen Weg bahnen, spec. durch den Schnee
ÄALeer., Zein.; Th. ,De [!] Bann machen und den
Schnee brechen.' Haslerchron. (Abschrift von 1781).
's isch P., gebahnter Weg AALeer. Gueter B., gute
Schneebahn GlK. Uss B.! GO., Heiteri, uss der B.!
GRlgis, Schlittenrufe. ,ü' Meiländer das ersachen, si
rucktend wol uf dem b.' 1478, Volksl. ,Wir wellend
glych von stunden an die diener ferken uff die pan.'
SBirk 1535. ,Ich mach mich uff und gang uff ban
[V'ar. ,dban'] und brüeff ein gmeind glich wunders
bhend.' Euep 1538. ,So mach dich uff die ban!' ebd.
1550. ,Dass die von Schwitz nach röken geschikt
bettend, die mit etlich soumrossen uf der pan weriud.'
Vad. — b) in bildl. S. ,Sag ich Gott darum hohen
dank, dass ers uf die ban gewyst hat.' Zwingli. ,Ee
mal sy [die Mönche] mittler zit ab richtiger ban ge-
tretten.' Kessl. ,Den rechten pan treffen', den rechten
Weg finden. HvRütte 1546. ,Und dir allein ich han-
gen an, die weil [du] auf den rechten Pan zur Selig-
keit mich hast geliert.' Com. Beati. — c) in RAA.
<x) sich uf de" Bä* mache*, auf den Weg AAHornussen.
Mach-dich g'schwind uf de* Bä*. — ß) ,auf der B.
sein', auf dem Wege, in Bereitschaft, vorhanden sein;
zur Sprache, zur Verhandlung kommen. ,üoch ist
niemand nützit geschechen, Gott sy lob! sin doch vil
zuckter schwert uf der b. gsyn.' 1530, Absch. ,Hiit
was im rot schon uf der pan, dass er war wider ynher
glan.' HBull. 1533. ,Es ist doch nüt nüws, wenn
glych vilerlei meinungen vom wolstand der menschen
ulf der pan sind.' JWolf 1561. S. noch er -halten 2 a
(Bd II 1232). Es ist im B., es ist Mode GlK. —
y) ,auf die B. kommen.' ,Wann die sach des schri-
bens halb uf die ban wurd kommen.' 1524, Absch.
,1654 ist dies auch auf die Bahn kommen und nit
ratsam gefunden worden.' Ap Syn.-Prot. .Weilen um
der Beisassen wegen underschidliche Satz- und Ohrun-
gen auf die Bahn kommen.' 1676, ScnwLB. Uf de*
B. cho*, Mode werden ZWyl. Anders mit pers. Subj.
,Jetz komm ich wider uf die ban [Thema, Gegenstand]
der Worten Pauli zuon Corinthern.' B Disp. 1528. .Da-
mit ich aber auf der pan [bei dem Thema] bleibe der
1269
Iiiiii, ben, bin, bon, bun
1270
äbten von S. Gallen.' Vad. — 8) Öppis uf d' (bzw. de*)
B. bringe*, vorbringen, zur Sprache, aufs Tapet brin-
gen .UHornussen; GSa.; ThHw. (Bä*); ZSth. .Da
etliche gelerte ungereimpte artikel auf die ban brin-
gend.' LLav. 1-582. .Du findst tröler und fürsprechen,
die mancherlei auf die ban bringend, dass sy ander
leut lang am rechten umbhin schleikend.' ebd. .Auf
der Canzel bringt Einer uff die Pan dise Frag: ob
Fürsten und König auch müehtend sälig werden.'
Sc'himpfr. 1651. ,Der erste Akt bringt uf die Ban,
wie d' Sund ungstraft nit bliben kan.' Joh.Mahler
1674. ,Der Guardian bringt baumstarke Grund für die
römische Ohrenbeicht auf die Ban.' Schobingeb 1699.
.Dieweil aber der Zorn nicht überal gedämt werden
mag, dass er nicht ausbreche, haben sie noch ein
ander Mittel auf die Bahn gebracht.' SiML.-Leu 1722;
dafür in der Ausg. von 1577: .haben sy in ander weg
wollen fürkommen.' Öppis wider i* d' Bän bringe*,
ins rechte Geleise Aa uF., Zof. ■ — e) ,uf stund und
ban', unverzüglich, allsogleich. ,Dass er uff stund und
ban will z' Betlehem ein opfer than [!J dem höchsten
Gott zuo lob und eren.' VBoltz 1554. — 2. Fährte,
Spur, auch Wechsel. Syn. Ge-spor. ,Früe am tag sol
man das gejegt [des Hasen] zu handen nemmen, dann
der geruch des bans beharret nit lang, sondern ver-
rucht gleich in einer stund.' Tierb. 1563. ,Der baan,
so sölich tier machet, streckt sich winterzeits weiter
dann sommerzeits.' ebd. ,Etlich hünd sind genatürt,
mit dem geschmaekt dem ban nach zuo leiten.' ebd.
— 3. (in LBerom. ; SchwE. lt Lienert m.) Eisenbahn,
auch Eisenbahnzug. wohl allg.
Mhd. baiue) fm. Die aus der Schriffepr. stammende Form
Bän ist überall im Vormarsch uud hat die aiteinheimische
Form (ohne n) z. T. bereits auf einige formelhafte, isolierte
Verbindungen beschränkt, wenn nicht ganz verdrängt. Das
W. ist in weitem Umfang mit Bann lautlich zsgefallen.
Herd-öpfel-: scherzh. oder spöttische Bezeich-
nung der Eisenbahn von Dielsdorf nach Zürich Z;
auch der von Lenzburg nach Muri.
So genannt, weil auf den betr. Linien angeblich nur Kar-
toffehi befördert werden. Sie durchziehen oder kommen aus
Gegenden, in denen bes. viel Kartoffeln gebaut werden.
ise°-Bän, P- (in Aa; Ap; Gi.Näf.; GSa.; Tiitw.;
Z tw. Bä*, P-), in AALeer. vorw.; BsL. m. : Eisen-
bahn(zug). Sprw. Wenn-men uf der I. fart, se hocket-
men dem Tüfel uf ''em Rugge* ScHSt. Hiri uf der L,
Kinderspiel, wobei ein Kind über den obersten Stamm
einer Anzahl aufgeschichteter Tannenstämme läuft
und sich gegen die Andern wehrt, die es herunter-
zuziehen suchen ZZoll. — ise°bän(d)ler m.: Eisen-
bahnarbeiter, -Angestellter Ap; Bs; B; L; Th; Z.
Lauf-: wie nbd. Als m.: , Der Herr hat dich von
deiner geistlichen Gesandtschaft nach Haus berufen,
aus dem Streit in Triumph, ab dem L. zu Preis und
Glory.' AKlingl. 1688. ,Den Laufsbann seines evan-
gelischen Predigens fortsetzen.' Sebast. 1730.
Weglueg(er)en-: das selbe was Herd-öpfel-B. Z.
Der Name daher, dass mit der betr. Bahn vorzugsweise
Weg-Luegen (Bd III 1229) zur Verwendung als Cichorie nach
Zürich gebracht werden sollen.
Laster-. ,Von dem breiten L. auf den schmalen
Tugendweg.' KdWirz 1680.
Spanisch-brötli-: Spottname der Eisenbahn von
Baden nach Zürich ZStdt. — Die Spamsch-JBrSÜi sind eiue
Spezialität von AaB. Vgl. DHess, Badenf. 5S4 (mit Abbildung).
„Rigel-: eisernes Geleise, auf welchem das Wa-
genrad fortläuft Gr."
Säuli-: Scherzn. der Eisenbahn Zürich-Luzern Z.
— Weil sie durch das .Säuli-Auit' (s. Amt Bd I 243) führt Z.
Schlifer- GrPi\, Rh., Seh., Schlifer- GrHc.
Rutschbahn auf dem Eise. Syn. SchU/i, Ziben. —
Schlitt-: Schlittenbahn Aa; Tb; Z. — Welt-. ,Was
ist doch die Ursach, dass der meiste Teil under uns
so frech auf dem gottlosen Weltbahn hereinschleideret,
sehlempet und schupfet?' AKlingl. 1688.
bäne° I, p- : wie nhd., Bahn machen, spec. durch
den Schnee, wohl allg. 's ist noch nid 'bänet g'si": ieh
ha* selber müese* b. ,Wiewol nun d' Eidgnossen, zuo
tagen me wen daheim, aber ein stat Bern sunderlich,
des alten amman Redings wol gebanet loch sich ganz
ernstlich müegt zuo verstopfen [d. h. der Reisläuferei
zu steuern], so schlurfend dennocht ob 6000 Eidgnossen
hindurch.' Ansh. Syn. pf'aden.
Bäni, P- f.: Wegbahnung; der (durch den Schnee)
gebahnte Weg selbst AaKu., Leer., Zof. Me* mues'
go* P. mache*.
ls-: Eisbahn BsSiss.
Bann Aa zw. Aare und Reuss; Gr tw.; Th tw.,
J3rä II Bs;BBe., U.;Gl; GRPr.; S;Uw; Zg; Z(Dän.),
Pän AALeer.; B, Bä« THTäg.; ZSth., Bä* II AaFh.;
Gl (PI. Bä'); GRtw.; GRorsch.; ThHw., Steckb.; ZO.,
Rüml., Pä* Aa Bez. Brugg, F.lReuss, Würenlingen;
ZZoll. — m., in BBe., U.; Z (Dan.) f., in BsL.; Z
(Wolf) n.: 1. (obrigkeitliches, bes. gerichtliches) Gebot
oder Verbot unter Strafandrohung. Vgl. Bann-Ge-
rechtigkeit. ,Es ist verboten und zu B. geschlagen,
zu tun wie folgt.' 1808, FMu. ,Item ouch ist von
alter har komen : wo der herschaft amptlüt und die
vier bedunkt, das es dem dorf nutz und er sy, das
mugent si tun und ein ban machen oder us ban lan.'
1346, LDagmers. ,Der dritte teil dis buochs halt inn
all beim, wiltbenn und sunst benn im landt.' um 1500,
Schw LB. ,Ich hab ouch dis stift und begabung mit
verwilgung meiner closterbrüeder und mit dem ban
bischof Ruomwalds von Costenz einem priester . . . mit
ewigen rechten verfangen und bevestnet.' Vad. Übertr. :
.Barmherzigkeit wurde nit getroffen an, denn sie war
verborgen und lag im Bahn.' vEow 1708. In spec.
Verwendung a) vom ,Wald-' und , Baumbann', d. i.
Verbot des Umhauens von Bäumen an bestimmten
Stellen oder zu bestimmten Zeiten Gl; Gr; GoRh.
(Steinm. 1804, 480); Uw. Im B. sin, in den B. tuen,
von Wäldern Gr (Tsch.). ,Um den bann in erlen.'
1343/1544, Schw LB. (Überschrift); vgl. Bän-Erlen,
Name von Landgütern UwE., Wolfensch. ,Were aber,
das yemand in der lantweri oder in dheinen unsern
hölzern und weiden, so wir in bann geleit haben, hüwe,
rütete oder wüeste. . .' 1457/1544, Schw LB. ,So haben
wir den selben von Arow erloubt, solich holz in ban
zuo legen, darüber einen bannwart zuo setzen und
durch den selben einen jeden, so in solichem holz
einich schädlich holz howen oder dar in die eichlen
läsen oder schütten wurde, umb ein pfd zu pfenden.'
1503, Aar. Stadtr. (B Urk.). ,Bann um wättertannen.'
1515/44, Schw LB. ,Bann [von .grotzen und studen']
by der Muthaa.' 1524/44, ebd. , Dannethin, so das in
Baan gelegte junge Holz dem Vieh entrunnen syn
wirdt, sy widerumb, wie hievor. die Ahnweidt haben
sollen.' 1644, Stadlin, Hünenberg. S. noch MKothing
1271
Ban, ben, bin, hon, bun
1272
1850, 213/26 und vgl. Bann-Vogt (Bd 1 707), -Höh
(Bd II 1256), -Leiter (Bd III 1494), -Teil, -WaM;
Osenbrüggen, AI. Strafr. 324. — b) vom , Rebenbann',
d. i. Verbot des Betretens der Weinberge zur Zeit der
Traubenreife. B' Bebe* si* im B. B (Zyro). ,Die
Reben sönd han Friden und ein gute Eefad und sönd
hau ein Bann, dass niemand dem andern das syn soll
nemmen.' AiWett. Offn. Vgl. Bann-Brief. — e) vom
,\ViId-, Jagdbann' B. Der Wald, Berg isch i" der
(oder im) B., es ist verboten, darin (darauf) zu jagen.
Vgl. Bann-Berg. ,Vom Bahn des Wildprets.' 1717,
Gr Ges. 1827. — d) vom .Fischbann.' .Der grosse B.
dauert von Mitte April bis Mitte Mai, ausgenommen
für die grosse Tracht, welche des Vormittags bis alt
Jakobi, jedoch nicht anders als schwebend, damit das
Kräb unberührt bleibe, soll gezogen werden dürfen,
auch mit der bestimmten Ausnahme, dass mit diesem
Trachtzug die Halden und Kräbhörner gänzlich ver-
schont bleiben.' Z Fischenzenverordn. 1809. .[Es wird
beschlossen] dass die fornen keinen bann haben, auch
nit gefreit sin und durch das ganz jar gefangen wer-
den sollen.' 1544, TuBodensee. ,[Sie bitten] um meh-
rere Facilitierung des in dem Zürichsee subsistierenden
und ihre Nahrung interessierenden Bahns.' 1755, Schw
Hurd. , Missbräuche, sowol in Ansehung der Fischern,
als der Fisch, Fischenzen, Geschirrs, Baans, Lehen-
Scheinen, Kaufens, Verkaufens und andrer Sachen
halber.' Z Fischerordn. 1776. Vgl. Fluss-Bami. —
e) vom , Weinbann', d. i. Verbot, während eines be-
stimmten Zeitraums ohne Erlaubniss des Bannbefugten
Wein zu verkaufen. .Der bischof hat ouch sinen bau
ze Basil, der stat also. Er sol angan an dem man-
dage nach heiigen cruces mis nach ostern, und sulent
sine ammane den ban an dem mandage vierzehn tage
davor schrien, vruo e daz die saune uf gange. Und
versumet man daz, die burger sint dez bannes lidig.
Der ban weret sehs wuchen und sol nieman verkaufen
win, wau mit des bischoffes urloube, oder die den von
ime hant.' um 1270, BsBq.; vgl. Ochs II 182 f. und
Bann- Win. ,So sol daz gotshus [StGeorgen zu ScHSt.]
drye benne ie des järes han, sinen win ze schenkenne:
ze saut Georyen dult vierzehen tag, ze sant Johans
tag ze süngichten vierzehen tag und ze sant Martins
ilult vierzehen tag. Und sol danne niemand anders
schenken wön mit aines abtes urlob. Und swer den
banne brichet, der sol es dem gotshus besseren mit
sehzig Schillingen.' 1385, Abtsrodel. — f ) vom .Fleisch-
bann', d. s. handwerksgenössische Verordnungen be-
treffend Fleischeinfuhr und Fleischverkauf, ,0b die
mezger under inen dhein ben, uffsez oder Ordnung
gemacht hottend, die sollend tod und ab sein.' ZWthur
Stadtb. .Weil das Mezgerhandwerk einer Frau von
Diessenhofen, welche Fleisch in die Stadt brachte,
dasselbe weggenommen hatte, wurde es um 100 Thaler
gebüsst. Dem ganzen Handwerk aber wurde anbe-
fohlen, den Bann (das Verbot der Fleischeinfuhr) auf-
zuheben.' lfa'80, Sch Chr. ,Die Stadtmetzger müssen
alles Vieh, zum Gebrauch der Bürgerschaft, in der
öffentlichen Metzg schlachten und verkaufen. In dieser
Metzg ist die Bezahlung mit baarem Geld allgemein
eingeführt. Die Metzger bestimmen wöchentlich unter
sich selbst, was für Arten und wie viel Stücke Vieh
jeder von ihnen abschlachten solle. Alles Schlacht-
vieh muss lebendig in die Metzg gebracht werden.
An diese letztere sind alle Einwohner der Stadt ge-
bunden; doch dürfen sie in benachbarten Landmetzgen,
entweder selbst oder durch ihr Gesinde, Fleisch ab-
holen. Wer diesen unter dem Namen des Bannes
bekannten Einschränkungen zuwiderhandelt, wird von
dem i Metzgerhandwerk gebüsst.' DWvssl796. — g) vom
.Brotbann.' ,Und soll das brod kein ban haben." Z
Ratserk. 1518; vgl. FStaub, Das Brot. S. 60 ff. —
h) vom , Hundebann.' D' Hund sind im Bän Z
(Dan.). — i) .Bann des Gerichts, noch hin und wieder
üblich, ist ein feierlicher Ausruf des Weibels, dass
es ordnungsmässig bestellt und alle Ungebühr vor
selbigem verboten sei.' GrD. LB. Der B. rüefe' (über
das Gericht), es unverletzlich erklären GRPr. ; vgl.
rer-bannen. ,Daruff verlist der Landschriber den
keiserlichen Bahn.' 1652, GrD. LB. 101; dafür S. 110:
.keiserlicher Gerichtsbahn.' — k) Bann durch Zauber.
Chömmi'd jetzt abe", ruft der Besitzer eines Kirsch-
baums den auf dem Baume sitzenden Kirschendieben
zu, 's Bann ist üfg'löst. Wolf, Rel. Gespr. — Zu
dieser ganzen Nummer vgl. noch Esch-, Herbst-, Muct-,
Schaden-Bann; Bann-Fasten (Bd I 1115), -Firtag.
— 2. Befugniss, Gebote und Verbote zu erlassen;
Gerichtsgewalt, Gerichtsbarkeit, a) über Leben und
Tod, , Blutbann.' König Sigmund verleiht den Räten
der Stadt Aarau das Recht, ,das sy einem iglichen
irem schultheissen den ban über das bluot zu rihten
verlihen mögen.' 1418, Aar. Stadtr. .[Es wird be-
schlossen, dem Nachrichter und seinem .gleitsmann
das guot jar zu geben.] Das soll ein schulthess, so
er den bann empfache. zu zwei jareu abvertigen.'
1569, Ölhafen. .Diewil es sich hat zuotragen, das
ich [der Schultheiss] sol richten über das bluot, und
diewil ein statt Arow mit fryheiten begäbet, und die
sälbigen von den herren der statt Bärn, den ban über
das bluot zu richten, üch. minen herren rät und bür-
geren verliehen, deshalben so frag ich usw.' 1596,
Aar. Stadtr. ,So ein wasenmeister den ban [das Recht,
als Scharfrichter zu fungieren] entfacht.' 1597, ebd.
— b) meist in der Verbindung .Zwing und B.' zur
Bezeichnung der polizeilichen Gerichtsbarkeit über
einen bestimmten Bezirk, ein Bestandteil der Grund-
herrlichkeit. ,In villis Hochdorff etc. omnem juris-
dictionem et districtum (Zwing und Bann) usurpavit.'
1255, Seg., RG. .Gezwinge und benne sind des meyers
an des gottshuss statt, und der meyer sol drystund
in dem jare allen gebieten in den hof [usw.].' 1296,
TnEschenz Hofrodel. .Einen hof mit getwinge und
mit bände.' 1297, AAGnadenth. Arch. .Des ersten
langet ir gericht. twing und benne von dem dorf ze
Tagmersellen hinüber in das Lutertal.' 1346, LDagmers.
.[Verkauf eines Dorfes] mit wunne, mit weide, mit al-
mend, mit alpen, mit bergen, mit sturen, mit diensten,
mit gerichten, mit twingen, mit bennen und mit voller
herschaft.' 1347, B. .Jurisdictio, que in vulgo dicitur
twing und bann.' XIV., Gfd. ,Und soll auch niemand
enkein geschäft haben mit enkeinen rechten, denn ein
probst in den zwingen und bannen.' 1377, Gr StGerold
Hofrodel. ,Dass N. N. ze koft'ent geben hab der kil-
chen ze Nottwil ein schuppossen, und die mit acher.
mit matten, mit zwing, mit beim, mit steg, mit weg,
mit wunii, mit weid, mit holz, mit feld, mit infart,
mit usfart, mit graben, mit wasser, wasserflüssen und
rüusmen und mit allen den rechten, nutzen, Zinsen
und guoten gewonheiten, so darzu old daran iendert
gehörret.' 1442, LNottw. .Wir, Abt Ulrich [usw.},
1278
Ban. bell, bin. bon, bun
1271
sollen noch wollen die Grafschaft Toggenburg weder
an Städten. Schlössen. Landen. Leuten. Täleren. Ge-
richten. Zwingen und Bannen nimmermehr von un-
serem Gottshaus verkaufen.' 1469, Lnformatio 1713.
.Item Twing und Wässerung und Bann des Dorfs
Roggwyl.' RCys. .Die verkouftend [das Dorf] sament-
lich mit Lüt und Gut, Zwing und Benen, ouch mit
sampt den Höfen Griessbach.. .' JJEi-eger 1606. ,Weil
man sie [die Bischöfe] mit Land, Leuten, Herrschaften,
Zöllen, Zwingen und Bannen so reichlich begaabet.'
Gi-ler 1616. Weitere Schweiz. Belege s. Gr. Weist. I 5.
121. 142. IV 277. Vgl. noch Ztschr. f. schwz. R. I a 37;
Seg., RG. I 367; Joh.Meyer 1878, 306; Planta 1881,
183. 271. — 3. die zuerkannte Strafe. Vgl. Bann-Gelt
(Bd II 258). -Pfenning, -Schatz, a) Busse, die bei
Übertretung von Geboten von Rechts wegen zu ent-
richten ist. ,Ob den amnian und die schower, die er
zuo im nimpt, dunkt daz brot ze klain sin, so sol er
den pfistern, die daz klain brot händ, gebieten, daz
sy ie zwai brot geben umb dry haller und dem am-
mann sinen bau.' 1408, GRChur Brotverkaufsordn. ;
dafür an anderer Stelle: ,dem amman sine recht.' —
b) Eingrenzung auf einen bestimmten engen Bezirk.
Sollten die von Unterwaiden noch Jmdii in Gefangen-
schaft oder .Bannen' haben, so sollen sie dieselben
sogleich ledig lassen und von Letztern das Recht
fordern und nehmen nach dem Wortlaut der ge-
schwornen Briefe. 1381, Schiedsi'ruch. — c) Landes-
verweisung UwE. .Wann ein pandyt den anderen,
so in glychen banden verrüefft wie er, mit eigner
band umbbringt, derselb soll alsdann geliberiert sein.'
1598, Absch. — d) kirchlicher Bann. Vgl. Seg., RG.
II 818. Joh. von Moos von Uri hatte seine Frau und
etliche Bürger von Luzern ihretwegen ,mit römschen
gerichte ze banne getan.' 1398, Absch. ,Wer in den
rate gekosen oder ze meister gesetzet wirt, ist der in
dem banne oder kumet darin von sin selbs schulde
wegen, das der nit me in den raten sitzen sol alle
die wile er in dem banne und nüt absolviert ist, unz
uf die zite, das er usser banne kumet und das wiset,
das die rate ein benüegen daran habent.' 1405, Bs Rq.
,Dass ir die all und iegklichen insunders von irs frä-
vels und ubertrettung wegen bannind und si in bann
verkündind offenlich. Und ob si in solichem bann
fünfzehen tagen belibend, dass ir denn dannethin ire
wiber, hussgsind, hindersässen und biwoner all und
iegklich von allen göttlichen dingen sollend usschlies-
seu.' 1431, Äg.Tschudi, Chr. ,Wer ouch von geistlichen
geliebten sich bannen Hess und im bann were so
lang, das die kirch verslagen wirt [durch ihn ins
Interdikt kommt], und man one singen sin müest, den
sol der vogt heissen schweren uss dem kilchspil, unz
daz die kilch entschlagen wirt.' 1464, Bs Rq. .[Es
wird erkannt] wann einer in dem bann ist und lyt
und sollichs dem oberstknecht verkundt, im uss dem
kilchspil ze gebieten [usw.], daz denn der oberstknecht
sollichs unverzogenlich tue, und wenn der selb also
uss sinem kilchspil 14 tag gewesen ist und noch nit
5 schill. dem bann gelost, daz denn solicher durch
den oberstknecht in eid werd genommen von der statt
und nit wider harin, er sye denn vorhin uss dem
bann gelost.' 1494, ebd. Es wird Beschleunigung des
Frönungsverfahrens (s. frönen 2 Bd I 1301) beschlos-
sen, weil ,nit allein cost an dem guot, sonder der seel
mergklich beschwerd des banns halb unterstanden ist.'
1498/1539, ebd. ,Wann er das nit dett, so wer er ins
babst band.' HsStockar 1519. ,üer Gall ist ein fyrtag
bim bau.' um 1590, LAdelwyl Gottesdienstordn. In Bs
auch nach der Reformation für die Strafen, die das auf
Anregung Okolampads eingesetzte kirchliche Gericht
(s. 4) verhängte. S. Bann-Herr (Bd II 1538) und vgl.:
.[Ökolampad] hat ouch vilfaltig fürgewendt, wie der
baan von Christo befolhen, von apostlen und allen
kilchen gebrucht worden sig.' 1530, Absch. — 4. kirch-
liches Gericht zur Ausübung der Sittenpolizei (seit
1530) Bsf. .Bahn für Bann, Kirchengerichte.' Spreng.
Das Wort B. bedeutet bei uns .nicht nur, wie an-
derswo in Deutschland, Excommunication oder Kir-
chenbann, sondern auch die Behörde selber, die den
Kirchenbann erkennt.' Ochs. ,Eine jede der vier
Haubt-Gemeinen, in welche die ganze Stadt eingeteilet
ist, hat nebst dem Ober-Pfarrer und seinen Helfern
eine gewisse Anzahl Elteste, welche aus denen in
einer jeden Gemeine wohnhaften Gliedern des kleinen
und des grossen Rates ernennet werden. Die aus
diesen geistlichen und weltlichen Gliedern bestehende
Versammlung wird der Bann bei uns genannt, anderswo
aber das Consistorium.' DHerrliberger, Bs Kirchen-
gebräuche 1751. Vgl. auch Ochs VI 31 ff.; Absch.
IV 1 b 787 I; Bann-Herr (Bd II 1538), -Brueder. .Und
demnach der Kirchen gegen solchen Misstätern [Ehe-
brechern] ihr Recht keineswegs benommen, als sollen
selbige von den heiligen Sacramenten ausgeschlossen
seiii und so lang verbleiben, bis sie von einem ehr-
würdigen Bann deren möchten widerumb würdig ge-
schätzt und geachtet werden.' 1637, Bs Rq. ,Weil
man verniinbt, dass gleichen Gastereien und Zechen
in denen Fahlen, wann etwan die Parteien vor al-
hiesigem Ehegericht zuesammen oder fürn Bahn ge-
wiesen, auch angestellt werden, soll er Herr Obervogt
dises ebenmessig abstellen.' 1644, Bs Rq. ,Sintemahlen
dergleichen Stülstreit [Streit wegen Besetzung von
Kirchenstühlen] vermög hievor ergangener Grosser
Rats-Erkantnuss zu ihrer Erörterung für den Bahn
einer ieden Pfarrkirchen gehören, dass deswegen all-
wegen diejenige HH., so an E. E. Bahn sitzen, der-
gleichen Streitigkeiten entscheiden.' 1692, ebd. .Nach-
dem Herr Brückner, Diaconus bei S. Peter, mir ratione
seines ehrwürdigen Banns apertur getan von einem
ärgerlichen Handel [Zauberei] in dasiger Gemein.'
1719, Bs. .Damit auch auf öffentlichen Gassen und
aller Orten dieses leidige Übel bei Einheimischen und
Frembden abgeschaffet werde, als sollen in beiden
Städten [Gross- und Klein-Basel] die ehrwürdige Bahn
fromme und ehrbare Leut bestellen, welche denen
Fehlbaren die Straf abfordern.' Bs Reformationsordn.
1727; ähnlich 1729, BsRq. .[Taxe:] Wann eine Partei
für den Ban gewiesen wird, solches dem Herrn Geist-
lichen anzuzeigen 10 s.' 1772, Bs Rq. ,Über die Zu-
lässigkeit der Schulertuchbegehren entscheiden in
allen Gemeinden die E. Banne.' Bs Mitt. f. d. Gemein-
wohl 1827. Vgl. noch Bann-Ordning (Bd 1 442). —
5. Gebiet, über das sich der ,Bann' in Bed. 1 und 2
erstreckt. Spec. a) Bannmeile, Gemeindegebiet Aa;
Bs; Th; Z. Das Grundstück llt nümen in iiserem
Bä". Uf Chüsnechter, Zollikumer Bä". In allgemei-
nem! S. : Gang du uf dl'.sBä"! ZO. Um de" B. (in
BsLie. auch um 's B.J gö", den Maibittgang zu den
vier Bannkreuzen jeder Gemeinde (ÄAFri.), den Bann-
umgang (BsLie.) machen. Die Liestaler Knaben singen
1275
Ban. ben. bin, bon, bnn
1276
dabei: Hie isch guet Liestier Ban, sibe" Suppen und
keini warm (EFrey). Drum het-me" selbetsnwl g'seit,
's mües" jede Vatter st" Biiebli mit -im ne" um de"
Bnn. Schwzd. (BsL.). Vgl. Bann- Ritt. In BsStdt
unterschied man noch 1834 bei Territorien, die ausser-
halb der eig. Quartiere lagen, einen untern Bahn
(gegen Norden und Westen), obern B. (gegen Süden
und Osten). Bläsi-B. (vor dem Blasiquartier), Riehen-B.
(vor dem Riehenquartier). Bs Nummernbüehl. 1834.
.In unser gn. HH. von Berne gebieten, twingen oder
bennen gelegen.' 1415, Aar. Stadtr. ,Dess bann, dess
mann [wem der Gerichtsbezirk gehört, dem gehört
auch der darin Wohnende].' 1527, Absch.; s. Mann 5
(Sp. 242). ,In eines gottshus bennen und gerichten.'
Vad. .Zwing und beim gand von Sant Pirmingen
brunnen gen dem Wartberg uff.' Z Netten b. Offn.
,Wer usswendig dem dort ze Örlikor. gesessen ist und
doch acker und wisen in den bennen hat.' ZÖrl. Offn.
, Zwischen Wettinger und Ehrendinger Baan hinauf.'
1694, AAWett. Klosterarch. ,[Es] sollen noch ferners-
hin alle Streitsachen, so sich ausser der Stadt doch
in ihrem Bahn begeben, es seie gleich Bemarkungen,
Servituten der Güteren oder anderer Feldspän und
Handeln halben, für die jeweilen am Gescheid Ver-
ordneten gewiesen sein.' 1719, Bs Rq. .Dann allhier
durch die Gericht nicht die Gerichtsstuben oder die
Versammlung der Richteren, sondern der ganze Ge-
richtszwang oder die Ort und Bahne, welche unter
das Gericht gehören, verstanden werden muss.' Bs
Landesordn. 1757. S. noch Bs Rq. I 068 Anm. —
b) Ban, Dim. Bänli, Waldrevier (urspr. im Holzbann
stehender Wald) SG. Der Füh'bacher Bän, der zu
SFulenb. gehörige Wald. Am Chrüshubel nide" glögg-
len es pär Geisse", im Ban ene" jöle" lustig Chnabe",
im Tal unde" glitzere" d' Bach. BWtss 1863. .Alle
Gemeinwälder werden in zwei Klassen — je nachdem
ihre Lage höher oder tiefer ist — gesondert; nämlich
in zahmen Bann und in wilden Bann. Zum wilden B.
gehören die Waldungen derjenigen Gegenden, welche
in den höhern, wildern, entferntem Gemeinweiden
liegen und wo das Holz also kürzer und kleiner ist
und mit grösserer Mühe muss bearbeitet werden. Den
zahmen B. hingegen machen die grössern, im Tale
liegenden Gemeinwälder aus.' JRSteinm. 1804 (Ap).
.Bann, Bän(d)li\ Name von Wäldern Aa; aSeHw. ,Das
Bann', Wald zw. AAZeihen und Densbüren. .Täuberz-
bann' SchwLow. Hinderguet-Bän, Fluehblanke'-Bärili,
Wälder bei Gi-Rüti. .[Die Grenze geht] nnz an das
bänli ze Rüti.' XIII., AAFislisb. Offn. ,Zuo der bürg
höret ein holz, heisset das Nüban.- Habsb. Urb. .Der
grosse, vordere, hintere Bahn', Landgüter bei UwE.
Bändli, Flurname AAHolziken, Kulm, Seon (Wies-
land) ; TiiHw. — c) Name der gebannten Gehölzstreifen
dem Ufer von Flüssen und Bächen entlang Ndw. Vgl.
dazu insbes. die schon angezogenen Stellen bei M Ko-
thing 1850, 213/26.
Mini, ban, -nnee in. Die anl. Fortis mag aus Zss. wie Esck~,
Hdla-, G'meinds-B. uä, stammen. Zur Behandlung des In-
uiiil Auslauts vgl. die entsprechenden Verhältnisse bei Sinn;
,baan' schon 1382, U. Die Form .Band', die in den ä. Quellen
mehrfach begegnet (so noch bei Sicher 1531), erklärt sich
auf rein lautlichem Wege; vgl. Sind für Sinn und zahlreiche
analoge Beispiele. Die ohne Zweifel in einigen Fällen (bes.
in Bed. 3) eingetretene Berührung, bzw. Vermischung mit
dein li'un. Hund dürfte daher erst sekundär sein; vgl. nam.
den a. Beleg unter :i c, ferner: ,Dass dise stat nit mit ban
und interdiot gebunden wurde.' Ansh. S. übrigens RSchrö-
der 3 1898, 42 Anm. 14. In eigentümlicher Verwendung
erscheint das W. in der Stelle: .Die pildnis der hoebge-
lobten meid [Maria] im pann mit inen [den kathol. Orten] ist
geflogen.' Lied von der Kappeier Schlacht (Liliencr. IV ;jö).
Es könnte hier die durch den Heerbann aufgebotene Kriegs-
schar bedeuten. Doch ist wahrscheinlicher, dass es für
,pauner' (pann*) verschrieben oder verlesen ist; vgl. die in
einem audern Lied über die Schlacht bei Kappel gemachte
Angabe, dass die Katholischen ein schneeweisses Jungfrau-
bild ob ihren Bannern hätten schweben sehen.
Orts-Bann: 1. Ausschliessung einer Person von
einer bestimmten Ortschaft UwE. — 2. Einschrän-
kung des Viehs auf das Gebiet einer Gemeinde bei
Seuchen Th.
Esch- n.: Teil der Flur, auf der als Escli (s.
Bd I 569) der Bann liegt. .Wiesen, die im Drei-
felderverband liegen und meist von Feldern ganz ein-
geschlossen sind, daher zwei Jahre hinter einander
nur einmal gemäht und dann nach der Ernte des
Winter- oder Sommerbaues, sowie im dritten Jahre
(nämlich in der Brache, wo man sie gar nicht mäht)
durchweg als Trift benutzt werden.' Job. Meyer 1880,
22. .Item 1 stückli, stost an den se, abbin an das
espan, unden uffher an den vorgenannten acker.'
1371/1460, LSemp. .[Er] nam uff dem espan vech, er
traib das ver anweg.' Ap Reimehr. ,Es sol ouch ain
espan sin an des schützen ägkerli zur schartenfluo.'
1433, ScHBuchberg. ,Man soll wüssen, daz der weg,
der vor den wegseheiden hinin gat unz gen Schlieren
an daz espan by dem crüze, ein rechter eweg ist and
nit ein landstrass.' ZSchlier. Offn. ,Unz an das aspan.'
ebd. ,Faren mit den swinen ins aspan in die eichlen.'
ZDiet. Offn. ,Es sol ouch nieman in espanngärten
noch in raderbrunnengärten noch andern gärten mit
der härdt noch sunst mit dheinem vech hüeten weder
summer noch winter zit.' um 1400, THDiess. Stadtr.
,Diser hof hat auch stogk und galgen und ein espann:
und was den hochgerichten zustat, darumb hat ein
landgraf zu richten.' 1403, THWigolt. Offn. ,Der dorf-
bach soll gohn auf das espan. Wer das espan het,
derselb soll den bach im selbst füoggen.' TiiLangen-
erchingen Offn. .An dem ort, das allweg ein espan
gewesen ist und da das wasser gewonlich sin klus
und gang fürab gehupt.' 1529, Absch. (Sch). .[Ihr
Vieh hat] weidgang, trit und trib in holz, espa, veld
[usw.].' ZWthur Stadtb. Heute in den Formen Eschpr
ThEiiii., Eschpi Si'HBuchth.; TitGottl., Eschpi ScHSt. ;
TiiFr., Äschpi S nur noch als Lokalname oder doch
auf der Grenze zwischen Diesem und appell. Ver-
wendung. En offen E., ein freier, offener und darum
unsicherer Platz SchSI. (Sulger). Name eines einige
Juchart grossen, z. T. sumpfigen Platzes am Rhein
mit etlichen, ehedem von Fischern und Schiffleuten
bewohnten Häusern SchSL Name der Schilfriete am
See, bes. derjenigen, die Allmend sind TiiErm. Flur-
name ScitBuchth. ; S; ThFi-., Gottl. — Schal men-
Espe": Schilfbucht am See, wo früher das Aas ver-
scharrt wurde THErm. — Vgl. eß/jim-h-ban bei Lcxer 1 7'jo.
Fluech-. ,Do nun der babst hat [1510] 6V Ve-
nedyer uss sinem fl. gelassen.' Ansh. — Fluss-: Fi-
schereirecht. ,[Der Abt von Pfäfers hat denen von
Rüti] wellen verhüten das gwild, fischen, voglen, ouch
11. und jagen [usw.], das sy doch vermainen alles dem
menschen fry beschaffen solle sin.' 1529, Strickl.
(GRh.). - Hunds-: Bundebann B; Th; Z. -
1277
(San, ben, bin, hon, bun
1278
Herbst-: die von Obrigkeits wegen zui' Weinlese
festgesetzten 3—6 Tage (von Mülinen). — Hüs-:
Hausarrest UwE. — Kirch(e")-: 1. Kirchhöre. ,Das
namhafte Dorf und Kirchbann Flumbs.' Giiler 1616.
— 2. .Kirchenbair, Waldung, die für Kirchen und
Pfründen bestimmt ist ZcÄg. — Latten-: gebannter
Waldbezirk, wo Lattenholz wächst. .[Es] ist unser
Landrecht, das alle gebahnte Tanwälder und Latten-
bähn lant alter Ordnung sollen gebahnet sein, jeder
Stahm Buechis auf ein Schue, das Weissdanni auf
zwei Schue und Rotdanni auf anderthalben Schue bei
zwanzig Batzen jeder Stahm, und soll jeder Stahm einen
halben Schue am nidersten Ort an dem Boden gradt
durchgehauwen werden und gemessen werden.' 1756,
Schw Rq. — G°-meinds-: Gemeindebezirk Th; Z.
— Muet-: Verbote und Bussen, welche die Dorfleute
selbst festsetzen. .Wekherlai muotbennen die nach-
puren ufl'setzen zu holz oder veld, ist die buos dry
seh. pf.' 1472, GBurgau Offn. Vgl. Lexer I 2242 und
das syn. Muet-Eining (Bd I 282). — Burg-: innerer
Stadtbann. ,Her Günther unde Her Henrich, die mu-
neche von Bascle, die ensulnt ouch, die wile der fride
wert, in den burgban ze Basele nut comen noch in
den ban ze enren Basele.' 1262, Bs Urk. — Bluet-:
= Bann 2 a. Bern spricht Aarau ,den unter der Stadt
Blutbahn Linien sich befindlichen Schachen wieder
zu.' 1777, Aar. Stadtr. — Schade°-Bän: 1. Bann-
wald Gl. Name von Wäldern an der Sonnenseite von
GLRüti. — 2. Platz, der nicht verbaut werden darf
Gl. Der Platz ist Sch. — Drei-schillings-: Verbot,
dessen Übertretung mit nicht mehr als drei Schillingen
gebüsst wurde, untere Gerichtsbarkeit. S. AHeisler
1860, 58. — Stall-Bann, bzw. -Bän (in ThHw. -Bä;
in Z Waltal., Zoll. -Pä"): Einschränkung des Viehs auf
den Stall bei Viehseuchen, allg. — Wild-: 1. aus-
schliessliches Jagdreeht Gr. Auch von der Ausübung
dieses Rechtes: ,Die Wildbahn dieses Revieres war
immer als ergiebig bekannt." Aa Gem. .[Wir] spre-
chent, das vischenzen. wiltpenn und vederspil einer
herschaft zuo gehorent und zuo gehören sollent, und
das harumb die von Zürich die bäch, wildbenn und
vederspil in ban ze legen, ze besetzen und ze be-
schirmen haben.' 1441, B Schiedspr. Vgl. auch Arch.
f. schwz. Gesch. 13, 98. — 2. gebannter Jagdbezirk.
.Item ain byschoff mag och ain jagermaister haben,
der im das wiltpand besorg und in eren hab.' Anf.
XV., GRChur Ämterh. ,Alle wildbandt und rünnenden
wasser zu jagen und zuo fischen.' 1526, Absch. (Gr
Ilanz). S. noch Tsch. 45. — Zucht-: Strafe für ein
Vergehen. ,So war ouch ir statt und burgern fryheit
und recht, welcher burger ze Liechtensteigbuosswürdig
wurde, es wäri ein zuchtband ald fräflin, der solt
bessern nach dem, als urteil und recht vor offnem
gericht ze Liechtensteig gebe.' 1400, Frtheit derer
von GLicht. S. noch Lexer III 1171.
banne" baue* BsStdt; B; GStdt; Sch; Th, bäne"
ÄALeer.; L; GMs; Schw; SB.; Uw; Zg (St.b), päne*
AABrugg, oF„ Ku., Zof.; ZZoll. — Ptc. 'bauet (doch
s. 5): 1. unter Strafandrohung gebieten, bei Strafe
verbieten. ,Gott geb, sie gehietind und bannind, was
sie wend.' NMan. 1522. ,Dass in Zukunft der sog.
Engizopf [eine Art Netz] in Fahnung der kleinen
. Heurlingfischen vollkommen gebahnet und mithin für
ein und allemal abgeschlagen sein solle, darin Heurlig
zu fangen.' 1769, SchwKü. LB. Insbes. a) vem .Wald-'
und .Baumbann.' E" p/tnete' Wald, in dem kein Holz
gefällt werden darf Nnw. Spee. mit Bez. auf das den
Ufern von Flüssen und Bächen entlang wachsende
Gehölz, ebd.; s. Bann 5 e. ,[Sie] bienend die holz-
march.' 1370, Gl Urk. ,Das wier alles das eichin holz
gehannen haben und bannen.' 1424/1544, Schw LB.;
s. auch Gert 8 (Bd H 440), Grotzen (Bd II 837),
Chirs-Baum (Sp. 1239). Den 27. Okt. lassen Propst
und Kapitel die Wälder ,b. und verhüten.' 1518,
MEsterm. 1877. .In den ungebahnten Wälderen.' 1785,
Nnw. — b) vom ,Wild-, Jagdbann' Nnw. ,Und spra-
chen also, dass der wiltban und all fliessende wasser
einer herschaft zuogehören, den haben sy nugebannen
durch ir vögt.' 1441, Z Rq. ,In den wälden und bär-
gen, die bannet und verbotten sind, [soll] niemand
dhein tier schiessen.' um 1545. Ndw LB. .Die bannen
berg.' ebd. S. auch Steinm. 1802, 211. — c) vom
Bannen des Gerichts. Vgl. JNater 1898, 383. ,Der
Schultheis an dem weltlichen gerichte sol ouch täg-
lichs, so das gericht sitzet, vor allen dingen das ge-
richt bannen und nieman one urloub und erkantniss
des gerichts anders dann durch einen geschwornen
amptman sin sache offnen noch reden lassen.' 1457,
Bs Rq. ; ähnlich um 1520, ebd. Schultheiss und Richter
zu Rheinau sollen das Gericht im Namen des Abtes
bannen und in allen vom Gericht ausgehenden Briefen
bekennen, dass sie im Namen des Herrn von Rheinau
Gericht gehalten haben. 1535, Absch. ,Ein Gericht
behalt ihme vor, das [die vorher angeführten Stö-
rungen des Gerichtsfriedens] höcher zu bahnen, einist,
andrist und zum dritten Mahl.' XVIU., GrD. LB.
S. noch ge- G (Bd II 49). — d) .gebannener (flr-, fast-)
tag', obrigkeitlich gebotener Feier-, Fasttag; meist in
der Verbindung ,an sunnen- und gebannen firtagen.'
XIV./XVII. ,Und soll der inen messe han alle sunnen-
tag und alle gebannen virtag und an allen gezalten
tagen.' 1393, Gfd. .Man soll niemant pfenden an de-
heinem cinstag noch an deheinem bannen firtag.' 1435,
Zg. ,Alle vier hochzit, alle sunnentag, all zwelf-
bottentag und all bannen firtag und firabent.' ScHwMa.
aLR. ,Es sol nieman understan, am frytag oder
sampstag oder anderen gebannen fasttagen fleisch zuo
essen.' 1524, Strickl. — 2. mit (kirchlicher oder welt-
licher) Strafe belegen. .Und ob du und din abgot
[der Papst] uns schon bieten und verbieten, bannen
und bennen weiten, wirt klein geacht.' Gyrenrdpfen
1523. S. auch laden 2 (Bd III 1063); Äg. Tschudi,
Chr. II 202. Verbannen. , Nach dem und Rengnold uss
üwerm kungkrich baut ward.' Morgant 1530. — 3. vor
Gericht zitieren. ,Daz kein burger nieman usserthalb
der stat gegen Kostenze sol laden; wer es dar über
tuot ane des rates urloub, der git der stat ze buosse
5 ß, und sol darzuo den von schaden wisen, den er
geladet oder gebannet hat.' 1333, Z Stadtb. ,Wer sich
banen last. Wann ain urtal geben wirt und sich
ainer lat banen an des grichts stab, dem nach zu
gon, wie gricht und nrtal geben haben, und dem-
selbigen in siben naichteu nit nachgat und es nüt
halt, daz derselb dem ban verfallen sin sol zu buoss
nun Schilling. Um denselben ban sol er nach siben
naichteu von stund an pfenig older pfand geben nach
lantsrecht.' Ap LB. 1409. .Welcher sie [1. sich] hat
lassen banen und nit komt, der soll unib die buoss
gefeit sein.' ebd. 1519/1828. — 4. a) durch Zauber
an einem Punkte festhalten L; GMs; Sch; Schw; S;
1279
Ban. ben. bin. bon. bun
l'isn
UwE.; Zo(St.b); ZZoll. Syn. bestellen. Alte Bauern
verstanden es z. B., Kirschendiebe auf dem Baum zu
b. Z. Der selb Ma"" cha™ nie als Brot esse": er wüss,
tee me" An b. chönn Sch. ,Man sagt, es gebe der-
gleichen Jäger, welche das Gewild bahnen können
und in einen solchen Schrecken bringen, dass es in
einen Schweiss komme.' LMev. v. Knon. S. auch frören
(Bd I 1315), Seckel- Meister (Sp. 525). Übertr., 'bannet
sl", durch ein Geschäft, eine Verpflichtung an eine
Stelle gebunden sein GStdt. — b) Tiere durch Köder
an sich locken, z. B. einen Hund durch Käsestücke,
die man unter dem Arm trägt AAAar., Zof. En Hund
a" sieh äne" päne". Von Fischen: ,Die Rheingenossen,
welche in der Stadt Rheinfelden und welche unter
der Brücke wohnen, haben das Recht, auf der zwi-
schen dieser Brücke . . . befindlichen Strecke zu fischen,
zu zünden und zu bahnen.' 1808, JVetter 1804, 48.
— c) bändigen, zähmen, bewältigen Sch; Th. De"
Kärli würt-me" scho" noch b. chönne"! Er mag-e" nümer
panne" [d. i. geb-], im Zaum zu halten THBerl. hän-
digen, bändig machen, bannen, compescere, domare.-
Denzl. 1677; 1716. Übertr. ,Er kann drei Maass
Wein b.\ sagte man rühmend von einem ordentlichen
Trinker. Troll. — d) ,Wan sich der Schmerzen an
ein Ort setzt, so muss man ein Nacht oder etlich
bannen [durch zauberische Mittel heilkräftig gemach-
tes?] Meli rösten und dann alli Nacht drei Mall über-
legen.' XVII./XVIII., Arzneib. — 5. Ptc. 'banne", als
präd. Adj., schwül, dumpfig (von der Luft in einem
geschlossenen Zimmer) ScHSt. Syn. ge-fangen (Bd I
717). 's ist so 'bannen i" der Stube".
Mhd. tonnen, urspr. stark flektiert, wovon das isolierte
Ptc. unter 5 der einzige erhaltene Rest. Prät. ,bienea(d).'
1870/1411, Gl Urk. Im Ptc. herrscht die starke Form bis
ins XVI. entschieden vor; doch fiudet sich die schwache
auch schon im XV.; z. T. stehen beide in den selben Quellen
neben einander, so 1441, ZRq.; 1545. Ndw LB.; I.Ans.
(.baanen' neben ,baanef). Zu 4 b. Ein Mittel, die Fische
an sich zu locken, besteht z. B. darin, dass der Fischer seine
Beine mit Zibet bestreicht.
a°-bannen: = bannen 4 a ÄAßrugg, oF., Ku., Zof. ;
UwE. — i°-: Jmdm bei Strafe verbieten, über einen
bestimmten Bezirk, spec. den Gemeindebann hinaus-
zugehen Ndw. — üs-: 1. = bannen 1 a. ,Die verord-
neten vermeinen den kilcheren notwendig zu sein,
das holz in Seerüti und Klönthal gegen den land-
leuten, so das eisenwerk führen, auszubannen.' 1571,
JRSteinm. 1802. ,Die übrigen hölzer und hochwälder.
so hieob nit ausgebannet, sollen sie mögen ausbauen.'
ebd. — 2. exkommunizieren. ,Wir gebieten dir, bi-
schoff Ruodolf, unserm bruoder, das ort Pfävers mit
allen seinen güetern, für alle einnemung frei und
rüewig zu lassen. Sonst werden wir dich von der
kirchen ausbannen, bis du der kirchen gebott gehor-
chest.' Würstisen 1580.
ver-: \. = bannen 1. ,Zum vierten sollen die Buch-
füerer keine verbannte Bücher oder Lieder feil haben,
weniger selbe verkaufen.' 1631, SchwE. Klosterarch.
Insbes. a) = bannen 1 a. .Allen künden wier, dass
wier verbannen haben das holz von Ofenmüly nider
unz in den seew.' 1343/1544, Sohw LB. ,In den höl-
zeren habend die herren zu Wädischwil vier verbannen
stumpen, das sind berent böm, eichen, tannen und
buochen.' 1409, Z. ,Wie äschis gert und tanngrötzly
und all gebärende böm und zwystöck verbannen sind.'
1442/1544. Scnw LB. S. noch Friden (Bd I 1280). ,Das
ein gemeint von Jenatz verbotten bettend, holz von
iren wälden uss irer gemeint zuo verkoufen. das bette
ein ganze gemeint verbannen zu verkoufen us irer
gemeint.' 1540, GiiJenatz. ,Wier tundt kundt, dass
wier al die lerchen verbannet band uss höuschender
grosser noturft.' 1585, ebd. .Alle Kriess- und Eich-
böum sollent verbannet sin, also das niemants keinen
hauwen soll.' 1629, Obw. ,[Es] solle ein jeder Stum-
pen bei eim Pfund verbannet sein.' 1670, Arg. ,[Es]
sollen in ihr Gnaden Hochwälden alle, sowohl aus-
geholzte als auch now angegriffene Häw jährlichen umb
Fassnacht einem Jeden bei Straf zehen Pfunden ver-
bannet verbleiben.' 1697, Bs Rq. Vom Baum der Er-
kenntniss. ,Doch will ich selbs [spricht Gott] ein
bsonderen boum in d' mitten setzen, verbannen in
also dermassen, das in der frucht der lustbarkeit ver-
borgen syn wirt Gotts wysheit.' Rdef 1550. — b) vom
Fischbann. ,Es soll die Fränkenen [ein Bach] zuo
glycher wys in disen stücken verbannen sin und ge-
halten werden, als die Ergolzen.' 1411, Bs Rq. ,Item
denn so clagten sich aber die lüt in dem ampt ge-
meinlich, das die von Zürich die bäch, so durch ir
eigen lechen oder zinsgüeter, die man tür und hoch
verzinsen müess, fliessent und rünnent, verbannen und
in gebott legen.' 1441, B Schiedspr. ,Er verbien und
verbannet all bech, dass nieman getorst fischen.'
1441, Z. — c) vom Weinbann; s. Bs XIV. 44. —
d) vom Marktbann. ,[Es soll] den herren von Basel
vorbehalten sin, dass sy mögen ie zuo zyten nach
gstalt der sach den merkt by inen verbannen oder
zuolassen.' 1525, Absch. — e) = bannen 1 c. .Sobald
das Gericht gehörig legitimiert war, musste der Weibe]
rufen: ein Gericht ist verbannet zum ersten, zweiten
und dritten Mal' GRPr. ,Da ich an offner fryen Strasse
mit verbannera gerichte offenlich ze gericht sass im
naraen und an statt Sygmunds, eines römischen küngs.'
1418, Aa Urk. ,L>er vogt sol ouch tägliche an dem
gericht sin und dem usswarten, ob sich keinerlei fride
oder frevel von yemanden in gericht, so das verbannen
wird, begeben würde.' 1457, Bs Rq. ,Mit offen ver-
bannten gericht.' 1460. Aa Urk. .Nach der verläsung
fragt der landrichter aber urteil umb, ob es nach
landgrichts gewonheit geöffnet syge. So das erkennt
wird, heisst er den landweibel das landgricht ver-
pannen. Der rüeftalso: myn herr, der landrichter, ver-
pannt das gericht. das niemand darinn rede, denn mit
synem erloupten fürsprächen.' Th Landger. -Ordn. 1499.
,Der richter verbannet das gericht. Verbannend 's
gricht einist, andrist, zum dritten mal, wie recht hie
ist! Niemand sol reden noch sich rechen on sin er-
loupten fürsprechen.' HRMan. 1548. S. noch Bs Rq.
I 163. 304. 311. 426. 753. II 15. 65. 71. 154; KHauser
1895, 241; Schauberg, Rq. I 85; Ztschr. f. schwz. R.
IV b 171; GroHc Lands. 41; Z Rechtspfl. III 279.
— f) = bannen 1 d. .Samstag zu nacht noch einich
andere fiirabyt, so verbannen sind.' 1557, Arg. , Fleisch-
fressen am frytag, samstag und an anderen verbotnen
und verbanneten tagen.' Lindinner, Wthurer Chr. ,An
samstagen, unser lieben frouwen, zwölfbotten und
sonst verbanneten fyrabenden sol niemand nach fyr-
abend spilen umb galt noch gältswert' Zg Stadt- u.
Amtb. 1566. — 2. mit dem Bann, bzw. der Acht, be-
legen. ,Dö luod der kaiser den baupst widerumbe,
und verbien ie ainer den andern üf das hindrOst.'
1281
Bau,
bin, bon, bull
1282
XIV., Z Jahrb. Von der kleinen Exkommunikation:
.Welche öffentlich zuo der unehe sitzent, der oder
die selbigen, die sollent zuo dem, das sy verbannt
und von des Herren »achtmal abgetriben werden, zuo
allen elterlichen stenden nit erwehlt noch genommen
werden.' 1533, Bs Rq. In freierer Anwendung: .[Die
Eidgenossen] söltid sich der iren und nit der heiligen
römschen kilchen heiligen herlikeit beladen, ire un-
gewichten händ an den gesalbten, bi siner [des Papstes]
gütlichen macht höchstem ban, nit verbannen [dem
Bann aussetzen].' Ansh. — unverbannt. .Das hin-
füro unser marggraf Ernsten und der statt Basel
undertonen unverbaut und unverhindert in unsern
zuo beiden syten oberkeiten ligende güeter verkoufen,
koufen und innhaben mögend.' 1534, Bs Rq.
Mützer-Banner: wer Diebe zu .bannen' ver-
steht. Winn d' en M. werden wolltist, macht der Dolter
hrunnt u'd hässig, su t rächt, dass du es Bossisen findist,
wa siben Lücher drl" sin, nit mie ol minder, u'd ver-
grab's in-em Chrüeweg ; aber erchlüpf nit über das,
wann -der ebchunnt. Schwzd. (BSa.).
Stall-Banni f.: Stallbann Ar Wolf h. Der Pur
hat d' St.
bandiere": des Landes verweisen. .X. N. ward
bandiert, syn hab und guot gemeinen drei bünden zuo-
erkennt.' 1572, Ardüser. .Nachdem wir alle Secten
verbotten und bandiert.' Landsatz. d. 3 Bünde 1619.
,1561 wurde der Jesuiten Orden aus der Landen aller-
dingen bandiert.' ySprecher 1672. ,Ein Bandierter
wegen Todtschlags.' ebd. — Vgl. rätorom.-it. bandire.
Banning Bäni'g f. .Er habe ihnen allemal sein
Geld dargestreckt, und wie sie danach greifen wollen,
haben sie kein Glied mehr verrühren können. Erst
wenn er einige Stunden weit gewesen, habe er dann
die B. wieder aufgelöst.' Schwz.Unterhaltungsbl. 1853.
bannisiere" B; Gr; Schw; ZRüml.. bandisiere*
GrPt., Seh.; LG. (Ineichen), bantisiere' UwE.: 1. mit
Acc. P. a) des Landes verweisen, verbannen B; Gr;
Schw. .Es hätte Mancher in der Fremde, wohin er
nie gegangen, wenn er nicht banisiert worden wäre,
sein Glück gemacht.' Gotth. Der schwerst Zürirhbieter
sig geg-eme" alte' Schivyzer, was es halbs Löt geg-eme"
Pfund; me' sott all uf Guggere' [s. Bd II 189 u.]
bannisiere". Schw Fastnacht 1865. .Stäupen, banni-
sieren, Schickung auf die Galleen.' 1644, AaB. Zwei
Männer von Jonen .werden an der Stud [in ZStdt]
gepeitscht, ehr- und wehrlos erklärt und in das Keller-
amt bannisiert.' 1712, ZObf. 1897. — b) = in-bannen ;
einsperren ZRüml. ,N. N. ist in die Gmeind banni-
siert.' 1775, ZZoll. Taufb. — 2. mit Acc. S., mit einem
Verbot belegen, verbieten. Von Münzsorten: Die aus-
ländischen, schlechten, neuen kleinen und grossen
Silber- und Goldsorten sollen verrufen und .bandisiert'
weiden. 1627, Abscb. ; s. auch ebd. V 2. 1157. Von
durchseuchten Gegenden: .Obbedeute Provinzen von
uns und unserem Commercio abgeschnitten und ban-
nisiert syn sollen dergestalten, dass weder Menschen
noch Wahren von danahen kommende in unser Land
nit sollen eingelassen werden.' Z Mand. 1714.
Mlat. bannimre, bandimre, rätorom. handwehar. Weitere
Belege für die Form .bandisieren.' 1627, Absoh.; 1640, ebd.;
1648, ThAad.; FrHaffner 1666; 1696, (ir R4. ; JBOtt 1736.
i"-bannisier en: einsperren ZRüml. Refl., für
sich im Hause bleiben BhE.
Schweiz. Idiotikon IV.
ver-bannisiere" Aa; Ap; GRChur; S; UwE.;
ZZoll. f-pannissiere'J, -bandisiere* GRChur, Pr., Seh. ;
L; Ndw, -bantisiere' UwE.: 1. a) mit Acc. I\. ver-
bannen Aa; Ap; GitClrar, Pr., Sch.j L(Häffl.)> UwE.;
ZZoll. De* sott-men i" Sibirien ine' v. ! ZZoll. Etliche
von dein Strafgericht zu Thusis .Verbandisierte' führen
für sich und andere ihrer vertriebenen Landsleute
Klage. 1618, Absch. ,Des Lands verbandisieren.' Gr
Bericht 1621. ,Dass böse Buben, die schon hievor
abgetretten, verbandisiert und verrüft gewesen...
widerumb in das Land gewandlet.' 1653, L. .Die Zi-
geiner sollen von nun an aus gemeinen Landen Juris-
diction gänzlich und alliglich verbandisiert [werden].'
1726, Gr Rq. S. auch Vogel (Bd I 691 0.). Übertr.
,Der Geiz ist aus der Stadt verbandisiert.' Denzl.
1677; 1716. — b) mit Acc. S., (die Einfuhr, den Ge-
brauch von Etwas) verbieten. ,[Es wird der] Trink-
oder Rauchtabak genzlichen verbantisiert.' 1652, Obw.
.Wir verbannisieren alliglichen alle von angesteckten
Orten kommende Wahr.' Z Mand. 1713. — 2. mit dem
Kirchenbann belegen? ,Als der Bischof seine Jura
soweit extendirte, dass er diejenigen abstrafen und
verbandisiren wollte, die sich ohne seine Erlaubniss
verheurateten im dritten Grad der Verwandtschaft, ist
bei einem solchen Casu nicht geringer Streit ent-
standen.' NSererh. 1742. — 3.=bannen4a Aa. Bes.
im Ptc., verhext AaZ.; S. 's ist wie verbannisiert, wie
wenn 's verbannisiert war.
Die Form mit -nd- noch 1672, Gr; Z Mand. 1680/5;
JCWeissenb. 1702; Sererh. 1742 (mit einer Ausnahme);
1801, Lied; die mit -nn- Z Mand. 1691/1713; HsF.Escher
1692; 1754, ZZoll.; 1795, Z.
Bannit, Bandit (PI. -en) m.: 1. Verbannter. Von
den .Banditen' aus dem Lauisertal begehren die mei-
sten wieder zu den Ihrigen heimzukehren. 1517, Absch.
In dem Vertrag der Schweiz mit Frankreich wird aus-
gemacht: ,Es sol dwederer teil dem andern sine wider-
wärtigen und banditen nit schirmen und enthalten.'
1521, ebd. .Darumb er dan zu einem banditten ge-
macht und us sinem land vertryben ist worden.' 1556, L.
,Exul, bandit, vertribner, der ins eilend verschickt ist.'
Fris.; Mal.; s. auch Elend 1 (Bd I 177). .Mose, da
er ein Bandit und feldflüchtig war und seinem Schwä-
cher den Schafen gehütet.' FWyss 1672. S. noch
Bann 3 c. — 2. Bandit, verruchter Mensch, als
Schimpfname gebraucht Ndw; ZS. f
Mlat. hanniius, banditus. Die Form mit -nd- überwiegt
von Anfang an bei weitem; sie erscheint noch: als , bandit.'
1523, Strickl.; 1530. 1533. 1534. 1557, Absch.; Ansh.;
Fris.; Mal.; 1600, Lied; 1603, Gr; MStettler 1626; Spleiss
1667; Denzl. 1677; 1716, .pandit.' 1529, Absch.; Sicher
1531 ; XVI.. Lied, .panthit.' Seb.Grübel 1560, .bandyt.' Salat:
Fris. ; Mal.; AKlingler 1688. .pandyt.' HBull. 1533, ,pan-
deit.' Wurstisen 1580 (.Bandit.' 1765), Bandit. Bantle 1712.
.Bannit' dagegen vermögen wir nur 1531, Absch. (mehrfach);
1532, Strickler zu belegen.
Räuber- Bandit: Bandit GRPr. lez uf einmal
sind drl B-e* hinder - eme* Hufen Chrisest fürher
g'sprungen. GFient 1898.
banditen: verbannen. ,Hett man mich nüt ban-
ditet, so hett ich geschwigen.' 1523, Strickl. Der
Täter soll als öffentlicher Mörder verrufen und ,ge-
panditet' werden. 1547, Absch.
ver-: 1. = dem Vor. Sein Guthaben [solle] ver-
fallen und er auf drei Jahre aus der Landschaft Lug-
garus verrufen und .verbanditet' sein. 1565, Absch.
81
1283
Ban, ben, bin, bon, hun
1284
S. auch 1541, Ahsch. IV 1 <1 31. — 2. = latinisieren 2.
In Paris sei die Pest ausgebrochen und jene Stadt
und die umliegende Landschaft bis auf vier Meilen
Wegs ,verbanditet.' 1623, Absch.
Herren-Bänner: Gefälle der Geistlichen beim
Loskauf aus der sog. kleinen Exkommunikation V .Die
seit 1748 neu gewählten Geistlichen haben ein Mess-
gewand zu vergaben, widrigenfalls ihnen der sog. H.
und der Pensionsanteil entzogen werde.' 17(54, Gn>
(ZeStdt).
bannig: 1. unter dem Banngebot stehend; vgl.
Bann 1 iL Kein Fischer soll ,bendig visch' verkaufen.
1396/1497, Z Stadtb. .Welcher hinfür ein hecht,
der das raäss nit hat, oder ander bannig fisch flenge
in rohrfachen, dieselben soll ein jeder sie an der statt
wider in den see lassen.' 1537, Z Fischereinung. .Die-
jenigen Fische, welche nicht bannig oder nicht zu
klein sind, sollen alle auf den Fischmarkt gebracht
und daselbst verkauft werden.' 1710, Z Fischerordn.
Auch 1776, ebd. — 2. im Banne befindlich. ,D5 gebot
der bauest durch die ganzen cristenhait, daz man die
selben pfaffen, die simonie tribent, sölt für bennig
halten.' XIV., Z Jahrb. .Nach aller bäbstlichen und
keiserlichen rechten usswysunge [soll] kein benniger
mensch in clegers wyse im rechten zuogelassen, sunder
verachtet werden.' 1457, BsRq.; ,dhein bannig mensch.'
um 1520. ,Nach dem vermögen der Worten Christi
Matth. 18, 17 ist der erst bannig, den die kilchhöre
usgeschlossen hat.' Zwingli. ,B. und ächtig.' Ansh.
Weitere Belege 1512, Absch.; 1530, Bs Kirchenmand.;
Wurstisen 1580; Stettier 1627; 1653, L. — 3. stör-
risch, widerspenstig, von Menschen und Tieren, nam.
Pferden L. Auch von schwer zu bearbeitendem Erd-
boden, von Kartoffeln, die beim Sieden nicht weich
werden wollen, ebd. — 4. zahm, lenksam AaFh.; B.
Ein böser Ochs wird durch die Arbeit l. AaFH. ,üer
waldesel wirt zam, und nachdem er bennig, so er-
wildet er nimmer.' Tierb. 1563.
Mhd. bennec in Bed. 2. Bod. 3 geht wohl von der Vor-
stellung aus, dass das Störrische durch Zaubermächte ge-
bannt sei. In Bed. 4 scheint unser W. blosse Nbf. des syn.
bändig (s. d.) und daraus entstanden nicht durch lautlichen
"Wandel von nd ^> nn, der nur für ein sehr beschränktes
Gebiet gilt (vgl. Bund, fur-händi'j. binden), sondern durch
Anlehnung an bannen, eigentlich was leicht zu zähnieu (siehe
bannen 4 b) ist.
un- (in AaZ.; B -pännig): 1. nicht im Banne be-
findlich. 1524, Absch. IV 1 a 447. — 2. (in BBrisl.
ii'-oänig) ungebunden B, unbändig AALeugg.; Bs;
BBrisl. (z.B. von mutwilligen Knaben); „VO;u L. Er
ist en Unpännigc, will sich keiner Beschränkung
seiner Willkür unterwerfen B. 's iseh hei" Alter, kei"
Stand nie'' g'achtet; wo me" mag biege", iseh en un-
bihng Wese", der Lielerherget im Himmel wird vo"
Vile" verlacht. Breitenst. 1864. — 3. = bannig 3 Aa
Hb., Z.; L. — 4. als Steigerungsadv., sehr B.
hart-: widerspenstig, halsstarrig, hartnäckig. ,H.
und fräfenlich widerstreben.' Zwingli. ,Aus einem
ross, das man nit, zämt, wirt ein hartbäniger unge-
schlachter schelm.' 1531/48, Sir.; dafür: ,haitbän-
diger.' 1667/1707. .Der hartpänig, der die straaf ver-
achtet.' 1531/60, 1'rov. .Verstopfung des hartpennigen
widerspennigen volks.' 1531/48, Jus. .Hartbcnnig uf
irern kyb und irsal bestan.' 1536, Absch. ,Was er mit
den verstopften hartbännigen Verächtern gehandelt.'
1560, Z Bib. .[Die Hundskopfäffen] sind bissig, hart-
bcnnig. eigensinnig, raubgierig.' Tierb. 1563. .Das vil
in irem unbussfertigen wesen hartbennig fürfarend.'
HBill. 1572. ,Es möchte Einer so eigenrichtig und
hartbännig syn, dass man ihne [durch den Kirchen-
bann] müesste usschliessen.' Z Mand. 1039. — Hart-
ben n ige f. .Ich red hie wider die h. unser Wider-
part.* HBcll. 1557. — Hart-bätin igkeit f. .Anfangs
beklagt er sich der h. und verstopfte des volks.' 1531,
Jes. ; = .hartpennigkeit.' 1548.
Hie Form .hartbendig' auch noch 1531/48, III. Moses
■je,, '21. Wahrsch. ist sie auf lautlichem Wege aus -bannig
entwickelt, allerdings wohl unter dem Kinfiuss von bändig.
drt-i den Punkt bezeichnend, wo drei Bannbezirke
zsstossen. .Drybenniger' Marchstein. 1601, Absch.
bannige", in AiBrugg, F., Ke., Leer, (seltener),
Leugg.. Z. p-: 1. bändigen, zähmen, bemeistern, vor-
nehmlich von Menschen, doch auch (so in UwE.) von
Tieren Aa (auch Hold.); B; „VO;" L; S; UwE.' Er
het-ne" päniget, hat ihn im Ringkampf geworfen Aa
Leer. Mir irend dar U'flaat scho" noh l. Balz 1781.
— 2. ,usum rei intereipere.' Id. B.
ver-: in den Bann legen, a) vom Waldbann. N. N.
hatte statt 100 verwilligten Stämmen 191 fällen lassen
und noch überdiess einige Stämme aus dem ,ver-
bähnigten' Jurten bezogen. 1751, Absch. — b) „un-
erlässliche, ganz beengende Hindernisse in den Weg
legen, namentlich das Heiratsgut v., solche Ver-
fügungen und Clausein im Ehevertrage anbringen,
dass dasselbe nicht verschwendet werden kann, also
gleichsam es in Bann legen BSa."; ,heredium alieujus
tutelae committere, ne heres pro lubito fruatur.' Id. B.
,Von verpännigung [im frz. Text , Substitution'] ligen-
der gütern. Verpeen- oder verpännigung ist ein pfiieht,
die den gesatzten erben dahin bin dt, das er die erb-
güter nit vertun, verkaufen noch veränderen mag,
sunders müssend die guter voll einem uf den anderen
erben Valien, unvertrybenlich, wie es denn der testierer
ordnen mag. Sölliche peen [Var. , verpeen'] hat allein
kraft und erstreckt sich allein uf die uswendigen und
nit, uf die noterben. Als wann einer kein kind oder
lyberben hat, so ist er befügt und hat er gwalt. syn
gut von erb zu erb ze verpännigen.' XVI./XVII., F
Stadtb. ,In was välen ein verpännigung gegen not-
erben unnutz werden mag. Wann ein kind synen
eiteren beschynliche ursach gibt, die verpännigung
ze tun und ze ordnen . . . wann [es] sich gegen synen
eiteren dermassen vergangen, das si es hätten mögen
enterben, in solchen välen soll die verpeen uf den
noterben statt haben. Geschieht aber die verpeeni-
gung uf den noterben usser den obgehörten Ursachen
und välen und der gesatzt erb die verpeen nit an-
neinmen will, so mag si mit urteil v erruft und ab-
erkannt werden.' ebd. ,Ein Hausvater mag von seinen
eigenen unverpänigten Mittlen den 6. Teil vergaben.1
1747, BSi. Rq. Vgl. ver -nieten 3 d (Sp. 853). —
c) Ktw. gerichtlich zum Pfand nehmen BSa.f (vRütte).
Das W. mischt sich in den ä. Quellen, wie schon die
tnir.Tülii teil lielege zeigen, uiil 'lein ihm begrifflich und laut-
lich sohl' nahe stehenden n .-/„«;,/, n (s. d.), dergestalt, dass
hei den sehwankenden orthographischen Verhältnissen oft
nicht zu entscheiden ist. wohin der einzelne Beleg gehört.
Ks ist nicht ausgeschlossen, dass die Form ver-bännigen iibh.
erst sekundärer, volksetyin. Anlehnung von ver-p&nigen au die
Sippe Bann ihr Dasein verdankt,
1285
Hau. ben, bin, bon, bun
1286
Puuairr m.: ein Milchmass auf der ilp, den 6. Teil
einer ,Maass', G .Löffel' haltend GRÜbS. (Bübler).
Wahrsoh. das selbe was BVner, Biner ans lat. binarius.
Zum Voc, der Vortonsilbe vgl. Palatal (Sp. 11561 un(' '>''"
nätscA, zur Endung Bagairen (Sp. 1".V2) zu boecaria.
Banner, P- n., in ä. Spr. f.: 1. wie nhd. (veraltet).
a) im eig. S. spec. „Hauptfahne bei einem Gewalts-
hanfen"; das Landes- und infolge dessen das Haupt-
Kriegsbanner Ndw. Vgl. Fanen 1 (Bd I 828). .Welich
mit unser panner aus- und wieder heimgezogen sind
. . . dass alsdann dieselben unser burger, sein.' 1512,
Z Ratsprot.; vgl. Fri-Fanen (Bd I 830). ,N. N. soll
mit den buoben der paner entgegen zien und jedem
1 angster gen.- 1528, B Staatsr. , Paner, das oberst
fänle, vexillum.' Mal. ,Der erste Auszug [vorschrifts-
gemässer Zuzug der einzelnen Kantone im Kriegsfall]
solle besehehen mit dem Schützenfahnen oder einem
andern Fahnen des Orts Ehrenfarb, der ander mit
dem Stattfahnen, der dritt mit dem Panner.' 1668,
Absch. — b) in RAA. Er hat 's B. noch chönne"
b'hebe', er hat mit Mühe und Not das Unheil noch
abwenden können ZS., Wangen. Man muss ihm bei-
stehen, dass er chann 's B. erhalte", ein .aufrechter'
Mann bleibt, nicht falliert ZS., Wang. ,[Man soll ihn
vor Gericht ziehen; aber] nit glych räch schryen und
mit der paner an in wellen.' Salat. ,Wir werfen
Panner auf, das ist, wir rüsten uns zum Auszug, wir
blasen zu Feld.' FWyss 1670. ,1m Namen unsers
Gottes wollend wir werfen unsere Banner.' Inschrift
über dem Eingang ins ehemal. Zeughaus zu ZRegensb.
— 2. Abteilung, die sich um ein Banner schart; Ab-
teilung übh. von bestimmter Grösse, a) Heeresab-
teilung; vgl. Fanen 2. ,Ee das die paneren darzuo
kamind, da hattend die guoten gesellen den vyenden
die flucht angewunnen.' HsFründ. .Wer der ist, der
von seiner b. fluche [flöhe], der sol in unser Stadt
ewengklichen nit nier kommen.' 1190, vBodt 1831.
1647 wurde in Obw verordnet, dass zunächst das erste
Fähnli von 300 Manu, dann bei grösserer Gefahr noch
das Panner mit 40o Mann und endlich, wenn das
nicht genügte, das letzte Fähnli ausziehe (300 Mann).
S. noch Panner-Herr 1 (Bd II 1539), -Meister (Sp. 520).
— b) Abteilung der Feuerwehr ZStdt. Vgl. Panner-
Herr 3, ferner Mem. Tig. 1780 I 141; 1841, 127;
1845, 179. „Zum P. gehen, eingeschrieben sein, eine
in der Stadt Zürich bestehende Verpflichtung für jeden
Bürger, selbst Geistliche, beim Ausbruch einer Feuers-
brunst sich mit Flinte, Säbel. Patrontasche usw. an
dem Versammlungsort seines Quartiers einzufinden
und dort zu bleiben, bis der Hauptmann des Panners,
der Pannerherr, auf die amtliche Anzeige hin, dass
das Feuer ausgelöscht sei, das Panner entlässt." Es
stürmt, ich mues' zum P. — 3. die Zehn im deutschen
Kartenspiel, allg.
Hif ä. Spr. kenut fast nur ,Pan(n)er' als Fem.; als Neutr.
belegt das W. Strickler IV 72. 365 (z. J. 1531), beidemal
neben dem Fem.; JLCys. 1061, 143 (ebf. neben dem Fem.);
als Masc. erscheint es BThuii Handfeste 90. 91. Nur ver-
einzelt .Baniei": .Auch sollen dieselben zwei Handwerke,
Sehiffleute und Fischer, ein B. haben und auch gemeinlich
darunter ziehen, so man ausziehet.' 1354, Bs (Ochs).
Für-: a) Banner, das bei Feuersbrünsten aufge-
richtet wird und um das sich die zugehörigen Feuer-
wehrleute scharen. ,Der Bürger louft zum Fürpanner,
deren [bei Feuersnot] diu in der Stat ufgricht werdend.'
JJRüeger 1606. — b) = Banner 2 b Z. — Furss-:
Abteilung Fussvolk. ,E die fusspaner hinzu kernen, du
was die statt gewunnen.' Jüst. — Friheit-: Banner
für eine Freischar. ,Umbe ein friheit baner.' 1383,
B Stadtr. — Haupt- s. Benn-B. — Kolben-: das
noch jetzt erhaltene Banner des , Grossen Rates' (s. d.)
von Zug. ,Sau- oder Kolben-Panner, eine Fahne der
Versammlung des tollen oder torechten Lebens und
des sog. Grossen Rates, auf der ein Hanswurst ge-
zeichnet ist, wie er mit einem Kolben bewaffnet, einen
vollen Sack über der Schulter, einer s. v. Sau und
ihren Jungen Eicheln vorwirft.' Eis. Zg Kai. 1868.
Eine noch ausführlichere Beschreibung s. Gfd 14,
120 f. (mit Tafel). S. noch Cholben 2 (Bd III 225);
Leu, Lex. XI 177; XX 513; Stadiin 14, 145; Progr.
der Zuger Industriesch. 1863/4. — Metzger-. ,Und
also uf den 4. [April 1499] zoch die m. von Bern uss.'
Ansh. — Römer-, ,1m Jahre 1749 wurde den Entli-
buchern in ihr Panner noch das Kreuz, Krön und
Nägel Christi gegeben; und nun heisst es das R.'
JXScunyder 1781. — Renn-: Banner der Vorhut;
s. Benn-FänH (Bd I 831). ,8 houbtpaner und 11 renn-
paner.' 1475, Bs Chr. Vgl. Gr. WB. VIII 813 und
Jahns 1880, 947. — Reis-: Kriegsfahne einer grös-
sern Abteilung, eines Kontingents. ,[Es wurden in
der Schlacht bei Carignano erbeutet] 41 fenle, zwei
reisspaner, füf oder sächs halbe reisspaner.' 1544,
Schlachtbericbt. — Ross-: Banner einer Reiterab-
teilung, gew. von 50 Mann; s. vRodt 1831 I 36/40.
,Nu ilte her Johans von Bubenberg mit der rosspaner
und dem rossvolke vordannan.' Jüst. ,Der stat [Bern]
r.' Ansh. — Rose"-, 's M. i* der G'meind, die statt-
lichste Frau des Ortes Z. — Süw- s. Kolben-B. —
Stat-: Hauptbanner des Standes Zürich; s. Mem. Tig.
1790, II 20. — Trummeten-: die an den Posaunen
der Stadtmusikanten angebrachten Fähnchen. ,Umb
ein unz gold und ein unz silber zun trummetenpanern
[gab die B Staatskasse 1539] 4 pf. 13 seh. 4 d.' B
Tasch. 1878. — Wielands-: = Kolben-B. ,Von dem
W., vor altem genannt Kolbenpanner.' 1. Hälfte XYI1L,
Eis. Zg Kai. 1868.
Paninja -g f.: Pa?onia GrPt.
Banitsch: Mistwagen GrPt. — Ebenso im Eätorom.;
vgl. Beneteeh.
Panixer m. : Nordwind (der vom Panixerpass her
weht) GRObS. (Bühler).
bä'nige (in Aa auch p-): zweites W. in dem Ab-
zählreim Änige b. usw.; s. einige (Bd I 286).
Pen f.: 1. Marter. .Wonderbariich und langwirig
peeneir wurden den Christen angetan. Vad. — 2. Busse,
Strafe. , Bei 2 Fr. Pön.' Schweizerbote 1820 (F). Sehr
häufig (fast immer ,pen, peen', nur ausnahmsweise
,pön' geschrieben) in der Lit. des XIV./XVL, bes. in
den Verbindungen ,p. und straf, ,p. und buoss' oder
,p. und schuld.'
Ver-: 1. Busse. ,Das er das selb guot selbst
bsitze und jar und tag innhabe by der verpeen zu
nechst vor diser Satzung beschryben.' 1539, B; dafür
vorher: ,by der peen eines plaparts.' — 2. durch Ge-
setz oder Übereinkunft (unter Strafandrohung) ge-
botene Einschränkung; vgl. Bann 1. ,Aber der an-
deren endrungen in erwellung der vier venneren tuot
mir min herr Schultheis unrecht; dann sy gfiel mir
1287
Ben, hon, bin, bon, bun
128*
nie, des beschem ich mich nit zuo sagen. Ich gloub
ouch, das es der statt ein vast schedliche enderung
sige gewesen. Das mag ein ieder wyser Berner uff
den hüttigen tag wol ermessen ; dann disen vier ämp-
teren von unseren vorderen vil ist zuo verwalten
geben, das es frylich wol von nöten, das man nit also
uff vier hantwerk verpeniget were. Wölte Gott, das
man in allen vier viertlen vier menner usszuge, wie
sin die statt wol bedürfte; aber was dise verpen ge-
bracht und noch wyters wirt bringen, gib ich allen
verstendigen zuo erturen.' ThFrickart. ,Den mülleren
halben Ion und den pfistern pfennigwerdig brod und
bretzelen on hopfen zuo bachen, und all ir verpen
zuo verlassen, streng geboten und ufseher geben.'
Ansh. ; um die Preise in die Höhe zu treiben, hatten
die Müller und die Bäcker unter sich Verabredungen
geschlossen. — 3. ,Verbannung oder Verhaftung eines
Gutes oder einer Gülte, sei es durch Fideicommiss,
sei es durch Substitution, meist zu Gunsten eines Ge-
schlechts in männlicher od. weibl. Linie' (MvStürler).
.Wir haben jetz gehandelt mit denen von Sant Jer-
man des koufs der gült in unserm Nidersibental ge-
legen und doch dehein beschluss können tun, der
verpen halb, so den frowen von Englenberg und unser
stifft von wegen der frowen von Inderlappen uff so-
licher zuostat.' 1512, Gfu. Überhin sei von dem
Grafen Rudolf her eine Verpfändung (.Verpen') vor-
handen, in Folge welcher nicht gut zu markten sei.
1543, AbscIi.
Den Ausgangspunkt bildet auch bei 3 die für Über-
tretung oder Missachtung der getroffenen Verfügungen an-
gedrohte Strafe; speciell kommt die Pönalsubstitution des
XIV. /XV. in Betracht, d. h. die Bestimmung, dass das ver-
gabte Gut, wenn die daran geknüpften Auflagen (Jahrzeiten,
Messe lesen usw.) nicht ausgeführt würden, zur .Strafe an
Andere fallen solle. Vgl. z.B. Fontes rer. Bern. VII 388 o. 389.
Gelt-: Geldstrafe. ,Eine bestimpte buoss und g.'
1529, Absch.
ver-penen: 1. mit Strafe bedrohen; bestrafen.
.Item bescheche ouch, das yeman in dekeinen unsern
gerichten usserthalb unsers landes totschlege täte,
der und die söllent zu glicher wyse in den selben
unsern gerichten verpenet sin.' 1-147/1544, Schw LB.
Gemeinsame Verordnung in Betreff des Verbots aus-
ländischer Pensionen, Miet und Gaben, damit die Un-
gleichheit der .Verpenung' in den einzelnen Orten auf-
höre. 1489, Absch. — 2. durch Strafandrohung sichern.
,S. Elogius und siner schmiden tür verpenet fest.'
Ansh. ,Nach Vermög des heil. Rychs hochverpenter
Münzordnungen.' Z Mand. 1620. — 3. von Abmachun-
gen, die unter Strafandrohung getroffen werden; vgl.
Ver-pen 2. ,l)az die pfister Ordnung under inen selbst
nit haben und sy unverpent sin sollen.' B Stadtsatzung
1456. — 4. von der Verhaftung von Gütern; s. Ver-
pen 3. ,Er verpennete seine grossen Güter auf alle
ehelichen Nachkömmlinge [seiner Schwester].' Jahn
1S57, 283. .Hiemit soll jede frouw, so da eeliche
kinder gezüget hat und sich darnach verrer vereelichen
wellte, wyters nit uff eetagen noch sonst zeverspre-
chen oder zeverheuraten haben, dann allein den halben
teil ires guots, damit die ersten kinder ires erbrech-
tens nit entwert werdent, sonders soll der übrige halb
teil den ersten kindern als ein verfangen guot unver-
trybenlichs houptguots still stau und warten, und sich
die muotter allein der uutzung behelfen und dannent-
hin nach ireiu tütlichen hinscheid all ir verlassen
guot, es sye verpeent oder nit, under alle ire kinder
ze glych den höuptern nach geteilt werden.' 1572,
Aar. Stadtr.
ver-penigen: 1. mit Acc. S. a) = ver-penen 4.
.Der abscheid, zu St Julien usgangen, so die ganz
lantschaft Wat verpenigung vvys begriff [im frz. Texte:
,contenant l'ipothecque du pays de Vaud'].' 1533, F;
s. Absch. IV 1 c 60. 72. Damit das den 5 Städten
testierte (.verpeniget') Gut zu Händen der Vögte von
des Testators Sohn David gestellt werde. 1547, ebd.
.Eltern mögen einem liederlichen Kind wyters nit
dann den Zins [vom Erbanteil] lassen und das Haupt-
gut v.' 1623, Aa Rq. — b) mit einer Servitut belasten.
Zwei Wirte zu FMu., denen bisher allein das Recht
zur Betreibung einer Wirtschaft in der Stadt zustand,
bitten den F Rat, ,die nüwe, dem N. N. [vom Rat zu
FMu.] verwilligte Wirtschaft inzustellen oder aber ire
Hüser der Verpeenigung zu fryen.' 1622. F Ratsman.
Bei ähnlichem Anlass wiederholen später die Beiden
die Bitte, ihre Häuser von ,der ewigen Pflicht und
der Verpänigung [zu befreien], zu allen türen, wol-
feilen, gesunden und intteierten Zyten, frye und spaat,
Frembden und Heimischen, Rych und Arm gegen bil-
licher Bezahlung abzuwarten, zu beherbergen und
Spys und Trank ufzustellen.' 1641, ebd. — 2. mit
Acc. P., Einem (unter Strafandrohung) eine Einschrän-
kung auferlegen. Bern habe die Seinigen für fremde
Märkte verpeniget [im Original ,verpänigot']. 1545,
Absch.; d. h. ihnen verboten, auf fremden Märkten
Korn zu verkaufen. S. noch Absch. IV 1 b 1057.
Hieher auch: ,[Die ,reismisstäter' von 1500 konnten
nicht alle nach Gebühr bestraft werden] von wegen,
dass der mit- oder mer-schuldneren, gönneren und
durch-d' finger-seheren huf ze gross und die gwaltigen
so hoch mit pensionen verpeniget.' Ansh. — Über Ver-
mischung unsers W. mit ver-bännigen s. Anm. zu Diesem.
Ben. ,Myrobalanum, die apoteker nennend es b.;
ist ein baumfrucht, nit ein wurzel.' Fris. — Zu nhd.
,Behen (-Nuss, -Öl).'
benn: Nbf. zu wenn, hie und da am Satzanfang
GT. (Wint.). — Vgl. glarn. bindig für windig.
Bennasche: Mass für Salz. ,[Es] ist des selben
salzes LX soume und II bennaschen.' 1386, Z Ratserk.
Zu nilat. bnnniitum, henesta; frz. btnate, Korb voll Salz.
Vgl. Benetech.
henedlen. ,Der uns gebenedeyet hat mit allerley
benedeyung.' HBull. 1540. , Nachdem und er uns mit
überfluss der fruchten benedyen und sägnen oder mit
mangel strafen wil.' RGcalth. 1584.
gi-benedeien. Nur in der Verbindung: ich ha"
(du liest usw.) nüd z' g., ich habe (du hast usw.) nichts
drein zu reden L. Wenn der Länz üppe" seit eho"
schnüigge", so nim-irh es färigs Schit und zeig-em, aas'
er im Stall deheimen isch und i" der Chuchi nüd z' g.
hed. Schwzd.
Benedeier m.: Name eines säuerlich schmecken-
den, in ZEgg grossen, hohen, nach oben spitz zu-
laufenden, rot und grünen, in ZTu. kleinen, runden,
rötlich gestreiften Apfels. S. Kohler, Kernobst 59.
Benedeieri" f.: Moralpredigerin Z (Dan.).
Benedikt Benedik Tu, -egg GRZillis, Binedicht BGt;
(iRZillis; SchwE., Bendicht, Bän- Aa; BsL.j BGt.,
Rüed. ; GRVal.; „G;" SchwE.; SBb., Bändiehtcl, Bän-
!•>'.'
Bau, ben, bin, bon, bun
1200
ilichtli SchwE., Bandicht, Bandegg GRVal., Bendik
BKüed., Bandet GRSani., Benik, Bänek S, Bäniggi
ÄAHerzn., Muhen, Safenw.; SStarrk., Bened BsRotenfl.,
Wald., Bendi, Bändi S, „Bändelt BMeir.", Bäggi BS.,
Bängi BE., Bang BS., Beni Aa; Bs (-e1-); SchwW.,
Biiiii AiHerzn., Muhen, Safenw.; BsLangenbr., Siss.,
Zunzgen; B; Schw; S; Uw ; U, Bänni BsL., Bäneli
Soaw; Ndw, Bännili Uw, Band SchwE., „Bick Gr; G,
Bicht Gr", Dicht GrD., Pr.. Dichtel SchwE., Dichtli,
Dich* GßMal. : männlicher Personenname. Benedikt
hed d' Frau 'bickt, Scberzreim L. .Sankt Benedikt
(21. März) macht Zwiebeln dicht' LG. (Ineichen).
S. auch B.-Pfenni*g, -Brot.
Die volkstümliche Kurzform scheint jetzt überall durch
die volle Form mehr und mehr verdrängt zu werden; an
manchen Orten ist, wie unsere Angaben schliessen lassen,
letztere bereits alleinherrschend. Aus ä. Quellen gehören
wahrseh. hicher (so weit nicht eher zu Benjamin; s. d.):
,Beni.' 1232/1244, Bs Urk. (Familienn.), ,Beny.' 1Ö34, Z
Grün. Amtsrechn., ,Bäni.' 1574, ZGrün. ; 157S, Z. S. noch
Benz und vgl. Bernhard.
Benedikta: 1. Benedikte* Aa; Th (in Hw. scherzh.
Bcnehükte"), Bandicht (m. n.), Bändichtel, Dichtel (in.)
SchwE., Thal, weiblicher Personenname. , Dichtli.'
1502/30, L. — 2. Benedikte", Pflanzenname, Berg-
oder Rosenwurz, Geum mont. BSi., Geum urb. Zu.
Syn. B.-Wurz. ,Die wanger [des Bettes] müesten sin
von bluot, daz eulter von bendichten guot.' Hadlaüb.
Karde"- Charter-Benedikte' AAMuhen; Ndw; ZS.,
-Bendikte" AABb., Klingn., -Benfejdikt AAZetzw., Z. —
f. AAMuhen; Ndw, m. AAKlingn., Zetzw., Z.: Pflanzen-
name. a) Kardobenediktenkraut, Cnic. bened. (Cent,
bened.) Aa; Ndw. .Wilder kardobenedict, cnicos, ein
kraut.' Mal. — b) Kohl-Kratzdistel, Cirs. oler. Aa
Klingn. — c) Silberdistel, Sil. Mar. AABb. — Berg-:
Bergnelkenwurz, Geum mont. BSa.; „L"; .Caryophyl-
lata alpina lutea.' Wagner 1680. — Sumpf-: Bach-
nelkenwurz, Geum riv. L. -- ,Wald-Benedict' :
Geum urb. (?) HR Bebmann 1620, 149.
bennele", in B bendle": intr., mit einer Benne*
fahren B; uTh; ZSth. Umenand b. Tr., in einer
Benne* fortschaffen B; Th; Z. Chat, Herd b.
Benne" f. — Dim. Benneli AAZein.; GrD., Pr.,
Seh.; GA.; ThHw.; U; Z, Bennli B; S: 1. oft zsge-
setzt Wage*-B., aus Brettern zsgesetzter, beweglicher,
offener Kasten, auf einem Wagen (oder Schlitten Gr;
PA1.) angebracht, um darin (festen) Dünger, Erde,
Sand udgl., auch Kartoffeln, Obst fortzuschaffen Aa;
ApH.; Bs; GlH.; Gr; L; Sch; Th; Ndw (selten; dafür
Giifi); Zg; Z. Auch für das aus parallelen Holz-
stücken bestehende Gestell, das auf eine eig. Benne*
aufgesetzt wird, um die Aufnahme höherer Ladung
zu ermöglichen AARickenbach. — 2. übertr. a) auf
den mit einem solchen Kasten versehenen, meist zwei-
rädrigen Wagen ApH.; BsL.; B; Gl; Gr; G; Th; U;
W; Zg; Z; „allg." Vgl. B.- Wagen. .Allenthalben
fehlte es ihm an Händen, da das meiste Land steil
war, Erde hinaufgeführt und der Mist in Bannen am
Seil gezogen werden musste.' Gotth. Scberzreim:
Hindcr-''em Hits und vordem Hüs steit-n-e* läri Banne*:
Meitschi, tue-mer 's Pfeister üf, so chann-i°h inhen
grämte* B; LReiden (Hauskai. 1899). ,Si sullen farn
mit ir wägnen, mit bennen, mit pflüegen.' 1437, Gfd.
,ltem vil bannen, darin man sand, stein und kalch
gefüert hat.' XV., G. ,Sextns Pompejus Festus lib. 2
sagt: Benna seie auch eine gattung fuhrrüstung, wird
noche in benne genennt, dannenher die. so mit einander
in einer bennen fahren, conibennones von lateinischen
genennt werden.' Äg.Tschddi, Gall. com. ,Der nach-
richter soll sy [die Hexe] nach gwanem bruch in einer
bennen an schachen und gwone gerichtsstatt füeren
und ir fleisch und bein im für zuo eschen verbrennen.'
1551, L Hexenpr. ,Plostrum, ein wagen oder benn.
Benna, ein benn, ein gattung eines karrens. Die ben-
nen, ein gefasster karr mit zwei rederen.' Fris. ; Mal.
,Ein berg uf ist die bennen [mit der Leiche des Selbst-
mörders] glaufen, dass sy die ross schier überstossen
hat.' LLav. 1569; dafür 1670: ,der Karren.' ,92 bänen
mit sands von Gossou in das schloss ze füeren.' 1573,
ZGrün. ,N. N. begärt tannen zuo laden, zuo bannen
und mistladen.' 1580, Hotz, ürk. .Werdend eilende
mit Rossen und in Bennen herzuo gfüert.' JJRüeger
1606. ,Man soll auch mit Bannen und Körben Mist,
Erden, Kaht und grosse Stein in die Statt führen.'
Kriegsb. 1644. S. auch giren (Bd II 406). .Die Benne,
Wandkarch, benna, arcera, carrus.' Red. 1662. Ren-
nen, benna.' Denzl. 1677; 171G. ,Fuhrlohn von zwei
langen Bannen Sand.' 1786, ZGrün. Amtsr. ,An N. N.
das grösser Wägeli und Bänneli verkauft.' 1793, ZStdt
Haushaltungsb. Jedweder Bauer, der im Stand ist, eine
Banne zu führen, [soll] der Kehre nach einstweilen
ein Tag fahren.' 1805, AASeon (JLüscher 1898). —
b) auf den mit einer B. versehenen Schlitten Gr;
PA1. — 3. geflochtener Wagenkorb, auch Korbwagen
(bes. für Kohlen) Bs. ,Wer gute buchene, tannerne [!]
oder föhrene Kohlen bei der Bannen, Zuber, Sack
oder Korb verlangt, beliebe sich bei N. N. anzumelden.'
Bs Avisbl. 1732. — 4. (einrädriger) Stosskarren mit
einem aus Brettern gefügten, nach oben und z. T. auch
nach hinten zu offenen Behälter, zum Fortschaffen von
Mist, Jauche udgl. B (selten); GRPr., Sch., Thusis;
GA., T. (auch ohne Brettergehäuse); Sch; Th; Z. —
5. hölzerne Tragbahre für Steine, Erde, Schutt Gr
Chur, Malans, Thusis. — 6. Futterraufe AARickenb.
— 7. Getreidewanne GRChur. — 8. ans einem aus-
gehöhlten Baumstamm bestehender Brunnentrog W.
— 9. = Hurd3a (Bd II 1604) Bs. — 10. „Bienenkorb
F (im Patois der französischen Freiburger beneta)."
— 11. plumpe, auch faule Weibsperson GrD., ObS.,
Valend.; GG., Stdt. oT.; S; „W;" ZWyla. E* grüsami
B. van-am W%b W.
Entlehnt aus lat. henna, das selber mit andern Bezeich-
nungen von Wagenformen (wie petoritum, rsda, essedum)
kelt. Lehnwort ist; vgl. Holder, altcelt. Sprachschatz I 399.
Über die weitere Verbreitung des W. auf deutschem Boden
vgl. Gr. WB. I 1437. II 36. — In der BTh. Handfeste
1779, 118 verdeutscht B. das benesta (s. Benetseh) des lat.
Originals: ,FUr jegliche B. Salz ein Haller.' B. heisst auch
die muldenförmige Taleinsenkung, in der das Z Dörflein
Kutschweil liegt; daher heisst es in der Nachbarschaft: t"
d' B. <jä* — nach R. gehen. 6 knüpft an die am Schluss
von 1 erwähnte Verwendung an. Vgl. noch Bhtn, Bing.
Herd-öpfel-: auf einem Wagen angebrachter Be-
hälter für Kartoffeln. ,Ein Wagen mit Leitern und
Kartoffelbänne.' Schweizer Bauer 1898 (BBelp). —
Fuer-: etwa 15 cm hoher, viereckiger, offener
Kasten, der an vier Ketten frei schwebend zwischen
den Rädern von Lastwagen aufgehängt wird und worin
der Fährmann allerlei zu seinem Dienst erforderliche
Geräte unterbringt B. Syn. Wagen-Beren. ,In be-
sagter F. war ein Kohlensack und ein Gefäss mit
1291
Bau. ben. bin, bon. buii
1292
Wägenschmiere untergebracht.' MWalden 1884. —
Gülle"-Benne°: ein- oder zweirädriger Karren mit
viereckigem, durch einen Deekel verschliessbarein Ka-
sten zum Ausführen von Jauche Gl; ThHw., Müllh.;
ZO., Sth. ,3 Schlitten, 1 Güllenbänne, 1 Güllenkarren.'
1887, Gl Gantanzeige. — Gnepf-: = Schnapp-Charren
(Bd III 424) Aa;Sch; Z. — Grien-: Karren zum Kies-
führen Aa; ZZoll. — G'-hüder-: Kehrichtwagen B.
— Hell-: rauhes, holpriges Fuhrwerk B. — Hand-:
sehr einfacher Schlitten mit zwei Handhaben und
einem darauf gestellten offnen, viereckigen Kasten zum
Transport von Dünger, Sand usw. GRCast. (Tsch.). —
Herd-: Benne zum Führen von Erde BSi.; GlH.;
ZO., S. — Chol-: = Binnen 3 SThierst. .Ein Kohl-
bennen zahlt.. .' XVIII., Bs Zollordn. , Eine noch gut
erhaltene Chaise und zwei Kohlenbennen' S (Inserat).
— Cbis-: Karren mit viereckigem Kasten für Kies
Tu. — Chöt-: = Herd-B. Tu.
La cli-: Mensch, der viel und gerne lacht B.
Vgl. Jamer-Hutten (Bd II lTT'.M. -Ohräzen (Bd III 927),
-T rucken.
Lache"-: = GüUen-B. Tu. — Leder-: „schlechtes
kleines Fuhrwerk, eine altmodische Chaise Aa;" B;
„VO; S." — Mist-: 1. Benne« (i. S. v. 1) für Mist
GitPr., Rh., Seh., Thusis, Tschapp.; Z. — 2. Karren,
Wagen oder Schlitten mit einer Benne" zum Trans-
port von Mist BSi.; GlH.; Gr; LE.; GA., oT.; W; Z.
Er hoffe vom Dienste befreit zu werden, müsste er
aber docli mitziehen, , wellte ers recht wagen, und sollt
er uf einer mistbennen ushin f'aren.' 1533, Egli, Akt.
Spec. a) zunächst zur Düngerfuhre und nur für ein
einfaches Gespann bestimmter Sehlitten oder zwei-
rädriger Karren, seltener ein vierrädriger Wagen Gr
Pr., Eh., Seh., Tschapp.; vgl. Tsch. 43. — b) = Hand-B.
GRCast. — c) (einrädriger) Schiebkarren Th; Z. —
3. eine Art aus Stäben verfertigter Schiebkarren zum
Führen von Mist GRHe. — 4. aus Stäben gemachte
, Misttrage' GRHe.
Bächt- GRC'hurw., Gebucht- GrD., Pr., Seh.,
Tschiertsch., Bächt- GrV. : auch Dim., hölzerne Keh-
richtschaufel. — .Der Schaufel fehlt nur das vierte Seiten-
brettehen zu einem offenen hölzernen Kästchen.' Tsch.
Bü™-: = Mist-B. 2 c Z (Spillm.). — Blutter-:
Kairen zum Ausführen der Excremente des Hornviehs
GA. — Brunne"-: = Binnen S W. — Brettli-:
Stosskarren ZRafz. — Eaub- Bob-: .offene Kiste zum
Transport von Hausrat beim Robe", d. h. bei der Über-
siedlung von einem Hause in ein anderes' GrAv. —
Redig-: zweirädriger Karren mit Benne" BHa. -
Roll-: = Srei«-.ÖW(BdII 1590) SenwMuo. — Renn-:
1. meist schön bemalter, einer Truhe ähnlicher, vorn
und hinten mit Lehne versehener, der Länge nach auf
einem Schlitten befestigter Sitz für mehrere Personen,
die sich in der Regel rittlings, seltener seitlings darauf
setzen GrD., He., Pr., Thusis. — 2. (einspänniger)
Schlitten mit dem beschriebenen Sitze, ebd. — Ross-:
von Rossen getragener Kasten, Reisesänfte. .Welcher
halb tod in einer Rossbennen hinweg geführt ward.'
ThFrickart (Helv. Bibl.). Vgl. Boss-Bär. — Sudel-:
Karren mit Benne" zum Fortschaffen von allerlei Ab-
raum? ,Zu verkaufen [unter andern landwirtschaft-
lichen oder Garten-Geräten] eine S.' Z Tagbl. 1890.
— Sü"- Sou-: (auch Dim.) auf einen Wagen gestellter
kastenartiger Verschlag für Schweine, bzw. der Wagen
selbst BBurgd., Rünkh. ; L. En Eisse", Gott häd-e"
verheisse". Göd-cr nid üs, wird-er wi-n-es Bei'hüs;
göd-er nid dünne", wird er ici-n-e* S. L (RBrandst.
1890). — Schalt-: einrädriger Schubkarren mit Ben-
ne" ScHSt. ; Th; ZHettl. — Schürgi-: Schubkarren
Aa (Rochh.). — B«-schütti-: = Gidlen-B. GRh. —
Seh lauf-: grosser Schubkarren, der auf drei Block-
rädern gebt GrD. S. Bühler 300. 305. — Schnell-:
= Gnepf-B. BoAa., F., M. .An landwirtschaftlichen Ge-
rätschaften [sind zu versteigern] : 1 Sehn., 1 Schweine-
bänne' usw. BJegenst. (Gantanzeige). — Sehwin-:
= Silw-B., bzw. der Wagen oder Schlitten selbst, auf
dem sie steht GRCast, Churw. — Stei"-: 1. Karren
mit einer Benne" zum Steintransport ZO. — 2. ,ein
aus starken hölzernen Stangen bestehendes, recht-
eckiges, der Form des Wagens angepasstes Gerüst.
das bei Steinfuhren auf das Wagenbrett gelegt wird'
GRHe., Rh. (Tsch.). — 3. Tragbahre für Steine, be-
stehend aus zwei gekrümmten, durch Querschieneu
verbundenen Stangen, deren Enden als Handhaben
dienen GRHe., Klost. — Stöss-: einrädriger Schub-
karren mit (in Gr oHe. auch ohne) Brettergehäuse ApL,
.M.; B; FJ.; GrD., oHe., L., Pr., Rh., Seh., Tschapp.,
Valz.; LReid.; G; Z; in Gr vornehmlich dazu dienend,
den Mist aus dem Stall auf die Dängerstätte zu be-
fördern. , Riesterholz zu einer St.' 1793, Hotz, Urk.
— Tue"-: aus Dielen gefertigter Wagenkasten, bzw.
Wagen mit einem solchen BsArl. ,Zu versteigern: ein
'i'/a" Wagen mit hölzernen Achsen und Dielenbennen.'
1864, Ztgsins. — Trag- GrAv., Cast, Churw., Klost.,
L.. Luz., Trimmis, V., Valz., Trag- GrAv., Pr., Rh..
Seh.: kastenförmige oder flache Tragbahre zum Trans-
port von Steinen, Mist u. Ä. — Dreck-: 1. Dünger-,
Kotkarren ZO. — 2. als scherzh. Schelte. Du Dr.!
sagt die Mutter zu ihrem Kinde, wenn es mit Kot be-
sudelt von der Gasse heimkehrt Z. — Chüe-dreck-:
kleiner Schiebkarren mit Brettergehäuse, worin ärmere
Knaben die Kuhfladen auf den öffentlichen Strassen
sammeln, um sie zu Hause als Dünger zu verwenden
Tn. — Wasser-: = Brunnen- B. W. — Zieh-: zwei-
rädriger Mistkarren GrV.
benne": tr., mit einer Senne* führen GlH. Mist,
Herd b.
Bennete"f.. Dim. Bcnneti BBe., BennetliB: eine
Benne" voll B; GrAv., D., He., Pr., Seh., Tschapp. E"
Redig-B., eine Redig-Benne" voll GrL.
benne" (nach einer Angabe -e2-): meist unpers.,
„wollen", beginnen, sich anschicken BBr.,Brienzwyler,
„O.", R. Es bend (auch bentj, es irill bennen guets
Wetter gen, es bend a'fän nachten, es bend tüchlen,
warmen. Er bend (si wein bennen, si heut bannen)
g'nueg hau. .An eim morgend fast früeg, do es erst
bond tagen.' um 1480, L Hexenproz. ,Do sich der zug
bunt stossen. bunt sich die bzalung ouch stossen.'
Ansh. ,A1so dass der franzesisch züg bunt zuo Hüben. '
ebd. ,Do buntend sich die entsitzen,' ebd. ,Wie etliche
des evangeliums gnad buntend schmecken.' ebd.
Identität mit (dem unserer BfA. sonst fremden) beginnen,
Pr&t. begunde, begonde scheint ausser Frage, obwohl es für
die vorauszusetzenden lautlichen Vorgange au Analogien ge-
bricht. Jedenfalls siud die Ursachen derselben in der durch-
gehenden Schwachtqnigkeit des \V. im Satze zu suchen.
BenetSCh; Zu der Stelle: ,pro qualibet honesta
salis unus obolus [Zoll |.' BTh. Handfeste 117 wird
S. 119 bemerkt: .Benesta, benna, genus vehiculi, die
1293
Ban, ben.
lmii
l'".n
Alten übersetzten es durch Benetsch.' — Vgl! Btmuuch
uml Aiun. zu BSnnen.
Benjamin Br'ni ZHombr., Zoll., Beiini BsIIöllst,
Langenbr. ; Büerz. (selten), Biinni Bs (Seiler), Bäni
BsMönch.: niännl. Personenname. .Beni.' XV./XVI..
TiiLangrickenbaeh. — S. Anm. zu Benedikt.
Benigne": = Benignen-Chrüt (Bd 111 904). ihre
Taten, ihres Leben tut blutroht Benignen geben.'
JCWeissenb. 1702.
Bei(n) bzw. Bä", Bö2', Bd", BP" — n.. PI. unver.,
daneben (doch im Allg. seltener und veraltend, tw.
beschränkt auf Bed. 1) Beiner Bs; B; Gr; Scb (in
Buch Bö'ner); Th; Z — Dim. vorherrschend Beinfdßi,
Bei'Ii; Beinerli Z (Spillm.), Beinzi BHa., Beintschi
GrD., Pr., Bci"schi GRSpl. : 1. Knochen, allg., doch in
neuerer Zeit tw. durch Chnoche" (s. Bd III 720) zurück-
gedrängt. Vgl. Bickel II 1 (Sp. 1121). a) von Tieren;
Syn. Gnagen (Sp. 696). G'chrüsni Bei", die ein fein-
zelliges Gewebe im Innern zeigen und eine kräftige
Suppe geben Z. .Einnahmen für 166 Pfd gesottene
Bein ä 3 ß: 1 fl. 30.' 1843, Z Haushaltungsb. ,Zu den
zwei Pfund [Fleisch] gab der Metzger uns noch Un-
gentes, Beine oder Leber.' Gotth. Es ist-mer es Beindli
V stecket im Hals [beim Essen] Bs; B; Th; Z. E" B.
abgnage". Chuniin los, ich will dra" hi" [die verspro-
chene Geschichte erzählen] u"d gibt 's nit FWseh,
giH 's i'mel ging es B%2". Schw/d. (BSi.). .Wie sehr
der Kalkstein geschätzt wird, sagt das in den Entle-
bucher Bergen unter den Sennen übliche Sprichwort:
Das Fleisch hei den Beinen und das Gras bei den
Steinen sind das Best.' Schatzmann, Alpenw.; dafür
auch: ,Das beste Gras am Stein, das beste Fleisch
am B.' Mann zur Frau: Hän g'meind, du sigest d'
besto Sei; due fenn-eh [finde ich] as B. ond dra" nid
vel! Sella 1890 (PGr.). .Behaltend alle bain von dem
fleh, daruss mag man vil schmalz sieden.' 1490, G
Brief. ,Nieman soll nüt in die Aa werfen, das da ze
boden gange, weder stein, noch bein, noch ander ding
us der metzg.' um 1550, Obw. .[Die Sikusten] habend
ser harte b. in irem köpf.' Vogelb. 1557. ,Die ver-
gangen fasten hat man uns ze tratz, so die nüwgläu-
bigen fleisch fressen, uns die bein für die hüser ge-
worfen.' 1561, Äo.Tschvdi, Brief. .Sagittas ossibus
asperare, die pfeil mit beinen vornen spitzen.' Fris.
.Insonderheit sollen die Metzger das Bein nit hinweg
hawen, des Fleisches nit entblössen und Wurst hieraus
machen, demnach das entbliissete Fleisch anderen aus-
wägen, sonder so etwar Wurst zu haben begehrte,
sollen sie ihme Fleisch und Bein zusammen geben.'
1620, SohwE. Arch. .Beiner find ich uf der Gassen
zämen z' lesen.' Schimpfr. 1651. ,Das Fleisch ist
besser als das B.' 1653, Tobl., Volksl. ,1m Land Uri
ist ein Geir gefangen worden, in welchem Kropf oder
Magen beinahend ein ganzer Huet voll Beiner ge-
funden worden.' JLC'vs. 1661. ,Zween Hund an einem
B. bleiben selten lang ein.' B Sylloge 1676. ,Zum
Rindfleisch keine Bein, daran nicht Fleisch seie ge-
wogen.' B Metzgerordn. 1718. , Beiner, daran noch viel
Fleisch hanget.' Sülzer 1772. .Keine Beine sollen den
Hunden vorgeworfen, auch was sich den Tag über an
Beinen gesammelt, jeden Abend aus der Metzg weg-
. getan werden.' Z Ges. 1779. ,Die B., den Hunden
gleich, mit Zähnen nicht benage.' TiscHzucnT 1838.
S. noch Griisel (Bd II 809), Chrospelen (Bd III 805),
Gnagen (Sp. 696) und nain. Bein- Mann (Sp. 272).
Spec, Beiner, Kranz von (an einer Schnur aufge-
reihten) Markknochen, der unter die Wäsche in den
Zuber gelegt wird, damit die Lauge durch das Zapfen-
loch besser ablaufe BsStdt. — b) von Menschen, meist
im PI. oder als coli. Sg. = nhd. Gebein; vgl. Toten-
Bein. .Gesuchte, ich vertreiben dich aus dem Marg
in das Bein, aus dem Bein in das Fleisch, aus dem
Fleisch in die Haut, aus der Haut in einen finstren
Wald, da sollen sie warten bis an den jüngsten Tag.'
BSi. Arzneib. Mit dine" Bäne" wörf-'i'* noch Nuss
abe", dich werde ich noch lange überleben TuMüllh.
(derb). ,Mit eise" Beine" Nuss abe'bengle", diu post
mortem alieuius superstitem esse.' Id. B. De chunst
längst mit mine" Beine" Nuss abe'bengle", wenn Das
g'schehd, daraus wird Nichts LG. ,Du erlebst noch,
dass du mit deines Manns Beinen Nüsse hinabbengcln
kannst' HPest. 1785. Vgl. Nuss (Sp. 826 o.). ,Der
Hans [jetzt auf dem Sterbebette] sei gewesen wie ein
Baum, dass man hätte glauben sollen, er werde mit
den Beinen von allen Anderen die Äpfel von den Bäu-
men werfen können.' Gotth. ,Der abt Bilgri gieng
selber mit einer schufflen und durchsuocht die gruo-
ben [der bei Näfels Gefallenen] und Hess ein beinli
nit liggen, das er echt finden kond.' 1389, Gl Urk.
,1624 ist das Beihus im Hof nechtlicher Wys ankom-
men und verbrunnen. Und hat es einen solchen Gstank
wegen den verbrunnenen Beinern der Toten abgeben,
das man es schier nit hat mögen verleiden und hat
man es ein lange Zeit uf zwei Stund Wegs von der
Statt geschmöckt.' Gfd (L). ,Dann in denen Brüchen
ist es viel böser die Beine auf einandern zu halten,
die allein abeinander geschnellet und zerbrochen sind,
dann aber die zerknitschet und zu Spreissen zerstossen
sind.' FWürz 1634. ,WTas nützen der Heiligen Beiner'?'
1653, Volksl. ,Des Vaters und des Sohnes B. hier
ruhen under diesem Stein.' 1675, Z Grabschr. ,In den
Händen hatte er keine Beine, also dass man sie könnte
nach Belieben umwinden.' HEEscher 1692. ,An den
Körpern [in der Gruft] bemerkt man nichts mehr als
die Beine.' JMüll. 1773/83. S. auch ver-gatteren (Bd II
499), Gltd (ebd. 605). Seltener im Sg. von einem ein-
zelnen Knochen: .Radius, das minder b. zwüschend
der einbogen und der hand.' Fris. Doch vgl. noch 2 e.
— c) in formelhafter Verbindung a) mit Hut; vgl.
Hut und Hör. Es ist nüt als H. und B. an-em oder
er ist nüt als H. und B., er ist bis auf die Knochen
abgemagert Th; Z. ,Tüfel, nimm h. und b.' UEckst.
.Alter Kriegsmann: Ich zuge als ein gris daran und
sollt ich h. und b. da lau.' RSchmid 1579. ,Wie ist
er so gar ussgetert, sein Fleisch ist an im alls ver-
zert, an im ist lauter Haut und Bein.' JMahl. 1674.
.Mein Gott, wie so ussgmerglet gar, d' Haut über 's
Bein.' ebd. — ß) mit Marg; s. auch Sp. 400. [Das
Essen] teird-ne" vil Marg i" d' Bei" g'ge" ha"! Stutz.
,Job sagt, er seie schwarz worden vor kumber, und
das marg in beinen verzeere sich.' LLav. 1582. .Der
böss verbunst so frässig ist. dass march im bein nicht
sicher ist.' HBcll. 1597. ,Er suget ihnen mit seinem
Wucher das Mark aus den Beinen.' FWyss 1672. ,Amt-
leut, die der Untertanen Blut aus den Aderen und ihr
Marg aus den Beinen saugen.' ebd. 1673. ,Von wel-
chen Blutsaugern den armen Undertanen wird das
Mark aus den Beinen heraus gesogen.' ClSchob. 1699.
— y) mit Stein, 's ist St. und B. (Aa; B; Th; Z),
1295
Ban, ben, bin, bon, bun
1296
St.-s-B. (Bs; S), ji' St. undB. (B) g' fröre", fest, hart
gefroren. — 2. Glied des Körpers, wie nbd. allg. Vgl.
Fuess (Bd I 1085). Bei' wie Büer-Fässli Th, wie
Anke*-Chübel AaF., Ke. ; B; S, tote Büer-Chübel ZO.,
Zoll., wie Stüd ZO., Zoll., dicke, feste Beine. WSrch
um d' Bei" ume" ha", unbeholfen, einfältig sein L.
Dreck am Bei" hat Der, welcher zu hinterst läuft Gl.
Hanselima*" hat Dreck am Bä", hinden und vorne"
Rölleli dra", Kinderreim ThHw. S. auch Tschinggele"-
Möre" (Sp. 380). a) als Träger und Stütze des Kör-
pers, D' Bei" trägc"d-mich schier nümme", es wott-mi''1
ke"s Bei" me träge", ich bin todmüde B; Th; Z. .Man-
cher lebt im Wohlstand, seine Bein aber sind nicht
so stark, dass sie gute Tag, Frieden und Wohlstand
tragen mögen.' Lindinner 1733. Uf eim B. stä", Kraft-
übung der Sennen, wobei an das vorgestreckte Bein
noch eine Last gebunden wird. Anderegg 1898. Uf
eigne" Beine" stä", auf eignen Füssen B; Z. D' Sach
stät n f schwache" Beine" B; Sch; Th; Z. (Bist) an'h
seho" uf de" Beine"? Grussfrage am frühen Morgen
Bs; B; Th; Z. De" ganz Tag uf de" Beine" si", nie
zum Sitzen kommen, ebd. Wider guet uf den Beine"
si", wieder hergestellt und wohlauf sein. ebd. Einen
uf d' Bei" stelle" B; Z, wider uf d' Bei" bringe" Bs;
Th ; Z, Einem wieder aufhelfen, eig. und bildl., z. B.
vom Arzte. Das het-mieh uf d' Bei" 'brächt, aus meiner
Untätigkeit, Sicherheit aufgerüttelt B; Z. Nie ab de"
Beine" cho", nie zum Sitzen kommen Z. Sus han-mich
hofelich erstellt und nie ab de" Bei" g'lu", nie ausge-
ruht. Schwzd. (GnSeew.). Ab de" Bein chon, nicht
mehr gehen können Gr. D's Wasser hed-micU ab de"
Bein g'nun, hed-mer d' Bein abg' schlage", das Wasser-
trinken hat mir die Kraft zum Stehen und Gehen ge-
nommen Gr. Z' Bei" cho", auf die Beine kommen,
sich erholen GrD. ,Ein Jungs Kalb oder Fülli, das
nit z' Beinen wer kommen.' 1005, Schw Rq. D' Bei"
üfstrecke" (ZO.), üfha" (S), obsieh, i" d' Höchi strecke"
1) von einem Fallenden. 2) Bankrott machen B; S;
Tu; Zu. 3) den Mut verlieren, die Flinte ins Korn
werfen Zu. D' Bei" obsi'h chire" Th. .David warf
den Goliath, dass er d' bein obsieh kehrt.' VBoltz
1554. — b) als Gehwerkzeug. S. Bodem (Sp. 1021).
Me" gut nüd uf eim Bei" (uf eim Bei" geid-me" nid
hei'" Gr), Aufmunterung an einen Gast, zum zweiten
Mal zuzulangen B; Gr; Th; Z. Noe'' es Tässli, Frau
Bas! Me" gät ja nüd uf eim Bei". Usteiu. ,'s geit
nüt uf eim Bei", turpe est simplex dare, non duplum.'
Id. B. Trink üs! heb ane"! 's göd nüd uf eim B.
Stütz, 's gäd nüd uf eim B., weder-n-es läms Hiten L.
Auf die Frage: Wie gät 's? antwortet man scherzh. :
( Wie würd 's gä"?) Uf zwei Beine" Th; Z. E" ver-
zwickte* Pfiffikus wie nid licht Einer uf zwei Beine".
Schwzd. (GRSeew.). ,Auf drei Beinen gehen', als Greis
am Stabe gehen. ,Decrepitus, ein alter mann, so iez
auf dreien beinen gat.' Fris. Uf de" letste" Beine"
gö", stö", dem Grabe entgegen gehen L. (Scho") ei"s
Bei" im Grab (inne") ha", von Hochbetagten, Kränk-
lichen Bs; Z. Eine" uf d' Bei" ge* s. Bd II 74. 's Bei",
d' Bei" lupfe" s. Bd 111 1356. In anderm S. : 's B.
lüpfe", pissen (zunächst vom Hunde, dann aber auch
vulgär von Menschen) BsStdt. Nüd 's Bei" üfha"
wegen Oppis, Etwas äusserst gering schätzen, sich
einen Pfifferling drum kümmern Z. Iez heisst 's d'
Bei" g'streckt, jetzt heisst 's sich sputen ZO. 's hinder
Bei" füre" ne", sich sputen Bs; Th; Z. D' Bei* uf
d' Achsle" ne", im gleichen Sinne B; L. (Es) Bei"
mache" s. Sp. 21/2. Er het nit alti Bei" g'macht, mar-
schierte im Alter noch wie ein Junger B. Eim Bei"
mache" (auch Aa; Gr) s. Sp. 24. Bei" übercho" 1) von
Personen, zum Gehen, zur Eile gebracht werden Aa; Z.
2) von Sachen, gestohlen werden Aa; Bs; B; Th; Ndw;
Z ; vgl. Feeken (Bd I 728). Er ist läm am bessere"
Bei", von einem Faulen Aa; ähnlich Tit. O we, min
liugge" und mini bede" Bei": ich cha""-mic1' nümme"
bücke" und Niemer treit-mich hei'" ! ZGutensw. — c) als
empfindliches, exponiertes Glied. D' Bei" ,jucke"d-em,
es juckt-em i" de" Beine", z. B. vor Tanzlust Th. D'
Fasnacht steckt im halt im Chopf und im Bei" aScHW.
Schier d' B. abfriire" Th; Z. D' Chatz göt über de"
Se; 's frürt si an e" B., göt-si wider hei'" Th. 'schunnt
(B), sehiaht (Bs; Th; Z), fart (Bs; Th) Eim i* d' Bei;
z. B. anhaltendes Steigen, ein Schrecken. S. auch
nemen (Sp. 728). Eim d' B. abschlah", hyperbolisch,
Einen lahm schlagen, tüchtig prügeln B; Th; Z. Me"
sött-em d' B. abschlah". Eim (fast) d' B. (alli B.) ab-
flueche", Einem alles Unheil wünschen, Einen ver-
fluchen Th; Z. Es ivunderet in fast d' B. ab, er ver-
geht fast vor Neugier Bs. Richtig kuriert: beidi B.
ab! Scherzw., oft im Spiel gebraucht AaKöII. Me"
g'seht 's dem Strumpf a", wenn 's B. ab ist Z Wangen.
Eim Ei"s a" 's B. (ane") ge", ihn empfindlich treffen,
z. B. durch eine giftige Bemerkung Tu; Z. .Die Herren
wurden oft bitter auf einander; Hessen ihre Stecken-
pferde gegen denjenigen aufschlagen, dem sie Eines
ans Bein geben wollten.' Unsichtb. 1793. Auch un-
pers., z. B. von empfindlichen finanziellen Verlusten
Tu. 's hät-em e" G'hiirigs a" 's B. ane" g'ge". De1'
Mesmer hat Angst g'ha", die Sach wörd-em e" chli"
scharf a" 's B. ane" cho", werde schlimm für ihn ab-
laufen. Schwzd. (Th). Wenn 's dir a" d' Bei" giengi
[wenn der Schaden dich beträfe], du würdisch wol oeh
schreie" B. ,Es gienge ihm grusam an die Beine, und
wenn er nicht so reich wäre, so möchte es ihn lüpfen.'
Gottu. 's hät-en am B., er ist erwischt worden B;
Th; Z. — d) in weitem RAA. und formelhaften Ver-
bindungen. Oppis bim richte", letze" Bei" a'packe",
am richtigen, verkehrten Ende anfassen Z. Mit-dem
rechte", lingge" (oder letze") Bei" üfstä", als gutes,
böses Omen Bs; B; G; S; Tu; Z. Er ist mit-dem
lingge* (oder letze") Bei* üfg'stande* (zuem Bett üs
g'gange" Bs), ist missgestimmt, verdriesslich Bs; Th ; Z.
Eim es Bei" fürha", in den Weg treten, ihn zu Falle
zu bringen suchen, eig. und bildl. B; Z. Eim e"
(oder 's) Bei" stelle*, wie nhd. Bs. Eim us de" Bein(e")
gän, aus dem Wege Gr; GMs. Eim in d' Bei* laufe*,
in die Hände laufen BsStdt. D' Bei* strecke" 1) ver-
enden, derb auch von Menschen Aa; Bs; B; S; Z.
2) Bankrott machen Bs; S; Z. Über 's B. üs, oben-
hin. Jndessen war ich sehr eilig, machte, wie man
sagt, meine Geschäfte übers Bein aus, so gut ich
könnt.' UBragg. 1788. Under dem B. dm"*, von oben
herab, verächtlich. ,AUe Andern sah er als dummes
Bauernvolk an und behandelte sie unter dem B. durch.'
Gotth. .Benz liess sich nicht gern so unter dem B.
durch und von oben herab abfertigen.' ebd. Etwas
underm B. weggeben, hinter dem Rücken der An-
spruchsberechtigten L. — e) im Wortspiel zwischen
Bed. 1 und 2. Du hast es i>. um (oder im) Fuess, Scherz-
rede zu Kindern, um sie zu schrecken B; Th; ZO.,
Zoll. Hast allweg e* Ba" im Fuess, dass d' csii hulpist
1297
Ban, Iteii, bin, bon, buii
1298
Tnllw. (scherzh.). Er hat es B. im Fiiess, klagt über
seine Gesundheit. Sritww. 1869. Er het e" B. im
Eugge". ebd. .Ein B. im Kucken haben, trag sein.'
Denzl. 1077; 1710. Beschwert man sich beim Flei-
scher über die vielen Knochen, die er zum Fleische
gebe, so erwidert er: 's Ve (der Stier) chwnd auch
uf de' Beine' i" d' Metzg B; Z. Dem B. möc* isch 's
am beste", das Fleisch am Knochen ist das saftigste;
dann bisweilen als zweideutiges Wortspiel B; Z. Me"
cha" )iüd alliwil an eim B. g'nage", höhnisch von
Einem, der seiner Frau untreu ist Z (Spillm.). 's Bot
zu- tischet de" Beine' zeige" (B), füre" lä" (ZZoll.), Auf-
gabe beim Pfänderspiel in der Weinlese, die durch
Hervorstrecken der Zunge zw. den Zähnen gelöst wird.
— 3. übergehend (als pars pro toto) in die Bed. Per-
son. Mensch übh., anknüpfend an KAA. wie: ivas B.
häd (ist cho", g'gange", g'loffc", g'sprunge") = Jedermann
Bs; B; Th; Z. Was nur auch B. hat, muess helfe".
KdMey. 1841. Bes. in der Verbindung kei"s B. (auch
verst. kei" Sei und kei"s B.J, Niemand; zunächst noch
bei Verben der Bewegung, 's rodt-sich [rührt sich]
k. B., 's hät-sich k. B. verrodt, eig. und bildl. Tb; Z.
K. B. ist cho; devo" cho" Bs; B; G; Sch; Th; Z.
's ditnkt-mich, es sig hat fast Niemer z' Chilche" g'si".
Antwort: K. B. minder als ändert Mol. BWvss 1863.
Ohne die Kirchweih käme sonst das ganze Jahr kei"
fründs B. in unser Dorf Gl. Kei" B. isch um-^e"
Weg BsStdt. Es sig iez öppe" ke"s rechts B. me de-
heime". Schweizern. 1891 (Zg). , Während sie sonst
kein B. in der Regierung haben," behaupten sie je-
weilen ein Mitglied im Obergerichte.' N. Z Ztg 1864.
,Kein B. muss eh nüt darvon kon, bis ich euch gib
den Lohn.' JMahl. 1620. .Kein B. soll nit mer kon
darvon.- ebd. 1674. Mit bestimmendem Zusatz: Wenn
er vom Vatter aueh kei" Bei" g'siih" het. Breitenst. Mir
händ kei" B. vom-e" Find z' sehe" iiberchu". ONageli
1896. In der ä. Spr. auch mit anderer Wendung: ,E
si [die Aargauer] iren herren hettind verlün, e war
irs beins nit kon davon.' 1415, jLiliencr. (Spruch eines
Aargauers). ,Wann der küng üch [die Späher] hie
vernäm, euers beins darvon nit kam.' RSchmid 1579.
,Die Stadt wurde zue grund gehn, ihres beins kerne
nicht davon.' Wurstisen 1580. .Daniel lag schon
under den Löuen, da kein Mensch ihm geschetzt, dass
seines Beins davon käme.' FWvss 1672. Gelegentlich
auch von Tieren: Er [der Jäger] het kei" B. g' fange"
Bs. Ganz verallgemeinert: kei" B., keine Rede, keine
Spur, daran ist kein wahres Wort Bs. — 4. übertr.
auf Dinge, a) von Geräten : Sidele"-, Sinei-, Tisch-Bei"
uä. allg. .Der Führschlitten hat 2 Pfulmen, 4 Beine
und 4 Nägel' AaB. Schibe", Schibe", der Bai" ab, der
Chüechlipfanne" d's B. ab AaZ., d' Gh. het e" B. ab
BsPfeff.; s. Arch. f. Volksk. I 180. — b) von Wurzel-
gewächsen, wie Rüben, Wegwarten, die sich unten
teilen, statt ein Ganzes zu bilden. Wenn-me" ä" Büebli,
d" Wegluegere" im Storpiön säet, so chüm.me't s' B.
über Z. — 5. Dim. Beinli, beinerner Knopf ZGlattf.
An 1 schliesst sich die Verwendung von Bein in ver-
stärkenden Zss. ; s. müa-bein-aUein (Bd I 275), müe-härt (Bd II
1644), bein-hürt (ebd. 1645), wozu noch stei"-bei"-!tärt (Gl).
Zu 1 b. .Die Kaplanei im Bein' hiess die im J. 1310 er-
baute Kapelle St Michael in Bern, ,da unten unser Gebein
.ligt und ruht.' KHow. 1872; vgl. ,zum elenden Bein' (Bd I
176). Zu 2. Ein Segen gegen schwache Beine des Viehs
s. Arch. f. Volksk. II 263.
Schweiz. Idiotikon. IV.
Über-Bei": 1. wie nhd, allg. .Adnasci, anwachsen,
über das natürlich wachsen, als ein ü.' Fris. ,Das ü.,
ganglium.' Mal. .Begerend uns zu undertrucken und
von dem unsern zu Verstössen, glych einem schwären
ufgewachsenen ü.' 1596, Zellw., Urk. .Kwabbel, Ü.,
hart Gewächs, ganglium, scirrhus.' Red. 1662. ,Apo-
physis, Ü., Fortsatz.' Denzl. 1677; 1716. An die Ver-
treibung der Überbeine knüpft sich allerlei Aber-
glaube, ähnlich wie bei den Warzen: ,Das Kräuter-
fraueli versteht die Kunst, Hühneraugen, Ü-e, selbst
Kröpfe etc. zu vertreiben.' Anderegg 1898. Ü., Ü.,
far mit dene" zwe Nare" hei'"! diese Worte, gespro-
chen beim Anblick zweier Reiter auf einem Pferd,
indem man gleichzeitig das Ü. reibt, vertreiben Dieses
ZW. Ein Kind, dessen Vater gestorben ist, bevor es
geboren war [das also, wie der zweite Reiter, gleichs.
selber ein Ü. ist, als posthumus] cha" Ü. mit de" Fin-
geren i'drücke" und vertribe" S (Schild). ,Ü. vertryben.
Lass einen Menschen, der synen Vatter nicht hat ge-
sechen, drei Frytag darüber kuchen oder atnen, so
vergahts hinwäg.' ZElgg. Arzneib. um 1650. Ü. oder
Warze" z% vertribe", sell-me" bim wachsende* Man drüber
faren und säge" : Was ich g'seh", wird grösser, und tvas
ich grif, wird chliner S (Schild); ZZoll. Um ein Ü.
zu vertreiben, muss man, wenn drei Schlitten des
Weges kommen, die drei höchsten Namen aussprechen
und hinzufügen : Hinderma"", Vorderma", nimm-mer
mi" Überbä"! G. — 2. übertr. a) lästiges Anhängsel,
Sache oder Person, die als überflüssig und lästig em-
pfunden wird. allg. Die Büezi [Näharbeit] ist -mer
hüt es rechts Ü. zur Bachi [zum Geschäft des Backens]
GRPr. D's Ammanamt ist-mer bi der nötige" ZU nüd
es [als] en Ü. GRlgis. Ist Alls ei"s, wenn d' göst: um
e" söttigs U. verdrüss-ich gär nüd, zu einem lästigen
Besucher. Schwzd. (GRMai.). Er ist aller Welt en Ü.
Sch; Z. — b) unbeholfener Mensch, Einfaltspinsel Bs.
— Achsle"-: Schlüsselbein Aa; Th; Schulterblatt Z.
Da die beiden zu einander gehören wie Schlüssel und
Schloss, so unterscheidet sie das Volk oft nicht; so in
der RA. 's A. usenand ha", das Schlüsselbein aus-
gerenkt haben ZS. Vgl. auch Chropf-B. ,l)ie Haupt-
löcher seind ihnen [den Frauen] so weit usgeschnit-
ten, dass ihnen die Achselbein fürusgangen.' 1460, Bs
(HBvEptingen). — Ochse"-: Familienname B (seit
dem XVI.); XV., S. — Ofe"-: 10— 20 cm hohe Boden-
stütze des Kachelofens Bs; B. , Wenns Einer nicht
glauben wollte, wurde er ans O. gebunden.' Bs Nachr.
1898. ,Es konnte erzählen, wie sie so einen Öhl-
götz in der Stube gehabt, aber ob man ein O. oder
ihn gefragt, es wäre auf eins gekommen.' Gotth.
— Ol-: 1. „mit chronischer Geschwulst oder chroni-
schen Geschwüren behaftetes Bein VO"; Fuss mit
einer bis zum Knie reichenden bleibenden Geschwulst
SchwE. — 2. „mit einem solchen Beine behaftete
Person VO." — Ei"-: 1. Schemel mit einem Bein,
Melkschemel ZZoll. — 2. Schinken, im Rätsel. Es
ist es Zweibei" [Schuster], das häd es E.; da chunnd
es Vierbei" [Hund] und wott dem Zweibei" 's E. ne";
da wird das Zweibei" bös und rüert dem Vierbei" 's
Driibei" [Schusterschemel] a" ZO., Zoll. D's Zweibei"
[Köchin] geid und tuet d's E. i" 's Dribei" [Koch-
topf]; da chunnd d's Vierbei" und nimmt dem Zwei-
bei" d's E. us-'levi Dribei" ; drum brüglet d's Zweibei"
d's Vierbei" z' Tod GrD. — 3. linkische, unbeholfene
Person GW., We. — Dar-in- Dri"-: 1. Knochen, den
1299
Bau. bei), bin, bon, bull
1300
der Fleischer gibt, um das Gewicht voll zu machen,
eine unbeliebte Zugabe zum Fleisch BsStdt. Vgl. In-
Sigel. — 2. durch Dummheit, Unbeholfenheit lastiger
Mensch BsStdt.
Ettig-Beinli: Art Auswuchs, spitziger Knorpel,
der bei kleinen Kindern sich im Herzgrübchen bildet,
durch Salben sich aber wieder vertreiben lässt Gr.
— Zu Elliken (Bd I 599); vgl. Ettig-Gnägeli (Sp. G96).
Eiter-: 1. „Knochen, der vom Beinfrass ange-
griffen ist VO." — 2. (Dim.) „gallertartiges Zäpfchen,
das sich in einer Eiterbeule bildet und mit einem
Zänglein ausgehoben werden kann* 55. — Vögeli-
Beindli: (gekochte) junge Kohlsetzlinge BO. (Dan.).
— Fülli-Bei". Nur in der RA.: uf der Mutter (Aa),
uf siner Grössmueter (L) F. rite*, zu Fuss gehen.
Mer seand uf Munters Füllibonne" üsg're^Ue* GBern.
vIch göne* uf miner Mueter F-e*, d. h. auf den Beinen
des Füllens meiner Mutter, welches ich selbst bin."
— Fisch-: 1. wie nhd. allg. — 2. Fischu'-Bailli,
Fischgräte PA1. — Fleisch-: Knochen, wie sie der
Metzger zum Fleische gibt. allg. — Frö'gli-: neu-
gierige Person Z. — Frösche"-: wie nhd.; als Lecker-
bissen und Fastenspeise B; Gr; S; Th; Z. Vgl.
Schneggen. Potz Fr. und Gerste'schlim ! Ausruf der
Verwunderung. Z Farn. -Kai. 1897. Firn es Fr. ge",
das'-me" cha"" es Hdme'bei* use'zieh*, die Wurst nach
der Speckseite werfen ZW1. — Galge"-: Schimpfw.,
Galgenschwengel G. Me" sött-en ung'spitzt in Boden
ine" schloh", das G.!
Gimp es-: fiktives Gericht Ap; s. Nädlen 1 (Sp.
000). — Gimpe» wohl entstellt aus Gumpis.
Gangel-: = Zimber-Mann 2 a (Sp. 287) P (Schott).
— Müessig-gänger-. Isch d' Arbet fertig, chann-i'h
noch e* Stund wit ab dem Acker gö", mäng Dotze"d
M., die rite't uf dem Bössli hei'". 1793, Liei> über des
Bauern Freud und Leid. - - Gante"-: 1. lästiger
Bitter BHa. Syn. Ganten-Seckeli. Her ei's üf z' gan-
ten, es erleided Firn; du bist es rechts G.! — 2. Fa-
milienn. B; GRh. — Geiss-: am Knochen gedörrtes
Ziegenfleisch, als Leckerbissen geschätzt BO. ; s. Fankh.
1887, 43. — Gleich- s. Bickel II 1 (Sp. 1121). -
„Gragel-: fast abgefleischter Knochen." — Grang-
gel-, in SThierst. auch Grangge*-: 1. Knochen mit
Fleisch zum Abnagen, speciell Beckenknochen des
Schweins, an den der Knochen des hintern Schinkens
sich anfügt, als Leckerbissen geschätzt Aa; BM., S. ; S.
Syn. Chrumb-Bei*. Hau d' Hammen üse", frei e* grössi
und nümmsch dermit noch 's Gr., so weiss-i'1' doch, dass
mir de'" nahe" im Fleisch der Sege" Gottes hei", sagt
der Bauer zum Metzger betr. den Schinken für den
Pfarrer S (Schild). ,Nous avons une tourte; il y a
des Chugeli et des Gr. dedans' B. Vgl. auch die
lustige Geschichte ,das wandernde Gr.' im B Hink.
Boten 1816. — 2. übertr., scherzh. oder spöttische
Bezeichnung eines langen, dürren Menschen, bes. eines
schmächtigen, windigen Mädchens Aa; B; S. Er hed
numme* so-n-es Gr. üfg'gablet, zur Frau bekommen Aa;
BM. ,Wenn aus der eleganten Hülle, in der man die
Löwin des Tages vermutet, ein gelbes Gr. sich heraus-
schält' Gottii. ,Unsere Frau Pfarrerin, ein ehemaliges
vornehmes Gr., welche vier gelbgrüne Grieglen von
Mädchen hatte, schlank wie Haselstecken.' ebd. —
G ritti- Grätti-: (PI.) gespreizte Beine Bs. ,Ein
junges Lämmlein auf seinen Gr-en.' — Hod(e)li- Z,
lludi- Bs; Z: kosende Benennung eines kleinen Kin-
des, bes. eines Mädchens Bs; Z; auch mitleidig: armes
Geschöpfchen Bs. — Huffi- B, Hüft- ZU., Zoll.,
Huftc- THTäg. : Hüftknochen. ,Die höli in dem huff-
bein. acetabula.' Mal. — Hoger-: vorstehende Hüft-
knochen des Rindviehs bei der Hunger-Grueb (s. Bd II
693) SchwMuo.
Hui-: Familienn. .Katharin Holbeiniv um 1450,
L\\ Ulis. — Das berühmte Bs Geschlecht dieses Namens
stammt von Augsburg.
HelPe»- AaB.; Ap; Bs; B; Gl; Gr; Schw; S; Z,
Helfer- BS., Helpfe"- ZHombr. : Elfenbein. Za" wie
H. Z. .Zähne wie H. hat mein Schatz ganz allein.'
Gr Volksl. 'Brennts H., pulverisierte gebrannte Kno-
chen, zu Schuhwichse verwandt ZZoll. ,Ob einer
schon äss h.' UEckst. ,Ein plenarium [Reliquienbe-
hälterj, mit h. gefasset.' 1525, Z. ,Ebumea, weiss
wie ein h.' Fris. ; Mal. .Gerasplets H.. ein Löffel voll
[als Ingredienz zu Heilmitteln].' 1717, L. — h elfen-
beinin: elfenbeinern. Messer mit hclfe'beinene* Hef-
tene"; en h-er Strdl ZZoll. ,In einem der helffenbaien
hörner.' Kessl. ,Auf einem helffenbeininen Stuel.'
FWyss 1650. — Mhd. helfenbein. Diese Form herrscht in
unserer ä. Lit. bis ins XVIII.
Hilf-. ,Das ist ein h. von meinen beinen.' 1531,
I. Mos. 2, 23. — Hals- s. Gabel (Bd H 58). — Harn-
me"-: Schinkenknochen, zumal insofern noch etwas
Fleisch daran ist B; Th; Z. Es H. abgnage". S. auch
Fröschen-B. — Heini- s. Stagelen-B. 2.
Hopp-: = Gangel-B. U. — Vgl. das syn. Hsch-Gebtm,
aus dem unser W. viell. blosse volksetym. Entstellung ist.
Hoppi-: Hüpfebein Aa. Es Sprung Alls liberments
bis uf's letst H. binde* dri*. AGvsi 1881. — Hose"-:
1. wie nhd. allg. .Stellet 's [das Gewehr] bim linken
Hossenbey abi uff ä Boden!' Helv. in pace 1694. —
2. übertr. für Mannsperson. Ja, de" Dunner ! was
hät-si denn dert für es H. bi-n-ere"? sagt ein Vater,
der seine Tochter mit einem Herrn spazieren sieht.
JAllensp. 1897. — Hotte"-: das rechte (Vorder-)Bein
des Pferdes Sch (Fuhrmannsspr.). Gegs. Wisten-B.
Das Boss ist am vordere" H. überchugelet, gestürzt
SchKI. — Häxe"-: die empfindliche Stelle am Ell-
bogen Aa (Rochh.). — Jude°-Beinli: = dem Vor.
Bs. 's het 's J. 'tröffe*, beim Anschlagen des Ell-
bogens. — Küe-Bein: Spottname auf die Bewohner
der innern Kantone von Seiten der Städter. XVI.
.Milehtremmel, k., tangrotz. fünförtlin, küedrecklin.'
Salat 1531. — Chabis-: Kappesstrunk ZO. Chabis-
beiner, Übername der Bewohner von ZRykon.
Cheibe"-: 1. Knochen eines gefallenen Tieres
Aa; S; Z (Spillm.). D' Dbtti'ger Nare* ziehe't de*
Chare*, ziehe*t-e" über alli Bai", fressen alli Gh., Neck-
reim auf die Döttinger Aa. Die reformierte* Narre*,
die zieh* der Gharre" Rain üf und Main ab und
schlecken ''ein Schinder das Ch. ab S (Schild). — 2. als
verwünschende Bezeichnung einer Person S. Das si*
Ch. vom-e" Landjeger. - 3. Spitzname der Bewohner
von BsArboblsw.
3 lt Becker mit Bez. auf die schlechten Wege der betr.
Gemeinde, .welche vermuten lassen, dass die Bewohuer ganz
besondere Beine haben müssen.'
Kit'-: Kieferknochen. ,Aus dem obern kinbagken
oder kiffbein.' Fischb. 1563.
Choge"-: \. = Cheiben-B. 1 GrAv., D., Pr., Rh.,
Sch., Tschapp. Bapp, Bapp, Gh., die letst ist e* Häxl
rufen die Kinder, wenn sie eine Schar Raben sehen
1301
Ban, ben. bin, bon, bun
1302
GRoHe. — '_'. nichtsnutziges Ding GA. — S. = Gangel-
Bein WLeuk. - 3 konnte wie //..y.y.-ß. aus dem syn.
//..,/,i;,/. .„I entstellt sein.
Chinn-, K- (Gr; PAL, dum- GrD., Pr., S.,
Scnolros, Tschapp., China- Gii.Ienaz, Ghii/ng- A?)-Bei",
in GitPr. -Pet»: Kinnbein, Unterkiefer, Kinn, 's Fatze-
nctli überschlah' und di Zipfle" underm Chimpei* z'sem-
me'ehnüpfe". MKdom (GRSchiers). — Mhd. kinnebein.
Chängel-: Röhrenknochen Ndw. — Kurz-: Fa-
milienn. XVII./XYIII.. AAZof. — Chläffeli-: Toten-
gebein. Vgl. Näggelen-B. Es sehuderet-mich vor söttige"
Chl-e" S (Schild). — Klammer-. ,Das Schienbein
oder grosse Rohr und das kleine Rohr oder Kl.' Spleiss
1667.
Ch lause"-: = Beilen 1 c (Sp. 1163). .Marie er-
zählte, wie ihr Kl. bereits mehr denn 60 Striche habe,
und davon sei nicht ein einziger ausgebrannt, während
von den 15 des Bruders [wegen Unfleisses und Un-
gehorsams] nur 7 verschont wurden.' Volksschulbl.
f. d. kath. Schweiz 1866, 380.
Ohne Zweifel volksetym. Entstellung aus ' Chlaunen- Beilen
(vgl. auch die S Form Beinle*, ferner tliinusen-Beiner). Der
Gegenstand besteht immer aus Holz.
Chräje"-: (PL) geschälte Eichenäste ÄALeer. —
Von einer gewissen Ähnlichkeit der Form.
Chrumb-: 1. = Granggel-B. 1 Gl; Gr; Z; nach
dem Schinken das gesuchteste Stück vom geschlach-
teten Schwein. Vgl. Chr.-Lied (Bd III 1096/7). ,Gamba,
lingua, dorsum, chrumpein, pipere bene aspersum',
Bestandteile der Festmahlzeiten der Domherren. 1185,
BsStdt. Dem Pfister der Propstei soll der Kellner am
St Thomastag liefern ,5 krumpein et 5 fareimina.*
1293. Z Urk. .Der metzger gibt dem amann ze wihen-
nächten ein schultern, ein krumpbein.' G Urk. ,Item
hamman. krumpan, oren, grens und als ingeschlächt
sond si [die Metzger] geben ein pfund umb 5 haller.'
1472, Sch Metzgerordn. — 2. übertr., Mensch mit
krummen Beinen Bs ; Gl. — Chrampf-Beinli: ein
Beinchen vom Schweinskopfe, das in der Tasche ge-
tragen ein treffliches Mittel gegen Krämpfe ist Gr
Haldenst. (Tsch.). — Kropf-Bein. , Ein Bein in der
Achseln, das Achselbein oder das Kr. genannt.' FWürz
1634. — G'ehrüs-: Knochen mit lockerm Zellgewebe
ZStdt (Dan.). — Chrotte"-: .Scheltname für einen
kleinen, üppigen Wicht' ZStdt (Kahn). — Leunzi-.
Er hed-em 's Samt L. mitg'ge"; es hed vil Sehne, und die
Lüt loerdi'd müed; es seil für 's Laufe" gar guet si".
Klosterkrapfl.1841. — Luchse"-: Krummbein AaFiü.
Liecht-: als Familienn. ,Ruedi L.' 1449, Z Steuer-
buch. — Wohl mit Diphthongierung für Luht-B.; vgl.
.Leichtfuss.'
Sapper-lu di -: Ausruf der Verwunderung L. —
Laffen-. .Ein Stück von dem L. [eines Biesen].'
1584, JJScheuchz. 1746. Vgl. Laff III (Bd III 1107).
— Müed-: als Familienn. ,Conr. M., Caplan zu Uster.'
1504, Z Glückshafenrodel. — Manne"- Z, Manns- BE.:
Mannsperson. Ke's M. isch da g'sl" [als der Tanz
beginnen sollte] BE. Wenn si es M. g'scht, so gumpet-
ere" scho" 's Herz im Lib Z. — Mensche"-: Men-
schenknochen. ,1m Campo de Luco wurden grosse,
lange M., schier den Biesen zu vergleichen, gefunden.'
Gdler 1625. — Marg-: (mit Mark gefüllter) Röhren-
knochen Aa; Bs; B; GSa. ; Z. — Museli-: zärtliche
Benennung Z (Spillm.). Syn. Museli.
Nudel-: „Nadelbüchschen Z." , Also warf sie mir
ir n. dorther.' Hadloüb. ,1 n.. silbrin, mit 1 silbrinen
kuten.' 1385, Z Ratbücher. — Staldors Angabe aus Z
bezieht sich kaum auf die lebende Spr.
G'nagi-: = Gnagi 1 (Sp. 697) B.
Näggele"-: Klapperbein, Skelett ZMänned. Aus-
sehen wie der töd N.; vgl. Chläffeli-B.\
Viell. ist töd eig. das Subst. (woraus sich der auffällige
Art. am einfachsten erklären würde) und X. Apposition
dazu; es läge also eine Verbindung vor etwa wie in dem
unter Stwjelen-Bein 2 a angeführten Kinderlied vom Storch.
Narre"-Beinli: 1. = Häxen-B. Bs;B;S;Z. 's N.
a'schlah". Wenn Einer ein Leid bald vergisst, sagt
man : Er het 's N. a'g'schlage" S. — 2. törichtes
Weib Bs. — Not- Bei": Beckenknochenflügel, Becken,
von Tieren GrPi\ (Bühler). — Bi-. .Sei es ein Bey-
bein oder Schinnen von dem Schenkel des Luxtiers.'
JLCys. 1661. — Bagge"-: Backenknochen Gr; Z.
D' B. stand -em füre", er ist abgemagert ZZoll. —
Benne"-: Bein an der Binnen, einer Art Schlitten
GRÜast., Klost., L.j s. Tsch. 56. — bar- (in Gl auch
par-): barbeinig, auch: mit nackten Füssen in den
Schuhen; nur in den präd. Verbindungen b. si", gä"
Gl; GRPr., Valz.; GA.; THSteckb.; ZSth. Bedi sind
b., hend d' Hemdermel hinderschich g'stürmet und sind
hüslich. Schwzd. (GRSchiers). Wenn An [Einer] barbä*
göt und hat doch e" Westen a", so sät-me", er sei en
Hüre'spiegel ZSth. — Pfluegs-: die zweibeinige
Holzschere, auf der man den Pflug heimschleift Aa
(Rochh.). Syn. Triben. — B 1 e g e r - : = Cheiben-B. 1.
,Ein grosses Gemach, da lagen viele Bl. am Boden
und an Ketten Mengen Rossköpfe.' 1711, Obw Volksfr.
1883, 52. — Brätis-, in ZZoll. auch Brate"-: Braten-
knochen Aa; Bs; B; Z. S. Gigeli-Gupf (Bd II 392).
Er gnagt a" der Erinneri'g Brätisbeine". MUsteki.
— Reigel- s. Stagelen-B. 2 a. — Rugge"-: 1. Stück
vom Rücken des geschlachteten Schweins. Die Chor-
herren erhalten jährlich vom Kellner ,4 ruggebein.'
1293, Z Urk. ,Duo rugbein.' ebd. — 2. als Ortsname,
jetzt ,Ruppen' Ap. .Das ruggbein (ist ein hocher
berg).' Vad. (mehrfach). — Reck-. , Wärist da gsin,
do man 's gelt gab [für die Seelen], du hettist zwar
da nit gfyret und für d' seelen ein r. glyret.' UEckst.
— Röt-Beinli: Vogelname. 1. = GBlw-Füessler (Bd I
1096). GLHarth. 1808, 113. .Rotbein, ein vogel, ery-
thropus maior.' Mal. — 2. = Viert eis- Griel 2 (Bd II
730). GLHartm. 1808, 115. — Sele°-Bei": verst.
Bein 3, in der Verbindung Jcei's S., kein Mensch GrPi\
— Suppe"-: Suppenknochen Th; Z. — Surr- Süsr-
B e i n 1 i - : = Narren-B. B. — Schueh-Bei": Schuh-
löffel aus Bein GRÜe. — Schelme"-: urspr. = Chei-
ben-B. 1. Er hed es Sch. im Lib, ist ein Faulenzer L;
s. Sp. 1297 o. ,Du bist stark gnueg, magst dich wol
bücken; ein sch. steckt dir im rucken', Worte, mit
denen ein Bettler abgewiesen wird. Com. Beati. ,Er
hat ein Seh. im Kucken, ist ein Faulbeiz.' Met., Hort.
1692. — 2. persönl. .Landfarer Hans Sch.', fingierter
Name. NMan. 1522. ,Herr bhüet, lueg ein, was sch.
lauft da umb d' weg?' JBinder 1535. — Schin- Aa
Leer.; B; UwE., SchVn- Bs; Ndw, Schöm- F, Schi- AaF.,
Ke.; Gl; G; Z, Schü- G, Sehe'- THMüllh., Sehen- GBern.
— n., in ThHw. Schibe", Scheibe", in TtiMüllh. Sche'be"
als PI. tant. : 1. a) Schienbein, Unterschenkel (-kno-
chen). aaOO. 's Sch. a'schlah" Z. Bonb, heb-mer Sorg
zum Gelt: d' Krüztaler waxe"d-mer nöd am Sche«"-
boa" GBern. D' Chind sind Eim nid am Schi'bei"
1303
Bau. beil. bin, hon. bun
1304
g' wachse", sie machen Einem viel Mühe und Sorge.
Sprww. 1869. ,An dem schybain verwundt.' Kessl.
,Lass in faren dahin: wenn er die schybein gnueg
zerstosst und in das Unglück wol erbosst, wirt er sieb
selbs erst recht erkennen.' JBinder 1535. ,Dass einer
hinkt, gibt man die schuld dem krummen oder präst-
haften schinbein.' OYVerdm. 1552; dafür: .Schenkel.'
1588. ,Beide Schinbein, Rippe, Knüeschiben.' RCys.
— b) nur im PL, die Beine von Tieren und (derb)
von Menschen ThHw.. Müllh. Tue dini Schiben e'weg!
— 2. als Spitzname. ,Hans Türler, genant Schinban.'
1404, G Urk. Farailienn. um 1310, Habsb. Urb.; XVII.,
AAZof.
Schun gge°-: 1. = Hammen-B. Ap; Bs. — 2. Aus-
druck der Liebkosung und Zärtlichkeit für kleine
Kinder BsStdt. Du liebs Seh.!
Übertragungen aus der gastronomischen Sphäre in die
ethische sind für BsStdt auch sonst belegt.
Schussle"-: Schlüsselbein AaF., Ke. — Gras-
boge"-schit-: (PI.) sichelförmige Beine. Er het
zweu Gr., dass si" Hung zwüsche"dürche" springe"
chönnt S (Schild). — Schatze"- Z (auch Sehatz-),
Schatzeli- Aa; ZO., Schatzi- Bs; Z: kosende Bezeich-
nung eines kleinen Kindes. — Schlegel-: (PI.) dicke
Beine Zg; ZO. — Schloss-: Schoossbein beim weib-
lichen Geschlechte, Becken Ap, „weibliche Geburts-
teile, wie übh. die Beckenknochen des tierischen
Körpers Gr; Obw." ,Bis uf die gemächt und schl.'
Küef 1554. -- Schluss-: Schlüsselbein PAL —
Schlittfe")-: 1. Name der vier senkrecht auf den
Schlittenkufen stehenden Pföstchen oder Füsse, auf
denen die Querhölzer (und .Spangen') ruhen Aa; Gr;
S (ohne Thierst.) ; Z. — 2. Name der Schlittenkufen S
Thierst. — Schnäbeli- s. Stagelen-B.2. — Schwi(n)-:
Schinken GiiJenaz; GSa. S. noch Toni. — Spägi-:
(PI.) lange, magere Beine AaF. — Spille"-: (PI.)
spindeldürre Beine SchwMuo. (-Bcindeli) ; ZZoll. —
Spinne"-: =dem Vor. AALeer. — Sporren-: Fersen-
knochen, ,calx.' 1584, JJSchedchz. 1746; JLCvs. 1661.
— Spatze"-: (PI.) auch Dim., = Spägi-B. Bs; B
(,tibiuä tenues.' Id. B); Zg; Z. Im Sg. auch Person
mit solchen Beinen Bs. — Stibele"-: (PI.) lange,
dünne Beine L, — Stadel-: Name der hölzernen
Pfeiler oder Stützen (dieci o dodici colonnette. Giord.),
auf denen ein Stadel (W), hie und da auch noch ein
altertümliches Haus (PA1.) ruht. — Stagele"- Z,
Stägele"- Th (-ö2-), Stägeli- ZRegensb., Stigel- L, SU-
gut"- L; Z (KMey.), Stigeli- B; L (lt Rochh.), Stig-
gele"- ZBül., Stiggeli- BsAugst, Stogel- Aa (Rochh.);
S (Schild), Stögele"- ZB., 0., Tö., Stogeli- AAZein.:
1. (PI.) lange, dünne Beine, Stelzbeine L; Th; Z.
l'h giaub-es wol, mit derige" Stogele'bcine" chönn-me"
gross Schritt ne" ZWyla. 's ist es Meiteli z' Soleturn
(z' Ncue'chüch), z' S. (z' N.J bim Ueli; es hed gar langt
Stigele'bei" und Öre" wie-n-es Chueli L. — 2. übertr.
a) Name des Storches im Kinderlied AAZein.; B; L;
ZBül., Regensb. Storch, Storch, Stigelibei", flitg nit
z' wit und leider hei"'! B; L. Storch, Storch, Heini-
bei", Storch, Storch, Stogel ibei", dräg-mi''' uf de" Haue"-
stei", und häsch-mich dreit uf ae" Haue"stei", so dräg-
mich wider hei"' AAZein. Storch, Storch, Stägelibei",
nimm-mi'h üf und träg-mieh hei"' (oder träg-mieh uf
der Leitcrc" hei'" ZKloten), bis ge" St Galle", las'-mirl'
niene" falle" ZKloten, Regensb. Storch, Storch, Stig-
gele'bei" (Stiygelibei* BsAugst, Schnäbelibei" AaFH.),
träg-micl' uf der Ledere" hei"' (lüpf-mi1* uf und trag-
mich hei'" AAFri.), träg-mi'1' ga" St Galle" und las'-mich
ja nüd falle" ZBül. — b) Name des Roggens im Ver-
hältniss zur Gerste; s. Bd II 430. Der Rogge" häd
zw Gerste" g'seit: Tiche", tiehe"! cha""st nüd vom
Bode" wiche". D' Gerste" seit zum Rogge": Schwig
nur, du Stogele'bei", t<* chumme" ammig noch vor dir
her" ZB. Roggen: Du chllui Bitzelmüs, chunnst erst
zum Boden üs? Gerste: Du längs Stogelhei", ehumm
doch noch vor dir hei'" Aa (Rochh.). D' Gerste* seit
zum Rogge": O du grosse'' Stigle'bei", ehumm doch
noch vor-der hei'". KMey. 1844. De' Rogge". wie hlüet-er
so proper; g'sehnd-er de" Stigele'bei", er stellt-si'''', als
wdr-er en Chaiser. ebd. S. noch mutz (Sp. 615). —
Stuel-. Wirtin von einem Gaste: Dem Her wird's
wol awh noch-n-e"möl änderst ho*: me" mues'-em mit-
eme" St. d' Zunge" schabe", man kann ihm nicht fein
genug kochen Bs; vgl. Sprww. 1869, 106. Das Ver-
binden eines St-s soll Heilung gebrochener Füsse an
Hunden, Katzen, Vieh bewirken ZO. (alter Aberglaube).
Vgl. ver-binden. — Stulz- W, Stütz- B, Stülzi- Aa
Wohl.: Stelzfuss. — Stumpe*-: 1. Klumpfuss, Stelz-
fuss AiWohl. Si [die Hexe] hoppet über d' Are" und
hoppet weidlieh widrum hei'" mit irem alte" St. Rochh.
1857. — 2. Kosewort für ein kleines, dralles Kind Bs ;
ZO. — Stungge"-, Stunggeli-: scherzh. Bezeichnung
eines kleinen Kindes mit nackten, drallen Beinchen Z.
— Storke"-: langbeiniger Mensch Bs. — Stotze"-
Beindli: (PI.) dicke Beinchen von kleinen Kindern.
Schwzd. (Schw).
Tüech-: Oberschenkelknochen). .Das Pflaster
uf den Lyb under den Nabel bis uf die Hüft und T.
überlegen.' 1710, ZZoll. Arzneib. — Mhd. diechbein.
Tick- Ndw, Dick- SB., Tickis- Ndw, Dickis- BR.;
UwE.: = dem Vor.
Entstellt aus Tiech-B. mit. Anlehuung au tick. Zur Form
Tickis-B. vgl. die Verbindung i" der Tickt, am Oberschenkel;
das s in der Kompositionsfuge ist analogischen Ursprungs;
vgl. Bratis-B. uä.
Tüme"-. .Das unterste Daumenbein', unter den
Knochenüberresten eines Riesen. 1584, JJSchei-chz.
1746. — Tanz-: 1. wie nhd. Bs; Schw ; Th; Z. 's T.
hät's-ene" allbott g'lupft. MLienert. Übertr. auf den
Besitzer: Mdngs T. häd Freud debi g'ha". Schwzd.
(L). — 2. Familienname. ,Töni Tanzenbein' UAnderm.
— Tupf i-: Spottname für Einen, der beim Gehen
die Füsse [wie die Beine eines Topfes] auswärts kehrt
Bs (Spreng). — Dürr-: lange, magere Person Aa
Seetal. — Tüsi°g-: Dim., eine Art Raupe GRCast.
(Tsch.).; vgl. Tüsi'g-Beinelen. — Töte"-: 1. vorwie-
gend coli., Totengebein. allg. Es wird etwa Brannt-
weintrinkern in den Branntwein geschabt als Mittel
gegen Trunksucht Gr. ,Das totenbein' neben ,toten-
gebein.' 1474, Deutsche Volksb. ,T. [Reliquiengebeine]
zieren und götzen ufrichten.' Zwingli. .Greber, in-
wendig voller t.' 1530, Matth. .Dass man Totenbeiner
von Rom heraus schicket und die selbige schmücket
und zieret.' ClSchob. 1699. ,Auch Miess von T-en
gedöret, gepülveret, einer Haselnuss gross, so du es
haben magst, darunder [unter die Salbe] gemischet;
so du es aber nicht bekommen magst, so underlasse
es, es kan die Salben ohn dises Stuck wol bestahn.'
XVII./XVIIL, Arzneib. .Die 6 tanzende Tod sollen
Totenbeiner für Regimentstäb tragende erscheinen.'
JCWeissenb. 1701. S. auch machen (Sp. 32); vgl. ferner
1805
ll.iii. beil. bin. bon, hun
1306
eine Aa Sage im Wanderer in der Schweiz 1 200 (ein
Töte'beindli als Flöte) und Arch. f. Volksk. II 9. —
2. Dim., etwa fingerlanges und -dickes, zum Nachtisch
beliebtes Backwerk der Zuckerbäcker Gr; Z (selten).
Syn. Mandel-Stengeli. — Dri- GrD., Drei- B, Drü- Z:
dreibeiniges Gerät, a) Sägebock ZZoll. — b) runder
Stuhl ohne Lehne, bes. für Schuster B; Z; s.Ein-]l.
- c) Kochtopf GrD. — Tramp-. Gast uf-dem Tram-
irai hei"? Antw. Ja, uf-''cm Fr.! d. i. auf Schusters
Rappen ZZoll. — Drossel-. .Fureula. in avibus,
Ziehbein. Dr.- Denzl. 1077; 1716. — Weber-: (lang-
beinige) Spinne P (Schott). \g\.Gangel-B. — Wade"-:
hölzerne Form für Stiefelrohre. Allg. Schwz. Volksztg
1885. — Ge-werb-: Wirbelknochen. .An einer Hand
sind so vil Bein, als vil an dem Buckgrat G. sind.'
Spleiss 1667. — Wesem-: Knorpelbein AAZein. Vgl.
wesem. — Wistc"- s. Hotten-B. — Zieh- s.Drossel-B.
— Zwei-: zweibeiniges Gestell mit einem Querholz
(in der Form eines A) zum Aufstellen einer Tanse
ZZoll.
Ge-bein n.: 1. Totengebein. .Das g. uf der
Schlacht ze Sempach zesamen tuon und an gewicht
statt legen.- 1429. L Batsprot. — 2. Beinhaus. ,Dem
smide, als er uf dem g. gebessert hat, do es niderfiel,
11 ß.' 1380, B Stadtreehn. Der Kilchherr zu der Nü-
wenstatt soll den Schlüssel ,des elenden gebeins zu
Murten harusgeben, dadurch göttlicher dienst gefördert
werde.' 1504, Absch. ; vgl. Anna, zu Bein. — 3. als
pars pro toto. ,So was ouch im ganzen land und um-
kreis kein andre zuoversicht, wen das nit möglich,
dass diser [1513 bei Novara fechtenden] Eidgnossen
g. [d. i. die Eidgenossen selbst] wider heim möchte
kummen.' Ansh.
Hö(ch)-gibei": 1. = Ganrjel-B. W. — 2. lang-
beiniger Mensch, ebd.
beinele" Bs; B; „VO;" Z, beindele" SchwE.; Ndw,
beinfdjle" Bs; B; „VO;" Gl; Gr; L; GA.; Schw; Uw;
Z: 1. trippeln, mit kleinen Sehritten eilig gehen, auch
scherzh. für (eilig) gehen übh. Bs; B; „VO;" Gl;
GrHc, Pr.; GA.; Schw; Uwj Z; häufig in den Zssen
ume"-, dero'-b. Syn. scheichlen. [Das kleine Kind]
fahd sclw* afe* ume'beindle" UwE. Lue^-me", wie das
Goß beinlet! GRHe., Pr. .Buben! rief der Alte. Hö-
selten nacheinander vier kleine Buben aus den Stau-
den. Maitli! lärmte der Schulmeister. Beinelten auf
der Stelle sechs Maiteli aus dem Gesträuch.' MI.ienert.
.Der Schulmeister und seine Gofen liefen, hüpften und
beinelten hinter ihm drein.' ebd. Der Heiri het-sich
fast z' Tod müese" beinele", bis er die Tut alli z'säme"-
'trummet g'ha" het Bs. Me" mues chrabele" und bei-
nele" g'nues uf der Welt, wenn-me" sich durehbringe"
will! ebd. Da chönnet-dir [ihr] de"* noch beinle", bis-
der Dem näh möget! OyGreyerz 1898. .Wie die dünnen,
mageren Weibchen davon beinelten!' Gotth. ,Wie
eine torechte Mutter, die einer aufgeputzten Tochter
voranbeinelet einem Märit oder einer Kilbi zu.' ebd.
D's Gretschi hed en wtüfelechi Seilete* uf-dem Bügg
und beinlet weidlich dem Stall zue. Scbwzd. (GfiSchiers).
Auch von Tieren B; L; Schw. .Tauben beinelten rund
um's Haus.' Gotth. I" d' Höchi hebed s' [die Kühe]
d' Chöpf [beim Hören des Alphorns]; si fähnd a" z'
beindle", fähnd a" z' gumpe". Schwzd. (Schw). —
• 2. „(beinle", beindle") mit den Füssen gelinde stossen,
einem Andern insgeheim ein Merkzeichen geben oder
mit der Geliebten die Fussprache reden VO;" Ndw.
— 3. (beindle") dem Gegner beim Ringen ein Bein
stellen, ein meist verpönter Kunstgriff Gl; ZZoll. — ■
4. mit beinernen Knöpfen (s. Bein n) nach einem
Ziele werfen; wer dem Ziel am nächsten kommt, ge-
winnt ZGlattf. Vgl. bemerlen.
üs-bein(d)len: 1. die Knochen aus dem Fleisch
herausnehmen Aa; Bs; B; Z. Fleisch, en Has u. I 'as
Gerippe biossiegen, das Skelett präparieren BsStdt.
— 2. einen Weg oder ein Stück Acker mit Steinen
[1. mit den Beinen?] abgrenzen Bs.
schär- (in GrPt. schär-) beinle0: 1. = heinelen 3
GRChur, D., He., Pr., Seh. — 2. schnell gehen GkPi\
Hundert-Beinele" GrCdutw., Tüsi"g-B. Gr
Churw., Seh. — f.: Kellerassel. - Vgl. frz. miUtpieds,
it. mfflepiedi.
beine": 1. Knochen sammeln Nnw. — 2. (ange-
strengt) gehen, wandern BG.. Si. 's giH z' bl2ne* für
dahin z' cho", es ist ein weiter Weg dorthin. —
3. „refl., sich auf etwas fussen L."
üf-: verenden AALeugg. Syn. d' Bei" üfstrecke".
— er-: die Knochen herausnehmen. 1504/32, G Metz-
gerordn. — üs-: = dem Vor. Bs; B; Tu; Z. En üs-
'beineti Hamme". — ver-: 1. .eingelegte arbeit von
bein uf holz oder anders machen.' Mal. — 2. Ptc.
,ver-beint', knochig, mit Knochen versehen. ,Ihr ver-
beinte Luftespringer [Knochenmänner] und gekripte
Tripelsinger.' Z Totentanz 1650/1759. ,Das Eglin hat
ein spitzig, doch wohl verbeinten Kopf.' JLCys. 1661.
— flecht- (in Apßühl. fleck-) be2ne": 1. die Beine
kreuzweis über einander schlagen Ap. — 2. = schär-
beinlen 1. ebd.
beinend : beinern, vorwiegend attr., seltener präd.
gebraucht GrV.
-end (zunächst mit angetretenem d aus -en und Dieses
aus -in abgeschwächt) ist in GrV. das regelmässige Suffix
der Stoffadj. ; so auch steinend, isend, goldend, »idend usw.
Chläuse°-Beiner m.: = Chlausen-Bein ScnwMuo.
beinere": schnell, angestrengt gehen AaSL ; ZO.,
Zoll. Ich ha" tnüese" b., das' i'h nach ha" möge" uf de"
Zug g'cho".
beinerig: voll , Beine'. Zacken (s. Bein 4 b). Sät
man Wegwarten im Zeichen des Krebses, so werden
sie 6., bekommen st. einer grossen Wurzel viele kleine,
weniger brauchbare ZGoss.
Lang-beinerin -be2n(ejri f.: Kuhname Ap.
beinerle": 1. mit kleinen Schritten geschwind
gehen BsStdt; Z. — 2. langsam, wankend gehen, wie
kleine Kinder, die gehen lernen ZF. — 3. = messerlen 2 b
(Sp. 464) ZGlattf.
ge-beinet: knochig Gl. ,Die Gestalt des ge-
beinten lären Cörpels [d. i. ein fossiles Skelett] wird
in der Ratstuben an einem Tuch gemalet gezeigt.'
RCts.
guet-: mit guten Beinen versehen, von Pferden S.
Es alts, aber glich nuch guetg'libts und guet'beinets
Brünli. Schild 1876.
chrumm- gebeinet GrD., Pr., Seh., -'beinet GrAv.,
He., Rh., Tschapp.; GSa. : krummbeinig.
beinig. in ZZoll. ge-b. ^j-.- 1. beinern. Beinigi
Nadle", Stricknadeln aus Bein B; Z. — 2. = beinerig,
von Zichorien, Rüben Z. We"*-me" d' Büebli im Storp
[Skorpion] säet, so werdend s' peinig ZZoll. — 3. starr-
köpfig. E" Gring het 's wie-n-e" beinige'' Esel. Gotth.
1307
Bau, ben. bin, bon, bun
1308
ein-beinig. En ei*beiniger Melchstuel Gr; Z. —
vier-. D's V. GrPi\, tli Vierbeinige'1 B; Tu, das
Vieh im Gegs. zum Menschen. — g-1 i- : gelenkig,
flink W. D/- o;v(m Meitji hei miessw sich guots und
glibeinigs machu*. W Sagen 267. — kare-: von Kno-
clien, an denen nur ganz wenig Fleisch sitzt AaF.. Ke.
]>(!• ist näumen e" chli" en k-er Mocke" [Stück Fleisch].
— „bock-: sich übel benehmend Z." — sprenzel-:
dünnbeinig B (v Almen 1897). — drü-: dreibeinig.
Ein dreibeiniger Stuhl zu abergläubischen Zwecken
s. HZahler 1898, 118. ,Der alte Fellenberg hat ge-
sagt, unsere Landwirtschaft sei dr., d. h. Gras, Hack-
früchte und Getreide sollen im richtigen Wechsel ge-
baut werden.' Anderegg 1891. — zwei-. Beim An-
säen von Eüben müsse man auf einem Bein stehen,
sonst werden die Eüben zw. ZKn.
b ein in: beinern. Beineni Messerhcfti Bs; Th;
ZO., Zoll. ,Ich gloub, wenn sy [die Amazone] fleische
und beine sig wie wir, so wellend wir an iren ge-
sigen.' Mokgant 1530. .Die zungen ist mit den zänen
als vil als mit beininen sprenzlen verwaret.' LLav.
1582. ,Der Tod in der Gestalt eines Sceletons oder
beinernen Manns.' AKlingl. 1(388.
Bein(d)ler m.: = Garns 2b (Bd II 321) ArSchö-
nengr., Schwellbr., Stein; „BGi\;" G (Zahner).
Vögeli-: = Vögeli-Beinli B (Dan.). — Läng-: =
Gangel-Bein BLangn. — Tüsi"g-: 1. dunkelbraune,
starkbehaarte Raupe GRCastiels. Vgl. Tüfels-Chatz
(Bd III 593). — 2. ein Unkraut mit vielverschlun-
genen Wurzelfasern ; wahrsch. gemeiner Geissfuss,
Aeg. podr. BBe.
Beinling m. : 1. Strumpf. ,[Die Frauen] tragen
Schuoh an, gewohnlich mit ganzen, schwarzen Ortern
und B-en unz an die Knie.' 1400, Bs (HBvEptingen).
— 2. der die Beine bedeckende Teil des Tierfelles.
,Uber die schulteren liärein mit einem reechfäl be-
deckt, das vornen auf der brüst mit den b-en des
selben fäls geknüpfet.' Tierb. 1563. - Zur Bildung vgl.
Dümling.
zesämnie"-b einlinge°: mit geschlossenen Beinen
(wie zum Sprunge bereit) L. Vgl. zesämmen-füesslingen
(Bd I 1096). Ich macht nid z. in Estand i"e"gumpe".
JBEgli 1871.
Beinlinger m. : Einderschlitten GoT. Vgl. Bein-
ler. — Der Name wahrsch. von den vier beinartigen Pfosten,
auf denen das Sitzbrett befestigt ist.
beintschene" GrD., beinzle" GrS., Scuohns,
Tschapp., V., beinzlene" UrS]>1. : mit kurzen Beinen,
kleinen Schritten eilig gehen, von Menschen, bes.
Kindern, auch von Vögeln. — Abi. von den Dim. Beintschi,
/■' in i ls. anter Hein).
Pin f.: 1. Strafe, spec. Höllenstrafe. ,Da ist Ver-
gebung aller sünden für pin und schuld.' HsSchürpf
1497. .Er absolviert sy von p. und schuld.' Zielt
1521. ,Die Schweine sollen bei Pein der Buss und
Pfändung allezeit geringelt im Walde weiden.' 1679,
BRoggw. Chr. - 2. l'i", Pein, Qual Tu; Z. Von der
Folterung: ,Er ward ans seil gebunden und da vor
der p. hoch ermant, on marter die warheit demüetik-
lich ze verjähen.' Ansii. .An der Pyn und Marter, wie
auch one 1'. und Marter [bekannt].' 1601, Ar Maletizb.
pinen: peinigen. ,Sy [die Christen] pinen, mar-
teren und torquieren, bis dass s' die seel vom leib
verlieren.' Com. Beati.
pmige": peinigen, quälen B; U; Z. Zum Chotzen
p., vom Brechreiz BHa. In der ä. Spr. vorwiegend in
der Form .pingen'; auch = strafen. Der Custos ,pinget
und straft' die Sigersten. 1320, L Urk.
ent-. ,Dass die Juden sich selber enpingot band
[se punisse] mit einer grülichen verdampnusse [der
Kreuzigung Jesu].' XV., Ev.Nicod. — ver-. .Erlasse
die religion fry unverpinget.' Lindinner. Wthurer Chr.
pinigere11 pmigorn : tormentare PAL — Abi. von
Piniger.
pinlich. .Pinliche marter.' 1500, Absch. , Mit den
widertöufein p. handien.' 1530, ebd.
Binn f.: Benne, Korbwagen. , Mit einer grossen b.
faren.' 1504/32, G Ratssatz. — Vgl. ,Binne' Gr. WB. II
36 und Bing.
Binätsch m. Aa; Ap; Bs; Gr (auch P-); L; GRh.,
T.; Sch; Schw; Th ; Uw; U; Zg; Z, Binitsch AAZein.,
Bänätsch GRSchiers (Ulrich); ScuNnk.; ZSth.,. Ba-
nätsch, P- GRChur. Landqu., Pr., S., Spl., Tschapp.,
UVatz: 1. Spinat, Spin. oler. Syn. Chrüt 1 d ß (Bd III
884). Seit alter Zeit eines der beliebtesten Gemüse.
Chabischöpf und grüene'' B. wachse'd i" m%"'m Garte".
ONägeli 1898. (En) B. abbrocke" (Ar), ab-tue" (ZZoll.),
die Blätter zu einem Gericht Spinat abbrechen. Die
dicke" G'müestciber mit ire" Brüel gelle" sind in alli
Hüsgäng cho", der Chol und der B. cho" üsriiefe".
AGysi 1881 (Aa). In B. übere" [gleichs. in das Beet
des Nachbars] luege", schielen Z. Der B. ist em nüd
üfg'gange", sein Plan ist zu nichte geworden Z. Kim
de" B. (c)erlese", Einem alle seine Fehler vorhalten,
den Text lesen Aa; Bs; Tu; Z. So tuet-er-em tüchtig
iezt de" B. erlese". MUsteri. .Binetsch, spinacia.' Kd
Gesx. 1542. .Gegen Verstopfung mag sy kochen lassen
ein binetschkrütlin, wol mit anken gezüget.' Ruep 1554.
,Rote rüeble, gäle rüeble, rüeben, binetsch und man-
gelt.' Tierb. 1563. ,Mit drei spitzen gleich einem
binätschsömle.' Fischb. 1563. ,Spinet, Binätsch, spi-
nacia.' Red. 1662; Denzl. 1677; 1716. ,Für Kraut-
kügeli nimm B.' um 1700, Z Kochb. ,Wie ein Spinnet
(Binnetsch) zart zerhacket.' JMüralt 1715. B. als
Typus tiefgrüner Farbe Z; vgl. chnoblich-gräen. S. noch
Tatsch. — 2. a) .spanischer B.', Gartenmelde. Atripl.
hört. HSchinz 1842. — b) wilder B. a) Melde, guter
Heinrich, Chenop. bonus Hcnr. SchwG.; Ndw; U; Zg
Walchw. — ß) Alpenspinat Gr.
Für Ap; Gr; Th; ZSth. ist Betouuug der zweiten Silbe,
für ScbNnk.; Schw; Z Betonung der ersten Silbe bezeugt.
Iu ZSth. snlleti Bi- uud Bä- neben einander vorkommen.
Das W. beruht auf it. epinacio, -nie. Der Schwuud des aul.
s (i) erklärt sich durch dissimil. Einfluss des ausl. «; den
umgekehrten Vorgang zeigt Spinet (s. &.). Zum Voc. der
zweiten Silbe vgl. Lätach aus Uu . <,.. auch Huri,,** |Sp. '.ITtJt;
das deutsche ü ist durch Lautsubstitutiou für das belle
romau. o eingetreten. — Zu 2 b vgl. it. spinacio aalvatico,
frz. epinard sauvage.
B'schnid-: Spinat, der vom Stocke geschnitten,
nicht mit der Wurzel ausgehoben oder durch Ab-
pflücken der Blätter gewonnen wird Z. — Wald-:
gemeines Habichtskraut, Hierac. silv. AAAar.
binätsche1': 1. Spinat säen ScaSt. — 2. viel
Spinat essen, ebd.
Bineli n.: = Schupf- Crten. 1530, Th Mand.; s. Bd I
494. — Wohl Abi. von U (Sp. 900), eig. die kleine Beigabe.
Bine": 1. Sabine Gl; GRMalix, S. — 2. Philippine
GStdt.
1:1. in
Ban, ben, bin, lion. bun
[310
Biner, in Gr oHe.. Pr., V.. l'Vatz Bener, z. T. neben
Biner — in.: 1. ein Mass, nach (lern früher die Milch
der Kühe in den Alpen gemessen wurde; ein B. =
? Mass oder 4 Krinncn (s. Bd III S27) oder 24 Löffel
Gr. S. Melchi (Sp. 197). .Beener ist ein kupfernes
Messgeschirr; man hat halbe, ganze, zwei- und vier-
fache. Ein B. hat 24 Löffel: vormals, als die Milch
nicht gewogen, sondern gemessen wurde, hatte er 20
Löffel.' Gr Sammler 1805. Von dem jährlichen Alp-
nutzen eines jeden Senntums der der Gemeinde zustän-
digen Alpen wurden 1- 2 Bener der Schule gewidmet;
s. KUvSalis-Marschlins. Aul. 1813, 32, 5. Vgl. HLLeh-
mann 1799 II 172. 222: VBühler IV 80. 83. 116 (No-
ten); WSenn 1875, 36; F Anderegg 1897, 485. , Biner.'
XV., GPfäff.; s. Chue (Bd III 91). ,Item die wyss
gamps [Wiese zu Gams? gibt als Zins] 12 byner
schmalz, tuot 10 mass.' 1531, Strickl. (GSa.). —
2. (oft Dim.) kleine Gepse (1 — 2 Mass haltend) zum
Milchtrinken GaChnrw., oHe., Peist, Pr., Trimmis.
Geschwind, büt-mer d's Binnerli mid iler näehtege*
Milch, so chann-i** e" Schluck ne" zem Abspüele*.
Schwzd. — 3. grösseres hölzernes Geschirr zur Auf-
bewahrung von Milch GnSchud.; „Dim.. Milchgeschirr,
das man am Kücken trägt GrA." S. Gepsen 1 c ct.
(Bd II 393).
Rätorom. binira, Abrahmlöffel, kleine Gepse. Zu Grunde
liegt wahrsch. lat. hinarivs; vgl. Seater aus sextariua. Die
verschiedentlich (so von St., doch nur in Bed. 1 ; Gr Sammler
1805, 256) bezeugte Form Bener enthält jedenfalls secundär
gedehnten Voc. Die Sehreibung Biner bei Tsch. (für GroHe.)
deutet auf alten a-Uml. wie iu Schiff neben Schiff. Vgl.
noch Panaier.
Ess-: = Gepsen loa GRFurna, Schiers. Syn. Ess-
Gepsen.
Plnezer m.: Knäuel von Schaftheu zum Scheuern
W. Syn. Pisser. — Wahrsch. zu Bim (s. d.), der ans Binse
gemachte .Ribel.' Zur Bildung vgl. Äscher, Lauber.
Binenr m.: Pionier. .Matrosen, Handlanger, B-s.'
Kriegsb. 1644 (neben .Bioneurs').
Bmi: 1. Be'ini, Dim. Beineli, Crispin UwE. —
2. Albin U.
Bini : Josephine UV.
binnig: 1. vom Vieh, finnig, perlsüchtig, tuber-
kulös Uw; „U." ,L>as Vieh wird b.. wenn es zu lange,
bes. in schlecht gelüfteten Ställen, der frischen Luft
entbehren niuss.' Obw Bauernbl. 1890. .Metzgveech,
im Faal es b. oder ful funden wurde, soll der Ver-
käufer wider nemen.' um 1010, U Rq. S. noch mue-
terin (Sp. 596). — 2. von Früchten, angefault U. Syn.
an-gesteckt. Wenn d' Epfel i" mitts dri* b. sind, se
sind s' de" nit vil wert. — 3. a) von Menschen und
Tieren, „leicht empfindlich", (jäh-)zornig, aufgebracht,
gereizt BHa., „O.", E. „Die Bienen sind sehr b., wenn
sie gereizt werden. Eigenwillig, eigensinnig, bes. von
Kindern BO." — b) neidisch, missgünstig. Id. B; B
Ha. (lt St.").
Mit auffälligem Anlautswechsel gegenüber dem sonst gel-
tenden finnig, /<rinnig; s. Bd I 839. Wahrsch. liegt jüngere
Entlehuuug aus dem Rom. vor. Zu 3. Das Id. B und St.b
geben für Bed. b und (nach ihnen?) Andere auch für Bed. a
die Form b'uimig, ohne Zweifel eine irrtümliche Rekonstruk-
tion aus dem durchweg gesprochenen binniij unter Anlehnung
an ver-bünnen (s. rer-bunnen). Möglicherweise ist auch die
Bed. -Angabe unter b von dieser beeinflusst.
binnige": binnig (in Bed. 3 a) sein BHa.
Binogge] in.: ein Kartenspiel, in dem die Kom-
bination von Carreau-Bube und Pique-Dame (die selber
B. heisst und von der das Spiel ohne Zweifel den
Namen hat) eine besondere Bolle spielt, jetzt meist
von dem verwandten Jass verdrängt A.iSt.; B; S; Tu;
Zu. Syn. frz. t/iiii/ue. ,Am Silvester: Barns, B., Jass
am Zupfen und Hammli im Rebstock.' B Ztgsanz. 1880.
E" B. mache" 1) das Spiel B. machen. 2) coire ß.
Wohl zu frz. binocte, Doppelfernglas; die Vermittlung
bildet jedenfalls der Begriff der Zweiheit.
binoggle": 1. obiges Spiel machen B; S; Tu; ZO.
,Da wurde fleissig gebinockelt und geländelt. aber auch
politisiert.' AHartm. 1855. Abi. Binogglcr. — 2. (selten
und scherzh.) coire B.
Bon AaF., Ke. ; G; Z (im O. auch Born), Böne"
AaFH.; Bs; B; F; Gr; GRll.. oT., W. ; Th; Vw; W.
Buene* GWe., Bü2ne* Gl; GRHaldenst. — f., PI. Böne".
allg. (in ZO. auch Börne"), Dim. Bönfdßi, in Bs; B;
L; G; Th; U auch Boneli (BÖndeli), in B; W auch
Böni: 1. Bohne und zwar zunächst a) die Sau- oder
Ackerbohne. Vicia faba ; früher allg. angebaut und t.
als Mastfutter für Schweine und Vieh, t. als nahr-
hafte Speise für die Menschen verwendet, oft auch
gemahlen und ins Brot gebacken (wie noch heute da
und dort in B; Gr). — b) die gem. Schminkbohne,
Phas. vulg.. zumeist die an Stangen gezogene, Phas.
vulg. comm. (Syn. Fasolen, Fäslen II Bd I 1063.
1065), doch auch die niedrige, Phas. vulg. nanus (Syn.
Grüper 3 Bd II 790, Hockeren ebd. 1125); im Gegs.
zu a urspr. nicht einheimisch, sondern aus der Fremde
eingeführt; vgl. Arch. f. schwz. Gesch. XII 152, ferner
die Zssen, nam. die charakteristische Bezeichnung
Wälsch-Bön, sowie das Dim. Bönli, das nur für h
verwendet wird, a) Anpflanzung, Wachstum der B.
Böne" (Bönli) legge" ZZoll., mache" Th; Z, setze" Bs;
B, stecke" Th; ZO., B., S., Bohnen pflanzen. Bim Bönli -
setze" mues'-men en ungradi Zal Bönli i" 's Loch tue*
Bs. Die, wo-men am Mai-Öbe*d [30. April] setzt,
g'röte". ebd. A" Michaels Erschein [Maria; Verkün-
digung] ist guet B. setze* Aa (Rotenbach); ebenso am
Charfreitag ZMönch. Me" inues' d' B-en im Obsiehgänt
setze; dass-si ä" Stecken üf spinne* Bs; ähnlich in B;
ZZoll. Guet Böne*, schlechte Wl", weil die Bohnen
feuchte Jahrgänge lieben B. A" Kaiser Heinerich
[13. Juli] di erste* Böne* ZZoll. — ß) B. als Gericht.
Speck und Böne*, Leibgericht der Bauern (wie engl.
beans and baconj, so B; Th; Z; auch Nachahmung
des Dreschertaktes zu Vieren ZS. Dürr B. mit Schwi-
ll it/cm, Hauptgericht des Berner Tisches. ,Der wyn, der
schmöckt uns allen bass, dann eine rouwe tracht von
bonen.' B Lied. ,Sy lebten selten im süs, sy wettind
denn bonen essen.' Ap Chr. 1405. ,Mein, seht doch,
was Vernügen tut, es macht auch raue Bonen gut.'
CMeier 1657. B. zu Brot: ,Die voggenzer sollen von
den lüten, so sy dann baehend, ie unter 40 mütt ker-
nen einen mütt bonen für einen mütt kernen nemmen.'
1448, Z Pfisterordn. — y) B. als Abgabe: ,Item red-
ditus 1 v. dinkel, 1 sester bonen, 1 pullus.' 1300, Bs
Urk. .Zu Münchaltorf lit ein dinghof, der giltet ze
zinse [u. A.] einen mütt bonen.' Habsb. Urb. Vgl.
,Scheninchon [zahlt] 1 quart. vini et 1 mod. fabarnm.'
1293, Z Urk. — S) B. zu verschiedenen Zwecken.
Eine B., beim Gruss in die Hand gedrückt, galt als
Erkennungszeichen derVerschwornen der Z Mordnacht
1311
Bau. ben. bin, hon, bim
1312
1350; vgl. Peter- Mann (Sp. 273). .[Die im Gebiete
von Bormio] erwölen ihre Obrigkeit selbs frei und
gebrauchen sich in solchen zu Vermeidung der Pra-
ticken das Loos weisse und schwarze Bonen.' Spre-
cher 1072; vgl. auch Guler 1616, 167. S. nocli Bönen-
Sonntag. Die B. im Spiel. Sie erscheint als Ersatz
der Figuren im Bauernschach oder Nuni-Mäl (Sp. 151),
beim Mörenjagen (s. Mör Sp. 378) und Bön-i" 's-Loch
(Rochh. 1857, 395); auch als Ersatz der Steinkügel-
chen (Chlüren) auf dem Bis, endlieh beim Batespiel
Röt-mer-i* und röt-mer-ä* und Grad und ungrad B;
ZO., Zoll. — e) Aberglaube. Um Jmdn tot zu beten,
muss man sieben Wochen lang jeden Morgen und
Abend um die gleiche Zeit in den drei hl. Namen drei
dürre B. über die Achsel auf den Mist werfen; sowie
die B. Terfaulen, muss die betr. Person auch ver-
faulen. Gotth., Vehfr. 97/8. Um zu erfahren, welche
Nummern beim Lottospiel Glück haben, werden mit
Nummern Tersehene Bohnen in einer Kapsel neben
einem Sarg eingegraben (z. B. eine Kapsel mit 90
Bohnen neben dem Sarg einer 90jährigen Frau) und
nachher die Glücksnummern aus ihnen herausgelost
ZMettm. — Q RAA. Eim cho* wie de* Hagel i" d'
Böne", Einem sehr unwillkommen sein B; Z. Hinnen-
nache" chon wie der H. in d' Böni BHa. I" de' B-e"
si*, zerstreut, geistesabwesend sein BsStdt; B; s. Tobl.
Volksl. CXLII. .Gang mir uss den bonen.' UEckst.;
s. Bönen-Lied (Bd III 1097). Nebe" d' Böne" mäje",
fehlschiessen S (die Ackerbohnen wurden gemäht).
Auf die Frage: Wo gast (icilt) hi%? antworten Kinder
einander etwa mit dem Spruch : der Nase" näch, gc"
Böne* fäh" und liege", ob s' e"tb'chemi"d [keimen] Obw.
Ei/m d' Böne" stecke" BLenk; GiiChurw., D., Glar.,
Luz., Seh., Schud., Böne" setze" ß, durch Druck mit
den Daumen an der Schläfe oder hinter den Ohren
Einen bändigen oder züchtigen, als roher Spass gegen-
über Knaben. Gelt, Hansi, chientist du 's ouch [näinl.
schreiben], der Schuelmister müesst-der minder ä" Böni
stecke" ! Schwzd. (BLenk). Ieh will-der schon noeh di
Böne" stecke", den Meister zeigen GrD. (Drohung).
Böne" stecke", coire Z (Dan.). Einem d's Böni mach/u*,
seigu", mit emporgestrecktem Daumen Schadenfreude
bezeugen W. Da friss, Chappi, Böne"! hie Rhodus,
hie salta ZKn. (derb). Hieher wohl auch die RA.
basta Böne"! lassen wir es genug sein oder: a bah.
dummes Zeug! L. .Dieser Lehrer habe ihn auf der
Mugg, bei jenem habe man die Bohnen schnell ver-
schüttet.' Sch Pilger 1881. Grössi Bönen im Sack
ha", wichtig tun Tu. Die einzelne Bohne (in Ver-
gleichungen). Die Träne* sin-mer wie Böne" über di
Baggen apper getrölet. GFient (GRPr.). Augin han-i'1'
g'han wie Bluedwürst und die Träne" sim-mer chon
wie Böne". ebd. 1) als Bild der Kleinheit. Gad e"
B. si", sehr klein sein (Ton Menschen) Ap. Das Chind
ist no [nur] e" Böneli, toii einem in der Entwicklung
zurückgebliebenen Kinde GF., Ta., T., W.; ZO., S.
Vgl. 4 e. Oft in ungefähren Massbestimmungen B;
Th; Z. E" chli* Schmal; öppe" wie-n-e" B., ere" Bons
gross ZO., Zoll, (etwas mehr als ere" Erbs gross). ,Ein
diemant eines turnen nageis breit mit zweien berlin
wie aichlen einer bonen gross.' 1476, Ansh. .Salfran
zweier bonen gross.' Rdef 1554. — 2) als etwas Wert-
loses. Ieh gäb-der kei" B. der für AAZein.; Bs; B. Er
ist kei" B. wert Bs; B; SciiSt.; Tu. .Per alt Rüg und
der Sohne sind nit wärt einer Bohne.' An RüEGG 1676.
S. noch Linsen (Bd III 1343/4). Kei* bläwi B., gar
nichts W. Schi heint nit fer e* bläwi Böne* im Hüs,
sind blutarm, ebd. — 2. Erbse, Pisum GrAt.; Tgl. das
Gegenstück dazu unter Erbis 2 (Bd 1 429). — 3. wildi
B., Biber-, Fieberklee. Menyanth. trif. Schw; „Zg."
— 4. übertr. a) Kaffeebohne, im Gegs. zur Wegwarte
GWe.; Tu; Z. B. röste*. — b) guldeni B., kleines
Gebäck aus Butterteig, Ton der Gestalt und Grösse
einer Bohne oder kleinen Nuss. in Butter geröstet, und
nachher mit in Butter aufgekochtem Honig übergössen,
beliebt als Nachtisch bei den G'sehetenen GrA., Pr.
Vgl. churw. feretta. — c) ,Bönli- (Pillen ?). als Arznei-
mittel. Bs XIV., 78. — d) für Geiss-B. Aa; L; S; Z.
Wer im Summer Geisse" het, het im Winter Böne" B;
S, Scherzvers. D' Geisse" mache" Bönli, d' Schuldere"
lese* s' üf und mache" guet Kaffi drüs AAZein. D'
Geisse" machi'd Böne*, d' Schnider lesi'd s' üf; si
derri'd s' a" der Sunne* (oder si stecki'd s* hinder
d' (Ire*) und machi'd Kaffi drüs L. ,Das kaat der
geissen, bönle oder wie es mag genamset werden.'
Tierb. 1563; Tgl. .die bönle oder kaat des Steinbocks.'
ebd. — e) oft Diiu. (in B Böni), kleine, unansehnliche
Person, als Scherz- oder Spitzname B; F; G; Th;
UwE.; Z, bes. als kosende, oft auch halb unwillige
Bezeichnung kleiner Kinder Aa; B; G;U; Z. Du chlini
B. (du)! Du chli's Bönfdjli! Ja, giglet nume", dir
[ihr] Böndli dir! es wirt-ech scho" noeh änderst cho" L.
— f) Böni, Böneli, membrum parvnli B (Zyro). —
g) Böni, kleines, wohlgefonntes, einfarbiges (braunes)
Stück Vieh W. Böne", Name toii Kühen mit bohnen-
artiger Färbung GRFuma; vgl. Chirsen 2 (Bd III 480).
B. iü Eigennamen, a) in Flurnamen. , Bon-Acher' ZEgg,
,H"iH'"-Hiisli' AaVill.; Bl.ützelflüh (Bauernhof), ,Bone°-Berg'
SchNenhausen; ZOtelf. — b) in Familiennamen. ,Bou-esse.'
XIII., Z; ,Bon-viseI.' 1293, ZAlbisr.; Böne*-Bluem AaZ. ;
Böne*-£luc8t B. — Zu :i. Blätter und Fruchte gleichen
Jenen der Saubohne.
Acker-, Aeher-Bön: = Bön 1 a GuT.; ZO., Zoll.
— Öl- s. Lör-Bön.
Imbeli-: = Acker-B. Bs. — Die Blüten werden mit
Vorliebe von den Bienen besucht.
Erbse"-: Erbse Gr. — Oster-: (auch Dim.) =
Bön 4 b, vorzüglich auf Ostern bereitet GnChur, He.,
Klost. — Fig-: Feig-, Wolfsbohne, Lupinus. ,Die
fasoli oder wälschen feigbönlin, so siliquse, dolichium,
phaseoli oder xyloceratia, charub genannt sind.' Tierb.
1563. ,Lupini sind wältsch weiss feigbonen.' ebd.
.Lupinus, feigbonen.' Fris. ; Mal. .Hensle Fygbon',
Name eines Teufels. RSchmid 1579. - Feld-: =
Acker-B. .Öfters rinden sich F-en (Saubohnen, Puff-
bohnen) auf Äckern.' Aa Gem. 1844. ,11. Mai: F-en
gehacket,' 1781, ZWipk. (Tageb.). — „Gülden-: =
Bön 4 b Gr." — Garten- s. Süw-B. — Geiss(e")-:
Ziegenkot Aa; „Ap;" B; Gl; GrD.; „L;" Ndw; „Zo;" Z.
, Geissbonen in essich sieden und über den biss legen.'
Tiekb. 1563. .Seine Wort hangen an einanderen wie
Geissbonen, scopie dissoluta;.' Mey., Hort. 1692. —
Grüp- (bzw. -('('-), auch Grüpli-, Grüpli-: = Grüper "•
(Bdll 790) B; „Z." — Gross-: = Acker-B. Bs. S. auch
8üw-B. — Hock-: = Grüp-B. B. — Hanf- Hauf-
Böndeli: Hanfsamenkorn L. — Hür- Aa; L; S, Hüri-
Bön um BStdt (Zyro): oft Dim. = Grüp-B. — Hase"-:
Exkrement des Hasen Aa; Ndw. — Kaffe-, Kofi-:
1. wie nhd. — 2. s. Süw-B. — 3. spanische Kaffee-
wicke, Astrag. bat. AABb.
1813
Ban, beil. bin, hon, bun
1314
< ' 1) d 1 7. e " • 1 1 8 ii e 1 i : die graupenartigen Körner des
ersten Schnees Tb. — chutze"-bönelen: rieseln,
graupeln Th. — Vgl. ehwien 8 (Bd III 605) und cÄuse-
tone* (Alem. :'.. -280).
( ' h i ■ ü c h - B 6 n : = Grüp-B. ApH.
Lör-: 1. Lorbeer, Laur. nob., bes. die Früchte
desselben AaF., Fri.; Bs; B; Gr; GSa., We.; Scnw;
Ndw; Z f. Als Heilmittel für gestörte Verdauung in
der Apotheke gekauft aScHw. Es Migeli Impert und
es pur L-e" müessend-er auch noch ha" [als Heilmittel
für Magen- und Bauchweh]. Schwzd. (GuPr.). Uf de"
L-e" rueje", auf seinen Lorbeeren ausruhen (scherzh.)
Aa; Gr; Z. .Äpfel, Weihrauch, L-en und Reckholder',
zur Zimmerräucherung verwendet. Bs XIV. ,Von eim
Zentner l-en.' um 1400, AAAar. ,Studen, daran die
l-en wachsend.' HsSchürpf 1-197. .Welsche Krämer
begehen Betrug mit dem Saffer und Pulver, indem
sie diese Spezereien mit L-en und Andern) mischen.'
1546, Absch. .Welches [Gifts] arznei ist drei l-en ge-
knütschet in wein getrunken.' Fiscub. 1563. ,Baccse,
kleine frücht der böumen, als lorbon, ölbon und der-
gleichen.' Fris. ; Mal. .Für einen kalten magen. Lor-
boncn, rächholderbcri, kümich, süde es in halb win,
halb wasser, mach ein pflaster, legs uf den magen.'
Zg Arzneib. 1588. ,Zerrybe oder küw l-en und rybe
damit die schwenten. sy vergond zue hand.' ebd.
,L-eir unter Fastenspeisen 1670, Absch. (AaB.). ,Baccse
lauri, L-en.' Denzi,. 1677; 1716. ,Die Calanker pflegen
etwas Seife, L-en, Eisendrat, Wetzsteinen, Eisen-
schaullen im Land zum Verkauf herumzutragen.'
Sererh. 1742. — 2. Arrestlokal, Gefängniss. ,Des
Reinharten Frauw soll wegen der unguten Reden und
des gar schlechten Kilchgangs halber in die Loor-
bonnen gelegt werden.' 1668, ZWthur Ratsprot. Jetzt
noch werden etwa dunkle Kammern in alten Häusern
Lörböne" genannt ZWthur. — 2 wohl urspr. Name des
Hauses, iu dem das betr. Lokal sieh befaud.
Schäfs-L.: Exkremente des Schafes. ,Mist von
einein alten Mistbett oder von alten zu Staub ge-
wordenen Schafslorbönlein und ganz verfaulten Blät-
tern von Bäumen.' JCSdlzer 1772.
Mäden-Böne": Feuerbohne, Phas. multifl. AaE1ii\
— Mäge"-B6nen: volksetym. Umdeutung aus Mag-
num bonum, dem Namen einer seit wenigen Jahren an-
gebauten Kartoffelsorte ZSth. — Melw-B6n: -Bön 4b
GRTschapp., bes. als Kirchweihgebäck. — Mos-: =
Bön 3 B; ScHwMa. — Mus- ZSchlatt, Müs- ScHSt.;
ZO., S., Müsli- Z W. : = Mäden-B. ,Es gibt Bohnen von
mancherlei Gattung, als da sind weisse oder sogenannte
Seebohnen, Maus- oder Einsidlerbohnen, Stickel-,
Busch- und Blumenbohnen.' Nägeli 1738. — Mues-:
1. = dem Vor. B. — 2. (dim.) = Seiv-B. B. — Tag-
und-Nacht-: Bohne, deren eine Hälfte weiss, die
andere braun oder schwarz ist ZO. — Nüner-:
Bohne, die zu 8 andern in einer Schote gefunden
worden ist; sie bringt dem Träger, 'wenn er sie ge-
heim hält, Glück, so beim Roulettespiel an der Kirch-
weih AAZof. — Bode"-: = Grüp-B. TiiMüllh. —
Baum- (PI.): Goldregen, Cytis. lab. B. Vgl. Bönen-
Baum (Sp. 1248). — Pure"-: = Acker-B. GRHaldenst.
— Berg-: Alpenkreuzkraut, Senec. cord. BSa. —
• Pfaffe"-: ein dem u. Bön 4 b beschriebenen ähn-
liches Gebäck aus Butterteig in Würfel oder daumens-
dicke Stücke geschnitten und in Butter gebacken Gr
Schweiz. Idiotikon IV.
ObS., Stürvis. Vgl. Arch. f. Volksk. II 124. - Rin-
gel-: Stangenbohne BSi.
Rise"-: = Mäden-B. Aa. — Die Kerne sind sehr gross.
Ross-:= Acker-B. B (Kasthofer). — Sevi-: Beeren
des Sevenbaums. Junip. sabina. .Vichsterbend. Stampf
Sevibon zu Bulver und ryb das Pulver dynem Vych
für mit Salz.' ZElgg Arzneib. um 1650. — Sar-: =
Sar-Bollen (Sp. 1174). Durh. — Sür-: eingemachte
grüne Bohnen B. — Sew-Böndli: aus Nordafrika
(über See) eingeführte, getrocknete, kleine, weisse
Bohne B. Vgl. Musikant 2 (Sp. 486). S. auch Müs-B.
Süw- GWe.; Schj mTii, Sou- GWe.; Seil, Sil»- L
Suis., Will.; Sch; SchwE.; ü, Söu- Aa; Bs; B; LE.,
Surs., Will.; Z: l. = Acker-B. ,I)ie grössern von un-
sern Bonen, etwa auch Saubonen, anderswo Gross-
bonen genannt, haben einen kleinern Stengel und
reifen im Heumonat. Die kleinen, anderswo Saubonen,
Pferdbonen, Gartenbonen genannt; die Erbsen rund-
licher und weniger einschmarrend; die Pflanze er-
reichet eine Höhe von vier Schuhen; wird erst im
Herbst zeitig. Da bei erstrer Gattung die Blüte ganz
weiss ist, so haben bei dieser beide Flügel einen
sehr merkliehen schwarzen Flecken. Im Entlibuch
nennen sie diese Bonen auch Caffeebonen.' FXSchny-
df.r. Luege" d' Söuböne" über-e" Hag use", so luegt
der Hunger drüber i'he". Eidg. Nationalkal. 1882;
vgl. Hag (Bd II 1065). Träne" nie Söuböne", grosse
Tränen AABötzen. Er gab uf d's ganz Zug ke" Söu-
böne". B Dorfkai. 1882. — 2. ,Hyoscyamus, herba,
bilsem, etlich sagend suwbonen.' Fris.; Mal. —
Herre"-S. Gross Herre'söuböne" (PI.) = Käfe"-, Üs-
■mach-Mues (Sp. 492/3) Bs.
Scham ser-: = Acker-B. GrS., Scuolms, Tschapp.
Schmalz-: 1. eine bes. zarte und beliebte Art
Stangenbohnen, Phas. vulg. Bs; B; Th; Z. Syn. Öni-
Fäden (Bd I 674). — 2. Schmalz-BÖneli, weisse und
gelbe Phaseolen, Phas. nanus Ap. Syn. Lircn-Nagel
(Sp. 688). — Zu 1 vgl. die anderwärts vorkommende Be-
zeichnung .Speckbohne.'
Schnägg-, Schnäggi-: = Grüp-B. B. Syn. Schnäg-
gerli.
Sehne™-. Nur in der Abi. schnew-böne", „-bd-
nele"u : rieseln, graupeln L. — Schnew-bönete" f.:
Graupeln L. D' Sehn, sind a" d' Lüt äne" 'putscht
iri Rüschli'g. RBranhst. 1889.
Schwi"- GRlgis, ObS., Rh.; GT., We., Schwine'-
GrV., Schice'i"- GRCast., Malad.: 1. = Sütc-B. 1. aaOO.
— 2. blauer Eisenhut, Acon. nap. Gr ObS. - 2 nach
der Ähnlichkeit mit 1 in Grösse und Habitus.
Spinn-: Stangenbohne ZBenk. - Ste'ck-Böndli:
zum Stecken bestimmte Bohne, Samenbohne. 1794, Z
Haushaltungsbuch. — Stecke"-Bön: Stangenbohne,
Phas. vulg. AABb.; S; Th. ,Die Windenbohne oder
gemeine Steckenbohne.' Th Gem. 1837. — Stickel-:
= dem Vor. G ; hiTh ; ZO., S. Syn. Stickel-Erbs. ,11. Mai:
Stickelbonen gesteckt' 1781, ZWipk. S. auch Müs-B.
— Stock-: = Grüp-B. BsL. f-Bönli); B; FMu. ; S
Thicrst. — Stange"-: wie nhd. Ap; Tu.
Strüss-: Gartenerbse, Pisum sat. ZSth. — Die
Blüten gleichen Biumeusträusschen.
Wild-: \. = Schmalz-B.l ZZoll.f — 2. rote Fett-
henne, Sedum teleph. BO. — 1 Entstellung aus Wind-B.f
Wälsch-: 1. Phaseolus (im Gegs. zu Vicia faba;
vgl. Bön 1). ,Mäl von lupinis (sind wälschbonen).'
Tierb. 1563. ,Die wältschbonen, faseolus.' Mal. Vgl.
s:j
131!
Bau, ben, bin, Iton. bun
1316
'Welsche Böhnlein, phaseoli.' JCSulzer 1772. S. noch
Fäslen II (Bd I 1065). — 2. spec. = Stickel-B.. Phas.
vulg. im Gegs. zur Zwergbohne, Phas. nan. ZZoll.
Win-: = MAden-B. Sch. — Ungenaue Schreibung für
Wimp-, i. i. Wind-B.f
Wind- GT., Winde"- GuT.; Zu.: Stangenbohne,
Phas. vulg. (im Gegs. zu Phas. nan.). Syn. Wind-Erlis.
Vgl. Spinn-B.
,Wasser-Bonen: colocasia.' Mal. -- Ko/Voxaaioc
bei Theophrast die ägyptische Bohne (Nclunibium Bpeciosum).
böne" I: 1. Bohnen pflanzen Ndw (auch Bohnen
sammeln, aushülsen); ZZoll. j- ; 1795. AASiggeut.
,27. März 'h Juchart gebonet.' 1781, ZWipk. — 2. ca-
care, von Schafen L. Und het es Schöf uf's Näch-
bers Platz und ned uf eusem 'bönet L (Lüt. und Hall.
1845).
Boner m.: Pflanzer von Bohnen; doch vgl. auch
Hirser (Bd II 1634). Nur als Familienname BoAa. ;
S; XIII./XIV., B (s. Germ. 1 117 ff.); Joh. B.' 1360,
ScHSt; ,Hans B.' 1383, ThMamm.; ,Heini B.' 1396/8, Z;
,Thom. B.' 1530, THÄrbon; ,Kasp. B.' XVII., THErm.
Bönere" f.: mit Bohnen bepflanztes Stück Land B.
Syn. Bmler. — Zur Bildung vgl. Erbseren (Bd I 431),
Hirseren (Bd II 1634).
Bönet m.: Zeit der Bohnenernte Ndw; ZZoll.
bonele" (in Gl biVnele"), bön(d)le": 1. (bonle"}
Bohnen pflanzen ZBenken. — 2. (bonele") Bohnen
aushülsen Ap. — 3. (bonele" Ap; Bs; Th; ZO., Sth.,
bönfdjle" Aa; Bs; B; S) mit Bohnen spielen; s. Bönlbb.
Insbes. a) Bohnen in geschlossener Hand haltend raten
lassen, wie viele es seien Aa (s. Rochh. 1857, 428).
— b) ein Spiel der Mädchen: sie nehmen ein Häuf-
chen dürrer Bohnen in den Schoss, legen eine Anzahl
in die hohle Hand und versuchen, dieselben so aufzu-
werfen, dass eine bestimmte Zahl (3 oder 5) auf den
Handrücken zurückfällt; wem es nicht gelingt, der be-
zahlt Strafe mit der entsprechenden Anzahl Bohnen S.
— c) das unter grüeblen 1 (Bd II 697) beschriebene
Kinderspiel mit Bohnen machen AABb.; BsStdt. —
4. a) (bu'nele") leicht schieben oder werfen, z. B. Ku-
geln Gl. — b) (bonele") beim Chluckeren (Bd 111 613)
schwach werfen, so dass die Chlucker nahe ans Kies
zu liegen kommt BsL. — 5. (bönle" Z, sonst bonele")
a) bohnenweise fallen lassen AALeer. — b) rundliche
Exkremente fallen lassen, von Schafen, Ziegen BSi.;
„L;" Ndw; Z. — c) unpers., graupeln L. — 6. (bo-
nele") a) bohnenweise abzählen AALeer. — b) unbe-
deutende Arbeit umständlich und ohne Erfolg tun,
sich mit Kleinigkeiten abgeben Aa. Etwas langsam
und schlampig verrichten, nicht damit vorwärts kom-
men, zunächst beim Schusserspiel S. — c) Geld Stück
für Stück und mit Widerstreben herzählen, hervor-
klauben (füre" b.) B; in kleinen Stücken geben, knicke-
rig sein L. — d) „Etwas auf listige Weise zu Stande
bringen F; L." — 7. (böncle") mit Dat. P. in RAA.,
zumeist als Formeln der Abfertigung. Du cha""st-mer
ye" b. cho", du kannst mir den Buckel hinauf steigen
Ap. Me- toird-der ('s) b.! BsL.; ScuSt; Z. I'* will-
der 's b., daraus wird nichts AAZein. Auch als Dro-
hung: Wart, i'* irill-der fs) b.! ich will dirs nichl
geraten haben, nimm dich in Acht GStdt. Ich will-der
denn scho" b.l ZSth.
er-: 1. (er-büiirlcy Bohnen und Ähnliches aus-
brechen GnChur. — 2. (er-bön(d)le') ich1., sich gütlich
tun, mit dem Xbbegriff der Übersättigung GrHc. l'r.
Ei's Ihijit [risset dem andere" e1 GH und alli chom-
mend-schi''' grad wacker z' e. Si-hwzd. Und due ham-
mich toll g'fueteret, g' meint han-ich schon, i'* müess
zerspringen. Ich han gedeicht: Ghosten tuet das nihl
and denn tuest-dich da en Bits e., dass d' denn auch
singen magst, trenn 's-dirh a"chunnd. GFient 1898.
2 gehört wohl nicht in diesen Zshang: es berührt sich
begrifflich mit bünen 111, doch ist das lautliche Yerhältniss
unklar.
üs-bönele" Ap, -bön(d)le" B: (Bohnen) aushülsen.
ver-bönele": 1. Si"s Geld v., in vielen kleinen
Beträgen zwecklos ausgeben B. — 2. refl. = er-b. 2
GnPr. — 3. in den KAA.: Mer wend iez die Sach scho"
r.. vereiteln ThMüIHi. Dem uill-ich 's iez dann scho"
c, ich werde ihn dran zu hindern wissen ThHw.
Böneler m.: 1. Bohnenzähler, Knicker, Knauser
B; „L." Syn. Chümmi- Spalter. .Wahlängsten und
Nöten des Herrn B.1, Titel einer Schrift von Gotth.
— 2. langsamer, behutsamer Mensch S. — 3. Knirps,
elendes Bürschchen Ndw (scherzh.).
Bune", in Gl; Gr Büsne" — f.: 1. Eisenhut, Acon.
nap. Gl; Gr; GSa. Syn. Schuln-Bön. — 2. Alpen-
kreuzkraut, Senecio cord. Gl; Gr. Syn. Berg-Bön.
Bönere» GSa., We., BÖnerne" GrPi'. — f.: \. = Bö-
nen 1 GSa., We. — 2. = Bönen 2 GrYi. — Zur Bildung
vgl. Germcren (Bd II 418).
Böni I m.: 1. „Knicker L." — 2. als Familienname
L; Tu; 1512, ZElgg. ,H. dictus B.- 1256.
Böni II, in Gl BiVni — n. : = Bonen 2 B (-Ö-); Gl.
Chor n- Chöre"-: , verbrannte Hülse, Frucht an
Ähren' GRTschapp. (Tsch.).
Stafel-: = BÖnen 2 LW.; SchwG., Iberg, Küsn.,
Ma.; Uw. Vgl. Schatzm., Alpenw. I 13.
Die Pflanze gedeiht bes. üppig und reichlich in dem
fetten Grund um die Sennhütten (Stafel) herum. Vgl. Obw
Volksfr. 1881, Nr 2.
Bön(d)le" f. (fast nur PI.): 1. = Bönen 1, auch
Acon. Lycoct. GrD., ObS., Pr. Es sind sörel li. im
Gras, Klage über schlechtes Futter. [Die ausgehun-
gerten Ziegen] hätten in der Vernöti di giftigen B.
i'g'u-orget und di nudnutzigen Blutze". Schwzd. —
2. eisenhutblättriger Hahnenfuss, Ranunc. acon. (lt
Anderegg 1897, 257). Auch Ranunc. niv. und alp.
GrD., Pr. — 3. = BÖnen 2 GrPi\
Bund ler I in.: Name der Mitglieder einer Gesell-
schaft in Zürich in den 1860er Jahren, die haupt-
sächlich aus Handwerkern bestand und an gewissen
Abenden zur Unterhaltung zusammenkam.
Bondler II m.: Ort, wo Bohnen gepflanzt wurden;
vgl. Böncren. Als Orts- und Fluni, in AaJoh.; ZBaunia.
Nassenw., Oss., Pfäff., Regensb. ; 1346. ZKüschl. (,an
dem bönler'); 1653, ÄAWett. Klosterareh. (.uf dem B.').
Zur Bildung vgl. Flurnamen wie Imbler, ItUr, HSckler,
Schibier, Wieler.
Bonadeis in. Nur in der RA.: Er ist kan B. wert,
taugt nichts Sch f.
Hie Angabe eines Einsenders, dass B. früher eine gering-
weilige Münze bezeichnet habe, steht trotz ihrer bestimmten
Form auf schwachen Füssen, da sieh von dieser angeblichen
.Münze weiter auch nicht die leiseste Spur gefunden hat.
Möglicherweise ist 11. arspr. eine rom. Grussformel = guten
Tag, viell. durch Söldner eingeschleppt, und die HA. dem-
nach völlig identisch mit der sonst üblichen: er i»t h n
.ye. u " Tag* "•. rt.
1317
Bau. ben, bin, Ihm, bim
l:;is
Bonapart jBönjjparh Th; '/,. Bönebärt(li) B, BönT
pardi 1>; Zu. (auch -/>nrdli). Böngbardi ZZoll. Die
Erinnerung an den gewaltigen Eroberer lebt in meh-
reren charakteristischen EAA. unter dem Volke fort.
's ward -EVkc' meine, de wärist der B., Zurückweisung
von Anmassung ZZoll. Bald richer a's der Böne'pardi.
Stütz. Ja, du bist auch e" Jumpfei- g'si", de hast
egoppcl g'si'h" [ausgesehen] wie 's Bönepardis Frau.
ebd. Mänge'' bringt e" Böchmuet und e" Frechheit
mit. a's wenn-er 's Bonaparls Chappe" g'erbt hiitti.
Diebolds Bad. Kai. 1827. .Die grösste, wildeste Ziege
hiess er [der Geisshirt] Bonapart.' JRWyss 1817.
Wart, ml" liebe'' Eduardli, 's chunnt der Böncbartli,
der tuet-is wider hole", was-is der ZVmss hat ifstole"
AiZein. (Volksreira). Vgl. auch das Lied vom Schwizer-
Joggeli und Xapolion (Sp. 771).
Bonatze" f.: Windstille. .Uf den 24. dag lagend
wir still uf dem mer und hattend bonatzen und stillin
des mers.- HsStockar 1519. , Hattend ein schönen
dag und guet, sittlich wind und bonatzen.' ebd. ,Ma-
lacia, windstille auf dem meer, bonasse genannt.'
Fris. Auch in der Zss. ,mer-bonatzen.' HsStockar
1519. — Die Form bei HsStockar entstammt dem it. bonaz:<i
(jetzt bonaccia), die bei Fris. einem frz. 'bonasse.
.honen II: Strafe zahlen' Bs (Spreng).
Spreng denkt au Zshang mit poena; viell. gehört das W.
aber eher zu bon und bedeutet eig. ,gut machen.'
Bones, Bonesli: Personenname, Urban GsMalix.
Bonne'tt: Kopftuch der Frauen PPo., Sal.
It. bonnetto, frz. bonnet, Mütze, Haube. Zu deu Bedd.
der folgenden Zssen vgl. Fuzzelet (Bd I 1146).
Hals-: Halstuch der Männer, ebd. — Schnüz-:
Nastuch PSal.
Boni I: Personenname. 1. „Bonaventura G." -
2. Urban GitChurw. f-ö-J, Malix. — 3. Bonifazius
(.pöbelhaft') Bs (Spreng). - ,Boni Jlurer von St Gallen.'
1531, HBull.
Boni II: 1. Böni f. m. n.. „Böni n." Obw, Boneli
USil. a) Heubühne. aaOO. ,Er lief in die Boni, ver-
steckte sich unter den Heustock.' Lüt., Sag. S. noch
Eüschi-Loeh (Bd III 1038). — b) = Boni-Loch 1 und 2
(Bd III 1036) Obw. — 2. Boni f. GrD., Boni III Gr
Mai.; GRh., Heuschober, -behälter. — 3. Böni (nach
einer Angabe in GrCIiut f.), Boden für Korngarben,
Stroh „GR"Chur. — Vgl. Buni, Bvni. Boni ist wahrsch.
bloss lokale Ausspr. für Buni.
Hose" - Boniagger: scherzh. Schelte gegenüber
kleinen Knaben GTa. — Weiterbildung von ■ Hose'-Bön
i. S. v. Kuirps (vgl. Bön 4 e).
Bonifazius Bonifctzfi) Aa; S, Bonefazi AaF. (Böne-
fatzi); SchwE. (-Ö-); Ndw; Zg, Faz LGrossw., Fad
Aa; Ap; L; Scbw; SBuchsiten ; Ndw; „W; Zg", Fäzi,
Fdzel SchwE., Thal. Der Namenstag des Heiligen
(14. Mai) wurde von jeher in Beziehung zu den Bohnen
gesetzt : A" Bonefazi(tag) ist guet Böne" stecke" (setze")
Aa; B; S; Z; vgl. Pankräzi. ,Dass am Bonifaciustage
das beste Bohnensetzen sei, hätte ihm sicherlich Nie-
mand ausgeredet.' Gotth.
Bonon. In der RA.: bis go" B. abe", in endloser
Reihe, sehr weit THBerl. Er hat Trumpf bis go" B.
■ abe". — Wahrsch. = Btmonia. dem lat. und im XV./XVI. in
unserer Lit. häufig vorkommenden Namen für Bologna.
Bononier: Name einer Münze; nach obiger Stadt
benannt. ,Die Leuen oder B. zu 12, die Franken zu
9 Kreuzer.' 1586, Absch.
Btniel in.: 1. einfältiger, schüchterner Bursche LE.
— 2. (Bönnel) in der Verbindung c" richer B., ein
reicher Kauz S. - Kannte derbe Form zu Bonifazi sein;
vgl. Joijgd.
ver-pöne": verleumden AaWoIiI. Es verpöntnigs
Wibervölchli, eine verleumdete Frauensperson, ebd.
biine": cacare (vom Vieh) Th.
hüne- I (in Z auch p-). Ptc. 'bunt und 'bänet:
düngen SciiSt.; ThHw.; ZKloten, Kn„ U.. S. Un'bünt
Wise* im Gegs. zu den 'bunte" ZZoll. We""-me" nüd
Mint, se wachst mld. Troche" b., mit Asche, Russ,
Lumpen, Gips usw. düngen ZZoll. Das bunt am beste",
was de' Pur selber uf der Acher treit ZB. (Sprw.).
, Einen Weingarten muss man wol bäunen.' JMüller
1665. ,Gott bäunet seine Kirchen mit dem Blut der
Martyren.' ebd. 1666. , Seine Äcker düngen und bäu-
nen.' JJUlr. 1727. .[Die Zürichseegemeinden] können
auf dem See allen Abgang aus der Stadt holen und
damit bäunen.' 1785, Z phys.-ökon. Gesellsch. S. noch
jagen (Bd III 16).
Abi. von Büw (s. d.); zu dem hiatustilgendeu 71 vgl.
Hräunen zu Strome, g'ruenen zu Ruew ua. Bemerkenswert
ist die voc. Differenzierung zwischen bune" (intr.) : bim," (tr.).
Hieher der Flurn. ,Pünet': ,18 Aren Wiesen im vordem P.'
ZAff. b/Z.
über-: 1. (ein Grundstück) mit Dünger über-
decken Z. — 2. zu stark düngen. We""-me" d' Beben
überbünt, se werde"d s' z' mastig, und dünn giH 's gern
linde" Wi" ZZoll.
Böni 1 f.: 1. Dünger AaZ. — 2. Düngerstätte,
Mistgrube TiiTäg.
ring-bünig: leicht zu düngen, wenig Dünger
erfordernd (von Grundstücken) Z.
Büning f.: Düngung; Dünger ZO., S.
ver-hnnnen Bs (Spreng), -bönne" AASeeng.; oBs;
B; F; S — Ptc. ver-bönnt: 1. = ver-gunnen 1 (Bd II
333). Eim Oppis v. Di Tüsigs Dondere" cerbenne"
Em ja es nieders Chacheli Nidelgaffe F. Der Dursli
verbannt niedem Gast sl" Spls und Trank S (Schild).
Ich ha" tvürklig selber [beim Tanze] im Götti d' Agnes
e" chlei" eerpimnt. BWvss 1863. ,Das sy die vordrigen
finsternissen, arbeit und joch Egypti nit nur schuhen,
sunder ouch verbunnen allen brüederen.' Zwingli.
.Dann das war ja unfrüntlich, das die, dero eer wir
gmert hettind, uns eeren verbunnen weltind.' ebd.
,Dass sy, wo sy glych die warheit wüsstind, uns dero
verbuntind.' ebd. ,Der binden bleibt, der verbönne
dem nit, der vorlouft.' Z Bib. 1531. ,Ir hassend und
verbönnend, das ir nit mögend überkommen.' HBull.
1531. ,So anderen Gott verschonet, solt du das inen
verbonnen?' ebd. 1544. ,Dass auch ein mann seinem
bruder verbonnen wird, zu geben von dem fleische.'
1548/1707, V. Mos. ,Es förcht im Gott, ir werdind
im glych, verbunnt üch d' eer im himmelrych.' Ruef
1550. ,Die pfawen verbunnend den menschen ir eignen
misf Vogelb. 1557. .Der ouch iren [der Maria] der
eeren nit verbünnet hette.' RGüaltb. 1559. ,Ich ver-
bunn den Troianeren ir glück, Troiades invideo. Ver-
bunnen, vergunnen, amulari, invidia ardere. invidere.
Man verbunt den leuten den wolstand, invidetur com-
modis hominum.' Mal. ,Nit dass wir der hl. Maria
irer gebärenden eer verbunnind.' LLav. 1578, dafür
1319
Bau. ben, bin, bon, bun
1320
1670: ,Ehr entzeuhen wollen.' .Welches lob inlän-
dische fürsten den eidgnossen verbannend.' 1585, Ar-
düser. ,Verbonnend Andren all ihr Glück.' HsERebm.
1620. ,Pann Dise Jenen verbonneten, dass sie so hoch
von menniglich geachtet waren.' JGross 1624. ,Da
wir einanderen verbonen das, was wir gern allein
hätten.' JMüll. 1666. — 2. gönnen. ,Wir verbönnend
unsern Widersachern süliche hilf und schirm, so gar
ferr ists, dass wir sölichs empfahen wcrdind mit bit-
terem gespött: sy erbarmend uns vil mee.' HBull. 1557.
Mini, ver-b'-vnnen in Bed. 1. Von ä. Formen seien mich
angeführt: Inf. .verbannen.' 1531, Bibel; HBull. 1552, .ver-
bannen.' LLav. 1582; ,er verbönnt' HBull. 1540, .verbannt.'
ebd. löfil, .verbunnet.' LLav. 1582; ,ir verbönnend.' HBull.
1531, .verbannend.' KGnalth. 1559. S. noch Ver-bunat.
Bnni f., Dim. Bunelli: oberer Teil der Alphütte
BHa. Nächti hed 's recht g'güzed: es hed d' Sehne-
fleigi bis uf d's Bunelli inlie" 'trihen.
Buni, bzw. Bü'ni, in AlFri. (veraltend) Büeni
— f.: 1. Heubühne, -boden (über dem Stalle) AAßb.,
Fri., Leer., Othm., Z.; Ap; B; F; Gl; „L;" GRh.; Scb;
S; Th; „Z." Syn. Tili. Er iseh vo" der B. i" d's Tenn
abe*g' falle" B. D' B. g' stächet voll Heu und d' Eeiti
mit tüsig Garbe' belade". Hofst. 1865. D'rüf lauft-er
starre'gangs der Schilri'g zue, i" 's Tenn, uf d' Brette",
d' B. und i" Stall. Schild 1866. .Kleine Scheunen,
die unten den Stall und oben den Heuboden, Bülini,
enthalten.' Alpina 1808 (für BThun). .Über eine
Brücke, unter welcher die Schweinställe sind, geht
die Einfahrt auf den Getraide- und Heuboden (die
Bäune).' JJSchweizer 1830 (für BTrub). .Die Veh-
freudiger flengen das Grasen sehr spät an, dass man
nicht etwa meine, sie hätten kein Heu mehr auf der
Bühne.' Gotth. Heu ab der B. abe" ge" 1) eig., die
tägliche Heuration in die Futtertenne hinunterschaffen.
— 2) übertr. a) zur endgültigen Ausarbeitung Vor-
arbeit liefern. — ß) zur Diskussion Anregungen, Ideen
udgl. vorbringen B. ,Do sölt er und sust noch ein
Jüngling schwellten, und wenn es regnet, so lüffen sy
etwen uf die büny zue schärm.' 1544, L Mskr. ,Wie
der Fal von der Büne schnell ist.' 1707. Sikach.
S. noch Heute (Bd II 1815). — 2. Boden (über der
Tenne) zum Aufbewahren von Garben, Stroh AaÜHi-
mars. ; ApVorderland; GRChur f-ü'-J, Haldenst. Syn.
Boni II 3, Brügi. .Ein platz uf der büwi [1. büni]
oder brügi in der schür.' ZWthur Stadtb. — 3. Dach-
boden oder Estrich. Syn. Lauben 1 b ß (Bd III 962).
Oft Dim. a) in der Scheune, im Schuppen BsL., Stdt
(Binemli, schwach bezeugt); BFrut. ; GRh., We. Frau
zum Manne: Hans, reich d' Ratsche" ab der Büni ab
mal nimm die Bändle Hanf ab der Oberte" zum Ratsche"
lisLie. (Mskr.). Uf em Büneli Tuben und Chüneli.
Schwzd. (B). .Die büninen und die brügge ze Marsili
ze bessrenne.' 1378, B Stadtrechn. — b) im Hause
AAMumpf, Schupfart; BsL. (auch oberi B.), Stdt; [!;
LLutbern; SThierst. ; ZWeiach. Schuhmacher N. N.
sagt aus, ,es seye in der Nacht ein solches Gepolder
auf seinem oberen Bünlin entstanden, dass gewesen,
als ob man die hölzernen Scbuehnägel, die darauf
gelegen, herumwürfe.' 1719, Bs Zauberproz. Übertr.
,Die Büne oder der Estrich des Rosts, auf welchem
die Kolen liegen [an einem Destillierofen].' JR Landemi.
1608. — 4. Diele, Boden (zwischen zwei Stockwerken).
,[Der Baumeister] sol machen das torhus und das tre-
mele mit fünf büninen, des söllent zwei geträm eichin
sin und drü tanneii.' 1412, SOlten Bauvertrag. .Die
Gallier häuser haben vile büninen oder gebodineter
estrichen.' Tschcdi, Gallia. .Contignatio, zuosamen-
wättung einer büne, ein schregtile.' Fris. ; Mal. .Die
Biber bawen ihr Nester mit besonderen Gemaehen
gar kunstlich von 3 oder 4 Bünnen auf einanderen,
deren die anderste gleich halb auf das Wasser gehet,
die andern aber stehen in der Trückne.' JLCvs. 1661.
Spec. Stuben-, Zimmerdecke AAFri., Z.; Bs; ScnXnk..
Schi.; S. auch Decke der Küche AaDüU.; BsLangenbr.
Syn. Tili. Oberi und nideri B. bei einem zweistöckigen
Hause SHimmelr. S. Chrüz 2 a (Bd III 940). .Die
fuessbüne ufbrechen, ölle wend, die obre bune. das
trem, so trob ist, abschniden.' 1520, Bs (Zimmermanns-
arbeit im Refektorium eines Klosters). .Lacus in aedi-
fleiis, ein vertäflete büne oder tile.' Fris. .Die wände,
fussböden und büne mit fiechtenholz getäfelt.' Würst-
isen 1580. .Die Bünn oder Getäfel lustig gemalt.- Fr
Haffn. 1666. .Bühne, getäfelte Decke, lacunar, la-
quear.' Denzl. 1677; 1716. — 5. Brettergerüst (für
Redner, Schauspieler) Schw. Syn. Brügi. .Scena, ein
zuegedeckte büne, zält, darin sich die comedispiler
üebtend, laubhüttle.' Fris. ; Mal. Vgl.: ,Sy sind under
den schatten meiner büny eingangen.' 1548/60, Z Bibel;
= 1531: , under die schatten meines taclis'; gr. ay.rjvr),
eig. Hütte.
Mhd. biin(e), auch biiene. Vgl. Buni II. Hiehur: ,Die
Bühne, kleine Bodenerhebung mit Heimweseu dabei, wo 1531
der Landsfrieden zwischen den VO und Z geschlossen wurde'
ZgBaar. Viel), auch uf der Buen ZDübond., Hittnau, Seebach.
Ober-: = Büni 3 b BSaugern; SLaupersd. (-Büneli;
Syn. LäubliJ. .Solarium, ein oberbüne.' Fris.; Mal.
— Oberte"-: = Oberten (Bd I 54) AABöttst. — Vor-:
1. hölzerner Vorbau an Scheunen unter dem Dache,
meist als Fortsetzung des Heubodens (Büni), zur Auf-
bewahrung von Stroh, Reiswellen, Haglatten uä. dien-
lich AAFri., Rued., Vilm.; Ap; FMu.; LG.; GaSt.Ioh.;
S; auch Dachvorsprung über Stall und Tenne hinaus,
unter dem Wagen, Pflüge udgl. untergebracht werden
AASarmenst. — 2. scherzh., voller Busen L.
Fu'r-: 1. Dachboden des Hauses AAErlinsb., Fri.,
Laufenb., Leugg., Mettau, Möhlin, Z.; BMünehenbuchs.;
SKienb., Zuchw. Syn. Estrich 2 (Bd I 579), Beiti,
Soler. — 2. = Oberten-B. AABöttst,
Urspr. der Boden im Hause, zu dem vom Herdfener der
Hauch emporstieg; vgl. Rauch-, Ruess-Tüi.
Fuess-: Fussböden. ,Die fuessbüne ufbrechen,
legen.' 1520, Bs (Zimmermannsarbeit im Refektorium
eines Klosters). — Frucht-: Kornboden LBär tisch w.
Syn. Gewächs-Reiti. — Garbe"-: 1. Bühne in der
Scheune für Garben, höher als die Heubühne BU.
Syn. Brügi, Eeiti. — 2. Dachboden LLuthern, Rot;
UwHergisw. — Holz-: Diele zur Aufbewahrung von
Brennholz BsStdt. - Heu"-: Heuboden in der
Scheune, gewöhnlich rechts und links von der Tenne,
über dem Stall Aa; ApK .; Bs; BE., Saugern (frz. soleir);
I.E., Hitzk.; SBalsth., Grindel; Th; USchäch. Syn.
Heu-Tili. — L'huchi-: (auch Dim.) = Lauben 1 b$ 1
(Bd III 962 u.) AABöttst.. Mumpf. Schupfart; BsLäufelf.
— Chorn-: = Garben-B. 1 ScuwPfäff. Syn. Tenn-
Reiti. — Reche"-: der zweite Dachboden, oberste
Kaum unter dem Dache AAFri., Eik.. Schopf. ; SThierst.
Syn. R.-Boden (Sp. 1031). — Scln'.ss-. , Die Diele Lim
Turm zun Kaufleuten Sch] war gewölbt und von Holz
konstruiert, eine sog. Schoosbühnc Härder, Kaufl.
1321
Bau, bon, bi
bon, Imii
VWl
— Stube"-: Decke der Wohnstube SThierst. Syn.
Stuben-TM. — Stall-: 1. die Heubühne über dem
Stall SThierst. — 2. der obere Boden in der Scheune
GW. — G'wächs-: = Garben-B. 1 BTruebschach.
S. auch Aren. f. Volksk. I 250. — Welle"-: = Holz-B.
BsStdt.
bunje": stibizen BSa. [Ein Mann klagt] d' Chirschi
toerde'-mu' ein und äU Nacht 'bunjet. Schwzd. Vgl.
mützeren 5 (Sp. 623).
Dürfte aus einem "pougner des benachbarten frz. Patois
entlehnt sein. = frz. poigner, eine Hand vi dl nehmen : vgl. pougna
= poign£e bei Bride), Glossaire 302.
bünor: nur in der Formel äle, b. (friss de" BitsiJ!
vorwärts! frisch an-, zugegriffen! Th; Z. — Frz. ä In
bonne teure. Vgl. alle (Bd I 171).
Bn'ne" BsBirs.; BK. (Banner), S.; F; S; W,
Büne" S (KdDäniker); \V. Banne" BG. (PI. Bänni),
Kohrb.; F — f.: 1. eingezäuntes und gedüngtes Stück
Ackerland, a) für Hanf (oder Flachs) Bs; B; F; S.
D' B. mache", den Hanfacker bestellen SNA. E" B.
mache", Hanf säen Bs; e" B. üszieh", Hanf ziehen,
ebd. Si go"d dem Fuessiceg nöeh d' Bünen üf. Schild
1885. Vgl. Bünen-Bögg (Sp. 1084). — b) „für Korn
WKar." — 2. Blne", Dim. Binelti, Garten WVispert.
— 3. „Grundacker, Land, welches in der Ebene liegt
und mit Karst und Haue bearbeitet wird W." Syn.
Binun-, „Bin-, Bins-" Land. — 4. „Weide, Wiese, die
sich in eine Anhöhe oder Steile zieht W."
Nahe Verwandtschaft mit dum (bes. in Bed. 1) syn. Bünden
(s. Bunt) steht ausser Frage, dagegeu ist das etym. Verhältniss
beider Wörter insofern unklar, als nicht zu entscheiden ist,
inwieweit sekundäre lautliche Differenzierung aus einer ge-
meinsamen Grundform oder aber ursprüngliche Bildungsver-
schiedenheit vorliegt. Über die weitere Verbreitung der
Duppelform vgl. Gr. WB. I 1747. Für W liegt nahe, Birne"
mif Bünde" zurückzuführen, weil einerseits in dortigen MAA.
Übergang von nd zu nn auch sonst bezeugt ist (vgl. binnen
aus binden ua.), anderseits die historischen Belege Büne" als
die jüngere Form erweisen. So erscheint der ohne Zweifel
hieher gehörige W (spec. Zermatter) Familienname .Biner,
Biener' (auch .Binder') in den ältesten Quellen als ,in der
Bündt, Pündf, daneben ,in der Binn' (1476, WZeruiatt), ,in
der Binen (Bienen. Binden).' .Thomas Riedi in der Bünden.'
1603; .R. in der BinneD.' 1573 (AniHerd 1879, 49 ff.) —
Das W. ist auch als Lokalname oft bezeugt, so als Name ver-
schiedener Alphöfe; z.B. .Nessjcr-, Tennen-Biene', ,die herr-
liche Biene auf dem Blaswald [bei WUIrichenJ'; vgl. wiederum
AmHerd aaO. 7. 52. ,Das BUnn-Mattli', Flurn. FÜberst.
büne- II: \. = bicken 7 (s. Sp. 1119) ÄABb.; SL.;
„allg." ,Umb ein nüwe fünfmessig fleseken dien bur-
gern ze machenne 1 pfd 10 ß; umb wachs, um bulver
zuo der fleschen ze bünnene 9 ß 6 den.' 1381, B Stadt-
rechn. .Wentu sy [die Flasche] bünst, wil sy warm
ist.' 1556. Arzneib. .Kuchiknecht: Die fläsch ist pünt
und vollen win, drum wend wir guote mennlin sin,
dempfen wie ein Elsasbruoder, der tag und nacht lit
im luoder.' Haberer 1502. ,Sie setzen das über das
Fewer und beunen also mit dem aufgetriebenen Dampf
die Bletter [die darüber gesetzt sind].' JRLandenb. 1008.
,llit diesem Dunst und Geruch, so [beim Verdampfen]
aufgetrieben wird, beun und bereuen deine Kleider.'
ebd. .Imbuere. eintunken, bünen. Beunen ein Ge-
schirr, imbuere vas.' Denzl. 1077; 1716. S. noch Bick G
(Sp. 1110). — 2. übertr.. Jmdn geistig, moralisch be-
arbeiten, beeinflussen. ,Wie eines Jünglings zart und
weich gemüet in den dingen, die Gott anträffend, ge-
bünt und berichtet werden so].' Zwingli 1520. ,Der
richter ist inmassen vorhin gebünt oder bestochen,
dass des andern sag wenig gelten kann.' LLav. 1582.
.Also ist diser Zyt das geineine Volk im Babstumb
durch sonderen Flyss ihrer Catechistarum mit etlichen
ihren Maximis und Hvpothesibus also gebünt und ver-
sächen, dass ihnen nüt mehr gruset sich ynzulassen
mit einem us uns dem geleertisten.- JJBheit. 1620.
S. noch In-b.
S. noch Gr. WB. I 1748. Der Voc. wird, soweit An-
gaben darüber gemacht werden, als fl' bezeichnet, was auf
alte Länge weist. In der Form mit -ii- in ä. lit. Quellen, die
sonst die nhd. Diphth. durchführen, liegt also Bewahrung des
mundartlichen Lautstandes vor. Mhd. büenen, nhd. ,bohnen'
ist aus lautlichen und begrifflichen Gründen fern zu halten
(s. Anm. zu jmen). Das W. deckt sich der Bed. nach völlig
mit lat. imbuere, mit dem es auch etym. zsgehören könnte
(Wz. bhü). Einen weitem Beleg bietet (der Schaffhauser)
Geiler von Kaisersberg: .Als man ein neuwe flesch bünet
mit zinien, negeli [usw.], die seudet man mit wein, den tuet
man als heiss in die neuwe flesch, darinit wirt sy durch-
bünet'; ferner Pauli, Schimpf und Ernst (s. Gr. WB. II 226
unter .bohnen').
i°-: Fässer mit einem Absud von Wachholder oder
Fenchel auswaschen, um ihnen einen guten Geruch
zu geben AaZ. ,Wie man ein neu geschirr zuerst
einbfint mit guten wolschmeckenden dingen oder mit
bösen, so behälts das geschirr für und für. Also
sollen die alten tuen mit den kinden. welche dieselben
mit frommigkeit bünen.' Zwingli (Mörik.). — üs-:
ein Fass mit siedendem Wasser ausbrühen Bs; ZWein.
Buni II AaFW., Wohl., Z.; Bs (auch Dim. Büneli);
ZRafz, Rüml. (auch Fass-B.), W., Wein., Buni ScnNnk.,
Schi. (Pu'ni) — f. (in ZBüml. nach einer Angabc m.):
= Bick U (Sp. 1110), in AaZ. unterschieden als Hüpfe"-,
Soda-, Salz-B. .Wie du ein guete büny sollt machen
zue einer fläschen.' 1556, Arzneib.
bünen III: voll stopfen, spec. den Bauch füllen.
.Sy meinend, dann fastind sy wol und recht, wann sy
des tags einist den bauch wol bünind.' Helv. Conf.
1506/1644. ,0 wie ungewohn tuet es solchen Gesellen,
wann Alles dahin ist, wann sie das Gläslin nicht mehr
ansetzen und sich bünen und nicht mehr allen Wuel
treiben können.' JWirz 1650. In der lebenden IIA.
nur mehr im Ptc. : 'bünet AaWoIiL. üf'bünt SciiwMuo.,
üs'bünet AaWoIiI., -'bunt Gl. vollgestopft, zum Zer-
springen voll, vom Bauch, von einem Beutel.
Bünne" f.: Eindruck, Beule, bes. in Holz, Metall-
gefässen usw. GrD.. L., Pr. Va" de" Fingergleich sind
Bünne" im Tischplatt z' g'seh". Schwzd. — Rätorom.
bügna, Beule.
bünne", „büne"", zsgesetzt rer-, zer -bünne" : ver-
beulen, „eine kleine Tiefe an einem metallenen Ge-
fäss machen" GrD., Pr. Das Gätzi ist ganz verbannet.
Flöh -Buni in. : mit Flöhen behafteter Mensch
ZGlattf. Fr ist en rechte' Fl. — Wohl (durch Dissimi-
lation) für Floh-Bünii ; vgl. Bummi 3 (Sp. 1256).
piien: aus dem Wege! Schlittenruf AaKöII.
Wahrsch. im Ablautsverhältniss zu Ban und gleichen
Stammes mit mhd. büenen, nd. bönen, eig. .glatt machen',
viell. auch mit Büeni, lluen, Nbff. zu Büni (s. d.). Auch sonst
haben sich in Schlittenrufen nicht selten alte Sprachformen
erhalten.
1323
Band, bend, bind, bond, bund
1824
Band — bund.
Band (auch Bann GrI)., UVatz; GW.) n. — PI. Bän-
der AALeer. (selten); BO.; Gr (nicht in Bed. 2 b); G
Marb.; Schw; UwE.; W (auch Banner), sonst meist
unver., vorab in Bed. 2 b — Dim. gew. Bänäli (Bännli
GnVaL; GW.), auch Bändi LE.; Ndw, Bändelt B; Gl;
Schw; Sj Zu; Z: 1. als Bezeichnung der Tätigkeit
des Binden«, Fesselung. .Staat es denn in unserem
gewalt und vermögen, in der andern weit ze machen
kärker, band, für, kelte, hunger, durst und derglychen
pin'?- Zwingli. .Piaeh. roub, brand, band und tod-
schlag.' Vau. In übertr. S.: ,[Der Herzog von »Savoyen
soll Jie aufgelaufenen Kosten abtragen] alles bi b.,
prlicht und insatzung der herschaften, schloss, stät
und land.' Ansh. — 2. im wesentlichen wie nhd. Es
Totze" und es B. sagt man scherzh., wenn in einer
Familie das 13. Kind geboren wird B; vgl. Sack-B.
a) Band als Fessel; in zahlreichen, mehr oder weniger
formelhaften Verbindungen und RAA. Einen i* Bän-
dere" ha" 1) in seiner Gewalt haben BBe., Hk.; z.B.
von einer Krankheit, die Einen ergriffen hat: Es
het-si starch t" Bändre", sie ist schwer krank BBe.
Der Hund liet-mi<'h i" Bändere" g'ha", hat mich zurück-
gehalten, nicht von der Stelle gelassen BBe. — 2) Einen
durchhecheln, verspotten BBe., Hk. Etw. i" Bändere'
ha", im Gange haben BHk. Einen i" d' Bänder ui".
in strenge Zucht nehmen B (Zyro), Einem mit schar-
fen, auch spöttischen Worten zusetzen, z. B. um ihn
zu einem Geständniss zu bringen BR. In Bänder
stelle", Einen in die Enge treiben, ihm Furcht ein-
jagen GRSpl. .[Sie sollen den N. N.] in ünsrü schloss
und bant gevangen antwurten.' 1376, Z Stadtb. ,Si
sülent uns die obgenanten wider antwurten in die
vangnüss und in die band, als wir si vor hatten.' ebd.
.Und wer das nüt hielt, der soll in deren banden
ston, darin diser stat', nämlich mit vier Wochen Ge-
fängniss bestraft werden. Ap LB. 1409; ähnlich ApI.
LB. 1585/1828. ,Uff mittwuchen nechst sant Peterstag
in banden [Petri Kettenfeier].' 1519, Aar. Stadtr. ,Wir
band ein gwunnes Spyl vorhand, der Find muoss in
unser B.' Joh.Mahl. 1671. .Mir wand ihn bringen in
die B.' ebd. ,Ich hab einen Dieben gekannt, der nette
wol können darvonkominen, er stellete sich aber selbst
widerum in die B.' JMey. 1G94. .Diese kam alsbald
wegen verübten Übeltaten in obrigkeitliche Bande.'
Sererh. 1742. ,Hand und B.' ,In oberkeitliche H.
und B. gerahten.' 1046, Z Staatsarch. ,Iu oberkeitliche
Hände und Bande kommen.' 1716, Z. S. noch Hand
(Bd II 1385 u.). Übertr. ,Elys got in frowenklichen
banden.' 1475, Deutsche Volksb. ,Ein Paternoster und
Ave [wird gebetet] allen den frowen, die in müeter-
lichen banden gangen, dass der milt Gott und sin
würdige muoter sy mit lieb entbinde.' 1517, Aa Klo-
ster Hermetschw. Aufs geistige Gebiet übertr. .Er
[StGallus] ist by dir gestanden mit macht und erzögt
sin kraft, gen allen sinen widerstendere hat er uf-
getan Ire bendere und inen erkantnus geben.' 1480,
Zellw., Urk. (Lied auf den G Fürstabt Ulrich VIII.).
,Die Widerstrebenden mit geistlichen Banden und
Strafen zu demutigen.' RCys. — b) (in „Ap;" Sch;
Tb; Zg; Z oft oder vorwiegend dim.) biegsame Rute
(vornehmlich Weidenrute) zum Binden, Heften, Flech-
ten usw. Ap; Gr; G; Sch; Tu; Zg; Z. Syn. Wid. ,11..
Flechtruet, Wid, vimen, tsnia.' Red. 1662. ,B. aus
Weiden, vimen.' Denzl. 1677; 1716. Band (in AaF.;
GW.; ScHSt. ; Tb; UwE.; Zg; Z meist oder ausschliess-
lich Bändli) haue", Weidenruten usw. (zu Bändern)
schneiden, oft von fahrenden Korbflickern, dann als
leichter, aber kärglicher Verdienst auch von armen,
arbeitsuntüchtigen oder arbeitsscheuen Leuten tw. auf
unerlaubtem \\ege betrieben. Daher typisch für eine
niedrige, schlecht lohnende, armselige Beschäftigung.
Dö mecht Ein lieber B. lt. a's Kunstmaler si". Schwzo.
(Bs). Fh hauti lieber B. Helvetia 1884 (Bs). Er
eha" (d' Stüden üs) go" B. h., sagt man von Einem,
der Hab und Gut verloren hat BsStdt; BE.; Gr tw.;
L; GW.; ScHSt. ; UwE. Ich ha" 's verspilt [den Prozess
verloren]: iez chann-ich go' B. h. BE.; UwE. Morn
[kann ich vielleicht] Bändli haue" d' Stüden üs. HBüdl
1834. Er cha"" go" B. haue", bemüht sich umsonst
AALeer.; Bs; B (Zyro); L; S; UwE.; Zg. Er eha""
(iez) go" B. h. (mit dem Füdle'h AaKöIL), hat das Nach-
sehen, muss mit langer Nase abziehen Bs; L. D' Chnnd-
sami lauft im [dem Arzte, der dem Patienten kein Güt-
terli gibt], gli'h derro" und er cha"" B. h. Breitenst.
1864. Vgl. Schili-Band-hauer (Bd II 814). Auf die
Frage: Wohin ist er? wird Einem etwa der Vexier-
bescheid: zun oder d' Stüden üs (in ZF., Wangen i" 's
Türgi use"J go" B. h. Z. Als Abfertigung. Gang go"
B. h. (uo d' tci't S)! scher dich zum Teufel Bs; Gr
Klost. ; S. Vgl. Buhnen (Sp. 1217). Du cha""st-mer
cho" B. h. = du cha"st-mer g'stole" werde', ich trete
auf deinen Vorsehlag nicht ein uTh. Ein schicke'
go' B. h., abweisen B. .[Die Verwandten] hätten
[einen Knecht als Freier] geschickt B. h.' Gotth.
,Wenn es gewusst hätte, dass der Brautstand so lang-
weilig sei, so hätte es ihn geschickt B. h.' ebd. Derb
für fortgehen. Und we""-me" meint, fd' Frä Statt-
halteri"] slg auch e'tnäl d' Stüden üs go" Bändli haue"
[zum Teufel], hät-si richtig 's Messer rergesse" [und
bleibt]. ACorrodi. Go" B. h., sterben AaF.; Z. Der
göt go" B. h., ist am Sterben AaWoM.; Syn. göt i" 's
Birch. Spec. ot) Band zum Anbinden der Weinstöcke;
vgl. binden. Wann </' Beb bis Jakohi nibl ist im !>'.,
so ist 's für de" B'ebme"" e" Schand AAEhrend. .Die
reben in zwein banden legen.' XV.. AAWett. ,Band,
damit man die Reben bindet, capistrum." Denzl. 1677;
1716. ,Dem Rebmann für Bändli zu hauen 11. 1. 20.'
1785, Z Haushaltungsb. — ß) zum Binden von Garben
uä. B; SThierst. Wenn 's z' Pfingste" regnet, so regnet
's der Frucht en Drittel ab, so cha"" der Bür 's dritt
B. im Wahl lo" si"; vgl. Bahnen (Sp. 1217). E" B.
roll, eine Bürde in der Grösse einer Garbe SThierst.
Me* mues' nid Alli (oder Alles) i" ei's B. ne", in
einen Tiegel werfen, gleich beurteilen B. Dafür:
.Alle in ein B. zusammen binden.' Gotth. — y) Wei-
denband, womit die auf das Strohdach gelegten, zum
Zshalten des Strohs dienenden Latten am Holzwerk des
Daches befestigt werden BE. Syn. Büeleren-, Daeh-B.
.Allenthalben sahen am Dache [des Schulhauses] die
Bänder hervor und ganze Zupfen Stroh hiengen her-
unter.' Gotth. — 8) dünnes Band aus (gelben) Wei-
den, womit früher die hölzernen Fassreifen umwickelt
wurden. .2 pfd gen um das trottgschirr ze binden
und um reif und band, so darzuo brucht ward.' um
1540, ZGrün. ,Reif an drei säumige Fass sammt den
Banden.' Bs Taxordn. 1616. ,2 King Hand gebracht.'
1813, Z Küferrechn. S. noch bicken I 7 (Sp. 1119).
— c) gewobenes Band. Vgl. Bändel, a) an Kleidern.
1325
Rand, bend, bind, bond, bann
1326
zum Schmuck, allg., soweit nicht ausschliesslich
Bä)idel dafür gilt. .Alle und jede Knaben und Manns-
personen sollen sich müssigen der grossen Buschlen
Banden an den Dägen und auf den Achslen.' Z Mand.
1680. .Weniger gold- oder silberne Galunen und B.'
Bs Ref.-Ordn. 1758. ,Ein Arbeitseckel von weissem
Adlas, von Bändli-Arbeit und mit weissen Spitzen.'
1789, Inventar. .Neun Sankgaüer Hauben ohne Flügel
und Banden.' 1797. I.nv. S. noch Scknabel-Chäppli
(Bd III 395) und vgl. B.-Herr (Bd II 1539), Bändli-
Hosen (ebd. 1694), Band-Chappen (Bd III 392). —
ß) zum Zubinden eines Sackes. Nur in der Verbin-
dung ,Sack und B.' zur Bezeichnung der Totalität.
,6ott hat fürwar syn urteil gricht, den sack und b.
ücb zugestrickt.' Ruef 1550. Bes. in der RA.: .um
Sack und B. kommen', Alles verlieren. Vgl. Bündel.
.Zonam perdidit, er ist umb sack und b. oder umb
seckel und galt kommen.' Fris. .Durch welchen [Krieg]
sie zuletzt umb Sack und B. kommen seind.' Guler
1616. ,Der verlorene Sohn ist umb Sack und B., in
äussersten Mangel kommen.' JWirz 1650. — y) Gän-
gelband, Leitseil in den BAA.: am Bändli füere*,
Jmdn zu seinem Schaden leiten GRChur. Über Alles
abe" [haben die Regierenden] erst noch d's Bändli
herter a'zoge", ein noch strafferes Regiment eingeführt.
Gl Volksgespr. — d) Wickelhand. .Wann man die
Kinder erkalten lasst auf der Schoss, am Bettlein,
in Bändern.' FWürz 1634. — e) Tragband. Tragbere"
mit Bande". 1837, Z Inv. — f) Band im menschlichen
oder tierischen Körper. Bänder schnide", Operation
bei Gelenksteifheit des Rind- und Schmalviehs GRPr.
.An diesem teil sind zue der lingken und rechten syten
zwei hörner. die band der bärmueter genannt.' Rief
1554. , Nervsennen und Zug, oder wie ein Jeder im
dann seinen Nammen zu geben pfleget, insonders
heissen es die Band in Teutsch.' FWürz 1634. Spec,
Bändli, Zwerchfell Bs (Sieber). — g) geschmiedetes
Band, wohl allg. ,Dem Schlosser umb zweig isine
band an die gättciv 1567, ZGrün. Band, das Lauf
und Holzschaft eines Gewehres zshält. ,Für ein B.,
das Stück untere 5 Btz., mittlere 7 Btz., obere 9 Btz.'
1821, Z (Verordn. für die Büchsenschmiede). — h) im
Bauhandwerk. Noch unbehauenes (Uw), behauenes
(„Ap;" BSi.), langes Stück Bauholz; zu Bauholz ge-
rüstete lange Tanne B (vRütte). Balken, der andere
verbindet L; GMarb. ; SchwMuo.; Z. ,Die stein aus
den mauren und die band aus dem holzwerk.' 1530,
Habak. Spec. a) PI., die in die Mauern oder Wände
eingelassenen Balken, auf denen der Boden eines
Stockwerks ruht Schw. — ß) PI., Balkenkranz an
einem Gebäude BSi.; Winden, Leuk, StNikl.; Syn. Ge-
vierti (Bd I 926). l'nderi Bänder, unterer Balkenkranz
am Speicher BBönigen. Auf Steinblöcken ruhende
Querhölzer, auf welche die Brügi-Laden des Stalles
zu liegen kommen BSi. Querbalken in Speichern und
Scheunen BHk. — f) Strebe AAWallensw.; LHergisw.;
Z, Bug oder Schwenk-Holz AABesenbüren. — 8) = Gal-
gen 3 d (Bd II 231) ApK. — i) = Galgen 3 a ApK.
— k) meist PI. = Asli-Stangen (s. Asnen 1 Bd I 504)
Schw. — 1) in RAA. a) us Band und Band st", cho",
wie nhd. Aa; Bs; Th; in ZO. us B. und B. gö". —
ß) durel' (bzw. dür'h) Band GRChur, Churw., D. (neben
Bann), Glaris (dür* Bann), He.. L., Mal., Pr., Seh.,
Tschiertschen (dürch B.J, dw* (bzw. düreh) (d)'s B.
BR.; Gl; Gr ObS., V. (Bant); GW. (auch Bann); Ndw,
düf* d' liayit GrLuz., Pani. Schud., ihr Band »"«<•;/
W, dur'h 's B. e'u-eg AALeer. ; Ap (in H. auch </. /;.
fweg); Bs; Schw; Tu; UwE.; U; Z, über d's B. ("weg
B: 1) durchweg, ohne Ausnahme, durch die Bank Aa
Leer.; Ap; Bs; Gr; Schw; Th; Z. „Ieh will's du rcl' 's
B. e"veg ne", ich will Eins wie das Andere, ohne
Unterschied, es sei gut oder bös, hinwegnehmen, allg."
D' Ghriesi sind dör'h 's B. e'w'eg hübsch Ap. [D'
Manne*] siml dur** 's B. e'ieeg guet a'g'hirtet g'si*.
Schw Fastn. 1883. .Künftig sollen alle Töchteren und
Knaben, welche in dem ledigen Standt begriffen, si
habind Eltern oder keine, durchuss und durch das
Band enweg bevogtet sein.' 1661, Gl. .übschon das
ganze eidgenössische Collegium zu Erhaltung des
gmeinen Stands und Landsfridens durchs B. weg gnaw
mit einander verbunden.' JHHott. 1666. .Die Strassen
im Engadin sind durchs B. also beschaffen, dass zwei
Wägen ungehindert neben einander durch passieren
können.' Sererh. 1719. .[Die Bewohner des Münster-
tals] sind bisweilen nur gar zu geschwind [betrügerisch
im Handel], sowohl als die Engadinor schier durchs
B.' ebd. ,Die Ober-Engadiner sind durchs B. ein
schöner Schlag Leute.' HJLehmann 1797. — ß) durch-
schnittlich, gemeinhin, fast ohne Ausnahme B; Gr;
GW.; UwE.; U; W. D' Trübe« sind hür dür°* B.
schü* GRMalans. Er hed durch 's B. e'weg schöns Veit.,
sozusagen Stück für Stück UwE. Dürch d's B. [im
Allgemeinen] sin die trockenen Jär die gueten BR.
Wie 's bi de" Pure" düreh d' Bant der Brück ist.
Sciiwzi). (GrPi\). Wenn das Amt auch nicht viel ein-
trägt, so wirft es doch Etwas ab: drr Band n'iccg
[Alles zusammen genommen] lät 's Appgs W. .Ver-
braucht an der Engelweihe 1586: an Wein 16 Aimer,
durch B. aus 8 fl., Summa 128 fl.' SchwE. Arch. —
Y) Oppis durch 's B. durche" b'haupte", steif und fest Tu.
Syn. dur'h all Bbde" dur'he' (Sp. 1026). — 3. Pflanzen-
name, im Allgemeinen für die Weidenarten, in ä. Spr.
auch für andere Pflanzen, die zu Bändern (i. S. v. 1 b)
verwendet werden. .[Reben zu Wipkingen] mit weg,
mit steg, mit uslend, mit bouinen, mit bendern.' 1356,
Z Urk. ; vgl. B.-Garlen (Bd II 437). ,Wer dem andern
syn grass, band und derglichen abhouwt.' 1552, Th
Wagenli. .Bender, allerlei weiche gewächs, daraus
man band macht, als wyden, birken etc., vimen. Ort,
da vil bänder wachsend, viminalis locus.' Mal. ,Sie
getrauten, das b. [die Bindweiden an der Töss] als das
kleinfüeger solten inen ouch bliben.' XVI., ZWthur
Stadtb. Vgl. noch B.-Land (Bd III 1304), -Stüden,
-Stock. Spec, gew. Bändli a) Dotterweide, Sal. Vitell.
„Ap;" G; Sch; Th; Z Wettschw., Zoll. ; unterschieden
als gel'ci (s. Bd II 291). röti B. ZZoll. Syn. Bänderen.
— b) Korbweide, Sal. vim. Th; ZO., Wettschw. —
c) Sahlweide, Sal. caprea. Dcrh. — 4. etwas Band-
förmiges, a) schmaler, horizontal verlaufender, ge-
legentlich als Fussteig dienender Absatz einer Fels-
partie, z. T. kümmerlich mit Basen bewachsen und
dann Schafen und Ziegen, an weniger zugänglichen
Orten auch Gemsen zur Weide dienend BO. (in Ha.
vegetationslos im Gegs. zu Fad Bd I 670); Gl; „LE.;"
SchwMuo.; Uw; „U" ; vgl. Panorama von Zürich 1837,
133. Die Planggen und Bänder am Bigib'erg SchwMuo.
D' Geiss isch doben i" de" Bändere" B (Zyro). D'
Gämschi sind dur'h 's B. hindere" g ' Sprunge" UwE.
,In die Bergweiden, Kohlhütten, Löwinnen, Pendli.'
G Woehenbl. 1798. Band, häutiger Name für Geiss-
132?
Rand, bend, bind, bond, bund
V'.-><
weiden SohwMuo. S. auch Anderegg 1898, 962. —
1>) .jäh fortlaufender Abhang eines Waldes L." Wald-
saum GrD. — c) Rand oder Bord an der Emporkirche
L„E.", G. (Ineich.), auch an der Laube vor dem Hause
L (Ineichen). — d) in der Weberei a) = Gang 2 ab
(Bd II 339) Z. — ß) Fehler im Seidengewebe, der
dadurch entsteht, dass ein Teil des Zettels stärker
gespannt wird, wodurch der Stoff streifenweise eine
verschiedene Dicke und Struktur erhält Z. — 5. etw.
Zusammengebundenes, a) von Hanf. Nimm die Bändle
Hanf ab <ltr Oberte", du weisch scho", die Fimmelbändle,
uo g'sunderet si* zum Ratsche", und lösch die Mäschel-
bändle zum Reite" dobe" BsLie. — b) Bändli, Anzahl
von 26 Arzneigläsern, die mit Stroh an den Hälsen zsge-
bunden sind Ap. — c) e" Bändli Vögel (z. B. Finken),
12, auch 13 an der Zahl G (TTobL). — d) (in Zg noch
n., sonst m., aber wenig volkstümlich) Band eines
Buches. ,Aus den vorhandenen Predigten liegen noch
unterschiedliche Festbetrachtungen zum Druck fertig,
die ein dickes B. ausmachen werden.' JJUlr. 1733.
— 6. im Familienrecht, Abstammungslinie. Seite. ,Ich
bin eins burgers tochter hie edels geschlechts von
beiden banden.' ChMcrer 1596. ,Die Kinder derjenigen
Geschwüsterten, so dem Abgestorbenen von beiden
Banden verwandt, das ist von Vatter und Mutter har
Geschwüsterte sind. Die Kinder der anderen Geschwü-
sterten, so dem Verstorbenen von einem Band gesipt,
das ist entweders nur von Vatter oder nur von Mutter
har Geschwüsterte sind.' B Gerichtssatz. 1615; ähnlich
Bs Ratserk. 1635. .Wann die Geschwüsterdene ab-
sterben und verlassen nur geschwüsterde Kinder von
beiden Banden und geschwüsterte Kinder von einem
Band, so sollen die geschwüsterte Kinder von beiden
Banden den halbigen Teil vorausnemmen.' 1669, BSa.
,Wie die Halb-Geschwöstrigen , das ist von einem
Band, einanderen erben mögen.' G Erbr. 1721.
Das Dira. Bändelt kann auch zu Bändel gehören. Über
lautliche und begriffliche Beruh ruug unseres W. mit Bann
s. d. Die RA. unter 2 1 ist wohl eig. zu verstehen als ,auch
noch durch das Band hindurch', d. li. durch und durch,
durchaus; zwischen a und ß lässt sich, vorab in den ä. Be-
legen, nicht streng scheiden. Auffällig ist das männl. Geschl.
des W. (doch vgl. nhd. .Verband') in der Stelle: ,Noch ehe
der erste Safttrieb begonnen, wird der erste Band vermittelst
gelber Weiden angelegt.' Pfau 1863. — B. in Lokalnamen
(zu 3 bzw. 4 a gehörig). Bändli-Wis ZKüsn. .Ein wisli
genant iu Bender.' 1541, ZZoll. .Benderbühl' ZStäfa. ,ln
Bänderen', Name von Gebirgshöhen BO. (Jahn 1857, 327).
,Die Pfarrkirche zu Bänderen am Estner-Berg [iu Gr].' Spre-
cher 1772, 279. Zu 6 vgl. noch F Stadtb. 392/3.
Achsle"-Band: zum Tragen von Sennereigerät-
schaften. 1659, SchwE. Arch.
Adel-Bändli: ,Namc einer sehr kurzen Gasse
am Felsenrand zw. dem Schloss Rore in Aarau und der
Kirche, welche den Adeligen eingeräumt war.' Aa Gem.
Nach JJBäbler 1889, 10 ,der zur Burg Rore gehörende
gebannte Bezirk', wornach das W. also zu Bann zu stellen
wäre.
Üf-Band: Aufschlag. ,Gar zu kostbare Band zu
Aufbanden sollen gänzlich verbotten sein.' G Kleidcr-
ordn. 1727. — Egg-: hölzerne Latte, die am Dach-
rand von der First aus nach beiden Seiten hinunter-
führt und zum Schutze des Daches dient ZWeyaeh
(vereinzelte Angabe). Vgl. Egg-Bund.
ln- m.: Patengeschenk. Ars. 1861. 71. — Mög-
licherweise liegt ein Druckfehler für In- Bund (s. d.i v.u.
Under-: 1. (U.-BändliJ = T'nder-Fängli (Bd I
855) AABb., „F.", Z. 1815; ScnSt. (Sulger). ,Es ist
ein Meitli im Oberland, das spinnt alljahr ein U.'
Schimpfr. 1651. — 2. lederne Schleife, welche das
Haupt des Flegels mit der Flegelkappe am Stiele ver-
bindet AaF., Fri.; SThierst. — 3. ein Ansatz an der
tiefgehenden Angelschnur, gew. aus Pferdehaar mit
9 Angeln dran TiiErm. Mit nü'ängligem Underbändli.
ONägeli 1898, 13. Ein grosser Fisch kann, wenn der
Fischer die Angelschnur zu rasch einzieht, 's Under-
bändli absprenge". — 4. es U. mache", einen Unter-
schied machen, nicht gleich behandeln BR. — Ort-:
1. meist eiserner Beschlag an der Spitze (,Ort') der
Schwertscheide Bs (Spreng). ,Item von der spengler
wegen, welich da scheiden ortband machend und alt
pepf bletzend, die süllent in schmiden zunft gehören.
Were aber, das niemand in schmiden zunft were, der
swarze ortband machen könde, so sol man mit inen
reden, das sy söllich in ir zunft haben, die swarze
ortband machen kunnent.' 1431, Z Stadtb. S. noch
Rugg-Messer (Sp. 463), Balg 2 (Sp. 1209). — 2. ,Orae,
belege oder soum an einem kleid, ein ende, bort oder o.'
Fris.; Mal. — Setz-fade" (nach einer Angabe -fade")
-Bändli: Zeugstreifen, der zusammen mit den Setz-
Fäden (d. s. die Enden der Zettelfäden, die durch
Kamm und Blatt hindurch gehen, um die Zettelfäden
des neuen Gewebes an sie anzuknüpfen) vom fertig
gewobenen Stück abgeschnitten wird GT. — Fini-
sell- (GrAv.). Fisisell- (GnPr.) : fingerbreites leinenes
oder auch baumwollenes Band; s. Tsch. 382. Etli'h
Ellstecke' F. und Brisnesteli. Schwzd. (GrPi\). —
Füer-Band: Gängelband. ,Die Vorsorg Gottes hat
dir gleichsam deine erste Wiege gezimmert, dir deine
erste Führbande angelegt.' JJUlr. 1727. ,Dir die
ersten Führbande angeworffen.' ebd. .Ein endernes
Feür-B.' 1800, Z Inv. (unter Kindszeug). — Firn-
-FVre'-Bändeli: ein Streifen fruchtbaren Bodens, im
Sommer infolge seiner geschützten Lage unter über-
hängenden Felsen, von denen Wasser herabträufelt,
mit üppiger Alpenvegetation bedeckt, am Übergang
vom Stei"-Täli zum Gletscher am Glärnisch Gl. —
First-Band: Name der quer über die Dachfirst ge-
legten und durch Schnürung zsgehaltenen Lagen von
Stroh, die den deckenden Abschluss eines Strohdaches
bilden BVorimholz; LLuthern. — Fuess-: Fussfessel.
,Da Hess ein rat [von Bern] die vier väter [in den
Jetzerhandel verflochtene Dominikaner] im kloster in
f. schmiden.' Ansh. ,Job will anzeigen, der stock oder
fuossband schneidind oder truckind in, dass man es
sähen möge, dass es schnatten gebe.' LLav. 1582. —
Fäsch-: zum Tn-fäschen (Bd I 1097) Neugeborner B.
— Fisch-: (seiner Form nach einem Fisch ähnliches)
Türband B; Scuw; Th; Z. .Messingene Fischbändli
fl. 3.' 1789, ZStdt Haushaltungsb. — Flue- BSa.;
„LE.; Obw; U", Flüe- B (Zyro): = Band 4 a.—
„ Flück-Bändli: eine Vorrichtung, kleine Vögel,
z. B. Zeisige, zu zähmen und zu dressieren, bestehend
in einem an zwei Orten geschlitzten ledernen Händ-
chen, an dessen zsgenähten Enden ein Drahtkettcheo
befestigt ist und das den Vögeln wie ein Gürtehen
so angelegt wird, dass die Flügel durch jene Schlitze
gezogen werden Aa; li." — Gade"- Band: langer,
dünner Holzstamm, beim Bau eines .Gadens' verwendet
Ndw. — Gurt-: Tailleband ZStdt. — Geize"-:
eisernes Band, welches die beiden am Pflugbanm
I ::■_':>
Dann, bend, bind,
13§0
befestigten Enden der Pflugsterze und den Pflugbaum
selbst umschliesst und zsliält, Bs Taxordn. 1646. —
Glogge"-: aus einem breiten, gew. gestickten, unten
mit beinernem oder metallenem Griff versebenen Strei-
fen bestellender Glockenzug in Wohngcmächern Z. —
Grendel-: eisernes Band am Pflugbaum. Bs Taxordn.
1646. - Gras-: = Band 4a Gl. — Gris-: Familien-
name. ,Nesa Grisband.' 1357, Z Steuerbucb. — Hug-
Bändli: Weidenband der Korbflechter Z (Jucker).
Vgl. Hug-Baum (Sp. 1238). — Hals-Band (-Bann
IT". ). -Bänäeli S : 1. um den Hals geschlungene Binde,
Halstuch (für Männer) BBe., Gr., Ha.; Gr ObS.; PPo.j
S. Syn. Häls-Bonnett (Sp. 1200). Elise, wo Donnerli
steckseh denn au"*? Du muesch dem Frit: 's Hals-
Bändeli chnüpfe"! Joach. 1883. — 2. wie nhd. a) an
Menschen. .Ein halspand, silbry und vergalt, hat an
der gwicht 27 lot.' 1189, Z (Waldm.-Inv.). .Halsband
und goller.' 1531/48, Jesaj. Scherzh. e" hänfi* II,
Galgenstrick in eig. Bed. ScnSt. (Sulger). Du liest
iez es schöns schwarzes H. um, sagt man zu Einem,
der seinen Hals nicht gewaschen hat B. — b) an
Tieren, allg. — ,Hand-: handbinden, handeisen,
eisen die hcnd einzeschmiden, manicse.' Mal. — Har-:
1. a) (schwarzes, ganz- oder halbseidenes, auch nur
leinenes W) Band, das von den Madchen oder Frauen
zum Schmuck in die Zöpfe geflochten wird S; W.
„Rotes oder buntes Seidenband mit einer Quaste, der-
gleichen man zu unterst in die weiblichen Haarzöpfe
einflicht, wenn ein ländliches Mädchen sich mit dem
jungfräulichen Kranze schmückt L;" UwE. — b) um
den Kopf gebundenes (Sammet-)Band zum Festhalten
der Haare, bzw. des Haarnetzes der Mädchen (Gärnli)
Th; U; Z. — c) Kopfputz der Mädchen bei der feier-
lichen Kinderkommunion UReusst.f — d) Krone als
Kopfputz der Gatten ledigen Standes. Herrlib. 1749/51;
b. Gotten (Bd II 524), ferner Chragen (Bd III 791).
,Die wibsbilder [der Wiedertäufer], so vorhin ir har-
bändli, bendel, juppen, schlutten und kragen verbrennt
und hinweg geworffen, machtend sollichs alles wider-
umb zwiffach, sprungend und tanztend, sassend dann
baide, mans- und wibsbilder, by an anderen hin und
wider in den stuben, wälden etc. in grosser vermessen-
hait und unachtsame Gottes.' Kessl. .Nun hatt sy an
krenzli oder harbendli uf irem hopt.' ebd. ,Es wer-
dent die jungen Töchteren vermahnet, sich des Ab-
zühens der Haarbanden grad bei Anfang der [Hoch-
zeits-JMahlzeiten oder der Mitte als ihrer jungfreüw-
lichen Zierd ze müssigen.' XVII., Z Mand.; ähnlich
1674, ZEglisau Stillstandsprot. S. noch Hinder-für
(Bd I 905). — 2. Zopfband männlicher Personen.
,Item ein Haarband 6 Schi.', für einen Studenten.
1740, AKiicHLER 1895. — Stirnen-Här-. ,Die Töch-
tern [sollen] das St. nicht so gemeinlich und ohne
Underscheid [gebrauchen].' Z Mand. 1703. Vgl. Stirnen-
Band. — Hose"- (in PA1. J/os-) Band, in I,E. (St.1');
Ndw -Biindi, in ZZoll. -Bandit: 1. a) „Strumpfband
beim weiblichen sowohl als männlichen Geschlecht,
bes. in Stumphosen LE."; vgl. Hosen 1 (Bd II 1608).
— b) beim männlichen Geschlecht Band, durch wel-
ches am Knie Strumpfund Kniehose zsgehalten werden
PAL; Ndw; ZZoll. f; gesticktes Band, durch das die
ehemals über die Hosen hinaufgezogenen weissen
Strümpfe festgehalten wurden. Uw Gem. 43. Scherzh.
von zähem Käse: er ist so zach, nie" chönnt Hosc-
bändli drüs mache" ZZoll.; vgl. H.-Bändler. .Seidene
Schweiz, Idiotikon IV.
hoseubändli werden [den schuolern] weggenommen und
vom almosen verkauft.' Z Schulprot. 1561. ,21 biiel
arissin hosenbändlj.' 1571, Z lnv. ,L)ein hosenbänder
du bass bind, die schuech will ich ausbutzen gschwind.'
GGotth. 1599. ,Wir verbieten [u. a.] die Rosen und
Rubans auf Schuhen, auch die Spitzli an den Hosen-
bändern.' B Mand. 1628. ,Ein par Hosenband.' Bs
Taxordn. 1G4G. ,Ein allgmeiner General-Stadt-Zürich-
Lump, sagt Einer, wirt dorby erkennt, dass er erstlich
bin sich hab ein Tabackbüchsli, domach d' Hosen-
bändli crüzwys über d' Knü binde, einen eignen Löffel
bin sieh trage, ein Baret mit einem Schmutzblätz uff-
habe.' Schimpfr. 1651. .[Verboten werden] deren mit
Steinen versetzten Hosen-Banden.' Z Mand. 1680/170.'!.
.Einem Welschen für 5 Ell Hosenband, item für 5 Ell
Hattet- und Floretband 26 ß 0 hlr.' Zubers Tageb.
1681. , Hosenbande' als Handelsartikel genannt. Z Ges.
1757. — 2. Hosennestel. .Was zog er [der zur Eicht-
stätte geführte Friedli Bucher; s. ztte-nestlen Sp. 843 u. ]
uss sim HembliV Es schönes Hose°bändli.' Wo d' bist,
halt reini Hand und e" guet g'nestlet Hose'band.
Sprww. 1809. ,Item so einer einen stäcken, ruoten
oder täschen an einem gürtel, seil, hosenband nach
im zeucht, so bedörffend [die Wölfe] nit zuo dem
selbigen menschen nahen.' Tierb. 1563. — 3. oberster,
riemenartiger Teil der Hosen GrRIi. Syn. Weichen-B.
- Hose"-bäiidler: geringer, zäher Käse Z. Syn.
Hosen-bündler. — .Joch-Band: das zwei zusamen
bindet, das eelich band, jugale vinculum.' Mal. —
Jude"-: gew. PL (in GSa. -Bänder) = Juden-Gras
(Bd II 794) GSa.; ZZoll. -- Gaffe-. .Güldene und
silberne Caffe-Banden.' Bs Polizeiordn. 1715. Vgl.
Gaffen (Bd III 158). — Kalbs- s. Chamb II 2 (Bd III
299) und vgl. Chue-Chamb (ebd. 300). -- Kinds-:
Geburtswehen. ,Die K, Angst, Gefahr, Notgeburt,
dein [Marias] Hilf und Gnad treibts glücklich fort.'
1672, S (Lobgesang). ,St Johannis Öl ist auch gut
den Frauen, so in Kindsbanden liegen.' XVII./XVIII.,
Arzneib. — Chunkle"- (bzw. Chüchle"- usw.): Kun-
kelband Gr; Th; Z. — Kuppel- s. Gurt la (Bd II
444). — Kopf-. Von Jmd, der sich ,an sein K. er-
henkt hat', berichtet ein Z Brief v. J. 1782. — Ober-:
.Strebe gegen Hochstud oder First' BVorimholz. —
Kasten-, ,Von einem Par Kastenband dem Schlosser.'
Bs Taxordn. 1646. — Chnüttel-Bändli: = Ghnüttel-
Hälsel (Bd II 1212) AABb.; Z. — Chnü»-: Strumpf-
band ZUhw. — Kristall-Band. ,Die Crystallsucher
geben Achtung auf die weisse Quarz-Adern, welche
sie Crystallbande heissen, denen graben sie nach und
öffnen die Felsen.' JJScheüchz. 1708. ,Das Kr. ist
jener Quarzstreifen, welcher in einer fortlaufenden
weissen Ader das Gestein des Berges äusserlich um-
zieht, in welchem der Kristallgräber eine innere Kri-
stallgrube vermutet.' Altmann 1751. — Chretz-, in
UwE. Ghritz-: 1. = Chretzer 3 a und b (Bd III 933)
AABrugg, F.; L; UwE.; Z. ,Ein eiserner Schleiftrog
nebst Kretzband' L. ,T)ie Kräzbänder [werden] gänz-
lich verbotten.' Bs Mand. 1763. — 2. = Fuess-Isen 1
(Bd I 539) AABrugg. — Chrftz-: Tür- (oder auch
Fenster-)band von T-Form B; Schw; ZStdt. — Le-
der-: Salweide, Sal. capr. ZWettschw. — Leid-:
schwarzes Band, zum Zeichen der Trauer um den
einen (linken) Ärmel oder auf dem Hut getragen Bs-,
B; Z. ,3 Ell Leidbändeli 7 ß.' 1763, Z Haushaltungsb.
— Be-lä£-: = Gurt-B. ZStdt. — Lock-Bändli:
i ..I
feawt. bend, bind, bond, band
! ! !
Weidenzweige, womit Kosen an Bäume angebunden
werden Z. — Leim -Band: Name eines Teils der
Alp Eyen in UwE. 1765, Ztschr. f. schwz. R. .Wägen
dem Leinband und Laubstreuwi auf der hinderen
Eyen.' ebd. — Läppli-. ,Der gottlose Hochmut, die
verfluechte" Läpplibänder, die G'staltröck und die
grosse" mächtige" Bandchappe", die bringe"d ebe° dere"
Zeichen an Himmel [Kometen] und alles Unglück uff
d' Welt.' Stutz 1853, 202. — Latte"-: langer, dünner
Holzstamm, der zu Latten gespalten wird Ndw. —
„Latsch-: B., in eine Schleife gelegt wie eine Ko-
karde." — Wanne"-macher-: Weidenband, woraus
Getreidewannen geflochten werden. .Von 5 Büscheln
UV XVIII. , Bs Zollordn.
MOre"-: feines Seidenband. Zell" Pur Moribund
i" d' Zopf. Stütz. — Aus frz. moirl.
Nadel-: Band zum Einstecken von Nadeln?
.Nadelbendli, brütschli und göllerlin fin, all sidin. als
wärends kilchengewand gsin', von Weiberputz. Salat.
,Zu Abstellung und Mässigung der bisshero geübten
überflüssigen hochzytlichen Zierden und Schmucks,
so die Hochzyter ihren Gesponsen geben müssen, es
syen guldine Kettenen, Hals- oder Armbänder, Ge-
schmelz und Bing, ganz silberne, ganz ubergülte
Gürtel, Bestecke, Mässer und Nadelbender, köstliche
Seckel an silbernen Kettelinen, sydene Strumpf und
derglychen.' B Mand. 1628. S. noch Müs 2av (Sp. 476).
— ,Nädle"-Bäu(l]i', Hofnaine LSemp.
Nase"-: 1. um die Nase gelegtes Band, a) für
Kälber (auf der Weide); es ist mit Stacheln versehen
und soll verhindern, dass die Kuh das Kalb länger
saugen lasse UwE. (Dan.). — b) für Hunde Z f. .[Es]
solle kein Hund ohne Maulkorb oder N. auf die Gassen
gelassen [werden].' Bs Mand. 1770. S. noch Wasen-
Meister (Sp. 535). ,Er ist zahm geworden wie mein
Hund, als er das erste Mal das Nasband trug.' HPest.
— c) für Pferde. 1659, SchwE. Klosterinv. (unter an-
derm Pferdegeschirr aufgezählt). — 2. Bestandteil
eines Scharfschützen-Stutzens. ,Ein N. 8 Btz.' 1821,
Z (Verordn. für die Büchsenschmiede). — Buch-:
Leibgurt GiiPr. (MKuoni). — .Balken-: securicla,
subscus.' Mal. — Bind-: spec. das Seil, womit der
Bind-Baum des Heuwagens fest angezogen wird, gew.
aber Wellen-Seil genannt S. — Burdi-: breites und
starkes Band, das Kühen, um den Gebärmuttervorfall
zu verhindern, umgebunden wird Schw. — Bort-:
grösserer Stein, der an den Kanten von Mauern zum
Binden des Mauerwerks dient? Vgl. Binder. ,Die
bartbänder [,Bortbender.' 1606] mögent allweg ein
bartband für zwen zylstein [Grenzstein] gezellt wer-
den und nit anders.' 1537, B (Zeitschr. f. Schweiz. B.
XX b, 63). ,Ein bartband [.Bortband.' 1606] mag man
für zwen zylstein rechnen.' ebd. — Büschel- Bs
(Spreng -ü-), Büscheli- AaZ. : Wickelband für Kinder. —
Bü"-: langes, zugehauenes Stück Bauholz. ,So lang
wie ein Bauband.' Ndw Volksbl. 1869. .Baubänder.
Haghölzer.' 1785, Ndw. — Bride"-: den Achsenstock
umspannendes eisernes Band, durch das die sog. Briden
(s. d.) festgehalten werden TuHw. — ,Reb-: anie-
rina.' Ebinger 1438. — Rüde"-: Halsband für Hunde.
.Millus, rüdenband.' Ebinger 1438. Die Landleute von
GT., nach dem Loskauf von dem Gotteshaus St Gallen,
.gabend uss iren dienern als weiblen und derglychen
ire kleidet und farw . . . und ein wyss r. um den einen
ermel.' HBiill. 1572. Einem ein R. um den Hals zu legen
galt als schwere Schmach. 1505 werden zwei Bürger
von AaB. gefänglich eingezogen, weil sie einem Bürger
von Neuenbürg ,ein R. um den Hals geschlagen' haben.
Absch. III 2, 315; vgl. ebd. 321. Jörg uf der Fluo
und sieben andere Walliser sollen sich erlaubt haben,
.in der stadt Lucern oder anderstwo in der Eidgnoss-
schaft über fry gleit den hochwürdigen und strengen
herrn bischof von Vienss Pyrro Loy und Rockapertin,
ritter, Frankrichs botten, r. anzulegen, das bisher und
ander derglichen misshandlungen nit gewonliehen ge-
brucht oder nachgelassen in einer löblichen Eidgnoss-
schaft, söllich fürnemen achtende, als ob es mit wer-
ken vollbracht war.' 1508, Gfo.; vgl. Ansh. III 40;
Absch. III 2, 414/5. Die Verwandtschaft eines er-
schlagenen Freiburgers scheine durch das Blut des
Täters noch nicht befriedigt, sondern lasse merken,
dass sie noch bei 27 von Genf verzeichnet habe, die sie
im Betretungsfalle niederwerfen und Einigen ,Riden-
bänder' anlegen wolle. 1533, Absch. — Reif-Bändli:
= Band 2 b 8. .Ausgaben für R. 14 ß.' 1787. ZStdt
Haushaltungsb. — R üetere"-Band: = Band :.' b y
ÄASiglisd. — Ge-süchti-: B., das der Kuh zum
Schutze gegen Krankheiten umgebunden wird und
umgebunden bleibt, bis es abfault BBe. Vgl. Bündel.
— Sack-: Schnur zum Zubinden eines Sackes S.
,5 ß gab ich um Sackband [an .Fruchtsäcke'].' 1571,
ZGrün. Scherzh. e" Mütt und 's Sackbang, 12 Knaben
und ein Mädchen. Schild. Vgl. Band 2. ,Thoman S.',
Name eines Bauern. UEckst. — Schaub-: Stroli-
band. '.-.• Wasser isch [von dem getauchten Kiltgänger]
inyi/'laufe" wie an der Aare, wenn-men e" Buschele"
Schaubbänder netzt und si löt rert rupfe". BWvss 1863.
— Sehnech-: Bandschleife an Schuhen (ä la Louis
XIV.). .Schuhband, sonderlich die mit Spitzen, [wer-
den] den Männern verboten.' Z Mand. 1650. — Schaf-:
Felsband, auf dem man im Sommer Schafe weiden
lässt Ndw. — Ge-schirr-: neben dem .Chuchi-
g'stelb erwähnt. 1837/8, Z Baurechn. — Sehöss-:
Schürzenband Gr. Um 's Seh. um, euphemistische
Bezeichnung der Hüftengegend, im Munde der Frauen.
— Schliess-: 1. Eisenspange zur Verbindung zweier
rechtwinklig an einander stossender Eckbalken B
(vRütte). — 2. an Blockwänden der hölzerne Riegel,
der in das eine Ende der Spindien [durch zwei Balken
hindurch gehender grosser Holzzapfen] eingezapft ist
und dadurch, dass er die Spindien am Zurückgleiten
hindert, die Balken zshalten hilft BBr., Gt., Innertk.
— 3. am Deckel eines .Troges' [hölzernen Koffers]
befestigte, bewegliche eiserne Spange, die in den an
der einen Seitenwand des Koffers befindlichen Schliess-
kopf einfällt und dadurch den Koffer schliesst B
(vRütte). Syn. Schienggen. — 4. selten auch die Rohr-
schnalle, die wagrecht liegende oder aufrecht stellende
Kaminrohre in ihrer normalen Stellung festhält B
(vRütte). — Schnorre"-, in Ztw. Schnorre*- : Maul-
liand, -korb für Tiere, spec. Hunde Ar; GStdt; Tu: Z.
Nach einer ä. Angabe (für GStdt) ein in Leder ein-
gefasster Strick mit Malschloss. Me* sött-em e" Sehn,
a'lege", von einem Schwätzer. — Schwell-: Quer-
balken in einem Flusse zum Schwellen des Wassers.
Vgl. Fall-Baum (Sp. 1236). ,Under der Brück im
Strodel von dem Schwel-B. hinweg bis zum Trüllwaag
| Wirbel | bat ein Haufen Eis 8 Schuh hoch sich ver-
sandet.' 1788, ZNiedergl. — Seh wemni - Bändli :
Name der liegenden Balken, aus denen die Wände
1833
Band, bend, bind, bond, bund
1334
eines .geschwemmten' Gebäudes bestehen UwE. —
Stich-Band: zweite Pfette (zw. der untersten am
Ende dos Rafens und dem Firstbaum) GRüti. Syn.
Tach-B. — Stüde"-: 1. biegsamer Zweig von Stan-
den zum Anhindon, Flechten usw. (ir1>., Pr., Seh. --
2. aus Stauden bestehender, einem lebendigen Zaune
ähnlicher Streifen in Ackern [und Wiesen (iuPr. —
Sturm-: (meist lederner) Kiemen, auch elastische
Schnur, womit bei Sturm die (militärische) Kopfbe-
deckung festgehalten wird, wühl allg. — Stirne"-:
Stirnband der Frauen mit einem Kleinod, das auf die
Mitte der Stirn zu liegen kam Z (Ende der 30er Jahre).
— Streck-: Bestandteil des modernen Pfluges; s.Bühl.
IV 117. — „Sträle"-: eine zuweilen mächtige, zu-
weilen ganz schmale, meistens horizontale Lage von
weissem Quarz. Hochgebirge, bes. U." Vgl. Kristall-B.
— Strau"-: = Band 2 b y AaBIj. — Strumpf-
(Strümpf- GlH.j Ndw): in GlH.; LE.; S; Ndw; Z
Zoll, meist dim.. wie nhd. I** ha* der Chummer nie
über 's Str. ufe" g'lo". Joach. 1885. Chäs [so zäh],
wie* chönnt Str. drüs mache" ZZoll.; s. Hosen -B. Ib.
Glaube und Brauch. Wenn Einem das Str. auf-
geht, so denkt ,Tmd an ihn oder spricht von ihm.
Rothenbach. Die Strumpfbänder am Abend kreuzweis
auf den Tisch zu legen, bewahrt vor Krampf. HZahler
1898, sie rechts neben sich zu legen, vor Behexung
ZHorg. — Tach-: 1. ( Tach-BändliJ =• Büeteren-B. Aa
Bb., Böttst., Hell., Oberhofen. Vilm.. Wegenst., Wyl
(Fri.), Wyl bei Mettau; BPieterlen; SGr. Syn. Tach-
Bueten. ,Nur daran merkte mau die unaufgehaltene
Vergänglichkeit, dass Jahr für Jahr die Dachbänder
sichtbarer wurden.' Gotth. — 2. zweite (GRüti), dritte
(BBönigen) Dachpfette. — Deck-Bändli: = demVor. 1
S (BWyss 1863). — Till-Band: = Band 2 h a. Scnw
Muo. Er ist eso grosse'', das,-er-sic'' underm T. muess
tiieke". — Doppele-- s. Engel-Land I (Bd III 1300).
— Dörr-: hart werdender Verband bei Beinbrüchen.
,Des herten Dörrbands nit mehr notwendig.' XVII.,
BArzneib. Vgl. Türr-band-Pflaster. — Trag-: 1. Trag-
riemen'Z. Wenn nw die Hunds Trägband nüd wäri'd!
ruft man neckisch Jmd zu, der sich mit einem schwe-
ren Korbe schleppt ZS. — 2. Tragbalken, Unterzug
ÜBwLung. — Weiche"- Z (Jucker), Weichi- GaCast.,
Chur, He., Pr.; Uw; Z (Dan.): Weichenband der Män-
nerhose. .Weichibändli.' 1739/42, Obw. — Wiege"-:
1. qner (z. T. kreuzweis) über die Wiege gespanntes
Band, wodurch die Decke festgehalten und das Kind
am Herausfallen verhindert wird Bs; B. .Bändel-
schnür, Floretbändel und Wiegenband 1 fl. 25 ß.'
1764, Z Haushaltungsb. — 2. Band, das an der Wiege
befestigt wird und dazu dient, dieselbe auch aus
einiger Entfernung in Bewegung zu erhalten B. Syn.
Waglen-Schnuer. Bis us der Liebi Narre'seil mi"s
Schätzli macht es Wiege'band. Schwz. Dekl. — ■ Well-:
= B.-Chessi (Bd III 519). JJScbedcbz. 1746. — Wilchi-:
= Weichen-B. GrA., Gast., Klost.. L., Rh.
Wind-: Halsband für Hunde. .Armillati canes,
die windband anhabend.' Fris. - Amhd. urintbant.
Winkel-: rechtwinklig in seiner Ebene umge-
bogenes Eisenband an Fenstern, Türen, am einen
Ende mit einer Öse versehen Z.
..Warm-: Breiunischlag, Kataplasma Scaw." —
warm-banden: „Breiumschläge machen" Schw. ,Den
ganzen Tag auf dem Eissen gewarmbandet.' DKvn
1855.
Wasser-: wohl Moire-Band; vgl. Mören-B. .Ein
W. für ein Haarschnur, es schwänzet immer auf die
Schuh.- Lied von Kleiderpracht. — Zug- s. Gharr-
Han(w)en Bd 11 1813. — Zer-: Zugpflaster aus Harz,
rotem Sandelholz, Weinhefe, Branntwein Z.
bände" I: 1. Weidenzweige zu Bändern (siehe
Huml 2 b) schneiden Bs; GiiHe. ; ZDättl. Mer sind
hüt g'si* go* b. 1)' Zeine»machcr händ bi der Zoll-
brwjg 'bandet GnHe. S. noch Feinen (Bd 1 822). Auch
übertr. : Gang go" b.'. = gang go" Band kaufen! (Sp.
1324) Bs. — 2. Reben mit Weidenzweigen an ein Ge-
länder heften ; wird Stroh dazu verwendet, nennt man
den Vorgang binden Bs (Spreng).
stock-: die Streckbögen (s. Sp. 1068) an den Reh-
pfahl binden ZB.
bandig: mit dem unter Band 4 d$ beschriebenen
Fehler behaftet, vom Gewebe. HDolder 1851, 19.
Bandi"g I f.: coli., was zum Binden dient, a) die
Riemen und Stricke, welche zu einem Handschlitten
gehören GT., Ketten und Bänder an Fuhrwerken Gl.
— b) PI. Bandege", BaiuLgli, die Ketten oder Stricke
zum Anbinden der Ziegen Schw. Mer Geiss weder Ban-
dage", sprw., nach aussen viel Aufwand und zu Hause
Armut, mehr Stolz als Reichtum Schw (Schelbert).
Ge-bänd n.: coli. 1. (seidene) Bänder zur Kopf-
tracht des weiblichen Geschlechts, bzw. diese selbst.
,Um swa für man dekeiner stacht gebende verkouffet,
es syn sleyer oder tünne tuoch ald houptuoch oder
sweler leije gebende es danne ist, und bristet dem
gebende der lengi oder der breiti umb ein vierden teil
einer eine und mere, das gebende alles sol man en-
mitten durch den grat zersniden.' 1336, Z Stadtb. I 85.
,Sol nieman enkein rouwes noch ungebleichtes noch
unbereites gebende kouffen noch verkouffen, weder
sleyer noch houptuoch noch tünne stucke, an allein
das gebende, das man gewonlich rotes hinnan füeret.'
ebd. ,Were das ieman Zürich unusbereit gebende
koufte in ir hüsern oder anderswa, daz nicht bereit
were, als es danne wesen sol, der git von iedem
sleyer V ß ze buosse.' ebd. S. auch in-binden, ge-
bund, ge-bündig. Das Pestilenzweib war ,wüst be-
cleidet mit eim heidischen gebend umb das haupt.'
DScuilling 1484. ,Wenn die Töchtern von ihrer
Mutter gelassenen Kleider, Gebänd oder Kleinod einen
Vorteil habend.' 1617, TiiDiess. Erbrecht. , Kleider,
Kleinoter, Gesteücht, Gependt [der Braut].' 1655, G
Urk. — 2. im menschlichen Körper (i. S. v. Band 2 f).
,So die gebänd und haftung der bärmutter nachlassend,
erlamend und unkreftig werdend.' Ruep 1554.
Bändel m., Dim. Bändeli: 1. a) schmales ge-
wobenes Band zum Binden (auch zum Einfassen),
meist von Seide oder Baumwolle, insbes. als Bestand-
teil des weiblichen Putzes AaF., Fri.; Bs; B; Gr;
SG. ; Th; Z. Vgl. B.-Schntier. Die hat schön B. a"
der Chappe'! ZDättl. Bindeli, Bändeli wend si [die
Weiber] ha*. Ineichen 1859; ähnlich Uw Wildma"" 75.
Vgl. noch B.-Gumper (Bd II 314). -Jud (Bd III 13),
-Läufer (ebd. 1147), -Miili (Sp. 190), -Bock, -Werch.
,[N. N.] hat ein bändel ab siner schuben gerissen und
sich damit gehänkt.' Ansb. .[Höflichkeit] stat dir au
wie einer suw der bendel.' HBcll. 1532 (gegen Hs
Salat); nach Sprüche XI 22. ,Ee die silbrin schnuor
zerreisse und der guldin bendel zerbreche.' 1560, Pre-
diger. .Lemnisci, bendel an den krenzen.' Fris.
1335
Band, bend, bind, hond, bund
IM ;c,
.Bendel, kölnisch 5 pfd.' 1571, Z [nv. .Binde mit
einem B. zusammen.' FWürz 1634. .Diesen Teig solt
tlu um einen leinen oder seiden Bendel wicklen und
walen auf einem zinnern Teller.' ebd. .Atlis-Bäudeli
18 Ell 48 ß einem Saffoyer Kramer.- 1G9U, Zubeks
Tageb. .1705 wurde befohlen, dass die Spitzli, Schnür
und Bändeli sowohl von den alten als neuen Kleidern
bis Mittfasten abgetan werden.' Obw Volksfr. , Käpp-
iein von Sanimet, jedoch ohne Überfluss an Bändelein
und ohne Kosen.' Zg Ref. 1723. ,B., Nestelschwänz
[an einem Hanf-Löli Bd III 1261].' Sintemal 1759.
S. noch Här-Bcmd Id. — b) als jungfräuliche Kopf-
tracht. Vgl. Hür-Band. ,Geri Metz Grefinen liu.sfr.niw
sprach zuo Katlierineii von Horouw: du bierenwerdige
böse frouw und böse huor! und sluog si und machte
si bluotrüss, und nani ir iren bendel und warf ir den
in das bacht.' 1402, L Ratsprot. .Doppelter Bendel-,
turmartige Kopfbedeekung, an Hochzeiten oder ,Kind-
hebeten' getragen, aus zwei über einander gestellten
.Jungfrauen-Bändeln' (s. d.) bestehend; 1636 verboten.
Bs Jahrb. 1897, 168. — 2. a) Schnur GG. Seiden-
schnur, die vom Baldachin herunterhängt: .Vormals
haben die Ratsherren [von S] am Lieberherrgottstag
[bei der Prozession] den Bendel getragen, heutzutag
aber gehen nicht einmal mehr die Gemeindräte zu St
Ursen in die Pfarrmesse.' Postheiri 1872. — h) kurzer
Packfaden BGadm. — c) Schuhriemen B; Z. Der B.
ist-mer ufg'gange". — d) Schnur zum Zubinden eines
Sackes. De" Hack am B. ha", über Etw. Gewalt haben
S (Schild). De- Sack und de" B., Alles GRh. Potz
Sack und BA enphem. Entstellung aus potz Sakerment
GitSchiers (MKuoni); GRh., Sa. Iez füert t" prächtig'
nöüi Strouss Wh», potz Sagg und Bindel, das tvett-i'*
meine"! Albr. 1888. (Potz tüsig) Sack am B. L (In-
eichen); S (Postheiri). Aus Diesem und Spitz-Bueb
eontaminiert die scherzh. Bezeichnung: Du bisch e*
Spitz am B., ein Spitzbube B (Zyro). — 3. streifen-
förmiger Ansatz an Kleidungsstücken, a) = Weichen-
Band. .Der oberste Umfang der Schwinghosen wird
der Hosengurt (B.) genannt.' RSchXrer 1864. .Zwei
lederne Riemen an .durchgängigen Knöpfen hielten
die fast unhaltbaren Hosen beim B. mit himmelblauen
Schnürlein nur nachlässig vereint.' üw Gem. 44. Hie-
her die RA. unter Juppen (Bd III 54/5); doch vgl.
Hosen-Bändel .1 a. — b) Hemdkragen, , Vatermörder'
Aa (Rochh.); GlH. ; L; Zg. Syn. Brlsli. .Mein erster
Bewohner war besonders taub über den B. [und meinte].
man solle die Hömlikragen an das Halstuch befestigen
oder den B. souverain erklären, unabhängig vom Hömli
und nach dem Kopf der Herren richten, die ihn tragen
müssen, nicht nach dem Eigensinn einer Näherin.'
Elsen. Zg Kai. 1883. — c) Kragen an Rock oder Weste
Ndw. — d) Aufschlag am untern Ende eines Weiber-
rockes Ndw. — 4. in einigen RAA. Ein am B. (auch
wie am 11. Bs) (ume") füere" 1) ganz nach seinem
Willen leiten Bs; B; Th. Die Fraue"zimmer füere'd
iri Manne' öppe* noch am B. Scuwzd. (Th). — 2) am
Narrenseil herum führen, hintergehen AaWoIiI.; Bs.
Bwi bim B. ne>, packen ScnSt. (Sulger). Einen am B.
ha" l)'pers., „Einen gängeln nach Willkür", völlig
beherrschen Aa; Bs; B; Gl; Th; Z. Vgl. am Grünten
hau (Bd II 383). [Mutter und Abt haben den alten
Grafen] so tarn gemacht, dass-se-ne" schliessleeh ganz
am B. g'ha" hend. Schwzd. De denkst e" /.Uli dra".
icie-n-v'' dich heig am B. g'ha". sag! der Winter zu
dem ihn bekämpfenden Februar, ebd. Spec. ?on den
Beziehungen beider Geschlechter. Mit Keim lät es
[die Kellnerin] sech l" und het-sc doch Alli am II.
OvGreyerz 1898. Die Mt-eti recht am 1!.'. er ist ganz
vernarrt in sie B. Pressiert ys-der denn eso tf hüräte",
dass d' grad Zice am B. häslY Jos.Allensi-acii 1897.
,Das Bäbeli werde frohlocken, dass es wieder Einen
am B. habe, der es aus der Verlegenheit erlöse.'
Breitenst. 1800. Mit weibl. übj. Eini am B. ha",
eine Liebschaft haben Aa; Bs; '/.. S. noch Bändeli-
Macher (Sp. 53). -- 2) unpers. 's hät-en am B. =
's hät-en am Frack (s. Bd I 1294) Tu; Z. lezt hed
's-en recht amB.: De' lud iezt en verfluechte" Busch.
Wolf, Rel. Gespr. Oppis am B. ha", immer mit sich
führen, spec. immer wieder vorbringen Z. De' hat
iez Das awh am B.l Ab ''ein B. st" s. Bd I 27 o.
Eim uf ■'cm B. si", im Wege sein GrV. Gang-mer
cum, B.! aus dem Wege. ebd. — 5. riemenartiges
Stück, in dgl. das zum Dörren bestimmte Fleisch -zer-
schnitten wird GRh. Syn. Binden. — 6. (Bändeli)
Pflanzenname, = Juden-Band L; Z.
Mild, bendel. Zum ganzen Alt. und Jen folgenden Zsseu
vgl. Nestel and Zssen (Sp. sii tt.i. Die RAA. unter 1 kuii-
pfen t«. an 3 a an (vgl. u.im. Boten-Bändel -s '•), tw. scheinen
sie von einer Bed. .Gängelband- auszugehen. .Im Bendel',
Ortsu. GT. Bendelra; Fluni. ZSth.
Ver-Uändel: Einfassung. S. Gassägen 2 iBd 111
500). — i"-fass-: Band zum Einfassen S; Th; Z.
— Flasch- Bäudcli: Gummibändchen ZNer., O. -
Jung - frau"en - Bändel : jungfräuliche Kopfbe-
deckung, an Hochzeiten oder .Kindhebeten' getragen.
Syn. Porten- Zier. ,Um das jugendliche Köpfchen wurde
zuerst eine dick wattierte, mit bunter gestreifter Seide
überzogene Kapotte gelegt und darüber dann ein Ge-
bilde gestülpt, welches einem ziemlich hohen, runden
Körbchen ohne Boden auffallend ähnelt. Dieses Ge-
bilde. J. genannt, konnte einem Verschwender Anlass
zu den tollsten Ausschreitungen geben. Die Kopf-
bedeckung war nämlich über und über mit Goldstoff
bedeckt, mit goldenen Borden benäht und mit Perlen
bestickt; das Einhorn, das Symbol der Keuschheit,
war ein in diesen Stickereien oft wiederkehrendes
Motiv. 1636 musste der Rat den Bürgern verbieten,
für ihrer Töchter J. mehr denn 200 Pfund auszu-
geben.' Bs Jahrb. 1897. Vgl. Schäppeli. — Hals-:
1. = Goller 1 b (Bd II 218) Gl; GrV.; Ndw; Zg. I*
gl&mige* Stiften und Bocken, i" höche" Halsbändlen
und Side'hüete". Gl Volksgespr. 1SMI. — 2. = Goller la
Ndw. — RemAli- (Hemli- UwE.; ZHirz., Hemplis- GA.,
Hemlis-, Hömlis- B; LStdt; Schw; Zg): Hemdkragen.
Der H. stöd-em chrumm L. — Hannes-: = Hals-B. 1
SchwE. Der Maller zerrt am 11. ume". MLlENERT.
Ei's Gloria uf 's ander hinter <'e" H. abe'schüttc".
ebd. — .Haupt-: rediuüculum.- Fris.; Mal. — Hai-:
1. in die Zöpfe eingefloehtenes Band, das auch noch
dazu dient, die Zöpfe am untern Ende zszuhalten B;
ZStdt. Syn. Hur-Schnuer. Vgl. B.-Här (Bd II 1508).
— 2. = Bär-Band 1 b Tu; ZSth.
Herz-: pericardiuin. .Assiduis lamentationibiis
everberata vitalia. der herzbendel ist von stätem
heulen zerbrochen.' Denzl. 1677; 1716. — Vgl. Gr.
WB. IV -2. 1285; Fr. Ztschr. VII 299,
Hose"-: 1. a) = H.-Band I a. .Die Weiber [von
Genf] haben mit ihren Gürteln und Hosenbändeln das
Bildniss V. 1. Frauen und anderer durch die Stadt
1337
Band, bend, bind, bond, bund
1338
geschleift.1 1535 Vbscb b) = H.-Band 1 b. Vgl.
Nestel 2b. ,Ein bekannter Reisläufer and Verschwen-
der gab in kurzer Zeit 100 Pfund nur für II. aus.-
1512, Schhidlin 1895. ,Es ist och abgestrickt und
rerbotten, das kainer mer so kostlich von siden etc.
hosseubendel tragen soll.- Kessl. ,[Er] war also zer-
stossen am Angesicht, das» er nirgendan dann an
einem leibfarben seiden Hosenbendel kondte erkennt
werden/ JGross 1624. .1 >ie beide Schindlen, die an
den .Seiten am Knie stellen, sollen mehr dann ein
Zweit liliand über die Knie- oder H. herab gehen.'
PWürz 1634. S. noch Galgen (Bd II 230). — 2. Schnur
von blauem oder rotem Leder, womit die sogenannten
Pluderhosen vorn unter dein Xabel iisgeschnürt wer-
den, wobei die Enden als Zierden weit hinunterhangen
Aa. — 3. a) „Hosengurt- BHk.; Schw; (lt St.1') <Jr;
L; '/■<;. Ume'laufe* mit de* Narre" chönni*d-mer da**
Tag und Nacht, bis der IL chraeht. Trynkr 1840. —
b) = H.-Band S Aa; Gl; SL.; Uw. „Hoseubund. allg."
.Hemden, die dein Besitzer nur bis zum H. reichten.'
Xnw Kai. 1899. Ein am H. ne", packen, um ihn zu
Boden zu werfen oder übh. zu züchtigen Aa. Es het-en
am H. = es het-en am Bändel (s. Bändel i), spec. von
einem gefährlich Erkrankten Aa. — 4. äusserst ge-
ringer, zäher Käse (den man wie einen H. auseinander
ziehen kann); vgl. H.-Band Ib. Syn. H.-Bündel. De''
Biübeck-Rüedel hat in'n viersger Jöre" es Tavereli ue'tö"
und a'g'fange* wirtc" mit Auge'vertvtUcr vom Se, mit
Bräu: und Holzöpfelmost und mit H. vom Sann «"
da- Hulftegg. 3 Sehh 1 8il4 . — H o s e u - b ä n d 1 e r : = H.-
Bändel 4 Aa; Z. Syu. H.-Bündler. — Chöltsch-
Bändel: von den Bauern weibern selbst verfertigte,
nestelartige Schnur Xdw. ,Galuna und Kelschbändel
[an Kleidern] müssen nicht beseitigt werden.' Obw
Vrolksfr. — Mode°-Bändeli: ein Heilkraut SchwMuo.
Me" brückt 's füv hitzig Chrankete*, für 's Nerve*-
lieber, me" macht auch The vo" de" Würze". — Mül-
Bändel: die Lippen AAGontenschw., Muhen, Ruedert.,
Safenw., Schöftland. En wisse* M. ha", von einem
Bleichsüchtigen. En verbrennte" M. ha", (in Folge
von Kälte usw.) aufgesprungene Lippen. Er het wider
en schöne" 31. , er ist dreckig um de" M. ume", sagt
man, wenn Einer an oder um die Lippen Spuren des
Genossenen trägt. — Nidle"-: Haut auf der Milch
BHa. — Bind-: Band zum Binden an Schürze, Unter-
rock udgl.. im Gegs. zu den Bändern, die zum Ein-
fassen dienen Bs. — , Brust-: brustriem, strophium.'
Mal. — Brut-: „rote oder schwarze Zotten, die unten
am bräutlichen Kranz fBörtli) eines Bauernmädchens
um den Kopf herabhängen L; Zg." .Mit den flattern-
den Brautbändeln wird das Schäppeli oder Börtli un-
term Kinn geknüpft' Aa (Rochh.). — Rock-: Bund
am Weiberrocke, in den das gefaltete Jüppentuch
eingenäht wird Ndw. — Sehäube"-: Bund an der
Schürze Ndw. — Schueh-: Schuhband Bs; Th; Z;
in UwE. nur das gewobene, das lederne heisst Schueh-
Nestel. — Schurz-: = Schäuben-B. Ubertr.: Es -<;/
nit Jedem g'ge", der ganz Tag z' waschle* u»d jedem
Seh. der Hof z' mache». B Bauernkalender 1889. -
Schöss-: 1. (Sehösse*-B.J Schürzenband ApK.. M.
- 2. in Schmalz gebackene Mehlspeise GrPi\ ; s.
Alpenp. ¥11^191 b. — Schwarz- s. Schw.-Hoh (Bd
•II 1256). — ' Sturin-Bändeli: elastische Hutschnur
B. Vgl. St.'-Band. — Strumpf- Bändel: Strumpf-
band AaF., Ke.; Ar; Bs; Th; UwE. (Strümpf-B.j; Z.
Strumpf-bändler: kahniger Wein, vinum pen-
duluni Aa.
V u r-t uec h - Fürt.- Bändel: Schürzenband Bs; B.
Der Marter 'ii/i ]'. hange", sich nicht in die Ferne
wagen Ü. Weiche"- Bs; ScuSchl. ; Z. Weiehi-
Blfa. ; SThierst.:= W.-Band. .Während des Tribu-
lierens und Mahnens zum Essen hat wohl Mancher
im Geheimen unter dem Tische e" Chnopf üs'tö* am
W. für :' probiere', eb 's imeU Öppis verlide" mag.'
Seilkr. — Ge-wunder-, .Am G. gedachte Lisi ihn
dann etwelche Zeit herumzuzerren.' Gönn. Vgl.
Bändel i. — Würg-: Band zum Unterbinden der
Pulsadern. S. hart 1 a (Bd II 1642). — Zupfe"-:
Band, mit dem der Zopf unten zsgehalten wird BsStdt.
bänd(e)le": (bändele) die Bänder frei herunter-
hängen lassen B.
a"-bändleu (in Scüßams. -bandle*): wie uhd. Aa:
Bs; B; Sch; Th; Z. , [Der Erzähler] war in der Stim-
mung, mit einem Gotthardsoldaten anzubändeln [um
ihn über allerlei auszufragen].' B Hist. Kai. 1898.
Spec. ein Liebesverhältniss anknüpfen. Wen» der
Christeli nur kätt welle", so irurd ml" Zisi auch mit-cm
a*'bändlet ha*. Schwzd. (Bs). ,Das Röseli mag jeden
Buben, den es sieht, anlachen, mag mit jedem an-
bändeln und ein Geschleipf haben, niemand hat etwas
dagegen.' vAlmen 1897.
i"-: 1. mit Bändern einfassen AaZ. ; Bs; S. D'
Chnopflöcher si" extra noch i*'bändlct, ''ass si nit «s-
risse". Hadsfrd (S). — 2. = in-fäschen (Bd I 1097) Aa.
— I"-bäudli',g f.: , bunter Jüppensaum' Aa (Rochh.).
ver-: \. = iit-bäudlen 1 Aa; Bs; B; Gl; Gr; L; Th;
Uw; Zg; Z. En Rock, Schueh e. Spöttisch heisst es
von sitzen gebliebenen alten Jungfern, sie müssten zur
Strafe d' Ri-brugg v. Bs; vgl. LTobler, Kl. Sehr. 136.
.Gerigne. verbändlete, wite und ussgschnittne hemder'
tadelt Ansh. an der Tracht des XVI. S. noch Gallün
(Bd II 207). Übertr., rot verbändleti Äuge", rot ge-
ränderte, verweinte B. — 2. a) beim Tanze sitzen
bleiben AAÄarb.; B; S. Ich säge"-der, emel die halbe"
Döchtere* hei" gester müesse* v. B. E" Rätsherre"-
t achter, die öppe* d' Nase" e" chlei" grösser hätti oder
d' Taille" nit so elegant wie die andere", riskierti noch
mir nüt dir nüt e" halben Abe"1 z' v. B Tasehenb.
1881. Die zweu Töchtere", die gar nit stolz g'sl" si",
hei* au"'' keinem Hinab ne* Tanz abg'schlage* und hei"
drum auch nie brücke" z' v. JHofst. 1865. Ei/ii r.
lä", beim Tanze sitzen lassen B. — b) die sitzen ge-
bliebenen Damen zum Tanze abholen Z (LTobler).
— 3. a) eine Nach-, Schlussfeier abhalten und sich
an der Erinnerung des Erlebten ergötzen, Dieses kri-
tisieren Gl. Es wird iez noch verhandlet. — b) nach-
träglich noch sich in Gedanken mit Etwas beschäf-
tigen, innerlich damit fertig werden Gl. Ic* mues'-es
nu'ch v., darüber nochmals nachdenken. Ic* cha"" 's
nüd v., komme nicht darüber weg, muss immer noch
daran denken; von etwas Unangenehmem. — 4. Einen
(auf raffinierte Weise) zum Besten, zum Narren halten,
hintergehen Aa; BE., Kirchb., O., Sis. ; L; SchwMuo. ;
UwE.; Zg. Gel', si händ-di'* schön verbändlet! Er
hed-is welle" v., aber es hed-em g'schlungge" SchwMuo.
.Unterdessen redete fast Alles von dem Ludi, wie der
den Pfarrer versackuhre, versohle, verbendle.' Herzog
1863. .[Lenenberger] lässt sich sowohl beim Rat als
beir Tat v.' Hausfru (BE.J. Bes. häufig vom Ehe-
1339
Band, bend. bind, bond, bund
1340
mann gegenüber der Ehefrau Aa; B. St hed-sich lo"
v. rtin-em. — 5. Ptc. verhandlet, sehr Ar. Er ist v.
höbseh. — Ver-bändlete" f.: Einfassang (der
Schuhe) SThierst. — Ver-biind li"g f.: Einfassung
(an Kleidern, Schuhen) Gl.
Bei -J ist wohl urspr. das Obj. .Tanzboden' zu ergänzen,
Mini das W. bedeutet sonach eig. ,ilcu Tanzboden einfassen,
einsäumen.' :j hat mit 1 den Begriff ,den Abschluss, den
letzten Schliff geben' gemeinsam. Zu l vgl. das syn. ver-
söhn, "i beruht auf einer ähnlichen Verallgemeinerung nie 3:
vertändlet eig. = vollendet, perfekt.
Bande ler: wer mit Bändern handelt B.
.Bender: Kurier, vietor.' Dbnzl. 1077; 17 l'J.
Bändele": = Band 3 a GSa.
v e r - b ä n d e r e u : = ccr-bändlen 1. .Lieschen grübelte
nach, wo es das Geschenk [einen Blumentopf] auf-
stellen wollte, denn es hatte das Fenster schon ganz
verbändert [mit andern Blumen gleichsam schon ganz
eingefasst].' Hausfrd (B).
bänderig: gelenksteif. z.B. von Ziegen GrPi\
Vgl. Band 3 f.
( i'liue-)Bänderi°g f.: Darmgicht, Kolik „Ar;"
GKh. — Der Name „daher, weil die Leute wähnen, die Ge-
därme werden den Tieren bei der Kolik wie durch Bänder
vom Krampte zsgeschniirt. "
bänderle", p- (Ptc. gebänderlet, 'b-): mit kurzen,
schnellen Schritten gehen, trippeln, zunächst von Kin-
dern, die zu gehen anfangen, dann auch von Erwach-
senen; hastig gehen übh. Gr„A.," oHe., Ig., Pr. Es
bänderlet albig umc(r). Das Mändli ist g'wiiss zehe"
Mal an eim Tay in si" Bängertli nffi" 'bänderlet.
Tsch. schreibt den Voe. mit e und a. Urspr. wurde das
W. wohl von Kindern gebraucht, die am Gäugelbande gehen.
Viell. aber gehört es gar nicht in diesen Zshang, sonderu
ist auf lautlichem Wege aus dem syn. bewerten entwickelt,
das zunächst mit hervortretendem Gleitlaut zu beimlerlen
wurde, worauf vor der Doppelconsonanz Reduktion des ei
zu e- eintrat.
ver-: davon-, weglaufen GaSeew. Bas Chind si
uso verbänderlet. Tscu.
Bänder li, P- m. : Einer, der bänderlet GRHe.
bändig: 1. fromm, von Pferden GrKIi. — 2. übh.
lenksam, zahm. .Denimen, zam und bendig machen.
domare.' Mal. ,[Der Esel] der bendiger und zu zäm-
men leichtlicher.' Tierb. 1563. ,B., doiuitu facilis.1
Denzl. 1677; 1716. .Zahm und b. machen [einen
grausamen Menschen].' Sebast. 1730. S. noch gämme-
lich (Bd II 298), heimlich (ebd. 1287).
Mlid. bendec, durch die Koppel festgehalten, von Hunden.
Im Übrigen s. Anm. zu bannig.
ein-: = ein-halb 1 (Bd II 1167), vom Verwandt-
schaftsverhältniss. ,Die nur einbändige Geschwü-
sterigte sind, [sollen] den Abgestorbenen auch mit
seinen zweibändigen Geschwüsterigten erben.' Sch
Stadtr. 171-1. .Wenn eine Person verstirbet ohne rechte
(zweibändige) Geschwistrige, hinterlasst aber Stief-
geschwistrige (einbändige), so erben Diese.' 1787, Z
Kheinau Erbr. : Vgl. noch Ztschr. f. schwz. B. I c 41
(1717, Th); XXV 311 (1784, Gr); ferner Band 6.
u(n)-, in aScHW; Ndw -pändig: 1. halsstarrig,
störrisch, wild, von Menschen und Tieren ÄADegerf.,
oEnd. Unbequem, von Personen BHa. — 2. gewaltig
gross Aa; Ndw. Das ist en u-er Baim Ndw. Als Stei-
gerungsadv.: überaus, sehr Bs; Soiiw; Ndw. Das ist
en U. böse'' Biirb. - Mild, unbenda Vgl. un-bänniy.
für -bannig, -bennig: 1. körperlich sich rasch ent-
wickelnd (und darin Andere übertreffend), von Kin-
dern und jungen Tieren Gk. — 2. lebhaft, Hink, behend
in der Verrichtung von Geschäften Gr. Auch (allzu)
eilfertig, voreilig: Wcnn-e'h-ne" |den Hennen] d'
Fechte" g'stumpet ha", se sind -sch' nütnme* se f.
MKuoni (GrPi-.). — 3. in Bez. auf geistiges Wachs-
tum, rasch fortschreitend, vorgeruckt Gr.
Kig. wohl das, was aus dem Baude hervorragt, das Band
sprengt. Vgl. für-h'ändiij. Auffällig ist allerdings das durch-
gebende -tm- für -ii>l-.
hart-bändig: schwer zu bändigen. Ansh.
dürch-: adj. und adv., durchgehend GT. — Abi.
vou (/«,«'' Sanol (s. Band S I).
zwei-: von Geschwistern, die den gleichen Vater
und die gleiche Mutter haben; vgl. ein-b. .Zweibän-
dige oder vollbürtige Geschwisterte.' 1717, Th.
bändle": Weidenbänder je nach der Dicke in
2-4 Teile spalten THSteckb.
für-bändrig -e- : = für-bändig GrD.
Kunter-, Kunder-Band GRSeew.; LE.; S (in.);
UwE., Chunter-Bande' f. S: Contrebande. K. dribe"
Bs; S. Der Kunderbang, das het Gehl g'ge". Schild
1873. Übh. etw. Verbotenes: Mage'wwrst, Kafß und
der achtbatzig Wi" miiesse" für euch Konterband uff
ebig si*. Hirssiontagbr. — S. Bd III :)77.
Kunter-, Kunder-bändler: Schmuggler lis
(Seiler); GrPi\
Banilelier, in ScHSt. (Sulger); Th; Zu., Zoll. Pan-
telier — n.: 1. wie nhd. .Seitengewehr nebst Pantalier.'
1834, Z Rechtspfl. — 2. spec, Riemen, woran die
B.-Fläschen (s. Bd I 1220) hangen. ,Der Musketier
trug sein gröberes Pulver in sog. Maasse oder höl-
zerne, jedes eine Ladung haltende Pläschchen ver-
teilt, an einem breiten Riemen oder Bantelier gehängt,
über die Achsel.' XVII., vRodt. ,Ein jeder Schütz
soll mit Bulferfläschen oder Bandelieren. Kuglen ald
Steinen versehen syn.' Z Mand. 1619. .Ein Musgeten-
schütz soll hau Bandelieren und Flaschen.' 1620, Obw
(AKüchler 1895). .Arquebusier oder Carabin-Reüter
sollen haben ein Pandalier.' 1629, Absch. ,Der Säckel-
meister soll bis in 60 B. anschaffen.- 1675, Ndw. —
Frz. bandovXiere.
Bandelieri"g f.: 1. Riemenzeug. a.)=Bandelier 1.
,Man soll nachschauen, dass die Seitenwehr gute Be-
henk und dauerhafte Bandelierung habe.' 1696, Obw.
— b) = Bandelier 3. .Sin vollkommen Schiesszüg, als
Bulfer, Flaschen, Bandelierig.' 1617, Ndw. Der
, Bettelbub' erklärte, er habe nur Pulver und Lunten
,zu einer Schlüsselbüchs' gehabt, das er dem Michel
Nerach aus der ,B.' genommen. 1653, MEsterm. 1875.
2. Bänderzeug als Putz mit dem Nbbegriff des
Überladenen B; GitPr.; SchwE. Das ist-mer e* B.,
ein Gewirr von Bändern B. Va" g'ch aufteilt G'/Iäuiler,
va" karjöse" Schwü/rpf und Zürpf und ettes b'sunderge*
Pandelierege" ist an irre" weder lütschel noch nl :'
g'seh" g'sl". Schwzd. (GrPi\).
Bande" I f.: „ein beisammen stehender Haute. Si
ltniil-sirh i" Bande" g' stellt, haben sich in Haufen ge-
stellt." Sonst (in AaF.. Ke. BandiS wie nhd. mit
schlimmem Nbsinn. E" Bandit Meitli, eine schlimme
Gesellschaft GW. Über die ,B. vom tollen Leben'
s. Gfd XIV 120. — Frz. bände.
1341
Band, bcnd, bind, bond, bund
i .1
Bandi"g II f.: Bande ScuwE.; Zo. Der ./»",'/
Herr will vo* so-ere" B. nnnu wüsse*. MLiknert L891.
De' Jml heig das Chetteli von-ere" Zigünerbandi'g
ergatteret. MSchli'mpp 1898.
Bande" II f.: 1. a) Seitenwand der Kegelbahn
Bs; '/.. — b) fehlerhafter Wurf beim Kegelspiel, wobei
die Kugel die Seiten wand der Bahn berührt, bevor sie
die Kegel erreicht Bs; Z. — 2. (gew. dim. Bändelt)
Gartenrabatte, nieist mit Buchs eiugefasst AaSI. ; B; S.
— Frz. bände, Streifen; Einfassung.
Maie°-Bandeli: Blumenbeet B; S.
bände" II, auch bandle": beim Kegelspiel die
Seitenwand berühren, von der Kugel Z.
pandere": zu zweit gehen THEgn. Chö"d-er mit?
Guet, dö chömmer p. Cham, »ier gö'd go* p., ro" öner
Stadt zor andere'! Kinderreim, Vgl. wanderen. —
Zu U-ander (BrI I 308).
Banderei: Bannerherr. In der savoyischen Waadt
hatte ein Solcher 20 Feuerstätten unter sich und
Kriegsdienst zu leisten persönlich mit 2 Pferden und
1 .Lanze' von 5 Pferden seiner Dienstleute. vMBlinen.
Biiniliilli: einfältiger Mensch. Tölpel, in Scherz
und Ernst L. Pandöifi, Spottname des Gewohnheits-
trinkers AALindenb.
Doch wohl von dem in unsern Quellen allerdings nicht
belegten Personennamen Pandnlf; zum Ausgang vgl. Dtjlfi,
Adolf.
Pandnr (in Aa; Bs; B; L; Th; ZW1. dafür oder da-
neben BandürJ m. — PI. Pandüre", B-: 1. a) grosser,
dicker, roher Kerl AaF., Ke. — b) nach LTobl. P»-,
Lastträger; übh. von Leuten, die ihre Körperkraft um
Lohn zu verschiedenen schweren Hantierungen (z. B.
am Kauf hause, im Bahnhofe) anbieten BStdt. Vgl.
Alpenp. VII 154 b. — c) zerlumpter Kerl AALeer.
Vagabund, Gassenjüngling S. Schimpfname, Brigant
Aa. Schuft: Pandüre" bis dert un'1 innen üse" BLeiss.
— d) Mannweib Bs. — e) Schelte auf nngeberdige
Kinder, bes. Mädchen Aa; SchwE. Ir Donders Pan-
düre'! SihwE. Ic* mues'-mic* halb chrank raggere",
bis mini ', Pandüre" iri Wiehnachtsarbeite" für iri
14 Gatten und ßüttene" fertig g'chnorzt band; d' Hälfti
mitend die Müetere" doch immer selber mache'. MLenz
1894. — f) Bandüre' mache", sich extravagant be-
nehmen ZW1. — 2. Name eines (jetzt selten mehr
gespielten) dem Jass ähnlichen Kartenspiels AaF,
Ke.; Ap; Bs; B; L; Th; Z. Mit dem Rufe P.l nimmt
der Spieler die Verpflichtung auf sich, alle Stiche zu
machen Th; Z. S. noch üf-legen (Bd III 1178).
In Bed. 1 liegt dir Ton gemeinhin auf der zweiten, in
Bed. 2 auf der ersten Silbe. Das W. ist wahrsch. slavo-
nischen Ursprungs und bezeichnete zunächst einen bewaffneten
Dienstmanu, weiterhin einen leichtbewaffneten, in fast mor-
genländischer Weise bekleideten Fussoldaten, wie sie nam.
an den südshivischen Grenzen Österreichs gegen die Türken
verwendet wurden. Vgl. auch Schni.-Fr. I 248. Zu 1 vgl.
bes. Husar (Bd II 1T.'>0). zu 2 Stall-Ohnecht, das cbf. Name
eines Kartenspiels ist.
pandüre" (in Ltw. ; Th bandüre"): das Karten-
spiel Pandür machen.
Bandüri in.: Tölpel LMalters.
Huri-: ungeberdiges Weib L.
Tschuri-: unordentlicher Mensch, der mehr sich
bemerkbar macht als wirklich arbeitet L. De' het
scho" ne" bär Tag 'denkt, de' Chappi mües'-em iez
de" fürt, de' schafft .' wenig »<<'. de' seig nur so ne"
Tsch. RBrandst. 1889.
Bandüre". Maiteli, tue de Balle" zue, 's ehunni
en Tratjünerbueh, häd röti Spitzhöseli «". silberni B.
dra*. Stctx (nach einem alten Volkslied).
Bind m.: Fassbinder, Küfer. Nur als Kamilienn.
.Rüdiger B., Spitalmeister zu Baden.' 1451/70, AaB.
Mhd. 'binde, ahd. 'binlo, eig. Noin. ag. zu binden, mit
specialisierter Bed. ; vgl. lat. cietor. Die Bildung entspricht
der von ahd. eßßo, Esser, h'el/o, lou/o aa.
Fass-: = dem Vor. .Hans Gräbel, der vasbind.'
1456, L. ,Hans von Matt, der vassbind.' 1487, L.
S. noch Heinz-Mann (Sp. 260).
Als Familienname I.: SchwArth; 1386. 1-142. 1492, L.
,In Jennis Fassbinden hus.' 1403, L. ,Des Tassbinden huss.'
1528, AaMell.
U'nder-bind m. : Baumwollfaden oder (aus .Sei-
denresten zsgedrehte) Schnur, womit jede Flotte (s.
Bd I 1230) lose zsgehalten wird Z. Syn. Under-Bund.
Ge-bind (Find Th, Pont Ap) n.: .Bindwerk, Ge-
binde' Ap. Fass Th.
Binde" Ap (in H., M. Bünde"); B; Gr ; „L;a PAL;
G; S; Th; Ndw; WKippel, Lax, Lö., Raron; Z, Binne"
WÄrnen, Leuk, Münster, Naters, „Raron", St Niki..
Turtm.. l'int WStNikl., Visperterm., Bindi Bs; Sch
— f., Dim. Bindeli, in Z auch Bindli : 1. wie nhd.
,Sidin binden' zählt Ansh. unter den Gegenständen
des neumodischen, durch die fremden Kriegsdienste
ins Land gekommenen Luxus auf. S. auch Bändel 1 a.
Spec. a) breite Binde zum Einwickeln neugeborner
Kinder Ndw. — b) ,Ein Dotzend Bindli an di Hand.'
1800, Inv. (unter Kindszeug). — c) gestrickte oder
gehäkelte Schleife, die zum Schutz gegen die Wit-
terung um den Hals geschlungen wird GrD., Peist,
ObS., V. En B. mit Zottle" oder es Halstuech mit
Frame" [als Pathengeschenk zu Neujahr] GRPeist.
Bindeli. Halsbinde ZHorgen. Ein hinder d' Bindi
schifte", Eins trinken BsStdt. — 2. a) auch Dim.,
Fleischriemen, wie er vermittelst Haken oder Bind-
schnur im Kamin zum Räuchern oder an der Luft
zum Trocknen aufgehängt wird (Bündnerfleisch) Ap;
GrD., L., Luz., Pr.; „L;1* G. Syn. Bändel 5, Biemen.
Es sind noch SO und so ril B. Fleisch im Chemi" Gr.
.Eine diegne B. für den Mittagstisch aus der Spense
hervorreichen.' Gr Kai. 1868. An .digenem' Fleisch
460 Binden. 1712, G Neuj. 1893. — b) = Has 5 (Bd II
1668) GrD. — 3. die Decke eines Gemaches tragender
Balken, Unterzug, in den gew. das Hauszeichen des
Besitzers eingegraben ist PAL; W. Syn. Til-Battm
(Sp. 1247). Band 2 h a. — 4. meist dim. Bindli,
bretterner Wagenkasten ApVorderland. Syn. Bennen.
Mach 's Bindli z'sämtne": mer brüche'd 's hüt.
Ahd. binta, mhd. binde. Zum Voc. der Ap Form Bände"
vgl. ebd. bände", binden. Der Ausgang -i' beruht auf Suffix-
übertragnng; vgl. DeeJä (ans deckt), Biegt, B'gchütti uä., auch
lity (Sp. 1056/7). 4 wohl eher Dim. zu Bin« iSp. 1308).
Abe" -bindli Z, Appe'-bindi Ndw: gestrickte
Kopf hülle für Mädchen, die nur das Gesicht freilässt
und durch einen unterm Kinn geschlungenen Knoten
zsgehalten wird. — A "-bindi: Stange oder Rute,
die in einiger Entfernung vom Ufer in den Seegrund
gesteckt wird, um die Fischernetze daran festzubin-
den L. .Von der Anbinde oder der Bindt-Rute an
hinus uf die Wyte des Sees.' 1658, L. — Üre°-
Bindli: gestrickte Kopf binde zum Schutz der Ohren,
i .1
Band, bend, bind, bor
l::il
mitunter auch drei/.ipiiig Z. Syn. Örcn- Tüechli. —
Stiere°-Hals-binde°: Kummet S. - , Haupt -
Binden: haupttüechle, vitta. Ein lange h., tenia.
H-en, wie sy vor Zeiten die künig und künigin truo-
geml. diadema.' Mal. — Huet-: Crepebinde, zum
Zeichen der Trauer um den Hut getragen Z. Binde,
die zum Schmuck um den Hut geschlungen wird. .Hut-
binden' fanden sich ua. ,in Herrn Statthalters Gemach
im Schloss Pfeffikon.' 1659, SchwE. Inv. .Alle kost-
liche Hüetlihinden' sind den Mannspersonen verboten.
Z Mand. 1050. — Kinds-: (gestrickte) Binde, in
welche der Leib von Neugebornen eingewickelt wird Z.
,Zwei lismete Kindsbinden.' 1800, Inv. — Chopf-
Bindli:= Ören-B. Z. In anderm S.: , Sechs Kopf-
binden von Leibet.' 1797, Inv. — Leid-: = L.-Band
BsStdt; ZStdt. -- Läss- Lös- Aa (Harbin), Lässi-
ZZoll.. Lasse'- Ar; L; Schw; Tn8teckb., Lässer- Gl;
„LE.;" Uw; ZO. : 1. Aderlassbinde Aa; Ap; Gl; L;
TnSteckb.; Uw; ZO., Zoll. .Binden, als die lässer-
binden und andere, so man zu wunden und scheden
braucht, habenula, pittacium.' Mal. .Ich habe über
die Rollbinden oft 2 Lassbinden geschlagen.' FWUrz
1034. , Sechs Lesserbinden.' 1790, Inv. — 2. verall-
gemeinert, Binde zu verschiedenen Zwecken, so zum
Verbinden von Wunden (L) oder geschwollenen Glie-
dern (Schw), zum Einwickeln Neugeborner (Schw). -
Nabel-: = Clnnds-B. Bs; Z. S. auch Guller (Bd II 218).
— ßueg-: oberster Teil des Vorderschenkels eines
Kindes GStdt. — Barr-, Bär-: 1. mit Lederstreifen
befestigtes Brett zum Schliessen der Barr-Lucken
(s. Bd IH 1250) ZO. — 2. = Barr-Lucken ZO., Tüss.
,[Bei wirklichem Futtermangel] schiebt [der gross-
tuerische Bauer, der über seine Verhältnisse sicli Vieh
angeschafft hat] Streu und Stauden durch die B.' Stütz.
Wann de'' Heustock ügg'seh* hat wie e» Sibe'ggjäriger,
d' B. i"g' fröre" g'si" ist, der Gable"stil wie en Iszaj/fe"
a'z'rüere" and de'' Tiirschlengge" wie Harz. JSenn
1864. — 3. Wand, an der sich die B-en befinden Z
Mönch: (vereinzelte Angabe). — Roll-: aufgerollte
Binde, zu Verbänden gebraucht. ,Habe das Knie ver-
bunden mit einer breiten R-en.' FWürz 1634. ,Lasse
es in 10 oder 14 Tagen verbunden, auch wohl steif
mit den R-en angezogen.' ebd. — Stube"-: = Bin-
den 3 W. — Trag-: Wickelband für Neugeborne
ScHSt. Vgl. Träg-Chind (= Fäsch-Chind). ebd. Trag-
gurt, den hochschwangere Frauen etwa anbringen
oder anlegen zur Stütze und Erleichterung ihrer
Leibeslast. ebd. — Weich-: ein Teil des vordem
Oberschenkels am Rind GStdt. Syn. Schuften. —
Wölbi-ßinnu: = Binden 3 W. Si hei" rili nrr-
eckochti Goldstück funnu", die er [der Mörder] in-er
Usg'holotW W. versteckt hat. W Sagen.
binde» („binne" GW.; ÜUrs.; W"), in ApH., I.,
M. bände" — Conj. Prät. bund AALeer. ; Bs; GlK. ; L;
ZZoll., btmdi GrI>., Pr., Seh., bündi GüTschapp., bin-
deti, bindti Bs; GrCIiut, He., Rh., Tschapp.; Z und
auch sonst als modernere Form — Ptc. Prät. 'bunde* :
1. wie nhd. allg. a) im eig. S. D' Schnell b. ,Die
Natur beugt mehr auf dessen Seiten, der guldin Hing
an Fingeren trait, als auf dessen, der die Schach mit
Widen bindt.' FWvss 1073. D' Strumpf b. Bi Dem
mues'-me* <!' Strumpf am Marge" binde", von einem
Arbeitgeber, der die Arbeitszeit seiner Arbeiter derart
ausnützt, dass es ihnen nicht einmal möglich wäre,
während derselben ihre Strümpfe zu binden Z. Er
cha" iV Strumpf 1/., sich reisefertig machen (seine
Rolle ist aasgespielt) Aa; Z. 's Chline cha" "-der helfe"
[der zu Hause beschäftigten Mutter], aber die Andere"
sölle'd d' Strumpf b. [sich auf den Weg machen].
Joach. 1881. En Hag b., die Zaunstecken und Quer-
latten mit Ruten verbinden. .Ihr solt den Zun nicht
weiter b., als 's Vatterland sich jetzt tut finden.'
JCWeissenb. 1701. En Holzschlegel [mit eisernen Rei-
fen] 6. Z; auch 1784/5, Hotz, Urk. Es Fass, es Schüc/i
b. Eb me" herbstet, läd-me" d' Sta»de" b., eig. und
übertr., von rechtzeitiger Vorsorge ZZoll. ,Ist also
vil wyns worden, dass man alle alten fass hett müessen
b.' 1540/73, UMey., Wthurer Chr. Garbe" b., auch mit
weggelassenem Obj. Aa; Bs; B; Tb; Z. ,N. N. git von
allem den zehendt, das er mit der wid bindt.1 1522.
Th. Eine (Wagen-)Last festbinden, zsbinden. Ei, Ätti,
SO bind doch norh ("mal. se -im-mer dann ganz dilirimel.
sagte der Prättigauer Bueb GrHc. Der Blast ist eso
g' schwind cho", das* s' band miiese" un'bnnde" [mit
ungebundenem Heu- oder Garben Inder] hei" fare" Z
Zoll. Das häd 's Eueder noch 'bände", hat die Zahl,
die Lücke gefüllt Ap. Wer guet bindt, fart guet '/..
guet 'bunde" ist halbfe") g'fare" Bs; GrHc.; GBern.; '/..
guet (oder fest) 'bunde" ist halbfe") 'treit Aa; ZO., Wl.
Beim Schichten einer Last, beim Anlegen eines Heu-
oder Miststockes, beim Mauern usw. je zwei Stücke
dadurch verbinden, dass man ein drittes Stück über
die Fuge zwischen beiden legt B; Th; Z. Du muest
besser b., ruft man Dem, der auf dem Wagen die
Heulast schichtet, zu, wenn diese aus einander zu
fallen droht Th. Vom Verbinden der Balken. ,Item
die von Anyves sond die brugg tecken und h.' XV..
Gr. .Man hat von dem alten Tachstuhl, was dem
Gewelb hinderlich war, hinweggenommen und ihn
wiederum fest und sicher b. lassen.' 1755, UAttingh.
D' Bebe" b., nieist mit weggelassenem Obj. = heften 1 a
(Bd II 1060), spec. im Frühjahr die zu Bügen ge-
krümmten letztjährigen Schosse mittels Stroh- oder
Weidenbändern am Rebpfahl befestigen Bs; Tu; Z.
Wenn 'böget und 'banden ist, cha""-me" hacke" ZZoll.
,B. (Heften) geschieht mit Stroh.' C'hurer Beitr. 1792.
,B.- neben ,gerten, aufheften' ua. unter den Arbeiten
im Weinberg aufgezählt. 1593, Z Lehenbr. ; s. H Weber
1869, 24. Tiere b. ,N. N. wird verklagt, dass er durch
seine Güter mit gebundenem und ungebundenem Gut
nicht will fahren lassen.' 1483, Ndw; s. noch Guet 5
(Bd II 547). Die Beklagten dürfen einen Fussweg
benutzen, wenn sie mit ,gebundenenr Vieh auf den
Markt fahren, insofern auf der betreffenden Zeig kein
Getreide steht. 1530, TiiAad. ; vgl. dazu JNater 1898,
442. Churz 'bunde" si", übertr., barsch, schroff sein B.
,Er ist kurz gbunden, grob und grimm, kein mensch
darf widersprechen im.' Mauriti ANA 1581. ,irritabilis,
zornmütig, entrüstlieh, kurz gebunden, der bald auf
ist.' Denzl. 1077; 1710. Menschen b., fesseln, allg.
.Auch sollend die Schreiber schuldig sein, wenn es
von böten sein würd. zu helfen fachen, b. und führen.'
Auf. XVIL. GRKlost. LB. In der ä. Spr. auch ver-
binden, einen Verband anlegen. .Dann rüeftend etwan
die wunden um hilf und heil irs lebens und Seelen,
als zuo bichten, binden und dass man si gfangen
nein.' 1531, Salat. .[Etlich] schickt man zuo den
fuoren gen Cappel, gen Zug. und wie man rnocht, ze
erfristen und binden.' ebd. — b) übertr. oc) von
äussern) oder innerni Zwange. D' Chinde" tuend b..
1845
Band, bend, bind, bond, bnnd
1346
hindern an freier Bewegung SoiiSt. (Sulger). fA"
Öppis) 'bände' si*. , All unser nachkomen, die wir
vesteklieh herzu binden [verpflichten].' 1395, Gl Urk.
,Ich will mich willigklich b. under das joch der ge-
horsaimui.' 1475, Deutsche Volksb. Bern wollte von
dem Pensionenwesen nicht lassen, ,wenn alle ort ein-
hällig und ouch das mer das minder bunde.' Ansh. ;
wofür gleich vorher: .das minder dem mer sölte volgen.-
,In der pfiieht, eids und diensts, damit er uns gebunden
und gespannen gsin, ledig zu lassen.' 1541, B. —
ß) Etwas 6. a', wenden, setzen an Sch (Kirchh.); Z.
Öppis dra' b., sichs Etwas kosten lassen. A" d' China
am-' vil b. Z. ,Ich müsste den Adolf nicht haben,
wenn sie Leib und Leben müssten daran b.' Stütz.
,Das ist myn rat yetz z'mal, dran z' b. [im Prozess]
vich und stal.' UEckst. 1526. ,Ein paar Dörfer daran
b.' 1531, Absch. ,Mir wend üb und guot daran b.'
XV./XVL, G Arch. ,Die von üri wölltind Beilenz be-
halten und daran Hb, ehr und guot b.- Äs.Tschudi.
,An die arbeit noch ein jar b., addere annum labori.'
Mal. ,Er wolle darzu ein aug zugetruckt und gern
den kosten daran gebunden han.' Jos.Mal. 1593. —
Y) ,1'as bindts (das bindet. 1716), in hoc est firma-
mentum ac robur, id est palmarium.' Dexzl. 1677;
1716. ,Das bindts!' hilft, machts aus. ZRhein. Be-
antw. 1747. — 2. drücken, von den Schuhen UMad.
D' Schueh tuend -wh'c* starch b. — 3. kastrieren Gl.
Zu 1 b y vgl. den ä. Beleg bei Schm.-Fr. I 248. 2 wohl
zunächst vou Schnürschuhen. Zu 3 vgl. das syn. nhd. ,schnü-
reu.' — Hieher der Iiup.-Nauie ,Bind-den-Esel' : , Peter Pinteu-
esel.' 1362, S; ,Hänsli Pintenesel.' 1374/82, ebd.
ab-: 1. ab i. S. der Trennung, Beseitigung, a) etw.
losbinden BsStdt; Ndw. ,A., auflösen, absolvere, dis-
solvere. Das schiff a. oder auflösen, absolvere navem.'
Mal. ,Der hirt [dem der Lohn vorenthalten wird]
mag ein houpt, das er gehirtet hat, a. und uff den
mist füern und das umb sin hirtenlon öffentlich ver-
ganten, wie dann sölliehs von alters har gebrueht
ist' KHaüser 1895, 344. — b) durch Binden besei-
tigen, abschnüren. E" Wärz a., durch Umwinden mit
einem leinenen Bindfaden und allmähliches Zsziehen
desselben die Warze entfernen ZZoll. Hieher (oder
zu a?): ,Eine andere Weise der Zauberkuren ist das
sog. A., meist nur beim Fieber und bei Warzen an-
gewandt. Der vom Fieber Behaftete geht z. B. an
einen Baum im Garten und bindet unter gewissen
Formeln ein Strohseil um den Stamm desselben. Da-
durch wird das Fieber gefesselt. Wer dieses Seil
abbindet, bindet auch das Fieber wieder los und er-
hält es selbst.' AThellung 1867. — c) untersagen, auf-
heben; vgl. abstricken. Jndem so die von Bern noch
laut irer handlung allenthalben in iren gebieten die
alt ordnung der Christen abbunden, warend die auf der
landschaft nit allenthalben zufrieden.' Val.Tschijdi
1533 (Geschfo. Ges.). — 2. ab i. S. der Vollendung,
a) als techn. Ausdr. a) das Balkenwerk eines Ge-
bäudes (spec. des Dachstuhls) auf dem Zimmerplatz
probeweise zsfügen, es zum .Aufrichten' zurüsten.
allg. Es Häs, en Tachstuel a. .Man wollte mir keinen
Platz zum A. für den Zimmermann geben.' Herzog
1863. 's göt-ene' icie de' Horge'bachere' : si richte'd
üf, e si abbunde' band. Sprww. 1869. — ß) ein Bad,
ein Fass a., den Beif (bzw. die Reifen) darum legen
ThHw. — y) vom Fischer. ,Hat der Fischer noch
mehr Netze, so mag er diese auch setzen, es sei denn,
Schweiz. Idiotikon IV.
dass ein Anderer vor ihm auch .setzen will, in welchem
Falle er a. [mit dem Setzen abschliessen] soll.' 1537,
BThun Fischerordn. — b) übh. Etwas fertig machen,
erledigen, ein Ende machen mit Etwas Gl. Der Fü"
hat guet ab'bunde", aufgehört ohne (wie gewöhnlich)
Regen zu bringen, ebd. .Dass kein richter unseres
Zendens solle a. umb einichen diebstal noch den-
selbigen (so er kundtbar und zu wissen) verschwygen
by pflicht seines eids, sonders darüber nach guotbe-
dunken, erkantnüss und urteil seiner geschwornen
richten.' 1418, Frth. v. WBrieg. .Capita rerum ex-
pedire, die fürnemsten artikel der hauptsumme fergken
und ausmachen, a., mit kurzen Worten sagen.' Fris. ;
Mal. ,Wie d' Hauptsach abgebunden und witers gan-
gen ist, wird in der Cronek gfunden.' XVII., Tobl.,
VL. Schwyz habe keineswegs die Absicht, Frank-
reich gegenüber weder hinsichtlich des Bundes noch
des Dienstes .abzubinden.' 1764, Absch. Mit Eim a.,
den Verkehr, die Verhandlungen mit Einem abbrechen
Gl; UwE. „Der Hans hat mit mir abgebunden, hat
sieh von mir getrennt, die freundschaftlichen Ver-
hältnisse zerrissen, mir seine Liebe entzogen." Meist
in der Verbindung churz a., kurzen Prozess, wenig
Federlesens machen; spec. wenig Worte machen, kur-
zen, entschiedenen, schroff abweisenden Bescheid geben
BR.; L (Ineichen); ScHSt. (Sulger); Th; UwE.; Z.
Chur: ab'bunde'! kurz gemacht ZRüml. Der tuet
churz a. ZHörnli. Churz a. mit Eim, z. B. mit einem
Schuldner, ebd. „Ich habe mit ihm kurz abgebunden,
habe ihm eine triftige, entschlossene und zugleich
entscheidende Antwort gegeben, habe ihn derbe von
mir gewiesen." ,Ir wüssen wol, darumb ichs kurz a.
soll.' Rief 1540. ,Ne longum faciain, ne multa, damit
und ichs nit lang mache, darmit ichs kurz abbinde.
Oratoris brevitas, wenn er ein ding kurz abbindt oder
kurzer red ist.' Fris.; Mal. ,Ich binde die materi
zum kürzesten ab, die sonst gar weitläufig ist.' LLav.
1587. ,Vergil redt mit wenig Worten, dass er es nit
hätt können kürzer a.' ebd. ,In summa, dass ichs
kurz abbindt, ein list erdacht die königin.' GGotth.
1599. , Alles by dem Eidt schezen, auch solches a.
mit Kürze und mit Verschonung des Kostens.' 1645, L
Ans. .Kurz a., paucis dicere, in pauca conferre, bre-
vem esse, paucis se expedire, ad pauca redire.' Denzl.
1677; 1716. ,Ja ich wil nur kurz a. und dir die ganze
Summen sagen.' JMev. 1694. ,Das arme Volk hat
müssen, damit ich kurz, abbind, mit Embd den Hunger
büssen, Hew fressen wie die Rind.' XVII., Tobl., VL.
S. noch Geferl 3 (Bd I 1039). Churz ab'bunde' si",
von Einem, der kurzen, schroft'en Bescheid gibt, leicht
auffährt, in Zorn gerät AaZ.; „L;" Th; Z. .[Die Eid-
genossen] retten on tittel oder fürwort, gnediger her,
aller hofflerung halb ganz kurz abgebunden, ein ent-
schuldigung, die sy wol künden.' NSchradin 1499; vgl.
auch Edlib. 226. ,Breves orationes, concisis dispu-
tationibus, kurz abgebunden. Priefractus, kurz ab-
bunden, stolz, eigenrichtig. Abbunden, restrictus.'
Fris.; Mal. ,Er wollte nicht reden; er war so kurz
und abgebunden.' HPest. 1790; = ,kurz und abgebro-
chen.' ebd. 1781.
aben-: hinunterbinden. Spec. 's Yeh a., dem Vieh
auf der Weide, damit es am Fortlaufen gehindert sei,
den Kopf mittels eines Strickes an einen der Vorder-
füsse binden ZZoll. — Abe"-binder: gestrickte
Kopf-, Ohrenbinde AaWoIü.
85
1317
Band, bend. bind, bond, bund
1348
über-binde": 1. ,Die geschwür werdend inen
mit frischem schweinin fleisch Überbunden.' Tierb.
1563. — 2. der schiefgehende Bech-Biss im Eichen-
holz .überbindet-, zieht sich durch mehrere Jahres-
ringe hindurch Z.
üf-: 1. ti\, in die Höhe binden, allg. ; z.B. Pflanzen
mit schwanken Stengeln oder Zweigen. En blüeje'de"
Nägeli-, Böse'stock ü. Hahne am Bande des Ackers
werden üf'bunde", damit die Ähren nicht in den Weg
hinein ragen. ,[Die Erbsen] besteckt man und bindet
sie nach und nach auf.' JCSulzer 1772. D' Zopf ü.
,Da trat ein Mädchen ein mit schwarzem Fürtuch
und aufgebundenen Zupfen und brachte die Nachricht,
dass der Grossvater gestern gestorben sei.' Gotth.
RA. De" Hüenere" d' Schwänz ü. s. Bd II 1371. —
2. tr. a) Etwas auf einen Wagen bringen und darauf
festbinden B (Zyro). .Anthea liess ussrüeffen, das
yedermarj sine kleinot uffbunde [troussat ses bagues].'
Morgant 1530. Von Einem, der viel flucht, sagt man:
Er hed-si ['die Flüche] aber schlecht üf'bunde" BR.
— b) Eim Oppis ü. a) eine Last aufhalsen, eine
Verpflichtung auferlegen Bs; UwE.; ZO., Zoll. .Das
syne kind gemeiner statt ald sonderbaren bürgern uf-
gebunden werden.' Z Burgerb. 1556. — ß) weis ma-
chen, vorgeben, bes. in der Verbindung Eim en
Bär(en) ü. Aa; Bs; B; Gr; Th; UwE.; Z. Auch bei
GKeller. — 3. abs., auf-, zspacken, das Bündel schnü-
ren B; L. Vgl. üf-püntlen. , Uff binden und an andre
end ziehen.' XVI., G Hdschr. .Eundum in exilium,
sammel die ding, bind uf, du must wandlen.' HBcll.
1558. .Edict, das sie aufbinden und fortziehen solten.'
Würstisen 1580. .Aufbinden, den Bündel nemraen und
darvon ziehen, colligere sarcinas.' Denzl. 1716. , Darum
er [Leo Juda?] und Joh. Gislinger aufbanden und dar-
von zogen.' Mise. Tig. 1724. Auch = in-packen 2 b
(Sp. 1104). Drum hed-er schnell üf'bunde'' und d' Engel
drum bigrüesst. JBHäffl. 1813. — 4. abs. a) (plötz-
lich, schroff) den Dienst aufsagen L. Er häd schnell
üf'bunde". Mit Eim ü., den Verkehr abbrechen LG.
Die Boten der Länder suchen den Abschluss des Frie-
dens immer aufs Neue wieder zu verzögern; ,grad in
der Stundt, zwüschen 6 und 7 Uhren Abents, haben
sie widerumb aufbunden, ein newe Hebi gefunden
und uns anzeigen lassen, sie wollen und können H.
Burgermeistern Zieglern von Schaffhussen für keinen
Satz annemmen, seien vil bälder gesinnt, uf morgen-
den Tag von hinnen zu verreisen.' 1656, Absch. —
b) (ein Gespräch) kurz und schroff abbrechen, auf-
brennen, barsch, reizbar sein ÄABb.; B; L; gewöhn-
lich in Verbindung mit schnell, churz, bald. Er häd
ilntr. ü f 'bmide" AaBIj. (Bald, churz) üf'bunde" sl",
leicht in Zorn geraten, gereizt, barsch sein ÄABb.;
Id. B; L. , Extollere indignationem, sicli vast erzür-
nen, mit zorn aufbinden.' Fris., , aufbinden im Zorn.'
Denzl. 1677; 1716. ,Sei nit so bald ufgebunden.'
Holzw. 1571. ,Wir binden auf, sind im Harnisch.'
FWvss 1650. ,Er hat bald aufgebunden.' Ende XVII.,
Mscr. ,So sollend wir doch nit alsobald auch uf binden,
sondern mit Gedult warten auf andere Zyt.' Mise. Tig.
1722. — 5. a) .Ein Landfass von frischem aufzu-
binden.' B Küferordn. 1691. — b) vorwiegend abs.,
das auf dem Acker ausgebreitete Getreide in Garben
binden und einheimsen ÄABb.; GrHc. ; Th; ZSth.
's Chorn, de" Boggc" ü. 's ist guet Wetter g'xi" zu
der Em: schnide" und ü. ist fast i" Eim g'gange*.
Auch vom gedroschenen Getreide in der Tenne: 's ist
üf'bunde", mer lege"d wider e" neus Drasch a" AABb.
— 6. etwas Gebundenes auflösen Bs; B; Th; Z. .Auf-
binden, nachlassen, abstringere, von einanderen tuon,
resolvere, solvere, exolvere, dissolvere.' Mal. a) los-
binden. ,Wenn man den Teil aufbunde.' Jos.Simlkr
1576. — b) die Verpackung öffnen, auspacken. .Was
güetern die kremer haryn bringend, uf das koufhus
legend, ufbindent und in ire kammeru ufsetzend, das
sy von denselben güetern den pfundzoll uszerichten
schuldig syn [sollen].' 1567, Z Zollb.; Z Ges. 1757. —
7. blinde Kuh spielen Gr ObS. Syn. Verbueli'i ma-
che" GrPt.
ufe"-: hinaufbinden, a) d' Zopf it., als Zeichen
des Eintrittes in den Frauenstand. Wenn ich nw
auch Eine" fund, der mir 's Züpfeli ufe'bund! Tobl.,
Volksl. — b) vom Aufbinden der jungen Rebschosso,
die nicht verzwickt worden sind ZHöngg, S.
um-. Dazu Um-binder in.: Kopftuch (BSi.),
Halstuch (L; Dim.) der Frauen. Auch Bs XIV. 39.
a"-: im Allg. wie nhd. 1. im eig. S. Auf die
Frage: Was ist los? erhält man etwa zur Antwort:
Was nid a"'bunden ist B. Spec. fd' Bebe") a. = d' Bebe"
binde" (s. binden 1 a) Z. RAA. a) d' Geiss a. s. Bd II
456 u. — b) 's Chalb a., sich erbrechen Z (Spillm.).
— c) Eim en Bär a. = üf-binden 2 b ß. .Wenn ich
vor jedem Bären, den sie sich haben anbinden lassen,
erschrecken muss, dann gute Nacht, Geduld.' Gespräch
1800. — d) 's Herz a. s. Bd II 1658. 's Herz a. anl-
erne" Schluck. Der Wi" het-mer recht 's Herz a"'bitnde".
— 2. übertr. a) Ein" a., ihm Zügel anlegen Tu. Mer
wend-en scho" a., wenn-er nid guet tuet. Vom Ehe-
stand: 's schint, du seiest eben auch nomme" ledig. —
Jo, eppe" vor 6 Woclie" ham-mi'1' a. lo". Ap Kai. 1846.
Sich «., sich in der Arbeit aufs äusserste anstrengen
und nicht davon weg gehen Sch. A"'bunde" si", durch
Arbeit, eine Verpflichtung völlig in Anspruch genom-
men sein, keinen freien Augenblick haben Bs; B;
Th; Z. Ich bi" de" ganz g' schlage" Tag a"'bunde" wie
en arme'' Hund Th. Si ist mit irer grosse" Häshalti"g
schüli'1' a"'bunde" Z. En a"'bundene'' Lebtig, en a"-
'bunde" Lebe" Bs. Tue", wie we""-me" nüd a"'bumle"
war, von ungebundenem Benehmen Z. Bes. in der
Verbindung churz a. Ein churz, chürzer «., ihm die
Zügel straff, straffer anziehen Ap; L. ,Orationem con-
trahere, kurz a., kurz machen. Abrumpere sermonem,
die red abbrechen, kurz a. Ponere ad compendium,
mit kurzen Worten sagen, kurz a.' Fris. Churz u"-
'bunde' sl" 1) eingeschränkt, an freier Bewegung ge-
hindert sein Ap. — 2) keine Umstände machen; wort-
karg, barsch, bald aufgebracht sein Aa; Bs; B; Gr; Z.
,Vreneli war Das nicht recht. Es war kurz ange-
bunden beim Nachtessen und trumpfte Alles, was ihm
nahe kam, verzweifelt ab.' Gotth. ,Es ist von Nöten,
dass UGnH. in Annemmung der Straf und unzytiger
Warnung langmütig und nit, wie man sagt, zu kurz
angebunden syen.' B Syn. 1728. — 3) von kurzer
Dauer sein, vom Wetter Ap; GTa. 's HeWwStter
ist churz a"'bunde". ,Nah angebunden', wenig Spiel-
raum lassend, enge, von Vorschriften. Es wurden die
Bestimmungen als .gar ungemein und zu nah ange-
bunden' taxiert und zu Erleichterung und grösserer
Kommlichkeit einer gemeinen Bürgerschaft freiheit-
lichere Vorschriften gewünscht. 1541, Z. — b) fest-
halten, festlegen. 7» der ,tiire" ZU', wo vil Litt faseh
1349
Band, beml. bind, bond, bunfl
1350
vor Hunger g'storbe" si" und Alls g'jommeret het, du
hei üse'' Bäniragger g'fi'ölocket und g' seit: 0 ^ee™■;^ne■
mumm" die Zit chönnti «.,• de*' wär-me" glV' rieh.
Hofst. 1865 (S). Ein Bauer sagt etwa, wenn er mit
dem Ausfall einer Jahresernte zufrieden ist: i°* war* 's
n.. d. h. ich wäre es zufrieden, wenn der Jahresertrag
für alle Zukunft in der selben Höhe fest gelegt würde
GTa. .Von fyrtag und wallfart. Die, so zyt und
statt anbindend, beronbend die Christen irer fryheit.'
Zwingli. Spee. a) .Es sollen auch keine angebundene
[an bestimmte Geschlechter gebundene] Ämbter mehr
sein, sondern alle Ämbter an der Landsgemeindt frei
vacirendt und offen sein.' 1716, ApI. — ß) s. Hü-
weler 3 (Bd II 1824). — c) Etwas für verbindlich
erklären. .Darnach hätte der barfuos Scotus den wider-
teil [des Dominikanerdogmas, nämlich die unbefleckte
Empfängniss der Maria] ufgeb rächt, vom babst Sixto,
ouch barfuossen, mit ablas, doch on anbindung des
glowens, begäbet' Ansh. — d) verbieten. ,Was recht
ist oder un verboten oder erloubet von Gott, söllind
sie [die weltlichen Obrigkeiten] nit a.; denn sie mö-
gend nit sünd machen, das nit sünd ist.' Zwingli. —
e) sich ein Steigerungsobjekt durch ein verhältniss-
mässig hohes Angebot vorläufig sichern B; Z. , Einer
lässt hie und da ein hohes Angebot fallen, damit
bindet er, wie man zu sagen pflegt, die Mulchen, auf
welche er geboten hat, an und spannt übh. die Preise.'
Gotth. Jch hett-em das Bind abg'chauft. aber er heuscht
urie-n-en Narr; nu", a"'bunde" han-ich 's: 's nimmt 's
chüm cn Andere1' um de" Bris Z. — f) Es Heimet a.,
ein Heimwesen bei der Übernahme bis auf die unauf-
kündbar darauf haftenden Schulden abbezahlen B
Schw. — 3. mit Hirn a. a) freundschaftliche Bezie-
hungen anknüpfen BHk.; „LE.;" Th; UwE.; Z. Er
häd (icider) welle" mit mir a., aber er ist Wg'rennt.
Bes. von Liebesverhältnissen UwE.; Z. Mit-eme"
Meitschi a. Vgl. an-bändlen. — b) Händel suchen B;
Gr; Th. .Mit dir will ich noch a.'. nehme ichs noch
auf BHk. — un-angebunden: von der Rede, im
Gegs. zu bildlich, allegorisch. ,Waz ligt dann daran,
ob dise red (der som ist das wort Gots) in einer pa-
rabel oder troums usslegung oder in einer ledigen
fryen red gesetzt werde, so wir doch sehen, daz die
usslegung eines troums und einer byspelichen red ein
frye, unangebundne und volkomne red sin muoss?'
Zwingli. — (Ober-) A"-binder m.: Leiter, Haupt-
person bei einer Unternehmung, Gesellschaft Gl.
anen-: 1. zur Arbeit anhalten Ap. Ich han-e"
scho" ane"'bonde". — 2. (anhaltend) Mühe auf Etwas
verwenden ApH., K., M. Irh ha" mi"s Mogligst ane"-
'bonde", habe alle meine Kräfte aufgeboten.
i"-: 1. das Vieh in den Stall treiben und darin
anbinden Uw. 's ist Zit, 's Veh i'z'binde". ,Uer alte
Mann hat beim Einbinden, Melken, im Holzen, beim
Käsen, im Spicher dem Senn geholfen.' Ndw Kai. 1884.
Vgl. Inbind-Gadem (Bd II 119). — 2. wie nhd. Öppis
in e" Tuech i. Beim Binden des Strohs machen sich die
Drescher bisweilen den Spass, Jrcdn, gew. die Tochter
oder Magd des Hauses, ins Stroh einzubinden. Eier
i., zu Ostern rohe Eier in die Blätter der Herbstzeit-
lose, des Klettenkerbels, der Petersilie und in Zwiebel-
häute einbinden und so kochen, wobei die Eierschalen
• eine entsprechende bunte Zeichnung erhalten B;Tn;Z.
D' Pjlegelchappe" %., mit dünnen Lederriemen um-
wickeln und befestigen ZZoll. D' First i., mit Hohl-
ziegeln und Mörtel Z. ,Die First einbinden [mit
Schindeln].' 1791, Z. ,18s/* Taglöhne, die Häg [mil
Weidenzweigen] einzubinden.' 1797, Z Haushaltungsb.
(Das Getäfel) einfassen, vom Fries; s. In-binder. —
3. abs., (Waren) einpacken. ,Darzuo süln ouch alle
die wirte und wirtin, die Zürich geste enpfahent, die
gebende enpflegent ze kouffenne . ze den heiligen
swerren, ze hüetenne für sich und ir gesinde, das
enkeiner ir gesten inbinde noch sin Strasse fare, sin
gebende si e alles beschouwet.' 1336, Z Stadtb. ,Es
sol enkein burger sin gebende inbinden, e das es von
den einungern in den sack geschouwet werde. Und
sweler burger dis brichet und sin gebende unge-
schouwet in dem sacke sin Strasse füeret, den sol mit
Damen ein rat darumbe büessen.' ebd. — 4. a) dem
Täufling ein (Geld-)Geschenk einbinden B; „VO;" Gl;
Gr; Schw; Th; Z; s. Inbind-Gelt (Bd II 258), Götti
(ebd. 528/9), Götti-Batzen ; ferner Rochh. 1857, 296.
Übh. ein Taufgeschenk machen Bs; B; GW.; SchSL;
Th; Uw; Z. ,Das nieman Zürich, es sin frowen oder
man. ze enkeiner touffi kinden me suln in binden
danne III ß Züricher Pfenningen.' 133(5/74, Z Stadtb.
.Item, es ist auch geordnet von kindtouffinen wegen,
das fürbashin niemandt in unsrer statt frowen oder
man, so kind uss touf haben, mer den 10 ß heller in-
binden soll, desglich sollent die frowen auch nit me
den 10 ß oder der wert zu kindbetten geben.' 1471,
L Ratsbeschl. .So mag einer das, so dem kind in-
bunden ist, mit dem kind nemen und soll ein frow
one des maus schaden sich kindbetten.' 1491, LE.
Landr. ,0b dann ein man selb so demüetig weri, das
er selber götti und gotten gewänne und das kindt one
eid nära, so soll im volgen und werden, ob er will,
alles, was dem kindt ingebunden wirt.' Schw LB.
,Von kindbette und inbindung.' ebd. .Und liessend
ilie Eidgenossen [zur Taufe des Dauphins 1522] einen
schönen guldin pfennig machen mit der orten aufge-
stempften waapen. welcher dem jungen fürsten ein-
gebenden ward.' Vad. Die Feinde Waldmanns rat-
schlagten, ,dass niemands mer ynbinden solt den erst-
gepornen kinden, so man touft bette, dann 5 Schilling,
damit und er ouch die armen erzürnte.' XVI., Anz.
f. schwz. Gesch. .Den Kindern [soll] von ihren Gotten
und Göttenen mehrers nicht als auf das höchste ein
Ducaten einzubinden erlaubt sein.' Z Ges. 1757. 1760
beschliesst das Obw Priestercapitel, nicht wie die
Laien der Kindbetterin Wein, Brot, Fleisch, Hühner.
Eier udgl. zu bringen, sondern statt dessen ein Ge-
schenk an Geld einzubinden, .pannis neobaptizati pro
more involvendum.' AKüchler. Auch mit Bez. auf
die Glockentaufe: .Item me [neben vielen andern]
was gotte Ana Oberman, Jörg Pfisters husfrow zu
Brunen, und ward inbunden 9 sunenkronen.' 1551,
ScHwIngenb. — b) in allgemeinerm Sinne. ,Die kilch-
gnossen lassen die gross gloggen giesen, an welche
durch bemelte kilchgnossen und andere personen rych-
lichen gäbet und inbunden worden.' 1581, UBürglen.
Bed. 5 sich nähernd: ,Es ward hiebi [bei der Schö-
pfung] ingbunden satt, zuo sterben alls, das leben
hat.' Salat. — c) mit allg. Obj., Etwas dran geben B.
Er mues' halt Ei"s l., nachgeben, fünfe grad sein
lassen BBe. ,Der kudrige Hauptmann täte dir schon
Geld geben, aber etwas einbinden würdest allweg
müssen.' Gotth. — 5. = in-chnüpfen (Bd III 75G) B.
Er hed-im scharf i"'bwnde", er soll usw. Sehr häufig
1351
Band, bend, bind, bond, bund
1352
in der ä. Spr. ,By dem eid i., etliche artikel nit zuo
predigen.' 1529, Bs. ,Ganelon suocht Bengnolden, als
im ingebunden was von keiser Karly.' Morgant 1530.
, Ich will allen wirten und stubenkneehten diser land-
schaft Thurgöw yngebunden und zum ernstlichesten
gebotten haben.' 1530, Absch. ,Den metzger[n] inge-
bunden und verbotten, das sy kainem so vil sament-
haft flaisch usstailen.' Kessl. ,Der schenk möcht üch
wol hilflich syn, wenn ir ims vorhin bundind yn gar
tür und hoch by synem eid.' Rdep 1540. .[Den Lein-
wandschauern ward] bei aiden ingebonden, dass sie
iederman glaich schouwen weitend.' Vau. ,[Dem Fi-
scher wird] hiemit heiter angedinget und inbunden,
dass...' 1566, Z Fischenzbr. ,Dass durch unsere Ampt-
lüt ingebunden und gebotten werde, das sy fürohin
einich frömbd Bättelvolk keineswegs in und durchs
Land lassen.' 1628, B. .Einbinden, befehlen, incul-
care, injungere.' Denzl. 1677; 1716. ,Den Bürgern bei
allen ihren Eiden soll eingebunden sein.' Z Ges. 1757.
.Mein Mann folget mir treulich und ich kann mich
darauf verlassen, dass er mir kein Wort verzettelt,
sondern die eingebundene Letzge an seinem Orte so
pünktlich aufsagt, als ob ich selbst an seiner Stelle
sässe.' Sintem. 1759. — ID-binder m.: 1. im Holzbau
Name der vier horizontalen, einen Rahmen bildenden
Balken, die den unter dem Dachboden liegenden Teil
einer Hütte oder bei einem mehrstöckigen Gebäude
jedes Stockwerk abschliessen Ap. S. noch Anm. zu
Melchster (Sp. 210). — 2. der das Wandgetäfel ein-
fassende Fries GiiValz. — ln-bindeten f.: 1. Paten-
geschenk bei der Taufe Bs (Spreng); SciiSt. ; ScnwE.;
Th; ZGlattf., Rüml., Zoll. Syn. In-bund, -stricketen.
Zur 1. ge" Z. ,Das kind sol man taufen und mit der
i. dem vater heimschicken.' 1489, L. ,Zu der Ein-
bindeten des jungen Königs von Frankreich' gab B
1522 sechzig Pfd. B Taschenb. 1878. .Und nimbt der
vatter das [uneheliche] kind nit eiswegs, so ist die
i. ouch iren [der Mutter].' 1527, AAWeist. Es wird
verfügt, dass die Einbindeten nicht mehr als eine
halbe Krone betragen sollen und nur in Papier ein-
zuwickeln, nicht in sogeheissenen Einbindsäckchen
zuzustellen seien. 1628, Z. ,2 fl. 16 ß den Kinden zu
Ingebindeten.' 1649, ZSchwam. ,Wir wollen, dass alle
kostliche Verehrungen gegen den jungen Kindern mit
den Ynbindeten, Gutjahren und in ander Weg ab-
gestellt verbleiben tügind.' Z Mand. XVII. .Einbin-
deten beim h. Tauf, arrha lustralis, baptismatica.'
Denzl. 1677; 1716. .Nach vollendeter Taufe stellen
die Taufzeugen der Wehmutter oder Hebamme eine
Gabe für das Kind zu, die Einbindeten oder das Ein-
gebinde genannt.' Herrlib. 1751. — 2. Angebinde
übh. Bs.
under-binde": untrennbar. 1. wie nhd. En Sack,
en Allere" it.; e" Strange" Garn, d' Rispi u. Übertr.
Eim Dji/jis u., die Gelegenheit zu Etwas benehmen Z.
— 2. = abe"-b. ThHw. 's Vech u.
ent-: 1. losbinden, auflösen. .Ich gloub, der tüfel
sye entbunden.' U Eckst. .Welicher gloubt, der ist
selig, der ist entbunden: denn er weisst und ist ge-
wüss, das er durch den sun Gottes erlöst und fry
gemacht ist.' Zwingli. Die .Kronenfresser' machen
, i rem ätte küng [von Frankreich] heiss, uf dass er
den kronensack gegen inen wider mücste e.' Ansii.
,Die 7 holländischen Provinzen sind entbunden [ihr
Bund ist aufgelöst worden], sein [Gottes] Haus ent-
heiliget und in Dagons Haus verendert worden'
AKlingl. 1688. — 2. von der Niederkunft. ,Den
9. Juli hat sich die jetzige Herzogin von Orleans eines
jungen Prinzen glücklich entbunden.' FrHaffn. 1666.
,Am Sonntag hat sich die Königin in Frankreich einer
jungen Prinzessin entbunden.' ebd. — 3. .den Eid e.',
dem Eide Genüge leisten. .Swer dis leidet Peter Sta-
gel, Philips Sigbot und Rüedger Ölehaven, die auch
dise buosse innemen süln, der hat sinen eit empunden.'
1344, Z Stadtb. ,Swer dis vorgeschriben alles leidet
N. N., der hat sinen eit empunden.' 1346, ebd. —
un-entbunden: ungebunden, zügellos. .[Die Leute
vom See] namen etlichen, so in anvangs nit zu innen
gezogen, ir win und understuondent die zu schädigen
und viel und mänge[r]ley sachen fürzunämen als lüt,
so unenpunden [sind], mit unvernumpft.' Waldm. Aufl.
1489. , Alles geht nicht recht, sonder under übersieh
und gar u.' LLav. 1587. ,Es sige Alles mit Rouben
und anderen Unbilligkeiten u. gangen und wie man
sagt, der Hirs erloubt gsin.' JJRüeger. .Alle Laster
und Ungrächtigkeit [werden] u. erlaubt, freigelassen
und ohne Straaff gestattet.' Z Täuferber. 1639. ,Zu
OGlatt ist an der Kilbi ein u. Wesen fürgangen.' 1673,
Z Dekan. -Ber. .Gerechtigkeit ist, wo man in einem
Land auch noch das Boss strafft. Dargegen wann
alles u. gehet und kein Hahn darnach kräyet, was
man bald tut, das ist Ungerechtigkeit.' FWyss 1673.
,In bello licent omnia, zur Zeit des Krieges gehet
Alles u. daher.' AKlingl. 1688. Ein Kaplan wird ver-
klagt, ,dass er ganz ohnentbunden Wein usschenke.'
1747, LNeud. .[Es gehe] u. daher mit Ausstocken
der Hölzern und Waldungen.' Z Ges. 1757. — .Unent-
bunden' Kontamination aus , entbunden' uud .ungebunden.'
üs-: 1. a) etwas Gebundenes öffnen GRChurw.,
Glar. — b) d's Heu" ü., das Heu in den Bergen in
Burdenen binden, um es nach Hause zu ziehen Gr
Klost. — 2. übertr. a) abs., was Einem auf dem Her-
zen liegt, frisch und derb aussprechen; schelten Gr
oHe., L., Luz., Schud., UVatz. Syn. üs-cheren (BJ III
439). Das Mal han-i'h üs'bunden. — b) abs., körper-
lich zunehmen, fett werden Gr ObS. Syn. d" Chnöpf
üftue" (Bd III 749). Der het dunderU'h, höllisch, hell-
massig üs'bunde". — üs-ge-bunden: vollendet, aus-
gezeichnet. En üs'bundni Sängeri" ZBauma.
ver-: 1. ver-, zubinden. Mit .verbunden, umb-
wickelt' glossiert APetri 1523 Luthers , verhüllet.' D'
Auge" v. (Sich) de" letz Finger v. (auch AaF.; Gl; Th)
s. ßd I 863. Si hed-cm de" Finger verbünde", hat ihm
den Beischlaf gestattet AaF., Ke. ,Die Hand v.' s. Bd 11
1386. De" Sack v. s. unter Sack. ,Wii fiengent unsern
patronen, der hat sich hinab in das schiff verborgen und
mit eim seil verbunden.' HsScuürpf 1497. Aberglaube:
Um eine Wunde zu heilen, wurde die Waffe oder das
Gerät, das sie geschlagen hatte, .verbunden.' .Ein
hüpsch nüw lied von dem versegnen und waaffen v.,
so yetz in der weit löuffig.' BGletting 1557 (Über-
schrift); s. auch Sp. 799 u. ,Dic wunden zesegnen
und die waffen, darmit es [die Verwundung] geschehen,
oder andere ding zu v. [wird verboten].' Z Mand. 1636.
S. noch Stuel-Bein. — 2. .ein Gut v.' = verbännigen
(Sp. 1284). .[Wenn sich die Kinder gegen die Eltern
dermassen vergehen, dass sie enterbt werden können,
so mag] einer syn ligende güeter nach synem gevallen
mit geding oder one geding, uf ein zyt oder öwig-
lich v.' F Stadtb. — 3. , Einem Etw. v.', Jmdm Etw.
1353
Band, beiul. bind, bond, Imml
1354
verwehren, versagen. ,Sio wären gern vornehm und
weil ihnen das verbunden und verhalten ist, so schei-
nen sie wenigstens gern vornehm.' Uottii. Mit un-
best. Acc, Einem durch Zauberei Hindernisse be-
reiten: ,Sie waren wie verraten und verkauft und
wussten Nichts mehr zu sagen, als sie seien verraten
und verkauft, böse Leute hätten es ihnen verbunden.'
Gotth. — 4. ein Kind ,v.', ihm die Firmung erteilen
lassen. .[Die Delinquentin] habe ein junges döchterlin
etliche jar als für ir kind mit ira gefürt. Daz habe
sy lassen firmen oder krisinen zu Thun, und habe es
daselbs und anderswa zuom fünften mal verbunden
und im als dick ein nüwe gotten gewannen, und
habe daz kind also fünf gotten.' um 1450, L Hexen-
proz. — 5. meist refl., (sich) verpflichten. ,0 Wil-
halm, wie gern ich mit dir füer, so han ich mich got
ergeben und verbunden under das joch der gebor-
sammy und han kein eignen willen nie.' 1475, Deutsche
Volksb. .[Keiner sollte mehr zum Priester geweiht
werden] er verbünd sich denn, on eewyb zuo syn und
reinigkeit zu halten.' Zwingli. ,Her, ich kann nüt
lougnen, daz ich mich nüt zuo Rengnolden verbunden
hab: der ist min nacher fründ.' Moroant 1530. ,Wann
zwei Ehemenschen Verkomnussen und Gemachte uf-
richtend und hiedurch sich dergstalt gegen einandern
verbindend und verstrickendt, das ihro Keins ohne
des Andern Gehäl und Bewilligung solch Verkomnuss
enderen noch vil weniger gar ufheben solle.' B Ge-
richtssatz. 1615. ,[Die Alpgenossenschaft] begere sel-
bigen [N. N., der sich einem mit Mehrheit gefassten
Beschluss nicht unterziehen will] zue solchem mit
Recht v. [gerichtlich verpflichten] zu lassen.' 1675,
Rechte der Gmde Kappel 1847. S. noch Gr. WB. XII
120. 121. — un-ver-bunden: unverbindlich. ,8o
sie in guten treuen von gemeiner Eidsgenossen und
besonders von dero von Bern gebete willen, zu einem
unverbundenen, gütlichen und freundlichen tag kom-
men seien.' 1439, Z. .[Beide Parteien hatten] einen
früntlichen unverbundenen tag gan Costenz gesetz.'
Edlib. ,Der doctor [Thüring Fricker, der 1512 alters-
halb als .unbrüchlieh' aus dem kleinen Rat entfernt
worden war] ward über zwei jar wider in rat ze gon
erwält; dienet unverpunden; zoch an sine ruow gon
Brugk.' Ansh. — ver-bindlich. ,V-e Artikel', die
dem freien Antragsrecht entzogen sind. 1700, Nnw
(Gfd 38, 161). — Ver-bindung: Verpflichtung. ,Mit
v. daby zuo bliben, wie denn die brief darüber gestelt
wisend.' 1476, Bs Chr. Haftbarmachung. ,By verpfen-
dung und v. aller siner hab.' 1582, ÄAMuri. , Alles
bei V. seiner Haab and Gütern.' 1715, Bs Polizeiordn.
für-, in B füren-: den Pflock, an den auf der
Herbstweide je ein Stück Vieh (bes. Ziegen) ange-
bunden wird, vom abgeweideten Gebiet in frisches
Weidegras versetzen; s. Anderegg 1898, 416.
hindere"-: tr., zurückbinden. Es Bind, e" Chue
h., ein Stück Vieh, wenn es beim Ziehen oder Melken
ungestüm ist, durch einen am Kopf befestigten Strick,
der nach hinten straff angezogen und befestigt wird,
in seinen Bewegungen hemmen, zur Ruhe zwingen
Th; Z. Ein'* h., ihm die Zügel straffer anziehen, ihn
kurz halten Tu; dafür Eim d' Nase" h. Z. D' Zunge"
h., den Redestrom hemmen, massigen Tu.
ze-sämme°-: zsbinden. 's Unglück bindt de" Lüte"
d' Chöpf z'sämme", bewirkt, dass die Leute zshalten
Aa; Z; JMev. 1694. Es weiss jeder Bote zu sagen,
wie etliche Franzosen sieh haben merken lassen, wie
sie uns und den Mailändern die Häupter z, wollen.
1522, Absch. IV 1 a 173. S. noch Ge-frdss (Bd I 1318).
Refl., sich verbünden. ,Der Bapst, Franzos, Venediger
hand sich zemen bunden.' 1545/50, G Hdschr.
zue-. ,Nit änderst klopfen, dann wenn die küeffcr
ein fass zuobindend.' LLav. 1569/78; dafür 1670: ,als
wann vil Küeffer an einem Fass bunden und dasselbige
mit Klopfen hart zusammentrieben.'
zueche"-: anbinden, z.B. eine Kuh an der Krippe
B. Übertr. Bing-ne* [den Liebhaber] zueche"! halt
ihn fest, bind ihn an dich [Rat einer Bäuerin an
ihre Tochter], Spinnet 1896. Einen zur Erfüllung
seiner moralischen Verpflichtungen verhalten B.
Binder m. : 1. wer (berufsmässig) bindet, a) Gar-
benbinder. Wenn er das Stroh zu wenig fest andreht,
muss er zur Strafe eine Flasche bezahlen AADottikon.
Er erhält als Ehrenperson zwei Brote, die er am
Bindnagel auf der Schulter nach Hause trägt, oder
Zwillich zu einer neuen Hose. HHerzog 1884 (für Z).
Vgl. Binder- Weggen. — b) beim Einsammeln des Mais
Derjenige, der die Maiskolben (je vier) mittels zweier
oder dreier beim Ausschälen stehen gelassener Blätter
zu einem Gebinde verknüpft GRh. — c) = Fass-Bind.
.Schuoehmacher und b.' Sicher 1531. , Wagner, b. und
andere handtwerchslüt.' HBüll. 1572. , Küeffer- und
B.-lohn 9 Btz.' 1729, Aa Schloss Rued. S. noch Gelten 1
(Bd 11 281). — d) „Binner, Wundarzt W." — 2. was
bindet, a) Eckstein in der Mauer, im Gegs. zum Läufer,
der nur auf einer Seite behauen ist Z. Vgl. Bort-Band.
— b) durchgehender horizontaler Hauptbalken, unter-
schieden als erster B. (über dem Erdgeschoss) und
zweiter (über dem ersten Stockwerk, unter dem Dache)
BSa. — c) das gesammte Balkenwerk, das ein Ge-
bäude in der G'vierti (s. Bd I 926) abschliesst und
auf dem der eig. Dachstuhl ruht Aa. Syn. Bund.
B. als Familienname (wohl urspr. überall zu 1 c) Ap
Bühler, Her. (seit 1380); Z (soit 1320); XIV./XV., Gr;
1385, L; 1522, AaLunkh.
Fass-: = Fass-Bind. ,Umb die binder. Daz enkein
unser burger dis nechste jar enkeinem vasbinder
von einem tagwan mer ze Ion geben sol, dann vier
und zwen Schilling Zürich pfenning und sol ouch
der selben binder jeehlicher umb den selben taglon
jeehlichem ünserm burger und die zuo uns in unser
statt gehörent, dienen und arbeiten.' 1373/1416, Z
Stadtb. , Wagner, trächsel und f.' 1490, Z Zunftrodel.
— Hafe"-: wer sich mit dem Heften von zerbro-
chenem Thongeschirr befasst. Alpenw. VII 218. —
Chübeli-: Spottname für den Küfer Aa; Bs; B;
GA.; S; Th. ,In dem Schachen, wo die Leute in ein-
ander gepökelt wohnen wie Häringe in einer Tonne,
waren noch dazu mancherlei Gewerbe... Korber und
Sägefeiler, Hühnerträger und Weiberhändler, Schrö-
pferinnen und K.' Gotth. Neckreime: Ch., Hose"-
schinder Bs, Ch.-binger het Dreck am Finger S. Siehe
noch Karsumpel 1 (Bd III 477). — Be'cki-: = Ha-
fen-B. Ndw. Syn. Becki-Böri, -Büezer. -- Ballen-:
wie nhd. ,Dass er sye zu vilen malen zuo Genf ge-
wesen und uff den mässen allwägen, darumb dass er
ein b.' 1530, Absch. (B). ,Joh. Gasser der B.' 1770,
GRhein. Auch 1779, Bs Chr. (öfters). — Bürste»-:
1. wie nhd. Als Typus des Übcrmasses im Trinken:
Trinke; süfe" wie (enj B. Aa; Bs; B; Gr; G; Th; Z,
dann auch in andern Dingen : schwitze" (GrS., Tschapp.;
135S
Band. bend. bind, bond, bnnd
1 :::„;
/. i. lüge* (GrS., Scaolms), üfbegere" (Gr). tue" (Z) wie
(en) B. — 2. (auch Birste"-Bindiri" f.) schlimmer
Mensch, dem nicht zu trauen ist Ndw. — 3. Name
einer Binsenart. deren Bispen etwa Knaben den Spiel-
gefährten durch den Mund ziehen Z (Däniker). —
Bese"-: 1. wie nhd. S. Chübeli-B., Chübel- Macher
(Sp. 52); vgl. auch Gotthelfs , Besenbinder von Richis-
wyl.' — 2. im Walde hausendes Schreckgespenst, nam.
für Beerensuchende B. Wenn d' norh here" tritt, so
muesch enangere"näch cho", susch meint Biihi. der B.
heig-is der Hals um'dräit. MWalden 1884. — Bosse0-
Binder: zugehauener Quaderstein Z. — Püscheli-:
Reisigbinder, Spitzname der Bewohner von ApReute.
Bindet m.: die Arbeit und Zeit des Bindens im
Weinberg THSteckb.; Z (Däniker).
bindig: angst und bang, unbehaglich GlH.; G
NUtzw. Es ist-mer b. g'si"; isch-der öppe' b.? —
Wahrsch. aus 'tcindig, einer adj. Weiterbildung von itind(s. d.).
un-: unverbindlich. .Verlegne, unbindige brief, die
nützit mer geltend.' Äg.Tscbddi 1565/72. ,Derglichen
verjarten, fürbas unbindigen briefen.' ebd.
Bindigi -egi f.: Kalberlahme, Arthritis GlMoII.
Vgl. bänderig.
Bindi"g: 1. das Binden Gr. Ist-mer das aW* e"
B.! — 2. das, womit man bindet. Schnüre, Stricke uä.
GRValz. Mer heind B. g'nueP. E" schlechti, e" gueti B.
Bindschaft Bunt- f.: Bindewerk, Verband ApI..
K., M.
Bindelle", in Ndw Bildelh*: (PI.) zum Putz die-
nende (seidene) Bänder, bes. von den Schleifen auf
den Strohhüten der Bauernmädchen, auch von den
verschiedenfarbigen Schleifen am Chdbi-Maie" Lj
Ndw. .Überflüssige B-en' werden verboten. 1672, 1..
Vgl. auch B.-Huet (Bd II 1789). - It. bmddla, -o.
Bnnd (P- AAtw.; Ap; Z tw), auch Bunt Aa; B;
G; Z, in Gr; Sch; Tu; Z tw.' Punt — m., PI. mit
Uml., Dim. Püntli Sch; Th; Z: 1. wie nhd. der Bund:
etwas Bindendes, a) Band von Stroh, Tannreisern B.
Strohband an Beben ZZoll. De muest d' Wipfel besser
träe", sust g'licie'd </' Bund iif. Strohband, beim Gar-
benbinden verwendet ZSth. — b) in ZLunn. n., Strick,
Riemen oder Kette um den Hals des Viehs, zum An-
binden desselben im Stalle Th; ZLunn. — c) um den
Kopf geschlungenes Tuch bei Frauen und Mädchen
Gr. — d) n., Bändchen, wodurch die einzelnen Ab-
teilungen (Facht) eines Garnstranges zsgebunden und
von einander getrennt werden Aa. — e) = Weichen-
Band Z. — f) Dim., schmaler Zeugstreifen, der an
Männerhemden an der Verbindungsstelle zwischen
Hemdstock und Brusteinsatz aufgenäht wird ZStdt.
Syn. Herz-Bündli. — g) Verband. ,Es mag der frouwen
ein bundt von vierfachtem tuoch gemacht werden mit
einem büschelin und uf die syten und höhe der bär-
muoter gelegt werden.' Buef 1554. .Daher der tempel
Aesculapii voll krucken, stecken und bünden gehanget
deren, so da waren gesund worden.* Evang. Gegenb.
1588/1658. — h) Einband eines Buches GrPt. (ver-
einzelte Angabe). — 2. als techn. Ausdr. a) = Bin-
der 2 c Aa; Gl; Z. Vgl. Eggender B. (Bd III 1206).
Im B. obe" ScHwPfäff. — b) das Balkenviereck jedes
einzelnen Stockwerkes BSa. ; vgl. Gespann-, Tach-B.
Übertr., Stockwerk A.\Wegenst.; BSchüpfen (an beiden
Orten lt Hunz. n.) 's erst B. ,Iin B.': ,Sie wurden
einig, die Stube um 1 Schuh zu verkürzen, so dass
sie im Bunde 30 Fuss breit, 31 Fuss lang wurde. ■
Gottb. — c) Name der Balken, die, zwei oder mehr
an Zahl, die linke und rechte Hälfte des Dachstuhls
unten verbinden Z. ,Der Platz neben der Scheune
gegen das Haus von dem B. am rechten Schild gerade
ausbin soll dein Käufer als Eigentum zudienen.' 1824,
ZGrün. Prozessakten. — d) Dachbinder, d. s. je zwei
zsgehörige Dachsparren von besonderer Stärke, die
den übrigen Teilen des Daches zur Stütze dienen L.
Einen Dachstuhl um so und so vil Bund länger mache".
,Er verlangte, dass ihm die Gemeinde einen neuen B.
an die Scheune mache.' XHerz. 1863. .Donnoch sol
er machen ein ligent tach gesteil [1. tachgestüel] als
wit daz reffental lang ist und daz mit 6 bundt oben...'
1520, Bs (Zimmerarbeit im Steinenkloster). — e) von
Mauerwerk. .[Der Maurer] soll dise lantveste und
arch [an der Brücke] mit mursteinen ussmuren, der-
glychen dry pündt, 3'eden eins nianns hoch, ob dem
andern mit ysen klamen und ungehouwnen quadern
bis in des turns inuren verfassen.' 1545, Aa (betr. die
Brücke zu Bheinfelden). — 3. a) in Aa meist n., wie
nhd. das Bund: etwas Zsgebundenes, aus einer mehr
oder weniger bestimmten Anzahl Stücke bestehend
Aa; Bs; B; Gl; Gr; L; Schw; Th; Z. En B. Latte:
Stichel (ungefähr 30 Stück). Wide*. En B. Strau".
En B. Garn, Blste". .Spinnriste. Ganz feine, das Pfd
zu 1 Frk. 50, beim B. das Pfd zu 5 Bp. billiger.'
Schw Zeitungsanz. 1882. En B. Schlüssel. E" Püntli
= es Strängli, z.B. Seide Th; Z. E" Püntli Schueh-
schnüer, Zwick Th; ZSth. E" Püntli Zigarre", Här-
nädle", [Kiel-] Federe" Th; Z. Es Püntli Süessbrand
ZZoll. ,Über jedes Fest wurden 2 Vrtl Wein und
2 Püntli Nachtmahlbrot verrechnet.' CThomann 1741.
.Ein B. Glas.' XVIII., Bs Zollordn.; vgl. B.-Glas
(Bd II 645). Spec. et) 20 Schlick Rohseide, durch
eine Schnur zsgehalten Z. — ß) Gang von 80 Fäden Z ;
vgl. ABürkli 1877, 20. Hieher wohl: ,WTas ouch ge-
flukts werk ist, das minr hat denn 24 bunt an der
breiti, da sol ouch ie das fach zwen Schilling gen.'
1336, Z Stadtb. — b) dasjenige Ende eines Sackes,
an dem er zugebunden ist. .Den Sack verkehrt tra-
gen, den Boden vor und den B. hinten.' Stutz 1854.
,Der spruch allein ist üwer grund, an allem ablass-
sack der pund; wo das band am sack ufgat. all üwer
gwalt fallt denn ins kat.' UEckst. — 4. in RAA.
a) an en Pund gö", unpers., Ernst werden, zur Ent-
scheidung kommen Ap; s. Bd III 1206. Syn. an den
Punt-Biemen gän. — b) im B. sl", ligge", in Ordnung
sein L. D' Sach ist sicher nid im B., wenn euser Till
gar :' Äo/M«* cluinnd. JBHaffl. 1813. — c) 's ist des
Bunds nid, unerhört, übersteigt alles Mass ScHSt.
(Sulger). St ltt'i>id-»ieh ufg'füert, 's ist des Bunds
nid. Ja, er ist en guete'' Tokter, 's ist si"s Bunts
keine'' esö. Wolf, Bei. Gespr. .Mein Tag hab ich des
Punds nie gsehn, glaub auch, dass es nit vil sy
gscheh11.' JMahl. 1620. — d) ,uss den bünden', aus-
nehmend. ,Die salb schmackt uss den bünden wol.'
Kaiseusr. Daraus entstellt (unter Anlehnung an ,uss
der massen'): ,uss der bünden.' ,Und gieng [bei der
Plünderung der Stadt] uss der pünden fast übel.'
Edlib. .Die von Basel waren im [dem Landvogt] uss
der pünden figind.' ebd. ,Gott der herr setzt sie [welt-
liche gewalt in zitlichen sachen] selber hin ; das [1. des]
hand wir gnuogsam us der pünden in göttlicher
gschrift vil starker gründen, an allen orten, alt und
1357
Band, bend, bind, bond, bnnil
i:;:,s
auch nnw.- XMan. — 5. wie nhd. der Band, a) Ver-
trag. Bündniss. allg'. ,Si sönt niemer vorderunge noch
anspräche gewinnen mit deheinon dingen und Minden.'
1364, AAEheinf. .[Ludwig XII. und der Papst] mach-
ten da vil guoter pünd, aber schwach knöpf dran.'
Ansii. S. auch üs-gän (Bd II 25), für-gän (ebd. 29).
Bundesurkunde: .Hast du dem schriber nit geseit,
dass er bunt hab' [Var. ,d' bündt bring-], zur .Lands-
gemeinde. Ecef 1538. — b) die Gesarumtheit der
durch ein Bündniss oder andere vertragliche Abma-
chungen Verbundenen, a) amtliche und in neuerer
Zeit auch volksübliche Bezeichnung des schweizeri-
schen Bundesstaates im Gegs. zu den Kantonen. —
ß) PI. ,die Pünt', die ehemaligen drei rhätischen Bünde ;
vgl. Tsch. 77/8. ,Uss den Pündten.' 1540/73, UMey.,
Wthur. Chr.; 1613, ZZoll. Taufb.; Göldi 1712. ,1m
Bynthal und in den Pündten.' Tierb. 1563. .Kam
widrumb in Pünd [zurück].' Ardüser. .Einem Glaser
aus den Pünten für ein Büchsli venedischen Tiriax
und zwei Mailänder Wetzstein 14 ß.' 1686, Zubers
Tageb. Als Fem. Sg. missverstanden : Pünt, Grau-
bünden Gl; Scbw. Vum Eich, uss der obere" Pündt
und ru" andere" Site" sind [1799] die Chaiserliche"
gege'd üser Gräme" marschiert. Gl Volksgespr. 1834.
.Die in der Bündt', d. s. die Bündner. Stadlin 1824.
Sonst in der Form des Dat. PI.: Pünte" Bs; GlK. ;
G; Sch; Th; U; Z. — y) .vorderer und hinterer B.',
Name der beiden Kreise der Altstadt Zug mit eigener
nachbarschaftlicher Organisation ; ebenso zerfallen die
Angehörigen von Zg StMichael in den um die Kirche
ansässigen , untern' und den ,obern B.- auf der Höhe
des Zugerberges.
Mhd. bunt, -des m. ; daneben ein Dim. mlid. gebündelin,
ahd. gibuntili(n). Erstcrm entspricht unser Bund, letzterm
Püntli ; zur Steigerung des Wurzelaus], vgl. früntlic1t neben
Fründ, enttich neben End uva. Die Form Punt beruht ent-
weder auf ä. Ge-hund (in Bed. 3), das allerdings wie es scheint
nur als Ncntr. belegt ist (vgl. Gr. WB. IV 1, 1899), dessen m.
Geschlecht sich aber aus dem Einfluss des daneben stehendeu
einfachen Bund erklären Hesse. Oder das aal. ;>- stammt
aus dem Dim., woher in jedem Falle die ausl. Fortis bezogen
sein muss. Das W. erscheint mehrfach in Lokalnamen, durch-
gehend in der Form Punt; für die urspr. Bed. ist (z. T.
wenigstens) an 5 b y anzuknüpfen. .Stächliu Bund wird, aus
was Ursachen ist unbekannt, die Gegend genannt, iu welcher
die 10 Höfe und darunter auch Dörflein Hofstetten, Ober-
Hofen, Dickbuch, Oberschlatt, Wenziken usw. ligeu, welche
Herdegen von Hünwyl a. 1494 der Stadt Zürich gegen Über-
lassung der Herrschaft Elgg übergeben und zu der Land-
vogtei Kyburg geordnet worden.' Leu, Lex. Damit in Zu-
kunft Jedermann weiss, woran er sich zu halten bat, soll
alleuthalbcn, besonders gegen die Höfe, die man den ,Stä-
helin Pundf nennt, ,undergangeu' und die Grenze mit Steinen
ausgemarcht werden. 1506, K Hauser 1895. ,(Im) Punt'
ApWaldst. (Weiler); FAltersw. (Häusergruppe); Gr ObS.
(Häusergruppe); GPeterz., Wattw. (,eine Gcgne von etwan
70 Häusern, welche von dem Schwerdbach bis au den Dorf-
bach gehet und 9 andere kleine Gegenen als Wies, Schmideu-
bach, Buch usw. ausmachet.' Leu, Lex.); ThStettf. (Flurn.) :
ZA ff. b/Z. (n.|, Maur. ,1m Under-Bunt' ZWald (Weiler).
,Bunds-Acker' BRüschegg, ,-Egg' BErl., ,-Häuslein' BEriswyl.
Ab-: 1. a) entsprechend ab-binden 3 a a. das vor-
läufige Zsfügen des zugerichteten Bauholzes auf dem
Zimmerplatz, das dem Aufrichten vorangeht B; Z.
Er cha"" nid e'mäl en A. mache", von einem Zimmer-
mann, der seinen Beruf noch nicht selbständig zu
betreiben vermag B. — b) liegender A.; s. Bd III
12U6 u. — 2. entsprechend ab-binden 3 b, Abschluss;
z.B. von dem Antrag, womit Einer seine Bede schliesst
Gl. .Einmal einen A. machen', ein Ende machen, ebd.
Erledigung, Austrag eines Streithandels: ,Dass nie-
mands keinem kundsehaft gebe, auch in einichen ä.
verwillige hinderrncks des zehndenrichters.' 1418,
Frvh. v. WBrig.
Über-: Übertragung einer Schuldverpflichtung auf
den Übernehmer eines Gutes, z.B. bei Handänderungen
auf den Käufer AaF., Ke., Leer.; B. — Vgl. nhd. .Einem
Etwas überbinden.'
Egg-: Binder in den Ecken des Dachstuhls, durch
die Egg-Rafen gebildet L. — t"-: 1. „Strick oder
Kette, womit das Bindvieh an die Krippe gebunden
wird Z-Aff. a/A.. Zoll. .Vier Vieheinbund.' Z Amtsbl.
1873. Vgl. Bund-Chetten 2 (Bd III 566). — 2. Ein-
band eines Buches. ,Es sei ein oder die ander Copei
für sieh selbst schön oder wüst, von reinem oder
grobem Papyr, eines zierlichen oder unflätigen Ein-
bunds.' Vollenw. 1642. — 3. = Bris- Holz (Bd II 1257)
LSchüpfh. Oberer I., Balkenviereck, welches das un-
tere Stockwerk abschliesst und das obere trägt L
Schupf h.; Syn. Ge-schwelm. — 4. = In-bindeten 1 B;
„VO;" L; GG., Sa.; SThierst.; UwE. ; Z. .Was hat
er geschickt zum Einbund [für den Täufling]?' Gotth.
Schw ist einverstanden, einen , Einbund' für das Kind
des Königs von Frankreich zu geben. 1522, Absch.
Als Einbund für das Kind Heinrichs II. von Frank-
reich soll ein Pfennig von 300 Kronen angefertigt
werden, auf welchen die Schilde aller Orte zu stechen
sind. 1547, AKüchler 1895. Jedes Ort bestimmt 5
Sonnenkronen zum .Einbund' für den Sohn des frz.
Ambassadors. 1586, Absch. Jedes Ort soll berichten,
wie viel es ,uf den Inbund' bei der Taufe des Kindes
des Freiherrn von Schwarzenberg zu contribuieren
gesonnen sei. 1633, ebd. ,Des Müllers Kind Einbund
und in die Kindbetti 5 fl. 5 ß.' 1745, Aa Schloss Eued.
,Zu Erleichterung der Beschwerden in Gevatterschaf-
ten wird hiemit geordnet, dass hinfüro die Taufge-
zeugen für den Einbund, die Kindbett- und Neujahrs-
Verehrung zusammen und für alles ein alte Dublonen
oder deren Wert, aufs höchste aber zwo Dueaten
geben mögen.' B Luxusmand. 1728; ähnlieh 1747.
.Knabe: Was für ein Zedeli haben sie der Gotte ge-
geben? Mutter: Man heisst es Einbund, es ist ein
Stückli Geld und ein Wunsch darinn.' Ktb. 1753.
S. noch Götti (Bd II 529). — 5. im Eecht. a) zu ver-
mehrter Sicherheit verschriebenes Pfand. ,Das wir
um noch vil merer Sicherheit willen händ der egenant
Annen Singerin zuo einem redlichen zuosatz und in-
bund gesetzet miner der obgenant vogtkinder huss.'
1434, Zg. .[Der Eigentümer von Gütern] mag sin
gerechtigkeit mit inbunden, ob inbunden sind, und
mit versessnen zinsen ufgeben.' 1446, Z. Wenn der
Schuldner '2/s des Gültzinses abgelöst hat, ,so sol der
obgenant inbund ledig sin.' 1453/1505, Z Staatsarch.
.Welcher güeter kauft, der soll zaler syn, dieweil er
guet hat, und hat nit gwalt darauf zu setzen, so für
die alten imbünd kömini, sondern die alten vor gan,
und soll der käuffer mit geldt und mit pfänden zalen,
diewyl er guet hat.' XV., ZGHünenberg Offn. , Heini
VYipt' hat zu kofen geben Heinr. Haben 1 pf. gelts
äff Martini zu richten von und ab einem wisli, lyt zu
Meilan, und ob daran abging, ist darumb jnbund des
Wipfen hus und hofstatt, mag das ablösen mit 20 pf.'
Anf. XVI., Z. Die Gemeinde Siglisdorf [AABb.] will
1359
Band, bend, bind. bond. band
1360
mit einem gegen Kaiserstuhl hin gelegenen Walde
einem Kreditor .einen Einbund machen.' 1720, Absch.
— b) eine Art Konventionalstrafe, die beim Aufgeben
eines Lehens bezahlt werden muss. .Wöltend si oueh
die selben wisen iemer uff geben, so süllent si uns
damit zechen pfund heller geben ze rechtem inbund
an widerred.' 1442, ZRüti Erblehenbrief. Der 1. wird
gelegentlich auch schon im voraus entrichtet: ,[N. N.,
der den Gebrüdern K. Liegenschaften zu Erblehen
gibt, fügt bei:] Dass dis erblehen fest und mechtig
syg nu und hiernach, so han ich N. N. von den ege-
nanten K. an barem gelt ingenommen 20 pfd pfenning
ze rechtem inbund.' 1435, ZRüti Erbleheubrief. —
Under-Bund: = Bund 1 c Aa; Z.
Us-: 1. subst., wie nhd., oft in ungünstigem S. Bs;
B; Gr; G; Tn; Z. Er ist der Ü. vo" Alle" G. Ja, du
bist en wärer U. vo" G'schidheit. ,Er sei aber ein Aus-
bund von einem Posamenter, das Lob habe er überall.'
Breitenst. 1860. ,Wenn die Metzger [zu ZElgg im
XVI.] schlachteten, so mussten sie die Fleischschätzer
kommen lassen, welche bei ihren Eiden die einzelnen
Teile des getöteten Stückes, je nachdem sie fett, gut
oder ein Ausbund waren, nach Winterthurer Satzung
schätzten. Diese enthielt für die Preisbestimmung
folgende Anleitung 1519: Von einem gemästeten Och-
sen, der ein Auspund ist, kostet das Pfund 10 Haller;
ist es kein Auspund, so haben die Schätzer das Recht,
es auf 9 oder 8 Haller oder noch tiefer zu setzen.'
KHauser 1895. ,Da man dessen [Äpfel- und Birnen-
most] ein uspundt hat.' RCys. ,Eiu Ussbundt an Ge-
leite.' FPlatter 1612. .Cicero, undcr den allerbred-
tisten ein gewaltiger Ausbund.' Bedenken 1624. ,Die
Bränte [Wein] giltet etwan zwo, etwan auch, was ein
Ausbund ist, 4 Kronen.' Guler 1625. ,Ein ausge-
löster Ochs zu Zürich im Spittal, der woge lebendig,
am Fleische ein Ausbund, 2653 Pfund.' 1692, Z. ,Von
U.', adv.: ,In Abraham gesegnet werden sönd alles
volk, dann ich [der Herr] in kenn von usbönd', durch
und durch. Haberer 1562. Auch attr. : Si ist es
Baschi [liederliches Weib] vom U. ZKn., Limm. Als
erster T. in Zss. : en Ü.-Chue ZZoll. — 2. adj., aus-
gezeichnet, nam. mit Bez. auf das Äussere von Men-
schen und Tieren GrD., He.. Pr., Rh., Seh.; THTäg.
En üsbunter Man, es üsbunts Chind. Ich han g'schläfe"
wie en üsbunte" Hund Gr (Tsch.). Auch als verstär-
kendes Adv. vor Adj.: ü. schon TuTäg. Es ü. hübsch
Chind, en ü. gueti Zuchteri", von einer Kuh Gr. —
üs-bündig: 1. Adj., ausgezeichnet B; ZRafz, Zoll.
.Beim Weibervolk ist oft, wenn Alles fehlt, doch das
Maul ausbündig.' Gotth. ,Das fürtrefflich ausbündig
exempel.' HBull. 1597. .Ein herrlicher Advokat, uss-
bündig in Geschickligkeit und Frombheit.' Guler 1616.
.Sich an ritterlichen Tugenden ausbündig und vor-
treffenlichen erzeigen.' ebd. ,[Im Veltlin] ist ein
grosse Reichlichkeit des allerausbündigsten Weins.'
FSprecher 1672. — 2. Adv., ausnehmend (schön, gut,
stark) B. ,Der kränz stat dir ussbündig wol.' Baden-
fart 1526. .Der helfant ist ausbündig stark.' LLav.
1582. ,Am Donstdag was der Wind aber usbindig
gut.' Stockm. 1606; vgl. ebd.: ,[Die Pilger] hatten
einen usbindigen guten Nachwind.' ,Ein gar uss-
bündig gute Gedächtnus.' ZElgg Arzneib. um 1650.
,Wänn t' folgst, ussbündig muoss ['s] abgan ; drum
solt dich gar nit schrecken lan.' JMahl. 1674. —
Üs-bündigi f. ,[La Manezza] ist verrümbt wegen
der Viele und Ausbündige des sehr guten Weines.'
Gdler 1616. — üs-bündisch: = üs-bündig. .So aus-
bündisch könne nicht Mancher über Alles Bescheid
geben.' Gotth. — üs-bündlich: = üs-bündig. .[Der
Elefant] gewann ein auspündtliche liebe zu solchem
kind.' Tierb. 1563. — Vgl. Gr. WB. I S40/1. Zum Functions-
wechsel von Us-bund vgl. auch Anm. zu nied (Sp. 675).
Vg.ch-: = Bund 1 b ThRoiu. — „Finger-: Binde,
um eine Wunde am Finger zu bedecken BO." —
Ver-: 1. Verband Gr. E" V. am-e" Finger. —
2. (Chopf-)V., Kopftuch der Frauen, oft zu einer Art
Hut geformt, indem ein Draht oder biegsamer Zweig
in dasselbe eingeschlagen, am Kinn befestigt und dann
beliebig weit nach vorn gezogen wird, so dass ein
ovales Schattendach entsteht GRHe., Pr. E" Ch. um-
han. Der Ch. het nit. Um die brätig Sunne" ab-
z'hebe", hed-sch' due es Chopfverbündli a'g'reiset vorne"
g'hüiete* Fazzeuetli, da' seh' mid-ere" vo" Heimet g'robet
glia" hed. Schwzd. (GüSchiers).
Für-: 1. subst. = Üs-b. 1. .Kelber, die ain für-
pundt sind.' 1504/32, Gr Satzg. ,Der fürpundt under
den jüngeren Christi, mit nammen Petrus.' Werdm.
1552; = .der fürnemmste.' 1588. .Doch ist ein fürbundt
[ausgezeichnetes Mittel] zue diser krankheit, so man
dem kranken geprägleten coriandersamen gibt.' Tierb.
1563. ,Was den italischen Wyn belangt, deren findt
man zu Uli allezeit einen sonderen Fürpundt.' RCys.
— 2. adj.= Us-b. 2. ,1473 ward ein fürbunder guoter
win.' Edlib. — für-bündig (auch ,vor-b.' ä. Spr.):
= üs-bündig GMs; ZRafz. Sehr häufig in der Lit. des
XV./XVHI. 1. adj. Abt Ulrich Rösch preist .den für-
pündigen guoten, natürlichen, gesunden luff Ror-
schachs [wo er ein neues Kloster bauen will] und führt
aus, dass man dort .fürpündig guotkär' graben könnte,
,da sich allzit der win inn bessroti.' 1468, Zellw., Urk.
,Du mein freundin, du mein tub, du mein fürpündige.'
1531/48, Hohelied; = .vollkommene.' 1667. ,One er-
bärmd hat er das volk verderbt, das fürpündig und
hoch was in Sünden.' 1531/1707, Sirach. ,Ein für-
pündige red stat dem toren nit wol an.' 1560, Prov.
.Exquisita doctrina philosophus, insonderheit wol ge-
lert, fürbündig.' Fris. ; Mal. ,Dass die heilig Schrift
hoch erhebt sei über alle andere Schriften, wie für-
bündig, wie erleuchtet, wie excellent joch diejehni-
gen gewesen, welche jemahlen geschriben habend.'
JJBreit. 1639. .Fürbündig Schmid-Eisen.' FrHaffn.
1666. ,Ein vorbündiges Exempel.' JJScheuchz. 1706/8;
daneben .fürbündig.' .Die Sterne sind vorbündige
Kunststücke des Schöpfers.' JJUlrich 1733. .Kraft
seiner fürbündigen Gedächtniss.' JBOtt 1736. —
2. adv. E" f. schöne* Kärli. CBiedermann. .Ein yet-
licher Werkmeister braucht all sein kunst. das er
das [bestellte] bild fürpündig gestaltet.' 1531/1707,
Weish. .Meister, die das handwerk fürpündig uss wol
könnind.' HBull. 1540. ,Mit unwidertreiblichen Zeug-
nussen vorbündig erwisen.' Goliath 1741. — Für-
bündigkeit. ,Es mussdise F. des Bergholzes den alten
Griechen nicht unbekannt gewesen sein.' JJScheuchz.
1706/8. .Wegen seiner Vorbündigkeit ins Teutsche
übersetzt.' JC Escher 1723. — f ür- b ündlich : = für-
bündig. .[Ein Theologe] in allen landen berüembt
und f. gelert.' 1528, Absch. (B).
Ge-bund: eine bestimmte Anzahl von Fäden eines
Gewebes, als Massbestimmung (vgl. Bund 3 aß): ,Es
sol och nieman enkein gebende, weder sleyer noch
im
Band, bend, bind, bond, Imml
1362
honptnoch, kürzer noch smelre machen danne als ?or-
geschriben stat. Wol mag man en ieglich gebende
lenger and breiter machen, swcr es gerne tuot, über
die XII ein and XXIII gebunt und über die XIII eine
und XXII gebunt.' 1336, Z Stadtb. — ge-bündig.
.So so! man das gebende gegen Polan machen, als hie
nach geschähen stat . . . sleyer, die XIII einen lang
sin und XXII gebündig, aber sleyer XI einen lang
und XXI gebunt.' 1336, Z Stadtb. — Vgl. Gr. WB.
IV 1. 1S99.
Grat-Bund: = Egg-Bund L. — Herz-Bündli:
= Bund 1 f B. — Juppe"- s. Juppe» 1 c (Bd III 54).
.Her adel und der juppenbund, der Schwytzer luft was
in nit gsund.' Ansh. Juppenbund, was hast dich be-
dacht? Du hast vil nnwer gasten bracht dem bär
zuom abendessen.' ebd. - Chestene" - Bündli:
süsse Speise aus zerstampften gesottenen Kastanien,
in Kegelform von einein Rahmring umgeben auf den
Tisch gebracht AaMuh. Vgl. Türggen-B. — Chrüz-
Bund: zwei in der First sich kreuzende Dachbinder L.
- Löffel-: gegen die Stadt Genf gerichteter Bund
waadtländischer Edelleute (1529) ,so genannt wegen
eines Löffels, den die Verbündeten angehängt trugen,
um auszudrücken, dass sie die Stadt wie mit Löffeln zu
verschlingen gedächten.' Müll., Schwz. Gesch. VII 325.
— ,Furz-lass-Pundt': Schimpfname für den schwä-
bischen Städfebund. JLenz um 1500. — Mandel-
Bündli: eine Art Backwerk. , Frisch angekommen:
Wienerschnitten, gefüllte Rosette, M., Vanilletörtli
[usw.].' 1866, AaMuh (Ztgsanz.). Vgl. Ghestenm-B.
- Mittel-Bund: = oberer Inbund (s. In-bund 3) B
Bönigen. Syn. Ober-Ring. — Niele"-: Band aus den
Stengeln der Waldrebe, womit Gerüststangen zsge-
bunden sind Z.
Sunder-: Sonderbündniss. .Es was gemacht ein
sunder pundt [zwischen Karl VIII. von Frankreich
und einigen deutschen Fürsten].' JLenz um 1500.
Spec. das Sonderbündniss der sieben ultramontanen
Kantone vom Dezember 1845, bzw. die Gesammtheit
der daran beteiligten Kantone. — Sun der -bündler:
1. Anhänger des , Sonderbunds.' — 2. Teilnehmer am
Sonderbundskrieg, ,Sonderbunds'- Veteran B. — 3. ein
im Jahre des Sonderbundskrieges (1847) Geborener Z.
Sehn egge"-. .Berggericht oder Sehn.', ein dem
Abt von G gehöriges, aus etwa 40 Ortschaften be-
stellendes Gericht im Tn. um 1500, Popik. ; vgl. Siml.-
Len 582. — G "-spann-: Balkenkranz unmittelbar
über dem gemauerten Kellergelass BSa. — Tach-:
1. = Bund 2 a Aa. — 2. oberster Balkenkranz, der
den Dachstuhl trägt, auch zweiter oder Wider-B. ge-
nannt BSa. — Türgge"-, in BStdt Türggi-, in Ap
Türggisch-, in GSa. türggische- B.: 1. Hausmütze, wie
sie Männer und Knaben ehedem zu tragen pflegten Bs.
- 2. Zuckergebäek in Form eines Turbans AALcer.,
Rued., Zof.; Ar; Bs; B; Uw. Syn. Gugel-Hopf (Bd II
1492). Vgl. B Kochb. 1830, 233. Dö isch wo«* ne" T.
ie* 'brächt u-orde", uv-n-e" Schnapsbrüeji drum umme"
g'si" isch. AGysi 1899. — 3. Türkenband-Lilie Ap
Heid.; B; Gl; Gr; GSa.
Trückli-: spöttische Bezeichnung des Bündnisses,
das zunächst die V katholischen Orte 1715 mit Lud-
wig XIV. abschlössen.
So genannt, weil der geheime ,Beibrief, worin der fran-
zösische König den VOrten besondere Zusicherungen machte,
in einer Büchse oder Schachtel (Trückli) verwahrt wurde.
Schweiz. Idiotikon IV.
I'w.r'1'-: quer gebundene Stricke am Fuhrwerk
X (Spillm.). — Wider- s. Tach-B.
Bündel n.: coli., (buntes) Bänderwerk, womit ua.
die nnkonfinnieften Mädchen am Himmelfahrtsfest sich
schmücken, auch Schlittenpferde ausstaffiert werden
GrD., Pr.
Trag-Bunde" f.: ringförmiges Kissen, das schwe-
ren Gefässen oder Körben, die auf dem Kopf getragen
werden, untergelegt wird ScnSt. (Sulger). Syn. Trag-
Ring.
Bundete" f., Dim. Bundetji: Bündel PA1.
Pundsam f.: Bündniss(vertrag). ,Nach ihr Brief
und P.' Gr Handl. 1032.
Bündel I m. — Dim. Bündeli: 1. wesentlich =
Bändel, Band, Schnur zum Binden Ar; GO., Sa., St dt,
T.; Sc«; Tu; ZDättl., O. V Bündel a' der Sunntigs-
hübe". RA.: ab dem Bündel(i) cho" Ap; GStdt, T.j
Sch; Th; s. Bd I 27 o. Ganz wie ab dem Bündel(i)
si" GStdt; Sch; Th. ,Gar ab dem B. kommen, ver-
zagen wollen.' Met., Hort. 1G92. a) Strohband, womit
die Rebschosse an den Pfahl geheftet sind ZSth. Vgl.
losen 1 a (Bd III 1440). — b) = First- und Rüeteren-
Band AABb. (Frei). — c) = Bändel 2 d; vgl. auch
Band 2 e ß. Um Sack und B. cho", Alles verlieren
ScBSt.; ThHw., Müllh. Bote Sack ond Bündel! euphem.
für potz Sakrament Ap. — d) ,Es kommt mir über
den B.', ich bekomme mehr als genug davon, werde
es satt. , Wirklich wärs mir gegen Abend bald über
den B. gekommen.' UBrägg. 1787. Das ewige Rä-
sonnieren der Frau .kommt mir leider auch oft übern
B., wenn ich so viel beissende Worte und bittere Vor-
würfe in mich fressen muss.' ebd. — 2. en B. Garn,
so viele Strängli frisch gesponnenen Garns, als je mit
einem Bündel zsgebunden werden, gewöhnlich unge-
fähr zehn ZSth.
Hose"-: = H. -Bändel 4 ZTurb. — Chinds-:
Wickelband ZWyla. — Rüetere"-: = Bündel 1 b
AASiglisd. — Sehnen-: = Sch.-Bändel Gl'.; Th; Z
Dättl., 0. De hast ja d' Sch. offe". — Schösse"-:
Schürzenband Ap. — Strumpf-: = Str. -Bändel Ap;
Sch; Tu; ZDättl., 0. We"-me" de" Str. bindt, sell-
men-e" nie inwendig vom Bei" binde; sonst erhält der
Böse Gewalt über Einen ZO.
Bündel II AABb., Z.; BLaufen; Gl; LHellb.; G
(Zahner); SDorn., Thierst; ZO., Rüml., Stdt, Tagelsw.,
W., Wyl, Bündel AaF., Ke„ Leer.; GA., Büntel Ap
(vereinzelte Angabe); Bs; B (vereinzelte Angaben);
L; GSa.; SciiStdt; Sciiw; S obere Bezirke; Uw; W;
Zg; ZBenken, Büntel Ap; B; Gr; LHa.; GSev., Stdt
T„ W.; Sch; Schw; Tu; Ndw; ZDättl, rS. — m., PI.
Bünlle(n) BSi. ; GnChur, D., He., Pr., Rh., Sch., Tschapp.,
sonst unver. — Dim. Bündeli, B-, bzw. Bünteli-, P-,
in Gr; W auch Büntelti, P-: 1. im Wesentlichen wie
nhd. Bündel, a) im eig. S., in ein Tuch, Netz, einen
Sack straff eingebundene Menge von Dingen oder
eines Stoffes, gew. von massigem Umfang, zum Tragen
bestimmt, allg. Auf die Frage des Lehrers, ob er
denn das deutsche k nicht kenne, antwortet ein ABC-
Schütze: Wol ehe", 's ist e" t ond henne" es Bönteli
Ap. Dem Leste* de" Büntel üfge", bis ans Ende aus-
harren BR. En B. schicke", ein Hochzeitsgeschenk
machen ZWyl. En B. Wösch; vgl. bündlen. En B.
Jet, Gras, Heu'' (s. Garn 2 b Bd II 420), Laub. En
B. tierdop fei. Wenn e" Sack Herdöpfel old Mel" nid
V.W.i
Hand. bend. bind, bond, hiniil
1364
voll is, sc is en Püntel GuCast. E" B. Choru", '/> Sack
W. En Büntel, es Bünteli Gelt. S. auch Gummi II
(Bd II 309). Insbes. a) zsgepackte Habseligkeiten,
bes. Kleider; Reisebündel(chen). allg. Von Kessel-
flickern und anderni herumziehenden Bettelvolk heisst
es, sie hätten vor Einführung der Civilehe auf sehr
einfache Weise Hochzeit gemacht, sie erklärten näm-
lich bloss: Di" Püntel ist ml" Püniel und ml" Püntel
ist di" Püntel, und us zwei Püntel mache" -mer ein
Püntel Gr (Tsch.). Juge'd muess 'tobet Im", heil der
Bettelma"" g'seid: da ist-em es Chind zum Büntel üs
g'heit L (Ineichen). Hut ist Bündeli(s)tag (und) morn
ist Liechtmis; (MaitliJ mach di"s Bündelt z'weg und
säg: Gott b'hüet-is, Kdld AALeer.; L; Z; vgl. Liccht-
Mess (Sp. 449), Bündeli(s)-Tag. 's Binteli uff-em
Bugge" und 's Steckli in der Hand: ade, ml" licber
Vattcr, ich (gang in 's Schwöbe'land und) wird e" Mu-
sikant, Kdld Bs. ,Der püntel, bürdele auf die wägfart
oder reiss, sarcina.' Mal. RAA. De" B. (AALeer.;
Gr; W), 's Bündeli (AAßb., F., Ke.; Ap; Bs; B; L;
S; Z) mache" 1) = üf '-binden 3, spec. den Dienst auf-
gaben. Du cha""st iez di"s Bündeli mache". .[Da ihnen
Niemand mehr borgt] machen sie den B. [und werden
bettelnde Landstreicher].' ÜBrägg. 1788. — 2) = üf-
binden 4 AABb. Eim der Püntel mache", den Lauf-
pass geben B (Zyro). Eim de" B. darg'heie", -werfe"
(B), äne" rüere" (AaF., Ke.), ror d' Tür werfe", g'heie"
oder stelle" (AALeer.; Ap; B; Gr; Tu; Z) 1) den Dienst
aufsagen, sowohl von der Herrschaft als vom Dienst-
boten. — 2) die Freundschaft, den Gehorsam aufsagen,
trotzig, grob begegnen. Vgl. Sack. — (ä) sackförmiger
Ausläufer der Gangfisch-Segi, worin die Gangfische
sich fangen und heraus gezogen werden TrE™. En
Sack, wo Öppis cha"" fasse", sechzehen Ell ist-er lang,
am understen Ena blibt-er offe", wirt aber mit-ere"
Schnuer verbünde, drum seit-me" 'm de'' Püntel. ONa-
geli 1898. Scho" z'nöchst a" der Wanne" [Hinterteil
des Schiffes] hanget der Gupf, noch en Zug und en
Huck und dinn [im Schiff] ist de'' Püntel. ebd. —
Y) Dim., in ein Säckchen eingenähte Heilkräuter und
andere Heilmittel, zum Schutz gegen verschiedene
Krankheiten um den Hals gehängt, „eine Art Amulet"
AABb., Leer.; ApH., K., M.; BsL.; B; „VO;" L (In-
eichen); Z. Vgl. an-henken 1 a o (Bd II 1459). Der
Her het-em ja-n-es Bünteli 'gen glia" vom Bischef,
und min Basti het 's 'treit, frl Tag u"' Nacht ame"
Schnücrli. Alpenr. 1827 (BO.). ,Aber wenn der Doktor
im Emmental noch lebte, der könnte sagen, wie man-
ches fünfbatzige Bünteli er nach Bern geliefert.'
Gotth. Auch bei Tieren angewendet: zur Heilung
einer Kuh dient ein von einer Quacksalberin bezogenes
Bünteli, wo Der, wo 's 'brocht het, het müesse" un-
b'schraue" an e" g'wüss Ort legge" BsLie. S. noch
GJKuhn 1806, 209. — 8) Geldbeutel. E" funkelnagel-
neue'' Füfliber imene" tüsigs nette" röte" sldige" Pünteli
inne" LHa. Gib Acht oder tue de" Bintel üf! warnend
zu Einem, der sich unüberlegt auf ein Geschäft ein-
lassen will W. — b) bildl. Er hat en schwäre" Püntel
z' träge", ein schweres Dasein B; Th; Z. Nieders
( 'liind bringt si" Pündeli Liebi mit uf d' Welt Z.
, Einen ins Bündelcin des Lebens binden.' AKlingl.
1691 ; Gregs, ,dem ewigen Tode überliefern.' — 2. etwas
rundlich Vorstehendes von der Form eines Bündels,
a) Tollgestopfte, vorstehende Tasche im Kleide Tu; '/,.
Syn. Bumpel (Sp. 1264). — b) Bünteli, Kropf am
menschlichen Halse UwE. — c) in rohem Scherze vom
schwangern Leib des Weibes ÄALeer.; L. Si het e"
P. hev" 'brockt, ist schwanger heimgekehrt AALeer.
Si het es Bünteli a'g'henkt, ist (ausserehelich) schwan-
ger L. ,Gesetzt. es [das Mädchen] hat mit den ge-
brachten 100 Gulden ]Heiratsgut] einen jungen Büntel
gekauft (bis in vier Wochen will es mit Gewalt heu-
raten).' LKInderbitzi 1826. Vgl. ge-bündelet sin. —
d) Hodensack eines Katers ZSchöfnisd. — e) die
Spinneneier, so lange sie noch von einer Hülle zsge-
halten und umhergeschleppt werden AABb. ■ — f) „Hös-
chen der Bienen BO." — 3. von Menschen, kleine,
dicke, „schmucke" (auch unbehülfüche B; L) Person;
bes. aber kleines, dralles, munteres Kind, zumeist als
Kosewort oder scherzh. Schelte, seltener als Äusse-
rung ernstlichen Unwillens Aa; Ap; Bs; B; „VO;"
Gl; Gr; G; Th; Z. Du chlitie'' Püntel. du chlises
Pünteli! Der lieini Büntel [der Säugling in der
Wiege] weisst scho", dass d' Mueter kunnt und :' trinke*
bringt. Hinderm. Du bist doch e" liebs Pünteli '! Welrhe'
tüsigs Büntel het-mer Das chönne" mache"? fragt der
Schulmeister, als er sieht, dass ihm Äpfel an seine
Rute gesteckt worden sind. Gotth. Du sililimms, niid-
rechts Bündeli! Z. Du Tunders, du Hä.re" Püntel!
B; Gr; Th. Du Chätzers, Tüfels B. du! Stutz. Du
B.! der Vater halb unwillig zum Kinde, das ihn aus
dem Mittagsschlaf weckt, ebd. ,Du Püntel Sära,
wenig sagender Zuruf' ApK. (TTobler). ,E" fülc
Büntel, ein Schalk, bes. ein schalkhaftes Mädchen' G
(ebd.). E* freche'' Bintel, resolute kleine Person, die
sich nichts sagen lässt und immer das letzte Wort
haben will BsStdt. .Kleiner Büntel, Schelte für junge
Mädchen, eig. junge schwangere Hure' Bs (Spreng).
Vgl. Schlepp- Sack. Als Schelte auf Erwachsene.
.[Eichter zum Angeklagten:] An euch, miserabler
Letzkopf, besoffener B., folgende Worte.' um 1835, Z
Rechtspfl.
Mhd. ge-bündel, bündcl, büntel n.; s. Lexer, Nachtr. 111.
Auffällig ist, dass vom neutr. Geschl. in uuseru MAA. sich
keine Spur mehr zeigt. Zur Schreibung des W. ist zu be-
merken, dass im Aul. die Fortis />- wohl sicher weiter ver-
breitet ist, als unsere Angaben, vom nlid. Schriftbild bc-
einflusst, erkennen lassen; so dürfte die Schreibong Büntel
öfter als Püntel zu interpretieren sein. P- kann aus g'b-
erklärt werden, das stammausl. ' aus dem Einfluss des fol-
genden l zunächst im Vb büntle", in der PI. -Form Bünde*,
von wo aus es dann verallgemeinert worden wäre; s. Anm.
zu Bund und vgl. die ä. Belege unter er-ßindlcn (Bd I s.Mi.
Teilweise lässt sich auch an Einwirkung von Pmu (s. ButuQ
denken. Wo Bündel I und // neben einander stehen, sind
Beide auch in der Form differenziert. Zu 3 vgl. dial. engl.
bündle, diekes. fettes Weib, auch Schimpfname für eine Weibs-
person. Bündeli, Familienname AaZof. Der Bündeli- Bür,
Spitzname eines Bauern. Stutz.
Augen-Bündeli, bzw. -Pünteli: Kräuterbündel-
chen, dgl. zur Heilung kranker, bes. entzündeter Augen
an einem Schnürchen am Halse getragen (lt Dan. in
Z auch auf die Augen gebunden) werden GLMitl.;
GW.; Z. Den Hauptinhalt bilden in GW. die Wurzeln
von Dammarg, Valer. oftic, in GLMitl, Bluet-Würzen,
Pot. tonn., und die Slriiir.en, Astrantia. Alpenp. 1871,
387; vgl. auch Augen-bünteli-Chrüt (Bd 111 904), fer-
ner: ,1699 werden für kranke Augen Bündeli ge-
braucht, gefüllt mit Schlehen- und Hollunderblüten,
die am St Johannsabend gesammelt sind.' 'Müller
l^r.7 (AaL.). 1 7t 17 wird im Jälirl. Hausratli (Z) .gegen
1 ;;.;.-,
Band, bend, bind, bond, band
1 ;66
die Gefahren der Augenbündeh eine Warnung er-
lassen, nicht als ob sie selbst schädlich wären, son-
dern weil dadurch die wahre Heilart versäumt werde
und die Krankheit Überhand nehme.
F cli x-P ündel: über die Schulter getragener,
vorn und hinten herabhängender, auf beiden Seiten
t\v. angefüllter Sack. Quersack GA. - Einen solchen
S:ick 1 1 äi.-t auf Abbildungen der bettelnde St Felix.
Glücks-Bündel: Glückskind Z. — Hudere"-
l'üntel: B. schlechter, schmutziger Wäsche, Kleider
GePr, [Moros] hed denn d's Häsa abgesogen und 's
mit de" Silen uf de* Kügg gebunden wie en H. uf es
Zucsenne'ross. GFiext 1898 (Parodie von Schillers
Bürgschaft). — Här-Büntel: Haarwulst, Chignon.
Was mir aber noch am schlicht iste" g'fallt, das si"
dere Har-Büntle", Schinjung säge" s' ine", glaub. B
Meitlipredigt — Jude"- Bündel: = Felix-P. Aa
Ehrend. — Chris- gris-P ündel: Reisigbündel GA.
— Chrüsch-Büntel: kurze, dicke Person B. Du
Grüsche'-Puntil, wenig sagender Zuruf ApK. (TTobl.).
— Chrüter-. ,Der Kräuterbündel wird am Frohn-
leiehnamstage gesegnet; sind die Kräuter dürr ge-
worden, werden sie zu Pulver zerstossen und dem
Vieh zur Abwehr von Krankheit und Zauberei unter
das Futter gestreut' S.
Las- (Zg), Lüse"- (LHellbüel; S; Xnw) Bündeli,
bzw. -Bünteli, P- : 1. kleines, etwa '/*" langes, herz-
förmiges, mit gesegneten Heublumen gefülltes Bündel-
chen, dgl. man dem Kinde zum Schutz gegen Ver-
hexung (Ungeziefer und Krankheit) an die Wiege und
in spätem Jahren auf die linke Schulter heftet; sie
werden in Nonnenklöstern angefertigt und von Ka-
puzinern verbreitet S (Schild). Es L. schulst vor de"
und vor allem U'süfere", b'sungerbar aber vor
Giechti und vor dem Doggeli. Schild 1885. Kräuter-
bündel, den Kindern zum Schutz gegen Krankheiten
um den Hals gehängt Zg. Rundliches Amulet von
' der Grösse einer kleinen Xuss Xdw. ,Je nach der
Beschaffenheit der Gaben spendet der Pater [Kapu-
ziner] zum Danke Rosenkränze, Bilder, Skapuliere und
Läusbüutelehen.' Schweizerbote 1832. — 2. Pflanzen-
name, nickendes Perlgras. Melica nutans LHellbüel.
Zu 2. Die Läuseu ähulichea Früchtchen mochten nach
einem bekannten volksmedizinischen Prinzip als Mittel gegen
Läuse gelten und zur Herstellung von 1 verwendet werden.
Vgl. Floh-dras (Bd II 793). Lüsen-Seckli.
Müli-: in einen kurzen, weiten Sack eingebun-
denes Quantum Maiskörner, von der Hausfrau jede
Woche für den Mühlknecht, der es zum Mahlen ab-
holt, zugerüstet GRh. (Alpenp. VI 146). — Marä'nd-
(in GüPr. tw., Valz. Z' J/-)Püntel: kleines Tuch
oder Säcklein, in dem Hirten, Feldarbeiter usw. ihren
Mundvorrat mit sich nehmen GrD., He., Pr., Rh., Seh.,
Valz. Schi händ-der wacker in de" Z' M. ing'handht.
tüchtig eingepackt GnValz. ,Wenn dem Bettler d's
Bröd nid g'hört, verlurt-er 's us-em Sack.' D's Gätzi-
loch-Hittcli hed 's au'h g'meint, wa me-n-uf-em Land-
gu-ert-Steg der Z' M. e'tgangen ist. Schwzd. (GrPi\).
S. noch Ge-mach (Sp. 19).
Bettler-Püntel: Bündel, dgl. die Bettler tragen
SsChnr, D., He.. Pr., Rh., Seh., Tschapp. — Ris-
Bündel. .[Bei einer Belagerung füllt man zuerst]
den vorliegenden Graben der Veste mit Reissbündlen
oder Rcissburden (Faschinen) aus.' vRodt 1831. —
Russe"-. Der Reichtum einer Familie in ZTagels-
wangen soll daher stammen, dass ein Vorfahr der-
selben den 1!., den Kriegsschatz der Russen, den
diese auf ihrem Rückzug nach der Schlacht von Zürich
(1799) in der Nähe von Tageiswangen verloren hätten,
aufgefunden habe.
Sü"-P üntel: das Weibchen des Hirschkäfers
ScHSt. — Von seiner Dickloibigkcit.
Schnell- (in SciiXnk. Schü-)Ü ündel bzw. -Püntel:
scheue, schüchterne Person, bes. von Kindern Aa/..;
B; Sch; uTu; Z. Ies lauft das Schüchbündeli fori
[vor dem Besuch]! Schwzd. (Z). — Schläf-Pündel:
schlafsüchtiger Mensch AaF., Ke. — Schwin- (L),
Srhu-l- (Ar). Schu-tui- (GA.) P ündel bzw. -Büntel, P-:
oft dim., Kräuterbündelchen, als Amulet gegen die
Schumi [Atrophie] um den Hals gehängt (in Ap bei
wachsendem Monde). aaOO. ,Gut schweinbünde) zu
machen.' XVII./XVIIL, Arzneib. — Spis-Püntel: =
Maränd-P. GnPr., Valz. — Stink-Büntel: spöttisch
= Här-Büntel L. — Wulle"-: Wollknäuel S. Oft in
Vergleichen. Er droit umme" wie-n-e" W. Er isch
du g'lege" teie-n-e" W., von einem Betrunkenen. Joach.
1883. Numme" hätt-me"-si [die Wanderer, wenn sie
im Schneesturm auf der Strasse stehend hätten er-
frieren müssen] statt für Salzsule" [wie Frau Loth],
für ziel verlornig TV. a'g'lucgt. BWvss 1863. — Wind-
Pünteli: zum Schutz gegen Keuchhusten, Ruhr.
Masern und andere Krankheiten am Halse getragenes
Kräuterbündelchen GrPi\ — Wisheits - Büntel:
(vermeintlicher) Ausbund von Weisheit Bs; B. .[Meh-
rere Bauern meinten] sie möchten nicht, dass so ein
Weisheitsbüntel von Bern ihnen in ihre Sache rede.'
Gotth. — Witz-, P-: verständiges Kind Ar. Früh-
witziges und fürwitziges oder schnippisches Mädchen
Bs (Spreng).
in-bünden: in den Bund aufnehmen. .[.Maxi-
milian hat 1498 des schwäbischen Bundes] rät und
houptlüt gon Costenz, ouch dise stat und iren bischof
mit grossem verheissen und wenig leisten inzebünden,
uf künftigen der heiigen küngen tag lassen beriefen.'
Ansh. — ver-: (refi.) sich verpflichten. ,Ob bäbstlich
heilikeit sich des nit öffentlich wölt verpünden, sol
das heimlich beschehen.' 1515, Z (Ansh.).
Bund er m.: 1. (in GsSpl. Pünder) a) = Bün-
del II 1 a GrRIi., Spl. Auch in den Zss. Maränd-,
Bettler-B. — b) kleines, dickes Kind GRSpl. Auch
von einem jungen Stück Vieh, mit dem Xbbegriff des
Unansehnlichen: 's ist nur en P. ebd. — 2. Pänter, B-
Gl, Pinner U a) Bewohner von Graubünden, Bündner.
.Die grawen Pünder.' 1531, Absch. .Die grawen Pün-
ter' neben ,die Grawpunter.' Ansh. .Wie Meyenveld
von Püntern wider ingenommen.' ebd. ,Da ward Sex-
tilius Felix als der Römer Hauptmann harus durch die
pundter [per Rhretiatn] geschickt.' um 1533, AABrugg
Chr. (Obers, von Tac. Hist. IV 70). — b) Dim., Bündner
Schaf Gl. ,Die gröberen Schafe waren gesucht und
galten ihre Preise; weniger die sog. Büntcrli.' Gl
Marktbericht.
bündig, inTHtw. büntig, in ZDättl. püntig: 1. ver-
bindend; s. ver-bündigen. — 2. wie nhd. a) im eig. S.,
genau (zusammen oder in einander) passend, eben,
winkelrocht B; Gl; Th; Z (Sprache der Zimmerleute,
Schreiner usw.). B. absage", genau dem Mass ent-
sprechend, eher zu kurz als zu lang ZZoll. RA. 's ist
uf der letze" Site" b., ein Versehen, verkehrt, eig. die
ebene (bündige) Seite eines Werkstückes ist infolge
1367
Band, bend, bind, bond, liuiiil
KV.s
eines Versehens des Handwerkers nach innen statt
nach aussen gekehrt Z. — b) übertr., stichhaltig,
bes. von der Rede B. ,[Der Schuhmacher, der seinen
Zins nicht entrichtet] entschuldigte sich b., indem er
vornehme Kunden bekommen, Stiefelschäfte gekauft
und Diese baar hatte bezahlen müssen.' Gotth. ,Das
ist so gleichsam der Text, die [Gardinen-] Predigt war
viel länger und bündiger [eindringlicher].' ebd. -
c) eifrig. Tribt 's En [ein Geselle das K. liehen] bi
der Arbet am Werchtig z' b., so lueget-tne* d' Such
denn gär ungWHig a", de'' G'sell, u-u all raucht, und
De1', u-o-n-e" muess ha". NBöscn 1892.
ein-bündig: = cin-bändig. ,Die einhalben oder
einbündigen Geschwisterten.' Mohr, Gr Erbrecht.
uii-: = un-bindig. ,Alle und jede by dem Wyn be-
schechenen Köuf und Tusch sollen unnütz, u. und
kraftlos syn.' 1023, Aa. ,So solle ihre Eheverspre-
chung ungültig, kraftlos und u. sein.' Gr VDörf. 1692.
ver-bündigen: verbinden. ,Der erste Teil [des
Textes], als nämlich der Befehl ist genau verknüpft
und verbündiget mit dem zweiten Teil als mit der
Ausübung und Tätlichkeit des Befehls. Solche ge-
naue Verknüpfung, Vereinigung und Verbündigung
geschiehet durch den Ausdruck des bündigen Wört-
lein und.' Kinggli 1736.
bündisch: bündnerisch. ,Zu der Zeit der bünd-
tischen und veltleinischen Besatzung.' Giiler 1016.
— gottshüs-b. .Etliche gotthauspündtische Gmein-
den.' Sprecher 1672. — gräw-b. ,Wie zwischen den
küngschen und Grapüntschen ein bericht gemacht.'
Ansu. - - schwäbisch-b. ,Den Schwähschpündi-
scheu.' Ansu.
„ üf-bündisch: leicht beweglich und empfindlich,
bald beleidigt Schw; Zg." Vgl. üf-binden.
bündle- BLf.; Gl; SBib.; Z (Spillm.), pündle"
W, büntle" ÄAZein., Z.; Bs; B; L; SnJura; UwE.,
püntle" B (Zyro); Gr; GT. ; Ndw; WGrächen; Z, bün-
tele* AaoF.; GRh., püntele* Ar; G: 1. „ein Bündel
machen (aus Etwas)." a) die schmutzige Wäsche in
Bündel zspacken Z. Mer händ morn d' Wusch, ieh
mues' noch püntle". Auch tr. : d' Wasch püntle". —
b) das Bündel schnüren, aufpacken AAZein.; Bs. Den
Dienst wechseln, von Dienstboten Aa oF. — c) die
Wohnung wechseln, umziehen Bs; BLf.; G; SnJura;
Ndw. Syn. plünderen. — 2. bes. zsgesetzt ume*-b.
a) intr., ein Bündel tragen, sich damit oder mit einer
Last übh. schleppen AaZ.; Ap; B; Gr; L; Ndw. Der
hed eppes unter' püntlct Giüle., mer heind vil umerge-
püntlet GRValz., manche Last getragen. ,[Die schwan-
gere] Lisabeth bündelte so lange herum als möglich.'
Gotth. — b) tr. D's M'el, d' Herdöpfel zueher-p., in
Püntlen herbei, nach Hause tragen Gr. Übh. Etwas
herum tragen, schleppen, bes. Kinder Ap; B; Gl; Gr;
GT. ; UwE. ; W. Vgl. chräzen 1 (Bd III 927). D' Grafen
umc-p. — 3. (ein Kind) in derber Weise liebkosen,
hin und her werfen, unsanft behandeln. Efs) China
ume(r)-p. Gr; GT. Tue-mer das China nit so püutltt"!
WGrächen. — 4. „ein Mädchen schwängern" Bs(An.);
L; Z (Spillm.). Er hei e" Maitli 'büntlet. — 5. 'bündlet
(AALeer.; Zu.), 'hantlet (B), 'büntelet (Ar; ZW1.) si",
schwer, über und über beladen sein B, spec. schwanger
sein. aaOO.
üf-bündle» AaFH. (Dial.); Bs; SchSL (Sulger).
-pündle' Aa, -büntle", p- Bs; SciiSt. ; Tu; Z, -püntele"
Tu: 1. a) „den Bündel auf den Kücken nehmen oder
auf einen Karren werfen." — b) = bündlen 1 b AaKi'L ;
Bs; SchSL Und "it hing dernö"'' hei de* klei'st Sit"
Alks z'sämvw'packt, het üfbündlet und ist uit in 's
Land uwe" fürt 'zöge". Dial. (AaEH.). .Sogleich muss
der Geselle auf bündeln und in die Fremde wandern.'
Sintem. 1759. — 2. a) (Eim) ü., (unversehens, in
schroffer Weise) den Dienst aufsagen, ,den Sack vor
die Tür werfen' Bs; SchSL; Tu; Z. — b) verallg.,
trotzig auffahren, aufbrausen Bs; Tu; Z. Er isch glicl'
cnunthrno''' uff'büntlet, wird im Augenblick zornig
Bs (An.). — c) mit Eim ü., ihm den Text lesen Aa.
er-bündle": „refl., sich mit Speisen vollstopfen,
sichs wohl schmecken lassen" Gl.
z"-sämmen-püntlen. D's Heute z., das Heu in
I'üntle" nach Hause, zum Stalle tragen GRl'ast.
Bündlete" ZO., l'üntlete" B; GrD., He., l'r., Seh.:
1. eine Anzahl von Bündeln, mit denen sich Jemand
schleppt, Gepäck B; Gr. Gester isch [ist sie] mid-cre"
rechte" P. va" Chur chon GRCast. — 2. das mühsame
Tragen der genannten Last B. — 3. der (an einem
bestimmten Tag; s.Bündeli-Tng) stattfindende Wechsel
des Dienstes ZO.
ver-bündlich: verbindlich, pflichtig. ,Darzu üch
dann üwer Eid und Ehr v. machet.' B Mand. 1628.
„büntlig: einem Bündel ähnlich, wulstig." —
büntli"ge°: Adv. Etw. b. träge", bündelweise UwE.
Büntner, P-: Bewohner von Graubünden Bs;
GlK.; G; Th; Z. Seit dem XVI. belegt. ,Gottshaus-
pündtner.' Sprecher 1672.
Bündniss: 1. l'öntniss n., Verband Ap. — 2. f.,
Verbindlichkeit, Verpflichtung. N. schenkt dem Gottes-
hause auf dem Heiligenberg einen Zins ,mit der bunt-
nust, dass der kilchherre und pluuondherren ze dem
jarzit an dem abende alle ein vigilie haben und lesen
süln.' 1319, ZWthur. — 3. Vertrag, Bündniss; in der
ä. Spr. ausschliesslich f. und meist in der Form ,Bünt-
nuss, Püntnuss.' ,Buntnust.' 1343, L; 1353, Absch.
,Püntnüss.' Ansii.
Ver-: 1.- = Bündniss 2. .Die gelübde, eide, ge-
horsam und fürbuntnust ze habene.' 1364, Z. .Ge-
horsamkeiten, penen und verbuntnussen.' 1426, Absch.
.Wenn ein weibsbild dem Herrn ein gelüpt tuot und
sich verbindet . . . und ir gelüpt und verpündtnuss
kumpt für iren vatter.' 1531, IV. Mos.; = , Verbindung.'
1667. — 2. = Bündniss 3. ,Dem stift und ganzer ver-
buntnisse [zu schaden].' 1475, Bs Chr. ,lch tuon dir
ze wüssen, daz ich kein verpüntnus nach frün tschaft
mit dir hab.' Morgant 1530. .Als ob wir bei den
teutsch und welschen fürsten und stände unser rcli-
gion sonderbare verpündnuss und pündnuss wiOer
euch gemacht.' Golden Bond 1585/1658.
Hilf-. .[Drei Fürsten treten 1515] in eine 1 1 i 1 f -
pündtnuss mit den Schweizeren.' Sprecher 1672.
Bündung: Bündniss, Vertrag. ,[Die von Scbwyz
hätten] uns zu Tagen [mahnen sollen] nach der B.
Sage.' 1437, Laoffer, Beitr.
Bündele" I, Dim. Bandelt, Bündeli: eine Art klei-
ner Fische. ,ln den Tabellen über den Tax der ge-
salzenen Fische werden Luzerner und Seinpacbcr Al-
belen oder Spitzlinge, Bundelen, Hasel und Eglinge
genannt.' Ochs 2, 1, 172. , Bündeli' als Fische, di«
das vorgeschriebene Mass nicht haben, erscheinen
1869
Band— Im ml. Bans — bnne
1370
1171 im Twingrodel von LRichensee. ,[Zu essen gibts]
t'iiien. iiseii. volle bündelin.' Habeher 1562. In den
Jahren 1710 und 1750 werden Verbote erlassen, zu
kleine .Bündeli' zu fangen. Die Fischerordnung von
1816 spricht von einein Zins von \'ji Batzen oder
•I Schilling, der von jedem Hundert Baichen oder
ßündeli entrichtet werden solle. Liebenau 1897, 140;
vgl. auch 137. ,Von je 50 Bundelli-Kübli eines [als
Zoll].' 1818/9, BBüren.
Frz. londelk, .varii-tc du salnio fera, i«iiss<m dn 1.' -111:111
tl du l:u: de Nouchätel' (Bridol, Hlnss. unter londalla). Iu
der selben Form auch auf deutschem Gebiet: .Stockfische,
H&ringe und Bondellen in Fässchon.' lsJ'J, S.
Bündele" II: 1. = Bach-Bumbclen 1 (Sp. 1259) B
(Durh.). — 2. = Baeh-Bumbelen 3 B (Zyro). - vgl.
Bung(el)t n .
Bunde" f.: insenatura di montagua PA1. (Giord.).
Bundi: Bauernname. Helv. in pace 1694.
Bang — bung.
bang (in AaF., Ke.; Ar; ZU., Stdt, Zoll, p-): we-
sentlich wie nhd., doch tw. auf bestimmte Verbin-
dungen beschränkt, hier aber nicht selten noch in
der urspr. sinnlichen Bed. So in der Verbindung
angst und b. (Bd I 337), auch = eng (Bd I 331), schwül,
z. B. bei Beklemmungen infolge Atemnot, übergrosser
Hitze, Aufregung Bs; ZO., Stdt. Über wind und b.
s. wind. Auch subst. B. ha" 1) engbrüstig sein, Atem-
not habeu Ap; Bs; Z. — 2) Angst, Furcht, Sorge
haben Bs; B; Z. Bes. mit Neg. Häb nitmme" nit B.:
langsam chunnt z'lest oeh wii. Sciiwzd. (B). Hait-mer
doch numme" kei* B.: bis 's Nacht isch, clwmmc'-mcr
wider. Schwzd. (BsL.). Du brüchsch Jcei* B. ha", kannst
unbesorgt sein BsBinn.
Iu dem aul. p- könnte eine Nachwirkung der Synkope
des urspr. Präfixvoc. (bang <; 'be-ang) vorliegen; s. Aum.
zu he- (Sp. 898). Vgl. uoch AHonslor 188S, 99 Anm.
bange": „unpers., bange machen, beängstigen.
Es banget mich." B'lange" und bange", ängstlich
harren Bs.
Bängi (in Ap P-) f. — PI. -me": physische Be-
klemmung, Beängstigung, seltener im psychischen
Sinne Ap; GiiChur, D., He., Pr., Rh., Seh. Mir ist e"
Bcngi. Ich itberchomme" dere" Bengene", dass 's -vier
der Schweiss tribt GnPeist.
Bangada f.: Suppe PA1. Vgl. Bangadu- Nassi
(Sp. 794).
Bangu in.: panico, Fennichhirse PA1.
Bangcle" Scb; Th; ZFehr., Sth., sonst Bange" (in
Z rS. P-) — f.: 1. Name verschiedener Doldenpflanzen,
a) grosser Klettenkerbel, Anthr. silv. AaUEikI., Fisib.,
Witt., Wür.; Gl; Th; ZBoppl., Febr., Hütt., Sün., Zoll.
— b) raubhaariger Kälberkropf, Ghser. hirs. ScuSt.
(Suiger); ZSth. .Pangen, Char. silv.' Z Anl. 1775. —
c) gem. Bärenklau, Her. Sphond. AABb., UEnd., Rüm.,
Schneis., Wyden b/Lengnau ; ZDielsd., Reg., W. —
d) Schierling, Conium (cic.) SciiSt. (Sulg.); Z (Spillm.).
— e) Wald-Angelika, Ang. silv. AaUEihI.; ZNHasli.
— f) Pastinak, Past. sat, ZNHasli. — g) , Bangelen'.
-Färberdistel, Serrat, tinet. Z Anl. 1775. — 2. halb
generelle Bezeichnung von Pflanzen mit starkem, röh-
rigem Stengel ScnSt.; ThHw., Müllh. ; Z. Buchs Fueter,
mit als Bangele". Das ist Heu nie Respi [Rebholz],
's häd halt vil Pange* drinn ZZoll. — Wahr seh vwdi
iiiil Bengel; vgl. auch Bungelen.
Bangenet n.: = Bajonet (Sp. 1100) Ap (Merz 1836)
— In der selben Form auch bair.; s. Schm.-Fr. I 250.
Beugel (in AALeer.; FJ.; LBerom. Vengel, in B;
FMu.; S Benggel, 1'-) m., PL Bengle" GaPr.: 1. rundes
Stück Holz von massiger Dicke und Länge, Knüppel,
Knebel zu verschiedenen Zwecken. Derber Zaun-
stecken B. ,Und solt einen b. under dem gürtel haben
und wenn du dich daussen setzen wilt, solt du damit
graben und wenn du gesessen bist, solt du zue-
scharren, was von dir gangen ist.' 1531/97, V. Mos.;
dafür ,Scbäufelein.' 1667. Insbes. a) zum Verbrennen,
t. wie Spelte" oder Schitcr aufgeschichtet (und dann
von bestimmter Länge), t. mit anderm dünnerm Ab-
fallbolz zu Wellen oder Büscheln zsgebunden Aa;
Bs; B; GRSpL, V.; L; G; S; Th; Uw; Z. Bari JB.,
dürres Astholz UwE. Orobi Beizi, ico vil Bengel drin
sind L. ,B., stäcken, tremmel, verber, fustis, sparus
vel sparum.' Mal. .Fustis, B., Brügel.' Denzl. 1677;
1716. ,Seie nicht wahr, dass gross Holz darunter
gewesen, sonder nur B. und Studen, wie dergleichen
Abholz sei.' 1732, Hotz, Urk. ,Es sollen keine B.
[sondern nur , Scheiter'] in das Mass nicht gesetzt
werden.' 1736, Z Holzmandat. ,Das Mitglied der Holz-
kommission muss an der Schitfländi zwischent Holz
und B. Eecht sprechen, es gibt aber weder Sessel-
noch Sidelegeld.' 1763, Z Brief. ,Wan die [eine von
drei Haselruten] zerschlagen ist, so kanst du die
andren nemen und dernach die 3, bis sei zerschlagen
seind, und wans nicht genug ist, so kan man stärker
B. nemen.' BSi. Arzneib. (aus einem Rezept gegen
Viehzauber). — b) als Prügelstock, Waffe. Eine" mit
dem B. zor Vernunft bringe" TuMüllh. ,Welicher
fräfentlich gegen dem andern ufwüsebt oder in sin
messer grift oder einen b. zuckt.' 1481, G Oberbüren
Hofr. .Du darl't doch dem Zwinglin nit inn b. fallen
und mit im stryten.' Gvrenkupfen 1523. ,üer Hund
[sei] gar übel mit trocknen Bänglen gsägnet worden.'
Schimpfr. 1651; vgl. , Bengelsuppe' bei Gr. WB. ,Den
B. unterlaufen' s. Bd III 1133, wozu noch: .Dafür
[gegen den Papst und seinen Anhang] hat nüt ge-
hulfen, dann sy einmal den b. underlaufen, das schwert
in ire band gebracht haftend.' HBull., Tig. .Den li.
unterlaufen, difficultates superare.' Denzl. 1716. ,Den
B. unterschlagen' s. Hurtigkeit (Bd II 1653). — c) zum
Werfen B; L; G; Tb; Z. S. auch feig (Bd I 688).
De" B. i" d' Höchi, ufe" (oder ue) rüere", werfe" 1) im
eig. S., z. B. an einen Nussbaum hinauf, um Nüsse
herunter zu werfen. — 2) übertr., einen (kecken)
Versuch machen, z. B. etwas einsetzen, um zu ge-
winnen, probeweise ein Angebot machen, eine For-
derung stellen G; Tu; Z. — 3) zornig werden ZLunn.
De" B. hoch rüere", hoch gehen (mit einem Angebot,
in seinen Ansprüchen), viel auf eine Karte setzen,
ebd. Me" mite" de" B. hoch würfe", viel verlangen,
damit man wenigstens etwas bekommt TuMüllh. ,Dcn
B. höher werfen', Höheres ins Auge fassen. ULSrägg.
Me" mite" ned mit Bengle" drl" würfe", trenn me"
will Vögel fange" TuMüllh. Der Joggeli wirft bi der
lustige" Helkerei si* B. au''' drl" [macht eine anzüg-
liche Bemerkung]. Schild. S. auch Rad. We""-men
e" B. under d' Söu"' wirft (ritert), so göusset (brüelet)
1371
Bang, beug, hing, bong, bung
137
die, ico 's b'reicht ( trifft), wer sieb durch eine An-
spielung aufbringen lässt, beweist damit, dass er sich
getroffen fühlt Aa; B; vgl. 7/«»// (Bd II 1422). Me*
muess nid all B. ü/lese*, uo-men Eim nöehrüert L
(In eichen). — d) in den Mund gesteckter Knebel.
.Einen B. ins Maul legen, linguarium dare.' Denzl.
1677; 1710. .Demnach er frisch byss in den b. [ins
Zeug gehe], louf wunderbald.' Bdef 1550 (von einem
Boten). ,Du musst besser in den B. beissen.' Mey..
Hort. 1092. — e) Hunden an den Hals gehängter
Knebel. .Dieselben hund, so one b. gand, sol der
nachrichter ze tod schlagen.' 1514. Sab Uatsprot. ,Das
etliche ander üch hüml nit binden, noch b. anhenken.
ouch die güeter und reben unverhaget lassend.' 1590,
AAYVett. Klosterarch. Hühner und Hunde soll man
bis nach geendetem Herbst ordentlich inne halten und
den Hunden ,B. anhenken.' 1079, ZEgl. — f) an
Stricken befestigtes Querholz, dazu dienend, eine Last
aufzuziehen oder zu tragen. So von dem Querholz,
an dem vom Metzger das ausgeweidete Schlachtvieh
mit den Hinterbeinen befestigt und aufgewunden wird
ZZoll. Die Chue häd am B. [d. h, ohne Kopf, Haut
und Eingeweide] 5 Zentner g 'woge". Michal zu David,
den sie retten will: .Sitz auf disen b. her, dass ich
dich lass hinab in eil.' Holzwart 1571. — g) in der
Fischerei. ,Es soll niemand an das garn keinen b.
henken.' 1512, Z Fischereinung. ,Das Henken der
Bengeln an die Garne [beim Fischen] ist verboten.'
1710, Z Ges. — h) Kerbholz Z; Syn. Beilen (Sp. 1161).
Etw. uf de* B. ge", auf Kredit. — i) in der Weberei,
Ann, der dem Weberschiffchen den Sehlag gibt Z. —
k) Dim., fingerlanges Hölzchen als Hülfemittel für
Schulkinder beim ersten Eechenuuterricht BS. Syn.
Chnebeli. — 2. kleines, gespaltenes Stück Holz, Scheit
FJ., Mu. Er hat Holz g'nuc», er tnuess e"kei" P.
chaufc". — 3. in der Sprache der Schmiede, längeres
Stück Eisen L. — 4. Teil von Pflanzen, a) (Hanf-,
Flachs-)B., Schaft, Stengel des Hanfes und Flachses,
so lange der Bast noch an ihm ist GRGlar., L., Pr.,
S., Scuolms, Val., V., UVatz. Ist der B. g'schleizt [des
Bastes beraubt], so heisst-er Stengel. S. noch chech
(Bd III 121). — b) Mittelrippe von Garten -Kraut-
pflanzen, spec. Mangold „oder Salat"; etwa als Ge-
müse gekocht „Gr;" GSa. Syn. Chrüt- Stengel, -Storzen.
Das Chrüt hat dick B. Salöt und B. sind nit fuerig.
Hind-er hür auch schu" B. ka"? — c) langer Pflanzen-
stengel übh. GSa. Das Fueter ist nid guet, es hat
z' eil Bengel drin. Vgl. Bangelcn 2. — 5. Kuhschwanz
GrS. Vgl.: Die Chite häd nw nach en B., von einer
Kuh, deren Schwanzhaare am Ende ausgegangen Z
Zoll. — 0. (Adams-)B., nieinbrum vir. Z. — 7. kurzer
Strich, der dem Verlierenden z. B. beim ,Jass' aufge-
kreidet wird Bs; Th; Z. Er hat en B., hat die Partie
verloren. En Zwänzger der B., wird beim Beginn
des Spieles bestimmt. Dicker Schatten- oder Grund-
strich beim Schreiben mit Tinte Bs (Schülerspr.). -
8. a) hochgewachsener Mensch oder auch Tier (z. B.
Pferd) Bs; Gr. E* fgrösstr") B. Es ist nun e* B., von
einer grossen, hagern männlichen Person GrCIiuiw.
Das ist B. cho*, sehr gross geworden GrV. Auch als
erster T. von Zss. zur Bezeichnung ungewöhnlicher
Grösse: c* B.-Chint, -Mann, -Buch; c" B.-Chue, -Schrei"
GrAv., V. Vgl. Brügel. — b) in mor. S., ungeschlif-
fener, nichtsnutziger junger Mensch Aa; Bs; B; Gr; L;
Scu; ScuwE.; Tu; UwE.; '/,. Mit dem Wortspiel dir
dlline* Lid het Gott erschaffen (und) die grosse" B.
wachsen im Höh (Wald), trumpft ein Kleiner einen
Andern ab, der ihn wegen seiner Kleinheit geneckt
hat Aa; Bs; S; Z. ,So muoss es einmahl entlich sein,
den Bänglen [den Schweizern] Alls zuo tränken in.'
JMaiil. 1074. — c) Einfaltspinsel, seiuplicioue PAL
Mlid. bengd, Prügel, zu bangen, schlagen |s. banggen). Iu
liSi. ist Differenzierung eingetreten zw. /'<«:/;/<'. Wurfholz,
und Pengel im allg. Sinn. Zur Bed.-Eutwickluug vgl. Dam.
Chnebel (Bd III 713), Brügel. .Bengel', Familienname. 1I7IJ.
WZerm.
is-Bengcl: Eiszapfen Bs (Spreng). — Fäll-:
B. zum Sperren eines Durchgangs. Tierb. 1503; siehe
Lauf 3 b (Bd III 1113). — Für-: scherzh. für Feuer-
rohr. Gbspr. 1712. S. grebdig (Bd II 687/8). Syn.
Schiess- Brügel. — Fleisch-: l. = Asmi- Latten (Bd
III 1483) ZOss., Seen, uSth., Wclz. Syn. Chämi-B.
— 2. ein Stück Vieh, bes. ein Mastochse, der einen
grossen Ertrag an Fleisch liefert ZS. — Geiss,-: =
G. -Leiteren 5 (Bd III 1498) GWe.
Herz-. ,Der nagende wurm hat im den h. ab-
frässen.' Grob, Chr. — Scherzh. für Herz-Bändel?
Hüs- s. Gassen-Engel (Bd I 333). — Schatt-
huet-: Stengel der gemeinen Mohrrübe, Dauc. car.,
auch die Pflanze selbst GWe. Vgl. Bd II 1791. —
Jose"-: Bengel aus dem ,Josen-Wald' Z; s. J.-Holz
(Bd II 1252).
Kue-: Schimpfw. Angehörige von Zürich sollen
gesagt haben, wenn die Lucerner auch rechte Christen
werden wollten, so seien sie doch nur Kuhmäuler und
,kuobengel.' 1524, Abscu. — Eig. Kunschwanz? Docl
vgl. Mihh-B.
Chämi-: = Fleisch-B. 1 ZOss.
Kar- LW.; GS.; Ndw, Char- UwE.; U, Chäre*-
ScHwTuggen, Kre- UWasen : Name von hartstengligen
Doldenpflanzen. 1. a) = Cherfel a (Bd III 459) I.W.
— b) = Cherfel b ScuwTuggen; Uw; U. — 2. gem.
Wiesenkümmel, Carum carvi GS. — char-bengle":
die Stengel von Kar-Bengel 1 a und b, die zum Yieh-
futter nichts taugen, mit einer Sichel aus dem Wiesen-
gras ausschneiden ZWäd.
Volksetym. Umgestaltung der Bd III 45t) aufgeführten
Namensformeu unter Anlehnung an Bengel. Diese Beziehung
scheint allerdings tw. wieder verdunkelt, wie die Zss. Kar-
bt ngd-Stengel (in Bed. 1 a und h) beweist.
S a m i - C h 1 a u s - : = Beilen 1 c (Sp. 1 1 03) LHa. Ieh
ha" de* S. füre* g'no* und a'g'fange* im Samiehlaus
und im Christchindli bitte*. JBoos. Vgl. noch Chlaus
(Bd III 692). — Chnüttel-: = Bruech-B. — Leise"-:
eines der vier Hölzer am Leiterwagen, die unter dem
obern und über dem untern Leiterbaum und unter
der Landicid durchgehend zur Befestigung der Wagen-
leiter dienen ScnSchl. — Mechanik-: Holz, woran
bei der Spannvorrichtung am Wagen die beiden Herum-
klotze befestigt sind Z. — Müggi-: Scheltwort auf
einen Menschen, „der mürrisch und stöckisch schweigt
B; L"; ,homo austero vultu.' Id. B. — Milch-: in
der Reformationszeit Spottname auf die Bewohner der
innern Schweiz; Syn. M.-Trämmd. Wenn Zürich sein
Geschütz gäbe, so wollten sie die M. wohl ein An-
deres lehren. 1525, Ahscu. ,Wie die von Zürich die
1. ander schälten, si syen m. and si wellen den milch-
benglcn die hüscr an bimmel henken.' 1527. Stkickl.
s. noch Eue-Kamben (Bd III "><"i). Auch Spottname
auf die Schweizer übh. im Munde ihrer Nachbarn:
1373
Runs. bong, bing, bong, bnng
1374
,Die Schwitaer gross m. nnd tyrannen.' G Stiftsarch.
— Mutti-: derbe Bezeichnung des ungeschlachten
Landbewohners im Gegs. zum feinen Städter L. M.
— (fi';l nie ke" Engel. Ineiciien. S. noch Stadt-P/Iui:.
— Bagüde"-: Stengel des grossen Klettenkerbels.
Antlir. silr. GSa. S. Pagoden lll (Sp. 1053). —
Blas-: scherzh. von einer Klarinette. Gotth. —
Bruech- TuHw., Brüech- Aa; Tu; Z Fehr., Sth.,
Brüechi- ScnSchl.: = Brüech- Clincbel (Bd 111 715/6).
Vgl. auch chniittlen 1 (Bd III 769). — Eüst-: zu
Baugerüsten verwendeter B., übh. kürzeres Gerüst-
holz. ,Wann ein Burger R. zu Rüstungen und Bock-
stellen vonöthen hätte, so solle derselbige sich bei
denen Holzherren darum anmelden.' Scn Holzordn.1734.
Zur Besoldung des Stadtmaurers gehört .alle Jahr ein
Wagen mit Rüstbengel [1734 zu 3 fl. 36 kr. gewertet].'
XVIII., Sch Ämterb. — Reit-: -Bruech-B. ScawMuo.;
Z. — Sil- AiAar., F. (-i-J, Fri.; BsL. (-%-); BM., Sil-
„Aaj B;" L (Ineichen), Sim- AAFri. f-i-J, Hold.; Bs;
SNA., ,SV»i-P- AAAar.. Leer.. St.; Bs; SNA., Schwa.,
Thierst, SinCdJ- Bs, Sing- S: 1. Wag-, Zugscheit für
ein einzelnes Zugtier, woran die Sil-Schniler befestigt
sind. Syn. Sil-Schit, Wägli. Bei zwei Zugtieren hangen
die S. links und rechts an der Wage. — 2. Stab unter
den Gcschirrflügeln am Webstuhl, mit der ,Sperr-
Trete' durch den Latsch (s. Bd III 1531) verbunden
Aa (Hürbin). - Sür-: = Sür-Chnebel (Bd III 716)
GrD. — Süess-: Wiesenbocksbart. Tragop. prafc
GSa., We. Syn. S.-Stirzel. — Süw- Söu-: 1. Pflanzen-
name, rauhhaariger Fuchsschwanz, Amar. retrofl., ein
lästiges Unkraut AAKilchsp. — 2. in der RA. Ei"'m
mit-em S. tüte', ihm etwas handgreiflich machen Z
(Spillm.); Syn. mit-em Holzschlegel tute". — Spann-:
= Mechanik- B. ZZoll. — Sperr- Sper- : = Leisen-B.
ThIIw. — Stand-: dicker Stab, der in einem Schifte
zu hinterst von einem Bord zum andern geht und
dem Ruderer als Stützpunkt dient Aa (Rochh.). —
Trülle"-: Holzstab zum Drehen eines Wellbaums
TuRom. - Welle--: 1. = W.-Chnebel (Bd III 716)
ZBül., Zoll. Hurtig uf 's Fueder de" Wisbaum, d'
Welle'seiler drei" g'hehkt und um d' Welle" um 'bunde",
denn neme'd d' W. und tribe'd wacker, elass 's chröset
und glret. KdMey. Potz, der Atti chunnt scho" mit-em
grüe* a'g'strichene" Wage" . . . W., scharmante, mit 's
Attis Name" bezeichnet, ebd. — 2. Bengel als Bestand-
teil von Reiswellen BsStdt. — Ufwind-, Anwind-:
= Amcinel-Clmebel (Bd III 716) Aa. — Werch-: rastlos
Arbeitender GrPi\ D' Maje'feldeme" sind u'ermüedeti
W.-Bengle". Schwzd. — Zieh-: = Sil-B. LGerlischwil.
— Zünd-: scherzh. für Zündhölzchen (Syn. Zünd-
Balken Sp. 1191) oder Cigarre Bs.
Bengel ei f.: Flegelei, Grobheit Bs.
bengele": = bämmelen I (Sp. 1229) unter An-
lehnung an unsere Gruppe ü. Vgl. benglen.
bengelieren: mit Prügeln traktieren. N. N. übe
gegen die armen Landleute, um Geld von ihnen zu
bekommen, Gewalt und Drang, ,bengelliere' sie auch
und tyrannisiere sie auf jegliche Weise. 1624, Absch.
(für T). Auch im Lobspruch der Prättigäuer 1622.
bengle" AaBd.; Bs; B; Gr; L; GS.; Sch; S; Uw;
W; ZKn., W., pengle" AALengn., Leugg., St.; LHa.;
W (pengju"), benggle" B; S; Zg, penggle" BE., Si.;
FMu., Ss. : 1. (auch mit Acc. des Zieles) mit einem
Bengel dreinscblagen (elrl'b.) oder werfen Aa; Bs; B;
S; Nnw; Zg. Wie die Wilde" händ [im Kampf gegen
eine Zwingburg] die Zuger und Menzi'ger drl" 'bengglet.
Scnwzn. „Schlagen, prtgeln, mit Knütteln, Baumästen
und Bberhanpt W. Mit enand b., raufen, streiten
LB." Das B. wurde bes. von den , Nachtbuben' geübt,
sei es beim Zsstoss feindlicher Parteien, sei es gegen-
über einzelnen Personen, die sich nachts ohne Licht
oder unter verdächtigen Umständen auf der Gasse
blicken Hessen ScnSchl.; ähnlich B. Der seit üs
Ben gel: 'benglet mo" Di? st", rüeft lüt en Bursch.
APletsciier. Nur in Verbindung mit Ortsbestimmun-
gen: Eine* fort, üssi. zur Tür üss b., (eig. mit einem
Bengel) fortjagen GrD., He., Pr., Sch., Tschapp. Obst
von den Bäumen herunterschlagen oder -werfen AaHIj.;
Bs; L; S; ZO.; Syn. chlöeklen (Bd III 642); vgl. auch
Nuss (Sp. 826). P/Iumelt b. mm Bäumli. Scuwzn.
2. a) schlagen übh. Z'sämme" b. [gegen einander
schlagen] wie d' Nusssäck S. I'h ha" di besti Lust
g'ha", ieh well der Madam mitz i* d's G'sicht b.
EHanggi 1892 (S). — b) derber Ausdr. für werfen!
schleudern übh., bes. mit Steinen und andern kleinen
Gegenständen Aa; Bs; B; F; S; UwE.; W; in B oft
mit dem Nbbegriff des Ungeschickten, Unsichern.
Syn. bölen (Sp. 1177). ,Sie ergriffen Steine, Scheiter
und Zaunstecken nnd hangelten nach dem windigen
Föppeler.' Küenlin 1834. ,Wie wellt ich iez einsmals
widerbringen, das iez fünf jar yngerisen ist? Ich will
ein eiempel geben: So ein steinrise stets on under-
lass riset und es wäre einer oben daran, der benglete
oben abhin, das tribe er lang, und einer wellte dasselb
einsmals wider ufhin werfen.' Zwingli. a) mit dem
geworfenen Gegenstand als Obj. Stei" b. Aa; Bs; B;
F ; S. Buebe", höret üf Stei" b. ! Bengle* de" Stei" dert
i" Weg use"! Schneballe" b. S. ,Das war auch so
eine Wurst, die er nach einer Speckseite benggelte.'
Gotth. Luegt.-mich das Meitschi nume" w u-item a",
so isch d's Für im Dach u"a es fät a" sprätzle", als
hätt-men e" Zentner heisse" Anke" ?'■ ä" Bali 'bengglet.
FEbersold 1897. Mit Dat. P., zuwerfen: Benggle"-mer
de" Pflanzchnebel! B. S. noch Her I (Bd III 1521).
Spec. Chugele" b. = Ch. trölen (Bd III 187) S, wo das
Spiel zeitweilig polizeilich verboten wurde. Im Chu-
gele" b. mag in Keiner. BWvss. Der Chnecht ist gei"
Chugele" b. uf der Landströss. ebd. — ß) mit dem
Ziel als Obj. B; W. Er hät-mi'h [mit Steinen] ge-
pengjut. Si hein-is mit Nuss 'bengglet B (Zyro). —
c) übertr., (eine Bemerkung, Antwort) laut, in rück-
sichtsloser Weise hinwerfen B; vgl. nhd. .schleudern.'
Es het-mer 's [eine Mitteilung] nume" so i" d's G'sicht
'bängglet. OvGreterz. ,Chumme"g'rad, bengelte er über
die Achseln zurück.' Gotth. .Herr Pfarrer, soll man
euch die Suppe z' warme" tuen, hengelte eine Stimme
so unversehens zur Türe hinein, dass wir ordentlich
zusammen fuhren.' ebd. ,Was Teufels benggelt man
da mit Worten Zeitgeist usw. herum.' ebd. — 3. a) mit
Acc. S., Etwas (unsanft) herumwerfen B. — b) mit
Acc. P., Einen hart mitnehmen, phys. und mor. B;
Nnw. ,Benglet werde*, jaetari. Du, wirst noc1x brär
'benglet werde", vita tua innumeris fortunre casibns
exposita est.' Id. B. Es hed-mich 'bengleel 1) auf den
Boden hingestreckt Ndw. — 2) es ist mir übel ergan-
gen, ebd. Ich bi" 'benglet. worde", bin vom Schicksal hin
und her geworfen worden, habe viel durchmachen müs-
sen, ebd. ,Du verschwygst minen namen darum, dass
du mich glimpflieh wol bütlen und b. mögist.' Zwingli.
1375
Han«,', beug, hing, bong, Innig
l.-.TT,
— 4. einen Schuss abgeben, schiessen, mit dem Neben-
hegriff: nicht kunstgerecht, ohne Sorgfalt oder Ge-
schick B; L. Hest-mer-e" (/'seh"? [sagt ein Schütze
stolz auf seinen Schuss]; iez mll-ie" aber Ei"s go"
>i<"; irh cha"" de"" dernö''' nocU i" d' Chcrschlbe" b.
JRoos. .Man hatte nur noch Zeit, vor dein Mittag-
essen einige Schüsse in die Scheibe zu b., fand aber
den Wind ganz conträr.' Gotth. (Eifrig) drauf los
schlössen ZZoll. A" dem Schiesset ist hüt tüchtig
'benglet norde". Er häd müese* b., bis er es TolzCt
Annuliere" g'ha" häd. — 5. von einem Gewehr, das
infolge eines Constructionsfehlers oder der Unacht-
samkeit des Schützen schlecht schiesst B. ,Der Stutzer
muss gebenggelt haben [zur Entschuldigung eines
Fehlschusses].' B Dorfztg. — 6. a) ausschlagen, von
Pferden WV. — ■ b) um sich schlagen, die Glieder un-
natürlich recken, z. B. von einem Epileptischen wäh-
rend eines Anfalls Bs. Si het g'schümt und 'benglet.
— 7. „Jmdn Bengel schelten L; Scn." — Zur Bed.-
Kntwicklung vgl. Bchlinggt n.
ab-bengle" W, sonst nie"-: hinabwerfen UwE.
Holz us ''cm Wohl appe"-b. übst, bes. Nüsse, mit
Bengeln oder Steinen herunterwerfen AABb.; Bs; L;
Scn; Th; W; Z; auch mit einer Stange herunter-
schlagen '/.. Vgl. Nuss (Sp. 82«), Bein 1 b (Sp. 1294).
Nüssen a. gehörte zu den zwar verbotenen, aber jeden
Herbst wiederkehrenden Vergnügungen der jungen
Beute des Dorfes ZZoll. ,Als man die nuss tet benglen
ab, ein solchen wurf getan ich hab, dass ich aus mei-
nem leib den arm hinweg warf', erzählt im Lügen-
märchen Einer, um seine Einarmigkeit zu erklären.
Anf. XVI.
üf-: in die Höhe, aufwerfen S. Si" Chopf hoch ü.
BWyss 1863. Sich bäumen, von einem Pferde S. Ieh
giben ''em Choli ne" herzhafte" Zwick [mit der Peitschen-
schnur], ''ass-er hoch üfbenglet und i" de" Gestreckte*
derro" sprengt. Joach. 1885.
ummen-: 1. tr., „herumwerfen." Etwas umha-p.,
herumtreiben BSi. — 2. intr., beschäftigungslos herum-
streichen GrS.; LG.
an-: anwerfen Bs; B. Eim es Schit, SteifneJ" a.
i"-: einwerfen B; L. Mit Steine" benglel-me" d'
Schiben i", antwortet der Kandidat Verdi auf die
Frage aus der Mineralogie L.
er-: tr., mit Bengeln traktieren GS. Übertr. ,Casu
acerbo coneuti, mit grossem und unleidlichem faal hin
und wider geworffen und getriben, wol erhängtet wer-
den.' Fris. ; dafür bei Mal. .erbanglet.'
üs-. jy Wellen ü., aus einer Reiswelle die grössern
Bengel oder Scheite herausnehmen Bs.
use"-. En Becher u., herausschiessen, bei einem
Preisschiessen ZZoll.
ver-: 1. verächtlich wegwerfen, vergeuden BSi.
Er het d's Bröd verpengglet. — 2. Schüsse v., vom
Schützen, infolge Unachtsamkeit oder Ungeschick
Schüsse erfolglos abgeben; vom Gewehr, infolge eines
Constructionsfehlers udgl. dieselben erfolglos machen
B. ,Als er einige Schüsse in den Stichscheiben ver-
bengelt hatte, wollte er neue Stichkarten kaufen.'
Gotth. — 3. von Wälilern, ihre Stimmen planlos auf
mehrere Kandidaten zersplittern (und dadurch die
Wahl erfolglos machen) SB., NA.
Geiss-: ein dem unter Geiss 3 (B 1 II 460) be-
scliriebenen ähnliches Spiel 1!. Traf einer der Spielen-
den die Geiss mit seinem ,Bengel', so dass sie fiel, so
durften die andern nicht mehr weiter werfen; s. (ver-)
bieten.
näob-: nachwerfen B; W. Der Blieb tuet alle*
Litu" und Tieru" Eppas n. W. ,Tschu, tschu! Weit-
er-ech striche", oder soll ich euch n., ihr Kaibe" [zu
Hühnern]!' Gotth. , Essen und Trinken sei witziger
als d's Geld dem Dokter nahz'b.' ebd.
zer-: zerwerfen. TT«'e Bcr-der nit die Häng zer-
bengglet, a's wenn-er-si Em weit et* Gring g'heien!
Kosmopolit 1782 (B).
Benglete" f.: 1. das Werfen von Prügeln oder
Steinen; „das Hin- und Herwerfen, allg." — 2. „Kau-
ferei LE."
benglig: in der Verbindung b. Fueter, Gras, Heu,
unter dem sich viele Stengelpflanzen finden GSa. ;
vgl. Bengel 4 c.
holz-: hager (wie ein Stecken). Hagerer 1562;
s. Ohatz (Bd III 587).
Bing m.: 1. „jeder Karrenkasten G." .Ein B. sampt
zwei Redern.' 1027, Tn-Bürglen luv. .Wagen und B.,
1652, ApTrogen. Ein B. als Jauchekasten abgebildet
im Ar Kai. 1872 (Vignette zum April). — 2. (auch
Dim. Bingli) zweirädriger Karren mit offenem Kasten,
den man hinten niederlassen kann, zum Ausführen
von Mist, Kot, Schutt udgl.; Schuttkarren, Kippkarren
Ap. ,l)er Dünger vor dem Stall wird in einem kleinen
Mistwagen oder B. hinausgeführt oder von den Sennen
in einem Stosskarren ausgestossen.' Steinm. 1804 (Ap).
— 3. Stosskarren ApWalz. Syn. Stöss- Wagen.
Vgl. das syn. Bannen (Sp. 1289/90), Hin,* (Sp. 1300);
zur Lautforni dan. biny, Knrnkasten, schwed. hinge, offener
Kasten für Grütze udgl., weiterhin Binge, Finge bei Gr. WH.
II 35. VII 1859 (womit die Anm. zu Benin n zszuhalten ist).
Ziegel-. ,Ein Z.' 1027, TuBürglen Inv.
pinginierc": Jmdn (absichtlich) quälen, peinigen L.
Gu liniere" und p. und maltridiere*. Wiber, die de"
ganze" Tag chi/Ien und zangge" und den Erna"" mit
spitzige" Worte" p. JBKoli 1871. — Verquickung aus
pingen und piggenicren (Sp. 10S0).
pmig: Schallw., = bumm (Sp. 1254). Gotth.; s. Gr.
WB. VII 2233.
Wasser-Pnng: Bachbungen-Ehrenpreis, Veron.
Beecab. ,W. oder bachbun.' KdGessn. 1542. Vgl.
dazu: ,Sion, bachbun sagend etlich, ist aber ein ander
wolgeschmackt kraut in den bächen gleich den gir-
gelen.' Fris.
Bungele" f.: 1. = dem Vorigen. ZObf. 1807. -
2. = Bangelen 1 c ZBauma.
Bach-Bungelc" ÄAWürenlingen; Bs; B (Zyro);
LBüron; GoT.; Scn; Tu, -Bungere" SciiwTuggen,
-Bunge" AARem.; Ar (Durh.); Gl; LHildisr., Roten b.;
Schw; Ta — f.: 1. = Bach-Bumbclen 1 (Sp. 1250) Aa
Würenlingen; Ar (,gelbc B.' Durh.); Gl (Gem. 430); L,
, Gelbe Baehbungcn.' Z Anl. 1775. — 2. = Bach-Bum-
bclen 3 AARem., Würenlingen; Bs; B; LBüron; {'• oT.;
Scn; Schw; Th. — 3. = Bangelen 1 e Tu.
Denzl. bietet: ,Anngallis aquatica, Bachbungeln.' 1671
(, -Innigen.' 1716); ,Layor, ein wo] riechend Bachkraut, Bach-
bungeln.1 1G77 (.-billigen.' 1716); .Sisynibiiuiu. Bachbungcl,
Bachnitlnz.' 1677; 1710.
i.".t;
llangg, bengg, bingg, bbngg, bungg
1378
Banijij —bungg.
.Iiangg in.: Stoss."
„banggc": 1. stossen, Stössc geben. * — 2. (pan-
gge") spec, die Speisen im Munde herumwerfen Aa
Leer. - Vgl. bangen. Gr. WB. I 1104.
Banggete" f.: Spielpuppo GlS.
Kig. Noni. actionis zum Vor. in der Beil. , schaukeln'
(s. bangglen), dann ttbertr. auf den die Tätigkeit erleidenden
Gegenstand. Vgl. auch das syn. Tocketen.
banggle" (in AALeer. p-) : Iter. zu banggen.
1. wiederholt hin und her stossen, hin und her be-
wegen, schaukeln L„E.", Reiden. „Ume'-b., wieder-
holt uniherstossen" ; Syn. umen-schupfen. .[Waldmann
habe] uff ein mal mit im geredt, wie Heinrich Götz
dick zu Zunftmeister erweit und eben mengmal umb-
banglot worden syn, daz er daz nit bliben möcht.'
1489, Waldmann-Auflauf. .Etlich gesellen seitend,
wie man den Göldlin in den Burgern [in der Ver-
sammlung der Bürger] umbhin, wider und für, ge-
banglet bette und neme der Göldli in, den Felixen,
an ein ort und seite: Ist es also über mich gangen?
Hett er im geantwurt: Ja, er wäre umbhin gebanglet
und welicher an in nit hette mögen kommen, dem-
selben war nit recht gsin.' 1523, Egli, Akten. ,Das
sülchen und bangglen [beim ausgelassenen Tanz an
einer Hochzeit] wäret biss zu dem nachtässen.' HBull.
1540. ,Stetigs tregt [der Affe sein Junges] vor im
här, banklet es dennassen umb und truckts an sein
brüst, biss das ers ersteckt.' Tierb. 1563. ,Jactare,
erschütten, hin und här werften, umhin pangglen,
treiben, kestigen. Jactatus, hin und här geworden
und getriben, wild umbhin gepangglet. Ventilare, in
henden banklen, hin und här beutlen. hanzlen. Liber
manibus contreetatus, gehandlet, in henden uinbhin-
zogen und gepanglet.' Fbis.; Mal.; s. noch hanzlen
(Bd II 1477). ,2aAe6ou.ai : vom Wasser und Wind ge-
triben, gewäyt, gerüttlet und banglet werden.' 1625,
J.TBreit. , Banklen, ventilare.' Denzl. 1Ö77; 1716. —
2. spec. = banggen 2 AALeer. — Vgl. hangeln, bankein.
Gr. WB. I 1104. 1110; feiner ABirlinger 1864, 47 a.
er-. .Actus multis casibus, von vilen unfälen pei-
niget und vexiert, von Unglück wol erpangklet.' Fris.
S. noch er-benglen.
Bingg I m.: 1. a) kleiner, verwachsener Mensch Z.
- b) Pingg, Übername eines Hinkenden FO. —
c) Binggli, Einfaltspinsel ScnwE. Eine" für e" B.
ha". MLienert. — 2. Pingg, penis TuBerl. (Kdspr.).
- 3. Pingg, Flick auf einem Kleide GrPt. P. üf P.
Bingg- berührt sich einerseits mit bigg- Sp. 1079/S0
(vgl. nam. binggen : biggen, Bingger : Bigger; zum Lautlichen
iiiingg- : migg Sp. 332. 123), anderseits mit bangg- : bungg-,
zu denen es im Abl.-Verhältniss stehen kann. Weiteres s.
Gr. WB. VII 1860; Lexer II 273; ferner AHeusler 1888, 66.
Zu 1 c vgl. nl. hink, Dummkopf, Lümmel.
,Hinken-bink: claudus, loripes.' Mal. — Hosi-
Pingg: Knirps BBr. — Schile"- AaF., Ke.; ZZoll.,
sonst Schili-Bingg AaF., Ke.; BM., S.; S; Z, -Pingg
AALeer.; B: 1. spöttische oder verächtliche Bezeich-
nung eines Schielenden. aaOO., in S auch etwa eines
halb blinden Pferdes. Syn. Sch.-Bäugg (Sp. 1079).
„•Gassenbuben rufen höhnisch hinter einem Schielen-
den her: Seh., Dreizingg, Drüpfund, I/umpethwid."
— 2. kleiner, komischer Kerl Aa.
Schweiz. Idiotikon IV.
Binggel, V- in.: oft Dim., = Bingg 2 BE., Ü. -
In diesen Zshang gehurt wohl der I! Kamilienn. Binggeli.
S chili-: = SchUen-Bingg L. — scluli-binggle":
schielen S.
binggele": quälen, necken ArK. Er hed-mir''
noch s' Tod 'binggelet.
biri-binggele" Aa, piri-pinggele" GRConters: =
giri-ginggelen (Bd II 365).
„bingge"" I, pingge": 1. unpers., ärgern AaWoIiI.
Ei het-mic'' pingget. — 2. kastrieren, spec. weiblichen
Schweinen die Gebärmutter ausschneiden (von männ-
lichen Schweinen heilen; s. Bd II 1145) GiiChur, D.,
Pr., UVatz. — 3. kunstlos flieken GaPr. Mid pinggete"
Hose"pätsch chann [ein eidgenössischer Beamter] nid
i" schim Amt stä". MKuom.
Pingger m., oft dim. : 1. Knirps Z. — 2. = Bingg 2
Bs; GRÜhur; Z. — Als Familienname: ,Heusli Bingger
von Hasli.' 1509, UwKerns.
„Sau-",Sehwi(n)-: 1. Seh weine verschneider (s.
binggen 2) Gr. — 2. Schimpfw., Schweinehund GrD.
Schili-Bingger: = Sch.-Bingg 1 S.
Binggi m.: Taugenichts B.
Binggis, P- m.: 1. (Hirn. Binggessli SciiSt.) Knirps
Bs; ScHSt.; Z. Syn. Ginggis (Bd II 366). Er isch e"
B.: er isch lang g' wachse" und chl'%" 'blibe". ,Der junge
Weltbürger wird als B. betrachtet, wenn er nämlich
hinter dem Normalmass zurückbleibt' BsStdt. Du
chline" B.! kosend zu einem kleinen Knaben. Im
Fingerzählspruch vom kleinen Finger: und der chlei"
B. het müesse* 's Tällerli üsschlecke". Schwzd. 26, 15.
— 2. Hundename, um 1804, Z. — 3. = Bingg 2 Gr
Jenaz (P-); ScHSt. (als harmlose Bezeichnung). -
4. (B- und P-) nach St. n., Geiferlätzchen; „abge-
rissenes Stück Leinen, das man den Kindern über den
Rücken herunterhängen lässt und womit man ihnen
die Nase reinigt" Gl. — 5. Durcheinander, verwor-
rener Knäuel; auch von Personen, bes. Kindern ZF.,
Wald. Syn. Minggis (Sp. 232).
Zu 1 vgl. das syn. schwäb. , (Hosen-) Bunkes.' Hieher
die Familiennamen .Binggesser.' 1405, G (Wegelin 1844, 2);
,Bingisser.' 1522, ZgBaar (Stadiin).
Öpfel-Pinggis (auch B-): scherzh. Bezeichnung
für Ö.-Mues, bes. wenn es dick ist ZO. — Bire"-:
Birnbrei ZO.
Biri-: 1. (Dim. -Binggessli) etwas winzig Kleines Z.
Spec. a) Knirps Z. Bist ja nw so en chliner Biri-
binijgis(li). — b) der kleine Finger Z. — 2. B. mache"
= biri-binggelen Aa. — Für 1 b gibt Rochh. 1857, IOC
die Form ,Biribiukor.'
Schile"-: = Sch.-Bingg 1 Bs; .Mensch, der schielt
und vor dem man sich darum hüten soll B; L.' ST.b
- Spiri-: Knirps TiiDiess., mageres Bübchen Aa
OEnd. — Tschinggeli-: = dem Vor. Bs.
Pingg II m. : Fink, spec. Buchfink TriBerl.
Meise"- Muse"-: Spiegelmeise TriBerl.
bingge" II (in ZZoll. p-): 1. scharf, stossweise
pfeifen, vom Finken (im Gegs. zum .schlagen'), Ka-
narienvogel, bzw. von dem sie nachahmenden Menschen
B (St.b); ZZoll. f ,B., vox avium, cum aut homines
aut aves allectant.' Id. B. „Zirpen B; Z." ,Die Meise,
so da zizert, der Fink, so bei der Kälte binket.' Spleiss
1667. .Tintinare, klingen, binggen wie ein Meiss.
Fringultire, zwitschen wie ein Spatz oder Schwann,
1379
Bangg-
hnngg.
Dank— luink
1380
trinken wie ein Fink.' Denzl. 1077; 1710. — 2. „ IiL-itn-
lich von einer Sache reden Bgh." — 3. „(gew. )/»(«■-().)
kränklieh umherschleichen Sch." Vgl. Gr. WB. VII
1859/60. — Die Sippe berührt sich tw. mit der vorigen.
Bnngg. in Schw (vorherrschend); Xi>w Pungg — m.,
PI. mit Unil., Dim. Bünggli, Bünggi bzw. P-: starker
Stoss mit dem Fusse, auch mit Faust oder Ellbogen
BHa. (Dim.); VC). Syn. Gingg (Bd II 365), Stire. Eim
e" B. ge*. .Teil nahm einen üump und gab dem Schiff
einen P.' Schw (aus einem Schulaufsatz). Eim (d'sj
Bünggi gi", pellere alqm (Id. B). ilin mit den Füssen
oder Fäusten fort stossen, ,ihm den Fasstritt geben'
BHa.
„büngge", büngge" VO", büngge", p- GttMal.,
UVatz; Uw; U, büngge", p- GRUVatz (pingge"); LStdt,
W.; PA1. (Ptc. g'bunggt und g'binggt); Schw; Obw;
W; Zg: 1. „einen hohlen, dumpfen Sehall von sich
geben. Eine Trommel, grosse Glocke bungget VO."
— 2. „pochen, heftig klopfen, bes. in der RA.: es
bungget mir, das Herz bungget mir VO." — 3. a) Einem
einen Pungg, Pungg versetzen VO; ,spingere' PAL
Syn. ginggen, stirzen. Jmdn mit der Faust auf den
Rücken schlagen (,dass es tönt'), prügeln GRUVatz.
De brückst -mich nid eister eso z' p. Voruächti hed-
er-em [ein Liebhaber dem Mädchen] welle* e" Schund;
[Kuss] ge"; due hed 's g'rad geg-em 'büngged und
bisse". DKvd. Ar briglät-mieh [die Frau], äs ischt ä
Graus, är pmggt-mi'*, stipft-mer d' Sei schier aus.
Balz 1781. Eine* a" Bück äne" b. ,Huser habe den
Tschümperli zweimal zu Boden gepünggt.' Schw Ztg
1877 (Prozessbericht). S. noch Hufen (Bd II 10-15).
— b) Einem einen (leichtern) Stoss geben, um seine
Aufmerksamkeit zu erregen VO; W. Syn. stupfen.
Die Buebe" hend enand heimli''1 's Aug 'druckt und
püngget mit de" Holzschuehne* unterm Tisch dur'H».
MLienert. — c) „sorglich und doch wiederholt stu-
pfen, von Säugetieren gegen das Muttereuter [wenn
sie zu saugen anfangen]" W. Das Lamm, der Gitz
pinggut. — d) eine Sache unsanft herumstossen, nicht
sorgfältig damit umgehen L; W.
Die Angaben über die Anlautstufe sind schwankend wie
immer. Ob mit dem Umlautwechsel eine Bed. -Differenzierung
verknüpft ist, lässt sich nicht erkennen; St. bemerkt, die
Form mit Umlaut bezeichne einen hellem Schall. Das W.
— urspr. wohl eine onomatopoetische Bildung; vgl. das
Schallw. pung, zu dem es sich verhält me pumpen (Sp. 1263)
zu Irumm. — ist in Bed. 3 so ziemlich auf dem ganzen germ.
Sprachgebiet verbreitet, auch schon mhd. ; vgl. aueh das
ohne Zweifel nahe stehende mhd. Lunge, Trommel, Pauke,
weiterhin Fungg (Bd I 866).
um-bin gge": ,far cadere spingendo' PA1.
ume"-püngge": herumstossen VO. Er hed-si
l'.mle* 'zert und ume'püngget. MLienert. Gelegent-
lich auch vom Vieh: Mängs Cliueli püngget mid-em
G' spann es Bitzli ume*. MLienert.
an-: heftig anstossen, z.B. den Kopf Scnw.
er-: mit Acc. P., mit Fusstritten traktieren aSciiw.
Ring-pungge": Name des sonst Ring-schlahen
(s. d.) genannten Kinderspiels Gr olle., I'r. Vgl. auch
poltsclien (Sp. 1222).
l'unggete" f.: Gestosse, Gedränge von Menschen
üwE.
Bnnggis, Bünggis „VO", Pünggis L: coli..
Tracht Schläge, Stösse. Syn. Bumpis.
b u nggle", b üngglc": „her. zu bunggen, bünggen
VO." 1. ,bunggle*, cum repercussione delabi. Bung-
lete*, collapsus, ruina.' Id. B. — 2. bünggle*, p-, lierum
stossen L. D' Stürm händ d' Arche" hoch und nider
püngglet und eus ume" g'jagt. Ineichen 1859. —
■''■ pünggle*, von der Bewegung und dem klatschenden
Geräusch einer bewegten, an die Wände des Gelasses
anschlagenden Flüssigkeit L. Syn. gungglen (l!d II
308), stungglen.
ver-bunggle": (Papier, gestärkte Wäsche) zer-
knüllen, zerknittern Ap; ZStdtf.
Pünggel, auch B- (in D Bunggel und Binggel)
m., PI. Pünggle" BSi.; GrAv., Dim. Pünggelti GrAv.,
sonst Pünggeli, „Binggetli" : Bündel, insbes. = Chlupfel
(Bd III 08-4), oft noch etwas kleiner als Dieser BO.;
GrAv.; Ndw; U. E* P. Gras, Laub, Streui.
B- ist bezeugt für BHa. (neben ]'-); U. In ü soll Bunggel
die allgemeinere Bed. Bündel, Binggel die speciellere von
Chlupfel haben. In BSi. gehen ]'. and Püntel (s. Bündel)
durcheinander; vgl. auch Tsch. 79. Das Verhältniss un-
seres W. zu bunggen entspricht dem von Bnmpd zu pumpen;
vgl. die Anm. Sp. 126Ö, ferner Schill. -Fr. I 394. Das \V.
ist in der Form pinggeü (PI.) und in der Bed. ,Reisende mit
Reisebündeln- auch ins Tessiuische übergegangen; so meldete
einst ein Telegramm von Airolo nach dem Gotthardhospiz:
vengouo 20 pinggeli.
Bettler-Pünggel: Bettelsack GrAv.
Z üric,,-Binggel: Entstellung für Züric*-Bund
[d. i. der zu Zürich ausgearbeitete Bundesvertrag von
1815] im Munde der renitenten Nidwaldner, die mit
Gewalt zur Anerkennung desselben gezwungen werden
mussten; vgl. Z Taschenb. 1891, 58.
pünggerc": (mit den Ellbogen) stossen; (ume*-
p.J herumstossen Gl. Me" rvird i" der Welt untr"
'pünggeret.
ver-: = rer-bölen (Sp. 1180); meist im Ptc. ver-
bünggeret, von Obst Gl.
Pünggeri°g in.: Stoss (mit dem Ellbogen) Gl.
Bünggele" -ii-: Birnsorte GW. (Steinm. 1804, 457).
Bank bunk.
Bank, bzw. Bangg (PI. Bank, Beul;, Dim. Bünkli,
Benlii, in GnFurna, Klost. -ji) fast allg., Bach BAdelb.;
PPo., Bach mit nasal, ii (PI. Bcch, Dim. Bechli, -ji)
BSi.; GrAv., 1)., L., ObS.. I'r., Valz., Bauch, Pouch
(PI. Bauch, Bauch, Dim. Bäuchli, Büuchli, -ji) BBe.,
Br., E., Ha., R., Schw., Boich (PI. Beich, Dim. Beichli)
BHa., Bauch WZerm., Baich, Beich (Dim. Buichji)
WReck., Ulr., Vispert. — m.: 1. wie nhd., Sitzbank.
wolil allg. (ohne BO., Schw.). ,Das henkle oder stüele,
scabellum, scabile. Bänkle oder sässele, ein credenz-
tischle, abaculus.' Mal. .Anahathra, Stegen, hoher
Bank, darauf man steigen muss.' Denzl. 1077; 1716,
a) die B. ist noch jetzt neben dem Stuel ein unent-
behrliches Inventarstück der Bauernstube, wenn der
Letztere heute auch als Einzelsitz im Allg. für vor-
nehmer gilt. Früher war das Verhältniss umgekehrt:
D' Stüel g'höre'd under d' Bank: me" sagt-nc" inder
d' Bei" ab L. 's ist bös, wen/H d' Stüel uf d' Bank
stige'tl, wenn die Untergebenen Meister werden. Sii.-
ger. ,Wann d' stüel regierend uf den bünken, d' stam-
men niif verschwüren mögend und d' narren lerend
r.M
Bank, benk, hink. bonk, bunk
1382
zucht uud tug-eml . . . : ein Spruch ist das und argu-
meiit. das vil nach alie rieh zertrennt.' Ruef 1588;
vgl. Kottinger 223. .Über die katz tuot herrschen
d' inuss; ouch d' stüel die stygend ulV diu benk.' ebd.
1550. D' Stücl uf d' Bank stelle», das Unterste zu
Oberst kehren, die regelrechte Ordnung der Dinge
umkehren L (Ineichen); in ähnlichem Sinne: Stüel
und Bank iitnii r tu, im! werfe* ( ..mache»") „VO; Z"Aff.
über all Stücl und Bank (ic) springe*, im Mutwillen
Tb; Z. Zirusclic't Sinei and B. t/'räte» (falle") B; U;
/.All'.. ZwüseJie't Stüel und Bank abc» falle" (oder
i/liic") (iL; S; Tu; Z, cho* Ar; „VO ; Z", für d' Stüel
und Bank use" ehu" AALeer., .zwischen zwei Stühle zu
sitzen kommen', ganz leer ausgehen; in Verlegenheit
oder Schande geraten. Zwüsche»t Stüel und Bank si»,
in der Klemme tiuHe. Ein ähnliches Bild, nur dass an
Stelle von St. und B. zwei Bänke getreten sind, ge-
braucht Ansh. (V 207): ,Spiez und Undersöwen be-
gerten [in dem Aufstand der Überländer gegen Bern]
im mitel zeston [sieh neutral zu verhalten], ussert
zweien benkeu, er und eid zehalten. ' Stüel und Bank
dri» werfe», aus Mutwillen oder Bosheit allerlei
(starke) Hindernisse bereiten Bs (Spreng); Hinder-
nisse, Einwendungen machen; das Unterste zuoberst
kehren ScnSt. (Sulger). .Wie mag [Gott] doch so
güetig syn, dass er nit wirft stüel und bänk dryn!'
U Eckst. .Wiewol stüel und bänk gnuog ingeworfen
wird, hat es doch alles nützid verfangen, dan das
die gerechtigkeit gesiget hat.' 1531, Z Brief. ,Mit dem
Mund betten wir: so das nit diene zu Gottes Ehren,
so solle er dasselbig verhinderen, Stüel und Bänk
darein werfen.' JJBrkit., VU. .Welche [Gesandten]
nit allein schlechtlich empfangen, sondern in der Be-
steigung des Fridens allerlei Diticulteten gefunden
und ihnen allerlei Haaken, Stüel und Bänk ingeworfen
worden.' Anhorn. .Die Vorgesetzten sollten Stühle
und Bänke darein werfen, dass so ein Vorschlag nicht
zu Stand komme.' HPest. 1792. Stüel und Bänk,
scherzh. Name eines beliebten Gerichtes, ,Birnschnitze
mit Erdäpfelschmarren gebrätelt oder auch Kartoffel-
bräusi mit Äpfelschnitzehen geröstet.' Aa Gem. 1844.
Wortspiclend: .Antonius von Padua hat in der Kirch
gar wenig Zuhörer gefunden, nur die Herren von
Bänken und Stühligen, will sagen, er hat den Bänken
und Stühlen gepredigt.' B Hist. Kai. 1847. — b) in
weitern formelhaften Verbindungen und KAA. Läge»,
dass d' Bank chrache»d AaBIj. An'n Bänken utne»
gän, gehen lernen, von kleinen Kindern ZZoll. ^4"
de" Bängije" gä", nicht vorwärts, zu kurz kommen Gl.
Uf -einen ung'uilschte» B. Öppis g'funde" ha", euphem.,
Etwas gestohlen haben BsL. ; B; Tu; Z. Es nachtet
under de» Bänke», scherzh. bei beginnender Dunkel-
heit Aa; Z. Es nachtet (auch taget Z) under de"
Sänke*, di Spinner (die Maitli Z) föhnd a» tenke":
iez häm-mer noch kei»s Garn [usw.], Anfang eines
Spinnerliedes Aa; Z. S. auch Facht II 3 c (Bd I
660). Wenn Eine'' under <V B. geboren ist, so chunnt-er
nid druf uhc" AALeer. (Hunz.). .Wilt auf den B. kom-
men, lern zuvor under demselben ligen. vis loijui,
disce tacere prius. Der under dem B., obseurus; der
auf dem B., clarus, celebris. Der under dem B. ligt,
fallt nicht hoch hinab. Under den B. tuen, subjicere.'
Denzl. 1077; 1716. Eine" under-''e" B. tue", herunter-
setzen L (Ineichen). ,\Vo die Frau Meister war, musste
der Mann unter die B., und wo er Meister war, da
musste sie darunter.' HPest. 1790. ,Sio stossend Gotts
wort under den b. |misxaehlcn es].' NMan. ,l>ie grech-
tigkeit lit undcriit b.' HsRMan. ; ebenso bei Sciiertw.
1579. .Was unter dem B. ligt, herfür suchen, qua
neglecta jacent, requirere.' Hospin. 1683. .Fern sei
von unser einem jeden, dass, nachdem die h. Schritt
under dem Viertel herfür gebracht, er die Bibel hinder
den B. werfe.' AKlingl. 1688. .[Die reformierte Glau-
benslehre] sei erdacht worden von einem ausgesprun-
genen Mönchen, dem Luthcro, und unter dem B. herfür-
gerafft und erwütscht von Zwinglio.' AKlingl. 1691.
.Die stett werdent ouch nie gelten, so die 5 Ort ah
dem b. kontinent oder gemindrot werden.' 153t, Anscu.
(Worte Zwingiis). .Das langbartisch bluet, das under-
druckt was, trachtet iemerdar widerum auf den b.'
Vad. .Auf den B. sehen, trachten, a reme [1. remo]
ad tribunal aspirare. Man muss können auf dem B.
und under dem B. sitzen.' Met., Hort. 1692. .Will
hüt gar mengen trinken z' b.' RSchmid 1579; vgl.
.Einen unter den Tisch trinken.' Bureh </' (dürch-de* B)
Bank e'wcg 1) durch die Bank, durchweg AALeer.;
Gl. .Ich hab den halben zechenden durch den b.
enweg zuo Rotenflue, gross und klein zechenden.' Bs
Rotenfl. Offn. .Also durch den b. hinweg von der
apostel zyten har biss uff unsere zyt sich nieinan für
einen bischoff hat ufgeworffen, ee und er erwellet ist.'
Zwingli. .Oder anderswo in gedachtem kilchspell
Bein durch den b. hin.' 1528, AASchenkenb. Areh.
.Einein jeden insonderheit fry durch den b. anweg
und da gar niemaiids verschonet.' 1533, Egli, Akten.
.Glyeh wie ein fruminer biderman kurz durch den b.
nit lyden kan, das im ein andrer syn wyb bschlaaffe.'
UEckst. ,Er stricht [mit der Rute] schuldigs durch
b. enweg, unangsehen was party man pfleg.' Salat.
.Was ich jetz sagen wil, das trifft sy alle an durch
den b. hinweg.' RGüalth. 1585. .Wir müssen alle
durch die B. hinweg bekennen.' 1606, JJBreit. .Diese
gemeldten Stuck alle durch den B. hinweg.' JRLan-
denb. 1608. — 2) im Allgemeinen, durchschnittlich B
(Rüetschi). — c) spec. <x) Kirchenbank. 1376 werden
in der St Peterskircbe .zwo stett [Plätze] am fünften
b.' um 5 Pfund verkauft. VöG.-Nüsch. ,1702 kam fin-
den Stillstand ein Kirchenstreit wegen eines langen
Weiberbanks.' Z Zoll. Pfarrprot. — ß) Schulbank.
Übertr. auf die Gesammtheit der in einer Bank sitzen-
den Schüler: .Die bisherige Schulordnung bestund
darin, dass in drei Schulstuben die Kinder in sechs
Klassen oder Bank, wie mans nennet, eingeteilt wur-
den.' 1779, L. — f) Gerichts-, Schöffenbank. ,Es
sollen auf jeden b. neben dem richter drei freiliefen
sitzen.' 1559, Bs Rq. — 2. a) etwa 1 m hohes und
2 m langes Brettergerüst, auf dem beim .Eierwerfen'
am Ostermontag der .Müller1 stand und mit einer
Wanne die Eier auffieng GrCIiut; s. Arch. f. Volksk.
II 130. — b) etwa 4 — 5' hohe Bank, auf der die Ar-
beiter in den Glashütten bei ihrer Arbeit stehen S
Thierst. — 3. bank- oder tischähnliche Vorrichtung,
zumeist aus Holz, worauf Gegenstände gestellt oder
gelegt werden, a) an der Wand eines Gemaches, bes.
der Stube oder Küche, befestigtes hölzernes Gestell
für Bücher, Tassen, Nahrungsmittel usw.; auch an
der Aussenwand eines Hauses, bes. vor den Fenstern
der obern Stube, zum Aufstellen von Blumentöpfen
BO., Scbw. ¥gl. Laden 1 b (Bd III 1065). D' Anke»-
balh" ist uf dem oberen Boich und d's Zigcrsteckli
1383
Bank, benk, bink. bonk, bunk
1384
u um ii nahe. Uert steit e* Meiel itf dem Bänkli übe".
JCOrr. — b) Verkaufstisch, -Stand. ,Man schribet
allen reten, daz man die benke ob dem stocke rinnen
sol, daz die merceler da gestan mugen.' Anf. XIV.,
Z Marktordn. ,Ües Klosters Inkomen von den Bänken
(da verston ich die Fischer- und Metzgerbänk).'
JJRüeger 1606. ,Ze b. und gadem (od. laden) stan'
s. Bd II 117 und vgl. Ztschr. f. schwz. Recht III a 12;
Bluntschli, KG. I 445 ff. II 182; Markt (Sp. 410). In
obsc. Sinne: ,Dann man dickermals [im Frauenkloster
zu Toss] etwan guoten gesellen z' b. ist gstanden.'
Sicher 1531. Spec. Fleischbank BsL.; BO. Die Cime
heig kei* Fleisch uf d' B., höchstes zum Wurste*, si
sig scho' alt. ,Üie metzger gebeut von dien benken
in der metzge 50 pfd.' ä. L Bürgerb. ,Der metzier,
der nit bankes under der metzie hat, sol sin fleisch
veil han uf einem tisch alder uf einein b., da es im
flieget.' 1325, Sch Stadtb. ,[Die Metzger] sond ein lid
rindfleisch an den b. henken und nit mer.' 1455/1510,
Aak. Stadtr. .Stirbt ein metzgermeister, so mag syn
wyb ein jar darnach zue b. stan und ir guet ver-
triben.' BThun Stadtsatz. 1539. S. noch Gadem (Bd II
110). Schlachtbank: ,Dass sei [die Städte] ir Haab
und Guot so woll als d' Länder, auch ir Bluot dar-
geben habend uf die B. und hofftend ie ein besern
Dank.' JMahl. 1074. — c) Wechselbank. ,Der Lam-
parter einem, der des bankes ptiiget.' 1409, Z Bq.
,Den schribern und den officieren zu Rom etwas gelts
in den b. zu Bern legen.' 1510, Abscu. S. noch Fond
(Bd I 849). Hievon ausgehend die Bed. .Bankgeschäft',
noch heute in ÄALeer., St.; Bs; BE.; ZNA., Huri,
Riiml. als Masc, doch überall veraltend und durch
das aus dem Nhd. stammende, an den meisten Orten
ausschliesslich übliche Fem. zurückgedrängt. Der
Leue'bank [Bankgeschäft von Leu & Co.] häd-is 's
Geld g'chündt g'ha", da hä"-mer 's müese" bi-men an-
dere* B. etlehnc* ZHöri. D' Bank si" g'rad ieze* mit-
sein Geld grüsclich hingerhägg BE. — d) Aktentisch
bei Gerichten; in der RA.: ,uf den langen b. spilen',
Etwas in die Länge ziehen, eine Arbeit, Entscheidung
aufschieben, verzögern. Vgl. ,in die langen trucken
spilen.' ,Also wend wir nit spilen stätz uf den langen
b.; lang beitet ist nitt gschenkt.' BGletting. ,In lon-
gius alqd trällere, proerastinare, etwas lang ausziehen,
auf den langen b. spilen, auf morn verziehen. Lucere
bellum, den krieg aufziehen, verlengeren, auf den
langen b. spilen.' Fris. ,Hette sy die sach, wie wir
sagend, uff den langen b. gespilt, so hette es nichts
sollen.' LLav. 1584. ,Uie Buess auf den langen B.
spilen.' JWirz 1050. ,Auf den langen B. spilen, auf-
zeuhen.' Hospin. 1083. Mit andern Vben: ,Auf der
langen b. herumschleifen.' ARyff 1594. ,Das ist die
alte Leiren des sündlichen Fleisches: die Buess und
Bekehrung auf den langen B. sparen.' JWirz 1650.
,L)ie Regierung zu Insbrugg, welche die Sach gern
auf den langen B. gezogen hätte.' Sprecher 1072.
Heute (aus der Schriftsprache entlehnt): uf die lang
B. (use*) schiebe* S; Th; Z. — 4. übertr. auf andere,
einer B. ähnliche Dinge, a) Sohlbank aus Holz oder
Stein an Fenstern und Türen Aa; Bs; SL.; Z; Syn.
Seilen. — b) Gesteinsbank SNA.; z.B. in einem Sand-
steinbruch, der eben abgebaut wird B. — e) der beim
mangelhaften Pflügen nicht umgelegte Teil einer
Furche GKÜbS. Vgl. Ilauer (Bd 11 1813/4). — d) Erd-
erliolumg an der Innenseite eines Walles, als Tritt
für die hinter der Brustwehr stehende Mannschaft
dienend; s. Kriegsb. 1044, 2. ,N., alz er in dem graben
geschroten hat und den bangk ufgehouwen 22 ß.' 1377,
li Stadtrechn. ,Auf der l'latform werde parallel mit
der Kranzmauer ein Wall erstellt, der die Möglichkeit
darbiete, über B. zu schiessen.' 1049, Härder 1859.
Mhd. bans mf. Unsere echte IIA. kennt nur das Masc,
das bis zum Knde des XVIII. auch im lit. Gebrauehe vor-
herrscht; im Fem. verrät sieh durchweg schriftsprachlicher
Eiutluss. Z. T. macht sich Dieser auch iu der Laotform
geltend; vgl. PSchild 1893, 358. Zu 3 d vgl. Borchardt-
Wustiuauu (1891) 46/7; auch Gr. WB. I 1108. Zu 1 d
vgl. das gleichhed. frz. banquttte. — B. in Eigennamen. ,l)er
Bogen [der St Niklauseu-Kapelle| was beschlossen mit einem
hölzineu Gatter und vor dem Gatter stunden uff eiuem in-
gemurten Platz vi] Stül und Bank; darum so ward die l'apell
genannt Saut Niclaus uff Bänken.' XVII., JEichhorn ; vgl.
Gfd 52, 332. Auf dein ,Bäuk-Acher' (Aa) wurde Landgericht
gehalten (der Name bezieht sich also auf die Gerichtsbänke) ;
vgl. Aa Weist. 27. Bank, Name oiuer Berghöhe (auf der
seit alter Zeit eine Ruhebank stand) ZO. „Eigenname eines
Gebirgs LE." ,Benk' ZDäg. (schon 1358, Urk.). Über ,die
BäDk' im Hard bei ZStdt vgl. Vög.-Nüsch. II 640. S. noch
Bänklen. B. als Familionn.: ,Hs Bank.' 1450, Z. Zu den
folgeuden Zss. vgl. die entsprechenden mit Stuel.
Üfe"-Bank: 1. vor dem Stubenofen, oft auch um
denselben angebrachte Bank Aa; BsL.; B; Gr; G;
Sch; Schw; Ndw; U; Z. ,Hs Joggi erzählt seiner Ofen-
bänkligesellschaft seine erste Eisenbahnfahrt.' AGysi
1899. ,Man macht sich weg vom O.' 1788, Z Früh-
lingslied. .Die Mannspersonen, welche sich nicht mit
dein Vieh beschäftigen, haben den Sommer durch
weiter nichts zu tun, als ein wenig zu heuen und auf
der ü. liegend zu rauchen. ' JFkanz 1819 (für GoT.).
— 2. O.-Bänkli, schmales Brettchen, das etwa '/a'
über dem Fussboden, die ,Üfenbeine' verbindend, den
zwei offenen Seiten des Stubenofens entlang läuft und
den auf dem Ofentritt Sitzenden als Fussschemel
dient; unter dem O. stellt neben dem Schuhwerk oft
das Chatze'-Chachcli BM., O. — 3. Ofensitz SL. —
Im(b)eii-. .Alvearium, apiarium, der ymmenb., ym-
menstelle, ymbheussle, ort, da man ymb haltet und
zeucht. Alvear, ein bynkorb oder yminenkorb oder
der ymmenbank.' Fris.; Mal. S. noch Imb (Bd I 234)
und vgl. das syn. I.-Laden (Bd III 1000). — Feg-: =
Chräzen 2 (Bd III 925) Zu; Z. — Finne"-: besondere
Bank für den Verkauf von finnigem Fleisch BStdt;
ZStdt. ,Was [von Schweinefleisch] nitt schön ist,
sond die metzger an dem tinnbank veil hau und ver-
koufen.' 1455/1510, Aar. Metzgerordn.
Fenster- (Feister-, l'feister-) : 1. Sitzbank an
einem Fenster oder längs der Fensterwand, z. B. in
der Wohnstube B; S; Z. Im Wirtshüs het-cr oben
am Tisch frili'* noeh si" eige" Platz, 's Pfeisterbünkli,
ico niemer Angers drüf hocke* darf a's er. JSchild
1889. — 2. = Bank 1 a an Fenstern AABb.; BsL.; Z.
— F., Familienn. BM.
Fergg-: Auslege-, Verkaufstisch in Kramläden,
Apotheken usw. Gl; LStdt; Schw. ,Eine schöne, neue
Fergbank mit Schieferplatte.' 1887, GliNäf. Gantanzge.
— Fisch-: 1. Verkaufsbank auf dem Fischmarkt BO.
(Alpenr. 1827, 370). ,Es sol kein wirt kein tisch in
unseren gerichten nach statt koufen dann an offnem f.'
1410, Aar. Wirtschaftsordnung. ,Uf dem f. verkauft.'
1540/73, UMev., Wtliurer Chr. ,Am Markt, bi den Alten
genannt bi den Fischbänken.' JJRüeger 1606. —
2. Name eines gewaltigen Findlings im Lindwald (Aa),
1385
Bank, benk, bink, bonk, bunk
1386
der nach der Sage auf dein Markte einer dort unter-
gegangenen uralten Stadt gestanden und dem Fisch-
verkauf gedient haben soll; vgl. Arg. 111 51/2 und
Müller, Lenzb. 2. Syn. Homer- Stein. — Fueter-
Bänkli: vor dem Stall am Futterkasten angebrachte
Bank B; S. Vgl. Stall-B. — Fleisch-Bank: wie
nhd. ; s. Bank 3 b. ,Das man N. N. sol lassen beliben
und all sin erben by dem (1. in der metzije und bi dem
gaden in dem sehintlius.' 135.r>, Z Stadtb. Schlacht-
bank; in I!AA. ,Sy trybend frömmere lüt den kriegs-
lüten in die band und uff den fl.' HBull. 1501. ,Wir
[die Juden] sind uf den fl. verraten.' JMurkr 1507.
Sonst: , Einen uf den fl. (hinweg) geben (XVI.), Uferen'
(JMüller 1073; Hospin. 1083). — Fri-: 1. Asyl in
Herbergen; vgl. Osenbr., Studien 13; Kyd, Panorama
18. Syn. Fri-Tisch. — 2. zu allgemeinem Gebrauch
dienende Schlacht-, Fleischbank. ,Fürohin soll ein
jeder sein eigenes Vieh in der Metzg auf die Frei-
bank fuhren, metzgen und nach Belieben ausgeben
mögen.' 1751, Übw Verordn. — Fress-. Nur im Reim
auf chrank in der spöttischen RA.: chronic sl" am (B),
under-*em (Aa; L; S; ZO., S.), uf-<>em (GkD., He., Pr.,
Rh.; SchSI ; Z) Fr., krank sein bei vortrefflichem
Appetit, oder infolge Unmässigkeit im Essen, auch
vor lauter Trägheit. A: Er ist chrank. B: Ja, (wie
's Hüendli) ander dem Fr. L; ZZoll. S. auch Rochh.
1857, 332. — Gige"- SchwE., Giger- B: Bank für
die Musikanten, die zum Tanz aufspielen. — Gotte"-:
Bank in der Kirche für die Taufpatinnen BE. (vAlnien
1897). — Gnip-: Hackbank BO. (Zyro). -- Heb-
anne"-Bänkli: Biinklein neben dem Taufstein in der
Kirche, auf dem die Hebamme mit dem Kinde Platz
nimmt, bis der Taufakt beginnt ZZoll. — Hobel-
(nur -Bank, auch in BBr., wo sonst -Bouch gilt):
1. Werkbank der Holzarbeiter, wohl allg. S. den
Scherzreim unter Lauben- Munni (Sp. 317). — 2. Bank-
hobel Ar (TTobl.). — Hack- (in BHa. -Boich): wie
nhd., bes. zum Hacken von Fleisch BHa.; Z. ,Ein h.
mit trucken.' 1550, Z Inv. ,Ein H. mit einem Lidt.'
1616, Gb Inv. ,In der Mezgt sind zwei Hackbenk.'
ebd. ,Ein H. in der Pfisterei [wahrseh. für Holz].'
1027, TuBürglen Inv. Block oder ein auf gabelför-
miger Unterlage ruhender starker Prügel, auf dem
der Chris-Hacker (s. Bd II 1113) mit dem Hag-Messer
Reisig zu Bündeln hackt ZU. — ■ Halungge"-. In
dem Sprw.: De'' Müessiggang füert uf d' H. Sch. —
He2ngert-: Bank, auf der man Hefnggrt hält Gr
UVatz; s. Heim-Garten 1 a (Bd II 434). Bank unter
den drei Dorflinden, wo die , Knaben' sich Abends
zsfinden, um ihre Eiltorstreiche zu verabreden ZUhw.;
s. Heim-Garten 2 b. Vgl. auch Schweiz. Lehrerztg vom
19. Mai 1866. — Herren-: der Obrigkeit zustehende,
von ihr verpachtete Fleischbank, deren 5 mitten in
der städtischen , Metzg' standen ZStdt; vgl. HsEEscher
1692, 42; Mem. Tig. 1742, 290; Vög.-Nüsch. I 460.
Horniggel-: beim Hornigglen (s. hum-iglen 4 a
Bd 1 151/2) der schief in die Erde gesteckte Stab
welcher dem Horniggel als Unterlage dient LV. Vgl.
auch hurnüssen 6 (Bd II 1029). — Hüs-Bäch: Kü-
ehenschrank BAdelb. Syn. Chuchi-Schaft.
Hauw-Bank: = Hack-Bank, spec. zum Hacken des
Fleisches, Fleischbrett BBr., R.. zum Spalten von Holz
oder Zerhacken von Reisig SThierst. ; Zg. S. bücken 2 a
(Sp. 1111). - hauw-banke°: sich herumzanken,
toben ZKn., Lunnern.
Chachel-: hölzernes Gestell für das irdene Ge-
schirr in der Küche, oft auf einem Schrank mit Fä-
chern stehend B. Syn. (Chuchi-JGestell. ,[Die Haus-
frau] lehnte sich an den K., der in solchen Fällen
[bei Kümmernissen] gar oft ihr Vertrauter war.' Gottu.
,Eine Küche mit schönen Kachelbänken' gehört zu
dem, womit ein Mädchen sieh den künftigen Haushalt
ausgestattet denkt, ebd. — Chunst- (Ghoust-, in Gl
Ühurst-J: 1. = Chunst 2 b (Bd III 368) Gl.; ZO., S.
,Ich bereitete mir ein Plätzchen zum Spulen gerade
beim sogen. Kunstbank, der mir nebenbei als Tisch
dienen musste.' Stutz. — 2. nieist dim., an die .Kunst'
gelehnte kleine Bank ZZoll. — Chäs-: Käsegestell
in den Sennereien B. S. auch Anderegg 1898, 522.
— Chetsch-: = Füeg-Baum (Sp. 1236). ,Ein Schnitz-
und ein K.' 1877, ZStäfa Gantanzge (unter Küferwerk-
zeug). Vgl. auch Ch.-Hobel (Bd II 946). — Chlap-
per-: lange Bank nahe am Eingang der Stadt LSursee,
wo sich in früherer Zeit allabendlich Jung und Alt
Stelldichein gab; s. JStatfelb. 1882, 5. Vgl. Chl.-Läubli
(Bd III 964). — Kredenz- s. Büffet (Sp. 1047). -
Leb er e"-: aus sog. Lebere" (s. Leberen 4 Bd III 976)
bestehende Gesteinsschicht Z. — Leib-Baich: Wirk-
tisch im Backhaus WFürgangen, Reck. — Libet-:
Verkaufstisch, -Stand für Leinwand Ar. — Liechter-:
Fensterbank; vgl. Liecht 5 (Bd III 1052). ,Die Lichter-
bänke, auf welche Blumengeschirr oder andere Sachen
gestellt werden wollen, sollen mit eisernen Geländern
verwahrt werden.' 1780, Z Ges. — Lueg-: Bank, von
der man ,auslugt.' ,Do stund er [in der Nacht] uf an
den laden und loset. Nach dem kam er an den lug-
bank und fraget: was vorhanden wereV Do sait man,
es kam ain folk unda ufher.' 1532, Hof Krikssekn.
— Ablass-Bänkli: Bänklein zum Herunterlassen.
Über ein solches in der Kirche zu TnWängi s. JNater
1898, 828. — Vgl. Uszieh-Bänldi, B. zum Herausziehen.
„Les-Bank: ein etwas erhöhter Seitenstuhl im
Chore einer Kirche auf dem Lande, in welchem die
Richter und Vorsteher einer Gemeinde an Sonn- und
Festtagen sich befinden L." — Verdeutschtaus Uctorivm;
vgl. Lettner (Bd III 1489/90).
Laster-: Bank auf öffentlichem Platze in der
Nähe des Rathauses, auf der, wie am Schandpfahl
(s. Hals-Isen Bd I 540), Delinquenten zu bestimmten
Stunden ausgestellt zu werden pflegten L; Schw; s.
ver-gügglen (Bd II 198). .Einen auf den L. stellen.'
Coraguioni 1847. — Lotter-: wacklige Bank AALeer.
— Luw- Löü-: Ruhebank B. ,Er hielt still beim
Murihölzli, gerade vorder Leub.' Gotth. — Milch-:
Brettergestell in Sennereien zum Aufstellen der Milch-
gefässe B; SchwE.; UwE. Vgl. JRWyss 1817, 556.
Ma-ehere-Bänkli: scherz w. für Abtritt BStdt
(Grob).
Junge Mädchen pflegen au jenem Orte mit Vorliebe ihre
Geheimnisse zu verhandeln und einander etwa mit den Wor-
ten: Chumm, ma chere, ich mues'-der Öppia verzolle*, dazu
einzuladen.
Metzg-Bank: 1. Verkaufstisch für Fleisch in
der städtischen ,Metzg.' Z Mem. 1801. — 2. Schlacht-
bank. .Darum wollt ich mit ihnen [den Christen]
gschwind auf den M. und s' all ermorden.' Com. Beati.
Mit Bez. auf die kirchlichen Opfer: .Die opfergaben,
so man uf ir [der Geistlichen] metzbenk taglich tragen
[hat].- Vad. — Narren- s. Bratschen- Meister (Sp. 523);
auf dem dort erwähnten Bilde ist es eine einfache
1387
Bank. benk. bink. bonk, bnnk
l:i>8
hölzerne Bank. — Bett-Bank: bretternes Gerüst anter
dem Dache, das mit Heu belegt als Lagerstatt dient,
eine Art Pritsche GT. (JRütl. 1824, 6). Vgl. Gasteren
(Bd I 486), Nesteren, (Sp. 841). — Blatt-: = Blatt-
bank- Hobel (Bd II 040) Aa. — Brot-: Verkaufsbank
für Brot. .Einen halben brotbank.' 1337, L Urk. ,Von
wegen der Gerechtigkeit, so die Edlen von Übernow
an den Brotbenken in der Statt gehept.' ECys. -
Rechen-: 1. ,ein y etliche tafel, daruff man zalen
schreibt zu rechnen, abacus.' Mal. — 2. Rechenschafts-
bank. .[Solche] die gleich neben der Gruben gehen
[am Rande des Grabes stehen], ja, da es der Natur
halben bald an dem, dass sie müssen auf das Rechen-
bänklein sitzen.' Lindinner 1733. — Ruch-: = Ruch-
Hobel (Bd II 047) Z. — Rad-, ,1m Augenblick legte
der Bub seinen Baumwollenttocken auf den R. [des
Spinnrades].' HPest. 1785, III 92. — Ross-Bänkli:
Bank vor der (Pferde-) Stallung S; vgl. Stall-B. —
Buew- AaF., Ke.; ZU., G'rue"-Ba.nk ScuSt.; ZBenk.:
Ruhebank, z. B. an Strassen, Feldwegen ; oft mit zwei
Stufen, wovon die obere zum Abstellen der Traglast,
die untere als Sitzbank diente ScuSt. (Sulger). —
Sidele"-: Gestell für das Küchengeschirr LE. -
Sage"-: vorn quer über den Sagen-Gatter (s. Bd II
•107) gelegte Bohle Z (Sprache der Sägemüller). —
Segel-: feste Bank in Schiffen, durch die die Segel-
stange geht Ni>w. — Sitz-: wie nhd. ,Dem zimber-
mann umb ein nüwen s. underen zerleiten boum.'
1580, ZGrün. Spec. a) Bank vor Bauernhäusern, auf
der Freunde und Nachbarn zu gemütlicher Unter-
haltung sich versammeln, die Frauen manche häus-
liche Arbeiten verrichten, Kranke Erholung suchen
GrAv., He., hPr. — b) bewegliches Sitzbrett am Hand-
webstuhl B; Z. — Schab-: 1. hölzerne Bank, auf
der das geschlachtete Schwein .geschabt' wird Aa.
.Eichenholz zu Schabbänken.' AaL. Forstordn. 180Ö.
- 2. Bank, auf der die Gerber die Häute schaben
ZZoll. — Schueh-, meist dim.: 1. unter der Sitz-
bank in Bauernstuben (unter dem Vor-Stuel BHa.)
angebrachtes Gestell für Schuhe GrAv., Gast, He.,
Pr., Rh., Valz. — 2. Verkaufsbank für Schuhe. ,Die
schuobenk die sint der burger lehen von dem gotz-
hus.' 1385, ScaSt. Urk. — Schäl-: = Metzg-Bank 1.
,Wir gunnen [den Bürgern von Sursee], dass si einen
zins legen mugen uf ir schalpenkch.' 1351, Gfd. —
Schäle"-: = Schärcn-B. BSumisw. — Schueler-:
Schulbank Z. .Decas, Schulerbank.' Denzl. 1677; 1716.
— Schelmen-: Bank auf dem Fischmarkt, wo tote
Fische verkauft werden Bs (Spreng). — Seh and-:
1. = Laster-B. Frevler wurden auf die ,Sch.' gestellt
und ihnen die Glgen (s. Bd H 149) umgelegt ScHSt.
(Sulger). ,So lieb hatte er seinen Freund doch nicht,
dass er hier für ihn auf die Seh. sich gesetzt hätte.'
Gottu. — 2. (meist dim.) spec, Strafbank in der
Schule 8s (Schande'-); Thj Z; vgl.#seJ3. Uf'sSchand-
bänkli hocke' (sitze") müese". Einen Zögling liess man
wegen Diebstahls .vier Wochen lang in den Lehr-
st linden und beim Essen am Seh.' sitzen. 1785, Spvri,
Wais. — Scltandbänkle"ze". In der Verbindung
Seh. über Ein mache*, ihn an den Pranger stellen,
durchhecheln Sch. Du hät-tne* jede* falls neime* g'hSrig
Seh. über mich g' macht. Neber 1805.
Schopf-: Schiebebank, Ausziehbank in Kirchen
zur Seite der (festgemachten) Kirchenbänke. oO. —
Schopf- wohl für Schupf:
Schäre"- AaF., Ke., Leer. ; Bs (auch Schar-); Z,
Schäre'- (auch Schär-) B -- in., in B auch f.: kleiner
Reitwagen, char-a-banc. ,Es sei schon in manchem
Schesli g'fahre" und auch in Schärbänke", aber es
müss es sagen, so in einem noch nicht.' Gotth. —
G'schir-Bänkli: \. = Chräzen3 (Bd III 025) ZZoll.
- 2. Arbeitstischchen des Schusters L. — Schmach-
Bank: = Laster- Jl. 1. .Eine verräterische Schrift wurde
1763 durch des Scharfrichters Hand bei der Schmach-
bank [in L Stadt] verbrannt.' Pekulat 1832. —
Sehne' 11-. .Catapulta, ein sehn., armhrust, ein kriegs-
rüstung. in die weite oder verre ze schiessen.' Fris. ;
Mal.; Denzl. 1677; 1716. — Schnetz-: Schnitzbank
W. — Schnitzel-: 1. wie nhd. Bs (doch m.); Syn.
Esel (Bd I 518). — 2. eine in lustiger Gesellschaft
beliebte Unterhaltung: Spottlied im Bänkelsängerton
auf Personen. Zustände oder Ereignisse, dessen ein-
zelne Verse, an vorgezeigte bildliche Darstellungen
anknüpfend, von einer Person der Gesellschaft in
Frageform vorgesungen und vom Chor in der Form
bestätigender Antwort nachgesungen werden Bs (f.); B;
Tu; Z. In Bs bes. an der Fastnacht üblich; vgl.
Arch. f. Volksk. I 276. — Sch rot-. .Als wir vil kum-
bers haben von unsern eidgnossen, den lendern, von
geistliches gerieht und beim wegen, als umb srotbank
und ander.' 1416, Seg., RG. II 879. — Schwatz-.
,N. N. [der Pfarrer] ryt zum bischof, sitzt uf dem
schw.' 1528, Z Synodalcensur (Egli, Akten 623). -
Spil- (m. und f.): Bühne für die Musikanten, die zum
Tanz aufspielen UwE. Vgl. Gigen-B. — Ab sp fiel-:
= Eeg-B. Zg. — Spann-: Bank zum Spannen der
Armbrust. .Sechs armbrüst und drü gecerf und ein
spanbank.' 1327, Z Stadtb. — S pindel-Beichli:
Gestell über den Fenstern der Wohnstube, auf dem
die vollgesponnenen Spindeln bis zum Haspeln auf-
bewahrt werden BHa. — Spötter-Bank: Scherz-
name einiger Ruhebänke unter den Linden auf der
Schützenplatz-Promenade im alten Zürich; s. Her?.
Kai. 1803, 149. — Stä--, in THErm. auch Sto<;-: Er-
höhung, Bank auf dem Hinterdeck von Segelschiffes,
worauf der Steuermann steht; bzw. der darunter be-
findliche Verschlag, eine Art primitiver Kajüte, die
als Schlafraum, auch zur Unterbringung der Schiff-
seile dient THBodensee, Untersee. In'n St. abe* gö".
[Wenn die Lastschiffe] de* Si* ab loml und ihr Osler-
luft de* Segel buchet am Mast, de1' Schiffchnecht selber
rergnüegt und fid im St. lit mit der Pfiffen im Mal.
ONageli 1898. — Stube"-: Bank in der Bauernstube,
gew. zwei zsstossenden Wänden entlang, zwischen
Diesen und dem Tische Aa; Z. — Stall-Bänkli:
Ruhebank vor dem Stalle. ,Auf dem St. hocken.'
Schweizer Bauer. Vgl. Eueter-, Ross-B. — Streck-
Bank: Folterbank. .[Die gegen König Maximilian
empörten Brüggener] schluegend vor siner kaninier
ein str. uf, straktend da etlich siner amptlüt.' Ansh.
— Strit-Bänkli: Bank, um deren Besitz gestritten
wird; s. JNater 1898, 820. — Strau,v-Ban k: die
in der Scheune aufgehäuften ausgedroschenen Garben
W. — Tür- AABb., Türe'- ÄAWalenschw.; LHergisw.:
Türschwelle.; s. Bank 4 a. — Töte"-: 1. m.. Kata-
falk P.M. - 2. f., verächtliche Bezeichnung einer
gewissen, wegen ihres hohen Zilistusses beim V"lk
ii 1 ii- 1 angeschriebenen Leihkasse ZW1. Tri-:
Drechselbank AaF.. Ke.; Tu; Z. — TwSrch-: l^uer-
bank; spec. von den im rechten Winkel zu den Haupt-
1389
Bank, benk, liink. bonk, hunk
139Ö
bänken aufgestellten kleinem Kirchenbänken. ,[Strei1
zwischen zwei Brüdern] wegen des hintersten Banks
in den Twärbänken.' 1695, ZZoll. Pfarrprot.
Wechsel-: = Bank 3 c. ,I'as ein yeder bischoft'
ze Basel zu ziten wiit erkant die gerechtikeit ze
haben, das er einen ersamen mann mag setzen in
einen Wechsel oder wechselbank.' 1289, Bs Urk. ,So
hatt der Wechsel oder wechselbank von altem har die
gerechtikeit, das an der genanten Wechsler bänk oder
under irem dach menglich frid haben soll.' ebd. ,Num-
mos alicui scrihere, einem galt durch den w. schrift-
lich verschaffen.' Fris. Vgl. auch Bs XIV. 86. —
Als Blase, noch S Kai. 1712.
Weich-: Arbeitsbank. bes. der Holzarbeiter AaF.,
Ke.; B; Th; ZO.; spec. = Hobcl-B. GRKlost., Valz.
.Wenn wir mit Müh, Arbeit und Schwitzen Tag und
Nacht auf dem Werkb. sitzen.' Myricäüs 1630. —
Würk-: Bank oder Tisch, worauf beim Backen der
Teig ausgewirkt wird ZO., Zoll. ,Als wenn du vom
anibos zur ess gaast oder vom ofen zum würkb.'
H Bill. 1531. — Wasser-: Bank oder Gestell in der
Küche, worauf die Wassergefässe stehen AxReucnthal;
Nbw; ZW. .Annamaria fiel auf den nahen W. in der
Küche nieder.' Ndw Kai. 1889. - Abwäsch-Bänkli:
= Feg-B. Z. — Zieh-Bank: l. = Schnitzel-B.l Z. Syn.
Zug-Stud. — 2. .Ziechbänk in schiffen, zwerchbänk,
ruederbenk, juga, transtra.' Mal. — Zoll-, .Christus,
der Matthäum und andere Zöllner frischweg von dem
Z. genommen.' Goliath 1741.
Zanger-. ,Der Bueb und er [der Tischmacher]
and der Jakob ein Tag ein Z. gemachet und geleistet.'
1695, Z Staatsarch. (Ausgaben für die Schule in Th
Aadorf). — Lies Zangger- B. ' Vgl. Schand-B,
Zins-: Verkaufsbank, für die Zins entrichtet wird.
, Verwundet ein Bürger den andern oder sucht er ihn
übellich zu Hause oder hinter seinem Z., darauf er
feil hat, so soll er ein Jahr vor den Kreuzen sein.'
Mitte XIV., Bs (Ochs). — Zwerch-. ,Die zwärch-
bäuk, tromen oder balken, so man entzwiirch legt,
transtra.' Mal. S. noch Zieh-B.
banke", bänke-: 1. (banke" B; Z, bänke* Z)
Bänke aufschlagen. — 2. füf-Jbanke", zersägte Bretter,
durch Querhölzer getrennt, zum Trocknen auf ein-
ander legen B. — 3. üf -bänke", den zu bearbeitenden
Stein auf die Bank legen ZWthur (Sprache der Stein-
metzen).
Bankerer m.: Bankhalter, Bankier. ,Den koff-
luten und bankerer.' Kessl. (auch sonst).
Bankier: = dem Vor. ,Ob aber die bänk offen
wurden, so möcht man das gelt an den bankieren
eroberen.' 1510, Absch. ,Von den Bankhieren oder
Wächsleren, so Gawertschieren heisendt.' RCys.
Banki°gf.: Käsegestell B; s. Anderegg 1897, 476.
ß ä n k e 1 Beichel m. : eine Art Laube an der Aussen-
wand von Scheunen zur Aufbewahrung von Streue
udgl., entw. in der Höhe oder (fast) zu ebener Erde;
in diesem Falle meist offen und auch zum Sitzen ein-
gerichtet BGt.
Bänkle» f.: „Beichle", Bäuchle", Böschung oder
Abdachung eines Bergteiles, der mit wenig Holz be-
wachsen ist und meistens als Lende zur Weide für
Vieh dient (ein ßei-gwort, bes. in LE. und Z)." S. auch
Anderegg 1897, 187. Oft als Lokalname. Bäichle"
(bei FXSchnyder 1781 und Stalder auch Bäuchle»),
Name eines über und über mit Alpweiden bedeckten
Bergzuges in LE. I* der Bäichle* ZÖtw. a/S. (Wald-
gebiet), Wäd.-Berg (sumpfige Mulde). .In der Benkien',
Wald bei ZMaur. , Benkien', Name von Weilern ZGoss.,
Hinw., Hittn., der Gegend um die Kirche ZKilchb.
Hie Grundbed. wird sein: ein in Terrassen | .Banken')
allfallender Bergabhang:. Vgl. jedoch auch den Flurnamen
Stuelen.
bänkle": Name eines altem Glücksspiels mit
Karten, einer Art Pharao Ap; VO; S; ZStdt. Der
Bankhalter macht einen Einsatz in Geld und teilt
jedem Mitspielenden drei Karten aus. Einer bietet
nun auf den Einsatz, je nach der Güte seiner Karten
auf den ganzen oder auf einen Teil, und er hat ge-
wonnen, wenn er die vom Bankhalter aufgedeckte
oberste Karte mit einer von seinen Karten zu stechen
vermag; vermag ers nicht, zahlt er das Gebotene ein
und Einsatz samt Zuschuss fällt dem Bankhalter zu L.
Bankert -nri, ->rt (in AxSeethal Bank.t, in U
Bank.r) m., PI. -e* Gr: 1 . = Bank-hart (Bd II 1645)
Aa (für weibl. Personen auch f.); Gr; „L;" Sj Th;
U; Z. ,Von der bastarten verlassenen guets wegen,
so die abegond, dass denn solich guet den herren, in
der gerichten solicher bankart abegat, volgen solle.'
1468, Bs Rq. Häufig als Schimpfw. : ,Du bist ein ver-
hiter bankart und ein verhiter lotter, das will ich dir
uf din hals bewisen.' 1385, Z Rats- und Richtb. .Ka-
tharina Übelmunt sprach zuo Elsen Huglin. si und ir
geswistergit werent verhit bankart.' 1400, L Ratsprot.
— 2. Frucht (z. B. Korn, Kartoffel), die sich aus nur
zufällig in die Erde gefallenen Samen entwickelt Gr
Chur, He., Landqu., Tschapp. Bastard-Kartoffel Gr
Pani. — 3. die letzte Garbe, sofern sie nicht regel-
recht beschaffen, also grösser oder kleiner ist als die
andern. Si'term., Agr. Bräuche (Aa; Z). Synn. s. unter
Fuchs (Bd I 657/8). — 4. „Spielpuppe der Kinder
Aa ; L." — 5. Steinchen, das beim ,Löchli-Spiel' (s.
Bd III 1020) einem Spielenden in sein Löchli gelegt
wird, zum Zeichen, dass er nicht mehr Jumpferen
sei Gr oHe. (Tsch.).
Zu den lautlichen Reduktionen im 2. Teil vgl. Cienert
(Bd III 128fi), /lurk-lmrt, Bern-hart usw. In der ä. S|.r.
herrseht .bankart' ; die Form mit. ,-harf findet sich daneben
nur selten.
Bankett f.: festliches Gelage. .Ingenium ccense,
zuerüsten eines maals oder einer banquet.' Fris. ,Ein
köstliche fassnaeht-panequet halten.' Würstisen 1580.
,In Panchetten und Haubaden [habe ich mich im
Lautenspiel] vil geiebt.' FPlatter 1612. ,Eine fürst-
liche Panquet.' JGross 1624. S. noch Pump 2 (Sp.
1262). RA.: .Einem ein B. schenken, zueriehten',
eine Suppe einbrocken, etwas Schlimmes zubereiten.
,Vil könnend alle weit besehyssen, tuend sich allweg
heimlich bedenken, wie s' eira ein banket wellend
schenken.' VBolz 1551; ähnlich bei Würstisen 1580,
117. ,Vil frommer lüten haftend darfür, Gott hätte
inen durch [ihre Feinde] sinnliche pankett zuegerieht.
dass [weil] sy ire burger um Gottes wort willen ver-
triben.' HBdll. 1572.
bankette": 1. ein Bankett abhalten; s. Ginöff
(Bd II 330). — 2. (cer-)bangUe", p-, unnütz ausgeben,
vergeuden L.
„bau ketticre": eine üppige Fresserei halten,
gut und reichlich essen und trinken AaF.; Schw; S."
.Banquetieren, gastung halten.' Mal.
1391
Bank bunk. Bankt — Ininkt. Sans— bona
im
ver-bankottiere": „ mit Banketticren durchbrin-
gen AaF. ; Schw; S." ,Der verlorne Sohn hat ange-
fangen erkennen, wie er so übel getan habe, dass er
von seinem Vatter sein Erbteil begehrt, darvon ge-
zogen und Alles verpanketiret habe.' JMey. 1 1>!>4.
„banketle"", bangetle": = bankettieren „AaF.;"
L; „Scnw; S." S. ver-losamenten (Bd III 1450).
„ver-: = ver-bankettieren. ebd."
„Pankott n.: Brotsuppe UUrs." — It. pancotto, d.i.
j,nn cotto, .gebackenes Brot.'
Pankratins Bankrässi AABb.; Tu (für den Kalender-
tag); Ndw (lt Matthys Pb-); Z (*-w), Bangrazi Ndw;
Zg, Bangrazi L; Tnüiess. (XVII.), Bankras (für den
Kalendertag) Bs; B; L; Z, Bangruz AaF., Baumgrazi
AAWohlen; GSa., Baugraz Aa (lt Rochh.), „Bargätzi
Gr", Burgazi Gl, Burgatz(i) GlS., Bringazi GrO.,
„Grazi (Dim. Gräzli) G": Personenn. Als Name des
Kalenderheiligen : B., Servaz und Bonifaz sind die
drei (leiste") Winterheide' LG. ,Was der P. übrig
lässt, nimmt der Servaz weg.' Gotth.; vgl. Erz. I 3/19.
,Wenn einmal P. und Servaz vorbei sind, fürchte ich
Niemand mehr als den Friedensrichter.' Bs Hink. Bot.
Regnet es am B. [wo meist die Obstbäume blühen],
so gerät das Obst nicht AaF., so fallen die kleinen
Birnen von den Bäumen, und wenn sie mit eisernen
Stielen oder Drähten daran befestigt wären Z Tageis w.,
Zoll.; vgl. Birli-Tag. Am Pankratius-Tage hoffte man
die Wintersaat bestockt zu sehen Sch. ,Wcnn es an
P. schön ist, so gibt es einen schönen und guten
Herbst ScuSt. (Sulger); s. noch Urban (Bd I 431).
Nachtrag zu Bd II 573. 835. Hieher auch ,1'ergetzi
Christoffel.' 1496, NSenn, Tamins.
P'unkt (aucli Punkte"; s. u. 1 und 4) in. - PI. Punkt,
in Ndw Punkte": im Wesentlichen wie nhd., doch z. T.
wenig volkstümlich, dafür Tupfte"), Stupf. 1. a) (im
Gegs. zu den übrigen Bedd. n. B) als Schriftzeichen,
allg. Scherzh. wird einem Rülpsenden zugerufen:
Erbs g'iisse" — Komma; Böne" g'schisse" — P. AaF.,
Ke. ,Ein Puncten machen.' VFriedericii 1019. Hieher
wohl auch: ,Wie bald ich [der Tod] eim wink oder
düten, ald punkten stell [den Schlusspunkt setze] zuo
der minuten.' JRuef 1550. — b) bei Notierungen zur
Feststellung der Bangstufe bei Wertkämpfen (z. B. im
Schiessen, Turnen usw.), bei Prüfungen, allg. Wie
vil Punkt hast? Er hat en P. z' wenig g'ha" [für
einen Preis]. .Fällt der Hurnuss unabgetan inner-
halb des Spielraumes zu Boden, so nennt man das
einen guten P.' Anderegg 1898. — c) am Massstabe.
Uf de" P. (Punkte" ZHombr.), uf's Pünktli, pünkt-
lich, genau Tu; Z. ,Die weltbeschreiber könnend die
lenge und breite der erden nit bim punkten aus-
rechnen.' LLav. 1582. ,Das dises nit nun hlos.se wort
seien, sonder alls bei einem puncten geschähen werde.'
SHociiii. 1591. Adv. .Köbeli hatte punkt ins ( 'entrinn
getroffen.' LReiden Kai. Mit de" Gable" vertö" [aus-
gebreitet] das Gras und zentumme" glich; sott würde*
p. wie e" Wähe" [grosser Kuchen]. KdMey. — d) als
Typus der Kleinheit. ,Wie ich niyn meinung zletst hau
gstellt, das blybt: kein pünktly darvon feit.' JRuef
1540. ,[Gott] lasst kein pünktli nit dabinden.' JMurkr
1559. — 2. mathematischer Punkt. .Was der P. des
Bollwerks seie: Er ist der eusserste P. an dem Spitz
des Bollwerks, so beide Gesichtlinien durch ihren
Durchschnitt machen.' Kriegsb. 1044. — 3. Zeitpunkt.
,Als die Execution beschehen sollen und in selbigen
Punkten ihine die Glieder abgestossen werden sollen.'
JLCts. 1061. — 4. (Punkte" Bs; Gl; Ndw; ZZoll.,
PI. Punkte" LGreppcn; Ndw) Artikel, Stück, Umstand,
Hinsicht, allg. Iek ha" da noch ne" Punkte" [über den
zu reden ist] Ndw. Auch in concr. S. : Was nie" no'1'
für Pünktli [Sachen] brückt l Bs. .Dem der kung en-
pfollen hatt, uns zuo verhören uf die punkten unsers
bevelhens.' 1475, Bs Chr. .('ardinem cause in aliqno
ponere, fürnemlich auf ein punkten oder rechtsach
bringen, etwan auf einen artikel setzen. Articulatim,
von eim punkten zum anderen.' Fris. ; Mal. ,Der
erste Punkten unserer Beschwerde 1002, ZWoggen-
zunft. .Bald suechet man die Paritet; jetzt freier
Zug [in Glaubenssachen] in Punkten steht', d. h. ist
an der Tagesordnung. JCWeissenb. 1701. ,Weil ihnen
absonderlich dieser letzte Punkten von der Auferste-
hung der Toten nicht in Kopf wollte.' JHTschüdi
1749, neben .Punkt.'
Mini, punct(e), punt. .Puncten' als Noni. Sg. auch noch
hei Müller 1661; Goliath 1741; GrD. DB.; GrKlost. LB.,
als obl. Cas. des Sg. 1474, Volksl.; 1475, Bs Chr.; .UBreit.
1630; Müller 1661. 1665, als PI. Z Fischerordn. 1776; Bs
Müuzmand. 177S. Gen. .Punktens.' JCSulzer 17 7'2. Die Nbf.
,Punt' begegnet mehrfach 158S, &p Jahrb. isiis, 140/51:
,des ersten puudten halb'; ,die fUruempsten pündten'; ,in
zweyen pundteu.'
Sibe" - Pünktli: siebenpunktiger Marienkäfer,
Cocc. septempunet. Gl.
Denk-Punkt: Punkt, der zu bedenken, zu er-
wägen ist. .Sonderbare D-e zu dem Wallis-Handel,
vorgebracht durch N. N.' 1009, Gpd. Die Regenz der
Luzerner Osterspiele führte besondere , Rodel', welche
die .Considerabilia oder Denkpunkten' enthielten,
allerlei Notizen über zweifelhafte Punkte, bes. aber
über die vom Regenten bemerkten Mängel des Spiels ;
vgl. RBrandst. 1880, 11.
Phunktum: 1. Punkt als Schlusszeichen. P.
(Streusand druf) ! damit ists abgetan, Schluss Bs; B;
Tu; Z. In ähnlichem S. : und de(r)mit P., fertig, dabei
bleibts! ebd. Er ist en Halungg, und demit P.! I'h
gibe" nyt und damit Punkte". Der Unbarmii. 1813 (U).
— 2. adv., (pünktlich) genau, ganz B; L; Tu; Z. 's ist
p. esö, p. glich. .Die Kinder hatten gar keine Vor-
stellung, dass man Geschichten erfinden könne; sie
meinten, es sei Alles p. so gegangen, wie ich es vor-
bringe.' Gorrn. S. noch Gr. WB. VII 2241.
Punkte" unter 1 ist Weil, nicht Abschwiichuiig aus Punk-
tum, sondern die schwache Nbf. zu Punkt. Die beiden Ver-
wendungen unsers W. unterscheiden sieh in Z auch dadurch,
dass für 1 dir Betonung ^>, für 2 * i gilt.
Bans buns.
pause", pänse": schichten, häufen. ,Der Mist wird
nach Form der Grube aufgepanset.' HBossii. 1789.
,ln diese Miststätte wird der Mist hingepenset.' ebd.
— Vgl. .bansen.' Gr. WB. I 111(1.
„bansle": sich mit Spielzeug beschäftigen, zunächst
von Kindern GRh." — Vgl. banUeke».
„häns(e)len, bänz(t)le": hätscheln, streicheln
LG."
l :ü*;t
Bans, bcns, bins, bons, buna
im
„ver-bäns(e)le°, -bänzele" LG.", -bände" LStdt:
verhätscheln, verzärteln.
v er-bänze": = dem Vor. LStdt. — Vgl. frz. »epatusr,
Sieb pflegen, sich verzärteln; aber auch Bern.
Bänserich m. : Fettwanst. ,Benserich, de ventre
obeso.' Mal. — Weiterbildung zu frz. jumse, Wanst (Tgl.
Bantscli I, Panzen), nach Analogie von Bütterich.
Be'nsel AAßremg., Entf., Leer.; BsStdt; B; Gl;
GWe.; Sch; Schw; Th; Ndw; Zg; ZO., S., Besel mit
nasal, e BSi., Pensei BBr.; Gr; USeelisb.; W; Z (Kd
Mey.), Bemsel AABb., Bremg., Fri.; BsL.; BBrisl.; L;
GSa.; SBb.; ThEhii., Hw.; Uw; ü; W; Zg; ZBenk.,
Dättl., Penise? Aa; SB., Bimsel W — m.: 1. Maler-
oder Maurerpinsel, allg. ,N. N. bett ein bensei, zeich-
nets [das Volk des Antichrists] an d' stirn mit eira
halben mon schwarz.' 1549, L Heiligensp. ,Pänsel,
damit man malet, penicillus sive penicillum. Pänsel,
damit man mauren weissget, penicillum tectorium.' Mal.
,10 Pfd um Kienruess, gäli Kryden, Lym und Bänsel
zum Infassen im Krüzgang.' 1660, Z (Vög.-Nüsch.).
,[Uie innere Erneuerung des Menschen] braucht weder
Bürsten noch Bensei, weder Weissge noch Steinfarb;
der h. Geist ist da der Werkmeister.' FWyss 1670. ,[Die
fertigen Leckerli] mit einem säubern Benselin ab-
kehren.' Altes Arzneib. — 2. Pflanzenname, a) (Pän-
selij Wollkraut, Eriophorum USeelisb. Syn. Bäseli
(-Gras). — b) Bemsel, Rohrkolben, Typha latif. GSa.
— 3. (Bensei Bs, Pensei B lt Zyro, „Pemsel") Ein-
faltspinsel, Dummkopf.
Mild, pe'nsel, bensel, zu mlat. pinseüus, lat. penicillus. Die
Form Pemsel auch bair. (Schrn. I2 393); zum Übergang von
ns ^> ws vgl. ebd. Pams(en) aus Pans(en) und Fr., Ztschr.
VII 192 Aura.; viell. liegt Assimilation des Silbenauslants
an den labialen Anlaut vor. Die Form , Bensei, P-' ist bei
uns bis ins XVIII. in lit. Gebrauch; einmal die Schreibung
,Bembsel.' 1742, L.
Atere"-Pensel: gem. Wendehals, Jynx torq.
SchSL (Sulger). — Entstellt (oder irrtümlich?) für das
syn. .Natter-Wendel.'
Mer-: Meerpinsel, Sabella penicillus. .Penicillus
marinus, ein meerbensel. Die gestalt eines bensels
hat disem seinen namen gäben.' Fischb. 1563, 150 a/b.
.Meerbensel, penicilla, als Genus 1 der Meerröhrlein
oder tubuli marini.' Lang, Methodus 1722. — Sträl-.
,Wie die Sonn ihre Strahlpensel [.Strahlpinsel' 1746]
alle Tag in denen Wassertröpflein oder Bläslein durch
ihre vilfaltige Brechungen in Gestalt eines Regen-
bogens können vormalen.' JJScheüchz. 1707.
bensle° Bs; B; Z, bemsle" Aa; GSa. ; Th, pemsle"
SB., bemsele" ÄABremg.: (be)pinseln. Er heb de" TA fei
an e* Wand a" 'penslet. ACorrodi.
ab-: 1. mit einem Pinsel abwischen Z. — 2. Ptc,
abpemselet, Midi., tüchtig warm, vom Ofen U. Syn.
an-gerellet. Der Ofen ist aber abpemseleter.
a"-: mit Farbe bestreichen Bs; SB.; Z.
Bens ler m.: verächtlich für Maler Z; noch
stärker ist Schlirper. Eso en ane"g'loffner B. da.
ACorrodi.
Benslete" f.: 1. Gepinsel, (Pfusch-)Arbeit mit
dem Pinsel Z. — 2. (Bensjete") Pinselstrich PA1.
.penslig: pinslicht' Bs (Spreng).
bensere" beisere" : (meist zsgesetzt ume"-b.) herum-
brüten, herumlungern ÄALeer. Im Stillen unmutig,
unzufrieden sein, (immer) etwas zu klagen haben
Schweiz. Idiotikon. IV.
AAKulmert. Mer wend-e" lo" b., wir wollen ihn seinen
Unmut für sich verarbeiten lassen.
Wahrsch. Intensivum zu mhd. pensen, nachdenken, aus
frz. /unser. Auch studieren hat sich in dor MA. zur Bed.
.brüten' verengert. Zur Behandlung der Lautgruppe -ens-
vgl. die Anm. zu Finster (Bd I 872).
Pension f.: 1. = Jär-Gelt 1 (Bd II 251); in der
ä. Sprache seit der Zeit des Reislaufens häufig. ,Dann
wiewol die franzesisch vereinung kein p. benamset,
so hat sie doch den gwalt, dass dises triben dahin
reicht, dass uss verhaltung der loufenden knechten
die pensionisch vereinung sölte vom küng angebracht
werden.' 1488, Ansh. .Darzue erbot er [der Herzog
von Mailand] sich, ein ewige vereinung mit inen ze
machen und ein ewige p., wie er die vor mit den
4 orten hatt.' 1499, ebd. ,[Die Tagherren drangen
1501 aufs ernstlichste auf Abstellung der Reisläuferei]
aber der hoptdieb, die p., könnt vorm eigennutz, irem
gwaltigen Schirmherren, keinen bom finden, daran si
hangen wölte.' ebd. ,Dann die gwaltig p. luegt dem
unghorsamen sold durch d' finger.' ebd. ,Da [1507]
wurden zue Bern die sundren 7 jar versessne Pen-
sionen geheischen und bezalt, dem kleinen rat 1000
franken und den burgern 2000 franken pensionle geben
und ussgericht; wie dann zue Zürich der gross rat
durch ire grossen pensioner, des Waldmanns nach-
komen und sines fäls fürsäher, etliche jar vor und
iezt mit pensiönlin geschweigt waren.' ebd. .Abschied
der handlung von wägen der pentzionen.' 1534, Absch.
,Doch ist die gmeine Pencion des gheimen Rodels
darinn nit vergriffen.' RCvs. S. noch Trüll-Gelt (Bd II
271) und vgl/ Blumer, RG. I 2, 92; Jahrb. f. schwz.
Gesch. XXI 103 ff. — 2. ,Bänzion', jährliche Besoldung
eines Schulmeisters. Auf. XVII., AASeon (JLüscher
1898, 175). S. auch Gr. WB. VIII 542. — 3. (Pension
AAF.,Ke.; ZS., Penzim ZO., Benzim B; L) Ruhegehalt.
Das W. kommt auch in den übrigen nhd. bzw. frz. Bedd.
bei uns vor, meist in der dem Frz. nachgeahmten Ausspr.
Pajjaiun.
Holz-: der Betrag an Geld, der Pfarrern an Stelle
des jährlichen Holzeinkommens ausgerichtet wird B.
- Rodel-: pension par röle, die an die eigentlichen
(in Rodeln verzeichneten) Reisläufer ausgerichtete
Pension. Ä. Spr.
Pension er, Pensiöner m. : wer eine .Pension'
bezieht. ,Iro [der Zürcher] Überzug sye nienerumb
ze tuend, dann umb die pensiöner in Orten ze strafen.'
1531, Absch. ,Man mieste die pensioner strafen und
die pensionen verschweren.' Ansh. , Ander pensioner,
usserthalb den Orten, werde der tresorier ein jeden
selbs bezalen.' 1547, Absch. , Wider pensionen und
pensiöner predigen.' HBüll. 1572. ,Pensiöner, der
etwas besoldung von eim hat und dennocht etwas ze
tuen nit verpflicht ist, beneficiarius.' Mal. .König
Ludwig und Kaiser Maximilian hatten allezeit ihre
Pensioner in den Pünten.' FSprecher 1672. S. noch
ver-mieten (Sp. 568).
Bei Ansh. einmal die Form .pensionier': ,Der propst
Murer von Bern starb siner nachkomen wansinniger p.\
d. h. er erhielt, 1523 als wahnsinnig abgesetzt, von seinen
Nachfolgern eine Pension. Auch ,Pensiouierer' : (Französische
P.' FSprecher 1672.
ver-pensioniert: durch ein Jahrgeld gebunden,
bestochen. .Durch kunst und glück siner v-en jäger-
meistren [der französisch gesinnten Führer in der
88
1395
Bans— bnns. Bausch— bausch. Banst— banst
1396
Eidgenossenschaft] enthielt er [Ludwig XL] sich den
ganzen krieg uss, zueluegend wie der fuchs uf den
roub, und liess si uf ire weg jagen.' Ansh. ,Von
wegen der v-cn richteren.' ebd.
pensionisch, pensiönisch: die Pensionen,
Jahrgelder liebend. ,Wir werdend me glucks mit
frommen, ersamen stetten han, dann mit den pen-
siönischen. kriegschen und bluetigen hufeu.' 1532,
Stbickl. (Z). ,Das pensionisch tüfeli, der pensionisch
satan', Personifikationen des Pensionenunwesens. Ansh.
banse" (Ptc. gebunse"): küssen PMac. (Schott). -
Nasalierte Form zum syn. bair. bussen ?
Bansch — bunsch.
Vgl. auch die Gruppe Bantsch usw.
bänschle": mit Geräusch niederfallen (von Hagel-
körnern) TuTäg. Syn. braschlen.
Punsch m.: Bausch Gr (Tsch. 150). - Vgl. die
Gruppe Ban(t)srh.
Bunschel W (Tscheinen), Bünschel AaB.; „L;tt
W (auch P-) — m.: 1. = Bündel II 1 a (Sp. 1362).
aaOO. E* Bäusche! Geld. — 2. „kurzes, dickleibiges
Wesen L." Syn. Blünschel. — 3. Bttnscheli, grosses
Kalb im ersten Jahr Gl; U (Körner und Schinz 1809).
„bunschele", bünschele' Lu, bünftjschle" W
Gräch.: „hin und her rütteln, stossen L." Syn.
bunggen. Ein Kind unsanft (wie einen Sack) herum-
tragen WGräch. Syn. bündlen. Tue-mer das China
vit so b.! Abi. Gebünschel n. : Was ist das für es
ff.? WGräch.
punsche": .bauschen, eine höckerartige, aufge-
dunsene Gestalt geben; unordentliche, nicht glatte
Nähte machen, Kleidungsstücke so machen, zslegen,
anziehen, dass sie nicht glatt anliegen' Gr (Tsch. 675).
Syn. gunschen- vgl. Gwnscher (Bd II 376).
Punschete" f.: ,die Handlung des Punschens
und was daraus wird, unebene Naht. Falten an Klei-
dern; Gestalt, welche entsteht, wenn Kleidungsstücke
nicht glatt zusammen oder an den Leib gelegt werden'
Gr (ebd.). Syn. Gunscheten.
Bunschi n. : Bündel Gr ObS.
punschig: voll Falten (von Kleidern) AaZ.
ge-bünschlet „'bünschlet, bünschlig: 1. dick,
beleibt, von Personen, spec. von Schwangern L." Syn.
ge-bündlet. — 2. „wulstig, von Gewändern udgl. L."
Bi'insclmr B; S, Bungschür ZZoll. f: guten Tag!
B., Frau Statthalteri" ! Joach. 1883. — Frz. hon jour.
Banst — bunst.
Banst ra.: Gepäck, Bürde. ST.b Vgl. Bantsch 1 2.
cr-banstre": bannen (durch Zauber) BSa. Ich
chummen selber die [Kirschen stehlenden] Kerlisse-
gan e., sagt der zauberkundige Vieharzt. Schwzd. —
Contamination aus den syn. bannen und (v)er-gaUteren.
Ver-bnnst Bs (Spreng); BS., Stdt; FMu.; S tw.,
-böst (mit nasal, o) BSi., -büst „Aa; B;u VO; „Z".
.bü'si BG.j Gl, -burst F. -boust AAZein.; Bs; BM., U.;
L; S; Z f, -büust S — m., in FMu.; Z tw. f.: 1. Miss-
gunst, Neid. aaOO. Es ist numme' V. ron-em. Häb-
mer hei' V.! GJKdhn 1819. ,Das sei verfluchter V.,
sagte Eisi, man wolle sie plagen.' Goith. De bist e*
rechti Verbuistchatz, sagt ein Kind zum andern Obw.
,Wo man glück hat, kumpt v. glich darnach.' Zwingli.
.Invidia, v. Livor, v., neid.' Fris. ,Wo ehr hinfallet,
da lendet sich auch v. hin.' Wurstisen 1580 (Sprw.).
.Aus v. des glucks.' JWetzel 1583. .Bibliotaphus, der
seine Bücher aus V. Niemand leihet.' Denzl. 1677;
1716. Oft verbunden mit Syrm.: .Invidia, v. und hass.'
Fris. 1562; ebenso Emblemata 1622. .Misstruw und
v.- 1558/1626, Schw LB. ,Neid, Hass, V., Misstrauen.'
FWvss 1672. ,Dass aus grossem Misstrauen und V.
die Stillstände [in GT.] nicht können eingeführt wer-
den.' 1715, Absch. ,Eersucht, yfer und v.' LLav. 1569.
.Eergeyt und böse argwön, v.' ebd. 1582. ,Neid und
v.' JSiml. 1577; Stettler 1606; Guler 1616; Cato
1648. .Nyd, Hass, Raach, V.' Z Lit. 1644. ,V. und
Rachgirrigkeit.' JMiller 1665. — 2. „Zauberei, als
meistens aus Missgunst herrührend BZimmerw."
Mhd. ver-lunst f., zu ver-bunnen (s. Sp. 1318). Zur Bil-
dung und spec. auch zur Behandlung des Inl. vgl. Ver-gmut
(Bd II 3771. Verbaust hat den Uml. vom Adj. ver-böustiij
bezngen. .Verbonst.' Z Mand. 1692. Zu Bcd. 2 vgl. den
,bösen Blick' (Gr. Myth. 3 1053).
ver-böuste": missgönnen, beneiden UwE.
un-bünstig: missgünstig, neidisch. ,[L)ie Pen-
sion] ist von irem zuokomen an biss uf unsere tag
von etlichen altköpfiseben frommen Eidgnossen . . .
item und vom u-en kib nie unangefochten bliben.' Ansh.
ver-bü nstig Bs (Spreng); BS.; S, -böstig (mit
nasal, ö) BSi., -büstig „Aa; B;" VO; „Z", ,,-boustig
LG.", -bü'stig BG., -bürstig BThunersee; F, -böustig
AaFh.j BsL.; BM., U.; L; Z, -böustisch S: l. = dem
Vor. War d's Glück im nit verbüstigs g'si" LE. Er
ist a's verbüstegen a's der Tüfel SchwMuo. , Liebe mag
nit verbönstig sein.' 1531, Z Bib. ,Adam vermeint,
Gott wäre im v.' ÜWerdm. 1552; ^ ,abgönstig.' 1588.
,Der adler ist freigab und gar nit v.' Vogelb. 1557.
,l>er hirz ist v., dann aus verbunst so verbirgt er in
das erdtrich sein hörn.' Tierb. 1563. ,V. und doli ist
der äff. wil alle ding den menschen nachtuon.' ebd.
.Obliquo oculo limare commodum alieuius, einsi nutz
verbünstigklich ansehen und im nichts guets gunnen.'
Fris. ,Dise v-e antwort.' Wurstisen 1580. ,Der ver-
bönstig frisst sich selbs.' Hospin. 1683. In Verbindung
mit Synn.: ,Wer ist so v. oder böswillig?' 1531, Z
Bibel. ,Ufsätzig und v.' 1545, Hotz, ürk. ,Wiber, so
v., zornig und nidig.' Haberer 1562. ,V. und nydig
syn, invidere. Böswillig, v., übelwollend, nialignus,
malevolus; remulus, invidus, lividus. In landandis
nee malignus nee effusus, nit v. und nit ze güdig.'
Fris.; Mal. ,Nit nyden, v. und ufsetzig syn.' HBüll.
1575. ,Hass oder verbunst ist ein veralteter zorn, der
den yfernden, v-en, hässigen plaget.' JHaller 1597.
.Das Gift schnöder, v-er und neidiger Zungen.' Güler
1616. — 2. eifersüchtig Obw. — 3. erpicht Ndw. ,I)ie
Hergiswiler waren eine Zeit lang nicht im Gerüche,
dass sie besonders verbustig seien auf Heilige und
Heiligkeit.' Nnw Volksbl. — Zur Bed. -Entwicklung vgl.
frz. r»ri< aus ineidiu.
1307
Rani, beut, bint. hont, bunt
1398
Bant — bunt.
Pantalnng: 1. eine Art Klavier. ,So nimb ich
meine Lyren und sehlag den Pantehmg.' JCWeissenb.
1701. — 2. lange Beinkleider TB.
1 nach dem Erlinder. Pantaleon Hebenstreit; s. Gr. WB.
VII 1424. 2 aus dem syn. it. pantaloni. S. noch Bantli II.
„Bante, P- f.: Flügelkleid ohne Ärmel F." — Vgl.
frz. pante, etwas Niederhäugeudes.
Pantel I m.: 1. a) unterer Teil des Hemdes oder
Bockes BG.; FJ.. S., Ss. — b) Hemd übh. FS. —
2. jedes lange Kleid. Mantel BG. ,Des alten Hirten
Chueni Sunntigchutte", die ich einmal feckte und
welche mir anhieng ungefähr wie ein alt eidsgenös-
sischer Staatspantel einem elendigen Helveterbüblein.'
B Volksztg 1898 (BG.). — Vgl. pantet, pau de chemise, la
chemise meine (Bridel, Gloss. 276).
Hemlis-, Hömlis-: nnterer Teil des Hemdes BG.,
Hemdstock FJ. Er hat d' Hosi g'schrisse", dass im
der H. use'g'hanget ist. Was ui't-dir mache", we""
der schwarz Mal™ chunnt? fragt der .schwarze Mann'
im Kinderspiel, worauf die Kinder, ihm entgegen lau-
fend, antworten: l'srisse" un'' im e" Bits us-em H.
schrisse" BG.
Banti: Kurzform für Sepp-Antoni WLeuk.
Holz -Pantine": Holzschuhe W. - Zu frz. patin,
Schuh mit sehr dicker (Holz-)Sohle.
l'.antis. In dem Abzählreim: Antis. B., Doppeide,
Difel, Da fei, Xummereme, Haberbröd i* der Not,
d' Pfanne" zieht-di'h use" GG.
„hantle": (bes. ume"-b.) hin und her ziehen, stossen,
schleppen B; L." Spec, mit einem Kleide unsorgsam
umgehen B. Syn. bantschen II 1.
Bantli I in.: alter Oberrock, den man nicht mehr
schont B. — Das syn. Bantech lässt Zshaug mit Bantli II
vermuten.
Pantle" f.: unförmlich dicke Frauensperson GBh.
— Fem. -Bildung zum Folg.
Bantli II m. : 1. (Bänteliön Bs, Bantli Ap; Bs;
„L;" Schw. Pantli GnMalix; LGettnau, Stdt, Bänteli
LSempach f, Pantel AxWett; BsL.; S) Eigenname.
a) männlicher Personenname. Pantaleon. aaOO. —
b) Hundename BsBinn. — 2. (Bantli) übergehend in
appell. Bed. als Name der grossen und dicken Stroh-
puppe, die in der Fastnachtzeit begraben wird Aa
Leugg., Z.; s. Sp. 653. An die dabei vom .Pfarrei"
gehaltene karikierte Leichenpredigt knüpft sich viell.
die von TTobl. 1869, 22/8 mitgeteilte .Komische Lei-
chenpredigt über den vor Bapperschwil [1712] um-
gekommenen Bantle'; vgl. ebd. 29/58 die Gespräche
mit dessen Witwe und Tochter. Bantli, Bauernname.
Helv. in pace 1694. Als komische Figur erscheint der
B. auch in dem Spottvers : Liri löri Löffelstil, der B.
het si" Frau rerspilt; er het-si wider g'^unne* mit
Pßfen und mit Trumme" BsL. — 3. Pantli ÄALeer.,
Wohl.; Ap; Bs lt Spreng; B; ScBSt; Ndw; W t\v„
sonst Bantli: a) n., in AaF. auch Pantel II, Puppe als
Kinderspielzeug AaF., Leugg., Zein.; LG. — b) Vogel-
scheuche ScHwSchindellegi, Wolleran. — c) n.. Weibs-
person von unordentlichem, unreinlichem Äussern
AaF., Fri. — d) (kleiner L; Sch; W, grosser G) dicker,
fetter, schwerfälliger Mensch AALeer., Leugg. ; ApK.;
L; G; Sch; Nnw; W. Kr ist <fi"l f B. G. Übh. ein
sehr grosses, dickes, plumpes hing in seiner Art Ap.
Dir Stier ist en rechter P. So auch als Bezeichnung
einer etwa ein Pfund schweren, dicken und ziemlich
langen Knackwurst ApK.; GBuchb. .Appenzeller Land-
jäger und B.' Z Tagbl. 1892. — e) einfältiger Kerl
Bs (Spreng). Grober, ungeschliffener Mensch AaDüU.
„Hartköpfiger, stöckischer Junge, Kind AaF.; L." —
f) uneheliches Kind AaFh.
Ältere Belege für den Personennamen: .Benteli.' um 1360,
Gfd; 1521, Bs; SMeltingen Jahrzeitb. (.Bentelin'). .Pentelius
Diener, seultetns Sempachensis.' 1379, Gfd. .Pentelli.' 1389,
BTellbtich; 1401/4, AaBremg. ; 1444/8, Z. .Bantli.' 1444,
SchwKUsn. (,B. in der wiss'); um 1575, SchwE. ; 1637,
ZElgg, .Pantli.- 1561, ZSth. Als Familienname: Bantli L
Semp.; ZBuch.Düb.; 1569/75, ZZoll. Pantli ZMaur. .Pantlin.'
1568, ZZoll. Benteli B. ,Hans Bantel, Pfarrer zu Bernang.'
1523, Hof Kriess. Als Lokalname: im Panüiö*, Pantli,
Flurn. AaHottw. Bantli STrimbach. Bänteliön, Dorf S. —
Zur appell. Bed. des W. vgl. it. pantalone, Hauswurst, aber
auch Bantsch. .Benteli', Name eines bösen Geistes. XVI., I..
Frgss-Pantli: Fresser Gr; ZW.
Sau-Bantli: männlicher Übername GW. Er ist
en Soubantli, ein Mädchenjäger. Sprww. 1869.
Bantöffel, P- (in AAÜFlachs, Leer., Bain, Zein.; B
Bandöffel, P-), PL Bantoffle" usw., Diun. Bantoffeli,
Band- Aa tw., sonst -öffeli: 1. wie nhd. Auch für
Sandale: .Pantofflen, vor Zeiten ein geschuoch, das
schier nichts dann die solen hat, band man mit kleinen
oder schmalen riemlinen an die füess.' Mal.; oder für
eine Art Überschuhe: ,Wan es nas ist oder im Winter,
stoss man die Fiess mit den Schuoen in die Pantoflen
(mules) und got dorin.' FPlatter 1612. ,N. N. mit
der gross bantoffelen', spöttisch von einem Z Tag-
herrn, der zu Baden ein üppiges Leben führte. 1521,
Egli, Akt. .[Ulrich Meyer, der Seckelmeister der
Stadt] hett do mal bantofflen anghept, das nit fast
brüchig ist.' 1540/73, UMet., Wthur. Chr. ; vgl. Troll
1843, 62. .Obschon glich unser erlieh landtlüt, deren
vil sind mit grawen rocken beklaidt, nit alle uff ban-
toflen oder in füchsinen schuohen daher trettend und
sich Junker lassend schälten, wüssend wir uss er-
farung, dass sölliche gar wol zu gebruchen.' 1579,
Zellw., Urk. ,Den Dienstmägden überhaupt [solle]
I'antouffles in die Kirche zu tragen gänzlich verbotten
sein.' Bs Mand. 1758. Under-em B. si", wie nhd. —
Spiel. Bingeli Ringelt, Böse", d' Buebe" trage" Hose",
d' Meitschi trage" Bantoffeli, Mueter, gim-mer es
Löffeli: d' Suppen ist verbrannt! Ringelreihen; beim
letzten Wort stieben die Kinder wie erschreckt aus
einander BS. Über das Tanzspiel Es chunnt en Her
mit eim P. s. Rochh. 1857, 379. — 2. Bantoffeli, P-
(in LE., W.; SchwWoIL; UwStans Pantöffli) Pflanzen-
name. a) gemeiner Frauenschuh, Cypr. calc. AAZezw.;
B (Zyro); GW. — b) gemeiner, auch Acker-Schoten-
klee, Lot. com. (arv.) AABb., Bain; Bs; Gl; G oRh. ;
ScüSt. ; Schw. — c) gemeiner AArundklee, Anth. vuln.
AAOBözb., Riuik.; Anderegg 1897, 234. — d) buchs-
baumblättrige Kreuzblume, Polyg. chani. UwStans.
Fraue"- (Aa lt Mühlb.). Mu et er-Gottes- (Aa
lt Mühlb.; I.E.. W.j Schw) Pantöfffeßi: 1. = Ban-
töffel 2 b Aa (Mühlb.); Scuw. — 2. = Bantöffel 2 d
LE., \V.; ScuwWoll.
baut öf feie": 1. von den ersten Gehversuchen
kleiner Kinder Bs. — 2. geziert, gravitätisch einher
Rani, beut, bint. hont, luint
1400
gehen Bs; SBib. — 3. (ume"-b.) verlegen umher gehen
BsStdt.
ab-bantöfflen: durchprügeln Bs (Seiler).
Pinte", „Binte"" f., Dira. Pint(e)li: 1. a) kleineres
(höchstens eine Mass haltendes) kannenförmiges ble-
chernes Gefäss mit Ausgusschnabel (und Deckel) Aa
(Rochh.); B. Syn. Stizen. Mit Deckel und Henkel
versehenes Bleehgefäss zum Tragen von Milch BSi.
(Anderegg). „Mass zu flüssigen Dingen, bes. das ble-
cherne, an ledernen Riemen hängende, längliche Milch-
gefäss mit einer Spunte oder einem Kork B." ,Sol
man geben um ein bunten win, halt 50 unzen, 12 den.'
1512, Zellw., Urk. .Pinta, ein pinten oder mass.'
Fris. ; Mal. ,Hie ist ein [Geld-]Seckel, doch gar dünn,
mein, sei nit zu einer Moss Wein drin ... 's mag grad
6 Pinten Wein ertragen.' GGottii. 1619. ,Giesset ein
Binten des besten gebrannten Wyns darüber.' ZZoll.
Arzneib. 1710. Den ,I°selern' wird die Feckung der
Pinten übertragen, um 1735, B. ,[Es wird verfügt]
das eigen Gewächs weder bei der Pinten noch en gros
allhier zu debitieren.' B Mand. 1739. Den Wein in
den Wohnhäusern bei der Pinten ausschenken, ebd.
1739/73. .Zinnerne und blecherne Pinten von 1I» — 1
Mass.' S Wochenbl. 1808. — b) grosses hölzernes Ge-
fäss mit eiuer Röhre, womit man ein Fass füllt L
(St.b). Gefäss, Gelte L (Ineichen). - 2. in ZStdt
auch Pint, in burschikoser Rede oft Punte", Punt
Aa; Bs; B; Z, Schenke, kleine Wirtschaft, in der nur
Getränke verabreicht werden dürfen AAF.,Ke.; Bs; B;
F; S; W; Z; Syn. P.-Schenk. In der Studentenspr.
wie nhd. Kneipe. Gelegentlich als Neutr. : i" 's P.
gä" B. S. noch Gr. WB. VII 1866.
Öl-Pintli: Ölkännchen B. — Blech-: Blech-
kännchen B.
Bontje" Bondje" f.: Wassertanse PPo.
Pontji n.: kleines hölzernes Milchgefäss PA1.
Tue-dich eiste", tue-der fassu" Broud, and darzue im
Fordal [Hirtentasche], und gei-der noch d's P. [nimm
das P. mit dir]. Giordani 1891. — Vgl. das syn. Poru.
Chäs-lab-: Behälter für das Käslab W.
kunter-himt (in AABb. Wunder-blind): wie nhd.
Aa; Bs; Tb; Z. Alles k. durch-enand. Mit Umdeutung
des ersten Teils ,kuder-bunt.' So heisst es bei UBrägg.
1787 mit Bez. auf die gesalzene Abschiedspredigt eines
missliebigen Pfarrers: ,Sein Abscheid war k.' S. noch
Gr. WB. V 366.
Zur Herleitung des W. aus dem musikalischen Ausdr.
jContrapnnct' vgl. die bei Gr. WB. V '2715 mitgeteilte Stelle
aus JLenz 1500 und Beil. zur Allg. Ztg 1898, Nr 153.
„Pant", Punte* „AaF.;" BSi.; „VO;" PAl.fBundu);
„S;" Ndw; W (Ponto); Zg; ZDättl., Kn., O., Wäd.,
Zoll., Bunte" AABb., Fri., Hold., Leer., Z.; Ap; Bs;
BSi.; GlH.; L (St.b); GTa., T. (St.b), W.; W fBülito);
ZWalchw.; ZHed., Gunte" III Aa; L (Ineichen);
Z tw. — PI. mit Uml. Ndw; Z, sonst unver. — m. —
Dim. Püntfißi Ndw, Püntli ZZoll.: 1. Spund am
Fasse Aa; Ap; Bs; B; Gl; L; PAL; G; W; Zg; Z.
D' Pünten i"sch!ah", im Herbst, wenn der Wein ver-
goren hat /.Zoll. Am P. schmücke", prüfen, ob der
Wein keinen Stich habe. ebd. Es schlahd-em de" P.
üs, von Einem, der sich erbricht, ebd. Bim Plane"
spare" und bim Qunten use" lö", heisst nid g'hüset L
(Ineichen), ,1m winmot: -1 ß umb zapfen und ponten.'
1425, Z Fraumünster Rodel (neben ,punten'). ,l)ie
pündte ob dem fass werden verpitschiert.' ZWthur
Stadtb. .Die wynrüefer sollen nit nur die punten,
sondern auch alle zapfen, ussert wo man den wyn
usshin lasst, versiglen.' 1569, Z Verordn.; ähnlich Sch
Wirtsordn. 1603. ,Vilen Leuten ist der Wein in Fassen
gefroren, solcher Gestalt, dass er die Punten auftriben
und heraus gejäsen hat.' 1572, JJScheucbz. 1706. .Nach-
dem der Wein verjärt oder verjäsen hat, so schlahen
sie den Punten zu.' JRLandenb. 1608. ,Sponge, Spunte,
Bunte, obturamentum cadi, epistomium.' Red. 1662.
,[N. N.] ward so gross und stark, dass er einen Ohm
Weins aufhub und trank aus der Ponten.' FHaffn.
1666. , Bunten obm Fass, operculum.' Denzl. 1677;
1716. ,Ein Fass zuzuschlagen, mit Bundten, Zapfen
und Sperligen zu versehen, auch zu vernaglen, wann die
Nägel darzu gegeben werden.' B Küferordn. 1691/1733.
.Du sollst das Säcklein zu dem Punde in das Fässlein
auf das halbe Teil henken.' XVII./XVIIL, Arzneib.
,Vor Weinhähnen, Zapfen, Bunten 1 fl. 36.' 1803, Z
Haushaltungsb. Lt KWMüller 1848, 4 auch der kleine
Deckel, der z. B. an Butterfässern die Stelle des Spunds
vertritt BSi. S. noch bunten-roll (Bd I 782), Bunt-
Loch (Bd III 1036). — 2. Zapfen, Pfropf an einer
Flasche Ndw; W. — 3. „Tonsur der kath. Geistlichen,
verächtlich AaF.; VO; S."
Zur Etym. vgl. Gr. WB. VII 2242. Die Nbf. Gunte"
beruht auf Vermischung mit G unten / (Bd II 382).
Wi°-Ponto: übertr., Trinker W.
ver-punte": verspunden Ndw.
Punteli: kurzer dicker Mensch Ndw, bes. kleines,
dralles Kind B; Zg. — Viell. bloss Dim. zum Vor. Doch
vgl. auch Bündel II 3, ferner Bantli II.
Buntle" (in TuFr. P-) f.: (kleine) dicke plumpe
Weibsperson AaEikI.; Bs; THFr., Mamm. Syn. Tuiitlen.
Bach-Pante": = Bach-Bumbelen 3 (Sp. 1259) Aa
(Mühlberg).
Hosen-Bnnte": (Blätter und Früchte der) Herbst-
zeitlose, Coleb, autunm. GrPi\ (AUlrich). Thus.(Durh.).
— Vgl. die Synu. unter Hunds-Hoden (Bd II 991).
Punteii'ciri (B- AALeer. ; Bs; GA.), in Z auch Pun-
tenöli — n.: 1. point d'honneur Aa; Bs; B; FMn.;
Gl; GA.; SchwE.; S; Th; Z. De- hat iezt noch e" rechts
P., besitzt Ehrgefühl Z. Er hät-em a" 's P. ane"
g'redt, an sein Ehrgefühl appelliert THBerl. Einen
am P. ne", beim Ehrenpunkt fassen Th. Einen am
P. a'gnffe" Aa (AGysi). ,Da stach unsern Mann denn
doch das P., die Amtsehre.' Gotth. Etwas uf 's P.
ne" 1) seine Ehre in Etwas setzen, auf seine Ehre
nehmen B. We" Ztoöüw enangeren wol ue"d, 's weft
nit bald öppis, das si nid erzwingen. Ja Alten! dieh
b'he"-mer ernel enist! ick rergranidiere"-der 's! i<*
nimm 's uf d's P. B (Wohltat. Jüngling 1780). —
2) Etw. übel nehmen, sich an seiner Ehre angegriffen
fühlen AAAmmerschw., Leer.; B; ZAuss., Wl. .Wenn
so einem Schulmeister, der Alles am Fädeli zu haben
glaubt, am Examen nur eine Floh über den Weg
springt, so nimmt er es schon aufs P.' Gotth. —
3) Etw. aufs Kerbholz nehmen, sich merken BhE.
Einen üf 's P. ne", aufs Korn nehmen, einen Zahn
auf ihn haben B. Das geit über 's P., übersteigt alle
Begriffe B. — 2. übertr., der Hintere AALeer. ; in der
RA. Eim uf's P. ge", Einen auf den Hintern hauen.
Nur für Gl ist die Betonung x' '" angegeben. Das W.
ist im zweiten T. au Öri // (Bd I IIS) angelehnt.
1401
Haut, beut, bint, bont, bunt
1402
Bunt (PI. Bunte') AaF., Ke., Killw., Seon, Wett.,
Würenlos; ApTeufen ; GRh.. T., \V.; Tu; UwKerns,
Sa., Stans; ZÖtw. a/L., Regensb., l'ünt (PL Piinte")
Ar: Gl: SoHSchl.; Tu; Z (vorherrschend), Biiiitr" Aa
Fri.. Leer.; BsL.; GnUVatz; L; GO.; Sch (Kirchh.),
St. (Sulger); SNA., Ölten; ZMeilen, Ötw., Pünte' Aa
(Rochh.); ZSteinmaur, Bände" BBe., E„ Hk., S., Si.;
Grü., Rh., UVatz; W, Bünti (PI. Bäntene") GRCalfr.,
D., He., Pr., Scuolms, Pünti GrCIiui-, Bündi GrPi". —
f., Diiu. Bündelt B tw., sonst Büntli, l'iintli: 1. zur
Zeit des allgemeinen Weidgangs ein von .Allniend'
und .Zeige' durch Einzäunung abgeschlossenes, der
privaten Nutzniessung vorbehaltenes und nach und
nach in Privatbesitz übergehendes, infolge der regel-
mässigen Bewirtschaftung bes. ertragfähiges Grund-
stück, Gebiet, meist in der Nähe der Häuser. ,[Zu
Lehen gibt man] pratum situm infra viam de Biellen,
dictum du ingevangen matte, et unam aream vulgo
dietam ein bünde.' 1335, BNidau. ,Bünt, Acker.' Red.
1656. a) die a. Quellen sprechen oft ausdrücklich von
der Einzäunung der B. ,Item furo ist ze eroffnen,
daz von alter herkommen ist, daz ain jegliche huob
ain bünd und ain jegliche bünd ain hurd haben sol,
und bekennent sich dann die nachpuren, daz man die
bünd innhaben sol, daz sol man denn tuon, bekennent
si sich, das si sond offen stan, das sol man ouch tuon.'
1469, THAad. ,Item und als denn Schiltknechts huob
nit ain bünd, in sunder ainen acker haut: bekennent
sich da die nachpuren, daz man den für die bünd
jnnhaben sol, daz sol man tuon, bekennent si sich
aber, daz er offen sol stan, daz sol er ouch tuon.'
ebd. ,So soll auch an bongarten und bünden ye der
under dem oberen frid geben.' ebd.; s. auch Frid
(Bd I 1280). ,Ob aber einiche party etwas darüber
und wyter ingeschlagen hette, das die andre party
nit weite zuolassen, das selbig solle widerum ussge-
legt werden, es wäre dan sach, das etwas zuo bunten
oder matten ingeschlagen, das man aber zuo huss-
tagen und herpstzyten sunst zuo gmeinem weidgang
widerum ussleite zuo gmeiner atzung, das selbig solle
ouch also plyben.' 1533, Aar. Stadtr. ,0b ouch jemants
einen inschlag in einer offnen zeig, es wäre matten,
gärten oder bunten, weite machen, soll derselbig
sinem nachburen zuovorderst an dem anthoubt siben
werchschuoh und uf der nebentsiten dritthalben werch-
schuoh wyte lassen ligen und die zünung uf sine in-
geschlagne güeter setzen, also daz der margstein zweier
schuohen wit ungefar vom zun stände, damit sin nach-
bur sin acher nach notturft sinethalb ungesumt und
ungeirrt nützen, niessen und bruchen möge.' 1568,
AABünz. ,ViI der armen tagwanern, die mit keinen
güetern verfasst und huslos gewesen, sind zugefaren,
haben uf allmenden und schachen, uf sandwürfen und
ryssgründen inschlag getan zu hofstetten, bünden und
gärten, die yngewonet, mit hübschem baumgrät ge-
ziert [usw.].' 1569, B Urb. Bern bittet, die armen
Tauner, welche von den Auen und Rysgründen dies-
seits der Sense Matten, Bunten, Gärten, Häuser und
Hofstätten durch Einschlag oder Kauf besitzen, dabei
verbleiben zu lassen, und ist bereit, zum Nutzen der
Stadt Freiburg auf jedes Stück so viel Zins schlagen
zu lassen, als es an das Schloss Laupen verzinse.
Freiburg dagegen beharrt darauf, dass alle solche
Stücke bis kommenden Frühling ausgeschlagen und
zur gemeinen Feldfahrt geöffnet werden. 1601, Absch.
,Item es sollend ouch alle Hofstett und Bunten ze
Hinten gelegen ie eine der andern Friden gäben, es
seie Winter oder Summer, ze allen Zitten.' 1609, Z
Klot. Offn. S. noch E-Fad (Bd I 671), Hurd (Bd II
1603). — b) zu jeder Hube oder Hofstatt gehört eine
B.; diese wird darum nicht selten durch Hinzufügung
des Namens ihres Nutzniessers bzw. Besitzers näher
bezeichnet. ,Ein acher, lyt uff der blöwen, oban an
Cuni Herborz acher und an siner pünten.' XIV., L
Willis. Jahrzeitb. ,Es sol ain hurd ston undnan des
Erzingers bunt, und sol dieselbe hurd dienen den
ägkern des kelnhofs . . . Item, es gat ain stig von der
hurd under des Erzingers bunt hinab unz an des
Schachers wis und sol gon nebend der wis hinab und
under allen wisen an den Ryn.' 1433, ScHBuchb. Offn.
,Dannenhin soll die widern das wasser vertigen, dannen-
hin soll es der Brunn nemen und zwüschent synem
acker und des pfaffen pünten hinder die mülli abbin
vertigen.' AAWürenl. Offn. ,Ein Büntlein des Pfarrers
von Assens.' 1747, Absch. — c) die B. mit dem Garten
zusammen genannt. ,Locavimus in Hagendal hinder
dem dorf an den garten ein bünde jure proprio ad
nos pertinentem.' 1299, Bs Urk. Schultheis, rät und
die bürgere der statt Arouw hant ufgesetzt nachge-
schoben buos und einung über all garten, bunten,
matten und acker, so zuo der statt gehörent.' um
1400, Aar. Stadtr. ,Der do sin lenschaft wil uffgeben,
der sol und git uff höw und brach, boumgarten, bun-
ten, ops und garten, hört zemme, und der sol geben
darzuo hüener und eier, und gelt vogtye.' 1460, L.
,Do sige des Bylis frow zuo inen zdorff komen, den
garten und die bunten beschowet, darby gerett: Das
ist doch ein hübschen garten, das numen nitt ein
hagel körne und üch disen garten und bunten schlache.'
1544, L Hexenproz. ,Die von Arouw sollend die be-
husung sampt bunten und garten wie zuovor dartuon
und ine [den Nachrichter der vier aarg. Städte] da-
selbst wonen lassen.' 1574, Aar. Stadtr. Da einige
Zinsleute zu Chavornay und Sulens etliche Stücke
Äcker, Reben, Gärten und Bunten wegen zu hohen
Zinses aufgegeben haben, erhält der Landvogt den
Auftrag, fragliche Stücke ausrufen zu lassen, um sie
lehensweise an den Meistbietenden zu vergeben. 1588,
Absch. ,Dhein burger und ynwoner der statt Arouw
möge sine ligende güeter, es sygent acher, matten,
krut- und boumgarten, pünten, noch sonst einiche
ligende stuck innerthalb iren einungen glegen, eini-
chem usseren verkoufen.' 1592, Aar. Stadtr. , Acher,
räben, matten, boumgarten, byfang, bunten und krut-
gärten söllind nit von der statt verkouft werden.'
ebd. .Denselben hof mit hofstatt und hofraitin, mit
garten, mit bunten, mit ackern, wisen, holz und velde,
mit wunn, mit waid, mit stegen, mit wegen.' XVI., G
Hdschr. ,Dem jüngsten Sohn soll des Vaters hinter-
lassenes Säshaus samt Bünden und Garten heim-
dienen.' 1747, BSi. S. noch Gült (Bd II 286). — 2. in
neuerer Zeit (seit dem Eingehen des Weidgangs) mit
tw. Einbusse des urspr. Bedeutungsinhaltes ein sorg-
fältig bewirtschaftetes, bes. auch reichlich gedüngtes
und darum sehr ergiebiges Stück Pflanzland in der
Nähe der Wohnungen, wie vor Alters nam. zum Anbau
von Hanf, Flachs, dann auch von Rüben, Gemüse usw.
Aa; Bs; B; GrRIi.; L; Sch; S; Tu; ZDättl., Dynh.,
Fchralt., Hin., Uster. Uf ''em Chasper sim Pjlanzplätz
bi der obere" Bunte". Schwzd. (Aa). Wer will Bebe",
1403
Bant, beut, bint, hont, bnnt
1404
Ader, Statte; Bunte" chauffe", De" soll i" 's Böthüs
laufte", jetz fangt-men a" gante" BsLie. (Ausrufspruch).
,[Zu versteigern:] Zirka 8 Aren (2 Viertel saatgross)
Pünt in der Nähe des Hauses.' 1880, ZDynh. Gantanzge.
, Zirka 40 Aren Bauragarten und Acker beim Haus,
die Pünt' 1882, ZOberweningen Gantanzge. ,Am Feier-
abend rausste [der Knecht] grasen im Baumgarten und
[das Mädchen] durfte auf die Bündte gehen, um noch
einen Korb voll Kraut abzublättern.' Breitenst. 18G0.
's Müeterli selig, wenn si öppen uf ä" Bunten isch
g' gange" Böne" go" setzen und Mues go* günnen und
was 's eso z' tue" gibt. ebd. 1863. Ein reicher Bauer
musste ua. auch .einen Krautgarten und einige Bündten
für die kleine Kultur, wie für Erdäpfel. Hanf usw.'
besitzen. XVIIL, BsL. (Ochs). Spec. zum Anbau von
Hanf und Flachs; in B = Hanfpflanzung übh. Vgl.
Hanf-B., ferner Diener 1863, 316; Joh. Meyer 1878,
230. I<* ha" hür e" schöni B., mein Hanf steht gut
B (Zyro). .Nun kam das Frühjahr mit allen seinen
Arbeiten: Mist führen, Land rüsten für Haber, Flachs,
Bäunde etc.' Gotth. In Vergleichen: Tanne" wachsen
uf dem Berg, wie i* der feisse" Bunte" 's Werg. Fehl-
mann (Aa). .Die Freier kamen so scharenweise herbei-
geflogen, standen ums Haus herum, so hageldicht fast
wie der Hanf in der Bäunde.' Gotth. ,Wisst ihr, dort
wo die Pinten stehen wie Hanf in der Bäunde.' ebd.
,Wie im Frühjahr die Hanfstengel keimen, wo es eine
Bäunde geben will, so keimen um Ostern herum die
Schnäuze in den schweizerischen Städten und Dörfern,
wenn es ein Lustlager geben soll nach der Erntezeit
[eine militärische Übung].' ebd. ,Man steckt hanf-
butzen uf, die vogel uss den hanflanden oder bündten
zu vertryben.' LLav. 1569/78. ,Gott gibt uns Beund-
ten, darauf lässt er Werch und Flachs wachsen.' Kvb.
1753. ,Ein Heer von Ungeheuern [Vogelscheuchen]
hiess sie [die Frau] ihrer Beunde hüten und rüstete
sie furchtbar aus.' Sintemal 1759. Ist der Hanf ge-
erntet, wird die B. noch mit weissen Rüben (Bäbe")
bestellt B; L; Sch; Th; vgl. B.- Raben. Noh-cm
Werch tuend mier si [die Bäbe"] säje", 's gibd sy hübsch
i" der B., und H'crdöpfel gV'A 's, o heie, mer mag schier
nid g'nuev g'schinde". JBHaffl. 1813. In ä. Zeit wurde
auf der B. auch Getreide gebaut: N. N. stiftet als
Jahrzeit 1 Viertel Weizen von seiner Bunt, um 1370,
THAad. Jtem ouch sollend sy einem vorster von
Wiedikon jerlich geben uss der bunt vier garben oder
für iede garben 3 ß.' 1487, ZWied. Offn. — 3. meist
eingezäunte, mit Fruchtbäumen bepflanzte, fette Wiese
in der Nähe der Häuser, Baumgarten Gl; Gr; GO.,
W.; Th ; ZO. Jetz iss [Kirschen] so vil d' nw esse"
ka""st, ich tue"-der-s' nid vergunne*. Mer hind, zwm
rechte" Lese" drinn, noch g'nueg im Büntli dünne".
Schwzd. (GRMai.). Matte, die an das sog. ,Feld' stösst,
d. i. an das Land, welches vormals im Frühling und
Herbst dem Weidgang offen stehen musste UwKerns,
Sarn.; s. B Anz. 1886, 71. 1845 am Palmsonntag wurde
in der Bündt oder Pfarrmatte [zu UwKerns] der Land-
sturm organisiert. AKüchler 1886. — 4. fette Weide.
,Er wirt dein vidi in den weiten pündten weiden.'
1531/48, Jesaj.; dafür ,Auen.' 1667; tötcov tuovoc y.al
EOpüxtopov. LXX.
Ahd. biunta, biunda, l-hmi, nihd. Hunte, biunde, biunt;
über weitere Bez. des W. s. Gr. VVB. I 17 17; Kluge, ctyin.
WB. • 41. Darnach ist für unsere JIAA. eine Form Bündle")
vorauszusetzen. Abgesehen von lir und Btw. ist aber ü vor
nd allg. gekürzt worden (vgl. die aualogeu Verhältnisse bei
Find Bd 1 S4fi, Fründ Bd I 1303, nünl Sp. 871 Anin.); dass
die Kürzung verhältnissniässig alt ist, beweisen die Angaben
mit «-'. Wo trotzdem ä erscheint (so in AaFri. ; BsL.; ZFehr.,
O.). liegt wahrsch. Anlehnung an bünen I (Sp. 1318) vor, indem
man B. als pünts (d. i. gedüngtes) Stück Land auffasste.
Damit wäre zugleich, freilich nur für einen beschränkten
Bezirk, die Fortis im An- und Auslaut erklärt. Im Übrigen
darf man viell. an Beeinflussung durch die entsprechenden
Formen von Bund (Sp. 1355 ff.), iusbes. den PI. Bunt, P- und
das Dim. Büntli, P-, denken; für den Ausl. kommt auch in
Betracht, dass das Dim. Büntli unseres W. selbst gesetzliches (
hat; das anl. P- kann Assim. von d' B- sein. S. auch Anui.
zu Bündel II (Sp. 1364). Über das Verhältniss zu dem syu.
Bünen s. Sp. 1321; es bleibt hinzuzufügen, dass Bünen und
Bünden in B tw. durch einander gebraucht werden. Von
ä. Formen mögen noch erwähnt werden: .bundeu' (Dat.).
1296, BsUrk.; ,bünde.' 1335, BNid.; ,büntli.' 1433, Sch
Buchb. ; ,ab der BUndi.' 1788, ZHaushaltuugsb. — Das W.
ist überall im Veralten begriffen und manchenorts nur noch
als Lokalname erhalten oder steht doch auf der Grenze zw.
Appell, und Eigennamen; wie weit im einzelnen Falle der
Prozess gediehen, ist häufig nicht zu entscheiden. Darum
mögen sich in der nachfolgenden Zsstellung von Lokalnamen
auch solche finden, in denen in Wirklichkeit die appell. Bed.
noch vorwaltet, a) das einfache W. ohne oder mit Präp.
a) Bunt. P- AaJonen (.Biiuten.' 1595); ApTeufen (Weiler);
GAzmoos, Degersheim, Ernetswil, Gams, Grabs, Mogelsberg,
Sevelen, W. ; ThEgn. ; UwGisw., Stans; U (.abgegangene Burg
auf dem Seclisberg.' Leu, Lex.); ZBauma, Oberrieden (,iu der
Bünta.' Urb.), Kegensb., Richtersw., Sth. (der Gemeinde ge-
höriger Wiesencomplex), Oberweniugen, WUlflingen. ,Beundli'
BSeedorf. Bilnte" BThierach. (,die Beenden'); GiD. (dl gross
Bünde"); GFlnms, Quarten (Ortschaft) ; WUlr. (Bünde"); Z
Meilen, Neftenbach, Steinmaur (Wiesen und Baumgärten in
der Nähe des Dorfes). .Curiani uostram dictam der Kelu-
hove cum agro sibi contiguo dicto dio Bünde.' 1297, Sch
Merish. - ßl i" der Bünt(e"), P- AaKillw., Villig., Wett;
BBe., Gsteig (,iu der Beunde'); ZBäretsw., Brütteu, Geroltsw.,
Höngg, Meilen, Ötweil a/L., Stäfa, Weining., Zoll. ,Ein acker,
in der bunt gelegen.' 1251, ZZoll. ,Pro agro nostro dicto
in der bunte.' 1289, ThFisching. ,Nostri agri in der bunte
proprietatem.' ebd. ,Ein juch. rebeu, gelegen Zollikon in
der Bunte.' 1369, ZZoll. ,Ein wise, lit zu Witellikon in der
Pünt, stosset an Zollikoner allmend.' 1520, ebd. In Piinte"
BAarw. (.in den Beunden') ; ZDättl. ; ,ein Püntle in Füllten.'
1653, AaWett. Klosterarch. Im Büntli GW. (Rebland). —
y) üf der Bünde" GrD. (schöner Wiesencomplex). — b) in
Zss. a) als erstes Glied. ,Beundacker' BMessen, Rappersw.,
Püntacher ZStäfa (Weiler). ,Beuudeufeld' BStdt, .Beuuduiatf
BRüeggisberg (Haus). ,Beundmätt(e)li', Haus BKirchdorf,
Thurnen. .Rüedi Stapfer hett gesetzt XII ß ab der pünt-
matten, gelegen under der buneg zwüschent des schribers
matten, und Hochs bifaug.' XIV., L Willis. Jahrzeitb. ,Bünd-
bcrg' GWattw. .Beuudeuraiu' BLotzwil. PunWmte' ZHöngg.
— ß) als zweites Glied. ,In Ki-Pünten.' 1873, ZKmbrach
(Ackerland), ,Euel-Pünt' ZWülfl., Früe-Pantli ThHw. (Baum-
garten in der Nähe des Dorfes), ,Gugel-Püuteu" (s. Bd II
155), Gahjcn-Bündl GrKlost. (ehemals Standort des Galgens),
Gauers-Bünt GAzmoos (zum Familienn. Gaucr), Gröss-Bünt
GW., Baber-Bünt. -II. ebd., IIurd-Bünt ZBuch a/I., Klephi-
Bunt GAzmoos (zum Personennamen Kleophea), Lüx-Büntll
Grlg., Müli-Bünt GW.. Schsf-Bünti Grlg. (ehemals Schaf-
weide), ,Schloss-B0nte.' 17 17, Absch. (Fl, Spiix-Bünti 8r
Grüsch, ,-Biint.' 1436, ZNiederhasli, ,Stein-Bunde.' 1257,
AaKliugn. (,area que Steinbunde dicitur prnpe dictam eccle-
siam in Suaisanch sita'), .Tausel-Bünten' AaSeou, i" du- Wer-
l'ünt ZWiesend., Zlnjel-I'ünt ZSth. — Als Familienname.
,Hugo in der Biunde', Zeuge zu Konstanz. 12S9, Hof Kriess. ;
s. auch JNater 1898, 826. ,In der Bünden' W; s. Bünen.
.Thomas in der Bünden, der Held von Ulrichen.' 1409, W.
Pünter Z (, Bünder.' 1489, Ansh.); .Bunter.' 1518, UwWolf. ;
1648, NdwOberrick. .Büntiner', altes ü Geschlecht (vgl.
1405
Baut— bunt. Bantsch — buntsch
140(1
Arch. f. Schwz. Gesch. i, 72): .Johana ISüutiner.' H-20;
,Hans PButiner.- 1461, Vad. (dafür an anderer Stelle ,Pün-
teler'); .Heiurieh Büutirjfrer.' 1527; .Azarias Bünteuer.'
1603. Hieher auch : ,Pünti' (,Hans P.' 1524, Ndw), .Piiutig--
(.Hans P.' UUrs. Jahrzeitb. neben .Anni Ponthig')?
Hanf-, bzw. Häuf-, JETä/'-Biint: Hanfbeundc Sch
St.; Th; ZDättl., 0., S. ,Der Hanf kommt in jedem
Boden fort, wenn er nur gut gedüngt ist; daher wählt
man dazu meist das nahe an den Wohnungen gelegene,
gut bearbeitete Land, welches man auch die Hanf-
bündt nennt.' HSchinz 1842. ,29 Mannwerk Wiesen
mit 1 Mütt saatgrossen Hanfpünt.' Schweizerbote ISIS
(für Z); vgl. auch müttig (Sp. 575). ,Der frid vacht
an dem vorgemelten fallentor und gät an den hanf-
bünten abbin, so ferr als des ammans gart gät, glych
dargegen überhin, und gät der frid an allen hanf-
buntten abbin unz an der heiligen büntt, und söllent
die buntten den frid machen unz an der helgen büntt.'
XIII./XIV., ZEllikon. ,2 ß der gmeind Itzikon in die
vogtrecbtung von des huses Grüningen hanfpünt.'
1578, ZGrün. ,Vier Jucharten, die Haufpünten.' 1653,
AAWett. Klosterarch. ,Eine Hanfbünthe.' Wdrstisen
1779. Als Flurname ÄAJonen (Acker- und Wiesland),
Riniken, Villigen (.in den Hanf bünden'). ,Preter unum
solum ortum, qui pertinet curie, quod dicitur una
Hanfbünda.' 1330, Gfd (L). — Kammer-: zum Kam-
mergut gehörige B. ,Vinea Egiberti sculteti qua? Ka-
merbunti dicitur.' 1253, JJRüeger. ,An dir Kamer-
bunti.' ebd. — Kur-: zum Pfarrhof (curia) gehörige
B. Das alte Pfrundhaus zu Bottens soll durch ein
neues auf der .Curbünte' ersetzt werden. 1725, Absch.
— Chrüt-. ,Sambt Krutbünten und Baumgarten.'
177."i, L Stiftsarch. — Ge-meind-. ,An Gemeinde-
pünten auf dem Wellenberg, wie sie ausgemarchet
und unterschiden sind, fünfthalb Juch. Letzlichen
hat Christoff Hegli ein Pünten im Müsli, haltet den
vierten Teil einer Jucharten.' 1598/1759, LSchötz. —
Rabe"-; vgl. Bunt 2. ,Der könig stuond by einer
rebenpündten, darin gieng er, zog ein räb uss, süberet
sy und ass sy.' HBcll., Tig. — Weibel-: dem Weibel
zur Nutzniessung zustehende B„ ein Bestandteil des
Weibellehens. Als Flurname. 1436, ZNiederhasli. —
Widern-: zum Widemgut gehörige B. ; s. JNater 1898,
48/9. — Höch-wald-: im Hochwald gelegene B.
1730, Bs; s. Bs Rq. II 253 Anm. — Werch-: =
Hanf-B. Anna Müller hat vergäbet dem Kloster St
Blasien ein .Werchbünten' hinten am Graben zu
Sursee. 1427, Regesten von Klingnau.
bunte" I L (Ineichen), „büntne", bündne".
allg.", büntne" AaFiu. : „ein Stück Land zur Bepflan-
zung mit Hanf, Flachs, Rüben usw. herrichten, zur
Bunte machen, allg.;" Aa; L. Anpflanzen ÄAFri.
bunte" II : Fässer mit heissem Wasser schwenken
Bs; Syn. bünen II (Sp. 1321).
Büntill-ö'- f.: bei Schnellbleichern ein grosses
Fass, worin die Ware eig. gebleicht (gelaugt) wird
ApH. (TTobl.).
Bantsch — buntsch.
Bantsch I P- BSi., „Banftjsch" — m. : 1. Schmer-
bauch, Wanst BO. — 2. „übh. eine etwas erhabene
und ausgebogene Fläche, daher auch: Gepäck, Bürde,
sofern sie vorstehen" BO. — 3. Pansch, Bausch Gr
(Tsch.). — S. Bausch, Bantsch bei Gr. WB. I 1119; Pan»,
Pantech. ebd. VII 1428. Vgl. auch die folg. Gruppe.
bantsche» I G oT., pantsche* GRChur; L; Sch;
ZEls., Pfungen. pansche Gr; GSa., W., Widn., „ban(t)-
sche*": 1. sich den Wanst füllen GRChur; gierig,
übermässig, mit vollen Backen essen L; G; Z. Syn.
manschen (Sp. 336), pautschen. Auch: viel trinken
ZEls., Pfungen. — 2. auch „üf-b., (an-)füllen, (an-)
häufen, mehr als oft nötig ist" L; Sch. — 3. auch
-■sitmme'-p., zum Behufe des Zusammen-, Einpackens
fest zsdrücken, -schnüren Sch. Pantschet voll, ge-
presst voll ScHSchl.
i°-pantsche° Ap; G; ScHSt.; Th, -pansche" GrPt. ;
SchwE.: dicht und fest (in Kleider) einhüllen Ap; Gr;
G; Schw; Th. Wie bist au'1 l*' 'pantschet, nie" wur*
meine", 's war mitten im Winter! Es hed-mich g'wer-
met [warm gemacht], wenn-ici aueh nid i"'panschet
bi". Schwzh. (GrPi\). Auch in allgemeine™ S.: ein-
zwängen ScHSt. Wie bist so i"'pantschet, so streng
i"'brise"! — Vgl. frz. panser, verbinden, zu panse, Wanst.
banschge": = bantschen 1 ZHörnli. Wenn's nw
auch wider Obs gab, das' d' Pursch wider Öppis s' b. hett.
bantschle" I p-: = bantschen 1 Ap.
Bantschli, P- Ap; Sch, „Batischh VO" — m.:
1. „dicker, fetter, schwerfälliger Mensch VO;" Sch.
En dicke B. Syn. Bantli. — 2. Kind, das mit Heiss-
hunger die Speisen verschlingt Ap.
Bän(t)sch Bausch m.: Rock PPo.; TB.
Wohl zu it. pancia; vgl. Banzer, Libli. Hoch besteht
auch die Möglichkeit eines Zshangs mit Bantsch II 3.
Bantsche" f.: Weiberjüppe, halb leinen, halb
wollen TB.
Bantsch II, P- B, „Banftjsch" — m. : 1. Stoss,
unsanfte Behandlung; in der RA.: de" B. (möge*)
(vjerllde*, etwas aushalten BU. Das Bauele'zug isch
dürche", wenn nie" 's chll" räch a'ruert; üsers [das
selbst gesponnene, leinene] hett halt der P. mögen
erlide". Enangere" albets einisch e* chlei" d' Gringe"
z' erdonnere", schad og nüt; si werde" numme" dicker
und möge" der B. besser rerllde*. Er wiissti im Don-
ners e" brävi [zur Frau], die der P. verlide" mögi u"1
starchs sig wie-n-e* Winge". JGProbst. Die [Emmen-
taler Mädchen] möü de"* der P. erlide", we** 's schon
an es Er'st ha" geit. LWidmer. — 2. etwas durch
Betasten, Draufsitzen Zerknittertes, Zsgedrücktes BSi.
— 3. Decke, für alle Umstände zu gebrauchen BBe.
E* gueter B., starker Shawl, den man ohne Schaden
überall herum schleppen kann. ebd. „Altes, abge-
nutztes Kleid, das man nicht mehr schont B; VO."
Vgl. Bantli I. — 4. „Tölpel, der sich hin und her
schieben, zu jedem Dienste gebrauchen lässt B; VO."
Syn. Totsch.
Zur weitem Verbreitung des W. vgl. Gr. WB. VII 1423.
Die Sippe berührt sich tw. so eng mit der von Bantsch I,
dass eine sichere Scheidung unmöglich ist.
bantsche" II Bs; „VO", pantsche" Aa; Ap; B;
Sch; W: 1. „rütteln, hin und her stossen L", heftig
schütteln W. a) „Wasser in einem Geschirr rütteln
L." — b) die Speisen im Munde herum werfen, un-
anständig essen, mumpfelu Ap; Sch (Kirchh.). — c) mit
einem Kleid unsorgsam, nachlässig umgehen B (Zyro).
Syn. bantlen. En Bock ume* p. — d) oft zsgesetzt
ume*-p., eine Last beim Tragen ungeschickt hin und
1407
Bantsch— bnntsch. Banz— bunz
1408
her werfen B; W. Er hat die Heubürde z' ring [hin
und her] gepantscht WBinn. (Katzen, Puppen, Kinder)
spielend umherschleppen B; W; .tractare.' Id. B.
„Eine Sache oft und ungeschickt oder doch mit etwas
Mühe handhaben B;" etwas (Weiches, Molliges) plump
und wiederholt betasten, in den Händen herumdrücken
BSi., IL; .comprimere.' Id. B. Spec, (Katzen, Kinder)
derb liebkosen B. Es gV't mit ns-emne* Ching, we"-
me* 's geng Meister [sein lässt], so weni» dass us-ere"
Chatz, uo-me" geng pantschet. MWalhex 1880. .In-
dessen ist den Meitschene" nie recht zu trauen; es
ist ihnen manchmal ganz anders als sie drglyche" tun,
und die, welche getan wie jung wild Katzen [sich
gegen die Heirat gesträubt haben], werden oft un-
g'sinnet so zahm wie Katzen, welche man ihr Lebtag
gepantscht.' Gotth. , Glücklich der und die, denen
ein Bruder oder eine Schwester oder ein Sohn Kinder
liefert zum Pantschen und Herzen, leider aber oft
zum Verderben.' ebd. „Possenhaft tändeln, mit etwas
spielen, wie Katzen, Hunde, auch Kinder zu tun
pflegen B; VO." — e) plagen, beunruhigen B. —
2. patschen, mit der flachen Hand schlagen; prügeln
Bs (Ochs). — 3. „in einer Flüssigkeit herumfahren
und sie durch einander rühren" BU. ; „L." Syn.
gautschen I (Bd II 560). — 4. „platzen, in Bewegung
sein", von der Flüssigkeit in einem nicht ganz vollen
Gefäss, wenn es gerüttelt wird, auch von dem dabei ent-
stehenden dumpfen Schall L. „Das Wasser panschet."
Bantschi m.: 1. Nora. ag. zum Vorigen B. —
2. = Bantsch 4. ,E" gueter B., patientissimus omnique
servus.' Id. B.
„ban(t)schlen" II, bantschle' BoAa., panttschje*
W, banschle", p- UwE.: „Iter. zu bantschen." Spec.
1. entsprechend bantschen 1 W. Eine übermässig
schwere Bürde mühsam und schwankenden Ganges
umherschleppen Uw. Es China b., spielend in die
Höhe werfen und wieder auffangen B oAa. — 2. ent-
sprechend bantschen 4 „L."
er-pan(t)schle" -schje": heftig erschüttern (durch
Aufschlagen bei einem Sturz) W. Syn. er-schellen.
Es hät-nw erpanschjot.
(Er-)Pansc biete" f.: Erschütterung W. Er
hat an dichtigi (Er-)P. 'bercho', bei einem Falle.
Bontscliiere" f. In der Verbindung: , Einem B.
machen', eine gute Aufnahme bereiten, gut zu essen
und zu trinken geben. ,[Wirt:] Es ist uns heut ein
gast kon z' land . . . Dass ir im machend b., land im
d' hand nit im seckel girieren!' Salat 1537.
Aus frz. faire bonne chere (ä. ekiere), wofür sonst mit tw.
Übersetzung nnd tw. Umdeutsehung ,Eiueni guot gschirr ma-
chen'; s. Geschirr. Vgl. auch Anm. zu BeUitechieren (Sp. 1161).
Buntsehi n.: kleine Wassertanse TB. - Identisch
mit Bonlje" (s. d.).
Biintscheli: = Bündel II 1 a f (Sp. 1363) BHa.
Dem China hei" s' düo oeh es B. a'g'heicht.
Banz — bunz.
l'anze": Wanst GRRh. — Mhd. jmnze. Vgl. auch
Bantsch 1. Banz, Familienn. L; XVI 1., UVVassen.
P anzer (in „Ap;" BSi.; GSax B-) m., in der ä.Spr.
n. und f.: 1. wie nhd. wohl allg. Über das Verhält-
niss zu Harnisch s. Bd II 1610. ,H. Kloter hat ein
p.. ist der stat, du sol der stat nach sinem tod ledig
wider werden und gevallen sin.' 1356, Z Stadtb. ,Da
vermein er, Heini Honegger habe ein p., die ghöri
sinen fogtkinden; H. Honegger antwürt, er habe ein
matten kouft und er vermeini, die p. ghöri zu der
matten.' 1538, Uw Urk. ,Zwo panzeren uss der ürti
trägen.' 1553, ebd. Vgl. den Flurn. ,Panzer-Acher'
und Gfd 16, 48. .Goliath hat ein schieppechts p. an.'
VBolz 1554. ,8 Classen reisige Mannschaft: 1 — 3 mit
P. und Schlachtschwert, die 4. mit Harnisch und Mus-
kete oder Hakenbüchse [usw.].' 1603, ApUrnäsch Rodel.
S. noch Chessler (Bd III 522 u.). RA.: ,Sein Gelt hat
kein B. an.' um 1690, Mscr. Übertr. auf ein steifes,
schweres (Nnw), enges (Bs; Th; Z) Kleid. Vgl. in-
panzeren. — 2. a) weisse Jacke von Wollenzeug ApI.
Syn. Chittel. — b) leinenes, kurzes Überhemd mit
Kapuze GSax. Syn. Fueter-, Hirten -Hemd (Bd II
1299). — 3. = Harnisch 3 (Bd II 1612) ApH, M. —
4. ein mit Eisendraht umflochtenes Seil an der untern
Seite des Fischergarns TiiBodensee. — 5. kurzbei-
niges, fettes, dickwolliges (und darum schlotternd ein-
hergehendes) Schaf BSi. Syn. Watschli. — 6. Schelte
auf ein ungehorsames, widerspenstiges Kind, im Munde
der Mutter Ap.
Mhd. panzier, /'anzer n., ans it. jxtnciera f., zu jniucia.
Unterleib. Das Fem. findet sich noch 1362, G Stadtb.;
1422, L; 1438/1544, Schw LB., das Neutr. Tierb. 1563;
Mauritiana 1581; Z Bibel 1828 (2. Chron. 18, 33).
panzere": mit dem Panzer (i. S. v. 3) reinigen.
.Solche Schlampampen [unordentliche Frauen] mögen
keine Pfanne panzern, keine Feurstatt fürben.' DBrag-
ger 1780.
in- panzere", b- : = in-pantschen S CHSt. ; Th. Meist
im Ptc. i'panzeret st".
Panzi, B- n.: 1. = Panzer 5 BSi. — 2. „korpu-
lenter Mensch oder auch Tier B." — 3. derbe Schelte
auf einen jungen Menschen, der schwer begreift B nSi.
Vgl. Bantsch II 4. — 4. Banzji, Kosename des Schafes
W. Sä, sä, sä, B. bä! Lockruf. — Vgl. Benz 4.
Bänze°m.: Mensch in zerlumpter Kleidung UUrs.
Syn. Zotter.
Benz I Banz m.: 1. (Dim. Bänzli, „Bänzeli") Per-
sonenname, a) in Aa auch Benzi, Benedikt AaB. ; Bs;
B; F; LGettn.; S; ZFehralt., Stdt. .Der Bauer hiess
Bendicht, verkürzt B., und sein Hof die Ankenballe;
man nannte ihn den Ankenbenz.' Gotth. .Der Öler-
hänsel, der einzige Erbe des reichen Olerbenz.' Joach.
1898. — b) Bernhard Aa; Bs. — 2. für die Häufigkeit
und Beliebtheit des Namens spricht seine Verwendung
als allgemeiner Personenname in einigen scherzh. Aus-
drücken. Salii B.l scherzh. Gruss BsStdt; ZStdt. Uha
B.! etwa = halt, guter Freund, so ists nicht gemeint,
nichts da! B. Oft in Erzählungen eingeschoben: Diie
het-cr g'meint, iez heig-er-mich am Bändel; aber uha
B.! da het-er-schich teilest trumpiert. Formelhaft ge-
paart mit einem andern einsilbigen (z. T. allitterieren-
den) Namen, a) Hans undB., Jedermann, alle Welt S;
s. Bd II 1468. Er ladt Veruandti und Bikannti, Hans
und B., zum Orebtmöl i". Schild 1866. — b) Kuenz
und (oder) B. s. Bd III 380; wozu noch: ,Ee besann
man sich leib und guot daran ze binden, ee man
gesechen sein weite, dass man Cuenzen oder Benzen
gewichen were.' Vad. — c) Binz und B. .Binz und
1400
Banz, henz, binz, bonz, bunz
Ulli
B. [Gleich und Gleich] haben einander getroffen.'
Sprww. 1824. Er häd Bin: und B. [Alles] verspili
ScnSt. (Sulger). S. noch Bin:. — d) Butz und B.
(in Tb auch Ben*), rein Alles, mit Stumpf und Stiel
Aa: iü.; Gr; S.uSt.; Th; Z. Alles Butz und B. uf-
esse". Alles hat scho' g' meint, iez müesi 's hinderst
Bei' mit But; und li. und Hut und Här verbrenne'.
Mader 189'i. ,[Ital Reding beim Mord von Greifensee
1444] schwor übel: ob [ehe] ich den hoptman und die
Söldner leben lass, so wil ich butz und b. töden alle mit
einandren.' Edlib. ,Nit butz noch [Var. : und] b. ruef
[an], Gott allein da oben, in rüeffen an!' Roef 1538.
S. noch üs-hauwen (Bd II 1809). — e) B. und Bätz.
Alls hat -er verlöre", B. und Bätz Z. — 3. Mensch,
der voll eingebildeter Krankheiten ist LHorw. Das
ist en rechte B. — 4. von Tieren, a) Name des Haus-
hundes. — b) (Dim. Bänzi, Bänzfeßi — PI. Bänze")
Kosename des Schafes BO.; „VO;" Obw; W, eines
plumpen, dichtwolligen Schafes BSi. So im Lockruf:
lö, B.. B.! UwE. B. hall, hall, o B., B.! BR. Bänzji
bn! W. Ises Gretli ehawn jitz afen dem Bänzi chetten
und d's Henneli cerantren. ebd. Spec. et) Schafbock,
Widder BHa., Interl.j „VO;" Uw. — ß) (dichtwolliger)
Hammel BSi.; Obw. — y) Schaflamm BO.; Uw. —
8) kleines junges Schaf, Lämmchen, gleichviel welches
Geschlechtes BHk., Ha.; Obw; USil. Junges Schaf,
das mit dem Vieh auf die Weide geht GrD., Pr., Seh.
Von hier ausgehend als zärtliche Benennung eines
Kindes: mi"s Bänzli! BHa. — c) (fetter, gemästeter)
Ziegenbock BHk. — 5. Bänzli, münzenförmige, von
den Knaben aus Blei gegossene Marke, mit welcher
dieselben nach einem Ziele werfen Schw. Mit Banz-
lene" tötzle" ScuwMuo. Vgl. auch benzlen. — 6. vBän-
zeni, gekräuselte Haarlocken BHa." — 7. in der RA.
de* Benz han, Mühe haben GrD. Mit Dem [Menschen
oder Tier] het-me" de" B. Ich ha" de" B. g'han, dass
;'<* 's fertig 'brungen han.
Zu 1. Zur Bildung der Kurzform vgl. Heinz, Kuenz,
Manz usw. Die ä. Belege (wohl zumeist i. S. v. b) reichen
in die ahd. Zeit zurück: ,Penzo.' 8S9. Z; ,Penzilin.' 960, Z.
,Benz Brüss.' 1371, Z Stadtb. ,B. Leistmacher, schuomacher.'
1396/8, ebd. ,B. Butel.' 1443, Z. ,Benz', Bauernname. My-
rieäus 1630. Als Familienn. L; GRh.; Z; XV., BSigrisw. ;
1455,ZElgg; 1486, GKriess.; 1521, GrCbur; 1598, LSchötz.
,Benzle.' 1498, ZStdt. In Ortsnamen: , Benz-Hof AaKu.,
,Benzen-Hüs' GGeiserwald, .Benzi-Loch' BKraucht., .Benzen-
Berg' BLaupersw., ,Benz-Bür' BsLie., ,Benzen-RUti' ApHeid.,
,Benzi-Wil' L (,Benzeuwile.' 1275), ,Benzi-Winkel' LSemp.
,Benzingen' GISchwandeu; dazu der Familienn. , Benziger' Ap
(seit dem XV.); G; Schw; vgl. auch ,Hans Benzikofer von
Bern.' 1532, Egli, Akten. .Benzlingeu' Aa. Zu 2 vgl. Gr.
WB. I 1477; zu der formelhaften Zsstellung mit andern
Namen nhd. , Heinz (Hinz) und Kunz' uä. Sollte Butz in
der Formel Butz und B. eine alte Kurzform für .Burkhard'
sein, immerhin mit Anlehnung an Butz, Butzen? 3 schliesst
sich an ver-benzen (s. die Gruppe banalen) an. Soweit für 4
Übertragung von 1 anzunehmen ist (was bei der grossen
Häufigkeit des Personennamens in BM., O. nahe genug liegt),
dürfte es zunächst männliches Schaf bedeutet haben ; vgl.
den Kater .Hinz' der Tiersage, auch engl. Tom-cat, Kater,
Jack(-aw), männlicher Esel. Ohne Zweifel aber spielt, wie
mehrere Bed. -Angaben verraten, auch der Stamm banz- herein;
vgl. nam. Panzi, 5 übertr. und verk. aus Hohn-Benz (s. d.),
der Form und Grösse eines Geldstückes hat. 6 gleichsam
Schäfchen, wie auch die Federwölkchen genannt werden.
7. erinnert au bair. benzen, drängen, (durch Bitten, auch
Schelten) lästig fallen. Schm.-Fr. I 252; Schöpf 36.
Veh- Ve-: ein mit den Kühen im Stall und auf
Schweiz. Idiotikon IV.
der Weide gehaltenes Schaf BHa.; GrD., Pr., Seh.
,Bei vielen Landleuten ist es Sitte, einen sogenannten
V. zu halten, der seinen Freiplatz im Kuhstalle hat,
darin nach Belieben herumläuft und bei den Kühen
schmarotzt; er darf dann auch im Sommer mit in den
Kuhberg laufen. Diese Tiere werden — wie billig —
ausserordentlich fett und gelten hohe Preise.' Ali'knw.
S. auch Tsch. 59.
Gritti-, in S auch Grlti-: 1. Festgebäck in Form
eines (Va — 2 ' grossen) Mannes mit gespreizten Beinen,
oft mit Augen von Wachholderbceren, in B aus Leb-
kuchenteig, in S aus feinerem Brotteig auf den St
Nikiaustag gebacken, in SOlt. von Weihnachten bis
St Sebastian üblich; „Brotkuchen in Gestalt eines
Grätschenden L." Syn. Elgger-Mann (Sp. 246). Ne"
Freud ärger a!s am Santichlaustag, wo-mer der Götti
es Pfiffe'schöfli, ne" Hälimutti und zwe Gr-e" g'chrömet
het. Hofst. Zuem Gr., frei zueme" grosse", sollsch du
der Teig bi Zite" ne"; du weisch jo, 's Liseli das
möcht-e" denn i" der Schuel sim Lerer ge" . . . und 's
Liseli das springt und rönnt und het bim Use'zieh",
wie trürig, dem Benz es Hängli [Händchen] fasch ver-
brannt. S Kai. 1860. Mach [an der .Neujahrbacheten']
Wegge", Zupfe" und Gr-e", Chueche", Bing. JSchild
1860. Wo d' Israelite" us Egtjpte" üs'zoge" sl", hei"-si
ne" Gr. mit-ne" g'no" und hein-e" i" der Wüesti g'esse" L.
,Den Kindern, wenn sie folgen, ein Grittlibänz am
Neujahrsmorgen.' Schwz. Dorfkal. 1877 (B). Auch
von einem Manne, der mit gespreizten Beinen dasteht
und den Vorübergehenden (z. B. an Jahrmärkten) den
Weg versperrt B. — 2. Hampelmann, Hanswurst B.
Das in S alteinheimische landesübliche Gebäck zeigt in
seiner Figur auffallende Ähnlichkeit mit dem Landesheiligen,
dem Ritter St l'rsus, wie er z. B. auf alten Siegeln des XIV.
dargestellt ist. Die Kopfbedeckung ist nicht eine Bischofs-
mütze, sondern gleicht eher einem Ritterhelm, selbst die
Rollen (Knüpfe) am Rocke fehlen nicht, wie sie auch bei
dem Mitmärtyrer St Mauritius sich finden.
Heide"-. Potz H.! Ausruf Z. — Häli-: Schaf-
bock LE.
Hole"- (nach einer Angabe in UwSachs. -ö-): (oft
Dim.) = Hali-Bock 3 (Sp. 1132), als Einsiedler Gebäck
Obw. .Empfehle den w. Obwaldnern auf bevorstehende
Wallfahrt nach Maria Einsiedeln mein bestes Fabrikat
in Holenpenzen. N. N., Einsiedeln.' Ztgsinser. ,Ich
habe noch eine Gamelle voll H-en gekauft zum Kra-
men.' Obw Volksfr. 1890. — Matthys glaubt von Urnern
auch Höre"- [Horn-j B. gehört zu haben.
Chüe-: = Veh-B. BHk.
Chride"-: lächerliches Männchen Gl. Syn. Man-
noggel 2 (Sp. 292).
Nach einer (nicht bestätigten) Angabe in Gl auch i. S.
von Mannogr/el 3: .Backwerk in Gestalt eines Männchens,
vom Bräutigam der Braut gegeben.' Zum ersten Teil vgl.
Ohnden-Glctdi (Bd II 604/5).
Lach-: Person, die gern und viel, selbst bei jeder
Kleinigkeit lacht B; „L." Du bisch en rechte L.
S. auch Hauderidau (Bd II 984). — Laterne"-: La-
ternenanzünder BStdt (bis in die 40er Jahre). Die
L-e", tvo mer noch Ollaterne" i" de" Strasse" z' brönne"
g'lia" hei". Bari 1885. , Wüsset - der scho", dass jiz
einer bo" de" L-e", Namens N. N., soll Einwohnerge-
meindspräsident werde"?' Guckk. 1843. — Buch-:
grossbauchiger Knabe GRUVatz. — Chind-betti-:
das zum Kindbettschmaus geschlachtete Schaf BBe.
89
IUI
Banz, benz, binz. honz. bunz
1-112
Schaf-Benz: plumpes Schaf BSi. — Stunggeli-:
gutmütig einfältiger Mensch (bes. Knabe), der sonder-
bare Einfälle hat BsLangenbr.
benze": 1. sich gebärden wie ein Schafbock Obw.
— 2. (an einem fort) streiten, zanken, doch mehr im
Scherz als im Ernste AaFh. Du muesch allewil mit
Ei"'m e" chlei" 'benzt ha". — Zu 2. Ähnlich imßair. ;
s. Anm. zu Benz.
benz ig: nach dem Schafbock verlangend, brün-
stig Obw.
benzle": mit Bleimarken nach einem Ziele werfen
Schw. Wo d' Schuel üs g'si" ist, hem-mer nuch e" chli"
'benzlet SchwMuo. Vgl. Benz 5.
Benzenaner m. ,Das kann mir ein guoter krieg-
scher psalmen sin; den Benzenouwer sing ich für den
hyms', spottet eine Pfaffenköchin. NMan. 1522. — Vgl.
Bächtold, Manuel 62 Anm.
Benzler m.: süsse Apfelsorte. 1. = Argauer Herren-
Epfel (Bd I 370) Aa ; s. JKettiger 1857, 34. — 2. = üster-
Epfel (ebd. 368) Bs. — Nach dem Namen (Benz) des ersten
Züchters?
Binz AABb.; Ap; L; S; ZB., 0., S., Bws AALeer. ;
BU.; L; S, Binsch AALeer., Binze" Aa (Mühlb.) ; Bs
(Spreng); B; ScHwMa. ; mTn; UwSa., Binse" Aa; BSi.;
GrPi\; Sch; Th; Uw ; U, Be'nse" GRh. ; Th, Bensse"
GWe., Bese" ApH., I., M., Besse" ApK., Bimse" B,
Bämse" THErm. — ra. AABb.; Ap; L; GWe.; Z, f.
ScawMa. ; Th, n. Aa; BU.: Binse. 1. zunächst ver-
schiedene Arten von Juncus, Scirpus und Carex ohne
genauere Unterscheidung, aber mit dem gemeinsamen
Merkmal des knotenlosen Halmes und des feuchten
Standortes Aa; Ap; B; Schw; Th; Uw; U; Z. Syn.
Biet. In ZZoll. unterscheidet man den sehr zähen
f/uete" B. (Scirpus silvat), der, an Waldrändern auf
feuchtem Boden wachsend, ausgezogen (Binz zieh*)
und zum Anbinden von Rebschossen oder zu Biet-
Bese" dient (Syn. Isen-Trät), vom hole" B. (Juncus
effusus), der in Streurietern wächst und bei den
Bauern nicht beliebt ist, weil er beim Dörren in sich
zusammen fällt. , Juncus lenis, ein binz geschlecht.'
KdGesn. 1542. ,Binz, scirpus. Juncus, ein binz, ried.
Juncosus, voll binz. Mit b. binden, scirpare.' Fris. ;
Mal. ,Der binz wachst allein an mosechten und
feuchten orten.' LLav. 1582. , Damit das Wasser synen
Ablauf gehaben möge, soll ein Jeder die Glatt von
Binz, Ror und Krut süberen.' 1641, Z Rechtspfl. ,Binz,
Juncus, Scirpus.' Denzl. 1677; 1716. .Der Bins und
anderes Riedgras.' Z Gesetze 1779. ,üas Moos, die
beste Weide des Viehes, ist bereits mit sehr vielem
Binz überwachsen.' AHopfner 1787. , Ausgaben: Zwei-
wachs und Binz 13 ß.' 1798, Z Haushaltungsb. ,Wenn
zu Basel vom Stadtschreiber die neuerwählten Rats-
herrn verkündet wurden, wurde der Weg zum St Pe-
ters-Platz, wo die Feierlichkeit vorgenommen wurde,
mit Binsen bestreut und die Ankunft der Räte durch
Bläser und Zinkenisten angekündigt.' Ochs; vgl. hiezu
ASchultz, Hbf. Leben I 79. In RAA. ,Er säuft, dass
B-en in (oder aus) ihm wachsen' Bs (Spreng); L (In-
eichen); Z (Hirzel 1898, 47). .Kopf und schwänz, ast
und binz.' 1531/1707, Jesaj. = xeqxxWjv xal oüpäv, uiyav
*ai (itxpov. f,XX. ,|ien köpf henken wie ein binz.'
ebd.; auch JJUlr. 1727; JKHofmstr 1744. Vgl. da/u
BIuest-B. .Sonst lind ich die Sach so klar, dass, wer
nicht will in der Binzen einen Knopf suchen [Schwierig-
keiten suchen, wo keine sind], da nichts disputieren
kann.' 1638. Z Brief. Früher fanden die Wurzelknollen
einiger Juncus- und Scirpus-Arten in der Volksmedizin
Verwendung. Darauf bezieht sich die Stelle: Wo der
schwarz Tod g'rfaiert hat, hat es Vögeli im Beicher
Imme» alliwil g'sunge": Binz und Benz [= Benedikten-
kraut?] und Boldriö", henksch an'n Hals, se chunnst
th vo*. JSenn 1864. — 2. spec. a) F latter-Simse, Juncus
eff. B; Sch; Th. — b) Rasen-Binse, Scirpus caespit. Ap
(Steinm. 1804). — c) Teich-Binse, Scirpus lac. GRh.,
\Xe. (grösser Bensse") ; uwga. — d) Pfeifen-Binse, Mo-
linia cserul. L. — e) Segge, Carex Aa (Mühlb.). —
f) Schneidegras, Cladium mar. .Mariscum, der gross
binz, so in seen und weyeren wachst.' Fris. — g) klei-
ner Rohrkolben. Typha minima Aa (Mühlb.); ver-
schiedene Typha-Arten GrPi4. — h) gem. Schilfrohr.
Phragmit. comm. GrPt. — 3. n., mit Binse bewach-
senes Stück Land, Binsicht AALeer.
Ahd. binuß, mhd. bineß, binz mf. Zum Ausgang vgl.
ahd. Jilruli : hirz, zur Behandlung des Inl. z. B. Zen <^ Zinn,
sowie Bensd. Die zweisilbigen Formen sind jedenfalls z. T.
Flur. Die RA. ,in der Binzen eiueu Knopf suchen' ähnlich
bei Fisch., Garg. ; s. auch Lexer I 279. — B. in Orts- und
Flurnamen (s. 3). ,(Im) Binz' GOUtzw.; S; ThMärw. ; Z
Aussersihl, Bäretschw., Maur (,de Pinizze.' 946, ,Binze.' XII.),
Mönchalt., Seebach f.Binza.' 1212, ,Binz.' 1261), Stäfa, .Bin-
zen' GEschenb. .Wiesland im Holz-Binz' ZZoll. ,Binz-Acher'
Zürl., NWen., ,-Egg' ZKn., ,-Halden' Aa, ,-Holz' ZWahl;
1217. ZDürnt., ,-Mülli.' ZgHolzh. ; ZSeeb., Stainni., ,-Metle.'
1653, AaWett., ,-Bach' (Beispavh) AaVill., ,-Banu' (lieisjxV.
ebd., ,-Berg' BBurgd., Rüegsau: SGänsbr. ; ZDürnt., ,-Böschle.'
1653, AaWett., ,-Rüti' Th; ZNer., ,-Stuck' ZRieden, ,-Wuid'
ZHerrl., ,-Wang' (Beüohgvmnd) AaVill., ,-Wis' ZWetz., Zoll.
,Binzen-Hof AaAar., ,-Halden' GWurmsb. (, Tinea in Bincen-
haltun.' 1259), ,-Holz' AaSeon, ,-Loh' ZSeen. ,-Müli' AaRüti.
Binz, Familienname Bs. ,Kuoni Binz.' 1529, ZNer. ,Hans
Binzmeier.' 1488, Z. ,Konr. Binzmüller.' 1532, ZNer. .Im
Binziger', Flurn. ZÜet. a/S. .Binzikou' ZGrüu. (,in villa Pi-
nnzzinhovun.' 854, ,Piuziuchova.' 897, .Biuzinkon.' um 1300).
Bach-. , Scirpus, binz, bachbinz.' Fris. - Bluest-.
,üer unnütze kleine Binz, der dreispitzige hindersich
gebogene Binz, der Bl.' JMdralt 1715. — Side°-
Binse": Wollgras, Binsenseide, Eriophor. latifol. Aa.
— Strasse" Strösse'-Bensse" : Flatter-Simse, Juncus
elfus. GWe.
binzachtig. .Juncetum, binzachtig ort, da binz
wachst.' Fris.; Mal.
binzi": aus Binse. En binzene'' Pfanne'ring,
Untersatz zum Abstellen einer Pfanne ZZoll. ,Jun-
cinus, seirpeus, binzin, aus binz gemacht.' Fris.; Mal.
.Junceus, binzin, dünn, ran.' Denzl. 1677; 1716.
biren-binzi|£;: klein GStdt. — ■ Kontamination aus
Birc"-Bitz und winzig. S. auch Biri-Binggis (Sp. 137S).
Ponz, B- in., PI. mit Uml., Dim. Ponzji: 1. etwa
1 — 2 Mass haltender, nach oben sich verjüngender
(hölzerner) Kübel mit Deckel und Handhabe (Bogen)
für Milch und andere Flüssigkeiten, auch beim Fischen
als Fischbehälter gebraucht GrD., Pr., Sch. Syn.
Broggen. Im Spissack han-ich es Zuffeli z' fressen und
ime" P. e" Schluck gerommeti Milch müm-tner g'nun
und bin in Gottes Namen Chür zite. GFient 1898.
Jet: wie i'h denn im Casinosal in mir Mundiir und
mit dem Spissack uf-em liugg und dem I'. in der
Hund erschinen hin. so hed 's es hellis G'lächter g'gen.
ebd. ,Den P. ins Wasser werfen', böse werden GrD.
,ltem so hat er [der Propst] in dem winmot uss aines
1413
Banz luinz. Bap buj
im
byschofs win ainen punzen win.' XIX., GRChur Ämterb.
— 2. übertr. Es ist au"* gar im" '» B., nur ein
Knirps GrScIi. 7vi ist eii Teufels B., ein verschmitzter
kleiner Kerl. ebd.
Über die auswärtige Vwdtschaft des W. s. Schm.-Fr. I
:!'.i7. ;>!)S; Schmid 106; vgl. auch räturuui. poiuel, Schmor-
bauch. S. «och Pontji,
Iionz m. : derber Ausdr. für penis BG. Auch dim.
Bönzi. - Vgl. das f. W. und Näpper 3 (Sp. 771).
Trib-Pnnz m.: Meissel, Grabstichel (für getrie-
bene Arbeit). .Cselum, ein grabstickel oder treibpunz.'
Fris.; Mal. — Vgl. Gr. WB. II 531. VII 2243.
Hagen-Bnnzen: Hagebutte, Rosa can. Uw.
(Hose"-)Panze°: = Hunds-Hoden 1 (Bd II 994)
ZHittn. Syn. H.-Punten.
Punzöde" GT., Bunzöde" ihTh, Punznse" ZTö.,
B- GWyl, Punziase" ZSchlatt (Ph-), Zell, Punziote'
ZTö.: = dem Vor.
Biinzli: Pustel, Knötchen. ,Bald gelbe, bald pur-
purfarbe Bünzlein zu sehen.' JMuralt 1715.
Nur einmal neben mehrfachem .Bützlein', was die An-
nahme eines Druckfehlers nahe legt.
Bap, bep, bip, bop, bup.
Vgl. auch die Gruppe Imb usw.
Papp BB., Si.; GRHe., Pr., Seh., Spl., UVatz — m.
(in BSi. auch n.), Pappe" AABb., Hold., Z.; BsLie.; B
(Zyro); GRChur; GF., Ta. (nicht in G, Sa.); Sch; SB.,
L.; Zq; ZGlattf., Bappe" Aa (vorherrschend); Bs; B;
L; Sch; SNA.; Th; Uw; Zg; Z — m. Aa; Bs (Spreng);
L; GTa.; Sch; Th; üwE.; ZGlattf., Mann., Stdt, Stall.,
Sth., W., f. AAZein., Z.; BsLie., Stdt; B (Zyro); Gr
Chur; Ndw; ZStdt, Zoll. — Dim. Pappeli, B- B; Gr
Mai.; GF., Ta., Päppeli, B- AABb.; B (Zyro), Päppli,
B- Bs; SB.; Z, Päppi, B- B: 1. Brei, breiige Masse,
z. B. auch von weichem Strassenkot. aaOO. .[Christus
machte] uss dem speuchel ein beplin.' HBull. 1572
(Job. 9, 6). , Vermische diss under einanderen, dass
es ein Pappen werde.' FWürz 1634. ,Man esse ein
zähes Weissmuss und trinke dann eine starke Milch
darauf, so wird daraus ein solch schleimerig zäher
Pappen mit unannehmlicher Säure.' Mdralt 1697.
Insbes. breiartige Speise, Mus; unterschieden als Öpfel-
S, Herdöpfel- AABb.; Sch; Th; Z, Ferch- ZW. (Hirse-
brei, ein Sonntagsgericht), Gries- Th; Z, Chürb(s)e"-
AaB.; Bs, Chirsi- BsL.; SL., Milfejch- Th; Zg, Mel"-
AaB.; Bs; Th; Zg; Z, Bolli- Aa (Rochh.), Bis- Aa;
Bs usw. Vgl. Mues (Sp. 488), auch Brüt-Mues (Sp.
494). Am P. bisst-me"-sich kein Za" üs Sch; Th. Öppis
vo" Hand ne* wie der Galli (AABb.; L), der (oder d')
Hailauer (Sch; Th; Z), der Ärauer (Z lt Spillm).
d' Erlisbachcr (S) de" bzw. d' Bappe", rasch, ohne
langes Federlesen zugreifen; vgl. Bappen- Hamver
(Bd II 1814). Der Stoffel, leenn 's B. regnet, hed-er
he" Löffel. Ineichen. Sehneiti 's B., so hett-er ke" Löffel,
von einem Unglücksvogel L. Das ist Einer! wenn 's
Glück regnet, städ-er under, und wenn de'' B. üftreid
wird, häd-er ken Löffel ZW. De', wo de" B. a'richtet,
chann-en auch üsesse". Ineichen. Im B. si", in der
Patsche sitzen, ebd. Spec. a) (oft dim.) Kinderbrei
Aa; Bs; B; Gr; Lj G; Seil; S ; Tu; Zg. Wenn man
einem Kinde die erste P. anbrennt (sengt), lernt es
gut singen Bs (Seil.). Eia, popeiei, der (die) B. isch
guet, wenn-me" brav Zucker und Zimmet dra" tuet!
Einderreim Aa; Bs. Gha""st o"ch mosehele", broschele",
ganz Hampfle", ganz z' Zentnere"-wis J:., Rechholdere',
Holzstüden und Ber dorchenand iisse"? Schnellsprech-
übung THBoltsh. ('s ist Alles) Papp-üs, der Brei ist
ausgegessen Th (Dan.). Mit zioe B. wachse'd d' Baggc"
AaEIii-. Zu der Zeit, tvo Eim d' Mueter d' B. mit de"
Händsche" i"g'striche» häd, wie die. grobe" Bure" säge"
AAZein. ,Pappa, pappen, kindsmuess oder prey.' Fris.;
Mal. ,[Sie nähren die Kinder] mit einem Gemües us
Weizen- oder Kernenmäl und kümlich gekochet, wel-
ches sye Bappen nennent.' RCys. ,Mit Pappen oder
vorgekewter Speiss.' Spleiss 1667. .Diejenige, welche
solten sein Führer der Schaafen, die wenden allen
ihren Fleiss nur daran, dass sie die Grund und Fun-
damente der reformierten Religion ihnen verbergen,
verfälschen, verlästeren und den unwüssenden Koller-
glauben ihnen mit dem Babben einstreichen [von Kind-
heit an beibringen].' ClSchob. 1695. — b) Mastfutter
für Schweine GRKüblis, UVatz. — 2. (in ZStdt lt Dan.
f. im Gegs. zu 1) Stärkekleister des Buchbinders Bs;
B; Gr; L; Uw; Z. ,Colla, pappen oder lym.' Fris. ;
Mal. ,[Eine bestimmte Stelle] verkleibte er in allen
Lehrbüchern seinen Kindern mit Papen.' HPest. 1785.
— 3. papierne Scheibe, nach der die Knaben mit der
Armbrust schiessen ScnSt. (Sulger). Vgl. Tatsch.
Zu 3. Die Scheibe war wohl aus Pappendeckel; vgl.
Gr. WB. VII 1443 (Pappe 3).
Hemd- Hemels-: fester Hemdkragen F. — Kin-
der- BsStdt, Chinas- B; GRMai.; GF.; UwE., Chinde"-
AaB. ; BsL.: meist dim. = Papp 1 a. .Atheroma, ein
schwellten, ein gschwär mit einer dicken weissen
füchte, gleich der kinderpappen.' Fris. — Knutsch-;
scherzh., Püffe. ,Es vergieng nicht lange Zeit, bis er
sie [der Mann die Frau] an seine Küche von Prügel-
suppen und Knütschpappeu gewöhnen wollte.' Huw.
Bad. Kai. 1854. — Rabe"-: Brei aus weissen Rüben
TiiHw.; ZSth. B., B.! Nachahmung des Achtdrescher-
taktes. Grenzbote 1865, 597 ff.
bappele" II: 1. s. muesen 1 (Sp. 495). — 2. päp-
pele' „L;" S, bappele" Bs; „L", päpple" BSi., bapplc"
Bs; L: „mit zahnlosem Munde reden"; undeutlich
sprechen, ,als ob man Brei im Munde hätte.' , Popelen,
papelen, täderen, mussitare, labra movere.' Reh. 1662.
2 viell. mit dem Sp. 920 behandelten Homonym urspr.
identisch und erst durch sekundäre Anlehnung au Pappen
iu der Bed. modifleiert.
pappelig, b-: 1. breiig, „weichlich" B; „L." —
2. von breiiger Ausspr. „L."
pappe", in BsStdt; Btw.; GStdt; Uw; Zg; Z
bappe": 1. einen Papp machen, von Kindern, z. B.
beim Essen GrKüM. — 2. essen, von Kindern Gr
UVatz. — 3. a) kotig sein, von Wegen Ndw. —
b) klebrig sein. ebd. — 4. mit Kleister arbeiten, kle-
ben BsStdt; B; GStdt; Uw; Zg; ZStdt. ,Glutinator,
der lymbt oder pappet.' Fris. — 5. das Ptc. Prät. adj.
a) .Bastwamsel mit hohem, abgespitzten, bappeten
[gesteiftem] güller', ein Bestandteil der alten Tracht.
Ansh.; vgl. Hemd-Pappen. , Die Buchbinder und Buch-
führer sollen Zoll entrichten von Schryb- und (ge-)
pappet Papier.' Z Mand. 1639/1711. — b) (pappet)
übertr., steif, pedantisch ScHStdt.
II i r
Bap. bep, bip, bu|p. bnp
1416
nf-pappe": aufkleben Bs; B; Z. — a"-: ankleben
(tr. und intr.) Bs; B; GStdt; Th; Z. Übertr. Wie
a'pappet vor Ghlupf ist 's Joggeis Xantippe« gestände*.
MLienert. — ver-: verkleistern, zsklebcn Bs; B;
Tb; UwE.; Z. Verpappfejti Auge*, von zsgeklebten
Augenlidern Bs; B; Th; Z, es verbappets Mül, klebrig-
schleimiger Mund Bs; UwE. Der Nebel verbappet 's
Opfelbluest ; dann giH 's l;ei« Öpfel ZZoll. .Wamsel
von schürliz mit wullen, verpappeten breiten gölleren
und breitem brustduoeb, uf der achsel usgschnitten'.
ein Bestandteil der neumodischen Männertracht. Ansh.
— zesämme"-: zskleben Th; Uw; Z.
Pappi. B- f.: Kleister GStdt; Z.
pappig, (ge-)b.: 1. breiig, bes. von weichem
Strassenkot AaZ.; Bs; B; „Scb; Vw;" UwE. D' Sträss
ist ganz p.; 's isch p. uf der Sträss. — 2. klebrig,
zsgeklebt AALengn.; BsStdt; B; Tb. Pappigi Auge",
e* pappig Müh
Bappis m. : breiige, klebrige Masse Ndw.
Bäpp: Brei B; SThierst. (Kdspr.).
päppele", b- AaP., Ke.; B, päpple" GRChur; GO. :
1. einen Brei anrühren (auch von Kindern, die mit
Sand oder Erde spielen), Päppchen kochen AaF., Ke.;
B; GRChur. Leckereien bereiten GRChur. — 2. lang-
sam, ohne rechte Lust essen GO.
üf-: wie nhd. BsStdt. — ver-: im Essen ver-
wöhnen GRChur.
Papa Pappa, B- Aa; B, Bappe BsStdt (daneben
Bappeli, Bappi); Th; Z, Pabä Ndw, Bäba L, Päppa,
-ä GrS., Tschapp. — m, : 1. wie nhd., im Allg. als
städtisch-vornehm geltend, für Gr; L als Kdspr. be-
zeugt. Säg iez Pappa, ruft man scherzend einem Kinde
zu, das zu viel auf einmal in den Mund schiebt Aa
(Rochh.). — 2. ,Papa', Name des Mittelkegels im
Kegelspiel. N. Eins. Kal. 1884.
Papagei Papag'e BStdt, Bappegei BsStdt; Th; Z,
Bappegeil LHa. : 1. wie nhd. Ein P. als aufgestecktes
Ziel BStdt f; s. P.-König (Bd III 330), ferner Vogel-
Schiessen, — 2. ,die Papageien (Psittaci)', eine Ritter-
partei in Bs (2. Hälfte des XIII.), so genannt von
ihrem Banner; s. Ochs I 329. 412. 416. 445. - ,Bappen-
gey.' XVI., BsStdt. ,Papage, Pappenge.' HsRRebm. 1620.
näch-papageie n: nachplappern. JJUlrich 1727.
Pappel m. Ndw, Päppele« I, B- BsStdt; GStdt,
We.; iiiTh; ZZoll., Päpple«, B- Aa (Mühlb.); BBr.
(Phapplän); GStdt, We.; ZStdt — f.: Pappel, und
zwar zumeist Pop. pyram. s. it. ,Under dem päppelin
(peppelin).' 1543, Bs Rq.
päppeläsche": plappern, schwatzen Z (Spillm.).
Pappe läschi m. : Schwätzer, ebd.
pappere": 1. gackern. JCWeissenb. 1678; siehe
gluggen (Bd II 620). — 2. plaudern, ausschwatzen GMs.
pap perle": plaudern. ,Ich habe mit ihnen ge-
paperlet wie ein Kind, das noch säugt, und mich
herabgelassen wie Einer ihresgleichen.' HPest. 1781;
dafür 1790: ,geplapperet.'
Päppele" II: 1. Name verschiedener Malvenarten.
,Malva, bapel.' XV., Schw Arzneib. ,Alte wyber wol-
lend, dass sy iren harn uf papelen oder nesselkrut
schütten söllind; welches krut dann zum ersten ver-
dorret, das haltend sy für unfruchtbar.' Rüef 1554.
,Papolen mit der würzen, ptlasterwyss über die ougen
geleit.' Zg Arzneib. 1588; an anderer Stelle: ,pa-
palen.' .Malva}, Pappelen.' Bs Apothekertax 1701.
.Welcher nit harnen mag. Nimb Pappelen und Knob-
lauch und seud die beide Stück in Wein und trink.'
BSi. Arzneib. S. noch Chäsli-Chrüt (Bd III 897);
HZahler 1898, 65. a) Weg-Malve, Malva vulg. Gr
(Ulr.). — b) rundblättrige Malve, Malva rotund. W
(üurh.). — 2. ,wild pappelen, ibisch, hibiscus, ebis-
cus.' Fris. ; Mal.; s. Bd I 48.
Zu 2 vgl.: , Weilen die Eibisch mit der Pappel durchaus
eiuerlei Kräften haben, als kann sie auf gleiche Weise ge-
braucht werden.' ThZwinger 1696, 558 b.
Chäs-: Malve. , Werfe darinn Käspappelen.'
JJBreit. 1629. , Herbstrosen, Rosenblätter, Käspapeln,
Salbinenblätter, Ybschenkraut, Gersten, eine Hand
voll [in Wasser gesotten, zum Gurgeln].' XVII./XVI1I.,
Arzneib. 1. = Chäsli-Chrüt 1 s (Bd IH 897) GRh.,
Stdt, oT.; Sch; Tb; ZZoll. — 2. = Chäsli-Chrüt 1 8
iiiTh. — Ross-: 1. = Chäs-P. 2. ,Die R., Malva sylv.
folio sinuato.' ThZwinger 1696. — 2. Pestilenzwurz,
Tussil. pet. Z Anl. 1775. ,Costum, herb« genus. Ein
wurzel, behalt noch den nammen in apoteken heidnisch
wundkraut, etlich haltend es für pestilenzwurzel oder
r.' Fris.; Mal.
papperlappä', in Bs; Z auch papperla-, papperli-
pdpp: Interj. der Abfertigung, dummes Zeug, Unsinn!
Aa; Bs; B; Th; Uw; Zg; Z. A (pa), p.! Aa; BsL.;
Uw. Ä, p.! B. Asche« bagile« p.'. hör auf mit deinem
Geschwätz ZNGlatt. Auch subst. : das ist P. B; Th.
Wabisch, zur Sippe bah-, popp-, plapperu. S. Gr. WB.
VII 1435.
Bapir (in ApM. Bapeier) n. : Papier. 1. als Stoff-
name, allg. ,Umb berment und bappire.' 1384, BStadt-
rechn. 's ist wie B., von dünnem, schlechtem Zeug
Th; Z. 's B. nimmt Alls a", ist geduldig L; Th; Z.
— 2. (PI. Baplrer Th; Z) Blatt Papier. Stand uf
es Bapirli ufe«! iron. zu einem Gemgross Z (Dan.);
s. auch Fliess-B. — 3. schriftliche Aufzeichnung, Ur-
kunde, Dokument B. Es P. über di Teili«g lä* üf-
setze*. B Hink. Bote 1870.
Die Form Papeier ist auch aus G; Th und Z bezeugt,
aber heute wohl uur noch als scherzh. Verhochdeutschung
gebraucht. In unserer ä. Lit. begegnet ,Papei(e)r" z. B. bei
Denzl. 1677; 1716; Fäsi 1696; SHott. 1702. PI. ,Papierer.'
Mise. Tig. 1722. Als Name: .Hans Georg Ita, vulgo Papeyer.'
1703, ZSth. (für ,Papeyrer'?).
Fötzel-: Sudelpapier ZNer. — Fliess- BsStdt.
Flüss- B; G; Th; Z: Löschpapier. ,Bibula charta,
flüsspapyr. Emporetica charta, papyr, damit die kauf-
leut ir war einmachend, flüsspapyr.' Fris. ; Mal. Zart
wie Fl. GW. Stand uf-ene« Böge" Fl. [um dich grösser
zu machen], scherzh. zu Einem, der für etwas zu klein
ist ZW. — Gueteli-. In der RA. G. mache«, zu ge-
linde mit Einem verfahren Sen (Kirchh.). — Glanz-:
glänzendes farbiges Papier Bs; B; Th; Z. — Husli-:
Abtrittpapier Bs; Th; Z. — Chappe"-: „Pappendeckel
Schw; Zg." Der Landvogt weist eine von ,K.' ge-
machte , Kappe' vor, welche den Kappen der kathol.
Priester nachgebildet ist. 1644, Absch. — Charte"-:
= dem Vor. Ap; BsStdt; B; Th; Z. ,Charten-Papi(e)r.'
Z Ges. 1757; JCSulzer 1772. — Chäs-: Papier, in
das man Käse einwickelt. Das ixt guet für Ch., sagt
man verächtlich von schlechten Drucksachen B; Z.
Vgl. Chäs-Blatt. — Klitter-. ,Adversaria, Buch,
darin Alles ohne Ordnung verzeichnet wird, Klitter-
in;
Kap. hcp, bip. bop, bup
1118
papeyi oder -Buch.' Denzl. 1677; 1716. Vgl. Chlütter-
Buech (Sp. 989). — Chrönli-: (besonders geschätztes)
Papier mit einer Krone als Wasserzeichen B. —
„Narre"-: die schlechteste Sorte Schreibpapier L."
- Silber-: Staniol BsStdt; B; Z. — Schränz-:
ganz geringes Papier, Löschpapier Ar- (Tobl.). Ab-
trittpapier: ,[Der Abtritt] entbehrte nicht eines Vor-
rats von Mies oder dürrem Gras, später von Schrenz-
bappyr.' Z Taschenb. 1879. ,16 Bissen Bappyr und
etlich Sehr, druff.' wahrsch. XVI., Z Staatsarch. —
Stämpfel-: Stempelpapier B; Th; Z. I"* wott's uf
St. ha" Z. Bildl.: Er ivott 's uf St. ha", er will der
Sache absolut sicher sein, von einem Schwergläubigen.
ebd. Irh cha""-der'sch uf St. ge", es ist ganz sicher B.
.Glaubet doch, dass der gute Verdienst immer bei uns
bleiben werde; alle gekrönten Häupter [usw.] haben
es auf St. auf immer und ewig verschrieben und ver-
macht.' Stdtz. — Cron-Trucker-: Papiersorte,
wahrsch. das selbe wie ChrÖnli-P. ,Für ein Ballen
gross Cr.' Bs Taxordn. 1646. — Wulchc"-: farbiges
Papier mit wolkenartigen Schattierungen Z. — Ci-
chorie"- Schiggeri-: mit (z. B. roter) Farbe satt ge-
tränktes Papier, in das die Cichorie eingewickelt wird
BE. ,Sie färbte die Wangen mit C vonAlmen 1897. —
Zucker-: das aussen blaue, innen weisse Papier, in
welches die Zuckerstöcke eingewickelt werden AaF.,
Ke.; ScHSt. Auch von dem Papier, auf das der Zucker-
bäcker seine Waren legt und das er etwa unter die
Kinder verteilt ZZoll. RA.: 's Z. hat abg'schlage",
die Verhältnisse haben sich (in ungünstigem Sinne)
geändert, meist mit Bez. auf Leute, die infolge davon
in ihrem Auftreten, ihren Ansprüchen, Behauptungen
usw. bescheidener geworden sind AaF.; GStdt; ScHSt. ;
ThHw.; Z. Herz, mi's Herz, mi"s Z., wenn-ich-dich
g'seh; so g' fällst du mir, Liedrefrain AaF. Hat Jmd
die Überroti, so ist es gut, das geschwollene Glied
in Z. zu wickeln AaF., Ke. Bei Zahnweh soll man
Nachts auf Z. liegen AaJoh. — Zürich-: = Wulchen-P.
Z (Dan.).
Bapirech: = 31ilch-Epfel (Bd I 372) Gl.
papire" &-: Papier machen Ndw (Matth.).
Papirer m.: 1. Papiermüller, -fabrikant Ap; Bs
Stdt. ,N. N., sins handtwerks ain papyrer [hat ,ain
papyrmülli' aufgerichtet].' 1568, THFr. Bezahlt: ,Dem
Papyrer umb drü Buch Regalpapyr, so N. N. der Maler
zu Abconterfactur der Statt Bern by ime genommen.'
1603, B Stadtrechn. , Unser Papyrer soll schuldig syn
den Pfundtzoll.' Z Zollordn. 1639/40. ,Dem Papirer
zu Schaff hausen für 10 Buch Papir 18 ß.' 1671, Zubers
Tageb. — 2. Arbeiter in einer Papierfabrik Bs. .Da-
rinnen wohntend gar vil papyrer, dann im selbigen
lustigen tal in grosser anzal vil papirmülinen ge-
funden wurdind!' Jos. Maler 1593. ,Wann eines Auf-
enthalters, Papyrers oder Arbeiters am Lohnamte
Kind bettelnd angetroffen würde.' Bs Mand. 1772.
Weitere Belege: ,Eustachius Frosehower, bapyrer.' 1545,
ZSth. ,Hans Dir, der Papirer.' FPlatter 1609. .Papeirer.'
Moa. Nachr. 1753.
Papiri f.: Papiermühle, Papierfabrik Ap; Zg; Z.
papiri" ScHSt.; Th; Z, papirig AABb., St.; Bs; B;
St'HwMa. ; SL. : papieren. An St Nikiaus, Weihnachten
und Dreikönigen sangen vermummte Knaben vor den
Häusern in THFr.: ,Lasst uns nicht lange stehen, es
friert uns an die Zehen; mer händ ba}Jlreni Häntschen
a" und spitzigi Finger dra".' .Etliche [1518 in Bern
verkaufte Ablass-]brief waren bermentin, etliche papire.'
Ansh. .[Der Jetzer soll] uf einen tag durch die stat
Bern und uf ire gmeinen platz in einer papirin in feien,
nach gwonlicher straf der verlumpten, gefüert werden.'
ebd. ,Der römsch legat zuckt sin papire, doch würsch
wan das stähle gevörcht schwert.' ebd. ,Luog, wie
mächtig des römschen betelvogts papire schwert!' ebd.
,Do schussend der babst und keiser schnei mit grossem
donder ire papirine hoptstuck, ban und acht, uf si [die
Venediger] ab.' ebd. Daini vo" de" paplrige" Regieri'g,
von den Mitgliedern der patriotischen Regierung der
30er Jahre BsL. De* chunnd mit papwige* Schuehne"
hei'", d. h. als Lump ScHwMa. I" der ('auch in-ere")
p-e" Gutsche" cho" (B; ScaSt. ; Z), ume" rite", (im Land)
ume" fare" (Aa), mit der p-e" Post fare" (AASt.) 1) als
Konkursit im Amtsblatt erscheinen Aa; B; Z. —
2) durch den amtlichen Totenschein als verstorben
angezeigt werden, von einem Abwesenden ScHSt. ,Sr
Gn. Herr Sohn, der schon Jahr und Tag in einer pa-
pierenen Gutsche heimgekommen, erschien dem Alten
alle Fronfasten in seiner Kammer.' HPest.
Papirler: eine Art feiner, aber sehr saurer Äpfel
GSa. Vgl. Bapirech.
päp. A päp! Interjektion der Verwunderung Gl.
Vgl. a-ba 2 (Sp. 895).
p'apele": mit der P\ipe" Zeichen geben ZBenk.
Phape° f., Dim. Phäpeli: 1. Mundstück aus Wei-
denrohr an einem sog. Waldhorn ZFlurl., Räterschen.
— 2. das Waldhorn selbst ZBenken. Syn. Gügen-
Horn 2 (Bd II 1621). Alphorn [gibt es auch im
Zürichbiet] g'nueg: en ledere'' Bueb macht dünnen am
Bach, sind d' Widen im Saft; nur heisse'd mir s' P.
ACorrodi. — Wie das syn. Püpen eine onomatopoetische
Bildung.
päpe": ins Hörn blasen Aa.
Päpper: Rahm auf der Milch W. Vgl. Popel.
„bäpperle": kindisch schmeicheln W. Ph ha"-mu
'biipperlot." Syn. bi-bäpperlen (s. Sp. 919).
banpele" „Gl;" Schw (in Muo. auch p-); „Zg",
J>äupele" Gl; Schw; Zg", beipele" Ndw: 1. wanken
Ndw. — 2. stammeln, im Reden anstossen. ebd. —
3. a) „unzusammenhängendes Zeug plappern Gl; Schw;
Zg." Das alt Mandli paupelet anenand [an einem
fort]. We""-me" mld G'schlds weiss füre" z' britige",
söll-me" höre" b. — b) „irre reden Schw; Zg." - Vgl.
bSbelen (Sp. 9'24), boppelen III.
Bepp: Personenname. 1. Joseph Ndw. — 2. Pep,
Philipp GRMalix.
Beppi I, Peppi: 1. a) Joseph Aa; G; Ndw. —
b) Josepha Uw.
pe'pa: Ruf, womit man Ziegen oder Kameraden
neckt ZW. (Schulthess).
Peppe" GrD., Peppi GRLandqu. : weibl. Personen-
name, Perpetua.
Bcpe", Dim. Bepeli: weibl. Taufn., Elsbeth ApK.,
M., Stein.
„beppene": vor Frost die Zähne auf einander
schlagen Sch; W; Z.u
„ver-: 1. verfrieren Sch; W; Z. — 2. verrauchen,
verflattern, ebd."
1410
Bap, bep, hip. bop. bup
1420
beppere" (in ApK.; Tb; Z auch p-): 1. vor Frost
(auch Angst) zittern, schlottern, mit den Zähnen klap-
pern Sch; ThEou., Hw., Müllh., Tag., Wag.; „W;" Z
Dättl., Glattf., Stdt, Wl., Zoll. — 2. a) ,Beperen, kla-
peren, stridere, crepare.' Eed. 1662. — b) »an Etw.
pochen; klopfen, z. B. den Hintern Z." — c) ,an einem
fort puffen', vom Schiessen ApK. (Tobl.).
Vgl. einerseits blbcren (Sp. 921), auch bipperen, ander-
seits bopperen. Mit der lutensivbildung von dem alten beben,
beben, scheint sich ein jüngeres Schallw. gemischt zu haben.
ver-: in der Verbindung fast, schier v., vor bep-
peren (i. S. v. 1) fast zu Grunde gehen Sch; Tb; „W;" Z.
böpperle": 1. päpperle*, klopfen BsL. — 2. be'p-
perle', Eier tupfen GStdt (schwach bezeugt; s. pop-
perlen 2).
Pepi: männl. Taufn., Peter Gr.
hip: Bezeichnung eines dünnen, kaum hörbaren
Lautes. ,Und ist keiner, der ein fetchen rüeren [spä-
ter: ,cine Feder regen'] dörf oder das maul auftüye
oder bip spreche.' Z Bib. 1531/1707. - Vgl. ,piep.' Gr.
WB. VII 1842.
Pipel m.: verzärtelter Mensch, dem jede Kleinig-
keit Schmerz verursacht B um Aarb. Syn. Bippi (s.
Bi-bi I 3 Sp. 912).
pipe": 1. piepen, von jungen Vögeln Bs; „Scb;" Z.
Syn. glggen (Bd II 176). .Pipilare, pypen, gyken oder
schreien wie die jungen sparren oder andern vögel.'
Fbis. ; Mal. — 2. ,pippen', vom Menschen; s. mum-
nielen 1 (Sp. 228).
pippappen: eine Art Spiel. ,Die sich nit allein des
Betlens, sondern auch des Spielens und P-s nit sche-
inend.' 1609, JKrapf, Gaunertum 44.
Bipbaper ru. : Übername eines Gauners. 1540, ebd.
Vgl. Gr. WB. II 37. Fechter verzeichnet einmal (ans
der lebenden Bs Sprache?) die Form bibappe*.
„bipele": leise, sachte klopfen W."
Bipper m.: Gänsehaut, Hautschauer ApWalz.
(Tobler). Vgl. Popper II, aber auch Bopper III 1 b.
Rone"-: Baumläufer, Specht AAZein. Syn. R.-
Bopper.
bippere": beben ApHer. Syn. biberen (Sp. 922).
Pipe" f., in GrD. Pipe" m. : 1. kurzes Röhrchen
aus Weidenrinde, dem einförmige Töne entlockt wer-
den; auch als Mundstück an einer Schalmei GRPr.,
Sch. — 2. a) Mundstück des Säugekübels für Kälber
GrD., Pr., Sch. — b) Bipli = Lib-Nägeli (Sp. 688) Ap
Walz. (Tobler). „Pipi, Luftlöchlein oben in einem
Fasse Ap." — c) Hahn am Fasse GrFI.; GO. — 3. Ta-
bakspfeife. .[Verboten] der Verkauf der zum Rauken
brauchender Pipen.' B Mand. 1693/7.
Eig. identisch mit Pfife": während Dieses altes Lehnw.
aus lat. 'pipa ist, beruht uuser W. auf jüngerer Entlehnung
aus dem It.-Rom. Vgl. auch Gr. WB. VII 1842.
Pipen#gerli: Schmetterling Walensee (JJRahn).
Am nächsten steht das Bd I 820 angefühlte BibSlperli,
aus dem unsre Form durch Anlehnung au andre Bildungen
auf -eugyerli entstellt scheint.
Pippis. .Pipinus Pusillus, der klein; dann klein
was er von lyb, gross aber an der Vernunft und
gschwindigkeit, und ist dahar entstanden das Spruch-
wort under den Tütschen, das. wan jemand etwas ge-
schwindes tuot, der doch lybs halber wenig ansechens
hat, man spricht: das ist meister P.' HBüll. Tig.
popp: Schallwort. Mit popp-popp! wird das An-
klopfen des Engels und Teufels in dem Kinderspiel
Farben a"ge* (s. Bd I 987) nachgeahmt Scbw. - Vgl.
engl, pop und beb.
. Poppe 1 I m. : Hammer L; S (Kdspr.)."
C hupf er-: Kupferschmied B; Z.
poppele" I AaZ.; SZuchw.; ZO., poppte" B; F;
GRObS., V.; Z, bopple" Bs; Gl; G; SB., Dim. pöppele"
B; Scbw; SB., Zuchw.; ZStdt, büppele" B; L; G; UwE.;
ZO., poppte* „GT.;U Z (KdMeyer): 1. pochen, klopfen,
in iterativem S. aaOO. 's het-micH 'düecht, i'h heg
Oppis g'h&ren poppten. Wobltat. Jüngl. 1780. Der
Specht poppelet am Baum AaZ. Ieh hoppele" hübschli'''
am Pfeister. Schwzd. (L). [Die Kiltgänger] gä/n de"
üf an de" Folge" ga" pople" GRÜbS.; vgl. Sp. 1189.
,Lässt den Stock all Schritt an die Knie pöppeln.'
Stütz. , Jeden wir zu Boden schmeissen, der sich er-
frecht, zu pöpelen an unserm Recht.' Scbw Fasn. 1865.
Vom Herzklopfen Bs; B. 's Herz happled-mer vor
Angst Bs. ,Wenn ein Vorfahrer Leute aus seinem
frühern Aufenthalt sieht, und er spricht sie an, so
poppelt ihm das Herz in der Hoffnung, zu hören, es
gehe unter seinem Nachfahr nicht gut.' Gottb. RA. :
,Mit den Mäusen popplen müssen', sterben müssen
ZFlunt; vgl. mit de" Muse" bürste" (Sp. 474). —
2. (hopple") prügeln Bs (Seiler); S. — 3. „(pöppeln)
hüpfen, springen, von kleinen Vögeln GT." Vgl.
popperlen 3.
an-boppleD: anpochen BsStdt. — ver-: zer-
bleuen S. Der Chopf v.
herz-gibopplet: herzlieb; nur in der Verbindung
h-er Maie'käfer als kosende Bezeichnung des (ein-
zigen) Kindes im Munde der Mutter BsStdt. Zwai
Auge" [die der Mutter] sind zue, zwai g'schiggti Hand
sind nimme" dö, wo allewil eppis Geggschösigs 'kinstlet
händ fir de" herzgepoppelt Maie'käfer. Scbwzd.
Auch elsäss. Das W. gibt sich schon durch die Form (des
Präf. yi-) als Entlehnung zu erkennen. Vgl. noch Gr. WB.
IV 1245.
Boppele" I. Stille, stille, B., d' Chatz hat e" Nog-
gele", beschwichtigend zu lärmenden Kindern ScnSt.
(Sulger). — S. Sp. 710 (wo eine in Form und Bed. etwas
abweichende Angabe).
Herz-Poppler m.: Herzklopfen BSeft.
„poppen, boppen: einen Ton von sich geben,
wie wann Jemand mit der Fingerspitze an ein Brett,
Fenster hackte; sanft an Etw. pochen, klopfen, schla-
gen. Es boppet, man hat an die Türe geboppet."
S. auch Hammer 4 d Bd II 1273 (wozu noch zu vgl.
Hunz.34; Seil. 37a); ferner Poppen-Chlan (Bd III 650).
Popper I m.: 1. Schüttelfrost. Fieberfrost Ap.
Es ist-e* de'' P. a'cho". — 2. ,das Poperle', das Zit-
tern, treraor. .Das P. im Ermel dein, das wil auch
jetzund bei mir sein', klagt ein Schütze dem andern.
JHGrob 1603. — Zu 2 vgl. das (bei Gr. WB. II 557 un-
richtig aufgefasste) .Armelpopperle' Fischarts.
Kindli-: Schüttelwehen vor der Geburt ApM. —
Roni-: ein Specht AASt. Syn. B.-Bipper. — Röri-
Bopperli: = dem Vor. Aa.
poppere" AABremg. ; Ap; Gl; GSa., Wc. ; Scbw;
hiTh; ZDättl., O., bopper,:" AaF., Ke., Z.; Ap; Gl; L;
G; THÜerl., Erm., Hw., Müllh.; UwE.; ZS., poppere"
Z oSurbtal: 1. wiederholt (an-)klopfen, pochen. aaOO.
(ohneAp). Wer popperet a" miner Tür? ,Da hoppelte
1421
Bap, bep. bip, bop, bup
1422
Johann am Guckfensterchen.' AGrob 1832. Arne' Fass
b., um sich zu versichern, ob und wie weit es gefüllt
sei. En Tambur häd allbott uf de" se'b Drumme'kübel
:ue 'bopperet. Gespräch 1712. Ticken, von Vögeln
AaoF.; UwE.; ZZoll. D' Spechte" händ a" d' Tanne"
'bopperet ZZoll. Mit dem Schnabel es Loch i" d' Gut-
tere" boppere" AaoF. Pochen, schlagen, vom Herzen
Schw; Tb; Z. — 2. a) .einen zitternden Laut von
sich geben Ap. Es pupperet dobe", man vernimmt von
oben ein Beben (einen Zitterlaut).' Tobl. — b) zittern,
beben Ap (ebd.). — 3. ein Spiel der Knaben und Mäd-
chen, wobei Eins alle Andern haschen muss Gl
(Schuler).
an-: anpochen Aa; Th; Z. — i"-. Es häd-mer
schier d' Brust i"'bopperet, von starkem Herzklopfen
ZZoll. — ver-. Fast »., ,(vor Kälte z.B.) fast zu
Tode zittern- Ap (Tobl.).
popperle" BBrisl.; S; ZO., sonst pöpperle", böp-
perle": Dim. zum Vor. 1. wiederholt leise klopfen
(nain. an Türen, Fenster) Aa; Bs; B; F; Gl; L; G;
Scb; Schw; S; Th; Uw; Z. 's het 'böpperled und e"
fin Herli mit glänzige" Stifte" und eine" Fitzersteggli
i" der Hand isch ine" g'spaziert. Schwzd. (BsL.). Der
Lunzi chunnd, der Lunzi chunnd, me" g'hört-e" uf
de" Steine"; er cha"" go" ordlich b. mit sine" chrumme"
Beine" L; s. Bd HI 1347. A" 's Himmelstürli p., beten.
Rochh. .Der Schulmeister pöperlete an seine Schnupf-
tabakdose.' MLienert. Müed u"d alt bin-ie'' icorde",
u"d ice" der Segesse'ma"* öppe" nächste's einisch mer
pöpperlet, su sägen-ich: Chumm nume" ine", guete''
Fründ! B Dorfkai. 1887. S. noch chlipperen (Bd III
666). ,Mit einem subtilen hämerli uff ein amboss
pöperlen.' LLav. 1569; = , sanft schlagen.' 1670. Pop-
perle", p., Hämmerli, de'' Müller stöt im Chämmerli
Aa (lt HHerzog), Variante zu dem Kinderreim unter
Hammer 4 d (s. poppen). Übertragen vom Schlagen
des Herzens, Gewissens Bs; Schw; Z. Ime" tunkle"
Chämmerli bijpperlet es Hämmerli, und hasch öppis
Böses Hb", bopperet 's und löt nüd nöch. KGachnang.
Vom Ticken einer Taschenuhr L. — 2. spec. vom
Eiertupfen GStdt, Ta. ; m und oTh. ,An den beiden
Ostertagen wurde [im Th] in der Familie von allen
Gliedern und auf der Gasse von allen Buben mit den
Eiern pöpperlet. Sonntagsbl. der Th Ztg 1897. — 3. eine
Art Ringelreihen, wobei sich zwei Kinder an beiden
Händen fassen und, zurückgelehnt, mit zusammen-
gestellten Füssen sich trippelnd im Kreise drehen
ApStein; Syn. zitterlen.
a°-: leise anklopfen. aaOO. — ver-: verklopfen
Bs. ,Sie hätten sich fast die Augen ausgeguckt am
Wetterglas und die Finger daran verpöpperlet vor Un-
geduld und Warten auf das schöne Wetter.- Breitenst.
Bopp: 1. Personenname, a) („Boppa Seil", Boppi
Aa; ApH., K., M.; Bs; „G", Böj^ji/ApReute; L; GStdt
(vereinzelte Angabe), Boppel II ZBenken, Boppeli Aa;
ApH., K., M.; BsStdt, Böpper Aa) Jakob. Ham-Bopper
Th, -Böppi, -Böppeli Aa. Johann Jakob. Boppeli, Zu-
name ZRafz. — b) (Be2ppi, Be2ppeli) Johann Jakob
BsStdt. (Basler-, Basel-jBeppi, Spitzname des Basel-
städters (wegen des dort häufig vorkommenden Namens
Johann Jakob). Gelegentlich auch übertr. auf das
Basler Wappen. Under-em Bock über d' Brust aben
e" Band, dö ist der Beppi druff' g'si", von der alten
Basler Landjägertracht. — 2. (Boppi) Hundename Bs.
— 3. (Boppi) kleiner Knabe Bs. — 4. (Boppel, „P-"J
dummer Mensch, Einfaltspinsel Seil.
Hopp (daneben Böppli) heute nur noch als Geschlechts-
name Z (vor 1550 bezeugt für ZHinw.). .Barhara Bopp, zu-
genatint Boppen.' 1873, ZOtelf. Vgl. auch den Z Ortsnamen
.Boppelsen' (ahd. Boppin-ml). Zu den in dieser Sippe ent-
wickelten Bedd. vgl. Jogg (Bd III 25), Nogg (Sp. 709).
Hieher auch: , Jakob Köchli, genannt Boppis.' 1616, ZSth.
Pflüme"-Boppi: kugelrunder kleiner Kerl Bs
Stdt. Was de fir e" doller propre" Her worde" bisch,
de bisch immer so-n-e" Pfl. g'si". Schwzd.
Bleich-Böppi: bleicher Mensch Z (Dan.).
Bopp(e)le° II f. E" tummi B., e" Chue-B., dum-
mes Weib THÜntersee.
Boppel üser m. : Spiessbürger, Mensch von be-
schränktem Gesichtskreis und knotigem Betragen Bs.
— Die Bildung nach Bompelüser (s. Sp. 1262).
bopplig: dumm Sch.
Boppart m. : reicher, stolzer Bauer oder der sich so
stellt. ,Er trägt sich wie ein B.' Sprww. 1824 (für G).
Auch als Familienname GBruggen; ,Bop(p)hart, Bophert,'
1500, L. Unsere RA. wird urspr. Träger dieses Namens
gemeint haben; weniger wahrsch. ist, dass sie eine alte appell.
Bed. von bopp-hart fortführt, die Prahler, Protz gewesen
scheint. Denn der erste Teil gehört wohl zusammen mit
Boppen, Prahlereien, und Beide stellen sich zu boppen, pochen,
mit der selben Bed. -Entwicklung wie lochen (Sp. 969). Über
andere Bedd. des W. vgl. Bd II 1645.
„Popel, Poppel IIP, Pöpul, -ol W, Poppet BO.; W
— m. : 1. die Haut, die sich üb er gewärmter Milch
oder Nidel bildet BO. Syn. Päpper. — 2. eine in
der Sirte [der nach dem ersten Käsen zurück bleiben-
den Milch] durch erneutes Sieden entstehende Art
zweiten Käses, der aus der wallenden Flüssigkeit an
die Oberfläche emporsteigt und dort eine schwimmende
Schicht bildet W; ,zu unterscheiden von dem letzten
Produkt, das mit Aches (einer Art Essig) geschieden
wird und Scheidel oder Zieger heisst. ' W Monatsschr.
1863, 77. Auch als Gericht der Sennen. Syn. dicki
Milch, Pop>pel-3filch, Brusel.
Zu mhd. (üf-)popelen, hair. poppein, nl. bobbeten, bobberen,
bullern, quallen. Blasen werfen, z. B. vom (siedenden) Wasser.
Vgl. das analoge Verhältniss von Bulleren (Buhleren, Bulgaren)
Sp. 1185 zu nhd. .bullern.'
Bopper II m. : Decke, oberste dicke Schicht der
vergorenen Jauche ZZoll.
Hopp el- Poppel: aus Arak, weichen Eiern und
Zucker bereitetes Getränk GStdt. — Viell. entstellt aus
Höggis-Böggis (Sp. 1082), also eig. Mischmasch.
Poppel IV m.: Kretin Aa (Rochh.). Vgl. Bopper III 5.
Boppele" HI f.: kugelförmige Blüte AAGipp.
Bair. Poppen, Piippelein, Kügelchen, Knoten, Bläschen usw.
Schm.-Fr. 1 399. Vgl. auch Poper. Gr. WB. VII 2000.
Geisse"-, Dim. -Böppeli: Ziegenkot uTh; ZSth.
D' Gasse" schisse'd Böppeli und d' Schnider lcse"d s'
üf, si trochne'd s' uf-em Ofeli und mache'd Kaffi
drüs, Spottreim auf die Schneider ZSth.; vgl. Bon 4 d
(Sp. 1312). — Hoch - Boppele": stumpf blättriger
Ampfer, Rum. obt. AASigl. Syn. Titti- Blocken. —
Ross-: 1. Pferdekot SL.; ThHw. ; Z. Du bist e" kau
Schutz Bulver wert: me" sö"t-dich mit B. verschlisse"
ThHw. — 2. blaue Brombeere, Rub. c»s. ZF.
Wolle"-: Ackerknautie, Knaut. arv. ÄAGipp.
Wie die folgenden Pflanzen nach der Kugelform der Blüte
benannt. Vgl. auch Bollen 2 d (Sp. 1172).
1423
Bap, bep. bip, bop. bup
1424
Wanne"-: 1. gem. Flockenblume, Cent. Jac. Aa
Auenacker, Bergösch., Berwang., Böttst., Dött., Leibst;
Z (Huri.). — 2. scabiosenartige Flockenblume, Cent,
scab. AxGurtw., Hettenschw.
hoppele" II: fallen (eig. nach Art von Geissen-,
Boss-Boppelen) ZSth. D' Öpfel boppele'd scho". B'
Chuglen ist-mer ab-em Tisch abe* 'hoppelet.
Bopper III m.: 1. Böpperli, P- a) Frostblätter-
chen Tu. — b) P. ha*, eine Gänsehaut haben Ap
Wolfh. — 2. Pflanzenname, a) Bopper, P- (PI. Bop-
per) G oT., Dini. Popperli G oT., We., Goldlack, Chei-
ranth. cheir. Syn. Bönen-Vieli (Bd I 635). — b) Böp-
perli, P-, (Same von) Koriander, Cor. sat. Ap; G. —
3. Böpperli, Homknopf mit Nählöchern Aa (Rochh.).
— 4. Bopper, scherzh. Bezeichnung eines Apfelhöhlers
mit dickem, kurzem, rundlichem Griff von Holz ZZoll.f
— 5. Popperli, kleine, unförmliche Person S.
Hurrli-: Brummkreisel AARued. G'rad prezis wie
deren e" Horrlibopper oder Hulirurri, wie si d' Blieben
amen einisch eso durch nes Schnüerli z' tanze' mache'.
AGvsi 1881.
Ross-Boppere" f.: = Ross-Boppelen 2 ZBauma.
Syn. Tüben-Kopf 2 (Bd IH 416).
popperig: dick, unförmlich S.
höch-sebopplet. Nur in der Verbindung h-i
Eier in einem Rätsel vom Pferdekot SL. (Schild).
Böppel Aa, Pappel (PI. Pöpple") BG., Schw. —
m. : 1. dicke (rote) Nase Aa. Syn. Bollen (Sp. 1176).
— 2. knollenartiger Büschel von gedrängt beisammen
stehenden oder mit einander verwachsenen Früchten,
nam. Nüssen BG., Schw. Syn. Bölli (s. Sp. 1172 u.).
Bliebe", lüt-mer d' Nuss noci si'! Lät der Bettag
z'erst vorbl, bis si ns de' Pöpple' g'hije". B Volksztg.
Dicht gedrängter Haufe, z.B. auch von Menschen.
BSchw. Si si' all an %*m P.
hoppele" III: lallen (z.B. wie ein Betrunkener),
stottern UwE. Syn. pappelen.
poppele" IV Gl; GW., pöpple' GRpr., Seh.: 1. mit
Puppen spielen. aaOO. — 2. sich herausputzen, Staat
machen GrPi\, Seh.
ver-poppele" GrHc, -päppele* GrL. : verzärteln.
Poppe» 1 f., Dim. Poppeli Gl; GRÜbS., UVatz;
GW., We., Poppi GrAv., Chur, D., Pr., Rh., S., Seh.,
Val.: 1. Puppe, a) (in Gl; GRVal.; GW. meist dim.)
Spielpuppe Gl; Gr; GSa., W. Mit den Poppen hüten
GRPr., UVatz. Wie-n-e* Poppeli, sauber, kokett, von
einem jungen Mädchen Gl. — b) (meist dim.) Säug-
ling, Wickelkind Gr; GW.; in GrAv., Seh. Poppe*
für das weibliche, Poppi für das männliche Kind. E"
Poppi übercho* GRMai. Soli, sali, Poppeli GRÜVatz,
Poppi sali Gr, singt die Mutter beim Einwiegen. Weil
seh' kein Gäumeri* g'han heind, nümd-sch' [sie, die
Mutter] d's Poppi i"-ri* lange" Zeine* mid-ere". Schwzd.
S. auch lüpfen (Bd III 1357). — c) niedliches Person-
ellen Gl; GRPr., Seh. — d) Jungfrau, Mädchen, in
dem Kinderlied von den drei Jungfrauen (Tobler,
Volksl. II 239): Es luegen drei Poppa* drüs; die erst
spinnt Side" [usw.]. Vonbun 1862 (Gr). Vgl. auch die
Sage von der Poppe' im Flumsertal Schwzd. IV 28. —
2. (Wimler-jPoppeli, puppunähnliches Ding, das Bur-
schen und Mädchen bei der Weinlese einander heim-
lich anhängen GRHe. Poppi, aus einem Taschentuch
gebildeter Plumpsack beim Gesellschaftspiel .Triffst
den Fuchs, was gilt der Balg.' ebd. S. die ausführ-
liche Beschreibung bei Bühler I 373. — 3. (Poppeli)
Kerbholz in Form einer Puppe zum Einzeichnen von
Alprechnungen GRGrüsch. .Zur Feststellung des Som-
mernutzens, den ein und derselbe Bauer von seinen
Kühen zu erhalten hatte, sowie zur Fixierung seiner
zu bezahlenden Löhne musste in erster Linie vom
Alpmeister für jeden ein Conto angelegt werden, der
einfach aus einem Stück Holz bestand, dem man die
Form einer Puppe gab. Für jeden also wurde ein
Poppeli mit roh geschnitztem Kopfe, an welchem das
Familien- oder Hauszeichen eingekerbt war, zuge-
schnitten, und damit alle Conti hübsch beisammen
bleiben und keiner verloren gehe, legte man jedem
P. eine Schnur um den Hals und steckte sämmtliche
an einen Reif.' Alpenp. 1874, 153 a. — 4. Hanfknäuel;
so viel Hanf, als man auf einmal an die Kunkel legt
GRMai. Syn. Tocketen. Vgl. Chind 3 e (Bd III 342).
— 5. (Poppeli) gefleckter Aaronstab, Ar. mac. GW.,
We. Syn. Chind 3 g. Vgl. Poppen-Grät (Bd II 821),
-Rollen. — Aus rätorom. poppa (lat. pup/ia). S. auch Puppen.
„Fäsche"-", Fesche'-Poppeli, -Poppi: Wickel-
kind „GR-Schiers, V. Syn. F.-Goggeli (Bd II 177).
— GÖli-Poppeli: Spielpuppe GRMai. — Hüschi-
Poppi: 1. Spielpuppe GrD. — 2. Säugling, mit dem
Nbbegriff des Überzarten, Winzigen, ebd. — 3. Zier-
püppchen. ebd. — Lire" -Poppeli: = Poppen 5 GSa.
— Mamma-Poppi: Mutterkindchen GRPr. — Pfaf-
fe"-Poppeli: = Poppen ö GWe. — Skattala-Pop-
pe", -Poppi: Zierpuppe; schwächliches weibliches
Geschöpf GrD. Vgl. Bademer-Trückli. — Titti-
Poppeli: Spielpuppe SchwNuoI. — Wiege "-Poppi:
Wiegenkind GrD.
„poppe": mit der Puppe spielen, sich mit Tän-
deleien abgeben Gl; Gr."
Poppere" f.: Puppe GlH.
Boppen (PI.): Grosshansereien, Fabeleien, fas-
send üch die boppen nit bewegen, das bapstum hat
kein ander pfimmet, dann solche Fabers stückle [d.s.
Lügen und Verdrehungen].' Zwinoli. ,Uf die schönen
poppen des [Salat'schen] spruchs von dem krieg zwü-
schend den fünf orten und andren orten der eid-
gnoschaft glimpfliche Verantwortung.' HBcll. 1532.
, Er [Faber] spöttlet gern, zürn niemant das: in rüwend
nit gross boppen.' UEckst. — Vgl. Anni. zu Boppart;
doch auch Gr. WB. VII 2001.
Bopperment AaWoIiI. ; Bs, P- ScbwE., Ma.; Z
Hombr., Bopperement, P- AaWoIiI. C"1); Schw: =
Opperment (Bd I 366). [Der Hund] speit us vollem
Bache* 's P. Walchner. Sonst nur in Verbindung
mit Giß in RAA. Si ist Iftter Gift und B., ein zank-
süchtiges Weib AaWoIiI. Si hed e* Täubt uf-mi'",
wi Gift und B. ebd. 's isch-mer z'wider, teie Giß
und B. Bs. Das sig dem Ma"* wie Gift und P.
PHengeler 1836. Dann auch als Kraftausdruck und
Fluch: Hotz Giß und B.! Bs. Bi P.! ZHombr. B.,
wer das nit könnt! Schw Fasn. 1874. ,Boberement,
es braucht einen eigenen Rucken, ein hagelschläch-
tiges Weib zu tragen.' UBrägger 1780. — Wahrsch.
Kontamination aus Opperment und Bockerment (s. Sp. 1136).
Poppom. : Hinterer (Kdspr.) Bs; B; GStdt. Basler
Beppi,hesch Bibi am Bobo? Sprechvers. Sprww. L869J
s. auch Rochh. 1857, 23. — Über die weitere Verbreitung
des Ausdr. s. Gr. WB. II 199. VII 2001.
1425
Bap, bep, bip, hop, luip
1426
Popolimi. ,Nimm wasser von p.' Zg Arzneib. 1588.
Prittel-Jessen fuhrt ein niiid. .Popelionenbom' für .Pappel'
au. Zu Gründe scheint lat. unguentvm (oder oleum) popoteum
zu liegen.
Holz- Böjipeli : Spielansdruck. Knaben und Mäd-
chen stellen sieh in einer Reihe auf; auf die Zahl
drei laufen sie aus einander und Jedes trachtet sich
so schnell als möglich auf irgend einen Gegenstand
von Holz zu stellen ; wer dabei der Letzte ist, ist
das H. Auf seinen dreimaligen Ruf: H., ab-em Holz!
tauschen alle Andern ihre Plätze und wer dabei, ehe
er sich einen neuen Platz erobert hat, vom H. einen
Schlag erhält, wird nun selbst das H. BE.
Böppi II: Koseform für Joseph BsL.
phiip: Ruf in die Ferne oder beim Versteckenspiel,
um das Suchende auf die rechte Spur zu leiten Ap;
ZW1. — Vgl. hup (Bd II 1486).
Püpe" f.: Blashorn für Kinder aus Weidenrinde
ZRüml., Wl. Syn. Päpen. Trompete ZW.
püpe", pa- ÄAZein.; Ap; ScHSt.; Schw; Z, büphe*
AaFh. (Hürbin). puppe' AAKais.; GT.; ScmSt: 1. piip
rufen, in die Ferne oder beim Versteckenspiel Ap.
Signale geben, durch Rufen oder mit einem Hörne Z.
Auf der Püpe" blasen ZRüml., Wl.; übh. = hörnen 6
(Bd II 1025) Schw. (Dem) CMaus p.; s. chlaus-hornen
(Bd II 1626/7). — 2. tuten, vom Bienenvolk Z. Vgl.
jämeren (Bd III 41), brüsen. Der Imb püpet. — 3. rla-
tum edere ApM. — 4. cacare (Kdspr.) A*Kais., Fri. ;
GT.; ScHSt. Ich muess go* p. I* d' Hose" p. — Zu 4
vgl. das syn. pfifen, ferner trumpen.
üs-phüpe°: tr., auslachen, verhöhnen Schw.
Puppe" f.: ziemlich stark gebogenes Hörn, Kuh-
horn, auf dem die Ziegenhirten blasen G oT.
puppe1
auf einem Kuh- oder Bockshorn
blasen, wie es Ziegenhirten zu tun pflegen Gl; GG.,
oT. Der Geisser 2)üppet, z. B. wenn er am Morgen das
Zeichen zum Austreiben der Tiere gibt oder Abends
die Rückkehr derselben ankündigt.
Füdli-Püpper m.: scherzh., Mastdarm G oT.
Stock-Püper: Name eines Gespenstes mit schwar-
zem, weitem Mantel und breitem Hut, das am , Stock',
einem Berge in Schw, umgehen soll, bisweilen mit
Jauchzen (PüpenJ sich kund gebend. Lüt., Sagen 390.
puppere", ph-: Iter. zu puppen Gi,Lintth.; G oT.
„püpeli: Ausruf des Wohlgefallens, ei wie schön!
B (Arumenepr.)."
„Püpeli n. : Bild, gezeichnetes oder gemaltes B
(Ammenspr.)." — Vgl. bal (Sp. 1185).
Puppe" I f.; 1. a) (Püppli) Spielpuppe aus Pappe
ZStdt. — b) (Boppji) verallg., trastullo, Spielzeug
PA1. So anch in dem Spielnamen si* g'holt-mer woul
d's B., far il giuoco dell' anello. Giord. 104. 173. —
2. (Puppeli, -ilij Wickelkind, Wiegenkind W. Es P.
bercho*. S. nöno (Sp. 763). — 3. (Puppa) Jungfrau,
Mädchen in der Sprache der Wildleute. Vonbun 1862, 62.
Bröd-: ein Gebäck aus Weizenmehl, Eiern usw.,
eine menschliche Figur darstellend, zu Weihnachten
für die Kinder W (Tscheinen). Vgl. Elgger-Mann,
Gritti-Benz.
pupple" boppju: trastullarsi PA1.
. püpple": mit Kartonpuppen spielen ZStdt.
Puppe" II ZZoll., B- Bs, „Poppe? II F" — f.,
sonst nur als (meist versteinertes) Dim. Pupp>i BSi.
Schweiz. Idiotikon IV.
(selten), B- W, Puppeli, B- Gl, Püppi AaKöII.; BHk.,
Si.; FMu.; Schw, B- AaKu., Leer., St.; B; L; Ndw,
Püppli S; ZOttenb., B- Bs; B, Büppeli Z (Wolf):
1. Brustwarze a) des weiblichen Geschlechts, Brüste
AaKöII., Leer., St.; Bs; B; F; Gl; L; Schw; W; ZKn.
Syn. TüttU. ,Bubben, grosse, Bübbli, kleine Weiber-
brust' Bs (Spreng). D's Püppi ge*, ne*; d'sP.süge*
BSi. Am Püppi süge", noch ein Säugling sein BHk.
(spött). Hans Dampf — Hose'schranz — Chessel-
bode* — tüsig Jör am Püppi g'soge*, Spottreim Aa
Köll. Vgl. auch Büppi-Süger. Wenn d' mer nümme*
me icost z' süge" ge* [soll ein fünfjähriger Knabe seiner
Mutter gedroht haben], so blss-der, wenn-ich mal cha**
's Büppeli ericütsche*, das Zölggli ab. Wolf, Gespr.
Mädchen, die im Essen wählerisch sind, werden auf-
gefordert: Maidiene*, esset Süppli, so wachsen-ech die
Püppli! S (Scherzreim). Epfel brate*, wo scheni Bippi
ge* BBiel. Als Variante von Büch-Näbeli in dem
Scherzreim bei Mus (s. Sp. 475) Bs; vgl. Seil. 46 a.
Venus zur Buhle Circe abfertigend: ,Heiss yn [üdys-
seus] zue syr mueter gon und noch ein wyl das büblin
sugen.' PGengenb. ,Da sind inen die büplin irer jungk-
frauwschaft zertruekt worden.' 1531/48, Ezechiel;
dafür .Düttlein.' 1667, ,Brüste.' 1882. ,Das uüble,
mammula.' Mal. Übertr. : ,Wer sein Maul ans Staats-
büpi hängen könne, werde am schnellsten fett und
je mehr er sauge, desto respektabler werde er.' Gotth.
Bei Ansh. mehrfach mit Bez. auf die reichen und
mühelosen Einnahmen aus dem Pensionenwesen. ,Die
mietherren konnten nit das veis und siess büppe ver-
lassen.' ,Was ein schläckli, das krank kind wider
zuer (süessen) buppen [Var. ,suppen'] ze bringen.'
S. noch ginnen (Bd II 329), Nöff (Sp. 681 o.). —
b) auch des männlichen Geschlechts Bs; L. , Jakob
zugkte ein bymesser und stach es dem Meyer in das
büppi.' 1547, Gfd. N. N. habe ihn am linken ,Bübli'
verwundet. 1548, Absch. — 2. Zitze an weiblichen
Tieren, bes. Schweinen, Hunden AALeer. ; BSi.; GlH.;
Schw; Ndw; ZOttenb., auch am Euter der Kühe oder
Ziegen AaKu., St.; B. .Die Bäuerin strupfte der Kuh
bald an diesem Büppi, bald an jenem, bis sie ein Hä-
feli voll hatte.' N. B Kai. ,Das der äff seine dutten
an der brüst trage wie ein weibsbild, da die andere
tier ir buppen am hinderen underen ort tragen, damit
sy die jungen berüeren mögen und erreichen.' Tierb.
1563. — 3. etwas einer Brustwarze oder Zitze Ähn-
liches B; Ndw, z.B. ein Auswuchs an Holz oder an
einem Brotlaib BBrienzersee. Astknorren an alten
Eichen ZZoll.
Vgl. .Biibbi.' Gr. WB. II 457, ,Buppel.' ebd. 532. Zshang
mit Bibi III (Sp. 924) liegt nahe, ist aber lautlich nicht
klar; vgl. AHeusler 1888, 117. Über das Verhältniss zu
Puppen I s. Anm. zu Mamma (Sp. 225/6).
Chüe-Puppe" BsL.; B, -Buppe* BsL.; SThierst.,
-Püppi AAÄar., Hl.; BsL.; BoAa., Si.; SNA., -Büppi
Aa (Mühlb.): 1. Zitze am Kuheuter. Anderegg 1897.
— 2. (Samenkapsel und Blätter der) Herbstzeitlose,
Coleb, aut. aaOO. Syn. Chuetschen 4 (Bd III 580).
büppe" Ndw (Matthys), büppele* B, buppele" U:
(an den Büppeni) saugen.
'büpplet: vollbusig Bs. E* 'büpplet Maitli.
Buppen III f.: Hinterteil des Schiffes. ,Ich leit
mich uf die b. oder louben uf eines galiotten kleider.'
StüLZ 1519. — Mhd. pojjpe, zu lat. puppis.
90
1427
Bap — bup. Bapf— bnpf. Bapst— hupst
1428
Blipper m. Nur in der RA.: Eim de" B. j'ete",
ihm Jen Pelz waschen Bs.
S. jsten S a (Bd III 83), wo Bupjier statt Bugger zu
lesen ist. Im Wiesental dafür Bipper.
puppere": = popperen 2 b. ,Es pupert und jammert
Einem in der Seele.' UBrägger.
I'upperli I n.: Bettchen Ap (Kdspr.). Chomm, mer
wand i" 's P. — Im gleichen Sinne bair. Buppel, schwill).
Buppele; bair. poppein, puppein, schlafen (Kdspr. 1.
Pupperli II n.: oberste Spitze an einer Eichel oder
Erdbeere Ar. — Wahrsch. vwdt mit Puppen 11.
Püpper m.:=Pöpperli (s. Bopper III 1 b und 3b)
ApLutzenberg.
Pnpil I n. : Papier PA1. G'fcurewds P., Tapeten.
Schrib-P., Schreibpapier. — Zum Voc. vgl. Tubäk.
Pnpil II m. f.: Mündel WVisperterm.
BUppech: kleiner, süsser Apfel mit fleischüber-
wuchertem Stielansatz B. — Zu Puppen II.
Bapf — bupf.
hüpfe": tr.. Jmdn auf hinterlistige Art schlagen,
anfallen, in betrügerischer Weise schädigen AiZein.
Bäpfi in. : Kartoffel Ndw (Kdspr.).
Böpü n. AaF., Ke., Böpf m. Z (Dim. Böpfi und
Böpfcli): 1. Apfel (Kdspr.). aaOO. He-, Bö- Böpfi,
Erdapfel AaF., Ke. — 2. plumper, einfältiger Mensch
AaF., Ke.
•.hüpfe"", p-: tr., (mit dem Ellbogen) einen Rippen-
stoss versetzen „ScHWReichenb.
Nbf. zu büffen (Sp. 1045/6). Vgl. auch müpfen (Sp. 351),
pfüpfen. Auch zu der unter buffen S angeführten Stelle aus
Aush. gibt eine Hdschr. die Lesart ,büpfeu.'
herfür-: wie mit einem Schlage hervor kommen,
hervor schiessen. ,Ein rechter, göttlicher geist ist
nit anfächtig, noch kybig, püpft ouch nit unbesinnt
herfür, strüttet nit umb jedes habdanks willen.'
HBull. 1531.
wider-büpfe" Gk, -bupfe" üRh.: zurück-, ab-
prallen „Gr"D., He., Pr., Seh., zurückschnellen, z. B.
infolge Federkraft GRh. Ich würfe*-dich an d' Wand,
dass d' uriderbüpfst GnValz. Auch unpers. : We""-me"
mid-eme" Häuchel ttf e* herte" Stein Schlacht, se wider-
Inijift 's.
Bapst — bupst.
Bapst (bzw. -öS -ö'-) Aa; Bs; S; Th; Ndw; Zu., S.,
P- BsL. ; B; Sch; Z — m.: 1. Papst. Wer tuet, was
er cha"", tuet so vil als der P. z' Rom. Sulger. Dass
din Herr Bueb im Wibe" mög recht glückli'h si" [wünscht
eine Frau der andern], dass er die riehst und schönist
überchömm, ja, dass der Pöbst z' Rom im si" Techter
geb. Uns war sust aueh, wenn ase" d' Pöbsteni di"
Gege'schwigri" gab ! Stütz. Das isch noeh Öi>}ris vo"
Päpsts Mantel, ein Stück Aberglauben B oAa. De"
P. g'schaue", Kinderspiel: die Kinder bilden einen
schützenden Ring um den P.; zwei gehen um den
Ring und singen : Mir zwei, mir zivei sind g'schwüsterti
China (mir zicei, mir zwei gönd um de" Ring) und
möchte'd de" P. gern g'schaue" ffäh"), worauf der Ring
sich um den P. im Kreise drehend antwortet: de" P., de"
1'.. de" löm-mer nüd gä", bis mer zweimal umme" sind.
Smd sie zweimal herum, so flieht der P. aus dem
Ring; gelangt er wieder in den Ring zurück, ohne
von seinen zwei Verfolgern erwischt zu werden, so
behält er seinen Tron, sonst wird das Kind, das ihn
gefangen genommen hat, sein Nachfolger Z. ,Es wird
vil von mir geseid, da ich als unschuldig an bin as
der bapst', schreibt ein Wiedertäufer von ZZoll. an
den Z Bürgermeister. 1525, Egli. Akten. Übertr. .Der
Belli [s. Sp. 1155] was babst: hat über der Eidgnossen
reisverbot zuo dispensieren.' Ansh. — 2. päpstliche
Münze, spec. die (verrufene) päpstliche Lira B; Tu; Z.
Das ist en B., der gät nüme".
Weitere Belege für schwache Flexion: ,Des, dem Pabsten.'
Stadiin 1 824. Artikellos wie ein Eigenname steht das W.
gelegentlich auch bei Ansh.: ,Hat sinen heiligen vater babst
küsst.' .Papst', Familienname SÖnsiug. (Bspet); um 1500, L;
XVI., S. Als Zuname: ,Des Bapsts wib.' 1386, Z Kat- und
Richtb. .Hensli und Ruedy, die bäpst, gebrüeder.' 1470,
AaWett. Klosterarch.
Aber-: Afterpapst. ,Nicolaus V. wirt von böpst-
leren under die aberbiipst und schismaticos und nit
under die rechten böpst gezelt.' HBull., Tig.
Bäpsttum n.: 1. päpstliche Würde. .Das bapst-
tuomb was von drien, die bäpst sin wolten, besessen.'
Vad. — ■ 2. katholischer Glaube, Katholizismus. ,Sy
band müessen schweren, das b. wyder ze halten.'
1540/73, UMey., Chr. .Einer uss der Grueb, der in
siner jugent zum p. erzogen und sollen ein mäss-
priester werden.' 1588, Ap Jahrb. — 3. katholisches
Gebiet. .[Der Pfarrer klagte] dass so viele Weiber
ins P. heiraten.' 1630, ApHeiden. Das entführte Kind
wurde im ,P.' [nämlich im Bistum Basel] gefunden.
1705, B kirchl. Jahrb.
Bäpstin f.: in der formelhaften Verbindung , bapst
und bäpstin' zur Bezeichnung des Papstes und seines
Anhangs. ,Gott spricht: es muoss syn, dass ir dem
gewalt, der das schwert treit, gehorsam müessend syn.
Hörst du nit, papst und päpstin ? es muoss syn. So
gang ouch herab und bis dem wort Gottes gehorsam!'
Zwingli. .Also wirt ferr von mir syn, dass ich kein
ee hinderstellig mach, die by Gott ein ee ist, obglych
papst und päpstin ein anders sagt.' ebd.
bäpstisch: päpstlich, katholisch. XVI. Dafür ein-
mal: ,Es war noch alles bäpstes.' ThPlatter 1572.
Bäpstler m.: 1. Anhänger des Papsttums, bes.
als Scheltw. im Munde der Reformierten. XVI. —
2. vor der Reformation, ein vom Papst für eine Pfründe
Bestimmter, Kurtisane. Bei Vergabung des Kirchen-
satzes von ZGossau verspricht der Patron Nachwähr-
schaft zu leisten, .usgenomen bäpstler. die da von
dem stuel ze Rom kilchen erwerbent oder anvallent.'
1414, Z ürk. — 3. = Bäpst 2 B; Z. Der päpstliche
Gulden. XV./XVL, Absch.; s. z.B. Florenzer (Bd I
1207). ,Ein bäpstler [Gulden] um 31 ß 2 den.' 1416,
Absch. .An golt: ein bebstier.' 1435, L Urk. - Vad.
schreibt .bäpstler.' Als Zuname: .Jakob W., Päpstlers.' um
1770, ZZoll.
Päpstler i f. Man möge verhüten, .dass der
dienet des Worts nit nüwe p. anheb.' 1530, Absch.
(Eingabe von Reformierten).
1429
Rapt — hupt. Bar— bur
li::o
Bapt — bupt.
Baptist: I. (Battista GRSchiers, Battist Seit; S
Melt; Tu. Badist AaF., Ke., Leer.; Ap; L; Ndw; Zr„
Tista UAnderniatt, Tistji W, Distel Ndw, Bapti ür
Malix) Personenname. Dem Segensspruch: G'lubt sei
Jesus Christ! wird zuweilen der Spottreim beigefügt:
In Ebigkeit, B. ! AaF., Ke. Schampetist, Jean Baptiste
TiiErm.; s. noch Hau II (Bd II 1310). — 2. d' Ba-
diste", die Sekte der Baptisten GStdt.
Baptista Badistr: weibl. Taufname AALeer.
üs-baptiste". In der RA.: Es ist iezt da"' da
glvh üsbaptistet, aus mit der Herrlichkeit Schw.
Bar, ber, bir, bor, bnr, bzw. barr usw.
Pär Th tw., sonst meist mit Dehnung Pär — PI.
unver., doch auch Pärer Ap — Dim. Pärli, in BHa.
Parelli — n.: 1. (Bär Aa lt Hürbin; LG.; in unbe-
tonter Stellung auch Per BE.) Paar. allg. a) von
Personen. En Tampe" [einfältige Weibsperson] und
en Narr macht, oich es P. WV. Eine'' und Eini sind
z' P. cho" W. Das jung P. Volch, das junge Ehe-
paar Zu. Herr Arme'pfleger, er wösse'd am beste",
icie 's om das Pärli Volk [ein Brautpaar] stöt. Ap Kai.
1859. Pärer, Paare lediger Leute, die sich beim
Weine gütlich tun Ap. Pärer stösse" s. pärli-laufen
(Bd III 1139/40). Es Pärli, zwei kleine Geschwister
verschiedenen Geschlechtes BsStdt; Th; Z; Syn. Tan-
zeten. Si händ ez grad 's Pärli, heisst es von Eltern,
denen nach einem Knaben ein Mädchen geboren wird
oder umgekehrt Th. Jo, jo, wärlich, zwöu gend es
Pärli, drü gend es G'schärli, vier gend es Bett voll
ond föifi öberheit voll AaF., Ke., Leer. Z' Pare" (Schw
Muo.), z' Parets (aScHw) gä", paarweise. Z' Pärets und
z' Pärets mit A'stand si [die Männer einer Prozession]
gand. DKvn. — b) von Tieren. Es Par Stieren (am
Pflueg), ein Joch Ochsen. Es Pärli Tube". E(s) Pärli
(Par) Sü"'li, zwei kleine Schweine, gleichviel welches
Geschlechts, die zusammen aufgefüttert werden BHa.;
Th; ZZoll. — c) von Sachen. Der macht e(s) P. Auge".
Bs; Th; Z. Mit ähnlichem prägn. S. : De'' hat e(s)
P. Bagge"! ebd. E(sJ P. Hose"; s. Bd II 1689/90. ,Es
steckt nicht Alles in einem P. Hosen', Einer vermag nicht
Alles, Sprw., z. B. bei der Vereinigung von zu vielen
Ämtern in der Hand eines Einzelnen augewendet Z.
Es P. Messer und Gable", ein Besteck Z. ,Ein silbernes
Perli Messer und Gabel.' 1800, Z Inv. Zehe" P. Öpfel
für en Balze" Aa. S. auch Chriesi-Chloben (Bd III 620).
E(s) Pärli Wärst, Doppelwurst Tu; Z. Pärli, Doppel-
semmel Ap (Rochh.). — 2. par, bar Ltw.; GStein; S,
sonst e(s) par, bar (attr. meist unflektiert, allein-
stehend: m. f. e(s) par, n. e(sj pari Th; Z, Dat. e(s)
pare" Bs; Th; Z, e(sj parne" B; Th; ZO.) unbest.
Zahlw., einige, etliche, allg.; doch in BHk. immer nur
für zwei. E(s) par Chriesi, Wärst. Eim e(s) par
Rappe" z' verdiene" g'e*. Es Mueterli und par Chindli.
L Nachr. 1865. Par Schritt iviter S. Vor bar Jöre" L.
E* parne" Biiechiberger Politikere". JWalther 1867.
Es parer Mäh" hinder es anders, ein paarmal hinter
einander W. Auch dim.: Ick ha" numme" noeh es parelli
Herdepfel z' Äben0 BHa. Subst. : Useren es par si"
g'gange* B. Das han-ieh e(s) parne" g'seit, von e" pari"
ifhnit li; Z. Ha u-em e" pari! gib ihm ein paar Ohr-
feigen Th; Z. Nach Demonstr. : die par Tag, i" dene'
par Wuche".
un-par: ungerade; z.B. wer im Spiel bei einer
Teilung in Paare keinen Genossen erhält, leer aus-
geht W. — Vgl. frz. impair.
Für-Parli: ein oder, mehrere Paar Kinder, die
dem Hochzeitspaare vorangehen Gl. — für- (auch
vor-) päre": paarweise vor Etwas hergehen, einen
Zug eröffnen Gr. D' Maitje" heind fürgepäret [bei
einem Festzug], alli mit Tschäppel uf de" Chöpfe"
GrD. Dem Sarge eines Ledigen (Jünglings oder Jung-
frau) wird in GrPi\ fürgepäret, d. h. Jungfrauen in
schwarzer Kleidung mit weisser Schürze schreiten ihm
paarweise voran. (Fär-)päre", von den Schulmädchen,
die an der Auffahrt (s. Bd I 1029) festlich geschmückt,
mit Blumen im Haar und weissen Schürzen paarweise
zur Kirche gehen GRFid.
Nest-Pär: ein Paar (Männchen und Weibchen)
monogamisch lebender Vögel (z. B. Schwäne), die von
dem selben Elternpaar abstammend im gleichen Neste
gebrütet worden Z (Spillm.).
Ris- Res-: Liebespaar, das am Ris-Sonntag (s. d.)
zum Weine geht Ap.
päre": 1. zu einem Paar vereinigen PA1. Paar-
weise zsstellen AALeer. — 2. intr. a) auch z'säme*p.,
(wie ein Paar) zu einander passen B. Welcher Schuh
päret zu diesem? BSi. — b) s. für-pären. — c) Spiel-
ausdruck beim Boleien (Bd I 17) S; vgl. pärelen. —
3. refl. a) sich paaren, begatten BSi. — b) sich ver-
mehren Ndw. Si päri"d-sich immer mer.
ent-: ein Paar auflösen; trennen, scheiden PA1.
pär ig: brünstig (von Vögeln) B.
pärele": „ein Spiel der Knaben, wobei Einer
dem Andern einige kleine steinerne Kügelchen gibt,
die der Werfende nebst seinen eigenen in ein auf
einer schiefen Fläche gemachtes Grübchen zu bringen
sucht; bleibt eine gerade Zahl darin, so gewinnt der
Werfende den ganzen Einsatz S."
parle": 1. tr., paarweise ordnen Gr; Z. Ordnen
übh. Blueme" z'säme" p. zumene" Strüss Th. — 2. refl.,
sich paaren, von Vögeln Ap. — 3. ,bei Webern, so
fehlerhaft weben, dass die Fäden des Einschlags zu
nahe an einander geraten, gleichsam paarig werden'
ApH., K. — 3. spielen, tändeln, wie die Kinder ApL, M.
— 4. necken, foppen, sticheln, zanken ApH., I.; GoT.
Was händ ir mitenand s' p.?
uf-: 1. a) Jmdn durch Reden aufhalten ApK., M.
— b) refl., sich aufhalten lassen, sich verzögern Th.
— ■ 2. Einen Etwas glauben machen, ihm Etwas .auf-
heften' ApK., M. Ich will-em 's scho" ü.
Bär I GRChurw., Hald., Seh.; ZZoll., Bö*r TuHw.,
Bor I AABb., Fri., Hl., Hold., Leer. (-ö'-J, St. ; ApH., K. ;
Bs (Spreng); GRHe., Luz., Pr., Seh., Trimmis; L; GSa. ;
ZU., Pör ZWyla, Bor I GRjen., L., V., Valz., Bort Gr
Scuolms, Bare" /AALeer.; BsStdt; B (Zyro); Th;
Ndw; ZBauma (in Bed. b), Dättl. — PI. stets zwei-
silbig, in GaHe., Pr. auch Born — f. AaHI.; Ap; Bs;
GRChurw., Hald., He., L., Luz., Pr., Seh., Trimmis; L;
Th; Ndw; Z, n. AASt.; GRScuolras, V.; ThHw.; ZO.,
m. AaFi-L, Leer.; B (Zyro); GSa.: Tragbahre übh.
Ap; Z. Syn. (Träg-)Beren. E" B. vo" Tanneste" ZZoll.
D' Tischmacher händ de* neu Chasten uf-ere" B.
1431
Bar, bef, bir, bor, bnr
1432
'brächt, ebd. Spec. a) (meist zsgesetzt Töte"-B.)
Totenbahre. aaOO. Di chh" B., für Kinder, di gross
B., für Erwachsene Z. Wenn der Sigerst 's Erst g'lüt
häd, so bringt-er d' B. zum Hüs 7,0. , Zoll. Alle Zunft-
brüder waren zur , Folge', d. h. zum Leichengeleit und
abwechselnd (je sechs?) zur ,Bor', d. h. zum Tragen
der Totenbahre Tom Sterbehaus zur Kirche und zum
Grabe verpflichtet. 1300/1500, Bs (Geering). .Diewyl
die Ton Ebmatingen mit dem kilchgang und der be-
greptnuss ald z' bor gen Mur dienend.' 1580, Z Eq.
,Sy lüpfen d' Por widerum uf.' GGotth. 1619. Die
Bahre im Rechtsleben beim sog. Bahrrecht oder der
Bahrprobe; das berühmteste Beispiel aus dem J. 1503
s. bei Ansh. II - 393 (vgl. auch Unot 123/6). ,Wenne
der oder die also ergriffen werden, so soll man dann
von dem oder dien unverzogenlich richten uf der
fryen weidhuobe, als ob die b. zue gegne und under
ougen stüende.' 1447/1544, Schw LB. ,Der guoten
frouwen [Witwe des Ermordeten] ist ein kumer ouch
schad begegnot, ist ir entfrömpt der lichnam [Leib
ihres Mannes]. Nun begert si den zuo wisen. Dorum
erteil ich [der Landrichter], dass die b. harfür werd
bestellt, dass man sy von dem gricht mog besehen.'
um 1500, L Landgerichtsordn. Vgl. noch Grimm RA.
930; Blumer, RG. 1 537; Seg., RG. II 701; Roman.
Forschungen V(l) 221 ff. Formelhaft verbunden, a) ,B.
gegen B.', zum Ausdr. des jus talionis, d. i. Leben
gegen Leben. .Wer den andern leiblos machte, soll
man b. gegen b. on alle gnad richten.' Mohr (nach
einer Urk. von 1050) ; ebenso 1297, GrCIiut Statut.
,Und sol man ab im [dem Totschläger] richten b.
gen b. nach urteil.' nach 1336, Z Richtebr. ,Were,
das ein burger den andern erschlecht, da sol gon ein
b. gegen der andren on gnad.' 1384, AaB. Stadtb.;
ähnlich 1432, Zg Stadt- und Amtbuch. .Wenn ainer
ainen liblos tuet, mag man den sächer begryffen, so
rieht man b. gen b.; tuot aber einer den andern liblos
in aim friden und ergryfft man in, so rieht man zuo
im als zuo ainem mörder.' GTa. Offn. ,Erschlüeg ein
gast ein hofman und der ergriffen wurde, da sol b.
gegen b. gan, desgeiiehen ob ein gast den andern
liblos detty, da sol ouch b. gegen b. gan.' 1484, Schw
Eq. ,WTer den andren vom leben zum tod bringt mit
syn selbs gewalt, würt der selb begriffen, sol man
richten b. gegen b.' 1489/1538, ZNer. Offn. ,0 ir
richter, band ir alweg par gen p. gericht?' fragt
Einer, der um Aufschub seiner Hinrichtung bittet.
Kessl. ,Gott hat in sinem gesatz baar umb b. oder
die raach und straaf nit gestelt in den gewalt eines
jeden beleidigten.' HBull. 1561. ,Wer den Anderen
zu tot schlecht oder sticht, da got Bor gegen B., wie
joch der Tot geligt.' 1611, Bs Kq. .Welcher den An-
dern eines Glids beraubt oder leiblos macht, da ist
Glid um Glid, Baar gegen B.' 1620, AABrugg Gerichts-
satzg. Vgl. noch Bluntschli, RG. 1409; Blumer, RG.
I 404; Osenbrüggen, RG. 153 f.; Alem. Strafr. 84 f.
— ß) Brüt und Bär, Braut und Totenbahre. Hochzeit
und Begräbniss. Es war ein altes Recht des Schlöss-
chens Wicken bei GRorsch., Niemanden landen zu
lassen, als Brut und Bär. Die sonderbare Melodie,
die das Nachtvolk (Totenvolk) spielt, kann man er-
lernen, wenn man sich in gewissen Nächten auf Wege
hin stellt, wo Braut und Bahre sich kreuzen; mit
dieser Musik kann man die Zuhörenden zum Tanze
zwingen GSa. ,Das brut und bar alda wol faren und
wandten möge.' 1411, GGams Strassenordn. ,Ouch gat
ein weg zu der kilchen und von der kilchen; den-
selben weg soll niemand faren, er füere dann ein
bar und ein brut.' AAWett. Offn. ,Es sol ein kilch-
wäg gan zu sant Niclauss abhin, der sol so wit sin,
dass brut und bar ein andern entwichen mügint,' Z
Flaach Offn. ,Die von Oberglatt sollen br. und b. gen
Bülach antwQrten', d. h. ihre Hochzeiten und Leichen
gehören in die Mutterkirche Bülach. 1482, ZObergl.
Urk. ,Die von Lachen [sollen] eim pfarrer zum Alten-
dorf brüt und bär schuldig sin, bis und so lang (si)
ir pfarrkilch ze Lachen uffgericht und gebuwt habend.'
1520, Gfd. ,Vor ziten hab ein pfarrer zuo inen müessen
gan. wenn br. und b. was.' 1530, Strickl. ,Der pfarrer
von Wengi müesst gen Matzingen ze br. und b. gan.'
ebd. ,Und bhielt man den von Griessern trib und
trat, holz und veld, dessgleichen braut und bär befor.'
Vad. ,Die von Holzrüti die sond zuo brut und bar
ir efaden ufbrechen und wider zuo beschliessen.' 1567,
ÄANiederrordorf Offn. Vgl. Brüt -und -Bär -Weg. —
b) unter dem Lastwagen an Ketten aufgehängter Be-
hälter für allerlei Gegenstände, deren der Fuhrmann
auf der Fahrt bedarf (Seile, Ketten, Kleidungsstücke,
Mundvorrat usw.) ZBauma. Syn. (Wagen-)Beren.
Mhd. bare f., zum Vb birn. Biir (und tw. auch Bor) gehört
viell. zu amhd. bor(a) f., feretrum; vgl. Schm. I 2 266. Das
Neutr. und Mase. erklären sich aus dem Einfluss klangver-
wandter WW. ; vgl. Bor II, Büren. ,Am Totenbahr.' JCWeis-
seub. 1681. ,Den Todtenbaar tragen.' Herr! ib. 1751 (für B).
Zu der Stelle: ,Do [1419J batend die botten von Zürich die
von Bern, dass si inen etlich mittel und weg ze verston
gebind, wie doch die sach ze befriden wäri, so woltiud si
dieselben mittel uff dem tag ze Bern fürnemen und ze bar
bringen' (Äg.Tschudi II 126 b) vgl. Bor II 3.
Krüz-Bär: Prozession mit Kreuzen. Ordnungs-
busse der Zunftbruderschaft für Versäumniss einer
Jahrzeit oder einer ,crützbor' war '/* Pfund Wachs.
XIV./XV.. BsStdt (Geering). — Lieh-: = dem Vor.
,Item zur Heilbar [Jahrzeitfeier des Herzogs von Sa-
voyen] 24 brinnender tortschen, mit dem savoyischen
wapen verzeichnet.' Ansh. — Re1'-: Totenbahre Aa
(Rochh.). Vgl. Beh-Bret. — Ross-: von zwei Pferden
getragene Bahre, Sänfte, ,1m tet der schütz ze trang,
das sag ich üch für war, man füert in uf ainer rossbär
ze dem hof gen Appenzell.' Ap Reimchron. 1406. ,Nun
was kaiser Sigmund krank worden von dem gesucht
in dem Schenkel, dass er muesst in einer r. ryten.'
XV., Ostschweiz. ,Der kaiser hab ein grosse zal ge-
zelt und r-en und anders in das feld gehörig by ein-
ander.' 1511, Absch. ,Der abt habe sich in einer r.
in das schloss hinauf füeren lassen.' 1529, Strickl.
,Er liess die r. (lictiere) uff zwen mulesel leggen.'
Haimonsk. 1531. , Kleinhans Chamli ist [aus der
Schlacht bei Kappel] vast wund uf ainer r. gen Zürich
gfüert worden.' Vad. ,Lectica, gestatorium, arcera,
ein r., ein tragbett oder senfte. Pensilia vehicula,
rossbaren oder sanfte.' Fris. ; Mal. ,Er liess sich
sines schweren libbruchs halber in einer senfte oder
r. füeren.' JMaler 1593. — Stei"-: Tragbahre für
Steine Z. — Walze"-Bäre°: Tragbahre, auf der die
Walzen in die Streckhütte getragen werden SThierst.
(Sprache der Glasbläser).
Choli-Bar m.: Spielzeug der Kinder, weichesein
Rind vorstellen soll; es besteht aus dem Wipfel eines
Tännchens, dem ausser der Kerze (Leib und Schwanz)
1433
Bar, ber, bir, bor, bur
WM
zwei Ästcben (die Vorderbeine) gelassen sind ZO.
(FStaub).
bar: Adv.. besonders ZW1. (T'än.). Bär im Summer.
— Verk. ans (b)tuntUr-bär.
bär Ap tw.; GrAv., Mai., Pr., Rh., Tschapp., sonst
bar: 1. a) nackt, bloss, unverhüllt zu Tage tretend,
zumeist von Körperteilen. Syn. blössig, blutt. „Einen
so schlagen, dass das bare Fleisch herfür kommt
Vw." 's bor Fleisch, Bittet, die bar Hut, die bare' Bei",
Chnoche* chömme'd füre' Ap; Gr; Zu. Der römische
Hof schinde Einen .bis auf das bar beim' Vad. Im
bare" Botztüsig. splitternackt GTa. Von einem Geiz-
hals erzählt man sich, er sei, um die Hose zu schonen.
im bare" Füdleeh uf-dem Bank g'hocket ThIIüMi. All
im bare" Födlech, immer mit entblösstem Hintern,
übh. mit blossem Leibe Ap. Er lad die bar Brost,
de" bare" Buch luege". ebd. De" baren Arme", Bene",
Füesse; mit nackten Armen, Beinen, Füssen, ebd.
Im bare" Chopf, Hals, mit entblösstem Kopfe, Halse
Ap; GT. Er mein sus [es] in barer Hand z' hän,
glaubt seiner Sache sicher zu sein W. Von Kleidungs-
stücken. Im bare" Hemp, im blossen Hemde Ap; Th;
ZO. Im bar Hosen und Hemp Ap. Im bare" (Hemp-)
Ermel Th. in'n (oder de") baren Ermle", Schuehne*, in
blossen Hemdärmeln. Schuhen (ohne Strümpfe) Ap.
Vgl. noch bar-ermel (dafür bar-ermliy Tb), -fuess,
-haupt, -bein, -söckig, sowie das Vb bar-hacken Bd H
1112. — b) sichtbar, in Wirklichkeit vorhanden. .Das
Ambt Cappeler Hof hat 140 Mütt Kernen, 1235 Eimer
Wein auf den Schüttenen und in Kelleren bahr.' Z
Visitationsber. 1709. ,Die Rechnung de a. 1708 zeiget
bahr 1240 Eimer Wein, die gegenwärtige Bahrschaft
aber ist, als obstaht, 1235 Eimer.' ebd. Bär Gelt,
l'argent comptant. klingende Münze, im Gegs. zu dem
gleichs. verhüllten in anderer Form (geschuldeten,
geborgten, verschriebenen usw.). allg. S. Lösing (Billl
1439). .Hat er [der Mann der putzsüchtigen Frau]
niht bar guot, er muos es nemen uf schaden; damit
wirt menger überladen mit menger hande gülte gros.'
Schachzabelb. ,Man sol die 50 pfd [um die N. N. gebüsst
worden] in nüt lassen verwerchen [abverdienen], won
dass er das guot bar geben sol.' 1392, Z Rats- und
Richtb. ,Uf borg oder bars (pars).' XVI./XVIL, Z
Mand. , Welcher zue den metzgern in ir gesellsehaft
will, der solle geben 10 Schilling par.' 1533. AALaufenb.
Metzgerordn. ,Die spülen wellend, sollen bars uf bars
setzen, dann man wird umb solch spill kein recht
halten.' 1599, Zg Stadt- und Amtb. Bar (üs-)zale".
,Dann hätte er das Auslachen bar', man bliebe es
ihm nicht schuldig. Gotth. ,Es ist offenbar by allen
glöubigen, dass der christenlich bund oder nüw testa-
ment eben der alt bund Abrahams ist, usgenommen
dass wir Christum, der jenen nun verheissen was, bar
habend.' Zwingli. Übertr. ,Gedenkend, wie schwer
es die botten, die von Mose ze spähen gesandt warend,
beducht, das verheissen land ze erobren, und Gott
machts inen alles bar [verwirklichte es], das sy nit dorf-
tend hoffen.' Zwingli. ,Die wolbetagten habend weiss-
heit bar.' 1560/96, Hiob; dafür jetzt: .das Alter mag
Weisheit kund tun.' — c) Es ist bars, es ist so, richtig
FJ. De" bare" Weg, offen, unverblümt GT. Der s&b
seit, icas er tenkt, de" bare" Weg use". Adv. ,Es zimt
üch z' reden baar und fry.' HBdll. 1533. — 2. ohne
Zutat, rein, lauter; nichts als. Syn. lüter, pur, rein.
a) in eig. S. oc) bei Stoffnamen. Bare'' Wi*, Brantu*-
iri". bari Milch Ap; Gr; G; W. De" Wi", de" Faß
bare" trinke* G. D' Latiräri huren esse", ohne Brot
und Butter GT. I'" isse" de" Chds nid bare", aber
mit Bröd G. Bors Broud, puro pane; bors Steina",
pieno di sassi ; bors Geld, tutto danaro PA1. Einen
am barun Gold [mit lauter Gold| bizalen W. Er hat
schi"s Wib im barum ßnu" Guettuech gikleidot. ebd.
Das Hüs steit uf barum Felse*. ebd. De1' bar Herd,
Dreck, Mist Gr; ZO. — ß) 's bar Chend ! rief eine Ap
Patin dem Pfarrer zu, der den Täufling mitsammt
dem Kissen auf seinen Arm nehmen und taufen wollte.
— b) übertr. a) bei Subst. mit persönlicher Bed. Er
ist de" bar Alt, der leibhaftige Vater (nur in ungün-
stigem Sinne) TaMüllh. Er ist en barer Tüfel mid-
ere* Gr. Es G'sicht mache", tue" wie der bar Tüfel
Tu ; Z; s. auch Gugger (Bd II 187). Tue" wie di bare*
U'flöt Gl; s. auch Bd I 1226. En barer Schelm BHa.,
Narr Th. -— g) bei Bezeichnungen von Zuständen,
Vorgängen usw. ,Die Vernunft ist am barsten, so
man nüechter ist.' Zwingli. Bari Glätti, Glatteis W.
[Die Gegend] ist e" barri Wüesti. Schwzd. (GRPr.).
Iez rumplet 's dinne* vo* Nu'rem, en barrer HäxeHanz!
ebd. Es barrs Wunder, ebd. Um e* harre* Spott [Etw.
kaufen], spottwohlfeil, ebd. Vo" barem Hunger, vo*
bare* Freude* GT.; ZO. Was mer da sägend, ist-nis der
bar Er'ist GRChur. Er ist der bar Ifer W. Das ist bari
Liebt, ebd. Di bari Hitz, di bari Chälti ist schuld dra*.
ebd. Vom bare* Zueluege* [Etwas lernen] Ap. In
Verbindung mit Synn. Si sötte'd, was si händ, g"ad
pur und bar em bringe*. Wanderer (Ap). S. noch üf
(Bd I 119), Lib (Bd III 978) und vgl. auch lötig
(Bd III 1502 u.). — y) ganz, völlig. [Er ist] bare
Bluet, voll, überströmt von Blut Gr ObS. — 3. Adv..
gleich, auf der Stelle, sofort GA., Flums, Ms; oTh.
Da' hon-ich bar g'sät, 'tenggt TuEgn. Ieh gib-der's
[das geliehene Geld] bar wider z'rugg oTh. Wirst
sehe; 's chöt bar wider cho" regne", ebd. Wart no"
e* Bitz, ich chumme* bar GMs; oTh. Ja, g'ad bar!
iron., warum nicht gar, durchaus nicht GA. — 4. Conj.,
sobald als, kaum. Bar ich Das g'sät hon, ist-er üf
ond fort TuEgn.
Iu Gl und Th hat das eiufache W. gedehnten Yoc, als
erstes Glied von Zss. dagegen die alte Kürze bewahrt, z. B.
biir-ermlifj, -fuess, -bein. Hieher wohl auch der Fluch: i* d's
Tufeh par Käme* Gl: die Flexionslosigkeit ist wahrsch. die
Folge jüngerer Synkope.
also-: 1. verst. bar 1 b. Etwas ,asabar haben';
s. Bd I 201. — 2. (ase-bar) leibhaftig, aufs Haar,
zunächst zur Bezeichnung auffallender Ähnlichkeit
BHa. Das China ist en asebaren AU, en asebari
Müoter. Adv. Das ist jetz a. Eine wie i*se Ätti.
Es hed dert a. g'nervenfieberlet.
ein- GrD., Pr., Seh., ei*- (bzw. ä-, C-) GRHe.;
GRh., W. : = dem Vor. 2. Er ist der einbar Vatter. Das
[Kind] ist grad der einbar Eni. Adv. Es hed ä'bar
so üsg's'ehe*, a's eh 's hagle* wett GRh.
i"-: = dem Vor. Er ist i. si* Vatter GG. Er
glichet -em i. ebd. Baueligs Zug, i'bär wie icuttigs
GA. — Das Fräf. verstärkend wie in i'-yrüen (Bd II 752),
L*-rnt. im-rBcht ua.
bärisch BSchw., „barsch BZimmerw. ; Z" : 1. ledig,
frei BSchw., „eines Dinges ermangelnd, naiu. in Rück-
sicht auf Kleidungsstücke; z.B. ein Mensch heisst
barsch, wenn er weder einen Rock noch einen Hut
1435
Bar. ber, bir, bor, bur
1436
hat Z." D's Boss ist bariseh g'si", obne Geschirr
oder Sattel BSehw. — 2. „barsch gehen, allein, ohne
Begleitung BZimmerw."
Barschaft, -sehe/t (in LH. Bartscluft) f.: wie nhd.
bärig -«-: 1. = bar 1 a oTh. Im b-e" Hemp hö"d-s'
miiese' fluche". Uf 's b. Hender one" hon-em en FUitter
g'ge". — 2. leibhaftig ÜTa. ; THMarom., Müllh., Steckb.
Er ist de b. Alt.
bärlich: „offenbar B", sichtbar, deutlich, merk-
lich, empfindlich. 1. adj. ,Wer ouch, das hern Peter
berlichü notdurft beschehe.' 1290, Bs Urk. ,Wir haben
grossen und b-en schaden von dien burgern ze Luzern
empfangen.' 1344, L Urk. ,Ane unsern ber liehen und
gevarlichen schaden.' 1415, Aar. Stadtr. ,Und ist
grosser b-er cost uferloffen.' G Hdsehr. , Wider iren
[der Eltern] b-en willen.' Zwingli. ,Die b-en offnen
misstaten.' ebd. ,Du fällst in zwo gross b. irrungen.'
ebd. ,Zu b-em unrat der armuot kommen.' ebd. ,B-en
schaden zuofüegen.' Ansh. ,B-e rottierung und con-
spiration abstellen.' 1539, Absch. ,Wir widrigen uns
eines so gar b-en partyischen conciliums.' HBull.
1551. ,Die propheten schryen wider die laster und
bsunder wider die b-en und grossen.' 1560, Z Bibel.
,Darus pärlicher und grosser mangel an brennholz
erfolgen [ir.uss].' 1584, Hotz, Urk. — 2. adv. ,Were
dass der vier stetten dekeinü so b. besessen und an-
griffen wurde, dass si den andern stetten nit gebieten
möchte ald nit zesaraen komen möchten.' 1325, Z
(Bündniss mit Konstanz, Überlingen und Lindau).
,Were och daz, devor Gott si, daz hagel b. schlüege
[usw.].' 1336, Zg Urk. ,Dass die stette nüt als b-en
geschadiget und nidergetrucket wurdent.' 1382, Ge-
schfo. Ges. ,Swere rede, die eira b. an sin ere gat.'
1395, L. ,Und duchte sy, dass sy unzhar gar b. weren
überstüret [mit Steuern überladen] gesin.' 1435, Obw
Rq. ,Uie von Zürich stärken sich gar b. und fast.'
1443, B. ,Man veracht die von Switz berlich vast.'
Edlib. ,Adel und fürsten habend das b. empfunden.'
Zwingli. ,So ich aber jetz sich, das die mir ungnädig
sind, mich so b. vertragen [verleumden] gdörend.' ebd.
,Wie band si uns also b. betrogen und bschissen!'
Sicher 1531. ,Wie er sich dess ouch barlichen merken
liess.' Vad. ,Ain tyrann, der si berlichen über recht
an lib und guot beschwärt.' ebd. ,Will es zuo under-
truckung des evangelii so b. langen, das wir ee den
tod sollend lyden.' HBull. 1572.
ge-: = dem Vor. , Welcher burger ald hindersäss
dem andern muotwillig sieht gebärlichen schaden tuon
an zun, brächen, boumen [usw.].' um 1400, TuDiess.
Stadtr. .Welche [Drucklegung der Bibel] wegen ge-
berlichen Mangels der Exemplarien hochnotwendig
erfunden worden.' 1635, Z Urk.
bärlichen: eine offene Gewalttat verüben. ,Das
über den lantman, der den burger slat ze tode ald
anders berlichot (.berlichet'), alle die gesetzeden gant,
die hie stant geschriben.' 1304, Z Richtebr.
Barr Bär II Sch, Barre" SciiSt., Bare" II Bs — f. :
1. Schranke, Riegel; Grenzwehr. ,Umbe die barren
[Schlagbäume] oben und niden us.' 1383, B Stadtrechn.
,Der hufen der vienden tat inen [den Bündnern an
der Oalven 1499] mit schiessen grossen schaden, also
dass si die barr hinder sich und für sich mit hartem
strit ob her stund enthielten.' Ansh. .Barren, ein holz
oder stäcken etwar für geschlagen, mora.' Mal. —
2. Spielausdr., (ideelle) Schranke, Grenzlinie. So beim
Schlagballspiel im Freien BsBinn.; s. Seiler 21/2.
D' Bare hä", a" der B. si", von der Partei, die das
Spiel eröffnet. Bär hole", das selbe was barr-laufen
(Bd III 1139) ZSth. CD') Bär abschlahen; s. Rochh.
1857, 414. Bare" laufe", ein Fangspiel, wobei an-
fänglich die ganze Schar einem Einzelnen gegenüber-
steht, dem aber Alle, die er fängt, behülflich sein
müssen ; das Fangen geschieht unterwegs, während
die beiden Parteien ihr Ziel mit einander tauschen
ScHSt. Vgl. auch: .Barrenschlag, ostraeinda.' Red.
1662. — 3. (Bare") in Bs f., sonst m.. Turnerbarren.
— Mhd. bar, harre f., aus frz. harre, Staube, Riegel, Hinderniss.
fül-bäre"1: das Spiel Bären-Fülzi (s. Bd I 824)
machen Bs.
ver-barren: (durch eine Schranke) verschliessen,
verwahren. ,Man soll das heiligtumb ufstellen, doch
verharret und verwachet [1. vermachet?] für untrüw
des gesinds.' 1599, L.
bärig. Zwei- oder ei*-bärig heisst das Schlagball-
spiel, je nachdem die Spielenden sich in zwei oder
nur in einer Reihe aufstellen BsL.; s. Seiler 21/2.
Par: Leopard. ,Zum P.', Hausname. 1819, ZStdt.
— Vgl. Pard; der Abfall des d eine Folge frz. Ansspr. ?
Ge-barr n. : Lärm W.
barre": 1. sieh lärmend herumtummeln, wie z.B.
Kinder tun W. D' Chinder barrunt mit enandre".
Gän b., sowohl in der Stube, als beim Schäf-laufen
(Bd III 1140) im Frühling. Auch von dem Treiben
(bes. Tanzen) der Burschen und Mädchen bei den
sog. Abendsitzen im Winter in den Stuben der Privat-
häuser. Mit de" Narru" ist nit z' barru", Narren ver-
stehen keinen Spass. — 2. „krachen; brummen W."
Barrete" f.: Lustbarkeit des jungen Volkes W
Gräch.
Parade" B (*"); Z, Parädi AaF., Ke.; GRPr.; GG.;
SchwE.; W, B- AaF., Ke.; Ndw; W; Zg — f., in Aa
n.: 1. Schaustellung, bes. durch auffallende, prunk-
hafte Kleidung. aaOO. Meist in der Verbindung (e")
P. mache". Si macht ä es P.! AaF. De" macht -i e"
P., mit Auge" biegt De'' dri" ! RBaür. Gelegentlieh
auch von anstössiger Körperstellung: e" hübschi 1'.!
GrPi\ — 2. Eim B. mache", Einem besonders auf-
warten Ndw. Si hend-em vergi:be" B. g'macht, nichts
bei ihm ausgerichtet. — 3. P. siö", in Bereitschaft
stehen SchwE. — Bed. 3 durch Anschluss an parat.
Paradi: Name des Teufels als Schätzehüters.
.Wann wir gleich hier das Silber und Gold sollten
antreffen (spottete ein Th Schatzgräber), so wüsse er
schon, dass ein P. dabei sei, der ihm [sich] diesen
Schatz nicht so leicht lasse wegnehmen. Ich gab ihm
zur Antwort, dass wir diesfalls weder die P. noch
seine Grossmutter förchten. Er werde ja nicht ein
so elender Tropf sein und glauben, dass der Teufel
Gewalt über das Geld habe.' 1724, Bericht des Jun-
kers Zoller über Ausgrabungen in ZKloten.
Sehr wahrsch. das vorige W. in persönlicher Bed. : der
(beim Schatze) .Parade', d. i. Wache steht; vgl. frz. faire In
parade, auf die Wache ziehen. Zum Geschl. (f. uud m.) vgl.
frz. la, U gar de, nhd. , Wache.'
Paradi's Parolis Aa; B; Lj Tu; Z, B- Aa; Tu,
H/iridis Ndw — n.: 1. das Paradies im alttest. S.,
auch das himmlische Paradies, allg. ]■'• weit, i'h war
[437
Bar. ber, bir, bor, bur
li:;s
im 'Himmel und du im B.; ich wett, ich hett en Schimmel
und du de' Ghopffen Sack) voll (Brueder-)Lüs, Einder-
reim AALeer.; BStdt; L; Tu; Z. Du chunnsch i* 's
hölzig B., ico die störsigen Engel [Teufel] ume'hiufe"
(singe) AALeer. Vgl. auch Himmel (Bd II 1292).
übertr. ,0 Röslein rot, o Blümlein weiss, du bist
maines Herzes Barendeiss.' AAVolksl. — 2. Paredlsli,
Vorhalle der Kirche AALeer. — 3. humoristische Be-
zeichnung der obersten Gallerie im Theater. Schwei-
zerbote 1828. Syn. Juhe (Bd II 849); vgl. auch , Olymp.'
Ältere Schreibungen: ,Das barendiss.' 1578, L Wikl-
mannsspr. .Paradeis.' Hott. 1666 (neben .Paradys'); AKliugl.
1691. Zu S. Im G Klosterplan von 816/37 heisst P. eine
offene Laube, Säulenballe vor der Kirche um die Apsis herum;
vgl. auch frz. parvis. P. als Lokalname; vgl. Himmel- Rieh,
ferner Hill (Bd II 1137/S). Bür(e)du, Name eines Klosters
zwischen Diessenhofen und Schaffhausen Seh ; uTh. .Para-
dies', Name des Kirchleins zu BEiuigen (, wegen der auge-
nehnien Lage und Fruchtbarkeit des Ortes.' Jahn 1857).
Als Hof- und Flurname Aa ; Ap; BsL. ; L; G (öfter); SchwE. ;
S; Z (öfter). ,Müli, hofstatt und walche vor der meren
statt by sant Leonhard gelegen, gen. im Bareudis.' XV.,
ZStdt. ,Die lantstrass, die da gat zu dem paradiss.' 1418,
ZUnterstr. Urk. ,Es ligt hoch im Adulagebürg eine sehr
wilde Gegend, Paradis genannt, weil sie von demselben so
ganz das Gegenteil ist' JvMüller, Sehwz.-G. I 184. Auch
Dim. : ,im Paredisli' LMegg.t (nahe dabei das , Höllental').
,2 Jnchart Wiesen im Paradisli' ZEgg. ,Das Paradiesli, eine
kleine Wiese in romantischer Einöde, von einem Bächleiu
durchflössen; darum so geheissen, weil es daselbst im Frühling
sehr früh grünt und blüht.' Glur 1835 (BRoggw.). Bäredisli-
Acker AaRinik. Als Hausn. BsStdt; ZStdt. ,Hans Osterricher
zum baredis.' um 1490, ZStdt. .Das hus zum paradys', ein
Chorherrenbof. 1522, ebd. ,Er sig zu Einsidlen zum P. zu
herberg gsin.' 1525, Strickl. ,P.', Name des Platzes zwischen
den beiden Türmen des Bs Münsters. Bs XIV. 11.
Paradisler: 1. (Ba rrdishr) s. Paradis - Epfel
(Bd I 373). — 2. P. (auch Bärrdisli) Föne", scherzh.
Bezeichnung des kältesten Windes, des Ostwindes ZS.
Paradisli, Bärrdisli s. Bd I 373.
Baragg P- ScawMuo., Bardgge" Aa; Bs; B(4lJ);
GrPt., Seh.; Schw; Th; Z (auch -ägge"). in W P-
— ■ f.: verächtliche Bezeichnung eines elenden, bau-
fälligen Gebäudes. Syn. Chlütteren (Bd III 705). Tanten.
E" Strauw-B., grosses, altes Strohhaus AaP., Ke. Name
eines ehemaligen herrschaftlichen Jägerhauses am
Irchel ZBuch.
paranrissi THEgn., päramissi G: Ruf beim Fang-,
Ball- und ähnlichen Spielen, wodurch ein Kind, wenn
| ein Unfall oder ein andrer Umstand es am Weiter-
fliehen hindert, der Verfolgung mit Bez. auf seine
Person so lange Stillstand gebietet, bis es sich ihr
(durch den Ruf lös! von neuem aussetzt.
Entstellt aus frz. permiseion i. S. v. Urlaub. Zum ersten a
Ivgl. Panon, das zweite ist Secundärvoc.
Päraplü Pareplü, BarMü Bs; BE.. Pärgplü FJ.,
3arri FMu. — m.: parapluie, Regenschirm. Botz
iüsige" Dotze'd Bärebli! Ausruf Bs. Der Bärebli-
tyiändler häd g'ruefe": Berbli kof! Scuwzd. (Bs).
Das W. hat in BE. einen vornehmen Anstrich ; die gew.
((Bezeichnung ist Parisol.
Sunne°- (auch dim. Sunne'-Bäreblili) : scherzh.,
||5onnenschirm Bs.
"parasär, paresär, b- (in BsStdt auch barasä): Adv.,
jiar hazard, zufällig AaL.; BsStdt; B; S. B. göt g'rad
:* Metzger durche". JMähly. So seit der Hans, der p.
bim Nebe'pfeister stöt S. — Betont ist in der Regel die
erste Silbe; nur vereinzelt wird für BsStdt die Betonung
angegeben.
I'arasol S 1812, Paresol Aa (Rochh.), BdrfSÖl Bs
Stdt, Parisöl, B- ÄAAarb. (-61), Bb., F., Leer. (-61); B
(-61, im E. auch -hl); VO; Gr; GA„ G.; S, Barisal
AAWett., Magiw. (Spillm.), Parisö Gr, Parisold BBr.,
R., Pardisöl, Pardisöl AaWoIiI. — m. AALeer.; B;
GrÜ.; S; Ndw, II. AaoF.; Bs; GrCIiut, Pr.j L; GA.;
aScHW; UwE.; Zu — PI. unver. GrD.; S, -öl BsL.;
B; S. -öld BR., -Öhr AaWoIiI.; GRChur; Schw; Ndw
— Dim. -oft, in BsStdt Bäreselleli, in FJ. Päräsölti:
1. a) oft dim., Sonnenschirm(chen) Bs; tw. auch B; L.
,Wenn so ein Schlärpli mit Rechen und Gabel auf
der einen Achsel und mit der andern Hand ein Pari-
söli haltend heuen geht.' Gotth. E" Parisöli mit
länge'' Fransle" L. Uha Parisöeli! scherzh. Einschal-
tung, wenn das Gegenteil des Erwarteten eintritt BSi.
,Für ein Parisol.' 1741, Obw Rechn. ,Ein Parilsol.'
um 1750, Obw Tageb. — b) Sonnen- oder Regen-
schirm GRVal.; Ndw. Es Parisö hebt d' Sunne" und
de" Rege" üf Gr. — c) Regenschirm. aaOO. (ohne Bs).
Vo" Barisöle" het-mer iceni? g'wüsst zu miner ZU; ig
weiss, der Pfarrer het der enzig g'ha" am ganze" Leber-
berg S (Schild). [Der Jude] het, wo d' Parisöl im
A"fang vo" dem Järhundert üf clw" si", vil röti Parisöl
co" Paris lo" cho"; vorher het Niemds keine" g'ha" a's
öppe" der Pfarrer und d' Pfarrerne" BsLie. (Meier).
.Der Gerichtschreiber kam mit Säckli und Parisol.'
Gotth. .Ein grüner Hoggenparasol.' S Wochenbl. 1813.
S. noch Hund 1 b (Bd II 1425); dazu: es passt z'säme"
wie-n-e" Hund mit-eme" Barisol. Sprww. 1869. —
2. (PI.) Pflanzenn. a) Parisöler, Pestileuzwurz, Pet.
offle. SchwE. — b) Parisöler, Kuhpilz, Boletus edulis
GRObS.
It. parasole, frz. pnrasol, Sonnenschirm. Bed. 2 a von der
Form der Blätter; zu 2 b vgl. BetOer-Huet (Bd II 1789),
Gh rotten-Sch irm .
Rege"-Parisol: Regenschirm B.
Sunne"-, meist dim.: Sonnenschirm(chen) B; S.
De"" chömme" de"" die Herre"hlt [auf die Alp] mit
SuiDie'parisöli, hei" Händsche" a", ive"" 's Niemer frürt,
u"d mache" so der Löli BE. (Küherlied). Nes bleich-
süchtigs Figürli mit Händschli und Sunne'parisöli
und-eme" mächtige" Beifrock. Hofst. 1865.
Parisöler m. : Schirmmacher GrD. Syn. Parisol-
macher aScHW.
Parisölere" f.: herumziehende Schirmhändlerin
S. Vgl.: Die olti Barisölerfrau, wo all Jör um die
ZU cho" isch. Joach. 1885.
parat, b- AALeer.; Bs; B; Gr; Th, paräd, b- AaF.,
Fri.; BsStdt; Gl; ZO., S., pfrjräd ZO., prät BS.; ZF.:
präd. Adj., bereit (welches eben durch unser W. aus
der lebenden MA. verdrängt ist), allg. Chöme'd, 's
Essen ist p.l Er ist mit Verzeih" glich baräd g'si".
JSenn 1864. Eim paräd stä" 1) bereit stehen, jedes
Winkes gewärtig sein Th; Z. — 2) abpassen, z. B.
um ihn zu sprechen; doch auch in feindlicher Absicht
ZO., S. S. auch Gott (Bd II 512). ,Professiere mich
auch parat, eine Erläuterung zu geben.' Heid. 1708.
Parätra.: Ausrüstung. , Wir marschierten in vol-
lem P. des Gubernators Haus vorbei.' AHerport 1669.
Parätschaft f.: Bereitschaft Bs; Th. Der Unggle*
het si" Krömli scho" in B. EKron 1867. , Handvöllige
1439
Bar, ber, bir, bor, bur
1440
Steine, in P. gehalten, sich im Notfall mit diesen
harten Granaten wieder den Feind zu wehren.' Serer-
hard 1742.
Barat: Wechsel. ,Umb gelihen gelt, so jemand
uf dem spil licht oder uf gewett oder baraten usgeben
wirt, solle niemand recht gehalten werden.' F Stadtb.
— Mlat. barata, baratum; nihd. pärät, b- (m. (Lexer II 205).
Paräsche": nur in den Verbindungen (%') d's Tüfels
(Gl; aScHw), Guggers (GlMoIUs), Hunds (0) P..' als
derber Ausdr. der Verwunderung, des Ärgers, der
Entrüstung. ,In 's Teufels Baräsche ! warum höret
ihr denn nicht auf zu senntnen?' LKInderbitzi 1831.
Aber das, i* d's Hunds P., zo was ist de" auch d'
Arme"pfleg? Der bek. Unbarmherzige (U).
Es liegt nahe, an frz. parage, it. paragio. Abkauft, Her-
kunft, zu denken, die in Fluchen wie etwa au parage du
diable vorkommen und von unsern Söldnern aufgeschnappt
und heimgebracht werden mochten.
ver-parregiere": verbarrikadieren. ,Die Präti-
gauer haben sich in das Vorstädtlein Mayenfeld be-
geben, angefangen sich zu verschanzen und zu v.'
1622, Absch.
„Pareisig f.: Vorkehr, Veranstaltung, z.B. an einem
Werkzeuge, Hause BSa." — Das syn. A"reui"<j macht die
Annahme eines Irrtums wahrsch.
baren: refl., sich gebaren, gebärden, ,0b ieman
in der vogti den andren gevarlich sech umbgan oder
sich gevarlich b.' GGebertsw. Offn. ,Si baret sich so
betrüeplich, dass man wol sach, dass kein fröd in ir
herz was.' 1475, Volksbb. ,Sich, wie glouben für das
usser baren, darston und zeichen neraen, genommen
wirt.' Zwingli. ,Die, so einfaltig da uss sich haarend
und innen ryssend wolff sind.' HBdll. 1531. ,Narr:
Machend wyte, lieben gsellen, so kann ich mich oucli
Herrisch b.!' NMan. ,Und baretend sich so vast mit
schrien und pflfen, dass man ir wol gewarote.' Vad.
,Exudare causas, häftig reden und sich b., das eim
der schweiss ausgat. Exercere principem, sich fürst-
lich stellen und b. Alienuni fortunse suse vultuni
gerere, sich nit nach seinem stat b. oder tragen.
Gestire, sich b. oder vor fröuden etwas bärden treiben
oder aufspringen.' Fris. ; Mal. .Tatend der glychen
und baarentend sich, glich als ob iren vil were.' HBdll.
1572. ,Es lige nichts daran, wie sich der mensch
eusserlich bare [d. i. bare], wann er bete: er strecke
die armen von sich oder heb die händ zuosammen,
er knüwe oder stände.' 159b', Zellw., Urk. (Ap).
Mhd. baren, mir schwach bezeugt gegenüber dem gewöhn-
lichen ge-bärcn. Conj. ,baroti.' 1523, Egli, Akten.
er-: refl., sich aufführen Gl (Rochh.). Prägn.,
ungebärdig tun; sich abmühen Gl. „Sich recht lustig
machen, ebd."
Bure" BsLie.; B; GlK.; GA., G., W.; SchwE.,
Bare' III Aa; Bs; Bllk.. M., U.; L; GBatzenh., Sa.;
Scu; SchwE., Pfäff.; S; Tu; UwE. (neben Barne*);
Zo; Z, Barne" BBr. (-ä-J, Ha., Sa.; LSchüpfh.; P;
Schw {-ä-J; TB.; Uw (-ä-); U, Barn Ap, Barme* Gl
(-ä-J; G*.(-ä-J; Obw (-ä-J; U; W, Börme" UHospent.,
Barm GRPr.; GT.; W — m., in Bs; BHk.; P (Schott) f.
— PI. unver. B; GA., sonst mit Uml. — Barni n.
BBe.f-rt-J, f. BHk., ll.(-ä-), Sa., Sigr. (-ä-J, Si., Thuner-
see: 1. Vorrichtung im Stalle zur Aufnahme des dem
Vieh vorgelegten Futters. .Ist, das einer komt für
unser dorflüt und si bittet, das man in lass sine ge-
zimmert bessern, dem soll man erloben ein sollen oder
ein brügi old ein barnen old ein tillboum oder ein
rafen, ein sporlatten oder ein first.' 1433, UwBuoehs
Offn. ,Der esel weisst sinen baren oder kripfen.'
Gualther 1559. ,0er Kuhhirt gibt seinen Bindern
das Futer in der Krippe oder Baren.' Spleiss 1667.
a) Futterraufe über der Krippe für die Pferde, vieler-
orts aber auch für das Rindvieh AaB., Fri., Hold., St.,
Wohl.; Bs; BHk., M., Si. (Barren), U.; GSa., W.; Scu;
S; Th; W; Zg; Z. Syn. Leiteren 3 a (Bd III 1497); vgl.
auch Heu-Leiteren (ebd. 1498). Das Vieh z" B., a* de*
B. stelle*, im Stalle unterbringen und füttern BO.;
GRPr.; W. Zwänzg Chueli si* jez z' B. g'stellt, stehen
im Stalle BO. Wem-mu" im Herbst d's Yech im Voll-
mond z' B. stellt, so l'risst es den ganzen Winter
weniger und bleibt doch besser ,des Leibs' W; vgl.
Liecht-Mess (Sp. 449). Dem Vieh in-nu* B. ge", es
(im Stalle) füttern W. D' Milch mues' durch de* B-en
i* Z; vgl. Mal 1 b (Sp. 179). Me* mues' de* Chüene*
d' Milch zum B-en i* schoppe". Nat.-Kal. 1884. Bim
rolle" B. ist guet feiss werde" ZW. Er will am rolle"
B. verhungere* Sch. Vo* Juge't üf am volle" B.
g'stande* si*, die Not des Lebens nie gekannt haben
ZZoll. Bim vollne" B-e" mues'-me* spare" Aa. D' Boss
schlönd denand nüd bim vollne" B-e", kein Ehestreit,
so lange Vorrat genug ZPfätf. D' Boss schlönd enand
nuf bim läre* B-e* ZKn.; ähnlich Joach. 1881, 41. Am
Iure* B-e* stö*, nichts zu essen haben B; S. Ob-dem
läre* B-e" zangge", von armen Eheleuten, die im Un-
frieden leben SchScIiI. 's gV't vil Strit um-en läre*
B-e", Armut verursacht viel Streit SoHSt. (Sulger).
,Sich um den leeren Baaren schlagen.' Sprww. 1824.
'»• Boss häd de* B-e* g'fresse*, von einem brennend
magern Pferde Z. Mangel am B. müend d' Lüt er-
fare" oder: z'erst chunnt 's an B-e*, und dann müend 's
d' Lüt erfare* ScHSt. (Sulger); vgl. Hunger 2 (Bd II
1448) und Chripf (Bd III 845). Wenn d' Hungersnot
i* d' Tischdrucke" geit, so geit-si auck i" B. S (Schild).
I" B. briiele", von hungerndem oder noch nicht ge-
sättigtem Rindvieh B. ,Ein Pferd, welches durch den
leeren B. wiehert.' Gotth. De" ganz Tag, all am B.
stö", beständig mit Essen beschäftigt sein ThHw. Eim
de* B. [Brotkorb] höcher henke* Th. Der Barmu"
hechrun, hejer tuen, lipfen, Einen knapper halten W.
.Er liess ein Jodeln ertönen, dass seine Kühe in den
Baiiren fuhren.' Gotth. ,Sellig Lüt hätte man bald
im B. obe", sie grupen bald ein', so furchtsame Leute
habe mau bald erschreckt, gemeistert, eig. von Pfer-
den, die im Stalle von hinten unversehens gepeitscht
gegen die Raufe aufsteigen, ebd. S. auch Grind (Bd II
761 u.). Der B. im Geg.s. zur niedrigem Viehkrippe:
Wir a* d' Chrüpf giboren ist, chund nüd an'n B. ZW.;
ähnlich Bd III 845. Mit spec. Bez. auf die Bar-Lucken
(Bd III 1256) von einer lichten Stelle am Himmel:
's gi"t schlecht Wetter, der B. isch off S; vgl. Bai-
chen 3 e (Sp. 1190). — b) Krippe, an die das Vieh
auch angebunden wird AaF., OEnd.; BO. (in Ha. Bar-
nen, sonst Barni); Gl; Gr; L; P; GA., G., T.; Schw;
Uw; U; W; ZLunn.. Wettsw. Syn. Chripf (Bd IH
845). Auch Futtertrog für Schweine AaF. .[Möchte
es eben so schlimm wie dem diebischen Knecht er-
gehn] den wirten, die mit gevsrden länt ir barn loch-
recht, und si hänt ir swingadem ander dem barn!'
Schachzabelb. ,Oie Kripe, Kripfe, Baren, prssepe.'
im
Bar. her. liir, bor, bilf
144 2
Reh. 1662; ebenso Denzl. 1677; 1716. Dem Veh geid's
nid bis, es hcd de» B. volle" BHa. De' Chilene" de"
B. üssrüme" Gr, d' Bami rüme" BO. Wenn e" Mus,
wen» d' Chile frisst, dürc'' de" B. lauft und d' Cime
erschrickt, sc uberchunt-sch' am Lxb Chnüdere" Gr.
Man soll den Cliüenen nun dürch den B. zielin, auf
einmal wenig Heu geben GRKlost. Er tuet 's Haider
zum B. chere", zäumt ilas Ross am Schwanz auf, fangt
Etwas verkehrt an U; vgl. gegen Ia .3 ß (Btl II 141).
Machen wie d' Rinder an der Bami, sich ungezogen
benehmen BR. Zuweilen fällt ein unruhiges Stück
Vieh rücklings in den Barren und erdrosselt sich mit
der Kette, falls nicht schnell Hülfe kommt; daher die
Abfertigung an einen ungeduldig Drängenden: Du
wärst eppe" nüd i" d' Bami g'hljen '. ebd. .Und ob
sich semlich ungefell zuetrüeg, das der ingetanen
rossen etliche in ein harnen vielen [usw.].' 1531/44,
Schw LB. ,Doch hilft an dir kein warnen: der ruem
bat dich erkickt; bis dir an deinen barnen dein veech
alssamt erstickt.' Val.Tschitdi 1533. Am B. si", durch
Hindernisse gebunden werden, nicht frei handeln kön-
nen UwE. Eister bloss am B. sueche" chlebe", nicht
von Hause weg, nicht in die Welt hinaus kommen
SchwHö. Nie me ab B. cho", nicht los kommen Z
NGlatt. Einen e> B. tribe" BO., fitere" BO.f; ZWettsw.,
.zum B. treiben' (Spreng), in die Schranken, zur Ord-
nung weisen, zum Gehorsam zwingen. Me" hiid de"
Söubursch recht zum B. g'füert ZWettsw. Mit irrtüm-
licher Anlehnung an .Barre', Schranke: ,Ich nehme
den Clemens, den Bischofsberger und einen Land-
jäger, und wir treiben die Kerls schon zur Barre
[zwingen sie zur Wahlurne zu gehen].' S Anz. 1874.
In der ä. Spr. .zum B. bringen.' .[Eine hohe Obrig-
keit] erkennt, fahls beharrlicher Widerspenstigkeit und
Ungehorsams die Winterturer zum baaren zu bringen.'
BossH.-Goldschm. ,Gott wirt die gottlosen, wenn die
mass irer sünden voll ist. wie man sagt, zum baren
bringen.' LLav. 1582. .Man möge in mit Gottes hilf
lichtlich zum baren und ghorsamme bringen.' Grob.
Chr. 1599. .Herzog Hunald, der sich abgeworfen und
Unruow anzuerichten vor hatt, ward geduscht und
zum Baren bracht.' JJRüeger 1606. ,Ward von König
Pipin widernm zum B. und der Gehorsame bracht.'
ebd. ,Wir lassen uns durch die göttlichen Gerichte nur
nicht aufwecken, wil geschweigen zum Bahren brin-
gen.' JMüller 1666. .Wartet nicht, bis dass die er-
schrockenliche Stimm Gottes uns zum Baren bringen
müsse.' FWvss 1670. .Also kan Gott den Menschen
gehorsam machen und zum B. bringen.' ebd. 1672.
, Zum Baren bringen, ad obsequium redigere, in laqueum
inducere.' Hospin. 1683; ebenso Denzl. 1677; 1716.
,Ich will dich wol zum Barren bringen, in laqueum
te inducam.' Met., Hort. 1692. Anders: ,Die kriegs-
kneehte durchbrachen alle gemacher und brachten
zum b., was in der stadt verborgen lag.' DZwinger
1586. A* B. cho", zu einer einträglichen Stellung
gelangen L. De" B. wexle; die Krippe wechseln,
auch von Menschen, an einen andern Tisch kommen
Gr. ,Das ir die pfaffen, die dem evangelio wider-
sträbend, ab dem barmen entbindend, zeigt an, das
ir zuonemmind an dapfergheit.' Zwingli. ,Ich kan ein
gwaltiger chorherr sin und hab ein hüerlin an dem
bärren.' NMan. ,Dorzuo mit kleidung herrlich gan,
ein ross und huorn am barren han.- HBüll. 1533.
,Der pfarrer hielt nit nun ein, sonder zwo kellerin
Schweiz. Idiotikon IV.
am baren.' Grob, Chr. 1599. .Am Baren halten, alere.'
Denzl. 1677; 1716. — 2. (Barne", Fl. Bärne") An-
bindlehne für das Vieh auf Weiden Ndw. — 3. (Barn,
PI. Barn) .Heuboden, der nur wenig über der Tenne
und tiefer als die Decke des Stallstockes steht' ApK.;
ThHoi-ii (TTobl.). — 4. (Barme") Stall für Bergheu Gr.
Ahd. hämo, mhd. vereinzelt harne, sonst harn, in Bed. 1
und 3. Vgl. auch Schm.-Fr. I 278; Gr. WB. I 1137. 1139.
Die Form Bare* lässt ein ahd. 'harn erschliessen ; vgl. das
Nebeneinander von «ferro : sKrno.
Und er-: 1. (U.-Bäre*) = Baren 1 b AARickenb. —
2. „(U.-Bären, -Barnen) Stange oberhalb der Krippe,
welche das Vieh verhindern soll, mit den Vorder-
füssen in dieselbe hinein zu treten Schw; Zg." — ■
Für-Barme": gegen die Brust des Viehs gekehrtes
Brett an der Krippe GnKlost. — Geiss-, Gitzi-:
Krippe für (junge) Ziegen Gr. — Hüsli-Barn: Fach
für das Papier im Abort ScHwBrunn. ,Ob das Hüsli-
bärneli mit Streui oder Bapier versehen sei.' Schw
Maitlivogtbrief. — Chue-Barme": Krippe für Kühe,
Rindvieh Gr. — Kalber-Baren: Krippe für Kälber.
,Vom k. im küestall ze machen.' 1570. ZGrün. Amts-
rechn. — Ross-Barme": Krippe für Pferde GrRIi.
,[Den Franzosen] was zu fliechen so not, dass si ir
halftern von den rossbaren schnitten.' 1511, F Sehrei-
ben. ,Pfäl zun rossbaren, sail zun zälten, rosshätten.'
G Hdschr. ,Zwei mal brucht N. N., als er die buech
zum rossbaren füert.' 1573, ZGrün. Amtsrechn. ,[Ins
Feld sind erforderlich] Trog, Rossbären, Muelten
[usw.].' Kriegsb. 1644. S. noch Gr. WB. VIII 1253. —
Söu-Bare": Futtertrog für Schweine L. — Schäf-
Barme": Krippe für Schafe Gr.
barne" ApK., M., barme" WG.: 1. reih, sich zu
Tische setzen WG. Barmet-ech! — 2. ,die Bürde Heu
auf der Emporscheune gleichmässig verwerfen' Ar
(TTobler). — Mhd. Immen, eine Krippe machen; zur Krippe
gehen.
Bärete" BU., Barnele" BSi. — f.: ein Barren,
eine Krippe voll (Futter). ,Die Kuh lässt Barreten
voll stehen, wenn sie satt ist.' Gotth. .Hansli gab
den Kühen eine neue Bahreten.' ebd. Bildl. De"
han-ich schön abg'silferet [Dem habe ich gehörig meine
Meinung gesagt], Der het e" B. it"d wird wol es
Wiltsehi schwige" BU.
barrete": dem Vieh das Futter (in den Barren)
geben PA1. Stand nid lang, um-mer eherne" helfe"
barrote"! non fermarti a lungo, per venir ad ajutarmi
a dare il pasto alle mucche.
zitzi-bäre" ZRüml., -pure" ZZoll., -bare" t
(Spillm.): 1. Ruf der Meise, Parus cserul. aaOO. Der
volle Ruf lautet: z., z.l und darnach: Judit, Judit!
ZRüml. ,Zizibären, faule Mähren, spinn, spinn!'
Schimpfr. 1651 (Ruf der Meise). — 2. Subst. f., die
Meise, Blaumeise Z (Spillm.), Rüml. Andere heissend
es [das Tannmeislein] von seiner stimm zilzelperle,
dann es singt zul, zil, zap.' Vogelb. 1557. — Vgl.
Wackernagel, Voces 26; Winteler 1S92, 16 u.
Mrett UwE., barst Ndw: 1. geschickt, anschlägig,
flink „AaF. ;" Uw. Der ist e" baretC Purst, er hed 's
uise"'brächt Ndw. — 2. „listig, verschmitzt Uw."
St.'s Schreibung J>äret' ist sicher falsch. Man ist ver-
sucht, an eine Kontamination aus^arö? und adrett zu denken.
Bare't (Dim. Baretli) AaWoW.; BStdt; ZZoll.
(Dim.), Berit AaWoIiI., Birst L; Ndw; W — n. (in
91
1443
Bar, ber, bir, bor. bur
1444
der ä.Spr. auch f.): Barett. Spec. a) als Bestandteil der
geistlichen Amtstracht Aa; L; Ndw; W; ZZoll. f .Ich
will ir [der Priester] unwüssenheit anzeigen, ungeacht
wie geleert der klein finger oder das baret gefarw
sye.' Zwingli. ,Hr. Bullinger trüge täglich, auch auf
die Canzel, auf dem Haupt eine Parete.' Mise. Tig.
1722. — b) eine Art niedern schwarzen Filzhutes mit
gleichförmiger schwarzer Krampe, nicht selten mit
goldenen Ketten geschmückt, als Auszeichnung der
Ratsherren BStdt (bis 1798). 's Baretli übercho", Mit-
glied des grossen Rates werden BStdt f. Und het-si
a" Verstand kei's Übermäss g'ha", so het-si-mer doch
d's Baretli 'brächt und mit dem B. si' swö Vogteie"
cho". Ende XVIII., B Taschenb. 1881. ,Der Patrizier
sah in seinem Jungen einen Schultheiss mit dem Ba-
retli auf dem Kopf.' Gotth. ,Wo sind die guten alten
Zeiten, wo der gemeine Mann demütig aus der Laube
auf die Gasse hinausflüchten musste, wenn er einem
gnädigen Barettliherrn begegnete?' B Fresspredigt
1877. ,[Es wird verordnet] dass, welcher um ein ampt
würpt, schenke gibt, bareten macht und derglichen
tuot oder verheist, dem sol keins geben, oder, so ers
also überkäme, von stund an genomen werden.' 1525,
B (Ansh.). Eine .Ordnung der Baretlenen halb' vom
J. 1675 bestätigt eine ältere Verordnung, wornach die
.Bürger' oder Mitglieder des Grossen Rates , Baretli',
die Ratsherren (Mitglieder des Kleinen Rates) im Rat-
haus und in der Kirche ,hoche Baret' tragen sollten.
.Aller Sammet soll männiglichen zu tragen verbotteil
sein, äussert was an Parreten, Perüssen, Schlüpfen
[usw.] gebraucht wird.' B Luxusmand. 1715. S. noch
die Anm. zu Leid-Huct (Bd II 1788). — c) der seit
dem 15. Jahrb. zur Männertracht gehörige (niedere)
Filzhut der Männer übh. ,Der herzog hat uf sinem
houpt ein schlecht schwarz pyrret' 1473, Bs Chr.
.Der jung Küng hat ein baret in der not [bei Grandson]
verloren ; da hat man im dis [aus der Beute] darfür
geben.' 1476, L Beuterodel. ,Vil paretly [der Schiff-
brüchigen], das in das mer fiel.' HsSchürpf 1497.
Hans von Griessen hat vor Rat öffentlich dem Michel
Hag zu Wyden .den kämpf gebotten und sin birret
dargeworfen.' 1508, Z Ratsman. Um 1503 kamen auf:
,an mannen an statt der zottenkäplin, hoch baretlin,
filzhüetlin . . . zottet hüet, sturmbaretlin [usw.].' Ansh.
,1480 jar und vorhar was der bruch, vil silbers ze
tragen an wamslaren, an tegen und grosse silberi ror
an den hüeten und pirreten.' Vad. .Die us den hin-
deren truegend tannestli an iren pareten.' Val.Tschüdi
1533; s. auch Tann-Grotz (Bd II 838). ,Gar ein hüpsche
baret, die hat mir kouft myn bas Gret.' Ruef 1540.
,Du sitzst ald stast, so bhalt die leer: 's bareet züch
ab, zeig inen eer.' Fris. 1562. .Schwarze baret der
guten gattungen, Schwytzer baretli 18 stück.' 1571,
Z Inv. ,Alle Knaben und Mannspersonen sollen bei
dem h. Tauf Baretli (oder Leidhüet. 1703) tragen.' Z
Mand. 1691/1735. — d) Kopfbedeckung der Frauen.
.Sonderlich aber [sollen] die Dienstmägt keine sydenc
Harschnür, güldene, sammet oder sydene Hüben, keine
ufgestellten Paret oder Hütlin [tragen].' B Mand. 1628.
Frz. barrette, bfret, it. berretta, mlat. birretn, birretum,
bam tum.
Blatten-. ,[Um 1521 kamen in BStdt als Mode
auf j blattenbaretli, schläpli, ouch von sammat, und
schuoch, an zehen hangend, und doch zwifach türer,
dan vornacber puntsehuoch.' Ansh. — Schwizer-.
.[Beim Einzug Kaiser Ferdinands in Basel, den 8. Jan.
1562] gieng neben Ihrer Maj. zu Fuess der Herr Burger-
meister Krug, drug sein Schwizerparretlin in der
Hand.' FPlatt. 1612. S. noch Baret c. — Sturm-:
Mütze mit Schirm (.Sturm'). Ansh.; s. Baret c. —
Tatsch-: flaches, niedriges Barett? Vgl. Tätsch-
Chappen (Bd III 397). ,2 tatschbaretli.' 1571, Z Inv.
Barri: Hundename Bs; Th; Z.
pariere": 1. Folge leisten, gehorchen, sich fügen
Bs ; B ; SchwE. ; Z. D' Magd ivitt nimm p., si macht was
si will. Breitenst. Ordere" p. B. Es wott-mer nit p.,
von einem Werkzeug, das den Dienst versagt. Id. B.
,Dem Ammann p. und gehorsamben.' 1664, AAWett.
Klosterarch. ,Wenn Jemand nicht p. wolle, so werde
ihm Pfand genommen.' 1734, Absch. — 2. pharierc",
beharren, Bestand haben AaF., Ke.; Th; ZBenk., O.,
rS. Er pariert d'ruff, er hed (AaF., Ke.), ist (ZZoll.)
d'ruft' pariert, er beharrt(e) auf seiner Behauptung
Aa; Th; Z. 's Wetter pariert nüd, ist unbeständig Th;
ZBenk. Tr., aushalten Ap; Z rS. Er mag 's nüd p.
1 entlehnt aus lat. panre; s. Gr. WB. VII 1461. Zu 2
vgl. be-harrieren (Bd II 1516).
üs- I: 1. parierend ausweichen, beim Fechten S
(Schild 1873, 109). — 2. bis ans Ende beharren, aus-
halten ZS.
üs-pariere" II: aufbegehren Ni>w. — Nif. zu Bs-
balieren (s. Sp. 1183 u.).
„Barrifel m.: ein Stein zum Barrifelspiel L."
„bar(r)ifle°: mit flacher Hand Steine aufwerfen
und dieselben mit umgekehrter Hand auffangen, ein
Spiel der Kinder L." Vgl. bebschien (Sp. 947), bärbstlen.
barrig (St.1*), „barig": steif, sperrig, zunächst von
Tuch, das sich aufträgt „L." — Zu ahd. bamn, rigere,
starr emporstehen. Vgl. bar-hämmig (Bd II 1271).
hoch-: hochfahrend. Der Pfarrer zu Bülach ,syg
unzüchtig [zuchtlos], hochbarig mit kostlichen kleid-
ren.' 1528, Egli, Akt. — Vgl. ahd. barrunga, superbia.
llarili Ich i f. .Ein silberne Barillen sampt der
Giesskanten, von wysser glatter Arbeit, haltent zu-
sammen 164 Lot.' 1653, L Silberschatz. ,Ein silberne
Barillen sainpt den Esquieren, alles von tribner Arbeit
und gesprengt, vergült, 244 Lot.' 1663, ebd. .Zwei
ganz vergoldete und eine zierdvergoldete Baril mit
zwei Eghieren.' ebd. S. Z Anz. 1881, 172/3.
Vgl. nihil, baril, jmrel, baril, Pokal, Fasschen; zu frz.
baril, it. barik, mlat. bariltus.
barillin; von Beryll. .Ein parillin paternoster.'
XIV., B. .Ein barillen bätti.' XV., L Inv. .Ein ba-
rillin paternoster mit versilbertem herz.' 1502, L Inv.
,Zwei barilliner steine [unter Dingen, die zur Schatz-
gräberei dienen].' XVI., Bs. — Zu mhd. bariBe, Nbf. von
beriUe, lat.-gr. berylluß.
Baring: Benignus Zg.
paripa: im Kinderreim unter Biber-Nüssli (Sp.
829 o.). — Dürfte unmittelbar oder mittelbar auf lat. pm-
impar, grad ungrad, zurückgehen.
Paris I (Baris BsStdt; Tu; ZZoll.): die fran-
zösische Hauptstadt, allg. (Me" macht nwj Ei"s um
's Ander (oder Ei's na'h-cm Andere*) wie ;' P., Be-
schwichtigung eilfertigen Drängens BsStdt; B; Z.
Wenn Jmdes Hosen, Schuhe usw. sehr schmutzig
sind, sagt man: Du nutest ditii Hose", Schnell go* P.
1445
Bar, ber, bir, bor, bur
144t;
schicke' für se .-' putze" 11. S. auch Kamin- Feger (Bd I
687), Glogg (Bd II 610), Löffel -Schlifft, 's ist ei'
Dreck, P. und Parschiss! 's ist ein und das selbe.
Eins so nichtsnutzig wie das Andere L (derb).
Zur ersten KA. vgl. frz. ü faut fain comrne m fait <"<
Paria, il/uut laiaser pteuvoir. Die letzte soll eig. bedeuten:
mit den Franzosen ist man so wie so angeschmiert, und sich
bezieheu auf die Nichtauszahlung des Soldes an die schwei-
zerischen Söldner in französischen Diensten. Alte Beziehungen
zu Paris bekundet folgeuder Beleg: .Gertrud, Witwe Burk-
hards genannt von Baris, gewesenen Schiilthcissen zu Brem-
garten, und ihr Sohn Jakob von Baris.' 1279, Aa Urk.
Pariser: 1. Zuname Jmdes, z. B. eines Hand-
werkers, der längere Zeit in Paris zugebracht hat.
,N. N., vulgo Bariser Schinder. ' XIX., ZSth. ,N. N.,
vulgo Bariser Schuhmacher.' ebd. — 2. Pariserli,
kleinste Sorte von Schuhnägeln mit breiten, runden
Köpfen B. Syn. Pariser Nietli (s. Sp. 851).
pariserlen: unpers., nach Pariser Art zugeben.
,N. N., der die Vormittage erst nachmittags um zwei
Uhr mit dem Mittagessen schliesst (der Einzige an der
ganzen Bucheggberg-Sonnenseite, bei dem es so halb
und halb pariserlet).' Gotth.
Paris II: 1. (Bare'is UwE., sonst dim. Parisli Ar,
Btirisli ZStdt, Parisi, B-, Barisei, Bariseli, Barisei,
Barixeli L) Name für (kleinere) Hunde L; UwE.; Z,
für eine gewisse Schattierung von Hunden Ar. .Paris'
hiess das Hündchen des Sennen in der Klaridensage.
Lüt., Sagen 204. , Meinst du, ich sei dein Parislein?'
SrRww. 1824. .Baris, der bund [aus L].' 1504, Z Glücks-
hafenrodel. — 2. (Parisli S, Pariserli Th) Äpfelsorte
Syn. Paris-Opfel. — 3. Pflanzenname, a) (Parisli GG.,
Pariserli G oT.) Traubenhyacinthe, Muscari racem.
— b) „(Barisli) Vergissmeinnicht, Myos. pal. Obw."
Zu 1 vgl. den Hundeuamen Ihktor als Gegensatz. Zu 2.
Der Apfel des Paris wurde als Granatapfel gedacht (mhd.
pans-ap/el, malogranatum). Doch liegt auch eine blosse Ent-
stellung oder Unideutung aus Paraduli (s. Paradu-Epfd Bd I
373) im Bereich der Möglichkeit. Zu 3 a vgl. die in die
gleiche Familie gehörige Paris quadrif., frz. parisette, herbe
ä Paris. — .Claus Paris.' 1400, Z Katsb.
Paris III: = Paris-Chorn (s. Paradis-Chom Bd III
473). ZnrVerfälschung von Pfeffer verwendet: .Pfeffer-
bulfer: II lib. pfefter und V lib. parys darunder.' 1594,
L (Visitationsbericht über eine Apotheke).
Parisli: Bezeichnung eines .luftigen, etwas frivolen
Frauenzimmers' ZStdt f. — Übertr. von Paris II l?
bärix: in der Verbindung nix b. (auch AäF., Ke.),
nichts da; s. Sp. 884.
Viel), entstellt aus frz. par ici durch Anpassung an nix.
Die RA. könnte ausgegangen sein von dem abwehrenden Rufe
»w- jxtr ici! den unser Volk von Wache stehenden fran-
zösischen Soldaten während der Invasionszeit oft zu höreu
bekommen mochte. Vgl. issiparUai (Bd I 547).
Barixel m.: 1. Beispiel, Muster L f. Nur in scherzh.
S. von Personen (vgl. Muster 1 b Sp. 544): Wol, uvl,
du bisch-mer e" nette B.! — 2. in der scherzh. RA.:
Der verstät, kennt, merkt de" B., Der versteht sich
drauf, hat eine feine Nase Ar; ThHw., Müllb.; Z.
Vgl. Bränz, Tubak.
Wahrsch. Verstümmelung von frz. par exemple ; vgl.
Exemprl (Bd I 022), zum Lautlichen nam. das dort ange-
führte par Ixempel.
Parol f.: 1. das gegebene Wort, Versprechen.
Es muess verschribe" [schriftlich fixiert] si"; de" weg
muess-er Paroli halte". Wolf, l!el. Gespr. — 2. ,Pa-
röl(en)', leere Worte, Geschwätz. .Sunt fabuls, sunt
par ölen.' Vad. II 200 (Randbemerkung zu einer über-
triebenen Behauptung). .Aber der fürst[-Abt] uf her-
schaft und uf richtumb stelt, sich salben lasst mit
judenöl, mit kntten, schmer und mit parül.' ebd. III
428; zu .paröT die Erklärung: ,die Franzosen haissend
parola fabeln und tantmär.'
Barometer: 1. Bar(.:)meter kuSt, Wohl.; S; Th;
Ndw (auch Barmet); Z, Bammeter AaoF., Bal(<Jmeter
Ta-Arb.; ZWetz., Barometer AaF.; BHk., U. (1-«-);
TBSteckb.. Bdremmeter BR., Burmct(er) Nnw, Barncter
SchScIiI.; UwE., P- Sch oHa. ; Scuw, Baneter GA., T. ;
ScuRüdl.; TuWängi; ZO. (auch P-), S., Bärneter GG.,
P- Sch oHa., Biinitir SchwE., Parli ApM. (selten) —
m., wie nhd. B. ufe", Regen abe" SBib. Der B. ist
g' falle", stüt schlecht, aucli mit Bez. auf einen schlecht
gelaunten Menschen UwE. — 2. Baromcterli, stinken-
der Storchschnabel, Geranium Rob. Gl. — Zu 2. Die
Pflanze zeigt mit ihrem Schnäbdi das Wetter an.
Barö'n in.: 1. wie nhd. Der B. spile", vornehm
tun BsStdt. Wie-n-en Barän, vornehm, stolz ZZoll.
De" Baröndli, Spitzname eines Gauners ScBBarg. —
2. Kuhname B.
barii'sch2, p- (nach einer Angabe -Ö«-): barsch,
trotzig, selbstbewusst Gl. D's B., das barsche, ent-
schiedene Auftreten. — Aus baro(n)'sch, also Abi. vom
Vor. V Vgl. auch herrösch (Bd II 1553).
barröst. .Etlich herren bettind [in der Schlacht
bei Sempach] gern ir hämisch und züg von inen ge-
worffen und b. gestritten ; do möcht inen nit so vil
wil werden.' Tschüdi I 526.
Könnte ein mhd. 'bar-ri'tste sein, = in blossem Rast, wobei
allerdings das Bedenken besteht, dass Rust das Gewaud des
Ritters ohne den Harnisch bedeutet haben müsste; s. übrigens
Rust. Mhd. lar-russe, auf blossem, d. h. ungesatteltem Pferde,
das sich lautlich mit unserm W. allenfalls zsbriugen Hesse,
ist aus begrifflichen Gründen lern zu halten. Vgl. auch Gr.
WB. I 1140.
Barfigge" (PI. Barügge", -ugge") Ndw, Berügge"
BsStdt, Barügge" Aa; Ap (-ögge'J; Bs; B; L; Z (auch
P-J, Berügge" Bs — f.: 1. Perrücke, allg. Etisi Herre"
hend d' B. vor-em Jör a" Nagel g'henkt. Häffl. 1799.
.Blonde Parüquen.' JJUlr. 1733. 1755 haben zwei
Lungerer gedroht, dass sie an der Landsgemeinde
,d' Parüggen steupen, das in Luft ummen flüegen.'
AKüchler 1895. Scherzh. entstellt: Warumb tragend-
er numeda jetz ei" Baracka? GOldi 1712. Übertr.
auf einen üppigen Haarwuchs: Du hast e" B.! Bs
Stdt; Z. — 2. Beruggli, Pflanzenn. = Wiber-List 2 b
(Bd III 1474) Z (Dan.).
It. parruca, perruca, frz. perruque. Italienische Herkuuft
verrät unsere Form auf -üggen; für Bs ist aber eher an
analogische Neubildung des Sg. vom umgelauteten PI. aus zu
deuken. Der Wortacc. liegt auf der zweiten Silbe, nur B spricht
Biiriiyge". B. als Zuname (wohl den Träger einer Perrücke
bezeichnend): ,Jak. Maurer, gen. Perügli.' 1780/1854, ZSth.
„Barrüsse"", .Perrüssen' f.: festlicher Baretthut
der Mitglieder des täglichen oder kleinen Rates zu
Bern vor 1798; in der unter Barett erwähnten Ver-
ordnung v. J. 1675 als .hoche Baret', seit dem gleichen
Jahr aber auch in amtlichen Quellen als .Parrussen,
Perrussen' bezeichnet. ,[Bei der zu Ostern erfolgen-
den Bestätigung oder Wiedererwählung] trug der ganze
1447
Bar, ber, bir, bor. bur
1448
Rat die schwarze Amtstracht mit Seitengewehr und
seidenem Mantel; als Kopfbedeckung den Sammethut,
höher für den kleinen Rat (Perrüsse), niedriger für
den grossen Rat (Barret), bei Vielen umwunden mit
schweren Ketten Goldes.' EFvFischer 1868. .Aller
Sanimet, er seie glatt oder geblühmt sowohl als andere
kostbahre seidene und baumwollene, deren Ellen
breiter Zeug . . . soll männigklichen zu allen Zeiten
und aller Orten zu tragen verbotten sein, äussert was
an Paretten, Parüssen, Aufschlägen der Mannsröcken
|us\v.] gebraucht wird.' B Luxusmandat 1715; ähn-
lich 1728.
„bäri: nur in der Verbindung er ixt b. a) ist ein
Lump, hat nichts Sch. — b) ist tot (roh), ebd."
Kutw. aus frz. perl oder, durch die Schulspraehe ver-
mittelt, aus dem bei deu Komikern so häufigen perii, mit
mir ist's aus.
Biiri f.: bleibender Nachteil, Schaden, Nachwelten.
Syn. Letzt (Bd III 1561), Näggi (Sp. 704). E" B.
deren" träge" ZLunn. Er hat e" B. dervo" Z Stall.
Biirli I: verschnittenes Ferkel SchScIiI.
Dim. zu ahd. barh (Nbf. zu ahd. barg, s. Barg), ver-
schnittenes Schwein, wie Fiirli (Bd I 921) zu farh.
Bärli IL ,Genus lampretse alterum, ein bärle.
b erlin, beding, bei den Niderlendern pricke.' Fischb.
1563, 181. ,Ein sprüchwort hat man: ein berlin ist
des lempfinds bruoder.' ebd. — Vgl. Oken, Tierreich
3, 36 f.
Bärli III: Branntwein AALindenb.
Baiiri, P- n. (PI. unver.): 1. maskierte Person.
Spec. Popanz um Weihnachten, Mannsperson, die als
abscheuliches Weibsbild in wüste Fetzen gekleidet
und mit vermummtem Gesicht, in der Hand einen
Besen haltend, als Begleiter des Glutigels sich auf den
Strassen herumtreibt LG. (Archiv f. Volksk. II 228).
Vgl. Chlungen (Bd III 658). Auch von den Kindern, die
zur Fastnachtzeit maskiert oder mit geschwärzten Ge-
sichtern, in Kleidern, die aus bunten Lappen zsgestückt
sind, von Haus zu Haus gehen, um ihre Sprüchlein
aufzusagen, ebd. — 2. (auch f.) magere, zerlumpt
aussehende und unanständige Weibsperson L. Si ist
nes rechts P. — Vgl. Baui (Sp. 896).
per phcr: 1. durch. In der RA.: er isch p., durch-
gebrannt Bs, ruiniert, tot ZStdt. — 2. = frz. par
(distrib.). wohl allg. Per Pfund, Ma"" usw. ,Sie
sollen per das Pfd 25 ß bezahlen.' 1725, Z Urk. —
Lat. per. 1 aus der Studentenspr. ; vgl. t.r.
Per n.: als Kalenderzeichen, Erdnähe des Mondes,
perigEeum B; S. Schuelmeister, wenn- der V schütte"
weit, so b'schüttet geng im P. Schwzd. (B). 's isch
selb AbrelleHag just im P. g'si", nes guets Kalender-
seiche" zum Gülle" füere". Joach. 1885.
Ber Ber BBr.; Giitw.; TirBerl. fP-;, Bere" GitKloBt.,
ObS., Rh.; PA1. (Bern), sonst meist Ber — m., PI.
Bern Gr tw., Bere" B; Gr tw., sonst Bere": 1. Bär.
a) das Tier selbst, einst der König des deutschen
Waldes und auch bei uns überall heimisch, heute ins
rhätische Hochgebirge zurückgedrängt. Vgl. hierüber
Tschudi, Tierl. 6 365 f.; Bühler IV 26 f.; auch Tierb.
1563, 14 b. a) ,Swer einen berne vahet, der sol dem
ineyger geben die rechten haut an dem berne unz an
die einbogen.' um 1320, Habsb. Urb. (Gl); s. Hand 3
(Bd II 1392). 1398 fürchten die Dorfleute von Obw
Bizighofen für ihr Vieh, ,dass es inen die wölf und
bereu essen.' AKüchler 1895. ,I)ie tallüt mögent
jagen beren, wolf und lüchs mit der bescheidenheit,
das si im [dem Abt von Engelberg] von einem beren
das houpt geben, als das von alter har komen ist.'
1444, Obw Rq. ,Der Kopf eines jeden Bären, der auf
dem Tessenberg gefangen wird, soll dem Vogt von
Nydau eingeliefert werden.' 1456, Absoh. ,Die beren-
höupter solle man nit [wie die Köpfe der Wildschweine]
schuldig sin der oberkeit ze geben, uss der ursach, die
wil die beren nit für recht wild, sunder für schedlich
tier geachtet werden.' 1489, WALDMANNscher Spruch.
.Fangen die von Schwarzeuberg einen alten Bären,
so erhalten sie '/a Gulden.' 1534, Abscb. ; s. auch
Bären -Garn (Bd II 422). ,Die Schwyzer Landsge-
meinde erteilt 1572 dem Hans Blaser das Landrecht,
weil er im Klingentobel einen Bären geschossen.'
DKyd; vgl. Üf-läg2b (Bd III 1163). 1577 beschwer-
ten sich die Bauern von TuWeinf. udE. über Schädi-
gungen durch den Bären, den Wolf, das Wildschwein.
,Etlich schiessen gemsen und Steinbock, andere ste-
chen baren, wölf, lüchs, und halt man es für ein ehr,
so einer ein baren- oder wolfskopf, die er gestochen
hat, an sein porten aufschlecht; an etlichen orten,
wenn einer ein baren gestochen hat, füllet er die haut
mit strouw und henkt sy für sein haus.' JSimmler
1577; vgl. dazu: .[Des Bären] haut wirt mit strow
ausgefüllt, henken sy für die heüser an die Strassen;
sunst füllt man gmeinlich allein die haut seines kopfs
aus, die wirt mit glass inn äugen, roter tüchiner
zungen an die tor und türe gmeiner ratsheüser oder
reichen leüten palläst aufgenaglet.' Tierb. 1563; noch
TTobler (42 b) weiss von einem ausgestopften Bären
an einem Haus in ArUrnäsch. Über die letzte Bären-
jagd in SB. vom J. 1737 s. S Kai. 1858, 43. 1815
wurden Bären auch noch in BGr. gejagt; s. JRWyss
1817, 603. Über nachgeahmte Bärenjagden in B; Gr;
U als Volksbelustigung an der Fastnacht s. Bd III 23;
Vonbun 1862, 104; Arch. f. Volksk. I 282; über einen
Umzug mit dem Bären, den die Metzgerzunft von
ZStdt bis ins XVIII. am Aschermittwoch hielt, s.Bären-
Hüt (Bd II 1777). An die Jagd auf den Bären, sowie
an dessen gefürchtete Kraft und Wildheit erinnern
auch manche formelhafte Wendungen und RAA. ,Sy
[die VOrte] habend schon unser land geteilt und die
bärenhut verkouft, ee sy den baren gestochen.' 1529,
Z Schreiben; ähnlich Mey., Hort. 1692. ,Er rüempt
sich, das er der erst sye, der den Zwinglischen irr-
tumb rächt entdeckt und den baren gestochen habe.'
JSimml. 1576. ,Den Bären aufwecken, der Sach einen
Anfang machen, aleam jacere.' Mey., Hort. 1692. De"
B. i" der Tasche" Im", sein Schäfchen im Trocknen
haben Z. ,Den Bären in der Taschen haben, in sua
potestate habere.' Denzl. 1677; 1716. ,Sie wüssten wohl,
was der Narr meine [näml. Herr des Gutes zu werden];
aber er habe den Bären noch nicht im Sack.' Gotth.
Hü, B., friss de" Tambur! Ermunterung, vorwärts
zu gehen Z (wohl eig. mit Bez. auf den herum ge-
führten Bären und den ihn begleitenden Trommler).
Her B. chunnt! Ruf, um die Kinder zu schrecken
ScHwSteinen. ,[Die Feinde] fluhend, als wäre der
russend b. binden an inen.' Ansh. ,Wie ich nun also
under dem boum lag, schrüwen die rappen uf dem
bourn; do was mier gar angst, denn ich forcht, der b.
1449
Bar, her, bir, bin-, bur
1450
wäri vorbanden.' TuPlatt. 1572. ,Ec wett ich, dass
mich fräss ein b.!' Beteurung. Aal 1540. ,Bötz Bären
Struss!' schwört ein Jäger. Mvricäus 1630. Kinder-
spiel und Kinderlied. ,Der Bär an der Kette', ein
Spiel der Knaben, wobei Einer Bär, ein Anderer
Bärenführer ist, die Übrigen den Bären mit dein Plump-
sack zu treffen suchen Z. In einem andern Spiele
versteckt sich ein Kind als Bär, während die übrigen
herumgehen, die Worte singend: Chiimm, mer wend
go" Beri stteehe', 's ist doch aueH ken B. im Wald!
Da stürzt sieh plötzlich der ,B.' auf die Sorglosen,
die schreiend auseinander stieben ; das Kind, das ihm
zu erhaschen gelingt, spielt nachher den Bären Z.
Es chunnt e(n) B. und tappet daher (in Kür) und
frisst dem Büebli (Meiteli) de" Schmer (der Buch und
der Schmer) Gr. Es chunnt en B. vo" Choste'z her
(wo chunnt-er her? Bs; B); reo will-er hi"? zum Bue-
bcli (ivo wott-er üs? i" 's Buebelis Hüs B; Z tw.); dabei
ahmt man mit den Fingern den auf das Kind zu-
schreitenden Bären nach Bs; B; Th; Z. Es giget es
Müsli, es tanzet e" B. vom Ofe'loch dänne" bis oben
i" Cher. oO. Heb dem B. de" Schwans üf und blös-em
hin(d)e" dri"; 's ist en goldigen ('brötnenj Opfel (dinnj
und de'' g'hört (g''dd) di" Aa (Rochh.); THBerl. —
ß) der Bär nach seinen sonstigen natürlichen Eigen-
schaften und Gewohnheiten. E" Ma"" wie-n-en B.,
ein stark gebauter, robuster Mann Aa; Th; Z; ent-
sprechend es Wibervolch, e" Jumpfer wie-n-en B. Z.
S. auch Müs (Sp. 473). Hunger ha" wie-n-en B. Th.
Schwitze" wie-n-en B. Aa; L; S; Z. Schläfe" wie-n-en
B. Th ; Z, mit Bez. auf seinen Winterschlaf. S. auch
Liecht-M'ess (Sp. 449); dazu noch: Wenn an Licht-
mess die Sonne scheint, so kann der Bär nicht use"
ZSternenb. ,Uf liechtmes schein die sun, und darnach
ward es kalt und schnygt und regnat fast und ward
wüescht wetter, und der her wider ins loch 6 wuchen,
sprechen die alten, sol es winter sin.' 1528, HsStockar.
Bei der gewöhnlichen Annahme, der Bär scheue das
Aas, ist folgende Stelle merkwürdig: ,Ob ein b. das
todt vich wider ausgrübe, soll der, des das todt vich
gewesen ist, so oft das beschicht, widerumb vergraben.'
SchwE. Klosterarch. ,So einer arm, dannocht stolz,
schein der reichtum füeren will, spricht man: er saugt
an den dappen wie ein b.' Tiekb. 1563. — b) der Bär
als Wappentier, a) der Abtei und Stadt St Gallen;
vgl. die Sage von Gallus und dem Bären. ,Die alten
äbt [von G] hand in iren siglen vast nur den ainigen
baren des gotzhus gfüert.' Vad. (zum Jahr 1361). Den
Bären ira Wappen führten auch einige Geschlechter
und Gebiete, die vom Kloster St Gallen abhängig
waren. So das Rittergeschlecht und später die Stadt-
gemeiude von ZElgg (vgl. KHauser 1895, 50 f.), so-
dann das Land Appenzell. ,Si [die Appenzeller] sind
ouch mit eignen zeichen in das veld zogen. Und
habend die von Appenzell ein baren gfüert, auf allen
vieren gend, darum ouch die von Altstetten sampt
den böten im Rhintal iren baren, gleicher mass gend,
mit einem gäleu sternen und andern underscheiden
noch füerend; die von Trogen einen baren in einem
trog stend; die von Hundwil einen baren mit einem
üden zue rugg des baren gestellt; die von Herisow
einen baren mit einem gelben klötzli auf der achslen,
[bis zur zeit ongefar 1400 jar; do begaben sich all
l^eginen under einen stab des gerichts und rats zue
ppenzell und wurfend einen freigen, aufrechten baren
auf mit rufen klanwen, welchen si noch füerend;
darum nun die stat zue S. Gallen iren hären zu einem
underscheid mit gelben klauwen füert.' Vad. — ß) am
bekanntesten ist der Bär als Wappentier des Standes
Bern, zugleich Symbol für dessen Kraft und Eigenart.
Die Hegung lebendiger Bären durch die Stadt ist
schon z. J. 1480 bezeugt; z. J. 1513 berichtet Ansh. :
,[Es] kamend bede vänle von Bern heim, brachtend
mit inen einen jungen baren, welcher dem hern von
Trymoly zuo Lucern geschenkt, zu Nowara an der
schlacht gelassen was; dem ward zuo gedächtnuss
diser tat das bärenhüsle ob der kefitor gebuwen.'
Vgl. auch KHowald 1872, 47. Altbeliebt ist Bär wie
das syn. Mutz (s. Sp. 617) als bildl. Bezeichnung für
den Staat Bern und seine Angehörigen. ,Da hond wir
[die B Gesandten] harus geschütt, was im sack was,
und könnend nit anders verstan, dann dass si [die
übrigen eidg. Orte] all Valien [nachgeben] werdid
und der frora bar zue letst allein müesse stan.' 1495,
B Schreiben (Ansh.). .Gott hats also geschickt, dass
dem starken baren zwen stark Bärtolt [Berchtold
von Zähringen und Berchtold Haller] höchste guettat
bewist haben.' Ansh. ,'s gelt [fremder Herren] betrügt
al weit. Bär, das merk wol, so blibst im hol!' ebd.
(Warnung vor dem Reislaufen). ,Sorg und arbeit,
wie der ze hitzig Zürcher low den ze kalten Berner
baren zum krieg erhitzigen, und hargegen, wie der
ze kalte Berner bär den ze hitzigen Zürcher löwen
zum friden erkielen möchte.' ebd. (zum Jahr 1529).
Die Unterwaldner sollen [in dem Handel zwischen
ihnen und Bern vom Jahr 1528] gedroht haben, ,die
kuo uf den baren ze setzen.' ebd. ; vgl. Bd III 90.
.[Zürichs] klag was: der bär, wolgewapnet und stark,
wölte nit kratzen.' ebd. ,Eb si [die Berner] sich also
wöllent zwingen lassen, so werde e der b. kretzen.'
1532, B Schreiben. S. noch geil (Bd II 210). Häufig
(wiederum bes. in B) ist der Bär auch als Wirtshaus-
schild, bzw. in Namen von Wirtshäusern (zum Bare");
vgl. Leu (Bd III 950). ,Der wirt zum baren.' 1529,
AABremg. Der B. auf Münzen; s. Chrüs (Bd III 941).
Allgemein üblich ist es in Aa und B, auf grossem
Lebkuchen die Figur eines Bären einzupressen oder
aus Zuckerguss nachzubilden. — c) Eim en Bär
(Bare" AaZ.; Bs; L; Sch) a'binde" AaZ.; Sch; Th, üf-
binde* Aa; Bs; B; Gr; L; Th; UwE.; Z, a'henke" B;
L; Zg, a"ge" Bs; Z, Einen mit Erfundenem zum Besten
halten, ihm Etwas weis machen. Daher: Das ist en
B., ein Aufschnitt Aa; Sch; Z. ,Das heisset den Ber-
nern Bären anbinden', scherzt ein Lied von 1714
(Tobler, Volksl. LXVII) mit Bez. auf die eben er-
zählte Tatsache, dass die Berner im Gefecht 16 .ga-
lante' Pferde im Stiche lassen mussten. In andern)
Sinne: en B. a'binde", viele kleine Schulden haben
Sch. ,Die Bären [Schulden] abbezahlen.' UBrägger.
Er hat Bare", si brumme'd, d. i. drängende Gläubiger
ScHSt. (Sulger). — 2. übertr. a) vou Menschen, stark-
gebaute, handfeste, robuste Person, oft mit dem Neben-
begriff des Ungelenken, Ungeschlachten Ap; Bs; B; Z.
Er ist en rechter B. En Weltsbär vo" - me", zu • me"
zweiadrige" Chind, Bueb Z. ,Die kriegslüt sind irs
lybs baren und wölf.' JMdrer 1559. Mit Bez. auf
Charakter und Benehmen: Bi Dem isch nit guet z'
Hüs si", er isch e" B. Bs. Si sind en B. und blibe'd
eine'', von Einem, der redet, wie er denkt. JAllensp.
1897. S. auch chretzig (Bd III 934). — b) von andern
1451
Bar. her, bir, bor, bur
1452
Tieren, und zwar einerseits als Bezeichnung derbge-
bauter, dicker, grosser Tiere, anderseits (auch dim.)
als Name von Haustieren (Rindern, Pferden, Hunden,
Katzen) mit bärenfarbigem Fell Z. a) oft dim., Name
einer wohlgenährten, starken Kuh mit dicken Füssen
Ap, eines plumpen Kindes Bs, einer braunen (grauen
GlH.) Kuh Ap; SchwE.; W (Bären); Z. Kuhname
übh. B. — ß) Name eines Pferdes. ,Da kuft [kaufte]
ich min beren aim nietzger ab um 1 gülden.' 152ti,
HsStockar. — y) Name eines grossen, starken oder
(auch dim.) eines bärenfarbigen Hundes Ap; L; Z.
— 8) der aus der Hew- Chats [einer Raupe] ent-
stehende Bärenschmetterling BHa. — c) von Sachen.
a) Ramme B (Zyro); Syn. Betz. — ß) Name eines
Geschützes. .Eine '/* Carthaune (12 Pfd), der Bär.'
1697, BStdt (vRodt 1834, 93). — f) Bezeichnung von
Fahrzeugen, Flössen zu Kriegszwecken. ,Die Eidge-
nossen Hessen [im J. 1445] einen grossen Flotz, der
B. genennet, so in die 600 bewaatt'neter Männer ge-
tragen, [auf dem Zürichsee] verfertigen.' HsEEscber
1692. ,Der her, der eidgenossen grosser floss im obern
Zürichsee, denn ein grosser ber uf dem schirm vor
der houptbüchsen gemalet stund.' Edlib. S. auch Osen-
brüggen 1864, 187. ,Die Berner Hessen 1665/72 auf
dem Genfersee zwei grosse Rudersehiffe, sog. Galeeren,
sammt einem kleinen Fahrzeuge bauen, die grossen
und der kleine B. genannt.' vRodt 1834. — 8) ,vin-
culum ligneum.' Schulze (nach Goldast).
Zur weitern Verbreitung des heute fast mir noch dein
Naiueu nach bekannten Tieres in älterer Zeit sei noch er-
innert an die Genossenschaft der Ursarii im römischen Turi-
cum, die für den Tierkampf im Amphitheater Bären lieferten
(vgl. Vög.-Nüsch. I 657); dieselbe erhellt auch aus zahl-
reichen Lokalnameu (wobei indess zu beachten, dass einige
derselben zum Personennamen B. gehören können; vgl. ,Bero-
münster' L). ,Bär' (Hof) ZWald, ,Bären' Gr (Bach); ST.,
,Bern' ApHuudw., ,Beruli' ApSchweudi. ,Bär-Au' BLangn.,
,Bern-Au' AaZ. ; ,Bäreu-Acher" SBalsth. ; ,Bär-Egg' ApSchö-
nengr.; B, ,Bären-Egg' GT., ,Beru-Egg' GStdt (,uf die Bern-
egg.' Kessl.); ThEmmish.; ZHiuw. (.Bernegk.' 1229); ,Bär-
Falleu' BEggiw., Laugu., ,auf der Bär-Fallen' BHk., , Bären-
fallen-Wald' GPfäf.; ,Beren-Fels' BsL. ; GT. ; ,Beren-vang in
der Schwendi.' um 1290, UwSa. ; ,Bärlis-GrueV AaWindisch;
,Bär-Hegeu' BSumisw. ; , Bär-Halten' (Alp auf dem Stoss)
Schw, ,Bern-Halden' BsSiss. ; GKrtinimenau (Alp und Wald);
,Beru-Huseu' ThBisch.; ,Bern-Hütten' WKar.; ,Bärcn-Kopf
Gr; ,Bär-Loch' ApWald; ZF., ,Bär-Locheu' ApHeid., ,Bären-
Loch' BErisw., Wattenw. ; GrChur; ,Ber-Mülli' WV.; , Bären-
Mus' BSteffisb., , unter dem Bärenmöslin ob Luthersmoos.'
1C04, AaEggenw.; ,Bären-Matt' B (s. Jahn 1857, 578); S
Laupersd.; ,Bär-Bach' BEggiw., Gr., ,Bären-Bach' BG.; Z
DUrut., 0., ,der Wald dem Bärenbach nach.' 1645, UwE.;
,Bären-Bad' GrArosa; .Bären-Boden' BFrut.; Gl (Alp); ,Bären-
Bol' ZRüml. ; ,Bären-Burg' GrAndeer; ,Bern-Brugg' Ap; , Bär-
Brunnen' AaMönthal; ,Bär-Eied' BRüeggisb., ,Bären-Ried' B
Münchenbuchsee, Oberbahn ; , Bern-Rain' ThEmmish.; ,Bären-
Rüti' LE.; ,Bär-Sol' BTruh, ,Bern-Soll' ApWald; ,Bären-
Vorsass' BRUschegg; ,Bären- Schwand' BAdelb.; ,Bärli-
Schwanz' ThBichelsee; ,Bär-Stein' Ap (Alp); ,Bär-Stang' Ap
Rehet. ; ,Bären-Stoss' LE. (vgl. den Familienn. ,Uoli Bern-
stoss.' um 1450, LWillis.); ,Bären-Tobel' Gr; , Bären-Tritt'
Gr; ,Bären-Woid' ZRussik. ; ,Bär-Wil' BHöchstetteu, ,Bftren-
Wil' BsLangenbr.; , Bären-Wald' BG. ; G Anniversar (,vasta
et alpestris horridaque Silva'); ,Bären-Warf BRüschegg. —
B. als Personenname. ,Bär', Familienname AaZof. ; Bsf; Bf;
Th (in Hw. Bhr gegenüber dem appell. Bär); ZKn. ; 1483,
Obw; 1521/6, l!s; 1531, Zg; ZMettmenst., Riffcrschw.; 1532,
ThSommeri; 1535, ThKessw. ,Pero.' 820. 876, ZStdt. .Mit
Peru von Mcriswauden.' 1385, Aa. ,U. Heck, gen. Beer',
neben ,Uoli Bär.' 1527, AaBremg. Zss. : ,Adal-, Adil-pern'
(Noni.). S76. 925, Z Stiftsrodel, ,Adilbero.' 964, ebd., ,Adel-
berone' (Abi.). 1153, ebd. ,Wolfpero.' um 950, ebd. ,Perin-
wig.' SS9, Z Urk., ,Perinwiga' (Fraueuname). um 970, ZFäll.,
,Hans Berwig.' 1531, SchwMa. ,Berold.' 857, Z Urk., .Perolt.'
SSO. 950, ebd.; dazu .Beroldingen' U; vgl. auch den Hof-
namen .Bernold, -olt.' 1369. 1564, ZDietik., .Bemalten' ZW.
.Conrad Berwart.' 1572, AaAar. Die beiden benachbarten
Z Ortschaften .Bäretschwil' lauten in ältester Namensform :
1) .Perharteswilare' 2) ,1'eroltes-' und ,Perolfeswilare.' Vgl.
auch Benihart. Über den Bären in der Legende vom hl.
Lucius s. Vonbun 1862, 104.
Obs-Ber. ,Noch ist ein art [Bären], die allein
dem ops gfar ist, von einem ort an das ander wandlet,
die heissen wandelbaren oder opsbären.' Tierb. 1563.
.Hart schlafen wie ein O., gravi somno sopiri.' Denzl.
1716.
A°-: Lüge, Aufschuitt AASeethal; vgl. Ber 1 c.
— Gebildet nach An-Luy (Bd III 1218).
Fotzel-: Zottelbär. Schelte auf einen zerlumpt
einhergehenden Menschen AiF.; S, auf ein plumpes
und zerlumptes Weibsbild Bs (Spreng). Albert hi",
A. her, A. isch e" F., Spottreim der Kinder auf den
Namen Albert S. — Hudel-: Schelte auf einen zer-
lumpten Menschen BR. — Budel-: Zottelbär Ap. Dö
nend s' en schwarze" Ziger her ond fressi'd-e" wie-n-en
B. Ap Seealper Lied.
Bruinmel-: mürrischer Mensch Bs. ,Er ist ein
rechter Br.' Sprww. 1824.
Vgl. : ,Es sind auch etliche spriiehwort vom baren här,
als da jemants unwürss umbgat mit im selbs redende oder
widcrbäfzend, da man sagt: er gat brummen wie ein bär.'
Tierb. 1563.
Riss-: Schelte auf Kinder, die in eiuem fort ihre
Kleider zerreissen Bs. — Schlag-. ,ln dem Schweizer-
land findt man baren die menge, gross, stark, freidig,
die schlahen nider ochsen, pferd und was sy finden,
darunib sy gebirgs halben steinbären, irs schlahens
halb schlachbären genannt sind.' Tierb. 1563. ,Ein
grosser Schlagbär hat sowol in Luzerner Gebiet, als
durch das Land Underwalden und anderstwo sehr vil
Haupt Viehs nidergeschlagen und unermesslichen Scha-
den getan.' JLCys. 1661. — Stein- s. Schlag-B. —
Tanz-. Hand ha" wie-n-en T., grosse, derbe Hände
haben ZZoll. Hüener, so wo} dra" wie T-e" Z Wiesend.
Schwitze" wie-n-e" D. BsStdt. Bueb, wenn d' nid recht
tuest, so würst g'schlage" wie-n-en T. St'HSchl. —
Wollen-: Hundename, um 1500, Z. — Zottel-: wie
nhd. B; UwE. An Stelle von Fotzel-B. in dem unter
Diesem angeführten Reim B.
bereB: 1. (bere; auch berle*) auf allen Vieren
gehen (wie ein Bär) Z. — 2. so fest und so lange
schlafen wie ein Bär. Dan. — 3. a) (ume'-Jbere", träge
herumsitzen oder -liegen, z. B. auf dem Ofen, einem
Ruhebette BE., Stdt; SRechersw. — b) herumfahren,
sich herumtreiben. Du muesch nid gäng i" dene"
Chleidere" desume" b. [und sie dadurch ruinieren] B
Burgd. — 4. ein Gefäss mit dem Bären (Berner Wap-
pen) bezeichnen (z. B. beim Eichen) [oder bemalen
Blnterl. 'bereti Tasse; so bemalte Tassen von Ma-
jolika BThun.
steckli-b8re": 1. mit dem Spazierstöcklein
müssig herumschlendern ZO., Wyla. — 2. unschlüssig
sein, jeden Augenblick seine Meinung wieder ändern
ZRüml. Mer wend iez nüd st., nicht lange hin und
her reden ZStdt. Übh. Umstände machen Z. Auch
1453
Bar, 1>er, bir, bor. bur
1454
dim.: Mc" cha"* du nüd Steckliberek" wöge' Dem Z
(Däu.). Im gleichen Sinne: Steckliberi'S mache', ebd.
Vgl. das syn. Steckli üf und Steckli ab mache". —
3. tr„ Jmdn zum besten haben Z oGlatttal.
Abi. von ', Steckli- Be'r, also eig. tun wie der am Stocke
gehende oder tanzende Bär.
ge-beret 'beret: bärenhaft. 1. Adj. a) mit Bez.
auf das Aussehen Ap. E" 'bereti Chue, eine stark
gebaute, diekgliedrige. E" 'bereti Schrift, eine grobe,
wie von einer Bärentatze herrührend. — b) e" 'bereti
Meni'g, eine erzdumme Meinung Ap. — 2. Adv.
a) wild, ungezogen Ap; ScHSt. (Sulger). Er tued 'beret
Ap. Es göd 'beret zue. ebd. — b) verstärkend vor
Adj. Es ist 'beret ehalt, grimmig kalt Ap.
Abi. von Bir. Zu I a wohl auch der Kinderreim: Es
ehuniit e" jiircti pereti Müs und bitt.it dem Chindli 's Bücheli
us ZMänned. ; vgl. Bar 1 a.
Beri (Bari AaKu., Leer., L.; L; S, Bari Bs; B; Z)
m.: 1, Name von Hunden und zwar von grossen L,
von dunkelfarbigen und langhaarigen Z. De" B. abla",
übertr. = de" Hund ablä" (Bd II 1425) AARued. David
zu Goliath : LO du der B. ab, wie d' witt, deswege"
förchten-ich mich nid! Der Letst het nonig g'schosse"!
AGvsi 1899. — 2. (Bari) Kuhnanie UwSachs.
„bärig: grob, robust, z.B. en b-s Mensch G."
Be'r I m. (PI. Bere"): männliches Schwein, Zucht-
eber BG., 0., S. ; FS.; S; Obw. Isers Lösi ist rissig,
me" müoss mid im zem B. BHa. Wenn Eine' vil
jungi Saldi ha" will, so muess-er i" der Stung zum B.
fare", wo 's ZU vil schlöt S (Volksglaube). ,Von den
Behren, welche auf die Alp Engsteln getrieben wer-
den, soll für die zwei stärksten und währschaftesten
den betreffenden Besitzern jedem eine halbe Kuh Alp
für dasselbe Jahr zur Benutzung gegeben werden.'
Alpenw. — Ainhd. 6er, ags. bar. Ber als Familienn. BTrub;
ZÜtik. Vgl. auch Bez.
Ber II Be'r (PI. Bere") TiiBerl., Erm., Tag., Be're"
GRD.(Tsch.),Rh., Spl.; ScHSt.; ThHw.; ZEUik., Be're"
GrD., Benre" GO., Be2re" AaB. ; Z , Bare" AAAar., Leer.,
Zein.; Bs; B; VO; S, Bare" BStdt — m. „VO;" L;
ScßSt; Th; Z, f. Aa; Bs; B; Gr; LG., Stdt; S; Ndw;
ZGÄg. — Dim. Berli, Bdrli: 1. Gerät zum Fischfang
und zwar a) aus Weiden oder auch aus Draht ge-
flochtener, langgestreckter Fangkorb GrD., Rh.; L;
THTäg.; U. .Reuschen und Bären aus Weidenzweigen
geflochten, in welche die Fische hinein schwimmen,
ohne wieder heraus kommen zu können.' Alpina 1827
(für Linth und Walensee). ,Der baren, zum fischen
dienstlich, qualus.' Mal. — b) grösseres, aus Garn
gestricktes (im Gegs. zu der aus Weiden oder Eisen-
draht geflochtenen Rüschen LS.; Zg), gew. über drei
Reifen gespanntes, trichterförmiges Netz BS. ; L ; Schw ;
THErm. (Fang-B.); Ndw; Zg. Vgl. Sack-Garn. Die
B. wird mit Vorliebe in Gräben, wo sie in Seen oder
j Flüsse münden, an Flussufern oder in Fachwerk in
'. den See .gesetzt' ; hie und da lässt man sie auch in
i bedeutende Tiefen hinab und bezeichnet die Stelle
lmit einem schwimmenden Holzstück LS. ,Was mit
:der Fischrute, der Geeren oder der Stechschnur ge-
schieht, ist weniger bedeutend als der Fang mit Garn
jund Bären.' Businger 1811. De" Sepp vo" Ärmise [L]
]Und der Heiri vo" Senge" [Aa] sind unei's worde" ob dem
\Bäre"setzen im Se Wide". MSchldmpf 1898. — c) klei-
i neres, trichter-, sack- oder haubenförmiges Netz, an
einem Keifen oder (so in Bs; B) an gekreuzten Bogen
befestigt, die ihrerseits an einem Stiel oder an einer
Stange festgemacht sind; dienlich zum Herausheben
von Fischen aus einem Behälter oder auch zum Fisch-
fang in fliessendem Gewässer Aa; Bs; BS., Sigr. ; GrD.,
Rh., Spl.; LG.; GO.; SchSI; S; THErm., Hw., Tag.
(gewoben) ; Z. .Reticulum furcae impensum.' Id. B.
Syn. Feimer I (Bd I 826), Mammen II (Bd II 1271).
Er fällt mit dem Bare" de" Fisch [in der Küche] und
treit-e" zum Hof üs. MUsteri. Die im Folgenden
zsgestellten ä. Belege gehören wohl meist zu a oder b.
,Man schribet allen reten, dass man Jo. und Bürgis
Schafiis brieve umb ir vischenze stete sol han, dass
nieman da sol enhein gewerb han mit traglen, mit
rüschen noch mit berren noch mit burdinen, als ir
brief hat' Anf. XIV., Z Stadtb. ,Es klaget N. N. uf
Joh. Bachs vischer, dass er im half einen berren
lupfen, darin fiengen sy dry ele.' 1392, Z Rat- und
Richtb. ,Das die vischer gemacht hettin vächer, rü-
schen und berren-leger under der obern brugg zwü-
schent allen stuodlen und ouch ob der bruggen.' 1403,
Z Stadtb. ,Dass die vächer, die berren, die rüschen,
die burdinen und die swiren von alter her daselbs
gewesen werin und da sin sölten, da si jetz sint.' ebd.
,Wo iemant visch stele oder visch uss den rüschen
oder uss den beran neme, darüber wellent unser
herren richten.' 1422, L Ratsb. ,Die fischenz mit dem
schöpfen, rüschen und baren.' 1447, JVett. 18ö4. ,Mit
garnen, netzen, beeren oder schnüeren fischen.' 1479,
Zg Fischerbrief. ,Ein jeder husmann zu Seon mag mit
der baren im bach als wit des dorfes Seon zwing gat
fischen, sein mal zu verbessern, in der wochen einisch.'
1479, AASeon Dorfbrief. ,Es soll nieman kein fach,
berren, rüssen, schwiren in den dorfbach uf und uf
machen noch setzen an deheinem end.' 1487, U Urk.
,Sy vermeinend die selbigen graben [am See von
ZPfäff.] ir eigen guot wären und sy mit ir baren
darin setzen und fischen, wie inen füegt.' 1491, Z Urk.
,Dessglichen so mag ein vogt zu Griffensee zu herbst
jerlichen im fornefang vierzechen tag bereu in den
berüerten bach setzen, nämlich zechen beren, und
damit fischen; doch das er die unden uff setz bis an
das Wyl und nit witer.' Ende XV., Z (Rechtung im
Usterbach). ,Das die von Arow nit in der Suren
vischen sollen, weder mit wädelen, wellen, trien oder
mer beren, ouch nit absehiahen, bretten und der-
glichen schädlich vischen.' 1526, Aar. Stadtr. ,Sy
mögend mit dem beren, mit der angelschnuer und mit
freier hand fischen.' 1529, BsBirseck. ,Und fieng man
[bei einer Überschwemmung] fisch mit bärren uf der
schützenmatten.' Salat. ,An Sonntagen darf weder
mit netzen, garnen noch baren gefischt werden.' 1537,
B Fischerordn. ,Nieman sol darin [in den Fluss]
setzen wäder rüschen noch bärren und 10 klafter
wyten rus offen lassen.' um 1540, Ndw Rq. Zu jedem
Garn durften [im Sempachersee] lt Ordnung von 1559
gesetzt werden: 6 Behren, 0 weite Netze, 4 Baiehern
und 2 Schnüre. Später wurden zu jedem Garn 10
Behren gestattet. Liebenau 1897. 1598 wurde in Obw
verordnet, dass jede Kilchhöre ihrem Land nach Fische
fangen und ,bären' setzen dürfe. AKüchler 1895.
,N. N. hat in dem Rohrgraben diser Statt [Luzern] in
einem Bähren einen Vogel ungefchr als ein Dulen
gefangen.' JLCys. 1661. , Ischergarne, Bären und War-
tolfe [verboten].' 1672, BThun Fischerordn. ,Beren,
1455
Bar, ber, bir, bor, bul'
145(3
Fischerberen, excipulum.' Denzl. 1677; 1716. ,Vil
sind deren, die den ganzen Sommer über [im ZSee]
Fische in denBehren fahen.' HEEscher1692. .Niemand
nüd fischen weder mit Fischruoten. Watten, Bern noch
Gablen.' GrD. LB. Im Bach von Owangen dürfe Nie-
mand weder mit Garn noch Beren fischen. 1704, Th
Aadorf. , Fache, Reuschen und Beeren setzen.' Z Ge-
setze 1757. ,Wir geben Bewilligung, zu einer tiefen
Ferri zwei Beeren zu setzen.' ebd. S. noch Haggen 1
(Bd II 1090), Mäscher (Sp. 502), ferner Liebenau 1897,
51. 109. 144. RAA. ,Wem die Fische in die Bahre
laufen ungejagt, soll nicht klagen.' Gotth. .Solche
Gesetze sind für nichts Anders gut, als für den Herren
die Fische in die B. zu jagen.' ebd. De" Afiikäte"
gönnt-er der Verdienst nit, aber de" Doktere" möcht-er
d% Fisch i* d' Bare" sprenge", ebd. .Anderen nutzen
schaffen und die fisch in die beren jagen.' 1586, Absi'h.
Vor-em B. fische", voreilig sein ScHSt. ; Sprww. 1824.
,Also vischet er [Abt Rösch] vor dem bern hin [traf
voreilige, überflüssige Vorsichtsmassregeln].' Vad. ,Du
fischest vor dem Beren her, prius antidotum quam
venenum adhibes.' Denzl. 1677; 1716. ,Da muoss ich
redlich anhan und disen visch nit ussem beren lan.'
HvRüte 1532. — 2. (meist dim.) kleineres, gestricktes
Sacknetz zu andern Zwecken, a) Schmetterlingsnetz Z.
b) Netz, worin Fleisch, Gemüse, Obst, Fische uä. vom
Markte nach Hause getragen werden Th; Z. — c) Netz
zum Aufbewahren von Nüssen, ebd.; s. Nitss-B. —
d) Heugarn „VO;" Lj mTn; Zg; Z; s. Heu-B. —
e) Haarnetz für Frauen Z. — 3. langer, walzenför-
miger Korb in einer Kufe mit zerstossenen Trauben,
aus dem der Weinmost herausgeschöpft wird. Syn.
Saug-Gliorb (Bd III 453), wo die Definition zu be-
richtigen ist. .Qualus, ein zeinen oder korb, sygkorb,
als in den trotten breüchlig, eigentlich baren.' Fris.;
Mal. .Stellet die Standen under und setzet die Bären
oder Seigkörbe darauf, supponite labra lata et super-
imponite qualos seu fisccllas.' Red. 1662. ,Dcr Ber,
Bären, Seigkorb, qualus, fiscella, sagena.' ebd.
Mild, (nach Ausweis der Keime) ler(c), btrre, (ber) in..
entlehnt aus lat.-gr. pera. Von ä. Schreibungen mögen noch
angemerkt werden: ,Berren.' 1403, ZStadtb. (neben ,bärren');
1415, ebd., ,barren.' 1 5 4 < j , B Fischerordn. ; 1565, Ndw LB.,
,bäien.' 1531, LNeud. ; LLav. 1582. Die schon im Mhd.
vorhandenen lautlichen Verschiedenheiten spiegeln sich in
unsern Formen wieder: Ber(e), ber setzt sich in unserm
Be'r(en), Bi'ren fort, während zu berre einerseits Be2ren,
anderseits Beeren, Beeren die regelrechte Entsprechung bildet.
In letzterer Form ist unser W. mit Beren f., Bahre, lautlich
zsgefallen, und beide werden vom Sprachgefühl tw. auch als
etymol. identisch empfunden. Aus dem Einfluss von Btren
erklärt sich auch der Geschlechtswecb.se] ; doch beachte auch
das Geschlecht des lat. Wortes. Hieher: Berhafte" i-Mie),
Name eines sog. Rieses (Fangstelle) im Untersee bei ThKrm.
Obs-Beren: Netz, worin die Hausfrau gekauftes
Obst vom Markte nach Hause trägt Z. — Ä1-: Netz
zum Aalfang. Sogar der Schulmeister musste aufge-
fordert werden, er habe innert kurzer Frist seine
, Aalbären' [in der Eulach] zu entfernen, um 1580,
ZElgg.
Is-, Der Fischer des Abtes von St Gallen musste
1486 auf den Herbst ,Yssberen' und anderes notdürf-
tiges Zeug zurüsten. Liebenau 1897, 42. — Etwa Netz
zum Fischfang bei gefrornem Gewässer?
Fisch-, in LWinikon Fisch-Bare" m.: = Ber 1
L; S. ,Die Stahren, so sicli umh disen See und in
Rohren aufhalten, werden in grosser Mänge in den
Fischbähren. so man auf die Rohr richtet und auf-
spannet, gefangen.' JLCvs. 1661. In der ä. Spr. auch
,Fischer-B.': ,Ich kumm dir nit so wit in die hären.
Was gemeinst du mit dem f.?' sagt Einer zu St Petrus.
NMan. , Otter in einem F. gefangen.' HEEscher 1692.
-- Die Form Bare* erklärt sich durch Anlehnung an Bann III.
Gangfisch-: grösste Art Beren, einer Fischreuse
ähnlich THBodensee; vgl. Abrecht (Bd I 42). — Grop-
pen-: Netz zum Groppenfang. .Und sol och nieman
mit enkeinem groppenbärren vischen, won der einen
vierden teil und zwo eine ist und das model hat, und
süln ouch alle gliches modeis sin.' 1336, Z Stadtb.
Vgl. : .Der groppen halb ist angesechen, so bald und
einer im leichrogen ankompt, das söllich groppen
weder mit körben, garnen oder bärren nit gefangen
sollen werden, sunders der zyt des leichs fry syn.
Es sollen ouch dieselben bärren gut zimlich mitte
haben, damit die kleinen groppen hindurch fallen.'
1510, B Fischerordn. — Heu-: 1. Netz aus dünnen
Stricken, in welches das vom Fuder abgerechte Heu
zusammengefasst und hinten an den Heuwagen an-
gebunden wird ZB., Düb., S. Auch zum Sammeln des
Laubes im Herbst ZS. — 2. = Bogen 2ev. (Sp. 1063 o.),
bes. dazu verwendet, um das Heu auf dem Rücken
von den Bergen nach Hause zu tragen ZO., W. .Ein-
mal habe er 75 Kreiswellen in einem Heubärren vom
Pfannenstiel nach Meilen getragen', prahlt Einer a la
Münchhausen. Stutz 1850. — Hecht-. ,Es sol auch
fürbashin niemand kein hechtbären noch hechtnetzen
setzen von mittein aprillen unz zu usgehendem mayen.'
1512, ZS. Fischereinung. — Hopf-. .Fremden und
Einheimischen, die nicht Pächter sind, ist das Fischen
mit Wartolf, Grundschnur, Kalk, Kügelein, mit schäd-
lichem Einwerfen, Wurf- und Treibgarn, Setz- und
Hopf baren, mit Lichtspahn und Hand untersagt.' 1804,
Bs Fischerordn. — Hürling-. , Erlaubt waren [auf
dem Bielersee] die Schnellgarne, H.-Bären, Fischruten
und Geren zum Stechen.' Liebenau 1S97, 127. Im
Schloss Pfäffikon sind 1059 v.orhanden: ,Lawelen- oder
Wingem-Bären, Heurling-, Karpfen-Bären.' SchwE.
Klosterarch. — Hutt-. ,Wie wir ihnen [den Müllern
an der Glatt] zu den Huttbähren das Bretmass geben,
dabei sollen sie bleiben, damit sie Aale fangen können.'
1554, Z Verordn. — Hütt-: Netz bei einer im Wasser
stehenden Fischerhütte'? , Disen Räuber [einen Fisch-
otter] hat Schiffmeister N. in seinem Hüttbehren bei
dem underen Fischerhüttlein gefangen.' HEEscher
1692. — Chopf-Be2rli: = Ber 3 e Z. ,Ein schwarz-
seidenes, gestricktes Kopfberli.' 1806, Z Invent. —
Kerder-Bercn: mit Köder versehenes Netz. ,Es
ensol nieman Huschen noch berren, noch kerderberren
legen unz an die alten swiren.' um 1300, L Ratsb.
— Karpfen- s. Hürling-B. — Krebs-: Netz zum
Krebsfang. Die Krebsbehren sollen ,um 3 oder 4
Knöpfe' erweitert werden, damit die kleinen Krebse
ausschlüpfen können. 1754, L Verordn. Kein Fischer
darf mehr denn 30 Kr. in Form der engen Netze
haben.' 1777, ebd. — Lös-: sarkastisch für Ghopf-B.
ZZoll. — Läwelen- s. IIürling-B. — Nase"-:
grosses Netz zum Fang der ,Nasen' AALaufenb. (f.);
Z (in.). S. auch Blüemli-B.
Nuss-: sackförmiges Netz, worin die Baumnüsse
(meist am Fensterpfosten) zum Trocknen aufgehängt
werden Seu; Z; Syn. Nuss-Gämli (Bd II 422). , Seine
li.-.r
Bar, ber, bir, bor, bur
1458
Nachtkappe ist gegittert wie eine Nuss bahre oder ein
Fischernetz.' 1779, ZStdt. - .Nussbeerli', Familienname;
Einer dieses Namens war 1503 Pfarrer zu ZBussikon.
Blüemli-: (grosses) viereckiges Netz an zwei
gekreuzten Bögen, die an einer langen Stange oder
Rute befestigt sind; es wird auf den Grund des Was-
sers gesenkt und emporgeschnellt, wenn Fische darüber
stehen ÄABb.; Bs; ZS. Vgl. Blüemli-Nelz (Sp. 886).
,Der Fang der Nasen geschieht meist mit dem Blümli-
oder Setzbehren, die in das Wasser gesetzt werden.'
JVetter 18(34. ,Kein fischer, so nit die vischetzen
empfangen, sol in unserm wasser und Rliin, wan das
von im selber luter ist, mit einichem streipfbären,
blumelbärlin oder anderer gattung nüt streipfen.' 1557,
Aa Fischerordn. .Mit blümel- oder zopf beeren soll
niemand am sonntag fischen.' 15S7, JVetter 1864.
.Sollen alle Fischer durch das ganz Jar keine Sägen,
Leuwengarn oder Leuwinen, Watten, Streif-, Zipfel-
oder Blüemle-Bären gebrauchen.' 1598, ebd. — Setz-:
= Ber 1 a B; SB.; ZS. ,Der Fischer des Abtes von
St Gallen musste die zum Fischfang nötigen Geräte
wohl bereiten als: S., kleine und grosse Storberen,
Netze für die Weiher, Körbe und 10 neue, gute, starke
Riteren (Fischerkörbe).' 1486. Liebenau 1897. ,Dem
Fischer stand zu das Fischerrecht in der Thur mit
Federschnur, Setzberen, Garnen und alle andere
Weise.- ebd. ,Den Nasenfischfang in der Birs weder
mit Anglen, Grundschnüren noch S. beunruhigen.' Bs
Chr. 1779. S. noch Hopf-B. — Schapf-, Schöpf-:
= Bir 1 c. ,Den 1. Okt. wurden in einem Salmen-
schapf von Fischer N. in Kleinlaufenburg 5 grosse
Sahnen in einem Zuge mit einem sog. Schapfbahren
[1. -bahren] geschöpft.' AaB. Abendpost 1878. ,Mit
der federschnuer mag ein ieder wol anglen am land
truckens fuess on schöpf beren.' 1500, AAWett. Kloster-
areb. .Schöpfberen oder feimer.' ebd. S. noch Blüemli-
Garn (Bd II 423), Zug-Garn (ebd. 426).
Schorr-. , Man fanget die Groppen mit Reuschen,
Burdenen und Schorrbehren.' HEEscher 1692. — Viel].
bloss verlesen oder verdruckt für das syn. Storr-B.
Schwumm-: kleines Sacknetz zum Aufbewahren
des Waschschwammes Z. — Staub-: feinmaschiges
Netz zum Fang der ,Hürlinge' ZS. ,Das Fischen mit
St. ist nur denen gestattet, die mindestens 5 Fache
erstellt haben.' 1856, Z Ges. ,Die Eglikerdelen und
St. sind verboten.' 1710, Z Ges. S. noch Staub-Fach
(Bd I 640), Kretz-Garn (Bd II 421). — Storr-: Netz,
mit dem die Fische zugleich aufgestört und gefangen
werden. ,Uie husgenossen ze Tüebendorf hand das
recht, dass si in der Glatt mugen vischen mit dem
storberen, mit einer angelschnuor und mit einer zeinen
[doch nur für ihren Haushalt].' ZDüb. Offn. ,Mänklich
soll in allen rünnenden wassern mit dem storbären
und mit dem angel mögen fischen.' 1525. Z (Artikel
der Bauern). ,Wie bishar der storbär nach inhalt des
hrittlis, dessglich die federschnuor syent fryg gewesen,
darby soll es aber bliben.' 1525, Z Verordn. Vom
Maitag bis St Bartholomä darf Niemand ,mit beren,
starberen, lilachen' und anderm Zeug zum Schaden
des Laichs im Rhein und an den Eingängen der Bäche
fischen. 1535, Absch. (Sch); ähnlich 1583: ,mit de-
hainen beeren, storrberen, linlachen.' ,Am gestad des
sees werdend sy [die Grundein] mit den storbären
ausher gezogen sampt den groppen.' Fiscub. 1563.
,Mit verbottnen Sachen und Instrumenten, als da sind
Schweiz. Idiotikon IV.
Spreitgarn, Streifberen, Blüemligarn, Storberen und
Gnepfen.' 1643, AAWett. Klosterarch. ,Das ungebür-
liehe Fischen mit dem Storrberen' verboten. Z Mand.
1649. S. noch Streif-Garn (Bd II 424). — Stöss-:
ähnlich dem Vor. ,Was einer erwatten mag, da mag
iederman vischen mit der angelsnuor und mit dem
stötz- [1. stüz-] berren, es si in der Rüss oder in bedien
oder in giessen.' 1422, L Ratsb. ,Mit eim stossbären,
angel und derglich unschädlich vischen sol alzyt er-
loubt sin.' 1526, Aar. Stadtr. ,Die groppen werden
zue Zeiten auch mit dem stossbären gefangen.' Fischb.
1563. ,Die gresslinge werdend in grosser menge mit
dem st-en gefangen.' ebd. ,Die Grundlen werden am Ge-
stad des Sees mit dem St-en sampt den Groppen heraus
gezogen.' JLCys. 1061. — Strich-: = dem Folg.;
früher zum Groppenfang gebraucht ZS. — Streif-:
Sacknetz, das hin und her gezogen wird; vgl. Streif-
Garn (Bd II 424). Mit dem ,streiffberen' dürfen
andere Leute [als die Fischer] nicht fischen. 1557,
ZEglis. Fischerordn. Durch Streif baren, Spreit- und
Streifgarne wird in Aare und Rhein viel Schaden ge-
stiftet. 1563, Absch. S. noch Läuwi-Garn (Bd II 422)
und Bliiemli-B.
Desch-. Auch im Laich ist es erlaubt, , Geren'
und .Deschbären' zu gebrauchen. 1596, Obw Verordn.
Zu tatschen, (ins Wasser) schlagen, also ungefähr was
Storr-B. 1
Trucke11-: Handnetz zu jedem Fischerschiff,
womit die Fische aus dem Fischkasten (Trucke") ge-
hoben werden. Bodensee. — Wider-: gegen die Strö-
mung des Wassers gesetztes Fangnetz. Der Abt von
Einsiedeln klagt, ein Rapperswiler habe bei Hürden
,ein widerberen wider des wassers rluss' gesetzt, was
vorher nie geschehen sei. 1411, Z Schiedspr. — Wi°-:
aus Weidengeflecht bestehendes Sieb zum Durchseihen
des von der Kelter abfliessenden Weinmostes Bs
(Becker). Syn. Trott-Sib. Vgl. Ber 3. — Zipfel-
s. Blüemli-B. Vgl. dazu Zipfel-Garn (Bd II 426). —
Zopf-: = BlüemK-B. (s. d.).
bere" I: mit dem Fangnetz Fische fangen TiiTäg.
Berete" I f.: ein Sacknetz voll, z. B. Fische
ScHSt. (Sulger).
Ber Be'r III: coli., Schläge (als Strafe für un-
befugtes Überschreiten der Schranke beim Barrspiel)
Aa (Rochh.).
bere" bere" II: 1. (den menschlichen od. tierischen
Körper, bzw. Teile desselben) mit Schlägen bearbeiten;
schlagen, prügeln „Ap;" Bs (Spreng); Id. B; „Gl; G;
Sch; Z." Eim de" Rugge" b. Tu. Bei einem gewissen
Pfänderspiel bot, wer ein Pfand auszulösen hatte, in
gebückter Stellung seinen Rücken dar, und mit dem
Ruf: Wer b. will, der ber! wurden die Andern ein-
geladen, denselben mit den Fäusten zu zerbläuen Th
(Pup.); ZWyla, Zoll. ,Swa ein burger dpn anderen
ald der in der stat wont, herret, roufet ald slat mit
handen ald mit stabe, und es geklaget ald sust offen
wirt, der git ein halbe m. ze buoze.' 1304, Z R.-Br.
,Swa dekeinr unsir burger ussirthalb unsirm gerichte
den andern lestert mit Worten oder mit werken, an-
louffet, slat, rouffet oder bert mit gewaffender oder
mit ungewaffender hant, wundet zem lamtagen oder
ane lamtagen, ze tode slat oder mordet, oder sweler-
leye unfuoge er im tuot, ubir denselben vreveler
suln unsir stette gerichte alleklich gan, swa daz
U59
Bar, ber, bir, bor, bui'
146Ö
geschieht, als ob ez inwendig unsir ringmur geschehe.'
ebd. ,Sy [die Landsknechte] staltend sich zu weren,
die Schwyzer tatend s' b. mit iren Schwertern bloss.'
1544, Tobl. Volksl. ,[Der Esel] gadt stäts trag ein-
här, muoss derhalb für und für gebert und getriben
sein.' Tierb. 1563. ,Man muess dich gwüss bald anders
leeren, dich mit unbrennter äschen berren.' RSchmid
1579. ,So hend sie meinen Zenz gerührt, dass er da-
heimen ligt als todt: der Herr selbs hat ihn also
beert.' MyricIus 1630. — 2. (eine weiche Masse)
schlagend kneten. ,Depsere, beeren, würken, kniitten,
mit den henden lind oder weich machen. Malacissare,
weich machen, beeren, knätten.' Fris. ; Mal.; ähnlich
Red. 1662. Mit Obj. Anke", Schmäh b., die frisch
bereitete Butter (behufs Ausscheidung der darin ver-
bliebenen Buttermilch) durchkneten und dabei zu
Ballen formen Aa; Ap; Gl; GA., G., Sa., oT.; „Sch; Z."
Vgl. Steinin. 1804, 205. Lei(m) b. 1) im eig. S., Lehm,
bevor er gebrannt, übh. verwendet wird, durchkneten,
um ungehörige Bestandteile auszuscheiden und ihm
eine gleichmässige Consistenz zu geben; zur Erhöhung
seiner Zähigkeit werden ihm dabei oft Gerstengrannen,
Haare udgl. beigemischt AALeer. ; Ap; BsL.; „Gl; G;"
Sch; Scbw; Tu; ZDättl., Fehralt., 0., Zoll. De Lei'"
ist nid g'nueg 'ber(e)t. ,1416 band unser herren die rät
Clausen Küng, den ziegler, ze burger enpfangen und
im die ziegelhütten geliehen, und hat ouch [u. A.]
gesworn, die in eren ze haben, und daz er alwegen
den herd ze winter graben und berren sol.' Z Stadtb.
,3 werchlütenmal Jacob Scherer, als er dem Bremen den
leim [zu einem Ofen] bart.' 1536, ZGrün. Amtsrechn.
,l)er herd, wenn man in dert und bert und darnach
brennt, so wird er hert.' HvRüte 1546. ,L)er rossträck
wirt under den leim gebeert, damit er dester zacher
werde.' Tierb. 1563. ,Beer Leim mit Schärwollen oder
Kühaar.' JRLandenb. 1608. ,Die Mauren kleib und
pflaster wol zusammen mit zähem, wolgebeertem Leim.'
ebd. ,Leim beeren, lutum macerare, depsere.' Denzl.
1677 ; 1716. Sprw. : ,Wann man den Leim nicht beeret,
so wirt kein Kruog daraus.' JWirz 1650; und so noch
heute Scu. ,Es wird kein Leim, wenn man ihn nicht
zuvor sollte beeren und tretten.' ebd. — 2) übertr.,
„an einer Sache ohne Erfolg arbeiten Ap." Pflaster b.,
den Mörtel zubereiten ÄABb. Wachs, Teig, Pflaster b.
Bs (Spreng). ,Ber [die genannten Bestandteile] an
einer wermi mit dem eigerschume, unz daz du den
schum genzlich darin geberest.' XV., G Rezepte. .Brich
die schiben [die sich auf der gallertartigen Masse in-
folge der Abkühlung gebildet hat] und ber sy ob
einer gluote als der wachs bert.' ebd. , Bestrich die
hand damit und beer das hörn [geschabtes Hörn] wall
[wohl] darzwüschend wie ein teig.' Arzneib. 1556.
,Cxvn facilis, weich, lind und wol gebeerts wachs.
Emplastrum in arboribus, ein gebeert pflästerle von
leim oder wachs, so man über ein zwy schlacht.' Fris.
, Wachs, das wol gebert ist.' FWürz 1634. .Zerlasse
Wachs und Harz in einem Pfännlein und rühre es,
darnach berre es mit den Händen.' Rhagor. 1639.
, Beere das mit Hirzen Mark.' XVIL, B Arzneib. ,Un-
gebeert Wachs.' ebd. Mist b., bearbeiten, zerschlagen
GlH. — 3. Ptc. 'beret. als Verstärkung; s. Bd I 782.
Ahd. harten, mhd. bern, urvwdt mit lat./ertre. Bemerkens-
wert ist die ä. Schreibung mit -rr- (s. Braune, ahd. Gramm.
§ 118); zu dem langsilbigen Stamm gehört das .rückumlau-
tende' Pitt .hart,' 1536, ZGrün.
ab-bere°: 1. abprügeln Aa; „Ap;" BsL.. Stdt
(Spreng); B (St.b); „Gl; ü; Sch; Z." Wer beim Barr-
laufen eine festgesetzte Schranke überschreitet, wird
von den Mitspielenden ab'beret Aa (Rochh.). — 2. kne-
tend bearbeiten. , Alsdann nimbs [das Pflaster] heraus
aus der Pfannen, beere es ab mit Camillcnöl, machs
zu Zapfen.' FWürz 1634. ,Nimb das Pflaster heraus,
beere es ab mit den Händen.' ebd.
i"-: einkneten „Ap;" Gl; „Sch; G; Z."
ine"-: hineinstopfen Gl.
er-: 1. mit Schlägen bearbeiten, zerbläuen „Ap;"
B; „Gl; G; Sch; Z"Rümlang; .verberibus excipere.'
Id. B. .Heb dich hinus. mach nit vil gfert, dir wirt
dyn hut sust bass erbert.' JBinder 1535. ,Tnond si
das nit und wend sich speren, so wend wir inen d' hut
erbeeren.' Rüep 1550; an andrer Stelle .leeren : er-
beeren.' ,Bind ihm füess und händ: mit ruoten solt
in wol erbehren.' VBolz 1554. ,0 het ich nun ein
kleinen anlass, dass ich im entkämi auf der strass
und im d' hut ein klein erbörti.' Seb.Grübel 1560.
.Deverberare. redlieh darauf schlahen, tülpen, wol
erbeeren. Colla mollia, wol erbeert und gezämpt.'
Fris.; Mal.; s. auch er-tülpen, -irischen. ,Ich will
dem ouch syn sächli machen : lasst uns die Stockfisch
wol erberen, so lernen sy die göttcr eren', sagt der
die Christen peinigende Scherge. Wagn. 1581. ,Wan
ein frouwen ein man schlacht, so mit irem man in
friden stat, sol sy zu buoss verfallen sin zwenzig
pfund, und wenn der mann die frouwen darüber wol
erbert, sol der mann sich wol verantwurt han und
der frouwen und niemand mit schuldig sin.' 1595, Zg
Stadtb. (Ztschr. f. schwz. R. I d 47). ,Beren, erberen.
ferire, verberare.' Red. 1656. ,Dir get ein junger
Lecker nach, dem wirstu gwüsslich werden auch. Der
wirt dir dein Guet alls verzeren und dir dein Haut
fein wol erberen.' Wahrs. 1675. D' Berner und d'
Luzerner händ cnandere" by Vilmerge" teufelis Ding
erbeert. Gespr. 1712. — ■ 2. ,Conspissare, dick machen,
e., wol beeren und knätten.' Fris.; Mal.
üs-: 1. verst. beren 2; auskneten Gl. Der Anken ü.
GG.; Schw. — 2. das Ptc. in der Verbindung üs'hert
feisst, fett zum Zerspringen Gl.
use"-. Es beret scMvarsi Wulchen use", sagt man.
wenn am Horizonte dichte Wolken aufsteigen Gl. —
Uee"-b. eig. herauskneten, -drücken.
z°sämme°-: „zskneten", -drücken „Ap;" Gl; „G;
Sch; Z." ,Nime ungelöschten kalch, speck, schuo-
macherharz, ber es wol zuosamen.' Zg Arzneib. 1588.
D's G'tcand z., unordentlicli zsballen GlH.
durche"-: durchprügeln Th.
zer-: zerbläuen. Narr zum Publikum: ,[Wenn
ihr ruhig seid] so darf ich keim sin hut zerberen.'
GGotth. 1584.
Leim-Bere" Lä-B. — f.: Trog, ausgehöhlter
Baumstrunk, worin der Lehm geknetet wird niTii
(Früh). Syn. L.-Beri.
Berete" II f.: 1. Tracht Schläge Sch. — 2. ein
zsgepresstes Durcheinander AALeer., eine geknetete
Masse BsL. — 3. als Quantitätsbezeichnung, a) was
auf einmal 'bert wird; z. B. e" B. Pflaster [Mörtel]
AABb., Lei" ZDättl., Zoll. Bes. E" B. (Beretli) Angge",
Schmalz, ein Butterballen von 5—6 Pfd GA., G. Der
Pur hat ztche" B-en Angge" z' MärH g'no". Verallg.
's Letst ro* dere" B., der Rest des Vorrates ZW. —
b) Last, grosse Menge, z. B. Holz, Obst, Nüsse BsL.;
1461
Bar. bei', bir. bor. bui
1 162
„B;k Sc»; Thj ZDätü., Wl. E« recht i B. China,
chumm, lis BüSrdöpfel »/'.■ i<h hä" wider e" B. Hs'tö" ZW1.
ti'iiuss e" Zeinc" roll [Äpfel] hci"-si dort g'ha* stö" ; 's
brückt halt e" grössi II. icai/rr imene' so-n-e" G'schiift,
wo so oil Manischen am Tisch si". Breitenst. 1864.
Uni I f.: Schlag, Streich. Spec, Schlag, den
beim Barrlaufen auf Stelzen jeder Mitspielende dem
die Schranke Überschreitenden mit seiner Stelze ver-
setzt Aa (Rochh.). .[Der Abt soll] die ungestuorain
und die hertin und die hofertigin und die ungehor-
samin an dem anvange dir sunda mit perinon old mit
ehestgunga ir lips twengin.' XIII., UwE. Benediktiner-
regel. ,[Die Jünglinge, die sich vergangen haben,
soll man] einwedir mit grözir vastun erbeitin old mit
serfen berinon zuhtgon [aut ieiuniis nimiis affligantur
aut acribus verberibus coerceantur] dur daz, daz si
geheilt werden fon ir mistat.' ebd.
Leim-Beri f . : = Leim-Beren ÄALeer.; Th.
berig: leicht zu kneten ApH., K., M.
Ber Be'r IV ApH., I., K., Lutzenb., M. (BeerJ;
GRUVatz; ÜRh.; THArb. (jüngere Form), Beri.; W,
Beir Ap; GTa.; TßBisch., Egn., Gütt., Rom., Schrofen,
Beri BO. tw. (so S i.) ; GitChurw., D., He., L., Pr., Seh. ;
PAL; USil., „Urs. (Bärri);" WRar., BÖri BBe., Interl.,
Be'ri II Aa; Bs f-e2-J; B (auch 0. tw.); Gl; GRChur,
He. tw., Klost., Rh., S., Scuolms, Spl., Tschapp. ; L; G;
Sch; Schw; S; u. und mTH; Uw; U; W; Zg; Z, Beieri
G uT. — PI. Berini PAL, Boreni BBe., sonst unver.
(Dat. Berene") — n., in TiiArb. (lt einer altern An-
gabe); „UUrs." f. — Dim. Berit Gr; Tu; Z. Bereit
AALeer. ; ß; Gr; GSa., Beretschi GrD. : 1. Beere, wie
nbd. allg. Gelegentlich auch für beerenförmige Baum-
früchte. ,Es gebe gar allerlei Leute [meint eine
Bäuerin]; da müsse man wohl luegen, wem man traue.
Sie denke immer an das Sprichwort: Es gebe gar
viele Beeren, allein es seien nicht alle Kirschen.'
Gotth. a) (essbare) Waldbeere. I" d' Beri gä", in
Berene" si". ,Do was sy in die bery gangen.' um 1520,
L Hexenproz. ,Es war schön, wenn ich Beeren suchen
konnte, zuerst Erdbeeren, dann Heiti-, später Him-
beeren und endlich Brombeeren; wenn ich immer
schönere fand und reichlicher, dass ich nicht alle
essen konnte, sondern Schalen von Rinden machte
[und] sie heimbrachte.' Gotth. D' Beri sind den arme"
L&ten iri Ernd Z (Dan.). Vgl. Beri-Lüt (Bd III 1523),
-Mann (Sp. 272), -Tribel. RA. : ,Man müsste ja mit
Blindheit geschlagen sein, wenn man da nicht sehen
täte, was d' Beeri gelte" [was dahinter steckt].' Schweiz.
Fam. -Freund 1857. Spec, Heidelbeere, Vacc. myrt.
B tw.; UUrs.; dafür bläici B. Gl; GRKlost., Spl.;
SchwE., Ib., Ma. ; UwEmm., Kerns; ZGÄgeri, schwärzt
\B. G oRh. Grä2bi B., Brombeeren ApK. Röti B.,
| Erdbeeren G oRh. — b) Traubenbeere. A" Maria
'Himmelfart sott-me" lindi Beri g'seh", wenn der Wein
gut werden soll ZZoll. Beri wie Bleichugle" ; Beri,
'me" chönnt es Häni dri" mache", von sehr grossen,
']saftreichen Beeren, ebd. Beri, me" chönnt Spatze"
\\(ver-)schüsse" mit, von harten, unreifen Beeren Th; Z.
;Den Winzern, die zu bequem sind, die beim Trauben-
Schneiden zu Boden fallenden Beeren aufzuheben,
ruft man zu: D' B. gend de" Wi"; d' Hatte" [Kämme]
händ nitd i" (GRChur, He.), d' Chämbe" nw de" Schi"
EiS. ,Hört den Winzer schelten: Emsig! füllt die
Selten! Sollt nicht lässig sein! Leset auf die Beeren!
Will euch Mores lehren: Beere geben Wein.' Z Neuj.
M. lT'.'ii. Es liiiil es Beri oertruckt, sagt man scher-
zend, wenn der auf die Traubenmasse niedergelassene
Kelterbaum kracht ZZoll. Es häd es Beri vor-em
(oder im) J.itrh [des Fasshahns] 1) im eig. S., ofl
als scherzh. Ausrede, wenn man keinen Wein spenden
will ZZoll. — 2) übertr., die Sache hat einen Haken
Gr. Da ward eppe" auch e" B. im Loch si" GRChur.
Da ist e" B. im Loch, etwas los Gr. ,Es ist noch
eine Beere im Loch.' Sprww. 1824. ,Wcnn man jetzt
diese Wintertrolen [mit denen die Menschen verglichen
werden] solte rupfen und von Beeri zu Beeri gehen,
so funde man so viel underschiedenliche Sünden,
Laster, Ärgernussen und Missbräuch under uns, dass
man traurig bekennen muss, es sei ein Weinberg,
umb den es also steht, in einem armseligen Zustand.'
FWyss 1672. — c) RA. Er hed es B. vom Alte", be-
sitzt gewisse (Charakter-)Eigenschaften seines Vaters
AaF., Ke. — 2. übertr. a) Fingerbeere Aa; Ap; Bs;
„B;" Gl; Gr; „L; Sch;" Th; Z. .Primores, das beere
an fingeren oder die vordersten finger.' Fris. ; Denzl.
1677; 1716. ,'Axpü)T7jpid£u), bald die äussersten Beeren,
bald die Hände und Füsse abhauen.' JBOtt 1736. —
b) Handballen GrV. (vereinzelte Angabe). — c) runde,
dicke Nasenkuppe ZZoll. Der häd es Beri! — d) der
vorderste, gewölbte Teil eines Maurerhammers ZStdt.
.Einen Maurerhammer am B. abgeschweisst.' 1837, Z
Stdt Baurechn. — ■ e) die Wurzeln eines gefällten
Baumes mit dem daran haftenden Erdreich ZHirsl.
(Dan.). — 3. böse Weibsperson BBe. Ich ha" Alls
ti'liort [sagt eine Bäuerin zu ihrer Magd] u"'1 hätt-dich
nid üfg'ha", we"" das Beri [die böse Nebenmagd] auch
a* de" Marc" hättisch g'schleipft. AHeimann 1899.
Ahd. beri, mild, her u. (auch f.). Daraus uuser Ber; zu
der Diphthongierung in Beier, wozu die Ursache jedenfalls
in eigentümlicher Artikulation des folgenden (tautosyllabi-
scheu) )• zu suchen ist, vgl. Anm. zu Chern-Gert (Bd II 411).
S. auch Anm. zu Erd-B. Bert ist wie Endi (s. Bd I 317),
Ghirsi (s. Bd III +81) ua. der Form nach Dim. (ahd. 'beri").
Das uuserm W. und später auch mehrern seiner Zss. ver-
einzelt zugeschriebene weibl. Geschl. ist anzuzweifeln; die
betr. Angahen stehen sehr wahrsch. unter schriftd. Eiufluss,
der um so ungehinderter sich geltend machen konnte, als
das mundartliche Sprachgefühl bei dem weit überwiegenden
Gebrauch des Fl. über das Geschl. des W. unsicher geworden
ist. Eine ganz andre Erklärung der RA. vom Beri im Loch
(s. 1 b) gibt Bühler II 30S. — Ortsnamen: Beri-Gütsch B
Wynigen, -Mus ZWettschw., -Wachs BG.
Akte"-: Frucht des Zwergholunders, Attichs,
Samb. ebulus B; L; U; Z. Als Arzneimittel ver-
wendet B, z. B. gegen Magenkrampf Z. Früher als
Mittel zum Färben des Weins. ,Wir verbietend nit
weniger auch by hoher Straaff das schandtlich Röten
und Färben der Wynen, es seige mit Kriesenen, Akten-
und Holderbeeren, Wiechselwyn oder andern dergly-
chen Sachen und unehrbaren Künsten, als dardurch
den Wynen die natürliche Kraft entzogen wird.' Z
Mand. 1650; ähnl. 1676, Sch. — Ö1-. ,01ea, frucht von
einem Ölbaum, ölbeere.' Fris. .Ohlbehr [PL].' Güler
1616. — Else"-: 1. Eisbeere, Sorb. torm. ZO. ,Ker-
nichtes Obs sind: der Apfel, der eintweder ein ge-
meiner ist oder ein Pomeranze, Citron, Granatöpfel,
Küttene, Nesplen, Elschberlin.' Spleiss 1667. —
2. Traubenkirsche, Prun. päd. AALeer.; Z (Hegetschw.).
— Elz-: Frucht des Erdbeerbaumes, Arb. unedo.
,Unedo, elzbeere, die frucht von einem frömbden
1463
Bar, ber, bir, bor.
1464
bäum, arbutus genannt.' Fris.; Mal. — Ein- Ber(i):
rierblättrige Einbeere, Paris quadrif. Bs; B; Th; U; Z.
Unzele"-: Himbeere, Eub. Id. LGunzw., Rö-
merscllW. — Vgl. Lunzelen-B.
Erbsele»- s. Bd I 433.
Erd-, Herd- Erpperi ("") GiiChurw.. Ü., Luz.,
Pr., Seh., -ort BO., -eri AAEhrend.; Bs; B; S; üwE.,
-eieri G uT., Erppeier THEgn., Eierpeier ThKohi.,
Eiebeier THGütt., Herpperi {LI"J) GRÜhurw.. V., -eri
GRRh., S., Spl., V.; L; PPo.; GSa.; Ndw, Epper Ap
Lutzenb.; \V, Epperi ("") GrD., Pr., Seh., ObS., -eri
AABrugg, Hölderb., Leer., L„ St.; B; VO; GRHe.; G
Wallenst.; SG.,NA.; W, ffipperi PO.; GRUVatz, Eep-
peri ScHRüdl., E'pper GGaiserw., Rh., Stdt; THBerl.,
Tag., -eri GWe.; Sch oHa., Nnk., Sibl., Stdt; iuTh; U;
ZDättl., Flurl., 0., rS., Uhw., W., Eipperi ZMarth. —
n., Erprle" ZDachsen, Uhw., E'prre" ScHSt. ; ThHw.,
Maram., Müllh.; ZBenk., Sth., Eiplre" GStdt, Ta., We.;
oTh, Müllh., Eupere" THBerg, Eipde" Th — f., E'rti
n. BSi. : 1. a) Walderdbeere, Frag, vesca. allg. I"
d' E. gä". ,[Die aufständischen Bauern] erklagende,
dass si so hart geträngt, dass si weder tir noch ruow
möchtid haben, e am firtag müestid schneggenhüsli
suochen, garn zewinden, erdber, kriesen, Schlehen
gwinnen, und anders derglichen tuon.' 1525, Ansh.
,Fürs ander bin ich [der Landvogt] verstendigt wor-
den, das etliche personell an den Sonntagen und ge-
pannen fyrtagen in das holz und berg hinus durch
die koru- und haberzeigen lauffind den eperinen nach
ze günnen: eperi noch kriesi ze suechen und ze gün-
nen, wird by zwenzig pfund haller unmichlässlicher
straf und buss verboten.' 1590, ÄAWett. Klosterareh.
Vgl. E.-Maitschi (Sp. 80), das ,Erdbeeri-Mareili' Gott-
helfs. Z' früe i' d' E. gä", zu früh sich geschlecht-
lichem Umgang hingeben Z. Einen i" d' E. schicke",
zum Besten haben Z. Er het en Pur ime" röte" Woll-
hembli für en E. a'g'lueget, hat sich arg versehen.
Sprww. 1869. Das war (für mieh), wie wenn e" Cime
es E. funti fverwütschtij, viel zu wenig AABrugg; Z;
s. Cime (Bd III 86). Er het-ne" g'no" wie-n-e" Cime
es E., ein Schwinger den andern B. Er verstöt vo"
dere" Sach so vil ivi e" Cime vorne" E. Aa ; B. Es E.
gross, als ungefähre Massbezeichnung Z. Si tuet nun-
mal ame" Herdbcri abbisse; von einer zimpferlichen
Person L. ,Wenn nur mein Vermögen eine Erdbeere
wäre [sagte Einer], so würde ich es essen, damit
meine Erben Nichts bekommen.' Dan. Volksmedizin.
Erdbeeren sind gut gegen Erfrieren der Gliedmassen
GRConters, gegen Brand GT.; das Kraut liefert einen
blutreinigenden und harntreibenden Thee B; G oT.,
We. ; ZZoll. Die Erdbeeren gelten als gesund für
Männer, als ungesund für Frauen (bes. zur Zeit der
Menstruation GRMai.) B; Gr; L; G; Sch; S; Z. D' E.
helfe'd ame" Ma"" uf 's Boss und dem Wiberrolch
under de" Bode" (i" 's Grab) ScnSt,; S (Schild). D' E.
sott-me" dem Wibervolch verschlirpe", und dem Ma""
helfe'd s' uf 's Boss ZZoll. Weg-men E. sott en Ma""
vom Boss abe" (stige'J B; L; ScnSt, und e" Frau seil 's
mit ■1em~Schueh verschlarpe" Gn; G; ZHombr. Die E.
im Volksrätsel s. Rubel (Bd II 948); vgl. dazu: Bäggli,
wie-n-es Erdberi sä rot, wenn 's ame" sunnige" Bainli
stöt. Stutz. Im Spiel. Wer ein Pfand auszulösen
hat, stellt sich hin und ruft: Wald, gib-mer Epperi
oder Brumberi! einen Kuss oder einen Sehlag (LTobl.).
— b) ivildi E., Erdbeer-Fingerkraut, Pot. fragari&str.
ZZoll. — 2. übertr. Es E. uf der Nase; ein erdbeer-
förmiger Auswuchs AALeer. ; auch von den roten Pro-
tuberanzen auf der Nase eines Trinkers ZZoll. —
Tann-E. Tani'pi-re" f.: die rote, erdbeerähnliche
Blutenknospe der Tanne ZSth. — erd-bere", -be-
rene" B, herd-berene" Ndw: Erdbeeren sammeln.
.[Das Erdbeeri-Mareili] wollte nicht mehr [Erdbeeren
feil tragend] mit der Mutter gehen: niög das G'red
und G'stürm nicht mehr boren; o erdbeeren ist viel
schöner, sagte es.' Gotth. — Erd-beret E'pperet in.:
die Erdbeerenlese, bzw. die Zeit derselben ZZoll.
,E. am Sonntag auch in der Morgenpredigt.' Ende
XVII., ZZoll. (Notiz im Pfarrprotokoll).
Ahd. trdberi, mild, grtber. Von ii. Schreibungen seien
noch genannt: ,Erbere' (PI.). 1557, Geschfo. Ges.; ,erbbäry.'
1591, L; , Erdbeere' (PI.). HEEscher 1692. Allen unsern
Formen gemeinsam ist die Assimilation des inl. db (bzw. !/■)
~^> pp, die sich bei ungezwungenem Sprechen von selbst ein-
stellt. Von den übrigen lautlichen Veränderungen sind zu-
nächst zu nennen einerseits der dissimilatorische Schwund
des ersten r, anderseits die Assimilation des e (er, «ej der
ersten Silbe an das nebentonige e1 der zweiten. Die Formen
mit es in der ersten Silbe sind entw. auf analoge Weise zu
erklären oder aber von einer Form e'rp- (< S'rp-) aus, die
zu eirrp- geworden wäre wie Ber zu Beier; die Entscheidung
ist schwierig, da wir die genauen Bedingungen nicht kennen,
an die der Wandel von e'r > ei'gr geknüpft war. Aus ' E'r-
jier(i) entwickelte sich E'rprn" (daraus durch Dissimilation
k'rj.'l," und Epere*) infolge Konzentration des Tons auf der
ersten Silbe und Anlehnung an die Subst. auf -ere" (vgl.
H&rd-Bir); letztere zog auch den Geschlechtswandel nach
sich, wobei der überwiegende PI. -Gebrauch fördernd mit-
wirkte. Eipde" durch Suffixtausch (vgl. Hümjyele" unter
llind-U.), wenn das l nicht eher auf dissimilator. Wege in
dem zunächst zu Grunde liegenden " Eirpere" entstanden ist
(vgl. Erpele*); Euprre" zeigt Labialisierung von et vor p; vgl.
Anm. zu Heid-Ber. Die Entstehung der Kurzform Eni setzt
ein noch lebendiges Gefühl für die Zss. voraus; ihr t gegen-
über der Leuis des einfachen Wortes erklärt sich aus der
Inteusitätssteigeruug, die das ausl. d des ersten Gl iedes vor
dem anl. b des zweiten erfuhr (ert-per) ; s. PSchild 1891, 29.
Vgl. auch die analog gebildeten Heiti, Hinti, Rämi (unter
Ram-B.).
Arles-: 1. Frucht des Vogelbeerbaunis, Sorbus
aueup. ,[Die Amsel] isst würm und höuwschrecken,
item arlessbeer, darzuo wielesch und holderbeer.'
Vogelb. 1557. — 2. Frucht der Zwergmispel, Sorbus
chamaimesp. ,Die kleinsten holzbyrlin, äschröslin oder
arlesbeer, speierling, spörbyrn; Grseis sorbus; cor-
mier.' KdGesn. 1542; darnach bei Fris.
Ätere"-: 1. Tollkirsche, Atropa bellad. Z. —
2. blaue Brombeere, Rub. eres. GG. — Die Früchte von
2 werden mit Unrecht oft für giftig gehalten.
Fuchs-, in UwSachs. Fuxe"-: Preisseibeere, Vacc.
vit. Id. Ap ; B oE. ; LE., W. ; G ; Od wSachs. Die Beeren
gelten nicht selten für giftig G.
Füecht- Berli : Frucht des wechselblättrigen
Milzkrautes, Chrysosplen. alternif. LW. — Die Pflanze
liebt feuchten Standort.
Vogel-Ber(i): 1. halb generelle Bezeichnung
aller nicht essbaren, wenn auch nicht giftigen Beeren,
die den Vögeln zur Nahrung dienen (sollen). Insbcs.
a) = Arles-B. 1 Bs; GGoss., Stdt, Ta.; Sch; ihTh; U;
Zg; Z. — h)=Äteren-B.2 Sch; Th; ZZoll. — c) Frucht
des gemeinen Hartriegels. Ligustr. vulg. GSa., We. ;
SchKI. — d) = Mehc-B. 2 Sch. — 2. Frucht der Mistel,
Visc. alb. Aa; ZO. — 2 beim Vogelfang verwendet.
Fül-: 1. Weichselkirsche, Prunus mahal. B (Im-
1'4B5
Bar, ber, bir, bor. bnr
1166
Obersteg). — 2. Frucht dos Faulbaums (FülbGr-BaumJ,
Rharanus frang. 7,0. ; Dürh. — :'.. Frucht dos Mehl-
beerbaums, Sorb.aria GüSeraeus, UVatz. — Finger-:
Fingerbeere, allg. (Nüd) es Fingerberis gross, als
Massbezeichnung B; Z. — Bin et-t'inken-: = Vogcl-
B.lc GWe. — Steiu-fass-: Frucht des genieinen
Sauerdorns. Berberis vulg. Obw. — F luder-: Sumpf-
od. Morastheidelbeere, Vacc. ulig. U.Mai. — Fraue"-:
1. a) Frucht des gemeinen Mispelstrauchs, Mesp. germ.
GRÜVatz. — b) = Elsen-B. 1 ZHörnli. — 2. eine Jo-
hannisbeerart, Ribes WLö. — Gicht-: Frucht des
Schneehalls od. Wasserholders, Vihurn. op. ZWettsw.
— Gift-: jede giftige oder für giftig gehaltene Beere.
Insbes. 1. vierblättrige Einbeere. Paris quadrif. B
(Durh.); LE., Stdt, Sursee, W.. Will.; SchwMuo.;
Zg; Z, häufigste Bezeichnung in ScuwMa. ; U. —
2. a) = Gicht-B. Gl (Durh.); Z. — b) Beinholz oder
gemeine Heckenkirsche, Lonic. xylost. Z. — 3. schwar-
zer Nachtschatten, Solan, nigr. Zg. — 4. gemeiner
Kellerhals, Daphn. Mezer. GnRh. — 5. Alpenbären-
traube, Arctostaph. alp. GRSeew.(l)än.). — Guggich-:
= Erbselen-B. Aa (Dan.). — Gügger-: 1. = Gicht-B.
BSi. — 2. Frucht des gemeinen Spindelbaums, Evo-
nym. Europ. BSi. — Gürgitsch Gürgetsch-beri Grü.,
Pr., Seh., -beri He., Giiretschberi Rh.. Tschapp. : = Arles-
B.l. — Gürmseh- (in Be. Gümsch-): = dem Vor. B.
— Chern-gert Cher-gerte"- : = Vogel-B. 1 e ZZoll.
.Wolzeitige Kelngertenbehr in scharpfer Laug und
wenig Alun gesotten soll ein schön blümerent [bleu
mourant, hellblau] Färb geben.' Zubers Tageb. 1681.
— Geiss-: halb generell für minderwertige Beeren-
früchte; vgl. Geiss- Haslen mit Anm. (Bd II 1677).
1. = dem Vor. GRPr. ; SThierst. — 2. Frucht verschie-
dener Arten der Heckenkirsche, Lonicera, bes. der ge-
meinen (L. xylost.), der blauen (L. cajrul.) und der
Alpen-H. (L. alpig.) GrD., He., Pr., Seh. — 3. = Stevn-
fass-B. GsTrimmis. — Herr-gotte"-: 1. Frucht der
Hundsrose, Rosa can. ScuwReichenb. — 2. Frucht des
gem. Weissdorns, Cratieg. oxyacanth. GG. — Gut-
tere0-: gemeine Stachelbeere, Ribes grossul. mTH,
Bisch. Syn. Gütterli (Bd II 533). — Gitzi-: = Geiss-
B. 3 G oRh. — Glücks-: doppelte Traubenbeere
ScaSt,; Tu; ZZoll.
Heid- Heipper W, Heipperi (it"/) BHa.; GrD.,
Pr. ; USil., -eri BHa. ; GRÜhurw., D., S., Tschapp. ; L W. ;
PPo.; Uw; U; W, Äpperi ScHNnk., Heiber W, Hei-
beri Aa; ScHwSchindellegi; Obw; U, Heupperi Aa;
Gl; GrD., Luz.; LE., G., Stdt, W.; Schw; Zg; ZNer.,
Richtersw., Heuberi Gr, -eri AALeer., Seetal; Bs; B;
GLÜbst.; Gr; LE., G., Stdt; GA., G., Ta.; SG., NA.;
Ndw; Zg; ZO., Regensb., S., Stdt, Zoll., Heide"-
Heiduberi PAL, Heide"beri (bzw. Häde"-) m. und uTh,
Affeltr. (-&-), Mamm. (Cliade"-), Müllh.; ZBenk., F., Tu.,
Zoll., Heidel- Bs; B (Durh.); GRÜbS., Rh., Schiers,
UVatz; Sch (auch Cheidel-); T HTäg. (Hä'delber); Uw
(Durh.); U (Durh.); ZMaur, Uhw., Wthur, Heidli,
Heiti, Heite" (s. Bd II 989), Heitliber(i) GS., oT., Heiti-
beri B (Gotth.), Heite'beri GrRIi., Tschapp., V., Val.
— n., in AASeetal; GrD. (lt Bühler); GTa. f.: 1. gem.
Heidelbeere, Vacc. myrt. aaOO. I" d' H. gä". Beim
Suchen singen die Kinder: Heubireli günne", d' Stildeli
lo" stö", d' Maitli (d' Bliebe") iifhenke" (dra" henke",
üsschicinge"), d' Bliebe" fd' Maitli) lo" gö" AALeer. ; L.
Heuberi a" de" Stüde"! d' Bliebe" (d' Maitli) g'hore"
zu de" Ffile" Aa. Heuberi mer weder Laub, de'' Müller
(Neu'bür, Gassme") häd si" Frau verchauft. Wie t&r?
im sibe* Sack roll Sprür Aa; dazu: wie mer? Um
sibe" Sack voll GMe" AABb.; weiter: wie minder? Um
en Sack voll Schindle" (Kochh. 1857, 179); wie gern:'
Um en Sack voll Chern ZW. Heitbiri me" weder Laub,
di alte W%ber sind e taub; si hoeke'd uf den Este"
und fresse'd alli di beste" ZKloten. Die Früchte ma-
chen im Sommer einige Wochen hindurch einen be-
trächtlichen Teil der Nahrung ärmerer Haushaltungen
aus (vgl. JXSchnyd. 1782, II 62) oder bringen lohnen-
den Ertrag durch den Verkauf. ,Sie werden roh ge-
gessen oder zu Brei gekocht, in Compott verwandelt
oder zu einer Weinbereitung (Heidelbeerwein) ver-
wendet. Die getrockneten Beeren dienen als Färbe-
mittel für Wein und Spirituosen.' Anderegg 1897, 2-17.
,Der Most lässt sich durch schwarze Kirschen, Ho-
lunderbeeren und vorzugsweise durch Heidelbeeren,
grün oder gedörrt, leicht und schön färben.' JGut
1873. In GrA. färbt man mit dem ausgepressten Saft
der H. unter Zusatz von Essig, Alaun und Kupferschlag
Tuch und Garn schön venetianisch blau. Gr Sammler
1805. — 2. röti H. a) = Fluder-B. Aa (Mühlb.). —
b) = Fuchs-B. ,Vitis IdiEa foliis subrotundis non cre-
natis baccis rubris, rote Heidelbeere.' JJWagner 1680.
- Heu-berler: Heidelbeerensammler L.
Ahd. heid-leri, mhd. heit-ber (zum ersten T. vgl. Heid II S
Bd II 989). Daraus (durch Assimilation der inl. Cons. wie
bei Erd-lier) Meip-per(i), bzw. Hap-peri, welche Form mit
Aphärese des anl. h (zu der die entsprechenden Erscheinungen
bei Hind-fter zu vergleichen sind) in Apperi vorliegt. Die
weitem Veränderungen ergaben sich einerseits aus volks-
etymol. Umdeutung des ersten Gliedes der verdunkelten Zss.
in Heu, die sachlich dadurch nahe gelegt war, dass die Beeren
zur Zeit der Heuernte reif werden, tw. wohl auch begüustigt
wurde durch lautlichen Wandel von ei > e.u vor p (vgl.
Anm. zu Erd-Ber), anderseits aus Anlehnung an das einfache
Berti), die zur Ersetzung der inl. Fortis durch die Lenis
führte. Von Heid-ber (gespr. Heit-per) giengen auch die
Kurzformen Heiti, Heite" usw. aus, deren ( analog dem von
Erti (s. wieder Anm. zu Erd-Ber) zu erklären ist; Heiti-B.
usw. sind darnach im Grunde tautologische Zss. — Heide"-B.
ist neben Heid-B. entw. als uneig. Compositionsform zu be-
urteilen oder es steckt, was wahrscheinlicher ist, im ersten
Glied eine Weiterbildung von Heid, wie eine solche mittels
/-Suffixes ohne Zweifel in Heidel zu sehen ist (.heidelber'
zuerst bei Ebinger 143S). Über das Vorkommen dieser er-
weiterten Formen als einfache WW. und in Zss. s. Gr. WB.
IV 2, 802/3. Zu der Vocalkürzung in Hdde"-B. vgl. Hänel-B.
unter HeUel-B. ua., zu den Formen mit anl. eh statt h Ana-
loges unter Holder-, Hind-B.
Hode"-: Steinbrombeere, Ruh. saxat. GRjenaz.
Syn. Hunds-Hoden 2. — Häfeli-: = Herrgotten-B. 2
G oT. — Hag-: Name verschiedener in Hecken vor-
kommender Beerenarten ZO. Insbes. 1. = Vogel-B. lc
ZO. — 2. = Gift-B. 2 b LE., W.; ScuwKüsn. — H eg-
ge0-: = Herrgotten-B. 2 ZHörnli. Syn. Heggen I (Bd II
1098). — Holder- GRSchiers ; mTn; Z, Cholder- Tu
Mamm., Holdere"- ZO., Holler- BU.: Frucht des ge-
meinen Holunders, Samb. nigra. S. noch Akten-,
Arles-B. Vgl. H.-Latwäri (Bd III 1486).
Rech-holder-: Frucht des gemeinen Wachhol-
ders, Jun. comm. allg. ,Wie manigen hatt gehinderet
[das h. Sakrament zu empfangen], der von onmacht
und blöde wegen an gewurz, imber oder negele an-
gebissen und gkuwen, oder ain wenig brantenwin ge-
trunken oder ain wechholterber verschlindet oder zuo
abend den mund nit gespuolet und derglichen.' Kessl.
1467
Bar, her, bir, bor, bur
1468
.Ein [wohlriechendes] pulyer us räckholderberi und
wirouch.' 1545/60, L Spiel. ,[In ZRiesb.] wird die
Schule fleissig gewüscht und etwann mit Äpfelschel-
fen oder Wachholderbeeren geräuchert.' Ende XVIII.,
AZoll. 1899.
Für die weitem Formen des ersten Gliedes uud die
Verwendung der Beeren vgl. Reck-Holder (Bd II 1188);
ausserdem Gfd 51, 195; HZahler 1S9S, ST. Als Personen-
name: ,Hans Räckholtcrbcri.' 1589, ZSth.
Hind-Ber Himperi (itv) GitChurw., D., ObS.,
Pr., -eri Bs; B (Zyro); GrD., Pr.; Z, Chmperi Sch,
Himberi Bs; B; Gl; GrD.; Scb; U; ZBaurna, Stdt,
Himpi W, Himbi BStdt, Himb.li SThierst., Hümper
Gl, Hümberi ÄALeer., Humpele' (f.) GT.,Wyl; THBerg,
Egn., Fr., Hw., Müllh., Tag.; ZSth., Hümpeliber Ap,
Hinte", Hinti (Himti BGadra.) , Hunte", Hüntele",
Hünti (s. Bd II 1476/7), Hinde'ber Ap (Durh.), Hinte"-
beri GrV., -eri Gl; GrRIi., Scuolms, Spl., Tschapp.,
Val., Hünde'beri GlH., Hünte'btr ApM., Stein (-beierj ;
GlH. (-beri), Hüentefrjberi GRh., Hüntelibeier ApH.,
Hüntele"beier GGoss.,Stdt, Ta., Hündliberi GT., Hindel-
beri AAMerenschw., Hunte'ber, -beier Ap (Durh.), Hitn-
delbeier G uT., Impcri GrAv., Schiers, Valz., -eri Aä
Leer.; BsL.; B (Durh.); GHHe., Landqu., S., UVatz;
LE., G., Stdt; PPo.; GSa., W., We.; Scb; SG., NA.;
Uw; U; Zg; ZFlurl., Küml., Uhw., W„ Zoll., Imberi
ÄABb., Leer.; B; Git(St.b); L (St.b); ScH;aScHw;Vw
(Bhiner); Zg, Impere'ber GuT., Impele'beri AaF., Ke.;
LE.; GTa., Impele" (f.) Sch, Imbele" (f.) ThBucIiw.;
ZDachsen. Ümpeliber GuT., Umpele" GWyl; ScnSt.;
TßAffeltr., Berl., Egn., Maram., Steckt»., Umpele* ScHSt.
(Sulger), Inde'ber Ap (Durh.), Inte'ber (bzw. E'-) ApK.
(Tobl.), -eri G„Rh.", Entele"ber GTa., Önte'ber Ap
Heid.; GGoss., „Rh.", Stdt, Ta. (auch G 1790), -eier Ap
(Tobl.), Öntelibeier Ap (Tobl.): 1. a) gem. Himbeere,
Rub. Id. allg. Hinimbi, H., schöni H.! ruft der Ver-
käufer. BXri 1885. — b) schwär zi Himperi, schwarze
Brombeere, Rub. frut. GRKlost., UVatz. — 2. (Him-
peri, -beri n. Bs; B, nach einer ä. Angabe Himpere" f.
BsStdt) einer Himbeere ähnlicher Auswuchs am mensch-
lichen Körper. — imperene": Himbeeren sammeln
Ndw. -- Im per et m. Ndw; ZZoll., -crete" f. Ndw:
Himbeerernte und Zeit derselben.
Ahd. hint-beri, mhd. hint-ber. ,Hind(t)beer.' KdGesn. 1542 ;
Tierb. 1563; Denzl. 1677; 1716. Zur Erklärung unsrer
Formen vgl. die Ann), zu Eni-, Heid-B. .- ein Teil der dor-
tigen Ausführungen gilt mutatis mutandis auch hier. Be-
merkenswert ist die (auch in ausserschweiz. MAA.) weit
verbreitete Aphärese des anl. 4; vgl. dazu etwa Hummel
(Bd II 1295). Rundung von i > ii vor m(p) ist häufig,
aber auch vor (gedecktem) n nicht selten ; vgl. brünnen,
Chünni ua. Das ö der Ap Formen erklärt sich wie in bände"
für binde". Das e von Entele"-B. gibt wohl ebf. nur die
lokale Ausspr. von l vor Nasal (= i') wieder. Bei deu For-
men mit u, wie auch bei einigen mit ii, scheint Anlehnung
au Hund im Spiele, bei Hüente(r)-B. au Huen. (H)Impere",
(H)Impele* wie Erperc", -elen. Die Kurzformen Himpi, Himbi
schliessen sich an Himpcr(i), Himb- an; zur Bildung von Hinti,
Hinte" usw. vgl. Heiti, Beite"; Hinte"-, Hünte(le)*-B, sind
tautologische Zss.
Hunds-, in GrScuoIhis Hunde"-: 1. a.) = Hode>i-B.
GrScuoIiiis, UVatz. — b) = Äteren-B. 2 ÄABb., Brugg;
ZoBaar. — 2. = Gift-B. 1 GWeisst. - 3. = Gift-B. 2 b
ZO. — Hinzel-. .Corymbus, Träublein wie am
Epheu, Hinzelbeere.' I'enzl. 1077; 1716. — Hunze"-:
= Hunds- B. lb ZKn. — Här-: = Hind-B. Aa; Ap
(Durh.); GLObst.;GA.,Ta.; ZBenk., Kn., Nür.f, Weissl.,
Zell. — Hirte"-: schwarze Rauschbeere oder Alpen-
rausch, Empetr. nigr. GrRIi., V. — Harz-: Frucht
der Alpenrose, Rhodod. G oT. f
„Heisel- Ap", Hasel- ApH., I., 51., Hasel- ApHeid.,
K. (Hasil-), Walz.; GGoss., Rh., Stdt, Ta.; ScHSt.; Th
Beil., Egn., Steckb.: = Heid-B. 1. ,Von Häselbeeren
eder Heidelbeeren ein Trank [für Fieberkranke].'
TTobl. 1830.
Zu Keislen (Bd II 1688); wegen der Bed. vgl. Schnuder-H,
In der Form Haxd-B. scheint a (< ei) überall gekürzt (vgl.
Hiide"-B. unter Heid-B.); bezeugt ist die Kürze für GStdt;
SehSt. ; ThBerl., Egu.
Haxe"-: Beere der weissen Mistel, Visc. alb. Aa.
— Hitz-: direkt den Sonnenstrahlen ausgesetzte und
deshalb verdorrende Traubenbeere Z öS. — Jude"-:
1. Judenkirsche, Phys. Alk. S. — 2. gem. Tollkirsche,
Atr. beilad. Syn. Juden-Chirsen 3 (Bd III 482). .Er-
innert euch, wie schädlich da etwan seien den Kin-
dern die Judenbeeren, wann si da gross werden, einen
da wahnsinnig und schwindelhaftig machen können,
da doch die 1. Kinder sie für schöne Kriese oder Zi-
berten, die da etwan auf den Bäumen wachsen, da
etwan abgewunnen.' Ringgli 1736. — Johannis- Aa;
GrLuz., V.; m. und uTh; Z, Jöhans- GRUVatz, Sant-
Johannis- m. und oTh, Santihans- Bs; LE., Surs.,
Will.; GoT., We.; ScawMa.; Uw, Santehans- Aa,
Sant'hanse"- Aa; ZO., Santerhanse"- Zu.: 1. Johannis-
beere, Rib. rubr. oder nigr. aaOO. Wenn die noch
grünen Beeren fallen (vgl. reren), so wird ein Gleiches
mit den Traubenbeeren geschehen, wie denn übh. das
Gedeihen der Johannisbeeren dem Weinbauer ein
Vorzeichen ist für das Gedeihen der Trauben ZZoll.
.Beeren eines schwarzen Johannisbeerstrauches, am
St Johannistag verschafft, vertreiben die heftigste
Gicht' Ammann 1850. — 2. wildi J.-Ber = Gicht-B.
G oRh. — ,Kabe-Bcrlin': Frucht des gem. Kapern-
strauches, Capp. spin. ,Von einem zentner k. ein libr.
[soll man für das , Geleit' nehmen].' 1490, AaB. Urbar.
Chüch- GRh. (K-), Küche"- GMarb., Chüchi- G
oRh., Kueche"- GRh.: 1. = Ätere"-B. 2 GMarb., oRh. —
2. gem. Brombeere, Rub. frut. G oRh. (Wartm.). —
Die Beeren siud wie mit einem bläulichen Hauch überzogen.
„Kur-, Kürli-" Kürrli-, Gh- Gr; GSa.: Kornel-
kirsehe, Com. inas. , Kurbeere, cornum.' Mal. —
Chatze"-: 1. = Äteren-B. 2 ZLimm., W., Wettsw. —
2. schwarze Johannisbeere, Rib. nigr. ZNer. — Chotz-:
kreuzblättrige Wolfsmilch, Euph. lath. BKalln.
Chlepf-, in GoT. Chlepfe"-: 1. Frucht des gem.
Kellerhalses, Seidelbasts, Daphn. mezer. GoT.; Ndw.
— 2. = Fluder-B. ScHwIb., Ingeub. — Die (anreifen)
Beeren zerplatzen, ins Feuer gelegt, mit einem starken Knall.
Chraje"-: Moosbeere, Vacc. oxye. Ap (Durh.).
Krammet(s)-: = Bechholder-B. ,Wer blut harnet,
der siete crametbeeri im wasser und trinke zwei tag
lang darvon.' Künzli, Wthurer Chr. .Nimm Kramit-
beer, die zwüschen unser Frauen Tag sind brochen,
stoss durch einander in einem Mörsel [usw.]', Mittel
gegen Podagra. XVII./XVIIL, Arzneib. ,[Wer zu viel
Stuhl hat, nehme] Krammetsbeeri und bratne Küt-
tenen, mach ein kleins Püntlin von Weizenmäl, tu
gepulverten Mastix und Muscatnuss under das Teigli.'
ebd. — Vgl. Krammets-Vogel (Bd I 695).
Chrusel- Aa; Gl; GrCIiui-; LSursee, Stdt, W ..
Will; GG., S.; Scu; ScHwIb., Muo.; uTh; U; Zg; ZO.,
S.. Stdt, Sth., Chrüsel- AÄHolderb., Leer.; B, Gritsei-
1469
Bar, t>ei\ bir, bor, bn
IlTii
Aa (Rochh.); BsStdt; B (Durh.), Chriiscl- Aa; Bs;
SBib., Ghrusi- GSa., Chnt.sk"- GT., Chronic- B: = Gut-
teren-B. Chrüselberi, liläiri Tinte": <V Bliebe* schmücke*
wol und d' Maitfi stinke", Spottreim auf Mädchen Aa
Leer. ,4 Kruselbeerstauden l(i ß.' 1805, Z Haushal-
tungsb. ,Die wyen legend ein krauselbeerstauden in ir
nest für vergalsterung oder anderen schaden.' Vogelb.
1557. .Kruselbeer nennen die arzet uvani crispam oder
crispinam, uvam ursi.' Tierb. 1563 (neben ,Krausel-
beer). ,Kruselbeere, nva crispa.' Mal. ,Spineas uvas,
Kraussbeeren.' Nov. Vest. 1(592. ,Uva crispa, Krausel-
beere.' Denzl. 1677; .Kräuselbeere.' 1716. .Eine Krau-
selbeere, une groseille.' De Lacour 1736. .Kruschel-
beer.' Gr Anl. 1838. — Chrotte"-: Name ver-
schiedener schädlicher oder ungeniessbarer Beeren.
1. a) = Gift-B. 2 a ScHwlta., Muo.; UwBuochs, Emm.;
U. — b) = Gift-B. 2 b ApK.; GHinterforst, oRh., T.;
SöhwE., G., Ib.. Ma., Muo.; idTh; Uw; U. — 2. gem.
roter Hornstrauch, Com. sangu. LE., Stdt; ScbwE.,
Ib., Küsn., Ma., Muo.; Uw; U; Zg. — 3. = Fül-B.2 L;
GW., We.; SNA.; mTH; Uw; Zg; Z. — 4.= Vogel-
B. 1 a GWe. — 5.= Vogel-B. 1 b „L;" GS.; Scbw
Brunn.,Ma.; „Zg;" „Z"Rafz.— 6. = Vogel-B. 1 c G oRh.;
mTH. — l. = Ein-B. „L;" G OTerz. — 8. a) Bitter-
süss, Alpranke, Sol. dulc. U. — h) = Juden-B. 2 GS.; S.
Chrüz-: 1. Beere des Kreuzdorns, Rhamn. cath.
B (Durb.). .Kreuzbeere, wähenbeere, rhamni unum
genus, fructu myrti. foris nigro, intus viridi. ob id
ad colorem eum tingentibus idoneo. Cortex arbori
subniger et nitidus quasi ceraso, intus virens, post
luteus, lignum extra candidum, interior medulla rubet,
eo validos arcus nostri fabrieant.' KdGesn. 1542. ,Die
kreuzbeerin, baccae rhamni.' Mal. .Wolzeitige Kreuz-
beer in Buchaschen-Laugen gesotten mit Alun [ua.]
soll ein schönes Saftgrün geben.' 1681, Zubers Tageb.
— 2. fChrizli-B.J Felsenstrauch, Azal. proc. Obw. —
3. (Chrüzli-B.) = Ein-B. Smwlb. — 4. = Fuchs-B. GG.
Zu 1. Die Angabe Gesners (am Schluss des Beleges)
ist auffallig, da das Holz des Kreuzdorns ausserordentlich
brüchig ist. 3 nach den vier kreuzförmig gestellten Blättern,
4 nach der kreuzartigen Zeichnung der Beeren.
Lunzele"-: \. = Hind-B.la Aa. — 2. = Chrusel-B.
LErmensee. — Vgl. Bunzelen-B.
Lör-: Frucht des Lorbeers, Laur. , Man säet Leu-
cojen, Nelken, stecket Lohrbeere im Merzen.' JCSdlz.
1772. ,Wiltu, dass ein Kind schöne Augen gewünne,
die Muter, die weil sie das Kind im Leib tragt, soll
alle Morgen ein Lorberi essen.' XVII./XVIIL, Arzneib.
HBull. 1540 schreibt .laurber(boum)', woraus durch
dissimilatorischen Schwund des ersten >• ,Lauber(boum)';
s. Sp. 1240. Als Familienname: ,Clewi Lorber.' 1394, Z
Ratsb.
Lüs-: 1. = Gügger-B. 2 Uw; Z. — 2. = Herr-
gotten-B. 1 GRPr. — 3. = Herrgotten-B. 2 GRPani. —
Laxier-: = Chrüz-B. 1 B (Durh.).
Mül-: Beere des weissen und schwarzen Maul-
beerbaums Bs; B; Sch; U; Z, unterschieden als wissi
und schwarzi. — I)'s Malheri, Name einer Wirtschaft BStdt.
Melw-: 1. die (mehlige) Beere mehrerer Apfel-
rüchtler. a) = Herrgotten-B. 2 Aa; ApHeid.; B; „Gl;"
GRSchiers; GRorsch., T., We.; Sch; ThMüIUi.; ZO., S.
.Melberin, appendix spina.' KdGesn. 1542. ,Ein bäum,
spiha alba: die Etschländer nennen die frucht, so er
"regt, bärbrot; hie zuo lant wirt sy mälber genannt,
welche der bär gar gern frisst.' Tierb. 1563. ,Paliurus,
mälbeerestauden, die hat vil spitzig dorn und vil inte
beere bei einanderen; werdend gebraucht den harn
und das grien ze treiben.' Fris. ; Mal. — b) Beere
mehrerer Arten der Eberesche, Sorb., nämlich a) des
Mehlbeerbaums, Crat. s. Sorb. ar. B; Gl; Gr; Sch;
U; ZO.; lt Durh. in B; Gl röti M. Syn. Mel"-Birli.
— ß) der zahmen Eberesche, Sorb. dorn. L; Zg (St.D).
— y) der Zwergmispel, Sorb. chamnamesp. GrA.; W
(ImObersteg). — 2. Frucht des Schneeballs, Vib. Gr
Samml. 1779, 231. — 3. = Fluder-B. W (ImObersteg).
— mel,v-berene": Jmden übervorteilen, ums Geld
bringen, rupfen B oSi. Ptc. U"-g'mel"bcrenet BHk.,
-bered BHa.: unangefochten, ungeschoren. .Du kommst
nicht u. von ihm.' Eine" nin denen Nuchtbuoben hei"
s' erwitscht, die Anderen sin u. denn" chun. — 3 hat
den Namen von dem mehlähnlichen Überzug.
M uni-: = Fhider-B. Ddrh. ; Hegetschw.
Luxe°-Marti''-: = </!{(iera-_B. 2 BsRotenfl. (Seiler).
Nach einem gewissen Luxe'-Murii" [Martin, Sohn des
Lukas], der (1835) am Genuss der Beeren beinahe gestorben
wäre.
Mies- ZKatzensee, „Mos- Ap; B" : 1. Moosbeere,
Vacc. oxye. aaOO. — 2. = Fuchs-B. Hegetschw. —
Mispel-: = Melw-B. lbf BO. (Durh.). — Mueter-:
= Hind-B. GSennwald, T. — Näcll-Ber(l)i: Beer-
chen an einer Traube, das infolge verspäteten Blühens
nach den andern sich entwickelt und darum ganz
klein bleibt Z. — Nidel-Ber(i): = Hind-B. GG., S.
— Nattere"-: = Gicht-B. G (Durh.). — Bach-:
1. = Äteren-B. 2 GMarb.. uT. — 2. = Hind-B. 1 b Gr
UVatz. — Buchs-: 1. = Fuchs-B. AaShis; BSign.;
LE., Stdt, Surs., Will.; ScHwMa. — 2. gebräuchliche
Bärentraube, Arctostaph. oll. Ndw.
Boek(s)-: 1. (Bock-B.) Schlehenpflanze, Schwarz-
dorn, Prun. spin. GSa. — 2. (Bocks-B.) = Chrotten-B. 2
Gr. — 3. (Bocks-B.) = Vogel-B. 1 c GWe. — S. auch
TTobler 273 b.
Fül-baum-: = Elsen-B.l GrV. — Bare"-: Alpen-
bärentraube, Arb. alp. GrD. — Purgier-: = Chrüz-
B. 1 B (Durh.).
Stall-besem-: = Gift-B. 2 b AaF. - Wegen der
Verwendung der zähen Reiser des Strauches zu Stallbesen.
Butte»- Aa; Bs, Buttte"- AAHolderb.; SThierst.:
= Herrgotten-B. 1. Das Maitli isch [bei dem Heirats-
antrag] rot worde" wie-n-es BidÜe'beri. BWvss 1863.
— Butze--: = Herrgotten-B. 2 GlH. — Bluder-,
Pf luder-: = Fluder-B. W. — Blä' Blau- GRÜbS.,
Scuolms, Blä- Gh: = Heid-B. 1. — Profete"-: 1. ,Pro-
phetenböri', Aufschrift auf einem Medikament des
B Wunderdoktors Schüppach. — 2. RA. Pr. g'esse*
ha", alle Weisheit gefressen haben AiFri.; L; S
(Schild); Sprww. 1869. Der wird jetzt Pr. g'esse*
ha"! wird mehr wissen als Andere L. Er wird d' Pr.
auch nit allei* g'esse" ha" AaFH. .Ich bin kein Prophet,
hab keine Prophetenbeere geessen.' Met., Hort. 1692.
— 3. übertr. a) weise Reden oder Taten Bs. Nid
Alles, teas er sait, si* Br. Bs. Nit Alles, was erligi
Christe" öppc" für I'fäl hei", sl" Pr. Breitenst. —
b) pers., eine mit Ahnungsvermögen begabte Person
BsStdt. ,Du bist ein Pr.', hast richtig vorhergesehen,
was nun eingetreten ist. Er ist es rechts Pr., ein ge-
scheiter Bursche Aa.
Bräm-Ber(i) BHa.; GRSchiers (Tsch.), Brem-
GrA., Furna, Valz., Bräm- B; Gl; GRSchiers; LE., G.;
GA. (-a-'-), Sa., W., We. ; SchwE., G., Morsch., Reichenb. ;
1471
Bar, bei", bir. bor. bui'
1472
SNA.; Uw; U; ZüMenz., Brand- Ndw, Bräm- SchwE.,
Främ- BS. (neben Br-), Brom- AALeer.; B; GRSchiers;
LStdt, Sursee, Will.; GRh., Sa., uT.; SchKI.; mTH,
Eschenz; W; ZFlurl. (-ös-), 0., Fröm- GWe., Brüm-
AABb.,Sins; Bs; Gl; GRHe.; LStdt, W.; GSa.; ScHStdt;
SchwG., Kü., Ma.; SThierst.; ThHw.; Zr; Z, Früm- B
Lyss, Bru- (ü und ü) ApH., K.. M.; GGoss., Stdt, Ta„
Brä'me"-, Brumme"- Gl, Brammer-, Brommer- B, Brum-
beri, Brumbeli BsPratt. — n., BrCbfrf rnTH, Brö'-
berech TuMüllh., Brumbcmr" GrA. — f.: 1. a) schwarze
Brombeere, Rub. frut. aaOO. Wenn auch da und dort
weniger geschätzt als Erd- und Himbeere (vgl. dazu
Girizen-Mos Sp. 470), so ist die Brombeere im Allg.
dennoch von nicht geringerer Bedeutung und wird
eben so eifrig gesammelt wie jene. Lueg nur, si. [die
ein Gespräch belauschende Frau] tuet, nie wenn si
wött Br. günne". Stütz. iW" paste, Br. i" der Faste"
[im Februar], als ironische Abweisung LStdt. Im
Volksreim: Brambereli günne" und d' Stüde" lo" stö",
d' Bliebe" (d' Meitschi) üfhenke* und d' Meitschi (ä!
Bliebe") lo" gö" L (Ineichen) j vgl. Heid-B. Über Br.
im Pfänderspiel s. Erd-B. Weiteres s. unter Br.-
Stüden. — b) (in GWe. Bach-Br.) blaue Brombeere,
Rub. eres. Gl; GRHe., Schiers; G; Th, auch blaui
(Durh.; GWe.) oder wildi Br. (G uT.). Die Früchte
gelten oft für giftig. — 2. röti Br., Himbeeren, Rub.
Id. GSa. — bräm-berene" brand- Nnw, bremberene"
GrA., brumberne" Gr oHe. : Brombeeren sammeln. -
ver-brum-berle" BsStdt; „Sch;u ZO., -bröm- Tu
Müllli.; ZWald (-berele*): vertrödeln, verschleudern,
leichtsinnig versäumen, 's Gelt, d' ZU, Alls v. Das
isch nit, so ai" Nöchmittag um der ander mit Visite"
go% z' v. Er hätt e" scheni Stell licnne" ha" im Werch-
hof, aber er het 's nadirlirh wider rerbrumbirlet Bs.
Alid. bräm-beri, nilid. bräm-ber. .Bramber.' Ebinger 1438,
,brumber.' HsStockar 1519; Vogelb. 1557 (,-beer'), ,Brutn-
beri.' Z Ges. 1779. Fast allg. ist a der ersten Silbe gekürzt,
z. T. erst nach dem Übergang von a ~^> o-, o', worauf -Jim-
weiter zu -um- sich entwickelte. Zu Brem-B. (e Uml. vou ä)
vgl. die von Adelung als mundartlich angeführten ,Breme,
Bremenbeere.' Brame'-B. ist jüngere, uneig. Kompositions-
form (vgl. Brameu-Stüden); daraus und aus Brum-B. mag
Brumme"-B. coutaminiert sein. Eigentümlich ist der au zwei
entgegengesetzten Enden uusres Gebietes bezeugte Übergang
des anl. b in /. merkwürdig das Zstreffen mit dem aus im-
serm W. entlehnten frz. framboüe. Zum Schwund des m
vgl. etwa den niTh Ortsnamen gespr. Höburg <^ Homburg
r< Höhenburg), chöd < ehond (Bd III '263), ferner Wint. 74 ;
Bru-B. lehnte sich an bru" au (TTobler 81 a). Zu den For-
men, in denen das zweite Glied zum blossen Suffix geworden,
vgl. die analogen Fälle unter Erd-, Hind-B.; hieher auch
(mit Wandel von mb > mm) der erste T. der tautol. Zss.
Brammer-, Brommer-B. Bröberech nach We"gerech? S. noch
Ram-, Tram-B., auch Brunn.
Preussel-Ber(i) TaMamm.; Hegetschw., Braissel-
BsStdt, Preusel- AAWohlenschw., Prüsel- ScuwArth:
1. = Fuchs-B. aaOO. (ohne AAWohlenschw.). —
2. = Mies-B. 1 AAWohlenschw. — Br üsch-: = Fuchs-B.
SchwLow. — Brust-: Frucht des gem. Judendoms,
Zizyph. vulg. , Brustberlin und Sebesten.' FWürz
1634. .Jujuba?, Brustbeerlein.' Bs Apothekertax 1701.
,Für Hustenzeltlein zu machen nimm Küttenensaft
2 Lot, Süssholzsaft 2 Lot, Brustbeerlisaft, Fuchs-
lungen.' XVII./XVIII., Arzneib. ,'/s Lot Rbabarbara,
2 Lot Brustbeeri.' 1820, ZZoll. Rezept. — Brät-:
= Hitz-B. Z. — Rif-: Beere des gem. Sauerdorns.
Berb. vulg. Sch (Durh.). Syn. Bif-spitz-B.
Rani- ScnwMuo., Bamer- OewLung.. Bdmmi BSi.:
= Brnm-B. - Abstr. aus Tram-B. (s. d.), das als d' Ram-B.
aufgefasst wurde. Zu Rämmi vgl. Aum. zu Erd-B.
Runzele"- AASins; LE., G., Stdt, „Bunzere"- Aa
Merenschw." : = Hind-B. 1 a. — Rer-: = Nüch-B. ZNer.
— Rüsch-: 1. = Fluder-B. B (Durh.; Hegetschw.).
— 2. = Fuchs-B. Bü. — Ratten-: = Juden-B. 2 S
(Durh.). — Rotz-. ,Grossularia sylvestris rubra.
Ceanothi levis genus sylvestre, Gesn. Rotzbeere.'
JJWagn. 1080. — Gesuchter-: = Gicht-B. ZWettsw.
Side"-: 1. = Hind-B. 1 a ZBauma, Bub.. Dürnt.,
F., Hombr., Rüti. — 2. = Hoden-B. Gl (Durh.).
Von den feinen weissen Haaren an der Unterseite der
Blätter und an den Früchten. Vgl. Har-B.
Sür-: 1. = Fuchs-B. BO. — 2. = Bif-B. LReid.;
SchwLow.; UwE.
Süess-: Maulbeere GRoHe., Pr.
Von den Anbauversuchen beim l'hilanthropinum zu Marsch-
lins her dem Volke bekannt geworden.
Sittere"-: = Bram-B.lb GGoss., Stdt, Ta. — Weil
am Ufer der Sitter wachsend; vgl. Thur-B.
Sü>- (in Z Söu-): 1. = Herrgolten-B. 2 B; LBeroro.j
Z (Hürlim.). Spitzname der Bewohner von LRickenb.
— 2. = Gutteren-B. LT.; UWascn.
Schiess-: 1. Beere des Faulbaums. Rhamn. frang.
AAMuri. — 2. (Schüsse" -B.) = Gicht-B. Z (Hürlim.).
— Die Sch. werden durch Rohre geblasen.
Schieb- B. Schlich- Bs (Seiler), Schlehe"- GWe.,
Schliche"- BsL., Schlieche"- Nnw, Schleie"- AaF., Ke.:
1. Frucht des Schwarz- od. Sehlehendoms, Prun. spin.
aaOO., zu Thee verwendet. — 2. Frucht der Kriechen-
pflaume, Prun. insit. B. — Schlaf-: = Juden- B. 2.
.Solanum soporiferum, schlaf beerle, sind schwarz, der
grosse eins kirses.' KdGesn. 1542. .Wider pestilen-
zische krankheiten [werden den Schweinen] bletter
von dem seüwkraut oder sehlaaff beere genannt under
die speiss gemischt.' Tierb. 1563. ,Die schlaaffbeere,
Solanum somnificum.' Mal. .Von den Gefahren der üol-
beeren oderSchlafbeeren.' 1768, ZGes. - Schlecker-:
= Gicht-B. LW. — Schluck-: = dem Vor. W. —
Schlange"-: „meistens alle unbekannten Beeren,
die man mit dieser Benennung den Kindern verdäch-
tigen und verbieten will B. " Spec. 1. = Juden-B. 2
„F;" WLö. — 2. = Ein-B. B; Gr. — 3. vielbluniige
Maiblume, Convall. multifl. B. — 4. = Gicht-B. Aa. —
5. = Akten-B. BHk. — Schmalz-: 1. = Fuchs-B. GSa.,
Wyl. — 2. = Herrgolten-B. 2 GWyl.
Schnuder-: 1. = Heid-B. 1 „L;" Uw (Gem. 1836).
— 2. = Fluder-B. BoE.; Gl; LE., W.; GA., oT.;
SchwE., G.. Ib., Kii., Muo.; Uw; U. -- 3. (klebrige)
Beere der Eibe, Taxus ZBub., Dürnt., Rüti. - Zu 1
vgl. Hciscl-B.
Sehne™-: 1. a) Gartengeissblatt, Lonic. caprif.
GTa. — b) gem. Schneeholder, Lonic. symphoricarp.
rac. Aa (Müiilb.); GWe. — 2. infolge nasskalter Wit-
terung während der Blüte in ihrer Entwicklung ge-
hinderte kleine und harte Traubenbeere GRMaienf.
Schwabe"-: = Elsen- B. 2 AaBuUw. — Vgl. ,sv /,„>.-
Chirten (Bd III 483).
Sch wider- WKar., Schulder- B (vRütte), Schiri-
dem«"- BSi., Schulde"- Gr (Dmh.): 1.= Bif-B. aaOO.
- 2. = Gicht-B. W. — Vgl. die Anm. zu Schw.-Maüti
(Sp. 211).
Sch welch-: Beere des wolligen Schneeballs. Vib.
laut. Gitf'ast., He., Pr. — Seh wi°-: = Fuclis-B. Gl.
1473
Bar, ber, bir, bor. bur
1474
Schwindel-: 1. = Fluder-B. GG. — 2. = Mies-B. 1
Ap. — Von der narkotischen Wirkung der Beeren; vgl.
Rü*,:h-B.
Schwinde"-: = Bif-B. BO. — Skuzel-: = .FJw-
der-B. W. — Speck-: = Schmah-B.l GSa. — Spick-:
= Gicht-B. Aa (Mühlb.). Vgl. Schiess-B. 2. — Spitz-:
= Bif-B. Gl; GrCIiuiw., D.. Hc.Pr.. Sch.; G (allg.);
ZoWalchw. Die eingemachten Früchte gelten als
Mittel gegen Husten und Verschleimung der Lunge,
der Saft dient als Ersatz von Zitronensaft und zur
Bereitung von Essig und Branntwein. Wissi Sp.,
baca? berberid. Z (Apotheker Vogel). Der [Wein]
ist wie Sp.: das ist jo barer Essig. CBedsch 1898
(GWe.). — „Rif-spitz- Gl; Gr", Bi-spitz- ZP.,
Wyla, WVspife- ZWyla: = dern Vor. — Splnder-:
= Fuchs-B. GRÜVatz. "
Spreng-, Sprengg-: Bezeichnung für alle giftigen
oder als giftig geltenden Beeren GxSchiers (AUlrich
1896). Spec: 1. a) Frucht der schwarzen Hecken-
kirsche, Lonic. nigr. GrD., Pr., Seh. — b) der gem.
Heckenkirsche, Lonic. xylost. GRPr. — 2. Beere des
Sanddorns, Hippoph. rhamn. GRSchiers. — S. = Etn-B.
GnChurw.. Luz., UVatz.
Die Kinder werden vor dem Genuss der Beeren gewarnt,
indem man ihnen vorgibt, sie zersprengten ihnen den Bauch.
Sprünsel- „Spreusei-: übstkern Gl." Vgl. Spr.-
Cliern (Bd III 468). — Sprütz-: harte Beere (bes.
vom Holunder, Liguster, Viburnus), dgl. mutwillige
Knaben durch Röhren (Pflanzenstengel) hindurch ein-
ander oder den Mädchen, auch Erwachsenen von ferne
ins Gesicht bliesen (Beri sprütze'J, ein früher an der
Kirchweih (Mitte August) geübter Brauch ZZoll. Vgl.
Schiess-, Spick-B. — Stäch2el- VO; Scb; Th, Steiel-
Th, Stäl- LHellbühl; GW.; THMüllh. : = Gutteren-B.
In Tu tw. nur für eine Art mit rötlichen, süssem
Früchten (s. Strüchel-B.), die in ThRoui. als röti St.
von den wissen unterschieden werden. — Stei(n)-,
Stä*-: 1. a) = Hunds-B. 1 a ApHeid.; Gl; LW.; GT.;
Sch; ScbwE., G., Ib., Ma., Muo.; Uw; ü; ZLimm., ü.
(Hürlira.), Wl. — b) = Hunds-B. 1 b Aa; Zu. (Hürlim.).
— 2. = Fuchs-B. AiVill.; ZO., Zoll.; Hegetschw. —
3. = Chrotten-B. 2 ScHwMa. — 4. gem. Felsenbirne,
Aron. rotundif. GrD. — St erb-: = Gift-B. als war-
nende Bezeichnung gegenüber oder unter Kindern Z.
— Strüchel-: eine Art Stachelbeeren von grüner
Farbe und herbem Geschmack Th; s. Stachel-B. —
Tod-: = Gift-B. 5 GRSeew. (Dan.). — Tüfels-:
1. a) = Spreng-B. la Aa (Mühlb.); G oT. — h) = Spreng-
B. 1 b G oT. — 2. = Juden-B. 2 B (Durh.). S. auch
Schläf-Chrüt (Bd III 910). — 3. = Äteren-B. 2 Aa. —
4. = Schlangen -B. 3 AaF. — Doli-: = Juden-B. 2.
DWvss 1796. S. noch Schläf-B.
Tinte"- (in Obw Dint-): 1. a) Beere des Hart-
riegels oder Tintenbeerstrauchs, Ligustr. vulg. AaF.,
Ke., Leer.; ApHeid.; Bs; B; GT., We.; SNA., Thierst.;
diTh; Vw; als schwarzi T. von den röte* (in Bed. 1 e)
unterschieden Z (Hürl.). — b) = Spreng-B. 1 b iuTh.
— c) = Elsen-B. 2 BO. (Durh.). — d) Weichselkirsche,
I Prun. mahal. ,Ceraso affinis, Gesn. Tintenbeere.'
JJWagn. 1680. — e) röti T. = Bif-B. Z (Hürlim.). —
I 2. Spottname auf einen Schreiber Bs (Seiler). Syn.
T. Schlecker. — Ans den unter 1 genannten Früchten wird
| oder wurde (von Kindern) Tinte bereitet.
Doppel-: = Spreng-B. 1 b GGoss., Stdt, Ta. —
Schweiz. Idiotikon. IV.
Tierli-: Frucht der Kornelkirsche, Com. mas Z
Hirsl. (Dan.).
Thür-: = Hoden-B. GWyl. — Nach dem Standort
(am Ufer der Thur); vgl. Sitteren-B.
Tov{--. = Mies-B. 1. Dürh. — Dorn-, inGaUVatzj
LW.; UwBeckenr. Dom-, in ScHwIb. Dome"-: \. = Gut-
teren-B. LW.; ScHwIb.; UwBeckenr.; ZüWalchw. —
2. = Herrgotten-B. 2 Obw. — 3. = Herrgott en-B. 1 Gr
UVatz; LE.; G oT. — Spitz-dorn Sp.-dore*-: =
Spitz-B. ScnwGalg. — Durst-: 1. = Bären-B. GrD.
(Bühler). — 2. = Hirten-B. GrD., Furn. (Tsch.). —
Trübe"-, in AaF., Ke.; Bs; B auch Trubel-: frische
Traubenbeere, allg. ,Ein Traubenbeeri so gross als
ein Baumnuss.' 1699, aZoll. 1899.
Tram- aScHW, Ib., Muo., Trom- ScnwArt, Trem-
W: = Bram-5. 1 a.
Aus d' Bräm-B. (PI.) mit Ausstossung des Lippenver-
schlusslautes, viell. unter dissimilatorischem Einfluss des An-
lauts der 2. Silbe. Vgl. Ram-B.
Trunkel-: = Hirten-B. oder Fluder-B. Gr. In
der Form Trünkel-B. auch bei JXSchnider 1781: ,Auf
die Trünkelbeeren, Brambeeren und Himbeeren achten
sich die Leute wenig.'
Das W. scheint, nach mehrern erfolglosen Anfragen zu
urteilen, weder in Gr noch in LE. mehr gebraucht zu werden;
eine genauere Bestimmung seiner Bed. ist daher unmöglich.
Drossel-: = Ärles-B. 1 Gr (Durh.).
W ä g e 1 i - : = Doppel-B. G oT. — Die Beeren bilden
gleichsam zwei Kädchen, ein Wägelchen.
Wieland(s)-: gem. oder wohlriechender Seidel-
bast, Daphn. mezer. oder cneor. GrD. — Wulle"-:
= Hind-B.la Z (Hürlim.). — Wolf(s)-: l. = Fül-B.2
LE., Stdt, Surs., Will., W.; SchwE., G., Ib., Kü., Ma..
Muo.;Kdw;Zg. — 2. = Juden-B. 2 Zg. .Drei Knaben
[starben oder erkrankten schwer], als sie schwarze
Beeren, so man Wolf beere heisset, gegessen.' Z Nachr.
1753. S. noch Schläf-Chrüt (Bd III 910). — 3. = Ein-
Ber U. — 4. ährenblütiges Christophskraut, Act. spie.
Hegetschw. — Wi(n)-: 1. frische Traubenbeere B.
RA.: D' Hand vu" der Butte", 's hätf Wi"be%rz" drepi!
GBern., d' Hand dervo; 's si" W.! B (vRütte), Hände
weg, das ist nichts für dich, geht dich nichts an. —
2. getrocknete Traubenbeere, Weinbeere AaF., Ke. ; B;
Gr; Sch; Th; Z; in ScHSchl. sowohl für die grossem
als auch für die sog. Rosinen; in Gr werden erstere
grössi Winberfl)i, letztere Winberli genannt. „ Wi*-
beri, Zibebe, die grösste Art." ,Item von einem Zentner
winber 1 lib.' um 1400, Aar. Stadtr. ,Ain armen man
gegilbt, mit winberen.' XV., G Küchenordn. .Bestrew
es denn mit den kleinen welschen winberen.' XV.,
Birl. Kochb. .Weinbeerle, rosinle, uva passa, vulgo
passula.' KdGesn. 1542. .Astaphis, meertreuble, wein-
beerle oder resinle.' Fris. ; Mal.
Wanze"-: = Chatzen-B. 2 LReid. — ,Die Beeren
schmecken nach Wanzen.' Rhiner 1866.
Zilande"-: = Wielands-B. ZZoll.
bere" II Ap; B; L (St.b); GF., Ta„ T.. W.; W;
Zg (St.b), be%re* ApK., M., beiere* ApH., M.; GF.;
THEgn., berene" GrA., Churw., D.. Klost., L., Luz.;
U, berene* B; UwE., berne* GRHe., berne* GG., Ms;
SchwE.: Waldbeeren (bes. Erd-, Heidelbeeren) sam-
meln. [Wir Kinder] hei* 'beret, g'öpflet, Fürli g'macht,
im Summer 'badet ei*s, der Mamma d' Strumpf voll
Löcher 'brächt, u*d d' Westli nass vo* Schweiss. Schwzd.
(BStdt). ,Oft gieng [das Mädchen] den ganzen Tag
93
1475
Bar, ber, bir, bor, bur
1476
nicht heim, wenn es an entferntem Orten beerte.'
Gotth. S. noch Besen-Binder (Sp. 1355).
a°-bere°: Beeren ansetzen, von den Weinreben
nach dem Blühen ScnSt. ; Th.
Berener GrLuz., Berner GRÜVatz — m.: Beeren-
sammlcr.
Nüts-berer m.: Taugenichts ApM. — Eig. Einer,
der nüts beret, keine Beeren findet, nach Hause bringt?
Beret GF., Bernet GG. — m.: (Heidel-) Beeren-
lese. Im B., zur Zeit der Beerenlese.
berle", berle": 1. = beren GRChurw. -- 2. de"
Wi", d' Trübe" b., mit Hülfe einer Vorrichtung die
Traubenbeeren von den Kämmen absondern, um zu
verhindern, dass diese in die Kufe kommen und dem
Wein ihren Geschmack mitteilen GRChur. He. —
3. refl., Beeren bekommen, von den Reben ScHSt.
(Sulger); ZS.
ab-: die Beeren abpflücken, von den Kämmen
sondern BsStdt; GRoHe.; ScHSt,; Th. D' Holdere;
d' Holderzasle" a. Gr oHe. — a"-: Beeren ansetzen
ScHSt. ; Th. D' Trübe" händ scho" a"'berlet.
Chlin-berler m.: 1. Traube mit kleinen Beeren
ZZoll. ,Den 11. Sept. sind wir alle in Traubenberg
gefaren, haben alles schön gefunden, nicht gar vil
Trauben, viele Kleinbeerler, aber schon zimlich reif.'
1779, a Zoll. 1899. — 2. Wein von kleinbeerigen
Trauben ZZoll. Hür giH 's en Chi.; en Chi. wird nie
schlecht.
tick-'berlet: dicht mit Beeren bestanden, von
Trauben ZBuchs, S.
Peregrin(ns) Bi'rgrrl": rnännl. Taufname ThHw.
Vgl. auch Pilgeri (Sp.°1213).
Perecker: ein Fisch, eine Entartung der Rötel,
gekennzeichnet durch ganz kleine Schuppen und frü-
here Laichzeit Zg (Ithen). Syn. Zwick.
bere" I: 1. a) (hervor)bringen, meist in übertr. S.
,Der sumer, der so mange wunne bar.' Hadlocb.
.[Die Ritter sollen] hüeten sich vor dien dingen, die
lasterlich sind und in bernt unere.' Schachzabelb. ;
s. auch geren (Bd II 403). ,Soll an seinem rechten
dehainen schaden noch abgang nit b. noch bringen.'
1444, THHagenw. Offn., und so öfter in Urkunden des
XV./XVI. in den Verbindungen .keinen schaden (nach-
teil, gebresten) b. oder bringen (weder b. noch brin-
gen).' ,Dass si uns und unserm gotzhus nit nutz noch
frommen peren.' 1449, G Urk. .[Eine Sache] me ver-
druss denn willens oder frucht berende.' 1476, Bs Chr.
.unser prädicanten syend sünder und mögint kein
guote frucht baren.' 1529, Egli, Akt. ,Gedult darnach
bewärung bürt.' UEckst. — b) bere" (3. Sg. bert Th,
Ptc. 'beret THEgn.), prägn., Frucht tragen, bes. von
Bäumen und „Weinreben" Ap; Sch; Th; ZW1. Vgl.
Ber- Ast (Bd I 575), -Boll (Sp. 1173). Der Böm will
nomme" b. Ap. D' Teilersbire'böm bere'd gern ThHw.
Der Böm hat nümme" 'beret, drum häm-mer-e" um'tue"
THEgn. In der ä. Spr. bes. das Ptc. .berend' in adj.
Function, a) von Pflanzen. .[Einer klagt, dass ihm
N. N.] berend zwy frevenlich usgraben hab.' 1396,
Z Ratsb. Sonst gewöhnlieh in der Verbindung , berend
boum', Fruchtbaum. ,Etzwefil bärender böinen, nuss-
böm und öpfelböm.' 1384, Z Ratsb. .Beret böm
und reben.' XV., GAltstätten. , Welcher ein berenden
bom abhowt, er sy wild oder zam, der nun als gross
ist als ein zwygstock, der git 10 ß.' TnGütting. Oft'n.
,Von ainem berenden bom oder aich ist die buoss
3 pfd.' 1467, THHefenhof. Offn. .Welicher einem ein
aichen oder ein berenden bom howt, der ist 1 pfd
pfening verfallen.' 1469, THRomansh. Offn.; ähnlich
1472, GT. Offn. ,Die bernden böum tetend s' [die
Feinde] abhowen.' 1478, Volksl. ,Ein grosser schnee
tat grossen schaden an berenden bäumen.' um 1530
Haslerchronik. .Auf offnem Gemeindeland darf Nie
mand bärende Bäum ausgraben.' 1676, Aa Offn. Be:
Übernahme einiger Güter zum Handlehen musste N
N. versprechen, keine .bärenden Bäum' umzuhauen
1754, THAad. S. noch Läss 1 b (Bd III 1389), Chirs
Baum (Sp. 1239), ver-bannen 1 (Sp. 1279) und vgl
Ber-Baum (Sp. 1243). — ß) von Tieren. ,[Die Ab
tissin] sol ouch berndü swin und masswin ziehen uf
den höfen.' AAKönigsf. ä. Copialbuch. S. noch Ger
(Bd II 401 o.). — 2. bere" a) mit pers. Subj., ertragen
Er hat 's nid 'beret ScHSt. — b) unpers. mit unbest.
Obj., ausreichen ; Syn. es tuen. Es hat 's nid 'beret. ebd
Mlid. hirn. Es fallt auf, dass SchSt. in Bed. 1 b den
Voc. gedehnt, in Bed. 2 dagegen die alte Kürze bewahrt hat.
Eine ähnliche Differenzierung zeigt sich z. B. im Th in dem
Verhältniss von bere* Vb zu Bere" Subst.
über-: refi., ,sich übertragen', d. h. zu viele
Früchte bringen, von Bäumen, auch Weinreben Ap;
GFih.; Sch; Th; ZW1. Vgl. sich über-blüejen. Wenn
sich de'' Böm nnr nit überberet! 's ist nid guet, wenn
sich d' Bäum überbere'd; si g'end 's nächst Jär derf'ür
nüd. Die Beb hät-sich überberet ZW1.
er-. Nur im Ptc. , erboren': l.wienhd. .geboren.'
XV./ XVIII. (sehr häufig). ,Weri, das ein kint ein
erbornen vogt hetti, der in dem tal nit sessi, so be-
vogtet es ein abt mit einem ingesessen talman.' um
1400, UwE. Öffnung. ,Ein erborner Toggenburger.'
Zwingli. , Jesus, in dise zyt e.' OWerdm. 1552; dafür:
,in diese weit geboren.' Herborn 1588. Von N. N. wird
bezeugt, dass er ,ehlich e.' sei. 1564, Obw. ,Von edlem
bluet und stammen här e., claro sanguine genitus.
Blind e., esecigenus.' Mal. ,Von frommem vatter und
mutter e.' DEcklin 1575/1667; .gebohren.' 1736. ,Die
erbohrne Landtlüt und nit Undertanen seindt.' RCys.
um 1600. ,In dem Cirk der Eidgnosschaft erborne
Arme.' Z Mand. 1638. ,Äg. Tschudi zu Glarus in den
Alpgebürgen e.' Sprecher 1672. .Weil sie darauf [auf
die evangelische Religion] e. und erzogen sind.'
JHTschcm 1749. — 2. gezeugt. .Den [König Konrad]
hat er [Kaiser Friedrich] bi fro Jola von Jerusalem
e.' Vad. .Dann der vatter den söhn von ewigkeit e.
hat.' Helv. Conf. 1506/1644. .Siner Bastarten einer,
den er bi einem Kebsweib e. hatt.' JJRüeger 1606.
an-er-bore": angeboren ZO., S. Das ist-em a.,
hat er von seinen Eltern, von einem Talent, einem
Charakterfehler. ,Mit seiner kraft, so im von natur
a. ist.' Vogelb. 1557. S. auch Fründ 2 (Bd 1 1304).
ge-bSren: hervorbringen. 1. ein Kind g. a) wie
nhd. gebären. Ich wett, ieh rrär nie 'bore" ZSternenb.
Zu-ische" Bremgarten und Östere" gibore", dumm Aa
(Rochh.); s. aueli Stier. ,Sy, die den antehristen beren
solt.' Kessl.; s. ge- (Bd II 42 o.). ,Ee myn kind sind
boren worden.' Ruep 1550. ,Zue der arbeit boren.'
ebd. .Venter maturus, zeitig ze gebären oder ze ge-
näsen, wenn das kind im muoterleib yetz schon aus-
tragt ist und geboren sol werden.' Fris. — b) vom
Manne, zeugen. .Maximilian, geboren von keiser
1477
Bar. ber, bir, bor, bur
1478
Fridrich von Osterrich.' Edlib. .Als wenig ein mensch
einen engel g. mag, also wenig mag der gefallen
sündig Adam einen unsündliehen menschen g.' Zwingli.
.Adam hat geboren sün und töchteren.' 1530. I. Mos.
,Wee dem, der zue seinem vatter spricht: warumb
gebirstu?' 1531/48, Jes. .König Otto, welchen keiser
Heinrich, sein vatter, ee er an das reich kommen
were. geboren.' Vad. ,Diser Beroald gebar uss sinem
Gmahel, Frow Cathrinen, Umbrechten.' JJRüeger
1606. — 2. Früchte, Produkte g. .Hallow gebirt vil
und guoten Wyn.' JJRüeger 1606. Blosse Übertragung
von 1 a liegt vor. wenn man im W, sobald sich im
Frühling an den Reben die kleinen Träubchen zeigen,
sagt: ,üer Wein ist geboren.' .Am 9. April geborner
Wein.' W Tagebuch. ,Wann eine Zwiebel [von Hya-
cinthen] nicht anhenken will und unfruchtbar ist, so
ritzt man mit einem Messer unten, wo die Würzlein
ausschlagen, auf; ist dann noch eine Kraft in ihme
zu g., so wirds junge geben.' JCSclzer 1772. — 3. mit
abstr. Obj. Das hat 's gibore", Das hat es (z. B. den
Zwist) verursacht ApA. .Dann es mir oft miner con-
scienz ein bsunderen schmerzen geborn hat.' Zwingli.
,Das wurde in den unsern grossen Unwillen g.' 1522,
Strickl., Akt. .Sollent inen keinen nachteil oder
schaden in rechten g. noch bringen.' BossH.-Goldschm.
,Die Berg und Teler geberend vil Lusts und Fröuden.'
JJRüeger 1606. En Fähr g., begehen Z (Spillm.).
Er hat en Fähr gibore". Der Fäler ist da scho" gi-
bore" g'si". — 4. refl. Das het-sich gibore", Das hat
sich so zugetragen ApK., M. (Tobler). — un-ge-
berend. ,Es wird nichts ungebärends und unfrucht-
bars sein in deinem land.' 1531, Jes.; dafür 1548:
.unbärhafts'; 1667: ,missgebärendes.' - Zu Bed. 1 — 3
vgl. lat. partre, zu 4 gr. yi^VEoS-ai.
an-ge-boren: 1. a) wie nhd. wohl allg. ,Sitmal
der mensch sinen nutz und er us nachangeborner
[d. i. nach dem Sündenfalle angeborner] untrüwen
art suocht.' Axsh. — b) angestammt. , Obiger Traktat
soll auf Stempelpapier geschrieben und von beider-
seitigem angebornem Siegel bekräftigt werden.' Z
Sattlerordn. 1804. — c) ursprünglich. ,Die göttlich
geschrift hat müessen nach sinem [des Papstes] ver-
stand wider aingebornen sinn gezogen werden.' Kessl.
— 2. subst., der Verwandte. ,Das ein angeborner und
gesipter dem andern wol schänkung tuon möge.' 1526,
Z Rq. .Herzog Sigmund von Osterrych als ein ange-
borner des kaisers.' Ansh. ,Der küng von Frankrich
als angeborner Philipps von Savoyen.' ebd. — Zu 2
vgl. lat. agnatus.
lands-geboren: eingeboren. .Das mer ward,
man sölt [zum Bischof von Sitten] einen landsgebornen
nemen, der anheimsch blibe.' Ansh.
Ge-berer: Erzeuger, Vater. .Des herzogen ge-
I bärer und vatter.' 1473, Absch. ,Der gebärer, vatter,
I schaffer, generator, procreator, genitor.' Mal.
Gi-beri f.: Gebäranstalt ZStdt (vulgär).
berhaft: fruchttragend, fruchtbar. 1. von leben-
jden Wesen. ,ünd wüssend wol, dass bärhaft oder
lunbärhaft syn von Gott kumpt' HBüll. 1540 (vom
cEhstand). .Das maultier ist nit b.' Tierb. 1563. ,Es
i was ein zeitliche schmach, wenn eine [Frau] nit p.
ilwäs.' LLav. 1582. .Berhafte Frawen, wolgestalt.'
(HRRebm. 1620. .Weliche Frouw unfruchtbar ist, die
soll den Brantenwyn dick [oft] niessen, so wirt sie b.
darvon.' um 1659, ZElgg Arzneib. — 2. von Bäumen
(und Reben) „Sch;" Tb; ZDättl., Wl. Berhafti Schoss
[Rebschosse] ZW1. .Surculus, surkel, schoss, das b.
.In den urhowen sollen all b.
krissböum und eichen beim eid
AaZ. Dorfr. .Niemand soll keine
bir-, öpfelbäum oder
ScuNeuh. Offn. .Ge-
ist' Ebinger 1438.
böm, als öpfel-, bir-
verboten sein.' 1550,
bärhafte bäum, es seien kriess-
andere b-e bäum abhauen.' 1554
nerosse arbores, b. böum, die vil frucht gebend.' Fris. ;
Mal. .In kriegen werdend die reben zerstrielt, aus-
geschlagen, die b-en böum verbrennt.' LLav. 1582.
.Alle b-e Obst-, Öpfel-, Biren- und Criessbäum sampt
den Eichen sollen an 1 Pfd [Busse] verpoten sein.'
1671, AAKadelb. .Beerhaft, frugifer. Arbor generosa,
ein berhafter Baum.' Denzl. 1677; dafür 1716: ,nehr-
hafter Baum.' , Welcher dem andern Aichen oder sonst
berhaftig Böm abhowt.' 1742, Th.
un-berhaft: unfruchtbar „Sch; Th." , [Die Hexe]
hab des müllers dochter unbärhaft gemacht.' 1522,
Ansh. .Ich bin unfruchtbar und u. gewesen, hab einen
mann 30 jar gehebt.' 1531, IV. Esra. .Wenn etwa
eine [Frau] u. oder unfruchtbar was.' HBcll. 1540.
.Dann ich [Zacharias] bin alt, myn husfrow unber-
haft.' Aal 1549. ,Wo man kolen in maultierhaut eim
bleibt sy u.' Tierb. 1563.
Fris.; Mal. .Sein Ehe-
mit einem Trank.' RCvs.
I Fruchtbarkeit. HBüll.
weib anhenkt an arm, so
,Sterilis, u., unfruchtbar.'
gemahel ward u. gemacht
um 1600.
(Un-)Berhafti f.: (Un
1540.
berig: 1. fruchtbar, reichlieh (jedes Jahr) tragend
ApK., M.; GTa., Oützw.; Th; ZSth.; zumeist von Bäu-
men, aber auch von andern Pflanzen: e" b-i Böse'
[Rosensorte] GOUtzw. Vom Erdboden: en b-en Acker
GTa., en b-er Platz, eine üppige Stelle Ap. Scherzh.
auch von kinderreichen Frauen GTa. — 2. von den
Knospen der Weinrebe, wenn sie glatt und weiss sind,
im Gegs. zu den durch Frost braun und flaumig ge-
wordenen: Frucht versprechend AaB. Wenn d' Bolle"
a" de" Bebe" b. sind, se giH 's vil Wi*.
Ahd. (bei Notker) birig, fruchtbar. Der Voc. unsres W.
erklärt sich aus dem Einfluss des Vbs.
milch-: ergiebig an Milch Ap.
Bere- e .UBb., Z. 1815; BBe., Br., Kirchb., Si.; Gl;
GRObS., Pr., Sch.; ScHStdt; ThHw., Müllh.; ZBenk.,
Rafz, Sth., sonst Bere" — f. (bei Spreng m.) — Dim.
Berli Ap; B; Z: 1. a) Tragbahre (bes. für Steine) Aa
Wohl., Zein.; Ap; Bs; B; Gl; GKObS., Pr., Sch.; L;
GW.. We.; Sch; ThHw.; Ndw; Z. RA.: ,Die Bahre
immer am schwereren, den Stecken am dreckigen Ort
nehmen.' ß Hink. Bote 1899. ,Die bärren, darauf man
etwas tragt, feretrum, capulum.' Mal. ,Feretrum, ein
totenbar oder baren, darauf man etwas tregt.' Fris.
,Dem Wagner Manz von der Bären zu verbesseren
6 ß.' 1687, Zubers Tageb. Spec, Totenbahre GrD.
— b) an der Kellerdecke hangendes Gestell zum Auf-
bewahren der Brotlaibe Aa (Hürbin). Syn. Hurd,
Tragen. — c) = Bär b (Sp. 1432) Aa; Bs; B; L; SL.;
Th; Z. ,Ein Kalb und eine junge Ziege, denen man
auf der Bare des Wagens ein Bettlein gemacht hatte.'
Breitenst. Wir Strit a'fangt [auf dem Wagen], de"
tuet-men in Bären abe". Der Unabhängige 1865 (ZUst.).
— 2. a) einrädriger Schubkarren (für Gras usw.), von
der Bcnne" (s. Sp. 1290) meist unterschieden durch
1479
Bar, ber, bir, bor, bur
1480
das gerippte Gestell mit oder ohne niedrige Wände
Aa; ApK., Lutzenberg; B; GrD.; L; GSa.; SG.,
NA.; Z. Syn. Charten (Bd III 423). In THEgn. =
Binnen 4 (das die dortige MA. nicht kennt). .Hatte
er endlich eine Bahre Futter zusammengekratzt [und]
davon in den Bahren geworfen.' Gottb. — b) zwei-,
auch dreirädriger Karren oder Schlitten mit offenem
Kasten, meist zum Fortschaffen von Dünger Grü.
(Tsch.). — 3. Bare' m., Krippe, Barren für Schafe
und Ziegen GRTschapp.; WRanda (Ober-Bare*). Bari
n., kleiner steinerner Futtertrog für Pferde WStalden.
Mild, ber f., ahd. "b'tra (Stamm berö-), Nomen instr. zur
Wz. ber oder zum Präsensstamm von beren, tragen (s. d.);
gebildet wie Breche*, Binde*, Trage* usw. Daraus entlehnt
frz. biere. Von dem nebenhergehenden urspr. syn. Bär (mit
anderer Ablautstufe) hat sieh unser W. in der Bed. differen-
eiert; nur ausnahmsweise stehen Beide gleichbed. neben ein-
ander. Über lautlichen Zsfall mit Ber II s. d. Im Übrigen
berührt sich das W. begrifflich nam. mit B'enne*. Zu 3
vgl. Bore*.
GülleB-Bere11: Schubkarren mit Kasten (von der
Form eines offenen Fässchens), für Jauche AaBI)., F.;
ZKn. Syn. G. -Binnen (Sp. 1291). ,Ein Stosskarren, ein
Güllenbären, 4 unterschidliche Taussen, ein Gon, ein
Korb, 8 Zeinen und Kräften.' 1818, ZcUÄgeri Kaufbr.
— Gras-: 1. Tragbahre für Gras GrA., Seh. —
2. = Gätterli-Charren (Bd III 424) AaBI)., F., Z.; Bü.;
ZS. ,Uli fuhr mit seiner Gr. nach Hause und liess
Anne Liese im Klee stehen.' Gotth. — Heu-: = dem
Vor. 2, für Heu BU. — Herd-: Schubkarren zum
Fortschaffen von Erde BU. (gew. dim. H.-Berli); Schw;
ZS. — Chat Chöd-: = äem Vor. THEgn.
Mist-: Bire* zum Fortschaffen von Mist. 1. Trag-
bahre B; GWe., barella pel letame PA1. Gang gei ä"
Mistbiru*, denn wier muessi putze* den Gode* [Stall].
Giordani. ,Gerula, müstber vel nutrix, portatrix.'
Ebinger 1438. — 2. Schubkarren (mit Kasten) AaBI).;
BU.; S; ZS. ,Die Rechten seien an einander gekom-
men, sie schickten sich zusammen wie Mist und Mist-
bäre', von zwei Eheleuten. Gotth. — 3. für ein ein-
faches Gespann bestimmter Schlitten oder zweirädriger
Wagen mit offenem Kasten GrD. — Mhd. mist-bir.
Böckli-: = (?ras-J5. AAßb. — B ü " - : = M ist-B. 2
LG. — Brettli-: Schubkarren mit Bretterkasten
(statt wie die Gras- oder Stöss-Biren mit geripptem
Gestell) AABb. — Brot-: = Beren 1 b Bs (Spreng).
Rad-: Schubkarren Bs (Spreng). S. auch Schalt-B.
,Axes, sarculos et ccenovectrices, id est radberren und
tröglin, do man grund mit usstreit.' 1473, Bs Chr. —
Mhd. rade-ber; vgl. engl, wheelbarrow.
Redi-: zweirädriger Schubkarren S. — Lies Re-
dig-B.; vgl. Redig und liedig-Bennen (Sp. 1291).
Sand-: Schubkarren für Sand. ,1 pfd 15 ß gab
ich N. N. urnb ein kalchkasten, ouch drei stein- und
sandbären.' 1541, Z Grün. Amtsrechn. — Schieb-
UwE., Schub- ZRüml., Schub- ThMüIHi.: Schubkarren,
in UwE. zum Unterschied von der Stöss-Biren mit
einem Leitergestell.
Schalt-: = dem Vor. Ap; G (auch 1799); Sch; Th;
ZBenk. ; = Sch.-Bennen THEgn. ,Ein Räderfuhr, sie
habe entweder ein Rad als ein Schaltbären (Schub-
karren, Radbären), oder seie zweirädig, ein Karren.'
Spleiss 16(37. ,So vil ihrer zween Träger an einer
Stang können tragen, das kann einer, wann er den
Last auf eine Sch. gelegt, vor sich her stossen.' ebd.
— Mhd. arhalt-bir.
Schürg-: Schubkarren. AaZ. 1815. — B"-
schütti-: = B.-Binnen THEgn. — Schläuf-: sehr
grosser, auf drei Blockrädern gehender Schubkarren,
namentlich beim Düngen an Halden verwendet GrD.
Syn. Zug-B. — Schwinge"-: = Böckli-B. ÄAÜättw.
— Stei"-: 1. starke Tragbahre für Steine ApHeid.,
Walz.; B. Syn. Stein- Bär. ,Umbe zwo steinberen
14 ß.' 1382, B Stadtrechn. — 2. (langer, einrädriger)
Schubkarren der Steinmetzen und Maurer zum Führen
von Steinen ApWalz.; Bs; Z. — Stöss-: Schubkarren
für Gras, Mist, Jauche usw., je nach der Verwendung
mit verschiedenartigem Gestell oder Kasten Aa; Ap;
Bs; B; GrD.; L; GSa.; Sch; Schw; Nnw; Zg; ZS.
Vgl. Stöss-Bennen (Sp. 1292). Hie [in BO.] möcht-i'h
allwig auch nit büre*; nit e'möl mit der St. chönne*
s' uf d's Land fare*. Marti 1898. ,1m Tenn hat
keine St.. geschweige denn ein Wägelein oder Karrli
Platz.' Gotth. .Die Bursche fuhren St-en hochaufge-
türmt mit wohlriechendem Kühdreck auf die gewal-
tigen Misthaufen.' ebd. ,Umb ein rat an stosberen
5 ß.' 1400, ZFraumünster Rechn. .Bannen, St. oder
Kärrlein [unter Kriegsbedarf].' Kriegsb. 1644. Für
,3 St. zahlt 4 GL' 1657, LE. .Schubkarch, Stoossbär,
pabo, unirotum vehiculum.' Red. 1602. ,St. zum Schan-
zen und Gräben ufzewerfen.' 1674, Absch. .Pabo,
Rad-, Stossbären.' Denzl. 1677; 1716. .Eine neue St.
ohne Rädli 4 fl. 11 ß.' 1806, Z Haushaltungsbuch. —
Töte»-: Totenbahre BU.; PAL — Trag- AALeer.,
Wohl.; Bs (lt Spreng m.); Gl, Trag- AaF., Ke.; GrPt.,
Sch.; LE.; GSa.; Th; UwE.; W; ZO., S., Sth.: Trag-
bahre. Dert [in jenem Wirtshause] heig-er g 'fresse*, zwe
hätte* 's nit uf-ere* Tragbare* dänne" dreit. 1798, LE.
Hirsmontagsbr. ,5 ß umb ein tragbaren.' 1580, ZGrün.
.Bring mir die Tragbären her [um die Leichen weg-
zuschaffen].' GGotth. 1619; nachher .bringt d' Por.'
ebd. — Trucke"-: Schubkarren mit Kasten, zum
Transport von Mist, Jauche usw. BE. (Dim.); L; Z.
— Wage"-: = Beren lc Aa; Bs; Th; Z. ,1 grosser
vierspänniger Steinwagen mit einer Wagenbähre.' BsL.
Ztgsanzge. — Ge-wand-: Gestell, worauf die nasse
Wäsche vom Waschhaus zum Auf hängeplatz getragen
wird BBe., Hk. — Wösch-: = dem Vor. BU. ,Bald
wird [bei einer Versteigerung] ausgerufen ein Spinn-
rad, ein Erdäpfeldrücker, eine Waschbahre.' Gotth.
— Zug-: (meist von Personen) gezogener grosser
dreirädriger Karren mit Kasten, worin Dünger aufs
Feld geführt wird GrD. Syn. Schläuf-B.
bore" II: 1. (bire* Th; Z, dim. berele" Th; Z, birle*
B; L; Z) mit einem Schubkarren fahren, führen. Mer
irend das Gras nüd hei'" berle", mer wend lieber 's Vi"
ni* und de* Wage* ZZoll. Wenn -nie* muess miste*
und de* Mist use'bärle*, streue* usw. L Nachr. 1865.
— 2. (beren) mit Anstrengung tragen, dann übh. sich
an etwas abmühen BBr. Si hein lang dran umha*
päred.
Berete" f.: 1. eine Beren voll AALeer.; B; GrD.;
S; Th. Herdöpfel, Rüebli und Grenchc'ivi*, von Nie-
derem e* ziligi Bärete* S (Schild). Mir werden ab-
dätscht [verregnet], eb-mer numen ou'h es Bäretli Gras
händ AaSuIit. .Jakobli war 14 Jahre alt, hatte noch
nie eine Bähreten Gras gemäht.' Gotth. S. auch in-
machen (Sp. 41). ,Zum fünften soll er [der Rathaus-
wirt] dem Pfarrherr zu dem Pfrundgarten 20 Bäreten
s. h. Buw uss dem Ratstall ze geben schuldig sein.'
1481
Bar. ber, bir, bor, bur
HS'J
GrD. LB. — 2. ein grosses Quantum B, ,copia rei.'
Id. B. E" B. Obs, eine ganze Menge Obst.
ent-bere" ■ imipfrc": 1. ohne etwas sein, auf etwas
verzichten, etwas unterlassen; gew. mit Gen. i. Spr.
(XIV. XVI.). Selten abs. ,[N. X.] sprach: wend ir
nüt enbern. so gand mit uns herab uf die wisen und
land uns enander fersuochen.' 1385, Z Kats- u. Richtb.
,Krej [gemeint ist das Etschland, das unter dem Bild
einer Krähe vorgestellt wird, die in das Gebiet des
Bündner Steinbocks ausgeflogen], du hetest wol em-
born, wärest bliben in dinem nest.' 1499, Gr Lied. ,lch
wollt dem herren wol vorlesen, wie du füerst so ein
schantlich wesen, dass d' wölltist, du hettist emboren.'
Ruef 1540. In der lebenden MA. in eingeschränkter
Verwendung wie nhd., doch kaum irgendwo recht volks-
tümlich; dafür meist äar-ä/nt sin (Bd I 263). — 2. ver-
missen Z. J«* ha" de" Wetzstei" vergesse"; ich e"'peren-e"
recht. Si e"'pere"d de" [gestorbenen] Vatter schulich.
Wol- Wülepe2re": Eigenname. 1. in den Jahren
1666 — 68 in ZStdt angelegtes Pumpwerk, durch das
die .kleine Stadt- mit Wasser versorgt werden sollte,
und das einen Brunnen auf dem Lindenhof und mehrere
im Thalacker — doch nur mangelhaft — mit Sod-
wasser speiste; der Name zuerst auf dem Gessnerschen
Bruunenplan vom J. 1726. ,Der Brunnen auf dem
Lindenhof und alle die. so im Thalacker von dem sog.
Wohlentbehren laufen, laufen nur zur Sommerszeit.'
1760, Z (Über den zweckm. Gebrauch der Feuerspritze).
— 2. im W., kleines Haus, urspr. Jagdhaus, in ein-
samer Waldwiese ZKüsn. ,Wolentbären. Ein Haus
und Güter in der Pfarr und zürcherischen Übervogtei
Küssnacht.' Leu, Lex.
Zu 1 vgl. auch N. Z Ztg 1899, Nr 259/64. Den Aus-
gangspunkt des eigentümlichen W. dürften Wendungen wie
Dan ebönnt-mt" wol ^"'pert" gebildet haben, worin sich das
Urteil über die unzweckmässige oder entbehrliche Anlage
kund gab. '2 dürfte eine Nachahmung von 1 sein.
Berenizin.: verderbliche Krankheit. Si g'hebt-sich,
a's winn-si d's B. hett, von einer hypochondrisch kla-
genden Person GSa. — Lat. Ursprungs (ans pernieiet) wie
Ettiken (Bd I 599), ,Pest' ua.
beringgle": Name eines Kartenspiels mit 3, 4 oder
mehr Teilnehmern. Alle Sechser. Siebner und Achter
werden aus dem Spiel entfernt, auch der Schellen-
bube wird bei Seite gelegt, zählt aber beim , Weisen'
mit. Jeder Teilnehmer erhält 4 Karten. Zwei gleich
hohe Karten mit dem Schellenbnben zusammen heissen
Bens und zählen 3 Punkte; zwei .Bern in einer Hand
werden Tojjpel-Beris genannt (6 Punkte), drei Karten
der selben Farbe FIuss (6 Punkte) und 3 oder 4 gleich
i hohe Karten G'riert (8 Punkte). Die höchste Schelle
im Spiel zählt 1 Punkt. Gespielt wird nur, wenn
keine der genannten Kombinationen .gewiesen' wird;
wer alle Stiche macht, hat den Marsch und schreibt
|2 Punkte ZRichtersw. f
Beritsch Bäritsch: Name der Gutedeltraube und
ijihrer Abarten BBiel. Syn. Chlepfer 7 e (Bd III 678),
ViSprützer. ,Eine Gattung Reben, geben grosse weisse
|ITrauben und Bere, werden zu Herbstzeit schön gelb,
dieselben werden am Bieller See Berritsch genennet.'
|Rhag. 1639; s. Guet-lüter (Bd III 1515). — Bäritsch,
Same einer Abteilung der Bieler Weinberge.
Bir Bi'r (PI. Blsre") .-ULeer. (Ber neben Bire",
?h Bere; Bire"); ZB., Bai., 0., S„ Bire", seltener
Bi*re" (PI. unver.) Ap; Bs; B; Gl; Gr; L; GA.; S;
Tb; Zg; ZDättL, Kn., Biere" GiiChur, Fan., He. - f.,
Bin (PI. Birini) n. PA1. — Dim. Bireli Gl; GA., sonst
meist Birli, in GrLuz. Bireggi: 1. Birne, allg. Die
best Bir, Birnsorte, Colmar d'ete Th. ,Unzweiet Biren.'
ZZoll. 1808. Die verschiedene Wertschätzung von
Birne und Apfel spricht sich in der RA. aus: ,Er hat
ein Birren verlanget, aber einen Apfel bekommen, ex-
tenuata illius spes.' Mey., Hort. 1692. Gueti Bire",
Tafelbirnen Th. Bire" wie Fige", (rohe oder gedörrte)
Birnen von vorzüglicher Qualität ZZoll. Die Birnen
liefern nicht nur ein sehr geschätztes Getränk, den
sog. Bire"-Most (s. Sp. 541 ff.), sondern sie bildeten,
namentlich gedörrt, früher mehr als jetzt, auch ein
wichtiges Nahrungsmittel besonders der Landbevölke-
rung. ,1m Winter hatte man oft Habermues mit teigen
[in ZZoll. gedörrten] Birnen zum Morgenessen' Th
(Sonntagsbl. der Th Ztg). ,Gabind min Herren all tag
den schützen zur abindürten wins zu trinken gnueg,
darzuo guot simlen, guet kess und biren und pfersich.'
Edlib. N. N. beklagte sich vor Gericht, sein Sohn
müsse bei dem Kost- und Lehrherrn Hunger leiden: .am
Morge gebe es ein düns Müessly und wenig Brocken
darin und sygend ihrer viere darzu, und zu Mittag
etwan ein Krautbrei; es beschüsse aber nüt, wenn er
schon ein oder vier Birren darzu habe.' 1629, ZElgg
(KHauser 1895). ,Die Bieren sind so mild als Schmalz;
wer die gern isst, der spart das Salz.' Bs Ausruf bilder.
RAA. E" Bire" ha" für dranne" z' süge", sein Schäf-
chen im Trocknen haben BS.; vgl. frz. avoir une
poire pour la soif. D' Bire" sl" noeh nid zltig, die
Gelegenheit ist noch nicht da B. D' Bire" schütte",
■teil si rif sind, das Eisen schmieden, weil es warm
ist Gl. Die beste" Bire" sind g'schütt(l)et, z. B. bei
nahendem Alter: die besten Jahre sind dahin Gl. ,Ich
habe schon manche Birne reif werden sehen, und wenn
sie reif gewesen sind, so sind sie von selbst herunter
gefallen, ohne dass ich geschüttelt habe.' Sch Pilger.
Er mues' go" Bire" schüttle" (Sprww. 1869). i" d' Bire"
gä" AaF., Ke. ; ZW., rauss sterben; vgl. Holz-B. Eim
(heimli'hJ a" d' Bire" gö° 1) im eig. S., Birnen stehlen
Th; Z. — 2) bildl.. dessen Mädchen besuchen S; vgl.
Xxss (Sp. 826), Uneben. .Einer, der in den Birnen
gewesen, [zahlt] 5 g [Busse].' 1552, ZElgg. Der Erst
bim Baum list d' Biren üf ZZoll. D' Brunne'Use"
hat g'sät: Lueg d' Biren a"! zu Jmd, der eine gute
Ware zu teuer findet; s. Sprww. 1824, 67. 's isch vo"
dine" Bire", Zurückweisung Jmds, der uns einer Sache
beschuldigt, die ihm wohl selbst nicht fremd ist Aa
Suhrental. ,Er wird ihm nit trauen, sagte Eisi, er
werd 's a" sine11 Bire" abne" [indem er auch nieman-
dem zu trauen pflege].' Gotth. Er nimmt ('s) a" sine"
Biren a* (ab), wie ander Litte" (irij teigge'd, beurteilt
Andere nach seiner eigenen Denk- und Handlungs-
weise ÄASt., Wohl. ; Z. Me" g'sehd a" de" eigene" Bire",
wie andrer Lite" deigi'd Obw; vgl. Gr. WB. II 40.
Si" wie-n-e" teig(g)i Bire", aufgedunsen, mit schwam-
migem Fleisch behaftet, vom menschlichen oder tie-
rischen Körper BsStdt; B; Th. Ja, g'schisse" Bire"
sind dreckt f.igg! derbe Abfertigung Z. .Die wider-
töuffer stellend ir unwüssenheit der wält als ein
wüssenheit für, grad als solle man nit merken, wo
die byren im sack teig sygend.' HBull. 1531. ,Henk
den mantel nach dem wind, dann mit gross herren
iss nit biru: die stil werfend s' dir an die stirn.'
1483
Bar, ber, bir, bor, bur
1484
Holzwart 1571. ,Esse deine Birren allein, so nimt
dir sie niemand. Wann eine gute Birren von dem
Baum fällt, will sie ein jeder selbst essen.' Met., Hort.
1692. Statt der Trauben in der Fabel vom Fuchs:
.Dir ist wie dem fuchs; weist, wie er der biren nit
wollt.' Zwingli. S. noch üf-hin (Bd II 1325), Hand
(ebd. 1380). Im Kinderlied vom faulen Knecht Jag-
geli: J. trott go" (d'J Birli schüttf IJe", d' Birli wend nüd
falle' usw.; s. Tsch. 80; Staub, Kinderbüchlein 1853,
17. Bir am Stock: man nimmt ein Tischmesser in
der Mitte zwischen die Finger und lässt die beiden
Enden mit einer gewissen Kunst auf den Tisch auf-
schlagen; dazu spricht man, Takt und Klang des auf-
schlagenden Messers nachahmend, wiederholt die an-
geführte Formel ZZoll. Spec. türri B. (in Gr und
auch sonst, bes. im PI., als Zss. Türr-Bire"), gedörrte
Birne. Für e" Bir z' tere" brückt 's es Chläfterschit
ZZoll. Dürre Birnen dienten mit Brot als Zwischen-
mahlzeit bei der Feldarbeit, auch als Wegzehrung,
Kinder nahmen sie zum Z'nilni mit in die Schule;
mit dürren Birnen beschenkt man brave Kinder bes.
am Vorabend des Nikiaus- oder Neujahrstages Zg; Z;
vgl. Leckerli, (BJ III 1248). Us dem se'be" schwäre"
Trog use° het-er amel Schnitz, düer Berre" ond Nöss
öbercho", wo-n-er noch chli" g'si" ist. Haüsfrd (Th).
.Meine Tanten sollen, wenn sie auf einen Märit gien-
gen, immer ein Stück Brot und einige dürre Birnen
im Sack gehabt haben.' Gotth. S. auch Biren-Pitten,
-Brot, -Weggen, ferner B.-Schnitz, -Stückli. Eine
Gegend des Kantons Zürich mit ausgedehntem Obst-
bau hiess man das ,Dürrbirenland.' Schweizerbote
1818, 177 b. Auf der Fahne von ZGÜberwyl waren
neben dem Schutzpatron St Nikolaus ein Schwein, ein
Fisch und gedörrte Birnen dargestellt. Von Bruder
Klaus heisst es: Er fastete schon in seiner Jugend
,die vasten uss alle tag, dass er nüts ass dan zum tag
ein kleins stückly brot oder ein wenig türrer bim.'
1488, UwSachseln Kirchenb. Usg'seh" ime-n-e" türri
B., von einem zsgeschrumpften, magern Menschen
ZZoll. Türr Bire" g'end (e"J guets Bluet mTH; ZO., S.
Oppis z' verlese" ha" wie türr Bire", grossen Vorrat an
Etwas haben Th. Ich gäb-e" [den Isaak] nit um hun-
dert dür Byre*, beteuert Abraham. 1743, L Spiel; vgl.
Zwetschgen. S. auch Hutz-Gür (Bd II 412). Birnen
werden auch gebraten ; vgl. Biren-Bräten. ,Wenn die
Hex das gekönnt, so muss sie mehr als Biren braten
gekönnt haben.' Heutel. 1658. — 2. birnenförmiges
Gefäss, Schmuckstück usw. .Ein silberne verguldte
verdeckte Birren.' 1600, L Silberschatz. ,Ein ganz
vergulte Biren sampt dem Teckel, daruff ein Kindlin,
ein Vögelin in Händen haltend.' 1649, ebd. ,Dem
Carlin [testiert] eine vergulte Biren sambt dem Deckel.'
1658, Gpd. ,Ein Paar goldene Bieren Ohrenbehäng.'
1789, Inv. — 3. membrum virile Th (Kdspr.). Hieher
wohl: Si cha"" die Bire" schütte". Sprww. 1869, 102.
- 4. von Personen. Kosew. für Kind B (Zyro). E"
earti B., von einem zarten Frauenzimmer Z. E" Türr-
bir = Türrbiren- Heini (Bd II 1315) Z. — 5. scherzh.,
Stoss mit dem Knie BHk. Vgl. Chnüiv-B.; Biren-
Stunggis, - Weggen.
Mini, bir, PI. bim. Unser zweisilbiger Sg. Bire" ist
eig. PI. -Form. Biri ist formell Dim., aber nicht mehr als
solches gefühlt; vgl. Chirri. Ältere Schreibungen: Sg. ,Bir.'
Denzl. 1677; 1716 (neben ,Birn'); Vestib. 1692: SHott.
1702, ,Birr.' JKCram. 1774. PI. ,Biren.' Boner; 1371/91, Z;
1586, SchwE.; Zicgler 164", .Birren.' Haimonsk. 1531 (p-) ;
FHaffner 1666; Wurstisen 1765; HPest. 1783; XVIII., Z
Kochb. ; 1809, Z Haushaltungsb., ,Byren.' Mal.; Tierb. 1563
(p-): Practica 1564: JJBreit. 1629, ,Bieren.' Wurstisen
1580; Carolina 1734. In der RA. i" d' Bire" gä", sterben,
neben der gleichbedeutendes i* '« Birch ga" steht, ist eben
deswegen viell. Bin" eig. = Birken, d. h. als PI. von Birch f.
(s. d.) zu fassen. S. noch Bir-Buum (Sp. 1243). - Zur An-
ordnung und Erklärung der folgenden Zss. vgl. die Zss. mit
Epfd (Bd I 367 ff.).
Eier-Bir AAMuri; B; Gl; GRFan., oHe.; GRh.
1804; Th; ZGutensw., Zoll. 1706, Spitz-E. B (auch
spitzi E.); FMu. : eirunde, gelbe Tafelbirne; , Sommer-
Eierbirne' (Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. LXX). Syn.
die best Bir, Trdtrn-B. In TnRoggw. wird eine grös-
sere Sorte (grössi oder wälschi E.) von einer kleinern,
nun abgegangenen unterschieden. .Ein halbe Juchar-
ten beim Eierbirbaum.' 1653. AAWett. Klosterarch.
— Ibschler-, Ibstler- s. Bd I 63. Jbschler.' ZZoll.
1760. .lbschlen.' Steinm. 1804 (GRh.). Vgl. noch
Kohler 1864, 94. — Ach er-: mittelgrosse, saure Birne,
die einen vorzüglichen Most liefert Z IS., bes. Hirzcl,
Horgen udE. — Ochse"-: eine Mostbirne Gl. —
Affeltranger-, Affelträngler s. Bd I 103 und vgl.
Schweiz. Obstsorten 1876, 75. — Ägerste"- AaMuh.
— Äglischer ZB., O. (Eglescher. Stutz), S., Agier-
ZF.; s. Bd I 131. — Zwei-äugler-: Wirtschafts-
birne mit geteiltem, bzw. stark eingeschnürtem Kelch
Th; s. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. LXVII. Syn.
Zwei-butzen-B. — Här-igel-: eine Koch- und Dörr-
birne. Gut 1873, 18. — Augste"- Ae; B; GRh. 1804;
Th, Äugstle"- GRh., Äugstier- Ap; L; Th; Z; s. Bd I
154 und vgl. Tobler 30 b. , Haber-, Kugel-, Liebes-,
Rhein-Äugstler' Th. — Buech-ackere"- Th (wenig
verbreitet). — Äuli(s)-: Wildling von Sargans, eine
Birnsorte, die zuerst an einem 1627 vom Hochwasser
des Rheins auf das Äuli bei GSa. geschwemmten
Bäumchen gefunden wurde; s. Schweiz. Obstsorten
1863, Taf. LXXXIX. — Ueli- Th, Hans-ueli- Z;
Syn. Hung-B. Vgl. Bd I 184. — Eis- s. Sp. 1243.
— Ammei-: eine kugelrunde , mehlige' Birne ZDüb.
— Innelen s. Bd I 296. — Anglischberger- Aa
Muri. — Engel- SThierst. — Engelländer- s. Bd I
335. Auch ZZoll. 1808. Englische Sommerbutterbirne
(Schweiz. Obstsorten 1803).
Engwiler- Th. — Nach dem Ortsnamen .Engwylen.'
Anke"-: Butterbirne Aa Kästal, Köll., Meistersch w.,
Würenlingen; B; S; Zg. Eine ältere, einheimische
Sorte mit hellgrüner oder gelber, meist rötlich-grau
berosteter Schale, verschieden von der neuern Butter-B.
ZZoll.; Syn. Böllen-B.; vgl. auch Schmalz-B. Graue
Herbstbutterbirne. B Stammregister 1866; Schweiz.
Obstsorten 1863, Taf. LXXVIII. Ufdem Baum Anke"-
birli ablese". Schwzd. (B). So saftig wie-n-e" Anke"-
bire". JCOtt. Vgl. Butter-B. — Eppensteiner- Tb.
Epine"-: (weisse) Muskateller Dornbirne Z. —
Zu frz. ipine.
Ärgeter- Th; s. Bd I 129. — Einer- (lt einer
Angabe Äner-) : eine früh (zur Erntezeit) reifende
Rousselette BsL.; SLeimenthal.
Ernste"-: ausgezeichnete Mostbirne ZKüsn.
Die Sorte stammt von ZZoll., wo der Familienname , Ernst'
einheimisch ist; vgl. Kohler 1864, 98.
Ursula- Th. - Wohl nach der Reifezeit (21. Okt.).
Ess-: generelle Bezeichnung der Birnsorten, die
roh gegessen werden, im Gegs. zu den Choch- und
1485
Bar, ber, bit, bor, bur
1486
Most-B. allg. — ls- Th. — ise"-: eine Koch- und
Dörrbirne. die sich aber auch zum Mosten eignet. Gut
1873. — Isler- AAMäg., Muri, Isli- ZThalw.. Wei.=
Schtcärzi-B. — Sür-ätler s. Bd I 588. — Ättis-:
zarte, rostfarbige Birne GitZiz.; Syn. Bost-B. Eine
Birnsorte, die man zur Herstellung des Bire'-Bräte"
braucht ZOGlatt; Syn. Rdben-B. — Fud-. ,Ein aeher,
stost an fudbirbom.' 1451, L. — Fige"-: späte, läng-
liche, sehr süsse Gartenbirne ZZoll. Auch Th; Syn.
Griten-, Pfaffen-B. ,F., delicatula.' Id. B. — Fügler-
Th. — Fass-füller-: frühe Weinbirne Tb; Syn.
Knaus-B. — Veldenzer-: Koch- und Dörrbirne, die
aber auch vortrefflichen Most liefert. Gut 1873. —
Fändel-: Birne, vorzüglich zum Dörren ScnSt.
(Sulger). — V(e)rena-: = Schuärzi-B. Scuw. — Fo-
relle"-: Rotbirne, in zwei Sorten: .frühe und kleine
F.' Th. Eine Art Rousselette (Schweiz. Obstsorten
1863; B Stammregister 1866, 45). Syn. Franken-B.
— Lang-für^ler- Th; s. Bd I 939. — Fass-:
eine sehr grosse Birne ZBauma. — Fässli-: = Tei-
lers-B. AAKästal, Köll., Leer., Meisterschw., Wohlen;
Th; Z. Eine Tafel- und Dörrbirne. Th Stat. —
Fischbächler- Z; s. Kohler 1864, 82, wo auch
das Syn. .Fischäckerin.' — Fischentaler- Th. —
F 1 a c h s - Th ; Syn. Haber-, Schmalz- B. — Flasche"-:
Humboldts Butterbirne Th. Der Name auch AALeer.
— Fleisch-: = Schwärzi-B. ZErl.; nach dem saft-
reichen, schmackhaften Fleisch; vgl. das Syn. Speck-B.
Eine Art grosser Birnen B oAa., E. Rotbackige Birne,
mit rötlichem, mehligem Fleisch Schw; Zg. Auch Th;
ZWäd. — Früe- Th. , Frühebirnen' GRh. (Steinm.
1804. 313). — Fräuler-: = Schuärzi-B. ZThalw. —
Franke"-: = Forellen-B. Th. Syn. Mäuchlen-B. Auch
Z (Dan.). — Frankfurter-: brauner Sommerkönig
ZW1. (Schweiz. Obstsorten 1863). Auch AaKöII. —
Französe"-: Rousselet de Rheims B. Syn. Bose-
letten. S. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. LXX1X; B
Stammregister 1866, 44 und vgl. Französier (Bd 1 1313).
— Friesi- Th, Friesli- Gl; GRh.: = Langstiler-B.
,Drei Kräften Friesibyren.' 1684/5, THSchochersw.
Obstzehnt. — Fräste"- Gl. ,Die Eier- oder Frästen-
birne.' Gl Gem. — Frau"e°- I: fürstliche Tafelbirne,
frz. Cuisse dame gros Th; Syn. Eier-, Schmalz-B.
.Sparbirne.' Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. XXIX. —
Jung-fr. Jumpfere'-: = dem Vor. Th. Auch AaKöII.
Dim., kleine, süsse Birnsorte, die oft als Zucker-B.
verkauft wird Z. ,Jumpfere-Bir.' 1780, ZWipk. Baum-
rodel. S. auch B Stammregister 1866, 43. — Wild-
Frauke"-, in ApHinterhasle Fraue"-B.: fast mittel-
grosse Wirtschaftsbirne, meist zum Mosten verwendet
Ap; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 129. — Spitz-güegi
js. Bd II 163.— Galle"- Th. — StGaller-: eine Art
Mostbirnen ZSth. — Gelb-: gelbe, ziemlich grosse
IMost- und Dörrbirne B. .Beschnittene Gelbbirli aus
jdem Sehnitztrog nehmen.' Gotth. — Gold- AaMuh.
Würenlingen; Schw; Th. Guld- SThierst: goldgelbe
I Birnsorte. Syn. Quart-B. — Gumpist- ScHSt; Z tw.,
Gumpisch- AAKästal; ApHeiden; GRh. (Mooser); Sch;
ScHwBr. ; THFr., Steckb.; ZSth., Zoll.: 1. den Winter
| über in Sauerkraut (s. Gumpist Bd II 317) oder auch
Ünur in Wasser eingelegte, eingemachte Birne ScHSt. ;
|JTHFr., Steckb.; ZS., Wl. Die G-en machen im Sauer-
kraut eine Art Gärung durch und erhalten davon
leinen pikanten Beigeschmack. S. noch den Scherzreim
unter Anne-Bäb (Sp. 917), wo GRh. (mit der Form
Grumpüs-B.); Th; ZSth. hinzuzufügen und Unot I 58;
Rochh. 1857, 313/4 und Gumpist-Epfel zu vergleichen
ist. — 2. eine Birnsorte (wahrsch. nach ihrer Ver-
wendung benannt), in ArHeiden f nach einer Angabe
eine aus dem Tn stammende feine Tafelbirne von der
Grösse und Form der Wasserbirne, doch gegen den
Stiel hin mehr spitz zulaufend, mit rötlichen Streifen
auf der einen Seite; eine feinere Birne AAKästal; in
GRh. (nach Mooser) = Weinbirne, von Steinm. 1804
unter .wildem Obst' aufgezählt. ,Ein Zeinen voll
wissers oder guet Gumpestbiren [galt] 1 fl. oder mehr.'
Landw. Chron. (zum Jahr 1622). S. noch Gumpistbir-
Baum (Sp. 1243). — Gämstler s. Bd II 321. —
Guntershüser- (Gunterzüser hiTh, Guntischüser Th
Hw.): mittelgrosse Mostbirne (zuerst um 1750 von
einem Mann in THGuntershausen aus Wildlingen ge-
zogen); vgl. Th Neuj. 1841. 13/4; Schweiz. Obstsorten
1803, Taf. XIX; TnStat. 52. - Güntisauer. Gut 1873,
17. — Garn- GRh. (Steinm. 1804, 314). — Garte"-:
mittelgrosse Ess-, Koch- und Dörrbirne AAKästal,
Würenlingen. — Win -gart Wingert-: eine Art
harter Birnen Gr oHe. — Gärtele"- s. Bd II 440.
Nach Albrecht eine Spalierbirne. — Gerzler- f-e'-J
s. Bd II 449 und vgl. Kohler 1864, 92; Schweiz. Obst-
sorten 1876, 83. — Gasse"- Th; vgl. G.-Epfel (Bd I
otis). — Leimen-gässler- SThierst.f — Gässli-:
späte, ausgezeichnete Mostbirne ZKüsn.; s. Kohler
1864, 98. — Gisler- (in L häufiger Gisle'-): =
Schwärzi-B. L; Zg. — Hof-gatter- Th. — Gat-
tich er Th. Wohl = .Gättikomer.' ZZoll. 1760/79. —
Gattlicher- ZWyl; vgl. G.-Wesp(l)en. — Güt-
tinger-: = Wasser-B. Th. — W i"-Güetle° s. Bd II
558. — Herbst-güetler s. Bd II 558 und vgl.
Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. X. ,Zwei Viertel H.'
1684/5, THSchochersw. Obstzehnt. Lt Dan. auch Z. —
Z wi-gutschler s. Bd II 565. — Glogge"-: grosse,
runde Mostbirne ZHombr., Stäfa; Syn. Wasser-B. Der
Name auch SNA. — Glöggler s. Bd II 620. —
Gläppler s. Bd II 639. — Glas-. Späti Gl. Th;
Syn. Schwizer- Hosen. — Grabe"- Th; ZZoll. (Dim.).
— Grebler s. Bd II 688. — Gruen-, Gruem-, in
Aa Grue'-: kleine bis mittelgrosse, sehr ertragreiche
Birnsorte mit grasgrüner Schale, vornehmlich zur
Mostbereitung verwendet, aber auch gedörrt oder (lt
Zyro) gebrannt B; ScHHa.; SNA., Thierst.; Z (Kohler
1864, 95). ,Ein alter, grosser Grunbirnbaum war auf
der einen Seite des Häuschens.' vAlmen 1897. Bes.
in BE.f allein oder mit Kartoffeln zusammen gesotten
als Gericht. .Des Sonntags, an welchem unsere Weiber
uns nur Grunbirnen zu kochen vermochten statt
Fleisch.' Gotth. Es wölfels Kaffi und pär a"'brönnti
Gruembirli derzue kocht eine schlechte Hausfrau
ihrem Manne. Hänggi. Vgl. harb (Bd II 1591). Späti
Gr. Gct 1873, 18. Grue'-B., mittelgrosse, rotgestreifte,
feinschmeckende Tafel- und Dörrbirne AAKästal, Ösch-
gen. Grüen-B. I, eine feinere Sorte Th; Syn. Eigen-,
Pfaffen-B. Hieher wohl auch .Grübiren.' ZW. 1770.
— Edel-gruen-: vorzügliche Birnsorte LWill. Syn.
Rintaler-B. — Zucker-grüen: mittelgrosse, ku-
gelige, grüne, in der Lagerreife süss schmeckende
Ess- und Kochbirne ZZoll. — Grund- 1: Langstieier
SThierst. Auch F; Th. — Gründler- Z (Dan.). —
Gränggi- Obw, Gränggeli- B: generell für kleine,
geringe Birne. Vgl. Granggi (Bd II 780).
Grassäne"-: rundliche Herbstbirne mit grüner
1487
Bar, ber, bir, bor, bur
1488
Schale Z. ,Vier Viertel Crassanen und St Germain-
birren.' 1801, Z Haushaltungsb. — Frz. crasmne, lang-
gestielte Herbsthirne, Bergamottenbirne.
Griesi-Bir: = Langstiler-B. Th. Syn. Chriesi-B.
— Gross- s. Speck-B. — Graite"-: Schweizer
Wasserbirne Th. S. Wasser-B. — Grauw- Th; Syn.
,graue Junkern-Hausbirne.'
Haber-: = Flachs-B. Th. ,Ein weg für sich uf
für den haberbirboum unz in das holz.' XV., ZSchlier.
Offn. .Haberbirnbäumc stunden uA. auf dem Gemeinde-
land.' 1792, ZElgg (KHauser). — Wahrsch. nach der
Reifezeit (Zeit der Haferernte) benannt.
Häberli-: eine Tafelbirne TaMüllh. — Habs- Th;
lt BSchenk Äbs-B. — Hoch-: = Beriker-B. ZAff. b/Z.
— Hede-- Th (BSchenk). — Hödle", Höttle- s.
Bd II 995. 1774. — Häfele"-: ziemlich kleine, lang-
stielige, im reifen Zustande rotbackige, im Übrigen
lederfarbige, sehr süsse und schmackhafte Birnenart,
die als Dörr- oder Mostbirne, auch zur Bereitung von
Bire'-Hung verwendet, seltener gelagert wird GftPr.
,Häflen-' GRh. (Steinm. 1804), ,Häfler-B.' Th. S. Hü-
feien (Bd II 1019). — Alse°-hefti s. Bd II 1065.
— Hägge"-: frühreife, längliche Ess-, auch Dörr-
birne ZZoll. Syn. Schwanz-B. — Hallwiler Hal-
beler- AAKästal. — Hälegger-: kleine Mostbirne Ap
Vorderland; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 89.
Holz-: 1. wie nhd. Aa; B; GRh. (Steinm. 1804);
SThierst.; Th; Z. I" d' H.-Bire" gö", sterben. Sprww.
1869; vgl. Bir 1. Scherzrede: Es sind Alks H-e", alle
Birnsorten sind auf Holz gewachsen ZMönch. Spitz-
name der Bewohner von AASiglist. (,weil sie mitten im
Stüde'land wohnen'). — 2. Birne von veredelten Wild-
lingen, meist vorzügliche Mostbirne. Vgl. Holz-Epfel
(Bd I 370). Kleine, herbe Mostbirne, früher auch
etwa gedörrt AAKästal. Grössi H. ZEgg, Pfäff. ; vgl.
Kohler 1864, 90. ,Gelbe, schwarze H.' Th (.Sehwarz-
holzbyren.' 1684/5, TuSchochersw. Obstzehnt). Röti
H. ApVorderland; GRh.; s. Schweiz. Obstsorten 1876,
96. ,Zweyet Holz-BireV 1760. 1808, ZZoll. Sonst
gew. nach dem Ursprungsort oder dem ersten Züchter
benannt. .Adams-' Th. ,Buchackerer-' Th. Eppishüser-
Th; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 93. Äschfejmer- Z;
s. Kohler 1864, 83; Schweiz. Obstsorten 1870, 155.
, Äschmanns-' ZStäfa; s. Kohler 1864, 84. Gunters-
hüser- (- Guntershüser-Biren) Th. , Küfers-' (= Hap-
perswller-BirenJ Th. .Kellers-' Th. ,Ludis-' oTh; s.
Schweiz. Obstsorten 1870, 131. .Mocken-' Th; vgl.
Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. XVIII; Th Neuj. 1841,
15. ,Biessenhofer-' Th; s. Schweiz. Obstsorten 1876,
95. ,Rei(n)-' AaF., Meisterschw.; B; L; Schw; Th;
Zg; Z; s. Kohler 1864, 83; Gut 1873, 61; Schweiz.
Obstsorten 1876, 107. .Rieter-' Th; s. Schweiz. Obst-
sorten 1876, 99. .Sitterdorfer-' Th. .Steiner-' GRh.
(Steinm. 1804); oTh; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 102.
.Streu-' GRh. (Steinm. 1804). ,Wettinger-'; s. Gut
1873, 17; Schweiz. Obstsorten 1876, 100.
Hölzler- Th. — Hone"-: runde, gelbe, saure
Mostbirne ZThalw.; s. Kohler 1864, 86. — Hiiener-
AAMeisterschw.
Hänfler Häufler-: frühe Birnsorte L; Th; Z rS.
Wälsch H., eine sehr saftige, frühe Birne ZWald.
Syn. Fleisch-, Speck-B.
Der Name viel], daher, dass die Frucht gleichzeitig mit.
dem Hanf reif wird. Im Th muss wenigstens der Name einge-
wandert sein, da die einheimische Form Jh't/In- lauten müsste.
Hangel- s. Sp. 1243. — Hung- GBHe.; Th, Hün-
geli- ÄAMeisterschw. C-ö-J; Schw; Zg, Hüngier- Aa
Kästal; ApK.; GRh. (Steinm. 1804); ScHwMa.; Z: =
Hüngelen 1 (Bd II 1369); s. Schweiz. Obstsorten 1876,
103. — Hanse"- ZMönch. — Hansli-: frühe, etwas
säuerliche Birnsorte, ähnl. der Hirsch-B. B oAa., E. Syn.
mit Schür-B. BMerl., Thun. — Happerswiler- Th.
— Häppler-: = tfä>;;/en(BdII 1479) ApK. — Here°-
Th, Herre"- AAÖschgen; B; SThierst.; Z: feine Tafel-
birne ÄAÖschgen; B; SThierst. (.Aargauer H.'); Th
(.grosse' und .neue H.' Stat. 93); Z. Hire"birli, kleine,
süsse Birnsorte ThHw. ,Was ist das Beste an den
Herrenbirnen?' Antw.: ,Dass auch die Bauern sie
essen können' B. ,1 Zeller Viertel Herrenbyrn.' 1684/5,
THSchochersw. Obstzehnt. ,Bei dem Herrenbirbaum.'
1653, AAWett. Klosterarch. — Herbst-, grüeni: -
Schicizer- Hosen Th. — Hurd-. 1760, ZZoll. — Her-
manns-: Umdeutschung des frz. St Germain (Tschudi,
Leseb. 221); s. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. LVHI.
Syn. Schengsermeng. — Ho müsse"- Th. — Hirs-
Birli: Zuckerbirne L. Auch S. — Hirse°-Bir Th.
— Hirsch-: (oft Dim.) kleine, kugelige, süsse Birn-
sorte B. — Härtele" s. Bd II 1646. — Geiss-
hirt li: Stuttgarter Gaishirtel B; s. Schweiz. Obst-
sorten 1863, Taf. XXXVII. - Hase"-: unter Dörr-
birnen aufgezählt. Kohler 1852, 83. — Häsler s. Bd
II 1670. Auch AaMuh. — Hose"-: grosse, rotbackige
Birnsorte, welsche Rousselette AAZein. Auch Th. —
Schwizer-Hosen s. Bd II 1697 und Schweiz. Obst-
sorten 1863, Taf. XXVII. — Hüs- SThierst.
Hüsli- Th; Z. — Nach der Tradition nrspr. Birnen,
die an der Aussenwand des Hüsli (s. Uns 5 b Bd II 1703)
gezogen wurden.
Beiji-hüsli-: = Wasser-B. SThierst. — Blutt-
hütler: eine Art Winterbirnen; s. Schweiz. Obst-
sorten 1876, 133. — Zucker-hüetli- Z.
Heu"- I (in GRh. HÖ-): oft Dim., früh (zur Zeit
der Heuernte) reifende, kleine, rundliche, sehr schmack-
hafte Birnsorte Aa; Ap; Bs; B; GRHe.; GRh., W.
(Steinm. 1804, 457); Schw; S; Th; Uw; Zg; Z. Siehe
Schweiz. Obstsorten 1870, 109. .Grosse H.', grüne Mag-
dalene; s. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. LXXXVII.
,So hat der Byli ein guoten höwbirenbom, und wenn
sy ye in die schwendi wolten, so namen sy etwan
under dem bom biren.' 1544, L Hexenproz. S. noch
an-gän (Bd II 18 u.). RA. Es chunnt-em wie Heu-
birli, von der sprudelnden Beredsamkeit eines Auf-
gebrachten Obw; vgl. uf-hin (Bd II 1325). S. auch
Heubiren-Baum (Sp. 1244). — Heu" -bir er m.:
1. Heubirnbaum Ap. — 2. Schelte auf eine einfältige
Weibsperson ApK.
Hutzeli-: Holzbirne Ap; GRh. (Steinm. 1804).
Vgl. H.-Baum{Sp. 1238/9) und Hutzlen 5 (Bd II 1838).
— Jügler- Th. — Jagd-: eine Art Winterbirnen Th.
— Johann 18-: der Heuw-B. sehr ähnliche Birnsorte
ScHHa.; Th; ZWäd. — Jakob(s)-, Jokeb(s)- Th; Z,
Jaköbi- Z (im O. Jokdbi-) : früh (um den Jakobstag)
reife Tafelbirne. Vgl. Kohler 1864, 100. Die Pomo-
logen unterscheiden zwischen ,Jakobs-B.' = grüne Mag-
dalena (s. Heuw-B.) und ,Jakobi-B.' = Sparbirne (s.
Frauiven-B.). — Junkere"-: grosse, edle Tafelbirne
BHa.; Th. — Neu-jär- Th. Vgl. Chlaus-B. -
Jose"-: grosse, runde, zitronengelbe Birne Gr oHe.
— Chue-:- Wasser-B. SThierst. — Chüe-: grosse,
dunkelrot gestreifte, sehr saftige Mostbirne AAKästal,
II-:'
Bar. ber, bir, bin. hur
1490
Küll. — Chabis- SThierst. — Choch-: generell
für Birnen, die (nur) gekocht genossen werden, allg.
.5 Tansen frühe und späte Kochbirren.' 1801, Z Haus-
haltungsb. — Chugel-: = Gloggen-B. ZA ff. b/Z., 0.
.Die Kugelbirnc. im untern Thurgau auch Wasserbirne,
auch Thurgauer genannt.' Tu Neuj. 1811, 11. .Wasser-
oder Kugeibiren, ganz rund, von wässerigem Ge-
schmack.1 Gr Sammler 1779 (für Th). ,Gross Kugel-
birne.- Stmkk. 1804 (GW.); vgl. Chuglen (Bd III 189).
.(Rummeleter-)Kugelbhne' = Siiir-B. Th Stat. .Weisse
K., Belle et bonne.' ebd. Auch = dem Folg. Th; Z
Äff. b/Z.. rS. Der Name auch AiMuri; GKappel. —
Chugeli-: = .Brüf-.B. Gl; GT.; Scbw; SThierst; Zg;
Z. Auch AAÜeisterschw. — Chell er- GW. (Steinm.
1804); SThierst. — Chalchbüeler: Name mehrerer
Arten von Mostbirnen Z; vgl. Kohler 1864, 85. —
Chilchb erger: frühe Birnsorte Th. — Chil(e)-
cheD- Th; Syn. Süess-, Schnitz-B. — Komini- GKh.
(Steinm. 1804). — Chümech- Tu. — Kempte"-:
eine Tafel- und Wirtschaftsbirne G; Tb; s. Schweiz.
Obstsorten 1870, 113. — Kanauer- Th. — 's Kan-
eiers-: Sommer-Eierbirne (Schweiz. Obstsorten 1863).
— Channe"- AiAar., Kästal, Köll., Meisterschw.,
Öschgen; Bs; B; F; S, Chante"- AAWürenlingen; Z:
= Länghr-B.; in ZZoll. von der Längler-B. unter-
schieden, von kannenähnlicher Form. Röti und wissi
Ch. SThierst. .Deutsche und welsche K.' B oAa., E.
Frisch genossen würgt die K. im Halse; vgl. Würg-B.
,[Die Speise] würge Einen wie halbreife Kannenbirnen.'
Gotth. ,Es schnürte ihm den Hals zusammen, als
hätte es die herbste K. gegessen.' ebd. Schnitten von
K-en werden in Kuchen eingebacken (s. Bd III 140)
oder auch in Mütschi; vgl. Anderegg 1891, 15/6.
,Bieren, als Kannen- oder Langbieren.' Khag. 1650.
— Chünigs-: deutsche Nationalbergamotte, .Sommer-
könig, Birne ohne Kerne' Gl; Th. Jnter Pyra Mos-
catellina, Saccharina, Lardina et Regalia magni fiunt.'
JJWagner 1680. — Künigsfelder: frühreife, runde,
saftige Birnsorte ZZoll. — Chängele"-: der Chan-
nen-B. ähnliche Birnsorte L. — Chüngel- AaMuh.
— Chapiziner- Th. — Chatze"-chopf s. Bd III
413 und Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. LVH; B
Stammregister 1866, 52. — Chörbier-, Chürbler-
s. Bd HI 455. .Die Würgler- oder Körblerbirne.' Th
Gem. — Chürbsli-: = Schicizer-Hosen. Köhler 1864,
110. — Karchen-. JGct 1873, 17. — Chorn-: =
Sper-B. THFelben. S. Th Neuj. 1841, 14.
Chirsi Chriesi-: = Lang-stiler-B. Aa; Ap; Gl;
GRChur. Churw., Hald., He., Pr., UVatz; G; ScnwMa. ;
SThierst; Th; Z; vgl. THNeuj. 1841, 14; Kohler 1864,
86. ,Kriesebirn oder Langstieier; sind länglicht, gegen
den sehr langen Stiel zugespitzt, gelb und rotbackicht'
Gr Sammler 1779 (für Th). Die Chr. ist eine vorzüg-
liche Dörrbirne, deren Genuss nach dem Volksglauben
mehr und besseres Blut geben soll (TnRoggw. ; ZO.);
seltener wird sie gemostet. Chriesibiere" gend mich
Most, .auch mit Mittelmässigem kann man noch Etwas
anfangen, es kommt nicht so genau darauf an' GRPr.
(Tsch.). ,Kriesi- (neben Friesi-)byren' mehrfach als
Zehntabgabe. 1684/5, THSchochersw. Obstzehnt —
Chriesi-b irer: Bezeichnung des Bauines Ap.
Chessel-: = Gloggen-B. Tb. — Chiste"- Th;
I Syn. Chütten-, Wolfs-B. — Katarine"- Th. — Ch üt-
te°-: = Chisten-B. Th. — Chatze"-: schöne, grosse,
j graue Birnsorte ApK.. von herbem Geschmack, zur
Schweiz. Idiotikon IV.
Mostbereitung ZW. Syn. Marxen-B. Ziemlich kleine,
pikant schmeckende Ess- und Dörrbirne ThHw. Auch
GEh. (Steinm. 1 8<j I ) ; ScnHa. Vgl. auch Chätzler (Bd
III 594).— Klarsrüter-TH. - .K larsreute', Th Ortschaft.
Chlaus-: = Chatzen-Chopf Z; s. Kohler 1864, 99.
Syn. Pfund-B. (Mause*-, Klöse'-B., rotbackige, harte,
wohlriechende, schmackhafte Ess- und Kochbirne Ap;
= Wild-Frauiven-B. ebd. (Schweiz. Obstsorten 1876,
129). Auch syn. mit Kassier Z (Kohler). — Klöse"-
birer: Bezeichnung des Baumes Ap. - Die Birne wurde
an den Chlaus-Baum (Christbaum] gehängt.
Chlöster- Th. — Klotz-. JGut 1873, 17. —
Lands-knechten- GRh. (Steinm. 1804). — Chnoll-:
Mostbirne Tb; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 104. —
Tübe°-chnopf s. Bd IH 753. — Chnorz-: =
Wasser-B. SThierst.
Knaus-: frühe Weinbirne Z; s. Kohler 1864, 93;
B Stammregister 1866, 46. — Chnöttel- Th. —
Chrügeli-: der Heubirne ähnliche Birnsorte B.
— Chrüegler- AaMuh. — Chrank- Chraueh- :
eine Birnsorte ähnlich der Channen-B., aber viel
herber und weniger schmackhaft B. — Chrän-
ziker-: Sommer-Eierbirne ZElgg. — Christian-:
Soramer-Apothekerbirne. Uw Gem. — Laub- siehe
Speck-B. — Lebere"- Th. — Trüschen-Leberen.
ZZoll. 1808. — Liebes-: = Liebes- Äugstier Th. -
Leder-: Birne mit lederartiger Schale Aa; B; Gr
olle, (klein und süss); ScHHa. ; Scbw (lange, grüne
Mostbirne); Tb; Zg; Z; auch 1779, ZZoll. Syn. grössi
badischi Most-B.
Legi-: längliche, gelbe Dörr- und Mostbirne Th;
Z; s. Schweiz. Obstsorten 1870, 139. Auch AAWüren-
lingen. — Wahrsch. zu Legi 6 (Bd III 1197); der Baum
trägt sehr reichlich.
Lümer- AAÖschgen, Lümber- AAKästal: grosse,
gelbe, süsse, späte Birnsorte. — Heu-Lämpen,
-Lämpischer s. Bd IH 1276. 1278 und Schweiz. Obst-
sorten 1876. 90 (.Heulampen-B., Heularnpeclr für Aa;
L; Scbw; Uw; Zg). — Zucker-lämpisch- Z, -läm-
pischer ZZoll. 1760; Kohler 1852, 83. — Linde"- Th.
— Lang- (Lambire" AaFti.), Langer- Scbw: Bezeich-
nung langer Birnsorten AaFH., Kästal, Muri, Würen-
lingen; ZSth. (Mostbirne). Grosse, lange, grüne Dörr-
birne Schw; Zg; = Längler Z (auch 1760, ZZoll.).
.Constanzer L.' ScnHa. , Wilde L. oder Halb-L.' Tb.
S. noch Würg-B. — Längle"- Ap; G, sonst Längler-:
= Länggelen (Bd III 1336), Länglen (ebd. 1337) Ap;
B; G; Th; ZZoll.; s. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf.
VII; B Stammregister 1846, 46. Der würgende Ge-
schmack der Birne kommt am wenigsten zur Geltung,
wenn man sie von der Stielseite her anbeisst; daher
(mit scherzh. Übertragung von Männern): .Lenglebirn,
die ihre Frau, wenn sie nur nicht am rechten Ort
anbeisst, würgen.' PScbeitlin 1837. Haber-Längler,
Tafelbirne Tb. — Letten-. 1793, Tb (Ap Kai. 1860).
, Wilde Letten-B.' = Aff'eltranger-B.; s. Schweiz. Obst-
sorten 1876, 75. — Letter- Th; s. Th Gera. 84. —
Läutsche"-: Melonenbirne, ,eine der herrlichsten
Birnen' ApK. — Luzerner-: = Teilers-B. AaKöII.;
Schweiz. Obstsorten 1863. — Mäuchle"-: = Forellen-
Bir Th. — Muchler- Th. — Madame"-: frühreife,
kleine, zarte Tafelbirne GRlgis, Marschl. (Tsch. 81).
— Lisi-madam- GRh. (Steinm. 1804). — Mari(a)-
Magdalene"- SThierst.; ZO., sonst einfach Mag-
dalena"-, Mattelene"- : die um Maria Magdalenentag
94
1491
Bar, her, bir, bor, bur
1492
(22. Juli) reifende Sparbirne ÄAMeisterschw.; Schw;
SThierst.; Th; Zg; Z0„ Sth„ Zoll. 1760; vgl. Kohler
1864, 100; ferner die Synn. Frauiven-, Jakobi-, Mar-
gareten-B. ,Grüne Sommer-, kleine, grosse M.' Th
Stat. 95. , Einnahme: vor Magdalenenbiren, das Mässli
a 5 ß.' 1802, Z Haushaltungsbuch. — Maukel-Bir.
.Kleine, gelbe M.' Th Stat. — Mal-Bir(li): mehlige
Essbirne ZZoll. (auch 1760). — Maler- Gr. — Mai-
länder-: Sommer-Apothekerbirne Z; Napoleons But-
terbirne Th. — Meili- ZZoll. 1760; 1768. — Mil-
lion^")- GRh. (Steinm. 1804). — Mülibus s. Sp.
184. — Müller-: = Gruen-B. SBalsthal. Auch Th.
Melker-: = Schilt- B. SBalsth. - Zu Melker, Melchior.
Melw-: Birnsorte mit mehligem Fleisch AaKöII.,
Leer., Öschg.; B; GRh. (Steinm. 1804); SThierst.; Th;
ZZoll. (gelb, klein). — Mummällen s. Sp. 229. —
Eandammann Landame"-: späteste Art Tafelbirne,
erst im Frühjahr essbar ZHott. — Marille»-: früh-
reife, zarte Birne GiiHe. — Mer- AaMuh. — Mo-
ritze"-: wahrsch. der grosse Katzenkopf ThHw. —
Stei°-müri-: sehr gute, alte Kochbirne ScHHa. Vgl.
Sp. 384. — Margle", Mafrjghr, Märgle", Märggele'
s. Sp. 403. 405. Marchler- ÄAKästal. , Magelbirne.'
ZZoll. 1760 (jetzt Mägler-B.). ,Märgler.' JGut 1873.
,Welsche Maglerbirne', eine Mostbirne ZWäd. ; s. Koh-
ler 1864, 101. , Zuger Margeln' = Heuw-B. Ndw. Bot-
Margler ÄAMeisterschw.
Marti"s-: spät (um Martini) reifende, gute, halt-
bare Birne Ap. Vgl. .Trockener Martin, Martinsbirne.'
Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. LXIX. — Marti"s-
birer: Name des Baumes Ap.
Marie"- Z, Märxler Th; ZElgg: sehr späte, vor-
zügliche Mostbirne; s. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf.
XC; Kohler 1864, 90. Syn. .welsche Würgebirne.'
Maserö"-: = Schutzen-B. ApK., Wolfh. — Nach
dem angenehmen, würzigen Geruch.
Müsler- Th; ZTurb., Müsli- ZBauma, F.: kleine,
längliche, süsse Ess- und Mostbirne. Syn. Träten-B.
— ,Muscat-by rle: myrapidia pyra odorata sunt.
Nimirum quse hodie moschatula vel muscata dicunt
vulgo, odorata moschi jucunditate; poires musquettes.'
KdGesn. 1542. — Muskateller- Muigr- Sch, Muigi-
ScHHa. ; Th (BSchenk): Muskateller-Birne. Auch GRh.
(Steinm. 1804). .Deutsche M.' Th Stat. ,Muscatell-
biren, pyra superba.' Mal. — ■ Most-: generelle Be-
zeichnung der zur Mostbereitung verwendeten Birnen,
allg. S. Th Neuj. 1841, 13. Spec. = Gloggen-B. Z.
Grössi badischi M. = Leder- B. Th. ,Kellers rote,
weisse M.'; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 106. 126
(.Rot-, Weisskellers-M.'). Bocks-M. ApK.; oTh; s.
Schweiz. Obstsorten 1876, 78. , Bocksmostbirnen, die
ungesödesten, störrigsten, stössigsten.' PScheitlin 1837.
.Waldershuser M.' Th; s. Schweiz. Obstsorten 1876,
122. , Zuger M.' = Tälers-B. (Schweiz. Obstsorten 1863).
S. noch JGut 1873, 17. —Mostler, Mostler s. Sp. 544.
Auch Schweiz. Obstsorten 1870, 131. .Thurgauer M.'
s. Kohler 1864, 92. Gelw-M. AaMuh, Würenlingen;
Ap; G; Th; Z; s. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. XX.
Grüe"-M. AaMuh, Würenlingen; GRh.; Th; Z; siehe
Schweiz. Obstsorten 1876, 87. — Bocks-matt- Z. —
Mutti- AAÜschgen. — Muetataler-: = Heu-Lämpen
(Schweiz. Obstsorten 1876). — Mueter- I ZZoll.
1760.— Guet-nacht-:= Bisam-B. Ap. — Nudle»-:
-Gloggen-B. LUfhusen. — Nagel-: = Langstiler-B.
GrVt. Auch ZZoll. 1779. - Nägelis- Th; Syn. Ge-
sälz-B. — Schinen-nägelis-. ebd. Syn. Ghisten-,
Wolfs-B. — Kein-name" Kanname"- THHüttl. —
Nüsterli- Th. — Gold-bächlen s. Sp. 956. Gold-
bächler Ap (zwei Sorten); L; s. Schweiz. Obstsorten
1876, 85. — Büchslen s. Sp. 1008. — Bagolle--
GW. (Steinm. 1804). — Bäggel-Birli: eine Art rot-
backiger Birnen Zg. 's Brigittli hed Bäggeli g'ha"
wie-n-es B. Zg Kai. 1882. — Röt-bäggler AaKöII.
.Rotbäggeli.' JGut 1873; s. Scheid-B. — Bock-Bir:
kleinere Art Birnen, die erst im Winter mürbe und nur
gekocht gegessen wird B. — Belli-: Belle poire Th.
Bolle"-: = Anke"-B. (iL; ZS. .Einnahme: vor
251/« Mässli Böllenbirren ä 4 und 5 ß.' 1814, Z Haus-
haltungsb. — Weil nach Form und Farbe einer Zwiebel
ähnlich.
Palmisch-: ziemlich frühe Mostbirne mit grüner,
auffallend stark punktierter Schale ZEgg; s. Kohler
1864, 96. Auch bei JGut 1873, 17. — Pomeranze"-
Grj Th (,rote' und ,gelbe P.'). Auch bei JGut 1873, 17.
— B ä n - : = Sürler-B. AaMuh. — Bünggelen s. Sp.
1380. — Bunt- Th. ,1 Grossviertel Bündtbyren.'
1684/5, THSchochersw. Obstzehnt. — Binze"-: graue
Butterbirne THFr.
Be2riker- Z, ,Ber(i)cher' Z (Kohler), Becker- Aa
Würenlingen, Berke"- AaB., Berch-em- ZNer., W.: =
Schwär zi-B. S. Kohler 1864. 87. .Berikomer.' ZZoll.
1760. Syn. mit Wasser-B. AaB. — Zum AaOrtsn. .Berikon.'
Beringer- ScHHa. — Zum Sch Ortsn. .Beringen.'
Berg- Ap (in K. lt TTobler auch BeH-B.); GRh.
(Steinm. 1804); Th, ,Berglen.' Steinm. 1804, Bergler-
GRh. (Steinm. 1804); Th; ZEgg, Meilen: vorzügliche
Mostbirne; s. Th Neuj. 1841, 10; Schweiz. Obstsorten
1863, Taf. VIII; Kohler 1864, 87; B Stammregister
1866, 49; ferner JCFäsi 1766 (III) 151/2; Gr Sammler
1779 (für Th). .Bergler, die einen prächtigen dou-
blonengelben Most geben , der das Herz erfreut.'
PScheitlin 1837. ,Ein Mütt Bergler-Birnen kostete
[1822] 1 fl. 12 Kr.' JNater 1898. ,Bergler.' 1684/5,
THSchochersw. Obstzehnt. .Welsche Bergler.' ZPfäff.
(Kohler). — Berg-, Be't-birer: Bezeichnung des
Baumes Ap.
Eine sehr alte Birnsorte; vgl. auch Berli-Most (Sp. 543).
Die Birne soll in der Gegend von Berg bei ThArbon bes.
häufig sein. Be!t-B. ist ohne Zweifel nur (irrtümliche) ety-
mologisierende Schreibung für gesprochenes Be'ppire*, das
durch Assimilation aus Bc-y-B. entstanden ist. Zur Form
des ersten T. vgl. Berg.
Bergamott Bergemotti- SThierst, Bergimotter Z
Zoll. Auch Steinm. 1804 (für GRh., W.). — Be8rli-
ZEgg, Erl., Zoll., Bärli- LHa. : ausgezeichnete späte
Mostbirne; s. Kohler 1864, 87 und JGut 1873, 61.
,Apud Turgoios ex certa quadam pyrorum specie, quam
vulgo Berlibirren, quasi Bergbirren vocant, pyraeium
prsstantissimum conficiunt.' JJWagner 1680. ,Est in
Turgoia pyrorum genus (vocant Berlibirren, forte a
pago Turgoico Bernang, corrupte Berlingen).' SHott.
1710. Vgl. noch Berli-Most (Sp. 543). — Bernegger-:
= Brunnen-B. GAltstätten. Auch bei Steinm. 1804
(GRh.). — Birsen- Th. — Wiss-barts- Th. —
Röt-bärtel L; s. Bartli-Rötler. — Geiss-bärtler
Th. — Basler- Th. — Bisam- GRh. (Steinm. 1804),
Bisem- GRlgis, Ziz., Bismet- ApK. : Birnenart von
bisamähnlichem Geruch ApK.; mit den Kirschen rei-
fende, sehr kleine, gute Tafelbirne Gr. — Biessen-
hofer- Th. Vgl. Hoh-B.
um
Bar, ber, bir, bor, bnr
I l:il
Büscheli-, P-: kleine, rundliche Tafel- und Wirt-
schaftsbirne B; F; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 82. —
Die Früchte hangen in Büscheln : vgl. Trübhn, Truppel-B.
Pastöre"-: Poire du eure; s. Schweiz. Obstsorten
1863, Taf. LXXXVI. — Peters-. .Kleine P.' Th. —
Bitter- Th.
Butter-: feine Tafelbirne, .deren Fleisch wie
Butter im Hunde zerfliesst.' Über die verschiedenen
bei uns gezogenen Arten und deren Namen vgl. Th
Stat. 89/90; Schweiz. Obstsorten 1863 (Register samt
den zugehörigen Tafeln). ,Butter-B.' Z Zoll. 1760.
.Einnahmen: 2'/2 Tansen Butterbirren 6 r±. 10 ß.' 1801,
Z Haushaltungsb. .Grüne B.', unter Dörrbirnen auf-
gezählt. Kohler 1852.
Wie die Butterbirnen selbst Erzeugnisse neuerer Ver-
edlungskunst sind, su ist auch die Benennung schriftsprach-
lichen Ursprungs; die einheimischen Entsprechungen (aber
gew. für andere, ältere Sorten gebraucht) s. unter Anken-,
Schmak-B.
Bitze°- Th. — Zwä-butze"-: Birnsorte mit zwei
Butzen ApK.; vgl. Zicei-äugler-B. — Blieblätschg-
ler-: = Äglischer-B. ZDielsd. — Planschette"- Gr.
— Laub-blätter- Th. — Bluet- Th. — Blätzli-
Th. — Brum-. , Zu Hirslanden by dem Brumbirbaum.'
1642, ZZoll.
Brunne"-: kleine, rundliche, sehr saftige Ess-,
Koch- und Dörrbirne ApVorderland; GRh.; s. .Schweiz.
Obstsorten 1876, 80. — Brunne°-birer: Bezeich-
nung des Baumes ApK.
Brünier-. ,Bräunler-B.' GKappel. — Brünnler-,
Bründler-: = Teilers-B. Aa; L; Sch; Z (auch 1770,
ZW.). Kleine, eiförmige Mostbirne Th; s. Schweiz.
Obstsorten 1870, 117; über das Verhältniss zur Tei-
lers-B. ebd. 126 Anm. Vgl. auch Th Neuj. 1841, 11/2.
.Weissbründler.' Th Stat. .Welsche Bründler', Som-
mer-Eierbirne. Th Gem.; Th Stat.; Schweiz. Obstsorten
1870,115. .Bründler, eine eiförmige, gelbe Birne ; ihr
Geschmack ist beinahe wie der Bergbiren.' Gr Sammler
1779 (für Th). — Brunn li-: = Teilers-B. AiKästal.
— Brlsgauer- Th. — Brät-: Schweizer Bratbirne
ZS.; s. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. XLVII1. ,Und
soll der selb Schinz minem herren dem abt geben
järlich zwen müt gelesner kassel [1. kessel?] brat-
byren.' 1408, AaMuri. ,1 Grossviertel Bratbyren.'
1684/5, THSchochersw. Obstzehnt. .Welsche Br.' JGdt
1873. ,Marzen-Br.' = Gloggen-B. Th Stat. — Bröt-
Th. — Pfaffe"-: = Figen-B. Th. — Pfeffer- GBh.
(Steinm. 1804). — Pfullinger-: frühe Weinbirne Th.
— Pfiner-: = Lang-stiler-B. Th; s. Th Neuj. 1841, 14.
— Pfund-: Name mehrerer sehr grosser, dicker Bir-
nen (Schweiz. Obstsorten 1863), spec. = Chatzen-Chopf
AAKästal, Meisterschw.; B; Gl; GRh., W. (Steinm.
1804) SThierst, (auch wältschi Pf.); Th; ZO., Zoll.
,Aarer Pf.' Th Stat., neben ,Halb-pfund-B.' .Volerua,
handvöllige Biren, Pfundbiren.' Denzl. 1677; 1716. —
Quart-: = Gold-B. Th. — Rebe" R*ebe'- (in ZHed.
R^ber-): kleine, rundliche Dörr- und Mostbirne, ähn-
lich der Wettinger-B. Z; s. Kohler 1864, 88. Auch
bei JGut 1873, 17. Räbli-B. Z (Dan.). — Riburger-:
Rousselette ZStäfa. — Rubel- Th. — Ruch-. .Rauch-
birne.' Steinm. 1804 (GW.).
Rüchler-: = Teilers-B. AALeer. — Nach dem rauhen,
herben Geschmack.
Rädler-: mittelgrosse, scheibenförmige, schmack-
hafte Birne ApK.; Th. Syn. Schibler-B. ,Schwarz-R.',
rundliche oder kreiseiförmige Ess- und Wirtschafts-
birne Ap; G; oTh; s. Schweiz. Obstsorten 1803, Taf.
XXX VIII. ,Wiss-R.', kleine, plattrunde Ess- und Koch-
birne Ap; Gr; G; oTh; s. Schweiz. Obstsorten 1870, 128.
— Rägel-: weissgelbe, dünn- und langstielige, süsse,
wasserreiche Birne, ein Leckerbissen für Kinder Aa
Kästal. — Regel-, ,2 viertel regelbyren.' XV., Zins
des Dorfes Berg bei TuArbon an das Stift St Gallen ;
vgl. Berg-B. -- Regeis- Bs (Spreng), Rägelsch- S
Balsthal, Räg(e)lisch- Bo Aa., E. : Schwy zer Reigelsbirne,
eine späte, ziemlich grosse Winterbirne. — Regle r-
uTh (GScherer). — Rigel- SThierst. -- Rugeli-,
Rügeli- : = Brät-B. ZrS. Syn. Chugeli-B. ,Rügeli-B.'
ZZoll. 1779. — Rock-: Owener Ommer. Th Stat. 96.
— Rolle"-: kugelige Mostbirne mit langem Stiel
ZEgg; s. Kohler 1864, 93. — Winter - rolle"-: =
Chatzen-Chopf B; S (Schweiz. Obstsorten 1863). Syn.
W.-Trölen. — Römer-: Sommer-Apothekerbirne Gr
Chur, He.; GW. — Römeren GRh. (Steinm. 1804).
,Spät-R,', eine Spalierbirne, ebd. — (Most-)Rum-
nielter-: = Sül-B. (Schweiz. Obstsorten 1863). ,Ro-
melterbirn.' JGut 1873, 17. — Rei" Rä-Birli: ziemlich
frühe, nicht ganz baumnussgrosse, süsse Birne mTH.
— Rinder- Bir ZWäd. — Ründele"-: rundliche
Birnsorte GSa. — Rintaler- (Bin- AaMuh; ZMettm.,
in ZHed. auch Rinstaler-) : - Lang-stiler-B. AaMuo; L;
Th; Zg; ZKn., Wäd. — ,Ras-: Weinbirne (Saxen).'
ST.b — Ris- ,Ries-.' Th Stat. — Ross-: = Gloggen-B.
ZZoll. Auch AaBosw.; GRh. (Steinm. 1804); ScHHa.;
Th; ZW. 1770. .Grosse und kleine R.' Th. — Rosse-
lgtte"- BsStdt; GRh. (Steinm. 1804), Rosele'tte' Z,
.Rosenletter' (Th Stat.), RöseneHter ZFlurl. : Rousse-
lette; spec. Rousselet de Rheims Z; s. Kohler 1864,
104. , Zürcher R., kleine R.' (S), Zürcher Zucker-
birne (Schweiz. Obstsorten 1863). Winter-R., Wiuter-
birne ZFlurl. — Rose"- GRHaldenst.; GRh. (Steinm.
1804); Th (,gelbgraue R.'). — Röslen GRh. (Steinm.
1804). — Rössler-: ziemlich späte, grosse, runde,
sehr saftige Wirtschaftsbirne Z; s. Kohler 1864, 99.
Lt Schweiz. Obstsorten 1863 = Wasser-B. — Ros-
marin-. Th Stat. — Ruschlen GRh. (Steinm. 1804).
— Rost-: = Attis-B. GRHe. — Rietwisler: eine
Mostbirne Z; s. Kohler 1864, 91. — Rot- ScnHa.;
Th; Z (Dan.); Syn. Forellen-B. Lt Tsch. in Th =
Häfelen-B. — Stall-Rotlen GRh. (Steinm. 1804).
— Rötel-Birli S. — Rötischer-Bir ZZoll. 1760.
— Rötlen GRh. (Steinm. 1804). — Rötler. Bartli-
(auch Walchwller-JR., eine Wirtschaftsbirne Zg. , Bar-
telrot.' LEbikon Obstausstellung 1877. Zuger-R. Zg;
s. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. XCIX.
Werch- rätscher AAMuri, -rätschier L: eine
Frühbirne. — Viell. nach der Reifezeit (Zeit des Flachs-
brechens).
Herbst-saft-: =Herbst-B. Th. — Seigel-: läng-
liche, gelbe, der Channen-B. ähnliche Birne BoAa., E.
— Sigerste"-': (von einem Sigrist in ZKilchb. zuerst
verbreitete) kugelige Mostbirne; s. Kohler 1864, 101.
— Süg-: weiche, süsse Birnsorte ScHHa.
Sül- ScBSt.; ThHw., Mamm.; ZEgg, Sali- ApK.
(neben Sürli-); GRh. (Steinm. 1804); Tb; ZElgg, Flun-
tern: späte, kleine, vortreffliche Mostbirne; s. Schweiz.
Obstsorten 1863, Taf. XXVIII; Kohler 1864, 91. .Säule-,
Süli-, Zürich-B.' Th Stat. .Säulebiren; ihr Geschmack
ist herber und rauher als der Bergbiren.' Gr Sammler
1779, 268 (für Th). .Ein Mütt Säulibirnen kostete
L495
Bar, bor, bir, bor, bur
1490
i. J. 1822 nur 24 Kr.' JNater 1898. KA. ,Die : S.
gilt nie, was sie wert ist' (Schweiz. Obstsorten 1863,
aaO.). In ApK. (lt TTobler) auch eine frühreife,
sehr kleine, lang gestielte Birnenart, die nicht ge-
keltert wird; Syn. Tach-Nagel (Sp. 690).
Vom Sprachbcwusstseiu zu Sa"' gezogen (s. Suw-B.); aber
doch wohl durch dissimilatorischeu Schwund des r aus S&Her-,
Sürli-B. (s. d.) entstanden. Säuerlicher Geschmack ist für
die Birne charakteristisch.
Silber-Bir Z; bei HSchinz 1842 unter den Most-
birnen aufgeführt. .Einnahmen: vor 2 Tansen S.-
birren 2 fl.' 1813, Z Haushaltungsb. — Sälvi- GRh.
(Steinni. 1804). — Salz- Th. — Gesälz- Tu. Syn.
Nägelis-B. — Sulzers-: = Schutzen-B. ApGrub, Reh-
tobel, Wald. — Sand- ZHed. — Sür-. JGdt 1873.
- Sürler-: späte, ziemlich kleine, kugelrunde Most-
birne von saurem Geschmack AAMuri; ZEgg, Hed.,
Zoll.; s. Kohler 1864, 90. , Säurler = saure Teilers-
birne.' ebd. 81. — Sürli-: = Sül-B. ApK.; =Bärli-B.
LHa. — Süess- L; ScHHa.; Th; ZZoll. 1760. Syn.
Chilchen-, Tafel- B. — Süessler: kleine, runde,
honigsüsse Birne ZZoll. — Süters-: eine Wirtschafts-
birne Ap; G; Th; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 120.
— Sew- 1: eine späte, grosse, runde Wirtschaftsbirne
GRoHe.; vgl. Tsch. 81. Auch ScHHa.
Süw-. ,Sau-, kleine Sau-B.' = Sül-B. (Schweiz. Obst-
sorten 1863). S. auch Chugel-B. — Aus Sür-ß.f Vgl.
Anm. zu Sül-B.
Schibel- AAÖschgen; ScHHa. — Schibier-:
Name mehrerer Birnsorten von plattrunder Form.
Kleinere, saftige Wirtschaftsbirne von sehr angenehm
süssem Geschmack Th; ZEgg (s. Kohler 1864, 96);
Syn. Chugeli-B., Schründler. Mittelgrosse, süsse, nicht
eben saftreiche Ess-, Koch- und Dörrbirne AAKästal.
Späte Most- und Dörrbirne ZStäfa. .Scheiblei", Most-
birne. HSchinz 1842. Buch- Seh., eine Wirtschafts-
birne Ap; G (auch Steinni. 1804 für GRh.); s. Schweiz.
Obstsorten 1876, 109. ,Früh-, Glatt- Seh.' ebd. —
Scheid-: genereller Name (herber) Birnsorten, die
zur .Scheidung' [Klärung] des Mostes dienen AaF.,
Meisterschw.; L; Zg; vgl. Scheid-Most (Sp. 543). In
spec. Anwendung AaF.; ZEgg (Kohler 1864, 91). ,Als
sog. Scheidebirnen sind bekannt: die Märgler, Rot-
bäckeli, Reinholzbirne, Sauerbirne.' JGdt 1873. —
Schaf- Tu. — Schäfler-: kleinere, längliche, an-
genehm schmeckende Birne mit bräunlichgelber, dicker
Schale THFr., Hw.; ZSth., Zoll, (auch 1779). Auch
Tu Gem. 1837; HSchinz 1842, 85. — Schelle"-: =
Channen-, Lang-B. OBwSachseln; vgl. Gloggen-B. —
Sche'ller-: eine Wirtschaftsbirne in mehrern Va-
rietäten Z; s. Kohler 1864, 84. Auch ZZoll. 1808.
Scholle»-: = Isen-B. JGüt 1873, 18; = Gloggen-B.
SThierst. — Schals- GW. (Steinm. 1804). — Schilt-:
eine aus dem Sennhof Schild (SBeinwyD stammende
Spätbirne SThierst. — Sche'ngserme'ng- ZS., Stdt,
.Schengsemengse' (Kohler): St Germain. Syn. Her-
manns-B. — Frauwen-schcnkel: = Frauwen-B. Z
Zoll.; Tu Stat. ; Schweiz. Obstsorten 1863. .Römische
Schmalzbirne'; s. Schweiz. Obstsorten 1863, Tai'. LIX.
— Schür-: = Schwärzi-B. Z1S.; frühe, sehr beliebte
Birnsorte (verschieden von Schivärzi-B.) ZZoll.; gelbe,
rotbackige, runde Kochbirne BInterl. (Syn. Hansli-B.).
Auch sonst in B; Tu. ,lch habe zu Martini noch
Scheurbirren aufgelesen.' 1740, Z Zoll. Auch bei
JJScheuchzer 1707; s. Würg-B. — Schutze"-: klei-
nere Ess- und Wirtschaftsbirne Ap; GRh.; s. Schweiz.
Obstsorten 1876, 111. Unter .wildem Obst' aufgezählt.
Steinm. 1804 (für GRh.). — Schlucker-: = Läng-
ler-B. Th. — Schliseren- GRh. (Steinm. 1804). —
Sc1i1oss-Th. — Schlosser-Bir(li): kleine Grund-
oder Stielbirne SNA.. Thierst. — Schmid- GRh. —
Schmeckerli THSteckb. — Gold-schmecklcr Th
Müllh. — Schmalz-: saftige Tafelbirne AALeer.,
Öschgen; B; GRCast., Chur, He.; GRh. (Steinm. 1804).
Syn. mit Frauwen-B. Ap; Th (auch .römische Schm.'),
mit Haber-B. Tu Stat., mit Glas-B. (Schweiz. Obst-
sorten 1863); , weisse Herbstbutterbirne' (ebd.). Auch
Bs Ausruf bilder 1749. — Seh nid er- Th; JGut 1873,
17. -- Schnegge"- ScHHa.; Th (BSchenk). —
Schnitz-: Birne, die in Schnitzform gedörrt wird B.
Syn. mit Süess-B. Th. — Schrübe" Strübe'-: =
Schutzen-B. ApGrub, Rehtobel, Wald. — Schründ-
ler- : = Schibler-B. Th; ZSth. — Schwabe"- Th. —
Schwanz- ZZoll., Schwänzler- (Kohler 1864, 98),
Schwänze!- ( Kohler 1852) : = Längler-B. — Schwarz-:
lange, keulenförmige, sehr langgestielte Birne mit
glatter, meist schwarzroter Schale ZEgg, Stäfa. Zoll.;
s. Kohler 1864, 92. Syn. mit Marxen-B. (Schweiz.
Obstsorten 1863). Auch AAKästal, Kbll.j SThierst.;
Th (.Schwarzbirli'). — Schwärzi-, auch Schwärzen-:
kleinere, saftreiche, kräftige Ess-, Koch- und Dörr-
birne Aa; B; L; S; ZZoll.; s. Schweiz. Obstsorten 1863,
Taf. LX. — Schwetzerei- AaKöII. — Schwetzi-
AALeer., Meisterschw. — Schwizer-: späte Wein-
birne. Schweiz. Obstsorten 1863 (zu Taf. VI); Wasser-
birne, ebd. Auch GRoHe. — Spiegel- Th. — Speck-:
Birne mit speckigem, derbsaftigem Fleisch AAMeister-
schw.; ApK.; GRh. (Steinm. 1804); ScHHa.; SThierst.;
Th; ZZoll. .Grüne Sp.' Th Stat. Syn. mit Fleisch- B.
ZFäll. Späte, kleine, nicht eben zarte Birne GRoHe.;
Syn. Speckelen. ,Die birlin von dem kleineren späck-
birbaum.' Vogelb. 1557. ,Gross pyren, als späckbyren
und dergleichen gross byren.' Mal. .[Die Namen der
Birnen] werden von Pflanzeren selbs ungleich ge-
braucht; dessen will ich nur ein Exempel anzeigen:
es ist ein gemeine, aber gut und nutzliche Gattung,
die man an etlichen Orten Speckbiren (und recht)
heisset, an anderen Orten Wasserbiren, an anderen
Grossbiren und an anderen Laubbiren.' Rhag. 1639/50.
S. noch Chünigs-B. ■ — Speckele" s. das Vor. —
Spältler-: eine Ess- und Wirtschaftsbirne. Th Gem.
84. .Seespältler.' Th Stat.
Sper(li)-, Speier-: kleinere, vorzügliche Dörr-
und Mostbirne Th; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 112.
Syn. Waldischer-B.
.Gehört zu den ältesten Th Wirtschaftsbirnen.' Zum Vo-
calismus des ersten Teils vgl. Bei-, Beere.
Spiessle" GRh. (Steinm. 1804). Spiessler Th
Müllh. — Spät-: Spätbirne Aa; Th; Z. — Spätler
: Marxen-B. ZWettschw. (Schweiz. Obstsorten 1863).
Auch ZZoll. 1779.
Spitz-: kleine Mostbirne G; Th; s. Schweiz. Obst-
sorten 1863, Taf. XXX; ferner Th Neuj. 1841, 12.
Auch bei JGut 1873, 17. Die Sorte ist um TeEg«
so häufig, dass die Frage nach dem Obstertrag übli.
oft lautet: Chö'd-er vil Spitzbiren über? Zitronen
birne, eine eiförmige, ungewöhnlich fein schmeckende
Birne mit gelber Schale GSa. Eine Essbirne ZSth.
,Es ist angewiss, ob die Birne ihren Namen von ihrer
eigenen Form oder von derjenigen des Baumes erhalten hat.'
1497
Bar, ber, bir. bor, bur
1498
Stube"- Gr; Gilb. (Steinm. 1804).
Stadel-: eine kleine, runde, schmackhafte Birne
Ap (Tobler); eine kleinere, vorzügliche Wirtschafts-
birne ApWolfh.; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 114.
Auch GKh. (Steinin. 1804); Th; Z. — Stadel-birer:
Bezeichnung des Bauines ApK.
Stadler- Th; ZO. (klein und rund). — Stä-
dele"-: eine kleinere, runde Birne GSa. — Stüde"-
Th. — Stäfliger-: = Hüener-B. AAMeisterschw. —
Steffe"-: eine Essbirne ZSth. — Stil-: = GHruen-B.
BBe., R. Auch S. 's Imbhüsli unger dem grosse" Still-
bire'baum. Hofst.
Feiss-stiler Th. — Der Stielaasatz ist vom Fleisch
überwuchert. Vgl. Büppeeh (Sp. 1427).
Lang- (Läng-)stiler-: Langstielerbirne AABb..
Kästal, KölL, Meisterschw.; Bs; GRh.; S; Th; Z tw.;
s. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. IX; B Stammregister
1866, 48. Auch ZZoll. 1760. .Appenzeller Langstieler-
birne'; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 76.
Stolle"- SThierst. -- Nicht bestätigt; viell. für
Schollen-B.
Stueliger-: mittelgrosse Mostbirne mit sehr lan-
gem Stiel ZEgg; s. Kohler 1864. 95. — Stüeli- Z
Mettru. — Stei°- s. Steinbir - Baum (Sp. 1244). -
Steinis-GRh. (Steinm. 1804). — Stengel- SThierst.
— Stapfei- BsStdt; SThierst, Stapfte«- SWittersw.,
Stepfei- SBreitenb. (Lehrer Studer), Staffeis- SBalsth.
(Lehrer Bloch): Berner Dornbirne, eine Rousselette.
,Ein Staffelbirbaum' AASchenkenb. — Stotze"-:
längliche, kleine, etwas fade Mostbirne ApK. —
Stötzle": eine seltene Mostbirne ApK.
Strick-: fast mittelgrosse, nicht sehr saftreiche.
aber doch sehr angenehm schmeckende Ess- und Wirt-
schaftsbirne Ap; Gr; GRh. (Steinm. 1804); Tu; s.
Schweiz. Obstsorten 1876, 118. .Frühe und späte
Str.' Th Stat. — Strick - birer: Bezeichnung des
Baumes Ap.
Streuler ZEgg, Hirzel. Horgen, Stäfa, Streuli-
Th; ZWäd., Zoll. 1808: = Teilers-B.
Vgl. : ,Bei uns ist ein Gattung, so man Sträuwlis Holz-
biren heisset, welche ihren Namen von Herren Doctore
Sträwlin sei. bekommen.' Rhag. 1650.
Strengle"-: kleinere, saftige Ess- und Wirt-
schaftsbirue von etwas herbem, doch angenehmein
Geschmack GThal; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 116.
— Strüssler-: = Teilers-B. AiWohlen. — Tafel-:
= Süess-B. Th. — Tuffe"- AAMeisterschw.; Syn.
Tüsseli-B. — Wi°-teigge°- (tägge'-J GRh. (Steinm.
1804). — Telischwiler- AaMuo.
Teilers- AaMuh, Wohl.; Bf-i); Gl; GG.; Schw;
Th; Zg; Z (in Zoll, seit 1808), Täler- Z (vereinzelte
Angabe), Teilis- ÄAWohlen; B; ZHed., Stall., Teiligs-
AaF., Ke., Leer., Oschgen. Würenlingen; BoAa. ; SNA.;
ZUhw.: kaum raittelgrosse, kreiseiförmige, saftige
Mostbirne, " eine unsrer ältesten und verbreitetsten
Birnsorten; s. Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. L; Kohler
1864, 80; B Stammregister 1866, 48; JGut 1873, 16.
,Saure T.' = Sürler ZKüsn., Stäfa (Kohler); auch ZZoll.
,Der Teilershirnbaum ist in der Schweiz am häufigsten
in den Kautonen Zürich, Zug, Luzern und Schwyz verbreitet,
wo er in einzelnen Gegenden mehr als die Hälfte aller Birn-
bäume ausmacht. Seine Abkunft ist unbekannt; er ist seit
uralten Zeiten einheimisch und unzweifelhaft der Schweiz
eigentümlich.' Schweiz. Obstsorten 1863.
Taneggler- Th (BSchenk). — Danieli- GRh.
(Steinm. 1804). — T iroler-: = Schwärzi-B. L. Eine
von Tirolern im Engadin verkaufte Birne; s. Tsch. 81.
— Tor- Th. — Ober-tor-: eine mittelgrosse, sehr
angenehm schmeckende Ess- und Wirtschaftsbirne Th.
— Turgauer-: = Gloggen-B. (Schweiz. Obstsorten
1863). Auch AAMeisterschw. — Turgi-: = dem Vor.
ZEgg, Küsn., O., Zoll.; s. Kohler 1864, 89. — Tür-
ken-: Sommer-Apothekerbirne (Schweiz. Obstsorten
1863). Vgl. BÖmer-B.
Dorn-: eine feine, saftige, süsse Essbirne B. Eine
.schone, rote Essbirne SchScIiI. — Ber Wildling soll in
einer Doruhecke gestanden haben.
Tisli-: = Marglen. ,Dic Magier- oder Tisli-B.'
Kohler 1852, 83. — Aus d' Uli-BJ s. Sp. 1485.
Tislikumer-: = dem Vor. ZZoll. (auch 1808). —
Tüsseli- AAMeisterschw. — Tettikämmer- Aa
Muri. — Trüble" GSa., Trübler- GKappel; ZHed.,
O., rS. (auch Zoll. 1808): kleine, runde, in Büscheln
wachsende Ess- und Wirtschaftsbirne; s. Kohler 1864,
97. ,Träublesbirn' (JGut 1873, 17); .Träubelsbirne'
(Schweiz. Obstsorten 1870, 113). Syn. mit Hüngier
ScHwMa. — Winter-tr öle" B; SThierst. , Augen
machen wie W-en.' Gotth.
Triemli-: eine der Äschemer Holzbirne ähnliche
Birne ZAlbisrieden ; s. Kohler 1864, 83. — Triemli,
Lokalname ZWied.
Trumpele"- SThierst. — Truppel-: in Trupple"
wachsende Ess- und Wirtschaftsbirne, wahrsch. =
Trübten ThHw. — Tropf-: von Birnen, die nur ver-
einzelt am Baume sitzen (und gleichs. tropfenweise
herunterfallen) Z. Entsprechend Tropf -Epfel. —
Bluets-tröpfler Th. — Triesner GW. (Steinm.
18ii4).
Trat- ZZoll. 1760 (,Treht-'), Träte«- Gl; Th (.Dräh-
ten-1); ZO., Zoll. (.Dräten-.' 1779), Träter- ZStdt, Zoll,
(jüngere Form); HSchinz 1842, Traue'- GW. (auch
Trauer-); Th Stat.: Sommer-Eierbirne; s. Kohler 1864,
105 und vgl. das syn. Hier-B. — Wahrsch. nach der
Form benannt, die einer Bobine (s. Trätli) ähnlich ist.
Trotten-: graue Winterbirne Th Stat. — Wibli-
Th. — Chilch-wih Chilbi-: zur Zeit der Kirchweih
reifende Birne ScHHa.; ZZoll. 1760. ,4 Tansen Kilwi-
birren verkauft 5n. 8 ja.' 1821, Z Haushaltungsb. (Sept.).
Wadel-: = Länglen-B. Th. — Vgl. das syn. Schwanz-B.
Wide"- THÜSee. — Wäglen- GRh. (Steinm.
1804), Wägler- Th: = Schibler-B. — Wiegler- Th.
— Wülipusch- G, ,Wulibuschen' GRh. (Steinm.
1804), Büliputsch- ÄAZof. : = Mülibus. S. noch Wuli-
wusch. — Waldischer-: = Sper-B. ThHw., Müllh.,
Pfyn. — Wild- Th. — Wolfs-: = Chisten-B. Th.
,W., Quitten-, Kisten-, Schienennägelis-B.' Th Stat.
— Welsch- GRh. (Steinm. 1804). — Wi"-: Name
verschiedener Birnsorten von weinsäuerlichem Ge-
schmack, meist vorzügliche, sehr saftige Mostbirnen,
doch auch gut zum Dörren AaF., Ke., KölL; Ap; BU. ;
L; GRh. (Steinm. 1804), T.; Schw; S; Th; ZEgg
(Kohler 1864, 93), Ü., Sth. Unterschieden werden:
.frühe W.' Th (auch Gem. 1837); Schweiz. Obstsorten
1863, Taf. XL; JGut 1873; .späte W.' Ap; G; Th
(auch Gem. 1837); Schweiz. Obstsorten 1863, Taf. VI;
JGut 1873; ,graue W.' JGut 1873; chleini Wi'birli
SThierst. Sehampanjer-W . Schw; Th. S. noch Th
Stat. 100. Syn. mit Turgi-B. ZWei. (Kohler 1864, 89).
Eine spätreife Birne mittlerer Grösse Gr oHe. ,Wei-
birli.- ZW. 1770. — Winter-: spät reifende oder
1499
Bar, ber, bir, bor, bur
1500
über den Winter dauernde Birne. Eine spät reifende
Mostbirne Aa; Ap; G (auch Steinm. 1804); Th (Gem.
1837); Z; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 133. ,Die
Würgler- oder Winterbirne wird erst am Ende Oc-
tobers oder im Anfange Novembers zeitig, so dass sie
nicht selten aus dem Schneegestöber herausgelesen
werden muss.' Th Neuj. 1841, 15. Eine feinere Birne
THMüllh. Unterschieden werden : .frühe und späte,
weisse und graue W.' Th Stat. ; ,grüen und spat W-en.'
ZZoll. 1808. Syn. mit Brät-B., den Klausgaben bei-
gelegt ZAff. b/Z. Eine Art Birnen, die sich wegen
ihrer Härte zu Lagerobst eignet GrHc ,Die wurm-
stichigen Winterbiren bricht man ab, ehe sie zeitig
seind.' Hedtel. 1658. ,Winterbiren.' ZW. 1770. Auch
SciiHa. — Würg-: = Längler-B. (Schweiz. Obstsorten
1870, 129; Kohler 1864, 98). ,Die sog. Lang- oder
Würgbiren, die Scheurbiren haben [in dem trockenen
Jahr 1706] mehr als andere Jahr den Hals gewürgt.'
JJSchedchz. 1707. , Welsche Würgebirne' = Marxen-B.
Th Stat. — Würgler-: = dem Vor. Th (Stat. 100); Z.
,Länglerbirn, sind sehr lang, von rauhem, stark zu-
sammenziehendem Geschmack, daher sie von Einigen
Würgler genannt werden.' Gr Sammler 1779 (für Th).
Eine spätreifende, kleinere, vorzügliche Mostbirne
Th; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 135 (.Wirgler- oder
Würgebirne'). Auch AAMeisterschw. , Gelbe, welsche.
Winter-W.' (unter Mostbirnen). Th Stat. 115. S. noch
Chörbler-B. — Wasser-: sehr saftreiche, aber wäs-
serig schmeckende Birne. Vor Allem (auch .späte W.')
die weit verbreitete .Schweizer Wasserbirne' Th (auch
Gr Sammler 1779); ZPfäff. (Schwizer-W.); s. Schweiz.
Obstsorten 1863, Taf. XVII. ,Die Kugelbirne oder
Wasserbirne ist eine eigentliche Thurgauerin; im
Thurgau wurde sie zuerst gezogen, und im Auslande
nennt man sie Schweizer Wasserbirne aus dem Thur-
gau.' Th Stat. Eine Tafel- und Wirtschaftsbirne, =
Schwizer- Hosen B; GRÜhur, He.; ZZoll. (,spat W-en'
1808) ; vgl. Tsch. 82. Eine der Ghannen-B. ähnliche,
doch bessere Birne BoAa. Auch AAKästal, Öschgen;
BHut.tw.; GKappel, Rh. (Steinm. 1804, unter , wildem
Obst'); ScHHa.; ScHwMa.; SNA., Thierst.; Zg; ZSth.,
W. 1770, Zoll. 1808; 1684/5, THSchochersw. Obstzehnt
(mehrfach). Unterschieden: ,Gross und klein W-en.'
GW. (Steinm. 1804); .kleine W.' auch Th Stat. S. noch
Länggelen (Bd III 1336), Beriker-, Speck-B. — Wis-:
unter .Herbstbirnen' aufgezählt. Gl Gem. — Wiss- I:
Birnsorte mit weisslicher oder hellgelber Schale. Eine
spätreifende, kleinere Mostbirne Aa; B; L; Schw; S;
Zg; Z; s. Schweiz. Obstsorten 1876, 123. Syn. mit
Schutzen-B. ApHeiden, Reute. Weisse Herbstbutter-
birne. B Stammregister 34. .Frühe W.' ZAlbisr., Egg,
Pfäff., Wei.; s. Kohler 1864, 91. .Unterwaldner W.',
eine Ess- und Wirtschaftsbirne; s. Schweiz. Obstsorten
lsTC, 125. Auch ScHHa.; Th Stat. (unter Mostbirnen);
ZW. 1770. — Wiser-. ,Für ein Zeinen W-en 12
(10) g.' 1681/2, Zobers Tageb. S. auch Gitmpist-B. 2.
-Wespen-. ;,Frühe W.' Th Stat. — Wettinger-:
eine nrspr. aus AAWett. stammende Wirtschaftsbirne
ZAlbisr., Thalw.; s. Kohler 1864, 96/7. — Zibele"- S.
— Z uger-: = Teilers-B. (Schweiz. Obstsorten 1863).
Syn. Zuger-Most-B. AuchJ SThierst. — Zucker-:
Name zuckersüsser Birnsorten Aa. .Zürcher Z.' (oft
Dim.), eine kleine Tafelbirne Schw; Th; Zg; Z; s.
Schweiz. Obstsorten 1803, Taf. XLVII. Sommer-Apo-
thekerbirne (Schweiz. Obstsorten 1863). Syn. mit
Schutzen-B. ApGrub, K., Rehtobel, Wald. Auch Gr
Haldenst.; GW. (Steinm. 1804); S. S. noch Chünigs-B.
— Zimmet- Gl; Th. Syn. ,grüne Sommerbirne.' Th
Stat. — Zangg-: = Knaus-B. Th. — Zangger-:
mittelgrosse Ess- und Wirtschaftsbirne Z; s. Kohler
1864, 95; Schweiz. Obstsorten 1876, 137. — Wi°-
zapfe"-: = Frauwen-B. Th. — Zürich-: = Sül-B.
Th. Frühe, mittelgrosse, süsse, saftreiche Ess- und
Kochbirne AAKästal. ,Zürchbirne' GRh. (Steinm. 1804).
— Zitrone"-: zitronenähnliche Birne GRChur. .Rot-
backige, rote Z.' Th Stat. ,Winter-Z.', Poire de la
Motte. LEbikon Obstausstellung 1877; s. Schweiz. Obst-
sorten 1863, Taf. LXXVII. Auch Gl; GRh. (Steinm.
1804); ZZoll. 1808.
El(t)sch-: 1. (Älsch-Birli) Frucht der gem.
Mispel, Mesp. germ. Aa (Mühlb.). — 2. (Eltsch-Bire*)
Elsebeere, Frucht von Sorb. torm. Sch. — 3. .Älsch-
pyrbaum, opulus.' Mal. — Öre"-: (meist PI.) = Ö.-
Glangger (Bd II 633) Gi.H. Vgl. Bir 2.
Erd-, Herd- 1) mit nebentoniger zweiter Silbe:
Erppir(e') B (Durh.); F; GRValz.; LG.; G (Wartm.),
Eppir(e*J, -iere* GRFanas, Pr., Sch., Hcrppirfe*) Aa
oF. ; FSs. ; GRHaldenst., He., Mai., Mal., UVatz ; L ; Schw
Arth.G., Kü.,Woll.; Uw; U; „Zg", ffippir(c') AALeer.
(-Vre* und -ehe*); Gl; GRHaldenst., oHe., UVatz ; L
Rusw., Sursee, Will. ; G; ScHwArth, G., Kü., Happire*
GW. — 2) mit unbetonter zweiter Silbe: Hirppcre*
Aa oF. ; F, Heppere* (Dim. Hepperli Aa) Aa oF. ; FMu. ;
LSursee, W., Will.; SchwKü., Happere* GGold. — f.,
in L tw. (lt Brandst. 1883, 26) m. — 3) in der Kdspr.
Hcrpi Bs, Heppi AALeer., Hebe* Hebi H'ebeli s. Bd II
938, Herdli G (Wartm.): 1. = Erd-Epfel 1 (Bd I 379).
aaOO. G'rüstet ist 's Ztmmis für eus uf de* Schlag,
Härdbiere* und Schnitz. JBHäffl. 1813. Schnitz und
Hapere" und feisse", g'möcklete* Sprich druff. RBrandst.
(L). Ich chann-ech nur chlini Hebbirreli ge* z' esse;
sagt ein armes Bäuerlein zu Jesus und Petrus, die
bei ihm einkehren. JBEgli 1871. /'* lebe* uf Mine'
Hebbiere* und ier uf euerne*, bin von euch unabhängig,
soll ein Bäuerlein einem hochstehenden Manne an der
Landsgemeinde zugerufen haben Gr. ,Herdbiren.-
1758, F Schreiben (an L). .Herdbirnen' wechselnd
mit .Herdäpfel.' 1758, L Schreiben (an B). .Erdäpfel'
in der Überschrift einer Anleitung zum Kartoffelbau,
im Texte mehrfach .Erdbirnen' und .Erdbiren.' Gr
Sammler 1779. — 2. (Erd-B.) knollige Sonnenblume.
Topinambur, Hei. tub. B (lt St. und Durh.); GRh.
(Steinm. 1804,298); Z. -- Bankert-E.: = B.-Erd-
epfel (Bd I 381) Gr. — Schwin-E.: = Sauen-Erd-
epfel2 (Bd I 381):Gr. — „herd-birrele": nach Erd-
birnen riechen oder schmecken."
Zu unsern Formen vgl. die vielfach analogen Verhältnisse
bei Erd-Ber. Lt Brandst. 1893, 26 stehen in L die Plur.
Heppire* und Hippe* neben einander. Letztere Form scheint
bes. in Zss. mit einem dritten W., z. B. II. -Acher, -Sturm,
zu Hause.
Füst-: scherzh., Faustschlag. ,Metz: Wenn fust-
byren spystend myn lyb, im land war gwüss kein
schöner wyb.' Ruef 1540; vgl. Fünffinger-Chrüt 2
(Bd III 890). — Flueh-, in B (lt Zyro, vRütte); Z
auch Flüeh-: Dim., Felsenbirne, Aronia rotundif.
(Pirus amel.; Mesp. chamamiesp.) B; „LE. " S; Z.
,Alni effigie lanato folio minor. Pyraster idieus vel
petrseus. Gesn. Flübirlin.' JJWagner 1680. ,Coton(e)-
aster folio rotundo, non serrato. Cydonago et Dyos-
1501
Bar, ber, bir, bor, bur
1502
piron. Gesn. Flühbirli. wibl Küttenen.' ebd. —
Frauwe°- II: 1. „Frucht des Weissdorns, Cratasg. ox.
Gl"; Syn. Herrgotten-Ber. — 2. Dim., Stachelbeere,
Ribes gross. ScHwIb.; Syn. Mueter-Birli. — Ü"ser-
Herrgotts-Bireli: = .F7ue/i-.B. GMs. — Grüen-Bir:
verächtlich von einem unreifen, grün aussehenden
jungen Menschen, .Grünschnabel' Z (Spillm.). —
Grund-: l. = Erd-B. 1 BsL.; BO.; Gl; GRhPr.; G;
Sch; Zg; ZW. S. auch Äugstier (Bd 1 154). — 2. = Erd-
B. 2 Z (Durh.).
H e u - II (in GW., We. H6-), gew. Dim. : 1. = Flueh-B.
AaVüI.; ÜSil. — 2. einknolliges Säulchen- Knaben-
kraut, Herrn, mon. GGoss., Rh., Stdt, Ta., W.
2 wahrsch. nach der einer Heubirue ähnlichen kugeligen
Wurzelknolle benannt.
Hutzel-: 1. gedörrte ganze Birne Bs. En Schnitz-
trog voll dürri Kirsi, voll H.-Birre'. EKron 1867. —
2. (lt Socin Hutze"-) leichter Stoss mit dem Knie in
den Hintern Bs; vgl. Bir 5. — Chnoll- n: = dem
Vor. 2 Th. Chn.-Bire" ge". — „Chnüll-: Schlag mit
der gehallten Faust L; Sch; Z." — Chnüw-: =
Hutzel-B. 2 ZZoll. — Melw-Birli: 1. = Frauwen-
B. II 1 Sch. — 2. Frucht des Mehlbeerbaums, Sorbus
aria Aa. — 3. = Flueh-B. ,Chamsmespilus, Gesn.
Mälpi.' JJWagn. 1680. — Mueter- II (gew. Dim.):
1. = Frauwen-B. II 1 ScHwMa. ; ZBauma (Dan.). —
2. = Frauwen-B. 112 ScBwMa. — Bode0-: = Erd-B. 1
GRh.
Bumpis-: (PI.) Schläge Z. — Scherzh. Entstellung
ans Gumpü-B. mit Anlehnung an Pumpis (s. Sp. 1264).
Bären-: scherzh. für Geschützkugel der Berner.
,[Der Feind] was in fliechen, ab bärenbiren schüchen,
im gschickt in dschiff hinyn.' 1536, Lied vom Genfer-
zug der Berner.
Sew- 11 (Dim.): = Flueh-B. Urnersee. — Wächst
an den steilen Felsen, die den Urnersee einrahmen.
Schmeck-: Frucht des gemeinen Quittenbaums,
Cydon. vulg. GWe. Vgl. den Birnnamen Schmeckerli.
— Schmer-: Beere der Hauseberesche, Sorbus (Pir.)
dorn. ,Sorba sicca, Sehmärbirlein.'BsApothekertax 1701.
Spör-: = dem Vor. KdGesn. 1542; Fris. ; s. Arles-
Ber 2. — Vgl. mhd. eper-boum.
Sprütz-: 1. lockeres Zuckerbackwerk von der
Form und Grösse einer Birne, den rerbruetne" Chugle"
ähnlich AaB.; ZZoll. Spr.-Bire" werden den Kur-
gästen u. A. schon morgens früh vor den Zimmern
angeboten AaB.; vgl. ONägeli 1898, 12. Die Z Man-
date schrieben vor, dass bei dem Nachtessen der
Zünfte alle Geflügel, item die Sprützenbirren gänzlich
unterlassen werden sollten. 1701, Hofmeister 1866.
.Verbruetne Küechlein oder Sprützbirren.' ZZoll.
Kochb. 1820. Beliebtes Festgebäck an der Kirchweih
ZZoll., am Aarauer Bachfischet; s. AGysi 1894, 10. —
2. übertr., aufbrausender, händelsüchtiger Mensch Z.
Vgl. Gdch-, Pfitz-üf (Bd I 121). — Stei°-Birli:
= Flueh-B. GWe. — Stotz-Bir: Stoss mit dem Knie
ÄAZein.; = Hiren (Bd II 1568) BHk.; Knuff auf den
Schädel GT. (scherzh.); ,eine Schlagdrehung, d. h.
man setzt die Faust an Jmd an und treibt sie um
ihre Achse, wobei die sich einbohrenden Fingerknöchel
Schmerzen verursachen' Ap (TTobler).
Delsch-Birli: 1. .Mehl-, Schmerbeere, Sorbus'
Bs (Spreng). — 2. Tels-Birli = Frauwen-B. II 1. Durh.
— Aus d' Eh-B.
Tanne"-ßir: Tannzapfen Gl; vgl. T.-Epfel (Bd I
384). — Wiss- II: 1. gew. Dim., Kind mit weiss-
blondem Haar und zarter, weisser Haut Z (scherzh.).
Syn. W.-Brötli. — 2. Ei. Gaunerspr. (lt Lüt.). -
Zize°-Birli: = Frauwen-B. II 1 GW. Z., Z., Mueter,
darf-i'h s' esse'? Volkslied.
birele": nach Birnen riechen od. schmecken. Dial.
bire": Birnen lesen. ,Den 8. Aug. ist N. N.'s
Dienstmagd (indem sie im Birren behaft war) sammt
einer Leseten ab einem Baum uff ein Räbstecken ge-
fallen.' 1663, BossH.-Goldschm.
Birerm.: Birnenzüchter? Birnenhändler? ,Hüno-
bergs des Birers hus.' 1348, Z Urk.
Türr-Birer m.: (kleiner) magerer Mensch Z
(Spillm.). Syn. Türr-biren-Geist (Bd H 489).
an-birle°: refl., anfangen Birnchen zu bilden
ScHSt. De- Bluest birlet-sich a".
Birell m. ,Den grossen Pfaffen und Birellen soll
der Richter herauslassen.' 1418, Absch. I 193.
er-birele": Etw. durch zähes Festhalten des Zieles
endlich erreichen, mit dem Nbbegriff des Kleinlichen
Gl. Er hat 's erbirelet.
Wahrsch. Abi. von Bireli, Dim. zu Bir, Birne. Birdt* wäre
eig. : sich mit Kleinigkeiten abgeben. Vgl, Anm. zu Biriggel.
Pirre" f.: porro, Lauch PA1.
Vgl. die Syn. Borr, Burri I. Pirre" konnte = Pürrc" sein
und als PI. eines ' Purre* erklärt werden. Oder liegt eine
Anlehnung an Bir, Birne, vor? Vgl. frz. poireau neben
porreau.
Biribis: ein 1732 vom Rat von Luzern verbotenes
Spiel; vgl. Wapf, Wirtschaftswesen 38. - It. biribisao,
ein Glücksspiel mit 64 Kugeln, aus einem Sacke zu greifen.
„Biriggel m., Dim. -eli: Krüppel, kleines, miss-
ratenes Ding AaF."
Vgl. das syn. Biri-Binggis (Sp. 1378), auch Biri-Bitz.
Möglicherweise ist unser W. eine blosse dim. Weiterbildung
von Bir (s. Bir 4) mit dem selben oder einem ähnlichen Suffix
wie es in Mariggel (Sp. 354), Mannoggel (Sp. 292) na. vorliegt
ge-birlich. .Genitalis hora, die zeit und stund,
da das weible des männlis begärt, g-e zeit oder brunst.'
Fris. — Zu ge-beren (Sp. 1476).
BTrling ThHw., sonst Birli'g (Bierli'g THTäg.), in
B um Burgd. Billi"g, in ScHwMa. Birchli'g — m. (in
Th lt vereinzelter Angabe n.) — PI. Birli'ge", Billi'ge'
BE., sonst unver. — Dim. Birligli ZO., Birl^gli Gr
He„ UVatz, Birli GrRIi., S., Spl.; GRh.; S (Schild):
1. kleiner, kegelförmiger Haufe halbdürren Heues
oder Emdes, den man zum Schutze desselben gegen
den Nachttau oder gegen drohenden Regen am Abend
aufschichtet, um ihn am andern Morgen oder bei
wiederkehrender schöner Witterung von neuem auf
der Wiese auszubreiten B oAa., um Burgd., O., S. ; F;
GrD., Landqu., Rh., S., Scuolms, Spl., Tschapp., Val.,
UVatz, Ziz.; GA., F., G., Ms, Rh., Sa., Stdt, T.; SG.,
Häg.. L.; ScHwMa.; THFelb., Fr., Hw., Müllh.. Steckb.,
Tag.; W; ZDättl., Düb., Elgg, Glattf., O., Wülfl. 's Heu
uf (od. a") B. tue", B. mache". Im erstem Fall werden
die Haufen (sofern man es nicht übh. beim blossen
mädle" bewenden lässt; s. Sp. 74/5) kleiner gemacht
als im letztern; in GA. unterscheidet man darnach
zwischen dem kleinern B. und dem grössern Schocke",
in ScHwMa. zwischen dem kleinern Schöchli und dem
grössern B. Sonst ist der B. im Allg. gleichbedeutend
mit dem Schöchli, auch mit dem Höckerli (Bd II 1125)
1503
Bar, ber, bir, bor, bur
1504
GrRIi., dagegen wohl durchweg kleiner als der Schocke"
(kleiner als das Schöehli in GMs); er hält die Mitte
zwischen dem Höckerli und dem Schocken oder Tristen
ÜRHe., Peist, zwischen dem Schöehli und dem Hufe"
B (Zyro). S. auch Stock und vgl. Gotth., Erz. u. B. V
154. Eine Oberaargauerin erhielt im Emmental den
Spitznamen Birh'g-Stüdle", weil sie JB. statt des dort
allein üblichen Schöehli zu sagen pflegte. ,Als Stüdeli
da oben [im Emmental] von seinen Birligen sprach,
da horchten die Leute hoch auf, und als sie endlich
merkten, was Stüdeli darunter verstehe, verwunderten
sie sich sehr und fanden im höchsten Grade lächer-
lich, dass man da unten [im Oberaargau] solchen
Haufen B. sage; es seien ja Schöehli und wer das
nicht wisse, der müsse hinger nache der Welt daheim
sein.' Gotth. Ganz kleiner Schober, zu dem man das
auf der Wiese ausgebreitete halbdürre Heu bei nassem
Boden auch während des Tages schichtet, damit das
Heu und der Boden rascher trocknen GWallenstadter-
berg; Zu. Auch Häufchen ganz dürren Heus, dgl.
zum Behuf des Aufladens desselben gemacht werden
SL.; uTh; ZElgg. Grosser Haufe Rietgras GRh.
(TTobler). ,Schochen Heu oder Haufen Garben, die
man auf dem Felde zusammenlegt, um sie fortzu-
führen' Bs (Spreng). Auch als ungefähres Mass B; S.
Vgl. die Bestimmung unter Ar fei (Bd I 443). Wie
der oder disen I-züger isch cho" b'richte", wie mängs
Birrli Heu oder Emd men uff denen oder dise" Matte"
g'macht heig. Schild. Ich brückt Hufe" Geld z'säme"
wie Birli'ge". Gotth. In adj. Funktion übergehend:
's Heu ist hüt sekö" (oder nid e'mol) B. worde", d. h.
so weit dürr, dass man B. machen konnte TuHw.
,[Triefnas] sass auf einem birlinch hoch.' HWitten-
weiler. ,I)iewyl kern und haber im feld stat oder an
semloten lit und das höw nit an birgling kompt, so
heist und ist das och ligend guot.' Anf. XV., ZKyb.
Grafschaftsrecht (,ßirrling.' 1075, ebd.); ebenso Th
Fisch. Offn. (.birling'); 1599. Z Erbrechte 1831, 108
(.birkling'), ferner 1008, ZGrün. Amtsr. (,Birrling').
,Daz ist daz vogthöw, des sölent 2 fuoder höwes sin :
Der korherren guot under der huob git [trägt dazu
bei] 4 bürling.' 1420, ZBass. Offn. ,Es ligent 18 man-
werch wisen in der vogtye; der selben git ieglichs
järlich einem vogt ein birling höws.' 1429, ZAltst.
Offn. ,Ein ietliche huob gibt einem weibel järlich
einen birling höuw.' 1409, THÄad. Offn. ,Meta feeni,
ein schochen oder tristen, höuwschochen, birling.'
Fris.; Mal. ,Die zendenmatten zu Ober- und Nider-
endtvelden, darvon man bissanher für uffstellen der
birlingen das gelt geben.' 1585, LMünster Zehnten-
urbar. ,Berm, Beig, Stoss, Häuf, Birling, cumulus,
acervus, congeries, pyra.' Red. 1002. ,Die Zendgarben
und den zehenden Birlig Heu, Emd. Flachs und Werch
geben.' AKvb. 1753. — 2. übertr., cumulus stercoris BS.
Das mlid. VfB. setzt ohne Beleg bürhnc an und so auch
die Dialektwörterbücher (stets für gesprochenes Birling I).
Nach dem Zeuguiss unsrer MAA. und der a. Spr. (nur eine
Quelle hat ,bürling') ist aber sicher von der Form Birling
auszugehen. Birli erklärt sich zunächst durch Abfall des
ausl. >j (wie Fingtrli unter Finger 3 Bd I 8G4 aus Fingvrli'g.
ebd. 865), und erst nachträglich ist diese Form als Dim.
aufgi-fasst worden, wie denn auch ihr neutr. Geschlecht nicht
durchweg feststeht; vgl. auch Jlärli m. (Schöpf 68). Rätsel-
haft ist . IlirrhWg, womit ,Birkling' in dem Beleg von 1599
merkwürdig übereinstimmt; das ein Mal bezeugte .Birgling'
stellt sich als durchsichtige Anlehnung dar. Das W. gehurt
wahrseh. zum Präsensstamm von birn, tragen, und seine nrspr.
Bed. dürfte der im Schwab, (nach Birlinger lSGi, 83 a) noch
heute lebendigen eines .Haufens Heu, wie ihn ein Mann tragen
kann', nahe gestanden haben; in dieser Richtung weist auch
die Verwendung des B. als Abgabe, für die doch ein eiuiger-
massen bestimmtes Mass gelten musste. Zur Bildung und
Bed. böte Lüpßi'g (Bd III 1361) ein treffliches Analugon.
Vgl. auch Gr. WB. II 40.
Ä m t - B i r 1 i : Haufe von Spätheu. Wenn d' Storcke"
's erst E. g's'eh", so gö"-si fürt. Schild. — „Halb-
Birlig: kleiner Heuschober B; F; Gr; S." — Chle"-:
Birli'g von halbgedörrtem Klee B. — Weibel-: als
Abgabe. ,Das weibelampt wird von den burgern. die
von irem veld die weibelgarben und von iren wysen
den weibelbirling gend, verlihen.' 1535, ZElgg Herr-
schaftsr.; vgl. dazu KHauser 1895, 280.
birlinge" ThHw., birli'ge" B; F; Gr; GF., G.,
Sa.; „Sj" Th; ZAuss., B„ Elgg, 0„ Wäd., Wl„ birlge"
GRHe., UVatz; GA., billige" B um Burgd., birle" ApH..
I. ; GrCIiutw.; S (Schild); ZF. (neben birli'ge"), Uhw.,
birchle" ScHwMa. : = Birling mache". ,Oas gewöhnliche
Schöcheln oder Birligen des Aufgerecheten schützt das
Futter genugsam vor Tau, nicht aber vor dem Regen.'
B Volksztg 1898. ,Am Abend hatte Niemand Zeit zum
Aufrechen; von Birligen (Haufen machen) war vollends
keine Rede; die konnte er selbst machen, wenn er
welche gemacht haben wollte.' Gotth. .Man beriet,
wenn das Gras sehr feucht und schwer ist' ApH., I.
Piro: Personenn., Pierre FAuviertel. — Frz. Pierrot.
liier (P- GlK.; Sch; Th; Z) n.. in AaF.; ApSeealp;
Sch; Schw; UwE.; ZO. m.: 1. wie nhd. allg., doch
bis in die 2. Hälfte des XIX. wenigstens auf dem
Lande nicht oder doch nur bei besondern Anlässen
getrunken; vgl. JCFäsi, Gesch. des Th IV 104. Gitete"
B. us A})pe"sell bietet eine Wirtin auf der Seealp in Ap
ihren Gästen als etwas Besonderes an. ,[MLuther, zu
den zwei Schweizer Studenten, mit denen er im Schwar-
zen Bären in Jena zusammen getroffen :] Schwitzer,
trinken mir nach ainen fruntlichen trunk zum segen!
Und wie ich das glass von im empfachen wolt, ver-
enderet er das glass, bot darfür ein stinzen mit win,
sprechend: Das bier ist üch unhaimsch und ungewon,
trinken den win.' Kessl. In den Beschlüssen der Obw
Landsgemeinde über den Ausschank geistiger Getränke
kommt ,Pier' zuerst 1052 vor. AKüchler. ,Es gieng
bei diesem Schiessend sehr hoch her. Wir hatten bei
der Mahlzeit Würste und sogar B.' 10S7, Keller,
Weinfelder Chr. ,Bier und siesse" Most' empfiehlt ein
Wirt als Hochzeitsgetränk. Balz 1781. Immerhin war
das Bier auch bei uns schon von altersher bekannt.
Im Habsb.-östr. Urbar werden unter den Abgaben
einer Reihe von Hüben im Amt Winterthur auch ,zwei
viertel kernen ze biere' genannt. Quellen zur Schwz.
Gesch. XIV 325 ff.; vgl. ebd. 300 über den .Bierhof'
in der Vorburg von Kyburg. S. auch Bier-Korn (Bd
III 473), -Brüejer. ,Das bier wirt denen, die es trin-
kend, bitter.' 1531/48, Jes., wofür 1007: ,das starke
Getränk.' , Met und Bier'; s. Sp. 554. , Wein und Bier.'
11 "i" uf Bier, das rät-ich dir: B. uf Wi", das las' nW
si" Bs; L; Th; Z. ,Man gibt im weder b. noch wein.'
Schertw. 1579. ,0m Käs und Anken kaufst du m
Salz. Kämen, Haber, Pier und Win.' Com. Beati. ,Die
so Wyn und B. vom Zapfen usschenkend.' Z Mand.
1043; ähnlich Bs Mand. 1778. Vom Bierausschank
wurde eine Abgabe erhoben. ,Von dem B. soll allwegen
1505
Bar, bor, bir, bur, bur
IMMi
die zohendo Maass zu Umgelt bezahlt werden.' 1T55, Z
lies. .Welche sieh mit Bierschenken abgeben, [sollen]
ein von den auswärtigen Bierhändlern gestelltes Ver-
zeichnisa desjenigen Biers, so sie von ihnen bekom-
men, eingeben.4 1774, ebd. — 2. Obstwein W (der
Ausdruck Most ist wenig üblich). Öpfel-, Birw-B.
S. auch Putsch-Macher (Sp. 53). — 3. e(s) Bierfli),
ein (kleines) Glas Bier. allg. Nit t<s B., nicht das
Geringste W. — Das Masc. nach Wi", Mo*t ua.
Oktober-: scherzh. für Wein; vgl. das Byn. O.-The.
.Nachdem er nun das 0. gar zu stark eingenommen,
stieg ihm der Tunimel in Kopf.' S Kai. 1776. — Chü-
beli-: Tropf bier B, auch das in dem Unterstellschäl-
chen unter dem Glase sieh sammelnde Bier Z. —
Korn-: im XIII. /XIV. in LStdt ausgeschenkt; vgl.
AWapf, Wirtschaftswesen S. 9/10. ,Wer ein schupposs
sol wisen, dem sol man in dem hove [zu UwE.] ein
mal geben, und sol man ze dem mal geben k. oder
elseser un'1 wisbrot.' XII./XIIL, UwBuochs Hofr. ; vgl.
Wisings-Mäl (Sp. 165). — Chrüegli-: vornehmen
Gästen in .Krüglein' vorgesetztes Bier BsStdt; vgl.
Bs Nachr. 189S, 103. ■ — Füren-. ,Etzwen giengen wier
im summer nach dem nachtmal [in Breslau] in die
bierhüser gan bier heischen. Do gaben uns die vollen
Poläggen purenbier, das ich oft so voll bin worden,
das ich nit han wider zu der schuel können kummen.'
ThPlatter 1572. — .Putschen-: obba.' Denzl.
1677; 1716.
biere": Bier trinken SRech.
Bierad: Personenname, Pierre Adam. Ein ,B.' war
1505 und 1506 P Tagsatzungsbote. Absch.
Biere" Biarru* m.: tregghione per pietre PAL
(Giordani). — Danehen in der gleichen MA. Mitt-Btru* (s.
Mist-Beren). Der Voc. erinnert an frz. biere, Bahre, Sarg;
doch ist an direkte Entlehnung jedenfalls nicht zu denken.
Pierri: Personenname, Peter BBr. ; WZerm. (PieriJ.
— Das frz. W. mit einheimischer Endung.
Borr Bör II m. : Lauch, Allium porrum, auch als
Gemüse Schw; Uw; U. Syn. Burri. - Aus it. pom>.
Bor Bör III BSa., Si. (T-J; W, Bour (PI. Bouri)
PA1. — n.: 1. Bohrer. .dein und gross höllin, spiess-
ysen und wogen' feil zu halten, wird den Schlossern
erlaubt. 1526, Bs Schmiedezunft. — 2. Meissel, Stemm-
eisen BSa., Si. ; PAL; W. — 3. „Schroteisen, mit dem
das Heu auf der Bühne oder der Mist auf dem Haufen
abgestochen und weggenommen wird BSi."
Ahd. bora f., Bohrer. Bed. 2 und 3 lassen auf eine
ältere allgemeinere Bed. unsrer Wurzel schliessen.
Nagcl-Börli: = N.-Näpperli (Sp. 772) AaFh.
,Stich-Börli: mundiburdio.' Ebwger 1438. —
Die lat. Übersetzung ist unverständlich.
Stemm-Bör n.: Stemmeisen Gr.
bSre" (bare" Z rS.), bzw. bore": bohren. 1. im
eig. S. De" P/lueg boret, geht zu tief, in Folge fehler-
hafter Konstruktion der Pflugschar Th; ZZoll. Es
Loch b. En Nebel, das'-me" chönnt Löcher drl" b. Th.
E" chrumm 'borets Arschloch, derbe Bezeichnung eines
verdrehten Menschen ZStdt. In'ii Stall b., in den
vier Ecken des Stalles kleine Vertiefungen anbringen,
welche mit kleinen Säcklein, die Schwefel und andere
Zaubermittel gegen Viehkrankheiten und bösen Zauber
enthielten, ausgefüllt und mit genau eingepassten,
viereckigen Holzstücklein wieder verschlossen wurden
ZZoll. f ,Zwci Chorrichter sind censuriert worden,
Schweiz. Idiotikon IV.
weil sie sich haben für den Viehpresten in den Stall
bohren lassen.' 1675, BBoggw. F.n Hohxchlegel b.
.Dem Zimmermann für 2 Tag Tüchel zu boren 32 ß.'
1689, ZZoll. Tageb. Tünni Brettli /»., so viel als Nichts
tun SchScIiI. .Er borret nicht gern dicke Brätlein,
otii amantissimus est.' Mey., Hort. 1692. Perle" bore",
feine Arbeit zu verrichten haben Bs. Du g'siehsch
g'nueg öni Liecht, du hesch ja keini Perle" s' b. De"
Löffel b. 1) aus dem Dienst laufen — 2) sterben W ;
s. Bd III 1153. , Einem den Hegel b.'; s. Hegel 1
(Bd II 1081) und über-namen (Sp. 724). Ähnlich:
.Einem den Düppel b.' ,Der Spottvogel boret dem,
welchen er verachtet, mit den Fingern den Tüpel.'
Spleiss 1667. ,Ciconia, das Tüppelborren. O Jane,
a tergo quem nulla ciconia pinsit, welchen Keiner
hinderwerts verspottet.' Denzl. 1677; 1716. Vgl.:
.Einem den Gecken b.' Gr. WB. IV 1, 1920 (auch bei
Mey., Hort. 1692). In allgemeinerm S. = näpperen 2
(Sp. 773) AaB.; Bs; Th; Z. I" der Nase" b. Bs; Th; Z.
Han Uppis g'höre" b., wo-n-ich durch 's Holz bi"; 's ist
en Specht g'sl". ,In der Nacht erwachte ich und hörte
an dem Fenster gegen den See etwas borren; als ich
aufschaute, sähe ich ein Kerl am Fenster.' 1782, Z
Zoll. Tageb. .[Der Papst wollte mit seinen zwei
Schlüsseln] den himel mit gwalt ufschliessen ; er
boret lang und vil daran, es wolt sich nienen rimen,
der Schlüssel wolt kainr inhingon.' Traum 1522. —
2. übertr. a) lang z' b. ha", viel Mühe und Über-
redungskunst anwenden müssen BThun. — b) Ich
ha*-mer 's in Chopf 'boret, stark eingeprägt, gemerkt
Z (Spillm.). Es boret mir scho" lang drum ume", der
Gedanke beschäftigt mich schon lange Z. Es bäret-
mer, ich fühle Hunger, Gewissensbisse, ,es wurmt mir'
Z rS. — c) = näpperen 4 (Sp. 773) L. — d) mit Acc. P.,
töten, in der Beteurungsformel mag's-mi'h pöre"
[= ge-b.J GrPi'. Mag 's mich p., wenn ich noch e"
Schluck nümme* ! — Mhd. born, ahd. borön.
ab-: durch Bohren eines Loches einem Teuchel
Wasser entnehmen. ,Nieman soll kein brunnen, noch
das wasser uss den brunnentrögen ablon und bsonder
die tüchel nit a. oder ufhouwen, als bisshar besche-
chen ist.' 1503, ZStdt.
a"-: 1. anbohren. E" TannfenJ a., z.B. um zu
sehen, ob sie im Innern gesund sei B; Th; Z. En
Chäs a., zur Probe B; Th; Z; vgl. Ghäs-Näpper (Sp.
772). Einen a., um einen (verhassten Menschen) zu
verderben: man bohrt in ein junges, saftiges Bäum-
chen ein Loch, steckt darein einen Zettel mit dem
Namen des Feindes und verstopft es wieder unter
Hersagen eines Zauberspruches; mit dem Bäumchen
wird auch der Feind langsam dahin siechen Schw.
Wie der Fisigügg a" im chö'H d's Veh verhäxen oder
gar in a., das er um 's Lebe" chämt. MLienert 1891.
's Bluet b'stelle", 's Banne", 's Warzen e"weg bete" und
's A. iet-em nw e" G'spass g'sl". ebd. — 2. Eini a.,
entjungfern L. — 3. Einen sondieren Aa; Bs, in auf-
dringlicher Weise ausforschen, zum Reden nötigen B.
Einen um Geld angehen B; Tu; Z.
in-: einbohren. Me" mues' (soll) 's Chorn %., den
Dinkel in scholligen, rissigen Boden säen, so dass der
Same einsickert Aa; ScHSt. (Sulger); S; Z. Vgl. inen-
hudlen (Bd II 1003), in-solen.
üs-: ausbohren. Ick ha" schier müese" d' Augen ü.,
habe die Augen sehr anstrengen müssen, z. B. um Jmd
in einer Menge zu entdecken, um eine Schrift zu
95
1507
Bar, ber, bir, bor, bur
lr.ns
entziffern udgl. Z. Eim d' Augen ü., bildl., Einen
blenden B; L: .blanditiis oculos alicuius fallere.' Id. B.
Minute', wo Öppis z' verdecke'' hed, nimmt 's Mül roll
Religion, am de" Lüte" d' Auge" üse'bore*. JBEgli 1871.
vor-: 1. falsch bohren, durch Bohren verderben
Aa; B; Th; Z. — 2. einbohren, in einem Bohrloch
verbergen. Wenn-me* will, ''ass e'kei" He.r i* 's Bus
chunnt, so sell-men e" Nünhemmliwürze" [Allium vict.]
t* d' Türschicelle" v. S (Schild). — 3. durch Bohren
und Einschlagen eines (hölzernen) Nagels in das Bohr-
loch zsfügen (im Gegs. zum Leimen) Aa; Schw; Z.
Vgl. ver-naglen (Sp. 691), -pflöcken. ,Du kannst den
Rindern und Kühen den Zaun und Hag hoch und
stark genug machen und v., dass keines durchgehen,
selben umstossen kann.' Inderbitzi 1824. Einem auf
die angegebene Weise ein Hindemiss bereiten, auch
bildl.: den Riegel schieben ScawE. Auch von dem
Nagel selbst: .Druckerstift im Türschloss; diesen ver-
bort.' 1837, ZStdt Baurecbn. — -1. verboret, verstockt
Bs; GW.; Th; Z. Syn. vernaglet.
vor-: einem Nagel oder einer Schraube durch Boh-
ren den Weg durch hartes Holz bahnen Aa; B; Th; Z.
Borer I m.: 1. Bohrer Aa; Bs; B; Th; Z. Syn.
Näpper 1 (Sp. 771). In Z bes. das Dim. Börerli, doch
seltener und moderner als Näpperli. Zwei Borerli,
Hörner, im Rätsel von der Kuh Gr ObS. - 2. Holz-
wurm Bs; B. —3. Krankheitsname, a) Durchlöche-
rung der ganz jungen Früchte des Steinobstes, bes.
der Kirschen (seltener der Birnen), durch die Larve
des Frostschmetterlings, vom Volke aber anhaltender
Bise oder dem sog. Bise'-Bege" zugeschrieben Aa; B;
Sch; Z. Wenn am höhe" Dunstig der Oberwind göd,
se chöme"d d' Ghriesi de" B. über kküh. .Nicht ein-
mal über den Ertrag der Kirschbäume kann heute
etwas Sicheres gesagt werden, da gegenwärtig der B.
sein Unwesen treibt' ß Volksztg 1885. Wenn 's i" 's
Tau regnet, se chunnt der Bire'bluest de" B. über
ScHSt. (Sulger). ,Das Steinobs hat den B.' 8. Mai
1781, ZWipk. Tageb. .Die Näggeli am Kirschbaum
haben den B. sehr stark.' Mai 1780, ebd. — b) Krank-
heit der Bäume, verursacht durch den Borkenkäfer,
der sich in die Rinde einbohrt AaZ.; Bs; B; L. S. noch
Cheibet (Bd III 104). - c) Verstopfung des Leibes, z. B.
als Folge übermässigen Kirschengenusses L. De" B.
ha". Syn. Mürer 2 (Sp. 384). — d) Hundekrankheit L.
Achs- : = Naben- Näpper (Sp. 772) AaFH. —
Öpfel-Börerli: = Öpfel-Höler (Bd II 1157) Bs. —
Für-Borer: eine primitive Vorrichtung, womit Kna-
ben Feuer erzeugen : ein Zapfen aus Hartholz wird
gegen ein Brett gestemmt und zwischen den Hand-
flächen oder durch eine Schnur in quirlende Bewegung
gesetzt; das durch die Reibung erzeugte Feuer wird
durch Zunder, Werg udgl. aufgefangen BBr., E. —
Hand-. 1837, ZStdt (Inv. eines Schreiners). Vgl. Haud-
Nwpper (Sp. 772). — Chefi-: Käfigbohrer GRlgis,
UVatz; s. Tsch. 110. — Chäs-:= Ch.-Näpper (Sp. 772)
B. - Laffe»-: B. mit löffelartigem Ende S. - Löffel-:
= dem Vor. Aa. — Lertsche"-: wer Lärchen und an-
deres Nadelholz anbohrt, um Harz zu sammeln Gr.
S. Harzer (Bd II 1650). — Leist-: B. mit meisselför-
migem Messer S. — Nagel-: wie nhd. — Bode"-:
Werkzeugdes Wagners Z. — Bütschgi-: = Öpfel-B.
ZW. — Spitz-: = Spite-Näpper (Sp. 772) Aa; Z. —
Stell-: Bohrer mit verstellbarem Messer TuKreuzl.
(Dan.). — Strübe"-: Bohrer, womit man ein Ge-
winde für eine Holzschraube bohrt Aa (vereinzelte An-
gabe). — Tüchel-, Tünkel-: 1. derjenige Handwerker,
der Teuchel bohrt Aa; Ap; B; Gl. — 2. -Tüchel-
Näpper (Sp. 772) Aa; B: GiiHe., Pr.j Tu; Ndw. —
Düppel-: 1. Nürnberger Trichter S; vgl. boren 1. —
2. (Tippcl-) = Fiir-B. BInterl. — „Tüssel-: Kork-
zieher B" (St.1). — Wide"-: Name eines Nacht-
Schmetterlings Bs. — Gewind-: Bohrer, womit der
Schlosser Gewinde schneidet B; Z. — Windel- (Wen-
deZ-ZZoll.): wie nhd. Aa; B; S; Z. — Zapfe»-: Bohrer,
womit Zapfenlöcher gebohrt werden AaF., Ke. —
.Zwick-: un foret.' De Lacocr 1736.
Bari I m.: 1. de" B. ha" a) Hunger haben Scu.
— b) mürrisch, eigensinnig sein GRSplüg. ; Z. —
2. „Knauser L."
„borle": (vb. neutr. mit haben) sich mit Mühe
hineindrängen, z. B. in einen dichten Haufen VO."
Vgl. näpperen 3 (Sp. 773), büren.
Becki-Böri m. : wandernder Tongeschirrflicker
BE. Syn. Becki-Büezer. — Vom Bohren der Löcher für
ilie Drahtnähte beuanut.
ReehcI1-Bdri n.: ein gewisser Anteil am öffent-
lichen Quellwasser für den eigenen Brunnen Gl.
Wohl eig. der Bohrer, den man zum Bohren der Löcher
für die Rechenzähne brauchte, viell. auch verwendete, um
die Öffentliche Quellwasserleitung zur Ableitung der privaten
Wasserauteile anzubohren, und dann wurde das W. übertr.
auf diese Anteile selbst.
Drü- n.: = Drl-Näpper 2 (Sp. 773) GLf, zur
Landsgemeinde (noch 1870) und bei andern feierlichen
Anlässen getragen, 's Ürli hanget im Schläfgade"
ob-em Dr. Gl Volksgespr. Er hat d's Dr., der Manie!
und der Dege" uf-e" Tisch g'worf'e". ebd.
Börli"g m.: 1. Bohrloch im Käse BE. — 2. = Cht'is-
Borer B.
Bor I (Bär) s. Anm. zu Bär (Sp. 1432).
Bor II GrD., Furna, Jen.. Bor IV GrA.. Churw.,
He., Pr. — f., in GrD. n.: 1. Empore (in der Kirche);
Tribüne GRChurw., D., He., Jen., Pr. Es erschrockenes
Volchwerch hed 's hüt [in der Kirche] g'ha" — di Bör
und unden-i" Alls platzet g'stösse* volle". Schwzd.
(GrPi\). In der Hütte" ist denn auch eso en grössi
Bor für d' Sänger. GFient 1898. ,Man hatt ufgerust
ain b.. dahin habend sich gesetzt die magistri und
vil ander, die do stuendend uf der emborung oder
stuel, der ufgericht was vor dem rathus.' Kessl. .Er
ist hinin [ins Rathaus geführt] und bald herfür uf
die b. gangen.' ebd. .Menglichs luf [in die Kirche |,
dass es also eng ward, dass schier niemants mer in
die kilehen mocht. Darzue sassend die z wen burger-
meister obnen in dem berli [1. börli].' Sicher 1531.
— 2. (Bor) Asyl beim Fangspiel der Kinder GJIarb.
— 3. übh. oberer, höherer Raum, Höhe; nur in formel-
hafter Verbindung mit Präp. a) uf di Bör bringe*,
aufs Tapet, zur Sprache bringen GitPr. — b) ,in Bor'
r"bär GRC'hur, He., Pr. ; GTa., dr'bör TuKrm., im Bör
GrA.: empor, auf. a) r'bör (im Bör) si", auf, nicht
zu Bette sein, bes. in der Nacht nicht ruhen, sondern
umher gehen, tätig sein GrA., ('hur, He., Pr. Der ist
albig e'bör. Schi sind früe und spät im Bör. ,Swer
dehein anslid smelzet nachtes oder enbor.' L Ratsb.
.Was [ bei dem Überfall] in den husern enbor in den
kammern gewesen ist, ist keim nit besehenen.' 1470,
1509
Bar, her, bir, bor, bur
1510
Bs Chr. ,Dass der schwäbisch bund mit grossem Volk
embor [sich erhoben habe] und des f'ürnerucns sig,
unser knecht ze umbziechen.' 1525, Strickl. ,l)ie
abgefallnen puren wärind widerumb embor und well-
ten Muri innemeii.' 1529, Absch. — ß) e'bör stti", in
die Höhe stehen, von den Haaren GTa. , Heini Sücss-
trunk ist wider unser herren botschaft embor ufge-
standen.' 1525, Egli, Akt. ,In minem herzen wunder
bringt, das bösen lüten allweg glingt. mit allem glück
emboren stond.- Kief 1550. — y) bei andern Verben
(der Bewegung). Schich c'bör macht:", (am Morgen)
aufstehen GnPr. Vieri strecke"d acht Bei" de'bör.
ONägeli 1898. ,So man den seckel ufs bad leid und
in s wasser einboren treid.' 1520, Badenfart. ,Gwardi-
knecht muossen in [den Papst] uf ainem kostlichen
stuol embar tragen.' Kessl. ,Das haupt embor tragen,
den köpf strecken, exereere caput. Embor oder fürhin
kommen und sich erzeigen, emergere.' Mal. ,Dass
weder gericht noch recht, gebot oder verbot by inen
gehalten [werde], sunder alles embor gange [sich auf-
lehne], ein jeder, was in gelust, handle.' 1529, Absch.
, All laster, sünd embor iez gond.' Ruef 1550. , [Dieser
Wasservogel] gläbt der toten schelmen, so embor
schwimmend.' Vogelb. 1557. .Wynkeller voll Wasser,
also dass die Fass ontbor schwümmendt.' RCvs. —
c) ,zue bor.' .Mir gand schier alle haar zuo bor.'
Haberer 1502. Hicher auch: ,ze bar bringen', zur
Sprache bringen. Äg.Tschudi; s.Anm. zu Bär (Sp. 1432).
Amhd. bor f. in Bed. 3, oberer Raum, Hühe. Zu 3 b
vgl. das nhd. ,empur\ das als moderne Entlehnung in der
Form >:])i>r in unsern MAA. sich ausbreitet. Zu dem prothet.
d in de'bör vgl. Aum. zu mitten (Sp. 563).
borlich: hochmütig. ,Ist ein spöttlich red und
ein widerchristenlich, b. muotmassung.' Vad.
Wohl zu mhd. bor stm., Erhebung, Trotz, Empörung,
das zum Vor. im Ablautsverhältniss steht und zu dem auch
das folg. W. als verbale Abi. gehört.
bore": 1. a) tr., in die Höhe heben BKanderst. ;
FJ. — b) refl., sich erheben, aufstehen PGr. [Der
verlorne Sohn] hed-se 'berd ond is zem Atte g'ganged
(Übers, von Luk. 15, 20). — 2. Einem eine Arbeit
aufladen, zuschieben BLenk. Er het-em express d's
Schwärste 'bort. — 3. „auf eine listige Art etwas
Besseres wegnehmen und dafür etwas Schlechteres
hinschieben BO. Mir ist etwas gehört worden." —
4. verwenden, aufwenden, z. B. sein Geld an ein Kleid
GrD. — 5. (böärre' lt Zyro) Einem die Spitze bieten
BSigrisw. — Mhd. beeren, erheben.
en-, ent-: 1. tr., emporheben, erheben. ,Ich
glaub, es sig kein spiess enbört [: gehört].' 1536, Lied.
,Der Nebelozean, hie und da von einer krausen Welle
empört.' UBrägg. 1792. — 2. refl. a) sich erheben,
eig. und bildl. ,Es kann sich kein gräslin so klein
enbören, das sy [die Ärzte] es nit wachsen hören.'
NMan. ,Die herren von Zürich habend sich embört
und sind mit irem panner uszogen.' 1529. Absch. .[Die
Ostreicher am Stoss] warend nit des sinnes, die statt
anzegrifen, sonder was der ansehlag, dass man sich
alda enbören [zum Aufbruch bereit halten] und doch
in gueter gwarsame halten sölte.' Vad. ,Wie bald
man einen Wolf gewar wird, schlecht man Sturm
über ihn; alsdann empört sich eine ganze Landschaft
zum Gejagt, bis er umbracht oder vertriben ist.'
ä. Chron. Sich auflehnen: ,Die empöretend sich auf
wider Mose.' 1531, IV. Mos. Entstehen: ,Als iez kurz-
lichen in dem herzogtum von Savoy . . . sich etwas
merklicher irrungen zwüschen den gelidern desselben
loblichen hus emboret.' 1471, B. ,Myn stätes opfer
soll nit hören, ob glych nüw secten sich entbören.'
Wagner 1581. — b) sich zutragen, ereignen. ,Ob sich
witer etwas wölti enbören.' 1525, Absch. ,Zorn und
figendschaft. so under fründen sich empört.' 1531, ebd.
,So habind sich in Mailand grosse partien, pratik and
widerwärtikeit enbört.' Ansh. — 3. Einem Etwas e..
zeigen, erklären. .[Antonius] kam zuo im umbe das,
das er in gesähe und hörte sin lere, und im embörte
von tougner künste eteswas.' Schacbzabelb. V. 1845;
ebenso V. 710. — 4. wegnehmen. , Altar in Kirchen
fast zerstöret. Zieraten entböret.' 1657, Lied; Var. : .die
Bilder davon tragen.' — Zu 4 vgl. lat. tollere, frz. enlever.
Empöring t. : 1. das Emporsteigen, Erhebung.
,Die entbörung der bärmuoter ist ein unnatürliche
ufstygung derselben obsich.' Buef 1554. — 2. Auf-
bruch in Waffen. ,Urhab der entbörung des schwä-
bischen punts, herzog Ulrichen uss sinem Vaterland
zuo vertriben.' Ansh. Dieser Tag ist angesetzt wegen
einer .Empörung' von Kriegsleuten in Bünden, welche
zu dem Kaiser ziehen sollen. 1543, Absch. ,Sy [die
V Orte] seien [1531] uss unlidenlicher Hungersnot zu
kriegklicher embörung verursachet worden.' HBull.
1572. .Als dann wir uss verhengnus Gottes in eim
schweren verderblichen krieg und schädliche enbörung
gegen unseren eidgnossen von den 5 orten gewachsen.'
ebd. (Z Schreiben). — empöriseh: zu kriegerischer
Unternehmung geneigt, kriegslustig. ,[Wie die Stadt
Bern] verstuond der partien empörischen willen, dass
der herzog mit gwerter macht vor Jenf und die von
Friburg ouch uszeziehen gerüst waren, sant si schnei
ire brief und ratsboten [um zu vermitteln].' Ansh.
er-bören: 1. heben, erheben GrRIi. (Ptc. er-bort).
,Sölichs übersichstygen und obsicherbören der bär-
mueter.' Ruef 1554. In moralischem S.: ,Wie die von
Wil sich schampar und lichtfertiklich hieltend und
mit sufen, tanzen, umziechen, trotzen, tröwen, mit
tannesten und allem muetwillen erboretend [sich über-
hoben].' Vad. — 2. losmachen, von der Stelle bewegen,
z. B. ein Stück Holz, das am Boden liegt, einen fest-
gefrornen Stein GitS., Scuolms, Spl. Me" mag 's fast
nid e. Refl. a) sich regen GrRIi., Spl. Es het-schich
erhört. — b) mit Neg., von Kühen, die sich zum Kal-
ben nicht anschicken wollen GrD. — Er-börung f.:
Aufbruch in Waffen; Empörung, Aufruhr. ,Wir haben
in nit vor dem krieg, sonder erst in aller erpörung,
da wir zue feld gelegen, annemen lassen.' 1532, Bs
Schreiben. ,Schidbotten, sy um die kriegliche e. zu
vertragen.' 1533, S Schreiben. .Damit man der e. und
frefler band möchte fürkommen.' Kessl. .Erpörung
und aufruer anrichten, tumultuare.' Mal.
ver-: (eine Geldschuld) übertragen. .Wegen des
schädlichen V. und Verstössen der Schulden, da der
ein der Schuld nit gichtig und bekanntlich, der ander
aber sich uf Rechnung brüeft und hierdurch aller-
syts grosse Wytleuffigkeiten und merklicher Kosten
verursachet werden, ist unser ernstiger Will, dass die
Unsern sich dessen so wyt müglich enthalten.' B Mand.
1628. — Ver-börung. ,Es soll einzig umb Bargelt
gehandlet werden, damit mit der zwungnen Verböhrung
Keinem, wie vor disem, zu kurz bescheche, als solle
Keiner gezwungen sein, uinb seine Summ an einen
Andren ze fallen, hiemit die gezwungne Verböhrungen
1511
Bar, ber, bir. bor. bur
1512
als ein schädlich Mittel aufgebebt sein.' 1670, BSi. Rq.
, Wegen Verböhrung des Bodenzinses.' 1717, B und K
(Absch.). .Weilen durch Verböhrungen und Verstos-
sungen auf ligenden Güteren haftender »Schulden aller-
hand List und Gefährden vorgehen, solche auch in
anno 1520 und 1524, sonderlich aber in den grossen
Wuchermandaten de anno 1013 und 1G28 verhütten
worden.' 1731, B Ordn.
mül-: das Maul erheben, schelten, schimpfen.
.Wie ich sy immerdar gebetten. sy solle schwygen,
ts. sv iedoch widernmb hinauf in das Wirtshaus gan-
gen und droben noch vil Maulbörens getriben.' 1637,
L Schreiben. — Vgl. ,das Maul beren' bei Schmell. I2 259.
Böri n., nur in der RA.: im B. si", = e'bör si"
(s. Bor 3 ha.) GaPeist. Wenn er üf ist, muess Alls
im B. sin, müssen Alle aufgestanden sein.
Pöri f.: krampfartiger Hustenanfall, heftiger Anfall
bei Fieberkrankheit BSi. — Vgl. Suren, Brechreiz haben.
a"-börig: anschlägig, geschickt GrD.
ge-pörlich: erheblich. ,G. geschädigt.' An.
Tscbcdi. .Gepörlichen, verderblichen schaden.' ebd.
— Für gebärlieh (Sp. 1432)?
Mutte"-Bor: schmucklose, eng anliegende weib-
liche Kopfbedeckung SThierst. Vgl. Matsch 3 d
(Sp. 600).
Bo'rasser: Name der Thurgauer im Munde der
Juden des nördlichen Bodenseeufers.
Der Name angeblich daher, dass die betr. Judeu im Th,
aus dem sie meist herkamen, so gedrückt worden waren, wie
ihre Almen ehedem iu lluran [Persien]. Vgl. indessen Port»,
den gaunerischen Namen der Schweiz (Train 251) und Ave-
Lallemant 4, 586.
Borax m.: scherzh. Bezeichnung sauren Weines
ZS. Es gibd hür wider e'mal B. — Der technische Name
,Borax' scherzh. auf boren umgedeutet.
Bürele", Bork" f.: Flachssamenkapsel GnObS.
Syn. Bollen 2 c (Sp. 1172).
R&torom. borla, nach Pallioppi contrahiert aus borrella,
him. zu b(u)orra; s. Auni. zu Burren 11.
pnrre": herausfahren, von unbedachter Rede. ,Ach
wie oftmal ist man fürschüt'zig und fallt, porret heraus
mit einem gäben, unbesinnten Urteil!' AKlingl. 1702.
— Vgl. bwren.
borrle", porrle": poltern, klopfen Schw. I)' Laui
hed doch grüseli'* porrlet über d' Flue ine" SchwMuo.
Urne" p., herum poltern, ebd.
Borer II m. : leichter Rausch ScuSt. Er hat en B.
Böri II m.: dem Vor. ZW.
Boris m.: = demVor. SchSL Vgl.: ,Er hat einen
Boreas.' Z Kai. 1804. .
Zugehörigkeit zu der Sippe Bor, Bohrer, wäre nicht un-
Diiiglich; doch weist das syn. Bvrri eher auf Zshang mit
burren und der vorigen Sippe. Zur BilduDg von BVrie vgl.
Tampie, 1 ■ / ,
rlägge"- (HöggC-JBUri, in AaZ. Högge'-Böri — n.:
bucklige, verwachsene Person, krummes, dummes
Weibsbild Aa, etwas im Vergleich zum Vorbild Un-
förmliches, Unsymmetrisches, Buckliges, Karikatur
Aa/., ,dcformis.' Id. li.
Man möchte ai Dim. -Bildung zu Bor, Bohrer, denken.
sii dass das Ganze idg. einen krummen, buckligen Bohrer
(wie etwa der Windel-Borer) bezeichne! hätte.
Poris ru. : Knirps. Zwerg Gr* >bS.
pilr. in BsStdt; BSi.; Ndw phür: rein, lauter, un-
vermischt, nichts als. Syn. bar. 1. adj. a) vor Stoff-
namen. Fürs Wasser, klares Wasser Zg. Pürer Wi*
BsStdt (nur so). Fürs Gold BSi.; Tu; ZO. .Ein Fewr-
flamro ganz paur und hell, ohn Äseh und Stein.- Hs
RRebm. 1620. ,Der Saum eigen gewachsenen puren
Baselweins.- Bs Maml. 1774. .[Nicht] pur oder eigen
gewachsener Baselwein, sondern etwas Landwein dar-
unter.' ebd. — b) übertr. .Jätzer als ein purer leig
[Laie].' Ansh. Es puirs letigs Zanggiicese", blosses
Gezänk Ndw. P. und blössi Bösi, reine Bosheit BK.
's iseh die püri, /uteri Wärhit B. . Ks sollen keine
pure Glücksspiele, noch andere hohe Spiel nicht ge-
litten werden.' Bs Ref.-Ürdn. 1727. — 2. adv. Es si"
p. Chinder, nichts als Kinder BSi. Das sind puirs
Bliebe", nichts als Knaben Ndw. Er cha"" p. Nid,
p. rein Nid, rein Nichts, ebd. Es dunkt-mi** p. näd
änderst Schw. ,P., klar und heiter.' Bs Mand. 1529.
.Allzeit bekleit gsin, rein und pur.' Com. Beati.
S. auch pur-lüter (Bd III 1515).
pur ig: = dein Vor. BsStdt. P. Walle".
Bur, Pur In.: 1. Haus, Hütte, a) gew. Dim. Bürli,
Alphütte WBrig, Naters; Syn. Stuben. Es wird er-
klärt, dass jene ,Bür- (Hütten), die von den Alpge-
teilen erbaut wurden, diesen angehören. 1393. AmHerd
(für St Ulrichen). — b) Beinhaus. Drei mutwillige
Gesellen holten einen Schädel aus dem Beinhause
(bur) zu Basserstorf. 1559, ZWthur. Chr. — 2. Milch-
kammer, Käsespeicher in den Sennhütten BKanderst.
(Bürli), Sa., Si. ; ScuwMa., W.; W. Da eiinc" ist na,'*
es P., sagte der Senn, die Tür zum Milchgaden öff-
nend SchwW. — 3. ein Stall (voll). Es P. Veh B
(Zyro). — 4. „die auf der rechten Seite des Zwilchs
oder vierschäftigen Tuches schräge laufenden Faden-
streifen BO. Das Tuch hat ein gutes B., wenn die
Fadenstriche dicht an einander, ein schlechtes, wenn
sie etwas weit aus einander stehen."
Ahd. bür m., Haus, Kammer: auch erhalten in nhd.
,(Vogel-)Bauer.' Das Neutr. wird auf dem Eiutluss von Synn.
wie Uns. Gemach beruhen; viell. darf man auch auf Grund
des mehrfach bezeugten anl. p ein älteres 'gebar n. er-
schliesseu. Zu 4 vgl. Ha« :, m (Bd II 1704). — Das W.
hat sich iu der Form des Dat. PI. mehrfach als Ortsn. er-
halten (vgl. Husen): .Büren' Aa; B (.Pereholtes-puron.' 894);
L (,Buron.' 1386, .Bürren.' 14601; G (.Pinna.' 827, .l'ur.a.'
889); S; Th; Ndw. .Alt-Biiron' L; ,Han-Buron' (jetzt Häm-
mere") Th; ,Besen-Büren' Aa; .Sellen-Bliren' Z. Vgl. HMeyer
1S49, 52. Hiezu der Familienname Bürer Aa; Seh; um
1320, ZFlunt.; um 1400, AaBrugg; 1518, AaKöuigsf. ; viell.
auch: .Heinr. Burman.' 1397, Aa Urk.
Chäs-Bür(li): Käsespeicher in der Sennhiilte
WOG., Münster.
Bet- Bcppfir. Nur in einer Anzahl Lokalnamen
Tiillw. (f.); ZAff.a/A., Brütten, Horgen (f.). Lindau.
Niederhasli (Bäpperi f.), Ötwil, Riffersw., Thalh. .Die
Kapelle StLieben, genannt Betbuiv 1846, / Propsteiurk.
Ahd. I.eiitlmr, mini, bütebür m.. lietliaus. Her L' instand,
dass an mehrein der genannten Orte römisches Genauer
gefunden wurden ist, weist miiiilielicrweisc darauf hin, dass
altheidnische Kultst&tten in christliche Kapellen umgewandelt
wurden. Vgl. Gr. iMyth. 1 3 75; /. Anz. 1803. 86. An die
B. bei Tiillw. hat sieh die Sage vi. in .wütenden Heer' ge-
knüpft; s. Th Beitr. 28, 26. [Jas Volk deutet übrigens das
W. tw. als .bete, Bauer!1 welche Etym. wieder den Ausgangs-
piiukt sagenhafter Krzalilungeii bildet. .Bärtbnhr.' 1761, /.
(für Horgen).
151c
Bar, ber, bir, bor, bur
1514
Stock- (nach einer Angabe m.): Ziegerkeller,
kleines Gebäude zur Aufbewahrung des Ziegers \V
Binn, G. — Ziger-: = dem Vor. WOG., Münster.
G °- bur Pur II m., Dim. Pürli und Pürli (s. 1 b),
PI. Füre': 1. Bauer, Landmann. Übh. Jeder, der
Landwirtschaft treibt, gleichviel ob er Grundbesitzer.
Pächter, selbst Knecht oder Tagelöhner sei Gr; Z.
Der P. mache', Landwirtschaft treiben, ebd. .Gang
nu in den aker, als der pauwer oder pauman.' Vad.
,Das Korn- oder Bauernland im Amte Nidau im Gegs.
zum Moosland und zum weinbauenden Seegelände.'
Jahn 1857. S. auch Püren-Land (Bd III 1304). Spec.
a) ehrende Bezeichnung des Besitzers eines Hofes oder
grössern Bauerngutes, mit eigenem Gespann (von min-
destens vier Stück B; Sch) Aa; Ap; Bs; B; G; Sch; S;
Th; Ndw (der eigenes Vieh hält); Z. Vgl. AHöpfner
III 13'2, bes. aber Gotthelfs Bauernspiegel, Uli der
Knecht usw. In B fuhr (nach einer altern Angabe)
der gnet P. mit vier, der bös P. mit zwei Pferden,
der Tauner mit einem Pferd oder Ghüeli in die Ge-
mein Waldung und nutzte in diesem Verhältniss die
gemeine Rechtsame; doch s. auch bös. Als ,Pur' wird
gehalten, wer in allen drei Zeigen zehn Juchart oder
mehr zu eigen besitzt, als , Halbpur', wer unter zehn
Jucharten besitzt, ,die er mit eignen Rossen oder
Rindern zu bauwen vermöchte; item wann Einer
under sächs Juchart zuo jeder Zeig mit eignen Rossen
oder Rinderen oder sonsten vermöchte zu bauwen,
der solle als ein Tauwner gehalten werden.' 1642,
AASiglisdorf. .Bauren und Taunei" als zwei Rang-
stufen. L Stadtr. 1706/65. ,Die Stift bewilligt 1734
den Bauern 6, den Halbbauern 4 und de» Tauuern
3 Klafter Holz.' MEsterm. 1875. ,l)ie samtlichen
Einwohner, Bauren, Tagwner und Hintersassen der
Dorfgemeinde Uzistorf.' 1781, B Rq. Nach einem L
Ratserk. von 1826 betr. Winikon ist ein B., wer mit
eigenem, ein Tauner, wer mit entlehntem, ein Halb-
tauner, wer ohne Zug sein Land bebaut. Der einzelne
Bauer wird sehr häufig nach dem Namen seines Be-
sitztums bezeichnet : Glangge*-, Halde"-, Bode"-, Pütt-,
Tüggel-P. usw. N. N., de'- P. im Tal ZSth. 's Pure"
(im Riet), Zuname einer Grossbauernfamilie ZWald.
,Uoli Zehnder, der Sehürlipuiv 1608, TuTänik. ,.Toh.
Farner, Möhenpaur.' 1711, ZSth. In prägn. S. ist P.
= en guete" [wohlhabender] P., „ein begüterter Land-
mann" B; G; Z. ,In GT. gilt das W. [Pur] als eine
Art Ehrenbezeichnung für die Wohlhabenden.' Franz
1819. D'er cha"" noch mol e" P. abge" G. Er ist uf
dem Guet e" P. ivorde" B; G; Z. Da isch noch nie
e'kei" P. g'storben und e"kei"s Ross verdorben, iron.
Bezeichnung einer Ortschaft als einer armen BR. —
b) Dim. Pürli Aa; Bs; BU.; Th; Z, Pürli (so weit
neben der umgelauteten Form gebraucht, gemütlichen
Anteil ausdrückend) Aa; Ap; BHa. ; L; Schw; Th; Z,
Kleinbauer, Schuldenbauer. De'' Rife" tued de" Pür-
ierte" we ZZolI. E'möl ist es arms, fromms Pürli
g'storbe". Machari 1884. — c) Inhaber eines Lehen-
gutes, einer Alpweide. Der fernig B., der letztjährige
Lehenbauer Gl. — ■ d) Bewohner der umliegenden
Höfe, den Dorfbewohnern gegenüber SchwE.; Ndw.
D' Dörfli'g und d' Pure" sind a" der Chilbi [im Wirts-
haus] durc''enand uf de" Bänke" g'hocket. MLienert
1888. — e) der Bauer im Gegs. zum Herrn und Städter
usw. Wenn Knaben über ihre künftige Bestimmung das
Orakel befragen, so begleiten sie das Abzählen der
Blumenblätter (oder auch der Westenknöpfe) mit den
Worten: Herr, F., Bettler Ar. Edelma"", BSttelma*",
P. Tu. (Cheiser, Ghünig) Her, P., Diener, Tauner.
Bettler, Schelm B. Her, P., Chrdmer, Bettler, Müller,
Wirt. Edelma", Schelm BBurgd. D' P-e" (fr)csse'd
Schnitz (oder Fleisch) und Speck und d' Herre"
(frjesse'd Schn'cpfe'dr'eck (und Euserein muess nie nüt
ha») Aa; B; Z. Vgl. auch Her I (Bd II 1521 f.).
D' Pure" schnüze'd an'n Bode". Und d' Stadtlüt trä-
ge'd 's i" der Taschen umme", gibt der Bauer zurück Z.
,Dass in maniglich lieb häte, edel und gepüren.' 1336/
1446, Z Chron. .Welcher in das achtbuoch geschriben
wirt. kunt er usser acht, so git er dem lantrichter
sinen achtschilling, ein herr 10 niarch silbers, ein
edelman 5 niarch, ein burger 3 niarch und ein gebur
1 march, si mugen dann bas mit dem richter getä-
dingen.' 1383, Z Stadtb. ,Der her Gott ist auch der
buren Gott als der stattlüten.' 1557, ZWthur. ,Die
puren fand jezund an listiger werden, dann die burger
in den stetten.' ebd. .Purgatz für ein Puren oder
schlechten Menschen.- um 1650, ZElgg Arzneib. Vgl.
auch Meier i (Sp. 12). Über den B. als Maske s.
Schwz. Arch. f. Volksk. I 185 und Büren-BÖgg (Sp.
1084). — f) P. als Schimpfw. zur Bezeichnung eines
ungebildeten, zu Ämtern nicht fähigen Mannes, im
Munde der Aristokraten Ap. In Morgant 1530; Hai-
monsk. 1531 ist ,pur' die gew. Übersetzung von frz.
.villain.' — g) der Bauer in Sprichwörtern und Redens-
arten, ec) Wertschätzung. D' Pure" sl" üsi Mure",
sagten die alten Berner Herren. Der P. im Chat
erhalt, ivas rlt und gät (stätj. allg. — ß) Leben und
Lebensverhältnisse. Der P. ist en 'plägetc Ma°".
allg. Bim P. heisst 's: am Morge" früe üf, am Öbe'd
spät nider, friss g'schicing und lauf wider GRh. Siehe
noch Chat (Bd III 557). En P. ist nid umz'bringe",
me" hau-em denn Hand und Füess ab, mit Bez. auf
seine zähe Arbeitskraft Sch (Sulger). Der P. g'hört
zum (hinder de") Pflueg (und der Herr zum Pult) L ;
S (Schild), 's ist Eine'' kei" P., teenn er nid cha""
sdje" (und Pflueg ha" Z) und Garbe" binde" Sch; Z.
Der P., wo nid rechne" und miste" cha"", ist si" Lelie"
lang übel dra". ebd. .Labor sine cura macht vil armer
Pura.' 1606, TuArb. Mscr. De" P. ist nie arm. Sprww.
1869. D' P-e" sind allweg i" 's zuekünftig Jör rieh.
ebd. D' Pure" jüchze'd erst, icenn s' [nach der Ernte]
hei"' gönd (fare'd SchSI.), man soll den Tag nicht vor
dem Abend loben ScflSt. ; Z. Der P. ist nie ärmer,
als wenn er i'g'heimset hed L (Ineichen); ähnlieh Z.
Mülliwarm und ofe'warm macht die riche" P-en arm
Z. mit Bez. auf das Brotbacken und -essen. Engl
Chuchi, witi Spicher macht die chline" P-e" richcr.
Sprww. 1869. Drü Ding bringe'd de" P. um 's Ackerli :
The, Kaffe und Leckerli, ebd. Den arme" Puren iri
Chalbcr und de" riche" Puren iri Töchter icerde" nid
alt L. — y) Eigenschaften und Gewohnheiten, meist
schlimmer Art, was sich einerseits aus der gedrückten
Lage, dem Mangel an Bildung und dem langen Unter-
tanenverhältniss der Bauern früherer Zeiten, ander-
seits daraus erklärt, dass wir es mit Äusserungen aus
dem Munde der Städter, Gebildeten usw. zu tun haben.
1) Klugheit, Schlauheit, Verschmitztheit; spitzbübi-
sches Wesen. En P. und en Pfarer (Tokter L) wüs-
se"d me als en Pfarer (Tokter) elei" B; L; Z. Wer
en P. wott bitrüge", muess grad en P. mitbringe" Z.
1515
Bar, ber. bir, bor. bnr
1516
Wer en P. will für en Narre" ha", muess vor ein"
fresse" ScuSt. 's icürd-si<'h kein P. drum heule", wenn
er nid seho" vorher en Schelm ist, die Sache ist nicht
von Belang, ebd. Ahnlich: Das ist grad so vil, wie
nenn en P. en falschen Eid tuet Z. . 1 ) o r Baur gibt
gute Wort, aber ich komme ihm nicht in das Dorf,
sa<;t der Wolf, fronti nulla fides.' Mey., Hort. 1692.
6. bes. noch Lür l Bd III 1376). — 2) Dummheit.
Hochmut, Die dimmsie" Bure" häiid die greste* Herd-
epfel, die Dümmsten haben das grösste Glück ßs.
,[Im J. 1525] erfand sich wol war sin der spruch:
Wenn |man] den puren bitt, so geschwilt im der buch.'
Hotz. Urk. ; ähnlich Sprww. 1869. Es ist besser mit
de" Puren unujö", icenn si briegge*, als wenn si juchze".
Sprww. 1869. Wenn der P. üf sitzt, so ritet-er. ebd.
— 3) Schwerfälligkeit, Trägheit. ,Swa der adel ent-
edelt sich, das es tuot untugentlieh, das ist verre
böser vil, denn ein vierschröter gebur.' Sciiachzabelb.
Wenn de'' P. nüd muess, se lupft -er he" Fuess Sch;
ZW. De' P. lupft de" Fuess erst, wenn er muess GRh.
S. noch heiter 3 (Bd II 1769). — 4) Roheit, Völlerei.
En P. und en Stier ist 's glich Tier GRh. .Bauren
gehört Haberstroh, asino stramentum, non aurum.'
Denzl, 1 1 >7 7 ; 1 7 1 * >. Wenn de'' P. V soffen ist, laufe"
d' Boss am beste". Sprww. 1869. .Meinst, sy habind
einanderen in der Stuben hinder dem Tisch gschlagen
wie die vollen Pauren.' Schimpfr. 1651. Emene" volle"
P. soll es Heufueder us dem Weg B. .Einem vollen
Bauren soll ein geladener Wagen weichen, sopitum
canem ne excita.' Mey.. Hort. 1692. .Pauren hand
gern kurz Predigen und lang Bratwurst.- Schimpfr.
1651; Mey., Hort. 1692; vgl.: de" Puren ist gaet pre-
dige". Sprww. 1869. — 5) Verschiedenes. ,Kybig puren
ist ein bös gschlecht' UEckst. ; s. Bd III 108. ,Drum
hurtig dran wie Puren z' Krieg.' Com. Beati. De"
Tambur schlohd de" Zapfe'streich, bis de P. i" d'
Hose" seicht, Nachahmung des Trommelschlags AaF.
'*• Här stüt-em wie me° verdammte" P. i" der Hol!
(wohl auf einer bildlichen Darstellung beruhend) Z.
S. noch Land-Vogt (Bd I 707), fressen (Bd I 1322),
Hand (Bd II 1380). — 2. jeder junge Mann, der eignen
Rauch führt GrIV. — 3. verallgemeinert für Mensch,
irgend Jemand, in der Abfertigung: Das göt kan P.
Nüt a" Tu. Verhüllend für , Gott': Will's der P.l
Beteurung G. — 4. der Bauer im Spiele, a) Pure"
schicke" = barr-laufen (s. Bd III 1139). — b) Name
der Buben im Jassspiel, spec. des Trumpfbuben, der
als höchster Trumpf gilt (Trumpf -Pur), allg. Vgl.
Neil I (Sp. 715). P. und Neil und Ass (oder und
nass i" de" Hose" AAKe.), die drei höchsten Trümpfe.
Nadle", Fade", Fingerhuet, sticht de P., se-n-isch-cs
guet Z. Si g'heie'd mit dem 1'. abe", wird den Jassern
von TiiMüllh. nachgesagt. — c) in einem Zählspiel
der Kinder, pure" genannt, wobei es darauf ankommt,
jede Zahl, die 7 enthält (7, 17 usw.) oder durch 7
teilbar ist (14, 21 usw.), durch das W. Pur zu er-
setzen. Das Zählen geschiebt sehr rasch und geht
vom Einen zum Andern, indem je das Folgende die
folgende Zahl nennt; wer vergisst oder zögert, am
richtigen Orte Pur (dafür oft Pur) zu sagen, gibt ein
Pfand Ar; B; Tu; Z. — 5. Pürli, kleines, rundes
Brötchen aus Pürli-Mel" (s. Sp. 221) im Werte von
•'. Rappen, als Viertel eines Schütes oder in Reihen
gebacken, gewöhnliches Vorlegbrot in Wirtshäusern
Ap; GrCIiui-, He., Pr.j G ; Tu. Syn. Purli-Bröt, Heren-
Brötli. In Ap meist aus der Schabeten des Weissbrotes
bereitet und vom Bäcker häufig an die Kinder seiner
Kunden verschenkt. In GtiChur bilden Pürli. Schild-
brot und Laib das Weissbrot im Gegs. zum Hausbrot;
früher war das Weissbrot ausschliesslich Schildbrot; der
gesteigerte Verkehr brachte auch die St Galler P. und
Laibe, runde und längliche (Kilias). E" Pärli Purli,
zwei runde Brötchen an einander, ungleich schwer,
je nach dem Brotpreis 5 — 10 Rp. das Stück Ap. Chauf
■'cm Mül e" Pürli und sehivig! G. .Fast wöchentlich
wird sog. PhTenbrod gebacken, und in den Wirts-
häusern werden Bürle vom besten Schiltmehl und
Fladen zum Wein gestellt — Alles Zeichen einer
herrlichen Zeit/ 1723, ApWaldst. Im Rheintal war
A. 1769 [nach einer G Brotordnung] der Preis für den
ganzen Schilt Brot, für den halben Schilt und für ein
Paar Bäurle Brot fest, nämlich 4 Kreuzer für jenen,
2 Kr. für je eines der letztern. ,1m Jahr 1817 kostete
ein Halbes Most und ein Bürlein am Orte der Lands-
gemeinde 15 Kr.' Schlapfer 1839. Puntner Pürli,
Brotweck aus Bünden Z (Spillm.).
Mhd. gebür(e), ahd. tjibüro. I)ie Schreibung mit vollein
Präf. herrscht bis zum Ende des XIV., reicht aber in ein-
zelnen Ausläufern bis gegen die Mitte des XV., während
anderseits ,pur' auch schon im XIV. nicht ganz selten ist ;
.puren' neben vereinzeltem ,buren' z. B. schein in den ä. Z
Jahrbb. Die lebende MA. hat im Anl. überall p, ausser da,
WO anl. F'ortis iibh. nicht vorkommt. Das W. gehört zu
Uu,- I ähnlich wie .Geselle' zu .Saal' und bezeichnete urspr.
den. der mit Einem die Wohnung teilt, weiterhin den Mit-
einwohner, Dorfgenossen. Bauer. Iu uuserm 2 dürfte sich
also eine ältere Bed. erbalten haben, i a eig. von den Bauern
des Schachspiels. 5 gehört wohl sicher hieber, wenn auch
der Ausgangspunkt der Übertragung nicht klar ist. — Pur
als Familienname Z. ,Die 3. hofstatt [zu Stadelhofen] bat der
Gebur, die andre der Pfnurr." um 1300, Z Urk. .Jak. IV. der
erste Stadtschreiber. 1336, ZStdt. .Heiur. von Trostberg, geu.
Gebur.' 1371, Z Stadtb. .Hans 1'.' 1428, Ap. .X. X., gen.
I'.' 1450, ZSellenbür. ; 1535, ZZünikon; 1549, ZSth.; 1609,
AaHäggling. (,Puwr'). ,Hans Spörri, zugen. Pureuhans.' 1609,
ZBäretschw. kDas Dim. Pürli als Familienname L. '« BürUt,
Zuname ThMüllh. ,Clawi Gebürlin.' 1400, ZStdt. .Andres
Gebürli.' 1437, S. .Honsi Pürli.' 1518, ZHott. .Melchior
Lieuberger. geu. Bürle.' 1653, AaWett. .Jak. Feister, Bauer-
lein.' 1698, ZSth. Zss.: .Heimbur', Familienname G. ,Joh.
Keller. Jungbauren.' 18S2, ZTrutt. .Micbelbaur', Zuname
ZStadel. '« Bachpürt*, Zuname Th ; ZGuutal. .Hans Plister,
den man nempt Scbeggageliüiii", neben: .Haus Pfisters,
Scheggabürlis.' 1393, Z Stadtb. (vgl. .Tschekkapürliu', älter
.Schegga-, Scheckenbürlin', Name eines Bs Patriziergeschlech-
tes). .Heini Hofmai), den mau spricht geburenbas.' 1392, Z
Katsb. ,Jak. Werndli, gen. Burenfind.' 1564, ZAff.
Albis-Pür: der Bauer auf dem Albis (einem frü-
hern Staatslehen) Z. Wenn der A. am Maitag [1. Mai]
cha"° Sehne zeige", so mues'-er se'b Jär nüd zeise" Z
Zoll.f (Tn'n lisch) ine" ligge* mit den Arme" \eie-n-en
A., nach bäurischer Art die Arme auf den Tisch legen
oder stemmen ZStdt. Du bist en rechten A., Tadel
wegen bäurischer Haltung, ebd. — Alpe"-: .Bauer,
der eigene Alphütte, Stallung. Alpwiese und Yiehstand
zum Käsen hat' GrD. (Bühl.). Gegs. Füessler 2 (Bd I
1096). — Veh-: Bauer, der vorzugsweise Viehzucht
treibt, Viehbesitzer AiLcer.; Gr; Uw; Z. Wi'pür
arme'' Pur, Chornpür Mittelpür, Vehpür rlchc Pur
AALeer. (Sprw.). — Geiss- B; Gh; Schw, Geisse"-
Aa; (iL; Z: (oft Dim.) Kleinbauer, der kein Gross-
vieh, sondern nur Ziegen zu halten vermag; vgl.
Steinm. 1802, 103. .In der Alp Eien sollen die Geis-
1517
Bar, ber, bir, bor, bur
1518
banren das Laub nit prätendieren und sollen die
Eiengenossen den Geisbauren im Austagen [Frühling]
einen Weg zeigen in den Geisberg.' 1707, UwE. Kq.
Vgl.: .Unser Maitli nmss keinen Kuhdreckstampfer,
keinen Schmalviehbauer, einen Herrn soll sie heiraten
rübis oder stübis.' MLienert. — Giti-: Spitzname
eines filzigen Bauern AaL. — Güeter-: Grossgrund-
besitzer, Grossbauer ZO. ,Die Schachenlüt band sich
erklagt gegen den rychen g-en [in BE.], dass sy et-
wan, wenn not ynbricht, allgemaebest ylen, land die
armen als die vordersten zanen und zahlen.' 15(i9, B
Arch. — Gnägi-: = Giti-P. ,Das Meitschi, das so
einen hundshärigen Gn. bekäme.' Gotth. — Grägger-
Pürli: armes Bäuerlein L. — Halb-Pür: Gewerbs-
mann, der neben seinem Gewerbe mit ein bis vier
Kühen Landwirtschaft treibt B. Kleinbauer, der etwa
zwei Kühe im Stalle bat Aa. ,1m Gegs. zu den Hof-
besitzern wurden im XVI. und XVII. in L die. welche
nur Häuser und Gärten besassen, Halbbauern genannt.'
Seo., B.G. S. noch Pur 1 a. — Hüener-: verächt-
liche Bezeichnung eines armen Bauern; eig. einer, der
nur Hühner st. Vieh hält SchwE. .Unser Gov kann
nicht einen Hübnerbauern und einen Kalbertränker hei-
raten.' MLienert. Die ärmere" Bürli, d' Hüenderbürli.
ebd. — „Hang-Bür " , Hanger-Pürli: Bauer von
wenig Vermögen L. Syn. Hangerli. — Herre"-Pür:
Herrenbauer; Bauer, der einen schuldenfreien Hof und
noch Kapitalien dazu besitzt Aa; B; Tu; Z. — Hüs-:
1. Hausbewohner mit eigenem Haushalt. ,Wir handt
auch gesetzt und gemacht, dass sich keinerlei ewige
Zinsen nit sollend machen noch versiglen, es seiend
dann Küchen- oder Spend-Zinsen ... Es wäre denn
Sach, dass ein ehrsam Richter und Gericht erkennen
mögend, dass ein armer Hausbaur sein Volk auf einem
Lehen erhalten möchte, mag solches auch zugeben
werden.' GrKIosI. LB. — 2. Hausherr im Gegs. zum
Mieter B. .Nahmen doch Dienstboten ihre Meister-
leute zu Gevatter, Hausleute den Hausbauer und seine
Frau.' Gotth. Wie 's de" so geit, wenn der H. nit
gäng um de" Weg isch, het Niemer Sorg. MWalden
1880. .Meinem sei. Grossvater wurde noch von seinem
Hausbauer erlaubt, seine Geissen in den Gassen weiden
zu lassen.' SÄbi 1819. — Hütte"-: Bauer, der die
Milch seiner Kühe in die Sennhütte liefert Z. —
Chüe-: 1. Bauer, der wenigstens eine Kuh halten kann
ZO. (im Gegs. zum Geissen-P.). ,Es wurde den Kub-
bauern überlassen, in besondern Versammlungen die
nötigen Anordnungen über die Ausübung des Weide-
rechts zu treffen.' 1724, Gl (Blumer, RG. II 1, 361).
— 2. (Uim.) Kleinbauer Tu. Hämmeli, wo de Herr
Pfarer vo" de" Chüelibürlene" oder vo" D'ene" übercho"
hat, die lieber die fü"ft Hamme" aem Pfarer g' schickt
hetti'd Th. — Chunst-: spöttische Bezeichnung eines
Bauern, der nach neuer Methode Landwirtschaft treibt,
ohne Erfolg zu haben ZSth. — Chorn-: Bauer, wel-
cher vorzugsweise Getreide baut AALeer. ; B. S.Veh-P.
— Chatze"-Purli: in einem Zählspruch der Kinder.
Pürli, Pürli, Ch., 's göt e" Frau i" 's Hüenerhüsli,
listdi beste" Hüener üs [usw.] Aa (Rochh.). — Chleb -:
Bäuerlein in armseligen, bedrängten Verhältnissen
GT.; ZGlattf. E" Chlebbürli mit-eme" verschuldete"
Heimetli GT. .Manch armes Klebbäuerli, das jetzt
aufs Blut zu tun hat.' UBrägger 1788. — Chlöster-
Pür: Bauer, der einem Kloster zinspfiiehtig ist L.
— Land-: .agricola in planioribus Helvetire locis, im
Gegs. der Bergbauren.' Frisch; s. Gr. WB. VI 98. —
Lands-: Bauer des eigenen Landes. .Herzog Uelrich
von Wirtenberg bracht zu Balingen zuesamen 100
reisiger pferd, 500 landspuren und bi 0000 eidgnossisch
knecht.' Ansii. — Länder-: Bauer aus den Urkan-
tonen UwE. 's Länderbürli, Titel eines Gedichtes
im Uw Dialekt mit dem Kehrreim: 's isch kei" Norretl
nes Länderbürli z' si". Ineichen 1859, 131. — Milch-:
1. .Lactarius, der Milebspeis macht, Milchbaur.' Denzl.
1077; 1710. — 2. = Hütten-P. Z. — Marter-: (meist
Dim.) „Bauer, der kümmerlich fortkömmt oder der
das Vieh nur sparsam füttert VO." .Franz [der eine
Erbschaft von 5000 Lire gemacht] besass so viel als
fünf Marterbauern in Gesehenen zusammen.' JWipfli
(U). — Moser-: Bauer aus dem .grossen Mos' F.
— Mit-. .Unser guoten mitpauren von Liechstall.'
1499, S Wochenbl. 1846. — Mittel-: (oft Dim.) Bauer,
der zwischen Gross- und Kleinbauer die Mitte hält,
mittelmässig begüterter Bauer AALeer.; L; Tb; Z.
's ist Nüd uf der Welt so g'fellig als es Mittelbürli
[usw.]. JBHaffl. 1813. S. noch Veh-P. — Neu-:
neu auf ein Gut gezogener Bauer, meist als dauernder
Zuname ThHw. f; Z. JMaag, Neubauren' ZBülach.
.HUForster, Neu Baur.' 1752, ZSth.
Nach (bzw. -ö--, -ö'-) -Pur Ap (s. Anm.) ; B (vor-
herrschend); F; Gl; Gr; L (auch -p.r); PAL; GA.,
Ms, T.; Scnw; S (neben -pfr); oTh; U; ZFehralt., O.
(s. Anm.), Nächprr Aa; Ap; Bs; G; Sch;uTh;Ni>w
Z — PI. Nächpüre", -ppe» (in GStdt Sg. Nächp%r, PL
Ncichpüre"): Nachbar. 1. wie nhd., in engerm und
weiterm S. allg. Wenn-me" z' icenig Fründ [Ver-
wandte] häd, se ladt-me" d' Nächberen i' 's Leid ZZoll.
Mit isen [unsern] Nächbüren hindrem Grad [den
Unterwaldnern] BHa. Ebe" sag-ich dö zue mim Nach-
her, Formel bei Tische zu einem Neuangekommenen,
um ihn ins Gespräch einzuführen Bs. ,Was lüten ze
Obernhusen ist, si sin der gottshüsern ze Einsidelen,
uf der Kiehenow, ze St Gallen, St Regien, die sint
ein ander genoss und sond ein ander erben und hant
si enhein nachwendigen fründ, so sol si ir nächster
nachgebur erben und nüt der vogt.' 1393, ZOberhausen-
Kloten Offn. ,Item ob der nachgeburen der gebursame
oder der husgenossen zwen oder dry mit einander
stössig wurdin.' um 1460, Z Offn. ,Er [der König von
Frankreich] will nit, das ein solcher sparr und nach-
pur [wie Savoyen] sie zwüschen minen herren des
punds und im.' 1476, Bs Chr. ,Glych als einer, der
seinen nachburn mit der ax bitt, das ist als vil: tuost
dus nit, so wirt die ax reden.' Zwingli. .Nachbaur,
der nach bei wonende, vicinus. Nachbauwren, deren
heuser an einanderen stossend, paneci.' Mal. .Von
unsern nachpuren von Engelberg.' 1567, Ndw LB.
,Es treff an gemein landlüt, gemein nachpuren oder
sunder personell.' 1585, Scuw LB. , Hochgeehrter Herr
Nachbaur Pfarrer!' 1702, ZOGlatt. S. noch lassen 1 b i
(Bd III 1397). Der Nachbar im Sprichwort: Ghauf
's Nöchbers Rind und hüröt sl"s China, so iceist, wer
si sind L (Ineichen); vgl. Mist (Sp. 538). En gueter
Nachher und e" guets Dach sind ame" Hüs Oppis wert
AABb. Drü Übel sind die graste", wo-men-eme" Find
cha"" wünsche": e" bösi Frau, en böse" Nachher und
es bos(es) lach B; ZZoll. Ei" Nöchber muess dem
andere" helfe" L (In eichen). Me" muess de" N. nid
witers tue" als hinder d' Tür, um ihn nicht weit
suchen zu müssen, wenn man ihn braucht, ebd. Besser
1519
Bar, ber, bir, bor. bnr
1520
en Nachher a" der Wand, als en Brüeder über Land.
Silger. ,Es ist in aller weit der bruch: mit nach-
puren rieht man hüser uf.' BGletting. ,Die Sabäer
sind des Joben nachpauren gewesen. Mit nachpuren,
lautet das alt sprücbwort, muess man heuser auf-
richten. Job wirt seinen nachpuren vil nachpürlicher
früntschaft und diensten bewisen haben.' LLav. 15S2.
's chann Eine nid länger z'fride* si", ah der N. will.
Sulger. Wenn d' Nächpüre* nit wäre*, so war Alles
sicher USch. Wer bösi Nöchbere' hed, muess-si''' selber
rüeme" L (Ineichen). ,Wir sagend: wer sich selbs lobt,
der hat bös nachbauren.' LLav. 1582. ,Du rüembst
dich selbst, des hab ich daren: ich mein, du habest
bös nachpuren.' 1597, L Ostersp. S. noch über-laufen
(Bd III 1129). .Nachbar' und .Freund.' En gueter
Nüchber ist en gueter Eriind. Sclgek. ,üute Nach-
pauren sind besser als wyt entlehnte Fründ.' Schimpfr.
1651. , Damit wir für jeden zufall doch etwan einen
fründ und guten nachpuren hetten.' 1509, Absch. ,Ein
fründ oder nachbur, der dir oft gedienet.' LLav. 1584.
S. noch Fründ (Bd I 1303), Ge-mächling (Sp. 20).
Verallgemeinert: gueti Nöchbere' si", gut mit einander
auskommen (auch ohne Nachbarn im eig. S. zu sein)
Bs. Bildl. von über Nacht unerwartet gefallenem
Schnee: es hat en neue" Nächber g'ge" ZB., S. ,Die
Morgenröte und die Sonn in ihrem Aufgang sind Nach-
bauren.' FWyss 1672. — 2. grundbesitzender Gemeinde-
genosse, stimmberechtigter Bürger eines Ortes Gr.
,So ein frömbder, der nit ein geborner nachbur ist
und zur ehe nirapt eine nachpüry, der solle für ein
gmeind kehren und umb die nachburschaft bitten.'
1538, Gr Rq. ,1589 ist beschlossen: wann man einen
neuen nachbauren annimmt, soll er einen guten har-
nisch haben.' ebd. ,Wo einer oder der ander Nachpur
in gemelter Gemeind auf seinem Guet Vieh wintern
wurde.' 1686, GrA. Alpstatut. ,Uass kein Gemeind in
unsern 4 Dörfern keine leibeigne Leut, die einen nach-
jagenden Herren haben, zum Nachbauren annemmen
soll.' Gr VDörfer 1692. ,Er sei frömbd oder heimsch,
Hindersess oder Nachbaur.' ebd. ,Bei der allgemeinen
Maxime der Gemeinden, keine neue Nachbarn anzu-
nehmen, muss notwendig in jedem Dorf eine Oligarchie
entstehen.' Chcrer Beitr. 1792. ,A. 1664 ist in Truns
entschlossen, das fürterhin die Uneheliche Nachbai
und Gemeindsmann sein und wohnen mögen, wo der-
selbigen Vater Nachbar gewesen ist.' Gr Gesetze 1827.
S. noch Namen (Sp. 722/3). — 3. in allgemeinem) S.
als gemütliche Bezeichnung von Landleuten, Leuten
übh., bes. in der Anrede. Wohltat. Jüngl. 1780, 41.
,lsts wahr, liebe Nachbarn?' der Gutsherr zu seinen
Bauern, die nicht seine Nachbarn sind. HPest. 1781.
Als Anrede eines Fremden an die Bauern im Wirts-
haus, ebd.
Mhd. nachgebUrfe), -bnr(e). Zur Abschwächung des zweiten
Teils vgl. den Ortsn. Sleimn- <&nii»8r (Sp. 383). In 4p;
ZO. stehen Nächpfr und yßchpür in der Weise neben ein-
ander, dass Ersteres die allg. Bed. von .Nachbar' hat, Letz-
teres spec. den benachbarten Bauer bezeichnet. .Nachbaur'
noch bei AKlingl. 1691 ; 1712, Lied (.Nachbauren : Mauren').
In i Mey., Wthurer Chr. wechselt .Nachbur' mit ,Nachburger.'
Zu J vgl. Schneller I- 1730; Alem. 12, 205.
FSld-Nächper: (PI.) Bauern, deren Grundstücke
zsstossen Tu. — Hock-: der neben Einem Sitzende
BSi. — Neben-. ,Es klagen die Nebennachparn des
Geissberg, Hundsmatt usw.' 1653, Bs ( AHeusl.1854, 174).
un-nachber ünfnjächper: 1. nicht leutselig, un-
freundlich, rücksichtslos A AWohl. ; L; Scuw. U. si',
tue", rumoren und dadurch Andre belästigen, z. B.
von Kindern, einem musizierenden Nachbarn L. —
2. Da isch-es u. 3' wune", unheimlich; von einsamer
Lage ZLimm.
Ohne Zweifel eig. nicht. Lieber gehörig, sondern identisch
mit un-achtbar (s. Bd 1 81; vgl. auch Nackber Sp. 712);
aber vom Sprachbewusstsein hieher gezogen, wie die (für L
und Schw bezeugte) Länge des a, die tw. Gemination des
vorangehenden n, ausserdem auch die Bed. beweist.
Näcbpürsami f.: Nachbarschaft in konkr. S. Bei
den Gemeinden. Klöstern und der .nachpursame' ge-
malte Fenster betteln. 1549, ZElgg (KHauser 1895, 522).
Nächpürschaft bzw. Nächi>rrschaft f.: 1. nach-
barliches Verhältniss, nachbarliche Gesinnung. ,Guot
früntschaft und nochgepurschaft machen.' 1476, Bs
Chr. .Baden, von dem wir sunst alle eer und gebür-
liche nächpürschaft hörend.- Zwingli. Die Elgger
haben aus .Nachbarschaft' das Aadorfer Vieh auf ihrem
Boden weiden lassen, doch dürften die Aadorfer sich
nicht ein Recht daraus machen. 1534, ZElgg. ,Ist nit
ilie meinung, dass man umb gueter nachpaurschaft
willen Gott und seine wort solle übergeben.' LLav.
1582. ,Um gueter Nachburschaft willen giengend si
semlichs in.' JJRüeger 1606. — 2. Verwandtsehafts-
verhältniss. ,Wan ein Persohn ohne Leibserben
stürbe und aber Bruders- oder Schwesterkinder, bei-
nebens auch Vaters- oder Mutterbruders- oder Schwe-
sterkinder hinterliesse, soll in solchem Fahl sich je
die Erbschaft der Nachparschaft conformiren und zu
des ohne Leibserben Verstorbnen Verlassenschaft, wan
keine Geschwüsterte vorhanden, Brüder- und Schwe-
sterkinder die rechte und einige Erben sein, und die in
gleichem, aber zurückgehendem Grad an der Erbschaft
kein Teil haben sollen.' 1675, SchwE. Hofrodel. —
3. Vereinigung von Nachbarn zu geselliger Unter-
haltung GStdtf; ZWthur. , Schon seit sehr alten
Zeiten haben sich in Winterthur die Einwohner aus
einer bald grössern bald kleinem Abteilung der Stadt
in Gesellschaften vereinigt, die sie Nachbarschaften
heissen. Die Mitglieder einer solchen N. bezahlen
bei gewissen Anlässen, z. B. bei ihrer Aufnahme, für
erhaltene Ehrenstellen, Erbschaften udgl. eine kleine
Abgabe an eine gemeinschaftliche Kasse, aus welcher
alljährlich auf den Aschenmittwoch für die Manns-
personen ein freundschaftlicher Schmaus veranstaltet
wird. Alle 8, 10, 12 Jahre aber wird mit ziemlichen
Kosten ein grosses Fest gefeiert, an welchem die
ganzen Familien Anteil nehmen, das zwei Tage lang
dauert und das man, ungeachtet die Zeit der Feier ganz
willkührlich ist, den grossen Aschenmittwoch heisst.'
Schwz. Nationalztg 1803. ,Die ganze Nachbarschaft,
Reiche und Anne, Alt und Jung wurde auf den fest-
lichen Tag [von Junker Zollikofer] geladen.' AGrob
1832 (GStdt). 1588 wurden [in LStdt] die .künigrych
und andere derglychen nachpurschaften und malet"
wie die Tanzbelustigungen auf dem Rathaus unter-
sagt. Liebenau 1881, 205/6; vgl. dazu: ,Uf Otmari
1536 haftend nachpuren an der pfistergassen [LStdt]
zum affenwagen z' morgen gessen', ein sog. Nachbar-
schaftsessen gehalten. Salat. S. auch Nächberen-Bail
(Sp. 1146). — 4. die benachbarten Häuser mit ihren
Bewohnern; gelegentlieh auch der einzelne Nachbar,
allg. Rüefe", en Lärme" mache", das'-me" 's i" der
1521
Bar, ber, bir, bor, liur
1522
ganze* Nachbarschaft ume* g'höri Tu; Z. ,Mit weinen
um! beulen, welches die ganze nachbaurschalt zur
barmherzigkeit bewegt.' 1595, TbPlatter. ,Man könne
etwan in einer Nachbaurschaft wegen eines schlechten
Krautgärtleins in Zerwürfniss geraten.' SHott. 1666.
Wie g' fallt -der di" N.? ein Gesellschaftsspiel: man
sitzt im Kreise aut'Stühlen; Einer steht in der Mitte
und fragt .lind aus dein Kreise: Wie g'fallt-der di"
N.? worauf Dieser andre Nachharn, oft auch .eine
allgemeine Veränderung' wünscht. Bei der Vertau-
schung der Sitze sucht der Pragende einen Sitz zu
erhaschen. Gelingt es ihm, so geht seine Rolle an
Den über, der keinen Sitz erobert hat ßs. — 5. po-
litischer Begriff, a) „abgeteilter Stadtbezirk, Quartier,
ein dem Städter in Zug eigentümlicher Ausdruck. Die
Stadtgemeinde ist in 14 N-en eingeteilt; eine der-
selben macht der in der Schweizergeschichte berühmte
Seh weinmarkt aus, die Gasse, wo im J. 1477 die Ge-
sellschaft der tollen Welt ihr Panner (vorstellend ein
fruchtbares Schwein mit unzähligen Ferkeln in den
mannigfaltigsten, seltsamsten Stellungen) aufwarf. "
.Jede N. besass ihre genauen Grenzen, jede wählte
ihren Oberen, den Seckelmeister, einen Schreiber und
hatte ihre eigenen Satzungen. Diese Statuten, 11 Para-
graphen enthaltend, mussten bei dem alljährlich statt-
findenden .Nachbarschaftsmahl' an der Tafel gleich
Anfangs vom .Nachbarschaftsseckelmeistei" abgelesen
werden. Am IG. Aug. 1772 hielt die Nachbarschaft
[Weinmarkt] ihre Versammlung, an welche die aus-
gedienten Soldaten die .nachbäurlichen Kriegsrohr' zu
bringen hatten usw.' Elsener-Kal. 1882, wo noch
Weiteres zu finden ist. — b) mehr oder weniger ab-
gesonderter Teil einer bürgerlichen oder kirchlichen
Gemeinschaft Gr. Syn. (Ge-)BArt. a.) Unterabteilung
eines Dorfes, einer Gemeinde, auch nur Hof. .Was
andere unachtsame Nachbarschäftlein und Höf be-
langt.' Güler 1625. .Nach Catzes gehören auch dise
Nachbarschäftlinen." Sprecher 1672. , Tarasp bestehet
in keinem zusammenhaftigen Dorf, sondern in kleinen
Nachbarschäftlinen und Höfen.' Sererh. 1742. .Dusch,
nur ein kleines Nachbarschäftlein von wenig Häusern.'
ebd. — ß) bäuerliche Genossenschaft zur gemeinsamen
Benutzung von Wald und Weide, kleineres oder grös-
seres Dorf als Teil eines Gerichtes, Hochgerichtes;
vgl. bes. Bündn. Monatsblatt 1897, 156 f. ,Auf Davos
sind 14 Nachbarschaften, 7 im Ober- und 7 im Unter-
schnitt der Landschaft.' Bühl. 1 100. 156; vgl. Tsch.
584. ,Wir ein ganzi gmeindt und nachpurschaft zu
Jenatz.' 1586, Archiv Jen. ,Das Hochgericht Davos
zerfallt in 20 Nachbarschaften.' Sprecher 1672. ,Das
ganze Tal [Misox] wird in zwei Vieariat abgeteilt und
in vier Squadren oder Vierteil, und hat fast jede
Squadra acht Nachbarschaften, welche ihre Consuln
haben.' ebd. .Dieweil die ganze Landschaft Lifenen
iu Nachbarschaften oder Gnossame [it. Text: ,in otto
vicinanze'] abgeteilt, deren jede ihre besondere Dorf-
schaften und besondere Rechten und Gerechtigkeiten
hat.' XVII., U Rq. ,Die Nachbarschaftslüt in Aschrina
sind zusammengetreten, ein Ordnung und Satzung zu
stellen.' 1686, GrA. , Avers hat kein rechtes Dorf,
sondern nur etliche Nachbarschaften, deren jede aus
10 bis 20 Häusern besteht; zu diesen Nachbarschaften
werden auch etliche Höfe gezählt' Sererh. 1742. ,üie
andere Bürd oder Nachbarschaft [von Safien] heisst
Camana, die dritte Bürd oder N. oder Schnitz, wie
Schweiz. Idiotikon IV.
man es namsen will, dieser Landschaft heisst Zalöng.'
ebd. ,Vier Dörfgen Igels, Dajin, Rumain und Fetix,
die zusammen eine N. ausmachen.' Gr Sammler 1780.
S. noch Werch-Meister (Sp. 534). - Zu 5 vgl. Bund 5 bf
und Aiim. (Sp. 1357).
Un-: unfreundliche Nachbarschaft. .Mittel, für
die Zukunft Streitigkeiten und Unnachbarschaft [zwi-
schen der Schweiz und Ostreich] zu verhüten.' 1587,
Absch.
ver-näch-pürt: benachbart. .Fygendsehaften
vernachbarter Gmeinden.' Z Mand. 1620. ,Wie grosse
Ungleicheit wird gebraucht by vernachburten Gmein-
den!' JJBreit. 1631.
ge-n äch-pürt: = dem Vor. .Mit unsern genach-
burten biderben Lüten.' ZWthur Mand. 1580.
be-näch-pürt: = dem Vor. .Zwüschend den be-
nachburten landen.' RGualther 1581. ,Sampt den
nechstbeiiacbbaurten Freund.' Bs Chr. 1779. Auch
subst. .Gegen unseren benachpurten.' Z Mand. 1596.
.Etliche der Benachburten an den Anstössen des Berner
Gebiets.' RCys. ,Mit den Benachbawrten.' Entlib. 1653.
,Mit ihrer Benachbarten Hilf.' SHott. 1666.
Näch-püri", Nächp<ji" f.: Nachbarin, in Gr auch
Bürgerin. ,Wenn er [der Schulmeister] zu der Nach-
büri geht, dass sie ihm eine Woche noch die Milch
dings gebe.' Gotth. .Von irer nachpeürin und Haus-
genossen fordern.' 1531/48, II. Mos. ; = .Nachbarin.'
1667. .Ein nachpürine [Acc.].' 1541, L. ,Unsre Nach-
baurin.' AKyburz 1753.
näch-pürle" nach-, nöchp^rle": (in Bs auch refl.)
sich vertraulich nähern, z. B. mit dem Stuhle näher
rücken, um auch einen Bissen zu erhaschen, am Ge-
spräch sieh zu beteiligen Aa; Bs; GT.; Th; Z. Spec.
mit Bez. auf den Verkehr der Geschlechter: n. (mit
enand), (zu) vertraulich mit einander tun; n. mit
Einerfe"), vom Manne, sich einer Frauensperson ver-
traulich nähern, ihr in erlaubter oder unerlaubter
Weise den Hof machen Aa; Ap; Bs; GStdt, T.; Soh;
Th; Z. Ieh weiss nüd, ich tveiss nüd, Lisebetli; der
Salli hat nacht i" der Liechtstubete" wol starch g'nöch-
berlet. Es chönnt Hecht Öppis absetze" ZO. So, da
wird g'nöehberlet ! Ir Schlufene", ir Leckers- Chind, ja
wol ä ! ACorrodi. Er häd vor der Verlobi'g so fründli"''
g'nöehberlet, dass si-sich halt häd müese" e"tschlüsse",
de" Tschol mit irem Händli z' biglücke". MUsteri.
Auch unpers. es nöchberlet: 1) der Tag, die Stunde
nähert sich Tb. Es nöchberlet e fange" : morn heisst 's
Adie säge". — 2) es wird anzüglich ZSth.
näch-bürlicl>, -lig nöchberlig (in Z g'n-): nach-
barlich. Die ganzi nöchbürligi Rott, die Kinder der
ganzen Nachbarschaft. Joach. 1892 (S). G'rad so aparti
nächburlich isch dö nüd eister zueg'gange*. Schweizer-
mund 1891 (Zg). 's löt-sich Alles nöchberlig z'sämme",
rückt zusammen, im warmen Zimmer, beim Ofen.
Breitenst. .Man werd inen [den Rapperschwylern]
gueten geneigten nachpürlichen willen erzöugen.' 1531,
Z Schreiben. ,Da sie sin küngliche majestat ganz ge-
neigt, sich ouch nächburlich mit allen gnaden gegen
inen [den eidgen. Orten] ze halten.' Ansh. ,Der Graf
[von Zollern] schickt hieruf einer Oberkeit [von Sch]
ein fründlich nächburlich Schriben.' JJRüeger 1606.
,Der Landvogt sei ufrichtig, ehrlich, fridsam, fründ-
und nachbarlich gewesen.' 1611, Obw (AKüchler 1895).
,Aus guter nachpaurlicher Freundschaft.' Bs Chr. 1779
Spec. Sich nöchberlig mache" Bs, (g')nöchberlig tue" Bs ; Z
96
1523
Bar. ber. bir, bor. hur
1524
sich zudrängen, (zu) zutraulich werden. Schuck het
der Jol;eb g'suecht, sirh im [dem] Vreneli n. s' mache'
und e" WörÜi mit im z' verhandle'. Breitenst. Es
wird -der doch nit eso Ernst si"? seit-er drüf tum
Mareili und zoitt-si'* n. mache". Si aber giH im e"
Bang [Stoss]. WSenn. .Dabei konnte es scherzen und
lächeln und das eine Mal so nachbarlich tun und das
andere Mal wieder so sittsam und züchtig, als ob es
sich nicht getraute, ihn nur anzurühren.' Breitenst.
Becher-Pür: (PI.) arbeitsscheue Insassen der
Schenken, namentlich entlassene Söldner. Mitte XVII.,
Müller, Schwz.-G. (X 3, 19). ,Die fürnembsten und
reichsten Bawren, welche man mit Übernamen Becher-
bawren nennet, dieweil sie die Präfektos gern mit
silbern Becheren zu bestechen pflegen.' Heutel. 1658.
— Bode"-: 1. Bauer, der ökonomisch misslich steht
S (Schild). — 2. Bauer, dessen Hof ,im Boden' heisst Z.
— Bann Ba""-Bür: Name eines Bannsteines BsLäufelf.
— Mutte" - plütscher-: ärmliches Bäuerlein S.
Wenn-men a's e" rechten a'ständigen und nit numme"
so a's e" 31. g'tcirben und g'werbe" wott. Schild 1866.
— Reb-: Weinbauer Ap; B. — Rechtsami Mecht-
simi-: Bauer, der an seinen Vorrechten zähe festhält
SKriegst. Jörg isch rabiate'' B. g'si"; Chasper het 's
mit de" Taunere" g'ha" und het welle", dass alli Burger
glich solle" g'halte" werde". Hopst. — Bagger-: (oft
Dim.) 1. (Klein-)Bauer, der sich abrackert und trotz-
dem (z. B. wegen Überschuldung) auf keinen grünen
Zweig kommt LSemp.; SB., NA. — 2. filziger Bauer
S (Hofstätter). — Rindli-: Bauer, der nicht mehr
als ein Bind oder eine Kuh zu halten vermag AaF.,
Ke. — Ross-: Bauer, der Pferde zu halten vermag S.
S. ge-frit (Bd I 1264). — Rüters-: Spottname der
Schwaben im Schwabenkrieg (Erwiderung auf die
Verspottung der Schweizer als .Bauern'). ,Die r-en,
die sind frisch, si sitzend bi dem Rin.' 1499, Lied.
— Hindert-sicl1-: Bauer, der in Folge von Nach-
lässigkeit, Ungeschick uä. ökonomisch zurückkommt B.
— Senn-: Bauer, der, weil er neben der Weidewirt-
schaft gleichzeitig Feld- und Wiesenbau betreibt, Senn
und Pur zugleich ist Jura (Anderegg 1898, 645). —
Sennte"-: 1. Bauer, der eine so grosse Herde hat,
als zum Betrieb eigener Alpwirtschaft erforderlich ist,
gewöhnlich aber Mitglied einer Genossenschaft von
Viehbesitzern, die aus ihrem Vieh eine Sennte" bilden,
welche auf gemeinschaftliche Kosten einem Senn unter-
stellt wird Gl; Urkantone. S. auch N. Z Ztg 1876,
Nr 189 Feuill. und vgl. noch Steinm. 1802, 117; Uvv
Gem. 56. — ■ 2. Bauer auf dem ,Senntenhof' AaMuh.
Schache"-: armer Kleinbauer, Tagelöhner BU.; S.
Eig. Einer, der an oder in einem Schacken wohnt oder dort
zu seinem Unterhalt seine Ziegen weidet und Kartoffeln baut,
Schüfel-: Sappeur, Pionier; lt B Taschenb. 1874,
303 im bernischen Heere schon im XV. aus der Zunft
der Rebleute genommen. Vgl. auch vRodt 1831 II
141; ferner: ,So han ich ouch bstellt uss dem feld-
pfluog 800 buren mit schuften zum geschütz ... die
muoss man zuo dem herzüg haben, splanaden machen,
schanzen zuo graben.' NMan. Der König habe 45,000
Fussknechte, 50 Stück Büchsen und 4000 .Schufel-
bürli.' 1537, Absch. ,Den 5. julii ist der ritterschaft
und den schaufelbauren abgedankt worden.' 1586,
Lacffer. Beitr. ,Der König [batj durch seine Schufel-
puren den Weg machen lassen.' RCvs. Soldaten und
.Schufelburen.' 1623, Absch. Der Landvogt [von GSa.]
soll 80 Musketier und 20 .Schufflenpuren' aus dem
Landvolk ausziehen. 1629, ebd. .Schufelbaureir müs-
sen den Stadtgraben von Bern ausgraben. Mtricats
1630. ,Ferners sollend auch in Bereitschaft gehalten
werden für 100 Schufelburen Bickel, Schuften und
Hagmesser.' 1646, Z Mscr. ,Das Plapmul, der grob
Schufelpur!' wird Nikiaus von der Flüh von einem
Teufel genannt. J.Mahl. 1674. — Schulde"-: (meist
Dim.) Schuldenbauer Aa; B; S; Th; Z. S. auch Erl-
tigs-Mannli (Sp. 281). — Schind-: = Bagger-P. 1 u. 2
SThierst. — Sehind-den-Büren. ,Dechan Sebastian
Seh.', fingierter Name. NMan. — Schäse" - Pur :
Bauer, der sicli eine Chaise hält, ein etwas vornehmerer
Bauer ZKn. — Schnibeli-: zärtliche Schelte einer
Mutter auf ihr vorlautes, rechthaberisches Kind B
Burgd. — Schwarz-: = Schwarz-Bueb 4 (Sp. '.'11)
BsL. (viell. bloss individuell). — Stiere"-: Bauer,
der Ochsen hält Z. ,Der Stierenbauer Hcirech.' HI'est
1783. — Zis-tag Zistig-: Bauer aus der Umgegend
von Bern, der alle Dienstage am Wochenmarkte in
der Stadt zu finden ist und daheim seine Wirtschaft
vernachlässigt B. — Tauner-, in Bs (lt Seil.) Deiner-:
(Dim.) Schuldenbäuerlein .UWohl.; Bs. — Tüttli-:
Bauer, der mit Kühen (statt mit Ochsen) pflügt Tu.
Trumpf- s. Pur 4b. RA.: Er chiinnt hiiv'e'drl"
wie def Tr. Z. — Der Tr. wird oft bis zuletzt aufgespart.
W i d e m -. . Widebaur, colonus ecclesiasticus.' Denzl.
1677; 1716. — Walis-. W. mit der hölzige" Sackür !
Neckruf der Kinder AaKöII. — Ris-welle"-: Bauer,
der den Städtern Reiswellen liefert Aa. B' B-e"
V schissen Ein, wenn si nnmen ussen am Wage" Chne-
bei händ und inne'für lüter diiuns G'städ. Dietschi
1814. — Wald-: Schwarzwälder Bauer. ,Die w-en
und die us dem Klechgew.' 1525, HsStockar. .Diser
Zit erhuob sich Krieg mit den Herzogen von Öster-
reich und dessen Undertanen, den Waldburen uf dem
Schwarzwald.' 1614, Landw. Chron. — Wildi-: Bauer,
dessen Hof in einer Einöde (WildiJ liegt GrPi\ Der
uHüenlehist [ungeschlachteste] W. MKconi. — Wi" -:
= Beb-P. Aa; B; Z. Auch 1530, ZWetz. S. noch Yeh-P.
— Wässer-: Bauer, der seine Wiesen durch Wässern
düngt B. ,In den Wiesen sah man in breiten schwar-
zen Hüten und hohen Holzschuhen die eingefleischten
Wässerbauern stehen und [vor einem Gewitter] den
zu erwartenden Wassern die Wege bereiten; denn das
Wasser bei Gewitterregen, welches die Strassen fegt
und die Düngerhaufen umspült, ist für einen rechten
W. oder vielmehr seine Wiesen das beste Labsal.'
Gottu. ,Er hob schon ein Bein zum Gump, wie ein
W., wenn das Wetter ändern will.' ebd.
Züricb-: Bremse GA., O. — Vgl. Botaw«(Sp. 1181),
Schwab.
püranisch: bäurisch BE. Das g'selit aiirh gar so
p. US. - Zur Bilduug vgl. grobänisch (Bd II 690).
pure", in PJ.j GrHc; G (Zahner); ScuwE. pürnt":
1. Landwirtschaft treiben, allg. Auch: als Bauern-
knecht auf dem Lande arbeiten AaB. Viehwirtschaft
im Grossen treiben (zur Butter- und Käsebereitung)
Ndw. „Der Herr N. büret, besorgt selbst das Land-
gut, lässt es unter seiner persönlichen Aufsicht be-
arbeiten." Er pnret ji: selber, het kei" Ijchcina""
mir B. Im Summer In der grosse* HU: isch 's u-ul
ke* G'spass, das F.; doch hlibi-me" g'sund bi Speck
und Schnitz und brächt c'kcini Küre". LReiden Kai.
1899. Hütigstags wott Niemer me'p., und doch mues'
1525
Bar. ber, bir, bor, bni"
152«
Alles us ''em Pur use" g'lebt hei" ZZoll. Mer biire'd
jelz liim WSbstuel sue! (iron.) Stutz. Me" g's'eht, dass
si nume" nC* halb Imre". sust hätte" -si nit so wisses
Becke'bröt uf ''cm Tisch. Weibel 1S85. .Der Pfarrer
Isidor und wie es ihm mit dem Bauern ergangen',
Titel einer Schrift von XHerzog 1863. Das heisst
'boret [gewirtschaftet]! Joach. Wenn d' Herre* püri'd
und d' rare" herri"d, so giH 's Lumpe". Z Wehr-Kai,
1897. S. noch in-Mn (Bd II 1335). ünpers. Es (oder
das) jiüret 1) es sieht nach bäurischem Wohlstand
aus, „es verrät einen reichen, geschickten Landmann "
Aa; L. — 2) „es riecht nach bäurischer Gesittung,
nach dem Stalle." Wo 's drecket, dö huret 's, Bauern-
gewerb ist nie ohne Dreck S (Schild). — 2. sich wie
ein Bauer benehmen, a) mit verschränkten Armen
behaglich breit da stehen oder einhergehen AABb.; B;
ZW. — b) mit aufgestützten Ellbogen am Tische
sitzen ZGlattf. — c) nach bäurischer Art rasieren FJ.
— 3. das unter Pur 4 c beschriebene Spiel machen Ap.
— 4. spröde, brüchig sein, von dem zu behauenden
Stein LStdt (Steinhauerspr.). Der Stei" püret, wenn
beim Behauen Splitter nicht nur vor, sondern auch
hinter dem Meissel abspringen.
Bed. 4, wenn hieher gehörig, schliesst sich au 2 an:
das Verhalten des Steines wird mit dem (ärgerlichen) Ge-
fahren eines Bauern verglichen.
h in den -ab e"-: durch ungeschickten Betrieb der
Landwirtschaft ökonomisch zu Grunde gehen. ,So ein
Springinsfeld werde mit seinen neumodischen Pflügen
und Maschinen bald hinten abe" gebauert haben.' An-
deregg 1891. — üs-. Üspürfujet hei", abgewirtschaftet
haben B; G; Tu; Z. — ver-: (sein Vermögen) durch
schlechten Betrieb der Landwirtschaft durchdringen B.
— gross-: den Grossbauer spielen SchwE. (MLienert).
Puren", -ei f.: das Bauerngewerbe Bs; SchScIiI. ;
Th. Da' ist e" P. bi derigem [schlechten] Wetter I
Tb. D' B. üfsteeke:
Bürete" f.: Bauernhof, aus Bauernhäusern be-
stehender Weiler GhS.
Püri -ei f.: = Füren ZZoll. Er häd Nüd üf-
g'stecJit [erzielt] uf der Pürei.
püriere": = puren 1 SchwE.
Pürieri"g f.: = Püreri. ebd.
pürig: 1. grob, pöbelhaft BHk. S. noch machen 3 h^
(Sp. 33). — 2. büriej, geschmacklos, schreiend in den
Farben, sehr bunt Bs; Syn. kilbig.
ver-pürle": verbauern, rustiflcari Gl.
pürochtig: grob, ungeschliffen, unbeholfen, z.B.
von einem Mädchen LV.
Pürsami f.: 1. Miteinwohnerschaft (einer Stadt).
,Swa [bei einer Feuersbrunst] hüser nider gebrochen
werdent, dien sol man ir schaden abtuon von der ge-
bursami, der hüser denne belibent unverbrunnen.' Z
Richtebr. 1304. — 2. die Gesammtheit der Bauern,
Bauernschaft. Die rechti, werschafti P. B. 's isch bi
der P. so der Bruch, ebd. ,Das schadete ihm bei der
Bauersami nichts; weil er viel bei dem Landvogt galt,
so galt er bei den Bauern desto mehr.' Gott». , Kirch-
bergs Bewohner erhoben sich nie über den Stand
einer achtsamen Baursame.' Jahn 1857. ,Es fielen die
gemeinden und bauersame aus dem Rotenburger amt
für die statt Luzern.' Stumpf. .Die Bursame lag mit
8000 Man im Väld wider ihre Feind.' 1614, Landw.
Chron. .Vor beiden Gesandten und der Generalität
haben sich gestellt 43 Ausschüsse der Baursame, an-
sehnliche Männer.' 1653, Lauffer, Beitr. ,Ein biderbe
Baursame auf der Landschaft beschwert sich nicht, in
die Kirchen zu kommen am Zinstag.' JMüller 1661.
— 3. spec. a) Gesammtheit der grundbesitzenden
Bauern eines Dorfes im Gegs. zu den Eingesessenen,
Tagelöhnern; vgl. Puren- Zunft. ,Wir die dorflüt und
die gebursami gemeinlich Zollinkon.' 1330, ZZoll.
(Eingang einer Urkunde). ,Da hat die gebursami von
Nüdorf die zimberlüt uss dem walde getriben vreve-
lich.' 138«, MEsterm. 1875. ,Wir die zwelf [Vorsteher]
und die gebursami gemeinlich des dorfes ze Zollikon
tuen kunt mit disem brief.' 1419, ZZoll. Urk. ,Stöss
und misshelle über den weidgang zwischen der ge-
bursame ze Rickenbach und denen von Niderwyl.'
1437, L Urk. Jtern wan die gepursame holz wöltend
in ban legen, das sol die gemeind weder uf noch ab
legen on des richters wüssen und willen.' 1571, L
Zwingrodel. S. noch an-forderen (Bd I 998), Twings-
Genöss (Sp. 822). — b) die Bürgerschaft ausserhalb
der Dörfer Ap. Es cheit [tönt] nüd wol i" der P.
osse". S. auch Midchen- Grämpier (Bd II 739). —
4. Landwirtschaft, landwirtschaftlicher Betrieb G; S;
Ndw. E" Buirsami fiere" Ndw. Er ist uf der P. er-
zöge" ivorde" G. Jn der Gemeinde Sargans leben drei
Geschwister, die zusammen 245 Jahre zählen und die
ihre Bauersame immer noch selbst besorgen.' G Ztg
1885. Dir [ihr] im reformierte" G'länd heit vil schöneri
War, schöners Land, schöneri Frucht, churzum e"
schöneri B. ei's mir bi-n-üs S (Schild).
Bürschaft f.: Bauernstand. ,Die fromm b. ist
selig allzyt.' Ruef 1514. ,Die tugent macht ein edel-
man, die der b. vor sol gan.' ebd.
Bürscheit f.: = dem Vor. ,Der adel von der b.
tuot entspringen.' Rdef 1514. ,Ouch der römisch adel
ist von der b. geflossen.' ebd. — Mhd. geüurweheit.
pür(e)le°: 1. (pürle") Landwirtschaft im Kleinen
treiben B; Gl; Z. In B daneben auch pürele", zum
Unterschied von parle" mit der Nebenvorstellung des
Pröblerischen. Stümperhaften. — 2. (pürele", in B
auch pürele") bäurisch aussehen, den Bauern verraten,
in Kleidung, Manieren usw. Ap; Bs (auch Spreng);
B; Gl; G; Th; Z. ,Er bäurlet, putidus est.' Denzl.
1677; 1716. Oft unpers., es pürelet, es sieht bauern-
mässig aus (in, vor dem Hause); auch in lobendem
Sinne: es sieht nach einem wohlhabenden, tüchtigen
Bauern aus Bs; B; Z. — 3. (pürle") müssig, vertrau-
lich zusammen sitzen und gemütlich plaudern, wie
die Bauern namentlich im Winter zu tun pflegen Gl.
Ich will e" chlei" zum Heiri durehe" gu" p. Schwätze"
und b. vo" allerhand Sache". GHeer 1892. Am Sunntig
näch 'm Esse" z'sämme"sitzem und über die Sach mit
enander p. ebd. Nach dem sonntäglichen Gottesdienst
zusammenstehen und plaudern USch.
Purin Z, Püri" B, Püreni L; SchwE.; Th; Zu.
— f.: Bäuerin, Frau des Bauern, insbes. als Herrin,
Gebieterin auf einem Bauernhof, wohl allg. Wo ieh
Wittli'g g'si" bi", het 's-mich 'eluecht, ich macht emen
iedere" Zünstecke" um de" Hals falle* und ne* frage",
ob er well cho" B. sl" uf d' Bot hinteri. Gotth. ,Die
Alte werde meinen, sie wolle Bäuerin bleiben, die
junge Frau sollte Hund sein.' ebd. Si muess de" Hans
nüd ha"; die hätt en Höchmuet, wenn si dort Büreni
chönnt ge". Stütz. In Zss. ; z. B. Chnubel-Püri" B,
1527
Bar, ber, bir, bor, Imr
1528
Ghilche" - l'iiri" S, Riet-Pürin Z. .Ein alt weib im
Gerbergesslin. die Lülbürenen genannt [eine Quack-
salberin].' um 1550, BsStdt (ThPlatter).
Hüs-Pürin: Hausherrin BE.. M.
pürisch LStdt; UwE., sonst pürsch (in ApI.
pörsch, in ApI.; B auch püsch) : bäurisch. 1. von bäu-
rischer Herkunft. ,Der geborn Küng von Frankrych,
Carolus der sibend, [wurde] durch rat und band einer
zwanzigjärigen bürischen tochter Johanna wider in
sin rych und er gebracht.' Ansh. — 2. bäurisch ein-
fach in der Lebensweise, schlicht und derb, aber von
solidem Charakter, im Gegs. zu g'herrsch, stettisch.
Ir müend verlieb ne", 's ist halt p. (oder 's gut halt
p. zue) bl-n-is, entschuldigend zu einem Gaste Ap; B;
Th; Z. Da' ist halt noch e" Pilrschi, sagt der Bauer
stolz von seiner Tochter Tu. Vorusse" [im Freien]
lisme" ist nüd p. ZLimm. Nitt isch-em [dem eiteln
Mädchen] mer guet g'nues g'si", sogar 's Dorf z' wüest
und d' Sunne" so barsch. Joacii. 1892. , Versprechen
sei herrisch und Halten bäurisch.' AKüchler 1895
(Sprw.). ,Zuo gebürschen werken.' 1393, Z. , [Werde
nicht zornig] wenn man dir wirt nach pürscher art
die warheit ryben in den hart: wir sind schlecht
puren.' UEckst. — 3. spec. von ländlicher Kleidung,
bäuerlicher Tracht Aa; B; Th; Z; Gegs. stettisch, -lieh.
Die chunnt doch auch noch p., wie 's de1' Brach ist,
von einer Frauensperson, welche die Bauerntracht in
Ehren hält. E" fürnemi pilrschi B'chleidi'g isch vil
chöstliger als e" stettligi B. E" pürsclie' Lade", Kleider-
handlung für Bernertracht 13. ,Ich gehe in die Stadt.
lasse mich anders kleiden. Das Abgende von meinen
bäursehen Kleidern kannst du dann Alles haben, sagte
Elisi.' Gotth. ,Die tochter bette gar eiber schinende,
wite gebursche cleider.' Bs XIV. — 4. bäurisch im
S. von unbeholfen, linkisch, roh B; GT.j ZO. Die
isch noch recht p., noch nicht ans Stadtleben gewöhnt B.
D'ere" g'seht-men uf zeche" Schritt a", dass si e" pilrschi
ist, we"n si lanq stettlig derher chunnt. ebd. ,Pür(i)sch',
regelmässige Übersetzung von vilain. Mokgant 1531.
,Beürisch, agrestis, rusticus.' Mal. S. auch grob 3
(Bd II 689). — 5. freundlich, leutselig BHk.
bern-. B. [in Berner Tracht] dether cho" Aa;
B; Z. ,Gruber-Eisi im bernbürschen Staat.' B Bauern-
kalender 1889.
pürschele": in Kleidung, Sitte, Sprache bäurische
Art zeigen B (Zyro).
Pü(r)schi f.: bäurische Art, einfache, schlichte
Lebensweise Ap. Si machi"d 's i" der P. deco", sie
leben als einfache Bauersleute. ,Die beüwrsche, ein-
faltigkeit, rusticitas. Die peür(i)sche, grobheit, ru-
ditas.' Fkis. ; Mal.
Pürlitz m. : Bauer BStdt (Schülersprache).
Barr BAarb., Burre" I BG., Schw., Thun, Wohl.;
IM ii., S„ Burri I BFerenb. — m.: Kater. Syn.
liiiiiiiel. — ,Burren', Familienname BKöniz.
burre", .innren': 1. Schallw. a) vom Trommel-
wirbel. ,Die grobe hrummel murret und durchein-
ander purret.' JCWeissenb. 1678. — b) von der mensch-
lichen Stimme, a) poltern, schnurren. ,l)er Zürcher
| waren bei Kappel] nit über 1200 man, welches die
schön, gross macht ist. darvon du so richlich schribst,
und purist, sam ir unser herrschaft und adel in der
Eidgnoschafl Bigend.' HBi i.l. 1532. — ß) zornig auf-
brausen (jl. — y) brummen, zanken L. Er hed mit-cm
'burret, er bat ihm heftige Vorwürfe gemacht. —
2. „mit den Hörnern ungestüm auf einander stossen,
von Schafen W." — 3. .Burrire, burren, wimslen wie
die Ameisen.' Denzl. 1677; 1716.
Mini, burren, sausen, brausen. Zur Geschichte und wei-
tern Verbreitung des W. im Nhd. vgl. Gr. WH. II 545.
VII 2277. IX 1418. S. aneh porrm. Zur Vermittlung der
Bedd. 1 und 3 vgl. Anni. zu bunteren / (Sp. 1267). Hieher
wohl (als Nom. ag., und zwar zu Bed. 1) der Familienname
Burri BG.; L; S (schon vor 1660); ZH.ingg (,Dcr Buri von
Höng.' 1402, Z Rat- und Riehtb.). ,Uf dem hus der Bu-
rinen in Niderndorf.' 1848, Z Stadtb. ,Hans I!.' 1 193, Schw.
.Blii i is-Ei, -Hus', Lokaluamen B. ,Im Burri', Hof ZF.
Burre" II, in der RA.: er ist toorde* wie B., er
brauste plötzlich auf Gl.
Burri II n.: böses Weib. Xanthippe Gl. Das i<t
es B.!
burrig: brünstig (von der Katze) F.
burrle": schreien, von der Katze zur Brunstzeit
BG. Syn. rammlen, räuwlen.
Burrli I: Hunde- oder Katzenname. ,Mvn b. und
ich.' 1501, Z Glückshafenrodel.
h urr li-b urrli: ,wird gebraucht, etwas anzudeu-
ten, das in grosser Hast geschieht; Hast, Unordnung,
Getümmel' Bs (Spreng). ,An Höfen gehts nachbar-
licher zu als im Wald. Da lebt man hurli burli durch-
einander.' AhbÜHL 1780. — Vgl. Gr. WB. IV 2, 1967.
burrlig: = burrig BG.
Burat m.: halb aus Floretseide, halb aus Wolle
gewobener Stoff. ,Es solle ein Frömbder, so allhie
spinnen oder B. machen Hesse, von jeder Kisten
1 Kronen zue Zoll geben.' 1600, ZStdt. ,Die allhie
gespunnene Syden und B.- Z Mand. 1621. .Von jeder
Ballen B. soll von einem Burger 1 Guldin zu Zoll
gegeben werden.' Z Zollordn. 1631/10. .Allhier [in
ZStdt] wird grosse Kaufmannschaft getrieben mit der
Seiden, mit dem B. und Wein.' HEEscher 1692. ,In
Welschland führ ich hin die Waaren diser Statt, die
Fabrik unsers Volks von Seiden und Borat.' ebd. ,B.'
unter den zu verzollenden Gegenständen. 1734, BsStdt.
,Es soll ein Bürger von jedem Stuck B.. so er fabri-
ciert, 8 Kreuzer Zoll geben.' Z Ges. 1757. S. noch
Cadis (Bd III 147), Lintsch (Bd III 1320). - Mlat.
borraiium, grobes Tuch, von hurra (s. Burren III) ; frz. burat.
buratin: aus Burat. .Diejenige Frauen und Töch-
teren, so das Tüchli nicht mehr tragen wollen, [sollen]
schwarze, glattburatene gebundene Nachtröck und Für-
gürtli von gleichem Zeug in alle Kirchen und Predigt-
stunden tragen.' Z Mand. 1755/63. .Zwei buratene
Mäntel.' Z Donstagsbl. 1787. ,Zwei schwarze buratene
Nachtröck.' 1789, Z luv. .Frauen und Töchtern sollen
eine schwarz-glattburatene Kleidung ohne Mantillen
an Sonn- und Festtagen in die Kirchen, auch an die
Leichenbegängnisse und als Taufzeugen tragen.' Z
Ges. 1793.
Bu'rätsch B; L; „Zg", Börätsch Aa; BM.j Scn;
U; W (Börrätschj; ZZoll., Birätsch *cu*t. (Snlger)
— m.: 1. Borretsch, Borrago offic. Aa; B; Lj Sch;
U; »Z«;" ZZoll. Früher auch etwa für die verwandte
und ähnliche Ochsenzunge, Anehusa (Buglossum) offic.
In den Gärten gezogen dient die Pflanze als Zugabe
zum Salat Seil, zur Bereitung von Kuchen B (s. B.-
Chüechli Bd III 111). auch zu Heilzwecken; vgl. B.-
Wasser. .Buratsch für Kindenwehwasser.' XVIII., Z
1529
IIa
I)'
liur
1580
Kochb. .Borrago, burrethz.' Ebingkr 1438. .Buglossum,
borretsch, wild Ochsenzungen.' 1548, Fkis. , Buglossos,
herba euius duse sunt species, altera domestiea: Bur-
retseh, altera sylvestris: wild Ochsenzungen oder
schafzungen.' Fris. ; Mal. .Gibe im zoo trinken win,
darin gsotten syge hirzzong. engelsoes, buretsch, Och-
senzungen, epfen mit der würz.' Zo Arzueib. 1588.
.Buglossus herba, Borretsch, ochsenzung.' Denzl. 1077;
1716. .Borretsch, buglossum, borrago.' ebd. .Nimm
Ehrenpreis. Malissen, Rosmarin. Majoran, Ochsenzun-
gen, Boretsch ein Handvoll.' XVII./XVIIL, Arzneir.
.Borretsch, wilde Ochsenzunge.' Helv. Kal. 1780. —
2. Lauch, Schnittlauch W. — 3. mit dem Messer zu
Brei geschabter Apfel A^Leer. Syn. Bätzeten. —
4. (Burrätseh f. ZSth., Forrätsch m. AAKaiseraogst,
f. ZRegensb.) die Schürze, im Volksrätsel. Ma"", stig
üf [in den Schornstein], Frau, heb a" B. üf: Ma"",
gib der Frau Tatsch [Schinken] *■ a" B. ZSth. Ma"'
gut d' Stig iif, d' Frau hebt d' Forätsch üf; da nimmt
de Ma"" en grosse" Tatsch und rüert-e" der Frauen
i" d' F. ZRegensb. Es gut e" Ma"" der Stig üf, d'
Frau liebt der F. üf, und der Ma"" gilt der Frau nt"
Tatsch uf <'e" F. AAKaiseraugst.
Frz. bourrache, it. borraggine, in Bed. 1. Zum Voc der
zweiten Silbe vgl. Anm. zu ßinätuch (Sp. 1308). Zu 2 vgl.
Borr (Sp. 1505). 3 zeigt Aulehmiug an ratschen.
Püren-Borretsch: gemeine Ochsenzunge, Bu-
gloss. offic. Dcrh.
Burre" III ,a": 1. Scherwolle zum Stopfen eines
Polsters. .Tomentum, schärwull oder bolster, b. Leu-
coniom, baumwollen, schärwollen, b.. darmit man
etwas ausfüllt.' Fris.; Mal. — 2. die flockige, zottige
Bartflechte an Tannen und andern Nadelhölzern,
„Liehen plicatos" Gl. — 3. flechtenartiger Hautaus-
schlag der Kinder am behaarten Teil des Kopfes Gr.
— 4. a) „Burrfejli, kleines Kissen, dgl. man vordem
onter die Toopes legte Gr." — b) Burrli II, Purrli
(auch Bürli, P-) m., Fallmütze, gepolsterter Koptring
der Kinder GRh., Stdt. Syn. Bolli (Sp. 1179). —
c) Pürli n.. Tragring GW. — 5. Burri n. = Gügi 4
(Bd II 160) Gl. — 6. Burre" m. GitNuf., sonst f.,
Dim. Bürreli : Rundholz, a) abgebrochener, umge-
stürzter Nadelholzbaum Gr hPr. Syn. Bonen. —
b) Sägeblock GRChor, L., Nof., S., Scoolms, Spl. Syn.
Trämel. ,Die Länge der Stämme oder Burren (Stücke
des Stammes) bestimmt man oft nach Axthalmen, jeden
zu 3 Schuh angenommen.' Gr Samml. 1809. — c) etwa
3' langer Abschnitt eines Tannen- oder Buchenstammes
GrHc, L., Mal., Mastr., Pr. Syn. Tütschi, Trümel,
Und üsg'rümt us de" Töbel sind worde" Tötsch, B.,
Tütschi und Bonne". Schwzd. (GRSchiers). Für jedes
Hundert B., welches den Tessin hinontergeflösst wird,
ist als Holzzoll eine Krone zo zahlen. 1620, Absch.
Von 100 .Trämlen' sollen 3 Kronen, von 100 ,B.'
1 Krone, von 100 ,Host' ond ,Borrit' V2 Krone Zoll
beim Flössen genommen werden. 1623, Absch. .Die
B. oder die znm Flözen [auf dem Inn] bereiteten Höl-
zer.' Sererii. 1742. Vgl. noch Burren-Gelt (Bd II 258).
Mlat. hurra, it. horm, Scherwolle, Wulst, rätorom. hurra,
buorra, gewalzter Schneeball, Sägeblock. Hieher viell. der
Lokalnanie .Burren' : N. N. ans Luggarus bittet, man mochte
ihn bei seiner Beamtnng als Holzmeister des Holzes , Burren'
bleiben lassen. 1556, Absch. .Zburren', Familienname BSa.
Burrit s. das Vor. unter 6 c (Beleg von 1623).
- Vgl. Bride), Gloss. 4 7.
Burri III m.: = Borr (Sp. 1505) Gl.
Burri IV m. : 1. leichter Rausch ZBenken. Syn.
Bnri. -- 2. Branntwein AALindenb.
Wabrsch. zu burren. Vgl. ndl. borrden, anfbransen, spru-
deln; schnapsen; borrel, Schnaps.
borrle": behaglich zechen, trinken SciiSt. (Solg.).
Burrli III m.: Durchlauf Ndw. Der B. ha".
burri I: nur prädik. Frist b., verloren, ein Lump
Sch. Bes. beim Kartenspiel: er ist b. (icorde"), hat
■las Spiel verloren. Syn. futsch (Bd I 1142). — Frz.
pourri, verrottet, verlumpt.
burri II BHa. ; L. purri FL, S.: Lockruf für Enten.
Syn. huri (Bd II 1585), wurri. Weisst du, wie wie"
den Enten chetted? buri, b., chun! BHa.
Porlte" f.: Ente FS. Nach einer Angabe Purete",
junge Hähne F. — Vgl. horri, bourri m.. bourrita f., Ente,
Gans (Bride), Gloss. 47).
Schüribi -buri(bi): interjektioneile Formel, im
Spruch des Wildmännchens GnPr. Schüribi -büribi,
more" tuen-ich bache" [usw.]; daruah gän-i"* mi"s Chru-
seli heime", ivil ml"s Chruseli nid u-eiss, dass ich Hans
Chacheli heisse", sehüribi-büri. Bühler I 313.
Bnrris, Borris m.: Borax. .Chrysocolla, heisst
auch der borris, damit die goldschmid lötend.' Fris.;
Mal. .Bereitung des Borres, wie sie zu Venedig bräo-
chig.' JJNüsch. 1608. ,Batrachiom, Chymicis Borris.
Chrysocolla factitia, Borris der Gohlschmiden.' Denzl.
1677; 1716.
Burrli IV m. : Spassvogel, Possenreisser L; ScH.St.
(Solger). — Zu it. burlare, spassen.
nägge"-bnrrli s. Sp. 702.
Burrli V: der Hintere BBorgd., Kirchb. (Kdspr.);
nur in der Verbindung: Eim B. fiegge", ihm den Hin-
tern zerbläoen. Dan. Dafür sonst gew.: Eim 's Burrli
fiegge". — An Zshang mit mhd. bürel, anns, ist kaum zu
denken.
Pü'r'ö: Uhu, Ohreule AAAarb. ; BsL.
Barschaft: Bürgschaft. ,Das ir dekeiner an unser
dekeinem anspräche umb gelt oder umb schaden von
b. oder von giselschaft, von gelte, von satzunge hetti.'
1315, Gl Urk. I 135. Der Vogt wird ermächtigt, den
Hagelbeschädigten auf ,p.' Korn und Haber vorzu-
schiessen; doch soll das Korn nach einem Jahr wieder
erstattet werden. 1548, Absch. IV 1 d, 1009.
„Biir", Barr n.: (auch Ziger-B.) grosses, bütten-
artiges oder viereckiges, an den Seiten meist mit
kleinen Löchern versehenes Gefäss zom Pressen und
Aufbewahren des Ziegers Gl. .Der Zieger wird [ans
dem Kessel] in das Ziegerbürr getan und in demselben
gesalzen und mit Steinen beschwert. Bis in den Aogst-
monat kommt der Zieger ins grosse B., der dann Bürr-
zieger genennt wird; nachher aber macht man nur
kleine, etwa 70 Pfd haltende Rindengefässe, in denen
er ins Tal geführt wird.- Steinm. 1802, 170. ,In einer
Ecke [der Sennhütte, spec. des Weilers] steht der
grosse Ziegerbürr, früher ans Tannenrinde, jetzt ans
Holz verfertigt, in welchem der Zieger aufbewahrt
wird.' Gl Gem. 421.
St.2 schreibt „.Biir, Bühr, Barr." Das W. ist eine Weiter-
bildung zu Bür (Sp. 1512); Grundform bürja-. Vgl. Bauer
(Sp. S96).
1531
Bar, bcr. bir, bor. bnr
1532
Ge-bür n. (f.): 1. was Einem zukommt, gebühren-
der Anteil. ,Ist doch der Stift im Hof ihr Gebur mit
vorbehaltener Gerechtigkeit nützit desto minder ver-
hüben.' BCvs. ,l)er Underkeller soll vor Mittag- und
Nachtessen mit seiner Gloggen ein Merkzeichen geben,
damit die Dienstleut wüssen mögen ir Gebür und Not-
durft abzuholen.' XVII.. AaMuh. — 2. was sich ge-
bührt, Schuldigkeit, Pflicht. Jedem knecht ein manot
15 gülden, den hopt- und amptlüten nach zimlichem
gepür.' Ansh. ,Man beschloss, den Abt einzuschrecken
und zur G. zu bringen.' 1712, JNater 1S9S. Der haus-
besuchende Prediger soll sich nach dem Besuch des
Gottesdienstes erkundigen, ,und wo daran Mangel, die
G. freund-ernstlich zeigen.' Z Predigerordn. 1758.
Mhd. gebür n. Das Fem. verrat schriftsprachlichen Kin-
fluss. Vgl. noch Gr. WB. IV 1, 1883.
An-: gebührender Anteil. .Ambtsleut, die ilmie
[dem Gotteshause] ab dem Zehenten zu Borbach sein
A. nit richten wolten.' RCys. Spec, Erbanteil. ,[Die
Söhne sollen] den Döchtern dasjenig, was sich ihnen
zu ihrer Angebeur im Haus, Scheuren, Stallung, Güe-
teren, sampt Karren, Wägen. Pflüegen und Eisenge-
schir beziechen tut, zu underschidenlichen leiden-
lichen Zileren usshin geben und bezahlen.' 1611, Bs
Rq. II 106; vgl. ebd. 96.
Un-: (als lästig empfundene) Gebühr, Abgabe;
s. Zins-Meier (Sp. 1-1). -- Zur Bildung vgl. Ün-Gilt (Bd II
'2 + 1 Ann..).
Erbs-: Erbanteil. .Durch den Wittwer sollen die
etwann noch ohnerzogenen Kinder um die Nutzung
ihrer E., bis sie zu ihren Tagen kommen, behörig
erhalten und verpflegt werden.' 1757, Bs Rq. ,Ein
Auskauf, da entweders der Vatter seinen Kinderen
oder die Söhne ihrer Mutter und Sehwesteren ein Ge-
wisses für ihre E. versprechen.' ebd. — Sessel-.
,1696 erhielten die Juden wieder auf 16 Jahre sicheres
Geleit, und man lernte ihnen beträchtliche Recogni-
tionsgelder, Prästanda, S-en für die Ehrengesandten,
den Landvogt, den Landschreiber und die Kanzlei-
diener abfordern.' Aa Gem. 432. Vgl. S.-Gelt.
büren I: refl., sich schicken, zukommen. .Zünen
in eim zit, so sich nach gestalt der sach je dann pürt.'
1472, LReiden. ,Als sich das nach gelegenheit der
sach wirf bürren.' Edlib. .Und handlet, wies eim
schelmen bürt.' Rüef 1538.
Eig. identisch mit büren II. (Jbrigeus ist nicht zu ent-
scheiden, ob und inwieweit in unseru Belegen einfaches
büren oder zsgesetztes ge-biiren mit synk. Präf. vorliegt. Vgl.
Bd II +1/2.
ge-büren: (auch refl.) sich belaufen auf, betragen.
,Denne als die von Underwalden sprachen, innen ge-
breste zweier mannen sold, das gebart 10 pfd 16 ß.'
1384, B Stadtrechn. ,Töni der vischer het behept
40 pfd, geburt 1 pfd [als Steuer].' 1389, B Teilbücher.
,Ein march silbers kostet 7 guldin und 1 ort, das ge-
burt 9 pfd 1 ß 3 hlr.' 1421, Absch. ,Ie dry alt Pfen-
ning für zwen nüw pf. geben und nemen, als vi] sich
des dum in sölichen markten gebürret.' 1425, ebd.
.Zerung, ross und knechtlon. briefkosten gebürt als
zesamen 98 pfd.' 1428, Z Fraumünster Rodel. .Was
wir gelöst band, gebürt sich an einer summ bi 7000
gülden.' 1442, Absch. ,Von ieklichem pfund 1 Schilling
zu erschatz geben, als vil der kouf dann geburti.'
1449, Schw Rq. ,Unsern alten owzins, der sieb 60
viertel vesen järlich gebürt.' AABrugg, alte Schulordn.
.Da beid summa sich uf 600 guldin gepüren.' 1521,
Absch. Vgl. noch Gr. WB. IV 1, 1889.
an-: = ge-büren. ,Nieman sol dieselben zeigen, die
also in brach ligent, nit mer inmachen noch inlegen,
es wäre denn, das es sich ungeverlich bi einer halben
juchart und nit darob angepurte an dem inzünen, das
mag einer wol tuon.' 1462, GSteinach Offn.
Ge-büri:= Ge-bür 2. .Nach irem verdienst strafen
und der gepüri nach gegen inen handien.' 1540, Absch.
— Alid. gaburl f.
ge-bürig: gebührend, geziemend. .[Was] im ze
tuond g. und zuogehörig sye.' 1532, F Schreiben.
( ge-)b ür lic h : = dem Vor. .Darumb ganz not und
uns gcburlich ist, dem herzogen zue begegnen.' 1476,
Bs Chr. ,Des rechtens an ort und enden, wie das b.
wirt sin. erwarten.' 1517, Absch. .Darüber siner zyt
bürlichen soll geantwurt werden.' 1528, ebd. ,Zur
Warnung niernant g-er ist dann ein grosser Send.'
Salat. .Zimlicher b-er brauch, usus teinperatus.' Mal.
.Gegen meiner rechten gebeurlichen oberkeit' Tierb.
1563. ,Und bind den bruch mit einem g-en band.'
Zg Arzneib. 1588.
Bürlikeit f.: Gebührlichkeit. .In aller b. hand-
ien.' Ansh.
Gc-bürt: = Ge-bür 2. .Nach aller G.' Myricäüs
1630. - Ahd. gaburida.
bare" II, meist mit Dehnung InVre", in Tu am
Untersee büere" — Ptc. 'bürt (in PA1. g'bird und mit
.Rückumlaut' g'bürt), 'bücret TuUntersee: 1. eine Last
(empor) heben, a) mit Acc, auch abs. BE., G., Schw.,
Si., Stdt; F; LE.; PAl.j SBb.; Obw; W. F>< maf's
nid b., 's isch-mer z' schirar B. Das mag-i?h nit gi-
birru" W. Der [den] birt nit en Iedicedre". ebd. Er
birt-nu" [ihn] wie-n-e* Fedre". ebd. Wenn oppe" es
stlfs cltli's Brügiwägeli un'1 e" schickigi Matratze" z'
übercho" war, dass wie" 's [das zu transportierende
kranke Kind] dermit chönnt ume* und ane" b. MWal-
den 18S4. Me" mues'-si [die Kranke] lüpfen u"1 b. B.
Hier muss man Alles selber bire" und lifte" WBrieg.
[Der Säumer] het du" Saum am JBodu" uf 's Bast
ii'sjiannu" und so alls z'sämmu" embrüf uf 's Gleit
[Saumpferd] gebirt WSaas. Mit G'watt mag -mit" en
Geis hinne" um 'büren BR. (Sprw.). Nimm da die
Stange" und bür und lüpf, es ist -mer z' schwär. B
Hist. Kai. 1850. Dem Freisinn gilt kei" Fortschritt
mer; ice°" d' Lut am Wage" büre", so schreit d's
System: itz muess der Schleipftrog [Hemmschuh]
füre'! B Volksztg 1896. S. noch Ghübel (Bd III 111).
- b) spec, die Netze oder Setzschnüre aus dem
Wasser ins Boot heben (dann sie reinigen und nach
Hause nehmen) TuUSee; ZoWalchw.(Fischerspr.). Hut
m/t' noch 'tribet si", 'bücret sl". ONägeli (Groppenlied).
Und Jede'', ivo Schnüer und Netze" büert, e" Seheffli
coli Fvrmli mit use" füert. ONägeli 1898. .lillacbs
[klagt] uff Uolin Vischer, dass er im sin drüschenburdi
in dem wasser burt.' 1391, Z Ratsb. ,Es soll ouch
kein gwällburdi vor mitten brachot geburt werden,
darmit der hürlingleich nit verderpt, sonder goschirmpt
blybe.' 1544, Th Bodensee Fischerordn. — c) mit Dat.
P., Einem beim Heben einer Last behilflich sein B.
Bür-mer docli e" chli" ! — d) bildl. „Jmdn durch sein
Ansehen erhöhen, unterstützen, ihm zu einem Amte
verhelfen, wie man etwa Einem einen Baum besteigen
hilft BSa." — 2. refl., sich erbeben, aufmachen 1'.
1533
Bar- bnr. Barb— burb
1534
Ich bürre'-mich un^' ich gä* wider min Atte" PIss.
(Übers, von Luk. XV 18). — 3. unpers., es bürt-mi"*,
reizt mich zum Erbrechen, ekelt mich B; „F;u SBb.
Auch mit pers. Subj. a) refl. l'h ha'-mich fast z' Tod
'hurt, und es het doch nid welle" cho" BE. — ß) abs.
lch mues* h. B; S. Er het geng i" Eim müesse" b. B.
'/,' Lärem b., von würgendem Brechreiz ohne Ent-
leerung- B. — 4. „die Gebärmutter herausfallen lassen.
Diese Kuh büret." — 5. „mit Gewalt in einen dichten
Haufen Menschen oder durch eine enge Öffnung in
einen Raum einzudringen suchen LE." Mit ange-
spannter Kraft Etwas durchsetzen wollen, ebd. (St.b).
Mhd. bürn, ahd. Kurten, in Bed. 1; das W. verhält sich
zu Bor II wie .zürnen' zu ,Zorn.' Zur Bed. vgl. hij.f, u
(Bd III 1355), das sich auf Kosten nnsres Wortes ausbreitet
und dasselbe da und dort bereits mehr oder weniger ver-
drängt hat. i steht auf schwachen Füssen; vgl. biren unter
birchen. Zu 5 vgl. borten (Sp. 1508).
ab-: = ab-lupfen 2 (Bd III 1358) B; W. — abe"-.
ahe"-: = aben-lupfen B. — über-: refl. = über-lupfen 2 a
B. Überbür-di°hnit! — üf-: aufheben B; F; „LE.;"
W. Bür die Nüdlen üf! BSchw. Das mag sich nit
erliden üfz'birren W. Einem Etwas (7., aufhucken
B oSi. — ufe"-: = ufen -lupfen BBe. — ume°-: =
umen-lupfen a S.
ent-: in die Höhe heben; spec. vom Brote, dessen
Binde, wenn der Ofen zu stark (nicht zu scbwach;
s. er-lupfen) geheizt ist, empor getrieben wird und
sich von der Krume löst GRhPr.; W. Z' gehi Ritz,
e" z' heissen Ofe" entbürt 's Bröd, bläht das Brot auf
Gr. D's Bröd hät-schich entbürt Gr; W. „Entbürts
Brot GrA." — Mhd. en-bürn, in die Höhe heben.
er-: 1. = er-lupfen 1 a Bs (Spreng); „B; LE.; W."
— 2. Erde aufhäufen B (Zyro). — 3. (wohl refl.)
sich erheben, in Waffen. ,Nach sämlichen erbüren
und sämlichen samnungen, so die von Zürich im fri-
den alle den summer gehept hattent', trafen die von
Schwyz Gegenmassregeln. Fründ. — 4. refl., sich er-
brechen B; „F." Abs., von den würgenden Krämpfen,
die dem Erbrechen vorangehen B oSi. Syn. worgen.
l'h ha" müessen e. B. - Mhd. er-bürn in Bed. 1.
ase"-: 1. herausheben, z.B. ein Kind aus einem
Tragkorbe B. — 2. durch Gunst bei den Vornehmen
Einen zu Ansehen bringen. Id. B. — näche"-: nach-
rückend in der Höhe halten. Loch gege" Loch, Fleisch
im Loch und mit de" Beine" nöche' 'büret S (Rätsel
vom , Wannen'). — danne"-: wegheben BG.
Büri, Büri f.: 1. Bewegung (in die Höhe). Nur
in den Formeln: nid B. tuen, machen, sich nicht
rühren, nicht Mucks machen GrD., He., L., Pr., Seh.
Schi händ ei'fach nid B. getan GRPr. Er hed getan,
a's ob er Nüd g'horti, und häd wegen dem G'schwätz
nid umme'glueged und nid B. g' machet. GFient 1898.
Seltener: nid B. sin GrD. Wenn-ich auch g'rücft han,
hed-schi-schi'1' nid verrodt und ist nid B. Auch: nid
B. gän. ebd. [Die Pferde ziehen ein paarmal kräftig
an] und ue"" 's denn nid geid, so gänd-sch' nid B. —
2. durch eine Mauer gestützte und geschützte Land-
auffüllung am Seeufer, Terrasse, Seegarten „BO.,"
Thunersee; „FMu." Der Übelstand, welchen die in
immer grösserer Zahl in den See hinaus angelegten
.Bührenen' durch Verengerung des Sees herbeiführen.
1751, Absch. (FMu.). Die Stettlersche Behausung
nebst der dazu gehörenden ,Bürri.' ebd. .Zu diesem
Haus gehört die Bürre, so MGnHerren 1730 haben
erbauen lassen.' 1756, Büberhofen Stiftsurb. — Ahd.
'burf, Xom. actionis zu Kurten. Zu 2 vgl. ahd. huliburt,
agger, tuinulus.
erst-ge-biirlich. ,Sy legtend ouch herfür ... die
erstgebürlichen recht [m itpu)X0Yevvrj|j.axa] und zähen-
den der fruchten.' 1531, I. Makk. 3.
Barb — burb.
Barb m. (ä. Spr.), „Bärbel m. (Dim. Bärbeli)",
Barbe" I f. BsStdt; ThEi-im. (Dim. Bärbli): Fischname.
1. Barbe, Cypr. barb. ,Ic1' pfeif auf d' Nase", ich fahne0
da unten Bärbel.' B Hist. Kai. 1813. ,Der barb, ein
fisch, barbo. Die barbel, barbus, ein fisch.' Mal.
, Barbus. barbo, barbulus, ein barben, ein barb, ein
barbel, ein bärbele; ist in unsern landen ein ganz
bekannter fisch.' Fischb. 1563. — 2. ,Das bärbele,
mullulus, ein fischle.' Mal. — Mer-Barbel. ,Die
m., besunderer meerfisch, trigla, mullus.' Mal.
,Berbely.' 1336, Z Stadtb. ,Der barh(e).' XIV., JSchenkl. ;
UKemly H69. ,Der barb.' GMangolt, Fischb. .Barben.'
HsEEscher 1692.
Barbara. Barbere: 1. Name der Heiligen und des
ihr geweihten Kalendertages (4. Dez.). St B. ist Schutz-
patronin der Kanoniere (vgl. Beil. zur Neuen Z Zeitg
13. Dez. 1897); zu ihren Ehren veranstalten die Ar-
tillerievereine von BsStdt; S; Z an ihrem Tage ein
Fest. Eine Bruderschaft ,zu St Barblen' war neben
derjenigen ,zur Bekrönung' mit der Einrichtung und
Leitung der L Osterspiele betraut. RBrandst. 1884, 17.
Wenn am Barbaratag abgeschnittene und ins Wasser
gestellte Kirschbaumzweige in etwa zwei Wochen
grünen und blühen, so deutet Dies auf eine gute Kir-
schenernte Zg; vgl. Wih-Nacht (Sp. 659). — 2. (Bar-
bere" THiJntersee, Bärbele" SchwE., Barbilflja W,
Barble" Gl; GrL., ObS., S., Scuolms, Spl., Tschapp.,
Val., Barfle" „Gr;" GSev., Barbel „Ap; G;" ZO. (Stutz),
Dim. Barbi W, Barfeli GSev., „Bärbeli Ap; G") weibl.
Taufname. Anne-Bärbere TtiBerl., -Barbel Z (Usteri),
-BreV (umgek. Bre-Anne) Gü. Volksreim: Anne-Bär-
bere, Zittere'bire", scher-dich hinder-em Ofe" füre" usw.
TuBerl.; vgl. Sp. 917.
Altere Formen : a) des Heiligennamens. Nom. , Bärbel.'
UEckst. ; Ansh. Obl. Gas. .Barblen.' Edlib. ; Ansh. ; RCvs.
— b) des Personennamens. .Barbala.' 1408, ZStdt Steuerb.
.Barbla.' 1513, Arch. Jenatz; 1532, Egli, Akt.; 1605, Ar-
düser. .Bärbel.' 1532, Egli, Akt; 1570, ZWetz.; RCys. ;
1659, ApHeidei;; XVII., ZHausen a/A. , Barbali.' NMan. ;
1526. 1531, L; 1629, U. .Barbeli.' 1668, BGr. ; 1712, S.
Die in der lebenden MA. weiter verbreiteten Formen mit ge-
sehwundenem r s. Sp. 915. — Zu dem Fruchtbarkeitsorakel
vgl. das Auspeitschen mit Zweigen, die am Barbaratag ge-
schnitten worden, bei Mannhardt, Baumk. 620 a.
Barbe m.: Pudel. Nur noch in den Verbindungen:
laufe", a"ha" [arbeiten] wie-n-en B., sehr eifrig, an-
gestrengt ZHinw., Pfäff., S. Tue" wie-n-en B., auf
laute, stürmische Weise seine Ansprüche geltend ma-
chen oder sich verteidigen ZZoll. ,Ich hat einen
jungen barbet mit lauffen.' ARvff 1592. S. auch
Wasser-Hund (Bd II 1434). - Frz. barbet.
Barbe" II Barbu m.: Onkel PAger.
Oberit. barba. Betr. die Verbreitung und Herkunft des
W. vgl. ETappolet, Die roman. Verwandtschaftsnamen 103 ff.
1535
Barb burb. Karcli — burch
1536
barbieniscli, .parpiänisch.' ,Galli Buwknecht, der
Silberknecht, von Zell am Untersee eröffnet, es sei
ihm Herr Rudolf Nusser, sesshaft zu Basel, für ,par-
piäniscbes' Tuch 7 Gulden schuldig geworden. 1535,
Aesch. ,111 ein barbienisch duoch Hansen zu einem
röckly umb wienachten.' Mitte XVI., L. ,Ein bar-
biönisch [sc. Messgewand] mit einem wissen crüts.'
LBerom. Caplaneienb.
Vif]]. Abi. von Barhiano, dem Namen einer Ortschaft iu
der Provinz Ravenna, zur Gemeinde Cotignola gehörig, die,
wenigstens heute, durch ihre Hanftncli- und Leinwandfabri-
kation bekannt ist. Der Ort Barbian rfj Bolzano im Südtirol
scheint weniger iu Betracht zu kommen.
ßarbiner m.: halb- oder einjähriges Stierkalb, dgl.
nach Italien verkauft werden GrPi\ Zippertig [nieder-
geschlagen] wie en nasser B. bin-i''' in e" W'ii'licl
g'gangen. GFient 1898.
lt. barbino, Pudel. Die Bezeichnung stammt ohne Zweifel
aus dem Munde der italienischen Käufer. Zur Übertragung
vgl. Budd 1 -3 a (Sp. 1033).
Birbe" f.: Betschwester W; s. letz (Bd III 1551 o.).
„bäibstele": = bebschien (Sp. 917) Uw.
Barch burch.
Barch 1 m. : verschnittenes männliches Schwein
ScnSt. (Sulger). ,B. und berz, verschnittener aber,
majalis.' Mal. ,B., Eber, verres. Majalis, verschnit-
tener Eber, B. oder Barg.' Denzl. 1677; 1710".
Nbf. zu Barg (s. d.), ahd. barult neben bärtig, auch in
ausserschweiz. MAA. noch heute lebendig; vgl. z. B. Schni.-
Fr. I 268. Die Angabe Sulgers entstammt aber möglicher-
weise nicht der lebenden Sprache, sondern den älteru Lexiko-
graphen. Immerhin ist zu beachten, dass das zugehörige
Dim, Bärli I (Sp. 1447) gerade auch nur für Seh bezeugt ist.
Barch II f.: Pfarre. Nur in der Zss. d' Aa-Barch.
die Kirchgemeinde ThAu am Fusse des Hörnlis hTH;
ZSternenb. Abi. Au-Bärchler. In der ä. Spr. .barchi.'
,Das wörtlin parochia, das wir zu teutsch parochei
oder barche und etwan kilchspil nennend, hat von
alters har den umbkreis oder den zirk bedeutet, der
zuo einem bistuomb oder pfarr gehört hat.' Vad. ,l)ic
wiber in der barchi Appenzell.' ebd. ,Abt Diethelm
schickt in etlicli barchinen, zu erfaren, welich doch
die [Anhänger der Reformation] werind.' ebd. ,In der
parchy Wetzikon.' 1533, FMey. 1881. ,[Ein Todschlag]
so beschechen ist in deren von Hettlingen fridkreis
und barchi.' 1544/73, UMey., WthurerChr. ,Zuo usserst
in der Barchi der Pfarr Büesingen.' JJRüeger 1606.
— Aus lat.-gr. parochia.
Barche" BS.; F; SB.. L.. NA. — m. (St.b), in S
nach neuern Angaben f. — Dim. Barchli: Ruder-
(auch Segel-)Schiff zur Beförderung von Lasten (Wein,
Kaufmannsgütern, Baumaterialien); in BS. im Gegs.
zum Bock (s. Sp. 1125) mit spitz zulaufendem Vorder-
teil. Dim., eine kleinere Art von Barchen, dann übh.
jedes Ruderschiff mit festgemachten Rudern für meh-
rere Personen im Gegs. zur Loquette. St.1' .Die Ein-
wohner von Brügg [BS.] sind als kundige Fühler sog.
Barken (kleiner Lastschiffe) bekannt.' Jahn 1N57. Ich
iimchcn aue* i" Fäljören e* schönt Schwetti Wi; nimm-
nen alle* z' B-en uff Biet dbe". Schild 18S5. .Du kond-
tend wir kaum einen |.den.' 1560] barchen ergreifen.'
1530, Ai'OSTElgesch.; dafür: ,des Barken kaum mögen
mächtig werden.' 1667. ,Als nun guot wind anstuond,
habend wir uns in einem kleinen barchen dem grossen
meerschiff zuofüeren lassen.' Jos.Mal. 1593.
Mhd. barke, aus roman. barca. Auf jüngerer Entlehnung
beruht die Form .barggen': ,Von der gestalt der barggen
..der schifflins.' Fiscbb. 1663.
Barketlin. ,Das grössere Schiff führt entweder
Last und wird ein Lastschiff (eine Lade) genannt,
oder die Menschen als das Frachtschiff (Marktschiff ),
welches, so es in Kammern (Zimmer) unterscheiden
ist, man ein Lustschiff (B.) nennet.' Spleiss 1667. —
Zu frz. barquette.
Barchle" f. : = Barchen B (vRütte).
Barchet Aa; BsStdt; B; Z, Barket AALeer.; GrS.,
Scuolms, Tschapp. j LG.; Th; Ndw — m.: 1. Bar-
chent, unterschieden als llnene'' und bauu-elenC B. Z.
RA.: .Durch den B. jagen, Jmd durch alle Proben
gehen lassen und ihm so lange das Grobe benehmen,
bis man ihn durch das feinste Sieb treiben kann.'
Spreng. Im XVI./XVII. war B. in Sch und Z belieht
als Schützenpreis. ,Dry ald vier Schütz zur Schyben
umb unserer gn. HH. Gaab des Barchets schiessen.' Z
Mand. 1619. .Wellicher unserer gn. HH. Gaab, den
B., gwünt, der soll dann in dem selben Jar die Bar-
chettücher nit mer ze gwünnen haben.' ebd. .Denen
Schützen zu Stäfen und Männedorf gibt man jährlich
I072 Stück B. und 2 Paar Hosen.' 1684, Böhmer 1894.
Vgl. noch KHauser 1895, 494. 723; ZObf. 1897. 344,
ferner Jura-Schwarzwald V 111 ff. und Verschiess-B.
- 2. ein Kleidungsstück. ,Von einem barchattlin.'
1409, Sch Stadth. (Schneiderordn.). .Von ainer frowen
barchat mit gelenken und mit brysinen.' ebd.
Mhd. barchant, hur hat. barchet. .Barchet.' 1526, Bs;
Mal.; s. auch Btmbarin (Sp. 1258). .Barket.' 1800, luv.
Über B. als Preis bei Wettläufen s. Schm.-Fr. I 269; Alem.
III 276.
Under-: Unterrock. Als Leibfall beim Tod einer
Städterin bezog der Leibherr deren bestes Gewand:
,Rock, mantel, vechväderen, underbarchat, hemd,
schuoch, tüechli [usw.].' 1453, Sch; vgl. Scu Beitr.
II 8 f. — (Jhlüster-: eine Art Pelzpique Z. -
Bett-: als Hülle für Bettfedern verwendeter B. Tu; Z.
— Scherli-: eine geringe Art B. 1795. Z (gegenüber
.gutem B.'). Vgl. Scherli-Gam (Bd II 424). — Ver-
schiess-: der bei Schützenfesten als Preis ausge-
setzte Barchent. XVI./XVII. , Sch. .Um dem Schützen-
wesen eine immer grössere Ausdehnung zu ermög-
lichen, wurden von 1663 an auf jede Zielstatt der
Landschaft zu dem gewöhnlichen V. noch weitere
6 Ellen als Freigab beigegeben. Hailau, als die grösste
Gemeinde, erhielt 18 Eilen.' Jura-Schwarzwalu V 120.
— Schützen-: = dem Vor. .Schützenbarchent zu
9 Wamsein.' 1645, Z. — Schlänz-. Schränz-: B.
von glattem Gewebe, so dass er gerissen (statt ge-
schnitten) wird Z. Scherzh.: Das ist rechte Schi.,
von einem unaufhörlich Farzenden. Vgl. Schlänz-
Sammet.
barcheti" '/.. barchetig BsStdt; B: von Barchent.
Birch I AaBIj.. Leer., Zof.j Nnw; ZO., Zoll. f-cW,
Birchc" I, bzw. Birke* Aa (Mühlb.); B; GftSchiers,
Val.j <i^a.; ScbwMuo.; SNA.; TllHw. f-ch1-); Nnw; U;
1537
Barcli — burch. Barcht — burclit
1538
ZO., Buche* „Ap;" GT. (-ch?-), We.; THOWangen,
Tägerw. f. Bibfihe* Ap; GT.; mTn, Schönholzersw.,
Büke* G uRh., Birchi n. GlK. — m. SchwMuo. ; Ndw
(Bireh, aber Birche* f.), sonst f. — PI. Birche* usw.,
in AALeer. auch Bire* — Dira. Birchelli BBr., Bil-
cheli Ap, sonst meist Birchli usw.: 1. Birke, Bet.
alba. I* de* Birche*, im Birkenwald AALeer. ,In
die buchen, die da stat,' 1495, Zellw., Urk. (Mark-
beschreibung). ,Buochen, birchen und dorn.' 1509,
AAWett. Klosterarch. .Der Schulmeister hatte nahe
bei seinem .Strohhaus eine von ihm gepflanzte Birch.
ab welcher er die Reiser schnitt und daraus lange
Ruten machte, mit welchen er seine Schäflein ab-
schwartete.' JLüscher 1S9S. — 2. Birch m., Zucht-
rute aus Birkenreisern ZW. Dafür scherzh. auch der
Herr Birch. ebd.; Madam Birch. HSulzer 1830. .An
der Lehrsäule ligt Birch, Hut, Schmerz und Hohn.'
7, Xeuj. St. 1694. Vgl. noch birchin, ferner Birch-
Joggeli, -Besen, -Riteten, auch Lüt., Sagen 367.
Ahd. bir(i)cha, mhd. birche, birke. Zu nnsern Formen
vgl. Chüchen I (Bd III 229). B. in Eigen- (zumeist Lokal-)
namen. a) als einfaches W. .Birch' (möglicherweise auch zu
Birch II) AaBözb., Ku.: BsEpt. ; BAarw. ; ZgCham. .Birchli'
SchwE.; ZEmbr. .Bindie"' GINUrn. ; GrS. ; WRar. ,Bilche"'
ApAppenz., Teuf.; GGaiserw. ,Zu Birchen' BG. ,In der Bir-
chen' BWyn. .(Meyer) von Birch [bei AaMuri]', Z Familien-
name (seit 1428). .Hans ze der Birchen.' 1389, B. — b) in
Zss. ,Birchen-Egg' BLangn. ; ,in der Birchegk.' 1600, L. ,Bir-
chen-Feld' AaZof.; ApWalz.; BG. ,-Gufel' GILintht. ,-Gang.'
ebd. ,Birch-Hof ZHüogg; ,Birchen-Hof GrHinterrh. ,Bir-
chen-Hubel' BG. .Birch-Hugel' BsReig. ,-HaIden' BLaupersw.;
ZRorbas. ,-Hölzli' ZNWen. ,-Lauenen' B StSteph. ,Birchen-
L6h' ZEH. (urk. .hirchinlo.' XIII./XIV. .Bürkilo'). ,Bilectaen-
Mos' ThTäg.; ,Birken-Mos' ZSth. ,Birch-Matt(en)' AaSeon ;
SBeinw. ,-Büel' BArni; XV., ZSehlieren. ,Birchen-Rein' Z
Rorbas. ,Birch-Rüti' ZHöngg (schon 1292). ,-Schiir' (Hof)
ZEmbr. ,Bilchen-Schutz.' 1563, GKriess. .Bilchen-Stein.'
ebd. .Birchen- Tal' BR. (.Birchen-Tan.' 1411). .Birch-Weid'
ZÜtik. ,-Wil' ZBassersd. (s. HMeyer 1849, 92 a). .Bilechen-
Wisen' ThTäg. .Birchmeier', Familienn. Aa (schon 1500). —
c) Abi. ,Birchi' n. (vgl. Buechi Sp. 984) BAdelb., Be., Bremg.,
Höchst., Köniz, Steffisb., Vech., Wohlen; SBib. ; U(,Birki';
.Petrus de Birchi.' 1248); WFiesch; 1464, S. ,Birchi-Acker'
BGurz.; ,-Hübeli' BBoll.; ,-Berg' AaBremg. (HBull. 1572);
,-DorP (Familienname). 1268, Z Urk.; 1308, AaMuri. ,Auf
der Bircheren' BKöuiz. ,In der Birchlen' ZRiesb.
Birch II n.: Birkengehölz. , Die ober zeig stosst...
an das birch, so gen Wysendangen gehört.' 1396/1464,
ZHegi Offn. RA.: i* 's B. gö*, sterben müssen Aa
Wohl. Vgl. Band (Sp. 1324), Bir (Sp. 1482).
Sonst nur noch in Lokalnamen: Im B. AaSeon; ZBonst.;
1653, AaWett. .Hinab bis iu das B.' 1694, AAWett. ,In
dem birche.' 1273, ZWthur. ,1m vorderen, hinteren B.'
ZHünt. ,1m breiten B.' 1408/1531, ZZoll. (jetzt Breit-B.;
urspr. ,Breit-Birg'). S. noch Anm. zu Birch I. Zur Bildung
vgl. Buech II (Sp. 982).
birche": die Birken im Frühling anbohren, um
Saft zu erhalten BLangn.
Bircher: Familienn. Aa; B; Gr; W. Der Dokter
B , scherzh. Bezeichnung der Birkenrute gegenüber
Kindern W.
birchig S, büehig ApK., birchi* Tu; U; W; Z,
bilchi* Ap, bilichi* mTH: birken. Birchi's usw., Birken-
holz. Enb-ener Bese", e*b-eni Ruete*. ,Schlach das mit
ainer bilckenen ruoten, unz daz es schumet.' XV., G
Rezept. ,1 pfd 6 fi umb 100 birchin stangen.' 1428, Z.
,Von einer reifstangen, sie sei haslin, birchin.' 1556,
aZoll. 1899. .Birchene, haslene und andere der-
Scbwelz. Idiotikon. IV.
gleichen Rueten.' JWirz 1650. Birchene" Chds s. Chäs
(Bd III 502). Wart, ich gib-der bilchige* Käs! ApK.
Ähnlich: Birchi's Bröd z' chöru* ge", die Rute zu
kosten geben W.
„Birch III: Gebärmuttervorfall B".
Birche» II Birhen f.: Gebärmutter der Tiere BBr.
birche" B; SL., NA., birhe* „F", bire" AALeer.
(selten); BHk.; „F;LG.": 1. den Scheidevorfall haben,
von Kühen B. — 2. den Gebärmuttervorfall haben
AALeer.; BHk.. Si., IL; „F; LG.;" S. Die Chue biret.
Synn. s. u. Llb (Bd III 977), beizen, ferner Auren II. Mit
Letztem) könnte unser W. wurzelvwdt sein: zum ableitenden
■k vgl. Wilmanns, Deutsche Gramm. II 113. Die Behandlung
der Verbindung -rch- wie in wdrchen ua.
Berchta: 1. Bertä (Dim. BerteU) Sch; Th; Z. Berte
Schw; Th, Berti BsStdt (kosend); ZS. (verächtlich),
weibl. Taufn., Bertha. S. Bela (Sp. 1159). — 2. als
Name einer Kalenderheiligen, in den Verbindungen
,uf, an St lierchten tag' = 2. Januar. 1382, Z Ratsb.;
1426, L Ratsb.; 1451, L Stdt; 1452, AAWett. Kloster-
arch.; 1457/88, LBerom.; 1494, B; wofür auch bloss
.(am) Berchtentag.' 1492, Scb ; 1558/73, LBerom.; ,nach
dem Perchtag.' 1334, Aa; ,Prechentag.' 1374, ebd.
Zu 1. .Berchta' (flekt. ,Berchtcn') ist bis zum Ende des
Mittelalters die gewöhnliche Naniensform (ältester Beleg
.Berhta.' 806, G Urk.); daneben aber auch schon ,Bert(h)a.'
— Zu 2. Zu Grunde liegen sehr wahr sch. Verbindungen wie
,ze dem berhten tage, ze der berhten naht', Übertragungen
des griech.-lat. epiphania, indem man das attrih. Adj. als
vorangestellten Gen. des Namens Berchta verstand und diesen
in Beziehung setzte zu der bekannten burgundischen Königin
dieses Namens, die die kirchliche Tradition als Gründerin
zahlreicher Kirchen nam. im Westen unsres Landes feierte
und als Heilige verehrte. Vgl. hierzu Z Anz. V (18851 148;
Arch. f. Volkskunde I 284 ff. Bezeichnend für die angenom-
mene Verknüpfung ist eine alte Notiz im Jahrzeitbuch von
LSchwarzenbach, worin der 2. Januar als der Tag ,Berchte
regine Burgundie' bezeichnet ist. Als Name eines in den
Zwölften umziehenden gespenstischen Weibes (vgl. hierüber
namentlich Grimm, Myth. > 169 ff. *226 ff.; Golther, Germ.
Myth. 492) ist B. unserui Gebiete fremd; wir haben dafür
andre Namen; s. Frön-Fasten(-Müeterli, -Wibli), Chlung(l)erin,
H&ggen-Ncuien, Sträggelen ua.
berchtele"&eVc7i(e/e" ZO., beschtele* ÄAWürenlos;
Sch; Th; ZO., Eafz, S., bettele* Th; ZSth., beHele* Z
Elgg, O., Schlaft, Wiesend., bettele* ZMarth.: 1. den
B'erchteli(s)-Tag (s. d.) feiern. aaOO. ,Es ward ouch
abgestellt das fahen und zuo dem berchtalen füeren
nach dem nüwen jarstag.' HBull. 1572. ,Bartle: Ein
gueten Tag, Nachbor Jocklin, und ein guetes nüwes
frödenreiches Jor. Warumb kunst nit zu mir gähn
bärteln? Jockles: Ich wünsch dir och ein guets Jor;
aber es ist mir nit um 's Bärteln; es gschmöckt mir
weder Wyn noch Most.' Gespr. 1656 (.Thurgöwischer
Bärtelin-Feyrtag'). ,Bacchari, des Bacchus Fest be-
gehen, bechtelen, schwermen.' Denzl. 1677; 1716.
,Becheln.' Z Neuj. M. 1786. — 2. verallg., an gewissen
Tagen, nam. Markttagen, zu Neujahr, auch Ostern, in
einem Privathaus zssitzen und sich bei Essen und
Trinken gütlich tun ZRafz; in ZSth. bes. zu Ostern
und Pfingsten unter den Kindern üblich, wobei jedes
Wein, Brötchen, Küchli, Eier usw. selbst mitbringt.
Man soll auf die Lichtstubeten Achtung geben, damit
Niemand in denselben ,bechteli.' 1664, ZElgg. ,An
97
1539
Barch — bnrcli. Bard— burd
1540
Lichtstubeten haben sie ihr Bechtelen, ihre Scheid-
weggen, wie sie es nennen.' 1(367, Z Synod. „Übh.
Vergnügungen nachjagen Z." — 3. „faulenzen."
Von (St) Berchten-Tag aus gebildet wie z.B. chläus(e)te*
(s. Bd III 697) von Chtaw<t-T<ig) ; vgl. auch das eis. berchten.
Ans Zss. mit dem GeD. des Gerundiums unsres W. ist der
Name Berchtelu-Tag (Grdf. ' BeYchtekne-T.) hervorgegangen;
vgl. Büntelie-Tag zu büntelm. Indem dann der erste Teil als
Dim. zu BercJit, Berchtold, aufgefasst wurde, ergab sich die
Form BSrchtdi-Tag und weiterhin die landesübliche Schrilt-
form ,Bercht»lds-Tug.' Vgl. noch Berchtold.
„Bechtele" f.: Gesellschaft junger Leute, die
den Bechtelistag in Saus und Braus feiert Z."
Bgchtelete" f.: die Feier des Berchtoldstages
Sch. ,Die Gemeindsvorgesetzten sollen an der Bech-
teleten auf die Gemeindskosten nicht mehr als fi. 3
zu vertun haben.' 1780, ZOGlatt.
Berchtete" f.: = dem Vor. .Welcher ein fründ
ald erengast mit im uff die berchtaten und eschen-
mitwochen nimpt, der solle die arten für in gen.'
1529, AäZ. Stubenr.
Berchti, Berchtli, Bertfeßi n.: alljährlich am
Sonntag nach Dreikönigen stattfindendes Festmahl auf
dem Zunfthaus zur Safran (und der Schützengesell-
schaft. St.b) in Luzern. Wenn d' Burger am Bärtli
pokuliere*. Attentat 1884. 's g'sehd Mänge* mumme*
guet, wenn er vom Bärtli hei'" gö" tued. ebd. — Verk.
aus B.-Enmn (s. Bd I 52S).
Berchtold Aa; L; Sch; WZerm.; Zg; Z (in ZStdt
auch Bechtold), Kurzformen „Berchf, Becht AALeer.,
Berchtel FStAnt., Bediel TüMärst., Dim. Berteli LStdt:
männl. Taufn. (im Allg. selten). Vgl. auch Holdi III
(Bd II 1190). Als Berchtoldstagsfigur: Ich bi" der
Becht, ich bi" der Becht, han es Strouhäeteli uff', binden
und vor Böseli druff AALeer. (am Berzelistag gesun-
gen). .Einen zum Berchtold führen.' ,Anno 1529 wäre
zu Zürich noch üblich, dass nach dem Neuen Jahrstag
Einer den Andern gefangen und genötiget, mit ihme
zum Wein zu gehen oder, wie man sagte, zum B. zu
führen.' vMoos II 22.
Die Vollform Berchtold ist in den ä. Quellen häufig, auch
als Familienname(,Hans Bechtold von Beinach.1 1 527, Strick]. I ;
heute B'irchtdld B; L; Z, Bechtold Sch, in ZStdt auch Bich-
lold. Kurzformen als Familienname: ,Bercht.' Xdw Kai. 1889.
Bechtd ZZoll. ,Heinr. Berchtili.' 1524, ZSth. , Haus Berchtel.'
1611, ZZoTl. .Bertho.' IX., G Urk. .Bertilo.' um 786. 798.
811, G Urk.; .Perhtilo.' um 820, Z; .Perhtelo.' 889, Z;
.lVrihtilo.' um 900, Z. — Über B. als mythische Figur
s. Grimm, Myth. ' 172. 552; Th Beitr. 23, 49/51. Zu der
Angabe aus tMoos Tgl. unter be'rchtelen die Stelle aus HBull.
1572, aus der jene sehr wahrsch. stammt; der Irrtum, den
vMoos bei der Modernisierung des Ausdrucks begeht, spricht
für unsre Auffassung Ton der Entstehung des Namens ,Berch-
toldstag'; s. Anm. zu birchteUn,
berchtselc" berzele": 1. - berchtelen 1 AaHoUI.
— 2. (in AASchinzn. in der Verbindung Berzeli's
mache") verallg., sich benehmen wie es am Berehtolds-
tag Brauch ist, Ulk treiben AASchinzn., Seet.
B e r c h t s 1 e t e n Bechslete" f. : = Bcchtelete" AA'I'egerf.
Bard — burd.
Bai'd W (Kuppen, lt Tscheinen Bart I) m.: =
Barch I. — vgl. das syn. Barr/, das Ton St. auch für W
angegeben wird und auf dem unsre Form wahrsch. beruht.
Pard: Pardel. .Es sei ein p. auf der strass.'
1531/60. Sprüche. — Mhfl. pa t.
Kamel-. .Camelopardalis, auf teutsch ein giraff
oder k.' Tierb. 1563. — Leu-. ,Panthera, ein kleiner
löuwpard.' Tierk. 1563.
Pardel m.: Feuersalamander. Salam. mac. ScnKl.
Aus ihm kann man nach dem Volksglauben Gold
inachen ; s. Sp. 172. — Die Übertragung knüpft an das
gelb gefleckte Fell des Pardels an.
liardaile", perdaile*: schlagen, bläuen GrPt., Sch.
Lauf ireiillic>', bardail di Tiiggere* äs mit dem Bisme".
Schwzd. — Verbale Ald. zu rätorom. battaüg, batagl, it. battaglio,
Klöpfel. Zum Einschnb des p vgl. Karnali aus canaiüe ua.
bardaus! Interj. entsprechend nhd. .bardauz!' Ei-
lst li. dort usen plotscht Bs (Spreng).
bär dl! Interj. B. Ja, sä sind ja d' Wirt au'1' DöUer?
Eh, b. ! worum nid? Erzähler 1856. - Ans frz. parDieul
Bäi'd(e). ,Berd(e)' f.: Gebahren. Gebärde. XV./XV1I.
(sehr häufig). Bes. in den Verbindungen: ,wis und b.';
,\vort (oder .red') und b.', auch ,art und b.' (Ruef
1550); .sitt und b.' (Fris.).
Ahd. bärida, mhd. beerde, zu baren (s. Sp. 1439). Doch
kann sich hinter uuserin W. auch das zsgesetzte (in uusern
ä. Quellen ebf. nicht seltene) ge-barde mit synk. Prüf, ver-
stecken; diese Auffassung wird nam. durch die Schreibung
mit p- (so bei Vad. ; Ruef; Fris.) nahe gelegt; s. Bd II 41/2.
Un-(ge-): übertriebene, unschickliche Gebärde;
ungebärdiges Benehmen. .[Die Gebärden des betäub-
ten Jetzer waren] ein so grüwlieh anschowen, dass
zu gedänken, Kristus war nie mit so grülicher unge-
perd verscheiden.' Ansh.; an andrer Stelle: ,Dis un-
perd.' ,Mit siner unberd und wuotung.' Kessl. ,Die
predig sprach ein jesuiter uf der kanzlen mit grosser
ungestüeme und unpärden.' Jos. Mal. 1593. .Derglei-
chen Ungebärden [Unschicklichkeiten].' Sintem. 1759.
— Mhd. ungebeerde.
un-gebärd, -f: ungebärdig, unartig GrD.; Gegs.
galant (Bd II 202).
bärden: sich gebärden, auftreten. , Sieh kindisch
stellen und berden.' Kessl. ,Sol derjenige noch in
Gold und Silber b., der nicht weisst, wann die Pest
[ihn dahinrafft]'?' JJUlr. 1733. S. noch üs-krüsen
(Bd III 864).
un-(ge-)bärdig unpärtig ZDättl.. Lunn., Stdt,
Sth., Zoll, (-ä-), unbärdig B (Gotth.), ufnjbärtig .Sch"
St.; ZKn.: ungebärdig, ungezogen, wild. aaüO.; „von
Sachen, verwünscht Sch." En u-C Purst. Das ist
en u-s Tue" ZDättl. .Ein Schulmeister, der beim Zü-
geln gar u. sich angestellt.' Gotth. .Doctor Eck nach
siner unbärdigen wis.' Ansh. ,Us edlen lüten werdend
ungebärtig und nütsöllend kinder erboren.' Vad. .Ich
[der Teufel] mach s' [die Menschen] in sitten gar un-
bärtig.' Ruef 1550. Der Ammann beklagt sich auch über
einen , unbärtigen' Bauer, der ihm in seiner Verwaltung
viele Späne verursache. 1551, Absch. ,Bonis morum
carere, unbärtig sein, nit guote sitten an im haben.'
Fkis. .Ungebertiges Kopf-Schüttlen.' JHHott. 1666.
huch-bertig: hochfahrend. Er gehe wenig an
die Predigt der andern Geistlichen, sei geizig, .h.',
ziehe seine Kinder übel, unzüchtig. 1528, EEgli 1878.
perd&t8Che° : durchhauen, abstrafen GrPi'., Sch. —
ContaminatioD aus den syn. perdailen (s. bard*) und tütsehen?
biirdelc": kleine Heu-, Streuebündcl machen UwE.
1541
Bard, bord, bird, bord, bnrd
1542
üf-burdeu: aufbürden, eig. und bildl. Bs; B;
In; Z. ,Um ihnen grosse Strafen aufzubürden.' Er-
zähler 185(5. ,Das in unserm Land frömbde Dienst,
Knäeht oW Magd, angenommen und, wann solche
krank und bettligerig werden, dem Spital aufzubürden
vermeinen wollen.' 1730, Schw LB. ,Man tue der pa-
pistischen Religion da und dort Unrecht und bürde
ihro Lehrsätze auf, die sie niemahl ausgeheckt.' Go-
liath 1741.
ent-: entladen. .Hierauf ward all grob und kleines
Geschütz entburdet [abgefeuert].' Denkkl-Blümle 1674.
.Damit das Haus Osterreich nicht so leichter Dingen
eines mächtigen Gegners entburdet wurde.' Aufwecker
1689. .Sich der Sünden e.' Sebast. 1730.
burdene" UwE., burdine" W, burdne" Bs (Seil.):
1. zu einer Bürde machen, zsbinden, bes. von Heu Bs;
W. Pen., es burdenet - sich wol, vom Heu, es ergibt
viele Bürden UwE. — 2. Heu in Bürden nach Hause
tragen W. — Ahd. burdinön, mlul. burdenen, belasten.
üi-burdene" GRHe., Rh., Valz., -burdne" Bs; Gr
Mai.: = üf-burden. — zuehe(r)-burdene": in Bürden
herbei, nach Hause tragen Gr oHe., Valz. Im Brand
is schwär, me" muess aWh g'rad gar Alls z. Bis me"
d's Holz, d's Heu, d' Streiti, d's Esse" zuehergeburdenet
hed, cha""-mc" menge" Tropfe" schwitze".
Burdi, einmal (für Gr) auch Burd — f., PL Bur-
dine", -ene", -ent, Dim. Bürdeli ÄALeer.; BsStdt; BSi. ;
UwE.; Zg, Bwrdeli AaSL; Ap; BsL.; B; Gl; Gr; L;
GA., 0.; Sch; S; Th; Z: 1. Bürde, Traglast übh.
a) im eig. S., im allg. je nach Art und Beschaffen-
heit des Gegenstandes von verschiedener Grösse und
Form, häutig zsgebunden und dann, tw. unter Zurück-
treten oder völligem Schwinden des Grundbegriffs, mit
Bund 3 a (Sp. 1356), auch Bündel II (Sp. 1362) sich
nahe berührend; oft als mehr oder weniger bestimmtes
Mass. allg. .Was eins in das schiff getragen mag, das
sol er [der Ferge] füeren umb den jarlon; hat aber
es me ze tragen den ein burdi, davon sol es Ion geben.'
SiHwWang. Hofr. E" B. träge", das'-me" fast nid z'
schnüfe" chunnd. Öjipis z' Biirdene"-wis devo" träge";
s. auch 6t (Sp. 904). E" schwäri, grössi, höchi B.
E" B. Gras, Laub. ,Als er ein Bürde Gras hat wollen
auf sich nemmen.' FWürz 1634. E" B. Büecher, Lin-
tüecher. , Burdi Täller.' Bs Kucheb. S. noch Um-
gang 2 d (Bd II 342), Glas (Bd II 644). Insbes.
a) (Heu-)B., Heubürde; nam. in Berggegenden, wo
das Heu nicht auf dem Wagen eingeführt, sondern,
in Seile eingebunden, von Personen nach dem Auf-
bewahrungsort getragen wird Ap; B; Gr; GA.; Schw
Ma.; UwE.; W; Zg; ZO.; vgl. Heu-Chappen (Bd III
390), Burdi-Sack. Burdene" lade" [ins Seil fassen]
GrPt., mache", üfn'e", Vträge" Ap; Z. Wenn eine Heu-
bürde us-em Seil g'hld, jauchzen Alle, die es sehen,
zum Spotte GkA. Eine B. ist im allg. = 6—8 Wusch
oder Ärfel ZO., = Vs Chon-Heu; jetziger Preis 15 — 20
Franken auf Davos. Bühler. , Ein Kuhheu = 8 Bürden
ä 24 Wusch ä 25 kleine Krinnen zu 36 Lot; also =
5377 Pfund.' JASprecher 1875. Nach Planta 1872
wird in Gr die B. zu 100— -120 Pfund gerechnet und
die Grösse der Bergwiesen nach der Anzahl der Bur-
denen, die sie ertragen, bestimmt; nach andrer An-
gabe ist eine B. = 126 Quadratfuss. S. auch Heu-Tuech.
Heulast von 3 Zentnern BSi. (ImObersteg). Heulast,
die nicht getragen, sondern geschleift, ausnahmsweise
auf Schlitten befördert wird GrAv., D., L., Pr., 1,'h..
S., Sch., Tschapp., V.; so gelegentlich auch andernorts.
,In solchen Medern oder Bergwiesen, die von den
Ställen, in denen man im Winter das Vieh füttert,
zu lerne sind, als dass das Heu bei der Ernte dorthin
gebracht werden könnte, wird es zuerst in Madställen
(Bargün, Bärge") untergebracht und erst im Winter
mittelst des Burdiseils und des Zugs in Burdene"
gebunden und über den gefrorenen Schnee nach Hause
geschleift.' Tschumpert. Zugtierlast Heu, während die
Mannslast Fert heisst GRpr. ,Aber sol der meiger von
Höngg dem forster in mitten in der hofwis geben ein
burdi [.pondus'] höws, die derselb forster selb dritten
uff sich mug gehaben [mit Hilfe von zwei Andern auf
sich laden], die er doch allein dannen sol tragen.'
1338, ZHöngg. ,Fcenum in manipulos vincire, höuw in
bürdele zusamen binden.' Fris. ; Mal. ,Auf Heuw solle
der Schätzschilling ehnder nicht gelegt werden mögen,
bis und in so lang die letzte B. desselbigen Jahrsblumen
auf dem Gaden ligen wird.' 1769, ScHwKüsn. LB. ,30.
Juli: angefangen zu emden. 10 Ärfel zu einer B.' 1781,
ZWipk. Nach der Zahl der Burdenen wird der Heu-
ertrag bestimmt. Wi vil Bordene" ge''d der Bletz? Ap.
.Nicht mehr als 10 einzig Burdenen verwittert Heu
gemachet.' 1775, aZoll. 1899. ,Das Emd wurde gut
gewitteret, gab 30 Burdenen in der Seewisen und
Neugütli.' ebd. .Geehmdet 30—40 Bürden: 36 fl.' 1842,
Z Haushaltungsb. Auch für Heuhaufen, insofern er
dem Quantum einer B. entspricht Ap (Tobler). —
ß) Streuebürde Ap; Th; Zg; Z. Die gewöhnlich aus
dem Oberland kommende Streue wurde sonst vom See
in .Burdenen' zur Scheune getragen. 1816, aZoll. 1899.
,16 Bürden Streue.' 1818, ZoÄg. Kaufbrief. — y) Bund
Stroh Aa; Ap; B; Sch; S; Th; Z. Auf die Frage wer?
antwortet man scherzh. : Der Hans Plär mit der länge"
Schär. Er het e" Frau mit-ere" B. Strau. Könnsch-
se-n-auch, könnseh- se-n-auch? S. ,1 fuoder strouw, trift
50 bürdi.' um 1515, Schauberg, Rq. Dem Prädicanten
sollen jährlich 100 .Burdenen' Stroh verabfolgt wer-
den. 1637, Absch. .25 Klafter Höuw, 700 Burdenen
Strauw.' 1696, ZNGlatt Inv. ,1700 lieferte Gachnang
zur Besoldung des Pfarrers 75 Burdenen Stroh.'
EStaüber 1894. .Schaub 9 Bürdelin ä 6 Kreuzer;
mehr 1 Burdin ä 9 Kreuzer.' 1707, Sch Rebbüechli.
— 8) von Holz. allg. E" B. Holz, e" Welle" Strau
oder en alti Hüsfrau ! rufen die Buben, wenn sie
Brennstoff fürs Fastnachtfeuer zsbetteln S. Mer händ
[beim Holzsammeln] gllch e" B. g'ha"; mer sind halt
uf d' Tannen ufe" g'chreslet und händ d' Näst abe"-
g'chnellt Th. ,[N. N. bezeugt] dass R. Bertschi und sin
sun ein dannin holz die Lindmag uf füerten und
hatten es an vier burdi gemachet.' 1390, Z Ratsb.
.Und soll ainem yeden zu yegklichem how geben dry
burdinen holz.' ZWiesend. Offn. ,Ein bürdeli gar türr
holz woll tert.' 1545/83, L Bühnenr. .Jedes Kind zahlt
[als Schulgeld] jährlich 15 Batzen samt 2 Bürden
Holz.' 1800, UHospent. E" B. Stüde" Aa; L; Th; Z.
, Waghals treit ein grose B. Studen.' JMahl. 1671.
E" B. Bebe" [abgeschnittenes Rebholz] Th. Es G'sicht
mache" wie-n-e" B. Bebe" ZElgg. Spec. Burdi AaEIh-.,
sonst Bürdeli, Reisigbüschel, Reiswelle Aa; BBurgd. ;
Gl; GRHe.; L; GA., Sa., Wallenst., We.; S; Syn.
Puschlen. In Z wird unterschieden zwischen der grös-
sern Burdi und dem kleinern Bürdeli. Bim Üsputze"
gihä 's Wüschli und Burdene", bim Rute" und Üf-
1543
Bard, berd. bird, bord. bnrd
1544
näsle" Welle" ÄAEhrcnd. Frau, die ins Bad reist, zum
Manne: Vilicht chöme'd di ander Wuche" Bürdeli und
Höh: zell s" guet! ACorrodi. ,üürr stecken kurz und
schlacht, darus si nun hönd bürdeli (»macht, yeglichs
sechs oder acht stecklin sind.' ZBletz 1536 (L). .Für
100 Weiden 16 ß und Bürdli 12 ß.' 1785. Z Haushal-
tungsb. .Gesträuch. Bürdeli oder Stöcke.- ZWthur
Feuerordn. 1813. Hieher viell. der Kinderreim: Bür-
deli träge", Niemerem säge". Schwzd. (Aa) vgl. Sesseli.
— s) c" B. Wide" [Binderuten] Tu; Z. .Wenn der fer
in der ern zu inen käme, so sollte er ir einer [1. einem]
ein b. widen darlegen; darus möchte er 4 widen zu-
eilen, welche er wollte, und sollte man im darzue
strouws gnueg geben, und möchte daran 4 garben
binden, wie guot er wollte.' 1452, AAWett. Klosterarch.
.Um 10 Bürdeli gewunden Kornwiden, da an jedem
Bürdeli 55 sein sollen.' 1689, Zubers Tageb. — £1 Bund
Beb- Stecke", -Stichel Ap; Gr (30—50 Stück); GRh.
(50 Stück); Th; ZZoll. (20—30 Stück). ,Er soll in
den wingarten geben vier burdin stecken, sol an einer
burdin sin 70 stecken.' 1449. TuKlingenb. Offn. ,8 Bur-
din Rebstecken i 7 1 das M[ille] oder 21 Kr. die
Burdin.' 1707, Sch Rebbüechli. ,10 B. Stickel.' 1727.
1729, Absch. In GRh. dient B. als Mass für Rebland,
= 50 Rebstöcke; vgl. Pfau, Statist. 1863, 98; eine ab-
weichende Angabe bei Steinm. 1804, 336. ,Ein Stück
Reben, ca 6 Bürden, am Kirchberg. Zwei Stück Reben,
ca 12 Bürden, in der Grub.' Bürger- ü. Bauernfr. 1827
(GRh.). ,50 Bürden Stickel weit Beben.' 1828, Ztgs-
anzge. — rj) Bund Schindeln. = 400 Stück. JRHolzhalb
1770 (Masstabelle); Z Marktordn. 1778. — %■) Bund
Stabeisen. Von einer ,burdi stabysen(s)' werden 3 d.
(6 d.) üngeld entrichtet. 1371/9, Z Stadtb. ,Zwo burdi
isen wegent 14 ruben 2'/s pfund.' 1388, ebd. ,Ein
burdi isen.- L Zolltarif 1390; XV., B Geleitstarif. —
i) Traglast Mist ZO., S.; vgl. Mist-Chratten (Bd 111
875). [Den Stadtherrn] druckt Mängs se schwer, me
eus e" B. Mist. Stütz. ,Auch sont die vorgen. len-
lüte jerlichs in die reben legen 80 burdinen guotes
rinder buwes.' 1334, Z. ,500 burdi mist in die reben.'
1559, ZGrün. ,100 burdi mist anleggen.' 1573, aZoll.
1899. — x) Traglast Salz. ,Du und der Balz müssen
nach Samen hinunter und Jeder eine B. Salz holen
und Nachmittags damit auf die Alp.' Obw Kai. 1899.
- X) e" B. Anke" = 100 Pfund. Uw Gem. — p.) ,Von
einer Trageten oder B. leinin oder flächsin Tuch.' B
Kaufhausordn. 1754. — v) ,Gewürz-, Salben- und
Pulver-Träger, von einer Burdi 1 Kr.' ebd. — o) auch
sonst (nam. als Dim.) i. S. v. Bund, Bündel, Büschel.
Es Bürdeli Leder BsL. Spec, Bund Schlüssel, ebd.
,[Nacb vollbrachtem Mord hat der Mörder] der er-
mördten Dochter ein Bürde Schlüssel, so sie ange-
habt, abgerissen.' 1665, Bs. ,Burdi Rüeben, Rettich.'
Bs Kucheb. .Bindend das unkraut in bürdeli.' 1530,
Matth. ,Fascis, ein bürdete, als nämlich ein bürdele
ruoten, holz oder kleideren.' Fris. ; Mal. ,Wie ver-
manet Scylurus beim Plutarcho seine sön zuo brüeder-
licher liebe, mit dem, das er inen anfangs ein bürdele
pfeil, hernach einem yeden allein ein pfeil gab zuo
zerbrechen.' LLav. 1582. .Zyland ein bürdeli.' Zg
Arzneib. 15Ss. Rolfinks .Fasciculus temporum' wird
übersetzt mit ,ein bürdlin der zit. • 1481, Bs. —
b) bildl., Last, Bürde. Verpflichtung Aa; Bs; Sch: S;
Tb; \V; Z. E" schwärt B. (an Eim, an ÖppisJ ha".
Der hät-sv* e* rechti B. üfg'lade". So-n-es g'ringcrs
Mannli mit so vil Chinge" sig übel dru" und chönni
so-n-e" Burti s' trage" mängisch fasch nit prästiere".
Schild. Da auf einem Boten von Zürich die grösste
, burdi' betr. Vortragen, Anbringen, Red und Antwort
geben liege. 1533, Absch. .Da wurdend inen [den
Nonnen] ire regel, vasttag, strosäck, metti, zitgsang
und zuobät und derglichen burdinen abgnomen.' Ansh.
, Nit sinnends, wie sie abkommind irer schweren
bürde, des Gottes zorn, der uf inen ligt.' Rbef 1550.
.Ein bürde und überlast sein, überlägen sein, oneri
esse. Befelch und bürde etwas auszerichten, euratio.'
Mal. ,[Wir] welche doch in tragung bürgerlicher
burdinen nicht weniger seind, dann sie.' Würstisen
1580. .Damit sein [des zu schlachtenden und zu ver-
speisenden Australiers] Fleisch nicht stinkend wurd,
muss er tragen landsgmeinc Burd [die landesübliche
Pflicht, sich verspeisen zu lassen, erfüllen].' HRRebm.
1620. , Unserem Land ein treffenlicher Last und schwere
Bürde.' Z Mand. 1641. .[Dem Prediger sind Busspre-
digten] eine schwere Bürde.' JMcll. 1665. ,Desshalb,
giebt dir Gott etwas zu leiden, wie dann einem jeden
Menschen sein Bürdelein zugeteilet ist. oder lasse
sein, das dein sei ein Bürde, so trage auch.- FWyss
1672. , Gleiche Bürde bricht Niemand den Hals ab,
squalitas haud parit bellum. Gleiche Bürde helfen
tragen, ex aquo jugum ducere.' Denzl. 1677; 1716.
.Diese Bürde [das Amt des Schuleinziehers] wird einen
jedwederen treffen.' 1737, ApHeid. Scbulordn. S. auch
under-gän (Bd II 22), über-nemen (Sp. 735). Spec.
von ökonomischen Lasten Aa; Tb; Z. Der Schulden-
bauer treit e" schwärt B. ,Dass wir der predicanten,
so an orten unergangens meres predigen, bürde tra-
gen.' 1532, Strickl. ,Dass sy des kilchenguots halb,
so verton ist, die burdy tragen, sonder fründtlich und
guetiglich mit einander tragend.' 1534, Zellw., Urk.
Von Dienstbarkeiten, Reallasten, die an Grund und
Boden haften. ,Do wurdent funden und ernüwret die
reht, swärung, burdenen und tragnüst der höfe und
der lüte ze Höngg.' 1338, HWeber 1869. ,Es sollent
yetweders elichen gemechdes erben die selben be-
ladenen ligende güeter mit der burdin haben und die
selben schulden bezalen.' 1419, Bs Rq. .[Kelnhof]
geliehen mit siner b. und tragnus ane minderung aller
Zinsen, vogtstüren und grechtigkeiten.' 1466, Hotz,
Urk. Von moralischer Schuld: ,Wie von inen gricht
wurde, also uf sy selb kam die bürde [so würden sie
wieder gerichtet werden].' UEckst. — 2. übertr. auf
das Seil, das der Quere nach um die Heu-Burdi (s. lax)
geschlungen wird GrAv., Bh., Tschapp. ; Syn. Burdi-
Seil. Vgl. Zug. — 3. eine aus Reisigbündeln (s. unter
1 a 8) bestehende Vorrichtung zum Fischfang Z f.
.Burdinen' beim Fischfang zu gebrauchen ist verboten.
1292/1371, Z Ratsb. ,Wie manig burdi ieglicher vischer
legen sol.' Z Richtebr. 13U4. Im Rhein und davor soll
man kein .burdi an ein rüschen-zötter' setzen. 1544,
Absch. , Weder mit garn, mit netzen, mit sehnüeren,
mit burdinen noch derglychen, dan allein vier züg
an ruoten im nüwen mögent sie järlich ziechen.'
1554, L Bericht. S. noch Ferri (Bd I 918), Ber II
(Sp. 1454), ferner Burdenen-Fischer (Bd I 1108). —
4. häutiger Sack, worin die Eingeweide der Tiere sich
befinden LStdt (Syn. Bursen); die Eingeweide selbst U.
Tragsack, Gebärmutter bei Tieren, bes. beim Rind-
vieh AaF., Ke., Leer.; ApM.j B; Gl; LG.; GWallenst.;
Scaw; SL. ; UwE.; ZO., Zoll.; auch etwa bei Frauen B.
1545
Bard, berd, bird, bord, burd
1540
D' Chue hiid d' B. übericorfe", sie hat die Gebärmutter
so verdreht, dass die Geburt äusserst schwer von
Statten geht ZZoll.; vgl. £.-11*1«/. D' B. use" g'hic"
Schw, usc' mache' AALeer. ; Synn. s. u. LibSb (Bd III
977). Vgl. auch B.-Band (Sp. 1331), -Bing. B' B.
ditsse" ham, etwas Ungeschicktes oder Ungereimtes
tun l'wE. — 5. Nachgeburt beim Rindvieh AaoF.;
Bs; „LE." (St.8); ScHSt. (Dim.); U. — 6. Wurf Junge,
bes. vom Schwein AaZ.; B; „Gl;" Sch; uTh; „Z"Stb.;
auch von Katzen B. Er ist mit der ganze" B. z'
Markt Sch. .Zehn schwarzgefleckte Ferkeln von einer
Bürde.' Gottb. ,Von den schwinen wegen söllent
die undertanen irem kilchherren von einer b. geben
8 angster.' 1509, LBuchenr. ,Wer ouch, daz der sehwin
keins nicht schön wer, hett er denn der selben b., so
sol er ein anders bringen.' ZErnbr. Offn. — 7. Träch-
tigkeitsdauer beim Schwein (10 Wochen) AaZ. Die
Söuli sind e" B. alt. — 8. a) vom schwangern Leib
einer Frau: Si het e" Burdi, es Bürdeli B (Zyro). —
b) voller weiblicher Busen Z oTösst. — c) Höcker.
,Jörg Widerkcr von Zürich mit der burdi uf dem
ruggen.' 1504. Z Glückshafenrodel. — 9. „(Dim.)
Spottn. auf einen verkrüppelten, kleinen, bucklichten
Jungen LE." Als Zuname: ,Ich Bilgri Kilchmatter,
den man nennet Burdi.' 1370, Gl. ,Ruedi Kilchmatter
der jünger, den man nempt B.' 1391, ebd. — 10. Er
hat e" B., einen Rausch GiiMai.
Ahd. bttrdin, -i, mtad. bürde, bürde. Der Uml. fehlt (vor
der r- Verbindung) wie in wurd (ahd. wurti), muri (ahd.
murwi) usw. Einsilbiges ,burd' im Reim auch bei Habertr
1562. Die Bed. -Entwicklung entspricht tw. der von Bündel II
(Sp. 1362/4). Zu 3 vgl. auch Fromm. Zeitschr. VII 111,
zu 10 Chräzen 13 (Bd III 926).
Über-Burdi: nur in bildl. S. = Über-Last (Bd III
1463). In der Rede, die ein Landammann bei der
Übernahme seines Amtes hielt, nannte er Dieses eine
Ü. GRoHe. , Last und überburdinen.' Bossn.-Goldschm.
.Wenn er gar nüts hatt, wess wil er geläben? er ist
dem nächsten ein überbürde.' HBdll. 1531. , Damit
us disem lust nit wurde ein verdruss und ein über-
bürde.' Rüef 1540. ,Si tarnen Uli non gravantur,
wenn sy joch sich dessen nit beschwärend oder es
inen gleich kein überbürde ist. Gravis coelo ac terris,
Gott und den menschen überlegen und ein überbürde.'
Fris. ,Item welicher ein frömbden oder heimschen
husmann oder husfrowen in unsers dorf setzet, der
soll sy voruss und ab beholzen, dass sy unserem holz
und gemeinwerch nach sust iemands kein schaden
nach ü. sygen.' 1572, aZoll. 1899. ,Ein nichtssöllen-
der mann, der yedermann ein beschwerd oder über-
bürde seie.' LLav. 1582. ,Dass der mensch imme
selber ein Unlust und überbürde ist.' RGüalth. 1584.
,Wer müssig gehet, der ist ein unnützer Last und
beschwerliche Überbürde der Erden.' JMüller 1006.
S. noch Tsch. 49. — Und er-: Stab oder stabförmiges
Gerät, das man einer Schulterlast von der andern
Schulter her kreuzweise unterschiebt, um das Tragen
zu erleichtern BBe. (Dan.). Syn. Under-Häber (Bd II
926). — Eren-Bürdeli. ,Die alten Geschlechter
hatten ihre Ehrenbürdele (Fasces). Die priesterlichen
Ämter haben ihre Bürdele auch, welche aber nicht
liegen auf den Schultern, sonder sie stahnd im Wan-
del.' 1632, Mise. Tic.
Erde"-Burdi. ,Gleichwohl wird diese unnütze
Erdenburde [gemeint ist Jetzer in Bern] under die
Marterer gezehlt.' JJHott. 1707. — Der Ausdr. scheint
dem homerischen ixtöaiov &X&0£ otpoupv); nachgebildet.
Esels-. ,Salina, nachtschatt vel e.' Ebinger 1438.
- „Vor-: Mutterscheide, allg." (St,2). — Hand-:
Heulast auf einem Schlitten, wie sie von einem Men-
schen befördert werden kann GRPr. Vgl. Boss-B.
— Hauff-: auf Nacken und Haupt getragene Heu-
oder Strohlast GrV. — H e i z i - Burdi, bzw. -Bürdeli:
Reisigbündel Z ; s. Burdi 1 a 9 (am Schluss). ,Von
10 tag heizburdinen ze machen 2 pfd 11 (ä.' 1536, Z
Klosterrodel. , Fasces virgultorum, ein heizburde.'
Fris.; Mal. — Chol-. Nur in der RA.: Chol-Bur-
dene" mache", [eig. Kohlenbündel machen] unnütze
Experimente machen, unausführbare Pläne schmieden
ZSchwam. — Käst-: als Heuabgabe an das Sch Klo-
ster Allerheiligen. ,Mansionarius dabit unum onus
feeni quod vocatur castburdi.' XII., Urk. — Krebs-:
Vorrichtung zum Krebsfang. LRichens. Twingrodel
1471. — Chris-Burdi, bzw. -Bürdeli: Reisigbündel
Gl; GG., Stdt; Th; Z. ,Für Holz und Kreisburdinen.'
1692, Z. -- Chräze"-, Chräzi-Burdi. In der RA.
Chr. mache", ein Kind Huckepack tragen B. — Libs-:
Leibesfrucht. ,Eine Kindbetterin wird vom lieben
Gott ihrer Leibsburdi entlediget.' ZWthur Stadtb.
.[Eine Dirne hatte man im Verdacht] dass sie in der
Frönide ihre Leibsburde möchte abgelegt haben.' 1702,
ZSth. — Manns-: Traglast für einen Mann. , Allda
nimbt N. N. ein kareten oder 10 gross spalten, deren
ein jede ein m. sige, und füert sy hin.' 1562, Hotz,
Urk. — Mess-. ,Das Heu, das in Ursern nach dem
schweren Gewicht beim Centner verkauft wird, hat
im übrigen Kanton ein eigenes Mass, die M. von 36
Quadratschuhen.' U Gera. 63. — Nach-, Nöch-: =
Burdi 5 ApK., M. ; „allg." — Rugge"-: Traglast.
Für jede .Ruggenburdi' Waren 2 Angster [Weggeld].
1610, Absch. — Ris-: = Chrls-B. ,Das Fundament
[zu der Festung] war gelegt und waren dahin Reiss-
bürdelen eingetragen.' FSprecher 1672. , Scheiter,
Rissburdenen, Trämel.' 1756, Schw Rq. — Ross-:
Trag- oder Zuglast für ein Pferd GuPr. — Respe"- B,
Resp(i)- ZZoll.: Bündel aus Astholz von Tannen B,
aus Rebholz ZZoll. — Schit-. ,Das Stift lieferte ihm
[dem Stiftsbäcker] jährlich 5 Klafter Buchenholz und
42 Scheitburdenen.' Mem. Tig. 1845, 297. — Spän-
Burdeli, -Bürdeli: Bündel Zimmerspäne aScHW; ZO.
.Spänburdeli ä 1 Batzen.' DKyd 1863. — Stink(en)-
Burdi: kosend von einem kleinen Kinde, das man
Huckepack trägt B. Vgl. Stink-Chäs (Bd III 509). —
Tüfels-: erratische Blöcke, mit denen nach der Sage
der Teufel eine im Bau begriffene Kirche zerstören
wollte, die er aber aus irgend einem Grunde an ihrer
jetzigen Stelle fallen liess B. S. B Hink. Bote 1875.
— Trag-: = Eaupt-B. GrV. — Drüschen-: Vor-
richtung zum Fang der Trüschen. 1391, Z Ratsb. —
Ge-well-: an einer ,G'wellstatt' angebrachte Burdi
(i. S. von 3). 1544, THBodensee Fischerordn. ; s. Th
Beitr. 34, 108. — Wandel-: Reisebündel des Hand-
werksburschen. ,Sin wandelburdin uff sich nemen.'
1504/32, G Ratssatzg. — Zug-: Heubürde, die im
Winter über den Schnee geschleift wird GrRIi., S.,
Scuolms, V.; s. Burdi 1 a a.
bürdele": 1. Reisigbündel machen Gr; GWe.
Syn. büschlen. D's Philippli hed im Wald all und
ein Tag 'bürdetet, wenn, Stet" und Bei" g'froren ist
1547
Bard— bnril. Barf— burf. Barg— bürg
1518
GRlg. — 2. in kleinen Bündeln tragen GrCIiui-w.
D' Ghimä hei°-mer fri ettes Holz zuoher gebürdelet.
Bürdeler m.: wer gewerbsmässig Reisigbündel
macht Gl. .Gesucht: 2 — 3 Bürdeler für dauernde
Arbeit' 1887, Gl Nachr.
Barf — burf.
Parfemier. ,Da dannen er [der Papst] mit sampt
etlichen cardinälen, bischofen, prälaten, hoflüten und
Homeren in sin veste Engelburg on p. durch heim-
liche gäng kum entlief, in der kilchen, ouch uf S.
Peters altar und uf der Engeibruck einen jämer liehen
tod hinter im lassende.' Ansh. — Wohl = frz. parfiimoir,
Räueherfass.
bärtig: = bar-fuess (Bd I 1093). Mit barfige'
Füesse". EdMey. 1844. — Aus der üblichen Form barßa
durch Suffixtausch.
parforss BHk., parforsch BSi. ; GW., parforst Ap;
BM., parfost BR., porfosch ApK., porfost Ai'H., I.. M.,
perforsch BSi.; ScuSt. ; SBb.; ZW1., perforst Aa um
Brugg; Bs; B; GF.; Tu, perfos L (Ineichen), präfos
W: 1. mit Gewalt, durchaus, um jeden Preis. aaOO.
(ohne W). Syn. absolütfi), partü. Er lied 's p. wolle'
ApE. Si heige" 's abselüt welle" zwänge", der Fnsn
z' huröte", und Das heig 's p. nit welle" due". JHofst.
1865. .Daraus könne p. Nichts werden.' Gotth. ,We-
lich herren per forz ouch forsten sein woltend.' Vad.
— 2. express, absichtlich W. Schi heind-sus p. getan.
— 3. direkt, ohne Umstände BsL. Er isch p. üf 's
Wirtsims zne g'lo/fe".
Frz. par faret, it. per forza. Der Anl. ist tw. (so in B)
aspiriert. Zur Behandlung des Ausl. Tgl. z.B. anders (Bd I 311).
par for schiere" ZLunn., perforsch'iere" ScHSt. ;
ZS.: nötigen, zwingen; energisch fordern, erzwingen.
perfekt p*-: vollkommen, ganz AaF., Fri.; Bs; B;
L; Schw; Ndw. Das ist der p. Vater, p. si" Vater,
der ganze Vater Ndw. Es ist p. esö, mit d' g'seid
liest, ebd. Zum Ausdr. nachdrücklicher Zustimmung
ß; Schw. A: Si fari'd mit dene" MusserC, ire mier
anno Vierzgi mit den Ussere". B: Perfekt. Schw
Faste. 1883.
Perfekt: in den Verbindungen im P. si", in P.
cho; in Verlegenheit sein, geraten GaPr. Dass er im
Wäschchrüd nid ette" bi Dan ohl l>i Dischem in P. cho"
chönnti. Scnwzn. Me" muess auch jetz no'h c" wanne"
Hege" loünteche?, dass d' Wässerli und ili Brünne' vor
l'nchiiic" noch Cl'.it. ennclrhrinl, sits.i ehiinntend die
l'nii' mid der Trenki g'wüss hi" und wider leid in
P. chu". MKuon] (GR.Schi.ers).
Vgl. rätorom. tasciar imperfect, .wegen Mangels in Ver-
legeuli.it lassen.' fallioppi 358. Die Zss. wurde irrtümlich
Präp.-Verbindung aufgefa
berl'e", in Th bPrfe': 1. vom ersten Umpflügen
eines Ackers. ,Das wiederholte Pflügen wird unter-
schieden in berfen. falgen, ackern.' GLHartm. 1817,
10. — 2. Obst oberflächlich beschneiden Th.
Barg —bürg.
Barg Burg m. — PI. mit Unil.. in Ndw auch Bärge"
- l>im. Bargli F; GA.; Th; „W, Bargli S; U:
1. = Barch 1 GrBIi., S., Spl., Tschapp., V.j GMarb.,
oT.; SThierst.; Uw; W. Bes. verschnittenes männ-
liches Ferkel B; „F;" GA., Rh. (vgl. auch Steinm.
1804, 281), Sa.; ScHSt. (Sulger); S; Th; „W." E"
Nünnli und e" Bargli Th (Anon.). .Verloren: ein
kleines Schwein (Barkli).' S Wochenbl. 1834. Das
nicht reine Fleisch musste in der finnigen Schale
[Finnenbank], vor derselben auf einer besonderen
Bank die ,galzeir, und die .bärgen' in derselben, ver-
kauft werden. Bs XIV. , Wiltu och machen die salben
zuo dem pflaster, nim einen vierdung swinis schmalz,
das von einem bargsy komen.' XV., G Eezept. .Verres,
majalis. ein b. oder verschnittner aber.' Fris. ; Mal.;
Denzl. 1710. .Damit [die zum Schlachten bestimmten
.Stuck Viehs'] desto feisster werden, so werden ihnen
die Geburtsglider abgeschnitten, daher sind die Wid-
der, Bargen und Capaunen u.a.m.' Spleiss 1607.
.Roter B.'; vgl. Böt-B. .Wer ein ganz schupposz sol
wisen oder geben, dem sol man ein mal geben, un1'
sol man ze dem mal geben kornbier oder Elseser unJ
wisbrot, stichelerws und eins roten bargs.' XII., Uw
Buochs Hofr. (Abschr. von 1400). — 2. Zuchteber B
Adelb.,„Sa.," Si. — Mhd. bare, -gm, ahd. bnrug.
Gallen-: Sarg als Abgabe, die auf den Tag des
h. Gallus entrichtet wurde. ,De officio sacriste [in
Schongowa] datur in vigilia Sti Galli unus porcus
de V ß dictus g.' 1327/33, LBerom. (Zinsbuch des
Eelleramtes). — Müli-: Barg als von einem (be-
stimmten) Müller entrichtete Abgabe. ,In Melsinkon
molendinum reddens nimm porcum huobalem qui di-
eitur m.' 1327/33, LBerom. (Zinsbuch des Eelleramtes).
, Molitor de Melsinkon fert suum porcum dictum in.'
ebd. — Marti"-: Barg als auf Martini fällige Ab-
gabe. .Item in Oberwile bona reddentia unum porcum
huobalem dictum M.' 1327/33. LBerom. (Zinsbuch des
Eelleramtes). — Buel-. ,In Ricbental an dem Buele
II seopfosse] reddentes unum porcum huobalem ijui di-
citur B.' 1327/33, LBerom. (Zinsbuch des Eelleramtes).
Rot-: Barg von roter Farbe. Einem Manne,
dessen , Vogtstochter' behext worden, wird geraten,
er solle ,von einem c. v. Schwein, so ein Rotbarg sein
müesse, die Blatteren nemnien, solche mit seiner Vogts-
tochter Harn des Morgens anfüllen, diese mit dreien
Enöpfen in den drei höchsten Nammen zubinden und
sie hernach in ein Eänsterlin einbeschliessen ; da werde
innerhalb zweimahl 24 Stunden die Persohn, so das
Meidtlin veruntreuwt, kommen und zu diesem wollen,
indehme solang das Wasser in der Blatteren einbe-
schlossen seie, die Unholdin ihr Wasser nicht lesen
könne.' 1710. Bs Zauberprozess (Arch. f. Volksk. II
485). — röt-bärgin: von einem Bot -Barg. ,R.
sehmer' häufig als Bestandteil von Heilmitteln; so
XV., G; BArzneib. 1584/1640; Zg Arzneib. 1588(neben
.rotberger schmär'); ZElgg Arzneib. um lti">0 (,rot-
berger Schmer); Z Zoll. Arzneib. 1710 (.rotberger
Schmär' neben .rotbärgeri Schmär').
Her Ausgang -er des Adj. beruht auf der Annahme, als
oh eine Zss. mit Bürg zu Grunde liege. Rot-bergeri' erklärt
sieh als Kontamination aus dieser umgebildeten und der
urspr. Form.
1540
Barg, berg, birg, borg, bürg
ir.r.n
Schuel-. .Scholaribus deputatum, quem solent
yocare seh.' 1326, LBerom. (Stiftsmatrikel). .In Ni-
derndorf ein huoba reddens . . . unum porcum de X ß.
qui vocatur seh.' 1327/33. LBerom. (Zinsbuch des
Kelleramtes). .Item ein seh. 4 pfd werd.' 1558/73,
LBerom. (unter den Einkünften des Schulmeisters).
— Schwin-. Abi. .schwin-bergiir : ,sw. fleisch.' 1412,
Laüffer. Beitr. — Steckiis-. .In Nüdorf una huoba
dieta in dem Hofe reddens III poreos huobales . . .
horum porcorum unus nuneupatur st. et dividitur
cum porco de Tannon.' 1327/33, LBerom. (Zinsbuch
des Kelleramtes).
bärgin: von einem Barg. .Wer süwin fleisch für
bergins und phiniges für schönes verkoufet, mag daz
bezügen der koufer, im sol büessen der verkouli'ev
mit drin phunden.' 1249, F Handfeste. .[Der Meier
jedes Klosterhofes im Aar- und Zürichgau soll dem
zweimal jährlich seinen Besuch machenden Abt von
Engelberg] und sim güsinde spinwidrin fleisch geben
und bergins und huenr genuegü und enhein ander
fleisch und guoten Elseser und enhein lantwin, uss
swelem hof er oueh den imbis nimet.' Anf. XIV.. UwE.
Den Metzgern wird gesagt, sie sollen also feil bieten
und verkaufen, dass sie das schön , bergin' Fleisch
auf den Fleischbänken zunächst dem Hause auflegen.
THFr. Stadtordn. 1331. .Xim 1 Ib. bergin smer.' XV..
G Rezept. .In reinem berginen Speck.' XVII./XVIIL.
Arzneib. S. noch galzin (Bd II 296), mueterin (Sp. 596).
Bargge" f., Dim. Barggli: Mutterschwein UWas.
Pargädi : Gesindel GrV. — Aus engad. bargada,
barjada f.
Pargauggle" f. : 1. Hagebutte, Bosa can. GRBuchen.
Jenaz (AUlrich). — 2. (Perganggle") Frucht des Sauer-
dorns, Berb. vulg. GRPr., Seh. (MKuoni).
Zu 2 verweist MKunni 1886, 2'J auf das syn. lom. per-
gangtas (I. pergauglaff),
Bargel. Dim. Bargelti : Tragkorb für Heu TB.
Syn. Tschifelün. — Wohl zum Folg. Vgl. auch oberit.
bnrgo, saeco (Pozzo, Gloss. 46).
Bärge" I Bärge(n) f. (in GrD. nach vereinzelter
Angabe m.) : 1. (Heu-)B., einfacher, ans vier Block-
oder Steinwänden bestehender, mit Brettern oder Stein-
platten gedeckter Heustall auf Bergwiesen (Modem),
worin im Sommer das Bergheu vorläufig untergebracht
wird, um zu Beginn des Winters über den Schnee zu
den Ställen in der Nähe der Häuser hinunter gezogen
zu werden GrA.. Churw., D., Pr.. Seh., Spl.. Trimmis,
Valz. Vgl. Bündner Monatsbl. 1897, 10. ,100 und 100
Heuscbeuern (Bargen) liegen in den weiten Bergen
zerstreut und geben das Bild einer grossen, zerstreuten
Gemeinde.' Alpenp. 1872. Da die heuende Familie
sich oft mehrere Wochen oben aufhält, ist entweder
eine Abteilung der Hütte als Kochhütte abgegrenzt
oder ein isoliertes .Koehhüttli' steht neben der Bärge.
CSchröter 1895. S. noch Mad (Sp. 72). — 2. a) (Holz-)
B., offene, bedachte Holzniederlage, Holzschuppen Gr
ObS. Vgl. Sust. — b) Vordach, ebd.
Churw. bargia f., Heu- und Yiehstall auf Bergwiesen;
Holzschuppen; gedeckter EiDgaDg zum Haus oder Heustall.
Das W. auch im Walgau. MontafuD und Siidtirol. Sererhard
17 1'J, III 6 schreibt (wohl mit Anlehnung an .geborgen')
,auf der Heuborgen.'
(Heu-)Bargün B.,r-, Brrgn(n) GrA., Pr., Seh.,
UVatz, Bar-, B^rguu(n) GRFanas, Luz., Seewis, Valz.
— IM. -ini, -iiiin — in., „Bargwne*, Bargäune* f. Gr",
Bargüne' f. Gk (Amstein) — Dim. Bqr-, Berg
-um inli, in GrPi-. auch -äuntschi (PI. -äuntscheni):
= dem Vor. 1. Vgl. Gr Samml. 1781. 60. Der Sall-
grner [ein Bach], gär e" wntüenleher, heil Steine 'tmlt
nie Pargäuntscheni [bei einem Wolkenbruch]. Scbwzd.
(GRSchiers). In GaGrüsch, Valz. auch als Streue-
schuppen benutzt (Tsch.). .Welche Person Gemächer.
Häuser. Stall, Bargündina [Var. pargeündieya, bar-
gäun, bergeün dieya] bauen täte, solle nit näher als
4 Währschue innert der March auf das Seine solches
tun mögen.' 1654. Gr Kq. — Churw. bargun, margun.
Hieher auch der Gr Dorfuame Bergin (.Bereüu, PargSn, Por-
güu.' 1499, Gr. .Bargun.' 1528, Strickl.).
Bargüre", Bargaure" f.: = dem Vor. Gr.
Durch Fernassimilation des n an i- aus dem Vor. Auf
unserni W. beruht (mit dissimilator. Schwund des ersten r)
wieder Bagauren |s. Sp. 10-V2).
Bärge" II, Bargge" f.: Bangordnung, Reihenfolge,
in der Säumer und Viehtreiber ihre Tiere zu treiben
haben WV. Ein Pferd in die B. geben. Vgl. auch
B.-Boss.
pärge" (Ptc. pärget) BSi., pärgge" \V: Etw. un-
achtsam, massiv betasten, in den Händen herumdrücken
(und es dadurch verderben od. sich damit beschmutzen) ;
(junge Tiere, z. B. Katzen) derb liebkosen, herum-
schleppen; bes. von Kindern. Syn. baltischen II (Sp.
1407). Hör Dax p.! Du muest das Lämmli nit
geng so p.
Wohl identisch mit pägen I (Sp. 1053). Wenn die dort
angedeutete Et.vni. zuträfe, wäre das r unsres W. sekundäres
Einschiebsel.
Bai'gi GMs, Bargü ZWäd. — m. : Bergaraasker-
schaf. Er macht Auge" wie-n-en B. ZWäd.
Berg m., in ApI. Be2g — PI. unver.. in B; Gr
Berge" — Dim. Birgit; auch Bergeli B: 1. wie nhd.
a) in allg. S. Oft in ausdrücklichem Gegs. zu Boden
(s. Sp. 1025/6), Tal. Eine (männliche oder weibliche)
Person, die mit grauen Haaren noch (einmal) heiratet
und deswegen zur Rede gestellt wird, gibt etwa zur
Antwort: Es Ixet scho" mängist Sehne uf de' Berge"
g'ha*, und im Tal isch-es noch grüen g'si" Aa. Die
Alte" lobi'd d' Berg ond züchi'd i" 's Tal Ap (TTobler).
D' Berg lieben und lobe" — und bllbe" im Bode" Uw.
.Man muss einen B. ins Tal werfen, fünfe grad sein
lassen.' Mey., Hort. 1092. ,Ein B. in ein Tal werfen,
mitius interpretari aliquid.' Denzl. 1716; auch bei
Sulger. .Montes aureos polliceri, b. und tal (das ist
grosse Ding) verheissen.' Fris. ; Mal.; heute wie nhd.:
Eim guld(ig)i Berg(e') verspreche". D' Berge" blibend
stä", aber cf Lüt begegnend enandere", von unvermu-
tetem Zstreffen GrRIi. Es regnet über all Berg üs,
von einem warmen Landregen im Frühling GlK. .Auf
den höchsten B. sollte man gehen und für mich beten'
Sch (Dan.). .Wenn man an der Auffährt den B. hinauf
geht, so geht man das ganze Jahr leicht' BSi. (Volks-
glaube); vgl. dazu Bd I 1030 o. Die Bauern auf Furna
[GrPi\] drohten einmal ihrem Pfarrer, wenn er eine
[ihm anstössige] Trauung nicht vornehme, so .wollen
sie ihn ab dem B. jagen.' NSererh. 1742. Das Dim.
natu, beliebt im Kinder- und Volkslied. Dort oben
uff'-nn Bergli, dort stöt e" Französ, Der het e" schöns
Gigli un'' giget drüf lös Bs (Seiler). Uf dem Bergli
bin-ich g'sesse": o irie lustig isch-es g'si" ! O t8* cha"" 's
1551
Barg, berg. birg-, borg, bürg
1552
schier nid vergesse?: ehi)nnt-ieh numc" wider hi"! ]'<:
vgl. Goethes Schweizerlied. Wenn Einer will uf dem
Birgeli blibe", so mues-er trachte" nach dem Wibe- :
es Senne'meiteli mues-er ha" usw. B. In einigen wei-
tem RAA. und formelhaften Verbindungen. Am B.
(a") si"; s. Bd I 250. 255. Eim der B. ang'winnen,
Einem einen Vorsprung abgewinnen. Einen überflügeln
BHa., ,pr«valere, superare.' Id. B. .ZW* nid über de"
B. si", das Schlimmste noch nicht überstanden haben
(so dass noch kein Anlass zum Frohlocken ii-t). z. B.
von einem Kranken Th; Z. [Der Kranke] hat bös
über den B., wird schwerlich mit dem Leben davon
kommen W; Sprww. 1869. Es gut (de") B. ab (mit-
em), vom Bückgang der ökonomischen, physischen,
geistigen Leistungsfähigkeit Bs; B; Th; Z. Drum
sige" [seid] iez scho" tvacker b'stellt, sunst göt 's noch
's Bergli abe", geht es schief; zu Schülern. JMahly
1856. De" B. (ZZoll.), sonst z' B. stä", wie nhd. von
den Haaren. .All haar gen b. eim sölltend ston.' Fun-
kelin 1552. .Sünden so schwer, dass einem alle Haar
gen B. steigen, wann er nur daran gedenkt.' JMill.
1666. ,Es ist wol natürlich, dass ab den Erschynungen
Einem schudert und alle Haar z' Berg gond.' LLav.
1670. ,Er redte so scharf, dass Einem die Haar möch-
ten nach B. stehen.' AKlingl., Gn. S. noch gän (Bd II
322). Er ist ganz in'n B. tife", mit der Stimme beim
Singen in die Höhe gegangen Z (Dan.). In Verglei-
chen. W ulche" wie Birg Aa; Z. Er het Schulde" reie
B. GlMoII. Bildl. Es ist mer e" B. ab (B), ab-em
Hals (B; ScuSt.), ,ein Stein vom Herzen gefallen.' En
B. ab-em Hals lade". — b) als Bezeichnung eines
bestimmten Berges im Munde der An- und Umwohner,
so z.B. oc) des Gotthards Schw; Uw; U. [Vieh] über
de" B. tribe". Es gäd vil Veh über de" B., nach Italien
Ndw. — ß) des ,Kolenbergs' Bs (Spreng). Dort be-
fand sich der Schindanger; daher: uf de" B. tue", dem
Wasenmeister überliefern, ebd. — y) des Ütlibergs
ZStdt, in der scherzh. Rede eines Familienvaters: !•''
gä" nümme" über de" B., will keine weitern Kinder
mehr; vgl. Hüetli-B. — S) der Lägern ZDäniken, in
dem adv. Gen. Bergs als Bezeichnung der westlichen
Himmelsrichtung. — 2. übertr. auf etwas an oder auf
einem Berge Befindliches, a) der auf einer Anhöhe
gelegene Teil einer Ortschaft; z. B. der Grabser, Ma-
strilser, Zolliker B. Die Bürger ,im B.' werden weniger
besteuert als die Bürger ,im Tal.' 1883, ZKüsn. —
b) über dem Dorf gelegener Wald. So als Benennung
des grössten Waldteils der Holzkorporation von ZZoll.
(schon 1330), des Waldes von ZHerrlib.; vgl.: ,10 Stuck
Holz, so durch den ganzen B. gand.' 1673, ZHerrlib.
Kaufbrief. , Roter B.\ Waldname Gi.Hätzingen. —
c) 's Bergli, der Weinberg GRh. ,3'/2 Vierling Reben
im gemeinen Berg.- 1653, AAWett. — d) in der Alp-
wirtschaft, Bergweide, a) im allg. Sinne Ap; Ndw.
„Bergweide für Vieh, z. B. Kühe, Pferde, Schafe usw.,
unterschieden von Alp wie genus von species B; LE.;
S." En guetef B. Ap. Z' B. gä"; in Ap auch i" d'
Berg (ine") fare", (das Vieh) zu Berge treiben. Z' B.
si" Ap. Im Summer ist das meist Veli uf de" Berg
Ndw. ,Der Appenzeller heisst seine Alpen Berge und
wenn er in die Alpen gehen will, so sagt er: in die
Berge gehen.' Stbinh. 1804. .[Man unterscheidet zwi-
schen den] zahmen Bergen, auf denen das Vieh von
dem Anfange des Brachmonats bis in die Mitte des
Herbstmonats, also den ganzen Sommer hindurch
bleiben kann, [und] wilden Bergen, welche das Vieh
nur in dem hohen Sommer 6 bis 8 Wochen beher-
bergen können, und die auf dem Rücken der höchsten
Gebirge, in ApL, liegen.' ebd. — ß) in eingeschränk-
terem Sinne: unterhalb der eig. Alpenregion gelegene,
eingehegte, oft noch gedüngte Bergwiese, die dem Vieh
im Frühling bei der Bergfahrt, im Herbst bei der Tal-
fahrt zur Weide dient, während das Sonimergras ab-
gemäht und zu Heu gedörrt wird B; Gl; Gr; GSa. ;
Schw; S; Uw. Syn. Vor-Alp (Bd I 195). (Berg-JMad
(Sp. 72. 74), Heuw-B.; vgl. auch Alp (Bd 1 193); ferner
Alpenw. III 111; Tschudi, Tierl. 5 487 ff. Das auf
dem B. gewonnene Heu wird t. zu gelegener Zeit ins
Tal befördert, t. in der bis zu Neujahr währenden
Vorwinterung an Ort und Stelle verfüttert Gr; in Gr
ObS. dient der B. ausschliesslich zur Heugewinnung
und unterscheidet sich dadurch vom Maien-Säss, auf
dem auch Vieh gehalten wird. .Auf jedem Berge steht
ausser dem Kühstall ein kleines Berghäuschen, wel-
ches aber häufig nur aus einer Küche und Stübchen,
zu dem noch etwa ein Schlafgemach kömmt, besteht
und nur im Sommer, während des Heuens, und im
Winter, bis das Heu aufgezehrt ist. bewohnt wird.
Manche Berge sind dadurch, dass sie das ganze Jahr
durch bewohnt werden, in Heimatgüter umgewandelt
worden [vgl. bergen S]. Die Berge bestehen teils aus
gedüngten Wiesen, teils aber ungedüngten Weiden
oder sog. Mägeri.' Gl Gem. 1846. Uf-em Walisberg
ist en B. g'sin, z' mindst hundert Bindersuisd, e*
sunderbar e" schöni G'l'ege"hi-t. Schwzd. (BLenk). St
hend numede* der B. müessen ätze", ob s' uf d' Allmig
hend chönne" fare" Schw. Am beste" G'lege"heit, mid-
enandern :' vercheren, hottend seh' [die Nachbarskinder]
im B. in der Voruinteri'g dnbne" g'han; dort heind
irje" Güeter z'sämmeng'stössen und die G'mächer sind
hert nebe't enandern g'standen, b' sunders die Gädem.
GFient 1898. Z~ B. gn", fare"; z' (auch am B) B.
si". Bueb, mer irei" uf 's Bergli tribe" usw. B Volks-
lied. In d' Berge" gän, die Ernte in den Heubergen
beginnen GrRIi. Mier welle" ge" d' Berge" heue" GrAv.
Mer wei" ei's z' B. gä", wir wollen einen Besuch auf
der Alp machen B (Zyro). Vgl. auch B.-Fart (Bd I
1036). -Gang (Bd II 353), -Dorf. Die Berge werden
vor dem Bezug gesegnet S. Ich denk, mir 10" der
Pfarrer cho": mir wei" 's icie-n-üsi Alte" mache" und
äs,- B. auch g segne" lö". Es isch nid icetje" feuf Pfung
Anke", die wo-me" ge" muess, kei" Gedanke". Schild,
Sennenf. Der Span zwischen dem Bischof von Bs
und der Frau Glado (Claudia) von Vergie, Gräfin von
Valendis, betreffend gewisse Waldmarchen, , Berge',
Wunn und Weiden [im Neuenburger Jura] wird an
Bern gewiesen. 1522, Absch. (S). .Welcher dem andren
ein rinderweid schankte, damit er ein inner in einem
bergmöcht werden, oder zwen mit einandren tauschen,
damit si beid ein jedweder in ein andren berg möchte
ein inner zbergs oder ein bergteiler werden, solchem
betrug vor ze sein, sollen sie zbergs weder zug noch
gnoss und nit innern zbergs sein.' 1558, BSi. ,Lüt
und vech, was uff dem vält und im barg gsyn, [wurde
von dem Hagelwetter] übel gschlagen.' Ardüser. ,An.
1615 kauft Solothurn den Berg oder Alp Rumpel umb
2652 und ein halben Gulden, einem Schultheissen
zu Ölten sein jährlich Einkommen zu verbessern.'
FrHaffn. 1666. , Willi eine Zeit haro einandern sehr
grosser Schaden nit nur in den Grundgüetern, sondern
1553
Barg, berg, birg, borg, bürg
1554
auch in den Heuwbergen geschechen und zugefüegt
worden, als ist zu gtueinem Nutzen von Räten und
Graeindt volgendes Gsazt gemacht worden; namblichen
solle in das künftig niemand in der ganzen Landt-
schaft befüegt sein, von Mitten Aprellen hin bis auf
St Gallentag einicherlei s. h. Schmal- oder Rindvieh
ungehüet auszeschlachen, seige gleich in Grund oder
Berg, und das by Buoss von jedem Hopt Rindvieh
zwei Batzen und von jedem Hopt Schmalvieh ein
Batzen.' 1697, GrD. LB. ,Die in jeder Pfarrei liegen-
den Güter, Boden und Berg, sollen in dieselbe Pfarrei
den schuldigen Zins bezahlen, in welcher sie liegen.'
1713, U. ,An den Bergen soll von jedem Klafter [Heu,
das verkauft wird, als Messerlohn] 4 Schilling bezahlt
werden.' Gl LB. 1807. .Welche Lust und Liebe haben,
auf das Berglein, Rotraätteli genannt, zu bieten.' 1809,
SThierst. Der B. ist z. T. Genossenschaftseigentum,
sei es, dass jedem Besitzer eines Talgutes (wie noch
heute in BHa.) ein bestimmter Anteil daran zukommt,
sei es, dass die Besitzer eine freie Korporation bilden.
.Durch die Zerstückelung der Liegenschaften werden
auch die [unveräusserlichen] Bergrechte verteilt; aber
jeder der neu gemachten Einschläge bekömmt nach
einer eidlichen Schätzung wieder seinen angemessenen
Teil davon und kann einen oder zwei oder drei Füsse
von einer Kuh zu Berge treiben. Alsdann muss er
freilich mit Andern sich vereinigen, um die Füsse
auf vier zu bringen, oder er muss verhältnissmässig
kleineres Vieh aufführen.' JRWvss 1817. Unter den
50 Alpen des Trubtales [B] sind nur 2 gemeine, 48
Privatberge, 2 obrigkeitliche, 6 Herrenalpen; ,die
Rechte auf gemeine Berge oder Bauernalpen sind
keineswegs mit diesem oder jenem Heimwesen ver-
bunden, und sie können daher nach Belieben ange-
kauft und wieder veräussert werden. Diese Berge
werden nur mit Milchkühen und jeder derselben mit
zwei Wucherstieren besetzt. Kein Anteilhaber darf
sein Bergrecht unbenutzt lassen.' JJSchweizer 1830.
Vgl. B.-Herr, -Lön, -Recht, -Zedel, -Zins. — f) über-
gehend in die Bed. Berganteil, Alprecht BHk. B. ha",
Alprechte besitzen. ,Ein jetlicher sol vier Schweinen
einer kue b. zur besatzung legen.' 1558. BSi. Für
,dreierr kuh b.' am Meienfall. .zweier kuh b. am Hörn'
und 460 Pfund tauscht [die Gemeinde BSigrisw.] 17l/s
Kuh B. am hintern Tliüln ein ,mit aller rechtsame in
Staffel, kessi, schiff und geschirr.' 1563, Hagenb., Sigr.
,Wann einem an gemeinen Atzbergen Berg zufallt, es
seie erbs- oder kaufsweis, soll er denselben alsbald
sich zuschreiben lassen.' 1668, BFrutigen. .Verlorner
(auch freier, untergegangener, Staats-) B.', frei ver-
äusserliches, von keinem Talgut abhängiges Bergrecht.
,Der einzige Fall, da ein solches Recht ohne sein dazu
gehöriges Grundstück im Tale weiter verkauft werden
mag, ist, wenn das letztere durch Überschwemmung
oder andere Zufälle gänzlich verloren gegangen, und
dergleichen Rechte von blosser Sommerung werden
von den Talleuten etwas seltsam mit dem Namen
des verlorenen Berges bezeichnet.' JRWvss 1817. —
3. etwas einem Berge Verglichenes, a) Felsen GA.
(St.b). — b) (bemooste) Erhöhung im Seegrund, wo
die Fische zu laichen pflegen. Zur Laichzeit sollten
die Fischer die .Berge' und .Pöschen' ausweichen.
1421, Liebenaü 1897 (Fischerordn. für den Sempacher-
see). Vgl. Balchen-B. — c) (Trott-)B., die auf dem
Kelterbett zwischen den , Spangen' und dem Kelter-
Schwelz. Idiotikon IV.
bäum über einander eingeschobenen Balkenstücke
(s. Glid 3 Bd II 606), die den Druck vermitteln /,
Düb., Höngg (PL), Wäd. (PI.), Zoll. — d) hoch aufge-
schichteter Haufe, z. B. von Kartoffeln SchwE.; Tu; Z.
— e) ,DEidgnossen [im Schwaderloch 1499] danktend
Got, dass diss grülich blitzend weter und der stachle
b. [Gewalthaufe der in Stahl gepanzerten Feinde] so
gnädig ersässen und zergangen was.' Ansh.
Amhd. berc, altobd. b'e'reg, -ig. Dass die Ausspr. des gern).
ii vor (gedecktem) r statt des heutigen e2 ehedem auch in Z
galt, erweisen die Ortsn. gespr. ßceye"spsery. Ste2rne"-. \Y.Ü>"-
b^nj. Bei Zss. mit einsilbigem erstem Glied zeigen sich
bemerkenswerte Reduktionserscheiuungen. a) in der Form
blrig mit altobd. Secundärvoc. ist infolge Verschiebung des
Nebentons (""" zu *"*) das Stamm -e zu g reduciert worden
(so in Schimb^rig LE., Kulb^rig AaRinik., Üschberig ZWyt.,
Gol(d)berig ZZoll., mit Reduktion auch im ersten Oliede
Humerig ans Hungerberg ZZoll.) oder ganz geschwunden (so
in Ib(e)rig Scbw, Aubrig, Fluebrig SchwW., Schaubrig ZElgg) ;
vgl. die entsprechenden Erscheinungen bei Her-Berg f., ferner
Albrecht < -berecht <^-bercht. — b) die Form birg erscheint
tw. zu berg reduciert: so in Heimberg, Binzbn-g B, Chil(ch)-
perg Aa; B; Th; Z, Mo(r)ip%rg Z. - B. in Namen. I. als
einfaches W. 1. in Lokalnamen (Dörfer, Weiler. Häuser-
gruppen ua.). a) in einfachem Casus. Berg, z. T. öfter in
Aa; Ap; B; F; L; G; Schw; Th; W; Zg; Z. BergU Aa;
Ap; B; G; S; Uw; Z. Berge" (Dat. PI.) BTrub; GIMatt (,in
den weissen Bergen'); SchwMuo. (,Bergeu, allgemeine Alp für
allerhand Vieh.' Leu, Lex.). - b) mit Präp. ,AufB.' BG.,
,aufdemB.' B; S; Z, ,auf hohem Bergle' GrS. ,Am B.' B.
,Im B.' Aa; BsL. ; B; Z. — 2. mit Präp. in Familiennamen.
,N. N. ab dem b.' 1390/1404, ZStdt. , Amberg' LSemp.
(schon XIV.), Surs., Wohlh. (auch 13S6); 1536, G; 1522.
Schw. ,Von Bergen' BHa. ,Zeberg' Schw (schon 1522; jetzt
,Ceberg', gespr. Zeberg) ; ,ze Bergen.' 152S, BO.; ,zum Berg.'
XIV./XV., WStNikl. - II. in Zss. 1. in Lokalnamen, a) als
erstes Glied. ,B.-Acker' AaBrittn. ; BBigl. ; SBib. (auch 1691/
1747); ZRüti. ,-Feld' BAarw. ,-Gasse' BG. ,-Guet' BEggiwil;
GlRüti. ,-Hof Aa; B; L; Seh; S; Th; Z. ,-Halden' ZHorgen.
.Berchheim.' 1153, Aa; ,Bercheim.' 1090, Seh. .B.-Haus' B:
,-Häusi' BBollig. ,-Loch' BBrittn. ,Bergen-Moos' ZSchlieren.
, Berg-Matte' BWohlen. ,-Scheuer' BGr. ,-Stück.' 1580, SBib.
.Bergistall, Berg in dem Grindelwald.' Leu, Lex. .Berg-Stoss'
LE. ,- Wacht' ZKüsn., Heil., Zoll. ,-Weid' ApBer. ; BEggiw.
,-Winden' AaBb. ,-Wis' GGoss.; ThEgn., Hw. (Birg,"- II"«.) .
,-Wisen' ZWald. ,In der B.-Zelg' BOBalm. — b) als zweites
Glied in unzähligen Fällen, von denen hier nur einige Proben;
s. auch HMeyer 1S49, 41 ff. Für die Namengebung kommen in
Betracht a) natürliche Merkmale. 1) Grösse, Gestalt. ,Hoh-(
SBib.; ,Hom-' Aa; BsL.; B; LRusw. (.Honberch." 1277):
G; Z. , Haggen-.' 1364, ThAadorf. ,Keglis-' LE. (.Chegels-
perch.' 1236). .Churzen-' s. Bd III 499. .Löffels-' GT.
,Lang-' ZAffolt. ; ,Langeu-' SNunn. ; ZF., Gontenb. (Wald-
rücken); .Langer-' BoSi. ; .Längen-' B;Sch; ,Längi-' ZHorg.
, Mutzen-' ZObf. ,Nadel-' BGr. ,Bogen-' ZMeil. ,Schüfel-'
ZEgg (Stück Wald), F., Hinw. ,Stauf-' AaSt. .Strick-' Gl
Betschw. (Berggut). .Zinggen-' GSchännis. ,Zwisel(i)-' Bln-
nertk., Thun. — 2) Aussehen. , Golden-.' 1374, ZZoll. .Glän-
zen-.' 1741, ZWein. ,Gruoneberc.' 1236, BMelchn. .Blei-
chen-'SZuchw. .Brun-' GT.; .Brum-' BGrims., Thun. ,Schin-'
LE. (Schlm-); SchwW.; benannt nach dem roten Schein in
der Abendbeleuchtnng; in SchwW. geht auch die Sage, es
sitze im Berge ein grosser Karfunkel, dessen Leuchtkraft in
später Nacht geisterhaft das Gestein durchdringe. .Wissen-'
AaStrengelbach; UwE. (,uf den wissen B.' 1689): ZZell. —
3) Lage in der Landschaft, Himmelsrichtung. , Abend-' BThun.
,Ober-', HofnameL; G; Z. ,Egg-' GWattw. ,Enner-' UwBuochs;
,Enet-' Gl. , Innen-' BEggiwil, .Inner-' BWohl. ; GrPr. ,End-'
BSteffisburg (.Eniberg'); ZStadel (.Emperg'). ,Under-' BsEp-
tingen; BGrarenr. ; ZF. ,Engi-' Schw. ,Usser-' WRar. .Osten-'
BsLie. .Metten-' BsL.; B; S; .Mittel-' GMuol.; ZSchüneub. ;
.Mittlist-' ZEgg. ,Nid-' Schlossgut zu GMs (.Nitberch.' 1265;
98
1555
Barg, berg, birg, borg, bürg
1556
umgedeutet in Nid-, weil es das grössere Sarganser Schloss
auf der Sonnenseite beneiden solll; ,Nider-' BOThal; GKriuau;
1414, UwE. ,By-.' 1400, BBurgd. .Rheins-' ZBiil. (gespr.
liii-B.). ,Seelis-' U (.Seewelis-.' 1364). .Wallis-', Name des
Gemmipasses in B. .Zürich-' Z. Aussichtsreiche Lage: ,Hei-
ters-' Aa (so auch 1527; .Heitels-.' 1712). .Kapfen-.' 1653,
LE. .Schönen-' BsL. ; F; G ; Tli ; Z. - 4) klimatische Ver-
hältnisse. ,0halt-' BSchUpf. .Nebel-' SNunn. .Wulchen-' G
Rebst. .Winter-' ZWäd.; .Winters-' GKappel. — 5) geo-
gnostische Verhältnisse. ,Erz-' SBeinwil; .Erzen-' ApSchwell-
brunu. ,Isen-' ZAndelf., Obf. .Fels-', Dorfname Gr. ,Griessen-'
BSeedorf; ThAmlikon; 1557, ZHott. .Letten-' ZZell. ,Mult-'
ZPfungen. .Nassen-' ApHeris.; B. ,Balni-' SBalm. „Rufi- BO.;
Schw." .Schwebel-' BO. (Schwefelbad). , Wasser-' BCourroux;
SBärschwil; ZKüsn. (auch 1627; ,Was(s)eu-.' 1538, heute
Wdaaberg), Maar. — 6) Vegetation. .Eichen-' AaSeengen; B
Lützelfl.; ,Eich-' BUetenhof; GoRh. (Aperg). .Alberen-' G
Mörschwil. .Eschen-' ZWthur (.Aeschaberk.' 1246; .Esca-
berg.' 1253). ,lw-' AaZeihen; GWattw.; Schw (Ibrig; ,Hy-
berch.' 1257); ThZihlschl.; ZSeen. .Buechholter-' BThuu.
,Hirs-' ApK. ,Heiti-' BSi. ,Laub-' GButschwil, Kilchberg;
ZBachs, Bauma (.Louphirsperg.' 1242). ,Löh-' Gl (Berggut).
.Lind-' BsL.: GWattw.; ZKiisu., Wthur; .Linden-' Aa; Ap
Wolfh. ,Mos-' ApHer. .Mistel-' BWyn. .Buech-' Ap; G; Seh; S.
,Binz-' BBurgd.; SGänsbrunnen. .Beeren-' ZWülfl. .Butten-'
LSchötz. .Blom-' GKappel. ,Bram-' BNeuenegg. .Distel-' Aa
Aar. (auch 1543). .Wiseu-' S Wiesen; UwStans (.Wisoberch.'
1267). — 7) Tierwelt. .Iltis-' GNiederbüreu. .Amsel-' B
Muri. .Vogel-' BsL.; Gr (Rheiuwaldhorn); .Voglis-' LNeu-
kirch (.Vogilsperch.' 1236). .Hasen-' AaEggenwil (.Haseu-
berch.' 1242). .Chäfer-' Z (auch 1394). .Rech-' ZWäd. (schon
1510). — ß) Beziehungen zur menschlichen Kultur. 1) das
erste Glied bezeichnet eiu Rechtsverhältuiss, uam. den Be-
sitzer oder Bewohner. .Adlis-' AaBözb.; LRomoos; ZHott.
.Eppen-' GOUzw. ; S; ThEschenz. .Eris-' ZRussik. (, Eriches-
perg.' 1044). ,Feeren-' BBolligen. .Fridlis-' Aa. .Fründs-'
ZWald. .Leibens-' ZWthur (.Liebolts-.' 1256; .Lipolts-.'
1330). ,Bal(t)s-' ZEnibr. (.Baldesperc' um 1300). .Bizi-' Gl.
.Wolfens-' GMogelsb.; ZBauma ( Wolti-), Wülfl.; .Wolfis-' B
Wangen; .Wolfs-' ThErm. Vgl. auch: .Heren-' ThHw. (im
Bere'be'rg, Waldteil, früher Klosterbesitz) ; ZDietik. .Chur-'
Gr (noch jetzt besitzt dort der Bischof von Chur eine Alp).
.MUM-' B; GGoldach, Kappel; ZÄugst, Embrach ; ,Mühl-' Th
Rapersw. ; , Mühlen-' ApReht. .Meisperg' ThGachn. (.Conrad
der meier von Meiersberg.' 1330). .Bischof-' ApHeiden.
.Pfaffen-' ZWyla (einst wohl dem Abt von St Gallen gehörig).
.Propst-' AaKlingn. (der Propstei Zurzach gehörig). .Zehnten-'
AaKulm. — 2) Kirchengeschichtliches. .Audreser-' GPfäf.
.Engel-' FBösingen; SDäuiken; Obw; ZBub., Stall, (wonach
Conrad von Seldenburon 1122 das in Obw gestiftete Kloster
,E., mons angelorum' nannte), Zell. .StAutoni-' GrMastrils.
,St Georgen-' GFlums. .Allerheiligen-' SHägend. .Michaels-.'
1300, Gl Urk. .Mönch-' ZWetzikon. .Marien-.' 1499, Gr;
ZKilchb. (Kloster; bis 1529). .Martins-' WRar. .Beaten-' Aa
Britta. ; B (gespr. Batte"-B.). .Pelagi-' ThGottshus. .Bruder-'
ZWeiu. — 3) das erste Glied ist eiu Vülkernanie. .Hunnen-'
SBib. .Hünen-' Zg. .Böhmer-' ZBirmcnsd. .Römers-' UwSaru.
.Walser-' GW. — 4) Art der Benutzung. ,Alp-' ApStein.
.Käsen-' F. .Muni-'BAarw. .Bocks-' GT. (auch 1530). .Bünen-'
AaOftr.; .Beim-' BThun; .Bienen-' BsLie. .Sennen-' ZWald.
.Stieren-' BTrachselw. ; .Stierli-' ZBirm. Auf verschiedenes
Alter der Benutzung oder Besiedelung deuten die Namen:
,Alt-' ZLimm.; .Alten-' B (AlWbirg BStdt); SchwE.; ZBir-
mensd. .Neu-' GHelfenschw. ; ThBussn. ; .Neuen-' SchwE. —
5) Ertragsfähigkeit im Allg. .Faul-.' 16S9, UwE. (vgl. .fauler
I!.' UrChurw.). .Feisten-' Gr St Martin. .Hunger-' AaAar.
(jetzt mit gesegnetem Weinbau); BFraubr. ; ZZoll.; 1396,
Z Stadtb. (.zwo juchert ackere an dem II.'). Im Besondern:
.Obst-' B. .Apfel-' BStMargr. .Fimmels-' ThGriescnberg.
.Gersten-' Th. .Nuss-' ZScIilatt I.Nosi-.' 1260). .Bonen-' Seh
Xeuh.; ZDielsd. .Birren-' F. .Trüben-' ZStäfa, Zoll. .Wein-'
ZStdt, Sth. — 6) Gebäude usw. .Kreuzli-' AaB. .Scheuer-'
AaSeon. .Zimmer-' BOberburg; ZHirzel (.Zimhcr-.' 1315).
— y) bedeutungsgeschichtliche und lautliche Faktoren er-
zeugen Berührungen zw. Birg uud tiunj als zweiten Com-
positiousgliederu; s. Aum. zu Burg und vgl. HMeyer aaO. ; Gr.
WB. IV 1 a 1776. — 1) Berg und Burg wechseln. .Obern-
berg.' 1260, BBurgd., jetzt .Oberburg.' Der Baiperg, Name
der .Habsbnrg' bei den Umwohneru. .Laufenberg.' 1360,
ZWthur; Aush. ; L'Eckst. (.Laufenberger münz'), sonst ,-burg.'
.Langenberg' ZTü.; .Langinburc' 1241. 1348. Wale*-, Wok'-
btrg BsL., offiziell , Waidenburg.' .Wessenberg' und ,-burg'
neben einander. 1521, Strickler. .Wartenberg' und .Wart-
burg' wechselnd bei Bohny 1898. — 2) Berg erscheint als
Fem. ,2l/2 Juch. Acker uf der Froberg.' 1696, ZNiedergl.
.Die Landeuberg' ZBauma; .Herman von der Breiten-L.' 1328,
Z Staatsarch.; ,(Hug, Beriuger) von der Hochen-Landeuberg."
1378, AaB.; Vad. ,By der alten Regensperg.' 1456, Z Urk.,
neben ,-burg.' Latinisiert als ,-berga' in ,Guntram de We-
celisperga, Wecelesperga.' 1094, Seh. — 3) Burg als Masc.
,Im Homburg' ZSulzbach-Uster. — 2. in Personen-, bzw.
Familiennamen, a) als erstes Glied, .'/i kernen git der
Berghein zu Ludretikon.' 1320/30, Z Urb. ,B.-Mann' BoSi.
(auch XVI.); UwGisw. ; 1490, WBrieg. .Elsbeth Bergmcyeriu.'
1525, Z. .Bergschön' ZBäretsw.f — b) als zweites Glied,
zunächst mit Präp., bes. .von, ab', dann auch ohne solche.
..lohans Eichiberg.' 1360, AaB. ,Eggeuberg' GGrabs. .Die
Fröidenbergin' (neben .der Fröidenberger'). 1410, Z Ratsb.
.Gugelberg.' 1405/10, ebd. (neben .Gugelberger'). .Swester
Elsbeth Goldenbergin, prijolin [am Ötenbach zu Z].' 1389.
AaB. .GUuzenberg.' 1322, Gl. .Mützenberg' BSpiez. .Ruodolfus
dictus Branberg.' 1277, UwE. ,Schellenberg' Z. .Schiter-
berg.' 1397/1576, Z. Am häufigsten aber sind Abi. mit -er:
so z.B. .Eicheuberger' BE. .Engel-.' 1543, LSemp. .Geis-.'
1300/1400, ebd. ,Hinder-.' 1522, GRiiti. ,Lam-.' um 1600,
F. , Mau-.' 1522, BThuu. .Nider-.' 17 17, Ndw. .Nuss-.' 1509,
ZEglisau. .Baum-' G; Z. .Von der Rospergerin.' 1348, Z
Stadtb. .Rosenberger' Z. .Rötlis-' BE. .Sulz-' Th; 1584,
LSemp. .Schufel-' Z. .Schall-' UwLungern. .Schellen-' Z.
.Spiegel-.' 1531, Seh. Vereinzelt als Flurname: Lande'berger
ZSth. (schon 1570). — III. in Ableitungen. Berger (s. d.).
,In der Berglen' ZZoll. .Heini Bärgi von Horgen.' 1523,
Egli, Akten.
Öl-Berg: 1. im biblischen S. Übertr. auf eine
gemalte oder plastische Darstellung der Vorgänge am
Ö. (nach Matth. 26, 36/57 usw.). Ineichen (L). Abt
Ulrich Rösch (1463/91) brachte vermögliche Bürger
von St Gallen .mit hälen Worten' dazu, ,dass si in die
kirchen und caplen mancherlai malen und machen
liessend, ouch an pfruonden gaben und ewige liechter
und ainen ölberg uf den kirchhof under ain geweiht
gehüs mit vil kostens ufrichtend.' Vad.; vgl. dazu:
,Zuo mittem kilchhof stuond ain gehus von gehowen
quaderstainen, etwa von den Grublen gstift und er-
buwen, darinnen waren stainen bilder, wie Christus
an dem olberg knuwet und die junger an dem berg
unden schlaffend etc., vor dem gehus stuond ain
hoehe, runde ussgeholte stainen sul und zuo oberst
ain klain verglasset gemacht, darin an [ein] gstift stetz
brunnend (oder wie es nennet) ewig Hecht brennen
sölt; aber wie man dissen olberg abbrach und die sul
umb gefeit, war diss ewig liecht ussgelosehen.- Kessl.
II 158 f. Von Luzern zogen dem Abt nach Korschach
zu Hülfe 2500 Mann ,mit ir nüwen, vor nie gebruchten
paner des ölbergs.' 1490, Ansu. .Angnes [Edlibach]
starb und lit begraben zum Grossen münster vor dem
ö.' Edlib. .Als man uff den hochen donstag zum sacri-
ment gieng, da kament man und wib [gekleidet], als
weitend sy all' ein kilchwiche oder hochzit zum tanz
gan, und gieng niemon um den aplos an ö. nie.' 1524, Z.
1738 wurden [in ÜBwKerns] anstatt der Ölberge Sta-
tionen errichtet. AKüchler 1886. S. noch Gamahu
15.-.:
Barg, berg, birg, borg, bürg
1. -„>■
(Bd II 297); Bne6 (Sp. 927). RA.: Da sitze' (hocke')
wie (V Jünger am 0., schläfrig, ohne Gespräch, von einer
Gesellschaft B; ScHSt.; Th; Z. Se, wüsse'd-er ttiit
Neus, ir Lüt? Wie sitze'd-er au'h a'se (f schläfrig dö,
wie (V Jünger am Ö., füruör. Nur munter, munter,
es muess Oppis c!iide°.' Sti-tz. — 2. als Lokalname Aa
Kaiserst,; BsSiss.; GWyl; ScHStdt (vgl.: ,Ö., ein Hügel
nahe bei der Stadt Schaffhausen an der Landstrass
in das Kleggäu, auf welchem vormahls eine dem h.
Wolfgang gewiedmete Capell samt vielen Bildern ge-
standen, welche a. 1529 in Abgang kommen.' Leu, Lex.);
ZoWalchw. ,1m obern Ölenberg; auf Ölenbergen'
ZSth. (gespr. ÖUe'-B.; .Ollenberg, Öllenberg.' 1494).
,Die sonderbar umgebogenen Felsen am Ö. bei Sisi-
kon.' U Gem. 1834. .Lorenz Bär von Ö.'. ein Zuger,
f 1531 bei Kappel. — Ölberger: der auf dem Ölberg
(Name eines in neuerer Zeit angelegten Weinbergs)
wachsende Wein GWallenst. - Zu der Wendung ,an Ö.
gan' in dem Beleg von 1524 vgl. Schra.-Fr. I 62.
I s -. Du bist t" den Isberge', sagt man beim Spiel
zu einem suchenden Kinde, wenn es weit vom Ziel
entfernt ist. Rochh. 1857, 395.
Üetli-, im Volksmund meist Hüetli-B.: Berg bei
ZStdt. Auf ihm befindet sich der Chindli-Stein (s. d.);
wohl mit Bez. darauf sagt eine Frau: /■* ha' 12 Mal
müese' über der Ü. i'e", habe 12 Kinder geboren Z
Schwam. ; vgl. Berg Iby. S. auch Üf-Fart (Bd I 1030).
Zur Geschichte des Namens vgl. HMey. 1849, 49. Die
Form .Hütli-B.' begegnet schon in Mandaten des XVII. .Den
ganzen Hiitleinberg.' JJUlr. 1727. ,Zum Hütliberg', Haus-
name ZVVthur.
Atz-: = Berg 2 d ß. ,So ein Berg allhier im Land
40 Küe-Sey haltet, ist er ein Atzberg.' 1675, BÄschi.
S. noch Berg 2 d y (Sp. 1553). — Vieh-: Bergweide
für Vieh BLenk (Anderegg 1898). — Venus- (Frau
Venes-, Vrenes- GHeiligkreuz, Frau Vrene'- L; Zc,
Vrenelis- GA.) s. Bd I 916; Lüt, Sagen 86 ff. Dazu
noch ein paar ältere Belege. .Einer ist zum heiigen
grab gsin, der ander by St Katherin, der dritt us
Venus berg kumt, damit wird nun dem seckel grumt.
Das alles hand pfaffen erdacht, die puren umb das ir
gebracht.' UEckst. 1525. ,In summa, des priors cell
was frow Venusberg.' 1529, Bs Chr. ,Von Venusberg
singt man gar vil. vil lieber ich das hören will [von
der Tafelmusik an König Belsazars Mahl].' JMürer
1560. — Vor-: = Berg 2 d ß; „Frühlingsbergweide"
Ap; „B; LE.; S." ,Die Vorberge (Vorsömmerig) liegen
am Fuss der Alpen, nicht hoch, haben aber noch keine
Alpenkräuter, sondern langes Gras. Der Appenzeller
benützt sie, ehe er in die hohen Alpen zieht und wenn
er von diesen herab kömmt.' Kronfels 1826. — Flöh-.
.Verschiedene derartige Erdfestungen oder Refugien
leben noch jetzt im Volksmund unter dem Namen
Flöhberge (Fliehberge).' Gfd 34, 372.
Fri-, Frei-: 1. Bergbezirk, in dem nicht gejagt
werden darf Gl; Gr; GO.; Uw. ,Min herren haben
im jar 1560 uss bevelch einer ganzen lantsgmeind
abermalen dem gmeinen landt Glarus zu nutz und
guetem ein fryberg im Glärnischt in den zilen und
marchen wie nachvolgt gefryet [gemeint ist der Frei-
berg am Wiggis- und Rautistock, der 1740 wieder
aufgehoben wurde].' Ztschr. für schwz. R. .Die Land-
leute von dem Glarner Canton haben den Freiberg zu
einer Fluchtstatt der Gemstieren gemacht.' JJScbeuchz.
1708. S. noch frien (Bd I 1263 f.) und vgl. Friberg-
Schütz. -- 2. als Eigenn. Der Fr. (oder PI.), das
ganze Gebiet zw. Linth und Sernft bis zu ihrer Ver-
einigung bei Schwanden Gl; vgl. Steinm. 1802, 210/2.
Ein Wildheuplatz bei GLÜätzingen. .Freibergen'
(Franches-Montagnes), der Bergbezirk nordwestlich
vom Bielersee, noch über den Doubs hinausreichend.
,Die frien hufen zugend mitenander frigs muots durchs
gebirg uf den Fryenberg, für Matsch [Maiche in Hoch-
burgund].' 1499, Ansh. Friberg, eine Gegend unter
der Kirche von GRValz. — Frei-berger: ein auf
den Weiden des Bezirkes BFreibergen aufgezogenes
Pferd B. .Unsere einheimischen Schläge, wie z. B. das
hochgeschätzte Freiberger Pferd.' Schweiz. Bauer 1898.
Guggis-: nur in Ortsn. Am bekanntesten als
Name einer Gemeinde im B Amt Schwarzenburg. Iez
schwig und folg, süsch muesch i' 's ff..' Drohung
gegenüber unartigen Kindern BU. ; ein Nachklang
davon, dass im XVI. und XVII. der Kanton Bern Vaga-
bunden nach G. abzuschieben pflegte. Jenzer 1869.
— Guggis - berger. Du chunnst daher wie-n-e'
Guggisberger, in unordentlichem, wunderlichem An-
züge BE.; mit Bez. auf die eigentümliche alte (nun
abgekommene) Tracht der Guggisberger. Guggisber-
gerli, eine Art Tabakspfeife der Berner Bauern. ,Das
ist ein Guggisberger Kratten: er hat nur Wände und
keinen Boden', Spott auf einen Landmann, der sich
an der Kirchweih dem stillen Trunk ergibt. AvArx
1899. Vgl. auch G.-Rechen.
Ältere Formen: ,Mons Guccha.' 1076; .Montcuchin.'
1182; ,nemus quod Chucansperc vocatur.' 1148; ,Guggis-
berg.' 1426. Der Name findet sich auch anderswo; so in
BDürrenroth (.auf dem G.'), Erlenbach, Höchstetten, Sumisw. ;
L (,von dem guot ze Guggisberg.' XIV., Rodel des Gottes-
hauses im Hof); ThWeinf. (hoher Nagelfluhhügel, auf dem
das Schloss Thurberg stand). Vgl. auch Gr. Myth. » 392. 3 645.
Geiss-: Bergweide für Ziegen Uw. Auch als
Lokalname AaB. (schon 1378), Vill.; BÜberw.; Th
Egelsh.; ZStdt. — Geiss-berger: eine Art Granit,
erratischer Block B; Gr; S; ibTb; Ndw; ZKn. ,Item
sollen die Müller keineswegs weiters zween Melser-
steine zusammen, sonder allwegen ein G. mit einem
Meiser brauchen.' 1671, L. Vgl. noch G. -St ein.
Gnaden-: erdichteter Ortsname. , Das Dorf Fried-
hausen auf dem Gnadenberg.' Anf. XVI., Hallers
Bibl. III No 171 (im Titel einer Satire). — Höch-.
,1738 wurde der Balmhubel abgehaget und denen zu
Dämpfeismatt als Zuflucht und Hoberg angewiesen.'
AKüchler 1886. — Niener-hi°-: erdichteter Berg-
oder Ortsname; im Vexierbescheid auf die Frage:
Wohl' gösch? Uff (der) N. BsStdt. — Haupt-. ,Ist
erkennt, dass förders kein H. solle geteilt werden;
was aber ander gemein Weidenen anlanget, soll all-
wegen nach Erkanntnus der Landschaft stan.' 1650,
BSa. Vgl. Berg 2 d $. — Herren-: = Berg 2 d ß,
sofern er sich im Besitz einer nicht Landwirtschaft
treibenden (Patrizier-)Familie befindet BE. (Anderegg
1898). Vgl. H.-Alp (Bd I 195).
Heuw-: = Berg 2 d ß, sofern er lediglich zur Ge-
winnung von Heu benutzt wird BSi.; Gl; Gr; W.
Vgl. Tsch. 60; Anderegg 1897, 116. 144; Tschudi,
landw. Leseb. 293/4. ,Die von Fidris mugent den ge-
melten höwberg etzen zwen tag im brächet und dannen
hin sol der gemelt berg und nieder fryd han biss acht
tag nach Sant Michelstag.' 1544. Schiedsprcch über
.spen und stöss' zw. Fideris u. Jenatz betr. .die Fidriser
1559
Barg, berg, birg, borg, bürg
15G0
In, w berg.' ,Die Berggüeteren sollen über das ganze
Jahr gefreit sein und soll kein Viech darein gschlagen
werden; wann aber Viech in den Heüwbergen pfent
ward, falt dem Meyer vier Piapart, dem Pfender zwei
Kreizer für jedes Haupt Grossviech.' 1660, GnSchams
Landschaftsbr. ,Ihr [der Davoser] Landsgelegenheit
ist ganz lustig, sonderlich wegen zweier lustiger fisch-
reichen Seen, wie auch wegen der schönen hewreichen
.Matten, Hewbergen, weidreichen Alpen und Vichs-
Sümrungen.' FSprecherIö'72. H. als Localname B; Gr;
Scdw; Th; Z; s. Leu, Lex. X 146. — heuw-berge":
das Heu im Christmonat vom , Heuberg' ins Tal schaffen
BSi. (ImObersteg); syn. d's Heu"' schleifen, ziehen. —
Heuw-berger ra.: wer die Arbeit des ,Heubergens'
besorgt BSi. Esse* wie en H., mit grossem Appetit;
syn. wie en Trusch(er). Auch Familienname B.
Chue-, Cftiie-Berg: l. = Berg 2 d$, sofern er als
Kuhweide dient BFrut. ; LE. (Anderegg). Der Alteis
sig früeher Chüeberg g'si". Am Niese' het-mw bis
z' obrist 1(111° Chüeberg. Chüeberg als Lokalname B
Hasle b/B., Rüedersw., Rüegsau (im vordere' und im
hindere* Ch.J, Walkr. — 2. zur Ernährung einer Kuh
ausreichender Berganteil. Vgl. Chue-Essen (Bd I 526).
Die Edlen von Scharnachtal verkauften 1449 der Stadt
Bern mit ihrer Herrschaft Wimmis ua. auch 15 dazu
gehörige Kühberge am Stalden. Gfo. ,Wir haben der
alp Dannalp, Stalden und Lachen ein stuelung und
besatzung uffgelegt, nämlich 120 kuoberg, 70 küe und
50 küe da uff zu triben.' 1520, Obw. ,[Bern hat] ir
stat Undersewen, zuo erkantnus geleister pflicht und
gelitens Schadens ersatzung, hundert küeberg am Se-
vina [Seitental des Lauterbrunnentals] zuo ewigem
erblehen gelühen.' 1529, Ansh. Vgl. Berg 2 d y.
Chäle"-: auch Dim.. (erhöhter) Richtplatz Schw;
Uw. Dim., Name eines etwas erhöhten, ummauerten
Platzes, der früher als Richtstätte diente LStdt.
JBHSffl. 1813, 208 f. behandelt das Chale'bergli in
einer Charade, welche schliesst: Wer drüf chunnt,
lebt g'wüss nümme" lang: Gönd-mer nit z' noch, es ist
nid Alls; ach, liebi Lüt, hiind Sorg zum Hals. ,Der
Richtstatten sind zwo: die obere nerapt man am Kaien-
berg, die undere by dem Hochgericht. Da würdt es
dann in der Urteil gemeldet, an welchem Ort die
Execution bschehen solle. Am K. köpft man und
werden glych daselbs begraben, ettwan rieht man
ouch da mit dem Brand; unden aber mit dem Strän-
gen, Brand und Bad.' RCys. um 1600. ,Den Statt-
knechten gibt man von jedem Gefangenen zum Kallen-
berg 20 ß, den Leufern zum Callenberg 10 ß.' 1640,
L Taxordn.
Ahd. chalobürg bei Notker; vgl.: ,Er [Christus] heizzet
calvus (chalawer) föne calvaria (chaloberge), dar er cruei-
fixus (kechriüzegot) ward' (Hattemer II 165 a). St. erwähnt
eine „Kal(l)emnatte in LBerom., wo vordem das Hochgericht
stand." .Kallenberg', Walduame Gl. Auch als Familienname
Bt; Sf.
Chole"- Koli-: Name einer Anhöhe in BsStdt,
ausserhalb der alten Ringmauer von 1303 gelegen,
seit der 2. Hälfte des XIV. in die Ringmauer einbe-
zogen; urspr. die Freistätte der ,Giler' (s. Bd II 212)
und Lahmen, dann auch (lt Spreng) als Schindanger
gebraucht; s. Berg 1 b ß. Vgl. nam. Ochs V 69/80;
Bs Taschenb. 1851, 1 ff.; ferner Friheit 5 (Bd I 1267 f.)
und Kolenberg(er)-Gericht .
.Der Ort hat seinen Namen von dem Kohleuhrennen, so
allda, als äussert den alten Stadttoron, beschalle, und hiess auf
Kohlhäuseren.' Bs Chr. 1779, 11; vgl. dazu Bs XIV. 111.
Eine andere Erklärung gibt Spreng, Abhaudl. 1756, 34;
nach ihm wäre unser W. eig. mit dem Vor. identisch. Vgl.
auch HÖsterley 1883, 328. ,KoIcnberg', Familienn. 1505, B.
Koli-berger: ,wer Dohlen, Abtritte udgl. räumt'
BsStdt; früher auch der Totengräber (Seiler); vgl.
Ochs V 70. ,Es gehörte in diese Freiheit auch die-
jenige Klasse von Leuten, welche in der Stadt zu den
niedrigsten Geschäften verwendet wurden. Bei der
Pest begruben sie die Toten, wofür die sog. Kohlen-
berger noch bis in die jüngste Zeit das Privilegium
genossen, von jeder Leiche in der Stadt eine kleine
Abgabe zu beziehen; sie reinigten die Cloaken, fegten
die Kamine und leisteten auch bei Executionen Dienste,
sie waren Diener des Nachrichters. Seitdem (1438)
ein Kornhaus errichtet worden war, dienten sie in
demselben als Sackträger.' Bs XIV. .Diese Leute, so
eigentlich die Todtengräber in Pestzeiten sind und
noch heutigen Tages ein gewisses von allen Leichen
beziehen, wohnten samt dem Scharfrichter an gleichem
Orte, wie heut zu Tage; nunmehr werden sie meisten-
teils zu Säuberung der Gefangenen, der Gefängnisse
und der Cloacken gebraucht.' Bs Chr. 1779.
Kilchs-Berg: Kirchhöre. .Zuo Rinegk in Taler
kilchsperg gelegen.' 1465, Alteidgen. Arch. ,In der
ganzen Kilchsperg.' 1629, ZSth.
In der Form Chirch-, Chilch-ß. häufig als Name von Ort-
schaften, so in Aa; BsL. : B; GT. ; Th ; Z. Vgl. Bd III
233 Anm. Als Bergname: .Kilchberg, rauher, stotziger Berg
an der Aren im Gebiet der Stadt Bern; wilder, hoher, einem
Kircheudach gleichender Berg Schwlluo.' Leu, Lex.
Kien-. ,Es gibt auch noch einzelne Bergweiden
im obern Rheintale, welche man die Kienberge nennt,
und die ebenfalls mit Kühen besetzt werden, wo aber
die Talbewohner alle Morgen und Abend die Milch
zu ihrem Hausgebrauch in die Dörfer herunter tragen.'
Steinm. 1804, 275; vgl. auch Anderegg 1897, 175.
Wahrsch. identisch mit Chüe-B.; zur Form des ersten Teils
vgl. Chue-Essen (Bd I 526) mit Anm. , Kienberg', Ortsname
SNA. (.Küenberg.' 1499, Ansh.).
Leber-: der Jura. ,Der Berg Jura genambt der
Läberberg.' RCys. , Diejenigen roten Steine oder Ge-
bürge, inuert welchen als in einer Schalen die Erz-
Aderen streichen, aber zum Gebrauch unnütz sein,
heissen sie Leberberge, von der Farbe.' JJSchedcbz.
1706. Spec. der Abhang des Juras zw. Solothurn und
Grenchen. Vgl. noch Leber 4 (Bd III 976).
Maie--: = Vor-B. GA., Ms, oRh., W.; „Z." Syn.
Mai 3 (Sp. 3).
Häufig als Ortsname, so in AaSins (.Meigenberch.1 1247;
,Meienberg.' 1255; 1278; 1303); BsHemmik. (,Mai-B.') ; B
Zweisimmen: GOHelfeuschw., Jona (.Mayenberg.* 1444), W. ;
ThLanzenneunf. ; Zg (,ze Meienberg." 1296); wobei aber kaum
überall die angegebene appell. Bed. zu Grunde liegt, sondern
zum Teil eher an eine poetische Benennung ähnlich wie
Maien- Wand, Bluemen-Biry zu denken ist. Auch als Familien-
name. 1379, UwSa. ; 1391, AaB.; 1489, Zg.
M8ss-: Gemeindebergweide, danach benannt, dass
der vom Hüter oder Pächter an die Anteilhaber ab-
zuliefernde Käseertrag nacli dem Durchschnitt der
zweimal jährlich stattfindenden Milchmessung bestimmt
wird. Alpenw. (SJura). Vgl. noch bergenl, M.-Tag,
Nüere"-: Nürnberg Bs; Th; Z. Was-men im
Bernbiet chäset, und was si z' N. chöustle* — lueg, us
der ganze" Welt si" Sache* dö zum Verlese'. Breitenst.
lr.t; i
Barg, berg, birg, borg, bürg
1502
1863. — Nüere"bSrger: 1. Bewohnor von Nürnberg.
RA.: Ich gäne" wie d' Nüere'berger under-em liege"
dure\ Dan. — 2. der Nürnberger Trichter Bs. Es Eim
mit-em N. i'schütte". — 3. (l)iin.) früherer Name der
Leckerli Bs. — 4. (Dim.) eine Art Bratwürstchen ZStdt.
Balle"-: (einer .Ankenballen' ähnlicher) vorsprin-
gender Hügel oberhalb BBr. — Balche"- Balle"-.
,Auf den beiden Erhebungen im Sempachersee, die in
alter Zeit vom Volke Ballenberge genannt wurden,
laichten die schmackhaften Fische [die Baiehen] im
Moose, das heute fast ganz abgestorben ist.' Liebenaü
1897, 135; vgl. ebd. 137. — Bann-: gebannter Berg-
bezirk, a) vom Wildbann. .Bamberg, wie weit er gehe
und wo er anfange. Es ist der bamberg einglegt, dass
niemand darin jagen noch schiessen soll, ausgenom-
men die schädlichen tier. Es soll auch niemandt kein
hundt in das gebürg, hohe weiden und alpen nemmen,
damit das gwildt hierdurch nit verjagt und getriben
werde.' ApI. LB. 1585. ,Der Banbergen halber, darin
die Tier gefryet, sol niemand fürhin Tier oder Gflügel
schiessen noch fachen.' 1607, U. .Klyster, Stanserhorn
ua. waren [im XVII.] Bannberge, wo die Gemsen das
ganze Jahr nie geschossen werden durften.' AKüchler
1895. — b) vom Waldbann. ,Auf der östlichen Seite
des Fleckens Altorf ist der jähe, waldige Bamberg
oder Banberg, weil niemandem erlaubt ist, nur ein
Bäumgen, viel weniger eine hohe Tanne zu fällen, bei
schwerer Straf vor die Übertreter, damit nicht etwa
Bäume oder Steine herabfallen, welche den Häusern
und Ställen den Untergang, den Menschen und dem
Viehe aber den Tod bringen würden.' JJScheüchz.
1746. — Bure"-: genossenschaftliches Senntum im
Besitz einheimischer Bauern BE., Thunersee.
Blatte"-: Berg bei GLSchwanden mit Schiefer-
steinbruch. — Blatte"-bergler: Mitglied der zur
Ausbeutung des Schieferbergwerks gebildeten Ge-
nossenschaft GLSchwanden. — .Blattenberg' als Ortsn.
auch in GWattw. ; UUuterschächen.
Blätsch-: scheibenförmiger Stein oder Stück
Eisen, womit nach einem als Ziel aufgestellten Stock
geworfen wird SThierst. — Brejer-. Brejerberger
Stückli, Schildbürgerstreiche W. Vgl. Nätisser (Sp.
849). — Reb-: Weinberg, allg. ,Ein Abt steckt seinen
Stab stets in einen guten R.', sprw. mit Bez. auf den
guten Wein in den Klöstern. ONägeli 1898. — Rebel-:
scherzh.-iron. für Leber-B. S. Vgl. reblen. — Ross-:
Bergweide für Pferde am .Hohen Rohnen' Z. Berg-
name Schw. Ortsname Sch; ZTöss. — Senn-: Berg-
weide für Vieh BsL. ; BE. (Anderegg); S. Das iseh
aber e" S. g'si", die Lungere", dass me" wlt und breit
hei" schönere" g' fände" het; feufezwänzg Chile sige"
uf der Weid g'loffe", so dick und feiss, 's war uf
keiner e" Tropfe" Wasser Mibe" stö*. Hausfrh 1885/6
(BsL.). ,Der Arnenberg [BSa.], ein S. oder eine Söm-
merungsalp.' Jahn 1857. — Sinne"-: die Sonnenseite
eines Bergrückens GrA.; üw. ,Die vorherrschenden
Waldungen sind die Nadelhölzer, besonders in den
höheren Teilen der Gebirge und an den sogenannten
Schattenbergen ; die Laubhölzer gedeihen mehr in den
tieferen Teilen und an den sogenannten Sonnenbergen.'
Uw Gem. 1836. Übertr. Ich han g'meint, Eini ab-em
Sunniberg [eine leichtlebige Frau] mit zerrupften
Schuehnen und in den ersten fü"f Wuchen schon d's
Zandwe nützi-mich nüd, und an Einre" van der Schat-
tensiten hei-me* in-ere" ehalten lengen Winternacht
auch nüd Warms, sagt ein alter Hagestolz. Schwzd.
(GrA.). Als Lokalname B; L; Th; Z. — Schaf-:
Bergweide, die nur noch für Schafe geeignet ist Ap;
B; Uw. ,Uie Gamchialp [BFrut.], eine schöne Alp mit
30 Kührechten und Sch. für 500 Schafe.' Jahn 1857.
— Schenken- (FvTschudi), Schenkel- ZLimm.,
Schenkli- AABb. In der Abi. Sch-er, Name der Gut-
edeltraube. — Schatte"-: die Schattenseite eines
Bergrückens; s. Sunnen-B. — Schnuder-. .So man
den Sehn, hat bstigen, tuot es [das Schlaraffenland]
der lingken band nach ligen.' Froschauer Wandkai.
1566. S. noch Golggen (Bd II 233). — Schnügge"-:
„eine Anhöhe, an welcher der Fusspfad sich herauf-
windet Th." Weiler auf einer Anhöhe bei AAÜftr.
Sehne"-: wie nhd. Spec, der Glärnisch GA. —
Schne™-b erger m.: 1. Pflanzenname, Bergwohl-
verlei, Arnica mont. GrD., He., Pr. ; PA1. — 2. aus
den zerriebenen Blättern von 1 bereiteter, starker
Schnupftabak B; GRHe., Pr.; Th; Z. — Schne"-
bergeri" (PI. -erne") f. GRHe., -bergerne" (PI. unver.)
f. GßPr. : - Schnew-berger 1.
Schrgcke"-. In der Abi. Schrecke"-berger : 1. Name
einer Scheidemünze. 1621, Absch. V 2, 182. — 2. in
der RA. Eim en Sehr, i'jage", Schrecken einjagen
Sch (Kirchh.). — Vgl. Gr. WB. IX 1672.
Spiegel-: Name von Anhöhen, die früher als
Warte dienten BLotzw., Suinisw., Seeb. Auch Gr
Trimm. (Weinberg). — Stei"-: 1. ,der massive Fels
oder der ganze Felsberg in seiner Nacktheit.' JRWyss
1822. ,[Die reichen Hirten] verlachten den Grübler
im St. [den Kristallsucher].' ebd. — 2. Bezeichnung
von .Gebirgen, die durch Einstürze und Umwälzungen
entstanden und aus lauter Schutt gebildet sind.'
JRWyss, Skizze. — Sterne"-: 1. Name eines Berges
an der Grenze von Aa und L und eines darauf liegen-
den Hofes, eines Bergdorfes im ZO. (bei der Dorf-
kirche erhebt sich der Sterns-Berg), mehrerer nun ab-
gegangener Bergschlösser in B und S; vgl. Leu, Lex.
XVII 620/1. — 2.potzSt! euphem. Fluch B; Th; Z. —
Ditti-: Name eines Hügels bei SZuchwyl, mit einem
Brünnlein, aus dem die Hebammen die kleinen Kinder
holen sollen. Ein jämmerliches Geschrei am D. deutet
auf schlechtes Wetter. Nach der Sage rührt es vom
Geist eines grausamen Zwingherrn her, dessen Burg
einst am D. stand; seit seiner Ermordung zieht er
als schwarzer Jäger mit einer Meute von dreibeinigen
schwarzen Hündlein jeden Morgen und Abend unter
gewaltigem -4fto6-rufen zur Jagd aus. — Sin-wöl-:
1. ,Bi unser stat zuo St Gallen ist ain berg haisst
Rotmont, ist uf tütsch der Senwelberg.' Vad. Ein
, Semelenberg' bei GKriess. ; in Urk. des XV./XVI. in
den Formen ,Sinwel(l)en-, Simblen-, Simel(l)-, Sim(b)-
ler-, Semblen-, Sembier-, Sewelen-B.'; s. Hof Kriess.
(Register). — 2. Simeli-B„ in einem Volkslied aus
BG.; vgl. LTobler, Volksl. II 199 ff. Auch der Name
des Berges, in den der Rattenfänger von Hameln die
Kinder führte; er öffnete sich auf den Ruf: Berg
Simeli, tue-di'h üf! ZZoll. f
We'llen-: Eigenn. Bes. bekannt als Name eines
in der Limmat stehenden Turmes in ZStdt, der urspr.
einen Teil der Stadtbefestigung bildete, seit Anf. XIV.
als Gefängniss diente und 1837 abgetragen wurde;
vgl. Vög.-Nüsch. 236 f.
.Wellberg', Berg und Höfe LGrossw. ; wozu wahrsch. :
.predium in Wellenberg II scapulos." 1408, Gfd (redditus
1563
Barg, berg, birg, borg, bürg
1564
rcctorum ecclesie in Ruswil) und .den Marpach uff hinder
dem vordem Wellenberg dur nider in den Brunnwald.' 14-24,
Seg. RG. (Grenze zw. Ruswil and Amt Willisau); ,Wel)-\
auch .Wallberg' LWillis. I.Wellenberg.' 1386, Gesehfo. Ges.;
1 177. Jahrzeitb.); .Wellenberg', Schloss und Hof bei TliFr.
(.Welleubiii-h.' 1248; nach Peter aus dem Geschlecht derer
von W. wurde der Biberturm in ZStdt, den er 1533 kaufte,
,zum W.' genannt. Vög.-Nüsch.); ZStäfa (Weiler), Weiningen;
.im W.' BOberwyl (2 Häuser). — Als Familienn. 1477,
LWillis. Jahrzeitb. (.Margret Walenbergin'); 1502, LWillis.;
1585, LSchötz.
Walser-Berg. E" Walserberger = Balf rieser (Sp.
1155) GW. — Zins-: Bergweide, die gegen Zins zur
Benutzung verliehen wird. ,Von etlichen Zinsbeigen
wird bei Handänderung der darauf befindlichen Rinder-
weiden dem Amtmann ein Ziegerrumpf oder das Geld
dafür zu Ehrschatz gegeben.' 1647, Absch. (BSehw.).
Als Lokalname ZPfäff.
bergachtig: bergig. ,Es ist zimlieh ruch und
b. daselbst herum.' JJRüeger 1606. .So ist auch das
Aussprechen selbst, allein von wegen bergächter
Landsart, viel sterker, männlicher und rauher worden.'
Guler 1616.
bergele» ApH., K., M., begele* Ai>L: unpers., nach
Bergweiden aussehen, an das Leben auf solchen er-
innern. Bö hergeht 's a'fenge".
„Bergeler" m.: wer auf oder an dem Berge
wohnt, im Gegs. zum Talbewohner.
Über-be'rgemer m.: der jenseits des Berges xax'
££oxtjv (in diesem Falle des Seerückens) Wohnende
TiiHw., Nussb.; ZSth.
Die Bildung nach Stammemer (Bewohner von Stammheim);
vgl. Buechemer, Bewohner von Buch, und Bd II 1277 o.
berge" I: 1. intr. a) sich als Senne den Sommer
durch auf einer Bergweide aufhalten BO.; F; „LE.;
S." Er berget uf Sefene", am Huti. Ist dann auch
noch die Frühlingsschule absolviert, so ist Freund
Schulmeister Senne wie alle Andern, zieht mit seinen
Tieren auf die Alp und ,berget.' Osenbrüggen, W.
Geradezu = Älpler sein von Beruf BL. Auch vom
Viehbesitzer: Vieh zur Sommerung auf einem ,Berge'
haben S. Jo, hätt der Dönel [der jetzt als Geist um-
gehen muss] doch zur selbe' ZU, wo-n-er a's Senn vom
Unger-Grenche'berg mit Chnechten und mit Mägde"
g'hüset het, am Messtag d' Wog lo" si" und nid ver-
feltscht, so hätt auch jeder Bio; wo 'berget het, a" Chäs
und Anken übercho", was recht und billig ist. Schild
1860. — b) auf einem ,Heuberg' heuen GRTrinim.
c) , wildheuen' GRKlost. (Tsch.), Seh. Syn. alpen-
heuwen (Bd II 1817). — 2. tr., ein Stück Weideland
in einen Berg (i. S. von 2 d ß) umwandeln Schw. Bald
da, bald dort wird ein Stück von einer Senntenweid
abgetrennt, das Stück wird .geberget' und wandelt sich
in ein kleines Heimwesen um. Alpenw."
„ver-: mit bergen [i. S. v. 1 a] verlieren"; z.B.
dadurch, dass es nicht rationell betrieben wird „B;
LE.; S."
Bürger m.: = Bergeler BHL; GRUe.,Pr.; L; Now;
Zg. Gegs. Bödmet- (Sp. 1032). Gewöhnlich lokalisiert:
Bewohner von St Beatenberg BHk., Bewohner der über
Schiers liegenden kleinen Berggemeinden Gr vPr.
(Muslrihcr-, Strilscr-) Ji.. Bewohner des Mastrilser
Berges GitHe. Säg, Chlevi, sind vil TM -' einleite"
g'si'S B. würd 's g'wüsser nid sa vil g'ha* ha", die
sind jetzen im Langsiwirch [Frühlingsarbeiten] dinne'
und für de' wit Weg z' fül und z' müed. Schwzd.
(GrPi.). S. noch Kapritzi (Bd III 401).
Als Familienn. B; Gr; Z; 1320/30, ZFlunt.; 1371/14(15,
Z; 1421, Schw: 1581, ZMettm. ,Im B.', Lokaln. ZHegnau.
Über-: = Über-b'ergemer ; spec. von den Bewohnern
«les Engadins GrD., des Schanfiggs GrD., Pr., von den
Sajisern und Trimmisern GRValz. En Überbergeri",
eine aus dem Engadin oder Sehanfigg herstammende
Kuh GrD. — Ene°t-: wer jenseits der Berge wohnt,
bes. von den Engadinern Gr. — Abi. ene't-bergisch.
ebd. .Ennetbergische Räte.' Helv. Cal. 1780; vgl.
ene't-birgisch.
Berget m.: die Zeit des Wildheuens GrScIi.
ge-berget 'berget : gebirgig Ap. E''hergets Land.
Bergi f.: Name einer .bergfarbigen' (nach JRWyss
1817, 563 .bärenfarbigen') Kuh BO. S. Berg-Farb
(Bd I 988), b.-farb (ebd. 989). .Bergen' f. 1718, S.
(g*-)bergig: wie nhd. L; Th; Z.
bergisch bergseh ApH., begsch ApI.: 1, = dem Vor.
Ap (TTobler). — 2. „begsch, einer Alp ähnlich Ap.
Es ist b."
Bergle" s. Berg-Bir (Sp. 1492). .Habent Turgoii
duas pirorum species, quae non alibi proveniunt, Berg-
len et Bründlen ipsi vocant, hoc est, pira montana et
lontana: quoruni illa montanis locis, hsec in palustri-
bus eopiosius enaseuntur.' JJWagn. 1680.
Bergler m. : \. = Berger BE.; Gr (allgemeiner als
Berger); Uw; Zg; Z. ,Hier [auf dem Wege zur Lü-
dere'-Chilbi] der urchige B., unter dem Arm die älbe
halbleinene Kutte, im Munde die Tabakspfeife, in der
Tasche neben dem Zündhölzchen immer noch Feuer-
stein, Schwamm und das mächtige Feuerschlagmesser,
in der Rechten den wuchtigen Haselstock.' Schweizer-
Baüer 1898 (BE.). Spec. von den Bewohnern der (ie-
meinde Zollikerberg ZZoll. ; die Einwohner der (ie-
meinde Sachsein zerfallen in Bodmer und Bergler.
,1625 wurde für die Bergler zu Schwanden auf der
Gemeindeallmend gegen einen jährlichen Bodenzins
von 10 Schill, eine Sägemühle errichtet.' Hagenb.,
Sigr. — 2. wer auf den .Bergweiden' als Senn tätig
ist, Älpler (deutscher Jura) ; spec. der ,Hirt\ der auf
den Jungviehalpen dieselbe Stellung einnimmt wie
der Senn auf den Kuhalpen (W). Anheregg 1898, 684.
— 3. f., verk. aus Bergler-Bir (s. Sp. 1492) Ap; G;
Th; ZO., S.
Über-: = Über-berger Z. Spec. von den jenseits
des Albis (in der Gegend von Stallikon) Wohnenden
ZStdt; sie gelten als grob. In allgemeinen» S. der
über den Bergen, weit entfernt Wohnende, auf den
man sich nicht verlassen kann Z (Spillm.).
Bergschaft f. , Sämtliche Berg-Anteilhaber an
einer Alp bilden die B.' BGr. Alpregl. ,B. und Be-
setzerschaft sind von einander unabhängig und fähren
getrennte Verwaltung.' ebd.
Bergser m. : = Berger, spec. von den Bewohnern
des Escherberges LAltishofen.
1 '. e r g sler m. : = Bergler 1 L ; Z (Jucker). Es ,Braeo'
brüeli'd die Beri/sler Blieben, dass Eim trümmlig wird.
JRoos 1892.
Bergal m. Bs; (iid'r. (P-J; Nnw, Bergäle' f. Bs;
'/.">.: eine Art (feinen Leinwand. — Frz. per cale f. Für
Hs; /, M Betonung der eisten Silbe bezeugt.
bergan : eine Farbenbezeichnung. ,Dis ist kouf
1565
Barg, berg, birg, borg, bürg
15GÖ
zuo Leujon: item b. 1 pfd bj ahn billichcn 1 ß co-
stenz iL' 1478, GMscr.; nachher: .zinober, blygel,
parisrot [usw.].'
Pergament n.: 1. (Perment GG.; „S", Permat, B-
GrD., „Birment" L (Ineichen); PAL; W, Purment, B-
Ndw, sonst meist in der aus der Schriftspr. entlehnten
Form Pergament, Pergiment) wie nhd. 's ist wie P.,
sagt man z. B. von Tuch, um es als stark, unzerreiss-
bar zu bezeichnen ZO. E" Bock im Pargiment ha",
in schlimmer Lage, übel dran sein. Wenn äs Weih
einiseh a* das verdammt Goräschi- Wasser [Branntwein]
g'uiihnt ist, da hett e* Ma" scho" e" wieste" Bock im
Pargiment. Der Unbarmii. 1813 (U). ,Und Hess an
rächt, sid das perment wiriger wer dann bapyr, ob
man iro der urteil an perment verschriben ein ab-
schritt geben sollt.' 1368, Z. ,Were ouch, daz dirre
brief deheinen gebresten hetti old hienach gewönne,
es were an dem bermende, an der geschrift oder an
den ingesigelen, daz sol den vorgenanten Lampartern
enkein schade sin.' 1384, B. .Bresthaft werden an
berment, an siglen, au geschrift.' 1391, GWallenst.
,Der selb brief ouch ganz und geb was an geschrift,
an bermit und an insiglen.' 1400, AaB. ,Beid rate
hand sich bekennt, was ein stattschriber oder der
underschriber briefen oder ander geschritten in unser
statt namen schribent, so der statt zugehörent, in
berment oder anders, one missiven, daz er solichs je.
zu vier wuchen einist am yngelt verrechnen und da
usgerieht werden sol.' 1477, L. ,10 gl. die han ich
gen um berment eim erbern man von Ravensburg.'
vor 1491, Zg. ,[Von demselben Mann] hau ich bermet
zuo gesangbüechern gekouft.' ebd. ,Sy [die Bücher]
mit guetem bermet und costen geschriben warend.'
Edlib. ,Und welicher die brief uff bergumen wil han,
der soll ouch das berment bezalen.' 1517/44, Schw
LB. ,Uff bapyr oder bärment geschryben.' Gualth.
1553. ,[Eine Haut] durchsichtbar gleich als perment.'
Vogelb. 1557. ,Bly, wachs, schnüer, bappir, perment,
das macht uns guot, gült und rent.' B Fasnachtspiel
1558. ,Aus den schaaffälen wirdt auch perment zu-
bereitet, zu der geschrift gebraucht und truck.' Tiere.
1563; vgl. it. (carta) pecora. ,Scheda, ein blatt papyr
oder perment, zädel. Membrana, perment.' Fris. ; Mal.
.Lassend dis buch in schlechtem berment inbinden.'
Äg.Tscbudi. — 2. (BirmeH ZWthur, BiermeH Th
Steckb.) farbig marmoriertes Papier, wie es nament-
lich zu Büchereinbänden verwendet wird. — 3. (Bir-
met, Dim. Pirmetli, PtrmeHKJ als Buchzeichen ver-
wendetes Bildchen ZWthur. Syn. lli (Bd I 179). —
4. (Birmint) nur präd. in der Verbindung: Die Sä-
gisse" ist B., zu dünn ausgeschlagen, gedängelt, so
dass sie sich leicht (wie Pergament) verbiegt ZNer.
Mhd. pergaminte, pSrmint mit zahlreichen weitem Nbff.
Für ZWthur wird in Bed. 2 auch das Masc. angegeben.
4 wird durchaus als Adj. empfunden.
Jungfraue" Jumpfere"-: nach dem Volksglauben
aus der Haut von Jungfrauen oder ungetauft gestor-
benen Kindern, auch von ungebornen Tieren bereitetes
Pergament. , Segen und Gebete, oft in Verbindung mit
dem Anfang des Ev. Joh. auf Papier oder Jungfern-
pergament (das aus der Haut ungeborner Tiere be-
reitet wurde) geschrieben und bei sich getragen,
dienen als Arnulet.' HZahler 1898. ,Hs Blattmann von
Ägeri, der um 1597 wegen Zauberei sich in Luzern
verantworten musste, hatte unter seinem Apparate
[uA.] Jungfrauenpennent, welches nichts anderes war
als Pergament von einem Lämmchen, gut für Hauen
und Stechen.' Lüt., Sag. ,[Es] ist gewüss, dass solche
Kraft von Natur nicht habend die Mittel, das Papyr,
der Jungfrawperganient, die Characteres und Buch-
staben, die hierzu gebraucht werden.' Gwerb 1646.
,Das Jungferpergament, also genennt, weil es aus der
Haut eines newgebomen, vor empfangenem h. Tauf
gestorbenen Kinds gemachet wird, mit sonderbaren
Ceremonien zubereitet und mit gwüssen Zeichen, Wor-
ten und Namen überschrieben, ist bei Vielen, frömbder
Personen Lieb gegen sich zu erwecken, sehr üblich.'
Anhorn 1674.
Vgl.: , Manger auch karacteres macht ausz pirmit vir-
gineura.' HsViutler 1111 bei Grimm, Myth. ' LV1.
Pergamenter m.: Pergamentmacher. .Burchart
der bermender.' 1303, Bs. ,Ira Rinderniarkte wohnten
die Bermender oder Berminer.' Bs XIV. .Cunrat Griess,
der bermiter von Hessenland.' 1424, Z Burgerb. 1637
gab es in Zürich zwei, 1671 drei Pergamenter. ,Dem
Pergamenter Steiner in Zürich um 9/4 Pergament 10 fl."
1672. Zubers Tageb. .[Die Zunft] zu dem Roten Löwen
oder die Gerwe, da sind die Pergamenter, Rot- und
Weissgerwer.' HEEscher 1692.
pergamen tin: von Pergament. Es pergimentins
Helgli, ein Bildchen auf Pergament, oft als Paten-
geschenk verwendet Ndw. ,Zwoi bermendine bletter in
daz erre buoch.' 1380, B Stadtrechn. .Missiven und
ander etlich verlegen bergamäni zettel.' 1532, Vad.
.Ungeacht des röinschen babsts isnem und bermentem
gschütz nam er [Friedrich IL] Rom gwaltig in.' Ansh.
.[Ich bat N. N.] ob er mier weit ein bermentin buech
zu kouffen gen; dan ich in ein mal dry hüpsche,
grosse biecher gsen verkouffen und wolfeil; die wil
ich den stätz vil tischgenger hatt, hätte ich geren
berment kouft, inen zu gen, biechlin drin zu binden.'
ThPlatt. 1572. S. noch gäben (Bd II 56), ver-grlffen
(Bd II 716).
Berge" f. : Obdach GrPi\ Syn. Scherm(en). E"
guets G'tcüssni ist die best B.
Hals-. DazuHalsberger; s.Helmer (Bd II 1204).
Her- Serberg (modern), Herb(e)rig AaF.; Bs; B
(Zyro); Gr(P1. -berge-); S(BWyss), He*rb(e)rig GRPr.;
Zu., Sth., Zoll., Herbig S (Schild), Heberig AaFu.,
Wohl.; ZBauraa, Wyla, Heberi ZFehralt., He-rbere'
GRKlost. — f.: 1. wie nhd. a) Unterkunftsort für
Fremde, Gasthaus, a) im weitesten Sinne, der leben-
den Sprache kaum mehr geläufig, in der ä. Sprache
allg. Dö het-er z'letscht sl" Herbig auch [der Bettler
bei den Bauern], und isch-es blös es Bett co" Strau,
so lobt -er doch durch 's ganze Land am meiste' no'h
der Büre'stand. Schild 1853. ,Do gienge er [Hans
am Eggili] ufhin in die herberig [des Herzogs]. Do
si giengint gegen des herzogen herberg, do bekam
inen Schattenhalb.' 1500, Absch. (Verhör betr. den
Verrat zu Novarra). .[Die armen Leute] müssen vor-
hin um ein herberig luegen, damit sy ir heimwesen
haben und nit dörfen auf der gassen ligen.' HPantal.
1578. ,Wo aber die frömbd Person ehehafter Ge-
schäften halber über Nacht verbleiben wolte, wird
ihro ein Herberig gezeiget, darinnen sie über Nacht
verbleiben muss.' HCLav. 1644. , [Christo hat] der
Stal des unvernünftigen Viehes Platz geben, den er
in der Herberig der Bethleheiuiten nicht gefunden.'
1S67
Barg, ber£. birg, borg, bürg
l.v,*.
JMi'LLER 1073. S. noch Bd I 492 o. ,Ze h. komen':
,Wo sy [die Käufer der Blanscheflar] ze herbrig mit
ir kament, und do nam yderman wunder ir scliöni.'
1475, Volksb. .Zur H. legen-: .Herzog Sigmund ward
zu Costnitz ehrlich empfangen und in den Einsidler
Hoff zur H. gelegt.' Grasser 1625. ,Ze h. sin': ,In
Scipions huss sind fünf hudler ze herberg.' Morgant
1530. ,An der h. sin-: ,Die Eidgenossen hant einen
tag gan Luzern gesetzt uf mitwuchen in osterfyrtagen
ze nacht daselbst an der h. ze sind.' 1445, B. ,Wir
hond also keiserlicher majestät einen andren tag an-
gesetzt, uf sontag nach Mathei nachts zuo Lucern an
der herberg ze sin und alsdan alles das ze handien,
das unser notturft ervordret und sich gepürt.' 1515,
Ansh. .Einen ab der H. lösen'; s. Bd 111 1441. Dafür
auch ,aus der H.': .Hielten mich die heren von Fry-
burg erlichen und lösend mich us der herber und
zaltend es als, was ich verzert.' HsStockar 1519. .Ist
auch befohlen worden, dene [N. N.] aus der Herbrig
zu lösen.' 1653, Bs. — ß) in der heutigen Spr. be-
schränkt auf die Gesellenherbergen und diesen nach-
gebildete gemeinnützige Anstalten ; in ä. Spr. nur
occasionell in dieser Bed. Da' schmückt noch der B.,
verrät den Handwerksburschen ScaSt. (Sulger); syn.
es g'seUekt. — y) ,die elende H.' s. Bd I 17b'. Über
die seit 1286 bezeugte, 1493 als St Jakobsspital be-
zeichnete , elende H.' zu Bern s. Messm. 1831, 5. 55.
,Cunrat Küssnacher ab dem Schwarzwald hat ver-
gechen, dass er ze Bern in der elenden herbrig ist
gesin, dass er ouch die statt wolt verbrennt und ver-
raten han.' 1445, B. , Damals ist irgent bei 3 Büchsen-
schüss ob Kilchberg [BsL.] etwas Wohnung gewesen,
die eilend Herberg genannt.' Worstisen. — b) in mehr
abstr. Sinne, Beherbergung, Unterkunft. ,Es sol meng-
lich wissen, dass wir [der Abt von Stein] ünsern
mayerhoff, gelegen ze Burg by Strässberg, habent ge-
lihen Walthern dem mayer, des ersten umb ain pfunt
sechs Schilling haller zins uff Sant Martinstag und
umb dry herbergen, die erst uff den vorbenempten
Sant Martinstag, die ander uff Sant Hylaryentag, die
dritt uff den Maytag.' 1287, ScHSt. , Wann dann aller-
hand landstrychende Krämer [s. Stümpel-Chräm Bd III
812] hochschädlich und besonders den Undertanen
wegen nohtgetrengter Herberig Bösers ze vermyden
ganz unerträglich.' B Mand. 1613/28. , Weder Wirt
noch ander Lüt sollind derglychen frömbdem Gsind
[Gauklern , Seilgängern usw.] Platz und Herberig
geben.' Z Mand. 1650. S. noch Volch (Bd I 801). -
2. a) (Miet-)Wohnung für Ortsfremde. .Welicher lius-
lüt anneramen weite, der sol keinen husmann, wer der
sige, hinder der stift und den pflägeren unbefragt und
unerloupt anneramen und insetzen, es sigind glich
frömde huslüt oder die schon zevor alda one der stift
vorwüssen und erlouben sind und sich von einer her-
berg im dorf zuo der anderen änderen weltind.' 1573,
Hotz, Urk. .Ruotschberger, ein tagnouwer zuo Schwa-
mendingen, von Horgen bürtig, bat umb wyter her-
berig zuo Schwamendingen. Hat dem ziegler gewer-
chet, und da der Studer die huob verkouft, hat er die
herberig nit mer mögen han. Man hat im vergunnen
blatz bis Jobannis.' 1578, ebd. — b) (Miet-)Wohnung
im Allg. AaFh., Menz., Bein.; 7,0. -f ,In eine neue H.
ziehen', eine andre Wohnung beziehen. ,Wann ouch
in einem Hus zweierlei ald mehr Hushaltungen wärint
oder us einem Hus zwo Herbergen gemacht würden,
solle doch dem Hus allein syn Grechtigkeit, was
daruf gehört, wie brüchig und nüt ferners gefolgen,
in Gstalt, als wenn es nur eine Hushaltung und die
Behusung noch unverteilt und in einer Hand wäre.'
1627, ZWetz. .Ein Haus mit drei Herbergen, zwei
Tilenen [Schlafgemächern über der Wohnstube].' 1755,
G Freitags-Avisblättlein. ,Ein untere Herberg, Stuben,
Küche, Xebend-Kammer, nach zwei Kammeren, ein
Ergeli, einen Keller, ein oder zwei Läden.' ebd. ,Wer
Teil an ein Herbrig hat. Als dass die Parten nit
können eins werden, so mögen sie die Stuben und
Küche nit teilen, sondern die zwei Gemächer ungeteilt
lassen.' Gr Erbr. 1831 (für Bergün). — c) Amts-
wohnung. ,Es hat ouch ein Caplonei alda [in Thayn-
gen], so [in der Reformationszeit] zuo einer Schri-
berei und Schuolmeisterei geraten ist, die ouch ein
zimlich Usskommen und eigne Herberig hat.' JJKübgbr
1606. ,Ein Predicant von Basel hatte zu Kilchberg
im Tockenburg ein schlechte Herberig.' Schimpfr. 1651.
— 3. Wohnung, Behausung übh. D' H. a'htege" (Bs),
a"g'schaue" (ZBauma, Wyla), sich darnach umsehen,
wie die Braut, bzw. der Bräutigam wohnt. , Jetlicher
vor sinem hus und herbrig, da er inne sesshaft ist.'
BStadtsatzg 1413. ,Hie sollend junge leut ermant sein,
was gfar darauf stände, wenn sy sich nachts auf den
gassen finden lassend, da sy irer gescheiten halb wol
möchtend an irer herberig beleiben.' LLav. 1582. Am
16. September werden die eidgenössischen Gesandten
[zu Paris] in des Herrn von Bellievre [eines könig-
lichen Rates] .Herbrig' berufen. 1595, Absch. ,Diewyl
die Vile der Trinkhüsseren in der Statt und znechst
darvor, in denen man Wyn vom Zapfen schenkt, An-
lass zur Liederlikeit gebend, so wellend u. gn. H. ver-
botten haben, das keiner, der Wyn schenke, in syner
Herberig oder Keller Wyn trinken lasse; doch mag
man wol Wyn vom Zapfen uff die Zunft und Gesell-
schaften wie von Alter her beschicken und ein Jeder
an söllichen Orten, da man Wyn schenkt, Wyn rei-
chen und daheimb in syner Herberig trinken oder uff
ein ehrliche Zunft gehn.' 1627, Z Ratserk. Das ,Her-
berglin' [die Waldhütte] des Bruders Claus. JMabl.
1674. ,Nicht weniger werden wir auch diejenige, so
ohne Vorwüssen unserer verordneten Almosenpflegern
dergleichen Persohnen [mittellose Eheleute], welche
nicht unsere Burger sind, in ihre Herberig aufnemmen
und selbigen Underschlauf geben wurden, mit ernst-
licher Straaf ansehen und empfindlich büssen.' 1703,
Z Mand. ,Auch ist es klar verordnet, dass, so ein
Fremder allhier liegende Güter oder Härbrig in un-
serer Gemeind kauft, so mag der Verkäufer oder seine
Freunde, je der Nächste zuvor, den Zug [das Vor-
kaufsrecht] haben.' Gr Erbr. 1831 (für Bergün). Auch
bildl.: ,Ein Herberig und Underschlauf der Künsten.'
Jo.Hotz 1673. — 4. Haus und Heim Aa (Rochh.); Ap.
,Wie der jüngst sun sines vaters herberig [das Wohn-
haus mit den zugehörigen Wirtschaftsgebäuden] be-
sitzen mag.' 1489, LE. Landr.; vgl. Wil-Stein. ,Zum
Verkauf angetragen: Eine Herberg zu Mosberg in
einer sehr schönen und fruchtbaren Gegend. Diese
besteht aus einer eigenen Behausung mit einem Web-
keller, genügsamen Stallung und Heuhaus, Wiesen
und Waldung, ferner einem sehr wohl angebrachten
und bequemen Sommerhaus und reichlichem Wasser.
Eine zweite Heimat, nahe bei der ersteren.' 1805,
ApHeris. — 5. Haus-, Wohnrecht AaF.; Syn. Schliss.
1569
Barg, her?, birg, borg, bürg
1570
D' Mucter hed d' Herbrig a"'du»gc", hat sich ausbe-
dungen. im Hause weiter wohnen zu dürfen. — 6. als
euphem. Entstellung für Herr-Gott in Fluchformeln.
Hä z' Herbrig! Aa (Rochh.). Potz Herb(e)rigs-Berg,
potz H.-Stern! BsStdt.
Ahd. heriberga, mhd. herberge. Als volkstümliche Form
hat wohl durchweg die auch in unsrer ä. Spr. bis ins XVIII.
vorherrschende Form Herb(e)rig zu gelten, Herberg ist Ent-
lehnung aus der Schriftsprache. Bemerkenswert ist es
« urspr. *') iu der ersten Silhe, das wahrsch. auf einem
grössern Gebiete gilt, als unsre Angaben, vom nhd. Schrift-
bild beeinflusst, erkennen lassen. Zur Form des zweiten
Teils vgl. Aum. zu Berg. Heberig und Herbig erklären sich
durch Dissimilation. Über den Schwund des aus], -g s. Anm.
zu Birting (Sp. 1503); vgl. auch , herber' bei HsStockar 1519.
In weiterm Umfang hat sich die ma/Form noch in Lokal-
namen gehalten. Heberig AaSt. (Wirtshaus bei Teufental);
BLeissigen (kleines Gütchen mit Wohnung); Gl (als Name
von Alpen, z.B. in der Gemeinde Matt); LEscholzmatt („die
H. an der Beiehle11, d. i. eine kleine Höhle"), Herbrig Ap
Speicher (Häusergruppe); BAffolt. i/E. (2 Häuser); GrUVatz
(Stallung auf den Bergen); LRain (Hof, ,Chaltunerbirga,'
1236), Herbrigen W StNiklaustal (Dörfchen). Berbligen B
ODiesbach (Dorf). ,Zur Herberg', frühere Wirtschaften in
ApGais, Her. (1559), Speicher. ,Die kalte Herberge' BsL.,
i* der ehalte* Berberig BLangenta] (Weiler), „die kalte Her-
berig am Luteraargletscher, eine Höhle unten an nackter
Fluh, in welcher zuweilen Gemsjäger oder Reisende über-
nachten"; ,an der neuen Strass untenher der kalten Her-
berg gegen die Brunnmatten.' 1768, BRoggw.
Naeht-Herb(e)rig: Nachtherberge. En arme'
reise*der Hamperchsburseh bittet um-e* N., stehende
Bittformel ZO., S. Hand ir na'h hei" N.? Frage an
einen Bettler oder Handwerksburschen, der am späten
Abend noch ein Almosen heischt ZZoll. ,Die Wirt
[sollen] keinen Frömbden und sonderlich die armen
Passierenden nit usschlachen noch die Nachtherbrig
versagen.' B Mand. 1628. — Bilger-H. ,Als nun
König Albrecht auf St Peters Berg in der München
Hofe (da lang hernach ein wolhabender Burger ein
Bilgerherberg den Frömdlingen angerichtet) sein Her-
berig genommen.' Wurstisen. — Silvester-Herbrig:
Name eines Hauses. 1567, GfiOVatz. — Maien-sass-
Härberig: Sommerhaus auf einem Maiensäss. Der
Chünig [von Italien] hüs es Stückli usser der Stadt
in Monza, ica er eso en Art M. heig GßKlost.
herbergele" her-: dumpfig, moderig riechen, von
der Luft in einem Gemache AaF.
herberge" he'rbere* GRKlost. : 1. intr., Herberge
nehmen. Uf-em Heu h., übernachten GRKlost. Die
Ritter und Gäste mögen fahren ,und herbergen' in
den Wirtshäusern. Anf. XIV., B Handfeste. ,Sy her-
bergetend by einem frommen wyrt.' Morgant 153Ö.
Auch refl. ,Rengnold Hess ussrüeffen, dass yederman
vom töden ufhörte und sich herbergetend, und daz
die, so nüt in der stat beherbergen möchtend, wyder
in das läger füerend.' ebd.; an andrer Stelle: ,sich
herbergertend.' — 2. tr., beherbergen. .[Die Boten]
herbern und enpfahen mit iren pferden oder rossen.'
GPfäf. Urb. ,Und da im [Wilhalm] nieman kein er
wolt antuon noch herbrigen und da kam ein burger
und bat in, dass er herberg mit im nein.' 1475, Volksb.
,[Die Wirte werden angewiesen] söllich argwenige lüt
[räuberische Landstreicher] nit ze husen noch ze
herbrigen.' 1485, Ansh. — 3. mit Dat., einem Tiere
(im Stalle) Futter reichen. Der Hans füert der Münch
[ein Pferd] in'n Gaststall und seit zum Stallchnecht,
Schweiz. Idiotikon IV.
er soll im h. und dernö'* tränke". Er het der Haber
schön g' fresse" [usw.] BsLie. (Meier). — Mhd. Herbergen
in Bed. 1 und 2.
in-. ,[Die von Caesar geschlagenen Helvetier] kom-
mend widerumb in ihr verlassnes Vatterland, findend
aber, dass es von frembden Gästen schon besetzt ist,
begehrten wider einzuherbergen, welches ihnen die
Rhetier nit gestatten wollten.' Sprecher 1672.
be-: 1. tr., wie nhd. Ä. Spr. ; gew. in der Form ,bc-
herb(e)rigen.' ,Den fünften dises monats war ich in
Waralle im würzhus zum lämbli beherbriget.' 1598,
Ardüser. ,In das Closter beherbriget.' RCvs. Auch
refl.: ,[Ich] beherbergte mich in der Blumen [zu
Basel].' 1810, Z Brief. — 2. abs., Herberge finden;
s. herbergen 1. — Be-herberi°g: = Herbirg 3. ,Item
ist gesetzt, das wann jemand sein ligendes Gut ver-
kauft, oder ab Schulden gibt, oder das ihme ab Pfand
und umb anderer dergleichen Ursachen halber ge-
nommen wurde, es sei ligents Gut, Behärbrigen, Pfand
oder erblechenes Gut (alleinig aber ein Tauschmärkt
ist hierin nicht vergriffen), so mag der Verkäufer vor
mäniglichen innerthalb eines Jahrs und Tags den Zug
dazu haben.' Gr Erbr. 1831 (Oberhalbstein und Tiefen-
kasten). — Abi. von 'beherbern, Nbf. zu beherbergen, wie
, herbern', herbere" neben herbergen steht.
Her-berger. ,Der usser und der inner H.', Na-
men von Weingärten. 1315, ZZoll. ,Ein halb juchart
reben, die man nemmet der H.' 1372, AaB. — her-
berglich: gastfreundlich. , Das Paulus demnach an-
zeigt, das der bischoff solle h. syn, das ist, die armen
bimsen und herbergen, zeigt noch sterker an, das er ein
hus muess han, soll er ze herberg empfahen.' Zwingli.
Kriegs-Bergen f.? -Berg m.? ,Wo seind eure
Mithelfer, auf welche ihr euch mehr als auf Gott
verliesset, und ihnen zu Gefallen ihre Stadt- und
Landfarben wie die Affen an euren Kriegsbergen und
Straussfedern getragen.' DZwinger 1568.
Wind-Berg m.: 1. Staffelgiebel ZStdt (JRRahn).
— 2. (gotischer) Ziergiebel, a) am viereckigen Kirch-
turm die in der Vertikalrichtung der Seitenwände vor
dem vierseitigen Helmdach emporsteigenden Spitzgiebel
L; ZStdt. Zoll. ; „eines der vier obersten Turmgeschosse
auf der Futtermauer in gipfeiförmiger Gestalt, worauf
der Fuss des Turmes ruht und befestigt ist L." Die
Geschicklichkeit eines Steinwerfers wird von den Kna-
ben in ZZoll. etwa darnach bestimmt, ob er bis zum
Cliilehe"zU, zun Wimperge", zun fundere* oder obere")
Bälchlene*, zun Nase" oder zum Chnopf ufe* mag.
,Im Jahre 1870 sollte der so harmonisch aufgebaute
schlanke Helm des Turmes [zu LRickenbach] mit
Wimbergen geschmückt werden.' MEsterm., Rick.
,Der Kilchenturn soll 80 Schuo hoch werden, one
die Windbergen oben daruff.' 1608, L. ,Man hat [dem
N. N.] den Kirchturm verdingt, sol ihn machen in
folgender Gestalt: nemlich ein Helm mit vier welschen
Windbergen.' 1656, LSerap. — b) oberhalb eines Chor-
stuhls. ,[Der Meister soll machen] in dem chor des
vermelten stifts zuo Sant Peter ein gestüel, darin die
tuomherren und cappellanen da selbs zuo ziten der
götlichen diensten stan werden, ungevarlich mit sechs
und fünfzig stuelen uff bede siten und nemlich ob
yegklichem gestüel mit windbergen, violen und capi-
talen.' 1494, Bs.
Ahd. wintblrga, mhd. wintberge f., Schutzvorrichtung gegen
den Wind, gezackte Mauerziune. Iu den ä. Belegen lässt sich
99
1571
Barg. berg. birg, borg, bnrg
1572
nicht immer erkennen, wie weit noch das urspr. Fem. oder
bereits das jüngere auf Anlehnung an Berg beruhende Blase,
vorliege.
berge" II: 1. aufbewahren, behalten. ,Was ouch
toter visch in der statt ist oder in die statt koment
der zit, als man gewonlich visch an dem markt veil
haben sol, die sol man all für sich und unverzogen-
lich uf den markt bringen und do verkoufen und nüt
lenger bergen noch behalten in hüsern noch in schiffen.'
1359, Z Stadtb. (wiederholt 1396. 1497). -- 2. ver-
bergen; spec. verhehlen, liiugnen B (Zyro). ,Ob uns
aber in künftigen witter anlangte, wollen wir uwer
liebe uff ir gesynnen nit bergen, sunder alzyt bereits
gemüets für ander gar gutwillig mitteilen.' 1476, Bs
Chr. Refl. : ,Als sumeliche lüte den andern für daz
gerichte gebietent und danne nicht fürhin wellent
gan, wan daz si sich bergent, unz daz si ir fuoge des
gerichtes sehent, den selben lüten sol der Schultheis
fürhin gebieten.' 1348, Z Stadtb. — 3. refl. mit Neg„
sich nicht scheuen. .Sydtenmal . . . aman Richermuott
sich nit borgen ze reden, er wisse kein zeichen, wenn
ein gelöuff käme [usw.].' 1531, Absch. IV 1 b 939. -
Berge te" f. In der Verbindung B. mache', Ver-
steckens spielen ZWylb/Rafz. — Bergi"s: = dem
Vor. B. mache" B; LSursee; ScHSt.; SThierst. —
Bergli°s: = dem Vor. Bs; s. Seiler 24 b, wo noch
eine Unterart des Spieles mit dem Namen Spring-B.
angeführt ist.
ver-berge", in ThHw. -bÖsrge": 1. wie nhd. allg.
RAA. Der geringere Leibesumfang eines Menschen
gegenüber einem andern wird etwa mit den Worten
gekennzeichnet: er chönnt-sich hinder-en v. Th; Z.
Me" hett g'meint, me" chönnt-sich hinder-en hindere" v.,
sagt man, wenn ein anscheinend kräftiger und ge-
sunder Mensch plötzlich stirbt G; Z. Sich i" d' Clilä-
der v., abmagern AAßb. ; vgl. i" d' Chleider falle"
(Bd I 750). Das Ptc. ver -borge" in adj. Funktion.
Der verborge" Stich, Lungenstich Z; syn. der heim! ieh
Stich. Verborge"s Harz = Büggeli- Harz (Bd II 1655)
ZWangen. E" Pflästerli vo" verborgnem Harz ZPfäff.
.Verborgenes frisches weisses Harz.' Z Arzneib. ,Wer
den zechenden ze Wettischwil empfacht. der gipt dem
lütpriester zuo Stalligken vier verborgne stuck.' 1562,
Z Verkornmniss. Du bist verborgtes, verbirgst dein
wahres Wesen W. — 2. unterlassen. .Derglychen vil
so ich umb geliebter kürze willen ze melden gern
verbergen.' RCvs. — 2 aus dem ä. ver-beren umgebildet.
Ver-bergerli°s: = Bergli's Bs (Seiler).
Ver-bergete": = dem Vor. ,Das Verbergeten ma-
chen (blinde Kuh, Finsternegelen), da sie [die Kinder]
sich verbergen und einander suchen.' Spleiss 1667.
V er-bergeze": = dem Vor. V. mache" ScaSt.
Ver-bergi"s: = dem Vor. AaF., Ke.; B (Zyro);
„L;u Tu; „Zg;" Z; Syn. Versteck fl)i"s. V. mache".
,Wie solches war zu sehen an letster Staudenschlacht,
da sie [die Feinde] Verbergiss gmacht, sich in den Wald
verschloffen, zu fliehen nicht aufghört' 1712, Lied.
Chn üttel-Verbergi"s: ein dem schoppen-ballen
(s. Sp. 1153) entsprechendes Spiel, wobei statt des
Balls ein Plumpsack verwendet wird Aa (Rochh.).
Blinds- Verbergs: = Ver-bergi"s W. Bl. machu".
Stunggeli (Zu.), Stünggeli (Z lt Spillm.) -Ver-
bergi's. St. mache", coitum facere (Sprache der Nacht-
buben).
Ver-bergli°s: = Ver-bergi"s Bs. V. mache", spüe".
Guggeli - berge": = dem Vor. AaBL S. Gag
(Bd II 155).
„Bergola", Bärgle" f.: „Gerüst, auf welches man
die Weinreben hinaufzieht, um das Holz vor Fäulniss
zu bewahren" W. — It. penjula.
(Ge-)Birg Gibirg GRlgis, Pirg Gl tw.; GrV.;
GSa.; ZElgg, Wthur, Birg Gl tw.; GrD.. He., Pr., Seh.,
Schud., Tschapp.; GuT.; ZTu.; „allg." — PI. Birgi
GrD., He., Pr., Seh., Tschapp. — n.: 1. coli., wie nhd.
Gebirge, a) die Berge an sich, im Gegs. zu den Tälern
Gl; Gr; G. Z' B. gä", als Jäger oder Wildheuer Gl;
Gr. ,Ich ging [mit N. N.] fast an die nämliche Stelle
z' B.' WSenn 1871. ,Es soll auch Niemand im B.
heuen bis nach St Jakobstag, bei der Buss 1 Pfund
Denier.' 1608, Ordnung für die Säntisalpen. Spec. von
den Alpen, ,0b aber der herr wurd gan übers b., er
[der ,sins herren huld' verloren hat] sol frid haben.
unz er wider kumpt.' vor 1309, Aar. Stadtr.; .ist aber
das der herr über das gebirg vart.' um 1510. ,Und
dö das her alles über das birge kam, dö Hessen si
sich nider bi der stat Octodor, von der thebäischen
Legion. 1330/1446, Z Chr. ,So das Birg ist aufgetan,
sieht man mengklich gähn Baden [d. i. Leuk im Wallis]
kon.' HsRRebm. 1620. Von andern Gebirgen: ,1ns
Suntgöw und Elses, am bürg hinab und am Rin wider
heruf.' Ansh. ,Das Hochburgun, ennert dem Bisanzer
bürg bis gon Orlienz.' ebd. — b) gebirgiges Gebiet.
Bergland. ,Die geiss fröuwet sich birgs und wilds
gestüdes vil bass dann der weid.' Tierb. 1563. ,Das
Birg ist auch nicht minder reich an allerlei Gfügel.'
HsRRebm. 1620. Spec. von der benachbarten Gebirgs-
gegend G uT., so von dem gebirgigen Teil des ZOber-
landes ZElgg, 0., Tö., Wthur. Durch 's ganz B. dert
oben über-ie; 's ganz B. üs. Stütz. Übertr. auf die
Bewohner: Me" cha"* i" dere" [solchen] Frage" uf's
B. nüd rechne" ZTu. Hieher auch: .Ulrich und Hans
Rudolf, die Bossharten, zum alten Hus in dem Ge-
birg [d. i. im Sternenberg].' 1601, ZBauma Kaufschuld-
brief. — 2. in der ä. Sprache s. v. a. Berg. ,Die ze-
henden ab den biergen [Flumserberg] habent hür praht
90 scheffel haber und 6 viertail.' 1381, JCMdoth 1898.
,Hie kompt Sant Meinrad an das birge und suochet, wo
er ein heimliche wonung vinden möge.' Meinradsleg.
1464. .Darnach zugen sy [die ausgewanderten Schwe-
den] mit ir macht für und für gegen hochtütsche land
zu dem gebrochen birg [Fracmünd, d. i. der Pilatus].'
NSohradin 1499. ,In üweren [der Eidgenossen] bürg
und wälden.' BGlett. 1557. ,Den berg auf, dann das
birg hinab [springt der Hase].' Tierb. 1563. S. noch
un-müglich (Sp. 115). — 3. „Steinart eines Gebirges"
Gl. Guets, brüchigs B.
Mhd. gelrirge, daneben selten birge. Wie weit in uusern
MAA. die präfixlose Form gilt, ist bei der ungenauen Schei-
dung von anl. Fortis und Leuis in unsern Angaben nicht
auszumachen. ,B.' in Eigennamen. ,Breit-B.', bewaldeter
breiter Bergrücken (s. Anm zu Birch II Sp. 1537); ,Eschen-B.'
(,In cinereis montibus, vulgo E., in praifectura Sanensi Ber-
neusium.' JJWagner 1680).
Alp-: die Alpen. , Alpbirg.' CTürst 1489. , Alp-
bürg.' Ansh. ,[Ein Gesellschaft frommer Romaneren]
sindt zogen über das hoche Alpgebürg und kommen
gen Underwalden.' 1614/56, UwKerns. .Alpgebürg.'
Sprecher 1672; dazu die Abi. .alpgebürgisch.' ebd.
(Tsch. 61). — Leber-gebürg: - L.-Berg. Ansh. —
1578
Barg, berg, birg, borg, bürg
157-1
Nagel-gebirg: = N.-Flueh (Bd I 118(3). „aUg.", lt
St." in Ap; Gl; L.
Ge-barten-: der Apennin. .Kr sol swerren ein
urfecht und über das Gebartenbirg sol er gan und
niemer mer her über komen.' 1406, Z Ratsb. (Urteil
über einen Dieb). — Vgl. Sehm.-Fr. I 283 f.
Feg-sand-: Tuffstein Gl. — Nach seiner Verwendung.
birgächt(ig): = bergaekt. ,Man findet die hasel-
hüener auch vast in den hohen birgächten wählen.'
Vogelb. 1557. .[Die Insel] hat vil berg und tal, wähle
und höher, ist derhalben ein birgächtig unebne insel.'
DEckl. 1575; .bergechtige.' 1736. ,Das Land Liraosin
birgecht gar, von Resten, Obs und Viech fruchtbar.'
HsRRebm. 1620. — .Byrgocht,' Stultz 1519. S. auch
Tsch. 61.
birge" — Ptc. (ge-Jbirget: 1. im Gebirge jagen
Gl; GRRlost. ; SchwMuo. D's B. cha"" zu-n-ere" rechte'
Sucht werde' SchwMuo. ,In den ersten Tagen dieses
Monats birgten Sigrist und ich.' WSenn 1871. ,Es
ist verboten, innert den Märchen des Freibergs einiges
Rotgewild mit ausgespaltenen Rlauen zu tödten oder
aus dem Freiberg zu sprengen oder in demselben zu
birgen.' 1596/1807, Gl LB. Vgl. Bergs-Mann (Sp. 273).
— 2. Wildheu sammeln GRÜe., Seewis.
Birger P-m.: 1. (Gems-)Jäger GrV. , Der Birger,
also nennet man an verschiedenen Orten die Gems-
jäger.' JJScbeuchz. 1706. — 2. Wildheuer GrPt.
(Kuoni).
Ober-: eine Art geringem Burgunderweins. ,Der
Wein, roter und weisser Oberpirger (kleiner Bur-
gunder), Elsasser, Breisgauer, wurden [so!J nicht ge-
spart, ebenso wenig Fische, Fleischgerichte und Back-
werke. Zum Abschiede gab man denen von Brugg
noch 6 Ohmen roten Oberpirger mit auf den Weg.'
1551, Aar. Jugendfest (Aa Gem. 1814). S. noch elend
(Bd I 176 o.). — Hoch- „Röchbürger: 1. = Höch-
Läufer (s. Bd III 1146) U." — 2. eine Art geringen
Weines; s. das Vor. ,Hüet dich ouch vor Zürich wyn,
Rlingnouwer, Hochbirger etc.' Practica 1564.
„(ge-)birgig": gebirgig. S. auch un-lustig (Bd
III 1479).
har-birgig: Übers, von cisalpinus. ,Plinius, ein
mächtiger Liebhaber der Elte, schinet fil uff der gal-
lischen Sprach gehalten haben, als welche einest der
grösste Teil des Nidergangs gebrucht, über dis das
harbirgige Gallien, darin er geboren war.' Red. 1656.
birgisch: 1. gebirgig. , Der rauchen, steinächten
und birgischen Landsart.' Guler 1616. — 2. den Ge-
birgsbewohnern, in unserm Fall den Bewohnern der
VOrte eigen. ,Es ist ouch das joch und der übermuot,
die stolze und Unvernunft der Länderen unsern eiteren
und uns ze untraglich, die sitten, regiment und das
wesen der stetten uns traglicher und glichförmiger
denn der birgisch unvernünftig übermuot, und ane
zwyfel wurdind uns die erberen stett in eeren, lieb
und werd halten, so wir doch von denen groben lüten
alle schmach und uneer hand, als wäre Zürich ir
handlumpen und torhüeterin.' 1532, Strickl., Akten.
ene"t-: vom Gebiet jenseits der Alpen, spec. des
Gotthards. Ober die .ennetbirgischen' (oder .ennet-
bürgischen') Vogteien oder gemeinen Herrschaften der
alten Eidgenossen vgl. Leu, Lex. VI 365. ,1585 war
N. N. Bote an die ennetbirgische Jahresrechnung.'
AKüchler 1895. Über die ,gelbe, ennetbirgische Biene'
s. FvTschudi, landw. Leseb. 317.
Birgsler, Pirgsler m.: 1. Bewohner einer (benach-
barten) Gebirgsgegend G uT., spec. von den Bewoh-
nern des gebirgigen Teils des Z Oberlandes ZElgg,
Wl„ Wthur, Wyla; s. (Ge-JBirg 1 b. Deine .Birgsler',
wie sie in den Gemälden reden und handeln, sind
nicht bloss , Birgsler', sondern Menschen, wie es deren
auch am See und im Weinland, im Knonaueramt und
im Wehntal zu Dutzenden gibt. Stütz (aus dem Ge-
spräch eines Freundes mit dem Verfasser). ,Es hiess
[1804 in ZElgg]: Die Gebirgsler und Seebuben kom-
men.' RHauser 1895. — 2. = Bergler 2 GT. (Anderegg
1897).
birgsne": = birgen 1 GLSchwand.
Bonen-Birg: ein Naschwerk. ,Dass die Grämpier
nit nur Obst, sondern auch B., Birn, Wegglin, Biber-
zelte, Rüchlin und ander Schläkhwerk feil haben,
dardurch die jungen Rnäblin zöchen, ihnen allerlei
abnehmen, ja gar zum Diebstahl verleiten.' 1700, Ap
Synodalprotokoll (Jahrb. II 4, 182).
Borg „m.": 1. Schonung, Rücksicht; gew. in der
Verbindung öni, öni B. BHk., R.; LE.; „Obw." Er
hed öni B. uf-nen g'rüerd; ieh han g'wäss 'deicht, er
chönnt-nen grad töten BR. ,Wir nehmen ohne Borg
Laub, Moos und Erde aus unsern Wäldern und ma-
gern dadurch den Waldboden aus.' Kasthofer. Spec.
in ökonomischer Hinsicht, Sparsamkeit B; LE. Wer
so öni B. brückt, chunnd nüd üf [kommt in der Wirt-
schaft nicht vorwärts] BR. Namentlich in formel-
hafter Verbindung mit Sorg. I* dem Hüs ist weder
Sorg no'h B., ist man gar nicht haushälterisch LE. Der
brückt öni B. u"d Sorg, es [als ob] der Back d' Sack
dakar trieg BR. — 2. wie nhd. a) in der Verbindung
Borgs ne", ge" AaFH. ; ScuwE. ,[Den Unterkäufern wird
empfohlen] nüt borges ze verkaufende.' 1409, Bs Rq.
Dafür: uf Borg (AALeer.), uf Borgs (AaFH.; Bs) ne'.
,[Der Krämer] musste manchmal den Leuten auch
etwas auf .Borgs' geben, was, undeutlich angemerkt,
schon manche kleine Verwirrung in sein Geschäft
brachte.' Breitenst. 1868. .Conductis nummis, mit
galt auf die b. genommen.' Fris. .Welcher mit dem
andern auf B. und Kreide spielen würde, dem soll
weder Gericht noch Recht darum gehalten werden.'
1620, B Kriegsordn. ,Umb Dings, uff Borg oder Bars.'
Z Mand. 1627. S. noch Dings- Chauf (Bd 111.167). —
b) in Verbindung mit dem syn. Beit. ,Wir wend nit
dürfen beit noch borg, wo man uns grad nit gnuog
will geben.' Rcef 1550. ,1m Dingsverkaufen des Wyns
ist unser Will, das der Dingsverköufer siner Beit und
B. wegen sich söllichen Schlags, wie der den Ta-
vernenwirten gemacht wirt, vergnügen.' B Wucher-
mand. 1613. .Wir wollend, das den Unseren im Är-
göw der Dingsverkouf des Nörlingers und anderen
schlechten Tücheren. die sy die Zyt dahero wegen
der Beit und B. umb den dritten Teil zu tür haben,
genzlich abgestrickt syn.' ebd. .Ein Würt soll keiner
syner Gästen mehr uf Borg oder Beit [Var. .Dings']
zeessen und drinken geben dann bis uf ein Ürte oder
zehen Schilling.' 1. Hälfte XVII., F Stadtb. ,Wan Würt
und Wynschenken, Schilt- oder Zapfenwirt dem einten
oder anderen Burger alhie uff Beit und B. zu essen
und trinken gehen möchte mehr dann 10 ß, dem solle
weder Gricht noch Recht gehalten werden.' 1627, Aar.
1575
Barg, berg. birg, borg, bürg
1576
Stadtr. ,0b glych einer syne Wahren uff Beit oder
B. hingegeben und verkauft, soll er jedoch den Zoll
darvon nit weniger zuo bezalen schuldig syn, dann
als wann er sölliche umb bar Gelt verkauft hette.'
Z Zollordn. 1639. ,Dass auch fürterhin keiner, so
dem anderen Kernen, Haber, Roggen oder ander Frucht
fürsetzt uff Beit, Borg. Zil oder Tag wyter und mehr
uff ihn sehiahen und abnemmen solle, dann die Summa,
so er ussgelyhen hat, gsyn ist.' Z Mand. 1650. —
c) ,z' B. setzen-, aufs Spiel (oder zum Pfände?) setzen.
.Mein Leib und Leben setz ich z' B.' JMahl. 1620. —
Mild, bore, -gea in Bed. 2; ahd. borga f., observatio (Notker),
mild, borge f., Aufschub.
borge" — Präs. 3. Sg. borget — Ptc. 'borget:
1. schonend verfahren, Sorge tragen B(allg.); F.Mu.;
LE.; SL.j Ndw; W. Öni Borge", ohne Schonung,
rücksichtslos BSi. ; W. Schi gent mit dum Veh um
öni Borgu". Öni Borgu' und G'wissW, rücksichtslos,
skrupellos W. Und we" der Hirt oieh hat weiht" der
Milch Sorg hä", damit d' Lit iri Such berchome", so
hat der Senno öni B. und G. dran gitribu"; nummu"
guot essu" und trichu", chochu" und chiechlinu", d'
Nidla" obun ab ne", die best Süfi brüchu" und darzuo
nummu" fülenzu* icellu", a's wenn-er nur Buch und
kei* Sei hätti, churz und guet, bloss schiner böschu"
Natur g'folget i" Wortu" und Werku". WSagen. a) mit
Dat. S.; auch: sparsam mit Etwas umgehen. „Dem
Kleide, Gelde b." Öni Chummer, öni Sorge", brüchen-
i°* dem Geld nid z' b., Herr und Meister bin-ich ja
[usw.]. GJKuhn 1819. ,[Das liederliche Weibsbild]
borgete dem Brönz nicht.' Gotth. Auch abs. ,Mit
Esse" und Trinke" borg es nicht; es mein, das sei
witziger, als d's Gehl dem Dokter nachz'benglen.' ebd.
— b) mit Dat. P. Du muest dum Wib, dum Boss b.,
darfst ihnen nicht zu viel Arbeit zumuten W. Me"
mues-em b., er ist noch schwach Ndw. Ich han e"möl
es Schätzeli g'ha", i'h han-em ordlich 'borget : ich han-em
Chäs und Ziger g'gc" — dö isch 's-mer dra" verworget.
L Volkslied. Die Sache, bezüglich deren man Jemand
schont, wird durch ,mit' eingeführt: ,Man borgete
[dem vor der Niederkunft stehenden Meieli] immer
mehr mit Speis und Arbeit. Erdäpfel wollte man es
keine mehr essen lassen.' Gotth. Übergehend in den
Begriff: Nachsicht üben. Er borget Niemerem B. Es
ist guet, cha"n Der Eim nüd vil schade", sust Der
borgeti Eim nüd BR. Dem hän-i'1' nit giborget, ich
habe meinen vollen Zorn an ihm ausgelassen W. Ich
han-im lang 'borget, aber einisch muess-me" di rüchi
Siten use" chere", süsch nimmt -er 's numc" z' fast uf
die liechti Aehsle" B. Auch mit verschwiegenem Obj.:
,Die Jüngern mahnten, ja nicht anzufangen, aber wenn
die Andern anfiengen [nämlich eine Schlägerei], so
sollten sie sich wehren vom Teufel und nichts borgen.'
Gotth. ,Dass dir Gott noch borget deiner Bünden.' Z
Bib. 1560/1667. ,Ist worden unser Feind, nichts b.
wird er uns fürwahr.' MyricXus 1630. ,Schoonen, b.,
übersehen, parcere, ignoscere.' Red. 1662. ,Andereu
Sünderen borget Gott ihre Sund bis ins dritt und
viert Geschlecht, ehe er sie straft.' FWtss 1673. —
c) refl., sich in Acht nehmen B; Ndw. Er muess-sich
geng e" chli" b., mit Bez. auf seine Gesundheit. ,Sich
wenig schonent und borgent.' RCys. Mit ror, sich
hüten vor Etwas, „Etwas auszuweichen trachten" LE.
„Ich will-mi'* devor b., mich vor diesem oder jenem
Menschen, vor dieser oder jener Gelegenheit hüten."
— d) abs. Schi borgunt mit dum Schmalveh gar nit,
nehmen sich damit nicht in Acht, so dass es z. B. in
Wiesen und Gärten Schaden anrichtet W. — 2. spec,
einem Schuldner gegenüber Nachsicht üben, ihm Auf-
schub gewähren AaZ. ; B. ,Wölte dann der selb dar-
umb er verlorn hat, fürbas sinen Schuldnern tag geben
und im rner b., das mag er wol tuon.' 1409, Z Stadtb.
.Mit ernstlicher bitt, wellest mit mir als einem armen
zaler gedult haben, die schuld yezmalen halb nemmen
und mir des übrigen teils, bis er ouch erarnet, gün-
stigklich b.' JWolp 1561. ,Kein Würt noch Stuben-
knecht in unser Statt und Landschaft soll keinem
Gast keiner Urten, uff was Wyss und Mass die be-
schallen, warten, sonders von ihm die Ürten angänds
fordern und ynziechen ; denn so ein Würt ald Stuben-
knecht einem Gast vil oder wenig mehr Zehrgälts
borgen und beiten wurde, soll er nit allein dasselb
verlohren haben, sonder noch darzu er und der Gast
jeder umb 5 Pfund Gälts gestraaft werden.' Z Mand.
1636/50. — 3. wie nhd., (Geld) auf Borg geben oder
nehmen AALeer. (.wenig gebräuchlich'); SGrenchen.
— 4. aufs Spiel setzen. .Sie [die Ahnen] haben keck
geborgt Gut, Ehr und Leben zsammen, um sich der
Tiranny vollkommen los zu winden.' Spruch an der Ka-
pelle zu OßTruns. — 5. Einem Gewähr bieten, bürgen.
,Du bist bei uns schon lang versorgt, dein Beispil [dein
bisheriges Betragen gegen uns] mir nit so borgt; du
willst nur für dich hüsä", üs schmachten lassen bis
usä"', hält ein vorsichtiger Vater seinem Sohne, der
das Heimwesen und die Erhaltung von Eltern und
Geschwistern übernehmen mochte, entgegen. LKInder-
bitzi 1826. .Dies Kind will für dich b. [dich vor Gott
vertreten]', wird in einem alten Weihnachtslied aus
ZGÄg. im Hinblick auf das Christkind zu Adam ge-
sagt. — 6. aufschieben, zögern. .Stand auf, Beate,
leg hin din Sorg, in diner Sach nit lenger borg, voll-
zbringen die ohn allen Rast.' Com.Beati. ,Do ich dann
nit mehr b. kann, dass ich ihr Majestät vermahn.'
JMahl. 1620. — 7. die Menstruation haben BHk.
El Eis Meitschi isch für sl's Alter es tolls, es muess
scho" b., ist früh entwickelt. — un -'borget: scho-
nungslos, rücksichtslos B. U. zuefare*.
Ahd. borgen, mhd. borgen. 3 wird für S als veraltet an-
gegeben, was gegen die sonst naheliegende Annahme der Ent-
lehnung aus der Schriftspr. spricht. Zu 4 vgl. Borg 2 c.
7 eig. sich schonen?
ver-: durch Borgen (i. S. v. 3) verringern, von
Gütern; s. miss-handlen (Bd II 1404).
„borgsam: schonend, Sorge tragend B; LE.;
Obw." — un-: unsorgsam; „z.B. in den Kleidern,
für die Kleider, für die Gesundheit B"ü. ; „LE.; Obw."
Bnrg f. — PI. Bürge": 1. wie nhd. allg. Von einer
kräftig gebauten Person sagt man: Das ist Eini wie-
n-e" B. ZMönchalt. ; syn. wie-n-e" Flueh. Was machst
uf miner B.? (B), Tübli uf der höche" B. (Z), Name
eines Kinderspiels: ein etwas erhöhter Bezirk wird als
.Burg' abgegrenzt und ein Verteidiger dafür bestimmt,
der die (in B mit dem Rufe Herreli, ich bin uf diner
B.!J anstürmenden Spielgenossen am Betreten der-
selben zu hindern sucht; gelingt es ihm dabei, einem
Eindringling einen Schlag zu versetzen, so übernimmt
derselbe die Rolle des .Burgherrn.' Diin., kleine
Burg; s. Leu, Lex. IV 501. .Junker Heinrich von
Mos, alt Schultheiss ze Luzern [f bei Sempach], hat
ein sitz in Uri und das bürgle zu Merlischahen in
15'
Karg, berg, birg, borg, bürg
1578
Schwitzer gebiet.' Äg.Tsciu'di. Auch von einem burg-
ähnlieh gebauten Herrschaftsrjan.se. .Wie nun die us-
speehen [der Bauern] Christophor Winkler baiden
rechten doetor in sin burgle in des abbts grichten
vor der statt, nit wit von dem pulverhus an dem
bach gegen Stainach gelegen, gon gesechen, habend
sy gegen dem morgen obgenannten tags ainen lermen
geschlagen und mit grossem zuoloff der gotshusluten
für das burgli gefallen, die turen uflgestosseii. ver-
mehrtem! den doetor unversechends ze ergriffen.'
Kessl. ,In des Hochrütiners bürgli oben an der Bern-
egg [bei GStdt].' ebd. Noch heute als Name eines
solchen Hauses GStdt ('s Bürgli). — 2. dem Eigen-
namen sich nähernd a) als Name bestimmter (heute
abgegangener) Burgen und des sich daran anlehnen-
den ältesten Kerns einer Ortschaft oder auch dieser
selbst. So in BsStdt (,uf B.', die Plattform hinter dem
Münster; vgl. Bs XIV. 4); BBiel; FStdt. ,Es wird die
Stadt [Freiburg] in vier Panner eingeteilet, als die B.,
frz. Bourg, die Auw, frz. l'Auge, die Neuwenstatt, frz-
Neuve-Ville, und Spital, frz. les Places; und ist das
erste in der Mitte der Stadt.' Leu, Lex. ,Der Schul-
meister des Burgs und der Auw.' 1757. F. D' Burg,
Burg und Städtchen ZRegensberg im Munde der Um-
wohner, üf d' B. gä". — b) im übertr. S. als Name
burgähnlicher Felsgestelle BO., so am Brienzersee
(,Aialp-B.'), bei Gr. (am Fusse die Ortschaft ,Burg-
Laueneir), bei Innertk., in der Nähe der ,Schynigen
Platte' usw. ,Hinter-B.', Name einer Alp. 1363, BBr.
— 3. m. (?) Dorf W. Im ganzu" B. isch kei" Bitzji
Audio' [Butter] gesl".
Mhd. Iure f. Der alte PI. ,bürg' vereinzelt noch im XVI.,
so 1531, Num. 3 ist Entlehnung aus frz. bourg, daher das
abweichende Gesch].; s. auch unter 2 a. Über Berührungen
mit Berg s. Anm. zu diesem. Auch Burg wird wie Berg in
Zss. mit einsilbigem erstem Glied tw. mit reduziertem Voc.
gesprochen, z.B. Chtberg, Lenzberg; doch ist häufig die volle
Form vom einfachen W. aus wieder hergestellt. — B. in
Eigennamen. 1. als einfaches W., mit oder ohne Präp. a) in
Lokalnamen. Burg (z. T. mehrfach) in Aa; Ap; BsL. ; B;
F; G; Seh; S; Th («/ B. bei Eschenz); Zg; Z (,Burch.'
1260, ZZell). Bürg ZBub. I" der, üf der Burg, Anhöhe bei
GMs [d' Burg ab fare", die Burggasse hinunter). .Bürgen
(-Stock)', auch ,der untere Bürgen', Bergname Uw., ,(Enner-,
Ennet-) Bürgen', Dorf Uw (, super quodam bono an burgon
sito.' 1257); ,Clauss Achermauu ab Bürgen' t bei Sempach.
Äg.Tschudi. S. noch Dorf-Mann (Sp. 281). Bürgli Aa Schwa-
derloch; BODiesbach; Gl; ZEllikon, NHasli (,bürgly.' 1436),
Ried.,Stdt. , Im Bürgli'. 1690, ZSth. — b) in Familiennamen.
,Hans Burg, gen. Kurz.' 1417, AaB. .Von B.' SOlten ; um
1300, ThFr. ,Volmar in B.' 1320/30, ZRiesb. , Hans zur B.'
1530, ThFr. .Cunrat Burgli.' 1386, U. — 2. in Zss. a) als
erstes Glied, a) in Lokalnamen (häufig auf dem zweiten Gliede
betont, z. B. B.- Acher B, -Bälde" Th; Z, -Höhlt, -Wü bei
ZStdt, -WeidB; Z). ,B.-Acker' B; ZEgl. ,-Au' GFlaw. (,Burg-
ouwer', Familienname. 1499/1524,6). .-Feld' GAltst. ,-Hubel'
SBib. ,-HoP BSum.; ZDielsd., Elgg, Oss. ,-Halden' ApHeris.
(auch 1538); BsNiederd. ; BRUegsau ; GStMargr. ; ThBiehel-
see, Hw. ; ZF., Mülchingen (.Burchalda.' 1260), Richters w.,
Stdt (1386), Sth. ; s. auch Bd II 1175. ,-Hölzli' ZBül., Elgg,
Riesh. ,-Bttel' BReichenb., Sumisw. ; ZF. ,-Rain' BAlbers-
wil. ,-Weid' B; ZBäretschw., Wetz. ,-Weg' ThHw. ,-Wis'
ZHirsl. — ß) in Familieunameu. , Burg-Mann', , Burgen-Stein',
,Burgen-Tal' AaZof. — b) als zweites Glied in Lokalnamen.
Das erste Glied bezieht sich auf a) den Erbauer, Besitzer usw.
,Üetli-' GGommisw. ,Lie(b)-' ThDettigh.; ZEgg. ,Lütis-' GT.
(Dorf). ,Lux-' BOBUren; ThEgnach. .Biberlins-' Z. .Steffis-'
BThun(,Stefenspurg.'1325). ,Waltens-' Gr. ,Wittins-' BsSiss.
— ß) die Lage und Umgebung. .Ober-' AaWindisch ; B.
.Hinder-' ZgNeuh. ; ZBär. (Ort unter der ehemaligen Burg
Grifenberg); 1290, ZStdt (Mühle). .Schnabel-' BAarwang.
(,Snabel-'. 1236); Z. , Wald-' GStdt. .Wilden-' GoT. .Winter-'
GWaldk. — y) Bestimmung. .Wart-' AaAarb. — 8) Alter,
Aussehen. , Alten-' AaBrugg; GRorsch.; ThAmlik., Ottenb.
.Neu-' ApUrn. ; ThMamm., Märst. ; .Neuen-' ZWlilfl. .Schwar-
zen-' B. .Wissen-' BSi. ; GISchw. ; als Familienn. 1584, LSemp.
— e) Pflanzen- und Tierwelt. ,IW-' Aa; G; Schw; Th; ZSeen
(s. HMey. 1849, 45). ,Eich-' GRappersw. ,Girs-' ThKreuzl. ;
ZWaltal. .Habs-' Aa (.Habihtesburg.' 755; .Habschburg.'
134SI: L. , Kran-.' 1383, BStadtrechn. ,Bären-' GrAndeer.
.Ried-' BKö'uiz. ,Win-' GThal. — Q Kirchliches. .Engel-'
GGaiserw. ; ZRiesb., Stdt (Hausname), Wäd.; .Engels-' Bs
Bubeud. — 3. Abi. .Bürge!' Obw (.Der Landenberg oder B.
mit dem halbzerfallenen Schloss.' Obw Volksfr.). .Bürglen'
BDelsb. (frz. Bourrignon), Ha. (1362), S.; F (frz.Bourguillon);
GINetst. (,apud collem qui dicitur Bürgelen.' 1282); LVitzn.-
Rain; GUzn. ; SchwTugg. (,ob Bürglon hin.' SchwWang.Hofr. ;
,von sinem guot gen. Bürglen.' 1450); ThBichelsee, Weinf.
(auf die Grenzverhältnisse zwischen B. und dem benachbarten
Sulgen bezieht sich die RA. : 's ist Alles dureh enand wie
Sulgen und li. Dan.); UwGisw., Luug. ; U (.Burgilla.' 857;
,Burgelou.' 1290); ZGrün. (.Acker auf der B.'). .Bürgler',
Familienname. 1407, SchwMuo. ; 1460, AaWett.
Vor-: äusserer Burghof; s. Z Ant.Mitt. XXIII 288/9.
,Dü inre bürg mit dem turne und ein teil der usren
bürg und ein teil der v. ze Regensberg.' Habsb. Urb.
,In der v. ze Rotemburg und dabi ligent 5 schuep-
possen.' ebd.; vgl. auch Seg., RG. I 426. S. noch Bier
(Sp. 1504). ,Min recht an dem bifang oder v. und an
dien matten, so umbe dieselben bürg [Wissenau] li-
gent.' 1344, B. ,Die hofstatt, genannt V.' zu LWiggen.
1383, Seg., RG. I 676. Ortsname BDelsb.; GStMargr.
— Fri-. Dazu Frlburgerli, Name eines Backwerks;
s. B Kochb. 1830, 232. — Heide0-: Name eines be-
waldeten Hügels bei ZBassersd. ,Oft sieht man in
dunkler stürmischer Nacht einen kopflosen Reiter auf
einem weissen Pferde von der Burg herunter aus dem
Walde hervor ins offene Gelände in schnellstem Laufe
forteilen und plötzlich verschwinden.' Henne 1874. —
Her-. .Abbt Ulrich Hess ihme und den Seinen zu
Sichernus ein Plockhaus, H. genannt, dahin [ins Rhein-
tal] bauwen.' Guler 1616. — Laufe»- s. Bd III 1142
(auch unter Laufen 1). Laufe'burger, scherzh. für
Wasser U; Z; Syn. Lüterbacher (Sp. 955), -brunner.
— Laie"-. LüH (BsStdt), Läli (B) -burger: unge-
schickter, unanstelliger Mensch. Du bisch e" rechte" L.
— Magde- s. Sp. 118. — Nöten-. .Predicanten, die
uff schlechten Pönitenzpfründen hin und her im Thur-
oder Surgäuw, im Tockenburg oder Notenburg und an-
deren Orten mehrteils ohne Korn und Wein sich uff-
halten müssend.' Schimpfr. 1651. — Röten-. B.-burger,
Name eines Wetterdämons (angeblieh ein fortlebender
grausamer Ritter vou der Rotenburg) Aa; BoAa. Vgl.
Tal-Herr (Bd II 1546). ,Wenn der Gletscher kracht,
so sagt der Roggwyler, man höre den R.' Glür 1835.
S. noch Bötenburger Schiessen. — Salz-. Salzburger,
Apfelsorte GKappel (JInhelder 1869). — Süw-. Sü"-
burger, Spottname der Freiburger BSa.
Sträss- (in AALeer. Strössberg) : die bekannte
Stadt im Elsass. RAA. Bis go" Str. abe", Bezeich-
nung einer weiten Entfernung. .Brüelen wött ich
mögen, dass man mich gehören möcht bis gen Str.
aben.' Stutz 1839. Das gieng bis go" Str. abe", z. B.
von allzu flüssigem Teig, der einem aus den Händen
läuft; auch von heisser Suppe mit Bez. auf die zur
Abkühlung erforderliche Zeit Z (Dan.). ,Gen Str.
1579
Barg, berg, birg, borg, blirg
1580
faren', um Hab und Gut kommen; vgl. Bader-Hag
(Bd II 1071). ,Wer solchen gsellen trawt, nit spart,
gwüss er auf dem flotz gen Str. fart.' SGrübel 1560.
Als euphem. Entstellung (für Strö*l) in Fluchformeln
Ap. Gott Str.! ÄALeer. (auch Gott Tröstberg! neben
Gott ströf-mer!); SB.; Z. — Sträss-bu rger: 1. (in
ApHeid.; Bs; GoBh.; Th; Z tw. Dim.) Pflanzenname.
a) Sommerlevkoje, Cheiranth. ann. (Syn. Str.-Nägeli)
ApHeid.; Bs;ScHSt.; Th; Z. Winterlevkoje, Mathiol.
incan. GoBh. ,Für Strassburger 4 ß.' 1793, ZStdt
Haushaltungsb. S. noch Basler-Nägeli (Sp. 694). -
b) Goldlack, Cheiranth. Cheiri ApK. (TTobler). —
2. Dim., Name eines Zuckerbackwerks B; s. B Kochb.
1830, 232. — 3. eine Tabaksorte Ap; GrPt.; ZO. f
,Die Pfeifen, mit dünnem Str. gestopft' WSenn 1870.
— 4. Strassburger Pfennig, eine im XIV. in Z nicht
kursfähige Münzsorte. ,Gold und guldin turney (ve-
netier, krüzer, strasburger, kostenzer, haller) und so-
lich pfenninge, die ze der münze nicht hörent, die
mag iederman wol kouffen und verkouffen mit nüwen
Pfenningen.' 1335, Z Münzordn. ,[Man soll kaufen
einen] str. urab XVIII'/a d.' 1364, ebd. S. auch Etsch-
Chriizer (Bd III 944). — S. noch Str.-BriUlen, -Vierteil.
Tüfels-Burg: Name einer alten, ausgedehnten
Erdfestung im Walde bei BRüti (auf S Gebiet), der
Schauplatz mancher Lokalsage. Vgl. Ant. Mitt. XVI
85 f., ferner Henne 1874, 396. Eine Reliefdarstellung
des Bauwerks befindet sich in den Sammlungen der
Kantonsschule zu Solothurn. 1738 beklagt sich S,
dass die von Rüti die Weide in der sog. T. allein
geniessen, die es doch 1391 mit den Herrschaften
Buehegg und Balmegg erkauft habe. Absch.
Wiflis-: deutscher Name für Avenches (Aven-
ticum). .Wibelspurg.' 1380, B. ,Wiblisburg.' 1476, B;
Edlib.; 1526, F. — ■ Wiblis-burger: eine Pfennig-
Münze. ,Item alle weltsch fünfer von Wallis, Savoyer.
Losner, Wiblispurger, Jenfer und ander weltsch, des-
glich alle weltsch pfeninge, die unzhar umb 2 fünfer
gangen sint, haben wir ganz verrüeft.' 1487, Münz-
vertrag der VII Orte.
Wig-. ,Nulli persone licere municionem aliquam
novam que vulgo dici possit wieborg in civitate preter
ipsius episcopi voluntatem vel erigere vel ereetam
tenere.' 1180, Urk. Kaiser Friedrichs I. (für Basel).
Vgl. wighaft. — Wentele"-: spöttische Bezeichnung
eines grossen hölzernen Miethauses in BStdt.
Burgauer: B. (-Trübe", -Bebe"), eine Art Elbelen
(s. Bd I 187) GRh. ; Th; Z. Syn. Ghnoller (Bd III 71 1 ),
Churz-Stilcr. Vgl. Pfau 1863, 101 ; FvTschudi, landw.
Loseb. 227. Gross B. SNA. ,l>ie weisse B. in zwei
Varietäten.' Th Gem. .Omnium ex albis postremse
sunt, qua; ea de causa vocantur B., nostratibus paucis
literis interjeetis Burgauer-Trauben, quod potum ex-
hibeant vilem, vili plebi, plebis fseci datum, dicatum.
Folia habent minus et ab uno tantum latere laciniata,
incisa.' Oenol. 1707. Vgl. (Gross-, Klein-) Bürger.
Burger, Bürger: 1. a) (Burger) Bürger, Stadt-
bewohner ApH.; Zf; spec. von den Bewohnern der
Stadt St Gallen ApH. ,Des ryches oder der burger
Strasse', die öffentliche Heerstrasse. 1344, Z; vgl.
Burgergässli als Name öffentlicher Gassen im alten
Bern. ,Die belagerten Feind zu Morben [die heimlich
aus der Stadt entrinnen wollen] versperren, was Bur-
ger und Hund waren, gebunden in die Weinkelleren,
dass sie nit mit derselben Geschrei und Anbellen ver-
raten wurden.' Sprecher 1672. Oft in ausdrücklichem
Gegs. zum Landbewohner. ,Der Besitzer dieses Wein-
bergs [in Jesaj. V] ist nicht etwann ein Burger oder
Landmann, sondern der Herr Zebaoth.' FWvss 1672.
.Wann einer Bürgerin allhie oder Landtmännin in der
Zeit, dass selbige anderstwohin ehelich versprochen
were, etwas in Erbsweise zufiehle, soll von dem ver-
ziehenden Erbgut der halbe Abzug genommen werden.'
Z Mand. 1699. .Mithin sollen alle Nebentbotten ab-
erkennt verbleiben, also dass hinfüro weder Burger
noch Landmann befügt sein solle, seine Zahlungen
änderst als durch den Batschreiber einziehen zu las-
sen.' Z Ratschreiberordn. 1761. ,Dem Landmann die
gleichen Rechte geben wie dem Bürger.' Gutmann 1795.
— b) (Burger) Dorfbewohner Ndw; Syn. Dorf-Mann
(Sp. 281). — 2. a) (Burger AAÄarb.,Leer., Zof.; Bs; B;
G; Th; Ndw; W; Z, Bürger AAAar.; GMs, Birger BBiel ;
S f; Ndw) wer in einer Gemeinde (durch Geburt, Ein-
kauf, Schenkung) das Bürgerrecht besitzt, im Gegs.
zum Beisassen, Niedergelassenen oder Aufenthalter;
s. Gast 2 (Bd II 484), An-, Hinder-, Bi-Säss, In-
woner. Die Bürger jeder Gemeinde bildeten unter
sich einen engen Verband, der sich den Nichtbürgern
gegenüber bald mehr, bald weniger streng abschloss;
in ihren Händen lag die Leitung des Gemeinwesens,
sie wählten aus sich Rat und Gericht, genossen aus-
gedehnte Freiheiten in Handel und Wandel und hatten
allein Teil am Ertrag der gemeinen Güter (Bürger-
Nutzen); in neuerer Zeit, wo die meisten Befugnisse
der Burgergemeinde an die Einwohnergemeinde über-
gegangen sind, ist Letzteres fast noch das Einzige,
was dem Bürger zum Unterschiede von dem Nicht-
bürger verblieben ist. Vgl. Seg., RG.1 174 ff.; Bluntsclili,
RG. I2 385 ff.; sodann B.-Recht, auch B.-Rolz (Bd II
1256), -Hauw (ebd. 1803), -Ghnebel (Bd III 715),
-Meister (Sp. 520), -Buech (Sp. 991), -Blitz, -Brief,
-Brot, -Stuben. En (alter) Bern-, Zürich-B. Er will
auch en Burger werde", sich ins Bürgerrecht auf-
nehmen lassen. ,Gott selber ist Burger worden zu
Bern.' Alter Spruch (mit Bez. auf das Kriegsglück
der Berner seit dem Laupenkrieg). .Kauft eure Hüte
nicht aus der Fern. Nein, so, wie's ehmals hiess, ihr
Brüder: dem Burger das Geld! so heiss es auch wieder.'
Usteri 1854. .Omnibus Burgensibus nostris pascua
nemora que vulgus appellat Allmenda seu Tribholz
donamus ut eis sine banno utantur.' BThun Handfeste
1264; dazu im Commentar von 1779: ,Die Herrschaft
verstehet in dem ganzen Diplomate durch Burgensis
sonderheitlich die Bürger, die in der Stadt wohnen
und die Gebräuche der Stadt erfüllen, zum Unterscheid
des Nonburgensis, Ausburger, Hospes, Gast, Advena,
Ankömmling, Villanus, Landmann, welche des Zolles
nicht befreit waren, nicht freie Handlung treiben
dörften, auch keinen Anteil an gemeinem Gute hatten.
In den nachfolgenden Jahrhunderten, da die Stadt
Thun nahmhafte Bürger-Annehmungen vornahm, hatte
es eine ganz andere Beschaffenheit; man konnte Bür-
ger in Thun sein und dennoch an einem andern Ort
wohnen, wenn der Udel verzeigt und die allfählige
Teil entrichtet wurde.' ,1383 wart burger Ruodi der
elter von Roschach und swuer 5 jar du nähsten von
dem selben tag hin b. ze sinne, und sol geben 6 pfd
den. ieklichs jars ze stör.' G Stadtb. .Damit si [die
Stadt Zofingen] ir rät und äinpter dester bass muge
1581
Bare:, berg, birg, borg, bürg
1582
besetzen, wil man [nämlich Bern] der iren insässen
keinen zuo burger nemen.' 1490, Ansh. ,üass man
um einen nüw erwälten burger sol fragen, und wenn
es sich am driten stost, nit witer.' 1527, B Ordn.
(Ansh.). .Wie man burger anneme.' ZElgg Herr-
schaftsr. 1535; s. Z Statute I 342/5. ,lr werdet, ob
Gott wil, ewer, mich zwar gemachten, mein brnder
Lorenz als hier geborner burger nit Verstössen.' 1598,
LStdt (Eingabe von Dr Josias Forer an den Rat). ,Es
muss ja ein undersehyd sein under ein burger und
under eim, der nit burger ist. Dan dorumb dörffen
die, so nit burger sindt, nur allein in der mäss und uft'
dem alten märyt allhie ihre laden öffnen, ihre stand
uffrichten, feil haben und ihre gwerb treiben. Den
bürgeren aber vergunen ihre freiheit jähr und tag zu
treiben.' ebd. , Durch den Umstand, wenn ein junger
zünftiger Burger einen eignen Rauch führt, wird die
Vormundschaft ohne anders aufgehoben.' Z Waisen-
ordn. 1790. [Die Tauner verlangten] dass ihnen eine
Entschädigung für das ehemals und jetzt noch z. T.
besessene und ausgeübte Weidrecht im gemeinen Wald
verabfolgt werde und zwar durch Abtretung von
brauchbarem Land, unter dem Titel .Bürger.' 1830,
LRSchmidlin 1886 (SBib.). In eingeschränktem Sinne,
a) der gewöhnliche B. im Gegs. zum vornehmen.
Herren und Burger ZStdt f. ,[Die Ärzte sollen nicht
mehr fordern] für die Visitation dan von einem Rei-
chen 6 Bz., von einem Bürger 3 Bz. und von einem
gar Armen aber nach desselben guten Willen.' 1645,
B Ärzteordn. — ß) Dim. Bürgerli, Bürger aus nied-
rigem Stande, im Unterschied von den vornehmern
Burgern Bs (Spreng). Die Bürgerli wend so guet essen
und trinken als die Burger, und hüsen uf der Spittel
und uf 's Zuchthüs. Burger und Bürgerli hend beide
einander nötig und sollten besser zämenspannen. —
Y) im PI. als Bezeichnung des aus Angehörigen der
regimentsfähigen Geschlechter gebildeten Grossen Ra-
tes (der Zweihundert) BStdt (bis 1798), Thun (vor
1831); F; ZStdt (bis 1798). ,Da nun die Eignossen
von burgren kamment [die Ratsversammlung verlassen
hatten], stund uff der obrist Zunftmeister her Hans
Waldman [usw.].' 1479, Edlib. Ansh. II 416/7 unter-
scheidet ,des kleinen und grossen rats burger zuo
Bern' als , klein rät' und .gross rät oder burger', die
wieder in ,XVIer' und .gmein burger' zerfallen. .Zu
grossen Rahts-Güedern oder sog. Burgeren angeschrie-
ben [werden].' Led, Lex. (für BStdt). Z' Bürgere"
werde", in den Rat der Zweihundert aufgenommen
werden B; zue'n Burgere" cho", in den grossen Stadt-
rat gewählt werden BThun (lt Zyro). ,Als meine
hochgeachte, gnädig gebietende Herren Venner und
Heimlicher in ihrer heutigen feierlichen Versammlung
zu Burgern zu ordnen beratschlagt haben.' 1747,
Küenlin 1840 (F). ,[1473] ward ich von minen herren
zum Rüden erweit in die burger und gienge mins
alters in daz 19 jar; doch bleibe ich bin dem ampt
[eines Ammanns im Hof des Gotteshauses zu Ein-
siedeln] und kam uff dieselben zit nüt in die rät.'
Eolib. ; an andrer Stelle: ,Ich Gerold Edlebach kam
und ward erweit in grösen rat, die man nempt die
zweighundert, als man zalt 1473 jar.' ebd. ,1542 kam
ich inn burger.' Escher-Chron. (Z). , Under, in die
Burger gan', dem grossen Rat angehören. ,Es sollen
die pfister fürbasshin 8 erber man von pfistern haben,
die von ir zunft wägen under die burger gangent,
und die müller I erber man, die under die burger
gangent, dass also damit die 12, so von der gemeinen
zunft under die burger gan und in iro zunft richten,
sollent gesellet syn.' 1431, RGHofmstr 1866 (für Z).
N. N. , durfte nicht mehr in die B. gan', da er als
Aufseher über die Fleischbänke den Metzgern das
Fleisch über dem Schatzlingspreis zu verkaufen er-
laubt hatte. 1442, Z Gem. ,Zun Burgeren schlahen',
das Zeichen zur Ratsversammlung geben. ,Als die
glocken sechse gschlagen, fieng man an zun bürgeren
schlachen.' 1585, B Arch. Bes. in der Verbindung
,Rät und Burger', der Kleine und Grosse Rat BStdt f,
Thunf; ZStdt f. Vgl. Bäts-Glogg (Bd II 617) und
Vög.-Nüsch. I 583. RA. Rot und Burger ha", ganz
allg. = sich beraten ÄAKulmert. Wo d' Sach afe" so
wit g'si" isch, dö händ-si B. und B. g'ha" und sind
einig worde", si u-elle" Hüs und Hei"' rerchaufe". - -
d) .bedingter B.', in Rat und Gericht nicht wählbarer,
sonst den übrigen gleichgestellter Burger. Z Taschen-
buch 1881, 31 (für das alte Zürich). — s) , innerer
B.' .Welche inder burger syent. Alle die in unser
statt Bern husheblich gsessen sind und allda lieb und
leid tragent, sollent der statt recht haben.' 1539, B;
dafür , inner B.' B Gerichtssatz. 1615. — £) ,inge-
sessner Burger' s. in-gesessen. — b) Genosse des Burg-
rechts; s. Bluntschli, RG. I2 385. .Strengen, vesten,
fursichtigen, wysen, lieben fründt und getrüwen bür-
gere.' 1499, Schreiben des Bischofs zu Chur an Zürich.
.Quoten fründe, getrüwen lieben bürger und punt-
gnossen.' 1499, Schreiben von Z an Gr. — 3. (Bürger)
Beisasse, im Gegs. zum Burger W. — 4. Glied einer
kirchlichen Genossenschaft. ,Die reformierte Kirch
gibt ihren Burgeren in die Hand die h. Schrift.' JHFäsi
1696. — 5. (Bürger) wie nhd., Staatsangehöriger, allg.
En Kantons-, Schwizer-B. An den in der Zeit der
Helvetik gebotenen Brauch, jeden Staatsbürger mit B.
zu titulieren, erinnert es, wenn noch jetzt etwa B.
scherzh. i. S. von Herr gebraucht wird: der Bürger
N. N. ZZoll. — 6. (Bürger) in gemütlich familiärem
Tone auch für Mensch übh. Das ist en nette", en
wackere" B., oft iron. Aa; B; Z. Gelegentlich auch von
Knaben: Du bist e" rechter B., us dir gibt 's öppis B.
— 7. Traubensorte, = Burgauer. ,Die klein und gross
Bürger', unter schweizerischen Traubensorten, ,so zwar
nicht so gut, aber gemeinlich mehr abtragen.' Rhag.
Die lautgesetzliche Form ohne Uml. weicht vor der schrift-
sprachlichen überall zurück und ist tw. schon ganz abge-
kommen; verhältnissmässig am kräftigsten behauptet sie sich
noch in Bed. 2 a. Als Abi. von Burg ist das W. noch ge-
fühlt in Bu3rger (gegenüber sonstigem Bti2rger), Bewohner
der Burg, d. i. des Städtchens Regensberg ZStdt, W. Bürger,
Familienname BE.; 1382, LE. ; 1400, S (,Burki B., burger
zu Soloturn'); 1527, Absch. (Meister Hans B., Landmann
zu Schwyz, Burger von Zürich, auch ,Haus Scherer' genannt);
1528, F; 1535, BNidan; XVI./XVII., SBib. ,Hans Bürger,
der stadtknecht.' 1519, ZStdt. In Lokalnamen: Im Bürger
ZThalw. ,Burger-Au' GBuchs, ,-Mos' L Berom.
Ab-: wer sein Burgerrecht aufgab ; von Durh. aus
altern B Quellen (des XVI. ?) angeführt. — Acht-:
(PI.) das bürgerliche Patriziat im Gegensatz zu den
Edeln und den Handwerkern der Zünfte; aus ihm
wurden jährlich acht als Beisitzer in den Ritterrat
gewählt BsStdt (seit dem XIII. ). Vgl. Ochs I 476.
U 105; Bs XIV. 14; AHeusl. 1860, 254 f. ,Es ist by
uns ze Basel gewonheit, das man drie setzet ze un-
züchtern von den raten, daz ist mit nammen ein rittet
1583
Barg, berg, birg, borg, bürg
1584
und zwen von den achtburgern. Die achtburger sint
semlich lüte als die sint, die man ze Strassburg ze
stettmeistern setzet.' XV., Bs Eq.
Aktiv-Bürger: Niedergelassener G. — Sonst al lg.
-stimmfähiger Bürger.
In-Burger: innerhalb des Weichbildes der Stadt
sesshafter Burger GSa. Syn. .inner B.' (s. Burger 2a e).
.[Bei Auffällen kommen] die ynburger vor den us-
burgern und darnach die gest.' um 1500, Z Auffalls-
ordn. Da man sich gewöhnt hat, jeden zu Zürich
zünftigen Burger, ob er nun inner- oder ausserhalb
der Mauern wohnt, als 1. zu betrachten, ,habent wir
daruff unser statt Satzungen, büecher, gwonheit und
alt harkommen für uns genommen und uns mit wol-
bewägnem rat erkannt und erlütert, das allein die,
so indert den crüzen und in der statt gesässen sind, mit
sampt den vögten und amptlüten, so die statt hinuss
uff ihre vogtyen und ämpter setzt, für i. genämpt und
verstanden und die anderen, so ussert den crüzen
gesässen, für ussburger geachtet und gehalten werden
söllindt.' Z Ratsverordn. 1540/70. ,Zu Inn-Burgern
und in allen Sachen und Fällen denen in der Stadt
wohnenden Burgern gleich erklährt [werden] alle in
der Stadt Gerichten und Gebieten gesessen, so das
Burger-Eecht ererbt, oder dass sie für Inn-Burger
angenommen seiind, Brief und Sigel habend, dess-
gleichen die in gemeinen Herrschaften oder bei andern
lobl. Orten der Eidgenossehaft auf Kirchen-Ständen,
Gerichtsherrlichkeiten oder Land-Sitzen sich wohnhaft
befindende Burger, welche der Gesellschaft oder Zünf-
ten einer allhier einverleibet und jährlich dahin wie
ein anderer die gewohnte Gebühr erstattend.' 1672,
Z Ratserk. — Erb-: im alten Bern ein Burger, der
nicht nur für seine Ferson, sondern auch für seine
Nachkommen das Burgerrecht besass; von Leibeigenen
aus eroberten oder angekauften Herrschaften, denen
man gestattete sich frei zu kaufen und das Burger-
recht gab, unter der Bedingung, samt ihrer männ-
lichen Nachkommenschaft auf ewige Zeiten in dem-
selben zu bleiben. vMüi.inen. Syn. , ewiger Inwoner.'
Ludwig von Brandis, den Herrn des von den Eidge-
nossen eingenommenen Schlosses Vaduz, bezeichnet
Bern in einem Schreiben von 1499 als seinen ,erb-
burger' (von der Stammburg des Geschlechtes in
BE. her); s. Ansh. II 117. — Üs-: 1. ausserhalb des
Weichbildes der Stadt wohnender Burger, Pfahlbürger
„L;" GSa; „Zg." S. In-B. und vgl. Seg., RG. I 179/80;
Bluntschli, RG. I2 388. .Enheins usburgers kind noch
sin gesinde hant burgers recht, er enpfahe denne
burgrecht; aber aller unser ingesessner burger kind.
du binen sint, und ir wib und ir diener hant burgers
recht.' Alt. L Ratsbüchl. ,Yngesessen burger ze Grü-
ningen oder ussburger, die dahin hörend, sond alle die
gnad, friheit und das recht haben, als die dingstatt
ze Binzikon hat.' 1435, ZBinz. Offn. ,Wa einer unser
ussburger abgiengi von todes wegen, des kind oder
dero vögt sönd in jars frist komen und das burgrecht
ernüwren. Were aber das sy nit also in jars frist
köment, so sönd die burger darnach tuon als sy dun-
ket.' 1478, Zg. ,Wo ein usburger oder usburgerin mit
einem ingesessnen burger etwas mit recht uszetragen
hat oder ein gast mit eim burger.' 1480, L. .Welche
usburger syent. Alle die, so sich in unser burgerbuoch
inschryben lassent und dannothin der usburgern recht
erfüllent, sy syent in- oder usserthalb unser statt
gricht gsessen, söllent für burger geachtet und der
leistung und gelts halb wie die ingsessnen burger
gehalten werden.' 1539/1615. B. .Die Einwohner zu
Vill seind Burger zu Sargans : werden darumb, dass
sie nit in der Statt wohnen, Ausburger genennet.'
Gdler 1G10. ,Für Ausburger [werden] erkennet die-
jenige, so anderstwo bürgerlich oder hausshablich
sitzen und nur von drei Jahren zu drei Jahren um
Offenlassung ihres allhiesigen Burger-Rechtens anhal-
tend, so lang sie sich ausserthalb befinden und nicht in
die Stadt zeuhen.' 1072, Z Ratserk. Der aus Luzern
gebürtige Apotheker N. N. wird als Bürger von Sitten
aufgenommen, nachdem schon seinem Vater samt dessen
ganzer Nachkommenschaft 1668 vom Magistrat die
Rechte eines ,Ussburgers' zuerkannt worden waren.
1708, WSitten (Schreiben des Rates). Die .Ussburger
zu Stein ennert der Brück' werden der thurgauischen
Landesherrlichkeit entzogen und mit Stein verbunden.
1713, Absch. ,Der Stoss kostet für Gemeindsgenossen
3 Gulden 5 Batzen, für Ausburger 4 Gulden Alpzins.'
Steinm. 1804 (GW.). ,Die zum Amt Büren gehörenden
Dorfschaften waren der Stadt durch einen sog. Aus-
burger-Eid verpflichtet.' Jahn 1857. — 2. Beisasse, im
Gegs. zum Burger B f. B' Usburger, wo-me* hüt
I'woner namset. Bari 1885. .Bis jetzt hatte [die Armen-
pflege] es doch nur mit den Burgern zu tun und Andere
konnten Einem Nichts vorschreiben. Aber jetzt sollen
wir die Burger behalten und die Ausburger noch dazu
nehmen.' BWochenbl. 1847. In SBib. entrichtete 1513
ein Ussburger bei Aufnahme ins Burgerrecht 20 Pfd
und legte den Bürgereid ab. LRSchmidlin 1886. ,1581
wurde ein Rudolf Rösch gegen Baarerlag von 50 Pfd
und unter der Bedingung, dass er einen Harnisch, ein
Gewehr und einen Feuereimer hereinbringe, als Aus-
burger von Biberist angenommen und ihm erlaubt
daselbst einzuziehen.' ebd. , Aussburger. a;rarius.'
Denzl. 1677; 1716.
Gras-Bürger: Vorstädter Bs (Spreng). — Vgl.
Grat-Aff 2 (Bd I 101).
Gröss-B urger: 1. Mitglied des nicht-adeligen,
ratsfähigen Patriziats im alten Bern. ,Die Edlen oder
Herren besassen Land und Leute ; die Gr. lebten in
der Stadt in grössern, bedeutenden Gewerben, die
Kleinburger in mindern Handwerken.' EFvFischer
1868. — 2. eine Traubensorte; s. Burgauer. .Eiben-
arten : die weisse Eiben, gemeinhin Klbele, etwa auch
Grausilber genannt, die Rotelbele, die Grossburger
(grobe Eiben), Kleinburger (gelbe Eiben).' JKettiger
1857. — Kolderi-: unzufriedener, auf die Regierung
schimpfender Bürger Bs. Vgl. Chol derer i (Bd III 238).
— Chlein- s. Gröss-B. 1 und 2. — Chnebel-:
scherzh. Umstellung aus Burger-Chncbel 2 (Bd III 715).
Postheiri 1887 (8). — Chrüt-. ,Der gemeine Mann
vernachlässigt den Gartenbau gänzlich. Mangold, Kohl,
Zwiebeln und Salat, das ist alles, was er zu pflanzen
sich Mühe giebt. Er nährt sich lieber von Milch und
Mehlspeisen und setzt einen Ruhm darin, kein Kraut-
bürger zu sein, wie er den Städter zu nennen pflegt.'
IILLkiim. 1798 (Gr).
Fud-loch- Füdli; Füdlf; 1. engherziger, arm-
seliger Spiessbürger BsStdt; B; Sch; ZStdt. — 2. neu
aufgenommener Stadtbürger ZStdt (Spillm.). — 3. der
gewöhnliche Burger im Gegs. zum vornehmen ZStdt
(Spillm.). — Vgl. den Fiidburger in Köln und Strassburg,
«I. i. Einer, der sich das Bürgerrecht erheiratet hat.
1585
irg, berg, birg, borg, bnrg
1586
La ml s - li u rg e r : Landesbürger Ap (AHaUler 1839).
- Most-Bürger: Klein-, Spiessbürger Zu; Z. —
Mit-Burger: = Burger 2 b. ,M., ein frömbder, der
statt t'reiheit genoss und zuo einem burger angenom-
men, der statt und des lands rächt und beschwärden
teilhaftig, gleich wie die, so in der statt erborn sind.'
Mal. — Näcb-Burger: Bürger einer nachbarlich
befreundeten Stadt. ,Am 8. tag octobris im 1559. iar
sind die von Raperswyl, unsere trüwen n., zu uns gen
Winterthur zogen by den 30 des kleinen und grossen
rats, auch anderer bürgeren mit inen, hand by uns
ein fasnacht ghept; man hat sy auch ein ganzen tag
costfry ghalten, sind am sontag kommen, am zinstag
wyder anweg geritten.' 1540/73, UMey., Chr. — Nüw-
Neu-: ein neu ins Bürgerrecht Aufgenommener, allg.
's Neuburgers Nähe'summer, Martinisommer ZW. —
Büscheli-: Spottname des Bürgers mit Bez. aufsein
Recht an dem aus Reiswellen bestehenden Bürger-
nutzen G. — Sei-: alpberechtigter Bürger B (Gotth.).
— Simpel-. ,S.-Bürger nannte man in SBib. früher
solche Eingekaufte, die Bürger von Ober- und Nieder-
biberist zugleich waren, während die Einheimischen
nur Bürger entweder von Oberbiberist oder von Nieder-
biberist waren. -Die S. hatten politische Rechte wie die
andern Bürger, jedoch keine Rechtsame.' LRSchmidlin
1886. — Ge-schändi-: = Kolderi-B. Bs. — Schup-
pe"-, Scheppli-: schöppelnder Kannegiesser Bs.
Spiess-: 1. wie nhd. — 2. ehemals Bezeichnung
Desjenigen, der die Milizaufgebote in die Häuser trug
Bs (Seiler).
Noch 1818 soll in Chur ein Mann gewesen sein, der nie
anders als mit dem Spiess in die Bürgerversannnlung gieng.
Strecki-: spöttische Bezeichnung des auf seine
Privilegien stolzen, engherzigen Bürgers, mit Bez.
darauf, dass jeder Bürger vom Gemeindeland ein Stück
(Strecki) zur Benutzung erhielt LBerom. — Ge-ding-.
Die^Aufnahme. ins Bürgerrecht [von ZElgg] wurde
manchmal an gewisse Bedingungen geknüpft, weshalb
diese Art von Neuburgern auch G. genannt wurden.
So wird 1537 Mathis Müss .wegen der Kramerei' zu
einem Burger angenommen, allein mit dem .heitern
Beding', ^dass Elgg sich vorbehalte ihn zu vertreiben,
wenn er die Kramerei aufgebe. KHacser 1895. —
Totzel-: Spiessbürger AiAarb. -- Zapfe"-: wer
gewohnheitsmässig das Wirtshaus besucht BsStdt.
bürgere". Er hat sich b. lä", hat sich ins Bürger-
recht aufnehmen lassen B; ZUhw. (Dan.).
ver-. Nur im Ptc. verburgeret : eingebürgert B.
Z' Bern, z' Thun v. si". .Sowohl die allhiesige Ver-
burgerte als Fremde sollen die Lehen-Consens alle
sechs Jahr um einen leidentlichen Tax erneuern zu
lassen verpflichtet sein.' Sch Auffallsordn. 1743. fe-
ilen aus der Frönide kommenden jungen Verburgerten
[ist das Tragen fremdländischer Kleidung nur sechs
Wochen gestattet].' Z Mand. 1755. ,AUe unverbur-
gerte Weibspersonen, die hier im Dienst, Kost und
Lohn stehen, sollen in ihrer ordinari Kleidung an
Sonn- und Festtagen zur Kirche gehen.' ebd. 1790.
bürgerlich, bürgerlich: 1. (bürgerlich) dem
Burger (i. S. von 2 a) zugehörend, ihn betreffend B.
Der Bode" isch noch b., gehört noch den Bürgern.
.Bürgerliche Bedienungen', im alten Z die städtischen
Ämter. — 2. (bürgerlich) dem Bürger, dem Mittel-
stände gemäss, allg. En ordinari bürgerlichi Chost.
Schweiz. Idiotikon IV.
B. choche". B. g'chleidfejt gl". ,Zizers ist ein schöner
grosser bürgerlicher Flecken an der Landstrass.' Si>
rerh. 1742. — 3. höflich. ,Sich bürgerlich und freündt-
lich erzeigen, bürgerlicher und freündtlicher eingang
oder anfang einer red.' Mal. .Ist derowegen noch
einmahl meine bürgerlich untertenige vleissigo pitt
an euch m. gnädige vätteren und oberen.' 1599, L.
.Bürgerlich.' OWerdin. lö.VJ; dafür regelmässig .bürger-
lich.' Herborn 1588. Zu 3 vgl. frz. civil.
un-burgerlich. ,U. tuon', sieh nicht benehmen,
wie es einem Bürger geziemt. 1529, Ansh. V 368.
Burgersami, Bürger- f.: die Gesamtheit der
Bürger eines Ortes B; Z. Vgl. Pürsami (Sp. 1525).
Burgerschaft f.: 1. coli. a) = dem Vor. ,Abgschrift
des briefs, so zwischet der christenlichen b. der zwaien
orter Zürich und Bern uffgericht ist' 1528, Kessl.
— b) kirchliche Gemeinschaft. ,Wer in disem Punkt
der reinen Lehr verfählt, der wird zur B. der Kirchen
nicht gezehlt.' Rdd.Mev. 1650. — 2. abstr. a) Bürger-
recht, in der Zss. B.-Franlen (Bd I 1309). — b) Burg-
recht. ,Was dise b. [zw. Zürich und Bern und zw.
Zürich. Bern und St Gallen] bindet oder binden mag,
unrecht und redlich zehalten und dem gnuog zetuon
ungefarlich.' 1528, Kessl. .[Der Rat versprach] weder
Bischöffen, Äbten, Prälaten noch andern frömbden
Pfaffen, Fürsten und Herren, so nit in unserer Stadt
und Landschaft gesessen, kein Schirm noch B. mehr
zuzusagen.' 1531, Kappelerbrief. Der Abt von Belle-
lay, seit langem Burger von Solothurn, soll angehalten
werden, das Burgrecht (,B.') mit Solothurn zu er-
neuern. 1555, Absch. Im gleichen Sinne ,Mitburger-
schaft.' ,Dann als wir mit einer statt Costenz einer
m. halb in gespräch und underhandlung kommen und
gegen etlichen der fürnemisten under inen [denen von
Schaffhausen] der sach gedacht, ob ein guoter will
oberzelter burgerschaft halb by inen ouch möchte
erfunden werden, ward unserm hotten mit vil frünt-
lichen Worten erscheint, dass es diser zyt nit er-
schiesslich sin möchte.' 1529, Absch.
Burga I, Bürge" ÄABb.; GlMoII.; ÜRFurna, Mai.;
LBallwyl; SchwE.; THPfyn; UAnderm. — f., ■Burgel,
Bürget SchwE. — m., Burgele" GGrabs, Burgle» Gl
Elm, Lintth. — f., „Burgeli" I AABb.; Gl; GiiFurna,
Mai.; GSev.; SchwE.; SLandschaft; Z, Burgeli Aa,
Burgi („grob") Aa; GRFurna; LBallw., Stdt; SchwE.;
Slfental, OBuchsiten, Meltingen; Uw, Bürgi AaBIj.;
SchwE., „Burgetli", BurgH GLLintth. — n.: 1. weibl.
Taufn., Waldburga, selten = Notburga. - 2. Burgili,
kosende Bezeichnung eines kleinen Kindes ZWyl b/Rfz.
Für AaBb.; LG.; Sch; ThSitterd.; WZerm.; Zg ist auch
die Vollform Walburga, für AaBb. Nötbunja bezeugt; vgl. auch
Walkurga-Tag. , Walburga.' XV./XVI., ThLangrickenb. ,Elsy
Süss, genannt Walpurg.' 1543, ZSth. ,Burgi.' 1406, ZRorb. ;
1300/1595, LNeuenk. Jahrzeitb. .Burgula.'XVI., BRiiedersw.
Burgler s. Hasler (Bd I 380).
Burga II, Burgeli II: Koseform für Burgunda GrD.
Purgänz B- Sch (Pilger 1884), Burganz, -ans Sch
St. (Sulger) — f.: Brechmittel. ,Was das Vreni einmal
im Kopf hat, das bringt man ihm mit einem Dutzend
Purganzen nicht mehr raus.' Gotth. Typisch für etwas
Unangenehmes, Widerwärtiges: 's ist-mer z' wider wie-
n-e" P. ScHSt. — Aus lat. purgantia.
Purgäz, Burgäz, in PAL Pulgäz, in Bs auch Pur-
gäsi — f., in B (neben häufigerni f.); GrD. ; PAL;
100
1587
Barg, berg. birg. borg, bürg
1588
Xnw (neben f.) m.: Arzneimittel zur Reinigung der
Verdauungswege, und zwar Brechmittel AaKu., Leer.,
L.; Ar; B; GTa., Abführmittel Bs; PAL; Ndw; unter-
schieden als Obsich-P. und Nidsich-P. Bs; GrD.; Z.
lch will im [dem Magenkranken] afen e* B. gl", Praxis
älterer Ärzte. ,Wenn eins von der Familie einen
Trank trinken musste, bekam ich den Best davon
oder den zweiten Aufguss, es mochte nun eine Purgaz
oder eine Laxierig, ich gesund oder krank sein.' Gotth.
Scherzh. auch von saurem Getränk: Es gät-der für e"
P. ZO., S. ,Eins hunds purgatz.' UEckst. ,Die pur-
gatz, ein reinigende arznei, purgatio, alvi ductio, alvi
purgatio; arznei, die den stuolgang treibt, pharmacum.'
Mal. .[Einer Kranken] umb 12 Schilling ir purgaz,
mer 8 Schilling umb ein purgiertrunk mit malvasier.'
1571, L. ,Bin etliche Tag vil kranker gewesen, wel-
ches mir, der ich mit der Melancholia hypochondrica
behaftet bin, von einer jeden Purgatz, si sye ring
oder stark, widerfehrt.' JJNüsch. lb'08. Der Natur
.mit einem Purgätzlein' helfen. JZiegler 1647. ,1682
starb eine Klosterfrau [in TuTänikon] an den Folgen
eines unglücklichen Purgatzes.' JNater 1898. ,Für
l Purgatz und für l Mundwässerli 9 ß.' 1684, Zubers
Tageb. S. noch Ge-bür 1 e (Sp. 1514). In Vergleichen
wie das Vor.: 's isch-mer (z'icider) wie B. AAZein.,
wie-n-e" P. AaF., Ke.; Sch; Z, widert mich an; z.B.
Jemandes Geschwätz, 's isch-mer wie B., tce""-me" mit
Dem Oppis ?' düent hat AAZein.
Aus lat. purgatio. Anl. P- wird angegeben für AaF.,
Ke.; Ap; BBr., oE., 0. (Zyro); GrD.; GTa.; SchSt. ; ZO.,
Wthor, IS- für AaKu., Leer.. L. ; B; Ndw; Ztw. Der Acc.
liegt, so weit Angaben darüber vorliegen, auf der zweiten
Silbe; nur für AaLeer. ist *" bezeugt. Vgl. dazu KoU&tz
(Bd III 209), das auch zum Geschlechtswechsel Analogien
bietet. Weitere Schweiz. Belege s. bei Gr. WB. VII 2253.
purgä'ze": 1. ein Brechmittel gebrauchen; sich
erbrechen Sch (Kirchh.). Es ist zum P.; Syn. zum
Chotzen (Bd III 599). — 2. laxieren, ebd.
purgiere» (purgiere" GrPi\). in AALeer.; B; Th
burgiere*: 1. mit einem Brechmittel (Ap; B; GrPt.)
oder Abführmittel (AALeer.; GrPt. ; Th) den Körper
reinigen. l)er Toikter hat -mer Oppis zum P. g'ge".
Tr. : Die Mixtur hät-mich g'höria purgiert. S. noch
Gr. WB. VII 2242. RA. Da' soll doch 's Wetter b.l
Äusserung starken Unwillens, etwa = das soll doch
der Teufel holen TiiBerl. ,P.. purgatz eingäben, pur-
gare.' Mal. ,Repset [Recept] zu burgieren.' ZElgg
Arzneibuch 1650. Vgl. Purgier-Chorn (Bd III 473),
- Wasser. — 2. reinigen übh. .Die gedistillierten wasser
sollend ouch zwischen den visitationibus purgiret und
sittlich durchgesiget werden.' L Apothekerordn. 1592.
,Ein Ort-Geländ zwischen Tauffers und Glarus, da
etwann vor Zeiten das in nächsten Bergen daherumben
ausgebrannte Erz gesäubert und purgiert war.' Spre-
cher 1672. — 3. (refl.) in übertr. S., sich rechtfertigen.
,üass wir uns vor üweren gnaden purgiertind und ent-
schuldigetend.' 1597, B. , Desnahen ihme sehr lieb,
dass er dermalen vor einer h. Ehrencomission sich
disfahls zu pnrgiren den Anlass habe.' 1730, Z Bericht.
Purgieri°g (P$rgieri*g GrPi.), B- f.: Brechmittel
Ai' (häufiger als Purgaz); B; GrePr., Abfuhrmittel Bs;
GnPr.j Th. E* Laxieri'g ald e* P. Sohwzd. (GrPi-.).
,Ich hatte es nicht wie viele Weiber, denen eine tüch-
tige Plärete viel besser tut als eine IV Gotth.
Burgaz(i) Gl. Burgüzi GlEIui. Näfels : Pankraz ;
s. Sp. 1391.
Burgel s. Gränsel (Bd II 783) und vgl. B.-Chrüt
(Bd III 905). — S. auch Gr. WB. II 53G.
Burgnnd. Noch für das XIII./XIV. liegt Bern in
B. : ,Die bürger von Bern und alle unser eitgenoze
von Buorgendon.' 1251, Kopp, Urk. Merkwürdiger-
weise hat selbst Ansh. II 277 noch: ,In Bürgen zuo
Bern.' ,In, ze Burgenden.' 1370, AABrugg; 1384, B
(neben ,von Burgunden'); 1386, AaZoL ,Der herzog
von Burguny', sonst .Bruguny.' Edlib. ,Das land Bur-
gun; im Burgun; in disem land Bürginen.' Ansh.
Burgunder m. : 1. als Volksname. Wenn im
Hochsommer, auch im Herbste die Solothurner das
Wetter-Schiessen (s. d.) hören, sagen sie, ,die toten
Burgunder im Murtensee regten sich und machten den
Schweizern bös Wetter.' Henne 1874. — 2. a) = B.-
Hemd (Bd II 1300) Bs; B; S. I« mi* B. soll mi"
[neugeborner] Blieb z'erst g'llret werde*, das' -er ro"
jung iif so a" d' Arbed g'wanet sig wie ml* B. Sonn-
tagspost 1868 (B). S. noch Mutz (Sp. 617) und vgl.
auch Blusen- Chünig (Bd III 330). Auch Überhemd
übh.. gleichviel von welcher Farbe, in BE. früher
gewöhnlicher Bestandteil der männlichen Alltagsklei-
dung, nam. auch für Knaben. — b) Ärmelweste der
Weiber Nnw. — 3. , kleiner B.', Wein aus der Graf-
schaft Neuenburg. ,In früheren Zeiten war der El-
sasser Wein der beliebteste im Aargau. Auch aus
der Grafschaft Neuenburg trafen viele Weinlieferungen
(kleiner B.) hier ein.' Aa Gem. 181 I.
Zu 1. .Burgunner.' Vad. Im XIII./XIV. nicht selten als
Zuname. ,An des Burgunders rüti.' XIII., AaFislisb. ,Uf dez
Burgunders guet.' Ende XIII., L. .2 quart. kern, von dem
wingarten Uolr. Keppellers git der Bürgender.' 1320/30, '/..
,Heinr. Bürgender.' ebd. ,Her Johaus Bürgender, lütpriester
ze Swanden.' 1385, Gl Urk. Vgl. auch B.-Chellen (Bd III
201), -Rosa.
burgundisch. ,Zwo b. deckinen uf die chorsärk.'
1525, Z (lnv. des Chorherrenstiftes). .Medica, gül-
denen Steinklee, b. Hew.' Denzl. 1677; dafür 1716:
,ein Kraut wie Wicken.'
Bürg m., PI. Bürge*: Bürge. Eim B. si', (Geld-)
Bürgschaft für ihn leisten; unver. auch bei plur.
Subj. : Zire Fr und sind-em Bürg g'si". B. und (Selbst-)
Zaler, wer, ohne dass Zwangsmassregeln gegen den
Schuldner vorangehen, die Bürgschaft einzulösen sich
verpflichtet Gr; Th; Ndw; Z. Sprw.: Der Herrgott
ist en lange B. und sichere'' Zaler Z Wangen. De"
Bürge" (GRHe.), (d'J Bürge" (S; Z) tuet-me" würge";
s. bürgen. S. noch Fründ (Bd 1 1303), Gült (Bd II
289). In einer L Urk. von 1385 wird zwischen .Gülten'
und .Bürgen' in der Weise unterschieden, dass Erstere
mit Pferden, Letztere ohne Pferde in Sursee Gisel-
schaft halten sollen. Seg., RG.
Heim-. .Henrieus Heinburge', Zeuge. 1215, Bs
ÜB. I 59. .Gottfr. Heimbürger.' 1897, S. - S. Lexer
I 1216/7.
Hinder-: Rückbürge Gr (Tsch.). — Lib-: Geisel.
.Fürnemme Leibbürgen oder Geislen.' JLCvs. 1661.
S. noch das Folg. — Leist-: = dem Vor. ,Vier erbar
man uss Walgöw [werden] zu tröstern genommen
oder leistbürgen.' 1499. Gr. Auch bei Wurstisen 1586
(wechselnd mit .Leibbürg'); Guler 1616; Grasser 1625.
S. noch Qisel (Bd II 167) und Gr. WB. VI 721.
1589
Barg— borg. Bargg— burgg. Bark— burk. Bari— burl
1590
Na'"-: = Hindci-B. AaF.. Ke.; B; ZO. Dazu nö«*-
bürge" AaF., Ke. — Pfands-. .Damit diser frid ein
glowen hätte, wurden von den Franzosen ufgemuzte
pfandsbürgen den Eidgnossen heimzefüeren geben.'
Ansh. — Ruck- ZZoll., sonst Rück-: wie nhd. S. auch
DYYyss 1796, 171.
bürge": bürgen, allg. Sprw.: B. tuet (oder heisst)
würge* FMu.; GMs; S; Z.
üs-: 1. durch Verbürgung befreien. .[Die von
Matsch] habent auch den unsren uf der Strassen uf-
gehebt 95 ochsen, die habent die unsren müessen
ussbürgen umb fünff hundert duggaten.' 1411, Fopfa
(Klage des Bischofs von Chur). .[Der gefangene Herr
von Brandis wird von Bern] uf widerstellen gon Bern
usgebürgt.' 1499, Ansh. — 2. durch Bürgschaft voll-
ständig sicher stellen. .Wenn unsere Vorfahren einem
Freunde oder Feinde Tröstung gaben, so ward er mit
Leib und Gat ausgebürgt oder wenigstens vor aller
Gefahr sicher gestellt' Sintem. 1759. — ver-: 1. Bürg-
schaft leisten (für Etw.). Der Abt von St Gallen be-
klagt sich u. a., dass die Städter ,im sin gotzhuslüt
vieugend und dieselben einem rat v. [für das Löse-
geld Bürgschaft leisten] müesstend.' Vad. .Geld v.,
für einen zuo bezalen versprächen . exproinittere.'
Mal. 's Rieht v., für das Erscheinen vor Gericht
Bürgschaft leisten Zu. ,Si duo hospites non Bur-
genses alter alterum in causam trahere voluerit pre-
coni loco sculteti dabunt fidejussores quod ambo com-
parebunt in judicio et si unus illorum defuerit reus
habebituiv BThun Handfeste; das nennt der Commen-
tator von 1779 ,das Recht v.' — 2. durch bürgen
verlieren; s. ver-hüsen (Bd II 1742).
Porgg: 1. Pörgg in. (PI. PÖrgg) GiiChur, Pr.,
Porgge* f. UMad.; WVisperterm., (geringes) Schwein.
Drei monatliche .Pörklein', unter dem Jahreseinkom-
men eines pensionierten Geistlichen aufgeführt. 1511,
F Pfrundbrief. — 2. Porgge* W, B- USil. (m.), PÖrggli
GRPr., unreinlicher Mensch. — Rätorom. porc(h). it.
porco, jwrea.
Porggatsch m.: Schweinekerl GRChur. — It.
porcaccio.
Bark — burk.
S. auch die Gruppe Barch — burch.
Burk „m. B", Burk, Bürk, Burkit f. BE.: „wer,
z. B. beim Kegelschieben, gegen Mehrere spielt und
gegen den sich auch Mehrere vereinigen; und meton.
von Einem, der in einer Gesellschaft der Gegenstand
des Gespöttes sein muss B." In etwas anderm Sinne
heute in BE.: wenn beim Kegel- oder auch Ballspiel
eine Partei um Einen stärker ist als die andere, so
schiebt oder wirft, um den Unterschied auszugleichen.
Einer von der schwächern Partei für zwei mit Gewinn
und Verlust für zwei, oder es wird (nach anderer An-
gabe) aus der stärkern Partei Einer ausgelost, der
auch bei der schwächern mitspielt; man sagt dann
von dem Betreffenden: Er het d' B. g'ha*, g'no*. Vgl.
Blind.
Bnrke't s. Burg-hart (Bd II 1645), wozu hier noch
einige Nachträge. 1. Burket(li) L; Th, Bürget Gl,
Buck(i) L. Burgi Gl, Taufn. Säg B. mit der Nunc*!
eine Vexieraufgabe, insofern sie vom Angeredeten auch
so aufgefasst werden kann, als habe er B. mit der
Nase (statt mit dem Munde) zu sprechen ZBül. -
2. (de Bürkli) landesübliche Bezeichnung der vom
Bürklischen Verlag in Zürich herausgegebenen .Zür-
cherischen Freitagszeitung', des .Zürcher Kalenders'
und des .Reisebegleiters' (Eisenbahnkursbuch). -
3. Burket, Chenop. alb. GrCIiui-.
Ältere Formen des Personennamens: .Burki.' 1:586, BTh.;
1400, S, .Burgki, Bürgkelli.' 1389, B, .Burkli.' 1396/8, Z,
,Bürgi' (Gen. .Bürgis', Acc. .Bürgin'). 1335, Gl; 1385/1440,
ZStdt; 1415, AaMell. (.Bürgin'). Familienname: , Burket.'
1491, G, .Burclii, Burckhi.' XVIII., SBib., Bürgi B; Sclnv ;
UwSa. (schon 1485); UUrs. ; Z; 1348, Aa (.Burgi'); 1521,
ZMänned.; 1523, ZRicht,; 1524, ThRheinkl.: 1531, Zg;
ZMeil.; 1540, Bs; Anf. XVII., SBib.; 1744, UwLung. ,Cuoni,
Welti Bürgis ze Schernz.' 1432. Aa. Lokaluamen: Burketli
ZSth. Im Bürgi ZWulfl. Im Birgit ZStäfa; dazu der Fa-
milienname .Bürgisser.' 1523/31, AaF.
Bari — burl.
Barlaba. Eine Hexe bekennt, der Teufel, genannt
B., sei ihr Buhle gewesen. 1520, Z.
Parlament n.: 1. Unterredung, mündliche Unter-
handlung. ,Der gottlos Küng vom P. des Bischofs
Heiligkeit erkennt.' JMahl. 1620. Spec, Vergleichs-,
Friedensunterhandlung. ,Im Fall er [der Anführer
der Aufständischen] Willens, das Parlement mit mir
fürzunemen, so mag ich leiden, dass er drei seiner
Vertrauten zu ihme neme. Das will ich auch tun
und wollen in Mitte zwischen beider Parteien Volk
der Länge nach Red halten.' ARyff 1594. ,Und sind
wir 13 Stund lang mit diesem P. umgangen.' ebd.
,Im P. und Vertragshandlung.' RCys. Auch von schrift-
lichen Auseinandersetzungen, Friedensvorschlägen.
Chr. v. Landenberg hat durch seinen .bubeir ein lan-
ges ,p.' geschickt. 1540, Absch. IV 1 c 1213. Zwei
Bürger des aufrührerischen Mühlhausen werden be-
schuldigt, der vor der Stadt stehenden eidgen. Haupt-
leute .freündtlich parlarnent' der Gemeinde verschwie-
gen zu haben. 1587, Absch. — 2. (Rats-)Versammlung;
Gesellschaft, spec. eine solche, in der es wüst und
lärmend zugeht. Hans Schärer von Oeningen (,wär bi
den puren ennethalb Rins und Bodensees gelegen')
zu Hug von Landenberg [mit dem zusammen er in
Frauenfeld zecht] : .Wie züchen dine puren im p.
umbhin? Wir wend das p. ouch han und dir die
straich ouch machen. Kessler, far inhin uf dem p.!
Also schluog er der landsknechten straich.' 1525,
Absch. IV 1 a 741. ,Comes: Was hands dann für ein
parelement, dass inen das land solt werden abkent?
Consul: Es hat ein rott sich zamen tan in unsers
wirts hus mit solchem pracht, spilent, schryent, sufent
tag und nacht, hand ouch mätzen, unnütz fasels vil,
ein gschrei mit gsang und seitenspil, dass ir menger
in einr nacht und tag an einem guldin nit gnuog han
mag.' Salat 1537. Über das .Ehren-Parlament' am
Narrenfest in THWeinf. s. Narren-Fest (Bd I 1116);
Keller, Weinf. Chron. (1864) II 26 ff. — 3. (Parliment)
in der Formel: im ganze* P., durch die Bank, durch-
weg Ndw. Im ganze* P. sind Alli hibsch, ist e*kei*s
Wiests. Im ganze" P. findt-me" kei*s rechts Glas.
1591
Bari, berl,
bor], bnrl
l.Vi-J
Parlamenten: parlamentieren. .Mit denen im
schloss zu parlimenten.' 1522, Strickl.
parle": 1. a) reden. Gacnerspr. ,Barlet, gret.'
Edlib. (WB. des Rotwälscben). S. aucb Gengenbach,
Bettlerorden 469. — b) .mit Eini p.', reden, mündlieb
unterhandeln. ,Wenn man mit den conventzhern hat
gebarlat um usskofen und was mau inen hat wellen
geben.' Sicher 1531. ,Het man nit mit der puren
hoptman gbarlat, so wer inen in der stat spate en-
schüttung kommen.' ebd. ,Der Pfaff wird p. stark
mit ihr, sei soll nit leisten dein Begier.' JMahl. 1620.
— 2. französisch, auch übh. in fremder Sprache reden,
meist mit dem Nebensinn des Raschen, Sprudelnden
Ap; Bs; Tb; Ndw; Zg; Z. Min Bueb cha"* scho* ita-
licmisch p., nüt Schoners Z. Parli-Joggli, Name eines
1830 aus Frankreich zurückgekehrten Gardesoldaten,
der allein im Dorfe französisch konnte ZErl. —
3. rasch, unverständlich, sinnlos reden, plappern BO.;
Ndw; Z. ,Das Gemurmel der durcheinander parienden
Stimmen.' EWartenstein 1866. ,Urauf fangen sie ko-
misch zu p. an, dass Keiner den Andern verstehen
mehr kann.' Z Kai. 1806. Vom Sprechen kleiner Kin-
der AAFri. Vom Vogelgezwitscher: Wie chönne'd s'
[die Spatzen] nüd p.! KdMby. 1844.
Frz. parier. Auf it. parlare beruht höchst wahrsch. das
Sp. 1145 behandelte polare" (mit dissinülator. Schwund des
ersten r), palsle* (mit Fernassim. des r an I), dazu das Nom.
ag. Palsri, Palali usw.; vgl. ,parlaren' bei Gr. WB. VII 14 04.
Parlete" f.: wirres, unverständliches Durchein-
anderreden ZO. Si bete'd g'wüss de" Böscehram ?
E" P-en isch g'si" und Lüt ! ich ha" ml" Lebtig Nüt
so g'seh". Stütz.
Parle'wu: scherzh. für Franzose B; Z. Ge''t-ne"
recht, dene* Donners Wälsche", schleht-si z' Tod, die P. !
NvDEGGER 1885. — Frz. parlez-vous.
parlifrangss Th; ZZolL. barlifrayssi BsL. Ph
cha"" nit b., kann nicht französisch. — Frz. parier
francai*.
parliere": = parle» 2 Bs ; B ; L ; Z. Klavier spilen
iiiul wältsch p. .Parlieren wie ein Wcltsch.' Gotth.
F/iht a" am Würtshüstiseh p. uf Wältsch u"d Putsch.
Schwzd. (BSi.). - Vgl. auch Polier (Sp. 1155/6).
barliggC-barlägge" L. bcrligge'-berldgge" Z, bo-
ligge'-bohigge" BsStdt: 1. Ausruf des Käsperli im
Puppenspiel BsStdt. — 2. s. Figgen I 1 (Bd I 713).
— 3. Ausruf der Gleichgültigkeit, = es liegt mir nichts
dran L.
Vgl, Gr. Wß. I 1525/0; it. far berlic(ehe) berloc(ehe),
Hokuspokus inachen, beschummeln: piemont. b'rlV: <: b'rlol.-.
invocazione magica dei ciurmadori; locuzioue senza senso
allusivo al demonio; andi « b'rRk, andar a risico (Pozzo);
femei frz. brelique-breloque, Hals über Kopf.
Barlandött P.M., Berlandött PPo. — PI. -otte" —
in.: Häscher, finanziere, preposto. — Piemont. b'rlandit,
gabelliere (Pozzo).
Parlis: 1. Parlü n. (nach St. m.) Gichter, Krämpfe
der kleinen Kinder W. — 2. n., Schlagfluss und die
dadurch bewirkte Lähmung. ,In traf das parlis,
das er zuo der rechten siten genzlich erlaraet.' Anf.
XV., G Handschr. ,Der siechtag, den man nempt
bailis, [ hat] die frowen geschlagen.' ebd. .König
Wenzel starb zu Prag an dem parlis.' Vad. ,Das
pärliss, schlag und andere läme.' Tierb. 1563. .Für
den schlag parlis nimm räckholderber [usw.].' Zg
Arzneib. 1588. Daneben in den Formen .Parli, Per-
li(n).' .Paralasis, parly.' Ebinger 1438. .Weiher dem
andern das vallend übel oder barly wünste.' 1464,
Bs Kq. ,'s berlin, vallend siechtag und ander ruch
siechtag.' HvRüte 1532. ,Mit einer Krankheit, so man
Pärlin nennt, ergriffen.' 1642, L. .Das Barli oder
Schlag.' ZElgg Arzneib. um 1650. ,Perle n., Schlag-
fluss, Paralysis.' XVII., Bs (Spreng). .Denen, die das
Paralysis oder das Barlen oder der Schlag die Zungen
getroffen hat.' XVH./XVI1I., Arzneib.
.Mlid. par(a)lis, aus gr.-Iat. paralysis. S. auch Gr. WB.
VII 145S/9 und vgl. noch perlen-siech.
Berlang (Be!r- THBerl.) m.: ein Glücksspiel mit
Karten Ap; GStdt; ScHStdt, St.; Th; Z; jetzt fast
überall abgekommen. Nach einer Angabe in THBerl.
vornehmlich am Neujahrstag. in ScHSt. .vor der Brücke'
am Berchtoldstag gespielt. Jeder Spieler erhält drei
Karten; der Gebende macht einen Einsatz in die
Kasse. Nach Einsicht der Karten kann der erste
Spieler in der .Vorhand' ein Angebot machen, z. B. :
mir gilt's 1 Franken; der Nächste .überhaut': mir
gilt's 2 Frk. ; der Dritte bietet noch höher usw., jedes-
mal mit entsprechendem Einsatz. Wer schliesslich
alle Andern überbietet, streicht ohne Weiteres den
Inhalt der Kasse ein; , halten- aber die Übrigen das
letzte Angebot, so wird das Spiel aufgedeckt und fest-
gestellt, wer die meisten Punkte hat. Am meisten
zählen 3 gleiche Karten (Drittglich oder Bedang) ;
das Allerhöchste sind 3 Ass (Ass- oder Natür-B.J,
dann folgen 3 Könige. 3 Damen usw. In zweiter Linie
stehen Sequenzen, in der Reihenfolge : 3 vom Ass
(31 Punkte), vom König (30 Punkte) usw. Hat Einer
3 vom König, ein Anderer aber das Ass dazu, so ge-
winnt Dieser; denn das Ass .tötet' die Sequenz. Das
Spiel ist unentschieden (.steht'), wenn 2 oder 3 Spieler
gleich viel Punkte in ihren Karten vereinigen (nach
ONägeli). — Frz. brelan, ein Kartenspiel, afrz. brelenc. ber-
lenc, Brett zum Würfelspiel ; span. berlanga, ein Würfelspiel.
Schaf fh üser-: eine (aus Schaff hausen einge-
führte) Abart des gewöhnlichen Berlanga THBerl. Bei
Diesem heissen Pique-Dame und Carreau-Bube Bam-
per, wenn sie mit zwei andern gleiebgradigen Karten
(z. B. 2 Assen, Königen) zusammen einen .unechten
Berlang' bilden, der zwar von jedem echten Berlang
gestochen wird, selbst aber jede andere Kombination
sticht (Dr Brugger).
berlange": Berlang spielen AaZ.; Ap; ScHSt.;
Tu; Z.
IVrleg. Kannst-mer uf der P. cho", kannst gehen,
wo du willst GrV.
Berli" n. LBerom., P- Bs (Spreng); Ndw, sonst
meist in der aus der Schriftspr. entlehnten Form
Perle" f.: 1. a) Perle. Peru" bare" Bs (Spreng); s. Sp.
1506. Du g' siehst g'nueg öni Liecht, du hesoh jo keini
Perlt" s' bore". — b) übertr. .Er ist ein saubers Per-
lein, homo nauci. nullius frugis.' Mey., Hort. 1692. —
2. Perle' f., Hornknopf GitVal.
Mhd. b'irlin, Dim. zu birbs f. Wie in der echten IIA.,
so herrscht das Dim. auch iu der ä. Spr., aber ohne mehr
als Dim. empfunden zu werden. Belegt ist für den Nom. Sg.
.Bärly.' Bib. 1531; .Berle.' Tierb. 1563; RCys.. .Perle.'
Bib. 1667; Disc. 1721; JUlr. 1727; .Berlin.' Kuef 1554,
.Biirliu.' Zwiugli. .Pärlin.- Bib. 1530; Mal.; .Peilen.' JUlr.
I7:s:j; .Perbin.- FWyss 1673. PI. ,BerIi." Salat; ,1'ärli.-
1598
Bari— burl. Barm — bun
1594
Bib. 1560 j ,BSrle.' Fris.; , Parle.' Bib. 1548; Fris. ; .Berlin.'
I47n. Abscli.; 1530, ebd.; Kessl.; Tierb. 1563; .Perlin.'
JM011. 1CG5; Herpnrt 1669: .Bärlin.' Stolz 1519; Zwiogli;
Bib. 1560; 157S, IiCvs. : .Pärliu.' Bib. 1530; B Gerichts-
satzg 1615; .Berlen.' 1371, Z; .Perlein.' 1671/96, L (neben
.P&rlein'); CISchob. 1699; Bs Apothekertax 1701. Gen. PI.
.Perlinen.' 16S5/1703, Z Mand.; .Perlenen.' 1680, ebd. Dat.
PI. .Berlin.' 1385, Z Ratsb. ; Ansh. ; Rüeger 1606; Z Mand.
1650; .Perliu.' Ansh.; RCys. ; .Bärlin.' 1 550, SchwE. ; ,Pär-
lin.' Bib. 1531/60; .Berulin.' 1175. Bs Chr.; .Berlinen.'
BCys. S. noch Berli-Ei (Bd I 17).
Adcls-Perle": „Salmo marsena, Adelfisch [s. Bd I
1099] als im ersten Jahre" Bodensee; s. GLHartm.
1827, 140. — Aus den kleinsten Schuppen des Fisches wurde
angeblich früher der Saft für die Glasperlen bereitet; siehe
GLHartm. aaO. 144.
Spiess-Perle": durch Brechen von Spiess-Glas
(s. Bd II 645) hergestellte Glasperle (mit unpolierter
Bruchfiäehe) Z. — Wasser-. ,[Es sollen] keine an-
dere Haarband als von faltsehen oder Wasser-Perlinen
getragen werden.' Z Mand. 1703.
berlocht, -geht: mit Perlen besetzt. .Ein sidin
altartwehelen mit einer berlohten listen.' 1357, Arg.
.[Sie] haben demselben von Strassburg ein perlechten
kränz [Rosenkranz?] zerryssen.' 1469. Bs Chr.
Berlogge": Berlocke, Uhrgehänge ThEiiii. , Kin
Perlockhen von Gold.' XVIIL, L luv. ,Ein goldenes
Berlogen.' 1789, Inv.
Barm — burm.
er-barme" — Ptc. erbarmet: 1. Erbarmen haben,
Mitleid fühlen, auch beklagen, a) mit act. Subj. a.) mit
Acc. P. Erbarm Gott de" Hans! S (Joach.). — ß) mit
Dat. P. Ich han-me" erbarmet Gr. — b) mit pass. Subj.
Aa; B; Gl; Z. Die Lut sind z' e. ,Die etwann nit
erbarmet, iezt aber erbarmet sind.' Zwingli (I. Petri 2);
oi oüx TjXer)(ievoi vöv dl ^AetjS-svtes. — c) unpers.; das
Obj. steht im Gen. oder Dat. Deru" Chinder ist z' e.,
schi stand meist am läru" Barmu" W. Dir, d'ene"
Lüte" ist z' e. GrS., Scuolms, Splüg. Auch ohne Obj.
.Wann der Eiffer an disem Tag nicht besser als die
Vorbereitung, so ist es wol zu e.' Müller 1665. —
2. refl. ; der Gegenstand des Erbarmens wird im Gen.
(so bei Fris.; Joh.Wetzel 1583) oder mit ,über' ein-
geführt. Ä. Spr. — 3. mit Acc. P., zum Erbarmen.
Mitleid bewegen, a) mit pers. Subj. B; GRHe., Pr..
Valz.; L. Du erbarmst mich, so e" Selligi müesse"
z' ne". Gotth. .Der Knecht hätte sie erbarmet, sonst
hätte sie schon längst Lärm gemacht.' XHerzog 1863.
.[Ich, der verschmähte Liebhaber, hoffe] daz ich si noch
möcht irbarmen, daz si mich armen nicht enwolte
län.' Hadlacb. .[Ich] gon in bösen hudlen und fetzen,
als ob ich die lüt e. soll.' B Fasnaehtsp. 1558. ,Mi-
sereor illius, ich erbarm mich seinen, oder, er er-
barmet mich.' Fris. .Die [andern Geissbuben] hulffen
mier; in sunderheit einer, den erbarmet ich, und datt
mier vill guots.' ThPlatt. 1572. ,Er kleidet die Ar-
men; alle Betriebte ihn e.' GGotth. 1619. ,Sein Wyb
und Kind e. mich.' JMahl. 1674. — b) mit unpers.
Subj. ,'s [muss Einen doch e.' MEY.-Mer. Dass 's
Gott erbarm! formelhaft i. S. v. erbärmlich B; Th; Z.
Es ist es Wetter g'si", dass 's G. e. Er häd Schlag
übercho", dass 's G. e. .Burgermaister hab geredt, wir
rietent, daz Gott dierbarm: ain gmaind sölt uns die
stegen ab werften.' 1491, G (Zeugenaussage). Herr
lesesli, dass 's G. e.: zu-änzg Suppen u"d Tee" einzigi
warm B. Erbarm 's Gott der arme" Sei, die de" un-
artig Möntsch einisch als Ma"m imtess ha". Hausfkd
1888. ,Ir sind 's, dass Gott möcht e., ärmer, dann
üch jemand acht.' U Eckst. .Erbarm's Gott, dass ich
alter mann nun leid on fröud erzogen han.' Roef 1540.
Auch = weh tun, betrüben. ,Ich muosste [mich] mit
einem streiwenen schinliuot sampt einem schlechten
meyen doruff behelfen, welches mich ein wenig er-
barmet.' 1560, ARyff. — Gott- erbarm(s), -er-
barme" s. Bd II 515. Dazu hier noch einige Nach-
träge. Es ist zuem G-e"! Gl; Z. E" Hitz [usw.] zum
Gotterbarm. Chrank und arm ist e" topplets Gott-
erbarm ZStäfa. En junge'' Imb im Mai ist wert es
Fueder Heu; im Heuet aber e" Schicarm ist nur e" G.
Nat.-Kal. 1865. Dö bist du noch (e" par Stund, wit)
hinder Gotterbarmfe") g'si', warst du noch nicht ge-
boren Aa; Gl; Th; Z. Gotterbarm, ein erdichteter, sehr
ferner Ort des Elends Ap. Drei Stund hinder Gott-
erbarmfe"), sagt man, wenn Jemand oder Etwas noch
sehr ferne ist Ap (TTobler); Z, von einem weltab-
gelegenen Orte U. Als Name bestimmter Orte: Gott-
erbarms, abgelegener Ort an der Splügenstrasse Gr,
angeblich in der Pestzeit ausgestorben. Gotterbarm
LOberkireh. Gotterbarm- Weg BsStdt.
Manchenorts (so in Th; Z tw.) hat sich das W. nur in
den formelhaften Verbindungen mit ,Gott' erhalten, während
im Übrigen ver-barmen gilt.
Er-barme" n. Es ist es E.! traurig, kläglich Gl.
Er-bärmd f.: Erbarmen BsL. (Spreng); BSa.;
ScHSt. (Sulger). E. mit Eim ha". In der ä. Spr. vom
XIV. /XVIIL häufig. .Wir Walther von Gottes erberm-
den apt des gotzhuses ze Engelberg.' 1307, Gfd.
.Durcht erbermde Gots des allemechtigen.' 1476, Bs Chr.
.Erbarmd und mitliden.' 1499, U. ,[Der Tod meines
Vaters] hat mich in gross erbärmd gsetzt gegen mynen
so kleinen gswisterten.' Ardüser 1572/1614. ,So wird
kein Erbärmd gehalten.' CMever 1657. ,Die Erbärm-
den [PI.].' AKlingler 1691. ,Mein Eingeweid wallt
von Erbärmd.' UBragger 1777. — Gotts-. ,Die land
beschädiget, dass es ein g. ist.' Ansh.
er-bärmd: Erbarmen erregend. ,Uf langen er-
bärmbden fürtrag der armen burgern von Jenf.' 1525,
B Schreiben.
Er-bärmet n.: = dem Vor. GrA. Es gross E.
han mid Eim.
er-bärmet: wer sich erbarmt, mitleidig GrA.,
Valz. En Erbärmete''. Ich bin de"" so z' vil erbnrmeti.
Es erbärmets Herz han.
Er-bärmigkeit f. Erbärmket ZStall., Zoll., Er-
bärnktf, ZLunn., Erbärmkt u. ScHSt. (Sulger), Er-
barmte Sca (Kirchh.): Erbarmen.
er-bärmiglich .erbärmklich': 1. barmherzig. ,Er
was e. und barmherzig gegen den Kristen.' Morgant
1530. - - 2. Erbarmen erregend. ,Und meint ietlicher,
dass sy [die Bilder] lebendig sygent, also erbännk-
lichen sind sy gemacht.' HsSchürpf 1497. ,Ser kläg-
licher und erbärmklicher wis.' Ansh. ,Er e. dort am
ruggen lyt.' Haberer 1562. .Miserrimi temporis, der
eilenden und erbermklichen zeit' Fris.
gotts-. Wie ist das e" gottscbärnklichs G'wüel !
Stütz.
1595
Barm— bin
Barn — burn
1596
er-bär misch: mitleidig GrAv.
er-bärmlich: Erbarmen erregend. .Witwen, wei-
sen und erbermliche personen [im frz. Text: ,per-
sonnes pitoyables'].- F Stadtb. .Auf dem See hat sich
ungefärlich urab das Jahr 1616 ein erbärmliche Ge-
schieht zugetragen.' JLCvs. ,Wie er den Juden die
Pflüg in die Rucken gehen lassen, ist in den Bücheren
der Maccabäeren e. zu lesen.' FWyss 1672. Auch
(mit Anlehnung an ,Erbärmd') in der Form ,erbärmd-
liclr: .Die erbärmdliche Schlacht [bei St Jakob an
der Birs].' JGross 1624. In der lebenden Spr. wie
nhd. a) als steigerndes Adv. E. trü/rig dri'luege" L.
's hät-mi'h e. (/fröre* B; Th; Z. — b) elend, schlecht.
Ki> e-e" Kerli.
gotts-: Verstärkung von erbärmlich. Syn. gotts-
jämerlich. 1. erbarmenswürdig, elend Ap; GRTschapp.,
Valz.; Th; Z. En g-er Mensch, en g-i Hütte', Er-
zieji'g. — 2. als steigerndes Adv. Ap; Bs; B; GRFurna,
Kl., Tschapp., Ziz.; Th; U; Z. En g. Närrseher Gr
Furna. Eine" g. durche"hau"'e". G. schreie", lamentiere",
brüele", tue".
Er-bärmniss Zg Kai. 1867, Erbiirmnist Gl, Er-
bärmist Gl; GrAv., D., He., Pr., Seil.. Tschapp., Er-
bärmisch GrU., S., Scuolms, Splüg., Erbarmst GRÜbS..
Erbarmst GW.; ZDättl. — f. GrAv., D., He.. Pr., S.,
Seh., Tschapp.; ZDättl., n. GkD., ObS., Scuolms, Splüg.;
GW.: Erbarmen. Wer mit Tierlene" nid E. hed, hed
aw* nid mit de" Lüte". Eis. Zg Kai. 1867. ,Er erregte
wenig Erbärinniss.' VMeyer 1762.
ver-barme": 1. = er-barmen 1 b Aa; GG., T.; Sch;
Th; Z. Er ist nüd z' v. ,Wer sich in seinem Haus
auf den Kopf regnen lässt, ist nicht zu v.' Sprww.
1824. — 2. a) = er-barmen 3 a AaF., Ku.; Gl; GG.;
Tu; Z. Mich verbarme'd-s' [die Kinder], möcht ab-
ene" grlne". Stutz. Du arme" z' verbarme", wie tropfist-
mi'h auch (für du armer Tropf usw.), seherzh. Ausdr.
des Bedauerns Z. ,Wie würd es der guten ehrlichen
Baursame gehen? Verbarmete mich.' Museum 1794.
— b) = er-barmen 3 b Aa. 's verbarmet Ein.
Ver-barme" n.: Erbarmen Aa; BsL.; Sch; Th; Z.
V. (in Sch auch Verbarme'sJ ha" mit Eim. Si het
a'foh grinen und schreie", 's isch e" V. g'si". Breitexst.
Ver-barmer m. s. Ver-gunner (Bd II 334).
Ver-bärmigkeit f. Verbärmk.J Z, Verbärnket
Sch (JMeyer); Z, Verbänhi ZO., Verbärmkt n. ScuSt.
(Sulger), Verbämkt ZF., Verbärmch ScuStdt: Er-
barmen. V. mit Eim ha: Es hät-is fast d' Ver-
bärmked überno", wo 's Saldi niuess eso en Geuss ablö".
ESc8ÖNENBER6ER.
ver- bärmiglich verbämklich : erbärmlich. V.
schreie" SchScIiI.
v er-bärmlich. .Also dass [in Lissabon nach dem
Erdbeben] Alles v. [verbrämlich. Hdschr.] aussiebet.'
1755, Z Tageb.
Ver-bärmniss SchwE., Verbärmnisch SchwE.,
Verbärmnisi GG., Verbärmiss GPfäf., Verbärmisch GA:;
SchwE., Verbärmst Ap; GBern., F., Sa., Schmerik.. Ta..
T.j Th; ZO. — f. Tu, n. GG., m. Ar; TiiEschenz:
Erbarmen, Wo-n-er (der verlorne Sohn] a" 's Hüs
zue cho» ist, het-e" sin Vater g' sehn und het V. mit-em
g'ha*. Dial.
Bärmd f.: Erbarmen. ,Zur B-irmbt bereit.'
GGotth. 1619.
b ä r m iglich bärnkUA : Adj. zur Bezeichnung eines
sehr hohen Grades, Masses. Mit so-me" b-che" Rich-
t um. Stutz.
bärmlich: erbärmlich, beklagenswert. ,Ze gros-
sem b-en schaden.' 1422. Zellw., Urk. .Dass sy an
iren güeteren so b. nit geschadgot werden.' 1449, Tu
Kliugenb. Offn.
ab-bärmele": in der RA. {* muess fast a., den
Geist aufgeben L.
Berm(en) f.: 1. ,Die Berm ist ein Platz oder Weite,
so zwüschen dem Graben und Wal vornen gelassen
wird, sonsten der Fuss des Wals genant; sein Breite
ist ungefähr 4 biss in 8 Schuh.' Kriegsb. 1614. —
2. CSträsse"-) Berme" , Strassenbord und Graben Z
(Spillm.). Abhang: Er ist über d' B. abe" g' falle"
ZZell. — Frz. berme. W.illabsatz. Berm ra., Xame eines
stafenartig erhöhten Grundstückes AaZein.
„Bermet, Bermet n.: ein höchst gefährlicher Typhus
am Rindvieh Scuw; Zg" (St.8). — Wahrsch. identisch
mit Bär-Mund (Sp. 322).
PBrmissiön f. : 1. Erlaubniss B. Wer het-der d' P.
g'ge"? — 2. spec, Urlaub S. Vor zwe Tagen isch-cr
hei" cho" uf P. BWyss 1863.
permittiere" ZHed. (Wolf), -mettiere" BsStdt,
-midiere* B : erlauben; gewöhnlich nur in Wendungen
wie: Das (Dcrigs, Sottigs) ist nüd permittiert. Selbigs
sig doch neue* nit permidiert. Gotth.
Perniollja GrD., Perno(u)llj<; GRJenaz, Pr.. Sch.
— f.: gew. PI.. Beere des Schlehenstrauchs. Prun.
spin. — Bätorom. pemiu(o)glia.
Barn — burn.
Barnabas Bärnebass AAFri.; Z, Bärfbass SchwE. ;
ZZoll.: männlicher Taufname. Name eines Kalender-
tages (11. Juni). Bauernregel: Eignet 's a" Sant B..
schwint de'' Wi" bis i" 's Eass Z ; s. auch üben /(Bd I 34).
Die Form ohne n beruht möglicherweise auf einer Ver-
mischung von .Barnabas' mit dem gleichfalls biblischen ,Ba-
rabbas.'
Parni's (PI. Parniser) U — n., Parnise" PAL; W
(auch 1780), B- UwE.; USil., Pemise" BO.; Gr; G
Kapp.; U, Pernisle" BHaslib. — f.: Steinhuhn, Perdix
sax. BO.; Gr; GKapp.; UwE.; USil.; Rebhuhn, Tetrao
perd. PAL; U; W. Vgl. Tschudi, Tierl.a272; AFeier-
abend 1873, 106. , Pemise, Parnissli, das Steinfeld-
huhn, griechisches Feldhuhn. Steinhuhn, Perd. sax.'
Meisner u. Schinz 1815. .Perdix major, zu teutsch ein
pernijsen, parnijsse, ein wältsch oder rot räbhuon.'
Vogelb. 1557. .Der parnisen fahung.' Wcrstisen 1580.
.Fasanen, Pornysen, Steinhühner.' 1611, W. ,Stein-
hüener sind da'gmein allzeit,' Parnisen in der Gross,
Gestalt, als ein gross Räbhuen man es halt.' Rebm.
1620. , Bären, Luchs, Parnissen, Wachholdervögel.'
Güler 1625/6. ,Umb ein Bärnisen und ein Luten
10 Btz.' 1661, B (Rechnung für ein Neujahrsmalil).
.Steinbock, Ybschen, Parnisen und vil andere gute
Schnabelweid.' FrHappner 1666. , Perdix major, germ.
Parneisen.' JJWagner 1680. .Parneissen oder Rot-
hüner.' JJSchedcbz. 1699. .Pernisen- unter essbaren
V8geln. GHeii>. 1732. .Mit Parnislinen.' 1732, W.
1507
Barn— bnrn. Barp— bnrp
L598
Drosslen, Amslen, Farneisen.' JJScheüchzer 1746.
.Tetrao rufus. die Pernisse.' G Wochenbl. 1798.
It. pernio , ans lat. perdix; piemont. p'rnt», bergam. penn»,
rätorom. pernüch. Hiebet sehr wahrsch. das bei OEckst
(Ryehst.) zweimal vorkommende ,parn6ssli(n)': .Was wilt im
vil hebreisch sagen ; er könnte bass p. jagen.' ,Ich gloub,
es sy Balaams essli : Murnar hett lieber ein b.'
Pernamen n.: Geleitschreiben, Pass. ,Als bald
wier das p. suoehtent und erlösten in von stund an.'
Stclz 1519. — Wahrscb. Entstellung aus pers.-türk. perm&n,
einer Nbf. zu fermän, firmün, amtliches Schreiben, Pass.
Berna'se" f.: kleine eiserne Feuerschaufel, die
man beim Feuerherd braucht W.
Piemont. b'rnaea, bergamask. bernas, barnec, comask.
bernha, larnttsch, im Patois der Westschweiz bernar, bernadzo.
Berne" f.: Bergdohle, Corv. pyrrh. Gr. (Meisner
u. Schinz 1815, 58).
Berner I m.: 1. Einer aus dem Kanton oder der
Stadt Bern. B. heissen bei den angrenzenden Lu-
zernern noch immer die Bewohner des Aargau, so
z. B. in LBerom. die Bewohner von AAPieinach. Der
B. gilt als bedächtig, schwerfällig, ungeschlacht; vgl.
3Iutz, Ber, ferner numen (Sp. 753). E" ßner B. ge-
hört zu den Dingen, die es nicht gibt Aa. 1499 höhn-
ten die über die zögernde Politik Berns ungehaltenen
Eidgenossen: ,Die Bernerlin, die kistenfeger, die Schel-
men, die wälseben heignossen wärind guot, ein flucht
ze machen.' Ansh.; vgl. ebd. III2 263. — 2. Refor-
mierter, im Munde der Bewohner von AaF., Leer.
(Gegs. Luzerner); F; LE.. G.; W. — 3. Kuhname W
(AmHerd). — 4. Bezeichnung des kalten Nordwindes
W. Hut bläst der recht B. — 5. Kartoffelsorte; s. Bd I
381. — 6. eine Münze. .Um 100 march b., die sie ge-
lihen habent.' 1296, Gr Urk. ,320 pfd und 10 ß b.' Ansh.
Im ersten Beleg tmter 6 bezieht sich B. auf Wälscb-
Bern, d. i. Verona; s. Schm.-Fr. I 279. B. als Familien-
name BStdtf; FStdtf; Uf; XIII., AaZof.; XIV., BsStdt
(dazu der Hausname ,zum B.' Bs Stadtb. 1890, 231; von
Spreng mit Berner II in Zshang gebracht); 1394, Z Ratsb. ;
1459, ZElgg. Als Zuname ThHw.f .Barbara Bleuler, Ru-
dolfen Berners.' 1766. ZZoll.
bernerisch: reformiert LBerom.
„bernerle": ein Kegelspiel, welches darin be-
steht, dass jeder Spieler z.B. 20 Kreuzer einsetzt und
dann wieder so viele Kr. herausnimmt, als er Kegel
schiebt; wenn aber von ihm mehr Kegel umgeworfen
werden, als noch Kreuzer sich vorfinden, so muss er
das Mangelnde mit so viel Kreuzern ersetzen."
Berner II m.: .hoher Erker, sublime podium, oder
sonst ein erhöehter Ort.' Spreng; s. Anm. zu Berner I.
Bemhart Bernd (Dim. Bernetli) AAAar., Hold.. St.;
„L; G; Sch;u Z. Bernig(li) Sch, Benert Bs, Berni
(Dim. Berneli) Bs; B; Gr, Berti (Dim. Beneli) BsL.
(lt Spreng .pöbelhaft'); B; L; „S;" Zg; Z, Beni (auch
Be'noJ GrD.: 1. männl. Taufn. .Berny Müller.' 1513,
GRJenaz. .Bernet Mundtweiler.' 1653, AAWett. Als
Familienname: .Bemhart' B; Gr; LStdtf; Sf; Z
Stdtt, Bernd GStdt. Berni SBib. (auch 1797). St
Bernards Mantel, Name eines bes. starken Getränks (V):
Wann- er [Herr Hans Rapieri] scho" ganz vöücr im'1
schürt muri iseh fi'si", a's wie a" Sü m der Chötlacha",
dass ma" hed Tür und Tor met im i'ränna" müga",
so hed-er nottig noch ganz halbmässig Fldscha" foU in
Gesundheit Samethansa" Saga" ässg'soffa* un° si'h
redW* B' scheid 'to*, und hed-sich z'letscht noch met St
B-s 31. zuedeckt. Rapieri 1700. — 2. .der grosse Bern-
hard-, Name der Glocke zu GnPrada; s. Arch. f. Volksk.
IH 184.
S. Doch Hardi (Bd II 1596), Benz I (Sp. 140S). Mit
St B-t Mantel ist ohne Zweifel eig. der Mantel des hl. Bern-
hard von Clairvaux gemeint, den Dieser nach der Legende
hatte ins Feuer fallen lassen und unversehrt wieder heraus-
zog; aber der Sinn unserer RA. bleibt trotzdem unsicher.
Vgl. übrigens Steffent Mantel in dem Bd III 31'augeiührten
Trinkspruch.
Bernhardin Biredi": männl. Taufn. aScßw, E.
Pernitsch in. : zweirädriger Karren mit Kasten
zum Führen von Sand. Mist usw. GrPt. Er hed den
Nutz [Alpnutzen] eben nid uf-emen Bedig old ime" P.
g'han, sondern g'sommet. GFient 1898. — Wohl etym.
identisch mit Bcnnetsch (s. Sp. 1292).
pernndle": bes. in der Zss. ummer-p., (herum)
drücken, pressen, balgen GRPr.. Sch.
Eig. Zss. mit n-udlen (s. Sp. 676); das Präf. per-, das
auch in per-mixlen (Sp. 608), perdäuchen (Sp. 1540) vorliegt,
scheint von perdaihn (ebd.) ausgegangen.
Bim in.: der vorderste Teil des Schwanzes beim
Vieh GrL. Syn. Storzen.
Biirne°m.: 1. Quell. .Zu Dagelines burnen.' 1278.
Bs Urk. H 143. ,[Die jungen Leute] luodent sü [die
Damen] über burnen und in garten.' NvBasel (Bs
XIV. 289). — 2. (Bumo) Teuehei PIss. (Schott 274).
- Zu 1 vgl. Leser I 397.
burne": brennen. .Burnende kerzen.' NvBasel. -
Vgl. Lexer I 397.
Bü'rnnss, in ZZoll. f Bönuss — m.: grosser,
schwerer Winterüberrock Aa; B; ThHw. ; ZO., S. Lan-
ger Mantel mit Kapuze Bs; S. — Frz. bournous.
Barp — burp.
ver-bi - bärpele": verhätscheln BsStdt. S. Sp.
919/20.
Perpendikel Parpandikgl GRÜbS., Perpentikel lis
Stdt. Perpgdikd GRPr., Sch., -tikel G, Per(e)bendikel,
B- AiWohl; Schw; ZZoll., -tikel AaF., Ke.; Th, Ber-
h:dikel Bs; Gl. Pernutikel G, Ben.ßikel ZXer.. Bentikel
ZZoll.: Perpendikel an der Uhr. Syn. Schivenkel.
Perpetuelle" f.: Katzenpfötchen, Gnaph. antenn.
GrCIiui- (Anderegg).
Borpele" -ö-'- BsStdt; „GSax", Börbele" BsStdt — f. ;
rote Pustel, z.B. von Insektenstichen herrührend;
.kleine auffahrende Hitzbeule' (Spreng). [Entstellende]
Bi'ppeli und Be2rbeli. RKelterb. Verstoche" wordf
bin-ich oo" de" Wäntele", dass-i'h voller B. g'si" bi"
BsStdt.— Zan-: pustelartiger Ausschlag bei Kindern
während des Zahnens Bs.
Purple" Burble" AAZein. — f.: Masern AAZein.;
auch von andern, mit Hautausschlägen verbundenen
Krankheiten. .Urschlecht, Purplen, Massern und Stupf-
len.' AABrugg Arzneib. — Vgl. Gr. WB. VII 2002. 2255.
PTirpe" f.: = Püpen (Sp. 1425) ZW.
pürpe", Dim. pürpele": auf der Pürpe" blasen
oder auch auf einem andern Instrumente schnarrende.
dumpfe Töne hervorbringen ZXer.. W.
1 599
Barp — liurp. Bars— burs
1600
Pnrpnr: 1. .Purper f.', Purpurschnecke. Fischb.
1563. — 2. (Purper Nnw) m., wie nhd.
purperlin: purpurn, .ßkleidt mit p. wate.' 1592,
LlED. — Contamination aus 'purpelin (zu purpd, Purpur)
und purpertn.
Bars — burs.
Bärsette" f.: = Espersetten 1 (Bd I 571) B; ÖL.,
Starrk.
Pers m.: Persienne, ein bunter Baumwollstoff Bs
(Becker).
Vgl. jjeraeni (ans p'erai^ntni) Schlültli (jenseits AaK.).
Von der verkürzten Form des Stoffadj. scheint das einsilbige
Grundw. ausgegangen zu sein.
Persie2 nen f. Z, Bersiöme* L; Ndw; USil., I'er-
siän UwE.: = dem Vor. ,Von fremdem, baumwollenem
Zeug, Persiennes genannt.' B Mand. 1728. ,Ein Ge-
staltrock von Persiänen.' 1789, Inv.
Die Form auf -ane" erklärt sich durch Rückbildung aus
dem Stoffadj. auf -e2ni".
persie2nin 7,0., persie'nig BsLie. : aus Persienne.
Persienigi oder indienigi Bock. .Ein persiänencs Für-
tuch.' Zg Signal. 1771. .Persienene Naehtröck.' Z
Donnerstagsbl. 1787. Wand vo' persienenem Papir
nennt das Storchenegg-Anneli die bunt tapezierten
Zimmerwände in der Stadt. Stutz.
perse' Aa; Bs; B; Ndw; Z, pirsche B (Gotth.):
versteht sich, selbstverständlich, natürlich. In ZStdt,
wenigstens bis vor Kurzem, so gebräuchlich, dass die
Stadt davon den scherzh. Namen Persepolis erhielt
(s. Osenbr. 1863, 144); nach Stutz wird der Ausdr. im
ZO. als fremd, städtisch empfunden. Chunnst hüt?
(Hä) p. ! Ja, heit dir o'h nüt g'ieüsst ? Kei"s Tönli,
p. nid. OvGreyerz 1898. Auch scherzh. verlängert:
p. und per Land ZStdt. - Der Anl. ist tw. (so iu Aa;
Bs; Ndw; Z) aspiriert.
ße2rsen f.: .diejenige günstige Lage der Kugel
beim Kreiseln (Spicken), aus welcher man mehrere
glückliche Würfe nach einander tun kann4 Z (FStaub).
Bersich Bl'rsig BsStdt: der gemeine Barsch, Perca
fluv. BsStdt, und zwar im ausgewachsenen Zustande.
GLHartm. 1827. S. Egli II (Bd I 144). .Die Vermeh-
rung der Barsche, Bärsig fordern.' 1762, Liebenau 1897.
Persiga f.: Pfirsich PAL — It. ;,<•,•»;«,.
PheTSö'n f-ö" GrV., -ü" Gl; GA.) f.: 1. wie nhd.
allg. .Dekein parson, man oder wibes bilde, jung oder
alt.' 1449, UwE. Urk. Spec, erwachsene Person: , Falls
ein Kind oder P. mit Tod abgeht.' 1633, GRh. Erbr.
— 2. spec, Frauensperson, oft in ungünstigem, mehr
oder weniger verächtlichem S. Aa; Bs; B; Th; Zg; Z.
Prägn. : Das ist e" P., eine Frauensperson, die etwas
vorstellt, von stattlichem Äussern Z. Es (chllses)
Persöndli, eine kleine Frauensperson Z. In einer Ka-
pelle auf dem Rigi steht auf einer Votivtafel zu lesen,
es seien bei einem Schiffbruch auf dem See ,8 Per-
sonen und ein Pur' gerettet worden. — 3. Rolle eines
Schauspielers (lat. persona). ,In einem spyl nennest
den einen Saul, den anderen Samuel, die ir p. allein
füerend.' LLav. 1569; dafür 1670: .weil sie derselbigen
P-en vertretten.' .Bald trittet auf diser Fürst, bald
jener Herr, spilt seine I\. gehet darvon.' AKlingl. 1688.
In den ä. Quellen oft in der Form , Parson', so 1132,
Zg: my. ebd.; Edlib.; 1572, ZZoll. .Parsal!.' XVI.. 81.
,Pärsun.' 1726. Ndw.
Eren-. ,Mein gn. Hrn. die Junker Obervügt [sind]
in Ehrenpersonen [in höchsteigner Person, offiziell]
den 1. Sonntag Sept. a. 1645 in die Gmein zu Zollikon
kommen.' ZZoll. Pfarrb. — Sunder-. Desgleichen
sollten .Sonderpersonen', d. h. einzelne Gerichte oder
Privatleute, die eigenmächtig .krieglich uffruhr an-
fiengen, gestraft werden.' 1524, Gr Urk. ,Nit allein
Sonderpersohnen, sonder auch die ganze Gemeind des
Dorfs.' RCys.
Personäli n. : die Personalien eines Verstorbenen,
die beim Begräbniss vom Pfarrer in der Kirche mit-
geteilt werden Ap (JMerz 1836).
Persöni" f.: verächtliche oder mitleidige Be-
zeichnung einer Frauensperson B.
persönlich: 1. von ansehnlicher Gestalt, statt-
lich. Das Umziehen mit Spiel in der Stadt wird nicht
.Schuelern' und jungen Leuten erlaubt, sondern nur
solchen, ,die zuo iren rechten tagen kommen, wol er-
wachsen und personlich, redlich lüt sind.' 1497, Z
Ratserk. ,Abt Cuon war ein grad, persönlich man.'
Vau. .Von leib ein stark, grad, vierschröt, persönlich
man, von gemüet senfts und früntlichs wesens.' ebd.
— 2. eine Person betreffend. ,2-tatijp, ist ein pfennig
xin, doch vil me gölten dann by uns die personlichen
zollpfennig.' Zwingli (zu Matth. XVII 27). Persönlich
werde', von sachlichen Auseinandersetzungen zu per-
sönlichen Anspielungen und Angriffen, wohl sogar zu
Tätlichkeiten übergehen Aa; B; Tb; Z. — 3. adv., in
eigner Person, "wie^nhd. allg. .Parsonlichen.' Edlib.
birs: in der Verbindung ,b. machen-, ausrauben;
vgl. Birs I 2, Fri-B. 2. ,Ain guot mann habe den
knechten profiand zuogefüert, sigind zwen von Nükilch
an ihn kommen, ihn birss zu machen anderstanden
und ihm vil brots, wol für 20 balzen, mit gewalt ge-
nommen.' 1532, Gfo. VIII 412 (Sca).
Birs I, Birsch f.: 1. Jagd, wobei das Wild umher
gescheucht, vom Einzelnen beschlichen wird, im Gegs.
zur Jagd auf Anstand oder Treibjagd; auch Vogel-
jagd L (Ineichen). Uf d' Birs ga" Th. Vgl. B.-Jagd
(Bd III 23). -Patent, -Gewer. ,Von wegen der frien
birs gerichten.' Ansh. — 2. vom Strassenraub? Heini
Uotinger von Baar wird verklagt, dass er ,bi Barre
uff der pirsse an fryer landsträss' Einem ,ein ros
frefenlich nam', einem Andern .sine rinder von einer
tiechseln entwert.' 1400, Z Ratsb. — 3. übertr. .Leider
habt ihr euern Kindern zu viel freie Pürsch gelassen.'
Sch Pilger 1884.
Fri- Frei-Bürst: 1. „Fr. ha", offenes Spiel haben,
zu tun, was man will, wenn man nicht unter Aufsicht
ist Sch." — 2. „Fr. si", in der Rappuse sein Sch."
Ge-pirs f. ,I)er freien Gepirs halb.' Stettler 1627.
birse™ „L;" Tu, birsse", p- B, hirsche" BLenk;
GRValz., p- GrA., bürse", bürste" I Tu: 1. a) auf die
(Vogel-)Jagd gehen B; „L;" Tu, bes. eine Liebhaberei
der Knaben B (Zyro). .Niemand sol an kainen fyr-
tagen nit hessen [Hasen] jagen, birssen noch sunst
ganz kainerlai waidwerk triben.' Sch Ratsprot. 1496.
,Man verbiet das pirssen und schiessen darumb, dass
einer siner arbeit acht hab und niemas darvon kein
schail entstand.' 1525, Z Ratschlag. .Vil [Burgunder
1601
Bars, bers, hirs. hors. lmrs
1602
bei Muvten] lieffen in den see, Sicherheit zuo suochen,
die birset man gleich den antvöglen.' Wtrstisen 1580.
.Männiglich hat sich an Sonn- und Festtagen [uA.] des
Jagens und Birsens mit und ohne Hund zu enthalten.'
1783, S Mand. S. noch voglen 1 (Bd I 698), Bohr 2 (Sp.
1180). — b) übertr. in der RA. Eine" pirsche* län, Einen
in seinem Laufe, in seinem Gebahren und Unternehmen
gewähren lassen GitA. Iz lid-en länp.i — 2. schla-
fen, prügeln BLenk. — 3. zanken, streiten GRValz.
Schi lieind mid enandere" z' birscke*, gebirsehet.
a°-pürsche'1: (das Wild) beschrieben, um zum
Schusse zu gelangen Gr (Alpenztg I 178). — er-.
.Etliche Gembsen zu erbirsen.' RCys.
Birs II f.: 1. Flussname. .Birsa.' 1101, Bs Urk.
's Wasser isch g'loff'c" rcie-n-e" B., sehr rasch SLei-
menth. — 2. Hundename BsL. — Zu 2 vgl. Wacker-
nagel, Kl. Sehr. III 79; Ztschr. f. d. Ph. 31, 501.
Borsel m.: Netzhaut um die Eingeweide beim ge-
schlachteten Rinde, samt dem daran hangenden Fette;
dem Ge-chrös beim Kalbe entsprechend GStdt. .Der
Borsel, der Magen und die beiden Engfält' Th.
Börse- LStdt; Z, Borsche* GlMoIL, Börsch (PI.
Barsche") Gl, Bürse* ZZoll. — m. : 1. = dem Vor.,
beim Schlachtvieh übh. LStdt, spec. bei Schweinen Z.
Gekröse GlMoII. Grie" und Börse" frei [unberechnet],
Formel beim Schweinehandel Z. Von den unter die
Chorherren zu verteilenden Stücken von Schweinen
werden dem Koche zugeteilt ,carnes que dieuntur
vorslage et horsen et mittein et caude.' XIV., Z.
.Schäfschädel und schäfbüch sol ietlichs nit höcher
dan umb acht haller geben werden, der borsan sol
aber in dem büchli sin.' 1495, AABrugg Metzgerordn.
— 2. Wamme Gl. — 3. Hemdkrause Gl.
Mlat. bursa, it. borea, mhd. buree, Beutel; also eig. identisch
mit dem Folg. Zu 1 vgl. auch Schm.-Fr. I 281, zu 3 Chrö»
(Bd III 859).
Bnrs. BurschftJ : 1. (f.) gemeinsamer Beutel, Kasse
einer (Zech-) Genossenschaft. Wirt zum verlornen
Sohn: ,Gib mir also bar uf d1 sach und schüss in d'
purs ein gülden old hundert. Wann denn das selbig
ist vertan, wird 's wider an ein inschiessen gan.' Salat
1537. — 2. (f.) coli., Genossenschaft, zunächst von
Leuten, die auf gemeinsame Kosten, übh. zusammen
leben. ,L>ie Bursch, Bürs, Gesellschaft, contubernium,
sodalitium.' Red. 1662. .Bursch, contubernium, sodalitas.
Bursa, barbaris [?], Gesellschaft, Bursch.' Denzl. 1677;
1716. a) Konvikt von Studierenden. „Burse", Kollegium,
in welchem grössere oder kleinere Gesellschaften von
Studierenden auf einem oder mehreren Zimmern bei-
sammen wohnen, sich an gewisse Gesetze binden und
für die Kost ein Geringes bezahlen müssen. Bis zur
Revolution die allgemeine Benennung der Kollegien
an der Hochschule zu Basel." S. noch Bursant und
vgl. Gfo. I 160; Bs Stadtb. 1890, 70. ,Bursa propria,
B. ad Rosa;.' Bs XIV. 96. ,1496 wurde die Zahl der
Bursen auf vier heruntergesetzt: 1. die Pariserburs,
2. die im Unterkollegium, 3. die Leuenburs, nachher
neue B., 4. unbekannt.' Ochs V 161 f. ,Es sollen jetzt
nicht mehr als zwei Bursen angesehen werden, darin
alle Scolares artium stehen [wohnen] sollen.' 1504,
Bs Ratsbeschl. Rotte aus gemeinsamem Beutel leben-
der Studenten: ,Und zoch do unser purss uf Hall in
Saxen zu und giengen in die schuel zu S. Ulrich.'
ThPlatter 1572. — b) Rotte, Abteilung zusammen
Schweiz. Idiotikon IV.
lebender Kriegslcute. Auch sollen die Hauptleute die
Rottmeister ermahnen and heissen, die .burs-' ver-
wandten zu Gehorsam, guter Zucht zu halten. 1531,
Schreiben des Z Rates. N. N. von Uri fragte einen
Schwyzer: ,Willt ouch z' krieg?' und sagte dann:
.Aber ich nüt; ich weiss ouch ein purst, die ouch nit.
zien will [folgen drei Namen von Schwyzern].' 1531,
Schw. Das gesammte Stabspersonal war in sogen.
Bursen (bourses) oder Kameradschaften in Bezug auf
die Einquartierung und Verpflegung eingeteilt. 1560/89,
B (vRodt 1831 II, 181 f.). Diejenigen Personen, ,so
in seinem logement und purss gesin.' ebd. ,Conimi-
litium, geselschaft im krieg, ein ganze burss kriegs-
volk. Contubernium, ein kammer voll kriegsleut, ein
gselschaft, ein burss, ein häufen kriegsknecht. Mani-
pulus, ein purss von zehen kriegsleuten. Von b. zuo
b., von einer rott zuo der anderen, manipulatim.'
Fris. ; Mal. ,Die heiige fromme burs, St Victor und
syn gspan St Urs mit iren gsellen.' Wagn. 1581. ,St
Viktor und St Urs sammt irer ritterlichen b. selbs 66
sind entwichen, us St Maurizen läger gstriehen.' Mau-
ritiana 1581. ,Dis wollt nicht tun der held Sanct
Urs, auch keiner unter seiner b.' GGotth. 1599. ,Der
Bischof tet die ganze Bursch [die Heiligen Mauritius.
Viktor und Urs sammt ihren Gesellen] von newem zu
Ritter schlagen.' 1635, Lied. .Commilitium, Spiess-
gesellschaft, Bursch. Bursch Soldaten, manipulus,
commilitium.' Denzl. 1677; 1716. Übergehend in die
allgemeinere Bed. von Kriegsmannschaft: .Wann ein
Underofficier die Pursch ein und anders Mal ermahnet,
von Spielen und Saufen abzustehen.' Kriegsrecht 1704.
.Eine schöne Pursch', vom Heere des Xerxes. GHeid.
1732. — c) Zech-, Tischgenossenschaft. ,Her Hans
Waldman, ritter, her Hans Helfenstein, lipriester [fol-
gen 10 weitere Namen] in einer purss zum Schneggen
[in Zürich].' Edlib. ,So warent unser vier in einer
purss [auf einem Seeschiffe]; do koftend wir vier für
32 tuggaten win, anken, käs, ris.' HsSchürpf 1497. ,Ein
jeder dechant [im Kloster] sass mit seiner burs zue
tisch.' Vad. ,In aller fülle und weinfeuehte hat er
sich [Schultheiss Ritter von L] samt seiner putscht
auf einer ersten mess in ein kalt wasser geworfen.'
1559, Mise. Tig. ,So haben wir nit unterlassen können,
üch, üwer lieben husfrouwen und der frouwen von
Roll (diewil ir in einer puus [!] sin sollend) mit
wüntsebung guter gesundheit ein halb dozet krönen
[zur Badekur] zu verehren.' 1584, S. ,0 hätt ich eines
Fürsten Guot, ich weis, ich wett auch lustig sin bei
guoter Burst und guotem Win.' Com. Beati. .Bald
kom.pt ein frische Burs dahin [ins Bad Leuk], alt,
jung, reich, arm, Man und Fräwlin.' HRRebm. 1620.
Übertr. auf die Räumlichkeit, in der gemeinsam ge-
speist wird, Kosthaus: ,Er [der Zeuge] habe etlieh
[Wiedertäufer] mit fachlen gsehen in die bursen hin
und her laufen.' 1525, ZZoll. — d) genossenschaft-
liche Vereinigung von verschiedener Art und Zweck-
bestimmung, a) von Metzgern. ,Dis Jahr hat man
wegen des Jahrgangs bösen Ansehens den Metzgeren
erlaubt, dass sie in zweien Pursten abgeteilt mit ein-
anderen metzgen mögen.' 1635, SchwE. Klosterarch.
— ß) von Schauspielern. ,Die Schauspieler wurden
[im alten Luzern] angewiesen, sich zu Bursen oder
Rotten zusammenzutun.' RBrandst. 1886. — y) s. Fri-
heit 5 (Bd I 1268). — 8) von den wässernden Wiesen-
besitzern. ,Die Wässermatten sind in drei Rotten oder
101
1603
Bars, bers, birs, bors, biirs
1604
Purst abgeteilt.- 1594, .<WKe. — e) Purss, Abteilung
von Gemeindeeinwohnern zur Ausführung von Ge-
meindewerken BR. Syn. Bott(en). Vgl. Biirs- Meister
(Sp. 520). Z1 Purssfvüs, abteilungsweisc. , Wenn ein
Werkvogt von einem Ammann oder anderem von seiner
Burst ermanet wärt, dass er tügo zue wägen [An-
stalten treffe zur Öffnung der verschneiten Wege].'
GrAv. LR. 1622. — Z) Burst, Genossenschaft der bei
der Fänderbesetzung mitwirkenden Jungmannschaft
WZerm. — e) Burs, P- BO., Purss (PI. Purssi, Dim.
Pitrsselli) BR., Bursch B (Gotth.), P- B; ZO., Burst B
Ha.,M.; W; ZDynh.,Regensb., P- ApK.; B; Th; ZO..S..
Stdt, Stall. <x) Genossenschaft der ledigen Bursche; die
Jungmannschaft, männliche Jugend (eines Ortes) B; Z;
oft mit dem Zusatz jung, ledig. ,Mit meiner Marie
fürzufahren [näml. Hochzeit zu machen], damit ich
sobald möglich aus der Burscht komme; denn auf die
Länge könne es so nicht gehen, wenn ich meinen
Schulmeisterposten behalten wolle.' Nvd. 1885 (BG.).
Bas hed die jung Burst g'macht BHa. Du hättisch-
mer numme" nie e" Bock g'ge", dass-ich-mieh mit der
Putsch hätt chonne" lustig mache", Übers, von Lucas
XV 29. Dial. (BNSi.). ,An dise ort [von Bäumen be-
schattete Plätze der Stadt Basel] verfüget sich die
junge burs, wann sie freud und kurzweil zu treiben
haben.' Wurstisen 1580; dafür 1705: , Bursch.' .Der
Gott Arcadie, der Pan, füert unser junge Purst auch
an. Sy laufen [an der Fastnacht] durch die Stadt
darvon, in Böggenkleidern angeton, als wärend s' all
von Sinnen kon.' Pred. 1601. ,Kam mein Mueter und
sagt, die junge Burss suochte mich.' FPlatter 1612.
Junge Burst hat nächtlicher Weis ein Unwesen gführt
vor dem Gsellenhaus und auf dem Kilchhofgätter einen
Sprenzel gebrochen.' 1638, ZZoll. ,Es ist mir lieber,
dass mein Herr sich mit Hunden und Jagen erlustige,
als dass er mit der Bursch fresse, sauffe, spiele.' Heut.
1658. ,Es ziehet die junge Bursch in Bündten bei
angehendem Winter haufenweis Italia zu.' FSprecher
1701. ,Der Spott der fleischlichen jungen Bursch.'
JJUlr. 1733. ,Die neulich erst Konfirmierten ver-
meinen, aus der Kirchen könnind sie mit der Bursch
lauften, auf den Kegelplätzen, in Wirtshäusern sich
einfinden.' JKHofmeister 1744. Pursch (n.), das ledige
Volk, Jünglinge und Mädchen BSi. Das junge Volk
Qbh., die Jugend, Kinder B; Th; W; ZO. D' Bursch
hat 's esö ZO. [Der Pfarrer] hat halt 'denkt, es g'hör
der junge" Purst Freud. Stutz. .Niemand hat ein
Schulhaus gerne vor der Türe, weil man das Vor-
urteil hat, vor der Bursch syg nüt sicher.' Gotth.
Ischi Burst, unsre Kinder W. — ß) übergehend in
den allgemeinem Begriff von (wilde, ausgelassene)
Gesellschaft, Haufe, Sippschaft, Bande, zunächst wieder
von jungem Volk ApK.; B; oTh; Z. „User si" en ord-
lichi Burs g'si", wir sind eine ziemliche Gesellschaft
gewesen BO." Ph singen um-ene" Wurst, 's ist eitsen e"
ganzi Burst ('s sind euser gar vil Burst ZStall. ; vgl. 3 b)
Zliynh., Regensb. (Wurstbettellied). ,Ganze Bürste...
die sämmtliche junge Garde.' Gotth. Das ist e*
(schlimmi, süberi) Purst [Sippschaft]! BO. ; ZO., S.
[Die Angehörigen der Familie N.] si" im Ganzen c"
chlin e" g'schäntegi Purss, eine heikle Gesellschaft BR.
Es Pursselli Chind, ein Trüppchen Kinder, ebd. ,Ich
dacht [beim Anblick eines Mönchs und einer Nonne,
die sich unziemlich aufführen]: bettent ir also den
curs |die Reihe, der vorgeschriebenen Gebete], so si
der tüfel in üwer purs.' Salat. ,Ein burss böser un-
ghorsamer knaben.' Schertw. 1579. .FrSprenger. wel-
cher viel wider und mit disem Zauberbürstlein [Volk,
Gelichter, das sich mit Zauberei abgab] zu tun ge-
habt.' RGwerb 1646. ,Das Frechest in der Burscht
[spielenden Kindersehaar] nimmt an dos Geiren Amt.'
CMey. 1657. .Hüte, dass durch faule Bursch dein
Kind nicht werd angestecket.' ebd. ,Hei lustig, frö-
lich, liebe Burst, heut ein Braten und morgen ein
Wurst!' L Comedy 1662. ,Da die Carthaus Ittingen von
einieher mutwilliger Bursch mit Feur angesteckt.'
Mise. Tig. 1722. Teufel zur Eva: .Bei deiner Burst
[Gesellschaft] ist dir wohl gangen.' 1733, L Spiel.
,Eine junge Pursch, die ihre Eltern bestohlen und
andere Bubenpossen verübet.' Goliath 1741. Auch
von Tieren. Das ist e" nassi Purst, seit de Frösche"-
ma", wo-n-em d' Fröschen über de" liuggen ahe" sei-
che'd Z. Die Schaf g' fallen mir; we" 's muglich ist,
su u-ollt-ich denn och ei's von der Purss [Rasse] BR.
Es Pursselli Geiss, eine kleine Herde Ziegen, ebd. —
3. in pluralischem S. verstanden und daher mit plur.
Attr. und plur. Präd.; als Übergang zu 4. a) ledige
Bursche. Geit Eine'' eme" Meitschi nä'h; doch das
het alli Burs für Nare": hald seit-es nei", bald seit-es
ja. GJKchn. D' Burs hei" alli ndc,i-n-im [dem schönen
Mädchen] g'seh". ebd. Juheie", ir Burs u"d Meitscheni,
hüt soll e" Tag der Freude" si". B Volksl. ,Ich [der
Schulmeister] solle mich nicht mit den jungen Burst
abgeben.' Gotth. — b) Burschen, Gesellen, im guten
oder schlimmen Sinne. Das si" schlimmi Burst Bs.
Es fluechi'd die junge" Pursekt. MUsteri. E" Wage"
voll vom junge" Purss. JRWyss. Mir Oberländer si"
recht i Burs, mir hei" 's den Anderen tise": meu Summer
und Winter lustig si", sig 's bi der Milch, sig 's de"*
bim Wi", kei'ticeders tuet-is grüse"! BO. Kuhreihen.
Me" brückt iezt lüter lustig Burst, das brav Guräschi
hend. 1799, Kriegslied. .Wackere gsellen und burst
eines tags von Zürich gen Strassburg fuoren.' Schwei-
zers <.'hr. (Z). Eine ,Landjäge' ins Werk setzen, damit
solche unnütze , Purst' aus dein Land vertrieben wer-
den. 1619, Absch. ,Von 100 Mann allweg 10 gute
ledige Burss von 20—30 Jahren ausziehen.' 1661, B
(vRodt). ,Wann sich derlei Pursch [Landstreicher]
betretten licssen.' G Mand. 1760. — c) junge Leute
beider Geschlechter. [Der Vater] irott die jungen
Burs zu-n-enangere" [einander heiraten] lä*. Woiilt.
Jüngl. 1780 (B). — d) Kinder, Knaben und Mädchen
B (allg.); oTh; W. Wo si* d% Pursch(t)? B. Die
Porst tö"d awh öbersteüig [übermütig]! oTh. Send ihis
Porst! ebd. Das si" üppe" d's Pfarrers Burst, wo
stilli Spil mache" um d's Hüs ume". MWalden 1880.
Mir hei" g'rad nit Münz, üser Bursch cheun-ech de""
morn d's Löndli bringe". Weibel 1885. — c) von
Tieren. ,Und die Burst [Vogelschaar] auf grüener
Linden sangen, wären s' angezecht.' JCWeissenb. 1678.
— 1. Burs, P- BO., Burss, P- BBe., Hk., Bursch, P-
Bs; B, Burst (bzw. -«*-) Bs; BHa.; „VO;" Gl; Gr
Chur, Rh.; G; S; UwE.; WLeuk; Zg; ZO., Stdt, Purst
(bzw. -«'-, -ö'-) Aa; Ap; BBr., R.; F; GrA., Av., He.,
Pr., Seh.; LRerom.; Tu; Ndw; Zg; Z, Bürst BHk. —
PI. Bürst, P- Gr, Bursche; P- Bs; B, Bürste; 1>-
Aa; Bs; B; LBerom.; Th; U; Zg; Z — m.. Diu..
Bürschli, P- AaF., Zein.; B, Bürstli, P- Bs; B; GnPr.j
Tu; Z a) lediger Bursche B; GrAv., Chur, He. ; W;
Ztw. Auch: Hagestolz von höherm Alter WLeuk.
1005
Bars, bers, birs, bors, burs
löOü
Syn. Clmab, Buch. E" Burs wott :u sim Meitschi
gä'. GJKühn 180G. Öis jungen Blossen die lustigen
Mctscheni e'tccg ne". Wohlt. Jvngl. 1780 (B). De'
Purste' i' Stecke' bisse', von Mädchen, die durch
schnippische Reden oder Antworten die Heiratslustigen
abschrecken BO. An der Lugmilch sind ette" zwiische'd
7 und 10 Meitje' g'sln und 4 oder 5 Purst Gr (Fr.
Khätier 1890). Wenn di l'iirst mit andern Purst a'statt
mid Meitjen tanzend, se seid man, sein tüejend nun
bocken GrScI). — b) wie nhd. Bursche, allg. P1' hän
Sün, dri starch Biost Gß.Rh. Drei Purste', si chörmte*
d' Türggei vergifte" B. Ph bi" bim Eid en schöne''
Burst. Stütz. En wackere'' Purst Tu; Z; e" lustige'
Pars. B Hist. Kai. 1802. E' Leckers Purst. E" b'rings
Piirstli Tu; Z. Oft prägn.: Das ist (bi Gott) en P.!
im guten oder schlimmen S. B; Tu; Z. Du bisch fi"
schon e' F., ein Prachtskerl B. Iez sind die Eid-
g'nosse' de" scho' Purste' g'si', wo s' fir sich selber
g'si' sind [nach der Vertreibung der Vögte]. Schweizek-
mond 1891 (ü). Wortspielend mit Burst, Borsten:
Was ischfj Burst? wird ein Knabe gefragt, worauf
die Antwort: Söuhör, Herr Vetter (Herr PfarerJ !
Bs; B; vgl. auch B Hist. Kai. 1848 G 1. Das isch e'
Burst (e" Bürschli) wie Söuhör fumme" nit gar so fln)
AAZeiu.; Bs. .Zwinglius hat durch sinen verordneten
bust [seinen Famulus ThPlatter] all tag gewist, was
von d. Ecken [auf der Disputation zu Baden] fürtragen.'
Kessl. , Sodalis, Mitgesell, Burs, Gespiel.' Denzl. 1716.
— c) Kind, Knabe oder Mädchen BHk. Warted, ir
Piirstli ir! drohend zu Kindern Th; Z. Das sind
Tüsigs Piirstli. ebd. — d) scherzh. gelegentlich auch
vom Vieh BHk. D' Hane" sind uf allen Tischen um-
mer g'fläderet. Er well die Purst iez denn schon uf
d' Site' tuen, dass-nen der Übermuet vergangi. GFient
1898 (GRPr.).
Vgl. Gr. WB. II 546/9. Die Angaben mit aul. B- stehen
sicher tw. unter dem Einfluss des nhd. Schriftbildes: wahrseh.
wird, abgesehen von den MAA., die im Anl. übh. nur Leuis
kennen, überall P- gesprochen. Hieher .Burstliu', Name eines
Teufels (1583, L Osterspiele)?
Adels-Burst. ,Von den Gefreiten oder Adels-
borsten. Ihr Ampt ist, in der Guarnison die Eonde
zu tun und des Tags an den Porten die frömbden
Leut examinieren, Karren und Wägen zu visitieren,
im Feld aber die aussersten Schiltwachten (sentinelles
perdues) zu versehen.' Kriegsbüchl. 1644. — Vgl. Gr.
WB. I 177, einen weitern Beleg ebd. II 547 u.
Kärli-Purst: verstärktes Purst (i. S. v. Burs 4 b)
im guten oder schlimmen S. Aa; Bs; L; Th; Zg; Z;
spec. tüchtiger Bursche, kecker, verwegener (auch un-
gewöhnlich schlauer) Gesell Aa. So ne" unkamplete
K. LBerom. E* ganze Schwärm Kosake', halbwild!
Kerliburste" . FOschwald (AaL.). G'homet muess dö
si' bi dene" Kerlipurste', bis dass-si e" Chopf über-
chömme' a's wie-n-es Viertel. AGysi 1899. S. noch
rer-lesen (Bd III 1418). — Zur Bildung vgl. das analoge
Kärli-Mvwer unter Muaaer 2 a (Sp. 485).
Kriegs-: = Burs2b. .Manipulares judices, richter
von einer kriegsburss auserlesen.' Fris. ; Mal.
Schmelzer-. ,Gar der Erden tiefste Hol meiden
nicht die Bergeknapen, noch das Feur die Schmelzer-
bursch.' CMey. 1657. — Studenten-: = Burs 2 a.
.Studiosa cohors, Studeutenbursch.' Denzl. 1677; 1716.
— Hand- werks- Hanter(eh)s-, Hanterechs-, Ham-
perchs-Pursch(t) : Handwerksbursche, allg. ,Die .Sund
trägt die Straf auf dem Buckel, wie die reisende Hand-
werksbürschel ihre Ranzen.' S Kai. 1737. S. auch
Näschel II (Sp. 835).
Bursant m.: „ehemaliger Name der Studenten
oder Seminaristen im Collegium des Erasmus, die den
Freitisch genossen BsStdt." .Bursanten, einheimische
und fremde Studenten, welche auf obrigkeitliche Ko-
sten oder aus milden Stiftungen mit Zimmer und Kost
versorgt werden. Dergleichen Stiftungen und die darzu
gewidmeten Häuser selbsten werden von den Alten
gemeiniglich Bursen genennt.' Spreng. S. auch bur-
sieren. — Ptc. Präs. eines stud.-lat. Vb. bureare.
burse": 1. Angehöriger einer Burs (i. S. v. 2 b)
sein. Wer die Gesellschaft [zur Safranzunft] erkauft
hat, soll Bürger werden, Harnisch und Gewehr an-
schaffen und mit den Bürgern .reisen und pursen.'
1502/1691, LStdt. Alle, welche in die Schneiderzunft
aufgenommen werden, sollen mit der Gesellschaft .rei-
sen und p.' 1581, ebd. — 2. sich (z'sämme'J purs(s)e',
sich versammeln BO. S. auch ge-mein 6 (Sp. 301).
halli-bursche": lärmen, , wüst tun-, von jungen
Männern FOberried.
Burs(e)ner m.: Schatzmeister einer Gesellschaft.
Gemeinde. ,[Der Schatzmeister] hiess beim Schlüssel
Seckler, bei Safran und Webern Seckelmeister, beim
Safran im XV. Bursener.' Geering 1886 (BsStdt). ,Das
ein raut und die klein gemeind mit einandem alle ir
empter besetzen sollen, es sye sturer, ungelter, purs-
ner, zoller ald wie sy genant sind.' um 1400, THÜiess.
Stadtr. ,Wenn man das ungelt innimpt, so sol der
bursner geben dem sehuelmeister 1 ß und dem weibel
1 ß.' ebd. — Mhd. bursenaere.
bursiere": Mitglied einer Burs (i. S. v. 2a) sein.
,Man nähme ihn [einen Z Studenten] in das under
Collegium [in BsStdt] mit N. N. auf. Da bursierten
sie under Dr Huldr. Hugualdo. Ihre Mitbursanten
waren [folgen die Namen].' um 1540, Mise. Tig.
In-bürsat: was in den Beutel gelegt wird, ge-
meinsame Einnahme einer Gesellschaft. ,Item all Wo-
chen soll ein quotidianer von den inbürsaten der
quotidian verteilen.' 1552, L Rechnungsbüchl. des Quo-
tidians der Hochstift. — Vgl. it. imbormre, frz. embourser.
Bürschel AaL.; S, Bürstel, P- AAKulmert; B;
LE.; SchwE.; S — m.: Bursche. E« brave", tolle'' B.
E" junge, freche B. Es het im Land e'mäl e" Börstet
g'ha", wenn 's umme* keine" me so giH LE. Das ist
e' B! Aa.
Bursat, Burset m.: (halb)seidener Zeug. , Item ein
syden bursat wammest.' Bs luv. (Erasm.). , Burset
21 stück.' 1571, Z Inv. ,Vom Zentner Burset 10 Kr.-
1733, Bs Zolltarif. - Mhd. bursat.
bursatin: aus Bursat. ,1 schwarz b. chorkappen.'
1550, SchwE. Inv. ,1 schwarz bursatis libli.- 1551
Z Inv.
Bürs f. .Findet man eine gewisse Anzahl Häuser
nahe bei einander, so heisset man es eine Beurs, und
stehen sie ganz aneinander und sind mit einer Kirche
versehen, so wird es Dorf genannt.' Langhans 1753
(BSi.). .Daselbst [in BAblentschen] liegen einige Beur-
sen oder Höfe.' Flsi 1768. Vgl. Bürt.
1607
Barsch— bursch. liarst burst
Kid«
Barsch — bursch.
„Bersch, Birst B; VO.; Z", Perschft) BE. — in.:
einzelner stöhnender Laut, heftiger, von Stöhnen be-
gleiteter Atemzug, bei schwerer Arbeit oder Schmer-
zen. Syn. Grochs (Bd II 702), Berz. E" P. üslä".
Ge-bersch Pe(r)sch n.: Gestöhn ScawMuo.
barsche» BE. (pir^e"), M.; Schw f-i'-J, bifrjsche"
ScawMuo., berste", p- 1 AADegerf. ; BE.; Ndw; Z: keu-
chen, ächzen, stöhnen, unter einer Last, bei schwerer
Arbeit, überfüllten! Magen, Fettleibigkeit. Schmerzen.
Vom Vieh, wenn es unmässig gefressen hat ZLunn.
Syn. grochsen, b'ertschen, herzen. De berschist doch
fri. ■isiric wenn d' wettist vergä* SchwMuo. Er besehet
eister Oppis umme*, hat immer zu seufzen, bes. in
Folge von Kränklichkeit, ebd. Ähnlieh in der Ver-
bindung gäng bisten und b., gäng (Öppis) z1 bisten
und z' b. ha" B.
„v er -barsche", -bärste": vor Stöhnen beinahe
sterben; v. län, ausstöhnen lassen B; VO; Z."
B8(r)schi m.: Mensch, der gleich oder oft ächzt,
seufzt ScuwMuo. Er ist en rechte" B.
„bärschig, bärstig: bei schwerer Arbeit stöhnend;
auch kränkelnd B; VO; Z."
„Forscher m.: Schweinehirt F. Syn. Portschi.''
— Frz. porcher.
Barst— burst.
(v er-) barste": (zer-)bersten FMu. Ph mites' schier
V. — Vgl. harzen.
berste" II: sich aufblähen. , Berstet und brüstet
ihr euch in eurer Gottlosigkeit.' AKlixgl. 1691.
Wahrsch. mit bersten I (s. barschen) identisch und im
Ablautsverhältniss zum Vor.; vgl. Aum. zu harzen J.
Burst II m. Aa (P- Jonen); Bs; B (lt vRütte); Gl;
Gr; LE.; G; Sch; Th; UwE.; Z, n. B; Gr; Sch
(JMeyer); Ndw; W: 1. a) coli., die Borsten des
Schweines, allg. De'' B. g'hört dem Metzger, bildet
eine Zugabe zum Lohne des Schweinemetzgers B;
ZO., Zoll. Wisse" und Böte" heig-er 'tränke", ine" hätt
könne" e" Möre" drinn bade", dass-em [l.-ere"] der B.
Iiätt g'lä". Stalder 1798. ,Sues densae, seüw, die dicken
b. habend.' Fris. ,Uf dem Helm [des Wappens] ein
schwarzer Eberskopf mit sampt dem Hals und wissen]
B. daran.' JJRüeger 1606. .Kleiderbürsten, vollkom-
men von B. gemacht.' Bs Taxordn. 1646. S. auch
Burs 4 b. In weiterm S. auch von den borstigen
Haaren anderer Tiere. ,Da strubt der bär syn b. so
ruch.' XVI., Lied. Jubatus, derauf dem hals dahinden
ein b. oder mäne hat.' Fris. S. auch Chatz (Bd III
583). Borstiger, struppiger Schopf des Menschen Aa;
Gl; Th. Hast du en B.! Er stellt de" B., hat die
Haare wild durch einander ZKn. S. noch Hittz-Gür
(Bd II 112). 1JAA. Dick [dicht] wie B. GrIIc. Eine"
6mm P>. [Schöpfe] ne" Aa; ZZoll. Wer nur e" chli°
(litrtischi hed, der fürchted G'spenster nid; er nimmt
s' bim I'. mal risiliert s'. JBHäffl. 1813. Als Typus
des Steifen, Widerhaarigen, Schwierigen: Das ist B.,
,Das hat eine Nase' (InFurna. Pr. .[Das] gieng den
guten Deutschen sehr wider den B.' B Dorfkai. IM'-",.
Der B. mache", sich zum Kampfe stellen, anschicken
(von Tieren und Menschen) Gr. .Hab ich -v genempt,
so hab ich den ruhen b. nit ufgerichtet'. mich keiner
heftigen Ausdrücke bedient. Zwingli. , Eilends fort-
gang, ehe dein B. am Galgen hang.- 1656, Lied. Ob-ich
dem Noclie'süechle" zueluegi oder nit, ist an [ein] B.,
hin ist hin. APletscher 1880 (Sch). — b) (PI. Burst
GRRh., Valz.; ZO., Zoll., Bürste* Bs; GrAv., He. f-o-J,
Tschapp., Bürster BG., sonst unverändert) einzelne
(Schweins-) Borste Bs; BG.; Gr; G (Zahner); Sch
(JMeyer); Ndw; W; Z. .Si sprechent, dass eins bur-
stes kraft den sütern den drät wise in das loch.'
Schachzabelb. ,Ein schweinin herz klein gehaeket mit
etlichen schweininen bürsten.' Vogelb. 1557. , Etliche
wallfisch habend an der zänen statt lange bürst.' Fischb.
1563. ,Seta, burst, als seüwburst oder dgl. rauch har.'
Fris.; Mal. ,üas schwein hat oben über den rugken
her rauch stechend purst.' Mangolt. RA.: .Bi de"
Bürsten a'fasse", wie mit der Bürste von Grund aus
reinigen, grundsätzlich verfahren' Bs (Spreng); dafür
Schild 1876, 78 (wohl entstellt): bi der Bürste" a.
Oft zur Bezeichnung geringen Masses oder Wertes;
vgl. Här 5 (Bd II 1506). Kein B., nicht das Ge-
ringste Z. D' Böne" sind ken B. g'wachse" sit zicö
Wucher* ZZoll. Es nützt ken B. ZVVthur. ,Digitum,
unguem latum non discedere ab aliqua re, nit umb
ein b., nit umb ein klein wenig wychen.' Fris.; Mai..;
ebenso Denzl. 1677; 1716. .Er ist nicht einen B. wert.'
Mev., Hort. 1692. — 2. (lt Durh. auch Burss) kurzes,
borstiges, hartes Gras AABb.; BG., Si.; GlK.; GrD.;
LE.; G; Th; Z. Syn. Fachs (Bd I 655). Es hat nW
(en) B. uf der Wise" B; Z. Spec. a) steifes Borsten-
gras. Nard. strieta B; Gr; LE.; Schw; Z. Syn. Isen-
Gras. Hunds -Här. — ß) blaue Seslerie, Sesl. caer.
GRh., Sa. — y) Schwingel, Festuca rubra und pumila
GrD., Fest, ovina AABb. — 8) Rietgrasarten, Carex
davall., pi'fecox, glauca. riparia B. — .'!. als Name von
Wiesen, die mit Borstengras bewachsen sind, ,1m 1!.'
BKöniz; GrD.; GT.; TnHomb., Hw.; ZWied. .Bürstli-
GS. ,Bursti' (ahd. burstahi?). 1798, TnEgn. Burst-
Bühel Ar. Bitrst-Ried GWe. ,Burss-Reuti.' 1653, Aa
Wett. Burst- Wis ZSth., Wied. Vgl. auch: ,Burst-
Boden, auf dem nichts wächst als wilder Sevi und
kurzes, borstenähnliches Gras.' Steinm. 1804 (Ar).
Ahd. burxt (PI. hursli) m., borst (PI. borst und borstir) u..
mhd. bunt (selten), borst mn., in Bed. 1 b. Die RA. unter
1 b dürfte den (iu der betr. MA. sonst abgekommenen) um-
gelauteten PI, unsres W. enthalten, wodurch die Beziehung
auf Bürste* hinfällig wird; sie scheint eig. zu bedeuten: eine
Sache gleich an ihrer unangenehmen Seite, energisch und
gründlich anpacken; vgl. ,den Stier bei deu Hörnern nehmen.'
Süw- Th, Su"-, Söu- Aa; B; Z: gew. coli.,
Schweinsborsten. Du liest (es) Hör wie S. AaF., Ke.;
B; ZO., dann auch: Du hast en richte'S., struppiges
Haar Th. ,Der seüwburst, seta porcina.' Mal. .Was
unsere Metzger und Kuttler an schwyninem Schmalz,
Schmär, rauwen oder dignen Zungen, Süwburst.
Klauwenschmalz udgl. verkaufent.' Z Mand. 1640; Z
Ges. 1757. — Sch win-: = dem Vor. .Ximni schwein-
burst, den zerhack klein.' Vooelb. 1557. — Wider-:
1. struppiger, borstiger Haarbüschel GW. 2. Wider-
spenstiger, Widersacher; auch widriges Hinderniss bei
der Arbeit, ebd.
bürste", in AaF., Ke. ; LG. tw.; Zo p-: 1. das
Schwein beim Schlachten der Borston entledigen BSi.
— 2. a) Einen beim Schopf nehmen, zausen BSi. —
b) (mit enaiid) b., sich raufen, ringen, die Kräfte
1609
Barst, berst, birst, borst, bnrsl
1610
messen Aä; B; L; Uw; Zg. 8. auch Mut 1 d (Sp.474)
und vgl. säu-hären (Bd II 1511). Unpers. : Das hed
/ntrstet, ist hart hergegangen, bei einem Streit, einer
Rauferei LG. Übertr. : Er hat auf* alliu-il z' b., hat
mit ökonomischen Sorgen zu kämpfen Bs (Seiler). —
c) zanken UwE. — 3. tr.. „eine Arbeit durch Auf-
bietung seiner ganzen Kraft zu Wege bringen. Er
hat es b. mögen BO." Spec, eine schwere Last von
einem Ort zum andern schaffen BHa. Syn. brüste)).
— 4. von ausgelassenem Benehmen, tollem Treiben
einer Gesellschaft ZGStdt. Die händ ei's purstet
z'sämme" '.
Zur Bed. -Entwicklung vgl. bes. belzai (Sp. 1224/5). Bed. 4
(und 2 b) Hesse sich auch au Buri (2 e oder 4) anknüpfen,
worauf sie dem Anschein nach auch vom Sprachgefühl be-
zogen wird.
er-: tr., zausen, durchprügeln BE.; Gl; Zu., S.
Die händ enand nüd übel erburstet '. — üs-. Si händ
enand üspurstet, ihren Streit tätlich mit einander aus-
gemacht SchwMuo. Mit Eim it., eine streitige An-
gelegenheit ordnen Bs. — use"-: tr., Einen auf ge-
walttätige Weise aus dem Zimmer treiben Schw. —
Ter-: zu Burst (i. S. v. 3) werden, vermagern, von
Alpweiden ScHwMa.
bursterig: borstig, von Gras Gl.
Burstete" f.: Rauferei; Ringkampf (von jungen
Leuten) L; Uw. ,Er hat mit den Liberalen zwei
Barschteten durchmachen müssen.' Nnw Kai. 1887.
burst ig (g'-b. ZU.. Zoll.): wie nhd. borstig, eig.
und bildl. B; Gl; Th; Z. Purstigs Gras. ,Uas Mai-
wetter sieht allewil noch borstig aus.' UBkägg. 1787.
Bürste" f.: 1. wie nhd. allg. In AäB. auch der
Kehrwisch; Syn. Wüscher. Über die B. des Fastnachts-
narren s. Sp. 648 o. Bürste" sueche", Spiel: Eines der
Mitspielenden hat eine Bürste zu suchen, welche die
andern in einem Kreis auf dem Boden Sitzenden unter
ihren Knieen durch schieben, die Stelle, wo die Bürste
sich befindet, bisweilen durch neckisches Klopfen ver-
ratend Ap. Syn. Schüehli suechen, Schlaufen. RAA.:
Mit der B. scharf i" 's Zug fare", schonungslos Kritik
üben Th. Errinnen asivie e" B., von der dicht auf-
schiessenden Saat GrPi\ Diel [dicht] wie B. GRHe. ;
vgl. bürsten-dick. — 2. übertr. a) auf Pflanzen(teile),
insbes. auf bürstenähnliche Blüten- und Fruchtstände.
<x) (Bürste" GT., W., We., Bürsteli ZWald) Rohrkolben,
Typha latif. Syn. Kanonen-Butzer. — ß) (Bürsteli, in
Bs BürstliJ im Allg. die der Klasse der Compositen
eigenen Fruchtstände ZO.; spec. der stengellosen Eber-
wurz, Carl, acaul. BsWensl.; GoT.; ZO. Bürste",
Krupdistel, Cirs. acaul. Gr. ,Bürstli oder Krätzerli',
auch , landsfremde grosse Disteln' genannt, eine Zehnt-
frucht. 1090/ 1708, LErmensee, Gelfingen, Hitzk. —
f) (Bürsteli) verschiedene Seggenarten, bes. Carex
pra;c. und mont, ZO. — 8) (BirsteliJ Haarmoos, Po-
lytrich. UwEmmett. — e) (Bürsteli) Frucht verspre-
chende Blütenstände der Apfel- und Birnbäume nach
dem Verblühen (mit Bez. auf die übrig gebliebenen
hervorstehenden Staubfäden der Fruchtknoten) ZZoll.
Syn. Schnäuzli. .Fruchtbringender Baumzweig' BsLan-
genbr. — b) (Bürst(e)li) die Bürstehen an den Füssen
der Bienen, mit denen sie den Blütenstaub sammeln
BE. Vgl. Chorb 6 (Bd III 452). — c) (Bürsteli) das
kleine k der deutschen Druckschrift ZZoll. f (Kdspr.).
— d) aufstehende Kopfhaare des Menschen Z. DA
hast e" B..' -■ 'S. von Personen. E" strengi B., böses,
geiziges Weib, arger Geizhals W.
Oberte"-: angeblich eine Bürste, mit der die
Oberte" (Bd I 54) gefegt wird. Man macht sich mit
einfältigen Personen vor Beginn der Ernte oder am
Schluss des Dreschens den Scherz, sie nach der O.
auszuschicken Aa; Z. Vgl. Wurst-Hobel (Bd II 947).
— Veh-: Bürste zum Reinigen des Viehs Th; Z. —
Fenster-. Bs Taxordn. 1(346. — Fass-: Bürste zum
Ausfegen der Fässer Th; ZS. — Gänse"-Bürstli:
Gänseblümchen, Bell. per. S (Joachim). — Garte"-
Bürst(e)li: gefülltes Massliebchen, Bell. per. flore
pl. bort. B; L. — Güsel-Bürste": Kehrichtbürste
AaWoIiI. — Hase°-Bürstli: = Gänsen-B. S.
rhilcl,e°-Bürste": Zuname eines Mannes mit
einem Krauskopfe Zg.
Eig. wohl die grosse runde Bürste an langer Stange, mit
welcher der Sigrist die Kirchendecke von Spinngeweben und
Staub reinigt.
Kante"-. Bs Taxordn. 1646. — Kopf-. ,K-en der
besten Gattung.' Bs Taxordn. 1646. — Chas-: Bürste,
mit der das aufgestreute Salz in den Käse gerieben
wird B. — Chat-: grobe Bürste, womit der trockene
Kot von den Schuhen entfernt wird ZStdt, Zoll. —
Lus-: scherzh. Bezeichnung der Haarbürste Z. Auch
als Hausname ZStdt f. — Chnopf-: kleine Bürste
zum Putzen der Uniformknöpfe (Militärspr.). — Muli-
Bürst(e)li: 1. = Gartcn-B. AARuppersw.; L; SNA.
Syn. Müller-Blüemli. — 2. kleiner Baldrian, Val. di-
oica Aa (Mühlb.). — Melw- Bürste": fusslange
Bürste mit ebensolangem Stiele, a) beim Backen dazu
verwendet, Brot und Backgeräte vom Mehlstaub udgl.
zu reinigen B; Tu; Z. Die M. soll weisse Borsten
haben; sie soll nach dem Hebten mit aufwärts ge-
kehrten Borsten quer über den Muldendeckel gelegt
werden, damit Hexen und Hausgeister das Aufgehen
des Teiges nicht stören; sie soll, während das Brot
im Ofen ist, vor der verschlossenen Ofentür liegen,
sonst läuft der Teig wieder aus dem Ofen heraus Tu f.
— b) Tischbürste ApK; Th; Z. — c) „Hausstaub-
besen". Kehrwisch Aa; B; „VO; S;u Z. — Messer-.
Bs Taxordn. 1646. — Mutte"-: Bürste zum Reinigen
der Mutten (Sp. 577) Uw. — Nebel-: Spitzname G.
— Ab-netz-: Bürste, womit der Sticker die Fäden
mit flüssigem Wachse netzt Ap; G. — Pappe"-: Buch-
binderbürste; auch spött. Benennung breitgestutzter
Barte Bs (Spreng). — Ross-: Pferdebürste Aa; Bs;
B; Tu; Z. .Für ein R-cn der runden Gattung.' Bs
Taxordn. 1646. — A"-salb-: Bürste, womit der We-
ber den Aufzug schmiert Ar. — Sanimet-: Rohr-
kolben. Typha latif. B. — Süw-. Kei" S. wert. Sprww.
1869. Vgl. Burst 1 b. — Schueh-: wie nhd. allg.
Mit-ere* Seh. schasse' (chönne"), Unmögliches tun,
auch von Einem, der handgreiflich lügt Z (Dan.). —
Schlichti-: Bürste, womit der Weber das Zettel-
garn , schlichtet' Aa; B; Gr; Z. — Schmeiz- GrA..
Cast., Glar., Schmeizi- GRKlost. : = dem Vor.; Bürste,
womit die Schlichti oder Schmeizi an die Fäden des
Zettels gespritzt (g'schmeizt) und gestrichen wird.
— Schmutz-: Bürste des Webers, ähnlich der
Schlichti-Bürste" Z. — Schwerz-. Bs Taxordn. 1646.
- Stil-: Bürste mit langem Stiel BBe. — Läng-
stil-: = ChAs-B. Andf.regg 1897. — Weber-, Bs
Taxordn. 1646. — Wichsi-: Bürste zum Wichsen
der Schuhe Bs; B; Th; Z. — Wolfs-: Pflanzenname.
Kill
Barst Imrst. Hart — burt
1612
XVII., BArzneib. — Würze»- S, Wärdi- L: Reis-
bürste. — Wasen-l!ürst(e)li: Massliebchcn, Bellis
per. B; L; G; SG.
bürste" II: 1. wie nhd. bürsten, allg. l.'AA.
Silier Schnell b., seine Pflicht tun BHk. Uf-emen
andere" Bogge" börste", Einen für einen Andern ent-
gelten lassen G. Clntrzi Hose" sind bald 'burstet, ge-
ringe Mittel reichen nicht weit GRHe. Im gleichen
Sinne: Churzi Hör si" glVh 'barstet B; auch: kleine
Geschäfte sind bald erledigt, ebd. ,I>ie kurze Har
sind gleich gcbürst, die kleine Häg sind gleich er-
stigen.' JCWeissenb. 1702. S. noch Bd II 1502 und
mutz 1 a (Sp. 015). De muesch -vier 'bürstet si", bis
's Hör jetz lösch, mit Bitten bearbeitet werden, bis
du nachgibst. Breitenst. (Bs). E" Weibel [Gerichts-
bote] isch du- sü ferst Mansch wo 's gi''t: er wird vor
alle" Türe" 'bürstet; bürstet-men-e* nit mit der Bürste",
so bürstet-men-e" doch mit dem B'ese". Schild (S). ,I)en
grind band wir in [den Feinden in der Schlacht]
bürst.' 1544, Lied. .Sind still, ich tuon eim sust d'
lüs b., old leg im an myn narrenkappcn.' Maukitiana
1581. — 2. übertr., Einen hart hernehmen, mit Worten
oder Werken Ap; Bs; B; Gl; Sch; S; Tu; Ndw; Z.
's sind Tülle", wie s' mich 'bürstet händ [beim Karten-
spiel]. Stutz. Una wenn-is Eine foppe" will, De"
wei'-mer ordlirh b. AHeimann 1899. In der ä. Spr. mit
Dat. P. .[Die Reformatoren] band mir [Dr Faber]
gebürstet, des ich mein, und alls mit heiiger gschrift
allein; ich ward noch nie so wol ussgeriben in der
badstuben, noch doneben.' NMan. Plutus zum armen
Bauern: ,Ich wollt dir nit ein schnelling gen für alles,
das du gwünnen würst; ich hoff, dir soll wol werden
gbfirst.' HBiiLL. 1533. ,Her künig, grossmächtigister
fürst, billich man jetzt den pfaffen bürst.' SBire 1535.
.Einem b., striegeln, gravius aeeipere alqm.' Mey., Hort.
1692. S. noch db-lceren (Bd III 442). Einem mit Zu-
trinken hart zusetzen? ,Die znacht bim wyn tuend
toben und sind der Sünden knächt. Am morgen fahends
wider an, da sys den abend band gelan, wil einer dem
andern b. und trinkt, ee in tue dürsten.' BGletting
(nach Jes. 5, 11 und 22). Spec. a) betrügen, schä-
digen Z. .Viele Leute meinen, auf ehrlichem Wege
könnten sie kaum das kalte Wasser verdienen; nur
dann sei was zu gewinnen, wenn man bald diesen,
bald jenen recht b. könne.' Stutz. Bes. in der verstär-
kenden Verbindung: Eine" b. und strdle" [kämmen] Bs;
B; Z. Syn. blitzen und Straten. Wer de" Jude" ander
d' Händ chunnt, De'' isch 'bürstet und g'strälet. Wenn
Eine 'hürötet und g'röt, so hät-er en schöne" Hüsröt ;
wenn Eine' hürötet und falt, so ist -er 'bürstet und
g'strält ZZell. De'' war 'bürsted und g'strdlt g'si"
| wenn er die N. geheiratet hätte | und hätt nit brücke"
säget: Gott ströf-mich! Schwzd. (BsL.). — b) aus-
schelten, heftig tadeln B. — c) prügeln, durchbläuen,
.klopfen' Aa; Bs; B; Gl; GAIels; S; Tu; Ndw; „allg."
.Wie die Franzosen [1798] Lust hätten an das Land
hin, wie man sie aber b. wollte.' (iotth. Da han-ich
sn-n-e" Kerli erwütscht, er hei g'rad g'loge" g'ha". De"
han-v'' 'bürstet, 'i'rhütet, er wird no°h mängisch denke"
tlru". GStücki 1 897. ,üuch Messen wir büchsenschützen
hinacb mit den reisigen, die inen [den Feinden] trü-
licben pürstetend.' 1522, Strickl., Akt. Die Zuger
wollen die Zürcher in Zug ,b.' 1529, ebd. ,Man hat
in [den Spaniern beim Überfall von Konstanz] redlich
bürstet, dass mengen nit mer dürstet.' 1548, Lim.
Nach dem Siege: ,Gelt, wir habind bürst, unserm fynd
fyn braten d' würst.' RSchhid 1579. .Tat da vil Bengel
rüsten, damit den Schwaben z' bürsten, die Spanier
z' butzen aus.' 1622, Lied. — 3. weidlich trinken,
saufen Bs; BS.; L; G; Sch; Th; Z. Die Kerli händ
z' sämmen Oppis 'bürstet S<n ; Z. Wil si dürsti'd, mütis
üs mtings Schöppli bürsti"d. JBHäffl. (L). — 4. „refl..
die Haare sträuben, von Tieren; sich wider Etw. auf-
lehnen, von Menschen Gr."
3 schliesst sicli unmittelbar an 2, indem es wohl eig.
bedeutet: dem Getränk hart zusetzen; vgl. wieder beizen
(Sp. 122t). 4 ist direkte Abi. von Burst; vgl. auch Schm.-Fr.
I 282. Schertweg 1579 hat eine KA. ,gan b. gan' etwa i. S. v.
sich zum Teufel scheren : ,Gang von mir hin [pflegen Hetzen
zu den Mänuern zu sagen, deuen sie das Geld aus der Tasche
gelockt haben] du armer gauch ! Was bistu für ein schlechter
man! Du magst wol jetz gähn b. gähn: hast du kein gelt,
was tuost du hie?' Aber es ist unsicher, ob die RA. hieher
gehöre. Viell. zu birsenf
ab-: 1. wie nhd. — 2. verst. bürsten 2 c Ndw.
.Also ward ihnen [den Zürchern am Gubel 1531] un-
suber abbürstet, ab dem berg gejagt und hinabge-
zündt.' Äg.Tschddi. — üf-: refl., sich sträuben; vgl.
bürsten 4. ,Es ist fleischlichen Ohren lustig Beicht
zu hören, und mag sich die geschorrene fron [die
Haarkrone um die Tonsur herum] wohl aufbürsten,
wenn der König und die Königin dem Beichtvattcr
fussfällig [ihre Sünden] entdecken.' Goliath 1741 (vom
Beichtehören der Jesuiten an Fürstenhöfen). — er-:
= ab-b. 2 B; Ndw. S. noch Cheib 3 (Bd III 101). —
üs-: 1. wie nhd. allg. Was-me" nid ü. cha"*, muess-
me" üschlopfe", wer nicht hören will, muss fühlen Gl.
— 2. züchtigen GMs. -- 3. ausbeuten, ausnutzen.
.[Des Kirchenraubs macht man sich schuldig] auf
Ämtern, da solche geistliche Güter verwaltet werden,
durch Aussaugen, Ausbürsten derselben, das ihnen
geschwinden möchte.' AKlingl. 1702. — 4. austrinken
SchSL (Sulger). Vgl.: ,Es dürst mich wol so treffen-
lich seer, dem [Wein] will ich trüwlich usharbürsten
[bis auf die Neige trinken].' Aal 1549. — ver-: her-
nehmen B. Wenn 's numme" die Tasche" [Hexe] recht
verbürstet, bis si cha" üfgeiste". Schwz. Dorpkal. 1859.
wider-bürstig: widerspenstig L; U.
Bürstner m. : Name eines kleinen, rötlichen Vo-
gels. ,Disen [den Rotschwänzchen uä.] mögend villicht
auch die zwen vögel verwandt sein, aus welchen der
ein ein b., der ander ein wegflecklin genennt wird.'
Vogelb. 1557.
Bnrst III n.: das Sichaufblähen, Sträuben, eig.
(z.B. von Fröschen. Katzen) und bildl. W. Er macht
as scharpfs B., bläht sich auf, tut gross, ebd.
Wohl eig. Gt-bursi(e) zu einem Vb "bunten, sich auf-
blähen, sträuben, einer Nbf. zu bürsten (s. bürsten 4 und uf-
bürsten). Doch ist auch Identität mit Burst II nicht aus-
geschlossen; vgl. Sp. 1607 u.
bürste" III: bersten, zerspringen. ,Es m ficht Einer
aus einand b. vor lauter reiner Täubi.' Stutz.
Bart — burt.
Vgl. auch die Gruppe Bard usw.
Hart 11 ni. Bart (in ZU. auch P-), in Ar tw.; BBr.;
GüObS., S., Scuolms, Spl., Tschapp.; S (Schild) Bärd
— PI. mit Ural. — Dim. BärÜi, Bärtji: 1. von .Men-
schen, a) (Backen- und Kinn-lRart. allg. Vgl. Schnnue.
1613
Bart, liert. birt, bort, burt
1614
Schnüz. Der B. gilt im Allg. als Kennzeichen und
Zierde des Mannes. S. gürten (Bd II 44(5). Wurden
Knaben und Mädchen gleichzeitig zur Taufe gebracht,
so kamen die Knaben zuerst an die Reihe, weil man
fürchtete, sie bekämen sonst keine Barte ZEllik., Sth.
Sprww.: E" Mamm und e* Schlüssel öni B. sind vo*
kurioser Art L. E" Ma" üni B. hat M'iberart G.
Uf d' Site", n-as ke' B. hat! Aufforderung an Frauen
und Kinder, sich zu entfernen GBern. Wä B. sl, si
Verstand Gr hPr. Wo no'h ke* B. ist, ist ke* Ver-
stand S. Doch wurde noch in den 1860er Jahren das
Tragen eines starken Vollbartes beim gemeinen Manne
als Anmassung, wo nicht gar als sündhafte Vermessen-
heit betrachtet. ZO.; ähnlich um 1830 in BsL. (siehe
CSchneider 1886, 21). Vgl. auch das Gespräch über
d' Bart bei EFeurer II 40/4. Über das Tragen von
Barten im XVII. s. Gfd 35, 203. Je grauer der B.,
je grösser der Bock, von Weiberjägern AiAar. S. noch
rät. De* B. (ab-)mache', ahne", abe'tue", schabe"; Syn.
harten. 1522 .Hessen viele der eifrigsten Bauern [im
Th] die Barte nicht mehr scheren und beteuerten,
dass sie dieselben so lange werden wachsen lassen,
bis sie ihrem Lande von den Eidgenossen eine Un-
abhängigkeitserklärung würden ausgewirkt haben.'
Pupik. II • 57; vgl. Bd U 1502 u. „Einem den B. ma-
chen, seine Pläne vereiteln Gr"; anders: „Eim e" B.
mache", einen derben Verweis erteilen VO.1- B. a*
de* Zünde" ha* 1) weise, geschickt, erfahren sein -
2) Ansehen haben, viel vermögen Ndw; s. Här (Bd II
1504). Er het i* sim Lebe" nie-n-es Geissli g'ha", und
wenn-em 's G'chol zum B. i" g'icachse* icär, auch wenn
ihm das nötige Futter zum Mund hinein gewachsen
wäre; von einem faulen Menschen S (Schild). Etwas
[so gut] kennen icie sl* B. S (Hänggi). Etwas in'n
B. (ine*) brummte", auch von Frauen B; Th; Z. B.
ribti*, sich mit dem Bart an Jemandes Gesicht reiben,
als scherzh. Liebkosung W, in Z Eim en B. a'messe";
vgl. bärtlen. Es Müntschi öni B., e* Suppe* öni
Schmalz (Salz). Scbweiz 1858. Sich nild im B. chratze*
lä", mit sich nicht scherzen lassen Sch; Th; Z. ,Wer
ihm in B. greiften lasst. dem hofiert man endlich aufs
.Maul.' Denzl. 1677; 1716; vgl. grasen (Bd II 798).
,Die Gemütsart der Einwohnern soll ziemlich rauch
sein; sie schlagen gern, daher es zwischen ihnen und
den Flimsern, die sich auch nicht gern in den B.
greifen lassen, an den Märkten zum öftern harte Ba-
taillen gesetzet.' Sererh. 1742. 25m» in B. grife*, mit
ihm Händel anfangen U. ,Barbam alicui vellere, Einem
in den B. fallen, verhöhnen, verachten.' Denzl. 1677;
1716. S. noch fallen (Bd I 751). .Welcher dem An-
dern den B. usszücht oder ime ohne Auszühen sonst
in Argem drin grifft, der verfallt dem Land um 4 fl.'
GrD. LB.; ähnlich GRKlost. LB. 1640 wurde Einer
um 100 Pfd gebüsst, weil er dem Landschreiber den
B. ausgerissen. ZObf. 1897. Eim i* B. hange", ihm
widersprechen UwE. Eppem in B. stän, sich ihm
widersetzen, furchtlos Widerreden BB. Dene" irill-i':h
unter de* B. stä", dass si wüsse*, dass Eisi Eisi blibt.
Gottb. Vgl. ander d' Zä" stä". ,Adire aliquem, einen
rauch anfallen, bescheiten und in b. ston. Testes
acerrimi, häftige und scharpfe zeugen, die streng uff
ein sach tringend und die es einem im b. habend.
Oratione feroci refutando plebem, in b. habende,
straaffende, widerstönde.' Fris. ,[Die Hexe habe] im
in b. gfluecht und gredt: es muos im nit gschänkt
werden! Mornades syg im ouch ein ross krank \\< ir-
den.' 1549, L Hexenproz. 2?i'»i Öppis in'n B. i*e* sägi »,
ins Gesicht AABb.; Z. .Heftest du nicht geleit gehept,
du hottist als ein böss vard getan, als du ie getät,
das muoss ich dir in din b. inhin sagen.' 1405, Z
Ratsb. .Maculam alicui innrere, Einem einen Schand-
flecken anhenken. Einem Eins ins [!] B. werfen.' Denzl.
1716. ,Gotts b.', unter verbotenen Schwüren. 1344,
Z Stadtb. — b) übertr., von Speiseresten herrührende
ünreinigkeit um den Mund Gr; Z. Vgl. Schnauz. —
c) Kinn GrV. (wo das W. ,Kimr unbekannt ist). —
2. von Tieren, z. B. Ziegen, allg. — 3. von Pflanzen,
a) die einem Barte ähnliche Zeichnung auf dem untern
Blumenblatt des Stiefmütterchens. Viola tric. AABb.
— b) Büschel von Faserwurzeln, bes. an Kartoffeln,
Rüben, wenn sie im Keller anfangen zu keimen AABb.;
B; ZO. An Weinreben: Wurzeln, welche die Augen
der beim .Gruben' in die Erde gelegten Schosse trei-
ben GRh. (Steinm. 1804,476). — c) roter oder weisser
(abgestorbener) Pistillbüschel an den Maiskolben B;
GRHe. ; GRh., We. — d) Grannenbüschel, spec. an der
Bartgerste ZO. — e) langer Schimmel an Brot, Rahm,
Eingemachtem usw. AABb., Kulmert; B; L; Z. Wenn-
me* z' Ziten um nid anket, händ all Milche" Bärtli.
JBHaffl. 1813. ,Sie mussten dem Brot erst den B.
abmachen, ehe sie es auf den Tisch stellen konnten.-
Gotth. ,Es gibt alte Schulhäuser, wo vorhandene
Lehrmittel in den Schränken faulen oder Barte be-
kommen, ein schlagender Beweis, wie fleissig man sie
benutzt.' ebd. — f) kurzes Gras AALeer. — g) Bart-
flechte, Usnea barb. GRÜhurw. — 4. von andern Din-
gen, a) Büschel von Spänen am einen Ende von tan-
nenen Scheiten abgetrennt, damit diese leichter Feuer
fangen; auch das so hergerichtete Scheit selbst BHk..
R. Mach g' schwind es par Bart uw' Sprissi, su. chönnc"-
mer lebig a"füre"! — b) Schlüsselbart. allg. — 5. siehe
Heil-Hund 3 (Bd II 1431).
Eigentümlich ist die Wenduug: Jmdm L\h und Hurt
gleich sehen, auch von Franenspersoneu Th.
Geras-: Fruchtstand des Alpen - Buschwindrös-
chens, Anem. alp. Uw (am Sehoneggpass). — Geiss-:
1. (Dim.) Spitzbärtchen Z. — 2. Pflanzenname; vgl.
Bock(s)-B. a) geiss- oder ziegenblättrige Spierstaude,
Spir. ar. Syn. Geiss-Bengel (Sp. 1372). .Aruncus, g.-
Fris.; Mal. Die Pflanze war officinell. .Geissbart-
wurz sampt den Bluemen zerstossen.' ZZoll. Arzneib.
1710. ,Geissbartwasser', ein Bestandteil des , Kloster-
frauenwassers.' a. Arzneib. — b) Sumpf-Spierstaude.
Spir. ulm. Z Anl. 1775. — c) Wiesenbocksbart, Trag,
prat. Mal. — d) Korallenschwamm. Clav, (her.) corall..
ein vielästiger Pilz B. — e) (Dim.) Wollgras, bes. das
breitblättrige, Erioph. lat. L, Erioph. polystaehyon (lt
Leuuis = Erioph. lat. und Erioph. ang.) „L;" Uw. Syn.
Benseli (Sp. 1393), Geiss- Zöggeli. — Herr-gotts-
Bärtli: = Megel-Chrüt (s. Bd III 901). .Herrgotts-
bärtlein, polygalon herba. Pimpinell, wie etlich ach-
tend.' KGesn. 1547. .Polygala, Kreuzblume, Ramsal.
Herrgottsbärtlein." Denzl. — Gitzi-: = Geiss-B. 2 eG.
— Hechel-Bart: Familienname. 1400/12, Z Ratsb.
.Bertsche H.', fingierter Name eines Freibeuters im
Bauernkriege. UEckst. — Hack-: Davalls Segge. Gar.
Davall., eine binsenähnliche Sumpfpflanze mit zähem
(nicht über 3 dm hohem) Halm, zum Anbinden von
Rebschossen, Fegen von Metallgefässen oder zu Biet-
Besen verwendet ZAff. b/Z.. Otelf.. Seeb., W.; vgl.
1615
ßart. bert, birt, bort, burt
1616
Bart 3 f. ,Dass die guten Grasarten verderben müssen,
und hingegen nur schlechtes Riedtgras, H., Binsen,
Mies usw. gezeuget wird.' 1760. Z Ges. Vgl. auch das
syn. Binz (Sp. 1411). — Ch ü de r- Hart: 1. Bart aus
Werg, wie ihn z. B. der St Nikiana trug ZZoll. —
2. struppiger Bart S (Schild). — Chnebel-: Schnurr-
bart G. ,Wir [sagt ein Zürcher] müessend ein l'art an
die knebelbärt hin; da meint er die Eidgnossen in
ländern.' 1524, HBull. ; vgl. Absch. IV 1 a. 478. Ein
S Chorherr eiferte gegen das Barttragen derjenigen
Chorherren, welche, vom borromäischen Kollegium zu
Mailand kommend, allgemein die Erlaubniss hatten,
Knebelbärte zu tragen, um 1608, LRSchmidlin. -
Milch-: Milchreste unterhalb des Mundes, bei kleinen
Kindern Z. — Bediste"-: unterhalb des Kinnes ge-
tragener (oberhalb rasierter) Bart gewisser (Pietisten-)
Prediger; dann übh. von unkräftigem Bartwuchs Bs
Stdt. — Bagge"-: Backenbart, allg. — Bocks-, auch
Bock- B; Th; U: 1. (Dim.) = Geiss-B. 1 Tu. — 2. Pflan-
zenname, a) Spierstaude, spec. a) (auch Wald-B. B
1t Durh.) = Geiss-B. 2 a Aa (Mühlb.); GoT.; U. -
ß) = Geiss-B. 2 b Aa (Mühlb.); BE., 0. , Bockbart,
Flores Ulm.' B (Apothekerspr.); wird zu Thee ver-
wendet. — b) haariges Laserkraut, Las. hirs. UUrs.
— c) wahrsch. eine Art Flockenblume. Cent. GRFan.
(Tsch.). — ä) = Siden-Huet (Bd II 1790) GrD.; U.
— e) wie nhd. , Bocksbart, herb, come, tragopogon,
ein guet wintersalat kraut.' Mal. — Kife"- Bs; Z,
Hüft'- Aa (Rochh.); BsL.: = E.-Mül (Sp. 181). Einen
B. hielt man für ein Zeichen der Gesundheit Bs. —
Sehern-, Schim-: 1. ,Schön-B.', Larve. Fris.;Mal.;
s. Gr. WB. IX 1487. — 2. ,Schin-B.\ bildl.. Schein-
manöver. ,Doch dass die von S. Gallen dem spital
solichs [ein abgetretenes Besitztum] uss irem aignen
guet ergetzen und abtragen söltend. Diss was ein
schinbart. damit man achten sölt, der stat und nit
dem spital were das sin abgnomen.' Vad. — Schleck-.
,0b doch Berengarius den Papst summum Pontificem
und Pulpiflcem, das ist den grosten Prachthansen und
Schi, genennet.' Vollenw. 1642. — Schmal-Bärtli:
Ziegenname BGr. — Schneggen- Bart. ,Botz sehn,
und feissen speck in d' rueben!' euphem. Schwur.
Wagner 1581. — Schnauz-: 1. Schnurrbart Ar; S;
ZO. — 2. = Bart 1 b Ap.
Schwizer-, ,Der Connetabel ist ein man umm
Cll jar alt, hatt ein breit angsicht, ein schwytzerb.',
melden eidgenössische Gesandte 1557 aus Paris. —
Vgl. Gr. WB. IX 247-2.
Spitz-Bärtli: eine zu 15 Kr. gewertete Münze,
iiM auch polnische örtli genannt. 1021, Absch. V 2,
182. — Stuffel-Bart „B; VO; S", Struffle"- Aa
Wohl.: „Bart mit steifen Haaren", Stoppelbart.
Striib-. In der Abi. strüb- harte" strübärte*
A a I.i'L-r.. strupparte*. Schulze: tr., Jmdn zerzausen,
durchprügeln AALeer. ; übel halten, quälen. Schulze.
— „ Strüb-bartete" f.: Affäre, wo es hitzig zu-
geht Gl."
Tüfels-: = Bocks- B. 2 d GoT. — Tann- Gr;
„LG.;" G oT. (Tarn.-); UwE., Tanne'- Gr; GW. : Bart-
flechte, Usnea, bes. Usn. barb. „Liehen plic. [= Usn.
plicata] LG." ; Syn. Fänggen-Hür (Bd II 1507), (Tann-)
Uaii. In T. hüllen sich die Wildmannli an der Alpler-
chilbi zu UwStans; s. Sp. 284. Aus T. fertigt man
Quasten an die Moos- und Papierrosenkränze, mit
denen das ganze Jahr hindurch Kanzel und Orgel
geschmückt sind GRMai. Uer T. wird auch als Futter
verwendet; s. Anderegg 1897, 67.
Ton(d)er-: 1. Donder-Bar, gem. Hauswurz, Sem-
perv. tect. Aa (Heinmann). Sie hält von dem Haus,
auf dem sie steht, den .Donner', aber auch jedes andere
Unglück fern. — 2. .Donnerhart', rote Fetthenne, Sed.
purp, (tel.) B (Durh.).
Zu 1. Die Form Donder-Bar findet sieh auch in den
Kiäutcrbüchern (so bei Bock. Brunschw., Brunfele). 2 ist
wahrsch. von 1 übertr.
Wald-: = Bocks-B. 2 a a B (Durh.). — Zuck-
Bärtli: Familienname. X1V./XVIL, AaZoI'.
,bartächtig: die bärt tragend, barbiger.' Mal.
— Mild, bartolit.
harte" (harde" ArM.; GRObS., S., Spl.), in GG.
bartne": 1. ,Pubescere, anfallen bart überkommen,
harten, mannbar werden.' Fris. ; Mal. — 2. barbieren
AALeer. ; Ap ; Bs ; B ; F ; Gr (auch Chur, He.) ; L ; PA1. ;
GF., G., Sev., T.; Z. Eine" b. I'h tue" (lönJ mich lo" b.
ZO. Wo d' bartet liest, liest au°h noch ame" Mensch
glich g'seli" und iez siehst wie en Wilde. EFeirer;
vgl. Bd III 932. Wenn Eine gern es Meitli hält, so
soll-er nit z' lang warte". Wenn er 's e'möl am Schir-
me" het, so brncht-er mumme" z' b. LReiden (Kai. 1899,
21). ,Dem Knecht war es auch nicht recht [in die
Kirche zu gehen]: er hätte noch nicht bartet, sagte
er, und sein Messer haue nichts.' Gotth. — 3. „tr.,
Jmdm einen derben Verweis gehen VO." — 4. an
einem Holzscheit einen Bart (i. S. v. 4 a) schneiden
BBe. — 5. einen Klumpen oder Zapfen bilden, von
Bienenvölkern vor dem Ausschwärmen Z. Der Imb
bartet. Syn. usen-liggen. — un-' bartet: unrasiert
ZZoll. Wottst u. furtgä"?
ge-bartet, in PA1. g'bortner (präd.): bärtig. ,Zwen
ander mit härteten angesicht.' Kessl. .[Der Weissars
hat] an dem hals so lang haar, als wann er gebartet
wäre.' Tierb. 1563. .Berchtold, der bartet genannt.-
JJRüeger 1606. ,Barbatus, gebartet, der einen Bart
hat' Denzl. 1677; 1716. — un-: hartlos. ,Ein un-
barteter hebreischer sprach dolmetsch.' Ansh. ,[Die
Sittiche] liebend die ungehärteten leut gern, fürauss
die kind.' Vogelb. 1557. ,Ein gar junger, unbarteter
Fürst.' JJRüeger 1606. Auch bei Spleiss 1667.
Bartete" f.: 1. das Barbieren Ap; Z. — 2. das
Barbierte Ap (TTobler); Z.
bartig, bärtig I: 1. (bartig) bärtig B (Zyro).
.Studenten, keck und b.' Probst (Bs). — 2. a) (bärtig)
einen Bart (i. S. v. 3 b) habend, z. B. von Rüben AABb.
— b) (bartig B; „LG.", bärtig B) schimmlig. .Bücher
bärtig werden lassen.' Gottb.
'bartlet: bärtig OnHe. En Ber.
Bartli I m.: Mann mit (ungewöhnlich) grossem
Barte AALeer.; Ap; Gl; GrHc, Tschapp.; GA., Sa., T.j
SchSI. ; Z. Einen Mann Namens Peter Schwarz nannte
man wegen seines ungewöhnlichen Bartes Bartli-Peler
GSa. Hieher wohl auch: .Hanseli Meyer, genannt
Bartle.' 1653, AAWett. Klosterarch. — Vgl. Aura, zu
Bartolomäus, zur Bildung Hürli (Bd II 1512).
Chatze"-: Spottname G.
Mues-: alter Mann, der beim Essen das Mnes in
den Bart schüttet L.
Vgl. muosbart bei Lexer I 2240. Möglich wäre aber
auch eine Zss. mit Bartli II (Bartholomäus) in appell. Bcd.,
so dass das \v. Einen bezeichnete, der («eil zahnlos) nur
ii ich Mues | Brei] es^en kann.
1617
Bart, bert, birt, bort, burt
1618
Sau-: Schelte auf einen unsaubern Menschen in
phys. un'l nior. Hinsieht GW. — Könnte ebf. zu VartU II
gehören.
Schampartli: einer der Spitznamen des Abtes
Ulrich VIII. von St Gallen. Museum 1795, 17. — Wohl
eine Entstellung ans .Schembart' (vgl. Gr. WB. IX 1487).
bärtle": 1. einem Unbärtigen im Scherz, als Lieb-
kosung mit dem Bart das Gesicht reiben Gl; Gr;
„Uw; U", wobei man vorgibt, ihm einen Bart pflanzen
zu wollen UwE. In GiiChur, He. in der Weinlese die
übliche Strafe für Frauen und Mädchen, wenn sie den
Traubenträgern Puppen (s. Sp. 1423) an die Tansen
hängen. — 2. im weitem S.: „liebkosen, streicheln
Gr; Uw; ü"; Jmdm das Gesicht mit Russ beflecken,
eine Neckerei, die bes. am Aschermittwoch zwischen
Knaben und Mädchen von Alters her üblich ist Gr.
— 3. „Jmdm einen kleinen Verweis geben VO."
Bärtier m.: Beiname eines Mannes mit einem
Vollbart UwE.
Geiss-: Birnsorte Th; s. Sp. 1492.
Bärtling m.: Einsiedler, Klausner. ,Die b., die
sich auf ein gelegen ort in die hölzer ziechend und
bürsten, besen, ofenkrueken und mausfallen machend.'
Vad. 1 31. - Vgl. Schra.-Fr. I 283.
bärts(e)le": 1. (bärtsle") „liebkosen, schmeicheln,
gleichsam den Bart streicheln UUrs." Insbes. Kinder
verzärteln, ihnen in Allem den Willen tun UwE. Syn.
täggelen. — 2. (bärtsele") kindisch, zärtlich tun, um
zu gefallen Ndw.
ver-bärtsele": (Kinder) verweichlichen, ver-
zärteln L.
Part — PI. Parte- — f. (m.): 1. a) (in BHk. m.)
Teil, Anteil, fast nur in der RA.: (Ich) für ml" P.,
(ich) für mein Teil AABb.; B; GlK.; GT.; Z. Ich
für ml" P. glaub 's nit (AaB.), wott nüt dervo" (B).
Für mi* P. g' fallt -mer das besser als d's andere B
(Zyro). Jnvicem, dargegen, für dein part.' Fris. —
b) Teil, Abteilung Ndw; Z. E" P. gäd weg, en anderi
P. bllbt. — 2. (lt Spillm. in Z auch m.) spec. Partei
(in einem Rechtsstreit, Kampfe) AaF.; B; Gl; GrPi\;
ScHSt. ; SchwHö.; Ndw; Z; spec. von den Nachtbuben
Gl (Schindler). Me' viues1 bed Parte" g'here" Ndw.
I' dem Punkt sind bed Parte" einig g'sl". SchwHö.
Volksbl. ,Ein Manns Red ein halbe Red, man sol
die Part verhören bed' soll über der Tür des alten
Ratssaals in ZWthur gestanden haben. ,I)ie, so diner
p. sind.' Zwingli. ,Ein jede party'; gleich darnach:
,ein jede part.' 1530, Absch. ,Zwei grosse parteien:
die einte part waren die Heduer, der anderen part
hauptsächer die Sequaner.' Tschudi, Gallia. ,Bed part
klagtend naher, nämlich die vier ort: si wärid inen
nit zuozogen, der ander part: er wäre verlassen.' Ansh.
,Fidem populi Romani sequi, der Römer part anhangen.
Part oder partei, pars. Einsi part beschirmen, tutari
partes alicujus.' Fris.; Mal. Ratsrichter: ,Die mehrere
Stimm das Urteil feit, die Parten werden inhär gstelt.'
JMahl. 1674. S. auch Handlung (Bd II 1406). Auch
in individ. Bed.: Anhänger einer Partei; doch nur im
PI. .[Die Wiedertäufer] machend inen dann parten
und junger.' HBull. 1530. ,Ist gar nit göttlich noch
billich, das, so ein pfarr ledig worden, ein yeder
louffe, bättle, gyle, gaaben verheisse und gäbe, die
undertonen anfachte, parten an sich hänke, ganz
schaaren fürbitter mit im füere.' Z Mand. 1532/80. —
Schweiz. Idiotikon IV.
3. Part AaF.; ScHwMa.; Z; PI. Parte' AaF. (auch B-);
SchwE., Ma. ; Z (lt Hürbin in AaF., lt Hunz. in UAn-
derm., Hosp. in dieser Form auch als Sg.), Mietpartei,
Haushaltung, sofern deren mehrere im gleichen Hause
wohnen, unter Umständen auch von einzelnen Per-
sonen. E" Part Hüslüt ZLunn., 0., Zoll. I" dem Hüs
wone"d vier Parte". S. noch Her-berg (Sp. 1568 o.).
Vgl. Gr. WB. VII 1465/fi. Zn 3. Bei dem überwiegen-
den Gebranch des PI. lag die Übertragung der Pl.-Form ant'
den Sg. nahe.
Gege°-: 1. Gegenpartei. ,Dann der bapst und
sin anhang sygend ein part; die werdind von den
evangelischen, irer gegenpart, anklagt, dass...' 1576,
Mise. Tig. .[Papst Formosus] so von seiner Gegen-
part, den Sergianischen , fast undergetruckt war.'
Sprecher 1672. — 2. m., Widerpart, Prozessgegner
Ndw. — Halb-: wie nhd. ÄALeer.; ScHSt.; Th. —
Contra-: Gegenpartei. 1592, ÜRMünster Rq.; wech-
selnd mit .Gegenteil.' S. noch das Folg. — Wider-:
1. f., Gegenpartei (bei einem Rechtsstreit) UwE. ,In
bywesen syner dahin [vor Rat] geladnen w.' 1516/79,
F Stadtb.; = ,contrepart' im frz. Text. .Desciscere,
abfallen, zun feinden fallen, auf die w. geben.' Fris.;
Mal. ,Die von Zuoz wollend 's [das Gericht] in ierem
dorf haben und die w. zu Scamfs.' 1573, Ardüser;
Var. , Contrapart.' ,Ein Kundschaft stellen, welche nit
seiner Part, sonderen der W. verwandt wäre.' 1756,
Schw Rq. S. noch Appellations-Guldin (Bd II 228).
Einem ,W. halten', wie nhd. .[Seine Vorstellungen]
halt ich nit fast gern und hult [ihm] etwan W.'
FPlatt. 1612. .Wann er für [den Gedrückten] redt,
sich für ihn einlegt und W. haltet, so lang er kann
und mag, wann er sihet, dass man den Armen un-
verhörter Sach verteilen wil.' FWyss 1673. — 2. m.,
Gegner UwE., spec. Prozessgegner Z.
a-part, -parti(g) s. Bd I 361.
parte": refl., sich zu Abteilungen zstun, sich
Parteien SchwE.; Ndw.
partle" Aa; Gl; Th; Z, pärtle" S; Z, battle' Th
Berl: ein Kegelspiel machen, bei dem die Spieler sich
in zwei Parteien teilen. Vgl. Partel-Partl.
Partätze": wie Panischen (Sp. 1439). Was nützt
de"" omc*, i" d's Hunds P., die zentränal Armpfleg?
Der Unbarmh. (U).
Partem, Parten n. (auch m.): 1. Gesang Gaben
heischender armer Stiftsschüler. , Hofschüler sollen
wegen Winterkelte um Michaelis bis z' Meyen nit mer
gehalten syn, das Partem durch die Stadt zu singen.'
1597, L Man. — 2. das den Schülern gespendete Al-
mosen. .Derhalben wüssen wir im nit änderst zu tun,
dann das ein Schulmeister die burger ansprech, so nit
wollen, das man vor irer tür täglich singe, was si für
ein partem wollen geben für ein wuchen, und die soll
er ordentlich ufzeichnen. Und damit si nit, dann ein-
mal, am fritag, gemeinlich darvor singend und das
partem innemend, sollen si die hüser erkennen mit
angeschlagnen zedel, partem daran, wie auch an-
derschwo brüchlich.' F Schulordn. 1577. ,Wievil, des
partem halben, schuler, es sien heimsch oder frömbd,
sollen teilhaftig sin, nach dem es zu oder abnimpt,
wollen wir kein zaal bestimbt haben, sunder auch,
wie ander ding mehr, von welchen nit gwüsse Ord-
nung mag geben werden, den schulherren heimsetzen.'
ebd. ,Des partens halber sind etlich, die man vermeint,
102
1(519
Bart, bert, birt, bort, burt
1620
des almuesens nit notwendig sein.' 1578, Ordnono der
L Stiftsschule im Hof. ,[An andern Orten] ist es brü-
chig, dass die Alphabetarii sind, des partens halb
stillston müessend. bis dass si den Donat haben.' ebd.
,Item das der armen schueler halb ein gewüsse zal
geordnet werde, so den parten haben sollen.' 1590,
ebd. S. auch P.-Trückli. — 3. ,Partem, der Parator
oder Calefactor in der Knabenschule des mindern
Basels.' Spreng.
Zu 1. Parlem! (ein Stück !) war eig. der Ruf, mit dem
die Schüler das Almosen (als Lohn für geleisteten Chor-
dienst) heischten; Tgl. nam. Sohnlid, schwäb. WB. 4:2 ; Kii-
chenschmnck 1862, XII 88; Birl., Volkst, II 271, sowie
,Parteke(n)' hei Gr. WB. VII 1171.
Partist m.: Name armer Schiller, die den Dienst
als Chorknaben, spec. als Chorsänger versahen und
dafür ihren Unterhalt emptiengen S; ZGt; in S ge-
hörten sie dem vom St Ursusstift unterhaltenen Kna-
benconvict an. , Der deutsch Schuelmeister soll uf die
alldorten speisenden Partisten Achtung haben, damit
sie sich bescheidentlich verhalten.' S Aland. 1708.
,[Es] soll H. Pfarh. an dem Tag der Jahrzeit ein Re-
quiemampt mit zwei Partisten aus dem Stift St Ursi
singen, welche Partisten von H. Pfarhern sollen be-
zahlt werden.' 1713, SBib. Jahrzeitb. ,1589 erhielten
die fünf armen Schueler (die heutigen Partisten) vom
Rate neue Kleider.' Stadlin 1824.
Partner: = dem Vor. S Urk.
Abi. von Parten.
Barte" I f.: 1. a) „eine Art Axt, auf der einen
Seite mit einem (breiten) Beil, auf der andern mit
einem Hammer, Schlachtbeil des Metzgers GR"D.,Val.;
Tb; Z; in Gr früher auch zum Zerlegen des Fleisches
in Riemen verwendet. Beim sog. Eierwerfen am Oster-
montag trugen die Metzgergesellen im festlichen Zug
auf den Spielplatz eine ,B.' in der Rechten GaChur;
s. Arch. f. Volksk. II 130. ,Auch ist [bei Viehseuchen]
gebotten, innert 13 Wochen in der Haab zu schicken
[Vieh zu veräussern] nit änderst als an die B.', d. h.
zum Schlachten. 1712, Steinm. (Ap). — b) als Werk-
zeug des Zimmermanns. ,l>irre vende betüt ouch ein
zimberman; das merkt man an der b. wol, die dirre
vende haben sol in der linggen hant.' Schaciizabelb. —
c) als Waffe, Streitaxt. ,Ein bart' als Bestandteil
einer Hinterlassenschaft unter andrem Kriegsgerät
aufgezählt. 1455, L. ,Die [verfolgenden] puren kamen
herfür mit parten, die sy werfen konten.' ThPlatt.
1572. ,Barde' als Waffenstück erwähnt in einem In-
ventar der Bs Safranzunft. S. noch Twer-Ax (Bd I 620).
- 2. (Wasser-JB. = Wasser-Hauicen (Bd II 1813) Gr.
Mhd. harte, Beil, Streitaxt; Abi. von Bari: das breite
Beil wurde mit einem Barte verglichen; vgl. den Schlüssel-
bai't. Hieher wohl der Name des Seh Geschlechts ,Barter*
(auch ,P-'), das im Wappen zwei gekreuzte Barten (Äxte)
fuhrt; zum listen IIa] erwähnt a. 1367: .Julians des barters
hos.1 Urk. Vgl. JJRüeger 1606, 640/1.
Häl- S; Tu; ZU.. Zoll.. Alam-VAl, Hrile"-GRFr.,
Scuolms, Haft- Z, ffile"- SchwE., Hele"-, He'le'- B;
GrOdS., S., Spl.; Sch (Kirchh.), Hell- GROhurw., L.,
l.uz., Trimniis. Ihli- AALeer., Heni- GRTschapp.
-Barte» (in B; ÜrCIiuiw., L., Luz., ObS., S., Scuolms,
Spl., Trimmis, Tschapp. ; ZO. tw. -Barde"), in Z auch
lluli- Parte", in Seil (lt Kirchh.) Hrh"-Parte" : 1. Helle-
barde, eine Hauptwaffe des altschweizerischen Fuss-
volkes, in der Hauptsache bestehend aus einem breiten
Beil an langem Stiel, mit mehrfachen, im Laufe der
Zeit wechselnden Zutaten, die sie auch zur Stoss- und
Reisswaffe geeignet machten. Vgl. Tafel I bei Elgger
1873, ferner vRodt 1831, 43; MJähns 1880, 751/2;
KBürkli 1880, 118/23; Demmin. die Kriegswaffen
- 609/11. Vorrat an H-en barg ehedem jedes Zeug-
haus, jede Rüstkammer, aber auch im Hause des wehr-
haften gemeinen Mannes fehlte sie nicht; s. Z Taschenb.
lOnii, 227. Für ihre Beliebtheit im Kampfe spricht
folgender Erlass Zürichs vom Jahr 1515 an seine
Untertanen: ,Als die halbarten wöllent zuo gemein
werden und man die spiess lat ligen, ist MHHn mei-
nung, welher sterke und möglich eit halb einen spiess
muge fertigen, dass derselb die h. solle lassen liggen
und einen spiess tragen.' Vgl. dazu Geschfo. Ges.
XIV 29. Später zurücktretend, wurde sie doch noch
im Zwölferkrieg (1712) verwendet; noch 1731 wurde
in den ennetbirgischen Vogteien ein Zoll auf ,Halli-
partenschäfte' festgesetzt. Absch. ,Habebant Switenses
| bei Morgarten; der Verf. schreibt als Zeitgenosse]
in inanibus quodam instrumenta occisionis gesa, in
vulgari illo appellata helnbartam, valde terribilia,
quibus adversarios firmissime armatos quasi cum nova-
cula diviserunt et in frusta coneiderunt.' Vitodüran.
,Rex Boeiuus perveniens ad aciera virorum de Glarus
[1330 vor Colmar] vidensque eorum instrumenta bellica
et vasa interfeetionis gesa, dieta in vulgari helnbarton,
amirans ait: O quam terribilis aspectus est istius
eunei cum suis instrumentis horribilibus et non mo-
dicum metuendis.' ebd. ,Eiu mordachs, zwo halen-
barten.- 1445, AaB. .Hagenbach mandavit in suo bali-
vatu, ut qui arma sufliciencia non haberent, sibi axes
sive jhesus, hoc est mordax et halebarten faecrent.'
1473, Bs Chr. ,Mit halebarten wil ich dir strelen und
zwagen mit dinem bluot.' 1499, Volksl. Jedes Ort soll
verordnen, dass man zu den .halbarten' ein Schwert
oder Mordächsli trage, wie das von Bern, Luzern und
Uri bereits angeordnet ist. 1499, Absch. ,Und ob der
könig sich für Bellenz legerti, so wölten sy an den
enden im eins rechten sin mit iro halparten und ir
üb und guet daran setzen.' 1502, Absch. (Antw. auf
einen Vorschlag, den Rechtsweg zu beschreiten). ,Die
herren, die uns mit ysen und hallbarten nie hand mö-
gen gwünnen.' Zwingli. .In derselben stund haben
sie [die Glarner, als sie den Reformierten zuziehen
wollten] am himmel wunderliche zeichen gesehen als
lange spiess. hellenparten, büchsen; dise seind zer-
flossen und zergangen und bluetlärb worden.' 1531,
Zellw., Urk. (von der Kappeier Schlacht). .Ist etlichem
eins mit flacher haliparten worden.- 1531, Absch. (Z).
Von Waldmann hiess es, man habe ,ein vass halbarten
(haliparten) in sinem keller' gefunden. Ansh. ,Bi-
pennis, hallenbarten, ein biel, so zuo beiden Seiten
hauwet, breitax.' Fris. ,Er rennt die tür mit einer
hallenbarten auf, perrumpit limina bipenni.' Mal. .Sie
legen [den Leichnam] auf zwo halbarten.' GGotth.
1599. , Unter dem Panner sollen sein hie ob dem
Wald 400 Mann, nämlich 120 Harnisch, 8n Musquetier,
80 Haggen, 120 Spiess und Hellbarten.' 1614, Obw.
.Unterdessen müssen die jungen Studierlöffel nicht
ineinen, dass sie drum alle Glehrtheit allein gefressen
haben, wollen ihnen zeigen, dass unsere Haliparten
auch nicht verrostet sind.' Mdseum 1794 (Brief eines
alten Landpfarrers an einen andern über Wielands
Briefe von Verstorbenen). Die H. hatte eine bestimmte
Länge; urspr. betrug sie .V, durch ein B Mand. von
1621
Bart, bert, birt, bort, burt
1622
1686 wurde sie auf 84 festgesetzt (vRodt). Daher ihre
Verwendung als Massbestimmung. .Ungefähr einer
Halbarten hoch.' RCvs. .So Einer mit einem Müll-
stein versenkt wurde im nächsten Weyer, der einer
Hallbarten tief, wäre im Weyer zum Ertrinken nicht
Wassers genug?' 1631, JJBreit. .[Gewisse Wasser-
vögel] komment so nahend an das Land, dass man s'
mit einer Halleparten erlangen köndte.' JLC'vs. 1661.
Schon früh wurden die Wächter der Ordnung mit
H-en bewaffnet, und in dieser Verwendung hat sich
da und dort bis zum heutigen Tage die H. er-
halten. So ist noch jetzt in ZZoll. die Mannschaft,
die bei Feuersbrünsten den Ordnungsdienst versieht.
mit Halbarte' ausgerüstet. Bes. trugen solche die
Nachtwächter; in ZÖtw. a/L., wo der Nachtwächter-
dienst zwischen den einzelnen Bürgern von acht zu
acht Tagen wechselte, wurde noch in neuerer Zeit,
wenigstens als Zeichen der Aufforderung, je dem-
jenigen, an dem die Beihe war, die H. zugestellt.
,Dass die Dorfwachten [auf die Bettler] ihr flyssige
Ufsicht habind und nit nur mit den Halbarten uf der
Achslen umbhin gangind.' Z Mand. 1641. ,Die 6 Göu-
ni er stellen sich mit ihren Harnisch und Haieparten
um den Ring [die Gerichtsschranken].' GrD. LB. Mit
einer .Hallebarde' bewaffnet, musste zur Handhabung
der Bettlerordnung von 1674 in LSemp. aus jedem
Hause Einer einen halben Tag Wache stehen. Gfd.
.Dem Schwertträger [mit dem Kichtschwert] gant vor
zwen Weibel mit Hellenparten.' XVII., Obw Rq. RA.
H-e% schnie' (GrPt.), regne" (Sch; ZO.), Bezeichnung
des schlimmsten Unwetters; vgLSpiess. TTen»'s[auch]
Hallbarde" regne" war*, chünnt-ich morn nüd diheime'
st". Stütz. Der von einem Unwetter auf dem Berg über-
raschte Geissbube erklärt, ,er wölte heim und sölte
es halbarten schnygen.' 1531, L Hexenproz. , Hellen-
parten, um Gottes willen gib Feuer!' Ausruf, wenn
man in der Not ist und sich auf irgend eine Weise
helfen will; s. Sprww. 1824, 81. — 2. in Flurnamen.
,An Fendrich zun Büels Halmpartenacher [gränzend].'
1597, LSemp. ,Zwo Jucharten in der Halbarten.' 1653,
AAWett. Klosterarch. Vgl. Harnisch (Bd II 1610 o.).
Panzer (Sp. 1408). — Sempacher-: eine jüngere,
leichtere Art Hellebarde; erst seit 1656 in Zürich und
Bern in grossem Mengen verfertigt. So bestellt Bern
nach 1656 .viertausend Hellebarden nach Sempacher
Art, damit viel eher eine Victorie als durch Geschoss
zu erhoffen sei.' KBürkli 1886. , Magst du auch wol
by dir han ein Sempacher halbarten.' 1576, Lied (L).
.Gesum, ein Gattung Pfeils, Schweinspiess, Partasane,
vulgo Sempacher Helleparten.' Denzl. 1677; 1716.
Die Grundformen sind halm-, heim- (viel!, auch halb-)barte,
d. i. Barte mit Stiel; vgl. Hahn, Helm (Bd II 12021, Halb,
Hell (ebd. 1161). In Hal-B. ist m zw. l-b verklungen; die
Formen mit zweisilbigem erstem Teil beruhen auf halem-,
helrm-L. mit altalem. Secuudärvoc. Aus nnsern ä. Quellen
führen wir noch folgende Formeu au : .Halmpart' (neben
.Halbarten'). RCys. , Hainbarten.' 1357/1544, Schw LB.
,HaI(l)enbarten.' 1474, Volks!.; 1489, Z Inv. ; 1499, 6r Lied;
1564, Z Inv. (,-bartli'). .Hallebarten.' Sprecher 1672. .Halle-
parten.' VFriderich 1619. .Halabarten.' JLenz 1499. .Halla-
parten.'B Fastnachtsp. 1522. .Halbarten.' 1476, Beuterodel ;
Ruef 1514; LLav. 1582. .Hellenbarten.' HsStockar 1519;
GGotth. 1599 (nebeu .halbarten'). .Hellebarten.' 1576, Z
Inv. ,Hcl(l)barten.' 1402, ZRatsb.; 1641, ApI. Archiv.
.Heiparten.' 1640, Gr. Vgl. noch Gr. WB. IV 2, 969.
Hal-barter m.: wohl eig. Verfertiger von Helle-
barden. Als Familienname Wßinn. ,Töni Hallen-
barter.' 1498, UUrs. ,Der Halbarter', ein Diener Jörgs
auf der Fluh von Obw. 1512, Absch. .Jennius Hala-
barteiv 1528, ebd. (WGoms).
Hal-bartier(er) m. : Hellebardenträger beim
Heere. .Die hallbartierer und spiessknecht müessten
mit leichten rüstungen, namblich einer Sturmhauben,
ruggen- und bruststuck armiert sein.' 1529, Absch.
.Vor 1600 waren bei einem Fähnlein gewöhnlich 40
Hakeuschützen, 40 Geharnischte mit langen Spiessen
und 220 Pikeniere und Hellebardiere. Diejenigen,
welche mehr Erfahrung besassen, wurden zu den
langen Spiessen verwendet, welche geharnischt in den
ersten Gliedern stunden.' Obw Volksfreund. Nachher
trat die Zahl der H. zurück: .Man soll trachten, unter
jedem Landeszeichen 2/a Musquetiere und '/s Pikeniere
oder Halbartierer zu haben.' 1696, Obw. Vgl. noch
Spiess- Knecht (Bd III 730), Hand-Biel (Sp. 913),
Absch. V2, 2237; Gfd XVI 82. H-iere als Ehren-
wache bei Prozessionen : .Jedem Musquetier und Hall-
bartier [gab man am Herrgottstag] '/* Mass Wein,
V» Brot' XVII., AaMuh.
Metzger-Barte": = Barten 1 a Gr. — Schlah-:
= dem Vor. ScaSt.; TiiTäg. — Wise0-: = Barten 2
GnTrimmis.
Bartle" f.: Beil TuArbou (selten).
Barte» II f.: = Chüder 1 (Bd III 151/2) ÄABb.. F.,
Hold., Leer.; L; ScawE., Muo. ; Ndw; U; Zg; „Z"Lunn.,
Stall. „Es gibt zweierlei Arten : das zuerst Abfallende
nennt man die gröbere B. oder auch B. schlechtweg,
und das bei der feinern Hechel Abfallende Lauter-
barte, d. i. reinere B. VO; Z." Mit Schwitze" und
Warte gid 's Riste" und Barte" AiWohlen. Si cha""
im Höfli unne" B. spinne", spottet ein Mann über
seine Frau, die er aus dem Hause ausgesperrt hat U.
Cho" u-ie-n-e" Müs us-ere" Chunklete" B., absonderlich,
geschmacklos gekleidet sein, von Frauen L. S. noch
Gumma (Bd II 307), Werch. .Barteli [1. harten?] ist
das werk von flachs oder hanf, so in der hächlen
bleibt und näbend sich gelegt wirt.' Mal. — Abi.
von Hart.
Lüter- „VO;" L; Ndw; „Z"; s. das Vor. Der
Pfarrer zu LNeud. bezog 1662 an Hanfzehnten .Risten
126 Pfd, Rätschristen 29 Pfd, Luterbarten 16 Pfd.
Raitbarten 56 Pfd, Rätschbarteu 18 Pfd.' MEsterm.
1875. — Reit-: Barten von .gereitetem', d.h. von
Hand gebrochenem Hanf. Nur die dickern, bessern
Stengel werden ,gereitet' und Abfall ist daher wenig
zu erwarten. S. auch Lüter-B. — Ratsch-: Barten
von geringerm Hanf, der nicht von Hand, sondern mit
der , Ratschen' [Breche] gebrochen wird; s. Lüter-B.
bärtig H AaF.; „VO;" L; Ndw; „Z", bärti»
LWiil.j Ndw: 1. von Barten gemacht; vgl. Chüder 3
(Bd HI 152). B-s Garn, Tuech. .Zoll vom Zentner
Risten, bärtin und flächsin Garn.' 1670, Absch. ,Für
bartiges, rauhes und gebleichtes Tuch.' 1741, ( iß\v
Rechnungspost. .Ristigs und bertigs Garn.' 1754,
AAKe. — 2. übertr. a) „Es g'seht i" dem Hüs b. üs,
ärmlich L." — b) von Personen, „schlecht, gemein,
niedrig" L. „'s ist numme" e" b-er Mensch, ein ge-
meiner Mensch von niedriger Herkunft."
holi-barte"
II 1155).
ein Kinderspiel UwE.; s. Holi (Bd
1623
Hart, bert, birt, bort, burt
1624
sclirual-barte": 1. knapp zu essen haben, kümmer-
lich leben AAKulmert., Leer.; B; L. Grüsli°* schm.
miiesse". ,Sie sahen einem Winter entgegen, wo ge-
schraalbartet werden musste.' Gotth. — 2. „neutr.,
höflich schmeicheln W." — Zu 1. Das syn. ichmal-mühn
(Sp. 183) macht Zugehörigkeit zu Bart II wahrscheinlich.
„partesclliere": tr., teilen ü." - Aus it. parteggian.
Parti', Parte i f-B- Aa lt Hürbin ; B) f.: \. = Partla.
Übertr. a) Nutzen, Vorteil, in der RA.: Partei us Öppis
zieh* B (Zyro); frz. tirer parti de qc. — b) Einem
Parti (je*, durch Zeichen (mit Augen, Fuss oder Hand)
heimlich Etwas kund tun UGösch. ; frz. donner part
ä q. — 2. (Partei ÄAf; B, Parti Th; Z) = Part Ib.
Ei" P. geit de" Weg im'1 ei" P. der ander B. Ei"
P. von öise" Lüte" het z' Nacht lieher Suppe", di ander
Gaffi Aa. (Reise-)Gesellschaft: ,Nun muss mir eine
reisende Partei wohl gefallen, ehe ich ihr ein Almosen
gebe.' 1692, Z (von Handwerksburschen). — 3. (Partei
ÄAf; B; Th; Z, Parti Aa; Gl; L; Th; ZSth.) spec.
a) = Part 2. Ph ha" si" P. (a')g'no* Aa ; B. Kei" P. soll
der andere" z' nach tue". Gl Volksgespr. ,Eine treue
Seele, von welcher Vreneli sicher wäre, dass sie nicht
P. mit den Andern gegen sie machen würde.' Gotth.
,Do ist uff unser party nit 24 mann tod bliben.' 1476.
Bs Chr. .Carolus bracht mit der gallen siner partig
lifrung und hilf.' Ansh. S. noch gab (Bd II 67). In
allgemeinem Sinne: Mi" mues' i" der Wild wüsse"
die rechti P. z' ergriffe", si" P. z' ne", verstehen je
nach den Umständen die richtige Entscheidung zu
treffen B (Zyro). — b) Spielpartei Aa; B; Gl; L; Th; Z.
Mer wend Ei"s chegk", aber nur z' P. L. ,Die Spielen-
den teilen sich [beim Hurnussen] in zwei Partieen:
die eine hat den Hurnuss zu schlagen, die andere ihn
aufzufangen.' Gotth. — c) (Partei) = Part 3 Aa; B;
Th; Z. ,1m Früeling 1692 war grosser Mangel an
Kernen. Wurde gut befunden von den Obervögten,
dass nicht mer als zwei oder drei Parteien bachen
sollten. Der Kernen musste im Kornamt geholet und
den Parteien Zedel vom Pfarrer gegeben werden.'
ZZoll. Pfarrprot. — 4. (Parti, in B lt Zyro Partei,
lt vRütte nur für c neben Parti) wie nhd. Partie,
a) Spielpartie Aa; B; Gl; L; G; Th; Z. Wei*-mer
e" P. mache" z'sämme"? Der Papa macht och gern
si's Parteili amene" Äbend. B Taschenb. Adie P., sagt
man resigniert, wenn man einen unwiederbringlichen
Verlust erlitten hat G; Th; Z. — b) Verguügungs-
partie Aa; B; Th; Z. Verallg.: auch bi der P. si",
auch mit dabei sein Aa; Th; Z. — c) Heirat, allg.
E" gueti P. — d) Teil einer Fläche, eines Gegen-
standes Aa; Th; Z. Das ist e" bösi P., z. ß. an einer
Strasse, einem Kleide. Spec. als verhüllender Ausdr.
für genitalia ZSth. (Schneiderspr.). — e) Anzahl,
Menge von Dingen gleicher Art Aa; Th; Z. E" P.
Wan", Zigarre". - Über das Verhältniss von Parti .- Fand
vgl. ür. W'B. VII 1466. 1477.
Hinder-Parti: scherzh. für Hinterer Th.
Partei- (Gl; S; Th; Z), Battel- (THBerl.) Parti :
Kegelpartie, bei der die Spieler sich in zwei Parteien
teilen ; s. partlen.
Maie"-säss-Parti: Lustpartie, welche die jun-
gen Leute von Chur alljährlich im Frühling bald nach
der Alpfahrt auf die Maiensässe unternahmen; die
Mädchen schmückten die Bursche mit Alpenblumen-
kränzen; der Aufenthalt oben schloss mit einem vor
einer Alphütte abgehaltenen Picknick, bei dem Nidlen
oder Luggmilch die Hauptrolle spielten. Vgl. Bawier
1835, 55; vTscharner 1829 I 178; helv. Alm. 1806,
65/92. In neuerer Zeit ist der Name übergegangen
auf einen Ausflug, den die Churer Schuljugend in Be-
gleitung von Eltern und Lehrern alljährlich vor der
Alpladung auf die Maiensässe macht.
Schlitte°-Parta' Ap; B (Zyro), sonst -Parti:
wie nhd.
Tanz -Parte'.' Tanzvergnügen B (Zyro).
Wider-Parti: Gegenpartei. ,I)az die hoptlüt in
willen und fürnemen syen, gegen denen, so uff der
widerpartyg ligen, zuo ziehen.' 1499, Z Schreiben. ,[Die
Söldner] sind von im zur widerparty geluffen.' 1501,
Absch. ,Er wurde sich zuo desselben widerparty füe-
gen.' Zwingli.
parti(j)e" BHk.; ,L", sonst parteie": 1. tr., in
Parteien trennen. ,Pratik [des Königs von Frankreich]
der Eidgnossen knecht ufzewiglen, die Lamparten par-
tien [usw.].' 1513, Ansh. — 2. a) reeipr., „sich in
Parteien teilen, uneinig mit einander werden B"SL;
„Gr; L; Scii;" Z. — b) refl., Rotten bilden, sich
zsrotten BSi. ,Das sich etlich der raten, dry, fier
oder fünf, sich gesundert und partyot haben und für
sich selbs rat gehaben.' 1491, G. ,[Es] haben sich
die Knaben von Oberhaslen und Oberglatt mit ein-
anderen partiget wider die von Rümlang.' 1660, Z
Synodalbericht. Auch abs., Parteiungen anzetteln.
,Ob sich yemand understan welti, hinder ainem rat zuo
partyen, ainungen oder unruob ze machen.' 1491, G.
— c) refl., „Partei wider Jemand ergreifen L" (lt St.1
auch B; Gr; Sch). ,Sich p, (zue)', Partei nehmen
(für). ,Dieweil der Herzog sich zum Pabst Johannes
parteiet.' XVII., JLüscher. ,Man bedienet sich aller
Mittlen, wenn Andre sich zu uns parteien, ihren Ab-
fall von uns zu verhüten.' Discourse 1722. Bes. als
Ausdr. der Rechtsspr. ,Das partygen ist von UGnHHn
von Zürich verbotten, darumb soll sich nyemants p.,
sonder scheiden und die sach zu friden und zum
rechten stellen.' 1534, ZAnd. Herrschaftsr. ,Wo ye-
mande mit dem andern stössig, sol ein yeder, der
darzu kumpt, frid ufnemen by sinem geschwornen eid
und nüt in huffen howen, stach en, schlan, noch zuo-
grirten ald partyen.' 1542/4, SchwLB. ; daneben: ,Wel-
licher sich partyet, zuogrifft ald zuoschlat.' ebd. ,Daz
sich niemant soll bartigen und soll iederman scheiden
und helfen frid machen.' ScawMa. LB. Die Strafen
für , Partyen' usw. sind künftig für malefizisch in
Rechnung zu bringen. 1624, Absch. S. noch Friind
(Bd I 1304). — d) abs., parteiisch sein BHk.; spec,
ungerecht richten ZKn.
partiig: 1. in Parteien gespalten. ,Wan d' Eid-
gnoschaft zwischen den küngen uf vast häler wag
stuond, ouch partiig.' Ansh. — 2. einer Partei ange-
hörig. ,A11, die partigig darin sind.' 1490, G. ,Sich
p. machen.' ,Beschech ouch, dass die gesellen under
einandren stössig wurden, da sol menigklich scheiden
und sich nit partigig machen, einem teil furer zuo
helfen old biständ ze tuond.' 1476, Bs Chr. Prägn.,
zur feindlichen Partei haltend: .Denn graff Heinrich
von Salgans was etwas bartigig und der herschaft
[Österreich] zuostuond.' Edlib.
uii-: unparteiisch. ,Sol er lüt darzu neminen des
rats onbartyig.' Ap LB. 1409. ,Ainen unpartigigen
16'26
Bart, bert. birt, bort, bur't
162(5
gemeinen mann.' 1471, GRb. Er verlange, dass das
Schreiben ,von welsch zuo tusch unpartigig gemacht
[übersetzt] werd.' 1491, G Eatsb. ,Z' Fridhusen sind
unpartygig lüt; si schonend weder pfaffen noch gwalt
nüt.' UEckst. ,So mügend sy ein landvogt anruofen
um ein unpartig gericht.' 1531, Strickl.
partiisch, partei(j)isch: 1. .Partischer kib [Partei-
hader] lat kum ou schaden nach.' Ansh. — 2. = par-
tiig 1. ,Sy sind in der statt schon yetz partysch, zwy-
trächtig und under einanderen fyend.' 1522, Stkickl.
,Die von Glaris sigen mit einandren bartigesch gesin,
doch habent [sie] sieh mit einandren vereinbart.' 1531,
ebd. .Uneinigkeit ein rych zerstört; partyest syn mag
gar nit bston.' HBcll. 1533. — 3. = partiig 2. ,Man
seit, dass vil burger in Cöln synt, die sich partyesch
[zur Gegenpartei] halten und ein zuesohub tüegent
dem von Burgund mit bulver usw.' 1475, Bs Chr. .[Es
soll] sich niemans partigist oder argwennig erzeigen.-
1528, ebd. ,Wann eines Buren Dienst, Knecht oder
Magd, nit in Fründtschaft oder sonst nit parteyisch
ist, so soll einer Kundtschaft sagen mögen.' 1668,
ZGrün. Amtsrecht. In der lebenden Spr. wie nhd.
un-: wie nhd. ,U. (still) sitzen', sich neutral ver-
halten. Assn. En Unparteiische'', Vertrauensmann als
Vermittler, bes. bei Ehrenhändeln B; Gl; Z.
Unpartischung. Zürich bitte dringlich, zu be-
denken, dass man nicht so bald wieder zu solcher ,U.
und Neutralitet' kommen dürfte. 1536, Absch.
Bartolomäns: 1. Bärtlime Ap; L (Ineichen); Obw.
Bartkme ThE™., Bärtli II Aa; Ap; BE.; „VO;"
Gl; GrPt.; G; ScBSt,; S; Th; Uw; „Z". Bart BE.
(selten), Bärtel B; „VO; S; Z", Bdrtel F, Bärti
„BO. ;" Gl, Bärtier (verächtlich) Ap, Bärteli (verächt-
lich für einen Kleinen, im Gegs. zu Bärtli) ApK.,
„Bächtli F", männl. Taufn. Scherzreime: Bärtli, bist
artlieh? oder: He du, min tüsiger B., nie bist doch
du so artlich! Ap. , Bärtli, der Korber', Titel einer
Erzählung Gotthelfs. Nach Gr Hexenprozessakten war
.Bärtli' einer der Namen, die der teuflische Bräutigam
bei der Hochzeit sich gab. Jäklin 1878. — 2. Bärt-
lome B, Bärtlime AABb.; GRParpan, Pr. ; L (Ineichen);
GMs; ScHSt; ScBwMa.; S; Th; UwE.; Zg; ZKn.. Zoll.,
Bärtlime BsL.; BMerzl. ; ScHSchl. ; Th, Name des Ka-
lenderheiligen bzw. -Tages (24. Aug.). Der Tag war
früher Zins- und Zahltermin Z. Uf B. zeise". Die erst
Zali'g uf B., die zieeiti uf de" Martini. Wolf, Gespr.
An B. wird ein grosser Markt (B.-Märkt) abgehalten
GSa.; ScHSt. S. auch B.-(Sunn-)Tag. Mit dem Tage
beginnt der Herbst, er gilt darum als Lostag. St Rie-
mens eus de" Winter bringt, St Fetri Stuel dem Früeli'g
winkt, de" Summer bringt-is St Urban, de'' Herbst fähd
mit B. a" AABb.; ähnlich Sulger. B. nimmt de" Dun-
ner und bringt de" Sehne ScnwMa. B. bringt Summer
oder Sehne GRParpan, holt es Sümmerli oder en Sehne
GRPr., bringt Rifen und Sehne Z, bringt e" Chübel roll
Sehne Zg. .Gewitter um B. bringt Hagel und Schnee'
AABb. 2Vöe* B. ist hinder jeder Stade" Fege" AABb.,
B. — hinger jedem Hag Begen oder Sehne BsTerw.
Z? B. schreie" d' Vögeli ach und we BMerzl. Wenn
der Bärtlime schön ist, so werdet d' Brummberi über
all Berg rif AABb. Begen im (um) B. tuet de" Trübte"
(gar) we AABb.; L. Begen im St B. dütet uf nasse"
Herbst L (Ineichen); dagegen: wenns .am Bartholome'
regnet, so soll der Bauer den Säesack anziehen (d. h.
er soll sich mit dem Säen sputen, weil nachher solche
Trockenheit eintritt, dass später gestreuter Same nicht
mehr keimen würde) See. Erst nach B. eingebrachtes
Emd liefert geringen Ertrag; vgl. Amad (Bd I 213),
ämdelen (ebd. 214). 's hat vom Rege" z' B. bloss Herd-
öpfel, kei" Gras g'ge" ScuSchl. ,\Venn im B. Reif, so
kommt noch ein Altweibersommer' L (Ineichen). Z' B.
söll-me" röti [Trauben-JBm g'seh" Bs. - 3. Bärtlime
S; U; Z, Bärtli Aa; Bs; Gl; GT.; Sch (auch Bätli lt
Kirchh.); Schw; Th; Obw; Zg; Z. Bartel SciiSt.; Th ;
ZSth., in der RA.: Wüsse", wo (äer) B. de" Most holt
(in Gl auch feil hat), wissen, wie es sich mit den
Dingen verhält, mehr wissen als Andere. aaOO. Der
Toni, als A"fänger, het noeh nit recht g'wüsst, wo B.
Most holt. BWtss. ,Der Jakob sei eben ein Fino, wie
es wenige gebe; der wisse, wo der B. den Most hole.'
Breitenst. .Andre Lüt, die och wüssen, wo Barthle
den Most hollet.' Th Gespr. 1656. .Es weisst noch
Niemand, wo B. Most holt.' Sprww. 1824; vgl. ebd.
319. Eim zeige", säge", wo (der) B. de" Most holt
(i'schänkt ZPfäff.) Aa; Bs; GT.; Th; Obw; U, (Most)
feil het S, den Meister zeigen, zurechtweisen. , Jakob
sagt: Respekt vor Denen [den Bauern]! Das waren
die Ersten, die ihren Herren sagten, wo B. den Most
holt.' ADiethelm. Bueb, icenn d' iez nüd bald folgist,
se chumm-ich g'wüss und zeig-der mit de" Füste", wie
der B. de" Most i"schänkt ZPfäff. Da hat de B. de"
Most g'holt, da liegt der Has im Pfeffer Schw; Zg.
— 4. Barth, Name des Vorsitzenden beim .Bartli-
spiel', bzw. der hölzernen Maske, die er trug ScnwBr.-(-;
s. B.-Spil und vgl. Bd II 1542. — 5. Bärtlime, bär-
tiger Mensch Z. ,Er ist ein ganzer Barthlime, pro-
nomi [!] barba.' Met., Hort. 1692.
Zu 1. Altere Formen des Tanfnamens: .Bartholome,
-ame.' 1435/49, GEh. ,Bart(h)lome.' 1382/1415, ZRatsb.;
1539, Ap; G. ,Bes Barthlime maiers tachstuol.' 1544/73.
UMcy., Chr. .Bartlyme' neben , Bärtli.' 1525/1600, ZHinw.;
1560/1600, ZHombr. .Bartli.' 1459, Zg; 1492, AaF.; 1537,
ZElgg; 1577, SBib. ; 1579, ZGrün.; 1731, ApTrogen. ,Bär-
theli.' 1527, ThKurzd. B. als Familienname: .Uolrich Bar-
tholomäus.' 1320/30, Z Stiftsurb., .Hans Barth(o)lome, gen.
Füessli.' 1435/56, ZStdt, .Bärtlime.' 1519/21, ebd.; XVII. /
XIX., S. .Bartli.' 1529, ZRegensd.; 1554, U. Hieher viel!.
auch der Familienname .Bart' BRadelf. ; XVI.. Bs; 1547. ZSth.
Zu 2. .Vor sant Bartulameus tage.' 1347, AaB. Urk. StB. war
Schutzpatron der Kirche in ZNiederhasli (1188), des Siechen-
hauses zu BBurgd., desjenigen zu ZRüti (neben St Jodocus),
einer Kapelle in BGottstatt (wovon der heutige Bartlom?-Hoj
den Namen hat), in F (BäcTtleni-Ohappeli), in ObwKägisw.
Die RA. unter 3 soll davon ausgehen, dass es um den B.-Tag
gewöhnlichen Menschen noch nicht möglich ist, etwas Sicheres
über den Ausfall der Weinlese vorherzusagen; doch vgl. auch
Wackern., Kl. Sehr. III 158/9. S. noch Th Beitr. 23, 55.
Zu 5. Die Umd. des Namens auf Bart mochte um so näher
liegen, als St B. mit starkem schwärzlichem Bart dargestellt
zu werden pflegte.
partil Ap; B; Th; Z (im 0. auch b-), bardu Aa
Zein.; Bs, portu AaF., Ke. ; ZWildb.. pertu Ap, perdu
SchwE.: um jeden Preis, durchaus. Er lidet's p. nüd,
er wott 's p. (nüd) ha". Wenn ir 's p. nüd ivend zue-
g'e", se nimm-i^-si bigopp nu z' leid [zur Frau]. Stütz.
Frz. par tout. Der Ton liegt gew. auf dem «, das meist
auch gelängt ist.
Bert: Personenname. 1. Norbert S. — 2. Albert. oO.
Bertel: 1. Albert. — 2. Robert GStdt.
Berti: Albert Aa; Bs; B (auch Bertli); Z.
1627
Bart, bert. birf. bort, hurt
1628
Bi:rte° f.: Verlustzeichen beim Kartenspiel Mar-
schen (Sp. 424), bestehend in einer Null AAZein. Eine
B. bekommt diejenige Partei, die den Trumpf ein-
nimmt und nicht drei Stiche macht. Vgl. Erd-Ejifel
(Bd I 379 u.). - Frz. perte.
Bertram in. Wilde' B., Bertram-Schafgarbe, Ach.
ptarm. BU. Rom. Bertram, Anac. pyrethrum, ein Mittel
gegen Zahnschmerzen. Z Anl. 1775. .Pyrethrum. herba.
b.' Fris. ; Mal.; Denzl. (mit dem Zusatz: .Speichel-
wurz). Auch bei JJNüsch. 1608; JRLandenb. 1608.
— Ans pyrethrum verdorben.
Biert m.: (Vorder- oder Hinder-B.) vordere oder
hintere Hälfte eines vierrädrigen Wagens, zur Be-
förderung von Langholz gebraucht GrD., Klost. —
Kätoroui. Licrt, aus lat. birota.
Bort AABb., F., Ke., Leugg.; Ap; Bs; B; Gl; Gr
Churw., D., Luz., Mal.,ObS., S..Schud.,Scuolms,Tschapp.,
V.; L; ScawE.; S; UwE.; W; ZKn., 0., S., Port I Aa
Leer.; Ap; B; GrD., He., Pr., S., Seh., Tschapp.; GSa.;
Sch; Th; ZO., S., Bord BsLie.; BHa.; GrD., Pr., Seh.;
üw, Ford Ndw — n., in GRPr. (lt vereinzelter An-
gabe); GSa. in. — PI. unver. GlK.; ScinvE.; ZO. t\v..
sonst Bürter, P- — Dim. Börtli, P-, in Gr auch
Bördji: 1. Rand, äusserstes Ende eines Dinges, z. B.
eines Tellers, Tisches Gl; Nnw; Z, eines Bettes Ap;
Th. Nimm da' Tuech am B., nid i" der Mitti! Sch.
,Metula, Börtli.' Schulze. ,Die port und end [der Ge-
webe im menschlichen Körper].' Ruef 1554, wofür in
spätem Ausgaben: ,ort und end.' ,Diese muscheln
habend dünne läffzen oder pörter.' Fischb. 1563. ,Die
schal diser schuäggen ist an den borten weiss.' ebd.
.Margo, das bort, end an einem yeden ding. Margo
libri, das bort eines buochs. Margo oculoram, das
bord der äugen. Orse poculorum, das bort der bä-
cheren. Marginata tabula, mit einem grossen b. Po-
cula circum oras contingere melle, umb das port umb-
hin mit honig bestrychen. Chrysendeta, geschirr mit
guldinen spangen oder porten.' Fris.; Mal.; s. auch
Ort (Bd 1 482), Irinnen (Bd III 828). .Verstopfs [das
Gefäss] dermassen zu, dass das Papeir allein an den
Porten um das Mundloch des Glases beklebe.' JJNüsch.
1608. ,So die Bort [der Wunde] rot seind und glipet,
so wollen sie etwas hinfallen und ist gar nit gut.'
FWürz 1634. ,Bort eines Dings, margo, extremitas,
ora. Labrosus, das ein B. oder Leffzen hat.' Denzl.
1677; 1716. Jets ziehet da" runde" By Stengel [Lad-
stock] uss, macht-e" kurz, am Bordt fasse", steckt-än
iss Loch ina [usw.], Kommando bei Gewehrübungen.
Helv. in pace 1694. Vgl. auch B.-Latten (Bd III 1483),
-Band (Sp. 1331). Insbes. a) Schiffsrand; Seitenwand
des Schiffes B (Zyro), ,die langen Laden zu beiden Sei-
ten des Schilfes' Aa (Rochh.). ,Es sollen die fiossschiff
gemessen werden von einem port zum andern.' 1401,
JVetter 1864. ,üas garn über des schiffs port einziehen.'
Z Fischereinung 1512. ,Die Schiffleut haben Alles
über das Port ins Meer geworfen.' AKlingl. 1695/1704.
,Das den 26. Juli 1723 gehaltene Maiengericht schrieb
vor. dass kein Waidling mehr als auf einen halben
Werkschuh Port geladen werden soll [sein Rand soll
noch '/»' über das Wasser hervorragen].' JVetter 1864.
.Der Bott soll die Waare auf kein Schiff laden, es
habe denn, wenn es geladen ist. noch einen Schuh B.
über das Wasser.' Gl Postordn. 1805. S. noch gnepfen
(Bd II 671). — b) oberer Rand eines Gefässes. Be-
hälters, so einer Pfanne ZU. Wenn 's Heide"fur am
P. umme" fart, se gi''t 's gUch ander Wetter ZO. (Volks-
glaube). Er geid hert an d's Bort [des Jauchekastens]
zuehi". GFient 1898 (GRPr.). — c) erhöhter Rand an
Kuchen (Weihen, Tünnen) udgl., der das Abfiiessen
des Aufgusses verhindert Ap; Th (gew. Dim.); ZO.
Es B. mache", üfsetze". — d) an Zeugen, Kleidungs-
stücken uä. a) (oft Dim.) Saum, schmaler Streifen
am Tuchrand SB., durch besondere Zeichnung, Farbe
usw. sieh abhebende Einfassung, Zierbesatz an Klei-
dungsstücken, Tüchern, Teppichen, Kissen Bs; B; Gr;
Sch; Th; Z. Ermeli mit-eme" Börtli Bs. .Wachtmeister,
Corporale und Cadetten durften beim Versehen ihrer
Funktionen goldene Bördleiu an ihren Uniformen tra-
gen.' XVIIL, Bs Jahrb. S. auch Ger (Bd II 401). Auch
verzierter Rand von Kupferstichen Holzschnitten,
Trauerrand, weisser Rand an Briefbögen B. ,Es gibt
Deren, die Einem schreiben, manchmal drei Seiten
lang und noch an allen Börtern.' Gotth. — ß) Krempe
GrS., Scuolms, Tschapp. — y) Dim., oberer, auf be-
sondere Art gestrickter Rand am Strumpfe Aa; Bs;
B; Sch; Th; Z. ,Eine solche [im Welschland er-
zogene] Tochter kömmt selten in Jahresfrist [beim
Stricken] vom Börtli bis zu den Fersern.' Gotth. —
e) aus einer Reihe gleichartiger Pflanzen (z. B. Sem-
pervivum, Gent, acaulis ua.) bestehende schmale Ein-
fassung eines Gartenbeets B. — f) vom Erdboden,
a) Uferrand, -böschung eines Sees, Flusses, Baches
Aa; Bs; B; GlK.; GRPr.; GSa.; Schw; S; Th; UwE. ;
W ; Z. Mörschli [Moros] ist da lang am Bord üf und
ab g' gange" GrPi\ (aus einer Travestie von Schillers
Bürgschaft). S. noch eben (Bd I 43), Güsi (Bd II 478).
,Das Fahr mit dem dazu gehörenden Acker, jenseits
der Aar am Port gelegen.' Jahn 1857 (nach einer Urk.
von 1307). .Jetwederhalb dem bach uff dem bort.'
1410, ZZoll. Urk. .Hans Heid und sin rot schwum-
mend hinüber [über die Tresa], verjagten d' Franzosen
und behielten das bort.' Ansh. ,Wen zwen mit ein-
andern im fuortbach in zerwürfnus kement und ein-
andern schlüegent, fald einer harwerts an das bort,
so soll in ein vogt der herschaft Rägensperg straffen,
fald er aber hinwart uff das bort, soll in ein vogt im
nüwen Anipt straffen.' 1556/62, ZDielsd. Offn. ,Der
spyr nistet in porten der fliessenden wasseren seer
tief.' Vogelb. 1557. ,Ripa, labrum, fibra, crepido, ein
bort oder gestad eines flusses, sees, brunnens; das
port am wasser oder fluss. Ripis compescere fluvium,
das wasser im runss behalten oder weeren, dass es
nit über das port aushinlaufe,' Fris.; Mal.; Denzl.
1677; 1716. .Am gestad [Var.: bort] des Rhodans.'
Mauhitiana 1581. ,Der Rhin louft zwüschent zweien
tiefen Borten ingeschlossen.' JJRüeger 1606. ,Das
Bordt ist unterfressen, actum, deploratum est.' Met.,
Hort. 1692. ,Am Port oder Sand des Baches.' Sererh.
1742. .Sotane Eiuschlagung soll beschehen [statt
durch tote Zäune] durch währschafte Gräben und Auf-
werfung hoher Pörteren, mit Tannlinen oder Dornen
besetzet.' B Forstmand. 1753. .Es soll verbotten sein,
allen Landwasseren nach, wo hohe, erdbrüchige Pörter
und Gräben sich befinden, einiges Holz zu bauen.' ebd.
1766. .Mauerkot an den Bort der Liminat anzulegen
[ist verboten].' 1763, Z Ges. .Das Damm oder Port
am Mühlebach.' 1829, Z Rykon Kaufbr. — ß) Rand,
ansteigende oder abfallende Böschung, (mit Gras oder
Gesträuch bewachsener) Grenzrain an Grundstücken
1629
Bart, bert. birt, bort, buri
|.;:;n
(Wiesen. Äckern, Gärten), Strassen und Wegen; kleiner
Abhang Aä; Ap; Bs; B; Gl; Gr; L; GSa.; StH; S;
Th; Nnw; W; Z. Pörtli, spec, Rasenweg zwischen den
.Kammern und Fachen' im Weinberg ZS. Es B. ab-
mäje'. A" dem B. ehunnt-me" mit dcm Pflueg nid zue
[weil der Abhang zu steil ist] Sch; Th; Z. ,1hm falle
das Korn nie, numme" hie und da öppen es Hämpfeli
amene" Port.' Goitii. Ein Betrunkener, dem Jmd vor-
hielt, er brauche eine breite Strasse, antwortete: Er
sönd g'wöss en Bötsherr, die loufi'd gern off-em B.
osse" Ar. Mit dem Wage" über 's B. abe" fare"; über
's B. abe' tröle". ,Wo sie diese Breite nicht hat,
müssen die Porter geschlissen und der Strasse die
vorgeschriebene Breite gegeben werden.' S Strassen-
regl. 1817. ,Umb den Boden zu ringsweis ward ein
Port oder kleins Meurliu aufgeführt aus ungebachnen
Ziegelsteinen.' JRLandenb. 1(308. Steil abfallender
Rand einer (Hoch-) Fläche, eines (kleinen) Hügels,
Felsens, abschüssige (Gras-)Halde Ap; B; Gr (lt Bühler
auch als Ackerland verwendet); SchwE.; Uw; W; Z.
Auch ein Hügel selbst mit steil abfallendem Rande
Gr; Stalder. Mit Rasen bewachsener Berggrat Gl.
Er ist uff dem B. tisse" (z' usserst am B.J g'stande",
am Rande eines jähen (Fels-)Absturzes „LE.;" Ndw;
W; Z. I" de" Pörtere" ume'chräble" [herumklettern]
BO. Gott häd g'wüss auch Freud an dem lustege'
Völchli, sus hätt-er afe" ätten Eine" dürch das grousam
stotzig Bord ander dem Bode" [Hochfläche] ab län
droh". Schwzd. (GrScIi.). .Die [Kühe] weidetend sich
umb das bort in den wisen.' Rdef 1540. ,Die Mark
gehet schreg über die Felder bis herfür auf das Port,
da ein alter Lindenbaum stehet' 1694, AAWett. Kloster-
arch. ,Das Feld bei Jenaz hat zwei oder drei Satz
oder um etwas erhüchte Porter ob einandem, welches
eine Anzeigung ist, dass das Landwasser vor Zeiten
sein Lager hocher müsse gehabt haben als jezund.'
Sererh. 1742. ,Ich habe [bei Arbeiten zur Bodenver-
besserung] mehr als sechs Bannen voll Steine das
höche Bort hinnen aben geworfen und eben gemacht.'
1781, ZZoll. S. noch ße-münd (Sp. 322). — g) im
Reim auf ,Ort': 's Börtli isch au''' es Örtli L. Auf
die Frage a" welkem Ort? erteilt man etwa den
Vexierbescheid: Arne" P., reo l;an Ofe" stöt ThHw.
— 2. übertr., in formelhaften Wendungen, a) i. S. v.
Ende, Ziel, Äusserstes. Am B. si" Gl; GrPi'. Am
B. lige", überwunden, verloren sein L. Gell, de list
am B.! ,Iez facht an der Schwyzer Pracht: die Eid-
gnossschaft ist glich am P. [am Rande des Verderbens].'
JMahl. 1674. Afenge" off <'em Port osse" se", auf dem
Äussersten Ap. Etwas an e" B. bringe", zum Ab-
schluss bringen GrPt. Si hend eister eppis ume" z'
fliehe" and megi'd doch nid recht a" 's Bord und neiive*
nie recht iclters g'ricke". Schwzd. (Uw). D' G'schicht
muess-mer iez da"" eins an es B. BHa. An es (kei'sj
B. cho" (mit Eim, ÖppisemJ, (nicht) fertig werden
Aa'; Ap; BHa.; Gl; GRHe., Pr.; Sch; Th; Ndw; Z.
I>' Freud findt hei" P. Z (Brandenb.). ,Wann ich
bald komb zum Port', ans Lebensende. Ende XVIL,
StAnnalied; doch vgl. auch Port IL .Um mit dem
Handel einmal an Bord zu kommen.' PTschudi 1726,
neben .zum Ende.' — b) am P. si", am Berge stehen,
in Verlegenheit sein AALeer. ; Z.
Mhd. hört, -tes mtl., Rand, bes. des Schiffes. Unser ausl. t
zeigt den alten hd. Lnutstand, das d des schriftsprachlichen
W. ist nd. Über die Schreibung des Anl. gilt das Sp. 1364
Anm. Gesagte; auch das ausl. d mag zum Teil auf dem Eiu-
fluss der nhd. Form beruhn. Dehnung des Voc. scheint ausser
in GrHe., Pr. ; ZW. überall eingetreten. Das Dim. It,.nli
könnte auch zu Borte" geboren. — Das W. begegnet häufig
in Lokalnamen, die zumeist an die Bed. .Abhang, abschüssige
Halde' anknüpfen. /'»/•/, Meines Dorf am Ufer der Zihl B
(Jahn 1857). Börtli, P- B; Gl (Berggrat). Ob B. Gl. üf
dcm B. BAbl., Adelb., Br. (iuisserster Teil des Dorfes neben
dem Mühlebach), Farni, Hk., Lenk, Sa., Schangn., Sigr. ; GrA.,
D., Luz., Schud., V., Valz. (länglicher Hügel); UwE. (abschüs-
siges Landgut; ,Hans Casper auf dem Fort..' 1731), uf dem
Börlji GrGrüsch (Berggut), uf de" ßörler GrD., Valz., uf Port
BSumisw. .Zwischen den Portern' BAdelb. Am B. GGom-
misw. ; WLeuk. Im B. ZEgg. Das Hotel du Port in LE.
soll lt Osenbr. aus älterem am, zum P. verwälscht sein.
Auget-B. W (vgl. W Sagen 199), Aletsch-B. W, Wiler-B. W
(Rand des Abhangs, der das Plateau von Wylern beim Pfarr-
hause von Binn abschliesst). , Höhen-Port' Schwlb. ,Holz-
Bort' GIMitlödi (Alp). ,Mühle-Port' Milihort BAdelb. (s. Jahn
1S57, 396). Bäss-Port LStdt (über dem Reussufer). Bort-
Acher ZWetz., ,Bort-Grund' (, Heini am B.' XIV., UwAlpn.),
, Port-Häuser' B, Port-Bürt BHk. (einer der vier Gemeinde-
bezirke; nach einer Angabe dafür auch Port im.), Port-Weid B.
In Familiennamen: Ambort W, Portmann L und wohl auch
Borter WBriegerberg ; 1433, WErnen.
Acker-, Acher-: Ackerrand, mitunter auch =
Für- Haupt 1 (Bd II 1498) GRFan., He., Klost. —
Falche"-: mit Falchen (Bd I 798) bewachsene steile
Waldlichtung ZO. — Win-gart- Wingert-: mit Rasen
bewachsener Rand an oder zwischen Weingärten, gew.
als Fahr- oder Fussweg benutzt GRChur, He.; s. Tsch.
110. — Herd-: Erdböschung BBe. — Huet-: Hut-
rand Z. Huteinfassung: .[Nicht verboten sind u. A.]
goldene und silberne Hüetport' B Mand. 1728. —
Ort- heu™-, Rüch-heuw-: Abhang, an dem nur Ort-
oder Büch-Heuw (Bd II 1817. 1819) wächst ZO. —
Chäs-: = Ch.-Fisch (Bd 1 1102) WG. — Mägeri-:
Abhang, an dem Mager-Heuw (Bd II 1819) wächst
GW. — Nidel-PörtZ;': Ansatz von Rahm am Rande
des Gefässes, worin derselbe stehn gelassen wird
ZO. — Rüfi-Port, -Bord: Rand, Abhang an einer
Büfi, einem Waldbache GRHe., Pr. .Das der Feind in
den newen Weingarten sich auf einem Rüffiport in
die Schlachtordnung gestellt.' Gr Handlung 1632. —
„Rugg-: Bord des Berges, der von seiner Form den
Namen Rugg [Rücken] hat GT." — Räm Rom-
Pörtli: = Nidel-P. ApH., M. Dieser Rahm wird nicht
selten äusserlich als kühlende Arznei angewendet
Ap. — Rör-Bort: Schiffswand BO. — Stüde"-:
mit Gesträuch bewachsener Abhang B; L (Schür-
mann); Z. ,Das Kohlmätteli nebst etwas Studport.'
BVolksztg 1885. — Bett-statt Bettschet-: Bettrand
Ap. — Strasse"-: Strassenrand Aa; Gr; SchwE.;
Th; Z. — Täller-: verzierter Rand eines Tellers Z.
— Weber-PörtH: verstärkter Rand an Strümpfen
oder Vorärmeln Z. — Wasen-Port: mit Rasen be-
wachsenes P. AALeer., Suhrent. ; Th. B'richte" wie-n-es
W., viel unsinniges Zeug schwatzen AALeer., Suhrent.
Borte" f., in der ä. Spr. auch m.: 1. wie nhd.,
Borte, Tresse, als Besatz von Kleidungsstücken Bs; Z.
.[Verboten werden] güldene und silberne, gute und
falsche Borten.' 1718, ApTrogen. S. auch Gras-Bogen
(Sp. 1066). In älterer Zeit auch als (Frauen-)Gürtel.
,Ein beschlagen langen fraueuporten.' XV., L Invv.
(öfter). ,Ein beschlagnen porten', als Gewinn aus
einem Glückshafen. 1495, ZDiet. ,1 rot porten 10 lot,
1 schwarz porten ll'/a lot, 2 grüene porten ö'/i lot.'
1631
Bart, bevt, birt. bort, burt
1632
Ende XV., Z Inv. ,Ein gestickt bort, mit den 12 botten
und silbernen zeichen.' 1525, ZInv. ,1 roten guldinen
beschlagnen gürtel, 1 guldis pörtli mit 1 senkeli und
schlössli.' um 1551, Z (unter den ,kleinoten' eines
Fräuleins). ,1 sänkel und ringgen zu einer porten,
1 guldiner sänkgürtel und 1 gürtel mit gewerchtem
silber beschlagen.' XVI., Z. — 2. „feierlicher Kopf-
putz der Bräute auf dem Lande Sch." Börtli, jung-
fräulicher Kopfschmuck, bestehend aus einem etwa
5 cm breiten Reifchen aus Pappe, das mit Seide über-
zogen und dicht mit dünnen Messing-, Silber- oder
Goldplättchen besetzt ist, die, weil lose, beim Gehen
ein leises Klingen verursachen; das Börtli wurde wie
ein Kranz bei Taufen von der Patin, bei Hochzeiten
von der Braut und an der Fronleichnamsprozession
von den Jungfrauen getragen, bei letzterer Gelegen-
heit oft noch mit einem Kränzchen von Hahnenfuss-
blüten gekrönt LE. f Am Herrgottstag für Schueh
und Börtli ;um Umgü' [Prozession]. JRoos 1892.
/Perle'-JBorte', ehemals ein vierschrötiger, mit Perlen
und Edelsteinen versetzter Kopfschmuck, mit welchem
die Jungfrauen bei Kindtaufen und bei ihrem hoch-
zeitlichen Kirchgange und Gastmahle prangten' Bs
(Spreng). ,Die besondere jungfräuliche Zierden und
Zeichen, oder Schäppel, Perlein, Borten, den Kranz
tragen usw.' Leu 1727 (nach alten Mandaten).
Mhd. borte m., Rand; Band (als Gürtel, Besatz usw.).
S. Doch Anni. zu Bort. Zu '2 vgl. Har-Band (Sp. 1329).
borte": an Kuchen das Bort machen Z;s. Bortlc.
ver-portieren: mit Borten besetzen. ,üas Ehren-
parlament mit verportierten Hüten.' 1728, TiiWeinf.
„bortne": den Samenhanf, wenn der Fimmel
herausgezogen ist, vollends von dem Unkraut rei-
nigen Zg."
„Viel!, daher, weil Dian den Sauienhanf gern an den
Borten, d. i. an den Enden der Hanfländer stehen lässt. "
börtig, in ZLnnn. ebe°-b.: bis zum Rande, zum
Oberfliessen voll, von Gewässern BS.; L; ZLunn,
D' Ar ist b.
börtle», ;)-.- 1. Börtli machen B; Z; s. Bort 1 d.
— 2. = bortnen „Zg."
Port II n.: Hafen, a. Str. a) im eig. Sinne. ,So
bald das schiff lendt und ins p. kommt.' 1460, Bs.
,Der wind ward guot und fuort das schif unz vast
nach an das p.' Morgant 1530. ,Die Häfen und Port.'
RCys. Als Masc: ,Ein Schwümmer, der den P. nicht
finden kann.' JHott. 1666; neben ,das P.' — b) übertr.
.Wir bittend euch widerumb in das P. des rechten
versicherten Gestats begeben', zum katholischen Glau-
ben zurück zu kehren. Gulden Bund 1585/1658. ,Man
nahm uns in die Schiff und in die Sicherheit. Das
Rathaus war mein Bort: dort hat man diese Wunden
besorget und verbunden.' FJHermaxs 1755.
Das Nentr. auch noch bei liKönig 1695. Stulz 1519
braucht das W, als Fem.: ,Io vetlicher p.'; dazu der schw.
PI.: , porten.' ebd.
Port III: Bestellgebühr, Porto. ,üem Churer Botten
für das vom Hm [Pfarrer] von Galgenen [geschickte]
Gembs P. von Lachen zalt 20 ß.' 1689, ZZoll. Tageb.
In der lebenden MA. gew. Porto. ,In den Brieflohnen
oder Porto.' 1C75, F.
Brief-Porte" (PL): = dem Vor. ,\Vie von denen
Particularen vilfältig wegen Erhöhung der Briefporten
geklagt worden.' 1748, F. ,[I)er von den Postpächtern]
wegen der Briefporten eingegebene und eigenhändig
unterschriebene Tarif.' 1758, ebd.
Nicht recht klar ist die Stelle: ,Die Posten, die Brief-
porteD, Buchläden sind nach gefahrlichen Büchern zu visi-
tieren.' 1769, Absch. VII 2. 317 (betr. F).
Pass-Port, -en f.: Geleitsbrief. , Passporten oder
gleitsbrief, symbolum, commeatus, permissus, venia.
Libellus, ein p-en oder zädel, so man gibt an ein
zoller.' Fris. ; Mal. .[Für die Reise wurde uns von
den GnHHn] zugestellt ein offen fürgeschrift und
glich als ein p-en.' Jos.Mal. 1593. Heide zu einem
Juden, den er getötet hat, mit Bez. auf dessen Todes-
wunde: .Die P. du ihm [Gott] zeigen sott.' GGotth.
1619. Urlaub(schein), auch Dienstzeugniss, bes. von
Soldaten. .[Solche, die aus dem Felde heim laufen,
sollen an Leib und Gut gestraft werden] es were denn
saeh, dass si guote Wortzeichen oder brief und bass-
borten bringent.' 1499, S. Auch wer wegen Krankheit
heim müsste, soll zuvor vom obersten Hauptmann ,ein
bassport' erwerben und den seinen Herren zeigen.
1512, Absch. Befehl an die Vögte, .die ohne p-en aus
dem felde heimgekehrten eilends an her zu schicken.-
1531, Strickl. ,Commeatum militi dare, ein Urlaub
oder p-en gäben. Causaria missio, ein eerliche p.
(p-en. Denzl. 1677; 1716). Qui causarie missus est,
der ein eerliche p-en hat oder aus redlicher ursach
geurlaubet ist. Gratiosa missio, ein p., die einem
kriegsmann aus gunst nachgelassen ist vor dem zeit
oder zil, und er den sold verdient hat,' Fris. ; Mal.
,MHHn [Prinzipale] haben mir ein ordentlichen ab-
scheidt und bassbort uff zinstag den 27. sept. 1569
gegeben.' ARyff 1591. ,[Er] ist ein eerlicher Kriegs-
mann nach Lut syner P-en.' 1600, Ardüsek. ,Ein
Soldat, der sich seiner P. rümpte.' Schimpfr. 1651.
RA. .Einem p-en gäben', den Abschied, Laufpass
geben. NMan.
Port(e") I f.: Name der Stationen an Alpenstrassen,
wo die transitierenden Waren umgeladen werden
mussten; dann übertr. auf die (aus einer oder meh-
rern politischen Gemeinden oder ganzen Talschaften
bestehenden) Genossenschaften, welche die Strassen
gebaut hatten und unterhielten und denen dafür die
Erhebung von Weg- und Brückengeldern, bes. aber
das ausschliessliche Recht zustand, den Warentrans-
port je von einer Station zur andern zu besorgen Gr
(XVIII.). Vgl. Porten-Genöss (Sp. 822), -Recht. Auf
der Strasse von Chur nach Bellenz bestanden sechs
solcher Porten (Port Im Boden, Thusis, Schams, Rhein-
wald usw.). Näheres über die Geschichte der P. s. Gr
Monatsbl. 1898, 241/5. 265/74. 290/6.
Rätoroni. port, jiorti m., Auf- und Abladesteile, Waren-
niederlage; s. Pallioppi 555 a. Das Fem. wohl zunächst in
der Zss. ,P. -Genossenschaft' und dann auch für die abge-
kürzte Form beibehalten.
Porte" II, in W daneben Port (Pord WKippel,
Münster, StUlr., Simpeln, Turtm.) — f.: 1. a) Pforte,
Tor Aa; Ap; Bs; Gl; GRPr.; Ndw; U; Z. Grad rorne-
ob der P. [der Festhütte] hed 's eso es G'mdli g'han.
(iFiENT 1898 (GRPr.). Am längsten haftete das W.
in den Namen der (nun verschwundenen) alten Stadt-
tore, wie Uhröne'-P. (jetzt noch als Hausname) ZStdt.
.Kr wurde zu Trier vor die porti an einen nussboum
gehangen.' 1473, Absch. .[Es] ist im der weg oder
port fürkommen [verlegt worden]: do er henuss wolt
1633
Bart, bert, birt, l)ort, linrt
1634
gen Sant Fiden, rieng man in.' Sicher 1531. , Hart an
der statt Koni gegen der parten Sancti Spiritus.' Kessl.
.Eweren Spiess durch die Torten feit!' unter den
Kommandoworten ,uber den Spiess.' Val.Friederich
1619, 16; wozu S. 19 nähere Angaben über die Aus-
führung. .Einem Krieg im Land schliesst auf die
Porten.' Stettlkr 1(142. In biblischer Spr. von der
Himmelspforte. .Maria, welche ein einige, ewige por-
ten bliben ist [durch die man in den Himmel gelangt.].'
1527, HHill. .Das ist die einige Porten, dardurch
euere Seelen iu den Himmel gereichen.' AKlingl. 1088.
.Hoit'e, der grosse Fürst werd mir alldort mit seinem
Schlüssel öffnen die Himmelsport.' 1744. Obw Grab-
schrift. — b) Haus-, Zimmertür GrPi\ (Kuoni); PPo.;
W (neben Tür); unterschieden als Hüs-, Stubu'-P.
usw. W. Vgl. auch Baichen (Sp. 1190). Vor der eignun
P. icischun W. Was nuin den Armun zet P. üs gibt,
das chunnd hüfu'iwis zun Pfeistrun um In. ebd.
— c) (oft Dim. Portli) Zaunlücke, Durchgang durch
einen Zaun, nur so breit, dass Menschen und Vieh
einzeln durchgehen können BÜ. (einzelne Angabe); Uw.
Syn. Lucken b (Bd III 1255). ,Von porten und türly.
Wer port ald türly offen lad, ist kon um 2 pfd buess.
Wer porten hat, da einer türli sol han, der ist ouch
kon um 2 pfd buess.' um 1500, Ndw Rq. ,Wo einer
den andern atzte Winterszit, diewyl die Porten offen
sind.' 1605, SchwG. Rq. ,So einer eine Porten offen
tindt, so solle er sie auch wiederum vermachen, und
gehört dem, der die Porten offen findt, 20 ß.' 1751,
Schw Rq. S. Be-legi (Bd III 1200). — 2. beweglicher
Boden, Klappe am Büiv-Chorb [Behälter zum Tragen
von Mist oder Erde] WG., Visperterm. Syn. Bbdli.
Jüngere Eutlehnuug aus dem Rom. In den ä. Quellen
gellen die starke und schwache Flexion des W. durchein-
ander. Der militärische Befehl unter 1 a erklärt sich daraus,
dass er eig. vor dem Sturm gegen eine Pforte gegeben wurde;
vgl. Rüstow, Gesch. der Inf. I 3 IS.
Vor-. ,Das Schloss nebst den Vorporten schleifen.'
1712, Hess, Badenf. — Ge-: = Porten 1 c. ,Es soll
nieman das gemeinmerky genote verschlachcn, wann
das offene geborten haben, da man uss und in möge
farn. Verschlüege yeman die gemeinmerky als ge-
note, das es nit offene lücken hette, der müesste es
bessern.' 1339/1544, Schw LB. ,[Ich] tuon ouch kundt
an disem offenen briefe, das ich oder min erben dem
vorgenampten guot die geporten offen lassen soll von
SantGallen mess hin unz zu mitten) merzen.' 1340/1544.
ebd. — Chirche"-: Kirchentür W. D's Panda ist
icol es heiligs Ort: Da chunnt der Gletscher selbst vor
d' Ghirchu'port. — Post-. ,Von den kleinen Auslass-
oder Postpörtlein. Man machet sie in der Mitte des
Tors oder Porten, damit des Nachts, wo Volk aus-
oder hinein wollte, nicht die ganze Porten eröffnet
werden müsse.' Kriegsb. 1644. - - Schutz-: Fall-
gatter, -Tür. Kriegsb. 1644; s. fällen (Bd I 759).
portne": Haus und Hof schliessen GWallen-
stadterberg.
Portner m.: 1. (Kloster-)Pförtner L; PA1. Siehe
Nidel (Sp. 673). .Portnei" neben ,Torwarter.' 1531/48.
1. Chron. .Janitorem, portner.' Fris.; Mal. Bildl.
,Ein Statthalter Christi, ein portner des himmels.'
RGdalth. 1546. S. auch Mantel-Gelt (Bd II 255). —
2. .Pörtner'. Name einer militärischen Gesellschaft,
deren Mitglieder ,sint 1713 auf der Schanz bei der
Kronenporte (daher sie auch den Namen haben), sint
Schweiz. Idiotikon. IV.
1772 aber in dem Schopf hinter dem Schanzenhof sich
den Sommer über wöchentlich zwei Mal in den Waffen
üben.' vMoos 1775; vgl. noch Mem. Tig. 1742, 508;
DWyss 1796, 244/5. Von 1744—98 gab die Gesell-
schaft, auch .Gesellschaft der Pförtner' oder .Porten-
Collegium' genannt, Neujahrsstückc heraus; vgl. dar-
über Z Neuj. St. 1857, 26/8.
Portne riQ f.: Pförtnerin PAL; SchwE.
Pört(e)r'e AaF., Ke.; B; GF., Pörl(e)rett Aa (Gysi);
Th; Z, Poterett ÄASt., Podfejrctt, B- Z (in Rüml. B6'-
derettj — PI. unver. oder -elter Tu; Z — n. : Porträt,
im weitern Sinne jedes eingerahmte, an der Wand
aufgehängte Bild. Syn. Taflen.
Ab -Portrett n. : Porträt ÄAWohlen.
ab-portriereu: porträtieren ÄAWohlen.
Portugal. In dem Zuruf: Hell üf, P.! L; siehe
Bd I 121.
portugalisch: portugiesisch. Ansh.
Portun, .Partuir f.: eine auch als Gefängnis ver-
wendete Feste in Beilenz. Die grosse Rechnung über
den Bau der Parthun. 1623, Absoh. Die übrigen Sol-
daten haben die Parthun und beide Porten zu be-
wachen. 1629, ebd. — Wohl zu it. jtortone.
Portuner m.: Wächter auf der ,Portun', zu den
von den Eidgenossen in den .ennetbirgischen Vogteien'
eingesetzten Amtleuten gehörig. Vgl. Absch. IV 1 e,
540; IV 2, 1323; V 1, 1637. 1683; V 2, 1841.
Burt, Ge-burt f.: 1. als Vorgangsbezeichnung.
a) das Gebären. ,An der purt sterben.' Z Bibel 1531 ;
ThPlatt. 1572. .Dieweil [das Meerschweinchen] 8 oder
9 junge in einer burt härfür gebäre.' Tierb. 1563.
.Burt fürderen.' Zg Arzneib. 1588. — b) das Geboren-
werden. .Von Christi unsers lieben Herren purt.' 1529,
HBdll.; JFdnkemn 1553 (neben ,burt, geburt'); ,burd.'
1531, GuJen. — 2. ,die B. stellen', das Horoskop
stellen. ,Tage wehlen, Burten stellen ist ein eitle
Fantasei.' R. u. CMey. 1650. — 3. das Geborne (Kind,
Junges); Nachkommenschaft. H. von Freienstein ver-
kauft an die Propstei Zürich das Eigentum an ge-
wissen Eigenleuten ,und an der geburt, so von inen
kumet.' 1314, Z. ,Und daz sind die geburten Jacobs.'
1531/48, I. Mos.; dafür .Geschlechter.' 1667. ,Ire küe
bringend die purt für.' Z Bibel 1531; ,burt.' 1560.
,Wan da niemands, weder burt noch mag, man noch
wib [usw.] des andren verschont.' Ansh. ,üie burt,
geburt, das jung, partus.' Mal. — 4. Dim., Nachge-
burt. .Tribent das Bürtlin, desglichen die tote Frucht
uss.' ZZoll. Arzneib. 1710. ,Lauch und Beterlinsaft
ist ein träffenliches Mittel, das Gebürtlin von Kind-
betterinnen zu triben.' ebd.
Mhd. burt, geburt. Zur Schreibung des Anl. vgl. Anni.
zu Barde (Sp. 1540). Das W. berührt sich (bes. iu Bed.
3 und 1) mit Burdi 5 und 6 (Sp. 1545).
Un-: bildl., Missgeburt. ,So hat [die Pension]
gebracht und erzogen under vilen andren unpurten für-
namlich eigennutz, unghorsam usw.' Ansh. — Heil-:
weibl. Personenname, um 924, ZHöngg. — Miss-:
Missgeburt. ,[Hiob wünscht] er wäre wie ein m., die
in muoterleib gestorben ist.' LLav. 1582. Auch bei
Ruef 1554; Vogelb. 1557. — Nach-: Nachgeburt.
Rdef 1554. S. noch Gr. WB. VII 33. — Wider-:
Wiedergeburt. ,Die w. von üblicher kindtschaft.'
Kessl. Auch bei R. u. CMeyer 1650.
103
1635
Bart — hurt. Bartsch— burtseh. Barw — burw
1636
er-gebnrt: als attr. Adj. in Verbindung mit ,Ge-
burts-, Namenstag', formelhaft bei Glückwünschen
Erwachsene! ZO. .Ich weusch dir tausend Mal Glück
und Sägen auf dein ehrgeburtes Namensfäst.' Stütz.
ge-burtlich. .DerGrave von Vallendis mit sampt
einem purtlichen schloss und statt.' CTürst um 1489.
.Ihr aller geburtlich Abkommen gibt die volgende
Tafel klarlich zu erkennen.' Gülek 1616.
hurtig: gebürtig Gr. ,B., bar erboren, harkom-
men, oriundus.' Mal. Auch bei LLav. 1569 (.gebürtig.-
1670); 1586, ZHöngg; Guler 1616; 1663, Bauernchr.;
FWyss 1672; .pürtig.' Rt'vs.
v o 1 1 - : = ztcei-bändig (Sp. 1340). Gr Erbrechte 1831.
Burtje" f.: Gesellschaft (mit verächtlicher Nbbed.),
Gesindel BSa., oSi. Ich sinnen, die Bitrtja" [zwei
Kirschendiebe] wieri doch wol eppen nii 'bliben, minn
si hätti chönnen Glider weiggen [sich rühren]. Scuwzu.
(BSa.). Die frömdi B. [drei fremde Gesellen]. Romang.
Wahrsch. Abi. von Buri i. S. v. Nachkommenschaft. Vgl.
zur Begriffseutwicklung Fasel (Bd I 1055/6), Geschlüech, auch
»hd. ,Brut.'
Bu'rt (auch P-), in BBe. (lt Dan.) auch Bilrit, P-,
in P (lt Schott) Bürt — PI. -e» — f.: = Nachbar-
schaft 5 b (Sp. 1521); Allmendgenosseuschaft mit flur-
polizeilichen und in Gr früher auch politischen Ge-
rechtsamen BO.;Gr;P. ,Bäuertgemeinden, Genossen-
schaften, bei welchen das Nutzungsrecht gewöhnlich
auf dem Besitz eines Haus- oder Feuerstattrechtes be-
ruht und deren Nutzungsrecht in der Berechtigung zum
Bezug von Brenn-, oft auch von Bau- und Zäuneholz,
sowie in einem mehr oder weniger beschränkten Weide-
recht besteht BO.' Ztschr. f. Gemeinn. 1865, 409 f. ,Eine
Bäuert oder Bäuerd heisst im BO. jede Gemeinde von
zerstreut liegenden Häusern, die eine Abteilung eines
Kirchspiels bildet, für sich eine eigene Ökonomie hat
und gemeinsame Alpen benutzt, wie dies vorzüglich
in den Talungen von Oberhasle, Interlaken, Frutigen
und Simmental der Fall ist.' Jahn 1857, ähnlich bei
Stalder. ,Die Bäurde, Dorfgemeinde.' Zscuokke 1797.
, Reichenbach, eine Kirchgemeinde mit ca 2000 Ein-
wohnern, zerfällt in 8 Barte", mit eben so vielen
Schulen.' Zyro. Die Pfarrei BHk. zerfällt in 4 Bürte"
(worunter die Mittelst-, Port-, Schwändi-B.), in BBe.
gibt es eine inneri und eine usseri P. ,Für einen der
Ansiedlung im Tale vorangegangenen Anbau der Tal-
höhen spricht der Umstand, dass nur die drei Ge-
meinen Gimmelwald, Murren und Wengi den Namen
und die Rechte sogenannter Bäurden haben und dass
der Talgrund, wo jetzt die Kirche steht, mit allen
Rechtsamen und Obliegenheiten seiner Bewohner drei-
fach geteilt jenen Bäurden untergeordnet ist.' Jahn
1850. , Einer jeden Paürt und Gemeind, so Almenden
besitzen, soll frei gestellt sein, ire Ahnend zu nutzen,
zu niessen [usw.].' 1668, BFrut. ,Ich bin in einer
Nacht in drei Bäuerten geritten und habe elf Per-
sonen die Augen zugedrückt.' B Kirchl. Jahrb. 1893
(Bericht eines Pfarrers im BO. aus dem Pestjahr 1670).
S. noch Bürt-Mann (Sp. 273). Die politische Gemeinde
GrS. ist in 4 Fürten eingeteilt, deren jede ihren Vor-
steher, Geschwornen, hat; die 4 Vorsteher der P. bilden
mit dem Gemeindeammann als Vorsitzendem den Ge-
meinderat. Vgl. Tsch. 584 ; Sprecher 1672, 206, sodann
Sererh. 1742, II 31 (mit dem Syn. Schnitz); Leu, Lex.
XVI 14; Gr Sammler 1783, 120. .Welicher Bürde das
Wolfgaren geschlagen wärde, die salb Nachpurschaft
sol daz Garen abnemen.' XVII., GrS. Landsatzg. .Die
Nachpuren in der selben Pürd mögen Kuntschaf darumb
[wegen Überladung der Alpen] gäben.' ebd. .Der Stie-
ren und Kalberen last man yeder Nachpurschaft zu,
wie sy gut dunkt, ouch der Waiden halben zu schir-
men und schützen, wie ain yeda Pürd gut dunkt.' ebd.
.Die Nachbarschaften oderGebürden des ganzen Lands
[GrD.] sind zwanzig, dann es sind die Wohnungen
hin und wider nach Gelegenheit der Höfen und Gü-
teren, wie sonst in den Wildenen überall zu sehen,
zerstrewet und von einandern gebawen.' Sprecher
1672, 317; vgl. dazu B. I 200.
Ahd. (Notker) yehünln, <i<hiundvt. <j>hiu>-ibi, mini, ijilnirde,
(bewohnte) Landschaft; CollectivbildUDg zu ge-büre. Das
gleichbcd. mad. bürde, jetzt Börde, steht wegen des kurzeu
Voc. uuserni W. fern.
Bürter m.: = Bürt-Mann (Sp. 273) BHk. Eh
Mittelst-, Port-, Schwändi-B.
Bartsch — burtseh.
Bartsch „BGr.;" Gl, Bartsch Gl, „Bartsch!, Bärschi
W", Bertscho (verächtlich Bertschi) WZerra.: männl.
Taufname, Bartholomäus.
Bcrtsclie" f.: Stange Bs; S (in den Grenzbezirken
gegen Frankreich). — Frz. perche.
bertsche" : = berschen USil.; Zg. Kränkeln U.
Be'rtsclli: männl. Taufname, Berchtold BE.
Der Name war bes. im XIV. /XV. sehr beliebt und ver-
breitet: .Bertschi(n).' 13:37, Zg: um 1340, Z Stiftsurb. (dafür
,Berchtold.' um 1330); 1379, Z; 1385, AaB.; 1386/1412,
ZKatsb.; 1400, ZElgg; 140G, Gl; 14'23, Th; KCys. .Bartschi
Leinbacher' und .Bärtzschi Gross.' f 1444 bei Greifensee.
.Bertschi Triefnas', Name des jungen Bauern in HWitten-
weilersRing. ,Berschi.' 1358, AaB.; 1381, Z Ratsh. ; 1405, G.
Als Familieuuame Bertschi Aa: BE. ; Seh; 13813, L uud Ndw;
1388/1482, GKh. (auch ,Berschi'); 139S, L; 1513, B; 1531,
Zg uud Z; um 1Ö75, SchwK.; XVII., Bs; 162S, Z. .Bertzliu
Eiliuholz.' 1415, Hof Kriessem. Bertseh, Familienn. Gr
Furna; GO. ,UoIrich Bertz (Bärtz)', Kanzler des Abtes von
St Gallen. 1518/34, Hof Kiiessern; Kessl.; Vad.; .Itelhans
Bertz, diener der kirchen zuo Romishoru.' 1535, Kessl.;
,ainer von Korschach, der Bertz genannt.' 1538, ebd. .Bertsch-
man Megger.' 1386, L. .Bertschnian (oder Berchtold) von
Kinach.' 13S7, ebd. .Bertschman von Hertembeig, burger ze
Rinfeldcu.' I3S7, AaB. Vgl. auch den Dorfuamen , Bertschi-
kon' Z und die Familienn. ,Bertschikcr', Bertsehiwjcr Z.
,Lienhart Ber(t)schiner.' 1491, G.
Piertsch m., verst. Süw-, Schivi"-: Schweinekerl
GrPi\ — Aus dem Rätorom.
„Portschi m.: = Porscher FU." Da est-er [der ver-
lorne Sohn] zu-mena" riche" Burger vam selbe" Dann
g'gange" o"rf disa'' schickt -nc of si's Dandguet a's
Schwlne"portSchi.
Barw — burw.
Berwer m. (auch n.): 1. rauher, zottiger Kleider-
stoff aus Schafwolle; vgl. ABürkli 1S77, 49; Z Ta-
schenb. 1879, 68 (wornach .dicker und tunner Berower'
im XVI. in Zürcher Häusern verwendet wurde). .Wel-
cher in unserer statt dehein dünnes berwen macht,
1637
Barw — burw. Barx — burx. Harz — burz
l.;:;s
der soll zetteln sechs stücke.' 1307, B Verordn. (lt S
Wochenbl. 1829, 157). .Berwer.' 1469, L St Urban
Rechnungsb. — 2. ein Stück solchen Tuchs, wie es
auf den Markt kam. ,Wie ein dick berower sin sol
und wie man in verkoufen sol. Ein dick b. sol sin
an der breiti ein achtod teil und anderhalb eine breit;
unde mag man in machen kurz oder lang, wie der
man wil. Die tünnen berower, so si gewalchen wer-
dent, die sun sin zweier eine breit, eis sechszehemles
teils minder. Die tünnen b. sol nieman an dien wellen
trüchenen.' 1304, Z Richtebr. .Von eim berwart 1 ß.'
um 1400, Aarauer Zolltarif. .Ein berwer [zahlt] 1 ß.'
XV., B Geleitsbr.
berwerin. ,Derselb kilchherre sol wisethaber von
in nemen, wie swach der ist, doch das derselb als wol
berait sin sol, der in uf ainen berwerinen mantel
schüttet, ist danne, das dehain helw an dem mantel
gehanget, so sol in der kilchherr nüt nemen.' 1393,
GBernhardzell Offn.
Vgl. .Berwer- (auch Berwertz-, Berlin-) Mantel' bei Gr.
WB. I 1539. Lexer I 200 vermutet Zugehörigkeit, zu nilat.
berbicinue, Schaffe]],
ßorxe". Nur in der Verbindung Eim Borxen a"-
rüere", ihm durch Hexerei ein leibliches Übel an-
hängen ZKn.
Baiz — burz.
„Barz I m.: Bruch, Riss, zunächst im Holze B."
„harze" I, verst. ver-b.: (zer-) bersten B." —
„Barzete" f. : = Barz B."
Wahrsch. mit der folgenden Gruppe identisch, da die
Begriffe , bersten' und , strotzen' sich nahe berühren.
„Barz II m. : Gedränge, dichter Haufe von Men-
schen B", ,densa hominum frequentia.' Id. B.
harze" II: 1. „hervorragen ; strotzen B." , Parzen,
voll sein, turgere. Voller leib, der von volle barzet,
corpus plenum. Also voll, dass es parzet, conferta.'
Fris. ; Mal. , Turgere, aufgeblasen sein, gesteckt [voll]
sein, barzen, starzen.' Denzl. 1677; 1716. Von Speise
vollgestopft sein, so dass man nur mit Mühe atmen
kann B (Zyro). — 2. fp-J langsam, mit Mühe sich
durch eine enge Öffnung heraus-, hindurchdrängen,
von weichen, halbflüssigen Dingen BSi. ,Ein fauler.
in der Hand zerdrückter Apfel parzet zwischen den
Fingern durch' (ImObersteg). Sich mit Mühe durch
ein Gewühl hindurchdrängen B (Zyro). — 3. aus Mut-
willen, wie unsinnig auf etwas Weichem, Schwellen-
dem (z. B. auf dem Grase, auf Kissen) herumstampfen
oder sich darauf herumwälzen ZW. — Mhd. harzen.
strotzen, hervordrängen.
ge-barzet. , Barzet, accumulatus, turgidus.' Id. B.
Parzet (verst. i'parzet AaBosw.) roll, gestopft voll,
von Taschen, Säcken, Körben usw. AauF.
Barzete" i.: = Barz II „B;" Id. B.
barzetig: = ge-barzet „B."
harzig: 1. = dem Vor. „B;" Id. B. — 2. ,kühn.
B. tue", gross tun.' G 1790.
Zu '2 vgl. ahd. parzinti, rancidus, furibundus; parzunga,
raueor, superbia, invidia; ferner , aufgehlasen', ge-achvntüen.
Parzifal: Untcrherold. ,[Sie] schicktend die ab-
sagung bi einem alten hcrold und p.' Edlib.
Dmdeutung des aus frz. poursuivant entstellten mhd.
parzivant (.parsiphant.' 1173, Bs Chr.) auf den Namen des
Helden von Wolframs bekannter Dichtung. Das Fortleben
des Namens im XVI. ist auch sonst bezeugt: ein Parcifall
Planta von Zuz war 1533 Commissarius von Cleven.
Berz, P- in.: = Bersch (Sp. 1007) B; .nicht bloss
der Stossseufzer, auch der damit verbundene Ruck'
(LTobler). E" tolle" B. üslä", beim Heben einer Last.
Er [der Sterbende] het noch ne" B. 'tä* u"'1 du isch 's
üs ifsi". .Hans Joggeli erhob sich mühsam von seinem
Tängelstocke, was ihm jeweilen einen langen B. aus-
trieb.' Amer. Schwz.-Kal. 1888. ,Hansli legte sich mit
einem sanften B. zum Schlafen z'weg.' Gotth.
berzechtig: grossprecherisch. ,Ir redend gern
sömliche geschwullne und bärzächtige wort wider den
h. kindertouff.' HBüll. 1561.
berzele": 1. sich behaglich dehnen nach durch-
wachter Nacht (ohne einen Laut von sich zu geben)
AaKöII. Behaglich im Bette liegen ohne zu schlafen,
von Kindern ZO. — 2. von dem behaglichen, leichten
Stöhnen, das Kinder unmittelbar vor dem Erwachen
hören lassen ß. Fertig mache", gab d's Liseli erwachet;
los, es bärzelet scho". MWalden. — 3. klagen S. Ich
ha" nit e"möl dürfe" chlage"; wol, d' Stiefmutter wurd-
mer nes Licdli g'sunge" ha" ! Jo, du settsch ne" Stief-
mueter ha", de" chönnst höre" b.! Joach.
herze* (-&-), in Obw (lt vereinzelter Angabe)
bersst": l.=barzen II 1. .Corpus plenum, wol ersettiget,
der von volle herzet.' Fris. — 2. a) tr., Gegenstände
dicht ineinander drängen, zsdrücken AAWohlen. —
b) intr., sich mit aller Kraft hinein-, durchdrängen,
-zwängen, z. B. in einen überfüllten Raum, zwischen
engen Sitzreihen hindurch AADegerf., Schinzn., Wohl.;
Bs. Sich gegen Etw. anstemmen ÄASchinzn. — 3. = bar-
zen 3 ZS. (Ume"-)b. 1) sich vor Unbehagen. Schmer-
zen auf dem Lager herum wälzen AAKulmcrt., spec.
von fiebernden Kindern AAÜrugg. — 2) auf allen
Vieren kriechen, von Kindern AABrugg. Du berzist
an allen Orten ume". — 4. a) sich winden und drehen,
sich (keuchend, stöhnend, ächzend) abmühen an einer
schweren Arbeit, beim Heben, Fortbewegen einer
Last usw. (z. T. mit der Nebcnvorstellung des man-
gelnden Erfolges); sich langsam, mitMühe (z.B. bergan)
bewegen Aa; Bs; B; Schw. An Öppis ume" b. Aa; Bs.
Er het afe" lang dadra" perzet BSi. Nume" der arm
Tafel [von Bauer] muess me mit Gharst und Flegel
pärze". B Dorf kal. 1882. In formelhafter Verbindung:
6. und chnorze" BsStdt; s. Bd III 760. — b) mit Her-
vortreten der Geräusch- oder Lautvorstellung, = ber-
schen (Sp. 1607) Aa (ohne B.); Bs; B; GlU.; L; GRh.,
Ta., W.; S; THPfyn; Uw; W; Z. Mit unsicherer Bed..
wohl bloss dem Reim zu Liebe in dem Spruch, den
man zu sagen hat, um seine Warzen los zu werden:
lch und mini Warze" gange" jiz i" d's Nächbare" Hüs
ga" b., wobei man an der Glocke des Hauses zieht
und darauf ungesehen sich davon macht B (Zyro).
a) unter einer Last, bei schwerer Arbeit, bei hartem
Stuhlgang udgl. D' Hütte" voll Brot mache" d' Becke"-
chn'echte" z' b. und z' schnüfe". Breitenst. ,Die Heg-
nauer sperzten, berzten und schnerzten, schoben und
schnoben, dampften und stampften [als sie ihre Kirche
an eine andere Stelle rückten].' Reithard. In formel-
1639
Barz, berz, birz. borz. burz
1640
hafter Verbindung mit Synn. ,Er rühmte die Knechte
und trieb sie damit zu übermässigen Anstrengungen
und lachte den Buckel voll, wenn sie so recht by-
steten und berzeten.' Gotth. ,Es war recht lustig zu
sehen, wie zuweilen an einem recht heissen Nach-
mittag das eine der dicken, alten Weiber hinaus aufs
Feld gieng an irgend eine schwere Arbeit und da
bystete und berzete, nur um der Nachbürin zu zeigen,
dass es die rüstigere sei und nit so nen fuler ELung.'
ebd. .Aber er bistete, berzete, gruchsete unter dem
Gewichte dieser Säcke, dass er manchmal fast zu er-
sticken fürchtete.' ebd. ,Sie hatten zehnmal Zeit [zur
Arbeit], aber sie berzeten und gruchseten dabei, als
wären ihnen auf einmal zwei Bauernhöfe auf den Hals
gefallen.' ebd. — ß) infolge von Atembeschwerden,
z.B. bei Fettleibigkeit, überfüllten! Magen, Brust-
leiden. Herz! Wer nit g'schnüfe" mag, der herz! ruft,
wer beim Kartenspiel Herz ausspielt Bs. 's het en
Esse' g'ge", bis Alls perzt het BsLie. .Sonderlich von
einem krächzenden Redner' Bs (Spreng). Mit Acc. des
Ergebnisses: Fäl's du 's g'schnuppc" u"' 6. mechtist, es
Med uf d's Albristhore" uehi" z' gä". DGemp. (BSi.). —
Y) infolge von physischem oder moralischem Sehmerz,
Krankheit, Unbehagen, auch aus übler Gewohnheit.
Was hesch o geng z' b.? Eini het Das z' b. g'ha",
die Anderi Disers. BWvss. Si het allederhand g'ha"
z' chlagen und z' b., si isch e" ZiprinU g'sl" in alle'
Teile'. Breitenst. ,üas Alles kniepet, dreyt, sperzt,
klönt, brummt, berzet, räsoniert und schlägt oft wun-
derlich durch einander.' Gotth. (von einer Gemeinde).
,In zweien Betten [im Spital] berzete und stöhnte es.'
ebd. ,Der [kränkliche] Mann mochte husten und b.
[Var. gruebsen], so nötlich er wollte, sie zeigte ihm
kein Mitleiden.' ebd. Von Tieren. ,Ein kleines Kuhli
begann von der hintern Wand her, wo es fast erdrückt
wurde, zu b. und zu keuchen.' Gotth. We" d' witt,
su gruchs e" chlei", nimm der Gring i' d' Häng u"'
bärz wie es Boss, ive™ 's Büchice het. ebd. [Die Kuh,
die die , Völle' hat] llt am Bode", het g'muchset und
'berzt und isch üftribe' g'si" ivie-n-e" giftigi Chrott
BsLie. ,Hie und da drehte sich die eine oder andere
[der ruhenden Kühe] stöhnend und bärzend auf die
andere Seite.' Anderegg 1891. ,Er hat mich aber gar
zerstört, all tänn im lib sind mir umbkert und truckt
mich übel übers herz, dass ich die ganz nacht lig
und herz.' HsRMan. 1548. .[Der zum Tode Getroffene]
hat gschnufet, berzet wie ein Schwein, welches dem
Tod gar nah tut sein.' GGotth. 1619. , Absonderlich
wird der Abram barmherzig b.' 1743, L Spiel. —
c) sich unwohl fühlen, kränkeln, und Dies durch Ge-
bärden oder Laute zum Ausdruck bringen Aa oF.,
Knlmert.; F; L; UwE. Syn. müderen (Sp. 88). Was
liest z' b.? Er hed scho' lang ume" 'berzet UwE. De''
berzet Öppis, ist oft leidend L (Brandst.). Der Getti
ist nit bettligerger, aber perzet het-er schon meder sechs
Woche" F. Eisder b. stirbt nid, eisder chrache' löt
nid L (Sprw.); vgl. gäng (Bd II 356). — 5. die Glieder
strecken (und dabei einen Laut der Langeweile und
des Behagens zugleich von sich geben), z. B. am Mor-
gen nach dem Erwachen AALeer. ; B. - (i. = berzelen 1
'/At. (selten). — Abi. Gc-berz (l'-J n.
Zu harzen im Ablautsverhaltniss. Vgl. auch Schm.-Fr.
I 284, ferner borzen. In AaSchinzn. gilt für Bed. 2 b b£sm",
ebenso in AaBrugg für Hed. :1 (gegenüber b»erze* für Bed. 4),
was auf alten Uml. weist; möglicherweise handelt es sich
hier um eine Entstellung aus dem syn. »/»,;,",• vgl. ebd.
Balier für Spalier.
ufe"-berze°: sich mit Mühe in die Höhe ar-
beiten. D' Marter lüpft mit dem rechten Arm ires
China, das uffa* bärzet an der Fraue' Chleid. Henne
1824 (G). — a"-. Der Bottlne" a., mit Anstrengung
anziehen BsStdt. — er-: Etwas mit Ach und Krach
herausbringen, erzwingen Bs (Spreng). — üs-: sich
behaglich streckend ausruhen. ,Sich plagen und wie-
der sich ausbärzen.' Dennler 1817, '275. — use°-:
sich herausarbeiten, -drängen G. (Laute) heraus-
drücken BsStdt.
Berzer ra. In dem Sprw.: Jungi Berzer gend alli
Gruchser, wer jung stets kränkelt, wird es auch im
Alter tun (kann aber dabei sehr alt werden) L.
ge- berzet. In der Verbindung: perzet voll -
parzet voll ÄAWohlen.
bgrzge" (p- BBr.): 1. = herzen 4 a BO. — 2. ge-
ringfügiger Ursachen, Schmerzen wegen gleich jam-
mern und stöhnen GiiNäf.
Berzi I (in Gi-Näf. auch Berzgi) m. : = Berschi Aa ;
Bs; Gl; L; Uw. Mensch, der immer kränkelt und
Dies durch sein Benehmen, durch Stöhnen und Klagen
(oft in übertriebener Weise) zu erkennen gibt Aa; L;
Uw. En neige'' B. E" junge' B., en alte Gruchsi
(oder mit Vertauschung der beiden Synn.) L; s. Berzer.
Berzi II f. D' B. ha', scherzh. von Leuten, die
die Kränkelnden spielen L. Wo fält 's im Brüeder?
Der hed d' B. - Zur Bildung vgl. YMi, Füll, (Bd I 785).
Berzi III n.: mutwillig lärmendes, ungebärdig
schreiendes Kind GlH. Tue" wie-n-es B. — Seltnere
Nbf. von JJörzi (s. d.).
ge-biirzig p-: übler Laune, verdriesslich, mür-
risch, bes. von Kranken ZGlattf.
berzle0: (Speise) langsam, widerwillig kauen oder
mit der Zunge zurückstossen, bes. von Kindern; auch
von Tieren, z. B. Ziegen GRh.
He iva f.: eine Massbezeichnung. .Debet ei dari in
vigilia Nat. una b. seracii [Zieger].' 1330, Gfd 19, Llt.
(ge-)birzig: = ge-berzig ZGlattf., von kleinen Kin-
dern ZBül., W., Woll. G'schalkig und b. KiiMeveu.
Borz m.: 1. abstr., Fall Ap. Es hed-em de' B.
g'ge", das Schicksal hat ihn überschlagen, ebd. —
2. concr. a) vorstehendes Ende L (Ineichen). —
b) = Borz-Huen (Bd II 1376) AABb. — c) unruhiger
Mensch, ebd.; Syn. Feg-Nest. De bist en rechte'' B.
i'hnoll-: kleiner, dicker Mensch B; „L." —
„ ver-chnollborze": eine Strickerei nicht zügig
[elastisch] machen B. Bes. im Ptc. verchnöllborzet."
- chnollborzig: 1. „verhüttet, verhockt [zwerg-
haft, verkrüppelt], von Pflanzen und lebenden Ge-
schöpfen B; L." — 2. „nicht zügig, unegal", ver-
worren, von einer Strickarbeit B; „L." — 3. „dick,
plump, von Broderie, Gepäck B; L."
Borze", P- f.: unruhiges Kind B. Cha">St-di'h
nid bal' e" chli" still ha"? Bist e" rechti 1'.! sagt
eine Mutter.
borze" (-o1- AaBIj., Bosw.,Brugg, sonst -ö-, -öt-J, in
AaZ.; Bstw.; Btw.; SchwE.; SB. porze": 1. d.) = bSr-
zen 1; „heraus-, hervorragen, herausstehen, allg."
.Eminulus, etwas höher, füraas borzende.' Fris.; Mai,.
- b) spec, von dem in die Boss [Röste] gelegten Hanf,
1011
Barz. berz, birz. borz. burz
1642
aufschwellen (wobei er die Stangen, die ihn nieder-
halten sollen, hebt und sprengt oder sich zwischen
denselben empor drängt) ZFlaach. Wenn der Hanf
schon am ersten Tage, nachdem er eingelegt worden
ist, borzet, soll es ein gutes Weinjahr geben. — 2. den
Hintern vorstrecken Schw; UivE., mit vorgestrecktem
Hintern und gekrümmtem Rücken da stehen ScBwMno.
(selten und roh), den Hintern und die Kniee hervor-
drangen Nun-, = Eim Bock stän (Sp. 1125). um ihm
als Stützpunkt zu dienen SB. Ungewöhnliche, oft
unanständige Stellungen einnehmen BumAarb. ; .in-
decenter corpus gerere.- Id. B. — 3. a) (mit vorge-
strecktem Hintern und gekrümmtem Kücken) mühsam
sich bewegen, einhergehen B; Schw; Uw. [Die Lahme]
hötscht am alte" Grgnauschloss verbl; si schnögget,
borzet mängi, mängi Stund; si süfzget, muess oer-
schnüfe". Schwzd. (ScHwMa.). — b) bes. von kleinen
Kindern, (mühsam) auf allen Vieren herumkriechen,
berumklettern. auf den Knieen oder auf dem Hintern
herum rutschen AaFii.; Bs; B oAa., M., 0.; Sch; SG. ;
Th; Uw; ZBafz.Sth. Syn. mächen 1 (Sp. 62). schnüggen.
Er göt, und nenn er müesst b. ZEafz. Meist in der
Verbindung ume"-b., dann auch ufe"-, abe'-b. 's Chindli
ist uf dem Boden ume", uf de" Stuel ufe" 'borzet. Her:
doch nid eso des ume".' BBe. Über enand ie" b., über
einander klettern und purzeln Th. — c) (gew. ume"-,
umenand-b.) auf dem Boden, Grase, im Heu, Bette
herum purzeln, kollern, sich unruhig hin und her
bewegen (bes. mit den Beinen), strampeln, zumeist von
Kindern, seltener von Erwachsenen, die sich träge
oder auch im Fieber, vor innerer Aufregung auf dem
Lager herumwerfen AAFri., Ruiniert.; Bs; B; „VO;
Sch;" SchwE.; Th; UwE.; ZA., Stdt, \VL, um Wthur.
Nicht ruhig sitzen oder liegen können AABb., Fri.;
GRh. Träge, ungeschlacht herum liegen oder lehnen
Ap; GO. ; Th. Er borzet im Gras, Bett ume", wälzt
sich im Grase, Bette herum, „sperrt Hände und Füsse."
Was hesch o geng z' b., du etciger Eegnest? häb-dicb
doch einisch still! B. Es muess wirblig e" Blög si",
Zwillingli; denn wenn ei's drunggen hed und wider
am I'schlöffen isch, so föht 's ander a" z' p. Schwzd.
(Bs). — d) überstürzen Ap. Purzeln: ,Wer Andern
Gruben grabt, borzt endlich selbst darein.' Lied 1712.
— 4. = herzen 2. a) tr. (ine"-, i"e"-J b., gewaltsam hinein-
drängen, -drücken, -pferchen, z. B. einen Eork in die
Flasche, Waren in einen Behälter AABb., Brugg, F.,
Fri.. Z.; Bs; BBe. Witt iez Da- >w<h ie" b.? 's ist
jo Vpareet roll AaBosw. Isch 's kei"s Wunder, dass's
nit bim Ine'borze" [einer Schüssel in den schon ge-
füllten Korb] Sprung und Scherbe" giht? ThMet.-
Merian. — b) intr., gewaltsam, mühsam eindringen,
sich durchzwängen, z. B. in oder durch ein Gedränge,
„mit dem Xbbegriff, dass der Hintere stark heraus
stehe" AAAar., Brugg, Leer., Z.; Bs; „B; VO;" L;
SchwE.; S; Uw. Spec. von den Hühnern: sich in den
Boden einwühlen, darein Löcher machen AaFiü. ; Syn.
nüelen, nesten. Vom Wühlen des Maulwurfes in der
RA.: mit de" Schermüse" b. müese", sterben müssen
AAZein.; s. Sp. 479. Meist in Verbindung mit Rich-
tungsadv. Cine"-, use"-, füre"-, dur''e"-b.). Durch d' Lüt
durche"-h. ,Bin hinter den Tisch hinteren geborzt und
habe mein Glas bestellt' S. Wo si i" tlse" Bank [in
den Kirchenstuhl] 'borzet isch für d's Tüfels G'walt
Wd z' vorderist abg'hoeket und ires G'schirr [Gesäss]
iche" 'drückt heb. Gottii. Wie der erst Bis chunnt
und nill zum I'fcister i" //. [sich durchs Fenster zwän-
gen]. BWvss. [Sie] sig eso im Ifer g'si", dass si als
mit dem offene" Bärebli an der Dire" 'borzt heb, bis
Eini zue-n-ere" sait: He, mache" -Si doch z'erst Inen
Ire" Bärebli ssue. EHetzel. Refl.: Was mittsch-di'1'
du durche" h.? Zuruf an Einen, der sich durch einen
Ring von Zuschauern durchdrängen will B (Zyro).
Übertr. : I)' Stadtsach isch halt bös cerknorzt, Fretndi
sind dn" ine" borzt [haben sich eingedrängt]. Hindern.
Es isch im dach entlige" g'röte", me'z'b. [durch allerlei
Umtriebe gelungen, in die Gesellschaft aufgenommen
zu werden], geh teie-men-im het z' merke" g'ge", er
sig u"wert B. S. auch chnorzen (Bd III 760). Sich
drängen, stossen, von einer dichten Menschenmenge
L; S; spec. = Chäs drucken (Bd III 502) L; GT. Un-
pers. : Wie het Das 'gradlet [gewimmelt] und 'borzet
i" der Gaststube" ! Joach. — 5. a) = herzen 4 a, doch
in beschränkterm Umfange mit der Vorstellung be-
gleitender Laute (Keuchen, Stöhnen usw.): aus Leibes-
kräften (mit Händen und Füssen und dem Hintern)
sich stemmen, sich abmühen, z. B. an einer Last, bei
hartem Stuhlgang, in ökonomischer Bedrängniss, auch
von geistiger Arbeit, oft mit dem Nebenbegrilf der
Langsamkeit, Ungeschicklichkeit, unzulänglicher Kraft,
mangelnden Erfolges AABb., Kulmert., Leer.; Bs; B
(allg.); FMu.; SchwE., Ma.; U. Gang doch e'icegg,
das ist numme" 'borzet, vergebliches Bemühen BSi.
Du cha""sch lang b., du bringst die Bechni'g doch nid
use" B. Doch ie me mer müesse" b., freut 's-is de"",
we" 's g'räten isch. GStdcki. An Eim, an Oppis ume"
b. Z' b. ha" an Oppis, an Eim (z. B. um ihn zu über-
reden) B. ,Er habe genug zu b. und wisse nicht,
wo wehren.' JGProcst 18S9. Die, wo o g'nueg z' b.
hei", die ge" [als Beitrag] es Füfzgi [50 Rappen], die
Andere" es Eränkli. Bari 1880. Verbunden mit Synn.:
b. und chnorze* Bs, b. und chrafte" (müesse") BSi.
Tr.: E" Schlei fete" Holz ufe" b. BBe. — b) = herzen 4 b,
bei schwerer Arbeit keuchen, ächzen BG. B. und
biste". — 6. Getreide (Hafer, Dinkel), während es
noch in Garben gebunden ist, vorläufig dreschen
(wobei die äussern Ähren abgeschlagen werden oder
die besten Körner herausfallen); die Garben werden
zu dem Behufe entw. einzeln von einem darauf Rnien-
den am Bande gehalten oder in dicht geschlossener
Reihe auf die Tenne gelegt ZO. Syn. bössen, bözen,
pfleglen. Me" muess de" Haber z'erst b.
Im Abi. zu harzen, herzen. Vgl. auch Schul. -Fr. I 2S5.
Zu 6. Das W. geht viel], urspr. auf die nach dem Ab-
schlagen der Ähreu starr emporstelienden Halme; vgl. Borzen,
Reiser, Gesträuch. Gr. Wß. II 2+7.
ab-. D' Art von'n Garben a., abdreschen ZO. —
er-: (mit Mühe und Not) erzwingen, durchsetzen B.
Hesch 's doch no'h chönne" e., dass si dich uf d's Beisli
mitneme"? Jetz het-er 's doch z'letst erhorzet, dass er
das Hüsli het chönne" chaufe". ,So ward endlieh dem
armen Gritli seine erborzete Badekur.' Gotth. —
use"-. ,Extuberare, ein bülen gewünnen, aufschwäl-
len. aushiuborzen, sich häraus bücken.' Fris. Von
dicken Flüssigkeiten, die aus einer engen Öffnung
heraustreten: Es borzet Eiter us dem Chnüppel use"
SchwMuo. Von Menschen: sich .borzend' (aus einer
Enge) heraus-, hinausarbeiten. Auch tr. : Etw. heraus
zwängen, z. B. aus einer überfüllten Tasche BBe. —
ver-: durch Borzen (i. S. v. 3c) in Unordnung bringen
Bs; B; Tu; ZA., Stdt, Wl„ um Wthur. 's Gras, 's Heu v.
1643
Barz, berz. birz. borz. bnrz
1Ö44
Kindern macht es ein Vergnügen, die zum Sonnen
ausgebreiteten Bettstücke zu v. Auch: einen Wund-
verband durch unruhiges Liegen verrücken B. —
dürc''hin-: tr., Etwas erzwingen, durchsetzen B.
ßorzer in.: 1. Nom. ag. zu borgen (i. S. v. 3 b
und c) Scii; Tu. — 2. = Bors- Huen (Bd II 1376) Aa
Leugg.; ZO. (l)im.).
ge-borzet. In der Verbindung porzet voll (s. Bd I
782); auch AABrugg, Wohl.; ÜRoHe. (bözet v.); Th; U.
Borzete" f.: 1. Nom. act. zu borgen. Si.ec. a) Ge-
dränge Ap; Bs; B; „L;" ZSth. Da' ist e* schülechi
B. g'si"! — b) Gepurzel GEorsch. — 2. durch Borgen
(i. S. v. 3 c) angerichtete Unordnung ZDättl. Syn.
Troleten, Walleten. Das ist c* B. i" dem Grus! —
3. a) Gruppe, Knäuel von Kindern, die auf dein Boden
herum kriechen „B; Sch;" ZDättl. — b) ,conferta
moles.' Id. B.
borzetig borzedig, p-: 1. „hervorragend." t-
2. wie ge-borzet in der Verbindung b. voll Bs.
borzge": 1. = borzen 4 li SchwE. Wo-n-er aber
zuem Pfeisterli ine" wott, ist-er trutz allem Drücke*
bloss halbwegs ine" cho* und heil borzget und ifrangget
und g'janxet. MLienert. — 2. = borzen 5 a. ebd. Er
hed um Schütte' 'borzget für ne" Uff .:' ha*. MLienert.
Borzi I m.:-Borzerl AaFim.; BO. Wer im Ge-
dränge Andere stösst SenwK.
Borzi II n.: etwas Hervorstehendes, a) Hinterer
Schw; Nuw; „Zg." A: Hed si au'* e" Reifroclc? B: Ic"
ha* si auch nie um 's B. ume* g'schaued Scbw. Bes.
in der RA. (es) B. mache", beim Bücken Schw; Zg.
— b) Eiterbeule ScbwMuo.
borzig: 1. „=borzctigl." — 2. steif, was sich nicht
leicht biegt oder nachgibt Bs. Syn. starzig. -- 3. b.
voll = ge-borzet roll AaL.
b ö r z e 1 e " (auch p-) : = tue" icie-n-es Borzi (s. d.) Gl.
börze" (börze* Gr, berze" Nnw): 1. intr. oder refl..
den Leib oder einen Teil desselben vorstrecken, sich
breit machen GrJcii., Igis, Klost., Valz. Wenn Ei"s
ime" Chilche'stuel sich so breit macht, dass Anderi nid
Platz hend nebe*t-em, so seid-me", er hei so 'boret Gr
Igis. Er hed schielt geborzt, den Bauch oder die Brust
hervorgestreckt GßKlost. — 2. a) mit den Beinen.
Knieen stossen Ndw. Syn. starren. Mit de" Chneiu-e"
b. (im Bette). — b) = borzen 4 b. ebd. Er berzed fire*,
drängt sich durch die Volksmenge. D' Baitcele" berzed
iti.se", durch ein Loch im Sacke. — c) = borzen 5 a. ebd.
Er wird no°" recht b., bis er das Holz g'werched hed.
üf-: refl., wulstig empor stehen. ,Es haben auch
die waren äffen um die schiäff etwas mauwechtigen
dicken fleischs, das sich uf bürzt, aber bei der schädel-
naat nidersitzt.' Tierb. 1563; bei KdGesn. 1551 ,plu-
rimum attollitur.' — an-: refl., sich den Bauch tüchtig
füllen, von Menschen und Tieren GnhPr.; Syn. sich
an-büchen, -butzen. — üs-: (den Bauch) vorstrecken
QfiJen., Valz. — ver-: = ver-borzen Ndw. D's Li"-
lache* ganz r.
Börzi n.: 1. = Borzi II. a) kleine, beerenartige
Erhöhung. Knötchen auf der Haut, an Geschirr Ndw;
= Borzi II b ScbwMuo. — b) Steiss des Geflügels,
Bürzel L; Nnw. Hinterer des Menschen, in der Ver-
bindung es li. mache* UwE.; s. Borzi II a. — 2. (1t
einer Angabe I'-i Berzi III Gl. Tue* tvie-n-es B.
mir ii' Börzi), -ich ungebärdig benehmen, lärmen,
schreien. — Vgl. /;». ,.
Porz f.: Anteil, bestimmtes oder beschiedencs Teil
Bs (Spreng). .Ein trunk, zween, drei din p. sol syn;
wants übertritst, so wirst voll wyn.' Fris. 1562. .Als
der knecht dein elephanten alle tag von seiner p. und
mäss hinderhielt.' Tierb. 1563. ,Pars, ein teil, ein p.
Particula. portiuneula, ein kleine p., pörzly. Attenua-
tus vietus. ein kleine, beschnittne p. oder schiächte
narung. Cibus diurnus, speiss oder p. für einen tag.-
Fris.; Mal. ,Obwol er nit mer trank dann sin pörzlin,
hat er die läber gar verderbt.' 1574, Mise. Tig.
Porziö'n f. (in GrPi\; Th Porzii), Dim. Por-
zion(d)l) : wie nhd. Gern -mer e* P. Chäs, aber eini
für en Schiffme"! d. h. eine recht grosse Portion ZZoll.
Lieber i* 's Wirtshüs go" es Porziöndli ha* (als sich
mit dem Familientisch begnügen) Z. Der hat si* Por-
ziünli [Tracht Prügel] eneütscht! GSa. Vom Zins-
betreffniss in einer Einzinserei: , Jedoch so jedem
Schuldner seine P. Zins allein wäre abgenommen und
er absonderlich wäre quittiert worden.' Z Ratschreiber-
ordn. 1761. — Erbs-: Erbanteil, .unter mütterlichen
Mitteln soll anders nichts verstanden werden als die
E., die der Erblasser selbst von der Verlassenschaft
seiner Mutter bezogen hat.' 1772, ZWtliur Erbr. —
Bure11-: tüchtige Portiou (Speise) L.
porziön(d)le": 1. in (kleine) Portionen teilen B
(auch rer-p.); GrPi-. — 2. im Wirtshaus ein einzelnes
Gericht bestellen L; Z. 's P. chost't Geld, mit Bez.
auf Jmd, der regelmässig im Wirtshaus seine Portiön-
chen verzehrt Z.
Pro-pörz m.: volksübliche Bezeichnung des Sy-
stems der Proportionalwahl (seit Ende XIX.). Auch
bloss Porz: Porz und Antiporz war das Losungswort
bei einer Abstimmung über die Einführung der Ver-
hältnisswahl G (Curti 1896).
Porzelan, B- Aa; B; Th; Z, Porselü(n), B- Z, Bur-
selän ZZoll.: wie nhd. (lez ist) alles P. zum Tüfel,
Alles dahin Th.
porzeläni", /;- Th; Z, porseldni* Z (Usteri). 6i*r-
seldni" Zu., Zoll., büsseldni* ZO., porzelänig Z. pnr-
zelinig AaF., buaelinig BG. : von Porzellan.
Iu Z trägt die erste Silbe den Acc. Zu den verschiedenen
Formen vgl. Gr. WB. VII 2007.
Borz(e)nauer Th; ZHettl., Bö'znauer ThHw.: eine
(geringe) weisse Traubensorte; 1t Th Gem. 87 mit
zwei Unterarten. .Alle schlechten Kebstocke (z.B. die
Borznauer) auszurotten und bessere Sorten zu pflan-
zen.' Z Verordn. 1614. S. auch Elbclen (Bd I 187),
ferner Önol. 1707, 38. Vgl. Burgauer (Sp. 1579).
Burz m.: = Bors 1. En B. (ZFlurl.), es Bürzel*
(Aa 1t Hürbin) mache", sich überschlagen, stürzen,
z.B. beim Schlittenfahren. — Bänseli Keimte auch zu
Bürzel gehören; s. d.
burze" (in ZB.jp-): l.(äbe*-b.J herunterpurzeln Z.
- 2. herumkollern, -purzeln, sich herumtreiben, von
Kindern AiFri., Zof. — 3. stopfen ZB. En Sack t)OÜ
Laub b. Vgl. borzen 4 a. — 4. = borzen <i ZBauma,
Wyla. Garbe* b. - Mhd. burzen, stürzen.
ab-: = ab-borzen. No'h g' schwind «., um Körner zur
Aussaat zu gewinnen ZWyla. — iB-purze": verst.
burzen 3 ZFehralt., 0. — Ptc. f-purzet ZFehralt,,
U., Vpurzet lull ZFehralt., Lunn., (*.: strotzend, ge-
stopft voll, 's IIüs i. roll Lüt. Stutz.
Burzerli n.: = Borzer 2 ZKn.
Mi:
Barz, bevz, birz, borz, bnrz
1646
ge-burzet: = ge-borzet. De Chorb ist purzet
b'lade: Scbwzd. (Z). Purzet voll ZRjkon. D' Muelten
ist ja purzet volle''. ESchönenrerger (Z).
Bürzel 111.: 1. etwas (rundlich) Hervorragendes,
a) Steiss des Geflügels Aa; G; SciiwE. ,Uropyginm,
der b. an onerieren und anderem gfügel, daran die
schwanzfaderen stond.' Fris.; Mal. Auch vom Men-
schen. , Went du den rugrat von oben herab salbist
bys uff den burzel.' Zg Arzneib. 1588. ,Dor Steuss,
B., uropygium, podex.' Eed. 1662. — b) Höcker auf
der Stirne des Viehs IVPäg. — c) wulstiger Haar-
knoten Bs. Syn. Bibel. — d) kleine Erderhöhung,
Höcker, auf freiem Felde oTu, Beil., Tag.; ZBenken.
— 2. Börzel a) Blitzen an Äpfeln und Birnen SchwE.
— b) vulva SchwE. — 3. = Chnoll-Borz G 1790; Th
Mölln. Du cldlne* B.! — 4. geräucherte Wurst Z
Wtliur. Syn. Büren-Schübling. — 5. Fall kopfüber,
Purzelbaum Zg; ZO. E" B. mache* Zg. — 6. Seuche.
Sterben. ,Es erreget sich dise sucht also streng, das
täglich doran Ö — 10 personell vergiengen; ja, es mehret
sich dieser b. von tag zuo tag, biss die sommerhitz
am grössten.' Wurstisen 1580. ,ln der strengsten pe-
stilenz baten den cardinal seine guoten freund, er
solte sich aus dem b. machen [die Pest fliehen].- ebd.
Zu 1 d viel!, der Flurn. Bürzelmatt AaRufenach. Zu C
vgl. (ir. WB. II 553/4.
,Arss-: dorsi crepido.' Fris.; Mal. — Bode"-:
kleines Kind, das kaum gehen und stehen kann Scu.
Vgl. B.-Hock (Bd II 1122).
ent-bürze": 1. intr., Erhöhungen bilden, höckerig
sein, vom Erdreich GnGrüsch. In-ere" Wis, tea d's
Erdrich va* de" Müsch üfg'worfe" ist, is [ist es] ent-
bürzt. — 2. tr. bzw. refl., von sieh verschlimmernden
(aufschwellenden, aufbrechenden) Wunden, Geschwü-
ren GRKlost. Syn. ver-güeten (Bd II 550), er-bel!en
(Sp. 1154). Mit Hampfsehlcize" chönntist die bösch
Hand e. Ich han-mich entbürzt. Der Eis' hed-schich
entbürzt. — 3. tr., erzürnen; refl., zornig werden Gr
Klost. Er hed-schich entbürzt, wie-scW me* g'seid
heind, dass en Andere'' ze schwer Trine" z' Hengert
gangi. Meist als Ptc, empört, aufgebracht; gereizt,
empfindlich GrPt. Entbürzt sin über Ettes. Wegen
dem einzigen Wörtschi ist-er schön entbürzt.
Bürzi n.: 1. wesentl. = Börzi 1, Bürzel 1. a) klei-
ner Auswuchs auf der Haut von Menschen und Tieren,
an Bäumen BHa.; L; UwE.; am Brotlaib (Syn. Anggeli
Bd I 340) B. Übh. etwas Kleines UwE. — b) Haar-
knoten B. Die Bürzi binden im Acke" BBe. — c) Steiss
des Huhns und andern Geflügels Bs; BE., M., 0.; ZO.
,Die Köchin versorgte [verspeiste] den Rest [der Gans]
tund mit besonderem Wohlgefallen das B.' Gotth. —
d) (vorstehender, aufgebauschter) Hinterer von Men-
schen, bes. Frauenspersonen B; Schw; Uw. 's B.
mache" UwE., ,das B. usenstrecken' Bs (Spreng), den
Hintern vorstrecken, z. B. beim Bücken, Gehen, ,'s B.
gschwungen war mein Lohn.' JMahlkr 1020. —
12. Butzen an Äpfeln und Birnen BHa.; SBib. —
3. a) das Loch im After SBib. — b) Scheide von
Tieren SBib., bes. die stark gerötete Scheide des läu-
figen Schweines Schw; Ndw. — c) genitalia mul. Nnw.
Das ist Eini mit-eme* firige* B., eine geile Dirne.
— 4. Schelte auf Mädchen (auch Frauen), vorlautes,
eingebildetes, einfältiges Ding Bs; B. Es rornems B.
Wege" so emene* üfg'strässte" [aufgedonnerten] B.
MWalhen 1*84. .Lisi war keines unserer radikalen
Bürzenen.' Gotth. In Zss. mit Berufsbezeichnungen
selten auch von Männern ß. Begeret-der de", dass
t'''-mich hintersinneti, trenn so-ttes Dokterbürzi nüt ttf-
mer het? Gotth.
Fade"-: abgerissenes Fadenendchen BSi. Was
han-ich umhi* hie am Svhürzi? Acht 's mannte" nüt,
es ist es F. DGempelkr. -- Kegente"-: = 3Ieister-
Chatz (Bd 111 593), zumeist von Mädchen, lt Zyro
auch von Knaben B. Das alt R. i" der Chuchi ttsse".
M Wilden.
bürzle" (purzle" Btw.; GRtw. ; GFlums, pürsle*
GnNuf.), Dim. bürzele" BKirchb.; LSemp.; Z, in Bs;
S; Th; ZO. auch burzle": einen Purzelbauni schla-
gen, a) absichtlich, als Knabenvergnügen Ar; B; Gr;
LSemp.; UwE. Chiimm, mer icei" ei"s b.! Weleher
cha""'s liest? Lag' schaue"! B. Dafür: übertsich, (zum)
Ghopf üs b. Bs. ,Die Jüngsten übten sich [zur Herbst-
zeit] auf den gebräunten Matten im Zumkopfausbür-
zeln.' Bs Nachr. Wenn d' Bajassli im Blettli hemme"
[als Ankündigung von Maskenbällen], so fruit 's-mieh
jedesmal; 's Herz göt-mer üf und ich mecht am liebste"
lopfüsbirzlc". Bs Nat.-Zeitung. Vgl.: Fast zum Chopf
üs h., heftig zu Boden stürzen Bs. B. als bezahltes
Kunststück von Gauklern; s. Arentürer 1 (Bd I 104).
.Man sagt gmeinlich : mit b. gwunnen, mit b. verton
[wie gewonnen, so zerronnen].' LLav. 1582; ähnlich
Lindinner 1733. .[Mein Weib] gseet wie Butter an
der Sonnen, als häts der Ryt mit B. gwunnen.' JMaiil.
1074. 's g'seht-ech üs, a's wenn 's der Düfcl mit B.
g'wutme'hätt, es herrscht eine gräuliche Unordnung L.
.Der Hof werde kurzum müssen verkauft werden; dort
gehe es auch, als ob es der Teufel mit Purzeln gewon-
nen hätte.' Gotth. Entstellt: Lache", wie wenn 's der
Börzli g'gttnne" hätt, ein Spitzbube sein Aa (Iiochh.).
- - b) (kopfüber) fallen, purzeln, mit scherzh. Nbsinn
Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr; GFlums, T.; Scu; Scnw; Tu;
Uw; Zg; Z. Syn. gürpslen (Bd II 429), bocken, böcklen
(Sp. 1134. 1138); vgl. auch (über-)chegleu (Bd III 182).
Bist 'bürzlet bim Schüfe*. MUsteri. Es gV'd e" Bück,
jetzt birzled-er und lid im Grabe" un''e" Ndw. Meist
in Verbindung mit Richtungsadv. : «6c*-, ttse"-, ine*-b.
Us dem Bett ttse", uf de" Boden use", in Graben übe"
(ine*), d' Stegen ab b. Auch bildl. Wart Der numme",
Dem wei*-mer 's scho* reise; dass er bürzlet B. Me"
sott ned grad so im Schnapp in'n Ehestand ine" börzle*.
Ap Kai. 1860 (Th). S. auch Chanzlen (Bd III 378).
,Er sach wol, dass si über das schif us bürzlet, ob
aber N. N. iro das ted, das weis er nit.' 1413, Z Ratsb.
,Paruf bürzloten si die stägen ab.' 1474, ebd. ,Als
ein grosser markt zu Cläven was, sind die Walchen
[um der Pest zu entfliehen] über einander gebürzlet;
hat ein jeder der erst wollen darvon.' 1503, Gr Brief.
,In pulvere volutari, sich im staub umhin walen und
welzen oder sudlen, b. Devolvi ex sublimi, hoch ab-
bin fallen oder b. Deruere, abhinfallen, -bürzlen.
Foras proruunt se, bürzlend oder fallend zur tür
hinaus. Super alium alius corruerunt, sy sind über
einanderen gebürzlet. Irruptionem facere, übereinhin
b. Pracipitare istuc est, das du redest, ist überhin
bürzlet,' Fris.; Mal. ,Gross hufen bliben ligen tot,
sind uf einandren bürzlet.' 1569, Schlachtlied. ,Gang
du nicht zu nahe, oder wir schiessen euch, dass ihr
bürzlen.' JGross 1624. Man wünschte, der Schuss
hätte den Schultheissen getroffen, , damit er ab der
lillT
Bars — bnrz. Bas— bus
164*
Meren aber ghit were; es werde aber noch der Eine
oder Andere über die Meren aben b.' 1653, L (Geschfo.
Ges.). ,Volvi, bürzlen.' Denzl. 1677; 1716. - Die For-
men mit u und ü werden im ZO. durch einander gebraucht.
übei'-bürzle" (untrennbar): einen Purzelbaum
schlagen B; ZO., S. Kopfüber um ein gespanntes
Seil sich schwingen, an dem man sich mit den Ell-
bogen einhängt, ein Kraftspiel der Älpler SchwMuo.
Sich überschlagen, kopfüber stürzen AaP., Ke.j B;
Gl; G; ScnSchl.; ScuwMuo.; Th; Z. Syn. iiber-böckkn.
Bildl.. überkippen : D' Wuchert ist überbürdet, sagt
man am Mittwoch Z. ,[N. schoss Einen] ab dem
münstertnrm, dass er überbürzlet.' Vau. .[Der Bär]
ist gschickt mit walen und walet sich oft aus, dass
er den jägeren entgadt; er überbürzlet auch vilmals
und löst sich also aus den seilen).' Tierb. 1563. ,Cy-
bistema, in Caput volvi, das springen und ü.' Fris. j
Mal.; Denzl. 1677; 1716. — um-; umpurzeln Bs; B;
Th; Z. — umen-: herumpurzeln, -kollern, von Kin-
dern Th; Zg. — finster- s. f.-bützlen. — gepse"-
pürzle": ein Kunststück, welches darin besteht, dass
mau sich auf dem Boden einer umgekehrten ,Gepse'
auf den Kopf stellt, sich überschlägt und wieder auf
die Beine zu stehen kommt, ohne den Erdboden zu
berühren GrA. (CSchröter 1895, 203).
heu-: Purzelbäume schlagen AAWohlen.
Eig. von den Knaheu, die im .Heuet' zum Vergnügen
über die Heuhaufen purzeln.
brugg-: ein Spiel junger Leute: ,uian stellt sich
mit Knie und Hand gleichsam vierbeinig auf den
Boden, Einer neben den Andern, so dass Brügge' ent-
stehen ; einer der Spielgenossen legt es darauf an,
quer über die Brügge" zu purzeln, und wer am meisten
Brücken überpurzelt, hat den Sieg' Ar (Tobler). —
stink-: Purzelbäume schlagen ScHMerish. — ze-
che"-: ein Spiel der Knaben, wobei sie die Beine
kreuzen, die beiden grossen Zehen mit den Händen
fassen und so sich überschlagen; wer es am längsten
aushält, ist Sieger GA., Wallenstadterb.
Bürzler m. : Purzeltaube Bs. — So genannt, weil
sie sich im Fluge überschlägt.
Schüre0-: Landstreicher, herumziehender Gaukler
AAZein.; Bs. J9' Schire'birzler, wojedi Nacht uf-emen
andere" Strauhilfe" schlafe". Bs Nat.-Zeitg.
Bürzlete" f.: Gepurzel AABb.; Bs; Gr.
Stengel-: Lustbarkeit nach Beendigung des
.Hanfreiteins' AAEhr.
Bürzli m. : wer leicht stürzt B.
Heu-Bürzli Aa Aar., Oberflachs; S (in Aa; B; S
lt vereinzelter Angabe -BürziJ n., ,Hau-Burzi ni.
Aa": Purzelbaum. Es H. mache" = heu-bürzlen. Si
trampet uf einisch mit ,lem lingge* Fuess in-e" grus-
lige" Chüetritt abe", macht es Heupürzli und schüttet
's Gütterli üs. B Dorfkai. 1871.
bürzli^ge". p- : kopfüber (stürzend) B, „mit auf-
gestrecktem Hintern." ,Dass do N. hindnan zuo im
sleich und nam in hindnan bi sinem ars und sties in
burzlingen in das wasser.' 1413, Z Katsb. ,Vil der
heimbschen und frömbden oftermahlen gedacht ge-
wesen, den blieben ab der canzel burzlingen hinab
zu stürzen.' 1588. ScnwE. Klosterarch.
über-: = dem Vor. Aa. Und ii. ronnt-er drüf öni
Gruse" ro" fruschem dermitzt i" de" Strudel üse".
AGysi (Travestie von Schillers Taucher).
Burzelc": gem. Portulak, Port. oler. 6r; vgl. Börzel-
Chrüt. ,1'ortulaca, bürzel.' Ebingkr 1438. .Burzlen
l Lot.' JRLandenb. 1608. .Bürzel, Bürzel, Bürzeln,
Burgel.' Denzl. 1677; 1716. .Portulacse, Burzelen.'
Bs Apothekertax 1701. .Bürzel.' Sclzer 1772. 8. auch
Wolfs-Milch (8p. 206).
Bas, hes, bis, bos, bus.
Bas Bäs Gl; L; Schw; Th; ZS., Btise" BBr.. E„
L.. 0., Schw.; F; S, Base" BSchw., S., Base" F (ver-
ächtlich) — f., Basi WG., Bös» n. S, Basi (PI. Bär
senc") Ap; BE., Stdt; GrAv., D., Pr., Rh., Seh., Tschapp. ;
GRh., Stdt; Sch; Tu; ZeA., Bäsi AaF., Ke., Kulmeri,
Leer., Schinzn., Z.; Bs; GrD., He.; GSa.; Schw; UwE.;
Zg; ZO., S.. W., Bäs (prokl. vor voc. Anl., z. B. Bäs
Anne, Urscheli) ApWolfh. ; GaPr. — f., in AALcer. ;
BE.; GRtw.; UwE. tw. n., Diin. Baseli B (Wohltat.
Jüngl. 1780), Baseli, Baseli Gr, Bäsli S; Z: 1. Base,
und zwar zunächst und vorwiegend Tante (Vaters-
oder Mutterschwester), dann weibliches Geschwister-
kind, weiterhin auf alle weiblichen Verwandten bis
in fernere Grade ausgedehnt, wiewohl z. T. nicht ganz
so weit wie Vetter für die männlichen Verwandten;
jetzt mehr der ländlichen Sprache angehörig. allg.
A" 's Bases Gräbt. Joach. (S). .Jetzt kommt es nicht
mehr vor, dass die Weiblein vor der Kirche sich
zärtlich begrüssen mit einem Kuss und der Anrede:
LiebuBäsu." Davoser Bl. 1870. Frau, Jumpfer Bäs
(zum Unterschied von dem indifferenten Bäsi) als re-
spektvolle Anrede Sch; Schw; Th; Z. No'h es Tässli,
Frau Bas.' MUsteri. D' Frau Bas mit der Schnore*-
nas, der Lebbär und si" Frau, kennst s' au'*? als ab-
fertigende Antwort auf die Frage: Wer ist bi euch?
Sprww. 1869. Landschreiber Locher ermahnte schrift-
lich die .Frau Bas' [die Äbtissin von Tänikon], nicht
viel Bescheid zu geben. 1609, TuAadorf. ,Sin bas
selig.' 1409, Z Ratsb. ,Die jungfrow Maria und ir bas
Elisabeth.' Zwingli. .Vatter und muotter oder ge-
schwüsterti oder sünst fründ und basen.' 1530, Aar.
Stadtr. Mit .min bässy' redet Rengnold die Frau
seines Vetters Roland an. Morgant 1530. ,Wenn ein
ehelich kind oder mehr werend und ihnen ein öhy
oder bäsy, ihres vater oder mutter bruder oder Schwe-
ster, abstürbe ohne leiberben, so sollen dieselbigen
kind dieselben öhy oder bäsenen erben an ihr vater
oder mutter statt, so vil sie betten mögen erben mit
anderen öhy oder besenen, so noch am leben sind.'
1556, Gr Rq. ,By myner bäsi Dillia sei., myner mueter
schwester.' Ardüser 1572/1614. .Mine bäslin, des vat-
ters schwestren.' ThPlatt. 1572. ,Zwo Anna von Rad-
egk, so Verwante und Bäsinen gewesen.' JJRüegbr
1606. ,Wie lebent ir, myn liebe Bas?' GGottii. 1619.
.Coguata, Bas, Bäsi.' Denzl. 1677; 1716 (nur ,Bas').
.Der Herr Vetter seie von mir freundtlich gekriesst,
wie auch Bess Annamaria.' um 1700, Arzneib. .Die
Bess Agada.' ebd. .Bass Anna Barb. Zoller.' 1785, Z.
Die recht Bäsi, die Muhme Ap. .Ob Sach sein wurde,
dass Bruder- und Schwästerkinder erfunden wurden,
alsdann sollend sie erben neben Olli und rechter Bäsi,
und so kein Öhi und recht Bäsi mehr vorhanden weren,
alsdann erbend ein jedes Bruders- oder Schwästerkind.'
1692, GRVDörf. Vgl. auch Gotten 1 (Bd II 523). —
1649
Bas, bes, bis, bos, bus
1650
2. (Bäsi) Benennung der Meisterin von Seiten der
Mägde auf der Landschaft Bs (Spreng). — 3. ,(Biisi,
auch Allermanns-, Jedermanns-!}.) eine Stifterin weit-
läuftiger Schwägerschaften' Bs (Spreng). — 4. (Bäsi)
Hexe ScnSt. (Sulger). — 5. (Base) Geliebte W (Tschei-
nen). .Die bäsy, bäse, buel, amica.' Mal. .Amicula, ein
buele oder bäsle.' Fris. — 6. Plaudertasche, auch aufs
männliche Geschlecht übertragen Tu; Z. Syn. Frau-
Bas. Bäsi Günggili, B. Bfibili, alberne Person, auch
Mannsperson von weibischem Charakter Seil (Kirchh.),
— 7. (Schamsei- Bäsi) = (Bäsi-) Gölten ü (Bd II 525).
Ahd. !>nsa, nihil. base. Die Dehnung in (Frau)Bas ist
für Srh; Th auffällig. Bäsi ist urspr. Koseform; vgl. Äni,
Atti, Caiti. Als Neutr. hat es wohl überall Jim. Bed.; in
BE. ist Bäsi n. kosend, im Gegs. zu Base". In Urk. von AaB.
erscheint das W. als .pesli.' 1358, ,pesel.' 1374, Dat. ,pesliu.'
1358, .peseln.' 13G1, und zwar durchgehend als Fem. .Basen'
(Acc. Sg.). Ansh. .Basinen' (PI.). 15+4/73, ÜMey. Chr., ,bä-
siuen.' ThPlatt. 1572. ,Bäse.' um 1G10, ZStdt.
Frau-Bä's (bzw. Frä-B,is). in Z auch Frä-Bä'si:
1. s. Bas 1. — 2. Person, die viele Komplimente macht;
auch von Männern Bs; Th; Z. D' Fr. an'n Nagel
henke", im Verkehr die Förmlichkeiten bei Seite lassen,
z. B. das vertrauliche Du einführen Z (Dan.). — 3. „Bei-
name eines schwatzhaften Weibes, selbst eines Mannes,
der kein Geheimniss bei sich behalten kann oder der
sich für Sachen interessiert, die nur Weibern zuge-
hören, oder eines Menschen von feigem, unentschlos-
senem, furchtsamem Wesen", Krähwinkler, Spiessbür-
ger „Aa;" Ap; Bs; „B; L;" Sch; „S;" Th; Z. S. auch
üs-fräglen (Bd I 1292). — 4. = Flinggen 1 (Bd I 1202)
LG.; „Zg." Si heel e* furchtbäri Frau-Bäs L. —
5. = Bas 7. D' Frau-Bäsi hinder-em Spiegel b'haltet
bösi Chind im Zügel. Sprww. 1369. — Hose"-Frau-
Bäsi: weibischer Mann. HSulzer 1830, 20. — frau-
bäsen Ap;Gl; Z (auch frä-bäse"), -bäs(e)le" Bs, „-&a-
sele", -bäsele" B; VO" : 1. „übertriebene, kleinstädtische
Komplimente machen B; VO"; auf solche Art schmei-
cheln ZZoll. — 2. plaudern, klatschen Bs; Gl; ZZoll. ;
„sich mit Weibergeschäften und kleinlichen Weiber-
intriguen abgeben B; VO." — 3. (in ApH. frau-
bäse" tue") Haushaltung spielen (von Kindern) Ap.
Vgl. die Anm. zu g'vätterlen (Bd I 1131). — Frau-
Bäseten f.: 1. Geplauder, Weiberklatsch Z. Das ist
auch e" Fräbäsete", wenn eso es pär Wiber g'sämme"-
chömme'd. — 2. Fr. mache" = frau-basen 3 Sch St.
(Sulger).
Gotten-Bäse° S, -Bäsi Bs: 1. = (Bäsi-) Gatten
(Bd II 523 u.) Bs; S. Gang, säg ''em Vettergötti, der
Gotte'basen und ''em Brueder Hans-Christe". Schild
1885. ,Als er bei seiner Gottebäsi mit der Mutter an
die Taufsuppe gehen durfte.' Breitenst. - - 2. alt-
fränkische Frau Bs.
Hinder-Bäsi: Base des Vaters, der Mutter Gr
He., Klost., Valz. — Vgl. frz. arriere-nemt, -niece.
Kaffe-: Kaffeeschwester, Klatschbase. Ndw Kai.
1899. — Chleb-Base": Tante durch Verschwäge-
rung FO. (verächtlich). Vgl. Chleb-Vetter (Bd I 1133).
— Bätsch-Bäsi: Klatschbase AaF., Ke.; BsL.; GW.
Vier Wiber, too-mer allimäl an der Büchi hat", es sl"
vier Schnädere" und ratsche" gern, nie" sait-ene" nit
vergebe" Rätschbäsene" BsLie. — Schuel-Bas S,
-Bäsi Bs: 1. Kleinkinderlehrerin Bs (Häfelischuel-B.
Spreng); ,die eine Winkelschule für kleine Kinder
oder junge Nähterinnen hält' Bs (Spreng) ; = Ler.
Schweiz. Idiotikon IV.
Gatten 1 (Bd II 525) S. — 2. die Frau des Dorf-
schullehrers (Vetter Schuelmeisters) BsLeimental. —
Schleck-Bäse" B, -Bäsi B; Tu; Z: Schleckerin. —
Schnupf-: Tabakschnupferin. .Schnupf basen sind
langsam.' Schweiz 1858 (Sprw.). — Sch wanz-Bäsi :
Mädchen, das schwänzelt Bs (Becker). — Schwätz-
Bäsi: Klatschbase, auch von männlichen Personen
Ap; Bs; B; Gr; Sch; Th; Z. — Stadt-Bäsi: wer alle
Neuigkeiten weiss Bs. — Tätsch-Bäsi: = Schivätz-
Bäsi Gr; Z; „allg." — Trubel-Bäsi: Bekannte, die
alljährlich Trauben als Geschenk bringt Aa (Dan.);
vgl. Trubel- Vetter (Bd I 1133).
bäsele": schmeicheln AaF. Vgl. frau-basen 1.
ferner die Gruppe Baseli (Sp. 1662).
bäsele" GRh.. „Sax", bäsle" GSennw. : mit Puppen
spielen, Kinderspiel treiben.
gc-vatter-bäslcn: = ge-vätterlen 2 c (Bd I 11:11).
Der Teufel soll einem der Hexerei angeklagten Hirten
aus GT. zwei Mädchen zugeführt haben; der Hirte
.gvatterbäslet mit ihnen.' um 1600. Z.
bäse° I ZZoll., bäse" Z, bäsene" GrD., Pr. : 1. eine
Person Base nennen und so als Verwandte ehren ür;
Z; vgl. vetteren (Bd I 1133). Si tuend enand immer
nach vetteren und b., betrachten sich immer noch als
Verwandte ZZoll. — 2. Bäsi's mache" = bäselen ZNer.
bass bas B (in unbetonter Stellung); F, bos PAL,
sonst bäs (bäss): Adv. 1. mit bewahrter comp. Bed.
a) wie nhd. besser, auch i. S. v. stärker, mehr. Es
ist b. so BSi. Ntlts b., um Nichts besser FJ. B.
b'schiesse", besser helfen B. Nimm es Möckli Bröd
i" Sack, dass-es b. erliäe" magst L. E" neue Müller,
tvo 's Hanterech bäss verstöd. JBHäitl. 1813. .Einem
fehlt Dies, dem Andern Das; hab ich geirrt, so treff
mans bas.' 1809, AASeon (Hausinschr.). Vgl. noch
Gugg-durchs-Glas (Bd II 179), bas-latzen (Bd III 1548).
Allg. in den Quellen des XIV./XVII. ,Unz uf die
stund, das er si [der Mann die Frau] bas handelt.'
1359, Z Stadtb. .Sidmaln er bas denn ander richten
und erkennen mag.' XV., LBerom. ,Der vergift lu-
therisch und bass zu reden tüfelsch gloub.' 1526, I.
Schreiben. ,Ich will die sach bas erklären.' Zwingli.
,Der pfarrer von N. sol sich erberlich halten und bass
studieren.' 1529, Z Synodalakt. .Welcher sich ver-
machtet, der tuot wol; welcher sich aber nit ver-
mächlet, der handelt bass.' 1531/48, I. Kor.; ,tuot
Wägers.' 1560. .Hoptlüt, b. zur gülden gilgen dann
zum plinen [bleiernen] ablas abgericht.' Ansh. Die
Herren mögen .die nasen bas' über die Sprüche und
Verträge halten. 1545, Absch. ,Nun wollend wir sö-
liches noch bass erlüteren.' OWerdm. 1552; .besser
erklären.' Herborn 1588. ,Sä, lis in [den Brief] du,
du gsehst vil bass.' JMürer 1559. ,Wer möchte essen
und eilen b. dann ich?' 1500, Pred. ,Pedibus raelior,
er ist b. zue fuess, er mag b. laufen. B. hauwen
dann ein mässer, vincere aciem ferri. B. singen, melius
canere.' Fris.; Mal. ,Welchs wurd mir b. erschies-
sen'?' TStimmer 1580. ,Es wäre guet, es stüende
bass.' GGotth. 1599 (auf die Frage: wie stehts?).
,[Das Vieh könne auf der Weide sich] des Nachts
vil bas weder by Tag von wegen der Hitz erbesseren.'
1622, ZZoll. ,Mir gefallt das Fasten b., dass du die
Band [des Schuldners] auftüegest.' 1665, Jes. Häufig
die Verbindung: ,dest(er) b.', desto besser, eher. Bi-
ster bas, eo melius.' Id. B. Bist (disch, desch) bas B.
104
1651
Bas, bes, bis, bos. bus
1652
.Durch das er die burger dester b. bewache.' Habsb.
Ubb. ,Das er dester b. die undertanen möge berichten.'
1488, LRusw. .Er mag lychtlich geschikter werden,
die andern [Bücher des N. T.] auch dess b. zu leeren.'
Zwingli. .Facilius, destar b.' Fris. .Damit sie dest
bass by einander husen und blyben mögint.' DUO.
ZEglis. .Damit die Gemeinden desto b. damit ver-
sehen sein möchten.' 1639, Sch Ratsprot RA.: ,Wer
b. mag, der tut b.', Jeder strengt sich nach Vermögen
an, tut, was er kann. Sprww. 1824. In der ä. Spr.
stets in ungünstigem Sinne. ,Wer bass mocht, der
tet b.', Jeder raubte, so viel er konnte. GWyl Copialb.
.Wer b. wider in [Waldmann] mocht, der tat b.' Äg.
Tschudi. .Da ward ein flucht gmachet über die Sil-
brugg; wer b. mocht, der tet b.' Vad. ,Ein jeder
lueget syner schanz, man spricht: wer b. mag, der
tuet b.; wer fleisch hat z' essen, isst nit gras.' Aal
1549. ,Ir bruchen grossen nyd und hass; welcher b.
mag, der tuet auch b., sind in allen dingen verruecht.'
VBoltz 1550. ,Da haglet, fluechet und schwuer menk-
licher über den Zwingli und den Leuwen; man nennt
sy ketzer, schölmen, böswicht: wer b. macht [1. mocht],
der tat b.' 1574, Mise. Tig. .Daher reisse in Teutschen
landen grosse Unordnung und frechheit ein; welcher
b. mochte, der tete b.; der sterkest hat recht und
trange den schwecheren under sich.' Würstisen 1580
(Schilderung des Faustrechts). ,Gwalt gieng für Recht
und wer b. mocht, der tet b.' JJRüeger 1606. .Wer
b. mag, der tut b., cui vis, is jus non metuit, jus
obruitur vi.' Denzl. 1716. Ähnlich: ,Wer b. mag, der
fyret nit.' Sprww. 1824. .Welcher bass mag, sich nit
spart', der Tollste ist der Bravste. UEckst. — b) spec.
mit Bez. auf leibliches (auch seelisches) Befinden,
äussere Lage, o) mit Dat. P., meist unpers. Es ist-mer
(wider) b., ich fühle mich (wieder) besser B; ZGÄg.; ZO.
Es ist-mer b. (auch böser), wenn-ich wenig isse" UwE.
Blib g'sund, es ist-der b. G. ,Es war mir nie b.. als
da ich Schnuder und Brod ass.' Sprww. 1824. Gön-ich
durch d'Wise", so netzt-mieh das Gras; wär-ich deheime",
se war 's-mer vil b. Stütz, 's ist im [dem] Soldat doch
niene" bäss [als im Felde]. JBHiFFL. 1813. ,Es ist
euch dort [im Himmel] baas als hier, gleich wie es
einem bösen Vater hier b. ist als dort' Inderbitzi
1826. 's ist käne" Lüte" b., a's üsre" Chüeije": si tritt-
li"d oss ''cm Bach ond ntögi'd trüeije". Ap Lied. Ond
ioenn-ich zu der Senneri" chomm, so isch-mer g lenger
i b. Ap Lied. S. noch billlb (Sp. 901). Wie besser
der Wi", wie b. er mer tued L. ,Dass der tut mir täte
lichte bass.' Hadl. .Wenn ich von tröumen gspyst
möcht werden, keim mann war b. uf diser erden.'
JBinder 1535. ,Ich weiss, dass keinem volk uf erd
so wol ist oder dem bass werd als uns.' JMurer 1559.
.Drink das saft, ab dich das feber angot, so wirt im
bass.' Zu Arzneib. 1588. ,Bas als manchem Prasser
bei dem vollen Tisch ists uns Kameraden, wenn wir
können baden.' Z Neuj. Musikg. 1792. — ß) ohne Dat.
B. si" 1) sich besser befinden. Hit bin-ieh b. a's gester
Ndw. l'h bin da b., wann dert BHa. Nit b. a's me"
hie sig, näm 's Eim dest me'' Wunger, dass es dänne"
nit besser g'gange" sig. Gotth. ,Der Enzianenthee sei
wohl bitter und mache einem nicht besonders gut;
aber wenn es vorüber sei, so sei Röseli selber b. und
danke ihm.' vonAi.men 1897. BUbich da" acht allei"?
Nei", onei"! 's ist silbander vil b. GJKuun. — 2) besser
dran sein, besser tun B. Du bisch b., we"" d' de'
Weg gäsch u"d nid der ander B. Hu bist b., we" d'
Das üf Schütte' nimmst BBelpb. Du wärist jede'-
falls b., du täusch schwige". CWeibel 1885. I'h lige'
iez b. csö B. Er häd b. g'lebt a's der Brüeder, Hess
sichs wohler sein Ap. Sprw.: Wer u'verschant ist (sich
nüd schämt), (Der) lebt dest (dester, daster, des, dis) b.
AaKöII., Suhrent.; B; ZZoll. .Wer sich nüt schämt,
der lebt des b.' JMabl. 1620. — c) eher, lieber. Blib
du b. e' Geissbueb wem en Bettelbueb BHk. E" Kaffi
war guet, oder b. noch e" The. Schwzd. (Ap). ,Mines
todes wände ich b.', ich vermutete eher meinen Tod.
JJBodmeh (Proben der alten schwäb. Poesie). S. noch
fruit» 1 (Bd 1 1283), Fülli-Märeh (Sp. 395). — d) wohl-
feiler, billiger. Zur Entwicklung dieser Bed. vgl. die
unter Ge-bur 1 e (Sp. 1514) ausgehobene Stelle aus
dem Z Stadtb. (v. J. 1383). ,Das er old sin erben
disen kouf hettin bass gegeben, denn si genennet.'
1301, BFrut. Urk. ,Ob joch das were, das er den
wyn bas würde gebende.' Z RBr. 1304. ,Wil ers [das
Lehen] aber wider koffen, so sol man im es b. geben
denn eim andern.' LMalt. Ott'n. Vgl. bas-feil (Bd I
773). — e) bei adv. Bestimmungen. Vgl. ,Bas, besser,
per comparativum redditur.' Denzi,. 1716. a) bei lo-
calen Bestimmungen, bes. (Orts- oder Kichtungs-)Adv.,
wie nhd. weiter Ap; B; GA.; Uw; ZO., S. f; „allg."
B. abe", obe", ufe", ane", ine", füre", hindere", dur'he".
,B. üf, abe", altius, profundius.' Id. B. B. nohe", naher
herzu Ap. Trlb i"ha", wol zuha", da zuha", b. zuha".
Ap Kuhreihen. ,Er solle b. hinger sta" oder b. füre".'
Gotth. In der ä. Spr. (wie amhd.) z. T. noch nach-
gestellt: ,Us bas [weiter aussen] ein juchart.' 1287,
Bs Urk. .Daselbsten wenig hinab bas ist der platz.'
1460, Bs. .Tüegind her bass zuo mir treten.' Haberer
1562. .Fürhin bas in das Dorf Praden.' Güler 1616.
.Ein wenig fürhin bas oben im Wald.' ebd. Vgl. auch
noch fiir-bas. Sonst wie heute mit Voranstellung.
.Einer sitzt b. oben, der ist der allmechtig Gott.'
Ruep 1550. .Anterior, b. vornen. B. unden, inferior.
B. dran, weiter, porro.' Fris.; Mal. .[Ich bin ent-
schlossen] noch wytter in die wüeste z' gon, b. von
der weit' 1576, Meinradslegende. ,B. herwärts gegen
Hierusolem.' Lüssy 1590. ,Suoch [in dem Buche] fünf
Bletter bass vornen.' 1618, ApTrog. ,In dem Boden
b. unden war das Schloss Marschlins.' Sprecher 1672.
,Er ist schier tot; ach, war er doch nur bass [näher]
bei Hus!' JMahl. 1674. ,Ein wenig b. obsich kom-
men.' HsEEscher 1692. ,B. oben, superior.' Denzl.
1716. ,Den tadelt der Prophet b. unden in unserem
Text' JJUlr. 1733. S. noch chlein (Bd III 653), niden
(Sp. 669/70), Bodem (Sp. 1022 u.). — ß) bei Zeitbe-
stimmungen. Bus vorgester, am Tage vor vorgestern,
vor drei Tagen GLf; GA., O. B. übermoVe*, am Tag
nach übermorgen, ebd. B. vorßred GlH. f, vorferig
GA., efire" GrV., vor drei Jahren, 's b. vorletst Jär
Gl. — f) in pleonastischer Verbindung mit Comp.
.Domit er zu uns neher bass geruckt ist' 1475, Bs
Ohr. ,Der Zürcher huf ist der grösser, aber der unser
ist der bast [1. bass?] gerüstet und dapfrer.' 1529,
Absoh. ,Bass geschmaekter.' KdGessn. 1542. ,Magis
notus, b. bekannter. Compositior, geschickter und b.
gerüster. Nihil descriptius, nüt b. geordneteres.' Fris.
Vgl. auch bas- feiler (Bd I 773), bas fürer (unter
fürer 1 Bd I 968); wozu noch: .Jovius [Bergname]
setzt fiirer bass die Alpes Argentarias.' HRRebm. 1620.
— 2. übergehend in die positivische Bed. ,wohl, gut'
1 .;:,::
Bas, bes, bis, bos, bus
1654
AiWohlen; Ap; B; GlH.; L; SciiwE.; Zg; ZBülacli,
Kn., 0. Den Übergang zeigen Angaben wie: es ist-mer
b., es ist mir besser, wohl ZeÄg. ; ZKn. Ilüt-ie isch-
mer jetzt icider b.; es isch-mer noch nid recht b. Aa
Wohl. Es ist-mer b. g'si", es war mir wohl dabei GlH.
Es ist-mer ganz b. debi ZBül. „Es ist-mer nüd so b. Z."
Es ist keim Mensch se b. wie mir. Stütz. Drum isch-
mer au'" so teol und b. ebd. Ach, es wird-mer so we
und so b. ebd. Uf ''en Alpe', ö wie iscli Eim wol
und !>..' KMey. 1814. G'sund und b. und frisch icie
im Bach dem Fisch wird 's Eim uiiger jo [bei einem
Glase Wein], ebd. Wie h. ist mir da obe', so noch am
G'wölch dazue! Ap Lied. Si heige* lang bos g'ha", si
welle* -ne* jetz o la* b. si*, sie wollen es sich jetzt
auch wohl sein lassen. Gotth. Drum gaume'd wol
und lönd-i b. si* dö. Stütz. ,Es geschieht jedem
Menschen b., der wohl sterben kann.' ebd. Ir [der
Arzt] hend doch nu [noch] es 3fitteli, 's chö**t-em
[dem Kranken] 6. tue*. MLienert 1891 (SchwE.). Jch
will mein Pfeiflein beiseite legen; der Tobakrauch tut
dem Husten nicht b.' um 1800, Gespr. in einer Dorf-
schenke. Ich bin allengge* f'i* teol a's b. (wie zu
Zweien) BHa. Es hed-em h. üsg'gc* (bei der Arbeit)
ZKn. Gang-mer nid über mi's Gras, oder ich prügle*-
dich b. [tüchtig]. L Yolksl. ; s. auch er-beren 1 (Sp. 1460).
,In der Stadt verweilen ist nicht b.; drum eilen lieber
wir aufs Land/ Z Neuj. Mus. 1796. G'hörst, Ätti, säg
der Mueter Das; si het mir alhcig wellen b. JMahl.
1620. — 3. von 2 ausgehend mit neuer Steigerung.
a) Comp, böser Ap; B; L; GoT.; Uw; ZKn., 0., W.,
bäser Z (lt Spillm.). „Mein Bruder versteht es b. weder
du." Destob. ZW. , Bettelfrau: Ich könnt mein Kind
dest b. säugen, oft destor ringer es auch gschweigen.'
GGotth. 1619. Damit eine Bürgerstochter .desto b.'
ihr Brot verdienen könne. 1673, ZElgg. Vom Be-
finden. Hit bin-i'" bäs a's gester, vorgester bin-ieh aber
bäser g'si* Ndw. 's ist-mer wider b. Z. Wem ist -es
b. a's dem Senn? GT. Sennenlied. Es chönnt-em nüd
b. se* Ap. Ach, lass-mich doch auch jömere"; es loird-
mer b. doch, wenn 's scho* nüd hilft. Stütz. ,Es sei
ihm tausend Mal b., wenn er ledig bleibe.' ebd. Ich
chomme* mit bes ge* Meglisalp ui, oder noch b. [weiter],
wenn ich cha**. AHalijer 1839. .Eine Stund unter dem
Hospital liget das Dorf selbs und eine Stund basser
hinab St Gallo.' JJScheuchz. 1708/46. — b) Superl.
am bäsiste* L; Ndw, am bäste* Ap; B; UwE. ; Zf;
„allg.", der bäsist ScHwBr., de bast Th. Du tuesch
am haste*, we*" d' daheim blibsch B. Es isch guet,
dass userein albeinisch nit am b.glairt. MYValden 1880.
,Sie hätte jetzt am b. Zyt derzue.' Gotth. 's g'fallt
iedem Narre* si* Chappe* de bast Th. Vom Befinden.
's ist-mer nid am b. Ap; B; L; UwE. ,Wenn er nur
schlafen könnte, so wäre ihm am b.' Gottb. Ich bin
eso am b. Z f. Mir wei" dert i" das Eggeli ueche*,
da si'-mer am &., 's stört-is Niemer. CWeibel 1885.
.Aller bast'. ,Als die eidgenossen mit in fachten fast,
deten inen ir kurz waffen allerbast; des hat empfunden
die welsche garJ.' NSchradin 1499. ,Er nam under
sinen rossen das, das im allerbast geliebt.' Zielt 1521.
,Und Seiten die frowen, er wer allerbassest zuogerüst.'
ebd. ,Optime, allerbast.' Fris. ,Was uf ermältem tag
gehandlet, wirt allerbaast uss dem abscheid verstan-
den.' HBcll. 1572. ,An dem, am basten.' ,Der selben
kriegen zyt und schlachten üch an dem b. wüssend
sind.- 1525, Absch. .Welcher anschlag am b. [aufs
Beste] griet.' Vad. Jch sich wol: wer am b. mag,
der tuot am b.' Rdef 1550; s. unter 1 a. ,Dass die
stuck, so am tier am meisten und b. zur töuwung
dienen, am besten ze essen seien.' Tierb. 1563. ,Der
ilarvon am b. wüssen mag.' LLav. 1569; ,am besten.'
1670. ,Ihr Priester jetz wüssen am b., wie solche
bewirten und Christum begasten.' JCWeissenb. 1678.
.Zum basten.' .Welches land üch zum b. füeg.' Rüef
1540. ,Nit zum b.' Ansh. ,Mit Gelt nit bim basten
verfasset.' ECys. , Albrecht wolt im darum nit bi dem
basten truwen.' JJRüeger 1606. ,Derselb mir tat im
basten gfallen.' JMürer 1575.
A nihil, laß, got. 'batis, adv. Comp, neben dem adj. hisser
(s. d.). Zu 1 f vgl. mir 3 a 8 (Sp. 366).
u(n)-bäs: unwohl AaF.; BM. Vgl. un-pass.
vor-bass: = dem Folg. 1 b. ,V. demme nachzu-
kommen auf sich genommen.' 167:'., Schw LB. ,Dass
der Frid alwegen und v. nach der Meien Landsgemeind
3 Wuchen und 3 Tag gelten solle.' 1684, ebd. ,Dass
v. kein Schürfer gegen den Schuldner das Recht
brauchen möge.' 1691, ebd.
für-: 1. a) räumlich: weiter, vorwärts Gr (Tsch.);
Zg. Gönd ir nur fr* g' schwind fürbas. Schwzo. (Zg
UÄg.). ,Do kam er gen Waltkilch und torst nüt f.'
1407, G. ,Näm auch ein frömder mann an einem für-
gang trübel und aber keine sakete, dann sollen die
bannwarte in nit pfänden, dann in heissen f. gan;
aber ein heimischen mögen si wol pfänden.' 1426,
Z Ellik. Bannbrief. ,Wo der brief hinkumpt, den
schickend f., bi eid und ere.' 1499, Gr. ,Und sol sy
[die Stücke Vieh] nieman wann mit einer summer-
latten oder mit sines rockes ermel usert sim schaden
tryben, noch nit f.' 1561, SchwKü. ,Ihr kriegsleut
steht ans seil und ziehnd, ein klein f. ihrs [das Ross]
rucken müend.' GGotth. 1599. ,Die Schiff mochtend
nit f. gfüert werden wegen des Loufens.' JJRüecer
1606. Bildl. ,Doch was der Ehstand hat und ist,
wirst du erst dann erfahren, wenn d' f. darin kommen
bist und f. wirst verharren.' Stütz. ,Hant si [die
Räte] dehein stos, darumb sun si es furbas wisen
[d. i. an die Burger kommen lassen] , ob si wellent.1
XIV., L Ratsb. — b) zeitlich: weiter(hin), künftig Gr
(Tsch.). ,Diewil ich lebe und nit f.' 1342, AAKlingn.
Reg. ,Wenne man die selben badstuben buwen und
f. besseren wil.' 1343, AaB. Urk. ,Da by sol es be-
stan und beliben und die selben ussgerichten kind
sond den f. ankein ansprach wider zue ir vatter guet
haben.' 1427, ScHwMa. LB. ,Zuo wil siner und miner
leptag und nit f.' 1448, GBern. ,Üer redt also . . .
F. [weiter] so sagt er.' 1499, Gr. ,Die täglichen oder
wuchenrät sollend f. gehalten werden, wie man sy
angefangen hat zu bruchen.' 1597, Ap LB. ,In Hoff-
nung, die alte Liebe werde f. bestehen.' 1637, Schw
Rq. ,Lass es sieden, bis es Wasser wird, und lass es
f. sieden, bis es ein Stein wird.' um 1700, Z Arzneib.
Wer fortgezogen, aber nirgends sich eingekauft hat.
wird noch .fürbaas' als Gemeindegenosse betrachtet.
1787, SBib. Dorf brief. S. noch Gadem (Bd H 116),
Mulchen (Sp. 208). — c) quantitativ: in höherm Masse,
mehr. ,Da sol man von ieclicher lieh den halben Ion
geben und nicht f.' XIV., Z Ratserk. ,Und sol ime an
sinem guet v. nüt besweren, in allodiis non debet
ipsum penitus aggravare.' XIV., BHandf. .Nichts f. auf-
legen noch zumuten.' 1352, Aa Urk. ,Umb das er [der
Weibel] hört sagen, das sol er bringen an sin obern
1655
Bas, bes, bis, bos. bus
1656
und sol nüt f. gezüg sin denn als ein ander, der es
gehört hat.' ZBasserst, Offn. .[Die Leute zu GBern.]
sollend auch von des vogts wegen niemand pfand sin
f. denn die stür langet, die sy ainem vogt pflichtig
seient.' 1459, GBern. — 2. gesteigert, Fürbasser, fort-
hin, ferner, weiter Bs (Spreng), a) zeitlich, entspre-
chend 1 b. ,Were, das den meister und den meren
teil des rates duchte, das er f. solte gebüesset werden.'
1336, Z Stadtb. ,Und mag in [den gebüssten Bürgern]
der burgermeister dannoch f. gebieten, ob es not-
dürftig ist.' 1336, Z Eatserk. ,Wer auch Fische kauft,
um sie f. zu verkaufen, das mögen die Fischer wehren.'
1354, Bs (Ochs). ,Wer dass wir mit einandem zu rat
wurdent, in der genanten überkoimiuss ützit f. ze min-
dern, ze meren oder bas ze lütern, dass wir das wol
tuon mögen.' 1406, Absch. ,Wir wüssen nit, wie sich
sölicher gewerb f. machen wird.' 1444, B. ,Ob yeman
in uuserm lande dhein erbe besessen hette ein jar,
sechs wachen und drye tag. der oder die mögend das
selb erb f. inne haben.' 1451/1544, Schw LB. ,Er sol
erwarten, wie inen der rat und gemein lantlüt f. stra-
fent.' um 1470, Gl LB. ,Er sol f. Zinsen wie von
alter har.' 1471, AaK. Urk. ,Die kurfürsten sind f.
[ferner] ander inen beredt und eins worden, dass...'
1476, Bs Chr. .Fürbasser (ie)mer.' ,Swa das iemer
f. inere an dekeinem unserm knechte erfarn und be-
wiset wirf 1343, Z Stadtb. ,Ein ieclicher Jude, in
des hant das selbe hus f. iemer kumt.' 1347, ebd. ,So
wir ietzt haben oder f. iemer gewinnen.' 141 ö, Urk.
des Grafen von Toggenburg. ,Gan lassen und sy f.
nier nit bekumbern.' 1420, Bs Kq. .Fürbasserhin.'
,[N. solle] fürbasserhin nie mehr in irem land am-
mann noch des rates werden.' 1427, Z Schreiben. ,Si
wellen ouch fürbasserhin für ir recht halten.' 1480,
L (öfter). — b) entsprechend 1 c. ,Der spital und sin
pfiegere süllent 30 müt roggen jerlich von dem zehen-
den innemen und mich [den Kirchherrn] nit f. nöten
noch bekünibren.' 1360, AaB. ,Und sol oueh unser
houptbrief hinanthin nit mer haft sin noch si f. binden
denn umb die genanten 1496 fl.' 1400, ebd. Wer diese
[vorher angeführten] Pflichten erfüllt hat, ,der sol
des jares dem huse nüt f. ze dienent gebunden sin,
er tüege es dann mit guotem willen.' 1428, Aa Urk.
— 3. wohlfeil. ,Wer win schenkt, den er fürbas
kauft hat, der sol an ainer niass nicht mer gewinnen
denn 1 Schilling.' 1459, GRh. — 4. fürbäs, fürwahr,
wahrlich UwE.
Zur lied. vgl. fürer (Bd I i((i7). ,Fürbas', Familienname.
lli'-.', UwE.; ,Jckli F.' 1412, Z Ratsb. ; ,Hnns F. ze Hot-
tingen.' 1473, Z.
Schind-bas m.: Leuteschinder S. I'h tat 's-em
gar nit ,:' G' falle", dem Seh.! Joach. — rmperat-Bildung
wir Stigüf, ffieatand uva.
base" II läse* (in PA1. bosi"): meist unpers.,
besser werden, vom (körperlichen) Befinden B; PAl.j
Schwj Ndw; ZO.f Es baset-mer B; Ndw. „'s hed-cm
sid nüm nl 'baset, es hat sich seit neulich mit ihm
(dem Kranken) viel gebessert BO." Doch auch pers.:
„Mein Freund baset." - Ahd. baßßrn.
bäsere": bösen II Ap; ZO.f Es hed-mer wider
'büseret.
Bäsi f.: Wohlsein ApK., M. Es ist-em enest au"*
e' B., er befindet sich unendlich wohl.
Pass I in.: 1. (in ä. Spr. auch f.) Durch-, Über-
gang, zunächst in ahstr. Sinne. .Dass si uns pas
and weg gehont dnr ir laut.' 1419, Absch. .[Einem]
den pas vorhalten.' Morgant 1530. ,Der küng wurde
bäbstlicher heilikeit keinen p. abschlahen.' Ansh. ,Ni
patefecissent hostibus viam una porta, wenn sy dem
feind nit durch ein tor p. gäben.' Fris. ,Dass ihnen
nimmer P. versperet war.' RCvs. ,Der Gatter soll
hinweg getan werden, damit das Vieh obsich und nid-
sicli synen fryen P. und Durchgang haben möge.'
1666, ZZoll. ,Es hat der Keiser denen Eidsgenossen
den Pass abgesagt und kein Korn mehr in die Eidt-
gnoschaft führen noch tragen lassen.' 1692, Bauern-
chron. , Wegen hiesigen strengen Passes [lebhaften
Durchgangsverkehrs].' 1692, Z. Säg mir nur, ico die
Bärner zun Zürcheren ko" seigen und u-o si beigen 1'.
g'han. Gespr. 1712. ,Der Pas ist aus dem Schwaben-
land aller Orten versperrt worden.' 1770, Baoernchron.
In der Verbindung ,Pass und Repass' : ,Der Rat wird
den Entlebuchern P. und Repass ins Bernbiet zu ver-
schaffen suchen.' 1653, L. Den emsischen Hebräern
ist der .bisher begünstigte P. und Repass' auch ferner
angedeihen zu lassen. 1775, GBern. Übertr. auf den
Ort des Durchgangs, bes. Bergpass. ,Die kriegsknecht,
so an der p. an dem wasser waren gelegen.' 1521,
Strickl. .Als die Eignosen das Swaderlow und ander
pasen am Rin uf und nider besatztend.' Edlib. ,Da
zog man durch die Etz gan Dietrichbern, da kamend
die Vinediger zun Eignossen und demnach durch alle
hassen und nam man das ganz land Mailand in.' ebd.
,Die passen ingnan. Wyssenow besetzt.' 1529, Absch.
(B). Alle Vögte und Grenzwachen (.passen1) in Kennt-
niss setzen. 1530, Absch. ,1ns gebürg an die passen
ziehen.' Ansb. ,Er liess an der Adda die passen und
im land die starken platz besetzen.' ebd. S. noch
Metall (Sp. 555). RAA. Am P., an stark begangener
Stelle B, am Wege AAWohlen. (Eim) am P. (Aa
Wohlen), a" P. (AaF., Ke.; S), z' P. (S; Th; Z) stä;
auf Jmd warten, indem man sich an dem Wege, den
er zu passieren hat, aufstellt; ihm autlauern. Morn-
drisch, wo der Pfarrer spaziere" g'gangen isch, bi eusem
Hiisli verbi, iseh-em mi" Mueler a" P. gestände" und
het-em 's g'clüagt. Joach. 1885. P1' chann-der nüd
immer z' P. stä", zu Diensten bereit stehen ZO., Stdt;
Syn. gespannen stän. — 2. Reisepass. allg. Eim de*
P. anderschribe", Einem den Abschied geben, ihn fort-
jagen B; S. — 3. passender, angemessener Zustand,
Verhältniss; nur in RAA. a) z' P. stä", mit Dat. 1'.,
für Einen passen, ihm anstehen. Nei", Da' [Präsi-
dentin] mihi'* ned si"; Da" stöt-mer ned recht z' P.,
sagt Eine, der man den Vorsitz bei einem Kaffee-
kränzchen angetragen hat. Schwzd. (iiiTh). — b) z' P.
chu", zurecht kommen, sich zurecht finden Gl; ZO.f,
seine Absicht erreichen SchwMuo. Syn. z' Gang (Bd II
338), z' Schlag ebo: Ph chumme" gar nüd z' P. Bist
du bim Holz-üsteile" gester nurh z' P. cho", noch auf
deine Rechnung gekommen? SchwMuo. Im Hamid
sim-mer g'sl", aber ich ha" nid möge" mid-em z' P.
g'cho". ebd. „Z' P. kommen, sich mit Einem wohl
vertragen, 's ist-mer z' P. cho", hat mir zum grössern
Vorteil ausgeschlagen." — c) z' P. si". a) guet. übel
:' ]'. si" mit Eim (in ZO. auch mit blossem Dat.), ihm
wohl, übel gesinnt sein; gut. schlecht mit ihm stehn,
auskommen GF.; Nnw; Z. Si sind nüd guet, nüd am
beste" z' P. mit enand Z. Wär-er nvf au<h eso mit
im z' P.! stünde er nur auch so gut mit ihm. JSenn.
.Darum waren die zwei Schwestern nicht besonders
Has, bes, bis, bos, bus
1658
gut z' bas mit einander.' Ndw Kai. 18S9. .Jetzt bin
ich [der Teufel] wol mit inen [den Gottlosen] z' p.'
NMan. ,Sei [die Liebe] tragt kein Neid, sei tragt kein
Hass, mit Jedermann ist sei woll z' b.' Com. Beati.
Moloch: ,Hab ihnen [den Adeligen] ihr Herz erfüllt
mit Neid und Hass, dass sie gar nienen seind zu P.
mit ihrem Herzog.' Mtricäus 1630. — ß) fguet, recht)
z' P. si", guter Dinge, aufgeräumt sein Aa; B; L; S.
„Mein Freund ist z' P., in guter Laune." Iscli de""
<ler alt Ätti guet z' P. g'sl", so het-er denn de" Frömde"
si" Lebe'sg' 'schickt erzellt. Hofst. 1865. Nid guet,
schlecht z' P. sl", schlecht aufgelegt sein Aa; B; L.
,Des wird die küngin wol syn z' b., so 's erdrich von
des [Johannes] bluet ist nass.' Aal 1549. .Drumb
sollend irs nit lang verzie1"1, damit er [der Wartende]
nit werd übel z' b.' JMürer 1567. ,Das tuen ich gern,
bin gar wol z' b., will dapfer stau wol zue dem fass.'
BScbmid 1579. ,Der kaiser ist nit wol ze b., zuen
Christen tragt er nyd und hass.' Wagn. 1581. ,Gar
wol bin ich vernüegt und z' p.' ChMurer 1596. ,In-
firme animatus, der nicht wol zu p. ist.' Denzl. 1677;
1716. — y) vom Befinden; Syn. z' Weg sl". Er ist
wider z' F., wieder wohl ZZoll.f Er ist nüd (recht)
z' P., unpässlich B; Gl. Guet, übel (schlecht) z' P.
BHk., Si. lch bi" nüme" guet z' P., bin nicht mehr
kräftig, bes. mit Bez. auf das Gehen ThMüUIi. ,Wann
man wol zu p. [ist der Käse zu empfehlen].' GHeid.
1732. — 4. in der RA.: lezt ist andere P., hat sich
die Sachlage geändert TuErm.; s. ONägeli 1898, 8.
— 5. das Dominospiel ZO.; Syn. Pass-Spil. Vgl.
pässlen 2.
It. pamo, frz. ;,««,- vgl. Gr. WB. VII 1494 ff. Direkt aus
dem Frz. scheint die Wendung .Einem den P. nehmen' zu
stammen in der Stelle: ,Die Subordinationeu invertieren und
umkehren, einem grossen Herren den P. nemmen, sagen:
Ich scharre mich viel um diesen oder jenen, sich glorifieiereu
können: Der hat mir auch einsten müssen nachtretten.' B
Spektatenr 1734.
Aggili-, Mach A.l solve alvum, zu Kindern
ScnSt. — Frucht-: Durchgang für Getreide. ,1771
[wurde] auch der Fr. von Seiten des römischen Reichs
gespert, dessnahen ein grosser Hunger entstanden.'
AnHeid. Monatsbl. 1837. — Korn-: = dem Vor. ,Der
Canton Schaffhansen hat den Kornpas gegen die an-
dern Cantön gespert.' 1817, Bauernchkon. — Lauf-:
Geleitsbrief, Reisepass, bes. für Arbeit und Unter-
stützung Suchende. .Jeder Stand soll mit Erteilung
der Laufpässe, namentlich in den Vogteien, sehr spar-
sam sein.' 1766, Abscii. , Alles, was der Ausländer in
Preussen als ein alter, unbrauchbahrer, blessirter
Soldat zu erwarten hat, ist ein L., womit er als eine
Guttat, die ihme der Konig erzeigt, durch alle seine
Lande ungehindert darf betteln gehen.' 1777/80, Z Ta-
schenb. 1900, 140. — Durch-: Vorratskammer GrHc
pass I, in ScnSchl. fräs: präd. Adj. 1. passend,
angenehm. Da' ist-mer fr. SchScIiI. Da' ist-mer ned
(recht) p. ThMüUIi. — 2. aufgelegt, gestimmt. ,Zu
Zug hat es an der Landsgemeinde windig ausgesehen,
Ägeri und Menzingen waren nicht wohl p.' 1764, Z
Brief. — un um- ÄALeer. ; ScuSt., W-, o"- Ta: un-
pässlich. ,Ein unpasses Kind.' LJBrägg. 1787.
passä'bel: leidlich, erträglich; ziemlich, allg.
's isch p. chüel Bs (Spreng). Der Gesang war ,p.', er
hätte besser sein können. 1772, JNater 1898. Iron.
für gehörig, sehr B. De'' ma'-' p. esse", %'pache".
Fassade" f.: 1. Zehrpfennig für Durchreisende:
.Das Fechten und Bättlen fürnämlich in den Stätten
und Orten, da ihnen die P. oder Zebrpfennig ent-
richtet wird, [ist den Handwerksburschen] verbotten.'
B Mand. 1727. — 2. „Besteck für Messer, Lötfel und
Gabel UUrs." — Frz. pmaadef iu Beil. 1.
TJs-. ,Die Compagnie hatte [1638] 1 Capitaine
d'armes, 3 Corporale, 3 Auspassaden (Gefreite) und
20 Rottraeister.' vRoht 1831.
Pässang m. Bes. in der Verbindung: am P., an
der Heei Strasse Tu; Z. Ich macht nüd eso am P.
ICOne". — Vgl. frz. chemin paiennl, lebhatte Strasse.
Passant m.: Vorübergehender, Durchreisender,
allg. Spec, reisender Handwerksbursche, der für eine
Nacht in der ,Passantenstube' Herberge findet BStdt.
Passeif.: Durch-, Übergang. Jnen [den Spaniern]
die passcien [über den Fluss] zue verhalten.' 1521,
Strickl. ,Rebegk an der passey Puntowigk [in der
Lombardei].' ebd. Wegen des Durchzugs von Lands-
knechten habe man alle .passeyen' besetzt. 1525, B
Schreiben. , All stett, Schlösser und passeyen sollen
offen und ufgetan sin.' 1526, Absch. (Burgrecht von
B und F mit Genf). ,So ist uf unsere passei zu uns
verordnet Fryburg, Solaturn usw.' 1515, Ansh. (Schrei-
ben der B Hauptleute); daneben .pass' f. ,Sind die
Schlösser, insonderheit Wiggen, die anstösser, ouch
ander passeien wol versetzt mit lüten.' 1531, Strickl.
(B). — Entlehnt aus rom. 'jjasmie (vgl. paesahie bei Bride],
Gloss. 278), das auf mlat. passagium (it. pawaggio, frz. pas-
mge) beruht.
passe" I (3. Sg. Präs. und Ptc. passet, in Bed. 5
passt Tu; Z): 1. sich wohin begeben, gehen. ,Die
Berner vermeintend, die strass war gehür, wölkend
iez zuo in [den Genfern] bassen.' 1535, Volksl. (B).
— 2. a) abs., Spielausdruck: ein Spiel vorübergehen
lassen, ohne mitzuspielen, z.B. beim Kartenspiel wegen
schlechter Karten B; Th; Z. Ich passe" Z, ich pass(e')
Tu, päss B, ich verzichte diesmal aufs Mitspielen; Syn.
ich chume", mache" nüd. — b) ein Vorhaben, Unter-
nehmen miessen län p., darauf verzichten, es ver-
schieben müssen BL. Er hed miessen län p. (Das und
Das zu unternehmen). — 3. a) seine Aufmerksamkeit
auf Etwas richtend ruhig verharren, auf Etwas warten
Bs; B; Scu; S; Th; Z; gew. mit abh. Zeitsatz. Du
cha""st (lang) p., bis-ich wider zue-der chume; bis-er-
der 's giH! Oft iron.: Ir Buebe" werdet p., bis ir
Dere" [solche Mädchen] heit! JGlütz (S). Der cha""-
mer p., wartet vergeblich, kann mir gestohlen werden
Bs; Th; Z. Denn chann-er en anders Mal p., leer
abziehen. MUsteri. Spec. a) vom Jäger auf dem An-
stand. Da, wie die Bure" tribe" hinner aem Grat «"''
d' Herre" passe" chli* ob Biffe'matt. HNtd. 1895 (BG.).
— ß) in der Schwingerspr., ruhig verharrend einen
günstigen Augenblick zum Angriff abwarten. — b) mit
Dat. oder üf Eine", Öppis p., warten, lauern Aa; Bs; B;
Gl; Gr; Sch; S; Th; W; Z. D' Chatz pass(e)t üf-ene"
Müs. Er passt-ra [ihr] allzit, von einem Liebhaber
W. ,Ein Jäger gieng hinauf oberhalb das Dorf, um
den Füchsen zu p.' Jecklin 1876 (Gr). ,Lasst uns
ziehen durch die Gassen, lasst auf diesen Heiland p.,
etwann, wann er durchgeführt.' JCWeissenb. 1679. —
4. p. üf, gehören zu SchwW. Das Hüs passt üf
Innertal. — 5. angemessen sein, sich schicken, wie
nhd. allg. Auch refl. Bs; Tu; Z. ' s passt - si'h nid.
1659
S, bes, bis, bos, büs
1660
— 6. Name eines Gewinnspieles mit Würfeln. S. flüssen
(Bd I 1218). Vogt Hagenbach trug auf seinem linken
Ärmel drei Würfel, .darumb ein spruch : ich pass,
der meinung mit den Eidgenossen ze spilen, die aber
demnach achtzene wurfend, dardureh er syn spil ver-
lor.' 1474, Bs Chr. Unter den wegen ihrer Kost-
spieligkeit verpönten Glücksspielen aufgeführt. 1533,
Egli, Akt.
ab-passe": 1. tr., Etwas passend machen Th. E"
Brett a. — 2. a) mit Acc, abwarten. De" recht Ange-
blich a. B; Seil; Tu; Z. — b) mit Dat., auf Jmd (Etwas)
warten, lauern Aä; B;Th;Z. Mach einist, i'h cha""-
der nümme" länger a. Er hät-em [dem Traubendieb]
bis am Morgen am Diu abjjasst.
üf-: wie nhd., genau Achtgeben, allg. S. Häftli-
Macher (Sp. 51). ,Kaum ist Frau N. zu Hause ange-
langet, so passen schon ihre Wascherinnen, Näherinnen
daselbst auf, ihre Befehle zu vernehmen.' Sintem.
1759. Mit Dat., Einem auflauern Gr; S; Th; Z. Das
lied en Hirt erliggt und ma [ihm] üfgepasset GrD.
— Pass-üf m. : 1. leichter Pflug mit zwei festge-
machten Streichbrettern, mit dem man im Kreise
fahren kann, dessen Handhabung aber besondere Auf-
merksamkeit erfordert L. — 2. die Reihenpferdehacke.
JDängeli 1860, 52.
an-: wie nhd. allg. — An -pa s s Ampass m.: An-
satz am Amboss mit gewölbter Oberfläche, welcher
Eisenstücke, bes. Hufeisen, angepasst werden, um ihnen
eine gleichmässige Krümmung zu geben Z. — Das W.
verrät sich durch die forin des Prüf, als junges Lehitw.
anen-. ,Wenn mir nun kein Maidli anne"passt
[zu mir passt] wie euer Nenneli, was soll ich dann
anfangen!' JSenn 1854. — i°-: 1. einpassen, wie nhd.
— 2. intr., hineinpassen, gut geraten, einschlagen.
OJctoberthe [Wein] cha"" 's hur i" Ströme" g'e" und,
passt der Ängsten i", ei"s trutz ''em Elferwi". Sdlger
(SciiSt). — er-: durch langes Warten treffen Z. I'h
han-en endli'1' erpasst. — üs-. Eim it., auf Einen
gleichsam bis zu Ende warten, d. h. bis er kommt
SchScIiL; ZFlurl., Uhw. Ph han-em [dem Apfeldieb]
e" ganzi Stund üs'passet. — ver- I: 1. wie nhd. Aa;
B; Th; Z. D' G'lege'heit, d' ZU, de" Zug v. 's Spil v.,
vorübergehen lassen Th. — 2. versperren. Ich will
-em 's scho" v., ihn daran hindern ZKn.
Passe" f.: Tour, Kehr beim Kegelspiel BSi. —
Vgl. frz. paJiaie.
Passi f.: Warte, Lauer, üf der P. si" BTh.
Unterhaltungsbl. 1897.
Fuchs-. Uf d' Fuepassi gä" W.
passiere": 1. intr. a) vorbei-, vorübergehen B;
Th; Z. Land doch die Frau p.! Si sind passiert, du
chunnst z' spät. — b) = passen 2 a B. Ich lä" das Mal
p. oder : ich passiere" das M. — c) als erträglich durch-
gehen, angehen; erträglich, leidlich sein. allg. A: Wie
gät's? B: 's passiert Aa; Bs; B; Th; Z. Die Arbet pas-
siert. Die Schnell jiassiere'd, sind nicht übel gearbeitet.
,Gar ungute Sachen und Händel, die nebend der Ehr-
barkeit nit bestehen noch p. mögen.' 1653, LE. ,Das
ist ein Unvollkommeiiheit, die nebend dem höchsten
Gut nit p. mag.' JMüll. 1661. — d) gelten, anerkannt
werden. , Madlee, des Besers [Tochter], verstand sich
ordentlich aufs Besenbinden ; das hatte sie ihr Ätti
gelehrt, der unter den Besem als Autorität passierte.'
Stutz. Hieher auch: ,üer will Gesellen halten, mns>
zuvor in seiner Kunst allhier Meister bassieren, sonsten
könte ein Jeder ein Apothecer sein und wohlerfahrne
Gesellen haben.' 1740, L. — e) begegnen, vorfallen.
allg. Syn. arriu-ieren. Wie glich ist Öppis [ein Unfall]
passiert! 's ist-em Öppis passiert, es ist ihm ein Miss-
geschick begegnet. — 2. tr. a) durchseihen. ,Man
passiert die Saase [Sauce] durch ein Sieb.' ZZoll.
Kochb. 1820. — b) .passiert werden' = 1 d. ,Es haben
die Uncatholische wider die Bündt vilfaltig gehandelt,
können derowegen für derselben Ausleger nicht pas-
siert werden.' Evang.Gegenbericht 1658. ,Die Schlosser
u.a. wünschen eine Lade, Handwerksbräuche und Ord-
nungen einzurichten, damit die Lehrknaben auf- und
abgedungen und mit Lehrbriefen versehen und in der
Fremde passiert werden können.- 1721. Absch.
passierlich: erträglich, annehmbar. Aus dem
Verzeichniss der wunderbaren Wirkungen des Heil-
quells habe ich .allein genommen, so vil mir die Ver-
nunft dictiert und ich vermeint by verstendigen Lüten
p. syn.' RCys.
pässle": 1. lauern, spähen BO. Gege" d's Rüfli-
horen ga" g'lüsslen u"a ga" bässlen, um allz üsz' spin-
tisiere*. DGemp. 1884. ,Wie er fertig ist, geht er ans
Fenster und pässlet, wie es mit den Vorbereitungen
zur Abfahrt rückt.' B Hist. Kai. 1887. — 2. Domino
spielen ZO.; eig. die Steine zspassen.
füre"- s. ge-lüsslen (Bd III 1456).
pässlich: 1. verträglich. Tuend doch nur nid wie
G'speister, si"-mer p. mit enand. JBHäffl. 1813. —
2. gesund, wohl ZKn. Nüd p., unwohl.
u(n)-: unpässlich. allg.
Pass II m.: Schlitten aus Holzstäben BBr.
Bass Pass III m. : Basstimme. Wenn Eine'' röcht
üfbigert, su isch-me" frö u*d git im noch e" Pfoste",
b'sungerbar wenn er öppe" e" Schnäuzler isch oder
doch emel e* P. Gotth. S. noch müggen (Sp. 125).
G'huslete'' F., scherzh. Bezeichnung eines schlechten,
beständig in andere Stimmen abirrenden Basses Z.
En Sünde'jiass [gewaltigen, kräftigen Bass] singe"
ZZoll.
Stei°-chole°-: rauhe, hässliche Basstimme '/,.
Heb 's Mül zue, du vertüflist-ene" jo mit dim St. de"
ganz G'sang. Alpenwelt 1889. — K unter-. De''
Noppli holet fest i" 's Fass, das tont g'rad icie de' K.
ESCHÖNENBERGER 1897 (Z).
b a s s e ° passe" II: 1. Bass singen Th; ZZoll. ,Die
alten sollend zum gsang b.' Mauritiana 1581. —
2. die Bassgeige spielen SchwMuo.
bassieren: = dem Vor. 1. ,So fachts [den Gesang]
ir an, ich will b.' [ein Anderer will .tenorieren'].
Mirer 1559.
pass II. meist präd. : 1. welk, dürr, von Pflanzen
(Blumen, Früchten) GLObst; GiiChur, !>., Mal., l'r..
Rh., Sch., Spl.; GMs, „Sax," Wallenst. P. werde". D's
Heu isch passes GRSpl. Passni Ben, eingetrocknete
Beeren GLObst. — 2. matt (vor Müdigkeit, Unwohl-
sein), von Menschen und Tieren GrD., Mal., Spl.
IT Chue ist passni GnSpl.
Chnrw. /«(**, welk, vertrocknet, it. paeso, eingeschrumpft,
lat. paa8U8, vertrocknet, saftlos.
passe" III: welken GrD.; „GSaX;" W. Ein Blu-
menstrauss passet. — 'passt: von Wein, der aus
eingetrockneten Beeren bereitet ist GLObst. Passte''
1661
Bas. bes, Ms. bos, bus
1062
U'r. i/c H'(" ist passt. Vgl. das ,vinum passam' der
alten Römer.
ver- II: verwelken GrU., Pr.; GFlums, „Sax."
jy Hitinerbliie.it [Alpenrosen] sind verpasset GrD.
Basadinger Bas%-. In der RA.: er ist W£ en ab-
trünnige'' B., ein wortbrüchiger Mensch ScuSt. (Sulg.).
— Basadingen, Dorf im uTh.
Basanient n. ,Stereobates, ein stein oder blatten,
darauf man ein saul setzt, das b.' Fris. ; Mal. — It.
bammento, Grundmauer, Sockel.
Passament n.: 1. Borte, Tresse, Posamentierarbeit.
.Hosen und Wammes mit P-en, auch Taffet- oder an-
dern sydinen Strichen zu übersetzen, sol abgestrickt
sein.' G Mand. 1611. , Auf Mäntel, die nit aus seidenem
Zeug gemacht sind, sollen die höhern Standspersonen
mehr nit als zwei P., deren jedes breiter nit seie, als
eines Zwerchflngers, setzen lassen.' ebd. , Alten und
jungen Mannspersonen wird verboten die seit kurzer
Zeit aufgekommenen breiten Mantelkragen sammt Be-
satzung derselben, wie auch Mäntel mit goldenen oder
silbernen Schnüren, P-en oder Gallunen neben und
unten.' B Mand. 1628. .Von 1 Ctr silber und guldin
Spitz, P. und andre von Silber und Gold gewürkte
Waren '/« Krön [Zoll].' 1670, Absch. — 2. amtliche
Ausfertigung eines gerichtlichen Urteils, Vollmacht.
,N. N. legt einige P-e vor, die er gegen seinen Bruder
erhalten hat, aber nicht zum Vollzug zu bringen ver-
mag.' 1537, Absch. ,Das gegen N. genommene P. ist
aufgehoben worden.' 1539, ebd. ,Ihr erlangtes Urteil
(alias P.) aufzuheben.' 1540, ebd. ,N. forderte die
Richter auf, ihm seine Ansprache nebst allen Kosten
durch Erteilung (,mit Erlangung') eines rechtlichen
P-s mit ihrem ordentlichen Urteile zuzusprechen.' 1548,
ebd. — Frz. jiassement iu beiden Bedd. Zu 1 vgl. auch Gr.
WB. VII 2009. 2 bezieht sich stets auf wälsches Gebiet.
passamente" passi- BsLie. , pasi-, ö-Aa; Bs, posn-
ÄAAar. : posamentieren; den Beruf eines Posamen-
tierers betreiben. ,üie guten Leute meinten, wenn
ein Weibsbild nur meisterlich posamenten könne, so
sei der Grund des Glückes gelegt, und hatten keinen
Hochschein, wie eine Hausfrau beim rechten Haus-
halten manchmal mehr verdient als bei ihrer Arbeit
an der Seide.' BreitENST. 1860. — Frz. passementer.
z'rugg-: = zurugg-lesen (Bd III 1418) AAAar.
Passementer, B- BStdt, Pasi- AaF., Ke., Basi-
Bs; ZZoll. — m.: Posamentierer. ,Die Pasament er
künstlich wipt, auch Band um die Bezahlung gibt.'
Auf. XVIII., ZStdt (Ofeninschr. zur Figur des ,Basi-
menters'). ,Sekler, Nadler. Passamenter, Gürtler,
Hosenstricker usw.' als Glieder der Safranzunft. Z
Ges. 1757. ,Die zünftigen Bortenwirker oder Passa-
menter.' Bs Stadtb. 1890, 51. — Frz. paesementier.
Bassäng, P- n.: irdene Waschschüssel B. ,1 sil-
berin batzin sampt der Wasserkanten.' 1595, L Inv.
— Frz. basein.
Bäsäuggel m. : Mensch, der sich närrisch gebärdet,
Hanswurst TbHw. Syn. Bagäuggel (Sp. 1052).
basedi'sle" Z, passledlsle" Bs: eine Art Würfelspiel
Bs, Kartenspiel Z. Mi" 31a"" tuet nit spile"; er passle-
dislet jo nur, und 'passledislet lieh nit g'spilt. EKron
1867. — Zu frz. passe-dix, das Elfern (Spiel mit drei Würfeln).
Basel: Stadt und Kanton Hasel. Er ist ro" Basel,
sagt man mit scherzh. Verspottung der für die dortige
MA. charakteristischen Vocaldehnung Z. Bis uf B.
abe", Bezeichnung einer weiten Entfernung Tu; vgl.
Sträss-Burg (Sp. 1578). Wenn von einer Person, ihrem
Vermögen, Können usw. viel Aufhebens gemacht wird,
tritt man dem etwa mit den Worten entgegen : Jo, 's
mag-sich vertrüge"! 's hat noch ril Herig bis go" B.
abe" Tu. Chaust-mer, wo d' witt, und z' B. muest Heu
ha", derbe Abweisung L (JBEgli 1871). Hrü Höri,
drü Ha.ili, Züri"*, Bern und Basti, Schupfe", Bad und
Weich: wie vil sind? (12) Z. S. noch Finger (Bd I 863),
Für (ebd. 942 f.), Chur (Bd HI 448), Löffel-Sehliffi.
Basler m. : 1. Einer von Basel. ,Es gehen 18 B.
auf einen Juden.' Sprww. 1824. ,Es gehört auf der
B. Tisch', ist eine Ungezogenheit, ebd. — 2. Zuname
von Leuten, die eine Zeit lang in Basel lebten. ,Konr.
Langhart, B.' 1764/1834, ZSth. Familienname Aa; Z.
, Walther B.', Zeuge. 1304, UwE. Urk. .Entzwischent
HKoufmans und der Basierinen aker.' 1357, AaB.
Urk. — 3. Name von Früchten, a) grosser, rotge-
streifter, wohlschmeckender Apfel, eine Art Sommer-
rambour GaChur, Churw., Ig., Peist, Ziz. — b) Kar-
toffelsorte; s. B.-Erdepfel (Bd I 381). — c) .Basier
Erbsen' s. Höpfner 1788, 40. 46. — d) Bezeichnung
frühreifer Kirschen aus dem Kanton Basel, früher die
ersten auf dem Zürcher Markt Z.
Baseli: 1. Basili mache" Nnw, Biseli- (oder Buseli-)
Baseli mache" (mit Eim) L, Bücklinge machen, von
Kindern Ndw; Komplimente machen, schön tun L;
Ndw. Und poldert-er z' Nacht de"", dass d' China
drob erwache", so muess-me" noeh Buseli-Baseli mache",
sust schimpft -er und cholderet. Mohr 1880 (L). —
2. in der BA. 's ist Biseli was Baseli Tu, Bush was
Basti ZTurb., es ist Beides gleich viel wert, d. h.
gleich schlimm. Vgl. Hans (Bd II 1468). — Zu 1 vgl.
Baselimä, aber auch frau-basen und basclen (Sp. 1640. 165U).
Die hier vereinigte Gruppe dürfte übh. aus verschiedenen
Quellen zsgeflossen sein. Vgl. bes. auch binden (Sp. 1666).
Bäsi. In der RA. : Es ist Büsi was B. = dem Vor. 2
ZWyla.
basele": = badeten 3 (Sp. 1016/7). Si tuet irem
Ma"" Alles z'weg b., verwöhnt ihn durch ihre Dienste
BHuttw.
Biseli-Bäseli. In der Verbindung B.-B. mache":
a) „einem Kinde mit einer Feder uä. kitzelnd unter
dem Naschen hin und her fahren, wobei gesprochen
wird: Biseli-Bäseli Aa." — b) einem Kinde eine schmer-
zende Stelle sanft streicheln mit den Worten: Biseli-
Bäseli, Chatze"stegeli, wenn das Buseli umhi" chunnd,
so ist [Name des Kindes] umhi" g'sund „BO."
Bisi-Bäsi: 1. B.-B. mache" a) mit Dat., schön
tun B. — b) Ich icill-der B.-B. mache", den Meister
zeigen BuE. — c) Umstände machen B. — 2. Flausen
BuE. Has si"-mer B.-B.
Bilselimä, in THErm., Herd., Hw. Baseliba: 1. in
der Verbindung B. („VO;" L; „Sch;" Th; Uw; „Z"),
de" B. (AaWoIjI., Z.; „VO;" LG., Stdt; „Sch;" Schw;
„Z") mache", Bücklinge, unnötige, übertriebene Kom-
plimente („nach Art junger Stutzer") machen; allzu
höflich, nachsichtig mit Einem verfahren. Höflich
macht Alls B. Ineichen 1859. Flattieren und binden
und vore" B. und Kumplimenl mache". JBEgli 1871 (L).
B. lä'-mer nit gern mache". Fhitschi 1888. Eso mit
1663
Bas. bes, bis, bos, bus
1664
(her machen-i'h de*" nuch nid eister eso de" B. Sohw.
Chumm iez einist, i'h ha"-der lang g'nue* de" B. (/macht
AAWobl. Da würt-men ez no'h vil B. [Federlesens]
mache', ja u-ol! ThHw. .Labratum, das Handküssen,
Reverenz, Basselniann (Baselraan).' Deszl. 1677; 1716.
— 2. im Volksrätsel der über die Pflugsterz gebückte
Bauer; vgl. Hanseli-Mann (Sp. 260), Zundel-Mann
(Sp. 288). Vier Reddedidänz [Kader], vier g'hörig
Schuänz und hinde* dra" der B. ZKn.
Aus frz. baiter la mnin. Die Form mit Art. zeigt Umd.
auf Mann; vgl. Gatzt-Mann (Sp. 257).
Passelitang BsL., Passelidang SHessigk., Basscli-
dang BE., Basslitang S (Schild). Basslidang Bs, Ba-
selitang BhE.; ZO. (Stutz, neben Baseltang), Baseli-
dang Gl; ZA., Grün., 0., Rüml.. S., Uster, Basilidang
ScHSt. ; ZBül., Rafz (neben -gang), Passilitamm GrPi'..
Baselita, P- GrvPi., Passeligang Z, Baseligang ZBub.
— n., in BsL.; S; ZZoll. m.: 1. Zeitvertreib, meist
in der Verbindung für P. (für •'e* P. BsL.; S, für 's
P. BhE.), zum Zeitvertreib, zur blossen Kurzweil.
Ph bin nit für de* P. da BsL. Es gut -im für (für
''<■", für 's) P., es geht ihm für Nichtstun. Für Passeli-
gang über Feld gä", zum Zeitvertreib einen Spazier-
gang machen Z. — 2. adv., ganz gemächlich Z. Si
mache'd 's nur eso b. ZA., S. Wenn Eine nw eso b.
schafft, chunnd-er a' leei's Port ZZoll. Cha""st b.
laufe*, de hast nach ZU g'nueg. ebd. — Frz. (pour)
paest '■ le temps.
Base" f. Nur in der RA. „einander in der B. sein,
einander lieb sein, mit einander gut stehen BU." En-
andren nüd in der Basen sin, einander Spinnenfeind
sein BR.
Passen: eine Art Geschütz. ,Und brachten mit
ihnen viel Passen und Cammerstück, dannit sie grossen
Schaden under uns taten.' Herport 1669. ,Si lauften
gegen uns mit etlichen Passen, die mit Schreit geladen
waren.' ebd.
Passeten. ,Die Stadt Winterthur erhielt 1712 den
Befehl, vier ihrer Stücke (zwei P. und zwei gewöhn-
liche Stücke) nach Elgg zu befördern.' JNater 1898.
Bassette": ein Glücksspiel mit Karten; s. bocken
(Sp. 1134. 1135). ,1732 wurden in Luzern folgende
Spiele verboten: Birribis, Faraon-Basette, Lands-
knecht, Trischaken, Oberlanden.' Liebenad 1881. —
Frz. basKtte.
Bassidör m.: (französischer) Ambassador Sf; siehe
Oltner Tagbl. 1899, Nr 208.
Basilie", Bäsilge* ApK. — f.: 1. Basilienkraut.
Ücimum basilicum ApK. ,Acinus, wild basilien oder
klein b. Ocymum, ozymon, b., ist ein zam kraut, gar
lieblich und wolgeschmackt.' Fris.; Mal. .Consolidan.
bassylen, peterli, ruten, wilde salbin.' Zg Arzneib.
1588. .Basilien, Basilgen.' JKLandenb. 1608. ,Wann
die gröste Hitz vorbei, so säet man bei wachsendem
Mond das Mistbett an mit Salat, Monat-Rättich, Se-
ien, Cardifiol, Basilien, Majoran, Randen. Mangold
alles unter einanderen.' JCSulzer 1772. — 2. .wilde
Basilien', gem. Taubenkropf, Cucubalus Behen. Duhh.
Basilisk Basilischg G ; Ndw (auch Basrlischg). Ka-
suist ApH., K. ; Nnw — m.: 1. ein fabelhaftes Unge-
heuer, Basilisk Ap; Gr; G; Xnw. .Ein Gesicht schnei-
den wie ein B.' GFient 1896 (GaPr.). Wenn en B.
Enn [Einen] a'luege* cha", söb-me* ene* cha" g'sieh,
mos-me* sterbe* ApH. Als Schimpfw.: Da' häst-em
jetz nüd öbel a'g'ge", du Basilischg du! AHalder 1839
(Ap). Seppli, wörf-em du de* Schnopf i"'s G'sicht, so
ward der Basilischg blend ondlam z'möl ! ebd. 's Wib
tat wie en ibige Basilischg, wenn-i'* wider kii* Geld
brächt, ebd. ,Etlich abenteurer zeigend solche tier
[Meerpferdehen] anstatt der basilischgen.' Fischb. 1563.
Vgl. noch Kohlrusch 316; Bs XIV. 65. — 2. Name
eines Geschützes. ,Ein B. schiesset 40 Pfl Eisen.'
FrHakpn. 1666. Vgl. Feld- Schlang. — 3. ein Basler
Taler Ap. — Zu 3. Der Greif, Wappenhalter des Basier
Wappens, wurde als Basilisk gedeutet. Vgl. auch Schweiz.
Schausp. II 168.
Basilius Basili S; Tu; Ze, Bässdi, Bdssill BsPfeff.:
männlicher Taufname. — Hieher viell.: ,Haus Basseli von
Heslebach.' 1393/1412, Z Ratsb.
Passion (Passiö* L tw., Pdssiän ZZoll. f) f., in L;
Schw; ZZoll. f m.: Leiden, Leidensgeschichte Christi;
das feierliche Andenken an Christi Leiden und Tod,
wie es am Palmsonntag, am Mittwoch und Freitag
der Charwoche durch Lesung der Leidensgeschichte
in den Kirchen begangen wird. Kath. Schweiz. De*
P. singe* s. Bd II 539. ,Also bichtend [bei einem
drohenden Schiffbruch] je aner dem anderen, und
sprach man den phassion und sang man die litanig
und das salve reina.' HsStockar 1519. ,Am hochen
donstag habe er [der Geistliche] zuo Zolliken den p.
gepredigot.' 1523, a Zoll. ,Das capitel git im [dem
Prädjkanten] ein pfund, so er den p. prediget.' 1527,
LBerom. ,I)octor Cristoff Schappenlers [Pfarrers in
GStadt] censura: das er menklich woll gefall, preter
das er nit willig sig ze helfen den p. ze predigen.'
G Syn. 1530. ,Am palmtag facht man nach der predig
das hochampt an, in welchem man den p. singt; am
zinstag darnach singt man den andern p. ; am mitt-
wochen darf man nit predigen, macht der p. und so
vil hiebt hören.' 1588, Schw. ,1626 wurde [in Z] der
Passionswochen und -predigten halben ein neue Ord-
nung gemacht, da sonst zuvor der ganze P. in sehr
langen Predigten am hohen Donstag und Charfreitag
erkläret worden.' Mise. Tig. ,1m Ryntal hat einist
Hr Walser den P. in drei Stunden ausglegt.' Schimpfr.
1651. ,Die Histori des P-s.' JMlll. 1661. ,Der P.
vor dem P., 20 Predigten von JBOtt, Zur. 1732.' .Am
Sonntag Invokavit muss mit dem P. angefangen und
selbiger in neun Predigten absolvieret werden, darvon
die letzte von der Begräbniss Christi am Charfreitag
Morgen gehalten wird.' 1787, a Zoll. Von bildlicher
Darstellung der P. : ,Der p. an dem lettner ist gemolt
worden.' 1516, Bs. ,[In der St Laurenzenkirche] warend
gemalet an einem ort der p. Christi, am andern Sant
Laurenti.' Kessl. Über dramatische Darstellungen
der P. s. Breehtold, Lit.-Gesch. 204 ff. 253 ff. 466 ff.
,Dass man den Jätzer nach gespiltem p. gon himmel
ze faren machete.' Ansh. ,Am ostermittwuchen und
donstag [1538] regiert ich den p., ward fast wol gspilt
mit wenig fäler.' Salat. RA.: ,Sein alter rollenden,
auf sein zeit kommen, sein p. (wie man spricht) aus-
spilen, fabulam aitatis peragere.' Fris.; Mal.
Basle" f.: Waschbecken PA1. (Giordani).
Pässe" f.. „Pässli": zsgepresste, kompakte Schicht,
Lage eines Stoffes B^O.". R, F." V. Heu, dgl. eine
um die andere von einem Heustock oben abgenommen
werden kann. In Bergen si" vil norh ganz Pässi Sehne
1665
Ras, bes, bis, bos. bus
1666
eppe* i" Tillen BR. Bässe", die festen [fladenförmigen]
Exkremente des Viehs auf dem Mattlande BHk.
pässne": refl., zu einem zshängenden Ganzen
zskleben BR. D' llittfedri pässne"-sir" ganz, ue"*-mu"
si und yäng guctig üfschottled itn'! ü/'lüggcd.
basimungO -r: derbste Abweisung TuBerl. Syn.
leck-mcr im Arsch! — Aus frz. baUa «ton coeur (für etil);
vgl. das syn. blärimunggü.
bässlig bäslig: unmerklich steigend oder sich sen-
kend, vom Erdboden WLö. — bässlige" Adv. D's
Mannli mit schiner Tregi emab bis uf die Kalputraner
Brigg»* und va" da bässligu" der im [durch den]
Gradier Birg enhruf. W Sagen (WStalden).
Bässmer m. : kleines, schlecht gedeihendes .Schwein ;
dann übh. im Wachstum zurückgebliebenes, verküm-
mertes Geschöpf, auch von Menschen GMels. Syn.
Pörgg m. (ebd.); s. Sp. 1589.
Pais m. : Gewicht PA1. — It. peao,
Paisang id.: Bauer ScnwE.; ZZoll. f Als halb ver-
ächtliches, halb scherzh. Scheltwort: Du P.!
Das Wort stammt wabrsch. aus der Zeit von 1798/9,
wo es von französischen Soldaten viel gehört werden mochte.
Baus m. : in der Verbindung kei* B., nicht das
Geringste S. Du hesch kei" B. derro" g'wüsst. Schild.
— Emphatisch st. Bus (s. d.), wie lausig für lüsig.
Baus f.: Katze GStdtf.
Bau sei. Bäusel — m., Dim. Bauseli, Bäuseli:
etwas Flockiges, Wolliges, sich weich Anfühlendes.
1. a) (Bäusel ZB.. Fchr., Bauseli Gl; ScHwArth. Ma. ;
ZZoll., Bäuseli ZFehr., 0.) Samenhaare oder Pappus
verschiedener Pflanzen ZFehr., z. B. des Löwenzahns
Gl; ZB., 0., des Wollgrases ScHwArth, Ma. ; ZZoll.,
oft auch Benennung der betr. Pflanzen selbst. —
b) (Bäusel) Fahne des Schilfrohrs Z. — 2. (Bäuseli)
Haarbüschel am Schwanzende des Eichhörnchens
ScHSt. — 3. (Bausei SchwE., Bäusel, Bäuseli ZFehr.,
0., S.) Troddel (z. B. an einer Mütze). — 4. (Bauseli)
Halspelzchen ZHed. — 5. (Bausei) zarter Zieger BoSi.
— 6. (Bausei) Kosename der Katze Aa. — 7. a) (Bausei
„Ap;u Th; „Z"A., Bauseli ScaSt. ; Th; ZA., Sth., Bäu-
seli ScHSt.) kosende Bezeichnung des Kalbes, bes. in
der Kdspr. Auch Füllen Z (Dan.). — b) kosende
Schelte zu Kindern, närrisches Ding Th. Du bist
doch en rechte Bausei ! - Vgl. Fau»d(Bi I 1065), Mausen
(Sp. 446), Msel, Busel; weiterhin Bensei (Sp. 1393).
Chue-Bausel in.: Kuhkalb Th.
Riet-Bauseli: Wollgras ScHwMa.; USisik.
Stier-Bausel: Stierkalb Th.
b a u s (e) 1 e ° : 1. bausle*, unpers., in grossen Flocken
schneien ZO. Dim. bausele", bäusele; in spärlichen
kleinen Flocken schneien, ebd. Es bäuselet e" chli*.
— 2. bäusele*, flocken, von Kleiderstoffen (bes. Seide),
wenn sie durch Reiben ihre Appretur verlieren Tu.
Bausle*, faserig werden, von Garn, Geweben ZO. —
3. bausle* a) vom Baumwollzeuge, das beim Weben
Knötchen bekommt; oder vom Faden, der sich dabei
leicht zu Knötchen zsdreht Ndw. — b) vom Weber,
so weben, dass im Gewebe ungehöriger Weise Knöt-
chen entstehen Ndw. — 4. bausele* a) in der Küche
unnütze, kleinliche Arbeiten verrichten Bs. — b) das
letzte Heu zsrechen Bs. — Vgl. die Sippe Pauset (Bd I
1065 ff.), fus(e)len, fitsten (ebd. 1084), husten, bütelen.
Schweiz. Idiotikon IV.
ver-: zerzausen. Er schlöt-en i* Sehne use* und
verbauslet-e*, versalzt-e* und verwätscht-e*, dass 's
füret. MLienert (SchwE.).
Bauseli: 1. in der Verbindung es Bauseli, Bäuseli
mache*, vom Kinde, das der Mutter liebkosend mit
dem Händchen über die Wangen fährt ÄASulzt. —
2. in der Verbindung Buseli-Bauseli mache", mit aus-
gesuchter Höflichkeit, zarter Rücksicht verfahren;
Umstände, Federlesens machen ZO. Si %v'crde"d ämcl
doch nüd öppe* noch meine*, dass-mer dö noch B.-B.
machi. Vgl. Baseli 1.
Banse" f., Dim. Bäuseli: vulva Ai\ Syn. Mau-
sen, ebd.
Bausi: 1. in der Verbindung Bausi-Bausi mache*,
ins Gesicht schmeicheln ÄARemetsw. — 2. Bausi n.,
Dim. Bauseli a) kleine Flocke Wolle, Baumwolle udgl.
Ndw. Knötchen, dgl. sich beim Weben ungehöriger
Weise im Baumwolltuche bilden, ebd. Vgl. bauseien 3.
— b) Kosename der Katze Bs; Z. — c) vulva B.
Busi-Bausi: = Bausi 2 b Z.
Bausle" f.: 1. Zotte; spec. zottiges Ende des
Haarzopfes ScnSt. Zottel, Quaste ZWyla. — 2. junges
Kalb SchSL — 3. närrisches Ding, von Mädchen, auch
Frauen Th.
Riet-: = Bausei 1. a) Wollgras ScHwMa. —
b) Schilfrohr, ebd. — Sew-: = dem Vor. b SchwMu.
— Sträu"-: = dem Vor. ebd.
bauslig: faserig, von Garn, Geweben ZO.
Bauss. Nur im PI. Bäuss, P- als Name eines fin-
gierten Gerichtes ZTu.; s. Chrebs-Chuttlen (Bd III 575).
Banss Bo'uss, Bi-bo'uss ZZoll., Baussel, Bo'ussel Z,
Bo'ussi ZBül. — m., Dim. Bausse(r)li Z, B»-bausse(r)li
ZW., Bb-bo'usseli Z: Hund (Kdspr.). Syn. (Wo-)
Wauss. Eim de" Bouss (auch Spür-B.) mache", als
Zwischenhändler, Spürhund dienen ZZoll.
Weiterbildungen von dem Schallw. bau, hou als Nach-
ahmung des Hundegekläffs. Vgl. lauzen.
Bauser I m., Dim. Bäuserli : = dem Vor. BsBirs.;
BBrisl.; SThierst.
banse" I: herum stöbern, wühlen, z.B. in einem
Schranke, und dabei die Gegenstände unordentlich
durch einander werfen BsBirs. Syn. nausen (Sp. 803).
üs-: aussuchen, durchsuchen, -wühlen BBrisl.
banse" II: „lange Züge tun", zechen BsStdt, .wacker
und redlich trinken' (Spreng). Mer hend mit einander
'baust. Ochs. Tr.: He, bauset-dir's [das Bier] num-
me*! wo-n-i'h das ha* lo" reiche*, hei'-si wäger noch
ml. Breitenst. — Vgl. lasen (unter Bus II).
üs-: bis auf den Grund austrinken Bs; .einen
Becher redlich ausleeren' (Spreng). ,Ausgebaust und
g'schnäbelet (g'wädelet), abgeputzt und g'fädelet',
sagt man scherzend zu Kindern, wenn die Milchflasche
oder die Schüssel leer ist BsStdt; vgl. üs-butsen. —
z'sämme"-: mit Gier austrinken oder aufessen Bs.
Bauser II m. Der Herr Litenant B., scherzh.
von Einem, der gern trinkt BsStdt.
bausere": mit der Armbrust sclüessen GSev.
Bisi-Bänsi m. : Zwitter, Hermaphrodit ThFi\
besele" (-&-): 1. tr.. ein Kind streichen, ihm die Rute
geben B. — 2. intr., mit kleinen, schnellen Schritten
einher gehen, trippeln, zunächst von Kindern; dann
auch von Erwachsenen, mit dem Nbsinn des Eitlen,
105
1667
Bas, bes, bis, bos, bus
1668
Selbstgefälligen GA., Rb.; Tuüozw., Kessw. Sj'n. war
dehn. Wo teitt jetz hi" b.? Mutter zum Kinde GEh.
Der Mucter nache" b., von einem Kinde GA. [Das
eitle Mädcben] ist mit dem neue" Bock g'schuind i"
<V Kirche" 'beseiet GRb. Si ist devo" 'beseht wie-n-e"
Gräfin, ebd. — 2 wohl mit Bez. auf die schnelle Bewegung
des Handbesens, z. B. beim Schwingen des Rahms.
B e s e 1 e r m. : spöttische Bezeichnung eines Knaben
oder eines kleinen Mannes, der mit kleinen, schnellen
Schritten geht, Jradn geschäftig und schmeichelnd
umtrippelt GA.
Besem Besme" GrAv., Churw., D., L., ObS., Pr.,
S., Spl., V., Besmo" P; W, Besmu" PAL, Bese" Gl;
GrCIiui-, D., He., Pr., Seh., Bese" Ar; B; Gl; G mRh.
(-ea-), Stdt; Th (im obern, hintern und mittlem Teil
bis Weinf., am USee in Esch. und Tag.), Bese" Aa;
Bs; L; GSa.; Schw; S; üw; D; ZeA., 0., S., Be'se"
ScHSchl.; Th (im untern Teil von Wig., Märst., Ami.
abwärts einschliessl. Thund., Stettf., Matz., am TJSee
in Erm. und Tag.); ZBül., Elgg, Embr., Glattf.. Klot,
Regensd., Sth., Uhw., W., Wthur — m., Dim. Besemli
BsStdt; GrAv., Calfr., Nnf., ObS., Pr., Rh., S., Scuolms,
Spl., Tschapp., Val., V.; üwE., Besemji GrD., Pr., Seh.;
PAL, Besmeli GrD., Pr., Seh., sonst (auch in GRChur,
D., He., Pr., Seh.) Beseli: 1. a) (Kehr-) Besen, allg.
En birchener, ftciss-J tannenC B. Die B. verfertigt
entweder der Landmann selber oder der Besen-Binder
(s. Sp. 1355). ZicüscheH dem Fuetem ist im Winter
e" lengi ZU; albig Scheite" und Besme" machen mag-
me* nid. GFient 1898. Den Bewohnern von ZSternen-
berg wird nachgesagt, dass ihr Pfarrer B. gebunden
und Chrätten geflochten habe. Ähnlich heisst es in
einem Spottreim auf AAÜrkh. : De'' Schu'meister cha""
nid Vene" und de'' Pfarer, der macht B. Aa. S. auch
Bärtling (Sp. 1617). Anno 1S15 hat de'' Künig vo"
Brüsse" [unerkannt, als Spion] bim Radhüs z' Zürich
B. feil g'ha" ZZoll. (Volkssage). RAA. Jeder B. lobt
seinen Binder.' AvArx 1899. Die neue" (Neui, früschi)
Bese" wüsche" d (all) wol (oder guet), ,neue B. kehren
gut-, bes. mit Bez. auf Dienstboten, Angestellte übh.
B; L; Sch; S; Th; Z; auch erweitert: (aber, und) die
alte" wüsse'd d' Winkel wol [haben Erfahrung] ZFlaach,
Wl., wüssend d' Wichlen GnFideris (s. Tsch. 64), nend
's us den Eggen use" [arbeiten gründlicher] L. Mit
neue" Bese" umseht -me* guet und di alte" b'chönne"
d' Egge", Neulinge in einem Beruf haben mehr Eifer,
alte Praktiker mehr Kenntniss der Wege und Schliche.
Schild (S). ,Neuw besem wüschen wol, spricht man.'
YBolz 1554. Wusch numme" vor diner Türe"; wenn
d' fertig bisch, so hast ken B. me. Rochii. De' B.
wuscht siifer, Gottes Gerichte räumen gründlich auf,
gehen tief B (sprw.). ,Gott braucht die Ungläubigen
als einen Bäsem, sein Kirch zu säuberen.' JJMüll.
1661. ,Zwinglius hat Alles, was dem Wort Gottes
zuwider gewesen, mit dem rauchen Besen ausgekehrt.'
Hott. 1666. ,Die Belagerten wüschen die Ort, welche
man [mit Geschossen] getroffen, zum Spott mit Bosnien
ab.' Sprecher 1672 (z. J. 1199). De" B. fitere", das
Regiment führen Gl. Die sülle'd dünn glich nüt
glaube", dass si das Mal der B. füere" und der Bund
nach ire" Clwpfc" modle" chänne'd. Gl Volksgespr.
Ei/m der B. vor d' Tür werfe" = den Sack vor die T.
w. Bs (Spreng). Eine" mit dem B. fürt jage" Th; Z;
in B Eim mit dem B. fürt gl". S. auch bürsten (Sp.
1611). In Vergleichen: De' Chabis ist wie (en) B.,
nw noeh (en) JB., wenn er von Raupen zerfressen ist
Th; Z. Das ist nw en B., spöttisch von einem Blumen-
strauss Th; Z. Du verstäst so eil dervo" wie de'' B. Z.
Er kennt so u-enig us der Bible" a's de'' B. Stutz.
Glaube und Brauch: An Allerheilige" mues'-me" wiss-
tanni" Bese" hau'ce", denn fallt de" ganz Winter 's
Chris nüd d'rab ZZoll. An vielen Ölten in Obw
inusste ein Kind jährlich einen B., wie wöchentlich
ein Scheit, in die Schule bringen. Obw Volksfr. 1883.
Wenn die auswärts sich verheiratende Braut beim
Verlassen des Dorfes durch Einschlagen eines andern
Weges den , spannenden' Burschen entwischte, so räch-
ten Diese sich dadurch, dass sie die Strasse mit B.
kehrten, als ob dieselbe verunreinigt worden wäre
BsBirs. Chönne" nf-'!em B. rite", eine Hexe sein B.
.Stelle den B. gerade auf an das Tenntor, so vertreibt
dies die Hexen' Z (Dan.); s. auch Chrüz (Bd III 939).
.Wenn eine Hexe ins Haus kommt, muss man den
Kehrbesen verkehrt, d. h. mit dem Wischer obenauf,
hinstellen' UwHergisw. (Lütolf). Ein B., verkehrt
(z'uuderobsi'h) gestellt, schützt kleine Kinder vor Be-
hexung ZHorg. ,Den Urin durch einen neuen B. ge-
lasen oder ein Knotten in das Hemt geknüpft auf der
linken Seiten, so vergeht es [das .Schneiden des Urins']
lengstens in einer halben Stund.' BSi. Arzneib. (HZahler
1898, 91). — b) Dim., kleiner Besen, a) zum Schwin-
gen, bes. des .Nidels' B; GT. ; ZO. .Der Vater schwang
den Nidel [womit seine Knaben für tadelloses Eosen-
kranzbeten belohnt werden sollten] in der Kupfer-
gelte mit dem Extrabeselein, das der älteste Bube
etliche Wochen vorher schon aus selbstgeholten und
selbstgeschälten Rottannenzweigen möglichst fein zu-
sammengebunden hatte.' Sonntagsbl. des Bund 1900
(GT.). ,Scbwings [das Eiweiss] mit einem Bäsemli.'
XVIII.. Z Kochb. — ß) als Zuchtrute. D's Beseli ge",
ein Kind mit der Rute züchtigen B. — y) .Scopula,
bäsemle oder ein gwandbürst.' Fris.; Mal. — 2. übertr.
auf etwas einem Besen Ähnliches, a) .Ich han gsechen
ein Besmen am Himmel nebet dem Mon stan.' 1605,
Ardüser. — b) (in Ar Dim.) Haarbüschel am Ende
des Kuhschwanzes Ap; GRÜhurw., L., Pr. — 3. scherzh.
Bezeichnung von Frauen und Mädchen GRChur. Von
Mädchen allg. in der Studentenspr. und von da aus
auch in weitere Kreise gedrungen; in AaB., Z. in dieser
Verwendung Be'se" gegenüber B.ese" in der gew. Bed.
Ahd. bi'eamo, mild. b'es(e)me, besem. , Besem.' Z Bih. 17H7;
JCSulzer 1772; ,mit Besemen gekehrt.' JJL'lr. 1733. Zu
dem auffallenden Voc. in Be'se" vgl. Fese" IBJ I 1069, wo
aber ThHw. zu streichen!, ferner Beitr. 13, 391. ,Sul ob
dem Basen', Hausname in ZStdt.
Eier-Beseli: kleiner B. aus geschälten Reisern
zum Eierschwingen Z. — Ofen-Bese°: grosser B.
aus Tannen- oder Föhrenzweigen zum Auswischen
des Backofens AaE1ii\ ; B; L; Z. Syn. Ofen-Wüsch(er).
Mit einem an erhöhter Stelle auf dem Schiiebelhorn
aufgesteckten O. mahnte man bei Tage die jenseits
des Berges Wohnenden zu Hilfe ZF. Als Attribut
des Kaminfegers B. De'' Chämi'ßger mit dem U.
dient als Popanz für die Kinder (vgl. Chämin-Feger
Bd I 687); in Volksreimen erscheint er als kölnische
Figur: Und der Ch. mit dem O. ist i" d' Milchsuppen
abe" g'heit. — Albere"-: spött. Bezeichnung eines
hagern Menschen ZUhw. (Dan.). — t"-füecht-Be-
s e 1 i : kleiner Besen aus geschälten dünnen Reisern, wo-
mit die Wäsche vor dem Plätten eingefeuchtet wird B.
1669
Bas, bes, bis, bos, bils
1670
- Fftr-Bese': kleiner Handbesen aus Rietgras, den
man am Feuerherd, nam. zum Zskehren der Asche
verwendet ZW. — Fitz-: quirl förmiger Besen (gew.
aus einem kleinen Tännchen mit geschalten und zsge-
bundenen Astchen) zum Schwingen des .Nidels' Z
Bauma. 8. fiteen (Bd 1 1152). — Fotze"-: Frucht-
stand der Alpenanemone, Anem. alp. GoT. — Güsel-:
Kehrichtbesen L. — Grotz-: Besen aus einem Tan-
nenwipfel mit geschältem Stammchen und gestutzten
Ästen, zum Zskehren der Laubstreue verwendet BBr.,
„0." ,Zu Tannen(-Alp) darf man keine Grotzenbesen
machen.' 1635, Obw (A Küchler). — Halm- Gl; GoT.;
SunwE., Hai- ScnwE., Halm- GW.; SchwE., G., Ib.,
Kü., Häl^m- aScHw: Besen aus Blaugras, Molin. eser. ;
Syn. Fi'ir-B. Si stellt d' Güselschüfle" und der H.
e'tceg. MLienert 1888. — Här- Hö2r-: Kehrwisch (aus
Borsten) Ap; Syn. Färber. — Herd-: = Ofen-B. Z'
Altstetten isch-es lostig, wo 's 's ganz Jör nie schneit,
wo der Chemmi'feger mit ''em H. i" d' Milchsuppen
abH'-keit. AToblek 1899 (ApI.).
Haxe--: X. = Hären-, Narren-Ast 2 (Bd I 574),
und zwar an Weisstannen Aa; Bs; B; VO; S; Th; Z,
an Kirschbäumen AAFri.; B; L; Z; s. Schweizer Bauer
v. 9. IX. 1898. Im ZO. schied man die H. sorgfältig
aus dem Brennholz aus. weil man glaubte, sie zer-
sprengten den Ofen, brächten übh. Unheil ins Haus.
H. galten als Schlupfwinkel von Zauberern und Un-
holden. Eochh. Sag. II 202. Uf de" H-e' rueje" d'
Hexen üs. Schild (S). — 2. Mistel, Visc. alb. Aa;
B; Z. Syn. H.-Nest (Sp. 839).
1 pflegte man im Neuenburger Jura auf dem Dach des
Hauses festzunageln als Schutzmittel gegen den Blitz.
Jeist-: (Besen aus dem) gem. Besenstrauch, Saro-
thamn. scop. (Genista scop.) ScHwKüsn. — Chris-
(Chrls-, Chris-, Chre!s-, Grls-; s. Bd III 853): Besen aus
Tannenreisern Ap; B; Th; Z. .Kresibesen.' 1504/32,
G Ratssatzg. — Meister Mäster- : wahrsch. = Meister-
Chats (Bd III 593) G. — Nidel-: kleiner Besen zum
Schwingen des .Nidels' Gr.; UGösch.; Z; Syn. Frilsen
(Bd I 1330). Jetzt auch für eine dem selben Zweck die-
nende Vorrichtung aus Draht ZStdt. ■ — Balm-: Bü-
schel von Zweigen immergrüner Sträucher, dgl. nach
Art eines Besens zsgebunden und auf einen Stock
gesteckt am Palmtag zur Kirche getragen werden L
(Ineichen). — Bins-: = Halm-B. L. — Birch- UwE.,
Büich- mTu: Besen aus Birkenreisern. — Burst-:
-Här-B. ZHombr. — Busel- L; aScHw (-Ü-); ZoOÄg.,
Buseli- UwBuochs: Besen aus den Fahnen des Schilf-
rohrs, Phragm. comm. .Gleichsam als Waffe tragen
die Legohren [Fastnachtsnarren] in ZGÜÄg. neue B.,
an deren Stiel die Brote stecken.' Arch. f. Volksk. I 67.
— Bot-: Strohwisch an einer Stange, als Verbot-
zeichen an der Grenze von Grundstücken aufgestellt
BHk. — Bütschgi-: Kelch an Äpfeln und Birnen
ScnwMa. — Bruch-: aus Erikabüscheln gebundener
Besen GrPi\ — Brüsch- (meist Dim.): = dem Vor.
B; G; Schw; UwE. — Rör li- : = Busel-B. L. — Ris-:
1. „Besen aus Birkenreisern VO", Reisigbesen Ap;
ThHw. — 2. Besen aus Reiswurzeln Aa; B; UwE.; Z.
- Riet-: = Halm-B. B; VO; Z; vgl. Binz (Sp. 1411),
Hack-Bart (Sp. 1614). — Schmal- LE., Surs., Will.;
Uw, Schmäl-, Schmäle"- LE. : = dem Vor. — Schwing-:
= Eier-B. ,Die Eier mit einer Kellen, besser aber mit
einem Schw. geklopft.' ZZoll. Kochb. 1820. — i"-
sprütz-Beseli: = Infüecht-B. ZO. — Stöf'er- Aa
Leer., Stuf er- L: abgenutzter Besen. Numme" mit
dem St. i" der Jlnml r<<l-ich mit-ere" AALcer. —
Stall-, Stäl-: im Viehstalle verwendeter Besen aus
Reisern (nam. des Beinholzes, Lonic. xyl.) B; Th; Z.
— Stump- B, Stumpe"- Aa; Z: = Stofer-B. Sust
ihumm-ich-ech de" Weg mit dem St. cho* zeige". FOsch-
wald 1897. — Schütt-steill-Beseli: kleiner Besen
zum Reinigen des Schüttsteins in der Küche B; Z. — ■
Staup-Bese": wie nhd. BE. ,Mit dem Staubbesen
ausgestreichelt werden.' B Fresspred. 1877. ,Des Räb-
mans Knab, der in [den Raubmördern] das Haus ge-
öffnet, [ist] mit dem Stoubbesen zur Stat [Zürich]
hinaus gejagt worden.' 1687, Landw. Chron. ,Die ver-
fehlenden Müllerknecht sollen mit Stellung an den
Pranger, dem St. und Verbandisierung von unseren
Landen abgestraft werden.' Z Mand. 1700. ,Die Bättier
mit dem Staubbäsen oder an der Stud züchtigen
lassen.' ebd. 1724. , Damit sie entweders mit dem
Schallen werk, Staupb. und dergleichen könnind ab-
gestraft werden.' B Forstordn. 1725. .[Bettler und
Strolche] die wir mit dem Staubb. oder an der Stud
züchtigen lassen werden.' Z Dorfwachten 1771. —
Storr-: abgenutzter Kehrbesen aus Beinholz- oder
Birkenreisern, bes. im Stalle verwendet ScnSt. ; Tu.
Übertr. auf struppig aussehende, von Raupen zer-
fressene Pflanzen (Kopfkohl, Bäume), ebd. ; vgl. : De1'
Born sieht üs wie en St. — Stadt-: „Person, die alle
Stadtneuigkeiten wie mit einem Besen zskehrt", Neuig-
keitskrämerin, Klatschbase „L;" Scn; ZKn. (1832).
,Wie ein sog. St. seine Nase in Alles stecken.' S Wo-
chenbl. 1835. — Fiir-stett-Beseli : = Für-B. S.
Ig selber ha" lere" Base" binde", s'erst die chlinere*
tannige" Fürstettbäseli, nötisnöh aueh die andere" grö-
bere". Joach. 1892. — Strau-Bese": = Bot-B. B. —
Streui-: Besen, womit im Walde Streue zsgekehrt
wird GrD., He., Pr., Seh. — Strich-: Besen aus
derben Reisern zum Reinigen des Strichgrabens im
Stalle Z. — Dorf-: Schelte auf Weibspersonen, ana-
log dem Stadt-B. Aa. — Wiss-: Name einer Kuh mit
weissem Schwanzende Ap. — Züffel-: Personenname.
,Item 9 pfd 4 ß dem Züffelbessen zu Thun umb ein
Fenster.' 1554, ÄAZof. Rechn.
bes(e)me°: 1. (lt Zyro besene") Besen machen
BO. Hit hed i"ser Dratt 'besmed BHa. — 2. (mit
dem Besen) kehren Gr; W; Z. Es Wintersch hed-sche
[die Klubhütte] du e" Laubene" in de" Se ab gebesmet
[gefegt]. GFient 1898 (OßPr.). S. auch Cime (Bd III
90/1). — 3. fort b., sich aus dem Staube machen W.
Ein Stück Vieh besmut fort, ist fort gebesmut.
er-: (mit dem Staupbesen) züchtigen. ,Und will
sy mit dem bäsen der verderbung erbäsmen.' 1531,
Jes.; ,erbässmen.' 1548; .ausfegen.' 1667. .Zwingli
sagt ouch, Gott wurde sy [die Eidgenossen] darum
erbesmen, das ist strafen.' HBull. 1572.
üs-bese": auskehren; Jmdm den Text lesen B; S.
,\Venn ich appard essen würde, da täten sie erst recht
ausbesen und mich ausführen; ich müsste geng hören,
wie ich hochmütig geworden.' Gotth. — z'sämme"-:
zskehren L. Wie-n-es taubs Meitli 's G'müder uf
dem Estrich z'sämme'bcset. RBrandst.
Besnier, in ZO. Beser (s. passieren 1 d) m. : Besen-
binder. ,Bäsmer, der Bäsen macht, scoparius.' Mal.
.Besnier', auch ,Bäsmer', Familienname in ZgOÄg. ,Hans
Keller, gen. Besnier', aus dem Thurgau. 1525, Absch. ,1m
Besnier', Lokalname ThKui-ziick.
1671
Bas, bes, bis. bos, bus
1672
besser: Comp, zu guet (s. BJ II 535 ff.); im Allg.
wie nhd. 1. adj. Oft mit dem Positiv guet zsgestellt.
Es ist Nüd b. tveder öppis Ouets L (Ineichen). »S'ö,
(das ist) guet für nid b., sagt man scherzh., wenn
man eine Handarbeit als fertig bei Seite legt B. Guet
ist guet und b. ist b., das Bessere ist dem Guten vor-
zuziehen Gr. Häufig auch bloss: 6. ist b. (wobei ist
den Satzton trägt), z. B. zur Begründung einer nicht
durchaus notwendig erscheinenden Vorsichtsmassregel
B ; Th ; Z. a) von Sachen, 's 6. Zimmer, das Gastzimmer
B; Z (Dan.). ,Ein weisses Tischtüchlein hervorgeholt
und das bessere [stattlichere] Kaffeegeschirr.' Sch Bote
1884. Die bessere" Chleider a'lege" B; Th; Z. Wenn sie
Kuchen essen, so sollen sie gang d's b. Ort uf d' Zunge*
ne", letzter Rat eines zur Hinrichtung Geführten an
die Menge BBurgd. Es ist-mer am bessere" Ort mit
nutz, sagen Kranke, die überall Schmerzen leiden Gr;
s. auch hinken (Bd II 1407), wozu noch: Er g'siht
Nüt am besseren Aug GlMoII. Vgl. 2 a. 's b. [gesunde]
Teil normen a'g'steckte" Herdöpfel Th. „De" b. Teil,
die grössere Hälfte B; L." ,Lät er si [der Pächter
die Güter] ouch b., die besserunge sol man ime wider
geben unt sinen schaden abe tuon, als biderbe lüte
sich erchennent.' 1301, Z Urk. ,Und was die matt b.
[ertragreicher] ist. gehört dem gottshus an buw.' XIV.,
LWill. .Pfand, die des dritten teils b. sint.' ZRegensb.
üffn. 1456. ,Zu dem das bessre Sicherheit in stetten
ist, dazu fryheit.' Ruef 1550. .Habend wir doch den
Verzug noch den bessern [mildern] Weg ussgelegt.'
Z Täuferber. 1639. Übergehend in abs. Bed.: e" besseri
[recht gute] Zigarre", e" bessers [vorzügliches] Wi'li B;
Tu. Mit Ellipse des Subst. : en Schoppe" vom Bessere"
[näml. Wi"] B; S; Tu; Z. Reichet e* grössi Channe"
vom Nochbessere". Schild 1885. Besser [näml. Karten] !
ruft beim .kritischen Jass' (s. Bd III 69) Derjenige,
der es mit den Andern aufnimmt Z. Drei besser(i),
d. s. drei Karten, die jedem Mitspielenden zu seinem
Spiel hinzu verdeckt ausgeteilt werden, und die er
nachher gegen drei aus seinem Spiel zu entfernende
Karten eintauscht Z. Mache"d-mer en Blinde" [s. d.J
oder drei b.? Subst. Wenn oV nünt Bessers [Ver-
nünftigeres] weist, so schwig Th. 's chunnt nüd Bessers
nahe", Rat, sich ans Gegebene zu halten B; Th; Z.
.[An die Stelle eines schlechten Priesters] der Bischoff
oder Abbt den besseren erwehle. Wiewol es zweiflig
ist; wann, nach dem alten Wort, das Besser selten
kriegt ein ledig stehndes Ort.' R. u. CMey. 1650. ,Es
kömmt nie nichts Bessers hinten nach.' HPest. 1781.
Einen guten Freund empfängt man bei seinem Ein-
tritt etwa mit dem neckischen Gruss: Chunnt nüt
Besserseh nache"? B. Me* muess (mer wendj 's B.
hoffe", 's Böser (Schlimmer, Ander) chunnt vor-em
(oder vorne") selber, chunnt sust B; L; G; Z. 's B.
chunnd niene* z'letst (weder i" der Zigersuppe") Z.
,Der span bracht beid teil um bessers dann 6000 gnl-
liiii.' Yad. .Er hat bekennt, er habe Hans Hüter,
siiiem vetter, 1 fl. gstolen, sye im aber bessers wider
winden.' 1597, Ap Malefizb. , Mehrer Teil das B. ge-
zogen [gesiegt].' Guler 1616. .[Der Schuldner bleibt
in Schuldhaft] bis dass er solches Gelt bezahlt oder
von dem Ansprächet' ein Bessers und weiteren Beittag
erlangen mag.' I. Stadtr. 1706/65. — b) von Personen.
Die bessere* l'üre", die wohlhabendem B; Tu; Z. Die
b. Klass (Lüt), die bessere" (Lüt), im Gegs. zum ge-
meinen Volke l!s; B; Seil; Tu; Z. Auch liier mit
Schwinden der rel. Bed.: Er ist en bessere [ziemlich
wohlhabender] Pur g'si" Th. E* grössi Sigare", die
jedenfalls e* bessere" Her verlöre* g'ha" hei Bs. S. noch
Hüs (Bd II 1700). In mor. S.: Er ist keine" vo" de"
Bessere" Bs; Th; Z; dafür: er ist nid der B. Bs; S.
Auek der Christe* ist nit der B. g'si*, hat Alls üs-
g'schänzelet. Joach. 1885. Oft iron. : Das ist (auch) en
bessere" (Herr)! Th; Z. Das ist aucn eine" vo* de"
Bessere" (vo" der bessere" Sorte"), ein leichtsinniges
Bürsehchen Tu; Z. — 2. adv. a) mit Bez. auf körper-
liches, auch seelisches Befinden, Lage, Verhältnisse.
Min Euess, der Finger, der Atti ist wider (ganz) b.,
wieder (völli?) hergestellt, geheilt Ar; Bs; B; Gr;
Th; Uw; Z; vgl. frz. il est mieu.r. Der Tokter channe*
nüd b. mache", nicht heilen Ap. Sonst auch wie nhd.:
es gät, ist-mer (wider) b. allg. Iez wird 's ('s wird)-
mer nümme" b.! Ausdruck des höchsten Erstaunens,
gleichs.: ich kann mich von meinem Erstaunen nie
mehr erholen; oft scherzh. Bs; Gr; G; S; Tb; Z. So,
de" Weg göt 's? oder: Was, scho" so spät? iez tvird
's-mer n. b. Wenn 's-der no" noch b. wärt! sagt man
halb scherzh., halb spöttisch zu Einem, der Erstaunen,
Freude in übertriebener Weise äussert Tu. Einen
züchtigen, schlagen, stossen usw., das'- er 's lieber b.
hett, aufs empfindlichste Th; Z. Wenn-er iez nüd
höre'd zangge", se chumm-ich mit der Buete" und hau-i
[euch], das'-er's lieber b. hetti'd, zu Kindern. Er
chunnt wider en Stöss uf de* Buch über, das' -er 's
lieber b. g'ha* hett. Schwzd. (Th). 's mues' guet si",
bis 's b. chunnt, Antwort auf die Frage nach dem Er-
gehen B; G; Th; Z. 's chunnt nüd b. [die Verhält-
nisse der Familie werden sieh nicht bessern], bis d'
Chind dobe* [erwachsen] sind. — b) mit Bez. auf das
Betragen; vgl. guet 5 (Bd II 544). ,Und tut er ein
wenig b. [führt er sich solider auf] und zu Haus mehr
schallen als früher, das ist wieder [nur] so ein An-
lauf' Joach. 1898. — c) quantitativ. ,Sein Schwieger-
vater gab ihm grobe Worte statt Geld; er hatte sie
wahrscheinlich auch b. [leichter zur Hand].' Gotth.
Das wird dich b. freuen (als ...) B. 's toirt Vieri si" oder
Öppis b., darüber Bs. ,Um drei Viertel uf Sibeni oder
etwas b.' Sieber. B. a's, mehr als, vor Zahlangaben
GT. Scho" wider 's par Neutaler, wider b. 's [als] der
Zis von 100 Güldene". Der bek. Unbarmii. (U). ,Er hat
gevangen mich und min sun Ruedin und nam uns do-
zemalen b. denn 30 guldin wert.' 1387, Ll'fäff. .Er
habe im verstolen usser einer laden b. dann dryer
guldin wert.' 1389, Z Ratsb. ,Sind vil von euch um-
kommen'? B. als 200.' Gespr. 1712. ,Ein Küffy hat
1711 uf Glaris b. als für 1000 Gl. Schaden verriebt'
um 1730, Gr. Vgl. 1 a (am Ende). — d) in Verbin-
dung mit lokalen Bestimmungen, bes. Orts- und Rich-
tungsadv., weiter B; Gl; Gr; L; Seil; Th ; Z. B. obe*,
un(d)e", füre", ufe* (ue*J, durche*. ,Chumm b. füre*,
propius accede.' Id. B. B. ab, üf, in, üss, her, düreh
Gr. ,B. hinab wird dises tal vall Bugnana genennet.'
Äg.Tschudi. ,B. hinab under dem Stutz.' RCvs. Man
solle mit dem Baue ,b. uffaren.' 1003, L. .Will iezund
b. zue ihm gan.' Com. Beati. ,B. dem Berg zue.' Guler
1010. ,B. hinunter teilt sieh der Rhein in zwei Ströme.'
1619, Z Reisebeschr. ,B. oben im ersten (Jap. an die
Römer spricht Paulus.' JJMüll. 1001. .Auf der rechten
Seiten des Königs b. vorher in dem Chor in einem
hohen Stuel.' Pariser Reise 1064. ,B. unten', an spä-
terer Stelle des Buches. AKlingl. 1091. ,B. hinunter
167!
Bas, bes. bis, bos, bns
1074
auf das freie Feld.' 1712, Bs Brief. ,11. unden.' Sererh.
17-12. ,Das Gebet steht b. hinten.' Wirz 1772. .Alle
sollen sich deine, was b. unten [in den Statuten] vor-
kommet, durchgehend* unterziehen.' 1786, GKapp.
Zu - v?]. das gleichbed. />'(*«, das vor unserni W. mehr
und mehr zurückweicht. Doch behauptet hast noch da und
dort, so in B, die Herrschaft Über das Verhältnis» der
beider: Formen in Ap Tgl. TTobler 36 b.
Kein-besser: Apfelsorte; s. Bd I 374.
nie'-: scherzh. pleonastischer Comp. ; vgl.mer 3 a&
(Sp. 306). 1. von Wein; vgl. besser 1 a. Ich macht fe"
Fh'ische'J com Mi'bessere", sagt ein Gast im Wirts-
haus B; Seil; Z. Gebt-is com M-e'! von eurem guten
alten Wein (interioris notffi) B (Zyro). ,Dann schien
ihm dieser Wein noch nicht gut genug, sondern es
befahl vom M-n.' Gotth. ,Der Wirt kam noch mit
einer Extraflasche und sagte, er wollte alle Freitage
Eine vom M-en zum besten geben, wenn alle Freitage
solche Leute bei ihm Hochzeit hätten.' ebd. ,Der
ganze Spektakel [einer Festlichkeit] laufe am Ende
auf ein drittes Plättli und manchmal sogar auf eine
Flasche vom M-n hinaus.' ebd. - 2. d's M-e, der
Nachtisch B. — 3. bildl. Das ist iez afe" cum M-e",
das ist nachgerade arg B. — 4. pers. Einer vo" de"
Mirbessere", ein ausnehmend tüchtiger Mensch, oft
iron. B; S. ,Das [schlechte Füttern des Viehes] sei
da nicht der Fall, antwortete der Stallknecht; der
Bauer täts nicht so, das sei Einer von den Meh-
bessern.' Gotth. — ver-mer-bessere": scherzh., ver-
bessern. .Die Nidle, welche dazu dient, die schlech-
tere Milch zu v.' Alpenhorn 1871, 73 (BE.).
Me r- m. (?): über den geschuldeten Betrag hinaus-
gehende Leistung, Entschädigung. ,Dass richtig zinset
und zahlt, umb das Überwarten aber der verfallnen
Haubtgüeteren einicher Mehrschatz oder Mehrbesser
nit geforderet werden solle.' ZWuchermand. 1053.
bessere": 1. mit Acc. S., auch mit verschwie-
genem Obj. a) in einen bessern Zustand bringen.
,Swas der stat guot si, das sol an des rates eid stan.
wie si das gefürdern und gebesseren.' 1304, Z Richtebr.
,Man sol ouch den boungarten in eren hau unt das
hus b. unt nicht ergeren.' 1315, ZZoll. Urk. Die von
GBerneck haben einen Weg von der Herbrugg bis
ins Biet hinauf, welcher von den beiderseitigen An-
stössern gemacht und .gebessert' werden müsse. 1431.
JGöldi 1897. .Die selben briefe sollen ganz in iren
kreften beliben, und wellen wir inen die b. und nit
schwechern.' 1449, B Urk. .[Bern hat 1497] denen
von Sibental ire lantrecht erlüteret und gebessert.'
A.nsii. 1601 wurde das Dach der Kirche .gebessert
und gedeckt' SBib. .[Betet] für alle, die da Steg und
Weg b., damit ihnen Gott auch welle zeigen Steg und
Weg zur ewigen Seligkeit.' 1603, ebd. (Liturgie).
S. noch Mal (Sp. 154), Bessering. Spec. a) das Erd-
reich b., düngen „Sch;" ZBenken. ,Das wasser, die
Suren, uf ir matten füeren und die damit wässeren
und b.' 1515, Aar. Stadtr. ,Die Erde [des Gartens]
mit kurzem Schafniist b.' JCSulzer 1772. — ß) abs.,
beim Kartenspiel mit Karten, die man dem unverteilt
gebliebenen Rest entnimmt, sein Spiel verbessern B.
— Y) mit unbest. Obj., vom körperlichen Befinden.
Bessert 's Gott! ZZoll., besser-der's Gott! Gr, Ab-
schiedsgruss an Kranke. Als formelhafter Briefschluss:
,Ja, ich will doch einmal aufhören. Besseris Gott!'
Stütz 1839. — b) erhoben, vermehren. (Eim) der
Lon (B), den, um Lux (Gk) li. Hieher mit verschwie-
genem Acc. die scherzh. Wendung: Der lieb Got> hed-
isch e" Mattet gebesseret, hat uns den Winter um einen
Monat verlängert GnSch.; vgl. üf-b. ,Won wir die vor-
benemten alten pfruonde nu gebessert haben mitzehen
müt kernen ewiges geltes ... und won wir die selben
pfrüende an der gülte gemeret haben, wellen wir ouch,
das si gemeret und gebezrot werde mit gotzdienste.'
1358, AaB. Urk.; vgl.: ,N. melioravit dotem in Zotlin-
kon.' 1315. ZZoll. (Überschrift einer Schenkungsurk.).
,Das erst jar, als man dem spital sin gült gsetzt und
gebesseret hat.' 1542, ZElgg. .Damit aber d' Eid-
gnossen sölicher stürmen abkömid, bessereten alle ort
iren zuosatz [Besatzung].' Ansh. — c) de" Tritt b.,
beschleunigen FJ. — d) ein Vergehen büssen, Strafe
dafür zahlen; einen Schaden vergüten. ,Weler burger
darüber tete, der muos das b. mit 10 marken Silbers.'
L ä.Ratsb. .Richten umb frefen und tüben, und swas
gebesrot was, da nam ein probst zwein teile und ein
vogt den dritten.' um 1330, LNeud. Urk. ,Ob iemand
neme dem andren das sin. das soll er b. mit 10 pfd
oder mit der band.' AAWett. Offn. ,Wär sach, das
einer ein wib nem, die nit des gotshus war, der möcht
si b. mit 10 pfunden.' ebd. ,Täte ieman dawider, der
sol es den vier dorfmeigren b.' AALunkh. Offn. ,'Swas
man mit 00 Schillingen besserot, des sind die zwen
teil des schultheissen, der dritteil des herren.' 1385,
ScHSt. Urk. .[Die von Aarau] geti'auen, dass der von
Hallwyl ihnen solchen Schaden, Schmach und Frevel
b. und ablegen soll.' 1424, Aa Gem. ,Wer einen march-
stein rugkte, der soll das b. mit 18 pfd.' um 1550,
ZBonst. Offn. S. noch ge- (Bd II 49). Auch ohne Acc.
,Swer irs herren hulde verlieret, der sol besserun nach
der besserunge, die zuo Rinvelden, zuo Kolmer alder
in anderen vrien stetten stat.' 1283, Aar. Stadtr. N.
verklagt Einen, der ,zuo im sprach: du verch bös-
wicht! und getrüwet, dass er für in besren soll.' 1384,
Z Ratsb. Mit Acc. der Busssumme. ,Wer einen Stein
zuckt und gegen den Andern wirft und ihne trifft,
der besseret 10 pfd 1 den.; fehlet aber der, so den
Wurf tut, so besseret er 20 pfd 1 den.' Bs Landesordn.
1757. .Welchem für Recht gebotten ist und es ver-
achtet, der besseret 3 ß, und wenn ihme wieder für-
gebotten und er ungehorsam fanden wird, soll er 6 ß,
und wird ihme für das dritte Mal verkündet, ohne
dass er sich stellet, soll er 9 ß verbesseren.' ebd.
S. auch Glimpf (Bd II 626). Eine Spur dieser sonst
abgekommenen Bed. hat sich erhalten in Spielaus-
drücken, a) beim Ballspiel. Mit den Worten Dinge"
b.! erbietet sich der eine Spielende dem andern, der
den Ball geliefert hat, diesen zu ersetzen, falls er
verloren geht; mit den Worten 'botte" b.! verwahrt
er sich dagegen Bs. — ß) beim Kegelspiel : als An-
werfender den ersten Wurf ungeschehen erklären,
indem man den Einsatz verdoppelt S. — 2. mit Acc. P.
a) Einen büssen, strafen. ,So leg man in in Wellen-
berg; da sol in der rat bessirn umb den meineit und
umb die ungehorsam, als den meren teil zitlich dunket.'
1304, Z Richtebr. ,Ein b. an libe und an guot.' 1318,
B. , Weiher knecht [Wächter] also dristunt gebessert
wirt, den sol man ze dem vierden male ab der wachte
nemen und einen andern an sin stat dar setzen.' 1340,
Z Stadtb. ,Wir habint ouch den N. von der vorge-
schribnen sache wegen gebessret, also dass er dem
vogt geben sol 25 pfd.' 1390, TnDiess. Stadtr. ,Das
1675
Bas, bes, bis, bos, bus
1676
er welle ungestraft unJ angebessert beliben von unser
herrschaft.' 1393, Z Stadtb. ,Si haben nach ir Satzung
und gewonbeit N. gestraft und gebessert umb ein pfd.'
1506, S Urk. In der allitt. Formel büessen und b. L
(Ineichen). ,I)ie [Fehlbaren] soll ein rat b. oder
büessen.' 1348, Z Ratserk., ,b. und büessen.' 1396,
ebd. ,Man sülle den N. darumb büessen und b. und
er solle iro ir smacht und schand ablegen.' 1115, Z
Ratsb. — b) Einen entschädigen. , Weiher sich einer
wisnuss erbüt, sye warumb es welle, der sol haben
zwen unversprochen mann; wist er sin sach, so sol
der ander iegklichen zügen b. mit 30 schillig.' 1500,
GKriess. Urk. ,Wer holz hauwt im berg, der soll
von jedem stumpen einen probst b. mit 1 pfd pfennig.'
1533, ZSchwam. Offn. — 3. intr., meist unpers.. besser
werden. Es änderet gäng u"' besseret mit, von den
politischen Zuständen B. Es besseret (-em), es geht
dem Ende zu, von einer Arbeit, Wanderung udgl.
Tn; Z. Es besseret all Stund, tröstender Zuspruch
an Solche, die es kaum erwarten können, bis eine
Arbeit fertig, das Ziel erreicht ist. ebd. Wenn 's nild
besseret, so schwint 's, sagte ein Fährmann, als man
nach langer Fahrt sich endlich dem Ziele näherte
St'HwPfäff. Spec. vom körperlichen Befinden, allg. ;
Gegs. böseren. Es besseret (mit-em, auch mit blossem
Dat. B; Uw). Es het im schlecht 'besseret BBe. ,Es
ist magers und ungsüngs, aber es werde ihm schon b.,
wenn es einen Mann habe.' Gotth. Es isch bim
N'erve'fieber gäng am chutzligste", wenn 's gege" d,m
B. zue geit. I'Weibel 1885 (B). 's Bei", de' Bruch
hat 'besseret. ,Wenn er [der Patient] auf die Mittel
und gedachte Zeit nicht völlig b. wollte.' 1717, L
(Dr Lang). Auch vom Wetter: 's Wetter besseret, 's
besseret mit dem W. Th; Z. — 4. refi. a) vom Wetter.
allg. 's Wetter besseret- sic''. — b) vom Aussehen, Be-
finden Ar-. Er hät-sich rau 'besseret, sieht bedeutend
besser aus. — c) moralisch, allg. Es isch Eine'' scho"
e" schlechte'' Hond, wenn er sich mues' b. AaF., Ke.
Du besserest-di"'' wie ('s) Chollers Most, und ener ist
z' Essig wurde", oder wo esselig worden ist G ; Tb ; vgl.
Sp. 541 u. Er besseret-sich wie-n-en alte Händsche" Z.
.[Die Wiedertäufer] künnind sich wenig von dem prä-
dikanten b., wol aber ärgern.' 1522, Egli, Akt.
über-bessere" (trennb.). ,Ü. lassen, durch einen
Überbrief die laufenden Schulden decken lassen' ScHSt.
(Sulger). — Über-besse ri"g: zweite Schuldver-
schreibung, Nachpfandbrief Bs; Tu; Z. Er ist dem
N. N. Bürg g'si" für die erst Hypothek und hat noch
iis slm Sack Geld gge" uf en Ü. Schwzd. (Tu). .Wollte
Einer die Ü. seiner bereits verpfändeten Güteren einem
Anderen gar oder zum Teil einsetzen, so mag Solches
durch eine Obligation wol beschehen.' 1757, Bs Rq.
.Wann der Schuldner in einer Obligation auf die Ü.
der eingesetzten Underpfänderen mehrercs Geld ent-
lehnen und der Gläubiger es ihme geben will, so
braucht es, wann nichts Weiteres eingesetzt wird,
keiner ferneren gerichtlichen Fertigung.' ebd. S. noch
ver-halten (Bd II 1234).
ü f-. Eim de" Lön, am Lön it., den Lohn erhöhen
GrHc ; Z ; dafür gew. ohne Acc. : Eim ü. Th. D'G'meind
hat dem Lirer WO Franken Ü /'besseret. Scherzh.:
Me" hät-em [dem Sträfling] e" Jär üf besseret, seine
Strafzeit um ein Jahr verlängert Th. — Üf-besse-
ri"g: Gehaltszulage, Zugabe übh. Gr; Th.
er-: 1. tr. (auch refl.), in einen bessern Zustand
bringen, (materiell oder geistig) verbessern BR.; Ndw;
U. A" dem Blieb ist nit z' e. U. Er het durch die
Streich nit erbesseret, seine Lage nicht verbessert, ebd.
Es hed-mich nid erbessred, iron. Antwort eines durch
Sturz arg Zugerichteten auf die Frage nach dem Be-
finden BR. ,Von wässern wegen ist beredt, das sich
ein jeder durch den andern mit wässern e. mag umb
ein zimlichen zins.' 1489, L Rq. ,Was sy nutzes also
daruss bringen, das sol dem gemeinen stettli, sich
daruss ze e. und anderer notdurft ze bruchen und
ganz nit sonderen lüten heimdienen.' 1515, BLaupen.
Nach des Mannes Tode soll die Frau .von des mannes
guot und dem, das sy bede by einanderen gewunnen,
erspart, erbesseret, ererbt oder wie sy es überkommen
hettind, '/3 fur eigen nemen.' 1556, AABrugg Erbr.
,Es ist ir [der Familie] das alt wapen erbessret.' 1581,
Ardüsek. ,Dann was ich zevor in der französischen
sprach gelernet, by ihme wol erbessert hab.' Jos.Mal.
1593. S. noch bass (Sp. 1650). Spec. a) „(ein Stück
Land) urbar machen, in Aufnahme bringen B; L."
,Die Allmenden e. und rüten.' 1607, U Rq. Im In-
strumente (über Wald und Alpen) sei der Ausdruck
.bonitieare' durch ,e.', nicht durch .erweitern' erklärt
worden. 1658, Absch. — b) ausbessern, in Stand
setzen, z. B. eine Strasse Schw. ,Und was den schue-
lern [vom Singen um Weihnachten] an gelt wirf,
dasselb sollen si zimlich ze niessen gebruchen, och
damit des tüvels [einer Maske] kleidung järlich e.'
um 1500, ÄABrugg Schulordn. ,Das haus e., domum
restituiere.' Mai.. ,Die müli, die vor alter ganz prest-
haft und buwlos, ward widerumb zuogerüst und er-
bessert.' 1585, L. .Meister Rudolfen dem kantengiesser
von allerlei geschirr zu e.' 1596, Z Zunftrechn. .Es
hat dieser Erdbibem also die Turn und Küchen ge-
schediget, das man etlich Teil müssen abschlyssen
und wider nüw machen, etlichs aber sonsten mit
grossen Kosten wider e.' 1601, L (RCys.). ,Wann die
Büw nit ehaft wären, sondern man in den Hüseren
nur hie und da Klütterwerch machte ald etwas er-
besserte, dass man dafür dheinen Buwschilling mehr
zalen sölli.' 1618, Z Ratserk. ,Also hat man stets an
dem Schloss erbessert.' Guler 1625. .Da die Capell
viel E-s mangelt, soll ein Untersuch zeigen, wie viel
mangelt.' 1694, L Ratsb. S. noch Gr. WB. III 717.
— c) in moralischem S. ,Wir möchtend uns aus den
geschriften der heiligen e.' LLav. 1582. .Menschen,
die von seiner heiligen Lehr und guten Exempel be-
gehrten erbessert zu werden.' RCvs. — 2. intr. ,E.,
besser werden, meliorescere.' Mal. — Er-besseri"g.
.Oder seine Sachen sonsten ein treffenliche, glückliche
E. bekämen.' RCvs. ,Dise E. [der Strassen durch Se-
verus] erstreckt sich von Augsburg aus gegen Italien.'
Guler 1616. ,Dann hieraus nicht die Zeit der ersten
Begründung [der Stadt Basel], sondern ihrer E. zu
vernehmen.' Wurstisen 1765.
üs-: gut machen. .Wenn ein Bürger sich durch
Sünde etwas zugezogen hätte und er wollte das aus-
bessern (.emendare'), der kann es tun, und seine Erben
sind schuldig, selbiges zu erstatten, wenn er es nicht
vor seinem Tode ausgebessert hat (,illud emenda-
verit').' BThun Handfeste (t'ommentar von 1779).
ver-: 1. = er-besseren 1. Er hat 's (auch hät-si''')
nid verbesseret, hat nüfnjt verbesseret, hat (durch irgend
eine Änderung, einen Schritt, den er unternommen)
seine Lage nicht verbessert Th; Z. ,Ichs gar nit v.
1677
Bas, bes, bis, bos, bns
1678
kann', ich weiss nichts Besseres, Formel der Stimm-
abgabe bei Beratungen nach vorausgegangenem Antrag.
Rief 1540. Spec. a) = er-li. 1 a. D' Welt v., den Boden
ergiebiger machen Gl. — b) = er-b. 1 b. ,[An N. N.]
wegen sie den alten Weg uf den Weissenstein ver-
besseret und ein Jahr lang in Ehren erbalten, 25 Pfd.'
1624, S Staatsrecht — c) = er-b. 1 c. .Zwifelt uns nit,
er wurde sieh bewysen und halten, das sy in zu v.
nit begerten.' 1503, Z Schreiben. ,Sehuolmeister ur-
louben, wo si es verdienen und nach vilen ermanungen
sich nit wollten darab v.' F Sehulordn. 1577. ,Gute
Atteste ihres verbesserten Lebens.' 1761, ZStäfa. —
2. = besseren 1 b. .Wann sie [die angeworbenen Sol-
daten] mit dem Feind getroffen und Gott den Sig ver-
lyhen, soll ihnen eines Monats Sold vermehrt und
verbessert werden.' 1003, Gr Bnndsart. — 3. a.) = bes-
seren 1 d. ,Wo ir vech etwerem an synen güetern
schaden zuofüegte, sollten sy denselben wideiumb v.
und [ausserdem] 1 batzen buoss abzutragen schuldig
syn.' 1552, ZZoll. .Der herrschaft mit dryfacher buoss
v. und ablegen on alle gnad.' 1582, BEnggist. Badordn.
Mit Acc. der Busssumme. ,Wer ouch ein stein ufhebt
oder anders, das einem menschen schedlich were an
sinem libe und leben und nit triff et, der sol v. ein
toten man.' 1404, B Rq. .Welche uss zorn schweren
wurdind, die sollend für jede schwüer ein krüzer on
gnad v.' 1530, Tu Mand. .Welcher auf diser stuben
ein kartenspil zerreist, frävenlichen zuo dem fenster
aus oder hinder die stubentür wirft, dessglichen Würfel.
der verbessert der stuben 1 Schilling.' 1533, AALaufenb.
Metzgerordn. .[Der Fehlbare] solle 1 Mk Silber v.'
Bs Ref.-Ordn. 1715. ■ — b) bestrafen. .Unzucht in dem
bad mit Worten oder werken mag durch die bader-
gesellen gestrafet und durch ihren schultheissen und
gerieht verbessert werden.' 1578, AaB. — Ver-bes-
seri°g: 1. moralische Besserung. ,Wie oft sind wir
für Gott kommen und haben ihm die V. versprochen!'
JJMiLL. 1665. — 2. Berichtigung, Genugtuung. ,[Die
Beschwerden der eidg. Deputierten über Pressangriffe
bewirkten] dass in der nachgehenden Gazette oder
ordinari Zeitung die V. besehenen.' Pariser Reise 1664.
näcb-, nache*-: 1. nachträglich verbessern. An
ere* Arbet n. GRlle. ,Ach, wenn d' Manne" mängisch
wüsste", wie die Zweute" [Frauen] wäre", sie hätten
besser Sorg zu de" Erste"! Nit, dass ich zu klagen
habe. Myner ist mir lieb und wert; ich bekäme keinen
bessern und er gönnt mir, was ich brauche. — Ich
ha" welle" lose", antwortete Johannes; du hast aber
nache"'besseret.' Gotth. S. noch Gr. WB. VII 29.
Nachträglich ersetzen : ,Üie ausgegangenen oder krän-
kelnden Stämme muss man nachbessern.' Gr Sammler
1779. — 2. nachträglich erhöhen, hinzufügen. (Eim)
am Im' n. GRÜe. „Weil N. eine schlechte Pfründe
besass, hat man ihm jetzt jährlich 100 Fr. nachge-
bessert VO." — Näch-besse ri"g: = Über-bessering.
Syn. Näch-Gang (Bd II 352). ,Die [Gläubiger], so
Universalverschribungen haben, die keine spezificiertc
Underpfand, sunder nur Hab und Guot in genere oder
etwan eine N. vermelden [beim Konkurse].' 1684, Aa
Wett. Klosteraruh.
zue-: = üf'-b. GRÜe., Pr. — Z ue-besseri°g: =
Üf-bessering GRHe., Pr.
Besserer m.: Einzieher von Bussen Bs f. Als
Familienname: .Peter B., undermeiger zu Benken.'
1463, Bs.
Besser(e)te° f.: 1. Aufbesserung des Lohnes,
Trinkgeld. Dem Wachtmeister N., der 1502 die
Melchabrüeke ,wol und genuogsam gemacht habe-, gab
die Regierung als .besseret' 4 Kronen, der Frau ein
.schirlütz- und dem Knecht Tuch zu Hosen. AKüchler
1805. S. noch Far II 1 (Bd I 886). — 2. Entschä-
digung. N. beschwert sich, dass zur Zeit seiner .Min-
derjährigkeit seine Güter um ganz geringes Geld ver-
setzt oder verkauft worden seien und er nun weder
die Zurückstellung dieser Güter, noch eine Entschä-
digung (.Besserte') erlangen möge. 1537, Absch. —
3. Verbesserung, Vermehrung eines Gutes, bzw. der
daraus sich ergebende Mehrwert desselben (über das
darauf lastende Kapital, im Eherecht über das Ein-
gebrachte hinaus). Syn. Bessering 4. In Betreff der
.besserten der herrschalt [Greyerz].' 1553, Absch.; vgl.
nachher: .die seit der Einsatzung erfolgten Käufe.'
.In Versatzungen uf Widerlosung ist zu Vermydung
Gezenks von wegen der Besserte oder Böserte und
derselbigen Ersatzung (,pour eviter disputes de la
mieulvaillance et diminution ou pejorement et de la
restitution d'icelles') gesatzt und geordnet, das in den
Widerlosungen der versetzten Stucken weder Besse-
rung noch Böserung des Stuckes (,1a melioration ou
pejorement de la piece') weder von einem noch von
dem andern Teil ze bevorderen, sunders ein jeder syn
zugehörende Gebür nemmeu solle.' 1630, F Stadtb.
,Ein Schuldner mag die Besserte oder Ablösung, so
er uf einem versetzten Stuck hat, einem andern wohl
verkaufen.' ebd.
Besseri"g f.: 1. wie nhd., vom physischen oder
moralischen Zustande. Gueti B. s. Bd II 539 o. ,Hat
dise arzni zuo noch böserer b. gereicht.' Ansh. Bessere
Ordnung, Verfassung: Die von Grindelwald haben es
dem Rat von Bern überlassen, ,ein b. ze ordnende
Und ze machenne über unser lip und guot.' 1349,
Absch. — 2. Verbesserung, (materielle) Förderung.
.Dadurch [durch Verlegung einer Strasse] ir stat
[Stadt] gebessret wurd, begerten inen ouch zuo so-
licher b. hilflich ze sind.' 1441, Aar. Stadtr. ,Zuo b.
irer stäten hat ein stat Bern friheit geben irer stat
Aarburg, drie jarmärkt und einen wochenmarkt ze
halten.' Ansh. — 3. spec, Verbesserung des Erdreichs,
Düngung; Dünger „Sch;" ZBenk. ,Unt war, dass er
[der Pächter] dekeines jars sumig war an dem bu
der reben, dass siu da von bresten heften, des sun wir
beidenthalp reblüt umb nemen und siu die heissent
besseren, die b. sol in die reben geleit werden.' 1315,
ZZoll. Drk. .Wann Einer eines Andern Gut mit seiner
eigenen c. v. Besserung inistet.' Bs Gescheidsordn. 1770.
— 4. = Bessereten 3; vgl. Ztschr. f. schwz. R. VII a 124.
,Lät er [der Pächter einer Mühle] si ouch besser, die
b. sol man ime wider geben und sinen schaden abe
tuon.' 1301, Z Urk. Bei Versteigerungen sollen, .damit
ein biderman, was er uf sollich ligend guet bieten,
wüssen mög, die bodenzins durch den schulthessen
eigentlichen benamset, angezöigt und demnach mit
vorbehaltung der bodenzinsen die b. solcher ligenden
stucken ufgerüeft, vergantet und verkouft werden.'
1545, Bs Rq. .Von der B. oder Minderung eines Lehen-
guts, de la mieulxvaillance ou diminution du fied.'
1630, F Stadtb. Bei den Taunerheimwesen ,wird nur
die B. verkauft und verschrieben.' um 1720, LSchötz.
— 5. Vermehrung, Aufbesserung. Dem Söldner N.
gibt man für ein Jahr ,35 pfd den. und git man im
1679
Bas. bes, bis. bo>. bus
1680
5 pfd den. zu b.' 1404, G Seckelanitsrechn. ,Die B.
der Pension des Landes Appenzell ist [vom französ.
König] gänzlich abgeschlagen.' 1500, Absch. ,So hat
[1502] ein stat Bern zuo b. irer herschaft erkouft und
an sich gebracht Urges, Bibren, Güminen.' Ansh. —
0. Entschädigung, Belohnung. ,Usgen Hans im Haslach
zuo ainer besrung vom baren ze pflägen von 2'/a jaren.'
G Seckelamtsbuch 1490. ,Es ist ouch in diser etäding
luter beredt, das N. N. der Anna N., siner elichen
husfrowen, des ersten morgens, so sy von im in bruts
wys ufstat, zu rechter morgengab und für ir b. geben
soll zweinzig gülden.' 1501, ZZoll. Ehvertrag. 200 Pfd
geben ihm MGH. als Lohn und ,p.' für seine guten
Dienste. 1507, L Seckelanitsrechn. — 7. Busse, Strafe.
,Swer ein vrevel toet, die man gerichten sol, der sol
driu phunt geben zuo besserunge.' 1283, Aar. Stadtr.
(Rudolfina). ,Swer einen mit gewafender hant wundet.
der sol 5 pfunt geben, ald man sol im die hant abe
slahen zuo b.' ebd. Vgl.: ,Alle seien einig, dass das
Wort B. in der Rudolfina eine Strafe bedeute, in wel-
chem Verstand es auch in antiquissimo codice legum
der Statt Zürich genommen werde.' 1723, Aar. Stadtr.
477. S. noch er-geben (Bd II 83), Bot-Qelt (ebd. 259).
,Die grosse B.' ,Wer sinen eide vor gericht bütet
umb ein sach ze tuende unschuldig ze sinde und der
darnach schuldig funden wirt, der sol ein jar vor den
crüzen leisten und darzue die grosse bessrunge ver-
fallen sin ane genade.' 1401, Bs Rq. ,Wer da ver-
bessert die grosse b., das ist 63 pfd, von dem sollent
die ganz genommen werden und gegen dem er ge-
bessert hat [dem Beschädigten], sol er ouch zem drit-
teil so vil geben.' 1457, ebd. ,Bede rate hand be-
schlossen, dass die ladenherren hinfür von allen b-en.
nemlich die grosse b. und siben mann unrecht, so an
dem gericht bekennt werdent, nit under dem dritteil
den raten nemen sollen.' 1458, ebd. I 188 (Verteilung
der Bussen). ,Uass die selben personen [die sich der
Doppelverpfändung schuldig gemacht] umb die grosse
b., nämlich 00 pfd, gebessert werden sollen.' 1539/00.
ebd. ,Die kleine B.' ,Die scheidlüte mögen die Über-
treter jnmb misshandlung für sye gehörend von 5
Schilling uf biss uf 1 pfd, die man nempt die klein
b., selbs wol darumb erkennen.' 1486, Bs Rq. ,Was
aber Sachen dermassen wären, dass die witer denn
umb die klein b. gestraft solten werden, nemlich von
1 pfd biss uf 20 pfd, ist beschlossen [usw.].' ebd.
Töte"-: scheinbare Besserung im Befinden eines
Kranken vor dem Tode; „die Besserung, bei der sich
die Kranken kurz vor dem Tode recht wohl zu be-
finden wähnen, dann aber schnell dahin sterben VO;"
GA., G.
besserlich: förderlich, zur Besserung gereichend.
.Gesunde geistliche leer und ein frumm b. leben dem
volk herfür bringen.' B Synod. 1532/1775. .Demnach
der model zu reden behalten und geendert würd, wie
es immer besserlichen jeder zyt sin mag.' ebd.
Beiss f. : das Beissende, beissendes Ding. In der Sage
von einem Handbuben, der gegen das Versprechen des
Sennen, ihm eine Glockengeiss zu schenken, einen
Melkstuhl aus einer verlassenen Alphütte holte, indem
er ihn furchtlos unter dem riesigen Berggeist, der sich
drauf gesetzt hatte, wegriss; als der Senn nachher
nicht Wort halten wollte, rief ihm der Berggeist zu:
,Dem ßuoben gehört die Glockengeiss; wären aber nit
gewesen die Hitz und der Witz und die B., die Glocken-
geiss war din gebliben.' Henne 1874, 102 f. (GSev.).
Hundeli-: in einer der vorigen ähnlichen Sage
von einem Sennen, der sich anheischig machte, um
den Preis einer Zitgeiss einen bei der Talfahrt in
einer Alphütte zurück gelassenen Melkstuhl zu holen.
Er nahm mit sich Feuerzeug, einen Hund mit Sporen.
ein Messer mit eingegrabenem Kreuzzeichen und
Agathabrot. Wie er den Melkstuhl berührte, rief
eine sonderbare Stimme: Hettist du nit Fiirli heiss
und Eundilibeiss und Messerlispitz, i'h wett-der helfe'
d' Zitgeiss g'wünnen. Henne 1874, 102 (GMs).
Ab-: 1. (Tüfels-)A. n., coli., Ungeziefer, das den
Pflanzen die Wurzeln abbeisst AlFri., Sulz (Laufenb.).
's A. regiert oder 's Ixet halt nit chönne" wachset, teil
's A. derzue cho" isch, heisst es, wenn auf den Wiesen
die Pflanzenwurzeln abgenagt werden und die Gräser
absterben. — 2. Pflanzenn. a) Nelkenwurz, Geum
comm. und urban. AABb. — b) (Tüfels-JA. LE., Hell».,
Abbeis, Abbeis (St.b), Ruhrwurzel, Potent, torm. Vgl.
Ab-Biss.
Ör-ab-: Familienn. ,Heinr. Orabpeis.' 1277, Bs.
Chern-: = Hirs-Fink (Bd I 867), Bollen-Bick
(Sp. 1117). — Die Schreibung ,-beyss' bei Fris. ; Mal. lässt
nicht entscheiden, ob -ei- oder -i- zu Grunde liegt; für Ersteres
spricht aber das Nebeneinander von .steinbysser' und ,kern-
beiss' im Vogelb. 1557.
Tu'bel-: Familienn. Aa; dafür spöttisch auch
Tüfelbeiss.
,Dübelbeiss.' 17G4, älter: .Tüfelbeiss.' 1530, Strick!.;
1687 (.Düffel-'); doch auch: .Tüfelbis.' 1409, Z Stadtb. (kein
Zürcher), .Hans Tüfelbyss von Schinznach." 1504, Z Glücks-
hafenrodel; .Tüfelbess.' 1408, AaSchinzn.: 1(5(19, B Verzeich-
niss (als Zuuaine); ,Düfelbess.' 1540, AaBrugg; 1557; 1687.
Hü r-en -beiss Härembeiss L (neben -peiss), -beis
GSa., Hürumpeiss AABrugg. Elfingeu, Schottland, Seon,
Wegenst., Wohl.; Gl (selten); LSemp., Sursee; Schw;
Ow, -peis G, üürea-beiss GRHe.; GoT.; S, -bäs Th
Mattw., Untersee, -peiss BoAa. ; Gl; GrHc, Mal.; L;
Schw; THÜiess. ; ZB., Kn., O., S., Stdt, W., -päss ScHSt. ;
iiiTk, -peis AALeer.; ApH. ; Bs; GRHe.; TaFr., -päs Ar;
G; Sch; THEgn., Esch., Hw., Pfyn, Steckb.; ZSth., -päs
Th, -peizg ZStall., Hüribeiss AaFii.; BsL.; GO., W.;
SBib., -beiz S, Hiirlebeis BBrisl., Hürlibeiss Schw,
Ürepeiss GRJenatz, Uropeiss ZF. — n. AiZein.; Gl;
ZDättl., sonst m., Dim. Hüre'beissi S: die erste Frucht
des Jahres (Spinat, Bohnen, Kartoffeln, Kirschen, Bir-
nen, Äpfel), wenn sie als Gericht auf den Tisch ge-
bracht wird (in AABrugg; Gr auch von dem ersten
Brei oder Kuchen aus Biestmilch, in L scherzh. vom
ersten Kinde); dann übh. ungewohnte, besonders wohl-
schmeckende Speise, Lieblingsspeise, Leckerbissen, und
übertr. etwas Seltenes, wonach man Verlangen hat,
ein rarer Genuss. allg. ; vgl. Hürling 5 (Bd II 1586).
Vi, Hürebeiss! rufen die Kinder, wenn die Mutter im
Sommer die ersten Bohnen, Rüben. Äpfelschnitze usw.
kocht S. Potz tüsig, händ-er Chriesi? da' ist en rechte''
Hürepäs! Sch. A" 's Lienetlis Höchsig cha"-mer-sich
wider einist ernüefere' ; mir am H. und de'' Lienetli
a* sim G'speusli AaWoIiI. Das ist (en) H., das ist
ein seltener Genuss. allg. Auf die Frage: Was giH 's
z' Mittag? erhält das Kind von der Mutter etwa die
ausweichende Antwort: es Hüre'beissi SStarrk. ,1hm
schienen derartige Anlässe kein Hürepais zu sein.'
Stutz. ,Wenn ein clostermensch und ein geistlicher
ItWl
Bas, Lcs, bis, bos, bna
1682
unküsch ist, so ist es dein tüfel nüwrat, hürundbeiss,
es ist ein seltsam speis.' Geiler. ,Pr;emetium, quod
pnrlibationis causa ante prsemetitnr, die erst zeitig
fruclit. heürenpeiss.' Fris. ; Mal. ,A1s Einer von Eira
gfraget worden, was Nüws bei ihm? antwortet er, bei
i ii in seigind schon d' Kifel reif; er hab erst kurzlich
mit seiner Frauwen ein guts Mähli gessen, sei Haüren-
peiss.' Schimpfr. 1651. ,Heurebeiss, die ersten Früchte,
primitiae fruetuum.' Denzl. 1710. Spruch und Brauch:
H. mach-di'* g'sund und feiss! als Wunsch Gl. ,Hüren-
peiss, mach mich gsund und feiss, mach mich gross
und stark, dass ich all Paaren überwachs.' Schimpfr.
1651. Der H. macht d' Meitli feiss, Scherzreim Z.
Kommt ein H. auf den Tisch, darf man einen stillen
Wunsch tun Bs. Wenn H. aufgetragen wird, pflegt
der Erste, der es bemerkt, seinem Tischnachbarn einen
leichten Schlag auf Kopf, Schultern oder Rücken, auch
einen Stoss mit dem Ellbogen zu versetzen oder ihn
am Ohr oder Haar zu zupfen, worauf dieser Gruss
die Kunde um den Tisch macht, begleitet von den
Worten : H., gib dem Anderen (Disem) au''1 Ei"s (A"s)!
d. i. einen Schlag, Stoss usw. (auch gedeutet als: gib
dem Andern auch etwas davon) Aa; L; G; Sch; Th;
ZB., Kn., 0., W., Wl., das ist H, gib im Nachher ouch
Ei's! AALeer., H., gib 's unter! BsL. ; in L antwortet
der Angestossene auf den Ruf H. ! mit: macht d' Nare"
feiss! In Ap pflegt man beim Überbringen des H.
eine Maulschelle zu versetzen oder das Haar zu raufen
(TTobler).
Wahrsch. Substantivierung eines formelhaften mhd. hiure
enbeiß fPrät. zu en-bissen; s. Sp. 1090], eig. = neuer habe
ich zum ersten Mal (davon) gegessen. Die Vorstellung ,zum
ersten Mal' wurde mitgedacht wie in H&r-üt (Bd II 1586);
vgl. auch Hiir-uf (ebd.). Die Formel dürfte zunächst in dem
oben mitgeteilten oder einem ähnlichen Spruche, der den
beim Auftragen des ersten Gerichtes üblichen Brauch be-
gleitete, gebraucht und von da aus, nachdem sie für das
etymologische Bewusstsein des Volkes undurchsichtig ge-
worden war, als Bezeichnung des ersten Gerichtes selbst
gefasst worden sein. Über ähnliche subst. Verwendung von
Satzformeln s. GRoethe, Reinmar von Zw. 288 f. 614. Als
Gesehl. ist darnach das Neutr. zu erwarten; das vorherr-
schende Masc. beruht auf dem Einfluss von Synn. Bemerkens-
wert sind die Deutungen und Umbildungen, die das etyin.
ganz isolierte W. im Volksmund erfahren hat. Auf einem
Teil des Gebietes wird es als eine Zss. mit Huret, Heirat,
empfunden; daher die häufige Schreibung Hüret-b.; vgl. auch
Sprww. 1824, 252; ein Zürcher erklärte es denn auch dem-
entsprechend als Hochzeitsbissen. Der Th Anon. vermutete
darin frz. heureux repas. Zu der Umgestaltung des W. in
eine copulative Verbindung (Ilürumjteiss, d. i. Uür-und-beiss ;
so schon bei Geiler) vgl. Anm. zu und (Bd I 323); an sie
schliesst sich die Entstellung Bül und Beiss in einer alten
RA. feiss wie Bül und Beins aus AaWohlen.
Süre"-beiss: Sauerampfer ZKloten. — Wahrsch.
nach Anal, des Vor. gebildet.
hart-beiss Bs lt Spreng (hartpais); GRGlar.,
ObS.; SchSI (-bäs); Z (Spillm.), he'rt-, he'rt-beiss Aa
Brugg, Zein.; GrD., L., Rh.; GoT., W.; Sch (-bäs); Z
Dättl., herbeiz GisValz., hart-beissig Bs (hartpaisig.
Spreng); B (Dan.); ZLunn., hert-beissig AABrugg, St.;
Bs; Z: 1. im eig. S. a) hart beissend. ,Die rissenden,
zanbleckenden ryden [Rüden, d. i. der schwäb. Bund
1499] muostend einist iren alten hass regen und irer
hartbeissen [Var. hartbyssigen] zänen lust biezen. und
also dann mit zerbissnen zänen und zerrissner hut
leren frid und ruow haben.' Ansh. — b) „hart zu
Schweiz. Idiotikon IV.
beissen, sauer. Ein hartbeisser Apfel I,; Z." —
2. „hartmäulig, von Pferden L; Z." — 3. bildl. a) vom
Menschen : a) abgehärtet, unempfindlich (bes. gegen
Witterungseinflüsse, Schmerzen), zähe, ausdauernd Aa;
Bs; Gr; GoT.; Seil; ZLunn.; „allg.; fest, standhaft,
tapfer Lj Z." En hertlms(nkr Ma" Sch. Si ist e"
hartbeisses Mensch Z (Spillm.). Die wilde" Mannte
sind schwarz und chli" und öne G'wand, hertbeiss und
g'fi.v und völlig g'höret g'si*. Alpenbote 1827. ,Die
alten Inhaber [von Gk] waren rauhe, starke und hart-
beisse Leut." Güler 1616. .Siliceus vir, hartbeisser
Mann.' Denzl. 1677; 1716. Adv.: Herthas g'wnnet VW
Juge'd Sch. Herthas Stand halte", ebd. — ß) harten
Sinnes, hartnäckig, starrköpfig Bs; Sch; Z, hartherzig
B; Z. Selb ist en hertbäser Ma" : 's ist nüt mit im
z' hand ScnSchl. Das ist en h-er (Kerli)! Z. ,Jene
[Leute weltlichen Standes], wie hartbeiss und spröd
sie auch sind, erkennen doch ihre begangene Miss-
tritt, bitten um Verzeihung.' JJBkeit. 1638. S. noch
Gr. WB. IV 2, 509. — b) von Sachen: zähe, schwer
zu bearbeiten, z. B. von einem Steine, Stück Holz Z,
schwer zu lösen, von einer Aufgabe Z (Dan.). Du
hast da en Härpeissen underhänds, zu Einem, der sich
an einem schwer zu bearbeitenden Gegenstande ab-
müht ZDättl. Als Fluni. ,Dry juchart genant hart-
beissen in der breity.' 1522, Tn Beitr. 32. 20. ,Ein
manmad genant hartbeissa.' ebd. Vgl. Härti (Bd II
1647). — lind-pais(ig): Gegs. zu hart-beiss : , weich
von Leib und Gemüt' Bs (Spreng).
bart-beiss: bärbeissig, wild. , Wider frefne, bart-
beisse leut, die ander leuten überlegen warend, legt
ich [Hiob] mich ein, ich stuond inen in die zän.'
LLav. 1582. — Wohl verdruckt für .hartbeisse.'
Beissel m. : Mensch, der immer keift AaF., Ke.
beissen: beizen. ,Mit gerstenmel oder sunst ge-
beisstom körn.' Vogelb. 1557. ,Gebeisste gersten, ge-
beisster hirss.' ebd.
Penss in.: (närrischer, läppischer) Bursche Aa um
Aar., Brugg, Ruedert, Safenw., Suhrent. E" junge P.
Du bist e" rechte', e" schöne" P. !
Pls: männl. Taufname, Pius Gl.
Bis I 1. GlH, Moll., Näf.; L (Ineichen); Uw, m.
AARuedert., Wohl, (häufiger als Bise'); Gl tw.; Gr
(St.b); L (RBrandst); GFlums (BW); Sch (St.b); UwE.,
Bise" f. AAElfingen, Leer., Muhen, Safenw., Wohl.;
Bs; B; FMu.; GrAv., Nuf., Rh., S., Scuolms, Spl.,
Tschapp., V.; S (in Bb. -i-); W, BWe" GRChurw., D.,
Glaris, Klost., Sch., Schuders, UVatz; GWallenstadter-
berg, Bise" I in. GrRIi., Tschapp.; PPo. ; ZOSth. (in
USth. nicht), BWe" GRÜbS. : 1. a) schneidend kalter,
trockener, aufhellender Wind. aaOO. (ohne Gl; Gr
tw.; GFlums, Wallenstadterberg), und zwar a) gew.
der Nord- oder Nordostwind; auch Nordwestwind BHa.,
Ostwind B tw. Syn. Bis-Luft (Bd 111 1160), -Schön,
- Wind. ,Byss ist ein hiesiges Landt-Wort und heisst
also der Wind, welcher von Ost, item auch der, so
von Nord härkommet. Den ersteren nennet man in
hiesiger Gegend die Äckherli-Byss, den anderen die
Ar-Byss. Der erstere wehet zwar oft im Jahr, doch
sonderheitlich einmal im Fruhe-Jahr durch etliche
Tag und bringt grosse Kälte, wird benamset die grosse
Byss. So lang diso Byss nit kommet, ist kein Som-
mer zu hoffen, wie deren Alten Sprichwohrt und ge-
wisse Lehr, die von der Erfahrnuss bestelltet wird.'
106
1G83
Bas, bes. bis, bos, bus
1684
XVIII., FNJacob (UwSa.). D' B. chütet, zieht. Nach
dem W Volksglauben ist die B. erst seit der Refor-
mation ins Land gekommen; mit der Kälte im Glau-
ben sei auch Kälte in der Natur eingetreten. Rupfen
1851, 44. .Aquilonia loea, ort da die byss vil rychsnet
oder stäts wäyet.' Fris. ; Mal. .Die Bisen blaset. Die
B. kumbt von Nord, welcher Wind hier den Meister
spilet.' GKönig 1695. ,Die Bäurin ist besorgt, dass
alle die Herdspisen [Feldfrüchte] sie bringe unter
Dach, eh sie gefrört die Bisen.' Berglieüer. .Wenn
auch einst von Brand und Bisen die Waide falbt. die
Eicheln risen.' Sintemal 1759. Zur Bezeichnung der
Himmelsrichtung; vgl. bisen-halb (Bd II 1109), -toerts.
.Gegen der byss', gegen Nordosten. Türst um 1489.
Wenn ein Bär unterhalb [des als March dienenden
Brunnens] .gegen der byseu' gefangen würde, so ge-
borte das Haupt nach Neuenburg. 1521, Absch. (Grenz-
bereinigung zw. Neuenburg, Waadt, Burgund). ,Aqui-
lonaris, gegen der byss gelegen oder gegen mitter-
nacht. Septentrio, die byss, mittnacht.' Fris.; Mal.
.Wenn man den Sack [Lokalname] tuet obsich gon,
gegen der Bisen.' Myricäcs 1030. .Gegen Bisen', gegen
Norden. 1720; 1763, Abscu. (Grenzbereinigungen zw.
B und F im Seeland). — (ä) schwarzi B., Nordwest-
wind AALeer. ; B, Nordwind B (Zyro), Ostwind S. ,Der
rauhe Ostwind oder der schwarze Bisen behauptet
besonders im Frühlinge und im Herbste die Ober-
hand, dauert meistens einige Wochen an und ist im
Winter von schneidender Kälte, im Sommer von Hitze
und Trockne begleitet.' S Gem. 1836. Vgl. Sehwam-B.
— y) .grosse B.' s. a. — b) heftiger Wind, der kalte
und feuchte Nebel oder auch Regen und Schnee bringt
P; W; in PPo. der Regen bringende Südwind oder ein
nur kurze Zeit anhaltender, Schnee bringender Nord-
wind. — 2. übertr. a) (mit dem Nordwind verbun-
denes) Schneegestöber, Schneestäuben GrAv., Churw.,
D., Klost., Rh., Seh., Tschapp.; GFlums, Wallenstadter-
berg. Es chunnt e" Bisch GFlums. — b) leichte
Schneedecke GRÜbS. — c) (in W auch Blsi n.) = Bis-
Ncbel (Sp. 632) BHa., „0.;" Gl (nur in dieser Bed.);
PPo. (wo Nebel nicht üblich); W; dichter Nebel, der
auf den Bergen oder im Tale dem Boden nach schleicht
Gl. E" chalti, e" ßsteri B. W. D' B. chunnt, hanget
an'n Berge" Gl. D' B. ist so digg g'lege", das'-me"
nüd e" Stigg, nüd Stubes mt umme", nüd d' Hand
vor dem G'sicht g'sih" het GlMoII. ,Das Schlimmste,
was im gegenwärtigen Fall die Wanderer treffen konnte,
war das Herannahen einer schwarzen Bise, die sie
nach kurzem Aufenthalte auf dieser Höhe [der Sandalp
am Tödi] zur eiligen Flucht zwang.' FKeller. RA.:
,In der Beis herumfahren', von einem Redner, der
den Faden seiner Rede verloren hat. Ebel. Vgl. noch
B.-Gtcht (Bd II 112), -Bauch.
Ah J. ljisri f. (Notker), mhd. bise f. (nur in obd. Quellen);
auch Gr. WB. I 1398; Schm.-Fr. I 291; Fr. Ztschr. IV
186. Über die Verbreitung des W. auf roman. Gebiete vgl.
Diez 4 52 f. Der tw. Übergang vom Fem. zum Hase, erklärt
sich aus dem Einfluss von Synn. (vgl. Fön Bd I 843/4, Luft
liil 111 1 157, Wind). Einen alten (freilich nicht ganz sichern)
Beleg für das Hase, enthält die Stelle: ,Den beissen Ostwind
und dergleichen starke blast hassend sy [die Muscheln]. '
Fischh. 1563, 134 a. Von Ortsnamen dürften hieher ge-
hören: ,Bys-Egg' BHottwyl, Madiswyl, Sumisvvald, ,-Luft'
BWorb; ,Bysou-Feld' BG.; ,-Berg' FStdt (Leu, Lex.).
E-Bis, -Bise" m. : Südostwind ZBäretsweil, Strahl-
egg. Syn. Ober-Bis-icind. 's ist E. Der E. bringt
de" gröst Sehne, ebd. — Äcker li- s. Bis 1 a ct. —
Ar- (Are'- AAÜuedert.) Bis f. Ndw, m. AARuedert. ;
L; Zg; ZAuss., -Bise" f. BE.: der von der Aare her
kommende, Regen bringende Nordwestwind. aaOO. ;
in Uw auch der Nordwind. .Der eigentliche Nord-
wind oder Boreas heisst hier im allgemeinen die Bys,
zuweilen auch Aarbys, wahrscheinlich weil er über
die Aare oder den Aargau hieherströmt.' Uw Gem. 1836.
,Wie dan der Arbiss Bruch ist' Stockm. 1606. ,Wann
die Arbeyss den Fön bestreit, zum Haglen fast ge-
wogen, nimb dein Quartier bei disem Hirt, dem Wetter
zu entrannen.' JLCvs. 1661. .Borolybicum seu Zephyro-
Boream norninant Arbys.' Cappeler 1767. .Nordwest,
Aarbys.' JXSchnvder 1782 (LE.). S. noch Bis 1 a a.
Zur Bezeichnung der Himmelsrichtung: ,[Von Luzem
aus liegen] gegen der pfön die herschaft Weggis, gegen
die arbiss Willisow und Sursee, Sursee mer gegen
mitternacht; gegen sibengestirn die grafschaft und
statt Rottenburg.' Türst um 1489. — Oster-Bis f.:
1. Nordostwind Ndw. ,1m Frühling herrscht besonders
auf dem äussern See der Küssnachterbys, zu Ostern
gleichsam periodisch, daher auch Osterbys genannt.'
Uw Gem. 1836. ,Den Nordwestwind [nennt man] Aar-
bys, den Nordwind selbst Bys und den Nordostwind
Osterbys.' Pil. u.U. .Osterbys norninant aretapelioten
seu Euro-Boream.' Cappeler 1767. — 2. Ostwind LV.,
W. (Dan.). — Föne°-Bise°: der gewöhnlich kurz
vor dem völligen Eintritt des Föhns auftretende Nord-
wind U. — „Früeli"gs-Bis f.: der dichte Frühlings-
nebel Gl." — Glarner-Bis. ,Der Gl. ist für Uw der
Ostwind, bringt Trockne und Kälte.' UwGem. 1836.
— .Gletscher -Bise"': kalter Gletseherwind. Kohl,
Alpenreisen; s. Fr. Ztschr. VI 81. — Gregö ri-Bise"
f.: am Gregoriustage (s. Bd II 723) wehende Bise B
Lotzwyl. S. noch Chrebs (Bd III 782). - Herbst-
„Bis Gl", -Bise" VV — f.: der dichte Herbstnebel. —
Küsnachter - Bis s. Öster-B. — Land- Bise" f.:
das ganze Land bedeckender Nebel W. — Berg-Bis:
(vom Borg her wehender) Nordost-, Ostwind Zg.
Rin- „Rimbise" f.: Ostwind UUrs." — Aus dem
bündnerischeu Kheintal kommend.
Schwarz-Bis „m., f.: Nordostwind oder vielmehr
Nordwind L." Auch bei JXSchnyder 1782, 14. — Üs-
tag-Bise" f.: Frühlingsnebel W. — Tal-Bise" f.:
Talnebel W. — Wälder-Bise" f.: der vom Schwarz-
wald her wehende Nordwind Aa (Rochh.). Syn. Wälder.
bise" I, b isene": 1. unpers. a) bise" BHa.; GrAv.,
S., Scuolms, Tschapp.; L; SchwE.; „allg.", bu'e" GrD.,
Pr., Seh.; GFlums (Vtc.'biiet), Ta.,Wall., bisene" GrS.;
UwE., vom heftigen Wehen der Bise BHa.; L; SohwE.;
„allg.", bes. sofern sie Schneegestöber (staubförmigen
Schnee) mit sich bringt; winden und schneien übh.
Gr; GFlums, Ta., Wall; UwE. Es biset. Truche" b.
GFlums. — b) bise", von dichtem, kaltem Nebel BHa.;
Gl. Syn. bis-neblen (Sp. 632). Es bised hü griselüeh.
— 2. (bü'e", p-J. Es bischet, sagt man beim Melken
von Kühen und Ziegen, wenn (z. B. infolge eines or-
ganischen Fehlers) die Milch, statt in einem dicken
Strahl, staubförmig zerteilt aus den Zitzen kommt
GFlums, Ms. Auch pers.: Die Chue tnschet (an eint
Strich). - 3. bise" BBe., Br., Si.; F; Gl; Gr1>., L.,
Pr., Seh.; L; PAL; GA., oT.; U; W, bü'e" GROhur,
He., Pr., Seh., Tamins; GMs (auch p-). Sa., Wall., bi-
sene" BSi. ; GrAv., Pr., Rh., S., Scuolms. Spl.. Tschapp. ;
LV.; Uw, Ptc. gebiset Gr; W (gibisot), 'bisenet Uw,
I,;s,;,
Bus, bes, bis, bos, bus
1686
"Mse" HÜ., mit .haben' W ; St.*, mit .sein' und .haben'
Gr (Tsoh.), mit .sein' U: a) vom Vieh auf der Weide,
unter dem Druck der Gewitterschwüle oder von den
Stieben der Bremsen getrieben, mit emporgehobenem
Schweife wie toll dahinstürmen B; F; Gl; Gr; L;
PAL; G; l'w; U; W; „allg." Syn. Innigeren 1 (Sp.
1054), bremsig si". Auch: sieh voll Übermut herum-
tummeln, vom Jungvieh auf der Alp GMs. Wir ehenne'
[das Vieh] noch »et üslasse", si wurde' siist b. [weil
es noch zu heiss ist] BSi. Das JB. der Kühe gilt als
Anzeichen schlechten Wetters F; GrRIi.; W. We"
d' Hab of der Weid omen-anhi' blset, so giht-es nahi"
noc* sauft es Onicetter F. S. noch Schatt-Gadem (Bd II
120). — b) von Menschen, sich eiligst fortbewegen,
davonschiessen BO.; Gr (Kuoni); GoT. ; Uw. Er ist
vor-mer dani 'bisen, das*-icb im Augenblick nüd nie ha"
von im g'sehn BO. Mit dem Nbbegriff übereifriger
Geschäftigkeit BO. ; Ndw; Syn. umen-schiessen. Am
Abe"1 bise" die Gitete" [die Fleissigen, iron.], am Morge*
lige' s' mit Muesse" BBe., Si.
2 ist vpo 1 übertragen: der zerstiebende Milchstrahl
wird dem stiebenden Schnee verglichen. Zu 3. Die Länge
des Voc. ist in solchem Umfang bezeugt, dass sie fürs gauze
Gebiet als gesichert gelten darf. Es besteht demnach ein
quautit. Unterschied von dem gleichbed. ahd. bisön, nihd.
bisen; vgl. über die weitere Verbreitung des W. Gr. WB.
II 3. 46. Zur Bed. vgl. noch laufe" aie 's Bise"-, Bisiie'itter.
Die ganze Sippe ist wahrsch. onomatopoetischen Ursprungs.
umme"-bise°: 1. vom Vieh, wie toll umher-
rennen Gl. — 2. von Menschen, a) „voll Zorn hin
und her, auf und ab rennen Gl; L." — b) bei Nacht
lauernd umherstreichen Gl; „L." — er- bische": =
bisen 3 a GRl'hur, Pr., Tamins. D' Chue ist erbischet.
— ver-bischen: verschneien GFlums. Am Morge"
sind Alp und Hütte" tüf cerbischet g'si".
bisen ig: 1. von der Witterung, wenn es windet
und schneit GrRIi., Tschapp. Hut is 's b. — 2. vom
Vieh, zum Bisen geneigt, ebd. Hut sind d' Chüe
bisenigi.
Bis er m.: kleiner Schneefall Gr (vereinzelte An-
gabe). — Are"-: = Ar-Bis AALeer.
bisere": eiligst (davon) laufen, von (kleinern)
Tieren und Menschen, bes. Kindern AAÜött., Zein.
Da" Boss ist 'biseret, durchgegangen AAÜött. Der
aufgejagte Hase isch 'biseret, dass men-e" im Wetter-
leich nümm g'seh" hat AAZein. Ici ha" müesse" b.,
das'-em nohe" cho" bi". ebd.
bis(e)rig: neblig. ,An einem bissrigen Tage.-
Henne 1874 (GlL.). — Zur Bildung vgl. bvrsterig (Sp. 1609),
ferner beterig, schajferig.
Bischete" f.: vorzüglich durch den Nordwind
erzeugtes Schneegestöber GRKlost.
bisig B; Z, bü'ig GaChurw., oHe., Klost., Valz.:
1. a) vom Wetter, wenn die Bise weht B; Z; in Gr
= bisenig 1. Bisigs Wetter, en bisige'' Winter. ■ — ■ b) kalt
und neblig „Gl;" W. Syn. bisfe'J-neblig. Voll Höhen-
rauch BHa. — 2. = bisenig 2 GrCIiutw., oHe., Klost.,
Valz. D' Galti sind b.
bisle": unpers., von Regen, der durch die Bise
hergeweht wird BSa.
Bis II f.: das Schwärmen und Stechen der Insekten
während der heissen Tageszeit im Sommer, worunter
das Vieh sehr zu leiden hat; seltener übertr. auf die
grosse Hitze selbst Ar. Das Vieh hed d' B., wird von
den Insekten geplagt. D' B. ist hüt starch. Er chonnd
g'rad i" it' B. ine", ,er kommt gerade in die Hitze (des
Tages, den Kerbtieren entgegen).' „In der 1>. gehen."
Präd.: 's ist (hüt) B. N. hat am 15. April 17 IS .Bre-
men aus der Fisel-Eg aussen im Hosensack mir Haus
getragen, und schon allenthalben Beiss gesein', Kenn-
zeichnung eines frühen Sommers. Will.. Ar- Thron.
Adv.: B. iinh. H/he", , des Abends, vor dem Austreiben
der Kühe aus der Hütte, melken, weil die Insekten
in der hohen Sommerhitze früher im vollen Fluge
oder Schwärme sind' Ap; Syn. oss dem Stall milche".
Die Ausspr. Blas (bei TTobler 53 b) ist nach zuver-
lässiger Erkundigung unrichtig, also Zshang mit bissen, an
den nach dem Wortlaut seiner Definition („durchgreifende,
durch den Schweiss beissende Sommerhitze") auch Stalder
deukt, schon aus lautlichen Gründen unwahrscheinlich. Viel-
mehr dürfte das W. mit der vorigen Gruppe zsgehören ; vgl.
bes. Visen I 3.
bise" II: unpers., von den in der heissen Tages-
zeit schwärmenden und das Vieh plagenden Insekten
Ap. Es biset starch, „es ist ein grosses Gesumme."
Biss I Bs; BO. (Zyro); GrS.; Z, Bis III BBr., Ha.,
R.; ScuwMuo.; Ndw; U; Z — in., in GrS. n. — Dim.
Bissi n. AaWoIiI.: 1. a) das Beissen, Hautjucken BR.
lch hau eimmel am ganzen Lib en B., graä-a1s-ich
Chratz hätt. Es Bissi, juckende Stelle auf der Haut
AaWoIiI. (Kdspr.). Beisseuder Hautausschlag. Krätze
BBr., Ha.; GrS.; Ndw; U. Dim., juckende Pustel auf
der Haut: ,Wann Sterbend ausgahnd, so bald es Einen
in ein Achslen oder Schenkel sticht, so bald Einem
ein Beissle oder sonst Etwas wachst, wann etwann
Einen nun ein Floh beisst, furcht er von Stund an,
es seie anders Nichts, dann der bitter Tod.' JJ Breit.
1629. — b) Mottenfrass BO. (Zyro). Vgl. bissen. -
2. Schneide des Messers, in der Verbindung Bugg
oder B. (auch B. oder Bugg Z). Zwischen zwei Dinge
oder zwei Teile eines Dinges, unter denen Jemand
wählen soll, wird hinter seinem Rücken ein Messer
flach hin gelegt oder gehalten, und dann wird gefragt:
B. oder B.? Antwortet der Gefragte z. B. mit B.,
erhält er das Stück, dem die Schneide zugekehrt ist
Bs (auch bei Spreng); ScHSt. (Sulger); ScuwMuo.; Z.
Auf diese Weise pflegten ehedem die Schuhmaeher-
meister das Fleisch, das sie ihren Gesellen zu Mittag
zu liefern hatten, unter diese zu verteilen Z. In Ndw
wird, nachdem zuerst die Frage gestellt worden ist,
das Messer zwischen die beiden Stücke fallen gelassen.
Auch bei Wetten, wobei dem Rücken des Einen der
daran Beteiligten der Rücken oder die Schneide eines
Messers zugekehrt und dann die Frage gestellt wird
Bs; Z. Syn. Bugg oder Bitz, Bugg oder Schnid. ,Rugk
und byss machen, aciebus ludere.' Mal. ,Ruck oder
Beiss machen, acie eultri ludere.' Denzl. 1716. — Mhd.
biß m., das Beissen, gebissene Stelle. Vgl. auch Schru.-Fr. 1 291.
Ab-Bi'ss, -Bi's: ein (abgebissenes) Stück, z.B.
von Brot AASafenw., Schöftl.; BoAa. Syn. Ab-Biss.
— An-Bi's: (zuerst) abgebissenes Stück, z.B. eines
Apfels AAlIuhen, Ruedert., Safenw., Schöftl.; SStarrk.
Biss II f.: 1. Krätze ApM. — 2. uneig., pruritus
genitalium Ap.
Bisse" m. : (durch Ungeziefer bewirktes) Haut-
jucken GRTschapp.
bisse" (bise" AaF.; GMs), Imp. bis AAKäst., Leer.;
BBr.; LBerom., Prät. Conj. biss Aa; BsL., bi's AALeer. ;
B, bi-s Ndw, bissi AAKäst. (neben biss); GrD., Pr.,
1687
Bas, bes, bis, bos, bns
1088
Seh., Tschapp., bi'ssti Aa; GRChur, He., Tschapp.; Z,
bVssti Aa, Ptc. gebisse" GrU., Pr., Seh., sonst 'bisse':
im Allg. wie nhd. 1. (mit den Zähnen) beissen, eig.
und bildl. allg. a) abs. /'* cha" bald nümme" b.,
meine Zähne werden schlecht. Mit guete' Zäne" übel
b., Nichts zu beissen haben ScHSt. (Sulger). .Der
zeitliche Mangel ist öfters ein böser Ratgeb zum Selbst-
mord, insonderheit bei Denen, die zuvor Alles vollauf
gehabt und jetzt mit guten Zähnen übel beissen müs-
sen.' AKlingl. 1091. Der Hund bisst, ist bissig. Hund,
wo belle'd, bisse'd nid. D' Fisch trotte" hitt nid b-,
anbeissen, sich fangen lassen, auch uneig. vom Ver-
kehr der Geschlechter ß (Zyro). 's Messer bisst! War-
nung an kleine Kinder, die nach einem Messer langen
Aa; B; Tu; Z. Mit den Worten 's bisst sucht man
sie übh. vor der Berührung eines Gegenstandes zurück-
zuschrecken B; Tb; Z. Umgekehrt sagt man ermun-
ternd zu einem Furchtsamen, der sich nicht getraut,
sich an Jmdn oder Etwas zu machen: (Nu'' kei* Angst)
's bisst C-di'hJ nüd! B; Tu; Z; vgl. Iwein V. 2260.
Beim Spiel , Tupfen' ruft man dem Spieler, der nahe
daran ist, die getupfte Nuss zu berühren, zu: 's bisst!
(LTobler). — b) mit präp. Bestimmung des Zieles.
I* 's Gras b., wie nhd. ,Verzeihet mir, dass Mancher
muss in den Wasen beissen.' Jos.Wetter 1663. In'n
Chnebel, Bengel b. (müesse") s. Bd III 713; Sp. 1371.
I" d' Chette' b. (miiesse") s. Bd III 504. Dri" 6. 1) frisch
ins Zeug gehen L; S; Z. Ich cha" das Mol auch nid
grüslich dri' b., nicht viel Geld ausgeben L (A zur
Gilgen). — 2) sich auf Etwas einlassen Z. Er hat
und welle' dri" b. Mit hinzugefügtem Dat. P. ; s. Sp.
1605 o. — c) mit Acc.-Obj., gew. der Person. S. Hund
(Bd II 422). Es wird-di°* Niemer b., du brauchst
keine Angst zu haben L; Th; Z. Si bisse'd (Das
bisst) cnand nüd, sagt man scherzh. von Gegenständen
oder Personen, wenn z. B. beschränkter Baum nötigt,
sie nahe zszurücken B; Tu; Z. D' Herre" und d' Bure'
bisse' -nanger nit, halten zusammen (gegenüber den
Taunern). Hofst. (S). ,Unser herren sind nüt...sy
byssend die 5 Ort nit.' 1532, Strickl. ,Hoch verwortfen
wirt, das etlich nit wollen den fuchs beissen und mit
flyss reden, das man gern höret.' B Syn. 1532/75;
s. Fuchs (Bd I 656). , Seinen herren beissen, dentes
in dominum offerre.' Mal. Mit abstr. Subj. .David:
Ich will flux eben uff die fart [um die 100 Philister
zu erlegen]; was ists, wann ich schon lenger ward;
dann mich die lieb auch schon hab bissen.' Holzwart
1571. Durch eine präp. Bestimmung erweitert. De''
Storch het d' Mueter i" 's Bei" 'bisse', sagt man zu
Kindern, die sich erkundigen, was der (niedergekom-
menen) Mutter fehle Z. Sich i" Finger b. s. Bd I
862 u. Seltener mit Acc. der Sache, meist in per-
fectivem Sinne = zerbeissen. Mütteli b. s. Sp. 572.
Stümpli b. s. Stumpen. Ich cha" 's Brot nüme' b.,
wegen schlechter Zähne. Scherzh. von Einem, der
sichs schmecken lässt: Er cha" 's guet b. AALeer. ; Z.
auch vom Liebhaber eines guten Tropfens: Er cha"'
der Wi' guet b. B; S; Z. Das cha"-me', lät-sieh b.!
schmeckt vortrefflich Z. Das mag-ich b., das gefällt
mir Ndw; U. Nüt z' b. und z' breche" (z' g'nage";
s. Sp. 695) ha', wie nhd. Gr; Tu; Z. .Wann er die
ross [zum Botendienst] nit (hette), so hette er dick
weder ze b. noch ze brechen.' 1526, Egli, Akt. .Fünf
arme kleine kind, die wäder zuo b. noch zuo brächen
band.' 1531, Strickl. .Hast du ye yemants gsehen
gastfry sin, der kein hus, nüt ze essen, ze trinken.
ze byssen noch ze brächen hatV' HBcll. 1561. Übertr.
von einem starrköpfigen Menschen: Er ist nid z' bre-
che" und z' b. UwE. — d) ,mit Einem b.', sich mit
ihm herumbeissen. ,In der vergangenen Nacht ist ein
Fux zum Hus komen, hed mit den Hunden bisen;
hed einer 6 Jungi ghan, hed ims alli erbisen; han
ein Schafbock ghan, hed in auch in d' Nasen bisen.'
1641, Zg Tageb. — 2. beissen, stechen, von Insekten
(Ameisen, Flöhen, Läusen); vgl. Anm. zu Ameisen
(Bd I 217), Flöh (ebd. 1183), hecken (Bd II 1116),
Lus (Bd III 1451), Flöh-Biss, ferner Biss- Wurm. —
3. reü. D's Zug, Tuech bisst-sieh, sagt man, wenn
kleine Löchlein wie von Motten drin entstehen BO.
(Zyro), wenn es von Motten zerfressen wird BBr., E.,
Si. — 4. a) eine beissende Empfindung auf der Haut,
Hautreiz verursachen, allg. ; oft unpers., auch mit dem
gereizten Körperteil als Subj. We*'-mu" Chratz het,
das bisst recht BSi. Rauhwollene Kleidungsstücke,
z. B. Strümpfe bisse'd Ein B; Tu; Z. Der Rauch bisst
Fun i* d' Auge", Ein i" den Auge". Wenn 's-eli'''
bisst, so chratz! Ap; Bs; B; Th; Z; s. Bd III 929.
,Was sie nicht beisse, begehrten sie nicht zu kratzen.'
Gotth. Das hat (a' d' Öre'J 'bisse"! von einer Ohr-
feige, von grimmiger Kälte B; Tu; '/.. TJf 'cm Jura
bisst 's, wenn 's ehalt ist Aa. Es bisst •mich eso an'n
Beine', es gi''d Sehne Z. Ja so, bisst 's-dich de't, fehlts
dort? B; Z. Wenn 's Eine' im rechten Aug bisst, so
bedütet 's öjipis Guets Z. Es bisst-mich am rechten
Auge'lid (am rechten oder auch Eng gen Aug), es chotmd
Neber Ap; s. noch Bd I 135. 's recht Aug bisst -m /■'',
ich muess Ettis g'cre' g'sih' Gl. D' Nase" bisst-mi'"'',
ich initc.ss gallig [aufgebracht] si". ebd.; s. noch Sp. 798.
Seltener von der Reizung der Geruchs- und Ge-
schmacksnerven. De'' Schnupftubal: bisst i" der Nase".
De'' Süser bisst uf der Zunge". ,Biss dich üt, so jukel
[kratze] dich!' als herausfordernder Zuruf. 1394, Z
Ratsb. ; dafür im gleichen S. : ,Biset dich üt, so juk
dich da!' 1409, ebd. ,Die Juden band aber etwas
nüws vorband, d' hut bysst sy, in wirt gwüss der Ion;
kummts us, so ists schon um sy ton.' Fdnkelin 1553.
,So man inen etwas in die ougen strycht, das sy bysst,
darvon der Speichel oder fluss gemeeret wirt.' Roef
1554. ,Die läber von den meer-rochen sampt der gallen
wirdt gebraucht zuo dem beissen und raud.' Fiscnn.
1563. .Prurio, beissen, jucken, als wenn einen ein
raud beisst. Der ganz rugken beisst mich, dorsum
totum prurit.' Fris. ; Mal. .Sein haut hat ihn ge-
bissen, die ward ihm gejucket [zerkratzt] frei.' 1569,
Lied. .[Die Ausschliessung von der Nachfolge in
Rhätien durch König Dietwald] König Hilfl'werten so
übel in die Nasen beiss, dass er aus Neid und Ver-
bunst seinem Bruoder Leutharen Onruohwen anrichtet.'
Guler 1616. S. noch jucken (Bd III 38), abJegcn (ebd.
1177), Buggel (Sp. 1088). — b) uneig. 's wird-di*
nüd b., wird dir gleichgültig sein können Z; Syn.
figgen 4 (Bd I 714). Bote zur Entschuldigung des mit
seinem Gewerbe verbundenen unnötigen Schwatzens:
,Waa ligt daran, war man schon spott und etwan eim
das maul aufreisst, den allzeit bald das wunder beisst.'
TStihmer 1580. Spec. a) reizen i. S. v. gelüsten „B"
Ha., R. ; „VO; Gl; Z." „Es tuet-e" nid b., es gelüstet
ihn nicht, er darf es nicht wagen, Das und Das zu
tun [so gern eis täte]." Si hätten -is geren ei's bim
Grind g'non, aber es hed-si nadist nüd 'bissen BR.
1689
Bas, bes, bis, bos, bus
Kühi
Tr>iY-mi<h, wenn's-diek bittst. ebd. i/i'it hed's-mi'1' nüd
'bisse', ((" (/' .4r6e< «' r/n". ebd. — ß) ärgern, ver-
driessen, wurmen, z. li. von .spitzigen' Bemerkungen
Bs; B; Tu; Z. Bisst 's-di<h, nimmst du es übel? B.
Dus hct-niich 'bisset, gass selbe" Tag der Herr Schönler
lue g'sl* iscli und an'h nid e" Minute" '/At g'ha" het,
bi-n-is dnrchc" z' cho". Breitenst. .Das hat dyn vatter
übel bissen [dass die Mutter dir heimlich Geld zu-
gesteckt bat].' JBinder 1535. ,Die schmach und flacht
die fürsten gar übel baiss.' Vad. ,Disen [Schüler soll]
das schelten übel b.' F Schulordn. 1577. ,Das beisst
den Pfaff, er möcht d' Zahn blecken.' JMahl. 1620.
,Und bisse den Bapst übel den [!] grossen Verlurst,
den er vor Ravenna von den Franzosen erlitten.'
FSprecher 1672. ,I>as meiste, das sie bisse, war, dass
Bricht gegeben ward, dass sie auch mit ihrem vorigen
Ehmann ungütlich gelebt.' 1699, ZSth. ,Es reuet,
beisset und peiniget ihn.' AKlingl. 1695/1704. S. noch
Stupf-Lied (Bd III 1098). — ge-bissen "bisse": a) adj.
und adv.. schnippisch ZZoll. Er hat se'b eso 'b. g'sait.
Das ist e* 'bissni. — b) „hochtragend, stolz im Äus-
sern, zunächst von Weibspersonen Bs." — c) „nied-
lich", mit Geschmack gekleidet Bs (Anon.). E" 'bisse"
Mailli. — ebe°-'bisse": zumeist von (altern) weib-
lichen Personen, a) im eig. S. vom Gesichtsausdruck,
mit zsgekniö'enen Lippen. — b) übertr. auf Benehmen
und Charakter. <x) schnippisch, kurz angebunden. —
ß) pedantisch genau. — f) geziert, preziös Z.
Hieher wohl (als hup.) der Hiimlenanio .Byss.' Z Glüuks-
hafenrotiel 1504 (neben ,Fass', ,Wer-dich'); vgl. auch den
S Familiennamen ,Byss' (seit dem XV.), der aber auf Grand
der bei Leu, Lex. III 570 angegebeaen ä. Form ,Bysso' als
Nom. ag. (ahd. 'bifio) zu vorstehen ist, ähnlich wie Bind
(Sp. 1342). ,Biss in das ror', Zuname. 1409, Z Batsb.
ab-: wie nhd. allg. Ghwtz (oder schmal B) müesse"
a., sich mit Wenigem begnügen müssen, knapp zu
leben haben B; S (Schild). ,Wo [von Eheleuten
in Tagen der Not] das Andere alleine entbehren, ma-
gerer abbcissen soll, da kömmts nicht gnt.' Gottii.
Düfel, biss ab! Ausruf der Bewunderung S (Schild).
Der Most ist guet, me" chann-e" g'ad a. niTu. Da
bisst kei" Müs en Eade" (mV) ab, daran ist Nichts
mehr zu ändern, das ist eine ausgemachte Sache B;
GRh.; ScnSt,; Tu. S. noch (Eier-) Weggen. .Wenn
du Kinder hast, die du vor dem Stehlen bewahren
willst, so mnsst du ihnen das erste Mal die Nägel an
den Fingern nicht abschneiden, sondern abbeissen.'
Ammann 1850. Sich de"" fast d' Finger a. [vor Reue,
Verdruss], tve"" 's z' spät iseh B. 's wird-der de" Cliopf
Niemer a., Ermunterung eines Furchtsamen, Un-
schlüssigen Th; Z. ,Kumpt es dann zuo einem krieg,
so wellend wir hie in der statt dem krieg das houpt
(das ist der burgermeister) bald abbyssen.' HBcll.
1533. .Sintemalen sonst das strenge Recht dir den
Kopf abbeissen wurde.' JMet. 1694. Alle" Heilige"
d' Füess a. s. Bd I 1088/9. — Ab-bisser m.: eine
Krankheit im Korn L (Ineichen). Syn. Bisser.
über- (untrennbar): den Ärger, Schmerz, auch
das Lachen verbeissen BE. Er uberbisst. — ume"-:
1. ringsherum anbeissen, im Spiel Bingli u. : Einer
der Spieler steckt ein (möglichst schmales und hart-
gebackenes) Bingli zw. die Zähne und versucht nun
den Rand ringsum abzubeissen, ohne das Ringli mit
den Händen zu berühren, zu zerbrechen oder fallen
zu lassen. Die Aufgabe wird dadurch noch erschwert,
dass die andern Alles aufbieten, ihn zum Lachen zu
bringen. Gelingt ihm sein Kunststück dennoch, ge-
hört ihm das Ganze, andernfalls trägt er die Spiel-
kosten LStdt. — 2. (unter-, umhc-b.) Jmdn oft mit bösen
Worten anfahren Gn (Tsch.). — a"-: wie nhd. allg.;
in Ndw auch von allen schneidenden und klemmenden
Werkzeugen (Hobel, Zange udgl.). — en- umMsse":
zu Mittag speisen PAL liest nid loül umbisse", hast
du nicht gehörig zu Mittag gegessen? AScuott. Inder
altern Sprache auch von andern Mahlzeiten. .Sweler
schultheisse Zürich ist oder an des schultheissen statt
Zürich sizet, der sol anvahen ze gerichte sizen, so
man früe dem rate littet oder derselben zit, und sol
mit namen richten, unz dass man fronmesse gesungen
hat oder unz dass man Zürich gemeinlich enbisen
wil.' Z Ratserk. 1332. ,An dem mentag vor ingentem
maien vastet der küng [Albrecht] die ernd und gieng
do enbissen.' Kuchimeister 1335. ,Diu muoter gebeite
küm, bis man embeis.' Schacuzabelb. ,A1s dick ein
portner rillt, so sol ein maier oder der, der von sinen
wegen da sitzet, enbissen.' 1383, GRotmonten. ,l)er
bannwart [von ZFluntern] sol ze summerzit mit den
hirten hein und sol enbissen one gevärde und damit
wider ze holze gan.' um 1430, Z. ,Wel das holz füe-
rend, den sol man geben ze enbissen oder aber einem
ieglichen rad ein brot.' XV., Z. — Mhd. enbtßm. Dazu
die nomin. Zss. Imhis» (Bd I 236 ff.). Vgl. auch Hür-en-beisa.
er-: 1. a) (mit den Zähnen) zerbeissen. a) im
eig. S., z.B. Fleisch GrCIiui-. Das ka""-me" nid e.
,Als das maultier getrunken, hat ein hecht im sein
undere läfzen erbissen.' Fischb. 1563. Aufbeissen,
von Nüssen : Mi" seit alig, 's b'reichi e" Jedem e" JSruss
i" d's Mül, wo-n-er nid mag e. MLien. 1891 (SchwE.).
— ß) bildl. .Concisus ignominiis, ausgericht und er-
bissen mit schältworten.' Fris. ; Mal. — b) tot beissen
Lila.; Gl; Gr; GT. Hat meö [im XVII.] c" Sü" d'
Färli erbisse", g'schivind hat 's g'heisse": d' Häxe"
hend 's 'tue". Schwzd. (GRPr.). .Moses schlang wirt
der zoubreren schlangen erbyssen; Gott wird stryten,
überwinden und üch den sig in die händ geben.'
Zwingli. ,Uie männly [der Kaninchen] erbeissend ire
jungen gleich als die meuder die jungen katzen.'
Tierb. 1563. S. noch bissen 1 d. Vom Hautreiz: Es
erblsst Ein" fast, juckt Einen fast zu Tode GrD.
Es chunnil e" Jumpfere" vo" Stange'bach, schi hed es
Ding, es erbisst-schi fast, sehi hed dem Vater g'schribe",
schi hei es Mässli Sah d'ra" g'ribe", die Blssi si-ere"
nejtte" 'Mibe", Rätsel vom Knoblauch, ebd. — c) bildl.,
(eine Arbeit) bewältigen Gr. — 2. refl. ,Die starken
ryden [der schwäbische Bund i. J. 1499]_ muostend
sich e.', ihre Beisslust befriedigen. Ansh. (Überschrift
eines Abschnittes). ,Sich e. mit, gegen Einem', sich
mit ihm herumbeissen, herumschlagen, in Worten
oder Taten. ,Sant Bernhard hat sich mit predigen
und sehreiben gar gwaltig und freidenklich mit mönch
und bischofen erbissen.' Vad. .Gleicherweise muosste
sich auch Constantinus mit ihnen [den Alemannen]
erbeissen.' Wdrstisen 1580. ,Bei den Worten, in denen
der älteste Sohn mit dem Vater nochmalen des jün-
geren Brueders halb sich erbeisst.' JWirz 1650. ,Wann
Stand entgegen Stand so lang sich räss erbeisst, bis
dass des Friedens Band sich trennet und zerreisst.'
CMey. 1657. — 3. de" Gr wunder e., in seinen Erwar-
tungen (z. B. hinsichtlich des Geschmackes einer Baum-
frucht, einer Speise, der Annehmlichkeiten einer Be-
1691
Bas, bes, bis, bos, bus
1692
schäftigung usw.) getäuscht werden Obw. — 4. Das liest
erbisse", erlogen GfiFid. — Ptc. er-bissen. ,Coctara
dicitur ceeli temperies, guot, fruchtbar oder wol er-
bissen wätter, das die frücht zeitiget oder reif macht.'
Fris. — üs-, use' -bisse" : 1. (üs-b., in B auch use"-b.)
ausbeissen, im eig. S. Sich en Za* ü. ,Noch ist das
das allerbest und beisset dem anderen allem die äugen
aus [überbietet alles Andere], dass er [der katholische
Gegner] von ihm selbs ausgibt, er seie auch in dem
selbigen [protestantischen] tauf getauft.' 1589, Zellw.
Urk. — 2. (use"-b.) bildl., Jmdn oder Etw. von seinem
Platze verdrängen B. Er ist use"'bisse" wurde". ,Da
ward nun zum Pabst erwühlet Honorius, welchen aber
Alexander II. ausgebissen hat.' JGross 1624. General
Werdmüller und sein Bruder, im Ärger über das Verbot
des Rates, lange Haare und kurze glatte Kragen zu
tragen, sagten. ,man wüsse nit, was man inen z' Leid
tun wolle, damit mans aus dem Bat ausen beissen
möge.' 1656, ZGem. ,Die Reformation hatte einen
guten Anfang dieser Orte [im Misox] gemachet, doch
die prävalierenden Wiedersacher haben sie durch man-
cherlei Bossheiten bald ausgebissen.' NSererii. 1742.
Spec, Jmdn bei einem Andern ausstechen, aus dessen
Gunst verdrängen B. ,Wie Jedes das Andere auszu-
beissen suche und der Schlaueste und Schlechteste
gewöhnlich oben an komme.' Gottu. — 3. refl., sich
aus einer schwierigen Lage geschickt und mit Ehren
herausziehen Bs; B; L; Sch; Tu; Z. Er hät-sic'' noch
guet use^bisse". — üs-ge-bissen: auserlesen. ,1 Pfd
ausgebissen Zimmatrinden.' JJNüsch. 1608; ebenso
JRLandenb. 1608.
ver-bisse": 1. a) zerbeissen Aa; B; Gl; Th; Z.
Er mag Haselnüsse", BariUe'stei" v., er hat sehr
starke Zähne ZO., Zoll. Was wem-mer jetz a"fange",
dass-mer d' Hä/fti clra" hend? Antw.: Miis-Ghegel v.,
so bllbt d% Hälfti an'n Zäne" ZB.; vgl. Anken-Ballen
(Sp. 1149). Pflanzen (spec. junge Triebe), Stoffe usw.
durch Zerbeissen zu Grunde richten B. Verbisse's
Zug, von den Motten zerfressener Wollenstoff B. —
b) tot beissen GnoHe. — 2. wie nhd., (durch Zsbeissen
der Zähne) die Äusserung einer innem Erregung in
Gebärde oder Laut unterdrücken, zurückhalten B; Th;
Zg; Z. D' Täubi v. Mit verschwiegenem Obj.: er
verbisst, presst vor Schmerz, Zorn die Zähne zusammen
BSi. Due numme" v. [verbeisse nur deinen Zorn],
ich fürchten dich mit. ebd. En verbissne* Wind, ein
halb unterdrückter Bauchwind Bs (Becker). — 3. refl.,
sich festbeissen, z.B. von einem Hunde B; auch:
der Hund het verbisse" BO. (Zyro). — ver-bisse".
En rerbissne Mensch, Mensch voll Ingrimm, Neid,
bissig, giftig B; Gl; GrHc, Tschapp.; Tu; ZStdt.
S. auch filzen (Bd I 823/4). — Ver - bissenheit.
,Dann endlich soll freilich aus obiger Geschieht [von
dem jungen Papirius] Jedermann lehrnen, es sei eine
galante, löbliche, erspriessliche Sach um eine recht-
mässige V. und Verschwiegenheit.' GHeidegger 1708.
e"-weg-. Zuel und biss-der e'ieeg die Chue, sagt
man beim Mühlenspiel, wenn man seine , Mühle'
schliesst und dem Gegner eine Bohne wegnimmt ZO.,
Zoll. — zer-. Zerbisse" nennt man solchen Zieger,
der sich nach dem Ausscheiden mit Echis nicht zu
einem Klumpen ballen will, sondern sich in kleinen
Stücken im Kessel herumtreibt B (HsNydegger).
W urm-Bisse" n. ,Die üarmgicht [des Viehs]
nennt man bei uns [in Gl] das Wurmbeissen, weil
man glaubt, die Intestinalwürmer verursachen sie.'
Stbinh. 18U2.
Ze-bisse" n.(?): Mittagsmahl PGr. (Schott 1842,
274).
Bisser m.: 1. (Dim. Bisserli) Zahn Ap (Kdspr.).
— 2. a) Mundstück an der Tabakpfeife oder am
Zigarrenhalter B; S. Bisser han-ich de"" uerchätsehet
ze Dotze'dicis, wenn 's [die Not] z' arg isch g'si".
JHofst. 1865. .Wenn die Kinder die Mundfäule haben,
so soll der Vater, wenn er raucht, ihnen den Beisser
der Pfeife in den Mund stecken' BSi. (HZahler 1898).
— b) abgeflachtes Röhrchen, das in die röhrenförmige
Verlängerung an der Tränkgelte gesteckt wird und
das man dem zu tränkenden Kalbe ins Maul gibt BSi.
— 3. eine Krankheit im Korn L (Ineichen). Syn.
Ab-bisser.
Ürbsi-: Schreckgespenst für Kinder Bs; siehe
Grübsch I (Bd II 697). — lse°-: 1. Eisenfresser.
,Das isenbyserle, rabiosulus.' Mal. ,Wie ein eisen-
beisser, der jedermann tod haben will, wenn er wund
wird, rüewig sein muoss, also kann Gott das meer
paschgen.' LLav. 1582. ,Gott tröuwt den eisenbeissern
under seinem volk, sy werdend von forcht das wasser
nit mögen verhalten.' ebd. ,Wcr ist so ein Eisen-
beisser, der nicht einem espenen Laub gleich werde,
wann gross Donderwätter vorhanden ist'?' FWvss 1672.
.Immodicus jaetator, Eisenbeisser.' Denzl. 1677; 1716.
,Die stolzesten atheistischen Schnarcher und Eisen-
beisser.' JJUlr. 1733. Vgl.: ,Die isenbissenden junk-
hern, deren einer zechen puren in eim pfeffer wolt
gfressen haben, dorstend iezt ir zehen einen puren
kaum ansehen.' Ansh. — 2. Mensch von eiserner Ge-
sundheit und Kraft, der Alles zu ertragen vermag.
Id. B. — Vgl. Gr. WB. III 368.
<'hernen-: Spottname des Müllers; in dem Spott-
reiin : (Müller, Muller oder Müller, Mel"er — Rogge"-
st'eler) Gh. — Hose'schisser ScuSt. ; Z. — Nüsse"-:
Tannenhäher, Nucifr. caryocat. UAlt., Sil. — Nietli-:
Geizhals AaHallwylersee. — Bolle"-: Blutfink, Loxia
pyrrh. Syn. B.-Bicker (Sp. 1120). ,Er isst gar gern
die bollen ab den böumen. darum in die Teutschen
ein bollenbeisser nennend.' Vogelb. 1557.
Bare"- (Bare"-, Barme"-, Barne"-) : Krippenbeisser
„Gr.;" L (Ineichen); GoRh. (Steinm. 1804); „Schw."
— Vgl. BarnbeUttr bei Gr. WB. I 1139.
Bire"-: Spottname der Fürschlösser [Bewohner
der obstreichen .Herrschaft' in Gr] im Munde der
Prättigauer. Bes. in dem Spottreim: B. — Hose'schisser
(den die Herrschäftler mit Prättigauer — Chäsmiiu'rcr
beantworten). Auch in einem Spottreim der Bewohner
von BU. auf die Oberländer: Oberlänger — Brot'
g'schänger, B. - Hose'schisser. — Brom-: = Bollcii-B.
BG.,0. Syn. Brom-Äss(Hi 1499). - Stein-: 1. Vogel-
name = Chern-Beiss (Sp. 1680). ,Es kernend [1529 zu
LSemp.] vogel-fliege als dick, das man den himel, see
noch berg zuo keiner syten sehen möchte, warte wol ein
stund, und werend fast gstalt wie d' steinbisser, fluge
ouch einer in d' kilchen, den fieng Schürman mit der
band.' Salat. .Coccothraustes, Steinbeisser, ein Vogel.'
Denzl. 1677; 1716. — 2. Fischname, Neunauge, gem.
Flusspricke, Petrom. fluv. S; USil. — Vgl. mhd. ttmv
In/M.) Tu., saxatilis piscis.
Tabak-: = Bisser 2 a B. Jetzt hatte Käthi vollauf
zu tun mit Tabakverkaufen, Cigarrenzerschneiden,
1693
Bas. bes. bis. bos, 1ms
I<:ri|
Probieren von Tabakbeissern. Anknüpfen von neuen
Schnürli nnd Quasten an die Sonntagspfeife.' Baüern-
kal. 1887. — Trübe"-: scbarfer. das Ausreifen der
Trauben fördernder Herbstnebel SriiSt. (Sulger); Th;
Z. Syn. Tr.-Chocher (Bd III 125). — Warze»-.
.Wenig gefährlich ist der sog. W.. die grosse Gras-
heuschrecke mit gefleckten Flügeln.' B Hist. Kai. 1872.
Bissi f.: 1. das Hautjacken GrD., Pr. Der Ätti
rimpet und rampet noch as Bitschi wägen aswas Jcar-
jöse' B. im Rügg. Scuwzd. (GrPi\). S. auch er-blssen 1 b.
— 2. Krätze GrL., Pr., Scuolms.
bissig: 1. (in ZStdt, Zoll, g'-b.) beissend. a) im
eig. S. Wenn du nit Bissigs und Brönnigs [Hund und
Fackel] bi-der hättisch, tät-iek-dieh i* tütig Stückleni
zerrisse*, ruft der böse Geist dem mit der befreiten
Kuh abziehenden Knechte zu. Henne 1874, 104 (BE.);
vgl. Beiss (Sp. 1079). Zum Beissen geneigt, bissig,
von Hunden Bü. ; GrRIi. .Beissig, der beisst. mordax.'
Mal. — b) von Kälte. Nebel Ap; BsL.; B; Gl; Gr;
GFlums, W.: Th; Z. E" b-i Chelti, b. ehalt. G'rad im
bissiget Winter, 's ist küt b. — c) von Menschen,
bissig, gehässig B (Zyro); L; ZLunn. Er ist Wetters b.
— d) von Reden B. ,Ein scharpfe oder beissige ge-
schrift, die einen übel sticht, dentata Charta.' Mal.
— 2. leicht zu beissen, von Speisen B (Zyro). —
3. a) („bisig, bissig Vw; Z") krätzig, räudig ApH., I..
M.; B; L; „Vw; Z." .[Lässt man am 9. des Monats zur
Ader] wird man gern beissig am ganzen Leibe' (Ader-
lasstafel in den Kalendern). .Ein arbeitsäliger. räu-
diger, schebiger, kretziger, beissiger Gsell.' Scuihpfr.
1651. .Schau den Strehl, der zwei Mal schon das
beissig Haubt gestrehlet.' Epigr. 1712. S. noch an-
gelaufen (Bd III 1132). Auch vom Vieh: Es ist b.,
sagt man, wenn es infolge krankhaft erhöhter Reiz-
barkeit der allgemeinen Bedeckung oder eines Teils
derselben an harten Gegenständen sich reibt, eine
Folgeerscheinung der Räude, am häufigsten ein Sym-
ptom dieser Krankheit selbst. Arcb. vet. ; vgl. TTobler
54 a. — b) von Zeug, das von den Motten angefressen
ist BO. — Mhd. bißec in Bed. 1. Vgl. bissig. 3 a ist Abi.
von Biss.
Bissigi f.: Krätze B; LE., Malters. E" B. ha",
räudig sein. ,Das Jucken oder Kretzige, Byssige,
Pruritus.' RCts.
BIss I (Bis PAL; GMs, Bi2s BO.; Ndw) m. — Dim.
Bisji PAL: 1. a) Biss AALeer.; Bs; B; GrS., Scuolms,
Spl.. Tschapp.; PAL; Tb; Ndwj W; Z. De" Hund
hnt-em en B. g'ge*. — b) Hautjucken, Krätze GMs;
Nnw; W. — 2. so viel man auf einmal abbeisst,
Bissen übh. AALeer.; Bs; GrS.; PAL; GStdt; Tu;
ZO., S., Stdt. Gim-mer auch en B. (z. B. von einem
Apfel), sagt ein Kind zum andern. .Morsus. ein bitz
oder ein biss.' Fris.; Mal. Häufig als Dim.: .Eine
andere Menge der Leute streckt Hände und Zunge
aus nach guten Bisslein; man teilt die Stellen aus
wie Siegesbeute.' Gotth. .Ofellam, ein stuck fleisch
oder brot, ein stückle oder bissle.' Fris. 1502. ,Nec
digitis tenta nee pinguia delige frusta. die guoten
bissle gryff' nit an.' ebd. .Uuote bissle oder mümpfele
lieb haben, den bauch lassen meister sein, ventre
duci.' Mal. S. noch meister-lös (Bd III 1431), Munt-
pfel mit Anm. (Sp. 232). — Zu 2. Das Dim. kaDn auch
zu Busen I (Sp. 1696) gehören.
Ab-: 1. = dem Vor. 2 S. Gim-mer auch en A. (z. B.
von einem Apfel). — 2. (Äbbiss) Pflanzennaine, Blut-
wurz, Potent, tonn. LE. (Rhiner). Syn. Ab-beiss. —
Tüfels-Ab-biss, -biss: Pflanzenname. Ladern Vor. 2
LStdt. Surs., \\\. Willis.; Sciiwlb.; Nnw. — 2. Berg-
nelkenwurz, Geum mont. GRÜonters. — 3. Teufels-
abbiss, Succ. prat. Aa (Mühlb.); LStdt; Uw (Durh.).
— 4. gem. oder Tanben-Sternkopf, Scab. columb. BO.
(Durh.).
Adams-Biss. .Larynx, Luftrohrloch., A.' Denzl.
1677; 1716; (darnach?) auch bei Sulger. — Vgl. das
syn. .Adamsapfel.'
An-: 1. zuerst abgebissenes Stück (eines Apfels),
erster Bissen AAGontenschwil, Muri; Sch; Tb; Z.
Erster Anschnitt eines Brotes L. — 2. Köder; siehe
Äss I 3 (Bd I 498). — 3. Frühstück. .Man speiset
auch in der Schweiz gewöhnlich wenigstens dreimal,
und wenn man das Essen bei dem Caffec Nachmittags
dazu rechnet, wol viermal, indem Schinken, Braten,
Käse und Brod dabei aufgesetzt wird. Eben so ist es
auch des Morgens zum Caffee, so sie einen Anbiss
nennen, wobei auch der Wein nicht fehlt.' Gercken
1784, 282. - Zu 3 vgl. Anm. zu Imhi«, (Bd I 237/8).
I0-: eine im 8. bis 9. Altersjahr eintretende Er-
scheinung am Gebiss des Pferdes, die darin besteht,
dass der hintere Rand der obern Schneidezähne im
Verhältniss zur Reibefläche derselben kantig oder
hakenförmig vorsteht; sie dient als Mittel zur Alters-
bestimmung des Tieres (Sprache der Tierärzte). —
Flöh-: = Flöh-Bick (Sp. 1117) Gr hPr., S., Scuolms,
Spl., Tschapp.
Hunds-. .Für toub hüntzbyss.' Zg Arzneib. 158S.
,Die wütende Hundsbiss.' BSi. Arzneib. — .Hundbiss',
Familienname; s. Bd II 1422.
Kraft-. .Refectio eibi. Kraft'tbisslein.' Denzl. 1716.
— Lock-. .Christus hat seine jünger ein muster der
zukünftigen herrligkeit wollen sehen lassen und inen
[auf dem Berg der Verklärung] als vil als ein lock-
bisslin derselben geben.' LLav. 1587. — Ver-suech-.
,Die strafen, die Gott den gottlosen hie in zeit antuet.
sind allein v.-bisslin, bis dass inen das gross mal auch
geben wirf LLav. 1587. — Schleck-: Leckerbissen.
.Ein Pfäfflein, das sich am Leibe nichts abgehen Hess
an sog. Sehleckbisslein, sei es Fastenzeit oder nicht.'
Guckk. 1843. .Recisa, das anghouwen ist oder abge-
houwen, stücke [1. .stückle'] oder schläckbissle.' Fris.
1562.
Biss II AaZ.; Ap; BsReigoldsw.. St.lt (Spreng); Gl;
Gr; Ltw.; GRorsch., Stdt, W.; Sch; Th (vorherr-
schend); ÜSil.j ZO.. Bis Bs (Seiler); BBr.; Ltw.;
GMs; SchwE.. Bi!ss AALeer.; Ap; GLÜiesb.; Z (Dan.),
Bi3s AaF., Gontenschw.. Ke., Leer.. Schöftl., St.; Ap;
BsL. tw.; B (allg.); FDüd., Mu.; Ndw; UwE.; Zg;
ZBülach, S., Ge-biss I Gr; PA1. (G'bis); W, Pis.s
AiGontenschw., Muri, Schöftl.; Ap (in Hundw. Pöss);
GlK.; GTa.. T.. NUtzw.; THAml., Berg, Kessw., USee
— n., PI. (Ge-)Bissi Gr. Bl'-ser Z (Dan.), sonst wie Sg. :
1. a) coli., Gebiss. bei Mensehen und Tieren, allg.,
mit Bez. auf Menschen da und dort als niedrig em-
pfunden. E" B. ha' wie en Hund Sch Schi., wie-
n-es Ross AaF., Ke., ein starkes Gebiss; es B. wie es
Müsli, zierliche weisse Zähne B. E" ganzes B., bei
dem die Zähne in den Wurzeln zsgewachsen sind
ZO., Zoll. De" Tökter häd-em de" Za" nüd chönnen
üszere", er häd halt e" ganzes B. Nach dem Volks-
glauben soll es auch Leute geben (bes. Schwaben), die
1695
Bas, bes, bis, bos, bus
1696
e" topplets B., d. h. zwei Reihen Zähne neben einander
haben; solche Leute seien unglaublich starke Esser,
aber auch von grösster Körperkraft ZZoll. ,Der biber
hat ein grausam biss im obern und andern kiffel.'
Tierb. 1563. ,Der walfisch hat ein stark biss.' LLav.
1582. — b) die Spur des Gebisses an angebissenen
Früchten udgl. Nnw (Mathys). — 2. das Maul einer
Zange AaWoIiL; L (Ineichen); Ndw. — 3. Pferde-
gebiss als Bestandteil des Zaumes, allg. .[Des Kiesen
Marcus] pfert, erschrocken ab dem stich, nam daz
pyss inn die zen und fleng an zelouffen.' Morcakt
1530. .Tue im [dem Esel vor dem Fressen] us dem
mul das biss. Wol süberlich, gryfs hoflich an, lueg,
stoss im us kein füllizan.' Haberer 1562. ,Die fyend
[der Makkabäer] habind von himmel fünf herrlich
mann uff pfärden mit guldinen bissen gesähen.' LLav.
1569; , Zäumen.' 1670. ,Grab am Sandt-Johanns-Tag
St Johanns-Wurz, bind sie den Pfärden in das Biss
oder in Schwanz, so kanst 24 Stund ungefüeteret
reiten.' BSi. Arzneib. RAA. Eim 's B. i"tue", eig.
von Pferden, uneig. auch von andern Tieren, dann
von Menschen = Einem Zügel anlegen B; L; Th; ZO.
Me" cliönnt se vil erhüse", wenn Alls im Dorf de"
Hunde' 's B. Vtät, meinen die Schelme in der Ge-
meindeversammlung. JBHäffl. 1813. .Statt gleich zu
Anfang beim ersten Lumpenstreich ihm [dem Sohn]
gehörig das Gebiss anzutun und ferm auf die Finger
zu klopfen, wie sichs gebührte, hat er ihm immer
durch die Finger gelugt und fünfe grad sein lassen.'
Joach. 1898. ,Ich bedacht menschlicher natur blödig-
keit, wenn irs biss nit ins mul wirt gleit' Ruef 1540.
,So in [den widerspenstigen Juden] nit wirt yngeleit
ein biss, so ninipt unghorsam überhand.' JMurer
1567. .Lingua; moderandum mihi est, ich muoss schwei-
gen, ich muoss der zungen ein biss einlegen.' Fnis.
,Eim ein biss einlegen, züchtigen, meisteren, einsi
fürnemmen verhinderen oder hinderstellig machen.'
Mal. ,Wan diser tüfel weder stil ston noch ruow
haben kont noch mocht, biss im vom gwaltigen Gott
ein zom mit hertem biss angelegt ward.' Ansh. ,Gott
wird legen ein Ring an d' Nasen dein, ein hartes Biss
auch in dein Mul, gleich wie man tut eim frechen
Gul.' GGotth. 1619. .Wann Einer ein Gelübd tut...
und er könte es halten, wann er ihm selbst nur ein
wenig ein Biss eintun wolte.' F Wvss 1673. ,Der Geist
wird gezäumet, allen Propheten, Evangelisten und
Apostlen ein Biss in den Mund gelegt.' ClSchob. 1699.
Ma" ieerd-na" [den ,Örtlern'] ei".-.' Biss hinda" und
vorna" o" d' Schnorra* lega", dass si u-ol toSräind
bliha' lö", i"skü"ftig an de" eusriga* mineidig und un-
trüw z' werdet,*, das würd-ma"-na". Göldi 1712. Eim
's Piss i" 's Mül ge", ihm Etwas auf die Zunge legen,
Gelegenheit verschaffen, etwas Vorteilhaftes zu sagen
oder auch zu tun GTa. Über 's Bis i"e" trinke", etwas
Unangenehmes tun müssen ZBül. Im gleichen Sinnc(V):
Me" mucs" mängsmäl Sache" mache" über 's Bisss itse"
Z (Dan.). — 4. (Biss GW., Ge-biss Gr; 1 ' A 1 . ; \V) als
Vorgangsbezeichnung, a) das Beissen (mit den Zähnen)
W. — b) das Hautjucken. Er hed es grüselic''s G.
Ich ha" es 11. am ganze" Lib. — c) Gezänk. ,l)en
gottseligen Märtyrern Cyprianu.ni hat [seine Ahnung]
nicht betrogen, als er zu seiner Zeit das Gebiss und
Wiederwillen der Zeiten Dieneren für einen gewüssen
Vorbotten gehalten der under Valeriano und Galieno
bald erfolgten schweren Verfolgung.' JJBrkit. 1624,
Amhd. biß, r/ebiß n. Zu 1 a. In AaGontensehw., Muhen,
Schüft), soll eine Differenzierung in der Weise eingetreten
sein, dass Bi2a das menschliche Gebiss. Piss das tierische
bezeichnet. Zu 4 c vgl. Gr. WB. IV 1 a 1789.
Über- Uber-BVs: Gebiss, bei dem die eine Zahn-
reihe über die andre hervorragt, bes. von Pferden B.
— über-bissig (uber-bi-sig B): ein Über-Biss ha-
bend, spec. von Pferden B; „VO."
1s- Piss: Gebiss, in welchem angebiieh alle Zähne
zshangen (vgl. ganzes Biss unter Biss 1 a) und des-
wegen keiner krank wird GlK. Syn. Ris-B.
Galgen-Biss. ,Ich will dir [dem Assyrerkönig]
einen ring in die nasen und ein g. ins maul legen.'
1531/48, Jes. = ä|ißaXm . . . x«^iv6v elj xä yzi\r\ oou. LXX.
,G.: Pferdegebiss mit einem Galgen oder Bogen.' Gr.
WB. IV 1 a 1174.
Hand-: Gebiss des ,Hand-Rosses' Aa (Hürhin);
ThHw. — „Bremsel-: eine Art Pferdezaum mit
eisernem Gebiss Ap", zum Zähmen wilder Pferde ver-
wendet. — Ris-Piss GlK., -Bis GMs: = Is-B. —
R os s- Biss: = Biss 3. 1513, L; XVII., AaMuH Ge-
sindeordn. — Sattel-: Gebiss des Sattelpferdes TbHw.
— Zangc°-Bi2s: = Biss 2 Aa.
Bisse" I m.: Bissen GoT.; ZO. Derbes Stück
(z.B. Brot) BsRotcnfl.; Syn. Fetzen, Wampen. ,So
eins ein bissen inschieben wil, so stond darneben der
kinden vil, die nemmends inen us den henden', Schil-
derung des Ehestandes. NMan. 1520. .Er wirtt't seine
schloossen wie bissen.' 1530, Psalm; masl ((jcujicüj.
LXX. ,Iss dann 's Müessle mit mir, will dir nöwe
seltzame Bisen verjähen.' Künkelst. 1655 (Tb). —
Ahd. bißßo m., bißßa f., mhd. bißßc m. Vgl. Bissin IT.
Schau-: Probestück. ,Er erzält, wie die Seligkeit
der gläubigen sei. Dieses aber ist allein ein Schau-
bissen. Sonst hat Gott denen, die in lieb haben, zue-
gerüstet, dessgleichen kein aug nie gesehen.' Alte
Predigt.
bisse" 1 bisu": spezzar il pane PA1. (Giordani).
— Abi. von Bits I (Bis).
bissig: 1. = bissig 1 (Sp. 1693). a) bissig, z.B.
von Hunden Gr; L; Th; UwE.; Z. S. auch hart-
bännig (Sp. 1284). — b) scharf, von Flüssigkeiten,
z.B.Lauge UwE. — c) = bissig lb Z. — d) = bissig lc
Gr; L; G; Th; Uw; Z. — e) von Worten Gr; Th;
Uw; Z. B. rede". S. auch pöchisch (Sp. 972). —
2. = bissig 3 a. .Bissig, reüdig und krätzig sein, per-
pruriscere.' Mal.
a"-bi2sig: von Einem, der auf einen Handel
leicht eingeht, .anheisst' SchwE.
bissle", auch ab-: einen Leckerbissen, um den
Genuss zu verlängern, in kleinen Bissen verzehren,
wie Kinder oft tun G.
Pissli°g m. E" P. Bröd, ein Laib FJ. 1781.
Biss III Ai'H., I., Lutzenh., M.; Zßauma (AKsegi),
Ge-biss Piss Aa (Rochh.); ArH., I., K., M. — n., Dim.
Bissli, P- Ap: Keil (zum Holzspalten). Spec. = Sech-
Bissen Aa (Rochh.). — Lt einer Angabe von ßt«« [Gebiss]
durch bewahrte Voc-Kflrze lautlich differenziert.
Bisse" II: 1. Bisse" AaF., Hl., Kulmert, Leer., Z.;
Btw.j Gl; GR(St.»); L; GF., G., oT.; Scaw; SNA.;
W; Zo, Biss Gl; GG. — m., Bisse* AaEihI., L., Zein.;
ApLutzenb.j Bs; BE., B., Sa., Si. ; Ha; PAL; (iBern.,
l'lunis, Ms, W., We. ; ScH; SRech., Scliwa.; TuEgn.,
Hw., Müllh.; Uw; W; ZDättl., ()., Stdt, Sth., Zoll.,
1697
Bas, bes, bis, bos, bris
I69S
Biss ZO. — f. - PI. Bissi BO., Dim. BtssK (Etay»^
auch Bisscii: (Holz-, seltener Eisen-) Keil, zumeist
zum Spalten von Holz, auch Steinen usw., dann (häufig
ihm.) zum Verkeilen; in Gl; Git; L; GoT. auch =
(hinten I (Bd II 382). Syn. Weggen, das aber man-
chenorts, zum Unterschied von B., spec. einen grossen
oder einen Eisenkeil bezeichnet, wofür sonst auch
iseni B. Muest e" B. ine.* schlahe", es [z. B. der Axt-
halm, ein Stuhlbein] chlaffet sus alliuil. ,Mit diesem,
jenem Geräte scheint ein böser Geist ins Haus zu
ziehen, er stellt sich in den Ehefrieden, es ist der
Bissen, der die Herzen aus einander treibt wie der
Eisenwecken die verharztesten Stücke.' Gottu. ,[Der
Ordensmeister] hat ein bände! ab siner schuben ge-
rissen und sich damit an ein kleine bissen, oben in
d' wand gesteckt, gehänkt.' Ans«. ,Aber das volk dar-
innen [in Babbat-Ammon] fuort er [David] heraus und
teilet sy mit sägen und eisinen haacken [,Trüschwagen.1
1607] und bissen.' 1531/1667, I. Curon. = £v Siaax^ouai.
LXX. ,Man meint, die bissen an der armkettinen
[eines Gefangenen] wäre nit wol versorgt und inge-
schlagen gsin.' 1534, Äg.Tsciiudi. .Steckt die bissen
der kettinen stark in der wand, wie sy hinyn ge-
schlagen was, und warend noch fünf ring von der
kettinen an der bissen.' ebd. .Die biss, von holz oder
von eisen gemachet, holz zuo spalten, euneus.' Fris. ;
Mal. .Under anderen götzen was ein grosser herr-
gott vorhanden [zu St Gallen], den zersaget man
sehyter länge und treib die blütsche von einandren
mit bissen oder weggen.' HBdll. 1572. ,Die Beinlein
zu dem Steinobs [zum Lösen der Binde beim Ocu-
lieren] sollen formiert sein wie ein kleines Bisslein
oder Wecklein, den Spalt damit zu öffnen.' Bhag. 1639.
.[Zum Feldzeug gehören] eisen und hölzerne Bissen.'
Kriegsb. 1644. ,C'uneus, ein Bissen oder Keil.' Denzl.
1677. ,Die Ziegelhütte bei Tössriedern war Lehen
der Städte Eglisau und Bülach, welche dem Ziegler
[die zum Holzspalten nötigen] Schlegel und Bissen
lieferten.' XVII., AWild 1883. ,Die Schiefersteine
werden in Glarus mit eisernen Bissen, so sie in den
Zwischenräumen hineinschlagen, leicht von einander
getrennt.' JJScheuchz. 1707. S. noch Chidel (Bd III
1149). Im Sprw. ,Man muoss zuo den unspältigen
stocken axen, sagen, bissen, weggen und Schlägel
bruchen.' Ansh. (mit Bez. auf die aufständischen Hasli-
taler und Interlakener 1528). ,Zu einem (Auf einen)
harten Ast gehört ein harter Bissen.' B Syll. 1676;
Denzl. 1716, ,ein harte B.' Denzl. 1677; Mey., Hort.
1692; Mey. 1694; Sprww. 1824, 194. ,Ein harter Ast
muss ein harte Bissen haben.' Hospin. 1683. Spec. =
Sech-B. Aa (Rochh.). — 2. Bisse' f. (in GlH.; ZO.
tw. m.) , Dim. Bisseli, Bissji, Bisselti, keilförmiges
Stück, a) (Häu"-)B., grösseres, vom Heustock abge-
schrotetes Stück, das für einige Tage zur Fütterung
des Viehs ausreicht GRÜhur, D., He., ObS. (P-), Pr.,
S„ Scuolras, Seh., Spl., Tsehapp., V.; W. E" B. (Hau")
usse" schrote". — b) von Brot, Käse, auch grösseres Stück
übh. AAEhr., Zein.; GlH.; Tu; Ndw; ZDättl., 0., Sth.
Da" ist e" rechti, e" g'hörigi B. Wortspielend zu einem
Knaben mit einem tüchtigen Stück Brot in der Hand:
Wenn die B. nid sprengt, denn nem de1' Tüfel de"
Stock ! ZSth. ,Hans Jogli Schmid hed in wellen mit
einer Bisen Käs warfen.' 1641, Zg Tageb. ,Acherleut.
Wann si zum erstenmal zu Acher fahren, deren vier,
jedem lji Mass Wein, */» Brot sambt einem Bissen Käs.
Schweiz. Idiotikon IV.
Item, wann si junge Stieren anfüeren, auch so vil.'
XVII., AaMuh Gcsindeordn. — 3. Bisse" f., ärgerliche
oder auch scherzhafte Bezeichnung weiblicher Per-
sonen GRHe., spec. zanksüchtige Weibsperson GRMal.
Die Tonders-, Hii.re'-B.
Mlul. Oißße m., Keil; s. auch Schul. -Fr. I 292. Das W.
gehurt mit den zwei vorhergehenden Sippen Hin und RUn
zu eiuer Wurzel und ist mit Hinnen I auch in der Bildungs-
weise identisch (ahd. wäre ebf. bißßo, bißßa zu erwarten);
es hat sich aber im Sprachgefühl aus diesem Zusammen-
hang gelöst, indem es die urspr. allgemeinere Wurzelbed.
.spalten' festhielt (Bisse" eig. .Werkzeug zum Spalten'), wäh-
rend im Übrigen Specialisierung derselben (zu ,mit den Zähnen
zerspalten, zerkleinern') eintrat; vgl. auch mhd. beißet. Doch
ist, die Möglichkeit nicht abzuweisen, dass die Bed. ,Keil'
sich erst seeundär (durch Übertragung auf Grund der Form-
ähnlichkeit) aus der Bed. .Bissen' entwickelt habe; vgl. auch
das etyniol. entsprechende aisl. bite 1) Bissen, 2) Quer-, Trag-
balken. 3 reiht sich an die zahlreichen Beispiele für Über-
tragung von Gerätenamen auf Personen; die spec. Beil. .zank-
süchtiges Weib' beruht wohl auf dem Anschluss an ,bissig.'
,(ln der) Bissen', Ortsn. (eine keilförmige Schlucht) BSa. ;
vgl. Jahn 1857, 206. ,[Die Mark geht] aus der Bissen in
Berusbad.' 1522, Hof Kriessern.
ise°-Bisse»m. GLNäf.; aScuw, f. Th; ZStdt (1815):
eiserner Keil. — Gunt-Bisse" Aa (Rochh.), -Biss
Gionpiss, -e'ss n. Ap: = Gunten I (Bd II 382). Syn.
Bund-B. — Roll -Bisse": Holzkeil G; Tu; Z. ,Das
holzbyssle, euneolus.' Mal.
Chäs-Bt'sse" m. AaF.; Gl; L; Zg, f. BsL.: Tu;
ZDättl., 0., Stdt, Zoll., -Biss f. Z (Spillm.), -Biss n.
ZBauina: 1. keilförmiger Ab- oder Ausschnitt von
einem Käselaibe AaF.; BsL.; Th; Zg; Z, in ZGOÄg.
gew. der vierte Teil desselben. Wer am Chässännet
den Sieg davon trägt, erhält einen Ch. als Preis Zg
OÄg. — 2. Satteldach eines Kirchturms, bzw. ein
Kirchturm mit einem solchen Dache AaF.; BsL. ; Gl;
L;Th;Z. Syn. Chds-Bitz. Vgl. Bissen-Tach. D' Bos-
meler [die Bewohner von ÄABoswyl] händ nor e* Ch.
AaF. — chas-bisse": ein Spiel. Zwischen zwei am
Boden kauernde Knaben wird ein dritter als Keil ein-
geschlagen, wobei ein vierter kleinerer Knabe als
Schlägel gegen die Bisse" geschwungen wird, Hinterer
gegen Hintern Z (Hirzel). Syn. Höh spalten (Bd II
1247).
Chötti- Bisse" f.: = Gunt-B. GrL. — ßu nd-Biss
n. Bumpiss, -e'ss: = Gunt-B. Ap. — Sech -Bisse" f.:
der hölzerne Keil, der zur Befestigung des Sechs im
Pflugbaum dient SSchwa. Syn. Sech-Weggen. —
Schlei t er- Bisse": eine Schindel, die am Sech auf
der dem , Sechweggen' (s. das Vor.) entgegengesetzten
Seite eingetrieben wird, um dem Sech die Richtung
zu geben LWyn. Vgl. sechen. — Stei"- f.: 1. (Stei*-
Bisse") eiserner Keil der Steinbrecher BR. — 2. (Stei*-
Bisse", lt Spillm. -Biss f.) volkstümliche Bezeichnung
der unter den Pfahlbauresten gefundenen Steinkeile
ZS. — 3. (Stei"-Piss f.) Geschiebebank in einem Flusse
(in der Thur) ZAndelf., Flaach. — 4. (Stei" - Bisse;
-Biss) Pflanzenn., Steinsame, Lithosperm. arv. oder off.
ZW. — Tangel-Bisse", in Gr auch Tüngel-B.: klei-
ner, keilförmiger Amboss, auf dem Sicheln und Sensen
geschärft werden GRÜhur, D., He., Pr., Seh.; GSa. D'
Meiserberger warend [an der Landsgeineinde] de" ganz
Nuuchmittag nit ab Dätsch, und ivinn 's A'bouss und
T. g'hagglet hett. Albr. 1888.
bisse" II Ap (in K. p-); GrL.; Z, lt St.b in B;
L; Sch; Zg, bissne" Gl; GSa., bisne" GRValz., bisme"
107
1699
Bas, bes, bis, bos, bus
1700
GnChur: 1. einen Keil einschlagen; verkeilen. aaOO.
Lime", //icke" und b., sust hat Ein der Tüfel Vschisse*,
sagen die Schreiner Z. — 2. Ptc. gebisset ('bissnet auch
USa.), in der Verbindung geb. voll s. Bd I 782.
a "-bisse": Etwas mittels eines Keils an Etwas
befestigen, z. B. die Kälberkette in einer Wand GrL.
— i"-: 1. i"-b. B; GG.; ZO., ine"-b. ÄALeer.; B; L;
GF. a) einen Keil eintreiben, einkeilen. aaOO. —
b) übertr., sich wie ein Keil in eine Volksmenge ein-
drängen B (rcfl.); L. .Wenn man weiss, wie das an
Jahrmärkten sich drängt und sich einbisst, wo man
erst kaum ein Bein über eine Bank bringen kann und
drängt und drückt, bis endlich der ganze Leib sich
hineingeschoben, akkurat wie ein Keil in hartes Holz.'
Gotth. — 2. Ptc. i"'bisset GkS., Scuolms; ZLunn., in-
gebissnet, -'bissnet GfiHe., Landqu., Fr., i"'bisnet G
Weisst., l*'bismet GrCIiut, in-gebisse", -'bisse* GRChur,
Glaris, Spl.; Z, in der Verbindung l. voll = ge-bisset
voll. „Die Kirche war ingebissen voll Leute." —
ander- (untrennb.): einem Gegenstande durch Unter-
schieben eines Keils einen festen Stand geben Z
(Spillm.). Die Süle" gnappet (oder haldet), wie" mues'-
si u. — üs-. Ptc. üs'bissnet. Ü. im G'wand, von Jmd,
der sein Kleid so ausfüllt, dass es kein Fältehen wirft;
sonst meist in der Verbindung ü. voll = ge-bisset voll
GSa. — v er- ferne- Ap; BO.; GrRIi., ObS., S., Scuolms,
Spl., Tschapp., V.; L; Sch; Th; Uw; Zg; Z, -bissne"
Gl; GrD., He., Pr., Sch.; SchwMuo. : verkeilen. En
Haue'stil (oder e* Haue*), en Axhaltn v. — Ver-
bissi"g f. GrRIi., Tschapp., -bissni'g GrD., He., Pr.,
Sch. — PI. -e(n): Verkeilung.
zesämme"-: zskeilen Ap. Z'sämme"'bisset, zsge-
drängt, z. B. von mehrern Personen auf einem kleinen
Fuhrwerk Th; Z.
bis, in BSa., Si. bisst, in W büs, bos neben bis (bis
PAL): im Wesentlichen = une (Bd I 360). 1. wie nhd.
bis. a) vor Präp. Bis uf, go" Zürich. ,Bitz uff aller
seien tag.' 1473, Absch. ,Von morgens zu acht uren
bitz zwüschent zweien und dryen noch mittage.' ebd.
Bis e' Mailand WLö. Bis z' Nacht, z' Äbe'd; s. auch
Bd I 38. B. im Homer [Februar]. Bis am Abe"d,
Morge". Bis a* 1) einschliessend, „mit, samt TJUrs.
Was hast z' Morge" [zu Mittag] g'hä"? Antw.: Allerlei
bis an Pastete"." Bis an e" Brosme", an e" Tropf,
bis auf die letzte Brosame, den letzten Tropfen. Id. B.
— 2) abschliessend B; Gl; Th; Z. Er fräss es Boss
bis a* d' Ise", hat einen ungeheuren Appetit ZZoll.
Alle bis a* zieh. ,Nach und nach kamen Alle zurück
bis an meinen Vater.' Gotth. ,Es ward mit recht
erkant und gesprochen, dass die Wallisser sollten denen
von Bern iren schaden ablegen und dem von Karen
das sin wider keren bis an hundert tusent guldin.'
Etterlin 1507. — b) vor andern Adv. B. enen use",
de(r)t use", ad infinitum Aa; B; Th; Z. B. dä(nn),
bis dann, dahin. B. dann ist früe hin und spät da
ZW.; s. Bd II 1318. B. gli"', bald GLÜbst. B.g'nue(g),
zur Genüge Aa; B; Gl; Th; Z. S. noch bis-unz (Bd I
360), -bar (Bd 11 1564), -nu (Sp. 630), -dar, -zue. —
c) als Präp. Bus Visp W. S. noch Bis-hnbiss (Bd I
238), -Nacht (Sp. 657), -Mittag. — d) (auch b. dass)
als C'onj. allg. Wart, b. i<* chumme"! du kannst noch
lange warten Z. Wart noch, b. ä" gast! scherzh. Zuruf
an Einen, der zu lange bleibt Z. In formelhafter
Verbindung: b. und so lang a's AALeer. , Di" Rock
niusst ge" zum Underpfand, b. und so lang du bezahlt
hast.' Wolf, Bei. Gespr. ,Man sölli im sin Anteil
siner Herlikeit in Arest nämen, bis und so lang er
sich in Straf und Ungnad und Gnad ergäbi.' 1641, Zg
Tageb. — 2. (bi'-'s GF.) adv., bis dahin, unterdessen,
inzwischen Ap; Gl; GF., Stdt, Ta. Wart du b. Mer
teend b. e'fange" gä". [IchJ will b. e" Bränzli ne".
JMerz. .Ich will mich biss abwäsend machen, weil
ihr erfahrend alle Sachen.' JMahl. 1674. — 3. Conj.,
so lange als GRHeinzenb. B. mer Kind g'si" sind, so
lange wir Kinder waren. ,Danzen, fraw, noch uweren
sin, bis de [die] pfiff ein ton gewinn', sagt der musizie-
rende Tod zur Edelfrau. Bs Totentanz (ZfdA. IX 344).
Mhd. biß. Zu der Form ,bitz' (auch noch 1470, Bs Chr.)
vgl. das vereinzelte mhd. bitze (in einer Strassburger Hdschr.),
innd. bitte, belle neben bet. Die W Form büs ist Compromiss-
form aus bis und üs (< unz Bd I 300). Zu 3 vgl. got.
mite, griech. eiog, lat. dum.
rfäh-bis no'bes: Adv., nahe ApK., M. Emm z' n.
cho", Einem zu nahe treten. N. zue, beinahe. Es
hed 's n. zue g'ge".
bisig G; ScHSt; Th; ZO., rS., büssig „WStalden,
„busse", bussunt W", büssund WStalden, Visp: Adv.,
= bis ,?. B. wird noch mängi Mit* in en ander Loch
ehrliche". Solger. Dünn [wenn die mechanischen Web-
stühle verboten werden] wem -mer zale", was mer
schuldig sind, aber b. eidlich nüd. Stutz. — Zur Bildung
vgl. unz (Bd I 360) und nam. ia (Bd I 629/30).
Bisägge° PA1. ; W, Bissiiggc" W — f.: Strohsack,
Strohmatratze. — Frz. bismc, besace, it. buaccia, Quersack,
Bettelsack. Zum Ausgang vgl. Casagge" (Bd III 499).
Bisam, Bisem Aa; ApI.j Bs; BE.; L; GW. f-«-J,
We.; ZO., Bisme" GoT., Bismet ApH., L, K„ M.; Th;
ZO., Zoll. — m. : 1. a) Bisam, Moschus, z. T. abge-
kürzt für B.-Chatz (s. Bd III 593). ,Die kostlichen
zarten leut legend in [den Bisam] zun kleidern, röu-
chend die säl und wonungen darmit, tragen an pater-
nostern gülden oder silberin öpfel, darin der b. be-
halten, und wollen rauhe, vergifte, ungesunde lüft
darmit verhücten. Vil weiber sich den buolen darmit
zuorüsten. Wäm vil onmäehtig wirt und in glidern
schwach, dem ist b. guot.' Tierb. 1563, 28/30. , Bisem'
als Zutat zu Quitten-Compott. XVIII., Z Kochb. RAA.
Er b'chönnt der B. vom Müse'dr'eck L (Ineichen);
vgl. dazu: ,Oft verkauft man marder- oder meuss-
träck für bisem.' Tierb. 1563. Die brüne" Schnegge"
schmecki'd tele B , es gi''t guet Wetter Ap (Wetter-
regel). ,Non bene ölet qui (qua1) bene semper ölet
(Martial): Wo man nur allzeit Bisem schmeckt, da-
selbst er meist viel Gstanks bedeckt.' B Sylloge 1676.
S. noch Mosch (Sp. 505). — b) abgekürzt für B.-Epfel
(Bd I 383) oder B.-Chnopf (Bd 111 752). ,I)ie b. und
orenbehenk', unter weiblichen Schinuckgegenständen.
1530/96, Jes.; jetzt ,die Riechfläschchen.' — 2. Pflan-
zenname. Eine wohl-, bisamähnlich riechende Garten-
pflanze ApK., M. (TTobler). a) Reiherschnabel, Erod.,
und zwar a) meist der Bisam-R., Erod. mosch. GoT.,
W., We.; ZO., Zoll. — ß) vereinzelt auch der gemeine
R„ E. cicut. BoE. — b) Bisam-Malve, Malv. mosch.
ZO. — c) Acker-Knautie. Knaut. arv. Aa (Mühlb.). —
d) wilder B., gem. Flockenblume, Centaur. jac. Aa
Wildegg. Vgl! B.-Chütz (Bd III 604), -Bluem.
Ahd. bieamo, mhd. bisem, mlat. bisamum. Zur Form des
W. vgl. auch die Zss. B.-Chatz (Bd III 59S), -Ohrvt (ebd.
905), -Uir (Sp. 1492), -Tier. Bi»me* lässt sich direkt an
1701
Bas, lies, bis, bos, bus
1702
ahd. bitamo anknüpfen, ilcsscu obl. Cas. (biiamin usw.) in
den Nom. iibertr. worden wären (vgl, den Dat. PI. .liisemeu.'
Tierb. 1563); daraus Sinnet durch Autritt eines i wie in
zahlreichen ähnlichen Fällen. Die Form ,bismecht' in ,bis-
mecht-öpfel' (1413, Z Ratsb.; vgl. dazu Bumtch-Chrüi Bd III
905) ist adj. Abi. mittels Suff, -ehi (mhd. 'bisemthi).
Chatze"-: 1. = dein Vor. 2ao B (vRütte). —
2. eupliem. für den scharf riechenden Harn der Katzen
BLangnau (Dan.).
biseme". Dazu ge-bismet: .gebissmet rosen-
wasser', bei der Herstellung falschen Bisams ge-
braucht. Tiekb. 1563.
üs-bisemen: einen Bisamgeruch ausströmen.
Ubertr. ,So bisemet diese edle Tugend ihren herr-
lichen Geruch aus.' JJUlr. 1727.
bismele" I: 1. nach Bisam riechen Gr (St.b); L;
Sch; Z. — 2. (pers. und unpers.) scherzh. euphem. für
stinken Zu., S., Stdt. Vgl. viönten 3 (Bd I 635).
ge-bismelig p-: stinkend ZO.
Plssel, B- (nach einigen Angaben Bisel) W, Pisser
W (so in Goms) — m.: aus Bruch uä. (Bissei- Chrüt)
verfertigte Bürste zum Scheuern der Milchgefässe.
Aus •Binzel, ' Bmzer, Nbf. zu Pinezer (Sp. 1309). Zum
Lautlichen vgl. uss < unz (Bd I 360).
bisele": nach Urin riechen B.
Bisil Bi'si (Bisi. St.2) n.: Urin (Kdspr.). Meist
in der Verbindung: B. (auch es B.J mache", pissen,
von Kindern B (allg.); U.
bisle" I (bi'sle" B), in F piile": zartester Ausdr.
für pissen, zunächst und zumeist von Kindern B
(allg.); F; Gr; L. Vgl. brünzlen.
Vgl. Schm.-Fr. I 409; Gr. VfB. VII 1S6S/9. Die Sippe
ist wahrseh. onomatopoetischen Ursprungs (vgl. mach bs — bs!
als Aufforderung gegenüber Kinderu) und Entlehnung aus
frz. pisaer abzuweisen.
Biseli s. Baseli (Sp. 1662).
Bisent Bisära ra. und f. ZStdt, Zoll., n. ZMönchalt.,
Bö'se-nt n. Ap, Bisang m. ZZoll., Bise" m. Z: 1. Wi-
sent. ,Bisan, Bisent, Mänestier, bison, bonasus.' Eed.
1692. — 2. in RAA. a) als Typus stürmischer Schnel-
ligkeit. (So schnell) laufe", renne" wie-n-en (wie-n-e",
wie-n-es) B. ZMönchalt. Stdt (HMey. 1849, 90 a), Zoll.
So <f schwind wie-n-es Bisentli Z. , Schnell wie ein
Bisen.' Kochh. Bössli, iez lauf, was d' cha""st, lauf
wie der Bise"! ESchönenberger (Z). — b) tue" wie en
B., wildes Geschrei erheben ZStdt f; Syn. wie-n-es
Löh-Bind. — 3. Name .eines unsichtbaren Ungeheuers,
welches in den Lüften schwebte und allerlei Lärm
machte, z. B. schrie wie ein Kind, wie eine Katze,
heulte wie ein Hund, kreischte wie die Krähen usf.
Im Volksglauben noch bis über die Mitte des vorigen
[XVIII.] Jahrhunderts. Man sagte, man müsse sich auf
den Boden legen, wenn es einem begegne' Ap (TTobl.).
Zu 1 vgl. Schade, WB. 1173 ff. Das an!, b auch im
Bair. (Schm.-Fr. I 29 1). 3 erinnert ganz an die Form, in
der anderwärts die Vorstellung von der ,wilden Jagd' heute
auftritt; vgl. Vi'uetie-Her (Bd II 1555, bes. 1557). Mög-
licherweise sind auch die RAA. unter 2 nicht unmittelbar
als Erinnerungen an den Wisent aufzufassen, sondern wurzeln
zunächst ebf. in der mythischen Metamorphose, die nach dem
Ausweis von 3 die Vorstellung von dem laugst verschollenen
Waldtier in der Phantasie des Volkes durchgemacht hat.
Daneben scheint auch Anlehnung an die Gruppe von Bis I
im Spiele; vgl. nam. Btsen-Wgtter.
Üf- läse wer m.: Name eines im XIV. /XV. in ZStdt
erscheinenden Gewerbes. .Khornmacher und uffbise-
wer sind zwei an t werk und stillen ein gesellschaft mit
einander haben und nicht ein zuuft und sullen mit
allen Sachen einem burgermeister wartende syn und
der >tatt panner.' 1336. Gescdworner Brief, wiederholt
1393 und 1498. ,Vischer, grempler, uf bisewer, kürsen-
ner, gerwer, kornmaclier haut nüt [keine Prozessions-]
kerzen.' 1396, Z Stadtb. I 301. Die U. befassten sich
mit dem Transport von Getreide (Mehl) oach auswärts.
,[1416] ist den melmachern gunnen: als den ufbise-
wern ir einem in der wuchen vier stuck, an welicher
lei guotes daz ist, erloubt ist enweg ze füeren, und
der selben einer in den selben vier stucken ein malter
habern enweg wölte füeren, und er aber ein müt
halber [1. haber]-melwes lieber für ein malter habern
enweg füeren wölte, das mag nu einer wol tuon und
einen müt habermelwes für ein malter habern enweg
füeren, und mugent ouch die inelmacher ir einem
den selben müt melwes in der wochen wol geben.
Wult er oucli die vier stuk an italigem habern enweg
füeren, so mugent inen die melmacher für die vier
malter habern vier müt melwes geben. Dis rüeret
an die Ordnung umb daz guot, daz über den Walense
erloupt wirf Z Stadtb. I 391. ,Aber als den uf bise-
wern gen Glarus und in die March erloubt ist un-
verdingoten koufT ze füeren, und ouch den von Glarus
und in die March sol dis Ordnung nicht binden noch
angan.' ebd. 392. Daher erscheinen die U. zusammen
mit den , Kornherren': ,Dis [die vorher Genannten]
sint die uffbisewer und kornherren, die [einige der
ans Zürich vertriebenen, Strassenraub treibenden
.Äusseren'] viengen, bunden und übel handelten.' 1341,
Z Stadtb. I 98. Auch Frauen betrieben das Geschäft;
so erscheinen in einem Vcrzeichniss der U. von 1397
(das auf ein solches der , Kornmacher' folgt) ua. auch
die ,Wettiswilerin' und .des Kündigen wib in Gassen.'
Z Ratsb. Mehrfach werden U. als Beistände vor Ge-
richt erwähnt, so 1397. 1415, Z Ratsb.
Die oben angegebeue Form des W. steht durchaus fest;
die Lesung .uffbrosener' (Äg.Tschudi), .ussbisswer' (FvWyss
bei Yög.-Nüsch. II 228 Ann). 5) ist falsch. Hinfällig ist
natürlich auch die an der zuletzt angeführten Stelle ausge-
sprochene Vermutung eines Zshangs mit den Strassburger
,obessern' [Obsthändlern].
Bisi H: Hitzblätterchen ScHSt. (Sulger), kleine
Ausschläge auf der Haut GMs (Bisi).
Bisi III Ap (auch P-); GStdt — m., Dim. Biseli
Ap: membr. vir. (Kdspr.). Vgl. Pisi-Hvyfj, sperma Ap.
bisle" II -%'-: über ein kleines Unwohlsein klagen
Gl (vereinzelte Angabe).
bislig I -i2-: 1. empfindlich Gl (vereinzelte An-
gabe). — 2. Es ist b., unbehaglich, unangenehm (1lK.,S.
Für 'bisele* zu Bios usw., also urspr. von juckender Hant-
empfindung?
bislicll, , bislig' II: 1. in Verbindung mit .Viertel'
(.quartale') im XIII. /XV. häufig zur Bestimmung von
Abgaben an Getreide, urspr. wohl das gestrichene'
Viertel im Gegs. zum .gehäuft' vollen, dann aber übh.
ein (wohl nach Zeit und Ort verschiedenes) geringeres
.Viertel' im Gegs. zum .Viertel' schlechthin. Im Habsb.
Urbar (I 208/9 Maag) wird für das Amt Grüningen
ein .Viertel' auf 9 Immi, ein .bislig Viertel' auf 6 Itnmi
bestimmt: ,1 imi kernen, der 9 ein viertel tuont';
1703
Bas, bes, bis, bos, bus
1704
,das Brunneguot giltet 6'/a viertel kernen, 1 bislech
viertel habern — das sint 6 imi [Zusatz von anderer
Hand] — und 3 ß phenning.' ,[Eine Schupposse] giltet
dem gotteshuse ze Hilzchilc ze hovezinse sechs verteil
kernen unt ein biselichez.' 1285, LHitzkirch. ,Fratres
ab Steiga [zu ZWallisellen bezahlen ans Stift Gross-
niünster] 2 mod. spelte et 1 quart. bisleich.' 1293, Z
Propstei-Urk.; so mehrfach, einmal auch: ,2 quart. et
umun bisleich.' , Schenkers guot [zinst] ez bisligs
viertel.' XIII., LMalters. ,Rengemans huoba giltet
4 malter; darin git [u. a.] Geringes hofstat 2 vierteil
und eis biselichs. Dir summe ist 4 malter und 3 vier-
teil und 1 biselichs vierteil.' XIII., L; in lat. Fassung:
,die huob Ringmanus IVor maltera et tria quartalia
et unum quartale bislig.' ,Ze [Ai]Brugge nidrent der
Kebgassen lit ein acker; der giltet ze zinse 1 bysling
vierteil kernen.' Habsb.Urb. ,ZeLumphar [AALauffohr]
ist ein güetlin giltet ze zinse 1 bysling vierteil kernen
und 2 vierteil habern.' ebd. .[Dictaj possessiones]
dant pro censu ein bislig viertel.' 1310, L. ,3 fiertel
kernen und 1 fiertel bislich git Peter im Hof.' um
1330, Z Stiftsurb. ,9 fiertel und 1 bisligs vesen git
C. huober.' 1340/50, ebd. ,Uf der hofstatt stuond ein
bisslig viertel haber zendenhaber.' 1411, ZfiBaar.
,Heini Clewi git ... 7ß und 2 bislinge fiertel haber.'
1412, ZBorsikon Offn. .[Einkünfte vom] Hinderbüel:
3 viertel 1 bissling.' 1596, AaMuh Klosterurbar. —
2. von Grundstücken, wohl mit Bez. auf Umfang
und Ertrag. ,Item ein bisligu huoba [nach Esterm.
1875, 290 früher, Setin-plena' genannt, d.i. wohl ,Semi-
plena'] reddens 1 castratum 2 quart. trit. 12 ß et
1 porcum de 10 ß, qui vocatur schulbarg; mediam
partem huius huobe colit C. in Niderndorf, alteram
partem huius huobe colit Metzi zer stappfen.' 1327/33,
LBerom. (Zinsbuch des Kelleramtes).
Wahrsch. eins mit mhd. bi-, bi-eleht, voll bis an den
Rand, schlicht voll; s. Mhd. WB. II 2, 394. Vgl. dazu
ZfdA. 6, 189 f., nara. das dort angeführte Schwab, beinschlecht:
,Vom weichen körn soll der müller vom imnii einen aufge-
häuften, vom harten einen beinschlechten metzen mallon
nenien.' 1317, Ulmer Yerordü. .Acht beinschlechte sind
sechs aufgemessenen gleich.' ebd. Zu der lautlichen Ent-
stellung des zweiten Compositionsteils vgl. etwa vil-lich <^
eil-hcht (Bd III 1049), Famach, M'ienach < -nacht (Sp. 645.
658), henig < hi-nacht (Sp. 661).
Msrne" I BBe.; „GR"Pr. (Kuoni); GO., W., We.,
6i'«»ie" GRoHe.,Pr.,Rh., Valz.; W, bismele" II GrCIiui-,
Mai., Mal., bimele" GrRIi.: flüstern, murmeln. aaOO.
Syn. flismen (Bd I 1212). „Viele Lippenbewegungen
beim Reden machen W; Abi. Bischmer." Er tuet
immer b. und betu" W. Wie der President g'seid hed,
ich si sövel anhänglicher, so bischmet dort Eine'': Ja
b'sunders, wenn esicas z' fressen ummer si. GFient
1898. In de* Stüde; Püsche" und Tanne* hed 's esie
'bischmet wie ra" Geisterhüch. MEuoni.
Angaben aus GrPr. ; GSev., We. schreiben bissme", aber
wohl nur zur Kennzeichnung der Ausspr. -am- statt -im-.
zue-: zuflüstern Gr; W. Aber d' Herrn" heigi"
oich verno', was /htm Stiibu'ofu* sl uisgitädrot, vor-
giplugetschot und zuogebischmot wordu*. W Sagen.
bismerle", biimerle*: Dim. zu bisme>i GnPr.
Bismete" -BiiiHfie" f.: Geflüster GRlg.,Klost., Valz.
bisme" II: = bidmen 1 (Sp. 1019), spec. von der
Erde AaWoIiI., Z.f; Scnw. Wenn 's wie z' Goldau b.
setti. Scbwzd. (Suhw).
F. cd - Bisme" n., in ApK. -Bisem: = Erd-Bidcm
(Sp. 1019) AaWoIiL, Z.f
erd-bisme°: = <T(J-&iW»ic»(Sp. 1019) AaWoIiI., Z.f
Bisöpe" : = Hgsop (Bd II 1688) BHa.
Biesse" AABb.; Bs; B; GlH.; SThierst.; Th; Z,
Firne' AALcer.; BsL.; BSi.; GRPr.; Tu; Z, Biese'
GlH., K.; GW., We. — f., Dim. Bicssli Ap; Bs; B;
Gr; G; ScHStdt; Th; Z, Piessli ÄALeer. ; ApH.,I.,M.;
Bs (Spreng); B; G; Th ; Ndw; Z, Biesli ApK.; GlH:
1. a) e' B. (Brot, Chäs), sehr grosses, derbes Stück
Gl; GW., We. — b) bedeutende Summe (Geldes)
GRPr., Seh. — 2. a) mittelgrosses (Transport-) Fass
AABb., Leer.; Bs; B; SThierst; Tu; Z. Auch dim.
AALeer.; Bs; B. — b) Kanone Aa; Bs; Z. ,Dic zwei
Piecen auf der Landschaft rückton vor, die eine be-
spannt, die andre am Schlepptau gezogen.' Schulz
(Notizen zur Geschichte von BsL.). — c) übertr.,
hochgewachsene, wohlbeleibte Weibsperson B. E*
tolli, e' fermi B. Auch Dim., liederliche Weibsperson
ZStdtf (P-)- — 3. (nur Dim.) seit Auf. XVI. auf-
tretende, noch zu Anf. XIX. geläufige Bezeichnung
für gew. fremdländische Scheidemünzen wechselnden
Wertes, am häufigsten ein „Silberstückchen von 5 frz.
Sols oder ein Sechskreuzerstückchen" AALeer.; Ap;
B (nach Zyro eine Kupfermünze); Gl; Gr; G (Zahner) ;
Tu; Ndw; ZO., Sth. In ZStdt galt ein P. 4— C Schil-
ling, in GlH. 5 Schilling, in BsStdt ,drei Batzen
[Drci-batze"-Büessli Bs Anon.] oder 10 Sols' (Spreng).
,[1807] fanden sich von grösseren Geldsorten fast keine
mehr im Umlauf, dagegen aber häufig fremde Scheide-
münze, bes. deutsche, geringen Gehaltes. Es wurden
zwar im Heumonat die Kupferkreuzer auf 2 Pfund,
die Groschen auf 2 Kreuzer und die sog. P. auf 5 Kr.
herabgesetzt und einige Sorten ganz ausser Kurs ge-
setzt; doch wurden viele Landleute bedeutend ge-
schädigt' Schläpfer 1839 (ApWaldstatt). , Piessli,
Piecette, ehemalige freiburgische Silberstücke von 7,
14, 28 und 56 Kreuzern, die (1810) herabgesetzt und
(1811) wegen ihrem schlechten Gehalt völlig ent-
münzt wurden und nun selten sind.- Kuenlin 1834 (F).
Vom Guldi es B., gew. Anteil an der Verkaufssumme
für Unterhändler, um 1820/40, ZS. Es Tiinzü, gelt,
noch möchtist tue"! Jo, Schätzeli, lopf nor d' Fiiessli!
No", Giger, mach du wacker zue; se, dö liest e" par
B. Sang und Klang 1899 (Ap). ,Es gab in den Staffeln
auch Streit und blutige Händel, welche der Bürger-
meister zu Freiburg hernach recht gern schlichtete,
weil ihm diese Raufereien viele Krontaler und I'.
eintrugen.' Kuenlin 1834. , Piessli' mit dem Bildnisse
Ludwigs XIV. Z Münzmand. 1714. Auf das Ansuchen
eines Ausschusses der Landgrafschaft [Thurgau] wur-
den die ,Piesslein mit Zweifelstrichen und Lilien' auf
6 Kreuzer tarifiert, die andern ,P.' auf 5l/a Kreuzer,
die .Högcrlin' auf 2 Kreuzer und die Groschen auf
11 Pfennige. 1716, Absch. Auf Zürichs Eröffnung,
dass trotz der Taxierung der P. und Groschen auf 6
und 3 Bernerkreuzer dieselben zu 4 und 2 Zürcher
Schilling den Leuten aufgebürdet werden, wird ein
allgemeines Münzreglement für wünschenswert er-
achtet. 1721, Absch. ,Die Schiltliduplon ä tl. 7. 16 ß,
der Ducate ä fl. 4. 4 ß. der Louisblanc ä fi. 2; oder
man wolle ihnen B. oder Ländermünz geben.' 1724,
Troll (Bestimmung über die Wertung der Geldsorten
bei Ausfertigung des Kaufbriefes für den Eschenberg)
1705
Bas, bes, bis. bos, bus
1706
,[Ein verkommenes Weibsbild] mache falsch Gelt, als
P. und Dreissig-Sols.' Bs Mand. 1735. .Erlaubte Scheid-
Münzen: Fünf bätzier von Lucern, Genf und Neuen-
burg samt ihren Bruchstücken, Ortli von Schweiz und
Schaffhausen oder alte Eilfschilliger, Plappert von
Basel oder alte Vierschilliger, Piecettes, deren 3 ein-
fache um 5 Berner Batzen.' B Münzmand. 1756. S. noch
gloggen-ganz (Bd II 887), Lieder-Macher (Sp. 52) und
vgl. B.-Fach'er, knauseriger Mensch Ap; b.-uertig.
Sprw. BAA. Er ist ken Batze* wert, wann- er es B.
im Sack hat. Sprww. 1824; 1869. ,Ich will lieber
einen geschwinden Batzen als ein gemach Biesslein.'
ebd. 182-1. D' Frau ist über es Biesli Meister, Bechts-
sprw., die beschränkte Handlungsfähigkeit der Frau
bezeichnend Gl; s. Z Monatsschr. II 277; vgl. Wiber-
Märkt (Sp. 415). — 4. „etwas keilförmig Spitziges;
z. B. : Etwas mit einer Biesse aus einer Spalte heraus-
grübeln oder eine Biesse in ein Holz hineinschlagen L"
(St.2). ,Was anbetrifft obengemeldte silberne Instru-
ment, welche jetzo gemeiniglich bestehen aus ein-
fachen oder doppelten Piecettes (Piesslenen), so an
einen eisernen, starken, schühigen oder längeren Draht
genietet werden, ist wohl zu bemerken, dass die Zähne
nicht sollen zu lang oder zu spitzig sein, damit man
nicht zu tief in die Zungen einsteche [beim Öffnen
von Geschwüren beim Vieh].' Z Sanitätsmand. 1732.
Frz. piece; vgl. Gr. WB. II 563. Zur Bed. vgl. nani.
auch Stuck. Rätselhaft ist Bed. 4 ; darf man aü eine Ent-
stellung aus frz. pince, pincette denken?
Österen-Biessli: Geldstück, zum Examen am
Ostermontag an die Schüler ausgeteilt ApHundw.,
Stein f. S. Ö.-Batzen. — Churer-Piessli: eine
ausser Kurs gesetzte Münze. Z Ges. 1757, 189. — Sant-
Galler-Piessli: etwas bauchiges Sechskreuzerstück
mit dem Bären des Abtes von St Gallen auf dem Avers
Ap f. — Basler-Piessli. Es neus B. = 13 Batzen
BsL. (um 1820). — Stall-Piessli: (für das Ein-
stellen von Vieh entrichtetes) Stallgeld Ap. Verkäufer:
Nä, Josua, säg noch e" Wort [biete noch etwas höher].
söss nemm-i*'1 lieber 's Chuoli fort. Käufer: 's St. ond
noch zwo Möss Wi°. JMerz.
Biesso: Otter P (Schott 1S42, 274).
Bös m. Nur in der EA.: er städ eswie-n-e" B.,
bolzgerade Nuw.
bös (neben bös) Gr (FStaub); P (Schott 1842, 274;
doch in AI. bes, beis, d. i. bös); W (FStaub), sonst bös
(in GrAv., Churw., D.. ObS., Fr., Rh., S., Seh., Scuolms,
Tschapp., V. ; W tw. bös, bzw. bei). Comp, böser, Sup.
bösist, bÖSt: böse; vgl. den Gegs. guet (Bd II 535 ff.).
I. von Unpersönlichem. 1. nach Beschaffenheit oder
Leistungsfähigkeit mangelhaft, geringwertig, schlecht;
zunächst in physischem Sinne, a) von Tieren. .Brachte
dann ein her den seumer [Saumtier] herwider, er sy
besser oder böser worden, so sol ein her den seumer
wider geben.' XV., Th. .Uff dem merkt [zu Zurzach]
warend die ros wolfel und gultend die büsen ros als
vil als die gueten.' 1524, HsStockar. ,Dass sy das
böst under der herd ussuochtend als das blind und
lam fech zu synem opfer.' Zwingli. ,Das mau Heini
fast böse küe gebe un ross, die im merenteils zu
unnütz abgangen.' Aar. Chr. 1540. ,Man soll auch in
disem vych [bei den Hennen] wie in anderem das best
auserläsen und das böst verkauffen.' Vogelb. 1557
Ein paar Binder, ,nit die besten, auch nit die bösesten.
und schlechtesten.' 1586, ZHöngg. — b) von Körper-
teilen, mit Bez. auf ihre Funktion. ,Böse Augen, bös
Gesicht', von Natur schwach. ,Der esel hat böse
und nit vast langwirige äugen.' Tierb. 1563. ,Blüd
Gsicht sterkon. Wer ein tunket und bös Gsicht hat.'
um 1650, ZElgg Arzneib. , Eisenkrautwasser ist gut
für alle neblichten schwärende Augen und die böss
Gesieht haben.' XVII./XVIIL, Arzneib. E" böser Mage'
Bs; Th. ,Der einen bösen magen hat, cacostomachus.'
Mal. — c) vom Erdreich mit Bez. auf dessen Ertrag-
fähigkeit, unfruchtbar. „Böses Land." E" böser Acher
Bs. N. N. klagte, er besitze 1 Juch. Eeben , böses
Feld', die einmal 18 und einmal 30 Mass Wein ab-
geworfen haben. 1529, TaAad. ,Malignus ager, ein
böser acker, der nit vil frücht bringt.' Fnis. , Böser
Herd soll mit anderem gutem feisstem Herd verbesseret
werden.' Ehag. 1639. Von Grundstücken, mit Bez. auf
ihren Zustand, schlecht gepflegt, mit Unkraut bewach-
sen AaF.; Th; Z. En böser Acher, bös Rebe". .Wenn
ein Lehenmann das Lehengut durch eigne Schuld, Un-
sorg und Trägheit lasst böser werden und nit buwt
[verwirkt er dasselbe].' F Stadtb. — d) von Natur-
produkten, Lebensmitteln usw.; auch = schadhaft, un-
brauchbar geworden. ,Die vier hölzer [Leistung an
das Kloster ZEüti] sollend syn vier tannen im wald,
ungefarlich, nit die besten noch die bösesten.' 1476,
GB. , Aedes male materiatse, aus bösem holz gemacht.'
Fris. Bildl. : ,Dass die nüw sectischen erzmeister bös
böum und falsch propheten sind, ist luter, heiter und
klar zu merken.' Salat. „Böses Futter." ,Der zins-
lütcn ross höw geben, weder zum besten noch zum
bösten.' 1584, LNeuenk. ,Auf einer seifen [der Strasse
war] das grass vil böser denn das ander, und das-
selbig böss grass eins teils zertretten, eins teils aber
abgefressen war. Das guote grass aber auf der andern
Seiten was gar schön und ganz.' Jou.Wetzel 1583.
,[Als Abgabe] ein viertel haber heisset rochhaber; wie
böse der ist, den sol man nicht versprechen [zurück-
weisen].' Habsb. Urb. ,[Kain :] Under allen bösten
garben will ich im [Gott zum Opfer] geben, zammen-
scharben.' Bcef 1550. Von der Spreu im Gegs. zum
Korn. .[Fürkäufer: Ich hab] vil sprüwer unders körn
geschrenket, das bös gemischlet in das guot, wölehs
als der schandtlich gytsack tuot.' Aal 1549; vgl. dazu:
,Ein mensch will ungemeistert sein, alle zeit entbor
schwimmen als ein wurmessig erbs in eim haffen und
das böss in der wannen.' Geiler. Bösi Herdöpfel,
angefaulte, kranke Kartoffeln. Ebenso : bösfesj Obs.
,Böse oder öde [taube] nüssen.' Tierb. 1563. ,Man
sol nachgan und richten, als etwer ze Nümarkt bös
unredlich fleisch veil gehept und es den lüten ze
kouffen geben hat.' 1389, Z Eatsb. ,Swer och bös
visch ze mark trait vaile, die sol er dannan tragen
unverkouft, swene er ez gehaissen wirt von dien, die
darüber gesetzet sint.' um 1400, TiiDiess. Dem Fischer
N. war bei seinem Eide aufgetragen, ,die visch, so an
den markt komen, ze geschouwen und da nieman en-
heinen bösen visch sülle lassen verkouffen, und was
böser vischen darkomen, die sülle er zersniden und
in den sew werfen.' 1414, Z Eatsb. Wer ,böse fisch'
feil bot, wurde um ] Pfd bestraft. 1470, L. ,Welicher
och bös schmalz oder sust ze lützel schmalz brechte.'
XV., SchwE. Hofrodel. ,Man sol nachgan und richten,
wer das bös salz Übernomen und das guot salz ge-
müschlet hat, oder ob ieman das bös salz verkouft
1707
Bas, bes, bis, bos, bus
1708
bab, sid dem mal dass es verbotten ist.' 1382, Z Ratsb.
,Uft' die zitt bin icb uskun an salz, und gultend die
büssen schiben und fesslin as vil als die guoten und
gewann ich nit fyl an dem salz.' 1527, HsStockak.
,Der bronn ist bös, so mag ouch der bach darvon nit
guot syn.' Zwing«. Das [Kopfweh] wird vom Wi"
si", sagte Anne ßi'ibi, und doch ist der nit tippe* bus
g'si", mir macht-er b'sunderbar wol. Gotth. Bösi Milch,
durch mitgerissenes Blut rot gewordene Milch euter-
kranker Kühe B, vom Volk als Strafe für das Aus-
nehmen von Vogelnestern aufgefasst; s. Röt-Hüserli
(Bd II 1748). Mer hei" nume* g' wärmts Chrüt und
bösi Milch. Gotth. — e) von menschlichen Erzeug-
nissen jeder Art. allg. E* bösi Arbet. Die Arbet ist
nit bös, annehmbar, wohlgelungen, z. B. von einem
Schulaufsatz. ,Carmina mala condere, böse vers ma-
chen.' Fris. ; Mal. An-ere* böse* War ist mint s'
g'ivünne*. Sdlger. ,Du macht wol nit ein witzig kouf-
man sin, dass du guotes umb bös gist.' 1400, Z Ratsb.
,Böse kaufmanschatz, die nit wärschaft oder an deren
kein gwün nit ist, improba merx.' Mal. Jneptis
ehartis amicire aliquid, etwas in bös papyr oder ma-
culaturen verbinden oder einwicklen.' Fris. Von Ge-
weben: 1) von geringer Qualität, mit Rücksicht auf
das verwendete Material. ,Ze gottesdienste und ze
tische suln sü gan in mentelen, die erberlich und
geistlich gesnitten sin, von kembelichen tueehe, daz
nuit ze kospar si noch ze böse.' 1314/21, Statuten
der Lazariter; s. Chrieg (Bd III 793). ,N. gab im
[dem Schneider] banmwullen, die er im in den Schop-
pen solt tuon, die was fast bös, darzuo was ir ze
lütze).' 1413, Z Ratsb. — 2) mit Rücksicht auf die
Webeart. ,Swer ze Zürich dehein zwilchen ze böse
machet [zu locker wibt], der git 10 ß ze buoze.' 1305,
Z Riehtebr. .Wir sin ouch einhellig worden umb daz
gebend, daz gen Wien und gen Ungern gehört: wel-
ches da ungewonlich bös ist, und sich die drije des
erkennent. da git ein 10 ein langer sleijer und ein
totzan sechs ein langer houpttuoch ietweders drij
Schilling und ein siben ein langer sleyer achtzehn
pfennig ze buosse.' 1363, Z Stadtb. ,Es hat sich er-
funden, dass die Türstin etswas valsches mit dem
tuech getriben hat, won es obnan guet ist und nidnan
bös.' 1383, Z Ratsb. ,Do rett die junkfrow und sprach,
si gelopte wol, dass es [das von den Kindern herge-
stellte Gewebe] bös wer, won das werch were gar
bös und könde es nit besser.' 1395, ebd. .Man soll
nachgan und richten, als der Wasserflu dien lüten
siden ze kouffen git für Bolyaner siden und man aber
spricht, es si nit Bolyaner side. [Was eine Frau von
Wasserflu erhielt] das was grosse unreine side. Do
klagt si dem Wasserflu, ir wer bösi side worden. Do
sprach er, er wölt si des hie nach ergetzen.' 1400,
ebd. Von Kleidern, Wäsche udgl.; gew. = durch star-
ken Gebrauch abgenutzt, fadenscheinig, blöde; löchrig,
zerrissen, beschädigt, allg. ,Bös, fragilis, attritus, de
vestimentis dicitur.' Id. B. „Bösi Chleider", Schuck,
Hose*, Strumpf. Beisi Wor, roba cattiva PAL (Giord.).
An beise Gang, una cattiva piega. ebd. En böser
Sack. Tue 's bös Zug uf d' Site*, das'-me* 's cha"*
büeze" ZDättl. Scherzh. zu einem Kinde beim Ab-
schied: Ie'' luss (/' Murin- grüc;c*, und wenn st öppis
Böses hei, so soll si 's selber büeze* ZStall. Mich dftri'd
g'ad die arme* Litt [im Winter] 6» schlechter Chost
iniil busein G'icand. JMerz. Jung (auch hiibschi) lÄit
und bös G'wand findt an allen Orten A'hang. mit
zerrissenen Kleidern bleibt man überall hängen L.
.Und das sei dann nicht, dass es nichts hätte; Kleider
hätte es mehr als manche Bäurin, 13 gute Hemden
und böse, es wisse nicht wie viel.' Gotth. Wenn d'
Frau d' Wasch hat, so hat de" Ma** e* scltsni Frau
und e" böses Hembd. Sprww. 1869. Vil Rutsche* macht
bös Hose*, häufige (Berufs-, Wohnungs-)Änderung ist
nicht vom Guten ScHSt. (Sulger); ZBucli. I" böse*
Hose* si*, stä*, in schlechtem Zustande, schlimmer
Lage sich befinden AaL.; B; dafür i* böse* Schuehne"
stä* Th; Z. Vor 100 Jöre* ist eusi Schleie i* böse*
Hose* g' Stande*. Vna Ei*s vor Allrnu* muesst mir
losen, süst bist du z' Hand in bösen Hosen : B'schlüss
d' Stalltür nit, ich wollt 's nit han, la s' wit u*d wagen
offen stän. JJRomang. ,Der [der Heirat abgeneigte]
Vater konnte weder die Minderjährigkeit noch die
Unzurechnungsfähigkeit gesetzlich geltend machen und
befand sich so in bösen Hosen.' B Dorf kai. 1807. Da
isch 's (oder das ist) wit ume* bös, die schadhafte
Stelle (an einem Kleidungsstück) ist von bedenklichem
Umfang; dann übh.: da stehts sehr bedenklieh, z.B.
in ökonomischer oder moralischer Hinsicht Aa ; Th; Z.
Bus ufbös mache* (blätze* ZWthur), schadhafte Stellen
mit schadhaften Flicken ausbessern Ap; Bs; ZWthur;
vgl. Matth. 9, 16. Der Vater bacht vorg'gesse's Bröd
ond d' Mueter macht bös of bös, antwortet in der Ap
Volkssage der Knabe auf die Frage des tyrannischen
Vogts; vgl. Schwzd. IV 2, 18. ,Do si wolt ir blunder
von dem hus tragen, do hat si ein bösen rock und
sagspen in dem sack.' 1390, Z Ratsb. ,Alt ludern und
bös ding.' 1398, ebd.; dafür nachher: ,alte schuoch
und lumpen.' Der Hexerei verdächtig sitzt in Solo-
thurn gefangen Frau Margret von Nüremberg ,in
einem bösen blawen mantel.' 1482, L. ,9 böse läder-
küssy, 3bösse gutschenküssy.' 1551, AaB. (Schlossin v.).
,28 linlachen, klein und gross, guet und böss.' 1557,
Z Inv. ,Ein bös sammetparett, ein bös schwarz par
hosen, ein bös schwarz line roekly.' 1561/2, Inv. (des
HsSalat). ,2 guete und böse tischlachen, 7 neue, dazu
3 handzwechelen.' 1575, Bs Stadtb. ,Verwicklen das
Gefess wol mit Abweschlunipen oder mit einem bösen
Sack.' JRLanuenb. 1608. ,Den Bruch die grossen
Herren hendt: wans d' ündertanen versuochen wend,
so legents böse Kleider an, damits nit kene Jeder-
man.' Com. Beati. ,Du armer, blinder, alter Stock in
deinem bösen bletzten Rock.' Bs Totentanz 1621.
, Küssin, gute und böse.' 1659, SchwE. , Nichts Rechts
kan ihr machen der Schneider, hat doch nur ein böss
Hembd, faule Kleider.' Wahrs. 1675. .Hembder sind
[den jungen, vornehm tuenden zürcherischen Geist-
lichen] nur eine Nebensache, die Hauptsache ist 's
Auswendig — wann dann schon die acht Hembder
binden und vornen alt und bös sind, das macht nichts.'
1779, Z Taschenb. 1881. ,Barfuss, d. i. mit bösen
Hosen, Strumpf und Schuhen, Reisende.' Densler
1817. Vgl. auch: ,Uoli Bösshes', Familienname. 1576,
Meinrausleg. ; s. Bd II 1678. Von allerlei Geräten.
En böse'' Reche*, z. B. mit unvollständigen Zähnen.
E" bösi Wäg, mit einem Konstruktionsfehler. Bösi
Fenster, schlecht schliessende, morsche ß; Z. E*
bösi Stande*, eine durchlässige Tu; Z. ,Die Kuh sollte
eine neue Halfter haben und der Melchkübel sei bös.'
Gotth. ,1 bösen swinspiess.' XV., BsWaldenburg.
,Wier hatten besin schlos an dregen [Trögen], ain
1709
Bas, bes, bis, lins, bus
1710
Schlüssel, der det etwan mengen uff.' HsStockar 1519.
.[Die armen Eheleute] ligend nachts in bösen betten.'
N.Max. 1526. ,Als die fändli und panner in bösen
ghaltern gelegen und also in abgang gericht [waren].'
1543, Z Ratserk. [Im Vorkeller] .bössi fässli', der
Feuerpolizei zuwider mit .eschen' angefüllt. XVI., Z
Taschenb. 1879. ,Ein klein möschi kesseli und sunst
ein bös kesseli.' 1561/2, Ixv. (des HsSalat). ,12 gute
und böse tische.' 1575, Bs Stadtb. .Beide trottgeschirr,
so gar bös gesin, gebunden.' 1577, ZGrün. Von
Schiffen. ,Si haben ein beses Schiff gehabt und das-
selbige überladen.' 1652, UwSa. .Zwischen den Burg-
ställen [an und im Lowerzersee haben] vor wenig
Jahren durch ein liederlichen Zustand eines bösen
Schiffs geist- und weltliche Personen ein Schiffbruch
erlitten.' JLCvs. 1661. Von Baulichkeiten. E" böses
Hüs, ein haufälliges Bs. E" höses Tach; s. Sp. 1518.
,Ein Ordnung, die huser in der stat ze besechen. und
weles bös sy, daz man die gehütet und ordnet ze
bessren.' 1441, Aar. Stadtr. ,[Nur] an einer muren
haben sy etwo wenig bosz huslin abgebrochen.' 1475,
Bs Chr. (Belagerung Ton Neuss). , Dornach hat bös
muren und schwach werinen.' Ansh. .Unser gotzhus
Engelberg [hat] ein alt bös hus zu Lucern gehan by
der cappel und die closterfrowen noch ein bösres
daran.' 1538, UwSa. .Unser bachmeister soll muren,
so bresthaft, bös und buwfellig sind, unseren buw-
herren anzeigen.' 1539, B. Die Baumeister werden
beauftragt, ,von wegen der bösen hüseren, so allent-
halben in der statt sind', zu ratschlagen. 1555, ZStdt.
,Die zwölf sollend zue herbstzyt die öfen bschouwen,
und wo sy einen bössen findend, den heissen machen.'
1576, ZHöngg. E* bosi Sträss, eine schlecht unter-
haltene Bs; Th; Z. .Den ist kein wäg nit zböss nach
zwyt.' Bi'EF 1539. ,Pertusa compita, straassen Ton
häftigem hin und wider wandlen schier gar verschlissen
und böss.' Fris. ,Böse, ruche, zum Faren unkomm-
liche Strassen.' Z Mand. 1707. ,Es sol ein Weibel
mit Denen, so ime zugegeben werdend, die Faden
[Zäune] beschauwen und die bösen leiden.' 1671, Z
Schwam. Von Münzen, ausser Kurs gesetzt, verrufen;
Gegs. ,guet und gäng' (s. Bd II 583). .Abgängen in
böser münz und gülden diss jare 38 pfd 2 ja.' 1456/7,
Bs. ,Uff die zitt schank ich 3 fueder win us in 3 dagen
und lüst vil hyes gelt, und beschis man mich heftig,
und kond nüt mit lieb inbringen von lütten und von
drinkstuben.' 1525, HsStockar. Aus der Geleitbüchse
von AaB. 10 gute dicke Plaparte, 4 ,böse' Plaparte
[usw.], 1527, Absch. ,Dann han ich Peter Kor dem
goldschmid geben umb alles, so er niGnH. gemachet
hat, es sy an löufferbüchsen und baren ze giessen
zum muosshafen mitsampt den broben, so er tan umb
der bösen münz, 43 pfd 3 ß 10 d.' 1559, B Staatsrechn.
S. noch fül (Bd I 787), Beheimsch (Sp. 1093), Pfenning.
.Pondus malum, ein falsch oder böss gewicht, übel
gewägen und nit schwär genuog.' Fris.; Mal. —
f) von Handlungen, Fähigkeiten und andern Verhält-
nissen. En böse" Gang ha*, hinken Z. .Aeger pedibus,
nit wol ze fuoss, der ein bösen gang hat.' Fris. ,[Der
Vogel] Chlorion ist ganz artig zuo allen dingen, er
hat aber einen hösen [mühsamen] flug.' Vogelb. 1557.
E* bosi Hand, eine schlechte Handschrift Bs. ,Ein
böse gedächtnuss', ein schwaches G. Zwixgli. .Diewyl
sich ouch finden lasst, das mit den kilehengüeteren
und almuosen der armen übel hus gehalten, böss und
an etlichen enden gar kein rechnung genommen noch
gegeben wirdt.' Z Mand. 1530. ,Der böst kouf, der
an vorteilhafteste; s. Anm. zu Isen-Grind (Bd II 765).
,So der Schuldner kein farendi pfandt, aber ligent
guot hat, sol einer den schätz [Pfandschätzung] nemen
nit zum besten und nit zum husten.' um 1530, Obw.
Von Schuldforderungen; s. guet (Bd II 538). — g) in
einigen sprw. RAA., z. T. aufs moralische Gebiet an-
gewendet. Das ist en böser Chrüzer, wo en Guldi"
schadt ScHSt. ,Man sagt gemeiniklich : das ist ein
bösser pfennig, der ein gülden schadet.' LLav. 1584.
Es ist en böser Brunne", wo wie" Wasser dri" träge"
mites' ScaSt. (Sulger). 's ist e* bösi Henne", wo d'
Eier vertreit. ebd. ,Das ist eine böse Katz, die ihr
selbst nicht mausen mag.' Mey., Hort. 1692. ,'s best
wird allzyt der hosten sauw.' Grob 1599. ,Der hosten
Sau wird oft die beste Eichel, fortuna non semper ad
meliores pervenit; quo quis ncquior, hoc fortunatior,
fortuna fovet ignavos.' Hosp. 1683. ,Der vogel bös,
ist bös syn ei [xaxoü xöpaxog xaxöv q>4v].' HvRüte
1546. ,Solt es dann ein Wunder sein, wann die Jun-
gen von den Alten mausen lernen, ein böser Rab ein
böses Ei. ein Scorpion gebiert?' AKlingl. Gn. ,Wer
mit bösen Vöglen Beuget, der wird mit inen gefangen.'
FYVyss 1673. Von faulem Baum kombt bösse Frucht.'
1665, ZSth. — h) adv. Wer 's nie Ms macht, der
macht 's nie guet LReiden. Bös lese", mangelhaft Bs.
,Ein alter Bauer, der ziemlich bös las.' B Dorfkai.
1859. ,Die Krämerstochter tat Nichts in der Haus-
haltung und auf dem Felde, sondern wartete den
Laden ab und tat auf der Bank vor demselben, als
ob sie nähe oder lisme, was sie leider bös genug
konnte.' Gotth. .Deterius scripta, übeler oder böser
geschriben.' Fris. .Der Teufel Eigennutz redt böss
tatsch', Bühnenanweisung. Joh.Mahl. 1674. .Barbarus,
der böss latein redt.' Denzl. 1716. Nud bös, nicht
übel, tüchtig Z. Si händ-e" nüd bös ergütschet. —
2. moralisch schlecht, übel. Der Alls hed g'gcsse" mit
den Wtber 's bese" Lebi's PA1. (Übers, von Lukas
XV 30). Gucti Triw empföhd beise" Low PAL (Giord.).
,Du muost ein bösen eid [Meineid] darumb tuon und
bist ouch hös gnuog, dass du ein bösen eid darumb
tuost.' XIV., Z Ratsb. ,Die underkoufer sollent ouch
dheinen bösen koufe machen noch darzuo reden, daz
yemand verkoufe, daz nit vorhanden sye.' 1409, Bs Rq.
.[Einer] rett, der Meis war ein rechter schelm, und
hat die bösen wort mer denn einest gerett.' 1415, Z
Ratsb. , Einung um die acht bösen wort', nämlich
,mörder, kätzer, meineid, dieb, bösswicht, du lügst
oder [wenn Einer] ein hiesse sin muoter ghyen.'
1450/1544, Scaw LB. ,Es werint bös lüt im rat, die
bös rechnung habint gen.' 1491, G Verhör. Ein solo-
thurnischer Untertan entweicht wegen ,bösen lümb-
den.' 1498, LRSchmidlin 1895. ,Vor allen dingen Gott
zuo lob, der heiligen cristenheit zuo eren und durch
willen der billichheit, so sind all böss schwur ver-
hörten bi eim pfund wachs.' 1503, Bs Rq. , Alles, so
nit von Gott kommt, bös ist.' Zwingli. ,Ir zwingend
d' lüt mit dem ban, dass man bös muess für guet
han.' UEckst. 1525, Klag. ,Wee dem, der unrecht-
fertig böss guot begirlich in sein haus raspet.' 1530,
Habak. .Wurdend ouch [1489 in Zürich] die und
ander bös reden [auf Waldmann] mit böserer Ver-
böserung dem gmeinen man hart ingebildet.' Ansh.
,Böse zuored, maledictio. Böse ding von eim sagen,
1711
Bas. bes, bis, bos, bus
1712
eira übel zuoredcn, sinistris sermonibus carpere ali-
quem. Ein böss geschrei oder böser lümbden, fania
adversa. In einem bösen gesclirei sein oder ein bösen
lümbden haben, rumore adverso esse, male audire.'
Mal. ,Die Herren [in der Burg Falkenstein] fieng
man, aber ihre Diener wurden vor dem Schloss ent-
hauptet, nach dem alten Sprüchworte: Böser Dienst,
böser Lohn.' Wurstisen 1580. — Subst. 's Bös a) das
sittlich Schlechte. We""-mer Alls i" eim Schnitz e'weg
list, so chunnd Eim g'wüss nud Böses debl z' Sinn,
mit Bez. auf gelegentliche Derbheiten. .IRoos 1892,
Vorw. Mer hei" öppe" mit Bös mit enangere* g'redt,
entgegnet Meyeli dem anscheinend eifersüchtigen Ja-
kobli. Gotth. ,Es macht ein böses regiment, wo man
das bös für guot erkennt.' JBinder 1535; vgl.: , Böses
siechs regiment, segrota respublica.' Mal. ,Dare malum,
malum objicere, etwas böss tuon.' Fris. ; Mal. —
ß) d's Böia, s. v. a. der Bös (s. II 3 c) W. Es soll
mich d's B. holw. Das ist nit nalirlichs, da het-mer
d's B. g'holfW uberhar trägw [die schwere Last ge-
stohlener Äpfel]. W Sagen (Stalden). — 3. durch
schlechte, ungünstige (phys. oder moral.) Beschaffen-
heit Schaden drohend oder wirkend, arg, schlimm, ge-
fährlich, unangenehm, a) von allerlei Dingen. E"
böses Buech, ein schädliches. E" bösi Stege", Brugg.
Das ist c" böser Häuf, sagt eine Mutter, wenn sie
eine arg zerrissene, schon oft geflickte Knabenhose
ausbessern, der Arzt, wenn er einen unheilbaren Kran-
ken behandeln soll L; s. Bd II 1438. Vgl. auch Charten
(Bd III 488), Batzen, Brief, Pfenning. Mit spec. Bez.
auf Geschmacks- oder Geruchsemptindung. So sagt
man von Getränken, Speisen, die man gekostet hat,
sie seien nit bös, schmecken nicht übel B; Tu. Vgl.:
e" böses Trinke", ein unangenehmes Bs; Tu. ,Iss
lustig, lieber Bruder mein; ich mein, der Fisch werd
nit bös sein, meinsteils fürwar gut dunkt er mich.'
GGottu. 1619. .Tue Imper und Salz daran, [die Stock-
fische] sind nit böss.' XVIII., Z Kochb. Bildl.: ,Er
[sei] allein darumb, dass es ein bös kraut sei, ge-
sinnet, kein weib zu nemmen.' Joii.Wetzel 1583; in
anderm Sinne Bd III 886. Von der Empfindung selbst.
E" böser G'schmack, ein widerwärtiger Geruch Bs; Th.
Beiser Gust, cattivo gusto PA1. (Giord.). ,Die Materi
empfahet einen bösen, unliebsamen Geruch.' JRLan-
denb. 1608. ,Dass nicht etwan durch böss Gestank der
Luft verderbt wurde, sind die todten Cörper verbrennt
worden.' FSprecher 1672. S.noch gräuicelen(BAJl8'33).
Bemerkenswert: (en) böse" Wi" (oder es böses Trank)
trinke", durch den Weingenuss in gereizte, zanksüchtige
Stimmung zu geraten pflegen Aa; Bs; B; F; Gl; S; Th;
Z. Auch mit Bez. auf den einzelnen Fall: Er hat hiit
(en) böse" Wl" 'trunke". — b) spec. von Dingen und
Zuständen der umgebenden Natur. En böse'' Weg, ein
schlimmer, gefährlicher. D's bö* Ort, wa Christe" mid
schi"er Vrönegg üf [aufgestiegen] ist. MKüoni (Gr
Schiers). ,Vom Veltlin hinauf hat es böse Tritt und
Fussstapfen durch Platten und Felsen, die aber also
zugericht sind, dass man mit Reit- und Saumrossen
durchkommen kann.' Gdler 1625. ,Ritten zu dem berg
Karandana und zu aim guoten brunnen und über das
bes gebirg und wildina.' HsStockar 1519. ,Jugum
asperum, ein raucher und böser berg.' Fris.; Mal.
En böser Winter, ein strenger, grimmer. Bös Wetter,
schlimme Witterung. ,Sie wollen nicht reisen, es
macht ihnen zu bös Wetter.' Gotth. 's stät e" böses
Wetter am Himmel, ein gefährliches Unwetter. ,Wir
habend bös wätter gehabt, böse wind oder gegenwind,
tempestate adversa usi sumus.' Mal. ,Gär nass und
böses wetter.' 1596, Ardüser. ,Es war in allen dryen
herbstmonaten nie kein kalter oder böser tag gewesen.'
1599, ebd. ,Den 9. Mai kam ein böss Hägeli von
Kelte; tat den Raben wee.' 1661, Bauernciir. S. noch
Burgunder (Sp. 1588). En böse Luft, Wind, ein
schädlicher, spec. (nach dem Volksglauben) als Krank-
heitserreger Aa; B; S; Tn; Z, Zugluft Aa ; Bs; B.
Vgl. Luft (Bd III 1158), Wind. In-e" böse" Wind
cho", sich erkälten. Si ist in-e" böse" Luft cho",
heisst es z.B. von einer Kuh mit entzündetem Euter B.
,Wie man in einen bösen Luft kommen könne, man
geschwollen werde über und über, dass man die Augen
nicht mehr sehe, so müsste auch an sie ein böser
Luft gekommen sein, aber an ihre Seelen, dass sie
einander selbst nicht mehr kennten, und seien sie doch
Mann und Frau.' Gotth. , Böser und ungesunder luft,
malitia coeli.' Mal. — c) von Zuständen oder Eigen-
schaften des menschlichen Körpers, a) e" bösi Hund,
en boser Finger, e" böses Bei", mit einer Wunde, Ent-
zündung, einem Geschwür behaftet. Bösi Auge", ent-
zündete, triefende. E" böses Mül, aufgeschwollene
oder mit Schorf bedeckte Lippen ; s. noch in-machen
(Sp. 43). En böse'' Chopf, ein grindiger. ,Fast Alle
hatten böse Köpfe, worüber der Fried und das Bäbi
[die Eltern] als über ein Zeichen ausnehmender Ge-
sundheit ihrer Kinder eine herzliche Freude em-
pfanden; die guten Leute wussten nicht, dass böse
Köpfe nur desshalb für gesund gehalten werden, weil
der giftige Krankheitsstoff irgendwo einen Ausweg
findet, statt innerlich zu rumoren.' Breitenst. ,Nur
schade ist es gewesen, dass Jakobli zuweilen etwas
Böses [an seinem Köpflein] hatte, bald böse Augen,
bald eine böse Nase, bald böse Ohren, kurz mit etwas
Bösem kam er selten aus.' Gotth. ,Arzat mit den
bösen ougen het gesworn und geseit.' 1393, Z Ratsb.
,Der byschoff von Losan hat ein guety zyt vast ein
bösen Schenkel und vil grosses schmerzen davon ge-
hept.' 1488, UwSachs. ,Für böse fule melancolische
negel an fingeren und an zechen ab zuo ledigen, das
abfallent und guot wachsent.' ZGArzneib. 1588. , Heilet
bösse brästende schinbein und andere brästen mer.'
ebd. ,Lig uff dem guoten or biss zuo mitternacht,
darnach lige uff das böss or, lige ouch also biss zuo
tag.' ebd. , Nicht gesunde, sonder böse Schenkel.'
1616, Mise. Tig. ,üie alte Base, welche ein böses
Bein hatte, musste bei uns beiden Kindern gaumen.'
1766, Th. S. noch Grind (Bd II 759). — ß) ,Alle
gemeine ougenbrästen küment gmeinlich vom hirni
und houpt, von viler böser füechtigkeit, auch von
einem fulen magen und böser läber, so in das houpt
rüchent.' Zu Arzneib. 1588. S. noch Bluet, Wasser.
— f) e" böses Hai; Hörli, Wimperhaar, das sich nach
dem Augapfel zu krümmt und einen entzündlichen
Reiz auf denselben ausübt Ap; Zu. Syn. uilds Hörli.
Anders: bösi Hat; Wimperhaare mit kranken Wurzeln,
die kleine Entzündungen verursachen B. — 8) 's bös
Öderli, der leicht reizbare und sehr empfindliche Ell-
bogennerv ArK., 31., Stein. Syn. Narren-Beinli (Sp.
1302). Em a" 's bös Öderli ane" cho", auch bildl.,
dessen empfindliche Stelle berühren, ebd. — e) e"
böses Mül, ein Lästermaul; auch in persönl. Sinne.
,Ein lästerliche böss maul, das yedormann übel redt,
1713
Bas, bes, bis, bos, bus
1714
improbum os.' Mai.. ,Es machend etwan auch der sönen
weiber oder andere böse menler vil Unwillens.' LLav.
1582. Eim c(s) bös(es) Mül a'henke* (B; Tu), d's bus
Mül darha* (B); s. Bd II 1460. Er tuet, wie wenn-er
ka* hb.* öderli in -cm hett, stellt sich gutmütig Th.
E" böse* Grind, Ghopf ha*, sehr eigensinnig sein 11.
,Lisebethli hatte einen bösen Kopf, Hess sieh nicht
viel sagen und begehrte auf wie ein Rohrspatz.' Gottb.
— £) von den Augen, Gesichtszügen, als Ausdruck
zorniger Erregung, strenger Gemütsart; vgl. II 4.
Bösi Auge*, e* bös(es) G-'sicht mache*. Bös drr" luege*.
— d) von andern Zuständen, Verhältnissen, Hand-
lungen. BÖsi Zlte*. ,Ir werdend nümmen stolz haryn
treten, denn das wirt ein aller böste oder rucheste
zvt.' Zwingli. ,ln zeit böser lauften.' 1578, JGöldi
lv'.'7. Er hiit e* böses Alter, ein beschwerliches, en
böse* Winter, der Winter bringt ihm viele Unannehm-
lichkeiten, Krankheit udgl. ,Böser Lebtig, vita aerum-
nosa.' Id. B. Er het e" bösi Lebtig [ein schlimmes
Leben] bl-n-im g'ha" B. En böse'' Handel; e" bösi
G'schicht, Saeh. .Eine böse sach haben, die wenig
gunsts hat, causa laborare. Die sach kan nit böser
werden, dann sy gerad yetz ist, peiore res loco non
potest esse quam in quo nunc sita est.' Mai,. ,Die
Seufzen armer notleidender Leuten werden gewüss als
himmeltringend von Gott erhört und allen denen eine
böse Sach machen, die daran Ursach sind.' PWtss
1672. .Colligere invidiara, ein bösen gunst überkom-
men.' Fris.; s. auch Bd II 377. E* böses Zeiche*.
,Ein böss zeichen, ein anzeigung etwas unfals oder
böses, signa atra.' Mal. Der ,böse Bund' von 1352;
s. Absch. VII 2, 170. Die ,böse Fastnacht', das Fast-
nachtsturnier in Basel von 1376, bei dem die tur-
nierenden Herren von den Bürgern vertrieben wurden;
vgl. Wurstisen 1580, 189 ff. Der ,böse Friden'; s. Bd
I 1276. (Eim) e* böses Recht mache*, ein für ihn un-
günstiges Präcedens schaffen ZO., S. Du muest-mer
he* b. B. mache*, sagt ein Arbeiter zu einem andern,
der um geringem Lohn arbeiten will. ,Er [der Nach-
bar] macht Einem immer ein böses Recht, indem man
Einem alle Augenblicke sein Beispiel vorhält, wie
ordentlich dieser Mann mit Weib und Kind lebe.'
Stütz. ,Ein anderer [als Hiob] wäre vor gericht nicht
erschinen, hette gesagt: Ich will im [dem Dienst-
boten] nit so vil zuo gefallen tuon oder ich will mir
und anderen herren nit ein böss recht machen.' LLav.
1582. ,Sollte einer über diesen gesetzten Tax handien,
einem anderen dadurch ein böses Recht zu machen,
so solle er in die Laad 2 fl. 20 ß bezahlen.' Z Sattler-
ordn. 1804. Eim bösfes) Spil mache", Ungelegenheiten
bereiten B; Z. Eim en böse* Markt mache*; s. Sp. 411.
.Hüet dich, dass du es nit mer tüegest, du tuest anders
ein bös vart.' 1414, Z Ratsb. .Also haben si iren
ufloff gemacht, haben etlich angenomen und sust iren
bösen gwalt und muotwillen getriben.' 1491, G. Bösi
Ding tue" (mitesse*), um sich aus momentaner öko-
nomischer Bedrängniss zu helfen. Nachteiliges tun
(müssen), z.B. Grundstücke oder Vieh unter dem Werte
verkaufen oder dadurch, dass die eigenen Guthaben
nicht eingehen, gezwungen werden, Geld aufzunehmen
usw. BHk., R. .Insbesonders [danke ich Gott], dass
mich kein Unglück getroffen, vor besen Schulden bin
behüetet worden.' 1741, Bs Wirtsbuch. ,Von einem
Übel-Täder, dem man einen bösen Tod antun wolte.'
Schimpfr. 1651. S. auch Blick. — e) vor Subst., die
Schweiz. Idiotikon IV.
an sich etwas Ungünstiges bedeuten, oft lediglich zur
Steigerung des Begriffs. E* böses Ung'fcll. E" bösi
Chranket. So nam. bei Benennungen bestimmter Krank-
heitszustände. E* bösi Wunde". ,Das ist gleich, wie
wenn ein Mädchen einen bösen Beinbruch hat; heilen
werde es wohl, ansehen werde man ihm einstweilen
nicht viel, aber seilig Ding gäbten halt böse Alter.'
Gottu. .Mischle darunder spangrfleni, 1 lod minder
oder mer, nach dem der grind böss ist.' Zr, Arzneib.
1588. En boser Hueste", e" böses Chopfive. ,Für böse
iiüss im Hb.' Zo Arzneib. 1588. .Alois Künzli, Soldat
auf Korsika, starb am bösen Fieber.' 1779, JNater
1898. Vgl. noch Bluter, Sucht, Stich, Vier-Teil, Ding,
We, Wesen. — f) präd. Das ist (vil) bös, (sehr)
schlimm. ,Es wäre öppe" bös, wenn man einen Jeden,
den man angesehen hat, gleich heiraten müsste.' Gotth.
,Es wäre auch nit bös, das si [die Schüler] etliche
wort und schwäre vers uf das geschwindist uszu-
sprechen gewönt wurdend.' F Schulordn. 1577. ,So
uGnH. inen möchten gefallen lassen, würde nicht böse
sein, wann Hintersassen wollen angenommen werden,
dass sie zuvor irer Religion halben Bekenntniss täten.'
JJBkkit. 1623. ,BÖs für Eine" si", nocere alieui. Es ist
bös für in, ihiss er jung ist, adolescentia ipsi prseiudieio
est.- Id. B. ,Ye lenger ye böser werden, in peius
ruere.' Mal. ,Es werde böser, weder es noch nie ge-
wesen.' Lindinner 1733. ,Wo er oder sini Sün etwas
grett band, ist dismal inen alles für und bös ghalten
worden, da sis doch nit bös gmeint band.' 1641, Zg
Tageb. S. auch machen (Sp. 29). — g) adv. Es bös
ha* (in B; L; S auch ohne es), in schlimmen Verhält-
nissen leben, darben müssen; bes. auch von Dienst-
boten, Angestellten: strenge, knapp gehalten werden
Bs; B; L; S; Th; Z; 8.-4. 's ist-ere" [der armen Frau]
jo guet g' gange", ''ass si hed chönne* sterbe"; si hed
irer Lebtig bös g'nueg g'ha*. JRoos. D' Dienste* hünd's
bös bi-n-em. Er het bös icie-n-e" Hund: schlecht z' esse;
vil icerehe* u*d de"" noch geng g'schmult sl" B (Zyro).
S. auch bass (Sp. 1653). Bris ha* ob Eim, Übles von
ihm reden, ihn verlästern GoT. Dere" Wlber han-ich
miner Lebtig nie möge*, wo all ander Lüt durche*-
g'schlage" und ob-ene* bös ka* hend. B Dorfkai. 1890
(GoT.). Bös dra", bös z'weg si*, schlimm dran sein,
in Bez. auf körperliches Befinden, ökonomische Lage
usw.; verstärkt bös drin si" B. Da sieht's bös üs.
Es stät bös (mit-emj, gät(-em) bös. Bös a"cho", a"-
renne". Eim Öppis bös üslege"; auch der bös Weg ü. B;
vgl. ver-cheren 5 (Bd III 439). Bös schribe*, schlimme
Nachrichten geben Bs (Seiler); B. Steigernder Bed.
sich nähernd: Bös z' tue* ha" mit Öppis, z.B. mit einer
Wunde, die nicht heilen will B. Im Summer het-er
am böste" z' tue" mit sim [wunden] Bei". Als stei-
gerndes Adv. : ,Ein solcher Seheidt [Be-, Entscheid]
mich böser freidt dan alles Geld der ganzen Welt.'
('um. Beati. (Nid) bus, (nicht) arg, sehr GrD. (Bühl.).
In ile" Beine" und an der G'sicht hed 's uf d' Letsti
ättes, aber nid bösch, g'lugget, ist die Geschwulst
etwas zurückgegangen. — h) subst. a) 's Bös (in Gr
Tschapp. ; S; W 's Bösr, bzw. 's Böig), Krankheits-
name. 1) Krankheit des Viehs, ,die man nicht be-
nennen kann', vom Volk für eine Wirkung bösen
Zaubers gehalten W. — 2) Milzbrand des Viehs (nach
Anderegg 1898. 409 Rauschbrand) Gr; GA. ,Die Bau-
seuche, das Böse, der Kot, der fliegende Brand, das
laufende Feuer oder das Viertel, wo die Kühe Blut
108
1715
Bas, bes, bis, tos, bus
1716
misten, eine eigentliche Entzündungskrankheit, der
vorzüglich junge Kühe ausgesetzt sind.' Alpina 1806.
— 3) Pestilenz beim Menschen. .Innerhalb 24 Stun-
den, nachdem sy [die Kranken] das Bös angestossen.'
ZZoll. Arzneib. 1710. — 4) 's Bösen am Mül, bei
Schweinen, die Mundfäule. Wenn e" Sou 's Bösen am
Mül het, so sell-me'-ren es BiemH vo" de" Mül-IAppen
abhauen und i" 's Chemi hänke". Wie das Riemli ab-
dorret, so vergeit auch 's Böse. Schild (S). — 5) ,I>as
böss an der band, für den ungenanten oder wurm.'
Mal. Syn. 's bös Tier. — ß) der Krankheitsstoff, in
der RA. '*• Bös mues' use", bei Ausschlägen oder äusser-
lichen Geschwüren angewendet, oft scherzh. mit be-
absichtigter Zweideutigkeit B; Th; Z. — y) übh. etwas
Schlimmes, Unangenehmes; Nachteil, Unheil. So in
der Verbindung Guets und Bös(es). I*h ha" eil erlebt.
Guets und Bös. ,[Wer ein Erbe annimmt] soll ohne
einich Mittel und Fürwort Erb heissen und syn, Bös
und Guets des Erbvals haben'; im frz. Text .retirer
le bon et le pire de l'heritage.' XVII., F Stadtb. [Der
Knecht auf dem Heiniweg] denkt a* nüd Guets und
nüd Böses, als ihm plötzlich ein Geist begegnet.
Hausfrd (ZHerrlib.). We""-men a" nüt Böses denkt,
formelhaft = ohne dass man sich dessen versieht, ganz
unverhofft, zunächst mit Bez. auf unangenehme Zu-
fälle; dann aber oft scherzh.: We*"-men a" nüt Böses
denkt, chunnst du de'th'er, zu einem Freunde. Sich
nüd Bös lo" träume", auf nichts Unangenehmes gefasst
sein L. ,Es träumte dem N. selber vom Bösen wegen
seiner Antwort.' HPest. 1783. Es würd-me will's
Gott nüd Bosch [kein Unfall] zueg'stössen sin GrD.
De" G'storbne* soll nie" nüt Böses näehrede". ,Er
bnaehtet in syns brueders hus Pbilippi, der nit bös
nam drus, dann er vertrüwet im fast wol.' Aal 1549.
S. noch Bahnen (Sp. 1217). Mit Bös muess-me" 's Bös
vertribe" L (Ineichen). , Böses leiden, unfaal und Un-
glück haben, habere malum. Böses beweisen, mala
inferre.' Mal. Der Strit hetti g'hand in d's Boschen
übergü" chönne" GßPr. (Kuoni). D's Böser tue" (gegen
Kim), bei einem Tausch, einer Teilung das schlech-
tere Teil erwählen, zu kurz kommen BHa., R.; „LE.;
d's Böser übercho" BO.; LE." „D's BÖst mache' geg
Eim B; LE.", Böst mache" B, Verlust, Schaden leiden;
Gegs. Best machen. Ich ha" Böst g'macht, den Kürzern
gezogen. ,Böst mache" an-ere" Such, perdere in em-
ptione rei.' Id. B. ,Dasselb uns tröst, er hab nun
überkan das böst', das Schlimmste erlitten. JMdrer
1567. ,In Sorgen, die Eidgenossen würden das Böser
haben', den Kürzern ziehen. RCvs. ,Das Böser an
die Hand nehmen'; s. Hand (Bd II 1381). S. auch
besser (Sp. 1671). Geschieh (g'scheS, g'schäch, in L
auch gab 's) nütBösers! Formel, womit man ein Miss-
geschick zu beschönigen, sich selbst oder Andere dar-
über zu trösten sucht Bs; B; L; Th; Z; auch mit dem
scherzh. Zusatz: weder Eier im (oder in' n) Anke" L;
Zg, ueder unzügeti Anke'tünkli Tu. ,Ie lenger ich
bettet hab, ie bösers ist unser sach halb', desto schlim-
mer ist es mit unserm Übel geworden. 1531, LHexen-
prozessakten. In formelhaften präp. Verbindungen. ,Z'
Bösem, ad nocendum.' Id. B. ,Das bschicht nit z' bö-
sem, dass ichs meld, dann sy [die Feinde] nit mer
sind wiber wert.' JMürer 1559. Eim z' Bösem teelle",
Einem übel wollen, feind sein B. .Wir haben dir nicht
z' Bösem wollen, unglücklich zu machen begehrten
wir dich nicht.1 Gotth. E$ göt ,:' Bösem, gilt in wirk-
licher Feindschaft AALeer. Eim z' Böst lebe" (Aa
Wohl.), Eim z' Böst (AaFiL, Leer., Wohl.), z' Bösist
(AaWoIiI.), 's Bös (AaFh.) mache", Einem zum Scha-
den handeln oder reden. Eim bim en Andere" z' Böst
mache" Z (Spillm.). Eim z' Böst (AAKäst, Kall., Leer.;
Ar; B; Gl; Gr; L; Tu; UwE.; Zg; Z), s* Bisist (Ndw),
z' Böi, z' Bei (GRObS.. S., Scuolms, Tschapp., V.; W)
rede" ('s Böst rede" AaFH.), Einem zum Schaden reden,
ihn verleumden. Me" muess ante" 3Iensche" nit 's Bösl
[1. nid z' B. ?] rede", me" uiässt nid, wo-men-en noch
bräche" cha"" Scn. Wenn d' zue-n-em chöst, red-mer
doch nünt z' Böst Ap. ,Es machte mich böse, dass
hier ein Weib mir ins Handwerk pfuschen wollte,
und ich redete dem Meitschi [das ,auf G'schaui' kam]
z' Böst, wie ich nur konnte.' Gotth. ,Es ist deswegen
wenig Liebe bei Denjenigen, welche mit bussfertigen
Gefangenen kein Mitleid haben und denselben das
Böst reden.' JMey. 1694. Auch mit abh. Satze: ,Er
hat mir z' Böst geredet, ich trage gestohlenes Gewand.'
1877, Z Prozessakten. Eim z' Böst si", auf Jmdes
Schaden bedacht sein. .Ihr wäret sonst eurer Kinder
Stütze und jetzt redet ihr wider sie; warum wollt
ihr uns z' Böst sein?' Gotth. , In keim Bösen', nicht
in böswilliger Absicht. .Ich bin ein frommer biderb-
man und hab das in keim bösen gtan, das er mir zu
einer schalkheit macht; was han ich von sym gböch
undpracht?' HBull. 1533. , [Hab ich irgendwie gegen
deinen Willen gehandelt, so ists] in keinem bösen
bschehen.' JBinder 1535. ,Sy [diese Welt] mag uns
haab und guot, wyb und kind und (wenn es uffs böst
gadt) den lyb neminen.' RGualth. 1535. , Lieber fr und
und trüwen lantlüt! wie ir sind kon zuosamen hütt,
im hosten sond irs nit verston ald han sunst nit kein
argwon, das ich uff hütt z' ungschickter zyt han bieten
lan bim eid üch hüt.' Ri-ef 1538. ,Zum hosten aus-
legen'; s. ver-chcren (Bd III 439). Bekümmer du dich
nw iniil um in, mi's Madleni; z' Böst das' ['s] gäd,
so häd-er sin guots Handwerk. Göldi 1712. — 4. über-
gehend in den Begriff schwer, schwierig. E" böses
Mache"; s. Sp. 35 o. ,Die Besteigung des Wetterhorus
wurde von den Führern als eine der bösesten in den
Berner Alpen bezeichnet.' Alpenwelt 1889. Bösi Side",
böse1' Fade", e" böses Wupp, schwierig zu verarbeiten Bs;
B; Z. ,Böse'' Täber, difficultates insuperabiles.' Id. B.
E" bösi Üfgab B; Th. Üsen hat die böst Bolle": er mo"
de'' Teil si" [spielen]. APletscher (Sch). Im zu-eute"
Jör ha»-ich de" Kadi chönne" n'e"; das ist aber es bösers
Buech g'si" a's 's Name'büechli. Aa Schulmstr 1887.
Vgl. auch bös-ding(s). Präd. ,Kein Gscbrift kompt
mir so böss für d' Hand, die ich nit kau und woll ver-
stand.' Com. Beati. Mit ergänzendem Inf. 's ist bös
laufe", z. B. bei Glatteis Tu; Z. Da ist bös mache",
rate", helfe", bös zuc(z')cho" [heranzukommen] B; L;
Th; Z. Mit Dem ist bös Chriesi esse". Es ist im bus
n' treffe", z' b' rei ehe" (B; Th; Z), me" cha"" 's im bös
treffe" (Zu.), es ist schwer, es ihm recht zu machen.
,Es sei bös, durch den Wald zu fahren, wenn man
nicht recht bekannt sei.' Gotth. ,Und ist fast ein
ruch lant mit vil gelwer blatten und fast bös zu
reiten.' HsScbÜrpf 1497. .Es tielend auch zu Zürich
vil lüten löcher in an iren leibern, so in badstuben
gewesen und geschrepfet haten, gar böss zu arznen.'
Val.Tschdih 1533. ,Es ist sich gar böss an üch /.'
schryben.- VBoltz 1551. ,Verba illuctantia, schwäre
wort, die büss auszesprechen siml.' Fris. .Blattern.
1717
Bas, bes, bis, hos, bus
1718
bös zu heilen.' FW in/, 1634. , Weil das Vieh auf das
Brachfeld zum Weiden getrieben wurde, indem mächtig
vi I Unkraut darauf wuchs, ist es bös pflügen ge-
wesen.' 1793. Tu. RAA. : ,Es ist bos stehlen, wo der
Wirt selbst ein Dieb ist' ScHSt. (Sulger), wo Nüd
isch L (Ineichen). ,Die alten Vögel sind böss rupfen.'
Mb?., Hort. 1692. Bös ha", sich mit schwerer Arbeit
abplagen, sich abrackern B; Lj s. 3 h. ,Sie wüsste
nicht, für wen sie bös haben sollte bis ins Grab.'
Gotth. ,Der Roggwyler ist gewohnt, bös z' ha" und
gnueg z' tue" und Viele würden selbst das Bessere
nicht annehmen, wenn man es ihnen auch anbieten
würde.' Glur 1835. S. noch haben (Bd II 873). Bös
han über den Berg; s. Sp. 1551. Mit ergänzendem
Infinitiv. Er hat bos Alle" recht z' tue" Z. S. noch
chlepfen (Bd III ii74). Unpers. : 's wird bös ha', schwer
halten B. ,Es wird bös gehen, ehe er euch hört.'
Gottb. Er het-ien g'rad bös, kann sich kaum ent-
halten GrPi'. Der Graf Buedolf von Habsburg [der
der Stadt Zürich gegen den Raubritter Leuthold von
Regensberg beisteht] het-ien zwar sus mit Stelen au°*
boi g'han, aber er hed gedeicht, ere" riche" Stadt müess-
me* Attes .' G'fdllen tuen, vülicht glück-es-»i'h [bringe
es Glück]. GFient 1S98. — II. von Personen. 1. mit
Bez. auf ökonomische Lage, soziale Stellung. En
böser Pur; s. Sp. 1513. Vgl.: ,Sy erstachent [bei Nä-
fels] uff DC man, guot und bös [vornehm und gering,
Ritter und Fussknechte].' 1388, Constanzer Chr. —
2. mit Bez. auf Brauchbarkeit, Tüchtigkeit. En böse''
Helfer, der mehr hindert oder Schaden anrichtet als
hilft B; Th; Z. , Man gemeinlichen seit, das enkeiner
antwerklüte si so vil als böser arzate. [Denn] wan
zwen bi enauder sint. under den zwein man schiere vint,
das der eine ein arzat ist.' Schachzabelb. ,[Der Abt
von Beinwil] ist och ein fast bösser Eignoss und rett
üch und allen Eignossen übel.' 1499, S. ,[Es] ist die
gmain red: je nächer Rom, je böser Christen.' Vad. ;
auch bei JJMüll. 1673. .Einer solt ein Malenschloss
an einem Stal einbschliessen; dass kann er mit keim
Lieb zubringen und sagt druf zu im selbs: Ich hett
ein bösen Dieb geben ; wann ich nit kann zubschliessen,
wie wolt ich erst können ufftun'?' Schimpfr. 1651.
.Nicht vergebens heisset es: je besser der Spieler, je
böser der Christ.' SHott. 1702. — 3. mit Bez. auf
die sittliche Beschaffenheit. Sie sollen das Evangelium
so .harfür tragen, dass guot und bös wüssind, welchen
weg man zuo Gott komme.' Zwingli. ,Böss, der nit
guot, malus, pravus, perversus, malignus, nocens.
Böst, der allerbest under allen, pessimus.' Mal. Siehe
auch guet (Bd II 535). Insbes. a) , böses wib-, sittlich
anrüchige Weibsperson, gewerbsmässige Dirne. Das
Kloster Ötenbach behält sich bei einem Hausverkaufe
vor, dass darin ,kein gemein noch böse wip beliben
sol.' 1306, Z Stadtb. ,Den mannen ist notdürftiger
vil, sich ze hüeten vor bösen wiben [als den Frauen
vor den Männern]. Nieman kan gar geschähen, was
schaden ein man mag empfan, der böser wibe gesel-
schaft wil hau; damite si verswechent sich: des mag
man schouwen tegelich an vil mengem die warheit.'
Schachzabelb. S. noch Gast (Bd II 484), hübsch (ebd.
965). Häufig als (gerichtlich eingeklagter) Schimpf.
,Ich wil [deiner Tochter] sagen, dass si ein bösi ver-
hiti huorr ist, ein usverhiti, und dass vor eim jar
was, und seifen mir das min winmer, dass si ein ze
Altorf in einer kripfen lies gehyen . . . und din man,
der tüsching, ein bös man und du bös wip. und du bist
bös, und was bi dir ist, das wird bös and böser dann
ein natrenswank.' 1386, Z Ratsb. ,Es klaget Elsbeth,
Gerungs Berners wib, uff Heini (Jumpost, dass er zuo
ir sprach, si wer ein böss wib, und er neme nüt alles
das, so er übersech, dass er als böss wer, als si wer.'
1390, ebd. N. habe zu ihr gesagt, ,si wer ein bösi
frouw und ein bösi lachnerin.' 1402, ebd. ,N. hab
gesprochen, si sig ein recht bösi und ödi frow.' Blaspii.
acc. ,Du bist ein recht bös, bös wip.' ebd. ,Si sie
die böste frowe, so in Lucern sy, und der rech husten
frowen eine.' ebd. Weiteres s. ZfdA. 18, 405. —
b) von Mannspersonen. Einer klagt, N. habe ,offen-
lich under gemeiner zunft ougen' zu ihm gesprochen,
,er wer im nüt gnueg guet, dass er ab im ald ab ieman
richti und wer im ze bös, dass er über ieman raten
oder erteilen soll.' 1386, Z Ratsb. ,Die [angeklagten]
kürsiner knecht redent von im [dem Kläger], er hab
inen ir gelt in einer ürten underslagon, und wellent
in nu für bös haben [sie haben ihm ,das kürsenant-
werch verbotteir].- 1404, ebd. , Böser blieb' s. Sp. 927.
929. Vgl. auch Bös -Wicht. — c) subst, äe(r) Bös,
der Teufel Ap; B; „VO;" Gr; L; Sch; „S;" Z, wofür
auch der bös Geist GrPi\ (Fient). Der Bös, Gott
b'hüet-is (dervorj! B; Z. Der Bös läd-em he" Rue,
b' sunders uf-enes Fest feines der hohen kirchlichen
Feste, wo nach dem Volksglauben der Teufel bes.
tätig ist] ZZoll. Es isch grad der Bosch ime", er hat
den Teufel im Leibe Gr. Es g'heit s' gar verfluecht,
wenn s' Oppis g'hori'd com Zwingli; de" Bös nimd
s' schier. Wolf, Rel. Gespr. ,Auf ein Ämtlein plangen
wie der Böse auf eine Seele.' Sch Pilger 1896. ,So
sie ira der böss in dem holz zuo vilmalen erschinen
und nun zweimal in menschen gestalt, sust sie eralwcg
in rappen gestalt um si geflogen.' 1522, Ansh. ,Der
böss wirt für den teufel genommen.' Mal. ,I)er Boss
sei im [trotz fleissigen Betens] einist als änderst in
d' Schue kommen, und er könn in nit mer draus trei-
ben', antwortet Einer auf die Frage, warum er ,so
böse' Schuhe trage. Schimpfr. 1651. ,Der Bös, sagen
wir, Gott behüt uns.' JJUlr. 1727. In Personen-
namen: .Eberli Biss-den-Bösen von Winterthur.' 1395,
Z Ratsb.; vgl. Tübel-Beiss (Sp. 1680). ,Die Bösen',
die bösen Geister. ,Hauw drei Stüden ah von Vuder-
Räben in aller Bösen Namen.' BSi. Arzneib. — 4. mit
Bez. auf Gemüt und Charakter, a) von bleibender
Eigenschaft, a) zum Schaden geneigt, übelwollend,
feindlich. En boser Nachher; s. Sp. 1518. Bös L&t
ha', Feinde, Neider haben. Er hat ken böse" Mensch
g'ha", von einem Verstorbenen. Spec. : ,Bösi Lüt, in-
cantatores. Das chunnt vo" böse" Lüte" her, venefieiis
et incantationibus factum est.' Id. B. D's besch Voleh
= Nacht-Volch (Bd I 804) W. Er ist unner d's b. V.
chon, heisst es von Hirten oder Bergleuten, die, nach-
dem sie an gewissen Schluchten oder Grähen vorüber-
gegangen sind oder dort geruht haben, plötzlich
Schmerzen an Füssen, Beinen, Armen, Händen, Augen
oder Ohren fühlen oder vom Fieberfrost geschüttelt
werden. Die daraus sich entwickelnden Krankheiten
seien schwer zu heilen W. Der bösi Christ hat im Spiel
die Andern zu fangen, die sich ihm unter dem Ruf:
Flieht, flieht, der bösi Christ chunnt ! zu entziehen
suchen LE. S. auch Christ (Bd III 868). — ß) hart,
streng, unbarmherzig. En bÖser Ma", Vater, Lerer,
Meister; e" bösi Stüfmueter. Der Vater ist bös mit
171!»
Bas, bes. bis, bös, bus
172ü
de" Ghinde: Der Uns Ma*" = Böli-Mann (Sp. 271) Bs
(Seiler), 's ist en böse'' Ma" dusse", es geht ein kalter
Wind draussen, zu Kindern AaF., Ke.; ZO. ; s. auch
Sp. 240. ,A11 dry schluogen in, dass er wund wart.
in sin houpt und hatten in hert, darüber dass er nu-
went sprach: ich wölt all bös herren gessen hau.'
1383, Z Eatsb. — f) leicht reizbar, bösartig. Nimm-
dieh in Acht vor Dem, das ist en böse* Kärli! Von
Tieren. En böser Hund, Muni, es böses Boss. Bösi
Hund händ e" verzüset Fell SchSL (Sulger). De" böse"
Hunde" mues'-me" Brot vorwerfe" TiiMüllh.; Z. Von
weiblichen Personen. Die böse" Wiber händ alliuil
schöns Wetter zur Wasch Z. Me" hct-tner so mängisi
(/'seit, i'h überchömm e"ke" Ma"",
sig z' b'rings
der für u"a z' bös u"d z' bleichs. Gotth. Ich han es
Meitelti, das ist denn o"ch firüs es güets, aber mächtig
es bess, fleissig und geschickt zur Arbeit, aber bös-
artig BHa. Hieher auch die scherzh. Antwort auf die
Frage nach Jemandes Befinden: (Er ist, ieh bi") no°h
alliuil (bzw. gäng) g'sund und bös B; Tn; Z. Aber jitz
säget: wie geit 's? Sit-der gäng noch g'sund u"d bös? B.
Von Kindern 1) ungehorsam, eigensinnig, boshaft. En
böser Bueb. — 2) spec. von Wickelkindern, reizbar, ner-
vös, unruhig, in einem fort schreiend AALeer. ; Bs; B;
Th; Z. Die böse" Chind ic'erde'd nüd feiss Z. — 8) in
mildenn Sinne, zu Schelmenstreichen geneigt, schalk-
haft, neckisch BO.; Th. — b) von vorübergehendem
Zustand, gereizt, erzürnt, aufgebracht. Es ist e" chlini
Welt bös, wenn du bös bist, zu schmollenden Kindern.
Bös si", verde"; lune" bös mache". Er ist büe'' cho" W.
, Meister Hans ist bes, dass si ein meitlin gemacht
hat.' XVI., Bs Brief. Auch von Tieren. D' Brcme"
sind hüt bös, wenn sie Menschen und Vieh belästigen.
Muni bös; s. Muni I (Sp. 316); scherzh. von Einem,
der sauer dreinschaut AaKöII. Mit Umdeutung: Mö1-
n-ich [muss ich] bös?! scherzh. Drohung gegenüber
Kindern Tu. Bös si" über Eine", mit Eim. Subst.
De" Bös (S; Z), de" Böse" (Ap) ha", schlechter Laune
sein; Gegs. de" Guetfe") ha". Er hat de" Bösen im
Chopf. Daniker. — c) subst., in einigen weitem for-
melhaften Wendungen. Nit der Böst si" zcelle", ent-
gegen kommen, guten Willen zeigen B. ,So sy [die
Twingherren] angesuocht sind worden [der Stadt Bern
einen Dienst zu leisten], hat keiner der böst wollen
syn und die stat ouch wie die vorderen wollen ver-
eren.' ThFrickart 1470. , Thomas [nachdem bereits
sechs Apostel gelobt, treue Arbeiter im Weinberg zu
sein]: Ich wil ouch nit hie sin der böst.' Ruef 1539.
,Ich an [den Kriegs-] knechten so vil gspür, dass
keiner gwüss wirt syn der böst', dass Jeder seinen
Mann stellen wird. JMurer 1559. ,| Bei der Samm-
lung von Beiträgen zu ,Badschenkenen' an die Magi-
strate hat] Niemandt gern der Böst sein wollen, aus
Forcht, er und die Seinen dessen in ander Weg höch-
lichen zu entgelten haben werden.' JJBreit. ,Wend
Adams kind uns allweg hassen, so müends den bösen
an uns finden, unangseen, dass wir sind der fründen.'
Ruep 1550. ,'i'rummenschlaher: Das yeder [Burger]
mit hämisch und gweer sich uf den grossen platz
har keer: es soll keiner kein bösen gen, ir werdend
etwas nüws vernen.' JMurer 1559. Belsazar zu den
Schwarzkünstlern: ,So bruchend fiyss und btrachtends
wol [was die Flammenschrift an der Wand bedeute].
Die Schwarzkünstler: Syn gnad kein bösen gspüren
sol.' ebd. — 5. bei Subst. mit ungünstiger Bed. zur
Steigerung des Begriffs, arg. schlimm. Mit sine" Ka-
noniere" wett-er der böst Find dem Gugger zue jage".
Bari 1S83. En böse'' Konkurrent. In ä. Zeit als Ver-
stärkung bei Schimpfnamen; s. 3. ,Nesa Z. sprach
zuo Elhorns schuomachers wip, si wer ein bösi diebin.'
1394, Z Ratsb. ,Bürgi B. sprach, Katherine H. sie die
böste wülpe, die am Grunde ist.' um 1400, L; s. noch
ZfJA. 18, 400. — 6. zur Bezeichnung des Ausser-
ordentlichen, Ungewöhnlichen in Neigungen, Eigen-
schaften, Fähigkeiten. Das ist e" Böser, ein im Guten
oder Schlimmen hervorragender Mensch L (Ineichen).
Es ist Keine" so bös, er findt «oc* en Bösere", ebd.
Spec. a) en böser Jeger, Spüer, Bäckler, ein leiden-
schaftlicher Ai' (TTobler). Auch präd. Bös uf (in
Ap; GF. über) Öppis(em) si" 1) es leidenschaftlich
lieben, begehren; versessen, erpicht darauf sein Aa
Köll., Leer.; Ap; B; „VO;" GF. ; „nur in der Bauern-
sprache. " Im Herbst si" d' Wespi bös uf de" Quetschger
[Zwetschgen] B. Er ist bös ober d' Chnesi, d' üpfel
Ap; GF. Er backtet im Bett ine", so bös ist -er ober
de" Back Ap. Bös uf dem linde" Brot si", den Mäd-
chen nachstellen AaKöII. — 2) es stark abnutzen,
viel davon brauchen B. Er ist bös, e" Böse'' uf de"
Hose", Schuehnc". — b) schlau, durchtrieben; s. ge-
viert (Bd I 925). - c) in günstigem Sinne, unge-
wöhnlich geschickt, tüchtig, routiniert, „fein, listig,
gelehrt, wohlerfahren" AaZ.; Ap; Bs (Becker); B;
„VO;" L; „S;" UwE.; W; zunächst wieder bei Nom.
ag. En böse1' Schütz(e"), Jeger, Spiler, Cheigler, Heuer,
Tokter, Prokeräter. En böschc MärHer, gewandt und
listig im Kaufen und Verkaufen W. En böse' l'ur B.
E" böses Chind, ein geistig bes. entwickeltes Th. ,Der
diesjährige Seewein werde ein so kräftiger Bursche
werden, dass er selbst den bösesten Schwinger aus dem
Trubschachen auf den Rasen legen werde.' Schweizer
Bauer 1898. Auch von Tieren; s. Bing-Chue (Bd III
95). Präd. Er isch so bös wie-n-e" Tokter, versteht
sich auf die Behandlung von Kranken so gut wie ein
Arzt B. Mit Dat. S., einer Sache vollkommen ge-
wachsen sein, sie von Grund aus verstehen BHk.,
Ha., R. Er isch-mu (nid) böse'', versteht sich (nicht)
gut darauf, ler sid Dem beser wan die Meiste". Er
chouft gäng g' fellig, er mues'-im böse1' sin. Du bist-mu
fi" böse", Oppis z' errate". D' Engländer sind beschi
fir über d' Berg z' gä" W. Bös si" uf (B), in (Bs; B)
Öppis, .in aliqua re singulari dexteritate et sollertia
pollere. Er ist bös uf Allem, was d's Bechnen a"g'seht,
ad omnia quoe calculum speetant, ei naturalis ingenii
dexteritas est.' Id. B. Bös im Wasser si", sich ausge-
zeichnet aufs Wasser-G' schaue" verstehen Bs (Becker).
,[Ich will mir von dir] wahrsagen lassen, du sollst
bös drin sein.' Gotth.
Ahd. bösi, mlul. boese. Das unumgelautete bös kann auf
einer alten a-Bildung neben der sonst herrschenden /a-Bildnng
beruhen (vgl. über derartige Doppelformen Wilmanns, Deutsche
Gramm. 11 414 f.), sie kann aber auch die arspr. Adv.-Form
(ahd. 'boso) fortsetzen. .Boss' auch 1475, Bs Chr. Für don
Sup. kommen die Formen Uni und bösist manchenorts neben
einander vor, wobei (so in Gr; L; UwE.; Z) die erstere auf
formelhafte Verbindungen wie -' bösi reefe" ndgl. beschrankt
ist. Die Bedd. lassen sich z. T. nicht strenge scheiden, da
sie vielfach in einander übergehen, bes. gilt das mit Boz.
auf I 1—4. Zar Bed. -Entwicklung vgl. im Übrigen arg
(Bd I 115), gram (Bd II 731), schlickt. — Bös in Eigen-
namen, a) in Ortsnamen; vgl. 1 1 c und :i b. <x) BSseli, Name
einer Alp Ap. .Ober-, Mittler-, Under-Büs' SBoinwil. —
1721
Bas, lies, bis, hos. 1> n s
1722
P) ,Bös-Egg' LWillisan (,Elsn ab der bösen eggleii, Mechilt
ab der bösen egg.' XV.. Jahrzeitb.). .BSs-Amf s. Bd I B45.
,Bös-Arui' BBiglen; LScbUpfeo. ,BSg-Feld' AaRottenschwi).
,Bös-Guet' 1546/1798, ThEgn. ,Im bösen Graben' BG. ,B«s-
Halden.' 1674, ThEgn. ,Im bösen Ker' BSeedorf. ,Das bös
Leen' s. Bd III 1'2'M. ,Bös-Matt' BTierachern. ,Ini bösen
Brunnen.' 1658, AaWett. ,Dio böse Rflbi.' 1560, Obw. ,Die
böse Seite- BHandeck (Jahn 1857, 409). ,Das böse Täli, jetzige
Welschtobel.' 1511, Gr. ,1m bösen Tritt' BLangnaa. ,Bösen-
Weg', Aiker ZRüml. ,Iui bösen Zeig' BSigriswil. Auf ge-
schichtlichen Ursprung deuten die Benennungen: , böser Rat',
eine Felshöhle bei BBe. ; .böser Stein oder Bruderstein' (bei
dem ein Herr von Rotenfluh seinen Bruder erschlug) BGsteig-
wiler. — b) als Zuname von Personen; vgl. II 3 und 4.
.Bös Nes(a), hnorenwirtin.' 1409/11, Z Katsb. .Man sol nach-
gan und richten, dass Bös Sumerfogel minen herren ir zoll
entfücrt hat.' 1415, ebd. .Bös Beringer von Landenberg.'
um 1440, ZO. Heinrich Elsener von Luzern, genannt der
.Boss Heini' (zeichnete sich in den Burguuderkriegeu aus).
L Hauskai. 1S75. .Bössbuob Äbli', Kriegsmaun. Ende XV.,
Vad. ,Bös Uotz von Gisling, der kessler Zürich.' 1504, Z
Glückshafen. .Der Boss Jägliu.' 1560, LNeud.
Verstärkende Zss.
in -bös. ,Der Vesenstoub, müller, sprach zu Claus
Husers wip: si wer ein recht ynbös wip.' 1390, Z
Eatsb. — hunds-. Ich ha" h., muss arbeiten, werde
gehalten wie ein Hund B. lch cha" 's bim Eid nüd
läse', g'sekst. Es hei gar h. Name* drin, schwierige,
von Fremdwörtern. Stotz. -- bode"- Bs; B; Scu;
Th; Z. En bode"böser Acher, ein völlig unfruchtbarer
oder vernachlässigter. Da sieht 's b. üs. 's ist-em b.
g'gange". Es stät b. mit-em (gesundheitlich, ökono-
misch oder moralisch). .Der Han ist so bodenbös
[zornmütig] und tuet mir d' Hennen so fast jagen,
dass ich irns nit mer mag vertragen.' MStettler 1600.
— schand- Bs; B. ,Die Weiber auf dem Römerhof
galten für seh. und dass sie ihre Männer unter dem
Pantoffel hielten, als ob für sie allein eine Ausnahme
in der Bibelordnung stände, und ein gleiches Regiment
führten sie auch gegen ihre Söhne.' B Hist. Kai. 1864.
,Üu machst dir einen schandbösen Namen.' JMey. 1694.
böse" I GL(lt Schuler 2?-); GG., Wallenstadterberg;
ScHwE.,Ma., W., bösse* ScawW. (eine Angabe), pösse"
GA., sonst böse", bzw. böie* — Ptc. -et: 1. zumeist
unpers., schlecht(er), schlimm(er) werden Aa; Ap; Bs;
B; Gl; Gr; „L;" ScH; Schw; Th ; Uff; W ; Zg; Z.
,Böse' vel bösere', in deterius vel peius vergere. de
morbo plerumque sumitur.' Id. B. a) von Unpersön-
lichem im weitesten Umfange. De* Weg, die Wunde"
böset. ,Die Augen bösen Ihnen, lesen Sie also nicht
viel mehr.' Gotth. Auch refl. : ,Der selbig brest [das
,böse Bein' habe] sich ye lenger ye vester sich [!] ge-
bösset.' um 1500, L Hexenproz. .Die Zeiten haben
wirklich böset.' ADennler 1817. Es tued a'fenge" b.,
die Sache fängt an schlimm zu werden Ap. [Da kommt]
der Tafel : jetz böset 's. MLienert. S. auch Metzg
(Sp. 624). Insbes. a) von Kleidern, Lebensmitteln.
Geräten usw., schadhaft(er) werden. Die Hose" bose'd.
Das Fass böset. — ß) von der Jahreszeit, Witterung.
's Wetter böset. 's böset: 's schwärzet i" der Teufi,
beim Herannahen eines Gewitters. MLienert. 's böset,
sagt man im Herbste, wenn das Laub fällt Z. —
■f) vom körperlichen oder ökonomischen Zustand des
Menschen, „'s hed grüsclich 'böset mit dem Kranken."
Ja, jetz böset 's eige"li'h sehe" : d' Hörli bleiche". Schwzd.
(Aa). Hett-er nw das Tüfels Schnapsbrönne" nit a"-
g' fange": vo" dere" Stung a' het 's a'fah" böse". Weibel
1885. ,Auch Eöselis Jugend geht vorbei und dann
böset 's mit dem Wohlansein.' von Almen 1897. —
b) von Menschen, a) mit Bez. auf deren physischen
Zustand oder Leistungsfähigkeit. ,Böset hätte er [durch
die Kur] auch nicht.' Gotth. Unpers.; das logische
Subj. erscheint im Dat. oder durch mit angeknüpft:
Es hät-em 'böset, es böset mit-em. ,In Zeit einem Jahr
hatte es ihm gar fast geböset.' Gotth. .Auch Uli
bösete es', er leistete weniger, ebd. Auch refl.: Es
böiot-iieh mit im W. Spec, abmagern, auch von Tieren
Gl; GrV.; GA., G., Wallenstadterberg; ScHwMa., W.
D's Chind het vil 'böset. Er hat raus 'böset. Der
wüsst, d' Färli sind begert: lönd .•>•' nüt böse'. Scuwzu.
(Schw). — P) mit Bez. auf die ökonomischen Ver-
hältnisse. Es hed (mitj-em 'böset, seine Lage hat sich
verschlimmert. — y) mit Bez. auf den Gemütszustand.
Der Blieb, der Hund böset Aa; B; Z. Er bötet 1) er
wird strenger, härter W, „zorniger." — 2) er wird
böse, zornig GitChurw. Es wdr-sich desse" nüt z' ver-
iruiigere". we"" 's 0"'h ü'sein Herrgott böseti, ice" doch
d' Welt all Tag schlimmer wird. Gotth. — 2. Böses
tun? .Ich weiss [sagt ein Kriegsmann], es tuot rairs
bald vor keiner, ja, der den bauren trog ufstosst; ich
hab nun inanigmal gebosst.' Holzwart 1571.
Mhd. böten, boesm, schlecht werden oder sein. In Gl
mit lautlicher Differenzierung: böse' in der Bed. abmagern,
sonst böse'.
er-: 1. fer-böse") tr., erzürnen, doch nur in be-
schränkter Verwendung, z.B. Das cha""-mich auch c!
Das het-mich grüslich erbösst Aa. — 2. fer-böse" Gl,
-beisi" PA1.) aufgebracht, zornig werden. — 3. Ptc.
er-bösst, wie nhd. Bs; Gr; Z.
ver-: 1. (cer-bose") tr. a) „böse, schlimm machen."
.Durch dich [Landvogt] ist alles volk verbösst, das
Christ mit sym bluot hat erlösst.' VBoltz 1551. -
b) „Etwas schlimmer darstellen, als es in sich ist."
- 2. tver-böse") iutr. a) D' Kue hed rerböst, hat
(z. B. infolge eines Unfalls) zu früh gekalbt Bs. —
b) , Verbösen, etwas böss und schandtlichs tuon, im-
probare.' Mal. — c) Ptc. ,ver-bost', zornig. ,Dem
rappen ist der esel gar feind, ursach: der verbösst
vogel fleugt unib in här und verseert im mit kratzen
seine äugen.' Tierr. 1563. — 3. refl., sich vergehen
Z (Spillm.). Er hät-sich i' sim Lebe' nüt verböst.
„grob-böse": sich grob, trotzig, unartig be-
tragen BO. " — Wohl eher zu hassen.
bösere" ApI. (in der Bed. .abmagern' lt vereinzelter
Angabe), sonst bösere", bzw. bösere" : 1. intr., auch refl.
= 6öse« 1 Aa; Ap;Bs;B;Gr;L;G; Sch;Tb;Uw; Zg; Z.
.Böseren, böser machen und werden, sich b., ad peius
transire, recrudescere.' Mal. a) von Unpersönlichem.
Das Bei" böseret; es böseret (mit dem Bei"). Scherzh.:
Es böseret, es böseret, der Schall; chunnd wider üf Zu.
,Es böserte mit dem Handspinnerverdienst.' Stutz.
,Won si wonden, die sach sült sich han gebessert, do
bösert sy.' 1399, Z Ratsb. ,Es wollt aber in nünt
helfen; es bössert erst darab, dann das im für und
für etwas unfals begegnete.' 1548, L Hexenproz. Sonst
meist refl. Vgl. die Ap Anekdote bei TTobler 70/1.
,Wenn sich die wise [Wiese] bösreti.' 1332, ZEglisau.
.Aggravantur vulnera, die wunden werden erzürnt und
böserend sich.' Fris. ,Der wäg hat sich vom ragen
böseret, ist vom ragen gar wüest und böss worden,
iter factum corruptius imbri. Der präst böseret sich
von tag zuo tag, ingravescit in dies.' Mal. ,Es sollen
1723
Bas, bes, bis, bos, bus
1724
die Leibdinggüter in Ehren gehalten werden, dass
sie sich nicht böseren.' Ar LB. 1747. — b) von Men-
schen, auch Tieren, o) mit Bez. auf das leibliche Be-
finden, die ökonomische Lage. Es böseret viit-em.
Er böseret-si,!h, sein Zustand verschlimmert sich Ap;
GrScuoIihs, Spl.; GSa. ,Hat es sich mit einem Pa-
tienten geböseret, hat man die Ursache auf dieses
tatarische Sauertrank [den Zürcher Wein] geleget.'
J.TScheuchz. 1716. Spec, abmagern ArjGnObS. ; GW.,
Wallenstadterberg; Th; ZU., häufiger refl. Ap; GrAv.,
D., He., Valz.; GF., Ta., Wsst. Du hest-di'* tuest auch
'böseret Ap. Tritte" hed-schich, sit seh' im Land rer-
hürätet ist, grusig geböscheret GrHc. Das Höjitli Ve*
hed-sehv* in der Sümmeri'g leid geböscheret Gr. —
ß) mit Bez. auf den moralischen oder Gemütszustand;
nur refl. Ap. .Welcher nun sich ab iren [der Refor-
matoren] predigen bösert und kein guote frucht ge-
pirt, ist nit des Samens, sunder des grunds schuld.'
1524, Absch. .Der esel bösert sich stätigs ab dem
müessiggang.' Tierb. 1563. Ein Ärgerniss nehmen,
sich ärgern. ,Nu sol sich, der daz liset oder hört
lesen, nit hievon böseren noch in übel ufnemmen und
vermerken, daz dise heiigen [von der thebäischen Le-
gion] daz liden und die marter gefiochen haben.'
1336/1446, Z Chr. ,So kusch was sin meine, das er
nit wolt, das ieman sich an im geböserte.' Schach-
zabelb. V. 12792. — 2. tr. a) verschlechtern, ver-
schlimmern B; Gr (selten); Ndw. ,Was sie [die Ärzte
und Geistlichen] an einem Orte bessern, bösem sie
am andern.' Gotth. ,Es ist mir jetzt so wohl, dass
ich Nichts bessern, nur bösem kann.' ebd. ,Güter, so
mit Achern geböseret und die Unterpfand geschwächt
werden.' Ndw LB. 1867. ,Nieman sol enhein pfening
bösren noch usschiessen, wand als er im wirt, also
sol er in von im geben.' Anf. XIV., L. ,Wär och daz
der selben dinge dehaines beschäch vor dem rat ald
vor gericht, swer daz böseret denn ze mal ald dar-
nach mit herten Worten oder werken, der sol och als
vil ze buosse geben unser statt, als vil der git, der
den kriege [den Streit] an hett gevangen.' XIV., Sch
Stadtb. In der Erwartung, sie werden ,das bessren
und nit bösren.' 1526, Absch. ,Es soll nyemand mit
wegnen und karren faren, damit der weg nut zer-
brochen und geböseret werde.' 1531, B. , Damit [mit
blossen Verordnungen gegen das Beislaufen] ward nüt
gebesseret noch geböseret.' Ansh. ,Sy [die Gelehrten]
dörftend üch verwirotter machen, böseren all üwer
sachen.' Ruef 1538. .Böseret, corruptus, böser wor-
den.- Mal. .Möchte aber der Köufer solches Stuck
in Unbuw halten und solches vil mer bösern denn
bessern, soll er dem Verköufer Ersatzung geben.'
1600, Aar. Stadtr. — b) spec, schmähen, herunter-
machen, verleumden. ,Lüti T. klaget uf H. Bremen,
dass er gieng zu Chuonin W. dem pfister und in bösret
und schuof, dass Lütin T. beschlossen wart das sin
und des er zu schaden komen ist.' 1384, Z Ratsb.
,( '. Rüediger sprach zu Petter Müller, er hetti in ge-
bösret gegen die Hagnöwerin.' 1385, ebd. ,Die predi-
canten sollen weder die mess noch andere brüche
schelten, schmächen noch bösem.' 1528, Absch. .Was
recht geredt wirt, mit toubem lestren verargen und
böseren.' Zwingli. — Böser(e)te° f.; s. Bessereten 3
(Sp. 1678). — Böserung. ,lch erman üch, ir wöllind
predgen nach der einfältigen meinung Christi zuo
besserung und nit zuo böserung.' 1523, Leo Jlid. .Die
verordneten Schätzer [sollen] den Wert oder Unwert
der Güter, auch die Besserungen oder den Abgang
(bösserungen) derselben erwägen und bedenken.' 1578,
JGöldi 1897. .Wann der Lehenmann in dryen Jaren
ein anderen nach kein Zins ussrichtet oder das Gut
so schlechtlich in Eheren und Buw haltet, das Schwe-
cherung und Bösserung desselben ze besorgen.' B
Gerichtssatz. 1615. — Mini, boeeern.
er-bösere", bzw. -böiere": 1. sich verschlimmern
GrL. ; Ndw (refl.). — 2. tr.. schlechter machen, ver-
schlimmern BR.
ver-bösere", bzw. -böiere": 1. tr. a) = bösereti Sa
GrAv., D., Pr., Rh., S., Sch.; L (St.b); Zg (St.b). E"
Wunde" »., d's Vermögen c. Gr. , Zwingli hat die sach
nit gebessert, sunder sinethalb gebösret.' 1533, Dr
Faber. , Verböseren, prästhaftig machen, vitiare, com-
movere. depravare, ingravare, deterius facere, deterere,
affligere. Einsi gunst v. oder böser machen und schwe-
cheren, exuleerare gratiam alieuius.' Mal. .Dieweil
Job ander bösen leuten gewonet, hette er bald mögen
verbiiseret werden.' LLav. 1582. .Welcher Nam (Ma-
desen) von dem Wörtlein Tarvesede durch ein ver-
böserte Verkürzung härfleusst.' Gdler 1616. ,Nach
anderen Sachen ist nichts alieniert noch verböseret
worden.' Gr Handlung 1632. .Were es aber Sach,
dass [zwei Eheleute] das Ire bei einander vertan oder
verbösert heften.' GRVDörf. 1692. .Wann der Lehen-
mann in dreien Jaren kein Zins gibt oder das Gut
verbesseret, ist die Lehenschaft verwürkt.' B Gerichts-
satzg 1721. S. noch Ena (Bd I 315). Mit unbest.
Obj.: Ich ha" 's verböseret, habe einen schlimmen
lausch gemacht, meine Lage verschlimmert B. —
b) Etwas schlimmer darstellen, als es ist; = böseren 2 b
B; Stalder; lt St.b in Gr; L; Zg. ,Ir wollen nit
einem jeden verträger, so üch und uns gegen ein-
andern begären zuo v., zuo verhetzen und zuo ver-
wirren, nit ghör uoch gelouben geben.' 1531, Absch.
,üie vom Rüden beguntend den Waldmann zu v., wa
si kundent.' Äg.Tschddi. .Wir wöllent, dass keiner
[der Meister] dem andern syn arbeit weder schetzen,
verachten noch v. solle, es sye dan sach, dass er
darzuo von einem ganzen handtwerch verordnet werde.'
1579, AaZoL Tischmacher-Ordn. .Sancy hat mich by
üch inGnH. mit sinem schantlichen verräterischen für-
trag v. wollen.' 1589, Pfyffers Verantwortung. ,[Die
Apotheker] sollend einanderen [nicht] verbösseren noch
hinderreden.' 1592, L Apothekerordn. ,Ob Jemand sein
Oberkeit-durch Schüben verbösserte oder verklinerte.'
L Ansehenb. — c) Jmdm Ärgerniss geben. ,Dem ampt-
man ist zuogelassen, das verbösrend oug usszestechen
und die verbösrend band und fuess abzuhouwen.'
Zwingli. ,Wir haben bishar gefüert uneerbar schänd-
lich leben mit frowen, damit wir männiglich übel
verärgret und verbösret haben.' ebd. — d) zornig(er),
wild machen, z.B. einen Bienenschwarm AAAbtw., Bal-
dingen, Mand. — 2. refl. a) sich verschlimmern UwE.;
ZO. , Einen guoten gesunden Lufft, der sich nach Ab-
werfung des Wassers übel verbössert hat.' Gcler 1616.
— b) ein Ärgerniss nehmen. .Weist du, dass die Phari-
säer, so sy das wort gehört, sich verböseret habend
und verüblet?' Zwingli. .Anfänglich ist [bei den
Christen] der ebebruch so seltsam gewesen, dass man
sich nit offt daran verbössret hat.' ebd. — 3. intr.
a.) = böseren 1 UwE. — b) = 2b. .[Man solle die Bilder
heimlich] damit nieman darob v. möcht, daniien tuon.'
1725
Bas. bes. bis. hos. btls
1720
1524, ZEglisan. — ver-boseret: sittlich verdorben.
..Mit den verböserten, kricgschen und bluotigen hufen.'
1532, Strickl. ,Sy sind all mit einandren abgefallen,
all mit einandren verboseret.1 OWerdm. 1552. .In
disen leisten zyten gar nach alle stand verbesseret
und dero wenig sind, die mit leben und wandel sich
haltiml und erzeigind. wie sy sülten.' B Wiedertäufer-
roand. 1597. .80 alles verderbt und verboseret und
bieniit zur Straf Gottes reif ist.' JJMiLL. 1665. — un-
verbuseret: 1. von Gegenständen, unversehrt, ganz.
, Diese beidseitige Kirchweg-Mauer noch auf den heu-
tigen Tag noch ganz ungebrochen frisch und u. am
Boden ligend.' NSererh. 1742. — 2. von Rechtsan-
sprüchen, ungeschmälert. .Jegliche Gemeind möge bei
irer hergebrachten Reehtungen u. bleiben.' FSprecher
1672. ,Wir lasend ihre Rechte u., wie in dem alten
Brief verschrieben steht.' Iö8t>, GrA. .Jedes Geschwi-
sterte soll lebenslänglich und u. des Hauptguts ge-
messen mögen.' 1710, GrCIiui- Erbr. — 3. moralisch
unverdorben. .Seine noch bis dahin unverböserte
Kinder.' FWvss 1070. , Diejenigen, die noch unver-
bössert, aufrecht und fromm sind.' ebd. — Verböse-
rung: 1. Verschlechterung, Verschlimmerung. ,V..
depravatio.' Mal. ,In disen predigen ward nüt gelerl
von unser v.' HBull. 1572. .Durch V. des Gesprächs
bat die Zit (in D'abnow — Danow) das b fallen lassen.'
JJRürger 1006. ,Aus Sealberg ist mithin aus V. und
Abgang der rätischen Sprach Schalberg oder Schol-
berg gemacht.' Guler 1010. S. auch bös 12. ■-
2. Ärgerniss. .Ärgernuss oder v., griech. scandalon.'
Zwingli. ,Eine yede kilch schlüsst uss der gmeind
und verbannet den, der 011 schäm mit verbössrung der
gmeind sündet.' ebd.
bösge": 1. aus Bosheit oder Mutwillen Schaden
stiften, einen schlimmen (meist aber ziemlich harm-
losen oder doch als harmlos aufgefassten) Streich ver-
üben, vornehmlich von Kindern Aa; Bs; B; L; G;
Sch; S; Th; Z. Haupikä/rli sind si [manche Kinder]
im Bösge". Sciiwzd. (L). Meist mit efficiertem übj.,
doch last nur in der Form eines pronom. Acc. ; Syn.
Öppis a'steüe". Was hast wider 'bösget, dass-der d'
Mueter Tatsch g'g'e" hat? Wer hat Das wider 'bösget?
sagt man etwa beim Anblick eines zerbrochenen Gegen-
standes. De'' Niemert ist en arme'' Ma"": wa' letz ist,
muess er 'bösget ha". Schwzd. (Sch). .Hoffentlich macht
der Juli wieder gut, was der Mai und Juni gebosget
haben.' B Volksztg. Ung'rimts Zug b. Hofst. 1865.
Mit Dat. P., „Jmdm einen mutwilligen Streich spielen
AaF." — 2. .leicht zürnen oder sich schalkhaft zei-
gen' GWallenstadterberg. — 3. Jmdn mit Worten
böse, hart anlassen UwE. Der Vater bösged mit de"
Göfe", schilt seine Kinder gehörig aus.
Ans 'bösigen, wahrsch. direkte Weiterbildung zu mhd.
lögen. Böses tun, da eiue zu Grunde liegende Adjektivforni
nihd. 'bösev, ahd. 'bösaej nicht wohl vorausgesetzt werden
kaun. Über durartige verbale Weiterbildungen auf -igen vgl.
Wilmanns, Deutsehe Gramm. II 112.
er-bösgen: refl., erbost werden Bs (Spreng).
ver-: 1. = bösgen 1 in verst. Sinne B; S. Wenn
dlbe" z' Obe"1 [in der Schule] 's Register abe'g'lese"
worden isch vo" Däne", wo g' schwätzt oder süst Öppis
rerbösget g'ha" hei". Joachim 1892. — 2. (verböige'J
Jmdn verunglimpfen, in den Schatten stellen ApH.
— 3. (rer-bösge") = rer-böseren 1 d AiLengn., Vogel-
sang (Bezirk Z urzach).
boshaft: 1. ho*haf't a) ziemlich schlimm, von
Krankheitszuständen GrD., l'r., S., Sch., Tschapp. E*
binhafti Chranket. E" böihafli Hand, mit einer nicht
angefährlichen Entzündung. Di Tschina hed 's b.,
ihr Zustand ist ziemlich bedenklich. — b) Er ist
bdihaft nüd-re". bebandelt sie ein wenig lieblos, ebd.
— 2. wie nbd. allg. .Und ist solches Feuer durch
einen boshaften .Mann [eingelegt worden].' 1810,
Bauernchron.
böshaftig: 1. von Krankheitszuständen. .Geblüet,
wo es hitzig, wüetend oder h.' Rcef 1554. — 2. = bos-
haft 2 GRÜhur. He. In der ä. Spr. auch specieller =
arglistig, schlau. ,Die ryssin wurd Sathan und Asta-
roth erschrecken, nach ist sy vil veitscher und boss-
haftiger [frz. subtil].' Morgant 1530. ,B., geschid. be-
truglich, malitiosus. subdolus, astutus, veteratus, sub-
ratus, callidus, fraudulentus, improbus.' Mal. S. noch
ge-riert (Bd I 925). — ,Böshaftigkeit: ein böser
und verkerter will, malignitas.' Mal. — ,böshaftig-
klich: wider rechts und billichs, depravate, mali-
tiose.' Mal.
Bösheit, in PAL Beishait f.: 1. wie nhd. Auch
in milderm Sinne, Mutwillen. Öppis us liiter B. tue"
AaLcot.; B. .Bossheit, ein böser, arger list, dolus malus,
astus, malignitas. astutia. malitia, perversitas, pra-
vitas.' Mal. Von boshaftem, böswilligem Heden oder
Tun. [Der Advokat hat] all verdammt Haggerie" und
B-e" für'brungen. GFient. .Man hat bruoder Berchtold
von Freiburg die stat iemer verbotten umb die grossen
bosheit und triegheit, die er tet, daz er messe sang,
bichte horte, prediete darüber daz er nie ze priester
ward gewicht.' 1306, Z Stadtb. S. noch verdächt-muetig
(Sp. 589). — 2. Krankheitsstoff. .[Das Pflaster] zuchet
die bossheit herfür.' Z<; Arzneib. 1588.
Böskeit Bösl;,:t, -<ß f.: = Bösheit 1 Bs; GrHc.; GO.;
S. B. trlhe" GO. ,Er hab mir min pl'ert und swert
verstollen und tüege mir stetz söllich bossketen.' Mor-
gant 1530. ,Ir grobi art mit der bossgkeit hat sich
in die ganz wält ussgespreit.' Ruep 1539. ,Aus boss-
keit.' Tierb. 1563. .Wo böse Bosketen sich zuetrüegen,
solle ein jeder, der im Verdacht sein möchte, angenz
von einer Obrigkeit beschickt und bei dem Eidt be-
fragt werden.' GrD. LB.
Nbf. zu BüH-hai mit Ersetzung des Suflixes -heil durch
das in andern Fällen lautgesetzlich entwickelte -(e)keil wie
in Fiil-keit für Fül-heil (Bd I 7911; vgl. darüber Wilmanns,
Deutsche Gramm. II 3S4. Zurüekl'uhrung auf eine urspr. Zss.
'bötec-heit ist abzuweisen, weil es ein Adj. 'bösec wohl nie
gegeben hat; s. Anin. zu bösgen. -ket für -k/et mit Verlust
der Affrikation wie auch sonst in der Verbindung -sie-.
böslicl': 1. böswillig. ,üer vorgenant Andreas
rette vor unsern erbern hotten, wir hetten verhitklich
und böslich an im gefaren.' 1399, Z Stadtb. ,Du ver-
hiter böswicht, wie woltest du mir min man so bös-
lich ermürden!' 1413, Z Ratsb. ,Saul sach David boss-
lich an von dem tag an und fürhin.' 1531, I. Sah. ,Die
eitern sollend ire kind nit jämerlich versetzen oder
bosslich und liederlich versumen.' HBüll. 1540. ,Böss-
lich, arglistigklich, veteratorie, nequiter, fraudulenter.
Bösslich, träffenlich übel, pessime, malitiose, male-
fleiose, maligne, astute, male, prave.' Mal. — 2. bos-
haft, schelmisch, neckisch BM., 0. Böslich lache",
lächle".
bösele": kindisch trotzen, widerspenstig sein B.
Syn. täubelen. Der Bueb böselet.
1727
Bas. bes. bis. bos. bus
1728
Böseli ra.: leicht reizbarer, zornmütiger Mensch
GLNäfels. Er ist e" B.
Bösi, bzw. Böäi f.: 1. a) abstr., mangelhafte Be-
schaffenheit, schlechter Zustand. .Liters caduca\
verblichne buochstaben, die man von böse nit läsen
kau.' Fkis. .[Wann] ein Hus nidervalt von Böse we-
gen.' P Stadtb. ,Wann unsere Sömer in Böse des
Wegs herin faren wollend, [sollen sie] ein Knecht
herin schicken, damit by Ziten der Weg verbesseret
[werde].' GrD. LB. — b) concr. a) unfruchtbare Stelle
in Wiesen und Äckern Gr. — ß) schadhafte Stelle im
Tuch, an Kleidern, ebd. Syn. Bhidi. Fehler, Schaden
GrD. (Bühler). — 2. a) abstr., schlimmer (bes. krank-
hafter) Zustand. Er hed-sich verletzt, und du isch 's-em
z' B. g'röte', die Verwundung hat einen schlimmen
Verlauf genommen UGurtnellen. Das ist e" B. mit
der Chue, sagt man z. B., wenn sie immer mehr ab-
nimmt GrV. — b) concr. a) kleine Wunde, z.B. am
Finger GrS.. Scuolms, Tschapp. — ß) (für Menschen
oder Vieh) gefährliche Stelle im Hochgebirge BO. J"
d' B. cho", auf einer Bergpartie. Jitz sl"-mer us der
B. use". Bt'isene", steil abfallende Wildheuplätze U.
.In den sog. Bösenen (steilem, ungebautem Land, wo
keine Gaden sind) wird das Heu in pyramidenförmigen
Haufen um eine eingepfählte Stange befestigt.' ("Gem.
Als Lokalname: Eine Felsschlucht in der Böii GrNuI".
— 3. Krankheitsstoff. D' B. schlöhd-em use" (Ai>),
will use* (Gl; Z), sagt man (mit boshafter Anspielung
auf Bed. 5) zu oder von Einem, der einen leichten
Hautausschlag, bes. um den Mund herum, hat. —
4. schlimme, schwere Strafe. Die Ausfuhr Von Lebens-
mitteln aus dem Herzogtum Mailand nach dein Tessin
sei bei hoher Busse, ,bei henken und aller böse' ver-
boten. 1527, Absch. — 5. a) Bosheit. Ich will-der bald
d' B. üstribe*. Auch nur: „spasshafter, feiner Mutwille
BO. De'' Kerl hat 's numme" vor B. 7«"." — b) Äusse-
rung der Bosheit in Worten und Werken. Schlimmer
Streich Bs (Seiler). Bes. in der Verbindung: alli B.
tribe* (ZZoll.f), .anfallen, tuen, sagen' (ä. Spr.). ,Ver-
rätery, niord. brand, rauh und alle böse.' HBull., Tig.
.Auf den folgenden Sonntag Invocavit stosst man der
Fastnacht ze vollen den Boden aus, also daz man zu-
trinket, spilet, danzet und alle Böse anfallet.' F'ast-
NACHTB-Pred. 1G01. ,l(er verlorne Sohn hat seines
Vaters Haus verlassen, ist ausschweif und liederlich
worden und hat alle Böse angefangen.' JWirz lb'50.
.Ich hab ihm [meinem Mann] alle Böse gseit.' Sciiimpfr.
1651. .Prediger [gegen die man] alle Böse tut und
sein verruchtes Herz ob ihnen erkühlt.' AKlingi.. 1688.
— 0. a) Aufgebrachtheit, Unwille, Zorn; auch die Ver-
anlagung dazu AALeer.; Ap; Bs; B; Gr; L; GF., G. ;
SciiSt; Th; UwE.; Z. „Etwas aus B. befehlen; Gegs.
in der Güte." Er hat 's i" der B., us B. 'tä*. Er het im
in aller B. Das und Das (/seit. Der ist auch e" B. g'si"!
SciiSt. (Sulger). Du häst-mi'1' auc'> e* B. (/macht! Z.
- b) Strenge GrAv., ]>.; GF., G.; Z. Es ist bi im
mit Güeti und Bo<i nüt ausrichte*. Me* muess dö mit
B. derhinder, mit Strenge verfahren GF., G. ; Z. Ich
hän 's uf all Wig mit-tne* probiert, mit der Güeti und
Bim GrAv. .Mit Verheissungen, mit Bedröuwungen,
mit Güte und mit Böse (hler 1616.
böslScht: ziemlich bös; z.B. böslechti Ghleidcr,
die anfangen schadhaft zu werden UwE.
Bösli°g in.: zornmütiger Mensch; inshes. bös-
artiges, eigensinniges Kind UwE. - Ahd.6ö»i(%, nupix.
Bb8sliBgen": Adv., kaum, mit Mühe; .Syn. bös-
dings. "
bosli"gen: Bosheit treiben BLenk.
Boss f.: (verrufene) Herberge. ,So band sy in [den
leichtsinnigen Jüngling] gfüert in ein booss, da für-
gond schand und laster gross. Da bringends in umb
guot und hab. wird eerlos gricht an bättelstab, von
huoren gsehlagen uss dem huss und grad von denen
gstossen uss, die syn guot an sich zogen band.' JMdrer
1560.
Aus der Gauuerspr. ; vgl.: ,ln die poese, daz ist in die
herberg.' 1430/40, Bs Chr. III 564, ferner die Zss. .ars-
posse', .sevel-, sunneu-boss.' ebd. 5ß7 mit den An nun. dazu,
auch Gr. WB. II 2BS. Lütolf verzeichnet ein gaunerisches
,bosseu = chilten.'
Am-boss AALeer.; GT., -bös BBr.; Gi.K.; L; PA1.
C-bousJ; Sch; S; Th ; Z, A-bös(s) Gl; GSa., AmpösfsJ
Zu. — m., PI. mit Uml. AALeer.; GSa.; Th; ZS„ Am-
bösc* L: 1. Amboss. Me" seil nid eister uf eint A.
schmide" L (Ineichen). Zittere* wie en A., nicht im
mindesten zittern Z. Der A. dient seit alter Zeit
auch als Böller: A* 's N.'s Höchsig händ d' Chnäbe*
us zive Amböse" /schösse" ZZoll. — 2. Unterleib S.
— Mini. an(e)bö£.
Horn-A.: Amboss mit Hörnern. .Ein anbos, zwei)
blebelg, ein kupfrin ougisen, acht hemer, achtzehen
Zangen, ein hornanbos und ander klein geschirr, daz
man in einer sniitteii bruchet.' 1384, Z Stadtb. Auch
1438, L. ,H., consessor.' Mal. — ,Kalt-.' 1438, L.
.Schek-.' 1438, L. — Verschrieben für das Folgende?
Ste'ck-: leichter, tragbarer Amboss, der entw. in
eine Öffnung im Boden oder in einen Holzblock ge-
steckt wird, im Gegs. zum grossen, festen Schmiede-
amboss Z.
Stei n-böss -bös: Lokalname ZSchlieren. ,Zwo
Jucharten, das Steinbössle.' 1653, AAWett. Klosterarch.
Ygl. auch den Z Ortsn. .Rorbas', urk. ,Rörboz' (HMey.
1849, 27). aig. ,Rohrschlag', d. h. Ort, wo mau Schilfrohr
(ab-)schlägtV
liösse" AaF., Ke., Kütt, Leer., Leugg., Z.; Bs; BU.;
„VO; Gl;" L; SThierst.; U; Zg; Z, p- ZÜbf., böse* II
AABb. (auch lt Hürhin); Bs (Seiler); BKirchb. (ver-
einzelte Angabe), jiöse* SBib. (Schmidlin) : 1. stossen
Bs (Spreng); U. Heftig, „gleichs. kanipfartig" gegen
einander drücken, stossen, von Mehrern L„E.-, G.
„Si händ 'bösset." Durchwalken, durchprügeln Aa
Wohl. ,Der dem andern an syne türe frävellichen
bazet, wirfet und stozet, gebe aine march silbers ze
buoze und sol zwene manode von der stat sin.' 1290,
Sch Richtebr. ,Swer dein andern frävenlichen über
die swelle ald in das hus jagt ald suochet ald der an
sin hus frävenlichen bösset ald wirffet ald stösset.'
1359, G. — 2. in mehrern spec. Anwendungen, a) (Ku-
geln) stossen, als Spiel. ,Es spricht H. von Frouwen-
felt, dass in der Stirin noti ze bossen; des bosset
ouch er mit im so verr, dass der Stirin im 6 ß schuldig
wart. H. Strubinger dicit [sagt aus], dass sie mit en-
ander bosseten und dass jetweder ein spil wolt hau ge-
wunneii. Do warf der Stirn die kuglen hin und sprach
[usw.].' 1381, Z Ratsb. ,Es sol ouch in dem gcriht
nieman spilan oder karten, und wer das briht, der git
ze buosse unser statt ain pfd, als dik es beschult.
Aber bfissan und walan und bretspil ald schauchzebel
und schiessen mit dem armbrosl ist usgelassen, das
1720
Bas, bes, bis, bos, bus
1730
man damit nüt verlüret.' 1389, Z Stadtb. .Uff den
trinkstuben mag man wol b.' 1421, Z Katsb. — b) Nuss
b., Nüsse vom Baum herunterschlagen B. — c) Hanf
schlagen und brechen AALeer., klopfen Aa (Rochh.).
Vgl. Hanf (Bd II 1438). — d) (Garben) 6. = bor:en 6
(Sp. 1642) AABb.. F.. Ke.. Kütt.. Leer.. Z.; Bs; BoAa.,
K.'. M.; L; SBib., Thieist; ZObf. Die Garben werden
Dachher wieder auf die Für-TM getan und erst im
Winter ganz ausgedroschen Aa. Das Nachdreschen
der beim B. noch nicht ausgekeimten Ähren heisst
mutze' B; s. Sp. 619. Auch abs. : Mer hei' 'bösset B.
Dreschen übh. AAWohlen. — e) „den Schaub 6., den
in Büschel gebundenen Schaub so lange an die Wand
klopfen oder stossen. bis derselbe eben wird." Roggen-
schaub büschelweise schütteln, damit die kürzern
Halme heraus fallen AaP.. Käst. Syn. üs-schauben. —
3. Hanf, Flachs in Gebinde legen, in Büschel binden
„VO; Gl;" LG.; Z, den rohen Hanf zu Zöpfen drehen
AALeugg.; _B;" SThierst.
Mhd. bößen, st. und sw. Vb., in Beil. 1,2 a und d (körn
yeböfien). Vgl. auch Gr. WB. II 2G8/9. 3 ist Abi. Ton
Bossen.
ab - : = bössen 2 d AAKütt.; Zg. Weizen a. — er-:
verst. bössen 1 in übertr. Sinne; s. Sehin-Bein (Sp.
1303). — arsch-: a) abs., den Hintern gegen eine
Wand stossen Aa. .Arssbossen, tundere dunes.' Mal.
— b) mit Acc. S., .mit dem Hintern an Etwas schla-
gen, stossen' Bs (Spreng). — c) mit Acc. P., „Jmdm
mit dem Knie Stösse in den Hintern versetzen Aa",
,ihm den Hintern anprellen und zerstossen' Bs (Spreng).
,[Narr, zur Ruhe malmend:] Drum will ich alle gwarnet
han, es wöll sich menklich daran stossen ; den narren
wirt man sust arsbossen.' Aal 1549.
stöl-bösse" -böse" ZLunn., -pösse" Bs (Spreng).
-pöse' Bs(Anon.): 1. tr., hin und her stossen Bs(St.b);
,hin und wider stossen, zu grober, harter Arbeit Jmd
missbrauchen. Ein armes Waislein gottlos herum
stolpossen' Bs (Spreng). ,Concisus pugnis et calcibus,
wol geschlagen und dülpet mit fettsten und mit füessen
gestollbosset. Jactatus, das hin und wider werfen
und stollbossen. Quassare, zerbrächen, zerstossen.
stollbossen. Aftlictare, stolbossen, sülehen und be-
trüeben.' Fris. ; Mal. .Etliche wilde gesellen [haben
1524] ein anschlag gemacht, den doctor [Vadian] in
der herberig [zu Zug] zuo überfallen, ir suwwerch
mit im zuo tryben und in dem schimpf im die oren
abhowen und in stollbossen genuog.' HBcll. 1572.
, Quassare, schüttlen, zerrüttlen, stollbossen.' Denzl.
1677; 1716. — 2. intr. (meist ume"- Bs), ,von einem
Ort zum andern Verstössen wandern müssen, hin und
her schlenkern, umherstolpern' Bs (Anon.), „müssig
herumstreichen Bs", unnötig umhergehen ZLunn. —
stol-pössere": stolpern AaWoIiI. — Stöl-pössi
m. : Stolperer AaWoIiI.
stor-bösse": herumbalgen GO.
Bosse- Aa; Bs; „B; VO; Gl;" L; PA1. (Boussu);
ScbKI., Nnk.; S; Th; Z, Böse" AaF., Fri. (Hürbin);
Bs; GaL. (GLHartm.) — f. Bs (auch m.); L (RBrandst);
SchKI. (in Nnk. m.); Th (doch vorherrschend m.),
sonst m., PI. Bös(s)e" Aa; Bs; S; Th, mit Uml. Aa
Ehr., Zein., Z.; ZDättl.. Fehr.. Ratz, Dim. Bössli, in
PA1. Boussji: 1. a) Bündel von geklopftem Hanf (ea-
napa stigliata) PA1. Zopfartig geflochtenes Bündel
,gereiteten' oder gebrochenen Hanfs (2—3 Pfd schwer)
AauF.; Bs; „B;" SThierst. Die Bossen werden aus
Schweiz. Idiotikon. IV.
je drei Büscheln geflochten, die man neben einander
auf ein Brett legt und an dem einen Ende mit einem
Faden zusammenbindet; um dasselbe zu befestigen,
wird etwa ein Kind darauf gesetzt. Ist der B. ge-
flochten, so zieht man ihn vom Brette herunter,
wobei das Kind mitrutscht; man nennt das scherz-
haft Bosse" rite' Bs. (Hanf-, Werch-, Flachs-) IL,
Hanf- oder Flachsbündel AaF., Hold., Leer., Zein.,
Z.; Bs; L; SchKI.; ZFehr., Rüml., und zwar spec.
aus rohem, eben ausgezogenem, noch nicht geröstetem
Hanf oder Flachs „VO; Gl;" GaL.; Th; ZDättl.. oder
aus geröstetem Hanf (vor dem Beilen oder Ratschen)
AAOEhr.. F., Fri.; S. Bf Bär het gracl erst das
g'söret und guet g'wetteret Werch in glatte' Bosse"
vom Feld hei'" 'brächt; 's isch rösch jetz und troch
und cha"", we"*-me" will, g' ratschet u-erden oder
g'reitet. BWtss 1885. .[Nach dem .Reffen'] bindet
man die Leinenpflanzen vermittelst Tannen- oder Wei-
denzweigen in .Boosen' (Büschel) und legt sie in Gru-
ben stillstehenden Wassers (,Roosen'), wo sie mit
einem hölzernen Gatter bedeckt und mit Steinen be-
schwert werden, bis eine gewisse Gärung vorgegangen
ist.' GLHartm. 1817. ,Bei gehörigem Grad der Zei-
tigung, den mau nicht überwarten soll, wird der Lein
mit den Händen aus der Erde gezogen, dann in Bündel
oder Bösen gebunden und nach Hause gefahren.' Alp.
1827 (Ostschweiz). ,Der hanfbossen, hanfburdinen,
manipulus canabeus.' Mal. ,Flachspoossen , Wälle.
Bürde, fascis lini, merges.' Red. 1662. ,[Die Nacht-
buben von OErlinsbach verderbten dem Pfarrer] 75
Bossen Wei'ch.' 1674, AAGem. S. noch Chnütschi 2
(Bd III 774). Wergbündel des Seilers: ,Als mich [der
Seilermeister] anstalt, kond ich kum den hanfpossen
ufhenken und vast wenig träien.' ThPlatter 1572.
— b) Bund Stroh (bes. Roggenstroh), nach Art einer
Garbe mit gleich gerichteten, langen Halmen, aus dem
die kürzern Halme durch Schütteln entfernt worden
sind AaF., Käst, Zein.; Bs; L; Sch; Th; ZRafz. W. E>,
B. Slrau", Schaub ScnSehl. (Bogge'-JB., einmal ttber-
droschene Roggengarbe AaZ.; ZeA. Vgl. Böss-Boggen.
.Zu verkaufen: Sehr schönes Weizenstroh und Roggen-
bossen' ZStäfa (Ztgsanz.). — 2. scherzh. für eine
kleine, dicke Weibsperson AaF., Ke.
Ahd. bößo, mhd. büße in. in Bed. 1 a. Der Name wohl
mit Bez. darauf, dass die Bossen .geschlagen' wurden, z. T.
noch werden (s. Bd II 1438), viel], aber auch nach der
(wenigstens dem Flaehsbündel eigenen) kurzeu gedrungeneu
Form; vgl. die Übertragung bei 2 (wozu Bündel 3 Sp. 1364),
sowie die Anm. zu PUss I.
, Wasser-Bossen: ein bürde hanf, wie sy aas
der ross oder wasser zogen wirt, manipulus cana-
binus.' Mal.
Bössete" f.: 1. „stürmisches Gegeneinanderstossen
oder -prallen LE." — 2. coli., so viel Garben (8 — 10
Stück) als man auf einmal bösset Aa. — 3. „Bündel
von rohem Hanf oder Flachs VO; Gl; Z."
Püss I, Pösse" I m.: 1. a) Poss AALeer. ; Ap; Gl;
GRÜVatz; „LE.;" G; ScHwMa.; S; Th; ZO., Wl„ Boss
Gr (St.b); GEbnat, F.; SchSi. (Sulger). Posse" BBe.,
Leiss., 0. (Zyro) — PI. Pöss Ap; G, Posse- Ap; GT.;
Th — Dim. Pössli, B- Gr (St.b); GF. ; SchwE., Possli,
B- Ap; GA., T., Wl„ W.; SchwE.; Th; Ndw; Zg; ZO.
(in Gr; GA., Oützw.; THArb., Kurzriek., Märst., Wig.;
Ndw; Zg m.), Possi m. BoE.: Bursche, Kerl. aaOO.,
mit dem Nbsinn des (unverhältnissmässig) Kleinen,
109
1731
Bas, bes, bis, bos. bus
1732
Dicken, auch Drolligen, zunächst von Knaben, dann
von männlichen Personen übh. Ap; BoE.; Gl; GF.,
Sa.. T., WL W.j Th; Nnw; Zg; ZWthur; frischer,
mutwilliger, auch im schlimmen Sinne: zu losen Strei-
chen geneigter Bursche, Schlingel ÄALeer. ; Ap; Gl;
Gr; G; ScHwMa.; Th; Zg; ZO. Poss(li), schalkhafter,
eigenwilliger, jähzorniger Bursche ZO. Bossli, Bössli,
geweckter, übermütiger, leichtsinniger Bursche SchwE.
De'' Poss häd wärlich Chritz im Chopf, cha" sini Fuß
seile'. PHeng. 1836. 0 du Poss! Antwort einer Frau
auf eine Spottrede ihres Gatten. ACorrodi (Z). Dil
bist en Kärli-Poss, ein Prachtskerl (iron.) ZF. En
Hopt-Poss, ein grosser, wackerer Bursche Ap. En
rücke", ung'u-enter Poss GT.; ZO. E" schöne Poss
AALeer. En chliner Poss(li) G; Tu. Dim. Possli,
Knabe Ap; auch kosend: e" (chlises, liebs) Possli Ap;
oTh; ZWthur. Wart, du (chline'') Poss, du Possli,
ich will-der! Drohung zu (kleinen) Knaben GA.; Th.
E" nüntigs Possli, ein körperlich unscheinbares, win-
diges Bürschchen ApVorderl. Iron. : Das ist en heitere
Poss! Ap; Tu, bes. wieder als Dim.: es heiters, schöns,
Silbers Possli ZO. S. noch un-guet (Bd II 545). Sprw. :
Wirtstöchteren und Müliross sind nit für niedere" P.,
eignen sich nicht für den ersten Besten. Schild (S),
e" Müllerstochter und es Müliross passe" nid zumene"
Büre'poss AiLeer. Kinderrätsel: E" Krieger ist lee"
Poss, e" Chliner ist nit gross, e" Grösser ist nit chli":
iez röt: wo bin-ich g'si"? Bochh. 1857. Zäum hänt
Boss, der Krieger ist e" Poss, e" P. ist de" Krieger,
Chinde" muess-me" wiege", ebd. (aus einem Wiegen-
lied). Häufig in ä. Spr., vorab im XVI., gew. in üblem
Sinne. .Sich, du unverschampter p., wie gedarstu so
ein unredlichen lug so geschlagenlich uff einen bi-
derben man schryben?' Gvrenr. 1523. , Weder Jhero-
nimus noch kein andrer mögen mich, der ein schlechter
poss bin, darzuo bringen, das ich die creatur anrüeft'e.'
ebd. (Worte Zwingiis). ,So die essenden nit muot-
willer oder geil possen, sunder eersame lüt und guoter
conscienz sind.' Zwingli. [Glatthans zu seinen Ka-
meraden:] ,Wo nun us, ir armen bossen?' HsSalat.
,Lanzknecht: Ich zech ouch gern mit guoten possen,
si seigind Schwaben ald Eidgnossen.' HsRMan. ,Was
dann sind diser rauwen bossen [Kriegsgesellen].'
JMürer 1559. ,Myn gsellschaft sind jung oerlich
bossen, die auch zum teil hand d' ürten z' gen.' ebd.
1560. .Johann Matthis von Harlem uss Holland, ein
pfister sines handtwerks, aber ein frächer vilschwätzen-
der poss.' HBüll. 1561. ,Die vollen possen, die spat
von einander gond, sagend etwan, sy habind dises und
yenes wunderbarlich und erschrockenlich zeichen ge-
sähen.' LLav. 1569; , volle Saufbrüder.' 1670. , Etliche
kriegslüt, pensioner und frävel possen in den VOrten
trowtend, wenn dann Zwingli wurde faren durch die
gemeinen herschaften, wölltind sy ein gejagt ansähen
und versuochen, ob sy wildprät schiessen oder sunst
fahen kiintind.' HBull. 1572. ,Myn lieber poss, wo
kommst du heri" Mauritiana 1581. ,Als a. 1609 ein
armer Poss und Arbeiter von etwas Missetat wegen
mit dem Schwärt gericht werden sollen.' R( 'vs. .Komm,
Boss, nimm Speis!' ruft ein Jäger seinem Burschen
zu. Mvkicaus 1630. ,Der Poss, Bub, Knab, Karle,
pusio, pupus, puer.' Red. 1662. — b) („Poss, Possli".
Boss ScHSt.) Narr, „Possenmacher." ,'s gibt ein Buss
(Possenmacher) aem andere" d' Hand, es kommt doch
immer einer über den andern- [V]. ScHSt. (Sulger).
.Sannio, narr in einem Schauspiel, poss oder possen-
reisser.' Fris. — c) in Personennamen. Boss, Spitz-
name BRoggw. ,Ottli Farner, genannt Possli.' 1524,
ZSth. ,Hans Farner, den man nembt Bossly.' 1530,
ebd. ,Hans Zender, genannt Bossli.' 1653, AlWett.
Klosterarch. ,Jagle Zimmermann, genannt Bössli.' ebd.
Als Familienname: Boss BInnertk., Walkr., Bossli B
Innertk. — 2. Poss, kurzes, dickes (Oberländer)
Schweinchen Gr U Vatz. — 3. Poss, Boss, Bössli,
Hundename Schw. Jch ha" weder Chüe nurh Binder,
nuch Hüender, nuch Esel, nueh Boss, Nüd weder e*
Hund und der heisst Boss. Schw Hausratbrief. Ende
XVIII. ,Der Possli, ein drolliger, freundlicher Mops
mit abgeschnittenen Ohren.' um 1804, Z. — 4. Zier-
figur, Zierat, (schmückendes) Beiwerk von erhabener
Arbeit, zunächst in der Gestalt eines .Possen.' a) Holz-
schnittfigur als Druckerzeicheri. 1524 beklagten sich
die VOrte auf einer Tagsatzung zu Luzern, die Zür-
cher hätten eine Druckschrift erlassen und verbreitet,
und es seien auf solche Büchlein , bossen' gemacht,
vermutlich ihnen zu Leid, in dem Sinn, dass die Eid-
genossen nichts anderes als Bauern seien. Die Zürcher
verteidigten sich: ,Dazu habent wir verstanden (den)
Unwillen der possen (halb), so uf unser usgangen ge-
truckt Schriften sind gemacht; das ist niemas zuo
tratz, ouch uns onwüssent beschechen, dann solich
possen des truckers, der Hager genant, zeichen sind,
und brucht sich des niemas ze lieb noch zuo leid.'
Uri schreibt nicht ganz befriedigt zurück: ,Der bossen
halb mögend wir gelouben, sölichs nit uss üwer be-
felch geschächen, möchtent aber wol liden, dass der
drucker sich eins andren bossen gebrucht hätt, diewil
(er) doch nit uf die, so den Eidgnossen geschickt,
ouch druckt worden'; vgl. Absch. IV 1 a 413. 421. 422.
— b) ,Die possen, als die man an die brunnen macht,
wasser auszeblaasen, oder kindle an den rören, die
wasser ausschräyend oder brünzlend, persona;.' Fris.;
Mal. — c) Schildhalter auf Wappen. Stumpf; s. Gr.
WB. II 262 o. — d) in der Holzschnitzerei. .Die vier
pild und anderen vier possli [für das neue ,Mannen-
gestüel'] dem pildhower zuo schniden 1 pfd 5 ß.' 1518,
Bs (Baurechnung der Kirche zu St Peter). S. auch
Bildung (Sp. 1202) und vgl. Laub-P. — e) als Uhr-
gehänge. ,[An der Uhr] muss eine Ketten von 6 fl.
und an derselben müssen allerhand goldene und sil-
berne Possli hangen, das Stuck vor einen Krontaler,
z. E. Schälleli und Rölleli, wie des Amtmanns Schoss-
hündli usw.' 1779, Z (über den Luxus der jungen
Geistlichen). — f) Possli n., Visierkorn am Schiess-
gewehr Gl; ScHSt. (Sulger). Syn. Mugg (Sp. 129).
— 5. zierliche, passende Gestalt, Haltung und Ge-
bärde. ,Ornamenta ad rem aliquam adhibere, eim
ding ein gestalt oder possen gäben, etwas zieren.'
Fris. ,Der äff will stätigs alle gepärd des menschen
treiben, ist aber nit so geschickt und fält im der poss;
das bringt dann, dass die kinder sein lachen müssen.'
Tierb. 1503. ,In Bossen stellen', die rechte Gestalt
geben; vgl. bossieren. ,Die spillüt wond [waren] so
wol in bossen gstelt; ein jeder luogt, dass er nit feit',
beim Empfang der Zürcher in Strassburg. 1576, Spruch
des CTWirri von Aarau. Mit Refl.-Obj., sich (gut) an-
stellen zu Etwas: .[Die Frau] musst dergleichen männ-
liche Sachen [reiten, jagen usw.] verrichten, in wel-
chem allem sie sich gar ernstlich in den Bossen stellen
könnt.' (iiiLER 1625. — 6. a) äussere Haltung, Gebaren
1733
Bas, bes, bis, bos, bns
1734
übli. .[Mutter zu ihrer Tochter:] Lauf auch nit dahar
wie ein ross, es war sonst ein bäurischer boss.' Holz-
wart 1571. — b) spec. von den Gebärden, dem Spiel
des Gauklers, Possenreissers, Schauspielers. .Damit
ein yeder [Schauspieler] sin bossle mach uff das best,
als er das kan.' Z Laz. 1529 (Vorred des Herolds).
,Yetz macht der tod sine bossen vor dem tisch und
spricht nüt.' ebd. ,Jetz kommen die narren und ma-
chen ire bossen.' ebd. S. auch Gauggler (Bd II 172).
— c) Posse* in., Dim. Pössli, wie nhd. Possen, Schaber-
nack. Scherz, sonderbarer Einfall Aa; Bs; B; GlK.;
GüVal.; L; Th; Z. Spec. von den satirischen Anspie-
lungen (ift 10—12 an Zahl) auf Torheiten und Ver-
gehen einzelner Personen, welche den zweiten Teil
des .Hirsmontags-Briefs' (s. d.) bilden LE. E* Posse*!
= du scherzest, bist nicht recht bei Trost, als Antwort
auf eine sonderbare Rede B (Zyro). Meist nur in be-
stimmten Verbindungen: Eim en Posse* spile* Aa; B;
Tb; Z. Mack-mer ken Posse"! Th. Posse* mache",
tribe* Aa; Th; Z (in Zoll. Pössli tribe*); gelegentlich
auch von Pferden Aa. ,Zuo end desselben punktens
ryssest gar ein guots pösslin', begegnet dir ein Miss-
verständniss des Textes. Zwingli. .Ich will im ein
fyns bössli ryssen, in knütteln, dass er sich möcht
bschyssen.' Rdef 1540. .[Die Böcke haben die Feinde]
vilmal gezwackt und manchen possen gerissen.' Z
Ofeninschr. ,Da hat sich ein lächerlicher poss zuo-
getragen.' Tierb. 1563. ,Hem astutias, gesich die ge-
schwindigkeit oder list, das kan mir ein list oder ge-
schwinder poss sein.' Fris. ,Ein guoten bossen oder
list anrichten, instituere astutiam.' Mal. ,Die zvollen
irer sinnen und Vernunft beraubet, gond mit selzamen
possen um, sagend von vilen erschynungen.' LLav.
1569; .Einbildungen.' 1670. .[Dass ein Jeder bei
Tisch] sin spis mit holdsäligen fabeln oder mit eer-
lichen schimpfreden und guote[n] possen oder mit un-
zenkischen disputationen glich als mit besundern gat-
tungen der spetzereien besprenge und wolgeschmackt
mache.' F Schulordn. 1577. .Sich, mein Gsell, ist das
nit ein Poss? Dass den Tropfen all Plag anstoss,
der mir mein Buchs abglassen hat!' JHGrob 1603.
,Faceti* sermonis condimenta, ein gut Bösslein im Ge-
spräch tut wol.' Denzl. 1716. S. auch artlich (Bd I
478), fri (ebd. 1259), Lands-Friden (ebd. 1282), Anin.
zu Fratz (ebd. 1343), für-gän (Bd II 29).
Zu 1 a. Mhd. boße m., als verächtliche Bezeichnung für
eineu Monschea einmal in der Verbindung trunken b., sodann
in der Zss. tcnodeböße, kleiner, dicker Kerl (Mhd. WB. I 230),
steht im Ablautsverhältniss zu unserm W., das auf mhd.
'boßße weist; vgl. auch Schm. I2 410; Gr. WB. II 267.
Wenn als Gruudbed. .kleines, dickes Ding' anzusetzen ist,
dürfte das W. mit bossen, schlagen, klopfen, wurzelverwandt
sein; zur Bed. -Entwicklung vgl. u. a. die Anm. zu Bossen
(Sp. 825). Bei 4 ist tw. Einfluss des (übrigens gleichfalls
zum deutschen bossen gestellten) frz. bosse zu erwägen ; vgl.
Possen II, bossieren. Zu Bed. 4 — 6 vgl. Gr. WB. II 261 f.
S. auch noch Böser III, Butz.
Fecht-Bossen: Gebärde eines Fechters. , Er tuet
ein reverenz, machet ein f.' Mauritiana 1581. .Fechter-
bossen.' ClSchob. 1699; s. Bd III 380. — ,fecht-
pössisch: wie ein fechter, palaestrice, athletice.' JIal.
Gaugier-, Kuenzen-. ClSchob. 1699; s. Bd III
380. — Karporals-Posse". K. im Sinn ha", allerlei
Schlimmes BE. — Chatzen-Posse°. Kei* K. ma-
che*, kein Federlesens machen, keinen Spass verstehen
Bs. — Kriegs-Possen. ,[Er hat] mithin den grawen
Pündteren etliche Kr. gerissen, wie es dann die Ge-
legenheit des Kriegs gefügt, dessen sye ime auch
treffenlich gram worden.' RCvs.
Laub-Possen. ,Das recht teil des loubwerks
und des loubpossen [an den Säulen] soll von teiltem
gold vergült werden.' 1512, Bs (Baurechnung der
Kirche zu St Peter). — Yiell. ,buckelförmig vorspringen-
des Laubwerk.' Vgl. Poss 4 d.
Lumpe"-Posse° (PL): verstärktes Possen 6 c Bs
(Seiler). — Schalk-Possen. Der im Streit mit Rott-
weil liegende Christoph von Landenberg führt aus,
der von Rottweil gewünschte Anstand sei abgelaufen,
ohne dass man ihm eine Antwort erteilt hätte, und
habe man ihm damit nur einen ,Sch.' gemacht, wo-
durch er in grosse Kosten geraten. 1540, Absch. —
Schelm en-Bossen. ,Das heisst guot seh. gerissen.'
NMan. — Schimpf-Bossen. ,Uss disem Zug erhebt
sich ein Seh. von zwen Soldaten.' Joh.Mahl. 1674. —
Wuecher-. .Dise wuocherpossen duldend ir nit allein,
sonder ir trybend sy selbs.' Zwingli II 409.
Boss f.: Schimpfname auf Weibspersonen. ,[Eine
Frau verklagt die andere] dass die zu ir sprach, si
wer ein verhiti lungo und ein verhiti boss und möcht
nieman vor ir unbeschissen sin.' 1377, Z Ratsb.
posse": Possen reissen, Unfug treiben. .Fluchen
und Schweeren, Jolen und Schreien, Zotten und P.'
JJMüll. 1665. .[Die Studiosi sollen u.A. meiden] schant-
liches Schärzen, Zotten und P.' Sch Schulordn. 1687.
Posse" II m. : das roh gelassene untere Ende eines
in den Boden eingesetzten behauenen Steines Z.
Frz. bosse, (rundliche) Erhöhung, Buckel; als ,Bosse(n)'
allg. in der Sprache der deutscheu Baukunst.
bossiere": Etwas (hauend, hämmernd) aus dem
Groben herausarbeiten SNA. Etwas formen, gestalten.
,Die reichen machen [den Eichhörnchen] heusslin aus
schindlen, die da ein ausgang haben in ein von dräten
gemacht rad, aufs lustigest possiert, darinn es, biss
es ermüedet, umblauft'e und sich erspacier.' Tierb.
1563. ,Aus Wachs gemachtes und possiertes Jesus-
kindlein.' 1658, Gfd (L). — Vgl. Gr. WB. II 266.
Bossiererm. .Ceroplastes, B. in Wachs.' Denzl.
1716.
Bossieri"g f.: 1. Verzierung in erhabener Arbeit.
Die schön silbemi Zucker-Töse" mit der künstliche" B.
ONägeli 1898. — 2. = Ab-Lauf; s. Bd LH 1114.
possle": Unfug, Possen treiben Bs (Seiler); GrPt.
posslig. in Bs auch poslig: possierlich, lächer-
lich, sonderbar, bes. von Gebärden oder Worten AaL.;
Bs; B; F; S. Er ist gar p. im Lache" FKerzers. P.
z' biege" AaL. Selbi de"t i" der p-e" Hübe" ist e" Schici-
zeri" [Schwyzerin]. FOschwald (AaL.). ,Es gilt immer
als ein gutes Vorurteil für ein Völklein, wo in einer
Gemeinde es noch posslige, komische, in Reden, Den-
ken und Grundsätzen b'sonderbare Menschen gibt, die
nicht in allem Andern nüchgigen oder nöchgaggen,
sondern es nach ihrem Kopf machen.' Glur 1835.
Pössel m., PI. Pössle" : .Bursche, flinker Kamerad,
heiteres Bürschcheir B (ImObersteg).
Pösseler m. : kleiner, dicker Mann BoE.
Pössin f.: anrüchige Weibsperson, Dirne. ,Spiler,
Spitzbuben und unverschambte Pössenen.' JJBreit.
1639. ,Die sich in aller Üppikeit und Unfläterei wel-
zen, denen nicht wol, sie seien dann bei iren Bössinen.'
I
17:;:.
Bas, bes, bis, bos, bus
1736
JWmz 1650. ,Soll ein rechte Pössin und Mätz sein.'
1665, ZSth.
possisch. ,P. sein, etwas gefeerts treiben, sältzam
gebärden an sich nemmen, gestieulari.' Mal.
pössle", „auch 6-", in G auch pössele" : „kleine
mutwillige Streiche spielen", doch auch in schlim-
mem] Sinne : lose Streiche verüben und dadurch Scha-
den stiften, bes. von dem Treiben der Nachtbuben Ap;
Gr; „LE.;" GW.; Sch (Kirchh.). Ir Wetters Bliebe",
wartet nur, bis üsere* Pfarrer ehunnt: er wird-i euers
P. schu' verleide". G Kai. 1S54. Er chönnd nünt a's
p., sagt eine Mutter zu ihren Buben GWidnau. .Der
Hausgeist pösselte im Haus oder richtete im Stall
irgendwie Unheil an.' Jecklin 1876. Mit Dat. der be-
troffenen Person Ap; Gr; GG., Rh., T.
Pössler m.: Possenmacher Scu (Kirchh.); Staluer.
Zu mutwilligen, schlimmen Streichen (bes. Nacht-
bubenstreichen) geneigter Bursche Ap.
Pössleto" f.: Schabernack ApII., M.
„Pössling: = Poss 4 f Gl."
Poss II „Ap; Gl;" G; „Sch;Schw;" THTäg.; ZO.,
Boss „Ap; Gl; G"T.; „Sch; Schw"E.; Posse" GrV.;
GRb.; Th (selten); ZDättl. — m., PI. Pöss, B- GA.,
G., Stdt, T., Wl.; SchwE.; THTäg.; ZO., Posse- GRh.;
ZDättl.. Dim. Pössli, B- Ap; „Gl;" GRMaienf.; GG.,
Rh., Stdt, T., W.; „Sch;" a„ScHw;" THBerl., Bisch.,
Eschenz tw.; „Zg;" ZDättl., 0.: fast nur im Plur. und
zwar vorherrschend Dim., Überstrumpf, Kamasche.
aaOO.; bei St.2 unterschieden als: 1) „Halbstiefel,
eine Art Uberstrümpfe, die nur bis an die Waden
gehen Ap; Gl; G; Sch. — 2) Strümpfe, die bis unter
die Kniee und an die Knöchel reichen Schw; Zg."
, Kurze Überstrümpfe von schwarzem Tuch, die von
1798 bis um 1820 als Beinkleider Mode waren' aScBW.
Synn. s. u. Fink II 3 (Bd I 869). ,Surae, stifel, pössle.
Cothurnus, halbstiffel, stiffel bis an den halben waden,
wie sy die Jäger tragend, pössle.' Fris. ; Mal. ,Die
Baurenstifel (Pössle), welche den halben Schenkel be-
decken.' Spleiss 1667. , Cothurnus, hohe Schuh, Bund-
schuh, Pösslein.' Denzl. 1677; 1716.
Mlid. huß in., wahrsch. zur selben Wurzel wie hassen,
stossen, schlagen; zur Bed.-Entwicklung vgl. (Arm-)Stöbs,
Über die weitere Verbreitung des W. s. Gr. WB. II 268.
Bosselierer. .Mediastinum, ein sudler oder haus-
knecht, so man zuo den aller verachtesten wärken
braucht, bussler, stallbuob, bosselierer.- Fris. .Kessler,
ein figensack und possilierer der Luthery.' Linuinner.
Wthurer Chr. — Vgl. Gr. WB. II 261. 264. Mal. hat dafür
,bochselierer' ; s. Anm. zum Folg.
bossle»: klopfen. ,Da begund in [Jetzer] beider
nacht der supprioi versuochen mit bosslen, steinwerfen
und gleich gebaren als ein geist.' Auf. XVI.. Siml., Urk.
,Der falsch geist kam mit solicher ungestüemigkcit in
das clostcr. das sich jedermann darab entsitzen muest,
und nach langem grausamklichem bosseln fuegt er
sich in des brueders zell.' ebd.
Mlid. lößein (boßßeln I, Itorativbildung zu lößen; s. Lexer
1 886, ferner Gr. WB. II 265. Über den Wechsel oder die
Verniengung mit dem syn. bochsdn (Sp. 99S/9) vgl. Bochsel-
Arbeii (Bd I 42;!), -Nacht (Sp. 657), sowie das Vor.
sehne- böse" (lt einer Angabe -bösse"): in feinen
Eiskörnern schneien Gl. Es schneböset.
Schne-Böseli n.: Fall von feinkörnigem Schnee
GWb. — Schm. I2 288 hat in gleicher Bed. echne-baieseln,
das aber lautlich mit unserni W. nicht zu vereinigen ist.
Böser I m. : Fleisch, das den Juden rituell zu
essen erlaubt ist Aa„F.", Z. — Hebr. basar. Vgl. auch
gaunerisch Busi, Fleisch (Lütolf).
Böser II, ßösel m.: 1. (Böser ApM., Teufen,
Basel Ap, Pösel I ApK.) der abgeschnittene Schweif
einer Kielfeder, gelegentlich zur Schonung der Spitze
in die Öffnung gesteckt. — 2. (Böser, Dim. Böserli
Aid.. Teufen, Basel, Dim. Böseli ApStein, Teufen, Be-
seli ApH. tw.) Geschoss fürs Blaserohr, bestehend aus
einem feinen Nagel oder einer starken Stecknadel,
deren Kopf in Wollgarn eingewickelt wird, auch aus
einem Nagel mit Haarbüschel am einen Ende. B.
blöse", schlisse". Vgl. B.-Bör. — 3. a) Böser, kurz-
haariger Rasierpinsel Ap f- — h) Basel (in ApK. P-),
Dim. Böseli Ap; GStdt (lt vereinzelter Angabe -Ö-),
älter BeselfiJ Ap, Pinsel übh. Auch übertr., Dumm-
kopf GStdt. — 4. Böserfli), seltener Böselfi), kleiner,
schwacher Mensch Ar.
Mit Kontraktion von au : äu }> ö : b für * Bausei-, Bausei;
s. Sp. 1665. Im Ablautsverbältniss dazu steht das z. T. syn.
Buad(i), Büsel(i); s. d. Auf ' Bauser könnte das Sp. 1666
angeführte bnusere" zurückgehen, sofern es eig. bedeutete:
• Bauser schiessen, wobei B. den gefiederten Pfeil bezeichnet
hätte. Die Form Besel gehört sicher in andern etymol.
Zshang; sie ist lautgesetzlich aus Binsel, 'Binsd (Sp. 1393)
entwickelt wie Ap Bese* ans 'Binse'. Binse' (Sp. 1411). Die
selbe Herleitung ist übrigens auch für Basel möglich, unter
Berücksichtigung der gewissen Ap MAA. eignen Labialisie-
ruug von i/e ~^> ü wie in bände" für binde*, Ünte"-Ber für
Hind-Ber (Sp. 1467), Bösent für Bistat (Sp. 1701) uara.
Bappi-Bösel: Kleisterpinsel GStdt.
Böser III, in ApK. Pösel II: etwas Kurzes. Dickes.
a) kleine, dicke Person Ap (allg.). Er ist doch en
eliorzer Böser (Pösel). — b) (auch Dim. Böserli) bei
den Ziegenhirten eine kurze, dicke Ziege Ap.
Viell. mit Red. von ß > » aus ä. boßer; vgl.: ,boszer
oder zwerg, manganus' im Voc theut. von 14S2 (Gr. WB.
II 267). Das W. würde sich demnach mit dem in der Anm.
zu Poss I erwähnten inhd. löße zu bossen stellen. Posel er-
klärt sich möglicherweise daraus, dass die Doppelheit Böter :
Basel bei Böser II auch auf unsere Bed. übertragen wurde.
pöseret GlK.; GT., pö'seret GT., po'seret GT.,
pö2serlet GT.: übermässig fett, aufgedunsen GT. Zum
Zerplatzen voll, infolge übermässigen Essens oder
Trinkens; auch in der Verbindung: p. roll GlK. ; GT.
,Babeli [dem der Arzt verboten hatte. Milch zu trin-
ken] nicht faul mit dem Kopf in den Eimer hinein
und zog nach Herzenslust, bis es boseret war.' III.
Kai. 1851. Der Pöseretst 1) der Fetteste, Dickste. -
2) wer (z. B. in einer Gemeinde, nach eigenem oder
anderer Leute Urteil) der Gescheiteste, Angesehenste
ist GT. - Das ebf. für GT. angegebene syn. bö/eret (Sp.
1045) ist ohne Zweifel Schreibfehler für böseret.
üs-pösmeret: = üs-'bissnet (s. üs-bissen Sp. 1699)
GW1.
Possess f. und in.: Besitz. XV./XVII. Die Äbtissin
stützte sich auf ihr gutes Recht, die Kläger dagegen
auf den langjährigen .possess.' 1507, THAad. , [Einer
Adeligen war] zu Heiinstür die Landtschaft Ärgöw
versprochen, dessen aber ir Gemahel nit in Pösses
oder Nutzung komen.' RCts. ,ln sin Possess und Re-
giment nemmen.' Com. Beati. In spec. Sinne: ,Wir
habint doctor Viten zuo Sant Fiden ingesetzt und doctor
IT::;
Bas, bes, bis. bos, 1ms
173s
Bischöfen uss der possess trieben.' 1 100, G. — Das
Köm. auch noch 1581, Strick].; Ansh.; JJHott. 1666, das
Fein, neben dem Masc. bei RCys.
positiv, in B; 7.O., S. posidiv, in Z auch positiv, b-:
1. adj. a) von Personen, entschieden, energisch, hart-
näckig, mit dem Nebensinn des Rücksichtslosen, 1 'er-
ben, selbst Brutalen Z. E" posedivi Frau. Das ist
en Positive. — b) von Sachen, bestimmt Sciiw; Ndw.
Er hed-mer efkei's positivs Wort uise" g'ge" Ndw. —
2. adv., bestimmt, durchaus B; Schw; Ndw; U; Z.
P. das hed-er g'seid; es ist p. esö Ndw. Ph ha* 's p.
glöibt U. (Ja) p.! iron. Antwort = warum nicht gar
ZZoll. ; Syn. ja prezis.
Positiv n.: Stell-, Stubenorgel. .Allein die mezger
biessen ire zwen kaplan uf iren altaren das fest [be-
gehen] mit gesungner mes und verdingtem posityf
(dan die kororgel beschlossen).' Ansh. .Positiff, orglen,
instrument mit pfeiffen. die man blaasen muoss mit
grossen blaasbelgen.' Mal. ,Uf das sol der Organist
glich das Te Deum laudamus uf dem positivo anheben.'
F Schnlordn. 1577. .Der wylen sy essent, soll p. oder
musica gan.' 1597, L Schausp. ,Alwo ich sy empfieng
und machte ein wenig uf dem P.' 1663, Z Taschenb.
1883. ,Der Stadtrat hatte [1710] um 40 Taler ein
sogenanntes P. (tragbare Orgel) angekauft.' Aä Gem.
,1810 wurde [für das Z Waisenhaus] ein P. statt der
Orgel für 12 Louis d'or angeschafft.' BSpyri 1871. —
Vgl. Gr. WB. VII '2012.
bossle" II: auf dem Rücken tragen. .Tragen, b.,
kreezen.' Ked. 1662. S. noch chräzen (Bd III 927).
nminen-bosle°: sich herumtummeln Bs. — Wenn
o=u2, viel!, zu Base" (s. d.). Doch vgl. Auehpossltn (Sp. 1734).
Pbosüne° f. : Posaune. Er bläst a" P., schreit laut
AALeer. Er häd e" Stimm wie-n-e" P., von einer
starken Singstimme ZZoll. ,Zuo den orten stuonden
zwen engel mit busanen.' Kessl. ,Zur zyt der letsten
pasunen.' HBull. 1561. .Wan in der figur Moysis
Gott uf den berg kompt und Moyses zum volk gat,
soll man pusonen lassen gan.' 1597, L Schausp. Auf
Schweiz. Ofenkacheln des XVI. sind P-en oft auch im
Munde von Frauen abgebildet. Die P. ersetzte früher
in Dorfkirchen die Orgel Aa; B. 1683 wurden in Aa
Bozen, um den Gesang zu unterhalten, P-en bestellt.
an deren Stelle erst 1809 wieder ein Vorsinger trat.
S. noch Her-Pauken (Sp. 110ü).
Weitere ältere Formen : , bussauen.' Ziely 1521; Morgant
1530, .pusanen.' 1530, Matth., .pusaunen.' 1587, Josua, pu-
sonen.' Vad., ,pusun.' Fischb. 1563, ,bosonen." Sicher 1531,
.pausaunen.' 1548, Jeremia, , pasunen.' NMan. ; OWerdni.
1552; HBull. 1571, .pasaunen.' RGualth. 1586.
posüne": 1. posaunen. Er posünet, schreit laut
AALeer. .[Die Wiener haben nach dem Abzug der
Türken] gepriffet, basunet, bögget, trumetet, gesungen.'
Ansh. ,Man hört frolich ersehallen, basunen der pro-
pheten hörn.' 1536, Tobl., Volksl. (I 41). — 2. clare
pedere B.
Posüner. ,Hie sieht man, wie so gwaltig des ent-
christs forcht und er, dass siner doten kilchen und
doten pfiferen so hoch verschont, da aber um Christus
lebendigen kilchen und basuner nu gar kein rechuung
gehalten wird.' Ansh.
Posünist: Posaunenbläser. ,Die Stadtposau-
nisten und Zinkenbläser erhielten Befehl, in den
Sonntags-Kinderlehren zu erscheinen und die Gesänge
mit ihren Instrumenten zu begleiten.' 1742, Aa Gem.
.Posunisten. Zinkenist, Cantor', städtische Amter.
1784/94, A.AZof. ,An Kirchenniusikanteu (Bosenisten
und Zingenisten) wurde ehemals jährlich, angleich,
von 10 — 13 Kronen bezahlt.' Glüh 1835.
bris, Bus I: 1. a) bü's, bü's AAKäst., Zein., Z.; Bs
Stdt; LG.; Sch; Z, büss B, bü's, ba's AaBd., OEnd.,
F., Käst., Kulmert. Leer., Seet.; Bs; BHk. ; LBerom.;
Sch; SL.; ZO., bü'ss B, bü'si Aa; Th; Z, bü'ssi, bü'ssi
B: meist wiederholt, Lockruf für die Katze. Biseli,
büs-büs! BsStdt. Ghumm büs-büs (ZStdt, Zoll.), 6üsi-
büsi (Tu); chumm Büseli, büs-büs! AAWohl.; ZO.
BüsfsJ-büsfsJ mache" (gew. mit Dat. P., auch mit Eim).
schonend, rücksichtsvoll verfahren, schmeicheln (um
irgend einen Zweck zu erreichen) AAKulmert., Seet.;
Bs; B; dafür in BsStdt Biseli (od. BaseliJ -büs m., in
AaFH. Baseli-büs m., in Aa; ZO. Büseli m. Vgl. Baseli.
Ich mach nit lang Eederlesi"s und Buseli-büs Bs. ,Man
kann nicht immer büs-büs machen, man muss manch-
mal auch chutz-chutz machen können' S; vgl.: Me"
cha"" nüd allcwil säge": büsi, me" mues" auch öppedie
mache": chutz ZFehralt; s. Bd III 605. Es isch g'nueg,
wenn si dene" Herre" gäng schön büss-büss mache" und
ua'h irer Pfiffe" tue" tanze". Bari 1885. .Die ihnen
so ordeli Büseli büs machen könnten und ihnen flat-
tierten hinten und vorn.' Breitenst. 1860. Die hefische"
Maniere" sin deheime" auch nit abwegs g'si", wo-n-er
mit eme" Jede" het miesse" Biseli büs mache". Schwzd.
(Bs). Me" muess mit-em [einem Pfiffigen] büs-büs
mache" [um ihn zu gewinnen]. Sprww. 1869. Ich due-
mich nit mit Biseli büs und Schnegge"dänze" Wöge";
grad wie's-mer isch und änderst nit, so sag-ich halt
mi" Meini"g. MEY.-Mer. — b) Bü's Z, Bü'ss B, Büs
AaWoIiI., Bü'ss B - f., Bü'si, Bü'si AAZein.; BsStdt;
L; SG. C-ü'-J, Ölten (-ü'-J; Th; Uw; W; Zg, Bü'ssi B;
S (Hofst.), Bü'si Bs; Zg, Bü'si AAßb., Käst., Leer.,
St., Suhrent.; BsL.; Gl; L; GUtzn.; ScHNnk., St.; Th;
Z, Bü'ssi B (im O. auch P-); S, Büssi W, Bü'seli,
Bü'seli AAKäst.; LG.; SobwE.; Uw, Bü'sseli B. Busselt
W, Bü'seli, Bü'seli Aa; L; Sch; Th; W; Zg; Z, Bü'sseli
B.M.; S, Büsseli AaHoW.; W — n. (in Th Busi, Büsi
m., in ScHNnk. f. als Bezeichnung für die weibliche
Katze): Kosename der Katze, zunächst beim Locken
und in der Kinderspr. Was strichsch denn am-mer
auc* cerbi, du Bisi du, und machsch miau? Mey.-Mer.
Er cha"" häle" wie-n-es Büsi ZZoll. Der isst wi-n-es
Büsi, wenig L. Und mit de" Boss yeit das [Mädchen]
um, tvie wenn 's Büsseni wäre". OvGreyerz 1898. Es
Meitschi und e" jungi Büss ist die s'elbi Sorte". Hacsfrd
1885 (B). Es geit NM über-n-es taubs Wibervolch:
e" Leu, e" Bär isch d's reinst Büssi dergege". FEber-
sold 1897 (B). Alli Büseli sind noch blind, wenn si
erst acht Tag alt sind; aber wenn si elter sind, sind die
B. nümmer blind, Ammenspruch B; Th; Z. E.rgüsi,
sechs Büsi g'end drü Par Ghatze" Z (Dan.). Häb 's
Büsi! scherzh. Verdrehung von excusez! als Zuruf an
Niesende AALeer. Lid-dich, Büsi! Noch-n-e"mol ine"
und noch-n-e"mol use" ! hat die selb Büri" g'seit, wo si
d' Chatz für en Ofe"pftuder [-Wisch] 'br ficht hat SchSL
Holla, Püssi! herausfordernder Ruf der Nachtbuben,
worauf als Antwort: Figga, P.! BAdelb. Holla. Büsi !
S, uha, Büssi! B; S = halt da! Ieh ha" scho" g'meint,
i'h sigjetz starch g'nue? und chönn mi"s Bröd ellei" ver-
diene"; aber ohä Büssi, dö isch mi"s Eiden erst recht
1739
Bas, bes, bis, bos, bns
1740
a"g'gange". Hadsfrd 1887 (S). Mit dem Rufe: Abe",
Büsi! schlug der in angeheitertem Zustand heim-
kehrende Mann die auf dem Tische stehende Kaffee-
kanne, die er für die Katze hielt, hinunter ZZoll.
Abe", Büsi! herunter, fort mit dir (oder: damit), bes.
als Aufforderung an Jmdn, eine angemasste Stellung
zu räumen Aa; Lj Z. In ähnlichem Sinne: Abe"
fache"), Büssi, ab der (Herdöpfel-)Rösti! BBe., E. ,Am
6. Sept. 1839 hiess es: Abe", Büsi! und die Straussen-
regierung ist geflogen.' Lueginsl. 1891. Abe", B.! Bus,
andere" ! Spkww. 1824. Vndere", Büsi, d' Chatz ist da!
Z (Dan.). Leg-dich, Büseli, oder ich chutzle"-dich ! L.
Im Chätzli Büseli säge", Beleidigung noch mit Schmei-
chelei verbinden AAZein.; vgl. der Chatz Chatz
säge", die Sache gleich beim rechten Namen nennen.
,Er sagt nicht Büsseli, wenn er eine Katze sieht.' B
Hist. Kai. 1834. Er schafft dem Büsi, arbeitet zu
seinem Schaden. Sprww. 18(39. Nach einem Schmause
pflegte Einer Etwas von den Speisen zszupacken und
mitzunehmen, angeblich für 's Büsi (in Wirklichkeit
für seine Frau) ZStdt. 's ist Büsi was Basi; s. Sp.
1662. Dem Büsseli miau mache", schmeicheln SL.
Büseli, mach miau! Kinderspiel: Eines der Spielenden
hat die Aufgabe, mit verbundenen Augen eines der
Übrigen durch Betasten (gew. mit einer Bürste) und
an der Stimme zu erkennen, Letzteres in der Weise,
dass das Betastete auf die Aufforderung: Büseli, mach
miau! natürlich mit möglichst verstellter Stimme
miau macht. Das Erkannte übernimmt die Rolle des
Tastenden oder gibt ein Pfand Aa; Th; Z; vgl. Rochh,
1857, 435. — 2. a) büs ArK., Lutzenb.; THEgn.; ZO.,
büs GA., büi, biii Ap; GrD., S., Scuolms, Tschapp.;
GSa., boi GRPr., Seh. (MKuoni 1886, 8), büi GMs, büii,
büsi GrD., Pr., Seh., UVatz; GFlums, W., boii Gr, büii
GMs, büili GlK., büieli Gr; GSa., btUili GlH., K., „bus,
bui, büieli, büii. allg. " : meist wiederholt, Lockruf für
(junges) Kindvieh, spec. für Kälber. Chomm bus-bus-
bus! TaEgn. Buscheli busch-busch-btisch ! Lockruf beim
Sammeln der Kühe GrD. Büschi-li; püscha-le! Gr
UVatz. Bus ho-ho-ho! GA. Hö-ho-ho, chomm ivädlich-
u-ädHch-wädlieh husch! Sang und Klang 1899 (Ap). ,Auf
der Bärlaui-Alp [SchwW.] vernimmt man oft in der
Nacht den [geisterhaften] Ruf: büs ho-hopp!' Osenbr.
1864. Ich machen busch-busch und sägen: Ich will-dieh
schon z' Seili triben, mi"s Chüeli ! GFient 1896 (GrPi\).
Due bin-ich finer [freundlicher] worden, ich han g'sehn,
dass-me" da busch-busch machen muess. ebd. 1898. —
h) Bus, Bui in. Ap, Büsi Ap; L; G; SchwE.; ZKn.,
Bussi PAL, Büii Gr; GW.; SchwE.; UwE.; Ndw; W;
Zg, Buii „ÄA"Merenschw.; BBr., Si.; „Gl;" Gr; L;
GWb., We.; Obw; „Vw", Büsi GUtzn., Büseli Ap; Gr
Mai.; G„Rh.\ oT.j „ScHwMa.;" Tu f-ä-J; Z, Büieli
Gl;Gr; GSa.,W.;UwE.;ü, BuieliAi.- „Gl;Vw", Bush
Ap; GRh„ Ta., Utzn.; SchwE.; o und hTH (-Ü-); ZKn.,
0., S. f-ü'-J, W., Büili GlK., Büseli ,Ap;" GG., „Rh.",
Ta.; „ScmvMa.;" Tu (Ap Kai. 1831), Büieli ApL; GlH.,
K.; GSa., Büieli Ar, Büsli GitMai. — n.: Kosename
für (junges) Rindvieh, zunächst beim Locken und in
der Kdspr. Büschi, chomm! GnUVatz. B's Buscheli
chunnd üitValz. Chumm, mer wend zem Büschi, sagt
man zu einem Kinde, ebd. Schöf und Busi und Hund.
Schwzd. (L). Stön-ieh üf und gö" voruse" über Weid
und Wisc" hi", g'siehn-ieh mini liebe" Base", Schöf und
Geissen au'h derbi. (i Kai. 1855 (GWildh.). Spec. für
(einjähriges) Kalb (Aa; Ap; Gl; GitMai.; L; PAL;
GG., Rh., oT„ Utzn., W.; Th; U; „Vw;" Zg; ZKn., 0.,
Zoll.) oder junges Rind (Ap; BBr.; Gl; Gr; GMs,
Rh., Ta., oT., W.; SchwE.; Uw; ZO.). Busli, das weib-
liche Kalb im Unterschied vom Bullenkalb (Chälbli)
Ap tw. Tue" teie-n-es Busli, sich mutwillig herum-
tuinmeln ZO., Zoll. Dumm wie-n-e" Büseli, sehr unge-
schickt GoT. ,Sepplunz bei seinen zwei Kühen, einem
Busli und drei Geissen.' SchwE. Kai. 1891; vgl. noch
C/(a?&i(BdIII215). Auch für Kuh Gr; GSa.; SchwE. ;
Kuh von schöner Gestalt und Farbe W. Kuh, die man
selbst gezogen hat ApH. Der Melk ist go" e" Chue
melche", der Bärli, si"s Busi. MLienert. — 3. a) büs
Z (Dan.), bus AAZein., Z., bui Lüietw.: gew. wieder-
holt, Lockruf für Füllen. — b) Busi Z (vereinzelte
Angabe), Büii BM.; SG..NA., Büseli AABb.; Z (Spillm.),
Büieli AAAarb. ; S, Busli ZRüml., W.: (ganz junges)
Füllen. Du bist ke"s Bush mer! ZW. — 4. Büsi,
Ferkel BAdelb. (hingegen Püssi, Katze). — 5. Büsi,
Hühnchen Gl. — 6. Bü'seli, kleines artiges Tier übh.
AABald. — 7. von Menschen, a) Bi'si, Schmeichler Bs.
Büssi, schmeichelndes, liebkosendes Kind, Schmeichel-
kätzchen BSchw. — b) Bas f. Bs. Busi GnFid. ; ZO.,
Büseli Aa; GnFid.; SchwE.; Zg, Buserli GRFid., Busli
ZStdt (vereinzelte Angabe), Büseli Ap; Gl; SchwE.;
ZS. : Kosename für kleine Kinder. In Bs auch mit
scheltendem Nbsinn: du Ideini Büs! BsStdt. S. noch
Chrüseli (Bd III 863). Auch als Schmeichelname für
ein junges Mädchen. Du liebs, herzigs Büseli du!
MLienert. .Schau, liebs Büseli, bin ich auch kein
Gelehrter geworden, so kann ich doch ein Maitli lieb
haben.' ebd. 's Marieli ist es rerliebts Büseli g'si"
und es wilds. ebd. 's Nänneli ist es arms Büseli. Zg
Kai. 1867. Büsi, schöne, junge Frau AaWoIiI. ,Büssi,
mollis, delicata femina.' Id. B. Büsi, kleine, magere
Weibsperson LBerom. Si ist nur so-n-es Büsi. —
c) Busi, Büsi, nichtsnutzige, verdächtige Weibsperson
L. Syn. Bauschi, Büz. — d) Busi ZKn., _B»«»Schw;
UwE.; Ndw; Zg, Büseli GoT., Busli Ar; GF.; ZO. :
grober, ungeschliffener Kerl GoT.; ScuwE., Ma. ; UwE.;
Ndw; Zg; einfältiger, dummer Mensch Ap; GF., oT. ;
SchwE.; ZKn. Scherzh. von Einem, der sich über-
mütig, wie toll gebärdet ZO. Syn. Chalb, — 8. Büieli,
Tannzapfen als Kinderspielzeug GnChur. Vgl. Chuele
(Bd III 91), Loben 1 c (ebd. 996). — 9. Büsi AALeer.,
Büssi B, Büseli ScnwMa. ; Zg, Büseli Aa; Th; ZO.
(selten), Büseli VO, Büsseli AaDoU., Büseli BsL.,
Büseli AABb., F., Käst., Kulmert., Schneis. ; Bs; Sch
Schi.; Th; Z (-ü'-J, Büsseli B (in Si. P-); S, „Büsseli,
Büseli, Büseli B; VO; Sch; Z", etwas Flockiges, Wol-
liges, Zottiges, sich weich Anfühlendes (bes. von rund-
licher, kugeliger Form) AALeer.; ScnwMa.; Th; Zg; Z.
a) von Pflanzen(teilen). a) Blutenkätzchen, bes. der
Weiden, Haseln, Pappeln, Erlen Aa ; Bs; B; ScuSchl. ;
S; ZFehralt. Lueg, wie 's Büsseli uf dem Uasehu-ig
si"s Chöpfli streckt! Joachim (S). Im Früeli"g chumm-
ich als Büseli a", im Summer legg-ich zweu Böckline"
a" ; 's erst channst-mer abrisse", 's zweut mucsch-mer
abbisse", wenn d' mich, wenn d' mich witt ha" Aa (Rätsel
von der Walnuss). — ß) Samenfederchen der Korb-
blütler, wie z. B. der Disteln, der Pappus des Löwen-
zahns B; L; S; Th; Z. Me" mues' nüd warte", bis der
Ijierprest [Seneeio] Büseli häd, sust rersämet-er-sich
ZZoll. — y) Flocke des Wollgrases, Eriophor.. und
dieses selbst Aa; B; L; Schw; S; Th; Uw; U; Zg; Z;
vgl. Büseli-Gras (Bd II 795). - 8) Fahne des Schilf-
1741
Bas, bes, bis, bos, bus
1742
rohrs, Phragm. conim. Aa;
Halsiielz (für Kinder) ZO.,
UwBuochs.
1)) Büsi,
W. Syn. Chat-, Chut:
,Die Palentinen von Buselein betreffend scind selbe
den Burgers, Bei- und Hindersässen-Frawen erlaubt/
L Mand. 1732. .W'ormit die new aufgebrachte Strau-
und Buseleinarbeit verboten sein.' ebd. — c) Faser-,
Haarbüschel, wie am Pinsel uä., zum Kitzeln Aa; Bs.
Ausgefasertes Ende einer Schnur, eines Strickes Zg.
Büschel an einem Ende zsgebundener (Woll-)Fäden
BAarb. — d) hinten mit Seiden- oder Wollfäden be-
fiederte Nadel, als Geschoss fürs Blaserohr „B; L;" Z.
Büseli blase", schlisse" Z. — e) kleine, weiche Quaste
Aa; BSi. ; L; Zg. — f) Fransen an den Frauenkappen
AABb. — g) „wolliges, rundes Schnürchen, bes. um
einen Hutkopf L." — h) Flocke, kleines Anhängsel
von Wolle, Seide, Haar; Flaum AADött.. Kulmert.; „B;
Vü;" L; „Sch;" Th ; üwE. ; Zg; Z. BaueJe"-, Side"-,
Wulle"-B. Ghumm, »"* will-di'h abbutze"; du liest jo
Buseli am Bock Zg. Eim Büseli ablest", abblase", von
Jemandes Schulter oder Kücken (aus Schmeichelei)
Flöckchen lesen, wegblasen ZZoll. ; vgl. lat. floecos
legere, gr. xapcfoXoyeci). Büseli blase", ein Spiel: eine
Flocke wird von gedrängt um einen Tisch Sitzenden
hin und her geblasen, wobei Jedes darauf bedacht ist,
sie von sich abzuhalten ; Dasjenige, an dem sie haften
bleibt oder bei dem sie zu Boden fällt, gibt ein Pfand
ZStdt, Zoll. Wenn ein fremder Gegenstand ins Auge
gedrungen ist, so soll man auf die linke Fussspitze
blicken, das Auge reiben und sagen: Wissi Frau
hinter dem Aug, tue mier das Büeseli ['.] us dem Aug.
HZabler 1S98 (BSi.). — i) Büsi Ndw, Büseli Z, zsge-
rolltes Knöpfchen, dgl. das Garn beim Weben z. B.
des Barchents bildet. — k) Buseli, Anflug eines Kinn-
bartes unter der Unterlippe L. Syn. Mugg. — 1) Busi
GlK., sonst auch Büsi, vulva. — 10. Büseli, leichter
Rausch AALindenb., Zein. Vgl. die Synn. Fanen, Zopf.
Unsere Sippe dürfte auf mindestens zwei Quellen zurück
gehen, deren Bestandteile im Einzelnen nicht mehr zu unter-
scheiden sind, einerseits auf einen Lockruf (vgl. Aiun. zu
ff««i / Bd II 472, dazu den auch hei uns verbreiteten Lockruf
Is-bs für Katzen), anderseits auf eine Lautmetapher büa als
Bezeichnung des Wolligen, Weichen. Weitere Entfaltungen
dieser Wurzel s. unter Baus (Sp. 1665 f.); vgl. auch Fatud
(Bd I 1065 ff.), weiterhin Budd I (Sp. 1033 ff.): Wechsel
von d und s im Wurzelauslaut ist eine häufige, auch io den
folgenden Gruppen mehrfach zu Tage tretende Erscheinung.
Die Formen auf -i. urspr. Dim. -Bildungen, werden kaum
mehr als solche empfunden, dafür die Erweiterungen auf
-eli. wobei zu bemerken, dass diese auch auf Busel bezogen
werden können. Die Formen mit und ohne Umlaut (Büsi :
Busi, -eli) unterscheiden sich im Allg. durch den Gefühls-
wert, indem die Letztern stets kosenden Nbsinn haben.
Federe°-Buseli: Wollgras, Erioph. St'HwKüsn.
— Flattier-Büsi „Aa; VO; Sch; S;" Z, -Büssi B
Schw., -Büseli Bs: Schmeichelkätzchen, auch von Per-
sonen, bes. Kindern. — Geisse°-Büseli: Gänse-
blümchen, Bell. per. AASiglist. — Häl-Büsi: = Flat-
tier-B. Z. — häl-büsele": schmeicheln Z. — Her-
re°-Busili ZRafz, -Büseli ZAndelf. : Füllen (Kdspr.).
— Hasel-Busi BThun, -Büseli AaSi.; SG.. NA., in
AaWoIiI. auch Haselnuss-Büseli: Kätzchen des Hasel-
strauchs. TTe"" d' Haselbuseni im Hag ivl* [wollen]
a"fah tribe". BThun Unterhaltungsbl. 1897.
Chatzen-Busi LG., -Bussi S, -Büsi TiiHw.; Z
(Dan.), -Büseli Bs; SB., Chätzli-Büseli AAZein. — n., in
Th m. : 1. Scherzn. der Katze. Unter-dem Ofe" schnüft
's Ch. Breitenst. Ch. mache", schmeicheln AAZein.
Gh., mach miau! ein Spiel SB.; s. Bus Ib. — 2. Ch.-
Buseli, Halspelzchen Aa (Rochh.). — Tantol. Zss. wie
z.B. Süli-Hüsi (Bd II 1671).
„ Ch utzi-Busi : = dem Vor. L." -- Lische"-
Büssi: Alpen-Wollkraut, Erioph. alp. BBuchholterb.
— Müli-Büseli: = Geissen-B. AABuckt., Zcgl. Syn.
Müller-Blüemli. — Milch-Büsi: Katze, welche nur
Milch als Nahrung begehrt Aa; Z. — Mos-Buseli:
Wollkraut. Erioph. LE. — Nase"-Büsi: naseweises,
vorlautes Mädchen ScnHa.f — Bom-Büseli s. Chrü-
seli (Bd IH 863). — Chind-better-ßuseli: = ver-
bruetni Chugle", ein Gebäck L; s. Chuglen 3 a (Bd III
188). — ButtIeD-Bussi: haariger Kern der Hage-
butte B (Dan.). — K ied- Busel i LSurs., Will.; Ndw;
Zg, -Büseli AaK. : = Mos-B. — Rammel-Büseli:
1. mutwilliges Kätzchen ScuSchl. — 2. von Kindern,
die wie junge Katzen sich herum balgen und über
einander purzeln, oft in der Verbindung: Bäz-Chätzli,
B. ebd. — TäneI,-Büs, -Büseli: liebkosende Be-
nennung der Katze UwBüren. — Tscb ungge°-Bü-
seli: Scheltwort gegen Kinder Th. — ■ Tschuppel-
Büsseli: Schwanz im Rätsel von der Kuh: Vieri
lampe", vieri stampfe", vieri luege" der Himmel a" und
's Tsch. hinde" dra" S. — Wide"-Büs(s)eli: Weiden-
kätzchen Aa; B; S. Auch Titel einer Erzählung von
JJHofst. (S). — Wrulle"-Büseli: Wollflöckchen Z.
— Zi-Büseli L; SchwE., -Büsi ZLunn., -Büseli L:
Schmeichelname der Katze. Gueten Öbe", Frau Böse",
was chochid-ir z' Nacht? Was händ-er mit eusem
Zibüseli g' macht? Es hocket am Bai" und chratzet am
Stei", mer wend mit eusem Z. hei'" L. Auch Schmei-
chelname eines Mädchens. ,Dir, mein Schatz, dir,
mein Z., tue ich Alles z' lieb.' MLienert. — Tantol.
Zss. wie Chalzen-B.
Ziger-Buseli: ein Gebäck aus Zieger L. —
Tann-zapfe°-BüschM: Kern des Tannzapfens W.
- Zisi-Busi Schw, -Büseli UwE.: = Zi-B. — Zizi-
Büsi Th; ZO., -Büseli Aa; Z (Dan.): = dem Vor. Syn.
Zizili. Z., mach miau! beim Blindekuhspiel ZO.
,Büsi, Zizibüsi, die Katze.' Alp. 1821. G'gangner Weg,
über z' Weg, Düpfnägeli, Elle"bögeli, Friesi-Müseli,
Zizibüseli, Gliederbezeichnung durch Tupfen von der
flachen Hand an bis zum Stirnhaar. Rochh. 1857, 109.
Buseli, Büsel m.: Abi. von Bus in vergröbern-
dem, pejorativem Sinne. 1. Büsel Aa; ScuSchl., Büsel
AASeet. ; ZO., (grössere) Katze. — 2. Büsel THHerd.,
Märst.; ZO., Büiel GW., Kalb, Rind. — 3. Büsel,
Scheltname a) eines Schwächlings LBerom., eines
weibischen Burschen (Bihssel) Aa (Rochh.). Der isch
nur so-n-e" B., der isch nid e"mol go" stimme"; so
Eine" wem-mer nid i" der G'mein inne". Schwzd. (L).
— b) eines gemeinen, unredlichen, unhöflichen Men-
schen AASeet., Wohl. — c) eines Gewohnheitstrinkers
AALindenb. — 4. Bü'sel, Bü'sel: = Bus 9. Büsel, etwas
Flockiges, Flaumiges ZO. a) (Basel) runder Halspelz
SchScIiI. — b) flatternder Büschel, z. B. Fahne der
Kielfeder, des Schilfrohrs uä. Z. — c) Wollgras,
Erioph. SchwE. — d) weiche Quaste, Troddel L; Zg;
ZZoll. Der häd e" schone B. a" der Chappe" Zg.
Hieher (?): ,50 Par Strumpf ohne Busel.' 1808, Z Inv.
— e) Flocke, kleines Anhängsel von Wolle, Haar
usw. L. — 5. Büsel, neugebackenes Brot AaWoIiI.
Ried-Busel: = Busel 4 c ScHwIberg.
1743
Bas. bes, bis, bos, lins
1744
busele" I: 1. Jritielef a) kalben UUrs. — b) sich
grob aufführen, ebd." — 2. busele", mit einem Busel
schmücken. Hübsch gelb isch-es, hübsch 'buselet isch-es;
säg: teer ist de'' Mit"", wo so b. cha""? L (Kinderrätsel
vom Löwenzahn). Vgl. buselieren. — 3. busele", kil-
ten Obw.
herz-busele": Jmdn herzen, liebkosen Z (Jucker).
ge-bus(e)let püselet. Ndw, piiselet L, puslet Aa
Leer., püselet Aa., FSeet.; Bs; LG., pusselet B. puslet
ÄALeer.: 1. was sich weich anfühlt, wollig, flockig,
faserig, zottig B (auch im Id. B); L; Ndw. Es püselcts
Tschöpli Ndw. E" püsseletef Graswurm, eine behaarte
Raupe, Teufelskatze B. S. noch buselen 2. — 2. an-
getrunken, leicht berauscht Aa; Bs; L.
a"-püselet AaF., Ke., -puslet AALeer.: = dem
Vor. 2.
ver-buslet: 1. gefranst, gefasert, zerfetzt AaBIj.;
L. E" verbuslets Seil; Syn. rer-fötzlet. — 2. ver-büselet,
weinselig AaF., Ke. Er biegt ganz v. dri". Vgl.
buselig 3.
buseliere": 1.= buselen 2. Hübsch gel"' isch ['s],
hübsch buseliert isch ['s] ; selig isch der 31a"", der 's b.
cha"" Aa (Kinderrätsel vom Löwenzahn). — 2. mit
einem Flederwisch (Busel?) wischen? .Die Frau, die
rüstet an dem [Hochzeits-]Mahl; die Jungfer ist denn
in dem Saal, tut sauber buhselieren.' Altes Uw Lied
(Abschrift von UBrägger 1779).
ab-, üs-: tr., Jmdn schmücken, ausschmücken
SruSt. (Sulger).
bus(e)lig: l.büselig, buselig AAPri., Zof. ; BsStdt;
L; Sch; THpfyn; Zg (St.b), büslig Bs, büslig AaF.,
Käst., Zein.; „VO;" L; SchScIiI., Stdt; Z, bitssfig AaF.,
buselig BsL. ; Z, büsselig B, ge-b. püselig AaF.; Z,
puslig Tu; ZO., Zoll.: a) = ge-buselet 1 (.hirtus, vil-
losus.' Id. B); z. B. von abgeblühten Distelköpfen, vom
Pappus des Löwenzahns, von Pelz, Quasten uä., von
aufgekratzten, aufgerissenen Stoffen, auch von Seiden-
zeugen, die nicht glatt und sauber geputzt sind AaF.,
Fri.; BsStdt; B; „VO;" L; Sch; Th; Z (in Zoll, puslig).
B-er Barche"t. Wenn d' Bolle" [Fruchtknospen an den
Weinreben] flümig, büslig sind, häd-mer nüd vi! 111"
.-' hoffe" AaF. — b) mit kleinen Flöckchen von Wolle
usw. behängen, „haarig L;" TflPfyn; ZZoll. (buselig),
- 2. büslig a) = fotzelig (Bd I 1156) Bs. — b) übertr.,
schmutzig, gemein, ebd. — 3. „busselig", büsselig S,
büslig AaF., puslig Th, umflort, schlaftrunken, von
den Augen; z. B. infolge eines leichten Rausches.
Pusligi Auge" mache". Wo fall 's? Du luegsch so
büsselig use"! Hesch so Schlaf oder bisch süst nit z'
Pass? Joacii. 1881. Vgl. Busel-Aug (Bd I 138). —
4. büslig, angetrunken Aa. — 5. puslig, gerne Mut-
willen treibend, schäkernd (wie ein Kalb) ZO., Zoll.
Gingge°-Buse" f.: unansehnliches Weib Gl.
bü'sch'ene": sich wie ein Kalb, grob, roh be-
nehmen Ndw. Urne" b., wie ein Kalb herumspringen,
sicii herumtreiben, ebd.
Räsi-Büsi in. Nur in der RA.: Dri" Schüsse?
we-n-en R. ScHStdt. — 11., wütender Kater?
busig I: 1. bü'sig, wollig, haarig AALeer. B-s
Zug. — 2. büiig, grob, roh (wie ein Kalb) Ndw.
Busle" Bu'sk", Bu'sk": 1. (in 1! Bü'ssle", in BR.
Bussele") Katze B; L; ScHStdt; ZStdt. Als eine grosse,
schwarze B. (L), e" schöni, langt B. (SenBarg.) be-
zeichnet das Kind in der bekannten Sage die Schlange;
s. Sp. 140 u. — 2. a) kosende Bezeichnung eines klei-
nen Kindes ZStdt. — b) dicke Weibsperson Th. —
c) auch Hibusle", die Hebamme AaZ. — d) anrüchige
Weibsperson AaF.; Z. — 3. (in AaFi-L auch Busele",
in AAHold. auch Bussele", in AaF. auch Bussle") =
Busel 4 AaF.; uTh. a) die Samenköpfe vieler Korb-
blütler, wie Löwenzahn, Disteln usw. AaBK, Zein. —
b) Wollkraut, Erioph. ScHwIb., Ma. — c) Pompon auf
dem Käppi des Soldaten ZDättl. — d) Quaste, Troddel
(an einer Kappe uä.) Aa; BsL.; „L;" ZBül., Dättl., W..
Zoll. .Sie zündete ihm die B. an der Kappe an.' Z
Prozessakten. Schmitze an der Peitsche Aa. —
e) Fransen AABb.; L; Z. Lueg iez au'h das Schirmli
a", 's hat B. dra" icie ame" Flüge"garn. KdMey. 1860.
— f) vulva Z (Jucker).
Pfund-: übermässig fette Weibsperson GStdt. —
Ried-: = Buslen 3 b SchwG. — Ross-: Pferdekot
AaWoIiI. Syn. Moss-Budlen.
busle" I: 1. kalben ApH. (selten). — 2. raut-
willig sein ZW. — 3. „busseln, busein, sanft streicheln,
liebkosen, selbst wenn es um Vorwürfe zu tun ist VO."
Syn. bäuselen ZBül. (zu Sp. 1065). — 4. in grossen
Wirbelflocken schneien ZO. Wie 's auch buslet und
schneit! Stütz. — Zu 4. Das syn. butllen I 3 (Sp. 1034)
weist auf Zshang mit der Gruppe von Btiscl II ,■ doch spricht
der Voc. u1 (<C 'V dagegen.
ihii'l,'e°-: tr.. durchprügeln Aa.
Buslete" f. Das ist e" B.l z. B. von Seidenstoff,
der leicht fasert Z.
Busli m.: der zu Weihnachten umgehende Knecht
Ruprecht AaB. (Dan.).
Büsöggel m. : Scheltname, Laffe AALeer.. St. Er
schint Eim nume" so-n-e" B.
busele": 1. Junge werfen (von Katzen) L. Syn.
chätzlen. Wenn eusi Chatz nid b. will, was Tüfels
macht-me" de""? Me" gid-ere" Speck und Öpfelschnit::
was gilt's, si büselet de""'. — 2. kalben GG.; „Scuw
Ma." — 3. a) „busseln, büsslen, büslen, Kinderwerke
treiben, tändeln, spielen, nach Art junger Katzen GRh."
— b) busele" AaZ.; Bs, bussele" B; S. busele" Lj ZBül.,
Wettschw.: tun wie eine Katze, schmeicheln, oft mit
Dat. P. Vor der Hochzit tuet-nu" nume" bussele", nohe"
seit-me": Chatz, Chatz! Schild. De" Flattierseckel heil
dem Eötzel 'büselet, bis er wider 's Gnadenbrot über-
cho" hed ZWettschw. De" Litte" go" b., bis si endlig
säge", si welle" denn go" luege". Breitenst. — 4. „tr.,
Einen auf gelinde Art tadeln, Einem sanfte Vorstel-
lungen machen, eig. kitzeln, allg." — 5. a) faserig,
flockig werden, z.B. von Seide BStdt; Z. Syn. ehü-
deren I (Bd III 152). — b) „allmählich verfliegen
(vom Pappus des Löwenzahns), allg.;" Z. — c) un-
pers., in einzelnen, leichten Flocken schneien BsStdt;
ZBaurua.
Busse ler m.: Schmeichler B.
Bus II f.: Hülle und Fülle, spec. im Trinken.
,[Die Säufer] sind die wilden tier im garten [in des
Herrn Weingarten]; die machends by [Var. ,mit'] der
pauss. Mit spiess und hallen harten möcht maus kam
tryhen uss.' BGlettin« (Fortsetzung der unter bürsten
Sp. 1011 ausgehobenen Stelle). Zechgelage ('?): .Hilft
ihm die becher lären aus, biss mittnacht halt mit ihm
die paus.' Schwab. Uhu 1588. Unklar, wie es scheint,
mit persönl. Bed.: ,Narr: Kum, fröuwü flu, mir wend
1745
Bas, bes, bis, bos, biis
1746
zum win: es gilt dir eins gar os! Äthiopissa (ein
mörin, dänzerin): Ich halt dirs wie ein bus!- M.u-
hitiana 1581 (Act I. Sc. I). - Vgl. Schm. I- 409; Gr.
WB. I 11 117.
büs: präd. Adj., besoffen. Der betrunkene Ratsherr
sagt: .Kuinin her, weibel, uml trink das us. wir sind
zwar ietz alls.uniiien pus/ um 1550, Mellingkr Narren-
beschwörung.
büsen: saufen, schlemmen. .Leiten sich gon Mül-
luisen. da teten s' prassen uiul p.' Lenz 1499. .Und
sassen da und schlempten und busseten oder brasseten
biss in die tiefe nacht.' 1529, Bs Chr. ,Eäller: Ich wil
gon fassen in rainen buch ein ko]if ald zwen . . . im
Schlaftrunk mich zur mutzen setzen, mit deren busen,
trinken win. das es ein lust und fröud muoss sin.'
Lief 1539. ,P. und prassen, Tag und Nacht bym Wyn
sitzen.' B Mund. 1601. .Darnach hab sy im [dem bösen
Geist in Gestalt eines .hübschen Knaben'] und sinem
Gsind müssen verheissen, in irem Huss bussen und
brassen Ion. Darnach sye er mit sinem Gsind oftmalen
kon und puset und prasset.' 1601, Ap Maleflzb. .Tag
und Nacht sitzen, b., prassen, toll und voll werden.'
JJReeger 1606. Ein Mann und eine Frau werden um
1 Pfd gebüsst, ,wil si mit den Sundersiechen stetigs pus-
send und prassend.' 1625, AaL. ,Item sollend verbotten
syn die Kilbinen und Versammlungen, so die Sennen
in Wirtschaften ein schandlich Leben geführt mit P.,
Prassen etc.' B Mand. 1628. .Wider das unmenschlich
Zu- und Übcrtrinken, auch alle anlässige Mittel der
Trunkenheit, Paussen und Prassen.' ebd. 1667. ,Da
[bei einem Gelage] hand wir z' b. stattlich wol. fyn
dass mir könnid d' Hosen voll.' Joii.Mahl. 167).
Vgl. Gr. WB. II 563. Kirchh. verzeichnet für Seh die
Form buiin, saufen, deren o wahr seh. auf an zurückgeht und
die daher mit dem syn. baust n II (Sp. Ifi66) zu vereinigen
ist: vgl. aber ver-büsen. Hieher wohl der Bs Familienname
Büser. .i'unr. Euggwiler, Buser genannt, blaichmaister von
St Gallen.' Kcssl.
üs-: = üs-hausen (Sp. 1666) Bs (Spreng). — Spreng
giljt die Formen mit «« und u neben einander.
ver-: verprassen, verschwenden Seil (Kirchh.).
.[Du hast] das klosterguot verbuset [: gemüset] allein
nun mit huorery.' Lind. Wint. Chr.
busle" II: „sich tummeln, bes. bei einem Trink-
gelage; in Saus und Braus leben ScnwMa." Und sitzt-
men einist z'sihnme" zum Vieredrissger [Wein] her, so
buslel Alls, wie ice""-me" cor Freude" narrchtig nur.
Hengeler 1830.
Busli m.: .liederlicher Kerl", Bruder Liederlich
ScnwMa.
Btt'ss I, Püss B, Püs PAL — m., Büssi In. B; L.
Dim. Bässeli, P- B: 1. (kleiner) Schlag, Stoss. bes.
mit losgeschnelltem Finger; Nasenstüber B; L; Syn.
Sehnelling. ,Colpo, fracasso' PAL Wenn d' nit Acht
ge" wottsch, su ilberchunnsch e" B., Drohung des Leh-
rers B. .Im Frühling, wenn der Hirt zu Berg kam,
gab er ihm [dem Perpendikel der Wanduhr] einen B..
und dann machte es Tiktak bis im Herbst, da er
wieder zu Tal fuhr.' B Volksztg 1898. .Fuer mit im
zue der türen auss und gab im manchen herten bauss.'
Schertw. 1579. ,Dis [der Kampf mit Kolben] ist He-
raklis uralter kämpf und strauss: seer freisam gib ich
dir manchen harten bauss.' Macrit. 1581. — 2. Büssi.
kleine Beule oder blauer Fleck, herrührend von einem
Schweiz. Idiotikon IV.
Stoss oder Schlage Bj „L." — 8. übertr.. ein Ge-
ringes, eine Kleinigkeit, nur in Verbindung mit Neg.
Syn. Sehnelling. Kei" Büss, nit c" B., nicht das Ge-
ringste, kein Bissehen B. Der Krämerin machte eine
solche Schwierigkeit .nicht einen Buss.' Gotth. .Die
menschliche Natur hat sich seit Moses allem Fort-
schritt zum Trotz auch nicht um einen Buss geändert.1
ebd. — Mhd. büß in., Stoss, Schlag. Büsri eig. Dim. Siehe
noch die Ann), zur folgenden Gruppe.
Nase"-Büss B; L (St.'1), -Püss B, -Büssi, V- L:
Nasenstüber. Eim e" N. ge". .Er habe [von dem Ge-
spenst] einen Nasenbuss bekommen, dass ihm die Nase
geschwollen.' Gotth.
büsse" I püsse" BSi., püssene" BoSi., büsse" „B;
L;" SchwNuoL, püsse" B: La) mit losgeschnelltem
Finger treffen, einen Nasenstüber geben BE., Si. ,Er
nahm eine Flasche, stellte den Zapfen auf die Öffnung
und püsste denselben mit dem Mittelfinger über die
Menge hinweg.' Addrich 1*77. — b) „derbe klopfen,
schlagen, bes. mit der Faust B; L." De" will-ich ei"s
nach Nöte" passe" und icie-n-e" Hund zu Bude"
schiesse". B Dorfkal. 1879. — 2. anprallen, liest neu-
nte" r/hort, dass d' Vledermüs im Dunkle" uümme"
wüssi, wo dure!'c"? sich am Egg com Hüs Verstösse"
heig und büssi? SchwNuoL - .Mini, biußen, büß n, bießen,
süssen.
bussele": tr., gelinde strafen L (lt Zyro).
Bü'ss II in.: 1. Püss BoSi., Püsseli BE., Eiterbeule.
-pustel. — 2. „Bussi L", Busi (bzw. Bisi, Boisi) L'w
allg. ; LJSiL, Dim. Büsfsjeli, kleines, rötliches Bläschen
auf der Haut, herrührend von Hitze oder von Krank-
heitsstoff. Vgl. Büzen. Er ist coli B. „Kritischer
Ausschlag an den Lippen, Lippengeschwür L." —
3. Büssi BM., Busi BStdt, Büssli B, Bilsli Aa, Fühl-
hörnchen der Schnecke. Syn. Pfnüsli, Düsli. Schneg-
ge", Schnegge"-Hüsi f-Hüsli), zeig-mer dini B., zeig-mer
dini vieri Hom oder ich sclilah-di'h an e" Tor» li
(Kinderreim). — Etym. identisch mit Büssi. Zur Bed. vgl.
frz. pousse, Hautausschlag, Blattern. S. auch Münsi (Sp. 487).
büssöcht(ig): schwellend, hervorstehend. .Darum
muss man inen [den Hähnen] den muetwillen weeren
mit einem bussechten leder, das machet man rund und
schneidet mitten ein loch darein, dadurch stosst man
dem han seinen fuess.' Vogelb. 1557. ,Etlich [Ratten]
mit roten, baussechtigen äugen.' Tierb. 1563. ,[Die
Haselmaus] hat grosse, baussechtige äugen.' ebd. Vgl.
Puss-Aug (Bd I 138).
büsse" II, in ZW.püse": schwellen, strotzen,
hervorstehen. ,Lueg zue, wie dir die ougen bussen :
sie ragend für den köpf wit ussen.' NMan. ,Do surf
ich, dass mir d' oagen busen [: susen].' ebd. ,Ich mein,
ich hab in fry erdusst [im Spiel geplündert]: lueg
nun, wie mir min seckel busst!' JBinder 1535. ,Lass
gsen, was busst dir binden [zur Tasche] uss?' ebd.
,[Der französische Werber] mit sinem busenden seckel
voller goldskronen.' Kessl. ,Der ougöpfel wirt gross
und busset mit gar unlieblichem anblick.' Rüef 1554.
.Es was sin kleid zerschnitten, durch die schnitz
busset die syden heruss.' HBpjll. 1561. .Alauda guttu-
rosa genannt von dem baussenden rächen.' Fischb.
1563. .[Arzneimittel] zue dem ausbaussenden nabel.'
ebd. .Wenn einer z'vil trinkt, dass im anfahend die
äugen brechen oder für den köpf usshin pussen wie
einem hasen, den einer ein myl zwo an einem sattel-
llu
1717
Bas, bes, bis. hos. bns
1748
bogen gefüert hat.' LLav. 157S; ,für Jen Kopf herauss-
panssen.' ebd. 1070. ,Ire äugen baussend herauss von
feisste.' 1580/1707, Psalm. ,Nun pausest du, tu modo
turges.' Reo. 1062. ,Es seheint, als lebten seine [des
Hanfbutzen] Hosen, so unvergleichlich pausen sie.'
Sintemal 1759. Spec.. bauschen, steif sein, z. B. von
Frauenkleidern ZW. Syn. stürzen. - Mhd.fcüjSen, turgere.
büsig: aufgebauscht, aufgeblasen ZW1.
(üs-)püsst GFlums, Sa., (us-Jpüselet GFlunis:
vollgestopft, zum Strotzen ausgefüllt, von Taschen.
Säcken, Kissen. Kleidern usw. Bidz, wie men albigs
g'macht hat, üspüsst mit Grübe". Pkochet 1855 (GSa.).
Gew. in der Verbindung ü. voll.
Bus III Suis. So heisst in einer Uw Sage der
Hund des Burgvogtes auf Proniout am Lopperberg;
s. Pilatus und Uing. 184.
Hurrli-Bus, -Püs B; L, -Bus Aa; S, -Bü'ss L,
-Bti'ss B; TnThnnd., -Pü'ss B; LBerom. (PI. -Pü'sse"),
-l'n'ss Aa, -Baus S; Z (LTobler), -Bauss L (Ineichen)
— m.: 1. als Interj. .Hurlipus, unser jar ist us!'
rufen Schlemmer, als sie bezahlen sollen. NMan.
,Mich freüwt die sach! Ohurlipuss!' StMeinradsleg.
1570. — 2. Lärm. Tumult; bes. vom Kampflärm. ,Da
haftend wir ein wilden hurlebus: die Sundgöwer haf-
tend darab ein grus.' 1468, Volksl. ,I)en fynden macht
man hurlibus; ir übermuet, der was bald uss: man
zeiget in die Strassen.' BGletting. ,Icli sorg, es geb
ein hurlipus; doch wollen wirs flissig richten us.'
1568, B Esther. — 3. übertr. a) auf Dinge, a) .Hurli-
bus', Name eines Geschützes. BGletting (Odinga 20).
— ß) = Hurrli-Bueb 1 (Sp. 932) Aa;L;S; TnThund. ; Z.
Es göd nüd uf eim Bei" als der Hurrlibauss, und der
g'heit z'letst aw1' um L (Ineichen). Sich wie-n-e" Hurli-
pus winden und dm /<" L. — b) auf Personen, a) leb-
hafter, unruhiger, unüberlegt handelnder Mensch,
Bursche L; TuThundorf. Syn. Hurrli-Bueb 3. —
ß) Mensch, der stets fröhlicher Laune, zu Spässen
aufgelegt ist, Hanswurst B; L. Syn. Hauderidau
(Bd II 984). S. auch Pumper- Niggel 4 (Sp. 707).
Auch als präd. Adj.: Er ist hurlibus, aufgeräumt.
Sprww. 1869. — 4. ,der Hurrlipuss' (1575, L Hexen-
proz.), , Hurlibus' (1578, ebd.), Name des Teufels.
S. auch Lüt., Sagen 223. — Vgl. , Hurlebaus' bei Gr.
WB. IV 2, 1967.
Burli-Buss: Name eines Boten des Teufels. ,Ich
bin der bostknecht B.' Rüef 1538.
biiss: Interj. (auch wiederholt), als spöttischer,
verächtlicher Ausdr. der Abfertigung, Wegwerfung =
warum nicht gar! geh mir doch! L.
Bussanädi: Gesindel GkV. — Vgl. romm. puachanada,
Streue, dürres Gras. Zur Bed. vgl. etwa Gusel (Bd II 47'2).
Busard m., Dim. Busardji: Schnürleibchen der
I' rauen PA1. (Giordani).
Basel II m.: unreine Flüssigkeit Ar. — Vgl. Fusel II
(Bd I 1084).
Bö sei III m.: jTJntermagd, die in alle Winkel
kriecht und was Niemand will, verrichten 1UUSS',
Aschenbrödel Bs (.Spreng). Syn. Budel I 5 (Sp. 103 1 ).
Ge-busel Gi-busgl n.: 1. Kehricht, Abraum, aller-
lei wertloses Zeug WVisp. Syn. Ge-bauzel. — 2. Ge-
sindel, ebd. — Zu 1 vgl. Fuael II l, zu 1 und 2 Quid.
busle" III: 1. in Allerlei herumwühlen, wie die
Schweine W. — 2. .Allerlei machen und scheuern'
(TTobler), geringe, niedrige, schmutzige Arbeit (Buscl-
Arbet) verrichten, putzen Ar; Bs. I" der Chuchi b.
Der Hundsjung, wo muess b. und laufe" und Cum-
missiöne" verrichte". Bkeitenst. „Tr., ein Haus, ein
Gemach scheuern Gl."
hüs-: eig. das Haus scheuern; sich häuslich ein-
richten. .Die Saracenen, so schon in die 10 Jar in
Hispanien hussbusslet haftend, ijui ab annis X lli-
spanias oecupaverant.' JJRieger 1006. .Rudolf von
Habsburg dempt den Marggrafen von Baden und den
Grafen von Würtemberg, die im Herzogtum Schwaben,
so ledig stuond, zimlich hussbussletend; aber si muess-
tend, was si ingnommen, widerum herussgeben.' ebd.
chilbi-: scherzh., auf die Kirchweih das Haus
und die Geräte scheuern Gl.
Busler in. : ,mediastinus.' Fris. ; Mal.; s. Bosse-
lierer (Sp. 1735).
busme": in Küche oder Stall die untergeordneten
Geschäfte verrichten, scheuem, waschen; mit verächt-
lichem Nbsinn BHk., R., Thunersee; „alle den Morgen
durch in einer Sennhütte obliegenden Verrichtungen
abtun, z. B. den Käse, Zieger machen, waschen usw.-
„üs-: die obliegenden Arbeiten vollenden, bes. bei
Sennen. Wottisch-mer Oppis ü.? willst du für mich
noch Dieses oder Jenes verrichten, ausmachen BD."
Busmete" f.: der ganze Quark. Plunder; Menge
BR. In-ert" settige" grosse" Hüshalti"g chönnc"-si fin
Busmcti übertueti [übers Feuer setzen].
Buseli n.: kleines Mass. '/«Schoppen ZBauma. Es
B. Bränz. — Nbf. zu Budeli; s. Sp. 1035.
„Blisseli, Büsseli: Läuse G (Kdrspr.)." — Nicht
bestätigt.
Biise" Buhe": gew. PI., Rangen, wildes, nichts-
nutziges Kindervolk BsL. Do si" die Donners Bus,
g'gange" und hei"-mer d' Hitener use"g'lö" BsLang. Dö
chömme"-si tfsämme", die Buxe", us der ganze" Famili
und standen und quälen und greusse", wotte" von
Allem z'erst und motten Alles versueche". Bkeitenst.
biisse" III: kränkeln; matt, schwach sein LG.
ume°-püsse": serbeln, sich kränkelnd herum-
schleppen B; LG.
„Büssi n.: kränkliche Person LG." - Vgl. Ars
syn. »mmru // (Sp. 482).
busere" 1 busere". in GnUVatz püsere" : keifen,
grollen, schelten, aufbegehren GnL., Pr., Seh. Syn.
chlbcn (Bd III 100/7). Versand - di'h nid dur'1' e" SO
es leids Getue" und B. Schwzd. (GuPr.). B. und taube".
MKuoni. Fluchen, schwören, grollen W; .fluchen,
bes. in fremder Sprache VO."
Roman, buserar, wüten, Unheil anrichten, zu Grunde
richten; busra, Zorn, Wut, Grimm; Büberei.
ver-: verderben, verschwenden GnRh. Syn. ver-
tüflen. Eim Öppis v., einen Plan, ein Geschäft durch-
kreuzen, vereiteln, ebd.
Busere" f.: Ungelegenheit, missliche Lage. Wenn
du Einen verleumdest, übh. etwas Unrechtes tust.
chüst in-i Buseru" W. Eim en B. mache", Einem einen
Streich spielen GuPr.. Rh. Von Einem, der ein ge-
meinschaftliches Unternehmen, an dem er selbst be-
teiligt ist, durch ungeschicktes Handeln zum Scheitern
1719
Bas, bes, bis, bos, biis
1750
bringt, sagl man: J-.r hed i ■■ wiiesti B. g'machet GkPi\,
Uli. — Tsch, vorgleicht roman. /er üna buzra, otwas Un-
geschicktes tun.
Bus(e)rete» f.:= Wider-Uben (Bd III 969) W.
In di Busrata" clm".
er-busere". Ptc. er-bitscret: .weichlich; rückgängig
im Gedeihen in Folge nachteiliger Einflüsse, von
Tieren' Gr. — Vgl. er-buderm (S|i. 1086).
büsere" II bü'sere": tändeln, kosen, Dmgang mit
einer Liebsten haben UwE. f
Buseri" f.. Dim. Buserli: Liebchen, Buhle UwE.
Der Hans ist ZU seiner B. (/'gange" und heil mit-ere"
'bltsered. — Der Voc. verbietet, ZsgehSrigkeit mit butelen IS
(Sp. 1743) anzunehmen.
Pnscron in.: Buhlknabe, 7ix'.5ixd. ,üie päpst ha-
bend fröml mit iren puseronen und üppigem gsind.'
RGdalth. 1546. — Vgl. die Auni. zu Puhcherun (Sp. 1220),
ferner Kluge, Etym. WB. 6 65.
Büsi: in der RA. wie B., schnell, mit Leichtigkeit
BHa.j L. Öppis wie B. vcrchnelle". Syn. wie Bux
(Sp. 999).
biisig II (bü'sig AaF.). in Schw auch büsig: 1. nett,
hübsch herausgeputzt, schmuck, in der Kleidung (bes.
von Mädchen) AaF., Mcrenschw.; BHa.; L; Schw. Es
busigs Meiteli, alts Fraueli AaF. Das ist es busigs
Meitschi, es chunnd nie g'schlamped, lad d' Fachen nid
Irin hangen BHa. — 2. a) in ZZolh pü'sig, „aufge-
räumt, wohlgemut Z"Lunn., Stall., Zoll. Es artigs,
busigs Herli. RBaur. — h) von Mädchen, lustig, mut-
willig im Verkehr mit den Burschen, zum Liebeln
geneigt, „geil, heiratslustig SrnwMa.; Zr,. Si ziehnd
iez hei'" [vom Mähen], iV Meitli biisig, d' Buebe" wach
Schw. Es busigs Meitli.
In nnserm W. scheinen sich zwei verschiedene Stämme zu
mischen, deren Anteil sich jedoch schon wegen der unzuläng-
lichen Angaben über die Qual, des Voc. nicht genau scheiden
lässt. Der Voc. «' lässt Zshang mit Bus I vermuten, was
sich auch von Seiten der Bed. empfiehlt; vgl. bes. Sp. 1740.
Für u2 fehlt eine sichere Anknüpfung; vgl. allenfalls das
mit 2 syn. busper.
„bus(s)lig: possenhaft, tändelnd, zum Liebeln
aufgelegt; wer leicht mit sich schäkern lässt AaF."
üf-büsele": refl., sich aufputzen SchwE. tjf-
'büsclet, herausgeputzt, von Frauenzimmern.
Büsler m. : = hübscher Blieb (Sp. 929) Schw.
Pnsil m. : Bürschchen. ,Und hah ich, noch ein P.
von sechs Jahren, die Ehr gehabt, mit ihr fürstl. Gn.
zu fahren.' FkHaffner 1600. — Lat. pusillut.
Busili: Koseform für Eusebius Sch (Kirchh.).
Die Lesung ist nicht ganz sicher, es könnte auch /liisili
heissen. Heute ist, nach eingezogenen Erkundigungen die
Form in Sch nicht mehr gebräuchlich.
er-pusinieren. ,Er meint ouch, wo man dieselben
und die grossen puren in stetten (nit?) wol erpusinier,
dass der keiser und küng kein ghorsam, sunder allweg
uflöuf und anhangs ze besorgen hab.' 1528, Absch.
IV 1 a 1273.
Bnssliment. ,Botz B. !• Schwur. GGottu. 1599.
Bus: Vogelname, Mäusebussard, Falco Buteo Bs
(Alp. 1821, 432). Syn. Buz. - Frz. iure.
pussele": pröbeln, pfuschen, stümpern TiiTäg.
Vereinzelte, nicht bestätigte Angabe. Wenn sie richtig
und nicht für das am gleichen Ort vorkommende gleichbed.
pättchch i.iii-iii ist, so wäre etwa an nähern Zshang mit
bair. pusseln, pusseln (Schal, 1 - HO) zu denken; vgl. auch
i n r (Sp. 1 735).
häge"-büssig ZLnnn.. h6ge"-büssig ZDüb., -büsig
Z (Spillm.), -bützig ZGlattf., hüger-büssig, -büssisch,
-bäussig AaWoIiL, -büsig AASt.. -bützig A.ASt.. Wohl.
(auch •bützischj, ch Sgea-büssig ZUster, b6gea-büssig
ZBauma, -bützig ZWettschw.: widerspenstig, starr-
köpfig, widerhaarig, aufbegehrerisch. Die Jump f er
ist e" boge"bützegi, si läd-sich nüd a" de" Zäne" lan-
gete" ZWettschw.
Vgl. die Synn. hoppen-hüssig (lid II 17.r»:S), hoppeti; ehvppel-
mutig (Sp. 4S3), zum zweiten T. spec. rau-, ram-bauzig.
Buess (V- Ap; LBerom.), lt St. „Buesse*" — f.,
PL Buesse": 1. eine nicht gar feine Naht Bü. —
2. Befriedigung von Begierden. ,Böse Buss, Geschwätz
und Arglistigkeit zu meiden.' 17o7, Sirach (Überschrift
des 19. Kap.). — 3. Entschädigung, Lohn. .Demnach
so habent min herren rät und vierzig [den Pflstern]
zu einem Ion ze geben verordnet: von einem müt mel
ze bachen 4 ß h., und das sy sust nützit zu buoss
nemen, weder mel, brot noch teig.' 1517, AaB. Stadtr.
— 4. Geldbusse, allg. Einen in e" B. verfeile", eine
Geldbusse über ihn verhängen B; Z. I" d' B. cho"
Gr; Z, e" B. übercho" Th. 1" Straf und P. verfalle"
Ap. I" der B. si", bussfällig sein Ap; B; Gr; Th; Z.
Bi B. s. Sp. 90b*. 's ist nüd bi der B., es geschieht
freiwillig Z. Bi der (höchste") B. uf d's G'mei"uerch
büte", bei Busse von einem halben (ganzen) Gulden
GrHc D' B. abeerdiene", sie statt in Geld durch ent-
sprechende Arbeit leisten Ap; Th; Z. Eine Kuh .kommt
in die B.', wenn sie im Falle des Verkaufs nicht auf
die angegebene Zeit kalbt GuPr. Nach dem Hornuss-
spiel wird von den Parteien im nächsten Wirtshaus
,die B. getrunken.' Roche. 1857, 453. ,Uie so in den
twing gehörent, sond malen in der müli ze Tagmer-
sellen; welicher aber das nit teti, der sol ze b. ge-
setzet werden umb 10 ß.' 1346, LDagmers. Offn. ,0b
aber der rnüller sumig weri, harumb sol ein müllcr
ze b. stan ze gelicher wis.' ebd. , Weiher der huoben
7 schuoch hat, den sol man nit vahen um einhein b.,
wan man sol im trüwen.' XIV./XYIL. ZBass. Offn.
,Und ob sich in einer sach begeh, das sich die buessen
steigerten, so tuet ie die höcher b. die minder ab.'
1524. ScnwWoller. Bussenrodel. ,Es ensoll ouch nie-
man den andern pfenden im spil, sunder ob einer dem
andern abtragen wellte, das der ander nit liden wellt,
so soll er im sagen: Stand mir by der b.' Schw LB.
,Sy habend es mit fröuden und guotem willen geton,
nit zwungenlich. habend nit, wie wir gemeinlich
sagend, ein h. abgewerket.' LLav. 1582. S. auch Ei-
ning i (Bd I 281), Frevel (ebd. 1287), Ben (Sp. 1286)
und vgl. Buessen- Gericht. ,Die grosse buosse [für
Verwundung mit Waffen], das ist 10 mark.' um 1400,
LRatsb.; dafür .die mere buoss.' 1424, ebd. , Macht
er aber [mit einem Wurfgeschoss] den andern bluot-
runs oder herdfellig, so soll er umb die gross buoss
gestraft werden.' 1535, ZKn. Statut. S. noch Bluntschli,
RG. I 226/7; Seg. RG. II 675; Osenbr. 1863, 17; Gfd
33, 90 und vgl. Bessering (Sp. 1679). Über die ,er-
liche B.' s. Bluntschli, RG. I 247. — 5. kirchliche
Busse. Zer B. betu", die vom Beichtvater als Busse
auferlegten Gebete sprechen W. E" B. mache"; s. für-
gän 2 (Bd II 29). S. auch nümmen (Sp. 753). Nicht
selten übertr. auf körperliche, nam. kriegerische Züch-
1751
Bas, bes, bis, bos, bns
1752
tigung; bes. in der Verbindung .einem (die) b. geben.'
So in den Eingangsstrophen des kleinem Sempacher-
liedcs (Tobler, Volksl. II 10/1). .[Die von Konstanz]
hettind gern geben b. den puren von Appenzell.' Ar
Reiinchr. 1406. .Solichs [solelie Missetat] dürfen sy
nit bichten, denn wir und die unsem inen b. dorumb
geben wollen.' 147G, Bs Chr. ,Ir [die Landsknechte]
namend [bei Bicoeca] d' flucht bi ziten, ir forchtend
der Schwyzern b.' NMan. ,Ich [der Tod] wil dir geben
hie die b., das du haupt über arsch kehren rauost.'
1576, Meinisadsleg. — 6. a) , eines Heiligen B.', Ge-
brechen, das als von einem Heiligen auferlegte Sünden-
busse aufgefasst wird und von dein er helfen kann.
,Es ist kein presten so seltsam nit, wenn man uns [den
Ablasskrämern] numen etwas gelts drum git, wir kön-
nend im sagen, was helgen b. es ist.' NMan. Als 1540
Marg. Elsener von Zug von der Wallfahrt zu StBurk-
hart (bei AABeinwyl; s. Arch. für Volksk. III 292 Anm.)
heimkam, .hat sich funden, dass sy der dry helgen
buossen ghan.' L Urk. Spec. a) .StAntonis b.\ der feu-
rige Gürtel, Gürtelrose. Syn. Antonius-Für (Bd I 944).
,Er hat StAntonis b.' 1450, L ümgeldb. ,Ein toüfter
jud von Nürenberg hat StAntonien b. also treffent-
lieh, dass im niemand möcht gehelfen.' 1488, Gfd
(Gebetserhörung beim Grab des sei. Bruders Klaus in
UwSachs.). ,StAntony Buossen.' XVII., L Almosen-
brief. — ß) ,StValentins b.', Fallsucht; vgl. Valentin
(Bd I 705). ,Ein tochter, die sig vast beladen gsyn
mit Sant Valantins b.' 1493, UwSachs. — b) „Blut-
geschwür; die Buessen (PI.) oder das Buessen- Wesen,
Alles, was von einem verdorbenen Geblüte herrührt,
rheumatische Beschwerden usw. B." ,Buesse", poda-
gra.' Id. B. Hierher wohl auch: Ha" schier mi*s Bei"
verrenkt [klagt ,die arme Gred']; ha" würMi'* noch e"
Pflaster üf, ich zeig 's nit Jederma"" ; 's möcht öppe"
heisse", ieh häd c" Buess oder sust e" Muster (/'Im".
1827, L Lied (Arch. f. Volksk. III 126). — 7. Strafe
übh., Bein; schwere Aufgabe, Pflicht Ar; Bs; GT. ; U.
Muess ist herti B. L (Ineichen). Es isch es Elend,
e" hellisehi B., wie-n-ich und en Andre'' si'h pinige"
[abarbeiten] muess. Schwzd. (U). 's isch-mer <:" B,
üsz'gö" In der Chelti Bs. All Tag Schnei ha" ist g'wüss
e" harte B. G Kai. 1854. 's isch e" B. für e" Frau,
so füli Chnechte" z' regiere". Bkeitenst. Alles, wa'-me"
chönne" mues, ist-ercn [der fleissigen Sennenfrau] au'h
/.•«" B. Sang und Klang 1899. , Solamen miseris socios
habuisse malorum, es ist den arbetseligen ein fröd, ir
b. mitgsellen ze hon.' Ansh. ,Ein andren rank ich
suechen muess, dass ich der b. und hungersnot an
win und brot hür mi'ig entgan.' JBinoer 1535. ,Es
was im herzen mir ein b., als ich sy [eine erbeutete
Gefangene] sach dem alten ritter hinfüeren.' ChMukku
1596. — 8. strafbare Handlung. .Was buosen hinfür
underm Bein geschehend, das diss mit zwifalter buos
sol verbessert und büezt werden.' 1501, AaB. Stadtb.
,<>b die priesterschaft mit jemand zuo hader oder zer-
würfnuss kämend, oueh buossen oder frävel begien-
gend.' 1 "i-J:;. Absch. ,Ob aber etlich buossen und frevel
usserthalb deren von Loupen zilen begangen sind.'
1") 15, BLaupen Verordn.
Im Talb. vnn UUrs. um 1530 begegnet neben ,buoss'
mehrfach die Schreibung ,buosch.' Zur rechtsgescliichtlichen
Entwicklung des Begriffs der 0. »gl. Osenbr., Alem. Strnfr.
64/80; ferner Blumer, Rß. I 93. 218. 276. 117 f. II 13 f.
Zu - vgl. Frevel t (Bd I 1287),
Gf-Buess. .Dass fürohin Keiner mehr soll auf
einhundert Guldi Aufbuoss [Zins] geben als 0 Guldi,
es seien new oder alte Schulden.1 GiiVDörf. 1092. Vgl.
Üf-Buez. — (E-)Pad-: Strafe für Frevel an Grenz-
zäunen oder für Lässigkeit in Herstellung derselben.
,Und die phadbnossen und die richtschilling und holz-
buossen in den rechten bannen' fallen beiden Gottes-
häusern (Wettingen und Engelberg) zu. XIII., Aa
Fislisb. Offn. ,Die vadbuossen sol der dritt pfenning
unser sin und die zwen den dorfiüten.' AiWürenl.
Offn. .All buossen sind unser, die da vallent, und
die rechtschilling und die v-en all.' ÄARüfenach Offn.
,Was aber holzbuessen, ehevadbuessm [sind], hört
halb dem meier und halb dem abt.' 1179, AAWett.
Klosterarch. — Holz-: Busse für Waldfrevel; s. das
Vor. — Herrschafts-. Dass alle Wirte der Stadt
und der Herrschaft [Murten] bei Strafe der , Herr-
schaftsbusse' keine andern Flaschen zum Weinaus-
sclienken gebrauchen dürfen als .gefeckete.' 1767,
Absch. — Reu-chaufs-: Busse, die im Falle eines
Reukaufes gemäss richterlichem Erkenntniss an den
Fiskus zu bezahlen ist Z f. — Klag-: Busse für un-
begründete, falsche Anklage. N. N., der sich über
Verlust an dem ,Amt der Klagbussen' beschwert, wer-
den am Rest 10 Pfd geschenkt. 1534, Absch. (F).
,5 pfd gab N. N. für ein kl.' 1570, ZGrün.; .verklag-
buess.' 1573. — Nessle"-: Geldbusse, welche eine
junge Frau, wenn sie zu früh in die Wochen kommt,
zu bezahlen hat GrHc Vgl. Nesslen 1 (Sp. 805 u.).
— Reformation s-: für Übertretung des sog. Rc-
formationsmandats verhängte Busse. 1615, ÄABrugg
Stadtr. — E-schimpfs-. .Wann Regula Huber das
dein Heinr. H. formblich getane, mit 1 Dukaten Ehe-
pfand bekräftigte Eheversprechen zu halten renitent
sieli erzeiget, als haben wir erkennt, dass das zwü-
schent ihnen Passierte aufgebebt, sie von einanderen
ledig und das Pfand confisciert seie und die Huberin
10 Pfd E. entrichten und dem H. zur Indemnisation
80 Pfd bezahlen solle.' 1741, Z Ehegerichtsentscheid.
— Schlacht-: Busse für Schlägereien. Die .Schi.'
für Schlägereien an Markttagen war gewöhnlich ver-
doppelt. XVI., AaL. (JMüller 1867, 168). ,Von Schlacht-
buoss. Wo zwen einandren schluegen, so ist es dem
Anglänger 10 ß Buoss.' 1605/1751, SchwG. LB. -
Schlag-: = dem Vor. ,Ein Schi, in der Engelweichung,
item an einem Jahrstag soll 10 Kronen sein. Item an
einem offnen Jahrmarkt 9 l'fd.' 1601, SchwE. Hofrodel.
,Wann Frid aufgenommen, mag ein Landmann den
Fronden die Schi, zu bezahlen anhalten.' 1756, Schw
Rq. S. noch ein-fältig 1 (B,l I 818). — Tag-: Lei-
stungs-, Verbannungsstrafe. ,Waz der bessern solte, an
dem die unl'uoge gesuochet wirt, daz sol der für in
bessern, der die unl'uoge und den urhap gesuochet hat.
anent tagbuosse.' 1352, BBiel Handf. (Fontes rer. Bern.
VII 622). ,Und wenne er uskumet, so sol niemer er
in die stat komen, bis daz er sinen einung vergolten
und sin tagbuosse geleiste.' ebd. (623). — Dägcn-:
Busse, welche diejenigen erwachsenen Mannspersonen
zu entrichten hatten, die ohne Degen den Gottesdienst
besuchten (in der Regel 3 Batzen). XVII./X VIII.. Tu
Aad. (JNater 1898, 564). S. noch Dägcn. — Trüler-:
vom Gericht auferlegte Geldbusse für Prozessucht
(Trölerei) Z. Er häd de" Prozess verspilt und nucl' e"
ZV. übercho". ,In einer Appellationsstreitigkeit wegen
Zehntverweigerung wurden drei Bauern in Stäfa in
IT.'.:
I!as, bes. I.is. 1ms, Ims
11
20 Pfd Tr. and 30 Pfd Prozesskosten verfällt.' am
1750, /.statu. Weid-: Basse für anberechtigte
Benutzung der Weide. ,Wer frömbd veech hinin ze
weid trybt, sol iedesmal für den fräfel 20 btz. und
die w. darzuo geben.' 1569, ZSchwam. Bussenordn
,By syner [des Zieglers] zal veebs der dry houpten
[auf die Weide zu treiben] sol es blyben, by der w.
und nüt darüber haben.' ebd. — Wald-: Gebühr für
bezogenes Holz GisPr. — Zue-: Zugabe, bes. uro
Jmdn zu entschädigen ZO. ,Er strich so wacker ein,
dass er bis an eine kleine Zubusse wiederum etliche
Nächte damit auslangen konnte.' Sintemal 1759. Syn.
Zue -stupf. — Unzucht-: Disciplinarbusse. .Was
sachen sint. u-en. frävel, besserung, eigen oder erb
berüerend, die sollen gefertiget werden in den ge-
richten. in den sy bescheen oder gelegen sint.' 1501.
Ansi ii.
un-buessbar. .Von u-en [nicht busswürdige
Dinge betreffenden] Satzungen einer Landschaft.'
GrD. LB.
buessenB(in Bed. 4 a. sonst -üe-); Gr (in Bed. 5 a,
sonst -üe-), büesseP. allg., in LBerom.; UwE. püesse":
1. (einen Schaden) ausbessern, flicken: doch nur von
gröberer Arbeit BO. Dass ein Büchsenmeister allen
Mangel in zwei Schlössern bereits .gebüesst' und es
im dritten sogleich tun werde. 1547, Absch. Spec.
Kleider ausbessern, dann aucii nähen übh. BO.:
„schlecht nähen BGadmen." Das hätt-ich eitnel o°h
nid 'deicht, das'-ic* noch dem Bitndesiceibel miesst der
Sehlufi [Kittel] biessen BHa. .Stich geleiches tiefe und
tiefer, die man meisslen oder büessen müesse [lieissen
.wundat'].' 1449, Bs Rq. ,0b ein streich beschehe,
das die hut wiche, das doch nit sorglich war, das das
darumb nit ein wundat heissen sol, ob man es joch
büessen oder meisseln müeste.' ebd. — 2. (einen
krankhaften Zustand) heilen. .Und sprach, si hetti
ira das houpt schön gemachet und den grint gebüesset.'
1385, Z Ratsb. .[Bei der Abtei Pfäfers] sind holl, uss
denen heiss wasser entspringt den gelidren und zuo
büessen die melankolei.' CTürst 1495. — 3. (ein Ge-
lüsten usw.) befriedigen, stillen. Vil lian büesst kein
Glt, viel besitzen schützt nicht vor Geiz BR. De"
G'lust b. B; L; Uw; Z. ,Habe etwan trüben ab-
gwunnen, allein den glust [zu] büessen.' XVI. . '7.
Gerichtsakt. ,Drumb mügend ir üwers herzens lust
wol büessen.' Rief 1550; s. auch hart-beiss la (Sp.
1G81). ,Sin notturft b.' ebd. ,Sorg, wart, trüw han
ich dir erzeigt, durst, hunger büesst und dich bekleidt.'
Haberer 1502. ,Sitim deponere, den durst löschen oder
büessen. Poma destituunt famem, die öpfel büessend
dem l'antalo den hunger nit.' Fris. ,Drum büessend
ietz des hungers not.' 1570, Meinradsleg. (Einladung
an Gäste). ,Den turst biessen.' Com. Beati. .[Hungers-
not] so gross, dass die Menschen ihren Hunger mit
Kot und Unrat gebüsset.' JMüller 1661. Häufig in
der Rechtsformel: .Einem hunger und frost b.', Nah-
rung und Obdach geben. ,Er hat ouch den N. N. in
sinem hus gehept ein jar und im essen und trinken
geben und hunger und frost gebüesset.' 1389, Z Ratsb.
.Und hat Heinr. Z. verheissen, den Job. B. [einen Ver-
pfründeten] bi im in sinem hus zu haben und im hun-
ger und frost ze büessen und im sin notdurft ze geben.'
1404, Z Rq. ,üas land oder amt soll dem [in Folge
des Krieges] wunden man und sinen kinden essen und
trinken geben, hunger und frost bössen, so lang bis
dass der wund wie vor geworchen mag.' I 176, L Statut,
.her Stellen s..ll sy ir leben lang bau, iren linder und
über, spys und trank, hunger und frosi büe sen und
geben,- 1546, LRiekenb. Leibgeding, .Auch soll er
ihn [der Meister den Lehrling] decken und legen,
auch Hunger und Frost büssen.' 1738, ApTrog. Bats-
prot. — 4. a) (Geld-)Busse leisten B; Gr; Dw; W;
„allg." .Der [Fehlbare] sol einem iegklieliein, der daz
von im klaget, büezen mit drin phunden.' 1249/1410,
F Handf. Gew. mit Acc. der Bussumme. ,Der burger
sol büezen dem schultheizen sechzig Schillinge.' ebd.
,S\veler zunftbruoder sinem Zunftmeister nicht wollte
gehorsam sin, so er im gehütet, der buosset 5 ß der
zunfte.' 1336, Z Ratsb. .Wer messer oder schwert
zukt oder des glich in zornigem muot in unserm tal
oder einer den andern bluotrunss machet oder mit
steinen wirft: wer dero deheins tuot an einem sunnen-
tag oder gebannen virtag, wa er joch das im tal tete.
der oder die söllent, welch das getan hetten, buossen
an die stol drü pfund und an den stab dristend nun
Schilling. Wer oder welche aber das tetend an einem
Werktag, beschieht es denn in dem hoff, so sol aber
er oder die das tetind, buossen dieselben vorgenant
grossen buoss an die stol drü pfund und dristund nun
schillig an den stab.' 1444, UwE. Spruchbrief. ,Wer
boumstützen houwt und dieselbigen nit bhaltet über
jar, sol iedesmal lut des einungs 1 pfd büessen.' 1569,
ZSchwam. ,N. N. wegen Einkauf von dürrem Obst
busset 18 Pfund und 10 Pfund dem Laider.' 1785,
ZKyb. Amtsrechn. Mit Acc. der Person, für die Busse
geleistet wird. .Welcher einen heisst frävenlich liegen,
ob dann einer den Schlacht oder sticht, so sol der in
hat heissen liegen, der anfänger sein und beid büessen.'
1490, LRotenb. .Der Totschläger soll den Entleibten
also büessen, dass er künftigen Sonntag soll ohne
Mantel und Gewehr enzwischen zwei Wächteren in
die Kirch gehen.' 1600, Ap LB. ,Den friden [für Frie-
densbruch] büessen' s. Bd 1 1277. — b) wie nhd. im
übertr. S. allg. Er hat sin Wunderfitz mües'e" büesse".
S. noch Mal (Sp. 155 u.). — 5. tr., mit Busse belegen,
strafen, a) von Geldbusse, allg. Er ist für d' Obrigkeit
beschickt wordt" liege" Holz frevel ,. . Wege" was er denn
g'meint hei, dass men-en buesse* well? GFient 1v!>s
(GuPr.). ,Mit sampt hundert pfund pfennigen Sant
Galler werung rechter straff und buoss usszerichten
und zuo vertrösten gebuoset' 1490, G Urk. — b) von
kirchlicher Busse. ,[Jetzer] ward vom bichtvater mit
psalter-, bet- und ruotendisciplin gebuosset.' Axsu.
Refl.: .[Jetzer liess sich] ein isene ketten bringen,
sich damit ze büessen.' ebd. — Vgl. bin-, ,,.
ab-buessc": tr., mit (Geld-)Busse belegen GrD.,
hPr. ,AUe diejenige, so desswegen abgebuosst werden
und die Buoss nit zu gäben habend.' GrD. LB. .Wid-
rigenfalls wir einen Solchen für den Täter Selbsten
halten und darnach abbüssen würden.' Z Mand. 1755.
— aD-büesse°: annähen BHa. E" Chnopf anbiessen.
,Der touff wirt nit ggeben, das er neisswas im men-
schen würke, sunder das dem, der zue der kilchen
kumpt, die krüze anbüesst werdind, das ist, das er
mit dem gemeinen zeichen des volks Gottes verzeichnet
werde.' Zwingli. — üs-büesse°: ausbessern. .Leute,
die die Lücken [ihrer Beredsamkeit] mit keinen ver-
griffenen Rednerblümgen auszubüssen nötig haben.'
SiNTEM. 17.">9. — ver-büesse": 1. „zusammennähen
BO." - 2. etwas Busswürdiges, Strafbares begehen.
1755
Bas. bes. bis, bos. bus
1756
,<H> ein man etwas verscblahen ald v. oder sonst
.(was mit frävel verwürken wurde.' 1512, Z Rq, —
für-büesse": Vorsorge treffen, vorbauen. ,Die des
täglichen sägen Gottes nit aebtend, sunder mit eigner
fürwitz uf die künftig zyt f. wellend.' RGualth. 1559.
,Als etliebe [der Israeliten] uss fürwitz wellen f. und
nier [Mannah] gesammlet habind, sye dasselbig er-
fulet.' ebd.
Buesser m. : Frevler; s. Achter (Bd I 79).
Buess(n)er in.: Beamter, der die vom Rate ver-
bängten Bussen einzog. XV., GStdt. .Buossen vom
buoser 5G pfd 6 ß 2 d.' 1486, G Seckelamtsbuch. ,In-
gnon vom buossner von 87. jar von den alten buosen
55 pfd 11 ß Id.; ingnon von den nüwen buossen, die
der statschriber inzücht 146 pfd 1 ß 10»/i d.' 1487,
ebd. Auch Bussenbezüger bei Gesellschaften. ,Zu
steifer Handhabung der Gesetze wählten sie [die Mit-
glieder der Musikgeselisehaft] einen Obmann, Seckel-
meister, Schreiber und B.' 1636, PScheitlin 1837.
Rats-. XVIII., GStdt; s. das Vor. .Denen drei
Unter-Burgermeisteren, dem Steurmeister, dem Rats-
bussner, dem Stadtschreiber ligt ob die Versorgung
der Wittwen und Waisen.' Leo, Lex. S. noch Abzug-
Herr (Bd II 1549).
bliess: Schlittenruf AaEihL; Sprww. 1869, 23. Syn.
bue(n), nbuen Aa; s. auch Sp. 1322.
buesaclltig. .Buossacbtig, mit grossem buosen. die
gross tutten und brüst hat, mammosa.' Mal.
Buesem Bueso W, Buesn PAL, sonst Buese" (in
AAKri.; BsL.; ZW '. Bucssc") m., in AaI-M.; BsL.; B; S
f. — PI. Büese" Ap, Dim. Büeseli AABb., K.; L: Busen.
1. Brust Aa; Bs; B; L; Uw; W; Z. Am B.treit [in
hundert Jahren] Jeden es Fenster zum Ine"luege" für
d' Dökter, wo 's fäli. Schwzd. (AAZof). Bes. als Sitz
psychischer Vorgänge oder Zustände gedacht, in
einigen festen Verbindungen. Eppis im B. ha", fiere",
im Schilde führen New. De" Schelm (Schalk) im
B. ha", Hintergedanken haben, nicht aufrichtig sein
L; Z. ,üie Phariseer klagen Zacheum an wegen
seinen Sünden, und fragten sie doch die grössten Schel-
men in dem Bussen.' AKlingl. 1688. ,l)a uns unsere
händel weit tiefer in buosen greifen', zu Herzen gehen.
Wurstisen 1580. .War ihm der has also tief in buosen
gefallen', der Mut so sehr gesunken, ebd.; s. auch
Has (Bd II 1665). Auch als Sitz des Lebens: ,Der
tod ist dem menschen naach oder im buosen, finis
vihe mortalibus astat.' Mal. — 2. a) weibliche Brust
Ai'K., M.j L. Syn. Herz. Issbräv Müeseli, so wachst-
der di"s Büeseli, Aufmunterung an ein kleines Mäd-
chen; vgl. Sp. 1426. — b) Kuheuter PAL — 3. a) der
ilie Brust, bes. die Herzgegend bedeckende, gewölbte
Teil des Gewandes, zunächst des Hemdes, worin z. B.
Landleute bei der Arbeit das Taschentuch ua. auf-
bewahren Bs; B; L; Z; vgl. die entsprechende Ver-
wendung des röm. sinus, des grieeh. xöjjiog. Für de"
Pfarrer and de" G'memdröt z' vertäube", het - er - sich
am Höchsigtag e" n-eltsgrösse" Lüsblueme" - Maie" a"
B. g'steckt. FOschwald 1900 (AaL.). Er häd's Nas-
tuech zum 11. üsg'na" und de? Schweis abtrocknet ZZoll.
De" Schmidfränz hed wi de' Blitz de" Dopen e"ucg
i/hu" und £" B. <"<". Schwzd. (L). Im Abrelle" [1798]
hend-is d' Schwyzer gar noch d' Fan i" B. g'jagt.
JBHäppl. 1801. .Enkeine zerunge liatt er in dem
seekel noch in dem buosen.' Sciiachzabelb, ..Mir ist niit
ein sidin tuoeb und ein kelcb us dem buosen gezogen
als dir, du verhiti diebin!' 1386, Z Ratsb. .Wenn irs
dann nit hören, so wellend wirs in buosen stossen
und widerum heimtragen', sagt ein Z Tagsatzungsge-
sandter. 1529, Absch. Die 6 Orte wollen den Boten
von L und Zr. eine versiegelte Mahnung ,in den buo-
sen' geben. 1542, Absch. ,l)ie hend im buosen haben,
am ofen ston, das ist faul und trag sein, manum
habere sub pallio.' Mal. .Der bapst gäbe dem ge-
sandten ein breve oder brief in buosen.' Wdrstisen
1580. Die Gesandten antworten dem frz. Ambassador,
,er habe es uss imme selbs erdacht, welches sy imme
in der Form, wie ers geredt, widerumb in die Buosen
schieben wollen.' 1610, Absch. ,Gwünn das Kraut
Agrimonien mit den Stenglen und Würzen, legs in
den Buesen uf blosse Hut, so wirst nit müed, wann
du über Feld gast.' um 1650, ZElgg Arzneib. Diesen
Tadel solle der Legat , dartun oder man werde es ihm
in den Busen schieben.' 1658, Absch. S. noch Gold
(Bd 11 224). — b) Brusttuch AAEhr.f (Lehrer Frei).
— 4. Busentasche im Kleide AABb., F., Fri., Hold.,
K., Z.; BsL.; B; LG.; S; Ndw; „Zg;" ZLunn., RüinL.
Stall., W. In Zss.: Chittel-B. BsL., Mutze"-B. AioFri. ;
Bs, Bock-B. AaWoIiL Die Andere" bringe" Wi", ilic
Mannen im B. und d' Wiber untcr-em Fürtech. Brei-
tenst. Er [der Bauer] leit de" Sunntigchittel a" und
nimmt de" Has in d' B. i"e" und trampet de" Schloss-
weg üf und het [als der Schlossherr den Hund auf
ihn hetzt] der Has lo" zue der B. fis springe". BWvss
1863. .Hansli wollte sein Pfeifchen in den Busen
(Tasche) stossen.' Gotth. S. noch Motsch (Sp. 598).
Auch dim., Westentasche AaEIh-.
Alid. buosum, buoBam, nilul. buosem, buosen Dl. .Bliesen»'
noch bei GMüller 1G57; ,der Landbusein', Titel einer Schrift
von JJBodmor. Das Fem. gilt zunächst in der Bed. 4 und
ist von Tasche" übertragen. Zur Verstärkung des inl. « vgl.
Trueut" für Truese", ferner Tüsse", Dose. In Ortsn.: .Der
Buseu, älter Buosen. wilde Alp im Hintergründe des Lauter-
brunnentales.' Jahn 1857. Der ,Bnoseribach [am Utliberg].1
um 1-210, Z Urk. .Buesenliard'. Weiler ZHerrl. .BuesentaP
(gespr. Buease"tal) ZBär.
Henr'li(s)- f. S. Hemper- m. ZZoll.: Brustöffnung,
Bruststück des Hemdes. Mit-eme" Mcic" im Chnopf-
loch, ''ass fast die ganzi Hem''lisbuese" 'deckt het.
BWvss 1863.
büesme" (in Gr lt Tsch. büessme"), nur im Ptc.
'büesmet: 1. mit einem Leibbruch behaftet, ineist nur
vom Vieh gebraucht, wenn z. B. ein Stück dem andern
mit den Hörnern in den Bauch stösst, so dass die
Eingeweide aus dem Netze treten und knollige Er-
höhungen entstehen GrD., He., Igis, Mai., Pr., Tsehapp. ;
GMs, Wb. ; ScnwMuo.j auch von grossen kugeligen
Auswüchsen, die sich infolge Wucherungen des Ge-
webes bilden GMs. User Chücli ist 'büesmet. E"
'büesmeti Chue. — 2. in der Verbindung 'büesmet roll,
gestopft voll, von einem Tiere, das sich übervoll ge-
fressen hat GMs.
e(n)t-: 1. a) tr.. durch Homstoss einen Netzbruch
(bes. Leistenbruch) beibringen, vom Vieh GrD., L.,
ObS., Pr., S., Scuolms, Tscbiertsch., UVatz. Die halb-
iviss Geis* hed di Muttlc" entbüessmet Gnlilost. Häufig
im Ptc. ent' büesmet = 'büesmet 1. aaOO. — b) retl., sich
einen Leibbruch zuziehen, vom Vieh (iaGlaris, ObS.,
V. — 2. „(ein Glied) beschädigen, verrenken. Eni-
büessmet, beschädigt, mit einem gebrochenen Glieds
] i
Ba
lnis. Bask — liu.sk. Basqn— Busqu. Basch -Busch
1, \i
behaftet, bes. vom Rindvieh Gr." Beschädigen, z. li.
eine Sensi; GrD. Syn. geschänden. — Vgl. das syn,
rätoroui. abuda-r, zu bouda, Beule.
Biskott(en): 1. Zwieback. .Zu der morgensuppen
ein schüfely mit malvasier mit einem brot, das wiss
sye, oder wyss byscotten.' Stulz 1519. .Allweg frisch
brot oder wyss byschotten, so man das wiss brot nit
mag hau ungefarlich.' ebd. .Cibarius panis, wider-
gebachen brot, biseoten genannt, oder fuorig brot. grob
hausbrot.' Kias. .Es wurde Wein. Bisgoten, Fleisch,
Eier, Fasmiss eingekauft und mit Flaschenzügen auf
das grosse Schiff hinauf gezogen.' Stockmann lOOti.
.Als wir aber zu Land kommen, babent wir be-
funden, dass uns weder Wein noch Hier ersawert,
auch kein Bisseott ergrawet, weilen wir zuvor alles
aufgezehrt habend.' JLCys. 1661. .Bisweilen [macht
man] auch zweigebackenes Brot (Biskotcn), damit es
nicht schimlecht werde.' Stleiss lb'67. .Buccellatus
panis, Schilf brot, Bisskotten.' Denzl. 1677; 1710. —
2. (Biigottli) Zuckerbrötchen, Biscuit L.
Zu it. bücotto. Vgl. Schm.-Fr. I 293; Gr. WB. II 16.
Zu 2. Nach den meisten Angabeu trägt die erste Silbe den
Wortton, nach andern (so RBrandst.) die zweite.
Biskotti'n Bisg- Gu, Bisgntli" GuChur, Biigo-,
Biigcttifn) Um 'hur, D. (auch P-), Landq. : feine Zwie-
backschnitte, als Kaffee- oder Theebrot, auch zum
Wein genossen.
Pasquill Baschgül Ndw — n., Passqucll ScnSchl.,
Passquelle" AaSL ; Tu, Pasquille" Z — f.: wie nhd.
Me" hat ''cm N. e" P. g' macht und e' Nacht uf d' Tür-
schwellen ane" g'lcit.
Basch — husch.
S. auch die Gruppe Batach usw.
Basch- in. : Pasch beim Würfelspiel, auch das
Würfelspiel selbst THEschenz f. En B. mache".
bäsch2e": mit Würfeln spielen, ebd.
üs-: auswürfeln, ebd. En Schoppe", d' Urte" ü.
Basch': 1. Basch Ap; Gl; GA., Ta.; „Schw", Bäsch
ÄAWohlen; Ap; Bs; L; GA. (verächtlich); SchwE.,
Päsch LBerom., Büschel (verächtlich) L; SchwE., Pä-
schcl LHa., Baschi AiEäst., Kulmert., Zein. ; Bs; B;
GRPr.. Seh.; L; G; ScnSt.; ScHW; S; Th; UwE.; W;
Zg, Paschi AaF., Ke.; B; PGr., Bäschi Bs; L; ScuwE.,
Baschli Gl, Bascheli Bs; L; UwE., Bäscheli Ap (ver-
ächtlich); Gl; L; UwE.: Kurzform für Sebastian.
a) für den Heiligen. Sankt Baschi LHa. ,War ich
nur ins Baschis Namen nicht Ratsherr worden.' LKIx-
derbitzi 1831. ,S. Michael und S. Baschi das Übel
kehren von dir!' Segensformel. RGwerb 1646. —
b) Taufname. aaOO. 's Büsche", Sebastians, Familien-
zuname AxWohlen. Brand-Basch, Sebastian, der auf
dem .Brand' wohnt GA. ,A. und B. Rupp, Schärbaschis.'
1878, AASeon. D's Weger-Basehi, volkstümlicher Name
des Sebastian Weger von WGeschenen, der zu Ende
des XVIII. und im Anf. des XIX. lebte und bes. durch
riesige Korperstärke unter seinen Landsleuten be-
rühmt wurde; daher: r" Ma"" wie d's II'.. ein wahrer
Herkules W. Baschi, Zuname eines Wirtes, de eil
Grossvater Sebastian geheissen halte TnEschcnz.
Übergehend in appell. Bed. Do [im Kriege] hed 's
g'heissc": ,Drüf, Bäsch!' Vit" Ilatid hend-se-si g'no".
L Vaterland ls77. Paschi s. v. a. Freund, Kamerad
Z (Hürlim.). — 2. Basch GO., V- B (Zyro), Baschi
AAFri., Käst.; Bs; BAarb.; „VO;" ScuwE.; S; Tu (in
Müllh. BäscliHJ; UwE., P- AaF., Ke.; H; SciiNnk.;
ThHw.; UwE.; ZS., Baschli GO. : a) gutmütiger, geistig
etwas beschränkter, vierschrötiger Mensch; Tölpel
AaF.. Käst., Ke.; Bs; B; „VO;" Seil; S; Tu; UwE.; Z;
.omnium dicto audiens.' Id. B. Syn. Baschi-Hans Schw,
Oft in den Verbindungen e(n) guetc, tiimme'', c(n)
rechte'' B. , Möchte ihms wohl gönnen, dem guten
Paschi.' Nyd. 1890. ,Wir haben einen guten Baschi,
den Staat; der muss den Schaden tragen, an dem
Niemand Schuld sein will.' B Kai. 1841. ,Wenn die
andern Knechte dem Joggi Streiche spielten, so lachte
der Meister sich fast krank und sagte zu seiner Frau:
So-n-e" Baschi muess-me" imen ledere" Htts ha". B
Hink. Bot 1899. Spec, schwacher Ehemann, Pantoffel-
held. Id. B. — b) langsamer, ungeschickter Arbeiter,
auch Faulenzer B; SchwE.; Z. Du füle* Baschi!
MLienert 1891. Du lingge'' Paschi! zu Einem, der
linkshändig arbeitet B. — c) drolliger Bursehe, der
zu allen dummen Streichen lacht und mithilft AAFri.
Einer, der gern Spass macht Bs. — d) bajazzoartig
gekleideter Mensch, bes. Vermummter an der Fast-
nacht, der aus blosser Liebhaberei, nicht, wie der Bogg,
um Gaben zu erbetteln, sich maskiert ZRichtersw.
— e) Vielfrass SchwE. — f) unordentlicher Mensch,
Schmierfink GO.; ThHw.; Z (Dan.). Auch Pfuscher
Th. Bist en rechte1' P., we d' da' [diese Arbeit] wider
g'macht hast! — 3. Baschi, Apfelsorte B.
S. noch Sebastian. Zum Übergang des inl. »i > tcli vgl.
Bauch, Baschli unter Bast II und ///. Ältere Zeugnisse für
die Kurzform: .Baschi.' 1533, G; XVI., ZStdt; 1507, Th
Aad.; 1568/1615, ZZoll.; 1604, ZSth.; 1612, Ndw; 1637,
Oli w; 1639, ZEIgg; 1641, Zg; 1653, AaWett. ; BsSiss. ;
11,94, Helv. in pace (Bauernuame); 1697, AaJonen. .Baschin.'
1611, BsStdt. , Baschen.' 1554, G (Dat.); 1653, BLangeut.
.Baschli.' 1556, ZZoll.; 1580, ZGriin. .Bascha.' 1588, G.
Als Familienname: .Baschli.' 1573, Ardiiser; .Bäschliu.'
SchStdt. .Baschen Garten, Wis; Baschlis Acker', Fluni.
1798, ThEgn.
Narre™- Näre"-Büsch'i : a) verstärktes Basch 2 a
Bs. — b) närrischer, komischer Kerl. Du bisch-mer
e" rechte'' N., du! Bs (An. ad St.). /'* ha" z'lctst gar
nimmt" d'rüf g'lost, ivas der N. Alles g' schwätzt het,
und ha" 'denkt, die dumme" Gidanke" w'erdcn-em mit
der Zu ro" selber vergö". BsNat.-Ztg 1895. Auch eine
Charaktermaske an der BsFastnacht. — Sü- (ThHw.,
Müllh.). Sou-, Söu- (Z) PäschH (in TiiMüllh. -Bäsch-'i):
schweinischer Mensch. Syn. Sü-Ludi.
Baschägg in.: Tölpel, dummer Kerl L.
baschägge": liebeln, caressieren Uw. Syn.
narren 1 (Sp. 783). Boschoggist ordlich eppen ei"s, se
gi''t 's [das Mädchen im Wirtshaus] der z'erste" Hir-
und-Beiss. Schwzd. - Zur Bildung des Subst. vgl. ffun-
näga (Bd II 13 10).
päsch'2en: als Paschi (s. Bosch 2 d) herumgehen
ZRichtersw.
Basch-öli m.: dummer Kerl Ar. — Him. -Bildung
zu Baschö (s. Sebastian I wie Narröli zn Narrö (Sp. 785).
17:.!'
Bascli, besch, bisch, bosch, buscb
1760
I'ascli-a in.: 1. Name für grössere Hunde L. Vgl.
Sultan, Türgg. — 2. Stiername Scuwlngenb.
bascliele": Allerlei durch einander plaudern L.
Syn. waschten.
nasche": Frieden machen, einen gütlichen Ver-
gleich treffen „GR"Chnr, ObS., Rh., S. Syn. patschen.
Schi häml 'paschet. — Rätorom. payiar, jmjar, sühnen,
it. vaciare.
Päschi f.: gütlicher Vergleich GnObS. Syn.
Patsching.
Basch'i in.: llandbube des Sennen auf der Alp
GMs, Wh. Syn. Bateger.
Frz. page, it. paggio, rätorom. paggi; zur Bed. Tgl. frz.
/,,,,/, ,1, l,,\iru, Stalljunker (dazu Junger I Bd III 47). Zur
Form vgl.: .Baschen' = Pagen. JCWeisseub. 1701.
I'asch'i (auch B- BS.) n.: Gemenge von Erbsen,
Wicken, Mais, Hirse, Hafer usw., gew. auf magerm
Neubruch gepflanzt IS; „Sch." Vgl. Mischleten :.' (Sp.
505). , Erbsen, Wicken, P., Linsen' erwähnt unter
dem grossen Zehnten. 1798/1803, B. .Mühlikorn, P.,
Gersten.' 1804, L Kantonsbl. (für B). ,Ein Wiken-
oder Pascliiacker wirft so viel ab als ein Kleeacker.'
B Bist. Kai. 1826. — St. 's Angabe für Seh nicht bestätigt.
I'asclior: Name einer Münze. Mehrfach im Will,
in den Rechnungen der Gemeinde FCordast; z. B. :
,N. N. schuldet 4 Taler; darauf empfangen 1 B. und
20 Batzen.' — Frz. bajoire f., Münze mit zwei hinter ein-
ander stehenden Gesichtern.
iis-bascliuiiggen: ausschimpfen, -zanken AiWiden
bei Lengn.f Si händ enand üsbaschungget.
bascli-ele" Aa (vorherrschend); Bs; B; GuD.; L;
GA., F., T., Wl.; Seil; Tu; UwE.; Zg, päscWele* AaF.,
Ke.j Ar; Gl; GT.; ThHw., Tag.; U; Z, bäschle" Bs
(Spreng); L (auch p-). bäschtele" SchwE.; UwE., bäsch-
terle" AaFh., bäschtle" Sch: 1. kleine, leichte Arbeiten
verrichten, Kleinigkeiten zurechtmachen, ordnen, mit
dem Nbbegritt' minutiöser Sorgfalt, der Umständlich-
keit, Gemächlichkeit; tändeln; bes. allerlei kleine
Handarbeiten ausführen (z. B. schnitzeln, drechseln),
ohne sie handwerksmässig gelernt zu haben; basteln,
künsteln Aa; Ap; Bs; BBrisl.; Gl; GrD.; L; GA., F.,
T.j Sch; Th; UwE.; Zg; Z. Das ist nur päschelet,
heisst nicht gearbeitet, sondern getändelt. Drowi
isch-es nüd gad 'bäschelet, keine unnütze Spielerei.
Mehz 1828. Piischeli- Wagner, Spitzname eines Wag-
ners ZSth. Er bäschlet so lang, bis er Alles verheil
Bs (Spreng). .4« Öppis ume" p., an Etwas herum-
hantieren, auch nur herumtasten, damit spielen Aa;
Gl; GF.; SihwE.; Tu; Z. Er päschelet alliieil am
Glichen ume", kommt in seiner Arbeit (vor lauter
Sorgfalt) nicht vorwärts. Der Alt hed a" der silberne"
< 'lu'tli tu min " 'bäschtelet. MLiENEliT 1891. 's Sohlatc"lcor
[die Franzosen 1798], das u" verschont am Geldkumödli
anie" g'lödlet oder am schliche" Wibli ume" 'bäschtelet
hat. ebd. 1888. Hcb-mer de" Dege", Blieb, ond tue-mer
iiml :' eil domit le Merz 1828 (Ar). Er muess all
Öppis päschelet ha", ist nie müssig Tu ; Z. Es gi''t
allcieil Öppis .' bäschle", (UtSS mc" nit darf mücssig
gö" Bs (Spreng), Ein alter Mann, dessen Kräfte zu
strengerer Arbeit nichl mehr ausreichen, päschelet
alliwil noeh Öppis Tu; '/■■ Der Jtabbc" l.iuint ufft" im
Sihlöfrogg, wie allcieil. wenn er Ebbis :' b. oder sumst
Ebbis .:' mache" hei. wo 's schad war für </' ßleider.
Schwzd. (Bs). S. auch chlutteren (Bd 111 704). Mit
effleiertem Übj., mit Bäscheli" zu Stande bringen, ver-
fertigen. Öppis (z'weg, z'sämme") b., z.B. ein (Holz-)
Gerät, ein Blumensträusschen Aa; Bs; GF.; Sch; Tu; Z.
D' Vogelschiche", wo der Grössvatter ro" Schindle"
}'sämmeH'bäschelet und in d' Muesg'länder g'stcggl heb.
Schwzd. (Bs). De* Buch hat e" g'schickti Hand: allc-
ieil wässt-er Öppis z' b. Sch. ,Übh. eine Arbeit zu
Stande bringen; auch Midi., z.B.: ein junger Lappi,
der eme" Maith schon c" Kind 'bäschlet hct.' Spreng;
vgl. zeiceg -stiften. Öppis z'weg p., auf recht diplo-
matischem Wege erreichen AaF. So, hesch ie: Das
chönne" z'weg p.? Spec. a) Geschirre. Geräte aus
Holz schnitzen GrD. .Leider ist das B., die Erzeugung
von Holzgeschirren für Milch, Butter, Brod, Mehl,
Heugeräte, beinahe ganz erloschen, während Selbes
des Winters früher manchen Batzen abwarf.' Bühler.
— b) fpuacksalbern GoT. An Eim ume" b., herum-
doktern, ebd. — c) obsc, coitum facere Ap. Vgl. ge-
rätterlcn 2 c (Bd I 1131). — 2. (Mm b. Aa; Zg) Jmdn
mit grösster Sorgfalt pflegen, z. B. ein überzartes,
kleines Kind Aa; G; Zg. Übh. sanft und schonend
behandeln Zg. Jmdn begütigen, besänftigen; durch
gute Worte, allerlei Überredungskünste zu Etwas
bringen AaF., Ke. Er hed-en i"e" 'bäschelet [ins Haus
hereingelockt], zum Hüs üs 'bäschelet AaF. Die Frau
hed ire" Ma"" ordlic1' g'wüsst [aus dem Wirtshaus]
hei'" z' b. ebd. Die Mutter päschelet ihr eigensinniges
Kind ins Bett. ebd. — 3. Mischmasch machen, in eig.
und übertr. S., betrügen, übervorteilen LG.; GA., Wh.
Ein Unrecht verdecken wollen L. Päschelcte1' Wi",
durch Mischung gefälschter Wein GA. Das ist nie
'bäschelet, eine unredliche Machenschaft L.
Wackeruagels Vermutung (Kl. Sehr. 111 173), das in
gleicher oder nah verwandter Lautform und Bed. auf dem
ganzen obd. Gebiet und darüber hinaus verbreitete Wort, sei
eine Abi. von Basch(i), der Kurzform zu Sebastian (Sp. 1 T r> 7 ) ,
befriedigt aus begrifflichen und geographischen Gründen
wenig. Mehr für sich hat die ebd. angedeutete Anknüpfung
an Baut, wobei daran zu erinnern, dass der Bast als Binde-
mittel in früherer Zeit viel häufiger und allgemeiner ver-
wendet wurde als heute; vgl. auch betteln bei Hr. WB. I
1676. S. noch büschelen.
ver-: 1. mit Bäsohelen (i. S. v. 1) zu- oder durch-
bringen, vergeuden ApL, M.; GA., F.; Z. D' ZU,
's Geld v. Durch Ungeschicklichkeit verderben U. —
2. verhätscheln, verwöhnen AaF.; BHa. Die China
sin rerhäschelleti und eerbäschelleti BHa.
Bäscheler AaZ.j Bs; GA., F., T„ Wl.; Sch. V-
Th; Z, „Bäschler", Bäschtler Sch — m.: 1. a) lang-
samer, umständlicher Arbeiter Tu. — b) Einer, der
Lust und auch Geschick zu allerlei kleinen Hand-
werksarbeiten (bes. in Holz) hat, ohne sie regelrecht
erlernt zu haben Bs; GA., F., T.; Sch; Tu; Z. Er
ist cn Erz-B., ein Tausendkünstler. — c) spec. Einer,
der mit heilkräftigen Salben und Kräutern hausiert,
Quacksalber GoT. — 2. Betrüger GW1.
Päschelcte" f.: Verrichtung geringer Arbeit,
kleinliche Hantierung ApL, M.
Bäscheli Bäschclci f.: (kleinliche) Liebhaber-
arbeit in Holz uä. Bs. ,Bei seinen fortgesetzten Bä-
scheleien gabs noch mehr solche Verletzungen in die
linke Hand.' Ap Sonntagsbl. L880.
Bäscheli m.: a) langsamer Arbeiter AAZein. —
b) Tausendkünstler, ebd.
1761
Hasch, besch, bisch, bosch, busch
1762
l'äseh-'o" in.: die gemeinsame Lustbarkeit einer sog.
Nachbarschaft in ZWthur. En ]'. ha". — Verk. ans
HaupitJ- I-.7,.",- s. Bd I 566.
pasche": schleppen AiBrcmg. (Lehrer Frei). -
Nicht bestätigt.
Bischer, PI. Bäschere", Dim. Bäscherli — m.:
1. harter, knotenartiger Auswuchs an Bäumen Gr. —
2. kleine, dicke männliche Person, .auch Tier" GnA.,
Klost.,Peist. — Vgl. Tech. 52, ausserdem Bäasmer (Sp. 1665).
Bausch I in.: 1. Paisch, Bausch, Wisch N'nw. Dim.
Bauscheli, Flecke von Wolle udgl. Gl. — 2. in der
Verbindung i" Bausch und Böge", wie nhd. Tu. —
Vgl. Busch.
bauschen I. ,Granditas verborum, das Wörter
panschen. • Denzl. 1 7 1 < J .
(g°-)bauschig I p-, auch bauschtig: wulstig,
sperrig, bes. von Kleidungsstücken Z. V. dfther cho".
Pauschigs Heu, Strau, Jas sich nicht zsdrücken lässt.
Bausch 11 in.: unlauteres Geschäft, Abmachung
GO. ,Sie haben mit einander einen B. gemacht.'
bauschele": 1. a) „Sachen durcheinander mi-
scheln L." — b) „ein Geschäft, eine Arbeit ganz
dumm und unordentlich vornehmen "; dumm, unüber-
legt handeln L. — c) bau<'(ejle", undeutlich durch-
einander reden, plappern, z. B. von kleinen Kindern.
Betrunkenen; viel und albern schwatzen L. ■ — 2. „fäl-
schen L." .Etwas durch hinterlistige Besorgung oder
Verwaltung gewinnen, auch ein Durcheinander machen
zu seinem Vorteil und eines Andern Schaden' AaZ.
— 3. liebkosen U (selten).
„ver-: 1. eine Arbeit aus tölpischer Unachtsamkeit
verderben oder eine Sache an einen unbekannten Ort
hin legen; auch einen Vorteil usw. aus Einfalt oder
durch albernes Geplauder verlieren L. — 2. verfäl-
schen, z.B. beim Kartenmischen, ebd."
bausche": 1. „Sachen oder Worte ohne Ordnung
durcheinander mengen L. Zss. rec-6." — 2. bauS'e",
ein unlauteres Geschäft abschliessen, z. ß. zum Scha-
den eines Dritten GO. Si hend mit enand 'bauschet.
— 3. mit vollen Backen, gierig essen „Gr;" GSa. —
4. (Kleider) zerknittern AALeugg.; Syn. rer-chrüglen.
Bau seh i n.: nichtsnutzige Weibsperson L.
bauschig II: zerknittert AALeugg.
er-pauschlen: = er-pan(tjschlen (Sp. 1407) W.
Das Erpauschlu" hat -mit nit guet gitä", von Einem,
der durch einen Sturz sich eine heftige Erschütterung
zugezogen hat.
„Bauschler, Bauschli m.: Einer, der bau-
schfeßet L."
„bauschlig: unordentlich, verworren in Reden
und Handlungen, auch etwa unredlich L."
Zur ganzen Gruppe vgi. die Gruppen von Bartsch I
und II (Sp. 1405 ff.); möglich, dass bausch- wenigstens tw.
durch Vocalisierung des n geradezu aus ban(t)sch- entstanden
ist. Vgl. auch Bautsch.
Bisch, Dim. Bischli: Kurzform für Baptist ApI.,
Stein; GoT. 's Bische", Baptists.
bisch'-'e". Fast nur in der Verbindung Bisches, -is
mache", das Fangespiel machen GG. Das fangende
Kind ruft den Andern zu : Vögeli, Vögeli, füg üs oder
du bisch- es! Eine bes. Art ist das Hüre"-Bisches
(mache"); s. Hüren-Fähens (Bd I 7'_':'.).
Schweiz. Idiotikon IV.
Big. der Spielruf (du) bisch-cn [-. nn), als Ni i dos
Spiels gefasst und an die zahlreichen gleich ausgehi ndi n
Spielnaraen auf -.*, -is (<-en«J angeschlossen; s. Bd I 7'^::.
Der von jen Einsendern als Behr selten angegebene analog.
Inf. bische" dürfte in Wirklichkeit kaum vorkommen.
Bisclli: Kurzform Ihr Tobias GrD. — Vgl- Beia
(Sp. '. ).
Bischof, in 1. auch Bisehofl in.: 1. wie nhd.
RAA. ,Aber sprach er /.im dem .Moser: wer er joch
als gross, dass ein b. uf im säss, dennocht wölt er
im nit nächgien [= nach jehenV] als. das er erdächt.
Do redt der Moser: und säss joch ein tüfel uf im,
so möcht er im nit nächgien als, das er gern sah.'
1308, Z Ratsb. ,B. oder Bader' s. Sp. 1015. S. auch
Chats (Bd III 587). ,Der hl.bischoffin Cham ohn nam
hilft den kleinen kindem allesam'; s. Arch. f. Volksk.
I 214. Über den StNiklaus als B. s. Bd III 689; Arch.
f. Volksk. I 04. — 2. der B. im Kinderspiel. Mir zwei
si" g'schwüsterti China, mir laufe" um ,:e" Ring, mir
wei" der B. ha". ,Mir g'ent der B. nit, bis-der 3 Mal
urnmc" slt, und wenn-er 3 Med ummc" sit, chönnet-er
der B. ha"1 AaOIso.j s. Papst (Sp. 1427/8). B., B.,
Sohämele: bis-irh diu M<>1 umtue" bi"! Und wenn-ich
drtl Mol umme" In", hoek-ich uf de" Bude", Kinder-
spruch beim Tschemcle" Aa; s. Rochh. 1857, 381. Die
Kinder drehen sich im Ringelreihen und singen: Mer
wend en neue" B. setze": 1, 2, 3; mer wend-em Ei"s
uf d' Nase" setze": 1, 2, 31 Inmitten des Kreises steht
der alte B., vor ihm der Spielführer und tippt ihm
bei 1, 2, 3 mit dem Zeigefinger auf die Nase. Der
Erste, den der B. am Lachen ertappt, wird neuer B.
ZB. ,Wir setzen einen B. und hiri hari hö! wer gend-
em d' Hand i" d' Fresse" und öni Apropö!' Tu (beim
Reigentanz gesungen). Über das uralte Bischofsspiel
(episcopatus puerorum) oder das Gregorius-Kinderfest
s. Rochh. 1857, 501 f. und Gregor (Bd II 723 f.). sowie
Püren-B. — 3. Derjenige, der im Kartenspiel Alles
verliert und die Zeche zu bezahlen hat. Küknlin
1834 (F).
Scherzh. entstellt: ,der byssdschaf.' 154G, G. In Eigen-
namen: a) , Bischof, Familienn. Bs (seit dem XV.); BBiel;
ZF. ; XIII./XVL, BStdt, XIV., Schw; Z, XV.. AaB. ; GWyl,
XVI., BsPratt.; SchStdt ThMatz. ,Konr. der b.' 1336, G
Kriess. — b) in Ortsn. .Bischof 1) Name einer Alp GlKlm.
2) Weiler BFraubr.; vgl. den Ortsn. Pre-l'Eväquo im Kt.
Genf. ,Bischofs-Berg', Weiler ApHeid., ,-Brugg' Grlgis (der
Zoll gehörte dem Bischof von Chur), , -Stein' BsGcIterk. r,
,-Zell' Th (Episcopi [Constantiensis] cella).
Boch-: anmassender, stolzer Bischof. ,Das er-
kiesen umb einen lerer soll nit eins frömden b-s oder
abts syn, sunder der kilchen.' Zwingli. .Ein frommer
bisebof us Massilia, der der geschrift gottes bas be-
liebt was, denn unsere poebbisehof iezund sind.' ebd.
— ■ Puren-: Figur bei einer Mummerei vor Weih-
nachten ZStdt f. .Widerker seit: er und die obge-
nannten [13 Kameraden] syen mit einandern in scho-
pen und mit dem p. gangen. R. Stucki seit, das er
und die obpschribenen mit irem bischof zum roten
huss zu nacht gessen, und haben demnach mit dem-
selben irem bisebof zum frowenmünster wellen zum
tanz gon. F. Werdmüller seit, das er der schopennar
gesin sig und were in Kratz hinderhin geloffen, und
do fragte er iren bisebof, wo sine mitseilen weren.'
1474, Z Ratsb. — Schöpen-: ähnlich dem Vor. ,Jak.
Werdmüller, der seh., seit, er syg nie in hof [des Frau-
111
1763
Basch, be ch, bisch, boscb, busch
1764
münsters] komen and wüss nit, was da inen Vorgängen
syg.' 1 171, Z Eatsb.
Bischoftuem. .Hain! müessen schweren, alles
das zu bapsttum und b. ghört, festenklich zu halten
und glauben.' 1640/78, OMet. Chr.
Bischtuem n. 's Bischtem, das kath.Birstal, bis zur
Revolution Untertanenland des Bischofs von Basel Bs.
Mhd. biachtuom, lietuom. ,Biscli-.' 7, Richtebr. 1304;
HEEscher 1692. Zur Verkürzung des ersten Teils vgl. die
Ortsnamen .Bissau' Ap (noch 1540 ,Bischofsan'), .Bisrüti'
Th (aus .Biscbofsrüti').
Bischtümler m.: Bewohner des D.Turas als ehe-
maligen Bestandteils des Bistums Basel Bs; B.
Blsch'nss m.: grosser baumwollener Shawl. um
1800, ZStdt (Dan.). - Aus byssns?
l'iesclie" f.: 1. Schuppe; unförmlicher Schorf über
einer Hautwunde BSi. — 2. in der scherzh. RA.: Ei-
ltet c" P. chenne" use" ne", er hat eine tüchtige Lektion
bekommen, hat tüchtig zahlen müssen, ebd.
Da simmentalisch ie altem S entsprechen kann, wohl
etym. identisch mit Pässen (Sp. 1664/5).
biosclie": in der BA. biosehet-ehe! macht euch
herbei, damit Jeder seinen Teil bekomme; teilt euch
drein, verständigt euch mit einander! bes. bei der Ver-
teilung von Lebensmitteln gebraucht W.
Bosch Z (unsichre Angabe), Pösch-e" I, B- AaE1ii\;
GiiHe.; L; ScuKl.tw.; SciiwE.; ZBauma, Fehr. (neben
-ö-J, Stdt, Posch, B- AABb.; BE., St.; „VO; Z", Po-
uche», B- Aa; Bs; BO.; Gl; GRÜVatz; L; GSa.,Wb.,
W.; Sch; SciiwE.; S; Tu; Ndwj UwE.; Zo; Z — m.
Aa;Bs; „B"Br.,Ha.,R.; „VO;" GuHe.;G;ScH;ScinvK.;
SG., NA.; Th; UwE.; Z, f. (Pasche", B-J AALeer.; B
(Zyro); L; GWb.; S; Ndw; UwE., PI. Pösche", B-,
Dim. Pöschli, B- Aa: 1. Busch, Strauch, zunächst von
Laubholz Aa; BThunersee; L; GWb.; SchwE.; S; Th;
Ndw; UwE.; Z. Zss. Erle"-, Esche"-, Bändli-P. En
Bosche" Haselstüde" AaEIh-. En Pösche" Tannli, einige
dicht beisammen stehende Tännchen AAKästal. Auch
von einem einzelnen buschigen Tännchen ScHSchl. All
Äbig slge"d die [Liebenden] mit enand uf-encs chll"s
Fluehlt i" Bosche" ga" sitze". MLien. Die Bursche"
brechifd zue de" Bosche" üs. ebd. Bi der Pöschen
ttssc" hiess bis 1849 eine Stelle mit einem Weiden-
busch im See bei der alten Hofbrücke LStdt. S. noch
er-grifen (Bd II 716). ,Bas swer ich bi dem Gott Sa-
baoeht, der erschein Moysi in dem brinnenden böschen.'
1111. ZWthur Batsb. (Judeneid). ,üo Gott Moysi er-
schein in dem brennenden boschen.' MIO, Bs Beitr.
.Teil schoss in der holen gassen hinder einem poschen
ein pfyl in herren.' Etterlix. ,Under einem böschen
dornen tindt man dick vil wolgeschmackter rosen.'
Zielt 1521. ,Es stecket der alt wolf in eim dicken
pöschen.' 1528, Strickl. ; dafür nachher: ,uss dem
dicken gstüd.' ,Der has wonet gern in ängen pöschen,
dickem gestüd.' Tierb. 15G3. ,I)er schmeichelnd die
Maitrcss regiert, die wieder in den Poschen führt den
Staatsmann. • Huber 1787 (Bs). — 2. auch von andern
tiewächsen einen Husch oder Büschel bil-
den, bes. von Gras, dann auch von Getreide, Gemüse-
pflanzen ua. Aa; Bs; BBr., R.; Gr; L; GSa., \Yb.. \V.:
Scn; Th; Ndw; UwE.; Zo; ZKn.,0.,S. En P.Gras,
GhU, l'.diir", Herdöpfel; daher auch in Zss. wie Erbse"-,
Bonc"-, Eerdöpfel-P. aa. 'Enganzf B. Nägeli A\Bh.
Bösche"wis [in Büscheln] stät der Same" [die Saat] Tu.
RA.: De" P. merke-, den Braten riechen Z. .Aus Neu-
gierde sind Böschen ausgezogen worden und man fand
schon neue Erdapfel.- Z Kai. 1801. .Man schneidet
von einem Pöschen zwei Schosse dem Boden eben
weg.' ebd. ,\Venn der .läger sieht einen Böschen Gras
und glaubet gar. es sei ein Bas.' HSulzek 1828. In
Gl spec. von den hoben Grasbüscheln, die an Stellen
wachsen, wo die Weidekühe den Mist haben fallen
lassen, und die vom Vieh nicht gern gefressen werden,
daher man denn in der Heuernte um cilli Pöschen ume"
mähen muss. .Nach hl. Kreuztag sollen weder Pöschen
noch Feissgras mehr gemäht werden.' 1834, Z'.A<„'\
Allmendordn. .Hinder dem selben böschefn] gras uf-
enthalb der horgrasen.' 1350, SchwE. Klosterarch.
I abgerissener oder -geschnittener) Büschel Ulla.: Soh.
En Bosche" Gras, Lauch, eine Hand voll Scu ( Kirchh.).
Was liest jit: du da fir en Peschen Blüomen? Ulla.
.Ein kraut oder boschen von blättern, on Stengel,
bluom und somen.' KdGesn. 1542. — 3. mit Gras be-
wachsenes Stück Erde, Rasenstück AABb., Leer.; Bs;
„B; VO;u GrHc; GSa.; Sch; Tu; Z. Pöschen ab-
stielte", üslupfe", mit Pösche" tecke" Z. .Grüener pösch,
der noch vil gras hat, vivus caespes.' Mal. .Hat drei
tag mit zweig rossen böschen us dem wyger gfüert.-
1567, ZGrün. ,Der Bosch, Schülp, Rase, Wase, Batz,
cespes, balatro.' Red. 1662. S. noch Griess-Boden (Sp.
1030). Spec, kleine, mit Gras bewachsene Erhöhung
(bes. Ameisenbügel) in Wiesen BSi.; UwE. Mit Riet-
gräsern bewachsener Höcker in Sumpfwiesen ZZoll.
(Mit Gras oder Buschwerk bestandene?) Erhöhung
des Seegrundes; s. Berg 3 b (Sp. 1553). - 1. Busch,
Büschel von Haaren uä. Scn; Th; Z. Er häd nur eso
en P. am Cltiitui, von einem buschigen Kinnbart ZZoll.
Du hast efangen en ordleche" Pösche" [Haarschopf],
chönntst-en wider e"mol schere" lo" Th. Eine" bim, am
Pösche" ne" Sch; Th. En Bosche" Hör, eine Hand
voll Sch (Kirchh.). Eim en ganze" P. Hör üszerc"
Sch; Th; Z. Der Huet [des Freiherrn] mit dem mäch-
tige" buslige" Pösche". E Schönens. ,So eim die nasen
bluotet, so sol man ein böschly [Hasenhaar] zuosamen
wicklen und in die nasen schoppen, gestellt das bluot.'
Tierb. 1503. ,Ein pöschen linds höuws oder wullen.'
ebd. — 5. Böschli, Strohbüschel Aa (Rochh.). ,Zwen
böschen strouw.' 1429. ZRatsb. ,loo böschen strouw',
zum Pfrundeinkommen in AaZ. gehörig. 1531, Strickl.
— 0. T'ösch, B-, Büschel von Haselnüssen, die zu 3, 1
und mehr an einem Zweige sitzen BF... M. Ph ha*
noch vier Böschfe") g'funde". — 7. Pöselt'e", im Eisen-
handel, Büschel, Gebinde von Kleineisen (Poschen-
ise" Z), d. i. Flacheisen bis auf etwa 27 nun Breite,
Kund- und Gevierteisen bis 18 mm Durchmesser, un-
gefähr 1 Zentner wiegend; seltener für ein Gebinde
von Blechtafeln. Ostschweiz. ,P.' von Nageleisen. I.
Intelligenzbl. 1834. ,Kerntsch ysen, nagel, trat, blech,
harnest oder stächlin blech, so uss Kernten gfüert
wirt, da allweg zwei stugk oder pöschen ein soum
wegen ungfar uf dryg centner, da git jeder soum 1 ß
I hlr zoll.' 1567, Z Zollbuch. ,Ein soum stächet odei
zwen pösch ysen, die ouch ein soum sind, ^'it durch
zoll 2 erüzer.' ebd. ,Vom Boschen Eisen 3 Kr. [Zoll].'
1611, JGöldi 1897. ,Das benötigte Eisenblech zu den
Rüstungen wurde poschenweise vom Auslände erhan-
delt, die Pösche zu 22 Blechen, deren es zu 50 Reuter-
rüstungen 16 erforderte.' 1690, BStdt (nach ^ Rodl
1765
Basch, besch, bisch, boscli, bnsch
[?i;n
1834, 241). ,Ein Poschen Bisen.' Bs Mand. 1779. -
8. von Menschen, a) Pösch'ef, B-, Schelte auf ein
mutwilliges, naseweises, ungehorsames Kind Bs; Scn;
Thj /stli. Di ■ dtmnerschiessig B.! Bs; Syn. Wipfel.
Wart, iln Tüsigs /'.. i'* will-der! Tu. — b) Bösch'c".
B-, Spitzname der Bewohner des ZSurbtals (Wewtaler
B.J, auch derjenigen von ZNer. (Nerer l'.J, Stadel and
Steinmanr im Munde der Nachbarn. I)' Stadler (Stei-
mcrer) Busche" hänkend d' Frösche", Spottreim.
Mlid. I.uwh (nebeu husch), husche in. Aul. /) (Assim. an
ilii' inl. Fortis?) wohl überall, wo überli. an). Fortis vor-
kommt; die zahlreichen Schreibaugeu mit h stehen anter dem
l'.inlluss des nhd. Schriftbildes. Die Formen mit Uml. sind eig.
PI. ; aus missverstandenem PI. erklärt sich auch das Fem. Vgl.
Frötch (Bd I 13j3). 13. in a) Ortsnamen. , Bosch' GEschenb.,
Gommisw. ; ZgC'iam ; ZWatt, .Pöschen' GrMalix (f.); GAu;
ZSth. (.Bosch.' 1494). .In einer rietwiss, heisst die böschen.'
um 1450, SchwTnggen. ,1m Posch' (n.), Gegend mit Gehölz
ZRegenst., ,im Püscheu' BWaltorsw. ; ZHütten, Pfäff. (Streue-
landl. .in der (obern, untern) Posch' ZBub., Uster, ,in Pö-
schen' ZBasserst. ,Busch(eu)-Acber' ZGoss., Ilittn., .Böschen-
Hubel' BEohrb., ,-Halden' AaHottw., ,-Hüsli' BSeeberg.
,-Mülli' GDegersh., ,-Bach' GMogelsb., ,-Ried' BLenk, ,-Rot'
LMciersk. ,Böschi' ZgÄg. (aus ,-ech'; vgl. mini, buschach).
,Bösehis' GrSchiers. — b) Familiennamen. .Bosch' ThMärst.,
,B5sch' (Posch) CT.: 14 L6, GBern. (.Heinz Böschen hofstatt');
1442/1544, L (,Püschl); 1157, AaBremg.; 1522, GRh.
.Klaiieii-l'iiseli' Aa. ,Böschli.' 1379, ZPfäff. .Böschiner.'
153S, ApGais.
Eichen-Büsclie" in.: Zwergeicho SG. — Am-
beisse"-Pöschen m.: Ameisenhaufe BSi. — Fe-
der-: Federhusch. ,An statt [der frühem] hanen-
federbüsch [fieng man in Folge des Reislaufens zu
tragen an] dick strussfederbösch.' Ansii. ,Fäderpöschly,
cristula.' .Mal. .Wie Polyhius sehreibt, dass die alten
römischen kriegsleüt getragen haben ein federposchen
beinach einer eilen hoch, also ist es auch noch bei
den Eidgnossen im brauch, dass die sich herfür .stellen
und dapfer erzeigen wollen, federposchen tragen, mehr-
teils weiss oder der färben, deren ire fenle und panner
ist.' Jos.Simml. 1577. — Gras-: Grasbüschel (samt den
Wurzeln), Basenstück Aa; Bs; Th; Ndw; Z; „Hand
voll Gruse L; Z." Ich ha"-mich amene" Gr. g'hebet.
,Der binz wachst nit dann in der bützen, so wirt der
grassbosch nit gross ohne wasser.' 1531/00, Z Bibel;
.grassbösch.' 1548. ,Perna, ein grasspösch gleich wie
ein hamin. Viridante toro, auf einem grüenen wasen
oder grassböseben. Der grasspösch, gramineus esespes,
esespes, gleba.' Fris. ; Mal. .Wohnungen, welche sie
mit Laub und Grashöschen vor dem Begen gesichert.'
Pündtneh Handl. 1032. ,Csespes, Grassböseben, Wasen.'
Denzl. 1677; 1710. ,Ein Crystall, der einen ganzen
Grashöschen vorstellet' JJSchecchz. 1708/40. — Här-:
1. Haarbusch bes. vorn über der Stirne Z. — 2. strup-
piger Haarschopf TuSteckb. — Hasel-Bö sehe": Ha-
selbusch ZKn.,0. .Hasselhöschen.' 1611, JGöldi1897.
Hutten-Pösche": ,inselartig von Carex gebil-
deter Wegbodeu, Ruhekegel' Gl. Filzartig verwach-
sende Binsen und Seggen, drgl. in den Gräben den
Abrluss des Wassers und dadurch die Entsumpfung
hemmen Gl!'. (Entsumpfungsgebiet der Linth).
Dazu der Lokalname: (i" de") Bütten-Pmche", ehedem
eine kleine, mit Seegras bewachsene Insel zwischen Weesen
und dem Waleuberg, heute nur noch als kegelförmige Er-
höhung über das ringsum angeschwemmte Land hervorragend;
vgl. KEscher vdLiuth, Kotizenhlätter IV 53. 370 (wo irrtüm-
lich .HiiltfiilMisi-ben').
Häxe"-Bösche" m. und f.: Häxen-Besen (Sp.
1669) S. — Cbürhen-Pöschen; mehrere eng bei-
sammen stehende Kürbisstauden AaEIw. — Ghorn-;
Getreidebüschel. Winter u-ösche" (gihä gross L) Chorn-
pösche", Winterregen ist Vorzeichen eines fruchtbaren
Sommers (Bauernregel) L; ZB., Kn., S. — Chrotte"-
(Pl.): 1. Löwenzahn, Leont. tar. BS.; Tu; ZO., S. —
2. Dotterblume, Caltha pal. Aa (Rochh.). — Chrüt-:
1. Krautbüschel, -stock. ,Ein geiss gieng der andren
nach über ein schroten uff, das sy blösslich die fuess-
klöwlin mochten stellen uff die krudpöschlin, die uff
dem felsen gewaxen waren.' TnPLATT. 1572. — 2. ein
Stock Gartenmangold ZO., S. — Läuen-Bösche":
Name eines Gebüsches auf einer kleinen Rheininsel
TiiMamm. — Lös-, Lus-P ösch e": 1. Mensch, dessen
Haarschopf voll Läuse ist SchSL — 2. Taugenichts,
Lausbube. ehd. — Mies-: mit Moos bewachsenes
Stück Erde Z. ,1 pfd gab N. umb das er ein tannen im
gmeinwerch abghouwen und darnach ein miesböschen
uf den stumpen deckt.' 1500, ZGrün. — Nessel-:
Nesselbusch. .Der wurm schleich unz ze einem grossen
nesselböschen.' Deutsche Volksb. — Bock-Bösche":
blaue Seslerie, Sesl. caer. SchwG. — Bluemen-. ,Ein
langer hangender bluomenboschen, wie ein strauss-
feder, als am hirs, fench und ror.' KGesn. 1542. —
— R6T-. ,Arundinetum, rorbösch oder im ror, da vil
ror wachsend.' Fris.; Mal.
B iet-Pösch e°: 1. vereinzelt stehender Weiden-
busch auf Sumpfwiesen L. — 2. vereinzelter Stock
von Carexarten. ebd. — Das Haus zum .Riedbösehen.'
1777, SchStdt.
Schelme"-: Grashüschel, den Einer beim Mähen
an der Stelle, wo er von seinem Grenznachharn , über-
mäht' worden ist, zu dessen Schande stehen lässt GSa.
— Stüd- L; ZO., Stade"- ScbwE.; Ndw; ZO.: Stau-
dengebüsch. I" de" St-e" umenfare", sich im Dickicht
herumtreiben SchwE. Er hed-sich chenne" in-ere"
Stttidcpeschen inne" verberge" Ndw. Im Herbstmonet
cha"" hinder iederem St. füren en Benge" [Begen] cho"
ZO. Alle" St-e" schuldig si", Jedermanns Schuldner
sein ZO. Derig giH 's nüd an iederem Stüdpöschef,
Solche sind selten, ebd. ,Es kurapt hür noch einist
in der haherärn darzuo, so wellent wir einander uf
dem ärnfeld in den studböschen umbherjagen, dass uns
die grind bluoten mücssend.' 1530, Strickl., Akten
(Drohung eines Luzerners gegen einen Zürcher). , Eins-
mals, als er an einem Sambstag Abens bis über Bet-
glogken uf einen Studpöschen an der Rüss Tischende
[sich] enthalten.' RCvs. — Tann-: Tannbusch ZO., S.
Tom-: Dornbusch Tu; Ndw; ZO., S. — ,Dorn-
pöschen', Flurname ZHorg.
Tschüder-: Schelte, eig. auf eine ungekämmte
Person ZS.
Wide"-: Weidenbusch ZO., S.
,Im Weidböschen', Flurname. 1697, ThEgn. (nebeu .in
Weidbüschen'). Als Familienname: ,Uolr. Widenhösch ze
Küssnach bi dem Lutzersee.' 1394, Gl l'rk. .Niclaus Wyden-
boseh, schuolmeister.' 147S, B.
Wase"-Posche" GroHc, -Büsche" Aa; Th; ZO.,
S. (auch Was-B. ZZoll.): = Gras-B. W. absteche", mit
dem Spaten ausheben. ,Cruda terra, ein wasenbosch.
erdschollen. Csespes, ein wasenpösch. Der wasspösch,
ca?spes.' Fris.; Mal. ,Ein Fuder Wasenhöschen zu
stechen 20 ß.' 1805, Z Haushaltungsh.
1767
Basch, bescb, bisch, lioscli. bnsch
1768
pöschecht: buschig. . 1 ';t - Kraut Heilblatt wächst
gern bei den Brünnen, ist niderträchtig und p.' JLCvs.
1661. — Mhd. buechaht.
„huschele": verwirrt durcheinander plappern; eine
Sache linkisch angreifen L. Zss. rer-b." — Nbf. zu
bauschet* n.
Posche" II f.: Tasche in einem Kleide W. Die
Trina [Katharina] hei Erbisjini in die 1'. gitä* und
allerwego* gizetterot [verstreut]. W Sagen. — Frz. poche.
bOSCll'e" (auch p-): Spiel mit (acht) verschieden-
farbigen hölzernen Kugeln (Bosche"-Chrugle"), die nach
dem sog. Posterli geworfen werden, einem Oetogon,
dessen Seitenflächen mit verschiedenen und zwar den
selben Farben wie die Kugeln bemalt sind. \\ essen
Kugel nach dem Werfen in der Farbe mit derjenigen
der ubersten Fläche des Posterli übereinstimmt oder
auch Diesem am nächsten kommt. Der hat gewonnen B.
Mer wei" eins ga" hasche", ga" Bosche" spile". — Vgl.
botschi "
huschele" AaZ. 1815; ScuSt. (Sulger), pöstle" AaZ.
1815: = Mschelen 1 (Sp. 1759).
Böscheler Postler in.: = Bäscheler AaZ. 1815. —
Vgl. Schm. I2 410.
Busch- AAl.eer., Z.; Tu, P- AaP., Ke., Leer.; Th
1".i in. : /Dielst., Büscht AiLeer., Zein.; „G;" Tu, P-
AALeer.; ThHw., Tag. — in., PI. Büsch(t), P- Aa; Tu,
Dim. Büschli AaZ., Büschli AaZ.; B; Gl; Ndw; W,
P- '/.. Büsch'eU Gl. Büschtli AALeer., Z.; BsStdt (-V-);
LBerom.; Th, P- ThHw.: 1. Bausch. Wulst, als Be-
standteil der Tracht, a) der männlichen; s. zer-hauwen
(Bd II 1810). — b) der weiblichen, a) ,Die grossen
Rock und Busch umb die Weichi, weliche die Kleider
zerspreitend.1 Z Mand. 1610. .Analectis, Beuschlein,
Pülsterlein, so die mageren Mägde under die Schul-
teren legen.' Dknzl. 1077; 1716. — ß) Blschli, Zierat am
.Haarsehubel' der jungen Mädchen W. — 2. &) = Hür-
dell (Bd II 1605) G; TnTäg. Syn. Burren III (Sp.
l-r>29). — b) „Fallmütze G." — 3. a) (auch Dim.)
- Hürdel ;?, bes. Wulst, Gebinde von Stroh, auch
Reisig, Beben uä., als Unterlage von Fässern und
andern Lasten AiZein., Z.; THAad., Hw., Tag. ; auch
eine geschweifte Unterlage aus Holz z. B. unter dem
Jauchefass Z Dielst. — b) Bund Schilfrohr, von Knaben
als Unterlage des Körpers bei Schwimmversuchen ver-
wendet TiiAad.f — 4. (meist Dim.) Bäuschchen, Kom-
presse, dgl. man auf Wunden oder kranke Körperteile
legt, früher bes. bei Aderlässen gebraucht AaZ.; Bs;
B; Gl; Th; Ndw; Z. Büscht, selbst gemachte Nabel-
pelotte TnAad. ,Splenium, ein bausch oder beuschle,
das die wundarzend oben auf das zügle legend, wenn
-v ■■inen verbindend, ein pflaster oder zügle. ' Fris. ;
Mal. .Dicke Bäuschlein von leineni Tuech.- FWürz
1634. .Du sollt mit den Bäuschen und Binden solche
Fürsehung tuen, dass der Eiter gezwungen werde.
selber auszulaufen.- ebd. ,Lege das Hauptpflaster dar-
auf, nachmalen einen linden Busch darüber.' ebd.
S. noch Bund (Sp. 13.-).")). Kleine, zsgeballte Flocke
von Wolle, Baumwolle, dgl. man in die Ohren oder
in bohle Zähne steckt L; Ndw: ZO., S.; Syn. Büzi.
Charpie B; Z. Mer wei" Büschli mache [Charpie
zupfen]; »o weit nie, wänn-me" so üppis nötig
Ini B. .liüsclilein and Carpei.' Mikalt 1691. —
"'. Büschtli, mit einem Borstenbüsche] versehener Holzen
der Armbrust Aa! r. Vgl. Büschli-Büchs (Sp. 1004).
6. Püsclili, Strohwisch an einem l'fahl als Verbot-
zeichen auf Grundstücken AauF. — 7. a) Busch von
Federn uä. AaP., Ke. Die hed e" rechte" (Federe"-)
Püsch uf ''em Huet obe". — b) (starker, struppiger)
Haarbusch AaP., Leer. De" Püsch stelle", eig. hoch
frisiert sein, bildl.. sich herausputzen, schmücken Aa
Wohl. — 8. Püschli, Büschel von Buchs- und Seven-
baumzweigen, dgl. an die Bahnen gehängt und am
Palmsonntag zur Kirche getragen werden AaF.. Ke.
Wie mängs Püsclili machst am Bahne"? Vgl. Ghrüter-
Puschlen. — 9. a) kleiner, stark belaubter Baum Aa
Leer. — b) (Püsch AaWoIiI., Büsch(li) AaZ., Büschli
AaEIh'., Püschli AauF.). vor einer Eigengewächs-
wirtschaft (B.-Wirtschaft) aufgestecktes kleines Tänn-
chen, auch Zweig einer Stechpalme oder eines Buchs-
baumes; s. Sp. 0. — 10. in der Verbindung i" Busch
(neben Bü2sch) und Böge", in Bausch und Bogen Aa
Leer. Oppis Bunsch ['.] u'"' Böge" [rundweg] abirlsi-
BBe. (Dan.).
AhJ. büse, mhd. büsch (PI. Husche), biutchi ik'vYViirz-
burg, Schwanr. V. 1054) in., Schlag, (dadurch verursachte)
Beule: Wulst; vgl. auch Gr. WB. 1 1198/9; Schm. 1-297.
Büscht mit angetretenem I wie Fleucht (Bd I 1221), bemächtig
neben bauschig (Sp. 1761). Hoch konnte auch alte Vor
schiedenheit des Wurzelausl. vorliegen (-«( neben -seh ) ; vgl.
bansten, turgere (Gr. WB. I 1201), ferner bausttrtn und (da
die Begriffe des Schwellens und Bissens sich nahe berühren)
husten. Nimmt man dazu das wohl cht', vwdte //«»* (Sp. 174.'>),
so ergibt sich ein Nebeneinander ähnlich dum von mhd.
In/.;, n : krischen : krish n.
Gülle°-Pusch (PI.): = Busch 3 a ZRafz. Uf ''ein
Tifibaum häd 's zwe G., dass 's Gülle"fass nid abe"-
rugelet. — Tann-Büschli Aa; „B;" L; UwE.; Zg,
-Büschtli AALeer. (neben -Büschli); UwE., -Büschli
GnPr.. -Püschli AAWohlen, Tannw-Bischli W: junge
Tanne, etwa bis zu Mannshöhe Aa; L; UwE. „Samcn-
lodc B; L; Zg." Bes. abgehauene junge Tanne oder
auch der Wipfel einer altem Tanne „B;" GaPr.; L;
UwE.; W; Zg. Es sübers g'schleizts T. ist der besser
Chäsrüerer, als mit b'schissnen Täpen ime" Chessi
timmer hantieren. Schwzd. (GaPr.). Ein T. wird über
der Haustür von (Eigengewächs-) Wirtschaften be-
festigt Aa; L; Zg (s. Bd I 572), oder bunt geschmückt
auf den First im Rohbau vollendeter Häuser gesteckt
Aa ; L; s. Sp. 4. Am Sttnndig hünln"d 's Mostheireche"
's T. nse": 's isch A"trinket AAWohlen.
„Dusch, Büsche" B; L", Büsche", P- (bzw. -»-)
Gk (im Seh. -öu-, in A. lt Tsch. -Ö-); PAL; W; ZKehr..
Büschftje" AaZ. — m. „B;u GnChurw.. D.. Glaris, Xuf..
Pr., S.. Seh., Val., UVatz; PAL; ZPehr., f. GuA.. Av.,
Chur, D., He., L., ObS., Pr., Rh., S„ Seh., Tschapp.,
UVatz, V., Dim. Büschli, P- Gk, Büscheli, Büschi, P-
liel'r.; 1. „Beule, Geschwulst B; L." — 2.- Busch 3 a
ZPehr. — 3. a) junger Nadelholzbaum (bes. Tanne
oder Föhre) bis etwa zu lim Höbe Grj W; ,abete'
PAL Waxt der Wald guet? Hed 's g'irüss hi" und
icidcr afe" wacker I'üschc"? Nei", nie" g'siehd fcei"
rechti 1'., es sind Alls nw Püscheni. MKooni (Gnl'r.).
I'iini" im Tobel sind Stüde" und P. traufnass g'sin.
GPient 1898 (GitPr.). Esie heind seh' auch dielengen
Hers-Ziten Nüdz'tuen g'han, und dt"" sind seh' etten
under en P. if legen und heind enandern eltes üsg'füzlei
und üsg'schänzlet. ebd. .Krüpplichte Büschen.' Gr
Anl. 18:'.8. Bes. abgehauene junge Tanne (samt den
Ästen) Gr. Der Kiese e.liiiuitil mit-eme" Püsehen in
der Hund, stellt den für der Itutsliih, uider. dass di
1769
Basel), besch, bisch, bosch, bnscli
1770
Tscliätschel [Tannzapfen] üsg' flöge" sind. GFient 1898
(GitPr.). Der Büschen bedienl man sich zum Kamin-
kehren Gk; nam. aber werden solche bei Wasser-
güssen zur Ablenkung der Flut und Sicherung der
Wahren längs den Bach- und Flussborden eingehängt
GitChur, oHe., Mai. Das Büsche'-haue" zur Eindäm-
mung verheerender Waldbäche und Flüsse war früher
ein Gemein- Werch (Tsch.). .Heim Holz- und Stein-
l'iihren zu den Wuhrungen des Rheins wird bezahlt
Ton dem Fuder Beuschen 1 ti 20, vom Fuder Stein
36 Kr.' 179:!. Hof Kriess. ,Die Wuhre mit Weiden-
holz statt des tannenen oder der sog. Püschenen an-
füllen.' HLLehmann 1799. — b) = Busch 9h AaZ. —
4. scharfer Hahnenfuss, Ran. acr. GnObS. — 1 nach
der Forniähulichkeit mit einem Tännchen.
ibis-Puschc" f.: kleine Silbertanne GiiPr. —
Schindel-Büsche" (-Bäusche*): Tanne, aus der
Schindeln verfertigt werden GnCast., L., Malad.; vgl.
Schindel-Lärch (Billl 1380). _ Tann- s. Tann-Busch.
Busch2 AALeer. (auch -seh'); ZZoll., sonst Piisch-,
in AaFuII, Leer., Leihst. ; BRüti b/Arch Pascht, in PAL
Bischt — n„ Dim. JPüsch(t)li: 1. a) farbiger Ein- oder
Aufsatz am obern Saum der Juppe", mit derselben
gefältelt L; Zg; ZKn.; s. Juppen 1 (Bd III 53). —
b) .gonna' PA1. (Giord.). — 2. a) = Busch 3 a AALeer.;
„B; L;" Z. — b) = Busch G AALeer. Syn. Sehaub.
— c) = First-Joggeli (s. Jogg 4 a Bd III 26 u.) AaBüi-..
Füll, Gans.. Leer., Leibstatt, Öschg., Sarm., Wegenst.
(Dim.); BRüti b/Arch.
Der überwiegende Anl. P- und das neutr. Goschl. lassen
anfeine zu Grunde liegende Coli. -Bildung Ge-busch sehliessen.
büsche": 1. schlagen. ,Desgleichen soll Keiner
dem Andern vor seiner erkauften Fischenzen, es seien
gleich Fach oder Fährinen. Tribinen, auch kein Fisch
darvon jagen noch steuben. bei 5 Pfd Buss; sonder
sieh des Tribinen, Beuschens, Steinwerfens und Stos-
seus im Übersee gänzlichen müssigen und allein die
Netzen setzen und des Glücks erwarten.' 1001, SchwE.
Klosterarch. — 2. tr., mit einer Kompresse belegen.
.Sollt auch das Loch nit b.. wie mit den Schlitzbrüchen
geschieht, sonder dem Loch wol Luft lassen.' FWürtz
1634. — 3. (huschten) intr., vor einer Wirtschaft einen
Busch (in Bed. 9 b) aufpflanzen AaZ.
büschin bischin: tannen PAL
Busch-, Pusch- Aa; ApM. (PL Pusche"); Bs; Gr
Churw.,Pr.; GId.; Tntw.; ZSth., BüscWe", P- A?K.;
GrHc; Th tw. — m.: 1. a) = Bosch 1 Aa. ,Ein Bu-
schen Dorn zweg rüsten.' 1733, L Spiel. Der ,Kappel-
Busclr, ein Gehölz bei Scuwlmmensee. Henne 1874.
, Claus durch den Busch', Name eines Bauern. UEckst.
— b) Busch AaZ. (Dim. Büschli), Päsch AAZuf. =
Busch 9 b. Büschli, buschiger Wipfel einer Tanne L
(JRoos). — 2. a) = Bosch 2 AALeer.; GitChurw., l'r.;
G; Tn; ZSth. En B. Nägeli Gr. En P. Heuberi Aa
Leer. ,Der weibel, der allein den bluomen des erd-
rychs pfändet und nit den grund, soll allein ein hand-
voll oder ein buschen des bluomens abschnyden und
den dem gelten in die band geben und darmit in die
possess dcsselbigen setzen.' 1522, F Stadtb. ,In Ver-
pfändung von heuw, strow und andrem fuoter soll
derjenig gläubiger präferieret werden, der des weibels
zügnus und ein buschen zum Wortzeichen hat.' ebd.
,Ein grienen Buschen von Kornähren ab dem Feld uf-
stecken.' RC'vs. — b) Busch. Büschel Haare, Federn uä.
GttPr.j Tu; ZSth, .Aul' dem Kopf hatte dei Drache
einen B. oder Kamm.' JJScm i cuz. 17 16. Spec, starkes.
verwildertes Kopf haar Bs. c) weiblicher Kopfputz.
.Alle Hinderfür von Zobel und sonsten von kost-
lichen Breminen, grossen Büschen, auch von Gold
und Silber und in ander Weg kostlich geziert, sanipt
den darnnder herfürstehenden grossen Spitzen und
kostlichen Hüben, sind den Wyheren und Töchteren
abgestrickt.' ZMand. 1050; vgl. gröss-gebüschet. ,Die
Püsch auf denen Bodenkappen.' ebd. 1718. ,Sie trägt
eine Kappen von Gold durchnehet. darauf ein Pusch
einer halben Ellen hoch gebauet ist.' Discocrse 1722.
.Wozu dienen diese Püsche, die ihr mit so grosser
Sorge und Kosten auf eure Häubter bauen lasset?1
ebd.; s. noch Fontange (Bd I 870). ,üie Taffetband
und Strohbendel zu Buschen an den Ohren sollen
gänzlich verbotten sein.' GMand. 1727. , Minderjährige
Tochter von Zürich im Kirchenkleide. Der Kopfgerast
besteht in einem mit einem Bande besetzten Häublein
oder in einer sog. Buschkappe, dgl. man heute zu Tage
sehr kleine trägt, daran der Busch, den ein Band aus-
macht, kaum zu sehen.' Herrlib. 1751. — 3. Büschel,
Gebund. z. B. von Heu, Stroh BsL. ,I)er vater soll
ein guot buschen ruoten neu und in [den Sohn]
gwaltig strichen.' 1593, Ndw. , Einen Busch Zünd-
strick.' Z Exerzierordn. 1706. Spec. a) Pusche", Reisig-
bündel ApK. — b) en Pusch (ApM.), Pusche" (ApK.)
Garn, 20 Schneller, bei den Fabrikanten. — 4. Gruppe.
Trupp von lebenden Wesen GRHe. E" grosse Busche"
Cli'uuier, Chüe. — 5. in der Verbindung i" Busch2
und Böge" AABb., Leer.; s. Busch 10.
Die engen begrifflichen Berührungen mit BüacTi lassen
vermuten, dass die beiden YVW. auch etym. zsgehüren (Ab!.
ü .- u) und auf eine gemeinsame Wurzel etwa mit der Bed.
.bauschen, schwellen' zurückgehen. Bemerkenswert ist, dass
in ciuigen Bedd. (bes. 1 b) Bü2seh und Bü'sch für Aa. auch
für B und L z. T. ueben einander bezeugt siud; in der Regel
scheint es sn, dass Busch die ältere, Biinch die jüngere Form
ist, was viell. mit schriftsprachlichem Einfniss zshängt. Ob
2 c hieher oder zu Buirh gehört, lässt sich nicht sicher aus-
machen; fürs erste spricht das Fehlen einer diphthongierten
Form in den verhältnissmässig jungen Belegen, fürs zweite
der Umstand, dass für Busch in Z sonst Pulich (s. d.) gilt.
Federe0-: Federbusch GrPi'.; Tu tw.; ZSth.
,Galea crinita; vor alten Zeiten truogend die kriegsleüt
auf iren bahnen rosshaar, gleich wie sy ietz fäder-
puschen aufsetzend.' Fris. ; Mal. — Für-: immer-
grüner Weissdorn, Coton. pyrac. B; Ddru. — Holz-:
Holzbündel. .[Man soll] kein Holz, Holzbuschen,
Schindeln oder brennbare Sachen daran lehnen.' Ap
Trog. Feuerordn. 1813. — Chüder-: Büschel Werg.
,Der Pfarrer reiniget [am Charsamstag] den [Tauf-]
Kessel vom heiligen Öl und Crisam, die Kuderbüsche
verbrennt er auf dem Kirchhof, ebenso das alte Öl
und den Crisam.' 1799, THAad. Jahrzeitb. — Nestel-
s. Be-henk 1 a (Bd II 1454). — Schiter-: Bündel
gescheiteten Holzes. .[Gott hat] zuo uns gesant ein
scheiterpuschen angezünt [gemeint ist Erasmus von
Rotterdam als Leuchte, Bringer des Lichts].' 1521, Lied
(Schade 1863); gleich nachher: ,disen pusch.' -
Stink- (PI. -Busch): Gartenmohn, Pap. somn. GSa.
Syn. Stink-Bluem. — Tann-Büsch-li (in AAKäst.
-Pusch'-'li): = Tann-Büschli AaL.; B; L (JRoos); (un-
regelmässig) buschiges, verkrüppeltes Tännchen Aa
Käst. .Es meint, wenn es Einem nicht mit einem T.
durch die Nase fahre, so schmecke man Nichts.' Gotth.
1771
Bascli, besch, bisch, bosch. bnscll
1772
D's T. g'schmückt mit rät und wisse Bändre' steil
>,' oberst uf der First. B Hist. Kai. 1875. — Tom-
Busch: Dornbusch Aa; ZRüml. Er ist amcnc" Tarn-
husch y'wachse", ein einfältiger, eitler Mensch ZRüml.
Busche] Pusch-cl BBr. ; Gl (seltener als Puschli " l ;
Gul'r., Val.;GWe., Büschel Püseh'el BSi. (PI. Pusch-
le*); GiiGlar.. Pr., S., Tschapp., Valz. — in. (lt Tsch. in
liul'r., Valz. n.): 1. Busch. Büschel, z.B. von Federn
GitGlar., S., Tschapp.. Val. Spec. a) Blumenstrauß
BBr. — b) buschige Quaste BSi. V'"1 g'hechti Negeli
vur alle" Stube", so diel' icie d' Büschle" an-re" Buehe"-
Itubt". Schwzd. (BSi.). — c) buschiges Ende des Kuh-
schwanzes BSi. — 2. Büschel, Gebund. ,2 büschel
gespunnen garn.' 1571, Z luv. .Jeder Musquetier soll
einen Büschel Lunten im Vorrat haben.' 1696, Obw.
.Kin Stab bricht leicht entzwei, jedoch ein Puschel
nicht.' Ende XVIII., ScuSt. (Inschrift am Rathaus).
Spec. a) Reiswelle GitPr. Und hed drl dere" gueten
Puschel in den Ofen getan. GFient 1898. ,Dass er
sein Holz und Büschel aus den unbequemsten Gegen-
den kann hervor zügeln.' UBrägg. 1787. — b) Hanf-
garbc GuYalz. — c) scherzh., kleines Puder Heu GWe.
— 3. von lebenden Wesen, Trüppchen, Klumpen Gl;
liul'r. E" Puschel Lut Gl. ,Wann ein Kälte einfallet,
tih'iit sich die Storken alle zusammen an ein Büschel
..der Kugel.' JLCys. 1661.
Böck-Busch el: = Bock-Böschen L W.
Schelmen-Püsche 1: = Schelmen- Paschen Gi; l.'li.
Busch2ele° B; GLÜbst.; S, Puschcle" ÄALeer.;
BBr., U.; Z (selten), Busihk" I BsStdt; Gl; G; Tu;
Obw; Z, Puschle" Aa; Ap; Gl; GnPr.; GSa.j Tu; U; Z,
Büschelle" BR. — f. (in Gl seltener m.), Dim. Büscheli
Ar; BsStdt; II; Gl; Gr; L; G; Tu; Zgj ZO., Phschch
Aa; Arl., M.j BSi., U.; Gr; G; Tu; Z, Büschli W;
ZO. (seltener), Püschü ApBL, Büschelti GrD., Pr.,Sch.:
1. a) Büschel, Gebund Aa; Ap; Bs; B; Gr; G; S; Tu;
W (Dim.); Z. E" P-, es Püscheli Hur B; Tu; Z. E"
P. Bluemc", Böse*, Kii/jcli Aa; Bs; B; Z. Es Püscheli
Veieli, ein Veilchensträusschen Bs; Z. Es Püscheli
Epperi, ein Erdbeersträusschen B; Z. ,Wcnn man eine
P. vier- und fünfblättrigen Klee bei sich trägt und
über die linke Achsel schaut, so erkennt man die
Hexen in der Kirche: sie kehren alle dem Pfarrer
den Rücken' ZO. (Arch. f. Volksk.). E» B. Schaub-
bänder S, Wide" Tu. E" P., es Püscheli Halme",
Börli, beim Strohflechten AaP.. Ke. E" P. Häuf-
stengel ZZoll. Je zwei Maiskolben werden an den
zurückgestülpten Deckblättern zu einem Püscheli ver-
bunden GuFid., Grüsch, oHe., Jen. E" P. Schitcr, ein
Büschel Scheiter, so viel beide Hände zu umspannen
vermögen Z. Auch sonst häufig übergehend in die
Bed. einer ungefähren Quantität, so bei manchen
Marktfrüchten, Kurzwaren ua., die büschelweise ver-
kauft werden. Es Püschelftji Chriesi, ein Büschel-
chen Kirschen, in welcher Form Diese als Erstlings-
frucht auf den Markt gebracht werden B; Gk; Z. E"
P. Chnobli*, Bölk" '/.. E" P. Federe", ein Bund Kiel-
ledern Bs; Tu; '/.. F" Püscheli '/.'murre". Zündhöhli,
ein Päckchen Ap; Gr; GP.; Z. F" /'. Garn, ein Bund
von zehn .Strängen' ÄALeer.; B; S. Der Gammäret
tsch selmr aar verbl, numme" »o°* et" Händler hei no'1'
ei" B. feil. Schild 1885. .Dass sich füegte, dass Elpers
wih uf iretn laden sas linder ir hus und span ; 80 kunt
Haus Stammler mit einer buschellen strouwes gand und
sties sich an die kunkleu.' 1385, Z Ratsb. .Kin püschel;
niyrrlien.' 1531/60, Hohelied. ,lch kauft heiigen zeichen
ein buschlen', sagt ein .lakobsbruder. VBoltz 1551.
.Buschlen rueten, so man den burgermeisteren vortrueg,
fasces virgarum.' Mal. ,Ein grosse Büscheln Tannen-
schindlen.' FWürz 1634. ,Und zalt man für ein Bü-
schelin Hampf 2 Schill, und ein halben.' Sprecher 1672.
.Ein Buschlen Pfeil.' FW'vss 1672. .Mit einer Büschel
zusamniengcbundner Pfeilen.' JMüller 1673. .Itestis
alliorum, ein Buschlen Knoblauch, so man aut henkt."
Denzl. 1677; dafür 1716: ,ein Büschel.' .Mit kraus
angesetzten kostbaren Spitzen und Puschlen Bündlen
gezierte Hauben.' 1702, G. .Sie [die Scripturen] werden
zu seiner Zeit in eine Büschel zusammen verfasst
unter die Press kommen.' JZiMMERMAXX-Haug 1731.
, Büschelein allerhand Casual- und Fästpredigten von
J. B.Ott, Zürich 1733' (Titel). .Ein Buschlen Schinnen '
B Kauf hausordn. 1754. ,Eine vielblättrige Büschel
Schriften.' VMey. 1762. ,2 Buschlen Federn 1 tl. 10 ß,
3 Federmesser 36 ß.' 1792. Anscii. .Ausgaben: 18
Buschlen Band zu den Hägen 2 fl.' 1797, ZStdt Haus-
baltungsb. ,Nimb 3 Schnitte Brot. 3 Büscheli Salz,
3 Knoblauchzähien ..., 3 Büschelc Bonenstrauh, 3 Bu-
schelle Miesch von Totengräbcren . . .' BSi. Arzneib.
(HZahler 1898, 70). S. noch Maien (Sp. 6 und 7).
Band (Sp. 1325 o.). — b) spec. oc) Blunienstrauss Bs
(Dim.); BBr. D' Schneballe* blüeiH scho" wu' d' Veieli
oeh un'! allerlei Meie" zu Buschcle" g'no" B (GJKuhn).
— ß) (meist Dim.) Reiswellc Ap; GuLandq., Pr.; „L;"
G; Tu; Obw. ,Die Bürger der Stadt StGallen beziehen
jährlich die Gabe von '/z Klafter Holz und 100 Bü-
scheln.' BBecker 1868. Fh will Nüd g'seit hu", nef.
nüd am 100 Büscheli. BDorfkal. 1S90 (GoT.). Büscheb
cor ''em Jbis ha", scherzh.. vollbusig sein GoT. Vgl.
noch Püschcli-Biiidcr (Sp. 1355). — c) Dim., mehrere
Falten der Jupjic" (Bd III 53) zsgefasst und zsgeheftet.
um sie an der Streckt zu befestigen L. — d) Dim.,
Nachgeburt. ,Die after- oder nachgeburt, ouch das
kindsbälglin oder büschelin, seeundina genannt.' Ruee
1554. ,Das büschelin, darinnen der jung esel fallt,
vorab so ein eslin gworfen wirt, hilft [gegen die Fall-
sucht].' Tierb. 1563. Die Hebammen sollen , versehen,
so die andere Geburt beschulet, dass sie das Büsche-
lein vergraben oder verbrennen, damit deshalb kein
Schad beschehe.' Mcralt 1697. ,Zu Usstribung des
Büschelins oder der Nachgeburt ist guet [usw.].' Z
Zoll. Arzneib. 1710. ,Die Nachgeburt oder das Kinds-
büschelin.' ebd. — 2. (beschränkte) Anzahl übh.,
Häufchen; vgl. Hampflen (Bd II 1302), Schübel. a) von
Sachen. Hast <" Buschle" Strich [beim Kartenspiel]
chi'inne" abtue*? Gl. E" P. Frauke", ebd. Es Püscheli
Geld BSi.; Zg; ZO. .Meine Uhr. meine Kleider, ein
Büscheli Geld lag in der Asche.' Gotth. Es Büschli
Pappe", dass i''< chann es Bränzli ha" defür. Stutz.
E" P. Jär, eine Reihe Jahre Gl. F» P. Mol, vielmal
GMs. Üser-uiic" sind c" Püschili mings ebeger Möld
dö't. ahi" zur Stubeti g'gange". Prophet 1855 (GSa.).
Spec, eine Gruppe Buchstaben zu einem Ganzen ver-
bunden, eine Sillic. .Ich kam bald glücklich durch
das ABC in die Büscheli [durch das Buchstabieren
zum Syllabieren] und auch schnell durch diese.' Gotth.
— b) von lebenden Wesen. Es Büscheli Gamstier,
Schaf Gr. E" Puschle" Vieh Ap; Gl; ü. Der hei e"
Büscheli Vieh, eine ansehnliche Eerde GoT. E*(gangi)
Puschle" J.ul, Manne" Ap; Gl; GuIIe., Pr.; Gl''.. Sa.;
1*7"!
besch, lii >ch, bosch, buscli
1771
U; Z (selten). Er hat i $M s Büscheli Göf< . eine
ziemlich grosse Kinderschar GF. .1/» 3. April 1798
sind c" Buschle" Dragüner und vü Fuessvolch i"
Fleckt" Vg'ruckt. Gl Volksgespr. 1834.
Die hier untergebrachten Dim. -Formen könnton tw. auch
zu Büschel, Büschel oder /n Busch gehören. Zu 1 li ß uinl d
rgl. Bvrdi i a 8 and S (Sp. 1542. 1545).
,Hand-Büschele: handvoll, was ein Schnitter
mag lassen, fascieulus. manipulus.' Fris.; Mal. —
Chrüter-Buschle": = Halmen 4 (Sp. 1218) AABb.,
Ehren. 1.. Lengn. Pas z. T. aus heilkräftigen Kräutern
bestehende Gebinde wird über der Stalltür aufgehängt
oder es wird ein Absud für das Vieh daraus bereitet.
— Erd-beri-. Epperi, -beri-Büschili, Epperi, -beri-
Bluest : fern han-ich e" Schätzili g'ha", hi'ir han-ich cn
Wuest Sc» (Unot 1 55). — Ris-Puschle": Keis-
welle TiiTäg. — Schind]e0-Buschle": rundes Ge-
binde von Dachschindeln Z. — Schwebel-Büscheli:
Büschel Zündhölzchen U. — Stüden-Pusch(e)le":
Reiswelle Ndw.
Busch er m., Dim. Büscherli: 1. „kleiner Busch,
z. B. von Haaren LE. Spec, puhes. ebd. — 2. ein
Mensch von kleiner Gestalt L." — 3. Busch2er, Kalb
mit langen, buschigen, auch struppigen Haaren AaSI.
Es wird, da doch nichts Rechtes aus ihm würde,
frühzeitig auf die Schlachtbank geliefert. Vgl. das
Syn. Rupfet.
hu schale", pusch2le" AaF., Ke.; GrD., He., Pr.,
Seh.; Uw; Z, büscli'le", püsch'h" ApH. ; GnD., Pr., Seh.;
W: 1. zu einem Büschel vereinigen, binden AaF., Ke. ;
Gr; W; Z. De'' Bolle" mues" 'puschlct sl", mer iccnd
morn :' MärH ZZoll. Spec. von Holz UwE. Reis-
wellen machen ApH.; Gr (püschle"); Obw. — 2. refl.,
sich zu einem dichten Haufen zsdrängen GnKlost.
D' Schaf heind den Bären g'merkt und due heind-
schi-schich gepüschlet. ,Man hat vil [Störche] also zu-
sammen gebuschlet oder gekuglet gefunden in dem
See bei Arles.' JLCvs. 1661. — 3. d's Mül p., auch
s'sämmen-p.! die Lippen vorstülpend runden, z.B. zum
Küssen den Mund spitzen Gr. Er hätte-sche chüssen
irellen ; er hed schön d's Mül gepüschlet Gidvlost. Er
hed d's Mül gepüschlet van Zorn wegen, ebd.
Buschlete" I, P- f.: Büschel Bs (Spreng); Z.
E" P. Ruete", Wide". , Fascieulus cpistolarum, ein b.
brieft'.' Fris.; Mal. ,Weil die Rueten [der Schweif
des Kometen] selbs nicht nur einfach, nicht nur einen
Streimenhat, sondern gleichsam ein grosse, zusammen-
gehundne B. ist, so können wir wol darauss abnemmen,
dass Gott unser Aller ganze Sündenburde meine.'
JJMüll. 1665. S. noch Gumpist (Bd II 317); Chnupp-
htm (Bd III 746).
Buschli P- m.: Person mit struppigen, dichten
oder mit unordentlich herabhängenden Haaren und in
zerfetzten Kleidern ArK.
Busch öletli s. Päcketli (Sp. 1104) und vgl.
Butscholeten.
büsch'2ele° I, püsch2ele" : 1. zu einem (kleinen,
zierlichen) Büschel zsfassen oder -binden, bes. Blumen,
Marktfrüchte (Zwiebeln, Knoblauch usw.), auch Flachs.
Hanf ua. Aa; Ap; Bs; B; Gl; GuHe.; L; G; Sch; S;
Tu; Z; „allg."; auch z'sämme"-, z'weg-b. Hahne" p.,
beim Strohflechten Halme zu Büscheln binden AaF.,
Ke. Man püschelet auch die Falten an der Püscheli-
Juppen L; s. Bd III 56. ,Uie [Seiden-] Bänder, die
der t 'bristen so sorgfältig und mit so vieler Mühe
zusammen gehuschelt hatte.' Breitenst. 1860. ,Sie
nahm tri i he Rosen, Rosmarin and Majoran and Nel-
ken, büschelte einen Struuss, band ein buntes Hand
darum.' Hl'i-.si. 17^7. Spec, Reiswellen machen Ap
(auch z'sämme" -b.): GrHc; GStdt, oT.j o'l'ii. [Im
Walde] pöschele", stocken ond schule". HKFrick. l'h
ha" d' Gretze" 'püschelet GRHe. — 2. verallg., zierlich
ordnen, zurecht machen, herausputzen. .Sie ordnen
und büscheln ihre Predigten zusammen wie die Braut
den Meyen.' Museum 1794. Das ehig llangieren und
Büschele" g'fdllt-mer uic'' gar nüd, von der rhetori-
schen Ausschmückung einer Predigt. MUsteri. Bes.
im Ptc. a) von Sachen. Es ist (im Hüs) Alles wie
püschelet B (Zyro)j ZDättl., S., Sth.; „allg." Es isl [in
dem Zimmer] Alles so herzig püschelet fand g'ördelet)
and wie not Tabc" z'säme"'lreit Z. Das Landgüetli,
wo Alles üsg'seht, nie von 'Tube" z'sämen,treit. Es
ist Alles wie neu as-eme" Trückli use", so herzig, so
püschelet und üfg'rümelet. Schwzd. (ZWtbur). — b) von
Personen. Da" ist iezt e" Püscheliti! von einer Heraus-
geputzten Sch. Es sei nid se praktisch, das Maitli,
in husliche" G'schäfte"; ordeli"1' isch-es und püschelet
[peinlich ordentlich] doch und hüslich und tifig. AUoit-
RO0I (ZWtbur). — 3. Ptc. (z'sämme"-)püschelet, zsge-
schmiegt; vgl. buschlen 3. [Im Eisenbahnwagen] wo
das ci"fach g'chleidet Wibli so schüch z'sämme" pü-
schelet a" sim Plätzli g'sessen ist. Füschwald (AaL.).
— 4. 's Mül ('s Muli) p. = buschlen 3, zum Küssen,
Pfeifen, Schmollen AABb.; Bs; B; GuPr.; L; GSa.,
W.; S; Z. Vgl. Büscheli-Mül (Sp. 181). Er mues'
.-.'erst afe" chönne" d's Mü* p. [den Mund bewegen,
ordentlich sprechen können], gab er so unverschämt
tarf heusche", Abweisung einer übertriebenen For-
derung BS. 's Mül b. und pßfc". Schild 1885. Das
clilei" Muli, das albig lächlet und schich püschelet, a's
ob 's Chüscheni üstcile" wetti. Schwzd. (GnPr.). Es
macht so hälli Augli und lächlet her und he", es hu-
schelet sl"s Muli, ick weiss nid, ob für mech. L Tagbl.
1896. ,Und wie hoffärtig das Liseli ränggelte und so
zimper das Mäulchen büschelte.' Joach. 1898. ,Ich
sah sie essen ; da tat sie so zimperlich, sie büschelte
das Maul, dass es war wie ein Spatzenschnabel.' Gottii.
S. noch üs-grännen (Bd II 743). — 5. zausen. Ph
möcht-dich g'rad b.! THÄad. Z'sämme" p., prügeln Ap.
ah-püschele": 1. Einen scharf zurechtweisen GT.
— 2. Einen durchprügeln Ap; Gl; G oT. — urae'-.
Enand omme"pöschele", einander schlagen und raufen
Ap. — ver-: = ab-püschelen 2 ZRafz (Dan.).
gr ö ss- ge- bü sehet: mit grossem Busch (in
Bed. 2 c) versehen. ,Den Wyberen und Töchteren
sind die von Gold und Silber gestickten und sonst
mit ganz kostlichen Breminen grossbüschet und in
anderweg gezierte samraetene Hinderfür sampt den
darunter herfür stehenden grossen Spitzen und kost-
liehen Hüben verboten.' Z Mand. 1636.
Hu rrli -Busch m. : Sausewind, Leichtfuss, Spass-
vogel B. Näeh dem RÖsi, dem H., hei"-mer es Eist
[zur Magd] g'ha", gar e" gruslige" Ganggel. OvGreyerz
1897. Vgl. Hurrli-Büs.
pnschiirtc": eine Steinfläche mit dem Zackenham-
mer bearbeiten Z (Dan.). — Frz. boucharder.
hiisch?ele° BsStdt. busch'elc" II AaZ.; BsStdt (auch
bei Spreng) : = fäschen 1 (Bd I 1097). Vgl. Büscheli-
17 7:.
Ba cL busch. Basp— bnsp
177ri
Ghüssi (Bd III 531). 1)' Hebamm het de1 jung J'riit:
g' wüschen und 'huschelet. Ükeitenst.
Die Gruppe gehört mit der von Bfocbr zusammen, aus
der sie sieh durch Specialisierung der Bcd. abgezweigt hat.
i°-hnsch-e\e": = iii-fiischoi (Bd I 1097) Bs. Sider
isch <iiich d' Hebamm cito" und het de" junij Brin .. wo
hatte" het müese" go" sV Ere"tag /Ire", i"'liusclielet und
im d' Händli im lAb nöeh abe"'bunde", wie 's selbmöl
der Bruch g'si" isch. B Hacsfh. 1886 (Bs). .Kin Jahr
später krampelte ein derber Junge auf dem Spreu-
kissen und wehrte sich mit aller Lungenkraft gegen
das Einbuscheln.' Vergang. Tage. Übertr.: Wenn lind
und weich der Sehne d' Chilehe", d' Hüser und d' Brün-
nen und Alls l"büschelct. Breitenst.
Büsch-i n.. auch BiiscVeli , selten BiischVi :
Wickelkind BsStdt. Syn. Ditteli. Der Store) het-is
bitte" zwei Buscheli 'brächt. Scbwzd. D' Mueter het
e" Busehi 'kriegt and der Vatter 6 Monet, Antwort
eines Kindes auf die Frage, warum seine Eltern nicht
zu sehen seien. Flieg. Bl. 's Uscheni Tta*" mit sim
Bitschi in dere" Jörszit uit reise". Scbwzd. Buschi-
II Vi/, Name einer vor dem Wind geschützten Gegend
bei Basel.
Schatze"- Püscheli : Schmeichelname eines
Wickelkindes AaKöII. (Dan.).
Buschle- II f.: (gew. PI.) Windeln Bs. fScho")
i" de" (oder der) B., (schon) in den Windeln.
Buschlete" II f.: Wickelbänder des Säuglings
Bs (Spreng).
biiscli'ele" G Walensee, büsch'ele" GFlums, Wl. : mit
dem Rufe buscli, buscli, bzw. büsch, büsch das Vieh
(spec. Kälber) locken. Auch von den eigentümlichen
(jauchzenden, johlenden) Lauten, die der Sturmwind
verursacht, wenn er, bes. zur Nachtzeit, durch die
Felsen, Wettertannen und Sennhütten fährt, als Vor-
bote eines Witterungsumschlags, eines Unwetters, das
auf den höhern (Galt-) Viehweiden sehr gew. mit
Schneefall verbunden ist und dem noch auf der Weide
befindlichen Jungvieh gefährlich wird. Darum wird,
wenn es huschelet, das Vieh schleunigst gesammelt
und geborgen. Dieses b. schreiben die Sennen dem
Büscheler (GWalensee), Büscheler (GFlums, Wl.) zu,
einem dämonischen Wesen, welches damit das Vieh
ins Verderben locken will. De'' B. chunnt ! heisst es,
wenn ein Witterungsumschlag, ein Unwetter (Schnee-
fall) droht. - Abi. von büi 2 (Sp. 1739). Vgl. auch Osenbr.
1864, 14.
Büschen in.: Nachfestessen an einem Hengart
(s. Heim-Garl 1 b Bd II 134) GRObS. (Bühler IV 65).
Kätornm. /, n-, li, t,i laus ;.,<»i mmiii), Kssen vor Schlafen-
gehen.
biisch'ern: Spiel, bei dem ein auf einem Bein
[lüpfender die Andern zu fangen sucht; beim Ver-
ines Standortes ruft er h.! BBr. Si machin
h. ; mir wein ei"s b.
Man denkt au Pueeron (Sp. 1749); aber es hält schwer,
eine begriffliche Beziehung dazu herzustellen.
haschiere". Nur in der Verbindung: Buschierte
(W\*), Flaschenwein Bs; B; S; Z. - Frz. boucher, ver-
spunden, zupfropfen.
BiVsclHiltle" ZAdlik., Büsehottle" ZAuss., Bülach,
Dättl., Elgg, Oss. f-ü-J, Rafz (-Ü-), BischotÜe" „Th;" Z
Glattf. (-i-J, rS. (-%-), Wl. (-%■), Wyl (-%-), Bufottlc" 7.
Benk. (Dan.), Bifottle" &cti(-i-); ZSth. (-%-) — f. : meist
PI. 1. der geringste Abgang vom Werg beim Hecheln,
auch beim Spinnen; nocii schlechter als Chüder (s.
Bd III 151/2). aaOO. „Auch der Zeug, welcher davon
gemacht wird" Sc»; „Th." Im Übrigen werden die
B. etwa noch zu Seilen und Bändeln, oder aber zum
Verstopfen von Kitzen und Spalten verwendet SciiSt. ;
ZBenk., Dättl. .Man sol ein stocken mit lindem weich
oder büschotlen umbwicklen.' Tierd. 1563. E" halbi
Banne" rol Bufottlc" und Flachs-chüder. Gespräch 1712.
— 2. a) Charpie Z Glattf. Syn. Schlissen. — b) Flocke
Baumwolle, dgl. man z. B. ins Ohr stopft Z Eil. Syn.
Büschli. — 3. das faserige Ende der Peitschenschnur
ScnSt. — 4. Neckname der Bewohner von ZAdlik.
Vermutlich eiue urspr. Zss. = ' Büsch-, BüttA-ffottlm, big.
etwa s. v. a. .Lumpen, die zn Bäuschen verwende! werden';
vgl. dazu die parallele Zss. ,hnis Büschtuoch.' XVII., B
Arzneih. Zum zweiten T. Tgl. Il„tt,l (Bd 11 177:!) und Hudd
mit Aurn. (ebd. 995 ff.). Der Sehwund des inl. h nach Gins..
zumal nach «, hat nichts Auffälliges; ü bzw. i statt ü in der
ersten Silbe, wie auch «' für i* erklären sieli als lautges.
Reduktion in der Starktonsilbe dreisilbiger Wörter von der
Form """ (vgl. z. B. Grös-Mueler, ScK6- Lirer für Schud-L.),
/li- aus Anlehnung an Zss. mit 6t. Der eigentümliche l ber
gang des inl. »>/ wird auf Assim. au den aul. Labial (viell.
unter dissim. Einwirkung des folg. t) beruhen.
Buschgade" f.: Hinterhalt. ,Uf des li. erüz abent
sind die franzosen büchsenschützen in der nacht usher
gfaren und ein buschgeden gschlagen und band zwei
vendli landsknecht ger zu grund geleit.' 1554, Gl
Kriegsbericht. ,Er schlug ein Buscada oder verborgne
Binderhut.' BCvs. — Verk. aus dem gleichbed. it. imboteala.
jiuschge": in die Hände hauchen bei kaltem Wetter
Gr. — Nbf. zu püitt n.
Biisohgi, auch P- n.: Stück Holz, das als Loos
dient. D's B. legge", loosen GuKübl., Vals. - Räto-
rom. büacha, Loos, PI. büschas, Loosholz; s. Falliopi S. 12:1.
Basp — busp.
Bispeli n.: kleine, putzige Person ArM. Vgl.
Gispel (Bd II 482), Wispel.
Illisper Aa; Ap; Bs; B; Gr; L; G; Seil; ScnwNuol.;
S; Tu; Ndw; UwE.; W; Zg; Z; „allg.", pusper Aa
Bremg.; BG.; GuD., Pr., S., Tschapp.; ZDättl., O.tw.,
S., burschber AARuedert. (einzelne Angabe), brusper U
(Dr Müller), busperig Artw.; GoT.; Seil; S (Holst.);
TuEsch., Tag. — Comp, mit Uml. BO.: gesund und
frisch, rüstig, lebhaft, munter, lebenslustig. aaOO.
Syn. alert, fruetig, munter, nuefer, schnueper. a) von
Menschen. Jillo, b.! b. c" wenig! frisch vorwärts Bs.
Dene" fall allwSg Nüt, Die sind b. und hellüf. Scbwzd.
(Tu). Gi''d-me"-nen Oppis :' tue", so rertändlc"d-si d'
/At, dass e" Grits ist; aber bi lumpige" Streiche", dö
sind-si h. und helliif. Scbwzd. (L). Er isch niichti
recht üflig und b. g'si" B. Auf die Frage nach .Tmds
Ergehen erhall man etwa die Antwort: Er ist g'sund
und h. Aa; Tu. Er isch wider gane h.; völlig bei-
gestellt B; '/,. p* ha" g'sait, er [der Kranke] sig
wider h., und jetzt säge" s' im Ma"" umwe" der Busper-
Ilciri und mir 's Busper-Bet BsLie. Wenn der Winter
itt;
Basp— bnsp. Bast — tmst
1778
rerln isch und d' Sunne* wider Wärmi giH, 6tn-t°*
scho" wider b.. sagt eine Leidende alte Frau. EHInggi.
Auch sonst häufig von alten Leuten, die trotz ihres
Alters noch rüstig- and leistungsfähig, jugendlich frisch
sind Aa; B; G; Thj Z. l)'er Ma"" ist uo'h b. für sVs
Alter '/.-. er isch «r/1 aller buspere* B. E" guete* Tag
und grüess-ech Gott! Gau: p. chunnt der alte Bot.
B Hink. Bot 1853 (Neujahrsgruss). D' Frau Bas, die
ist gar b. alliuil ; si ist no'h ase" irie-n-c" bäri Jump f er.
Stütz. S. auch nuefer (Sp. 681). Von Kindern, jungem
Volke übli.. nam. auch mannbaren Mädchen Aa; Bs;
BO.; GrU.; Tu. Es b-s Chindli, Pürstli. E" b-s
Maitli, Wibervolch. Auch (doch mehr nur occasionell)
mit speciel lerer Bed. a) geil GkD. (Bühler); sinnlich
aufgeregt AAWohlen. — ß) flink, gewandt; eifrig,
rührig BsL.; GW.; Z. .Knap, hurtig, difig, busper,
gnavus, agilis, celer.' Red. 1002. — y) lebhaft, un-
ruhig Sca; Syn. gisplig. - b) von Tieren. E" b-s
Hündli ScnwNuolen. Nes b-s Binderü Zg. E" b-er
Maie"lcäfer Bs. D' Märhe", die isch b. g'sl" und het
toll (/'fresse" und g'soffe" BsLie. Von Vögeln , die
flügge werden Z (Dan.). ,Das Ross ist ferig. es ist
gschwind. Hui, Ross, nun mach dich fort! Biss busper,
spring vornen. spring hinden.' Stettler 1606.
lu gleicher Form und Bed. auch Schwab, und eis. (pttsper-
lich); daneben mehrere Synn., die auch lautlich nahe stehen:
musper, wusper, gusper, ferner muater(ig); s. Bd II 483; Sp.
509. 546; Alem. IV 20; Schm. I2 1682; Gr. WB. I 17S9
(,bewuschperf). VI 2765; Fr. Ztschr. VII 271 (.geboschbertf).
Ob diese Formen alle auf eine Grundform zurück gehen und
wie diese gelautet hat, ruuss vorläufig dahingestellt bleiben ;
vgl. auch potter. Von einer Abi. auf -bar, woran Bd I 121
gedacht ist, kann jedenfalls nicht die Rede sein. Das ver-
einzelt bezeugte burachber scheint au Bursch angelehnt. Zur
Bed. vgl. noch busig II (Sp. 1749).
buspere", in ZZoll. p-: lebhaft, munter werden
ZZoll.; „allg." Wieder zu Kräften kommen, wieder
aufleben B. Es dunl;t-mich, er busperi neue".
Busperi, lt Zyro Busperi — f.: frohe Laune,
guter Humor B.
busperli"1': = busper. I'h bi" b., pflegte Einer zu
sagen, wenn er angeheitert war L.
Busper m., PI. Büspere": leichte Schelte auf Kna-
ben, etwa = Knirps SchwMuo. Syn. Trümper. So, so,
ir B-e" ! Hend ir reellen e" chli" i" d' Chriesi? zu Kna-
ben, die auf dem Kirschendiebstahl ertappt werden.
Büspi n., Dim. „Büspeli, Busperli": Springins-
feld, Mensch von lebhaftem Wesen; aufgewecktes,
rühriges, dabei aber übermütiges, naseweises Bürsch-
chen (um die Zeit der beginnenden Flegeljahre) B.
,Es möchte vielleicht manch junges Büschbi über
mich lachen und sich nicht von weitem bei fallen
lassen, dass es ihm gehen könnte wie mir.' Gotth. ;
dafür in der Ges.-Ausgabe: ,manch junges Kerlchen.'
Buspi m. : derb humoristisch für Magen, (dicker)
Bauch BsStdt. Syn. Budi II (Sp. 1036). De" B. fülle",
übermässig essen. De" B. tröste", den Hunger stillen
(Becker). Zu Kindern etwa: De hesch efangen e"
rechte" B., Das kunnt vom vile" Suppen-Esse",
biispig. ,Die pilger, die allein seiner [des Schiffs-
patrons] kost geleben muossten, ursach sy sich nit
mit zuo büspiger speis auch besorgt hatten.' 1460,
BvEptingen (Gfo. VII 319).
Schweiz. Idiotikon. IV.
Bast — bust.
S. auch ili>- Gruppe Basch usw.
Basti fP-BG.) m., in BG.i F; Schw; UUrs.; W ;
Zolg. n., PL Bäster BG.. ().; F: 1. a) Pack-, Saum-
sattel; ein dachförmiger, hölzerner Sattel für Waren-
lasten, im Gegs. zum Keitsattel BG.,0.; F; GRÜbS. ; L;
UUrs. ; W. Er het du" Saum am Badu" uf's 11. g' 'span-
nte1 und so Alls g'sämmw enbrüf uf's G'leit gebirt. W
Sagen (WSaas). Er ist vam Sattel uf's B. cho", seine
Lage hat sich verschlechtert W. S. noch Bast-Esel
(Bd I 521), -Chräzen (Bd III 927). „Im weitem Sinne:
Reitsattel. " .Die esel, so man da reitet, band einen
bast, als lang inen der leib ist, und daruf eine grosse,
rauhe decken.' 1400, BvEptingen. .Darum lat [legt]
man [dem Kameel] ain bast und somsattel uff.' Hs
Stockar 1519. ,Und legt sy [die Teraphim] ander das
strauw oder b. der kamelen.' 1531, I.Mosis; dafür .die
palster der kameelen.' 1548; ,den Sattel.' 1667/1882.
,Von einem ross mit dem bast 4 d. [Zoll].' 1532,
Stricki.. .Die kriegsknecht [des Marius] schleipften
rüstung, narung und anders in räfflinen, die sy zu
rugk lueden, eben wie ein maulesel den b.' Tiekb. 1563;
vgl. 2. ,Dass in kurzem niemants mer darauf [auf dem
Maulesel] reiten kundt, sonder, do es vor das best
[Reit-]tier in der statt geachtet, muesst man es yetzund
under den b. verkaufen [also zum Lasttier herabwür-
digen], da es on zweifei geladen worden ee zue tod,
dann dass es sein aufschlahen anderlassen.' ebd. .Der
b., clitella?, saumsattel.' Mal. ,Ein Trossross sammt
dem B. [soll ein Hauptmann haben].' 1620, vRodt 1834.
Es wird befohlen, 8—10 ,Päster' für das Zeughaus
anzufertigen. 1664, Ndw; die spätem Zeughausrödel
zeigen nur 2 — 4 .Pferdebast.' S. noch fratt (Bd I
1337), Kommet (Bd III 287), Bolster (Sp. 1220). RAA.
D' Hand am B. ha", festhalten, mit starker Hand
regieren W. „Hand an Bast, ihr Leute! jetzt zuge-
griffen, frisch daran, so wo es etwas Schweres zu
ziehen oder zu tragen gibt." Hand a" B. lege", Etwas
unternehmen, angreifen B (St.b). „Eim d' Hand an'n
[am. St.1] B. ha", ihn unterstützen, ihm nach Kräften
beistehen." 's isch nötig, das' ich a" B. heig, helfe,
fürsorge B (Zyro). — b) Traglast (des Saumtiers)
UUrs. ,Dem Pferd ein zu schweres B. aufladen.' —
2. Tragvorrichtung für Menschen. , Marius machet
seinen knechten feine bästlin und tragräfflin, darmit
sy ir rüstung zuo rugk on irrung der gweer selbs
dinsen möchten.' Tierb. 1563. — 3. Kissen, das dem
Zugvieh zum Schutze der Haut auf den Rücken ge-
legt wird, samt dem es festhaltenden oder daran be-
festigten Riemenzeug (z. B. den Riemen, welche die
Gabeldeichsel tragen) Schw; ZcÄg. Legg im Muni
der B. üf! D' Märhe" slg-em fürcho", heig-em d's B.
eerzert, der Saum la" g'hie". .Ein Bindketten, ein paar
Eisenstrick, ein Hindergeschir samt Schällen und
Past.' 1818, Z«Äg. Kaufbrief. S. auch Patsch I.
It. basto, frz. bat in Bed. 1 ; auch bildl. : Beschwerde,
Last. Das W. ist mit der Säumerei aus Italien herüber
gekommen. Das Neutr. viel], eig. = Ge-bast, Coli. -Bildung zu
basten.
Sattel-Bäscheli: Gurt für das Rindvieh zum
Tragen der Gabeldeichsel AaoF. Vgl. Bast 3.
baste" (p- BG., O.): 1. a) das Lastpferd mit dem
Tragsattel schirren „L;" W. „Üf-b.u, an-b. W, an-
schirren; ab-b., abschirren „L;" W. — b) übertr..
112
1779
Bast, liest, bist, bost. Lust
1780
den Meister zeigen, bemeistern. ,Könden wir si [der
Z Rat die Reislänfer] nit basten, wie dann [sie] im
tuon könden', schreiben 1503 die Stammheimer an den
Z Rat. ,D' Franzosen und d' lanzknecht [möchten]
sich berüemen, dass si d1 Eidgnossen gebastet hättid.'
Ansb. — 2. „(üf-, ab-Jb., (auf-, ab-) packen, zunächst
von Waren L." — 3. schwere (Saum-)Lasten tragen,
befördern, von Maultieren, Eseln, Pferden, auch von
Mensehen BG., 0. .Per Saumross, Maultier und Oberräf
werden ganze Fässer Wein usw. auf die Alp vom Tale
herauf gepastet.' HsNvd. 1890. Übh. schwer und müh-
sam (bergauf) tragen BO. — 4. .(sich) b. uf', sich
stützen auf. .Sich ganz und gar daruf gründen und
b. als uf ein stark, fest, unbeweglich fundament.' 1524,
Egli, Akten. , Darum nüts gruntlichs ist daruf ze b.
oder ze glouben, dass einer diss oder ens erhalten
und beschirmt hat durch die disputation.' ebd. ,Man
sieht, das ir ufF die gschrift pastend, wenn ir wellend.'
HBoll. 1531.
ver-: überladen, z.B. mit Hypotheken, Schulden
UUrs. Sini Matte" sind über und über verbastet.
hand-e-baste": 1. ,Hand anlegen', für sieh und
Andere allerlei Geschäfte besorgen, Arbeiten über-
nehmen; übh. geschäftig sein UwE.; New. — 2. einer
Sache (z.B. einer Menge übernommener Arbeiten) sich
gewachsen zeigen, sie bewältigen UwE. — Abi. von
der Verbindung Hund a" Bast (kan); s. Bast 1.
Paschgn.: Traglast, schweres Gepäck Nnw. Vgl.
Bast 1 b.
„bastge"" Ap (p-), baschge" AaP., Fri., St.; Bs;
1!; GitUVatz. V.; L; GFlums, Rh., Sa., Wl. ; Sch; S;
Th; UwE.; Zg, paschge" AaF., Ke. ; Ap; BHa. (Zyro);
PKerz.; Ghü., Malad'., ObS„ Pr.; GA„ ü„ Sa., Wl.j
SchwMuo.; 'I ii (vorherrschend); Ndw; Z, batschge" Z
Stall., Zell: 1. a) tr. = basten 1 b, bändigen, bewältigen,
bezwingen. aaOO. a) mit pers. Obj. Eine" p. f-ge-b.]
möge", Eines Meister werden, zunächst durch über-
legene Körperkraft im Ringkampf Ap; Bs; B; Grt; L;
G; Sch; Th; Ndw; UwE.; Z. Sebie, magst -mi'1' p.?
Herausforderung zum Ringkampf Th. Nur frisch
an-en! de paschgist-e" sehn"! GSa. Doch auch in wei-
term S. Er hat teilest tue", aber der Landjeger hät-en
geschwind 'baschget Sch. Wart, Sürschli, dich will-i"1'
scho" b.! B. Der Sep mag sini Bliebe" schier nümme"
p. SchwMuo. Eine" nit b. und nit g'schweige" könne"
Bs. Do isch's Trini'ii wider paschget [zum Schweigen
gebracht] g'si". KBrandst. (LBerom.). .Hübschliclv
sollte der Rat überfallen und .paschgat' werden, ohne
Schlag und Stöss. 1491, G. .Darumb wir ander mittel
suochen müessent, in [den Murner] ze paschken.' 1528,
II Schreiben. ,i)ass der babst Leo nit die siuen pasch-
gen möchte.' Ansh. ,VVir fordren herus den Daniel,
denn mögen wir baschgen Israel.' SBiuk 1535. ,Der
from keiser Heinrich der vierd dorft sich nit roden,
er was paschgat.' Vad. ,Die Appenzeller bestgetend
den apl sampt seinen heifern.' ebd. .Damit du die
feind paschgetest.' 1548/60, Psalm. ,Wer müessig und
fürwitzigen Sachen nachgat, der sol gepastget werden.'
1548, 11. Thess. 3 (Überschr.). ,Ir [Schweizer] wend
all herren bassken und demmen.' Rurf 1550. ,[Gott
soll] d' Philister paschgen und tödton.' VBoi.tz 1554
.Jeremias spricht: Herr, du hast mich züchtiget und
ich hin paschget worden wie ein unzämpt kalb.1 HBdll.
1561. ,Compescere, paschgen, gelegen, hindersich hal-
ten, meisteren, zämmen. Frenum raordere, sich lassen
zöumen und zämmen oder paschgen. Bastgen, wo]
demmen, edomare. Supplicio constringere, mit straaf
einen paschgen und zämmen.' Fris.; Mal. .Heinrich III.
ist der letste under den teutschen keiseren gewesen,
der den römischen pfeifen und böpsten das biss in-
gelegt und sy gepaschget hat; nach ime sind keine
mee kommen, die sy also mögen meisteren und mores
leeren.' HBill.. Tig. .Einem den gurt eintuon, das
ist einen paschgen und demmen, dass er nit tuon mag,
was er will.' LLav. 1582. ,Die Behemer und Wenden
denipt und baschget er [König Dagobert I.].' JJRüeger
1606. .Unrüewig Leut, welch aber wir wollten wol
dämmen, sie haschken, meistren und zämmen,' Myki-
cäüs 1630. ,[Der Mann] wüss, dass er ihr [seiner
Frau] Heer oder sie baschgen möge.' Schimpf«. 1651.
.Baschgen, übermeisteren, superare, vincere.' Red.
1662. .Danahen es kein Wunder, wann schon zuletst
die Kinder von ihren Eiteren nicht mehr gepaschget
werden mögen.' JMüller 1673. .Domare, demmen,
bendigen, bastgen, zähmen.' Denzl. 1677; 1716. ,Es
ist eine so elende Zeit, dass die Älteren, die sonst
Alles wollen regieren, ihre jungen Buben und Mägd-
chen nicht mögen paschgen.' Zg Gespräch 1790. .Wenn
die deutschen Ritters Gsellen sie [die alten Schweizer]
im Chrieg hend baschgen wellen, sind sie gstanden
wie-n-e" Maur, lauter Helden dur und dur.' Lieh eines
Schweizer Bauren 1798. S. noch flüchtigen (Bd I 1167),
Iseit-Bisser (Sp. 1692). — ß) ein Tier b. GRh., T.; Tu.
Es Boss b. ,Die Geissen will ich, was gilts, schon
paschgen.' UBrauger. ,Zu herbst 1525 ward min ber
ledig und must in zu dud schlachen, wann ich in
numen mocht baschen [!].' 1530, HsStockar. ,Etlich
Springer [männliche Fjsel] sind so geil und ungestüem,
dass man sy mit listen muess paschgen, änderst brin-
gen sy die härd in leiden.' Tierb. 1563. .Dass man
wilde tier paschget frei.' 1576, Z Neuj. Ant. S. noch
Bock (Sp. 1123). — y) eine Last, eine Arbeit b., sie
bewältigen, ihr gewachsen sein ApV.; B; F; Gr; L;
G; Tb; Ndw; Z. Ich ha" de" Sack fusch nid möge" b. B.
lltlf-mer die Burdi p. FKerz. Wie mängisch han-ich
's Gharrli bi-mer g'lia", dass-ich die rele" Büntel nid
hätt möge" p. L (AZurGilgen). U"d gab es keini Ka-
nonier, ivas nützte" de"" d' Kanone"? D'rum leb e"
jede" brave" 31a"", de" d' Stuck und d' Mürsel b. eine ".
GKuhn 1811. Die Üfgäb isch üppe" scho" no"11 z' b.,
wem d' der [dir] Müei gisch B. Das mag-i''' ellei" nid
h. Th; ZS. „Magst du es b.. kannst du es mit beiden
Armen zshalten ?" .Sy werend dem wasser [des Meeres],
das es nit ahveg drin [in die Salzpfannen] luff, es wurd
sust zu vil salz, das es niemen müchti baschen.' 1530,
HsStockar. S. noch über-hochen 2 (Bd II 978) und vgl.
meisteren (Sp. 536). — 5) Kleider p., sie abnutzen,
zerreissen ThHw. - e) ein Quantum Speise, Ge-
tränk ausessen bzw. austrinken Aa; Ap; B; „Gr;"
G; Sch; Schw; Tu; Ndw. „Wir haben so viel Obst,
dass wir es kaum b. (damit fertig werden) können."
Si hei"-mer so vil Quätschger g'ge", i'h ha"-si chüm
chönne" b. B. Iss nW wacker, de tritrsl d,r Scliüsseli
roll Chost [Erbsensuppe] voll möge" b. Sch. D' Ghrivsi
[im Paradiese] sind wie Gkegelchugle" g'si" und irtr
\'irr händ ei"8 allei" chiim möge" b. PHeng. is;',ii. Dan
Brot, de" Most mag-i'1' scho" j>. Tu; Ndw; Z. Auch:
nach Herzenslust (Obst) essen, von Kindern ZO. -
Z) Neigungen. Leidenschaften, Begierden //. B; UwE.
D's Mal luisge", die Zunge im Zaume halten. Id. Ii.
17M
Bast, best, bist, bost, busl
1782
.Sin trutz and hochmuol ward paschgat' Vau. ,[Eaiser
Konstantin habe] «las eerengeitig practicieren iler bi-
sehofen zu Rom abgcstelt und paschgat.' ebd. .Zu
paschgung seines ticisches nit alle Bpeissen niessen.'
ebd. .Die töube paschgen, fnrorea compescere. Frenare
voluptates ac domare, wollüst zämmen und paschgen.'
Fms. ; .Mal. .Der sinen geist baschget, das ist sine
böse anfechtnngen, der ist herrlicher, dann der ein
statt eroberet. Prov. 16.' LLav. 15S4. ,Ein gsell,
der's maul und d' füess nit bassgen möcht, dem niüesst
sein dise (Narren-] kappen recht.' GGotth. 1599. —
b) intr.. ringen, die Kräfte messen, auch: sieh raufen,
herum balgen (meist von Knaben) Aa; Bs; Gr; Sch;
Schw; S; Tu; Ndw; UwE.; Zg; Z. Der Storchst wird
Meister, wie bim Paschge* ZLimm. Mit Hirn, mit
enand baschge". Hei" d' Manne" midier öppe" 'baschget
iiiitenandtr. so sin-cne" keini Fetze" in de" Hände!"
'hübe" wie jetz: du isch anderi Busti"g an de" Chlei-
dere" g'si" BsLie. (Meier). — 2. üf-, ab-baschge" =
basten 2, von Saumtier- und andern Lasten BHa. ; SL.
Me" het Das dem Boss üfbaschge" SL. Ich baschge1
's Chäs- und Milchg' sehirr üf. Schild. Sennenfahrten.
— 3. sich abmühen Nnw. Der paschged g'nueg a"
dem Plinder. — 4. = basten 4. .Cardinem cause in
aliquo ponere, fürnemlich auf ein puneten oder recht-
sach tringen, etwan auf einen artikel setzen, auf einen
grund paschgen.' Fkis. — Aus 'baitegen, Weiterbildung
zu Lauten.
ume(r)-: tr., herumstossen, mit Einem ringen
GnGlar., Luz., S., Tschapp. Sich herumbalgen : D'
Nachibuebe" händ enand nacht recht ume"paschget ZS.
— er-: 1. verst. hasch gen 1 AAZein.; Bs; Scb; S. ,Ein
David erbaschget zuweilen einen Goliath.' Spreng.
,Mit beiden Armen nit e. (umfassen) können.' ebd.
Ein Pferd e. S. Er hat 's noch mögen e., er hat die
Portion Speise noch aufgegessen (trotzdem er eig.
vorher schon satt war) Sch. Etwas mit viel Kampf
und Arbeit erringen BsStdt. — 2. mit Schlägen, Püffen
traktieren GrD. Er hed-ne" wacker erbatschget.
Bast II in.: 1. (in Z lt Dan. Bosch) wie nhd. Zg; Z.
— 2. = Bast-Holz (Bd II 1256) GRh., T. — 3. = Ma-
schelen 1 (Sp. 502) GWe. — 4. Saum an einem Kleide.
•Sy machend ouch gross ire bäst.' Zwingli (nach
Matth. 23, 5); sonst ,söum' auch in der Z Bibel. -
lind, hast m. d., auch in Bed. 4. Zu 4 vgl. auch Bäst.
Lind- Limpast ZGÄg. ; ZZolL. Limpatsch Ndw,
Limpisch S: 1. al Bast der Linde Ndw; ZZoll.; in S
auch der Espe, der zu Stricken und Seilen (L.-SeilJ
verarbeitet wird. .Ausgaben: vor Lindbast 7 ß.' 1803,
Z Haushaltungsb. .3 Lindbastdecken.' 1805, ebd. —
b) eine Art groben Gewebes aus ganz lose gedrehten
Fasern, zu Säcken oder Packhülle für leichte Waren
verwendet ZoÄg. — 2. ,Ein ulmerbaum, ruostbaum,
rystenbaum. yllmen. lindbast, ulmus arbor.' KdGesn.
1542 und darnach Fris.; Mal.; s. Bd I 193. — lind-
bast in limpasti": aus Lind-Bast (in Bed. 1 b) be-
stehend ZGÄg. Eii limpastenef Sack. Ubertr. : Lim-
pasteni Turpe", Torfstücke, die im getrockneten Zu-
stande ganz weich sind. ebd.
Sidel-: Seidelbast, Daphne mez. B; GS., oT.;
ScHwE.,Ma. ,Zydelbastsaft.' ZcArzneib. 1588. - Mhd.
zldelbatt.
Warze"-: = dem Vor. GWe. — Mit der Kind.- werden
Warzen unterbunden.
Üf-besten: aufbinden. ,üo wolt si der tüecher
eines weschen, und do si es ufbast, do waren ludren
dar iniie.- 1383, /. R il
ent-: enthäuten; die Hau! abziehen. ,Du hette I
Hin - en entbesl bau d' bärenhnt.' 1536, Lied. ,Der
igel, so ei entbestet ist oder geschunden.' Tierb. 1563.
— Mhd. enh
Bast 111 in. BStdt, gew. zsgesetzi Chüttene*-Pasch
Z (Spillm.), -Bäschli, -Päschli A.A.; ScnSt. ; /.. Kittenv-
lic'stc" Bs: aus eingekochtem Quittensafl bereitetes
Confect, als Schleckerei für die Kinder, bes. zu Weih-
nachten und Neujahr. aaOO.; in ZZoll. in Fischform,
als erfrischendes Mittel verwendet. — Zu it. ptuta. Vgl.
auch ChütU nen-Bä
„Bast IV m.: gepflasterter Platz vor einem Hause
F" (St»).
Viell. mit dem Vor. zsgehörig; zur Bed. -Vermittlung vgl.
etwa Pflaster. Oder beruht die Angabe Stalders auf einem
Lesefehler für Bafii s. Sp. 1040
Bast. V: 1. Past m., pasto, pranzo PAL (Giord.).
— 2. „Bast n., geringes Futter für Pferde, Bei- oder
Zwischenfutter im Gegs. zum eigentlichen Futter
UUrs."
basta (auch p-) Aa; B; Gr; Th; Z, baste, p- L; U.
baschge L; UwE.; Ndw (p-): Interj., genug davon!
Gew. in der Verbindung: und de (r) mit basta! Aa; B;
Th; Z; äbaschge! UwE. (Nu) b., nun gut Gr, je nun,
so sei es, meinetwegen L; U. G'stürchlet hem-mer man-
gist g'förlich ; basta, wem-mer nur vertrünnt. JBHafel.
Interj. der Wegwerfung Uw. Basta Böne" '. s. Sp. 1311.
Jo baschge Bune". du lii.<ch e" Frau Bäs! BMohr 1880
(L). S. noch Brom -Beri (Sp. 1471). — It. tasta, es
gentigt. B. Bönen aus basta, (e) buono.
bastänt Bs, bastand LG.; „Z": 1. nur präd.,
„kräftig, stark genug zu Etwas"; Einem oder einer
Sache gewachsen. aaOü. Mit ,für, wider.' Für so
nes Tschüppeli Bure" sind mir no'h sauft b. JBHäppl.
.Weil solches Gefrorenmachen und Zauberkunst wider
gläubige Leut nit allwegen bastant und vest genug
ist.- .IMüller 1661/6. Mit Dat. P. od. S. Der .Züger'
in einem Konkurs soll .zeigen und darlegen, dass er
dem getanen Uffahlszug genugsam, bastand und ge-
wachsen seie.' Z Mand. 1660/94. ,Kein mächtiges
Wesen ist mir pastandt zur Gegenwehr gewesen.'
JCWeissenb. 1701. .Wir meinen, wir wollen ihnen
[unsern Feinden] wol allezeit bastand sein.' JJUlr.
1733. Mit Inf.-Satz. , Basel sei wegen seines offenen
Landes nicht bastant, eine Armee aufzuhalten.' 1641,
Bs. ,Sich einbildend, sie seien bastand genug [!], allen
ihren Feinden zu widerstehen.' AKlingl. 1695/1704.
,Die Underpfänder sollen von denen Bichteren, ob sie
die auf[zu]nemmeiide Summ zu ertragen genugsam
seien oder nicht, mit Fleiss gewürdiget, und wann
sie für bastand erfunden . . .' 1757, Bs Eq. Abs. En
Krauter iseh en alte'' il/«"", ico noch b. isch Bs; s. Bd
III 917. — 2. reichlich, zumeist von der Kost Bs. Mit
Wrechsel des Subj.: Men isch b. bi-n-em [einem Kost-
geber], gut gehalten. - It. bastante, genügend. Das W.
auch bei Schm. I2 299.
Bastand Ndw, Bastanz GoT.: in der Verbindung
B. halte", Stand halten, ausharren. Er chann-em nid
Bastand halte". .Standhaft und vest wie-n-ä Maur,
und wenns zehn Mal schlenkerte, zehn Mal Pastanz
gelullten.' UBhägger 1782. .Ich versprach, dass ich
17-:;
1 vi . best, bist. bust. bust
1784
wolle Bastanz halten.' ebd. 17S7. — Vgl. it. basta
das Anhalten, Ausdauer, llxsuind k. scheint Gontamination
aus Saatdnz h. und Sta i
Bastard Gr, Baster Bs; B; S; Z, Paster Aa; Ap;
B; Tb; Z, Basehger Z — m., PI. unver.: wie nhd.,
von Tieren, bes. Schweinen (Kreuzung der englischen
mit der Landesart), Kaninchen, Hunden. Vögeln (B)
und Tun Pflanzen, seltener von Menschen, aaOO. Nur
von Vögeln TitBerl.; Brachsenbastard THErm. (ONä-
geli). Auch als Schimpfname auf Kinder eingewan-
derter Reichsdeutschen ZStdt (vereinzelte Angabe).
, Bastardkäse-, halbfetter, 1684/1763, Gr.
l'usere ä. Quelleu bieten uur die volle Form: ,basthart'
(so noch 1500, Absch.; Ansh.; Vogelb.), ,bastart, -4' (1516,
n-.li.; 1531/1707, Hebr.; JJEUeger 1606), .baschart." 1479,
Z Burgerburh (,der B. von Bnrgundi'); 1500. 1516, Absch.
Lappi-Faster: Bastardform des grossen fran-
zösischen Kaninchens, mit einem aufwärts stehenden
und einem herunter hängenden Ohr BE. - Lappi zu
frz. lajnn.
ver-pastere": durch Rassenmischung züchten,
von Vieh, Hunden, Kaninchen, Hühnern; entarten Aa;
Ap; B; Z. 's ist Alls verlästeret. En verpastereter
Spitz, ein nicht rassenreiner Spitzhund Ap. Bes. von
Gartengewächsen, Gemüsen: W't:""-mc" 's Chrüd [Man-
gold] z' nach a" d' Btuikelruebe" zue pflanzet, so ver-
lästeret 's ZS.
Baste" (?): Tragstange an der Sänfte. ,Zu ver-
kaufen: Eine brave und kommliche Litiere samt denen
Basten und anderer Zugehörde.' Bs Avisbl. 1732.
Entlehnt aus frz. bäton, älter baston, das nach Hatzfeld.
Dictiounaire gen. 210 speo. auch die Stangen an der Sänfte
bezeichnet.
Pastenei: gem. Pastinak, Pastinaca sat. PI. Pa-
steneier Bs (Spreng); Mal. , Süsse Würzen, als da sein
die Pastaneier.' JRLandexb. 1608. ,Der Pastenei oder
Pastenachen, wie man sie an anderen Orten nennet.'
Rhagor. ,1'astaneien.' Schwz. Botanicus 1687. ,Pa-
stinaten oder Pastenei.' JCSdlzer 1772.
S. Gr. WB. VII 1493. Der Ausgang -et weist auf ein
zu Grunde liegendes ahd. 'pastinagia neben dem belegten
pastinaga. Der PI. auf -eier beruht auf Unideutung des W.
in eine Zss. mit Ei. Vgl. auch Pastinaggen.
Pastete11, gew. Bastete*, in Ap Bachstete" : 1. Pastete,
allg. Sür-siessi B., mit zerhacktem Fleisch und Ko-
sinen gefüllt BsStdt. P-en erscheinen etwa als Fest-
gebäck, z. B. am Neujahr (s. Bd III 63 und vgl. Sing-
Abend Bd I 38) oder an Hochzeiten (vgl. FJSchild 1889,
26/8), in GBern. Ende XVIII. an der .Ämterbesetzung'
neben ,Durten.' ,Brötene P. [aus Brotteig]' wurden
in GR. im XVII. an den officiellen Martinimahlzeiten
aufgetischt (Rickenmann 117). Die Festspeise am St
Fridolinstage ist die ,Glarner P.'; vgl. Schweiz 1898,
500. In den Städten gab es und gibt es noch heute
besondere Pastetenbäcker; s. auch Schleck-Choch (Bd
111 125); .Hasteten-Bacher' bei GBinder 1535. V. 824.
Vgl. noch Pasteten- Hits (Bd II 1721), ferner Manestren
(Sp. 295), backen (Sp. 958). In RAA. Bas gäb-i<* nüd
um (für) e" B., von etwas Wertvollem, Willkommenem
Aa; /.. o Himmel, schick(-mer e") B.'. AaB. ; ZStdt;
Spkww. 1869, 11. Himmel, tue-dich üf und schick B..'
Sch, komischer Ausdr. der Verwunderung, des Er-
schreckens (.Himmel' biess ein Pastetenbäcker in AaB.).
Es passi e'sämme" wie < /' an < Mistgable1. Schild
(S). Mi" i liiuiii-fii zu Allem brache", wie-n-e" chalti 1'.
ScnSt. S. auch die Vexierantwort unter bis l (Sp. 1699).
Im Kinderlied: Heideldum (oder Bilderidum, Heidtl-
deridumj P., de" Müller schlaf si" Bete" (Grete*) Z.
Bildl., Lockmittel. ,Es ward mit gelt so vil gehandlet,
dass [die eidg. Söldner] den babst Hessen, ab- und
wider heim zugen; da ward an kanzlen geredt: si
wärid wol durch und durch zogen, wenn si vor den
franzesischen hasteten hättid mögen fürkommen.' 1510,
Ansii. — 2. plumpe, träge, dumme (Aa) Weibsperson
ApH., IL; Sch; Th; Z; vgl.: e" Jumpfer irie-n-e" P. Z.
Du hast dir d' Frau als e" Hätsch vor g' stellt und als
e" B. d' Tochter. Usteui. E" sür-siesm B., von einer
unangenehmen Person: Wo-n-i'h Wschell, macht-mer
i/' Lisetten uff. So, bisch auc'' noch dö, du sürsicssi P.?
sag-ic'' still fir mich; denn si isch e" falsch i Katz gege"
mf'' g'si*. Schwzd. (BsStdt). E" chalti P., Schelte
auf eine spröde Frauensperson ZStdt. En alli P.,
verächtlich, altes Weib SchSL — 3. a) Durcheinander,
von Reden ohne Ordnung und Zshang ScHwMa. ,Das
war wieder eine rechte P.', z. B. von einer Predigt. —
b) (unangenehmer) Handel. Angelegenheit, Geschichte,
Ding. E" rerdammti (SchwE.), e" wüesti, leidi (Scnw
Ma.), c" heülosi, schöni (ß) P. Ghunnd-mer Uten entöl
e" leidi B. s' Blande" ol süss eswas U"lieb. Schwzd.
(GuPr.). Jeses Maria, gäbti Das nid e" B. für der
arem Vetterma""! ebd. Ph han-em si" ganz l'. üf deckt,
den ganzen unsaubern Handel ScnwMa. Dö hei"-mer
iez die P..' die Bescherung B. Du heiligt B..' iez han-
ich g'rad d' Hauptsach vergesse" ! Schwzd. (L). En alti
P., eine alte Geschichte Aa; Bs; Z. Wer eil fragt,
Dir göt ril irr; 's isch en alti P. Brbitenst. Uf Das
üfc" het 's düe es Bitzli 'besseret, bis glich einisch wider
die ald B. [der Streit mit Österreich] uf de" Lade"
diu" isch. Schweizeumi'nd (U). Die ganz P. ist hin
Aa, rerchoget Ap. Er zalt-em die ganz B., die ganze
Zeche. L Tagbl. 1898. [Der Schlitten] lärt die ganz
P. üs, die ganze Gesellschaft. KdIIey. 1844. Gang
mit der ganze" B. e" chli" me linggs! scherzend zu
Einem, der uns im Wege steht Z. — Vgl. Gr. WB. VII
1492. Bachstete" volksetyni. an backen angelehnt.
Hafen-. B Kochb. 1756. Nr 19!'. — G'häck-:
Pastete mit Füllung aus zerhacktem Fleisch BStdt ;
vgl. B Kochb. 1830, 133/4. — Hole»-. Höggiss-Böggiss,
Benggiss Bäijöggiss ond Höle"bastHe" ! Ausruf der Rou-
lettenhalter auf Kirchweihen L (RBrandst. 1883, 97).
Vgl. höggen (Bd II 1099) und die weitem Entstellungen
unter bocken (Sp. 1135). — Haue"-: wie das Vor.
Höggiss-Böggiss, Häne"bastete" ! es lauft, es lauft! L.
— Chuchi-Bastetli: halbmondförmiges Pastetchen
mit Füllung aus zerhacktem Fleisch Aa; BsStdt; in
ZStdt Basler Pastetli genannt. — Ch(r)ügeli-Ba-
stete": mit Fleisch-Chriigeli (s. Bd III 188) gefüllte
Pastete B. ,Kügeli-P.', eine Festspeise im alten Lu-
zern; s. Liebenau 1881, 212. — Kardinal-: Pastete
mit einer Füllung von feingehacktem Fleisch und Ge-
würzen. B Kochb. 1756, Nr 187; 1796, Nr 200. Vgl.
dazu Kardinal-Tateren, sowie die ,Kardinal-Mazarins-
Pastete.' BKochb. 1756. Nr 197. — Lass-si"-: Vexier-
wort. L. und Mangelturte" , scherzh. Antw. auf die
Frage: )i'as hend-er z' Imbig? Spitww. 1869. — Milch-
li°g- (s. Sp. 207 o.). in Z Milke"-P. .Herren, die nicht
um Milch und Brot sich zu bekümmern haben, son-
dern höchstens darum, bei welchem Pastetenbeck man
heute die Milchligpasteteli holen lasse.' Uottu. —
Musteri°gs-Pastctli: Pastetchen, die früher bei
I7s:,
Bast, best, bist, bost, Imsi
1786
den militärischen .Musterungen' (s. Sp. 546) von Kna-
ben, die auf dem Exerzierfelde anter der Mannschaft
umher giengen, feil geboten wurden mit dein Kufe:
Pastetli heiss, für ne" Chrüzer ei's! A.\f; s. Arg. VIII
425. — Patronelle'-Pastöte». BKochb. 1756, Nr
196. — Schii. ss- : scherzh. Bezeichnung des Schiess-
gewehrs. .Karrabüchsa, klei und grosse Schüsspasteta
und aller Gattig Biestermenta.' Gespr. 1712. S. noch
Stifcl-Büchsli (Sp. 1006) und Ute (Bd III 1550, wo
dafür Sehiss-P.J. Vgl. auch Busteten. — Schinutz-:
= Schm.-Giiggel (BdlI194) Z; Syn. auch Sehm.-Turten.
Timballe1'- Bs. ,T-en ä 3 ti.' Z Hoehzeitsürte
17:U. Ein ausführliches Recept s. BKochb. 1796, Nr
125. — Frz. timbuh, Fleischtopf.
bastetle": 1. , Etwas scheinbar verändern, um
dadurch zu überlisten L; Zg' (St.b); spec. die Spiel-
karten schlau mischen (ohne gerade zu betrügen) „V( I."
Syn. bruggen. — 2. „Etwas (ein Geschäft, eine Wahl)
mit Intriguen zu Stande bringen VO."
p astet ne": Pasteten backen U.
Basti f.: Bastei. ,Also füerend ein klag die pastyen
mit sampt den zerbrochnen mauren.' 1531, Klagel. ;
= .pasteien.' 1548; ,Vonuaur.' 1667. .Pastei, die veste,
propugnaculum, munitio.' Mal. Bildl. : .Hierumb sy
[die Päpstler] disem stürm [der Reformation] mit
aignen bastien oder Satzungen furkommen.' Kessl.;
vgl. Luthers Bild von den drei Schutzmauern des
Papsttums.
Bastide" f. (gew. PL). Bastidi f.: Mühe, Beschwerde,
phys. und psych. GnPr. D's Ufchlcttere" dürch d's
Plaiseli [Rasenhang], uto's gär nüd me fellig g'si" ist,
hät-nen due fast kei" B. me g'gi". Schwzd. Michel hed
d's mäch Veh g'handlet, dass's d' Milch g' schwinder
aher lessi und d's Nani nid sa vil Bastidi ha" müessi
bim Strupfe", ebd. — Nbf. zu Fastidi (s. Bd I 1115).
ver-bastien -basteie": fest verbinden, zuschnüren
ScnSt. (Sulger).
Pastinägge" GW., Pastinäde" GGoss., Stdt, Ta. : (PI.)
= Pastenei. Die Pflanze wurde in der Zeit nach dem
Auftreten der Kartoffelkrankheit als Ersatz für die
Kartoffel eingeführt. .Wilde Pastinak, Pasternak, Pa-
stinaca sat.' Z Anl. 1775.
Bastützier m.: = Apostützler 2 (Bd I 363). ,Keer
dich an kein b. nüt, der dir dann rodt, die weit z'ver-
lon.- JKolross 1532, neben , apostützler.' ,Er meint,
es sy kein frömmer mensch uff erd, dann er. Er ist
ein rechter b.' ebd.
Ba st üt z 1 er i f. : = Apostat zlerl. ,Du nimst dir für,
gross glychsserey ze tryben und b.' JKolross 1532.
.Bast m. : 1. beschmutzter Saum an einem Kleide
CTUrs. — 2. gew.Pl.jBäsrer, trockener Rotz in der Nase
oder sonst etwas Schmutziges, z.B. an Ärmeln, ebd."
— Vgl. Baut II 4.
Baust Poust m. ; physisch oder moralisch angreifen-
der Vorfall BR. E" P. üsstän, z.B. auf dem See oder
auf dem Felde von einem Sturm, Unwetter überfallen
werden. Vgl. Pantsch.
Bauster 1, gew. üim. Bausterli: 1. hässlich ver-
mummter Mensch, bes. zur Fastnachtszeit L. . Uns
chiinnd du für nes B., was für ein Gespenst kommt
daher?" Syn. Gspausterli. Kindergespenst BsL. -
2. Vogelscheuche, z.B. auf Hanfäekern L. — 3. häss-
lich gekleidetes, hässliches Weibsbild L. - Vgl. Potterii.
baustere" I, boust(c)re" (bouwslere" BO. 1t Zyro,
bü'stre* BSi.), in BR. p-, Dim. päusterle" BThunei
1. unpers., toben, vom Schnee-, auch Regensturm
BE., 0. Synn. s. u. guxen (Bd II 571/2). — 2. tr.
a) scheuchen, jagen; nur mit Ortsadvv.: use" &., hinaus-
treiben, -jagen .. B-u.; „L". p* ha" d' China use" 'bou-
steret, si hei"-mer zue-n-es grüseligs G'heije" g'ha". Zyro.
.Einen weg boustere", abigere.' Id. B. — b) meistern,
bezähmen .11; L." — 3. keifen, .seine Unzufriedenheit
scheltend äussern BoAa. Die Wiber hei" aber recht
'bauster et.
Vgl. Amn. zu Busch, ferner besten. Zu '2 und :! stimmt
brem.-niedersächs. bustern, vertreiben, mit Ungestüm weg-
jagen; einen derben Ausputzer geben.
er-: tr., hernehmen, herumzerren, zausen, durch-
prügeln BSa. Ich chummen z' hand selber die Kerlissa"
gan erbaustren . . . Er chunnt mit nein grossen Stecken
und hat die zioien Mützera" erbjättet, bis dass im"
ganza'' Bügg ein Blieici ist g'sln. JJEomang. — üs-:
hinauspeitschen, hinausjagen BSi. — „Ter-: 1. Jmdn
ausser sich bringen, bezaubern, behexen. Er hat mich
ganz verbaustert L. — 2. Etwas ganz in Unordnung
bringen, verderben L." Verbausteret, verwirrt, wie
verhext L.
Bausterete" Poustrete" f.: 1. Schnee- oder Regen-
sturm BR. — 2. Streit, vom Wortwechsel bis zu Tät-
lichkeiten, ebd.
bausterig I: stürmisch BO.
Bau stete11 Poustete" f.: = Baust BR.
Banster II n. : .halbrundliche Hervorragung, Bausch
B; L." .Bouster, tumor in vestimento ob abundantiam
materise.' Id. B.
„baustere" LI: refl., sich auftragen, z.B. von Tuch
B; L." — S. Anm. zu Busch.
bausterig II: „von Etwas, das sich aufträgt,
bauscht B; L." ,Bousterig, suffarcinatus.' Id. B.
best: im Allg. wie nhd. Vgl. den Pos. guet (Bd II
535 ff.) und die Compp. bass (Sp. 1650 ff.) und besser
(Sp. 1671 f.). 1. adj. Die schlimmste" Zaler sind die
beste" Maner SchSI (Sulger). ,üie Frau tat es den
Bäuerinnen zuvor und wollte die beste [vornehmste]
Frau in der ganzen Gemeinde sein.' Gotth. ,[Die eidg.
Deputierten] begaben sich etliche noch selbigen, der
beste [grösste] Teil des andern Tages gen N.' Pariser
Reise 1664. — 2. subst. a) von Personen. Der Erst
de" Best s. Bd 1470; dafür der Erst Best B; Tb; Z.
, Damit Solches der Erste der Beste verrichten könne.'
Bs Mand. 1777. .Welchen das Loss treffen tut, der
soll das Ampt versehen. Man sagte damalen sprieh-
worts-weis: Je der Ärgst wäre der Best, und werden
am ersten gefürderet.' Sprecher 1672. S. noch lest
(Bd III 1463). Der Best het e" Geiss g'stole", Kenn-
zeichnung einer schlimmen Gesellschaft B. P/Iaster
a" de" Mure", d' Bliebe" sind die Ffile" ; Chriesi a" de"
Este", d'Maitli sind die Beste", Spottreim der Mäd-
chen Zg; s. Sp. 925. ,Seit der best!' tut mir den Ge-
fallen! TStimmer 1580; vgl. bös (Sp. 1719). — b) von
Sachen, a) 's Bett. S. lest (Bd III 1468). Mer wend
's Best hoffe" ('s Ander chunnt sustj Th; Z; vgl. hoffen
(Bd II 1042). 's Best tue". Tue (tüeä) me d's (z' Tsch.)
Best, RA., womit man sich bei Einem, der sich ge-
fällig erwiesen hat, für weitere Gefälligkeiten em-
pfiehlt Gr. Sin Best tuen, sein Möglichstes BR. 's Best
1787
Bast, best, bist, bost, bnst
1788
'tu" [ich liabe mein Bestes getan], Antwort einrs aus
dem Gottesdienst Kommenden auf die Frage: Guet
Andacht verrieht? (LTobler). , [Die Schlächtermeister]
sollen nach irem vermügen ir best tuon und auf die
jarstag essen und trinken nach ehren und nutz der
gesellsehaft darstellen.' 1533, AALaufenb. .Hucetilluc,
Torquate, vos versetis licet, tuond das böst und das
best, wie ir mögend.' Fius. ; Mal. ,Ihr Wägstes und
Bestes tun.' Z Sturmordn. 1772; s. übrigens noch wäg.
Mit Dat. P. ,Min vatter, tuo mirs best, mach mich
zum minsten knecht in dinem huss.- GBinder 1535.
,Ä, tuond mirs best! Ich stirb sust zletst [vor Hunger].'
ebd. Dafür auch: , Einem z'Best tuen.' Eltern, welche
ihr Gut den Jungen abtreten, vergessen nie folgende
Bestimmung in die Eheberedniss aufzunehmen: .Wenn
aber die jungen den alten nit zu best tätin. sollen die
alten ir guot wider zu ihren banden ziechen.' XVI.,
Hagenb., Sigr. .Wan der Schuldner den Gleübiger
erbetten mag, das er ihme noch wyter zu Best tue
und die Hauptsumma [das Kapital] widerumb uf 6 Jahr
anstellen will.' XVII., L Ansehenb. .Das Best reden,
sagen.' ,Gott gebe allen dien ein verhites jar, die das
beste darzu gerett [zu dem Bündniss geraten] haben.'
1393, Z Batsb. , Boten redten heftig das best dar-
zwischent, und ward auf den abend vertragen [ge-
schlichtet].' An f. XVI., BAnz. Mit Dat. P. ,Precator,
fürbitter, der für einen andern bittet oder eim das
best redt.' Fris. ,Darum rede er ihnen also das Beste.'
FWyss 1070. In der lebenden Spr. Eim z'Best rede",
zu seinen Gunsten reden, sich für ihn verwenden
AaKöII.; Ap; Bs; BO. ; GRPr.; L; Th ; Ndw; W; Z;
s. Sp. 1716 o. We""-me" no'h z'Best redi und Ättes
nützi, so tüend-i'-es Eim nach Jär und Tag g'rad in's
Gege"teil rercheren und sägen, nie" hei noch am/hetzt
statt abg'hebt. GFient. Auch mit Dat. S. ,Es sei nun
einmal schon so und geschehenen Sachen müsse man
z' Best reden; man müsse essen und vergessen, nicht
ändern wollen, was geschehen ist.' XHerzog 1863. Vgl.:
.[Junker zu seiner Magd:] Man soll zu gschechnen
Sachen z' Best reden. [Magd, die den Wein im Keller
hat ausfliessen lassen :] Grad mir ists also ergangen ;
bitt derhalben, der Junker wolle das Best dorzu sagen.'
Schimpfr. 1651. — ß) spec, Kampfpreis, insbes.
Schützenpreis Ap; so an den Höehzit-Schiessen (s.d.):
der erste Gewinn hiess 's Ere"-Best oder 's Best, der
zweite 's zweit (Ere"-} Best usw. Die Preise bestanden
zumeist in Löffeln mit eingravierter Inschrift, die sich
aufAnlass und Rang des Gewinnes bezog. ,[1552 an
dem Schiessen zu THWeinf.] ist das best gsin ein
ochsen für 12 gl.' ZWthur Chr. ,Zu Rorschach, allwo
sie [die Musqueten- Schützen] das Beste gewonnen.'
1578, KWild 1847. ,Bravium, die gaab, so man dem
beiden im kämpf gibt, das best.' Fris. Auch ,die best'
[erg. ,gab']. Beim Schiessen in Colmar betrug .die
best' 50 fl. und wurde gewonnen von Einem ,der ist
gsin uss den wachden an unserer herren stadt Zürich.
die ussert der statt umhin sitzend, das also die best
und die nahest sind in unserer herren statt kumen.'
1560, Z. Hieher viell. auch: Wo u-end-er iez noch
's Best hole", wohin wollt ihr jetzt noch? ScHSt. —
Y) in formelhaften, präpos. Verbindungen, aa) ,im
Besten.' 1) .Kobur Eetatis, das fürfaren im laben, so
der mensch im besten ist.' Fuis. ,Absolom machte
es kurz : er musste im Besten seiner Jahren darvon.'
AKybdrz 1753. Vgl. Besti. — 2) in bester Absicht,
Meinung, Gesinnung; vgl. ,in Guetem' (Bd II 512).
,Das wir üch dann im besten nit unverkundet haben
lossen wellen.' 1474. Bs Chr. .Es sei das im besten
und nit zu widerdriess besehenen.' 1490, Gfd. .[ Ich
bin] also im besten wider hindersieb geritten ; ob ich
aber recht oder nit getan hab, mag ich nit wissen,
jedoch so han ich das im besten zuo banden ge-
nommen.' 1521, Absch. .Der herr tuets warlich in
dem besten.' GBinder 1535. .Wir habend sölichs [eine
Busse] für diss mal im besten und uss gnaden unstraf-
bar ufgehebt.' Z Hand. 1545. Bes.: Etwas .im Besten
(auch ,zum Besten, für das Best) ofnemmen, verstau
[usw.].' ,Sy betten, die sach für das best zu verstan.'
Edlib. .Das vermerken von uns im besten.' 1518,
B Urk. .Es ist ein so gross vertruwen in ir manheit.
dass wir alles zum besten ufgenommen. ouch zum
aller besten erkennen wellend.- 1521, Absch. .Etwas
im besten aufhemmen oder dultig und von guotem
gmüet tragen und leiden, anirao meliore aliquid ferre.
Für guot aufnemmen, zuo guotem aussiegen, im (aller)
besten verston, a>qui boni facere, mitiorem in partem
interpretari.' Fris.; Mal. .Welches Alles der Leser
im Besten (wie es dann gemeint) von mir verstehen
wolle.' Guler 1625. S. noch in (Bd I 288). — ßß) 's isch-
mer nit ganz com Beste", ich fühle mich nicht ganz
wohl Bs (EKron); in Tu; Z: 's isch-mer nid am Beste".
— YY) 'Die ding vereinigen nach dem allerbesten.'
1475. Bs Chr. ,0b wir möchten erfaren, wo [der Feind]
lige, hond wir unser knecht hinüber geschickt und
hond ain man gefangen uud den gefraugt und erindert
nach dem besten, ungefoltert.' 1499, Gr. — dd) ,bim
Besten' s. bi (Sp. 904). ,Bim Besten muest es Trink-
geld han.' Joh. Mahler 1620/45. — es) ,zum Besten.'
1) Etwas .zum Besten haben,' als Gewinn, Nutzen,
Überschuss haben. .Die Gremper sollen auf ein Pfund
Anken mehr nicht zum Besten haben als 6 d.' Bs Tax-
ordn. 1646. ,Was noch hinzukommen, hast du zum
Besten, quod hinc accesscrit, id de lucro putato. Hab
nichts zum Besten, nihil hinc lucri feci.' Hospin. 1683.
,Du heftest der Fürsehung Gottes trauen sollen, Gott
werde dich wol erhalten, wann du schon nicht vil
zum Besten habest und nicht vil verdienen könnest.'
JMever 1694. Es hed Nänt zuem Beste", es fehlt
wenig, beinahe Ap; vgl. vorig 1 c (Bd I 934). —
2) .Wenn diese Herren jederzeit dem gemeinen Wesen
und beeden streitigen Orten zum Besten gegebene
Vorschlag wolten mit einem unpassionierten Aug an-
schawen.' Widerlag 1658. — 3) Öppis zum Beste"
(je", wie nhd. — 4) s. bös (Sp. 1706. 1710). — 3. adv.
a) best, a) best biete", ge", einem Andern für eine
von ihm gekaufte Sache mehr anbieten, geben, als
er bezahlt hat Bs; Z. Von dem Andern, der den
Profil macht, heisst es dann: Er het best beko" BsL.
Best mache", zu seinem Vorteil bandeln, gewinnen B.
I'1' ha" best g'macht. Ber Chrultc | diese Person]
macht best derb] und lachet-dich hinder <lui> lliiggi" üs.
MWai.hkn. .Hast best gemacht [beim Wechsel der
Dienstboten]?' Gotth. ,So ungefähr war Hans z'weg;
doch das hatte er best [kam ihm zu gute], dass sein
Alter nicht strenge war. es mit ihm nicht genau
nahm.' ebd. — ß) in Verbindung mit den Verben
.können, iniigen.' .Du sluogen und stachen si uff hin;
des werte er sich, so er beste mocht.' 1394, Z Ratsb.
,Daa «ill ich tuon, so best ich kann.' Ritef 1550.
.Wederer Teil je be.-d mocht. der tat best.' Guler ltilti;
1789
Bast. best. bist, bost, bnst
1790
»gl. boss (Sp. 1651). ,Die sollend scheiden und Friden
machen, so best als sie können.' GrVDörf. 1692. ,Er ver-
sichert [befestigt] Morben lii^ zur Ankunft der anderen
Pündtneren, best als er immer mag.' Sprecher liiT'i.
— b) -' best, <x) (Kinn :' best hu", rede" s. 2 b a. —
ß) Öpjiis :' hest mache", gewinnen, erübrigen B(Zyro).
Öppis s' best ha", zu gut haben B (Zyro). Th ha" nnch
Oppis £ best bi-der. Eine" .'Inst ha" B(Zyro), sonst
(auch in B) zum Beste" ha", wie nhd. — 7) Es chil
nüd sr1 best Gl, in Th; Z nid am Beste". Es hät-mer
aber nüd z' best g' falle". Alpendott 1808. Wer z'leggst
lacht, lachet :' Inst. JBoos (L). — d) ,Den knechten
wil icb zeigen an diu wil und meinnng zbest ich kan.'
JRdef 1539. — e) de' hest, am besten ZO. Du tuest
de" best, wenn . . . Es hilft, ist de'' best. .Wir habend
haiter vorbehalten, dass wir dise Satzung und Ordnung
mfigen minderen und mehren, wie wir dann meinend,
Gott und gemeinem nutz der best zuo dienen.' 1528,
JGöldi 1897.
Die ä. Belegre machen es wahrscheinlich, dass in den
Wendungen (Eim) .' Bett tue", rede" (unter '2 b a) z' Best
auf das Best beruht; für die MAA., in denen Dies '« Best
hätte ergeben müssen, ist z' Best als Analogiebildung nach
andern Verbindungen mit ze wie z Leid w&rclie" zu erklären.
/',' best (3 c) eig. präd. Attr., auf ein männliches Subj. be-
zogen, z. B. er hat der Best [= als der Beste] y'schosse", dann
als Modalbestimmung zum Vb gefasst und in dieser Function
weiter verbreitet. Von formellen und syntaktischen Besonder-
heiten sind noch anzumerken: a) die Verbindungen .best
seines, ihres, unseres Vermögens.' Guler 1616; JMüller
1661 (,best seines Vermögens zu helfen'); 1685, ApHeiden
(.Steg und Weg best unseres Vermögens besseren'); 184-2,
ZOGlatt (.best unsers Vermögens zu raten und zu helfen");
den Ausgangspunkt bildete ein modaler Gen. wie z. B.: ,Dass
sy die herd der schaaffen Christi bests irs könnens und Ver-
mögens weidind.' JWolf 1561. Hieher auch: .Damit nun
solchen leichtfertigen verfüehrischen Nachttänzen und Heu-
gerteu ein Abschnit ze tuon und hest Möglichkeit vorzebuwen
höchst notwendig were.' GrD. LB. .Damit Schand und Laster
bei dergleichen Anlässen best Möglichkeit hiuterhalten wer-
den.' ebd. — b) der Acc. .Besten' des subst. Neutr. (.Schliesse
die Augen dises Haupts [des Bürgermeisters] auf, dass sie
des 1. Vatterlands Besten sehen.' AKlingl. 16S8) und der
Gen. .Bestens' (.Die Kosten werden Bestens wegen aufge-
hoben, die Parteien zur Ruhe verwiesen.' 1730. Absch.
.Welchem der hiessige Magistrat nach angewohntem Aus-
druck von Bestens wegen sich unterzogen. ' JLWeissenb.
177-21; vgl. zum Letztern .Rechtens' bei Gr. WB, VIII 405.
Kren- s. best 2 b ß.
Herren- f.: von der Übrigkeit bei den Schiessen
der städtischen Schützengesellschaften gespendeter
Ehrenpreis. XVI./XVIIL, ZWthur; Syn. Fri-Krönen ;
vgl. best 2 b ß. Die H. war nur für Einheimische be-
stimmt. .Welcher die H. gewinnt, soll schuldig sein,
den Tatsch wöchentlich dreimahl zu sprützen und zu
schwärzen. So er Solches unterlässt, zahlt er 2 Schil-
ling Buss.' ZWthur Schiessordn. .Welcher die H. ge-
wonnen, soll den Pfeil tragen und die Kreiden an
ihrem gehörenden Ort bei dem Tetsch haben bei
1 Schilling Buss.' ebd.
Nach- f.: zweitbester Schützenpreis. ,l)as best
der gaben under den büchsenschützen hett gwunnen
einer ab dem Züricher see . . . und die nachbest ist
in unserer herren und oberen stadt kumen.' 1568,
UMey. Wthur. Chr. S. noch best 2 b ß.
Besti I f.: 1. das Beste GrD. I'h will zu dem
Schick [Heirat] min B. tuen, mein Möglichstes tun.
.Wenn man stürm lütt und wer das hört und mit si
besti darinn dait . . .' Ar LB. 1 109. .Wir haben söllichs
nit gwalt noch in empfelch gehept, sonders solichs in
der best ücli, unscrii herren und oberen, zuoschriben
wellen.' 1521, Absch. .[Er] geiget nach seiner Beste
[bestmöglich].' GKönig 1695. 2. bester Zustand,
Zeit; spec. Blüte des Lebens, auch „des Wohlstandes"
Ap; „VO"; Gl; GrD., Pid.; GW.; ScnSt. (Sulger); ZS.
En Mann i" schiner B. GRFid. (Nock) i" der, siner
B. si". Zu schiner B. ist das en rechte"' Feger g'sin
Grü. (B.) „Das Mädchen ist in siner B. VO." ,In der
Besste ihrer Jahren ins Gras beissen.' UBräguer. ,Ein
Mann in der Beste seiner Jahre.' Schalch 1836.
.Welch erbärmliche Rolle spielt der [durch den Trunk
heruntergekommene] Hausvater in seiner Familie!
Welche elende Figur macht der Mann in seiner Beste,
wenn er [im Delirium] zittert wie ein altes Weib!'
Schecss 1841 (Ap). .Ein hengst kompt biss auif 20 jar
zue seiner beste.' Tierb. 1563. .Integra setas, so einer
in seiner beste ist. Parthi adulti, stark und mächtig,
die yetz in ir(er) b. sind. Florem aetatis tangere,
zue seiner b. kommen.' Fris. ; Mal. ,0 dass es ein
ding umb mich wäre, als do ich in meiner beste was!'
LLav. 1582. ,Dann er zur selben zyt erst im nünund-
dryssigisten jar sines alters und desshalben in siner
beste was.' RGwalth. 1584. ,üa ich 40 Jahre jünger,
in meiner Beste und an dem königlichen Hofe nicht
der minste wäre.' JMüller 1673. ,Er ist in seiner
Beste, fiorenti ajtate.' Met., Hort. 1692; Denzl. 1716.
S. noch Müch-Fass (Bd I 1051).
Pe'st (in Z tw. B-) — f.: Beulenpest, auch für
ähnliche verheerende Seuchen (so die Cholera Ap;
s. JMerz 1836, 187/8). Vgl. die (z. T. volkstümlichem)
Synn. Bülen-Töd, schwarzer Tod; weiterhin Sterbend.
Obgleich seit 200 Jahren erloschen, hat die P. in der
Erinnerung bis heute tiefere Spuren hinterlassen als
irgend ein anderes Ereigniss. Die P. erschien als
ein .grosses Auskehren': als sie 1611 und 1629 in
GHenau ausbrach, sah man Nachts ,ein weisses Fräuli'
mit einem weissen Besen an einem Hause emsig die
Türschwelle kehren, worauf ein weisslicher Rauch
aufstieg. Henne 1874, 269; vgl. ebd. 268 und Lüt.,
Sagen 114. In LMeggen zeigte sie sich als kleines
blaues Räuchlein, das in eine Spalte in der Stuben-
wand fuhr (Lüt., S. 115), in AALengnau als blaues
Feuerlein, und die Leute sagten, die P. well sich i"-
neste"; vgl. dazu Henne 3 67. Ganze Dorfschaften
sollen ausgestorben sein, so ÄAHausen. In BSumisw.
blieben nur so Viele am Leben, dass sie Alle an einem
runden Tische Platz fanden, der noch jetzt erhalten
ist. In ZF. gaben um 1630 die wenigen Überlebenden
ihrer Freude, einander noch am Leben zu finden, da-
durch Ausdruck, dass sie sich von einer Talseite zur
andern mittels des Milchtrichters den Morgengruss
zuriefen. An verschiedenen Orten entstanden Klage-
lieder wie: Isch-es nit en Jammer und e" Chlag: 3G
Liehe" in eim Grab! U; s. noch Arch. f. Volksk. III 136.
In AaB. waren Angst und Schrecken so gross, dass
die Totenglocke nicht mehr geläutet werden durfte
und die Totenwagen über Nördlinger Tuch geführt
wurden, damit sie nicht knarrten. Wer vom Niesen, dem
Vorboten'der P., befallen wurde (vgl. Sp. 817/8), wurde
als verlorner Mann sich selbst überlassen; in BL. sah
man darauf, ob aus pestverseuchten Häusern kein
Ranch mehr aufstiege und verbrannte sie dann. An
1701
Bast, liest, l>ist, bost, bust
1702
den Häusern, wo ein Pestkranker gestorben war. wurde
vor der Totenkammer ein weisses Tüchlein ausge-
hängt, worauf dann der Tote abgeholt wurde AaNussIi.
Zur Abwehr der Pest veranstaltete mau Kreuzgänge,
so in AaB. nach Wyl zum Pestheiligen StRochus; in
AAWürenlingen setzte man einen besondern Feiertag
(Pestilenz-Firtig) ein, in ZGÄg. rief man den hl. Se-
bastian an. Oder man beschwor und bannte die Pest;
vgl. die Pestbesehwörungsformel Arch. f. Volksk. II 170;
Beispiele für Verkeilung der Pest s. Henne 1874, 269;
2 413 f.; Lüt., Sagen 114/5. In AALengn. wurde das
Feuerlein durch Bewerfen mit Jauche vertrieben. Me-
dizinische Gegenmittel waren Chnöblaueh (s. Bd III
1007; auch AaRoi'cI.), Baldrian (Sp. 1197), Binz (Sp.
1412), Ästrenzen (Bd I 578), Biberneü (Sp. 923/4);
Brunnkresse, auch Sägspäne und Asche. Der Orts-
name i" 's Beste" ZF. soll die Erinnerung an das Auf-
hören und die Grenze der Seuche erbalten haben,
indem dort das Vögelein auf dem Baum den ratlosen
Menschen das Arcanuni mitgeteilt habe. Nach einigen
Erzählungen hieng das Erlöschen der Seuche damit
zusammen, dass die Leichenführer Leichen, die ihnen
auf dem Wege zum Begräbnissorte vom Wagen fielen,
liegen Hessen in der Absicht, sie bei der nächsten
Gelegenheit mitzunehmen; da starb aber, gleichsam
ihnen zum Trotz und zur Strafe, Niemand mehr, und
sie mussten jene Leichen besonders abholen AaB.,
Rord., Ruin., Würenl.; ZWasen. Anderwärts knüpft
die Sage das Aufhören der Pest an den Glauben von
der Totenprozession: das letzte Opfer sieht sich selbst
als Letztes im Zuge AABell.; GSev. (Henne 1874, 269);
ScbwMuo. Auf der First des Hauses, in dem der
letzte Todesfall vorkam, wurde ein Strohkreuz zum
Andenken errichtet AAMellst. Eine Aufzählung der
Pestepidemien in der Schweiz bis zum Ende des XVI.
s. Sonntagsbl. des Bund 1880, Juli bis Bez. Vgl. zum
Ganzen noch Arch. f. Volksk. 111 133/6; aZoll. 1899,
98 f.; HTürler, die Pest im Oberland. Bern 1893; Z
Anz. 1890, 19/21. RAA. Stinke", schmecke" wie d'
(oder e") P. AaF.. Ke.; BsStdt; B; F; Th; U; Z. Du
schmeckst zom Mül use" ice ne" Post F. Chüf die P.,
wenn du noch nit g'nueg hest, sagte man noch 100
Jahre nach dem Auftreten der Pest sprw. von einem
Geizhals, dessen ganzes Trachten aufs Zusammenlegen
irdischer Güter gerichtet war. DGemp. 1884, 71.
hat. pestie. Das W. ist erst uhd., junger als das gleich-
bed. Ptttüenz. An die lat. Grundform schliesst sich die Form
,Pestess' (,1611 ist ein Ratstag iu N. N.'s Huss gehalten
worden, wyl die P. uffem Rathuss gewesen.' GT. Tageb.).
,Die Fast.' 1629, SchNeuk. Chr. Das W. mehrfach als Masc
1629, GrChur Taufbuch, Zu deu RAA. stt'nie" usw. wie d' /'.
ist zu bemerken, dass die Pestleielicu rasch in Verwesung
iibergiengen.
Holz- s. Cheibet 1 (Bd III 104).
pestiere": fluchen. Mit Vätern P. MUsteri. Siehe
noch Gr. WB. VII 1573.
Pestilenz f. ,Zuo zyten, so die pestilenz umb-
gieng.' 1471, JUöldi 1897. ,[Sie] sygen der pestelenz
gstorben.' 1549, L Hexenproz. ,1611 fieng ein allge-
meiner Sterbend, die vergiftete Krankheit oder die P.
zu regieren an.' FMey., Wetz. ,[1628] kam die ver-
gifte I'.' Baoirncbe. S. auch Wunä-Gallm (Bd II 205),
BAI (Sp. 1186). , Bewahr uns, o du treuer Gott, vor
Feuersgfahr und Wassernot, vor 1'., Erdbidem und
dem seil Warzen Tod!1 volkstümliches Gebet BSi.f;
vgl. DGemp. 1884, 70. 1506 wurde die .Pestelenz' zu
Schwyz durch die Erscheinung eines hässlichen, alten
Weibes .mit langen, grossen Zenen und gspaltnen
Füessen' angekündigt; s. Henne 1874, 269. Von einer
Viehkrankheit: .Ein grosser Sterbend oder ein P. [ist]
unter das Vieh kommen.' JJBreit. 1629. RA.; Stinke"
wie-n-e" P. ZStdt. In Verwünschungen: .Pfui Pesty-
lenz, Stral, Plitz und Für!' Jon. Mahl. 1674. .Potz
1'.!' Gespräch 1712. S. noch Chuttlen (Bd III 574).
Bei Ardüser l.">7'2/1614 erseheint das VY. mehrfach als
Masc. ,Die pestenlenz.1 Morgant 1530.
pestilenzhaftig. ,Ich würd uffrüsten über Ba-
bilon und ire ynwoner glych als ein p-en wind.' Zwingli
(nach Jerem. 51, 1).
pestilenzisch. , Von der p-en sucht.' Ansb. ,Am
p-en prusten' gestorben. 1506, Absch. .In p-en Zeiten.'
BCts. S. Schläf-Beri (Sp. 1472). Bildl.: .Die p-en
hüchler.' Ansh. Daneben auch ,pestilenzialisch', z.B.
BÄrzte-Ordn. 1645.
Marder-Pest, Marter-Beat n. (nach Andern auch
f. und m.) : dünne, im Wasser unsichtbare Darmsaite,
mit der die Fischangel an die Angelschnur geknüpft
ist BsStdt. — Volksetymologische Umformung eines Fremdw.,
viell. frz. amarre de piche.
Beste": wenigblütige Binse, Scirpus pauc. (bato-
thryon) Ap (Durh.). — Wahrsch. irrtümlich für ßf/j," :
s. Bim (Sp. Uli).
„peste": rett., sich sputen BO." — Zu it. peelani,
sich drängen?
an-pe'ste": sich sehr anstrengen, sieh die äusserste
Mühe geben B. l'h ha" mängist wpestd, si soll zum
Dokter gä". Gew. rett.: I'* ha"-mich ämcl och müesse"
ii., (er noch zur ZU fertig z' werde". Du cha""st-dich
hing ct., du mansch im doch nimme" nachc".
Bestia Beslj,, GnPr., Seh.; W, BestiUÜ; V;Z(-e>-),
Be-sti Sch, Pesti G; SchwE.; Ndw, Pe-sti Ap; Sch; Tb
— f. GrPi'.; Sch; Ndw; U; W; ZZoll., m. Ap; G; Th;
ZO., Best n. AABb. f-e'-J; Obw: 1. Bestie, 's Chindli
hat dere" Besii [der Schlange] umeder de" Bugge"
g'sträpflet und a" icrem Chröndli umme" 'zirlet und-ere"
vilmol Ali g'ge". Schwzd. (ScHßargen). Meist als derbe,
verwünschende Bezeichnung a) von Tieren jeder Art
Aa; Ap; GrPi'.; G; Sch; Th; Ndw; U; Z; spec. von
Tieren weibliehen Geschlechts ScnNnk. Gib dem 1'.
Ei"s! z.B. einem Zugtier, das nicht ziehen will Tu.
Du P.- Flüge"! ScaNnk. — b) von Mensehen Ap;
GrPi.; G; Th; Ndw; U; Z. Den chunnd de" B. g'rad,
von einem verhassten Störenfried. OWild 1874. Usi
mit ''ein P.! von einem Falschspieler. Ap Anzeiger. E"
so c" Lueder, so e" Kanaille", e" so en P. ist-mer noch
nie ander 's Törloch cho" Ap (Schläpfer). En füler P.
G; Th. S. auch »öderen (Sp. 676), Spec. von einem
bässlichen, bösen Weibe Sch; SchwE.;U; W. I'h ha"
nur e" par Wörtli g'sät; iezt ehihet die B. schu" de"
ganz Tag Sch. Von einer Hexe Obw; s. Lüt., Sagen
218. Roher (GrPi-.), unbändiger (G) Mensch; wüster
Kerl Z. Tue" wie-n-en P., sich wild, wie rasend ge-
bärden Tu; ZO. Oft auch als derber Ausdr. der Aner-
kennung, sogar Bewunderung, für einen Menschen mit
ausserordentlichen körperlichen oder geistigen Gaben.
En starchtf B., ein Mensch von ungewöhnlicher
Körperstärke '/.. En g'schide'' P. Tu; Z. So bes. in
verst. Zss. En Hunds-, Monis-, ]\\lt(s)-, Wetter-P.,
ein sehr starker oder ein durchtriebener Mensel] Ar;
1733
Bast, liest. bist, bost, bust
1791
6T.j Tu; '/AI-, Syn. cii P.-Chetser Tu. — c) von Sachen
Ap; Thj ZO. K' so en /•'.. von den verhassten me-
ohanischcn Webstühlen. Stütz. Wie hässt jetzt de''
P.? von einer Seuche. .TMekz 1S30. En B. [Unge-
lieuer] run-cre" Dampfmaschine*, Kanon '/.. — 2. zur
Bezeichnung eines hohen Grades von (zumeist wider-
wärtigen, unangenehmen) Eigenschaften, Zuständen
usw. Wüest wie-n-en 1'.. erzhässlich Ap; Th. 's ist
heiss g'si" irie-n-en P. Tu. Stinke" wie-n-en P. Th. Das
Messer haut wie-n-en P. Ar; Tu; ZO. Er cha"" springe'
wie-n-en B. GG.; ZO. Auch als erster Teil in verst.
Zss. : en Pest is-G' stank ; pestis-wüest, -gross SchwE.
— Zur Verwendung vgl. .Biest', ferner Cheib (Bd III 100 f.).
Erde"-Besti: verst. Besti Z. PotzE.! Fluch ZO.
— Heide°-Besti. Potz H.! Fluch ZO. — Hell-
Pesti: Untier, Unding Ap. - Wand(s)-Bestja:
verst. Bestj" GüKlost. D' Muntafüner Berge": ja,
du dünnet hed 's auch es par recht Wandbestjä oa"
Gross*. wenn-ich e" Chlösterscher Üsdruch brühe" tarf.
MKuoni 1886.
bestialisch: 1. viehisch, grob GrPi\ — 2. in
der Verbindung b. stinke'1 U; Z.
Beist „Beischg" m.: = Bersch (Sp. 1607).
beiste" Ai; „Gl;" SchScIiI., Stdt; ZDäll., Hörnli,
S., W., peiste" AiFri. (neben b-J ; ScnRüdl., Schi., St.;
THErm., Hw.; ZAff. b/H., A., Bül., Fehr.,0.,Sth., pe'iste"
ZWyl b/Rafz, bä-ste" SonBuch, pdste" ScHHa., Nnk.,
Sibl., peste" ScuOHa., „beischge"" : 1. schwer, stossweise
atmen, keuchen, stöhnen, ächzen, jammern (auch ohne
triftigen Grund) AAFri.; Sch; TaErm., Hw.; ZAff. b/H..
A., Bül., Fehr., S., Sth., W., Wyl b/Rafz. S. noch St. I
137. Syn. berschen (Sp. 1607). Ph glaub 's wol, dass
De'' b. muess, von einem Fettleibigen ÄAZein. Was
hesch hüt schu" 'dö", dass d' eso baistisch? ebd. Er
peistet uf d' Winde", steigt keuchend in den Dachraum
hinauf. Usteri. Du paistist, wie wenn- der 's grösst
Unglück begegnet war ZFehr. Der hat 'paistet, wo-
n-em 's Bus rerbrunnen ist! ebd. In Verbindung mit
Synn.: Los, wie-n-er [der Geist] pustet und peiltet!
ONägeli 1898. Chlagen und p. ebd. S. noch glosten
(Bd II 652). Von Tieren: .Ein Schwein oder ein an-
ders Stuck Vieh, welches man mästet, wird behalten
auf den Schlachttag, und indem es im Stahl guten
Muts frisst, trinkt, beistet, ruckt unvermerkt hinzu
der Tag.' FWvss 1672. Abi. „Beischg n." — 2. mit
Zurücktreten der Geräuschvorstellung: hasten, sich
ängstlich, ungeduldig gebärden ZFehr., Wyla. Syn.
strütten. Paist auch nüd eso, de chunnst noch früe
g'nueg! ZFehr. 3tit all sim Paiste" chunnt-er niene"
hi". ebd. Der N. hat z' taufe" und chunnt ke" G'vatter-
lüt über: Der sell-mer p.! ZWyla. Keine Ruhe finden
können, sich unruhig auf dem Lager herumwerfen
ZHürnli, 0.; Syn. geistern, pfneisten.
Der Voc. ist altes ei und steht zu dem von bluten im Abl.-
Verhältniss. Zur Bed. -Vermittlung vgl. beizen und harzen
(Sp. 1638. 1640).
ver-: vor Hitze schier vergehen, von Personen
AaZ. Keinen Atem bekommen, fast ersticken ScHSt.
beistere": keuchen, stöhnen, vor Anstrengung
ZAnd.
ge-peistert: gegen Kälte, Wind und Wetter ab-
gehärtet GrD.
„beistrig: munter, flink, lebhaft GrA."
Schweiz. Idiotikon IV.
neuste": .unter Husten nach Atem ringen' BSi.
(ImObersteg), husten BWattenw.
Peuster m.: Husten BWattenw.
Bist B; „F;" Gr, Pist B; „F;" GnChur, D., L., l'r.,
S., Scuolms, Spl., Tschapp., UVatz; Z — m.:= B&rsch
(Sp. 1607). E" P. üslü" (B), tuen (Gr). S. noch grim-
mig (Bd II 7.'!1).
biste" AaKu.; B; F; GR;GSev.,W., We.; S; 'AM..
plste" B; GRChur, D., Landq., L., Pr., Rh., UVatz ; <iSa.,
W.; W, bistne" W (AmHerd): wesentlich = beisten.
Ich muess e"mal p., (tief) aufatmen B. Wie-n-er [der
Mann im Mond] si" Garbe" trVt uf-''em Rügg «•"' wie
d' Garbe" ne" drückt «'"' druckt n ■■' wie-n-er muess b.,
wie-n-er sich badet im Schwi-ss u"d wie-n-er schier
derble drüf gVt. Alpenr. IS tu, 309 (BHk.). Am Pflueg
geit der Bär, es wird im so sür: er hottet und hustet, er
werchet und bistet. Sanu tnd Klang1899 (B Alpl.). Dert
der chlin Bode"zweck chunnd hinne"drln, mag hofeli"*
noch dem Zug nächpiste" GrD. (B.). 's ist Alles chrank
u"d bistet B. Anstatt Pülcerli und Böllili giH 's Datsch
und Finz und Zigertroust, dass-me" drob z' b. chunnt,
vor überfülltem Magen. Albr. 1888. Bis ich der Löffel
'putzt, d's Mül b'schlcgget und fertig 'pistet und 'görpsel
hett. Prophet 1855. S. auch jasten (Bd III 79). Bes.
oder ausschliesslich vom Vieh GrL., UVatz; GW. B.
wie e" Kalberkue GW. Häufig verbunden mit Synn.
B. und bersche" (berste") Sp. 1607, &. und herze" Sp.
1639, borzen und b. B. ,Los. wie er [der in der Reihe
der Mähder Zurückgebliebene] keucht und bistet wie
eine gichtbrüchige Dampfmaschine!" HsNyd. Du hesch
geng (Oppis) z' b. und z' berze", zu einer Person, die
beständig über Unwohlsein klagt B. Was gruehsisch
u"d bistisch o"ch? OvGreverz. Nume" der Langsam
dert het Neitmis nor!' z' b. und z' greste". Schwzd.
(AaKu.). Mit grosser Anstrengung Worte hervor brin-
gen, übh. Etwas zu Stande bringen B; GrD., Rh.
.Stöft'el wollte auch Reden loslassen, trat auf die Bühne,
stemmte die Arme auf; es arbeitete in ihm sichtbar-
lich wie im Kessel einer Locomotive; dann, wenn er
genug gepystet und gepustet hatte, riss er das Ge-
sicht auseinander, dass es ein Loch gab in der Mitte.
Dann gieng das Loch zu, der Blast war raus.' Gotth.
,Da wars, als sei Mädi ein Besenstiel in den Hals ge-
fahren: es hustete und bystete und konnte kein ordent-
lich Wort zu Tage bringen.' ebd. [Gedrängte Schuld-
ner] hei" möge" b. und bete" [um Aufschub], wie si
welle" hei". Hofst. (S). 's g'wunderig Bäbi het-em der
Düsig Gottswille" a"g'halte", er söll-em 's doch sägen,
und endlige" nöch langem B. und Bete" seit er im, er
well-em 's im Vertraue" säge", ebd. Mit unterdrückten
Lauten seine Unzufriedenheit kund geben GSev. Eine
Grossmutter pflegte zu b., wenn man sich über den
Enkel, der ihr Liebling war, ungünstig äusserte. —
Abi. G°-bist Pist n. — Das W. ist in der gleichen Bed.
(pister, schwer aufseufzen) auch ins Ladinische übergegangen.
Pister m.: wer Alles mühsam, ächzend oder seuf-
zend verrichtet GrD. Es ist halt en arme", leide'',
alter P.
Bisti, P- m., Biste", P- f.: Person, die in einem
fort bistet B.
pistig: anhclus. Id. B.
Biste" Bist,, f.: pesta da canape PA1. (Giord.).
biste" bistn: pestare. ebd.
113
1795
Hast,, best. bist. hnst. bnsi
1796
Bistjine" (PL): grosser Wegerich, Plant, major
PAL (Giord.). — Vgl. das deutsche .Wegetritt.'
„bister: 1. düster, trübe BO. — 2. unfreundlich,
widerlich, ebd."
Das W. scheint seine nächsten Entsprechungen auf ml.
und nordgerm. Boden zu haben; vgl. LTobler 18ST. 102;
Fr., Ztschr. II 423. V 51. 144; Gr. WB. II 3. Doch wäre
auch Zshang mit fttter möglich, da Wechsel von anl. f:b
auch sonst nicht ganz selten ist; vgl. Beitr. XII 399 ff.
Pistole", Bistöle» Bs; G; Tu; Z, Pa- GitSeew. — f.:
1. a) wie nbd. allg. Scherzi). : Sundgäuer B., Bengel,
Prügel BsStdt. — b) Bistöleli = Buffer 2 (Sp. 1046)
ZZoll. — 2. PL, Fausthandschuhe GTa. — 3. Münze;
s. Fründ-Gelt (Bd II 248).
Bistum. Bf; Gr (PL unver., selten Bistumi) n.:
Zündstift, -kegel, am Gewehr. — Ftz.püion, it. pietone,
churw. piatun. Im Inlaut wird »-( (nicht st) gesprochen.
Bistnng U, P- PPo.; TB. — m.. Bistummli n. Ndw,
„Bastung f. UUrs." : (feinere) gläserne Flasche.
„It. bittune." Zu dem vortonigen n vgl. Pastolen aus Pi-,
Banetseh aus Bi- (Sp. 1308); zum Ausl. PoUing (Sp. 1184)
aus poüino.
Biest Aa (Eochh.); ApK.; BBr.. IIa.. Krauchth., Si.j
GlK.; GnCalfr., D., L., ObS., Pr., Seh., Spl., Val., V.,
Valz.; PAL; GA., Ms, Rh., Sa., Ta., W., Wb.; THBerL,
Eschenz, Maroni., Mettlen. Tag.: W Visperterm. j ZKn.,
Lunn., Best WBinn, Biesch Bü.; Gr Walsertäler; L
(häufiger Briesch), Biester I Tu (Krapf), Biemst AaoP. ;
ApI., M.; LG., Semp.; GT.; Schw; Zg; ZKn., 0., S.,
Biemsch BHa.; L (Egli); U, Bienst Aa (Eochh.); AeH.,
1., M.; BSL; GüMalans (nasal, ie); GTa., T.; UwE.;
Ndw; U; ZO. tw., Briest AaZ.j BsL., Spreng; BBe.,
0.; Gr (Amstein); Scu; ThHw., Mamm., Mttllh.; Z
DättL, NHasli, uTö., W., Wyl, Briesch ÄALcer.; Bs
(auch Spreng); B; LG.; Sch (auch P-J; SL., Thierst.,
Briemst AaF., Ke., Seethal, Wohlen; ZKn., Briemsch
L (Egli); „Z", Brienst (Anderegg), Priester Scu; Z
Benken, FlurL, Sth., Wyl - m., in BsL. tw.; Bü. tw.
(Zyro) n.: 1. = Biest-Milch (Sp. 204), von Kühen,
aucli Ziegen (Geiss-B. Gr), in Gr auch von Frauen
Aa; Ap; Bs; BO. ; Gl; Gr; L; PAL; G; Sch; Schw;
SL.; THBerL, Eschenz, Hw., Mettlen ; Uw; U; W; Zg;
ZBenkcn, FlurL, Hombr., Kn., 0. tw. Vgl. Anderegg
1898, 493. Der B. ist der Ghuo gebroche", sie gibt
nicht mehr Biest, sondern reine Milch GuPeist. ,Hier
zu Lande [in Ap] hält man es auch für die Kalber-
kühe sehr nützlich, wenn man in den ersten Tagen
Bienst einschüttet.' Steinm. 1804. , Bienst, colustrum.'
UwE. a. Voc. ,Die erst milch, nach dem ein kue kal-
beret hat, nempt man bienst, etlich ein pfaffen.' Tierb.
1563. .Bienst, briestmilch, briesch, die erst milch, so
man milcht, wenn ein kuo kalberet hat, colostra vel
Colostrum. Item von allen anderen tieren.' Mal. ,Es
dienet zur Reinigung des pechschwarzen Unrahts nichts
Bessers als die erste Milch oder Biemst.' Muralt 1697
(Hebammenb.). , Bienst, erste Milch, Colostrum.' Denzl.
1716. — 2. = B.-Chuechen (s. Bd III 141) AaF., Ke.,
Leer., Seethal, Wohl.; Ap; Bs; BHa., oAa.; GiiWalser-
täler; L; GRh., Ta., T.; Seil; SL., Thierst. ; Th; Ndw
U; Zg; ZDättL, NHasli, Lunn., 0., Sth., Zoll. B.-Ruedi,
Übername Jmds, von dem ein Vorfahr, Namens Ruedi,
beim ,z' Licht gehen' seiner Braut einen B. mitzu-
bringen pflegte ZZoll. — 3. übertr. auf milchig-käsige,
fettige Substanzen; sei auf derartige Absonderungen
iles menschlichen Körpers, z.B. das Ohrenschmalz
AAWohlen.
Mlil. biett, arid, biost, in Bed. 1. Betr. die weitere Ver-
breitung des W. und seine Etymologie vgl. Fr., Ztschr. 111
95. 102. 496. IV 487. VIST. VII 400; Schm.-Fr. I 300;
Lexer, kämt. WB. 26; Bergmann, Walser 90; Beitr. XI 1
421 ; Kluge, etym. WB. • 43. Anl. P- wird (z. T. neben B-t
angegeben aus AaWohlen; Gl (Ebel); GRh.; Sch; ThBerl..
Hw.. Mamm., Müllh.; ZDättL, NHasli. Herrschend ist P- in
der Form Priester; vgl. dazu den Beleg aus dem Tierb. Stalder
unterscheidet für Z zwischen Briemst in Bed. 1 und Brieiter
in Bed. 2.
biestele" (Gr), bzw. bieschele", biemstele" usw.:
„nach Biest schmecken." allg.; biestig sein Gr.
bieste" GiiChurw., Tschapp., biemste" Aa; Z, brie-
sche" I BO. : 1. biestig sein BO.; Gr. D' Milch brieschet.
— 2. Biest (in Bed. 2) machen Aa; ZO. Mer händ
noch nie chönne" b. Aa. S. noch er-galten (Bd II 237).
v er- Weste" GrScIi., -bienste" Ndw: keinen Biest
mehr (sondern reine Milch) geben. D' Ghue, di Geiss
hed rerbiestet.
biestig (bzw. biemstig, brieschig) : Biest ent-
haltend BO. ; GrCIiui-w., Rh., Sch., Tschapp., Valz.
D' Milch ist biestegi. E" Biestturte" ist b-i, wenn der
Biest nid recht gebroche" old üs'bachen ist GnOhurw.
Bieste" f. : Scheltw., unfügsame, unausstehliche (lt
Zyro schlaue, listige) Person BGadm. Sy n. Brieschen.
— Abi. vom Vor. V
(g e-) bieste" : aushalten GRPr., Valz. Das hed-er
nid g. möge", dieses Unternehmen, diese Arbeit konnte
er nicht durchführen. Die 's va" teege" Presthaf'ti
Wümme" g. mögend. MKuoni. S. noch Schwzd. XIX 41.
Biester II m.: Schimpfw. GRVah (selten). — Vgl.
rätorom. biesch, viehischer Mensch.
Bost: verhüllend für Gott, 'n Bost! Ausruf der
Verwunderung BHa. (Ju-n-)es Bost! ja, bei Gott!
BBe.; vgl. ja (Bd III 1). — Vgl. die Entstellungen Gott
(Bd II 519). Bit.
Post: 1. .Post(en)' m., reitender Bote, Eilbote.
Da uns nicht gefällt, dass des Königs .Posten' sich in
unser Land wagen. 1515, Absch. ,Uf das so schickten
wir ein posten zuo inen in das läger und schriben
disi red und wellten uns Ion wüssen , wie es inen
gienge. Also schriben sy uns, es gienge inen wol
und seit uns der post, dass . . .' 1521, Strickl. .In
disen Worten kam ein post schnell har geritten.' NMan.,
der dann als Acteur einführt: .Post. Jost Veitbot.'
,Sin majestät habe einen posten lassen rennen.' Ansh.
.Einem küngschen posten sundrer personen [Privat-
personen] brief abgenommen.' ebd. .Man übersandt
das bi N. N., unsern burger und posten.' Vad. ,l>en
posten will ich rüsten lassen, dermass im dsach also
befelhen, das... Ich wetts ouch im dermass inbinden,
das in der post müesst allweg finden.' Ruef 15511.
,Uer post, ein schnäller löuffer, veredarius, hemero-
dromus.' Mal. ,A1so Hess er eilends die posten [mit
dem Kriegsaufgebot] gehn und umbschlahen. name so
viel kriegsvolk er in eil haben mochte.' Wurstisen
1580. ,I)u bist ein post us tiefster bell, des Belze-
buobs und Satans gsell', sagt der Heilige zu Merkur.
Matritiana 1581. ,In posten wys', durch einen Eil-
boten, bzw. als Eilbote. N. N. will persönlich .in
posten wyss' zum Kaiser reisen. 1515, Absch. .Er hat
in posten wys unser kommen dem herrn und obersten
im Land zuogeschriben.' 1521, Strickl. ,Des muosst
1797
Hast. best, bist, host, bust
17'i-
ich uf syn und in posten wys Linien zu der stadt
hebammen.' Jos.Mal. 1593. S. noch Mueter (Sp. 590).
— 2. ,Post- f. a) Einrichtung zur Beförderung von
Brieten, Waren usw.; entw. ai (reitender) Bote, also
gleichbedeutend mit 1 (Bote. Botin BHk.) oder ß) auch
Dim., Postwagen, allg. .Er wollt [den Brief] uf der
post hinus [aus Italien in die Schweiz] schicken.'
1521, Strickl. .Darum wellet uns bei förderlicher
post in schrift verständig machen.' 152-1. Absch. Der
Friedensunterhändler musste .noch einmal zue Maxi-
miliano gen Ulm anff der post reiten.' Wdrstisen
1580. .Anken, es sye zu Boss, Bost oder Wagen zu
soumen.' 1019. Alpexw. .Ein Schryben in Post uf
Elg zu fergen.' 1639, Ar Volksbl. .Bott . auff der Post,
volucer nuncius.' Dexzl. 1077; 1710. .Wie will ein
Richter einem Advocaten nachkommen, der die Post
lauft, und was vor einen Eindruck will er sich machen
von einem übereilten Discours?' HKeller 1729. ,Die
Zürich-Post auf dem Boss erfroren.- 1755. Bafern-
cbron. ,Ich habe das Geld auf die schwere P. [wohl
Frachtpost, im Gegs. zur leichtern Eilpost] gelegt.'
1792. Z Brief. RAA. Wie d' 1'.. rasch, schnell U.
Das gät nüd eso uf der P., erträgt nicht solche Eile,
will überdacht sein Z. Es gät das \~erzihe" nüd uf
der P. bim Herr Pfarer. Usteri. Desu-ege" fart d' P.
glich, sprw. Ausdruck der Gleichgültigkeit Aa; SB.
— b) Posthaus. allg. — c) Name von Zeitungen. Post
und Ordindri 1) verk. Bezeichnung der 1794/1815
erscheinenden .Post- und Ordinari Schaff hauser Mitt-
wochs-Zeitung.' — 2) scherzh., Allerweltsklatschbase
SchSL — d) Nachricht. ,Die frölich p. der frölichen
erobrung Heilands.' Ansh.
Eigentümlich die Form ,bust' bei Kessl. : ,Und wegfer-
tigend behende bust au alle ire verwandten.' .Man hatt den
stürm mit gegenileuder bust abwendig gemacht.' Ein weiterer
Beleg (zu 1) ist irrtümlich unter ßurs (Sp. 1605) gestellt.
Esel-. .Hütet euch, dass ihr auf der Schild-
wacht nicht schlafet noch nidersitzet, ihr wurdet
sonst mit der Canna aufgemuntert, wo ihr nicht gar
die E. reiten müsset', auf den Esel gesetzt werdet.
Kkiegsr. 1704; s. Esel 3 (Bd I 517).
Gable"-. Uf der Gable"post (sich fortmachen),
eiligst. lez flugs uf dar G. fürt. Balz 1781 (Uw).
Mit Bez. auf die Gabel als Fahrzeug der Hexen. Im
gleichen Sinne heisst es bei Balz 17S1 an andrer Stelle:
.Grctli fahrt auf der Gablen fort', geht eiligst ab.
Neben-: Sendbote, Courier, dgl. neben den
ordentlich bestellten und ausser denselben auf den
Tagsatzungen zu- und abgiengen. .[Die Eidgenossen]
beschlussend, dass niemand zuo tagen sollte kommen,
dann von sinen obren verordnet; hiemit nebenposten
und pratik zuo verkommen und abzestellen.' Ansh. -
Sattel-. Ond het de" Pur e" Chue, so hett-er gern
e" Boss. . . S. hässt das Boss, Storfelzue hässt die Chue
usw. Sang ond Klang 1899, 430 (Ap). — Sehn egge"-:
typisch für grosse Langsamkeit. Uf der Sehn, rite",
fare", cho"; es gut uf der Sehn. Aa; Th; Z. .Wo ist
man hurtig zu lauffen auf den Wegen des Herrn?
Gehet nicht Alles die leidige Sehn.?' JUlk. 1733.
posteliere": Botendienste besorgen; meist zsge-
setzt ume", umenand, tonen und ane" p. ZStdt. ,[N. N.]
hat vor Zeiten meinem Vatter in der Druckery poste-
liert.' FPlatter 1612.
poste" I, in Gl postne": 1. intr. a) = dem Vor.
Aa; Bs; B; Gl; „L;" S; Th; W; Z. V 'gl. Post- Chind,
-Blieb, -Rüterli. .Daneben musste ich p., wenn es
Etwas zu p. trab und nicht etwa eines der Meister-
leute zufällig oder gerne ins Dorf gieng.' Gottii. Eim
oder für Ein p. aaüü. Ich suechen öppen es schuel-
pflichtigs Meitschi, fer mer zwüschen-ine" e" chlei"
z' p. B. ,Postete ich für die Meisterleute, so hatte
jedes der Diensten auch Etwas zu verrichten.' Gotth.
Mehr scherzh.. Verschiedenes hin und her berichten
oder tragen Ap. Ume" p., in allerlei Geschäften, ge-
schäftig umher laufen Ap; SchwE.; W. Was hast
aber umha" z" p.? W. ,In der Stadt herumposten.'
AHöpfn. 1788. Herumziehend feil bieten. ,Das sog.
P. mit jungen Ziegen (Kizi) soll dem Hausieren gleich
gehalten und also den Meistern, Knechten und Lehr-
jungen, nebst der Confiscation der Waare, bei einer
Busse von 3—8 fl. untersagt sein.' G Metzgerordn. 1835.
— b) eilen. ,Wie bald ich zuor muoter hosten und
dis schowessen [des Täufers Haupt] fürbringen!' Aal
1549. ,Zum küng will ich gern mit dir b.' ebd. ,Gar
bald tuond sy [die schlechten Weiber | von eim b. ;
wenn ir muotwill nit mag furgan, so luogends umb
ein anderen man.- ebd. — 2. tr. a) (auch „umenander
p.u) mit Acc. P., Jmdn als Boten mit Aufträgen da
und dort hin schicken B; „L;u W. ,Ich postete ein
Schulkind mit dem Auftrage [eine Flasche Wein zu
holen].' Gotth. Mit verschwiegenem Obj.: ,Dass si
[die Oberhasler 1528] hin und wider postid, rat und
hilf in und ussert Lands suochid.' Ansh. ,Si schickent
und postent [bei Bewerbungen um Ämter] mit gaben
tuoch[?]: Nun, heimlicher junger, gang hin, versuoch !
bringst das zuo wegen, du muost wol sehen.' Salat.
.Sy band tag und nacht gepostet, in dryen tagen das
gelt [die Kriegskontribution] by einem haller gelegt.'
Bossn.-Goldschm. — h) (als Bote, mit der .Post') wo-
hin befördern, tragen, berichten, 's isch vo" Jugc"d
üf si" grössti Freud g'si", ro" der Stadt uf 's Land
und vom Land i" d' Stadt de" Lüte" Kommissionen
üsz'richte", Briefe" und ändert lieehti Busti"g hin und
her :' p. BWvss (S). ,Dass er durch sine posten den
bischof in sibeu tagen von Rom gon Lucern postet.'
Ansh. .Was irer anschlegcu was und die iren an si
brachtend, postetends [die Boten] flux ab tagen hinder-
sich.' 1528, Salat. Mit verschwiegenem Obj.: ,Lass
bar gan. frölich zuohar p., solt schon ein mundfol ein
gülden kosten ! ' Salat 1537 (Auftrag vor einein Gast-
mahl). — 3. (schwer und mühsam) tragen BBr.
ab-: derb für sterben Ap; GTa. Er miies' a., ist
unrettbar verloren GTa. Vgl. das syn. ab-faren (Bd 1
892), ab-reisen.
Posteri: coli., (politische) Boten. ,Der p. halb,
so in unser eidgnoschaft ligend, die dann allerlei
pratick und abentür tribend, als sölichs offenbar durch
ir geschritten erfunden, ist mengerlei red gebracht
und doch zu letst beschlossen, das man die sach by
ruowen bliben lassen, der hoffnung, uf die antwurt,
so inen geben worden sye, sy werdint sich sust uss
unser landen verfliegen.' 1522, Absch.; vgl. IV 1 a 168.
— Die Bildung vergleicht sich dem nhd. .Keiterei.'
Posterli I: Beiname einer Postbotin BWattenw.
Postete" f.: .das Benachrichtigen durch Hin-
und Hergehen oder auch das Hin- und Herschaffen
verschiedener Dinge' Ap.
Posti f.: Art, Erscheinung eines Boten. .Indem
ghört ich ein grusam hörn ... So fart daher mit
1799
Bast. best. bist, host, bust
Ismo
schnellem trab ein post, liess gegen felsen gan, das
füwr zuo allen orten ufbran. Ich dacht: das ist ein
seltsam posty; mein, dass der tüt'el in dir sy.' Salat
1532 (V. 99).
postiere" I: 1. mit der Eilpost reisen, sich eiligst
wohin begeben. .Die krüzer [Kuruczen] erwägten ein
so grossen schaden und schrecken, dass der römsch
keiser illends hinab gon Pressburg muest p., Mayland
und d' Eidgnossen lassen.' Ansh. .Ueshalben die car-
dinäl von Medicis utnd Sitten illends illends gon Rom
postierten, disen hellischen kriegsstand ze erhalten.'
ebd. — 2. Botschaft schicken; s. posten 2 a. .[Die
Oberhasler] söllid um keinen frömden noch heinischen
schirm pratticieren, noch um und har p.' Ansh.
„postle": = posten 1 und 2 a."
Postli I m. : Postillon Ap; Tu; Z. — Aus dem
Fremdw. umgebildet.
pöst(e)le° I: Dim. von posten 1 S. 's Schnider-
griteli mit sim Boge"chürbli am Arm, wie 's ame"
Samstig i" d' Stadt ine" pöstlet, dem Herr Pfarrer . . .
Kummissiöne" macht und das oder disers Stadtmäri
liei'"chrömet. Schild. lch bi" vier Jör olt g'si", d' Gotte"
het-mich lere" bete" .. . und pöstele", zum Chrämer, zum
Solzme" und allen Orte" hi". Joach.
Postler (in B PöstelerJ m.: Postangestellter, z. T.
mit verächtlicher Nbbed. B; Z.
Postat ni. ,Der p. von Visperan [Vicosoprano].'
1365, Z Stadtb. Die selbe Form auch im Schachzabelb.
V. 7582. 94. — Aus Podestit, it. podestä ,• vgl. Sp. 1033.
Bostel m. : kurze Jacke Sch (Kirchh.).
hoste": stark klopfen GG. — a"-: anklopfen, ebd.
— Vgl. botsclten.
Poste" I : in der Verbindung z' Posten (chon),
eigens, absichtlich WV.
Vgl. das gleichbedeutende apoeta (Bd I 3(13), auch bei
Screrh. 1742: .Wir sind des folgenden Tags selbst ä posta
an das Ort des Falls hingegangen.'
Poste" II m. (f.): 1. a) Posten im militärischen
Sinne, allg. .Der herzog lies die [Wacht-]posten und
profant ufheben.' Ansh. .Die Offiziere sollen bei
entstehendem Alarm sich vorzüglich geschwind auf
ihre Posten verfügen . . . ohne Erlaubniss nicht von
ihrem P. abziehen.' Z Feuerordn. 1709. Als Fem.:
,Es scheidet der Wächter von siner Post.' AKlingl.
1(388. — b) Wohnsitz. Syn. Sitz. Das ist e" scho"s
Postli, ein schon gelegenes Haus GBern. Wo hest
g'loscMert z' Luzern? Im Mure", 's ist e" schöne'' P. L
Nachr. 1865. — c) Amt, Stellung, allg. En gneter P.,
eine einträgliche Stellung. Er hat z'letst noch es Postli
nlirrciio", eine bescheidene öffentliche Anstellung. ,Es
sei gottlob nicht mehr die alte Zeit, wo man ein Bur-
ger von Bern sein musste oder der Trabant eines
Landvogts, um zu einem Pöstlein zu kommen.- Gotth.
Ein .Pöstli-Lüstling', Ämterjäger, ebd. - — d) beschwer-
liche Lage. Aufgabe Uw. Das ist c" P. für in. Me"
sett nid fresse" «'"' niene" nid ehoste" [klagt das Wild-
fräuli über ihren Mann]; ist das nid oi e" verflueehtef
P.? Uw Gem. — 2. Post f. ZZoll.f, sonst Poste" m.
(PI. Poste") a) Rechnungsposten, Summe, Betrag.
allg. Posten, Postli. Rechnung BBr. (Schild). Am
Postli ha", übertr. = üf der Beüe" ha" Gl; s. Sp. 1162.
.Während die Bergleute im Dorf nur ein geringes
Postli |d. i. wenig] leisten wollten.' 1652, ZHorgen.
Der Gemeinde ist .die ganze Post angeschrieben wor-
den', sie ist dafür als Schuldnerin behaftet worden.
1692, Z. .Beide P. sollen von dem Pfrundgeld abzogen
werden.' 1766, ApHeiden. Einzelner Ansatz in einem
Verzeichniss: , Silberne und vergülte bilder, die in-
ventiert sind, wie von post zu post hienach geschriben
stadt.' 1534. Z Anz. Einzelne Aufstellung, Behaup-
tung: ,Aus Selbem ist klar, dass das Fundament des
Capuciners sandächtig. . ., so dass auf alle Posten zu
antworten vergebens were.' Fasi 1696. — b) Waren-
posten, allg. Es Postli Chorn, W%K. ,[Der Factor]
habe dem ersten Schuldner nit drei Posten Wahren
verkauften, sonder zuvor die erste Post bezalt machen
sollen.' Kaufmann und Factor 1659. Spec. a) jedes ein-
zelne Quantum (roher oder gefärbter) Seide. - ß) jedes
einzelne in die Winderei gelieferte Quantum gefärbter
Seide Z (techn. Ausdr. der Seidenindustrie). Vgl. Sörtli.
Vor-: wenig einträgliche (gew. von Anfängern
besetzte) Pfarrstelle in Berggemeinden oder eine sog.
Klasshelferei (s. Bd II 1195), welche, nach fünfjährigem
Dienste, Anwartschaft auf die unterste Klasse der sog.
Rang- oder Sprechpfründen gab B. Vgl. EFvFischer
1868, 60, ferner Expektant (Bd I 623). ,In diesem
Pfrund-Besatzungs-Reglement sollen nicht begriffen
sein die Posten hiesiger Hauptstadt und alle sog. Vor-
posten. Es sollen auch selbige in Ansehen der Be-
förderung nach dem Rang niemanden angerechnet
werden.' B Pfründenregl. 1772. ,Die Pfarrei Abländ-
schen gehört zu den Vorposten oder beschwerliehen
Pfarreien.' Jahn 1857.
posten II: postieren, aufstellen. .Zwenzig tisch,
die meister Felix uf sin kosten uf dise nacht hat
lassen p.' 1576, Hirsbreifahrt.
pöstle"II: die gefärbte Seide, zur Erleichterung
des Ferggens, für die Winderei in einzelne Postli
(s. Posten 2 b) verteilen Z.
Poste" 111: (PI.) Schrot von gröberer Art, womit
man bes. Füchse und Rehe schiesst B; GuL. ; „L;" Z.
Fuchs- (Fuchse"- GrL.), Reh-, Bör-P. Syn. Pföstli.
Posterli II: = dem Vor. B. Syn. Pfösterli.
Poste" IV m. : 1. Pfosten. , Säulen und P.' Th
Mand. 1789. — 2. Postli II, am modernen Pfluge der
eiserne Stab, der durch das Pflueg-Hölzli geht und in
dem das , Grindelrädchen' läuft GuObS.
Pfeister-: Fensterpfosten Scnw. Vgl.: , Ein Fen-
ster, sammt Jalousie und Posten.' Scnw Ztgsanz. 1882.
poster: übermütig, frech. ,Und wie leicht er [ein
Mönch] p. und dilig ist, mag er zuo grössern eeren
koraen, dan er in seiner gmeiud imer hette komen
mögen.' Vad. , Damit man sech, was postern, hitzigen
und fräveln mans er gsin.- ebd. .Zuoletst was der
luster [s. Lüser Bd III 1454] so p. worden, dass er
dem küng erbot, dass er zuo im keine, das lechen zuo
empfachen.' ebd. ,Das hochfertig und onleidenlich
wesen diser geistlichen leuten mit irem rachgirigen und
postern hochmuot.' ebd. S.noch ebd. I 539. II 66. III 341.
Das W. ergänzt die Reihe der in der Anm. zu buaper
|Sp. ITT") zsgestellten Adj. An sieh läge nahe, es mit
büste", bauitere" in Beziehung zu setzen, wodurch sich als
Grundbed. etwa .aufgeblasen' ergäbe. Vgl. auch das folg. W.
Bosterkeit f. ,Der ungehorsamen buoben scha-
medtlich b. und unbillich fürnemen abzustellen.'
1191/1504, GWyl Copialb. .Dadurch wir selbs under
ainander besorgen mussten, uns vor den fründen witer
1801
Bast Imst. Bat-but
Iso-J
zu besorgen denn vor den vyenden, \\" man irboschter-
kait nit deinpte.' ebd.
posterlich: =poster. ,Cralon hasset in von wegen
seiner trutzlichen und p-en geberden.1 Vad. .Des abtz
muetwillig und p. fürnemen.' ebd. ,Mitt so p-en, ver-
achtliehen und anläsigen Worten und so nnbeschaidner
grobkhait.- Kessl. Adv. ,[Mönche] die p. und ver-
achtlieh alle regel der väter in den luft schlachend.'
Vad. .Küng Dietrich von Bern habe sich disses ier-
tumbs [des Arrianismus] gar p. und onmässliehen an-
genomen.1 ebd.
Posterli III (nach vereinzelten Angaben in BE.;
LG. auch B-J n.: 1. a) „Gespenst, eine Art Unhold
ß; I.E." Spec. die Hauptgestalt bei der sog. P.-Jagd:
ein als alte Hexe. Ziege oder Esel Vermummter, auch
nur eine solche Puppe aus Stroh und Lumpen LE.;
vgl. Bd III 23; Lüt. Sagen 36 f.; Schweizerblätter
1832, 10. 24; Henne 1879, 561 (1874, 415); Arch. f.
Volksk. I 281, Anm. 4. — b) (lt einer Angabe in BoAa.
auch Posterler) Vermummter an der Fastnacht BU. ; in
BE. (lt Zyro) bes. das Wienechts-Chindli. — c) Vogel-
scheuche B. S. Luzerner -Chutten (Bd III 573). —
2. Name eines Gefängnisses, in der Verbindung: ,ins
Bosterli legen.' öfter in dem 1562angefangenen Gerichts-
buch von LSurs. — Vgl. Bauster(li). Nach vereinzelter
Angabe soll in L für 1 a auch die Form Boteterli vorkommen.
Posterli IV n.; s. loschen (Sp. 1767).
postiere" II: refl., sich in Positur stellen, zur
Wehre setzen AaF., Ke.; GrPi\ ; Ndw; Zg; Z. Syn.
sieh stellen. Er hed-si'h brär 'postierd. Ich ha"-nir~''
mües'e" p. geg-em, das"-ic'' Meister 'Mibe" bi" Z.
--postiert: von kräftigem, stattlichem Wuchs,
von Menschen, seltener Tieren B; G; Tb; Z. En p-r'
Ma"", e" p-i Frau. Hübsch, schön, guet p. Schülieh
p. werde", an Körperumfang allzusehr zunehmen.
ONIgbli. So-n-es süfers und glatts u"d so-n-es gattligs
und p-s Boss. Gotth. Was chli" ist, ist ordlich, ist
fest ond postiert; was gross ist, ist en 0"form, ha" 's
auch scho" probiert. Sang und Klang 1899 (Ap).
Postü'r f.: 1. Stellung. Haltung (des Körpers) B.
(E") P. machsch de"" öppe" nit die schonsti. ,Sich in
P. stellen.' ,Die Brüder stellen sich in P. je etwann
ein halber Schrit von ein anderen.' ClSchob. 1699.
,Dass jeder Ort in gute P. und Bereitschaft den kath.
Ständen gegenüber sich stelle.' 1715, Absch. — 2. Kör-
perbau, Wuchs, Gestalt AaF., Ke.; B; GrD.; G; Th:; Z.
Der hat e" P.! E" schönt, ticki, undersetzti P. Üser
Pfarrer het e" P. wie-n-en üfrechter Bär, sagten die
Frutiger. Übertr.: .Durch Ungeduld verlieren die
Kräfte des Geistes gar leicht ihre natürliche P.'
AKlingl. 1691.
biiste11, häufiger puste" (in THErm.. Hw. puste"):
1. pusten Gr; THErm., Hw. S.auch peisten. — 2. a) von
Menschen, „durch ein mürrisches Stillschweigen seinen
Zorn oder Widerwillen gegen Jmdn merken lassen",
schmollen GrD., He., L., Pr., UVatz; GW1. Siehe
buchten (Sp. 1009). — b) gedankenlos ins Leere
starren, stieren GRGlar., Schud. Syn. stünen. Grimmig
glotzen, wie Stiere oder Kühe tun, die im Begriff
sind, sich im Hörnerkampf zu messen GrD.. L. Der
Pfarrstier hed z'mäl den Grind sltli"ge" g'stellt und ge-
pustet; due han-i'h g'wüsst, wie spät 's ist und bin mi'h
g'nöt über den Zun z' flöke" chon. Bühler. Ringen,
von Kühen GiiArosa, Spl. — 3. gross tun, sich trotzig
geberden <jR.Ien. — umer-: vor Kälte schlotternd
herumstehen GrLuz.
Identisch mit nhd. bimsten, pausten bei Gr. WB. 1 1801.
VII 151.r>: vgl. auch baueen, pausen, ebd. 1 1200. VII 1514;
Schni. I 2 2sS. 1"'J. ha/u im .Vblautsverhältniss unsere kurz-
vokalige Form pUett", die auch sonst auf obd. 1 ! • •■ 1 , - 1 1 begegnet,
so in tir. pusten (Schöpf ö'21). Vgl. auch Püsli, Bveterli.
Nebenher geht eine gleichbed. Wurzelform mit anl, ad. p-^>
hd. pf-j wozu das aus dem Nd. stammende nhd. pusten, das
also nnserm W. etymol, nicht anmittelbar gleichzusetzen ist,
Püsti n.: Atem, in den Verbindungen: us ''em
P. chon; ka" P. ha"; 's P. ist-mer üsg'gange" THBerl.
Busterli n.: Pferd (Kdspr.) GRh.; TuTäg. Vgl.
Busterli-Dät, Soldat zu Pferde TnTäg.
Wahisch. Nom. ag. zu büsten, schnauben; s. dir vorige
Gruppe. Zur Sache vgl. Gr. WB. IX 1202.
Bnstete": scherzh. Bezeichnung des Schiessgewehrs.
,Vor nun Joren, wie die Schwedin gähn Bregenz syn
khon, hän wür messen Busteten auff die Axel und
Fürsaal in die Hand nehn und gohn wachen gohn.-
Th Gespr. 1656. — Vgl. Sehiess-Paeteten.
Bat, bet, bit, bot, but.
S. auch die Gruppe Bad usw.
ßatall : Hundename. Mvric. 1630.
Batä'li n. Ndw, Batali, Batali f. Gl: Schlacht,
Kampf, Handgemenge. Mer hend es B. g'ha", auch
von der Vertilgung vieler schädlicher Tiere Ndw.
Mhd. batalje, batelle aus frz. baiaiUe. Zur Form BntQli
vgl. Kanä'li aus eanaittc. .Battalli.' 1798, Baucrnchr.
Battaliö'n, Batteliö'(n) Aa; B; L; S; Th; Z — n.:
Bataillon. Ghride"- SB., Chrüz-B..' B; Gr; L; Th,
Fluchformel; s. Chrüz (Bd III 938). Kreis-Battaljü" !
hat Der nid e" par Arme" und Bei" wie Bömmlil
Schwzd. (GttMai.). Auch für grosse Schar übh. Th; Z.
E" ganzes B.Buebe". - .Batallion' als Fem. ClSchob. Hi9.'>.
Chride"-B. wohl aus eri de bataüUm; vgl. Bd III 7S7.
Most-: scherzh. Bezeichnung eines Bataillons
Thurgauer im .Preussenkrieg' Jan. 1857.
bateilen: kämpfen. ,Doch so ist da von beiden
teilen herteklich bateilet, dass der vyenden zwenzig
und mer erstochen sint.' 1386, Z Schreiben. Vgl. auch
Quellen zur Schwz.-Gesch. XVIH 132.
Mhd. bataljen, batelten aus frz. batailler. Das W. auch
bei Köuigshofen : ,Die von Zürich hatteltend etwa dicke mit
des herzogen volk.' ,Si battelletend mit euander.'
Patäte" s. Herd-Epfel (Bd I 381).
Chüttenen-Baten: = Chüttene"- Pästli (Sp. 1785)
BsStdt. — Frz. pätt de coing.
hatte", in AaF., Ke.; ScHNnk.; ZS., Stdt patte":
1. fruchten, nützen, helfen Aa; ApK.; Bs; B; L; S;
Xdw. Ob 's-em würftlig z' Nutz cho" isch und ob 's
Öppis 'hattet het? Joach. 1892. .Ein strafendes Wort
und ruhige Vorstellungen hätten eben so gut gebattet,
ja noch bessere Dienste getan.' ebd. 1898. ,Was ich
an meinen Kindern tue, hattet doch.' Spreng. ,Leid
und vertrag, der Schmerz nichts schadt, oft hat ein
bittrer Trank gebatt.' Sprww. 1824. Alls mVs Ab-
were" het gar Nüt 'batted. Joach. 1892. 's Bürge" het
nid VÜ 'hattet, und es ist im Galopp nidsic''gänd g'gange".
1-u:;
Bat. bet, bit. bot. but
1804
Fübchwald (AaL.). De Wasserdokter hed^e" ganze*
Winter an-em min" 'pflärtschet, es hed-em eil
Nüd 'hattet AaWuIiI. ,On Buss beton battet nit.'
BHist. Kai. 1870. ,Es will nicht b., es will nicht
vorwärts' AaZ. (Anon. 1815). Es patted Nüd an-ech
äne" AaF. Es hattet Alles Nit, es hilft Alles Nichts
Bs; Ndw. 8. noch Nöten (Sp. 8ö7). .Baten, gedeien,
beschiessen, prodesse, conferre.' Red. 1662. — 2. aus-
gibig sein, ausreichen, klecken Aa; Bs; B; L; Sch;
a8cHW; S; Th; UwE.; Zg; Z. Sjn.be-schiessen. Es battet
nüd (nid). Es pattet JceinS Geld, wenn Alls so Inr ist
Zg; ZZoll. Ich mag werche* mal ragse*, wie-n-i'* will, so
hattet's Nüt. B Dorfkai. 1868. .All sjn gross Guet hat
doch nüt gebatt.' Spreng. Spar und rechne, wie du
witt : um Sege" hattet' s nit. B Hist. Kai. 1857. Bes. von
Speisen. Ich muri noch so eil [Speisen] üfträge", 's pattet
doch nüd AaF., Ke. ; Sch; Z. D' Schabe" si"-em in'n
Buch eho". und die 2 Bat:e" Brot hei" nit 'hattet g'ha"
BsLie. (Meier). Doch battet-mer kei" Trank und Sjns.
Schwzi). (L). 's würt-em goppel b., er wird hoffentlich
satt werden Th. 's Brät battet nw für e" Wuche*
Bs; UwE.; Z. Es battet Alls Nüt, die Schulden sind
zu gross, der Appetit unersättlich S; Z. S. noch
hotten I 2 (Bd II 1772). ,Da die Einkünfte nicht
hatten wollen.' JUlr. 1727. — 3. von statten gehen
(von einer Arbeit) Bs; SciiNnk. ; TnTtiess. Wenn er
schafft, so hattet's Bs. — 4. fassen. D' Stube" chann
nid Alli h. AALengn.; „Sch." — 5. „bemeistern, z.B.
einen Gegner, eine Speise. Der Chll" mag da' Esse"
nid alls b. Sch." Syn. baschgen. — Mhd. baten iu Bed. 1.
S. auch Gr. WB. I 1158.
Er-batte" f.: Ehrenlohn? Die Besitzer der Recht-
same auf dem Berg Niederhorn (BSi.) sollen, wenn sie
zum State] fahren und bei des Propstes Kessi melken,
demselben dafür die sogen, .erbatta' als einen Lohn
wie gebräuchlich ausrichten. 1389, BUrk. (vMohr,
lieg. I 2, 31). — Vgl. mhd. bäte, Nutzen, Gewinn. Viel],
aber eher zu mlat. (k)erbaticum ; vgl. DuCange 111 650.
Patte" f.: X.(Pättli) Füsschen an (hölzernen) Tieren,
die als Spielzeug dienen BsStdt. — 2. (Patte", Dim.
Pättli Z, Battli AxSuhr.) Tuchklappe über der Öffnung
einer Tasche, z.B. am Kittel. — Frz. patte.
Brust-: Überschlag, Blatt am Brustteil des Männer-
rockes Aa (Kochh.).
Pate" Patu m. : sottana grossolana, tonaca da frate
PA1.
Patene" f.: Patene Ndw. Syn. Platine".
Mhd. paten(e) aus mlat. patena. In der Form ,batton(en).'
L428, Z; H'.tT.Z; NMan., ,pat(t)en(en).' 1171, BsChr.;
Edlib.; Ansh.; K<>.
Patent Ndw, Padent AALeer. ; B; Schw; ZS., Ba-
ih nt AALeer.; Th; Z, Potent SchwE., Pudent BBr. — n.,
Patente" Ndw, Badente" B; L, Potente" L; S — f.:
1. obrigkeitlicher Erlass, Proklamation. .Jeder Quar-
tierhaubtmann soll obrigkeitliche Patente seinen unter-
gebnen Offiziers and Soldaten eröffnen.' WXdenschw.
Handel 1646. .Wir erkennen es selbs in dem öffent-
lich getruckten 1'.. dass uns Gott durch Erdbidmen,
schweie Wetter [usw.] warne.' JJMüller 1665. —
2. Niederlassungsbewilligung, Heiinatschein. ,Es solle
ein jeglicher Burger, welcher sich sowohl inn- als
äussert der Eidsgenossschaft unter einen frömden
Schutz und Schirm heg. dien und niederlassen wurde,
bei Verlurst seines Bürgerrechts sich vor unserem
Kleinen Bat anmelden und eine oberkeitliche Patente
hierum auswürken. auch solche auf das längste je zu
6 Jahren um wiederholen und den weiteren Aufenthalt
ausbitten.' Z Ges. 1759/79. — 3. wie nhd.. Freibrief
zur Ausübung eines Gewerbes, Berufes, allg. .Jeder
müsse ein Badent haben, wan er den Wein fortlieferet,
wie viel und wohin er verkauft sei.' 1797, Bavern-
chron. (Z). Ich [der Knecht] ha" woi ' g' merkt, dass am
Besten isch, wenn ig en anderi Potente" löse" [einen
andern Dienst aufsuche]. BWvss 1863. — 4. eine Art
doppelmaschiger Strickarbeit Z. Badint lisme". Es
Eöckli oo" Wulle", Patent , mit breiter Bordüre".
MUsteri. D' Erau Amtme" möchti gern en Bock vo"
V. probiere" [zu stricken], umsst si wie a"fah. ebd.
St erzellt, wie si 's P. nüd bigriß. ebd.
Frz. patent m. uud patente (. Zur lautlichen Behandlung
der Vortonsilbo vgl. BvdeUe*, Bvdtic; Budüsche* [Potasche].
Ober-gade"-: scherzh. für Konfirmationsschein,
mit Bezug auf Gaden 2 b (Bd II 116) BE.
„Birs-: Erlaubnissschein für Vogeljagd. "
Schleif-: Patent für das Fischen mit Schleifen
[Angelschnüre, die der Fischerkahn nachschleift] L.
.Für Schl-e (mit der Angel) 10 Fr., für Patente zum
Fischen mit den übrigen Gerätschaften 50 Fr.' 1875,
L Erlass.
pate'nt, padent: fix, ausgezeichnet Aa; B; Z. En
padente Kcrli, ein flotter Bursche. E" padenti Jum-
jifer, ein stattliches Mädchen. Bis dohi", so denk~ieh,
lauft Alls jo patänt. AGysi 1899.
Pater: 1. für Paternoster, a) Vaterunser. ,[1519
verordnete Bern] für tod und ungwitter al mentag
5 pater und ave vor der kilehtüren mit zertanen
armen ze beten.' Ansh. — b) Posenkranz, zum Ab-
zählen. .Die Venner präsidieren die Heimliche Kam-
mer; sie ziehen die Stimmen (man nannte Solches das
P. ziehen, weil ein solches mit grossen Ringen dazu
gebraucht wurde, dessen sich wirklich noch die
Stimmenzähler bedienen).' Kienlin 1835 (F). — 2. Dim.
Pdterli Ap, Bdterli GA., F., Ta.; THBisch. a) Kügel-
chen am Rosenkranz GF., Ta. -- b) Glasperle, auf
eine Schnur gereiht und zu Stickarbeiten gebraucht
Ar; GA., Ta. ; THBisch. - Zu 1 b und 2 vgl. das syn. Natter
(Sp. 845), ferner Schm. I2 tili.
buttere" (auch p- B): 1. prügeln AALeugg. ; „B.-
— 2. schlagen, von der Uhr. 's butteret zwölf, 's bat-
teret d' Ghind us der Schnei B (Zyro). — 3. (schla-
gend, stossend) treiben, nötigen B; S. D' Chind vo" der
Gasse" i" d' Stube" ine" b. Mit aller Älüei han-ich-ne"
endlige" >" d' Stuben ine" chönne" \i. (vRütte). Ph cha""-n
gar nid zueche" b. [zum Essen], sagt eine Frau von
ihrem Manne, P1' muess-si ge" z'sämme" b., zstreiben.
Dernor'4 heuj-nien-c" mit Schang und Spott »um ( 'hornh US
us 'patteret, hinausgejagt. Hofst. 1865. — A. jiattfe)re"
BBr. ,Ha., pütre" BInterl., K.. Etwas mit wenig Sorg-
falt betasten, herumdrücken. Syn. fingeren, tätschien.
Me" müoss die jungen Chatzeni nid p.. sust werdef-si
ifringi BHa. ; vgl. Sp. lloT. An Öppis umhc" p. BK.
Der Dokter ist e" schröckleche Pätri: mw mues'-sen
leidig sin. Dem es Gltd znehi" z' hau BR.
Mlat. batlere, frz. battre. Auch bair. ballern (Schm. Is 300).
I ist wahrsih. andern Ursprungs und zu frz. patte, r&torom.
patta, Tatze, Mund, r&torom. patter, werfen, schmeissen, zu
ziehen; vgl. talpen, taprn.
„ab-battere": 1. abprügeln. — 2. abdingen, ab-
markten, einen Nachlass von einer Forderung erhalten.
1805
Bat, bet, bit, bot, l.nt
1806
3. liberli. eine Bitte erlangen. / " maß Nüd an
im (i.. kann ihn nicht bewegen, meine \ orstellungen
und Bitten haben keine Gewall Aaj B." — üs-pä-
t(e)ren: ausdrücken, -pressen I!l!. ver-patt(e)re°.
E" virpattreti Chats, von einer klein gebliebenen
Katze BBr., Ha.; vgl. batteren l. — ier-pät(e)rel>:
zerdrücken, zerquetschen BII. Gib dem Biteb doch
nüd wir'' Chriesi; er tued-si numme" :. if"' d'n G'wand
dermit versalben.
Patl'f m.: dummer Kerl GiiSpl. — Vgl. rätor. patüfla,
Scherz, Narrheit; /»ttii/hr. närrisches Zeug reden.
Batille" f.: eine Art Lägel. a) = Über-Lägel (Bd III
1169); 21— 221/! Mass haltend GrAv., D. .Die Averser
tragen noch jetzt Branntwein in Batillen von Livio über
den Berg in ihr Tal.' Tsch. ,Wer ihne |den Wein]
nicht schetzen lasst, soll von jeder Legelen oder Battille
ein Kronen Buess verlallen sein.' GrAv. I.andr. 1622.
.Der Wynmesser Lohn soll sein von jeder Legein
6 Pfennig und von jeder Batillen 3 Pfennig.' GrD. LB.
.Ist ein jeglicher Saum, was ein Boss in zweien
Seitenlägelen und einer Batillen oder kleineren Über-
lägelen einsmals darvontragen mag, und begreift in
sich über 100 Mass.' Sprecher 1672. — b) Batille" W,
Bartille" BSa., Si., bes. aber Dim. Batilli W, Bartilli
BSi., „Batilti Schw; U; W," kleines Weingefäss ..von
einigen Mass", auch nur von '/a — 1 Mass, dergleichen
die Fuhrleute und Säumer mit sich führen. Vgl.
Flaschen (Bd I 1219).
It. bottiglia, Flasche. Zum Voc. der Vortonsilbe vgl. etwa
Kattun aus cotone. Vgl. auch Badiyeli (Sp. 1017).
Pati'n(d)li ZSth., Badindli ZW.. Bartine" f. ZPehr.
(auch Dim.), Partinli ZGreif., Bartindli ZS., Bor-
tin(d)li Z, gew. PL: Überstrümpfe von Zeug, Ka-
masche. Synn. bei Fink II 3 (Bd I 869). .Portinli
oder Überstrümpf.' HSulzer 1830. - Zu frz. patin in
der Bed. Überschuh.
pattitti-pattätte": Larifari. Zschokke 1797. -
Vgl. frz. pati-pata und patati-patata, nichtssagendes Geschwätz,
und bes. Badidi-Badädi (Sp. 1017).
Batönie'1 1) Patönnjele" „Gh" ; Th, Batöneh GuMaL;
ScnSt., Badöneli AALeer. 2) Badönikli Ap, Badö'nechli
GStdt (auch P-), Badönekli L, Badönikli „Ap"; Sch;
S; ZW1„ Badä'nekli GuT. (auch -echli); ZStdt (P-J,
Badanechtli ApM.; GuT. 3) Batängele" GRh., Ba-
tängeti BHk. (Anon.); Sch, Badängeli GlU., Bar-
tängele" Schw; Z, Bartängeli Ap (T.), Batängler (auch
Bad-) TuSteckb., Botängeli GG. 4) Badänneli GlH.
(auch P-); THMamm., Badännetli Ap; GTa„ uT.,Wyl;
Sch; Tu (auch P-), Badänesli ApK., Badenteli Th
Märst., Tag., Bodänneli GoT. 5) Engeli AaE1ii\ fSam-
met-E.); SThierst., Enggeli ZW. — die Formen auf
-e" sind f., die auf -i Dim.: Pflanzenname; vgl. Ma-
tängeli (Sp.55'2). 1. braune oder gebräuchliche Betonie,
Betonica off. L. Auf dem Lande noch als Hausmittel
gebraucht L. .Bethonica, batenig.' Ende XV., Mscr.
,Wo der äff jemants beisst, so ist guot brun batengen
in altem wein getrunken, verstand gepülffert.' Tierb.
1563. .Psychotrophum, betonien.' Fris. .Bethonien,
betonica, cestron, psychotrophum, serratula.' Mal.
,Hauptwee. Nimm laubstickel, bathonia, mayen von
lavander, holderbluost.' Zg Arzneib. 1588. ,Mayen-
blüemli. bethonia. mayen von lavander usw.' ebd.
,Bathonikenwasser 1 Glas voll.' XVIH., ZKochb. (als
Bestandteil von .Klosterfrauenwasser'). .Rauten, braune
Bethonien, Weinbeerlein [usw.].1 L717, L (DrLang).
.Nimm Schlüsselblumen und Bibernällen und Agri-
monia und Betonium und Räkolderberri [usw.].' um
1770, BO. Mscr. (Ingredienzien zu einem Universal-
heilmittel). — 2. Primel, a) Arzneiprimel, Prim. off.
BHk.; Gi.; GuMaL; GG., T.; SciiSt.; Schw; Th; ZStdt,
W. I" d' Badänneh gü", bald sterben müssen, auch
finanziell zu Grunde gehen Gl, wohl eig. mit Bez. da-
rauf, dass die Blüte als Heilmittel gegen Schwindsucht
gesammelt wird. — b) hohe Primel, Prim. elat. „Ap";
GlS.; „Gr"; GuRh., uT.; Schw; THMamm., Tag.; ZW.
,Man fand umb wienacht in den wisen bathenien, als
wann es im sommer wäre.' Grob 1599. — c) Garten-
primel, Aurikel, Prim. aur. AALeer.; ApK., M.; GStdt,
Ta. Lueg, d' Sommervögel flattre" vom Nägeli zum
Rosmari", vom Kvsli zum Badönechli ! Schwzd. (Ap). —
d) schaftlose Primel, Prim. acaulis GlU. — 3. Wund-
klee, Anthr. vuln. Sch; S. — -I. Gamander, Teucrium.
S. Gamander (Bd II 297). .Serrata herba, kleine oder
edle Betonien, das edel Gamanderle. chansedeis.' Fris.
,üas Gamänderlein, Bathängel, Teucrium oder Cha-
mädry, Teuer, chamsdrys.' GRSamml. 1784. — 5. .echter
Ehrenpreis, Veron. off., Grossbathengel.' Hegetschw.
Mhd. batönje, auch batenje, battenie (wozu das schon im
XVI. bezeugte .batengel'), aus lat. betonia, betonica. Den
Formen unter 2 scheint das Dim. betonicula zu Grunde zu
liegen. S. noch die Anm. zu Matängeli (Sp. 552). Der Über-
gang von Bed. 1 zu 2, der nur Schweiz, und oberd. ist,
erklärt sich z. T. ans der Ähnlichkeit der Blätter, eher aber
daraus, dass auf uusrem Gebiete die Schlüsselblume (bes.
Prim. oif.) gleiche oder ähnliche Verwendung fand wie sonst
die Betonica; vgl. noch Gr. Myth.3 1159.
Muskat-E ngeli: Alpenschlüsselblume GSennw.
Sa mm et- Engeli: mucken förmige Ragwurz, Ophr.
my. AaEIii'.
Stei°-Batanjesli: Bergaurikel. Prim. aur. GrPi\
Dokter - Badännetli: Arzneiprimel, Prim. off.
hiTh.
Patri f.: Recht des Gebotes und Verbotes gewisser
(öffentlicher) Spiele, sowie die damit verbundene Auf-
lage. In dem von den Freiherren von Brandis und
Aarburg der Stadt GRMai. erteilten Freiheitsbriefe
v. J. 1438 (bestätigt 1469) erscheinen als städtische
Privilegien, .das ungelt und die pattrye in der ob-
genannten statt Mayenfeld und in der vorstatt daselbs
ewigelich gegeben an ir bruch und notturft der statt
ze haben und ze bewenden.' Näheres über den Inhalt
des Privilegs ergibt ein Spruchbrief v. J. 1496, einen
Streit betreuend, der sich zw. der Stadt Maienfeld und
ihren Herren über die ihr zustehenden Rechte und
Freiheiten erhoben hatte. Die Stadt beklagt sich ua.
.der pattry halben', dass ,die herrschaft understüende,
das spil zuo verbieten'; sie erinnert daran, ,uss was
grund inen die pattry und ander fryhait zuogelassen
wären, darumb das si die stattrauren, brunnen, bruggen,
besetzinen und ander statt büw dester bas möchten
versehen. Sölte nun ain herrschaft das spil verbietten,
was were inen dan die patry nutz : ain herrschaft
möchte die nümer erloben, damitt betten si deren
dehainen geniess und könden der statt büw nit vol-
bringen, und geschähe an dem stuck der fryhait ab-
bruch. Man wissete och wol, wer die gebott vor
geton hett, und mainten, die gebott des spils standen
inen zuo und nit ainer herrschaft. Wa si och wissoten
oder innen wurden gotzlestrung oder ander Unwesen
1807
Bat, bot. l.it. bot, but
1808
weiten .si selbs och nit gestattet] und sich allweg
darinn gebürlich lialten.' Dem gegenüber macht die
Herrschaft geltend, ,es möchten zuo hochzitlichen
tagen in wyhenächten oder sunst kriegs oder ander
löff infallen und zuoston, das ain herrscliaft ir selbs
und den von Mayenfeld zuo nutz ain notturft sin
bedunkte, das spil zuo verbieten ; sölte dann ein herr
des nit macht hon zuo verbieten, wäre unlidenlich . . .
gaistliehe und weltliche recht gebind nit zuo, pattry
zuo verlyhen, sonder die verhielten es. Ob es aber
zuo ziten in schiessen und gesellschaften von ainer
herrschaft erlobt wurde, möchten si die pattry ver-
lihen, die nutzung darvon nemmen und das wenden
an der statt büw, darin redte sin gnad nit. . .' Darauf
das Urteil: ,dass die von Mayenfeld sollen beliben by
der pattry . . . doch zuo haiigen zyten, in krieglöffen,
oder ob gotzlestrung fürgienge, so sol ain herrscliaft
macht hon, das spil zuo verbieten.' (Mitget. von
Dr Erraffter.) Auch der Bürgerschaft von GWe. stand
das Privileg zu ,die battryg in der statt zu besetzen
und zu entsetzen , nach ir besten verstandnuss.'
DHHiltv 1898, 3t (nach einer Urk. des XIV. / XV.).
Das W. auch in dem Spruchbrief betr. den Streit zw.
Bischof und Bürgerschaft von GrChur v. J. 1422 ; s. JvMüller,
Schwz. -Gesch. III 278, wo es als .Aufsicht über die Gemein-
weide' erklärt wird. S. noch Planta 1811, 409; Biindn.
Monatsbl. 1898, 156.
Patriot m.: 1. Freund der Franzosen und der
neuen Ordnung zur Revolutionszeit, allg. — 2. ver-
allg. = Bürger, Mensch übli. in Wendungen wie: Das
ist ä noeh en rechte F., ein wackerer Bürger, oft in
iron. S. AaF. So auch: en netter, heitere P. Tb; Z.
Sack-: Vaterlandsfreund aus selbstsüchtigen Ab-
sichten B; Th; Z.
Patrizier m. : 1. Angehöriger der (ehemals) regi-
mentsfähigen Geschlechter der Städte Bs; B; F; L; S.
— 2. Bas ist noch e" rechte'' F., ein hochmütiger
Mensch AaF., Ke. Syn. Aristokrat.
Patroll Ndw; Z, B- Gr, Patrulle" Aa; B, moderner
auch PatriJie" — f.: Patrouille. B.gä" Gr. P. mache",
spähend die Runde machen, bei Nacht oder Tag. ,Pa-
trol(l) machen.' 1799, Baüernchr.
patroliere" ZO., Zoll., patrulicre" Aa; B; Th: pa-
trouillieren. .Patrollieren.' 1799/1817, aZoli,.
Patron 1 B (auchB-);GrVal.; Th; Z. Patrö ÖRObS.,
Patrüfnj GrD. (auch l'atlrün), Pr. — m.: 1. Haus-,
Dienstherr Gr. Es si irje [des Knechts und des Tag-
löhners] der alt Putrün. GFient 1898 (GrPi\) Der jung
Hansueli, irje der jetzig P. ebd. Ph bin i" Franhrich g'sin
als Zuckerkonditer. Min P. hed es gross G'schäft g'han.
ebd. — 2. abschätzig für Kerl, Bursche B; Gr; Tu; Z.
Syn. Kumpan. En sübere, freche", wüeste'' P.
Mer-: Admiral. .Der hochberüemt ni. von Jennow,
Andre Doria.' Ansh. - ,Patron', Scliiffsherr, Bfter im XVI.
Patröna Padrüne" GrD., Patröni" GRVal., Pa-
treni" (inObS.. Patrüni" GrPr. ■ — f.: Hausfrau, Dienst-
herrin, — .Patronin,' Schutzheilige. Ansh.
patrönle": 1. patrenle", den gnädigen, leutseligen
Herrn spielen Bs. — 2. „patrönfdße*, Einem zu Ge-
fallen reden (gleichsam um einen Patron, Gönner, an
ihm zu rinden). Der Kerl tut dem Att eisder p., mit
Worten schmeicheln."
Patrö 'n II: 1. Musterform, Vorbild. .Patron, ein
Vorbild, nach dem man ein Ding machet, exemplum.
Exemplar, ein Vorbild, p.. form und uioster oder
biblner. Pingere exemplum, ein bildner oder p. nach
anderen malen.' F'ris. ; Mal. ,Das P. oder Muster.'
AKydürz 1753. — 2. Patron Z (auch Partrön), sonst
Patrone". B- f., Gewehrpatrone, allg. — Mlat. patrotau,
frz, patron in Bed. 1 ; eig. identisch mit Patron I.
Bätterich GoT.; Th, Bätterech GTa.; THBerl., Bisch.,
Eschenz, Butterig ApM.; GRh.. Bätteri AeK. — m. :
grosser, dicker Bauch, Fettwanst; auch pers. aaOO. De'
chunnt au'h en B. über! Auch von Tieren G, z. B. von
einem .Groppen', einer Spinne TuBerl. — Vgl. Bütterieh.
i'hot-, in THEgn. Chöt-Bäterech : Fischname, Bach-
grundel, Groppe Th. Syn. Chat-Eischli, Bambeten II 1 a
(Sp. 1257).
Butler m.: 1. .kurzes, dickes Weinfässchen von
20—60 Mass VO; Z (St.1, lt St,'2 B)." — 2. (4— G Mass
haltende) hölzerne Flasche , welche nach uraltem
Brauche die Fuhrleute, wenn sie im Herbst den ver-
kauften Wein abholen, in die Kelter bringen, wo die
Weinbauern sie ihnen unentgeltlich mit Wein füllen
müssen Th. Hieher wohl die RA.: en Bach ha" wie-n-en
B., so gross Th.
Vgl. Batate", aus dem das W. viell. entstanden ist durch
volksetym. Umbildung nach dem homon. Bettler, mit dem es
(wenigstens im Th) als identisch empfunden wird. ■
Bätliser m. : Name des Nordwinds am Walensee.
- Vom Dörfchen .Bätlis' GA. Eine Benennung wie topper.
Batiteri: Weib, roh im Betragen L. Vgl. Baudi
(Sp. 1018).
Bet I, Bete-: 1. BeH BSa.; Z, Be't AALeer.; BSi.;
L; ScbSI; THTäg., Wag. a) n., Name eines Karten-
spiels (s. beten) AALeer.; BSi.; ScHSt, ; TnWag. (m); Z.
— b) n., der Einsatz, um den dabei gespielt wird Z. —
c) in den Verbindungen: B. mache", das Spiel verlieren
ScHSt. Eine" B. mache", verlieren machen ScHSt. ;
Tu; Z. B. si" a) zunächst in dem u. la genannten
Spiel, dann im Spiel übh. verloren haben, zahlen
müssen L; Th; Z. — ß) übh. verloren sein, phys. und
ökon. BSa.; L; Z. Er ist B., ökonomisch ruiniert,
gestorben L. Du bist B., kannst dir nicht mehr helfen
ZZoll. — 2. Be't L; GMs, Ta.. Bc'te" GrPi\; L; GT.,
W„ Pe'te" GrPi.; GSev., PeHe" BR. -- f., zu be-
zahlende (bedeutende) Summe, Zeche, Rechnung. Er
ist-mer ne grössi B. schuldig L. Ganz Pe'ti schuldig
sin BR, E" rüchi, schöni, süberi B. übercho", z' zale"
ha" GrPt.; L; GMs, Ta., T. Es giht e" recht e" schftlichi
P., eine gehörige Rechnung GSev. Hed -er nid c"
ioackeri P. b'zalt für es par dürcl'gend Strasse"'.-'
MKuoni (GrPi.). — 3. Be'tt" (selten Be't) f. a) unan-
genehme Geschichte, widerwärtiger Handel AaWoIiI.
De'' Sepp mues' vor Gericht, da' gi''d e" schöni B. Ei"
B. um ('oder ufj die ander. — b) verächtlich, wertloses
Zeug, Plunder, Wisch, ebd. Drüf han-ich g' schwind
die ganz B. z'sämme" g'lesc" und bi" mit mim ii'arli
g'gange».
Zu frz. ta bete als Bezeichnung eines Kartenspiels, dann
Strafsatz, Spieleinsatz des Verlierenden, Der Voc. <■' be-
ruht wahrsch. auf volksetym. Anlehnung an den Personen-
namen Bit. In den Verbindungen unter 1 c wird das W.
als Adj. empfunden; vgl. dazu labet (Bd III 9ö:j). sowie Gr.
WH. VI S.
Sei) war z-Bot: ein Kartenspiel SThierst. Vgl.
Schwarz- Peter.
taofl
Bat, bei iiit. bot, l.iu
Mu
l..'ic" /.. be'tt AiSnhr.; Ai\ l.: „Scu;" Tu; Uw;
Zu; Z (Kau.). be»tle" Sch (Kirchh.); ZO., S., fte'Üe"
Aa; Ap; Bs; B; GRValz.; GW.; S, nSt.; SOHW; S; Tb;
V.r.. befiele* Z: 1. ein jetzt vielfach abgekommenes,
vorzugsweise nur noch auf dem Lande, bes. von altern
Leuten geübtes Glücksspiel mit Karten. Sein Gang
ist im Allg. folgender: an die drei bis sieben Teil-
nehmer werden je drei Karten ausgeteilt; der Aus-
teilende macht einen durch drei teilbaren Einsatz in die
Kasse, je nach den Umständen von sehr verschiedener
Höhe (3, 6, 15, 30 Rappen usw. oder auch eben so
viel Franken). Jedem Teilnehmer steht frei, bei
schlechten Karten aufs Mitspielen zu verzichten; ver-
zichten Alle, so wird von neuem ausgeteilt und der
Einsatz wiederholt. Auf je einen Stich wird '/' des
Einsatzes ausgerichtet; wer keinen Stich macht, hat
den urspr. Einsatz als Strafe ins nächste Spiel ein-
zuzahlen. Im Einzelnen bestehen mannigfache Ver-
schiedenheiten und Complikationen. In THErm. kann
beim sog. chauf-b. der Spieler für schlechte Karten
sich andre geben lassen, muss dann aber mitspielen;
beim rerteckt b. gibt es einen .Blinden', den der Spieler
in der , Vorhand' gegen seine Karten eintauschen kann.
In TüSteckb. bellet man mit .offenen' und , verdeckten'
Karten, je nachdem die oberste Karte des unverteilten
Restes, die als Trumpf gilt, von vorneherein oder erst
auf Verlangen eines Teilnehmers (der dann mitspielen
muss) aufgedeckt wird. In ZTü. geschieht dieses Auf-
decken der obersten Karte der Reihe nach, und der
Aufdeckende ist jedes Mal verpflichtet, an der Partie
Teil zu nehmen, ob der Trumpf zu seinem Spiel passe
oder nicht. Das B. gehörte ehedem zu den beliebte-
sten Hazardspielen. so z. B. an den Zurzacher Messen.
In THSteckb. wurde es mit Vorliebe in der Neujahrs-
zeit gespielt, ebenso in ZTö. (wo zumeist Nüsse den
Einsatz bildeten), anderswo in Z spec. am 21. Jan.
von der Schuljugend. Ich und de'' Präsident, der
G'meindammc", der Lerer und noch öppe" drei händ
'bauet bis de" Morge" z' Tag. Stütz. Und het g'rüeft,
si würde* u-clle" betle", bis d' Chue en Batze" gelt.
BWvss l^.'i:i. Es wurde gebetelt und zwar z' 35erwis.
B Dorfkai. 1875. .Wie könnte der dann schön bauen
für sich, und seinen Sohn getrost beetein lassen den
Satz zu 3 bis 5 Btz.' Gotth. ,Ich stehe in Gedanken,
dass dasjenige Spiel mit den Garten, welches man das
Beten-Spiel nennet, die Erfindung eines klugen Kopfes
seie, der eben dadurch zu verstehen geben wollen, die
Leute, welche in dem Spielen ihre Freude suchen,
seien nicht besser weder die Tiere.' Discocrse 1721.
S. noch mutzen 4 (Sp. 620). — 2. im Spiel keinen
Stich machen, es verlieren, zahlen müssen VO; Sch
(St.b). Syn. eslen (Bd I 522).
chlopf- (auch chropf- L)be'te" L; UwE., -beHne"
Schw; U: das selbe oder ein ähnliches Spiel wie das
Vorige mit der Besonderheit, dass die Spielenden, die
bei einer Partie mitspielen wollen, zum Zeichen dessen
auf den Tisch klopfen. aaOO. Syn. hauwelen, chlopfen
(Bd III 680). In üwE. wird das Chi. mit fünf Karten
gespielt. A" Stäffestag (2G. Dez.) händ die vier Meitschi
am chline" Tischli im Stübli-eggen inne" 's Quartier
üfg'schlage" g'ha" und sind rotig worde", mit-emen
uralte", cholschicarze" Chart z' binoggle", z' schware-
betere", z' ramse", z' chlopfbite", z' strumpfsecklen und
z' mariäsche", alls an eint Obig! JRoos 1892 (L).
chritz-bete": ein Kartenspiel ähnlich dem Vor.
Schweiz. Id.utiköD IV.
Die Spieler machen inil dei Kreide eine Anzahl Striche
(Chritz; S. Bd 111 985), jeder gleich viel, auf den
Tisch oder auf ein Täfelchen; wer einen Stich macht,
darf einen Strich auslöschen; wessen Striche zuerst
alle ausgelöscht sind, ist Sieger Uw.
Bet II AA; Ap; Bs; B; L; Schw; S; Z, Beta, Bete"
Gr; GoT., W.; Sch; Ndw — f. (auch n. Bs; B; S),
Dim. Beti Aa; Bs; B; Gl; Gr; L; Schw; S; Xi.w.
BetliKk; Ap; B; Gl; L; Schw; S; Th; Uw; Z«; Z. Beteli
Aa; B; Gl; Gr; L; Sch; Schw; S; Th; Z, derb: Betel
m. Schw; ZO., Betle" B, Betsch SchwE. ; ZO., Betschi
Gl. Betta, Betti, Belteli Gr: 1. Kurzform für Elisa-
beth. aaOO. Vgl. Eis (Bd I 202), Lise" (Bd Dl 1 123).
Mara-, Mari-Bit, Maria Elisabeth S. Stoffel-Bet,
Tochter eines Christoph SchwE. Bitli als beliebte
Figur im Sennenlied Aa; B; vgl. z.B. Aa Gem. II 3.
— 2. Bete", furchtsamer Mensch Schw. — 3. 's Beti
am Arm, Rausch AALindenb.
Die Gr Formen mit* weisen auf it.-rätorom. /.'■ffr., /;,(),„..
Zu 'J vgl. Oret »aß (Bd II 824).
Hoffert-Bet: hoffärtige Person L. — Löt-si-
Bet: unzüchtige Weibsperson AaJoh. — Pfüs-
bagge"-Bet: bausbäckige Weibsperson ThFi\
Belz-Bet: scherzh. für Elsbet? Trudt, Bat. Bit,
B. und 's Trini, und sust noch zweu Clilini, und ei"s
treid hinde"nöch 's Chindspfündli L.
Der Beleg scheint eine ähnliche Situation vorauszusetzen
wie eine Anekdote, die man sieh im Sihltal (ZI erzählt: es
habe einst eine Gesellschaft zur Nachtzeit in einem Hause
Einlass begehrt; auf die Frage von innen: Wer ist dueaen?
sei die Antwort erfolgt: 's .'«f Niemer weder ich und d' Grit
und d' Bet und d' Annemarei und aust nocfl drei .""/ </-' gröts
Bueb mit aem Büntel.
Be'tt n., PI. Bett B, Betti BR.; GitD., L.. hPr.,
ObS., sonst Better, Dim. Bettli, Bettji: 1. a) wie nhd.,
für Menschen. Es B. und e" Schaft, der Grundstock
eines eigenen Mobiliars B. Wo-n-en Chaste" cha""
stä", chann auch es Bett stä" ZZoll. Es B. iseh t"
halbe Richtum, me" cha"" die halbi Zlt drin ligge" S.
I- 's B. gä", zu Bette, allg. S. auch Engel (Bd I 332).
's ist ZU i" 's B.; s. acht (Bd I 81), mm (Sp. Ti'.Tj.
Mer hei" in 's B. g'heusche", nach dem Bette verlangt
BsL. lr chönnd mitenand i" 's B., zu Zweien, die
das Gleiche sagen, also einhellig sind wie gute Freunde
oder Eheleute Z. Ja, wenn 's B. mit-em chdm, üf-
stiend (dann wäre er zu so früher Stunde bereit), von
einem Langschläfer Th; Z. S. noch ver-charren (BdHI
426). Eim 's B. mache", ihn heiraten. .So viel sei
gewiss, dass dem Ludi 's Nänneli 's Bettli nie machen
werde.' JSenn 1852. Im Beifei 's B. mache", rück-
wärts gehen Bs (Kdspr.). Es ist 's B. us enand, es
hat eine Niederkunft Statt gefunden U; vgl. Ofen
(Bd I 110 u.). I" 's B. cho", bettlägerig werden '/..
spec. niederkommen B. Tüf im B. inne" si", lige",
schwer krank sein Aa; B; Z. Er hat doch aurh chönne'
im B. inne" sterbe", Trost beim Tode Eines, der leicht
durch einen Unglücksfall hätte umkommen können
B; G; Z. Im B. spart -me" Nüt a's d' Schueh, bim
Esse" chunnt dann Alls nohe", von einem Genesenden,
der, nachdem er das Bett verlassen, einen starken
Aiipetit hat S. ,N. het geret zuo siner muoter, er
wölt si dazu bringen, dz si dz ir im bett müest essen.
Der Härder sprach zu Jenni W., er wolte in slahen
an der geltschulde, die er imine schuldig ist, das er
lll
1*11
Bat, bet, bit, bot, bnt
1812
si im bette müeste essen.' 1381/1420, Blasph. accus.
.Man spricht gemeinlich, die geistlichen haben die
drei zipfel vom b. in ire händ gebracht und reissen
sich auch umb den vierten.' LLav. 1587. S. noch
Hans 2 c (Bd II 1470), letz 6 (Bd III 1554), Par (Sp.
1 129). Das B. im Recht. ,Das varende guot, es si
an phenningen, an wine, an körne, an betten, an he-
venen oder an kessinen, an husgeschirre und an allem
andren getregde [tragbarer Fahrhabe].' 1347, Urk.
.War sach, das ein fraw sturb, so sönd ir erben geben
ein Ij. zu fall mit vier zupfen und mit kleideren [usw.].'
AAWett. Offn.; vgl. be-kleiden (Bd III 624). , Item nach
Laut des Hofrodels hat ein Fraw [nach des Mannes
Tode] Gewalt, ein B. voraus zu nemmen, nach dem
Ehr und Gut vorhanden ist.' 1631, SchwE. Klosterarch.
.Es soll [beim Abscheiden des Mannes] die Verbesse-
rung der Betteren, so die Wyber etwann geforderet
und haben wollen, fürohin ganzlichen abgestrickt und
aber hingegen die Frau befuegt syn, von des Manns
Betteren ein B. für ihrige hinweg zu nehmen.' 1675,
Z Erbr. Formelhaft verbunden Tisch und B., Kost
und Wohnung. .Man musste bei der Norm, den Mann
des Tages zu 18'/2 Kr. bei Tisch und B. zu haben,
beträchtlich Schaden leiden.' Sculäpfer 1839 (Ar).
,Der vatter hat sine tochter dem N. N. irem elichen ge-
machel überantwurt, gefasset [ausgestattet] zuo b. und
tisch.' 1527, Z Urk. Der Vater verpflichtet sich, ,den
sun ze fassen zuo b. und tisch nach synen eren und
des suns nutz.' 1568, Z Heiratsbrief. Vo" Tiscli und B.
g'scheide" (g'schide") si", in B z' Tisch u"d z' B. g'sch.
si", von Ehegatten. ,Was recht ist, wo ehelich lent
zuo bet und tisch gescheiden werden.' 1490, Lliotenb.
Amtsb. — b) spec, Bettzeug, Unterbett. ,Man sol
richten, als N. N. in einem vass linwat oder bette in
ein schiff geleit hat und das zu den swiren hinus
komen ist, und minen hcrren damit ir zoll und ungelt
ist entfüert.' 1414, Z Ratsb. Im Hof zu AaB. soll
,der erlichen bettstatten ein ieglichi haben: ein spann-
bett, ein loubsack, ein b., zwei linlachen, ein tecki,
ein gross übergend küssi und daruff ein hoptküssi,
und die gemeinen bettstatten: ein spannbett, ein loub-
sack, ein b., zwei linlachen, ein tecki, ein pfnlwen
und daruff zwei hoptküssi.' 147(1, AaB. Urk. ,4 Spann-
bett, daruff 4 Bett.' 1609, Z luv. — 2. Lager, Nest
von wilden Tieren. .Welcher ein B. junge Wolf fachen
wurde, dem soll 8 Gulden gegeben werden.' GrD. LB.
— 3. Lagerstätte der Kühe im Stalle, bes. der hintere
Teil längs des Streichgrabens BPiet. ; GrL.; WRar.,
Saasth. Spec. der Raum im Stalle für zwei Kühe
GRTschiertsch.; vgl. Chüe-Bett. — 4. dichte Lage von
Streue, Äpfeln, Birnen uä. BR. D's Laub an'n Böum-
men lad iez starch län gern, es ligen liberal ganzi Betti
Stiijui under-nen. — 5. Kelterbett. Uf 's B. torkle",
den Wein süss keltern, ohne ihn vorher in der Bütte
gären zu lassen AADegerf.; „Gr." — 6. (bes. Dim.)
(Garten-)Beet Aa; B; Gr; Th; Z. Ich ha" zwöi Bett
mit Spinet a"g'säit B. ,4 Taglöhn dem N. N., Spars-
beeter anzulegen.' 1815, Z Haushaltungsb. In der
ä. Spr. auch von Abteilungen im Weinberg (vgl. Cham-
mer 5 Bd III 250), auch auf der Flur? Weinberg im
Kübach, ,stosst einhalb an Hellen b., anderthalb an Ulr.
Kolfmanns b.' 1428, GBern. Urk. Weingarten, stosst
an den Kübach, anderthalb an die Stücklein gen den
.kübethen' hinauf. 1443, ebd. 3 Pfenn. Zins ,von
ll.iusli .liiklis bettli, au des pfaffen acker gelegen.'
1 179, ebd. X. X. soll auf dem Weingarten keinen
Baum setzen bis über das dritte ,b. inhin.' 1480, ebd.
,X. X. verkauft 2 B. Weingarten.' 157U, ebd. ,Drü
Better in dem Garten.- 1673, ZHerrlib. Kaufbr. .Die
Bether behacken.' 1764, Z Naturf. Ges.
Per PI. Betti regelrecht aus f\. bettiu; .bettu' mehrfach in
der UwE. Benediktinerregel; vgl. Pauls Grundr. Is 763. Her
PI. Better auch XV., ZChr.; 1525,Bossh.-Goldachm.; 1638, Ap:
1647, SchwE. Klosterarch.; 1712, RMey. ; HPest. 1782. Die
MA.von ZZoll. unterscheidet Bett in Bed. 1 von Pitt [<G '.■-/,. ■> in
Bed.6. — B.iaOrtsn.(vg\.BettG). ,Agri in dem bette.' XI. /X1II.,
BsAllschw. Weingarten, genannt .die bett.' 1415. 1435, GBern.
Ein Weingarten, gen. .dieBether.' 1615, GBeni. ,1'as Bettli'
ZDübend. ,Hanfland im Bettli' ZElgg. .Bett-Acker, -Äckerii.'
1720/98. ThEgn. .Wiese zur hintern Betkammer' ZÖrl. ,Das
Blätereu-Bett', Stelle am untern Messmer Ap (das dort wach-
sende Wildheu soll die Eigenschaft haben, dass, wenn mau
sich nackt in das frisch gemähte Heu legt, der ganze Leib voll
Blasen wird). Ein Stück der Alp Säntis .im Haibett.' 1500,
GHof Kriess. Streitigkeiten , des Heilbets' wegen. 1625, ebd.
,Käul-Bett', auch .Kaul-Betten', Alphof unterhalb des See-
alpsees ApI. .Betten', Alphof in Ap, Weiler in GRh. und
Wittenb., Dorf in W. ,Holz und Wiesen in der Betten'
ZErl. .Betti', Hof ZEgg. ,Auf der Berti' BDiessb. .Güeter
in der betty [Var. ,bette'].' um 1450, SchwTugg. .Bettlen':
,in der B.' ZWiesend., Zoll. ,1 juch. acher, gen. in bettlen.'
1539, ZMaur. .Bettleren' GRorsch.
Über-Bett: Bettdecke. ,Unter- und Ü., Feder-
bett, samt Ziechen und Laubsack, zwei Pfülf oder ein
Pfulf und zwei Küssen und ein Paar Leinlachen',
Bestandteile eines vollständigen Bettes. 1654, Gr Rq.
— Einer-: einschläfiges Bett Zg. — Und er-:
1. Unterbett, allg. D' Öninger tond 's ( Inderbett ver-
setze" [verpfänden], dass si chönne"d uf d' Fasnecht Tu
Eschenz (Spottauf die Vergnügungssucht der Bewohner
der bad. Ortschaft Öbningen). ,Prei Federdechenen,
zwei Unterbett, drei Laubsäck [usw.].' 1818, ZGUÄg.
Kaufbr. — 2. scherzh. für Bettgenossin Ap; Z. Der
häd nach e" rechts TL üsg'lkse", von Einem, der eine
korpulente Frau geheiratet hat ZZoll. .Zu Einem,
der nur Tüchteren und keine Sühn hatte, sagt Einer,
er könne Nüt als ander Lüten Underbether rüsten.'
Scuimpfr. 1651. — Fül-: Sopha BsStdt; B. ,Das
faulbett, grabatus.' Mal. Zur Mittagszeit ,aus Ge-
wohnheit oder Weichlichkeit oder Mangel der Ge-
schäften sich auf das F. hinstrecken und schnarchen.'
vMoos 1774. S. noch Gütschen (Bd II 564). — .Vor-:
lectica.' 1460, G Hdschr. — Fueter-: Bett im Vieh-
stalle für Diejenigen, die das Vieh füttern GRFurna,
He., Valz. Syn. Bor-B. — Flu eh-: Stelle in den
Hochalpen, wo noch Wildhen wächst. Anderegg 1897,
117. — Flu™-: Bett von Flaumfedern Z. ,Auf dem
Küsse und in dem weichen Fluhbeth der Trägheit.'
JJUlr. 1727. ,In dem Fluwb.' ebd. — Ge-: = Bett C
,Joh. Tribscher et frater suus dant 3 den. von drin
gebetten.' XIV., L Propsteirod. Als Flurname: ,ln
loco qui dicitur an den gibettin.' 1259, BsBenken.
Gufe"-: eig. ein mit Stecknadeln gespicktes Bett;
übertr., Ort der Qual, für Verdammte ZO., Zoll.f Syn.
Roll-Hafen (Bd II 1015). De chunnst i" 's G.! Dro-
hung an böse Kinder. Über das G. im Kinderspiel
s. Himmel (Bd 11 1292). ,Als sie so laufen, stürzten
sie über die Mistwürri hinunter in einen Dörnhag.
Wo sind mer au51'? rief Einer. Du Narr, imme G. !
antwortete ein Andrer.' Woi.f. Bauerngespr. ,Ja, die
mit ihren Tücken Schweiz [Schwyz als Schirmort]
endlich überredt, uns schandlich zu berücken, zu tun
im.;
Bat, bet. bit, bot, bul
l-ll
ins G.' 1712. Lied. — Galti- GnFaii., Galtji- GithPr. :
Ort im Stalle, wo die Galti stehen und liegen. Auf
der einen Seite des Ganges sind meist die Under-
scMachten für die Kühe, auf der andern ist das G.,
gew. ohne hölzernen Boden und ohne Scheidewände
(Tsch.). — Gulter-: = <7»/scfcen2 (Bd II 563). ,Torus,
ein bett oder g.' Fris. S. noch Lotter-B. — Gatter-:
Kinderbett mit hölzernem Gitter Gl. — Glitschen-:
= Gulter-B. ,3 gutschenbetly, 6 spanbet, gross und
klein.' 1490, ZStdt Inv. ,Zwei usbereite bett und
bettstatten, oueh das g. und bettstatt, den tisch, das
fcrögli [usw.].- 1515, Sch Urk. ,1 g.' 1528, Zg Inv.
,1 g. und 1 laubsack, desglychen 1 tecki, alles in der
stubeii.- 1571, Z luv. ,Mehr [gehört zur Pfarrwohnung
SouwStein.] ein G.' 1624, Schw Inv. — Himmel-,
am ZS. Jfimmleze"-: wie nhd. — Heu™-: 1. Sclilaf-
stätte der Älpler, bestehend aus Heu (Bett-HeuwJ und
einer Decke Ap. — 2. Kühen und Ziegen unzugäng-
licher Grasplatz in den Bergen Ap (lt Laur.Zellweger) ;
vgl. Flueh-B. — Chue- WStNikl., Cime- GRFan.,
Furna, Klost.. L., Pr., Tschiertsch. : 1. = Bett 3. —
2. Flurname; s. u. Bett 6. -- Cholder-: scherzh.
Umdeutung aus Gulter-B. ,Wen er [der 1898er Wein]
einmal gelegt hat ins warme C'h., den lässt er sanft
schlafen die ganze Nacht' Schweizer Bauer 1898 (BS.).
— Charr-, auch Charre"- (Chäre"-) : 1. niedriges,
trogartiges, an den Füssen mit Rollen versehenes Bett,
das mau am Tage unter ein grösseres schieben kann,
um Platz zu gewinnen L (zumeist für Kinder); ZO.f
,Me [1] Spanbeth in der Jungfrouw Kammer und ein
Karrenb.' 1624, ScHwStein. Pfarrhausinv. ,Von einem
Stoll- oder Karrenbett.' Bs Taxordn. 1646. S. noch
Gütschen (Bd H 564), Tisch-Macher (Sp. 55) und vgl.
(Bett-jCharren (Bd III 423/4). — 2. „schlechtes Bett
der Hirten in einem Winkel der Sennhütte" BE., „0. ;
LE." Vgl. Gasteren (Bd II 486); Henne 1874, 100.
- 3. enges Schlafgemach. ,Die Kinder und das übrige
Gesinde schlafen [in den Alphütten] in einem sonder-
baren kleinen Gemache, das sehr eng ist und Karr-
beth genannt wird.' JXSchnyder 1782 (für LE.). —
Chis-: mit Kies belegtes Bachbett. ,Der Müller soll
dem Wasserrad ein solich Ariss legen, dass selbiges
6 Zoll nach [nahe] uf das Kissbett abhin gange.' 1673,
ZMeil. Urk. — (.'haste"-: kastenförmiges Bett. Vgl.
Bett-Chasten (Bd III 539). ,In der Stuben ein K.'
1684, Z Kaufbr. ,In der Kammer ein ufrecht Kästli,
so an dem K. stehet.' ebd. — Chutze" -Bettli:
Purzelbaum FMu. D's Gh. mache". — Chrotte"-
Bett: ungefähr was Chrott II 2 (Bd III 883) G. Gib
Acht, du chunnst g'wiss noch e"möl i" 's Chr. ! in Ver-
legenheit. Dö bin-ich schö" i" 's Chr. cho"! Wer-mer
Öjipis gebt, Der chonnt i" 's goldi" Bett; wer-mer Nünt
geH, Der chonnt i" 's Krote"bett (EGötzinger); vgl.
Strau-B. Bi Eim i" 's Chr. cho", in Ungnade fallen
GStdt. — Lotter-: „bim.", Kuhebank, hölzerne Ofen-
bank mit Polster Gr. Syn. Gütschen (Bd II 563).
.Anaclinterium, ein 1., gutsch, ein gulterbett, den tag
darauf zu schlafen. Stibas, lectus, ein 1.' Fris. , Wache
auf, entlasse das schandliche L. der Laster.' GKönig
(um 1700). — Läutsch-: (auch Dim. Leitsch-BettliJ
Ruhebett, Faulbett BsStdt (auch bei Spreng). Siehe
läutschen (Bd III 1535). — Mäien-Bett B, Meie"-
Petili ZZoll. : Blumenbeet. — Milch-: hölzerner, mit
stets sich erneuerndem Wasser sich füllender Behälter
in den Sennhütten, in den die vollen Milchgefässe
LT'* -f .-1 i t werden, um die Milch frisch zu erhalten
SchwE. — Mämmi-: Puppenbett B. — Bäbe"- s.
Bäb (Sp. 916). - Bör- GRFurna, Jenaz, Bor- GnPr.:
= Fueter-B. Es besteht aus einem hölzernen Gerüste,
worauf Heu oder Stroh und eine Decke gelegt werden,
und steht oder hängt gew. hoch in einem Winkel des
Stalles. Solche Betten werden vorzüglich dann ein-
gerichtet, wenn der Stall von der Wohnung weit ent-
fernt ist (Tsch.). S. mer 3 c (Sp. 367). — Bgrg-: ein
zwischen Felsen und Abgründen liegender, überaus
jäher, für jede Art Grossvieh unzugänglicher Gras-
platz, worauf das sog. Kamm- oder Wildheu wächst,
das man einsammelt oder von Schafen abweiden lässt
Ap. Syn. Blaise". — Blakte"-: kleines, gew. nicht
umzäuntes, nahe beim Hause gelegenes, fettes Stück
Boden, wo man Blähte" (Alpenampfer, Rum. alp.)
wachsen lässt GRFurna, Klost., Valz. Syn. Blachten-
Garten, -Hof, -Wuest. — Brunne"-: aus einem vier-
eckigen Kasten bestehen der Brunnentrog (zum Unter-
schied vom Br.-Trog, den ein ausgehöhlter Baumstamm
bildet) Ap. Sonst auch für Brunnentrog übh. ,[Für
den Bau einer neuen Brunnenleitung werden dem
Meister zuerkannt 900 fl.] sarapt dem alten hölzinen
Br., dargegen solle er ein steine Br. in seinem Kosten
in das Schloss setzen und machen.' 1611, Batjernchr.
,Zu den 5 Hauptbrünnen die nötigen Teuchel und
Holz zu Brunnenbettren, Brunnenstüden [usw.].' 1727
aZoll. ,Es ist zu dem Brunnen auf dem Lindenhof
ein grösseres Br. zu setzen.' 1730, Z Ratsbeschluss.
,Die Holzgenossen müssen ein Eich zum Br. geben.'
1803, aZoll. ,In der Wacht Kirchhof erdreisten sich
Einige, die beiden Brunnentröge auszuschöpfen, wo-
durch nicht nur das Vieh nicht kann getränkt werden,
sondern auch die Brunnenbete durch die Kälte zu
Grunde gerichtet.' Jan. 1823, ebd. — Brut-: Braut-
bett. ,Wann eine Frau vor ihrem Mann abstirbt, so
erbt der Mann von ihrem Vermögen den 3. Teil, das
Br. für eigen.' ZKn. Erbrecht 1831. Vgl.: , Wann der
Ehemann vor seinem Weib mit Tod abgehet und sie
keine Kinder gezeuget, so nimmt das Weib . . . das
beste Stück von des Manns Kleidern und Waffen, wie
auch sein Bräutigamsbett und Kasten.' Z Erbrecht
1716/1831. — Ribi-: Boden der Wergreibe S. -
Ruew-Bett Z, -Bettli Aa: Sopha. Übertr., Ruhe-
stätte. Grab. .[Bantle Karrer] welcher den 30. Hor-
nung in Bysyn einer grossen Schar von Nirgendshusen
zu synem Ruhbettli ist begleitet worden.' Kornuofer
1679. — Chaste"-Ruew-: Ruhbett mit Kasten zum
Aufbewahren der Bettstücke B. — Schlaf- Bett: im
Gegs. zum Ruhbett GRCast. ,Die [seine Gemahlin]
namset der Keiser die allerliebste des Künigriches
und sines Schl-s.- JJRveger 1606. .Wann die Schwalbe
ganz nache ob dem Schi, des Menschen auf einem
Nagel ihr Quartier hat.' Sererh. 1742. — Schliif-
B; Z, Schlupf- Gr. Eim es Schl.-Bett(li) mache",
ein Scherz, am ZS. besonders in der Weinlese üblich:
in Jemands Bett wird das untere Ende des Oberlein-
tuchs zurückgeschlagen und unter das Kopfkissen
gelegt, so dass der das Bett Besteigende sich in dein
sackartigen Leintuch verfängt. Syn. Eim en Fuess-
Sacl mache".
Schwamm-Bettli ZKn.,Stdt, Schicä-Bettli (auch
Schwaben) AABb.: Kinderbettchen, das fest steht,
nicht zum Wiegen eingerichtet ist Aa; Kinderbettstelle
mit hohen Gitterwänden zum Schutze Z. ,Eine zwei-
1 i 1 5
Bat, lief, bit, bot, but
\<\r,
schläfige Bettstatt nebst drei Schwammbettlein zu
verkaufen.' Aa Wochenbl. 1700. ,Ein Schwammbettli.'
1812, ZStdtlnv.
Wahrsch. durch die Mittelstufen Spamm-B. bzw. Spü-B.
hindurch wie das syn. Stii-B. aus dem Folg. entwickelt.
Diese Annahme liegt um so näher, als es auffallend wäre,
wenn das in der ä. Spr. so reich belegte Spann-Bett in der
lebenden Spr. keine Spur zurückgelassen hätte.
Spann-Bett: Bettgestell samt Bett-Gatter (Bil II
497), dann auch das ganze Bett. Jteni spondam, quod
dicitur vulgo sp-e, duos lectos [usw.].' 1298, Bs Urk.
.Denne Gilian Spilman umb zwoi spanbetti.' 1382, B
Stadtrechn. ,Ein 1er sp. an seil [in der Nebenkammer
im Schloss üübelstein].' 1489, Z (Waldmanns Inv.).
,1469, als Zürich in Gassen brann, kam bin dem für um
her Heinr. Schwend, ritter. Der ward mit einem spam-
bettladen uf sin hopt geworfen von einem, der flüchnen
wolt.' Edlib. ,1 gross alt sp. mit 1 loubsack.' XVI.,
Z Teilrodel. .Als der tischmacher die spambett, so
ins schloss hörend, bessret.' 1532, ZGrün. ,2 guete
bett mit durchgehenden kissen, mit laubsaek und sp.'
1545, üwSarn. ,2 spanbetli in der kleinen kammer.'
1557, Z Inv. ,Sponda, sp. oder die ortbrätter eines
sp-s, bettbrätt.' Fris.; Mal. .Item um ein Sp. ohn ein
Himlezen 1 Gl. 30 ß.' 1611, L Stiftsarch. ,Er henket
sich selbs in der Gefängnuss an ein Seil, so er auss
dem Sp. gezogen.' JGboss 1624. ,1 Sp. in der Jung-
frow Kammer.' 1624, ScHwStein. Pfarrhausinv. .Und
sollen das Kreissbette dergestalt machen, dass sie in
ein Spannbettlein, dessen Fussbrett zimlich niedrig,
einen Strohsack legen, darüber ein Bette bereiten,
darauf die Gebärende legen.' Mdralt 1697. S. noch
Güteren (Bd II 532), Gütschen (ebd. 564). — Mhd.
span-bette,
Gütschen-Spann-: Spannbett in Form eines
Kuhbettes. ,1 g.' 1483, L Vogtrech n. ,1 g., daruf ein
loubsack.' XVI., Z Teilrodel. — Spüse"-: Brautbett
Gnl'r. — Sprür-: Bett mit Spreusack Zu. S. auch
Gunter (Bd II 313).
Stä-Bettli: = Schwamm-!!. ScnSt. — S. die Anm.
zu Srhwamm-B.
Stuck-Bett. ,Ein St., Batterie, une batterie.' De
Lacour 1736. — Strau-. ,Wie die Kinder pflegen zu
sagen, wann sie ihre Händlein herfür strecken: Wer
mir etwas gibt, der kommt ins güldene Bett, wer mir
aber nichts gibt, muss ins Strohbett.' Lindinner 1733.
Vgl. Clirotten-B. — Strüss-: Blumenbeet ZKafz. —
Tich-: der Kanal, der unmittelbar auf das Wasserrad
führt Z (Spillm.). — Tod-: Totenbett, allg. Es wurd-
dich noch uf dem T. reite", von (zu) später Eeue B;
ZO., S. .Wenn mann oder frowen in das t. kommend,
uragent sy dann von dem bett für das atach 7 schuoch
usgon on füeren, on stab, on stangen und on ander
behelf der lüten, so söllent und mngent sy iro varend
guot vergehen, wem sy wellent.' XIV./XV., Z Rq.
.Unser missgünstigen nachbnren werdend fröid und
hotfnung darab nemen, verhoffende, der frid zwüschen
uns sige schon am t.' 1529, Absoh. (B). ,Von N. N.
wurden 1649 auf dem T. 400 Pfd an die Kirche ver-
gabt.' AKüchler 1895 (Uw). S. noch machen II 3 b a
(Sp. 33). — Dack- bzw. Tack- BE., O.; F; S, Tach-
BM.; SThierst., Deck- AaL.; Bs; Gr: 1. mit Federn
gefüllte Bettdecke. aaOO. ,Ein Bauerntöchtcrchen mit
20,000 Pfd und einem Halbdutzend zentnerigen D-en,
17 Fassenen usw.' Gotth. ,Die Kühersfrau hatte Arme
wie ein Bafentannli und Hände wie ein D.' ebd. .Von
Federgwand und Leinwaat: ein Deckbettli für ein
Magd, sammt einer Ziechen dazu.' 1695, B. .Die Lein-
lachen sein [des Toten im Sarg] Dackbett.' AKybvuz
1753 (B), wofür die Z Ausgabe von 1760 : ,Dach.' .Von
einem Unterbeth 12 Kr., von einem Dackbeth lo Kr.
[Zoll].' B Zolltarif 1754. .Nimm die Kanten, stell sie
in ein Deckbett und lass es darinnen stehn, bis sie
kalt wird.' XVIII., Z Arzneib. — 2. Deck-Bettli, in
der Metzgersprache das Stück Fleisch hinter dem
Brustkern und vor dem sog. Federstück am Ochsen
BsStdt (Spreng). — Dienste"-: Bett für die Dienst-
boten, entweder Chnechte"- oder Meitli-B. Aa; Tu; Z.
— Torggel-: Kelterbett Ar; GRÜhur, He.; GFlums.
Most com T. weg, beste Qualität. .Im 1450. jar gfru-
rend die trüben an den reben, also dass man si weder
trotten, noch in den gelten stossen mocht; sonder schuft
man die trüben uf die torggelbet, und was man darab
truckt, das wärmt man ob dem für in grossen kesslen.-
Vad. -- Trib- (meist Dim.): Treibbeet Aa; Z. —
Trag- s. Boss-Bär (Sp. 1432). — Trüel-: Kelter-
bett B. ,Das Tr., so man an anderen Orten Trotten
und Kelter heisset.' Rhagor. 1650. — Trast-: = dem
Vor. LHitzk. — Trist-: 1. eine aus Tannästen be-
reitete trockene Unterlage für die kegelförmigen Heu-
haufen (Triste") im Freien. Gebirgskantone (Alpen w.
IV 147). — 2. ausgeebneter Platz neben der Triste"
oder vor dem Heuschober (Mad-Stall) zum Aurladen
des Mad-Heus, wann es im Spätherbst zu Tal ge-
bracht werden soll GrD., Pr. — 3. Abteilung der Ge-
meindegeissweiden auf der Wildi UUrs. ,Aus dem
Ertrag mit obrigkeitlicher Genehmigung versteigerter
Heuerplätze oder Tristbetten' UWassen. — Trott-:
1. Kelterbett AaF., Ke.; Sch; Th; ZS., Wl. 's Tr. rcr-
schwelle", durch Aufschütten von Wasser dicht ma-
chen, jährliche Vorsichtsmassregel vor Beginn der
Weinlese Th; ZZoll. ,Calcatorium, tr.' Fris.; Mal.
.Viel Most gefror auf dem Tr.' 1675. Sch Chr. ,Lacus
vinarius, ein Tr.' Denzl. 1677; 1716. Die Gemeinde
verlangte [für Lieferung des Holzes an die Kelter |
das Recht, , ihren Most auf dem Tr. abzudrucken.'
1700, THÄad. .Füllt die Tansen, tragt sie fort, und
lasset nie das Tr. leer!' Z Neuj. Mus. 1796. ,Harz
und Unschlitt zum Tr. [dasselbe zu verpichen] 22 ß.'
1803, Z Haushaltungsb. (13. Okt.). S. noch Trott-Baum
(Sp. 1249). — 2. Trott-Bettli, kistenartiger Behälter,
den man auf den Traubenbottich legt und in den die
gelesenen Trauben zunächst geschüttet werden, um
dort von einem Winzer, der zu diesem Behufe alte,
saubere Schuhe anzieht, mit den Füssen zertreten zu
werden AABb. — Tschöder-: Fundament einer
Brücke AALeer. — Zweier-: zweischläfiges Bett
„VO;" Zg. — Zwing-: = Trlb-B. 1781, ZWipk.; vgl.
Zwing-Glogg (Bd II 619).
Chind-Bett f. (PI. -Bette" Git) GuTschapp., Valz.;
SchKX, St.; Th; Z, n. Ap; GStdt; Th; ZO. (selten f.),
■Bette" f. GrD., Glar., L., Luz., Schud., Tschiertsch.,
-Betti f. (PI. -ene") Aa; Bs; B; Gl; GF., G.; Schw;
S; Uw-, U; Z (überwiegend): 1. Wochenbett, Nieder-
kunft, allg. I" d' (bzw. 's) Ch. cho", niederkommen
B; Gr; G; Tu; Z. K" schwdri, liehti Ch. ha" Gr; /.
Die Manne" sotti"d nur c"mal c" Ch. mües'e" durche"
mache", der Muetwüle" wurd-ene* dann n-rija". Sollseh
ömel tisder c" gueti Ch. ha", solisch g'sund blihe", und
's soll der guel gö" las i" alli FMgkeit ine", Wunsch
1817
Bat, lief, bit, bot, but
Isis
,ui eine Frau S. B* Frau, wo mit der Lässerbmde*
im Bett llt, hat die liest Ch. SooSt. Du lit Eint i"
der (Jh., sagt man. wenn eine von ilen verdeckt lie-
genden Karten auf dem Rücken ist. ebd. Klassische
Schilderung einer K. bei Gotth., Schulm. II 117 f.
.Unser frowen kindbetti', ein die Geburt Christi dar-
stellendes Altarbild. 1-446, ZFrmstr Urk. ; auch bei
Edlib. erwähnt: ,Der alter unser frowen kintbetty.'
.Puerperium, die kindbette.' Fris. ; Mal. .Jede Frau,
die sie [die gewühlte Hebamme] bei der Kindbett
nicht als Hebamm braucht, soll iliro das bezahlen,
was das Mandat erheischt.- 1788, aZoll. S. noch
Um-Hang (Bd II 1440), Müs 1 g (Sp.474), Chind-betti-
Mann (Sp. 273), Ghind-betti- Stube", Chindli-Tag. Das
K. im Rechte. .Ein jeder burger, des eelicher ge-
mahel ein kindbetterin ist, soll die zit sy in der
kindbett ligt, tawens und schuldvorderer halb fryg
sin, aber in offnen kriegen ze wachen, hüeten und ze
reisen verbunden sin als ein ander.' 1512/3, AxBrugg
Stadtr. .Welcher ein pfändte. der ein kindbetteri
hätte, so ist einer kein pfand schuldig uss sinem hus
zu geben, bis die kindbetti uss kuinbt.' 1526, AARq.
.War ouch. dass ein kindbetterin die 6 wuchen us,
die sy in der kindbett lit, win und brots von einem
wirt begerte und darnach schicken wurde, das soll
er iren ze geben schuldig sin und nit versagen, by
drygen pfänden straf.' 1535, AAMumpf Dorfr.; vgl.
Chind-Betterin. .Hierbei [unter den alrnosengenössigen
Haushaltungen] sind nicht verzeichnet vil andere
arme, denen etwan in Kindbethen oder in Krankheiten,
die nit länger als zwo oder drei Wochen währen, teils
aus dem Kirchengut, teils aus dem Steür- und Seekligelt
geholfen wird.' 1692, ZSeen Pfarrbericht. Glaube
und Brauch. Der erste Gang aus dem Hause nach der
K. ist z' Chilche", z' Predig Ap; B: Z; welche Wöchnerin
vorher anderswohin gienge, der kann leicht Unheil
begegnen B; ZZoll. I" d' Ch. gä" Ndw (auch z' Ch.), ge."
Ap; GF., G.; Th; Z. bringe" SThierst., träge" Aa ; Sch;
Uw (z' Ch.); U; Z, die Wöchnerin mit Lebensmitteln
beschenken, zunächst von Seite der Paten des Neu-
gebornen, aber auch etwa von Verwandten, Freunden
und Nachbarn. In S geschieht dies einige Tage nach
der Taufe, in ZS. am Freitag oder Samstag vor dem
Taufsonntag, in ZO. dann noch ein 2. Mal, in UwE.
zu 3 verschiedenen Malen nach der Taufe, in ScbKI.
innerhalb der ersten ti Wochen nach der Niederkunft.
In Uw und U besteht das Geschenk vermöglicher Ge-
vattersleute, das zumeist von der Patin überbracht
wird, aus Gebäck (Ringen, Wecken) von Weissmehl
und einigen Mass guten Weins, in UwE. wird, zumal
wenn der Abt Pate ist, ein ansehnliches Quantum
Wein, Brot und Kalbfleisch ins Haus geschickt. In
Z bringt die Magd, auch etwa die Tochter des Hauses
in einem Korbe guten alten Wein (Chindbetter-Wi"),
ein Weissbrot, einige Pfund (Kalb-) Fleisch, Kaffee,
Mehl oder Spezereien; vgl. auch Ge-uatter (Bd I 1128),
In-bind-Gclt (Bd II 258), Chind-better-Chräm (Bd III
812); Gotth., Bauernsp. 114 f. Der Gütti Sämi het
b'richtet, d' Mueter heig im Üftrag g'ge" z' säge", si
chömm dernöch über S Tag z' Cliindbetti, die vile"
Wegge" würde"-ne" süst mimme" hert und sür Bs. ,Und
ensol ouch kein gott noch götti. so man das kind ge-
touffet hat, in die kindbetty nüt schenken.' 1400,
Z Stadtb. .Das theiner in unserm landt theiner frowen
von einer kintbette mer zu geben pflichtig sin soll
dann 5 pfd.' 1478/1544, Sohw LB. 1500 beschloss der
Rat [von Obw] der Frau des N.N. 12 rl. ,in die kind-
betti' zu'geben, weil ihr 2 Söhne geworden. AKüciilek
1895. ,Das gib ich in d Kindbetten dir', zu einer
Wöchnerin. GGottb. 1619. ,Der Missbruch, so etwan
die Zyt bar mit Beschwerd ohrlicher Lüten durch
kostliche Schenkungen gegen den Kindbeteren für-
gangen, soll hiemit abgestrickt und verbotten syn,
also dass derglychen nützit überall weder zum Guten-
jahr noch underm Schyn der Würgeten, Zimpfeltags,
Stubeten, Kindbetinen oder einichem andern] Fürwand
verehrt, sonder es by obbestimpten Gutjahren ver-
blyben; jedoch ist hieby vorbehalten, wann (Jötti und
Gotten ihren armen Gvatteren Brot, Wyn und Fleisch
oder sonsten etwas anders mitteilen und schicken
wölten.' Z Mand. 1636. .Ein Wyb sagt: Die Männer
glaubend den Wyberen nit. Wann doch nur ein ein-
ziger Mann auch einmal ein Kind bringen müsste. Druf
antwort Einer: Es müsst mir wol syn, wann ich ein
Kindbetherin war; es wurde mir, ob Gott will, von
den Mannsbildern mehr in d' Kindbethi gschenkt als
allen Wyberen ; ich wollt all Tag ein Küechleten haben.'
Scbimpfr. 1651. ,Dem weltschen Herrn Pfarrer in
die Kindbett gegeben 31/» Pfd.' 1689, ZElgg Seckel-
amtsrechn. .Eine Kindbetteren silberne, inwendig ver-
gülte Schüssel mit einem Deckel, daruf das Thurmen-
und Wyssenwapen gestochen, meiner Liebsten in die
erste Kindbett verehrt.' 1700, ZInv.; vgl. Ch.-Chopf
(Bd 111 -111). .Niemand soll befüegt sein, einer Kind-
betherin anders in die Kindbeth zu verehren als ein
Stuck Rindfleisch, Landwein und Brot.' Z Mand. 1730.
,80 Eier, 6 Mass Wein in die Kindbett.' 1741, Obw.
.Der Wöchnerin [Gemahlin des Landvogts im Th] wird
von den Gesandten der regierenden Orte als Gevattern
eine Kindbettverehrung von 40 Dukaten gegeben.'
1777, Absch. S. noch In-Bund 4 (Sp. 1358) und Kind-
better • Stizen. — 2. Tauffest, -schmaus Aa; Bs; B.
Z' Ch. lade" BO. Z' Ch. cho", als Pate zum Taufmahl
kommen ;BBe. Also am Sündig isch d' Chimpetti !
CWäi.ti 1848. Das sin o fester armi Lit, die rir-
megen nummen e" chalti Cliindbetti, d. h. einen Tauf-
schmaus bloss mit Wein, Käse und Brot BHa. Ähn-
lich : e" trochni Ch., ein Taufessen, bei dem die Paten
mit Hausmannskost vorlieb nehmen müssen B. E"
nassi Ch., splendides Taufmahl B. ,Wir lassen die
kirchlichen Taufformalitäten vorbeigehen und warten
mit den Knechten und Mägden des Hauses auf die
leckere Kindbetti.' B Dorf kai. 1866. ,Wenn er [ein
Bauer] 8 — 10 Stunden an einer K. sitzt und langsam
isset von der Suppe bis zur Tattere und zwischen-
durch tapfer tränket.' Gotth. ,Die Speisewirtin hatte
sich aufgedonnert, dass ihre Kinder ihr nachliefen und
schrien: Mutter, wottsch z' Kingbetti oder z' Märit?'
ebd. S. noch Chüechleten (Bd III 145), Chind-betti-Mäl
(Sp. 162) und vgl. Gotth., Schulm. I 12.
Mild, kint-lette u. und f.. Letzteres auf einem altern
"kind-betti beruhend, zu dem unser Chind-Betti die regelrechte
Fortsetzung bildet. S. Gr.WB. V 727. HPest. hat 1781:
,nach der Kindbette', 1790: .nach dem K.' In Ortsu. : .Die
ehalt Ch.', Felsenhöhle bei BBe. am Thunersee, wo einst
ein Weib, vom Sturm geschreckt, gelandet und geboren
haben soll. ,Chindbettihorn', der östliche Ausläufer des
Wildstrubels BO.
Laster-. .Hat [Dr Eck] so vil lasterwort ussge-
stossen, so nruess er eintweders zersprungen oder toub
1819
Bat, bet, bit, bot, but
1820
worden sin uss dem unmenschlichen erbläyen, damit
er dise lesterungen abtruekt hat. Hat er aber nit von
herzen also gewüetet, also das sinen nützid ze fürchten
ist in der lesterkindbett, so habind wir fast recht, das
wir zue imm nützid schribind.' Zwingli.
(ge-)chind-bett elig: in der RA. (g'-)ch. tue",
sich wie eine Wöchnerin (d. i. weichlich) gebärden '/..
chind-bette": 1. a) niederkommen, Wöchnerin
sein Bs; B; Gr; GP., G.; Z. Si isch noch derzue im
(utdere" Stand, und het doch erst fern oder vorfern
g'kimbettet BsStdt. Si häd im Spital g'chimpettet Z.
.Wann sie eine der Niederkunft nahende Weibsperson
in ihre Häuser aufnehmen und darin k. lassen.' Bs
Mand. 1778. Auch refl. , [Bettelfrau als Wöchnerin:]
Wann alle Menschen so treu wären als ihr, gar wol
ich mich k. künnt.' GGotth. 1619. S. noch in-binden
(Sp. 1350). — b) übertr., müssig liegen. .Ob wir sy
nit anfüeren wollent; wie lang sy hie k. sollent', fragen
Soldaten. HvKüte (Sprww. 1824, 87). — 2. tr., sorg-
sam pflegen wie eine Wöchnerin. Die Juden sind so
weichlich, ,so eim ein furz im ars verirt, dass er recht
wol kindbettet wird.' HtRüte 1555.
üs-: das Wochenbett beendigen. ,Dwil sy ain
kindtbettery sig, soll sy u. und dann irm man nach-
ziechen.' 1535, Sch Ratsprot.
Chind-betteri", in Bs; B; S -bettere": 1. Wöch-
nerin, allg. ,1'uerpera, ein kindbetterin.' Fris. ; Mal.
Die K. wird als Kranke geachtet und bedarf und
geniesst darum der grössten Schonung und sorgfäl-
tigsten Tfiege. Wenn 's ere" Chingbettere" guet geit,
sell-si in-ere" angere" Nut dervo" säge" (um zu ver-
hüten, dass diese selbst es an der nötigen Sorgfalt
im Wochenbett fehlen lasse) S. E" Ch. seil d' Jiippe"
rerchaufe" für e" Schluck Wi" L. E" Hüendlibrüe ist
's Best für e" Ch. ZZoll. In Ar soll eine K. eine
schwarze Henne essen, in BHa.f dagegen bildet ihre
erste Nahrung ein Stück Käse und eine Kartoffel.
E" Ch. dörft's esse", es schmeckt sehr gut und ist
leicht verdaulich Z. .Ir mugent och vil änten in der
statt ziehen und niesten, dadurch kintpetteren, kind
und krank lüt vil mit den air und dem schmalz ge-
spist mugent werden.' 1490, G Schreiben. ,Sein [des
Murmeltiers] fleisch wirt in einem schwarzen pfäffer
oder mit rüebeu, auch mit kabis gekocht, sol ein
nützliche speiss sein den kindbetteren.' Tierb. 1563.
.Etwas Wyns zu dem Gebruch der Tröscheren, Kind-
betterinnen und kranknen Lüten.' 1639, ZSchwam.
.Für Fleisch und Wein der Kindbetteri gen Zolliken
30 ß.' 1763, ZStdt Haushaltungsb. Unsere ä. Rechts-
'luellen bieten zahlreiche Zeugnisse für die besondere
Fürsorge, die der K. auch in rechtlicher Beziehung
zu Teil wurde. ,Wil es ein keller gern tuen, so git
er ieklicher kindbetterin ze Rümlang, si sie frömd
oder nit, ein fueder holz.- XV., Z Rq. ,Wär im dort
Würenlos ein k., so soll der wirt derselben frowen
nit mangel lau an wyn und brot der 6 wachen üs.'
AAWürenl. Offn. ,Das hinnanthin enkein kindbetterin
enhein küechloten haben sol, dann mit iro und ir
mannes gebornen (runden und der gefattern, die das
kind gehept hat. Als vil dero zue ir komment und
si gesehent, denen mag si wol ze essen und ze trinken
geben, ob si wil.' 1422, Z Stadtb. ,Das ein vogt ge-
walt hab, so erber lüt sament ein gesellschaft und
Wirtschaft haut, oder ein frouw so swanger ist oder
ein k., so gern visch haben wolt, ze orlouben ze
vischen.' 1441, ZGrün. Spruchbr. ,Weri ouch, dass
in der täfer enhein kintbetter weri, deren sol er [der
Wirt] win und brot geben.' 1456, ZAltregensb. Offn.
,Im dorfbach sol nieman vischen, es sig dann, ob einer
ein kindbetteren hett.' 1472, LReiden Offn. ,Ob aber
einer ein arme kindbettere hetti oder zun heiigen
wölt gan, der möcht ein fueder holz machen und das
gon Zofingen füeren und darus zergelt lösen ; darumb
sölt der ungestrauft beliben.' ebd. ,Es soll niemand
in synem hus beder sieden, vorbehalten kindpetteren
oder kranken lüten.' 1491, GnThusis. Im J. 1513
zahlte ein Vater für das Bürgerrecht seiner Söhne
der Stadt Solothurn 10 Schill, 4 Mass Vogts- und
Schultheisshaber, einer ,kindbetterin' 1 Saum Wein
SBib. .[Wirte] so selber win wachs band, die mögend
uss solichen fassen, so sy angestochen band, unsern
burgern und kindbetterin wol ganz oder halb soni
geben, die bedärffent sy nit zu verungelten.' 1521,
AaB. Stadtr. ,Wo auch ein k. genist, da sol man ir
ein brot und ein mass win geben.- 1582, UwE. Rq.
,Ein Jeder, so zu Bubendorf im Ehstand wohnhaft,
gibt uf das Neujahr der Dompropstei ein alt Huhn,
und so einer ein Kindbetterin hätte, soll derselb dem
Meyer den Kopf vom Huhn überantworten und das
Huhn der K. verbleiben.' 1601, Bs Offn. , Es sollend alle
und jede Kindbetteren sich an Kindstauffenen [also
war sie hier besonders ausgezeichnet] der absebücb-
lichen Hüben, mit ergerlichen obsich ragenden Spitz-
linen, auch der von Atlass oder anderem köstlichem
Zug gemachten und mit guldinen oder silbernen
Schnüeren prächtig besetzten Ermlen gänzlich über-
heben.' B Mand. 1628. .So vil den Hofwein (wie sie
es nennent) den Kindbetteren zu geben belangt, seie
man ihnen von Rechts wegen nit schuldig; allein es
seie in Jahren, da der Wein geraten, gebraucht worden.'
SchwE. Memorial. ,Die ehaften Wirtschaften Bestehere
sollen kein Wein äussert das Haus auf Deyss hin,
aussgenommen Kranknen und Kindbetheren, geben
tuen.' Z Mand. 1718. ,Wenn im Bezirk Zürich 12 be-
sonders gefreiter Höfe daselbst ein Kind, selbst ein
fremdes aus der Ferne, geboren wurde, bekam die
Mutter für dieselbe Nacht Holz genug.' Z Memorial
1801. S. noch Easnacht-Hiten (Bd II 1375). Bevor-
zugung der Kindbetterinnen findet sich noch in den
Offnungen von BTwann; THErm., Fisch., Tannegg,
Wellh.; ZAndelf., Bonst., Höngg (1338), Laufen, Nef-
tenb., Ossing., Wiesend., Wülfl.; vgl. auch Grimm RA.
445; Osenbrüggen 1881, 109 f. Glaube und Brauch.
Auch im Tode wurde die K. nach älterer Sitte da-
durch geehrt, dass sie eine besondere Grabstätte er-
hielt, gew. in dem vom Kirchendach geschirmten Teil
des Friedhofs, vornehmere auch in der Kirche selbst
B; das Selbe bezeugt für ZStdt und Land Herrlib.
1750, 12. S. auch Chindbetter-Läden (Bd III 1069).
Nach dem Volksglauben gewährt diese Bestattungs-
weise der K. Schutz gegen böse Geister und Hexen.
deren Einfluss sie wie die ungetauften Kinder bes.
ausgesetzt ist. Bei ihrem ersten Kirchgang, vor dem
sie sich ja nicht über die Dachtraufe hinaus wagen
soll, damit ihr nichts Höses widerfahre (VO; Z), wird
sie gewöhnlich von einer Nachbarin oder Freundin
begleitet (B), in F muss ihr ein Kind vorangehen.
In der Kirche erfolgt nun die , Aussegnung' (B; VO),
welche in B jetzt häufig an einem Sonntag, früher
1821
Bat, lief, bit, bot, but
1 22
regelmässig am Freitag, als dem Tage des Wochen-
gottesdienstes, stattfand. Diesem Ghilch-Gatig (Bd II
348) ist in dem Wochengebete ein eigenes Alinea
(.Chindbetter-Gebef) gewidmet, enthaltend kurze Dank-
sagung und Fürbitte für Mutter und Kind. Wohnt
die K. sehr weit von der Kirche und ist sie besonders
schwach, so lässt sie wohl auch den Pfarrer ersuchen.
zu ihr zu kommen und ein freies Gebet mit ihr zu
halten B (vKütte). S. noch Chüchen (Bd III 230 u.).
.Swas die kindbetterin bringeilt, die zu kilchen gant
uss ir kintbetti, das sol aus werden dem kuster [der
Hofkirche].' 1337. LStdt Urk. Die nach BTrub Pflich-
tigen Kirchgenossen, welche zu hinterst im Tale [LE.]
wohnten, begehrten, .man soll inen [in der näher ge-
legenen Kapelle] ze Marpach kintbetterin infüeren,
kerzen und palmen segnen.' 137-5. LUrk. Dem Pfarrer
zu SBib. wird 1569 vorgehalten, dass er .Kindbetteren'
vor dem Hervorsegnen lange vor der Kirche stehen
lasse. LPiSchmidlin 1886. Der Frühmesser soll .im
Fall der Pfarrherr krank oder sonsten mit ehhaften Ge-
schäften beladen were, taufen, versehen. Kindbetteren
ein- oder aussegnen.' 1642, GBern. ,Die Begräbnussen,
das über das Grab Beten, das Taufen, Kindbetteren,
Ehen einsegnen, letste Ölung [udgl.]-. als Nebenein-
nahmen der Priester. ClSchob. 1699. Vgl. auch Ch.-
Tcichli, -Tür. Aberglaube. Wenn die K. vor dem
Kirchgang spinnt, so bereitet sie ihrem Kinde einen
Strang B. .Nimm ein Stuck von einem Totenbaum, darin
man ein K. ins Grab getragen und verjesen hat, henk
es an Hals und trag's by dir Tag und Nacht, so wachst
dir das schwynet Glid wider.' um 1650, ZElgg. Arzneib.
,Ein schantlicher Aberglaub ists, dass man solche K.
nach der Meinung etlicher Lehrern römischer Kirchen
nicht in das geweihte Erdrich . und nach einiger
unserer abergläubischer Leuten Meinung nicht under
einen Grabstein, sonder under die Taehtrauffen ver-
graben soll.' Zauberei 1704 (Z). Wenn e" Chingbettere"
stirbt und nie" leit-se-n-uf Je" Lade", sell-me"-re" Schnell
a"legge" S (Schild); ebenso in GrL.. wo man sie einen
Tag länger auf dem Leichenbrett liegen lässt. In Bs
gibt man ihr Schuhe mit. weil sie 6 Wochen lang
zurückkommen müsse, ihr Kind zu säugen. ,Ein grosser
Aberglaub ists, dass einige, wann ein Weib in der
Kindbeth stirbet, ihro die 6 Wochen durch alle Abend
das Beth bereiten, der Meinung, dass die verstorbene
Muter alle Nacht komme, ihr Kind zu säugen, und
man zu Anzeigung dessen Morgens ein Grub in dem
Beth finde.' Zauberei 1704 (Z). Die K. in Vergleichen
uä. Tue" irie-n-e" Ch., unmännlich über Schmerz
klagen Z. Er ist uie-n-e" Ch., so zart und weichlich,
oder liegt müssig da, um sich zu pflegen Sch; Z.
Du wirst kei" Ch. s%", zu Einem, der sich über leichte
Unannehmlichkeiten, z. B. starkes Zuwerfen der Türen,
beklagt ZO., Zoll. Mer icend-em d' Hebann hole": was
icett auch e." Ch. si"? von einem Manne, der gar em-
pfindlich tut, wenn ihm Etwas fehlt SchwE.; vgl. auch
Ch.-Cliindli (Bd III 347). ,Wir ligen hier als die kind-
betteren', klagen Soldaten, die wochenlang still liegen
müssen, um 1340, B (Sprww. 1824, 87). ,Wie ein kind-
betterin intan syn', das Haus hüten müssen. Aal 1549.
— 2. Spottname für zarte, weichliche Leute, bes.
Männer B; Sch; Z. ,Da schalt die L., dass das eitel
Einbildung wäre und die Männer nichts als Kind-
betterinnen.' Gotth. Wenn Einer ,zu eim spricht
verächtlicher und zorns wyss, er sye ein kindbethery.
so gilt das als ,anfang [Veranlassung zum Streit].'
2.Hälfte Wl.. ÄABrugg Stadtr. Kriegsgcsell: ,Wir
wend zur [belagorten] statt und By anschryen, wie
sy all nun kindbetter syen.' JMdrer 1559.
Die in ein paar ä. Belogen erscheinende verk. Form
.kiudbetter' kommt in \irkd. Stellung auch in der lebenden
MA. vor: PA. »■«■./,", >in Z.
Chind-bettete" f.: .Beisammensein der Gevatter
und anderer Freunde im Hause der Wöchnerin zu
einem Festschmause.' Dial.
kind-bettisch: verzagt, feige. .Job, züch nit
so k. ab.' JMurer 1567.
bettele": nach der Ausdünstung des Bettes riechen
Ae; B; L; Z.
bette": 1. wie nhd. allg. .Die bett b.' GHdschr.
Eine .gebettete Bettstatt,' in ä. Spr. ein aufgerüstetes
Bett. Der Kaplan bittet, dass man ihm .sein armes
blünderli. eine bettete bettstatt und einen trog' heraus-
gebe. 1527, ZElgg. .Und mag ein frouw auch neu
ein beteti bestatt,' 1536, Schw Rq. (.bettete bettstatt.'
1756, ebd.). ,Von den Ausssteurungen der gebetteten
Bettstatten und Kleidern der Eltern gegen eheverlobten
Kindern.' GMand. 1611. RAA. Am Morge" bettet-men-
dem Bett, z' Nacht dem Hindere", d. h. am Morgen
betten ist fürs Bett gut; wenn man zu Nacht bettet,
so liegt man besser SchSL (Sulger). Wie - nie" - si'h
bettet, so schläft-me" ZDättl., so lit-me" Bs; B; ZO., S.;
bettist guet, so list guet ZO., WL, meist in hildl. S.
.Es heisst nicht umsonst im Sprüchlein: Wie sich
einer bettet, so liegt er.' Breitenst. — 2. übertr. .Da
ein jeder vernünftiger wol merkt, wem das bettet,'
worauf das abzielt, wem es gilt. 1528, Zwingli. ,1hm
b. zum Unglück, raalum sibi accersere suo jumento.'
Denzl. 1677; 1716. ,Der Seel wol b., animam pro-
curare.' ebd. 1716.
über-: überdecken. ,Die höchsten Viehweiden
der Schweiz überbetten die Hochrücken der Glarner-
gebirge.' JPiWvss. — „übere"-: überlegen, anordnen
Ap; L." — üf-: das Bett höher machen, auflockern
Nnw; Z. — an- : eine Lagerstätte bereiten GrD.. He.,
L., Pr. Eim in der Stube", i"-re" Chammer, im Stall,
uf dem Heu a. GRValz. — i"-. Frisch l., das Bett
mit frischen Leintüchern und Anzügen versehen Z.
Es Lintuech %., ins Bett legen B. — er-, Stei" e., mit
Steinen ein Bett, eine Unterlage machen B. — üs-:
auf-, ausfüllen, um eine ebene Lage zu erzielen Nnw.
— „ z'weg-: = übere"-b. Er hed 's g'schid z'weg 'bettet,
er hat es gescheit angefangen Ap; L." — zue-: refl..
sich vorbereiten, z. B. von einem Gewitter, einer Krank-
heit ZStdt. Vgl. : ,So sind wir alle in uns selbs über-
zeuget, dass wir zu einer grossen Straf reif seien;
Alles stuelet und bethet darzu.' FWvss 1673.
Bette°hüse1': 1. Ortschaft bei BHerzogenb. —
2. {Betthüse" Z) Scherzw. für Bett. Mer wei" go" B.
B, mit dem Zusatz : go" Bettfedere" trösche" (Dan.). Er
göt zur Arbet uf B. und z' Chilche" uf Pfulue"dorf.
Sprww. 1869. ,Allo, nach Bettenhausen! wir haben
genug geplaudert.' Regimentsk. 1781 (B).
„Better", Bettere" f.: kleines Schlafgemach der
Hirten unter dem Dache der Alphütte BO. S. Oastere"
(Bd II 486).
Betteri" f., PI. Betterne": Person, die das Bett
macht, Zimmermagd GrD. .Nicht nur eine Köchin.
Wäscherin und B., sondern ein rechtmässiges Ehe-
weib.' Goliath 1741.
1823
Bat. bot. bit. bot, but
IS'JI
Gütz-Betterin: Bettlerin, die sich fälschlich
für eine Wöchnerin ausgibt. .Item es sint ouch frowen,
die in dem lande sich umbe und umbe für die kilchen
niderlegent und spreitent ein lilachen über sich und
setzent wahs und eiger für sich, als ob si kint-
betteren werent, und sprechent ir etlich, in sie in
14 tagen ein kint gestorben, wiewol ir etliche in
10 jaren nye kint gemachte, und das heissent g.'
1430/40, Bs Chr. (III 560/1).
Bettete", P- f.: = Hurd 3 a (BdU 1604) SchwMuo.
Mer hend mengi P. voll Öpfel. Zss. Öpfel-B.
Betti f.: = Bett Ib. ,Man sol nachgan und richten,
als N. etwas bettinen und vedergewantz in stüppken
geslagen und das von unser statt an zoll und ungelt
gefüert hat.- 1433, Z Ratsh.
Bären -Betti: Wochenbett der Bärenmutter-
,Wylen die bärenmuoter schmädrässig, als soll man
guot dinkel malen und dahy diser baren zu fressen
verbachen, hiermit ire guots tuon, so lang die b.
währen wird, damit die jungen dester bas geniesen
mögend.' BVennerman. 1567. - Zur Bildung vgl. Chind-
Belti.
halb-bettig: zu einem halben (einschläfigen) Bett
gehörig. ,Zwein h-e pfulwen.' 1380, B luv. ,Halb-
pettig pfulwen.' L Vogtkinderrechn. ; G Hdschr.
Betti"g f.: 1. die Handlung des Bettens Gr; Ndw.
— 2. Bettzeug, Betten GrHc., Landqu., Pr. ; Ndw. I)' B.
in d' Or'lni"g bringe". Schwzd. (GRSeew.). Mer chön-
ne"d-e" gtiet übcrnacht hän, mer hend B. g'nueg.
Betti(n)ge": 1. Dorf in Bs. — 2. = Bettenhüsen 2
Bs. Uf, go" B. gä".
Bettschaft „VO"; Z, Bettsclujt Sch; SchwE.; Z
— f.: Bettstatt, Bettgestell. Es Chinde"-Bettscheftli,
Kinderbettstättchen Z. ,6 betschaft mit ir zuegehör.'
1498, Z Inv. ,15 fl. eine B. sammt Fuss-Schämel und
Umhhang.' 1669, Z Teilrodel. ,Alle verhandenen Bett-
schaften sampt 6 ufgerüsten und angezogenen Betteren.'
1673, ZHerrl. Kaufbr. ,[Beim Retten von Mobiliar
soll] jedermann sich hüten, durch leere Kästen, Beth-
sc haften die Stegen, Türen und Ausgänge zu ver-
stecken.' Z Feuerordn. 1772. ,Ein einschlöfiges, blau
gemaletes Bettscheft.' Z Inv. 1800. — Himleze"-:
Himmelbett. .Erstlich ein Himletzenbeschaft in der
Nebenstuben . . . Me ein Himletzenbetschaft uf der
Kamer.' 1624, ScHwStein. Pfarrhausinv.
Wohl umgebildet aus dein altern uud verbreitetem Bett-
Statt (gespr. Bettschel mit dissimilator. Sehwund des zweiten ()
durch Anlehnung au die Zss. bzw. Abi. mit seJiaft (schuft),
wie etwa Würchscheft aus Wirch-Statt. Urspr. Zss. bzw. Abi.
mit schafi ist der Bed. wegen, Zss. mit Schaft m., Schrank
(vgl. dazu , Bettschrank' bei Gr. WB. 1 1739) aus formellen
ilründen nicht anzunehmen.
Bettwise": 1. Dorf im Th. — 2. = Bettenhüsen 2
Tu; ZW1. Uf B. gu" und z' Pfulme"dorf übernachte"
ZSth. — Zu 1 vgl. die Flurnamen ,in der Bettwis' ZTu.;
.Bettliwisen' ZGoss.
Bett 1 n.: 1. Bitte. .Durch der frow Annen von
Wolrow bettes willen.- 1384, ZBirmensd. ürk. — 2. (PI.
Bett 11, Bitter ZO..S.) Gebet 11; Gl; GT.; Z. Arbeit,
Bat und Sparsamkeit hä"-mi'h 'bracht zu Er und
Freud. Stutz. I" dem | Gebet-] Buech sind doch schönt
Bitt(er) B; ZO., S. Hü" z' erste" ef meint, es seie"d
g'vmss fruiinii Lüt; si händ tum Wunder ril g'redt
us-dem 11 . vo" schönen Emilen und vom Paredis. Stutz.
Er fallet d' Hemd und tuet es B. debi. Schwzd. (Z).
II 'er vor ''(•»( Schlaf e" Betlc sät, schloß uol, wenn
er nur Strau üfsprät. Lenggenh. 1830. ,Do si [die
Eidgenossen vor der Schlacht] ir bett volbrachtend.'
Halbsuter. ,Ouch kan ich mengerlei bätt und sägen.'
1522, B Fasn.-Spiel. .Etliche bätt hätten.' Morgant
1530. ,Sähend zue, wann ich dem Beel das bätt
hie tue.' SBirk 1535. ,Die Bätt [PI.].- Ruep 1550.
.Morgens sprich erstlich z' aller frist das bätt, das
dich lert Jesus Christ.' Fris. 1562. ,Das Ave Maria
ist kein bett, sonder ein gruess.' LLav. 1569. ,Die
Rodel der Pfarrer, in denen verzeichnet ist, was für
Fragstuck und Bätter könnind die Kinder.' JJBrett.
1634. Spec. a) Dim.. das Pensum (aus der Bibel, dem
Katechismus oder Gesangbuch), das die Kinder in der
sonntäglichen Kinderlehre aufzusagen haben ZO. Hast
öppe" di"s Bätli nüd chönnen i" der Chilche"? Stutz;
vgl. Ghilchen-Ge-bett. — b) kirchliches Gebet, zumeist
in der Kirche vom Geistlichen gehalten oder vor-
gesprochen. ,Das ein priester sol halten unsers lands
recht, und das man nüt söl gän von hätten, die man
hat in der kilchen, so man von der kilchen wegen
die bätt hett.' 1414, Gl Urk. ,Ein gemein bätt tuen,
ein gemeine prozess haben, supplicare publice.' Fris.;
Mal.; s. auch Chrüz-Gang 1 (Bd II 349). a) der
Wochengottesdienst, gewöhnlich von Wöchnerinnen
bei ihrem ersten Ausgang besucht B. D' Frouw isch
i" d's B. Vgl. Chind-Betterin. — ß) Gebet bei einer
Beerdigung Btw. ; ZO. ,Am Sarge vor dem Hause
hielt der Schulmeister das B., damit der Verstor-
bene nicht, wie man sagte, von seiner Wohnstätte
fortgeschafft werde wie ein Stück Holz- ZO.; g. auch
Sonntagsbl. der THZtg 1897, Nr 42. — y) Abendgebet,
zu dem das Zeichen durch die Bett-Glogg (Bd II 615)
gegeben wird. ,So die sonn für gold gat oder man
das bätt lüt ze nacht.' 1472, G Burgau Offn. ,Der
mesmer ist schuldig, das er das zyt alweg ordenlich
richte, mette, mittag, vesper, zu bätt, zu der predig
und andere zeichen zu rechter zyt lüte.' 1535, ZElgg
Herrschaftsr. Vgl. noch Bett-Zit. — S) 's gross B., von
den kirchlichen Behörden angeordnetes öffentliches
Gebet in der Kirche, wobei die Monstranz ausgesetzt
und im zweiten Teil der Messe gew. der Rosenkranz
gebetet wird, verbunden mit Tedeum und feierlichem
Segen; es dauert oft mehrere Tage und an vielen
Orten ist Anordnung getroffen, dass die Häuser des
Ortes der Reihe nach einander in der Kirche ablösen.
Kath.Schweiz. .Aus dieser Zeit [Pestzeit 1617/28] ist
das grosse Gebet, wie es jetzt ist.- Stadlin 1824 (Zg).
.Als etwan zu zyten fromm, gotzförchtig lüt in unsenn
land, um gnad und glück von gott zu erwerben, das
gross b. in den kilchen betten, ist gesetzt, das in dem
zyt und alldiewyl man das gross b. bettet, nieman in
unserm land nit weder spilen noch tanzen solle by
5 pfd z buess.- 1531, Schw LB. .Landaminann Lussi
von Uw macht Anzug in Betreff des grossen Gebets,
ob es die Orte einander abnehmen wollen.- 1587, Absch.
Jedem Ort wird eine Abschrift gegeben .des grossen
päts.' ebd.; s. Absch. V, 1. 55 (mit Anm.). ferner
ö9. 7:;. 79. ,Es wird beschlossen, das grosse Gebet
wegen der der katholischen Religion drohenden Ge-
fahren abzuhalten. Luzern soll den Anfang machen,
und zugleich jedes Ort ein Mandat gegen Sünden und
Laster und gegen öffentliche Lustbarkeiten erlassen.'
1589, ebd. S. noch gross (Bd II 805) und vgl. Kath.
1S25
Bat, bet. bit. bot, but
is-2i;
Schweizerbl. 1899, kS>\.— :'.. Bittopfer, Kirchenalmosen;
vgl. Bett-Gelt (Bd II 258). Der Kirchherr von Sempach
nimmt '/a 'Von den betten' and der zu Bnttisholz V»
,der betten' und alle Opfer ans den Stöcken, am 1450,
I. Sursee. Daneben auch ,ge-b.-: Der Barchherr zu
Büren nimmt l/a von den gebetten.' ebd. ,1'ie opfer
und ouch die gebett, die man nfnimpt an die kilchen
und capellen und das gelt in den stücken.' ebd. ,An
den grössten Festtagen wurde das B. aufgenommen,
welches gewöhnlich 1 — 2 fr. betrug.' 1501/11, Obw
(A Küchler). Die Stadt StGallen habe gegen alle Übung
den Baumeister des Gotteshauses gehindert, am Aller-
heiligen- und Allerseelentag ,das pet im beinhus in-
zenemen.' Antwort: Die Stadt habe das Recht auf
,das pet- im Beinhaus, nicht der Abt. 1506, Absch.
Die .pätten', welche das Jahr hindurch mit dem Kreuz
aufgenommen werden, als: das ,pätt'. in der Kreuz-
woche, das ,pätt' an den Kilbenen. das ,pätt' in der
Fasten, das ,pätt' am Charfreitag. 1568, UwSa. ; siehe
AKüchler 1895, 314. 382. ,Anno 1611 ist vor Capitel
abgeredt, das ein Leutpriester zu Neudorf fürthin kein
Ansprach des 3. Teils im Stock noch im Bätt sollte
han, bis der Bauw [der Kapelle] verriebt und zahlt;
dafür aber solle ihme ein Pfläger jährlich gäben
18 GL' Esterm. Neud. 1875.
Amhd. bet n. neben häufigem ge-let, das in unseru MAA.
Pitt (Pe'tt nur lt einer Angabe in G1H.) ergeben nmsste. Ober
die Unmöglichkeit, die Formen ohne und mit (synk.) Präf.
auf Grund der Schreibung (auch der Angaben aus der lebenden
Spr.) reinlich zu scheiden, s. Anm. zu (6e-)Birg (Sp. 1572),
auch Anm. zu Bärd (Sp. 1540). Immerhin steht für B und Z
anl. Lenis (also einlaches bet) fest. Bei KGualther 1559 findet
sich .bätt' neben häufigem) .gebätt.' Auffällig ist bei 3 der
schwache PI., der wohl eig. zu einem neben dem Neutr.
stehenden Bet f. (s. d.) gehört.
Ge-bett I, in Bs; B; GlH.; L; S; Z Gi-bett — n„
PI. meist -er: 1. Bitte. .Vermag schon min schlecht
g. wenig by üch, so vermag doch Gott vil by üch.'
Zwingli. — 2. wie nhd. allg. Ke"s rechts G. göd ver-
löre" L. Eine" i" 's G. ne", wie nhd. B; L; S; Th; Z.
Bildl. [Angeklagter:] .Es wird Dies ein Gebetli [erdich-
tete Darstellung] sein, welches diese Leute zusammen-
geschmidet haben. Das sind Alles Finkenstreiche.'
Z Verhör 1832. Scherzh. für das Kegelspiel Bs; vgl.
Bett-Buech 2 (Sp. 991). ,Syn armes gebett. willig und
gehorsam dienst syge üweren gnaden allzit zuovor
bereit.' 1487, GWees. (Schreiben eines Pfarrers an den
Abt von StGallen). Spec. 's still G. ,Es war [in Z]
üblich, dass der Pfarrer nach dem vollendeten [litur-
gischen] Gebete vor der Predigt niederkniete, welches
man das stille G. nannte. Diese Übung wurde 1769
durch obrigkeitliches Mandat abgeschafft.' Meier,
Wetz. — 3. Gebetsgottesdienst während der Woche;
s. Lettner 2 (Bd LH 1490). - 4. s. Bett 1 3.
S. Anm. zu Bett. Der PI. .Gebeter' Mise. Tig. 17-22
(mehrfach); JHTschudi 17t9; Sintemal 1759.
kbeni.(Öbed,JJbig)-BettSou;Z, -GibettZ: 1. Abend-
gebet. De chönnst na'h es A. bitten, eb d' i" 's Bett
gast. — 2. öffentlicher Gottesdienst am Samstag Abend
(Samstig-A.); in ZStdt noch bis in die jüngste Zeit.
.Samstägliche Abendgebätt. Damit die Fyr- und Hei-
ligung des Sonntags desto mehr beförderet werde, so
haben wir geordnet, dass an Samstagen alle Zecheten
abgestrickt syn, auch ein jeder sich beflyssen solle, syne
Geschäft inmassen anzestellen, damit das in Statt und
Land angesechene A. könne ungesumt besuecht werden.'
Schweiz. Idiotikon. IV.
/. .Mund. 1650. .Wie viele besuchen niemals kein A.,
unangesehen man die Abendgebätte auf der Landschaft
auch alle Samstage haltet.' JJMüll. 1673. ,Die A-er
werden im Ötenbach [einer Stadtkirche] gehalten.- /.
Ordn. 1705. ,An der Mittwoche wird in allen vier
Hauptkirchen der Stadt [Zürich], eben wie am Sams-
tag, von 5—6 Uhr ein A. gehalten. Diese A-er sind
A. 1610 angeordnet worden bei Anlass des Gach-
nangischen Auflaufs.' vMoos 1775. ,In diesen A-ern,
welche allemal mit Gebät angefangen und geendet
werden, wird alle Wochen ein Capitul des Neuen Te-
staments verhandelt.' ebd. ,A. 1712 wurden, so lang
der Krieg währete, auch an einem Dienstag und Don-
nerstag A-er gehalten.' ebd. ,Den 14. Sept. 1803 Abend
im Abendgebet ward das Töchterli getauft.' aZoll.
— Kriegs-Abend-: Abendgottesdienst in Kriegs-
zeiten. .Wir sind krank laut unser eignen Bekant-
nuss, die wir unlangest in unserem gewohnten Kr.
getan.' JJMüll. 1665. — Gross- Bett: = 's gross Bett
(s. Bett 2 b b). Im ganze" Kanton Luzern ist 's Gr.
a"g'ordnet. L Nachr. 1865. ,An allen Orten, wo man in
eine Kirche kommt, hält man Gr. für gut Wetter.'
Macuari 1884. — Chilche"- Ckile"-Bett: was die
Kinder am Sonntag in der Kinderlehre an Sprüchen
und Liedern aufzusagen haben ZKn.
Chatze°-Gibett: gedankenloses Gebet; auch Ge-
bet, in dem man Andern Böses wünscht, und das wie
Jenes wirkungslos ist. Ch. göt nid zum Himmel Aa,
dringt nid in'n H. ScöSt. (Sulger). ,Non clamor, sed
amor clangit in aure Dei, Katzengebätt gehet nit gen
Himmel.- Denzl. 1677; 1716. .Solche Fluch sind läre
Wind, wann Gott segnen will: Katzengebet gehet
nicht nach H.- AKlingl. 1695; 1704. ,Doch schwehren
nicht, auch Katzenbett den graden Weg gen H. geht.'
JCWeissenb. 1702. .Katzengebät, sagt man im Sprich-
wort, gehet nicht gen H.' JJUlr. 1727. S. noch an-
gän (Bd II 17). — Vgl. Gr. WB. V 294.
Kläfter-Bett: Schlachtgebet der Eidgenossen
,mit zertanen Armen', spöttisch im Munde der Feinde.
.Etlicli hochmüetig edlen und muetwillig lanzkneeht
rüemtend [A. 1499], man sölte nun si lassen machen
mit den küemüleren und -kieren; si köntid nun ouch
kriegen; ieder weit drig bstön, und inen iren alten
gott und die alte metzen zuo Einsidlen, ouch ir klafter-
bet zevor geben.' Ansh.
Diese Form des Gebetes (». Krüz-Gebttt) war bes. seit
den Burgunderkriegen ein Gegenstand des Spottes für die
Feinde.
Christoffel-Gebett: Gebet zum hl. Christoph
als Schätzebewahrer, worin unter allerlei Hokuspokus
dessen Vertreter, der Geist Astarot, beschworen wird,
eine gewünschte Summe Geldes herbei zu schaffen B f;
s. Frickart 1846, 164. Vgl. geld-betten.
Krüz-. .Nach getanem krüzbät fuerends [die Eid-
genossen beim Angriff] stil und muetig für und liefend
das läger [des Feindes] an.' Ansh.
Wahrsch. meint Ansh. das Gebet .mit zertanen Armen,'
wie es die alten Schweizer knieend vor der Schlacht zu
verrichten pflegten und wobei ihre Haltung die Kreuzesform
wiedergab; vgl. Kläfter-Bett.
Liehe" -Gibett: liturgisches Gebet (mit Ein-
schluss der Leichenrede) bei einer Beerdigung B.
Syn. Ab-danki"g. — Mund-Gebett: (blosses) Lippen-
gebet. .Mundbett ist oft wyt vom muet [Herzen].'
ÜEckst. — Bönen-. ,Des bonengebetts halb zu
115
1827
Bat. bet. bit, bot. but
ISos
Östren: Als dann ein bruch und gewonheit unge-
zwyflot in schwären der statt anligenden niiten durch
unser altvordren angesächen, das alle jar zu den öster-
lichen zyten ein gemein gebette beschechen und ge-
halten solle werden, wöllichs aber garnach zuo Ver-
achtung kompt, haben min gnädigen herrn, Schultheis
und rät, betrachtot diss sorgklichen schwären löuff...
und sind rätig worden, sollich ir altvordren ansächen
mit disem gemeinen gebette zu behalten. Und ist
also ir will und ernstlich meinung, das menklich, man
und wyb, alt und jung, die bonen, so inen geben wer-
den, güetlich und frundtlich annäme und das gebette,
darzu gehörig, mit guotem andacht und ernste voll-
bringe.' 1528, S Mandatenbuch. S. Sönen-Sunntag. -
Boppel-Gebett s. Popp-hart (Bd II 1645). — Sri-:
Gebet für die Seele eines Abgestorbenen. Ansh.; s.
Siben-zit-G. — Arme"-selen-: = dem Vor. S. D'Drlss-
gischbätre" steit [beim Leichenschmause] üf, macht 's
Cfvrüe zum Arme"sele"g'bät; die i Vaterunser verde"
g'murmlet und der Glaube" noch derzue. Schild. —
Schanz-: kräftiges, eindringliches Gebet S. So n-es
rechts Schanzgebet vor ''em Schlöfe"gö" slg besser, ah
e" Federe"»iatratze", b'hauptet 's Bäbi. BWyss 1863. —
Staffel-: vor den Staffeln des Altars vom Priester ab-
wechselnd mit dem Ministranten recitiertes, in Psalm-
versen und kürzern Responsorien bestehendes Gebet,
womit die Messe beginnt L. — Stund-: 1. öffentliches
Gebet in Notzeiten S; Uw. Es heb der ganz Aberelle"
und ittt i" Maien if.se" nie g'regnet; dö sige" <T Lät zum
Pfarrer g' gange" und hebe" g'seit, er seil doch Stund-
gebet a"stelle", dass es auch r'egni und 's Heu geb. Joach.
1881. , Pfarrer Pirmin bat 1815 den Generalvikar, er
möchte ihm erlauben, während dem Sommer auch an
den Sonntagen [in Sächseln] zu predigen, an denen
das Stundengebet gehalten werde.' AKüchler 1895.
- 2. (Stund-BeUJ Stoss-Seufzer, den man in der Haus-
haltung bei jedem Stundenschlag zu beten pflegte.
Die Mutter oder ein älteres Geschwister sprach laut
vor, die Andern beteten leise nach: 0 Gott, verleihe
uns eine glückselige Stunde zum Leben oder zum
Sterben. Amen! Schw (noch Anf. des XIX.). Der auf
dem Sterbebett liegende Vater zu den Seinen: ,Wenn
das Zit schlagt, betet das Stundbetli mit mir: Gott,
lass uns doch eine glückselige Stunde zum Leben und
zum Sterben!' LKInderbitzi 1826. ,So oft die Uhr
schlagt ander wcrender Schuel, solle auch das Stun-
den-Gebett laut durch Vorsagung eines Andern geübt
und gebraucht werden.' UwStans Schulordn. 1690. —
Saras-tags- s. Abend-Bett 2. ,In die Wochenpredigten
und Samstags-Gebetter sollen aus den entlegenen Hi.f-
und Öfteren wenigstens zwei oder eine Person gehen,
alle Haus- und Feldarbeit, so lang dieselben währen,
ruhen.' Z Mand. 1722. — Zis-tags-: liturgisches
Gebet in der Zis-tags-Bredig (s. d.). ,Zinstags-Gebätt
auf gegenwertige Zeiten. Zur. 1686.' (Titel). — Ab-
tisch-Bettli Z, -Gebett Bs (Spreng): Dankgebet nach
dem Essen. — Kilch-wih-Gebett : liturgisches
Gebet an der Kirchweih. .Beschliessen wollen wir dis
unser Abendopfer mit einem schönen Gebätt, welches
genennet wird das Kirchweihe- oder Kilbegebätt.'
JJMull. 1665. — Zue-Bett s. Burdi (Sp. 1511). —
Siben-zit-: zu 7 verschiedenen Zeiten des Tages
(horse canonica\) in den Klosterkirchen verrichtetes
Gebet, bestehend im Absingen gewisser Psalmen durch
die Klostergeistlichen. ,Von den tütschen brüedern
könnt [um 1490 in BStdt] selten einer so vil latyn.
dass die sibenzyt- und seelgebet, gsang und amt on
ergerniss und spott vollbracht wurdint.' Ansh. .So
warend usser dem kor weltlich caplanen, die sich mit
den tütschen herren in kilchenämtern so unglych hiel-
ten, dass sibnerlei sibenzitbet in einer kilchen gfunden
ward.' ebd.
Bett II f.: 1. Bitte; wenn von einem höher Ge-
stellten ausgehend auch = Geheiss. In der lebenden
Spr. nur noch in der Formel mit Bitt und Bett, mit
vielem Bitten LSerap. ; ZO. A"g'halte" hät-cr mit Bitt
und Bätt, si sölle"d auch folgen und recht tue". Stütz.
.Angrüeft werden durch bitt und b.' UEckst. .Gross
Bitt und Beth.' 1656, Vilm. Schlachtl. ,Mit siner
ehalte" Bitt und Bett.' Rapieri 1700. .[Christus als
Gärtner zu den Frauen am Grabe:] Ir sulent haben
iuwer bet.' Anf. XIII., Osterspiel von Muri. ,Von der
giller, der stirnstössel wegen, die unrecht betten füe-
rent, die mag der vogt strafen nach iren schulden.'
1465, Bs Rq. ,Es langt an ew [euch] unser ernstlich
und vlissig bet, ir wellen...' 1500, GRChur Schreiben.
Sehr häufig im XIV. /XV. in den Verbindungen .durch
die b., durch der (miner, des N.) b. willen, von der
(miner. des N.) b. wegen', auf Bitten bzw. Geheiss.
.Durch der [Frauen] ernstlichen b. wegen sich die
rät und die burger geeinbert band.' 1375, Z Stadtb.
,Und von siner bätt und durch des rächten willen.'
1449, Schw Rq. Verbunden mit Synn. ,Das alles mit
unsere gunst, wissende und willen, rate und bette
geschehen ist.' Z Richtebr. 1304. .Wider disü bette
und gebot.' 1337, ZKyb. Urk. .Durch sins empfelchens
wegen und siner bet willen.' 1336/1446, Z Chr. ,Von
des kaisers b. und geheiss wegen.' ebd. .Welcher der
geswornen des gerichtes darzu [zu den Streitigkeiten]
kumpt, der sol die stösse zerlegen mit bett und ge-
bott.' 1436, SchwG. Urk. — 2. (erbetene) Steuer. Ab-
gabe, a) = Bett 13. ,Zwa betten.' GVVyl Kreuzgangs-
ordn. 1445. ,Do die erste mess gehalten ist in der
selben kilchen [StOswald], sind gen worden an der
bett 3 gl. und 3 ß.' vor 1491, Gfd (Zg). Auch das
Gefäss zur Aufnahme dieser Steuer: Unten an den
Stufen, welche in das Chor [der Martinskirche] hinauf
führten, standen die ,Bätt und der Stock' (petitio et
typus) , in welchen die Beiträge für den Bau der
Kirche eingelegt wurden. Bs im XIV. — b) urspr.
vom Grundherrn erbetene Steuer oder Leistung. Vgl.
Bruch. Die erste , bette in alle unsere [der Stadt Luzern]
empter' im J. 1416 trägt ganz noch den Charakter einer
freiwilligen Steuer. Seg. RG. I 401. Vgl.: ,Si hetten
si [die Steuer] wol etwan geben von bette wegen einer
heisehaft von Wolhusen.' 1373, L Urk. ,Und gebin
die selben stür nüt von recht, wand von b. wegen.'
ebd. ,Si [die von Kadelburg] wärint mit im [dem
Herrn von Teiningen] herkomen ob 40 jaren und nie,
dass si im von rechtes wegen nützit giitlichtig noch
verbunden wärint ze tuend, denn dass im ein ietlicher
ze Kadelburg eins jars zwen ertagwan täten, von bet
wegen und von deheines rechten wegen, und dass im
ouch darzue jeder pflueg eins jars zwein tagwan täten,
oueli von bet wegen und nit von rechts wegen.' 1116,
Aa Urk. - Ahd. teta, mini. //•"*,•, in Bed. 1 and 2.
Ge-bett II f.: Bitte. .Gewere mich einer g.. die
ich dich bitten will.' XV.. Volks». .Edler ritter, opfer
hüt [Gott] durch min gebott und durch min g. !' ebd.
1829
Hat. bet, bit, bot. but
1830
,Von ir aller ernstlicher gepette wegen.' 1471, GBern.
.Man ward ze rat, dem herzog siner gebett ze willen
werden und im also siner bette zu geweren.' Edub.
Mini, ge-bete.
bette", in GlH. be'tte", in PAL (lt Sehott) baue',
Ptc 'bitte'. Id. B; Giil.h.. s.mst 'bettet, in PAL 'battud:
1. beten, a) im eig. S. a) alleinstehend. Not lert b.
allg.j vgl. Mir (Sp. 374). Es lät-si"'1 b., in so schwie-
riger Lage hat man alle Ursache zu beten. Id. B. Me"
muess h. und d'Händ a"hgge", beten und arbeiten L;
s. auch ehneten (Bd III 705). Lieben und h. löt-si'*
nid not e". Spbww. 1869. BA. : Ich ma" Niit säge", wo-
n-i'1' 6. sett, ich könnte Etwas sagen, wenn ich wollte,
will aber Nichts davon wissen S. D' Storche" bette",
wann sie klappern (frommerVolksglaube) GW. Scherzh.
sagt man etwa von Einem, der mit Handschellen durch
die Stadt geführt wird: De' mnes' auch go" lere" b.! Z.
Z'b. Juten s. bett-lüte" (Bd III 1511). Verpfändete Fahr-
habe darf .einer veil haben von der primzyt bis uf
den abend, so man ze b. lütet.' 1371, FStadtb. ,Die
knaben sollen [aus der Schule] heimgelassen werden,
wann man z' b. lüten.' F Schulordn. 1577. 15 Pfd Zins
gestiftet, damit man zu Kerns .alle Samstag zue Nacht
mit allen Glocken zu b. lüten möge.' Itil9, Uw Urbar.
,Der Sigerist söl z' b. lüten, wan Dag und Nacht
scheit.' 1641, Zg. Vgl.: In Gais sei noch ,der aber-
gläubisch Missbrauch, dass die Lüt, wenn man die
Glogge lütet, ufknüwet und batet.' 10:23, Ap Synodal-
prot. Ähnlich vom Abendsegen auf der Alp: Der Hirt
rieft [durch die Folien Bd I 786] z' b. Ndw. — ß) mit
bestimmenden Zusätzen, aa) uss(e") b., auswendig
B; Z. B. wie 's Wetter, aus Leibeskräften. B Bauern-
kai. 1855. (Gar) trunge"lieh (B), ingründig (Z) &.,
,fervide orare.' Id. B. Ieh bette" nüd überlüt, nur hinder-
ruggs [im Verborgenen], Entschuldigung Eines, den
man nie beten hört ZBül. Hans Jokeb, b'ett änderst!
Formel, mit der man Einen auffordert, eine Meinung,
ein Gesuch anders vorzubringen AaWoIiL Er liet übel
'bette", das'-er es söttig [ein so böses] Wlb übercho"
het. Id. B. — ßß) in'n Huet ine" b., in der Kirche mit
vorgehaltenem Hute beten Z ; Syn. de" Huet vor 's
O' sieht ha". ,Hie hebt sich das Gricht an. Die drei
Richter knüwend nider, ieder nur uf ein Knüw, und
bätend in die Hüet ohn das Zeichen des hl. Cruzes.'
J oh. Maul. 1674. Über Tisch, ab 'Tisch b., das Tischgebet
vor und nach dem Essen beten G; Tu; Z. ,Bet du yetz
[nach dem Mahle] ab tisch!- Haberer 1562. ,Sy beten
ab Tisch.' GGotth. 1619. Um 's täglich Brot b., bes.
in der RA. : Der Glaser, Hafner usw. bettet auch um 's
t. B., als komischer Trost, wenn man Geschirr zer-
brochen hat Th; Z. Auch in allgemeinem S.: sei
nicht zu engherzig, zu knauserig, gönne Dem und
Dem auch Etwas, er bettet och um si"s t. B. B. Zum
End b., bei einem Sterbenden ZKn. — yy) für Eine" b..
Fürbitte tun Z. Ich weit doch all Tag recht göltig b.
för-ene", und se'b wött-ich. AHalder (Ap). Bisweilen
iron.: Me" sott b. für-en, z.B. für einen Dummen,
damit er von seiner Dummheit befreit werde Z. Vgl.
noch Berg (Sp. 1550). — y) m't Acc- des Inhalts. Es
Belt(li), Äbe"d-, Morge"-, Sterbe"s-Bett b. Ich will e"
Vaterunser für-i [euch] b., Formel des Dankes für
empfangene Wohltat G; Z f. Von einer Frau, die
sich glücklich verheiratet hat, sagt man: Die häd nüd
mängs Vaterunser vergebe1 'bettet ZS. I" de" erste"
Jöre" [um 1330] häd-mer [in der Schule] noch recht
vil b. müessef, nüd nW im A"fang und um End, son-
dere- ' Mittag der Englisch Grucss, bim Vierililte" die
föuf Wunde"; neun 's eu Lud .eiche" g'lüt't g'ha" häd,
au°h; wenn 's über 's Wetter g'lüt't häd, wider der Eng-
lisch Gruess; ist Upper schwär chrank g'si", se häd-
mer de" Lerer ersuecht, er mächt mit de" Chindc" die
föuf Wunde" b. AaEIii-. (Lehrer Frei). S. noch Vater-
unser (Bd I 347) und Frau (ebd. 1244). .Darnach
hatt der Merz ein scheidmesser in der hand und gieng
für den N. N. und sprach: Nu wölt ich dich ietz als
wol erstechen, als ich wölt ein ave Maria b. ; aber
ich wil das nit tuon.' 1413, Z Ratsb. ,Am morgen
umb die 5. stund, als man das erst zeichen zum iniin-
ster das ave Maria zu b. lüt.' Edlib. In katholischen
Gegenden versteht man unter b. vorzugsweise das
Beten des Rosenkranzes (vgl. GLHartm. 1817, 31),
wobei unterschieden wird zwischen den .gebeteten und
ungebeteten' Kugeln desselben. Daher: Er hed d's
'Betted aieh lieber a's d's Un'betted, er betet nicht gern
Ndw. ,[Der Taugenichts] habe Nichts als gekegelt
und gespielt und natürlicherweis nicht bloss um Be-
tets oder z' Vaterunsern, sondern um Geld oder etwas
z' Essen und z' Trinken.' Ndw Kai. 1873. Eine Mutter
ermahnt ihren Sohn, der auf die Brautwerbung aus-
geht, er solle, wenn er auf dem Wege einem Kreuz
begegne, de" Bösff'chranz füre" ne" und b., aber nit
mache", ''ass 's 'Bettet und 's Un'bettet s'sämme" chömm S.
Einer, dem der fast abgehetete Bosenkranz entfällt,
ruft ärgerlich: Tüfel! iez ist mir das G'bettet und das
Unefbettet underenander cho" ! Joach. Bernet 1838.
„Bettets und Unbcttets, durch-, untereinander." — S) mit
Acc. P. und präd. Zusatz. Eine" g'sund b., ihm durch
Fürbitte die Gesundheit verschaffen Z. Eine" töd (B;
Z), z' Töd (B; Gr; Zü„ S.) b. (lä"), ihn durch wieder-
holtes Beten (bes. gewisser Psalmen, vor Allem des
119., der Morgens und Abends gebetet werden musste)
aus dem Wege schaffen (lassen). ,Der Aberglaube,
dass man Jemanden tot b. könne, ist der Glaube, dass
man durch das zu bestimmten Tageszeiten fortgesetzte
Beten irgend eines Gebetes, vorzugsweise des Unser-
vaters, den 1. Gott zwingen könne, eine Person sterben
zu lassen.' Gotth. ,I)as tot b. wird nach dem Volks-
glauben von Kapuzinern auf Verlangen der Person,
die den Andern tot b. lassen will, besorgt. Es handelt
sich dabei meist um Beseitigung von Hexen, die sonst
durch kein Mittel zu bewegen waren, von ihren bösen
Künsten abzulassen.' HZahler 1898, 35. ,Er hatte
von Jugend auf gehört, wen man hasse, könne man
bei den Kapuzinern zu Tode beten lassen, und Kranke,
für welche in drei Kirchen gebetet würde, bessere es
vollständig, dass ihnen kein Glied mehr weh tue.'
Gotth. [Bauer zum Kapuzinerpater:] Hand doch au'h
die Friedlichkeit und bättend-mer de" Nazi, mi" Nöch-
pür, z' Töd. Gr Kai. 1872. ,[Die Bauern meinten]
wenn der Junker oder der Pfarrer todt wären, so wäre
allem geholfen. Aber es schlug sie doch niemand todt
und betete sie niemand t.' HPest. 1790. S. auch Popp-
hart (Bd II 1645), Bon (Sp. 1311). — b) spec., das
Leichengebet in oder vor dem Trauerhause halten B;
ZO. Es geschieht durch den Pfarrer oder Schul-
meister, die man darum ersucht mit der Formel: Ob
der icettit so guet si" u"d cho" b. BU. Wer tuet-em
[dem Hingeschiedenen] b.? ZO. — c) iron. für fluchen.
Er bettet Tb; Z, er bettet latinisch GW1. De" hat Ei"s
'bettet! Th. ,N. N. redt vast übel von Gott und sprach
l-::l
Bat, bet, bit, bot. but
1832
schalklich, er bete box verch zers, dass Gott allen
dien von Zürich das vallent übel geb.' 1392, Z Ratsb.
Vgl.: .Man sölte nit mer lassen [mit Würfeln] spilen,
won es giengen swüer dar von, und welei verlur, der
betete nicht.' 1414, ebd. — 2. auf-, hersagen, rezi-
tieren (zunächst ein Gebet). ,Die 12 Artikul des Glau-
bens b. oder lieber hersagen.' JJUlr. 1727. Spec.
a) i" der Chilfchje" b. (in Bs und ZDättl. auch nur
b.), im Kindergottesdienst vorher aufgegebene Bibel-
stellen, Kirchenlieder aufsagen, über Fragen aus der
biblischen Geschichte oder dem Katechismus Auskunft
geben Bs; G; Sch; Z; vgl. üf-nemen II 2 (Sp. 737 u.).
Eure Heiri häd hüt's erst Mal [etwa im 10. Jahre]
müesse" i" der Gh. b.; er hat 's chönne" irie-n-en Pfarrer
Z. 's Lcue"wirts China hat i" der Cliille" 'hättet. Titel
eines kleinen Idylls von Stutz (Gem. I2 29). ,Zur
Sonntags- oder Singschule sollen verpflichtet sein Alle,
welche in der Kirche, wie man es heisst, beten, bis
sie des Kirchenbetens entlassen werden.' 1769, ZWetz.
— b) an einem bestimmten Wochentage, dem sog.
Bett-Tag (gewöhnlich der Samstag Vormittag), in der
Schule religiöse Lieder und Sprüche (aus dem Waser-
Büechli) dem Lehrer aufsagen ZZoll. (bis um 1830). —
c) (go") b. go", den Konfirmationsunterricht besuchen
Sch; ZZoll. f, auch: konfirmiert werden Sch. Mi" Bä-
beli göt uf d' Ostere" go" b. Vgl. Better-Bueb (Sp. 938).
— d) go" b. go" Sch; Z, go" dem Hire" b. Z (Spillm.),
bim Hirt" (I'furerJ b. Z, von Brautleuten, zum Pfarrer
gehen, um das Aufgebot zu bestellen. Urspr. ist das
sog. Brautexamen gemeint, das die Brautleute vor der
Trauung (in SchKI. am Abend vor dem Hochzeitstag)
über die Grundwahrheiten der Religion beim Pfarrer
zu bestehen hatten, womit Dieser Belehrungen über
Bedeutung und Ptiichten des Ehestandes verband; auch
verrichtete er mit den Verlobten ein passendes Gebet.
aaOO. Vgl. bes. GFinsler 1884, 120. Als Geschenk
überreichte die Braut dem Geistlichen nachher eine
.Hanf- oder Flachsreiste' ZSth.; vgl. auch Eazzelct (Bdl
1145). De" Buedi und 's Bäbeli gijnd go" b. ,Er hatte
gedacht, es verstehe sich von selbst, dass das Mädchen
mit ihm zum Pfarrer b. gehe.' JSenn 1854 (ZU.).
,Magd. Egli. geb. 1750, nupsit Heinr. N., betete den
18. Jan. 1773.' ZZoll. Pfarrprot. Zu a— d vgl. Her
(Bd II 1523). — 3. lesen (zunächst in einem Andachts-
buche) Z. Sind-er am B. ? Grussfrage an einen Lesen-
den; Syn. sind-er andächtig? — 4. bitten B; PAL;
G; S; Z. Eine" b., ivas z' b. ist, inständig bitten B.
Der Attu" ist denn üsg'gange" und kenne" anif fange"
baue" PA1. (Übers, von Luc. XV 28). „Bete»shalb si",
um Etwas beten." Ig wär bette"shalb, ich bitte sehr
BHk. S. noch Halb (Bd II 1166). Z' G'iatter b. G;
[den Pfarrer] um de" Tauf b. ZS., W. Bes. in der
allitt. Formel bitten und b., dringend anhalten Aa; Ap;
Bs; B; Gr; G; Tii; Z. Si hät-en uf de" Chnüe" 'bittet
und 'bettet. Schwzd. (Tu). Entli'h na''' rilem B. und B.
GFient 1898 (GrPi\). Bitti"s und Betti-s [Bittens und
Betens] mache". Th Ztg 1896. ,Des bettet er in nu
umb den selben dienst.' 1379, Z Ratsb. ,Die siechen
sont ouch betten, als von alter her komen ist.' 1391,
Sch Stadtb. (wechselnd mit .bitten'). ,Er bette die
herren umb Gotts willen.' 1533, Kessl. .Bettend also
demüetigklich üwer gnad, dass s' erbarm sich.' Roef
1540. ,Also das die fürstin iren herren von solchen
sachen abzulassen b. muesste.' Wurstisen 1580. ,Es
half kein bitt noch betten.' GGotth. 1599. .Bättend
Gott allezeit für einanderen.' Z Mand. 1637, ,So hätte
Gott den Herren umb die Gab der Massigkeit.' JRHof-
meister 1645. .Wann du den Vatter hätten wurdest,
dass er dir verleihe usw.' JJMüll. 1666. .Ich lasse
sie herzlich betten.' JJUlr. 1727. Abs., um eine Gabe
bitten; Syn. heischen. Wenn d' Bettln- Eint ror d'
Türe" chömme"t cho" b. Der bek. Unbarmii. (U). —
(un-)ge-bettet: in akt. S. a) Gang am Marge"
nüd un'bettet zum Hüs üs, so bigegnet-der nüd Böses
ZZoll. Un'b. esse" Bs; B, un'b. zum oder rom Tisch
gä" B, un'b. (un'b-er GTa.) i" 's Bett gä" GTa.; Z.
Berner Ordensbrüder werden 1499 beschuldigt. ,un-
betted mess [zu] hon.' Ansh. — b) attr. a) en 'bettete?
Ma"", ein frommer Mann, der gerne betet Gl; Gr; Uj Z.
Es (ge)bettets Mensch, fromme Weibsperson Gr. Die
Bnl sind gebettet Fürst g'sin: all Snnntig sind sch'
z' Chilchen g' gangen. GFient 1898 (GrPi\). Er ist en
'bettete'' Ma"" g'si" und häd alli Jär d' Biblen e"mäl
durche"g'lese". Kennzeichnung eines gottesfürchtigen
Mannes ZS. ,Ein wolgebätteter Mann ist auf allen
Fahl staffiert und versehen.- FWyss 1650. — ß) un-
gebettet GrD.. Pr., Sch., W'bettet GnHe.; ZO., wer nicht
gerne betet, unfromm. Es un'hettets Mensch chann
ehe" nid recht tue" GRSchiers. .Ein unbeteter Mensch
sei ein ungesegneter Mensch.' Stutz.
Zu 1. Die Vermischung mit bitten (s. d.) geht von dem
Ptc. 'bitte" aus. Vgl. auch die folgenden Zss., ferner Bett-
Fart (Bd I 1036).
ab -bette": 1. intr. a) Abbitte leisten Bs; B;
Th; Z. Th betten ab, Entschuldigungsformel, es ist
mir leid ZZoll. Die Buche" händ Öpfel aberg'sehlage" ;
si müend gen a. ebd. .Demütig abhätten.' JJUlr. 1727.
— b) um Entlassung von einem Amte bitten, ab-
danken Bs; Sch. Syn. ab-bitten. — "_'. tr. a) durch
Beten abwenden. ,Stiess mich 's kalt wee an; hättet 's
ab.' Salat. — b) Er tuet, wie wenn er wett alle" Hei-
lige" d' Füess a., er geberdet sich sehr fromm GS. Vgl.
ab-bissen (Sp. 1689). — üf-: 1. laut beten; spec. das
Tischgebet hersagen GrA. Abraham zu Isaak: ,Myn
sun, du heruf knüwen sott, mit herzen ufbetten zue
Gott.' Haberer 1562. — 2. „beten beim Aufstehen L";
vgl. nider-b. — a"-: wie nhd. Der Ofe" a., Form der
Pfänderlösung für Mädchen (auch Knaben) B; s. Bd I
111 ; Sonntagsbl. der Tu Ztg 1897, Nr 41. Die Schmutz
hend l.'ei"s End icelle" ne", wie die ewig A"b'etti"g.
MLienert (mit Bez. auf die lange dauernde adoratio
vor dem ausgestellten Kruzifix am Karfreitag in den
kath. Kirchen). ,Man sol richten, als N. N. geredt
hat gegen Gott, er ker sich tala gen im umb, so helf
box stank, und er gebett inn tala an. Die red hat
er getan, do der priester mit unserm Gott gen im
gieng.' 1398, Z Ratsb. Ptc. .angebätten.' OWerdm.
1552; dafür .angeheftet.' Herborn 1588. — üs-: 1. mit
den Gebeten eines Buches zu Ende kommen B; Z. —
2. unpers. 's isch üs'hettet, alles Beten ist umsonst B.
,Es ist üs'bättet bi-n-im, exorari nequit.' Id. B. —
3. mit Dat. P., einem Verstorbenen mit Gebeten genug
tun W. — use"-: das Schlussgebet nach dem Schul-
unterricht halten THSee. — ver-, Ptc. rer-bette":
verbitten Bs; B; Th; Z. Ich rcr-hettc" mir Das. Das
muess-ich-mer ei" fr allimöl »..' Bs Ztg 1895. — vor-:
das Amt des , Vorbeters' üben Ndw. — geld-: durch
Gebet auf magische Weise Geld herbeischaffen. ,Der
Quacksalber verstund sich auch etwas, wie man sagt,
aufs Schatzgraben oder aufs (■. Es gibt nämlich
1833
Bat, ket, bit, bot, bul
is:ü
Leute, welche glauben, man könne mit Beton Geld
ans dem Boden zwingen. Geld in einem Schaft ver-
vielfältigen.' Gotth. — grab-: = über 's Grab gän;
s. Grab (Bd II 077). .Das (Intern, Händlern. Gr. [der
kath. Priester].' ClSchob. 1699. — ltohen-: = bSUenlb
ZO. — naehe"-: das im Leben vernachlässigte Beten
nach dem Tode nachholen B. Es müessef vü I.üt
ume" cho", chu" naclie" bette", wil si nul 'bettet heige".
<> Mueter, den!;, wenn der Atti nit nfe" [in den Him-
mel] chönnt, icenn-er müesst ume" cho", cho" n. / Gotth.
— nid er-: beten beim Schlafengehen L. Bätti"d
ferst nider und dänki"d <i" Gott .' Wer weis", ob er morn
wider läbig üfstöd. JBHaffl. 1813. — ze-rugg-:
= serugg-Jesen (Bd III 1418) B. Er het müesse" :. —
drissgist-: bis zum 30. Tage nach dem Tode einer
erwachsenen Person auf deren Grabe gewisse Gebete
hersagen L; vgl. Drissgist- Betten n. - e"-weg-:
durch (abergläubisches) Beten entfernen; s. an-boren 1
(Sp. 1506). — zal-: nach der Zahl [der Kugeln des
Rosenkranzes] beten. ,Ouch z. ein ceremonien ist.'
Zwingli.
betterig. Do [beim Anblick des Sonnenunter-
ganges] wird's im [dem] Weltchind b. schier, fühlt es
sich zum Beten gestimmt. Schwzd. (Schw). — Zur
Bildung vgl. buerig (Sp. 1685).
Grab-Betterin: bestellte Frau, die um Lohn bis
zum .Drissgist' taglieh auf dem Grabe betet und in
die Messe geht AABb.; Schw. ,Die Hexe aus [Schw]
Steinen soll das Amt einer Gr. verwaltet und Yreni
geheissen haben.' Arch. für Volksk. II 114.
Drissgist-: = dem Vor. L; S; Uw; Zg. Die D.
zeigt auch das ,Leid' an, betet bei den Kirchgängen
vor Zg, am Leichenmahl gibt sie durch ein Gebet das
Zeichen zum Schluss des Gelages; sie wacht und betet
bei der ausgestellten Leiche und geht während 30 Tagen
täglich für dieselbe zur Kirche S. S. noch Drissgist
und AKüchler 1895, 312.
Bettet m. : öffentliches Gebet, Bettag. Allemöl,
wenn 's so droch oder aW* so nass g'si" isch, so het-er
e" allg'meine" B. a"g'stellt, und das het ame" g'holfe*.
Aar. Tagbl. 1868.
betthaft: gerne betend, fromm „Vü"; Gr; L;
Uw; U. ,Der Seppli ist gar ein b-er Bursche gewesen,
schier wie ein Waldbruder.' OßwVolksfr. 1893. ,Die
Mutter sei aparti eine b-e; er bete ihr immer zu
wenig.' NowKal. 1889. Dass ich d's G'fell g'ha" ha",
es sötts b-s Fräuli z' übercho"; u)ärlich, mV Mamme"
muess guet für mich 'bettet ha"! Schwzd. (GRPr.).
Betti BoAa., 0. ; GrLuz., V.; L; Gtw.; Uw (Dira.
Bettli); U; W, Bettli AABb., F.; GL(inH. lt einer Angabe
P-); GA., Flums, Sa.; SchwE.; S; ÜSch.; ZKn., Wäd.-
Berg, BM(e)li Gl, Bettelti PPo., Sal. — n.: 1. Rosen-
kranz Aa; Gl; Gr; L; G; Schw; S; Uw;U; W. Syn.
Noster (Sp. 845). Ich ha" mi"s silberig B. verehauft,
ml"s Gotte"g'schenk vom Firmle" noche". Joach. 1892 (S).
Es silberdriitigs B., dessen Kügelchen in Silberdraht
gefasst sind UwE. ,Ein silberdrähtis Bätti von Gog
mit 2 silb. Zeichen.' 1767, Schw Inv. .Ein kristallin
bätti.' um 1450, L Inv. ,Ein marsteinis [marmornes] b.'
ebd. S. noch goggin (Bd II 177), Chrallen II, chrallin
(Bd III 807/9), barillin (Sp. 1444). 's Bättlifasse" [siehe
fassen Bd I 1059] hat scho" lang kei" Schilli'g nie' i"'s
Hüs 'brächt. MLienert 1888 (SchwE.). 's B. trülk" ;
s. nünen (Sp. 766). Wo-n-er [der Kapuziner] sini
Bildli und Bättli üs'paekt g'ha" het. Am häiisl. Herd
1900 (AAErlinsb.) Spottvers: Der Wuldbrueder in der
Hütte" lud d's Bätti iifg'iienkt. hed d' Kutte" la" g'lnr"
und d's Wibi" erdenkt. Babtlispiel 1767 (Schw); mit
Bezug darauf, dass der Waldbruder .loh. Rümer von
SCHwArth die Kutte am 7. Februar abgelegt und sich
verheiratet hatte. (De) Waldbrueder t" der Hütte"
hed 's B. üfg'henkt, lud 's Bette" vergesse" and'sWiben
erdenkt AaF., und dem Meitschi nö'^denkt Zg, oder:
Der Waldbrueder i" der Hütti- hat 's StiibeU g'wüscht,
hat 's B. üfg'henkt und hat 's Belli g'chüsst AaF.;
s. auch Rochh. 1857, 305. RAA. Einander naclwgan
wie ame" B., im Gänsemarsch USch. ÖpfelschnitZ fasst-
men [zum Dörren] an Fäden und hingt s' psalterwis
wie B. vor all) Pfl'-'ster ussi" GSa. Ieh wett lieber si"s
B. (Bett-Buech 7j) si" als si" Frau, von einem Un-
froinmen L; ähnlich : d's B. z' hoch an'n Nagel henke".
ebd. Ne" rechti Ziti"g macht, nit schlechter, nes
g'knüpftnigs B. auch nid g'rechter. JRoos (L). Das
sind nüd die Beste", wo 's B. immer i" der Hand händ
AABb. In einer Hang 's B. und i" der angere" der
Düfel ha", ein Scheinheiliger sein S. Me" chönnt B.
an-em g'segne" U, b'segne" L, iron. von einem (Schein-)
Frommen, Me" hält g'meint, me" chönnt B. reiche"
on-em, man hat ihn für einen frommen, braven Mann
gehalten GA. Me" mag se brav si", a's-me" wett, d' Lüt
hend Eim eine"wcg für ne" Lüser, und we""-me" mid
Eim ehö""t B. segne". MLienert 1892. ,Wie man betti
verzollen sol. Wer hie b. kouft uf gewiin, die wider
zu verkoufen, und die von unser statt füeren will, der
sol uns von ieklichem zopf darvon 5 schill. ze zoll
geben.' 1480, L Rq. .Hat die tochter zue im [einem
Sehwyzer] gesprochen: wie ein iin ding band ir da
am hals? Hat er gesprochen: 'gehit's dich? ir band
den ketzerglouben, darum band ir nüt uf dem bettlin.'
1524, Strickler. 1542 trugen die von Franz I. an-
geworbenen Krieger auf ihrem Zuge , Bätti' über
ihren Kleidern. Ndw Beitr. ,Wann die frömbden
Bettlinkrämer auslegen, sollen sie niemand nichts
geben, weder Tutzet oder vil noch wenig denn unsern
Krämern.' 1631, SchwE. Klosterarch. ,Los. Jakle,
würst müssen din Bätti bysyts tun und mit üss glou-
ben und ze Killen gon.' Kcnkelst. 1655. ,N. N. der
Bettlikrämer, 1717 Kirchmeier in SBib.' LRSchmihlin.
,Was zog er [FrBucher; s. Sp. 1330] für ein Betli uss
sinem Fazenetli? Ach sä, min Dursli, sä; ich will
dir das zur Letzti gen.' 1799, AaF. Volkslied. —
2. a) = Chrallen II 3 (Bd III 808) Gl; ZWäd.-Berg.
— b) = Chrallen II 1 (Bd III 807) BoAa., Ha.; PPo.,
Sal. ; ZKn. — 3. Zierat, Amulett, z. B. Kruzifix GrLuz.
Syn. Betti- Zeichen.
Auge»-: = Betti 2 a GrV. — Als Heilmittel für die
Augen getragen.
Arm-: am Arm getragener Rosenkranz. ,Sy [die
Priester] sollent keine coralline armbäti oder pater-
noster an armen oder anderswo tragen.' 1580, L Re-
form.-Artikel.
Hals-Bett(l)i: = Betü 2 a „Gl;" L; GA.,Sa.; Uw;
U; Zg. Syn. Hals-Noster (Sp. 840). In Uw ein breiter,
bandartiger Halsschmuck, aus Gliedern tw. von edlem
Metalle (mit Filigran), tw. aus Glasperlen oder Gra-
naten, ein Prachtstück der Frauentracht an Feier-
tagen. ,Das Fraueli war festtäglich gekleidet und
hübsch ausstaffiert mit einem vergoldeten Halsbätti,
an dem rote Granaten funkelten.' Ndw Kai. 1899,
1835
Bat, bet. bit. bot, but
1836
,Die Dienstmägt sollen keine Halsbettin noch silberne
Halskettenen, wohl aber silberne Agnus Dei antragen
mögen.' L Kleiderref. 1096; ebenso 1671. ,[Den Frauen
der Burger] ist zugelassen, Halsbettin von Carmiölen,
Agaten und dgl. zu tragen, doch allein mit weissen
silbernen Bollen undersetzet.' ebd. ,An Fürtüecheren,
Gürtlen, Halsbettenen, Kosenkrenzen, Halstüecheren,
Belzstössen und dgl. solle aller Oberfluss in seidenen
Banden abgetan sein.' ebd. ,C'orallen oder granatene
Halsbättlein verboten.' 1723, Zg Ref. ,Ein agatis Hals-
bätti.' 1738, Obw. S. noch Göller-Chetteli (BdHI 565).
Kochh. 1857, 334 hat die Form ,Halsbätterli' (.Pätter-
lein.' 338): ,77 Päonienkömer als 11. umgetan, helfen dem
Kinde vom Kiudswehe.' Es ist die Frage, ob die Form
(weun übh. richtig überliefert) eine sonst nicht bezeugte
Hirn. -Bildung zu unserm W. sei, oder aber zu Pater S
(s. Sp. 1804) gehöre. Gegen Letzteres spricht freilich die
Schreibung und die geographische Verbreitung jener Bed.
Chralle°-Bettli: = dem Vor.; auch einzelne
Glasperle ZWäd. ,Jgfr. N. N. [hat an die Bruder-
schaft in LNeud. vergabt] ein silbernes Korallen-
betle.' um 1650, L.
Nägeli-: wahrsch. Rosenkranz, dessen Kügelchen
aus Gewürznelken (s. Nägeli 2 Sp. 692) gemacht waren.
,Bei 3 Cronen Buss soll niemand faule Waar von
vermeinten Nägelinbettlenen als von Russ, vollen Staub
und anderen untüchtigen Sachen machen. Wann die
Krämerviigt dergleichen falsche Bettlinmaeher ver-
leiden und an Tag geben werden, sollen sie den dritten
Teil der vcrwürkten Buss zu beziehen haben.' 1631,
SchwE. Klosterarch.
Römer-: aus Rom stammender Rosenkranz; siehe
Bisem-Chnopf (Bd III 752).
Htri-petti. In der Verbindung: II. mache", de-
mütig bitten Z. — Wahrsch. ans Ihr. ich bttl üch. Vgl.
Here-pitti.
bitti-betti (auch pitti-}). Z): in der Verbindung
b.-b. mache", demütig und inständig bitten, mit bes.
Bez. auf die sichtbare Gebärde Sch; Th; Z. Me" tvörd
ned mües'e" b.-b. mache" bi-der TiiMüllh. Nüd lang
p.-p. mache", statt zu bitten befehlen Z. Auch durch
und verbunden Ap; Sch; Z. Es brächt da fce" Bitti und
ke" Betti Z. lch soll Bitti ond Betti mache". JJRaiim
1883. — Das Schliiss-i aus dich oder BcÄ; vgl. das vor. W.
bettig: (schein-)froinm G. En b-er Mensch und
en stechigc Stier sind beide zu fürchten G, oder: cor
beAtege" Lide" und steechege* Stiere" moss-me"-sich in
Acht ne" GBern.
Ge-bettsehaft f.: Gebetgenossenschaft. In ihre
.gebet- und schwesterschaft' aufnehmen lassen. XIII., B.
Bettel m.: 1. das Betteln, allg. Dem B. nac''gä"
Th; Z, i" B. laufe" S, im B. I. Gotth., betteln gehen.
St müesse" schier dem B. nöch. Scuild (S). ,Und ob
der betleren vogt begriffe die, so den b. nement,
spilent, so hatt er gwalt, inen ir gelt alles, so sy vor
inen habent, ze nemen.' 1498, AaB. Stadtr. .Des
bättels geläben, eibo mendicato pasci.' Mal. ,lre [der
fremden Krämer] wyb und kind behelfend sich zu
grossem nachteil der unseren des täglichen betteis.'
1590, AAÄar. Stadtb. ,Dass ich das Guot soll faren
lan, damäben hie im Bättel gan.' Com.Beati. ,N. N.
hat 3 Kinder; die schickt er im Bättel herum.' 1692,
ZBassersd. Pfarrbericht. Bildl. : de" B. mache", keinen
Stich machen im Kartenspiel l'w; s. leaput (Bd III 402).
- 2. elender Zustand. ,Es ist geng ei" Bättel, in
eadem miseria, defeetu res versatur.' Id. B. — :!. ge-
ringe, armselige Sache, wie nhd. Spec. (in AABb.; BR.,
Si. Dim.) vom Besitz. Vermögen. Nim en B. Gi:. >nr
es Betteli AABb., ein armseliges Heimwesen. Er warft
si"s Betteli de" Schulde" näeh. Schwzd. (BSi.). Es Bet-
telti, kleines Stück, (zu) kleiner Teil bes. beim Erb-
teilen. Micr kein numme)! es B. überchun BHa.
B. in Ortsnamen. , Bettel-Acker' ZKlot. ; ,-Egg' BBoltigen :
,-Hüse" ThGachn.; ,-Boden' Btenk; ,-Ried' BZweis.; ,-Küti-
Uw; vgl. auch Bitt.l-Churhi ä (Bd III 130). Hieher viell.
auch ,im Bi'-tteli' ZSth.
Alpen-: Bettel auf den Alpweiden, hauptsächlich
um Butter. .Verordnung betr. das sogen. Alpenbetteln:
Den Armen hiesigen Landes wird der A. gestattet, je-
doch in einem Sommer höchstens zweimal. Von einer
Familie sollen aber nicht mehr als zwei Personen die
Alpen durchbetteln.' 1S47, Ndw. LB. 324 f.
Ler-: ein Brauch ärmerer Leute, mittels sog.
Heischbriefe eine Beisteuer zum Lehrgeld ihrer Kinder
einzutreiben. .Noch leichter wäre dem schändlichen
Lehrbettel zu steuern. Nämlich man sollte zur Auf-
name der Handwerker denselbigen überein verbieten.'
Sintem. 1759 (Bs).
bettele": ,nach Armut riechen oder aussehen'
Tu (Pup.) Übel riechen (von unreinen Kleidern u.a.)
TüBerl. Syn. brüederlen.
bettelhaft. ,Ein Span zwüschend dem Apt und
den b-en Barfüesscrn.' JJRüeger 1606.
(g«-)bettelig p- Th, bettlig GrD., He., Pr., Sch.:
1. das Betteln liebend Gr. — 2. armselig, bettelhaft
Th. Da sieht 's b. üs.
bettelocht: 1. = dem Vor. 2 BHa. Es b-s Wibli.
Die g'sehn schier b. üs. - 2. zum Beten geeignet.
ebd. (selten). B. Psalmen. — 2 zu bitten.
bettle": betteln, wie nhd. allg. Syn. heischen.
B. macht nid arm, aber ait':h nid wird L, mit B. wird
(chunnt)-me" nüd arm, aber u"werd Gl; GrPi\ ; s. noch
armen (Bd I 456). Wer ötii Not go" b. göd, scho" vor
der Höll a" d' Porte" stöd L. B. und BrOd keusche"
ist Einerlei L; s. noch Bd II 1755. Das ist fesu GrJ
's B. rersitmt Gn; Th, me" hat 's B. v. Z, von Arbeiten,
die nichts eintragen. En Arbet, die Nüd i"treid und
bi d'ere" me" hofelich d's B. rersümt [ist die Schnecken-
zucht]. Schwzd. (GrPi\). .Mich dunkt das Beeilt, das
er [der in erster Instanz Verurteilte] nach unsers Amts
und Gerichts Brauch und Recht wol mög appellieren,
und B. ist Jedermann erlaubt.' 1720, Z Rcchtsprl.
(Rechtssprw.). Polnisch b., eine Art der Pfänder-
lösung beim Spiel: Ein Paar geht bei der Gesellschaft
herum, die Einzelnen abwechselnd also anredend:
Ph bitten um e" StücVli Bröd und für min Ma"" (bzw.
Frau) en Ghuss Z. S. noch nemen (Sp. 727), Nauser
(Sp. 804). Anhaltend bitten, auch von Haustieren.
An Eim b. Gr; ZO. Öppis b. Ap; Th; Z, um Üppis b.
Gr. D's Brüni [Kuhname] bettlet um Sah tin. ,Ein
gcbetteltes Amt' war bis 1853 das Amt des Sigristen
zu Schwyz, indem der Bewerber von der Kanzel herab
darum anhalten musste; vgl. an-halten (Bd 11 1227/8),
bitten. Zss. ab-b. Spec. als Spielansdruck beim sog.
Tappen: l'h bettle", ich mache mich anheischig, mit
meinen acht Karten keinen Stich zu machen UwE.
gassen-. .Sonst wird den Armen in meiner Kirch-
höri das öffentliche unverschambte (!. mit grossem
Ernst abgewehret.' Iii92, ZAndelf. Pfarrbericht.
1 <:?
Bat, bet, bit. bot. bnt
1838
Bettler m.: 1. wie nhd. In der ä. Zeit, die den
B. von Beruf noch mehr kannte als die neue, spielte
derselbe im Volksleben eine gewisse Rolle, wie zahl-
reiche RAA. bezeugen. Es verlauftsi"* [verirrt] hei"
B. L. E" früejer Bügen und e* späte' B. sind nid der
gang Tag im Dorf, Frühregen dauert nicht lange Gr.
Wenn der B. nid zum Büntel luegt, so chunnd-er
drum L. Das Gewerbe war oft einträglieh: U B.
chüechU"d, heisst es, wenn nach Regen Nebel aus dem
Walde aufsteigt L; s. auch Chuechen (Bd III 133).
Es ist noch ke" B. Hungers g'storbe" L. Auch der
ärmst B. vermag es Hüs z' überhupfe", oder: E"
schlichte'' B., wenn er nid vermag, es Hüs z' über-
hupfe", ebd. Immerhin ist die Lage des Bettlers im
Allg. eine prekäre; er gilt als Typus nicht nur der
Armut, sondern meist auch der Unordentlichkeit und
Unreinlichkeit, und auch in ethischer Beziehung steht
er nur eine Stufe über dem , Schelm'. So urteilt der
Kindermund im Abzählspruch; s. Ge-bür (Sp. 1514). Si
zieht üf wie d' B. ante" Bege'tag, ist sehr unordent-
lich gekleidet SchwE. 's wärt mum guet, d' B. mänd
no'h d' Hempli tröchne", sagt man, wenn der Himmel
nach einer Regenwoche am Freitag Abend sich auf-
heitert Z. Euser Lebtig händ d' B. Las und d' Hund
Flöh L; s. noch Griff (ßd II 710), Las (Bd III 1451).
Dem B. den [penem] am dickeren Ort grlf'e", den Nagel
auf den Kopf treuen, den Braten riechen, eig. wohl den
wunden Fleck treffen GrD. (roh), eine RA., die auf
frühere verächtliche, unwürdige Behandlung der B.
deutet. Vgl. auch B.-Miggen (Sp. 123). Jung B.,
alt Schelme" L. Jung gtiet g'tvänt [iron.] giht im
Alter g'sund B. GSev. Jung Soldate", alt B. L. Wenn
e" Singer umg'heit, stöd e" B. üf L. ,9 Handwerk,
10 B.' = viel Handwerk, viel Unglück. UBrägg. 1789.
S. noch Hir (Bd II 1521). Trotzdem fehlt es dem B.
nicht an einem gewissen Selbstbewusstsein. En iederc
B. rüemt sin Stecke" GBern., e" jedem B. g'fallt si"
Stecke" Gl. Ähnlich wie vom Für (s. Sp. 1515) heisst
es vom B. : Wenn der B. uf's Boss (oder z' rite")
chunnt, rit-er ärger als de" Eich ZW1., a's der
Edilma"" GBern., (rilj verflüeehter weder de'' Herr
TnSteekb.; Z, so chunnt-em der Tu fei (i" der Hüll)
nid nöeh AaSl, Suhr., so meint-er scho", anderi Lüt satt-
em der Stigbügel ('s Schämmeli) mache" AaFH. Es ist
kei" Schäri, die scherfer schird, a's wenn der B. zum
Heren würd Gr; so auch bei Gotth. Es ist ke"s
Messer so schirb, als wenn e" B. e" Herr wird S.
,Kein Messer ist, das böser schirt, dann wann ein B-
zum Herren wird.' Com. Beati. S. noch letz (Bd III
1554). Unter sich sind die B. oft unverträglich: ,B.
sind die ärgsten über einandern.' Denzl. 1077; 1710.
Wie die Zigeuner und andere Fahrende steht der B.
im Gerüche der Zauberei ; vgl.: ,Will man beim Melken
unruhige Kühe ruhig machen, so muss man sie von
hinten mit dem Stocke von einem B. schlagen lassen.'
Ammann 1850. Der B. als Kinderpopanz; s. Butzi-Bau
Sp. 890. Schliesslich ist er für die Hölle gut genug:
's ist (giHJ so vil, a's e" B. in d' Höll GrPi\. 's ist
so vil, wie wenn-mer en B. i" d' Hell g'heit ÄAEhr. ;
SoHSt., reicht nicht weit. E" B. i" d' Hell träge",
etwas Überflüssiges, Unnötiges tun SeHwE. S. noch
Hell (Bd II 1136), Bettel-Bueb (Sp. 938) und Bettler-
Tanz. Eine stehende Figur sind in den Mandaten
die sog. , starken B.'; Fei. Hämmerlin schrieb um 1440
.contra validos mendicantes.' ,Man benutzte die starken
B. auch etwa zu öffentlichen Arbeiten (wie z. B. zum
Kirchenbau von Sachsein) oder steckte sie ins Militär.'
XVII., ÜBwVoIksfr. 1880. Über .las Treiben der B.
im XVI. s. bes. den 6. Akt des .Weltspiegels' von
VBoltz (Schweiz. Schausp. II 287 ff.). Der Unfug führte
früh zu polizeilichen Massregeln; s. Bittet- Vogt (Bd I
707). ,Wo er [der Bettelvogt] findt oder ankumpt die
bettler oder bettlerin, die nit umb badens willen hie
sindt, die sol er über zwernacht nit lassen bliben.'
1498, AaB. Stadtr. ,Es sol nieman b. oder landvarer
über nacht beherbergen, sunders die in ein spital
wisen.' um 1510, Aar Stadtr. ,1621 soll man in Obw
die B. hinweg tun und ihnen ein V [Vagabundus] auf
den Kopf scheren.' OßwVolksfr. 1880. S. noch Land-,
Bettel-Jägi (Bd III 21/2), Leu (ebd. 950), Mues (Sp. 489),
Bengel-Bueb (S\>.938), Ztsch.f.schwz.Stat.1893; Z Ges. VI
(1793), 118. Eine historische Skizze über das Bettler-
wesen in der Schweiz s. in B Sonntagspost 1869, 772 f.
— 2. = Bettel-Bueb 2 b Z. — 3. „Butler, kurzer, durch
das Herabstürzen aus den Bergen z. T. splitterig und
zu Bauholz untauglich gewordener Baumstamm Gr."
Zu 3. „Vermutlich vom zerfetzten Aussehen eines Bettlers
also genannt." .Bettler', Beiname eines Rittergeschlechtes,
der ältesten Besitzer des Schlosses ThHerdern (seit Mitte des
XIII. bezeugt); ,Jakob der b.' 1311/20. ,Im B.', Flurname.
1653, AaWett. Klosterarch.
Alpe"-: Bettler, der bei den Sennhütten auf den
Alpen dem Almosen nachgeht; s. III. Schweiz 1872, 333.
— Altmatt-: Kinder und Arme, welche den Wall-
fahrern nach Einsiedeln auf der Altmatt (Schw) die
Heckenpforte öffneten und in Knittelversen die .Sta-
tionen' hersangen Zg; s. Arch. f. Volksk. I 216. —
Elsass-: Bettler aus dem Elsass. ,Dann ir gmeinlich
trinkend, dass ir wie elsässb. stinkend.' UEckst., sonst
auch in der Schreibung ,elsesb.' ,Ir sinn stat auf essen,
trinken, welche wie elsessb. stinken.' Grübel 1560.
— Anke"-: wer in den Sennhütten auf den Alpen
Butter zusammenbettelt Gl; Uw. Bruederlit und. A.
um e" Mutte" Säffi umme". Ndw Kai. 1888. Schnüfe"
(Gl; S), schwitze" (AaKöII.; B; S) wie-n-en A. ,Ein
Knechtli muss springen, bis es schwitzt wie ein A.'
Alpenhorn 1871 (BE.). ,1m Schünenboden [F] über-
nachteten vor ungefähr 50 Jahren einige welsche A.
mit ihren Kindern; denn sogar auf die hohen Berge
steigen die Tagdiebe, statt zu arbeiten.' FrKuenlin
1840. — Gern-: Gewohnheitsbettler, der aus Freude
am Betteln bettelt. .Unwürdige G., heillose Faulenzer.'
AKlingl. 1693. — Jakobs-: bettelnder Pilger, an-
geblich von S. Jago di Compostella in Spanien kom-
mend. Vgl. J.-Brueder. 1523 wurde von Bern .ge-
boten, die lands-, kriegs- und jakobsbettler, husierer,
heiden, frömden veldsiechen und derglichen lüt hinweg
ze wisen und nit ze husen.' Ansh.
Küchen-: 1. wer mit einem sog. Bettelbrief
herumzieht, um Gaben für einen Kirchenbau zu sam-
meln. ,Da in der Eidgenossenschaft die fremden und
einheimischen K. eine grosse Beschwerde sind, so wird
der Bischof [von Konstanz] ersucht, keinen Auswär-
tigen Mandate auf unsere Kirchen zu geben. Auch
soll jedes Ort die seinen daheim behalten.' 1515, Absoh.
.Heimsch und frömd k. dem bischof von Costenz als be-
stätern und den landen als annämern, aber ganz über-
legen, abzewisen, und jedem in sinem kosten ze buwen
und ze stiften bevolhen.' Ansh. ,Ein statt Bern hat
[1524] streng geboten, die questioner, terminierer,
1839
Bat, bet. bit. bot. but
1840
stationierer, kilchen-, klöster- und landsbettler, ablas-
krämei und curtisanen mit iren grazen [Gnadenbriefen],
expektanzen, pensioncn und reservaten nit iuzelassen.'
ebd. — 2. Armer, der bei Kirchen um ein Almosen
bettelt. ,Da viele fremde Bettler sich herumtreiben
und man sonst mit den K-n genugsam beschwert ist,
wolle man in Zukunft fremden Bettlern den Eintritt
auf unser Gebiet verwehren.' 1-109, Absch. Es kommen
,k.' von Steinhausen, vom Rintal, von Boswil, von
.Santganserland,' Frauenfeld; sie erhalten je 3 — 10
Schill. 1500, LBerom.
Zu der Stelle aus Ansh. geben die Herausgeber die irr-
tümliche Erkläruug .Pfründenbettler, Curtisan.' Zur Sache
vgl. aZoll. 1899. 3. Bed. 1 und 2 waren wohl nicht immer
streng zu scheiden; 1 mochte oft geuug in 2 ausarten.
Chor n- Bett ler: Goldammer, Ember. citr. Ap.
Am häufigsteu sieht mau den Vogel, wie er vor der
Dreschtenne Körner aufpickt.
Chatte"-: (PI.) wanderndes, heimatloses Bettel-
volk, so genannt, weil die Frauen Röcke (Ghutten)
trugen, im Gegs. zu der im Buchsgau üblichen Jüppe S.
.Morgen gehen wir unter die K., verkaufen Schwefel-
bolz und halten um Gottes willen um ein Stücklein
Brod an.' AHartm. Fast all Nacht hei"-mer Ch. über
Nacht g'ha", wo Eim (fern 's Veh verzauberet hei",
icenn-men-e" nit üfg'wartet het, wie 's ne" lieh g'si"
isch. BWyss 1863. — Kloster- s. Kilchen-B. —
Kriegs- s. Jakobs-B. — Lolhart-: bettelnder Mönch
geringster Sorte; s. Trämel-Bueb (Sp. 044) und vgl.
die Anm. zu Löl (Bd III 1260). — Länder-: Bettler
aus den innern Kantonen, spec. aus dem Entlebuch.
Gotth. Vgl. Länder I (Bd III 1310). — Lands- s. Ja-
kobs-, Kilchen-B. — Bregenzer-: Bettler aus (der
Gegend von) Bregenz. Esse" möge" tcic der BregePger-
B., einen sehr starken Appetit haben Ap. — Schil-
ling-. ,Sch. Wir verbieten bei vorfallenden Ehren-
beförderungen den schandlichen Zulauf alles unver-
schämten Bättelgesindes aus der Stadt und ab dem
Lande und das Geld austeilen unter dieselben.' Z Mand.
1763/79; vgl.: ,und das Austeilen der Schilligen unter-
lassen werden soll.' 1744, ebd. — Stif-: wahrsch.
ein Bettler, der Steifheit eines Gliedes simulierte.
.Allermassen solche starke Steif-B. keines Almosens,
keiner Handreichung aus dem Armengut würdig sind,
sondern ein Schandflecken der Kirchen und Policei.'
AKlingl. 1693. .Müssiggehende starke St.' ebd. Es
ist e" arme" St. vor der Chilh"tür use". Rapieri 1700.
— Steig-: wahrsch. ein Bettler von der , Steig' in
Schaff hausen; s. Brätscheli-Mann (Sp. 276). ,Ihr St.
kaufet euch Biblen, tragt sie mit euch herum.' Goliath
1741. — Streif-: Stromer, Vagabund. ,Str., Stricher.
Hussierer, Zusprächer, Zigynei", welche ,sampt iren
Wybren. starken Mätzen und Kind allenthalben in
Statt und Land one Underlas prasstend mit Träuwung
des Bronnens', den Leuten Speis und Trank, ja sogar
deren , eigne Geliger abtringent', die gewöhnlichen Al-
mosen den Gebern vor die Füsse warfen und in eleu
Häusern derselben ihr eigenes Geköch bereiteten.
XVI., B (Hagcnb. Sigrisw. 48). — Strolch-: = dem
Vor. ,Ziginer und Str.' Z Mand. 1714.
Tüfe»-: euphem. für Tafel Ap; GT. Syn. T&-
femer. Denn wdss der T., was of de" Tisch isch cho".
SCHWZ. Dkklam. — Rochh. schrei lit Tü/el-B.
Kil'',-wih-: Kirchweihbettler. VISoltz 1551; s.
Schweiz. Schausp. II 201.
Zerfranger-: in der RA. den Huet, d' Chappen
üf hän wie en Z., d. h. im Genick GrI). — Nach B.
eig. .Selfranger-B.', Bettler von Selfrauga in GrPr.
Zurzach-: Bettler von AaZ. oder eher B.. wie
sie sich ehemals auf den Zurzacher Messen herum-
trieben. ,I)as Reich der Himmlen, in deme der kleineste
Undertan an Herrlichkeit den grossesten Kaiser so
weit übertriffet, als dieser den elendesten Z.' JJUlr.
1733.
Bettleri": Bettlerin. Syn. Brueder-Frau (Bd I
1252). Du hesch 's o [auch] so wie äi" [jene] B., wo
g'seit het, si möeht kei" Büri" si", vo" wege" si mög
d' Chüechleni nit erlide", u"d wo-me" du [da] g'rad
drüf im-ene Cheller erwütscht het, wo si e" ganzi Bi-
gete" het welle" steh". Gotth. Lösfaren, ertauben, wie
der B. Chübel, zornig auffahren, in Zorn geraten GrPt.
B-en pflegten wohl, wenn sie mit einer Gabe nicht zu-
frieden waren, den Kübel, den sie zum Sammeln bei sich
trugen, herum- oder wegzuwerfen.
Fest-: Arme, die am Vorabend eines h. Festes um
eine milde Gabe bittet Z f.
„bettlerle": nach Armut riechen, bettelhaft sein;
wie ein Bettler stinken, d. h. nach dem Stall. Stroh-
lager." Syn. betteten.
Bettlete" Ap; Th; Z, Bettli'g GuChurw.. Glar.,
L., Luz., Schild., Trimmis, UVatz, Bcttli GrV. — f.:
Bettelei.
Petel m. : Iltis F (Eichh.). — Zu petou, pitoi (Bridel,
tiloss. 28S), frz. putois. Vgl. auch das Syn. Butten, Butter.
Peter: 1. (in neuerer Zeit häufiger Phetrus) der
Apostel Petrus. Er ist, auch in reformierten Gegen-
den, die volkstümlichste Gestalt unter den Aposteln
und spielt im Volksglauben eine wichtige Rolle in
seinen beiden Eigenschaften als Himmelspförtner und
bes. als Wettermacher. Si [eine Eierhändlerin] wott
'hm St Peter go" Eier a"lräge", liegt im Sterben AaF.
Er ist mit dem Petrus einig worde", ist gestorben.
Sprww. 1860. Unter den Heiligen, bei denen der
.Viehpresten' beschworen wird, findet sich auch ,der
liebe heilige St Peter.' BSi. Arzneib. (HZahler 1898,
104). S. noch Peter- Stucl-Fir (Bd I 022; dazu: ,Peter-
Stuhlfeier kalt, lang der Winter halt' L. Wenn 's an
Petri-Stuhlfeier schneit, so gibt es einen späten .Aus-
tagen' Obw); Paul (Sp. 1157). — 2. Beter AaF.. Ke.,
Leer.; GlEIiu, K.; LBerom.; Ndw; Zu; ZS.f. Peter
AALeer.; Ap; BE., Ha.; GlL.; GrS.; L; S; Tb; U; W;
ZErl., Zoll.f, Pheter AALeer.; Sch; Th; Z, Petri VY.
Pieter BS. tw. (auch B-); GBuchs, Piere", B- BS.
(selten), Pieri, B- (s. Sp. 1505), Pet BO.; „U", Pitt
BO., U.; FStAnt; „U", „Pieti BSi., Thun; F", Pepi
(s. Sp. 1419), familiär oder pejorativ: Petsch BBr. (PI.
Petschege"), „Gr.". Hk. (selten), Interl. ; GlL.; GrD.,
Malix, Pr. (Ph-J,B,h., S. ; SohwW., BHsch BBe.; Gl; Ni.w,
Petschi GrD., Furna, Malans, Pr.; W, Pegg, Pel; (siehe
Sp. 1007. 1107): männl. Taufname. Peter! nenn er sett
bette", so schwert-er; göd-er nider, so schwert-er wider;
stöd-er üf, so tued-er kefs Mül »/' [zum Beten], Neck-
reim aul den Namen L. P., nemm-mer 's Stömpli ah (Ap),
P.,zünd-mir d's Stümpli a" (Postueiui 1 872). Worte beim
Spiel mit dem glimmenden Span; s. Fuchs (Bd I 657).
Züch, P., der Hond schisst, rohe Aufforderung zur
Mithülfe beim Ziehen oder Arbeiten übh. Ap. S. auch
noch Juppen 1 c (Bd III 54). .Meister HsRud.Schwyzer
sol die latinen und tütschen schuolnieister bschicken
1841
Bat. bet. bit, bot, Imt
1842
und inen andersagen [mitteilen], dass sy iron schuo-
lern anzeigind. dass sy von dem sprüchwort: ist der
P. dobenV und andern derglichen schinachreden ab-
standind.' 1580. Z Ratserk. — 3. Peterli in., Hunde-
name BsL. — 4. .Meister P.', Name des Scharfrichters.
JvMüller, Sehwz. -Gesch. V 198 322. — 5. appell., ver-
schrobener, beschränkter Kerl AaZoI. ; BE. Dumme'
B., dummer Kerl Bs ; auch (gew. in der Form Dumni-
B.) Name einer typischen Fastnachtfigur: sie trägt
eine Larve mit charakteristischer Nase (Dummbeter-
Nase"), eine Mütze aus geblümtem Stoff mit aufge-
stülpten, oben zsgebundenen Ohrenklappen, daran be-
festigt eine weisse Perrücke mit Zopf; aus dem gleichen
Stoff wie die Mütze sind Jacke und Hose; von den
Strümpfen ist der eine rot, der andere weiss; das Em-
blem ist eine Klapper (Matschere") BsStdt. ,P. Lätz-
kopf, Querkopf- Bs (Spreng). En stife'' F., eine un-
gelenke Person Z. — 6. der schwarz P., Name des
Verlierenden in dem unter Bueb 15 c (Sp. 929) be-
schriebenen Kartenspiel, wie auch der Karte (des
Schellenbuben) selbst, deren Zurückbleiben in der
Hand den Verlust des Spieles bedingt. Zur Strafe
muss sich der Verlierende mit Kohle einen Schnauz
ins Gesicht malen lassen Aa; Sch; Th; Z (Dan.). Vgl.
Süw-Igel 3 (Bd 1 150). — 7. der gross P., der grosse
Finger GiiPani.
Zu 2. Der Anl. B- oder uuaspiriertes P- (so durchweg
im Familiennamen) erweist das W. als altes Lehngut gegen-
über der Form mit aspiriertem Anl., die, in neuerer Zeit
aus der Schriftspr. aufgenommen, die ältere Form mehr und
mehr verdrängt. Die moderne Entlehnung Piirus hat natür-
lich immer aspirierten Aul. Der Name ist noch jetzt häufig
in S und Uw, ebenso in BHa. ; in BE., wo er früher gäng
und gäbe war, ist er, wie auch sonst im BU., seit der Mitte
des XIX. stark zurückgegangen. Beliebt war der Name im
XIV. in LE. : von fünf Entlebuchern heissen in einer I'rk.
v. 1382 drei P., und zur selben Zeit finden sich anter
134 Männern aus BE. und LE. 16 P., wovon 11 aus LE.
In ThGachn. erscheint P. vom XIV. /XVL, in ZHombr. spo-
radisch bis 1600, in ZZoll. bis 1611, in ZErl. dagegen bis
1800. Für die Häufigkeit oder Beliebtheit des Namens
sprechen auch gewisse Zss. oder Zsstellungen: ,1'. Ludi und
Grosspeter L.' 1527, BsBubend. ,Hans-P.' GrTenna: 1061/
1611, ZZoll. ,Chessler-P.' S. ,Büre°-P.' 1796/1S74, ZSth.
,Breme°-P.' GrA. ,R6r-P.' 1389, LE. ,Sedel-P.' B. ,Schö'n-P.'
1382, LE. ,Dunscheli-P. und Trätli-P.' LE. (Alpenr. 1828).
.Ankenhans und Ziger-P.', stehende Figuren iu dem Witzblatt
,Emmeutaler-Joggeli.' , 's Peter Nbgge" (Nö'ppels, Hans Jokebe0)',
Familienzuname ZO. ,P.-Schäggi\ Jakob, Sohn des Peter ZErl.
bis um 1860. Verbreitet ist auch P. als Familienn., so in B;
L (seit dem XIV.); Th (seit dem XV.); Ndw; Z (seit dem
XIV.]; 1350, Gl; um 1480, GStdt; vor 1666. S. .Rudolfi
dicti Peters.' 1350, Gl ürk. .Kunrat (der) P.' 1381/2, ZWthur.
,Der Peternen sälig acker.' 1434, AaB. Urk. .Die alt Pete-
rinen von Rüegessingen.' 1486, L. .Peterli' S. .Betsehen' (eig.
Gen. zu Betach) BO. ,Ruodi Petersen.' 1388, Gl. .Petrison.'
1476, WZerm. .Petrig', altes Geschlecht in SchwE.; Ndw
(auch .Petrix'). ,R. Petersching.' 1315, Schw od. L'. In Orts-
namen (meist zu 1): ,Peter(-Hus)' BErisw. ,St Peter' GrSch.
(Dorf); GFlums (Weiler). .Peters-Alp' ApL'rn. ,'s Betsche"-
Mösli' ZKlot. ,Peters-Berg- AaGebist. ,St Peter- Wald' GPfäf.
.(St) Peter(s)-Zell' GT. (Dorf). Vgl. auch P.-Mann (Sp. 2731.
Flöh-: Schelte Bs. — Göli-Peter Grj GW.,
-Petsch GitSpl.: erwachsener Bursche, der noch immer
kindisches Spiel treibt, sich kindisch dumm benimmt,
— Gränni-Peter: abgemagerter Mensch ZGlattf.
— Hatschi-Peggi s. Sp. 1079. — Chncri-Peter:
Schelte auf einen dummen Kerl Bs; s. Kuenerat (Bd
III 335). — Lugi-: Lügner Bs; B. — Lürü-: Einer,
Schweiz. Idiotikon IV.
der gerne trinkt B. — Pralli-: Grosshans GW. —
Salbi-: Schmierfink BKirchb. Schüch-: (zu)
schüchterner Mensch SciiSt.; Th. — Schmutz-: =
Salbi-P. Tu; Z. — Schnabel-: Schwätzer Bs.
Schnauz-: = der schwarz P. (s. Peter 6) AaF..
Ke.; Z. .In ZcBaar sassen Einige im Wirtshause und
spielten um eine Halbe Bränz. Da trat plötzlich Einer
an die Tür und rief laut: Sehn..' Sehn.' In dem
selben Augenblick war die Flasche leer.' Archiv f.
Volksk. II 276. — schnauz-peter (l)en: das unter
Peter 6 erwähnte Spiel machen Z.
Sch warz-: = Schnauz-P. B; L; Th. — schwarz-
petere" AiKnlmert.; B; L; Zg; Z, -peterle" Ap; Th:
= schnauz-peteren . Syn. de" schwarz Ma"" jage" (zu
Sp. 242) AaF., Ke. ; strumpf-secklen.
Schwizer-: Name des Suchenden in dem von
altern Knaben gespielten Versteckensspiel Schw. lauf!
Bekommt der Schw. einen von den Genossen zu Ge-
sichte, so ruft er ihm zu: Schw. lauf, Seppi! (oder
wie der betr. Knabe heisst) und verschwindet so schnell
als möglich. Der Angerufene ist der neue Schic. und
muss weiter suchen SStdt. — Spore"-: ,wer einen
Sporn zu viel hat', halb verrückter Mensch Bs. -
Stolperi-: Stolperer Bs. — Segisse"-worb-: der
Sensenmann (Tod) B.
petere":=de" Peterma"" singe" (Sp. 273). Ich wett
näd p., ich gäbe Nichts dafür, es ist kein Unterschied,
gleichgültig Z (Spillm.). Ph ivett-der dri" p., iron.,
ich gäbe keinen Pfifferling darum, es liegt gar Nichts
daran ZoGlattal. Ich will - der p.! ich will dir dafür,
daraus wird Nichts ZZoll.-Berg.
ver-: eine Sache durch taktlose, täppische Be-
handlung verderben BM.
chlopf-: = chlopf-beten Zg. — Aus Mopf-beten (s. Sp.
1809) unter dem Einfluss von sckvmrz-petenn.
peterle": wohl = schwarz-peteren. ,1m hintern
Gastzimmer da wurde ganze Nächte hindurch geramst,
peteriet, gejasst' BE. (Alpenhorn 1870).
Peterli AAKulmert., Zein.; BsL.; BSi.; GrD., Pr.;
GSa.,We.; ScHoHa.,Niik., Sibl.; uTh; Okw; U; Zg; ZO.,
Stdt, Wetz., Beterli AABb.; Ap; Bs; Gl; L; GStdt; Sch;
aScHW; Th; ZKn.. Zoll., Peterli"g AaSI; B; S, Beter-
li"g Bs; B, Beterli"ge" (PI.) ZcMenz. — n. GrD., f.
AAZein., sonst meist m., in Ap; Th nur PI.: 1. Peter-
silie, Petr. sat. allg. Schnittlig und Peterli"g muesch
drüf [auf die Suppe] tue", das giH e" gueti Chust.
Joach. 1881. 's Mieterli het-mich in 's Gürtli g'schickt,
ich soll go" Beterli breche": dö isch e" bugglig Männli
fco" und het-mieh ivelle" steche" BsStdt (Kdl.). Der B.
muess-me" i" d' Suppe" tue", scherzh. wortspielend zu
Einem Namens Peter GlMoIüs. Das ist vil B. uf ei"
Suppe", viel Unangenehmes auf einmal ZLunn. Der
P. uf der Suppe" st" S, wie der P. uf alle" Suppe"
sl" L (Ineichen); Sprww. 1824, der Erste sein, das
Meiste gelten, sich überall hervortun. Wenn-men
allethalbe" der Peterlig uf der Suppe" macht sx", si"
eige" Chopf het. Schilh 1876. .Macht ein suppen.
gieng in den garten und gewan beterli.' 1415, Z
Ratsb. , Eppich, peterlin, fenchel.' Rdef 1554. .Peterle-
wein. das ist most, in den gedert peterlekraut oder
peterlesomen geton seie.' Tierb. 1563. ,Apium, eppich
oder peterle.' Fris. ; Mal. , Peterli, epfen, wenkel
[lies v-], redich.' Zg Arzneib. 1588. .Peterlin gestossen
vertreibt alle Bläst, machet wol döuwen.' JRLandenb.
116
l84i
Bat. lict, 1. it. bot, but
1-14
1608. , Samen von Enis und Peterlin.' FWürz 1634.
,Petroselini vulg.. Peterleinsamen.' BsApoth.-Tax 1701.
.Welches so wenig möglich ist, als dass die Gersten
in den Haber, der Peterli in den Schierling kann ver-
wandlet werden.' 1717, Dr Lang (L). S. noch Burt
(Sp. 1634). — 2. übertr. auf andere Pflanzen, die mehr
oder weniger Ähnlichkeit mit der Gartenpetersilie
haben, a) vergifte P., Gartenschierling, Aethusa cynap.
GitJenaz. — b) u-ilder P. oc) = dem Vor. AABb.; BO.;
VO (auch nur Peterli); itiTh; Z. ,Caucalis. wilder
peterlin.' Fris.; Mal. — ß) Klettenkerbel, Anthr. silv.
Aa; SciiwMa.; Obw. — y) gem. Bärenklau, Heracl.
sphond. AABrugg. Wind. — S) Waldangelika, Angel,
silv. AaEihI. — c) wälscher P., Pastinak, Past. sat.
Dorb. — 3. scherzh. für eine gewisse Haartracht,
wobei die Haare über der Stirn gekräuselt sind Z;
vgl. Schnitt-Lauch 3 (Bd III 1008).
Mini, peterlin u., auch peterling, volksetym. Unideutung
aus petroselinum durch Anlehnung an den Personennamen
Petei . vgl. bes. Gr. WB. VII 1577. Das Masc. nach Analogie
anderer Gartengewächse wie Lauch, Salat usw.
Glanz-Peterli°g: = Peterli 2 a Vw (Durh.). —
Vgl. den scbriftd. Namen ,Gleisse.'
Humls-Peterli: = demVor. B; „VO;" Sch; ZZoll.
Vgl. Hunds-Knob-laueh (Bd III 1007). — Chatze"-:
= dem Vor. B. — Matte"-: = dem Vor. ZGÄg. —
Brunne"-. ,Sion, ein wolgeschmackt Kraut in den Bä-
chen, Briinnenpeterli.' Uenzl. 1677; 1716. — Tüfels-
Peterli"g: gefleckter Schierling, (Jon. macul. Durh.
.Petersilgen: Petroselinum, ein Kraut.' Denzl.
1677; 1716. ,Caucalis, wilder P.' ebd. ,Helioselinum.
eine Gattung P.' ebd. 1710. — .Boss-: Hipposelinum,
herba.' Denzl. 1677; 1716 (,-siligen'). - Mhd. petenüje.
„Peterze" in.: = Peterli 1 W."
Chüti-Beti. Nur in der RA.: Leck-mer am Ch.l
derbe Abfertigung LG.
Betleliem Betlehem, Beth- (in L häufig BetlihilmJ :
der biblische Ortsname, a) Z' B. gebore", hei" d' Bliebe"
d' Kraft verlöre", um Weihnachten taugen die Rüben
schon nicht mehr zum Kochen Bs; vgl. Bd II 539.
— b) mit deutlicher Anlehnung an bettlen. Hut Jeru-
salem und morn B.! sagt man, wenn es an der Hoch-
zeit armer Leute hoch hergeht ZZoll. Wänn-er [der
Verschwender] so fürt fürt, chunnt-er scho" na [noch]
uf B. ZEls.
,B.' und .Jerusalem', zwei Weiler bei BBUnipl. ,B.\ eiu
Grundstück als Teil einer kirchl. Schenkung, um 1410, LSemp.
Petroleum), B- n.: 1. Steinül. allg. .Pissasphal-
tus, ein gattung petrolei, ein dünne oder flüssige nia-
tery von der art asphalti, wie es die arzet nennend,
das ist bergwachs oder ther.' Fris. , Trink ein wenig
schwarz Petroleum in Wasser, ist gut und probiert
[für Husten, Asthma usw.].' um 1700, Z Arzneib. —
2. scherzh. für geistiges Getränk, Z' ril Petrvlium
Im", betrunken sein ZW. Es Glesli, e" chli" Betnd,
Schnaps B; F.
Petronella: 1. Peternilla Schw, „NeUiBGi., .Nelle"'
in alten Dokumenten", weiblicher Taufname. .An sanl
Peternellen tag [31. Mai].' 1396, Z Stadtb. .Petraneil.'
1523, ZOttenb. ,Petronella.' bis um 1600, ZHombr.
Hieher auch die ,(Peti'o-)Nellen-Balm' BGr. (s. Sp.
1216). — 2. appell.. einfältige Weibsperson; s. Netten
(Sp. 715).
lieat, .Batt': 1. Name des Heiligen. Seine Haupt-
kultstätte war seit alter Zeit St Beatenberg (Batten-
berg) am Thunersee, mit dem .Battenloch', der Höhle,
wo der Heilige den Drachen (,sant Batten warm.'
NMan.) erlegte. Von da breitete sich der Kult (bes.
im X1V./XVI.) weiter aus. Nach UEckst. (um 1520)
gemessen unter den Heiligen vorzügliche Verehrung
,St Jörg, St Batt, St Vyt oder Wendelin.' Lungern in
Obw hat drei .St Batt-Kapellen.' 1554 werden aus der
Gegend von BThun Beatusreliquien ins Leodegarstift
nach Luzern gebracht, und 1683 bewilligt die L Re-
gierung die Abgabe von solchen Reliquien nach Frei-
burg. Vgl. auch die .Comedia de conversione, vita
et morte S. Beati.' um 1600, Uw. ,Wie St Batten libs
gebein von etlichen von Zug ze entfüeren fürgenom-
men, us siner wilde gon Inderlappen gfiert, alda ab-
weg vergraben ist worden.' Ansh. ,[In dem Schiff]
wird syn Battli, der leidste myn [St Beat, der ver-
hasste Convertit]', sagt ein Teufel. Com. Beati. .Den
Glauben, welchen St Bat um das 64. Jahr nach Chr.
Geburt im Ergäu geprediget hat.' JHHott. 1666. Siehe
noch JRWyss 1816/7 I 297 und vgl. Beatus-Bitter.
— 2. Beat Aa; BInterl.; GRD.f; SchwE., W. (selten);
S; UAnderm.; WZerni. (selten); ZSchwam.f, Biet Gr
Schanis, Zillis; 1598, Arddser, Beätel SchwE., Batt
(Dim. Battli) Aa; BsPfett'.; BO. ; GlEIui; L; Slfent.;
Obw; Zg; ZO. (Stutz); „allg.", „Batsch BO.", männl.
Taufname. Bad-Jogg(eli), Beat Jakob AaJoh. ,Hans
Örtli, genannt Batthans.' 1644, AAWett. Klosterarch.
Auch in der filtern Zeit ist ,Batt' die gewöhnliche Form
des Namens; sie weist auf eine ältere Betonung Beat gegen-
über der niüderuen Beat (woraus Biet); der unbetonte Yoe.
ist ausgefallen wie in Xajiel für Neapel (Sp. 770), Lunz(i)
für Leonz (Bd III 1347). Der Taufname erscheint bes. häufig
in Obw, früher auch in BO., oft traditionell in der selben
Familie: .Junker Batt von Scharneutal.' 1415, B und wieder
1520. Auch auf reformiertem Boden findet er sich bis in
die Neuzeit, so in Th; Z bis ins XVII. B. als Familien-
zuname in BKanderst. ; LDagmers. (Battlw). ,Ulr. Bader,
Batten' ZHöngg. ,Joh. Fchr, Battlis' ZEglis. .Beat', Familien-
name, um 1510, ZElgg.
Beit f. B; Gl; Gr, „m.": 1. das Warten, Verzug,
Aufschub. Es ist Lei" G'fär i" der B., Zuwarten
schadet nichts Gl (Sprw.). Me" sött-si'h mit der Sach
nüd überile"; es ist kei" G'fär i" der B. Gl Volksgespr.
1836. ,üorinn dehein ufzug haben, dann es deheiner
lenger b. nit erwarten mag.' 1476, BSchreib. ,Uns
will bedunken nach irern schriben, das die zit nit b.
haben möge.' 1499, Zg Schreib. ,Die buossen hab ich
[der Landvogt zu Luggaris] usgeben um buwen, das
ouch nit b. mocht han.' 1521, Absch. ,Und als die
Franzosen, der b. unlidig, die Italischen anrannten.'
Ansh. ,Gend dem kurz endschaft, dann es kein p.
noch Verzug erlyden mag.' 1530, B Schreiben. .Es
ist hoch zyt und hat kein b.' HBdll. 1533. .Doch
kumpt die zit noch mit der b. [endlich].' Salat 1537.
,Myn [Gottes] b. und Warnung [gegenüber der gott-
losen Welt] ist vergeben.' Rdef 1550. .Sparends nit uf
länger b., nends angends zue banden.' JMurer 1559.
.Metuens, ne dilationem res non pateretur, förchtende,
dass die sach kein verzug leiden oder b. möchte
haben.' Fris. .Geschäft, die kein b. noch Verzug
lyden.' HBoll. 1572. ,Hab gineint, ich wöll ein
B. erjagen [für einen widrigen Beschluss].' GGotth.
1619. .Halten [ein] wenig B.! Ich brings dem König
allbereit.' Joh.Mahl. 1620. ,Mora, Verzug, B., Hinder-
184!
Bat, bot. bit, bot, but
1846
nuss.' Dbkzl. 1677; lTlii. ,'J'ür und Tor wil euch
ufschliessen, lassi nur die B. euch nicht verdriessen.'
JCWkissbnb. 1702. I)' Hae" vo" Schwi/z hend grüseli"*
um B. 'hätte". Gespr. 171 2. .(in li.-: . 1 >ass man solt
richten ane peit1 Schachzabelb. .Wir hättend Erhofft
on alle b., im war doch glassen sicher gleit.' HBull.
1533. ,Trags hin flux one b.' Salat 1537. S. noch
ßren (Bd 1 922), an-gänds (Bd II 19). — 2. spec. in
der Eechtsspraehe. a) Frist. Stundung bei gericht-
lichem Verfahren, Schuldbetreibung uä. B; GkIIc; '/,.
Um B. bette", um Aufschub der Schuldbetreibung nach-
suchen ZBegenst., Stall. Eim B. g'e" B;Stalder. ,Es
wäre dann Sach, dass einem weitere B. verheissen
wäre.' GrD. LB. 1831. Die Appellation hat 10 Tag
,B.' 1532, ZWthur Appellationsordn. ,[Beim Bussen-
einziehen nicht] zil noch tag geben, oder einiche wyl
noch b.' 1534, F Stadtb. .Wegen ferneren B. und Gstün-
dung des verfallnen Hauptguets.' B Mand. ltil3/28.
,Der Schuldner, so B. und Ufzug erlanget.' Z Mand.
1631. ,Wann einem etwas unvermydenlicher B. und
Stillstand vergünstiget wirf ebd. , Wird auch jemand
um B. oder gänzliche Nachlassung einer Schuld bitten,
wann er der Schuld nicht jichtig ist'?' JWirz 1650.
.Wann einem Schuldner B. verschafft wurde, mit dem
Einzug still stehen.' 1694, Z Eq. , Ungehorsame sollen
gepfändet oder das über sie erkennte Wortzeichen aus-
geführt, darwider aber von den Obervögten kein Auf-
schub oder B. zugesagt werden.' 1725, Z Gerichtsordn.
,Wann einer das, so er schuldig wird, auf gewisse
oder anbedingte Zihl und B. nicht erlegt.' Z Eats-
schreiberordn. 1761. — b) Terminzahlung. Borg, im
Gegs. zur Baarzahlung. .Ein anderes Hinderniss des
Handels, das zugleich oft die schlimmsten Zerrüt-
tungen in Familien verursacht, ist die sog. B., oder
der Verkauf ohne Bezahlung an barem Gelde.' AHöpfn.
1789. VfB. B; GrtSeew.; GW.; Syn. Bings. ,Wend
dich nit von dem, der von dir auf b. entlehnen will.'
1531/48, Matth. Jeder mag dem Andern Heu, Stroh
oder Anderes gegen Bar oder auf ,b.' zu kaufen geben.
1544, Absch. ,Wär aber, das ein müller einem mal
gäbe uf b., der mag uf 1 viertel 3 ß schlachen für
verschaz, träglon und nit mer.' 1577, Obw. , Dings
oder auf B. verkaufen.' 1639, AaF. Verordn. ,Dare
cum mora, auf B. geben.' Denzl. 1677. Gew. in Ver-
bindung mit dem syn. Borg; s. Sp. 1574. (f'schäft
machen uf Borg und B. Z f. ,Gelt oder geltswert
fürsetzen [vorstrecken], lyhen oder sust einicherlei,
was joch das sin mag, dings, uf b., uf borg, zil oder
tag geben.' 1519, Z Eatsb. ,Uf b., borg, zil oder tag
liehen.' 1529, ebd. ,Da ist kein gnad, kein borg noch
b.' Aal 1549. .Niemands soll uf b. oder borg spilen.'
1553, Z Eq. , Einer, so dem Andern Kernen, Haber,
Eoggen oder ander Frucht fürsetzt uf B., Borg, Zil oder
Tag.' Z Mand. 1628. ,Die vogtbaren Lüt, so also ufge-
nommen, uf Borg oder B. kauft, gessen oder getrunken
haben, sollen keine Bezalung schuldig syn.' 1660, Z
Grün. Amtsr. ,Und sol der Wein nit, wie er auf Borg
oder B., sonder umb bar Gelt verkouft wird, geschetzt
werden.' 1671, AaZ. , Obgleich einer seine Waren auf
Borg oder B. verkauft, soll er den Zoll davon nicht
weniger bezahlen, als wenn er solche um bar Gelt ver-
kauft hätte.' Z Ges. 1757. — 3. (Beit m. L, doch meist
dim. Beiteli) imaginäres Geschenk, das man Kindern
im Scherze (vom Markte) mitzubringen verspricht.
„Du muest es schöns Beiteli ha" B; L." Vgl. auch
Nüteli (Sp. 871), wozu noch: es guldigs Nüteli und e"
lange" B. d'ra" L. Es goldigs Nüteli mit-eme" länge"
Beiteli d'ra" B, und es längs Beiteli S. - Mhd. beit(e) i.
in Bed. 1. Vgl. Bit.
Lang- B eite li : = Beit 3 GrD., He., Peist, Pr., Valz.
lch chaufe"-der es Niene"wägeli und es L. und es guldi"s
Nüdeli GRPeist.
beite": 1. warten, im Allg. veraltend und viel-
fach auf bestimmte Verwendungen eingeschränkt Aa;
Bs; B; Gl; Gr; L; PAL; G; Schw; Tu; Uw; U; W;
Zg; Z. a) abs. .Ich hörte, dass heute die Predigt erst
Nachmittags um 2 Uhr sei; so wartete mir ein langes
Beiten.' Gotth. Mir wei" nit me" b., wei" z' Alpe" jetz
gän. GJKuhn (Kuhreihen). (Fast) nid b. möge" Gr
Peist, Seh. (En chli") b. mües'c", aufs Warten ange-
wiesen sein ZZoll. Dö cha""-me" äne"stö" und h.,
und we""-me" mer a's lang g'nue« 'beitet hed, so chunnt
das Chetzers Tram und schnüzt Eim rar de'' Nase"
e"iceg und dero". L Tagbl. 1900. Hock ab und hat!
's ist jetz glieh Ähe"d, de"" gahi-mer mit de" Geissen
abe", Geissbub zum Eeisenden L (Eoos). , Beiten Sie
nur, ich will gogen [Obst] reichen!' sagt eine Nnw
Obsthändlerin zu einer fremden Dame. Ndw Kai. 1899.
Der Imp. sonst häufig in drohendem Sinne: Beit du
nur! L. Beit-mer nor ! GoT. Beit, dir icill-ich 's zeige",
du Deutsch! Schw. Spöttisch: Beit, Buebi! du kannst
warten, bis ich dir das glaube W. Du chan"st (lang) b.
(bis...) Aa; Bs; Gl; Z; s. noch chüechlen (Bd III 113).
B. bis anna Dubagg Bs, bis de't äne" Schw. So beit,
bis d's weist U. Beit g'rad ei"s! warte ein wenig BHa.
Beit e" chlei", en Bitz, es Bitzeli, es Schutzli! Das
Maitli hed zum Bitter g'seid: Ir chönni"d noc'' en Rang
b., bis-ich-mich an üch rertschaggiere". Schwzd. (Zg).
Beit e" Wili! als Subst. n. s. Sp. 871. .Beit-ein-Wil-,
Name einer Mühle. XVII., ScnSchl.; s. Gr. WB. I 1403.
Wart es Bitzeli (Wili), beit es Bitzeli (Wili), sitz
es Bitzeli (Wili) nider, und wenn d' es Bitzeli (Wili)
g'sesse" bist („'beitet hest", g'wartet hest), so chumm
und säg-mer 's („säg 's denn") wider, Sprüchlein, womit
Ungeduldige, bes. Kinder, beschwichtigt werden AaF.,
Fri.; Gl; Th; Z; „allg." ,Unz dar beiteut, das ist
min rät.' Schachzabelb. ,Und sol man ie enzwischen
eim lütenne unz dem andern alse lange b., als das
man müessechlich gan mochte eine halbe mile.' Z EBr.
1304. ,Nit lenger b. noch beliben.' 1336/1446, Z Chr.
,Sy [die von Bassersdorf] mugent faren in den wilden
wald, und diewil er howet, so rueft er, und wenn er
ladet, so heitet er.' XIV./XVII., ZBassersd. Offn.; vgl.
dazu Gr. WB. I 1404 o. ,Die fromen gerät belangen,
die valschen gebeitend wol: Nun hin, es kommet
alles, der nun gebeiten mag.' 1443, Tobl., Volksl.
,Du solt wissen, dass der ernst und kein b. me do ist.'
1476, Bs Chr. ,Du hammenjeger beit, kein hammen
solt mir me abjagen.' UEckst. ,Nun beit, ich wil mit
dir rechten.' 1531/48, Jerem. .Woluf darvan! die ding
wend nit lang beitends han.' HBull. 1533. .Beit, Lais,
beit, hab ietz verguet." JBinder 1535. .Mögen ir mir
b.!' Abweisung. 1535, Bs. .Intervallum haud magnum
fuit, sy habend nit lang gebeitet. B., ein verlangen
haben, expeetare, demorari, manere. Du verlürst nüt
daran denn das b., praesens quod fuerat malum in
diem abiit.' I'ris. ; Mal. ,Beit still, beit still, ich
schüss ietz drin', der Tod zu Einem, den er erschiessen
will. Meinradsleg. 1576. ,Beit, beit, wo laufst so
eilends hin?' Stettler 1606. , Beite Einer, biss das
1847
Bat. het. bit, bot. but
1848
Wort des Herren an ihn geschieht.' FW'yss 1072. Beit.
ihi Vogel! Ich uill-dieh lere" [usw.], Göldi 1712. Von
Sachen, Aufschub erleiden. .Eine semliche ernstliche
sach, die nüt gebeiten möchte, die sol der schulthess
des ersten usrichten.' XIV., Bs Kq. Vgl. noch Beit-
Hemd (Bd II 1300), -Bitz, -Tag, -Winkel, -ZU. -
b) mit Gen. ,Der armen lüten ze b.' Hädl. ,Das man
der nit b. sol, die ze der küre nit kommen mügen.'
Z EBr. 1304. ,Ob ein urteilsprecher fürwante, er
wölte nüt lassen klagen, denn er wölte der andern
fünf Urteilsprechern b.' XIV., Bs Rq. ,Wär, das etwer
also notig war, das er der markten nicht möcht ge-
beiten von siner not wegen, wan das er gelt bedörf
uf sin mulhen ze nemen, der mag es wol bringen
für ein amman und rat und da sin not zue erzellen.'
1427. ScHwMa. LB. .Wenn ein knecht oder junkfrow
uss dem jar gieng on urlob, dann so sollen sy des
Ions b. das jar üss.' 1521, Sohw Rq. .Etliche örter
woltend [vor der Schlacht bei Murten] angrifen und
mi"cr heren [der Zürcher] nüt b.' Edlib. ,Gott der
zyt wol b. mag.' Rdef 1550. Madchen zum Tode:
.Stand ab, tuon mynen lenger b., bis das ich mich vor
könn bereiten.' VBolz 1551. .Prasstolari, manere alqm,
einem warten, einsi b.' Fris.; Mal. S. auch tcis-lös
(Bd III 1435). — c) mit Dat. P. B (Zyro); Gr; G;
Uw; W. ,Er müsse noch in den Pfarrhof, Ludi solle
ihm nur in Gäslers b.' übw Blätter 1899. Uf •'em
Frithof, wo-mer schon vil Jär b. tuend d' Kamme"
und der Ätti. Scbwzd. (GRSchiers). ,Sit niemen rehte
wissen mag, wie lange im wirt gebeitet.' UvSingenberg.
,Si besamneten sich ze Grat und beiteten da enander.'
XV., Z Chr. .Gang fyn in der Still, bis dar ich dir
hie b. will.' Joh.Mahl. 1674. - d) mit Präp. Uf
Eine" b. Gr. Eim uf's End b. ebd.; vgl. End (Bd 1
315). Beit-mer drüf; s. Sp. 871. ,Also dass einer uf
den andern nit p. noch warten sol.' 1384, B Urk. ,Der
Herr verzeucht nit und beitet nit lang über sy.'
1531/48, Sirach. Söttist uf Abwege" gerate", so tue
nid b. mit dem Umchere". Schwzd. (GRPr.). .Man
solte b. mit der botschaft' Zielt 1521. — e) mit
Acc. S., zuwarten mit Etwas. ,Die Eidgnossen haben
uns betten, ir wollen die knecht nit abmanen ; wir
bitten üch aber, ir wollen die abmanung b., unz wir
berichten.' 1521, B Schreiben. — f) mit abb. Satz.
,Was doruss [aus dem Aufbruch der Berner] wirt,
beitet man.' 1476, Bs Chr. — 2. spec. a) den Feind
erwarten, ihm Stand halten. ,Sy welltent ira [der
Feinde] da gebeitet han und hattent sich ze were ge-
stellt.' 1476, HsFründ. ,Die [früher geprahlt hatten]
entrunnen alle, do man [mit Heeresmacht] in das
lant kam; ir dekeinre getorst gepeiten.' ebd. ,So
weiss ich fürwar, das wir den herzogen und all syn
volk uss dem land wurdind schlachen, dann so [1. sy]
beitend unser nienen.' 1476, Schreiben HsWaldmanns.
,Dann ich will ir [der Schweizer] nit b.', sagt ein
Schwabe. 1499, Lied. ,Doch habend [die Feinde] iemer
nit wellen b., sunder by zit die flucht genommen.'
Kessl. ,Mit gewerter hand dem fiend manlichen
bbeitet.' 1590, L Schreiben. ,Dort wird der Stadler
seinem Feinde b.. wird sich ihm stellen an die Seiten.'
vEüw 1708. — b) (Eim) b., in der Rechtssprache:
(für Bezahlung) F'rist, Aufschub gewähren, stunden;
kreditieren BsL. (Spreng); Gr; Uw; „allg." Ich mil-
der mit dem Zeis nu [noch] b. bis am Ustage" [Früh-
ling] UwE. ,Swel siner gelten des nit wil stete han,
der sol sines geltes b.. unz die andern werden gewert.'
1317, Z Stadtb. ,Ich han zwei rinderli, do wil ich
dir eins ze kouffen gen und wil dir b., bis dass er rieh
wind.- 1391, Z Ratsb. ,Es klaget N. K. uf Bertschin
Murer, dass im der selb Murer gelten sol, und dass
er im das selb gelt tugenlich hiesch und in bescheiden-
lich bat, dass er im das gelt gebi, er hetti im sin
doch lang gebieted [!].' 1400, ebd. ,Dass nieman den
anderen uf den selben [Landsgemeinde-] tag gelt an
äschen [heischen] sol, und welcher das ubersäch, der
sol sinem Schuldner ein jar über den selben tag baiten.'
1409, Ap LB. .Wenn einer eim verheist bar gelt zu
geben und wenn denn einer eim nüt git, als ers im
verheissen hat, mag er einen denn pfenden und denn
acht tag b.' 1427, ScHwMa. LB. .Wenn ein prunst
ufgieng, dass eim mayer sin hus verbrunne, so sol ein
mayer uf dasselb jar um den zins nit gephendet wer-
den, man sol in [1. im?] uf das ander jar p.' 1427,
Foffa. ,Er ist ein armer wirte, der nit gebeiten mag
einem ein einige irte biss uf einen tag.' 1443, Lied.
.Der wirt sol sinen ingenossen b., unz dass er das vas
usgeschenket.' ZDietik. OlFn. .Wir bitten üch, dass ir
uns helft umb einen som roggen. und uns gebaitet
werd unss zue herpst, so weltent wirs dann erbarlich
bezalen.' 1499, Gr Schreiben. ,Wäre, das missgewächs
wurdi, so sond min herren [mit dem Zinsbezug] b.
uf das ander oder uf das dritt jar.' XVI., ZBergOffn.
,Im [mit der Bezahlung] ze b. bis zue ende diss ma-
nots ougsten.' 1532, S Schreiben. , Welcher denselben
|kinden, so das ir unnützlich vertuon] etwas ze koufen
git oder die wirt inen beitend uff vatter, muoter tot,
wellend ein schulthcs, rat und der gross rat obgemelt
inen darumb kein recht lassen gon.' 1537, AaB. Stadtr.
.[In der Teurung hat die Stadt] den Amtlüten be-
folchen, den armen lüten ze b.' Ansh. ,1529 stalt
[die Stadt Bern] die sundren zerwinkel, prass und
zuetrinken ab, gepot bi Verlust des gerichts, nit über
5 Schilling ze b.' ebd. ,Dass man dem küng nit aleiu
der sölden und pensionen muesst b., sunder alent-
halb gelt ussbürgen.' ebd. .Facere moram creditori,
den Schuldforderer b. lassen.' Denzl. 1677; 1716. RA.:
.Lang gebeitet ist nit geschenkt', zunächst von Geld-
schulden, dann auch von Strafen. ,Man spricht, der
wirt mög nit lang wirten, der eim nit b. mög ein
ürten. Lang b. aber ist nit gschenkt, das wird im
[Joseph] yetzdann ouch yntrenkt.' Ruef 1540. ,Wirt:
Der nit einer ürten b. mag, der ist ein schlechter wirt,
fürwar! Ich beiten mengein schier zwei jar, der mir
doch keiner zalung denkt; lang beitet aber ist nit
gschenkt.' NMan. ,Lang beitet nit geschenkt', von
einer Strafe. 1531, Absch. ,Lang gebaitet ist un-
gschenkt.' 1547, ZOberwinterth. Gerichtsakte. .Ob-
gleich grosse laster nit allwegen also bar von Gott
gestraft werdend, so ist nichts dester weniger lang
gebeitet nit geschenkt; straft einen Gott nit hie in
zeit, so straft er in nach disem leben.' LLav. 1582.
.Lautet ja das alte Sprüchwort: Lang beitet ist nit
gschenkt; man tragt den Krug zum Brunnen so lang,
bis er bricht; man redt von der Kilbe, bis dass sy
kombt.' JJBreit. 1641. ,Lang b. ist nit geschenkt,
vel der Wolf hat nie kein Zil gefressen.' B Sylloge
1676. Verbunden mit dem syn. borgen; s. Sp. 1576.
.Welcher bei inen isst oder trinkt, soll besehenen umb
sein ürten, dann sy niemants verbunden sollen sein
zu b. oder ze borgen.' 1533, AALaufenb. Metzgerordn.
1849
Bat, brt, bit, bot, but
lx.vi
,Uas die pfister keinem nit wyters nach höchors
dann umb 5 miitt kernen gelte b. und borgen sollen.'
1586, Z Ratserk. ,So ein Wart ald Stubenknecht
einem Gast vil oder wenig Zehrgälts borgen und b.
wurde.' 7, Mand. l'i'JT. Übergehend wie borgen in die
Bed. .leiben': .Alle die, die des gottshns lehenlüten
uf desselben eigne höf oder güetere gelt umb zins
geliehen oder gebeitet hant oder hinfür liehen oder
b. werdent, sollent an dem allem, das sy also on
wissen und willen berren abts geliehen oder gebeitet,
nit habent sein.' 1511, AAWett. Klosterarch. — 3. (bei
der Arbeit) ausdauernd sein SoHwMa. (Lehrer Frei).
Lang und viel zu tun haben, sich anstrengen müssen
(um Etwas zu erreichen) AaFi'L; Syn. beieren I 2
(Sp. 900). Er het lang müesse" b., bis er wider z'weg
g'sl" ist, bis er sich von einer Krankheit, aus miss-
lichen Vermögensumständen erholt hatte AaFH. Der
hat z' b. g'nueg, dass 's-e" [ihn] nit üben" lüpft, dass er
nicht falliert, ebd. — 4. langsam aufstehen AALengn.
(heute in Abrede gestellt). — Ahd. beitan, mhd. leiten.
ab-beite": abwarten Schw; UwE. „Ich will dir
a., warten, bis du kommst.'' — er-: erwarten; warten,
bis Jmd kommt. Etwas geschieht BHa. ; GlH. ; Gr1>..
He., Pr., Seh.; L; GA., Wc.; Uw; W. Ich hän-e" e.
möge'', nachdem ich lange gewartet, kam er endlich
GA. Ich mag-me (bzw. ne", enj nid e., warte mit
Ungeduld, vergeblich auf ihn BHa.; Gl; GrPi'. Ich
han-em lang abbatet, aber ieh han-e" nid möge" e. UwE.
Jc* mag 's schier nid e., bis 's Neujär dö isch L. Wenn
's [das Haus] nw bald üs'bauc" war, ich mag 's fast
nid e. GWe. Er ist nit z' e., er kann nicht fertig
werden, z. B. mit Predigen W. ,I)er keiser will ander
fürsehen und herren, die noch kuinen sollen, e.' 1471,
Abscb. .Man wurde uns nit überylen und möchte
unser wol e.' 1529, Z Schreiben. , Und ist nit minder,
dass wir des zue e. und üch nit zue überylen wol
willig.' 1530, ebd. .Die sach mag kein hindersich-
bringen e. oder erlyden.' 1530, Absch. Ich ivill nid
rede" vo" söllege" Chlinigkeite" ; ich macht der ZU schier
nid e. Anf. XVIII., Schw Hausratbr. — üs-. 's ist üs-
'beitet, das Warten hat ein Ende UwE. Eim ü., auf
dessen Ende warten W; s. Gütti (Bd II 529). — ver-:
„einen Vorteil durch langem Aufschub, längeres War-
ten verlieren" ; Etw. verpassen L; UwE. Si hätt seile"
i" d' Ise"bän und hed 's dö mit irem Blüdere" [Plau-
dern] verbeitet L. D' G'lege"heit zue dem guete" Schul;
han-ich u-ärlieh cerbeitet UwE. — zue-: „zuwarten."
Wa" wott 's echt da icol ge"? du witt emmel auch e"
chli" z. Wolf, Gespr.
Beite" f.: geringes Haus, Wohnung GrCIiui'
(selten).
Zunächst wohl aus dem Rätorom. entlehnt (rätorom.
baita, Haltepunkt, Hütte), aber urspr. deutsch ; vgl. mhd.
beite f., Halt. Zur Bed. -Entwicklung wäre lat. mansio (frz.
maisoji) von manere zu vergleichen.
Beiter m.: 1. in dem Sprw.: Der Herrgott (lieb
Gott) ist en. lange' B., aber en guetc fg'wüssnc) Zaler
ZN., W. Vgl. Bürg (Sp. 1588). - 2. der Knecht, der
während des Winters das Haus auf der Rigi hütete
Schw.
Üf-beiteri" f.: Aufwärterin AaWoIiI.
beitigen: (stationsweise) beherbergen? Vgl. Sei-
ten. ,Wie er, der herr von Allemaine, von dem her-
zogen von Savoy befelch habe, des keisers botschaft
guet chiere [bonne chere] zuo machen und in durch
sin land zue h.' 1526, Absch. IV 1 a lolT (Schreiben
der Gesandten von B und F).
Bit, P- GrA., Chur, I)., L„ OhS., Pr., S., Seh., Spl. ;
PAL; W, Bit GRÜbS., Tschapp., V.: 1. = Beit 3 b
(Sp. 1845). Uf B. (Gr), uf guet Bit (oü.), z' B. (PA1.J
W), auf Kredit, Borg (geben, haben, kaufen, nehmen).
Niemet hed-ne" mer wellen Ettes uf Bit ge". Schwzd.
(GrPi-.). Heischu" z'B. ist d'B'zalnuss wlt PAL (Sprw.).
— 2. f., Warteliste, -rodel. ,Die zwei Zuschickmeister
sollen, wenn frömde Gesellen in die Stadt Chur kom-
men, ihnen der Bitt nach umbschauen; er [der betr.
.Meister in der Liste] dankt ihnen ab, so soll derselb im
Rodel unten an gestellt werden, und das bei der Straf.'
1730, GRChur Tischmacherordn. .Wann es sich begibt,
dass man einen, der in der Bitt am Abend einen Ge-
sellen heimbrächte, und er züge am Morgen widerum
zum Tor aus, so soll dieser Meister in der B. unten
an gestellt werden.' ebd. ,1m Zuschicken soll die
Ordnung gehalten werden, nammlich wann ein frömder
Gesell oder mehr der B. nach zugeschickt werden,
und ein Meister oben in der B. ist, der zuvor einen
Gesellen hat, und es steht ein anderer unten nach
ihm, der gar keinen hat, so soll allerwegen dem
Meister ein Gesell zugeschickt werden, der keinen
Gesellen hat. Sind dann nur Meister in der B., da
jeder einen Gesellen hat, so soll es der Ordnung nach
gehen. Wärend aber gar keine Meister in der B., so
sollend ihnen die Zuschickmeister nichts desto minder
umbschauen.' ebd. ,Wenn ein Gesell umbschickte und
beide Zuschickmeister Gesellen bedärfend, keiner aber
unter ihnen beiden im Bittzedul stuhnde, so soll dem
ejtern der Gesell gehören. Wofern aber der jüngere
Meister in der B. stühnde, der alte aber nit, so ge-
hört dem Jüngern Meister der Gesell.' ebd.
Mhd. bit(e) und (im Ablaut dazu) bit(e) f.; vgl. auch
Sehm. I2 305. Da das W. in der lebenden Spr. nur noch
in der angegebenen Formel vorkommt, aus der das Geschl.
nicht ersichtlich ist, so sind die Angaben über dieses
schwankend; t. wird es als f., t. als m. bezeichnet.
bite": = beiten BSa. (FStaub). ,Wip unde man, die
min da bitent lange.' Anf. XIII., AaMuh Osterspiel.
,Wir han diu gebiten lange tage.' ebd. ,So uf iemannes
guot geklagt wirt nie danne von eime, wellent danne
die nachgenden kleger nit byten, so sulln si verkoufen
mit gerichte.' Z RBr. 1304. ,Si sprachen zu beiden
siten : wir wellent nit länger b.' Ap Reimchr. um 1409.
er-: erwarten. ,Wir han dur dich vil not erliten,
da von han wir din ehüme erbiten.' Anf. XIII., AiMuri
Osterspiel.
Bilt (P- Th; Z) f., in SchwE. n.: 1. Bitte. I<* hett
e" B. a" dich Aa; Z. ,[Die Verbannten] muestend [d']
statt ein zit miden, und mit grosem b. [wieder] kom-
men.' 1524. HsStockar. ,Ist desshalb an üch unser
ganz ernstflissigs b., ir wellen [usw.].' 1530, Absch.
.[Maximilian] warb mit pit und bot an gmein eid-
gnossen.' Ansh. ,Uf das p., so unser eidgnossen ton
haben.' 1553, Sch Ratsprot. ,Mit grossem p. und gär
[Begehr].' 1549, Mey., Wthur. Chr. ,So bättend wir
nun in disem ersten b. [des Vaterunsers].' RGoalth.
1559. .Mit frindtlichem P. und Begehren.' 1637, Aa
Wett. Klosterarch. ,Ist meines Bitt', meine Bitte.
JCWeissenb. 1702. — 2. die ,Bitt' oder der , Heische-
platz' (locus petitionis), eine vor dem Eingange vom
Schiffe des Münsters in das Chor, am Fusse des
1851
Bat. bet. liit, bot, but
1852
grossen Kruzifixes angebrachte Büchse, in welche die
Gaben für den Bau der Kirche eingelegt wurden.
Bs XIV. 12. An St Andrestag und an der Kirchweih
der [St Andres-] Kapelle Nachmittags, ,so unser sechs
und die meister nit an der b. sitzen', soll der Oberst-
zunftknecht diese Bitte .durch ein ehrbar gesind' ver-
sehen. XV., BsStdt. Vgl. Bett II 2 a (Sp. 1828).
Ahd. biiti f. Zu dem stark bezeugten Neutr. Tgl. nihil.
I.ii ii. und Cr WB. IV I, 1739.
Ab-bitt: 1. Gesuch, Bitte um Entlassung von
einem Amte Bs (Kanzleispr.). „Eine A. von einer Be-
amtung eingeben." — 2. Bitte um Abschaffung. ,Wylen
die Profosenstühr nit wenig Unwillens verursachen
tüye, als gebend wir dir Befelch und Gwalt, soliche
Beschwerd ihnen abzenemmen und uns zur A. gelangen
ze lassen.' 1646, Z Wäd.-Handel. — Für-. Auch als
Neutr.: ,Das fürpitt der helgen.' Gtrenrupf. 1523. ,Das
fürbitt der menschen.' Zwingli. Dafür , Vorbitte.' Pfaf-
fenkrieg 1712; SLutz 1732; Bs Chr. 1779.
Ge-. ,Mit beger und gbitt' Kessl. — Auch bei
Schm. I2 306.
bitte» O Aa; Ap; Th; Z) — Conj. Prät. bäti,
häufiger bitteti Gr — Ptc. pette" Aa; Ap; Bs; B; Gl;
Gr; Th; Z, auch pittet L: 1. wie nhd. lch wett-ech
pette" ha" AALeer. Ich pitten um 's Z'guethalte", um
Nachsicht ZO., Zoll. (Formel). ,0 Dieb, ich bitte
dich bei dem ersten Nagel, den ich dir [hier am
Birnbaum] in deinen [!] Gstirn und Hirn tue schlagen,
das du das gestolen Guet wider an seinen vorigen
Ort muest tragen' ZHorg. S. noch Andres (Bd I 313 u.).
.Das ir euch einen künig gebätten habend.' 1531/48,
I. Sam. U"jiette", ungebeten, wie nhd. Wer u"pette"
ehunnt, göt uHanket fürt ScHSt. (Sulger). U"pcttni
Gest setzt -me" hinder der Ofe". ebd. En Wpettne"
Gast ist en Überlast, ebd. Er liet-mich pette", was
z'betten isch, inständig gebeten B. Häufig zur Ver-
stärkung verbunden mit dem syn. betten; s. Sp. 1831.
(Eine") b. und bette", flehentlich , inständig bitten
Aa; Ap; Bs; B; Gr; G; Th; Z. I«* han-e" pitten und
pette" AAKulmert., Leer.; ich ha" pittet und pettet TiiHw.
S. auch bitti-betti. Pitti, formelhafter Ausdr. der Ab-
wehr, Beschwichtigung, auch der Verwunderung Aa;
G; Th; Z. Mit scherzh. Wortspiel sagt man zu Einem,
der sich das Glas nicht von Neuem füllen lassen will :
3Iach's wie d' Stammer [die Bewohner von ZSth.];
st tond d' Hand uf 's Glas und d' Finger usenand
und säge'd: Bitt um Alles! ThEscIiciiz. Pitti, verheb!
= hör auf, lass es gut sein Th; s. noch Bd II 908.
Pitti (auch), was bist du für Eine''! Aa. Verstärkt
ä pitti! Z; s. ä IV (Bd I 3). Ä bitti, das ivird-si'1'
wnl mache"! MUsteri. Ähnlich nei", pitti\ auch als
Ausruf des Erstaunens, der Überraschung Th; Z. Nei",
pitti, was du nid seist! Ach mineli und bitti! JEgli
1895. Do denk-ieh, bitti, hm! was chöm so ehalt dö
«" »u** her? Merz 1828. Zur Verstärkung eines Wun-
sches, einer Aufforderung in Sätze eingeschoben, =
nhd. doch ja. Lass-dich pitti nüd störe"! Z. Er soll
pitti hei'" cho" Z. Si soll-em 's pitti bringe" GiiMai.
Wiederholt pitti -p.! G; Th; Z. Mach pitti -p.! die
Gebärde des Bittens, zu einem Kinde oder einem
Hunde Th; Z. — 2. betteln. .Nieman sol b. in unser
statt an des ingenden järes abent ald an dem zwelften
abend ald an andern zyten mit singenne oder süsse
[bei Busse]. Aber arme lüt, die das almuosen bittent
äne geverde, die verlüret nit die buosse.' um 1380.
ScnStdtb. — 3. spez. im Staats- und Rechtsleben,
a) um ein Amt anhalten. .Bittende oder gebetne
Ämter hiessen [in Ap ; Gl; Schw; Ndw; U] die Land-
schreiber- und Landweibelstellen und untergeordnete
Bedienstungen, wie die eines Schiffmeisters in Schw
und Gl, der Zoller in U usw., weil es allgemein ge-
bräuchlich war, dass die Bewerber um solche bezahlte
Dienste an der Landsgemeinde vortraten und in bit-
tender Rede um dieselben anhielten.' Blümer, RG. II
112. Vgl. Bitt-Amt (Bd I 245). ,An [um] das Vogtsamt.
das Wachtmeisteranit, das Ratsknechten-. Torwächter-,
Karrenzieheramt b.' Auf. XVI., Bs. .Einer so zuo einem
Ampt erwellt wird, soll ein lyblichen Eid schweren,
dass er desswegen weder Prattiken gebrucht, betten
noch botten und mit Gasteryen kein Gefar gebrucht
habe.' 1607, U Rq. ,So einer also pratticierte, einem
bütte oder bette, den sol man strafen.' ebd. Das
.Practicieren, Weinzahlen' ist verboten, .ausgenommen
der Landschreiber und Landweibel möget wohl auf
der Gass die Landleut [um das Amt] ansprechen und b.'
1629, Ap. Das Zg Mandat von 1723 unterscheidet zw.
.gebettenen' und .ungebettenen' Ämtern. .Jedem Land-
mann in unserem Land soll freistehen, umb die jähr-
lich bittende Ämbter, als Landschreiber, Landweibel
und Wagmeister, jährlich anzuhalten.' 1756. ScuwRq.
.Der Competent [um eine Schulstelle] muss die Prob
ablegen und dann nach erhaltener Erlaubniss öffent-
lich um den Dienst b. Im Verfolg muss er alle Jahre
um Martini sich wiederum öffentlich anmelden und
durchs Mehr bestätet werden.' 1798/1835, ApHeiden.
— b) um Hülfe, Zuzug bitten (Solche, die zum Zuzug
verpflichtet sind, .mahnt' man). ,Die von Switz zugen
mit ir paner us und manten all eidgnossen an die
von Bern, die baten si.' XV., Z Chr. — c) gerichtliche
Hülfe anrufen. , Heini und Hans Casp. Steiner händ
um Gricht und Rächt bäten über iren Brüeder Hans.'
1641, Zg Tageb. — d) vor Gericht laden? , Nieman
an den andern b. [Überschrift]. Swer dem andern ze
Zürich vor dekeiner kilchen wil b. ane des rates urlob,
so danne gewalt hat, das der git 5 ß ze buosse.' 1342,
Z Stadtb. I 134. — e) en 'bettne- Vogt, Einer, den
Derjenige, welcher sich freiwillig unter Vormundschaft
stellt, sich erbittet. Ein ,bätner Vogt' hat mehr Macht
als ein anderer. 1680, GRUVatz Gemeinbuch.
Abgesehen von dem Ptc. pette" und dem formelhaften
pitti wird das Vb selten oder nie gebraucht und meist durch
bette" (s. d.) ersetzt. Der Anl. /.- durch Übertragung vom
Ptc. her. Pitti kann sowohl pitt-ili'1' als jntt-i [euch] seiu.
ab-: 1. a) nur im Ptc, Abbitte leisten, wie nhd.
Th; Z. Er hat abbette". Der Inf. ist ab-bette" (s. d.).
— b) „um Verzeihung bitten, als ein Höflichkeits-
kompliment beim Kommen oder Weggehen eines Be-
suches, allg." Ich bitten ab. — 2. a) bittend ablehnen,
sich verbitten. .Bullinger wurde von Zwingli ersucht,
ihne nacher Marpurg zu begleiten, allein B. bäte
solches ab.' 1722, Mise. Tio. S. noch Her (Bd II 1522).
— b) bittend, auf höfliche Art versagen. ,Die puren
haben begert brief und sigel; ist inen abgebetten
worden.' 1530, Absch. — c) durch Bitten abwenden.
,Also hab ich mein Gebätt von der Eid hinauf lassen
galin und den Tod mit Worten abgebätten.' 1638,
Sirach. — 3. die Entlassung von einem Amte nach-
suchen BsStdt (Kanzleispr.). , Amtmann N. hat in
der zit abbetten, und kam an sin statt Hans W.'
1559, BsRq. .Anstatt Herrn M., welcher abgebätten,
KV,
Bat, bet, bi». but. büt
1854
wurde gewählt Herrn A.' 17.V. Z Nachr. — an-:
(bittend) angehen. .Hat den Müller um Hosen an.'
UBrägger 17S7. — er-: 1. mit Acc. P. a) wie nhd.
Der Atto hennen erbitte" z' clijemme" ingjer PIss.
(Übers, von Lukas XV 28). .Du stast gelich, als ob
du her erbetten syest', zu Einem, dessen Weggehen
man wünscht. 1401, Z Katsb. .Noch hab ich dich
noch nie erbetten, dasei mir ein Gitzli hettist geben.'
JBixder 1535. .So hab ich Anfangs benielter Schuldner
mit sondrem Fleiss und Ernst erbetten den hoch-
geachten Herrn N., dass er sein Insigel öffentlich
hierund getruekt hat.' 1686, Gl Pfandbr. .Ich habe er-
betten den Hm J. H. Kauffmann, diesmal Oberamtmann
zu .Meilen, dass er dis Schuldinstrument mit dem ge-
wohnten Oberamtssigill öffentlich behängt und be-
kräftigt.' Isis, Z Schuldbr. — b) losbitten (von Strafe).
.Wir mögen ein Übeltäter e. lassen und im sin tödlich
straf in ein zitliche straf wenden.' um 1495, AiBrugg
Stadtr. .Man hat dich zue Strassburg gschwemmt und
bist vast kum worden erbeten.' NMan. .Da dann N. N.
für das malefiz by sinen herren und obern gestellt
und erbäten worden.' 1590. L. .[Die aus der Schlacht
bei St Jakob heimkehrenden Eidgenossen] wurden
kaum vom Schwert erbetten, weil sie nicht bei so
vielen redlichen Eidgnossen geblieben waren.' JGross
1624. ,[Der Dieb] ist wider [aus dem Gefängniss]
erbätten worden, doch musste er, so vil er gstolen,
dem Landvogt Buss versprechen.' Schimpfr. 1651. —
2. mit Acc. S. Erbetteni Amtli, früher Bezeichnung
der Stellen des Schreibers, Läufers. Landweibels
(vgl. bitten 3 a), heute allg. für (kleine) Aufträge,
die sich ein Armer, Gebrechlicher erbeten hat, um
sich Etwas zu verdienen Gl. .Belangend die sogen,
erbetenen Dienste [im Gegs. zu den .Ehrenämtern'],
welche von dem grossen Kate bestellt werden, so kann
sich ein jeder darum in der C'anzlei ohne weiteres
Nachwerben einschreiben lassen; doch dass alles Spen-
dieren und unordentliches Geläuf verboten ist.' Leu,
Lex. I 192 (für Bs). S. auch Ochs V 411. Eine [vom
Grundherrn] .erbetene', d. i. freiwillige Steuer; vgl.
Bett II 2b. ,Das es ein erbettnü stür were und nüt
von recht.' 1373, Uw Urk. — ab-er-b. : = dem Vor. 1 b.
.Wir mögen uns einen yeden ubeltätigen menschen,
der sin laben verwürkt hat. a. hissen, im gnäd be-
wisen und sin tütliche straf in zitliche des guots oder
irj ander wäg verwandlen.' 1512/3, AABrugg Stadtr. —
üs-: 1. zu Ende bitten, 's isch üspette", alles Bitten
ist vergeblich B. — 2. wie nhd. Er het sich das üs-
pette" B. lch wett-mer da- üspette" ha" Th. — 3. ver-
bitten. Die Jagdbarkeit gehöre ihnen zu; weshalb sie
die Publikation des Landvogts der Jagdbarkeit halber
sich .ausgebeten' haben. 1743, Absch. VII 1, 894 (GRh.).
— ver-: wie nhd. Ieh will-mer das rerbette" ha" Aa;
B; Th; Z.
Bitte" f.: Bettlerin PA1.
Bitter m.: ein (um Almosen) Bittender. ,Es sint
ouch etlich [Gauner], die kuntschaft habent zu et-
lichen b-n, und die lihent inen ire briefe und mon-
stranzen mit dem heiltuom. und die varent after lande,
da sy ir kuntschaft wissent. und tuend sich uss, wie
dass si priester sient, und gent denn den b-n den
dritten pfennig davon.' um 1430, Bs Chr. Für die
Unglücklichen [Siechen] in St Jakob gieng der sog. ,B.'
jeden Vormittag mit seiner Büchse in die Kirchen
und die Herbergen und übergab jeden Samstag das
Gesammelte dem Vorstehet dos Hauses. Bs XIV. ,Der
Morgen ist 's Schnitters und der Abend ist 's B-s,' d. i.
.der Schnitter kommt am Morgen, wann er will, und
z' Abend heisst ihn der Paur Fyrabend haben, auch
wann er will.' Schimpfr. 1651.
Liehe"-: wie nhd. ScnStdt. Syn. Küch(gang)-
Säger. Der von der Gemeinde gewählte L. gieng mit
einem schwarzen Mantel bekleidet umher, indem er
z. B. rief: Die Herren wollen so gut sein und heute
Nachmittag dem Herrn Stadtrat sei. zur Leich kommen.
Lieh en- Bitteri" f.: schwarzgekleidete Frau, die
im Auftrage der Angehörigen eines Verstorbenen Ver-
wandte und Freunde desselben zum Begräbniss ein-
ladet B; Z. .Bald nach dem Abschied wird in der
Stadt [Zürich] die L. oder Kirchgangsagerin gerufen
und zu der Verwandtschaft umher geschickt, die
Trauer anzukündigen.' Herrlib. 1751. ,N. N. empfiehlt
sich als L. und Schätzerin [des hinterlassenen Mobi-
liars]' BStdt (häufige Ztgsanzge). In ZÖtw. a/L. er-
hält die L., meistens eine arme Person, in jedem
Hause ein Stück Brot oder Mehl, das sie in einem zu
diesem Zwecke mitgenommenen Säcklein unterbringt;
so auch in ThHw. Es G'sicht mache" icie-n-e" Elche-
bittere", sauer dreinsehen BStdt.
Bittete" f.: Verbeugung einer weiblichen Person,
Knix F.
Here (Sch; Th; Z), Herr.; (GRh.) -Pitti, in Seil
auch -Pittis, -Pittelis: nur in der Verbindung //. mache",
demütig bitten. Vgl. flerg-PeWt, ferner Bitti-Herli(s)
(Bd II 1552). Dö han-ech 's [erraten], was du säge"
witt, orid mache" nomine* Heribitt. Lenggf.nh. 1830.
— Aus Her, ich bitt-i [euch].
bittlich: I. bittend, bittweise, a) adj. .Bittlicher
ersuochung.' 1520, AaB. Stadtr. ; Ansh. ,Uf bittlich es
anhalten.' 1607, AAAar. Ratsman.; 1639, ZStdt; 1743,
Schw LB.; XVIIL, SBib. ,Mit viel bittlichen uner-
hörten Obliegen.' Gr Handl. 1632. .Einiges bittlichen
Obliegens.' FSprecher 1672. — b) adv. Ich ersueehe"
die Herre" Landsllt bittUch, das' mier Keine' hei"
Hand schenki, sagt der zur Wahl Vorgeschlagene an
der Landsgemeinde U. , Wir sint die rate und die
bürgere zue Arow bittlichen ankörnen, dass si [usw].'
1449, B Urk. ,Wir habend unsern eidgenossen b. ge-
schriben, ouch ander unser gönnere gebettenne.' 1465,
B Schreiben. .Desshalb wir üch b. ansinnen, ir wollen
[usw.].' 1499, Gr Schreiben. ,Beder statten botschaften
haben si [die Eidgenossen] p. um frin tschaft und frid
heimgesuecht.' Ansh. ,B. anhalten.' SMctach 1709;
1760, GBern. — 2. ,pittliches Amt' = .bittendes Amt'
(s. bitten 3 a). .Welcher sich umb ein Ambt, es sei ein
pittliches oder nit pittliches, wurde bei einem Land-
mann recomandieren, solle dem Landsseckel 1 Dublen
zuo Puoss verfallen sein.' 1700. Schw LB.
un-: nicht bittweise; direkt klagend. ,Dass der
bischof, als rechtlos, gmeine eidgnossen kläglich und
u. um hilf zue recht anrueft.' Ansh. I2 200. — er-: zu
erbitten, exorabilis. ,Gott sye an eim ort e-er dann
an eim andren.' Zwingli.
Bittung f. .Mit früntlichen Worten, pittungen und
ermanen.' 1489, L Brief. ,Mit schryben an ir bäpst. h.
sampt b., das sy so wol tuon wolle [usw.].' 1584, Brief.
Pitanz f.: Zukost, reichlichere oder bessere Portion,
die den Mönchen im Kloster an gewissen Tagen zu
Teil wurde. ,Der nacht, als der convent nach guoter
1855
Bat, bet, bit. bot, hnt
1856
p. und frölicher tagmette wo] entschlafen was and
der iiriol die wacht hielt.- Ansh. ,Gah 1 Schupossen
an die P.' RCvs.
Mlat. pitanlia; vgl. Sclim. 1 - JU/.j und Bs Chr. I 261:
.Im über benefactorum [der Karthäuser in ßs] werden häufig
Stiftungen von Pitanzen erwähnt*; ferner: .In auniversario
fundatoris monasterii dehet eonventui in vino, piseibus et
albo pane pitancia ministrari.' 12S'.'. LKathausen Cister-
cienseriuuenkloster.
Pitanzer m.: Mönch, welcher die Pitanzstiftungen
des Klosters verwaltet, ,Der flscher soll den p. in
dem gottshus fragen, ob er der fischen bedarf.' 1450,
AiWett, Klostcrarch. ,Lux Bosshart von Langental.
p.- 1513, LStUrb. (Verzeichnis von Klosterbrüdern).
,Dise zehenten und gült sollen durch den p. an der
berren von StUrban kleidung verweilt werden, näm-
lich jedem berren ein kutten und ein rock.' RCvs.
Pite" f.. PI. unver., Dim. Piti: Huhn FJ. - Zu
Ititn, Tier (Bride], Gloss. 41), mit specialisierter Bed.V
Pitte", in GRRh. Bette" — f.: 1. flaches, kreis-
rundes, hrotartiges Gebäck „von verschiedenen Be-
standteilen und ungleicher Güte" Gr. Flacher Kuchen
GrD. (gew. aus dem Rest des Schwarzbrotteigs), Hein-
zenb., Val., V. a) aus Weissbrotteig unter Zusatz von
Eiern, Butter, Milch, Zucker und Weinbeeren in einer
Form gebackener Kuchen, eine Art Biscuit, neben
Birnbrot allgemeines Festgebäck zu Neujahr, auch
etwa auf Ostern, auf Hochzeiten und Kapitelsonntage
(in GrScIi. auf die Landsgeineinde) bereitet Gr. Eine
Art süssen Gugelhopf'es, beliebtes Festgebäck GSa.
Sclii heind aber auch en G'walts Ufwarti"g g'han: Bire"-
bröd, Chräpfli, P. und Chüechli alleter Gatting GrD.
Für es ieders Chind e" Stuck Bire"bröd, B. und e"
Schild Weissbröd [als Patengeschenk am Neujahr].
Schwzd. (GRPeist). .Die Bursche bezahlen [an der
Chilbi in Gr] den Wein, die Musik, die Mädchen
pflegen mit P. und Fleisch aufzuwarten.' Archiv f.
Volksk. S. auch Ge-mach (Sp. 19). ,Eine fingersdicke
süsse Bitten backte er selber auf der zwischen vier
Steinen eingefassten und mit einer Steinblatten zu-
gedeckten Glut, nachdem er einen Teig mit Milch und
Wasser angemachet hatte. Dergleichen Gebackenes,
sagte er, esse er lieber als gehefeltes Brod, und wir
sahen dergleichen auch in allen Montafuner Hütten;
sie werfen zuweilen Kirschen darunter; sie sind in-
wendig nicht durchgebacken, doch wohl zu essen und
süss.' Gr Sammler 1781. — b) ,grosses Brot, nam.
wenn es dürres übst enthält' GRVal. — c) Pitteli,
Brötchen GrCIuu'w., Glar., Duz., Schud. ,Ein mit Man-
deln und Zucker bestreutes Pittlein' GrCIiui-. —
2. RAA. An e" P. trücke", schlah(n), zu einer flachen
Masse Gr. Halt asweder d's Mül, laber ich schlahn-
dich an e" P. Die Tätschfalle" hed d' Mus g'rad an
e" P. getrückt GrD. Schi heind de" Habersack uf dem
Ambös g'rad an en P. z'sämme" g'schlage". Schwzd.
(GRPeist). „Jemanden zu einer P. schlagen, d. i. halb
tot prügeln Gr."
Kätorom. /.. Ua, pitui, (iacher Brotkuchen; Brot aus zsge-
scharrtem Teig (auch pcin plata). ,Petta, pauis^scn placentae
species.' 1249, Monum. eccles. Aquil. (Ducange).
Eier-: = Pitten 1 a GrD., Pr. — Ofe"-: im Ofen
gebackene P. GrV. — Ali-: eine Art Kuchen als Be-
lohnung der Kinder für fleissiges Ährenlesen GitPr.
Vgl. die Ermunterung an ährenlesende Kinder: Lese"d
fllssig Ari .'stimme", 's gi'il-i [euch] dann en Öpfel-
teegge", oder: 's gihd scho" (icider) d' Muclte"clirnt:ctc"
ZZoll.f — Erd-äpfel-: ganz flacher (höchstens 1 cm
dicker) Kuchen, dessen Teig aus zerstossenen Kar-
toffeln mit Zusatz von Mehl. Butter, Eiern und Zimmet
besteht GrPi\
Fagä'sch'i- GrCIiui-, D.. Mai., V.. Bagäschi-Bitte"
GW.: wesentlich = Pitten 1 a, aus bes. feinem Mehl.
Etwa Wöchnerinnen dargebracht. Helvktia 1864, 3.
— Zum 1. T. vgl. die Anm. zu Forhcnzen (Bd I 653).
Fäule"-: P. mit Zusatz von Fäulen 1 (Bd 1 767)
GrCIiui-, Mai., Pr. Syn. Anken-truesen- Weggen. Hest
blöd, se nümm es Bröchli F. ab dem flösse" Teller us
der Chuchischgafj'e". Schwzd. (GrPi\). — Gerste"-:
P. aus Gersteninehl GrV. — Gries-: P. aus Gries 4
(Bd II 801), dem Vieh gegeben GRGlar. — Grüsche"-:
P. aus Grüsch 1 (Bd II 817), für die Kälber GRGlar.,
Schud. — Holdi-: = Pitten la, von den Mädchen den
Liebhabern bei ihren Besuchen vorgesetzt GrD., L.
(wo die Bursche den Wein dazu mitbringen). —
Chriesi-: Kirschkuchen GrV. — Becki-: in einem
Becken gebackener Kuchen. Uf dem Tisch ist [am
Neujahr in den Häusern, wo Mädchen sind, für die
jungen Bursche bereit] Bire"bröd mid prächtig g'mod-
lete" Hechle" und Pfanne"-, Becki- und anderi B., de""
Chuechli, Xuss und di hübsch Schnapsguttere". Schwzd.
(GRPeist). — Mel"-beri-: Kuchen mit Zusatz von
Mehlbeeren [Weissdornfriichten] GrV. — Bire°-: =
Pitten 1 a, aus feinem, mit zerhackten gedörrten Bir-
nen durchwirktem Teig GrD., Pr., V. — Pfanne"-:
Kuchen, der in einer Pfanne im Ofen gebacken wird
GRObS., Peist, S., Scuolms, Spl, Tschapp., Val. Siehe
Becki-P. — G'sig-: = Fäulen-P. GRSpl. — Scha-
bete"-: = Fagäschi-P. Gr. — Weize"-: Kuchen
aus Weizenmehl GnV.
bitter (p- B; Th; ZO., S.): 1. wie nhd. allg. a) im
eig. S. Verst. galle"-b.; s. Gallen (Bd II 204), Galler 2
(ebd. 206). B. vertribt b. L (Ineichen), Bitters muess
Bitters rertribe" B; Z, von Arzneien mit Bez. auf
Krankheiten, auch bildl. Fs (Glesli) Bitters, Magen-
bitter, Schnaps L; Ndw. ,Was kriegten die Armen
bei den Limonaden und Polnisch - Bittern [Var. ,Li-
queurs'] für dünne Wangen!' Gotth. Danach: bitteri
Stund, Morgenstunde, in der der Bürger einen Bittern,
ein Gläschen Schnaps zu sich nimmt BsStdt. .Eine
Dose, die der Grossvater getragen, als er zum Würz
ins bittre Stundlein gieng oder im Kaffe Schlegel
Domino spielte.' Bs Nachr. 1898. Ranzig Ap: bitten
Schmäh. — b) übertr. Das [Abbitte zu leisten] ist-
em e" pitters Chrüt g'si" Tu; Z. Hri" luege" schier
wie der b. Tod S (Joachim). Es ist-mer b. Ernst Tu; Z.
min bittere'' Ernst Sch. Iron. : Das ist (jitz aber ei"s)
nid b.! nicht übel, dass man mir das zumutet BHa.
,Ich weis wol, dass es dir vor etwas zites gar b. an
dinem herzen were gesin, ein wiss krüz ze tragen.'
1422, Z Ratsb. ,In das b-e Eilend vertriben.' 1635,
Z Wais. — 2. vom Charakter. .Puren, die kybig, b.
und hässig sind.' 1530, Egli, Akt. — 3. als verstär-
kendes Adv. 's geit b. bös, übel B. Er ist b. bös, äusserst
aufgebracht L. Einen b. bös mache" Sch; Z. Öppisb.
nötig ha" S; Tu; Z. Ich hält 's b. gern, sehr g. L.
Er manglcti bitter übel es par Santtne* B; s. auch
manglen 1 b (Sp. 327).
Ein Apotheker überliefert als vnlkstüniliebe Benennung
von Rad. t.truxaei für Z eine Form centumpita, wohl latini-
sierende Entstellung für tmtum-pitter = überall (in Kraut
1857
Bat, bet, hif, bot. but
ixr>s
und Wurzel) bitter: Tgl. Süen-bitter-Holt (Bd II 1257). B.
als Familienname Bs. ,Hans gen. Bitterli, Truchsess von
Diessenhofen.' 1418, Ork. Der Graf von Eptingen ,geu.
Bitterli.' XV., Bs. Hieher .Hans BitterfUdli', fingierter Neck-
name ZZoll.-, ,Joh. Pitterkrut', Sehnltheies zu Meilingen. 1862,
,Hans Bitterkrut.' 1436, AaFislisb. .Bitterolf, Familienn.
1584, LSemp.
voi -bittere", p- : 1. wie nhl. Auch: Einem
Etwas durch Widerstand verleiden L. — 2. erbittern.
.Die herzen warend trefflich wider ein anderen ver-
bitteret.' Val.Tschüdi 1533.
Bitterheit: Bitterkeit. 1577, F Schulordn. .Bitrig-
keit.' 1475, Volksb.
Bitteri. Pitteri B; Tb; Z — f.: 1. bitterer Ge-
schmack. ,Lass die Nüssen sieden, bis du meinst,
dass ihnen die Bittere vergangen seie.' um 1700,
Arzneib. /Damit die Bittere [der Citronen] alle herauss
komme.' XVIII., Z Kochb. — 2. bitterer, unglücklicher
Vorfall. .Durch das söllich Verluste und bittere nicht
me beschäch.' XV., Z Chr.
bittcrlacht ZZoll. (p-), Mtterlachtig" L, v-loch-
tig", -lacht Ap; L; Z: ein wenig bitter.
bitterle": (ein wenig) bitter schmecken AaZ.; B; L.
bitterli01', -Hg: 1. ein wenig bitter schmeckend
Aa; B. — 2. übertr. ,Wer zuo disen eiden ald zuo
den andern geliden unsers herren das ferch, das bit-
terlich und das angest leit, der git 5 B ze buosse.'
1344, Z Stadtb. I 164. ,Es muss mit grosser, bitter-
licher Arbeit geschehen.' JGross 1624. — 3. adv. B.
a"halte", flehentlich bitten L; Ndw. Er häd pitterlich
g'schroue" ZO., Zoll.
ver-bitterlich: mit Verbitterung. .Büecher, so
sie ganz v. wider einanderen geschriben.' 1618, Sch
Schreiben.
bitte rochtig: ein wenig bitter B (Zyro).
Biet I m. Denzl. 1677; 1716, Biete" I (P- BBr.,
Thunersee) f., in Bs lt Spreng; ZZoll. m.: vorderer
oder hinterer Teil des Fischerkahns Bs (Spreng); LV.
Syn. Gramen 1 (Bd II 782). ,Der vorder, hinder B.'
Spreng. Spec. a) Vorderteil des Schiffes. .Prora, der
bieten oder vorder grausen, das vorder teil am schiff.'
Fris. ; Mal. ,Cymba, ein klein schiffte, von dem grau-
sen biss auff den bieten gleich weit, ein weidling.'
Fris. .Forderschiff, Bieten, Steve, prora, rostrum.'
Red. 1662. ,Prora, der vorder Teil des Schiffs, der
Biet, Gransen.' Denzl. 1677; 1716. — b) (Sitzbrett
im) Hinterteil des Fischerkahns BBr., Thunersee; LV.;
ZZoll. Syn. Wannen. ,[Der Einbaum] ist vornen am
Zügi 1 Fuss, hinten an der Biete 21/« Fuss breit.'
DMXder 1871 (für LV.). ,Des Teilen schiesszüg ward
im schiff uff den bieten oder gransen bim stürruoder
gelegen.' Äg.Tschodi.
Mhd. (in einem Bs Vocab.) vorder-, hinder-biet 111., Vorder-,
Hinterteil des Schiffes; zsgehorig mit ahd. biot. Tisch, wohl
eig. Brett (wie lat. tabula). Vgl. Gr. WB. II 3/4.
Ge-bietI 11.: = dem Vor. .[Die Knechte] leittent
[den Teil] also gebunden in einen nauwen oder schiff-
lin uff das hinder gepiet.' Etterlin. ,Sin schiesszüg,
der nach by im am piet lag.' ebd.
Hieher viel), (vgl. Tisch als Bergname) '« Piet, Name eines
Berges zw. Unter-Iberg und den Sihlalpen Schw. Biet als
Bergname auch in BHa. ; Obw.
Biet II Aa; Bs; B; Gl; Gr; Sch; SchwE.; S; UwE.;
Ndw, Ge-biet II Gi- W, Piet AAKäst., Kulmeit,
Leer.; B; GA.; Th; Ndwj Z — n.: 1. Gebot, Herr-
Sehwelz. Idiotikon IV.
schaff. .Und leert dise meinung nit ungehorsame, sun-
der ir [der Geistlichen] oberkeit und gebiet verwirret
die rechten menschlichen oberkeit allenthalb.' Zwingli.
.Seine engel, die kreftig sind, seine geheiss und ge-
biet zuo vorstrecken.' 1531, Psalm. ,Du hast diu
volk beleitet wie ein härd schaaffen ander dem gebiet
Mosis und Aharons.' ebd. ,Under der Römer herschaft
und gebiet bringen, dem römischen reich undertänig
und gehorsam machen.' Mal. — 2. Machtbereich,
Herrschaftsbezirk. ,In unser herren von Bern und
von Soloturn b.' XV., B. ,A. 1525 erkantend sich
klein und gross rät, daz man in mir herren statt Zü-
rich, ouch in iren gerichten und bieten kein mess
weder mit singen und lassen haben sölt.' Edlib. ,Dwil
ir üwern züg gegen unser land und piet richtend,
müessen wir ie unser landen bewaren.' 1529, Absch.
.Was in grichten und bieten der Sachen halb frevel
gebrucht, helfen strafen.' Val.Tschüdi 1533. .In un-
serem gricht und piet.' 1545, Ndw LB. ,Das gebiet
einer statt, landtschaft. territorium, gerächt und herr-
lichkeit, ditio, ager, potestas.' Mal. .Innerhalb dises
Umbschweifs haben die Einwohner von Augspurg ir
eigen Zwing und B. gehabt.' Gt/ler 1616. .Unseren
Lieben und Getrewen unser Stätten, Landen und Ge-
pietten.' BMand. 1628. ,Es soll keine in unserer Stadt
Zwing und Gebiet gefallene und ohnverteilte Erbschaft
mögen weder verkauft noch vertauscht werden.' Gr
Chur Erbr. 1740. S. noch Bann (Sp. 1275). — 3. a) wie
nhd. Gebiet als politischer bzw. geographischer Be-
griff, allg. S. die Zss. Wenn-ich numme" hei'" chönnt
i" mi"s B.. in meine Heimat. Joach. Dürch d's ganz B.
üs hei"-mer d' Chlaue"süchfiJ B. Im ganze" P. ume",
in der ganzen Gegend herum AAKulmert. Im toältsche"
B., in der französischen Schweiz Aa (Gysi). Spec.
Gemeindegebiet W. 's Gibiet va» St Niklas; 'sVisper-,
Briger-G. W. ,N. N. von Bernang, Bernegger Gepiets.'
1674, JGöldi 1897. — b) Bereich, Kreis der amtlichen
oder beruflichen Verantwortlichkeit BStdt. Das g'lmrt
nid i" mi"s B. Am Chranke"bett g'hört 's nid im Pfarer
si"s B., der Dokter z' mache". — 4. in RAA. Öppis
im B. ha", vorhaben, im Schilde führen, im Geiste
damit umgehen, ,aber nur mit Bez. auf Dinge von
einiger Wichtigkeit' B; auf Etwas fahnden AALeer.
De'' het g'wüss aber Öppis im F., er isch geng uf de"
Beine', von einem Heiratslustigen. Zyro. Er wott en
Antrag stelle". Was het-cr acht im B.? Auch mit
bestimmtem Obj. B. ,Ich hatte eine Andere für meinen
Buben im B.' Gotth. ,Ich habe ein Logis im B. vorn
heraus in der Röseligass.' MWalden 1884. Es ist
Öppis im B. 1) man hat Etwas vor B. .Wenn eine
solche Ausfahrt in einem Bauernhaus im B. ist, so
wird öppen nicht viel geschlafen.' Gotth. — 2) es ist
die Jahreszeit für eine gewisse ländliche Arbeit, ein
Spiel „AaF." „Das Höcklen ist im B., das Spiel mit
Nüssen wird jetzt von den Kindern getrieben."
Mhd. biet, gebiet(c) f. und n. Das Fem. begegnet in un-
sern Quellen einmal: ,ln der gebiet ains bischofs.' XV., ß
Greplang Offn. Nicht ganz klar ist: ,Als dann ü. G. zuo
Lowis denen von Luwin mit sampt die biet [= samt zuge-
hörigem Gebiet?] band ein brief tan schribeu, dass sy keinem
herren sollten sweren.' 1521, Absch. IV 1 a 149 (Schreiben
dos S Landvogts Schmid von Luggarus au die Buten der XII
Orte). PI. .Gebieter.' 1798, Bauernchr. Als Lokalname:
.Reben, im äussern Biet genannt.' 1868, ZKilchberg.
Argauer-Pict: Gebiet des Kantons Aargau GA.
117
1850
Bat, bet, bit, bot. but
1860
Fribers-Piet: Gebiet des Kantons Freiburg BM.
Länder-Biet: die Waldstätte, spec. das an Bern
augrenzende Entlibuch BK. ,1m Bern-B. und L. gäbt
es keine sellige.' Gotth. ; dafür in späterer Ausg. .Lu-
zerner Gebiet.'
Luzerner-Biet: der jetzige Kt. Luzern B; L;
Sj Uw; Zg; Z. .In Lueern- und in Bernpiet.' Ansh.
— Abi. „ Luzenier-bietlcr(in)."
Bader-Biet: die ehemalige Grafschaft Baden im
Aargau. — Abi. B.-bietler. ,Nicht einen Burger von
Baden, sondern einen B. von Wettingen.' JJScheuchz.
1732.
Bern-Biet, -Pitt AaL., Leer.; Bs; B; ZoGlattal,
0., Berner- AaWoIiI. ; Gr; Sch; Ndw: das Gebiet des
Kantons Bern; früher das der Stadt Bern untertänige
Gebiet, daher noeh jetzt für den (bis Ende XVIII.
zu Bern gehörigen) reformierten Teil des Kantons
Aargau AALeer., Wohl, ,1m Bernpiet.' 1549, L. , Ar-
berg, die bürg und das stettli im B.' Äg.Tschudi.
S. noeh Pass (Sp. 1656). — Abi. Bern(er)-bieter.
Basel-Biet, -Piet: der Halbkanton Baselland Aa;
Bs; B; S; Tu; Z. ,Neu-Basel-biet', das (ehemals zum
Fürstbistum Basel gehörige) Birseck in BsL. RA.
Me" g'scht-ere" bis i" 's ober B., pudenda Bs (Seiler).
— Abi. Basel-bieter. Der .obere B.' soll seine
Gedanken durch Wortkargheit und ausweichende Ant-
worten, der , untere B.' durch Wortschwall zu ver-
bergen suchen Bs (Frei). — basel- bieterisch.
B-i Tracht. EKron (BsStdt).
Bischofs-Biet: das Fürstbistum Basel. JRGrimm
1786. — Schaffhüser-Piet: der Kt. Schaffhausen
ZoGlattal, 0.; 10t!9, Baueknchr. — Sehwyzer-Piet:
der Kt. Schwyz ZO. .Schwyterbiet.' 1524, Absch. (Z).
— Under-waldner-Piet: der Kt. Unterwaiden Z
oGlattal, 0. — Zuger-Biet, -Piet: der Kt. Zug Ndw;
ZoGlattal, 0., S.
Z üri'"1' -Biet, -Piet: der Kt. Zürich Aa; Bs; B;
Gr; Sch; ScnwE.; S; Th; Ndw; Z. ,Uss Züricher piet.'
ThPlatter. .Im Zürichgebiet.' 1715. AaB. Stadtr. —
Abi. Zürich-pieter, in ScnBarg., Nnk., Stdt -pietler:
1. Bewohner des Kts Zürich. Z., Schuehverschiegger,
Spottreim ThHw. Vgl. Z.-Heiri (Bd II 1316). — 2. ver-
wässerter Wein S.
Zurzicl'-Biet: das Gebiet der ehemaligen Propstei
ÄAZurzach. Klosterkräpfli 1841.
Zweris-Piet: spöttisch für Zürich-P. Aa; Ap;
Gl; Th. — Abi. Z weris-Piet(l)er. - Soll die Zür-
cher als Querköpfe bezeichnen.
Biet ler in.: der Landbewohner im Gegs. zum
Städter. [Wenn wieder Ordnung ins staatliche Leben
kommen soll] so muess ei" Schwizer ihr ander, sig-er
dervor en Oberher oder en Undertä", e" B. oder e"
Stettier g'si", trü™ und üfrichtig eren und achte". Gl
Volksgespr. 1834.
Biet III Aa (Rochh.), Ge-biet III AAKäst., Büt
AaBucIis, Wett., Wohlen, Put AaL. — n.: a) ausge-
markter Bezirk beim Spiel (hirt-)geissen ; s. Bd II 460.
— b) die beiden Bäume, die beim Fangspiel der Kin-
der als Ziel dienen AAKäst. Vorher bestimmtes Ziel
beim Fangspiel A"schlagi"s Aa (Rochh. 1857, 404). —
c) Asyl beim Fangspiel AaBucIis, L., Wett., Wohlen.
Der Function eines präd. Adj. sich nähernd: de'' Baum
ist Bat AiWohlen.
ii and b sind wahrsch. mit (Ge-)Biel II /.» identifizieren,
c dagegen Substantivierung des unter bieten -/ behandelten
Spielrufs. Vgl. auch Bott II.
ge-biete": das Fangspiel zwischen zwei Bäumen
machen AAKäst. - Direkte Abi. vom Vor. in li.-d. b.
Vgl. hotten.
biete" AAKulmert., Zein.; Bs; B; Gr (1. Sg. Ind.
Präs. auch bitte") Av.. D.. Pr., Rh., S., Sch.; S, pütef
(neben 6-) BO. (Zyro), büte" AAWohl.j An; B (in
Bed. 2 a lt Zyro neben biete"); Gl; GnChur. He.; L
(Ineichen); GA., Stdt, T., W. ; ScHHa., Stdt, St.; Schw
Muo.; Th; UwE.; Ndw; U; Z, püte" AAFri., Käst.,
Leer., L., Wohl.; GitVal.; ThHw. _ Präs. Ind. '2. 3. Sg.
bfttist (bütst ThHw.; ZO., Zoll.), bület (büt Ap; Gr;
ScnSt.; Th; ZO., S.) — Prät. Conj. bittt Aa (p-J; Bs;
ZDän., Zoll.t, buti, böti, bieteti GrAv., ])., Pr., Rh., S.,
Sch., bilteti GRChur, He.; SchwMuo. ; Ndw, bieteti Bs —
Ptc. gebolte(n), potte", in UwE. püted: 1. ausstrecken.
.Und do si Gott anbettotent und ir seien bevalhent,
do buttent si ir hende gen dem himel.' XV., Z Chr.
— 2. im Wesentlichen wie nhd. .bieten.' a) .(Einem)
Etwas b.', (dar-)reichen ; in der lebenden Spr. auf ge-
wisse Verbindungen beschränkt. (Eim) d' Hand b.
Ap; Th; Z. .[Jetzer erzählt auf der Folter] von der
swarzen kunst Uelschis, wie der die wiber mit hand-b.
verzobrete.' Ansh. .Die Hand b., jüngere dextras, ma-
num porrigere.' Hose. Das Selbe mit verschwiegenem
Obj. GStdt. Insbes. von Gegenständen, die von Hand
zu Hand weiter gereicht werden. Ziegel (Schindle") b.,
die Ziegel (Schindeln) für das Dach eines Neubaus in
der Weise auf die Höhe des Daches schaffen, dass
auf den Sprossen einer Leiter über einander Sitzende
sich dieselben über die Köpfe weg zureichen; gew.
eine Arbeit und zugleich ein Vergnügen der Dorf-
jugend, die dafür vom Hausbesitzer gespeist und ge-
tränkt wird Ap; GW.; ScHSt.; Th; Z; Syn. Ziegel
lange" (Bd III 1328), recke". Ähnlich: Bardene", Bür-
den b., z. B. um sie an ihren Aufbewahrungsort zu
befördern Tu; Z. Schlüssel b., ein Gesellschaftsspiel,
wobei ein Schlüssel an einer durch die Hände der im
Kreise sitzenden Teilnehmer laufenden Schnur die
Runde macht; Eines hat den wandernden Schlüssel
zu suchen ; errät es die Person, bei der er sich gerade
befindet, so übernimmt Diese die Rolle des Suchenden
Th. .Die vier, so zuo der paner geben sind, sönd
schweren, by der paner zuo bliben und dero acht zuo
haben, ob ein venner umkeme, dass sy dann zuo der
paner griffen und sy unrecht haben und ye einer dem
andren biete und darby zuo sterben und ze genessen
getruwlich und ungevarlich.' 1476, Bs Chr. (,Eid in
das Feld'). .[Alle verfügbaren Kufen sollen] in et-
welcher Entfernung von denen Schlauch-Sprützen ge-
stellet und von dem vorhandenen Volk Wasser darein
gebotten werden.' Z Fenerordn. 1772. Wasser b., (dem
Vieh) Wasser reichen BBe. Eim nid 's Wasser b.
(möge", chönne"), zunächst von Personen: Einem an
Schlauheit, geistigen Fähigkeiten übh. bei weitem
nicht gleich kommen Ap; Gr; GW.; ScaSt.; Th; Z;
dann auch von Sachen; z. B. der Wi" büt dem andere"
iiul 's Wasser Th. Eim 's Glas [das gefüllte Glas] b.,
damit er Bescheid tue Th; ZO. Wohl im gleichen
Sinne: ,Den win b.'. als Freundschaftsbeweis; Gegs.
,den win ver-b.' ,[Als er an Businers Haus vorbei
gieng] bott im der Businer den win.' 1379, Z Ratsb.
.Es klaget Klaus Urmi uf J. Ömelin, dass er in bi
nacht und nebel wolt erstochen hau. darüber dass er
1861
Hat. bet, bif. bot, but
ls(i2
mit im des selben tagea (rank und im sin win bot.'
1884, ebd. Em fd'J Figge" b. s. IM 1 715. ,Si ge-
dornten inen [den Guglern] den spitz nicht b.' Wuhst-
isen 1580. In übertr. S. ai Eim <!' /.tt ('s '/M Ztw.)
/'., ihn grQssen Bs; ZB., Hombr., 0. Syn. d' ZU wiin-
schen. .Uoli B. sprach: gebe er im das gelt nit, er
Volte im fürgebieten und sölt in ein bös jar angan.
Da sprach Hans St.: was hast du mir böse jar ze
bieten ? hab si dir selb.' 1425, Z Ratsb. — ß) ,Do
lougnet Cuoni H. nit: do er im sin wip hatt geslagen
und im darzuo unred bot [ihn schmähte], er slüege
inn.' 143(1. Z Ratsb. .Also rett ein ieklicher sin schanz,
als noch dick guot gesellen, die by einander sitzent,
tuond, dass nieman dem andern kein arges wort bod.'
1432, ebd. ,Z' Bellitz war ein kleine rott. do butten
ir dem fynd ein Spott.' VBoltz 1550. .Sie redt uss-
her so gar verruocht, bout uns kein reverenz noch
zucht.' ebd. 1551. — y) Här-üs b., zum Kampf
herausfordern, von den Nachtbuben bei Kiltgängon
AaF.; Z; vgl. Bd I 556. Hör-üs! ruft etwa der
kampfgeübte Kiltgänger stillestehend seinen Ver-
folgern zu, worauf Diese einander zum Angriff an-
feuern mit den Worten: Händ-er g'hört, er het Hör-üs
'botte"! AaF. , Einem den kämpf b.', ihn zum Zwei-
kampf herausfordern; s. Baret (Sp. 1443). ,Sich des
Königs Fund erklartend und ihme den Krieg gebotten.'
KCys. — 8) Eim Recht b., Jmdm den Rechtsweg vor-
schlagen, es auf ein Rechtsverfahren abstellen Ap.
Burkart ab der Egg will eine gekaufte Eiche abführen
lassen, H. Streuli will das nicht zugeben; ,do bod B.
im das recht vor dien von Zürich oder dien von
Togkenburg; do sprach er [Streuli]: ich ger enheins
rechten.' 1385, Z Ratsb. ,Man hat im [Peter von
Hagenbach] darumb recht gebotten für die rete unsers
gnedigen herren von Burgundien. Das hat er ouch
abgeslagen.- 1474, Bs Chr. .[Es geschah, dass] sy
das selbig nüw gotzhus [zu Rorschaeh] über sin meinig-
faltig rechtbieten ganz zerstörten und zerschleizten.'
1499, Gfd (L). ,So ich den Studer von Luzern hab
heissen uss dem schloss züchen, so büt er mir recht.'
1532, Strickl. , Welcher dann erst [wenn schon die
Pfänder verkauft werden] eim recht doruff b. wölt,
soll by V pfd gstraft werden.' 1533, Aar. Stadtr. ,Die
von Thun und Nieder Sibental seiten ihnen [den un-
zufriedenen Haslern 152S], dass meine Herren Jeder-
mann Recht butend für die Ihren von Stadt und Land.'
Haslerchron. Ähnlich : , Einem minne und recht b.'
B. klagt auf St., .dass er im ein eich, die er kouft
und vergulten hatte, frevenlich und schalklich zer-
hüw, darüber dass er im m. und r. bot Zürich in der
stat.' 1385, Z Ratsb. ,N. zuckt sin fust und sluog in
in sin antlit. darüber dass er im m. und r. bot' 1400,
ebd. .Recht b. ab Einem': ,[Wer] von ieman mit
frömden gerichten angriffen wurde, der sol by dem
ersten brief zuo einem vogt komen und der sol recht
ab im b., und wes er gichtig ist, darumb sol er pfender
geben nach des twinghofs recht.' 1417, ZWinkel Offn.
— e) .sin Unschuld b.', sich (vor Gericht) als un-
schuldig erklären, den Reinigungseid anbieten. ,Wer
ouch, daz ieman vor ünserm gerieht, es si vor dem
vogt oder vor dem schultheissen, sin unschult bot
umb kein sach, si sy klein oder gross, und aber der
derselben sach dann bewiset wirt, der git 3 ß d. ze
buoss.' 1371, Z Stadtb. ,Umb sachen, dafür einer
oder eine ir Unschuld biettent.' 1384, AaB. Stadtr.
,I)o bot der I.üty sin Unschuld, dass es also erteilt
wer.' 14011. Z Ratsb. .Wurd einer uberwist umb ein
sach. darumb er syn Unschuld gebotten bette, ist die
buosse 30 ß hl.' 1469, TuRom. , Weiher uberwist wirt
umb sachen. darfür er sin Unschuld geboten hat, der
sol verfallen sin 6 pfund pfenning.' 11*7. GBern. —
ö .[Nach dem Weibel soll am Maiending] der scbult-
hes sin ampt uffgeben und danken . . . Gefeit er dan
einer gemeint, mag man in bitten; wil er sich dan
nit erbitten lassen, so mag man im ein ander iar das
bieten. Doch het er sich vormalen lassen erbitten, so
sol man im das jar nit bieten.' 1491, AABrugg Stadtr.
— •»)) in der Formel .bitten und b.'; s. bitten (Sp. 1852).
— b) ,es Einem b.' a) Einem einen guten Tag wün-
schen; Freundschaft anbieten oder zusichern B (von
Rütte). I°* han-im's 'botte". — ß) = Eim 's Glas b.;
s. 2 a. Du most-mer 'seh nüd b., ich tue" -der nüd
B'schäd. Sang fnd Klang 1899. — f) .es Einem wol
b.', Einem Freundlichkeit beweisen, spec. mit Bez. auf
Bewirtung. .[Pfaff:] Beel, morn wirst wider gastung
hau. grad umb dis zyt; drumb büts uns wol.' JMurer
1559. Mit blossem Dat. P. .[Ein Hauptmann] luod
uns zuo gast, der hielt uns erlichen und bot uns wol
und dett uns gross eren an.' HsStockar 1519. ,Ich
bin vor auch mer gsin bin lüten, ich kann aus aller
mass wol büten.' Holzwart 1571. — c) spec. bei Kauf
und Verkauf, a) zum Kauf anbieten AaZ. 1815. ,Man
sol nachgan und richten, als etwer köiffe bütet umb
1 pfd 3 schill. ald aber umb 21 plapphart ald aber
umb 1 guldin.' 1389, Z Ratsb. ,Man sol nachgan und
richten, dass Jenni Triukler herrn Ludwig korherren
ein halb mess salz bot umb 16 plapphart ald aber
umb 17 Schilling.' 1389, ebd. ,Man sol nachgan und
richten, als man spricht, dass der A. von Rapreswil
und Erni M. ir eigen körn in das kornhns solten ge-
schickt hau und das geheissen umb 1 pfd 9 Schilling
b., und giengen si dann in das kornhns und veilsoten
ir eigen körn und kouften das umb 1 pfd 8 Schilling
und tedint das darumb das körn tür wurde.' 1404,
ebd. ,Ein Weibsbild bot ein Schwyn zimmlich tür.'
Schimpfr. 1651. ,Wie bietest das? quanti hoc licet?'
Hosp. — ß) ein Angebot tun, bes. bei Steigerungen
Aa; Ap; B; G; S; Th; Uw; Z. Häufig abs. Er het
uf der Gant 'botte". Vil, en Franke" b. Du darfst
nüd b., du bist fallit, sagt bei einer Versteigerung
Einer zum Andern. Wolf, Bei. Gespr. ,So soll auch
Niemand dem Andern in Merkt fallen oder mehr b.'
L Ansehenb. .Wann ein Gantmeister für sich selbsten
bietet, soll er solches sagen und ehender nicht ab-
fahren, bis er an einer freiwilligen Gant von dem
Verganter, au einer Auskünd-Gant aber von den Gan-
teren die Erlaubnuss darzu erhalten hat.' 1757, Bs Bq.
S. auch best (Sp. 1788). Mit üf zur Einführung des
Kaufobjekts. Ein Kauflustiger ruft: Ieh biete" drüf!
Weibel: Wie eil? Nach Nennung des Betrags: 's iseh
'botte"! Wer giH mer? (10 Fr.) zum erste", zum an-
dere", zum dritte" (Mal)! ,Welicher metzger am höch-
sten über die vier pfund uff ietlichen bank büt und
leit. dem sol der geliehen werden.' um 1495, ÄABrugg
Metzgerordn. .Mengklich mag daruff b., und wer aller-
meist darumb bütet und gyt, dem sol der kouf zuo-
bekennt werden.' 1520, Bs Rq. ,Wie vil bietest darauf,
quantum liceris?' Hosp. ,Er glaube befügt zu sein,
auf diese Behausung, damit der Bürg zu nicht allzu
grossem Schaden komme, b. zu dürfen.' 1735, Bs Rq.
1863
Bat. bet, bit. bot, but
1864
.Dass nämlicb auf solche Gewerbe (Wirte, Schmiede
usw.) selbst Landesfremde b. können, wann vorher
der Verganter bei uGnH. die obrigkeitliche Bewilli-
gung einholt.' 1788, ebd. ,Uf Einen b.', ihn über-
bieten. Hosp. In gleicher Bed. mit Dat. P, : .Sie hatten
All mit einanderen abgeredt, dass [bei der Verstei-
gerung des Gemeindeobstes] Keiner dem Anderen wolle
beuten, und Einige kamen zu vil und die Andern zu
wenig über.' 1825, aZoll. — d) als techn. Ausdr. beim
(Karten-) Spiel, a) ausspielen AeLutzenb. Was liäst
vorig 'hotte", was für eine Karte hast du vorhin aus-
gespielt? — ß) ansagen, so bei dem sog. Pandür (Sp.
1341) Z. Hieher wohl auch: Einheimische und Fremde
sollen ,nit türer spilen dann lut unser statt Satzung,
das ist umb ainen schlechten pfening, es sye Aussen,
louffen, rornlen, trofÜen, noch dehainerlay carten noch
mit dem wurffei, och darneben nit türer resten, ste-
chen, spannen noch pietten dann um ainen schlechten
pfening ze buoss an 3 pfd von yedem mal, als dick
ainer das tuot.' 1508, G Verordn. — e) .Einen b.'. (für
ein Amt) vorschlagen. ,Dem selben nach sol der nüw
schulthes einen heissen in den rat bieten; der selb,
der tan gefragt wirt, und wölich darnach gefragt wär-
den, ietlicher by sinem eid darbieten, der in bedunkt
der aller best zuo sint; und wan den die rät gesetzt
werden, sol ein schulthes heissen darbieten in die
zwölf, sol aber der best vor dannen gebotten werden,
damit die Sachen erlich und recht zuogangen und nit
ein iunger vor dem alten gesetzt ward.' 1491, AABrugg
Stadtr. ,Es sol keiner in den kleinen noch grossen
rat gebotten noch darin gesetzt wärden, der einen
eignen heren hat.' ebd. — 3. in der ä. Spr. auch .ge-
bieten': (durch einen Boten oder als Bote, bes. von
Amts wegen) entbieten, gebieten; meist mit Dat. P.
a) .(Einem) Etwas b.' <x) G'meind b., eine Gemeinde-
versammlung ansagen, einberufen GrPi\ Es ist G'meind
gebotten und drüber Dischgussiön eröffnet worden.
GFient 1898. ,Als N. N. die wachte tegelich gehütet
und darumbe von etlichen burgern ze Zürich miete
nam, so du wache an si kam, das er si der wachte
erliesse und überhüebe.' 1343, Z Stadtb. ,Und ein
meyer, der ze Küsnacht meyer ist, soll ein ding g.
über vierzechen nacht und under dryen wuchen.' 1561,
SchwKü. , Welchem die stubenmeister das pot [Zunft-
versammlung] b. lassen und ussbliben, 5 ß.' B Zunft-
ordn. Mit abh. Satz: ,Ir sond bütten lassen, dass man
stäche und turniere.' Morgant 1530. Verblasst in der
Formel, mit der man eine eintretende Person em-
pfangt: Was büte"d-ir Guets, was bringt ihr Gutes,
was wollt ihr? SciiSt.; ZO., Zoll. Vgl.: ,Was chlopfst,
was bütst du, lieber bott?' Ruef 1538. — ß) Fride"
(ge-)b., gebieten; s. Bd I 1277; vgl. auch E-Frid (ebd.
1281), friden (ebd. 1283). Flr- Äbe'd b., in Wirt-
schaften, beim Herannahen der Polizeistunde Tu; Z.
,Was er butt, muosst als styf syn, als hetts Gott
selber gsetzet yn.' UEckst. 1525. .Stand uff vom tod,
das büt ich dir.' VBoltz 1551. ,Tuond flyssig, was
er (ich büt und lieisst.' 1597, L Spiel. ,So aber eins
in obberürter Zeit nit Hochzeit hielte, und der Land-
ama in der Kirchen solches beuten lasst bei der Buoss.'
GRVDörf. 1692. Mit abh. Satz: ,Auf der Stelle hätte
[der Amtsrichter] Hans abgeschickt, dem Sublianten
zu b., dass er gehe.' Gotth. ,Man sol richten, als
dem Mechlcr geboten was von beiden burgermeistern,
dass er einer armen tochter das ir wider geb.' 1406,
/. Katsb. .Sobald der orator uf den stuol gestigen,
soll er dem pedellen b., usm zedel die promovierten
zu rüefeu.' F Schulordn. 1577. ,Hug Graffe zu Mont-
fort beutet den Gemeinden, das sie Herzog Sigmund
huldind.' Gr Handl. 1632. — y) >es Eim b.' ,Bezalt
er in nit der tagzit und es im der weibel morndes
aber pütet, alldann ist die buoss zwyfach.' 1524, Scnw
Woll. ,Wo hie rechtlich Kundschaft ingenomen wirt,
ist sy im Land, so sol nians angents fergen und den
Lon gen, und wan si nit gehorsam were, so sol mans
iren hüten.' 1605, SchwG. LB. — b) ohne Acc. : .(Einem)
b.' a) Einen (von Amts wegen) zu Etwas auffordern,
aufbieten, bes. zu einer (öffentlichen) Leistung, zur
Teilnahme an einer Versammlung, zum Erscheinen
vor Gericht uä. AALeer.; B; Gr; Sch; S; Th; spec.
vor Gericht laden AaZ. 1815; Ar; Zu. Der Obrigkeit
bätet der Weibel Gr (Klotz). Es ist-em 'botte" (Korde"),
er hat eine gerichtliche Vorladung erhalten. Eim li.
bi der (höchste") Buess, bi Stimme" und Mere" [bei
Verlust des Stimmrechts] GrHc. ,Umb daz gebot.
Füeret einer den weibel, daz er einem gebiete [aliquem
ad justitiam citet], und der weibel durch bettü oder
durch vorchtü dez zuo dem er wirt gefüeret, gehütet
dem zem ersten, der in da füeret. klaget er ez dem
schultheizen, er ist dem füerer gevallen umb sechzig
Schilling und dem schultheissen umb dri Schillingen.'
1249/1410, F Handf. ,Bütet man ouch an eim andern
tage dem rat.' L Stadtb. ,Und soll davon werden yedem
urtelsprecher, der zuogegen ist, ein Schilling, dem
Schultheis 22 pfenig, ieglichem amptman 9 pfen. und
dem gerichtsknecht 20 den., den Urteilsprechern zuo
geb.' 1457, Bs Rq. ,So aber der, über den bottrecht
mit recht erlangt sind, usserthalb der statt sässe, dem
büt man zum ersten tag an drü pfund. und schlecht
er daby kein recht für, so pfendt der weibel inn am
andren tag an die drü pfund und büt im an die sechs
pfund, am dritten tag pfendt er inn an die sechs pfund
und büt im an die nun pfund.' ZElgg Herrschaftsrecht
1535. ,Hab allen dreien lassen b. [als Landvogt] mit
der frauen, die das kind hat überkommen.' 1577, AaL.
.Welcher Geschworner oder Zugesehworner nit konibt,
als man ihm gebüt.' GrD. LB. ,Dass nämlich bei den
Bussengerichten in diser Grafschaft [Kyburg] ie län-
ger ie weniger gehorsamme: ich habe nun 3 Jahr
lang den Busswürdigen bei 18 Pfund Buss und lest-
lich bei Austragen der Pfänden b. lassen, gleichwolen
ist nicht der zwenzigste Mensch erschinnen; etlichen
ist bereits 15, 12, 8, 6, 4 Mahl gebotten worden, die
achten sich aber nichts.' 1685, Brief des Landvogts
Beat Holzhalb. S. noch bös (Sp. 1716). — ß) mit ver-
schwiegenem Dat. bzw. abs. Am halhi Zehni u-ird e"
Sau g'steigeret bi 's Chrämers, säg 's dim Ma"" ; nu",
me" teird no'h extra b., zur Gant einladen. Hausfrd
(S). '*' ist uf die Achti 'botte" Z (Spillm.). ,Es sol
ouch nieraan brönnen an eins houptmans und der
raten erlouben, und dennocht sönd sy das nit tuon
in den vorhuoten sunder b.', ohne Befehl. 1476, Bs
Chr. (,Eid in das Feld'). ,Itein des ersten hat ein
vogt herschaft [zum Gerichtstag] ze pieten an dry
Schilling haller, das ander pott an 6 ß. das dritt an
9 ß; wä einer das Übersicht und nütt gehorsam war,
denn mag man inn und [1. umb] die drü pott pfenden.'
XV., ZEllikon üffn. .Ubersässe yemand des schult-
heissen gebott, soll er ouch pfand nemen lassen für
die besserung, daby gebotten worden ist.' um 1520,
lSti.-i
Bat, bet, l»it. bot, l.ut
IS'.;»:
Bs Eq. ,Gend sy [die genannten Abgaben] von bütens
und pfändens wegen.' XVI., ZSchwam. ,B.' (durch
den Weibel) dem ,Lüten' entgegengesetzt. Ohne Be-
fehl soll der Weibel ,in keinen rot noch gmeind nit
lüten noch böten.' ZElgg Herrschaftsrecht 1535. ,Die
rät sollend schweeren, zum rat zu gan, man läute
oder beute.' ZWthur Stadtb. ,Bi Eiden, bim Gelt oder
bim Eid b.' s. Bd I 92; Bd II 239. — y) mit orts-
oder zweekbestinimendem Zusatz. Kim uf's Räthüs,
zur G'meind, uf d's G'meinu-erch b. GiiHe. A" d'
G'meind, a" 's G'meinicerch b. Sch; Tb. Der Götti,
dem der Weibel au'h zum Fare" [zur Holzfuhre für
den Pfarrer] 'botte" het, war g'wüss mit Nüd deheime"
z' ha". Schild. .Durch wen der weibel gehütet eime
an daz gericht, ist er ein burger, er git ime nüt; ist
er aber nüt burger, er git im ein pfenning.' 1249/1410,
F Handf. .Item ain keller sol ouch ze gericht pieten
allen denen, die sy" notturftig syent, den nachpuren
one lan und dem gast umb 1 pfennig.' 1459, GBern.
,Wem man aber umb fräflinen oder ungehorsami für
gericht büt, dem sol man geb. an ain pfund pfenning.'
1472, GBurgau Offn. ,Sy solltind im büten gen Martel',
ihn zum Besuch der Gemeindeversammlungen zu Mar-
thalen auffordern. 1196, Schauberg, Rq. ,Item es ist
och ze wissent, daz ain bischof sinen bannertrager hat,
so man den lütten ze raiss gebüttet.' XV., JCMüoth
1898. ,Der bott boodt mir in rot.' JKolross 1530.
.Appellare aliquem in litibus astimandis, einem für
das gericht b. zur beschatzung des kostens. Evocare
aliquem accitu alterius, einem für recht b. oder tag
geben.' Fris.; Mal. .Welcher uff die 4 bestimbte
.larsbesamlungen, so in Bat geborten wirt, nit er-
schynt, der solle 1 Pfd versumbt haben ohne Gnad.'
1629, AaB. Stadtr. ,So viel nötig, [soll] von den alten
Richteren darzu gebotteu werden.' Bs Gerichtsordn.
1719. ,So man Einem vor Rat bietet und er nicht
erscheint' Ap LB. 1747. .Wäre aber die Anforderung
über zehen Pfund, so soll der Gläubiger dem Schuldner
für das ordinari Gericht, unter welchem er gesessen,
b. lassen und allda die Bezalung oder die zween ersten
Rechtstage auf des Schuldners Hab und Gut begehren.'
1757, Bs Rq. .Allen versicherten und unversicherten
Schuldgläubigern, welche sich bei der Auskündung
eines Schuldners werden angegeben haben, soll zu
den gerichtlichen Ganten auf der Landschaft geboten
werden.' 1766, ebd. , Einer Partei in beiden Städten
für Ehegericht zu b., 2 s.' 1772, ebd. ,Jmdm in die
Leistung b.'; s. Bd III 1472. S. auch noch Bann
(Sp. 1272). In einigen weiteren formelhaften Wen-
dungen, aa) ,(dem Schuldner) ab den Unterpfanden
b. (lassen)', die Unterpfande in Beschlag nehmen; vgl.
Bott II 2 a. ,In 8 Tagen, nachdem der Gantbrief ge-
macht, mag der Ansprächer durch den Richter ab den
Unterpfanden b. oder das Haus beschliessen lassen.'
L Stadtr. 1765; vgl. Seg. RG. IV 147. — ßß) dem Tech
in'n Stall b., bei Seuchen den Stallbann verhängen
Ap (TTobler). ,Eben dies Gesetz geht auch die beu-
lenden Kühe an, welche wie die Stieren oft anhaltend
brüllen; man kann auch eine solche Kuh in den Stall
büten, d. h. dem Besitzer obrigkeitlich befehlen, dass
er sie nicht zu den andern Kühen auf die Weide
lasse.' Steinm. 1804 (Ap). , Einen (!) in das Land b.',
eingrenzen. ,Dise Urteil [ist] ergangen: nämlich so
ist er in das Land potten, sol ouch sin Leben lang
ehr- und gwerlos sin.' 1607, ApMaleüzb. Vgl. Sp. 1272.
— YY) .Einem us dem Lande b.', ihn ausweisen, ver-
bannen. ,|)ann des papsts durch der Walchen ingeben
was. allen Tütschen uss der statt zuo b.' Kkssl. .Denen
soll man drei jar auss den zehen gerichten hüten.'
Gr Handl. 1632. — 38) .Einem von einem Andern b.\
ihn auffordern, sich von demselben zu trennen. ,Von
denselben [Menschen, die zu Gott beten, ohne seine
Gebote zu befolgen] Gott büt.' UEckst. 1525. ,Wo
Zwei mit einandren hausen wurden und nicht ein Ehe
möchtend sein, Denen soll man von Stund an von
einandren b.' Gr Handl. 1632. — es) als Spielausdruck.
Beim Fangspiel der Kinder (vgl. ZiggiJ fordert das
Verfolgende die Mitspielenden auf, das Asyl zu ver-
lassen, mit dem Rufe: l'1' büt-ich [euch] ab dem Bott
AaSuIz (ich püte" drümäl ab dem Platz ÄAGränichen,
Meisterschw., us dem Platz AALeutw., us aem Loch
AAMeisterschw.. Muhen), und wer (n)it göt, der ist!
wobei auf den dritten Euf alle Mitspielenden das
Asyl verlassen. Ieh bitte" drümöl us dem Hüs: wer
nit göt, de" schlohn-ieh drüs! AaF. Beim Spiel Baum-
büte" (wesentlich = Baum wechslen Sp. 1231) geschieht
die Aufforderung zum Baum Wechsel durch den Ruf:
Ich büte" zum Baum L (Ineichen). — c) abs., die
Aufsicht führen? ,Denne der venren weibelsbotten,
alz si in dem graben gebotten und gewerchet hant.'
1378, B Stadtrechn. ,Der venren weibelsbotten, alz
si ze werchenne gebotten hant.' ebd. — d) mit Präp.
a) ,b. über Einen', ihn (aus dem Leben) abberufen, von
Gott. ,Gott bott über den riehen Böckel, daz er starb.'
Edlib. ,Er solt, ob sach wer, dass Gott über in büt.
niemantz den tod anzaigen.' Sicher 1531. ,So Gott
über dyn lyb büten wett, dass ich am rych denn [als
Erbe] ansprach hett.' JMurer 1559. — ß),b. uf Einen'
1) ihm einen gerichtlichen Zahlungsbefehl zustellen
lassen; vgl. ,ein Gebott tuon uf Einen.' ,Es ist der
statt recht: wer uff einen by sinem leben bütt, daz ist
ein bott tuot, das ist kraftlous, er swere denn vor
ein zwifel, daz er des sinen nit sicher sye und in
sorgen nit bezalt werden müg.' 1470, AABrugg Stadtr.
— 2) beim Spiel .Baumwechseln': wenn der Fangende
einen von seinem Besitzer verlassenen Baum erreicht
hat, so ruft er, auf den vorigen Besitzer deutend: ich
püte" uf De"! AAWohlen (Hunz.). — 4. verbieten; s.
bannen (Sp. 1277). Hieher wohl der Ruf: [ich] büt(e"),
den die Kinder beim Fangspiel ausstossen, wenn sie
sich ausser Verfolgung setzen wollen AAAbtwyl, Wohl.,
oder das Asyl erreicht haben AAWett. ; in letzterm
Falle wird lt Hunz. im AaFiu. dem Verfolger zugerufen :
[ich] püte" für das Plätzli. — bietend: in der Ver-
bindung .bietende Spiele', Spiele, bei deuen .geboten'
wird. ,Das Flisslen und Oberlanden, das Roulett und
Würfelspiel, sowie andere bietende Spiele sind bei
Fr. 176 Strafe verboten.' U Sittenmand. 1860. — g°-
botte": als attributives Adj. Der potte" Bat, Rats-
sitzung, zu der die Ratsherren ausdrücklich einge-
laden werden GLf. .Dessmals [war] nit ein geschworner
oder gepottner rat, sonder mit offner türe rat ge-
halten.' 1492, G Stadtb. ,Als bissher durch die ge-
botten rete und ander sachen die gericht liederlich
uffgeslagen und die lüt an irem rechten mergklich
gehindert sind, sollen hinfür. wann gebottener rat ist,
nützit desterminder die gericht iren fürgang haben
und zwen der reten von den yegklichem gericht in
den rat genommen und die überigen der reten an den
gerichten verhüben. ' 1504, BsRq.; ähnlich 1643, ebd.
1867
Bat, bet, bit. bot, but
1868
.(Mine Bewilligung des botnen Landsrats darf Nie-
mand, weder Eheleut noch andere, einanderen Gut
geben, vermachen oder halb teilen.' 1579, Ap Jahrb.
1855. .Geboten fronung'; s. Bd I 1301/2. .[Der
Schulthciss] solle ouch dhein gelt empfaheu, daz von
den gebotten fronungen und andern Sachen fallet.'
um 1520, Bs Rq. — hoch (höh- BSi.; W) -gibottu"
W, -'botte" BSi.; Orw: hochmütig, stolz. Syn. hoch-
tragen, -tragend. Er het im höh'bottne" B'schi-'d g'ge"
BSi. S. auch chüderen (Bd III 152 f.). — Zu Bed. 4
vgl. Gr. WB. IV 1 a 17fi4.
ab-biete": 1. mit Acc. P., Einen an einer Stei-
gerung durch ein höheres Angebot von seinem An-
gebot entbinden, überbieten AAKäst, Leer., St. ; Bs;
B; S; Ndw; ZO., S. ,Man bot ihn nicht ab, und an
der Steigerung wurde ihm der Hof zugesprochen.'
Gotth. ,I)a Niemant kommen, der inne abpotten, ist
[das Kaufobjekt] ime hiemit als dem Höchstbietenden
im dritten und letsten Ruf bliben.' um 1600, B. .Also
dass sy [Gläubiger oder andere als Höchstbietende]
niemants abbotten hette.' 1620, AABrugg Stadtr. ,Das
Pfand mag dem Gläubiger umb sein Summ oder dem,
so in abbutte. verbleiben.' 1644, B. ,So einer von
einem anderen, der es nicht verbürgen kan, abge-
hörten und diesem letsteren sein Bott angenommen
und gerufen worden, so ist des vorigen Bott dardurch
auch abgelöset, und mag er solches zu halten nicht
gezwungen werden.' 1757, Bs Rq. — 2. mit Dat. P.,
ein Aufgebot, eine Vorladung usw. widerrufen Bs;
Ndw. Besch de" Bumpie [den Pompiers] scho" 'botte"
für hütt z' Öbe'"1? De muesch-ene" wider go" a. Seiler.
Ettes a., durch einen gerichtlichen Befehl einen
frühern aufheben Gr. — über-: wie nhd. Aa; Th;
UwE.; Z.
üf-: 1. tr., emporstrecken. .Hat er guots frigens
willen gesworn ainen aid mit ufgebotten vingeren und
mit gelerten Worten.' 1437. THÜiess.; in der selben
Formel 1438, AaB. Urk. ,Die oren u.', aures artigere.
,Yetz büt uf diu oren und vernim.' XVI., G Hdschr.
— 2. mit Dat. P., aufbieten. De" Räte" u., den Ge-
meinderat einberufen ApA. .[Der Kaiser] habe den
ständen des heiligen richs ufgebotten.' 1521, Absch.
Übertr. Er het Allem üf botte", hat seine Kräfte aufs
höchste angestrengt (z. B. um seine Gläubiger zu be-
friedigen) B; Z. Auch tr. wie nhd., und wohl daraus
entlehnt: Es sind 10 Battaliön üf botte" ivorde". -
3. auf Zwangssteigerung bringen; vgl. frönen (Bd I
1301/2). ,Da etlich personell ligende güeter [flüchtiger
oder ohne Leibeserben verstorbener Leute] dick für
deine schulden nach der statt alten ordnunge gefrönt
oder uffgebotten, bezogen und gekoft hand und damit
ir schulden behept, und aber die selben güeter vast
besser warent, denn sich des Schuldners schuld ge-
bürte, und andere, den man denn ouch schuldig was,
manglen muesten. die villicht bezalt weren worden.'
1459, Bs Rq. — Uf-bicter m. : Name desjenigen Be-
amten in den Jahrgängervereinen zu St Gallen, der
die Mitglieder zu den Versammlungen, zu Leichen-
begängnissen, die Vorsteher zu den Sitzungen einzu-
laden hat.
um-: Etwas (eine Versammlung, Sitzung, ein Be-
gräbniss usw.) von' Haus zu Haus ansagen (lassen)
B; Gr (Tsch.l. Der G'mcind (auch in der G.J, der
Obrigkeit, dem Schuelrat umbüte" (lä"). Tscu. .[Es]
soll dem pedellen zur fronfasten, wann er umbbütet
[das Examen ansagt], 3 Schilling geben werden.' F
Schulordn. 1577. — Um-bieter m.: der Weibel bei
den .bürgerlichen' Zünften und einigen andern älteren
Gesellschaften der Stadt Bern. ,Comparitor.' Id. B.
aD-: 1. wie nhd. anbieten, z. B. zum Kauf, Genuss,
Geschenk, allg. lch ha"-der nume" Nüt (nid ePmal
ÖppisJ a"'botte", entschuldigend zu einem Gaste B;
Tb; Z. Eim Schlag a"büte". Jmdni mit Schlägen
drohen GrHc A"'bvttni War stinkt, aPbottni Dienst
sind u"wert. Sülger. ,Wenn jnen yemants schlangen
fürtrüege und anbutte.' Gualth. 1559. .Recht a.' = B.
bieten (s. bieten 2 a 8). ,Ir wüsst wol, dass wir. ouch
unser Eidgnossen von Zürich, ufritens halb der under-
waldischen vögten das recht anbotten, hat aber nit
mögen erschiessen.' 1529, Absch. Refl. mit Gen. Die
von Weesen und aus dem Gaster haben ,sich ent-
botten, ihnen [den sich über sie beschwerenden Schwy-
zern] eins rechten zu sein ... Ob sie [die Schwyzer]
nun solches nit gütlich tun wölten, sölt man sie mah-
nen laut der geschwornen pündton, dieweil sich diese
[die von Weesen und aus dem Gaster] rechts anbuten,
so den rechtsbegehrenden hilf zusagend wider den
abschlagenden.' Val.Tschüdi 1533. — 2. Einem Etw.
zuschreiben. .Weil ich [Saul] nun tausent gschlagen
sol haben und zehen tausent man David werden ge-
botten an.' Holzwart 1571. — 3. das erste Angebot
tun bei einer Steigerung Aa; Th; ZO. Wer büt ffl»?
ruft der Weibel. Auch mit Acc. der Sache, auf die
geboten wird Z. Er häd die Tann mit 10 Franken
a'^botte", bei einer Holzgant ZS. — 4. anzählen, beim
Fangspiel ÄAWohlen. Stand i", Bliebe", ich bitten a":
Ei"s zicöi drü — biggi bäggi bü — wer im Hüs —
tlüijt z'erst ÜS? — Iu AaKäst. wird unterschieden zw.
a"biete" in Bed. 1 und a"jiüle" iu Bed. 3.
i"-: eingrenzen. Vgl. bieten 3 b y. ,Myn Schwiger
ist vom Pest ergriffen worden und ich allda im Pfrnnd-
haus by iro verbliben, mir eingebotten und derohalben
weder taufen noch Predig halten können.' 1631, Gr
Chur Taufb. Heute mit Acc: D's Veh, d' Henne",
d' Hunde", d' Litt i., im Stalle bzw. in der Wohnung
eingrenzen Gr(Tsc1i.). — ander-. Beim Versteckens-
spiel Guggi-bergli"s rufen die Kinder, denen es ge-
lingt, vom Suchenden ungesehen das Asyl (Büt) zu
erreichen: Underbütis ! und sind damit von der Pflicht,
beim nächsten Spiel selber die Rolle des Suchenden
zu übernehmen, befreit AABaldingen.
ent-: 1. anbieten. S. Anni. zu im-gab (Bd II 63),
ver- mögen (Sp. 111). a) , Einem Etwas e.' , Einen
gruoss embieten, grüessen, salutein impertiri.' Mal.
Häufig als Eingangsformel in Schreiben, Erlassen.
,Wir der Bürgermeister und Rat der Statt Zürich
embieten allen unseren Pfarreren unsern günstigen
Willen und Gruoss zuovor.' Z Kirchenordii. 1628. ,Kr
e.', erweisen, bezeigen. ,Ouch wo du siehst gotts-
förchtig lüt, fründ, graw, erbar, in eer entbüt.' Fris.
1562. ,Wo im eer entbotten wirf Tierb. 1563. ,Eim
eer embieten, assurgere alieui.' Mal. Gegs. .Unzucht
e.': .Den boten [der reformierten Orte] was [zu Walen-
stadt] auch etwas unzuchts einboten.' Val.Tschüdi
1533. .[Es soll] inen unparteyisch recht gesetzt wer-
den gegen denen von Walenstadt, die inen unzucht
entboten heten.' ebd. — b) = bieten :> b y. .Accurare
hospites, gest wol halten, den gesten wol entbieten.'
Fris. — c) refl. a) ,Reus testimonium denuntiare
poterit, der ansprächig mag sich der kundtschafft
1S69
Bat, bot, bit, bot, but
1870
embieten.' Fris.; Mal. .Ein Schwarzkünstler [sei]
kommen, der habe sich embotten, Achaben zu be-
trieben.' LLav. 15(39; .seine Dienste anerbutten.' 1670.
- ß) .sich zuo den Unschulden e.' = ,sin Unschuld
bieten'; s. bieten 2 a 6. ,Weler sich zuo den Unschul-
den enbüt und aber der sach bewisen wirt, als der
statt recht ist, das der euch sol der statt zechen (lib.)
stebler verfallen sin an gnad.' um 1510, Aar. Stadtr.
— 2. a) (emp- GRpr., Scuolms, ep- GrS., Tschapp., V.,
ump- PAL) Einem (durch einen Boten) Etwas sagen
lassen GrD., Pr., S., Scuolms, Tschapp., V.; PAL Es
häd-tner enbotte", es chünni nid chon GrD. (Bühler).
Äju, d's Kackeli [Katharina] häd-mer umpolte?, es
eherne hit nis g'seH" hie z' Alpu". Giord. (PAL). Sehr
oft in ä. Spr., bes. i. S. v. amtlich ankündigen (lassen),
mit ,bi' zur Einführung des Boten. ,Es klaget der
Wipchinger uf Jeklin am Burghalden, dass er im über
das sin gangen ist, über dass er im embod bi Heinin
Zuber, dass er in uf dem sinen nüt irti.' 1.S8G, Z
Ratsb. ,Der Möchli gieng zu dem Vischentaler und
sprach, er sölt dem Lütold gelt bi im senden, das
hetty er im enbotten.' 1405, ebd. , Embieten, ze wüssen
tuon , renuntiare.' Mal. ,Den Eltern es lassen e.',
unter den Strafmitteln der Schule aufgezählt. XVIII.,
aZoll. — b) mit Acc. P., Einen zu Etwas auffordern,
aufbieten. .Bott und Botte kam, ihn zu e., und zu-
letzt der Tusig Gottswillen stund er auf und half
mit wackeren Streichen seinen bedrängten Kameraden
wieder auf die Beine.' Gotth. — Embietung f. So
nennt Zwingli seinen Entwurf zur .Schlusserbietung',
der endgültigen Formulierung des Standpunktes der
Reformatoren an der Berner Disputation; s. EEgli,
Analecta reformatoria 1899,37. — Er-Entbietung.
.Die eerentb., so einem zuogelegt wirdt.' Tierb. 1503.
.Man ist Gott die höchst erenb. schuldig.' LLav. 1582.
.Alle E. und Gehorsame leisten.' JWirz 1050. S. noch
bald (Sp. 1195 f.). — er-entbietig. .Erenbietigst
vorzutragen.' 1740, L. ,Das erenbietige und unter-
tänige Ansuchen.' Z Ratschreiberordn. 1761.
z ue-ent-; = ent-b. 2 a GrD. (Bühler). Mi" Schwiger
het-mer zucntbntte", si hei es Quärtli Schmalz i"g'sotte" ;
ist das nid es riehs Wib, das es (x)uärtli Schmalz i"sidt?
(Bühler). .Die von Glaris haben uns bi Peter Säger
unser botschaft zuo-embotten uff unser begär, si ha-
bend den irn im Turtal geschriben, uns [Truppen] ze
schicken.' 1499, GnMai.
er-bieten: I. = ent-b. 1. a) .(Einem) Etwas e.'
.[Maximilian] erbot iedem ort, 10 jar järlich 500 Rin-
scher gülden für ir pension ze geben.' 1492, Ansh.
, Erbotten, verheissen, pollicitus.' Mal. ,Dann er [Graf
von Tegerfelden] villeichter nit wie Diser [Rudolf,
Abt zu St Gallen] Gelt erbotten hat [um das Bistum
Chur zu erhalten].' FSprkcuer 1672. Zum Kauf an-
bieten : ,Dewädrer teil von sinem halben teil des hofes
gan wölt, der sölt dem andren teil sinen teil e.' 1431,
AaB. Urk. In mehr oder weniger formelhaften Ver-
bindungen. ,Er e.' ,Wer Gott er erbütet, des mag
im Gott wol danken hie und dort.' XV., Z Chr. ,Dass
die Christen sölichen bildnust grosse eer erzeugen
und erbüten.' Zwingli. , Zucht und Ere ist uns er-
boten worden.' Stockmann 1606. .Unzucht e.' ,Wir
[die Nonnen des Klosters am Ötenbach] erfürchten
■ och ir schalkeit an der eschige mitwuche als übel,
das si vasnachtbögge[n] us inen selber machen und uns
Unzucht e. tuond.' 1391, Z Ratsb. ,Wan einem Weibel
etwas befohlen würt zu büten oder zu verhüten und
ihm darüber Jemand Unzucht oder Args erbüte, es
were mit Worten oder mit Werke.' GnVDörf. 1692.
,Böse Wort, Schmach e.' .Hett ouch er [der Geschla-
gene] ir keinem nie bös wort erbotten.' 1120, Z Ratsb.
,Küng Sigmunt klegt sich ab herzogen Fridrichen
einem ganzen concilium, wie er so gross übel getan
hette au gemeiner cristenheit und so grosse ver-
schmachte erbotten hetti dem ganzen concilium.' XV.,
Z Chr. ,[N. N. von Bern] ward gon Sitten geschickt,
[Bernern] erbotne schmachen zuo erkunden und recht-
zevertigen.' Ansh. — b) refl. a) mit Gen. oder ,zuo.'
.Daruf erpot sich der herzog 6000 krönen.' Ansh.
.Wiewol er sich von [1. vor] den pflegeren der stift
somliches wüestens halber einer buoss erbotten, träte
er jetzt hinder sich.' 1545, ZSchwam. ,Sich der Un-
schulden e.' ,N. N. ist zem dritten mal dryer Un-
schulden, dera er sich so dick erbotten hatt, gewist
worden, und darumb so ist im fürer nit ze gelouben
in keinen Sachen.' 1384, AaB. Stadtr. Dafür: ,sich
zuo den Unschulden e.' um 1510, Aar. Stadtr.; vgl.
ent-b. 1 c ß. ,Sich Rechts (zuo Recht) e.' = Recht bieten
(s. bieten 2 a B). ,Und erpot sich zu recht uff einen
burgermeister und den deinen rat.' Waldm. Aufl. 1489.
,Die Chorherren [zu Zurzach] erbotten sich rechts uf
die 8 Ort.' 1530, Absch. ,So sich einer rechts erputte
gegen dem andern.' 1572, ScawE. Waldstattb. .[Die
Mülhauser] erbütten sich des rechtens.' ARyfp 1597.
,Es ist auch abgeredt und gemacht, dass um unbe-
kanntliche und unbeweiste Schulden, darum Einer nit
Schuldbrieffen oder andere Urkunden hat, soll Nie-
mand über sie [1. sinVJRecht erbieten zu schätzen und
pfänden gestattet werden, und so Einer sich Rechts
erbüt oder auf Recht abschlagt, soll sich dieselbig
Schuld alsdann mit Gericht und Recht erleuteren und
content machen.' Anf. XVII., GRKlost. LB. — ß) mit
abh. Satz. , Weiher sich ainen aid erbüt ze tuond und
das er den nit tuon wil, der sol zu buoss verfallen
sin 3 pfund pfenning.' 1487, GBern. , Erbütten sich
die von EHessenhofen gegen den von Lucern und von
Underwalden, si hettin mit herzog Sigmund nüt ze
schaffen; si habind der küngin von Schotten gesworn.'
XV., Z Chr. — y) .Demnach nam er von inen urlob
mit vyl erbietens.' Morgant 1530; frz. .print conge et
s'offrit bien fort ä eux.' Vgl. Er-bietung. — S) sich
erzeigen. ,So ir die Züchtigung erduldend, so erbeut
sich euch Gott als den kinderen.' 1530, Hebr. —
2. = ent-b. 2 a Gl; „LE.;" GA., Stdt; Uw. „Ich han-
em 's la" e., habe ihn dessen benachrichtigen lassen."
Ich hän-em abhi", ufhi", fürH", hinderhin erbotte" GA.
.[Im Fall einer Landsnot] soll der probst die genossen
besenden und mit denen reden, waz an in ein vogt er-
botten hat.' 1341, LBerom. — 3. (er-püte") Etw. durch
Bieten erwerben, z. B. an einer Steigerung ÄALeer.
— un-er-botten. ,Die pfand, was der ist, mag wol
der, dem si ie geben werdent, angriffen und ver-
kouffen unerbotten [ohne sie dem Schuldner zur Ein-
lösung angeboten zu haben] darnach uff den nächsten
markt' 1384, AaB. Stadtr. — Er-bietung f.: An-
erbietung. ,Uf sölich e. und ubergebnus.' 1513, Gr
Jenaz. .Desselben [des Abschieds] inhalt von üwern
widerwertigen uss irer erpietung gehalten solle wer-
den.' 1532. Strickl. (B). ,Mit anderen erbeutungen
mehr.' Val.Tschddi 1533. Prägn., Dienstanerbieten,
Ergebenheitsbezeigung. ,Mit andern mengerlei de-
1S71
Bat, bet, bit, bot. but
1872
müetigen worten und e.' 1476, Bs Rq. .Die kungliche
botschaft mit etlicher e. empfahen.' ebd. — an-er-b.:
wie nhd. B. I'h anerbiete" - der dl"." Acherli ume's'
g'heie" [rasch zu pflügen]. — Anerbieting f. Das
isch e" gueti A., f* danken-ech B. ,Mit Anerbietung
aller christlichen Diensterwiederung in Freude und in
Leid', im Abdankungsgebet der Z Liturgie; das For-
mular geht auf JJBreit. (um 1630) zurück.
üs-biete": 1. Etw. (zur Versteigerung) ausbieten
AAWohlen; GF., G. ; S. — 2. an einer Steigerung das
letzte Angebot tun AaWoM. — 3. mit Dat. P. a) (zum
Kampfe, bes. Hosenhipf) herausfordern ÄAZein. ; Ap;
B; Gl; GRCastiel, Malans, Pr., UVatz; GA., F., G., T.,
W.; SchwE., Muo.. W.; SSchw.; Ndw; ZS.f W<""-er
[wenn ihr] ousb. weld, so bieget, tvie 's-ich [euch] geid
GRCastiel. .Man erzählt sich, dass vor mehr als einem
Jahrzehnt ein riesenhafter Appenzeller auf soweit als
das Hosenland geht' ausgeboten habe. TTobler. ,Pro-
vocare aliquem.' Id. B. Er hat eme" jedere" i" der
Wüertschaft uis'botte" GW. D' Chröncmäne" hen de"
Zizeser und Eieser üs'botte" GRÜVatz. .Schon lange
hatten sich [die beiden Dörfer] gegenseitig ausgeboten
und verhöhnt.' Gotth. , Traun, ich biet, im Guten
oder Bösen, Jedem aus, mit kecker Forderung.' Reith.
1842. Bes. von den Herausforderungen der Nacht-
buben bei Kütgängen in Nachbardörfern, mit den
Kampfrufen: hui-um (Bd I 228), här-fis (ebd. 556) G
Licht.; SchwE., W.; SSehw. Em" <>he"<( sind d' Eutler-
buebe" nuch lang im Tal ume"g'fare" und hend üsbotte":
JJfir iis! MLien. Huium, üs'botte" vor dem Hannesli,
vor de" Schmidberglere" ! GLichtensteig. In Verbindung
mit huijc" (Bd II 863). De' gross Karlöni i" Mcsch-
rüti, wo ase" huiji ond üsbüti, sei starch, me" sägi
vomene" Wonder. HKFrick (Ap). Zum Streit in Wort
oder Tat herausfordern AAZein. ,[N. N. sagt aus] dass
einer zuo dem andern sprach: Lass sechen, getarst
mit mir uff das veld kommen, und sluogen die hend
in einander; wer aber dem andern des ersten usbutt,
des weis er nit.' 1420, Z Ratsb. ,Denn wer ist der
Philister, diser unbeschnitter, der dem zeug des leben-
digen Gottes ausbeutet', von Goliath. 1531, 1. Sam.
,Wie eine [der beiden Nachtigallen] der anderen auss-
bott und sy mit antworten anreizt.' Vogelb. 1557.
.Lacesscre, reizen, tratzen, aussbieten.' Fris. ; Mal.
,Eim aussbieten, einen zum stryt laden oder zuo einem
kämpf berüeffen, provocare, dimicationem alieui de-
nuntiare, in prselia poscere.' Mal. ,Wer lustig sei
zum spiess, dem beut ich aus on widerdriess.' Mau-
ritiana 1581. .Welches anders nüt ist als ein tratz-
liches Ussbüten.' Z Mand. 1639. .Dass sie ihme [Gott]
gleichsam aussbieten.' Ziegler 1647. ,Gott zum Eifer
reizen, ihme ausbieten, ihne zänzeln und träzeln.'
JJIIlu. 1727. Voller: ,zum kämpf u.' .Ein lockvogel,
welcher mit seinem gsang den wilden [Rebhühnern)
zum kämpf ausbiete.' Vogelb. 1557. ,Mit seinen Disch-
gengeren machte mein Vatter vil Kurzwil, sunderlich
Spickspeck uf Bretter mit Messeren. Hab auch gsechen.
das Einer dem Anderen ussbott, ab dem Disch ze
fallen.' FPlatter. Spec. a) meist in Verbindung mit
einem Ausdruck der Möglichkeit, es mit Jmdm auf-
nehmen (können), ihm den Rang streitig machen (iL;
GRTrimmis; L; GF., W.; SchwMuo.; SSubingen. Er
cha"" Allen ü., ist Allen gewachsen, z.B. in einer
Kunstfertigkeit, konkurrenzfähig GF. Da chann-ic'' ».,
darin kann ich es mit .ledern aufnehmen Gl. D' Musik
darf zun alle" Zite" mänger Kunst nff* sauft ü.
JBHaffl. 1813. ,So oft sie sich kämmete, bot sie der
Venus aus.' GHeid. 1732. Der Gegenstand der Kon-
kurrenz wird durch mit eingeführt. „Mit diesem Wein
will ich ausbieten. " Mit mim Kind büt-i'h vis GW.
Mit dem Kind chönnt-i'u im [dem] ganze" Land u.
SchwMuo. Mit Spinne" hätti Grete" esie ü. chönne*
GRTrimmis. — ß) Etwas herausfordernd, prahlerisch
verkünden, wetten, es drauf ankommen lassen B; L;
Uw; ZZoll. Gew. mit Aussagesatz. De'' häd üs'botte",
z. B. in einer Wirtschaft, er wolle am meisten zahlen
ZZoll. Herr Jesis, essit doch, trinkit doch, mer hei" bis
dähi" üs'botte" d's Land üf u'"' ab, sellig toll Manne"
heig ke" G'meind mit seilige" Buche". Gotth. Das
gab einist e" Büri", er well ü. im ganze" Lang. ebd.
E" so-ne" Chost — ich büt-ech üs — die find-mer ned
in jedem Bus. Scuwzd. (L). Ich holte" -der öus, ich
mag me träge" a's döu UwE. S. noch machen (Sp. 22).
Auch mit Fragesatz. Ich will üs'botte" ha", üb 's es
brärers Howt Veh giht als iis da isch B (Zyro). Aber
es well ü., ob-me" es selligs Kinge"icägeli g'sehi d's
Lang üf d's Lang ab. Gotth. Wo ist Einer werch-
barer und hüsliger, wo? da will-ieh doch ü. ebd. —
Y) Trotz bieten ScHHa. Er tuet noch ü., versteift sich
auf sein Recht, obschon er des Vergehens überwiesen
ist. ,Dass er noch verdriesslicher wurde und der
Mutter ganz ausbot und den Sack vor die Tür warf.'
Pilger 1881 (ScHHa.). — 8) geradezu = überbieten,
ausstechen Aa Wohl, 's Amme's Sefineli hed im G'stät
und Hoffert allen andere" Meitlene" üs'botte". De"
Halde"bür soll mit sine" Flecke" nor cho" üffare",
dem u-ill-ich ü. mit euse" Stiere". Mit Acc. P. SBb., WA.
Wenn De'' z' Märet cluinnt. bietet-er mit sim Veh all
Ander üs. — t) alle" Chrefte" ü.; s. Chraft (Bd III
788). — b) ausweisen, verbannen. Vgl. bieten 3 b y.
,Ob einer die zechen pfund nit hette noch pfender
dafür ze geben, dem soll für alle erüz ussgebotten
werden, bis er solich zechen pfund ussricht.' 1515,
Bs Rq. Auch mit Acc. ,Er hat uss sunderem beduren
unverzogenlich alle Juden mit wyb und kind, hab und
guot ussbieten lassen sambt kaiserlichem befelch und
erkanntnuss, dass sie fürbass in Villingen kein platz
noch unterschlauf haben sollind.' Jos.Mal. 1593.
use"-: 1. einen Gegenstand an einer Steigerung
an sieh bringen AaF.. Ke. Er hed es Fass use"'botte"
a" der Steingeri"g, hat so lange darauf geboten, bis es
ihm zugesehlagen wurde. — 2. mit Dat. P. a) Jmdm
frech widersprechend antworten Z. — b) Jmdn weg-
weisen, vertreiben B; Jmdn aus dem Zimmer weisen Z.
, Publice domo vel urbe prohibere.' Id. B.
vor-: 1. .(Einem) Etwas v.', mit einem (obrigkeit-
lichen) Verbot belegen, verbieten, untersagen, a) mit
einf. Acc. D' FPtse", d' Rebe" »., von Obrigkeits wegen
das Betreten derselben untersagen, was bei den Wein-
reben z. B. dann geschieht, wenn die Trauben zu reifen
anfangen Th; Z. En Weg r. Th; Z. Verbietet Stall
u"d Weg M"rf Matte" [die Seuche findet doch ihren
Weg]. B Volksztg 1900. Eim 's Bus v., das Betreten
des Hauses verbieten, als Zeichen der Feindschaft
Th; Z. Eim 's Wirtshüs v., von Amts wegen den
Besucli von Wirtschaften untersagen Th; Z. De''
Tokter häd-em de" Wi" rrrbotte". ebd. ,Wil im [dem
Schuldner] danne dekeiner ander ze essenno geben,
von dem im die stat verbotten ist und von dem er
an unserm buoche verschriben stat, so soll er alle
1873
Hat, bet, bit, bot, but
1874
die wile beliben in dem turne, unz daz der kleger
gericht wirt.' 1332, Z Ratserk. ; vgl. Bluntselili, RG.
1 301 f. S. auch »löten (Sp. 865). ,[N. klagt] dass er
in sin hus lief und gieng an der alten fasnacht, dar-
über dass er im sin hus und hof verbotten hat.' 1392,
Z Ratsb. ,Ir [sei] darüber ir statt zwo mil wegs verre
ewenelich verbotten.' 143!S, AaB. Urk. ,So sich die
giueinen mätzen mit Worten oder werken unzichtig
hielten, solle er inen dann die statt und gricht ver-
pieten.' um 1520, AaB. Stadtr. (Eid des Bettelvogts).
Der Eigentümer eines Grundstücks .mag im [dem An-
sprecher des Wegrechts] woll den weg v., das er im
den weg nit bruchi bis uff recht' 1500/44, Scaw LB.
Müller Reif liess den gefundenen Brunnen ,zuo recht
v., als dann solich wasser zu siner mülli dienstlich.'
1566, Esterm., Pfäff. ,I»ie kilbi v.', den Besuch der
Kirchweih untersagen. .Dass die von Zug durch ihren
Weibel zu Rysch die Kilbi v., was lediglich Sache
der Weibel des H. von Buonas sei.' 1490, Gfd (nach
einer Urkunde). .Einem den win v.', das Zutrinken
verweigern; Gegs. ,den win bieten' (s. bieten 2 a).
.Was han ich dir getan, dass du mir vijent bist und
mir din win bi gesellen verhütest?' 1384, Z Ratsb.
Ähnlich: .Wäre och, das die schuochknecht dehein
zweitracht under inen selben iez hetten, darumb söl-
lent sy deheinem geselschaft noch ürten v., noch dehein
ander besserung noch strafe uf in leggen.' 1424, AaB.
Stadtr. ,Einem sin ampt, antwerch v.' ,Swer [von
den geistlichen Richtern] anders dur liebe oder dur
hass rihtet, der sol wissen, das im sin ampt verbotten
ist ein jar.' Schachzabelb. S. noch bös 3 b (Sp. 1718).
,Den meistern knechte v.\ diese zur Arbeitseinstellung
auffordern, die Meister boycottieren. ,Als N. von Gi-
singen, der schuochknecht, den meistern schuochmacher
liantwerks ze Baden knechte verbotten und N., der
schuochknecht von Brünlingen, darumbe botte gewesen
were und den verbietbrieff da selbs hin getragen hette.'
1424, AaB. Stadtr. .[Bei Streitigkeiten] söllent die
schuochknecht deheinem meister knechte verbieten
noch verbotten schaffen.' ebd. Die , Schuhknechte'
geben zu, ,das si sich selben vaste mit dem knecht
verbieten übersehen hetten und das inen gnade hilff-
licher und besser were dann das rechte.' ebd. Dafür
ausführlicher : .inen ir knecht ze underwisen und zuo
verbieten, das sy inen nit werken noch dienen wolten.'
1475, ebd. S. noch Chrieg (Bd III 793), bannen (Sp.
1278), Patri (Sp. 1806). — b) mit Objektsatz oder
Inf. ,N. N. lässt Jedermann auf Recht v., zu irgend
einer Zeit durch und über sein eigentümlich besitzen-
des Haushöschetli weder zu gehen noch zu fahren.'
Gl Amtsbl. 1900. ,[Es ward] inen verhütten, daz si
zuo der sach fürbas nit täten und ouch den vorge-
seiten win niendert hin versendentin.' 1381, Z Stadtb.
,Uns solle verbotten sin, inen nütz ze geben.' 1489,
GStdt. .Job was nit so ruch und müeyselig, dass er
seinen kinden verbutte, dass sy nit mit einanderen
essind und trunkind.' LLav. 1582. — c) abs., als
Spielruf. [Ich] verbüt, rufen die Kinder beim Fang-
spiel, um sich ausser Verfolgung zu setzen AaBucIis,
Wohlen; B; dafür »<* verbüt -mich Aa (Rochh. 1857,
396); Z; vgl. botten II. Auch unter andern Verhält-
nissen gebraucht. Mir scheren- üs um ä" Sorge'1 nüt,
es seit hei" Mensch is hüt verbüt, we"n-mer 's enander
bringe", Keiner hält sich fern. GJKübn 1819 (Trink-
lied). — 2. spec. als Ausdruck des altern amtlichen
Schweiz. Idiotikon. IT.
Betreibungsverfahrens, (als Unterpfand) mit Beschlag
belegen, arrestieren. Vgl. im allg. J.l Blumer, RG. I 165;
Seg., RG. II 579 ff.; IV 145 ff. Syn. rer-arrestieren (Bd 1
386). Einmal in der Wendung ,mit dem stabe v.' ,Des
ersten so sol kein amptman nyemand mit dem andern
[Bewohner der untern Stadt], dem oder des guot er hie
in der statt mit dem stabe verbotten hette, anderston
zu übertragen, sunder sol die sache für gericht komen
lassen, umb das das entschlachgelt von solichem ge-
holt verbott in den stock gefallen möge.' 1457, Bs
Gerichtsordn.; dafür bloss ,v.' in dem Entwurf einer
Erneuerung derselben um 1520. Auch sonst gew. ,v.'
schlechthin, wobei durch ,mit' die vollziehende Ge-
richtsperson, durch ,um' die sicher zu stellende For-
derung eingeführt wird, a) von der Beschlagnahme
von Gütern Nnw (LB. 1867); Syn. , einen Arrest neh-
men auf' Z. a) mit Acc. S. (woneben oft Gen. des
Besitzers). ,Wer eins andren guot in der statt verbüt
um geltschuld, der sol die geltschuld bewisen, und
um die selben geltschuld mag er die pfand in fler-
zechen tagen verkouffen, als das zwen stattman darby
sigent.' 1309, Aar. Stadtr. ,Swer ouch Zürich win
schenket, wirt der dingflüchtig ald entwichet von
hinnan, swa man des guot begriffet ald beklagt ald
verhütet, da sol der burger ungelt vor us gerichtet
werden vor allem dinge und vor aller klage.' 1342,
Z Stadtb. ,Es hant ouch die rät daz selb hus gefryet,
daz man enkeiu körn darinn sol v. Wenn aber einer
sin körn verkoufet, so mag man wol die pfennig v.
Es sol ouch nieman enkein ross, daz körn zuo dem
selben kornhus füert und daz an das kornhus gebunden
und geheftit wirt, ouch nicht v., all die wile, so es
an dem kornhus geheftet stad.' 1391, Z Stadtb. (Ver-
leihung des neuen Kornhauses). ,Ein knecht wurde
liblos getan und wart des guot verbotten, der die
getate tet.' 1401, Bs Rq. ,Das die von Rapperswil des
fürsten lüt und guot zuo recht möchtin höften und v.'
XV., Z Chr. ,Wan guot mit eim richter verboten
wirt und jemant über scmliehs gebot semlich ver-
botten güeter entfüert tags, mag man desselben guot
hie nit ergriffen und der old die demnach in unser
statt kommen, so sol man zu denen griffen, die fachen
und in turn legen. Dieselben solent dann, ob sy uss
dem turn gelassen werden, sweren und trösten, so All
guots als sy entfüert band, wider in das gericht und
bott zu stellen old ein bezalen und darzu solen sy
fünf pfund ze bues gen ane gnad. Und wer das aber
nachts tuot, der sol das zwifalt buesen und 10 pfd
geben one gnad.' Ende XV., L Stadtr. (Segesser). ,So
man pfent verpütt; von pfänden und verbieten.' 1566,
Ndw LB. ,Ein jeglicher Landmann zu Lifenen mag
eines Frömden Gut durch den Weibel v.' um 1700, U.
S. noch Haft (Bd II 1055), heften (ebd. 1060). —
ß) mit Acc. S. und Dat. P. ,Dass er dem langen Sma-
ryen win verbott von der schult wegen, so er ge-
meinen Juden sol an iren kilchhof.' 1384, Z Ratsb.
,Ir sye ouch vor niunt verbotten von ir schulden
wegen.' 1438, AaB. Urk. ,Umb das selb gelt verbot
der Kaltbrunner dem Steinegger sin schiff ze Erlibach
mit dem ammann ze Erlibach, und nach dem gebott
rett der Steinegger frefenlich, er wolt joch das schiff
enweg füeren. und sölt es joch niemer wol geraten, und
schielt damit das schiff an und fuor es enweg über des
ammans gebott.' 1400, Z Ratsb. ,Und nach langem
handel habe er iren beiden ir guet mit recht und mit
118
H?:
Bat, bet, bit, bot, but
1876
den weiblen verbotten.' 1531, L. ,Hans Seltenrych von
Ubelrieten, dem soltu [Vogt] all syn guot v., huss,
hoft', matten, acker und reben und alles, davon er soll
gleben, was nun ein mensch sich nehren sali; kein
vvch noch kue lass im im stall.' VBoltz 1531. ,Sol
ime weder sin lyb noch guet verpieten.' B Stadtsatz.
1539. ,Dass sie das Pfand, wann es geschätzt, mit dem
Weibel dem Schuldner v. soll [Überschrift], Item,
wenn Einer dem Anderen ein Pfand ausgeschätzt mit
den Geschwornen und noch acht Tag stahn oder bleiben
soll, auf Ablösung, so soll der geschätzt hat, seinem
Schuldner das Pfand auf Recht v. lassen, solches
Pfand weiter zu verhandle!]. Wenn aber Einer etwan
ein Schuld an einem Andern schätzte, die seinem
Schuldner gehörig, so soll ers demselbigen v. lassen,
diesem seinem Schuldner auszurichten.' GiiKlost. LB.
— Y) mit Präp. statt des Dat. 1) mit ,an.' ,Der Lind-
mager gieng zu dem Joder und batt den, dass er das gelt
an im verbutte und es mit dem rechten von im zuge.'
1398, Z Ratsb. ,Ich wil dir nüt geben, wan ein vogt hat
es an mir verbotten.' 1427, ebd. — 2) mit ,hinder\ Gut
des Schuldners in den Händen eines Dritten mit Beschlag
belegen. .Hinder wem guot verboten wird, der und
die semlich verbotten guot enweg lassend old enweg
gebend, der und die solend daz mit irem guot ersetzen;
wurde aber somlich verboten guot ane eins old einer
wissen old willen entfüert, so solend sy enbrosten sin
und nieman darüber ze antworten haben.' Ende XV., L
Stadtr. (Segesser). Was Jmd auf dem Leibe trägt, darf
nicht arrestiert werden; legt er es jedoch ab, so mag
es mit Beschlag belegt und vom Stadtknecht verwahrt
werden, ,obs der oder die, hinder denen es verbotten
war, nit wollten versorgen.' 1509, ZEglisau Stadtr.
.Welcher uss erlouptnus des schultheissen oder rats
iemants des synen ützit hat lassen ordenlich durch
einen weibel verpieten, derselb mag darnach, alsbald
er wil, dem, hinder welchem das guot verpotten, für
glicht pieten lassen und uf dem tritten grichtstag des
verpottnen guots so vil, als syn schuld syn möchte,
mit rächt zuo synen banden forderen und züchen.'
1512/3, AAÜrugg Stadtr. ,Als bishar ein bruch ge-
wesen, wenn einer oder eine eim ein ross oder andre
pfand in ir statt hinder eim wirt oder wirtin oder eim
burger verhütend gegen im Schuldnern, nnd der wirt
gegen dem, so das bot gedon, sin gerechtikeit uffgeb,
das denn der, so das bott don oder ein stattknecht
die selben pfand uss dem selben wirtshus nemen und
in andre wirtshüser verkeren, dardurch und dazwi-
schen! eim sine pfand möchtend verendert und hin-
weg kumen wurdent, das nun hinfür sölichs nit me
geschehen . . .' 1534, AaB. Stadtr. S. noch hinder
(Bd II 1415). — 8) mit verschwiegenem Sachobj. ,Das
heimlich Schätzen und V., welches hinterrücks des
Schuldners zu Zeiten geschehen, und dann allwegen
je der erste vorgegangen und andere Ansprecher ver-
lieren müssen, soll solches nicht mehr gelten.' Ndw
LB. 1867. ,[N. N. klagt gegen einen Andern] von des
wegen, als er im verbotten hatt, dar über dass er im
nütz schuldig was, dann dass der [Angeklagte] sprach,
er hette im verbotten von sines suns wegen.' 1424,
Z Ratsb. ,Aber setzen wir, wer old welche, so unser
burger old burgerin sind, vor einem schultheissen ein
eid liplich zu Gott und den heiigen schweren mögend,
dass sy ir schuld nit sicher sien, so mag ein schulthez
einem wol erlouben zu pfenden old zu v.; der daz
selbig schweif, und sol also ein pfund geben zu eim
Wortzeichen, daz er den eid getan hab.' Ende XV.,
L Stadtr. (Seg.). ,Wcre ouch sach. daz yemand in
unsern beden stetten die obberüerte zyt uss. als die
uffslahung, verkundung und uff bietung oder ver-
kouffung sollicher güeter und als die bezalung be-
schehen sol, nit verbotten noch sich anschriben lassen
hette, der soll sin recht verloren haben.' um 1520,
Bs Rq. — s) als Obj. steht die Person des Schuldners,
dessen Besitztum mit Beschlag belegt wird. , [Lirer
sagt aus] dass der Rüwli dem Zidler ein hengst an
im verbott; do fragt der Lirer den Zidler: warumb
hat dich der Rüwli verbotten?' 1403, Z Ratsb. ,Wann
der Unsern usserts Land verbotten wurden um An-
sprachen, so soll der Unser in mit Recht wieder an-
langen, wo das Verbott beschechen ist. Ob die Un-
seren in etlichen Ort old Land verbotten wurdend,
so sönd die Unseren sy nit v. in unserem Land um
die selb Sach.' 1605, SchwG. LB. In den folgenden
Belegen lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden,
ob sie hieher oder zu b gehören. ,Enkein unser
bürger [soll einen Bürger von Laufenburg] v., pfenden
oder uffahen mit gericht older ane, er sy dann recht
gelt older bürge older sye aber von inen rechtloss ver-
lassen.' 1295, Bs Urkb. ,Man sol nachgan und richten,
als Symon der Jud miet genomen hat von des Gru-
ners bott, den der Abraham verbotten hat, und hab
der selb Jud die miet empfangen dar umb, dass er
dem botten in sinen Sachen behulfen süll sin.' 1398,
Z Ratsb. ,Dar über nam der Kaltbrunner dem Stein-
egger ein stakel uss sinem schiff ze Erlibach und lüff
damit enweg zu dem ammann und wolt in verbotten
han, und rett ouch der amman zu dem Steinegger,
er sölt niendert varn, er bezalte dann vor den Kalt-
brunner.' 1400. ebd. , Weiher ouch zuo Basserstorf
den andern v. wölt und den duocht, dass es nottürftig
were, mag der den weibel noch den vogt nit han, so
mag er den nechsten nachgeburen neman. der an Sant
Regien gehört, und mag das gebot tuon von tag zu
tag, unz das er einen weibel oder ein vogt gehan mag.
Es sol ouch des vogts gebott weren ein jar, des wei-
bels 8 tag und der husgenossen von einem tag zu dein
andern.' gegen 1400, ZBassersd. Offn. ,Aber sin rechten
gelten oder bürgen mag jederman verhefften oder v.,
als das in der obgenanten eidgnossen pünden ver-
schriben ist.' 1411, Gl Urk. ,Dass ;er in dar umb
Zürich verbot mit dem rechten... Do sprach der Hotz:
im liest mich da verbotten und hest mich umb dry
Schilling bracht, ich wil dir darumb ze leit tuon.'
1413, Z Ratsb. ,Ein ingesessner mag ein usseren umb
gichtige schuld v. oder pfenden.' 1489, L. ,Wann
ein burger ein ussman verbüt, und aber der ussman
im nit gichtig war und es sich mit recht erfand, so
sol der burger dem ussman sin kosten abtragen.' 1492,
AABrugg Stadtr. ,Es soll enkein burger von Zürich
enkeinen von Wiedikon umb enkein geltschuld noch
umb enkein ander ding nit v. noch verhefften.' XV.,
ZWiedikon. ,Wan der weibel nit vorhanden und einer
ein v. wolle, alldan möge er den nechsten bürger
dorum anrüeffen ime ze v., und wan er 4 den. legt,
muoss ers tuon.' 1533, Aar. Stadtr. ,Dass ein insäss
einen frömbden hie v. möge nach altem harkommen.'
1534, ebd. ,Das wir und die von Ägry einandern nit
sondt verpieten.' 1541/4, Sciiw LB. ,Weliche man an
rat schrybt, die haben die fryheit. das man sy nit v.
187
Bat, bet, bit, bot, biit
1878
mag.' 1558, / Ratsverordn. .So zwen Prömd allhie
einanderen weiten v. und hie einandren weiten nieder-
werfen und v. um alt Sachen und Ansprachen, da sol
man sy hinweg wysen.' 1605, SchwG. LB. ,Es mag
ein Jegklicher von uns zähen, wan er wil. Soll er
aber dem Herrn Buoss oder sölt er ander Lüten Gelten,
die möchtend in heften und v., unz dass er inen gnuog
tet.- 1609. ZKloten. S. noch ver-heften (Bd II 1063).
— b) von Personalarrest; länger gegen Fremde als
gegen Einheimische angewendet, aber schon früh durch
Verträge zwischen einzelnen Städten zu Gunsten mil-
derer Einrichtungen beseitigt. ,Es ist ouch ain ge-
setzt, das nieman in das closter noch in unser herren
fryhaitgan noch louft'en soll und die verbotten darinne
vahen.' XIV.. G Hdschr. ,Da batt Heini Losser Weltin
Amman selb, dass er des wer were, dass er das gelt
bezalt hette; das wolt er dazemal nit tuon. Also dar-
nach kamen Heini Losser und Heini Eis gen Rapers-
wil. Da verbot si derjud, dass si im solten leisten.'
1429, Z Ratsb. ,Zwen frbmbd söllent einandren hie
nit ze v. haben, es sie dan der merkt oder die Hand-
lung hie uff geloufen oder dass eim einer zuo bekent
oder das er in sünst nit möcht beträtten, und so einer
us dem bott und über ein pot hinweg one tröstung
füere, soll, so er nachmals ergriffen wirt, ingelegt
werden.' 1534, Aar. Stadtr. , [Der Präsident von Dijon]
ward von etlichen koufiüten von Bern und Fryburg
als viend zuo recht verboten . . . Ward er da garnach
ein jar im wirtshus gfänglich verhüetet.' Ansh. ,Und
ob ouch ein amtsmann einen gast oder frömden, zu
dem er ansprach hette, nit wüsste ze betreten, und
derselbig in das amt oder gericht käme, mag er den-
selben wol lassen v., doch nit uf fryer strass.' 1545,
Absch. — 3. mit Acc. P. a) Einem Etwas untersagen.
.[Jesus] straaft seine jünger, dass sy den verbotten
haftend [in Jesu Namen Teufel auszutreiben], der nit
mit inen gieng.' 1548, Luc. (Kapitelüberschrift). —
b) ausweisen. ,Umb den selben fräffel sigen si also
gestraffet und von ir statt verbotten worden.' 1438,
AaB. Urk. ,Die wyle das jar weret, das ich verbotten
bin, so sol ich sölich recht durch min selbs person
nit suochen noch nemen, denn durch min vol gewaltig
bottschaft; item ich sol och sweren, in acht tagen
uss unser statt Baden gerichten ze gand und in einem
ganzen jar nit darin ze komen.' 1443, AaB. (Urfehde).
.Marti Glaser ist uff ain urfeh, die er gar uss ge-
schworn hat, usser vanknuss gelassen und mit wip
und kind 4 mil wegs von der statt verbotten.' 1490,
GStdt. .Michel Gengenbach ist über See und Ryn us
verbo.tten.' 1494, ebd. ,üer landsweibel sol im [dem
Kreditor] sin Schuldner in allen vier kilchen vom land
v., und wer in darnach huset old hofet, der sol eim,
der in verruoft hat, die selben schuld bezallen.' um
1500, BNidau. , Hinweg v.\ wegweisen. ,So der hirt
brüchig vych im huffen hette, das sol er den buw-
meistern anzaigen, die sond es h. v.' 1535, ZElgg
Herrschaftsr. — 4. (bei Strafe) gebieten, verkünden.
,Min herr der burgermeister verbot dem Trinkler,
dass er den Suter ungeirret Hesse.' 1392, Z Ratsb.
,Swer ainen aid ufzühet, so aide verbotten sint, wil
er denne nüt sweren vor gericht, so soll er gen 5 ß
oder ain pfant für 5 ß, ist daz er swert.' um 1400,
TßDiess. Stadtr. ,Ein schulthes und ein rat lass ver-
künden und v. : welcher den andren in sinen güetren
beschädiget mit beroubung siner fruchten, den wil
man strafen.' 1498, AABrugg Stadtr. ,Ir | der Berncr]
amtslüt haben ganz stiller wyse mit inen beratschlaget
und ir ansächen verbotten ze hälen.' 1533, Absch, der
VO. , Mönche, die dem nachstellend, das die vorfaren-
den heiigen väter zuo fliechen mit allem ernst ver-
boten habend.' Vad. Man soll dgl. Mandate den Ge-
richtsherren zuschicken, damit sie solche durch ihre
Weibel und Amtsleute verkünden (,v.') lassen. 1543,
Absch. ,MgnH. band den ihren by schwerer straf v.
lassen, das rechte und vollkomme mäss ze geben.' L
Ansehenb. — ver-botten: mit einem Verbot belegt.
.Verbottene Zedel, welche bei der Entdeckung ver-
nichtet und entsigelt werden, sind solche, die auf
fahrende Hab oder Hab und Gut, auf Erbfälle hin
ablöslich, also unsicher und auf unsichtbare Pfand,
d. h. auf Häuser, Stadel etc., die erst noch aufge-
richtet werden müssen, lauten.' ApHeris. Avisbl. .Von
Bern verbottne hoptlüt', mit dein Reisläuferverbot
bedrohte. Ansh. ,An verbotenen Tagen ist der Fleisch-
genuss bei einer Strafe von sechzig Pfund verpönt;
wer nicht zahlen kann, verliert ein Ohr und kommt
drei Stunden ans Halseisen.' 1603, WÄrnen u. Münster.
.Verbotene und hohe Wehr'; s. hoch (Bd II 972). Als
Spielruf: verbotte"! = ver-büt (s. ver-bieten 1 c) ZO.
Ver-büt n.: das Ziel beim Versteckens-, das Asyl
beim Tschigglis- oder Jäglis- Spiel BStdt. Syn. s. u.
Biet III. — Substantiviert aus dem Spielruf unter ver-
bieten i e.
Ver-bietenschi: Arrest. ,So sunt ir [Konstanzer]
wissen, swä üch dekein leit oldir ungemach beschehi
von iemanne, es weri von pfandunge, von v. oldir von
dekeinen dingen, das uns das getrüwelich leit weri.'
1272, Bs Urkb. — Zur Bildung: vgl. .(umbe) gevengenschi.'
129S, Bs Urkb.
Ver-bieter m.: der Güter eines Schuldners in Be-
schlag nehmende Gläubiger. ,Die Verbott und Für-
bott sollen und mögen durch den ordenlichen Weibel
an denen Orten, da solches Verbot oder Fürbot ge-
schieht, getan werden oder auch, wem solcher Weibel
Gwalt und Bevelch giebt, solches zu verrichten ; und
ist geordnet, welcher verbieten will, soll zuvor vom
Landammann oder seinem Statthalter oder auf das
wenigst von den Geschwornen in derselben Gmeind,
da solches Verbot gohn soll, Erlaubniss nehmen, und
so einer nit Erlaubniss nähme oder ihme nit erlauben
wollen, hat solches Verbot, wenns gleichwohl recht
geschieht, kein Kraft, und so solches erlaubtes Verbot
in drei Wochen, nachdem es geschehen, nit entschlagen
wird, so mag alsdann der V. selbs mit Recht ansuchen
und entschlagen.' GRKlost. LB.
vor- biete": (vor-) laden, vor Gericht ScHSt.
(Sulger). Die Boten sollen zu dem auf den 11. Febr.
gegen Ammann Beroldinger angesetzten rechtlichen
Tage rechtzeitig erscheinen, um noch am Abend dem
genannten Amniann , vorzubieten.' 1530, Absch. —
für-: 1. = dem Vor. AaWoIiI.; Bs (Spreng); ScHSt.
(Sulger) ; mit Dat. P. ,Swem man des ersten under
ougen vürgebütet oder zuo huse und ze hove, ob der
selbe Schuldner in der stat ist oder bi der selben
tagzit in dis stat künftig ist, kumet er nicht vür ge-
richte, so sol er ein Schilling ze einunge geben an
alle gnade.' 1301, Aar. Stadtr. ,Es ist ouch besetzet,
dass man nieman mer fürgebüt dann einest umb ein
sach.' 1383, Z. ,Wenn ein man, dem fürgeboten ist,
nit für gericht kommt und sich verspricht, so wirt
1870
Bat, bet, bit, bot, but
1880
an dem triften gericht erteilt dem lantgraffen uinb
alles sin guot' AaF. Richtung. ,Es klaget Hans Paulus
kutler uff Starcha Hans metzger: als sieh füegt, ilass
Starcha Hans dem Paulus fürgebott von kutlen und
von höiptern, dass do der Paulus zu im gieng und
sprach : min gefatter, was meinest du, dass du mir für-
gebotten hast umb die schuld? du weist doch wol,
dass es nit gewonlich under uns ist, dass nieman dem
andern umb ein sölich schuld vor vasnacht für gebütt.'
1413, Z Ratsb. ,Ob einer dem andren fürputty oder
uffvordrety mit dem rechten uff den tag, so im für-
potten wird, der ist vervallt-n 3 schillig.' 1464, Schw.
,Des ersten sol man iärlich in dem selben hof zwei
iargericht hau, eines ze meyen, daz ander ze herbst;
dieselben iargericht sol man vorhin verkünden in
unser kilchen und sol allen hofj ungern fürgebotten
sin.' ScuwWang. Hofrecht. ,So gang in Gotts namen
und klags, büt inen für noch hüt des tags.' HsRMan.
,Diem dicere, tag geben oder f. eines handeis halben,
der malefitzisch ist. Accersere aliquem, einen vor
dem rächten verklagen, einem lassen fürbieten.' Fris. ;
Mal. .Welchen zuo solchem Gricht fürgeboten wirt
und nicht erschine.' GSa. Landr. 1674. 8. noch für-
gän (Bd H 29). Einigemal mit Acc. P. .Welicher
der ist, der den andern liblos tuot, zuo dem sol man
griffen und in gefanknüss legen, und wan man be-
klagen wil, sol man in an dem aben in dem turn f.,
des rechten ze erwarten gegen den fründen des ab-
gangnen.' 1493, AABrugg Stadtr. ,Soll und mag der
richter dem, so ansprach nett, gönnen sinen widerteil
by sinem eide fürzubieten.' 1519/44, Schw LB. —
2. auf ein Pfand mehr bieten, als die Schuld beträgt.
,Wan uf der Gant über des Schuldvorderers Ansprach
daruff [auf die Pfänder] gepotten were worden, so
soll glicher Gstalt dem [?], so also fürpotten [d. i. die
dem Mehrerlös entsprechende Summe], dem Schuldner
erschiessen und one Widerred zuogstelt werden.'
1622, AABrugg Stadtr. — fort-biete": mit Dat. P.,
Einen gerichtlich wegweisen Gr (Tsch.). — näch-:
ein weiteres Angebot tun, bei Versteigerungen Gr; Th;
U (auch nächen-b.); Z. — ze-sammen- z'sämme(n)-:
(amtlich) zusammen berufen Gr (Tsch.). , Weiher der
raten, der bürgeren oder der drissigen, so inen z.-ge-
hotten ist, nach der ersten frag erst zuo dem rat kumt
oder nit kumt, daz der selb sol einen Schilling den
raten gefallen sin an alle gnad.' um 1430, Aar. Stadtr.
,lr tüfel, der sy besamne und inen z.-gebiet, der heis
der vgderwisch.' um 1450, L Hexenproe. — dannen-:
= ab-b. 1. ,Wenn eim burger ein ding umb sin schuld,
daruf er sin summ gepotten, verstanden were und
dann ein frömder sich besinnte, meer daruf ze pieten
und den burger siner summ dannen losen, das möcht
ein ietlicher woltuon; doch soll nienerin zuogelassen
sin, einander dannen ze pieten, dann in Sachen, da
verschribne pfand werend.' 1553, AABrugg Stadtr. —
dar-: 1. = bieten 2 e. ,[Wird der Ratsweibel nicht
einhellig neu bestätigt] so niugent Schultheis, alt und
nüw rät und ouch die hundert dry darbieten, die ie
denne des jares darumb gebetten hand oder bittend,
und mugent ouch denne einen under den ze weibel
erkiesen.' 1384, AaB. Stadtr. ,Wan ein schulthes ab-
kumpt, so soll er einen andern d., und wen das ge-
schieht, demnach sol er noch einen heissen d., damit
zwen hinuss gestellt werden; und dan sol der alt
schulthes fragen und under den zwöien ein mers ma-
chen.' 1491. AABrugg Stadtr. — 2. Jmdn darstellen
als... Jedes Ort soll so viel möglich bei seinen An-
gehörigen darauf halten, dass man einander ,gegen
den Fürsten und ihren Ambassadoren nit also dar-
biete und verbösere', auf dass bürgerliche und landt-
liche Treue erhalten bleiben. Hill, Absch. (Konferenz
der kath. Orte).
wider-: 1. (eine Antwort) zurücksenden. ,lst,
das es üch gevellet wol, so widerbietend dem keiser
ein antwurt also . . .' XV., Z Chr. — 2. ein (Auf-)
Gebot widerrufen, rückgängig machon ; absagen. .Der
bott von Switz, der jung aman ab Yberg, hett ge-
antwurt: widerbiete er nit morn unz ze mittem tag
gen Zürich [so sei er mit dem Vorschlag einver-
standen].' 1436, L. ,ünd do si uf dem veld mit der
paner warent und gern an die Engeischen werent
gesin, do widerbot inen herzog Lüpolt, das si wider
hain zugent.' XV., Z Chr. ,Item ine clagt sich ain
herr, wie die von St Gallen zu zyten, als ain herr in
sinen gerichten, zwingen und bennen mit des gottshus
lüten und andern, die er genant hätt billichs und
notdurftigs im ze tuonde, dass sy das durch die iren
widerbotten hand, nit ze tuonde.' G Hdschr. .Einen
Tag w.' ,Und er ging zuo stunt dez morgens der und
widerbot den tag [die Hochzeit].' Bs XIV. (Buch von
den zwei Mannen). ,Der selb graff Ott den selben
unsern herren vorgen. tag mit sinem brief widerbott.'
1400, Z Ratsb. (Einen Vertrag) aufkündigen. ,Wand
soferr etwederm es missfiele older nit enfüegte, die
sond es einen monat vor dem andern w.' 1295, Ver-
trag zw. Bs und Laufenburg. .Darnach sol ouch der
fride weren alle die wile, so der selb fride von dien
vorgenannten herren den herzogen oder von irem ge-
wüssen amptman, der denne ze Rotenburg ir pfleger
ist, nicht widerbotten ist, oder von unsern drin Walt-
steten gemeinlich.' 1319, Absch. (Waffenstillstand zw.
den Waldst. und Österreich). ,Unz es entweder stat,
der es missevellet, der andern einen manod vor wider-
bütet.' 1321, Vertrag zw. Bs und Z. — Mhd. wid* , -bieten.
weg-: 1. = dannen-b. N»w. — 2. wegweisen. ,Wo
er [der Bettlervogt] findt oder ankumpt die bettler
oder bettlerin, die nit umb badens willen hie sindt,
denen mag er 14 tag erlouben und darnach hin weg
ze bietten, und welcher das bott on notturft und wider
sinen willen übergienge, straffen.- 1498, AaB. Stadtr.
,[Der Pfarrer] solle, zur Verhütung mehrerer Zwie-
tracht in der Gemeinde, dieselbe ungesäumt quittieren
und im Fall des Nidverfangens hin beim Eid hinweg-
geboten werden.' 1711, ApHeid. — zue-hin-: ein-,
zusammenberufen. ,Wan man den raten zuhinpütt'
Ndw LB. 1569.
Bieter 1 m.: 1. Weibel; s. B.-Lön (Bd III 1291).
— 2. (BüterJ der Rufer im Kinderspiel .Baumwechseln'
AAWohlen. Die Rufe s.u. bieten 3 by. — 3. Gebieter,
Herr. ,Din sele ist worden knecht, din lib herre, din
begird b., din muotewil volger.' XV., Volksb.
Frön-. .Besoldung eines Frohn- und Wacht-
bieters.' XVIII., Sch Pfrundenb. — Ge-. Hans von
Herznach von Münster, ,g.' dieses Briefes [der die VO
zur Abfassung desselben veranlasst hat], habe sich
beklagt, dass sein Knecht beraubt worden sei. 1531,
Strickl. — Meist-: der Meistbietende auf einer
Gant. Kanzleispr. Wer ist M.? — Dank-: Der-
jenige, der beim Wettlauf auf dem Eise die Preise
austeilt. Spleiss 1667. — Wacht- s. Frön-B.
1^1
Bat, bet, bit, hnt, but
lSS'J
ur-bietig „GR"Furna; L (Ineichen); „Vw;" W,
er-bütig UwE. f-oi-J: Adj., nur präd. 1. erbötig, be-
reit. aaOO. Er ist deschi (\V), es (L) u. If* bi"-mich
e., für mi" Oussag Zoignus z' gi" UwE. Ich bi"-mi'h
nid e., stehe für die Sache nicht ein. ebd. ,Den tag,
als ich mich urbüttig bin dahin persönlich zu füegen.'
1490. G Brief. .Zudem sind die von Sangans urbüttig.
ire erzknaben ouch für das schloss ze schicken, in
meinung das schloss zu nötten.' 1499, Z Schreiben.
,Daun sy urbüttig wereu dem alten bruch zu gleben.'
1514, GAltst. .Sind aber alle zeit urbüttig zur Ver-
antwortung yederman.' 1531, I. Petr. ; .bereit.' 1667.
,So ir vech der enden schaden tete, wären sy urpüttig,
denselbigen gern abzutragen.' 1552, aZoll. .Der was
ouch urbüttig, was er an der canzel predigte und
lehren tet, darumb weite er wol rechnung und ant-
wort geben.' WKlaarer 1565. ,Lieber soll uns das
Leben auch nicht sein, denn dass wirs urbittig sein
zu lassen.' FWvss 1672. S. noch vieren (Sp. 372).
In Verbindung mit Synn. ,Gneigt und e.' ,Ze tuon
gneigt und urbüttig.' 1524, Strickl. ,Urbüttig und
guotwillig.' 1531, ebd. .Begirig und urbietig.' 1532,
ebd. .Urbietig und bereit.' Gdalth. 1559. .Willig und
urbitig.' RCvs. ,Urbietig wie auch versprechend und
zusagend.' Gr Handl. 1632. ,Das ganze Volk dises
Tals [des Veitlins] ist seinem gebürlichen Fürsten zu
dienen, zu gehorchen und zu lieben ganz geneigt und
urbietig.' FSprechek 1672. — 2. in prägn. S., dienst-
bereit, ergeben. .Abt Heinrich was, wie wol [er] ge-
suochig, aurichtig und onvertraglich was, unser stat
nit abhold und ganz urbütig gegen unsern raten.' Vad.
Mhd. urbietic, Abi. aus 'ur-biet; vgl. mhd. ur-bot, An-
erbieten. Die Furni mit Präf. er- lehnt sich an .erbieten' an.
Weitere ä. Belege: .urbietig.' 1527, Burgrecht zw. Zürich
und Konstanz; 1642, Mise. Tig.; Zg Gespr. 1747. , urbütig'
neben , urbitig, urpitig.' Aush. .urbüttig.' Wurstisen 15S0
(.urbietig.' 1765). ,urpütig.' 1592, AaB. Stadtr. .urbittig.'
Galer 1616. .erbietig.' Z Täuferber. 1639. Kontaminiert
aus ,er-b.' und ,ar-b.' ist die Form .urerbietig.' S Kai. 1749
(,Er habe den Diebstahl begangen und seie u., Alles wider
zu erstatten').
böch-bietig. ,So Fabern mit zweien, dryen, die
im geflelind. von eim eersameu grossen rat nit allein
fry sicher gleit, sunder ouch aller kost verheissen
und zuogesagt, und, so vil der übrigen doctren ze
Baden uf der disputation sind, ouch zuo uns fry sicher
gleit zuogesagt ist, und daby unser eidgnossen boten
drungenlich gebeten, sy wellind die hochbütigen zuo
uns gen Zürich kummen lassen, und aber sy das keins
wegs habend wellen annemen, so muoss ich anzeigen,
wie blind und blöd sich Egg und sin part gründend.'
1526, Zwingli. Vgl. höch-gebotten (Sp. 1867).
ge-bietlich. ,Uf dis gepietlich zuoschriben [Be-
fehl, die Reformation durchzuführen] haben die böss-
willigen Hassler frefenlich geantwort.' 1528, Ansh.
Biete" II GWidnau, P- ApK.; GRh. — m.: (langge-
streckter) Haufe Kartoffeln. Heu, auch Erde, Asche usw.
Bieter II (P- BG., Neuenegg) in., PL Pietere" BG. :
(Rock-, Hosen-) Tasche, auch Tasche an Frauenklei-
dern BoAa., G., Ha.. Neuenegg, S. ; FS.; SBib., L.,
Thierst. G'halt 's i" B. und trag 's hei'". Er het noch-
n-es pär Schnittli i" d' B. g'stösse", für-se der Mueter
und de" G'schivisterte" hei"* z' chröme". JHofst. 1865.
,Es hätte einen ganzen B. voll Münze bei sich gehabt.'
Goith. RA. Wenn Eine" der Hergott gäng uf der
Zunge" het, so treit-er der Düfel im B. Schild. Spec.
a) Busentasche BE. Syn. Bliesen. .Saccus in dupli-
catura amiculi super pectus.' Id. 15. — b) Tasche an
F'rauenkleidern, „bes. unter dem Rock getragen" B
Biel; „LG." — Wahrsch. im Abi. zu Bütd (s. d.) ; vgl.
eis. Bütel, Beutel, Hosentasche.
Oben-abea-: Kleidertasche, die sich nach oben,
nicht nach der Seite öffnet. An Männerhosen SBib.
Auch an altmodischen Bauernröcken. Ich g's'th-se noch,
d\" fertni Spickslte"c!uttte" mit grosse" beinige" Chnö-
pfe", mit-eme" üfg'steUte" Chrage" bis unger d' Ore"
ufe" und grosse" mächtige" O.-Bieter, die g'wändlig
neben use" g' Stange" si", wil-se geng öbbe" mit Nüsse",
dürre" Schnitze", neme" Käuftli Bröd oder so öbbis
üsg'spickt g'ha" hesch. JHofst. 1865. — Hose0-:
Hosentasche S. RAA. Er darf fest i" H. länge", hat
Geld. Schild. Was-er im Chopf hat, hät-er nid im PL.,
was er sich vorgenommen, davon geht er nicht ab.
ebd. — Jüppe"-: Tasche eines Weiberrockes S
(Schild).
Bieter III m.: Schlagring, dgl. rauflustige Jüng-
linge bei sich tragen B (vereinzelte Angabe). — Wohl
Kürzung ans dem syn. ISiet(er)-Rimj.
Vogel - Bieter: Vogelbauer Bs (ASocin). — Zu
Bieter 111 im allgemeinem Sinne von Behälter?
Pietrus s. P.-Gold (Bd II 226).
Butt I (P- AALeer.; Ap; Sch; Th; Z). in PAL Betty,
in W Bott.. — m., PI. Bottefn) Gr, Bott, P- Ap; Bs;
Gr; Th; Z — Uim. Böttli, P- B; Th; Z: 1. wie nhd.,
wer (gelegentlich oder berufsmässig) Botschaften, Auf-
träge ausrichtet, den Verkehr zwischen Personen oder
Orten vermittelt, allg. Vgl. Botten-Lön (Bd III 1291),
-Brot. Du bist-mer en P., du! scheltend zu Jmdm,
der einen Auftrag schlecht ausgerichtet hat Th. RAA.
Er lügt wie-n-en P. Däniker; vgl. Sp. 1688 u. Me"
wird -der nach mües'en en P. schicke", verweisend zu
einem Saumseligen ZZoll. Me" würd-der en Botte"
schicke"! du kannst lange warten ScBSt. (Sulger).
Ei" P. um den andere", ein Mal ums andere, schnell
nach einander B (Zyro); vgl. all Bott (u. Bott II). .Man
harte wenig vint, die guot boten oder bräter [Braten-
wender] sink' Schachzabelbuch. ,Apt Ueli, der hat
schmirwi gnuog, das ist gar wol der boten fuog, die
er damit tuot salben und uns darumb verlachen tuot
in orten allenthalben.' 1489, GStadt (Lied). ,[Die
Landsgemeinde beschliesst] im lant ze beliben und
niemand zuozezücheu, ouch beider partyn posten-
löuffer und b-en frig durchzelassen.' 1531, GSa. ,Wer
von sinem nachpuren für lasst reichen, sol kein bott
under 10 jaren alt sin und in einem verdeckten ge-
schirr.' 1558, AABrugg Stadtr. .Sehet [den Tod] an
als einen Bott, der euch Zeitung bringet von dem
ewigen Leben.' Mise. Tiu. 1722. S. noch Mal (Sp. 148).
Post (Sp. 1797). Uneig. Es stät en hertc B. a" Sil»
Bett, vom Tode. Sprww. 1869. ,Es si eins verlassen
herzen b. ein verlassen oug.' Schachzabelb. ,Zuo der
Buoss mant uns der Bott [der Komet].' Joh.Mahl. 1620.
In festen Verbindungen. 1) .hinkender B.- s. Bd II
1467 ; zum Kalendernamen vgl. JHGraf 1896. —
2) .loutfende botten'. ständige Rubrik der B Stadtrechn.
1375/84. — 3) .gewisser b.' .[Die Aarauer haben Vieh]
wider denselben Spruch in die egenanten Hölzer ge-
trieben über seinen gewissen Botten, so er [RvHallwyl]
1883
Bat, bet, bit, bot, but
1884
zu inen gesandt hab, zu bitten, in und die Seinen
.senilichs Kumbers zu überheben.' Aa Gem. (nach einer
Urk. von 1424). — 4) ,gesworner b.' ,Ist aber der,
dem das sin gefront ist, usserthalb den stetten Basel
gesessen, alsdann sol man im die fronung in geschrift
by einem geswornen boten verkünden.4 um 1520, Bs
Kq. ,0b ouch yeniand fremden usslendigen zum rech-
ten verkunt, das wirt uff des geswornen boten wider-
antwurt geurteilt ye nach gestalt der sach, wie sich
in recht gepurt.' ebd. Spec. a) Vermittler des kleinen
Verkehrs zwischen Orten ohne moderne Verkehrsver-
bindung (bes. zwischen Dorf und Stadt), z. T. aber
auch noch neben Post und Eisenbahn fortbestehend
Bs; B; Tb; Z. So verkehrt allwöchentlich mit ZStdt
ein ,Küsnachter, Adliswiler [usw.] B.' ; in BsStdt gab
es einen ,Beigoldswiler, Ziefner B.'; ZSth. hatte einen
ständigen Schaffhüser P. usw. In älterer Zeit auch
als Vermittler des Postverkehrs übh. ,N. N., Genfer-
bot, wird seines Dienstes entsetzt, weil er sich in
Genf vollgesoffen und Pferd und Briefe verloren hat.'
1630, KWild 1847 (G). Der ,Basler B.', ein von Zü-
rich unterhaltener reitender Bote für den Verkehr mit
Basel; s. Absch. VIII 1 b, 252. S. noch Port III (Sp.
1631). Der ,B. nach Zürich', der Beamte, welcher
Sendungen der Behörden von Gl nach Z, der ,B. nach
Luzern' (Ndw LB. 1742), welcher solche von Ndw
nach L beförderte. ,Dem Boten (Postmeister) nach
Zürich bezahlte Glarus einen Jahrlohn von fl. 14;
dazu kamen Porti für ihn wie für die Boten nach
St Gallen und Werdenberg.' Blumer, RG. — b) Brief-
träger B; GKaltbr. , Unglücksfälle durch Übermacht
vorbehalten, indem man nur für die Treue der Post-
ämter, Bött und Postillione, wenn innert drei Monat
Zeit reklamiert würde, gut steht.' 1814, Z (Post-Em-
pfangsschein). — c) wer dem Gewählten die Nachricht
von seiner Wahl überbringt B (Zyro). Vgl. das .Boten-
Laufen' in Zg. Arch. f. Volksk. 1 118. — d) Weibel,
Gerichtsdiener; s. bieten 3 bf und vgl. Botten-Lön 2
(Bd III 1291). Als Abkürzung für ,Schulden-B.' (s.d.):
.Alle Montag und Dienstag, wann die Rechte offen
stehen, tut der Ratschreiber die ihme eingegebene
Namen der saumigen Zinsleuten aufschreiben und
solche jedes Orts Vogt oder Weibel auf einen Zedul
oder Leisten setzen; wann solche beisammen, welches
längstens bis Dienstag Abends um 6 Uhr geschehen
soll, so übergibt er solche Commissionen seinen Bötten,
welche dann dieselben an Ort und Stell hintragen
sollen.' Z Ratschreiberordn. 1761. ,Der Bott an See',
der Schuldbote für die Gemeinden am Zürichsee. ,Da
dann zu gewahren, dass von den Bötteren und Feil-
rüffen denen Vögten und Weiblen die Belohnung ganz,
von denen sog. Warnungen halb vom Ratschreiber und
halb vom Schuldcnbott bezahlt werde, da jedoch der
Bott an See hievon exemt.' Z Ratschreiberordn. 1761.
— 2. Bevollmächtigter, Gesandter, Abgeordneter. ,Ist
der weibel nüt gegenwärtig noch sin botte, so wirt
im nüt.' 1249/1410, F Handf. ,Die Boten von Aarau
beklagten sich [vor dem Rat in Bern] von ihrer ge-
meinen Stadt und ouch von sondrigen Leuten wegen.'
Aa Gem. (nach einer Urk. von 1424). S. noch wider-
bieten. ,[Zur Bereinigung der alten Rechtsbücher]
sollend von allen vier Dörfferen und von einer jeden
Tärzen zwei oder drei verstendige Männer und Rats-
personen, die der Sach erfahren, mitsampt dem Herren
Landama und Lantschreiber einen Tag ansetzen. [Die
fraglichen Punkte werden den einzelnen Gemeinden
vorgelegt] alsdan sollend abermalen die Gmeinden ihre
Botten senden und die Mehr der Gmeinden zu Zitzers
au ff dem Rathaus zusammentragen.' GiiVDürf. 1692.
.Unter Botten senden verstand man Gesandtschaften und
Deputationen, unter Tag leisten Zusammenkünfte mit
andern Gesandten halten." Ochs. S. noch Kring (Bd I
399). Spec. a) Tagsatzungsabgeordneter, bis zur An-
nahme der Bundesverfassung von 1848 gebräuchlich;
syn. Gesandter. Oft in den Absch., z.B. : ,Uf disem tag
sind gemeiner Eidgnossen botten nach dem mal by
einandern versamlet gewesen.' 1521. — b) im alten
Gr Vertreter der Gemeinden und Hochgerichte in den
Abgeordnetenversammlungen der einzelnen oder aller
drei Bünde. Jährlichen auff St Georgen Tag versamb-
len sich zu Truns des ganzen Punts abgesandte Botten
zur Wahl des Landrichters.' FSprecher 1672. ,Als auff
einen Beitag auff Davoss von den Botten der dreien
Pündten.' ebd. Vgl. auch HJLehmann 1797, 117. —
c) ,[Im XIV. und ganz bes. im XV.] wurde die Be-
ratung und Ausführung der meisten laufenden Ge-
schäfte [vom Rate] immer an besondere Kommissionen
oder wie der Ausdruck lautete, Botten, gewiesen; vgl.
aus dem ersten Öffnungsbuch von 1438/9: 7 Botten
in diesen Läufen der Schinder der Stadt Sachen zu
versorgen ; 3 Botten zu dem notwendigsten Bau überall
zu machen den Bauherrn beigegeben; Botten zu des
Kaufhauses Sachen; zu des von Löwenberg Sache
Botten; 9 Botten, die Stadt auswendig und inwendig
zu besehen; Botten, Pferde zu kaufen; Botten zum
Graben und zur Ringmauer [usw.]. Es ernannte also
der Rat im einzelnen Fall bald mehr bald weniger
seiner Mitglieder zur Bereinigung des Geschäfts. Er
scheint aber auch zum voraus bei Beginn des Rats-
jahres eine gewisse Anzahl Boten bezeichnet zu haben,
die dann gewärtig sein mussten, oft in Anspruch ge-
nommen zu werden.' AHeüsler 1860 (Bs). Spec. ist
,b-en', auch ,botten principales' der Name des 1445
neu organisierten, doch schon längere Zeit vorher
bestehenden Kollegiums der XIII, einer ständigen
Kommission, die, anfänglich mit der Beratung von
Kriegssachen betraut, später die Beschlüsse des Rates
ausführte, die Aufsicht über die städtischen Beamten
und damit auch über die Finanzherrn und Finanz-
sachen übte, über die Ordnungen der Stadt wachte,
die Geschäfte, welche die Räte an sie wiesen, beriet
und entschied.' ebd. (XV.). — d) ,Itein wenn ouch
bekant wirt, botten von dem gerieht ze gebende und
ze schickende, etwas guotes oder ein erbe ze teilende,
dazuo sol kein ainptman des gerichtes geschicket noch
genomen werden.' um 1400, Bs Rq. S. noch böslieh
(Sp. 1726). — 3. als Übersetzung von äniotoXog in neu-
testamentl. Sinn. ,In den gschichten der botten', in actis
apostolorum. Zwingi.i. ,In gschichten der heiligen
botten am 10. cap.' LLav. 1569; ,in den Apostolischen
Geschichten.' 1670. ,Die der Botten Gottes spotten
und seiner Propheten äffen.' KdWirz 1680. Die
.zwölf botten'; vgl. Zwölf-Bott. ,Bi dem spürt man
wol, dass sy nit by enandern beliben und von en-
andern wychen wie die zwölf botten; ich wellt, dass
sy by enandern hangetint an einem boum', wird einem
Gegner zugerufen, der bei Beginn eines Streites sich
zurückzieht. 1529, Absch. (Th). — 4. Knecht, Dienst-
bote. ,Die brotbecken, die ir brot under der brot-
loben verkoffent, dero sol ieglicher oder sin botte,
lssr,
Bat, bet, bit. bot, but
18S6
der das brot verkoffet, stau usserent der brotloben
binder sine brotbank.' um 1 100, TiiDiess. Stadtr. ,Wol
mag iederman sine swin zuo dem tag zwirent trenken
ob dem wasser, da sin bott sy. Wolt ouch einer im
stall misten, so mag er die sine swin uslassen, das
er sinen botten da bi bab. und sol man ouch die swin
nach der trenki und dem misten förderlich wider in-
triben ungefarlich.' 1403, Z Stadtb. .[Die Aarauer
beklagen sich. Rudolf von Hallwyl habe] ihnen ihr
klein Vieh, das si in ihre eigne Hölzer mit guter Hut
getrieben, und vielleicht durch eines Überlaufes willen,
mit seinen starken Boten genommen, gen Hallwil ge-
trieben.' Aä Gem. (nach einer Urk. von 1424). .Wel-
cher botten dinget ein ganz jar, wenn einer denn sim
botten urloub git an unrechte redliche ursach, so sol
ein meister eini dienst sin Ion gen, darum er in ge-
dinget hat.' 1460, L. — 5. ein Verwaltungsamt des Klo-
sters Säckingen in Glarus. .Wer keller ist oder banwart
oder schääffer oder bott und der fronmülinen hat, der
git iecklicher zum vierten jare 1 kuo dem lütpriester
und ein kuo dem meier, ietwederem wie die kuo jär-
lich gadt.' 1302, Gl Urk. (Säckinger Urbar). ,Der bott
soll von seiner amptsptiicht alle die zins, die inge-
antwurt werden, zuo Seckingen uff den Speicher ant-
worten dem speichwarter.' ebd. .Dem botten 5 müt
haber von rechtem manlehen.' ebd. — 6. Zeuge, Ge-
währsmann. .Sinen boten stellen.' .Das ein ieklicher
kleger alle die, so er für lantgericht geladet hett,
zwei lantgericht in das klagbuoch schriben sol, und
sinen botten, das er dieselben gericht gewartet habi,
vor dem schriber stellen sol.' Th Landgerichtsordn.
1406. .Wenn er denn sinen botten stelt, das er den
dritten tag gewartet habi.' ebd. ,Was briefen ieman
also von dem lantgericht nemen wil ald bedartf ze
nement, darumb sol er alweg sinen botten stellen.'
ebd. ,B. sin um.' ,Ueli Junkher spricht, er bab nie
anders geredt, denn dass die selb sach vor ziten uff
uns getädinget wurde, und dass er darumb bott wer,
er wisse aber nit, ob es dozeinol gericht wurde.' 1391,
Z Ratsb. ,Wes urteil ie uff dem lantag gevolget wirt,
so zwen teil wider einander stand, ist, das der selben
urteil ieman brief begeret ze nement, so sol der, der
die selben urteil gesprochen hat, darumb bott sin und
nieman ander.' Th Landgerichtsordn. 1406. — 7. wie
lat. nuntius, Botschaft, Nachricht W. Ich hä"-mu en
Botto" g'schiclt, hinterlä". Vgl. Brief '-botten-Träger.
Botte" mache", durch Jmdn Meldung senden BG. Der
müesst B. m. oder selber gä". — 8. die Katamenien,
in der verhüllenden RA.: Si het der B. wider (biko")
Bs (Meyer).
Jüid. böte. Der Anl. P- beruht wohl auf Einwirkung
von Polt n. PI. ,die Böte' auch 1S06, Aa postamtliche Ver-
fügung; Pekulat 1832. Bed. 7 ist nach einer Angabe im
W fem.
Insel-Bott: Schuldenbote für das Inselquartier
in BStdt. ,Die [Schuldenboten] in den Landgrichten
und die in den vier Kilchspälen, so dem Lantgricht
Konelfingen anhängig, [sollen] durch die Venner jeden
in synem Bezirk und denne die Spittal- und Insel-
botten durch jedes Orts und Huses Obervogt beeidet
werden.' B Wuchermand. 1628. — Feld- s. Post (Sp.
1796). — Für-Pott: = Für-Läufer (Bd III 1146) Z
Zoll, f Er hatte bei Ausbruch einer Feuersbrunst
eiligst, bei Nacht ein Windlicht mit der Aufschrift
,F. Zolliken' tragend, in die Nachbargemeinde zu eilen,
um den Brand anzuzeigen und zur Hülfe aufzufordern.
— Fuess-Bott: Fussbote. ,Die Fussbötte von Aarau,
Winterthur, Elgg, Frauenfeld, Weinfelden . Arbon,
Andelfingen, Flach, Zarzach, Sax, Toggenburg, Rhein-
tal, Eglisau, Kaiserstuhl, sowie der Postmeister von
Glarus sind heute ausgeblieben.' N. Z Ztg vom 24. V.
1799. -- ,Frid-: schydmann, caduceator.' Mal. —
Frön-: (unverletzlicher) Gerichtsbote. ,Als niemand
in antwurts wiss ist erschinen, ist erkennt, daz der
fronbott gehört werden, ob und wie er dem antwurter
verköndt hab; der sait, daz er den ladbrief Conratt
Bichwillers [des Mörders] vatter und frowen geben.'
1533, GStdt. ,Item wer ouch an eines herren zu Wülf-
lingen fronbotten freflet, der büest den freffel mit
zwyfacher buoss.' 1585, ZWülfl. — Gisel-: wer ,Gisel'
[Bürgen] zur .Leistung' aufbietet; Schuldenbote.
,Gis(s)elbotten.' L Ansehenb. Uw klagt über die durch
die ,Geisler- Boten' von U bei den ennetbirgischen
Untertanen verursachten unleidlichen Zinskosten, z.B.
40 Kronen wegen 8 Ducaten. 1675, Absch. — Hüb-
schelich-: wer erhaltene Aufträge langsam ausführt
Z. — Hinki-Pott: 1. hinkender, langsamer Bote Aa
Leer.; Z. — 2. Hinkender übh. Z. — Läufers-Bott:
= Läufer 1 b 8 (Bd III 1145). .Wichtigere obrigkeit-
liche Schreiben wurden durch die Standesläufer (in
dieser Eigenschaft L.-Boten genannt) in der Landes-
farbe überschickt.' Blumer, BG. ,Unserm ratsfründ,
der von uns in botschaftswis gon Jenf gesent, ist ein
löuferbot indergeworfen und die brief genommen.'
Ansb. (F). Dem Hauptmann Tugginer in Paris soll
dieses Schreiben durch einen eigenen ,1-en' zuge-
schickt werden. 1575, Absch. ,[Ein Posamentweber
von Basel wird wegen Verhöhnung von Wallfahrern
zu Sursee enthauptet] obgleichen beim Ausführen
ein Leüfersbott von Basel mit Fürschriften für ihn
von seiner Obrigkeit daher schnaufend kommen.' 1008,
KWild 1847. ,Was sich jüngst abgeloffen wegen eines
an ihren Burger angefallnen Erbfahls umb den Abzug
desselbigen, wie ouch, wess man sich . . . entlichen
entschlossen, hab ich durch zeiger irem loütferspotten
schriftlichen alles ordenlich und specificierlich em-
pfangen.' 1614, Schreiben des Landschreibers d. Freien
Ämter an Brugg. Auch als Polizist. ,[Ich sprach dem
Schustergesellen zu] er soll wider zum handwärch,
und wans er nit duon wel, so weli ich in bi einem
L-en heim reichen.' 1641, Zg Tageb. — Läger-: =
L.-Her 2 (Bd II 1535). Die Boten von Bern ver-
langen, dass man den ,1-en- des Herzogs von Savoyen
aus der Eidgenossenschaft verweise. 1560, Absch. —
Land(s)-: 1. Weibel des Landgerichts der Herrschaft
ZGrüningen. ,Drei Männer von Grüningen, Sattler
Hartmann Sydler, Landsbote Jaggli Wilderrauth und
Untervogt Egli, sollten das Pfarrhaus bewachen.'
Meier, Wetz, (nach einer Urkunde von 1628). ,Dem
L-en fürs ganze Jahr, Missives und Mandats von
uGnH. an die HHn Geistlichen, Gerichtsherren, den
Vögten und Weiblen, nebst Einziehung der Grund-
zinsen.' 1789, ZGrün. Amtsrechn. — 2. ,der Landbote',
Name einer zu ZWthur erscheinenden Tageszeitung.
— Ge-leits-: Gehülfe des Scharfrichters. Ein Land-
gerichtsdiener, der geringere Kriminalstrafen exe-
quiert, z. B. fuchtelt, die Schaukel dreht, die Leichen
von Selbstmördern birgt Ap (TTobler). ,Der zwei-
fache Landrat wählt [u. a.] den Standesläufer, die
Wegmeister, Fächter, den Scharfrichter und Gleits-
1887
Bat, bet, bit, bot, but
1SSX
boten.' ApA. Verf. 1854. ,Der Narae Geleitsbott kam
erst im Jahr 1730 auf; vorhin hiess er Wächter. Er
ist des Scharfrichters Handlanger und Gehülfe, der
Delinquenten Wächter und Begleiter und trägt bei
allen Criminalverrichtungen die Landfarbe.' JCSchafek
1812. .1 pfd hand der nachrichter und syn gleitsbott
verschlagen und versattlet.' 1567, ZGrün. Amtsrechn.
— Macht- B ott: bevollmächtigter Gesandter. ,Wir
obgenanten niachtbotten.' 1455, Aar. Stadtr. ,So bitten
wir, unser schiffluten machtbotten, zoiger dis briefes,
guetlich furderlich beholffen und beraten ze sind.'
1476, Bs Chr. .Allsammen recht verordnete gewalt-
haber und machtbotten vom gottshus [Chur].' 1530,
Absch. ,Dero von Rapperschwyl treft'enlich anwält
und machtbotten.' 1531, ebd. (Z). ,Machtbott, legatus.'
Mal. — Ge-meinds-: Gemeindeweibel Gl.
Mund-: Apostel. ,Von gratia Dei seinem m.-botten',
vom Papst. Wurstisen 1580. ,Obwol er [der Erzbischof
von Mailand] kein orator oder m.-bott, wüsste doch
mengklich, wie er so ein grosser prelat were.' ebd.
,Die Prediger als M-en des Allerhöchsten.' Z Prediger-
ordn. 1758. — Vgl. Gr. WB. VI 2684 f.
Neben(t)-: ausserordentlicher Bote, Privatbote.
.Die Schuldenbötte sollen alle ihre auf sich habende
Commissiones selbst ablegen und nicht mehr durch
Briefe oder Nebentbötte den Vögten und Weibeln
übersenden.' Z Ratschreiberordn. 1761. .Neben den
amtlichen Postboten gab es Privatboten, z.B. von
Frauenfeld nach Aadorf, und sog. N-en, die nur in
loser Beziehung zu den Postämtern standen.' Anf. XIX.,
JNater 1898. Spec, Privatweibel zum Einziehen von
Schulden, im Gegs. zu den ordentlichen Beamten.
,[Man beschwert sich, dass] der Eine und Ander syne
Zins nicht mehr durch den bestellten Ingwünner und
Ratschryber, sondern durch sonderbare Näbentbotten'
schnuor-richtig der alten Ordnung zuwider, ynzüchen
lassen.' Z Briefordn. 1631. S. noch Burger (Sp. 1580).
Bi-: der einem ersten Abgeordneten beigegebene
zweite Abgeordnete. Wenn ein Kommissär oder Vögte
aufreiten, so sollen der drei Orte Boten gemeinsam
selbe einsetzen, indem es daran genügt; wenn einer
[zur Erhöhung der Feierlichkeit] überdiess noch Bei-
boten wünscht, mag er sie selbst bezahlen. 1576, Absch.
(ennetbirgische Vogteien). In Gr zur stehenden Be-
zeichnung geworden, a) ,Aus allen 3 Bündt erscheinen
folgende Anzahl Botten (da, wo ein Hochgericht zwei
zu ordnen hat, der andere ein Beibott genennt wird).'
Simler, Reg. 1722 (Gr). ,Es erscheinen nicht 22 oder
23 Amman, sondern 27 Boten in allem, und der jeweilige
Landrichter machet die 28. Stimme aus, dann Disen-
tis, Lugnez, Grub, Rheinwald, Rhäzüns und Schanis
haben ihre Beiboten.' Sererh. 1742. — b) Abgeord-
neter zum Bundestag der drei Bünde und zu den Bei-
tagen der einzelnen Bünde. 1550 hat Valendas ,1 bei-
bott', Luvis, Ricin, Pitasch [im gleichen Hochgericht
Grub, zu dem noch zwei andere Gerichte gehören]
zusammen ,1 b.', 1552 hat llanz [auch in der Grub]
,1 b.' GRllanz (Arch. der Grub). ,Die Beiboten zum
Bundstag und zur Besetzung der Bundsämter sollen
von der Gemeinde gewählt werden.' 1660, GrD. (Rats-
prot.). — c) Abgeordneter zum Grossen Rat, noch in
den Jahren 1840/50 üblich GrHc. (Tsch.). — Bi-
bottenschaft f. ,Beibottenschaften-, Archiv-Titel
GRllanz.
Post-: = Post 1 (Sp. 1796). , [König Franz sandte
1515 den Eidgenossen] auf die tagsatzung zuo Zürich
gehalten durch ein postbotten sampt zweien jungen
vom adel ein schreiben zuo.' Wurstisen. — Brief-:
Brief böte Ap; W. — Pfand-. Niemand soll selber
pfänden, sondern ,don weiblen oder geschwornen pfant-
potten harzu verordneten die pfandung zu tuen be-
välchen.' B Stadtsatz. 1539; ebenso 1620, AABrugg
Stadtr. — Rieht-: = Scheid-Mann 1 (Sp. 277). Ansh.
— Rats-: 1. Ratsweibel BsStdt. l'h han eine" vo"
de" Rötsbotte" g'frogt, die jo uf rfe»n Röthüs Alles üs-
schnüfele" könne". Hinderm. 1886. — 2. Abgeordneter
eines Rates. .[Bern hat uns] als vollmächtig gewalt-
same ratsbotten ussgevertiget und geschickt ...' 1455,
Aar. Stadtr. ,[Die aufrührerischen Kriegstetter haben]
unser ratspotten ungeert lassen abscheiden.' 1495, S.
.Unsere herren von Zürich haben, die langwirigen
spän gruntlich zu erfaren, ire ratsbotten geschickt.'
ZElgg Herrschaftsr. 1535. ,Die ratsgesandten rats-
botten.' ebd. — 3. Abgeordneter, Gesandter übh. ,TJf
den heiligen pfingstäbend sind die beid partigen und
all gelert lüt sampt unser Eidgnoschaft raatsbotten
[Tagsatzungsgesandten] in der kilchen zuo Baden
nachmittag zuosamen komen.' 1526, Absch. ,Die Rats-
boten beider Religionsparteien.' 1587, Aa Gem. Rats-
botten der einlitt" Gemeinden in Pündten ehrsame
Gsandten.' Gr Handl. 1632. ,In disen und oberzehlten
Pundtstägen kommen zusammen aus dem oberen grawen
Pundt 28 Ratsbotten : aus dem Gottshaus-Pundt 23
und aus dem zehen Gerichten-Pundt 15 Ratsbotten.'
FSprecher 1672. S. noch Gr. WB. VIII 189. — Gröss-
räts-: Abgeordneter zum .Grossen Rat' Gr. — Si-
cher-. .Der Vater hatte das Recht, seinen Kindern
Vormünder zu setzen; diese hatten verschiedene Be-
nennungen: Vormunder, Vögte, Pfleger, S.-boten, Be-
halter, Procuratores, Advocati, durch das Recht vor
dem Gericht gegebene Schirmer.' Kommentar von 1779
zur Handfeste von BThun 1297. — Side» - Pott: =
Fergger (Bd 1 1011) Z. — Sommer-: Bote des Som-
mers (Frühlings). ,Ussgang jenners sprungend die
zarten sommerbottle, die gelben lieblichen duben-
knopfli, zitlossen und andere, so man nennet schöne
merzenbluomli, herfur.' 1526/7, Kessl. — Sand-: Ge-
sandter, Abgeordneter. Der Bischof von Verula, ,bäpst-
licher heiligkeit orator und sandbott.' 1508, Z Rats-
nian. .Als uns die brief üwer herlichait [des Dogen
von Venedig] überantwurt hat ainer fürtrefflicher
verständnuss Marti Bovolin, sandtbott.' 1523, Strickl.
,Da erschinend erstmals sandtbotten von Uri und
Schwyz im namen der V Orten, begerten ein antwort.'
Val.Tschcdi 1533. ,Missi regii oder dominici, das ist
die köngklichen oder keiserlichen sandbotten.' Vad.
,Orare pacem manu, durch die sandbotten.' Fris. Zu
einer Versammlung, in eine Behörde Abgeordneter.
,N., eingesetzter und verordneter richter in diser sach
von gemeinen zechen gericht santbotten.' 1510, Gr
Jenaz. .Zuosamt der gottshuslüten von allen gegninen
der landschaft verordneten sandtbotten.' 1530, Absch.
(G). Häufig von den Tagsatzungsgesandten. ,Gemainer
aidgnossen sandtbotten.' 1500, Absch. .Wir von stett
und landen gemeiner Eidgnoschaft rät und sandbotten,
jetz in der statt Bern versandet.' 1521, ebd. , Miner
herren der zwölf Orten sampt der zuogewandten sandt-
botten.' 1526, ebd. , Unser lieb Eidgnossen von Bern,
Solotorn und Milhüsen sandbotten.' 1529, ebd. Der
kaiserliche Gesandte Mouchet adressiert Briefe an
ISS'1
Bat, bet, bit, bot, but
lK'.M.
,hcrrn sandbott', seinen Bruder und guten Freund.
1517, ebd. — Send-: = dem Vor. 1529, Absch.
Scheid-, Schid-: = Scheid- Mann 1 (Sp. 277).
,Da aber der küng [Karl VIII.] und sin herzog von
ürliens, als ze sehwach, zuom bericht sieh neigtend.
santend ginein Eidgnossen irera züg oueh ire scheid-
boten nach.' 1495, Ansh. .Nach gemachtem vertrag
wurden die schidhoten mit den satfoyiscben anwälten
erlich abgevertiget.' 1508. ebd. ,Dess haben wir uns
vereint, den schidpotten ze antwurten.' 1531, Strickl.
.[Die Unterzeichneten] haben zwen glichlutende ver-
tragbrief ufgerichtet, die von den vier herren schied-
boten in der stadt Biel gefertiget.' 1544, Absch. ,Die
Scheidbotten verritten.' FrHaffner 1666. — Bei Äg.
Tschndi 1560 (Gfd 16, 283) durch Verschiebung oder Ver-
lesung .schildbotten.'
Schulde"-: Schuldeneintreiber, Exekutor Bs.
Liebe' Herr Gott Zebaot, behüet-mic'' vor dem Seh.
BsLie. (Meier), a) der Weibel, der die vom Amtmann
bewilligte Schuldbetreibung vollzieht AALeer. Er
vermittelte dem Schuldner zuerst mündlich, dann
schriftlich die amtliche Aufforderung zum Zahlen Aa
Wohlen. Heute noch als Familienzuname: 's Schulde"-
botte" AAWohlen. — b) im alten Zürich fünf dem
Ratschreiber unterstellte .Knecht, welche alle Wochen,
so die Recht offen sind, abreisen, die nachlässigen
Schuldner hin und wieder im Land zur Bezahlung zu
treiben.' Mem. Tig. 1742. Vgl. auch Z Ratschreiber-
und Schuldenbott-Ordn. 1761, 14 ff. Die Rechtstrieb-
kanzlei ,soll bestehen aus einem Oberaufseher (Rat-
schreiber) und vier Unterbeamten (Schuldenbötten),
von denen ein jeder sich mit einem der vier Land-
bezirke zu befassen hat.' Z Rechtstriebgesetz 1803.
Weibel des .Schuldenschreibers' [Betreibungsbeamten]
ZGrün.-f- RA. Er macht es Mül g'rad wie-n-en Seh.
Stütz. — c) früher (in L bis 1831) Name Desjenigen,
der für Andere die Betreibung beim .Botenweibel'
[dem gesetzliehen Betreibungsbeamten] besorgte, Ge-
schäftsagent L ; Uw. ,Das aussergerichtliche Schulden-
beziehen, sofern es als gewerbsmässiger Beruf von
Schuldenböten ausgeübt wird, ist an allen Sonn- und
Feiertagen untersagt.' Ndw LB. 1867. Vgl. auch
Seg., RG. 4, 148 ff. — Schnorre"-: unangenehmer
Schwätzer, Stadtschwätzer Z. — Spital-: Schulden-
bote für das Spitalquartier in BStdt; s. hisel-B. —
Stadt-: = Stadt-Läufer (Bd III 1147). AAZof. 1782.
— Tag-: Tagsatzungsgesandter. Ansh. — ■ Hirs-Män-
tag Hirsmändig- : der berittene Überbringer und
Verleser des sog. Hirsmontagsbriefes LE.; vgl. Arch.
f. Volksk. I 277. — Thun-. Abi. thun-botte": den
Botendienst nach Thun besorgen BHa. 2? alten Ziten
hed esie Mätzener Menk all Samstig thunbotted. —
Trag-: Familienn. AAZof. ,Conzman Tragbotten
[Dat.].' 1377, S. — Weibels-: Weibel; s. bieten 3 c
(Sp. 1866). — Wider-Bottu: Gegenbotschaft, Wider-
ruf W. Schi heint-mu W. gige", e" W. geschickt. Vgl.
Bottl7. — Ge-walt(s)-Bott: bevollmächtigter Ge-
sandter, Vertreter, a) im Staatsrecht. ,[Dem Herzog
von Savoyen] ward ein tag gon Jenf bestirnt, da beder
stäten [Berns und Freiburgs] gwaltsboten angetragnen
gabbrief ze überantworten.' 1508, Ansh. .Fcederum,
induciarum oratores, gewaltsbotten oder gesandte hot-
ten.' Fris. ; Mal. ,Gewaltbotten.' BossH.-Goldschm.
S. noch Tag-Her (Bd II 1546), Botten-Lön (Bd III
1291). — b) im Privatrecht. ,Kament da für mich
Schweiz. Idiotikon TV.
[den Schultheissen] und verbannen gericht Heinrich
Sattler von Brugg, an statt und in namen Annen Satt-
lerin, siner elichen tochter, mit ganzem, vollem ge-
walt, den im der stattschriber ze Brugg, der egnanten
Annen Sattlerin siner tochter vogte, geben und be-
volhen hette in diser nachgeschriben sach, in irem
namen und an ir statt als ein vollmächtiger gewalts-
botte, glichermass als ob die vorgenant Anna Sattlerin
sin tochter und ir vorgerüerter vogt personlich hie
an disem gericht gegenwürtig stüendint.' 1441, AaB.
Urk. — Tag-wans Tagmes-: Weibel der Bürger-
gemeinde Gl. — Zue-: 1. = Schulden-B. ,Als dann
sollten die, uff wöllich die zuobotten kämen, inen darby
die zerung abtragen.' 1530, S (Wochenbl. 1845). ,Wir
haben von richtigen und förderlichen Ynzugs wegen der
Schulden khein besser Mittel syn eracht, denn gewüsse
ehrliche beeidete Zupotten zu Statt und Land ze for-
deren.- B Missiv 1614. ,Die Zupotten sollend sich mit
denjenigen Oosten oder Tagion, so ihnen bestimmt,
vernüegen.' 1623, Aa. ,Diewyl jetzige unrichtige Zah-
lung hochlich erforderet, der Zubotten halb hievor
ussgangne Fürsechung zu erfrischen, habend wir zu
desto gewüsserem, förderlicherem und richtigerem In-
zug allerhand usstehender Schulden nochmahlen an-
gesechen und geordnet, dass zu Stadt und Land ehr-
liche, geflissne, biderbe Männer (angesechen die Gysel-
schaften und Frässeryen gänzlich uffgehebt) zu solchem
Inzücherdienst von unseren Amptlüten mit Hilf und
Zutun eines ehrsamen Chorgrichtes sollend in der
Anzahl, nach dem jedes Ort unserer Landschaft der-
selben unzit hero gehabt oder jetziger Zyt nottürftig
syn wirt, erwellt, ussgeschlossen[!] und mit hernach zu
End gesetztem Eid, allwegen zu Antritt ihres Diensts,
und jährlichen Bestätigung beeidet [werden].' B Wu-
chermand. 1628, 68; vgl. auch S. 69/75. — 2. Sup-
pleant, z.B. des Kollegiums der XIII; s. AHeusler 1860,
390. — Zürich-, , Zürcher-': der berufsmässige Ver-
mittler des kleinen Verkehrs einer Gegend mit der
Stadt Zürich. En Z. muess chönne" träge" und nüd
müed werde", trinken und nüd roll werden und lügen
und nüd röt werde" Z. ,N. N., Zürcherbot.' 1777, G
Berneck. ,N. K, Züripot.' 1779/1831, ZOSth. ,üer
Zürcherbot', von Elgg. 1794, THÄad. — Zwölf-:
einer der zwölf Apostel. ,Der Zw. oder Apostel Bar-
tholomäus.' Küenlin 1840 (F). ,An Sant Jacobes tag
des zwelfbotten.' 1315, Gl Urk. Benz der Binder ver-
lor am Katharinen- und Konradstage im Spiel. ,Da
wart er hön und sprach: Dass Got den heiigen, dero
tag es hütt und gestern gesin ist, das vallend übel
gebe! was virret man sölichen heiigen ? Da Cuoni
Sigrist den Benzen straft, dass er also redt, da gäbe
er im ze antwürt: was er seite! es weren doch weder
zwelfbotten noch Juristen!' 1427, Z Ratsb. , Uff Sant
Thomas des heiligen zw-en tag.' 1513, GRJenaz. .[Pe-
trus:] Ich was ein schlechter armer zw.' NMan. ,Ein
apostel ist nüts anders geredt weder ein bott: dannen
har wir Tütschen recht habend geredt, es sygind
zw-en.' Zwingli. ,Uff sambstag unser frowen tag und
zwelffbotten-abend, wan die complet verlut, solle nie-
mand nie spilen.' 1529, AaZ. ,Uf dunstag vor Simon
und Juda, der zweien h. zw-en.' 1542, Absch. ,Am
Freitag nach StMatthrei Tag des heiligen Zw-en.' Gr
Handl. 1632.
Bott II (in W auch Butt), G"-bott (Pott AaFH.,
Leer.; Ap; B; G; Scb; Th; Ndw; Z) — n., PI. Pötter
119
1801
Bat, bet, bit, bot, bni
180-2
Xs. tw., sonst unver. : 1. a) das Anbieten. ,Embote
[= ,in böte'?] setzen', zum Verkauf auslegen. ,Es so)
ouch kein hegenner noch nieraan andre kein gelti
noch geschirr mit vischen ze verkoufen zwischen dien
benken uf den herd nidersetzen, won si sülent usser
dem weg an einem ende ir visch embote setzen und
verkoufen, durch daz erber lüt iren wandel dester
bass an dem vischmarkt gehaben mugen.' 1350, Z
Stadtb. I 193/4. — b) Angebot, bei Steigerungen, zu-
meist vom Käufer Aa; Bs; B; Gr; L; Sch; Schw; S;
Th; Uw; W; Zg; Z; „allg." 's erst, 's höchst, 'sletst
B. Er het's B., ist Meistbietender AALeer.; ZO. Er
hed 's Hüsli nid welle", aber 's ist-em zueg'heit iceg
dem Briefli: er hed 's letst B. g'ha" AaWoIiI. .Als nun
B. um B. aus der Ecke kam von einem alten Mann,
dessen sich Niemand geachtet hatte, fieng Johannes
Händel an.' Gotth. E(s) B. tue" AaWoIiI.; Bs; Gr;
Sch; SchwW.; Th; UwE.; Z. mache" B; W; ZDättl..
ein Angebot machen. Wer tuet es B. uf de" Acher?
fragt der Weibel an der Steigerung. Es ist hei" P.
'tän morde", die Gant war resultatlos. Ich hä"-mu es
schö"s B. g'macht. Das B. tue", vom Verkäufer, den
Preis einer Ware angeben W. ,Da bei dem letztge-
haltenen Rufe des N. 'sehen Hauses kein B. gefallen,
nunmehr aber einige Kauflustige sich gemeldet haben.'
S Wochenbl. 1815. ,Wann aber die Schwerstem in
ihrem Gehäusch zimmlich hoch und dargegen die Brü-
deren in ihrem B. eben ring daherfahren.' 1720, Z
Rechtspfl. ,Der Höchst im B.' ,Die Herren Deputaten
haben die Gwidembmatten zue Kilchberg dem Pfarr-
herren zue Rotenfluh als dem Höchsten im B. umb
425 Pfd zue kaufen gegeben.' 1642, Bs Rq. ,[Bei der
Vergantung von Waisengütern sollen die Waisenvögte]
Nichts an der Gant kaufen noch viel weniger Jemand
in ihrem Namen bieten lassen, dann der Kauf oder
B. niemand Anderem als dem Höchsten im B. zuge-
schrieben werden solle.' 1752, ebd. ,Dafern auch ein
Stuck Gut zu zweien Malen angerufen wird, ohne
dass es der Verganter will fahren lassen, so ist der,
so gebotten hat, sein B. nicht mehr schuldig zu halten.'
1757, ebd. ,Soll ein Jeder, der an einer Gant, wo zu
trinken gegeben worden ist, Etwas gekauft haben
wird, befugt sein, acht Tage lang von gehaltener Gant
an dem von ihm getanen Bote zu entsagen und also
den Kauf aufzuheben.' Bs Mand. 1778. — c) Wette,
Herausforderung. Wei"-mer es B. mache"? wollen wir
wetten? B (vRütte). Ich mache"-der es B., ich fordere
dich auf, mir Red und Antwort zu stehen, ebd. —
2. a) (amtliche) Anzeige, Aufforderung; vgl. Bott-Gelt
(Bd II 259). Militärisches Aufgebot; früher mündlich
durch den sog. Postläufer oder Bottläufer überbracht
AAWohlen. Ich muess z' Chrieg uf Arau i"e", gester
han-ich 's B. übercho". Aufgebot zu einem Gesell-
schaftsfest: Der Göttiröt taget im Bare": 's B. göd
g'icüss bald ume" a" d' Göttene" AAWohlen; vgl. Götti
(Bd II 527). Gerichtliche Vorladung, Citation Bs
(Spreng). „Gerichtliche Aufforderung, z. B. zur Zu-
rückerstattung von unrechtmässig erworbenem Gut,
zur Zurücknahme einer Verleumdung. Eim es B. (la"J
legge", ihm gerichtlich bieten, ihn vorladen lassen,
dass... B; VO; Sch; S; Z." ,Ie* han-em es B. la"
mache", ich habe ihm eine gerichtliche Warnung geben
lassen L; Sch' (St.b). ,Von holzfüerens wegen zuo
den zwaien schlössen zuo Güttingen vermainent wir,
das selbig nit schuldig zuo sin ; dann unser herr von
Costenz lat pott an uns legen, dass wir müessent
füeren und faren und das tuon onverlonet.' 1525,
Absch. (Beschwerde der Leute von THGütt.). ,Das b.
ab den güetern tuon' = bieten .1 bf (Sp. 1805). .[Zur
Beschleunigung des Einzugs von Zinsen] soll der
richter das b. ab den güetern tuon und dann sollichs
einem schultheissen anzeigen, damit dann das eides-
bott daruf folge, hiemit das recht in Stadt und land
glich sye.' 1567, L Ratsb. (Segesser). ,Wer der ist,
der hinnanhin iemer mer von unser statt ane gerichtes
gebott und not dingflüchtig wirt, das der und die allen
iren gelten erloubet süllent sin, ir lip und ir guot
anzegriffen.' 1396, Z Stadtb. ,Wen einer von einem
frid uffnemen wellt und er im den verseife, denn sölt
es im gebotten werden bis uff daz drittmal; und sölt
vone eim ietlichen b. verfallen sin ein pfd zu buos.'
ScHwMa. LB. ,Wenn ir min herren uns ein vogt ge-
bent, so sol der selbig vogt, wenn er an unsrem glicht
oder recht sitzt und unser richter soll sin, kein Ion
nämen, es sei denn in bots wys.' 1513, SKriegst. ,Das
erst b., so beschicht mund an mund, und der, dem
also gebotten ist, on eehaft ursach ussblibt, tuot 5 ß,
und sol im furer by 10 ß, und uff das dritt, ob er
zuom andern gebot also ussblib, by 1 pfd den. gebotten
werden, und so er also zuom dritten nit erschinen
und das recht verachten [würde], so sol dem cleger
oder gehorsamen sin recht uff sin clag und behalten
ergan.' um 1520, Bs Rq. ,Es soll ouch in den freffinen
das erst gebott syn dryg Schilling pfenning, das ander
sechs Schilling pfenning und das dritt nun Schilling
Pfenning.' ZWald Hofrodel 1586. .B. und Verbott.'
,Der selbig weibel sol schweren iederman mit sinen
sagen, pott und verbotten gelich und gemain ze sinde.'
1493, GKrinau Offn. ,Item der Weibel soll haben,
wann er dem Gericht zemen beut, zwen Schilling, und
von einem jeden B., so er zu Saass in dem Dorf tut,
zwen Pfennig; was er aber zu Saass auf den Ausorten
und Bergen, auch zu Gunters, Küblis, bieten tut, ist
von jedem B. drei Pfennig. In St Antonien ist das
erst B. und Verbott achtzehn Pfennig und dannethin
desselbigen Gangs jedes Verbott sechs Pfennig zu
Lohn haben und sonst andere B. drei Pfennig, und in
Saass, Küblis und Gunters allethalben von einem Ver-
bott sechs Pfennig.' GRKlost. LB. ,Dieweil dann ein
Zeit her die B. und V. schlechthin gehalten worden, soll
jeder, der dem ordentlichen B. des Weibels nit gehorsam
wäre, für jedes Mahl um ein Oronen gestraft werden.'
ebd. Vgl. auch Planta 1881, 183. — b) in allgemei-
nem] Sinne wie nhd. Gebot, Befehl, Verordnung. ,Ein
B. übergan' s. weg-bieten 2 (Sp. 1880). a) von Befehlen
und Verordnungen der weltlichen übrigkeit. ,Von
gebottes wegen eines ammans, eines gerichts, eines
rats und gemeiner lantlüten.' 1411, Gl Urk. , Item alle
pot sind ains herrn und vogts und mag sein ampt-
man, wo das nottürftig ist, hoche und nidere pot den
lüten tuon und gebieten.' 1467, TnHefenhofen Offn.
Die zur Förderung des Weinbaus aufgestellten Ord-
nungen sollen Andern, ,so under ir [der Hofleute]
gebott nit gewant sein', unschädlich sein. 1469, GBern.
,Daby sol mengklich sweren, eim houptman und sinen
botten gehorsam zuo sin.' 1476, Bs Chr. (,Eid in das
Feld'). ,Mine herren heften jetz die reisknecht gstraft,
das wurde bald ein anders und möcht nit gelitten
werden; es wäre nun ein Züricher böttli; man schisse
minen herren von Zürich in irs hott.' 1522, Egli, Akt
I89S
Bat, bet, bit. bot, but
1S'I|
,[Wer für die Reformation ist. solle] bei den soge-
nannten Botten [der Herren zu Bern] still stan',
sieh dabei beruhigen. 1528, Hasler Chr. ,Ich höusch
dir, das du geben sodt; widersetzt dich dann dess
keisers podt, so wüss, es würdt dir nit nach glan.'
1597, L üstersp. ,Die gebott des spils' s. Patri (Sp.
1806). — ß) von kirchlichen, göttlichen Geboten.
.Witer haben wir uns entschlossen, vestiklich ze-
halten, dass in der heiligen mes, sacrament und andren
Ordnungen und prüchen, mit bichten, beten, firen,
vasten, opfren, seldiensten, bot der spis und vasttagen
nüts verändret werde.' 1526, Absch. (Ansh.). ,Dess-
halb all menschensatzungen, so man nemmt der kil-
chen bott, uns nit wyter bindend.' 1528, B Disp. ,Das
Bodt, welches ihn gäben hat ihr Gott.' Com. Beati.
Die sehe" Ge-, Gibott. ,[Ein Pfaffe klagt gegen einen
Juden:] als dick so er in zuo den zehen botten rüeft,
so wölt er nicht dar gan und schicket ein anderen an
sin stad im ze schalkeit und ze smacht.' 1386, Z Ratsb.
,Wo du söliches überdretest, sollen dich all blagen
und all fluech angon, so in den zehen botten begriffen
sind.' 1500, AaB. Stadtr. (,der Juden eid'). ,Taflen
zun 10 boten.' L Bühnenrodel 1545/83. 's elft Gibott:
Du sollst d»v* nüd lä" ertcütsche" Z. — y) Formel-
haftes. ,B. und Verbott', als Inbegriff der Herrschaft.
.Einem schulthes und rat in iren gebotten und ver-
botten gewertig und gehorsam zuo sint.' 1493, Aa
Brugg Stadtr. .Aller platz und der gart sampt dem
Brüel ganz sampt p. und v. und aller herlikait solte
geuzlich uns übergeben sin.' 1530, Vad. ,Potte, ver-
potte, Satzungen, rechte und straffen.' B Stadtsatz.
1539. Der Abt von St Urban habe .weder b. noch v.'
den Feiertagsbruch zu bestrafen. 1552, S. .[Dem Bi-
schof von Chur] übergab [Otto IH.] allen Gerichts-
zwang, B. und V. im Schloss Cläven.' Gdler 1616.
.Einer Oberkeit B. und V.' JJBreit. 1629. .Ich Bur-
chart von Elrbach, lantvogt ze Ergäw und ze Thur-
gäw, vergich, daz ich von botz und von heizzens
wegen mins genädigen herren von Osterrich ingeant-
würd hän frawen Elzbeten daz huss.' 1352, AaB. Urk.
.(Ge-)Bett und Gebott' s. Sp. 1828. ,Bitt und b.' s.
Bat 1 (Sp. 1850). — 3. spec. im amtlichen Betreibungs-
verfahren, gerichtlicher Zahlungsbefehl (mit Buss-
androhung) Aa;B;„VO;"Gr;L; GA. ; „ScH;" SchwW.J
„S;" Tb; Z. .Wellicher einem abkauft, es seige lig-
gends oder fahrends, und kein zihl noch tag zur be-
zahlung gibt, oder das einer uff ein ablosung einen
kauff tuet und darinn kein gefahr gebrucht, sonders
an ein ablosung gehörte, soll man auch mit gebotten
in acht tagen ynzühen mögend zu bezahlen und allso
die drü gebott, iedes die acht tag, einanderen nach-
gahn lassen, und darinn ein burgermeister den gewalt
haben, die gebott schneller und kürzer, je nach ge-
stalt der Sachen, ze tund, und wann einer solicher
gebotten sich beschwert und zu dem ersten gebott
recht bütt, so soll der handel an das gericht gewisen
und allda gefertiget werden. Welicher aber das erst
gebott annimbt und kein recht fürschlacht, so sollend
die drü gebott einanderen nachgahn, und so einer die
alle drü Übersicht und zu klag kombt, sol der selb
uf des klegers costen, wenn er den stattknechten die
fünft Schilling erleidt, gefänklich angenommen, in ge-
fängknuss gelegt und nit wider hinus gelassen werden,
er habe dann den kleger umb syn schuld und costen,
auch gemeine statt umb ihr buess. die da ist zwanzig
batzen, abgefertiget und bezahlt.- Z Gerichtsordn. 1546.
Vgl. über die ältere Zeit noch Bluntschli, KG. - 2.
131 ff; Segesser, RG. 4, 138 ff. <x) Eim es B. schicke"
GA.; Z, tue" Gr (Tsch.). Es B. übercho" AaWoIiL;
SchwW. ; ZDättl., O., S. '.s- göd üs bi 's Hans-ChasperUs
Ine": der Alt hed de" Marge" 's B. übercho" AaVVoIiI.
Eim '*• JB. a"hgge" AALeer.; B; ThMüIIIi.; ZDättl., (la"J
legge" „B; VO;" Lj „Sch; S; Z", dem Schuldner einen
Zahlungsbefehl zustellen (lassen). .[Wird eine For-
derung bestritten] soll ein herr von St Gallen noch
sine amptlüt den armen man nit mit botten zwingen
und kein bott anlegen, sonder den armen man mit
recht fürnemen und beklagen. [Sind die Ansprüche
gerichtlich festgestellt] alsdann mag sin gnad darnach
bott anlegen.' 1525, Absch. (Entscheid über Beschwer-
den der Gotteshausleute). Gleichbed. : ,ein b. tuon uf.-
Aufgehoben wird die ältere Bestimmung, dass die, ,die
potte uff ein tan und aber nit mögen zalt werden, sollend
als dan von iren rechten kommen sin.' 1588, AABrugg
Stadtr. .Pfändung, Gepott und Angriff soll [gegenüber
Kranken oder Gefangenen] kein Kraft haben.' 1620,
ebd. — ß) die Zahl der ,Botte' wechselt, gew. erscheinen
ihrer drei, 's erst, 's zweut, 's dritt B. übercho" Aa
Leer. ,Wan uff ein burger 3 potte getan werdent, so
sollend uss gheiss eines schultheissen und rats die
gantmeister sampt dem stattschryber in desselbigen
huss gan und alle ding uffschryben.' 1588, AABrugg
Stadtr. .Der Ratschreiber legt jedem Schuldner seine
Botte an, wie folgt: Das erste Mahl schickt er dem
Schuldner eine Wahrnung durch den Vogt oder Weibel;
darauf wartet er 14 Tage. Wann der Schuldner nicht
zahlt, so schickt er ihme sodann das erste Bott und
in folgender Wochen das zweite Bott und endlich in
der vierten Wochen den sogenannten Feil-Ruff oder
getruckten Zedul, welcher dato nichts anders als das
letste Bott vom Ratschreiber ist, worauf dann der
Schuldeubott die fehrnere Rechte fortsetzet' Z Rat-
schreiberordn. 1761. ,Dem Schuldner wird durch den
Untervogt das Warnungsbott zugeschickt und herauf
14 Tag zugewartet, auf nicht erfolgte Be Zahlung er
sodann mit dem Anlegungs-B. belegt, und in folgender
Woche darauf mit dem zweiten und bis in 8 Tagen
mit dem dritten rechtlichen B. fortgefahren. Wann
sodann 8 Tag verflossen, wird die schriftliche Zeug-
samme von dem Vogt anbegehrt über ergangene erste
B.' 1787, Z Ges. (Ordnung betr. den Rechtstrieb im
Kelleramt). ,Die Warnung oder das erste B. ; das
zweite B. oder die Ankündigung des Pfändens; das
dritte B. (dieses B. folgt als der sog. Schreckzedel,
womit die Auffallsrechte angekündet werden).' 1803,
Z Rechtstriebsordnung. Dagegen sieht das Brauch-
buch von Kadelburg in der Propstei Zurzach vom
Jahr 1671 sieben , Botte' vor; s. Arg. 1866, 139. —
Y) auch die Fristen wechseln. .Schnelle B.', mit ab-
gekürzten Fristen. ,[Die] Stuben wird ime wider ab-
kannt und durch die schnellen b. erkennt ze handle».'
1587, ZSchwam. ,Und sind das die Gebott, schnelle
B. genannt. Wie lang dieselben stand: zum ersten
an 3 Pfd, stand 8 Tag; demnach an 6 Pfd, stand
3 Tag; darnach an 9 Pfd, staht 1 Tag und 1 Nacht;
und dann an 18 Pfd, das staht denselben ganzen Tag
biss am Morgen.' 1675, ZKyb. Grafschaftsr. (Eintreibung
fälliger Gerichtsgebühren und Bussen). Auch uneig.
Mit schnellem P., schleunigst. D' Regien"g fürt mit
schnellem P. Mir wüsse"d scho", wie 's ligge" sott:
1895
Bat, bet, bit, bot, but
1896
Cw'cg muess ä' Universität, d' Begieri"g und Alls weg.
1839, Straussenlied (Z). — 8) ebenso wechselt die
Höhe der Bussen. .[Man soll] im gebieten lassen zuo
bezalen. Ob er denn das selb bott ouch Übersicht,
ist er aber kumen umb zwei pfund, und sol witer an eim
schultheissen und rat ston, was er liden soll.' 1384, AäB.
Stadtr. ,Und soll von anderen übersechnen Bottinen.
uinb was Sachen die rechtmässiger und formklicher
Weiss ergangen, auch nicht mehr dann von jedem
übersechnen Mahl drei Pfd biss aurl's dritte Mahl ge-
forderet und erst vom vierten übersechnen Bott zehen
Pfund bezogen werden.' B Gerichtskostenordn. 1648.
, Weilen aber die einforderende Bussen von wegen der
übersehenen Bottenen für allzuhoch und excessivisch
geachtet worden, als habend wir dieselbige dissmahlen
auch dahin gesetzet, dass fürohin im Oberen Ergöw,
wann das Vierwochen-B. verflossen und vor Gricht
würklich geklagt wird, nicht mehr als drei Pfd, im
Underen Ergöw aber von den ersten drei Bottenen,
wann es darbei bleibt, nicht mehr als zwei Pfd, von
dem vierten übersehenen B. aber vier Pfd Buss ein-
geforderet werden solle.' B Mand. 1711. Nach der
Grösse der Bussen unterscheidet man ,hoche' und
,nidere B.' ,Wer eine laufende Schuld nicht zu ge-
höriger Zeit bezahlt, wird auf Verlangen des Gläu-
bigers sogleich gewarnt oder zur Zahlung aufgefordert.
Solches geschieht dreimal und zwar in der Stadt von
Tag zu Tag, auf der Landschaft hingegen von Woche
zu Woche. Diese Warnungen heissen die niedern
Botte. Erfolgt nach dem 4. Botte keine Bezahlung',
wird zur Pfändung geschritten. DWyss 1796. Siehe
noch Urkund (Bd III 351). — s) Prioritätsordnung.
,Wie die potte uff einen tan werdent, also sollend sy
einandern nachgan und zalt werden; ob aber einer
oder mer, frömbd oder heimsch uff einen nit potte
tuon wöltend oder tan bettend, der und die selbigen
sollend still stan und warten.' 1512/3, AABrugg Stadtr.
,Wann einer lidlon zu einem hätti oder gesetzte pfand
oder verrechtfertigte pfand, die sönd gon vor den
potten und allen gälten.' 1527, Aa Weist. S. noch vor-
faren (Bd I 899). — Q >ln Gegs. zum Rechtsweg. ,Die
schulden sollen [im Tu] mit recht und nit mit botten,
wie bisshar gebrucht syg, inzogen werden.' 1530,
Abscu. ,Der Bottenen um Schulden halb, welche biss-
har an etlichen Orten an statt dess Rechten braucht
worden.' B Mand. 1648. — 4. „ehedem eine Versamm-
lung aller Mitglieder auf einer Zunft, um ein neues
Mitglied aufzunehmen oder ein fehlbares zu bestrafen,
vorzüglich in den schweizerischen Hauptstädten (des-
wegen so genannt, weil den Zunftgenossen dahin
zu kommen geboten ward)." Zunftversammlung Bs
(Spreng); BStdt, Thun; Sch (Kirchh.); ZStdt, Jahres-
versammlung von Zünften zur Abwicklung der Ge-
schäfte LStdt, Hauptversammlung der Zünfte mit
Schmaus Ndw, Versammlung der , Zünfte und Meister-
schaft' mit Nachtessen und Tanz am Montag nach
dem 4. Sonntag im Januar OßwKerns (vgl. Näch-B.),
Zunftmahl AALeer. Ordentliche Versammlung von
Schützengesellschaften BE., Stdt, Thun. Ich muess
a" d's B. Er ist am B. g'si". Die ,Partizipanten'
[Anteilhaber am Zunftvermögen] gehen zum P., i" 's
P. ZStdt. .Solche Meister können bei den gewohnten
Gebötteten ungehinderten Zutritt haben, wann sie die
gewohnten Auflagen bezahlen.' Z Sattlerordn. 1805.
E" B. a"säge" Sch. Vatter, der Weibel hat hüt en B.
a'g'sät. ,[Der neu als Stadtmeister Aufgenommene]
muss die Stelle des nun abgegangenen Jungmeisters
versehen und aus Auftrag Herrn Pflegers die Gebötter,
die die Stadtmeisterschaft wie bis anhin zu halten das
Recht hat, unentgeltlich ansagen, und zwar in eigener
Person.' Z Tischlerordn. 1828. ,[Einem] ins B. sagen'
Sch (Kirchh.). ,Es sollen beide für ehrliche Meister
und Zünfter gehalten, auch ihnen in die Pott gesaget
werden.' Z Ratserk. 1625. ,So oft man kommt beim
Eid ins B. zu sagen.' FWtss 1673. ,So soll man [dem
Meister], so lang er [die Busse] nicht erleit, nimmer
ins B. sagen.' GitChur Tischmacherordn. Dem Um-
schickmeister beim Hafnergewerbe kommt zu, , einen
Tag vorher in das Gebot zu sagen.' XVIII., ZWthur.
,Das pot bieten' s. Sp. 1863. ,Ein B. samlen, berüefen.'
,Es soll ouch kheiner kein p. samlen lassen one bson-
derbare ursach ; so aber einer eins potts nottürftig
wäre, sol ers den stubenknecht lassen umb sagen oder
pietten, und der das p. lassen brüeffen, sol angents
zachen Schilling legen, und so einicher unsers handt-
werchs noch verkündung des potts versumte oder us-
belibe, der soll ein batzen ze straff verfallen syn;
sye dann sach, das er sins abwäsens und usblibens
halb gnuogsam verantworten könne.' 1579, AAZof.
Tischmacherordn. ,Ein B. begeren.' ,Weleher nach
altem Brauch [zur Entscheidung von Streitigkeiten]
bei dem Oberzunftmeister oder Bottmeister ein B. be-
gehrt und dieselben bedunkte, ohne allen Verzug von-
nöten sei ein B. zu halten, so mag es besehenen; wo
es aber unnötig in der Wochen zu halten, solle es
jederzeit biss am Sonntag verzogen werden.' GitChur
Tischmacherordn. ,Ein Bott kaufen' s. Bd III 171.
B. ha" B (Zyro). Mer hei" B. ,Ein B. halten.' ,Soll
bestimmt jede Fronfasten auf den Tag ein Gebott ge-
halten werden, wo jeder Meister, zur Zunftlaad ge-
hörend, 2 Bazen in die Laad bezahlen solle.' Z Gesetze
der Küefer und Kübleren 1805. ,Do er [ein Kürschner]
im das fuoter gemachot, da duchte es in nit guot;
und beredt das als verr, dass es für die kürsener Zunft-
meister und ir antwerch gezogen ward ; und also hat
[der Zunft-] meister Caspar ein gehott.' 1425, Z Ratsb.
,[Es hat] sich gefüegt, dass die [Pfister-] meister ein
gebod uff ir stuben hattent' 1431, ebd. ,Man hielt
ein gemein b. uf allen zunften uff des helgen cruz
tag im meigen.' 1525, Bs Chr. .[Die Almosengenössigen]
sind so gar unverschambt, das, wann in der constafel
ald Zünften ein b. gehalten, sy ouch dahin kommend
und sich glych wie andere, es sige mit dem meeren
oder sonst haltend.' Z Ratserk. 1564. ,Das Bott der
Schuhmacher wurde im XVI. oft an einem Fronleich-
namstag gehalten.' Liebenau 1881 (L). ,Wie man bei
uns pflegt zu sagen: Die zwölf auf der oder diser
Zunft haben ein B. gehalten, ob gleich der ein und
ander gemanglet hat.' FWvss 1650. ,Us dem B. gan.'
,Wer us dem p., ob [ehe] es us ist, gat, git 5 ß.' B
(Gesellschaft zum Distelzwang). ,Us dem B. klappern'
s. Bd III 663. Auch von den sonntäglichen Versamm-
lungen der Handwerksgesellen auf ihren Herbergen.
,An einem Sonntag, während der Kinderlehr, halten
die Handwerksgesellen gewöhnlich auf ihren Herber-
gen ihre Gebötter, welche Erlaubnis ihnen a. 1632
und a. 1677 von MGnH. gegeben und bestätet worden.'
vMoos (ZStdt). D's gross B., die jährlich zweimal statt-
findende Hauptversammlung der bürgerlichen Zünfte zu
' BStdt; die Jahresversammlung der Zünfte BThunf-
1897
Bat, bet, bit, bot, but
lS!t«
Vgl. Bari 1885, 14. Die Wabl der Vorsteher und an-
derer .Ambtlüt', d. h. eines Obmanns, des Schützen-
meisters und der Siebner, des Stubenknechts, des
Schreibers und der Zeiger, des Stubenmeisters, des
Weinherrn, des Bleiherrn etc., auch die Beratung und
Beschlussfassung über neue Satzungen geschah all-
jährlich einmal durch eine allgemeine .Frag' oder das
,gross Pott.' XVI., FMarti 1898 (Z). Vgl. noch B.-Gelt
(Bd II 259), -Meister (Sp. 521), ferner Geering 1886,
74 ff. — 5. a) i. S. v. Verbot. Obrigkeitliches Verbot;
vgl. B.-Besem (Sp. 1669). ,Ist gesetzt, wan ein weibel
oder sin botten krieg verbiete, es sei an kilchwichen
oder an brutlauffen, das bott soll währen unz zuo
mitnacht.' LRotenb. Amtsb. 1490. ,Ob einer houpt-
man wurde und über alle pott [Reislaufverbote] hin-
weg zücht.' um 1520, AaB. Stadtr. ,In gebott legen',
mit einem Verbote belegen. ,So klagten sich die lüt
in dem ampt, dass die von Zürich die bech, so durch
ir eigen lechen oder zinsgüeter, die man tür und hoch
verzinsen müess, fliessent und rünnent, verbannen und
in g. legen.' 1441, ZGrün. ,B. und bann.' ,[Die Do-
minikaner] wöltid ire sach bestätigen und ire wider-
sprächer mit b. und bann abstellen.' Ansh. ,B. und
straf.' ,Dass die ufwigler und kriegsfüerer und löufer
mit b. und straf ernstlich abgewist wurdid.' Ansh.
,Buoss und b.' ,Die von Nüwenhof söllent und mö-
gent ir fridhäg beschouwen und dieselbigen straffen,
so nit gehaget sind, wie ir buossen und botten us-
lutend.' AANeuenhof Offn. — b) spec. von Personal-
und Sacharrest. .Verhütet einer eim sin guet, der
sol ouch das b. vertigen den ersten tag und eim ver-
künden, des das guet ist; kumpt ener nüt, so mag
diser eim über acht tag ververtigen sin guet am gricht.'
1460, L. ,Ob ertlichen andern stetten, so dem heiligen
rieh verwandt sind, das ir in verpot gelegt wäre, das
der herzog das alles abstelle und in das volgen lasse
und halt, wie er sy vor solhem b. gehalten hab.' 1475,
Bs Chr. Es B. uf Eppis ne", legge", Etwas an Zah-
lungsstatt mit Beschlag belegen (lassen) Nuw. ,[N. N.
habe] im das sin uff dem hoff ze Niderwil nid Baden
gelegen, den sin vordem und er lange zit gebuwen,
in gebott geleit, über das und er nit wisste, daz er im
ützit schuldig ald pflichtig were ze tuonde.' 1444, Z.
.Derselben Haab und Guot verhefften und in B. ver-
leggen.' L Ansehenb. .Das Gebott tuen' s. Sp. 1875.
1876. ,Uss dem b. und über ein b. hinweg faren' s. Sp.
1877. , Wider in das gericht und b. stellen' s. Sp.
1874. — 6. als Spielausdruck, a) festgesetztes Ziel;
Syn. Biet III b (Sp. 1859); vgl. Bott-Stud. Beim Ball-
schlagen (Prelleri"sJ ; s. Bochh. 1857, 390. Beim En-
geli- Träge'; s. ebd. 441. Im Bolleilen (s. Bd I 17)
das Ziel, nach dem zur Bestimmung der Reihenfolge
der Spieler geworfen wird SSelzach. De", wo am
nächste" bim Bott isch, isch der erst. — b) Asyl beim
Fangspiel AaFh., Sulz; Syn. Biet III c (Sp. 1859),
Ver-Mt (Sp. 1878). S. noch bieten 3 b (Sp. 1866). —
c) in Spielrufen, a) Bott a" mir! ruft das verfolgte
Kind im Spiel A"schlagi"s, wenn es das Ziel erreicht
BD. — ß) in einem Fangspiel ruft der zum Fangen
Verpflichtete: Schinder mit der Schär! Man antwortet
ihm: Pott uf dem! AaFh. (Hunziker). — d) Gang im
Ballschlagen (Prelleri"s); s. Rochh. 1857, 390. -
e) Einsatz. .Sydtenmal wir umb einen angster ze
spilen und ze kurzwylen, merer args damit zuo ver-
hüeten, erloubt und es aber hieby nit beliben, sunder
diss unser erloubung missbrucht und die spil mit
botten und anderen gefärden nüt destminder gröblich
vertüret worden.' Z Mand. 1530. Auch als Name eines
damit verbundenen Spiels; vgl. bieten 2 d ß (Sp. 186:'.).
.Keiner soll kein schanz, pott oder ander spil, wie die
nammen mögen haben, nit türer dann umb ein angster
machen und spilen.' Z Mand. 1528. — 7. in adv. Ver-
bindungen, a) mit dem Gen. Sg. a.) ei"s Botts, auf
einmal SL., auf einmal, plötzlich Z. — ß) g'rade"
Potts Ap, g'radbotts Aa (Dan.), gerade in dem Augen-
blicke. G. wenn, gerade dann, wann... AA(Dän.). A"
der Urnäscher Chilbi mache'd s' bigotts ab, seu wölli'd
g. P. uffBoschi aben, go" 's Chlöster vertüfle". Schweizer -
münd 1891 (Ap, vom Rorschacher Klosterbruch 1490).
— f) z'erste" Botts (Potts) Ar (auch ro" z' erste" Potts);
B (LTobler); GT.; TiiBodensee; ZB.,Lunn.,0., z'erster
Potts ÄALeer. 1) zunächst bei Versteigerungen, zum
ersten Angebot ZLunn. Tüsig Franke" z'e. P. Ent-
sprechend z' ziceute" Potts, ebd. — 2) zuerst, gleich
zu Anfang, vor allem Andern Ap; GT.; ZO. Er ist
nid z'e. B. zu mir cho" GT.; ZO. (Vo"J z'e. B. hed-
mer d' Sach nild g' falle". Wenn Eine wall i" d' Witi
gö" und im g'rad z' e. B. es Mannc"volch begegni, so
müess-me" b'sunders glücklich si". Stütz. Die Zwetsch-
gen galten z' e. P. einen ziemlich hohen Preis. I'h
hän-mer neime" z' e. P. schier g' furcht. Stütz. S. noch
Stuben-Fuchs (Bd I 658). Z'letste" Botts, zuletzt ZB.,
O. Oft in der Verbindung: z'erste" Potts und z'letste"
Potts ZO. — b) in der Verbindung alli Bott BsStdt
B tw.; Obw; W, alli Gibott Bs, alli Pott AaFii., Leer,
(seltener); BBr., E., Gerz., Si. (ImObersteg); Z (sel-
tener), all Bott AaHL, Zein.; Bs; BGr., Stdt; Gi.Näf.;
GRÜVatz; GG., T., W.; ScHHa., St. (Sulger); S; Uw
Stans; W; ZoOÄg.; Ztw., all Pott AALeer., Wohl.;
Ap; BE., G., O.; Gr; LSemp.; GRh., Sa., Wl. ; ScHNnk.,
Stdt; uTh, Untersee; Ndw; U; ZBülach, Dättl., Fehr.,
0., Stdt, Zoll., all Bort AaF.; UwStans; Zg; Z (KMeier
1844), all Port LG., Ha. ; Zg, von an sich nicht pe-
riodischen Vorgängen und Zuständen , die sich in
kurzen Zwischenräumen wiederholen, a) jeden Augen-
blick (wieder), ein Mal ums andere, in einem fort AaF.,
Fri.; Ap; Bs; B; Gr ; L; GSa., T.. WL; S; ThHw.,
Pfyn, Untersee; Uw; W; Zg; Z. .Singulis momentis,
assidue.' Id. B. Es hat gester a. B. g' regnet, 's Chind
sehnt a. B. Ich muess-mieh a. B. ermisse". Der mues'
a. P. verschnüfen und d' Hand mit Ghlopfe" rertwärme",
beim Rudern. ONägeli 1898. Er hed-mer a. B. a"
Grind ane" g'ge". ,Die Meisterin muss dem Jungen
a. die Hosen flicken.' Schwz. Bader 1898. Wil si a.
B. mit Stange", Seilere" und auch mit breite", röte",
sidige" Bängeren itfglia" werde", so geit 's numme"
langsam vorwärts und chost deriolle" der Höehziter
gar mänge" schone" Batze". Schild 1885. Die Zit gät
umme": 's ist a. P. wider Neujär. Bei Ausdrücken
der Bewegung. Er chunnd a. P. zue-n-is, auf Besuch.
Er chunnd-mer a. P., überläuft mich AALeer. Min
Schatz chö"d a. P. vor 's Lädeli, macht: pst! ond: wo
bist? Sang und Klang 1899. Seherzh.: Er chunnt a.
P. und dann glich (grad) wider G; Th; Z. Ich hän
a. P. müesse" zum G'meindamme" gö". Stütz. Pleo-
nastisch all Port eisster L (bes. in der Kindersprache).
Es ist -nur a. P. e. übel worde", klagt ein Kranker.
Die auf einem alten faulen Schiff fahrenden Pilger
fürchteten ,alle B.', der Laden, der schon stark nach
innen gebogen war, werde ,zu folera' zerschlagen.
1899
Bat, bet, bit, bot, but
1900
1600, AKcculer 1895. ,Ein Herr hatte all Bott andere
Knecht und Mägt; von dem sagt Einer, er wohne gar
an einem gsunden Ort, Ursach: es sterbe nie kein
Dienst bin ihm.' Schimpfr. 1651. Si händ albot zwo
Ckuglen an en ysenen Möschfaden bunden. Bantle
1712; dafür allibot. Gespräch 1712. — ji) zuweilen,
dann und wann, ziemlich oft Gr; Lj GEh.; ScHNnk.,
Stdt; TaDiess., Hw.; ZcOÄg.; ZDättl., 0. J* war
sehn" a. B. gern zue-der chu", aber ieh ha" din 3ta""
g'schohe"; er macht gar allewil e" G'fräss a" mich ane".
A. P. e"mäl, etwa einmal Th; Z.
Mhd. (ge-)bot; vgl. Gr. WB. IV 1 a, 1801/13. Dal. PI.
.Butteren.' Z Ratschreiberordn. 1761. Der PI. .hotten' (s. 5a)
viell. blosse Angleichung an das vorhergehende .buossen';
doch vgl. auch Schreclc-Bott. — Bemerkenswert ist eiu mehr-
fach bezeugter PI. auf -i (Nom. ,Botti.' B Mand. 1648; L
Ratsverordn. 1654; Gen. ,Botti.' ebd., .Botteuen.' B Mand.
1648/1711; Dat. ,Bottinen.' BMaud. 1648, .Bottenen.' B
Mand. 1711); es liegt wohl Übertragung von alten Ja-Stäm-
men vor, denen ein solcher PI. urspr. eigen gewesen zu sein
scheint; vgl. Anm. zu Erb (Bd I 428), Bett (Sp. 1812),
Stuck. — Zu 7 b. Für die zweisilbige Formel wird angegeben
als gew. Betonung ui für AaWohl., Zein. ; B; SchNnk. ; ZStdt,
für ThMüllh,; in ThHw. ; ZO. wird unterschieden zw.
für a und *"' für ß.
Ab-Bott. Die schwyzerischen Gesandten machen
einen Anzug , wegen den eidlichen Abboten, so in
dem Hof Kaltbrunn besehenen, und wann eines oder
das andere sollte übergangen worden sein, ohne dass
der Gotteshausammann solche angezeigt, sowohl Herrn
Landvogt als Herrn Untervogt, und wann Fehlbare
diesertwegen wären und dem Gotteshausammann nicht
geklagt worden, selbige beiderseits zu constituieren
und zu corrigieren anbefohlen sein.' Die glarnerischen
Gesandten stimmen bei und sind gesinnt, ihrem Stande
die ,Eidsbott' allezeit laut der Landrechte beizube-
halten. 1742, Absch. VII 1, 1281.
Eid-, Eiden-, Eid (e)s-: 1. beim Eid ergangenes
obrigkeitliches Gebot. ,Abt Gothart [Hess] a. 1499 in
alle des gotzhus gegninen ain ayden gebott usgan,
das yederman mit Waffen, schuo und harnasch, wenn
man si witer ermanen wurd, das alsdann yedermann
gerüscht war, an die end zuo ziechen.' GWyl Copia-
buch. — 2. spec, beim Eid erlassener letzter, der
Exekution unmittelbar vorausgehender Zahlungsbe-
fehl; vgl. Seg., EG. 4, 142. Der Ammann zu Dietwyl
[im Freiamt] behaupte, alle Frevel und Eidesbote und
andere Bussen gehören Luzern. 1557, Absch. 1573
wird das E. in Luzern wegen Missbrauchs des Eides
aufgehoben: ,So er dasselbig [bott] übersieht, solle
er demnächsten in den türm gelegt und also das eids-
bott underlassen werden.' Seg., EG. , Falls vom Schuld-
ner das 1. und 2. Pott angenommen und glychwol der
Ansprechet" noch nit befridiget wurde, mag er für
Schuldheiss und Eat keeren und das dritte oder Eid-
bott uf ihm werben.' 1623, Aa.
Vgl. ,bi Eiden, bim Eid bieten' (Sp. 1865); sowie auch
die Stelle: ,Als dann der unsern von Zuflken erbar botschaft
uns vergangner tagen fürtragen lassen, wie ir inen die fyrtag
ze halten, hinder der mess ze stan und mit krüzcn ze gan
sölicher nmss, nemlich welicher das uit tüege, ir denselben
an lyb und guot strafen wellint, item ouch an die eid ge-
hottet], einen vogt, der nit irs gloubens ist, anzenemen, ist
das alles um dor kürze willen under dem wörtlin oidsge-
botten in unserni schrybeu zuosanimeu vergriffen.' 1532, Z.
Uf-Gibott: wie nhd. Aufgebot. ,Dass keinem
Undertan gebührt, wann dero Oberkeit ein Auffbott
oder Befelch ergehen lasst, solches zu examinieren.'
1653, LE. — Bechts-Üf-bott: gerichtlicher Zah-
lungsbefehl Sl'H.
An-(Ge-)bott: 1. (An-bott, -butt) das Anbieten,
Anerbieten W. Bim erstu" Epfilaributt (im Paradiese).
- 2. a) (An-gebott GrD., Pr., Seh., -gibott W) Angebot
bei Steigerungen. — b) („An-bott") das erste Angebot;
z. B. „das A. auf das zu verkaufende Haus tun AaF. ; L."
.Bietet von 11 Uhr bis 3 Uhr Niemand [auf die zum
Kauf ausgebotenen Pfänder], so verkündet [der Gläu-
biger] dem Schuldner durch den Weibel, sofern er
die Pfänder innert 8 Tagen nicht durch Bezahlung
der Schuld einlöse, so behalte er sie um sein Anbott.'
LKriens Amtsrecht (Seg.). — 1 wird von FStaub als
Masc. angegeben.
Un-Bott: ungehöriges, zu geringes Angebot auf
eine Ware Bs. ,N. feilset die reben und bott im
daruff 50 guldin; also muogt nu denselben Heinin
Swager das ungebott. Do sprach der N. : Ich will der
besser sin und will dir 60 guldin geben. Uff das ant-
wurt aber Heini Swager und sprach zuo im: Du tuost
mir ein unredlich gebott, du hettst doch mir in kurzen
tagen geraten, 100 guldin darumb zu geben.' 1432, Z
Eatsb. — Eechts-er-bott: Eechtserbieten. , Es ha-
bend etlich under üch statt und Völker mit kriegen
angewendet allein darum, dass sy das gottswort ha-
bend by inen lassen predgen, und das geton über alle
r.' Zwingli. — Üs-Bott: Erlass. ,Die künglich maje-
stat hat geschriben in sinem egemelten usspot des
babstuoms halb.' Ansh. — Ober-vogts-, Land-
vogts-. , Auf der Landschaft solle bei offenen Beeilten
dem Schuldner zuerst gütlich gefordert, 8 Tag her-
nach bei dem Ober- oder Landvogt um die drei Dorf-
Bott angehalten, dem Schuldner alle 8 Tag eins und
8 Tag nach denen drei Dorf-Botten des [1. das?] Obcr-
oder Landvogts-Bott angelegt werden.' Sch Auffalls-
ordn. 1743.
Ver-: 1. wie nhd. Vgl. Verbotts-Tag. , Verbott in
der Wichen und süss beschächen, die man järlich
offnen und mit verbieten ernüwren soll in der kilchen.'
1498, AABrugg Stadtr. (Titel). ,Bot und V.'; s. Bott II 2.
.Päpstisches V.', Kirchenbann. ,üahero die Bassler
lange Zeit dem päpstischen V. underworffen waren.'
JGross 1624. Spec. a) Verbot, das auf ein Grund-
stück, einen Weg, eine Ware gelegt wird B. Es V.
a"!ege". Übertr. von einem Grundstück, das mit einem
Verbote belegt ist ÄALeer. Er göt über 's V. —
b) Sach-, auch Personalarrest. .[Ansprache] soll han
ie der erst, so am verpott ist, vor dem andern.'
Ende XV., Z Auffallsordn. .Wellicher über v. von der
statt fart an verkomnus sins Schuldners oder willen
unser amptlüten, der ist uns ze buoss verfallen 3 lib.'
1512/3, AABrugg Stadtr. .Wenn ein uffall uf einen mann
kompt, es syge by synem leben oder nach synem tod,
und die gelten verbietend und die verbott und erstand
am rechten zue verferggon, soll mit recht erkennt
werden, dass man in drygen kilchen solle verkünden.'
1535, ZKn. Amtsrecht. S. noch ver-bieten 2. Es V.
legge" uf Öppis Nüw, .Etwas in V. legen'. Etwas (zur
Sicherstellung eines Guthabens) gerichtlich in Be-
schlag nehmen; Syn. rer-bicten 2. N., dem der Pfarrer
die gelieferten 12 Mass Anken nicht bezahlte, legte
den Hanfzehnten seines Amtsnachfolgers in ,verpot.'
1597, SBib. .Während der Ernde und Herbstzeit kann
von dem Schuldenrichter auf die einzusammelnden
1901
Bat, bet, bit, bot, but
1902
Feldfrüchte eines sclion lange rechtlich belangten
Schuldners ein V. (Arrest) gelegt werden.' DWyss
179ti. S. noch Bott II 5 b. ,Das V. entschlagen', seine
Aufhebung bewirken. .Und so derjenige, dem solches
V. gelegt, innert drei Wochen mit Recht entschlagt
(so ihme dasselbig unleidenlich wäre), ist mit Heil;
so aber das V. von deme, so verboten worden, nit
entschlagen wurde und um das V. nüt geben, so soll
und mag der verboten hat, den andern mit Recht
suchen.- GRKlost. LB. S. noch Ver-bieter. — 2. amt-
liche Verfügung. Der Landvogt zeigt an, dass er
durch ein ,V.- die Landstrassen zu reparieren befohlen
habe. 1728, Abscb. (obere freie Ämter). — ver-bott-
lich: verboten. ,Der kleger soll den beklagten vor
sinem ordenlichen richter suochen und nit gewaltiger
noch verbottlicher handlunggebruchen.' 1532, Strickl.
(Handelsvertrag mit Mailand). — Rechts-ver-b. :
amtliches Verbot, z. B. ein Grundstück zu betreten,
über eine Brücke im Trab zu fahren AäF., Ke.
Bestand-ver-b.: Arrest auf den Hausrat von
Mietern, von denen man heimlichen Auszug ohne Be-
zahlung des Mietzinses zu befürchten hat B.
Es wird dadurch dem Mieter untersagt, im Bestand des
Hausrats eine Veränderung vorzunehmen, iiaiii. irgend ein
Stück zu entfernen.
Yor- Pott: Ankündigung Ni>w. Ungewöhnlich grel-
ler Klang der Glocke ist es V., das' (]Uch Epper sterbt.
— Für-Potr: gerichtliche Vorladung AaWoIiI.; vgl.
F.-Gelt (BJ II 259). .Item man sol geben umb ein
fürgebut S haller.' 1406, Th Landgerichtsordn. .Ein
weibel ist verbunden, den lüten zum gricht ze bieten
und fürzebieten und alle botte zu tun, die min herren
antreffen. So hat ein weibel von eim fürbot 4 haller.'
1460, L. ,Ob yemand uff' furgebot gehorsam erschine.'
um 1520, Bs Rq. ,Libellus, ein tagzädel, fürbott zum
rechten, ein citation.' Fris. ; Mal. ,Den Grichtsweiblen
soll für jedes F., so in der Nähe kan verrichtet wer-
den, geordnet sein '/« Batzen.' B Mand. 1711. ,F. tuon.'
,Ein ammann soll ein fürpott tuon umb zwen pfenning.'
1510, ZErlenb. Offn. ,Der grichtsweibel soll schwe-
ren, alle f. (.und Wahrnungen.' 1715) fürderlich ze
tund und dheins lenger dann ein nacht zu verhalten.'
1553/1715, Z. , F. anlegen.' ,Die jeden Orts bestellten
Vierer zu Anlegung der Fürbotten.' B Schwellenordn.
1766. ,F. verkünden.' .Wann einer einem andern ein
f. und demnach ein offnen tag verkünt und darnach
vor gricht nitt ersehynt.' 15ö6, Zg. ,F. inne han.'
,Beschicht ein dotschlag in der grafschaft, da sol ein
richter, der in demselben twing ze richten hat, daz
erst fürgebot inne han.' AaF. Richtung. Zu bestimm-
ten Zeiten darf nicht vorgeladen werden. ,Zuo meyen
und zuo herpst gitt nieman kein fürgebott.' 1510, Z
Erlenb. Offn. Gew. wird dreimal vorgeladen. ,[Wenn
Jmd einen Bürger] beklagen wil umb geltschuld, dem
sol fürgebotten werden ze dem ersten mal under ougen;
kumpt er denne uff den ersten tag für und machet
den kleger unklaghaft, das ist guot; muoss aber der
kleger klagen uff den andern tag, das fürgebott soll
im denne beschechen ze hus oder ze hoff; kumpt er
denne und wirt vellig, so ist er dem kleger verfallen
ze geben zwen Schilling stebler an gnad; niuos er
aber klagen uff den dritten tag, das fürgebott sol im
aber beschechen ze hus oder ze hoff; ob er denne
vellig wirt, so ist er vervallen ze gebenne dem kleger
dry Schilling ane gnad.' 1384, AaB. Stadtr. ,Welr mit
dem andren ze rechten hat, dem sol ein vogt fürge-
bieten einest; übersieht er die diu fürgebot, so soll
er allu drü gebot von ieelichem 3 ß.' LAdligenschwyl
Hofrecht. .Edictum peremtorium, das letst und endt-
lich f., nach dem, so einer nit erscheint, der richter
im rechtshandel fürfart und ein urteil feit oder recht
gon lasst.' Mal. ,F. in Gasts-wys.' .Gastgrichte oder
F. in Gastswys sollend allein frömbden Lüten oder
umb Scheltwort, Seel und Ehr oder Gwalttat und Sa-
chen berürend, die augenschynlieh am wachsenden
Schaden ligend, verwilliget werden.' B Sittenmandat
1628. — Frön-fasten-Bott; jeweilen am Sonntag
nach Fronfasten zstretende Zunftversammlung. 1489,
Bs (Ochs); vgl. Geering 1886, 74 ff. — Frid-Bott:
Aufforderung Frieden zu halten. , Weiher den andern
über fr. liblos tuot, zuo dem sol man richten mit den
hohen gerichten als zuo ainem morder.' 1487, GBern.
Auch bei RCys. — Fritschi-Bott: Jahresversamm-
lung der Safranzunft in Luzern zur Erledigung der
Geschäfte; vgl. Fritsch (Bd I 1342). — Haft-Bott:
Arrestverfügung. Häufig in den Protokollen des Z
Stadtgerichts im XVII. ,Der Arresten und H-en.' 1655,
Hilty 1891 (Z). — Haupt-Gi-bott: die jährlich am
Sonntag vor dem Sechseläuten [s. Bd III 1511 f.] zur
Abwickelung der Geschäfte stattfindende Hauptver-
sammlung der Partizipanten der ehemaligen Zünfte
ZStdt. — Ober-herren-Bott: Jahresversammlung
der Oberherrenzunft BThun. — Jude"-Bott: zu ge-
ringes Angebot ScHSt. (Sulger). — Jär-Bott: jähr-
liche Hauptversammlung LStdt (Zunftordn. der Re-
chenmacher). — Knechten - Bott : regelmässige
Hauptversammlung des Verbandes der Schusterge-
sellen. XVII., B; vgl. BTaschenb. 1878, 80. — Mei-
ster-Bott, -Pott: 1. die Versammlung sämmtlicher
Meister eines Handwerks, z. B. der Bäcker, vor 1831,
BStdt. Thun. — 2. Versammlung der Zunftmeister unter
dem Vorsitz des Oberzunftmeisters. Sulger. .Wenn
man ein Meister-Gebott haben will, dabei soll man
haben von jeglicher Zunft nüwe und alte Meister und
soll der Obrestratsknecht solich Gebott den Meistern
aller Zünfte verkünden und ze wissende tun.' 1400,
Bs Urk. (Ochs). Vgl. AHeusler 1860, 373. S. noch
Bott-Meister (Sp. 521). — Näch- bzw. Nöch-Bott Gr
Av., Chnr, He., Rh.; OBwKems, Näch-Ge-bott GrD., Pr.,
Seh.: 1. Nachgebot, bes. bei Versteigerungen Gr. Es
N. tue". S. noch Gr. WB. VH 32. — 2. an die jährliche
Hauptversammlung von , Zunft und Meisterschaft' sich
anschliessendes Essen mit Tanz ÜBwKerns. — Nider-
Bott: die drei ersten Zahlungsbefehle (auf denen
niedrige Bussen stehen). .Wofehrne aber ein Zinss-
mann oder anderer Schuldner die drei erste oder sog.
Niederbott nicht achten, sondern erst nach Teilruf
oder Schreckzedul wollte das Recht vorschlagen.' Z
Ratschreiberordn. 1761. — Pfand-Bott: gerichtlicher
Zahlungsbefehl mit Androhung der Pfändung Gr; S
(Hofst.); Obw (Ndw LB. 1867); Z. Eim e" Pf. schicke"
Gr. ,Bei Schuldbetreibungen an Bevogteten soll der
Vogt rechtsformlich in Kenntniss gesetzt werden, wenn
nicht wegen erweislicher Gefahr im Verzuge zu Si-
cherung der Ansprache sogleich in Ndw ein Schatz
gemacht, in Obw ein Pfandbot oder Arrest gelegt
werden muss.' Ndw LB. 1867. — Üf-rechnings-
Bott: die letzte Zahlungsaufforderung an den Schuld-
ner; nachher folgt das £f/Vec7i»M"<7.s-[Konkurs-]begehren
L f. — Rechts -Bott, in Gl Recht-: 1. Rechts-
1003
Bat, bet, bit, bot. but
1904
erbieten. .Ungeacht alles unsers glimpfs und recht-
bott, so wir inen geton, über das alles understond sy
[die Reformierten] uns ze begwaltigen.' 1529, Absch.
,Ein statt Bern nam mit Graf Hugen von Tscbalan
ein burgrecbt uf, dass er on ir wissen und willen kein
krieg sölt anvahen, rechtsbot, uf si geton, halten.'
Ansh. ,Welicher mit dem andern über rechtbot fräßet.'
1543, AaB. Stadtr. ,Sy erbietend sich des rächten
gegen inen. Uff sömlich rächtbott habent sy die dry
landtammann zu botten erweit.' 1588, Ap Jahrb. —
2. gerichtlicher Zahlungsbefehl L; Th; Z. IVac* nie
es B. im Hüs inne" g'ha" ha", Kennzeichnung eines
pünktlichen Zahlers ZZoll. ,Die Landgerichtsdiener
bezogen für das erste R. 30, für das zweite und dritte
dagegen 16 Kreuzer.' JNater 1898 (Th). — 3. „bei der
Obrigkeit ausgewirktes Verbot" Gl; Scnw. .Servituten
auf Gebäuden und Grundstücken in der March, soweit
sie vertragsmässig errichtet oder durch Rechtsbote,
beziehungsweise durch Aufstellung von Wegrödeln
amtlich anerkannt worden sind.' Z Amtsbl. 1883. Es
B. ergü" lü", z. B. bei widerrechtlicher Anlegung eines
Weges in einem Grundstück Gl. ,Ein Rechtsbott
öffnen', durch richterlichen Spruch aufheben, ebd.
— 4. gerichtlicher Arrest Gl. — Rät-Bott: Gebot
vor dem Rat zu erscheinen. ,üie Weibel sollend für
das Rahtbott nichts nehmen.' 1055, AaB. Stadtr. —
Schand-Bott: = Juden-B. B; Gr.; L; Sch; Th; Zg; Z.
So-mene" Jud cha""-men e" Sch. tue", me" chunt 's Zug
doch über Sch. — An-schiess-Bott: gebotene Ver-
sammlung der Schützen zur Eröffnung eines Schiessens.
1730 bestanden Bussen von 4 Batzen für alle Schützen,
welche dem ,A.-bott' nicht beiwohnten. Z Bogen-
schützen. — Schütze°-ßott: Hauptversammlung
eines Schützenvereins B.
Schreck-Bott: Schreckmittel; s. Schreck -Mantel
(Sp. 343). ,Sie hetten uns gern ein schreckbötlin tan,
meinten, wir solten fliehen.' Salat (Lied vom Zug in
die Picardie 1543). ,Was sie publicieren und befehlen,
das ist nicht ein lärer Tandt oder nur ein Schräck-
böttle, sonder ein rechter Ernst.' Gwerb 1646. ,Wir
sollen das nicht für läre Schreckbotten halten, hsec
non levia nobis videantur terriculamenta.' Hosp. —
Vgl. Schreck-Zedel und Gr. WB. IX 1666.
Dorf-Bott s. (Ober-, Land-)Vogts-B. - - Vier-
wochen-Bott: Zahlungsbefehl mit vierwöchentlicher
Frist; s.Bott II3&. — Äscher-mitt-wochen-Bott.
,Den 8. Jan. 1716 ist das sog. Eschermitwochenbot
von samtlich lobl. Zunft gehalten und der Umbzug
nach vilfaltigem Hin- und Wider-Reden endtlichen
einhellig erkent.' JMUsteris Collect. (Z). — Wacht-
Bott. .Diejenigen [von den bürgerlichen Wachtmann-
schaften], welche sich verfehlt hatten, wurden von dem
sog. Wachtbote, d. h. denjenigen Quartiervorstehern,
die Mitglieder des kl. Rates waren, beurteilt und mit
Geldstrafen gebüsst. 1710 stellten die Wachtmeister
der mindern Stadt das Verlangen, an diesen Wacht-
boten mit Sitz und Stimme zu haben, was die Haupt-
leute als eine weitaussehende Neuerung bekämpften.'
BsJahrb.1886. — Hand- w erbs-~Bott: = Meister-B.l.
,So soll auch, was wir in den H.-Botten für Spähn
haben und verhandlen, nit ausserhalb des Botts an
der Gassen davon geredt werden.' GRÜhur Tischmacher-
ordn. (1730 bestätigt). — Warni°gs - Bott: erster
Zahlungsbefehl L f. S. noch Bott II 3 ß. — Zunft-
Bott. ,Es wurde beschlossen, das Zunftbot zwei Jahre
in Samen und das dritte Jahr auf der Herberge in
Kerns zu halten.' Anf. XIX., AKüchler 1895. — Zins-
y.e'is-Bott: Zahlungsbefehl für aufgelaufene Grund-
zinse Lj ZO.
botte" I (potte" ÄALeer.; ThHw.; Z) — Ptc. ge-
bottet, p-: Botendienste verrichten, sei es gelegentlich
oder berufsmässig Aa; Bs; B; Gr; L; Sch; S; Th;
Ndw; Zg; Z; Syn. posten. Di" Bueb mues'-mer albets-
einisch Oppis b. Zvro. .Man musste ihm [dem Pfarrer]
b., bei ihm wachen, für ihn zum Doktor.' XHerzog
1862. Von berufsmässigem Botendienst. Si hat lang
'hottet. Für e" G'meind b. ,Er hatte als ein armer
Schlucker zu boten angefangen. Durch Fleiss und
Sparsamkeit war es ihm gelungen, nach Jahr und Tag
ein Botenwägelein und einen Bigger daran sich an-
zuschaffen [und beständig wuchs sein Wohlstand]. Das
müsse ein gutes Geschäft sein, das B., munkelten viele
Leute und bedachten nicht, dass manches Geschäft
gut ist, wenn man es gut treibt. Ein schöner, wenn
gleich auch ein beschwerlicher Beruf ist übrigens das
Boten. Der Bote ist ein Weltmann, es gehen ihm so
viele Dinge durch die Hände, er hat mit so vielen
Leuten, hohen und niederen, zu tun, dass er Etwas
lernen kann.' Breitenst. 1860. ,B. soll ich, bitten nit',
erwidert das zum Kaiser Maximilian gesandte Schwei-
zermädchen auf die Frage: .Verstehst dich wohl auf
Botschaft und Bitt?' AvArx 1899. ,Mit mir [dem
.hinkenden Boten'] b. und laufen, das würde sie [die
Frau, die man mir zu nehmen rät] nicht wollen.' B
Hist. Kai. 1807. — Abi. von Bott I.
botte11 II (p- BE., Si.): mit einem Verbot belegen;
nur als Spielausdruck. 1. in der Formel (%'*) bott(e").
a) beim Ballspiel. .Gilt beim Ballspiel eine Regel,
ruft man : [ich] dinge"! gilt sie nicht: [ich] botte"! jeder
Einspruch wird beseitigt durch die Formel: dinge",
botte", nöche" säge"' Bs (Seiler). S. noch (botte") besseren
(Sp. 1674). — b) entsprechend beim Spiel mit Schncll-
kügelchen Bs. Botte" probte", vorsetze", ivische", zwei mit
einander, botten alles mit einander; s. noch ab-miissen
(Sp. 457). So auch beim Spiel Bolleilen (Bd I 17) S.
Botte" (bzw. dinge") hoch (s. Bd II 972), Bftm, tschierg
oder tschiem. Gegen alles mit einander verwahrt man
sich mit der Formel : bott Büm, bott tschiem, bott ding,
bott hoch SSelzach. Bei Schild 1863, 40 auch: botten
(bzw. dingen) umme'z'ha", es darf nach Belieben auf
die Seite gerückt und so geworfen werden. Beim
Chütis-Bolleile" : bott 's Löch-Lüssle" ! verbiete, in der
Chüte" [Grube für die Schnellkügelchen] zu lüssle"
[lauern] , bis eine gegnerische Kugel in die Nähe
kommt, um sie zu morde" [ausser Gefecht zu setzen]
SGrenchen. — c) beim Geiss-Bengle" (vgl. Bd II 400)
verbietet der, durch dessen Wurf die Geiss zu Fall
gekommen ist, mit dem Ruf: i<* pottfe") d' Geiss! weiter
nach derselben zu werfen BE. (nach einer vereinzelten
altern Angabe). — d) beim .Stöckeln' pottet der Spieler
seine Platte [erklärt sie für unantastbar, unverrück-
bar], wenn sie nah am Ziel (Stöckli) liegt, damit ihm
die Platten der andern Werfer sie nicht davon weg-
schieben BSi. I'h potte"-se [die Platte]! — e) beim
.Jäglis'-Spiel ruft man. sobald man, z. B. wegen Er-
müdung, frei sein will: botte"! will man wieder am
Spiel Teil nehmen: dinge"! BsStdt (FStaub). Trifft
der Schlag der Hand oder der Wurf des Balls eine
entblösste Stelle des Körpers (Hand, Gesicht, Waden),
gilt er nicht, was durch den Ruf Äsche"! oder auch
1905
Bat, bat, bit, bot, but
I90U
etwa botli . dsdie"! [ich Lege mein Veto ein, der Schlag
ist U.7i<". d. h. angiltig] ausgedruckt wird BsStdt.
— '_'. auch refl. [Ich] botttr-mi'* eins, zwei, drei! oder
dinge" 6otte"-i»«'*.' Bs, ic* potten-mich! BSi., ruft das
Kind beim Fangspiel, am sich ausser Verfolgung zu
setzen. — AM. von />'"" //. In der Form bott könnte
jedonh tw. auch das Subst. selbst, in der Form bottt" ilih
Pte. Perf. von bieten vorliegen.
Botti f.: Gesandtschaft, Mission. .Wir habent
ouch des Eidschwurs halber umb Bmpter und Bottyen
diso Erlüterung an einer ganzen Landsgeinein.lt zu"
Betzlingen getan, daz einer, so zuo einem Ainpt old
Bitt erwöllt würdt, in den Ring inlier stan und ein
lyblichen Eidt zuo Gott und den Heiligen mit glehrten
Worten schweren solle, daz er desswegen weder Prat-
ticken gebrucht, betten noch botten.' 1607, U Ilq.
.Wann einer zue einem Ampt, es wäre gleich ein
Bödtenampt oder umb ein Eatsplatz mit Pratiken kö-
rnen, der [soll] des Ampts, Vogty, Boty oder wie es
sein mögt, entsetzt sein.' XVII., ebd.
Botti°g f.: Botenstelle GitVal.
über-bottne": als Bote überbringen, mitteilen.
.Manches Neue, das euch vorher Fremde haben er-
zählen und überbottnen müssen.' Gl Anz. 1829.
Bottschaft: Gesandtschaft, Abordnung; auch per-
sönlich. .Was ouch die burger ze schaffen hant, es
sye in b. ze ritende oder ander ding ze tuond, uff
welchen man des kunt, der sol es tuon.- um 1410, Aar.
Stadtr. .Es klaget H. Schürmann uff C. Einggler. dass
im der selb B. in der Lindmag ein rüschengeleger
verschoret.. . bitted min herren, dass sy ir b. bevol-
chen, das leger ze beschouwen.' 1426. Z Batsb. .Wer
den widemhof innhat, der sol ainem bern zu Sant
Gallen oder siner potschaft, die er von sinen wegen
schickt, zuo den zwain jargeriehten, zuo mayen und
zuo herbste, selb dritten bekosten, an der nachpurn
schaden.- 1459, GBern. .Darnach redet des küngs von
Frankrichs b.' Sicher 1531. ,Des tuiffels b.', Bolle
bei Buep 1539. ,Wo sye einer Person uss unserem
Closter zu ihrer B. etwohin zu gebruchen notwendig.'
ECvs. Verkehr durch Boten: .Murtan und die unsem
dorinn sind mit starker und aller burgundischer macht
berandt und dornoch suell desselben tags ganz be-
legret worden, solicher mosse, dass sy noch wir deliein
b. mer zuosamen haben mögen.- 1476, Bs Chr.
Läger-: ständige Gesandtschaft; vgl. L.-Bott. Der
,L-eir fremder Herren wegen hat man gefunden, es
sei am besten, die Sache vor der Hand ruhen zu
lassen. 1518, Absch. Auch bei Ansh. — Bäts-, ,Die
von Lucern und von Underwalden zugen gan Bappers-
wil und seiten dem herzog Sigmund ab. Also schickten
inen die andern Eidgnossen ir treffenlich r. nach und
hatten si, das si wider hein zugen.- XV.. Z Chr. —
Ge-walts-: bevollmächtigte Gesandtschaft. Ansh.
bottschafte": „Nachricht, Kunde von Etwas
überbringen" L; ZG(St.b). „Er hed-mer's 'bottschaftet.-
ver-: durch eine Botschaft zu wissen tun. .Swar-
umbe der eegenant [unser Vetter] ze Vaz des gros
schwäri wider üw [den Grafen von Salis] verbot-
schaftet mit manung im behulfen ze sin, so meinen
wir [im] behulfen ze sin.- 1323, Fehdebrief der Grafen
■ von Werdenberg. .Beschehi ouch, daz den graven von
Kyburg debein schade oder crieg anvieli in dirre
verbüntnisse, daz sol er dem rate von Bern verbot-
Suhweiz. Idiotikon IV.
schelten.- 1327, 1!. .Wir gebieten [den Verbannten]
ouch, das ir enkciner dannoch, so sich ir zil der buosse
erlouffen und vergangen hat. in unser stat nicht kö-
rnen, er verbotschafte eraals dem meister und dem
rate sin kunt't.- 1386, Z Stadtb. .Als wir lieh denn
geschriben und ouch by üwren botten verbotschaftet
band, dass ihr Qch darnach richten sollten!' lll"'. B.
Botschafter. .Als N. von eines bösen, heilen
lüniden wegen in den Wellenberg geleit worden ist,
band unser herren ir b. zuo im in den tum gesendet,
die in fragen sollten; der selben bottschafi aber N.
nützit wollte vergechen.- 1425, Z Batsb.
Böttin P- ZStdt, Zoll., Bötti" Bs (Seiler); B
(Zyro); GrD., He.. Fr.. Seh., Pötti" ArVorderl.. Hotline"
Bs (Seiler). Pötteni TbHw.; ZS. — f.: 1. Botin. ,1849
starb Böttin N., 7?. Jahr alt.' aZoll. — 2. die Gattin
eines .Boten.'
Bott III: euphem. Entstellung von Gott, in Aus-
rufen der Beteuerung, auch der Verwunderung, Über-
raschung, a) biß. BGt., B.; auch bei GJKuhn 1819.
(Ja) bi B., du hesch Recht. S. noch güwen (Bd II 567).
In gleicher Bcd. bibottlig. B Album 1858. — b) der
[aus durch] P. B (Zyro). Auch ja der B., 's der B.
D' Brente" lär-im's der B. und machen dem Chlousi
en Milchsehnutz, dass der Narr denn glaubt, der heüig
Chluus heig-se g'süffen. Alpenr. 1827. — c) gs B. B
„0.", S. Son-e" solche' Lands rerderber ist es B. kei"
Lumperei [für die unruhigen Köpfe] B. Er seit: Es
B.'. du muest si [die Fluhblume] ha", wen" du m't
mit-mer z' Chilche" gä". GJKuhn 1819. Si trage" Sträss
wie B'ese", 's Pott! es muess-nen drunger trümmle".
Schwzd. (B). Zur Verstärkung andern Partikeln zu-
gefügt, a) nein-is B., starke Verneinung. Gotth.
S. auch nein (Sp. 760). — ß) jä-n-is B. B; auch bei
GJKuhn 1819. Jä-n-is B., De" wll-ieh lere". Zvro.
— y) nä-n-is B. B. Da chann-ich nä-n-is B. nid ja
derzue säge". Ja, Fraueli, du musst gewiss anders
werden, so ist 's nanis Bott nicht recht, und du wirst
verbrüllt im ganzen Land.' Gotth. Wo han-ich der
Spiegel [die Brille]? Näni's B., was g'sehn-ich? ich
glaube" gar, es isch üser Herr Kari. B Taschenb. 1881.
— 8) nädis, nädiseh B., wahrlich doch, doch ja, bei
Aufforderungen. Warnungen, Beteuerungen B. Dem
liebe" Gott ma"-me"-se [verstorbene Kinder] wol gönne",
aber ''ein Tafel ne nädiseh Bott nit. Gotth. — e) e-n-is
B.! Ausruf der freudigen Überraschung. Enis B.,
da chunnt ja Joggi u"'1 Christe"! B Hist. Kai. 1824. —
d) en B. BGt. Das geit en B. nit richtig zue! GJKmx
1806. Mit nachfolgendem ja als Ausruf der Über-
raschung BHa. En B. ja, wer ist jitz och chun! Im
gleichen Sinne auch die Formel en B. ich tue" BSigrisw.
Vgl. Bost (Sp. 1796), zu c spec. alt (Bd I 19S), ferner
Gott (Bd II 51lJ), ja (Bd III 1), nein (Sp. 760). S. auch Botz.
gi-bott: Entstellung von bi Gott, als Beteuerung.
,Icb han gibott auch noch guot Lüt.' Joh.Mahler 1620.
.Gybot, Gnad Heer, wann ich guot bin, wo es üch
gliebt, so brucht mich hin.' ebd.
Bott IV, Pott : 1. n. a) Topf, .pignatta' PAL (Giord. I ;
W. — b) ein abgegangenes Flüssigkeitsmass = 1 Mass
W. Es (halbs) P. — 2. m., Bierhumpen BsStdt (Stu-
dentensprache).
Milch-: Milchtopf. L>' Kaffctiere" und 's Brett
und d' Zuckerdöse" und d' Milchpöt .sind von alter
Form und altem Silber. MUstewi.
120
1907
Bat, bot, bit. bot, bul
l'.ms
Boteche» .Botke"' f.: = Buden 1 (Sp. 1138). a) als
Salzbehälter. .Claus Sidenvaden hat klagt, dass im
salz ussend botken verstoln si.' 1379. Z Katsb. ,Sol
man geben ein mes krötli-salz an die botken umb
4 pfd; sol man geben ein nies ruch salz in die butken
umb...; sol man geben ein imi ruch salz uss der
botken umb...' 1388, ebd. .Enkein unser burger, so
salz uff den pfragen kouffent oder verkouffent, söllent
von disshin enkein salz in dem kouffhus in den butken
veil haben noch verkouffen, noch enkein botken da
haben, si süllent das in iren hüsern, in den gedmern
in botken veil haben und usmessen, als daz von alter
her ist kommen.' 1-117, Z Stadtb. Auch in der Z Salz-
verkaufsordn. von 1420. — b) = Bocken 1 a. .Wenn
der Wein ein Weil in Botken gestanden, sindt sonder-
bare Leut, die eim ein schmahle Drotten für das
Hauss führen und den Wein ausstrotten, welchen
nachmahls die Freietsknaben in den Fassen auf ihrem
Hals in die Keller tragen.' ThPlatter 1605.
Etymologisch identisch mit Bocken (s. Aum. dazu). ,Bott-
ken', Name einer felsigen Verengung des Saanetales auf waadt-
ländischer Seite gegen die freiburgische Grenze, jetzt ,1a
Tine.' Vgl. Bültenen. Die von Freiburg sollen bei dem Burg-
recht, welches Graf Johann von Greyerz, als er Herr zu
Montseruant geweson, mit ihnen gemacht hat, bleiben, ebenso
bei dem Burgrecht, welches die Seinen von Greyerz ,von der
Bottken herab' laut Burgrechtsbrief vom Sonntag Invocavit
1475 haben. 1503, Absch. Das Greyerzer Land zerfallt in
das Land .ober und unter der Bottken', schon im Frieden
mit Frankreich 1516 (.Bocken' bei Bluutschli, Staatsr. II
186), bes. seit der Teilung des Greyerzerlandes zw. Bern
und Freiburg 1554.
Potestat: 1. = Podestat (Sp. 1033). .Gewester P.'
1625, GitMonatsbl. 1S9S. — 2. .Dictator, der oberst
gewalthaber zuo Rom, bleib allein sechs monat in
seinem gewalt, ein p.' Fris.
Böttine" BsStdt (m.); B, Böd',ne"ZO., Bödme" Th;
Z: Bottine.
Bütli: Koseform für Elisabeth (seltener als Betli),
gegenüber Kindern BS. - Zum Vocalismus vgl. das gleich-
bed. Biini BJegenst.
biitele": beim Schusserspiel durch Verkürzung
bzw. Überschreitung der gegebenen Distanzen be-
trügen Aa. Knickerig handeln ÄAAar.
Butt. GLHartm. 1827, Butte" TuBodensee, Bitte"
TiiEim.. Tag. — f., Dim. Bütili ScHSt. (Sulger): =
Bambelen II 1 a (Sp. 1257). .Dies Fischchen heisst
fauch] Butt, Bachbutt, und wo es sich in Binsen auf-
hält. Binzbutt.' GLHartm. 1827. .Seine Angel, an
welche er als Lockspeise kleine Fische, Butte genannt,
gesteckt hat, um damit auf Egli zu zocken.' III. Kal.
1853. ,Butt, hott, baut, binzbaut werdend die glatten
bambelen genennt.' Fischb. 1563. ,Die bauten oder
pfellen sind kleine schleimflschlin, vast in der länge
wie grundlen, habend weisse beüchlin, sind spregkelet
und gespieglet wie die pfäwlin, daher sy an etlichen
orten pfellen oder pfrillen genennt werdend. Sy wer-
dend auch binzbauten genennt, darumb das ir wonung
und weid in den binzen.' Mangolt. — Vgl. Gr. WB. II
578, ferner Büz.
Bach- „Butt in." Ap, -Bitte" TuErm., Tag., -Bütele"
TnBeri. — f.: = dem Vor. — Binz- s. Butt.
Bach -Butterig (-Ö-): = B.-Butt Ap; auch bei
GLHartm. 1827. — Vgl. das syn. Ckoi-Bätta-ich (Sp. 180S).
butt GPeterzell, butt-um GT., um-ccr-butt(uy) G
Xesslau. jumpf'er-butt(um) GT.: Spielrufe, womit man
sich (bes. bei Fangspielen) für einige Zeit ausser Ver-
folgung setzt. — Vgl. die syu. /.«»(."i unter bieieu 4 (Sp.
1866), vtr-biit uuter ver-biclen 1 c (Sp. 1873), botten 11.
Biitä'llje", -alie" Bs; PI'.; TB.. Bat- GnPr.. Seh..
Budalie" Bs; ZO.f, Butä'l(l)i Bs; S, Butd'l(1)e" BO..
Si. (P-); GlH., M.; SuL.; Obw, Budnlfl)c" AAKäst..
St., Wohl. (■«-); Ap; B (auch -o-); L (-0-J; GT.; m. und
uTh; ZO., Stdt, Zoll., Batalle" GRPr., Seh. -- PI. Bu-
tä'llene" BsL.. Putä'lli BSi. — f. — Dim. Butä'lli BO.
(Zyro),Si.: ungeeichte (etwa iji Mass fassende) Flasche
von dunkelin, gew. braunem Glas, als Behälter für
bes. feinen (fremden) Wein (B.-Wi"), im Ggs. zur ge-
eichten Guttere" von ungefärbtem Glas ZO., Stdt, Zoll.,
dann gläserne Weinflasche übh. aaOO. Vgl. B.-Gut-
teren (Bd II 534). E" B. Guete", Röte". D' Laterne"
sig am Verlösche" und er seil Ol dri" tue", so het-cr
alben im Wirt g'rüeft, icenn e" B. üs g'si" isch. Brei-
tenst. .Ein halb Dutzet Butelljen Burgunder.' Sinte-
mal 1759. — Frz. bouteilU. Vgl. Budd II (Sp. 1035).
Mass Mos-: Massflasche BsL. (Schwzd.); GT.; Th.
— Schlegel-. .Zwei sog. Schl.-Boutteilen werden für
1 Mass berechnet.' Ndw LB. 1867.
Biltebiine" f. ; Brutta bona, graue Herbstbutter-
birne L.
ßutteje" ■■; f.: bottega PA1. (Giord.).
bütele" (bzw. -«'-) AAAar., Bb., Brugg, F., Gans.,
Holderb., Köll., Leer., L., Muhen, Zof., Z.; Bs; B; „VO;u
L; SoHHa.; „S;" TbHw., Müllh., Pfyn, Untersee; „W;"
Zg; ZAuss., S., pütele" (bzw. -ü1-) AaF., Ke„ Leer.; B;
ZDättl., Sth., bastele" AABrittn., Lauf., Muhen, bütle*
(bzw. -<"('-) AAFri.; Bs; B um Aarberg; S, bü!tle" Aa
Fri., Gontenschw., Ku., bfi'tele" B um Aarberg, E. : Dim.
zu büten (Sp. 1909). 1. ein kleines Kind, Wickel-
kind (um es zu beruhigen, einzuschläfern) auf den
Armen schaukeln. aaOO., auch auf den Knien schau-
keln AaF., Ke., Leer.; B, wiegen B (bütele" spec. leise
wiegen gegenüber dem allgemeinern bütele"); ZAuss.
„In den Händen schaukeln, auf den Armen schwingen;
wiegen B; VO; Sch; S; W; Z." (Ein Kind) spielend
auf den Armen auf und nieder oder hin und her schwin-
gen, abwechselnd in die Höhe werfen und wieder auf-
fangen AAHold., Zein.; B; L; THTäg.; Zg (Stb). Das
wahnsinnige Mädchen .wandelte nach und nach weiter
ums Haus herum und butelete sein Kind [eine Stroh-
puppe].' Gottb. Was puttisch auch 's China so um-
enander! de chänntsch-em licht 's Armli breche" AAZein.
Häufig mit verschwiegenem Obj. Gang, bütele" hurti-'
e" chli", der Christeli priegget B. — 2. a) „wiederholt
schütteln, zsgedrückte Dinge aufrütteln und locker
machen, z.B. ein Bett AaF." — b) unpers., von heftig
schaukelnder, schüttelnder Bewegung beim Fahren,
Reiten AaWoIiL, Zein.; SL. Das hat Ein umeinander
putlet uf-em Wage" obe", u-o-mer uf dem holprige"
Weg g'fare" si" AAZein. Es het-e" [auf dem Wagen]
recht umme" 'bütlet SL. — 3. (bü'tle") purzeln, kollern;
nur in dem Gassenhauer: JBs het e'fnöl c" Bettler-Biicb
es Bettler- Maitli 'tschuplet, dö si"-si mitenander in'n
Graben abe" 'butled Bs (Seiler).
Die zerstreuten tis im Aa beweisen kaum für alte Kürze,
sondern beruhen wohl auf sekundärer Verschiebung aus lant-
ges. «'. Vgl. auch budlen l (Sp. 10:34).
1909
li;it, bot. bit, bot, lull
1910
üf-: 1. a) (ein Kind) schaukelnd in die Höhe heben
B um Aarberg j L. — b) beim Fahren auf and nieder
schütteln Bs (Seiler), 's ditet Eim ü. — ■ c) in die
Höhe schlendern. Du ehunnt e" grosse, schtearze
Hang, schluft im ewüsche" de1 Beine" durc'' und hutlet-
en hoch üf. BWyss 1863. — 2. es üf'bütelets Meitschi,
ein herausgeputztes Mädchen von 12 — 20 Jahren L.
— i"-: in Schlaf schaukeln, wiegen Bs (Seiler). —
er-: = bütelen I. St.- ■- ver-. E" verbütelets Cliiiid.
ein Mädchen, das in den ersten Lebensjahren ver-
zogen worden ist Z (Jucker). — h ere°-bütele":
ein kleines Kind auf den Armen schaukeln ScHHa.f
büteli (bzw. -»'-): 1. in der Verbindung lüteli
(AALeer.), büteli-he (L). püteli-lte (AäF., Ke.) mache"
-bütelen 1; in AaWoIiI. auch: es Püti(g)li-he mache".
Als Wiegengelulle: büteli-büteli-bü Z (FStaub), büti-
hüteli-bü B (GJKuhn 1819). Vgl. büt(el)i-ht (Bd II 849),
büte"-heie" (ebd. 854), büteli-bü (Sp. 914). — 2. („auch
P-") als Subst. n. a) Wiege, Kinderbettchen in der
Kdspr. B; „L; S." — b) Puppe AaZ.
here"-büteli: in der Verbindung h. mache" =
heren-bütelen Sch Ha. f
büte° (bzw. -»'-) Bs; Sch; S; Th; Z, püte" AAZein.;
Sch; Thj Z. bü'de" ZO. : 1. Interj. a) im Wiegenlied.
BCtte"-büte"-heie" ZAuss. ,Die Kleinen sitzen in einem
Winkel, auf dem Ofen oder unterm Webstuhl, spielen
mit Puppen, singen: Bude"-b.-heie", 's Chüeli göt im
Meie".' Stctz. Bäte" -b.-heie", 's göt en Man" in'n
Mexe" usw., Reim, der hergesagt wird, wenn man ein
Kind auf den Knien schaukelt SchScIiI. Büte"-heie"-
söli, 's Chindli ist en Tröli usw. Z. Heie"-heie"-büte"
und e" guldeni" Lille" usw. ZZoll. Heie"-heie"-büte"
(püte*), es ehunnt en alti (oder schönt) Gütsche" usw.
Sch; Th. Heie"-heic"-büte" (püte"), 's gät en Ma"" de't
use" usw. Z. Büte"-büte" (büte"-heie", heie"-püte") Wie-
gen, uf aem Dach es Ziegeli usw. AAZein.; Bs; ZBenk.
Büte"-büte" (büte"-heie", heie"-püte", heide"-büte", heite"-
püte") Wiege (li)-stöss, en anders (oder über 's) Jär
uürt (ist) 's Büeb(e)li (oder Chind(e)li) gross ThHw. ; Z.
Vgl. noch Bd II 853. 854. Büte'-heie" (Bs lt Spreng),
-he (Bs lt Spreng; S) mache", ein kleines Kind auf
den Armen schaukeln. — b) im Tanzlied der Kinder.
Ringe", ringe" Dänzli, d' Maitli dräge" Chränzli, d'
Bliebe" dräge" Maieli, bittte"-butte"-haieli Bs (Seiler). —
c) im Ruf der Hempli-Bögge" (Sp. 1084): Büte"-büte",
schilli blitz bätz beitz! ZHombr. — 2. Subst. f., Wiege
BsStdt; ZAuss.; Erel. D' Mueter hat 's Chindli i"
d' Bäte" g'leit. — Für lc sonst hüte" (Bd II 1778).
büte" (bzw. -('('-) AAÜEnd., Fri.; BsStdt; ThHw.,
Tag.; ZAuss., F ehralt., Hörnli, jiüte" (bzw. -ü'-) AaFH.,
Käst.; ZÖättl., bade" ZGlattf., bü'de" ZO., „bilden,
bilden BO.". pütene" BZweisimm. : 1. wie bütelen 1
AAOEnd., Käst. ; Bs ; „BO.;" ThHw.; Z. Das Chind
sclwiget nüd, ice""-me" 's nüd bätet. E" Kind um-
einander b. Bs. — 2. schütteln, rütteln, beim Fahren
AAZein. Si si" g'fare", dass-s' [es sie] g'hörig im Wagen
iime" 'bittet het. — 3. werfen, schleudern AAZein. Er
het-e" bim Chrage" g'no" und "it liederli'1' in'n Ströss-
grabe" abe" 'butet.
üf-: emporwerfen, -schleudern AaFi'i. -- i"-: =
in-bütelen BsStdt.
büti (bzw. -ü'-) AaBucIis, F., Ke., Leer., Muhen;
B; L, püti (bzw. -ü1-) AAHerznach, Käst., Leer.. Rot-
rist, Würenl.. büti BZweisimm.: 1. Interj., wie büten 1.
a) im Wiegenlied. 7'»;* AAHerznach, püti -püti Aa
Käst., büti -büti -bü BZweisimm., Initi-he(-he-he) BO.,
püti-hi AiWürenl. Buti-buti-heie", 's Chindli darf nid
schreie" IS(vRiitte). Büti-büti (büti-heie") WiegiliiftöSS
teusc* Chind ist >ioch ni' gross) AaF.. Ke. ; ß. S. auch
büti-he (B'l II 849). Büti(-Iü) mache", ein Kind auf
den Armen oder Knien schaukeln AALeer. — b) in
Kindersprüchen. Schäri-mum am Bei" am Püti-he,
Eingang eines Spielspruchs AALeer. Alti Wiber und
Ente" schniideren über ''c" Se; si strecke" d' Bei" i"
d' Höchi und rüefe": püti-he. ebd. — 2. Subst. f. Aa
Rotrist, n. BE., Ha., 0. (Zyro): Wiege. Hieher [?]:
[Der Pfarrer] het 's [das Gespenstchen, ein Mädchen]
b' segnet und het 's 'bannet; doch war 's dem Q'spenstli
lieber g'si", er hätt 's im Püti g' wannet. Posthöunchen
1838, 392 (AaA.ii-.).
Bütelti n.: kleines Kind, das man auf dem Arme
hält WVisperterm. Es chlei"s B.
nunni-büti. N. mache", ein Kind in Schlaf
wiegen B.
buttele" -0-: Etwas in einer Butte tragen ArM..
Stein; „GRh."
Buttele" -o- ApM., Bottle" ApH. — f.: auf dem
Rücken getragenes langes Holzgefäss, Tragbutte.
„Butteler m.: der, welcher bei der Weinlese die
Trauben in der Butte zur Kelter trägt GRh." Syn.
Butten-Träger.
Butte" I f.: 1. hölzernes Traggefäss. a) im Gegs.
zu der urspr. geflochtenen, für Trockenes dienenden
Hütten 1 a (Bd II 1778) in der Rechtsformel mit
Hütten und B. ApSchönengr. ; ZHausen. Wir kommen
mit Sack und Pack, mit Hütten und B. ApSchönengr.
Vgl. Butter I. — b) spec. = Bucki 5 (Sp. 1144), Bück-
ten 3 (Sp. 1145) Ap; GRh., Stdt; in. und oTh (nach
einigen Angaben niedriger, weniger fassend als die
Tansen). a) für Trauben, auch für Obst, Feldfrüchte
Ap; GRh.; ThEihi., Müllh., Rom., Steckb. (s. Sp. 1145),
Tag. Vgl. B.-Träger. ,Oie ß. wiegt beiläufig einen
Zentner, und erhält man von einer B. Spätobst oder
Trauben einen Eimer Saft.' TTobleb. — ß) für Mist
TuErm., Rom. — y) ^ur Wasser ThEihi., Mamm. -
8) Gefäss, worin die in Standen eingesalzenen Fische
zur ,Dörre' getragen werden, früher wohl auch die
Fische eingesalzen wurden THErm. (ONägeli). —
e) RAA. ,Ehre dem Ehre gebühret': Vater, trag du
d'B. ! Th; vgl. Hütten (Bd II 1778), Bückten (Sp. 1145).
D' Hand vo" der B. ! das geht dich Nichts an Gßern.
(s. Win-Ber Sp. 1474) ; ZSth. EfZ isch-mer verlo<ßet,
ei-z toen-ich d' Hand ru" der B., gebe ich mir keine
Mühe mehr GBern. — 2. .grosses hölzernes Gefäss
zum Einsalzen des Fleisches.' Ebel. — 3. Kufe für
Milch ua. ,Do startend die Lender die Butten mit
Milch damitten uf die Mark. Ietwedere Partei legt sich
uf sinem Erderich zuo der Milchbrenten oder Butten.'
JJRöeger 1606 (von der Kappeier Milchsuppe). ,L>er
Zehentwein soll durch die beeidigten Torggelmeister
in eine von den Zehentherrn bestimmte und geeichte
Butte oder Stande geschüttet werden, und davon darf
weder von Wimmlern, Buttenträgern oder andern Per-
sonen getrunken werden.' 1612, GBern. (JGöldi 1897).
,Mit Zubern, Butten und Fässern.' Gr Handl. 1632.
Huppen-: Traggefäss der ,Hüpen-Bueben'; s. Sp.
932 und vgl. Hüp (Bd II 1488). ,Hab dank, dass du
[Luther] uns kintlicher. unschädlicher gedanken ver-
'II
Sat, bot, l.it. bot, luit
l'.il-J
fücrling, 1 lidfass,
BsL. Inv.
Kufe. En Bitte" t?
zychst. Ich meint, du hättist etwann eins us der
ganean aber bracht oder us der hüppenbutten [in
Gwalthers Übers.: ex prostibulo vel ex scurrarum
florilegio]; aber es ist zuo einer korkappen geraten.'
Zwixgli 1527. — Chrenze"-Bütten: Tragbutte für
Weintreber GStdt; THArbon. — Mist-: Tragbutte
für Mist Ap (Steinm. 1S04). Mistkorb AAßrenig.
Butter I. In der Verbindung Hutler und B. (auch
GWb.); s. Hutter (Bd II 1779 f.) und vgl. Butten I a.
Buttiche", Büttiehe" f.: 1. = Butten Ib. .Es
klaget Hans Lindenner von Höngg uff Chunin Müller
von Höngg, dass der selb Müller hinderwert frefcn-
lich im nach gieng, do der Lindener ein bütken mit
trüben uff im truog, und zucket sin messer.' 1403, Z
Ratsb. — 2. als ungefähres Trockenmass. Der grosse
Hof Elgg entrichtet an das Kloster zu St Gallen u. a.
53 Malter Weizen, 33 ,butchen', der Hof Aadorf 28
Malter Weizen, 27 .butichu', der Hof Turbental 24
Malter Weizen, 3 ,butiehen.' XIII., KHauser 1895. —
3. Kufe. ,Tuo das wasser in ein bütken oder standen.'
XVI., ARZNEIB. — S. Aom. zu Bückten (Sp. 1145).
Buttichi" n. ,Von einem Karren fremden Brods
1 ß und von einem Butgin 1 ß.' XV.. Bs (Ochs). -
S. Anni. zu Bucki (Sp. 1144).
Trag-. ,7 halbe fuoder, 1
2 winzuber. 1 tragbudky.' 1525,
Bütte" f.: hölzernes Gefäss,
{/'haben tiion BHa. ,Sie fanden sich nicht einmal auf
dem Säumärit, obgleich sie ihn zweimal auf und ab
giengen, in alle Bütten ihre Augen warfen, alle Fä-
recfa die Musterung passieren Hessen.' Gotth. Hausier-
patente werden erteilt u. a. ,für Bütten, Gelten. Kübel,
Hauen, Zapfen, hölzerne Schaufeln.' 1801, Vekordn.
für den Kanton Säntis. a) Waschzuber „B"M. (auch
Bütteli); „L." — b) „grosses, rundes Gefäss, woraus
man Wasser schöpft B; L." — c) ,aus Dauben ge-
bundenes Holzgefäss. in welchem der Abzug beim Ver-
käsen und beim Zigern angesammelt wird.' Anderegg
1898 (für Uw).
Süfzer-: Person, die in einem fort seufzt und
klagt. ,Du erdenlästige Seufzerbüten!' zu einer Frau.
ÜBräGGER 1780. — Vgl. Aum. zu Ohrazen (Bd III 926).
Sü"-: .Schimpfname eines Unfläters und Sau-
glöckners' Bs (Spreng). — Win-. ,Kam denn einer
zu einer weinbütten.' 1531, Haggai; .Trotten.' 1667;
.Kufe.' 1868; öjtoXr/viov. LXX. .Die weinbütten, labrum
vinarium.' Mal.
Büttene" f. — Dim. Bittemli Bs (An. ad St.):
1. = Bütten (gew. von ovaler Form mit zwei verlän-
gerten, oben durchlöcherten Dauben als Handhaben)
ÄAFri., Holderb.; Bs; GBern., W.; SThierst. ,üer Jud
in der Bittinen'; s. Bd III 13. .Edliche mutwillige
Priester und Studenten haben dem Bild St Georgen
an dem Brunnen auf dem Marktplatz zu Basel ein
Büttenen angehenkt.' JGross 1624. , Kubier. Bauch-
züber, Büttenen, deren fünferlei Gattung, ein Bükti.'
Bs Taxordn. 1646. a) ovale Kufe mit Deckel zum
Traubenführen AAFri.; BsL. (Baselbieter 1863). Kufe
zur Aufnahme und vorläufigen Gärung des neuen
Weins in der Kelter GBern., W. ,N. N. gibt zu Hän-
den des Spitals [zu St Gallen] mehrere Stück und
< tüter mit einem Torggel samt Hofstatt, Torggelbäumen,
Bütenen, Standen und allem Geschirr auf Hausen
|(,i;h.|.' .Kiöi.ni is:i7 (nach einer Urk. von 1575). —
1j) Waschzuber BsStdt. W Mueter isch «erstellen in 's
Büchhisli abe" und het e" pär Bitteuen uff enander
g'stellt und isch u/j'e" 'gräsmet. Sciiwzn. (Bs). — c) Kufe
zum Einsalzen des Fleisches AAZein. ; Ebel. — d) über-
tragen, a) spöttisch für eine grosse Krinoline Bs
(Seiler). — ß) von kufenförmigen Vertiefungen in
Flussbetten. ,La moitie du vivier (gurgite sive pis-
cina) qui lui appartient dans le Rhin pres de Buken,
appele zer Büttenen.' 1349, Trouillat, Mon. .Büttinen
wird genennt ein Strudel in der Birs unterhalb dem
Dorfe Grellingen, welcher denen Holzrlössercn gar
sorglich und gefährlich ist.' Leu, Lex. — 2. auf dem
Rücken getragenes Gefäss für Flüssigkeiten AA(Roehh-).
— ,Zur blauen Büttenen', Hausname. 1862. BsStdt.
Büchi-: Waschzuber BsStdt. — Beizi-: Zuber
mit Deckel zum Einlegen von Fleisch BsL. — Tauf-:
Taufstein. .Die selben [Kauf-] briefe der abt nemin
hiess in dem martirbilde ob der toufbüttine in dem
münster einin zimbermann. der hiess Briunink, der
ouch sit blint wart.- 1272. G Freiheitsbr. — Wösch-:
grosser Waschzuber Bs.
Büttener m.: Büttner, Küfer. Als Personenname.
.Büttenner und sin sun.' 1298, L. .Area Nicol. büt-
teners.' XIV., L Propsteirodel.
Bütti" (in GRUhurw., Jenins P-), lt St.2 Bittti" —
PI. Büttene" AALengg.; B (Zyro); Gr (Tsch.); S — f.
— Dim. Bütteli B; Gr; S: 1. = Bütten AAHolderb..
Leer.; BoAa., Br., E., Hasliberg, 0. (ausser Ha.), U. ;
GuUVatz; S (im G. nur als Dim.). Do g'seht-mer bat'1
der Durs, der Vick [usw.] zu der Bütti gö" und hirc"
d' Chrätten üs, beim Sehneckensammeln. Schild (S).
.Labrum, ein badstanden oder andere standen, ein bütte.
Das büttle, labellum.' Fris. ; Mal. .Kein Kasten vor
dem Haus, kein Fass nit auf der Gassen, kein Bütte
by dem Brunn hat dieser Säulling glassen.' XVII., B
Schuldrama. ,Denne soll nach der alten Ordnung so
bald nach entstandener Feuersbrunst jeder Burger ein
Büttin oder ander gross Geschirr vor sein Haus stellen
und mit Wasser füllen lassen, darnach der, so nur
einen Dienst entmanglen kan, selbigen alsobald mit
dem Eimer zum Feuer schicken.' B Feuerordn. 1700.
.Niemand soll bei Nacht Kästen, Büttenen, Fässer oder
dergleichen zerschlagen oder durch die Gassen tröhlen.'
B Polizeiregl. 1748. ,Männiglich ist verbotten, mit
Lasten, hölzernen oder eisernen Stangen, Trähmeren,
Fässeren, Büttenen, Schiebkarren oder anderen der-
gleichen Sachen, dardurch der Weg in der Laube be-
schwerlich, in denen Lauben zu gehen.' ebd. ,Von
einer Bütte.' B Kauf hausordn. 1754. S. noch Bucki
(Sp. 1143). a) (offene, nach oben sich verengende,
runde) Kufe, in der man den neuen Wein in der
Kelter gären lässt GrHc. ; GMs. Anne sechs-e-sichzgi
hät-is nW ei" Wingert Sovel Wi" g'gi", dass-mer-ne"
chlupperli [kaum] in di gross P. 'brächt hend OnJenins.
,Zu Vermydung der Gferd, so bisshar von etlichen in
Entrichtung des Wynzehndens gebrucht worden, in
dem dass sy den selben etwann in den Trülen uss
den Büttinen oder in den Kelleren uss den Fassen
oftmahlen in schlechter Wärschaft abgerichtet, habend
wir geordnet [dass künftig der Zehnten in Weinmost
oder Trauben ausgerichtet werden solle].' B Wucher-'
mand. 1613. ,1m grossen Gwölb ander der grossen
Stuben: zwo grosse, runde Pütenen und zwei grosse,
lange Zuber.' MM. GRCast. luv. S. noch Trag-Gelten
1913
Bat, bet, I.il. bot, hui
1 ■ » I l
(Bd II 284). b) Bütte»« AAHulderb.; Bj Gn (St.1 ).
I, (St.b); s. RA. Wenn der Dtlfel e" rFösc/i »et, «>
luw-iii r" ,/<,„:, Büttt »oM, ich bin bei jedem Miss-
geschick beteiligt. Schild (S). ,Ain brnnst in dem
buchhuss. da im die büttni von der dholen ze brennen
angangen.' Kessl. ,Wenn Jemand Etwas bei dem
Brunnen zu wüschen hat, soll er denselben nicht mit
den Büttinen umgeben.' B Brnnncnordn. 1740. S. noch
Channel (Bd III 310), Buch (Sp. 976). — c) .= Bütten b
B; Gr; L.' ST.b — d) länglich runde Kufe von Eichen-
holz zum Brühen der Schweine und zum Einsalzen
des Fleisches AlLeugg. — 2. übertr.. wohlbeleibte,
stattliehe Weibsperson BBe., Langn., 0. (Zyro); Syn.
Buchten (Sp. 1011), Standen. — Zu der Form .büttni'
bei Kessl. vgl. Anm. zu Lugil (Bd III 1219).
Fisch - Bütti": Holzfass für gepökelte Fische?
.Ein visch-büthin.' XV.. B Geleitsbrief.
.Rüthin' viel). Fehler für .bütkin' : s. Fisch-BücH (Sp.
1144). Über ilie nicht unbedeutende Schweiz. Einfuhr von
Bäringen und Bückingen im XIV. und XV. s. RBrandst.
11100, 22.
F leisch- Bütti": Kufe zum Einsalzen von Fleisch
B. — Hanf-Bütti": Bütte zum Einweichen des Han-
fes V Der Herr [Pfarrer] zu Wohlenschwyl beschwert
sich, dass die von Bern die zur Pfrund gehörigen
Güter innehaben und ihm nur 40 Stück verabfolgen
lassen; er habt keinen Platz für einen Schweinestall
noch für eine H. ; helfe man ihm nicht, so könne hier
kein Priester bleiben. 1535. Aesch. — Most-Bütti":
grosse Kufe, in welche der (Trauben-)Most vom Kelter-
bett abläuft B. Syn. Vor-Bücki (Sp. 1144). — Buch ( i )-
Bütti". Dim. -Bütteli: Waschzuber B (allg.); SStdt.
Im Vergleich. Wenn d' schon e" Halbbling bist, su
bist doch e" Mönsch, und we"" d' so rieh liist, -irie si
säge", su uberchunnst du Wiber, so vil du willst, und
ganz angere als selligi Blättere", ico-n-e" Gring het
wie e" Büchbütti. Gotth. — Salz-Bütti": 1. Salzbe-
hälter der Salzverkäufer AAHolderb. : B. — 2. (be-
hördlich concessionierte) Salzverkaufsstelle AaHoI-
derb., Leer.: B. Er het d' S., hat das Regal des Salz-
verkaufs inne. ,L>er Statthalter sei alt und mache es
nicht lange mehr, und der Statthalter habe noch die
Salzbütte; Beides trage auch gar schön ein, und wenn
er einisch Statthalter werden könnte und Salzaus-
wäger, so komme er viel zu den Herren und werde
da gut bekannt mit ihnen und da könne ihm nicht
fehlen, Amtsrichter zu werden, das trage noch viel
mehr ein.' Gotth. Der Salzfactor Balthasar soll ge-
warnt, dem Geleitsherrn Grettner seine S. aberkannt
werden. Jedermann in Städten, Dörfern und Klöstern
soll angehalten werden, sein Salz nur bei der nächsten
S. zu holen. 1770, Absch. (untere Freie Ämter). Der
Landvogt soll auf die Errichtung neuer unerlaubter
S.-Büttenen ein wachsames Auge haben. 1774, ebd.
(AaB.). — Stempfel-Bütti": Waschzuber mit Stem-
pfei (s. d.) B. — Stein-Bütti": = Stein- Bocken (Sp.
1139). ,Umb zwo steinbüttinen 11 ß.' 1376, B Stadt-
rechn. — W ösch-Bütti": grosser Waschzuber B.
RA. Er hat en Gring, en Buch [so gross] wie-n-e" W. B.
Bütti n.: am Rücken zu tragendes längliches,
nach unten sich verjüngendes Holzgefäss für flüssige
oder saftreiche Stoffe L (Ineichen).
Büttich: Bottich. .Ein b. mit vischen, ein büttick
mit gesalzen vischen git 4 rillr.' um 1460, AABrugg
Zollordn.
Bütteli". ,Die Weibel in den Kirchgängen jolten
angehends allen Gewerb- und Handelsleuten ihre Ge-
wichl Mini Ma^ eigentlich feken... Die gering haltenden
Geschir und Buttelin sollenden Kapuzinern übertragen
werden.' 1772, Obw Staatsprot. — Vgl. Bu<frf//(Sp. 1035).
hatte": behaglich essen GrI Vatz.
Tirol, buttert, viel hineinessen (Schöpf 70). Dütolf führt
ein butten ,essen' aus der Gannersprache an.
buttlc»: = &ua7ew II 1 (Sp. 1036) BO.
])iiteD Aa; ZO., W., böte" ZW1.: mit dem II. nn
(zum Frondienst, Gemeindewerk) blasen ZO. (Hürli-
mann); Syn. büden (Sp. 1037). In dem Bauernspruch:
De' Galli hocket uf ''em Stet" (und) pütet d' (oder
slnij Bäbe" hei"' Aa: ZW1., de" Galli hocket uf ''em
Mist, pütet hei"1, icas aussen ist Aa. S. noch Gull
(Bd II 200). Vom Tuten der Bienenkönigin Z (Sehnlt-
hess); syn. tüten.
„Butte" II (Dim. Bütteli) BSa., Schw.; F", Butter II
V — iu., l'uti n. BSi.: Iltis.
Man denkt an Zshang mit frz. putois (vgl. Petel Sp. 1S40)
doch ist das W. viell. eher Abkürzung für eine Zss. wie west-
fälisch .Ellenbutt' (wobei freilieb das Verhältniss der Cons.
unklar bleibt); vgl. 77,*,,,,) neben Illedü (Bd I 179). Das
W. ist in BHa. unbekannt.
Butte" III Buttu: bottone. Knopf PA1.
buttenoru": zuknöpfen, ebd.
en'- um-buttinorii: aufknöpfen, ebd.
Butte" IV f.: (Frucht der) Heckenrose, Hagebutte,
Rosa can. Bs. Vgl. Butten-Most (Sp. 542). ,Cynos-
batos, Butten.' Bs Apothekertax 1701. Im Vergleich.
Was wird 's Gritli rot a's wic-ne" B.Y MHeim (Bs).
Vgl. b.-röt. ,Nit einer b. wert', Bezeichnung eines
sehr geringen Wertes. .Welcher [der Krieger] dar-
wider heim begert. der selb ist nit einr butten wert.'
JMurer 1559. — Vgl. Butten
Hage"-: = dem Vor. Aa (Mühlb.): ApHeid. ; LSurs.,
Willis.; SobwG., Muo.; TnEschenz; U; ZO. Syn. H.-
Butzen. Drei Hagebutten, am heiligen Abend zwischen
11 und 12 Uhr dem Vieh zu fressen gegeben, be-
wahren es das ganze Jahr hindurch vor Rauschbrand.
H Zahler 1898 (BSi.).
Han-: = dem Vor. B (Durh.). Bauernregel: .Harter
Winter ist zu erwarten, wenn es viel Hopfen, Eicheln.
Schleen, Hahnbutten und Steinobst gibt.' Schweizer-
rotenkai.. 1832. .Canirubus, Hanbutten oder Hagrosen-
stauden.' Denzl. 1077; 1710. — Ob die Form Schweiz.
ist, erscheint zweifelhaft.
Mos-: Sumpfdotterblume. Caltha pal. B(Trachsel).
Buttle" I AAKästal, Kulmert.. Zof.; B; LBeid., P-
BO. (lt Zyro neben B-). Si. ; FMu. — f.: = (Hagen-)
Butten Aa; B; LReid.; S. Vgl. B.-Mues (Sp. 493),
-Ber (Sp. 147(1), -Büssi (Sp. 1742). Wenn am-enen Ort
es Bösli bliceit und 's möeht 's e" Jede" Vhärde", so
denk-er eisler, eb-er 's nimmt: es chünnt ne" B. werde".
LReid. Kai. 1899. .Räbhüener, urhanen, wachtlen,
reckholtervögel, tröstlen, mistler und ampslen werdend
vil meer nachfrag haben und meer gälten dann schiächte
brambeer, tannzapfen und buttlen.' Practica 1564.
RAA. I1'' ha" g' meint, ich müess e" B. werde" [vor
Lachen] , sagen die Weiber, um spottend ihre Ver-
wunderung über einen Gegenstand auszudrücken SchSL
Typisch für etwas Wertloses. Kei" (nid e") B. wert
si", gar nichts taugen AaZoC; B; PMa.; ScHSt. (Sulger) ;
S. zumeist von Personen. .Gott hat ir [der Philister]
1915
Bat'bct. I'it, bot, Im!
l'.ni;
sterke gnommen allen, si sind nit einer butlen wert.'
HvRüie 1555. ,[Die Bewohner von Jericho] sind er-
schrocken, verzagt, todt ganz, ja all nit einer buttlen
wert.' RSchmid 1579. ,Also auch alle Gleissner sind,
von Angsicht schön, von Weiss und Gberd, im Gmüet
nit einer Buttlen werd.' HsKEebm. 1620. .Schreibzeug
und Fäderrohr, Studieren, Bücherschanzen sind keiner
Putlen wärt.' XVII., B Schuldrama. Als Verstärkung
der Negation. Nit e" ('oder Icei") B., nicht das Geringste,
nicht im geringsten BoAa., 0. (Zyro), Stdt. Es nutcht-
mer nit e" B., ich kümmere mich nicht im geringsten
darum. Er fragt im nid e" P. nüch. ,Nit e" B. nf
im ha", pili non habere.' Id. B. D's Wetter ist z' Bern
kei" B. besser.
Butter III P- m.: in seiner Entwicklung zurück-
gebliebenes, verkümmertes Geschöpf, Krüppel BO.
Syn. Bader 1 (Sp. 1036).
ver-butt(e)re": 1. = ver-buderen (Sp. 1036) BHk.,
0. — 2. = fer-ßuderen 2 (Sp. 1036) BR.
„Butti I: 1. kleines Ding, Mensch oder Tier Sch;
Schw." — 2. Butti, PI. Putteni, als (leichte) Schelte
für Kinder WV. — Zu 2 vgl. die ähnliche Verwendung
von Buder 1 (Sp. 1036).
Schuel-Buttini (PL): Schulkinder W.
Buttle" II f.: = Budlen (Sp. 1037). Anderegg 1897
(für Gr).
Bntter IV (auch P- GrPi\; Tb; Z) m. Aa; Bs
(Spreng); B (Gotth.); GrPi\; ScHSt.; Th; ZO. (Stutz),
Tagelsw., Zoll., m. und n. Gr (Klotz): Butter; meist
junge Entlehnung aus dem Nhd. und im allg. als fremd
und gewählt empfunden; s. Anm. zu Anken (Bd I 342).
.[Bisse giftiger Tiere soll man] mit butter, der wol
gewärmet seie, salben.' Vogelb. 1557. ,So yemants
wassersüchtig werden wil, der streiche äschen von
eselskaat mit buttyrn drüber, es hilft wol.' Tierb.
1563. , Schmier im [dem Hund] den leib mit b. oder
anken und gib im auch anken zu schlacken.' ebd.
,Weil die anibeissen den b. sehr lieb haben, werden
sie stäts dem turn nach hinauf steigen und vermeinen,
sie seien je lenger je neher bei dem b.' Joh.Wetzel
1583. ,Der B. ist ein Bild der apostolischen Kirch.'
SLutz 1732. ,[Die Viehärzte] sollen den Bauren alles
Ernsts ansinnen, dass sie von erkrankten Kühen keine
Milch oder davon verfertigten B. oder Käse essen.' Z
Seuchenuntersuchung 1751. S. auch Grendel (Bd II
757), B.-Lamb (Bd III 1271 f.). -Brief. RAA. Ja, um
's Geld chaiiß-me" de" B., für Geld ist Alles zu haben
ZTagelswangen. Du hesch-es nüd vergebe" übercho",
's tnird-di"'' dl" guet B. g'chost ha". Wolf, Dreierw.
's ist die glich B., der gleiche Schlag Leute ScHSt.
(Sulger). Me" sieht us sim Tue", was B-s er ist. ebd.
Si sind ei"s B-s, von ei'"m B. ebd. B. a" der Sunne",
in verschiedenen Verbindungen und Vergleichen. ,Des
Menschen Grund sind Strau und B. an der Sunnen.'
PWvss 1672. ,Gsehn wie B. an der Sunnen'; s. bürzlen
(Sp. 1646). Vergä" wie der B. a" der Sunne'. Wenn-ich
dier in di lieben Auge" luege", so vergeid-mer der Zore"
wie der F. an der Sunne". Schwzd. (GrPi\). Stä",
hocke", sitze" wie der li. a" der Sunne", vor Verlegen-
heit. Scham fast vergehen; vgl. Anken (Bd 1 341).
.[Bei der Ankündigung, die väterliche Unterstützung
werde in Zukunft ausbleiben] stand der junge Mann
da wie der B. an der Sonne.' Gotth. ,Ich stand mitten
in der Küche mit der Pfanne in der Hand wie der B.
an der Sonne. ' ebd. Da hock ich uider g'rad icic der
B. a" der Sunne" |und weiss auf die Frage keine
Antwort]. Stütz. .Apollo sitzt auf dem Wagen wie
der B. an der Sonne.' 1754, S Maskerade. .Bestehn
wie B. an der Sonnen.' ,Komm ich [heim] und hab
kein Fanen [beim Schiessen] gwonnen, bsteb ich wie
B. an der Sonnen.' JHGrob 1603. , Keiner wurde mit
der Schrift vor den Herren Predigeren im Glarnerland
besser bestehen als der B. an der Sonnen.' ClSchob.
1695. .Wie bestehet dann unser Pater? Fürwahr,
natürlich wie der B. an der Sonnen.' JHFasi 1690.
.Wenn ich versalzen hat den B.' Z Ref.-Lied.
Das Masc. (s. darüber Bd I 34'2) gilt auch in den litter.
Belegen bis Ende XVIII. allg. In Gr (nach Fient); SchSt.
(lt Sulger}; ZKn. (1t Wolf) soll das W. auch fem. sein.
E-: butyr. rubr. Z (Apotheker Vogel). — Anken-.
,Wo ein lmnd abserbet, so sol er mit a. gesettiget
werden.' Tierb. 1563. — Mucter-: =E-Butter Z (Apo-
theker Vogel).
Buttere" f.: der Rückstand beim Aussieden der
Butter SchScIiI.
buttere": 1. Butter bereiten GW.; SchScIiI. ,Gut
gefuttert, viel gebuttert-, Bauernspruch. G Kai. 1865.
— 2. unpers., nützen, gelingen, Erfolg haben GW.
Es botteret noeh nöd, es will noch nicht gelingen.
Het 's 'botteret? Gelt, es het-der nöd 'botteret, höhnisch
zu Einem, der bei einer Wahl unterlegen ist.
Butter V (in ZZoll. P-) in., in BR. n.: die gallert-
artige Masse, die beim Zerdrücken eines Insekts zum
Vorschein kommt BR. ; ZO., Wthur, Zoll., auch von
den Eingeweiden kleiner Fische, kleiner Tiere übh.
ZZoll., vom Inhalt der Eier BR.; übh. von einem
halbflüssigen Inhalt ZO.; vgl. Butter-Tanz. Die Hitrl i"g
wurden früher nicht aufgeschnitten, man begnügte sich
damit, ihnen den P. auszudrücken und sie dann in
die Bratpfanne zu werfen. Einer Spinne de" P. üs-
trucke"; roh auch mit Bez. auf Personen Z; vgl. Büt-
terieh. Er hat kei" Rue"\ bis-em de" P. üs'truckt wird,
von einem Fuhrmann, der in einem Engpass Gefahr
läuft, erdrückt zu werden, wenn er nicht ausweicht
ZZoll. Der B. chunnt-em use" ZO. Man droht wohl
Epper z' B. z' rüerren BR.
Das W. wird vom Sprachgefühl mit Butter IV identi-
ficiert, was auch seinen Bedeutungsinhalt beeinflusst haben
mag. Denn die urspr. Bed. dürfte , Bauch, Eingeweide' ge-
wesen sein; vgl. Butter-Tanz, auch Bütterieh, ferner tirol.
Butten, Bauch; putten, eviscerare, exenterare (Schni. I2 415).
Auch die Gruppe Buttdi (Sp. 1914) würde darnach etyni.
nahe stehen.
zer-buttere°: Etwas so zerdrücken, dass das
Butter zum Vorschein kommt BP.
Butti II n., PI. Buttini: 1. die weibliche Brust W.
— 2. ein hölzernes Gefäss, woran die Kinder saugen W.
Zu 1 vgl. das alte Rätsel : c» han<je"d zwo Fluscht" a"
der Wand und hünd doch nuv en einzig* Band ZZoll. f
Pntli n. Nur in der Verbindung: es P. mache", den
Mund verziehen F.I. — Zu frz. boudert
Butigg(eu) Botigge" B (Zyro), Bu'di'gge" Bs, Pu-
digge" B, Bütig bzw. -ü'- (PI. Butige") Bs; L; Schw;
SuL.; Ndw; U; W, Budigg AAKäst, (modern); B(Pv>;
Z (Dan.), Budigg AaWoIiI., Budig AAKäst., Suhrent.;
ZHombr., Büd'ik/ (PI. Budik/e") Ap; ThHw.. Müllh.:
Z — f.: 1. a) Kramladen W. — b) Tragkiste des Hau-
sierers B. ,[Der durchnässte Kesselflicker] schüttelte
sich unter breitem Dach und stellte seine leichte
vm:
Bat, bei bit, bot, bnl
1918
Boutique ab.' Gottb. — 2. :i) Werkstatt Ar; Bs; 1!;
S; Tu; Ndw; Z. Fabrik S (JEeinh. 1901, 148). Und
's het Monge bim Glas und de" guetef Fritnde" sich
chöiuic" chrutiger wachen, a's-men in alba" g'seht in der
Butig oder am Ladentisch und im enge", dunkle" Kun-
törli. Bheiienst. — b) Tisch, auf dem der Schneider
bei der Arbeit sitzt Z. — 3. a) Raum zur Aufbe-
wahrung von allerlei Gerätschaften B (Zyro). -
b) verächtlich für einen unangenehmen, schmutzigen
Wohn- oder Arbeitsraum Bs (Seiler); S. — c) Wirt-
schaft von zweifelhaftem Rufe Bs(SeiL). — 4. a) Kram,
wertloses Zeug B; Schw; S; Ndw. Diu liest da ne"
richti B. bi-n-enandere" Ndw. lck pfif-der uf dl" B.
Schw. Bes. in der RA. die ganz B., der ganze Kram,
Alles mit einander Bs; TuHw.; U. Auch tult-la-B.
AASuhrent.; Ap; B; S; Th; Z. Alls tutt-la-B. ist rer-
chauft irorde" AASuhrent. Daraus entstellt tiitti-butti:
Jets isch fertig, tntti-butti! Ap. — b) Gesindel Bs; S;
WG. Di ganzi B. Bs. E" verdammti, elendi B., von
einer heruntergekommenen Familie S. — 5. scherzh.
für die weiblichen Brüste W. — 6. pudenda B (bes.
zu Kindern); Z.
Frz. boutique. Nach unsern Angaben wird in AaR'äst. ;
Bs; B tw. ; ThHw. ; Z die erste Silbe betont, in AaWohl. ;
BBr. die zweite, ebenso in der Verbindung die ganz It.
(unter 4) in BsStdt; ThHw. Letztere Betonung wird durch
die Schwächung des inneru Verschlusslautes vorausgesetzt;
vgl. laibt't, Stadütt" usw. Zu 5 vgl. Bullt II.
Lumpen-Pudigg: Gesindel W.
Buttle" f.: Jauche Gr (vereinzelte Angabe).
butis: nur in formelhafter Verbindung mit ehrütis;
s. Bd III 918.
Bilt I f.: 1. wie nhd. Beute, zunächst und gew.
von Kriegsbeute. Vgl. Bfit-Meister (Sp. 521), -Pfenning.
.Reliqua vero alia abducentes habebant magnam por-
tionem spoliorum, quam norainabant bütte, et divi-
serunt inter se.' 1475, Bs Chr. ,Item von der bütt
wegen ist geratschlaget, dass man nuzemol kein bütt
machen und nachmalen verkommen soll, was in dem
veld gewonnen, dass es daselbs gepütiget und dovor
nit hinweg gefertiget werd.' 1476, ebd. .Alles das, so
in tütschem land ist, [wird] zuo pryss und put uss-
gerüeft, und teilt also der endtchrist das land uss
denen, so sinen Gott eerend.' RGualth. 1546. ,Luog,
Belial, wer doch da lyt! mir ist aber groten ein bütt',
sagt ein Teufel. VBoltz 1551. .Die beut, raub, sunder-
lich die aussgezogenen kleider der feinden, spolium.
pr«da, captura.' Mal. ,An die b. legen.' ,Was och
von hab und guot erobert und gwunnen wirt, das an
aine gemaine pütt legen und ze geben.' Ap LB. 1409.
,Die Eignossen wurdent eins, das man behielt des
herzogen von Burgun paternoster [usw.]; das ander
als leit man an die bütt.' XV., Z Chr. ,Urf b. loufen,
ziehen.' ,Ein houptman sol ouch kein siner knechten
die zyt, so sy im väld und uss sind, lassen keinerlei
spil noch anders tuon, das Unwillen gebären möcht,
die ouch nit uft' röib und büten [neben ,uff roub und
büt'] ze louffen lassen, damit sy nit umbkomen.'
um 1495, AABrugg Stadtr. ,Den übrigen [Kriegsleuten]
erlaubt er utf die P. zu lauften und sich zu erhalten.
wie sye möchten.' RCys. .Demnach sind sy uft" die b.
zogen, aber wider die heiden, welche vor langist von
Gott inen zu schedigen erloubt.' LLav. 1584. .In die
B. kommen', .Einem die B. gehen' s. Friheit (Bd I
1267). .Zur 11. werden' s. er-halten I (Bd II 1232).
Von Diebsbeate. ,Mins bütlins, gältlins, das ist vil',
sagt ein Riese nach einem gelungenen Raubanfall.
Ruef 1550. ,1'ic Dieben brachtend gute Pesten zu
Hauss.' Schimpfr. 1651. Hildl. .Der Bott bringt gar
leidliche Bül [: heut] von meinen beiden jungen Kna-
ben', den Bericht von ihrem raschen Absterben. Myim-
cäds 1630. .Derjenige, der in dieser unglücklichen
Attaque das Leben zur B. behalten [mit dem Lehen
davon gekommen ist], hat wol von grossem Glück zu
sagen.' Colloqium 1689. RAA. a) .(mit Einem) in der
b. sin, belihen (wollen)', gemeine Sache machen, von
der Gesellschaft, dabei sein (wollen). ,[X. N. klagt]
dass er bi gesellen in einer hüten gewesen sye, und
habe aber da [der Angeklagte] zuo im gesprochen :
Du wilt mir das min nemen.' 1427, Z Ratsh. ,Billich
sol ich tuon wie ander lüt, mit denen ich bin in der
p.', gemeinschaftlich zeche. Badexfart 1526. .Gang,
reich mee gelt und kum dann wider, so will ich mit
dir sin in der p. ; sust schiss ich uf dich wie ander
lüt.' Sai.at 1537. ,Sy wellte in der bütt syn', ant-
wortet eine Hexe auf die Frage, ob sie sich an einer
Hexerei beteiligen wolle. 1539, Z Staatsarch. ,lch wil
recht ouch sin in der b., ich hab doch sunst hüt
zschaft'en nüt', junger Bauer zu den Zechkumpanen.
HsRMan. ,Gott gsegne üchs, ir hübschen lüt! Ä Kind
uns ouch sin in der b.', die Metze Froneck Umbund-
umb zur Zechgesellschaft, ebd. .Wilt das ouch tuon
und dich nit schämmen, mir helfen dises handwerk
[eines Räubers] tryben, wilt by mir in der b. belyben.'
Rdef 1550. ,Der unglücklichst in der b. sin', leer
ausgehen. .Streck dich fürer, hie wirt dir nüt! Du
bist der unglücklichst in der b. Nit ein nuss. schüft
ich all tag ein boum.' Salat 1537. — ß) Einen .in
gmeine b. nemen', mit Einem gemeine Sache machen,
z. B. auf gemeinsame Rechnung spielen. .Botz ferden
und oben! Yetz teil mit mir [die Spielbeute], ver-
schlach mir nüt. wie d' mich hast gnan in gmeine b.'
JBinder 1535. — y) -So unser und üwer sach ein b.
ist [wir die gleichen Interessen haben] und üch der
iriden und der krieg nit minder denn uns belanget.'
1531, Strickl. (Zürich an seine Leute im Feld). —
8) ,in gleiche Beut kommen', gleichen Anteil erhalten,
gleichberechtigter Teilhaber werden. ,[Der Graf von
Sax verkaufte die Grafschaft Bellenz an die Orte Uri
und Unterwaiden] die von Schwyz kamen volgender
Zeit in gleiche B. zu ihnen.' Guler 1616. — 2. Be-
lohnung. Der Vogt zu Baden Hess verkünden, .wel-
cher mich gen Baden brächte tod oder lebendig, der
solte von ihm 40 fl. zur Beut empfangen." nach 152.3,
GStahelins Selbstbiographie. — 3. von Natur oder
Schicksal verliehene Gabe. .Das habend ir selbs gfan-
gen an mit uns, die wir kein leben hond und dennocht
ietzund tragen sond die schuld und straf für ander
lüt. Das ist doch ein ungliche b.' NMan. (Klagred
der armen Götzen). ,D' natur hat dir gen dise b., mit
der sot du verniegen han', Pietas zum Schwächlichen.
VBoltz 1550.
Üs-: Beute. .Die heilige Statt Rom zum Raub
und U. der Spangieren, Landtsknechten und anderen
des keisrischen Gesindt oder Hörhuft'ens.' RCys. Siehe
noch Matz (Sp. 612). — Vieh-: Viehraub. ,Am Wei-
nacht-Abend Heften bei 80 Bassler auff die Hard umb
ein Viehpeut, aber im Heimtreiben seind sie von des
Herzogen Volk zu Newenburg in die Flucht getrieben
1919
Bat, bet, bit, bot, Inil
1920
wurden. • JGkoss 1624. — Firtig-Büt s. Werchtig-
Nutz (Sp. 892).
böten: 1. u) abs., Beute machen. .Hast du dein
volk darumb versandet, das du beuten wöllist?' 1530;
1730, Kzech.; = axu?.£03at 3-/.0Äa. LXX. ,Eupfen, schin-
den und püten.' .Salat. ,Rouben. b.' Madritiana 1581
,Mit grossem Pryss und erlangter Put, die zwar gar
unmässig war; dannoch so kam sye den Pütenden
und Meyländeren zu grossem Jammer, dann die Statl
von dem Gestank der Kriegslüten mit der Pestilenz
befleckt, welche die Pütenden auch uffgeläsen und
mit der Püt gan Meyland bracht.' RCvs. .Hiedannen
haben sie all bei 800 frischer Knächten ausgeschickt
zu peuten und die Feind im Tal zu schädigen.' Guler
1616. — b) tr.. erbeuten, zu Beute machen. ,[Wir
haben] unser find uss erbärmd und gnaden in hosen
und wamis abziehen lassen, ein grafen gefangen, ein
ritter erschlagen, ir guot gepüt(et), die muren zer-
schlissen.' 1521, Absch. (Schreiben der Hauptleute in
päpstl. Diensten). .Aller güeter wurdend gepütet und
tailt.' Vad. ,Oberzellte Ding [Kriegsmaterial, bes. Ge-
schütz] wurdent mit grossen fröuden und mit verächt-
lichen, schmächlichen und muotwilligen Worten wider
die Zürycher gepütet oder uffgerumpt.' HBull. 1572.
.(Ein Strassenräuber] bracht zuo Zeiten kleinoter mit
sich, corallen und anders, dass es ein argwon gab.
er hette sy gehütet.- FPlatter. — 2. Etw. (als Beute)
verteilen. .Die in Walliss gewonnend gross guot und
pütetend das, ee si uss dem veld zugind; da ward
iedem 18 guldin.' Vad. - Mhd. Unten.
üs-: = dem Vor. 2. .Ze berauben und den raub
ausszebeuten.' 1530, Ezechiel; = axuXsöaa'. oxOJ.a. LXX.
.lud wurdend die [den Sehwyzer Säumern abgenom-
menen] rök usspütet.' Vad. — ver-: = dem Vor. ,[Die
Grabschänder] verhüteten die war, so da an im und
sinem [dos Herzogs von Nemours] sarch was gewun-
nen.' Assh.
bütige°: = hüten 2. .[Die Eidgenossen] gewunnen
vil guots an büchsen, harnest, rossen und anderm guot.
das si als bütigeten und teilten.' XV., Z Chr. ,Sy hattent
ouch gross guot von isen und stahel ze Sangans funden
und gross ding von husplunder, das fuortent sy mit
inen dannen und teiltent das tugentlich mit einandren
und ward früntlich gebütiget.' Fründ 1446. S. noch
Büt 1 1, Bütung 3.
Bütigungf.: das Beutemachen. Plünderung. ,Das
stätle [Blumenfeld] ward muotwillig uss verbunst der
b. ganz verbränt von Eidgnossen, einer ganzen Eid-
gnoschaft zuo grossein unlob.' Ansh.
ver-bütige": versteigern BSa. (-ii'-J. .Der N. si
zuo Wil um 8 pfd d. geschetzt worden [und es heisst]
man hab die hosen [des Schuldners] und die hosnestel,
die in denselben hosen warend, in ains offen wirtshus
verbütiget.' Vad.
Bütung f.: 1. Verteilung der Beute, übh. eines
Gewinnes, ,Dass wir unsern vienden ichzit ange-
wunnen, was das war, es war mit totschlagen oder
sust, das sollend wir in gelicher b. nach marchzal
der lüten mit einander teilen.' 1419. Gl Urk. .Also
betten sy im [acht Inhaber des Fahrs von Alpnach dem
neunten] für gen, er hetti ein schiff, darin er die lül
tüerti, und sunderlich an eim zistag, e der naw von
stad giengi, dass er beiteti, bis der naw enweg käme;
im das mit ine Worten betten fürgen und och,
da i von sim schiff ein dritteil in gemein b. gebi.'
1 1 19, i iBwSa. — 2. Beute. Beuteanteil. .Wir [Bürger-
meister und Räte von St Gallen] sont im 10 rinsch
guldin by der buttung von Grimmenstain.' 1407, *>.
,Ouch ist besetzt, wenn der hoptman und daz panner
ussgezogen sind, und die laudtlüt und daz guot gwunnen
wurd, wer denn vor dem panner wider inzug on ains
boptman erloben, der ist zu buoss verfallen den land-
lüten 6 pfd pfennig und ist ouch um sin büttung
komen, und hat er nit sonder gwunnen, daz selbig
sol er och wider geben denen, die dann ander püttung
band.' Ap LB. 1400. ,Es käme dann, das die von Ure
ätzet in stritten und gevächten oder sust in brand-
schaft und roubs wise varendes erübertin, da die von
Urseren ouch by werint, und si das under denen von
Ure im land teiltind und bütigetind, da sollen die von
Ure den von Urseren ouch ir teil und bütting nach
markzal geben alles getrüwlich.' 1467, Schiedspuucii
zw. Uri und Ursern. ,N. soll [an die Zunft zum
Schlüssel] 5 ß reisgelt von Ellengurt [Hericourt] und
ist sin b. ab [wobei sein Anteil an dem Erlös aus der
Beute schon abgerechnet ist].' nach 1171, Bs. ,Welich
aber der obgenanten tod oder lebend syen, weiss man
kein eigenschaft, weder dass die gevangenen sagen, si
sygend tod und ir ross an der b.' 1475, Bs Chr. ,Was
also harfur an die butig geleit wirf, wer das git, wie
vil das ist oder welle man leidet und wie man die
sachen vindet, das alles sol man eigentlich in geschrift
nemen, damit dass des nuts verschlagen, sunder das
alles geteilt werde.' 1476, ebd.
Blit II Bi't f. Nur in der Verbindung: uf der freie"
B., auf dem freien Lande; auch: den Blicken Aller
ausgesetzt, z.B. von einem Platz im Theater BsStdtf.
Butel (auch P-) m.: 1. Beutel. .Der beutel oder
täschen, crumena.' Mal. a) (in Ndw lt Matthys auch
Beitel) Geldbeutel, doch wenig volkstümlich. Me" tuet
lichter 's Mül uf als de" B. SceSt. (Sulger). — b) Um-
hängetasche GLSchwändi. — c) (auch Mel-B.) Mehl-
beutel der Müller AALeer.; B; Gl; Tu; Z. ,üie müller
sollend guoti sib, riteren. bütel haben.' um 1510. Aas.
Stadtr. ,Die müller redent [sieben] eim oder nit. so
sollend sy davon nützig ze Ion nämen, und wenn sy
eim redend, so sond sy das krusch durch ein b. schla-
ehen by zechen pfunden.' ebd. .Cribrum, ein syb oder
ryteren oder beutel. Der beutel, beutelsack, beutelsib.
cribrum pollinarium.' Fris. ; Mal. S. noch Bachen
(Sp. 963). — 2. verk. für B.-Mel»; s. Sp. 221. Die
Bäcker machen geltend, dass ,man von yewelten her
zweierlei b., dessglychen ein wenigli bonen zum vog-
ketzer brot nach zimmligkeit [verwendet habe], damit
der teig dest gerner by einander belybe.' 1537, Z. —
3. a) verk. für B.-Tuech. .Damit auch unsere fabrique
in ihrer alten Güete und Reputation verbleibend,
sollend sy auf allerlei Gattung Wabren, als Burat,
Beutel, Saye, Scotti, Tüchli etc., gute Aufsicht haben.'
1652, Z Rechtspfl. — b) Stramin B; Z. — 4. Plunder
Ndw. — i Rückbildung von bütlm v.
FSg-. .Junker Fegbeutel', scheltende Anrede an
einen Kaufmann. UBrägger. — Här-, Scherzh.: en
IL Im", bezecht sein Ar; Seil (kirehh.).
Here0-. Abi. h e re"-bute 1 ig: .den Herrsohatts-
leuten nachgeahmt' Sch. — Das vorauszusetzende Grundw.
II,, ■•"-Hut. I wohl wie Fig-, s,l, „,!,-. Wind-B. ua. in persön-
lichem S. als Schelte auf Einen, der deu Hören spielt.
1921
Bat. bet, bit. bot, bltt
1922
Lagen-: Lügner. .Eine redlich teatschmeinende
Feder will disem L.-Beutel begegnen.' 1(389, Z. —
Bock-: Flasche mit rundlichem Hauche B (Zyro).
— Salz-: Leinwandtasche, aus der die Sennen dem
Vieh Salz darreichen Gl. — Schlich- (Schü- Sch):
(allzu) schüchterner Mensch, bes. von Kindern B; „L;"
G; Sch. Syn. Schüch-Bündel (Sp. 1366). — Wind-:
wie nhd. l'wE. — Witz-:= Witz-Bündel (Sp. 1366).
.Velox prudentia, wenn ein kind eezeit und vor jaren
witzig ist, witzbeutel.' Fris. ; Mal. .Das kind ward
ie meer und meer am verstand sinnrich erfunden, ein
rechts witzbütele.' Mal. 1593.
bütle" (in Ndw auch p-): 1. a) vom Beuteln des
Mehls in der Mühle AALeer.; B; Gl; GFlunis; Th;
Ndw; UwE.; Z. ,Das sich füegte, dass si in der müli
bütloten. und triben si schimpf mit einander.' 1413,
Z Ratsb. .Wer selber b. wil. dein sol der müller
geben und weren mel und grüsch under einander; wer
es aber nit selber b. wil, der sol dem müller 2 hlr von
einem mit [Mütt] kernen ze b. geben von dem leibinen
und von dem wissen 3 hlr.' 1458, AABrugg Stadtr.
.Wer ze malen git, der soll inen das körn mässen, so
er zu müli git, und wer dann selb bütlin will, dem
sol er sin mal widerumb wären, krüsch und mal under
einandern.' 1517, AaB. Stadtr. ,[Die Müllerknechte]
sollent weder grüsch noch mal verkoufen, ouch von dem
bütlin noch sunst kein grüsch nemen, dann von einem
müt kernen zwei imi wolgebütlets grüsch.' um 1520, ebd.
.Und hat ein sack mit guotem kernen uff der roten mülly
gemallen und geben gebüdlet mel 12 sester minder ein
küpfly und 2 sester grüsch, aber der kernen uff der wisen
mülly gemallen hat ein sack kernen geben 10 sester
mell minder ein küpfly und 3 sester grüsch, als über
des müllers Ion.' 1534, Bs Chr. .C'ribro incernere vel
succernere, siben, ryteren, bütlen oder durch ein sib
schlahen. Beutlen, durch ein beutel steuben, cernere.'
Fris. ; Mal. .Durchs Jahr, so das Mal in der Mülli nit
gebütlet wurde, soll er [der Oberpfister] es bei gueter
Zeit b., damit dhein Sumnuss am Bachen besehene.'
XVII.. AaMuh Gesindeordn. ,Wann solches [Getreide]
in der Mühle gebütlet, soll [der Müller] sich von
Korn Korn, von Griess Griess und von Grüsch Grü-
schen den Lohn nehmen.' GRKlost. LB. S. noch Brut-
Beck (Sp. 1110) und vgl. Bütel- Stecken. Auch von der
ähnlichen Behandlung anderer Substanzen. ,Bütel es
durch ein tuoch.' Arzneib. 1556. ,Xim darnach klein
gebütlet mel von kolen.' ebd. — b) uneig. ,Die pfaffen
und müneh, insunders prälaten, schruwend: Es gat
iez über uns, es wirt darnach über d1 junkhem gän:
irer fri leben, zins und zehnden muoss gebütlet wer-
den.' Ansh. Zu Freiburg hatte die heimliche Kammer
das Recht des .Büttelns' der Ratsglieder, d. h. die Be-
fugniss. dieselben auf Grund einer Untersuchung ihrer
Amtsführung abzusetzen. 1782, Aesch. VIII, 73; vgl.
Bütelung. — 2. a) Einen heftig schütteln UwE. —
b) uneig., umherwerfen, hart mitnehmen, z. B. vom
Schicksal ScHSt. (Sulger); ZZoll. De(r) ist 'bütlet
wurde", Der hat Etwas erfahren, Vieles durchgemacht,
iaetatus est. .David, der durch vilerlei erüz und lyden
vil jar und tag ist gebütlet worden.' LLav. 1577. ,Ein
lange zeit es mit im [dem verlornen Sohn] wehrt in
sehn elend auf der fahrt, biss das er gar wol gebeutlet
ward.' Schertw. um 1579. ,B. und benglen'; s. Sp.
1374 u. ,Hin und wider h.' ,üie übrigen Provinzen
waren in mannigfaltigen frömden Händen und wurden
Schweiz. Idiotikon IV.
mit grossem .lahmer seltsam hin und wider gebeutelt',
kamen bald an diesen, bald an jenen Herrn. Gvjler
Uilti. — c) einen Fehler ,hoch b.', hoch anschlagen.
,Die ihm so gar übel redtind und den einigen fehler
so hoch bütlind, die hassind ihn.' HBull., Tig. -
3. = bündlen lc (Sp. 1367) Nnw. — 4. auf Stramin
(Bütel) sticken Gl. — ge-bütlet 'bütlet: vom Brot,
aus Bütel-Melw (Sp. 221) bereitet, Weissbrot ApA..
H., I., M. Am Weihnachtsmorgen erhalten die Kinder
Biberzelten und 'bütlet Brot, die der Klaus in der
Nacht gebracht hat ApA. VgX.Bröt. — un -ge-bütlet:
ungesichtet; vgl. er-bütlen. ,Ich beklagt mich, das
büechli [über das alte Rhätien] wer an vil orten irrig
und gar ungebütlet.' Tschudi, Gallia. — Bütelung f.:
geheime Untersuchung über die Amtsführung eines
Beamten, die ohne weiteres die Absetzung desselben
zur Folge haben kann. Murten verlangte, dass der
ua. der Unterschlagung öffentlicher Gelder ange-
klagte, von Freiburg jedoch bestätigte Gerichtsschrei-
ber Mottet der zu Murten eingeführten ,Beutelung
oder Puritication' sich zu unterwerfen habe. 1754,
Absch.
ah-: Einen abklopfen Ndw. — umme"-: umher-
stossen, -werfen Gl. Der Arm' wird umme": bütlet. —
er-: 1. sichtend durchnehmen, durchmustern, prüfen.
Syn. er-lesen 2 (Bd III 1417). ,Rächtfertigen, ein sach
wol zeräeht legen, dick und vil darvon reden, wol e.,
exagitare rem aliquam, justum reddere, efficere, pro-
nunciare. Concertata res, ein wol erbeutlete sach.'
Fris.; Mal. ,Welt gern, das ein guter tütscher rhe-
toricus alles wol erbütlete; ich habs mit arbeit colli-
girt, wann mir etwa zit und wil worden, und kein
flyss angewendt, kanzlysch ze stellen.' Äg.Tschijdi
1565/72. .Rhsetiam [eine Schrift] eigentlich zu er-
bütlen und vil in miner vorigen beschribung ze emen-
diren.' ebd. ,MGnH. haben ungeacht sein, Hm Seckel-
meisters, Entschuldigung an dieselb nit kommen kön-
nen, sondern notwendiglich geachtet, sein Rechnung
erpütlen und examinieren ze lassen.' 1639, B Arch.
Der von den Chorherren von Solothurn aus den ge-
meinen Zehnten zu Schnottweil zu beziehende .Grauss-
zehnten' wird .erbütlet und justifiziert' und eine Be-
schreibung davon gemacht. 1647, Absch. — 2. ,den
seckel e.', den Geldbeutel hernehmen, Geld kosten.
.Mancher, der weisst nur wol, wo einer sin kind [Stu-
dierens halber] usgesandt, wie es den eitern den seckel
erbütlet. nur ehe si recht den anfang ergriffen.' F
Schulordn. 1577. — 3. Einen heftig schütteln, an Haar
oder Ohren herumzerren; tüchtig ausklopfen Ndw;
UwE. Der Vater hed sei" Büeb in der Daibi chäibisch
erboitlet UwE. — üs-: 1. durch Beuteln reinigen.
,Aussbütlen, excernere.' Mal. ,Nimm ein eichins Hölz-
lin, dass es heiss werd, und nimm eichine Äschen und
bütli sie auss aufs allerreinest und -kleinest.' XVII. /
XVHL, Arzneib. — 2. übertr. a) Jmdn ausbeuten, ihm
den Beutel leeren ThMüIHi. Er hät-en g'horig üs-
'bütlet. ,Die Herren zu Bern haben mich ausgebeutelt,
hei mir ist Nichts zu finden.' ADiethelm 1897. —
b) (üs-bütlen) Jmdn durchhecheln, ihm Übles nach-
reden AAZein. lch weiss scho", worum der Vetter schalü
über-mich isch, wü-mich der Nöchber üs'bütlet hat bi-
n-em. — durch-: vom Mehl Ndw.
Butler m. , Beutler. müller, pollintor.' Mal.
Bü'tler, Familienname B. , Heini Butler von [Zg]Hünen-
berg.' 1423, L; ,Bütler oder Beutler, ein Geschlecht in Zug
121
1923
Bat— but. Bäte— buts
1924
und zu Hiiueuberg.' Leu, Lex. , Butler.' 1598, LSchütz.
,Heiu. Beutler.' 1651, AaSius.
Bütlete" f.: Rauferei UwE.
Loch-Bütel m.: wie nhd. Lochbeutel Aa; Tu; Z
(auch in einem Inventar von 1837). — Stech-: wie
nhd. Stechbeutel Aa; Bs; Gr; Th; Z.
(Gc-)Bnttel m.: Gerichtsdiener. Chunt der Büttel,
seit de1' Züttel: D' ZU ist ume" — Ja, ich chume", blaset
mir der Hobel üs! HsNydegger 1888. ,Ouch tuend
under stunden vil leides den lüten, die sind erkant
weibel, gebütel oder schreiger genant.' Schachzabelb.
Einen ,tägen' darf ti'agen u. a. ,des [geistlichen] ge-
richts gebüttel.' 1194, Bs Kq. ,Hatt Doctor Balthazar
(als Egg anzeigt) min handgsehrift gehebt, so habend
die büttel oder henker die un zwyfel by im funden,
oder aber er hatt sy den widertüufferen gelassen.'
Zwingli. , Büttel, der weibel, apparitor.' Mal.
Hieher viell. der Familienname , Büttel.' 1506, GrAltst.
(.Pütel.' 1515); ,Bütel.' 1557, Bs.
Für-ge-büttel: = dem Vor. .Heinrich Lösche-
brant, des erzpriesters hoves von Basil f.' 1297, Bs
Urkb. ,Kloter f.' 1388, ZKatsb.; wechselnd mit ,K1.
weibel'.
Biittericli, -eck AAHold.; ApHer., M.; BSi., Tschingel ;
GA., Nessl.; ScHSt. (Sulger); ScuwNuoL; W (PL Bitt-
riche" Visperterm.) ; Zg; ZO., Pütterich, -ech ScHSchl. ;
ZGlattf., Wl.. Bütten ApK.; GRh., Wb.; ScawE.,
Butterig ApI., M.; GRh., P- GW1. — m.: 1. Gefäss
(für Flüssigkeiten). Das Gotteshaus soll jährlich dem
Kilchherrn 2 Büttrich [voll Wein] und eine Büchse
voll Hostien geben. 1371, Obw (AKüchler 188b). .Da
erschain ainer, der bracht zwen büttrich voll win und
dry müt.' KSailer 14b'0. a) Schlauch aus Ziegenfell
mit einwärts gekehrten Haaren, dgl. man früher (an
Stelle der heutigen , Lagein') verwendete, um Wein
aus dem Aostatal über den Theodulpass ins Wallis
zu tragen WVispert.f Bauchiger Ledersack, in wel-
chem die Weintreber geführt werden W. — b) kleines,
rundes, sehr schmales Fässchen (in Form eines Träll-
Büders Sp. 1037), worin die Arbeitsleute ihr Getränk
mit aufs Feld nehmen ApK, K. ; GRh., Widn. (mit
bauchigen Böden, 2—10 1. fassend). Die Höchster
haben die Weinfuhr gehabt; man ist aber mit ihnen
nicht zufrieden, da sie .Büterich' in dem grossen Schiri
gehabt und Wein aus den , Legellen' genommen, be-
sonders roten. 1702, GBern. — 2. a) das dicke, volle
Hinterteil der Spinne ZB., Glatt f., 0. Ere" Spillmugg
de" B. üstrucke". Auch uneig. von Personen: Eim
de" B. üstrucke", ihn aussaugen, um Hab und Gut
bringen. — b) beim Geflügel, a) Bauch und Hinter-
teil bei Hühnern, Enten, Gänsen SchSoIiL — ß) der
strotzend volle Kropf SciiSt. (Sulger). — c) derb-
komische Bezeichnung für (einen dicken, mit Speise
vollgestopften) Bauch, Wanst, von Tieren und Men-
schen ApH., L, M.j BSi.; GA., Nessl., Wb.; ScHSchl.;
SchwNuoI. ; Zg; ZO., WL Gang iezt nw vom Tisch
e"iceg, de hast dm B. orcle"lich <f 'füllt ZO. 31ir miech's
e" Chummer, so-n-e" B. z' träge" SchwNuoI. Du hast
auch en B. (es Butter echli), du! Mutter zum Kinde,
während sie ihm liebkosend übers Bäuehlein fährt Zu.
,[N. wird verklagt, er habe] der Annan I. und iro
tochter das tuseud vallend übel gewünschet in ix beider
b.' 1438, ZRatsb. .Stach im sin schwert in den ptitt-
rich unz an das krüz.' Morgant 1530; daneben .bütt-
rich.' ,1'antices, der bauch under dem nabel, biittericli,
schmärbauch. Collativus venter, ein grosser b., darein
vil speiss gadt. Venter popa, ein grosser und feisster
b. oder ein schmärbauch.' Fris. ; Mal. Auch derb spöt-
tisch vom Leib einer hochschwangern Frauensperson
Z (Spillmann). — 3. übertr. auf Personen, a) Schmer-
bauch, Dickwanst ApH.,K.,M.; KTsehingel; GA., Nessl..
Stdt; SchwE.; Zg. .Ventriosus. der einen grossen
bauch hat, schmärbauch, b. Frässer, der niemmer
voll wirt, ein unersettiger bauch oder b.. abdomen
insaturabile.' Fris.; Mal. Als Zuname. 1840/50. Aa
Holderb. — b) halb scherzh., kleines, dickes Kerlchen;
auch von Mädchen GWe.
Ahd. butu-ih, mhd. büterich, büterich m., Schlauch, Gefäss.
Vgl. (bes. zu 2 a) Butter V, ferner Bätteruh (Sp. 1808), sowie
die Gruppe Budel II (Sp. 1035), auch Müderich (Sp. 90).
Fress-: Fresswanst, zu Kindern Ap. — Schmer-:
= Biittericli 2 c. Ber Herr heig wol ere" Hand hoch
Speck g'ha" und e" Schmärbütteri ivie-n-e" 2-zentnerigi
Lös. Gesprach 1712.
Buete" I (in Gl tw. Briet), in GWb.; UwE. Büete"
— f., Dim. Buetli L; GA.; ZErlenb.. Küsn., Büetli Bs:
Schachtel, Dose zu verschiedenen Zwecken AABremg. ;
Bs; Gl; GRÜVatz; L; GWb.; SchwE.; S; Ndw; Zg;
ZErlenb., Küsn.. Zoll. , Extra-fein Blomthee in stür-
zenen Viertelspfund-Boeten.- Z Donnstags-Blatt 17sT.
Spec. a) Tabakdose AiFri.; Bs; I*; GA., We.; Scinv;
S(BWyss); UwE.; U; Zg; ZZoll. Se nimmen-ich jetz
numme" s' drum us euer nagelneue" Buete" e" Prise".
Breitenst. ,Das war artig, wenn er nicht könnt alle
Augenblick eine Prise nehmen, aber mein, das ist ein
guter Tuback, das Pfund koste l'/a A-; jährlich nur
4 Pfund zu rechnen, bringt schon richtig 6 fl. Item
eine schöne silberne Buete ä 10 fl. und eine gemalte
für 2 fl. und dann ein halb Dotzend Schnupftücher,
die alle von Seiden sein müssen.' 1779, Z Taschenb.
1881 (vom Luxus der jungen zürcherischen Geistlichen).
- b) verschliessbarer Salztrog fürs Vieh GRPr.; vgl.
Salz-B.
Frz. Sötte. Der Diphth. ue für frz. oi durch Lautsub-
stitution; vgl. Gueffen (Bd II 134) und KBraudst. 1900, 31.
Salz-: Salztrog Gr. S.-Buetli, Salzgefäss in einer
Sennhütte L. — Schnupf-: = Bueten a ZErlenb.,
Küsn. — The-: Theebüchse Bs; Z (Dan.). — Ta-
bak(s)- Gl. Tabak- AAFri.; GA.: = Bueten a. N. N.
hinterlässt eine goldene .mehrschaumige' Tabakpfeife
mit silbernem Deckel, eine ,Tabakbuehte- von Silber.
1741. Obw (AKüchler 1895).
Buete" U f.: für Muetc(r) in der Kinderspr. Ar
(TTobler).
Potsdamer Bs (B-); ZW., Putsdümer ZZoll., Pots-
damper Aa (B-); B — m.: 1. dicker, robuster Kerl Aa,
ungeschlachter Mensch B; ZZoll. Du F.! Schelte
ZZoll.f — 2. (auch Dim. Potsdamern Z) kurzes, dickes
Kerlchen, Knirps Aa; Bs; ZW.
Eig. Kiner von der Potsdamer Leibwache, äie durch das
häufige Reislaufen nach Preussen im XVIII. auch bei uns
wohl belcaunt war; vgl. die Lebensbeschreibung ,des armen
Mannes aus dem Toggenburg.' Zu 2. Da die eig. Bed. viel-
mehr .langer Kerl' gewesen sein mnss, ist anzunehmen, dass
unsre Bed. von irou. Verwendung des W. ausgegangen sei.
1925
Bnlsch, betsch, bitsch, botsch, butsch
1926
Batsch — butsch.
Hatscli II. Dim. Batschi: Kaspar GrAv. S. noch
Cime 1 c (Bd III 91). Vgl. auch Beat (Sp. 1844).
putsch Aa; Bs; GuHcPr.; Tu; Ndw; ZAuss. , patsch
Ap; GnPr.; GT., W., bätsch Bs; GLÜbst.; G; USch.:
Schallw., wie nhd. patsch! Bs; GT.; Tu; Ndw; USch.;
Z. P.'. ruft man, wenn man Einem eine Patschhand
gibt ThMüIUi. JB., du lit-er ! Bs. .Da hat es geheissen
patsch, p. ! oft zween oder drei in einem Tatsch!'
liiöii. Lied (von dem Vilnierger Krieg). Übergehend
iu adv. Function: auf einen Schlag, mit einem Male,
unmittelbar Aa; Ar; Gl; GitHe.. Pr.; GT., We.; Z.
I'. ahenandfer) Gl; GT.; Z. Da bricht der Stil p. ab
GEbnat. De" Nideleimer }i. üsg' Schutt, ebd. Er ist
p. umg'fetlle" GrPi\ Und Tcit mid dem Hindere" p. its
in e" frischt Taische" [Kuhfladen]. Schwzd. (GrPi\).
letz gön-ich p. go" mäe" GT. Er ist p. utng'chert. ebd.
Ich icög-es p. uf eigni Füst. EFeurer (GNesslau). Es
Liedli p, vom Bhitli singe" Aa; Ar. P. use" sl", seine
Meinung immer grade heraus sagen GßHe.; Syn. grad
use" (si"). Gehäuft: Grad b., sofort, auf der Stelle G.
Dass 's iez p. uf e"mol änderst se" sott. Rusch lSb'9
(Ap). Ratsch und p. bim Papirchrage" ond ushi" mit
dem Pesü! Ap Anz. 1897.
Patsch I (PI. Patsch GitChur, D.; GMs), Patsch
(PI. unver. GA., Patsche" BSi.) m., Dim. Pätschli:
1. Patsch BSi.; L; GG.; Sch; ZW1., Batsch Sch; W,
Patsch GTa. ; Ndw, Bätsch SStdt, Schall eines Schla-
ges, Falles; klatschender Schlag, Fall, z. B. von einem
flach insWasser fallenden Gegenstande. Üyn.GlunftJsch
(Bd II 636), Platsch. Zivi Fleuge" uf ei" P. L. Bildl.
.Einen ordentlichen P. werde es geben, wenn Buss-
land und England in Indien zusammen treffen.' Sch
Pilger 1885. 's isch numme" ei" B., mit einem Schlage
vorbei, z. B. das Ausreissen eines Zahnes SStdt. Spee.
(schallender) Handschlag BSi.; GG.; „Sch;" Ndw; ZW1.
Gib-mer en P.! — 2. Patsch GjtChur, L.; Ndw, Patsch
BBr., Gadm., Ha.. Si.; F; GrPi\, Sch.; GoT.; Ndw;
UwE., Bätsch B; ,Vw;* WV. a) breit geschlagene,
formlose Masse, Klumpen, z.B. von Teig, Kot, Schnee.
geronnenem Blut uä. B; F; GaChur, Pr., Sch.; ,L;"
GMs, oT.; Nnw; UwE. Ich ha" icelle" Öppis bache",
aber es hat nur e" P. g'gi" GuChur. Die Bire" sind ei"
P. g'sl" [waren zu einer breiigen Masse zerdrückt], leo-
ii-ici>-si 'kriegt ha", ebd. Im Garte"bett IU af e" Patsch
[Schnee], nit dicker a's en Eiertätsch. B Volksztg 1901.
Holst irider Patsch [Schneekluinpen] a" de" Schueh in
d' Stube"! ebd. Es ist e" ganze'' B. [nasser Erde] abe"-
g'rütscht B. Ganzi Patsche" Bluet si" von-ere" g'gange"
B. ,Pätsch, pars pinguedinis.' Id. B. E" P. Ziger F.
(Kleine) Masse, Klumpen, von Wachs, Harz. Blei uä.
B; GrPi-. Zshängende, zsklebende Masse, z.B. von
Schorf BBr.; GrD.. Pr., Spl.; GSa., Wl.j Ndw. En
ganzer P. Ruft BBr. Zsgeklebte Haare, Werg uä. Ndw.
„Ein B. Haar B; Vw." Klumpen, Ballen von Flaum-
federn im Deckbett BSi. — b) übh. Masse, Haufe.
Menge B; FMu.; „Vw;" W. E" P. Sehne'" BGadm.,
Hk., Si.; Uw. 's hed über d' Nacht e" grosse" P. Sehne'-
g'leid UwE. Es het fi" am [einen] B. g'schnit W.
Ir heit am B. Büu- g'macht, ein schönes Quantum
Stalldünger, ebd. Mer [wir] hei" e" tolle" B. Herd,
M/st müesse" füere" BSa. Die [Patin] hed -mer en
ganze" P. Nuss g'gen BHa. Ir heid en B. Herdöpfje
bercho» W. En P. Geld BBr., M.; W; Syn. SeMbel.
,Ich erwarb mir einen schiinen P. bei der Regierung
[zum Verteilen unter die Notleidenden].' Adhrich 1877.
.Auf einen B., auf einmal, en bloc (z. B. ausbezahlen)
B; Vw." Er hct-mer's Alles in eim P. g'g'e" B(Zyro).
— 3. in spec. Anwendung, a) Putsch Gnlvüblis, l'ani.
Bätsch GRCalfr., L„ Luz., mehrere auf einander lie-
gende Schichten von Reisig, dürrem Laub oder Tannen-
nadeln, als Unterlage fürs Vieh im Stall. — b) Patsch
BSi.; GSa.j Nnw. „Batsch Uw; U", (unordentlich) ge-
flickte Stelle, wo ein Lappen auf den andern genäht
ist. — c) Patsch, Pätschli, wattiertes Stück Tuch als
Unterlage unter die Tragriemen, den Kummet, bes.
bei Saum-, aber auch Zugtieren, zur Linderung des
Druckes Gl. Syn. Bast 13 (Sp. 1778). — d) Patsch,
Pätschli Gl, Pätschli ZuUÄgeri, (wattierte) Unterlage
im Kinderbett. dien. — e) Patsch Gr, „Batsch Uw; U",
Lappen. Patsch uf P. GrPi-, — f) Patsch, „Batsch",
Pätschli, Geiferlappen, Essmäntelchen Gl. - g) Pätschli,
Bällchen der reformierten Geistliehen Gl. So e"
schwarzer Her mit-eme" wisse" Pätschli. Gl Volksgespr.
1835. — h) Pätschli. Rosette an einer Stickerei. Dö
die grössere" Pätschli müenel natürlig g'spalte" si".
AHalder (ApL). — i) Pätschli, altes Wachssiegel
ohne Kapsel Ndw; vgl. Pätschli-Gült (Bd II 288). —
k) Patsch GrL., Patsch GA.. Sev., T., We., Pfann-
kuchen. — 1) Patsch, dick aufgestrichenes Pflaster
GrL. — m) Patsch, Fleck ApSchönengr. — n) Bätschli,
von Würmern herrührendes Gewebe an den kleinen
Traubenbeeren unmittelbar nach der Blüte GSev. —
o) Patsch, am Flugloch hangender Klumpen schwär-
mender Bienen GFlums. Ms. — p) Patsch, grosse
Quaste GW1. — q) Patsch, Gruppe Nüsse am Ende
eines Zweiges GW1. — r) Patsch, geringes, plumpes
Taschenmesser, auch in einer Scheide getragen Gr
Arosa, D., L., Pr.. Sch. Syn. Hegel (Bd II 1080). Was
heid-er mit dem Patsch da wellen? = ,was wolltest du
mit dem Dolche?' GFient 1898 (Travestie der .Bürg-
schaft'). — s) Patsch AAMeisterschw., Batsch Gl,
Bätsch „B"Hk.; „Vw", Putsch Ndw, von Personen.
Schwerer, plumper Mensch Ndw. „Unbehülfiiche, dicke
(B; Vw)", alte, unordentliche (Gl) Weibsperson. E"
wüeste" Bätsch, hässlicher Mensch, sowohl äusserlich,
als im Betragen BHk. E" tiunmer Patsch, Tolpatsch
AAMeisterschw.
Vgl. Patsch bei Gr. WB. VII 1507. Eine ganz entspre-
chende Bed. -Entwicklung zeigt das ebf. onomatopoetische
l\it*cl,, ratsch. Vgl. auch Chlapf (Bd III 670). Iu Flur-
namen: ,Bätschen', Name von Berggütern Gl. ,Stosst an
die bätsch und un des N. wingarten.' 1435, GBern.
Is- s. Schne'"-P. — Für-: wahrsch. grosser,
feuchter Lappen zum Dämpfen des Feuers. .Zu jeder
Feuerspritze gehören 8 Feuerpatschen.' B Feuerordn.
1819. ,Man muss [bei einem Brande] das Camin in
den obern Teilen des Hauses genau bewachen lassen,
damit, wenn sich ein Spalt erzeigen würde, man
dann mit nassen Tüchern und Feuerpatschen ver-
machen und gleich das Feuer dämpfen könne.' ebd.
.Arbeiten der Mannschaft mit Feuerhaken, F-en.' ebd.
— Hegel-Patsch GrD., L„ -Pätschli GRPr.: =
Patsch 3 r. Syn. Italiäner-Hetjel. In 's Juppe'secldi
grift d's Fräuli und mid dem Hegelpätschli tued 'sch
Schnifeli Bröd denne" schinte". Schwzd. ((JRSchiers).
— Lieder-Pätsch, „-Bätsch: ein Schock allerhand
einzeln angeschaffter Volkslieder B; Vw"; zsgeheftetes
Convolut von Flugblättern und Broschüren, welche
1927
Batsch, betsch, bitsch, botsch. butsch
1028
Lieder enthalten; jedes alte Liederbuch BHa. —
Leim- Patsch : Lehraklumpen Ndw. - Ruden-
Patsch: Schorf fleck GiiChur; GSa. In der Volks-
sage Name des jungen Grafen, der, um sein goldenes
Haar zu verbergen, den Kopf verbindet, als hätte er
einen B. GSa. — Eit-Patsch: Bastsattel, gepolsterter
Sattel ohne Holzgestell GrD. Vgl. Patsch 3 c —
„Silber-B ätsch: Silberklumpen B; Vw." — Sch in -
der -Patsch: grosses, breites Messer, dessen sich die
Viehschinder bedienen GRPr. Im Sack hei -er [der
Vagabund] e" Schmterp. g'han, dem trüivend seh' nun
z'halben. GFient 1898. — Schloder-Patsch: Geifer-
lätzchen Gl. — Schne"'-Patsch: Schneefleck. .In
der Schomatten hat 's noch [am 12. Mai] Schnee- und
Eispätsch.' UBraggee 1785. — „Seh welli-Bätsch:
durch den Strom angeschwemmte Masse von Geschiebe
B;Vw." — Tall(i)-, Trall(i)-Patsch s. Talpatsch.
— Turt-Patsch: Samenhülse der Roggentrespe, des
Lolches. ,Die Turtbetsch bleiben [beim Aufschütten
auf ein schiefes Brett] liegen, die kleinen Turtsamen
rollen mit dem Korn herab.' Schwei/.erb. 1818, 156
(LButtish.). — Wachs-Pätschli: = Patsch 3 i. ,Die
Gülten haben alle ein Siegel in einem Druckli, einige
nur ein W.' Ndw Kai. 1889. — Wald-Bätsch: Streue
von Tannreisig GrL., Splüg.
Bätschäli m.: schlampiger Mensch AxLeer. (Hun-
ziker). Syn. Latschüli (Bd III 1528/9).
Pätsche° B- f.: Dachtraufe, Gosse Bs.
pätsche"I, patsche", pe'tsche": \. patsche" ßs;
BSi.; ZDättl., „bätsche" Scb", patsche" GT.; Th; Ndw,
bätsche" Bs; „L; Sch;" UwE., pe'tsche"!. (Dan.), meist
unpers., (beim Schlagen. Fallen usw.) einen patschen-
den Schall von sich geben, patschen, „'s hed recht
'patscht, hat einen hellen Klatsch gegeben L; See."
Das hat 'putscht, %oo-n-er i" 's Wasser g' fallen ist!
,Ein flach auf das Wasser fallender Gegenstand patschet'
BSi. Der [vom Dache fallende Schnee] hed starch
'bätscht UwE. Auch von dem Schall, der entsteht.
wenn man unversehens ins Wasser oder tiefen Kot
tritt ZDättl.; Syn. quatschen. — 2. a) patsche" AaK.,
Leugg.; Bs; BSi.; G, patsche" Bs; GTa.; TbMüIIIi.: Uw;
U. „bätsche" VO; Sch", mit patschendem Schalle fallen.
„'s Chind ist (abe"J 'bätscht, so herunter gefallen, dass
es klatschte VO; See." Der isch schön tif de" Boden
use" 'patscht! Bs; GTa. — b) patsche" BsStdt; Tb;
Ndw; ZDättl., bätsche" AaZ.; „Scb; W", patsche" BsL.;
Gr; Th; Ndw; U, pe'tsche" UMad., schlagen, so dass
es patscht, bes. mit der flachen Hand. In die Hände
klatschen AaZ.; ZDättl., „in die Hand schlagen Scb."
Mach batsche"-batsche" ! Aufforderung an Kinder AaZ.
„Prügeln, Streiche versetzen W." — c) pe'tsche", b-,
(eine Tür udgl.) geräuschvoll auf-, zuschlagen Sch.
Syn. schützen. — d) patsche", in weichen Kot, eine
Lache treten, so dass es platscht Aa; Gl; G; ScbwE.;
ZDättl. Ich bi" i"'s Chat ine" 'patschet G; ZDättl.
— 3. bätsche", bildl., klatschen, ausplaudern GStdt.
Was muest du Alles b.! — 4. patsche" Gr; Ndw;
„Uw; U", bätsche" „Gr;" Uw; „U", patsche" B; Ndw;
W a) eine weiche Masse dick aufstreichen, -kleben
GrL.; W. D' Mure" p., mit Mörtel bestreichen Gr
UVatz. Weiche Erde, Dünger udgl. aufschichten,
wobei die Masse mit der Schaufel festgeschlagen wird
W. Bildl.: über d' Form p., aufbauschen, übertreiben,
ebd. Etwas klumpig, unordentlich über einander,
zskleben Ndw. — b) Lappen auf Lappen nähen, un-
ordentlich flicken, so dass ein ungehöriger Wulst
(Batsch) entsteht Uw; „U." — c) zsstoppeln, eine
Schrift uä. Nuw. — 5. „patsche", b- Gr" ,• patsche" B,
bätsche' „B; Vw;" W a) intr. .Patsche", conglutinari,
de capillis aut floccis lanae.' Id. B. „Schorf bilden,
(ein)trocknen, von Hautausschlägen Gr." Einen Klum-
pen bilden, von schwärmenden Bienen WVisp. Dl"
Bijini" bätschu". — b) refl., einen Klumpen bilden,
sich zsballen, „fest aufeinander liegen, einfallen; z. B.
die Matratze bätscht sich, wenn das gestopfte Haar
derselben sich gleichsam zsbackt und zsfällt B; Vw."
Dini Här pätschen-sich, durch Fett oder Biut B (Zyro).
Es bätschot-sich, häuft sich, wird zu einem Klumpen W.
— 6. patsche", schwer, plump werden, von Menschen,
auch von Dingen Ndw. — 7. Ptc. a) patschet, schwer,
zähe, lehmig, nass (im Gegs. zu locker, mürbe), vom
Erdreich GoT. Pätscheter Herd. — b) „bätschet, was
aufeinander liegen bleibt, zu einem Klumpen wird L."
Patscheti Här, ein Büschel zsklebender Haare Gl. —
c) 'patschet, haufenweise BBr. P. roll, ganz voll BBr.,
R. En Baum 'patschet rolle'' Chrieseni BBr. Hur
gihd 's vil Obs, d' Böum. sin 'patschet (voll) BR. —
d) 'patschet, nachlässig G (Götzinger). — Vgl. das durch-
weg syn. tatschen, auch platschen.
ab e" -patsche": klatschend aufschlagen beim
Herunterfallen, auch nur in Masse herunterfallen, her-
unterplatschen Aa; Ap; B; „VO; Scb;" Uw. Der Sehne
ist [vom Dache] appe" 'patscht UwE. 's het hüfe"sivis
abe" 'patschet, geschneit BE. Er sölls 's Vech i"tribe",
vor 's chäm cho" abhi" p., in Strömen regnen. AHalder
1839. — um-pätsche": umfallen (und dabei klat-
schend aufschlagen, doch auch ohne diese Nebenvor-
stellung) GTa. — ummen-patsche" Gl, -patsche"
Ap: herumwaten, im Kote, in einer Pfütze Gl. Mit
den Händen herumplätschern: 's ged [gibt] derig Wö-
scheneiber, die ase" pläderi'd ond rätschi"d, das' s' mit
lärc" Hende" im Zober omme" pätschi"d. HKFrick
(ApTeufen). — a"-: 1. (-patsche") intr., ankleben, z.B.
von einem Wundverbande GrL.; GFlums. — 2. (-pat-
sche" kr, -pe'tsche" ZStdt) anprallen. — inhi°-, i(n)e"-
patsche": ins Wasser platschen, hineintappen Aa; Bs;
G; ZDättl. Ich bin recht ine"' patschet, eig. und uneig.,
in die Patsche geraten. — üs- patsche": ausplaudern
AAMeisterschw. — use"-: 1. (-patsche") von Flüssig-
keiten, über den Rand des Gefässes hinausplätschern
GTa. — 2. (-patsche") von Personen, der ganzen Länge
nach hinfallen (und dabei klatschend aufschlagen) Bs;
GTa., W. — 3. (-patsche") herausplatzen (mit der
Rede) Bs. — ver-patsche" AALengnau; BHa.; Gl;
* i Ms, -patsche" B, „-bätsche" L": 1. zu einem Klumpen
werden, zerdrücken ; zskleben. „ Verbätschet, was auf
einander liegen bleibt, zu einem Klumpen wird L."
Vcrpatscheti Här Gl; GMs. Mini Här si" ganz ver-
pätschet B. S. noch rer-möggen (Sp. 124). — 2. durch-
prügeln AALengn. — z 'sämnien-patschen Gr; GSa.,
„-bätsche" L": 1. auf einen Haufen tun GrKüM. Vgl.
patschen 4. — 2. wesentlich = rer-p. GsMai.; GSa.
„Es bätscht zusammen, lässt sich an einen Klumpen
L." Von Brot, das teigig wird GRMai. Das Chind
hat e" böuse" Chopf, d's Hör ist-em ganz z'simme"-
'patschet GSa. — zue-bätsche° „VO; Scb;" ZElsau,
-pe'tsche" Scb: „Etwas zuschlagen, dass es einen hellen
Klatsch gibt, z.B. eine Türe." Da' göt de" gmi: Tag
i" dem Hüs mit Üf- und zuepetsche" vu" de" Türe".
da"-me" Cliojifire iiberchitnnt.
1 929
üalseli. betsch, bitsch, botsch, butsch
1930
Batscber m.: Kleiderflicker, der Lappen auf
Lappen setzl UwE.
Patschi m.: 1. (Satschi) = dem Vor. UwE. —
'_'. Mensch mit schwerfälligem, schlampigem Gange;
täppischer, einfältiger, auch anordentlicher, fauler
.Mensch ÄAXeuenhof; Ap; GTa., oT., Wl.; SchwE.
l'atscbi f.: Patsche. 7" der P. St" TuMüllh. —
Wohl aus der Schriftspr.
patschig G, pätschig BHk.. „bätschig B; Vw":
1. „sich zu einem Klumpen zsbaekend, auf einander
hocken bleibend B; Vw." .Pätschig, conglutinatus.'
Id. B. Sich leicht zshallend (von Schnee) BHk. Syn.
tantschig. — 2. täppisch G.
Patschle" f.: dickes Weib. D' Sandlntri", die
g'schwolle" P. G Kai. 1894.
patschle": im Wasser plätschern Aa. Syn. flot-
schen. Los! was patschtet denn dö im Bach? Aa Gem.
patschne": = patschen 4b; meist zsgesetzt »er-,
g'sämmef-p. GW1.
Patsch ni m. = Patschi GW1.
Batschöls. Patscht eis (PL): kleine Blattern
am Munde GisSeew. Vgl. Pätschi 1.
Batschori m.: Tölpel. Dummkopf L (Ineichen).
Syn. Latschöri (Bd III 1528 u.).
patsch: beleibt, fett UwE. Syn. pletschig.
Bätscher ru.: fettes, plumpes Weib U.
Pätschi n.: 1. grosses Geschwür, Abscess Gl.
— 2. breites, plattes Stück; spec. a) plattrunder Teil
des Siegelrings; auch der Siegelring selbst Gl. —
b) breite Agraffe Gl. Halstuchhafte aus Silber; herz-
oder ringförmige Hemdnadel. Pochu.
patschle": leicht in die Hände klatschen ScHNnk.
Leise patschen, als Liebkosung G.
Patsch II m. : Pakt, Übereinkommen. 1. Heirat
GrScIi. Ja, ja, das giH noch en P. En P. mache",
sich heiraten. — 2. in der RA. mit dem P. gä", auf
Taufpaten ausgehen, solche zu gewinnen suchen GrD.,
Kühl. Vgl. Patsch-Mann (Sp. 274), -Bed.
Rätorom. patij, poch, Bediugung. Vertrag (Carisch 106);
vgl. it. pacinre. Möglich wäre aber auch im Hinblick auf
chUpfen 6 (Bd III 675) Zugehörigkeit zu Patsch I. Zu 2
vgl. das syn. rätorom. ir mil patsch.
patsche" II: 1. a) einen gütlichen Vergleich
schliessen Grü.. L., Pr. „Einen Streit beilegen, doch
so, dass gewöhnlich mit Verletzung des Rechtes keine
von beiden Parteien ganz gewinnt. Sie habens ge-
batschet Gr." Syn. paschen (Sp. 1759). Bereisen han-i'*
Nüd chünnen, drum icär-ich bereit g'sin z' p., aber der
Cujün hed nid reellen. GFiext (GiiPr.). — b) einen
Kauf abschliessen, handelseins werden GrL. — 2. = mit
dem Patsch gän GRCont.. D., Kühl., Pr. Gän ga" p.
„Batschete", P- f.: ein zsgeflickter Vertrag Gr."
St. deDkt nach dem Wortlaut seiuer Erklärung an Ab),
von patschen I 4 b.
Patschi"g f.: Vereinbarung GrD. En armi P.,
ein unwürdiger Vergleich in einem Rechtshandel.
„patschädere": = hecken 1 c (Bd II 1116) Gr."
„Pätschädere" f.: das Reisholz, welches zum
patschäderen dient Gr."
-Batschegge" f. : 1. eine ehemalige Frauenzimmer-
tracht, in der man sich nicht ohne Unbequemlichkeit
wenden konnte. — 2. noch jetzt gebräuchlich für ein
Haus, in dem man unbequem wohnt Z." — Zur Bildung
vgl. Hiueggm (Bd 11 1751).
„Batscheggete" f.: übel geratene Anordnung der
Dinge in einem Haus, ungeschickte Einteilung der
Zimmer in einem Gebäude Z."
Batscliienggis m.: Schläge, Hiebe GrPi\, Seh.
Michel lächeret 's v:ege" de" B., die er hed tor/'e" iis-
teile". Schwzd. (GiiSchiers).
batschierig: 1. plump; „unförmlich, nicht passend,
von Personen oder Sachen. E" batschierige Mensch,
ein ungeschliffener Mensch ; batschierigi Schlich, Schuhe.
die nicht an den Fuss passen oder sonst übel gemacht
sind LG." — . 2. verdreht, kurios, possierlich L. -
Vgl. packschierig bei Gr. WB. VII 1 105.
Batschokk: eine Art Vagabund. .Wegen der ßatt-
schocken und andern Banditen seien aus jedem Kanton
10 Mann nach Lowers und Luggaris geschickt worden.'
1598, Imthdrn, Mem. — Zu it. bacioeco, Dummkopf, Tölpel.
Bätscli: verächtlich für Barbara ZO.
Nach Stutz (Gem. II2 197) ist der Voc. lang, mich an-
derer Angabe kurz.
Bätschi, im oTh BdHschi — m. : langweiliger Mensch
Th. Er ist en B., me" chunnt nienen ane" fa" ka"
Bort) mit-em.
Bätschi n.: Schaf (Kdspr.) SThierst. Vgl. Bali
unter bd I (Sp. 895). Bdggi II (Sp. 1077).
Bätschi n. : Kerngehäuse des Obstes Aa links der
Aare. Syn. Bät:i.
Bantsch I m. : „einzelner Anschlag des Hundes"
Uw; „W." ,Es kann niemand anders als der Chlausli
sein, dachte die Mutter, denn der Bari hat kei" Baitsch
"tä"; einen Andern hätt er sicher a°'gen.' Obw Blätter
1900. - Nbf. zu Bauz IV (s. d.).
Bä-Bautsch: Schreckgespenst ScHwBrunn., Iberg.
Der B. chunnt! Ruf, womit man Kinder schreckt.
Vgl. Bä-Bau unter bau 3 (Sp. 896), Bo-Bouss (Sp. 1666);
zur Lautform des ersten Teils ferner Frii-Bas (Sp. 1649).
Böli-: = dem Vor. Uw. Syn. Boli-Mann (Sp. 271),
-Baus.
bautsche" I (p- Uw tw.; USil.): 1. kläffen, bellen
Uw; USil.; „W." Auch: heiser bellen wie ein Fuchs
UwE. Syn. gautschen III (Bd II 561), bauzen. —
2. trocken husten Ndw. Syn. bellen (Sp. 1158). —
3. „schnell und heftig mit Jmdem zanken" Ndw.
Bautschi m.: 1. Kläffer Uw ; „W." Syn. Belli II
(Sp. 1159), Baust. — 2. Mensch, der mit lauter, gleich-
sam bellender Stimme überall drein redet UwE.
„Bantsch II m.: 1. altes, abgetragenes Kleid BO.
— 2. abgenütztes Pferd, ebd. — 3. Mensch, der sich
zu den verächtlichsten Diensten gebrauchen lässt.
ebd." — Vgl. das syn. Bantsch II (Sp. 1406).
BautschlH P-m.: Gewittersturm GWb. - Vgl.
/:.',< -t (Sp. 17S5).
bautsche" II, in Ap; Th auch p-: 1. „hin und
her werfen oder stossen BO. ;" Gl. — 2. a) „schlagen,
prügeln BO.; LE.; Th." — b) „peitschen LE.; Th."
— c) spec. = bössen 2 d (Sp. 1729) ThFi-., Tag. —
3. unanständig, übermässig, gierig essen Ap; GoT.
Vgl. auch bötschen (unter botseken Sp. 1934). zu 3 spec.
bantschen I und // (Sp. 1406).
umme"-: herumwerfen, -drücken Gl. — er-, in
1931
Hat sch. betseh, bitsch, botsch, butsch
1932
SchwE. -pautsche": tüchtig schlagen, durchprügeln,
„durchpeitschen'- Gl; „LE.;" SchwE.; „Tb."
„Bautsche" f.: Peitsche Th."
l'autschi I, auch Pautschli in.: grosswangiges
Kind, das mit lebhaftem Appetit isst Ar.
Pantschi II m. : Brummer. Zuchtochs Ap. — Zu
bautsche", stossen ?
Petsch, Petschi s. Peter (Sp. 1840).
Gwäggen-, Gwatter-Petsch(i): = dem Folg.
GrPt. Syn. Giratter-Piezli. Wettergüegen und Quatter-
petschi wie Ldgele". GFient. -- Tsch. schreibt Qttsque-P.
Wasser-: = Wasser-Peggi (Sp. 1079) GrPi\ Es
leids Gezicht tued-schich dort, hindern Büchiloch, ftf-
halte": W., Latuechi und Täpe". Schwzd. (GRSchiers).
Wetter-Petsch(i): = Wetter-Gueg (Bd II 163)
GRPr.
Pe'tschaft BSi.; Ndw, Betschaft aScHW; Th, Bet-
schrft B; Sch, Pitschaft Bs; Ndw, Bitschefi Sch, Pit-
schuft SchwE., Botschaft B, Pütschrft AiSt., BiitscfaJ't
AaL., St.; B; Z, „Bauchet" — n.: wie nhd., Stempel
mit Wappen oder Monogramm, früher zum Siegeln der
Briefe allgemein gebraucht. Er habe die Geldsumme
empfangen und mit seinen ,puzet versigelt in der
kilcheren hus' niedergelegt. 1425, B Schreiben. .Geben
ze Pfeffikon, mit Ulr. Wagners büttschet beschlossen
unser aller wegen.' 1444, Schw (Schluss eines Schrei-
bens). ,Und des ze waren urkund so band wir unser
bruederschaft büczit und des obgemelten küngs büczit
getruckt uf disen brieff.' 1507, Geschfo. Ges. 1898.
.[Isebel] versiglet sy mit seinem [Ahabs] pitschet.'
1531/48, I. Kon.; .Pitschier.' 1667. .Leg mich als ein
bütschet in dein herz.' 1531, Hohelied; .putschet.'
1560; .Pitschaft.' 1667. ,Ein silber Übergült büt-
schetli.' 1562, F Inv. .Signum, ein sigel oder putschet.
Das bütschet, insigel, bütschier, Signum.' Fris.; Mal.
,Syn [des Herrn Jesu] Gmeind, syn Pitscheft, syn
Augöpfel, syn Liebstes, sich selbst.' JJBreit. 1637.
,Die Pitschaft oder Sigel [PI.].' 1666, Z Staatsarch.
.Mit seinem anerbornen Pitschaft bestätiget.' 1688,
ZSth. , Setze deine Kirchen als ein Pitschaft auf dein
Herz.' AKlingl. 1688. .Einem Bitschierschneider von
Mainz von meinem Pitschaft auf Stahel zu schneiden
1 fl. 24 ß.' Zubers Tageb. 1693. ,Für welchen Schein
mehr nicht als dem Ambtsniann für aufgetrucktes
Pütschaft 2 Kreuzer, und dem Schreiber für Hinzu-
setzung des Namens 2 Kr. bezalt werden soll.' B
Wiedertäuferordn. 1695. .Die gegrabenen Steinen für
Pittschaft.' B Mand. 1747. .Alle diejenigen, so Gift
einkaufen wollen, sollen sich mit einem mit ihrem
anerbornen Pittschaft bekräftigten Billet bei unserm
Grossweibel anmelden.' 1777, Z Giftmand. ,1 goldener
Ring mit einem Pitschaft 5 Gl. 30.' 1788, Sch Inv.
,Ein goldenes Beytschaft mit einem weissen Stein.'
1789, Z Inv. ,Es sollen auch die Pittschafte und
Siegel demjenigen Sohn überlassen werden, welcher
des Vaters Namen tragt.' Z Erbrecht 1831.
Vgl. Gr. IB. VII 1579. Zur Anlehnung an die Abi.
:iul' -schaß s. Anm. zu Bettschaß (Sp. 1823). Von altern
Belegen führen wir noch an: .Pitschet.' 1506, Aush., .Put-
schet.- 1518, ebd.; 1531/48, Sirach, .Bütschet' 1529. 1536,
Ahsch.: Aal 1549. .Pitschaft,' 1585/1828, ApI.: Mutach
1709; DoLacour 1736; Bs Mand. 1765; B Verordn. 177-J;
JMuller 1773/8::: Z Ges. 1779; 1796, Seh. .Bittschaft.'
CISehob. 1699.
Petschier n.: 1. Petschier, B- F. Pitscltier Ndw,
Bitschier Obw ; U, Putschier, B- Ndw, Pütschier FMu..
Bütschier B a) = dem Vor. B; F; Uw; U. .Der jüngste
Sühn soll seines Vaters Zeichen füeren und han, es
seige am Vieh, Brennzeichen oder auch Siegel und
Petschier.' 1556, GRKlost. LB. .Nach lut einer visie-
rung, daruff des herren abts bitschier getruckt.' 1582,
AaMuiü. .Mit syuem sigel ald pütschier besiglet.'
1597, Z. .Den Söhnen soll werden ihres Vatters sei.
Harnisch, Wehr, Schiesszüg, Werkzüg, Pitschier.' XVII.,
F Stadtb. .Mit myneni gewonlichen Pitschier und
eigner Hand underschriben.' 1612, AAWett.Klosterarch.
.Brief, den ich mit minem angebornen Pütschier ver-
wart geben.' 1617, L. ,Wan ich ein anderen [Brief]
machen wett, so kannte er [d'] Gschrift uf der Stett: ja.
wo hätt ich 's Pitschier darzuo?' Joh.Mahl. 1674. .Sig-
num. Sigel, Pitschier.' Denzl. 1677; 1716. ,Dmb Har-
nast, Gewöhr, Sigel und Pütschier eines Mannes.1 L
Stadtr. 1706/65. .(Joldne Fingerring mit einem roten
Stein und einem Pitschier darin.' 1779, ZStdt. .Ge-
meiner Meisteren Bütschier.' Umschrift des Hand-
werkssiegels der Schmiede, Nadlei', Sattler und Seckler
in ZStdt. Vgl. noch Petschier -Bing, -Wachs. —
b) Siegellack B; F. — 2. Potschier m. GrD.. Putsehier
n. Ndw, Knopf am Schlagring Ndw; der Schlagring
selbst GrD. Vgl. Pätschi 2 a.
Vgl. Gr. WB. VII 1579. Der Ton liegt auf der zweiten
Silbe; nur für FMu. wird Pitschier angegeben.
petsc liiere" BSi.. pitschiere" S, bitschiere* Bs j L;
aScHW; Obw, pütschiere" Sch; Th; Z, bütschiere" B;
ScHStdt; Tu; ZZoll. : 1. petschieren, siegeln. aaOü.
.Sigillare, sigeln, pitschieren.' Denzl. 1677; 1716. E"
'bätscliierte'' Brief. Ne" Brief, ganz schwarz pitschier t.
Schild. Pitschierte'', pütschierter (Wi"J, Wein in ver-
siegelten Flaschen Bs; L; Schw; Obw; Z; vgl. buschiert
(Sp. 1775). Eir d' Wi"trinl;er isch e" ganzi Batteri
Petschiertc parat g' stände" BsStdt. Der Franz hed 's
nid chönne" lide", wenn de'' Melk Bitschiertnige" 'trunlce"
hed. Schwzd. (L). — 2. in der RA. ich bi" pütschiert,
lahm gelegt, kann nichts mehr machen Sch (Joh.
Meyer). — 3. anschmieren, betrügen Sch; Th; ZBül.
Trou Dem nid oder du bist pütschiert. Ich bin en
tummer Tüfet g'si" und pütschiert worde", icie-se-sie''
ifhurt. Schwzd. (Th). Si sott ja Acht ge", dass-si-si'1'
nüd selber debi betschieri! Niederm. 1882. — Vgl. (auch
zu 3) Gr. WB. VII 1580.
ver-bitschieren GrPi\, Sch., -bütschiere" Aa; B;
Th; Z (auch p-): 1. versiegeln. aaOO. .Consignare,
obsignare, versiglen, verpütschieren. Annulo sigilla
iniprimere, v., versiglen, den putschet aultrucken.'
Fris.; Mal. ,Sy habend sölichs [Versprechen] in
gschrift verfasset, mit iren händen underschriben und
verpütschiert.' 1587, L Schreiben. .Welcher dann von
Stund an die Trog und Ghalt, darinn des Abgelybeten
fürnemste Fahrhab gehalten, verpütschieren soll.' B
Gerichtssatzg 1615. ,'s zimt mir sy nit zu schreiben
wol [den Besitzstand des Verstorbenen aufzuzeichnen],
wil ich ein Sächer bin dis Mol; so will ich 's darnach
verpitschieren, mit eigner Hand mich auch signieren.'
GGotth. 1619. .Imprimere sigillum annulo. mit einem
Ring verpitschieren.' Denzl. 1677; 1716. ,I)ie Venner
[in B] lassen so viel Numeren, als deren, so in den
grossen Rat erwählt zu werden verlangen, verfertigen
und in ein Sack tun, welchen die vier Venner ver-
pitschieren... . Ilarauf wird der verpitschiertc Sack
1933
Batsch, betsch. Iiilscli. hntsrh. butsch
1934
eröffnet.' Z Nachr. 1750; vgl. Leu, Lex. 111 173. .An
gleichem Tag [der Trüllinusterung] soll auch jeder
Soldat seine bestimmte -1 scharfe Patronen wohl ver-
pitsebirt mit sieb bringen.1 Ü Trfillmeister 1771. .Die
Apotheker sollen das Gift Jen Diensten oder Butten.
so es abholen, rerpitschiert übergeben.' Z Giftmand.
1777. S. noch Bös-Gelt (Bd II 261). — 2. Eine" v.,
betrügen Aa.
Pitschierung f.: Petschaft. .Der horl'meister von
Küngsfelden [hat] her venner Sehönis sigill und pit-
schierung überantwurt.' 1535. B Ratsmaii.
petschle": sich mit Schreiner- oder Bildhauerarbeit
abgeben (ohne sie berufsmässig erlernt zu haben)
ScHwNuolen. Er hed immer Oppis ..' p., zu hantieren.
Vgl. das syn. bäschelen (Sp. 1759), ferner pätschgen.
Peitsche" (Pantsche* Aa; B; GRh., St.lt ; Tu; Z) f.:
1. wie nhd. allg. ; vielfach (so in B; Th; Z) unterschie-
den von Geide" (Bl II 465): Diese ist eine au langem
Stocke befestigte Schnur mit , Zwick', die P. kürzer, aus
einem Stück, gew. von Leder. Er schwingt e" Niete"
ame" länge" Steche", a"z'luegen a's wie-n-e" Faitsche".
Schwzd. (GrPi\). .Mit Geissien und Beütschen geschla-
gen.' JWirz 1650. — 2. elastischer Zweig, an dessen
einem Ende einzelne Blatter als Quaste stehen bleiben
uiTh. — 3. Pflanzenn., Bohrkolben, Typha latif. GuRh.
Hunds-: Peitsche für Hunde. Me" sott-e" mit der
H. use"haue", man sollte ihn wie einen Hund hinaus-
peitschen Z Zoll. — Charre"-: = Charren- Geisten
(Bd II 466). Wenn d' nid rächt tuescht, so zwick ich
dich mit-ere" sehend Korrä"peitschä". Balz 1781. —
Ror-: Peitsche von Meerrohr Z. — Schiffli-: Schnur
mit Handgriff, die von eiuem , Vogel' (s. Bd I 693)
zum andern gespannt ist, zum Schnellen des Weber-
schiffchens Aa; vgl. Geisten 2 a (Bd II 466).
peitsche" (päutsche" Aa; Bs; B; L; Sch; Schw;
SG.; Th; Zg; Z): wie nhd. allg. .Päutschen.' UBräggek
1788. Nuss p., Nüsse mit einer Stange vom Baume
schlagen SG.; Syu. (abe"-)gusten (Bd II 174).
ab-: auspeitschen, abklopfen Aa; Zg; Z. In'n
[\*]20er Järe" häd-me" nach mängsmcil g'seh a. a" der
Stud im Öte"bach [Zuchthaus von ZStdt] hinne" ZZoll.
— er-pü2tschen: durchprügeln BSi. — üs-päut-
sche": 1. auspeitschen Aa; Z. Das ist en Uffüeri'g!
me" sutt s' ü. ZStdt. — 2. üs'päutscht, abgenutzt, ver-
altet ZStdt. En ii-s Lied, Kndi [Dirne]. Das Model
machi kein Mensch, 's sei en üspeutschts Ding. MUsteri.
— dur"'he°-: durchpeitschen. Bildl. a) hart mit-
nehmen, 's schadt E"keim mit, wenn er z'erst dort
iune" [in Amerika] e" chli" durchen'beutscht tvird Bs. —
b) durchhecheln B (Zyro).
Ab-päutscher m.: Scharfrichter (insofern er auch
das Amt hatte, die Verbrecher mit Ruten zu strei-
chen) Z f.
Päutschete" f.: Gepeitsche. Das ist iez e" F.!
sagt Einer, der von Schnee, Regen oder Hagel ge-
peitscht wird B. ,Pöutschete", pugna.' Id. B.
Pitsch m.: Zuname. ,üoli Meyer, P.' 1394/7. Z
Ratsb.; .Bitsch.' H06, ebd.
Pitsche" f. : die kleine Spitze an der Spitzhacke
WVisperterm. — Vgl. pltse, pioche a une pointe. im Patois
von WVissoye, sowie gleichbed. tess. pizza.
ver-pitschen: versiegeln. .Ein sack was verbit-
schet mit rotem wachs.- 1431. Z Ratsb. ,Den sack
verpitschen und versiglen.' 1490, L Ratsb.
BotSCh (PL Bötsch) in.: Widder GrD., 'l'schapp.
Auch rätorom. (('arisch 19).
„Botsche"] m. : Ziegenbock W." — Wolil zabot-
ichen, stossen; s. die folg. Gruppe. Vgl. auch Suhui. 1*312.
bolsch : Ausruf im Spiel mit einem Schosskinde,
wobei man der Person, welche das Kind auf dem
Schosse hält, bald mit guggüs! über die eine, bald
mit du b.! über die andre Schulter guckt BsStdt. —
Vgl. puttchi n 8 o sowie Bot
Potsch (PI. Fötsch) GrD., Bötsch (Dim. Bötschli)
Bs — m., Bö'tsch f. SciiNnk. : 1. a) = Potsch-Chuglen
(Bd III 190) GrD. — b) auch der kleine Stock, auf
den beim Stuckten (s. d.) die Knöpfe aufgelegt werden
GrD. — 2. a) Wurf kugel beim Boleien (Bd I 17) Bs.
— b) bildl., verächtlich für Kopf Bs. Als Schelte
unter Kindern: Dummkopf, ebd. — 3. = Böl Vi (Sp.
1176) ScuNnk.
Wenigstens für Gr kommt Eutlehuiiug aus dem syu. räto-
rom. bucha, it. boccia in Frage, die freilich selber deutscheu
Ursprungs zu sein scheinen. Zu der langvocaligen Form vgl.
botsche" (unter botschen 3). Vgl. auch Püllsch (Sp. 1222).
botsche", bötsche": 1. bötsche" BsStdt, bötsche"
AAZein., mit lautem (dumpfem Bs) Schall anstossen,
anschlagen. Syn. putschen (doch in AAZein. mit zurück-
tretender Schallvorstellung'). ,In Gedanken mit der
Stirn an die Fenster b.' Bs. Si hei" iri Gleser z'sämme"
'bötscht, dass es g'schätteret hat AAZein. „Bötsche",
vom Auf- und Zuklappen der Fensterladen, wenn der
Wind heftig sauset Bs." — 2. putsche", = popperlen Z
(Sp. 1421) GitSpl. — 3. „botsche", p- B; Gr", putsche"
GrD., Spl., bötsche" W, bötsche" LStdt; U, pötschu"
PPo., Name eines Spieles, bei dem man mit hölzernen
Kugeln nach einer im Voraus geworfenen andern Kugel
(im W auch mit Steinschiefern nach einem Steine)
wirft; wer dem Ziel am nächsten kommt, gewinnt.
Vgl. haschen (Sp. 1767) und s. noch HLLehinann 1799,
287. — Vgl. bautschen II, putschen.
a"-botsche°: anstossen BsStdt.
(strösse°-)bötschle°: (auf der Strasse) mit
Bötsche" spielen Bs. Syn. boleien (Bd I 17).
Erlen-Botsch m.: Erlenbusch GRÜbS.
Verhält sieb zu Bosch (Sp. 1763) wie Putsch VI (Sp. 1935)
zu Busch.
Botsche" H m.: Ort, wo viel Gebüsch und Berg-
gras wächst GflObS.
Potschamber, B- m.: Nachttopf Bs; B; SchwE.;
Th; ZStdt. — Das W. hat gegenüber Nacht-Hafen, -Geachirr
einen etwas vornehmem Anstrich.
Regen-Bo2tschi: scherzh. Bezeichnung des West-
windes Z (vereinzelte Angabe). — Vgl./'fex«rAi(BdI 1238).
Botschöli Scu (in Nnk. Bötschöli), „Botschöri Sch"
— in.: dummer, ungeschickter Mensch. Syn. Bat-
schäU, Batschöri.
.Batsch I m.: Kuss Gr." - Rätorom. batsch. Vgl.
auch das syu. Mutschi (Sp. 605).
„Bntsch II U", Putsch GrL. — m.: 1. „hölzernes
Geschirr, das etwa 2 — 3 Mass hält U." — 2. auf dem
Rücken getragenes längliches Gefäss für Wasser, mit
einem Deckel, in dem ein Loch mit Zapfen sich be-
findet GrL.
Vgl. rätorom. butechin, Fässeheu, Lägel (= it. boiticino, Dim.
von botte): ferner Putschen, Putschen f. bei Gr. WB. VII 22S0.
1935
Batsch, betsch, bitsch, botscb, butsch
1936
Bntscli, P- III in.: Spielball der Kinder Gl. -
Gnfe"-: Stecknadelkissen (nach Stoff und Form dem
Vor. ähnlich) Gl.
Vgl. rätorom. lutsch dl, wattierte Kindermütze, putsch in..
wattierter Hausschuh; weiterhin it. hnzzo, Magen, Nadelkissen.
„butsche""" , p-: mit dem Ball spielen, „einen
Ball in die Höhe werfen und wieder auffangen" Gl.
Butsch IV (P- Ltw.; WLö.) m.: Obstwein Lf;
aScHW; W. ,Salz, kestinen, haber und mal old ziger
old p., in summa was sich bim bächer, by dem pfunt
oder mass ussgibt.' um 1550, übw Rq. ,P. oder most.'
1562, Obw Prot. ,Des P. oder Mosts halber von Birnen.
Äpfeln und Holzäpfeln, dass die Wirt und Weinschenk
gar keinen einlegen sollen.' 1578, LRatsverordn. .Wer
butzsch feil haben will, soll nicht mehr als 2 angster
auf die mass schlagen bei 10 pfd busse.' 1593, Obw.
,La mir nebe ein halbs B. bringen, der Wyn will mir
nemes ze tür syn.' Kcnkelstube 1655 (Tn); s. auch
Chretzer (Bd III 933). ,Der Most, Butsch, mustum.
novitium vinum.' Red. 1662. ,Es soll weder P. noch
Bick ausser den Toren umb unsere Statt hierumb
aussgeschenkt noch verwürfet werden.' LMand. 1671.
Der B. ist nottä clipfeie guet, er Tcombt-mer in Grind
ufe". Helv. in face 1694. ,Benen Bntschwirten ist er-
laubt, neben B. auch Käs und Brod zu geben.' L Wirt-
schaftsordn. 1762. S. noch Putsch-Hits (Bd II 1721),
-Macher (Sp. 5ö).
Aus der Gaanerspr. ; s. KBrandst. 1900, 24. Das W.
erscheint noch bis 1810 in L Erlassen. In Obw wird das
W. 1575/1610 auch als , Busch. Butz' geschrieheu. S. auch
noch Schm. I2 312.
Gerste"-: Bier WBrig. Vgl. Putschen-Bier (Sp.
1505).
ver-pu tsche": zu Most verwandeln. Syn. ver-
mosten (Sp. 543). ,Da das übertriebene Mosten und
Brennen vieles [zur Teuerung] beitragt, als haben
wir befehlen wollen, kein zahmes Obst weder zu v.
noch zu brennen.' L Mand. 1794.
butsch: 1. butsch-butsch, Lockruf für Pferde Tn.
- 2. Butsch, P- V Ap; Th (PI. mit Uml.) m., Dim.
Butscheli TiiPfyn; ZGMenz., Butscherli GWidn.; ThHw.,
Bütscheli ZoUÄg., Walchw. : Lock- bzw. Kosewort für
Pferd (in der Kdspr.) Ap; GWidn.; Th. Syn. Busterli
(Sp. 1802). Auch für junges (Horn-)Vieh ThHw., Pfyn ;
Zg. Chomm, B., chomm! Von einem Bären: ,Los,
Bütschli, beit!' Myricäus 1630. — Vgl. die Gruppe Biu
(Sp. 1738 ff.).
Putsch VI m.. PI. Putsch : 1. = Busch 1 « (Sp. 1769)
ZDättl., Fehralt. .Habend sich in die butschen ver-
borgen.' Kessl. — 2. a) = Busch 2 a (Sp. 1769) Gl;
ThHw. ; ZBül., Dättl.. Fehr, O., S. En P. (es Pittschli)
Gras, Farre"chritt, Herdbpfel; daher auch in Zss. wie
Herdbpfel-, Esper-, Brennessle"-P. Schmale" hät'sjo
wie Stange" und Esperpütsch eso dr under. KdMey. 18 1 1.
Entweder gut 's e"ch!i" obsieh oder nidsich, öppedit
auch durch en Brennessle"ptttsch durche". Frauenheim
1899. De'' teiss P. Bhtcme" dert, jene beisammen ste-
hende Menge von Blumen Z. En P. Nägeli, ein
Nclkenstrauss. Flörbltiemli und Putsch Maicrisli.
Anderl. 1852. Die Glesli [Hyazinthen] chömme"d i"
ganze1 Putsche". — b) = Busch 2 b (Sp. 1709) ThHw.;
ZFehralt. — 3. Gebund. E" B. Gant AaZ. Syn.
Bitsch 3 b (Sp. 1770). — 4. „eine Masse von Etwas,
z.B. ein B.Geld, ein Stoss, eine Summe Geldes" Ap;
B; Seil; ScnwMa. En P. Geld mitesst ir riskiere".
ADiethelm 1893. ,Wenn schou einmal ein ziemlicher
B. [Geld] zusammen kommt, er verschwindet, ich weiss
nicht wie.' Gotth. En grosse" Potsch bbccho", von
Erbenden Ap. Er hed en grosse" Potsch an-em, eine
grosse Schuldforderung, bei einem Konkurse, ebd.
Federe--: Federbusch ThHw.; ZS. — Stüden-
Butschli: Staudengebüseh. ,Wie die armen burli
mit iren wib und kindli uss iren hussli gefloclu-n
bin der den st. verborgen ligend.' Kessl. — Tann-
Bütschli: kleine Tanne zu Dekorationszwecken BBiel.
— Torn-Putsch, -Butsch: Dornbusch ZDättl., Sth.
De" sütt-me" uf en T. zieeie" und uf de" Stumpe"
schisse", von einem nichtsnutzigen Menschen ZSth.
putsch: 1. Interj., womit man das Zsprallen zweier
Dinge oder Personen begleitet BE. — 2. wesentlich =
ö-hä 2 (Bd II 846). ,Hest gmeint, ich soll in d' Schucl ?
Do do! Ich sollt mich fein gnueg klopfen loh. Putsch,
Ätti! Nein, ich kuinm tiit meh, han hinder d' Türen
gseit ade.' Joh.Mahl. 1020. — 3. adv. Es gut p. uf,
es wird völlig aufgegessen Z (Spillm.).
Putsch VII (PL mit Uml.) m.: 1. a) durch An-,
Zsprallen, Aufschlagen erzeugter starker Schall GMs.
Das hat e" rechte" P. g'gi", 'tue"! — b) Knall AaB.
Vgl. Putsch- Geislen (Bd II 466). — 2. a) heftiger
Stoss, Puff, Anprall Aa; Ar; Bs; B; GlK.; Gr; L; O;
Soh; Th; Uw; Z. Syn. Mutsch 4 (Sp. 600/1), Puff 1
(Sp. 1045). In Ap hält P. zwischen Stöss und Chlapf
die Mitte: Ich han-em ken Potsch, gad en Stöss g'ge",
sagt ein Kind, das wegen unsanfter Behandlung eines
Spielgenossen zur Rede gestellt wird (TTobl.). D'Geiss
hed-mer en P. g'ge" Ap; GRh.; Th; Z. Der (oder Das)
mag noch en P., e" par Putsch (cer-ßide", der (Mensch
oder Gegenstand) hält Etwas aus, ist widerstandsfähig
Ap; Th. D' Sackür hed en P. übercho", ist durch einen
Stoss beschädigt, ebd. , Wandeln, als gienge es auf
lauter Eiern und als seien sie gläsern, könnten beim
geringsten P. splittern.' Gotth. Ein Zeuge sagt aus :
,Dass er wol hört, dass einer zwen butsch ted; da
wand er, er slüege uff ein ros.' 1431, Z Ratsb. ,Um
des [Christi] willen ich doch so vil grosser ansag-
licher putschen erlyd.' Zwingli. ,Dann sie [die Römer]
möchten kaum den ersten P. ausstehen, sie gaben die
Flucht.' Äg.Tschudi. ,Pulsatio, streich, stoss, p. Ini-
petum excipere, ein p., stürm aufhalten und dapfer
beston. Pugnos in ventreiu alieuius ingerere, einem
einen p. in bütterich geben.' Fris. ; Mal. .Ein Vater
tröwt seinen Kinden etwann mit dem Finger, er gibt
etwann einem ein P. oder Haarrupf.' JJBreit. 1629.
S. noch Glauben (Bd II 586) und vgl. Putsch-Bammel
(Bd II 1269). - b) Schlag auf den Rücken AaB., Z.;
THTäg. S. putsch-laufen (Bdlü 1140). Dm»** d' Butsch
müesse" = dur'h d' Mutsch laufe" 1 und 3 (Sp. 601) AaB.
.Wann Christus am Sabbath gekrümbt nur einen Fin-
ger, hat er ihnen [den Pharisäern] durch die Putsch
müssen.' FWvss 1650. .Durch die Putsch müssen,
hominum malevolentiam subire.' Denzl. 1677; 1716.
- c) bildl., Schlag, Missgeschick, spec. in ökonomi-
scher Hinsicht THTäg. Das hed-em de" P. g'ge", gab
ihm den Todesstoss. brachte ihn zu Fall Ap. —
d) l.'AA. a) Eim (in GftPr. auch Eine") uf de" P.
cho", von hinten auf Einen prallen, spec. gebraucht
beim Schütteln der Knaben, wenn ein Schlitten einen
vorausfahrenden einholt und mit ihm zsstösst GitChur.
Pr. ß) uf ein P., auf einmal, plötzlich Aa; Bs; B;
1937
Batscli, betscb, bitach, botsch, bntsch
1938
L; „allg." Syn. uf ein Chlapf, Tatsch. Er häd uf
ein B. drei Ächer g'chauft AaB. 's isch Alls uf ei"
B. z'sämmt" cho", Alles traf gleichzeitig zusammen
BStdt. „Er hat mir das Geld auf einen B. gegeben."
,Im ersten P." Die zwei Nein [Antworten des Kate-
chismus] irren die Leute, .wyl unsers eigen Volk im
ersten P. dise Nein dermassen annimmt und fasset,
dass der rechte Verstand durch die folgende Auslegung
nicht mehr mag Platz finden, sonder sie es einfaltig
verbleiben lassen beim Nein.' JJBreit. 1639; dafür
,im ersten Anbutsch.' Mise. Tig. 1724. .Man zahlt der-
gleichen nnbeliebigen Sachen nie ringer als im ersten
P.' XVIII., Eschers Tageb. — 3. von Windstössen. Der
[der Wind] hat Putsch 'tue"! GMs. — 4. plötzlicher
Vorstoss, Anlauf gegen ein Hinderniss, zu einem Unter-
nehmen ZS. Besondere Anstrengung: 's ist wider
e" P. übere" Gl. Syn. floate (Bd II 1802). Ißung.
.Allein der p. ist noch vorhanden. Wenn wirs dismal
noch mannlich bstanden. so hat dann unser arbeit
end.' HvRüte 1555. .Damit wir nicht die heil. Majestät
Gottes mit einem bald verschweinenden P. abermal
fatzen.' JMüller 1665. Hieher auch die Wendung
,den b. nemen' in der Stelle: ,Des butschs halb heig
er gesprochen: wenn man nach bas in die geschrift
köm, so werd man wol sehen, wo es den b. nemen
wirt; dann er mein, es gang nach unter dem mänteli
zuo.' 1524, Strrkler I 275; aus einem Verhör des
Wiedertäuferwirtes zum Salinen in Zürich: Derselbe
sucht den von ihm offenbar i. S. v. 5 b gebrauchten
Ausdruck (vgl. zu den revolutionären Plänen der Wie-
dertäufer z. B. aZoll. 1899, 63/4) abschwächend in
unsere Bed. hinüber zu spielen; vgl. auch Egli, Akten
444 (wo es sich um das selbe Verhör handelt, freilich
mit abweichender Datierung). — 5. a) Streich. ,Sie
redeten ab, den P. zu wagen.' Haüsfrd 1887 (Gr);
dafür nachher .Wagestück." — b) Volksauflauf, Re-
volte Aa; Ap; Bs; B; Sch ; Z; im Schweiz. Schrift-
deutsch allg. verbreitet. ,Der Neuenhurger P. [1856]
kostete 17 Tote und 35 Verwundete.' Dandliker.ScIiwz. -
Gesch. ,Der Zug der Freiämter am 6. Dezember 1830
nach Aarau, bekannt unter dem Namen Freiämter P.'
S. auch Zürich-P. — Vereinzelte Angaben aus Aa und B
schreiben anl. B-. Vgl. auch Gr. WB. II 578. VII 2279.
Abe°d- Äbig-: = Letst2b (Bd 111 1468) Z (Spillra.).
— Ifer-. .Zwar hat es etwan Eiferpütsch [eifrige
Anläufe zum Guten] geben, aber sobald wir Widerstand
sehen, so tun wir etwan als laue Laodiceer vom Seil
fallen.' JMüller 1673. — A'-: Anprall B; Z. Häufig
in übertr. S.; vgl. frz. choc. Der (erst) A., der erste
Anprall, Effekt (z.B. einer Trauerkunde, eines Un-
glücksfalles), die erste (dadurch verursachte) Auf-
regung B. Dl" Sehirester chunnt-der g'wüss g'rad im
erste" A'butsch [nach dem Tode der Frau] gern chli"
cho" nache'luege". CWkibel 1885. .Unwillen, den sy im
ersten anputsch gfasset ghept.' um 1565, ECts. .Wenn
Einer wider so vil Anputsch der Verwüstung und des
Tods flehtet.' JJBkeit. 1629. ,Gott hat meine Seele
unter so vielen harten Anpütschen mit einer guten
Hoffnung erfüllet.' JJUlr. 1731. — Gegen-. Jctus
contrarius, gegenstreich, g., widerschnall, wenn zwen
gegen einanderen laufend oder rennend und die gelän
wider einanderen einlegend und demnach zuosamen-
pütschend.' Fris. — Nacht- AAKlingn.; Z (Spillm.).
Guetnacht- ZNer.: = Äbend-P. — Bach-: Andrang
des Wassers in einem durch Platzregen plötzlich ge-
Schwelz. Idiotikon IV.
schwellten Bache Zo. Der B. ist da, häd g'schade".
— Strasse"- Z, Strouse"- Sch: Volksauflauf in Zürich
am 6. Sept. 1839. veranlasst durch die Berufung von
Di David Friedrich Strauss. — Wind-: Windstoss Z;
auch bei Stalder.
Zürich-: 1. plötzlicher, aber nicht nachhaltiger
Anstoss, Anlauf zu einem Unternehmen (wie er dem
Naturell des Zürchers entspricht). ,Die rasche Auf-
wallung gährt [bei den Zürchern] rasch empor und
sinkt dann bald wieder matt und gleichgültig ein.
Das ist es, was mit einem altherkömmlichen Ausdruck
ein Z. genannt wird.' Eidg. Monatsschr. 1845 (JJReit-
hard). ,Üas Wort Putsch stammt aus der guten Stadt
Zürich, wo man einen plötzlichen, vorübergehenden
Regenguss einen Putsch nennt und demgemäss die
eifersüchtigen Nachbarstädte jede närrische Gemüts-
bewegung, Begeisterung, Zornigkeit, Laune oder Mode
der Züricher einen Z. nennen.' Gottfr.Keller. ,Wii
kriegen bisweilen einen Z. zu laufen in das Haus
Gottes, aber es ist lautere Gleichsnerei.' AKlingl. 1702.
.Dadurch [durch vorschnelles Urteilen] mancher Bider-
mann als durch unbesinnte rasende Zürichpütsch in
äusserstes Elend gestürzt worden.' ebd. .Diese Ge-
sellschaft wurde ein Gegenstand des spöttelnden Witzes.
Doch dieser Z. erreichte kaum ein Schmetterlingsalter.'
JHBremi 1822. .Selbst die, welche für die Weisesten
galten, lächelten über den vermeinten Z. [Anlauf zu
einer Verfassungsänderung] und glaubten, dass eine
landesväterliche Bezeugung des Wohlgefallens die
guten Bürger hinlänglich beruhigen werde.' ebd. Siehe
noch Sprww. 1824, 124; Z Taschenb. 1830, 71 Anm.
— 2. spec, = Strüssen-P. allg.
Die Angabe GKellers betr. die eig. Bed. von Putsch ist
nach vielfachen Erkundigungen unrichtig und beruht wohl
auf einer Verwechslung mit Gutach (s. Gutz I Bd II 582).
putsche", putsche": 1. a) (putsche") von dem
durch An- oder Zsprallen, Aufschlagen verursachten
Schalle Aa; Sch; Th. Der Chlapf hat erger 'putscht
als we 'tue". ,Er würfe [nach einem Hasen, den er
trifft] mit steinen, dass es butschte.' 1539, ZStaatsarch.
— b) knallen, vom Schiessen AaZ. — 2. (putsche" Aa
F.,Hold., Ke., Leer., St.; Ap; Bs; B; GRHe., Mai., Pr. ;
L; GO.; SB., NA.; Uw; U; ZStall., butsche" AABb.,
Zein.; Bs; L, putsche" ÄAHold., Leer.; Ap; B; Gl; GA.,
Ms, T.; Sch; ScHwIb.; S; Th; Z) meist intr., heftig und
mit Schall stossen, an-, zsstossen. aaüO. .Schmaken,
putschen, anstossen, collidere, impingere.' Red. 1662.
a) zunächst von Tieren, Ziegen, Schafen: mit dem
Kopfe, den Hörnern stossen. De"" het 's [das Mädchen
zum Zeichen des Dankes] mit ''ein Chöp/li g' macht wie-
n-es Gitzi, wenn's brobiere" will z' butsche". AZurGiloen
(L). Häli, putsch! (AaF., Ke. ). Hämmeli, Hämmeli,
putsch! (Bs), sagt man zu kleinen Kindern, wenn man
scherzweise (nach Art der Ziegen) mit dem Kopfe
gegen ihren Kopf stösst. Vgl. auch Putsch-Hammel
(Bd II 1269). E" pü!sche"ter [stössiger] Wider GlK.
Er het mit sim Chopf g'nickt, a'ss wie wenn er mit
-ime" Schafbock butsche" hätt wolle". CScbneider 1886.
Deini zwöu Schöf dürfe" scho" t" chlei" b. mit enander,
si hei" Iceini Chöpf ro" Glas AAZein. 's Chälbli pütsch(e)t
gege" 's Xlter Z. Bes. auch vom Kalb im Mutterleibe
GMs. De Schafbock ist a" mic'' ane" 'putscht ZDättl.
.Rupes lacessit taurus, wenn er mit der Stirnen daran
putschet. Adversis frontibus coneurrunt damse, sy
lauffeud mit den Stirnen zesamen, putschend an ein-
122
1939
Batsch, betsch, bitsch, botscli. hutsc.li
1940
anderen.' Fris. ; Mal. Auch tr.: D' Geiss, de' Schaf-
bock hed-mieh 'putschet Ap; GRh., 'putscht ZDättl. —
b) von Menschen. An enand (ane") p. Mit dem Chopf
in es G'wett [Wand] p. GrPi\ ,Und putsehtend an
die tür.' 1531/48, Richter; dafür 1667: .stiessen.' ,ln-
cursare in aliquem, an einen putschen.' Fris.; Mai,.
Tr. : Eine' p. GMs; S; ZO. Mueter, der Chäppi hiii-
mi'h 'putscht, iro-n-ich 's Beckeli in Hände" g'ha" hä",
dö hän-ich Milch üS(f Schutt 7,0. Das war e" trürigi
Sach, du tätisch dich jo e' Tod putsche" [vor Ärger] !
Joach. 1881. .Er wurde vom Vogt an die Wand ge-
pütschet.' 1763, Z Staatsarch. Mit den Ellbogen
stossen, um sich im Gedränge Luft zu machen GMs.
Jmdm Rippenstösse, Püffe geben Ar; Scnwlb. ; THTäg.;
U; durchprügeln THTäg. ,Ferre verbera in aliquem,
einen schlahen, in einen mit streichen bütschen, ein
tülpen.' Fris. Spec. a) putsche" FSs.; U, putsche" B;
Gl; L; S, bütsche" Aa; B (vRütte), mit den Gläsern
anstossen. Chumm, mer wei" (ei"s) p..' Einladung zum
Anstossen, Trinken B. Mit Eim p. B; S. Ztoüsche"-
düv''e" putscht der Hüsmeister mit sämtliche" 'liscli-
g'nosse" zur G'sundheit. Hofst. Mir wand 's enand
bringe" und p. und singe". JBHäfl. 1813. ■ — ß) (Eier,
mit Eiere") putsche" GRÜhur, butsche" GrPi\, putsche"
BR., U. ; Gl; Gr, bütsche" Sch, das Bd I 16 beschrie-
bene Spiel mit Ostereiern machen. Syn. tatschen.
c) von Dingen. Wie-n-e" Kanone"chugle", trenn si au
e- Wulle"sack putscht. BWtss 1863. Mit-ere» wäre"
Wuet putschet der Bege"luft an die rise"mesig Brust
vom Schäscheplänestock GRSchiers. Der Schnesturm
putscht und rüttlet an de" Feistere" und Lade". Brei-
tenst. ,Huc illuc agitata classis, hin und här geworfen,
putscht und getriben. Navis afflicta ad scopulos, an
die felsen putscht und sich daran geschendt. Con-
currunt sequora, wenn die wällen zesamen farend oder
an einanderen putschend.' Fris.; Mal. .Es ligt vil
an dem, dass man ein eck recht auffüere, damit, wenn
wägen daran putschend, das haus keinen schaden ein-
pfahe.' LLav. 1582. .Wann Trüebsalen auf die Kinder
Gottes putschen, wann das Creuz sie truckt.4 JWirz
1650. .Unsere Gemüter sind auch ein Schiff, stark
bütschend daran allerhand Anfechtungen.' Ochsner
1659. ,Under vilen putschenden Wellen.' FWyss 1673.
,Ob solche böse Gedanken seien dein Werk? ob du
ihnen lockest, oder ob sie an dich p. wider deinen
Willen?' ebd. 1672. ,Da p. und schlagen oft solche
Wellen an das Schifflein.' Monatl. Gespr. 1715. Siehe
noch flätschen lc (Bd 1 1234), gruxen (Bd II 835).
- 3. „stossend fallen.'' — 4. (putsche") stossweise
losfahren, heranstürmen Z. Der Tiverwind ist z' p.
cho" und häd Bege" 'brächt ZZoll. Er chunnd nur
üppen e"mäl eso z' p., macht nur hie und da einen
hastigen Besuch. Syn. schiessen. Bes. hastig und gierig
auf Etwas los fahren, stürzen, z. B. Hühner auf die
ihnen vorgeworfene Speise, die Katze auf die Maus.
Anna [18J17 sind die arme" Lüt uf d' Herdöpfelhül-
tsche" 'putscht, wie wenn s' Bröd icäri"d ZZoll. Auch
bildl., stürmisch vorgehen, handeln. P. natürli'h, s&b
tued-mer nüd; eso e" chli" Öppis aHeiggle", das turf
en Beck scho". 1883, ZStdt (Festschr. der Becken).
D'ri" p., unbesonnen drein fahren ZDättl., 0., S. Bim
Unräte" mues'-me" nüd dri" p. — 5. (putsche") eine
Revolte machen B; SB. ,Eine freisinnige Regierung
darf weder Reden noch Schriften verfolgen, und wenn
man p. wollte, darf sie nur passiven Widerstand ent-
gegen setzen.- Gotth. Abi. Putschete" f. — 6. (putsche")
schmollen GRObS. — 7. (putsche") sich zergräinen SB.
In AaHold., Leer. : B; LBeroni. kommen putscht? und
putsche" neben einander vor, tw. mit differencierter Bed. So
bezeichnet putsche" in B zum Unterschied von putscht." vor-
wiegend ein absichtliches Stossen, in LBerom. wird nur
putsche" such in Bed. i h a. gebraucht: s. auch Hnnz. 44.
— Zu li vgl. mutschen (Sp. 603).
um-pütsche": durch heftigen Anprall zu Fall
bringen B; Z. — a°-: 1. a) a"-putsche" Ap; GiiMai.,
Fr.; GRh.; SuL.; THErm.; Obw, -butsche" AAZein.;
Bs; BBurgd.. S.; S. -putsche" AaF.. Ke.; GMs; Sch;
SchwE.; THHw..Müllh.;UwE.; Z. -foifsc/te"B (vRütte);
L; Sch, heftig anstossen, anprallen, allg. Syn. ati-
schiessen. De'' ist nüd übel a"' 'putscht ; er häd e" Bülen
itbercho". Ich bi" nacht a" dai Stud a"'butscht ; i'h ha"
g'meint, ieh g'sehi 's Für im Elsis unde" Bs. De1' Hans
Jokeb schüsst chrüz und quer durch d' Lüt durche",
putscht bald dö und bald dei a". ONägeli 1898. Mit
dem Chopf, de" Chopf a. B; Gr; Sch; Th; Z. ,Bort am
gstad, da das wasser und die wällen anschlahend o 1er
anpütschend. Offendere ad stipitem, anstossen, an-
bütschen, an ein schwiren stossen.' Fris.; Mal. .Mit
semlichem Dosen, Strudel und Anbütschen an die
Felsen.' JJRüeger 1606. .[Irrwische] gegen einandern
loufen und anpütschen sehen.' um 1610, RCts. ,Wie ein
Fels das heftig Anbütschen der Welt und die ungestüm-
men Wellen der Zeit bricht.' JJBreit. 1629. .Arietare,
afflietare, mit dem Kopf stossen, anpütschen." Denzl.
1677; 1716. .Man hatte ihn [den Turm] den Wellenberg
genennet, weilen er in dem Wasser auf einem Felsen
stehet, an welchen die Wellen anpütschen.' JEEscber
1692. Die Riegel und Schlösser werden feucht .von
vilen in der Luft schwebenden, an den Kellertüren
anpütschenden Dünsten.' JJScheitchz. 1706. Bei einer
Sonnenfinsterniss 1706 ,pütschten die Vögel hin und
wider an den Häuseren an.' ebd. 1707/46. ,Ein F^els
im Meer, wider welchen so manche wilde Wellen an-
pütschet.' JCNageli 1738. ,Der favonius, welcher an
die Felsen angeputschet.' Sererh. 1742. .Von den
starken Anputschungen der Wassern an die Felsen.'
ebd. Bildl. ,Mit sülichem zuosatz und hilf, mit dem
er [der menschliche Geist] die anlöuff und das an-
pütschen des fleisch eintweders manlich empfahen,
oder aber usschlahen mag.' LJud 1530. .Mitten unter
allen anpütschenden Unglückswettern.' JJUlr. 1727.
— b) a"-putsche" GRPr., -putsche" B; Gl; L; S; UwE.;
Z, -bütsche" B (vRütte), spec, mit den Gläsern an-
stossen. Chumm, de muest mit-is a"stösse". — Pütschi'd
a" '. G'sundheit mit enand! L Tagbl. 1898. Ich han mit
Bednen angeputschet. GFient 1898. S. noch machen
(Sp. 34). — 2. a"-putsche" Ap; G, -putsche" Sch: Th; Z.
übel ankommen, sich arg verrechnen. Syn. an-rennen.
.Sie sind wüest angepütscht.' 1712, Mscr. — 3. a"-
pütsche", Einen zum Zorn reizen L (Ineichen). — i"-
pütsche": 1. durch Anprall einstossen Z. Syn. in-
schiessen. De" Chopf %. De'' Wind bütscht jo schier
d' Wand i". Stütz. — 2. ,Inpütschen, impetere.' Red.
165b. — er-pütsche": Etwas in der Eile abtun,
erlangen Z. Syn. er-schiessen. — üs-. .Aussbütschen,
sch warlich eroberen und behaupten, extundere.' Mal.
— ver-pütsche": aufschlagend zerbrechen B. —
z'sämmeu-pütsche°: zusammenprallen, -stossen B;
GMs ; Th; Z. Es sind zwei Lokemotir z'sämme"' putscht
ZS. Ich bi" du mit Eim z'sämme"' putscht, dass es fri
1941
liatsch— bntscli. Batsrlig -butachg
1942
g'chraehet het B. .(.'ourlietus corporum, stoss und ze-
samenpütschung.' Fris. — wider-pütsche": zurück-
prallen. .Repercussus maris, das w. des meeres. wider-
schnall.' Fris.
putscherle": l'im. zu putschen, stossen. Hock
still aueh i" der Mutter Hand, süsch putscherlisch jo
a" d' Ständeliuand, zu einem in der Wanne badenden
Knäblein. AGysi 1899 (Aa).
Ge-pütsch Putsch n.: wiederholtes Zusammen-,
Anstossen B; Z. Das Putsch [das unaufhörliche An-
klingen mit den Gläsern] vhann-ich doch afe" hasse" B.
Rlbea-Pütsche»f.:=Sä6-BäcÄ«(Sp.l004)AABb.
Pütschete- f.: = Ge-pütsch Gl; L; Z. 's gibt
noch mängi B., bis die Sach üsg'macht ist. Gl Volks-
gespr. 1838.
Pütscbi m. : unbesonnen drein fahrender, unge-
duldiger Mensch Z. So lüm-inich doch reden, ir P.!
LSteiner 1879.
pütschig: stössig (z. B. von Stieren) UwE.
Büli- Putsch: gelbe Butterbirne Ap; s. auch Sp.
1498. — Aus frz. mouille-bouche vnlksetym. umgestaltet; vgl.
Mullibus (Sp. 184).
Bröli-Butscli m.: Popanz GRh. Sjn. BÖH-Bautsch.
— Zum zweiten T. vgl. auch Butz.
Bntsche'lle" ScnSt. (Sulger), Beschulte" GbPj., Be-
schulte" GRSchiers — f.: 1. Eierbrot in Tellerform
GrPi-. Syn. Mutschellen 1 (Sp. 602). Die Grafen Hessen
,den jungen knaben einen hirss sieden, darzu 300 mass
milch gebraucht wurden, kauften einem jeden ein bit-
schellen darzu.- XV., Aruüser 1598. ,Ein Brot, But-
schellen genannt.' Guler 1616. — 2. = Mutschellen 2
(Sp. 603) ScHSt. (Sulger).
Vgl. rätorom. buUchaUa, Weizenbrot zu Neujahr, kleiner
Wecken für die Armen; bütschnella, Osterbackwerk in grosser
Brotform; weiterhin lat.-it. buccella, Bisseu; bucceüatum, Zwie-
back für Soldaten; buccetlato, Bretzel. Das W. auch schon bei
Seb. Münster 1567. 774.
„Blltschen. P- m. : Ochs, den man zum Säumen
oder Führen gebraucht W." — Vgl. Datschen I (Sp. 1934),
doch auch it. buvella.
butsche" butschi": anschwellen, .Bauch bekommen'
PA1.
Wohl mit Btttach III (Sp. 1935) zsgehörig. Auch Bez. zu
putsche", stossen, ist möglich; zur Bed. -Vermittlung vgl.
z.B. Buff 1 und 6 (Sp. 1045), Büss I und // (Sp. 1745/6).
ver-tudel-batselliere": durchbringen, verlieder-
licheuV .Vertudelbutschiert ist Alles.' Unot 59 (Scu).
Bntschöle.te", „Botschölete"" f.: 1. „unordentlicher
Haufe, Wirrwarr LG." — 2. .Consarcinare. butscholeten
machen, burdinen zesamen binden, einpacken. But-
scholetle, sarcinula. Sarcina, ein putscholeten oder
püntel und bürdele auf die wägfart oder reis.' Fris.;
Mal. , Sarcina, ein Wanderbündel, Butscholeten [auch
.Butscheleten.' 1677], Bündel.' Denzl. 1677; 1716.
S. auch in-ballen (Sp. 1153).
Eine Nbf. .Buschöletle' s. u. Päcketli (Sp. 1104). Da-
sypod bietet ein ohne Zweifel nahe stehendes .botschore f.,
sarcina' (Gr. WB. II 278). Das Stamm w. dürfte mit Putsch VI
eins sein.
pntschngge", auch ab-p.: eine rauhe Wand ab-
reiben und oberflächlich weissein ZBeuken f.
Eine andere, nicht bestätigte Angabe für ZBenken lautet:
jjaschuggle", eine Mauer auf eine gewisse Art mit Mörtel be-
werfen. Vgl. jjalschen 1 4 a.
Biictseli m.: Bruder BNSi., umThun; Id.B(,rusticc).
Syn. Brüetsch, Dt" Büedseh isch choa" und dt" Att
het d'n feiss Chalb g'metzget, dass er-ne* g'sünda" het
umme" uberchoa", Übers, von Luk. 15, 27. 1>ial. (NSi.).
patschge": mit einem stumpfen Werkzeug müh-
sam abschneiden, -schlagen B.
patschgere" (auch !>■): 1. basteln, pfuschen I!
oAa. Syn. baggeren (Sp. 1073). An Öppis ume" p. —
2. .immer Streit anfangen und doch immer verlieren'
BBürenamt. — 8. (bätschgeren) Dummheiten schwatzen
BBözingen. — Nbf. zu patzgerm.
ab - : = patschgen B (KWMüller).
Batschgerin f.: händelsüchtige Person BBüren-
amt.
pätschgele": Kinderspiel treiben GRUVatz. Syn.
gölen.
patschge", bätschge" I: 1. kräftig und mit Schall
schlagen, z. B. mit dem Holzschlägel auf einen Klotz
Schw. Me" muess mängsmäl uf e" Stei"nepper ine"
petschge", bis me" cha"" sprengge" SchwMuo. Der
Schwengel einer läutenden Glocke bätschget B; U. —
2. a) mit stumpfem Werkzeug, mühsam, ohne rechten
Erfolg von einem harten Gegenstand Etwas abzu-
schlagen suchen ; spec, mit dem Stahle (wiederholt,
erfolglos) an den Feuerstein schlagen B; W. — b) mit
stumpfem Werkzeug, mühsam, stümperhaft, auch spie-
lend an Etwas herum hacken, schneiden, schnitzeln,
„öfter mit dem Nbbegriffe von mehr verderben als
zurecht machen" BSi.; F; GRÜhur, D., He., Mai., Pr.,
Eh., Seh., Tschapp., UVatz; U; W. Syn. bücken 2 a (Sp.
1111), schnellen. Am-e" Stecke", an-ere" Schufte", am-e"
Bömli b. Gr. Wenn man am Sonntag Holz bätschget,
wird Einem am jüngsten Tag so viel vom Rücken ge-
bätschget GrD. (Volksglaube). — 3. a) = bücken 3 c
(Sp. 1112) BBe.; GRMai. — b) = bücken 3 d Bs. —
c) an Eim (ume") b., Einem mit Bitten anliegen BHk.
Verst. : An Eim (ume") bitte" und b. SG. Du cha""sch
lang bitten und b.; es hilft Nüt.
Nbf. zu bätzgen. Die Angaben mit anl. b- und p- gehen
durch einander. Der Stammvoc. wird für Schw nur, für
BSi.; Gr; U auch mit -e- wiedergegeben. Bei 1 liegt Zu-
gehörigkeit zu patschen, päischen nahe; 2 und 3 lassen eher
eine Intensivbildung zu becken (nihd. 'bickezen) vermuten;
dann stünde der Voc. zu dem von ]tatschg(er)en im Abl.-Ver-
hältniss; vgl. begg(l)en (unter becken Sp. 1111/3) : baggeren,
bagglen (Sp. 1073). Vgl. auch piUchg(er)en.
ab-: 1. durch Bätschgen (i. S. v. 2) abschlagen,
-hauen, -schneiden B; F; Gr. „Nur wenig auf einmal
von einem harten Körper abschlagen" B; Gr; W, auch
von hartem Brote abbeissen GrS. ; mühsam abmähen
GrS. Pätschg-mer e" Mocke" Chäs ab! F. — 2. übertr.
a) durch Bitten abdringen B (Zyro). Ich ha" Nüt möge"
bi-n-im a. — b) von-ere" Schuld a., sie in kleinen
Raten allmählich abzahlen Gr. — c) „von einer Schuld
oder vom Preise einer Sache abmarkten B; Gr." Eim
de" Lö" a., abzwacken GrLuz. — er-: 1. eine Arbeit
mit Mühe und Not, notdürftig zu Stande bringen GrS.,
Scuolms. Spec. Gras auf magerem Boden mühsam ab-
mähen GßSpl. — 2. durch Bitten abdringen. Id. B.
— ver-: durch Bätschgen verderben Gr. E" Stücke",
Tisch, Bank v. Syn. ver-schneflen.
Bätschger m.: 1. Schnitzler GRUVatz. Syn.
Schneller. — 2. armes Bäuerlein, das sich mühsam
[941
Batschg — bntschg. Baw — buw
1044
durchbringt, ebd. — 3. a) kleiner Mann GRTrirnmis.
— b) kleiner Stier GRTrirnmis, UVatz.
Holz-Bätschger: Einer, der stüraperbaft in Holz
arbeitet. ,Er sprüsst sich wie ein katz im wetschger,
zahlet wie ein holzbetschger.' NMan.
] i ä t s c h g e r e " , b- : 1 . =pätschgen 1 3a und b ; dann
übh. viel Mühe und Zeit auf eine Arbeit verwenden,
ohne damit recht vorwärts zu kommen B. Du muest
nüd so lang dra" [mit der Axt an dem zu fällenden
Baume] b. BoAa. Du eha""8ch lang p., du bringseh
da Nut ab, kannst dich lange abrackern, du richtest
da Nichts aus BU. — 2. bellen, belfern, von kleinen
Hunden BsL.
ab-: 1.= ab-batschgeren B. — 2. übertr., mit Auf-
bietung aller Kraft Etwas zu Stande bringen BU. -
er-: = dem Vor. 2 BU. Heseh 's doch noeh chönne" e.,
z. B. die Arbeit doch noch bewältigen, dem Vater die
Zustimmung abringen können?
l'ätschgete", B- f.: 1. die Handlung des Pätsch-
gens Gr. — 2. was beim Pätschgen herauskommt, zer-
schnitztes Holz, Schnitzel. Späne, ebd.
Pätschgi m.: = Bäschehr 1 b (Sp. 1760) L.
bätschge" II: Lappen auf Lappen nähen, unordent-
lich flicken W. Syn. patschen Hb. Abi. Gi-bätschg n.
z'siii]iine"-:=j.f«(scte»i 3 GRMai.
„bätschge": blöken, bes. von Schafen Gr." Syn.
loggen (Sp. 1077), bläggen. Vgl. Bätschi (Sp. 1930).
„bautsclige": = bautschen 1 1."
pitschge", b-: = pätschgen 13 a und b BE. - Nbf.
zu bitzgen.
pitschgere": Intens, zum Vor. ; übh. ungeschickt
und ohne Erfolg an Etwas herum hantieren BE.
S. boflen 2 (Sp. 1044). Syn. zimberen.
Bitschgeti'" n.: längliches, weckenförmiges Konfekt
GMs. — Nbf. zu Bischyeti"; s. Sp. 1757.
Bitschgi, P- GrCIiui-w., He., Jenins, Landq., Nuf.,
S., Scuolms, Spl., Tschapp., UVatz; GSa.,Wl., Bütschgi
AaI/ Aare, Bb., F., Ke., Leer. ; BsL. (Butschge lt Spreng) ;
GG.; SchwE., Ma.; ZFehr., Kn., O.. Rüml., S., W.,
Pütschgi GsLandq., Büschgi GrScIi., Bütschgi GRMai.,
Buschgi GRD.,Glar..L.,Schud„ Putscht GO. (vereinzelte
Angabe) — n. : 1. a) Kernhaus der Äpfel, auch der
Birnen. aaOO.; unterschieden als Öpfel-, Bire"-B.
Obstrest GkD. (Bühl.). Mach kei" so grössi B., mahnt
die Mutter das Kind beim Apfelessen Z. D' Bire" sind
am beste'1, wenn s' im B. teigg sind. ebd. Me" cha""
nüd [mit dem Einsammeln] warte", bis alli B. rif sind
ZS. (pars pro toto). D' Eva hat dem Ödem d's B.
g'ge" GMels. ,Es klaget der Hurst uf Egisheini sin
wib, dass die im in sinen garten schüfet har, eiger-
schalen, birenbütsty und seichwasser und vil unsuber-
keit, und hant ouch ulf in geschütet, so er in den garten
gat.' 1381, Z Ratsb. ,Das butschge an öpflen und
biren.' KdGesn. 1542. ,Nauci, alles das, so vom ops
zue unnütz abgat, als schelffen, schnitz, rinden,
butschge.' Fris.; Mal. ,Pit, Kern, Butschge, Obskern,
nuclcus, acinus, medulla, cor fructus.' Red. 1662. ,Lass
sie [die zu kochenden Quitten] ganz und borre die
Butschge darauss.' XVIII. , Z Kochb.; vgl. Bütschgi-
Borer (Sp. 1507). — b) = Flieg 5 (Bd I 1178) AABb.,
Leer.; Gr; GMs. Vgl. Bog g 3 (Sp. 1084). ,Der Butz.
Butschge, umbilieus pomi, oculus piri.' Red. 1662.
.Umbilicus, das Mittelst an dem Obs und stehet dem
Stil entgegen entweders voraussen an der Frucht oder
inner derselben; wir heissen es das Butschge.' JMiralt
1715. ,Die Frucht [der Mispel], auss deren Butschge
(Bitzge) zu oberst fünf ablange, gespitzelte Blättlein
herfürschimmeren.' ebd. ,Die Klapperrosen hinderlassen
[nach dem Blühen] einen Mägekopf mit einem ge-
stirnten Pitschge, um welches herum purpurfarbe Bütz-
lein mit ockergelben Spitzleinen stehen.' ebd. Vgl.
Bütschgi -Besem (Sp. 1669). — 2. a) Nusssattel Bs
(Spreng). — b) das Herzchen im Salat Z. — c) hohles
Gehäuse im Innern grosser Kartoffeln Z. Die Hcrd-
bpfel sind nüd guet, si händ es B. — 3. Rest eines
Wurstzipfels GRD.,Glar., Luz., Schud. — 4. Adamsapfel
Z (auch dem Adam si"s B.). Er hat e" grosses B„
er hat einen grossen Kehlkopf ZFehralt. — 5. (vom
Gusse herrührender) nabelartiger kleiner Ring und
Kern in der Mitte der kreisförmigen kleinen Fenster-
scheiben (im Ggs. zu den oft achteckigen glatten) Z-f;
auch die runden Scheiben selbst. Vgl. Bütschgi-Schi-
ben, .Butzenscheibe.' — 6. scherzh. für .Budget' Z.
Bitschgi ist Nbform zu Bitzgi (s. d.); daraus durch La-
bialisierung des i Bütschgi; vgl. Bütsckaß < Bitschaft (Sp.
Iy3l); Bratschen <[ Britgehen; Päutscken <^ Peitschen (Sp.
1933). Auffallig ist die älteste Schreibung ,bütsty' durch
ihr t für g. Die. Form Bu(t)schgi weist auf einen andern etyni.
Zshaug; vgl. Butz(en), Butzgen.
Ziger-Bitschgi : süsser Zieger, welchen man
gewöhnlich in einem Sacke, der ihm die Form gibt,
oder in einem Tuche von der Alp bringt GSa. Stöck-
lein süssen Ziegers GW1.
ös-bütschge°: das Kernhaus herausschneiden Z.
Öpfel stückle" und ü. Chelle"länder Stückli b' schnitten
und üs'bütschget, Titel einer Schrift von JSenn 1864
(ZO.).
„bHtschgen", pötschge" ZMeil. : 1. „durch Schläge
ein starkes Getöse verursachen Schw; Zg." Drein-
hauen, dass es klatscht und spritzt ZMeil. Öpfel p.,
einstampfen, ebd. — 2. (böHschge") Jmdn mit der
Faust stossen, boxen Z Zoll. -Berg. — Vgl. botschen.
Bötschger m.: Knirps SchwE. Syn. Bätschger 3 a.
Baw, bew, bivv, bovv, buw.
Vgl. auch die Gruppe ba usw.
Bawii'l m.: Koffer TB. — lt. baute.
Bauwele", bauwele" s. Baum- Wullen.
,bamven: bellen, baubari.' Fris. — Vgl. Aum. zu
bau (Sp. 896).
Bäuwi f.: in Stössen daher/fahrendes stürmisches
Unwetter mit Regen oder Schnee GMs. Syn. Hauzi. ebd.
Bau(w)i m. (auch GWb.) s. Sp. 896.
bauwele" B (Zyro), nbäuele", baiele"" : 1. „wider-
lich lau sein, nach Ofenwarme riechen oder schmecken",
bes. von Speisen, welche lange auf dem Ofen gestanden
und die Frische verloren haben „B" (auch bei Zyro);
„LE." — 2. „zum Scheine oder langsam und mit Ekel
essen B; LE."
Wie es scheint, eine Nbf. von 'bäjelen zu bäjen I (Sp.
1100), doch ist das Voc.-Vorhältniss nicht klar.
irwö
Raw. hevr. biw, bow. buw
1946
Ter-: 1. einen unangenehmen Geschmack bekom-
men, von Speisen, die zu lange auf dem warmen Ofen
gestanden haben B. E* rerbäiitreliti Sjris. — 2. ver-
weichlichen, verzärteln B. E" i-erlxiaiceletv Mensch.
Bäuwelim.: Schwächling, verzärtelter Mensch B.
bäu'elig: „widerlich lau, beinahe kalt; zunächst
von Speisen, die warm sein sollten- B; „LE." Syn.
bäjelig.
bewe" biicii : wacker trinken, zechen W. Schiheind
mit enantlrc" toll, wacker gibeivet. — Za it. bevere.
böwell BE., Jeg., Si„ U.; LG. (Ineichen), btuel 7.
Lunn.. biaceU Scbw (nach andrer Angabe bucl). büuel
LG. (RBrandst), bätoelig, bawelisch ZW., bötcellet Ap,
bowal ZKn., 6oä/GG.: 1. .von Kanten, länglichrund,
abgerundet, nicht scharfkantig' Ap (TTobler). Oval,
ei- oder walzenförmig Ap; „B"E.,Si.; LE.. G.; Schw;
ZKn. Gewölbt, von einer Fläche BJeg. ; GG.; Schw.
Eine Strasse b. machen GG. D' Sträss ist grad eso stlf
b. BJeg. Er häd e" bunle" Bode". von einem Teller,
der nicht gut steht Schw. .Höckerig, uneben, z.B.
von einer Wand Ap: B; LE.- — 2. ungestalt, unförm-
lich; wulstig, vom Gewände ZW. B. gekleidet, ebd. —
3. En bovxlisehes Messer, ein grob gearbeitetes, wenig
taugendes ZW.
Aus 'bavm-wel(l), d. i. baum-rund ; vgl. baum-ioalzig Scbm.
I2 240. Der zweite Teil der selbe wie in ein-wl>l(l). Der
Ausgang -äl beruht auf junger Anlehnung au ,oval.'
Bow eil n. (PI. Boicelle') Ap. Boicelle" f. LE.:
1. „die längliche Rundung, z. B. eines Holzklotzes
LE.", die abgerundete, von der Axt des behauenden
Zimmermannes nicht ergriffene Kante eines Balkens
Ap. — 2. in der RA. Boicelle" ge", Unannehmlich-
keiten geben ApK., M. — Zur Erklärung von 2 vgl.
TTobler 72.
„bowelle": 1. walzenförmig runden. — 2. recipr.,
walzenförmig werden LE."
Bil(w). Bau m.: im Allg. wie nhd. Bau. 1. als
Tätigkeitsbezeichnung, a) Bebauung des Feldes uä.
Bebe" in Bü ne", ge", einen Weinberg gegen Lohn zur
Pflege übernehmen oder Jmdm übergeben THTäg. ;
vgl. Bü-Eerr (Bd II 1537), -Mann (Sp. 270). .Sunder-
lich swer büwes pfligt: an den bülüten ligt der mer-
teil aller weit genuht.' Schachzabelb. ,Er sol die
reben in eren han an holz unt alle buwe ze rechten
ziten tuon.' 1315, ZZoll. Urk. ,Were aber daz es landes
krieg wurd. da got vor sy, daz pfluog und der buw
erlägen.' 1419, AaB. Urk. ,Die reblüte sollent die
reben geschnitten und gehacket, gegruobet und ge-
rüeret und den reben andere nützliche buwe dazwü-
schen getan haben mit erbrechen, rennen und anderm
buwe, als das dann dazuo gehöret.' 1457. ÄAWett.
,ltem Hans von N. sol maister über den buw sin und
über die knecht zuo dem buw.' XV., G Stiftsarch.
,Dass wir [Söldner in Italien] uns zuo nnsers landes
buw, wie dann etwan gesechen [1. geschechen?], ilends
füegen werdent.' 1522, Strickl., mit Beziehung auf
den Brauch der Schweizer Söldner, zur Zeit der
.grossen Werke- [Bestellung der Felder, in der Heu-
ernte usw.] heim zu kehren. .Restibilis ager, ein
acker, alle jar bauwfähig, der alle jar ein bauw und
saat erleiden mag. Bauw des erdterichs. agitatio terrae,
cultus.' Fris. ; Mal.; vgl. Hebung (Bd I 62) und s. noch
Joh. Meyer, Zeigen 7. In der Verbindung .zitlicher
buw' mit Bez. auf die zeitlich geregelte Reihenfolge
der Jahresarbeiten; vgl. Zit-B. , [Der Meier] sol den
hof in eren haben mit hus, mit hof und allen zitlichen
büwen.' 1370, ZSchwam. Urk. ,Die reben mit geheld
und mit allen zitlichen, nützlichen, guoten büwen in
guoten eren haben.' 1446, Z Urk. ,Das [die Pächter]
den egenanten hof, die güeter, alles das, so darzuo
gehört, in guoten eren und guotem buw haben söllent,
es sige mit tach, mit gemach, mit andern zitlichen
und zimlichen büwen.' 1451, AaB. Urk. Verallg. :
landwirtschaftlicher Betrieb; s. hinder (Bd II 1416).
.Nach buwes recht', etwa s. v. a. ,nach hofes recht';
s. Bd II 1021. ,Wenne das ist, das er [der Keller]
von dem hofe vert, toter oder lebender, so sol er ze
abzug geben 10 pfund und sol abziechen nach buwes
recht.' 1376, Blcktschli, RG. I 255. Wahrsch. syn.
mit Zug, Gespann, als Normalmass bei Bestimmung
von bäuerlichen Rechten und Pflichten: .Wegen dass
das Acherum gefehlt, [wird] geboten, dass Jeder, so
einen ganzen Buw hat, nit mer denn 30, der einen
halben hat, 15 usw. Schwein halten soll.' 1544, Glir
1835 (BRoggw.). — b) Erbauung von Gebäuden uä.
allg. ; oft nicht streng zu scheiden von 3. ,Ist, das
iemand den wald wüestet nit ze noturftigem prüchen
des buws oder pfluegs [zu Bauzwecken oder zur An-
legung von Neubruch], der bessert mit Schätzung des
schaden.' BsBub. Dinghofrodel (Bs Rq. 11 13). .Wer
einich huss beziehet, der solle bezalen sollich schuld,
die an nutz und buw derselben husser komen, es
were um kalch, ziegel [usw.].' um 1520, Bs Rq. ,[Zu
Friaul war] ein gross volk in ein hol geflohen, hat
sich darin mit buw [Verbauung] und gwer bewaret.'
Ansh. ,[Papst Alexander] hat die Engelburg zuor
weri gwaltig erbuwen und vil ander kostlicher büw
getan.' ebd. .Schwere Bau, daran gemeiner Statt des
allgemeinen Nutzens wegen viel gelegen sein muss
und deshalb nicht zu unterlassen sind.' 1542, ZStdt.
,Den schwären bauw, den er folfüert.' 1549, UMey.
Chr. S. an-geben (Bd II 81). ,Der stat, stette b.'.
Aufführung, bzw. Instandhaltung der städtischen Bau-
ten, bes. der Ringmauern; auch der dazu bestimmte
Fonds; vgl. Fabrik (Bd I 636). .Kumpt akeiner für
erb [wird der Nachlass von keinem Erben angespro-
chen], so sol man ein teil geben dem herren und ein
teil an gemeinen buw der statt.' vor 1309, Aarauer
Handf. ,Der, der den totslag getan hat, sol zehen
pfunt pfenninge geben an unser stette bu.' um 1360,
Bs Rq.; vgl. Ochs II a 87. ,Wer ze burger empfangen
wirt, daz der an unser statt buw geben sol...' 1366,
Z Stadtb. ,Die phister sind 1 pfd verfallen an den
buw.' 1390, THDiess. Stadtr.; vgl. Schaub., Rq. II 14
§ 68. ,Was zins den geistlichen an pfrüenden, an
jarzit oder an büw durch Gottes willen geben [wird, darf
abgelöst werden].' Edlib. S. auch Lehr, F Handf. 60.
— 2. die Zeit, in der das Feld bestellt wird, Frühling.
Syn. Büuet. .Wann die gant soll beschlossen sein.
Es will unser nachburschaft notwendig syn, zu etlichen
zeiten, so vil zu schaffen ist, die gant zu beschliessen
[Rechtsstillstand eintreten zu lassen], nämlich im
herbst und im buw [Var. ,Baueret\ lies ,Bauwet].'
1538, Gr Rq. — 3. als Zustandsbezeichnung: (guter)
baulicher Zustand, a) von Kulturen, spec. mit Bez.
auf die Düngung. Im Bü sl", gut gedüngt, bes. von
Weinreben Aa; ThHw.; Z. Im Bü ine" ligge", das
selbe ZFehr., 0.,S. E"WisrechtimBüha"Z. ,Ein
1947
Baw, bew, biw. bow, bnw
194
schnepos, die giltet nu zemalc nüt; du galt etzwenne
einen mut kernen, so si in buwe was.' um 1306.
Aarauer Rechtung. .In buwe liggen' s. friden (Bd I
1284). ,Wo yemand dem andern ligende güeter, die
er gebuwen hat, ufgeben will, da er und sine kint
söliche güeter in guetem buwe uffgeben söllent.' Mitte
XV., Bs Rq. und so noch um 1520. ,Besunder sollen
wir inen ouch den vorgeschobnen zins nit swären, noch
sy darüber steigen in dehein wise, in welichen nutz,
from, buw oder ere der hof iemerme kumpt.' 1451.
AaB. Urk. ,Wir söllent die güetere mit iren zuege-
hörden in gueten büwen, eren und laden haben.' 1503,
ZZoll. Urk. .Locus mansuefactus, gerütet und in bauw
gelegt.' Fris. ,Die Güter sollen durch den Besitzer
in gutem, aufrechtem Wesen und Bauen aufgehalten
und bewerbt werden.' 1617, Th Rq. — b) von Wegen
uä. ,Wär sach, dass güsinen oder erdbrüch kämint,
denn sol die gmaind zämen keren und den weg helfen
wider ze buw bringen.' vor 1436, GOUzw. Oifn. ,Das
sy stäg und wäg, bruggen und anders in büwen und
eeren haben müessen.' 1573, ZOGlatt. — c) von Ge-
bäulichkeiten. ,Das sesshus in baw und eren brin-
gen.' 1467, SBib. ,Die kilchen und den turn mit allen
gebüwen in allen eeren und buw haben und halten.'
1498, ZZoll. ,Die Stadt [Erlach] in Bau und Ehren
halten.' 1502, Jahn 1857. ,Die Tockenburger sollen
das schloss Yberg nit zergan lassen, sunder in gueten
büwen, eeren und wesen behalten.' 1530, Absch. Es
soll der Landvogt mit den Priestern verschaffen, dass
jeder sein Pfrundhaus ,in wesentlichen büwen' und in
guten Ehren halte. 1545, ebd. .[Schloss] Wygken ist
noch in Buw und Wäsen, auch bewonet.' RCys. , Wann
die Vogtkinder Häuser und ligende Güter hätten, soll
ein Vogt ihm in Treuen angelegen sein lassen, dass
dieselben in guten Bauen und Ehren erhalten werden.'
Z Waisenordn. 1695/1738. .Mit disem Beding, dass er
die Metzg sol in Ehren und Böuwen haben.' 1715,
ScHSchl. Urk. — 4. Bumfw) BO., Bouw B (Zyro), Bou
AAÜulmert., Leer, (im PI. gew. Boute"); LG.; Th tw. ;
Z tw. (in diesem Fall unterschieden von Bed. 6, für
die nur Bü gilt), Böü UwE., sonst Bü a) Anpflanzung,
Kultur. In einem Vertrag zwischen dem Johanniter-
haus ZBubikon und dem Kloster Ötenbach beurkundet
das erstere, ,das wir dur pesserunge unser beider güeter
zu Witelikon sun rumen und abeslan, es sin boume,
bender, stude aide hege und allen bu, der des convcntes
guote von Ötenbach schedlich ist.' Anderseits soll
das Kloster Ötenbach ,abenemen alle die boume, ben-
der, stude und hege und niemer me gezügdon [pflanzen]
noch gehan kein bu, der uns schedlich si an disem
gnanden wingarten.' 1289, Z Urk. — b) von Bau-
werken, a) Etwas im Bau Befindliches, Neubau. En
chostlicher Bü Z. En Bü wott Öpper ha" [fordert
ein Opfer], entweder en Boss oder en Ma"n Z. ,Howen,
bickel, schlos, schlüssel, nagel und anders zuo miner
hern buwen.' 1499, S. .Unsere Buwherren sollend!
in jedem Jar zum wenigsten einest uf den Buw gähn
und den eigentlich besichtigen und alle die, so buwen
hättend, es sye über die Strass oder über den Weg.
sömlich ihr Buw widerumb abbrächen heissen.' B Ge-
richtssatzg 1615. — ß) Gebäude, Bauwerk übh. ,So
sülent si uff dem vorgeseiten garten enkein woiiung
haben mit buw noch mit andern Sachen.' Z Stadtb.
,I)ie flädermauss hanget mit den fingeren an beüwen,
mauren [usw.].' Vogelb. 1557. ,üen spruch hat [der
Kaiser] so lieb und so hoch gehalten, dass er in an
seinen palast und an alle gemeine bewe schreiben
Hesse.' HBull. 1597. ,In disem Jar ist ein grosses
Erdbidem kommen, das es etliche Beu zerschüttete,
dass sie der Kapellen ein anderes Fundament handt
müessen machen.' 1601, Z Anz. ,[Im J. 1610 waren
starke Regengüsse] dadurch die Wasser allenthalben
gar stark angangen und grossen Schaden tan an Büwen
und Felderen.' XV1IL, Gr. ,Uass er nicht gewanderet
wie diejenige, welche etwan nur äusserlicher Bauen
anschauen und der innwendigen Struktur lebendiger
Steinen gewahret.' JHott. 1666. ,[Die Äbtissin hat
im Kloster] zimlich an Gebuhten verbesseret und von
neuwem aufgericht, als der Gesten Bauw [Gasthaus]
zwüschent zweien anderen neuwen Bauwen einge-
fasset.' 1687/1707, THTän. Chr. ,Der Bu stet in Gottes
Hand.' 1765, ZWyla (Hausspruch). S. auch Bind-Hüs
(Bd II 1721). ,Der statt büw' ; s. Patri (Sp. 1806).
,Brugg bestat bi iren büwen.' Ansh. .Fünf erber Manne
über die Büwe ze Basel wellen.' Bs Mand. 1741; vgl.
Fünfer (Bd I 854). Dim. Büwli, Bäuli Bs (Spreng),
Büli ThHw., Böuli Z, kleines Gebäude Bs (Spreng);
kleiner Anbau, Nebengebäude ThHw.; Z. — y) Bau
eines Fuchses, Dachses usw. ThHw. Davon übertr.
auf menschliche Behausungen : Er göt de" ganz Tag
nid zom Bü üs, hocket de" ganz Tag i" sim Bü ine",
ist ein Stubenhocker, ebd. — 8) Bili, Vogelkäfig U.
— 5. Bestandteil eines Baues. ,Umb zwoi mülireder
und umb andern bu zuo der burger müli.' 1380, B
Stadtrechn. ,Das man inen stüre an ein glocken und
andere buw derselben kilchen.' 1466, B Ratsman. —
6. Buic(w) BO., BüfwJ GrD., S., Val. ; W (Dim. Bü(w)lt),
Bü AAr/Aare; ApH.; Gl; G; Sch; ScHwMa.; Th (allg.) ;
UwE. (Böü); TS (Bü); Z, Bou(w) B (Zyro); GRChur,
He., Igis, Bou AaF., Ke., Leer. ; L, Bau ApI., K. (selten),
M. a) Dünger, zunächst = Mist 1 a (Sp. 538), dann
auch von andern Düngemitteln. aaOO.; manchenorts
neben Mist gebraucht, z. T. (so in BHa. ; Z) als Deck-
wort dafür. B. mache", einen Düngerstock anlegen ;
vgl. Büiv-Hüfen (Bd II 1048). En Stock, es Fueder B.
Da' ist en schöne'' Pur, De'' verchauft jo de" B. rum
Stall e"weg! Sch ; Z. B. use" tue", füere", träge", aufs
Feld hinaus oder in den Weinberg führen oder tragen.
S. auch nennen (Sp. 297), ferner Meinen (Bd III 654),
an-legen (ebd. 1180). Vorwärts a" d' Arbet ! i°h han-
dich nid blas um de" Bü, oder: Mänst öppe", ich hei-
dich blös um de" Bü? derbe Ermahnung zur Arbeit
gegenüber einem Dienstboten ThHw.; vg\.Mistla. Die
Cheibe" tüem-mer no°* de" Bü rerträye".' von Dienst-
boten, die, statt zu arbeiten, sich ausserhalb des Gutes
herumtreiben, ebd. Er träge"d-mer de" Bü zun Eiben
üs, sagt grollend ein sparsamer Weinbauer zu seinen
Arbeitern, die ausserhalb des Weinbergs ihre Not-
durft verrichten ZS.; vgl. Dreck. Wanger B., scherzh.
für Schnee, der in grossen Flocken fällt und nach
dem Volksglauben die Fluren düngt ScHwMa. (die
Bewohner von ScuwWangen sollen nämlich ihr Heu
von den Matten weg verkaufen, keine Kühe halten
und darum keinen Dünger bekommen, so dass der
Himmel ihre Matten mit frischem Schnee düngen
muss). ,Die trockene Rietstreue wird [auf den Alpen]
in Scheunchen (Fimelen) angesammelt und im Herbst
in das Tal hinuntergebracht, wo sie den sog. kurzen
Bau gibt.' Anderegg 1897 (B). ,Das faulende Laub
der Waldbäume ist der natürliche Bau des Waldes.'
1949
Baw. bew, liiw. Im
bnw
1950
Kasth. Als Dim. in einem Kettenspr. : Der Acher will-
mer d's Chorli [KornJ nit ge", öni ich g'eb-mti d's
Büwli. Ich git" gttffi EscUi ; das tcill-mcr d's Iliurli
nit ge", öni ich geb-mu d's lleuirji W. Ein Weingarten
wird dem N. N. verliehen mit dem Gedinge, dass er
und seine Nachkommen die Reben sollen in Ehren
halten mit ,Buw, Graben aufwerfen, Gruben usw.
1315, ZZoll. (Pachtvertrag). ,Er soljerlich in die reben
so vil buwes legen, als siu bedürfen.' ebd. .Niernan
sol enheinen bu legen uf die hofstat und uf die wüeri.'
1326, Z Ratsb. (Polizeivorschrift). .Nieman sol enhein
brenholz noch bu langer lazen liggen an der Strasse
den über nacht.- ä. L Stadtb. ,Dea wolt im der N. N.
buw in sin reben tragen und hatt einen geladnen
korb uff sinem ruggen.' 1390, Z Ratsb. ,36 ß umb
50 burdi buws.' 1423, Z Ausgabenverzeichn. ,Dass er
an dem Rennweg an der fryen strass sinen buw zc-
samen sluog und in an die fryen statt leit.' 1424, Z
Ratsb. ,5 ß von di-m trest und buw ufzeschlachen
[aufzuschichten] im hof.' 1425, Z Ausgabenverzeichn.
Der Lehenmann hat den halben Dünger (,bu\V) auf
seine Kosten zu liefern, die andere Hälfte vergüten
ihm die Klosterfrauen mit 18 Pfenn. für das Fuder.
1435, GBern. Die Aarauer werden von den Bewohnern
der Vorstadt verklagt, ,si habent inen gebotten, sun-
der an unsers herren fronlichnamstag, buw uss ze
füerent', worauf die Aarauer ,von des buwes wegen'
antworten: ,Das si die Strassen Got ze lob betten ge-
botten ze rumen und ze zierent nit allein, da daz sa-
crament gat.' 1441, Aar. Urk. .Kein buw verkoufen.
Es soll ouch nieman strow, höw und mist ab den
güetren verkoufen one des herrn wissen und willen.'
1449, THKlingenb. Offn. JJarzuo sollen die Herren
uns allen alle jar ein tag buw in die reben mit
einem karren füeren; und sy haben uns umb den
buwe ze uöten, daz unser yglicher alle jar in ein teil
acht karroten buw legen soll. Die von Ennetbaden
sollen den buw an zimlichen enden in dem dorf oder
in dem closter koufen.' 1457, ÄAWett. ,Von des buws
wegen ist geredt, dass der lehenherr den buw geben
und denselben buw bis an wingarten oder als verr in
der wagen tragen mag, füeren soll — doch wenn man
den buw laden und füeren well, dass der buwmann
[Lehenmann] darby sy und helfe laden — und dann
furo der buwmann den buw in sinen kosten in garten
tragen.' 1471, GBern. .Nieman sol kainen buw in der
statt über acht tag uff der gassen ligen laasen.' 1479,
Sch Ratsprot. ,Es ist erkennt, mit N. N. zu reden,
dass er sinen bu nit über halbe gassen lege.' 1490,
Z Ratsprot. ,Das nieman der unssern weder höw,
ströwy, noch buw usshin soll verkoufen.' 1519/44,
Schw LB.; ahnlich 1524, Schw Rq. 58. ,1ns hoptamanns
stall ain tur [Türe], darzue ain zimlich grueben zum
buw machen.' Kessl. ,Dhein holz, buw, höuw noch
strouw [aus dem Leheugut] verschenken ald verkoufen.
sonder das höuw, so darin wachst, selbs ätzen und
den buw zur erbesserung uf unsers klosters güeter
inlegen.' 1559, ZWetz. Lehenbr. ,Fimus, mist oder
bauw. Lsetamen, bauw oder mist, so man au ff die
güeter legt' Fris. ; Mal. ,Der buw [soll auf das
Lehengut] gewendt und darab nit gefüert werden.'
XVI., F Stadtb.; im frz. Text ,1a culture.' ,Er ist um
syn leben komen under eim fuoder buw.' 1590, Ar-
düser. Was das Grabenwasser an ,Bau' etwa in seine
Matte mitbrächte, sollte dem Prädikanten zu Nutzen
dienen. 1597, TuAad. ,Das Vieh, dessen die Burger-
schaft gar vil erhaltet nit nun von der Milch wegen,
sondern auch von des Buws wegen, den man in die
Reben und andere Güeter tuet, dieselbigen zue be-
tungen.' JJRI'eger 1606. .Wann ein Hof ald Guot
veruffalet wirt, so solle das Höuw und Strouw, so
daruff gewachsen und verhanden ist. dessglych ouch
der Buw demjenigen, der den Hof inn Uffal bezücht,
belyben.' 1613, Z Gerichtssatzg. ,Zwüschen unser Kü-
chen und dem Bach soll Niemands weder Holz, Stein,
Buw noch ander Ding tun.' B Gerichtssatzg 1615. .Ge-
straft soll werden der, so einem Anderen syn Züne,
Buw oder anders von sinen Güteren nimpt und hin-
wäg tragt.' 1620, AABrugg Stadtr. Durch diesen Graben
mögen N. N. und seine Nachkommen wandeln und
gehen mit ,Nutz und Buw' und allem, was zu den
Reben von Nöten ist. 1624, GBern. .Der Zibelen er-
fordert einen von altem Baw gemisteten Grund.' Rhag.
1639. ,1m Grund band mir Buw usgmänt.' 1641, Zg
Tageb. ,Was [in der Mühle] für Bauw, es wäre mit
Sagmähl oder anderer Streuwi, gemacht wird, soll
[der Herrschaft] zudienen und gehören.' 1653, Th
Weinf. Lehenbr. ,Bau oder Mist wird auf die Dorf-
matte geführt 14 Tage, nachdem man sie zu beweiden
aufhört.' 1662, Aa Weist. ,Der von dem Vieh her-
Hiessende Baw (rev.) wird dem Ackerbaw entzogen.'
Z Mand. 1663. .Herr, lass [den Feigenbaum] auch diss
Jahr, biss dass ich ihn umbgrabe und Baw zulege.'
JJMüll. 1665 (nach Lukas XIII 8). .Den Platz be-
kümmern mit Holz, Buw usw.' GrD. LB. .Lsetamen,
Bau, (Acker-)Mist' Denzl. 1677; 1716. ,Für 9 Bennen
mit Bauw in die Reben zu füeren.' 1700. Sca Reb-
büechli. , Weilen das von Vilen gewohnte Bausamlen
durch das Streuen un[d] Laubschütten die Strassen
merklich verböseret.' Z Mand. 1707. .Jerlich ein Fuo-
der Bauw in sein Land.' 1733, AAKe. Fertigungsprot.
.Die Feldfrüchte belangend, so pflanzen die Einwohner
alle hier bekannte Früchte und zwar ohne Bau.' Ca-
rolina 1736. .Die Anschaffung des erforderlichen Baues
und Sandes [zum Löschen des Feuers].' Bs Feuerordn.
1745/63. ,Was für Gattungen von Bau wird in die
Wiesen getan ? Um welche Zeit im Jahr wird der
Bau und die s. v. Güllen auf die Wiesen gebracht?'
um 1760, Fragenschema der phys. Ges. ,Die übrigen
Teile der Wiesen werden im Frühling mit s. v. Bau
überlegt, also dass die Wiesen wohl bedünget werden.'
1764, B Arch. ,Von des Undervogts s. v. Baatrageren
unter einem Baum gefunden.' 1775, ZZoll. Taufb.
.Dem Rebmann, den Bau zu verlegen, 12 ß.' 1786, Z.
N. N. soll Beide mit ,Nutz und Bau' über sein Gut
fahren lassen. 1791, GBern. (Schiedspruch). ,Der
Lehenmann soll den Bau und Erd ordentlich in
die Reben tun.' 1805, G Lehenbrief. .Christm. 1809.
Den 16. ein Stock s. v. Bau geladen in der Stadt um
35 fl. und 2 fl. 20 ß dem Knecht und 4 fl. dem Schiff-
mann für das Schiff' aZoll. 1899. .Ausgaben: zwei
Gärtnertaglöhne, den Bau in die Rabaten zu ver-
sorgen.' 1820, Z Haushaltungsb. S. auch Güllen (Bd II
221), Büw-Gelt (ebd. 256), Ge-müder (Sp. 90). —
b) = Mist 1 b ÄALeer. ,Nieman sol vor sinem huse
keinen bu buwen in der strazze.' 1290, AARheinf.
Stadtr. — c) bildl. ,Und gebest unserem herzen saa-
men und bauw unserem verstand, das frucht darauss
käme.' 1531/1667, IV. Esra; = .Pflege.* 1882.
Mhd. bu, -wee. Die Form mit u ist fürs ganze Gebiet
1951
Baw, bew, biw, bow, buw
1952
lautgesetzlich; der Diphth. in Bou ist wahrsch. von bouen
(<^büwen) übertragen. In Z stehen Bou und Bu tw. neben
einander mit Differenzierung der Bed. : Bau für -t, Bu für 6.
Zu i b ß. Dtr Bou, Name eines in halb städtischem, halb
ländlichem Stil erbauten Hauses mit steinerner Freitreppe,
weitläufigen Räumen ZMeilen. Im Böuli, Name einer Stelle,
wo einst ein steinernes Gartenhaus von auffallendem Äussern
gestanden hat ZHongg.
Über-Bü: Überbau, Schutzhütte an einem , Fi-
scherwag.' ,Unbe Jen uberbü des fronwages sprechen
wir: Ist der u. abgebrochen, so sol ez stete bliben.
Ist och dühein nüwe bü besehenen, der demselben
vronwage schedelig si, den sol man abprechen.' 1275,
JVetter 1864, 165; vgl. ebd. 158. — Acher-: 1. Be-
bauung, Bearbeitung des Feldes. ,Zwen dorffmeyer,
die über das jar den ackerbuw mit ir, der zwölften,
erloubnuss verfertigend.' 1576, ZHönggGemeindeordn.
— 2. Dünger auf den Acker. Dem Prädikanten soll
werden Haus, Hof, Garten, Bunten, Frontagwen mit
dem .Ackerbau', 3 Mütt vom grossen Zehnten ua. 1531,
Absch. (B). — A"-Bü, -Bou: Anbau an einem Gebäude
Th; Z (oft Dim. A'böuli).
1°-: 1. innerer Ausbau. Inneres eines Gebäudes,
Gemaches. ,In dem 1488. jar buwtend unsser eignossen
die undren bürg zu Baden, darin ein vogt sin sol, und
traf der buw daz selb jar 1110 pfd und waz noch denn
kein innbuw nüt volbraeht.' Edlib. ,Die liberi im
cruzgang cost ö6 fl. und ist der inbuw noch nit us
gemacht.' 1520/5, L Stiftsrechn. .Umb dass Jahr 1425
hat man dise Burg noch schynbarlich sechen können,
war allein am Ynbauw zerbrochen.' RCys. .Indem
wegen der bösen Zieglen die Dachstühl und anderer
Einbau faul und presthaft worden.' Bs Landesordn.
1757. .Anfänglich bestund der ganze Einbau aus einem
grossen Saal.' Bs Chr. 1779. Spec. vom Boden eines
Stalles übw. .Der Zement ist ein sehr beliebtes Mittel
für Stalleinbäue [wofür im Titel .Stallbrügenen'] ge-
worden.' Obw Bauernbl. , Wegen Barnen und Inbuw
in Pfahrhof.' 1777, OßwSachs. (Ausgabeposten). Siehe
auch Güllen -Chasten (Bd III 537). Hineingebautes
übh.: .Der rat hat verkoufft den hoff und platz, da
yetzunt unser gotzhuss stat, mit allen inbüen und
zugehörungen.' 1529, Bs Chr. — 2. In-, ,Im-"Buic W,
Im-Bui, -Bü Winden, Kippel, Leuk, Raron, Salg. — n.,
nach Tscheinen m.: coli., die Werkzeuge eines Hand-
werkers, Künstlers usw. „Im weitern Sinn die Haus-
werkzeuge, als Beil, Sense udgl." Er hat s' Tüsigs
en I., ist mit Werkgeschirr sehr gut versehen. Nach
einer Angabe auch vom einzelnen Stück.
Zur Bed. vgl. mhd. ingetüeme. Für das Neutr. ist wohl
eine Grundform ' in-(ye-)büwe anzusetzen.
Uli-: nachlässige, schlechte Bebauung des Feldes
und der dadurch hervorgerufene Zustand. .Wir sollen
auch geben Tröstung für Zins und Unbuw, ob die
Herren es fordern, und dass der Hof nicht gewüstet
und gekränkt werde.' 1349, Glir (BRoggw.). ,Ob
das guet in unbuw lege, so sol 's der lenman in buw
wider legen.' 1460, L Rq. ,Wann einer ein lechen
empfacht, der sol den lechenherren vertrösten umb
zins und unbuw.' 1489, ebd. .Wann einer eim den
bluomen verbüt für zinss und unbuw.- 1490, LEotenb.
Amtsr. Der Th Landvogt schreibt, wie einige Meyer-
höfe zu Basadingen, welche Schupflehen seien, von
den Meyern ,in unbuw und wuest' gelegt worden.
1548, Absch. .Lehengüter, die zu grossem unbuw
und abgang kommen.' 1572. Aa Rq. S. noch böseren
(Sp. 1723); Job. Meyer, Zeigen 7. — Under Unner-:
zu verschiedenen Zwecken verwendeter, halb unter-
irdischer Raum unter den Stützein eines Stadels W;
s. JHunziker 1900, 222.
Ur-: altes Bauwerk. Gemäuer. .Des gebrochnen
Urbaus zu Äugst ist viel gen Basel geführet und die
Stadt darmit gebesseret.' Äo.Tschüdi. .Man siehet
noch zu Äugst viel gebrochenes Urbaus.' ebd. — In
anderm Sinne (= Cn-B.) bei Lexer II 2002.
Üs-Bäuli: kleiner Vorbau Th Bisch. Im Schot ze'hüs
onde"inen ist e" grössi, höhi Halle" g'si" mit-eme" chllne"
U. i" der Metti gege" de" Bach übe". Schwzd. — Vor-
Bü: wie nhd. Dim. Vor-Bäuli, an einer Kirche = Vor-
zeichen. ,1m folgenden Jahr für ein Besen wurf an
die Kirche, samt neuem V.' 1796, aZoll. — Geiss-:
Ziegenmist. .Ausgaben. Vor drei Bennen Geissbau
dem N. 2fl. 10 ß.' 1819, Z Haushaltungsb. — Haupt-.
.[1643] ist erkent, dass Diejenigen, so von meinen
Heren Häusser habend, dieselbigen in ihren Kosten
erhaltend, es seiend dan Hauptbew.' AaB. Stadtr. —
Hirzen-: Dünger von den im Stadtgraben gehaltenen
Hirschen. ,Es soll [dem Bauherrn] gehören der Buw,
so zu den Brünnen getan wird, item der H.-Buw.'
1695, ZWthur. — Hüsli-: Abtrittdünger W; Z. ,Uff
ein zyt bab s' mit lob [mit Verlaub zu sagen] hüsli-
mist für unser frowen cappel geschüt. Hab aman
Wyss [den Mist] heissen dannen tuen. Das Brüeliuan
tan; den sy desshalb für gricht betagt, gnempten
hüslibuw bsallt han wellen.' 1551, L Hexenproz. —
Chüe Chie-: Kuhdünger W. .Kuhbauw.' XVII./
XVIII., Ap Chr. — Chilchen-Bau w n.: Kirchen-
bau. 1678, Hagenb., Sigr. ; s. üs-giessen (Bd II 469). —
Chunst-, Kunst-Bü: Kunstdünger Z. — Kuttel-
Büw: Kot aus den Gedärmen der Schlachttiere. ,Es
werde [den Schlächtern] ein Ohrt vor dem Steintaar
gezeiget werden, da sy den K. hin tun könind.' 1667,
ZWthur Ratsprot.
Miss-Büw: l.= Un-B., bes. von Weinbergen. .Und
hat der burger schaden von dem halber [d. i. Winzer]
an missebuwe, das sun si lazen ane zwene man [als
Schiedsrichter], wie das dem burger gebessert werde.'
1304, Z Richtebr. ,So hat der selbe Heinzine unver-
scheidenlichen zue rechten bürgen geben beide für
zins und für missebu und och für wüestung der selben
güeter mich, N. N. ..' 1358, AaB. Urk. In einem Lehen-
vertrag wird festgesetzt, dass, wenn ein ,misbu' durch
Schuld des Lehenmanns den dritten Teil ergreife, das
Lehen zurückgenommen werden dürfe, als wäre der
Lehenmann gestorben. 1389, SohwE. Crk. ,Er hatt
im die reben geliehen mit sölichen gedingen: Wenn
er ein missbuw täte, dass er dann daruinb den blue-
men mücht angriffen umb die missbüw.' 1399, Z Ratsb.
,Es klaget Uoli Kienast uff Zimer den jungen, dass
derselb reben von im buwt; daran ted er im misbuw;
do sprach der Z., er tete im unrecht, die reben legen
in gueten eren. Unser Herren gebutten dem Z., dass
er [dem K.] sin reben in recht büw leite uff sant
Gallen tag.' ebd. , Derselb [Rebmann], den sy [Abt
und Convent als Eigentümer durch verspätete Lie-
ferung von Dünger, Rebpfählen] also gesumpt hettend,
sollt inen desselben jares umb den missbuw unver-
bunden sin.' 1157, AiWett. .Die herren mugent ze
allen büwen in ir güeter senden ze sechen, ob si in
eren gehebt und der buw darin geleit werde. Wäre
1953
Baw, bew. biw, bow, buw
1954
dann, das der busgenossen deheiner keinen raissbuw
getan hätte, denselben m, söllent die husgenossen
schetzen. Also sol man dann ilie missbüw ablegen
als von alter bor.- XV.. Z Rq. .Es wäre dann, da[s]
sollicbs [der Nachlass von Zinsen] hageis und andrer
missbuwen halb nachgelassen werden niüesste.' 1505.
S Wochenbl. — 2. von Gebäuden uä. .Die herren von
der stift siind [dem Werkmeister] nütt in den buw
reden, es wer dann sach, das er schinbarlich missbüw
tätt.- 1514, AaZoL .Von Besichtigung der Missbäuen.
Die Unterbeamte sollen ihr Üeissiges Aufsehen haben auf
Häuser. .Scheuren, Heuhäusslein usw., dass dieselben
in Ehren erhalten werden.' Bs Landesordn. 1757. Von
einer missratenen Glocke. Ansh. II 429. — Mhd. ynisscba.
Neben(t)-. .Holz, ein nebetbönli ze machen.'
1555, Hotz, Urk. — Nu"-: 1. (Nü-Bau) der Gras-
boden im ersten Jahre nach dem Umbruch Ap. —
2. (Nöu-Bü, -Boa) Neubau. Als Hausname. 1836, Bs.
— Bise"-Bu: Bau aus Stampferde, Pisebau Th. —
Kinder-. , [Die Lehensleute] söllent jerlich ein ledy
rinderbuwes in die reben legen.' 1425, ZZoll. Urk.
S. noch Burdi (Sp. 1543).
Boss-, .[War] gar kalt [am 1. IV. 1724], dass der
Rossbauw im Stall gefröre.' Ap Chr. — Dafür , Pferd-
bau.' 1797. 1803, Z.
Selbs-Büw: selbst betriebener Feldbau. ,Des
Gotzhus S. zu gemeinen Jaren ungevar ertreit: Vasen
300 Malt, Roggen 150. Malt, [usw.].' XVII.. AaMuh
Gesindeordn. — Schorr-Bü:= Sch.-Mist (Sp. 539)
ZDättl. ,8 Fährt Schorbauw auf den Hof zu liieren
1 ri. 36 Kr.' 1701, Sch Rebbüchli. — Zit-: zeitlicher
Büu- (s. Buw 1 a). Den Pächtern eines Rebengrund-
stückes wird zur Pflicht gemacht, dass sie die Reben
,mit allem dem, so darzuo gehöret, mit allen guoten
nützlichen zitbüwen getrüwlich und wol bnwen und
mit allen buwelichen Sachen in allen guoten eren
haben süln.' 1351/78, Z. .Sie sollen disse güeter
rechten, redlichen zitbuws halten.' ZWthur Stadtb.
Sie müssen den Weingarten um den halben Nutzen
bauen und in rechten .zitbüwen' halten. 1547, Hof
Kriesserx. .Die güeter in gueten eren und wesen-
lichen zitbüwen halten und haben.' 1559, Z Kaufbr.
,So ver die innhaber ietzerzelter reben diser über-
kummnus nit stattung täten, sonder an zytbüwen sum-
sälig syn wurden, so habend wir gewalt, solche reben
zuo unsers gottshus handen zuo ziechen.' 1591, Aa
Wett. Klosterarch.
bnwe", bff'e" „Aa;" Ap (Merz); BHa.. Si.j F;
„VO;" Gl; GrAv., Churw.,D., Glar., ObS.. Pr.. Rh.. S.,
Sch., Scuolms, Spl., Tschapp., Val., V.; Scbw; Ndw
(-ui-J; Obw; U (-ü-, -üi-); W, buwwe" BBr. f-ü-J, Ha..
R.; W, buije" Ndw, bouice", bouire" (-o'u- bzw. -o2u-J
AAKulmert., Leer., Sehinzn., Suhrent.; ApM. ; BM., U.;
GRCast., Chur, Heinzenb., He., UVatz, Valz.; L; G; S
(Schild); Th; Z, C'ond. büweti, büti, bouti, Ptc. Prät.
gebü(icje" bzw. 'bü(ic)en, 'boufwje" AAKulmert.. Leer..
Sehinzn.; Ap; B; Gl; GRGlar., Val., V. ; G; Sch; Schw ;
Th; Ndw; Z, 'bü(tc)et BGr., Si. ; SchwE., 'boufrvjet L;
S, fge-Jbüt Gr (selten), 'boutet B (Zyro), 'bout ScaSt.
(Sulger); ZZoll. (modern): 1. a) ,wol b.' s. Ego (Bd I
145). — b) ,das eilend b.', die Fremde bewohnen, im
Elend sein. .Welcher das eilend buwen well, der
mach sich uff und rüst sich schnell wol uff die rechten
Strassen.' VBolz 1550/1. Abraham zu der verstossenen
Agar: , Jetzunder mag es nit syn gwendt; dann einmal
Schweiz. Idiotikon IV.
mücssend ir 's eilend ouch tuon buwen und erfaren.
Habeker 1562. .Wann sie [die Vertriebenen] in Bio
und Mangel das bittere Eilend bauwen müssen.' JJMüll.
1666. .Fremde Almosenswürdige, die um der Warheit
willen in das Elend verjagt worden... ihrem Vatter-
land den Kucken kehren und das Elend bauen müssen.'
AKlixol. 1693. S. auch Bd 1 177. — c) .die strass b.'.
darauf wandern, fahren. .Allen dien, die die Strasse
ze Urserren mit koufmanschaft oder mit deheinen
andren dingen werbende oder buwende sink' 1346,
Gfd. ,Do redt der wirt in der ouw von Rinfelden:
der B. sol nüt vil die strass buwen; won er und der
Pf. sint verhit morder.' 1409, Z Ratsb. ,Ob einer, der
die straass buwet und by [dem W'irte] zarte, im schuldig
blybe und die straass myden weit, so rnöeht er warten
im Humigker bach; möcht er in da ergryffen, so
möcht er neuralen das vorder ross und das widerumb
keeren, biss er in zalte.' XV., ZNiederwen. Offn. —
d) .den merkt b.', besuchen. , Und war och, das jemand
lusty, unsern merkt zu buwen mit koffen und mit
verkoffen, sunderlich mit körn [usw.], der mag es
her bringen.' 1427, ScHwMa. LB. .Etlich stand her-
nach, das sy sollen zols frig sin, darumb das sy
unsren merkt buwen und ir guot har füeren.' um 1460,
AABrugg Stadtr. — 2. a) das Land bebauen, a) mit
Objectsacc. BsL. ; UwE. Ein Bäuerlein, das zur Ver-
mehrung des Futterbaus aufgemuntert wurde, soll
geantwortet haben: Mi" liebe' Herr Landvogt Christ!
I'h ha" hei" Strau und ha" kei" Mist und Niemer will-
mer Oppis vertraue''. Wie chann-i'h denn ml" Ägerte"
b.? BsL. (Kettiger). .Der riethof ze Glatvelden, den
ze disen ziten buwent die knaben von Zweintal [jetzt
Zweidien].' 1400, Z Stiftsurk. ,Ein matt ze Münster
git ein mütt kernen, buwt sie N. N.' XV., LRickenb.
,An denen orten, so gebauwen und gepflanzet werden.'
Tierb. 1563. ,Wann obgeschribne wisen zu ackern
gmacht, sollen sy [die Besitzer] von denselben und
sonst von allem, so mit dem pfluog gebuwen und sonst
umgebrochen, den zechenden, was es tragt, ze richten
und ufzestellen schuldig sin.' 1579, THKümmertsh.
S. noch üs-geben (Bd II 85), bös (Sp. 1706). ,Zue einer
zeig gebuwen werden'; vgl. zuo-bü bei Lexer III 1190.
.Zuo diser zeig wirt och das nider fehl gebuwen.'
XVI., ZBerg Offn. .Güeter, welche in diser zeig und
in der eefatt nit gelegen und aber darzu gebuwen
werden.' 1579, THKümmertsh. Spec. von Weinreben.
.Man von dem buman list, das er buwen sol die reben.'
Schachzabelb. .Die lenlüt, so die räben buwent.' XIV..
Z Stadtb. .Mir müesint selber huit die räben buwen,
hacken, ruiten.' Rüef 1539. S. noch^erte« (Bd II 442).
Mit refl. Fügung i. S. des Passivs: ,In der andern
Zeig by zwölf Jucharten, genannt das Kleinfeld, des
sich etliches bauwet und etliches weidet.' 1662, Z
Kappel Lehenbr. — ß) intr. ,Man sol ein puren lan
bliben; so muossent s' furo buwen.' Ap Reimchr. 1409.
.Wer uf dem gemeinen werch buwt, der soll dem for-
ster geben den sibenden teil.' AANEntf. Offn. .Wel-
cher mit dem pflueg buwpt, der ist schuldig ein fierteil
haber, und wer an vech buwpt, der sol gen ein halb
fiertel haber.' 1488, LRusw. Kirchenr. .Wer zuo Ror-
dorff buwt mit einem ross, rind oder mer. der ieglicher
sol einem vogt geben ein viertel fäsen.' 1490, AaB.
Urb. .Die umbsessen uf den liefen, so buwent mit
vil oder wenig.' ebd. ,Wer gen Starchenschwyl buwt,
der soll dannen faren, wann er geeret, und soll sy
123
1955
Baw, bew, biw, bow, bnw
1956
ungesumt lassen.' AAStaretsw. Offn. ,Mit zweien
püüegen ich z' acker gan ; zur zeig han z' bawen alle
jar.' Mitte XVI., Mellinger Narvenbeschw. ,Hei, du
hast jetz lang an einem aeker gebuwen, er will aber
kein frucht geben', ruft ein Wiedertäufer einem Pre-
diger zu, um dessen Arbeit als fruchtlos zu bezeichnen.
1527, Z. S. noch aren, eren (Bd I 385. 404), Chrüt-
Mäl (Bd III 159). (Im Frühjahr) das Feld bestellen,
mit Pflügen (oder Hacken) und Ansäen GiiChunv., D.,
He., ObS., Pr., Seh.. Scnolms, Tschapp., Val.. Valz.;
LG.; U. Spec. pflügen GRHeinzenb.; GSa., Sev., W. ;
Th ('s Feld b.J: „pflügen, nachdem man vorher das
Erdreich gebrächet hat Gr." Im Uistage" tuet-me" b.
UAlt. Mer wend go* b. GMs. S. auch mit (Sp. 559).
.Gericht und Gant [sind] bei uns beschlossen am Früe-
ling, die weil man im Bauwen ist, namblichen vom
ersten dass drei Pflüg in unserm Gericht gandt, bis
im ganzen Gericht verbauwen ist.' GRKlost. LB. , Ob-
arare, stürzen, das erste Mahl bauen.' Denzl. 1677;
1716. Typisch für strenge Arbeit in der allitterieren-
den Formel: Er muess b. und beite", muss sich ab-
mühen und lange auf den Erfolg warten S (Schild).
— b) mit Acc. des Ergebnisses, bauen, pflanzen. ,Rüe-
ben und reben und derglichen seyen und buwen.' XV.,
G Stiftsarch. ,Das die von Flach nach iedem nutz, so
si des gebuwend, si [die von Berg] der weid halb
ungesumbt lassen.' XVI., ZBerg Offn. ,Sy [die von
Jerusalem] buwend eben, das sy ir narung band, nit
überflüssiger spis.' HsStockar 1519. S. noch häberi»
(Bd II 936). Übertr.. erzeugen, bringen: E" trochne*
Summer bout Arne" ÄASuhrent. — 3. a) gew. tr. =
Minen I (Sp. 1318), bes. von Weinbergen, Wiesen Aa;
B; F; Gl; GRGlar.. S., Spl., Val., V.; L; Schw; Uw;
U; W; „allg." .Wann einer ein grossen misthufen
hett, er buwte ein guoten acker darmit.' 1531, Egli,
Akten. S. auch glichsam (Bd II 603). Insbes. (meist
abs.) a) = Mist an- legen (Bd III 1180) L; Ndw.
— ß) von Tieren, Dünger liefern. D' Schaf tuend
guetbüe" ScHwIb. — ■ y) vom Dünger selbst = mestni 2
(Sp. 510) Uw. Dax buiwd (der Garte") gued Ndw.
,Das hat man schon lange gewusst, dass der Mist
baut [den Boden verbessert] und dass der Guano [nur]
treibt.' Obw Volksfr. Syn. an-legen. — b) bildl. .Man
gewahret auch, dass die in den Reben aufgescliorrete
Erde fruchtbarer, wenn hernach schön Wetter an-
stehet, dass die Sonne nach unsrer Baursleuten Re-
densart die Erde kann bauen.' JJScheüchz. 1707. Refl.:
,Der umgeworfene Boden bauet sich den Winter über.'
Z Anl. 1773. -- 4. cacare, zunächst vom Rindvieh
„Aa;" BoE., Si.; „VO; Gr; S." Syn. fiteren 5 (Bd I
975), bünen (Sp. 1318). Dünn b. Z' slarch S tribennützi
nüt; es heig-ne 'diiecht, mer [wir] welle" neue" nimme"
recht b., lässt der Kalendermann die Kühe eines filzigen
Bauern sagen. N. B Kai. 1842. — 5. a) ein Gebäude
aufführen; übh. bauliche Veränderungen vornehmen
(lassen), allg. Er mues' b., sein Haus erweitern. In
B bisweilen mit Differenzierung von Form und Bed. :
er het 'boue", hat sich ein Haus bauen lassen ; er het
'honet, war als Bauarbeiter tätig. Wer will es Hits b.,
brückt drüerlei : e" Zeine" (es Salzrörli) voll Gelt, e"
Zeine" voll Negel und e" Zeine" roll Gidult '/.. Zum
Boue" g'höre" drü Stuck: Geld, Geld und Geld L. Mit
B. lert-me" b. ebd. ,Diö8 Haus steht in Gottes Hand,
ist vornen neu und hinten alt; hätt mich Spys und
Trank nit grouwen , hätt ich 's hinten auch neu
'bouwen.' Hausspr. (Ursenkai.). S. noch Hits (Bd 11
1701), chaufen (Bd III 170), Narr (Sp. 777). ,Daz man
etswas in dem selben hus buwen muest.' 1357, Z Stadtb.
.Ist daz zwen ain gemaine hofstat hant und ist daz
sü nicht mit einander wellent buwen.' 1390, THDiess.
Stadtr. .Versprechen, sin pfrondhus ze buwende und
sin lebtag in eren ze habende.' 1490, S Wochenbl.
.Sin kloster nach begird ze besseren und ze buwen.-
Axsh. .Papst Julius, eines erlichen wäsens, der gern
buwet und Gotts dienst lieb hatt.' DSchill., Chr. .Der
turn sol, wo es not ist, mit buwen versehen werden,
damit kain schad gescheche.' 1535, Sch Ratsprot. ,Wer
bauwt an Weg und Strassen, der muss vil Red für
Ohren lassen.' Gdler 1616. ,Das Kirchengebäu auf
Seewis ist altfränkisch bauen.' Sererh. 1742. — b) auch
von andern (Bau-)Werken. So der Bienen. [Löcher im
Brot] 's hätt chönnen e" Imb drin b. JReinh. 1901.
.Die urgloggen mit sin selbes kosten machen und
buwen.' 1366, Z Stadtb. .Man schuss an die muren
und in die statt, daz sy nut mer in der statt dorftend
wandten, noch für daz geschütz buwen [Schutzvorrich-
tungen erstellen].' Edlib. .[Auf der Tafel] war wun-
derlich zu sehen, was für ein Quantitet von Obsge-
wächs in grossen Blatten mit pyramidischer Form
gebawen und aufgeführt worden.' Parisische Reis
1664. — c) eine Urkunde b., errichten. ,Und do diss
alles also beschach. do buwtend unser pfleger dess
ein urkund.' 1442, Gfd. — d) als Spielausdruck beim
Nüsslen (s. Sp. 830): an die Stelle der Häufchen, die
dem Gewinner zugefallen sind, je eine Nuss legen,
dieselben dadurch gleichsam wieder aufbauen ZO.
Syn. leggen, setzen. — 6. bildl. a) b. uf, wie nhd.
allg. Vgl.: Me" hett g'meint, nie" chönnt Hüser b. uf-en
[so zuverlässig schien er] ZZoll. Ich hätt guldig Ber-
gen uf in 'bomot BO. Uf Eine", Öppis b. S. noch
erben 2 (Bd I 428). .Die kilch ist uff Christum ge-
buwen.' Zwingm. — b) aufbauen, mehren, fördern.
.Eidgnoss buwt, zweignoss zerstört.' Ansh. ; s. Anm.
zu Eid-Ge-noss (Sp. 821). — c) innerlich kräftigen,
erbauen. ,Die kunst macht ufblasen und hoff artig,
aber die liebe buwt.' Zwingli; wechselnd mit ,er-
buwen.' ,So einer sieht dich wüsseude zuo tisch sitzen,
da man isst der abgötten spys, wirf nit syn gewüssne
gebuwen.' ebd. .Ein ieder [Prediger] flysse sich ze
buwen und nit ze entbuwen und verkünde das wort
Gottes styf.' ebd. .Ich hab zwar alles macht, aber
es bauwet nit alles.' 1548/1667, 1. Cor.; = .besseret'
1531; .erbaut.' 1883; olxoSojiet. .Unnütze wort, qua?
non aedificant...; was nit büwet und nützt, soll under-
lassen werden.' 1553, ThPlatter, Br. .Dass solche
Anzug der weisen Heiden [Citate aus alten Classikern]
wenig bauen.' 1617, JJBreit. — 7. a) beim Kinder-
spiel förmelen 2 b (s. Bd I 1016) seinen Knopf durch
geschicktes Zielen und Werfen näher ans Ziel zu
bringen suchen als der oder die Vorhergehenden den
ihrigen (ähnlich wie beim Chluckeren, Bönlen) GA.
— ■ b) behutsam zielen. Vgl. (ge-)fären 1 (BJ I 884).
,Es wil im [beim Schiessen] mancher selbs nit trawen;
dess tet er an dem Anschlag bawen.' JHGrob 1603. .Die
teten ire Not erzellen, wie Jeder seinen Schutz tet feien.
Der Ein der hat zu vilgebawt.' ebd. — Ptc. ge-bü wen:
1. ge-bü" -e"s (GRGlar.) oder d's büwe" (BHk.) Land,
'biVe"s Matt (GrV.), d's Bitwne (BHa., R.), das Kultur-
land, bes. Wiesland, das gedüngt wird. Syn. Feissi '.' d
(Bd I 1073); Gegs. Feld 2 (ebd. 806). 'Bü"eni Wis>
1957
Baw. bew, biw, bow, bnw
195S
fette Wiese, die man dadurch erhält, dass mageres
Land (s. Magert Sp. 103) umgebrochen und einige
Jahre als Ackerland gut gedüngt wird GaVaL; vgl.
Nä-Ägerten (Bd I 130). .In den gebuwenen ackern.'
BldGesn. 1542. ,Rura passa ligones. bauwne fälder.
Lapsana, wilder köl, wachst an bauwnen orten.' Fris.
— 2. übertr. D's Buiowne, das Heu von gedüngten
Wiesen BJ$. .Wir hier im Gebirge macheu Heu bis
im Herbst. Erst fangen wir mit Heuen an unten im
Tal auf den fetten Matten und machen da gebautes
Heu, welches in die Scheunen kommt, die auf jeder
Matte stehen.' Harderm. 1861. — un-gebüwen:
1. vom Erdboden. D's U(n)'büiene, -'büwe" = Mäd 2 b a
(Sp. 72) BHa. .Auf dem Un'büicne" das Heu sammeln.-
ebd. Mier sin jitz im U^büwnen, beim Heuen; das
'Bfiu-ne geht voran. En umbaut Fild bringt wenig
Geld. Scloer. .Durch die wüeste, in einem unge-
bauwnen land.' 1587, Jerem. ,Ungebuwene lands- und
gemeinwerk rüten. süberen und uftuon [umbrechen].'
1590, Seg. KG. ,Der Bauer soll weder mit Pflug noch
Hauwe Etwas zu äffern Macht haben; dieser Platz
soll ewig unbuwen liegen.' 1613, Esterm.; vgl. Bd I 107.
Dem Vor. gegenüber gestellt. Im 'Büicne" yrüenet 's
afen, die un'büioie" Haine" sin noch ehr, im Frühling
nach der Schneeschmelze BHa. Formelhaft in Kauf-
briefen. ,Mit allen gebuwenen und ungebuwenen ert-
richen.' 1378, Seg. KG. ,Mit ertrich, gebuwem und
ungebuwem.' 1411, B. — 2. von Wegen, ungebahnt.
,Der zug ward die ganzen nacht über das hoch ruch
wüest gebirg, mit ungebuwnen wegen, mit grosser
müe volpracht.' 1499, Acta des Tiroler Kriegs. —
3. von Gebäuden, baufällig. ,Das closter ist sin not-
durftig, won es ist arm und ongebuwen.' Ende XV.,
Volksb. — nü™ - gebüwe". Subst. Nöu'boue"s :
1. = Nüicleren (Sp. 884) ZU. 's Nöu'boue" grase", heue".
— 2. das im Nüu'bouene" gewonnene Gras, Heu Ar;
vgl. .Anderegg 1897, 115. .Will man [auf Ackerboden,
bes. Neubruch] Heuwachs zeugen, so wird im 3. oder
4. Jahr, da gewöhnlich allerlei Kraut aufzusehiessen
pflegt, das Erdreich mit Heublumen besäet, da zwar
im ersten Jahr ein schlechtes Heu wachst, Neubauens
genennt, bei besserer Düngung aber der Heuwachs
schnell zunimmt.' Steixm. 1804 (für Ap).
Mhd. büteen. Das starke Ptc. ist in unserer ä. Lit. bis
ins XVII./XVIII. ganz gewöhnlich; daneben steht seltener
auch das schwache, z. I. mit dem starken wechselnd, so 1530,
Josua (.Habend einen altar gebauwen1 und ,Stett, die ir nit
gebauwet habend'); JRHoffm. 1645 (.Er hat gebawet' und
."Wann er ewer Haus nicht hette gebawen'). Für das Alter
der Hiatusdiphthongierung ist bemerkenswert, dass UEckst.
neben ,truwen : buwen* auch ,trouwen : frouwen' im Reime
bindet. Zu 1 vgl. Gr. IVB. I 1172. Bed. 1 c und 2 vereinigt
auch Heben (Bd I 61). 4 ist Abi. von Büw ; vgl. eisten (Bd 111
559), misten (Sp. 5401; das selbe mag tw. auch von 3 gelten.
Zu 7 b vgl. wieder Gr. WB. I 1174. Unklar ist die Stelle:
,Nit soll ich z' vil sorg hau und buwen [Var. : ,ich soll nit
z' vil sorgen noch buwen'], ergründen Gott und im vertruwen.'
Rnef 1538, V. 947.
über-büwe": 1. über die Grenze .bauen' und
dadurch einem Andern Schaden zufügen; mit Acc. P.
a) beim Feldbau, spec. beim Pflügen Gr. Vgl. über-
aren, -eren (Bd I 386. 405). .Wöllicher den andren
überbut. der ist um jetlichen oxendritt 4 plapart bues
verfallen.' 1548, Gr Rq. .Keiner solle den anderen
überzeunen, überbauwen, überschneiden oder eines
andern guot an sich zühen.' LLav. 1582. , Welcher
den Andern mit dem Pflug überbauwen täte.' GnKlost.
LB. — b) bei Errichtung von Bauten ScnSt. (Sulger).
.Wie einer uff das sin buwen mag. Ob einer, so an
in stosst. vermeinen, das in diser verbuwen oder über-
buwen well, so mag er im den buw wol werren unz
an ein recht.- 151::, Scuw LB. Einem die Aussicht
verbauen: , Luminibus ohstrnere, einen überbauwen,
mit ü. eim die gesiebt nemmen.' Fris.; Mal. — 2. mit
Acc. S. a) ein Grundstück mit Dünger belegen, über-
schütten Oew (Volksfr.); vgl. k. - misten (Sp. 540),
ferner Sp. 1318. — b) einen Platz !<., wie nhd. Aa;
Th; Z. — 3. refl.. über seine Mittel hinaus bauen,
sich dadurch ruinieren Aa; Ap; B; Gr; Th; Z. Er
hät-si'* überboue".
üf-. ,Die Helvetier sind von Julio Caesare ge-
schlagen, underjocht und in ihr Land zurück, selbiges
widerum aufzubauen, gejagt worden.' AKlingl. 1688.
— üf-büwlich: erbaulich. .Dass soliche brüch und
cerimonien nit allein an im selb christenlich, sonder
in der kilchen auch ufbuwlich sind.' 1531, Absch.
,Hienach das wir von sacramenten mit den Worten
handien, die yeder zyt zu hören und uns selbs auff-
buwlich syn an Gott durch Christum.' B Syn. 1532/1775.
an-: Land urbar machen, durch Düngung ver-
bessern BO. (Zyro). Sonst wie nhd. — i0-: im Innern
ausbauen. Vgl. In-Büw. .Zwischen 1669/80 ist die
Kirche um 300 Pfd vergrössert und eingebaut worden.'
LRSchmidlin (SBib.). — under-. Em u., ihm Etwas
unterlegen, z. B. dem Kranken ein Kissen, damit er
besser liege Ap. ,Die hebamm mag die frowen mit
dem hinderen höher legen, mit küssinen wol under-
buwen.' Rdep 1554.
er-: 1. a) verst. büwen 2 a. .Ein kamer reben lies
der Uli Kienast ungewimnod stan, die er erbuweu
hatt.' 1399, Z Katsb. .An iren güetern, die sy mit
übelziten schwarlich erbuwend.- 1449, TuKlingenb.
Offn. .Schaden an iren güetern, räben, ops [usw.], so
sy alles mit schwerem kosten erbuwen und erhalten
müessend.' 1534, Bs Rq. ,So ir mir d' räben wend
erbuwen, truiwlich wol die hacken, ruiten.- Roef 1539.
,Das erdterych mit übelzytlass sy erbuwen ferr und wyt,
darvon sy kommen sind erschaffen.' Rcef 1550, V. 1610;
dafür , buwen.' V. 1621. ,Wiewol auch etwann ein unge-
schlachter boden und rucher, steinechtiger acker, wan
er wol erbuwt, überaus guot körn trägt.'' F Schulordn.
1577. ,[Das Gotteshaus ist] umb vil Güter kommen,
die durch Mangel des Erbauwens verödet, verlohren
und gmein worden.' RCvs. .[Durch Einkauf von zu
viel Pferden] wird gemeinen Landtlüten die Winte-
rung ihres Vychs vertüret und das Land desto minder
erbuwen.' B Wuchermand. 1613. .[Infolge] Zerstück-
lung der Lehengüteren kan der Lehenman den Zug
[Gespann zum Pflügen] nit mehr erhalten, vil weniger
das Gut erbuwen.' B Sittenmand. 1628. S. noch be-
misten (Sp. 540). — b) entsprechend büicenSb. ,Weler
syben herpstgarben buwet, der sol dem weibel eine
geben, ob er joch nütz mer erbuwen hat; buwet er
ouch mer, so sol er im doch nit mer denn zwo garben
geben.' XIV., ZBasserst. Offn. , Welcher vailen kauf
hat, es sy win, brot, flaisch usw., der sol dem aman
geben 3 ß; was aber ainer selb erpuwet oder uff sinem
aigen gewachsen ist, davon ist er nit gepunden icht
ze geben.' 1459, GBern. .Aller hanff und flachs, so
erbuwen wirt.' ZWthur Stadtb. .Wer win schenkt,
den er nit selber erbuwen oder er im von sinen güetern
1959
Baw, bew, biw, bow, bnw
1060
ze teil worden ist.- G Bdschr. .Da der Abt so viel
Nutzen aus den Zinsen und Zehnten ziehe, die sie
mit ihrem Schweiss erbauen müssen.' 1524, Absch.
,Des uff der allment erbuwnen und fürgeschlagnen
gmeinen guots halb.' 1591, ZZoll. ,Den Wyn, so sy an
ihren Güteren erbuwend.' Z Mand. 1636; = ,erbauwend.'
1650. Anlegen: ,Es werden Krautgärten erbauwet [auf
dem Weideland].' 1727, GBern. — 2. spec. a) Kultur-
land, ein Gut durch sorgfältige Bewirtschaftung ver-
bessern BSa. Er het das Güetli ordeHich erbüice". —
b) es Vermöge" e., durch Arbeit und Sparsamkeit er-
werben BSa. Er het sieh si"s Vermögen erbüice". Abs.,
im Bausstand vorwärts kommen, reich werden BSa.
(einzelne Angabe). — 3. a) entsprechend büicen 5 a.
,In dissem jar ist der under turn alhie erbawen wor-
den.' 1472, ScaNnk. Chr. ,Wie wir uns arm daran [an
dem Kirchenchor] erbuwen haben.' 1497, BsLie. ,So
wenig Rom in einem Jahr erbawen.' Rhag. 1676. —
b) überbauen. ,Unde sol man den selben invanc nie-
mer bezimberren noch erbuwen, weder mit holze noch
mit stainen.' 1295, Z Urk. — c) für den Betrieb ein-
richten, von einem Bergwerk. ,Von erkouftem und
erbuwnem silberrichen bergwerk.' Aksh. II 88. —
I. .Ein volk aufbringen und erbauwen, condere gen-
tem.' Mal. — 5. innerlich stärken, geistig fördern. ,Do
hat mich mein herr selbs underricht und im glouben
und der religion geiebet, dass ich den herren predi-
kanten fein hab kenen uff ire fragen antworten und
bin also durch diss mittel erbouwen worden.' 1562.
Bs Taschenb. ,Animus cultus, mit leer und fügend
wol erbauwen und ziert. Satis confirmatus ad scri-
bendum, gnuogsam erquickt, erstarket, erbauwet oder
gerüst ze schreiben.' Fris. ; Mal. , Damit Alles be-
schehe zu gmeiner Erbuwung.' 1613, JJBreit. In
religiösem Sinne. .Falsche Christen, die sich ver-
koufend, als ob sy wol in Gott erbuwen und fry
sygend.' Zwingli. ,Die yenigen sind nit wol erbuwen,
die inen hinder irem glauben entsitzend und in nit
dörffend bekennen, auch vor und ee sy etwas darumb
lyden müessend.' LLav. 1577. — Ptc. er-büwen,
-büt: 1. entsprechend ge-büieen 1. , Zwei wol erbuwne,
mit vil volks und dörfren, teler, genant Ober- und
Nidersybental.' um 1489, CTürst. ,Er kam uss dem
wald; da fand er erbuwen lant.' Mobgant 1530. ,Das
winschenken der winen, so jetliehem an sinen eigenen
erbuwten güetern und reben wachst.' 1530, Arsch.
,Darauss zu vermerken, das dieses landt noch nicht so
wol erbauwen und volkreich als dieser zeit, sonder ein
rauhe gegne gewesen.' Wdrstisen 1580. ,Mit dem
zaminen, schönen und wohl erbauwnen Berg der Mus-
egg.' RCts. ,Die Adda hat nicht allein die Mauren,
sondern auch die Wohnungen hingerissen und das er-
bauwen Feld verschwembt.' Güler 1616. S. noch Land-
Garb (Bd II 413). — 2. erbüwe's Gras, infolge Dün-
gung üppig wachsendes BHa. — 3. a) , erbaut', in be-
friedigender Weise unterrichtet, belehrt, von Behörden
Z Kanzleispr. f — b) erbaue", erbaut, in religiösem
Sinne Bs (Spreng). — un-erbüwen. ,Fcenus, die
frücht, so das ärdtrich von im selbs bringet, ungeert
und unerbauwen.' Fris.; Mal. — er-büwlich. .Er-
baulich sein, virtuturn facem aliis prseferre. suis mori-
bus ad virtutis Studium alios incendere.' Hospw. 1683.
— Er-büw nuss f.: Erbauung. .Bedenkend die ding,
die zue friden dienend und zue erbuwnuss, d. i. bu-
wend die ding, die zue der eer Gottes dienend; dann
alle andre gebüw müessend nidergebrochen werden.'
Zwingli. S. noch Voll-kommniss (Bd III 286). — uf-
er-büwen. .Die Verensekirch ist zu einer Begräbnuss
der armen Beuten aufferbauen.' SHott. 1702. — uf-
erbüwlich: erbaulich L; erheiternd, amüsant UGö-
schener Alp. Side" göd 's im Dorf gar ü.; 's lebt Alls
jetz mit enand uf glichem Euess. JBHaffl. .Mit allerlei
darzu dienstlichen aufferbawlichen Reimen erkläret.'
Emblemata 1622 (Z).
üs-büwe": 1. fertig .bauen.' a) ousbouwe", vom
Pflügen GrScIi. Das Ousb. wird festlich begangen;
s. Lugg-Milch (Sp. 203). - b) von Gebäuden, wie
nhd. S. auch üs- machen (Sp. 45). — 2. 's isch üs-
'bomce" [mit dem Bauen ists aus], we""-me" l;e" Gelt
het B; Th; Z. — use"-: auspflügen GRMai. D' Herd-
bire" u. — ver-: 1. den Dünger auf Wiesen oder
Äckern ausbreiten BHk. — 2. fertig .bauen', vom
Pflügen; s. büwen 2 a g. — 3. nachlässig bebauen.
.Lieber husknecht, es ist nun zyt, der wyngart gar
verbuwen lyt.' Ruef 1539. — 4. beim Bauen auf-,
verwenden, a) Geld. Er het scho" es Sünde"geld cer-
bone" B; Th; Z. rerboufeß Aa; B. ,25 mark, die be-
chert und verbuwen wurden an den bu ir chors.'
1265, Z. Eine Frau verpflichtet sich, die Summe, die
sie für die Benutzung eines Hauses zu zahlen hätte.
auf den Unterhalt desselben zu verwenden; , wer aber
daz si von todes wegen abgieng, waz dan usstüend
unverbuwen', das sollen die Erben aus ihrem Nachlass
bezahlen. 1400, Z Urk. ,Me verbuwen am hüssly [an
der Sempacher Schlachtkapellel 1 fl. 20 ß.' 1572, Gfd.
— b) Baumaterialien Aa; B; Th; Z. .Die Quader-
stuck Hessen [die Basier] heimfüeren und in der min-
deren Statt am Riehemer Tor verbawen.' JGross 1624.
— 5. a) durch Bauen verdecken, versperren B (Ptc.
verbouetj; Th; Z. Eim's Liecht, d' Ussicht, d' Sun» r.
Keine1' törf dem Andere" 's Cliilehe"zit v., altes, münd-
lich überliefertes Dorfrecht ZZoll. .Kirche und Pfarr-
hof von Blumenstein stehen auf einer Anhöhe, doch
der Stockhornkette so nahe, dass dieselbe im Winter
auf eine Zeit die Sonne verbaut.' Jahn 1857. ,Unser
Aidgnossen sollend uns wäg und steg zue gemelten
behusungen geben und an gesichten und anderen din-
gen in kainen weg verbuwen.' Kessl. — b) durch
Bauen schädigen. ,Daz da zwo twingmülinen syen, die
sol nieman verbuwen mit endhein wasser [durch Ab-
graben des Wassers?], daz in dem hof rünt.' um 1427,
ScHwPfäff. Offn. Mit Acc. P. .Einen verbauen, officere,
obstruere luminibus.' Hospin. 1683. S. noch über-büicen.
— 6. refl, = über-büwen 3. ,Er hatte sich an einem
kostbaren Haus verbaut, in Schulden vertieft.' UBrag-
geb 1788. — vor-: wie nhd., doch mit starkem Ptc.
Th;Z. So auch 1618, JJBreit.; Sprecher 1672; AKlingl.
1704; Z Mand. 1735. — hinder-: durch einen Hinter-
bau, von hinten stützen, verstärken. ,Er sieht, dass
der Prätext den Stich nicht ausshalten möge, und
hinderbaut selbigen mit einem neuen.' Goliath 1741.
— miss-: 1. (Grundstücke) nachlässig bebauen. .Wer
des gotshuss reben buwt, die sol ein amptman schowen
uffSt Johans tag. Hett denn ieman da missbuwen. so
mag ein amptman ze herbst den win lesen des miss-
buwen wingarten und mag darzuo den missbuwer an-
griffen, unz daz er in dazuo bringt, daz er sich rieht
umb den missebuw.' 1413, BsRq. — 2. Ptc, von Gebäu-
den uä. : in schlechtem Zustande, baufällig, ,1m hus
was allerlei missbuwen, als kemi, stuben.' um 1520, B.
1961
Baw— bnw. I!ii\ 1 > u \
1962
— naclihin-: nochmals versuchen, einem glücklichern
Mitspieler, der .abgestochen' hat, nachträglich wieder
zuvorzukommen GA. Vg\. büwen 7 a. — zue-: = sät-
eren (Bd I 405) Th. -- zuehi"-: an ein Gebäude
einen Anbau machen BR.
Bü(w)et m. : = Büic 2 GüChurw., Klost., Tschapp.
Im B. .Es sol ouch niemand dem andern nach dem
mayentag durch die wisen varen, es wäri dann sach,
das es ein später buwend wäri.' 1493, GKrin. Offn.
bühaft: 1. gehörig bebaut, gepflegt, von Grund-
stücken. Joh. Meyer. Zeigen. — 2. dem Landbau fleissig
obliegend. .Ain her mag ainen keller uf dem kelnhof
entsetzen, ob er im nit fuogt und nit b. ist.' 1473,
Z Wiesend. Offn.
Bü"i f.: = Büic 6 a. ,Er sol das Gässli hinder
seinem Hauss otfen lassen, dass man könte Baui aussen
füren.' 1671, ScHSchl. Urk. — Vgl. Büni (Sp. 1318).
büwig: angebaut, bewohnt. ,Sy fundend b. felder
und land.' Morgant 1530.
Bü( w)ing GrAv., Rh., S., Buufwji"g GRChur, He.,
Klost. — f.: 1. das Bebauen. Bestellen des Feldes
GrCIiui-, He., Pr.. Seh. Mer liend g'rad di Büimng im
Tuen GRValz. — 2. das Errichten von Gebäuden.
aaOO. Tachdecke" müess der [einzustellende] Chnächt
auch chönne", er hei g'rad di Bü"i"g im Tue". MKuoni
1886/7.
Dar-Bau wung f. ,Die Herren Wertematen haben
auch dises Dorff sehr ansehlich gemacht mit 1). eines
zierlichen Palasts.' Güler 1616. .Mit D. viler neuwen
Behausungen.' ebd.
„Bülichkeit f.: Bausache, Baute."
un-büwne": auf ungedüngten Wiesen heuen BHa.
Syn. ort-, rüchhemeen. - Abi. vom subst. Ptc. d's W'büvmi
(s. un-gebüir, n '.
Ge-bü(w) GrD., Pr.,Sch.; Th, Pä Gl, Pifu) Ndw,
Ge-böu AaF., Ge-boi UwE., Gi-böu(ir) GrHc ; Z — n„
PI. Ge-büfwß GrD., Pr„ Seh., Gi-böuer GRrle. (selten);
Ztw.: 1. Bauwerk, Gebäude. ,Sind domalen hübsche
beuw gewesen; iezmal aber werend sie einem wol-
habenden vil zuo schlecht, so vil hat sich der pracht
des gebeuws siddhar gemeeret.' Vau. , Babylon, die
statt, ein mächtigs büw.' JMcrer 1559. .Sonderlich
die Wasserbrünnen werden in den Stetten mit stei-
ninem Gebüw, springenden Rören gar herrlich ge-
ziert.' RCys. ,Umb das Uffaren und Erwyteren der
Gebäuwen.' 1609, Z Staatsarch. .Das übrig Bäw, das
da noch stund.' HsRRebm. 1620. ,Von Verfertigung
des Gebäues und Aufrichtung des Tabernakels.' Bibel
1667. ,Die geistlichen Gebäue in Chur.' Sererh. 1742.
.So sie befunden, dass Jemand seine Gebäu Dachung
halben schadhaft werden lasset.' Bs Landesordn. 1757.
— 2. Bauart; (guter) baulicher Zustand; vgl. Büv: 3.
,Der tempel och so süberlich ist zuegrüst gsyn, von
schönem gbüw.' JMürer 1559. ,Das Schloss ist derzeit
noch in gutem Gebäu und Wesen.' 1610, FMei.. Wetz.
.Das Schulhauss betreffend sol der Schulmeister für
dasselbe gute Sorg tragen und zusehen, dass es in
seinen Gehauen wol erhalten werde.' 1684/1719, Z
Landschulordn. .Das Haus soll von der Gesellschaft
mit Schiff und Geschirr in Ehren und Gebäuen er-
halten werden.' vMoos 1775.
In-Gebu n.: = In-Bün- 1. .Hansen Schryber zuo
Schwamendingen wirt erloubt etwas zuo bouwen, und
holz darzuo vergunnen... [Er hat] ein träffenlich hus
auffgerichtet . . . Uff Jacobi wurdent im nach erloubt
drei zimliche tannen, etwas im ingebüw hiemit zuo
spannen.- 1556, Hotz. Urk. .Hieronis Wunderschiff,
mit Dürnen und Pasteyen und 100 Eingebewcn.'
JCWeissenb. 1678. ,Das grosse Haus dieser Welt, dess
Fundament die Erde, der Himmel die Tachung und
die Element ihr Eingebäw.' Würstisen 1580; = , Ein-
gebaut 1765. - Kirchen-, Aus dem Ertrag des
Kirchengutes .sind die K. -Gebäu in Ehren zu halten.'
1692, ZRorb. Pfarrber. — Last-: massives Gebäude
als Festungswerk. .Valentinianus Hess den ganzen
Rheinstrom mit grossen Pasteyen und Lastgebeuwen
verwehren.' Goler 1616. — Bi-: Nebengebäude.
,Sambt etwass Beygebüw, dem Collegio dienstlich.'
RCys. — Statt-. , Sie sollen nach frömbden Maureren
und Zimmerleuten trachten, gestalten vill notwendige
Stattgebeuw vorhanden [weil die Stadt notwendige
Bauten auszuführen hat].' 1637, Sch Ratsprot. —
Zimmer-. .Burger von St Gallen verkaufen an Bür-
germeister und Rat der Reichsstadt St Gallen nach-
genannte Zimmergebäu und Güter mit allen Eigen-
schaften. Rechten und Gerechtigkeiten [usw.]: Das
grosse Wohnhaus mit Stallung und Weinhaus, Torggel,
zwei Pressen (Trucken), Torggelrechten und Torggel-
geschirr. samt der Behausung, die derzeit Hans Schel-
ling innehat' 1654, JGöldi 1897.
ver-häwerle". ,Verbäuioerle" : sdifleando et re-
»dificando opes suas debilitare.' Id. B.
Büwing Böui'g f.: coli., sämtliche Gebäulich-
keiten eines Heimwesens, Bauernhofes ZWäd. — Zur
BilduDg vgl. Fassing ;' (Bd I 1063).
buwle": = bullen I (Sp. 1185) BBr., Ha. (auch p-);
GRÜbS. Der Hund buwled recht.
BüewVr Aa, Bue-, Pueuärre" ZO., Böwäre" Z,
•wärre" ZO., Wl., Dira. Powerli Gl, Bü-, Böwdrli Z :
meist Dim. und im PI., im Ggs. zu den Chefe" (s. Bd
III 159/60) ohne die Hülsen gegessene Erbsenart,
Zuckererbse, Pis. sat; lt einer Angabe Datyrus od.
Syn. grüeni Erbs. - Frz. poin wrt». Zum Lautlichen vgl.
Anm. zu Bueten.
Bax, bex, bix, box, bux.
Pax. .P. in den Schuelen, tessera immunitatis,
gratiae.' Denzl. 1677; 1716. — Lat. pax, spec. in der mlat.
Bed. Stipendium.
bäxe°: = bäggen (Sp. 1077) Ndw. — Aus 'bäggexm.
Bäxi n.: Butzen am Obst L. Syn. Bätzgi, Bixi.
Bex m. : 1. ungeschickter Hieb beim Holzspalten
ZBenken. — 2. Scharte Sch.
bexen, „bäggse", bäckse"1-: = becken (Sp. 1111/2)
„in allen Bedd." Spec. 1. = becken 2 a, chaflen 3 a
(Bd III 156) Sch; ZBenken. (BaksuJ lavorare il legno
col coltello PA1. (Giord.). Syn. fetzen. Ä" Öpjns ume" b.
Mit dem Absatz hacken, z. B. Eis aufhacken ZBenken.
— 2. = becken 3 c Sch. Ich glaub, er chxnnt de" Grupp
über; er be.ret wie us-ere" hole" Bäbe". — Aus beckezen;
vgl. auch bSxgen, beizen, bStxgen.
ver-. Holz v., beim Holzspalten ungeschickt drauf
los hauen, dass die Splitter fliegen ZBenken.
1963
Bax— bux. Baxg — buxg. Baz— buz
1964
Bexete" f.: Nora, actionis zu bexen 1; auch in
coticr. S. für das, was dabei herauskommt Sch; truciolo
PA1. (Giord.). Wenn d' Ax nit recht (/schliffe" ist, so
git 's bim Holzschite" nw eso ne" B.
bexiere" BsStdt, p*äxieref ZZoll. : sich Etwas zu
Schulden kommen lassen. Er ist vo" siner Stell cho":
er häd Öppis pexiert ZZoll. Das armi Tor! was het's
heitert, dass jetz es nimmen existiert? Hindern. Vgl.:
, Diejenige, so vermittelst ein old anderm ungeschickten
Anbringen an den [Lands-] Gemeinden peccieren wur-
den.' 1700, NDwRq. — Vgl.peccwrenbei Gr. WB.VII 1516.
bl'x, Wx: Interj., = gix 2 (Bd II 569) Bs. B. mache".
Auch als Subst. m., Stich, stechender Schmerz, ebd.
bixe": = gixen 0 Bs; ZO. Muess dich bixe"? Vgl.
mixen (Sp. 608).
Bixi n.: = Bitschgi la AAKais.; Bs; L; Sca; Tu;
ZSth., Wyl.
Öpfel-: Kerngehäuse des Apfels ThHw. — Schue-
ler-: = Sch.-Epfel (s. Bd I 383).
bixle0: Speisen in kleinen Bissen langsam essen
GA. (selten). Vgl. bisslen (Sp. 1696).
Bixler m. : Spitzn. eines Bettlers, der zu sagen
pflegte, ,er bixle Zieger.' ebd. — Vgl. bitzlen.
Box I: = Bocks (s. Sp. 1123) in Schwüren. XIV. /XV.
(sehr häufig; so im 7. Katsb.). Auch ohne regierendes
Wort: .Sanier box!' 1392, Z Ratsb. ,So helf im box!'
1394, ebd. — Vgl. auch Botz.
Box II m., PI. Box: Rippenstoss B; Z.
Poxler m.: Name der Pest GRPr.f (Bühl. I 378).
buxen : wegstibitzen Bs. Auch Monge' buxt vom
Tisch en Flasche". Hindern. — Vgl. die RA. wie Bux
(unter Buch* Sp. 999).
buxiere": 1. wie nhd. bugsieren. Nur in Ver-
bindung mit Ortsadv., bes. use" b., hinaus befördern
Bs; S; Th; Z. [Das Land] wird jetz geschwind weg
buxiert und in si" grössi Tasche" g'schnüert. Hindern.
— 2. Püffe geben ScawE. — Zu 2 vgl. buchten bei Schm.
I- 200.
„biixle": tr., betrügen BGr." - Wohl zu Buch«; vgl.
Gr. WB. II 476, I.
bex^e". „bägsge", bächsge": stark husten Seil." Ein
klein wenig husten Sch (Kirchh.). — Vgl. bexen.
Baz, bez, biz, boz, buz.
Batz I in.: 1. Schlag, Stoss Ap. Syn. Wate. Em
de" B. ge", ihn zu Falle bringen. Spec. (schallender)
Handschlag ApV. Eim en B. ge". Auch: (schallender)
Kuss. ebd. — 2. ,Der Bosch, Schülp, Rase, Wase,
Batz, cespes, balatro.' Red. 1662. — 3. Lutschbeutel
GAltst. Gib-em [dem schreienden Kinde] de" B.l —
4. Batz PSal., Patz PPo., Pelzmütze der Männer (mit
Schirm). — Zur Vermittlung der Bedd. vgl. Pateeh I. Vgl.
auch Schm. 1- 314. I 16.
bat zig I: 1. protzig BStdt; S. Si plage" d' Lüt
ärger als der batzigst Dorfg'mevndrät. BXri 1885. Sich
b. mache", dick tun: De' Kerli versprützt vor Höch-
iiin,i und macht-sv* «' '/.. a's wär-er der Amtsschriber
selber. JHofst. 1865. — 2. trotzig, barsch BsStdt; Scu.
Und b. wie eil Maitli sind, packt jedes drüf sin B Intel
g'schuind. Hindern. Sich b. mache", trotzen, „sich
trotzig stellen" Scu. .Sich b. machen, sich unnütz
machen, widerbefzen.' Spreng. — Vgl. ,batzig, patzig'
bei Gr. WB. I 1160. VII 1509.
un-: ohne Lebensart BHa. — Mit verstärkendem un- ;
s. Bd I 29S.
starre"-bätzig: 1. steif, sperrig, ungeschmeidig,
von Stoffen udgl. AaL. {"'"' g'chlopf'et isch-es imrde",
das G'liger, dass die g'schinillene", st-e" Bettstück chüm
mer i" die sübere" Ghöltschafzüg hiind ine" möge".
FOschwald 1897. — 2. stark, geistig, z. B. von Wein,
gebrannten Wässern Aa (Anon. Habk.). St-s Bröne.
Die schwach bezeugte Bed. 2 lässt sich zur Nut begreifen
als Übertragung von 1, viel!, unter dem Einüuss von Bätzi i b.
Bätzel m. : ,pfropfartige Anhäufung der Speisen in
der Speiserohre', zerkaute Masse im Munde Ap; GAltst.
,Es gebe Jemanden einen B.' sagt man, wenn er zähe
Speisen nicht leicht kauen und verschlingen kann ApK.
Am-ene" B. reruorge". Tue" de" B. use", dann ka""st
recht schwätze", zu Einem, der wegen vollen Mundes
undeutlich spricht ApV. Vgl. Batz I 3, Bätzger.
bätzen 1: 1. (bätzef ApL; Gl, bätzle" ApV. ; GAltst,
Jjetzle"*) Etwas zerkauen (und wieder herausspeien)
Ap; Gl; an Etwas gleichsam tändelnd, zum Zeitver-
treib herumkauen, z.B. Kälber an Stroh Ap; GAltst.
Back b. Am-ene" Gräshalm ume" b. — 2. (bütze") an
einem Zapfenloch herumstemmen, wobei das Holz nur
in kleinen Splittern sich löst GAltst. Vgl. bätzgen.
use"-: Zerkautes wieder herausspeien Gl.
batz ZO. tw., sonst bätz: gew. wiederholt in Ver-
bindung mit vorangehendem ü (Bd I 24), hö (Bd II
857), hüte (ebd. 1778), büte (Sp. 1909), (h)ü'-sclnli
(ZStdt), (h)nscheli (Bd I 570), hüseli (ZStdt), üseli
(s. Bd II 1340), hübeli (ebd. 950) als Ruf der Fast-
nachts- (oder Sechseläuten-)Masken, mit dem sie die
Leute um Geld anbetteln; vgl. Sp. 651.
Es liegt nahe, die Rufe (h)ü-schih-. (h)üecheli-b. als (hin
Srlnlli"y-B. zu deuteu. alsu batz (bätz) als Name der be-
kannten Münze zu fassen; s. Ann), zu Batz II.
Üti-, Hö-Bätz m. : Maske, Vermummter Z.
Batz II GRPr., sonst Batze" (ziemlich allg.),
Bätze" BG., Hk. (Dat. PI. Bätzne"), Si., ,rustice.' Id. B
— m., Dim. Bätzli B; L; S, Bätzi B (Hist. Kai. 1791);
LE., Batzeli (meist Kinderspr.): 1. Scheidemünze, an
Wert (14/15 Rappen) und im Sprachgebrauch unge-
fähr dem deutschen Groschen entsprechend; seit der
neuen Münzwährung (1852) durch das geringwertigere
Zehnrappenstück (Zehner. Z'ehni) abgelöst, auf das
indessen vielfach (so in Aa; BoAa., E.; VO.; ZW.) der
Name B. übergegangen ist. a) Wertverhältniss. Zwe
en halber Schüli"g sind en B. Z f. Über das urspr.
Verhältniss des Batzens zum Gulden s. Anin. zu Guhlin
(Bd II 228). ,Diss [1498.] und vorgemls jar hat ein
stat Bern ein nüwc münz gemünzet, nämlich 4 krüztr-
werdig plaphart, hernach vom baren rollenbazen und
nach bäzen genemt, 15 für einen gülden. Was vorhar
einen hellenisch, einen gross, ein plaphart hieseb.
kann sidhar einen bäzen heischen. Bracht einer stat
Bern wenig lob, so diser münz ein bäz und hernach
l'/s bäz zur guldenwärschaft [als Zuschlag zum Gul-
den] von den ttmligenden richsfäten ward ufgesetzt.'
Ansh. II 91. ,Sub pena unius grossi vulg. batzen DO-
niinati.' 1519, Aa I.. Statut. .Ein quittanz umb die
19(55
Baz. bez., biz, In
1966
8800 guldin, je 16 batzen für ein gülden gerechnet.'
1527, B Ratsman. Die von Walenstatt bitten um die
Erlaubnis*, von jeder .Legi' statt eines .behemsch'
einen B. zu nehmen. 1538, Ahsch. ,16 b. für 1 guldi
gerechnet.' 1542, Aar. Stadtbuch. Die französischen
Dickpfennige gelten 6 ,schwyzerbatzen.' 1560, Absch.
,1 taler zu 18 constanzer b.' 15(54, ebd. ,25 b. für
jede krönen gerechnet.' 1577. F Schulordn. .Man liess
ao 1378 zu Basel ein münz schlagen 15 für 1 gülden;
seind one zweifei die jetzigen b. gewesen, denn allein
das sie damals den jetzigen namnien nicht gehapt,
biss die bernische münz mit dem baren (so der ge-
mein mann in der Eidgnoschaft ein bätzen nennet)
harfürkommen.' Wurstisen 1580. ,Bern schlug ao 1500
zum ersten Mal ir Gattung Münz, so von dem Baren
har, der daruf gepräget. Bätzen genennet wurden,
daruss nach und nach der Nam und die Münz Batzen
fast in allen Landen fürnemlich des oberen tütschen
Lands entstanden.' JJRüeger 1(506. .Batzen: 1 Kr.
7 Hlr.' Z Münztarif 1622. ,Bern Batzen, so bisharo
für voll und ganz usgeben worden: lh B.' Z Münz-
mand. 1633. .Das Ungelt ist nun wider auf 3 B. [vom
Saum zu 100 Mass] gemacht worden, haben also auf
■"> Mass Wein 1 Rappen, das ist der 10. Teil eines B.
erhalten.' 1653, LE. .Ein einzigen Angster oder Heller,
das ist der 10. Teil von einem halben B.' ebd. ,1296
kosteten zu Basel 4 Mass Wein 1 Pfenn., deren 20
einen B. machten.' vGoldbach 1723. Zum Geschicht-
lichen vgl. noch CLohner, Die Münzen der Republik
Bern (1846) 119 ff. 259 ff.; AEscher, Schwz. Münz-
und Geldgeschichte I (1881) 87 ff. 150 ff. 180 ff. 208 ff.;
Helv. Alman. 1804, 145 f.; Z Gem. I 368. .Gueter B.'
s. Bd II 538. In der 2. Hälfte des XVIH. galt 1 guter
B., Reichsb. = 16 Pfge, 1 Zürcher B. = 15 Pfge, 1 Bern-
länder und (.'hurer B. = 14 Pfge; vgl. Leu, Lex. II
306. ,Sie wurden um 1 Gulden oder 15 gute B. ge-
büesst.' 1639, U. , Ungelt auf ein grossen Eimer Wein
von 100 Massen 5 gut B.' 1653. LE. ,1 Pfd vom
besten Ochsenfleisch 1 guten B.' 1711. AaScoh. .Ein
Pfd Den. war vor Disem 17 gute B., heutigs Tags
aber ists nicht mehr als 15 oder 1 Gulden.' 1727, Zell-
weger. S. noch Sumien-Krön (Bd 111 830). — RAA.
Dreihundert Guldi" a" bare" Talere" sönd dö ini g'legc"
a's wie [so gut wie] en B. AHalder (Af). En Bätze"
dehVme" we [wäre] -mer lieber als en Gulden i)i der
Fründi BOSi.; vgl. Chrüzer 1 (Bd 111 944). So ehäm
der Guldi" uf IS B., das wäre ein schlechtes Geschäft
GRh. .Nach dem genieinen Sprichwort so ist Das
ein böser B., der Einem ein Gulden Schaden bringt.'
Lindinner 1733; vgl.: ,Es ist ein böser Schilling, der
Einem einen B. frisst.' FWyss 1670. S. auch bös
(Sp. 1705). Es ist en türer B., wo-n-en Guldi" schadt
ScHSt. (Sulger). Wer de" B. verwürft, chunnt nid
zum Guldi" GrHc. Wer nid zum Chrüzer luegt, chunnt
nid zum B. B. ,Er nimmt de" Chrüzer und lät der
B. dehinde", sordidus in rebus vilissimis. potiora neg-
ligit.' Id. B. ,Wan einer von Zürich einen haller hetti
an das gotzhns Rüti gen [sagt der Abt dieses Klosters,
das der Rat von Zürich aufheben will], wetty er im
einen batzen dafür gen, das sy in nun bi brief und
sigel schirmtint.' 1525, Einsiedler Hdschr. ,Der Teufle'i
Narr bist; dein B. kaum zwen Rappen gilt.' JMahl.
1620. — b) der B. im Verkehr. ,Z' Batzne" ge", sin-
gula pro baceno vendere.' Id. B. Bim B. werden noch
heute in ApV. die Leckerli verkauft. Vgl. auch B.-Bröt,
-Wurst. B. für B. bedeutet in Pfandverschreibungen
den vollgültigen Wert Ap (TTobler). .Ich werde das
ungehorsame Kind auf den dritten B. [bis auf ein
Drittel] enterben.' Hausfrd Ins] (B). Fuhrmann:
Loset, gebet-mer r, B. [Fahrlohn]; es wird mit .:' ril
sl"; ic* ha" thr <" feissis Chalb 1 B., und es ist neunte*
kci" grosse- Unterscheid in der G'wicht BsLie. Selbi
Frau het g'seit, wo si ztve Balze" für vier Weggli
'satt het und he! drü für e* Batze" g'g'e" [wiecler ver-
kauft]: d'Vili macht's BsMutt.; vgl." Bd I 77*. Bauer
(die Schüssel mit dem guten Bissen auf seine Seite
drehend): Die Platte" häd 5 Batze" g'chost. Knecht
(sie wieder zurückdrehend): Si üch-es iez nach wert
ZZoll. ,2 mt kernen dem N. N., kostend 22 batzen.'
1507, ZStdt. .Und ward geraten, MH. von Safoy sin
jarzit zu halten und jedem [Priester] geben zwen
bätzen.' 1508. B Ratsman. .Der brief kostet 4 betz
und der sigel 2 betz.' 1511. S Ratsprot. ,Den liant-
werksgsell haut sie 14 tag mit 18 petzen besoldet.'
NMan. ,Wer lästerliche schwüer tat, derselbig soll,
so oft er das tuot, ein bazen verfallen sin.' 1528, GRh.
.Wer gen Thun füert, soll uff ein mütt 3 hetzen sehla-
chen für die füerung.' 1530, B Ratsman. ,So er [der
Stadtarzt] ein riehen visitirt, all tag ein mall, soll
im für sin arbeit 60 hetzen, von dem armen 3 batzen.'
1533, ebd. ,Ain landman von Appenzell sol geredt
hau, dass er lieber ain fuoder mist hau well dan die
mess; dan man sie zuo baiden tailen um ain batzen
geb. Nun si ain batz um ain fuoder wol anglait;
aber der batz, den man dein platten um ain mess geh,
si verlorn.' Vad. .Welcher der raten zun sibnen nit
uf dem rathus ist, der sol sine 2 batzen verloren haben
und darüber 2 batzen ze buoss geben.' Ansh.; daneben
auch .hetzen' und .bätzen.' .Der raten halb soll man
iedem das jar 15 pfd geben und all ratstag 3 ß, und
welher nit da ist, so die frag [der Namensaufruf] an
ine kompt zum ersten, der soll sin bazen verloren
haben.' 1563, AaB. Stadtr. ,'/a ß. Schullohn per Kind.'
seit 1641, ZHöngg. ,Wan aber Sach, das ein Jud
einem Burger ein Ross leichen und solches hinein-
brechte, solle selbiges nicht, aber der Jud seinen B.
zuo geben schuldig sein.' 1671, AaB. Stadtr. .Den
Zohl mit aufterlegtem Batzen entrichten.' 1675, U
Lainib. .Die Kinder zahlen wöchentlich etwa einen B.
Schulgeld.' Ende XVII., Ap; vgl. damit Burdi laS
(Sp. 1542). Ein Krämer bot an ausgehängter Tafel für
je 1 B. folgende Waren feil: ,Ein 2pfündiges Brot,
'/j Pfd neues Schmalz, 1 Pfd alter Käse, 1 Pfd Rind-
fleisch, 1 Pfd grüner Ziger, 1 Mass Seewein, 1 Quart
ganze Milch, l/i Vierling Muess von Hafer. '/> PH
Unxchlitt, 2 Pfd Taback.' 1720, ApWaldst. ,0 Mensch,
fass in Gedanken: drei B. gilt 's Pfund Anken.' Ende
XVIIL, Inschr. S. Frön (Bd I 1301). — RAA. Öppis
Neus gilt en Batze" Aa. Bis, wenn d' Chue en B.
gilt; s. Chue (Bd III 89). Wenn der Bi" brennt und
d' Chue 3 Batze" gilt, niemals Bs. Sin B. gelte", von
Personen, in Ansehen stehen, Eintluss haben Ap. E"
r/uete" Bot isch 3 Batze" wert Bs ; B. E" gueti Üsred
ist en (oder drei) B. wert Aa; Ap; Bs; Gr; Tb; Z.
's iseh si" B. wert, nicht zu teuer Bs. S. noch rer-
gänggerlen (Bd II 365). Kein B. wert si", Nichts tau-
gen Ap; Bs; B; Gl; Gr; Th; Z. Er ist hei" B. teert,
u'"' wenn er 6 Chrüzer im Mal hält B; s. noch Blessen
(Sp. 1705). Er ist hüt hen B. nutz, zur Arbeit nicht zu
brauchen, faul oder mutwillig Z. ,Aber ich dürft ein
1967
Baz. bez. biz, boz, buz
1968
b. wetten, sie wurden so bald nicht mehr kommen.'
1585, U. Ich gab hei* helvetische1 B. derfür S; vgl.
Helveti-B. As bim Blieb mängisch nit vü z' ha" g'si"
isch für ne" B., das het die alt Frau irol g'wüsst.
JReinhart 1901 (SL.). .Leute, die sonst für einen B.
keine drei Worte reden, glänzen urplötzlich durch Ge-
sprächigkeit.' Schweizer Bauer 1898. .Bäbeli hatte noch
nicht recht ausgeschlafen und gab wenig gute Worte
um einen B.' Gotth. Er Hess sirh für ne" B. e" Schlitz
i" 's Füdlech haue", von einem Geizhals BE. S. noch
Nasen (Sp. 797). Ähnlich : Er träit (chert) der B.
drä fzehe") Mal, gab er ne» giH B; vgl. Batzen-Chlem-
mer (Bd III 646). B. wüsche", Geld verschwenden
ApK.; Sch (Kirchh.). , Einer, der gelernet hat Pferde
tummeln, Fahnen schwingen. Lauten schlagen, zier-
lich springen: Dieser ist des B.-waschens ohne Zweifel
auch bericht.' Joh.Grob 1678. Wenn er e" B. het, so
rersüft-er zwe Aa; Bs; B. Zum letste" B., Name von
Wirtshäusern (am Ende eines Dorfes) BsL.; BLan-
gent.f. Wort. Bas rauht z' guete" Batze", sagt man.
wenn die Hausfrau gut kocht, sonst Nichts tut, und
der Mann beständig im Wirtshaus sitzt ÄALeer. Wurst
wider Wurst und en B. i" d' Schussle" Z. Er hett
gern de" B. und de" Wegge" ZW. Wer 's glaubt, über-
chitnnt e" B. BsL. Haue"d denand und gem-mir de"
B., duobus litigantibus tertius gaudet AAKulmert. ; B.
Gib dem Chnecht en B. (oder Schilli'gJ und gang
selber Z. Dem Schäm-dich der Bätze" ge", der Scham
den Abschied geben, schamlos sein BHk. Er vertuet-
sich [macht sich breit] wie 3 Batze" ScHSt. Dö stü"
wie 3 Batze" ScaStdt. Kinderreime. Scho" icider e"
Liedli g'sunge", scho" wider e" B. g'wunne"; gend-mer
mer, so sing-ich mer, vergebe" sing-ich numme" Th. Giger,
mach-mer üf e" Tanz, aber nit e" chrumme"; e" halbe"
B. will-der ge", e" ganze" gi''-mer ume" BU. Ich und
du sind Vetterma"; ehumm, mer wend e" Halbi ha";
d' Halbi chost e" B., de cha""st am Födlech chratze"
AaF. Batze" tribe", ein Spiel der Knaben B; siehe
Chrüz 2 ä s (Bd III 941). Syn. schiltlen. Chrüz oder
Bär? So hei»-mer g' fragt u'"1 B. 'tribe" in Äser Buebe"-
zit. Schweizermünd 1891. .Botz Batz ! • Ausruf. ,Botz
Batz, sind ir harzuo bestellt?- zu den Wächtern am
Grabe. XVI./XVIL, L Osterspiel. — c) übergehend in
die allgemeinere Bed. von Geldstück (in der Kdrspr.
L; Z, Batzeli Ap). Stück Geld, dann (bes. im PI.)
Geld übh. allg. Ich han er B. am Examen übercho"
BG.; vgl. Examen-B. Gem-mer e" Batzeli, Bitte eines
Kindes Ap. ,Dass dir dieser silberne B. gefällt.' Z
Neuj. 1794. Lustig isch der Tag vergange", ha" par
nagelneui Bätzli la" hange". 1898, LKriens. ,Die Alte
hat manchmal nicht ein Bätzlein, um sich Salz zu
kaufen.' Joach. 1898. ,Er grübelte seine B. zusammen
aus dem Gilettäschchen.' LReiden Kai. 1899. TY Lüt
hei"-mer Besen und Chörbli abg'chauft und mer defür
iri schöni Bätzli g'g'e". Joach. 1892. Mänge" schone"
B., e" (schone") B. fer-Jspare", verdiene" Ap; Bs; B;
Tb; Z. .Die Kinder konnten schon manchen schönen
15. verdienen an der Seide.- Breitenst. E" schöne" B.
choste" Bs. En schöne" B. Geld mache" [verdienen].
Ap Kai. 1840. ,Auch ein schöner schwerer B. wird
ihr [dem Mädchen] dereinst nicht fehlen.' Joach. 1898.
,Der Vater werde einen Laib Brod oder einen B. Geld
bringen.' AHartm. 1852. Hieher (?): 25s ist-mer weg-
eme" (weg-em) Bitzeli Batzeli, jö jö jö (oder hopp,
liopp, hopp), Kehrreim im Bigilied (Von Duzern uf
Weggis zue). D' Batze" z'sämme" b'halte" S, sini
Bätzli z'sämme" hebe" Bs. Sin Batz verdiene1 GrPt.
.Seinen Batzen nicht vergebens ausgeben." B Hist. Kai.
1775. Ich ha" sini Batze" nit 'zellt, kenne seine Ver-
mögensverhältnisse nicht genau Bs. De" B. mache",
Etw. mit Gewinn absetzen, gewinnen Ap. Der uird-em
der B. mache"! Der wird gute Geschäfte machen GTa.
(iron.). Ein Gemeindeschreiber in Ap wurde verdäch-
tigt, er mache a" der G'meind B., bereichere sich auf
Kosten der Gemeinde. B. ha", (viel) Vermögen haben,
wohl allg. ,Man weiss ohne das wol, wer B. hat'
JMüller 1673. Batze" (in der Kdspr. Batzeli) choste",
schweres Geld kosten Ap; Bs; Gr; Z. ,Was weiss
ich, was du anfan wilt; halte frvlich mit, wanns B.
gilt.' JMahl. 1674. .Münster musste Batzen zehlen,
da gieng an das doppel Ach.- Pfaffexkrieg 1712. —
d) spec. oc) der bös B., das Ungeld F; vgl. Bös-Pfen-
ning. — ß) , schwarzer B.' 1) Steuer der Hintersassen
ScHSt. (Sulger); THÄad.t .Die Ansässengelder, ins-
gemein auch der schwarze B. genannt, wurden a. 1863
aufgehoben.' JNater 1898. — 2) Geld der Schwarz-
künstler. .Abergläubische sahen in mir einen Schwarz-
künstler, der mit schwarzen B. umgehe und durch
diese mit dem Teufel Freundschaft pflege.' B Volksztg
1900. — 2. übertr. auf andere Dinge, die nach Grösse
oder Form dem B. ähnlich sind. Vgl. : Der Mann hatte
.zwei Blateren an der linken Seiten und täte sich
eines Batzens breit ausbreiten.' 1668, Ustertod. —
a) aus der Pflanzenwelt, a) Batzeli, Same der Kür-
bisse und Melonen AAßb. — ß) Batze" GoT.; ZO.,
Bätzli UwE., Frucht des Bärenklaus. Heracl. sphond.
— Y) Batze", Frucht des Alpenklappertopfs, Rhin. alp.
GoT. Syn. Taler. Vgl. FGStebler 1899, 92. — 8) fTann-
zajife"-) Bätzli, Schuppen der Tannzapfen UwE. —
e) Batze" B; Ndw, „Batze", Bätzi BE.", Bätze" BSi..
Bätzli UwE., Schuppen der Tannen- (Fichten-)rinde;
in B auch etwa die ähnlichen Stücke an der Rinde
der Eiche, des Birnbaums. — £) Batze", Wurzel- und
Kopfabschnitt der weissen Rübe AALeer. ; B. .Den
weissen Rüben sticht man oben und unten die Batzen
aus und hobelt sie mit der Riude ein [zum Einmachen]. '
B Volksztg 1897. — b) plattgedrückte, rundliche Kot-
stücke an den Schenkeln des Rindviehs B. — c) Bätzli,
Bätzli, kleine Schieferchen von verwitterndem Kalk-
stein AaZ., von Thon-, Glimmerschiefer B (Kdspr.).
— d) Batze", metallene Scheibe am Uhrpendel B. Es
ii nippet, es gnappet en isiger B., es gn., es gn. en isiger
Trat; es gn., es gn., dass 's Kiemer verrät BE. (Rätsel
von der Uhr).
Das W. ist als bache, savoy. bat che auch in die benachbarten
frz. Patois gedrungen. Dass die noch heute herrschende An-
nahme, der B. habe als urspr. Berner Mtiuze seinen Namen
vou dem ihm aufgeprägten Bären (Batz; s. d.) bekommen,
sehr alt, fast so alt ist wie die Münze selbst, zeigen unsre
Belege unter 1 a, ebenso die schon früh im XVI. begegnende
lat. Übers, .nrsierus' (.qmtavimus pro 10 florenis et uno
arsiero.' 1514, S Missivenb. ; .emendam [Busse] '20 flnrenorum
15 ursieros.' tibi.) und .urserius' (,15 urserios pro uno quo-
que aureo.' 1519, BBiel Jahrzeitb.). Jene Annahme trifft
auch ohne Zweifel zu für die Form Beuten, />'■<'-•". die seit
dem Auf. XVI. für B und seine Nachbarschaft belegt und
bis heute iu BO. gebräuchlich ist (11, i. Bär bezeugt St.s
auch für B, was gegen Wackernage], KI. Sehr. III SS hervor-
gehoben sei). Hier uoch einige weitere Belege; ,Hat gen
zwen hetzen.' AaSins Jahrzeitb. (angeblich aus dem XV.);
.bätzen.' 1508, B Staatsrecht ; .petzen' (Sing, und PI.). NMan. ;
zahlreiche B Belege aus dem XVI. s. bei AFluri, Kulturgesch.
1969
Itaz. bez. biz, boz, bnz
1970
Mitteil, aus den B Staatsrechn. dos XVI. (Bern 1894); noch
Wurstisin 15SO (s. o.) gibt die Form als ,in der Kidguoschaft'
gemeinflblich an. wobei alier wohl nur an die Bs benachbarten
Gebiete zu denken ist (doch vgl. Anni. zu balz Sp. 1964).
Anders liegt die Frage für die ausserhalb Bertis herrschende
Form Batzen (s. auch Sehnt. I8 313), die, vorab in der Zss.
Rcllen-B. (s. d.), auch in B von Anfang an neben der f-Form
bekannt war. Sie als seeundäre Entwicklung aus Be'tzen zn
erklären (etwa durch aualogische Neubildung eines ununi-
gelauteten Sg. aus der als umgelauteter PI. verstandenen
f-Form oder durch volksetym. Anlehnung an ein anderes W.)
sehen wir keine Möglichkeit; sie ntuss andern Ursprung
haben. Hier bietet sich nun die mehrfach geäusserte Ver-
mutung (s. z.B. Wackernagel aaO., auch Gr. WB. I 1160),
dass Batzen eig. mit Batzen = Klumpen aus weicher Materie
(vgl. Sehnt. Ia 314; Gr. WB. I 1160) identisch sei, und dass
der Name die Münze im Ggs. zu den Bracteaten als Dick-
münze bezeichnen sollte ganz wie .Groschen.' Nun ist aber
dieses Batzen, Klumpen, auf uuserm Boden nur in sehr be-
schränktem Umfang bezeugt (vgl. Batz I); dafür gilt viel-
mehr Patsch I (Sp. 1925). Wir werden daher zu der Frage
gedrängt, ob nicht der Name bei uns importiert sei wie die
Münzsorte selbst, die nach AEscher (Schwz. MUnzgesch. I
149) schon 1495 in Salzburg geprägt wurde und über
Konstanz ihren Weg in die Schweiz nahm; woher Wacker-
nagel aaO. seine Behauptung schöpft, dass die Benennung
Batzen älter sei als die B Münze, wissen wir nicht. In B.
wo die Münze auf nnserm Gebiet zuerst (1497) geschlagen
wurde, wäre dann durch nahe liegende volksetym. Umbildung
die Form Betzen aufgekommen, ohne aber das überlieferte
Batzen je ganz zu verdrängen. — Zu den folgenden Zss. vgl.
man bes. die entsprechenden mit Gelt (Bd II 240 ff.).
Öster-Batze": = Öster-Gelt (Bd II 246) Ap, klei-
ner als das den altem Schülern ausgeteilte Ö.-BiessU
(s. Sp. 1705). ,Nach Beendigung einer Art Examens,
das im Aufsagen von Sprüchen und Gesang [in der
Kirche] besteht, bekommen die Kinder einen 0. und
ziehen dann wieder nach Hause.' Ap Gem. ,Die sog.
Osternbatzen wurden nach der am 23. Winterm. 1724
gepflogenen Rechnung in Sechskreuzerstücke verwan-
delt.' Schlapper 1839 (ApWaldst.). Aufgeführt als
Ausgabe des Schulgutes im Trogener Wochenbl. 1829.
— Exame"-: an der jährlichen Schulprüfung jedem
Primarschulkinde ausgeteilte Belohnung von 20—60
Rappen B (allg.); vgl. E.-Weggen. .Alljährlich am
Schluss der Winterschule wurde ein Examen abge-
halten, worauf sich die Schüler lange vorher freuten,
denn sie erhielten sogen, neue E.' XVIII., ÄASeon
(JLüscher 1898). — Fall-: eine Abgabe der Leib-
eigenen an den Leibherrn Th (bis ins XVIII. ). ,Als
fallbahr fordert der Leibherr nebst dem jährlichen
Fahlbatzen bei seinem [des Leibeigenen] Absterben
das Totengeld.' JCFäsy III c. 11 (für Th). ,Von den
leibeigenen Familien bezogen die Landgerichtsdiener
[im Th] die F. und fertigten dazu meistens besondere
Rodel an.' JNater 1898, 359. S. auch Th Beitr. 40,
10 ff. und vgl Fall-Gelt (Bd II 246). — Fünf-Bätzi:
Fünl'batzen- (bzw. Halbfranken-)Stück L. Er hed jo
natiirli*'' Fröid, wenn 's Föifbätzi rägnet. L Tagbl.
1899. — Forst-Batze". .Gegen Abstattung des ge-
wonlichen F-s ist jedem erlaubt Vögel auszunemen,
in Raben dreihärige Büglein zue stecken, Iltiss und
Marder in Häuser und Scheüren, doch ohne Geschoss,
zue fangen und töten.' 1671, Offn. von Kadelburg.
— Fliss-: Geldgeschenk, an der Schlussprüfung den-
jenigen Schülern verabreicht, die das ganze Jahr hin-
durch nie ohne Entschuldigung fehlten B (an einigen
Orten). — Frösche"-: jährliche Abgabe der Bauern
Schweiz. Idiotikon IV.
zu TiiBichelsce an die geistlichen Herren von Fischin-
gen für das Recht, Frösche zu fangen Th; s. Schwzd.
20, 30. — Gute"-: mit Tuch überzogenes Scheibchen
aus Pappe, in dessen Peripherie die Stecknadeln ein-
gesteckt werden BsStdt. — Giger-: Tanzgebühr an
den Geiger. ,Ein Kappenspalter, der die Geigerbatzen
auf den Tanzböden schuldig bleibt.' JJRomang (B).
— Genfer-. ,Man einigt sich, einen 0. als halben
Batzen, zwei Neuenburger Halbbatzen auf 3 Kreuzer
zu werten.' 1649, Abscb. — Götti-: (bei der Taufe
oder auch nachher mehr oder weniger regelmässig
verabreichtes) Patengeschenk BE. Es Geldsecküi, wo-
n-ich chann der G. drl" tue" [wünscht sich ein Kind].
Frauenheim 1900.
Heide"-: Spielmünze aus Messingblech, wie man
sie Kindern gibt Aa.
Eig. wohl Bezeichnung aufgefundener alter Münzen. Brac-
teaten, und nach der Ähnlichkeit auf die Spielmünze über-
tragen.
Halb-: Halbbatzenstück, auch auf den , Fünfer',
das Fünfrappenstück, übertragen Aa; Ap; Bs; L; Sch;
S; Th; Z. Wo all Chüste" 'zalt g'si" si", han-ich im
Nase"lumpe"zopfe" noch ne" H. g'ha". Joach. 1892. E"
H. nf oder ab [macht nichts aus] AaF. ,Bern warnt
vor den neuen Batzen, H. und Kreuzern von Wallis.'
1578, Absch. ,Das ein H. auf jeden Bächer Käfer
oberkeitlichen solle bezahlt werden.' 1754, U LB.
.Sogar die H. wurden [in Ap i. J. 1765] auf 7 Pfenn.
heruntergesetzt.' Schlaffer 1839. ,1766 baten die
Wirte von Samen, dass man ihnen erlaube, auf jede
Mass Wein statt 1 Schill, einen H. zu schlagen.'
AKüchler 1895. Volksreime: Drei hölzi" H. ond e"
glesigi Kue: Das gibd-mer min Vatter, wenn-ich huröte"
tue" ApK. E" isiger H. und e" g'fotzleti Geiss: Das
giH-mer mi" Ätti, wenn-ich e" Frau weis* L. ,Uer
Landjäger ist en bravne7 Ma°° und exakt in allen
seinen Sachen; doch für ne" H. kannst ne" durch d'
Finger g'seh machen.' Alpenrosen 1828 (LE. Hirs-
montagsbrief). RAA. Für Alls use" no'h en H., Kenn-
zeichnung eines lächerlich kleinen Gewinnes AaSu1ii\
Unschuldig wie ne" früsch g'schlagne'' H. BWvss 1863.
Der sät ned vil om en H., von einem Wortkargen Th.
De" Batzen im [dem] H. nöch rüere", auf törichte
Weise mit Verlust verkaufen und wieder kaufen Aa
Suhr. Tummle-dieh, H., mom musteret-me" dich, sagen
flotte Bursche ScHSt. (Sulg.). Blös-mer (i" SJ H.l derbe
Abfertigung AaKöII., Leer. ; Bs. H. studiere" (Bs; Z),
stüne" (Aa; Z), in Gedanken vertieft sein. S. Glug-
geren (Bd II 620). Was stüne"d ir wider H.? Ir ma-
chen jo G'sichter wie sibe" Tag Bege"ivetter ! HFleiner
1900. S. noch Chrüzer (Bd III 944). — Wallis-
seiler- H.: verächtlich für einen minderwertigen
Halb-Batzen. 's mag-sich ä [auch] vertrage" teege" dem"
pär W.-Halbbatze", wegen dieses Bisschen Geldes Z.
Helveti-: zur Zeit der Helvetik geprägter Batzen.
Verrüeß wie-n-e" H. L (Ineichen). Vgl. helvetischer B.
(Sp. 1967). — Hels-: Geldstück als Geschenk. ,Die
neuen Fünfliber, wo der Helvetia ihr Kopf darauf ist,
sind recht schöne H.' Obw Volksfr. 1890. — Holz-:
Geldbeitrag zum Ankauf von Brennholz. ,Die Schüler
hatten den sog. H. zu bringen.' um 1530, Sch (Beitr.
V 74). Vgl. Holz-Gelt 3 (Bd II 250).
Anhenki Anheihi- : Dominostein. G'sieh! dert
isch-i [euch] en A. an Boden g'hit BHa. — Anhenken
(ankeihen), spec. Domino spielen, ebd.
124
1971
Baz, bez, biz, boz, buz
1972
Hose°-Batze": Batzen, den ein Knabe erhält,
wann er das erste Mal Hosen trägt S. — Kelch-:
Name der Gold- und Silbermilnzen, die aus dem 1525
säkularisierten Kirchenschatz zum Grossmünster in
Zürich geprägt wurden, sofern die Katholiken, in deren
Hände sie etwa fielen, sie mit einem Kelche stempelten
zur Brandmarkung des Kirchenraubs; s. auch Z Gem.
I 3ö8. ,Aus silber und gold vermelter kleinoden ward
von der statt Zürich gemünzet goldguldin, taler, batzen,
halbbatzen und Schilling, uf welche münzen etliche
die wort kelch zur schmach und schand der statt
Zürich prägetend und nenntend kelch-b. und -Schilling.'
Z Acta eccles. I 147. — Konstanzer-. ,Wenn man
mit den grossen sacken der Costenzer batzen redlich
zuetreit.' Zwingli. ,Von einem Stück, das 3 K. oder
12 Kreuzer gelten soll, sollen 46 Stück eine Mark
wiegen und 14 Loth fein halten.' 1565, Absoh. ,Stater,
ein gattung münz, galt 7 costenzerbatzen.' Fkis. ,We-
licher ein lehen empfacht, derselb ist dem lehenherren
zu rechtem lehengeld schuldig zwen k.' 1577, ZKempt.
(Erneuerung eines Lehenbriefes von 1420). ,Die Land-
richter [im Th] erhielten bei Abhaltung des Blutgerichts
1 K. Sitzungsgeld.' JNater 1898, 359. — Kapuziner-:
= K.-Gelt (Bd II 252) L. Mit dem K. zale", genossene
Bewirtung mit blossem Dank in Worten bezahlen.
Wie mänge" K. bin-ich schuldig, chostet 's? scherzh.
Frage Eines, dem es mit der Bezahlung nicht Ernst
ist. E" hübscher, e" nagelneue'' K.
Chupfer-: Batzen, den beim ,An- und Aus-
schiessen' (Anfangs- und Endschiessen) als Extra-
Doppel zum gewöhnlichen , Doppel' hinzu Diejenigen
erlegen mussten, die auf die 4 Ehrengaben im .Stich'
(im Betrage von 17, 16, 15 und 14 Gulden) schiessen
wollten aScHW f.
So benannt, weil die betr. Gaben bis 1810 aus Kupfer-
geschirr bestanden: auch nachher, als sie in Geld ausge-
richtet wurden, blieb der Name Ä". und ,ius Kupfer doppeln'
bis 1840.
Chürer-: geringwertiger Batzen ; vgl. Bündner-B.
,Die Ch. werden um einen Angster heruntergesetzt,
so dass sie nunmehr 17 Angster gelten sollen.' 1532,
Absch. Nach Sulger war der Ch. geringer als jeder
andere Schweizerbatzen; denn der Bündnergulden galt
nur 12 Schweizerbatzen. Daher die RAA.: Er schämt-
sich wie-n-en Ch., er errötet ScHSt. (Sulger). St richte"d-
en üs wie-n-en Ch. ebd. Einen üsmache" wie-n-en Ch. G.
.Verrufen wie der Ch.', von einem übelberüchtigten
Menschen. Sprww. 1824. — Kür er-: Geldleistung
eines Zunftvorgesetzten bei dessen Wiederwahl. .Neben
der einmaligen Leistung des Bechers fordert die Gerber-
zunft in BsStdt im XVI. und XVII. von ihren Sech-
sern bei jeder Wiederwahl, also alle 2 Jahre, den ,K.'
Geering 1886. — Chürpe"- (ZRafz), Chürpsen-(AA
Degerf.; ZTagelsw.) Bätzli: Kürbiskern. — Chorn-
Batze": Batzen nach dem einheimischen Münzfuss
Zg f- -Der Chore"b. macht 3 hiesige Schillinge.' Dr
Iten. Vgl. Korn-Gelt 2 (Bd II 252). — C herze»-:
Batzen, den jede Haushaltung jährlich für die Rosen-
kranzkerze (Bd III 494) zahlte Schw. — Chrüz-:
Batzen mit Kreuz Gf; vgl. Bollen-B. (Beleg v. 1515).
Ich weit, ieh hett se vil Chr., a's Gott zelle" mag GSa.
(Prophet 1855). — Chrüzli-: kleine Geldspende, die
dem Sigristen verabreicht wurde, wenn er im Früh-
ling in die Häuser gieng und den Leuten ein Crucitix
(Chrüzli) zum Kusse darreichte ÜBwLung.f An Stelle
des Chr. trat seit 1893 eine feste Besoldung. —
Löffel-Bätzi n.: das breite Stielende des Esslöffels
BoE. — Land-Batzen: einheimischer Batzen. ,Für
66 Pfd Rindfleisch, das Pfd 1 L.' Zubers Tageb. 1688.
— Bock-: 1. Sprunggeld für den Ziegenbock B. —
2. = Milch-Gelt 2 (Bd II 255) SchScIiI. (gemein); Z.
De" B. zale". — Bündner-: = 42/s Blutzger, der
15. Teil eines Bündnerguldens, zum Unterschied vom
Schwizer- oder gueten Batzen, der 6 Blutzger galt
GRf; s. Tsch. 53 und vgl. Chürer-B. — Bürger-:
Taxe der auswärtigen Bürger für Erneuerung des
Bürgerrechts, um 1841. THAadorf (JNater 1898, 732).
— Bern(er)-: in Bern geprägter Batzen. ,Die Ber-
nerb., die man bisher für ganze genommen, sollen
fürbass nur für halbe Batzen, da sie diesen Wert
habeD, angenommen und ausgegeben werden.' 1638,
Absch. S. auch Biessen (Sp. 1705). So ebe" [glatt,
abgeschliffen] wie-n-en alte" Bernbatze- S. Etwas
b'chenne" wie-n-en alte" B., gründlich, genau kennen,
ebd. — Büw-: wohl = Büw-Gelt 2 (BdII256). ,Bau-
und Tagman-B.' unter kleinem Abgaben aufgeführt.
1797, Erläuterungen zum gütlichen Vertrag von 1795
(G). — Pfand-: (einen Batzen betragende) Taxe für
die Einschreibung der Forderung des Gläubigers in
das Pfandprotokoll, das erste Stadium der Schuldbe-
treibung Scaw. Der Pf. bewirkt ein Recht auf alles
Eigentum des Schuldners. S. Ztschr. f. schwz. R. II c
146. — Pfingst-: = Spritz-GÜt (Bd II 268); so ge-
nannt, weil der Brauch in die Pfingstzeit fällt Obw
Kerns, Sachs. ,1650 wurde das Volk ermahnt, den
Sigristen pflichtgemäss den Pf. zu geben.' OßwSarn.
Rauch-: eine Abgabe der Leibeigenen Th (bis
ins XVIIL). Vgl. Th Beitr. 40, 7 ff.
Wohl so genannt, weil er von Jedem erhoben wurde,
der eigenen Rauch führte.
Rolle(n)-, auch ,Ralla-, Ralli-': Benennung der
ältesten Batzen. S. Batzen 1 a (Beleg aus Ansh.).
Der Vogt im Thurgau hat jedem Ort 13 ,rallenbatzen'
gebracht. 1498, Absch. ,80 krönen, 11 rallabatzen,
tuot zuo münz 188 pfd 2 ß 8 den.' 1499, S. ,Ein tafel-
glas, verwirkt, umb 2 pfennig Bassler werung oder
einem rollenpatzen, tuot in Bernmünz 18 angster.' B
Ratsman. 1501. ,Die rollepatzen, einen für 17 angster.'
1501, Absch. ,Die halben rollebatzen gand uf 1 march
130.' 1506, ebd. ,Jedlicher rollebatz halt 151/» angster.'
ebd. Falsche Rollebatzen, die den Constanzern sehr
ähnlich sehen, nur dass sie im Kreuz ein , merklich
tüpfli' haben. 1515, ebd. Zürich, Bern, Basel, Frei-
burg, Solothum und Schaffhausen sollen die ,Ralli-
batzen' prüfen und werten. 1521, ebd. , Allwegen 8
guoter, unverrüefter rallibatzen, die man nempt sehwy-
zerbatzen, für 1 pfd gezellt.' 1530, Z Urk. ,Wann man
im Schwizerland die rollenb. gemacht hat. Do man
zalt 1501 jar, macht man vil r.' Sicher 1531. ,Zu
Bern wurden erstlich die Rollenbatzen gschlagen 1500.'
RCys.
Der Name findet sich als frz. roBebache, it. rollabamio auf
den benachbarten rom. Gebieten. Zum Geschichtlichen vgl.
ii"l) ('Lohner, Die Münzen der Republik Bern 119; AEschcr,
Schwz. Miinzgesch. 1 150 (wo auch eine Erklärung des Na-
mens); vgl. auch Z Gem. I :16S; Schm. 1- 313. ,Im Kolleu-
l>ctz', Flurname. 1653, AaWett. Klosterarch.
G'selleu-Batz: Batzen, den der Meister von
seinen Gehülfen [wohl von jedem Taglohn derselben]
für sich bezieht GRPr.f — Solendide'ts-Batze°:
1973
Itaz, bez, hiz, beiz. Iiuz
1071
bei Anlass der Solindidet, eines alljährlich nach
Schluss der Prüfungen stattfindenden Schulfestes, an
die Schüler ausgeteiltes Geldgeschenk BBurgd. —
Salzburger-. BsMüuzordn. 1760. — Schuel-: wö-
chentlicher Beitrag eines Schülers an die Lehrerbe-
soldnng Schw f. 1*17 wurde in der Gemeindever-
sammlung von Scuwlngenbohl darüber verhandelt, ob
man nicht die 10 Dublonen [Lehrerbesoldung] abstellen
und wieder den Seh. einführen wolle. — Scherli"g-:
Same des Bärenklaus, Heracl. sphond. GitPr. Syn.
Amd-Blutzger. D's Gruemet [Emd] ist noch nid rif,
d' Seh. sind noch nid gerisen. — Schirm-: eine Ab-
gabe der Leibeigenen Th (bis ins XVIII.). S. Th Beitr.
40, 7 ff. — Schätz-: die Gebühr, die ein Gläubiger
beim Gerichte erlegen muss, um für seine Schuld-
forderung auf die Habe des Schuldners greifen zu
dürfen Schw f. , Einem (Schuldner) den Seh. legen.'
,Die 12 Dubl. von Martin Ulrich sind bei Friedens-
richter Luend erlegt, aber der Schürfer [Einzüger]
Schindler, welcher den Seh. dem M. Ulrich gelegt,
wehrte das Geld auf Recht hinauszugeben.' FDKyd.
,Sie [die jungen Eheleute] machten sich lustig, bis
die Schuldfordern die Sose mit den Seh. und Schätz-
schillingen aufgedrückt haben.' LKInderbitzi 1826.
[Schuldenbote:] Es Choge"züg mit dem Betribi"gsg'setz .'
Der Seh. lauft all Jär zweimal üs, das gV'd Eim vil
Müe. Erzähler 1855. — Schlaf-: Gebühr für Nacht-
quartier ß (Dorfkai. 1868). — Schwand-. ,Es ist
geboten, dass in allen Gemeinalpen jährlich abgesäu-
bert werde, dass jeder, der Vieh dahin treibe, einen
Tag arbeiten oder den hiefür bestimmten Schw. zahlen
solle.' U Gem. — Schwizer- s. Bündner-B. ,Dass
[1515] zuo Mailand allerhand swytzerbätzen gemünzet
wurdid.- Ansh. Die 10 Schilling-wrertigen Pfenninge,
die auf einer Seite ein Haupt und auf der andern
einen Schild ,mit einem eidgenossen erütz' tragen,
habe man probiert und gefunden, dass ein solcher
Pfenning nur 3 Schw. wert sei. 1553, Absch. der VO.
,Von 30 pfd git er järlich 12 schw. zins.' um 1560,
aZoll. .Von den Schw. sollen 79 Stück 1 Mark wiegen.'
1565, Absch. Die französischen Franken, die bisher
zu 10 Schw. cursiert haben, seien laut Probe nur
0 Schw. wert. 1583, ebd. Eine betagte, wenig be-
mittelte hinterlassne Person soll ,alle Tage zween
Schw. äussert [aus] dem verlassnen Gut zu verbrau-
chen Macht haben.' 1603/1831, ZUhwiesen Erbrecht.
— Sperr-: Gebühr, die am späten Abend für das
Aufsehliessen des Stadttores erlegt werden musste
BsStdtf. — Sprütz-: = Sprüte-GgK (Bd II 268) L;
OBwSarn. Vgl. Chrüz-Gang 2 (Bd II 349). - Saun-
tag-, Werch-tag-. IndenEAA.: De" Sunntigbatze"
frisst de" Werchtigbatze" (Z), de Sunntigschüli-g stilt
de" Werchtigbatze" (Z Wangen), Sonntagsarbeit ge-
schieht auf Kosten der Werktagsarbeit. — Tann-:
1. = Batz ;»«8 B. — 2. = Batz 2 b B. — Tor-: =
Sperr-B. SStdtf (Schild 1885, 43). S. Tor-Gelt (Bd II
271). — Truckli-: in einer Schachtel (TrucMiJ auf-
bewahrtes Geld besonderer Art oder Spargeld L. —
T wing-: wohl = Zwing-Gelt (Bd II 274). ,Dem Weibel
um die Feurstatthüner. Tw. und Sehmittenzins ein-
zuziehen 5 Batzen.' 1726, AaScIiIoss Rued. — Wa-
che"-: wöchentlicher Beitrag des Schülers an die
Besoldung des Leiners. XVIII., AAJon. Vgl. Schuel-B.
— Walliser-. ,[Der Meister] gab Uli noch einen
W. Trinkgeld.' Gotth. ,Wallis-B.' s. Geschmürz-Gelt
(Bd II 267). — Tag-wan- s. Buw-B. — Zug-. .Wan
mehrere auf einem Gut oder Haus das Zugrecht hätten,
solle Derjenige, welcher zuerst den Z. erlegt, den Üb-
rigen, welche mit ihine in gleichen Rechten stehen,
den Vorzug haben, jedoch ohne Nachteil deren, welche
eitere Zugrecht hätten, obschon selbe später den Z.
erlegt.' 1769, Scnw Kq. — Zürich-: Zürcher Batzen.
An baarem Geld: ,16011. 13 ß an Z.' 1669, ZStdt Inv.
Batzerli n.: an einem Zierband hangendes Me-
daillon, ein sog. .Anhänger', dgl. Frauen vom Lande
auf der Brust zu tragen pflegten SchSL Syn. Batz-
gerli. .Zwei Batzerli mit grünen Steinen und Filigran.
Zwei B., von denen eines mit Smaragden besetzt.'
Alte Kdnst 1883, 233.
Vgl. .Perlen-Nuster, sogenannte Bazerlen.' Abhandl. von
Inventuren. Stuttg. 1761 (Alem. XI 156). S. auch Gr. WB.
I 1 1 60 o.
ge-batzet, p-: 1. mit batzenförmigen Flecken
bedeckt, gefleckt Aa; Ap; GrScIi.; G; Z. E" patzets
Höndli Ap. E" patzeti Sou ZZoll.; Syn. ge-chüllet
(Bd III 213). Bes. von Pferden, so vom Apfelschimmel
GMs; Z. E" Patzeter, ein Scheck AaF. — 2. schuppig,
von der Tannrinde Xdw.
batzig II Aa; B; Lj „Sch;" S; Xdw; U, bätzig
Ap; B (bäurisch). „E.," Si.: 1. a) (nur) einen Batzen
kostend, wert. aaüO. B. Schmer, Schnüre, die Elle
zu 1 Batzen Ndw. Es b-s Mütschli; s. Sp. 599. Es
b-s Züpfli (ZöpfliJ Ap; B. Dö hei" alle" d' Bliebe" mit
b-e» Zupfe" g'stöcklet. Schwzd. (S). ,Die Taufpaten
machen ihren Patenkindern jeweilen am Neujahr ein
Geschenk, und wäre es nur e" b-er Zupf.' JLdscber
1898 (AASeon). Was chostet, wie tür ist e" b-er Wegge"?
Vexierfrage B. S. noch Baggel (Sp. 1073). ,Die becken
mögen kreuzerwertige, halbbätzige und bätzige brot
machen.' 1586, G Verordn. — b) übergehend in die
Bed. geringwertig, schlecht L; Uw. Batzigs Tuech
UwE. — c) in der Verbindung: 's isch-mer nid bätzig,
mir ist nicht recht wohl, nicht recht wohl zu Mute,
ich habe Angst BSi. Auch ohne Negation : D's Mändli,
dem bir ganze" G'schicht ist b. g'si" [zu Mute war]
wie Pm [Einem] grad cur ''em Hehe" [Henken]. Schwzd.
— 2. = gebatzet 2, „scharf geschürft (von Rinde) BE.;"
Ndw; U. E" Hut [Haut] het-si wie batzegi Dann-
rinde" U.
acht-batzig. Achtbatziger, (Weiss-) Wein, von
dem die Flasche 8 Batzen kostet Aa; B. .Reichere
Bauernsöhne lassen wohl Braten auftischen und warten
ihrer Liebsten mit a-em oder gar mit rotem Weine auf.'
Aa Gem. RA. Dem han-ich g'seid, wie tir der A., dem
habe ich gehörig den Text gelesen BHa.
vil- bätzig: viel Batzen (Geld) besitzend. E"
Vilbätzegi, ein reiches Mädchen GrCIiui-w.
vier-batzig. V-i Nidle", die Mass zu 4 Batzen
BStdt (Gotth.). ,Des Gässlers V-er [Wein] gab ihm
uf d' Niss.' Obw Bauernbl. 1900.
guet-: einen .guten Batzen' kostend; s. Batzen 1 a.
,Beim g-en Ring lo1/» Lot zu wenig.' 1645, ZElgg
(Brotschau).
halb-batzig, in Ap -bätzig: 1. einen Halbbatzen
(2 Kreuzer. 5 Rappen) kostend Aa; Ap; B; S. E" h-s
Pürli [Brötchen], Mütschli (s. Sp. 599). — 2. nicht
viel wert, gering, wenig taugend, von Sachen und
Personen (phys. und mor.) Bs; B; L; S. [Des Mäd-
chens] ei'fältig, h. G'stfid und Firlifanz. Joach. 1892.
,Ein Vestibül mit h-en Pilästerchen von Cartonpierre.'
1975
liaz, bez. biz. boz, buz
1976
Bs Nachr. 1898. E" h-c <)r'ni"g SOlt. Das isch e" H-e
Bs; B. ,Du weisst, wie man mit h-em Zeug [geringen
Dienstboten] daran ist.' Gotth. ,Es träumen tausend
h-e Knechtlein und Mägdlein von ihrer Unentbehr-
lichkeit.' ebd. ,Es fand einen Mann, einen h-en Gürtler
oder vornehm gesagt einen Silberarbeiter.' ebd. ,H-e
Bürgerlein, die kaum eine magere Allmendreute be-
sitzen.' Joach. 1898. .Schwanken bei der Wahl zwi-
schen des Ammanns Basili und dem fürwitzigen, h-en
Dorfschulmeisterlein.' ebd. — 3. adv. Es geit [z. B.
bei einer Arbeit] numt" so h. zue, es geht nicht recht
vorwärts damit B. H. sl" mit Eim, sich etwas gemein
gegen Einen benehmen BStdt. Es ist-mer nur h., ich
fühle mich nicht recht wohl L. Öppis h. tue1, nur
halb, obenhin AaZoL ; B. Öppis h. verstä" L. ,Er
traute ihm nur h.' Obw Bauernbl. 1899.
sechs-batzig, in Gr -bätzig. ,Der Arme begnügt
sich, seinem Schätzchen Käse, Brod und sechsbatzigen
Wein vorzusetzen.' ÄAGem. Das ist eso es sechsbätzigs
[wohlfeiles, schlechtes] Hüetli GiiCastiel.
dri-bätzig. E" dribätzigs Nedli GitPr. E" drei-
bätzis (ApK.) Brötli, ein Brötchen zu 10 Kreuzern ApK.,
M. ,Die Becken sollen 2pfennige, lkreuzerige, ökreu-
zerigc und Sbätzige Brot backen.' 1668, GBh. Verordn.
zwei-batzig, in Gr -bätzig. E" ziveibätzegi Mül-
orgele" GrPt. De" Zweubatzige" [Gassendirnen] näch-
striche". B Hink. Bot 1864.
batzle": um Batzen spielen B.
bätze11 II: scherzh. Ausdr. für bezahlen Z.
Sechs-Bätzi-g ApH., I., M.; Gr, -Bätzi ApK., M.
— m., PI. unver. : Sechsbatzenstück; = */a Bündner
Gulden. Syn. Sechser, Zwänzger. En S. z'sämme"
bettle" Ap. S. wörffe", Schüsse", ein Spiel machen, bei
dem der S. nach einem Ziele geworfen wird Ap. All
Lüt hand Schätzeli, a's ich ha" noch kei"s; es gilt en
S., ieh krieg e"mol ei"s. ebd. (Volksreim). — Drei-
Bätzi-g ApH., I., M., -Bätzi ApK. — m.: Dreibatzen-
stück. — Zehe°-Bätzing ApH., L, M., -Bätzi ApK,
M. — m. : Zehnbatzenstück.
bätzle": mit Batzen bezahlen, übh. bezahlen Bs.
Acht-Bätzler m.: „Münze von acht Batzen, deren
zwei auf einen Zürcher Gulden gehen." Auch 1583,
Abscb. S. noch Z Gem. I 369.
Fünf- (Füf-, Föuf-): Fünf batzenstück, auch
übertr. auf das Halbfrankenstück B; L; Obw. Der F.,
wo d' Ching öppe" vo" de" G'vatterti überehöme" und
in es Druckli ihe" tue". Schwzii. (BE.). .Erlaubte
Scheidmünzen: Fünf bätzier von Genf und Neuenburg,
samt ihren Bruchstücken.' 1755, Z Nachr. .Füni'bätzler
von Luzern, Genf und Neuenbürg.' B Münzmand. 1756.
Vier-: Vierbatzenstück Z f. Syn. Bock 7 (Sp.
1126). Auch 1583, Absch. S. noch Z Gem. I 368/9.
Guet-. .Verwarnung vor aller und jeder Reiehs-
münz, es seien Creuzer, Halbbätzier, Groschen, Doppel-
groschen, Drei-Gutbätzler, Reichs-Ort oder andere der-
gleichen Reichssorten.' Z Münzmand. 1710.
Halb- s. das Vor. — Sechs- s. das Folg.
Dri-. .Die Löwenplaparte aus Bologna habe man
in St Gallen zu Dreibätziern umgeschlagen.' 1572.
Absch. .Verfügung über den Curs der Dreibätzier
von Zug, Bologna, Chur.' 1573, ebd. .Nach der Ärnd
verrüeft die Stadt Schaff husen die Münzen... ire Drei-
bätzler umb 2 Batzen und ander 6-Bätzler lasst man
bi 6 Batzen bliben.' 1622, Bauernchr.
Drissg-. ,1663 musste N. N. jedem Ratsherrn unp
Beamteten [in Obw] zwei Dreissigbätzler bezahlen.-
AKüchler 1895, 216.
Zeche--: 1. Zehnbatzenstück B (Zyro); Zf (Z
Gem. I 369). — 2. a) ein politischer Spion; s. Kal-
fakter 4 (Bd III 197). Spottname der Polizisten, weil
es hiess, sie erhalten für jede Anzeige 10 Batzen B
Stdt f (Freudenberger). Aha, da chunnt wider so ne"
schiessiger Z., g'eH Achti"g! — b) übh. ein Mensch,
der um Geld zu Allem zu haben ist B.
Füf- zeche"-: Messen zu Ende der 1840er Jahre
bei den Konservativen in B die von der regierenden
Partei als politische Spione verwendeten Landjäger
(mit Bez. auf ihren Taglohn von 15 Batzen).
Zwei-. Zur Erhöhung der [Franz Xaver-] Feier
Hess der Nuntius [1654 in LStdt] , Zweibätzier' vom
Jesuitencollegium aus unter das Volk werfen. Liebenau
1881. S. auch Z Gem. I 368.
Fünf-Bätzner m.: = Fünf '-Bätzier Aa; Bs. .Die
silberne Uhrenkette mit dem Fünfbätznerscblüssel.'
Breitenst. S. noch lösen (Bd III 1427).
Sechs-: Sechsbatzenstück Bs; lt Ndw LB. 1852 =
20 Kreuzer oder 84 Rp. neuer Währung. ,Um Beulen
zu beseitigen, soll man einen neuen S. darauf drücken.'
Bs Nachr. 1898.
Dri- Dre'i- : Dreibatzenstück Ap; Bs. ,Er legte
einen abgeschliffenen Dr. unter die Räder eines schwe-
ren Güterwagens, dass er zu einem Sechsbätzner breit
gedrückt wurde.' Bs Nachr. 1898. .Alle fremde Drv-
bätzner, Schaff- und Schreckenberger verboten.' Z
Münzmand. 1620. ,N. N. von Augsburg wird wegen
eingeführter Churer 3-Bäzner, so gar zu geringhaltig,
um 100 Pfd Deniers gestraft.' 1621, G (KWild 1847).
S. noch Münchs-Kopf (Bd III 413).
Zeche--: 1. = Z.-Bätzler 1. ,Als ich 25 Jahre alt
war und dem ersten Kinde meiner Schwester Götti
sein musste, gab mir der Vater eine silberne Sackuhr
mit einer silbernen Kette, einen silbernen Schlüssel
und 3 Zehnbätznern daran, und Hess mich vom Kopf
bis zum Fuss neu ausrüsten.' 1785, Th (Ap Kai. 1860).
— 2. Spottname der von der Berner Regierung zur
Revolutionszeit im Aargau bestellten Spione und An-
geber, vom Volke wegen ihres Taglohns so geheissen.
Aa Gem. I 77. Vgl. Z.-Bätzler 2 a.
batzeli: 1. gew. wiederholt, Lockruf für Schafe
GrD. — 2. Batzeli n., Kosewort für Schaf, ebd.
Bätz: Schaf GRMastr. - Auchbair.;s. Schm. I2 315
Veh Fe-: Schaf, das mit Grossvieh läuft Gr
Mastr. Syn. Veh-Benz (Sp. 1409).
Pazem. .Die Säumer und Fuerleut der Eilgüeteren
[die an einem Sonn- und Feiertag befördert werden
sollen] sollen sich an dem Ohrt, da sie auffbrechen
wollen, bei den Hb. Pfarherren aldorten anmelden,
welcher ihnen erst nach angehörter heiliger Mess ein
Pacem oder gewisses Kennzeichen, so man dessent-
wegen verordnen und zu Vorbiegung aller Gefahr den
Tag, für welchen es gelten soll, sambt der Zahl der
Rossen darauf! notieren wird, gratis zustellen solle,
welches sie auff Abf'orderung der Hh. Pfarherren der
Ohrten, durch welche sie reisen, oder ander oberkeitl.
Persohnen fürzuweisen schuldig sein sollen.' 1650, U
LB. S. noch Gamahu (Bd II297). - Vgl. Pax (Sp. 1062).
Batzen IL .Von einem hundert geharer velen, die
gerwet sind oder batzen heissend, try Schilling [Zoll].'
1415/90, AaB. Urbar.
197
Baz, bez, b«, l»'z. buz
l!>7s
Viel], identisch mit ,bazän' im Schacbzabelb. V. 117G7/81
(Betrügerische Schuster .verkoufent bazäu vil dik Tür guotes
korduwäu. Bazän ist leder, das gemachet ist üs schales vellen.
Si haut den list, das sis uiachcut kordnwan gelich'), ,bazan'
bei Ducange I 631, frz. basane, brauues Schafleder.
Bazi'de-. P- GßPr., Scb., Bäzide" GRScbud. — f.:
oft Dim. Bazldli, am Rücken getragenes, im Quer-
durchschnitt ovales, hölzernes oder blechernes Gefäss
für Milch, auch Wasser. I'h muess d's Bazidli üs-
brüeje", dass 's zer AbeHmilch g'rüst ist. Schwzd. (GrPt.)
Uengad. bazida, Holzgeschirr, worin man deu Kälbern
die Milch gibt. Das W. ist auch im Südtirol verbreitet und
seit alter Zeit bezeugt; s. Mhd. WB. II> 470 a; Schm. I2 416.
„Bätz n.: kleine Stuckchen vou zerschnittenem
Leder, Tuch BO." - Wohl = Ge-bätz.
An-bätz Am-bätz m.: „Anstoss, Anfechtung, An-
reiz"; Streit BO. Schwierige Arbeit, mühsam zu über-
windender Widerstand BBr. ler uberchemmi"d den A.
[Ungelegenheiten], venn-er ech mit Dem i"ldt BHa.
„bätzeMII: schnitzeln, unnütz in kleine Stücke
schneiden BO." Syn. bätzgen.
ver- BGt, „0.", zer- BR.: in kleine Stücke zer-
schneiden, durch Schneiden verderben. „Papir r."
Der Schulder tuet d's Tuech z' Unnütz z. BR.
Bätzi n. (PI. auch Bätzeni B): 1. coli.. Abfälle,
„unnütze, unbrauchbare Stücke eines Dinges", z.B.
von Papier, Tuch, Leder, Glas BO. Von Gerberlohe,
geringe Rindenstücke BBe. (Dan.). — 2. a) spec. vom
Obst, bes. Kernobst: alle Abfälle davon (Kelchab-
schnitt, Kerngehäuse, Schalen, Steine usw., missratene.
angefaulte Früchte, auch in Scheiben zerschnittene
geringe Äpfel), die, nachdem sie entw. in Fässern zur
Gährung gebracht oder gedörrt worden sind, zu Brannt-
wein (Bätzi- Wasser) destilliert werden BoAa., E., R. ;
Ndw. B. mache", i" d' B. schnitze", Obst zu dem an-
gegebenen Zwecke zerschneiden Ndw. Das gibd nur
B., taugt sonst zu Nichts, ebd. ,Seit dem [18] 16er
Jahre, wo der Wein so teuer war, nahm das Brannt-
weinelend immer zu. Seit der Zeit besonders benutzt
man die Bätzeni so wohl.' Gotth. ,Der Schulmeister
könne auf dem Ofen der Schulstube, wenn er gross
sei, desto mehr Bätzeni dörren, während der Schule
und nachher.' ebd. .Änneli ordnete [in Gedanken] die
sämmtliche Masse [der Obstsorten] nach ihrem Wert
und Dienst, zum Behalten, zum Verkauf, zu Schnitzen,
zu B., zu Most und zu Branntwein.' ebd. .Kirschen
und Zwetschgen, wie auch die Rinden [der Äpfel und
Birnen] und sogen. Päzi, die Puzen, werden zu gei-
stigen Wassern gebrannt.' Uw Gem. ,Der Wein [in
Zofingen] hat keinen Bätzigü.' Obw Volksfr. 1888.
,1782 erklärt das Obw Priesterkapitel, dass das Brennen
von Kirschen, Zwetschgen, B. zu den knechtlichen
Arbeiten gehöre.' ebd. 1880. — b) verk. für Bätzi-
Wasser, Schnaps B; Obw. Hol die 'blüemlet Flasche"
und schenk-mer g'schwind es B. [ein Gläschen Schnaps]
i". Obw Volksfr. — 3. a) Kerngehäuse des Obstes BBr..
E.; „VO;" ScbwMuo.; UwE.; ü. — b) Blütennarbe des
Obstes AiLeer. ; B; U. Mit B. und Stil, mit Stumpf
und Stiel; vgl. Butz(en). -- 4. (auch Hals-Bätzi)
Adamsapfel „VO;" UwE. — 5. böses Mädchen. Weib
BR. Em es B. ~ Vgl. Beui, Bäugi.
Erd-äpfel-: ein Kartoffelstück zum Steckling be-
stimmt U. Syn. E.-Bitzi.
putze", 6- IV: in den Häusern l'rivatstunden geben
BsStdt. S. Pätz-Gclt (Bd II 259), -Meister (8p. 522),
■Stund. — fiie Einsender schreiben mit einer einzigen Aus-
nahme anl. [*-.
Banz I m., PI. Bäuz, Dim. Banzeli: 1. Franse,
z. B. an einer Decke, Troddel an einer Mütze, zottiges
Schwanzende z.B. eines Hundes. Das Hündli hed en
wisse" B. GjthPr.. Valz. — 2. zottiger Hund GuChnr,
Churw., Klost.. Seh. — 3. Dim. a) breitblättriges Woll-
gras, Erioph. latif. GrPt. — b) junges Kalb ZDägerl.
Bauze" f.: Weib mit struppigen, ungekämmten
Haaren GrRIi. — Vgl. die Gruppe Baus (Sp. 1665/6).
„Bauz II, Boyz m.: süsser Weinraost Gr." — Vgl.
das syn. Butsch IV (Sp. 1935). S. auch Gr. WB. I 1202.
Banz III Baiz m. : Unhold, der sich in den finstern
Winkeln des Hauses aufhält Ndw. Syn. Butz. — Vgl.
Bä-Baulsch (Sp. 1930).
Böli-: Schreckgespenst Ndw. Syn. Böli-Bautsch.
Der Belibaiz chunnd'. zu Kindern.
Bau zi I Bäuzi m.: = dem Vor. U. Der B. chunnt!
Bauz IV m.: = Bautsch I (Sp. 1930) B; Z. Syn.
Gäutsch I (Bd II 561).
A°-bauz m. : beim .Tätsch-Schiessen' (s. d.) der
Knaben im Frühling derjenige, der, eine zinnerne
Schüssel (den von der Regierung geschenkten Schützen-
preis) in der Hand, die Vorübergehenden um Geldgaben
angieng Z f. Vgl. Z Neuj. Wais. 1887, 6.
Rau-bauz m.: unfreundlicher, barscher, aufbe-
gehrischer Kerl GWb.; THEgu.
ram-baus: zornig oTh.
Ram-paussel m.: saurer Wein Z (Jucker). Syn.
Jiämpis.
Ram-bauseli: kosend für ein lebhaftes kleines
Mädchen ZGrün. Syn. Ram-büseli. ebd.
Die vorstehenden Formen mit stammausl. -*f*i sind durch
ein Versehen unter Bauns (Sp. 1666) weggeblieben und wer-
den deshalb hier nachgetragen.
bauze" I: 1. bellen, kläffen, von Hunden Bs; B;
L; THMüllh.; ZDättl., Kn., 0.,S., Stdt; knurren, zornig
bellen L; Z. Syn. bautschen 1 1 (Sp. 1930). Dö schässt
us dem Pfarhüs der Ringgi füren und bauzet und
geusset. MUsteri. ,Gauzen, b., bäfzen, latrare, bau-
bare.' Red. 1662. .Baubari, bellen, b. wie ein Hund.'
Denzl. 1677; 1716. S. noch befzen (Sp. 1050), wo die
Schreibung .bäytzen' viell. auf Nachahmung des syn.
griech. ßa3£eiv beruht. — 2. „schreien, vom Waldhahn
Gr." ,In einiger Entfernung hörten wir einen andern
[Auerhahn] b., so nennt man hier [GRHeinzenb.] das
Pfalzen.' H [.Lehmann 1799. — 3. trocken husten B;
„Z." Syn. bellen (Sp. 1158). — 4. barsch, unwirsch,
zornig reden; schelten, maulen, widerbellen Bs; L;
GStdt, W.; Th; Z. Syn. befzen. Er häd z'rugg-, ume"-
'bauzt ZS. Er hat eisder Öppis zwüschet i"e" 'bauzet
ZDättl. B. und schnauze", tüchtig schimpfen Bs. .Du
[sollst] nit wollen recht haben, wider Gott b.' LLav.
1582. ,Es ist unrecht, wenn die kind wider iren vatter
bautzend, wenn er sy züchtiget.' ebd.
ab-: barsch abfertigen GW. ; Th. — a"-: 1. heftig
anbellen Z. — ■ 2. anschnauzen Ap; Bs; GRChur (-p-)\
GStdt, Ta.; Th; Z. — rä-: „bezeichnet das Wesen
eines Menschen, der auffahrend und rasch, reizbar
und empfindlich mehr in Worten und Gebärden als
'in Handlungen ist"; schnauzen, aufbegehren, sich
1979
Baz, bez, biz, boz, buz
1980
unwirsch gebärden, lärmen AaF., Ke., Leer.; Bs; S.
Ist d' Christe"lir üs, löt der Pfarrer d' Chind nit r.
im Dorf itnime". Hänggi 1892 (S). Abi. „Rabauzer.'-
.wider-: = tcider-bellen (Sp. 1159) Z."
Bauzer m. Bs; ZW., Dim. Bauzerli n. ZKn., S.,
Stdt: (kleiner) Kläffer. Syn. Gauzer 2 (Bd II 562);
vgl. Bauser I (Sp. 1666). ,Unter dem Tische [des Ge-
richtssaales] war der B. des Oberaratmanns und der
Spitzer des Amtsschreibers.' Sdrber 1869 (ZW.).
Bauzi II m.: bellsüchtiger Hund ZZoll.
Rä- (in L n.): barscher, kurz angebundener Mensch
Bs. Basch, frech dreinfahrende Person L. — Rau-:
1. = Rau-Bauz T/HEgn. — 2. Wildfang Bs.
rauzi-bauzi: 1. Interj. zum Ausdr. der Schnellig-
keit BsBinn. R.! het Jeden ei"s g'ha". Vgl. Rasi-
Busi (Sp. 1743). — 2. Rauzi-Bauzi m., barscher, un-
freundlicher, aufbrausender, auch zanksüchtiger Ge-
selle Bs; L.
bauzig: 1. bellsüchtig, von Hunden Schw; ZS. —
2. barsch, unwirsch Ap; G; Th. — 3. pauzig, rasch,
frisch GW.
rau-bauzig BsLangenbr., Stdt; ScHwMa.; Th; Z
Wthur, -baussig GitHe., Mai., rö -bauzig AAZein., rä-
bauzig AxFri., Leer.; BsL.; L; Obw, -bauzig AaKu.,
L., -bauzisch AAHold.; L; Schw; S; W, ra.m-bäussig
AASt. (-p-), Wohlen; Z (Hürl): 1. barsch, unwirsch,
rauh AAZein.; Bs; GRHe., Mai.; S; Th; Obw; ZWthur;
aufbrausend, zornmütig ÄAPri., Ku., Leer., L., Wohl.;
L; W; mürrisch, zänkisch AaWoIiI., Zein.; L; Schw;
trotzig, wild, unbändig AaFh. ; L. R. befelhe", frage" S.
Die isch e" Bitzli e" Raupauzigi und kummediert gern
BsStdt. Der Karli ist ne" robauzigc Sakrament; nie"
chann-em nit säge", was-me" will AAZein. ,Der Ueli
ist der Raubauzigste von Allen, mit dem ist nicht gut
Chirsi essen.' ADieth. 1897. Wenn der Sigrist der
Opfersäckel üslärt uf 'm Altar und die Chnöpf und
Zwirbeli zum Vorschin chümme", wird der Pfarrer
fuchsteufelwild und ist mängsmöl bim Mittagesse" woc*
r. und rumpelsurrig BsLie. (Meier). — 2. geil, von
heiratssüchtigen Burschen oder Mädchen AkSt. —
3. sauer, vom Wein Bs (Becker). Der neue Wein ist-
mer z' r. — 4. rauh, grob, von Tuch Z (Hürl.).
Ge-banzel Gi-boiz<,l n.: = Ge-busel 1 und 2 (Sp.
1747) WRaron.
bauzcll,/)-: 1. rasch und völlig bewältigen SchwE.
Syn. butzen. a) einen Gegner. Er erblickt der Wandel
[einen Nachtbuben], wie Der g'rad Eine" paust und
e" z'underüf schlät. MLienert 1891. — b) Speisen, mit
Stumpf und Stiel aufessen. Der Hannesli hät-e" [den
Erdapfel] ine" g'worglet und-e" pauzt und sich dra"
g' freut wie-n-e" Künig. ebd. Verst. z'sämme" b. : D'Müs
hend d' Herdüpfelbrösmeli z'sämme" 'bauzt. MLienert
1891. — 2. wegstibitzen ScuwE. — Zur Bed. vgl. beizen 1
(Sp. 1224).
un-ge-bauzt u(m)pauzt: ungeschlacht, roh, rauh
L; SchwE. 1. adj. a) von Personen. En u-e'Kerli.
,Sie [die Weiber] blangen immer nach uns, so unge-
pauzt und ruchhölzig wir sind.' MLienert. 's sig e" fri
rdssi, u-i [Hausfrau] g'si". ebd. Es ist Alls e" chli"
räch und u. g'si", <i' Lüt und d' Gege"d. ebd. — b) von
Unpersönlichem. Me" muess nid es einzigs Wort, wo-
u-i" chli" u. nsg'schd, z'mittst d'rus use" zere". JRoos
1892. Dö chunnt der u. Rege"gutz. Schwzd. (L). Weg
dem u-e" Schneiturm L. ,In unsrer ungepauzten Ge-
gend.' MLienert. — 2. adv. Unpausst[l] und rüchhärig
mit Einem verfahren L. — Das W. verhält sich zum Yor.
wie un-pelzt (Sp. 1226) zu beizen.
Be'z m., PI. Beze", Dim. Bezli: „junges männliches
Schweinchen, so genannt, bis es ein Eber wird Sch" ;
(junges) verschnittenes männliches Schwein AaZ.;
„Ap;" Sch; Th; ZLimm., Wl. Zum Mästen hält der
Bauer meist e" Nunn und en B., nach der Volksansicht
vorteilhafter als ein eingeschlechtiges Paar Z. ,Sus
castratus, ein beetz, etlichen ein barg.' Tierb. 1563.
,B., Wez, Berr, Bergel, aper, xinpos, verres, Aber.'
Red. 1662. ,Porcus nefrundus, ein Betz, verschnittenes
Schwein.' Denzl. 1716.
Koseform zu Ber I (Sp. 1453) wie Betz zu Ber, S/,atz
zu mhd. spar. Stalders (aus Kirchh. stammende) Angabe
„Beize" f." wird nicht bestätigt; St.2 hat übrigens „Betz,
Betze" m." Hieher das .Bezengüetli', Name eines Hofes in
ZOGlatt, dessen Besitzer einen Eber (und einen Zuchtochsen)
zu halten verpflichtet war. Diener 1863, 265 (schon 1650).
Betz m. : 1. a) Bär „B;" Th. ,Der bär, ursus, ein
bätz.' Mal. , Einem gezämpten bätzlin.' Tierb. 1563.
Im Vergleich. E" Jumpfer wie-n-en B. Z. Da stä"
wie-n-en B., fest, unbeweglich, ebd. — b) übertr. ,Do
soeben [sahen] wir den betzen, nemlich den herzogen
[von Burgund], mit dryen hufen', vor der Schlacht
bei Grandson. 1476, Bs Chr. Handfester, stämmiger
Mensch „B;" Th; Z. Er ist en (rechter) B. Th; Z
Dättl. — 2. Hundename. .Simon Rollen von Bern hund,
genant betzli.' 1504, Z Glückshafenrodel. ,Kumm,
bätzlin!' RSchmid 1579. ,Seh, Bätz!' Myricaus 1630.
— 3. Rammklotz; auch Handramme der Pflasterer
GW1.; Z. ,Man sol den Wal mit schweren Batzen
oder Stösslen, wie bei uns die Gassenbsetzer oder
Strassenpflasterer brauchen, steiff und vest auf ein-
anderen stampfen.' Kriegsbüchl. 1644. ,Der Stampf-
schlegel (Bäz, Ramme), fistuca.' Red. 1662. ,Bätz,
Stössel, fistuca.' Denzl. 1677; 1716. — 4. in der Ver-
bindung Benz und Betz; s. Benz 2 e (Sp. 1409). -
5. Entstellung für ,Botz': ,Soll mir Betz Schnecken-
bluet!' Mvricads 1630.
Koseform zu See (Sp. 1447). Die RA. am Schluss von 1 a
wird heute zu 3 gezogen. Zu 3 spec. vgl. Hund ;4 j (Bd II
1428), GhatzSe.a. (Bd III 590). Als Personenname: ,Joh.
Betz." 1218, SUrk. ,Benz, den man nempt Betz, ein frö'nider
gesell.' 1427, ZKatsb.; ,Betzeu [Acc.].' ebd. ,Peter Betzlin.'
152S, Bs Urk.
Belli-: „Benennung eines Menschen, der in der
Gesellschaft zur Zielscheibe des Witzes dienen muss
GRChur."
Tautologische Zss. wie etwa Chatze"-Busi (Sp. 1741).
Junge Bären wurden früher häufig gezähmt und zur Kurz-
weil gehalten; vgl. Zl'dA. 6, 185 f.
Bu'sli-: Zottelbär ZZoll.f; s. Buslibetz-Strnmpf.
Betze» L: = Betz 3 Bs (Spreng).
betze": (Pfähle, auch Pflastersteine) einrammen
Tu; Z. — i"-: einrammen Z.
Betzäwa m. : „Heilmittel auf Leben oder Tod", vom
Arzt, wie das Volk glaubt, einem Todkranken verab-
reicht, um eine Entscheidung herbeizuführen Obw.
,Wenn das Volk merkt, dass einem Kranken stark-
riechende Arznei gegeben wird, dann sagt es, Derselbe
sei so schwer krank, dass der Doktor ihm B. gegeben
habe.' AKüchler. — St. vermutet (wohl zutreffend) Ent-
stellung aus Bezoar.
19S1
Baz. bez, biz. boz, buz
1982
Beiz Bö* in.: mit dein ,Zweispitz' gemachter Ein-
schnitt zur Bezeichnung der Richtung, in der ein Stein
spalten soll; auch das beim Behauen der Horizontal-
Häche eines Steines zuerst geschlagene Randchen,
nach dem dann die übrige Fläche behauen wird Ar
Lutzenb. (Sprache der Steinhauer). En B. mache".
— Vgl. beizen 3.
Ge-beiz n.: mühselige Arbeit, die nicht von
Statten gehen will W.
heize" (bzw. bäze", bäze", bi"ze"), in GrD. auch p-,
Ptc. (gejbeizt: 1. wie mhd., von der Jagd auf Vögel,
zunächst mit Vögeln. ,In Illigeria, da er Räb-Hüner
mit dem Blau-Fuss und bissweilen auch mit dem Ha-
bicht, item Lärchen mit dem Schnürlein gebeist [!] hab.'
Heut. 1658. Abs. ,[Zwei Männer] giengen mit ein-
ander, wolten b. und hüener suochen, won si waren
inen verzeiget in Engi.' 1413, Z Ratsb. S. noch gän
(Bd II 323). — 2. eine Lockspeise legen B; Gl; L;
Schw; Uw; U;] Zg (St.b); Z; ,escam parare.' Id. B.
a) im eig. S., bei der Jagd auf Wild, in B auch beim
Fang von Mäusen, Krebsen, a) abs. oder mit blossem
Dat. Her hend allig de" Winter de" Füchse" 'beizt
SchwMuo. ,Es war stark die Rede vom B., Fallen-
stellen usw. [gegen den vermeintlichen Marder].' Gotth.
Vom Ködern der Fische: .[Verboten wird] das B. und
Lüdern gegen dem Blanling [!].' 1740, Z Fischerordn.
,Tötschen, Kläbgärnlin, beüzen, auch im See vor Ein-
lauf der Wasseren vorzusetzen, bei Gl. 30 Buoss ver-
botten.' 1747, U LB. — ß) mit Acc. S. und Dat. P.,
Einen mit Etwas ködern. .Dieser alte Mensch, vom
Fleische geboren, ist es, der von der Welt sich locken
lässt und gefangen genommen wird, dem Affen gleich,
dem man in einer Flasche Nüsse beizt.' Gotth. —
b) uneig., Einen ködern, Einem eine Falle stellen,
Etwas einbrocken, zudenken, a) mit blossem Dat.,
auch abs. Bs; B; FMu.; L; S; Zg (St.b). Ja, beiz da,
so lang du witt : !°* dröle"-der nit drl" B. Si hend-em
'beizt, und richtig ist -er cho" L. Dem will-ich scho"
b.! L. ,Eisi dachte, was es wohl für einen Mann
kriegen und wie es diesem oder jenem b. könnte.'
Gotth. Jetz, Urseli, jetz iveiss-ich, dass-mich lieb hesch,
und dö hesch-mer guet 'beizt g'ha". JHofst. 1865. Siehe
noch f ecken (Bd I 727). — ß) mit Acc. dessen, womit
Einer geködert, ihm eine Falle gestellt, was ihm ein-
gebrockt, zugedacht wird B; FMu. Einem verdäch-
tigen Dienstboten wird Etwas gebeizt, um ihn zu
prüfen. Eim e" Tasche" b., eig. eine Ohrfeige, dann
übh. eine bittere Überraschung für ihn in Bereitschaft
halten BM., S. lch han im Das 'beizt, habe ihm diese
bittere Nuss zugedacht B. ,So hast du es [ein Beil]
mitgebracht und gebeizt, du Schelm, um mich als
Dieb hinzustellen.' Gotth. ,Er behauptete, man habe
ihm auf die Stege runde Hölzer gebeizt; als er auf
sie getreten, sei er mit ihnen heruntergerollt und habe
sich nicht mehr halten können.' ebd. .Solche Leute
[unvorsichtige Politiker] mahnen mich gar oft an
solche, die Blindekuh spielen, und denen man Wespern
beizt; die doopen nun mit ihren ungeschickten Hän-
den hier in eine der Wespern, dort in eine.' ebd.
Beim Kartenspiel einem die verhängnissvolle Karte,
z.B. den Schwarzpeter, in die Hände spielen BSumisw.
Eim es Meitschi b., Einen ohne dessen Vorwissen mit
einem Mädchen zsbriugen, um eine Heirat zu stiften
BStdt. In BTh. war es bis Anf. XIX. Brauch, am
Hirsmontag bei Einbruch der Nacht den Schülern
irgendwo einen Leckerbissen zu verbergen, den sie
dann suchen mussten. Sic traten in den Hausflur mit
den Worten: Heit-er-mer Öppis gibeizt, gibeizt? Mit
Acc. des Ergebnisses: De" Bftr hei Angst übercha".
de'' ess-ne" hüt z' ril Chüechli weg, und drum denkt er,
er welli dem zuvor cho", er well-cm nes gnets Funda-
ment für si" Melti"ger - Durst b., damit tt' Ghüechli-
schnitte" vor-em sicherer sigi". JHofst. 1865. — c) mit
Verblassen der urspr. Hauptvorstellung als gewähl-
terer Ausdruck für zurecht legen, zurecht machen
übh. B. ,[Die Wirtin] beizte Pantoffeln den Herren
ins Nachttischli.' Gotth. .Man gab den Bettlern Geld,
wenn schon der Kuchischaft voll Sachen war, die kein
Mensch mehr anrührte, die den Schweinen 'beizt
waren.' ebd. ,1m ersten Hause, für welches es seine
schönsten Erdbeeren gebeizt, war Niemand daheim.'
ebd. Der Unkle" [Pfarrer] het sine" Bure" e" recht
e" schöni [Predigt] 'beizt g'ha". Bari 1883. — 3. (beim
Holzspalten, Schindelnmachen, beim Stemmen von
Fugen oder Zapfenlöchern, beim Behauen oder Bre-
chen von Steinen) mit einem Instrument den Probe-
schnitt oder Probestich vorzeichnen ApH., K., M. ;
L (Ineichen); ZDättl. ,Das Zwingeisen (ein rundes
Messer) in die hölzerne Wasserröhre treiben, damit
die Zwinge besser einschlage' Ar; L. Dö tbm-mer
g'ad e" chli" bäze", sagt etwa, wenn mit dem Hobel
durch einen ,Ast' hindurch eine Fuge gemacht werden
soll, der Zimmermann, indem er an der Aststelle mit
dem Stemmeisen die Fugenränder vorzeichnet, damit
diese nicht beim Hobeln in Folge des hartem Ma-
terials ungenau werden ApWald. — 4. wie nhd., mit
scharfer Flüssigkeit behandeln, allg. ,B., inficere.'
Mal. a) im eig. S. a) mit übj. Tierfelle, -bälge b„
in der Gerberei Ap; B; F; Gl; Gr; G; Th. Vom
Schuster, Leder mit Vitriol behandeln GFlums. Ku-
pfergeschirr vor dem Verzinnen zur Reinigung in eine
Salpetersäurelösung legen Z. Holz 6., imprägnieren,
sei es zum Schutz gegen Fäulniss, sei es, um ihm
eine bestimmte Färbung zu geben Aa; B; Gl; Gr;
Th; D; Z. Holz rät, gel" b. ,Das Holz schwarz zu
beüzen zu dem Tabernacell Gl. 9.' 1798,-NDwDallen-
wyl Baurechnung. Buchenschwämme b.. um Zunder
daraus zu erhalten ApWald. De" Same" b., Saatgut
in eine Vitriollösung legen, um den Brand zu ver-
hüten B; F; Th; Z. Fleisch b. Aa; Ap; Bs; F; Gr;
L; G; Th; Uw; U; W; Z. .Gebeizte Schunken.' Hoch-
zeit 1748. Von Kräutern. , Beize [die Kräuter] in
branten win, wol vermacht.' Zg Arzneib. 1588. ,Süde
oder beize sy in win, gibs zuo allen zitten zuo trin-
ken.' ebd. .Die selbigen Kreuter schneid klein und
subtyl und stoss sie in einem rotunden aussgehölten
Stein oder Mörser mit dem 10. Teil gemeines Salzes
und fermentiers oder beiz es in einem Circuliergefess
oder in einem blinden Helm, das ist, der kein Schnabel
habe, in Rossmist einen ganzen Monat lang.' JRLan-
denb. 1608. Baumfrüchte oder deren Abfälle b., zur
Branntweinbereitung B; vgl. Beizi-Fass (Bd I 1052),
Beiz-Trog. ,Das kaat, daruss der lyb des menschen
gemacht ist, [hat] flyssiger raüessen gebeizt und ge-
beert werden und dermass geweichet, das daruss weder
klawen, noch scharpfe krumme zän, noch schüepen,
noch ysene herte hut zuo ungehorsame und gwalt
erwuochsind.' LJud 1530. — ß) intr., die Ingredienzien
zu Arzneien ,b. lassen.' ,Nimm nussöl, rosöl, den saft
1983
Baz, bez. hiz, boz, buz
1984
von zweien fulen öpflen, ein eiertoder, lass mit ein-
anderen b. an der sunnen oder an einer warmen stat.'
Zg Arzneib. 1588. ,Wyss dyptam, eichen mistel, poonia
würz, rnachs zuo bult'er, michsts [mische es] under
wasser, lass b., gibs [dem Kranken] morgens und
obents.' ebd. ,Las es [Meerrettig und Honig] 7 Tag
b.' XVIII., Z Kochb. — b) uneig., mit Acc. P. Mürbe
machen, erweichen L (Ineichen). ,So wöllent ihr mir
helfen auch by diseiu König, jungen Gauch, mit ewerni
Gift ihn dermoss b., grimmig ihn an die Juden reizen',
Lucifer zu den Furien. GGotth. 1619. — 5. von Kühen,
a) vom Ausscheiden von Flüssigkeit durch die Scheide
kurz vor dem Kalben, in der Brunst Gl; ZO. Syn.
flussen. Si tuet b. — b) den Gebärmuttervorfall („Aa"
F., Ke., Leer., Suhrent. ; ApWald; SchwE.; Th; „Z"0.,
S.) oder Scheidevorfall („Aa;" ApH., K. (selten) ; B
(selten); Gl; „Z") haben, daran leiden; vgl. Beizerin
und das Syn. birchen (Sp. 1538). „Bes. der Vorfall
der Mutterscheide, welcher sich manchmal einige Zeit
vor der Geburt einstellt." D' Ghue beizt so starch,
dass-me" chönnt abschnide" Ap (TTobler). ,Beim Vor-
fall der Gebärmutter und der Mutterscheide (dem sog.
Äugen oder B.) gilt die selbe Währzeit von 15 Tagen,
von der Erscheinung der Krankheit an gerechnet,
wenn die Kuh nicht inner dieser Zeit gekalbert hat.'
ApA. Verf. 1854. ,Als Honst- Mängel gelten beim Rind;
Abzehrung, Lungenseuche, auch, obwohl nicht gesetz-
lich, Bot, We und B.; verheimlicht machen sie den
Kauf ungültig' ÄALeer. (Hunz.). — 6. von Kindern,
denen, wenn sie am Tisch auf Nahrung warten, der
Mund wässert Z (Schneebeli). — 7. einen Schularrest
absitzen AAAar.; B; vgl. Beizi 5. — 8. a) lange mit
etwas Unangenehmem (einer Wunde, einem Leiden)
zu schaffen haben. Syn. beieren I 2 (Sp. 900). Er hat
müesse" bäze", musste auf die Heilung eines körper-
lichen Schadens viel Zeit und Mühe und verschiedene
Mittel verwenden ScHHa. Ieh ha" mängi Wache" z' b.
g'ha" dra", an der Krankheit Bs (Seiler). — b) sich
gewaltig anstrengen, abmühen GrI).. Glar., L., Pr., S.,
Scuolms, Spl., Valz., UVatz; W (mit der Nbvorstellung
des Erfolglosen). Ich han grüsam gebeizt GrD. Ich
ha"-mich rilmäl erstelle" müesse", so gebeizt han-ich,
z. B. beim Überschreiten eines Passes, ebd. Mer hend
auek gebeizt, bis-mer en [den gewaltigen Stein] usser
'brunge" heind GiiValz. Mit an: Ich han a" der Burdi
erschröckelich gebeizt, habe schwer daran zu schleppen
gehabt Gr. — c) tr., mühsam schleppen GRSchiers.
Bid Weg han-ich schwär Züffe" [Bündel] 'beizt. Scbwzd.
— Ptc. adj. ge-beizt, peizt: a.) = hart-beiss 3 a a. (Sp.
1682) Gr (Tsch.). — b) 'beizter Sehne", dicht liegen-
der, glatter Schnee, auf dem sich unter dem Einfluss
kalter Winde eine Kruste gebildet hat, die einen Dar-
überschreitenden wohl zu tragen vermag GrV. Auch
unpers.: es ist 'beizt. — c) 'beizts Wasser, Absud von
sauren Apfelschnitzen, oft von Holzäpfeln, früher im
Sommer als Ersatz für Most getrunken ZSternenberg.
Syn. Beizi-Wasser. — hert-(ge-)beizt: = dem Vor. a
ÜRHe., Klost. Hertpeizti bin-ich tue" a's g'nues g'si" i"
mintr Jüngi, de"" bim Fredje" han-icl' mengi Fert üs-
'beizl für d's Schloss [die Talschaft vor der Klus] und
mengi au,h i"her. Schwzd. (GRSchiers).
Amhd. beißen, beizen in Bed. 1 und 4; vgl. auch beisaen
(Sp. 1682). Eig. Caus. zu bissen, also mit der Grundbed.
,beissen maeben, lassen', worauf, mit Verblassuug bzw. Ver-
schiebung des urspr. Objektsverhaltnisses, unsere Bedd. 1 — 4
beruhen. Zu 2 spec. vgl. aisl. beita, ags. bätjan, engl, to bait,
mit einem Köder versehen, ködern; zu 3 nihd. beißel, mnd.
betet m., Meissel, Stichel. l*ie Bedd. 5 — S küuneu sich aus
1 entwickelt haben ; doch Hesse sich auch an ein zu Grunde
liegendes intr. Denominativ zu ahd. beiza, Beizung (= in der
Beizung sich befinden) denken ; vgl. Beizi, Für BSi. wird
in Bed. 2 bi2zen, in Bed. 4 beize" angegeben, wodurch die
Letztere sich als junge Entlehnung zu erkennen gibt. In
ApK. gilt nach TTobler täte* in Bed. 5 b, baze" in Bed. 3.
Mit 4 berührt sich der Bed. nach bicken 7 (Sp. 1119).
ab-beize": rem. sich abplagen mit, bei Etwas
GrD.. L., Luz., Pr., Rh., UVatz. Sich furchtbar, z' Tod
a. B'hüet-is der Tüsig Gott, fta«-»**-n»"* abgebeizt!
beim Kalben einer Kuh GrD. Mit der Tanne" chön-
nend-er-i [euch] noch ei"s a. Gr (Tsch.). — umme11-
(ummer- GRPr.) : 1. sich mühsam umherschleppen, sich
abplagen GRPr. Jetz muess der arem abg'icerhet
Storri, der hofeli'1' noch ab Tatsch chunnd, in de"
Wald und Töbel fast um Nüd ummerbeize". Schwzd
S. noch itmmer-kumfojen (Bd III 304). — 2. tr., sich
mit Etwas mühsam schleppen. So von Speisen: sie
mit Mühe warm zu halten suchen, vor dem Genüsse
lange herumschleppen, wieder aufwärmen ScHHa., St.
Schwächliche Leute mühsam verpflegen ScHSt. (Sul-
ger). — i"-: 1. a) = beizen 4 a. Fleisch i., in Salz und
Essig einlegen Aa; Ap; B; GrV. (selten); Scb; Th;
Ndw; U; W; Z; auch von Gemüsen ScHHa. Obst
(bzw. die Abfälle davon) i., zur Branntweinbereitung
in Fässer schlagen Aa; B; SG. ,Es faulte eine un-
endliche Menge Obst. Man suchte einzuheizen; dazu
hatte man aber zu wenig Geschirr.' Gotth. Vgl. In-
beiz-Fass (Bd I 1052). Scherzh. von Personen. ,Den
wollte ich einbeizen 100 oder 200 Jahre in ein Bäzi-
fass und ihn dann erst hervornehmen und luegen, ob
er noch stinke.' Gotth. — b) d' Wasch i., vor dem
Plätten leicht mit Wasser besprengen Sch ; Z. Scherz-
haft: Mer sind recht i'^beizt worde", von einem Regen-
schauer durchnässt worden ZZoll. — 2. d's Heu" uf
den Stall inb., mit Mühe eintragen GrA. — er-: 1. ver-
stärktes beizen 4 a ß. ,Dise stuck leg in essich und
lass sy wol darinn e.' Vogelb. 1557. .Lasset es [die
Kräuter und Säfte] uf 24 Stund zusamen e., nachgents
sigets durch ein lynin Tuch.' 1710, ZZoll. Arzneib.
— 2. tr., Etwas mit Mühe und Anstrengung zu Stande
bringen GrD., Pr. — üs-: tr., Etwas mit Mühe (aus
einem Tale) hinausschleppen GRSchiers; s. noch hert-
gebeizt. — use"-: mitDat.P., Einen austreiben S. Dem
Rumpel- und Chlopfgeist hätt-me" scho" langisch seilen
it. Hätt-me" zur rechte" ZU d' Ghapeziner b'stellt, die
hätten-e" mit Wasser use"tribe", de"" stienge" eusi Hüser
noch. BWyss 1885. — vor-: beim Holzspaltcn mit der
Axt in den Block eine Ritze machen, worein dann der
Keil gesteckt wird ZZoll. Vgl. beizen 3. — füre"-:
hervorlocken, -zwingen Ndw. Ich han-em 's fire"'beizt.
— zuehi"-: zuschleppen GRSchiers. Wasser z.
Schwzd. ■ — zer-: refi. = sich ab-b. .Manches Tages
zerbeizen sie [die Ruttner und die Ruttnerochsen] sich
schier auf den Tod im Durchbruch [des Schnees auf
Bergstrassen] und hilft doch nichts, weil der Wind
ihre Arbeit wieder zufüllet und verweht.' Sererh. 1742.
Beizer m. : 1. ,B., infector, offector.' Mal. —
2. gebrechlicher Mensch ScnSt. (Sulger).
Beizeri" f.: Kuh, die an chronischem Vorfall der
Mutterscheide leidet „Aa;" ApH., K. (selten); „Z"0., S.
Vgl. beizen 5 b.
19S5
Baz, bez. biz, boz, buz
1986
Beizete" f.: Geschlepp mit einer Sache ScnSt.
(Sulger).
Beizi (PI. Beizenef) f.: 1. a) Lockspeise für Wild
B; Gl; L; SchwMuo. ; üwE.; U; \V ; Z. D' Beizi (Gl),
e" Beizi (U; W) lege". Der Fux ist nit uf d' Bi'ei
g'gangc" KSi. Sprw.: Wa die B. ist, ziehn-schich d'
Fichsch [Füchse] zue W. RA.: Atzet uf die B. laufen,
beständig einer Liebschaft nachgehen W; Syn. uf de"
Strich gä". Bildl. : .Stämpfli versucht, das Bernervolk
zweimal im gleichen Loch zu fangen, nur mit einer
andern Beize am Spiess.' Gotth. Früher auch in der
Fischerei. Das Fischen mit der Schnur war wie früher
frei, aber das Anhängen von ,Beize' und .andere ge-
fährliche Künste' wurden verboten. 1592, BTh.Fischer-
ordn. — b) persönl., schäm- und zuchtloses Weibs-
bild L; SchwNuoI.; UwE.; Zg (St.b). E" wüesti alti B.
— c) Falle: Das ist e" süberi B., eine schändliche
Falle FKerzers. — 2. wie nhd. Beize Aa; B; FMu. ;
G; SchwMuo.; Th; Ndw; U; Z. Fleisch i" d' B. lege",
i" der B. ha" Aa; Z. Öpfel i" d' B. lege", tue", zur
Branntweinbereitung B; FMu. — 3. flüssiger Dünger
ZDättl. — 4. bei Kühen, Ziegen, Schafen, schleimiger
Ausfluss aus der Mutterscheide, z. B. in der Brunst-
zeit, nach dem Werfen GFlums, Ms. Nachgeburt bei
Kühen Gl; Syn. Süberi. — 5. anschliessend an 2 in
übertr. S. von menschlichen Zuständen. Eim e" B.
mache" (Bs; S), a"richte" (AAKästal; FKerz.), eine Un-
annehmlichkeit bereiten, a) bes. von Krankheitszu-
ständen. I" der B. sj", ligge", das Bett hüten müssen
AAZein.; BsL.; S. ,Oft waren alle beide Eheleute in
der Beize und etwa noch ein Kind dazu.' Breitenst.
Die zwe Tag, wo-n-er noch muess i" der B. ligge"
[nämlich in der Augenklinik], dunhen-e" schier gar e"
halbi Ebigkeit. Schild. Us der B. si", vom Kranken-
lager aufgestanden sein S. Am erste" Chind het 's
Bäbi z'eh" Wache" müesse" im Bett Mibe", und chüm
isch d' Frau us der B. g'si", isch 's Chind ehranl;
u-orde". Joach. E" herti B. ha", eine langwierige,
schwere Krankheit durchzumachen haben AAKästal.
D' B. ha" 1) ohne eigentlich krank zu sein physisch
abnehmen. 2) von einem epidemischen Unwohlsein
befallen sein GrL. D's Äni, die Tüsigs Däsche", het
die tüflisch B. [Influenza]. Leichte Krankheit GrL.,
UVatz. — b) mit anderer Specialisierung. I" der B.
si" 1) im Examen sich befinden, sich darauf vorbe-
reiten Bs. — 2) von einer Strafuntersuchung L. Er
ist i" der B., auch si hend-en i" der B. — 3) in grosser
ökonomischer Verlegenheit sein, von Schulden gedrückt
werden Sch (Kirchh.). Vom Schularrest AAAar., Käst.,
L. ; B. Hest B. g'ha"? fragt die Mutter das Kind, das
zu spät aus der Schule kommt AAKäst. - c) grosse
Mühe, Anstrengung GRChur, D., Glar., Pr., Sch., Trimm.
E" (mächtigi) B. ha", sich (gewaltig) zu schaffen ma-
chen müssen mit Etwas. Esse"d und triche"d, mini
liebe" Lüt, er heid d's angstligen Tüfelsch en B. g'han
mid miner Mueter selig, sagte ein Schanfigger mit un-
beabsichtigter Zweideutigkeit zu den Gästen, welche
den Sarg über die steilen Gebirgswege getragen hatten.
— d) d' B. ha" mitenand, von auffallend freundschaft-
lichem und emsigem Verkehr eines Jünglings und
eines Mädchens, zweier Familien GrLuz.
Von ahd. beiza ist unser W. durch die Bildung unter-
schieden, indem es eine sekundäre Abi. von beizen darstellt
(= ahd. 'beizt); z.T. mag junge Suffixübertragung im Spiele
sein. Bed, 1 a ist auch nhd. ; zu 1 a und b bietet Lueder
Schweiz. Idiotikon IV.
(Bd III 1104) eine genauo Parallele. Zu 5 vgl. auch Schill.
I* 288. ,ln der B., ob der B.', Lokalname ZAltst.
Vogel-. ,Küng Thietrich reit ufgejegt und v.' Vad.
,Er fand Heinrichen [den Vogler] uf der Vogelbeize.'
JJRüeger 1606. - Wind-: heftige Erkältung GrI,.
hert-beizig: a) eig., von Gegenständen, die sich
schwer beizen lassen SchwE. — b) uneig., von schwer
zu bearbeitendem und zu düngendem Land; von Vidi .
das der guten Nahrung zum Trotz nicht fett werden
will; von Menschen, einer bessern Überzeugung schwer
zugänglich, ebd. Eine [ein Bauer] ist fri alte und h.
MLlEN. — Vgl. (hert-)ge-beizt.
beizne": = beizen 5 a GFlums, Ms.
Benz m.: Katzenname Aa (Hürbin).
Pitz m., Dim. Pitzji: ,canto, angolo' PA1. (Giord.).
— Vgl. piz, ,punta.' Val Tellina bei Monti, Voc. di Conio.
Bitz I m.: 1. = Biss IIa (Sp. 1693). ,Lass nitt ir
[meiner Söhne] bluot in siner hitz durch Adams b.
uff sundens art gezwiget.' Kessl. S. noch Chratz II
(Bd III 928). Vgl. auch Bitz- Würz. — 2. Beigeschmack
BO.; FJ. ; LE.; W; bes. von dem scharfen Beige-
schmack, den man von dem Käse fordert. En B. ha"
(.einen B. haben oder führen' BR.) 1) mit Sach-Subj.
Es het en B., einen (ungehörigen) Beigeschmack. En
B. ha" wie en sürer Öpfel. Der Chas hat en guete" B.,
„einen lieblich scharfen Geschmack." D' Chrüdsuppe"
het e" z' starche" B., si isch riäzi FJ. — 2) mit per-
sönlichem Subj. Ich han en schlechte" B., die Speisen
schmecken mir nicht BHa. Der B. ni" 1) mit Dat. S.,
(einer Flüssigkeit) den Beigeschmack nehmen, ihren
Geschmack verbessern. — 2) mit Dat. P., uneig.,
Jmdm die Lust benehmen zu Etwas, Etwas verleiden.
Wan du der Tüfel ist i" d' Dörfer cho", du het 's im
du-n-der B. g'rad inest g'no". Schwzd. (BSi.). —
3. = Biss 12 (Sp. 1686), in der Verbindung Bugg oder
B. Bs. — 4. .Trotz, Neid. Etwas aus B. tun, nur
zum Trotze, dass man Recht haben will; nur zum B.,
einem Andern nur zu Leide' Bs (Spreng).
Zu 2. Vgl. zur Bedeutungsentwickiung Ade (Bd I 163),
Hie, Hieb (Bd II 856. 945).
Ab-: unangenehmer Beigeschmack „BSi.; LE.;" W.
Affen-: Familienn. .Uolrich A.' 1389, B Tellb.
Vgl. die Familienn. Tübel-Beiss (Sp. 1680), Hund-ßiss
(Sp. 1694).
An-: „Beigeschmack BO.; LE." ,Ein guter Ge-
schmack beim Anbeissen wie beim Wein das Aroma'
BO. (Zyro). — Fass-: Beigeschmack des Weins, der
davon herrührt, dass das Fass schimmelig ist oder
vorher schlechten Wein enthielt W. — Holz-: Bei-
geschmack, den der Wein in neuen Fässern bekommt
W. Vgl. hölzelen (Bd II 1266).
Nach-: fortgesetzter Zank; in der Verbindung
,kib und n.', Zank über Zank. Da nun dieses Ge-
schäft [die Zurückführung der Rottweiler Verbannten]
seit langer Zeit auf allen Tagen verhandelt, die Voll-
ziehung der Beschlüsse aber von Zürich und Glarus
gehindert worden ist und sich hiedurch die Sache also
geschwellt hat; da jedoch die biderben Leute von
[Rott-] Wyl bei solchem ,kib und n.' zu Grunde ge-
richtet würden. 1530, Absch. IV I b 844. - Vgl. ,nach-
beissen, mordendo persequi' hei Gr. WB.
Tüfels-: ein Heilkraut. ,Morsus dyabuli, düfels-
bitz.' XV., ScHwArzneib. — Vgl. T.-Ab-beis» (Sp. 1680),
-6i»s (Sp. 1694).
125
1987
Baz, bez, biz, boz. buz
1988
bitze lacht ZDättl.,Kn.,Zoll., „bitzelachtig" ,L;Zg'
1t St.b; Z, bitzelecht Aa; Bs; LG.; UwE.; U; Zllln.,
bitzelechtig Bs, bitz(e)lochtig BO. (Zyro): 1. a) zwi-
schen süss und sauer die richtige Mitte haltend, an-
genehm säuerlich Bs; BO.; „LE.," G.; UwE.; U; Z.
Bes. vom Geschmack der Äpfel Bs; „BO.; LE.;" Z.
.Von schönen grossen granatöpflen ettlich siess, ett-
lich bitzenlechtig, wenig säur.- 1554, FPlatter. ,Vor
1 Tansen bizelachtige Äpfel.' 1792. Z Haushaltungsb.
Auch von andern Früchten, Kräutern, Speisen usw.
,Byren sind guot mit einem saurlächten oder bitz-
lächtigen mangen, acidulo sapore iucunda pyra.' Fris. ;
Mal. .Etliche säur bitzelechte, rässe kräuter.' Tierb.
1563. E" bitzelechti Speis, es bitzelechts Trank UwE.
„Eine bitzelachtige Brühe." ,Die Brühen muss ein
wenig bitzellächtig sein: tu ein wenig Essich daran.'
XV11L, Z Kochb. Adv. : , Ein brüelein über kappunen
soll fein bitzläeht süess sein.' 1592, Bs Kochb. Un-
eig. : Viele der auf die Zünfte gedichteten Epigramme
.sind nicht gar zu süsse, manche bitzelächtig gar.' Fumi-
lingsblatter 1852. — b) blöde, vom Wein Aa. —
2. übertr., vom Klima. ,Es ist halt überall in jedem
Land ein andrer Fall: Kalt zum Verstablen ist 's im
Norden. Im Süden Eim die Hitz verzehrt. Hier ist es
bizelecht zu nennen.' RKelterborn 1874 (Bs).
bitzelecht(e)le": „weder ganz sauer noch ganz
süss schmecken."
bitzele" I: einen schwachen Essigstich haben Z
(Spillmann).
bitzelet: prickelnd. ,Vinum vetustate edentulum.
der nit mer b. oder stark ist, sein kraft verloren,
alter wein.' Fris. ,Ein rauche liebligkeit oder gräz
und b., suavitas austera.' Mal. ,Der Wein wird süss
und b.' JRLandenb. 1608. Hieher: bitzkti Milch, ge-
ronnene B (Zyro).
bitzelig: = bitzelacht 1 Z. D' Spitzteisiker [eine
Apfelsorte] sind b.
bitze" I: einen Essigstich haben Z (Spillmann).
De'' Most bitzt.
hitzig: 1. vom Geschmack, „scharf schneidend
auf der Zunge"; z.B. von Schnaps BO. Auch von
schneidender Kälte, ebd. — 2. „zum Stechen geneigt.
z.B. von Bienen: Sie sind heut b. BO." — 3. reizbar,
empfindlich, streitsüchtig, neidisch, von Menschen und
Tieren „BO.," Si. - Vgl. bissig, büiig (Sp. 1693. 6).
bitzle": 1. prickeln Aa (Roehh.). Vgl.: ,Wie der
saurbrunn zu Göppingen, so man darauss trinkt, so
bitzelt und zippert er ein wenig im mund, aber es
ist gleich nüt me dehinder und sehmackt als wasser.'
Geiler von Kaisersberg. — 2. vom beissenden Schmerz
einer mit einer scharfen Arznei behandelten Wunde:
,Es bitzelt von erst enklein in der wund.- XV., Schw
Arzneib.
Bitz II, Bitze" m. — Dira. Bitz(e)li, Bitzi I usw.:
1. Bitz B; Gr; L; Zg, Dim. Bitzli ÄALeer.; B; Zg,
abgebissenes Stück. Bissen. E" B. Brot Gr; L; Zi;
(St.b). Mariz [.Mauritius], u-i't au'h (noch) e" B.Y
scherzh. Einladung mitzuhalten L. ,Sie sagten, es
were in dem vierzehenden jare, das brüeder Niclaus
nit geessen hett, denn uff einmal durch gehorsami
bewegt mit dem wichbischoff von Costenz, do er allda
die cappel wichte, allein try bitz und mundfol mit
gesegnotem win genommen.' 1482, AvBonstetten (Leben
des Bruders Klaus); dazu: ,Uf das gebot im der bi-
schof bi christlicher ghorsame, dri bitz brots ze essen
und ein trunk wins ze trinken. Begert bruoder Claus
den einen bitz in drig ze brechen; deren nam er einen
und noss den mit beschwerd.' Ansb.; ferner: ,Ässend
die dry Bitz Brot! . . . Doch [Klaus] macht auss einem
Bitzen dry.' JMahl. 1674. ,HsSchmid hat noch im
hals ein bitz vom häsin käs, den er Zürich gwann
[an der Disputation von 1523].' UEckst. 1525. .Ja.
so es umb fleischlichs war, äsind zwen, dry tag nit
ein bitz.' ebd. .Nieman gab mir ein bitzen brot.'
JBinder 1535. ,1m hus hau ich kein bitzen brot, kein
fleisch, kein schmalz.' Ri:ep 1540. ,Nun setzend euch
zum Tisch jetz bhend, ein Bitz und Trunk wir nem-
nien wend.' GGotth. 1619. ,Gan in die lär Statt hin-
sitzen, do uns nit wuchs ein einzger Bitzen.' Myricaüs
1630. .Kein Dienstli tat man eim, kein Trit, kein
Bitzli Späck gab man eim nit.' JMahl. 1674. Mit
Ailj. En fätter Bitz, ein fader Bissen BHa. En gueter
B. B, es guets Bitzli ÄALeer.; B; Zg, ein leckerer
Bissen. Er isst gern es guets (oder guetij Bitzli Aa
Leer.; B, er g'chennt die guete" Bitz(li) B, ist ein
Feinschmecker. Me" g's'eht im 's a", dass er noeh alben
einisch zum-ene" guete" B. chunt, er sieht wohlgenährt
aus B (Zyro). ,Der gueten bitz manglen.' UEckst.
1525. , Guete bitzlin frässen, catillare.' Mal. .Stets
bym wyn by einanderen sassen, guet bitzle, schleckle
frassen.' RSchmid 1579. ,Ich iss lieber ein gueten
Bitz als eben sur Holzäpfelschnitz.' 1733, L Spiel.
Scherzh.: e" guete'' B., ein Mädchen mit Vermögen
BO. (Zyro). ,Ein süesses bitzlin', von einem Mädchen.
VBoltz 1551. .Das Volk isst auch nicht täglich künst-
liche Bitzli vom Zuckerbäcker.' Zg Kai. Elsener 1856.
S. noch Mutten IV (Sp. 578). — 2. verallg. a) Bit:
BO. (PI. Bitze" BSi.); FJ.; UReusst., Urs.; W, Dim.
Bitzli BHk., Si., Bitzi BHk., 0. lt Zyro; U, Bitzji W,
kleines Stück übh. — b) Bitz (PI. Bitz B lt Zyro,
Bitze" BE.; S; Uw) Aa; B; L; S; Uw, Bitze" Aa;Bs
lt Spreng; BO. lt Zyro, Dim. Bitzli Aa; BHk., E.;
UwE., Bitzeli BSi. : (grosses) Stück. Syn. Stuck. ,Der
Bitzen, offa' Bs (Spreng). An eim Bitz, an einem
Stück B; S. ,'/a Käs kaufen, Alles an einem B.'
E" Madratze" mit drei Bitze", Teilstücken BStdt.
Z' chllne" Bitzelene" zergangen, in kleine Stückchen
zerfahren BSi. Er hat si" Bock, de" Brief z' chliue"
Bitzlene" zerfetzt BHk. ,Minutia, morsiuncula. ein
stückle oder bitzle.' Fris.; Mal. S. noch Donner-Gueg
(Bd H 163). a) bes. von festen Nahrungsmitteln. Ein
derbes Stück (Brot, Käse, Fleisch) Aa; BU.; S; Syn.
s. u. Flänten (Bd I 1204). Ne halbi Flasche" Wi" und
zwe Bitze" Brot und e" Vierli"g Hamme"schnitz. JRein-
hart 1901. Dö si" am-ene" Sunntig Bitze" Speck üf-
'treit worde". BWyss 1863. Er haut du ab-eme" schöne"
Chäs es ganzes Viertelt, nimmt de" B. i" d' Buese".
ebd. Scherzhaft: e" B. (z. B. Brot) für ne" Hund z'
Tod z' schlah" BU. Gelegentlich in prägn. S.: ein
schönes saftiges Stück Fleisch, etwa von oder zu
einem Braten B. En schöner, grosse B. Aa; L; S; Uw.
Gross Bitzen abhaive" UwKerns. En feisser, guete
B. [Fleisch] ÄALeer., L.; B; übertr., z.B. von einer
»uteri Partie, einer Erbschaft, 's hält halt Iedu'edi
>ii m de" feisser B. g'ha". FOschwald 1900. Es stifs
Bitzli B. Es sind noeh sibe" Bitzli Chds und öppe"
acht oder zeh" Bitzli Fleisch [übrig geblieben], nach
einem Essen AAKäst. .Nim vor ab einem Stirenzän
| Ziemer] drü Bitzli, gibs der Ku in, so wird si stirig.'
1989
Baz, bez, biz, boz, bnz
1990
BSi. Arzneib. Spec. Bitzeli, Brotschnittchen zu Suppe
U; Syn. Schnefeli. — ß) von andern Stoffen. E" Bitz
Seife", Holz, Isc" B; S. Herst isch-er g'lege" wie ne"
Bit; Holz. JReinhart 1901. ,Häasig sagte Sami zu
den Männern, die Hand anlegen wollten, ihn von der
Stelle zu bringen, sie sollten doch Verstand haben,
er sei kein Bitz Holz.' voxAlmen 1897. Wie-n-e" Bitz
Ise", von unverwüstlicher Kraft BL. E" B. Tuech B;
Ndw. Gross Bitzen Ämd Ndw. Von Geld: Die Erben
bekamen e" schone" B. Gelt L (Schürmann). Von
einem Erbanteil: Dädi, gib-mer d's Bitzli, was-mer
kert, Übers, von Luc. 15, 12. Dial. (UUrs.). — y) von
Personen. E" guete'' [gutherziger], schüderhafte'' Bitz
Manisch BBe., E. Das Chimi ist e" grosse B. worde"
B. — 8) „ Abschnitt, z. B. eines Musikstückes. Wtnn-
ich-der e" Bitz blästi and sang (ein Stück bliese oder
sänge), ir würdi"t lose"." — e) von Grundstücken.
E"B. Land, Garte", Wald BO., R.; Ndw. Ei» B.
natu [uach dem] angere" verchaufe" si d'rab, von ihrem
Bauernhof. B Wochenbl. 1847. — Q von Wegstrecken.
E" B. Weg BBe., R. 's isch fin e" Bitz [ein gutes
Stück Weges] ro" Bern uf <*e" Gurte" B. Es isch, geit
noch en orde"liehe" Bitz, eine ziemliche Strecke BO.
Chumm e" Bitz mit-mer! Ndw. Gross Bitze", adv.
Acc. ebd. — vj) von der Zeit, Weile, Weilchen BSi.
,Bitz, momentum, punctum temporis.' Id. B. Es glt
noch em Bitz, dauert noch eine Weile BO. Ime"
Betzeli [in Kurzem] chomm-ich nohe" Ap. — c) in
formelhaften Verbindungen und RAA. a) ra" Bitz
zue Bitz (z. B. üben), von Stunde zu Stunde (abnehmen)
W. — ß) (Alls) bi (bim, bi me") Bitz(e"), bi Bit. und
(bi) Fetz (Brösme", Sprät) s. Sp. 903. D' Palause"
hend-isch de" Chabis bi B. g'fresse" GßSeewis. Der
Chli" het sl"s Güetli bim Bitze" verluederet, Übers, von
Luc. 15, 14. Dial. (LE.). Aus bi B. choifen müessen
BHa. Die Luft hed d's Heu" bi Bitz und bi Sprät
e"icegg getrage" GüJenaz. — f) Chritz and B., Alles;
s. Bd III 935. — 6) Er muess ['s] hinger und vor am B.
ne" und i" der Mitti auch noeh iifhelfe", muss bei einer
Arbeit überall dabei sein. Schild (S). — e) den Gegner
,über den kurzen Bitzen nehmen', ihn quer anf seine
Knie heben, dann mit der rechten Hand den Griff
fahren lassen, ihn beim Genick fassen und so auf den
Boden drücken B (Schwingersprache). — £) ,Es ist
nur um den Bitzen zu tun, de praerogativa lis superest.'
Mey., Hort. .Einem den bitz angewinnen', einen Vor-
teil über ihn erlangen. Ein Freiämtler hat .allerlei
ungeschickter, anreiziger Worten gebrucht: si syen
uns vor der stadt gelegen und haben uns den bitz
angewunnen, dass in die sprüch [die Waldmannschen
Spruchbriefe] ein artikel kommen, der vor nie gewesen
sye.' 1508, Z Ratsman. ,üen B. haben, behalten, be-
heben', seinen Anspruch durchsetzen. ,Potz, ich will
den bitzen bhan und hüt nit schwören: morn will ich
tuon, was ich soll', sagten die trotzigen Grüninger, als
sie 1490 den Huldigungseid schwören sollten. Müller,
Schwz.-Gesch. .Gregorius was mit etlichen mer in span
von wegen des papstuombs gelegen, und kant doch
so vil praktizirens, dass er zuletzt den bitz bhielt
und das papstuomb erobert.' Vad. .Die von Schwitz
giengend nit müessig, ob si den von Zürich den bitz
ahbehalten [den Vorteil abgewinnen] möchtend.' ebd.
,Die frommen lüt von Zürich und Glaris hieltend sich
[in dem Rechtshandel] redlich und behuobend den
bitzen, ouch das recht und alt harkomen der herschaft
Rintal.' ebd. .Wenn wir etwas bitten, das dem Inhalt
des Vatternnsers nit zuwider, da dörfen wir uns vor
Gott wol einstellen, sain wir gänzlich den Bitz und
er das Zicke haben müsse.' JJBreit. lülti. .Er will
den Bitzen haben, potior haberi vult.' Met., Hort.;
Denzl. 1 71o. .Hinein den Bitzen lassen', nachgeben.
.Die andern, so des papsts anhenger und Gwelf warend.
die woltend der gegenpart den bitz nit lassen.' Vad.
.Obglieh keiser Heinrich [V.] umb friden und ruowen
willen dem bapst gewichen was und im den bitz ge-
lassen hat mit schaden des rychs.' HBull., Tig. ,Die
böpst understuondeml den bitz in Apulia niemand zu
lassen, sonder in allein zu behalten.' ebd. .Einem
den Bitzen lassen, cedere alieui.' Mey., Hort.; Denzl.
1716. — 3. e(n) Bitz .ULengn., Z.; BHa., Si.; F (tw.
Bütz) ; GrA., Chur, I 'hurw., 1 >., L„ Pr., ObS., Spl. ; PAL ;
GRh.,Sa..OUzw.; oTb, Wig.; U; W, es Bitz GRUVatz;
GFlums (in der Verbindung e" chli"s Bitz), en Bitze"
ScH; Z, e(S) Bitz(e)li Aa; Ap; Bs; B; FJ.; GlH.; Gr;
L; GA., Bern., F., G., Stdt; Sch; SchwE.; S;Th;Ndw;
U; Z, es Bitzji GrD., Pr., Sch., Valz.; PAL, Gr.; W,
es Bitzi AaSuIz; BG.; GRPr., ObS.; L; PAL, es Bitschi
GrA., D., Pr., Sch., es Bitzigli AaWoIiL, es Bitzl-ggi
GRPr. : a) als allg. Bezeichnung einer geringen Quan-
tität, ganz wie nhd. ein Bisschen, ein wenig. Syn. e"
chlei", e" chli" (Bd III 652/3). a) alleinstehend (es Bitzeli
ZS.). Las' den Anderen au'h noch e" Bitzeli! Es Bitzeli,
was schadt's? und vil tarf-me" nüd (ZSellenb.), w'ege"
dem Bitzeli gibd 's jo e"ke"s Gitzeli (L), RAA., womit
man kleinere Fehler oder Schwächen als nichtig hinzu-
stellen, zu entschuldigen pflegt, 's isch-si (oder 's wär-
mer-si) auch der wert wege" dem Bitzeli! es lohnt sich
kaum der Mühe Bs; Th; Z. Ieh ha" nW das Bitz, und
er cergunnet nochte" GRUVatz. Verstärkt 1) durch
Doppelung: es Bitzi-Bitzi GRObS.; L, Bitzbitzeli Aa
Sulz, Bitzitzeli Bs. — 2) durch vortretende Adj. E(s)
einzigs Bitz(e)li GRHe.; ZO. E(s) chli"fs), chlises
Bitz(e)li Aa; Ap; B; GRHe.; L; S; Th; Z, e» chli"s
Bitz(li) GFlums, ein klein wenig. ,Und schick ich
E. W. ein klein bützlin von dem rechschlegel, E. W.
by dem appetit zu behalten.' 1581, FPlatter. Me"
g's'eht jedes Bitzeli [den kleinsten Flecken] a" dem
Bock, g'hort jedes Bitzeli [das leiseste Geräusch] i"
dem Hüs Bs; Th; Z. 's hinderst Bitzeli Ap; Th; Z.
Me" mues" 's h. B. z'sämme" ne", we""-me" will zu
Öppis cho" Th. Ich ha" 's h. B. verstände". — 3) durch
Zss. E" Herrgotts-Bitzeli ScHHa. — ß) vor Subst. (e"
oder es Bitzeli ZZoll.). E" Bitz, Bitz(e)li Brot, Fleisch,
Chns. Wir hei" numme" e" B. Bröd me im Spicher W.
Das Bits Milch GRUVatz. Es Bitz(e)li Wi", Schnaps.
Es Bitzli frischi Luft, Verstand. Vor subst. Pron. :
Er hat e" Bitzeli Öppis g'gesse", es hat e" B. Öppis
g'nützt Th; Z. — y) (im W auch nur bitz) als Grad-
bestimmung vor Adj. und Adv. E" Bitz, Bitz(e)li bös,
grob. Ond e" Betzeli teiss ond e" Betzeli schwarz ond
e" Betzeli fälsch: ond das ist ha/t min Schatz. Sang und
Klang 1899 (Ap). I'h bün nume" z' Nacht noch ge"" e"
Bütz u"rüeweger und ha" nit Schlaf, nach einer Krank-
heit. Schwzd. (F). Es Bitschi böschärtig lächle".
Schwzd. (GrPi'.J. Zigere"fisch ond was guet ist und
Schotten a" de" Zäne": wenn d' scho" e" Betsli höbscher
bist, most niene" söfel mäne". Ap Lied (TTobler). —
8) (im W auch bitz) bei Verben als Bestimmung des
Umfangs, Grades, der räumlichen oder zeitlichen Aus-
dehnung. E" Bitzli g'werbe", e" B. chrdmere", e" B.
10dl
Baz. bez, biz. boz, buz
1992
icerche", e" B. wirte", e" B. chüehandle", e" B. b'schisse",
e" B. fischen und chünnele", e" B. Stele", e" B. stündle" :
hilft Alles enand Z (Sprw.). Es Bitzli liebele", es B.
plöge"; es B. lierzhaft sl", es B. wöge"; es B. noch
suecho", es B. meine", es B. mach nit vil, nie" chönnt
doch meine"! cha"" B. g'förlig st" — drum hüetet-ech
esB.glV''! BWyss 1863 (Mahnung an ledige Bursche).
E" kll"s Bitzeli liebe", das ist jo ka" Sönd: das hed
der Herr Pfarrer uf dem Chänzli ve'chöndt. Sang und
Klang 1809 (ApK.). Tär-ich nöd e" Bitzeli, tär-ich nöd
e" chll", tär-ich nöd e" Bitzeli lustif si"? ebd. 's hat es
Bitz(e)li rf regnet. De muest d' Chugle" numme" es
Bitzeli rüere", nur sachte schieben. Gang e" Bitzli
uf d' Site". leh chummen es Bitzli mit -der, begleite
dich ein wenig. Stand noch es Bitzli bl-mer still ; wil 's
Sunntig isch, hesch wol der Wil L. S. auch beiten
(Sp. 1846). Oft als blosse Abschwächung des Begriffs
der Aussage; vgl. die ähnliche Verwendung des frz.
un peu. Ghumm, mer gönd es Bitzeli in'n Wald. Wir
wü [wollen] en Bütz ga" Plaffeie" uhi" F. Bes. in
Antworten. Weit-er ga" mäje"? Es Bitzeli B. Er sid
wider am Senne"? Ja, eso en Bitz. Scbwzd. (GrA.).
A (zu einem ihm Begegnenden) : Auch wider umg'chert?
B: Jö, nes Bitzli Bs. — b) zuweilen auch i. S. des
nhd. .ziemlich (viel).' Das ist e" Bitzeli vil, wenig,
's gät e" B. lang. Gew. in Verbindung mit Adj., Adv.,
auch in Zss.: E" guete'' Bitz Gr, e" guets Bitzli GT.,
es ordlichs Bitzi GrKIosI., fri e(n) Bitz BSi. ; GRSpl.,
ßn en Bitz BSi. (häufiger), Hell-Bitz (s. Bd II 1137).
Das nutzt e" guete" Bitz Gr. Er ist nuch ßn en Bitz
en grober, ziemlich grob BSi. Es giH der'sch fri em
Bitz [du kannst es leicht möglich machen], dich chon
ga" z' wärme". Schwzd. (BSi.). — 4. kei(n), kefnj Bitz
AaZ.; Bs(Breitenst.); B; Gr; GBern., Flums; Ndw; U;
W, Bitze" TriErm., Hw.; U; Z, kei"(s), ke"(s) Bitzfeßi
AAKäst.; Bs; GlH.; Gr; GFlums; Tb; Z, Bitzi Bs;
L, Bitzji W, nit es Bitz Gr (Tsch.), nid e" Bitz B
Burgd., verst. Negation : kein Bisschen, gar Nichts. Syn.
s. u. Flanchen (Bd I 1160). Er wurd Eim ke" Bitzeli
Freud gunne". Nit es Bitz Frist ha" Gr. 's hat ken
Bitze" g'nützt. Er tuet [arbeitet] fast ken Bitze". Dem
Bäbeli macht das alles ke" Bitz, es denkt jetz numen
a" Hubelfritz. JCOtt 1864. Hei"-si-der auch g'ge"?
Nid e" Bitz BBurgd. Verst. kefs) einzigs Bitzli Z,
kei"s Bitzli nit Gr. S. noch Gott (Bd II 520).
Etym. identisch mit Bitz I und hier nur aus äussern
Gründen davon getrennt; vgl. auch Bim I (Sp. 1093), Bissen I
(Sp. 1696). In der lebenden Spr. ist die Form Bitze" fast
ganz auf bestimmte Verbindungen eingeschränkt; s. bes. unter
3 und 4. Das hier vereinzelt auftretende neutrale Geschlecht
ist vom bedeutungsgleichen Dim. übertragen. Die verschie-
denen Bedd. lassen sich nicht durchweg strenge sondern.
Zu 4. Das syn. kei" Nucke" (Sp. 712) zeigt, dass man tw.
auch an Bitz I 2 anknüpfen könnte. Bemerkenswert ist die
begriffliche Berührung mit Biek .3 (Sp. 1116).
Öpfel-Bitzli: Äpfelschnitze B (Dan.). Syn. Ö.-
Stückli. — HSrd-öpfel-Bitzli: 1. Kartoffelschnitze
als Gericht, früher ein Hauptnahrungsmittel des Volkes
BsL.; B. Bau"i (H.-)B., Schnitze von rohen Kar-
toffeln, g'ivärmti, in Butter geröstete Schnitze von
gesottenen Kartoffeln B. Z' Mittag e" Suppe" und
öppe" H. und Schnitz oder aurh Knöpfli BsL. O, mir
hei" z' Äschi es herrlichs Mittagesse* g'ha": gueti Suppen
und Fleisch und Riiebli ttnd Hcrdöpfelbitzli im Anl;e"
'bräglet und Brot BM. (Erzählung von Schülern).
.Wir [die Lehrerfamilie] hatten auf dem Tisch nach
einer Suppe Äpfelschnitze und Erdäpfelbitzli.' Gotth.
.Man denke sich so ein Individuum, das von Herd-
öpfelbitelene» lebt.' ebd. — 2. H.-Bitz (PI. -Bitze") B,
-Bitzi U, zum Stecken bestimmtes Kartoffelstück. Syn.
H.-Bätzi. Vgl.: ,Man soll [beim Kartoffelstecken]
nicht bloss Bitzen stecken, sondern ganze Erdäpfel,
in denen ein paar kräftige Augen sich befinden' Obw.
Figen-Bitz B (seltener), -Bitzli AaSL, Zof.; B:
zimpferliches , verwöhntes Personellen ; ,delicatula.'
Id. B. ,Cathrinli rühmte, wie es sein Lebtag kein
Stadtdämchen werde, kein Feigenbitzli, das Nichts
anrühren möchte.' Gotth.; s. auch Erz. und Bilder II
303. — Vgl. das syn. Zippertnti. Mit irrtümlicher Verhoch-
deutschung ,Feigebeiss.' Gr. WB. III 1445.
Fladen-Bitzlin: erfundener Name. ,Die nunn
Salome FL' NMan. — Chueche°-Bitz : Ausschnitt
aus einem Kuchen; Kreisausschnitt übh. B. — Chäs-
Bitz: = Ghäs-Bissen2 (Sp. 1698) B.
Bire"- Bitze" ZS. (selten), -Bitzeli AALeer.; Z,
-Bitzji GrI)., Biri-Bitzeli ÄAAar. ; Z : ein ganz klein
wenig. Oft mit Negation, nicht das Geringste. Ver-
stärkt: Bire"-bire"-Bit~eli ZZoll. — Für Aa; Z ist Be-
tonung des zweiten Teils bezeugt. Vgl. B.-Bigyeli (Sp. 1079).
Bettler-Bitz: Stück Brot, wie es einem Bettler
gereicht wird B. — Beit-Bitz, Dim. -Bitzeli: Zwi-
schenmahl, zu ungewohnter Zeit genommene Erfri-
schung Gr. — Brot-: Brotsehnittchen. Mer hei"
g'rcid Spinet g'ha" mit g'röstete" Br.-Bitzli drin. HDietzi
1900 (B). — Seife--: Stück Seife. Er nemi albe" noeh
der Best w" sim S. hei'" [aus dem Bade]. Bari 1885
(B). — G"-wünn-. Der beim Chäs-Stechet an einem
Baum als Ziel aufgehängte Käse ist in Fdl-Nummere"
und G.-Bitze", grosse und kleine, abgeteilt S.
Spiri-Bitz m.: „Worthascher, Klügler" ; Einer,
der aus kleinen Dingen grosse zu machen weiss L.
Das ist e" rechte Sp. — „spiri-bitze": nach Worten
haschen, klügeln L."
bitzele» II: 1. Etwas zerstückeln L (St.b). —
2. in kleinen Bissen, tändelnd essen Bs (Spreng);
SchwE.; vgl. bisslen (Sp. 1696). Einen Vorrat (z.B.
aus Geiz Gr) in kleinen Teilen verbrauchen, austeilen
GRoHe.; Z. Da hem-mer lang dra" z' b., davon können
wir lange in kleinen Portionen wegnehmen GroHc.
Eine Arbeit in allzu kleinen Abschnitten verrichten
GRoHe.; Z. Mit B. [wenn du nur wenig auf einmal
führst, trägst] bringst de" Hufe" Steine" nid e'icegg
GroHc (Tsch.). — 3. in geringer Menge vorhanden
sein, von Leckerbissen Z (Dan.).
fif-: Alles bis auf den letzten Pfennig verbrauchen
SchwE. — ver-: zerstückeln, in kleinen Portionen
verbrauchen GRoHe. D's Vermöge" i\, in kleinen Teilen
aufzehren. Syn. ver-bröselen.
Bitzeler m. : 1. Knicker (LTobler). — 2. Kleinig-
keitskrämer GA.; Syn. Bitzeli-Meier Z.
bitze": ,nett und niedlich in der Kleidung. Von
einem zierlich geschniegelten Frauenzimmer sagt man,
sie komme alle Zeit b.' Spreng. Syn. ge-bissen c
(Sp. 1689).
bitze" II: Etwas zerstücken B; Ndw. D's Brot b.
Ndw. Bitzu", far boeconi coi denti PA1. (Giord.). —
Vgl. Urnen I (Sp. 1696), ferner Lätzen III (Sp. 19771.
i°-: einbrocken B; ,secare frustula panis iusculo
immergenda.' Id. B.
Bitzete" f.: coli., Brotreste W.
1998
Baz, bez, biz, boz, buz
l«'..|
bitzle": 1. = bit:elen II 1 B; UwE.; Stalder.
.Dissecare, in frusta concidere vel dividere.' Id. B.
— 2. = bitzekn 3 Gl; Stalder. „Da hem-mer lang
z' 6." ,Pitissare, b., süpfflen, ein wenig versuochen,
sürfflen.' Fris. ; Mal. — 3. es mit wenig machen
wollen, wenig auf Etwas verwenden LG. — ab-: ab-
bröckeln, tr. und intr. B. — ver- B; UwE.; Stalder,
ze r- W: zerstückeln.
Gütterli-Bitzler: = Bt'teeter 2. ,Der arme Kerl
hat wahrscheinlich einen Operngucker oder einen
photographischen Apparat bei sich gehabt und figuriert
nun als neuester Spion in den patriotischen Angst-
träumen der französischen G.' Baternstcbe 1899 (B).
Bitzlete" f.: 1. a) Zerstückelung UwE. — b) „all-
mähliches Aufbrauchen, Aufessen." — 2. a) eine Menge
kleiner Stücke B; UwE.; .fragmenta.' Id. B. Spec,
Brotreste W. Ir miesst die B.uf rfem Bodw g'sämu"-
lesu". — b) „bi B., bei wenigem, z. B. habe ich es auf-
gebraucht." — Ab-: Schnitzel, Abfälle (z. B. beim
Essen) Ndw. Der rieh Prasser hed dem arme" Lä-
zerus e"keini A. g'gend.
Bitzli"g m. E" B., ein Bisschen, ein wenig Bs.
H'ü-bitz. Im H., im Hui, Nu ZZoll. Syn. Hü 1
(Bd II 861). Hutz (ebd. 1837).
pitze": battere, picchiare PA1. (Giord.). An di
Tir ji., picchiare alla porta. — Vgl. pizza, ,beccare' bei
Monti, Vocab. di Como 192, das itai. picchiare.
Bitzi II n.: gerade ausgekrochenes Hühnchen Gr
Tschapp.
Bitzi III f.: Einschlag zur Anlegung von Kulturen
auf dem sonst als Stoppelweide dienenden Brachfeld.
.Welche zeig dann in brach ligen sol, da sol nieman
dannzemal dieselben zeigen, die also in brach ligent,
nit mer inmachen noch inlegen denn er bedarf zu
ainer b. ungeverlich ; es wäre dann, das es sich un-
geverlich bi ainer halben juchart und nit darob an-
gepurte an dem inzünen, das mag ainer wol tuon; wer
aber mer infienge dann als davor stät, der ist darumb
verfallen ze buoss 3 ß d.' 1462. GSteinach Offn. ,Item
wo ainer in der brach ain butze [1. bütze] machen wil,
da mag ainer wol ain juchart ackers darzuo machen;
doch wo ainer trib und trat hat und buwen wil, der
sol anwandt und radwendt ligen lassen und die butze
mit dem stecken behalten.' 1515, GKirchberg Offn.
Vgl. B.-Bäb.
Ahd. bizüni n., bizünna f., mhd. bizüne, biziune n., uni-
zäuntes Gruudstück. Daraus mit Red. des zweiten Kompo-
sitionsgliedes zunächst etwa 'bizine, -ene, woran sich die
anal. Neubildung eines Nom. Bitzi schloss; vgl. übrigens
den Flurnamen ,in der Bitzenen' ZHcrrliberg. Über die
weitere Verbreitung des Wortes s. Gr. WB. II 58. 591.
Sachlich sind zu vcrgl. Bi-Fang (Bd I 856), Bunt (Sp.
1401 ff.), In-Schlag. Das W. begegnet heute nicht selten
noch in Lukalnamen, wobei indessen zu bemerken, dass die
Scheidung von Bützi, Tümpel, nicht immer mit Sicherheit
durchzufühlen ist. a) das einfache Wort a) Bitzi GAu im
Rh. (ein Riet), Brunnadern (die ober und die under B.), Kappel.
Kriessern (,Güeter stossen gegen Balgach au die B.' 1609),
Steinach (eine Wiese; auch 1633; ,Büzzi' 1762): SchwMor-
schach (,dieB.\ ein Gut); SMetzerleu (.das B.', ein grösserer
Bezirk Mattland); ThBerg, Egnach (1670/1755); UwSachseln
(,B., Haus und Güter.' Leu, Lex.); UErstf. (,3 den. von eim
acher ze Bizzi.' XIV., Gfd). - ß) i" der Bitzi GBrunuadern,
Krinau (,die zwen gemainen heg am schnürhag und iu der
b.' 1493), Morsch wil, MosDang (bei Leu, Lex. ,in der Bitze'),
Sch&nnis; SchwMorschach (, Heini Becker setzt 1 pfd uff den
acker iu der b.' XV./XV1.); TbBischofszell, Erna., Gralts-
hausen, Kümmertsh. (.ein halber vierliug in der b.1 1579),
Zuben; NdwStans (,in der bützi.' um 1350); Obw (.ein acker,
in der bitzi gelegen.' 1409, Gfd); ÜMaiental; ZHerrliberg.
— b) iu Zssen. a) als erstes Glied. B.-Ächer ThAmrisweil,
-Matt USeelisberg, -Bad GBütschwil; ThBischofszell, -Bery
Gl; GBrunnadern (uach Förstern. 2, 278 ,Puzzinberch.' 754;
die Identification ist aber unsicher); ZBülach; B.-Saif Th
Berg; .Bitzenreuteacker' ZBirmensdorf; B.-Tobcl ThBerg;
B.-Wis ThErmatingen ; ,Bitzi-Zelg.' 1798, ThEgnach. —
ß) als zweites Glied. ,Elsen-, Schübs-huber-Bitzi.' 1798, Th
Egnach; ,Stockers-B.' 1546, ebd. ; ,Uuter-zelg-B.' 1798, ebd.
In Familiennamen. Inderbitzi Schw. .Bitziuer oder in der
Bitzi, ein Geschlecht iu dem Nitwäser Viertel iu dem Land
Schweife, welches seinen Namen von einem Gut. in der Bitzi
genannt, welches auf Morschach gelegen, her hat.' Leu, Lex.
.Jacob in der Bitzi.' um 1400, SchwMorschach. ,In der
Bitzin', von Schwyz. 1620, AaB. .Herr Werner Anton Do-
minik in der Bitzin, Siebner.' FDKyd 1785. Abi. , Bitziuer.'
.Biziners selgen swester.' um 1340, ZFIuntern, .Bitziuer."
1385/1436, Z Ratsb., ,Rud. Bitziner.' 1523, Z. .Heini Bitzi-
uer.' XV./XVI., SchwMorschach.
Bitzins m. : Abkürzung für .Sulpicius.' 1. Tauf-
name, häufig im XV. und XVI., BStdt, — 2. (volks-
übliche Form Bitzi) Familienname BStdt (seit dem
XVI.). Der berühmteste Träger desselben ist Albert
Bitzius, bekannt unter dem Namen Jeremias Gottheit.
Vgl. CManuel, Leben des A. B. 1857, 5/6.
Bizöggel, P- GRChur, Doml., Pr., Bezoggel GrD.,
Bäzöggel, P- GrAv., D., Pr., B^zoggel, P- GRChur, D.,
ObS., Pr., Seh. — m.: 1. PI. (auch -oggle", Dim. -oggli)
= Cfmopf8 (Bd IU 750). aaOO. Syn. Zoggel. ,Per-
zockeln sind eine Art Nudeln, zu denen blos Mehl
und ein par Eier genommen werden. Man kocht den
Teig erst im Wasser, schmelzt dann Butter darüber
und bestreut sie mit geriebenem Käse . . . Polenta,
Malonz. Käsesuppe, Perzockel, Minestra, Tatsch sind
seine [des Bündner Bauers] Lieblingsgerichte an den
Fasttagen . . . Die Bergeller verfertigen aus dem Ka-
stanienmehl auch Malunz. Bazockel und Pulpica.'
HLLehmann 1799. Z' M"rend Päzoggel oder e" resilüte"
Türgge'pold und es Gepseli Milch derzite. GFiext 1898.
D' Frau häd en mächtigi Chachle" roll Päzoggel
g'fergget; schi sind grad im Schmalz g'schwummen,
und Chäs und Hang ist drüber gebrennt g'sin. ebd.
— 2. membrum vir. GrDoitiI. — Seh malz- Bezoggel:
Sehmalzknödel GrAv. D' Schm. sint en fuerigi Chost.
— ,1t. bizzoecoli in der Volksspr." .Pizokel', Berg bei GrChur.
Quater-Piezli: in gewissen Teilen von Gr Name
einer schwarzen Eidechse mit gelbem oder rotem
Bauch, einer Art Molch; Syn. Quader-Quetschi.
Vgl. inna da tjuatter pexzas, Eidechse, Molch GrHeinzen-
berg (Carisch) ; zu rätorom. pezza, pieza, Fleck, also eig. so
v . a. g'fiücketef Mol (Sp. 172). St.'s Ansicht, dass das Tier-
chen den Namen von seinen vier Füssen habe, beruht auf
irrtümlicher Übersetzung des rätorom. W.
Böz, PI. Böze" BGr. — m.: 1. a) Popanz, Vogel-
scheuche „B"0. ; „S; U; W." — b) hässlich verkleidete
Person ÜB. (selten). Unreinliche, struppige, schlecht
gekleidete Person BGr. — 2. Gespenst; Schreckge-
spenst für Kinder BGr., Hk.
Vgl. Bauzi (Sp. 1900), Büz, Butz, aber auch Bong 1 1 a
und b (Sp. 1082 f.), Böli-Mann (Sp. 271/2).
Helle"-: Höllengeist WG. Tuet mich nit trotzen
[plagen], ir H.-Botzen!
M e lw-: = M.-Ber lba (Sp. 1470) BGr.
1995
Baz, bez, biz, boz, buz
1996
buzele". Unpers. Da bozelet's, ists nicht geheuer,
spukts W.
B6ze" I m.: 1. = Böz 1 a „B"0.; „S; U; W." —
2. in WSaas PI. Börne? a) Schreckgespenst für Kin-
der W; s. bicken (Sp. 11 IS). — b) Gespenst, böser
Geist W. Über das .Bozenloch' bei WSaas s. Arcb.
f. Volksk. 3, 341. Ich weiss nit, ob Alls mär ist, was-
mu" van-ne" Bözu" gizellt hat, aber e"mäl hein-wer-s
fer guet g'hert. Bözne" gi''t 's i" Säs nit so vil, we""-
mu" ä" lebendigu* nit zellt. W Sagen. Vgl. B. -Ge-
schieht. Gespensterzug: In e" Bözu" cho" = imner d's
besch Volch chon (Sp. 1718) W. Ei"m der Bözo" mache",
Furcht einflössen, von gespensterhaften Erscheinungen
W. E" so e" sehnlicher Wind, der-mer fast der B.
macht. Auf dem Hannig, der Grächer Alp, soll es dem
Sennen oft der B. g' macht hä". — c) der Böse, Teufel
GrPt. (allg.); P (s. Aje Bd I 161). Das hed der Bozen
g'sehn! Er hed den Bozen in (oder im-me). hat den
Teufel im Leibe. Auf Menschen übertr. : Das ist en
Bozen; Syn. en bösartige Siech, Satan. — d) in mil-
derem Sinne von einem (mutwilligen) kleinen Knaben
GRKlost. Vgl. Bögg 1 c (Sp. 1083). Du bist en bös-
hafte Bozen. — 3. fBouzu"J .rettile' PA1. (Giord.).
Henne°-Bo zen, P-: Scheuche zum Schutz der
Hühner vor dem Habicht GrD. Vgl. H.-Butz. -
Wouw-Bözo": ein Gespenst W.
Bözi (in UwE. BÖzi) n. — PI. Bözeni BR., Sa.,
Bözenen BHa.: 1. a) = Böz la BBe., Hk., Ha., „0.";
UwE.; USil. ; „ W." Mier miessen ei's es B. in'n Garten
stellen, sust fressen-is d' Vegel d' Ärbs alli BHa. De"
Dachse" [auf Rüben- und Kartoffeläckern], de" Vögle"
es B. stecke" BGt. „Nachgemachte Menschenfigur, die
man angekleidet ins Bett legt (wie in I. Sam. 19, 13 — 16)
BO." Von einer Kinderpuppe: E, es wettigs B.!
sagt ein Kind BSa. — b) = Böz 1 b, z. B. von Fast-
nachtsraasken BHa., Sa. ; UwE.; ÜB. Es sind hur vil
B. g'luffe" UR. Das B. jage" = das Posterli jage" L
Semp. ; s. Posterli III 1 a (Sp. 1801). DaMr cho" toie-
n-es B., von einer nachlässig, hässlich gekleideten
Weibsperson BBe., Gt., Hk. Es B. mache" BHk.
Mensch mit struppigen Haaren, verwildertem Aus-
sehen übh. BHk. Du bist es rechts B. Botzi, häss-
liches altes Weib TB. Dem Pfarrer H"s B. — c) als
Scheltw. BHa. Das B. mm Geis1. Es B., Jmd, der
sich ungeschickt benimmt BSa. — 2. = Böz2 „BO.; W.1-
Schreckgespenst für Kinder BR., Sa. — 3. schwarze
Wetterwolke BHa.; Syn. Böli-Mann 0 (Sp. 272). Es
fisters B. Es chunnt ganz gräic unnen ufen und
newwes schwarzi Bözenen drin, es ist no°h nid recht
schönlichs.
Hanf Hauf-Pözi : = dem Vor. 1 a BBr. - Nacht-:
Nachtgespenst BR.
„bözne": eine Vogelscheuche aufstellen BO."
„Potz I m.. Dim. PotrJi: Jüngling G." — Nicht
bestätigt. Vgl. Pott I (Sp. 17:S0) und Butz I 1 g.
botz (lt Anon. Zurz. 1815 potz): Schallw., spec. das
ängstliche Pochen des Herzens bezeichnend, 's macht-
en! potz AaZ.. botz botz F; L; Zg, er hat Herzklopfen
vor Angst.
Potz II m.: Plumps ThHw. Es hat en P. g'ge",
zu Kindern.
botze", p-: 1. unpers., vom Herzklopfen (vor
Angst) Ndw. Es potzt-mer im Herz, sobald i'h dra"
denke*. Es potzt-em e" chli" : er weiss, dass's-em nid
gued gäd. — 2. pochen, schmollen, „aus übler Laune
nicht reden wollen GR"Arosa, D.; bes. von Kindern.
Botz, Potz III, auch Photz (s. Anm.): urspr. ver-
hüllend für Gotts; in Flüchen, Beteurungen, Aus-
rufen (zumeist der Überraschung, des Erstaunens).
1. in Satzformeln, a) ,Das dich b. wunden sehend.-
Edlib. ; auch 1527, Strickl. ; 1529, Absch. (BNieder-
bipp). ,Uass üch b. liden aller pfaffen schendi, ich
wil üch leren das avemaria beten und summer b.
disen und jenen, duost es me, da muost zuo linderst
im dum schlafen.' 1530, Strickl. ,Ei, dass dich b.
armuot sehend.' JBinher 1535. ,Das sy b. lumpen
in d onmacht sehend.' Rüef 1539. ,Das üch b. sack
voll enten sehend.' ebd. ,Y far hin, dass dich b.
marti sehend.' 1576. Meinradsleg. ,Dass dich B. Tau-
send Schlapperment, y dass dich alle Blagen scheut.'
JMabl. 1674. .Dass dich B. Donders Rasperment, y
dass dich d1 Sträl erstach.' ebd. Mit Ellipse des Vb.
,Dass dich B. Donder, Stral und Blitz, ist dan das
der Küehmelcher Witz'?' ebd. S. noch Bodem (Sp.
1024). Mit Ersetzung des Subst. 1) durch demonstr.
Pron. ,Das sy joch b. diss und das in der statt innen
schends.' HBdll. 1572. ,Dass sy b. diss und das sehend,
die dieben und mörder.' LLav. 1582. ,B. wird etwan
auch in zorn gebraucht: das dich b. diss und jänes
sehend.' Mal. — 2) durch Ortsadv. ,Das dich B. hie
und dort schände', ehedem eine der geläufigsten Ver-
wünschungen roher Gesellen. MEsterm., Rick. .Dass
üch b. hie und dort schänd, ir ketzer, ein Urner zu
Bernern. 1528, Strickl. Mit Ellipse des Vb.: , Spreche
ouch zuo etlichen : ei dass sy b. hie und dort, ,was
wend sy in der mördergruoben unden tuon?' 1531,
ZHorgen-Berg. Mit weitergehender Verkürzung: Das'
dich B.l Ausruf der Verwunderung, des Unwillens, der
Drohung BO. (GJKuhn 1819); gebraucht, um Einen zu
erschrecken Sch (Kirchh.); vgl. Butzlle. — b) ,sam
mir b. [usw.].' .Wenn einer den andern frevenlichen
mit sehwüeren, als sanier gotts oder botts macht, liden,
wunden, marter oder derglichen anliesse, schwüere
und redte: du muost diss oder jenes tuon und geben
oder derglichen, und daruf der ander zuo demselben,
so solichs redte, schlüege, dass derselb des fuog und
recht habe, ouch gnuogsam zuo einem anlass.' 1526,
Z Mand. ,Samer b. wunden.' Edlib. , Sommer potz
fünf wunden.' Rcep 1538. ,Semmer b. fünf wunden.'
ThPlatter 1572 (Worte eines Zürchers). ,Pur, gib
gelt oder semmer b. schrunden.- ebd. (Worte eines
Th Steinmetzen). .Sanier b. bluots.' 1521, Strickl.
.Samer b. kraft.' UEckst. 1525, Klag. .Samer b. macht,
gott geb min herren von Sant Gallen vitstanz, dass
er das ketzerwerch für sich gan lat.' 1528, Strickl.
(Worte des ,Max Wernli, landgrichtsknecht uss dem
Thurgöw'). , Samer b. mist, b. tVrdennians. du bist
ein rucher Sant Johans.' Aal 1549. ,Luog, summer
b. seich, der herzog ist gfangen.' 1500, Z Verhör
(Worte eines Winterthurers). S. noch Fleisch (Bd 1
1221), Grind (Bd II 762). Töten-Baum (Sp. 1248).
Mit Ellipse des reg. Subst. Sammer böte, i'h hat das
fiirnemhst schier cergessa z' säga. Goldi 1712. Sammer
[Var. summer] botz, wie rede"d ir so närisch. Bantle
1712. — 2. in einfacher Verbindung mit nachfolgen-
dem Subst., auch Pron., Adv. a) mit unverhülltem
zweitem Gliede. a) ,B. liden.' NMan. .B. marter';
i. Sp. 425. ,B. krampf.' HsRMan. ,B. schrunden.'
1997
Baz, bez, biz. boz, buz
IH'.tx
Bdbf 1539. .Bettend offenlichen: b. wunden, wen hand
wir diser jünkoilin gnuog!' Eulib. ,B. wunden, hat
üch der tüfel zuo uns getragen; was dürfen wir üivcr"
Zürcher zu Beinern. 1581, Strickl. ,B. bluot! diu
rat gefeit mir wol.' Ruef 1539. ,B. schweiss.' ebd.
1550. — ß) ,B. fleisch-; s. Bd I 1221. ,B. grind.'; s.
Bd II 762. ,B. hinr; s. ebd. 1014. ,B. Kress.' GGottb.
1619. ,B. lung! ich bette gern ein mann.- Rüef 1550.
.B. lung! iez kom ich wider off die ban z' reden, was
ich fürgnommen hau.' 1570, Meinradslbg. .1!. lungken,
leber und b. darm.' Ruef 1550. ,B. magen'; s. Sp. 100.
,B. muoter darm.' Ruef 1538. ,P. fud.' 147«. Zo. ,B.
füdloch.' 1429, Z Batsb.j s. noch Bd III 1023. B. Dreck
(Herr Pfarrer)! komischer Ausdruck des Erstaunens
ThHw. .B. Hosenöpfel.' JMahl. 1674. — y) P. Cheib
Aa; Th; Z. P. verreckte*, verbrennte* Cheib, p. Sterne"
Cheib. ebd. P. Chog G; Th. Vgl. Lichfnjam (Bd III
1015). — S) P. Sakerment (bzw. eine der zahlreichen
Entstellungen des W.); s. Sakerment; Lüsiment (Bd III
1457), Mint (Sp. 344), Bockerment (Sp. 1136), Bussli-
ment (Sp. 1749). — e) ,B. Macht.' JMahl. 1674. .B.
chraft'; s. Bd III 788. ,B. Glück'; s. Bd II 622. ,B.
fluochiger ftuocb.' NMak. P. Herrschaft (ine") Aa; Bs;
Gr; Th; Z; s. Bd II 1554. P. Himmel; s. ebd. 1292/3.
P. Welt Aa; Bs; B; L; Sch; Th; Z. Z' ersten ist-er
es Bitzli g'mein i" der Kleidi"g erschine", aber p. Welt !
Das häd-sieh 's nächst Mal g'ivaltig rerändret. MUsteri.
P. Sterne» Th. P. Himmel-Stern. G Kai. 1854. B. Her-
berig- Stern; s. Sp. 1569. P. Her [die himmlischen
Heerscharen?] Bs. — £) P. Hagel; s. Bd II 1076. B.
Blitz(g) Bs; B; Gr; S; Tu; Ndw ; Z. B. Schiess Bs;
BoAa.; S (Schild). ,P. Schiess, wie spitzte Trinette
die Nägel, akkurat wie ein Kater, dem ein anderer
in sein Revier kommt.- Gotth. B. Tonner -Schiess B.
B. WUter(li)- Schiess Aa; B. Unklar: p. Mieden-d-
Schiess WKippel. P. Strölf-HagclJ G; Th; ZO. P. Tun-
(d)er; s. Tunner. P. Wetter(li) Aa; B; Gr; L; G; Th;
Nnw; U; Z. B. Tunfdjer-Wetter B; Th; Z. — n) P.
Chrieg und Heutüri GlK., Mollis. P. Pest; s. Sp.
1792. — b) auch das zweite Glied ist verhüllend.
oc) B. Bluest [für Bluet] NDwStans; HsRMan. S. noch
Binden. ,B. fünf unda [für ,fünf wunden'] und sechs
oben.' -Ruef 1538. P. Chrüseli B; für Chrös? doch
s. Chrfiselen (Bd III 862). S. auch Miden (Sp. 85). P.
Ström [für Ströl] 6; ZO. P. Wetschgi [für Wetter] B.
- ß) ,P. Habicht'; s. Bd II 936. ,B. mus'; s. Sp. 475.
,Botzen Katzaug.' JMahl. 1674. ,B. Schneggenbart';
siehe Sp. 1615. ,B. Hasenscharten.' GGotth. 1619.
,B. wadel.' NMan. ,B. Katzenwadel.' JMahl. 1674.
,B. Sewcnunschlitt, Rinderschmer.' GGotth. 1619. ,B.
musdreck.' NMan. ,B. fuchs und hass und bären-
dräck.' Rdef 1550. ,Bütz Bärenstruss.' Mvricads 1630.
P. Hüenertöd (und Güggehoade") Z, (e) P. Hüenertöd:
se-n-isch de* Güggel (der Güggel ist) en Wittli"g.
Breitenst.; Sprww. 1869. — f) ,B. chnobloch, böllen,
reben'; s. Chnob-Lauch (Bd III 1007). ,B. nuss.' NMan.
,B. kol.' ebd. — B) P. Hagelise" G. P. Heide'fäne" Z.
p. heitere*, wüeste* Fäne". ebd. P. Chrüzfäne" Aa;
p. Chrüzfäne'stecke". ebd. ,P. Ofengabel'; s. Bd II 58.
P.Mordgale; s. ebd. 203. ,B. Nestelglimpf'; s. ebd.
627. B. Hammer (auch Hammel Zf); s. ebd. 1273.
,B. hurt'; s. ebd. 1653. .B. isenhuot'; s. ebd. 1785.
,B. hosenlatz.' Ruef 1550. P. Chride"mel. Ndw Kai.
1899. P. Clirüzbäijenet AaSI; s. Sp. 1100. ,B. houw-
bank.' HsRMan. ,B. Batz'; s. Sp. 1967. ,B. harnesch-
bletz.' Ruef 1550. ,11. hüenersädel.' ebd. ,B. dammast.'
ebd. 1538. P. Bummen und Granate" L (Ineichen);
s. Sp. 1255. P. Rad und Galge»; s. Bd II 231. —
e) mit komischer Mischung. ,B. haspelhorn und win-
dcrseil.' Ruef 1538. ,B. schüsselkorb und hännen-
tarm'; s. Bd III 151. ,Botz rinderzan und ochsenhorn.'
Rüef 1550. ,Botz muggenschwanz und milwenzan.'
ebd. 1538. ,B. ofenleim und wachtlensehwanz.' ebd.
,B. lumpen, zipfel und b. schwänz.' ebd. ,B. sackpitl'
und p. lumpensack.' ebd. — *\) P. Sterne"berg ; s. Sp.
1562. P. Strasburg Z; s. Sp. 1579. — rj) P. l.rhv-
lang Bs; Sch; s. Bd III 1325. P. Liberment Bs. —
S-) vor attr. Adj. mit Ellipse des reg. Subst. P. ebige* '/,.
P. heitere*; s. Anm. zu heiter (Bd II 1770). — t) vor
Pron. P. Der und Dise* Z. P. Dise* und Dene* ZO.
— sc) vor Adv. ,B. hie, b. dert.' ,Nun do wir botten
hörten, dass jedem fünfzig krönen geben wären, do
hat, als ich meinen, nie kein man grösser murmlen
gehört: b. hie, b. dert, wir wend irae wider geben; es
sige ein spöttliche schenke um sölich arbeit, sorg,
und haben unser lib und leben gewagt.' 1521, Bs
Schreiben. — 3. als (verstärkender) Eingang in
Schwurformeln. Ausrufen jeglicher Art. a) B. Herr-
gott Th; Z. entstellt Hebet (Bd II 945). Mit Zusatz:
B. Herrgott vo» Mannheim Bs; Th; s. Bd II 522. P.
Je GrCIiut. P. Plazidus GsLandq. .B. Velti.' Bantle
1656. ,B. Küri.' HsRMan. ,B. Küry Fälti Katzen Fle,
's ist abermahl kein Bleiben mehr.' Com. Beati. ,B.
Verden willen'; s. Bd I 995; entstellt: ,B. werder
willen.' N. und HsRMan. ,B. Ferden bluot.' Rcef 1539.
,B. Verden katigen treckigen schweiss.' NMan. ,B.
Verden angstiger schwyniner wunden.' ebd. ,B. Fer-
den unden und oben.' JBinder 1535. ,B. Färden darm.'
Ruef 1550. Vgl. auch: ,B. Ferdenmanns' (Sp. 255).
P. Herkules Bs; GWb.; s. auch Bd II 1607. P. Tüfel
(Tügel, Tüggeler, Tuner, Tüsi"g, Tätschel, Tiwwer
usw.); s. die einzelnen WW. P. Gugger; s. Bd II 187.
P. Heie»- (Bs). Heide"- (S) Güggel; s. noch Bd II 193.
— b) P.Erde"-, Heide'-Besti ; s. Sp. 1793. P. Chätzer
Th; Z; s. auch Bd III 596. P. Ch., wie göt 's dö lustig
zue! Stutz. P. stei"alti Kätteri" Bs. ,B. huor.' NMan.
— c) P. Bug(g)er; s. Sp. 1071. P. Nundebuggel, Nun-
dedie Bs; s. Sp. 769. P. Chride(die) ; s. Bd III 787.
— d) P. verdammt G. B. verriet; (am Schatte") ThHw.,
p. verreckt am (im) Schatte" Z. P. verricht G. — e) vor
Imp. P. los; s. Bd III 1447. ,Poz höret! noch eins
wundert mich, Nachbar Georg.' 1758, Siml. Urk. —
f) P. nu, spöttischer Ausruf des Erstaunens; auch
als verhüllter Fluch B. — 4. in Verbindung mit voran-
gehenden Partikeln, a) (jä-n-)es B. BGr., Sigriswil;
s. Bd I 198. 's B., hür giH 's en guete" Win. Alpenr.
1872. — b) (en) B. i'h tue", Ausruf der Verwunde-
rung BO. En B. ich tue"! g' schau, er het-ne" b'reieht,
rief ein Rekrut von Merligen, als eine Sternschnuppe
fiel, während ein Astronom mit seinem Fernrohr den
Himmel beobachtete. B Hist. Kai. 1845. En B. ich
tue"! G'schau, het 's nit g'schneit bis fast uf d' Alhnit
alte"! GJKuhn 1819. In anderm Sinne als Ausruf der
Geringschätzung: Los, d's Houri rüeft; das het z' bi-
düte": du muest verreise"! B. ich tue, so rüef es mira"
nume" zue. ebd. 1806. — c) a botz GrA., He., Landq..
Pr., Tschapp., ä botz Gi-Näfels; GrD„ Fanas, Küblis,
Schiers; GA., Sa.: doch nein, ich wollte sagen! die
Berichtigung eines verfehlten Ausdrucks, einer fei.
sehen Aussage einleitend. Der Kantö" Zürich gränzt
1999
Baz, bez, biz, boz, bnz
2000
westli''' o" d's Twrgi, ä b.! o" d's Ärgauer Piet GA.
Farne" Frömde", ä b. ! Eim, tva us der Frömdi heim chon
ist GkD. Die g'sto- [gestohlenen] ä b.! die g'fundne"
Öpfel GSa. Auch gebraucht, um nach einer Abschwei-
fung auf das eigentliche Thema zurück zu kommen.
...Ä b.! mitte" in der Histöri bin-ich stä" 'blibe" und
bin us der Rispi cho". Scbwzd. (GiiSchiers). Der Volks-
humor schafft oft absichtlich die Gelegenheit zu sol-
chen Berichtigungen. Fergget-mer es halb Viertel
[etwa 20 Pfd] Schnupftabak, a b.l e" halb Vieriig GrA.
Er ist Gaffichät, a b.'. Arokat GRGrüsch. Zur Ein-
führung eines überraschenden, einen Gedanken durch-
kreuzenden Ereignisses. [Dichter zum Mond :] ,Bisch
müede'? Ol liest schlechti Schueh? I<* will-der gern
z' Hülf cho".' Ä Botz! Er nimmt e" Gump u"d seit:
Du chllnC Stump! Was bildist dir für Flausen i"?
Ha" 's chönne", geb du da bisch g'si". GJKübn 1806.
— d) da B. Guggüs oder Guggüs de B. ruft das
kleine Kind, wenn es sich verbirgt Bs (Becker;
BMeyer). — e) beim Verbergensspielen mit Kindern
ruft man beim Wegziehen des verhüllenden Tuches:
Dodi B. ScHSt. (Sulger). -- f) ,Pombax, pabotz.'
Denzl. 1677; 1716. — 5. alleinstehend, als Ausruf
des Erstaunens B; Schw; Tb; Z. P, du hast e" schöns
Röckli! zu einem Kinde Z. Urspr. ein .Verwunderungs-
wörtchen', jetzt missbräuchlich ein ,Hohn-' oder ,Er-
innerungswörtchen' Bs (Spreng). ,B., ich muoss sitzen
wider ab und luogen, was ich erbüttet hab.' 1576,
Meinradsleg. ,Ei, ei, b., wie ein geistlich mann [be-
nimmst du dich], du wirst kein wasser nie btrüebt
han.' ChMurer 1596. ,B-, wie klopft dir d' Stirn, wie
springen d' Schlaf: dein Krankheit ist fürwar gar
träff.' Stettler 1606. ,B., Herr Vetter!' Sintem. 1759.
Auch verdoppelt. , Vater: B., b., wie brennt und
schmirzt es mich! Sohn: Mein lieber Vatter, lyde
dich!' GGotth. 1619.
Vgl. Gr. WB. II 279 f.; VII 2039 f.; jBocfcfs^(Sp. 1123),
Box (Sp. 1963), weiterhin Gott (Bd II 519 f.), Bost (Sp. 1796),
Bott III (Sp. 1906), auch hotz (Bd II 1835). Die Schreibung
des Aul. schwankt: Botz wird angegeben für Bs; BE., O.; FJ.;
G1K.; Gr (Tsch.); GTa.; Seh (Kirchh.); S (Schild}; Th; Ndw,
Potz für AaSt; BoAa., M., 0.; VO; GIMoll.; GrChur, Laudq. ;
GEbn., Kh., Sa., Wb.; Seh; SG. ; Th; Z. In der Emphase
stellt sich gern Aspiration des Aul. ein, die für AaF., Ke..
Leer.; BBr. ; WKippel; ZZoll. als gew. Ausspr. bezeugt ist.
In a botz (unter 4 c) wird in GrKübl.; GA. und wohl auch
sonst der zweite Teil betont, während vorangehendes B. un-
betont ist. In den Verbindungen unter 4 mag B. tw. andern
Ursprungs sein; vgl. zu 4 d und e botseh (Sp. 1934).
„Botz IV m.: 1. etwas sehr Weniges LG. — 2. eine
Weile, ebd."
Anke°-Bötzli: in Butter geröstete Brotwürfel-
chen, zum Würzen von Hafersuppe verwendet Z (Dan.).
böze": = bössen 2 d (Sp. 1729), borzen 6 (Sp. 1642)
SL. — Nicht bestätigt; sonst gilt iu S bomen.
stäl-b8zen: ungeschickt einhergehen, stolpern
BsL. Vgl. stol-bössen 2 (Sp. 1729). — ume°-: herum-
stolpern BsL. Syn. ume"-stolbösere". ebd.
Stäl-Bözi m.: Nom. ag. zum Vor. BsL.
Büz, Büze" m. und f.: („Büz, Butz") kleines,
unansehnliches Ding, von Personen, Tieren oder Sa-
chen „VO;" W. 1. von Personen, a) Büz (PI. Büze")
in. und f. Gl; L, Butz Bs (Spreng), Putz (PI. Putze")
W, Dim. Büzli S, Putzji W : im Wachstum zurück-
gebliebener, verkrüppelter Mensch W, Knirps Gl; L;
S. Unansehnliches, schwächliches Kind Bs (Spreng);
W. — b) Büz f., Dim. Büzi L, Bü'zi B, spec. von
körperlich zurückgebliebenen, verwachsenen (B; L),
auch geistig unentwickelten oder sittlich anrüchigen
Weibspersonen L. E, du armi Büz, zu einem zarten,
schwächlichen Mädchen. Geringschätzig: Sonessettigs
Büzi soll d's Mül nid i" Alles hänke" B. Naseweises
Mädchen, Backfisch AaBd. Ir Dunners Büze" ! —
c) Büz bzw. Bü'z (PI. B-e") AaB. (fast nur als Vocat.;
auch wiederholt Büz-Büz), Z.; Bs; B (auch P-); Gl;
L; S — • m. (in Gl auch f.), Dim. Büzi, Büzli (bzw.
-ü'-) AaB.; B (auch P-); „L;" S, Bu'zli BS.: (scherz-
hafte) Schelte, häufiger aber Kosewort für (kleine)
Kinder, Knaben und Mädchen. ,Du bisch noch ne"
Butz, gehörst noch nicht zu ehrlichen Leuten' Bs
(Spreng). Das ist Nut für settig Putze". Habsfrd
1881. S. auch beffelen 2 (Sp. 1041). Wenn-me" so vil
Butze" het, cha""-me" nit eisder gö", wo-me" gern
möchti S. Dö [beim Anbruch des Frühlings] het 's
die zwe Büze" [Heinrich und Anna] nümme" länger
g'litten i" der enge" Stuben inne". Joach. 1885. Das
Chitppeli (Mini busperigi Butze", die, ei"s grösser a's
's angere wie d' Orgele" pfife", im und um 's Hüs ume"
pfösele". JHofst. ,Dem Kindermädchen scheint es [mit
der Kinderpflege] weit ringer zu gehen als mir. Ich
bin froh, wenn mir die Butzen Jemand abnimmt.
Butzen! Ihr wisst nicht, dass ich zwei habe [einen
Knaben und ein Mädchen].' Gottb. 1836 (Brief). ,Ein
Gegrodel von jungen Butzen, kleinen Kindern- Bs
(Spreng). A, da chömme" mini liebe" Buze"! B. Was
machen euri Püze"? Grussfrage an eine Mutter B.
Gueten Obe", Fraueli, schlafen üsi Butzli ? Scbild.
Chumm, Bu'tzli, ich will-der d's Näsi buHze", Mutter
zu ihrem Kleinen B. Si het es Püzli, ist niederge-
kommen B. Si ist es Püzli (er)warte", geht der Nieder-
kunft entgegen, ebd. S. noch Gatting (Bd II 500).
— d) Büz, Bü'z, Vermummter (an der Fastnacht) Gl.
— e) Püzi, Gespenst BSi. Syn. Bözi. Wer umhe"
g'hit wie-n-ich [ein Hausierer], g'seht mängs wüests
P. in de" Haselstüde", dass 's Hüenderhüt Pm [Einem]
git wie Challerrude" . Scbwzd. — f) Bü'z, P-, Spitz-
name des Landjägers B. — 2. von Tieren, a) Büz,
auch Büz, Dim. Büzeli, Lock- bzw. Kosewort für
(junges) Kindvieh Scaw. Chumm weidlich, du chli"s
Büzeli! , Schaut sie auch recht zu den Rindern? So
Büzeli tuen gar übermütig.' MLienert. — b) Büzi S,
Buizili Ndw, Kosename der Katze. Hü Bützi, der
Baum üf! übermütiger Treibruf S (Schild); vgl. Bah I
(Sp. ,915). — c) eine Art kleiner Fische, a) Büz,
Bü'z m. Gl (Klöntalersee), , Butzli' (HSchinz 1842)
= Bach-Bumbeli II (Sp. 1260). ,Das Geschlecht der
Bamelen oder Butzen.' JLCys. 1661. — g) Büz m.,
der gemeine Barsch, Perca fluv. Gl (Walensee). ,Der
Buuz oder Kehlig [in Linth und Walensee].' Alp. 1827.
,Der Butze.' Steinm. 1802 (Gl). , Butzli oder Barschen
[in der Aare].' S Gem. 1598 galt in S ,ein Mass ge-
mischt Fisch, als Grundelen, Groppen, Butzli, Yscherig
odgl. under einanderen 3 Batzen.' FrHaffner 1666.
— r) .Buz' = Küchen II a; s. Bd III 237 und vgl.
GLHartm. 1808, 144. — 3. a) Büze" f. „Aa;" S, Dim.
Büzli AaZ.; S, kleine, unentwickelte Frucht, z. B. von
Kartoffeln AaZ., von (weissen) Rüben oder Äpfeln,
die entw. als unnütz weggeworfen oder unzerschnitten
gekocht und gegessen werden „Aa;" S; vgl. Bettel-
Blieb 3 a (Sp. 938). I'h han-em e" Büze" [eine faule
Rübe] Wg'rüert SOlt. — b) Büze" f., die Wurzelfasern
2001
Baz, bez, biz. boz, buz
J0Oi>
der weissen Rübe samt dem Teil, woran sie sitzen
ÄALeer. — c) Büzeli, Hagebutte SchwE. — d) Büze"
f., Dim. Büzeli, Büzi SchwE., Bü'zi B, Butzen an
Äpfeln und Birnen. — 4. a) Büzili = Bus 9 a 8 (Sp.
1740/1) UwBuochs. — b) Büse" f. = Bus 9 g (Sp.
1741) Ndw. — c) Buse" f. = Bus 9 h. ebd. — d) Büze"
f. = Bus 9 i. ebd. Büzi, Knötchen im Chüder [Ab-
werg] LG. — e) Buxe" „AA"Leei\; BsL. C-ü'-); „S",
Bü'z Ap — f. (lt St. in Aa; S m.), Dim. Büzi Aa,
Bü'zi ÄAKulnieit., Bü'zi und Bü'zi BsL. — n. : =
Bus 9 1. Auch Dirne BsL.; vgl. Ib. — 5. a) „Büze"
m. S", Büzi, Bü'zi n. B; S = Höppli 2 (Bd II 1485).
Syn. Göf II (Bd II 131), Chindli (Bd III 342). Si
[die Erdmännchen] hei" nie kei"s früsches Werch a"
d' Chunkle" gleit und Jör und Tag am gliche" Bützi
g'ha". Schild. — b) Bü'z, P-, dichter, voller, aber
etwas ungeordnet aussehender Haarschopf; insbes. vom
Krauskopf eines Kindes BM. ■ — 6. a) Büz AaF. (f.);
L, Büze" m. AABb. C-ü'-J; Zg, f. AaZ.; L; Schw; Ndw;
UwE., „Büze", Buftjze" f. allg. (ausser Gr)", bes.
im Dim. Büzi AaF., Fri.; L, Büzli AAßb. (-ü'-J, F.,
Bohrd. ; LW., Büzeli Schw, Büzeli Ndw : jegliche kleine
Erhöhung auf der Haut L. a) Pustel, Finne („die
keinen Eiter in sich fasst"), Hitzbläschen. aaOO. Er
hed alls volle Büze" (Büzili) im G'sicht Ndw. Von
den Ausschlägen beim Friesel, den bei der Gänsehaut
entstehenden Erhöhungen ÄABb. — ß) (Dim.) kleiner
Schorf über einem Geschwür LG. (Ineichen), W. —
Y) Wärzchen AaWoIiL; Schw; Ndw. — b) Büze",
Büzli, die Brustwarzen AABb. S. auch Hoger 1 (Bd II
1085). — c) Büzi B (Gotth.), Bizi P (Schott), Bitschi
PAL, Euter der Kuh; auch die einzelne Zitze B.
Vgl. Bauzen, Beuzel bei Schm. I2 315. Das W. gehölt
etym. zs. mit Bütz I (s. d.), zu dem es im Ablautsverhältniss
steht (wie etwa Busch : Busch Sp. 1767/9); die nahe begriff-
liche Verwandtschaft zeigt eine Vergleichung von Bed. 1, 3
und 6 mit Butz 1, 6, 7 und 8. Im grossen und ganzen
verteilen sich die beiden WW. geographisch in der Weise,
dass Büz(en) mehr dem Westen, Btltzfe") dem Osten unsres
Gebietes angehört. Hervorgehoben seien noch die tw. engen
Beziehungen zu Bus I (Sp. 1738); vgl. Bed. 1 b c, bes. aber
2 a b nnd 4 mit Bus 1, 2, 7 und 9. Zu 6 ist das (ohne
Zweifel auch etym. nahe stehende) syu. Büss II (Sp. 1746)
zu vergleichen. Zu 2 c vgl. Butt (Sp. 1907).
Öl-Büzi: unordentliche, schmierige Weibsperson.
,So Eine [tüchtige Haushälterin] nähmen sie auch, von
wegen es sei doch dann ein lustiger Dabeisein, als bei
so einer verschmuselten Karresalbe-Gret, und grade
solche Ölbüzeni seien oft die Teuersten, wenn man
sie gehörig im Salb behalten wolle.' Gotth.
Örea-Btize": Hagebutten SchwE.
Aus Döre"-B. (d. i. Dom-B.; s. d.), indem das anl. D- als
PI. -Art. missverstanden wurde und Anlehnung an Or stattfand.
Furcht- Büz f.: spöttische Bezeichnung eines
furchtsamen Menschen L. Syn. F.-Gret (Bd LI 825).
Er ist e" Flütti und e" F . — Hoffert-Büzi n.: ver-
ächtliche Bezeichnung einer hoffärtigen Frauensperson
B; L. Si sind im Wälschland obe" g'si"; Settigi sind
numme" Hoffertbüzi L. Was nützt e" richi Frau, wenn
si nummen e" dumms Bäbi isch, derzue grad noch-n-es
H. und e" füls Däschi? Zg Kai. 1882. — Hage"-
Büze" s. H.-Butz. — Hemli-Bülz, Dim. -Bü'zli:
= Hemd-Glungg (Bd II 634) B. — Här Hör-Büzi:
mit Haaren bewachsenes Wärzchen L. — Hurrli-
Pü'z: l. = Hurrli-Buebl (Sp. 932) BE. — 2. = Hurrli-
Bueb 3. ebd. — Chüder-Büzi, -Bü'zi n.: 1. Knet-
Schwelz. Idiotikon IV.
eben im Chüder LG. — 2. was beim Hecheln des
Hanfes oder Flachses in der Hechel zurück bleibt,
wirr und knöpfig, während das Andre glatt und fein
ist L; S. Lieber rrett-ich-mick uf-ere" Hechle" zu-me" Oh.
In" rerhechlen oder uf-me" Schlumpstitel zu-me" Wulle"-
würstli lon cerschlumpe", gib ich Die numm. Schild.
— 3. = Büz 5 a BsL.; B; S; vgl. Chloben 2 (Bd III
618). ,Die Mutter schoss mich herum wie ein K.'
Gotth. ,Sie setze ihren ehrlichen Namen gegen ein
vertschuptes Ch., es werden keine sechs Wochen ver-
gehen, so [lasse sich das Paar verkünden].' AHartm.
1858. Du heseh es Ch. a"g'chunklet, gib wie 's ab-
g'spunne" wird. Schild. Er luegt use" wie-n-e" Müs
us dem Ch. ebd. S. noch Gotth. XII b 58. — 4. un-
ordentliche, struppige, auch unansehnliche, nichts-
nutzige (Weibs-)Person B; L. Es tumms Ch. BBe.
(Dan.). ,Noch vor einem Jahr sei es nur so ein strubs
K. gewesen, jetzt habe es sich ein wenig z'weg ge-
lassen, aber viel mehr als ein Erbsenstecken sei es
nicht.' Gotth. ,Wenn so zwei Kuderbützi daher kä-
men und er dem Einen Ätti sagen müsste und dem
Andern Müeti, wer glaubte ihm?' Gotth. — Mos-Büz:
1. Sumpfdotterblume, Caltha pal. BG. Syn. Mos-Butten
(Sp. 1914). — 2. halb spöttische Bezeichnung der Be-
wohner des Grossen Mooses, bes. in den Dörfern am
Südufer des Bielersees B; vgl. Sew-B. ,Das Land der
Moosbuzen sieht erbärmlich aus, wie gut es sonst
wäre; denn wo der Sommerdünger dem Land entzogen
wird, und das geschieht bei jedem Weidgang, da ist
man nur noch halbwitzig.' N. B Kai. 1840. -— 3. ,(Mos-)
Butz' ; lt Alpina 1821, 432 ,(Mos-)Büz' : = Bus (Sp. 1749).
,I)ie Butzen, Mosbutzen sind unsere gemeinsten Raub-
vögel.' B Hist. Kai. 1829. ,Weih. Haweih, Gabelweih,
Mosbutz, Mosweih.' ebd. 1850. — Fas-nach t(s)-
Büz Gl, -Bü'z BS. — m.: = Büz 1 f. — Nest-Büz,
■Bü'z: 1. = Blutt-Nestling 2 (Sp. 841), von Vögeln,
aber auch andern Tieren (z. B. Schweinen, Kaninchen,
Hühnern), die mehrere Junge zugleich werfen BM., O.
— 2. = Blutt-Nestling 3, bes. von Knaben, ebd. Wo
si ire" N., der Hansli, übercho" het. Bari 1886. ,Die
Mutter hatte grosse Freude, dass noch ein zweites
Söhnchen kam. Sie liebte den Nestbutzen, er ward
verzogen und meisterlos.' Gotth. Du Wilhelm Höhe"-
zoller, witt üse" N., üse" Benjamin? JCOtt 1864 (mit
Bez. auf den Neuenburger Handel von 1856). -
3. dasjenige Kind (Familienglied), das am Silvester-
morgen zuletzt aufsteht B. — Bach-Bü'ze" f.':
wahrsch. = üfo«- JS. 1 SL. - Beri-Büze" (PI.), -Büzeli
= Büz 3 c SchwE.
Bräch-Pü'z (PL -Pü'ze"): das kleine Freiburger
Schaf B; F; früher in den flacheren Teilen des Kan-
tons F stark verbreitet. — Die Brache wurde als Stoppel-
weide benutzt.
S d™ - Bxxz , -Bü'z, P- : Name der deutschen Bewohner
des nördlichen Ufers des Bielersees (etwa von Vingelz
bis Ligerz), bes. im Munde der Bewohner des Süd-
ufers. (Diese sind Landbauer, Jene Weinbauer, Diese
Alemannen, Jene angeblich Burgunder, und zwischen
Beiden bestand bis um die Mitte des XVIII. ein fast
feindliches Verhältniss). ,Wenn unsere Berner den
Produkten unserer Weinbauern am Bielersee etwas
mehr zusprächen, so hätten die Seebutzen Freude
daran.' BB1. f. Landw. 1892. — Vgl. Sew-Bueb (Sp. 940).
Strüb- Struppü'z: struppiges Kind BSi. — Dor-
ne"-Büzli ScHwGross, -Bitschi D: Hagebutten, von
126
2003
Baz. bez, biz, boz, bnz
2004
den Kindern etwa zu Hals-Betti verwendet. — Zizi-
Büz m. L, Zisi-Büzili Ndw: Kosename der Katze.
Syn. Zizi-Büsi (Sp. 1742).
b ü z e 1 i g : mit Bügen (i. S. v. Bus 6 a) bedeckt, von der
menschlichen Haut, Äpfeln, Baumrinde usw. S; Ndw.
ver-büzet: = dem Vor. L; Schw. Syn. ver-süret.
lcl> bi" ganz r. Im G'sicht rerbräglet und o, JRoos.
— ge-'büzet: = dem Vor. Schw.
büzig: 1. = dem Vor. Ndw; „allg." — 2. „unan-
sehnlich, gering von Wachstum L; S." — 3. „struppig.
mit zerzausten Haaren, von Weibspersonen."
Blitz I, Bütze" I m.: 1. a) Butz (PI. Bütz Ap; G
tw.; TnAffcltr., Beri., Hw.) Ap; GrD.; L; G; Tu; Z
Flurl., Butzen Scb; ZSth.: = BÖgg 1 a (s. Sp. 1082).
Syn. Butzen-Mann (Sp. 274). Blitze" mache", sich ver-
mummen ZSth. Nei", bieg aueh, was das [ein zum
.Rispen' eines Bienenschwarms verkappter Imker] für
en B. ist! schüchliger a's a" der Fasnacht. Scuwzd. (G).
S. auch Jör 2 a (Bd III 68). ,Man sol nachgan und
richten, als N. N. und der Studer sich vermachet und
in butzen wis angeleit hatten und ein sniderknecht
geslagen und unbescheidenlich geworben hant.' 1406,
Z Batsb. ,Sind mit ein andren in butzen wis gangen
in einer art, Gott vergeh uns allen unser Sünden.'
GvEdlib. 1464. Verbot, ,dass niemans in butzen wys
gan solle in keinen weg, ouch dass niemans den an-
dern bräme oder beschütte uf die eschrige mittwuchen.'
1490, Z. Ähnlich ist das .butzenlauf'en' verboten im
ältesten Bundesgesetz des Grauen Bundes vom J. 1495.
Akcb. f. Volksk. II 145. .Darnach glich sige seckel-
meister Imfeids frauw und vil dechren [Töchter] in
sin hus kommen in butzen wis; also hebe er, züg,
sich ouch grüst und ein kräzen old schüren an rügen
gnomen.' 1562, Obw Verhör. ,Ein gar unzüchtig spil
[der Z Metzgerzunft im Frühling], ein brut und brüt-
gem, umb welche alles voll louft narren und butzen
mit schallen, trinklen, küeschwänzen.' HBull., Tig.
1574. ,Alle mummereien oder buzen' werden verboten.
1580, ZWthur Mand. ,Sie [die Priester] söllent weder
in noch ussrem hus sich in keine mumery oder butzen
wys sehen lassen.' 1580, L Erlass. .Einer, der sich
in Butzen oder Masgeraden Gestalt finden liesse', wird
gebüsst. GrD. LB. 1646; s. auch Sp. 508. Vgl. noch
Butzen- Antlit (Bd I 350), Hosen-Lumpen (Bd III 1279).
— b) Narr. , Butzen sollen kein Geld haben.' Sprww.
1824, 240. — c) Butz, unordentlich gekleidete Person
ApL, K., M. Hässlicher, unreinlicher Mensch oder
Tier Z; vgl. Butzi. — d) Butz G; Th, Blitze" AaFh.,
K.; ScHSchl. a) Vogelscheuche, Popanz AaK., L.; G;
Th. Syn. BÖgg 1 b ß. Ne" B. i" 's Werch [Hanf] stelle"
AäL. Es Meitli wie g' schlecket, e" Frau wie e" Blitze".
Sprww. 1869. ,Dann gleich als der butz im kürpsen-
acker nichts hüetet, also sind ire hölzinen gött.'
1531/48, Baruch; = , Schreckbild im Kürbsacker.' 1667.
,In Feldern und Gärten richtet man mancherlei Butzen
auf, die Vögel abzutreiben; aber auch die Vögel ver-
merken endlich, dass alles nur Butzenwerk und
Schreckungen seien.' LLav. 1670. ,Man machet die
Vögel durch Klapperen, Butzen, aufgehenkte Federen
und tote Vögel scheuhe.' JCSdlzer 1772. — ß) Pfahl
mit aufgestecktem Strohwisch, als Verbotzeichen auf
Wegen, Grundstücken AaK.; ScHSchl. — y) bildl. ,Als
die österrichischen [1529] uf St Joh. Bapt. abent, do
der frid beschlossen solt sin worden, gegen Rintal uf
dem se einen so schwarzen butzen zeigten, dass flux
ein stürm biss gon Constens und Zürich gieng, ouch
dem Rintal illiche hilf so hantlich zuegeloffen, dass
der buz, als sinen nüwen puntgnossen [den VOrten]
nüt trüwende, verschwand.' Ansh. V 371; mit Bez. auf
einige kriegerische Bewegungen, welche die Öster-
reicher am Schluss des ersten Kappeier Krieges im
Rheintal und (mit fünf Schiffen) auf dem Bodensee
machten, als ob sie ihren Verbündeten aus den VOrten
zu Hilfe kommen wollten, um den Abschluss des
(ersten) Kappeier Friedens zu hintertreiben (WÖchsli).
Hieher auch (wenn nicht eher zu 10 a): .Emmental
und Nidersibental [zeigten sich 1528] guotwillig, irer
oberkeit schuldige pflicht erlich ze leisten ; aber der
schwarz buz lag im Oberland.' ebd. V 265. - e) Butz,
Kobold, böser Geist GrA., D., hPr., Seh.; L. Er heig
es Ung'hür g'seh" i" der Allmend: e" g'schüdrige" B.,
heig Hörner g'ha" und e" Geissfuess. Sibwzd. (L). Da
und da hein-sch' de" B. g'sehn GRKlost. ,Die oberste
Tagweide unter dem Bande heisst die Butzkammer;
es soll ein Butz, d. h. ein Alpgeist dort spuken. Das
Gespenst soll der Geist eines übermütigen Knappen
aus dem längst verschollenen Bergwerk des Gafiertals
sein.' CSchröter 1895 (GrA.). Grüebji-Butz, Gespenst
am Partnuner See. GFient 1896. ,Die sogen. Bütz
oder Hausgeister, deren wir im Prätigau und im gan-
zen Bündnerland eine Menge treffen.' KRctish. 1880.
Nach Jecklin 1876, 174 und Vonbun 1862, 69 gibt es
in Gr ,Alp-, Feuer-, Haus-, Keller-, Brücken-, Tobel-,
Wald- und Wasser-Bütze.' Als Schreckgespenst Gr; G
Kappel. Der B. chunnt! Gr, ddss dich B.! ScHStdt,
Ruf, womit man Jiudn, bes. Kinder schreckt; vgl. aber
Botz II (Sp. 1996). ,Der [gezüchtigte] buob spottet
der mutter und spricht: Butz, biss mich nit, ich bin
dir entrunnen.' 1576, Meinradsleg. ; vgl. Gr. Wß. II
588. ,Bin ich jetz nicht ein feiner butz?' sagt der
in eine modische Tracht gekleidete Satan. GGotth.
1599. ,Böser B.'- ,Apt von S. Luden [in Chur 1526],
ein böser b.' HBdll. 1572 (Randbemerkung). Bildl.
in der sprw. Verbindung: .Eigennutz (ist ein) böser B.'
Sprww. 1824; Emblemata 1622; 1636, S; Hospin. 1683.
,Der eigennutz, der ist ein solcher böser b., dass er
all weit verblendet.' UEckst. ,Darzuo trybt in der
eigennutz der wuechery, ein böser b.' Aal 1549. .Bei
Bienen herrscht kein Eigennutz, der ist und bleibt
ein böser B.' ZStdt (alte Ofeninschrift). Vgl. dazu:
.Besonders so sich dermätzen [gemeint ist eine gewisse
Partei] die larven langest hette ghört abzuezüchen,
darmit sy sich ziert, sprechende: das ist der statt nutz,
und wenn man das schön butzenantlit dennen zücht, so
findt man in der warheit anders nüt dann eigner nutz.'
ThFrickart 1470. — f) Butz, Spitzname des Land-
jägers TbHw.; ZWthur. Der B. chunnt! — g) gelinde
Schelte auf Kinder G. Ir Blitze"! Auch kosend: en
hemdliger B. Th (s. Bd II 1301); en g'näcktiger B. ebd.;
s. Sp. 713. Mer wend g'näcktige" B. mache", sagt die
Mutter zum Kinde, das sie entkleiden will ThHw.
Vgl. dazu butz-nackt, ganz nackt GW1. Du chlises
Butzfjji, scherzhaft kosend zu einem kleinen Kinde
GRhPr. ,Pusio, ein tütte, Jungs kind, bützle.' Fris.;
Mal. — h) Butz, PI. Bütz, Dira. Butzji, Bützji, Lamm,
junges Schaf Gr1iPi\ Syn. Benz, Ischut. — 2. = Bali 6
(Sp. 1181). ,üie Unterstatthalter erhielten 1799 den
Befehl, die Butzen (Holzstösse oder Scheiterhaufen),
die auf den Hochwachten noch übrig seien, an die
•JOIlf,
Baz, bez, biz, boz, bnz
_'i
Armen zu verteilen, die Häuschen jedoch nicht zu
zerstören.' Aa Gem. I 97. — 3. = Bögg 2 (Sp. 1083).
.Mucus. rote, schnuder, butz.' Fris.; Mal. .Butz in
der Nasen, mucus.' Denzl. 1677; 1710. Auch Augen-
schleim: .Butz in Augen, gramise.' ebd. — 4. Blitze",
der verkohlte oder glühende Teil des Dochtes AaP.,
Fri. ; Bs. Mach doch de" B. uss dem Liecht. .Butz im
Liecht, fungus.' Denzl. 1677; 1716. ,Das Liecht auf
den Tisch stellen und den das Liecht verdunklenden
Butzen abbrechen.' Fäsi 1696. ,Aus Beisorg, es möchte
etwann ein glühender Putzen in das Stroh fallen.'
S Kai. 1745. — 5. Bitte, Getreidebrand Bs (Becker).
,Das Korn mag vor dem Brand oder Buz, wie er einiger
Orten genennt wird, etwas weniger Schaden nemmen
als der Weizen.' AHöpfner 1787. — 6. a) Butze", Auge
an der Kartoffel ApV.; ThDozw. — b) Butz GRValz.
(PI. Bätz); ZWyt. Butse" AaF.. Fri.; Ap; BsL.; Gl
Näf.; G; ScHNnk.; Th (allg.) ; ZWthur — m. (in Bs
lt Seiler; ZWyt. f.), Butzi n. Gr: = Bitschgi 1 b (Sp.
1943). Vo" der Butz bis zum Stil ZWyt. ,Wie der
butzen am granatapfel.' Tierb. 1563. .Butz am Obs,
umbilicus, fiosculus.' Denzl. 1677; 1716. ,Flosculus
mali, Butzen am Apfel.' ebd. Vgl. auch Zwei-Butzen-
Bir (Sp. 1493). In formelhaften Verbindungen zur
Bezeichnung der Totalität, a) Butz (Blitze" Sch) und
Stil. Anfang und Ende, Alles zusammen Ap; B; L;
Sch; Scbw; Th. 's chostet Butz und Stil, man verliert
Alles B (Zyro). (De") Butze" und (de") Stil wiisse"
welle", Alles haarklein wissen wollen Sch. ,N. ruhte
nicht, bis er den Butzen und den Stiel wusste.' Sch
Bote 1882. Mit Butzfe") und Stil L; ScBSt.; Th, bi
Butz und (bi) Stil (auch nur bi Butz) Schw. mit
Stumpf und Stiel, ganz und gar. Si hend die Zeine"
coli Gummeli bi B. (und Stil) üfg'gesse" ScnwMuo.
Due se bisst-er i" Kim e" Finger bi B. und St. e"weg,
rübis und stübis. MLienert 1899. .Rübis und stübis,
butzen und stil.' NATan. ,Das man verbüt d' sünd butz
und stil.' Ruef 1538. ,Dem predicanten sin hus fer-
brunnen buz und stil (wie man spricht).' UMev., Chr.
.Stüel und benk. butz und stil, ruta c#sa.' Fris.; Mal.
,Wo sie [die Invidia] hingeht, verderbt si vil: das
feld, die kreuter, butz und stil tuet si verbrennen
und aussreuten.' HBull. 1597. ,Wann du die zer-
nagenen, umbfressenen Ort wäschest, so wirst du hin-
weg nemmen Butzen und Stiel derselbigen Befleckung
und Erbsucht.' JRLandenb. 1608. ,Mit Butz und Stil,
una cum pulvisculo.' Denzl. 1716. ,Es ist Matthäi am
letzten — du musst mit Buzen und Stiel ausgerottet
sein!' Gesprach um 1800. — ß) Butz und Benz; s. Sp.
1409. Es ist Butz rcas Benz = Heiri was Hans (Bd II
1468) G. — y) ,B. und Stanz' [?]. ,Alle irrige Mei-
nung mit Puz und Stanz möge ausgehauen werden.'
Ringgli 1736. — c) Butz Bs, Butze" Bs; GStdt: =
Bitschgi 1 a. Und e" Kern am Butz, und e" B. am
Birli, und e" Birli am Stil. Bs Kinderreim. .Lege die
Schnitz [der Quitten] darein [in die Pfanne mit Wasser,
Zucker usw.]; wie der Butz darinn ist gestanden, legs
under sich usw.' XVIIL, Z Arzneib. S. noch Grübsch
(Bd II 697). Hieher wohl: ,[Die Feinde] tatend all-
gemach zu uns rucken, d' Eidgnossen gaben ein starken
scharmutz, si [die Feinde] hettend uns gern angriffen,
do schmackt inen nit der butz.- Salat (Lied vom Zug
in die Picardie 1543). — d) = Bitschgi 2 a; s. Chrüz 3 c
(Bd III 942). — 7. Butze", ein dem Butzen am Obst
ähnlicher schwarzer Fleck oder eine kleine (bes. -un-
gehörige) Hervorragung G (Mooser), a) Butze" Ap,
Bittzli Ap; GRh., Fleck, kleine Pustel auf der Haut.
— b) .Die schwarzen bützle oder pünktle am end der
oren [der Fühlhörner] der schnäggen.' Fischb. 1563.
— c) vom Guss herrührende (ungehörige) Erhöhung an
der Flintenkugel. ,Dic Kugel [der Muskete] sol cirkel-
rund syn und ohne Bützlin (sie sein klein oder gross,
kurz oder lang).' Z Mand. 1643/66. — d) = Mugg li
(Sp. 129). .Vom Stand auf d' Buchs fiel eira [einem
Schützen] ein Tropf, dass er das Bützlin nit kont
sehen.' JHGrob 1603. — 8. a) Butze", Knospe Z (ein-
zelne Angabe). (Zarte) Pflanzenspitze übh. .Töldel,
die oben noch die bützlin oder knepflin haben.' um
1370, Bs. .Butzen von nussboumloup, so es erst us-
bricht.' um 1480, L. ,Hyoscyamus, ein kraut, hat gold-
gäle bluost, bletter schier wie die stächwinde, herte,
scharpfe bützlin.' Tierb. 1563. ,Uss den halb ge-
wachsnen buzen [an einem Birnbaum] ist nüwe bluest
entsprungen, die ouch frucht geben.' um 1580, Lind..
Wthurer Chr. S. noch Bitschgi 1 b (Sp. 1944). — b) süre
Bbtzli, die Früchte des Sauerdorns, Berb. vulg. ApK.
(TTobler). Syn. Sür-Bützli. — 9. Butz GRPr., Butze"
Bs; GStdt; ScHSt.; Th, Kern, Eiterzapfen eines Ge-
schwüres. ,Als mir der scherer mit einer zangen den
butzen [von einer Pestbeule] herussgerissen.' 1564,
BsStdt. ,Exaniare, das eiter oder den butzen auss-
trucken.' Fris.; Mal. ,Das bützle der eissen, cru-
stulse iilcernm.' Mal. .Es geschiehet oftermalen,
dass, wann ein Wunden schon heil ist, etlich Butzen
oder Knollen auf der Wundstatt entspringen.' FWürz
1634. ,Butz im Geschwär, pus.- Denzl. 1677; 1716.
— 10. bildl. (zunächst anknüpfend an 9). a) i. S. v.
(verborgener) Kern, Kernpunkt, Hauptsache. Da steckt
der Butze", da liegt der Has im Pfeffer Sch. Die zu
Mellingen liegenden Eidgenossen wollen die in ge-
ringer Zahl von einem Beutezug heimkehrenden Zür-
cher überfallen; ,da ret der von Ringeltingen von
Bern, der den dazumal houptman zu Meilingen was :
es sol niemen die von Zürich dafür haben, das sy so
einfaltig und torachtig sigind, das sy sich von irer
stat mit irem zeichen und so wenig folk züchind; es
ist an zwifel nütz anders den ein ufsatz und ist noch
der gröste butz dahinden; darum so lass ich hie ietz
zumal kein angriff tuon.' Edlib. ,Da aber die Sehwäb-
schen [bei Fussach und Hard 1499] der Eitgnossen
streich und nachtruck entpfundent und recht innen
wurdent, ouch den butzen gesahend, woltend sy nit
lenger warten, Sengend an fliehen.' DSchilling (L).
.Trinkend redlich ein gueten schlabutz : am boden
unden steckt der butz!' NMan. ,Vil lerer lerend uf
iren nutz, under der kapp stecket der butz.' UEckst.
,[Der Schaffner, der den Becher Josephs findet:] Da
lyt der butz, da sehend an!' Rcef 1540. ,Wo fält es
dann? oder wo stecket der butz'-" 1589, Zellw. Urk.
,Da steckt der Butz, hinc illa lacrymav Denzl. 16TT;
1716. .Der recht B.' ,Hast nun den rechten butzen
touft', sagt der Kerkermeister höhnisch zu Johannes
dem Täufer, indem er ihn in den Kerker wirft, mit
Bez. auf dessen Strafpredigt an Herodes. 1545, L
Ostersp. ,Bapst Gregor macht ein concilium, darin zu
handien von der reformation der kilchen, von einem
heerzüg in Syriam und von dem entsetzen vom ryeh
kaiser Friderichs, und das was auch der recht butz,
die andern zween artikel lagend ihm nit so heftig an.'
HBull., Tig. Dass durch Mandate .das nnverschampt
2007
Baz, bez, biz, boz, bnz
2008
Husstürmen [nicbt nur], sonder auch der recht Butzen,
nämlich das Fewren und Böuken uf den Höhinen, ab-
geschaffet wurde.' Fastn.-Fred. 1601. — b) verborgene
Absicht, Gefahr. .Besorgtend, es stecket ein Butz
darhinder, welchen man ihnen nicht eröffnen wölt.'
Wurstisen 1580. ,Sy muessend etwas han im sinn; ich
bsorg, es stäck ein butz darin.' Wagner 1581. ,Es
steckt ein wüster Butzen dahinder, sub hoc lapide
scorpius latet.' Denzl. 1677; 1716. ,Vestigia me ter-
rent, ich traue nicht, es steckt ein Butz darhinder.'
ebd. 1716. — c) ,Da muoss ich inen ie den butzen
haruss sagen, das ist anzeigen, das du mit gplerr um-
gangist.' Zwingli. ,Ich muoss den butzen aussher
sagen, dass sich der gwalt mit gelt lasst zwingen.'
Schade 1863, 1 14. ,Ich muoss den butzen ussher
sagen: wäger wärs, er war z' tod erschlagen, dann der
schmerz, den er wirt empfan.' Rdep 1540.
llhd. butze m., Kobold, Schreckgestalt; Klumpen. S. noch
Schm. I2 316/8; Gr. WB. II 58S. 596. Zur Bed. ist bes.
B°gy (SP- 1082) zu vergleichen, das aber etym. mit unserm
"W. kaum etwas zu schaffen hat. Eher dürfte dieses mit
Poas I (s. Sp. 1730/3) zsgehören. Vgl. auch nd. dän. lutt,
stampf, plump, grob (Gr. WB. II 579), schwed. but, Klum-
pen von weicher Masse. — B. in Eigennamen. Spitzname
SchwE.f Familienname GMosn., Rh. ; Z. .Hensly Butz.' 1 432,
ZRatsb. ,Schuochmacher B.' 1513, BStdt. .Adelheid B.',
eine Besegnerin. 1533, ZStdt. ,Hans Feer, gen. Butzen-
schmid.' 1573, ZSth. Eine ,Butzengasse' gab es 1570/1770
in GBern.
.Augen - Butzen: gramiae, Zieger in Augen.'
Denzl. 1677; 1716. — Epfel-, Öpfel-Butze-, in S
-Butzer: 1. a) = Butz6b Ap. — b)=Butz6cBs; S. ,Lolio
victitat, er sihet überzwerch wie ein Gans nach einem
Apfelbutzen.' Denzl. 1716. — 2. bildl., eine Kleinig-
keit, etwas Wertloses. Etwas um (oder für) en E.
fverjchaufe", spottbillig Bs; S. Die besti Cime het-er
verchauft um-en O. Joach. 1883. Wie Esau ''em Jakob
si"s Erbrecht um es Linsenmues, en Ö., verchauft het.
Schild 1885. D' Nöchbüre" wellen-e" jetz recht chlöm-
me" und em 's Hüsli für ne" Ö. abdrücke". JHofst.
1865. Nit e"möl für en O. müesst-mer so Eine'' ha".
Schild 1885. Eei" E., nicht das Geringste Bs. Es
isch hei" E. wert. Um alles Ander giht-si e"kei" E.
Schwzd. — Eiter-Bützli: = Butz 9. ,So das Ge-
schwärlein aufbrächet, so stehet ein grünes Eiter-
bützlein darinnen, das lasset sich nit herausser trucken.
So es dann zeitig ist worden, so gehet der Butzen her-
ausser wie ein Geschwer.' FWürz 1634. — Funke"-
Butz: in der Mitte durchbohrte hölzerne Scheibe,
die am Funkensonntag brennend an einem Stock ge-
dreht und ausgeworfen wird GWidnau. Vgl. Schiben.
- Fürchti- BsL.; Gl; GW.; ScHStdt, St.; Schw;
ZHengg., Förchti- Aa ; Bs ; GStdt, Ferehti- (auch Ferti-)
BsStdt, Fürchi- ZSth., Fürch(t)- ScHLandsch.; Th;
ZRafz, FörchftJ- AaFh., Z.; Ap; ThDozw. -Butz (in
ScHLandsch. -Butze", in Ap auch -BützliJ: \. = Fürcht-
Büz (Sp. 2001). aaOü. Der Oüggel het s' [die Hennen]
üsg'lachet, was si für Fürchtibutze" seigi"d ZHengg.
Wenn i'h e" Fürchtibotz wär, ich menti, 's wär nid richtig
[geheuer] hie! Wohltat. Jüngl. 1780 (B). — 2. ver-
mummte, gespensterhafte Gestalt BsL.; GW. —
Güggi-Butz: .Gestalt, Anblick, die entstehen, wenn
eine Person auf den Schultern der andern sitzt' GrD.
(Tsch. 159). Ein Kind uf dem G. träge", so, dass über
jede Achsel ein Beinchen herunter hängt. Vgl. das
syn. Gigeli-Hock (Bd II 1121). — Garten- Butz.
,Nicht zum Exempel der Nachfolgung, sondern als ein
Vogelscheuch und G., daran wir uns scheuen und
stossen sollen, fürgehalten.' DZwinger (Lautier, Beitr.
II 169).
Hage°-Butz m. GWb.; ZFehralt. (PI. -Butze"),
f. GWb.; ZWein., Zoll., Eage'-Butze" f. G; Sch; Tn; Z
Hörnli, „Hag(e")-Butze",-Büze" L; Sch; Z": \.= Hagen-
Butten (Sp. 1914). aaOO. S. auch Gotten (Bd U 524 u.).
,Baccae cynosbati, Hagenbutzen.' Denzl. 1677; 1716.
— 2. Stachelbeere, Rib. gross. ScHSt.; THManim. —
hage"-bützig s. h.-büssig (Sp. 1750).
Hempli-Putz -Potz : = H.-Büz (Sp. 2001) Th
Dozw., Rom. — Henne" - Butz: = H.-Böz(en) (Sp.
1995) GrPt. — Hanf- Butz: = Hanf-LÖK (Bd IU
1261) THTäg. ,Da d' herschaft armer lüt arbeit glebt
und suecht nun iren nutz, da wär vil wäger ein h.,
dann ein sölich fürgsetzt houpt.' UEckst. ,Die car-
dinäl sind all har gsandt vom hanf butzen, der z' Rom
rieht über seel, lyb und guet, gstücht in eim hohen
rätzenhuet; hat ietz nit selb har mögen kon, er bsorgt,
im werd syn spitzhuet gnon.' ebd. Nabal ist ,ein
weinzapf, vertüejer, ein h.' Grübel 1560. ,Dass sy
sich der iandtlichen bekleidung beschämend, sich mit
seiden, sammat und anderem narrenwerk auf das kost-
lichest aufbögend wie die hanfbutzen.' SHochh. 1591.
S. noch Bunt (Sp. 1403). — Jämer-Butz: = J.-Gret
(Bd II 825). oO. — Lachi-: leicht und viel lachender
Mensch Sch. Syn. Lach-Benz. — Liecht-: = Butz 4.
,Das kölble am liechtbutzen in gestalt eines schwümm-
lins, fungus.' Mal. .Fungus, Erdschwumm, Pfifferling;
Liechtbutz; Baumbrand.' Denzl. 1677; 1716. — Fas-
nacht- Ap; G; Th, Fasnrcht- Aa; Ap; Bs (auch Fas-
nrchts-J, Fasnet- ApK.; GRh. -Butz (PI. -Bütz Ap;
Th, sonst gew. -Butze") : = BÖgg 1 a; s. Sp. 1082/3.
Auf einem hölzernen Pferde dem Anscheine nach rei-
tend, zieht der F. vor jeder Fastnacht bettelnd herum;
den Spruch, den er dabei hersagt, s. bei TTobler 177.
Vgl. auch Butzen-Ross ; Fasnacht- Boss, -Biter. F.,
hast d' Nase" nüd 'butzt! (Aa; GStdt) oder hast d'
Hose" verschlutzt [zerfetzt]! (GStdt), Neckrufe der
Strassenjugend. ,Der geiz und unser eigner nutz
macht manigen seltsam f.' 1525, Schade 1863. ,Da
nun die f-en für kamend miner herberg tür.' Salat.
Strafen gegen solche, die ,in mummeryen und fass-
nachtbutzen wys umblouffend.' BMand. 1587/1667. ,Die
Fassnachtbutzen werden bei einer Buss von 2 Pfd
verbotten.' 1594, G (KWild 1847). ,Die heidnischen
Fassnachtfüwr, Fassnachtbutzen, Mummeryen und der-
glychen wollen wir hiemit uff ein nüwes verbotten
haben.' BMand. 1628/67. ,Die Böken und F-en, Hä-
chelgaukeln etc. sollen durch die Stubenknecht von
Haus zu Haus bei Straf 2 ß verbotten werden.' Bs
Ratsprot. 1658. ,Ich kam in einem Pilgershabit, fast
wie ein Fassnachtsbutz aufgezogen.' Della Valle 1674.
.Der Pfaff ist in der Mess so zierlich schön vermum-
met, dass man ihn wol für einen F-en kann passieren
lassen.' ClSchob. 1699. , Böggenwerk und F-en' ver-
boten. 1765, ZGrün. Verordn. S. noch Larven (Bd III
1381), Mätz (Sp. 612), mutzen (Sp. 620). — Nidi-
Butz: Schelte auf eine verdriessliche, übellaunige
Person, auf ein weinerliches Kind Bs. ,Fort, Neide-
butz!' BsPromot. 1624. — Bau-Butz: = Butzi-Bau 1
(Sp. 896) GrD. Wart, der B. chunnt! zu Kindern. —
Böli-Butz: Schreckgespenst ZWthur. Syn. B.-Mann.
Baum Bom-Butz, -Butze" (PI. -Butze", -Bütz):
umin
Baz, bez, biz, boz, baz
2010
Vogelscheuche, spec. auf Kirschbäumen GHäggensw.,
Wittenb.
Bire"-Butz e°: Birnbutzen; bildl., Kleinigkeit
Bs; Sch. .Wegen einem Birebutzen.' Sch Pilger 1890.
Vgl. Epfel-B.
Bräcb-Butz (PI. -Bütz): 1. Vogelscheuche Ap.
— 2. Strohmann, ebd. — In der .Brache' gab es .Ein-
lange' (Bunten) mit Kulturen, die geschützt werden mussten.
Rolle"-Butz : 1. Vogelscheuche in Mohnäckern
Th. — 2. Familienname ZStdtf (seit 1470; aus Ulm
eingewandert). .Hans R.\ Burger zu Basel 1437.
2 wohl urspr. s. v. a. BSUeli-Bögg (Sp. 1084); vgl. Gr.
Myth. I» 4 74.
S&r-Bützli: = süre Bötzli (s. Blitz 8 b) ApWolfh.
— Schreck-Putz: Popanz. .Auf diesen beharrlichen
Abschlag rückten die Aristokratien ihren alten Eids-
genossen mit eins den Sehr, eines absonderlichen
Burgrechts vors Gesicht, welches sie errichtet hätten.'
Helv. Kai. 1780.' — Stunggeli-Butz: Kind im blos-
sen Hemde ZO. — Strau"'-Butz: Strohmann. ,Als
wären diese nur Strolibutzen.' Sch Pilger 1884. .Ver-
achtet und ausgestossen wie Str-en.' ebd. 1895. Der
zwinglische Leutpriester von Aarau nannte 1523 die
h. Doktores der Kirche .stroubutzen.' Absch. ,Dr Strou-
butz', Name eines gelehrten Doktors bei UEckstein.
,Muoss teglieh hören manchen trutz [klagt ein Bauer];
trösch ich, so nennt man mich straubutz.' VBolz 1551.
— Türgge"-Butz: Vogelscheuche in Mais- (Türken-
korn-)Äckern GRebstein. — Winter-Butz: Heerling.
Syn. Winter- Trollen. Bildl.: .Wann sie [die in Üppig-
keit erzogenen Jungen] dann etwan vorstehn sollen
dem gmeinen Nutz, so gibt es nichts dann W.' GGotth.
1599; Com. Beati. — Zinggeli-Butz. In einem Kin-
derspruche: Z., wa" hast im Sack? Z., drei Opfel.
Z., wer hat -der s' g'ge"? Z., ml" Schwöster [usw.]
ZSth. Vgl. Glinggeliging (Bd II 633).
butze" I, in GO., Wl. putzne": 1. sich verlarven,
verkleiden (an der Fastnacht) L (St.b); GO., Wl.
Syn. böggen 1 1 (Sp. 1085). ,Wir hand ufgesetzt und
beschlossen, dass by geschworn eiden niemand rae nüt
butzen gan soll.' 1497, Gr Rq. ,Das P. am Hirsch-
montag' ist als .Unordnung' abgeschafft. 1(300, AARats-
man. ,B. und Singen und Schreien' wird Anf. XVII.
in GStdt verboten (Fastnachtsmand.). ,Was sonsten
etwan an Fassnachten von Knaben, Kinderen oder
anderen Leuten mit Putzen und Umbharlaufen vor-
gehet, dessenthalb ist bereits Vorsehung im grossen
Mandat besehenen.' B Mand. 1715/28. S. noch Masch-
geräd (Sp. 508). — 2. nach dem Tode als Gespenst
umgehen, spuken GrA.
ver- I: gew. refl., (sich) vermummen „B;" FJ. ;
„VO; S; Z." Syn. ver-böggen (Sp. 1086). In der ä. Spr.
häufig, eig. und bildl. ,Als sich pfafftn und leien
nachts in narrengewand und andre kleider vermacht,
verbutzet und verwandlet hand, daz man sy nit be-
kannt.' 1433, Z Ratsb. ,6 tag ante Estomihi wird
das fastnachtküeehliholen, nachts uf der gassen ver-
hutzelt [so] umher lauffen und das einander in brun-
nen werffen verboten.' 1508. Sch Chr. Sie haben
den Herzog von Bourbon erst in Besancon erkennen
können, weil er sich ganz .veränderet und verputzt'
gehabt. 1523, Absch. .Und also kamen der suppriol
in gstalt Maria und der lesmeister in gstalt Cäciliä
verbutzet zum Jätzer.' Ansh. .Zürich und forderlich
der Zwingli begerten trungenlich, dass sich die di'spu-
tation [zu Baden] unverbutzet bald Hesse sehen', d. h.
dass die Akten rückhaltlos veröffentlicht würden, ebd.
,Sy verbutzeten Baman das angesicht.' 1531, Esther;
dafür 1667: .verhülleten.' ,Die landleute in derGrueb
[Gr] verbutzten sich zur zeit der Sonnenwende, zugen
in einer rott von einem dorf zum andern, triben hohe
sprünge [usw.].' JStümpp 1546. Wer auf Gütern eines
Andern Schaden anrichtet, soll zu einer Busse von
20 Kronen verfallen sein; wer bei einer solchen Schä-
digung .verbutzet' angetroffen wird, hat doppelte Strafe
verdient. 1562, Absch. (für Luggarus). An der Fast-
nacht wurden die Gesichter ,verbutzt, die kleider ver-
endert.' B Mand. 1562. ,Als auf ein zeit ein hirt ein
kämeltier mit tuech ganz bedeckt und ein jung kämel-
tier zue dem verbutzten tier liess.' Tierb. 1563. ,V.,
vergstalten, larvare, transformare.' Mal. , Etwan legt
der ebrecher weiberkleider an oder verbutzt sich sonst.'
LLav. 1582. .Das v. und mommerigen' sind verboten.
1599, Bs Erlass. Die Herrenmeister und Stubengesellcn
werden ermahnt, .solche Tüfels- und andere unzym-
liche, Christenlüten übel anständige Kleider und Ver-
butzungen als auch Metzenkleidungen genzlich und
angenz abzestellen.' 1603, B Erlass. .Welcher sich v.
wurde, es wäre Tags oder Nachts oder zu was Zeiten
das wäre, dieweil solches ein Teufelswerk ist, der ist
zur Buss verfallen.' GRKlost. LB.; ähnlich im GrD.
LB. ,Mit dem Deckmantel v.' = .deguiser' im frz. Text,
um 1630, F Stadtb. Leute von Lauis kommen mas-
kiert auf das Bellenzer Gebiet und werfen .Atz' in den
Tessin, wodurch die Fische getötet werden; solche
.verbutzte' Leute soll man in Verhaft nehmen und
abstrafen. 1638, Absch. ,Und seien uff derselben Pünd-
ten verputzte Menner [Vogelscheuchen] da gsyn wegen
des Hanfsamens.' 1644, AaL. Chorgerichtsmanual; kurz
vorher: .verpusste Menner.' , Was an Fassnachten von
Kindern und andern Leuten mit Verputzen und Um-
herlauffen vorgat.' B Ordnung 1686. S. noch Bögg
(Sp. 1083) und vgl. ver-butzen IL
Butzi(Pl.B»teene''GLM.;GG.; ZO.)m.: \.= Butzla
GlM.; G; aScHW, Ma.; Uw. In GSev. laufen B. ausser
an der Fastnacht auch am 6. Jan. (Dreikönigen) herum.
In GO. gehört zur Ausstattung eines B. ein mit Rollen
besetzter Gürtel und eine hölzerne Maske. Eine solche
Maske befand sich im Besitz der Gemeinde GW1., die
sie jeweilen einem geeigneten Individuum überliess;
früher war es ein ganzer Anzug gewesen. ,Ain Ascher-
mittwoch rollen [in GSa.] die abscheulichen B. auf
den Strassen herum, werfen Russ, Asche, Kot, sogar
Harz nach den Leuten.' Schweizerb. 1820. Bei dem
Umzug, der jeweilen vor der Aufführung eines Fast-
nachtspieles in Schw abgehalten wird, kommen am
Schluss die ,Butzi\ .Heiden' und .Hexen' mit ohrenzer-
reissender Katzenmusik. Der Feierabend 1860 ; vgl. Sp.
648. S. noch butzi-laufen (Bd III 1140), Butzi-Mummel
(Sp. 227), -Mann (Sp. 274). — 2. Name der Wildleute
an der Älplerkilbi Ndw. — 3. a) meist mit dem Attr.
wüest, (auch scherzh.) Schelte auf einen unflätigen
Menschen; oft zu Kindern, die sich beschmutzt haben
GG.; ZO. Du (wüester) B.! Unverschämter, ausge-
lassener Bursche GS. — b) unsauberes, auch wohl zu
hoffärtiges Weibsbild Ndw. — c) garstiges, ekelhaftes
Ding ZO. Öppis Butzis. — 4. = Butz 1 da. GG., oT. ;
ScHwAltend.,Reichenb.; Ndw. — 5. a) Schreckgespenst
für Kinder „Gl; Gr;" GHenau, Rheineck, T. Wart,
de' B. holt-di°»! — b) Teufel „Gl;" GG., T. .Das
2011
Baz. bez. biz, boz, bnz
2012
Weib ist so arg und bös als der Butze!' UBräguek
1777. Bes. im Gen., ganz wie Tüfels uä. Eine" schier
Butzis mache", aufs äusserste reizen, ärgern; schier
('s) Butzis werde", fast aus der Haut fahren vor Ärger
ZO. Vor Subst. i. S. v. verwünscht: e" Butzis Zug,
Such! ZO. (E") Butzis Mache"! ebd.; s. Sp. 35. ,Der
Butzis Gedanken!' UBrägger. Vgl.: Eppes Butze-
manns (Sp. 274). — 6. = Blitz 3 Ndw. — Als Familieun.
.Hans Butzi.' 1514. Aa.
Acker-Butzi: Vogelscheuche in einem Acker. Ich
sieh [aus] wie en A. GEbnat (Feurer). — Furcht-:
= Fürchti-Butz GW. — Gerste"-: Vogelscheuche im
Gerstenacker. Es war na [noch] seh ad für d' Gerste",
wenn-me" Die wett zum-ene" G. mache", von einer
überaus hässlichen Frauensperson. Dan. — Hanf
(Häuf- ScHwTugg., Häf- ScuwSchübelb., Huf- GA.)
-land (s)-: = Hanf-Löli 1 (Bd IH 1261). Das Wiber-
rnlrh ist wie-n-e" H., sehr unordentlich gekleidet GA. —
, Fas-nacht-: = Fasnacht-Butz Gl; GT." — Bau-:
= Bau-Butz GßGlar., Luz., Peist, Schud., Scuolms,
Tschapp.
Butzli I m.: 1. wie ein Popanz, d.h. sonderbar,
fremdartig oder nachlässig, lumpig gekleideter Mensch
L. 's isch netime" da so ne" B. cho". — 2. komische
Person, Hanswurst Sca. — 3. Teufel, Unhold Ndw.
— 4. liederlicher Kerl, Lump, Spitzbube, auch nur
Schimpfw. ohne bestimmte Bedeutung L; Schalk, Tu-
nichtgut AaWoM.
Als Persouenn.: Der Butzli aSchw. ,Bat Utiger, gnambt
B.' 1641, Zg. Familienname. ,Dr Val. B.' 1562, Z. , Georg
B., catechista.' 1577, F. — Hieher auch der Titel einer 1827
in Zürich erschienenen Schrift von DHess: ,Vesicä-Putzli, eine
Rhapsodie aus meiner nächtlichen in Opiumträumen entstan-
denen Bildergallerie' ; dazu zeichnete der Verf. das Bild einer
Harnblase (vesica), worin ein Kobold sitzt, der mit einer
Zange boshaft zwickt.
Fitzli-: scherzh. Bezeichnung des Teufels B; L;
Tu; Uw; Z. Als Schreckgespenst für Kinder Bs; Obw.
Der F. chunnt! , Einige behaupteten, der V. habe ihn
[den Geizhals] mit seinem Geld geholt' Obw Kai. 1899.
,Mit dem h. Nikiaus zieht [um die Weihnachtszeit im
Aa] auch ein Satan mit Rute und weitem Sack; dessen
Name ist Schmutzli oder gar V.' Sihweizerb. 1822. In
einem L Osterspiel des XVIII. ist ,F.' der Hauptteufel.
Durch volksetym. Umbildung aus Huitzilopochtli, dem
(durch Reisebeschreibungen bekannt gewordenen) Namen eines
dir drei Hauptgötter der alten Mexikaner; vgl. dazu: ,Ini
Majo hielten sie [die Indianer der Insel Jamaika] das Fest
Vitzili Putzili, welcher ihr vornehmster Abgott war.' JRZeller
1673. ,Vitzliputzli ist in Neuspanieu der Wilden wilder
Götze, so selbst der Teufel ist.' Mannling, Poet. Lexik. 1719.
butzlig I: possierlich, närrisch, drollig L. Du
lustigs, b-s Meitli! Syn. büsig (Sp. 1749).
Bützel m. ApK. ; Gr allg. (PI. wie Sing, oder
Bützle"); GMs, Dim. Bützfeßi, Bützelti Gr, Bützili
GSa.: 1. kleine (Eiter-)Pustel, Finne, bes. im Gesicht
Gr; G. Syn. Büz 6 a. .Vorübergehende seien oft wie
von einem kalten Winde angeblasen worden und haben
Bützele um den Mund bekommen.' Jecklin 1S76. Für-
nem guet für Frisel, Bützle" und für d's Schmirze".
Schwzd. (GrPt.). Si sind auch gär volle" Tschüepele",
Bützel und Widerginte". Prophet 1855 (GSa.). ,Bützel
und andere trüesen weichet diss schmalz.' Tierb. 1563.
— 2. Pfropfen aus Papier oder Holundermark, den
die Kinder durch ein Rohr schiessen oder blasen ApK.
finster fister- bützle" ZBenken, Rafz, Uhw.,
-bürzle" ScHMerish.: Blindekuh spielen. Syn. finster-
müslen (Sp. 482).
Bützler Bötzier m. : Name des Teufels in einer
Appenzeller Sage (Ap Geschichten und Sagen 141/3).
ge-bützlet: vom Holze, mit schwarzen Punkten
unter der Rinde besetzt GRValz. Gebützlets röttanni's
Holz.
Butz II m.: 1. Kleiderputz, -staat AALeer. ; B;
GRPr.; G; Th; Z. Im B. si" Tu. Der Chaiser Karl
ist e" grusig ei"facher Ma"" g'si" und het b'sunders uf
dem B. süber nild g'han; schi" Lüt aber hend albig
en heglesche" B. g'han. GFient 1898. Wenn du mich
nüd wottst im Schmutz, so will ich dich au'1' nüd im
B., bäuerlicher Freierspruch Z. ,Am Donnerstag pfle-
gen die neu angehenden Eheleute im B. ihre Dank-
sagungs-Visiten abzulegen.' vMoos 1775. — 2. Ver-
putz, Mörtelbewurf Bs.
Abe°-: Verweis Gl; GT.; SchwE. Der Wandel
ist falsch tcorde" über der Appe"putz. MLienert 1891.
— Ü f - : = Butz 1 W. Am Firtag ist e" scharpfc Ü.
unter dum Wibuvolch. Sumi heind e" settige" Ü. hittu
wie gester, mu" meinti, schi wei [wären] van am Graf
d' Frouiv oder Schwester (Narrenspruch im Bauern-
spiel). — Ver-: wie nhd., z.B. an Gebäuden B; Gl;
Th; Z. — Här-: Haarschleife SG., NA. — Hurrli-:
= Hurrli-Mutz (Sp. 618) Bs. Im H. si".
,Liecht-: emunetorium.' Denzl. 1677; 1716. —
Wahrsch. fem.
Nase"-Butz, P-: Nasenstüber; gew. in bildl. S.
= starker Verweis BS. Dem irill-ich da"" e" N. ge",
dass er sich dra" b'sinnt.
Umbildung aus dem syn. Nasen-Büm (Sp. 1746) unter
Anlehnung an uusre Sippe; vgl. die RA.: Eitn «'' Aase"
butze", ihn zurechtweisen.
Ständli- (B; Z), Stäntli- (oBs). Stänti- (B lt Zyro)
Butz, in B auch P-: der letzte Trunk, den eine Ge-
sellschaft (auch ein Einzelner) beim Aufbrechen ste-
hend vor dem Tische oder vor dem Wirtshaus noch
zu sich nimmt. Der St. ne". B Dorf kal. 1868. Zum
Sentenz giH 's iez noeh en St. ZWyla. No'k en St.
und denn gä"! B.
Volksetym. Entstellung aus lat. stantibus (pedibus), mit
Anlehnung an ständli"gen oä. im ersten, an butze" (i. S. v.
austrinken) im zweiten Teil.
Butz III (auch P- B) m.: Putzer in der Kaserne,
Offiziersbursche Bs; B; Th; Z.
Chuchi-Butz: Aschenbrödel GW.; Th; Z (Spill-
mann). De" Ch. mache", in der Küche die niedrigen
Arbeiten besorgen. — Bart-: Barbier. ,Dcm Bartbutz
1 fl. 20 g Trinkgeld.' 1786, Obw Rechn. — Schueh-:
Schuhputzer B; GrD., He., Pr., Seh. Eine" für e" Seh.
han, geringschätzig behandeln Gr. (Eim) de" Seh.
mache", sich zu Allem hergeben ThHw. — Schon-:
Mädchen, das die gemeinsten Arbeiten verrichtet Ar.
— Schnorre"-: derb für Bart-B. SchwE. Die Grund-
lawine hed e" par Wettertanne" e"weg g'wuscht, wie-
n-e" Sehn, e" Bart. MLienert 1891.
musi-butz: adv., völlig. Mir hei" hür e" wüeste"
Tatsch use" g'no", wo-mer äsi highländische" Rente" m.
verlöre" hei". Bari 1886.
butze" II (p-Btw.; GRKlost.; PA1.) — Ptc.'ö»**«,
in BSi. ; Gr auch (ge-)butzet : 1. verschneiden, kastrie-
ren B; „VO;" GrD., ObS., Pr.; L; „S;" Uw; W; ,'/,.'
2018
Baz, bez, biz, boz, buz
201 I
Syn. heilen. E" 'butztf Wider. Hammel I.. „E" Mütter i
b., ein weibliches Sehwein verschneiden Gr." ,Ein ver-
schnittenes (geputztes) oder ganzes Stierkalb.' Steinm.
1802. .Die Füllen werden im eisten Jahr verschnitten
(verheilt oder geputzt).- ebd. — 2. säubern, reinigen.
a) Bäume, Sträucher von unnützen Schossen , den
Boden von Unkraut uä. reinigen B; Gr; L; S; Th; Z.
D' Bäum mues'-me" b., wenn s' rumig [noch nicht] im
Saft sind. De" Stamm b., den Stamm des Weinstocks
von den jungen, unnützen Auswüchsen, dem G'wild,
säubern, ein Teil der Frühjahrsarbeit, die läuble" oder
chlube" beisst ZZoll. Holz b., auch abs. im Holz b.,
einen Waldteil von Gestrüpp säubern, damit der junge
Aufwuchs nicht erstickt werde (jährlich wiederkehrende
Arbeit) ZS. E" Rüti, e" Forst, e" Stuck in-ere" Alp,
e" Sand b., von Steinen, Gestrüpp usw. reinigen, urbar
machen GRHe. En Acher (Gr; Th; Z), Rebe" (Tb; Z),
Rüebli, Herdöpfel (ebd.) b., einen Acker, Weinberg.
Rüben-, Kartoffelacker von Unkraut reinigen. D' Wise"
b., im Frühjahr von den Oberresten der herbstlichen
Düngung, auch von Maulwurfshaufen, Steinen usw.
säubern B (oft abs.); Z; Syn. süberen. ,Für die Häg
abhauen und b. 8 Krz.' 1721, Sch Rebbüechli; s. auch
Hag (Bd II 1066). ,Es soll auch in solchen Ein-
schlägeu nicht das mindeste gehauen werden, unter
was Vorwand es immer sein möchte, als erdünneren,
b. usw.' AaB. Holzordn. 1752. ,Der Wald soll jedes
Jahr von Rekholderstauden, Stechbalmen, Dornen etc.
gesäubert, gebuzt und geräumt werden.' 1781, BRq.
,Die Allee zu b. 16 ß.' 1786, Z Haushaltungsb. .Sollen
die Allmenden gemeinsam von den Dornen gebuzt
und gesäubert werden.' 1803, AASeon. S. noch March
(Sp. 388), nutzen (Sp. 892), becken 2 b (Sp. 1111). —
b) 's Liecht b., wie nhd. Er dem Er gibürt: Herr
Pfarrer, butzid 's Liecht! L (Ineichen). — c) Frucht,
Seime" b., Korn, Gesäme mit der Putzmühle, Wanne
von Spreu, Staub uä. reinigen Bs; B; Th; Obw; Z.
De" Rüeblisöme" b. und wanne". Anderegg 1891. -
d) der Essech b., durch Entfernen der alten, verdor-
benen Mutter und Einsetzen von frischer, sowie durch
Zuguss von Wein oder Most neuen Essig erzeugen (was
gew. im Jahr einmal geschieht) ZZoll. — e) Stuck b.,
die Knötchen, Unreinigkeiten aus Seidengeweben (auch
Strohgeflechten Aa) entfernen, was von besondern Ar-
beiterinnen (Stuck-Butzeri") besorgt wird AaF., Ke. ;
ZS., Stdt. Bändel [Seidenbänder] b. Bs. Tuech b.,
beim Weben des Tuches vom Einschlag oder noch vom
Zettel herrührende Unreinigkeiten mit dem ChlüppH
(Bd III 667) vorweg aus dem Gewebe entfernen B; Z.
De" Zettel b. (oder rüste"), Knötchen, Haare, unsaubere
Fäden aus dem Zettelgarn entfernen, sowie die Schie-
nen mit der ,Rispi' nachschieben, um etwa flockig an
einander hängende Fäden zu lösen, ebd.; Syn. (de"
Zettel) löse". — f) en Ür, es Zit b., reinigen, allg.
,Dem Sigristen umb Baumöl und von der Uhr zu b.
7 Pfd 4 ß.' 1687, ZZoll. Auch bildl. Eim 's Zit b.,
den Text lesen AAZein.; L. Als ,der Zitputzer' unter-
zeichnete seit 1870 ein regelmässiger Mitarbeiter des
Landboten von LSursee seine Artikel, in denen er an den
politischen Vorgängen scharfe Kritik übte. Mi" liebe
Bot [redet er einmal die Zeitung an], ich glaube" bald,
ich wöll ke"s Zit mer putze" : das Wäldlerzit ist so roll
Schmutz. — g) 's G'wer, d' Büchs(e") b. Ich ha" ja
under dem Junker Zuckerhuet 5 Jär Büxe" 'blitzet,
ich wot ja Atme" eine" ablauw [ablassen], Helv. in- face
1694. Korporal: [Das Gewehr] g'seht fiss, wan's
lOOO Jär nit 'butzet hettest. Antw.: Da hast erhit,
ich ha" 's erst vor S Jären 'blitzet, ebd. .Questor und
zügher sollend gwalt haben, die alten spiess ze b.
und ze rüsten.' 1563, BRatsinan. I«» ha" 'zwiflct <flni".
er [der Soldat] rerhocki öppe" nuch bim Chnöpf putze" .
Nat.-Kal. 1865. Abs., von der Reinigung der mili-
tärischen Ausrüstung übh. lch cha"" nüd, ich mues'
noch b., sagt ein Soldat zum andern, der ihn zum Aus-
gang einladet. — h) d' Schueh, 's G'wand, 's G' schirr,
d' Fenster, de" Bode" [eines Gemaches], d' Stege", d'
Chuclii b., reinigen, scheuern, blank reiben, allg. Hei,
c" söttige'' Ma"" i" söttigem Chleid putzt kei" Öli vier'.
ruft das mit Kleidern beschenkte Heinzelmännchen.
Henne 1874 (BO.). ,Butz den winkel', Personenname.
UEckst. 's Mösch b., die Messinggeräte und Messing-
teile an Türen (Klinke, Schild), Stubenöfen (Türchen,
Reife, Knöpfe), Glockenzügen usw. blank reiben, eine
der regelmässigen Samstagsarbeiten, allg. Eim 's
Mösch b.; s. Sp. 505. Im gleichen S. : Eim 's Lederzüg
(Z), de" Napf (GFlums) b. D' Gloggerzüg b., scherzb.
für betteln, von Handwerksburschen ZZoll. D' Polizei
het d' Pritsche" 'putzt, sich schlafen gelegt Bs (Hin-
dern).). Abs. : Butz vor diner Türe": ! Ah. Süber'butzt
ist wie neu, RA., womit man z. B. sich darüber tröstet,
dass man einen Gegenstand nicht neu haben kann Th;
ZSth. Wie nhd. scheuern spec. von den regelmässig
wiederkehrenden Reinigungsarbeiten im Haushalt,
allg.; vgl. Butzerin, Butzeten. Butze"d, fege"d, wü-
sche"d, staube"d ab! ACorrodi (Z). B. und fege" gih<l
ke"s Bröd i" 's Hüs L (Ineichen). B. und wasche"
gibt lär Tasche" Gl. ,Den 17. Weinm. 1799 fangten
wir in dem Kloster zu b. an, und es wäre höchst
nötig, indeme Zimmer und Gang ganz unflätig waren.'
SohwMuo. Spec. <x) beim Spiel mit Schussern mit der
Hand die Bahn für die Kugel rein fegen G. B. gilt '.
Spielbedingung. — ß) de" Blatz b., bildl., den Fleck
räumen Ap. Er hed mües'e" de" Blatz b., z. B. von
einem Beamten, einem Bauern, der um Haus und Hof
gekommen ist. S. noch Tatsch. — i) d' Nase" b.
allg.; s. Nasen le (Sp. 798) und Fasnacht-Butz. ,Seu
mungis nares, wenn du die nasen butzest und schnit-
zest.' Fris. 1562. .Mungere, b., schneuzen.' Denzi,.
1677; 1716. Potzid grad d' Öre"! rief Landammann
Broger auf der Landsgemeinde seinen Innerrhodern
zu, die ihn nicht verstehen wollten. Scherzh. im glei-
chen Sinne: Butz d' Auge"! Ap; vgl. Sp. 798 o. D'
Zä(nd) b. allg. , Seine Zähne b.' AKyburz 1753; in
der Z Ausg. von 1760 auffälliger Weise mit , reinigen,
säubern' glossiert, 's Mül b. (und gä") = 's Mül wü-
sche" Aa; B; s. Sp. 176. So gang halt u"d butz di"s
W'verschant Mül! derbe Abfertigung. AHeimann 1899
(B). D' Hörn, d' Hörn(dßi (lä"J b. Gr; Z; s. Horn-
Butzer. ,So Einer einen Rinds-, Schaf- oder Kalbs-
kopf vor der Ausswägung nicht, wie es sich gebührt,
schönen und säuberen, sondern Jemanden solche un-
gebutzt zum Fleisch ausswägen wurde.' B Metzgordn.
1718. Eim de" Rache" (GrKIosL), d' Chuttle" (AaF.,
Ke., Köll. ; B; Z) b., Einen derb ausschelten, zurecht-
weisen. S. auch Grind (Bd II 761). Ähnlich: Eim de"
Hund [s. Hund 2 a Bd II 1428] 6. SchwE. (Das ist
g'sund) Das butzt de" Hund, Das hilft B; Z. 's Füdleeh
b. Th; Z. Eim naeh's Füdli &., für ihn die niedrigsten
Dienste verrichten ZZoll. — k) Fisch b., ausweiden
und abschuppen ZS. 's Veh &., mit Striegel und Bürste
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Baz, bez. biz, boz, bnz
2016
B; Th; Z. S. (jlissen (Bd II 648 o.). Guet 'butzt ist
halb g' futteret B; Z. 's gihd noe" Bure* g'nueg, si be-
grlfi*d nid, das' nid nur für d' Boss gilt: ,Guet 'butzt
ist halb g'hirtet' ; 's tat g'rad i" de* Söinen am beste".
L Hauskai. 1901. Refl., sich der Nachgeburt ent-
ledigen, von Kühen GiiObS., V. ; Syn. ver-süberen. Vgl.
Butz-TranJc. — 1) einen Vaganten b., polizeilich von
Ungeziefer, Unrat säubern ZZoll. Von einer Leiche:
Es schadt Nünt, wenn-der 's noc" e"mol säge*, vor-er-
mich botze" ond vergrabe" mixend! Schweizermund 1891
(Ap). ,Brueder, wer hat dich gebutzt'i" fragt in einem
(bes. an den Herbstabenden üblichen) Spiele das Eine
von zwei unter einem Leintuch Sitzenden das Andere,
das von einem der übrigen Mitspielenden mit einer
Bürste am Kopfe gestrichen oder geschlagen worden
ist; errät Dasselbe den richtigen Namen, so muss
dessen Träger seine Stelle einnehmen ZS. Er ist
fürt weder butz-mieh noe" leck-mich, hat sich ohne Gruss
oder Dank verabschiedet L. B" ha" ke" Dank g'ha"
und ke" butz-mich und leck-mi'" AaKc Eine* b., Einen
ausplündern, arg mitnehmen übh. Mer händ-e" 'butzt,
z.B. beim Jass Z (Spillm.); Syn. schneisle". De'' Müller
hätt als ne" Üfwigler seile* Ströf uf Basel abe* zale*;
si hei" v)6l g'ivüsst, dass er 's Rupfe" mag erlide", und
hein-en auch derfür 'putzt. Schwzd. (S). Dirne zu
Acolast: ,Gib har die hend! die hendschuoch wir ouch
billich nend: es ist zuo vil, das ich dir lan das schwarz
vor dinen neglen stan. Jetz bist gebutzt, buob, far
dahin! sag, buolen sy ein schwere pin.' JBinder 1535.
Wenn d' denn eppen e* Bä" brechst ond ich söss noch
ehrank werde*, denn söm-mer süber 'potzt, in einer
üblen Lage. Ap Volksbl. 1832. Mit scherzh. (eig. vom
Kaminfeger hergenommenem) Zusatz: Er ist 'butzt
um 's Ruess, geliefert. Sprww. 1869; auch: Es hät-en
'butzt um 's Ruess Z (Spillm.). Im gleichen Sinne
in der Verbindung 'butzt und g'scheret (Z), 'b. und
g'striglet (Th), 'b. und g'strälet (Ap; Th) si*; vgl. bürsten
und sträle* (Sp. 1611). 's ist Eine 'butzt und g'scheret
(g'strälet), wenn- er -si'" mit Dem V'lät. Wer sich uf
frönd Lut mues" verlä", ist 'butzt und g'scheret ZW1.
Alli Drei si" rams, 'butzt und g'striglet : d's Kässli ist
mine"! ruft ein Gewinner im Kartenspiel. ONägeli
1898. ,Und d' Arbeit hat auch nicht gefehlt, längst
war ich sonst geputzt und g'strält' Schüeber 1835.
Wer hütigs Tags nid rechnet, ist 'butzt und g'chert.
Biedebm. 1889 (ZWthur). Refl. a) niedriger Ausdr.
für laxieren Ap (TTobler). — ß) bildl., sich von einer
Anschuldigung, Injurie rein waschen, z.B. vor Gericht
Gr. Wer einen Andern beschimpft, sagt etwa höhnisch
zu ihm: Cha"*st - dich gen b.! — m) der Wind, Fön
butzt (nämlich den Himmel) BR. ; ZO., S. Auch un-
pers.: Es hat 'butzt ZO., S. Refl. Der Himmel (oder
es) hät-sich 'butzt. ebd. .Wenn man einmal meint:
Jetzt schlägt das Wetter um, so putzt sich der Himmel
express wieder.' Bund 1899 (BGr.). D's Wetter butzet-
sica, het-schich gebutzet GrD., Pr., Seh. 's isch wider
heiter glänz dusse*, und der Berg het-sic" 'putzt. Joach.
(S). — n) ,Es hiess [bei dem Volksauflauf], man wolle
nun einmal b.', das Land von dem verhassten Regiment
säubern. Aa Gem. II 163. — 3. beseitigen, aufräumen
mit; z. T. mit der Nbvorstellung des Raschen, Gründ-
lichen, a) de" Bart b., sich rasieren GrD., oHe. ,Ein
alter Spiegel zum Bartputzen.' HLLehmann 1797. —
b) oft abs., als Ausdr. beim Kartenspiel (bes. Jass):
von den zu Anfang des Spiels notierten Kreidestrichen
(Cliritz, Strich) einen (aucli zwei und mehr zugleich)
auslöschen, was dem Gewinner einer Partie zusteht
Bs; B; L; G; Th; Uw; Z; vgl. Jass (Bd 111 69), chritz-
beten (Sp. 1809). ,Fritz (am Jasstisch) : Bh butze* Zwe !'
Postheiri 1869. ,Grossrat: Der Letzt. Ich und der
Fr it.: butze", der Kari isch dunde"!' ebd. Wer butzt,
wer hat gewonnen? Den Gegner b. lä*, die Partie
verloren geben. Bildl. Und chümmi*d d' Russe" oder
d' Prässe", mer land-s' nid b. : d' Friheit miend-s'-is
lä*. vAh (Uw). Der [Redner] hat 'butzt, hat über
seine Gegner den Sieg davon getragen G. Butz Eine*!
oder cha*"st b., sagt man zu Einem, der einen guten
Einfall gehabt, eine treffende Bemerkung gemacht hat,
um ihm Beifall auszudrücken G; Z. Im gleichen
Sinne: De butzt (Eine*, Zwe) Ap; B; L. Hurra!
De" butzt Zweu ! Es lebe üse Dichtermichel! Fritschi
1888. Gell, Die butzt Fünft, von einer treffenden Ant-
wort Bs. Auch unpers. 's hed 'butzt, von einer schla-
genden Bemerkung Ap. — c) übh. wegräumen, fort-
schaffen B; Nuw. Im dritte* Wurf han-ich vier 'butzt,
beim Kegeln B. Mit richtungbestimmendem Zusatz.
,Der abt schickt hinuss sinen hoptman, die buren ab-
zumanen. Er aber ward mit fretten Worten widerumb
in das clauster gebutzet.' Kessl. ,Die Berner haben
ihm den Willkomb geben [iron.] und widerumb auss
dem Land gebutzt.' JGross 1624 (Bs). S. auch Chat
(Bd III 558). Refl., sich packen BO.; PAL Butz-di'"!
zu Hunden, ebd. De'' hät-sich schön 'butzt, aus dem
Staube gemacht B. ,Drum butz dich, mach dich, heb
dich rösch, e ich dir dyn bös mul ertrösch.' Rüef 1540.
— d) wegnehmen, stibitzen B. Ich han-im 's 'butzt. —
e) meist unpers., vernichten, den Garaus machen Aa;
Ap; Bs; B; Gr; G; Sch; Th; Ndw; Z. De Fön (oder
es) butzt de* Sehne. Vgl.: ,1. Weinm. warm, viel Regen,
puzt den Schnee hinauf.' UBragger 1781; vorher:
.Schnee in Bergen bis weit herunter.' De'' Riffe" hat
's Bluest 'butzt. Voll Blüete" stöt wol mange Born,
im. Winter butzt 's-en auch. SWinz (ScHSt.). Roh oder
derb von Tieren und bes. Menschen. D' Mixtür, 's
Fieber hät-en (fast) 'butzt. Es hät-en 'butzt, es hat
ihn weggerafft; auch vom ökonomischen Ruin. Die
derbe Sprechweise der Bewohner von GAltenrhein
kennzeichnet die Scherzrede: Im alte" Ri" onde" (osse")
sterbt kä" Mensch: 's butzt s' grad ApLutzenb., Wolfh.
Es war ke" Schad um-en, wenn 's-e* scho* b. wurd.
Er hat Schnaps g' söffe", bis 's-e" 'butzt hat Z. .Ka-
nonenkugeln hagelt 's auch, dass es ganze Regimenter
butzt' DrSieber (Bs). Es hät-mich schier 'butzt (vor
Ärger, Zorn) Bs; Th; Z. ,1 Tag für die Wentelen
zu b. 14 ß.' Z Haushaltungsb. 1764. S. noch Niss (Sp.
814). — f) bewältigen, bemeistern. a.) von Speise und
Trank B; GT.; Z. D's Chind hat die Bire" 'butzt B; Z.
De' butzt en Liter wie Bux Z. Die erst Flasche" isch
noch grad einist 'putzt g'si". B Volksfrd 1891. S. noch
Napf (Sp. 775). Übertr. auf das Einstreichen des
Spielgewinnstes: ,Putze* de"", was überblibt! sagen die
Buben beim Stöckeln, wenn sie beim ersten Um-
schlagen zu kurz gekommen sind. Die Diplomaten
machen es beim Länder- und Völkerstöckelt auch so.'
B Volksztg 1897. — ß) einen Gegner AaF.; BR.; „VO;
Gr; S;" Uw; W; Z. Er hed g'meint, er mög-mieh;
aber wol, Der han-i'" 'butzt ! Butz-(n)e"! Hetzruf an
einen Rauflustigen Z (Dan.), an einen Hund AALeer. ; Z.
Ich pßf.der af (iini Eranzöse" ufe": D'ere" Hunger-
lider butzt-mer noc" vor dem z' Morge* AAJon. (SMeier).
2011
Daz, bez, biz, boz, bnz
2018
Mw siti ra wockers Schitze'volch, <!' Französe" hä"-mer
putst, bim Strolch! l'w. Es sind einist 6 [Feinde]
über m »*•* fco"; aber gilt; irh ha"-der-s' 'butzt: wott wo"*
so 6 wie Sp,,l; ii f *em Krüt e"weg g' fresse" ha". Helv.
in pace 1694. Audi: im Wortstreit überwinden, durch
schlagfertige Rede zum Schweigen bringen AaWoIiI. ;
BR. — 4. Einen hart anfahren, derb zurechtweisen
AaZ. 1815; Bs; Seil; Ndw; .arrogantiam alieuius cohi-
bere.' Id. B; .male alqm habere.' Schulze. .Gelt, er
ist geputzt, er kann 's Maul halten.' UBrägger 1780.
Vgl. noch Bueb 9 (Sp. 928). — 5. gew. refl., wie nhd.
sich putzen B; L; Uw. Syn. sunntige". Du bist 'butzti,
zu einer Frau BSi. Si isch alli 'butzti, 's wird Öppis
git" solle" B (Zyro). Ic* biitz-mi'h doch so redli"* z'w'eg,
und doch gilt Nüd mi" Sack, Klage der .armen Gret* L.
Diser Baum [der Christbaum] isch nid für strübi
Chutze" [Mädchen], ico sich nid e"mäl möu b. GStucki
1897 (B). ,Ehe sie [die Offiziere] sich b. und rüsten,
ist ein Jahr verflossen.' Hebt. 1658; das ,dum mo-
liuntur, dum comuntur, annus est' des Terenz. S. noch
Amm-Mann (Sp. 246), mutzen (Sp. 619). In ä. Spr.
häutig in der Zss. ,wol-gebutzt', wohl ausgerüstet, ge-
schmückt. .Hie [mit Luthers Auftreten] hat angehaben
die verstouwte bibel liarfür-, aber das wolgebutzt de-
cretal und sententiarum hindersich treten.' Ansh. ,Das
läger, darinn die Etschleut in dreien Schlachtordnungen
wolgebutzt auf die Churwalchen wartetend.' Stumpf
1548. ,Es sind zuo Chnr 4 fändli pundsleut wolbutzet
ankommen.' 1598. Ariiüser. ,Mit seiner wolgebutzten
und new ufgerichten apotecke.' 1598, L. ,Basel hat
schöne Wyber, die gand wolgebutzt dahar.' RCva.
,Zwen Guardiknecht w. mit iren zerhuwenen Klei-
deren, Weren und Hallenbarten.' FPlatter 1612. —
6. refl., sich ökonomisch erholen, gute Geschäfte, Ver-
mögen machen Z, viel verdienen Bs. Er hät-sic'' 'butzt.
Dazu : ,Nun sind wir butzt für tag und nacht. Was
gats uns an, was Jesus macht mit sinen Juden umb
und an? Das gelt wird uns wol 's mul verthan [zu-
halten].' XVI./XVH., L Osterspiel. — Ptc. 'butzt:
1. subst. En Putzte, ein blankes neues Frankenstück,
das am Z Knabenschiessen denjenigen Schützen ver-
abreicht wurde, die zwar die Seheibe, aber nicht den
Nummernkreis getroffen hatten ZStdtf; urspr. en
putzte'' [näml. Schuss], so geheissen, weil der Zeiger
mit der Kelle nur über die Scheibe hinfuhr. — 2. 'butzt
si" uf (ßl!.), zue (Gl) Öppis, zu Etwas fähig sein Gl
(modern), zu einem Geschäfte Neigung und Geschick
haben BR. Dem ist Keine" 'butzt, gewachsen Gl. —
Butz-dich m. : ein Taugenichts; eig. ,Packe-dich';
vgl. blitzen 3 c. Er ist e" B. Sprww. 1869. Es giH
oi** mengs brävs Wib, die hat die ganz Wuchen gi-
biezt, g'wäschu" und g'spunnu", und ir P., der Ma"",
im Wirtshüs g'fressu", g'suffu" und g'sungu", Narren-
spruch im W Bauernspiel.
Als Grundbed. ist wohl .stutzen, beschneiden' anzunehmen.
Znr Bed. -Entwicklung vgl. mutze« I Sp. 619/20), auch stutzen.
Entlehnung aus gleichbed. lat. ptitare — durch eiue Mittel-
stufe 'puttare (mit gemauertem () hindurch — ist nicht aus-
geschlossen. Zur Behandlung des Anlauts böte u. A. die Sippe
Bntz 111 (zu lat. puteus) ein Analogon. Es Hesse sich denken,
dass das W. im Zshang mit den zahlreichen andern lat. Aus-
drücken, die sich auf Baumzucht und Gartenbau beziehen,
zunächst in der unter 2 a behandelten Verwendung aufge-
nommen worden wäre. Daneben besteht aber auch die Mög-
lichkeit deutschen Ursprungs; so könnte butssen eine Intensiv-
bildung zu bStsen sein wie giutzni zu siüesen. Auffällig bleibt
Schweiz. Idiotikon IV.
aber in jedem Fall das spate Auftreten des Vf. Noch sei
erwähnt, dass dieses als poutztr, (metallone Geräte) blank
roiben, auch in die benachbarten Irz. Patois eingedrungen ist.
ab-butze": 1. durch Abschneiden, Abwischen, Ab-
bürsten usw. reinigen, allg. !>' Eiben (oben) a., die
obersten Beischosse wegbrechen, eine Arbeit im WVin-
berg, die gew. in den August, fällt ScaHa. ; Syn. ab-
filmen, 's Liecht a., mit der Lichtschere Bs. Bollen
a., abhäuten ZZoll. Herdopfcl, Rüebli und andere
l'eldfrüehte <(., sie nach dem Aushacken von der daran
hängenden Erde reinigen, um sie dann nach Hause zu
führen Th; Z. Raben a., vor dem .Stampfen' Th; ZZoll.
Der Sürchabis a., vor dem Herausnehmen einer fri-
schen Portion die unreine Schicht entfernen, die sich
auf dem Sauerkraut im Fass gebildet hat B. De"
Tisch a. .Der Tisch wurde geschwind Mangels eines
Lumpens mit einem Kindergloschli abgeputzt.' CWeibel
1885. D' Scli ueh a., vor dem Eintreten in ein Haus,
Gemach, allg. Blitz d' Schlich ab, cor d' i" 's Hus
ine" gast! Mahnung der Eltern an ein Kind. Dass
de"" d' Schuck abputzseh am he"! beim Eintreten in
die Kirche Bs. Bildl. D' Schlich an Eim it., Einen
gleichs. als Schuhwisch, verächtlich und brutal be
handeln Bs; B; Gr; Th; Z. Ich lä" nüd d' Schueh
a"-mcr a. Afe" wird so-n-cs Wittfraueli ro" Tcev"r Site"
understützt. ; en Jede glaubt da slner Schuck chönne"
abz'putze". CWeibel 1885. .Das war das beste, so oft
einer 1 sack voll verkauft und uslerte, seinen sack
umbkert, den in ein winkel wol schulet und abblitzet,
so kente er biswilen uf 10 secken einen gewinnen von
dem, was an seim sack hangen blibe.' ARyffuiii 1570
(Bs). S. noch Bach (Sp. 919). 's Veh a., striegeln nnd
bürsten ScnSchl. Eine" a. Du bist wiiest am Ermcl.
chiimm, irh will di'h a. Hatte man in Erfahrung ge-
bracht, Dieser oder Jene müsse z' G'ratter stö", so
nahm man, wenn die betreffende Person in die Nähe
kam, eine Bürste oder auch einen Besen und bürstete
sie ein wenig, mit den Worten : Sc, icJ irill-ili'' <" ehli"
«., oder: Wer miies'-i'h <t.? AaBosw. (Arch. f. Volksk.
IV 21). RA. (Süber) ab'butzt ist wie neu Th; ZW.,
Zoll.; s. butsen -Jh. — 2. a) Einen hart mitnehmen,
z. B. beim Spiel Ap; Th. Mer hend-c" (fest) ab'butzt, i r
hed mües'e" wacker sah". — b) Eini a., coneumbere
cum aliqua Ap; Th. — c) Eine" a.. barsch abfertigen.
derb zurechtweisen AaF.; Bs (.Einem a.' Spreng); 1!
(Eima.); Scb; S; Th; Z. Eiii'n a. we-n-en Hund Tu.
Anstatt da"-n-er-mer e" cenuiftigi Antert g'gi" lull,
hät-er-mich nw ab'butzt Sch. Butz-mer mime" nid so
ab, 's isch-si" nit der wert B. ,Er hätte sie [seine
Söhne] ausgelacht oder gar abgeputzt, wenn sie anders
[als betrunken von einem Gelage] heimgekommen
wären.' Gotth. ,Wenn ein Kind zu spät [in die Kinder-
lehre] kam, putzte er [der Pfarrer] ihm wütend ab.'
ebd. ,Man wurde mit Schandworten abgeputzt.' 1653,
L. .Einen abbutzen, extinguere alieuius audaciam.
conatum.' Denzl. 1716. ,Der Landvogt habe ihn mit
wüsten Worten abgeputzt.' 1763, Z. ,Er habe ihm
einen Kronentaler geben wollen, und auf A., es sei zu
wenig, schliesslich deren zwei.' ebd. — 3. &) = butzen:Jb.
Was han-i''' öppe*? Vier Bure" han-ieh .:' nise", dir
bittzi"d ab nach altem Recht. vAh (Uw). — b) abs.,
eine Schuld tilgen, ausgleichen (z. B. durch Gegen-
rechnung) Z. Er chann a. 's G'richt irird wol u. —
1. fertig machen, abtun, 's ist abbutzt, die Sache ist
abgetan L; UwE. Oft in gehäufter Verbindung mit
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Baz, bez. biz, boz, bnZ
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fertig. Fertig und ab'butzt, ic* chumtne* nüd! ZZoll.
Mit-mer nutest! Ab' putzt und fertig! L Tagbl. 1899.
.Eine solche Regierung wollen wir nicht mehr, fertig
abputzt!- Lueginsl. .Heute noch gehe ich schnurstracks
zum Sternenwirt und mache es mit ihm aus wegen
seiner Tochter — fertig, abgeputzt.' Ndw Kai. 1901.
Iii mir isch ['s] fertig ab' putzt, »"* will hei" Busti"g us
der ÄpotSk. Obw Volksbl. 1873. — Ptc. ab-'butzt:
bildl., abgefeimt, gerieben Ap. En ab'butztc Spiler,
Jasser; en ab'butzter Kärli, Köge"; en ab'butzti Hä.c.
— Ab-butzer m.: 1. der einen Verweis gibt Seil.
— 2. derber Verweis Sch; ZO., S. — Schueh-A.:
Streicheisen für die Schuhe vor der Haustür ZS. ,Ein
Sch. gemacht 16 Schill.' um 1830, ZStdt Rechn.
abe^butze": 1. von oben herab reinigen Aa;
Ap; B; Sch; Th; Z. Bäum it., durch Herunterschnei-
den von dürren Zweigen, Misteln. Herunterkratzen
von Moos, Rinde udgl. AaF.. Ke.; Th. E" Stegen a.
Es Hüs (oben) a. 1) es an der Aussenseite und im
Innern herunterwaschen B. So-n-es grosses Hüs abef-
-.'but-.i'" isch e"kei" chllni Such. — 2) den Verputz
erneuern Bs; Sch; Th; Z. — 2. a) Spinnweben a.,
von der Zimmerdecke herunterkehren Z. — b) de"
Bart a., rasieren Ap. l'h gö" gi de" Bart a. lö" oder
ich mue" noch de" Bart a. — c) „ein Geschöpf durch
einen Schuss zu Fall bringen und töten, z. B. einen
Vogel vom Zweig herunter." Er häd die Ghrä im
erste" Schutz vom Chriesbaum abe'^bittzt ZZoll. —
3. mit Dat. P., Einen tüchtig ausschelten Aa; Ap; Bs;
B; Gl; G; Th; Uw; U Z. Der hät-em nüd übel abe"-
'butzt. — Abe°-butzer m.: derber Verweis Ap; GA.;
ThMüIHi.; U; Z. En A. ge", mache", übercho". Auch
Dirn. Es clül"s Abe"bützerli ge", einen sanften Ver-
weis geben GA. — Aben-butzete° f.: die jedes
Frühjahr vorgenommene gründliche Reinigung aller
Räume und Geräte einer Wohnung Gl.
üf-: 1. e" Baum ü., in die Höhe sehneiden, zu-
rechtstutzen AaF., Ke.; B. .Dass die jungen Eich-
bäume auf den Weitweiden flcissig aufgebutzet wer-
den.' Bs Waldordn. 1781. .Die Bäum aufgebutzt.' 1797,
AALunkh. Gemeinderechn. — 2. den Boden eines Ge-
maches it., scheuern Bs; B; Th; Z. .Aufputzen (Rei-
nigen) des Turmes', unter den Arbeiten des Mesmers
erwähnt. 1756, THÄad. — 3. wie nhd. aufputzen. Es
Hüs it. B (Zyro). .Ich war embsig, meins Vatters
Stüblin, do ich studiert, lustig ufzebutzen.' FPlatter
1612. Der Maler soll .die alten [Altar-]üaffeln wider-
umb u.' 1659, UAttingh. Meist refl., (sich) herausputzen
Bs; B; Sch; Th; W; Z. DieMeitli, wo sich a'se ledig am
ergsten üfbutze"d, sind mangmöl als Fraue" Hötsche"
Sch. .Balak tet sy [falsche Lehrer] hetzen, das töchter
üfbutzt zuo uns fuoren, mit denen myn volk tet huo-
ren.' VBolz 1551. .Die welschen wiber können vil
ufbutzens und liebkosens.' ThPlatter, Br. ,24 Pündt-
ner [als Gardisten] mit des fürsten hoffarb ufbutzet.'
L597, Ardüser. ,Der dritt lefTel [Einfaltspinsel] ist
ufgebutzt, suber beschlagen, ufgemutzt, meint, er sei
gar ein hüpscher gesell.' FPlatter (,Gsang von Löff-
len'). Bildl., herausstreichen. ,Man habe euch die
evang. Religion zu viel aufgebuzt, hingegen die rö-
mische verkleinerlich verlümdet.' ClSchob. 1695. —
I. Unreinigkeit (vom Boden) wegräumen Aa; Bs; B;
Tu; Z. Lueg, was es [das Kind] g' macht het; gang 's
doch go" ü. Oft mit Dat. P. und verschwiegenem Acc,
eig. und bildl. Das ist en Sibe"chätzcr ron-ere" Chatz,
dere" mues'-tnen atliicil ü. — 5. (Speisen) völlig auf-
essen B; GrD., He., Pr., Sch.; Z. Der blitzt es Pärli
Wurst üf holops, von einem starken Esser ZZoll.
Das hei"-si schön üfbutzt! B. Alls fif'butzt! Zuruf
an zu spät zum Essen Kommende Z. l'fgiluttzt und
g'wädelet und mit de" Beine" zäbelet, scherzh. zu Kin-
dern, die am Aufessen sind ZStdt. Vgl. üs-btttzen 4.
— 6. unpers., vom Wetter, sich aufheitern AaF., Ke.
's hed wider üfbutzt. — 7. Eim Ct., die Besoldung
erhöhen Bs.
uf-hi"-: 1. en Baum uehe" b., die untersten Äste
wegschneiden BE.; vgl. üf-b. 1. Syn. ufhin-stücken. —
2. einen Schüler um einen Platz hinauf befördern
GW. Hut han-ich Ein ui'butzt, sagt mit einer Art
von Galgenhumor ein Schüler, der um einen Platz
heruntergesetzt worden ist. — an-: 1. wie nhd. ,Die
schnäggen sollend bei anfang des augstmonats auss
iren schalen schlieffen und mit neüwen angebutzet
werden.' Fiscbb. 1563. — 2. refl., tüchtig essen, fressen,
von Menschen und Tieren GrD., He., Pr., Sch. Syn.
an-börzen (Sp. 1643). — i"-: das letzte Heu einheimsen
GrS., Scuolms, Tschapp. — ine"-: hineinwischen,
-treiben, -jagen. De" Herd %., beim sog. Grueben
(Bil II 696) die Erde mit der Schaufel in den Graben
räumen ZZoll. Es häd [bei einer Spritzenprobe] Alls
zum Feister üs g'lueget ; aber der Wendrörfüerer häd
s' mit emen einzige" Sprutz ine"'butzt. ebd. .Derhalben
der statt besatzung wider uns hinausgefallen zu schar-
mutzen, seind aber bald von uns widerumb hinein-
gebutzet worden.' 1591, Bs. Bildl.: Eine" i., in die
Klemme, ins Unglück bringen Ap. Es häd-e" recht
inhi"'butzt.
er-: verst. blitzen, fertig, gründlich blitzen. 1. ent-
sprechend blitzen 2. E" Rüti, es Feld, es Stuck Guet
e., urbar machen GrD., He., Pr., Sch.; Syn. rütnen.
Mer hend ei"s erlitte", bis mer die Rüti erbutzet g'hun
hend. Das Fenster han-ig iez aber erputzt! B. Ein
Weinberg, der Zettel eines Gewebes usw. ist (fast)
nüd z' e. B; Z. .Die Hände sind fast nicht zu e.' Gottii.
Me" mag's nid e. GrScuoIuis, Spl. Bildl.: ,Ein rat ist
's herz des gmeinen nutz, drumb von nöten, dass man
in erbutz', gründlich sichte. Salat 1537. — 2. ent-
sprechend butzen 3. ,Es gab das ganze Jar vil Wuest;
man möcht es vast nicht e.' 1746. ZZoll. Tageb. —
3. entsprechend butzen 4 Gl. — 4. Ptc. erpttsstef, abi-
tuato da lungo tempo' PAL
Zu 4. Betr. das Lautliche vgl. Anz. f.d. Alt. 21, 38, zur
Bed. gebutzt ?, abgebutzt.
üs-: wesentlich wie nhd. ausputzen. 1. a) ent-
sprechend butzenSa Aa; Ap; B; Tu; Uw. En Born ü.
Ap; Th. Das .Ausputzen' der Stämme, d. i. Wegschnei-
den der Seitenäste. Obw Blätter 1900. Am Weinstock
die Gabeln und Nebenschosse ausbrechen (jährliche
Arbeit im August) Th; ZDäg. E" Stuck junge" Üfwachs
[Holzpflanzung] ü. AABb.; s. auch Burdi (Sp. 1542 u.).
Roden, urbar machen W. — b) en Ür, es ZU ü. allg.
,N. dem urenmacher von dem zyt uff dem zytgloggen-
turm von einander zu erleggen, usszebutzen und wider
zesamen ze fliegen, ouch um ander arbeit und plätz-
werch.' 1573, B Staatsrecht .Einem Uhrenmacher aus-
em Bernbiet von meinem Ührli ausszubutzen 15 ß und
'/a Mass Wein und Brot.' Zubers Tageb. 1677. Bildl.
Eim 's ZU it., Einem den Text lesen, ihn tüchtig
ausschelten Aa; Bs; B; L; S; Z. ,A1s ich meinem
Mann sagte, der Rüegg wolle mir die Commode nicht
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Baz, bez, biz, boz, biiz
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bezahlen, sagte er, ich solle ihn nur machen lassen,
ei wolle ihm das Zeit schon ausputzen.' 1876, Z Pro-
zessakten. Im gleichen Sinne daneben: Kim 's Mosch
iL AALeer. — c) d' Ören «. Einen, der sieh beklagt,
dass er nicht gut verstelle, fertigt man ab mit den Wor-
ten: Clia""st jo foder tue-der) d' Ören ». Aa; Th; Zu.
I<* wüf'-der mose" d' < Iren ».. verweisend zu einem
Unaufmerksamen Th. Der Magen ü. B, doch gew.
abs. Bs; B; Schj Th; Z. ein Abführmittel einnehmen.
Öppw zum U. B. Ber Toi; t er hät-mer Öppis g'ge"
:um /". Sch. Me" sott alli Jär einisch oder zwuri i"
der Or'ni";/ ü. B. — d) von Gef'ässen uä. En Napf,
e" Pfannen ü. Chömme"d, Chinde". er chönnvd d}
Öpfelmuespfannen ü., die in der Pfanne zurückge-
bliebenen Oberreste des Breis zsstreichen (und auf-
essen) ZO., S. Es G'wer »., den Lauf reinigen B; Z.
Bat: de" Zinttügei [die Zündpfanne] uss mit der rechte"
Datze". XV1IL, Schwz. Exerzitium. Von Gebäuden.
.Aussputzen. aedibus situm detergere, ornamentum ad-
jicerc a'dibus.' Hospin. 1683. ,By der einwendig früsch
ausgebutzten und gewyssgeten Kirchen zu Gebistorf.'
1710. AAlvönigsf. — e) ,N. dem messerschmid von 5
rieh tsch Wärtern usszebutzen und ze bollieren von
iedem 10 erützer.' 1571, B Staatsrechn. S. noch Züg-
Kuccht (Bd III 733). — f) von Kleidungsstücken uä.
Aa; B; Sch; Th; W; Z; wohl allg. 's ist wider Mun-
dil/ am Marge": me" häd en halbe" Tag nüd Anders
z' tue" als 's Sunntigg'wand usz'butze", klagt die Haus-
frau ZS. — g) unpers. Es ist üsgeputzt, der Himmel
ist wieder klar geworden W. — 2. abs., von der Ar-
beit des Barbierers. , Barbierer, by welchen sy teg-
lich als müessigänger in iren stuben sassend und u.
liessend.' Kf.ssl. U 61. — 3. (wieder) in Stand setzen,
schmücken. D' Strauhüet «., durch den Hutmacher
waschen und erneuern lassen B; Syn. rüsten. ,Re-
fector, Verbesserer, der Etwas wieder aussbutzt.'
Denzl. 1716'. In der ä. Spr. bes. häufig im Ptc., eig.
und bildl. ,Die von Uri, Schwiz und Luzern by 100
mannen, wol und kostlich ussbutzt und bekleit.' 1521,
Bs Chr. ,So du dich hierinn üehest, mag es nit sin,
du werdist vil volkummner und ussgebutzter. dann ich
hie mit Worten habe mögen anzeigen.' Zwikgli 1526;
,fieri neqnit, ut non absolutior evadas' (lat. Ausg.).
.Lassend uns hinzuo gon mit warhaftem herzen und
usgeputztem oder styfem glouben.' ebd. ; Übers, von
Hebr. X 22: lv 7iX7)pocpopicf tootews. ,[Von Gott] mag
nüt gemacht werden, das nit zuo dem bruch, darzuo
ers gemacht hat, nit vollkummen, ussgebutzt und ganz
sye.' LJcd 1530. ,Der Herr wirt ein vollkommne und
ussgebutzte gmeind machen.- 1548, Jesaj. ,Er stellt
vor äugen ein ganz vollkommen und ussgebutzt exem-
plar eines getrewen evangelischen hirten.' 1560, Z
Bibel. .Ornatus, geziert, aussgebutzt, aufgemutzt.'
Fris. .Träffenlich wol bekleidet, mit der kleidung
wol aussbutzt, vestitissimus.' Mal. ,Es waren [bei
dem Einzug] eine grosse zal des adels und ritterschaft,
zum besten ausgebutzet.' Wurstisen 1580. ,Die Kna-
ben, sämmtlich in Kleidern wohl ausgeputzt, waren
auf dem Brüel wohl exerziert worden.' 1682, GStdt.
— 4. gründlich aufräumen mit Speis und Trank Z.
Syn. putz-üs mache" (Bd I 557). Üs'putzt and g'schnä-
belet fg'wädeletj, i" d' Hand g'spduzt und 'zäbelet (mit
de" Beine" 'zäbelet), zu Kindern, nachdem sie Alles
aufgegessen Z; vgl. üs-bausen (Sp. 1660), üf-butzen 5.
Ir händ die swö Mass Win so g'schicind üss'butzt
g'ha". Gespräch 1712. — 5. hinausjagen. ,Die selbigen
buztend den botten uss mit ruchen Worten uss iren
Miseren.' Kessl. ,l)em Schelmen ich es nit vertreg,
das er uns wirri wärri machi; butzend in uss, .las
ers nit glachi! (.letz jagend sy in zum garten uss.)'
Ruef 1539. ,Gsich, Agar, kummst du wider bar. und
meint, ich hett dich butzet US, dass mir niemer kämest
z' hus.' Haberer 1562. 6. a) prügeln. ,Die spächer
wurdend von den gsellen ergriffen und übel aussge-
butzt.' Vai,.Tsohudi 1533. S. noch bürsten (Sp. 1612).
— b) in B tw.; Gr mit Dat. P., Einen ausschelten,
schmähen AaF., Fri.; B; Gr; S; UwE.; W. Er hed
Grete" toll und wacker üssgebutzet GRValz. Wol, Dem
will-ich ei"s ü.! B. Venu" hän-ich itsgibutzt! W. .Zu-
weilen putzte er sie [die Knechte] aus und wollte
z'schützenwis den Meister machen.' B Hink. Bot 1899.
.Er behandelte Benz als Knecht, und wenn Etwas
gieng, was ihm nicht anständig war, putzte er Benz
aus.' Gotth. .Wie Luther dem könig von Engellant,
von wegen dass der selbig könig wider den Luther
geschriben, usgebutzt, und wie er siner majestat sogar
nit verschont hat.' 1526, Absch. (Bs Schreiben). ,Sitmal
die erlichen stett [vom Pamphletisten Salat] so gar uss-
geputzt und ussgericht sind.' HBoll. 1532. , Butzet
also den alten mann unsuber gnuog uss.' ebd. 1568. —
Üs-butzer in.: 1. starker Verweis Bs (Spreng); GrD.
— 2. .Einem den U. geben', den Laufpass geben. ,Ich
mein, ir wurdet einem solchen [Entsteller von Tat-
sachen] den Ausb. geben.' 1650, Ap. ,Den Ausb. geben,
valere jubere, rejicere.' Hospin. 1683. ,Zacheus hat
dem Teufel den Ausb. und Absag gegeben.' AKlingl.
1688. , Welchem sie den Ausb. mit bösen Worten
gegeben.' 1701, ZWasterk. Prozessakten. ,Alle, die
Gott lieben, müssen den bösen Gelüsten den Ausb.,
den Korb geben.' AKlingl. 1702. ,Ihr habet diesen
[ernsten] Gedanken alsobald wieder den Ausb. gegeben,
aus Forcht, ihr möchtet darüber melancholisch wer-
den.' JJUlricb 1727. — 3. .Abrechnung eines Gläu-
bigers mit seinem Schuldner und der Ausgang, den
es alsdann mit dem Letztem gewinnt. So sagt man
auch von Einem, der viel Wind macht, es werde sich
im Ausb. zeigen, was er gewesen' Bs (Spreng). ,Ü.
(auch Üs-butzete"), exitus, extremus conflictus. Es ist
mit im zum Ü. cho", res ipsi ad restim rediit.' Id. B.
— Üs-butzet m. : Abschluss des Dreschens ApWolfh.
S. Pflegel-Ledi (Bd III 1076). -- Üs-butzeteD f.:
1. äusserst scharfe Auseinandersetzung B. 's isch zue-
n-ern Ü. cho". — 2. s. Üs-butzer 3.
use°-: 1. durch Hinausschaffen des Unrats rei-
nigen. Insbes. a) einen Wald durchforsten S; Zu., Zoll.
— b) ein Gemach, eine Wohnung uä. (durch Scheuern)
reinigen Aa; Ap; B; L; Sch; Th; Z. ,Den 26. Apr. der
FrauAnn[für]ausenputzenl4ß.' ZHaushaltungsb.1764.
.Den 3. Aug. gesonnet, Alles isengebutzt und neue
Fenster in Stuben und Nebendkammer gemacht.' 1782,
ZZoll. .Den 18. Juli dem Regeli für 2 Tag ausputzen
24 ß.' 1804, ebd. — c) d' Ghripf it., die Futterkrippe von
Überresten des Futters reinigen Th; Z. — d) en Bach,
en Grabe" u. Ap; Th; Z. Wetterregeln: Es ged ke"
gnet Wetter, bis 's d' Bech recht use"botzt Ap (TTobler).
Es schnlt noch nüd l", bis 's d' Bech use"'botzt hed.
ebd. — e) vom Reinigen der Verdauungswege Ap; Th.
Die Mixtur hiit-mick fest use"'butzt. Patient zum
Arzte: Herr Tokter, ich sott use"'butzt sl". — 2. wie
nhd. herausputzen. Das Chleid butst-vn use" AaF.
2023
Baz, bez, biz, boz. buz
21 12 1
Das batet 's iezt no°* use", vom Ausputz eines Kleides
/. Gew. refl. wohl allg. Es het-sich use"'putzt, wt
icc"" 's e' Höchzit wett B. Davon übertr. : Er hät-si'''
wider useH'butzt, sich ökonomisch erholt GBern. —
3. Einen u., (rasch und energisch) hinausbefördern
Ar; Id. B; S; ZZoll. Butzi"d-en usi! Ap. ,Nümme"
lang g'märHet jetz! Alle marsch!' butzt-en d' Mueter
use". JReinu. 1901. — 4. mit Dat. P., ausschelten,
abkanzeln AaF., Ke.; L; GG. — Ptc. us''in'b utz t.
En usi'butzter Köge", ein abgefeimtes, geriebenes Sub-
jekt Ar. — Use"-Butzer in.: starker Verweis. En U.
g'e" SchSL — Use°-butzerin f.: zum Scheuern des
Hauses angestellte Frau Sch. — Use"-butzete° f.:
I. Hauptreinigung einer Wohnung, Fegen der Böden.
Waschen der Wände und Möbel usw. (gew. im Frühling
und Herbst) Ap; Tb; Z. D' Mueter hat welle", dass
de'' Wöschverlag rerbl sei und d' U. fertig und frischt
Vorhang i" der Stube", wenn dann de'' Vatter wider
chiim. Schwz. Fraüenztg 1891. 's hat g'stobe" zu alle"
Feistren üs; si heie"d d' U. hüt dö. Stutz 1835. —
'_'. Auskehricht Z.
ver-butze" II: 1. eine Mauer, Wand verputzen,
übertünchen; den Verputz erneuern, ausbessern AaF..
Ke.; Ap; Bs; B; GF.; UwE.; ü; Z; beim Tünchen
die letzte Hand anlegen Sonst. (Sulger). Er het sl"s
Hüs icider v. lä". Auch an Holzarbeiten die letzte
Hand anlegen, sie glätten, polieren AaF.; B; U. Ein
Stuck Holz vorläufig bearbeiten, von den Ästen, der
Binde befreien, flüchtig überhobeln AaF. — 2. Etwas
nutzbringend verwenden, an den Mann bringen, günstig
verkaufen B. Me" muess Das de"" öppe" luege" z' ».,
wi-me" cha"" u"<! ma>. Ich ha" 's [z. B. ein Pferd] du
noch chonne" zur rechte" ZU c, gab der Pris z' fasch
nhe" g' gangen isch. — 3. verprassen, durchbringen Aa;
Ap; Bs; B; F; Gl; Gr; L; G; Seil ; SCBW; S; Th;
Uw; U; Zs; Z. Er hat Alles [sein ganzes Vermögen]
verbutzt. .h'ingderzue, ring dervo"', hat De's&b g'seit,
wo ili gm/:. Wvche" 'traschet hat — und hat sin Lö"
verbutzt Z (RA.). ,100 Franken Bargeld legte ich zu,
und jetzt ist Alles verputzt und verschrotten.' MLie-
nert 1898. Dö si" 's am Abend 25 Satze" verputzt,
und /'"'' muess ilerbi no'h hungerig i"'s Bett. B Dorfkai.
1808. / Hanselima""] het 's Boss cerchauft und 's Geld
verbutzt: iez chann-er nümme" rite". Scbwzd. (S); vgl.
Sp. 260. ,Märtgeld den Kindern 4 ß zum V.' 1821,
ZStdt Haushaltnngsb. Die Räte sind nicht haushäl-
terisch und haben seit 50 Jahren wohl 6000 fl. .ver-
butzt.' 1711, ZElgg. ,Der scharrt zusammen und
dieser verbutzet.' UBrägger. - 4. mit Acc. P. a) ver-
jagen Ap. Hätte"d-er s' verbotet, die frönde" Strolche"
fde" Bonebartli mit sine" Soldate"] : Hend-si auch Näbis
dö :' schaffe?1? JMerz 1836. — b) unpers., dahinraffen
L (roh). Es hed-e" verbutzt, er ist gestorben. I6h ha"
für de" Hund es ext/ras Weggli z'weg g' macht, dass
's-e" verbutzi: ich ha" Müsgift dri" 'tö". Scuwzo. (L).
- 5. gew. mit Neg. a) Eine" nüd v. chonne", nicht
ausstehen können Tb; Z. Anders: Er ist nüd z' v.,
er will sich nicht in unsern Willen, in die bestehende
Ordnung fügen Z; Syn. ver-brüehen. — b) mit Acc. S.,
innerlich mit Etwas nicht ins Reine kommen, es nicht
ausstehen oder verwinden können Aa; Ap; Bs; B;
Gl; G; Scb; S; Tb; Z. Oppis nid v. chonne". Das
rltaun-i''' nit c, das icill-mer nit i" Chopf S (Schild).
l-'.r rlta"" 's nit v., dass mer 's so schon händ. [Die
geizige Frau] fco"" 's nit v., wenn der Ma"n e"möl
eppen e" Pfifli raucht oder e" Glas Bier trinkt Bs.
Dö isch-mer einisch e" Streich passiert. ivo-u-i'h nit v.
cha"" und mer gäng i" Sinn chunnt, wenn ich <lo i/ürche"
fare", sett-ich auch 100 und ei"s Jör alt werde" S
(Schild). Mit Dat. P.: Dem chann-irh 's nüd v., ver-
zeihen Ap. — fürt-: fortjagen. Id. B. — chilbi-:
= ch.-buslen (Sp. 1748) Gl (Schuler). — nachte")-:
1. a) hinterdrein reinigen, nachkehren Aa; B; Th; Z.
Emene" Hund nacheb. B; vgl. üf-b. 4. — b) übh. mit
Etwas aufräumen, was ein Andrer zurück oder übrig
gelassen hat, z. B. von Speisen, Arbeiten usw. Tu; Z.
Auch vom Freier eines Mädchens, das von einem An-
dern im Stich gelassen worden ist: Er cha"" diinn
goge" nöchb. AaF., Ke. ; Z. Ga" nahe"p., was en Andere'
ubersehnäret het B. — 2. als techn. Ausdr. der Rbein-
ttösser, die durch den .Laufen' bei Laufenburg auf-
gelösten Stämme eines Flosses längs des Ufers nach-
träglich zssucheu. JVetter 1864, 62.
z'sämme"-: 1. das Heu, Jas z.B. beim Laden
eines Fuders auf der Wiese um den Wagen herum
zerstreut wird, zsrechen GRCast. Übh. Zerstreutes
zsräumen ZO., S. — 2. völlig, mit Gier aufessen,
-fressen B; Gr; Z. Di Geisshent d' Storze" süber und
bi Bitz z'sämme"'butzt GRTschapp. — Z'sämme"-
butzete" f.: das Zsgekehrte, der zsgekehrte Rest von
Etwas, z. B. von einer Mahlzeit GrO.; Z. Z'lctst
[beim .Brautfuder'] chunnt der Brueder von der Spüse"
[Braut] mit dem Spinnrad, der Eiste", dem grosse"
Wollcsack, dem Schmalzchibli und so der Z. GrScIi.
stern-. .Stella cadens, schiessender Stern, das
Sternbutzen.' Denzl. 1716.
durcl'e°-, dürc,'e"-: 1. durch und durch reinigen.
D'Mi.ctür hät-mick g'horig durcl,e"'butzt Tb. — 2. durch-
bringen BS; B; F; Gr; L; Scb; Zg; Z. S. Galli III
(Bd II 206). ,Oft hat er [der Dieb] das Gestolene
allbereit verbraucht und durchgebutzt, dass ers nicht
wieder geben kann.' AKlingl. 1702. ,Der Seckel ist
lär, das Güetlein durchgebutzt, der gute Namen ver-
loren.' JJUlricb 1718. --3. umbringen, ins Grab
bringen Bs (Spreng); BR. De' gottlos Bueb hat si"
Vater durche"'butzt Bs (Spreng). — Ptc. dürc1' i"-
'butzt. En düri'butzter Köge", ein durchtriebenes
Subjekt ApWolfh.
e°weg-: 1. wie nhd. wegputzen. — 2. wegfegen ;
wegjagen Th; Z. En guetc Scharfschütz bittet all
Ritt (Schutz) en Ma"" e"weg. De'' Erdrutsch häd es
Stuck Holz [Wald] e"weg'butzt. ,Das gemeine Volk
von dem Lesen der h. Bibel wegb.' Goliath 1741. —
zue-: 1. abs.. aufwiesen, die in der Hauptsache ab-
gemäht sind, das an den Rändern (bes. Grenzrainen),
um die Stämme der Bäume herum noch stehen ge-
bliebene Gras abmähen und so (meist mit Mühe) die
Arbeit vollenden ThHw.; Z. Si mäe"d scho" innen am
Hölzli; flissig butze"d-si zue am Bord und under de"
Bäume". ESi'hönenb. Auch: die über die Ackergrenze
hinausgepflügte Erde am Schluss des Pflügens mit
Hacke und Schaufel wieder in den Acker hineinschaffen
ThHw. RA. Fertig bis a" 's Z.. fertig bis auf die
letzte (mühsame) Arbeit Z; oft iron. — 2. a) zurüsten.
.Luegend, dass dran kein niangel sy, butzend sy [die
Wagen] zue suber und wol, also wie man druf faren
soll.' Rüef 1540. — b) refl.. sich zurichten B. Lue',
wie liesch-dich aber zue'butzl! beschmutzt. Du hesch-
(//''' schön zue'putzt. Ist e" Brönzschlüch g'soffe" [be-
soffen], so graset 's Ein drab, das' e" Mansch sich so
2025
llaz, bez, biz. boz, hnz
i
o/m"" -". BE. '■>. ,Deponere aliquem vino, Einen mit
Wein decken. /..■ DeNZIi. M77; 1716.
Butzer I m.: 1. „(auch Butzcrli, BützerK) Per,
welcher das Kastrieren der Schweine besorgt LE." -
2. Taumellolcb, Lol. tem. ,Die Pfründei der Armen-
hänser wollten kein Brod essen; jener Waizen oder
Kernen sei schimmlig, dieses mit dem giftigen P.
(Lolium, Lolch) vermischt' 1783, Bs (Ochs). — •'■. (in
AaP.; L auch Butze") derber Verweis, Strafpredigt
AaF.. Ke„ St.; Bs; B; Gl; Gr; L; Scb; „Zg;" Z. Syn.
Wischer. Eim de" (AaF., Ke.; L; Z), e» (BsStdt; BM.;
Gr) B. gii", mache"; de" (Z), e" (ÄASt; Bs; Gr; Sch)
B. überclw". Er hat en sträfliche* B. überchu" Sch.
.Es könnte geschehen, dass das Chorgericht oder die
Gemeinde [vom Schlossherrn] einen tüchtigen P. er-
hielten.' Gotth.
2 wohl mit Bez. darauf, dass die Pflanze Erbrechen und
Durchfall verursacht. Zu :i. Die Form Buh« beruht auf
Vermischung mit Blitzen I; vgl. Epfd-Bvtzen (Sp. 2007).
Alp-; Derjenige vom Alppersonal, der die Alpe
von Steinen, Holz uä. zu säubern hat. Anderegg 1897,
86. — Üre(n)-: Ohrlöffel GrPi\ , Wenn man ein ge-
schlachtetes Schwein gebrüht hat und im Begriffe ist,
es zu zerschneiden, sagt man zu Einem, den man zum
Besten halten will: Gang, hol-mer geschwind noch den
()., als ob man dem Schweine noch die Ohren aus-
räumen wollte' GnhPr. (Tsch.)j vgl. Bund-Häggen 2
(Bd II 1094), Hirni (ebd. 1614); Most-Löffel (Bd III
1155). — Pärli-: = Butzer 1 Gr.
Cuttere"-: 1. Flaschenbürste Aa; Uw; Z. Es
Här ha" wie-n-en G., von einem borstigen, struppigen
Haarschopf ZZoll. ,1 G. 6 ß.' 1799, Z Haushaltungsb.
Gelegentlich mit scherzh. Übertragung vom Pompon auf
dem Tschako der Soldaten. Er hat en schöne" Tschako
uff, mit höchem G. druff Z. — 2. Pflanzenname.
a) Bohrkolben, Typha lat. AaMuh; Z. — b) Karden-
distel, Dipsac. silv. (Durh.). — c) Lieschgras, Phlenm
nod. AASiglist. — Zu 2. Die Fruchtstände der betr.
Pflanzen sehen einer Flaschenbürste ähnlich.
Hörn-, Höre"- (in Ap; Z Hörnli-): wer sich be-
rufsmässig damit abgibt, dem Kindvieh die Hörner
zu .putzen'; dies geschieht durch Zuschneiden, Feilen,
Schaben mit Glas, auch wohl durch Absägen des Hörn-
endes und nachheriges Abfeilen eines oder mehrerer
.Jahrringe' (, Kalberringe'), wodurch altes Vieh jünger
erscheint, als es ist Ar; Gb; Sohw; Z. Syn. Homer 1
(Bd II 1627). Mer hend 's Vih z'sämme"'tribe" und der
Hore"putzer lo" cho"; Der hat müesse" Höre" ansetze"
ii" die abgesagte" Stumpe". MLienert. S. noch Bühler
I m und vgl. Hörn (Bd II 1615). -- Chegeli-: =
Chcgel-Messer (Sp. 461), etwa zum Schuhputzen ge-
braucht AaFi'L Syn. Chegeli. — Chämi"-: Kamin-
feger; bildl. = KaminrFeger 1 b 2 (Bd I 687) W. -
Kau one"-: = Gutteren-B. 2 a G; Z. — Chupfer-:
Angestellter in den Gasthöfen, der das Kupfergeschirr
jeden Tag blank zu putzen hat ZStdtf, jetzt Casse-
rollier. — Chessel-: breites, scharfes, aus einem
Holzklötzchen hervorragendes Stück Blech zum Aus-
schaben des Kessels in der Sennhütte. Steinm. 1802
(Gl). Syn. Fuchs-Schaber.
Chrusle"-: „Benennung Desjenigen, der gern
und oft trinkt, in der launigen Sprache VO; Sch."
.Krauslenbutzer', Name eines Saufbruders. 1662, L
Spiel. Halb scherzh., halb spöttische Benennung eines
Kindes, das die Weinrestehen in den Gläsern aus.
Vgl, die analogen Benennungen
LatSrne"-
trinkt Aa (Amin. Habk.
Küten~F> r, '/Vi//. y-Schlückor.
Liecht-: Lichtschere Gb allg.
wie nhd.
.Alan Mo-: wunderlicher Mensch, Einfaltspinsel G.
Eig. einer von jenen Schildbürgern, die den Mond eiu-
rangen wollten, um ihn zu putzen.
Baum-, Born-, Jiuni-: wer sich berufsmässig mit
dem .Putzen' (auch Pfropfen) von Bäumen abgibt Ar;
B; Gr; Th; Z. Do meint öppen Eine'', was er für
nen Usbund co" Bäumhutzer sig, wenn er d' Bäum
abfegt bis uf die inner Binde" und Teilersberbäum
ufchaut wie Sarbele". L Hauskai. 1901. ,2 Baum-
buzeren 4 Taglöhn nebst Essen und Trinken, ä 16 ß.'
1785, Z Haushaltungsb. — Bart-: Rasierer Ap; GbD.j
GKal. 1863. — Pfiffe"-: ein Stück Draht zum Aus-
räumen der Tabakpfeife, bes. des Pfeifenrohrs GrHc.,
Pr.; ZO., Zollt
Rache"-: spött. Benennung sehr herben, sauren
Weines Ap; Bs; B; GSa. ; Th; Z. S. Chlemmer 2
(Bd III 646). - Vgl. Gr. WB. VIII 26.
Suw Söu- : = Butzer 1 BE. — Schnorre"-: derb
für Bart-Butzer Z (vereinzelt bezeugt). — Schneis-
ie"-: Spitzname für den Anrüster Z. — Schwi"-:
1. = Butzer 1 GrOIiS.; W. — 2. als Schimpfwort,
Schweinehund GrOIiS. — Stifel-: 1. wie nhd. —
2. Spielname, = Chappen-Legens (Bd III 1194) Z. —
Stuck-: Kanonenwischer Ndw. — Strasse"-, scherz-
haft entstellt Str.-Bütschgi m. ; Strassen reiniger ZStdt.
— T i 1 1 i - : Dielenfeger. Als Zuname: ,Hs Jak. Wepfer,
genannt T.; Anna Wepfer, genannt Tillibutzerin.' um
1678, ZSth. — Tole" D-: Kloakenreiniger Bs. -
,Za(°J)-: Zahnstocher."
.Schulden - butzerei' f.: Schuldeneintreibung.
UBragger 1788.
Butzer i" f. := Usen-butzerin (s. usen-butzen lb) 7,.
Stuck-: in einem Seidengeschäft angestellte Ar-
beiterin, welche die eingegangenen Stücke (Seiden-
tücher) nochmals zu durchgehen und zu putzen, d. h.
von der Weberin übersehene Unsauberkeiten zu ent-
fernen hat Z.
Butzete" f.: l.die Arbeit des Reinigens, Scheuern«,
allg. ,Den 19. Apr. Brunnenstubenbutzeten 5 ß.' 1799,
Z Haushaltungsb. Spec. die jährlich ein- oder zweimal
vorgenommene Reinigung der ganzen Wohnung Th; Z.
Mer händ di gross B. — 2. in der Weberei diejenige
Strecke des Zettels, die auf einmal gerüstet wird Z.
Syn. Beiseten, Rüsteten. — 3. Abfälle von Schiefer-
kohlen, schlechte Schieferkohlenbrocken Z (Spillm.).
Syn. Schriepen, Schruppen.
Kasse"-: schlechtes, geringes Geld, das in einer
Kasse liegen bleibt, weil es Niemand annehmen will Bs
(Becker). — Chuttle"-: Strafpredigt L. — Chripf-:
Futterabfälle, die sich beim Ausräumen der Krippe er-
geben ZUit. Syn. Chripf-Bümeten. — Ab-breche°-:
abgeputzter, ausgebrannter Docht eines Lichtes, Inhalt
der Lichtschere Ap. - Tuech-: die Strecke Tuches,
die auf einmal geputzt wird, ungefähr 1 — 1 */« Elle Z.
Butzi m.: Verweis W. Einem einen ,B.' geben;
vgl. Butzer 3.
Bützie, P- m.; Küchenjunge (Hotelsprache) B;
Schw; Z. ,Ein junger Bursche sucht einen beschei-
denen Platz als Ausläufer, Puzier, oder zur Aushülfe
zu einem Bauer.' Bote der ürschweiz 1883. — Mit frz.
2027
Baz, bez. biz. h
1)UZ
2028
Endung nach porticr, vaiwier, cuü/inier u.a. gebildet; vgl.
das analoge Wichril.
butzig, „p-"\ 1. Butzigs! ruft beim .Spicken' udgl.
der Spielende, der sich das Recht vorbehalten will.
Hindernisse aus dem Wege zu räumen AALeer. ; vgl.
blitzen 2 ha.. — 2. = busig II 1 (Sp. 1749) „AaF."
bützere°: sich aufputzen, vornehm tun; prunken,
prahlen Gl.
ßützeri m. : Prachthans, Prahler Gl. De" B
spile".
bützerle": 1. im Kleinen, äusserst sorgsam und
genau putzen, beim Putzen tändeln Bs. — 2. mit
peinlicher Sorgfalt, unter vielem Aufwand an Zeit und
Flitterstaat herausputzen Bs; B; meist refl. .Hansli
pützerle sich z'weg, es habe keine Gattig; er habe
sich eine halbleinene Kutte machen lassen, er komme
darin so stadisch wie der Landvogt.' Gotth. Bes. im
Pte. D' Jumpferen Esther wie am e" Firtig so isch-si
'pitserlet hü. Schwzd. (Bs). [Die Frau] isch gar
'pützeriet g'si"; uf dem Ghopf het-si es koketts Pelz-
chäppi g'ha", und ganz früsch g'chrüselet hei" die
blunde" Löckli drunder füre" g'luegt. HDietzi 1900 (B).
üf-: kokett herausputzen B. Lue«, wie Das üf-
'pützeriet derh'er ehitnnt, wie hoffärtig sie einhergeht.
- ver-: 1. sein Geld für Putz verschwenden, z.B.
von einer Magd B (Zyro). -- 2. refl.. durch lauter
Putz sich verunstalten, ebd.
hutzle", in JO;" Th; UwE.; Z auch hutzele":
1. = bützerlcn 1 Ar; „VO;" Tu; Z. D' Engel bützle"d
eissig dra", si säge"d: Mir wend 's süber ha", 's muess
Alles schon und glitzrig si". KdMey. 1860. Abi. Bati-
kte" f. — 2. = bützerlen 3 Aa; Ar; „VO;" L; G;
UwE.; Z. Bes. wieder im Ptc. Pützlet derther cho"
Aa; G; Z. E" pützleti Jnmpf'ere" UwE.
üf-: = dem Vor. 2 AaZ.; „VO;" G; Sch; Schw; Tu;
Ndw; Z. ,,D' Frau hed-sich üf hutzelet, hat sich auf
das niedlichste geschmückt VO." Ir Fraue" tenl'fd
alliwil a" 's Ü. und ä" neui Kleider. JJRahm (Sch).
Uf pützlet sV, derther cho". Wie üfbitzelti China im
frische" sonntägliche" G'wändli. Schwzd. (Ndw). —
ü s-. En üs'biitzlets Jümpfeili, ein aufs sorgfältigste
und niedlichste herausgeputztes Z. — use"-. En
use"'bützlets Närrli, von einem Gecken, Zieraffen Ar.
Blitz III GrAv., D., Pr.. Rh., Sch., V.. P- PA1. ; W, PL
Biitz Gr — in., Dim. Patzji W, Bntz/i, Butzji, Bützli
Gr: 1. Ziehbrunnen, Cisterne GrAv.; PAL, „Grube,
in welcher reines Quellwasser für Menschen und Vieh
gesammelt wird W." — 2. grössere oder kleinere An-
sammlung von Wasser, Teich, Tümpel, Pfütze GiiNuf..
OhS., hPr., V.; W. .Der luss [s. Bd III 1455] in eim
butzlin ze Wissentiüelen.' 1322, Ndw Urk. Scherzh.
vom atlantischen Meer: aber (den grossen) P. gän \V.
Vgl. Bach (Sp. 949). — 3. Geschiebe führende Wasser-
masse in den Bergen Gr. Syn. Tlüf't. Es ist en B.
ussgebrochen. Es ist am-en Ort en B. apper g' gangen
g'sin und hed d' Sträss rerrüfenet g'han. GFient 1898
iGid'r.).
Ahd. puz, pnzzi in., Brunnen, Pfütze; aus lat. puteui,
woher auch it. pozzo, Ziehbrunnen. Vgl. auch tessin. buzza,
überschwemmtes Tal. Zu 3. Butz erscheint in Gr mohrfach
als Name von Orten, wo eine Küß losgebrochen ist. Bim B
GrValz. Hieher vidi.: ,Butz' GMs. .Bärli-Butz' DErstl
,Der weidwäg, der in den Gensbntzen gat.' 1483, USchächent.;
.in den Gensliutz.' 1 190. .Butzli' SchwAlptal; UFliiel. (Berg).
,I)as Butzly. so gemein märefa ist.- I 190, USch&chent. ,Me)ch-
Butzli' am Ilaken in Schw. llas ,Heu-Bützli', wilder Fals-
kessel am Kalfeusergrat.
Bluet-: 1. Blutlache GRTschapp. -- 2. Blut und
Eiter, die zuerst aus einem Geschwüre herausrinnen
GRhPr. - Zu 2 vgl. Ihm I '.).
Sehne"-: im Schmelzen begriffener Schneefleck.
Schneepfütze. .Ao 1614. Mitten im Aprell fand man
noch vil Schneebuzen.' BossH.-Goldschm. (unter der
Überschrift .spater Frühling').
Butzi: Milchbrei, Milch ScewE. (Kdspr.). D' Goß
hend a'foh zänne", und Nänni und Tädi und B. und
Mämmi hend s' a"foh wichse" [schreien]. MLiexkkt
1891. Der Hannesli hat 's Titi müesse" wiege" und
em müesse" B. ge" nüt-ere" alte" Ghelle". ebd.
Butzle" f.: 1. Pfütze, flüssiger Kot GrD., Pr., Sch.
a) auf Strassen. Es ist e" grüsami B. uf der Sträss
GrD. Di B. ist-mer oh den Schuehnen ingerunnen
GRKlost. Bi-n-ere" sötte" B. gän-i°'> nid z' Platz [nacli
Davos-Platz]. — b) flüssiger Stalldünger, ebd. Vgl.
Butzel-Loch, Öffnung in der Wand des Kuhstalles,
durch welche der Mist fortgeschafft wird WTäsch.
— c) bildl. Iez ist ünschi Sach en B., ,zu Dreck', zu
nichte geworden Gr1iPi\ — 2. starker Regen- oder
Schneeschauer GroHc. Iez cluinnd wider e" B. —
3. Pflanzenn.. Alpenkreuzkraut, Senec. cord. (alp.) GT.
(Wartmann).
Zu 1 vgl. Hudhii iBd II 124). Zu 3. Wenn nicht Ver-
schreibung für Blutzen (s. d.) vorliegt, so wäre hier ein wei-
teres Beispiel für den unter Buchteten (Sp. 1009) besprochenen
Fall, dass die Bezeichnung des Staudorts einer Pflanze aul
diese selbst übertragen wird. Das Alpeukreuzkiaut wächst
bes. gern bei den Pfützen um die Alphütten; vgl. die Atmi.
zu Stafel-Böni (Sp. 1310)
Langsi Lanxi-: Frühlingskot, wie er durch die
Schneeschmelze entsteht GrD. Das' tüsigi Figge"
(oder 's g'hltigi F.), gäist-mer dürch die (oder i" d'J
L.! hüte dich, durch den Frühlingskot zu gehen. -
Tabak-: Tabakjauche (in der Tabakpfeife) GrD., hl'r.
Butz ler m.: flüssiger, .neuer, grüner' Mist des
Rindviehs GrPi\ Syn. Quäler, P/lutter.
„Lanxi-: = L.-Butzlcn GrD."
Butzli II m.: = Bat zier GRPr.
hutzlig: kotig, schmutzig GrD., Pr., Sch. Enbutz-
leger Weg. Es butzligs Schwin. Blibet hinicht lieber
da! tve V [wenn ihr] jez hein ganget, werded-er wie
es butzligs Sclncin, und inor"e" laufed-er über de" Hurst
[gefrorner Schnee] wie en g'schentege'' [diebischer]
Hund, sagte ein Bauer zum Pfarrer, der Abends aus
einem abgelegenen Gebirgstal noch heimkehren wollte,
als die Wege voll Schnee. Wasser und Kot waren.
Bütz m. : cascata d' acqua in voragine PA1. (Giord.).
Bütz f.: 1. Pfütze. .Der Bär [Bern i. J. 1712 bei
Vilmergen] braucht in schneller Eil das Gschütz.
leget Manchen in die B.' 1712. Lied. S. noch Kol-
Grueb (Bd II 694). — 2. spec. Bützli, Tümpelchen von
flüssiger Butter auf Speisen, z. B. Brei ZO.f Syn.
Gümpli. — 3. dicke Suppe aus Kartoffeln und ge-
röstetem Mehl Z Wahl f.
Mhd. biitze inf., Brunnen, Pfütze. Ziemlich häutig noch
in Orts- und Flurnamen. ,(ln der) B." AaSiilz (Weiler mit
salzhaltiger Quelle); SchOpfertsh.; ZgCham. .In der obern,
untern B.', zwei Stafel am Speer auf der Seite gegen Weesen ;
jin Bütz'. Alpstafel am Speer gegen Ebnat. .Reben in der
B.' 1525, ZHirsl. .Acker uf B.' 1489, BLaufen. .Leim-Bütz'
L Fischb. , Biitz-Acker BAmsold., Belp; LHämik.. .-Matt'
BThuinen; LBuchs. Neudorf, ,-Bach" AaVilm.. .-Berg' Dorf B.
2029
Baz, bez. biz, boz, bnz
2030
Blitze" (in BSi. P-) f.: 1. Pfütze BM., Si.; Gl;
ZW. ]'.■' B. Wasser Gl. .Durch ein b-en und bach
geritten.- XV., 1.. .Die gestalt des cvangeliums wirt
klarlicher and vollkummner in den brannen erfunden
weder in den b-en oder lachen.' Zwinhli. .Wenn im | Joh.
dem Täufer] sin köpf empfiel in d1 1>. [: sprützen].' Aal
IM1.'. S. noch Gras-Bosehen (Sp. 1765). — 2. „Büge*,
/>v/.<"", weicher (Strassen-)Kot „F." „Eine Strecke
kotigen Weges in der Pfarrei Täters nach Schwarzen-
burg heisst die länge B."
Als Orts- und Flurname. D' B., Name einer Alp SGrench.
,(Iu der) Blitzen' bzw. ,Bitzen' BAschi, Gsteig, Köniz, L. (Stelle
mit BriiDiien; ,Bitze-Brunnen' zw. BL. und Murren), Sumisw. ;
LAdlig., Müust., Sursee (urk. 1371); ZgFraueut. (/'-). ,I)as
der Fahrweg iü die Pitzen abgeschlagen soll seiu mit Ficht.'
TB. Statut. ,Bi der tiifen b.' 1559, BGr. .In der Stein-
Blitzen' AaVelth. .Bützeu-Acker' LBaldegg, Mimst., ,-Matt.'
1653, AaWett. .Im Büzen-Bühel.' 1258, ZSth. .Bützen-
Brunnen' LWinik. ,In der Bützen-Wis' ZKuss. Abi. Biitzer,
Familienname B. ,Casp. Locher, gen. Blitzer.1 1653, AaWett.
Bützere", eine Wiese SRechersw. ; zur Bildung vgl. Böneren
(Sp. 1315). Bittzeit". Flurname I.Riidisw.
Bützi f.: Tümpel; spec. Tränkcstelle für das
Weidevich auf der Allmende ZZoll.f; jetzt noch als
Flurn. fi" der PütziJ. ,3 Pfd 16 ß dem Kuhhirt von
der B. zu schorren', stehender Posten in den Ge-
meinderechnungen. XVIIL, ZZoll.
Auch sonst häufig als Flurn. , Bützi', Name von Alp-
weiden und Wiesen S; ZSth., Töss. .Bouum dictum hasen-
bützi.' Auf. XIV., ZRbeinau Urb. ,Der Bützi-Acher' und ,das
alt Bützi-Hus.' 1551, ZRiesb. ,Bützi-Matt' LEminen, S. noch
Anui. zu Bitzi III (Sp. 1993/4).
bützig „bitzig: kotig F."
Blitz Piltz IV m. : ein kleiner Sprung BoSi.
hütze": ,in die Höhe sprengen' BBelp (Zyro).
ent-: 1. „Jmdn plötzlich unwillig machen Gr."
— 2. refl., auffahren, aufgebracht werden Gr. Er
het-schi'* rüch empützt. Bes. im Ptc. empützt, empört,
aufgebracht GitCast., Schud., Tschiertsch. Wege" dem
einzige" Wort ist-er schon empützt. — er-: Jmdn auf-
bringen, erzürnen GrD. Er hed-ne" erbützt. Bes.
wieder im Ptc. erbützt GrD., Glar., erpützt (inSch.
- Vgl. i.„i- er-)hützen (Bd II 1838).
Putzer ni. und n.: 1. weiche Masse, dicker Brei
BSi. 's ist Alls ci"s P., z. B. von gekochten Kartoffeln,
Strassenkot. Z' P. gün, zerplatzen, zerfahren ; z' P.
drücken, zu Brei drücken. G'sehsch, wien di [die Kar-
toffeln] vier z' B. fast zersprunge" s%"? Schwzd. -
2. „n., das Eingeweide von Insekten." Syn. Butter V
(Sp. 1916).
pütz(e)ren, gew. zer-: zu einem Brei zerplatzen,
hes. von mehligen Kartoffeln heim Kochen BSi.
„üs-pütz eren: zerplatzen." — Zur ganzen Gruppe
vgl. die grossenteils syn. Gruppe j,fütz-.
buze" p- I BHk., bü'ze", p- BBelp, Si.; W: schau-
keln, von Flüssigkeiten in einem Gefäss W. Tr.,
(Kinder) auf den Händen schaukeln, in die Hohe
schnellen (auch „üf-püze"") BBelp, 0. Syn. be-schüzen.
— Wohl aus 'butesen, Intens, zu baten (Sp. 1909).
piize" II: trinken BBr. Vgl. Bus II (Sp. 1744).
Blitzer II m..: eine Art Trauben, deren Beeren bei
Druck ihren Inhalt durch die Stielöffnung austreten
lassen, während die Haut ganz bleibt BS.; Ggs. Chle-
pfer i e (Bd III 678). — Vicll. zur Gruppe vuu Bub IV.
mit Bez. auf das Herausspn'ngen des Beereniuhalts. -
Biitz. .Die Bruggen zu Buochs, wenn sie sich von
neuem aufmachen soll und iniiss. soll solche in der
Landleuten Kosten gemacht werden und der Zeug
darzu kaufen, doch sollen die Kilcher von Buochs
allen Zeug in ihren Kosten auf die Hofstatt, wo man
ihnen die zeigt, mennen; und dieweil sie mit Brfiglen
und Bützen zu erhalten ist, sollen die Kileher von
Buochs die in ihren Kosten erhalten.- Ndw LH. 1867,
398 (Gesetz von 1564). — Umgekehrte Schreibung für
Bitz, Stück, liier = hölzernes Werkstück?
tts-cebüzt: = üs-püsst (Sp. 17 IT) CJSil. Er isch
heillos üsblste'' g'si".
Buez m. („f." GWe.): 1. a) die Arbeit des Flickens,
Nähens Gr. — b) (PI. Büez Gr) Flickarbeit, meist
mit dem Nbsinn des Unschönen, Stümperhaften; ge-
flickte, genähte Stelle; (grobe) Naht, Haft an Kleidern,
auch an irdenem Geschirr, Körben „GR"Churw., D., L.,
Malans, Pr., S., Scuolms, Spl., Tschapp., V., UVatz; G
Flums, O., Sa., W., We. Syn. Buess 1 (Sp. 1750). Tue-
mer da noch en B.! Bas sind kerjös Büez! Die
Schussle" ist nümme" hütegi; seht hed afe" sechs Büez.
— 2. übertr., unangenehme, verwickelte Angelegenheit
GJonschwil, Sa., We. Das ist wider e" heitere'' (oder
schöne') B.
Üf-: Gehaltszulage, z. B. eines Lehrers GrD.; vgl.
Üf-Buess (Sp. 1752). - In-: Einbusse GrD., Pr. En
I. tuen. An dem Rosschauf hed Hans 1. g'han. —
Chachlen-: Haft an einer Schüssel, an Küchenge-
schirr übh. GRChurw., oHe., Pr. — Zue-: Zubusse,
Zulage GrD., hPr., Valz. Di G'meind hed-me noch
en Z. g'gen, wie -seh' g'sehn hed, dass-er mid dem
Akkord Schaden g'han hed.
bueze" PP., sonst büeze" (in der Kdrspr. bözef
Ar; Z) bzw. biese" — Ptc. g'b uesst und g'biesst PA1. :
1. a) ausbessern, flicken. <x) von Kleidungsstücken uä.;
gew. „ohne Einsetzung von Stücken" Aa ; Ar; ßs;
BoAa., Belp (Gesellenspr.), E. (selten), ()., Si. (seltener
als reise"); Gr (allg.); L (St.1'); P; Gj Sch; Tu; \V; Z<;
(St.1'); Z. Syn. ummen-machen i (Sp.42); vgl. blitzen,
sehlurzen, sehnurpfen, wiflen. En Rock, es Hemp,
Strumpf b. Schuehb. ZFelir. , Ein Weibchen, das die
Strümpflein büzt, ein Mägdlein, das am Rädchen sitzt,
verbleibt ein Bild, das jederzeit des Manns und Jüng-
lings Herz erfreut.' MUsteri (Mscr.). E" Gwand cha""-
me" büezen und flicke" e" Netz; verrisst aber d' IAebi,
wo nimmt-tnen en Blitz? Schwzd. (Z). Gelegentlich
abs. : We""-me" so-ne" G'schar Chind hat, cha""-me"
de" ganz Tag Nut als b., klagt eine Mutter Tu; Z.
RAA. Ich will im d' Löcher nid b., will nicht gut
machen, was er verschuldet, verdorben hat Tu. Ander
Litte" fd'J Seck b. und sini d' Mus fresst" In" GBern. ;
Sülger. De" Jude" büez-ich d' Seck niid, helfe ihnen
nicht ihre Forderung eintreiben ZNHasli. Die Königs-
tochter Elisabeth von Ungarn soll .ainen gebietzten
gebletzet rock' getragen haben. XV.. GStiftsarch. .Dem
schnider, das er den wächteren die schopen gebüezt
hatt, 2 (S.' 1526, ZEIgg. ,Das hemd muess zwei stuck
hau; binden und vornen büezt daran.' UEckst. .Nie-
mand bützet ein alt kleid mit einem blätz von rauwem
tuech.' 1531/60, Matth. ,16 ß, das blunder ze büezen.'
1550, ZGrün. Amtsrechn. ,Wol heisst es in der
schritt: Gib friden, o Herr! aber nicht: Lassend uns
an einem alten goller büetzen.' 1555, Sch Schreiben
an HBull. ,N. soll mit besseren und büezen dem
2031
Baz. bez. biz. boz, bnz
2032
hussvolk ir kleidern sin best tuon.' 15ii0, B Ratsman.
.Sarcire, ganz machen, eigentlich büetzen. Centones.
alles das von vil stücklinen und blätzlinen zesamen
gesetzt oder gebüetzt ist. Suere, consuere, zuosamen
näyen, büetzen, flicken.' Fris. ; Mal. .König Rodolph
beschampte sich nit, auch gebüetzte kleider zu tragen.'
HBi'LL., Tig. ,Lapen, flicken, büezen, consuere, sar-
cire.' Red. 1662. .Suere, neben, bützen.' Denzl. 1677;
dafür: , neben, flicken.' 1716. N. musste vor Stillstand
erscheinen, weil er am Sonntag .Leder und Schuhe
zu b. getragen.' XVIII., ZEgl. S. noch bös (Sp. 1707).
— ß) = haften 1 (Bd II 1057) Ar; Gr; GW.; Z. Er hei
noch ml a's zwanzig Napf ; es sei ke" deronder 'büezt.
Sang und Klang 1899. 's 'büezt G'schirr het [dauert]
g'rad e"mäl länger Z. Chachle" b. GRPr. Von Jmd,
der Hab und Gut verloren hat, sagt man: Der cha"h
ga" Chachle" b. GW. Öfe" b., die Ofenkacheln zsflicken
GT. .Geschirr zu büzen 6 ß.' 1788, Z Haushaltungsb.
— y) von Metallgeschirr. ,15 ß vom sechtkessel zue
b.' 1508, ZGrün. Amtsrechn. ,4 schlecht büezt Pfan-
nen.' 1627, TaBürglen Inv. ,Wan einer Alp Kessi
mangleten, sollen die Gemeinden Geschworne dahin
schicken gen schauen, ob es von Nöten sei, eins zu
kauften, oder ob es noch zu büezen wäre. So das
Alpkessi zu büezen ist, so sollend es die Alpgenossen
in ihren Kosten büezen lassen.' ürKIosL LB. — 8) von
Holzgefässen. ,Von Sestern z' büetzen.' 1598, Z. —
e) von Geflechten, z.B. Körben Gr; G; Ndw; Z. Züne*
b.! Ruf der Korbflicker auf der Gasse GStdt. ,Zeinen
büezen 8 ß.' 1764, Z Haushaltungsb. Unter dem scherz-
haften Vorgeben, man wolle Einen lehren Wanne" b.,
zieht man ihm kreuzweise Grasrispen durch den Mund,
so dass die Samen darin zurückbleiben Z. — Q von
Mauerwerk. ,Da [sie] hortend, das die mauren zuo-
gemachet warend. und das sy die lucken angefangen
haftend zuo büezen.' 1531/48, Neuem. - rj) von Wun-
den. Me" hät-en müesse" b., man hat seine Wunde
nähen müssen Th; Z. — b) nähen Aa; Ap (seltener
als a); BSi. (wenig üblich); Gl; GrD., Landq. ; LG.;
P AI. ; GA., Ms, T., Wl. ; SCH ; ScHW ; Tu ; Uw ; U ; W ; ZG ;
Z ; z. T. neben dem gleichbed. näjen (s. Sp. 711). Si
tuet I}., ist Näherin. Guet b. chönne", eine geschickte
Näherin sein Z. Lere" b., zweite Stufe im Lehrgang
des Arbeitsschulunterrichtes (die erste ist lere" lisme")
Z. E" Schnider — Das sind triirig Lit; si bieze"t vil
und hent doch Nit. JWippli (U). Der Landvogt SLan-
dolt liess um 1781 einem politisierenden Schneider
durch seine Frau entbieten : Ich lüss euere" Ma""
fr\mdli'h grüeze"; er soll brav schnidere" und b.; er
soll aber nümme" politisiere, su"st chönnt-men-e" z'letst
noch in'n Öle"bach [Name eines Zuchthauses] fiiere".
Mit toppletem Fade" b., doppelte Mühe und Arbeit
unnötigerweise aufwenden Ap; GRValz.; Z; vgl. Sp.
712. „'Büezti oder 'büessti Hamme" = Biintel-H." BHk.
,Und bot iro ein grosse buschel was in ein linlachen
gebüezet und ein linlachen darumb geslagen.' 1430,
Z Ratsb. ,Sy hattent wysse erüz, als die eidgnossen
tragend, an sich gebüezt' Fründ. .Man solle an beide
pfulwen lind flaumfäderen büezen oder näyen.' Vogelb.
1557. .Ich hab einen sack über mein haut gebüezt.'
Z Bibel 1560; .genäyet.' 1667. ,Neyen und büezen.'
LTschudi 1606. S. noch Sp. 1022 o. — 2. .einen Scha-
den b.', gut machen. ,So sollend dieselbigen imme
getanen Schaden helfen b. mit Leib und Guot.' GrD.
LB. 3. = buessen 3 (Sp. 1753). De" G'lust 1>. AALeer.,
Ruedert; Ap; B; Gl; Gr; L; GA., oT., W.; Ndw; Z tw.
Der Bueb ist auch go" Neisele" g'si", er hat e"mäl si"
G'lust b. mües'e" GA. Es ischf's] einersmöl en seltsne''
G'lust <i"c!io" ; iee hat 's rillicht de" seltse" G'lust scho"
'büezt. Stütz. Si hätte"-mieh eisder gern 'brüglet, und
wu-si de" G'lust a" mir nid händ chönne" b., so händ-si
de" Meitlene" z' leid 'tö", was si händ chönne". Aa
Schulmstr. .Ich vermeint, es wäre nit guet, das ein
mensch esse und trunke und sein lust von seiner
arbeit buezte.' 1531/48, Pred. ; .büezte.' 1500; .büesste.'
1596; .büsse.' 1667. .Explere animum, sein herz und
begird erfüllen, sein lust büezen.' Fris. S. noch hart-
beiss (Sp. 1681). ,Den hunger b.' .Noch ist mir worden
nie kein brot, damit ich büez myn hungers not.- Fun-
kelin 1552. .Famem finire, consuinere, compascere,
jejunia ventris placare, den hunger büezen, gestillen,
sich ersettigen oder ze essen geben.' Fris.; Mal.
.Fisch und ander gemüess, den hunger zu büezen.' F
Schulordn. 1577. ,Hör das gebett, mit denn trost sein
kummer biez [:iez].' Holzw.1571. — 4. a) = buessen 4 a
(Sp. 1754). Mit Acc. des Vergehens. , Wirft er [den
Stein] und drillt nit, sol er den wurf büezen nach des
gerichts erkantnus.' 1535, ZElgg Herrschaftsr. .Wel-
cher den [Frieden] nüt halt, der sol den selben büezen
und darum gestraft werden.' 1553, ApLB. , Ist an das
halsysen gestellt; hett hiemit ir übel gebüezt.' 1559.
UMey., Chr. Mit Dat. P.; s. Frärel (Bd I 1287). Abs.;
s. Ober-Hemd (Bd II 1393). Mit Acc. der P., für die
Busse geleistet wird. ,[Die von Goldacb] sollent den,
so von inen liblos ton worden ist, bessren und büezen
Got ze lob und der sei ze trost.' 1459, Zellw., Urk. —
b) spec. in kirchlichem S. , Sünden ablegen und büe-
zen.' .TJRüeger 1606. Abs. ,Im ainen fegfur notlidende
und buezende.' Kessl. — c) = buessen 4 b LG.; Th
Müllh. Er hed de" Vorwitz müesse" b. Ineiciien. Er
wärrd 's mües'e" b. ThMüIHi. — 5. = buessen 5. ,Sin
meister Michel sülle umb ein sölichen grossen freffel
gebüezt und gestraffet werden.' 1432, Z Ratsb.; und
so noch mehrfach. .Und solt niemand samentlich noch
sonderlüt von verlofner sachen wegen gestraft oder
gebuezt werden.' Vad.
Nbf. zu &t«»«en (Sp. 1753), auf urdeutschem l>i>ttjan be-
ruhend, während die »-Form bötjan mit einfachem (bzw. aus
tt vereinfachtem) t fortsetzt. Analog ist das Verhältniss von
flnzen : flössen (Bd 1 1214). grüezen : grüeeaen (Bd II 812/3),
Weilten : Weissen. Wo beide Formen neben einander gebraucht
werden, unterscheiden sie sich im Allg. (z. B. in Th; Zl so.
dass büezen für Bed. 1, buessen dagegen für die übrigen
Bedd. gilt.
üf-büeze°: 1. aufnähen Gr; Scaw; Tu; W; Z.
.Einen Flick auf den Schränz [Riss] aufbützen lassen.-
SchwE. Anzeiger. — 2. mit Dat. P. = üf-besseren (Sp.
1675) GrD. — a"-: annähen Ap; Gr; Th; W; Z.
Ei"'m en Chnopf a. .Ein grosse muschel, vornen an-
biezt uf der brüst.' UEckst. ,Job sagt, er habe ein
sack angebüezt an die rufen, die auf seinen geschwären
gewachsen waren.' LLav. 1582. — i(n)-: 1. einnähen
Gr; Z. Erüener hät-me" die Tötne" nw in es Lin-
tuech V'büeet [statt sie anzukleiden] und dann esö in'n
Töte'baum ine'g'leid ZZoll. (bis um 1830). Ein ins
Pfrundhaus aufgenommenes Ehepaar verpflichtet sich
ua.. .die toten inzebüezent, so das notdurftig ist.' 1413,
AaB. Urk. - 2. einbüssen Gr (allg.). D's Geld, di
G'sundheit, d's Lebe" %. — ent unt-bieze" (Ptc. unt-
biessl, Bectiert unt-buesste'): (Nähte) auftrennen PAL
2033
Baz, bez. biz. boz, buz
2034
»er-: 1. zunähen, z.H. Risse in den Kleidern Aa;
Ar; BO. (Zyro); Grj L; Sch; Tu; \V; Zqj Z. En Nu, 7.
[die Sacköffnung] r. Säg gem N., trt täs-en <jnte.<".
und wenn-er tf Loch hei, süll-er 's (selber) v.! scherzh.
Auftrag an Kinder ThHw.; '/.. 's Mül i\; s. Sp. 177.
.Vi" sött-der 's Mül v., zu einem Schwätzer /. Mues'-
mer-der nuch 's Mül o.? zu einem Klatschmaul Ar.
Hii. st chöm-mer ätnel 's Mül nid v., können mir
das Keilen nicht verbieten AaF., Ke.; Z. S. noch das
Spottlied auf den Schneider bei Rochh. 1857, 196.
.Die einwoner verbüezend [den jungen Adlern] den
hinder, also dass sy nit hungeret.' Vogklb. 1557. —
2. einnähen. .In dem kästen oder trag wurde man
rinden ainen aichinen tödtenbom und ain grobe zwileh,
dahin sollen sy in [den Kaiser] legen und verbuotzen,
für den baisam ungelösten kalk uff in schütten lassen.'
Kessl. ,Ein geiziger Jud hatte etlich 1000 fl., die
verbützt er in einem alten Mantel.' Schimppr. 1651.
Refl. .Dass die fischer in die geschunden geissfäl sieh
verbützend.' Tierb. 1563. — nohe"-: (mit Dat. P.) Jmds
alte Kleider ausbessern ; die sämtlichen Kleider einer
Haushaltung (z. B. von einer Wäsche her) ausbessern
ApH.. M.(TTobler). — ze-sämme"-: zsflicken. -nähen
Tb; Z. Ich mues'-der g'wüss no'h 's Mül z., zu einem
Plappermaul. Die Messe sei nicht von Gott, sondern
nach und nach von den Päpsten ohne allen Grund im
göttlichen Wort ,zesamen gebüezt.' 1528, Absch. ,Es
ist ein zeit, dass man zerreisst, und es ist ein zeit.
das man wider zusamenbüezet.' 1531/60, Pred. ,Ein
yngeweid, das ushar hange, vornen zesamen büezt.'
1545/83, L Bühnenr. .Damit [der Adler] dir nit ent-
fliege, so näye im die faderen am schwänz zuosamen;
doch ist denn ze besorgen, er werde von anderen al-
leren beleidiget, dieweil er sy von wägen des zesamen-
gebüezten Schwanzes nit mag entfliehen.' Vogelb. 1557.
— zue-: zunähen Th; Z. En Sack z. ,Oben darauf
[in das Säcklein] drei kleine Preisen Salz in den drei
höchsten Namen darauf getan und zugebüzt.' ZHorgen
(altes Arzneib.).
Buezi°g f.: Flickerei GrD. (Bühler).
Büez 1 m. AaF., Leer. ; Sch; Z (Hürl.), sonst f.:
1. a) = Buez 1 a Z. Mit Bez. auf die Art und Weise
der Tätigkeit: E" gueti, schlecht! B. ha", z.B. als
Sehneider gut, schlecht arbeiten Z. Von Flickarbeit
übh., mit dem Nbbegriff des Mühsamen, Schwierigen
Aa; ZZoll. De" chunnt de't e" süberi B. über, von
Einem, der ein baufälliges Haus gekauft hat. Obertr.
En böse? B., etwas schwer gut zu machendes AALeer.
Bas macht e" böse B., dieser Schaden ist schwer zu
heilen, es sieht schlimm aus AaZ. Iez macht 's en
anderi B., siehts anders aus AiSuhrent. — b) = Buez lb
AaF.: Bs; G; Sch; Th; Z. Schlecht i B. mache". Das
ist hei" sclioni B., nicht sauber genäht ZZoll. E"
busi B., schlechte Arbeit, z.B. eines Schusters Sch. —
2. von der Arbeit andrer Handwerker BBelp (Gesellen-
spr.). ,Dort fand er bei einem Schreinermeister B. und
hobelte wie ein Teufel drauf los.' B Sonntagsp. 1869.
— 3. Arbeit übh. ; meist mit Nbsinn : schwere Arbeit,
Plage, heikle Aufgabe Bs; ScBSt.; Th; Z. In einer
B., in ununterbrochener Arbeit Z. De" B. fertig ha"
Z (Hürl.). En grosse" B. ha", ebd. Das ist en eigni
B., eine eigentümlich schwierige Arbeit ZZoll. Da
'sch e" B. g'si"! ein schweres Stück Arbeit Bs. E"
B. ha" (mit ÖppisJ, viel Mühe, Schererei ScHSt.;
ZStdt. Mer wäri"d [beim Forellenfang] bi me" Bor
Schweiz. Idiotikon IV.
versöffe" und händ ett w* ne" schönt ls. mit üsrem
Sehe/)'. SWinz, Wa' hat ni armer Pur gfrad r"< . wo
sich ke" liücli gunnt? En iede" hiit si* schwäri II .
cliiim. da'-n-er .-' Hatte" chunnt. ebd. (Unangenehme,
verzwickte) Sache, Angelegenheit. Geschichte AaRuc-
dert.; L; G; Tu. Das ist wider <" netti (oder schöni,
heitert) B.! Wol, Deis wird wider e* täri B. absetze",
sagte ein Bauer zu sich, als er sich im Gasthaus an der
reichbesetzten Tafel niederliess. AGysi 1899 (AaRuc-
dert). Er hed die ganz />'. [eine Gespenstergeschichte]
ntich einist müesse" z' best gc". L Hauskai. 1890. -
4. Eim de" B. verlese», den Text lesen AaLeer. —
5. Taschengeld GBruggen (einzelne Angabe).
Büez II m. Nur in Zss.: Alt-Büez: Schuh-
rlicker. Als Familienname : .Hansen Altbützen [Acc]
ze Zurzach.' 1478, AaB. Urk. Vgl. Alt-Büeser.
Blatte"-: Geschirrflicker. MOsteri 1 206.
Büeze" f.: .Weib, das flickt, viel zu flicken hat'
BO. (Zyro).
Büez er m. .Sarcinator, flicker, plätzer, büetzer,
Schneider, hosenplätzer.' Fris. ; Mal.
Ofe»-: Ofenflieker GT.j ZO.f Öppis mit Lei"-
üs-chleibe" wie en O. Dafür scherzh. ()fe"loch-B. in
einer Aufzählung ärmlicher Berufe, neben Mues-
pfanne" flicker, Spueler usw. NBösch 1892. — Alt-:
Schuhflicker. Auf der Eisengasse standen 6 Buden
der ,Altbüezer', von welchen auch die Strasse den
Namen ,unter den Altbüezern' hatte. Bs XIV.; vgl.
AI. I 163/4; FAStocker 1890, 148/9. .HWambesch, alt-
bützer.' 1387, Z Ratsb. ,Veteramentarius, altflicker.
altbüezer, der alt ding blätzt oder flickt, schuech-
blätzer, altreiss.' Fris. Uneig. von Kirchenlehrern als
solchen, welche die Glaubenssatzungen gleichs. ,zsge-
flickt- haben; vgl. zesämmen-büezen. .Sölich bletzwerk
und altbüezerwerk. damit du [Faber] in disein büechlin
uinbgast.' Gyrenr. 1523. ,Du [Faber] bist aller gschrif-
ten lär, geschwigen des sigels, dann dine altbüezer
band kein kraft; wir gloubend ouch weder dir noch
dinen canonschrybern.' ebd. .Wer wölte den mönchi-
schen altbüezerpostillen nachfragen?' HBull. 1557.
Obergehend zum Familienn. .Kuonz altbüezer.' 1375/9,
Z Ratsb. — Garn-: wahrsch. Netzflicker. Als Fa-
milienn. ,Hensli garnbüezer von Kolmar.' 1394, Z
Ratsb. — Hafe"-: Geschirrflicker Bs. — Chachle"-:
= dem Vor., .Spengler' GRGrüsch, Igis, hPr., Tschapp.
- C hatzi-, lt TTobler Chätztf-: eig. Schöpfkellen-
flicker (s. Glatzen Bd II 572). Nur noch als verhüllender
Ausdr. für Chätzer Ap. Laufe" chönne" rvie-n-en Ch.
- Chratte"-: Korbflicker, -macher Ap. — Becki-
Ap; ZO., S., Beckeli- AaL.:= Hafen-B. Min Schatz
ist en Weber ond en Schifflischiesser; welt-e" vü lieber
das en B. Ap. — Sack-: Sackflicker. XVII.. AaMuiI
Gesindeordn. — ■ Seckeli-: = Bündeli-, Scckli-Chrüt
(Bd III 904. 907) Aa (Mühlb.). Vgl. Wannen-Flicker
(Bd I 1193). — Schueh-: = Alt-B. ,Pierre Perret,
dem schubützer abem Tessenberg, vergönnt allhie
schuoh ze bletzen.' 1571, B Ratsman. — Wannen-:
Wannenflicker. ,Der w., so mir von Rüti gefangen
geschickt' 1570, ZGrün. — Zeine"-: = Zeinen-Flicker
(Bd I 1193) Ap; Z. ,Z.-Biezei" werden unter den (bes.
aus dem Elsass und Breisgau kommenden) Vaganten
erwähnt. Aa Gem.
Büezeri" f.: Flickschneiderin; Näherin (doch tw.
mit geringschätzigem Nbsinn) AaF.; Ap;Gl; Gr; PAL;
Th; Z. D' B. uf der Stör ha".
128
Baz— bnz. Bazg— buzg
2036
Büezete", -eti f.: 1. Arbeit des Flickens, Nähens,
Flickerei Tn; Z; „allg." Bi dere" B. cha""-m<'-si<'-
fast cT Augen üshtege". — 2. Flick-, Näharbeit Aa;
Ap; B (Zyro); Gl; üWe.; Sch; Th; Z. Nimm d' B.
füre", befiehlt eine Mutter der Tochter.
Büezi f.: 1. = Büezeten 1 Gr. — 2. = Büezeten 2
Ap; GrD., L., ObS., Pr., V. In einem Rätsel vom Samen-
korn des Hanfes: Es ist e" chli"s. rv/nds Ohügeli, und
dri" ist Spinni, Wein, Biezi GrD. (Bühler). — 3. das
Genähte, die Naht Ap; Gr. Die B. ist schlecht.
Büezi°g f. : = Büezi 1 — 3 Gr. Das ist-mer e"
kerjösi B.! I* hau di B. uf 'hin Tisch g'lön GrVbIz.
batzge11: 1. (mit Lebensmitteln) hausieren, Klein-
handel treiben GrD. Syn. fretten (Bd I 1339). —
i. mit Mühe schleppen GrD. — 3. auf den Alpweiden
die Dienste eines Batzgers (s. d.) verrichten GrL.,
Pr., Sch., UVatz. — 4. faulenzen GkL.
Viel). Lehnw. aus it. hazzicare, hin und her gehen, oft
einen Ort hesuchen. Zur Bed. vgl. noch baetgen (Sp. 1779/81),
spetten. 3 nach JlKuoni in der Form bazga auch rätorom.
Batzger I m., PI. unver. : 1. Hausierer mit Lebens-
mitteln GrD. Syn. Bretter (Bd 1 1339). — 2. Alp-
polizist, der den , Alpfrieden' zu wahren hat, dafür
sorgt, dass kein fremdes Vieh eindringe, mit der Straf-
gewalt, solches Vieh zu pfänden GrPi\, Sch.; vgl.
Bühler 17. — 3. unterster (oft jugendlicher) Alp-
knecht, Handlanger des Sennen oder Kuhhirten, t. als
Jung- und Galtviehhirt oder Schweinehirt, t. zu allerlei
andern untergeordneten Dienstleistungen (z. B. auch
zum Säubern der Alpweiden) verwendet GrA., Churw.,
Mastr., Pr., UVatz, Wiesen; GRh., W., Wsst. Syn.
Hand-Bueb (Sp. 931). ,Jede Hütte hat einen Senn,
Zusenn und Küher nebst einem Buben (Batzger).' Gr
Sammler 1805. Vgl. noch Fisner (Bd I 1081), Junger
(Bd III 47/8), ferner Gutach, Gugsch bei Tsch. 688,
Alp-Ühnecht. ebd. 216; sodann Anderegg 1897, 491;
1898, 684; Gr Sammler 1809, 351; AHöpfner 1789
(IV), 14. — Vgl. Sprit,,-. :i auch vorarlbergisch.
batzgere» I: = hatzgen 3 GRPr., UVatz; GRh.
Früher verdingten sich nicht selten junge Bursche
den Sommer über als Alpknechte ins Bündnerland;
man nannte das ge" b. gö" GSev.
Batzger H, P- m.: 1. „ein grosses Fleisch-, Kü-
chenmesser B." Unhandliches, roh gearbeitetes oder
halb unbrauchbar gewordenes Messer ß. Hieher wohl:
,Sy hab uff einmal 1 gl. by Hanss Herzogen wellen
wechslen, das habe er nit tuon wellen und geseit:
Du schnuor, wan du nit usshin willt, so will ich den
b. in dich stossen.' 1584, L. Vgl. Baggel I (Sp. 1072),
Patsch 3 r (Sp. 1926). — 2. a) (P- ThFt., PI. Bäteger
THSteckb.) von den Knaben (im Bätzger-Model) ge-
gossene bleierne Spielmarke, etwa von der Grösse
eines alten Batzens und von der Form eines Räd-
chens, meist mit zwei sich kreuzenden Bindestäbchen,
aber auch mit andern durchbrochenen geometrischen
Figuren, beim Spiel (bes. beim Schiessen mit der
Armbrust, beim Werfen nach einem Ziel) statt des
Geldes gebraucht „Sch;" InFr., Müllh., Steckb., Tag.
■ b) (Batzgerli) = Batzerli (Sp. 1974) Sch St. —
:'.. Knirps; unansehnliches, geringes Ding GO. —
4. (Patzger) Mensch, der mit der Armut zu kämpfen
hat GWb.
Hä(r)li-: primitives, geringes Messer, bestehend
aus eiuer Klinge mit hölzerner Scheide BhE. Syn.
Häli-Güj: ebd. — Blei-: = Batzger 2 a TuBerl.
batzgere" II, p-: 1. „mit einem stumpfen Werk-
zeug mühselig schneiden, hauen B." Ungeschickt und
ohne Erfolg an Etwas arbeiten; „viele Mühe mit
Etwas haben." ebd. Von anhaltendem Bitten: „I<*
ha" g'nue* 'batzgeret, geb-i'h 's von im übercho" ha"."
— 2. „sich unberufen ins Gespräch mischen, darein
plaudern, mit dem Nbbegriff der Inopportunität LG.";
Syn. befzen (Sp. 1050). „!>' Frau hed oueh noch cho"
ge" b. müesse"." — 3. (in THGachn. p*-) mit ,Batzgern'
und um , Batzger' spielen „Sch;" Th. - Zu 1 und 2
vgl. jKittchyeren (Sp. 1942),
batzge rle" THTäg., bätzgerle" THSteckb., Tag.:
= dein Vor. 3, z. B. mit Ziegelstücken um , Batzger
nach einem Ziele werfen.
batzge": 1. = patschen (patschen) 11 (Sp. 1927)
ZO. Si händ druf lös g'schlage", das' 's 'bätzget hat.
— 2. heftig drein schlagen L (Ineichen). Syn. pa-
tschen 12b, pätschgen 1 1 (Sp. 1942). — 3. stossweise,
trocken husten L (Ineichen). Syn. pätschgen I 3 a,
bexen 2 (Sp. 1962). — 4. bellen, kläffen GRFid., He.,
Peist; THÄrbon. Syn. befz(g)en 1 a (Sp. 1050). —
5. = pätschgen I 2 a und b AaZ.; Sch (Kirchh.); Tu
Müllh. J1''' ha" lang müesse" b., bis i"* de" Baum um
g'ha" ha" AaZ. Syn. bexen 1, bätzen III (Sp. 1977).
Obh. Etwas nur langsam und mit Mühe zu Stande
bringen GoT. — 6. anhaltend um Etwas bitten AaSL
Du cha""st noch lang b., eb ich jo säge". Syn. pätsch-
gen 1 3 c. — 7. an Etwas herum kauen oder saugen
SchwE.; = bätzen I 1 (Sp. 1964) Ap. Er nit d's
Strüss-chölbli, wo-n-er dra" 'bätzget hed, us r'em Müh
MLienert. Öppis z' b. ha", zu beissen haben, ebd.
Vgl.: ,Ligurio, ich isse höfflich, ich batzge, isse lang-
sam und die besten bissle.' Dasvp. Dazu die formel-
hafte Verbindung: Weder z' güde" noch z' b. ha" Z
Langn., Stall.; s. Bd II 125. Z' güden und z' b. ha",
zum Verschwenden ZLunn., O., Stdt; in ZZoll. z' bissen
und z' b. Si sind mit Wer Sach scho" fertig, si selle"d-
mer 'gudet und 'bätzget ha", müssen verschwenderisch
damit umgegangen sein ZPfäff. Vgl. aber auch befzen 2
(Sp. 1050). — S. Anm. zu pätschgen (Sp. 1942).
er-: zu bellen anfangen. ,J. Bitziner klaget uf R.
Heinzen: er hab ein hündlin, das sig im lieb, das
gienge vor des Heinzen türen und gnuog ein beinlin
und tet sus nieman kein leid, und in dem so kunt der
obgenant R. Heinz, stiess im den hund, daz er er-
betzget, und gar unbescheidenlich überfiel. Also sprach
.1. Bitziner zu im: warumb stost du mir den hund, er
tuot dir doch nütz.' 1434, Z Ratsb. — ver-: durch
Zerhacken (z.B. mit einem stumpfen Beil), Zerpflücken
oder Zerkrümeln verderben TiiMüllh.; ZZoll. Die
Chind tuend ires Bröd r. ,Wir dörffen deiner h. Ge-
rechtigkeit schier nicht mehr zumuhten, dass du die
Seelenspeiss uns weiter lassest, die wir so gar ver-
betzgen.' FWyss 1672.
B ä t z g e r m. : 1 . = Batzger II 2 a GBern. (Be'dzger),
Rh. B. werden gegen eine Wand oder eine Mauer
geworfen; wer ihr am nächsten kommt, der hat ge-
wonnen; ein beliebtes Knabenspiel GBern. — 2. a) ein
im Munde zu einem Knäuel zsgeballtes Stück Papier
oder Garn, das die Kinder durch die B. -Buchs (Sp. 1004)
schiessen Ap. Vgl. Bätzel (Sp. 1964). — b) Haarball
2037
Bazg. bezg. liizg, bozgi '>||z?
2038
im Magen junger Kaibor. ebd. .".. a) verächtliche
Bezeichnung eines .gleichsam kugeligen', zwerghaften
(auch geistig zurückgebliebenen GoT.) Menschen,
Knirps ApH., K., M.; GRh., oT., Wl., W.; 0T11. Vgl.
Bätschger 3 a (Sp. 1943). Du bist nu" en B. Dö [vor
.ler Einführung der Schusswaffen] het-me* noch 'brückt
starche Lüt; jetz gilt en chliner B., was dö en grosse
Meteger. JMerz 1836. Bildl. für knabenhaftes Wesen:
.Die Betzger von den Hosen streif! wir gehen morn ins
Feld.' UBrägger 1779. — b) kleines, unscheinbares
Ding übh. GBern., Rh. So nennt man etwa ein neu-
gebomes, schwaches Kälblein einen B. GBern. —
4. auch Dim., kleiner Kläffer Ap; GRh., Wb.; THÄrbon.
En Homls-B., e" B.-Höndli, von einem Hunde, der
sehr zornig und oft bellt ApK. — 5. dünner, trockener
Husten GW1.
bätzgere" I: 1. a) heftig drein schlagen, werfen L.
Syn.bätzgen :'. — b) Etwas zerhacken, -schlagen, z.B.
eine Staude L. — 2. bildl., von einem eifernden Pre-
diger: Wie Ited der Pfarrer g'iferet und lös 'bätegeret
uf ''cm Channel obe", wie Jce" Glaube" me" sei i" der
Welt. JBEgli 1871 (L). — 3. anhaltend, keifend ver-
langen ÄALeer. - - 4. = batzgeren II 3 GBern., Rh.
,Dann giengen die Buben go° b. und verschlugen [ver-
säumten! die Schul. •
ver-: in Stücke schlagen, zerschlagen L.
Bätzgete", -cti f.: 1. Gekläffe Gr. — 2. Schnitzel,
Abfälle, z. B. von Kleiderstoff GO., Rh. Syn. Pätsch-
geten 2.
Bätzgi n.: 1. a) = Bätzi 2 a (Sp. 1977); spee. das
Kernhaus (sammt der Kelchnarbe) AaF.; L; aScHW,
Nuol; SNA.; UwE.; U; Zg. Unterschieden als Öpfel-,
BirC-B. usw. ,Zu kaufen werden gewünscht: Schöne,
dürre Äpfel-B. [zum Branntweinbrennen].' BorE der
Urschweiz 1882. S. noch Chümmel (Bd III 294). —
b) bildl. für etwas Geringes, Wertloses L. Vgl. Epfcl-
Butzen (Sp. 2007). Die Usred ist hes B. nutz. Schwzü.
— 2. = Bätet 4 UwE.; U. Vgl. Bitschgi 4 (Sp. 1944).
- 3. kleiner, nüsswaehsener, auch nichtsnutziger
Mensch L. - Vgl. Biusgi.
bauzge": = bauzen II (Sp. 1978) ZKn.
bitzge" I (auch p- GRNuf, ObS., Rh.): stechen,
kneifen, zwicken „Gr"Av., Nuf., ObS., Rh., Schams,
Tschapp. Syn. chhlben (Bd III 616). Grübeln GRÜbS.
— Kora. pizeher, it. pizzicare.
Bitzger I m.: = Chlüber 1 (Bd III 616) GrAv.
bitzge" II: 1. (e"u-eggj b., abbröckeln, in kleinen
Stücken abschlagen GRFan., Klost., Valz. Vam Bröd,
Ghäs, rum-e" Felse" enwegg b. — 2. bellen, belfern,
von kleinen Hunden GRÜbS. — 3. „beissende Reden
ausstossen", sticheln Sch. — Aus 'bickezen? Vgl. ticken
(Sp. 1118); aber auch bitzen II (Sp. 1992).
zer-: zerbröckeln (und dadurch verderben) GisPr.
(hu gueti Waffe" zerbitzget-men [beim Kristallbrechen]
Alls. MKuoni 1886/7; vgl. ledig 2 (Bd III 1078).
Bitzger 11 in.: 1. = Bätzger3a GW1. — 2. = Bäte-
ger ~>. ebd.
Bitzgi n.: 1. a.) = Bitschgi l •/ (Sp. UM:!) AU'.;
Ap; Gl; GRSaas; L; ('• (ziemlich allg.); Schj aScHW;
THÄrbon, Berl., Fr., Müllh., Steckb.; ZBauma (neben
Bütschgi). Eis., Wäd., Wtbur. Beim Dörren der Äpfel
muess-me" i'erst 's lt. usPschrnde", dann [die Schnitze]
im Ofe" bröte" und erst i'letst uf<'em Ofe" fertig terrc
mTH. Einem St Galler. der den Ktn Appenzell ver-
ächtlich machen wollte, namentlich mit dem Hinweis
darauf, dass er rings vom Ktn St Gallen eingeschlossen
sei, erwiderte ein Appenzeller: Nüd wör, d' St Galler
sond der Epfel ond d' Appenzeller 's B. ? Wenn e"möl
aber 's B. fül ist, wie lang hebet dünn nn'h der Epfel?
Siehe noch Chlaffacher (Bd III 025), B.-Bränz. —
b) = Bitschgi 1 b (z. T. samt dem Kernhaus) Ap; Gl;
GW.; TnTäg. — c) bildl. wie Bätzgi 1 b Z. Euserein
gilt nid es B. me. ACorrodi. — 2. = Bitschgi 2 c GWe.
— 3. = Bitschgi 4 Ap; GRh., Sev., Stdt ; Th; ZWyla.
Vgl. Sprww. 1824, 171. — 4. winzige Person Ap. Vgl.
dazu: ,Henni Weber, genant Bitzgi.' 1415, AaB. -
5. e" recht B., ein böses Weib, Reibeisen ScaSt.
Das Vocalverbältniss von Bitzgi uuil seinen Nbff. Bitschgi,
Bixi (Sp. 1963) zu Bätzgi, Bäxi (Sp. 1962), Bätzi (Sp. 1977),
Bätschi (Sp. 1930) erklärt sich als alter Umlautwechsel i:8
wie (las Von birken : lieeb n ; bil^'jeii, bilneliifui . bilden : bützijen ,
bätachgen, bätzenj vgl. auch hexen (Sp. 1962). Als Grund-
formen uusrer WW. wären wohl 'bickai, btckzi anzusotzeu,
uomiuale Abll. von 'bideezen, beckezen in Dim. -Form. Doch
vgl. auch das syn. Gränbschi und seine Nbff. (Bd II 697),
zu mhd. grobiß, grübiß.
Brätis Brotes-: hetives Gericht in der Scherz-
antwort auf die Frage von Kindern nach einem Ge-
richte Ap; s. Tobler 221.
„BlZger m.: = Bigijcr 1 (Sp. 1080) B."
bizgere": ein grosses Gelüsten haben AAl.eer. Er
hei dernö"'' 'bizgeret.
Botzg n.: Unhold, Poltergeist GnEurna (Tsch. 159).
, Er wollte sichs nicht ausneiuen lassen, dass ein wildes
Männlein, welches man das Furner Bozg nennete, sich
kläglich gebärdet.' Sererh. 17 12. ,Nun quittieren [ver-
lassen] wir die Furner mit ihren admirablen Bozgi.'
ebd. — Vgl. Hut:: I 1 e (Sp. 200 1).
Botzge" f-o'-'-J in. : 1. Kernhaus des Apfels ThMüIIIi.
— 2. Knirps Tu.
Butzg, Butzge- m.: 1. = Butz I la (Sp. 2003).
,Er rette, wie dass er an der vasnaebt in butzgen wiss
gienge und bette ein zagel gemacht us leder oder
aber uss tuoch.' 1429, Z Ratsb. — 2. Butzen am Obst?
Hans von Cham wird verklagt, dass er , einer gans
ein butzgen an eim snüerlin und an eim stecken butte
und wurffe, das verslukte auch die gans und zoch den
stecken nach ir, dass si niendert hin kond körnen.-
1422, Z Ratsb. — 3. Butzge", grosse Eiterbeule ZKn.
Vgl. Butz I 7 (Sp. 2005).
FF Schweizerisches Idiotikon
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Bd. 4
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